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Full text of "Sitzungsberichte der Philosophisch-Philologischen und Historischen Classe der K.B. Akademie der Wissenschaften zu München"

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Sitzung'sberichte 


da 

philosophiseh -philologischen  und 
historischen  Classe 

der 

k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  München. 


THIS  ITEM  HAS  BEEN  MICROFILMED  BY 

STANFORD  UNIVERSITY  LIBRARIES 
REFORMArnNGSECTION1994.  CONSULT 
SUL  CATALOG  FOR  LOCATION. 


II  Bnchen. 

A)ia<l«iniRelic  llnebilniekerei  von  F,  Jitianb. 
1880. 

Ib  t  aniRit«taii  bei  O,  Vrani. 


Ueberaicht  des  Inhalts. 


Di«  mit  *  boiaic^eteo  TortriK«  dad  ohne  Aviag. 

Oeffentliche  Sitjnmg  eur  Vorfeier  des  121.  SHftungstages 

am  20.  Mars  1880, 

s*it* 
*T.  DSlÜDger:    Ueb«r  die  Bedeotong  der  PjnutieD   in   der 

Weltgetcbichte 144 

T.  Prantl:  Kekrologe 144 

T.  Oietebrecbt:  Nekrologe 156 


Oeffentlkhe  Sittung  gur  Vorfeier  des  GeburtS'  und  Namens- 
festes Seiner  Majestät  des  Königs  Ludwig  II.  und  zugleich 
eur  festlichen  Begehung  des  siebenhundertjährigen  Jt^äums 
des  Witielshacher  Fürstenhauses  am  28.  Juli  1880. 

*T.  DOltioger:  üeber  du  Hau  Wittelsbacfa  and  seine  Bedeatuog 

in  der  dentiefaen  Gewhichte 433 

Neowafalen 433 


Pbilosophisch-philologiscbe  Classe. 
Siteung  vom  3.  Januar  1880. 

Bariiao:    Du  eogwannte  poema  nltimom  des  Pa«linu Nolanu        1 
'Thomas;    De  passagiis  in  tenam  sanotam 23 

Siteung  vom  7.  Februar  1880. 

T.  Cbi  ist:    Der  Gebrancb  der  griechiscben  Partikel  TE  mit  be* 

■ODdarer  Beragnabme  auf  Homer 25 

Sitgung  vom  6.  Märg  1880. 
•Lftvtb:  TMwr  die  Phtaix-Periode 14S 


■ 

Sitzung  vont  1.  Mai  1880, 

mAti^cbe    S&turnlnng    tod   SpmcliTcrseD    ^ss 

Seite 

166 

^^H 

Sitgimff  vom  5.  Juni  1860. 

^^^^^^^^^p 

167 

^^H 

ioiforliolong«»  gl«ich«r  uod  ähalicfaer  Verse  in 

331 

tfalg«  der  vier  äraten  demoBtheniicben  EedaD 

a73 

^^^^H 

SiUimy  vom  3.  Juli  1880. 

^^^1 

die   LfltiaUfit   des    Äfriköne«  CMsina   Felir. 

mi 

^^^^^1 

*mng  vom  6,  Nüvetnber  J880. 

^^^^^^^^H 

hiqch'fii  Kfinstlerg'äicliichte 

433 

^^^^^^^^^^^1 

ab  PUemt  der  alten  lUlilcer  (mit  zwei  Tafeln) 

487 

^^^^^^^^^^H 

useiwcihe  des  germaniBcbea  Reidentliuins    .    . 

555 

^^^H 

555 

'upitoUre  dei  Cousoli  dei  Mercuiti      ,    .    .    . 

570 

^^^^^H 

tsung  iwH  4.  Deccmf)er  1880. 

^^H 

an   und    Wilhelm   Meyer:    Dia   Teitkritik 

598 

mniiächc  üntenuclmngen  ttbet  die  Sprach«  der 

616 

^^H 

HistoTiaclie    Classe. 

^^^^^^^^1 

Mtgung  v&m  S.  Januar  1880. 

^1 

Fglitik  Qüd  GeBchicIite  der  ÜTiioti  i&Dr  Zeit  des 
idoir»  IJ  nod  i&  Anfanges  d»  Kuisen  Mattbiu. 

24 

Jl 

V 

Seits 

GragoroTiaa:    Die  beiden  bayerisehen   Beeidenten  am   pSpet* 

liehen  Hof  in  den  Jahren  1607— 1659 330 


Siigung  vom  7,  Februar  18S0. 

T.  Löher:    Stellung  der  canuisehen  Inseln  in  der  Entdecknnge- 

geechicbte 77 


Siteung  vom  6.  Möre  1880. 
Friedrich:    Ueber  Franxesco  Facci lU 

Siieung  vom  1.  Mai  1880. 

*Wardinger:   Beiträge  zur  Geschichte  der  GrUndang  und   der 
ersten    Periode    des  Haasritteroräens    vom    hl.    Hobertos  ^ 
1444—1709 166 

Siteung  vom  5.  Juni  1880. 

'Cornelias:    Ueber  das  Verhältniss  von  Kirche  und  Staat  zn 

Genf  in  den  Zeiten  Calrin's 381 


Sitzung  vom  3.  Juli  1880. 

*ätiieTe:    Ueber  den    Ealenderstreit    des    16.   Jahrhunderts   in 

Dentschland 432 


Süjiung  vom  6,  November  1880. 

T.  Dinffel:  Ueber  die  Aufnahme  der  Bulle  „Exsurge  Domine" 
—  Leo  X.  gegen  Luther  ron  Seiten  einiger  BQddeutschen 
BiaehSfa 571 


Siigung  vom  4.  Detember  1880. 

Wilhelm  Heyd:   Ue1*er  Fnnda  und  Fondaco.    Zn  Diez'  etjmol. 

WBrUrbveh  dar  roman.  Sprachen.  4.  Aufl.1878    S.  143.  451.    617 


Kul  V.  und  die  römische  Garie  im  Jahre 


S«ltc 


628 


^oaWeetenrieder'ehaDdKhriftlicheniNachUase    628 


Iiii-Vschiiften 106.  217.  377.  629. 


Supplement- Heft. 
Ilischt!  ÜTitersQchongeD  fiber  die  Sprache  der 


Sitzungsberichte 

der 

kOnigl.  bajer.  Akademie  der  Wiaseaschaften. 


Philosophisch-philologische  Classe. 


SitzQDg  vom  3.  Januar  1880. 


Herr  B  a  r  s  i  a  n  trag  vor  : 

„Das   sogenannte    poema    nltimnm    des   Pau- 
linns  Nolanns.*' 

Das  gewuhnlich  nach  seiner  Stellung  in  den  Ausgaben 
»Ik  *poema  ultimum*  bezeichnete  Gedicht,  in  welchem  Me- 
ropiofl  PauHnns  aus  Bnrdigala,  der  Schüler  des  Ausonius 
und  spätere  Bischof  von  Noia  in  Campanien ,  welchen  die 
katholische  Kirche  nuter  die  Zahl  der  Heiligen  aufgeuommen 
hat,  einem  uns  nicht  näher  bekannten  Antouian  gegenüber 
Keine  um  das  Jahr  890  erfolgte  Bekehrung  zu  einem  strengen 
cbrifltlichen  Leben  V  rechtfertigt ,  gehört  zu  denjenigen 
Denkmälern  der  altcbristlichen  Litteratur,  welche  als  wich- 
tige Quellen  für  die  Eenntniss  der  religiösen  Vorstellungen 
den  absterbenden  Heidenthums  in  einem  künftigen  Corpus 
mythographorum  latinorum  einen  Platz  verdieneu.  Im  Än- 
Khluw  an  frühere  Vorarbeiten  zur  Herstellung  eines  solchen 

1)   Vgl.  beMtiilen  Ebert   Oeschichtc    der    christlich -lateiniBclien 
Ufcteimtnr  von  ihren   Anfingen    bis  lam  Zeitalter   Karls  des   Grossen 
S.  2«3  n. 
[li*80.  L  FbiL-phil.  bist  a  Bd.  I.  1  ]  1 


JSittMitff'.d^^JiMoH.'pftitoi.  Clofse  mm  3.  Januar  iSfiO, 

*[^h^fXiß-^\\  ich  im  Folgenden  das  Gedicht,  dessen  mit  Hülfe 
,  ^wner  bisher  nnbcnatzlen  Handschrift   von    mir   recen.sirteu 
Text   ich    vorausschicke,    einer    eingehenderen   Betrachtung 
vom     Standpunkte     der     mjthologiHchen     Forschung     aus 
unterziehen.  fl 

Das  Gedicht  Ist  znernt  von  Lndovico  Antonio  Muratorr, 
zugleich  mit  drei  frülier  aubekaunten  Gedichten  dc6  Pau- 
linna  znr  Jahresfeier  des  Todestjiges  des  heiligen  Felix,  im 
ersten  Bande  seiner  'Änecdota  quae  ex  Ambroüianae  biblio- 
thecae  codicibos  nunc  primnm  eruit,  »otis  ac  di8i|ui«itioni- 
bus  äuget  L.  A.  M/  (Medioloui  1697)  p.  113  —  139  au»_ 
einem  Codex  Ämbrosianus  saec.  X')  veröffentlicht,  sodaij 
in  der  ersten  rollstau'ligeu  Gesammtanpgahe  der  Werke 
PaulimiÄ*)  und  in  dem  Abdrucke  derselben  in  Mignfl 
Patrologiae  cursus  completus,  series  latina  t.  LXI  (col.  ÖG 
bis  710)  wiederholt,  endlich  auch  mit  einigen  fheiU  eigene 
tbeils  von  Valerius  Vonk  in  seinem  Specimen  criticnm 
Torios  ancbores  (Trajecti  ad  Rhen.  1744)  anfgestellten  Ve 
bessemngen  von  Fr.  Dehler  iu  seine  Aufgabe  des  Minacifl 
Felix  nnd  Pirmicus  Maternus  (Bibliotheca  patrnm  ecclesia 
slicorum  latinornm  selectA— curante  E.  ü.  Uersdorf,  Vnl.  XI 
Lips.  1S47)  p.  121  — 132  aufgenommen  worden.  Es  fiad 
sich  aber  auch  in  dem  Cod.  Monac.  tat.  0412  (Frising.  213 
saec.  X,  anf  dessen  ßedeniung  filr  die  Kritik  der  Üicbtnnfj 
de$  Panliuus    zuerst  Joseph   Zechmeistcr    iu    seine 


1)  Nach   B^ifferacfacid  Bibliotheca  patr.   Ut.  iuU.  11.  p.  67 
Uuratori  möchte  die  Handschrift  oocb  dem  V.  Jahrbiimlert  snwaitonj 

-2]  S.  Pontii  Meropii  Paalini  stmatoris  et  coimaljs  Romant  il^in 
Nolani  epifcopi  opera  od  mss.  Codices  GalUcanos,  ItAlico«,  ÄUk'liaviH 
Bel^icofi  nl<]iie  ad  editione»  antii^aifires  emeodata  et  attcta  nrc  non 
tärinrum  notia  ac  ilissertationiljus  illiistrat«;  nunc  Tum  (trimum  ijuataor 
inte^riR  poetnatibait  qaae  ex  Anibrosiana  bibliotheca  pridem  eruta  modo 
secuadis  curi«  recogDovit  D.  L.  A.  Uuratoriac  aoction  demuin  ot^ue 
abaotota.  Veronae  1736.  Typu  Dionysii  iUraanüni  btbliopolaB  «d  S.^ 
ThotMin.  ~  Das  Poema  nUiraatn  stabt  hier  col.  61^3—714. 


Bitniamr  Dtu  mg.  foema  \dtimwn  de»  Pauliniis  Nointiujt.         3 

Att^atse  *Krit.igohe  Beiträge  zu  Paulinna  von  Nola'  (Wiener 
Stnrlieo.  ZnitKchrift  fDr  cla5>»i8cbe  Philulogie.  Sapplement 
der  iWtÄchrift  fnr  99teirreichi«che  Gymnaeien.  Verantwort- 
ikli«  R«dacleure :  W.  Hartel .  K.  Schenkl.  Erster  Jahr- 
fgmg  1879.  Knies  Hfl ft.  S.  98  ftl  hingewiesen  hat.  Uu^er 
Godkiit  beginnt  auf  Fol.  110  verso  der  Handschrift  ohne 
Debcrvehrift  (vorher  )^eht  die  SubscripKon  :  Explicit  über 
doodedmos)  ntid  schliefst  atif  Hem  letzten  Blatte,  Fol.  116 
meto,  desseu  untere  Uä1f\e  aach  dem  letzten  Verse  des 
Gedichts  abgeschnitten  ist,  offenbar  um  das  leere  Pergament 
■odcrwrilig  xu  verwertfaeu ;  die  Rückseite  dieses  halben 
BSaites  iitt  unbesvfariebeu 

leh  l*»p  nun  den  Text  des  Gedichte  nach  meiner  Ke- 
tmiou  folgen  nmX  bezeichne  die  Abweichungen  der  Frei- 
iiBg«r  Handschrift  von  deui^elberi  mit  K,  die  de<^  Muratori- 
«hm  Drocken,  bexiehendlich  des  codex  Ambrosianus,  mit  M; 
»o  di«0eo  Lesarten  ein  *  vorgesetzt  ist,  habe  ich  die  Üelwr- 
Ikfernng  durch  eigene  Conjectur  verändert.  Die  vielfach 
irrige  lnt«rpunction  iler  frnlieren  Aufgaben  halie  ich  still- 
■ebwr^jid  verbe,sii€rrt. 

UiMQflfi.  &t«or.  aectas,  Antonias,  omnCN ; 
Plurtma  <|Uiu*!«iui,  per  /mgnla  quaeque  cucurri, 
S^  nihil   intji'ni  melius  ijnaiu  cre«lere  Christo. 
U*ec  ego  dispo^-ui  leni  ilescrilwr«  ueran, 
i    Et  ne  displiceat  qnnd  talia  carmina  paugo. 
Dttoid  ipse  deitni   :iiodu!ata  uoce  rogaiiit, 
(|qo  O'M  exeiuplo  pro  inagnis  piiriia  caneuiu«t 
lHc«at49<  <|nae  sunt  fagionda,  sequenda.  coleuda, 
CtiiB  tarnen  in  cnuctin  et  res  et  causa  probetur. 


■nacribere    M    —   5.    pando  F  Af .   eertteaseri   «aoÄ   Othler's 

pfliifln  ei.  Vonl').  —  *I    ip«  dnni   /•'  t|i«i;   eltfljrm 

■  1    M-Iinii    Vonk    rrmuttheL      Vgl.  AhriijetM*   I'aultH. 


-  »7.  V 


P 


rfvf  phäöM.-phÜol.  ClasHC  rwn  3.  Januar  1880. 

rimo  populnm  nee  gratia  monit 
uam  tnm  Paraoni  ereptns  iniquo 

auRgressus  pedibas  Incente  colamna, 

ui  mergi  infestoa  aidit  equeetres 
ortis  nibil  nmquam  defnit  agris, 

e  caelo  et  fons  de  rupe  cncurrit, 
ips«  deum  praestantem  tanta  negaait 
liud  QuiQeu  dement)  pectore  qaaerit, 
censis  quod  misit  perdidit  anram. 
e  paganus  lapides  qaoa  scnipit  adorat 
i»o  sibi  quod  debeat  ipse  timere. 
Acra  Golit  quae  sie  ex  aere  fignrat 

libitnm  est  mittat  confracta  monetae 

in  speci^  conaertat  saepe  pndendas. 
i'üB  moctat  pecades  mentesque  deornm 

ir^ci  calido  in  palmone  reqairit 

iois  uitam  pecoris  de  morte  precatur. 

igiQO^ci  u^niam  qai  sangoine  poscit? 

quäle  est,  quam  stultum  quamue  notandnm! 
omuipotens  hominem  formatierit  olim, 
|iio  formare  deam;  ne  crimina  desint, 

nendit,  dominum  sibi  comparat  emptor. 
a  credam  qnicqaam  rationis  habere, 
(?  carest,  qnibas  est  sapientia  uaua? 
ci  cautbu.^  flimil^,  quod  nomine  produnt; 
lotantefi  incerti  dogma  Piatonis 
i^ita  diu  animae  snbstantia  tnrbat, 

Hemper  nee  definire  uolentes, 
onis  amant  de  anima  deseribere  librum 

oni  M  —  IX  meraos  rermuthet  Muraiori,  ohne  Ortmd: 

■  Gatmr  findet  sich  auch  V.  15.  36.  44.  54.  201.  —  14. 

M  -^  19,  scalpait  M  —  21.  ex  aera  J^'  —  22.  conficte 

iiiua  M;  vyl.  Firmic.  Mat.  de  errore  prof.  rel.  c  15,  2. 

knibnsi  (ci  von  erster  Hand)  F  —  37.  nalnitea  M. 


Bvmon;  />u  soff,  poema  uUivutm  ^e»  Pnufinu«  Nnianns.         5 

Qai  pmetar  titulum  nil  certi  continet  iutns. 

Sunt  etiun  Fjsioi  nuttirae  aomine  dicti 

Qxi09  Antiqaii  iuiiat  rudis  atq^e  incomlita  aita. 

Xamqoe  anus  baouluni  qnondam  ei  uas  tietile  portans, 

Utile  qtiCKl  soloni  solumque  patarai  habeudum, 

Itlad  ut  »axilii,  hoc  caset  causa  bibendi, 

Com  stare  agricolatn  manibusqnc  haurirft  nupinüi 

PoOindaa  uidiwi«t  aquas,  uos  fictile  fregit, 

Qoo  procnl  abieoio  rcmoucnda  superßua  dint. 

Ruütieus  haoc  docuit  quod  sperucre  posset  ei  ifllud. 

H\  neqin;  uina  bibcnt  nee  aictu  paiiis  alautnr 

Nee  leoto  recabont  ncc  frigora  aestibus  arcent 

logrutiqae  deo  qaae  praestitit  ille  reeusaat. 

Quid  dicam  dioersa  Racra  et  dis  atque  deabus 

Condits  tempta  loqaar,  quae  sint  CapitoUa?  Primum 

Hü  deoA  [est]  axorqne  dei  ipsamque  Rororem 

JSmm  noiant  quam  Ilergilins  notat.  atictor  eorum 

Dienido  'et  soror  et  coninnx*.  Plus  de  loue  fcrtur 

Ei  nataiB  atupraase  suaui  fratriqtie  dedisse 

Utqao  atios  caperot  propriam  nariasBe  figuram : 

Nauc  aerp«iis,  nunc  tanrun  erat»  nunc  cygnaR  et  aaser 


Ml   Plipiei  3/  —   42.  |)orUiis  mti  erWrr  Hand  in  Ra^ur  P  — 

fit.  pBtArrt  F  -    44.  ftuxilü  >t<]uc  hue  M.  caasa  ist  Itier  wie  nu^  V. 

IW  (nitj  Her  Kursr  fi*fr  rtrctlfn  Silftr.  al»  Priijtomtiwi,  hcztehungnircise 

JtopHÜiffN  mtfiufaxjif.n ;  thiji  o  Ut   t}trl'ur:t  mich  Analogie  der  Ad- 

paitaa,   contra,  lupra  u.  c  w.:   tgl.   L,  MiÜler  De  re  metnca 

tatinunim  /*.  34  t.   —  45.  Cum  «Ure^  affrioola  F  —  47.  re- 

>'  -   .il.  ntio.1  M  —  itti  K—  A4.  J)(vi  in  K  und  M  frlilmde 

h.it*  ■>ü  MdrA  MuratitrCx  VfrtnaiHHg  cmgrfügt.  Im  Vorherrjfhcndt^n 

X»  hnett   loqn&r  ?    Qua«  ^unt  cnpitalia ,   primum  (Ochler 

■  r'i  ObDdJta  UmplaV  Loquar  qaae  lint  npitDÜa  primmti:  der- 

rmmthft.  da»  iv  le$en  sei:  Loquar  qaae  mint  capitolia.  Prtmus). 

-  iC.  MBitix  M.   Cf.  Venj,  Ae».  l.  47,  —  68.  Et  qaae  atiu  /•*  —  .^9, 

'^ntm  et  abni  F  tagm»  et  arbot  AI  (der  «t  aunon  Mrvuntket,  et 

näm  fli.  OefiUr/;  vgl,  Puftuktcicmint.  reco^n.  X  (p.  54,  HS  mtitur  Amtf 


der  plvihü.-fh^.  Claase  vom  3.  Januar  1880. 

utaiido  qDalis  fait  indicat  ipse: 

sibi  quanj  propria  forma  placebat. 
1^  aquilam  finxit  paeriqoe  ue&udos 
mplexuä.     Quid  dicit  turba  colentam? 

esse  louea  aut  fateatur  dedecos  istnd. 
Ihet  certe  qtiod  uec  ratione  probetur. 

faoiunt  et  *Iuppiter  optime'  dicant 
ogant  et  'lane  pater   primo  ordine  ponnnt. 
ic  lanuN  proprio  qni  nomine  fecit 

prudeua  homo,  qui  cum  multa  futara 
Incere,  duplici  bunc  piuxere  figura 
gemiDum  ueteres  dixere  Latini. 
bauigio  Andonias  adnenit  ad  oras, 
lutc  primuci  tali  eat  excussua  hoDore, 
la  Caput,  pars  sculperet  altera  naaem; 
Ic  memores  quaecumqne  nomiamata  signant, 
facto  *<3apiU'  baec  'et  nauia'  dicunt. 
nid  aperant,  qui  est  a  r^e  secundus 
rlüciis  apponitur  ore  precautum? 
et  matrem  captam  pasboris  amore; 

est  pa$tor  quam  lappiter  aut  louis  ipse; 

pastori  castnm  sernare  pudorera 

spreuitque  deam,  cni  saeua  uiriles 

VuiiK   Mal.  dl  err.  prof.  rel.J  und  ireitere  BeUgatelien 

dtäologiscite  Beiträge   S.  3,    Änm.  6  und   S.  443.  — 

1—  67.   cf.  Hör.  ep.  I.  16,  59.  —  70.  respicere,  hnne 

Wn---;chfii)itkh  ist  durdi  ein  Versehen  des  Schreibers  dts 

u'ficn   [^osaet  und  respiceic  ein   Vers  ausgefallen;  die 

Vfefäfir  sf)  rjpfaHtet  haben:   Poaset  [prospicere  nee  non 

It  Sollers]  respicere  etc.:  vf/l.  Macroh,  sat.  I,  7,  20.  Pn- 

jictft  gteUt  Paulinus  auch  c.  VI.  198  f.  einarider  gegen- 

Icusna  M  -    74.  «calperet  M  —  77.  sper.  ant  f>u7i«cA«n 

l/ic/wfnfci'  nuftfadirt)  F  —  (quique  estOehler  nach  Vonl^s 

78.  Qoicque,  aber  das  c  auaradirt  y  —  aacrifaciis,  con 

eacrißciis   veH>esaert ,  JF*  —  praecantam  F  —  79.  ha- 

).  Jupiter  M  —  81.  melior  veriMAet  MuraUni,  ohne  Nofh. 


^  *,.t.,^^.':.^^iA-'i^^^''*-'*^-^^^^-^'^  — ' 


Brnnäai*:  Dtui  «rij/.  pnema  nHtmum  dfM  PatiUtttis  NaiauuM. 


00 


tit  parte«,  oe  quando  tangerei  ille 
Alterias  ihaUmum  qai  noluit  eius  adire. 
Hoc  tamim  bor  i^t  senteiitia  iusta  deorunit 

9«  fieret  coniuux  ijoi  nou  est  iactus  adulter? 

Vooc  qao((Qe  semiuiri  mysteria  turpia  plangunt 

4ec  detttDt  bomiues  qao$  baec  coniagia  aertant, 
Intvf  et  arcauam  quiddara  quasi  nmias  adorani 
Idque  uocaiit  sancttmi,  quo  ki  aelit  ire  pndicus» 
In«  profanus  erit.    Sic  castior  ipse  aacerdoa 

PenÜBeos  oitat  coitus  patiturque  airilee. 
0  mens  caeoa  airam !  de  sacris  semper  eorum 
Scatroa  monet  riaas,  oec  ab  hoc  errorc  recedant. 
Satoniimi  perhibeai  louiu  esue  pntrem  huncque  uorasse 
Nato«  aute  naos  et  mox  e  ueutre  uefandas 
EuomvisM  dapes,  sed  postea  coningis  arte 
Pro  loDe  Aoppositiiui  meraiäae  in  uiscera  saxum, 
Qood  oici  fecisset,  coDsninpias  Tuppiter  esset, 
ilanoqQ«  Cronoii  dicunt  ticterpie  (Jkrüuon,  tiuia  tempuH 
Qnae  creai  ahsamit  rurBUHque  absampta  prDütittii. 
Cor  Umf*ii  obliqne  nomon  pro  tempore  fingunt? 
Haao  etiam«  quod  saepe  sibi  de  prole  timcbntf 


>*4.  cftiaUmuiD  F  —  Sfi.    Virtlricht  Nun»  tameu?  —  HH.  coniai  Af 

—  BL  |d«pliuiin  Af  —   '»ic  »rtior  /■'  At .   itnr  IhciUer  hol,  tnr   t'cA 

«M    du  von    den    Jiömrrn    cutoi    yerutuiittu  FahtcntiehrÖHclie 

Ktftf  Her  Afa^ttn  Afatfr  am  24.  Mars  gf dacht ;  vgl.  Anmh.  adr. 

Wt-  V,   16,     -  trj.  Afuifitort    iiimmt    »nrh   dienern    Verne  drtt   Au.ifatl 

-— -    %'trte»   an,    tcr^   ilU    ViiU^^nditjkf.it    de.»    GedaukmA    trHanffe: 

loe   «iril««  »Iwettuli   t*>rt«8.     Altem  xu  uiriloR  ü(   funfarh  aus 

Vurhrrythetuif ti   cnilui   »u   tTfiämm,    wir  ttf3ion  OeMcr   erbiinmt 

.  —  'J.%.  bonc  qortqtip  /'',  tihrr  divt  quo  vtl  auariulirt.         O'J.  Jopitcr 

-   100.  HnD«|a«  chrotion  F  M  (die  Jiurhntahrn  ronon  stfhen  auf 

^'■—  in  Ft:  ätnii  CrODOD  ztt  nchreihcu  int,  hnt  w/wn  Muratoii 

Mtierob.Sat.  1,311.8;  Arnoh.  adr.  nat.  III,  29.  —  ch«rouoD 

;ZUL»i--  'I  r  Ut  ein  Buehifitilie   autiraHirt)  F   —    101.   re- 

•rrviM  -iion,  irrig:   promittit  üt   —   in  lucdin   «mitUt, 

,  Hirn.  H   h.  XVi  '^,  107. 


tier  philos.-phüol.  Classe  vom  3.  Januar  1880. 

liectum  caelo  latnisse  per  agros 

|uT]iqad  ideo  tanc  esse  aocatam. 

trqite  dens!  terris  est  abditus  altef, 

IpotLiit  terramm  scire  latebras. 

pe  mnlum  priaci  statuere  Qairites, 

h  bomo  nomen  satiaret  inane. 

Hi  animi,  qaae  sunt  inprouida  corda!  . 

[r  nihil  est  et  sacra  craenta  geruntur. 

let  Fnuictum  spelaea  sab  atra  recondunt 

[fguut  tenebris  audeut  banc  dicere  solem? 

>cculte  lucem  sidoaque  supernnm 

ifernis  aisi  rerum  causa  malarum? 

|et  Isiaca  sistmmque  capatqae  caninum 

»bscDudunt  sed  per  loca  publica  ponnat? 
certe  quaerunt  gaadentqae  repertum 

ämittuat  quod  rursaa  quaerere  possint. 

joc  sapiens  illos  quasi  cUudere  solem, 
le  pakm  propriorum  monstra  deoram? 
lis  memit  qui  sie  laceratur  ab  ipsis 
Iturpesque  locos?  Hie  denique  semper 

|ua  caais,  fit  putre  cadauer  aaelli, 
cum  pannis,  nunc  corpore  lauguidos  aegro. 


enjii.  Aen.  VIII,  322  a.  —  108.  statuare,   von  enter 

bre   iwrigirt,  F  —  vgl.  Minuc.  Fd.  Oct.  30,  4   und 

iHj-71  bei  Marquardt   Handbuch  der   römischen  Alter- 

f.  .■),  443.  —  109.  ioanem  F  —    110.  impronida  M  — 

1  F  —  112.  spelea  F:  über  den  Sol  Invictat  =  Uithrw 

dist]h^  Mythologie  S.  754  ff.  —  113.  Quaeqne  F  M,  vtr- 

tntm'i.  —  115.  maloram  F  M,  verbessert  von  Muratori. 

latrumiiiie  F  Isiacam  siatrumqDe  M:  man  könnte  auch 

dodt  ist  die  Verlängerung  der  Kürze  vor  der  Cataur 

fiklkli :  vgl.  V.  70  und  L.  Müiler  De  re  metrica  poe- 

\i  p.  331  S8.  —  117.  ob  portont?  —  119.  admiUnot  F. 

-  IAA.  cani»  9tUF~üt  tnrpe  M.  —  195.  •] 
Ibomo  nunc  panit  M  —  langoidM  a^gri  JF. 


;  .^ 


Burma».'  IM»  »ng.  jinemn  nJtiinHm  tles  Paulinus  NntafM,        9 

Taln  dum  {aciant,  nihil  hunc  sentire  fatentur. 
Qaid  l(M}U&r  et  Vefttam  quam  se  ntigat  iptu*  sanerdr« 
8cir«T  quid  e«it,  -imisque  tarnen  ppnetralibas  intus 
äemper  iuextiuctu«^  s«ruari  fiugitur  ignit«? 
lOar  d«a,  noii  dens  eist?  cur  if^uis  femina  fertar? 
Uta  qoidem  malier,  sicut  coiamendat  Hygiotts, 
[StBinine  prima  nouo  iiestfün  contexiiit  olim 
Nomine  de  proprio  diotam  quam  tradidit  ipsa 
[Yiilcauo  qui  tuno  Uli  nioutftrarat  opertos 
I  Cu«todire  fooo«;  hie  rarsuro  niunere  luetus 
!  Obtalit  hanc  SoU  per  qaeiu  deprehenderat  aui« 
[Miuiifl  adnlterinm:  unnc  omnis  credula  tnrba 
f^aüpendunt  Süli  per  Vulcanalia  uestea; 
JJlque  noteut  V'euprem  tuuc  et   portatur  Adontn, 

rcora  tunc  mittnnt.  ipRom  pro  stercore  iiictunt 
Omuia  si  qnaeras  magis  ei  rideuda  aideutar. 
Additar  hia  aliud:  Vestae  quan  nirgines  aiunt 
Qninqiieoni^  epulas  audio  poriare  draooni, 
Qm  tmiiAn  aut  non  eiit  nat  si  ent  diabolus  i|>80  ent, 
Hnmano  generi  contrarius  antea  suosor, 
£t  aei>erautur  eum  qui  nunc  in  nomine  Christi 
Kt  trcmit  et  fienJet  »luaque  omuia  facta  fatelnr. 
Quap  mens  est  hominum  nt  pro  neris  falsa  loqciantnr, 
Qoi  tinqoenda  colunt  contraque  colenda  ndinquuntl 
lau  -üi  erit  nobi&  uunos  uarmre  timoreK, 
Bare  ego  cuiict«  prius  darum  quam  luuieu  ad»)ptu8 

IST    ««  <k   Vcffta   F  —    128.   Imi<  qoae  F  —  1U0.  fumiiw  M 
T  t»t  rrrmutrt  rriiiA* ,  rjf/.  Prifdau.  t$utt.  VUT,  2'i  CVoi. 
\i  'UL  —   l:t:i    Nomen  F  -   dict«  F  —  135.  bioc  F  — 

ll«    FumlmiM    fTiVi/   u'(i/i/  d^pr^nderat  iftin:}irirben  hufitn ;  tt/l.  V.  307 
*W.  —   Mm,  fiNuin  \inh !  lUrcore  iactant  iieMn:  fnUch.  —  \K'l. 
F  M  -   I«.  BUih»  M  —   14'i.   Human!  {o  eon  rmler  Hand)  F 
M   -    U7    pcniUt  F  -  fatentar  F  -    l-'il.  •cUmm 
F  M:  Muraiori  nimmt  r\nt  Lücke  nach  priu  rtw.  xtAmw- 
■^  JUeAti  i»  Hux  ofto  cvmU  priUM  üa  chm  dem  XMammeuhaMg 


I  der  iihü!>8.-philol.  Clasge  vom  3.  Januar  1880. 

I  incertum  et  tot  tempestatibns  actnm 

|fcari  auscepit  eclesia  portu 

Igos  flactns  tranquilla  sede  locauit, 

Ln  liceat  detersa  nabe  malonim 

1-omij^so  lacem  sperare  serenam. 

IiIh  »aliis,  quam  perdidit  inimemor  Adam 

1  i^uadeute  malo,  nunc  remige  Christo 

Koi)uliB  semper  mansnra  resui^et. 

na  noeter  sie  undique  cuncta  gubernat, 

lui  Qübia  errorem  mentis  aderoit 

m  uia  paradisi  limina  pandat. 

la  fides  ani  certoqae  dicata. 

I  (k'uä  eätf  sabstantia  filias  nua 

Itroque  dst  usus  nigor,  una  poteatas. 

li  uerbuüi  patrio  de  pectore  Christas 

liiperque  fuit,  qui  non  quasi  natus, 

l-essus  chaos  illud  inane  remouit 

Ibrcaeiu  coutextae  noctis  biatum 

le  locfj?  mare,  terraa,  aera,  caelum 

li^  ^eniinam  pulsa  caligine  lucem. 

Iictä  uoaum  stupuerunt  surgere  solem, 

Lee  auxit  uarüs  ezordia  rebus. 


I  timebam  ZU  ergänzen  (prins.  Claratn  aum  tarnen  ad 
Ifr'jf  CmiJscturJ.  —  153.  ceclesia  (aber  das  erste  c  aus- 
1?.  immGraorandam  F  —  158.  oento  tw»  erster  Hand 
trt  F  uero  M  —  164  s.  Ich  erkläre  die  dunkeln  Verse 
Ist  Kititn-,  Ein  Sohn  ein  innd  dieselbe)  Wesenheit  (mit 
uenie  Kraft,  eine  Macht.  Vgl.  die  ähnlichen  Verse  in 
1  XJX  {b.  XI  in  8.  FelicemJ  v.  133  as.:  Nam  detu 
Irina  cißns:  pater  anos  et  nnos  in  ipso  |  Filius,  ex  ipso 
lp.i.trQ  uerbi  i  Spiritas:  haec  tria  sunt  deoa  onus  nomina 
l|>acfttoFe  fein  Buchstabe  zwischen  c  und  t  ausradirtj  F 
wd  über  der  Zeiie  in  F  —  169.  toiit  ist  hier  im  Sinne 
Itultt  zu  fassen,  wie  uitten  V.  214  und  V.  337.  —  173. 

Liüiit  F:  haoait  M:  emendirt  voti  Vonk  — . 


b«rnan  r   Dnu  mng.  itormo  utlimum  Hes  Pauiinujt  fManttM.       1 1 

fHnai  homines  terriii,  sunt  addita  siHera  uaelo, 
ktm  pendet  anis,  tiquido  natai  aeqaore  piscis. 

,  Sic  plerneiitH  snU  decorauit  sin^nla  forniin ; 
Ntfxuit  Imec  diuersa  licet  diecretaque  iuiixit 
lancUqae  discrenit  qoae  nunc  diuisa  cohaereni. 

,  CUudit  euim  Oceanus  terram,  aere  clauditur  ipae, 
Aie  «ab  Mllierio  medius  concludilur  aer. 
Hoc  eiiam  caeluni  (jnod  nos  sublime  uidemus 
Sex  aliis  iu&a  eni  spatio  snrgeutibas  aequo, 

LpQttqne  thronoa  Septem,  poHt  tot  caolt'stia  regna 
Cetera  pare  omai?  quae  cuoctis  emiuet  ultra, 
ksft    Qnap  sii|ier  exceilit,  quae  pasaim  lendit  ia  altum, 
Qoae  9rine  fine  patet,  quam  nee  mens  cotligit  ulla, 
LoeU  inaccessae  domus  est  sede^que  potentis 
Sftncia  dei,  oude  procul  quae  fecit  sul)dit?i  cernit, 
(hnnta  aic  coiistunt  dnni  spiritus  omnia  cingit. 
Hmg  item  quoram  nobis  conceditur  usus, 

I  QoM  poluM  inferior  magno  compleciitur  orbß, 
Cunrta  Uoot  lÜBteut,  nna  cum  paco  teoontur, 
Deniqwf  nomen  bubeui  unum.  »uui  omuta  mundiu. 
Uuuc  fltiam  Oraeci  cosmou  dizere  priores; 
HiDc  ita  coruposilum  di^tingueus  uirnqun  liiigua 
(b<aaoD  ab  ornata,  mundum  de  luraine  dixit. 
lUm  qood  aole  nitot  totura  ftordebat  tu  nrnbra, 
Ut  maoet  exeuiplum,  ((iiotiens  noz  omnia  foedat 
El  itoeH  ex  teuebria  qoue  sit  data  gratia  lucis. 


I7S.  Ptadinit   aiip»    liqnt'lo   uUnt    aeqaurc    piscM    >'   —    179. 
*UnA  mMn  F  t<^am  mar«*  M  —  ipno   iw»  crutrr  ilnnd  in  i))»  cnv 
y  _    IHM.  Mthorco  ^f    -    \m.   itiitÄDt  F  -    in?,   ledwqne  F 
JA  *\Atm   y  eftilpin   M    —    ll>1.   |>QpuliiK   F  —  m^^ntL.  M  — 
—     |*.t;i.    IJuac   rermnifi    Murtifori.    —    \\tl    '  N»in    quod    wil 
tmic  lototn  /•*,  Nam  tjuo  äul  uitot  hoc  totnin  M:   im  Arrfif^ 
f»ttd   »ittt   trakrtekfintich   eine    Diltoj/niijhu :    Nun   qa<itl    lolo 

Ui««.  *  lU»  Et  luanet  M. 


Iri^r  phüm.-philoi.  Glosse  vom  3.  Januar  1880» 

lui  fecit,  qui  sie  operatus  ubiqae  eat, 
l»t]  de  corde  dei,  hie  Spiritus  oris, 
lo  patri?,  tantaram  fabrica  rerum. 
Iinus  laudet  si  qtii  idola  nitat 
Y"  putat  qaod  nnmine  credat  in  nno. 
1e  d«um  qni  uerbam  non  colit  eius, 
Vtutem  simili  ueneratur  bonore? 
Bibilem  incomprensibilemqae  fetetar 
I  bic  etiam  Christum,  si  c(^tet,   idem 
Lüniam  uerbnm  comprendere  nemo, 
\q  piktest,  Opera  eins  sola  uidentnr. 
\i\x^  euim,  in  nato  pater  omnia  fecit 

uirtüte  dedit  pietate  tuetur. 

et  ertt  neros  salnator  in  aenum, 
^ores,  qni  fecit  nera  aideri 
Ipatri  pereantem  reddidit  orbem. 
1  si  cuDCta  regit  qui  cnncta  creauit, 
Ix  nihilo  totnm,  qui  Ince  tenebras 
l|ue  dietc  iussii  succedere  nocti 

carne  fnit  camis  peccata  remittit; 

fragilem  faciles  incorrere  lapsus 
Le  tarnen  ueniam  dabit  onimbus  unam; 


\iU  in  F  Jf,  migefügt  von  Muratori  —  dl«  hie  F  (dl 

lü   landet  si  uitat  idola  Muratori  gegen  die  Coda., 

\i'  MeBffHTig  Selesia  t.  153  u.  ö.;  ibfsus  c.  XXX,  92; 

S,  3^6;  Sirkpis  v.  122  and  c.  XIX.  100  «.  ä.  Analoge 

'ruiientiiiM  giebt  A.  Dressel  in  seiner  Ausgabe  (Lipa. 

204.  Domioe  F  M,   verbessert  ton  Muratori  — 

-~  colet  ille  M  —  207.  incomprehensibiUqne  F  in- 

Ld«  3f,  verbessert  von  Oehier.  —  208.  Esse  dum  F  — 

1 F  —  '2üiJ.  comprehendere  F  M,  cerb.  von  Oehier  — 

j—   211.  ]»tre  omnia  F  —  212.  qnidqnit  F  —  213. 

dl 
(ünua  M  —  215.  reddit  F  —   217.  *  totnm  laoemqoe 

li»  M  —  218.  Fnttolit  M 


D*u  »0^.  fiorma  H^fimui»  dm  Paulinu»  Notanuf.       13 

Remqup  nonam  dicam  nee  me  dixisse  pi^bit: 
PloMine  piiis  quam  insios  erit.  Si  deuique  iustus 
Gm«  oelit^  Dullas  fagiet  »ine  crimiDH  poenam  : 

3t^    lojtua  eaioi  mala  condeninat,  piuf  oninia  donat. 
Hoc  faett  at  rata  sint  uenturae  munera  aitae 
Et  quod  calpa  tulit  rurgom  indalgentta  reddat; 
Qa»«  AI  non  fuerit  plebi  concessa  roganti, 
Tone  prope  nultuR  erit  delicto  Über  ab  oiuui. 

HD    Qait  polerit  ineritas  promissa  lac«  pottri  ? 
Tangere  tone  laetis  caeloniiu   regna  liccbit, 
Tnnc  poterit  mors  ipsa  mori,  cum  terapore  toto 
Tita  perennis  erit,  qaia  tnnc  in  Rede  beata 
NoUds  peccandi  lacus  eat,  ubi  nulla  cupido  est. 
Gloria  tanta  manet  popnio  seruata  ßdeli. 
Ampliu  hoc  tribnit,  maiafl  dedit  hoc  quoqne  uiuaus, 
Qaod  pe<X'Atoreni  qnpm  paenitet  antca  lapsam 
Kon  &cit  in  numero  tnrl)ae  peccantis  haberi. 
Qaippe  latiit  puena  est  cum  »it  sua  culpa  ilolori; 
HapplicitiD)  proprium  timor  eat;  tonnenta  reatus 
lani  u^lati  patitur  (|ni  se  raeriiisse  fatetur. 
QaiA  poterit  nielins  uel  qaid  moderatius  esse? 
Indicat,  inquirit.  caitigat,  parcit,  bouorat 
Omnia  qoi  oincit  nee  ab  ipaa  uincitnr  ira. 
()dimI  de  prueM^nti  Jani  oerniRiUf)  esi^e  futurnm  : 
Nam  cum  .im^pr  niinnx  horreotia  unbila  cogit 
Et  terrore  pio  rutilo  uimis  igne  coruscat 


"        7  -rhirhtr  lin-  ehrixIhch-iittrituHfhfn  T.itrralur  3.397  f, 

jI»«  r   Vrrn  für  tnUrpititrt ;  tri«  u:h  (flaube  mtt    Ünredtt^ 

Von    ligMt   §t£htji   dif  Buchät alten   u(^6t  auf  einer  Hanur  in  f 

MUM  SI  —  227.  redJftt  i»  Jimur  m  F  -  22S,  'ftierint  F  M 

390.   Q«i   poa^it  Jf  —   SKI.  qua  tone  /•'  -    237,  pAPiiiteat  F  — 

h    M:   wahmehritäich  ifit  pm^iia«'  »«t  ciii  sit  zu  »chrriJictt.   — 

AM«  IM  r  —  241  *  Taiii  F  Tum  M  —  iH.  uio,  dann  Loch 

Pitfißamettt  >'. 


Irfcr  j)}iihi.'philol.  ClcMse  vom  3.  Januar  1880. 

pluuiis  et  nubibas  intonat  atri^ 

fciciet  interitnm;  sed  uina  potentas 
Imri^f'r  caelam  mentesqne  serenat. 

tuDc  äperare  inbet  qui  se  modo  cuucta 
^e  probat  sed  perdere  nelle  recusat. 

sialua  uenturo  ostenditar  aeao 
Idei  pietM  aeterna  manebit. 

lythographi scher  Hinsicht  interesaauteste  Stelle 

dichts   ist  die   Erzählung   von  der  Vesta  a\n 

der    Kunst   Kleider  zu   weben   (V.  131  ff.)i 

Lulinua    aasdrttcklich    den    Hyginus  als  6e- 

Itirt.     Man   denkt  dabei   zunächst  an    das  im 

|lh«m  als  Schnlbnch  benutzte  Werk,    welches 

Jühre   207   n.  Chr.   als  'Hygini  genealogiam 

n  beKeicbnet  (Dosithei  Magistri  interpretameu- 

ll  ed.  E.  Bocking  p.  65)  nnd  welches  auch  uns, 

Ifacb  entiitenter  Form,  durch  einen  jetzt  bis  auf 

l^tücke   verlornen   Codex   Frisingensis   erhalten 

Its  welchem  es  Micyllns  unter  dem  Titel  'Hygini 

ira  Druck  veröffentlicht  hat.    Das  dem  Dosi- 

Intle  Werk  enthielt,    wie   wir  aus  dessen  aus- 

b^iihe  (p.  67  ed.  Böcking)  wissen,  einen  Abschnitt 

lientione',  und  in  dem   aus  erhaltenen  Werke 

hen  den  Scbluss  sogar  zwei  unter  diese  Rubrik 

Ihnitter  c.  CCLXXIV  'Quis  quid  inuenerit'  und 

I'  ilernm  inuentores  primi*,  von  denen  der  erstere 

\&r  zweite  am  Schluss  lückenhatl  ist,   so   dass 

liu^  iingeführte  Notiz  recht  wohl  in  einem  der 

llen  liabpu  könnte.  Allein  eine  nähere  Prüfung 

in    dem   Gedichte   des  Paulinna   enthaltenen 


|pote;=ta5  9f  (diaa  pot.  ci.   Oehler)   —   250.  *  Destnet 


^ 


BttTfifiri  r   />«*  *i(7.  poemn  tJt'tunim  tien  Paulinun  iWnriw«.        15 

vytbo\ogUcheii  Notixen  läast  nirgends  eine  BerDbrnog  der- 
«d>ien  mit  den  Si^hriften  des  Hy^inuR,  welcher  die  Genea- 
logi&min  libri  (die  sogenanntcu  Fabulae)  und  das  sogeuannte 
Potrticon  satroucmicou  verfanst  hat '),  erkennen ;  dag^en 
idgt  w«)igflt<*Q!i  eine  Stelle  des  Gedichts  eine  entschiedene, 
tarn  Theil  w&rtlichf?  üelwreiiistimmang  mit  einem  Prag- 
nvBtv  «tu  »inem  Werke  des  alteren  C.  Julins  Hyginns,  de« 
^iwigelweDCD  und  Bibliothekars  des  Kaiiiers  Augusfcns,  das 
ras  dareh  Macrobins  erhalten  ist.    Die.8er  berichtet  nämlich 

M,  [.  7,  19  SB.  Folgenden:   'ßegioueui  istani,  quae  nunc 

^.^^lur  Italia,  regno  laniis  oplinnit  qui ,    ut  Ilyginus  Pro- 

ttrehnm  Trallianum ')    secutas   tradit,    cum  Camese  aeque 

/"IM    tf'rram    banc    tta    purticipata  poteotia  possidebant 

r  :<<i<1ebat) ,  iit  regio  Canieseue ,  oppidnm  lauicnlnm 
<>'>.>i-:ur.  \*Oi/i  ad  lannm  fiolum  regnum  redactam  est, 
qtti  er«ditiir  guiniuam  faciera  praetuÜRse,  nt  qnae  ante  quae- 
i|ae  post  tergoui  erneut  inliieretnr;  qniid  prncul  duliiu  iid 
prud^niiaro  r^is  sollertiarnque  referenduni  est,  qui  et  prae- 
i*tfiu  Dornet  et  fdtura  prospiceret,  sicut  Äoteuorta  et  Post- 


U  yg^  Qbf^r  il(6fei)  inemc<n  Antatiit  'Zu  Hyg'"""'  <"  <'*'»  -iBlir- 
McWra  Ar  du*.  Pbllolojrle  1H66.  S.  701  ff  Der  ron  C.  Robert  (Era- 
fwtfcwiit  CitMtTimioram  reliqaia«.  B«rlin  1H7H)  am  Schloue  Reiner 
torfUfhwi  Cotenachun^  ßbpr  die  von  Iljgin  fOr  Hein  aatroloj^RchM 
Wok  b*BuUtcn  Quellm  (p.  'J:iO)  aur>rcstel)teii  Amicht,  dau  dienir  M^^ic 
»mmfT  tlt«  Urar&Io^en  nni]  der  Astrologie  noch  ein  -Irittcfl  Werk  ,  eio 
iHTthokiffbchvi  Tliindbar.h .    das   Tielletcht  den   Titel   Tabulac'   frerohrt, 

't  hahe,  Ir&nn  Ich  nirbt  bditlmmcn;  nicht  ans  Rechthaberei 
vsacm  wvil  m  mir  allxo  iinwabnioheinlich  TorkAmmt,  dam  derselbe 
idkriftatallcr  wcHfntticti  den  i;leiclt<'ii  StofT  i)ocbni»iB  lu  etocin  l>eaou<lercn 
Wirt«  Itthaaiirll  und  das«  di^se«  WerV  ftcboii  am  Anfanii:  des  :!.  .Ulu- 
ItaadRlB  ODMrrr  ^^eitrccbnung  verschoUon,  bi^iebondlicli  ron  dem  enteo 
fnpiavnaaaMn  almorbirt  wonlt^u  sei. 

Ä)  Vi'I  '  '"ten  YOTi  SU"|ih.  Myz.   «    d.  W.  '  ^^Jt^/lin^,^tlu  für  die 

W^aälM  liomer  citirUn  tkbiid^teller   C    Müller  KragtnciiU 

teL  «r.  IV,  fi.  4t>6. 


Iß         Sitgunft  der  jAiinfi.-phünl.  datit  rom  3.  Januar  1380. 

uorta.  diuiuilatia  scilicet  aptissimae  comite«,  apud  Romauos 
coluutnr.  Hie  tgitur  Janiis,  cum  Satarniim  clftS86  peruectam 
«xcepisset  bospitio  et  ab  eo  edoctus  peritiam  ruris  ferum 
ilium  et  rudern  ante  fniges  coguitas  uictuiu  iu  melius  re- 
degiaset,  regni  eum  aocietate  maneraoit.  Com  primus  qno- 
qne  aera  signaret ,  seraauit  et  in  hoc  Satumi  reaereutiam 
nt.  quoniam  ille  naai  facrat  adoectiis,  ex  nna  quidera  parte 
8ui  capitis  effigies,  ex  altem  uero  nauis  exprimeretor,  qao 
Satomi  memoriam  in  poateroa  propagaret.  Aea  ita  fatsie 
Bignatum  hodieqae  intellegttur  in  aleae  lasam  (lies  Idsq), 
cam  paeri  denarios  in  sublime  iactante«  capita  aut  nania 
Insn  teste  uetustatis  exciamant  ^)  Vergleichen  wir  damit 
die  Stelle  uuseres  Gedichts  V.  68  — TB,  so  finden  wir  alle 
diogs  die  eine  Differenz,  dass  PauUuus  den  Saturniis  gas 
ans  dem  Spiele  lät«t  und  daher  den  Typus  des  Schiffes  anf 
den  ältesten  Münzen  anf  den  lanos  statt  anf  den  Satumos 
bezieht;  allein  diese  Abweichung  erklärt  sich  leicht  daraoji, 
dass  Paulinas  Qber  Satnrnus  an  einer  späteren  Stelle  bandel^ 
{V.  95  fT.)  nnd  dass  es  hier  fOr  seineu  polemischen  Zv 
besser  passtc,  dem  lanus,  einem  sterblichen  Könige,  raög 
liebst  viele  Ehren  erweisen  zu  lassen.  Sehen  wir  also  v« 
dieser  einen  Differenz  ab,  so  ist  die  üebereinstimmiing  beid« 
Stellen  eine  so  grosse'),  dtisa  mir  die  Annahme  nnabweil 
bar  scheint,  dass  beide  ans  der  gleichen  Quelle  geflos 
sind,  einer  Schrift  des  C.  Julius  Hjginns,  sei  es  der  vd 
Macrobius  auch  Sat.  V,  18,  16  citirten,  von  Servias 
seinem  Commentar  zur  Aeneide  vielfach  benutzten  Qbj 
den    Ursprang    der    italischen    Städte '),    sei    es    der 


1)  Ann  rlicwr  Stelle  Av»   Macrobius  hat  wntirwheliilich  ili^r  Ver- 
Unmer  der  Ori|;o  gentia  Komanae  seincD  Bericht  in  c,  3  gtnehdpft, 

2)  Sit)  wird  uoch  vollstindigcr.   wenn  man  die  von  mir  sa  V,  70 
forgeaehloffviic  Erj^ünznng  annimmt. 

S)  Der  TiUl  tlienes  Werkes  tfcbeitit  nach  Macrob.  1    1.  und 
8erv,  ad  Arn.  VU,  AVI  und  078  and  ad  VIH,  fi»?  'Italimr  nrh»* 


Bmrtmn:  t)a»  Mg.  jtoema  uiHmwH  tUi  PauHnita  yolanua.       17 

Iberobiu«  öat.  Itl,  8.  4  angefahrten  'de  propriotatibos 
dnnun*. 

Hai  mber  Panlinns  nberhaupt  die  Schriften  des  alten 
C-  JqHub  Uyf^inuH  gekannt  and  benutzt,  so  mossen  wir 
■neb  die  V.  131  ff  gegebenen  Notizen,  för  welche  er  aufl- 
'ich  den  Hyginus  al«  Gewährsmann  nennt,  auf  eine 
^iitifl  dieses  (leiehrten  —  waliTHcheinlicb  die  eben  erwähnte 
*d»  proprietatibna  deornni'  *)  —  znröckföhren. 

Salien  wir  unn  nan  diese  Notizen  «elbst  etwas  näher 
n,  10  iffi  ea  klar,  dtu«  die  BcKeichnan^  der  Vesfa  als  der 
&fiiuiflnn  der  Kunst,  Kleider  zu  weben,  zunächst  auf  einer 
«tTiDologi»cbeTi  Spielerei  —  räaer  Verbiodnng  dee  Namens 
dar  Venia  mit  dem  Worte  ucstis  ')  —  beruht ;  allein  diese 
Spielerei  wire  nicht  möglich  gewesen .  wenn  nicht  in  dem 
WflMD  der  Gnttiu  selbst  eine  Veranlassung  dazu  gegeben 
iräre.  Dwe  Veranlassung  gab  die  Verbindung  der  Vesta 
otit  dem  Keuergott  V  o  I  can  u  ^ ,  dem  sie  im  römi^'iheD 
Csltiu  io  ähnlicher  Weise  gesellt  hi,  wie  in  Athen  die 
ji^ijfä  'S^ydvtf  dem  Hephäetos.  Vom  Vulcan  hat  Vesta 
gdtnil,  dju  Feuer  des  Ucerdes  unter  der  Äsche  glimmend 
la  erbalteu' fopertos  costodire  focos  V.  134  n.);  znm  Dank 
4af6r  nchenkt  sie  ihm  ein  Product  ihrer  Kunstfertigkeit, 
4m  ron  ihr  gewebt«  Qewand.  Was  dann  weiter  bericlitet 
vit4.   da«s  Vulcao    diraes  Gewaud    dem   Souneiigotte    zum 


m  Brin ;  Citalp  wio  'ot  Hjgiam  ait  <le  origriBO  nrbiam  Itulicarum' 
drr.  t4  Aea.  VIII,  Ö-'tS]   and  'wcandnni  lly;;\aüm  qoi  scrjpstt  de  sita 
ftalkamni'  (S«tt.  ad  Am.  Ul,  6^.'3)  sind  wohl  blosse  Umschreib* 
<Dmm  TH«U. 

li  Bti  4«n  «njccD  Bcniebun^en ,  welche  zwUohea  Vesta  und  d«D 
Wtcbeiu  künnt«  man  nach  u  die  rnn  Macrob.  Sat  UI,  4.  13 
aa^A^rt*  SebrLft  d«i  Hjr^'iDUS  He  difi  ptnatibu«'  dookcn  :  ab«r  dajfegeo 
triebt)  4aH  In  anunr  HieUs  fon  den  Penaten  mit  keiaoin  Wort«  di« 
Mtist. 

S)  Aaefa  aofHt  wird  dar  Kuroe  Testa  mit  oeatlre  In  Zaaammea- 
Imc  gikmchii  ^gl  Pr«Quer  HaMia-Vesta  S.  I4fi. 

(UM.  LPhU-phil.hUt  CLIM  1.1.]  8 


i^ 


18        SitiHWf  lUr  pfiiioB.-phiM.  Claaee  vom  S.  Januar  2080. 

Lohn  für  dessen  Mithülfe  bei  der  Eoidockung  des  Ehe- 
bruchs des  Mars  and  der  Venas  übergeben  habe,  das  scheint 
eine  blosse  expUcative  Legende  zn  sein,  erfunden  zur  Er- 
klärung der  Sitte,  die  gewalkten  und  gewascheuen  Ue- 
w&nder  aaf  dem  alten  VolcanaL  oder  der  area  Volcani  o 
halb  des  Oomitium  und  auf  anderen  an  verachiedcneu  Stellen 
der  Stadt  Rom  befindlichen  dem  Volcan  geweihten  Plütaeu 
in  der  Sonne  zum  Trocknen  uufzuimngen.  So  nümlich,- 
nicht  'während  des  Vulcan festes',  glaube  ich  die  Worte  'per 
Volcaualia*  (V.  138)  deuten  zu  müssen,  weil  daa  Fest  der 
Vulcanalia  nacb  dem  ZengniKS  der  Kaiendarien  ')  am 
23.  Angnst  (a.  d.  X  Kai.  Sept.)  gefeiert  wurde,  während 
die  Vestalia  auf  den  9.  Juni,  die  Keiniguug  des  Vefata*^ 
tempeU,  d.  h.  der  in  den  Kaiendarien  mit  'Qnando  stieren«™ 
delatum  fas'  bezeichnete  Tag,  auf  welchen  offenbar  die 
Worte  des  Pauliuus  in  V.  140  'Stercora  tuuc  mittunt*  zu 
beziehen  sind,  anf  den   15.  Juni  fallen').  ^ 

Aus  der  Stelle  des  Panlinus   erfahreu    wir   nun  ferner.^ 
dass  nach  Einführung  des  Adoniscaltus  in  Hom  die  Traaer- 
feier  für  den  gei5dteten  Adonis,  die  auch  in  Griechenland 
um  den  Beginn  der  heisseu  Jahreszeit  abgehalten' zu  werde; 
pfiegle.'j    mit   dem    alten  ßeiuiguagafeste  des   Vestatempel 
rerhnnden   worden  ist.     Die   von   Oebler   miss verstandene! 
Wort*  'ipsum  pro  stercoro  iactant*  (V.  140)  bedeuten:  m 
wirft  ihn  (den  Adoni^^  d.  h.  sein  Bild)  anstatt  des  Uura' 
d.    h.    in   gleicher    Weise    wie    den    (Tnrath ,   weg :    wah 
scheinlich  ins  Meer,    wie  dies  beim  Ädonisfeete  in  Alexan- 
dria geschah  (vgl.  Theocrit.  id.  XV  133  c,  schoL). 

Nichts  befltimmteres   wissen  wir  Über  die  qainqueani 


1)  Vgl.  J,  Harqoardt  Handbuch  der  römiBcfaon  AltoithUmarBin 
S-  456. 

2)  Yffl.  Marqu&rdt  a  a.  0.  S.  290  f. 
H]  Vgl.  Preller  Griechische  Mythologie  I,  B.  Ul$  der  1  AslL 


Brnttian:  Dnti  «otf.  pnenn  ultmHm  ila  Pituliuu*  Notannu.       19 

tpolae.  welche  nach  \.  U2  f.  die  Vestaliacbea  Jaugfrauen 
fÜMm  dr*co  zabriugen.  Der  Ausdruck  lehrt,  dasa  es  sich 
nm  ein  alln'r  vier  Jahre  (Jargftbruchtes  Opfer,  sacra  quin- 
qocoiuüiaf  baudelt,  wie  die  jedesmal^  nach  Beeudigunj;  des 
Onsm  «tottfiadeiide  Instratio  populi  Romani,  wie  das  *ieiu- 
ttism  Oreri  qointo  qnoque  anno  seruiiudum',  welches  nach 
Liriaa  XXXVI,  37  im  Jahre  191  v.Chr.  eiugesetzt  worden 
ilt,  Dod  wie  der  von  Domitian  eiugeföhrte  Ägon  Capito- 
Umt*):  aber  ron  einer  Betheiligung  der  Vestalischen  Jong- 
franen  bei  derartigen  Quinquennnlfeieru  ist  uns  durchaus 
uicbta  aberliefert,  lieber  den  draco ,  welchem  die-se»  — 
■loch  wohl  aoii  der  dreimal  im  Jahre  von  den  Vestalinneo 
herritetm  mola  salsa ")  bestehende  —  Speiseopfer  darge- 
bracht wurde,  weis«  ich  nichts  weiteres  beizubringen  als  die 
twd  achoo  von  J.  Lipsiun  fde  Vesta  et  Veatalibue  syut&gma 
e.  X  extr.)  nnd  tlamach  von  Muratori  und  von  Dehler  zn 
JMHr  St^ll**  des  Pauliuuti  nud  von  A.  Preuner  in  8einpm 
Werk^  üU:r  Hestia  -  Vejita  (S.  337,  Anm.  1)  angeführten 
SieUen  aa<i  Tertullian  (I  ad  uxor.  e  6)  und  den  Acta  Sil- 
ffstri  poutißcia,  in  welchen  von  der  Päoge  und  Fütteroug 
•IBM  drooo  dnrch  die  Vestalinneu  die  Hede  ist,  und  dns 
•Aon  voD  Preuner  beigezogene  Relief,  welches  die  thronende 
Vesta  aoj«  einer  Patera  in  der  Rechten  eine  grosse  Schlange 
trinkend  darfttellt  (Kahrptti  (Vtlumna  Trajana  p.  33^t;  vgl. 
H  Jordui  Vesta  und  die  Lureu  auf  einem  ponipifjaninchcn 
Wandgemälde,  Berlin  1365.  S.  6,  Anm.  6)  *). 


1)  m$  Unilkhen  Hhon  von  TrQhorpn  KaiHnrn  in  Rrnn  eingerichteten 
AfMca    ifg\<    L    PriolUndcr    I>ar«teUungcn    anit   t1«r   SittDogMcbichte 
!«■  Dd.  II.  S.  'MÜ  ff  «1.  Z  Aufl.J  Bb«rgebo  ich.  w«il  diewiben  darch- 
^ff(f  aar  kvm  Kell  bestandon  haben. 
U  VfL  &rr.  ad  V«rg.  sei.  VUI,  6*J. 

9)  Ahin  mit  Sebloagen  liad  9ft«r  nahen  der  VoaU   auf   poinpeja- 
WanigemildoD  dargcAtcllt;  s.  W.  Uülbitf  WatiilKemiUde  der  vom 
«mcitatteten  Stall«  Caii))iai)i«ni  S.  19  ff. 

2» 


20 


SUsvng  äff  pMln».'phiU>l.  Clasttte  vom  3.  Jammr  ISHO, 


Weitere  interessaute  Notizen  über  Cnltbräuchc  enthält 
die  auf  den  Cult  der  Isis  and  des  Serapis  bezügliche  St 
V.  11 G  ff.,  welche  heaoudera  mit  der  des  Miuucias  F« 
c.  '11  grosse  Aehnlichkeit  hat :  wie  es  dort  von  der  Ifl 
beisst,  dass  sie  ihren  verlornen  Sohn  (Roms,  nach  anderen 
ihren  BrudtT-Gatten  Osirist  'cum  Cynocephalo  suo'  snche,') 
so  ist  auch  dius  caput  oauiuum  in  unserer  Stelle  anf 
den  Auubia,  den  q>vXa^  xai  ouaÖog  der  Isis,  wie  ihn  Pia- 
Urcb  de  leid,  et  Oair.  c  14  nennt,  za  beliehen,  der  anl 
den  ägypÜHchon  Denkmälern  als  Schakal  uder  mit  piiieni 
Scbakalkopfe ,  von  den  Griechen  und  Uüuiera  mit  einem 
Hundskopfe  darj^estellt  wird.  Völlig  Übereinstimmend  sind 
iu  beiden  Stelleu  di(*  auf  das  jede^  Jahr  (in  den  letzten 
Tagen  des  Octobcr  and  Anfang  November  nach  den  römi- 
schen Kulendarien)  sich  wiederholendo  Sncben  und  Finden 
bezüglichen  Wort« :  'nee  desiuunt  auuis  omnibus  uel  perder«> 
quod  inueuiunt  nel  iuaenire  qnod  perdunt*  (Ocl.  c.  2'2,  1) 
und  'Nescio  quid  certe  quacruut  gaudenttjue  repertuui  ]  Rur- 
sus  et  amittunt  qnod  rursus  ((oaerere  possint*  (V.  1 18  f.). 
Wie  endlich  Minneitis  Felix  den  getodtoteii  und  /.erri.sscnen 
Osiris,  dessen  Glieder  nach  allen  Uichtuugeii  hin  zerstreut 
werden,  mit  dem  Serapis  identificirt  (*et  ad  »parsis  membris 
inanem  tni  Serapidis  sine  Osiris  tnmnlnm'  Oct.  c.  21 ,  12) 
eine  Identiticirnng  die  schon  von  dem  Aa-'gangRpnnkte 
des  helleniNtischen  S^rapisciiltes,  von  Alexaiidria  her  datirt-) 
—  so  liUst  Panlinns  V.  122  f.  den  Serapis  von  seinen  V^| 
ebiern  zerreissun  und  die  Theile  an  verschiedenen  unan- 
ständigen Orten  umherstreueu ;    denn    das  ist   offeubar 


It  Vgl.  Kucb  ilic  fihnlielift  Stelle  den  PinnicnM  Mat.  ilc  «rr. 
rel.  c.  2,    wo  Isis  beim  Sachen  nftch  dem  Leiclinum  de«  (Jairi»  als 
gloltcr  iiioiut  'Nephtbum  sornrem  ßt  Anabim  nenatoram  eoi  idro 
anm  capot  inpositnn   est  qoia  lacerati  corporis  parte«  artifleio 
Ofwri^fantia  innetiil'. 

t)  Vgl.  E.  Plew  De  Sarapide  iK&aitTsberg  1868t  p.  21  a. 


Bnrtian:  Dm  nfi.  pormn  ultimi4m  df'  PauHnw  N(^aHvs.      21 

Sinn  der  Worte 'laceralor  ab  ipsis  per  varios  tnrpesque  locos*'). 
PaulinDS  weiss  aber  noch  weiter  von  Verwaudelnngen  liee 
Scrapi».  iler  als  wildes  Thier,  als  Hand,  als  faulender  Leich- 
lom  eines  Esels,  als  Mensch  m  Lumpen  oder  mit  krankem 
Kiirper  erscheine  (V.  123  es.),  za  berichten.  Nun  ist  es 
abvr  bekannt,  duis  der  Esel  bei  den  Aegyptem  als  das 
Thier  des  Seth-Typbon,  des  Feindes  des  Osiris-Serapis,  galt, 
4aher  dteo  Verehrern  des  Serapis  verhaast  war  (Plut  de  Ib. 
tk  Osir.  c.  30  nnd  c.  5ü;  Aelian.  de  nat.  an.  X,  28;  vgl. 
Parthej  in  seiner  Ansgabe  der  Platorchischen  Schrift  über 
Uj»  and  Osiris  S.  2191.  Da  nun  von  Verwand elungen  des 
Oteiriür-Serapix  nirgends  sonst  die  Rede  ist,  wohl  aber  von 
Vier wmnde langen  des  Seth-Typhou,  durch  welche  dieser  sich 
d«r  Rache  des  Horus  za  eutzieben  suchte  (nach  Plutarch 
de  I»ide  ei  Os.  c.  50  verwandelte  er  sich  zn  diesrm  Zwecke 
itt  *in  Krokodil  ond  zeigte  man  in  Hermupolis  eiu  FIuss- 
pCrrd  ,  da«  Hymbol  der  UuverKcliamtheit  nach  ebda.  c.  H2, 
rI«  Bild  des  Typhon),  da  ferner  diu  Aegypter  alles  Häss- 
li  hr-  and  Schällliche  in  der  Natar  auf  den  Typbon  znriick- 
I«*u  (Hut.  a  a.  0.  c.  r»0:  irarr«  x-ai  ^mt  xai  fficu  y.ai 
'  1^  tä  iffüla  xni  ß'Kaßt^  'i'v(f<jjyog  *'(?/«  '<ai  ftfi/ij  xai 
Xir^fiara  jioioiiievm)^  so  scheint  es  mir  unzweifelhnftf  dass 
F'ATiifnaA  hier  den  Osiris-Serapis  mit  seiuem  Gegner  8eth- 
Typhon  rerwechselt ') ,  d.  h.  die  auf  den  letzteren  beztig- 
liciiifu  Cultbräuchc  irriger  Weise  auf  den  ersteren  l>ezogen 
bat.  Wahrscheinlich  folgte  bei  der  mehrere  Tage  in  Än- 
«procfa  nehmenden  Kestfeier  des  Osiris-Serapis  auf  die  Zer- 
rnvnuig  rhv  (iottes  nnd  die  ÄufHndnng  seiner  Otieder  die 
Oferatatlnug  der  Bestrafung  des  Typhon    durch    Horus,    bei 


I )  T|ri.  Ober  deo  dieMoi  Caltbraach  n  Qrund«  Ueeenden  H/thos 
YlStwdi  ik  I«.  «t  Oiir.  o.  18. 

in  ÄelMM  Oeblar  hU  in  teiner  Anmerkting  su  V.  124  f  die  Ver> 
«akkqc  (niiUHrt  '|iluriuni  Ae^'ptiurain  iloonim  (alialaa  a  l'auUno  coo- 
^■^4  *t  wi  «stini  Oiirim  oe)  S«rRpim  rcferri'. 


22        SiUung  der  jAiloM.-pIn'lal.  Clnnae  rom  .9.  Jmiunr     JHflO. 


welcher  VerwanJelungen   des   Tjpbon   in   vertcbiedene  Ge- 
stalten vorkaiuea. 

Da  die  Obrigen  anf  Mythologie  und  Cnltas  bezBglicbeu 
Partien    unseres    Gedichteä    einer    besonderen    Erläuterung 
nicht  bedürfen,  so  bleibt  nnr  eine  Rcbwierigkeit  zu  erörtern 
Qbrig ,    welche    in    der    gegen    die   Philosophen   gerichteten 
Stelle  (V.  32  —  51)   vorliegt     Pauliuua    nennt   bier   zuerst 
die  *deu  Hunden   ähnlichen*  Kyniker,   dann    die  Anhänger 
des  Piaton  d.  h.  die  neueren  Akademiker,  die,  weil  sie  Über- 
haupt kein  Kriteriou  der  Wahrheit  »nerkennen ,    über   alle 
Dinge  hin-  und  herdisputireu ,    aber  sich  jeder  bestimmten 
Behauptung    euthatteu  *) .   endlich   V.   40   die    Pysici,   eine 
Bezeichnung  die  jedenfalls  auf  die  Stoiker  als  die  Vertrete 
dfci    Priucips    des    ualurae    convenienter    niuere    =    ofwXo 
yov^ivutt;  t^  <fiatt  Ctji-*!  zu  beziehen  ist;  aber  was  er  von' 
denselben  berichtet,  das  posst  nicht  auf  die  Stoiker,  sondern 
auf  die  Kyniker,  wie  ja  auch  die  V.  42  ff.  erzählt*  Anek- 
dote   von   allen    sonstigen  Gewährsmännern    von    Diogenes 
von   Sinope   berichtet   wird.     Wir   mOssen   also   annehmen 
doas  Paulinas,  wahracheinlich  durch  eine  falsche  AufTuBsuni 
des  'uatnrae  conuemVuter  uinere'  irregeleitet,  die  GrandHät 
und  Lebren  der  K^uiker   den    Stoikern    Kugeschriebeu    hui 
ein  Irrthnm  der  nm  so  leichter  y.u  entschuldigen  ist,  als  j 
in    der    römischen    KaistTzeit    ein    principieller    Uuter.Hchi 
zwischen  den  Kynikern  und  Stoikern  (die  in  Bezug  auf  ih 
ethischen  Lehren  von  Haus  aus  nahe  mit  einander  verwtuidl 
waren)  kaum  bestand ,   sondern   die   letzteren   sich  wesent- 
lich  nur   durch   die   grössere  Rücksicht   auf  äusseren   An- 


I 


i 


1)  Daw  lier  V.  3B  erwältnt«  über  PlAtoniB  ilo  uitma  der  f)Ulo 
Ptmeilun    (der  ja  aach   ilen    Nehpotitel  $  nr^   ff^/nt   tiÄ^)    i«t, 
flclion  Murutori  richti^f  bemerkt. 

2)  Vf(\.  beionders  looii   Stobaetu  ecU  ü,  6.  6  (t.  n  p.  :i8  l 
Mt-ineke);  Cic.  de  üt>,  IV,  6.  U. 


Buraian:  Das  sog,  poema  ultimum  des  Paalinus  Nolanus.      23 

stand  und  Schanigefuhl  ron  den  Kynikern  unterschieden. ') 
Wenn  alao  Paülinus  neben  seinen  Fysici  als  von  diesen 
Tersdiieden  noch  die  'Cynici'  nennt,  so  denkt  er  dabei  an 
jene  rohen,  allem  Anstandsgefühl  ins  Gesicht  schlagenden 
Gesellen,  wie  sie  Lnkian  mit  so  abschreckenden  Farben  in 
Tenehiedenen  seiner  Dialoge  geschildert  hat,  am  J.  Bernaus* 
Worte*)  zn  gebrauchen,  'die  frechen  Marktschreier,  die  im 
Kjnismns  nur  ein  Privileginm  sahen,  sich  öffentlich  ihrer 
Ungezogenheit  überlassen  zu  können*,  während  er  die 
besMren  and  edleren  Elemente  des  Ejnismns  mit  dem  Titel 
*Fjraici*  belc^. 


1)  TgL  loren.  sat  XIII,  121  b.:   'et  qai  oec  cynicos  nee  stoica 
4igMata  ^egit  |  a  cyniciB  tanica  distantia'. 

2}  J.  Bernajs,  Locian  and  die  Kjmiker.    Berlin  IHlÜ,  S.  38. 


Herr  Thomas  legte  ein  Exemplar  dor  aus  einem  Ve- 
■etäaner  Codex  heliotypisch  vervielfältigten  Schrift 

„De    passagiis   in   terram   sanctam^* 

nr,  welche  einen  Abschnitt  der  venetianischen  „Ghronologia 
■^u*'  bildet. 


Wflfr  hitttorischen  Classe  oom  3.  Januar  188Ü, 


Historische  Clasfie, 


Sitzung   ?om  3-  Jaonar  lH>iü. 


lelius    legte    eine    Äbhandlucg   des  Herrn 
! r   vor : 

ik   Bild   Geschichte    der    üuion    znr 
des  Ausgangs  Rudnlf's  II    und  des 
fanges    des    Kaiserä  Mat  t  h  i  ast'^ 

rird    LH    deD    „ÄbbäiidlaDgeD'^    reröffeutliclii 


|goroviua  hielt  einen  Vortrag-  über: 

>eidtin   bayerischen   KeaidenteD    am 
itlichen    Hofe    in    den  Jahren   1 607 

1609". 

\rird    später    lu    den   Siteungsber lohten   Kam 


Philosophisch-philologische  Clasne. 


SltiUDi;  Tom  7.  Kebniar  I88U. 


Herr  t.  Christ  hielt  oinen  Vortragt 

„Oer  Uebraach  der  griechisuhen  Partikel 
TE  mit  besonderer  Besugnabiue  auf 
Homer." 

I.  Niemaxid  wird  heiitzutag  noch  daran  zweifeln  ,  dam 
mit  Hilfe  dor  von  der  Sprach vergleicbnng  eingefiihrtifn 
Methode  ein  volles  Vert-tändnis  der  Laute  oud  Kormeu  di>r 
UaMiachea  Spracben  erreicht  werden  kann.  Aber  aucb  die 
Ktttteht  befpuot  allmählich  Boden  zu  gewinnen,  dass  der 
^■lilwiii  nod  die  Syntax  der  alten  Sprachen  nicht  minder 
den  TergleicheDden  Sprachforschung  neues  Licht  nad 
Begründung  zu  erwarten  hat.  Denn  einerseits  hängt 
4m  Oebraoeh  eines  Wortes  im  Satx  und  die  Gestaltung  der 
SUae  aelbst  in  letzter  Linie  von  der  ursprünglichen  Bodeii- 
to^  ditr  Bezieh ongswörtf^r  und  Klexionselemeote  ab,  und 
ladtnata  liegen  din  Ansätze  des  Satzbaus,  aus  denen  der 
«sOnfict«  Bau  der  griecbiscbeu  Periode  hervoigegangen  ist, 
^aamt»  äer  »pecielteu  Kutwickinng  de«  Griechischen .  «o 
hm  ttiaselben  nur  mit  Itilfe  der  in  den  verwandten  Sprn- 
thn  xoiaKctnHeudeu  Annlogien  verstanden  werden  können. 
fnficli  nioas  hier  dl«  Forschurg  noch  weit  mehr,  als  dieses 


26        HiUuKff  der  philog.'pkUoi.  CloMe  tom  7.  Fetmutr  188fK 


sehon  bei  der  Laut-  und  Foriuenlebre  der  Fall  sein  »ollte, 
auf  die  in  den  literarischen  Deokoiälern  Husgeprä^te  Sprach- 
form  und  auf  die  sprachliche  Individnaliiat  der  eiuzelneu 
SchriftBteller  Hücksicht  nehmen.  Der  Grammatiker  wird 
allerdings  zunächst  ans  der  nrsprttnglichen  Bedeutung  der 
einzelneu  Aussageformen  zu  ermitteln  hal>en,  welche  logischefl 
Funktion  ein  mit  einem  Infinitiv  oder  einem  Participiam" 
ausgedrücktes  oder  mit  wg  oder  et  eingeleitetes  Sati^lied 
auszufüllen  berufen  war;  aber  dabei  wird  er  nicht  stehen 
bleil>en  dürfen,  er  wird  weiter  untersuchen  müssen,  ob  der 
einzelne  tjchriftsteller  hei  jeuer  vagen .  ich  möchte  sagen, 
etymologischen  Anflassang  stehen  geblieben  ist  und  nicht 
vielmehr  schon  die  Hengiingsfonnen  und  Partikeln  zu  gani 
speciellen«  von  dem  ursprünglichen  Gebrauch  mehr  oder 
minder  abweichenden  Funktionen  verwendet  hat.  Bei  dieserj 
Art  von  Untersuchungen  kommen  natürlich  die  Sprachen 
am  meiRten  in  Betracht,  welche  eine  früh  entwickelte  Lite-^ 
ratnr  aufzuweisen  haben.  Denn  wenn  sich  auch  einige^ 
Mal  in  Sprachen ,  welche  erst  vor hälinisnii issig  spat  in  d« 
Kreis  der  Literatursprachen  eingetreten  sind ,  merkwürdig 
Reste  ursprünglichen  ffpracligutes  erhalten  haben ,  so  we 
den  doch  im  allgemeinen  die  ältesten  Werke  der  Literaturl 
am  getrenesten  den  anränglichen  Sinn  der  syntaktischi^^n 
Formen  wiedersptcgelu.  Also  auch  in  der  vergleichenden 
Syntax  der  arischen  Sprachen  sind  die  Veden  und  Üumer 
die  erste  Rolle  zu  spielen  bemßan.  Während  aber  bezüglic 
der  Wortformen  die  ältere  und  bihiungsreicheT«-«iipr 
der  Veden  ungleich  wichtigere  Aufschlüsse  bietet ,  dür 
im  Gebiet«  der  Syntax  leicht  den  Homerischen  Gedicht 
der  Vorzug  gebühren.  Denn  bei  dem  grösseren  Reichtui 
ihres  Inhaltes  und  bei  dem  grösseren  Wechsel  ihrer  Dar-' 
stelluugsformen  bieten  sie  uns  eine  ungleich  grössere  Fülle 
syntaktischer  Wendungen  als  die  im  engen  Gedankenkreia 
sich    bewegenden    Liedw   des   Veda.     In   den  aogtd«ut«ieD 


r.  CUriM:  Ver  ftehnnirU  der  piecUiitehen  Partikel  TK.         2t 

B«hneii  bewegen  sich  deon  aach  die  Forschungen  derjenigen 
BUooer,  welche  Mcb  am  meinten  am  die  Ausbildanf;  dieseo 
Zweiges  der  rerj^l  eich  enden  Sprachwissenschaft  rerdient 
gvittacht  haben,  die  Forschungen  Detbrück's  und  Win- 
ditc Vs.  Ich  Helhnt  gedenke  auf  den  folgenden  Blättern 
aar  einen  einzelnen  kleinen  Punkt  mit  specieller  Beziehung 
aaf  Homer  zu  lieleucbten.  Wie  iiümlich  L.  Lauge  in  den 
b^auiteo  Abhandlnugeu  vom  Homerischea  Gebrauch  der 
Partikel  Ei  (Abhdl.  d.  sächs.  Ges  d.  Wies.,  phil.-hist. 
Cl.  Bd.  VI)  die  R-aatze  bei  nomer  einer  speciellen  üuter- 
flocbang  untenujgen  hat,  »o  will  ich,  freilich  in  viel  engerem 
B*hjiwxi  aud  in  kürzerer  Fassung ,  den  Gebrauch  einea 
■wlcrtto  nicht  minder  wichtigen  Wörtchens^  der  Partikel 
TK.  behandelu.  Ich  bin  auf  dieses  Thema  zunächst  durch 
rntümochangen  gekommen,  welche  «ich  auf  die  Scheidung 
«i»  Spracbgeb rauch«  iler  einzelnen  Gesäuge  Homers  W^en. 
FtUT  der  Hand  aWr  wuchs  mir  der  linguistische  Stoff  so 
>M-Kr  an,  dass  es  mir  geraten  schien  den  Ausgangspunkt  der 
I  n!<^r«uchung  zurückzudrängen  und  f>tatt  der  literarischen 
'  .'•'  di»  sprachwissenschaftliche  in  den  Vordergrund  treten 
I:L'->fn.  Der  Gehrauch  der  besagten  Partikel  ist  zwar 
.' tiüi  «»i(?d«rh(jlt  untersucht  worden,  teils  in  Commeutareu 
xa  Horarr,  teil»  in  besonderen  grammatischen  Werken,  aus 
w^h'  letzterer  KlaMe  besonders  Hartnng's  Lehre  von 
«ka  Partikeln  der  griech.  Spruche  I,  58— US  und  Bäum- 
leia'a  Untersochnngen  über  griech.  Partikeln  S.  206—35 
btf  va^ebubeo  zu  werden  verdienen  ')  Doks  aber  der  Ge- 
gmtand  noch  nicht  erschöpft  sei,  und  dass  der  Gebrauch 
dar  Partikel  ii  mit  schwer  euiwirrbareu  Fragen  der  Etymologie 
anjunen hänge ,  dafür  wird  die  nachfolgende  Abhandlung 
«IU4  Zeugnis  abirgen. 


i}  t>ft»    Gluf>iufr,    V'>n  Hiiuititeiit    cUicrlu    Programm    ron    Dir. 
■  •dIicI.    Aber    ilen   (Jobrmach  der    Purtikel    u    bei  Homer»   ist  mir 
alcfat  n^oglieh  g«woua. 


28        Sitzung  der  phüm.-phäol.  Ctastu  com  7.  Febrttur  18S0. 


Das  verbindende  te  im  einfachen  Satze. 

2.  Ansgehen  werden  wir  passend  von  derjenigen  Be- 
deutung der  PiirtiliRl  i€,  welche  sich  dieselbe  in  dem  Verlauf 
der  ganzen  Gräcität  bewiibrt  bat.  Es  gebraueben  aber  die 
griechischen  SehriftMeller  aller  Zeiten  unser  ts  zur  Verbin- 
dung und  Anknüpfung  zuBamniengehoriger  Dinge,  welches 
Verbältni«  wir  mit  *nnd*  wiederzugeben  pflegen ,  ohne 
dag»  fiich  deHfaalb  der  Gebrauch  der  griechischen  und  deut- 
schen Partikel  vollständig  deckt.  Oass  diese  Bedeotaii 
de*  Wortes  nicht  die  ursprüngliche  ist,  wenn  sie  ancl 
Bohou  vor  der  Trennung  der  arisclien  Spracbfumilie  unseren) 
Wörtcheu  zukam,  bedarf  för  den  Sprachkundigen  keiner 
weitereu  Begründung;  von  so  abstrakten  Begriffen,  wie  Ver- 
bindung des  Gleichartigen,  geht  die  Sprache  nicht  aus,  nnd 
Hchon  die  Stellung  der  Partikel ,  welche  immer  dem  ve 
bandenen  Worte  nachfolgt,  weist  uns  auf  eine  andere 
Graudbedeutung  bin  Um  dieselbe  zu  finden ,  mOsseu 
etwas  weiter  ausholen. 

.Tedermann  weiss  schon  aus  seinen  ersten  Uebersetzung« 
Übungen,    dass    wir    da«    lat.  et  ...  et  ganz  gewöhnlich  inT 
Deutschen  mit  einem  einfachen 'und*  wieiierzngeben  genötig^y 
sind,    weil   ein    wiederholtes    'sowohl  ....  als  auch'  unsei^f 
Rede   zu    schleppend    machen    würde      Das    hat   aber  eiuen 
tieferen  Grund,  der  mit  unserer  ganzen   Denk-   und  Sprech 
weise   zusammenbringt.     Das   lat.   et  .  .  .  et  bezeichnet  ei 
Korrelation,  eine  Wechselbeziehung  der  verbundenen  W^Ürli 
und  SätzH.  unser  'und'  knüpft  einfach  eine  Sache  oder  eiuen 
<Tedanken    an    das    Vorausgehende    an.      Die    l^teiner    nud 
Griechen  liebten  es   nun  das  korrelative  VerhaltniH  tiberall, 
wo   es  thatsächlich    l>estuud ,   auch   im   Geiste   festzuhalten 
und  in  der  Sprache  aus/udrQcken,  während  wir  uns  mei 
mit  dem  blossen  Ausdruck  der  Kopulation  oder  Zuge! 
keit    begnDgen.     Jene    Neignngt    die    Korrelation    iu 


nc^^ 
rem 
ner 
/er- 
nni^ 

äere 

1 

ng«g 
im 

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*.  CkriH:  Der  Oehrauch  Jer  ffriechiitcheH  Portikfl  TE.         2ft 

Spraehe  zo  bezeichnen,  ist  aber  schon  im  AUertam  in 
eoUdiitHU'itpr  Ahnahme  liegriffen  gewesen;  sie  tritt  weniger 
bei  den  npäteren  als  bei  den  älteren  Schriftatellern  hervor, 
n6  findet  sich  nicht  so  häuli}^  in  den  prosaischen  ale  in 
4ta  po«iischeu  Scbäpftingeu  der  Griechen;  ganz  besonders 
•her  irt  m  Homer,  bei  dem  nnendlicb  öfter  die  Korrelation 
tb  di«  eiuUche  Kopulation  ausgedruckt  wird.  Ich  habe 
mir  die  Ungweilige  Mühe  des  Zähleu»  nicht  genommen, 
ftber  68  vergleiche  eiuer  nur  einige  Seiten  des  Sophokles 
oder  PUto  mit  Homer,  und  er  wird  sehen,  wie  sehr  sich 
Hom^r  vor  and<!ni  Autoreu  in  der  Bezeichnung  dea  Ver- 
hältiiiMieK  der  ZuoammeugeUörigkeit  gefallt;  er  wird  aber 
aadk  finden ,  dass  Homer  nur  ganz  selten  ein  einfaches  rt 
gebraucht,  da?«  bei  ihm  fast  regelmässig  ein  te  einem 
undtTen  r«  oder  xat  ent^pnchf.  Oas  legt  uns  den  Ciedanken 
ujibe,  das«  die  kopulative  Beileutniig  von  re  erf^t  aus  dem 
ItomUtiren  Gebrauch  von  tf  .  .  .  re  hervorgegangen  ist, 
du«  mit  »Äderen  Worten  re  die  einfache  Bedeutung  *nnd* 
ervt  dadarch  erhalten  hat-,  dass  man  anfangs  nur  ansnahms- 
weise,  allmählich  aber  in  immer  weiterem  Um&ng  von  den 
beiden  it  das  erste  wegliess  und  nur  das  zweite  Iwiltehielt, 
Ml  ei  nun  weil  auch  ein  einKelne«  re  'da'  eiueu  leidlichen 
SfOD  gab»  sei  es  weil  sich  im  Gei»te  des  Sprechenden  schon 
';»kle  Vo^^t'•Mlt^l(f  einer  verbindenden  Fnrtilcel  heraus- 
■  hntt«'.  He/.cichuend  biefQr  ist  za  allen  Zelteu  der 
~  <  ^'-braach  in  negativen  Satzverbindaugen  gewesen; 
.  h»Rr  haben  bekanntlich  die  Griechen  sich  nicht  erlaubt 
-  *•'  Tt  einfach  auszulassen,  sondern  haben  vielmehr 
^•■gel  daÄ  deutschK  'und  nicht'  nach  vorausgehendem 
ei(ifi»«hen  w  mit  ovd«.  nicht  o^re  wiedergegeben.*) 

Ist   sbrr   der   kopulative  Gebrauch  der  Partikel  t$  ana  « 


1)  Kia  rittxigr«  ii»r*  «■?«•  «tcbt  nacli  Tor*tU|;(jiCAn^non)  rinfachvn 
n  fa  Hmut  Ott  t  147. 


30         Bitsnnfl  der  iihilos.-yhUol.  CloAftr  rom  7.  F^rvar  J890. 


I 


dem  korrelatireD  hervorgegangen  ^  so  ist  damit  anch  die 
ursprüogHcbe  Bedeutung  der  Partikel  gefunden ;  te  war 
von  Hause  aus  ein  Beziebungswort  mit  isebwacber  dciktiscber 
Kraft,  tE  ,  .  .  Te  bedeutet«^  *ria  .  .  .  Ja',  und  der  t^prech^nde 
wird  ursprünglich  noch  mit  einer  Uandbewegung  oder 
Wendung  des  Kopfes  nach  rechts  und  links  die  Bedeutung 
der  Sprachlaute  begleitet  und  unterätützi  haben  Ks  dachte 
sich  bei  re  .  .  .  re  der  Sprechende  gleichsam  in  die  Mitte 
gestellt,  so  dass  er  durch  Wiederholung  der  gleichen  Par- 
tikel die  gleicbmSssige  Entfernung  der  beiden  Punkte  von 
der  gemeinsuuien  Mitte  bezeicbuete.  Kin  ähulicht^s  Ver-  i 
"bältuis  druckte  die  Sprache  auch  mit  te,. . xai  *da . .  dort*  ■ 
aus,  nur  gab  sie  dabei  die  gemeinsiame  Beziehung  auf  ein  ^ 
Drittes  auf  und  drückte  nur  die  Entfernung  des  xweiteu 
Pankles  vom  ersten  ao^^.  Wie  geeignet  aber  das  xai  im 
(jl^ensatz  von  i€  zur  Bezeichnung  dieses  zweiton  Verhält- 
nisses war,  ersieht  man  namcutlicb  aus  dem  tiebraiich  des 
verwandten  ae'ivos  in  Stellen,  wie  • 

xeivo^  vi]  uLT  oidi^MK,*  avi^fi  ov  otofteV^  avxot 

kfi^i%at  ffi  Kt^dXaftoP  (x  165) 

Attvog  0  y£  iiQo.fägotttt  veitiv  oQ&ox^iQQiüv 

ijaxat  odv^fteyof;  Vxa^ov  (fi'fMv  (T  ;i44,  vgl.  F  39,  Q  412) 

wo  wir  x£i«)ff  geradezu  mit  'dort,  dortbefind t ich*  nbersetseu 
können.  Auf  der  anderen  Seite  ist  fQr  die  Uebersetxaug 
von  T«  ...  TG  mit  'da  .  .  .  da'  von  besonderem  Interesse  der 
Vergleich  des  älnlichen  Gebrauches  von  »ß  -  .  .  rijj  in  dem 
Verse  des  Hesiod  Öcul.  210. 

und  von  qua  ,  . .  qua  bei    Plaatn«  Trin.    IV.  3,  37;  luo 
autem  rapere  properant  qua  sacmm  qiu  pnl}licnm. 

Wenn   ich    nun    aucb    weil    davon    entrernt    bin, 
durchgängige  Uebersetzung  des  Homeriijchen  t<  .  .  .  t£   und^ 


i 


*.  Cluist:  l}fr  Otbrnut^t  der  tfnrcJiischen  Partikel  TK. 


31 


R . ,  .  Kai  mit  ^da  .  . .  da'  nnd  *da  .  .  .  dort'  zo  empfehlen« 
«riäl  rben  unserer  Sprache  die  Bezeichnung  des  korrelativen 
V^rhÜltniftse»  nicht  f^eläufig  ist,  so  wird  es  doch  der  Klar- 
«tiUJuog  d«»  aufgestellten  Satzes  dienen,  wenn  ich  einige 
Btvi|kiel«  aus  Homer  und  Ilesiud  anführe,  un  denen  jeder 
Iricht  herauNfühlt,  wi«  paKsend  mit  jenem  t€  .  .  .  ve  die 
wbundenen  Begriffe  zugleich  nuseinandergelialten  und  zu- 
■OUBengeführt  worden.  Es  sind  in  der  Hegel  zwei  einzelne 
Wörter  und  zumeist  zwei  eiuzelue  Notnina,  die  dnrch 
M  .  .  .  rc  oder  ti  .  .  .  v.ai  derart  verhuuden  sind ,  dass  wir 
gvwtKMrmaKwn  unser  körperliches  oder  geistiges  Auge  hieher 
und  dorthin  zu  wenden  gemahnt  werden,  wie  in 

jJtXftg  nniHffyet  I  axf^hn  re  ffrij^og  tc  (0  326) 

irtjiti   f«  yhottoig  tt  (©  ;:140) 

tioo^Ob/r   Tqi'Hov  re  tco)4v  xai  vi^ag  ^^xaiütv 

ffüjiov  r«  tneiffinijv,  oli.vytag  x    oXXvfuvovg  ie  (^  82  f.) 

fti'itttir  ff.  ^tjTiJQ*  ffievat  jfQtptTijfin  re   cff^ytov  il  443) 

rt''^>'>^  i<  utytifot;  t«  lyrrj»'  t   äyyjaui  ftfoUeiy  (B  58) 

..    i)'  otai  Jto^  afttfi^  'y^ifr^vairj  rt  xai  "Hgij  tjw^t,!' (©  444) 

(Hta.  theop.  848) 
arttt^  ln§i  oniioav  tc  nittr  It'  oaov  j^.V«Ae  iPvfiog  (/  177) 

3.  Von  der  Verbindung  zweier  Vorha,  wie  wir  sie  in 
ilem  letzten  Beispiele  sahen,  war  es  nur  ein  kleiner  Weg 
zur  Ot^fiaherntelhiiig  zweier  kleiner  Sülze,  in  denen  mit 
d«u  Vcrhuni  noch  ein  besonderes  Objekt  oder  Adverbium 
oder  (telbfit  Subjekt  verbunden  war,  wie  in 

naida   6*    ifioi   Ivam    tt  ifih^v   ta  %'  änoiva  dix^aifai 

(A  20) 

'out  <Uf  eiiu^n  Hand  gib  mir  zurück  die  Tochter,  mit  der 
*Dd«TD  «Dpfaogu  da»  Luttegeld'. 


32         Sitzung  der  phiht.-pkitol.  OoMte  tom  7.  Februar  1880. 

dvdtto  t'  rliXios  OKiwuwto  te  naam  ayviai  (o  471) 

'dort   am    Himmel  ging   die   Sonne  unter,    hier  auf  Erden 
wurden  schattig  die  Wege*. 

Hingegen  eignet  sich  unser  tc  wenig  zur  Verbiddoog 
langer  Sätze.  Homer  liebte  es  ebensowenig  mit  dem  ein- 
fachen Te  einen  längeren  Satz  an  einen  vor» nogeh enden 
anzuknüpfen,  wie  rait  dem  doppelten  re  .  .  .  rc  zwei  längere 
äätze  zu  einander  in  Korrelation  zu  setzen ;  die  Verbindung 
alwr  eines  kurzen  Satzes  mit  einem  langen  mittelft  nnsers 
re  war  ohnehin  anegeschlossen ,  da  mit  re  und  ts  .  .  .  h 
nur  Gleichartige«  verbunden  werden  sollte.  Zwar  kommt 
K  auch  in  längeren  Sätzen  vor,  aber  dann  tritt  es  entweder 
nur  in  acoessorisohrr ,  fast  bedeutungsloser  Wei.se  zu  einer 
anderen  Partikel  hinzu,  wie  iu  y.al  re,  de  r«,  yog  re,  ij  rt 
oder  scbliejist  sich  mit  korrelativer  Bedeutung  an  ein  Pro- 
Domea  oder  eine  Konjunktion  au,  wie  in  »  te .  . .  c»  ts» 
^  ce  .  . .  ij[  TS,  6'ff  X«  . .  .  of  re,  ot-re  .  . .  ovte.  Auf  die  erste 
Art  von  Satzverbindung  werde  ich  im  niichsten  Abschnitt 
noch  aa^fTihrlicher  zu  sprechen  kommen,  die  zweite  will  ich 
gleich  hier  durch  Anführung  einiger  belehrender  Beispiele 
erle<ligen : 

et  »'  iiti  d/^('  ttifOt  ;i^g  iji5  r'  i]lh6v   re, 

£?  r'  hi"  aQtariQa  tüi  yi  notl  l^otfoy  t^BQoivxa  {IM  239  f.) 

iatoft^at  xeorepfflg,  ^  r'  ^'/JAiyr',  \\  t*  t'ßaV  a}Xov  {A  41(1) 

yvioaiat  t!ieiit\  og  ^'  iyi^ovviv  xaxoi;,  og  ti  «'  Aaw»  {B  365) 

w  iftXoi  *^4QYt!i'jv  tKC  x'  tso^ot,*,  oi;  rc  fiKJifti^ 

OS  re  x«V"<^''£ffoy  (-W  26!» 

In  allen  diesea  Sätzen  dient  re  . .  .  «  nicht  flcblcchthin  sor 

Verbindung  der  Sätze,  sondern  lehut  sich  zunächst  an  die 
LToransgohenden  Bezieh uugs Wörter,  oqI^qü  XoyoVy  wie  so 
.passend  die  alten  Grammatiker  sagten,  an,   um  mittels  ihrer 

die  Sätze   in  disjunktive  ßeziehnng  zu   einander  zu  .nutzen. 

Am    deutlichsten    kann    man    dieses    bei    deo    SäUen    mit 


f.  Ckiint:  IJer  Oebraucit  tUr  iinMfüxchen  Partike}  TE.         33 

of  rc  .  .  .  ^  *e  erkt*Dueu,  zumal  weuD  man  sich  gegenwärtig 
hält ,  duB  og  ehedem  auch  demonstrative  Bedeutung  hatte, 
»o  <laM  der  Vers  M  269  wörtlich  bedeutete:  'ihr  Proimde 
all«  zQtoul,  der  du  eiue  bervorrageude,  der  da  eine  uiittlore^ 
der  da  eine  geringere  Stellung  unter  den  Argivem  ein- 
niniine'. 

Wo  ab9r  ansserdem  in  Homer  längere  Sätze  mit  eiufucbem 
M  Moh  angeknüpft  finden»  haben  sie  ihre  besondere  Knt- 
■choldigung-  Denu  entweder  steht  dann  re  nicht  allein, 
»oadern  in  Verbindung  mit  naohfolgendem  aga,  wie  in 
^  251-4  (vgl.  r  39fi,  O  397,  U  591,  703) 

crfj  d'  tt'^S  avv  SovQi  Xa&tiif    ^yafi^ftvova  dtoVy 
vv§»  d*  fitv  xard  xci^«  fiior^v  ayxojvo-;  tve^i^ev, 
arttxQVi;  ät  f)hax£  ifotivov  dor^öi,'  axwxr;' 
^yifikv  t*  aii    tjitiiu   füvai  uvÖQÖJv  ^.-iytx^tiuvtoy'*), 

od«r  M  dient  in  einem  lang  ausge^pon neuen  Vergleiche  dazu 
die  Teile  des  Vergleiches  zu  einem  Gesaramtbild  Kusammen- 
infaawii.  wie  in  M  41  —  47 

b«;  d'  oT*  Sv  iv  t€  nwttJai  xui  dtd^ai  »/i^jn^r^^t 
JMffffiog  ije  Xtoty  aiQiifejai  aiPiveii  >i).tfi£ttiyti}V 
oV  di  it  Jti^ijdov  aqiug  avtoig  üftivvcnnsi; 
arrlov  iatarrai  ^ai  axovri'^oiai  da^utag 
aijißiag  ix  ;(£ipf«"'j'*  rot  d'  ot  «ore  xvdoXifioy  x-^ß 
tm^hi  vidi  tfi/ßüfai^  dytjvof^itf  äl  fitv  i'^ta' 

Vftnff  f'  i^iOf^,  tj^  ftinovai  oiixii  dvd^öv^ 
kiy  **£xr(d^  dl'*  ufAihiv  Uuv  ilXiaaey  ktalQb/v. 

Ha»    acceaitorische    r^    im    parataktiHchen 
Salzgefage. 
4.  Im  voran  «gehen  den  Kapitel  ha))«n  wir  tc  .  .  .  re  als 
^fif^a   oder    verbindende  Partikel  kennen  gelernt,   get^iguet 

U  Zv  beacbt«n  iit  iiiilci.   du«  hier  in   cod.   Yen.  B'  if^,  niobt 

nr-^  I.  i'hti  -pi.u.  biii.  CT.  Bd.  I.  i.j  d 


34        Siteung  der  phijm.-phili^i.  Clasn*  tom  7.  FAntar  iSSO. 

nebeueinanderstehende  und  zasatomengehÖrige  Satr.teile  oder 
BStze  miteinander  zu  verbiudeu.    In  dieser  Stclluug  hnt  re, 
das  einfnclie  nud  daa  doppelt  ge^otzte,    die    volle  Funktion 
einer  Konjunktion  {atH'öiaf.i6g),  indem  es  allein  für  sich  da« 
Verhältnis  zn-eier  Wörfcer  oder  Sätze  KU  einander  ansdrfickt. 
Nun    kommt    aber    re    nud    re .  .  .  re   bei    Uomer   anch    in 
Satzgefügen   vor,   in   denen    das  Verhältnis   der  Satzglieder 
zu  einander  oder  des  einen  Satzgliedes  zu  dem  andern  schon 
durch    andere    Sprachinittel    ausgedrückt    war.     In    diewr 
Stellung    macht    das    r£   den    Kiiidruck    einer    uherflüssigen 
Partikel   (aivÖMfiOi;   /rapariAiye<y/j«r<xot;i. ')     Reines    Filltselt 
bestimmt  den  Vers  auszufüllen,  ist  e»  nun  natürlich  nicht; 
sonst  könnte  es  überall  und  iu  alten  Satzarton  stehen ;  aber 
es  hat  doch  nicht  mehr  die  volle  Kraft  einer  Konjunktion«^ 
sondern    nur   noch   die  Bedeutung  einer  accessorif^heu   Par-H 
iikel.     Unsere  Aufgabe  wird  es  nun  sein,  die  verschiedenen 
Arten  dieses  accessorischeu  r«  festzustellen,  und  die  Bedeu-^l 
tuug  desselben  im    einzelneu   zu    eruieren.     Tni    voraus    ^^^ 
nur   noch   bemerkt,   daas  die   griechische  Sprache   in  ihrer 
fortschreitenden    Entwicklung  ebenso    wie   andere   Spracben 
die    NeiguQg   zeigt,    mit   den  Konjunktionen   sparsamer  zu 
Rat   zu    gehen   und   sich    immer   mehr   anf   den    einfachen 
Ausdruck   des   Satzverhältnisses    durch    einfache    Mittel    su^| 
beschränken.    In  Folge  dessen  ist  auch  das  accessorische  r«^^ 
am  meisten  in  der  Sprache  der  alten  Epiker   vertreten    und       i 
verschwindet  in  der  Prosa  bis  auf  wenige  Fälle,   wie  aroTc,^| 
insj  olog  re,   in  denen   das  te  seine   iwtbfatändige  Stellung" 
ganz  anigegebeu  hatte  und  mit  der  vorausgegangenen  Haupt-  ^ 


r*  üp  ibeht;   aber  zu  den  andero  Stellen  fiode  ich  eine  Bolcbe  Variutr 
nicht  Tflrzeiohnet. 

1)  DioRjTKios  Thrax  c.  25  stellt  allonliiig«  das  t(  oicbt  n  dsa 
aty^afioi  ntt^iin\ft(f*uf^aitiioi,  sondern  zu  den  ttvA.  avftrtXixtaitti,  «ber 
nur  weil  it  in  der  apit«ren  Sprach«  faxt  niissrliUowlich  nur  nodi  In  der 
kopulativen  Bedeaton^  gebrüacfalioli  WBr 


r.  Ckrist:  ihr  Gfltramh  der  ifnechifchtn  Partikrl  TE. 


35 


Partikel  za  einem  Wort  zasammengewacliseD  war.  Ja  viel- 
fach steht  schon  die  Homerische  Sprache  auf  jener  jfluperen 
Bntvickluugä.*itnft> ,  itideni  ja  anch  in  oie  nori  alKote  avit 
ij'i.'tc  u.  a.  das  it  mit  dem  Clement,  au  das  es  arsprüugUch 
bloM  enklitisch  angeHjgt  war,  zu  einem  Worte  verschmol- 
sen  Ut 

5.  Dem  im  vorausgehi»nden  Kapitel  erörterten  Gebrauch 
des  korrelativen  tt  .  .  .  te  schlicsst  sich  z.uuächett  der  Ge- 
braach  von  ti  ,  .  .  le  hinter  ,u6v  .  ,  .  da  in  disjunktiven 
Sätzen  an.  Es  liegen  uns  im  Ganzen  D  Fälle  einas  der* 
artigen  Gebrauches  vor : 

aV  fify  r*  ivita  foXti  ?re/f^>riJoroi,  at  6i  re  Iv^a  (ß  90). 

ffiiXa    %a    ftiif   t^    aveftog   x^^t^^^Ü   X^^t    oXXa   Ji    v^*    vXvf 

ir^i^outca  (fV€i  {Z  147) 

tut  fify  t'  ev  TitdU^  viipea  nrwaaotaat  \£yiat, 

(Ä'  df!  T«  taf  ultxovaiv  hialfievot  {j^  304) 

ferner  ff  139,  N  706,  0  2G0,   'P  519,  »/  123,  Hes.  opp.  281. 

Die  Erklärung  dieses  Gebrauches  von  fttv  «...  dt  %s 
läset  sich  nicht  losreissen  von  den  zweigliederigen  fiiitzen, 
in  denen  nur  die  eine  der  beiden  disjunktiven  KouJLiuktiüiien, 
entweder  nur  ^tv  oder  nur  de  ein  tc  bei  sich  hat.  Es 
•i*ht  aber  fiiv  t£  im  Vorderglied  mit  nachfolgendem  ein- 
fkcheo  dt  uder  d*  crt'  oder  autuQ  an  folgenden  Stellen: 

iOP(  ftJv  r*  ii/iQoi  noXttfaQfiaxot  a^ipiiiivoyiai 
fixf'  axuoftivot,  av  d'  afJifXovog  t/iXev  ^xiW;«^  (il  28  f) 
ebenso   E  138,  /  506,  -rf  64,  393>  dt  4G4,  X  495,  ß  530, 
«  331,  fi  1"29,  A  220,  /i  62,  93.»} 


1)  Auch  die  Stelle  r  :i33 
rov  fdttf  tf  Xil/o<  '^i'  dui  f/iVfli  ifieQfovatr 
nmnae  in'  üy9(jtiinuix,  noXioi  tfe  fur  ea^Xöy  iptmQV 

Ctfaftrt  hielter,   veno  man  mit  Bekker  ntAXoi  Ai  statt  dos  Qber lieferen 
mAXmi  14   licat.^ 

3* 


96  Sitzung  der  phÜM.-fAü.  Ciasse  rom  7.  Ffttruar  JSfXi. 

uavoftai  (6   102) 

ebenso  bymu.  I  141, 

&ij)ig  ftif  Je  dth^eaccv,  avra^  6  ÖanxBi  {/i  481) 

ebenso  J  424,  J?  Ul,  ^  476,  N  799,  a  215,  hymu.  H  llj| 

He8.  tbeog.  596,  opp.  233,  552. 

Dazu  komnieu  ilann   noch  diejonigeti  Stellen,  iu  denedl 
liiv  t€   iu  Hauptsätzen  und  HelAtivsätzen  steht,    ohne  dasti 
flberhaupt  ein  Satz   mit  d^  oder  einer  nndereu  ÄdverHativ- 
partikel  nachfolgt,  in  Hauptsätzen,  wie  in 

Tt'nte  xcna^rttöcaot'ti^  atfiataie^  ftlfirste  d'  aXXov(;\ 

eotöfitv  ijdi  fiäxtjs  'ActvaTei^rjg  dwtßoXf^ai  (J  340  ff.J 

^Xarte ,    atpto  fttv  te  aatitaexe  Xaov  ^^ifaicüf     ' 

oAx^c  ftiTjCafieyio  ^<Tydt  x^fcßoZo  (p'ißoto  {S  47  f.) 

^  ti  fmaaTQiti'eiü',  aTQt:rtai  p^v  xe  tfn^vf;  iaithöv  {O '>0$)^i 

ebenso  e  447,  ^  62,  t  333, 

in  Relatirsätzen,  wie  in 

xiMj^r;  d*  dyoQfj  <pri  xvftara  ftax^d  i^-aXdaatjg 

rtSvrov  'Ixagiow,  ta    uiv   x'    EIqo^    re   !^utog  re 

c^q'  f.Täitag  .varßüc:  Jtog  ex  vitfildbiv  (B  144  ff.) 

aQtaßa  Jiog  &vytxitjQ  l'idmj,  ij  ndvzctg  datat 

ovXofthi],  Tj  ftfv  Ä'  äriaXol  rroÖeg  (T  91   f.) 

ebenso     J  485,  487,  x  388,  422. 

Unter  diesen  zuletzt  angeftihrten  Beispielen  müssen  di^ 
Relativsätze  von  den  Hauptsätzen  geschieden  werden;  d«nl 
bei  den  ersten  besteht  wenigstens  die  Möglichkeit,  das  u 
von  ftiv  zu  trennen  und  zum  Relativpronomt^n  zu  zieheoi 
bei  den  zweiten  aber  musi>  jede  Erklärung  davon  ausgehe 


I)  Bekker  schreibt  /(*>  rf,  lo  weit  ich  Qberblioken  kuin. 
bandecbriniiclt«  Gnindlaj^e;  hingegen  steht  nach  Iji-riocbp  in  h 
tot  statt  r^. 


».  Chritt:  Der  Ofbratieh  fter  ffrieehinehen  PartiM  TK,         3" 

ft  nicht  der  äatzvorbinilung  (HeDi,  sondern  lediglich 
III  fth  geh&rl.  Es  ist  aber  an  allen  Stellen  das  Wort, 
ftttf  wi^lcbes  ftiv  r£  folgt ,  mit  entAchJedenem  Nachdruck 
giiprocheD.  so  daM  sieb  das  zusamraeu gesetzte  ^tiv  ii  nicht 
vid  von  dem  einfachen  hervarh(;beoden  ^tiv  unterscheidet, 
wi*  dasetbe  2.  B.  in  ^/le*  öp  iU  ye  iH'^og  OTQVvit  tm  vilag 
i^tüo  fit»  uv%  i9th)van%;  [tl  2S9)  und  an  unzähligen  anderen 
SlallaB  vorliegt  Da«  ti  dient  dauu  dazu  die  hervorhebende 
Kraft  de«  fiiv  tu  btifitätigen  und  berührt  sich  nahe  mit  der 
batoucmden  Partikel  roi,  die  ganz  ähnlich,  wie  z.  B.  in 
ouU'  cxttüptei^a  itäcaov  axearai  rot  tfQ^vtg  ^ad^hvv  (iV  115) 
gtbnuiebt  wird  nud  sich  auch  gerade  so  wie  tc  mit  dem 
harror hebenden  ^iv  verbanden  findet,  wie  in  Ö  157  xcjVot- 
f*ir  tot  od'  vwg  iti'itvuuv,  ti/g  oyo^ticit,*. 

K»  ist  abor  gewiss  dieaes  hervorhebende  fttv  ursprQug- 
Udi  identisch  geweiwn  mit  dem  disjunktiven  fttv;  denn 
»«no  auch  dan  erstere  öfters  mit  langem  r;  geschrieben 
wird,  so  darf  un«  tloch  dietiier  Umstand  nicht  bestimmen, 
die  beiden  Arten  von  ftiv  auf  verKcbiedene  lirumirormen 
lurückxnführni ;  wie  hätte  sonst  dos  hervorhebende  riurn 
bakd  mit  langem  r^ .  bald  geradeso  wie  das  di.<(juuktive  mit 
komm  t  geschrieben  werden  können  ?  Es  kann  »ich  daher 
aar  dämm  handeln,  welche  von  den  beiden  Bedeutungen 
<{)•  uniirOiigliche  und  wehdie  die  abgeleitete  Hei,  mit  anderen 
Worten,  oh  mrti  ursprQnglich  hervorhebende  und  versichernde 
iMeotung  gtthabt  hul»e,  und  erst  in  der  weiteren  Entwirk- 
o,'  der  Sprache  dem  'zwar'  d  i.  *zn  wahr'  ein 'aber*  gegen- 
,  rs.'. *rpten  «ei,  oder  ob  umgekehrt  ^tv  von  vomhorciD 
::jii  iWog  auf  ein  nachfolgendes  di  geducht  war  uud  die 
lnt£rkmde  Bedeutung  von  fAtv  sich  erst  daraus  entwickelte, 
iam  xoerat  auf  da)«  erj^te  Glied  derartiger  disjunktiver  Sntzf, 
Ukalicfa  wie  in  den  Sätzen  mit  rj  loi  .  .  .  »;,  der  llauptnach- 
4r«ek  gelegt  und  dann  der  mit  Öi  einzuführende  üegensat?. 
tm    Geiste  gedacht,    in  der  Rede  aber  nnausgedrQckt 


äft 


38         Sitsung  der  phiUn.'yhiloi.  CUuir«  r*nn  7.  Frbi'itar  ISfiO. 


blieb.     Von  dieser  Alternative  hängt  natfirlich  auch  die  Eni» 
Scheidung  durOber  ab,  ob  das  beigefügte  te  verbindende  oder 
b  ekrü  fügende  Bedeutung  gehabt  habe.    Die  verbindende  oder 
korrelative   Bedeutung   erscheint   in   den  vollständigen   dis- 
junktiven  Sätzen    mit   ftiv   ve  .  .  .  di  te  sehr  plausibel.     In 
dem    Satz.    z.    B.    tpv/LXa    tu   fiiv   y*    avtfAOt;    xafiadt^   xhi, 
aXXa  di  v^'   tXtj  ti'hdoifoa   q>vu   werden  mit  jUtV  .  .  .  di 
die   Blätter ,    welche    im     Herbste    zur   Erde    fallen «    deü-_ 
jenigen   entgegeugefletzt ,    welche  die   laue   Luft  des  Lenz 
hervortreibt ,    mit    r«  .  .  .  t«    werden   die   beiden  Arten    vc 
Blättern   als    Blätter   desselben  Waldes    bezeichnet,    wie 
alte   und    neue    Generation    von    Menschen    der  Zeit   naeb 
ansei nanderli^en,  dem  Wesen  nach  aber  gleich  sind.    Äl 
in  den  einfachen  Sätzen  mit  ^iv  te   etnpHehli  sich  die  Ar 
nabnif^  eines  bekräftigenden  oder  beteuernden  Te;    zur  Ai 
helluug   dieses   Verhaltoissea  aber   wird   es  von  Bedeutung 
aeiu ,  die  anderen  Wendungen  zasamraenzustellen,  in  denen" 
ein  ähnlicher  Gebrauch  der  Partikel  te  vorzuliegen  scheint 

6.    Mit   fjiv  te   berührt    sich    am    nächsten   in  der  Be^j 
düutung  17  IC,  wie  sich  beide  Partikeln  auch  darin  beg^BM^H 
dasK   ihnen    eine   verwandte  Form    mit    toi,   ttiv  toi  und  ? 
tot    zur  Seite  steht.     Es    kommt    aber  jenes  rj  te   teils    im 
Kingang  eines  selbständigen  Sat/es,    teils    in    der   Apodosit 
einer  Periode  vor;  in  erster  Stellung  in 

dXX'  iyoi  ot-  nii^o^rjV  ij  r'  av  rtoli'  y.fQÖtov  i^e»  {X  103) 

dAJ^  fiaXa  Tgtüeg  deidtjftoveg'  //  ti  y.tv  ridr^ 

iiatvov  J'ffao  yn€üva  xöxwi'  fw);'  oaocc  fifO^ai;  {J  56  f.) 

i^  av  rä'  i^yeg  it-avatov,  avQv '  y  %i  tot  ayyt 

ijjU>£  Ktrxov  yfi"  avTi  a'^^iaato  ^o'tßoii^^noXhov  {^i 'i^'2\ 

ebenso  in  T  365,  E  8H5,  .-/  391.  763,  N  631,  P  \1\.  -lÜ 

S  13,  T  205,  r  449,  O  585,  i  228,  r  311,  t  194,  u  31] 

in  der  zweiten  Stellung  in 

«I  M  al-  '/  l^  noXtfiOv  mahlaeat,  ^  ri  a^öiat 


^mm 


r.  Chrüa:  iJtr  Grtn-auch  der  ^ritdUschen  Partikel  TE.         39 

^/if0ur  jiuKtfiW  ye  (E  350  f.) 

II  ftiw  YtxQ  xi  a£  vvv  tmo)A>aofisv  ijc  ftE^wftev, 

^  tt  xai  t'crre^ov   eta&a    &oag  int  i^ag  J^x"'^  (^  449  f ) 

ebenso  in    W  69,  //  ß87,  X  49,   'F  aTft,  a  288,  /!*  219. 

Die  Annahine,  dass  le  hier  satzver bindende  Konjanklion 
sei  and  r^  rt  soviol  uls  'und  fnrwahr'  bedeute,  werdou  wir 
Mhoo  dnbelb  bedenklieb  finden,  weil  sie  nur  fQr  die  erste 
Klane  tod  Beispielen  pas.st«;  cn  spricht  aber  ancb  gegen 
äe  der  sonstige  Gebrauch  des  kopulativen  re,  das,  wie  wir 
oben  sahen ,  nur  selten  einen  längeren  sei botänd igen  Satz 
einleitet.  Mit  mehr  Recht  wird  man  in  ^  die  satzverbin- 
desde  Partikel  erkennen,  so  dass  te  ähnlich,  wie  iu  yag  ve 
Wkd  M  re  blnss  acce^oriscbe  Bedeatnug  hat:  aber  ancb 
lUnn  bleibt  das  ij  re  in  der  Äpodosis  hypothetincher  Sätze 
unerklärt,  wenn  man  nicht  zu  dem  ti  (tnodoiiAuv  seine 
Zuflucht  nimmt.  Es  ist  daher  am  geratensten  anzunehmen« 
Aaam  %t  vor  Hervorbebnng  des  ^  dient  und  rj  Tt  an  allen 
Stellen  'iremni  euiin  vero'  bedeutet. 

Rhenao  scheint  it  die  tieteuernde  Bedeutung  tot  iu 
Verbindung  mit  rr  an  der  eineu  Stelle  a  60  zu  babeu : 

ovdi  ni  aoi  nsQ 
frifftnnm  tpih)v  (jif>^,  'OXt'ftnie;  oii  w  f'    Oivaastg 
yltf/tUnv  sta^  ytftaiv  x^cif««  t^  (fii^atv ; 

WenigHen«  spricht  ebenso  der  8inn  wie  das  Vorkommen 
Ton  rvv  tot  an  anderen  Stellen  des  Humer  (s.  A  205.  521) 
für  jene  AulTofMung  von  vi  t*.  Dasselbe  aber  zu  vi-  zot  xu 
KTgiuiuin  nnd  die  Elision  den  Diphthongen  oi  anzunehmen» 
*tTbi«t4*n  schon  die  anderen  Stellen,  an  denen  das  ji  ron 
^<V  rc  und  I;  xt  anelidiert  vorkommt. 

Uftafiger  kommt  das  bestätigende  %i  bei  dem  Ter- 
atirketulen  ntq  vor.  Wir  lassen  hier  alle  Stellen  bei  Seite, 
«0  n4^  ra  nach  einem  lielntirom  steht,  wie  Sre  ni^  t* 
{J  M9,  K  7)  H^ev  rrtQ  ts  {y  321.  ^  124)  oUg  ntQ  «  (E 


40        SüruH^  drr  phäoi.-phUoi.  Glag»e  vom  ?   Ffiln'nar  1880, 

340) ,  da  hier  re  trotz  seiner  Stelluug  hinter  ue^  zam  Re- 
lativum  ge/.ogen  werden  kann.  Aber  eine  solche  Erklärung 
ist.  ancge^chlossen ,  wenn  te  in  Bedingungsüätzcn  hinter  et' 
TTfQ  steht,  wie  in 

c^  ^^eiSr  et  neg  re  jcvhxg  xal  tslxog  yfyattÖv 

^ij^OfiEÜ^n  ai^^ve'i  fieyaXtfi^  Bi^taat  d'  l^xntoi^ 

ov  x6afi<{i  7€a(fd  vavffiv  l)^:o6piEif^  attä  yLtXevif-a  {M  '233  f.) 

i;  d'  ii  niff  T€  Tv^sot  ftäXa  cr/tdoi',    ni    Övycnai   atptv  ^U 

XQcttaftäv  {A  116)  ^^ 

(W  xot  tzt  dijgör  ye  fpHi/^  ano  naiqido^  ait^g 

taaerai,  ovd*  et  nift  te  mdij^ca  dfff^orr'  ty^aiv  (o  203  f.)*) 

ferner  in  A  öl,  J  160,  2fiK  Ä  220.  i\  288,  A'  191,  a 

188.  204. 

Aach  hier  scheint  re  die  Hedeutung  einer  bestürkendeu 
Partikel  gehabt  und  in  Verbindung  mit  rceq  soviel  iils  *gar 
sehr  ,  'noch  so  sehr  bedeutet  zn  haben.  Doch  bietet  sich 
hier  auch  die  Annahme,  dass  te  in  aUcrtümlicber  Weisel 
zur  Verbindung  der  Sätze  diene,  eine  Annabroe,  welche 
im  einigen  ^telleu  (A  81,  Ä  22ö,  A'  1*11)  durch  ein  ent- 
sprechendes re  im  Nachsatz  unterstützt  wird,  weshalb  wir 
anf  diene  Stellen  nochmals  im  folgenden  Abschnitt  zurück- 
kommen werden. 

Nicht  so  notwendig  i»t  ea  daü  re  hinter  cüipa  in 

UV  jU^  yn?  n  Aa-Mv  ßuaO^ihi^'  aitlKx  r/  foi  döj 
dg/vetof  u4Xciai  xai  Tifo/anecog  atiög  (a  IV.I'i  f.) 
Tip  tot  ^iiiAijTfa)  x^ßd/ij  fivdvtatv  ifiolaiv 
aliffd  te  ^vlunidog  nilerat  v-ogog  ari}fiiaiiot0tv  (T  22(i 


1}  An  letzter  Stelle  Termutet  N'auck  ft  statt  r»,  ohns  wlbst  4iff, 
uiinQtzo  CoDJektQr  in  dco  Tut  Kafzuucliuten.     In  N  4ti4   tt  ntp  t( 
x^iiti  ixtifoi  steht  passend  r',  wo  auch  dri  tt  stehen  konnte. 

2)  Naaok  achreibt  mit  dem   ejrrisoben  FaUiop«C5t   nf^  ii, 
Ht»iod  theog.  8S  f. 


«,  CMtt:  Der  Gebrnueh  der  tfrirehischeH  Partikel  TB.         41 

ifl  bfatärkeDdem  i^inue  zu  iiebiueu ,  da  bior  zur  Not  auch 
eiB  kopaUtiTcMi  r«  'and'  angenonimeD  werdeu  kann. 

7.    Wir   kehren   lu   deni    Punkt,    von  dem  wir  ausg«- 
gmogen  sind*  xarück.     Wie  uaiulioh  »tatt  de»  volUtämligen 
ftiv  I«  .  .  .  d*  I*   auch    ein  vereinzeltes  utv  i<  vorkommt, 
90  findet  sieb  auch  ein  6i  Jt  nach  einfachem  /leV,  wie 
ordfct^-  fr«V  lAielvovat^  JioXiv  di  xt  rtvq  dpiaO^vra  (f  593), 

und  noch  viel  bänfi^er  ohne  da^s  überliaupt  ein  «Satz  mit 
«/r  Toranngeht  In  letzterem  Fall  ist  es  nicht  das  dis- 
joaktive  64 ,  an  wetdies  sich  uneer  re  auschliesat ,  suDdem 
dM  «iofiiclie  fortführende  Öi.  Ks  steht  aber  das  re  eben- 
•ogut  bei  dem  einfachen  fortfahrendem  di  wie  bei  dem  ne- 
gativen ovde  ^tjdt  und  fttjte      Als   Beispiele   mögen    dienen 

.-taUot;  6i  dgv?  alaX^a^^  7tolXag  dt  te  /ret-xoc 
iaiftfitrat,  4to).M/v  St  t'  eifpvaytrov  el;  a?xt  ßa^Xet  (-^ -VM  f,) 
tw  xoi  vnfddetvav  imxo^c  &toi  otdi  r*  idtjaof  (•/  4Üfi) 
oJU'  r<!^<   vir  y.atä  /aür  yiyauZv  ui-Öi  r^  f^'e^  (/i   17H) 
•»K  aytty*,  tat;  juijt'  «g  iig  i'dj  /iijT*  äp  xe  voijfljj  (ß  337) 

Da*  tc  hat  an  alten  diesen  Stellen  kopulative  Bedeub- 
nog.  Nach  unserer  Anschanung  zwar  war  eine  solchp  ver- 
bindende Partikel  unnötig,  nachdem  bereits  mit  dem  ad- 
Temativeu  öi  dnü  Verhältuis  der  verbundenen  Sätw*  zu 
«Quiilpr  nusgf'drückt  war;  aber  wir  können  uns  doch  leicht 
ia  die  Denkweiae  der  alten  Griechen  hineinversetzen ,  die 
hier  eine  dopprlti'  Vfrbindung  anbrachten.  Denn  ein  Satz, 
wvlcher  mit  re  angereiht  werden  wll,  kann  sugleich  ein 
Wort  enthalt eu ,  das  zu  einem  Worte  de»  vürausgehruden 
Sfttcca  im  (iegt-'usatze  steht,  wie  wenn  -^  403  dem  homlert- 
armigtn  Kiesen  rwei  Namen,  H^inqtot^  nnd  yiiyaiwv  in  der 


Imi 

res  ba«a. 


■   *»'  ftiyn  wtUcnf  intatafiiym  nminatat 
wohl    mit    B«<bt    «/tfM(    mit  dnittaftittuf    kvmiiluodie* 


42        SiUufui  ihr  |Ai/oÄ,-/>/ii7o/.  CUuim  rom  7.  Februar  IttSO. 

Art  beigelegt  werden ,  du»»  die  Götter  ibu  mit  dem  einen, 
die  Menschen  üher  mit  dem  andern  benennen :  ov  B^ta^eurv 
Y.alAm^ct  IHoi ,  avü^ti^  dt  rc  rrtfrretj  ^-ityaituva.  Indeä  ist 
nicht  überall  in  gleicher  Weise  die  Verbindang  von  6i  und 
%e  durch  die  Logik  des  Satzverhültiiisses  gerechtfertigt,  viel- 
fiuh,  namentlich  in  den  jungereu  Partien  de»  Epos,  dieot 
das  re  lediglich  der  metrischeu  Bequemlichkeit,  und  ist  in 
der  Bedeutung  de  re  vom  einfachen  Öi  kaum  verschieden. 
Wie  zu  6i  tritt  nun  aber  ein  solches  mitbeätimmende 
oder  pleonastische  le  auch  noch  zu  anderen  VerbiDdangs-t 
Partikeln  hinzu,  die  ich  in  Kurze  aufzählen  will : 

d)Xa  le 
rg  /ifcV  I*  ovök  noTijta  7taQi(^et(U  ovSs  niXitat, 
dUd  %$  xai  twy  aul  ätpaiQeiTut  Xlg  itir^j  (fi  62  f.) 

^  ^  tWv  $ia,uev^  Vleo^  fieyaXoto  7i€tpi-xt) 

leiij,  ataQ  ti  poi  ot,ot  in*  axQotäirj  treq^vaatv  [J  463  1.) 

xuf  te 
11  6i  y.ai  avxutü:  /i'  aup  iy  d^avatotai  ifiolaiv 
yeixel  xai  xt  f.tä  ift^at  fiäxij   T^eaair  d^i'^ytiv  {yt  520  f.) 

yaa  tt 
flvtB  ßovt;  dy^Xt^fft  fify*  ^>oyp^  k'n)^xo  ndvzviv 
xalQO<;'  h  ydq  le  [ioiacft  ptian^inEi  dy^Ofüfroiv  iß  4J^0  f.)j 

Der  Gebrauch  de»  r«  bei  diesem  Konjunktionen«  %u 
denen  man  noch  das  zusammengewachsene  avte^  ans  ort'  r^ 
und  avtaQ^  auK  av  t*  ag,  fügen  kann,  hat  Ober  Homer  hinann 
eine  sehr  verbreitete  Anwendung  gefunden.  Noch  Theugnis 
gebraucht  dt  te  (v.  148)  ^rjdi  xt  (v.  735)  xm  « (139.  6ß2)I 
ydg  xe  (tiKO.  881),  ond  der  Dichter  de«  Hrmnus  auf  Aphro- 
dite bat  geradezu  y.ai  rc  zu  seiner  Liebliugspartikel  er- 
koren (s.  hymn.  IV,  3.  30.  36.  38.  51  Ö'.j  Es  filgte  sich 
eben  jenes  te  gar  zu  bequem  den  Gesetzen  des  daktylischen 
Versmasses.  namentlich  dem  5.  Fnss  des  Hexameters,  we«- 


i 


t.  CKriat:  Ver  Gehrauch  der  tfrievhiachrn  PortiktJ  TE.         43 

halb  gerad«  die  Ulentlosercn  iiuter  deu  alteu  epiecheu 
l>i«htcnj  ihre  Veree  mit  jeuem  Obtrachllssigen  re  überluden. 
Dma»  aber  daa  rc  joDer  yerhindnngiipartikülii  kopaUtirc 
Bcdeatuug  hat,  mactit  Hiiii<rseiU  die  Verbindung  des  lat.  que 
mit  deo  verwaudteu  Konjuaktioneu  oam  und  at  in  namqae 
und  atqae  (zend.  atca),  anderneiU  der  ähnliche  Gebrauch 
von  Kai  bei  Homer  selbst  wahrflcheinlich,  wie 

för  di  xa*  L4Qyitot  ^tv  t}'7Ji^iov  EiooifotavTE;;  (H  2 1 4) 
r^  6i  Mai  tnutn-i;  utv  Xvoev  xitirj^  Eivoaiyatog  (0  440) 
«oiai  dt  xai  ^nifBim  Fe^Y^io^  tnTtoia  Nitntaq  (ß  336). 

Auch  ist  ganz  wie  i|D  Lateinischen  das  re  sn  sehr  mit  der 
voraaag«benden  Konjunktion  r.n  einem  nt'griffe  zu^ammen- 
gfWBcbapn  ,  dass  dan  z  iisa  mm  engest  zte  /ap  t£,  öi  te  ,  -».ai 
t«,  aowie  das  jflngere  re  y°Q  vielfach  von  Hpm  einfachen 
YOQy  64,  xai  in  der  Bedeutung  nicht  nnterschieden  wijrden 
kano,  flo  wenn  yop  «  nach  einem  Vokativ  «.teht,  wi*!  in  '/'  156 

Tiiiocvtai  ftvifoiati; 

«d«r  w*'nn  das  einfache  oi'd^  neben  dem  zusamiueugesetzten 
ai^  fc  «teht^  wie  in   4^  G21   f. 

or  yä^  :iv^  yt  fjnx^oem  ot'd«  aaXcdo&iti 

nvdi  T*  movrtatir  tadvaeai  ovSt  iioSeaatr  \   itf.ia^at. 

Auch  xa/  f«,  wat  ursprünglich  *iinil  auch'  bedeutete,  ist  all- 
nülirh  injr  Hedmitung  eine»  eiiifacben  xai  brrahgesnnken 
OBd  fiuilet  flieh  in  dieser  geschwächten  Bedeutung  schon 
ia  d«r  nngHfithrten  .Stelle  des  1.  Geütanges  d^-r  Iliaa ,  wo 
all»  ErkläruugAvemuche  eines  steigernden  xn/'  uii  der  Gleich- 
artigkcii  der  verbondeuen  Sätze  scheitern.  Ks  ist  aber 
sieht  tk  allein,  welche«  in  dietier  aeeeBsorischeii  Kigeuschafl 
bei  Homer  vorknmmt,  vs  ist  in  ähiilieh  abgeschwächter  Be- 
dsotnag  anch  oq  und  selbst  dv;  zu  anderen  Konjnnktiouen 
gasetit.    Am^  sohwiudet  bei  einigen  l'artikeln  der  Anntoss, 


44.        Silsttny  der  )ihi!os.-}AÜttl.  Cfagtic  mm  7,  J'^tbrunr  18S0. 

den  wir  an  der  Häufung  der  Verbindungswörter  nehmen, 
wenu  wir  voo  der  urBprQnglicheu  Bedeutung  derselben  aus- 
gehen, wenn  wir  ?,.  B.  erwägen,  das«  a}jA  ursprünglich 
acc.  pl.  ncntr.  ist  und  aHä  re  demnach  'und  audersoiti' 
bedeutet. 

Ich  reihe  schliesslich  hier  noch  den  Gebrauch  von  ts 
.  .  .  16  in  einem  participialeu  Satz  K  224  au : 

oi't  t«  dy'  EQ/fifiirto  y.ai  re  scqo  o  rov  ivotpev. 

Das  te  ist  hier  doppelt  gesetzt,  gleichi^am  als  ob  nicht 
ein  Participium  mit  einem  Verbum  finitam,  soudern  zwei 
Verba  finita  mit  einander  verbunden  wären.  Der  auffällige 
Spracbgebraucb  erhält  eine  teilweise  lieleachtuug  durch  den 
ähnlichen  Gebrauch  von  xai'  in  r^  yafitvt^  xai  xe^dofftviy 
ijpiaHT*  li^rivt)  (X  247).  Vergleiche  ÜberdipR  Classen, 
Beobachtungen  tihcr  rien  faom.  Sprachgebrauch  S.  136,  und 
die  von  f>onne  in  Kuhu's  Ztsch.  XII»  2H2  angeführten 
Stellen  aus  DIfilas  Math.  VIU,  14  jtüi  kvimanth  .  .  .  joh 
gtAsahv  =  xat  hXi^tirv  .  .  .  eldsvy  Marc.  XJV,  66  jah  rwtw- 
din  Paitrau  .  .  .  jah  aiiddja  aiwi  =  övn}^  tov  Ititgor 
.  .  .  iQx^ft  fiia. 

Das   te  im   hypotaktischen    Satzgefüge. 

R.  Wir  haben  bis  jetzt  den  Gehrauch  des  rc  in  ein- 
fachen und  parataktisch  verbnnden<*n  Safjien  verfolgt.  Vun 
kommt  aber  ein  rc  auch  in  hypotaktischen  Batzgefßgett 
vor,  zwar  nnr  an  wenigen  Stellen,  aber  an  aolchen,  die  zu 
weitgehenden  Hypothesen  in  unserer  ^eit  Anlas«  gaben. 
Von  vornherein  sollte  man  in  solchen  Siifczen  ein  tc  nicht 
erwarten,  da  ein  kopulatives  ie  geradezu  dem  Begriff  der 
Hypotaxis  widerstrebt.  Findet  sich  nichts  desto  weniger 
in  bypotaktt»chen  Ratzen  ein  verbindendes  r£,  so  kann  dieses 
nur  als  Rest  der  eheiualigen  parataktiscfaen  Konstruktion 
erklärt  werden.  Es  kommt  aber  ein  te  vor  in  korrelativen 
Sätzen,  in  Konditionalsätzen  und  in  Perioden  mit  reUtivem 


«.  Ofcript:  Drr  Qehraudi  r/n'  ffrieeht»chen  Partikel  TR 


45 
Bei- 


Tordemtx.     Wir    wollen    zanächst    die   3  Arteu    von 
■pittleo  kenneu  lernen. 

Korrelative  Hütze  mit  «c  .  .  .  re : 

M  iS 

Oie  (iülligkfit  des  Beispiels  ist  zweifelhaft,  da  i\a»  erste  re 
auch  kopulative  Bedeutaug  haben  oder  zum  Relativum  ge- 
sog«o  werden  kann ,  duä  zweite  r  aber  von  Bekker  mit 
grooer  Wafarscbeinltcbkeit  iu  f  verbessert  wurde,  da  das 
Vertram  cTxm  efaentats  mit  einem  Oigamraa  anlautete. 

r  12 

tooaov  tig  t'  Ifü  Xevaaet,  Hoov  r'  tfii  }£av  i'r^aiv. 

Die  Hichtit^kejt  der  reberlieferung  ist  hier  nicht  anza- 
sweifeln,  anch  wird  kein  Kundi^^cr  dariiu  denken,  das  erste 
1«  knpaintiv  zu  fassen ;  aber  schwer  wäre  der  zn  wider- 
legen, der  hier  kein  korrelatives  re  .  .  .  re  annähme,  sondern 
daa  ervt«  tc  mit  dem  Indefioitnm  rtt;  ähnlich  wie  in  'F843 
und  t  i*49  verbände  und  das  zweite  mit  dem  Gebrauch  den 
tt  Iwini  FCelativprouomeD  in  Znsammtenbang  brächte. 

Aussenlem  kommt  noch  öfter  ein  re  iu  Eorrelativ- 
idtxea  vor,  wie  in  S  148,  &  124,  i  322,  Hes.  opp.  679, 
aber  immer  nur  ein  einfaches  tt  und  immer  nur  nach  der 
reUtJTen  Konjunktiou,  so  dass  dasselbe  zur  Ktass»'  der  im 
fi'lgvnden  Kapitel  zn  erörternden  re  gehurt. 

Konditiooulnätze  mit  ze  .  .  .  re: 

^  81   f. 

tiXla  re  xai  ftetomai^E}'  t'xsi  xöiuvt  Ötf^  seXiaoy. 
K  225  f. 

oJJm  »I  fw  ß^aattr  tt  voog  ^rmj  d^  re  /jitti^. 


Sb 


46         Sitsupfi  </*T  phtloit.-phitoU  Ctnasir  Mtn  t.  Fehrunr  38SO. 


I 


X  191  f. 
foy  Jf  tX  JftQ  te  iAihrfli  xataniij^ai;  vir 6  &afiV(^, 
aHa  t*  äviyvevwy  Otei  tiintHoVy  otf-ga  xev  t^^S- 

J  IGO  f. 
w  fteg  ytxQ  t«  xal  oiJ-eix'  *Olrftn:toc:  ovx  irt^MJaey, 
ex  re  xal  6tff€  TfiAee»  avv  re  fttyahp  anlxtaav.^) 

An  den  drei  ersten  Stellen  ist  die  üeberliereraii(f 
unzweifelhaft,  aber  auch  an  allen  dreien  steht  im  Nuchsat« 
nicht  ein  einfaches  te,  sfiudern  ein  rerbundeues  oA^  le, 
und  da  nan«  wie  wir  oben  saheu,  alka  re»  yag  le,  di  re, 
xo/  re  ganz  wie  einfaches  aAAa,  yaq,  6t,  vmi  gebraucht 
wird,  so  bieten  die  drei  Beispiele  keinen  nnanfecbtbaren 
Beleg  für  den  Gebranch  des  re  im  hypothetischen  Nachsatz.  H 
An  der  vierten  Stelle  hat  Bekker  mit  Znstimmang  von 
Nauck  und  Ameis-Heutze  fx  6i  vermutet;  es  läaat  sich 
aber  auch  *'x  re  mit  dem  nnchfolgenden  avv  r«  iu  Korre- 
lation setzen.  Aach  im  Vordersatz  steht  nie  ein  tc  bei 
dem  einfachen  et,  sonderu  immer  nur  nach  dem  verbundenen 
el'  -7  6^,  so  da88  ey  geratener  ist  da.«  n  zu  ntq  zu  ziehen 
und  nicht  als  satzverkniipfende  Konjunktion,  sondern  als 
bekräftigende  I*artikel  zu  fassen.  Ueberdies  steht  im  ersten 
Beiäpiel,  ebenso  wie  in  ^  'ifil .  t«  zunücbst  bei  ydq  und 
braucht  nach  der  im  vorigen  Parngraph  gegebenen  Dar- 
legung nicht  von  demselben  losgerissen  zu  werden. 

Ausserdem  babeu  wir  noch  mehrere  Konditionaltiätze. 
in  denen  eiu  einfaches  re  ntebt,  eiu  f*  re  in  der  ÄpodosiA 
oder   ein   u   niq  t«   in   der  Protasis,   aber  in  diesen  wird 


I 
I 


1 1  Violletcht  ul  auob  M  302  ff.  (t  n%Q  ydp  ;'  tvgna*  .  .  oi^ 
^«  r'  aTttipitti^  ftiftoyf  statt  j'K't»  /\  yä^  9'  lu  wlipHbon.  Zorn  Ver- 
gleich 1iiet«n  «ich  ftuucrdem  noch  die  Konditionaljiätx«  mit  rs  .  .  .  ifr. 
nlmlieh  J  2111  (Jlf  2A!t,  II  263,  vgl    ^  l:t7.  r  14.1) 

SO  wie  eio  Nacfasati  mit  »'M'i  tt  nach  oiafaehtm)  ti'  iri»  hi  ^  570. 


».  CAnif;  Der  örf»rm«'A  der  ffrifchifchett  Partihil  TE.  A'l 

richtiger  wie  wir  oben  8.  40  darlegten,  ts  in  bestärkender 
BedeatoDg  xa  der  vorau^ehenden  Konjunktioii  r;  und  7t£(f 
gOEOgen. 

re  im  Nacfasalz: 

»^  216  ff. 
^^  ^iv  a(ptaittg6v  y£j  &ea,  fanOi;  Etgvaaaai^at 

0^  xe  iteoig  ifitneiy^t^jai,  ftala  r'  exXvov  avtov. 

Zur  leiciiteren  Erklärung  des  rc  im  letzten  Vers  schei- 
nen nach  den  Schohen  schon  im  AltHrtuni  einige  Gramma- 
tiker anf  den  Einfall  geraten  zu  sein,  den  letzten  Vers  mit 
den  beiden  Tora ii<igeh enden  zn  verbinden.  Das  war  jedenfalls 
Terkefart;  der  letzte  Vera  enthält  eine  Sentenz  fiir  eich, 
ani)  doH  t£j  wenn  en  die  Bedenhing  einer  Konjunktion  bat, 
Jittit  zur  Verbindung  de&  Nachsatzes  mit  dem  Vordersatz, 
isdmi  es  die  völlige  GleiclisMIung  der  beiden  nebeueiuander 
gestellten  Sätze  atisdrflckt :  'es  gehorcht  einer  dtMi  liüttern, 
ilin  erhören  sie  gewisR*.  Doch  verdient  es  immerhin  Be- 
aebtang,  dass  r«  nach  ftaXa,  ah«o  einem  hervorhebenden 
Adrerbinm  steht  und  demnach  sich  dem  bestärkenden  le 
ucb  1^  und  n£ß  zur  Seit«  stellen  lösst. 

A  52(»  S. 
»Äp  fidt  )^ä^y  (Q^fiOVf  0&*  Voraoav  vßxie^  Xmtot, 
afd^ag  t*  aanai^ovrai:  h  dQ^uHr^ai  (fov^aiv^ 
ififitii^^v  f*  a^'  tuitia  ifikov  i''  ovufti^rev  Viui^v. 

0  395  ff.  (vgl.  V.  198) 
oct-ro^  inü  dij  reixo*;  (yteaaifAivoig  iroi^asv 
T^biag,  a-ioQ  Javautv  yhtzo  pifa-^^  t€  fpöiiüg  je, 
^ctt^iri'  i*  oq'  trteitu  xa<  ut  ntuli^yi-to  fti^fHu. 

A  404  f. 
ai'räf  ts%tx  %(xxa  ;4t](a  xai/  %ai  anXayfya  ndcwfxo^ 
tuotvXXüv  i*  äffa  taVxi  xai  a^tf    ü,itXoiaty  inet^y. 


I 

I 


48         SiUung  ärr  pbüos.-jiliitt^.  Hasse  vow  7,  Fthrunr  lü/V). 

An  allen  drei  ätellen  hat  die  ÄnDahmc,  dass  mit  r'  oga 
der  Nachsatz  eingeleitet  werde  y  am  nieisteu  Wabrscbein- 
licbkeit  für  sieb,  wiewob]  sich  auch  die  Krklüriiug,  dass 
das  V£  mit  dem  nachfolgende»  xa/  korre«poudierc ,  nicht 
anbedingt  abweisen  läsat.  Ich  spreche  mich  aber  oanient-fl 
lieh  deshalb  mehr  für  die  erste  Änuabme  aas,  weil  auch  i 
xai  in  gauz  ähnlicher  Stellung  sich  gebraucht  findet, 
wie  in 

riftog  d'  tj^tytveia  tftxvi^  ^SodäxtvXog  *HtJ^St 

K€tt  tot*  ^tneit^  avayono  /iciä  ar^aic/r  ci'ptV 3^;jo(üi>'  {j4  477  f.) 

ferner  in  .^  494,  ©  69,  /  475,  A'  209,  /?  108,  y  131 
ö  2ö(i.  415,  422.  4G1.  Denn  an  allen  diesen  Stellen  gehöi 
nicht  xa£  zu  tont  im  Sinne  von  'auch  dauu\  sondern  xuni 
ganzen  Sats  im  Sinne  *zur  selben  Zeit,  wo  jenes  gegcbah, 
trat  auch  dirses  ein*,  weshalb  dasselbe  auch  in  gleicher 
Stelinng  ohne  nachfolgendes  rote  gebraucht  werden  konnte 
in  A  110 

ira$  ei  f*iv  x'  aaivf.ag  etitfg  voatov  tc  fiidtjat, 

Ich  fasse  xum  Scliluss  die  bespnicheneu  FäUe  znsam- 
nien,  indem  ich  zugleich  verwandte  Erscheinungen  zur  Aiif- 
hellang  der  Sache  heranziehe. 

Rs   hal>en    die    Griechen    in    der    älteren  Zeit,    nh  «ick 
die  hypotaktische    Saizordnuug   erst    autt  der  paraLakti8cheu| 
zu  entwickeln  begann ,  zur  Verbindung  des  Nacbsatses  mi< 
dem  Vordersatz  drei  Partikeln  angewandt: 

1)  Du  sm  tätf  scheint  eme  Lieblingnpartikel  de«  Verfuwn  de 
Telemachie  gewoeeii  zQ  .win,  wie  *irt  tt  dei  Vvrfaueri  des  Hyrnnu  aa 
Aphrodite. 

2)  Vergleiche  auch    E  622;   nucli  nuch   in  iler  Prosa  IcDQpft  io 
der  1>exeichDet«n  Weis^  ein  xoi'  tl(>n  NaclinuU  tui   den  Vordsreats  an  in, 
dem  ort  cittcrUia  Bciapie)  dct  Tbucyd.  III  94,  '-ii  aJf  iff  linitr  amtok^ 


«.  i^triät:  Der  Gtbratteh  der  tfriechittehen  ParUkei  TE.         49 

di  oder  ctvzaQ,    wenn    der  ganze  Satz  oder  ein  ein- 
seines  Wort  im  G^ensaiz  stund,  wie 

tl  6i  %t  fi^  dwwair^  iytu  dt  xer  oxVoi;  tXujfAat  {yi  324) 

da,   wenn  der  Nachsatz  einen  nach  dem  Zosammen- 
haug  ZQ  erwartenden  Foriscbriti  der  Handlang  ent- 
hielti  wie 
rov  if  tug  oxrv  fvot^ae  Kotav  a^tätUero^  viog 

of^aX^Qvg  htaXvti'e  naotyvtlroio  nEOcnog  {^i  248  ff.) 
it  üder    r.ai,    wenn   die   beiden  Sätze  gleichgestellt 
werden  sollten,  wie 
og  X«  ^$01^  ifHfiEii>Tjtai,  ftaXa  x'  txXvov  avrov  {A  218). 

Kfl  w»r  aber  jener  altertOm liebe  Gcbraach  einer  ver- 
bi&denden  Partikel  im  Niwhsatz  »chon  zn  Homers  Zeit  im 
ErlSicben :  nur  war  der  Absterbeprozess  nicht  ein  gleich 
n*eher  bei  jeder  der  drei  Arten  von  Verbindung.  Noch 
tn  bünfigsten  Hndet  sich  bei  Homer  ein  ^a  im  Nachsatz; 
dM  6i  anoduttxov  begegnet  zwar  «chon  seltener,  hat  sich 
daAr  aber  länger  \>'\n  iu  die  Pro^ia  dea  Xenophon')  hinein 
alttltAD;  das  ta  war  schon  zu  üomera  Zeiten  ganz  im 
Absterben  and  findet  nicb  nur  noch  an  einigen  wenigen 
SteDen,  und  du  nicht  allein,  sondern  in  Verbindung  mit 
«MT anderen  Partikel  i'  af^Uy  ul/A  rc,  vielleicht  auch  juäXa 
M,  rj  c«. 

Ob   xicb   aber   bei    Homer  auch  noch  ßerte  der  korre- 

^tii-Mi    Vorbindnng  de«  Vorder-  und  Nnchsatzea  mittels  des 

u-yy^-WK-n    t«  ,  .  .  i«    finden,    ja    ob    eine  Holche   überhaupt 

"Ttiivi-   LT^t.iüden  hat,  steht  nicht  ganz  sieber.     Die  2  Bei- 

Ton   KorrelutivHÜtzen  sind  binfallig,  die  Beispiele  von 

'     nalt»5tz<'n    lassen    eine   auJertf,    freilich  nicht  völlig 

•     KrkliiruDg    zn.     Jedenfallü    werden    wir    zugehen 


I)  9irbe  Kätmer.  AufUhrl.  Gramm.  2.  A.  |  £88. 


Silznuff  der  philng.-jihilfil.  Clawe  vom  7.  Fetfruar  1830. 

müssen .  dass  Homer  ein  korrelativee  t«  .  .  .  t«  im  Vorder- 
0D(1  Nucbsato  nar  dnnn  noch  za  gebrsnchen  sieb  erlaubte, 
weuu  dtiäscjbe  sich  hu  eine  andere  Partikel  anlehnen  konnte, 
ftUo  insbesoudfre  in  Sätzen  mit  ii  juq  %b  .  .  .oiUa  ze. 

Zum  Schlnss  mache  ich  noch  darauf  anhnerksam,  dass 
es  Ha--»  ältere  Kpo8,  die  IHas,  ist,  welche  uns  die  Beispiele 
fiir  jenen  bereits  zn  Homers  Zeiten  im  Absterben  begriffenen 
Sprachgebrancb  bietet  Von  Wichtij^keit  für  die  sogenannte 
Homerische  Frage  ist  dabei  der  Umstand,  daM  die  von 
Köcbly  aus  den  alten  Iliasliedern  ausj^eftchlossene  Johavua 
noch  mehrere  Fälle  jenes  altertümlichen  Gebrauchs  der^ 
Partikel  rc  aufweist. 


Das  T€  hinter  dem  Rclativnm. 
10.  Die  Relativsätae  nehmen  eine  MitteUtellnng  zwisch' 
parataktischera  und  hypotaktischem  Satzgefüge  ein.  Im 
Griechischen  und  speziell  in  der  Sprache  iler  älteren  epischen 
Poesie  und  de«  joni-fchen  Dialektes  ist  jene  Mittelstellung 
schon  äa^erlich  dadnrch  ausgedruckt,  dass  auch  KomMm 
des  schwachen  deiktischpn  Pronomens  »'*  toi  lai  ro  rä  im 
Sinne  von  Relativen  verwendet  werden,  und  dass  in  Folge 
des  gleich  massigen  Debergangs  der  schwachen  Sibilans  and 
des  Halbvokals  y  iu  einen  Spiritus  asper  mehrere  Formen 
den  Helativuois  und  des  Artikels  oder  schwachen  Demon* 
strativums  zusammengefallen  sind,  wie  i)  =  s:i  nnd  ij  :=  tä, 
Ol  =:  Boi  und  oV  =  yoi,  oi  =  sai  und  at  =  yai,  (tfg  =  sos 
nnd  €(/<;  :=  yos, ')  Man  könnte  .«ogar  noch  weiter  gehen 
und  sämrotliche  Formen  des  griech.  Pron.  reh  auf  ursprüng- 
liche Demonstrativa  mit  luitauteudem  s  odrr  sy  Kuruckfuhreo, 


1)  Ple  evtocbieilen  tleinoDittrative  Forn  der  Vergleicbangspsrtik«! 
twf   wnr  schon  tu  Homem  Zeiten  im  Annterben.    Sie  steht  noch  in 

uyicttf  [B  373   ^  5  4S  =  o  271)  und  rm^  fi'^  ^n-  /'«l««««.  i^fimfar 


«,  ChrUt:  Der  Grhraveft  der  ffrirchiAchtH  Partikel  TE.         51 


da  anUniendes  b  gauz  gewöhnlich  auf  griechischem  Boden  in 
cuam  Spir.  asp.  nber^eht,  der  gleiche  Uebergang  des  y 
■kwr  nnr  durcli  wenige  Wörter,  wie  i)naQ.  ayioi; ,  tfielgj 
teftivT^j  heilbar  ist.  Doch  halte  ich  an  der  auch  von 
Windidcli  in  seber  berühmten  Abhandlung  vom  Ursprung 
des  R«lativprouoraeu8  (in  Curtius  Stud.  Bd.  II)  vertretenen 
Ül«ieh«t«lluug  de<!  griechischen  und  indischeu  Itelatirprono- 
nwas  nm  w  mehr  fe>it^  als  die  CebercinRiinimnng  der  griecb. 
und  ind.  Correlativa  {tf^og  lyog  =  tivat  yavat,  TijXixog 
^xog  =.  tädr^-as  yidri/a«}  aus  bestimmt  zeigen,  dass 
die  Ausbildung  des  ItekitivpronoDiens  schon  der  Trennung 
Am  AriMcbcu  und  Griechischen  voranging.  Indes  wird 
doch  der  Umstiuul,  doss  im  Griechischen  die  Formen  des 
%lten  RelativumN  mit  uolautcndem  y  und  des  alten  Dcmon- 
fkrativumM  mit  aiilauiendem  s  in  einer  Form  zusammenfielen, 
ihnu  beigetragen  haben,  den  ohnehin  noch  nicht  recht 
kdeK^gtca  l'nterifchied  /.wischen  Relativnm  und  schwachem 
OcuoiwtTvtivtuu  von  iietifm  zu  verwischen  imd  eine  älinliche 
Zwitt(T«t4*llung  des  Pronomens  hcrbeizuftihren,  wie  sie  ans  im 
|^i«eh«n  «a-h  vorliegt,  das  ^eugleicb  'welcher'  und  Mieser' 
tMdeutet 

In  Bexug  auf  die  Formen  des  Relativpronomens  und 
die  demselben  an^efaüugteu  Partikeln  ist  es  von  entscheiden- 
dfT  BtdentUDg  die  verschiedenea  Arten  der  Relativsätze  zu 
ODtffnelwklen.  1'^  unterscheiden  sich  aber  die  Uelativsiitze 
tanäcluit  durch  ihi*e  Stellung  im  Satze,  indem  sie  entweder 
die  Tai^  f>dor  die  aweite  Stelle  einnehmen  können.  Sätze, 
■'-  ''•*D«it  der  Relativsatz  vorangeht,  gehören  der  reinen 
Luxis  au,  diejeaigen  hingegen^  in  denen  der  Rclativ- 
«ti<l«m  Turaiisgehenden  Satzglied  angenigt  ist,  schwanken 
SvWinüt  der  Geltung  von  hypotaktischen  and  parataktischen 
tfttatCD.  Auch  i^t  die  Stellung  des  Uelativsatzes  von  tCin- 
auf  die  Form  dejt  relativeu  Verbiudungsworlcs ;  denn 
luiDunra  Kwar  die  meisten  Relativa  in  gleicher  Weise  im 


52        Siteung  der  fiAiVo.».-^j7o/.  ClttMe  rom  7.  Ffbruar  1880. 

Vorder-  wie  im  Nachsatz  vor ,  aber  einige ,  wie  toi  tat  to 
ta  %yat  haben  ihre  Stellung  nor  im  zweiten  Glied,  während 
andere  wie  orcrrij  aaaa  hünfiger  im  Vorderglied  vorkommen. 

Ein  zweiter  Unterschied  der  Kelativsätze.  der  sich  viel- 
fach mit  dem  ersten  deckt,  besteht  darin,  daes  die  einen 
allgemeiner  Natur  sind,  die  andern  sich  auf  einen  speziellen 
einzelnen  Fall  beziehen.  Die  ersteren  bilden  meistens  du 
Vorderglied  der  Periode,  die  letzteren  können,  da  sie  sich 
auf  ein  bestimmtes  Wort  znrGckbeziehen ,  nur  die  zweite 
Stelle  im  Satzgefüge  einnehmen.  Auch  dieser  Untersehied 
hat  Einfluss  ani  die  Wahl  der  Relativa  und  der  denselben 
angefügten  Partikeln  ;  denn  z.  B.  nur  in  ciuem  allgemeinen 
Relativsatz  kann  im  Lat.  quicunqne,  im  Griecb.  oartg  stehen. 

Von  minder  grosser  Be<teutung  sind  sonstige  Unter- 
schiede der  Relativsätze  Es  kann  aber  mit  dem  Relativ-^ 
üatz  teils  eine  beiläufige  Beschreibung  gegeben ,  teils  ii^| 
Verlauf  der  Handlung  fortgefahren  werden  ;  es  kann  in  dem- 
selben einfach  eine  Eigenschaft  angegeben,  es  kann  in  dem- 
selben aber  zugleich  auch  teils  ein  Grund,  teils  eine  Ab- 
sicht, teils  eine  Concesäion  enthalten  sein ;  es  kann  endhcfa 
die  Aussage  entweder  schlechthin  auf  das  Subjekt  bezogen, 
oder  ausdrücklich  anf  das  im  Relativum  enthaltene  Sui 
beschränkt  werden. 

Da  auf  solche  Weise  der  Relati^^satz  eine  so  mannig- 
fache Stellung  und  Geltung  haben  konnte,  so  liarf  es  niis 
nicht  wimdern,  wenn  nun  auch  die  Sprache  die  Verschieden- 
heit des  Sinnes  durch  verschiedene  sprachliche  Mittel  ans- 
ein an  der  hielt.  Eine  besondere  Outerscbeidungskraft  bekun- 
debeu  aber  in  dieser  Beziehung  die  Griechen,  und  anter 
ihnen  zumeist  Homer,  was  o&eubar  damit  /nsammen hängt, 
dass  in  jener  Zeit  die  Relativsätze  noch  halbwegs  imratalcH 
tischer  Natur  waren ,  so  dass  neben  dem  anaphurischel^^ 
Prouomeu  noch  passend  andere  das  äatzrerhältnia  genauer 
bezeichnende   Partikeln    Platz   haben    kouutvn.     Die  Miii 


9,  QWmC.*  Der  Crrbrawk  dfr  griechischen  Partikel  JE.         53 

n&mlicb,  deren  sich  die  Sprache  zur  Unterscheidung  jeuer 
H&Ue  bediente,  betiiaoden  teils  in  den  verschiedenen  Formen 
>^1iitiv■p^onomeus  fo's  o<ntc;  oloq  ooog,  oth-o;).,  teils  in 
FWahl  der  Mofli  nnd  Tempora  (Indikativ  nnd  Kon- 
JttnktiT»  Imperfekt  and  Aorist),  teils  eudlich  in  dem  Znsatz 
baaondfrer  Partikeln  wie  da  rreQ  x£  ye  Ötj  re.  Damit  ist^ 
UM  der  Weg  vorgczeicbnet ,  auf  dem  wir  zur  KesIMellnng 
dM  0«t>raachs  von  re  hinter  dem  Relatirnm  gelungen  können. 
Ehe  wir  aber  zur  LSsnng  dieses  Teiles  unserer  Aufgabe 
schreiten .  wollen  wir  zuerst  eiu  Verzeichnis  jener  Uelativa 
gaben,  denen  sich  ein  re  angehängt  findet. 

Es  steht  aber  bei  Homer  nnd  den  Epikern  ein  t£  hinter 

1)  dem  relativen  Pronomen  og  jj  o  und  o  tj  t(S, 

2)  den  relativen  Konjunktionen  oi^er  8^4  ove  tva  k'v9a 

3)  den  Korrelativis  oTo^  oaog. 

Kein  ««  findet  sich  hinter  tj//«;  ^vir-a  Tw^  twnj  orrw^, 
veMotlicb  wohl  deshalb,  weil  diese  Konjuuktionen  fast  nur 
in  Vordersätzen  vorkommen.  Am  häuflgsteu  steht  re  hinter 
den  Korrelativf»n ,  namentlich  hinter  dem  adverbipUen  w? 
mtt  ooo*.  Hint(?r  A-iti,  da-i  aus  der  Reihe  der  eigentlichen 
Relativen  heraustritt,  sollte  man  weniger  ein  fs  erwarten; 
tBcb  kommt  in  den  meisten  Gesäugen  i.ul  nur  mit  ^  ver- 
faoodoi  vor,  doch  ist  f.TEt  zb  au  3  Stellen  gesichert,  ^  87. 
S6^.  11  303  *)  aud  findet  sich  uuRKerdem  öRer  bei  Hcrodot, 
I  42.  VI,  43.  91.  102,  VlI  56.  59.  Gar  nie  ist  das  finale 
&a  otler  eine  andere  Kinalpartikel  mit  te  verbunden 
vordcD.  *) 

Ist  G  last*  D ,  Beobacht.  %.  Boid  ,  Spraehgebr.  8.  31  inf4  k  ku  Icsea  vor- 
IMttMiif«*,  ni<^t  ohnf>  Wabr)«clifiinli<-)ikeit. 

3>  Du  t»  bioU^r  iri>iV  In  Tbco^ut«  281,  1015.  »77,  1128,  1146 
Hai  itet  ante«  Kikürung  so. 


i^d^ 


54       SUsung  rfer  phüos.-phUoi.  Cttute  mm  7.  Februar  I8d0. 

11.    Geheu   wir   nun   auf  den  Gebraach   des  te  binier      « 
dem  Uelativam  näher  ein,  so  mnss  vor  allem  die  Annahme,  ^M 
als  ob  das  re  erat  das  vomu^ebendf!  Pronomen  zum  Rela-  ^ 
timm  erbebe ,  abgelehnt  werden.     Denn   aucb    die   doppel- 
deutigen Formen  toi  tat  to  to   werden  im  relativen  8iune 
eben  so  gut  ohne  nachfolgendes  te  wie  mit  nachfolgendem 
se  gebrancht,   und  vollende  die  eigentlichen  Relativa  ög  ov 
etc.  bedürfen  zur  AasfiUlting  ihrer  relativen  Funktion  Iceines 
weiteren  Zusätze».   Trotz  einiger  Äehnliohkeit  ist  daher  daa 
griechiBche  le  nicht  dem  gotischen  ei  uud  h  oder  dem  alt- 
bnlgarischeu  ie  ')  gleichzustellen,  welche  zum  demonstrativen 
Pronomen    gesetzt   der    verbundenen    Konionktion    relative 
Bedeutung  geben. 

Noch  weniger  genügt  es,  wenn  einer,  wie  das  Ameis 
zu  thiin  liebt,  den  Sinn  des  i«  beim  Uelativum  durch  die 
Uebersetzung  *da'  bezeichnen  zu  können  glaubt.  Denn  nnser 
'der  da*  hat  zwar  eine  grosse  Aehulichkeit  mit  dem  griech. 
og  Te'),  aber  nicht  bloss  ist  der  etymologische  Ursprung 
der  deutschen  und  griechischeu  Partikel  verschieden,  souderu 
weichen  anch  im  Gebrauch  derselben  die  beiden  Sprachen 
erheblich  von  einander  ab.  Wenn  wir  z.  B.  «agen  Mie  da 
glauben*   so  legen   wir  dem  Relutivum  eine  gi^m^ralisierende 


I 


1)  Im  Uebriften  hat  das  attbalt'&riiiche  i«  nach  iura  AehoUcb* 
keit  mit  dem  ^cch.  r;,  d&ss  es  wrio  das  griccb.  de  rc  anch  nr  SAtirer- 
biclung  ^ebrauclit  wird.  S.  Scfalciclicr  im  Glossar  if^r  Indogcniuzri' 
sehen  Chrestomathie  und  Mililoaich,  Veryl.  Gramm,  der  slav. 
Sprach.  IV.  117. 

2)  Auch  das  AngeUächsisehe  kennt,  wia  mich  Dr  Branner 
belehrt,  eint*  Partikel  the,  welclio  dem  Torausgcbeuden  Demonstratiram 
relative  licdeutung  verleiht,  wie  ac-the  =  qni,  thanc-thi-  ::=  gBaD^o. 
£bcttBti  gebrancht  das  Altsichsiicho  die  angchüigtc  pArtLIt«!  thlr.  wel 
eher  im  Uoclitleatseht^n  dar  eiitapricht,  zur  Vor?tiirkaii>;  den  Pran.  relal. 
Yer^'l.  Tüblcr  in  üennaa.  18,  'J44  und  in  PnuMtraaoc  beitr 
V,  376. 


■!■ 


t 


r.  Chrigt:  Der  GArauch  d«r  ffritt^iiach^n  Pariikd  TE.        55 

Bedfainug   bei,   aber  gerade   diese  ist  dem  griechittuben  (ig 
t<  fut  ganz  fremd. 

Verlassen  wir  also  den  trügerischen  Weg  der  Analogie 
fremder  Sprnchen  und  haUen  wir  uns  an  die  zuvor  crortertt'u 
Uol«r*phiede  der  Helativsütxe ,  so  lassen  sich  folgende  Be- 
stimmungen über  den  tiebrauob  des  T€  nach  dem  llelaiivmu 
aafaUll^n : 

1)  og  ra  bat  wine  Stellung  in  postoriorischeu  Ke1ativ«ätzeu, 

2)  denutelben  geht  in  der  Kegel  ein  Nomen  voraus,  auf 
d*s  es  sieb  zurückhezieht, 

3)  die  Sätze,  in  denen  es  steht,  bezeichnen  keinen  Kort- 
acbritt  in  der  Uaudluug,  sondern  enthalten  einen 
benchreibenden  oder  begründenden  Znsatz, 

4)  iu  Kelativsätzen  dieser  Art  steht  das  Verbnm  regel- 
nii8sig  im  Indikativ,  meiRteus  den  Präsenn  oder 
Imperfekts. 

Von  dem  ersten  Salz  gibt  es  bei  dem  eigentlichen  Pron. 
rd.  and  den  damit  /usnmnienlmngenden  Konjunktionen  gar 
hm*  Ämmahmen ,  nur  einige  wenige  bei  dem  verallge- 
Bcisrnrndeu  oaaoy,  nämlioli  ^  124.  S  14M  (Bekker  schreibt 
fiwor  6i)  He»,  opp.  679  M.  und  bei  der  fast  zu  einem  Wort 
(ffwurdenen  Vergleicbxparlikel  ^  Tfi,  wie  B  474,  ^  67, 
Jl  27B  n.  a. 

B«i1tg1ich  Nr.  ä  füge  ich  erläuternd  hinzu,  dam  nicht 
uuT  d<tm  Pron.  rel.  in  der  Hegel  ein  Nomen  vorausgeht, 
■of  welch«  w  sich  zurOckbezieht  ,  Amdern  auch  den  rela- 
lircn  Konjunktionen  or«  u!^a'  Öi^i  Hva  i'ri^a,  wieivohl  die- 
■tU>eo  an  und  für  sich  mehr  allgemeiner  Nutur  sind,  z.  H. 

nx$a  di'  d^^a/av,  hte  tP'  eVdoiatv  fi^oioi  ä^i  {K  83) 


It  Klrht  sunt  Um^ii  »ich  ht<>herRtelJcn  '  ■i'ii)',  wo  da»  ki^rrelntire 
rMwar  «n4  nftrlifolffl,  abvr  ein  einleitender  SaIe  vaniu^vbt .  und 
9  Mtf.  f  940,  wo  Ti  n  Tie  beiogon  werden  kann. 


56         Sitzung  der  j)liitog.'pMi*l.  Clamt  tom  7.  Februar  1880. 

«r  TcoTafui*,  o9t  r'  dQÖfiog  iev  näyttaat  ßQmotat  {S  521) 
Xevxvtvirp',  %va  tg  i/nof^g  tamtatog  *6leOgog  {X  325) 

In    eine   verschiedene   Kategorie    von    Sätzen    gehören  1 
diejenigen ,    in    denen    »tatt    eines  Nomen    ein    Pron.    dem. 
Torausgeht ,   ein   toi   vor  oV   it ,    ein   vocooy  oder  toiov  vor 
Öcaos  oder  olog,  wie  in 

^Viö  di^vea  folde'  ra  yap  if^ovietg  S  t^  iyia  ns^  {^  361) 
oAil'  cne  Toaaoy  a/r^i',  offdo»'  re  yiyutve  (ioilaag  {i  473) 
TO(OT  ai/i^\  ord»'  re  /roivxeiVoe  l^ffQodinjg  (Hes.  scnt.  8) 

femer  /  380,  T  105,  ß  758,  t;  311 ,  ^  161 ,  i/  333,  Heß.! 
theog.  395,  oder  in  denen  sich  dae  Relativnm  auf  ein  in-| 
defiuites  avi^g  bezieht,  wie  in 

ü«;  o    Ol    ar  avo^    ati/  nvY.ivi]  Aapfj^   og  t:    tvt  nor^ 
qivtTa  /.caauLtiivag  aVuov  l^i/.eto  dtjfiov  (ß  480) 

vgl.  /  117.  521.  ©  391,  f  79.  160,  hymn.  III  44,  IV  190. 
Noch    weiter    ab    liegen    die    wenigen    Relativsätze   mit  iigJ 
le'),    vor   denen   das   Dcmonstrativnm   bloss  im  Geiste  zn 
ergänzen  ist,  wie 

ia&iB  vvVf  tu  ^eive,  ta  tc  d^taeaat  naQsattv  (f  80) 

ähnlich  0  130.  hymn.  V  218,  He«,  opp.  347,  Aeßchylas" 
Prom.   1070,  Theokrit  XXII,  54  % 

Wafi  endlich  deu  dn'tten  uod  vierten  Punkt  anbelangt 
80  ist  von  Interesse  der  Vers  Q  154 
TOiüv  yoQ  tot  frofAJfOp  onaouoftev  df}yaq>6vrt^r, 
otf  aiet  1J05  x€*  ixyiov  l4xtXi(i  itüAoa^}. 


\)  Hfiiifig«r  wird   so  gebraucht  [w9a  tt,  ör«  r*,   olor  " 
11  4ai,  0  .VW,  K  2Se,  (I  it«5,  H  *2«8,  .u  22. 

2)  Unter  solclieo  UnistäDdeii  missbillige  ich  Bekkers  Vorgang  u 
Stellan  wie  j^uiofifyos  ö't'  Sptaroy  'Aj^avZv  öv^tv  iiuiuf  [A  'J44)j  foiTMC 
>  32,  E  »31,  0  251,  w«  543,  ff  50t).  **  Ü23,  ^  90.  ;W6.  u  «SS  o  r' 
St*  zn  Bchreiben.  Der  Gpbnach  too  rc  an  jenen  Stelkn  ist  mind«^ 
ebenm  bnlenklich  wi«  die  Elision  den  ScblnraTokiOi  vun  «•>« ,  mior 
Annahme  eines  atreitaa  ote  mit  der  Bedeotoog  'diu»'. 


«.  Christ;  Der  Qebntitch  dtr  fffiechist^un  Partikel  TE.         57 

Dtenn  da  hier  das  Metrum  eine  lange  Silbe  im  Ventanfang 
rerlangt ,  so  sollt«  man  erwarten ,  der  Dichter  habe  og  t* 
o§a  rtjitt  og  a^ei  geschrieben.  I^as  überlieferte  og  a^si  oder 
da«  von  Natick  vermatet'e  og  f  a^it  iat  aber  aliein  richtig, 
da  (c  in  keinem  Absichtssatz  und  nicht  bei  nachfolgendem 
Futurum  steht.  Auch  ein  Konjunktiv  wird,  von  den  Ver- 
glficbesützen  abgesehen ,  auf  deren  SoudersteUnng  ich  im 
fiitgeoden  Kapitel  zurückkommen  werde ,  nie  nach  dem  er- 
läoterude»  ös  xe  gefunden.     In    T  265 

}iaaQ  didovaty  fi  vi  atp'  oXittjrat  Sfioaaas 

und  ohwnso  in  pt  10,  7i  22^,  y  I8ö,  ;f  415,  0  68  bernbt 
der  Koujunktir  auf  La-Kocbe'n  falscher  Lenung;  ßekker 
oad  Nauck  schreiben  richtig  im  engeren  Anschluss  an  die 
htndficfarifttiche  Ueberlielernng  o  Jt<i  a<p^  dliti^tai.^)  Die 
Sitze  aber,  in  denen  oe  re  mit  dem  Konjunktiv  wirklich 
vorkommt,  wie  /  117   nnd  |  85 

aytt  rv  froXXtijv 
hoMv  ioiiv  txv/jQ,  ov  TB  Zei's*  xi^gi  tfuXtjtyij. 
luxi  ftijf  dia/io-^'e^  xal  civcQCtot,  oV  r*  hei  yaiijg 
^Hütghi^  ßwciv  xai  Oift  Zevg  h^tSa  dt^j 

•owie  S  52'i,  E  747,  6  391,  it  546  gehören  in  eine  andere 
KksK  von  Relativsätzen,  auf  die  ich  im  nächsten  Abschnitt 
(liehe  S,  H4)  zu  sprechen  kommen  werde;  die  Bedentong 
da  Konjunktiv»  in  ihnen  ist  richtig  gedeutet  von  D  e  1  - 
h  r  n  c  k  Fontth.  I  45. 

Die  den  mit  fs  eingeleiteten  Relativgätaen  zukommende 
Bedeutung  eint^^  begrOndendeu  Kigenüchaftasatsee  findet  .sich 
beMraders  in  den  Vergleichen  und  nach  einem  Vokativ,  wie  in 
tji-fe  fsvtaiifv  oStvatov  fixh'sa  rioAJUr, 
e£  1«  Jtovcf  otai^ftov  noiftv^tov  i]Kaoxovatv 

I)  Aach  io  A  2M 

««U'  at'n;  (Tixif  iaii  flfingäf,  «ri  »ff  r«  ^fmaw 
di«  Tuütit«  orj  tit  xi  Särijatv  den  eDtachiecleMO  Tonog^. 


rilAA«! 


58        Sittung  der  phHoM.-philol.  Ciaaat  vom  7.  Fthrunr     18S0. 

öigff  *V  eUtfiiy^,  ote  re  ylayos  ixyym  Seiet  {B  469  ff.) 

SSev  jTftT«^,  0$  T£  iteolat  xat  avdQMrtotat  famaaetg, 

ij  fieyala  ßf^üvtifia^  a;i'  ot^vol  äateeoertog  iv  112  f.)*) 

Ganz  besonders  huufif^  steht  das  re  in  den  advfT- 
verbielleu  Ausdrucken  iSg  te,  («(,•  &re  tc,  wy  ^  ^«.  ota  i« 
und  offov  re,  doch  ist  hier  das  re  wahrscheinlich  indetioiter 
Natur  nnd  steht  anf  einer  Stufe  mit  dem  r/  von  crre. 
Aus  der  Sprache  der  Prosa  ist  das  le  hinter  dem  Relativum 
80  gut  wie  ganz  geschwunden,  so  dass  sich  selbst  bei  Ue- 
rodot  uur  ein  sicheres  Beispiel  für  das  adverbielle  'öaop  re 
(VII,  100)  findet.  ») 

Da  auf  solche  Weise  re  uur  in  einer  bestimmteu  Klass« 
T0T1  Sätzen  dem  Kelativnm  '/ugefUgt  zu  werden  pflegt,  so  tritt 
es  ia  Gegensatz  zu  andiru  Partikeln,  die  in  anderen  Arten 
von  Relativsätzen  ihre  Stellung  haben.  Den  stärksten  Gegen- 
satz bildet  xei'.  das  dem  Relativsatz  eine  verallgemeinernde 
Färbung  gibt.  Auch  ^,  das  die  Erzahlang  fortführt  und 
besonders  gern  mit  dem  Indikativ  des  Aorii^tes  verbunden 
vorkommt,  sowie  fie^ ,  das  die  Gültigkeit  der  Auslage  aal 
das  durch  das  Relativnui  vertretene  Nomen  beschraukt  und 
daher  leicht  den  Satz  in  ein  concessivee  Verhältuis  bringt» 
bilden  in  gewissem  Sinne  Gegensätze  zu  ire,  doch  ist  der 
Gegensatz  kein  so  au-sgeprägter,  dass  uicht  Homer  und  die 
Epiker  ^  und  re,  sowie  tieg  und  re  verbunden  dem  Bela* 
ti\'um  Hngefrigt  hätten.  Namentlich  kommt  oy  ^a  ic  »ebr 
häufig  in  Vergleichsätzen  vor,   so    dass  re   de»  HcUtivsat» 


1)  Nocli  b«i  Püidar  ileht  oacb  «inetn  Vokktiv  biufi^  Ö;  rr, 
OL  in  2,  XIV  1.  Nem.  VIII  3,  XI  1.  tt.  S7  u.  113. 

i)  Siehe  darQbcr  Uiecklier  iu  »eioor  kcnntnisreichou  Itecenatott 
des  B&amleinischeu  buches  in  Jahrb.  f.  Pfail.  Bd.  $5  (a.  1863)  S.  *S\. 
Indes  flmlHt  sicli  oi  rt  imQuyfvöfAtvo*  rrcMijffwwo  noch  in  einer  Tor 
Eeoaer  8tzb.  d.  Wien.  Ak.  Bd.  71  S.  3^5  ff.  hecatugeg«ben«i  äuUicbcii 
loBCbrifl  atu  dem  3.  Jabrb.  v  Chr. 


r,  Chri^:  Ihr  Oebraueh  der  tfriecitischen  Partikel  TB. 


59 


mit  dem  aDgofangeDPn  Vergleich ssHtv.  verbindet,  ^a  di<}  Fort- 
ßlimng  des  VergleißheÄ  aasdrückt,  wie  iu  P  674  ff. 

Korrw  nairaivutVt  (3^  r'  at^og^  uv  ^  ti  qaotv 

oii'rtttof  iiqxtüiUti   virotgui-ioir  :r€t€>^toiv, 

ur  II  xof   viffuit'  f6v(a  .'lodag  TOjftj;  ot'z  tXai^t  nttft^ 

icatfit  xai  xi  ^tv  uma  lafio)v  ^^e/^Uro  ih'nov. 

Vgl  ^  -WiS,  £  137.  /  504,  N  63,  796,  0  411.  631,  //  481. 
5yo,  P  134.  549,  :?  319,  0  283.  494,  X  27,  d  3til.  A  414, 
0  319,  X  4<)3r  Hes.  scut.  316,  bymn.  II  213. 

12.  Fragen  wir  schliesslicb  nach  der  Bedeatuug  tiuseres 
n,  80  li«f^  es  am  nächsten  dieselbe  mit  dem  kopulativen 
M  in  Verbindung  zu  bringen.  Wir  I^en  dabei  kein  Ge- 
wicbl  «of  Stellen,  wo  dem  Relativsatz  ein  /.am  selben  Nomen 
|vlUVngeK  Adjektiv  voransgebi,  M-ie 

Tiftjtog  ixuQetü,  lür  ßaXtv  itp 
f'r/prr  XÄÄ  3tn^nfi'V^  oih  te  /rgoiztu  tgi'xig  Xnsrvtv 
f^füp  iutittfiuat   (©  H3  f.) 
'•ocMT  y  tatfiv  rifog  ^Bixt/avuoio  ftcAairf^g 
f^j^tidwi  tre^r^g,  ^  r'  ^x/ifi(W^  füya  Xaitfta  (i  322  f.). 

Utoa  LbatsHcbUch  steht  ja  doch  der  Kelativsat:';  mit 
^fm  Adj*?ktiv  uioht  auf  gleicher  Stufe,  sondern  knüpft  »n 
•iim  giin/.en  Begriff  f«^'^  ■AUQr(fr^,ffoQl^g  tt^eia  an.  Al>er  von 
nittfch*'idend«r  Bedeutung  ist  die  Stclluug  des  'ög  te^  daa.  wie 
wir  gpÄt^hen ,  nie  in  prioriNchen ,  sondern  nur  in  posteriori- 
tcKen  Relativfiutzen  .«teht^  also  in  solchen  Sat/en,  die  an 
da«  Vorausy^eheude  etwas  Neues  anknüpfen.  Begünstigt 
wird  die  Annahme  der  kopolativeu  Kraft  des  re  anch  da- 
'  "h,  dujw  d(i'<*flbe  weitaus  am  liäiifigsten  iu  Vergloirhen 
'  rLoinmt.  wo  eben  durch  das  xe  die  einzelnen  Tnle  des 
Ver)(li*ictn  xu  eiminder  gereiht  und  zu  einein  Qanzen  ver- 
baadttu  w«rd«n,  wie  in  ^  473  ff. 


60         Sitiunff  der  jihiios.-philol.  Classe  vom  7.  Februar  WQO. 

evQov  IVreiT*  *06ia^a  diitpiKov^  «fitft  6'  ag*  avxov 
TiptüEf  TnorS*  tug  et  ze  öaqHJtvoi  &w£g  o^atpiv 
dftff)'  eXatfov  vtegaor  ßeßXij^iepov,  ov  t*  (ßaV  crrijp 
Uli  a/c6  i'£i;^(; '  ruf  ftev  r*  rjXv^s  noÖEaoip  x.  i.  X, 

Besonders  belehrend  sind  im  gleichen  Sinne  auch  die* 
jenigen  Säfze^  wo  neben  dem  re  andere  verbindende  Kon- 
junktionen stehen^  wie  v  105  SL 

iv^a  Se  xpijT^pfg  te  y.ai  afiffKpoQ^eg  taatv 
Xaivoi^  hvd^a  5*  f  7r£tro  tii^aißioaaovai  lithaoat^ 
iv  d'  iatol  Xii^toi  TtcutniqKeeg,  evif^a  r«  vvftq>at 
9XE^'  ufmvovotv  ahnoQgv^  ^avfiCi  fidfo^at 

oder  wo  nach  dem  Relativ   in   gleicher  Bedentiing   ein   nai 
steht,  wie 

tov  K  Gc  i  dno  yXohaijg  fühzog  yXvyMav  ^ier  ot'd?/  (^  248  f.) 

Vgl.  B  827.  866.  872. 

Geben  wir  daher  ancb  Kn ,  das»  daf!  ie  nach  dem  Re- 
lativ zugleich  auf  rlas  vorausgehende  Nomen  im  Sinne 
QDRerefl  *da'  zurückweise,  so  werden  wir  doch  dasselbe  von 
dem  kopulativen  ts  nicht  trennen  dfirfen ,  nnd  dieses  um 
so  weniger ,  als  ja  auch  das  kopulative  re ,  vne  wir  oben 
sahen,  ursprünglich  Hinweisende  Kraft  hatte.  Jedeuialls 
aber  weist  das  r£  nach  dem  Relativpronomen  auf  eine 
Epoche  der  Sprachentwicklung  hin,  wo  das  Pronomen  Sg 
^  o  noch  nicht  in  ausgesprochener  Weise  der  relativen 
Satzverbindung  diente,  souderu  noch  die  ehemalige  demon- 
strative Geltung  dnrchblicken  Hess. 


I 


Das   indefinite  re. 

13.  Das  indetiuite  Pronomeu  «$  steht,  wie  man  dent- 
Uch  noch  aas  den  homerisch -jouischen  Formen  c/o«  wf.tfi 
sieht,  mit  onserer  Partikel  ss  in  etymologischem  Zusammen- 


V.  Ckritt:  Der  Othrauch  der  ffrirchiscJwi  PitrtikeJ  TE.         61 

luDg.  Wie  Dan  so  ganz  f^cwölinlicb  zar  Verstärkung  und 
VeniUg6in(>inernng  der  Bedeatnng  ein  Pronomen  mit  sich 
>elb«t  verbanden  wird,  so  steht  bei  Homer  auch  ein  re  hinter 
riff.  Da  aber  gerade  dieses  indefinite  re  bestritten  worden 
iftt'l  so  wird  es  vor  allom  notwendig  sein,  eine  Tollständige 
Zosammenstellnng  der  Beispiele  zn  gehen : 

c4*  ^c  nach  ya^: 
tat  yä^  tili  ^'  ^'»'a  fAijva  fttvtiiv  airo  fijg  aXoxpio 
(MJToJUt^  ffif  *•»;!  ;[olv^vyii}  {B  292), 
timlicfa  T  2G5.  xff  HS.  Res.  opp.  21, 

%ig  tt  nach  tooov: 
löaaov  tt's  r*  int  JUiW«  hcov  x'  hrt  läav  Yr^aiv  {F  12) 
ähnlich    V  S45.  «  249;  vgl.  S.  46 

tig  T£  nach  c"  ne^i 

ur^Q  Mxmr  (/7  262  f.) 

iig  T«  nach  tag  orc : 
t»g  $*  o««  T(^'  TS  dpaxoiTa  fidijv  ncdivo^og  äntoirj  (TSS) 
ähnlich  J  UU  f  61,  "P  760, 

«iff  Te  nach  an; : 

Atmviaaag  Mg  rig  r«  xoTcxTaye  {iovv  ^.»t  <patvfj  (d  534  1) 
ämlieh  F  133.  542.  657,  X  411, 

Tig  r«  nach  %ai  fttpf. 
njhj<i'  Kai  jUif»'  Tic;  re  xamynjVoio  gw>»*»(0? 
fToiJ^r  5  /öt  «mdoi;  l6i^aio  zeihfr^wiog  (/  632  f) 
ähnlich  V  46, 

tig  tt  nach  cWx«: 

inai  U  re  nö^ftog  Myiwv 
yiywKwm,  üg  o  xi  i/t;  tt  ßahav  ex  i^t^oK  J5.^at  (/W  149  f.) 


1)  So  voa  ßiackhsr  in  Jahrb.  t  V\A\.  Bd.  85  (a.  1862}  B.  482. 


lief  jthihs.-phüol.  Classe  vom  7.  Februar  1880. 

crAAo;  l4xctiCöv  tovtov  dxovaj]  yZi^ov   (S  90) 


uach  rjv: 
j'ffwtf.'lf  Ttag^  dvÖQaaiv  evvd^ea&ai 
Ir/t;  (c  qiiXov  Ttoitjaer'  dxoiTrjv  (e  119  f.) 


te : 


ratrJQ  v-sleiat  xat  favSdvei  avt^  {ß  113  f,) 

ftäat  q^lhig  xal  Tiftiog  iativ 
jeti'if  r€  nohv  xal  yaiav  Xxrjtai  (x  39  f.) 
K  Tt'g  re  d-euiv  wcazog  xal  agiaTOg   (V  43). 

läiaiig  jenes  re  nehmen  Nägelsbacb,  Rieckber 
]iste]luDg  des  re  an,  das  von  dem  Worte,  zu 
lieh  gehöre,  weggedrängt  worden  sei.  Eine 
Itellimg  von  ze  ist  nun  allerdings  nicht  abzn- 
■rd  bewiesen  durch  Verbindungen,  wie 

i5'  öS'  t'  dyot  aptpii  nevovrtav  (f  160) 
\iii}i;  y,QBiaabJv  v6og  iqe  neq  dvÖQÜv  (JfT  688) 
l^fV.i^i-,  SisXov  d'  i^rt  a^fia  r*  e&r^xev   {K  466) 

rt  uieltt  zu  ot  oder  ate/,   sondern  zu  de  oder 

vgl.  J  259,  -^  457.     Aach   würden   wir  uns 

für  eine  solche  erklären ,  wenn  es  sich  bloss 

iStellcn  handelte,    in    denen   das    rig  ze  nach 

f'T€  steht.     Nun  findet  sich  aber,  wie  die  Zu- 

Lg  zeigt,  das  tig  ze  nach  Konjunktionen,  welche 

sich  nehmen ,    bei    deuen    also    mit    der    Än- 

lUmstellung    nichts   geholfen    wird.     Es    bleibt 

\u  anders  übrig,  als  das  re  zu  dem  Worte  zu 

er  dem  es  steht ;  dann  werden  wir  aber  auch 

eu  Stellen  wenigstens  die  Möglichkeit  aufrecht 

[^  le  'AR  zig  und  nicht  zu   yuQ  niq  zöaog  etc. 


r.  Christ:  Drr  OfhraitfJi  der  griechiKchen  Partikel   TE. 


63 


gehure.  Wir  werden  uns  aber  gt^en  diese  Annahme  nm 
»0  weniger  titraaben  dürfen,  als  auch  im  lAteinischen  c|iie 
in  indefiniter  und  verallgemeinernder  Redeutung  sich  einem 
Pronomen  »der  «iner  Konjunktion  angeschlossen  findet  in 
qoAodoqae,  nbiqae,  ennque,  quisqne.  und  ganr.  ähnlich  im 
Saoftkrit  und  Gotischen  da»  zasammengesetzte  ca-ua  ge- 
braocht  wird,  wie  in  «kt.  kim-cnna  =  aliqnid ,  got.  hvas- 
boQ  =  aliquisM  Es  hat  aber  jenes  le  bei  ti<;  offenbar  ia- 
definil«  Bedeutung,  wie  man  z.  B.  auch  recht  hübsch  ans 
dw  Vergleichang  ron  Homer  *f  43  und  Aeschylus  Agam.  160 

Ol*  fia  Zij)>\  oaztg  t«  ffteöv  l'jratog  xai  a^iaiog, 
Zrr^,  Öisgtg  jiüt'  iaiiv 
ersehen  kann. 

14.  Die  indefinit«  and  fragende  Betlentnng  «ind  in 
unücri^m  SpracbMamm  meistens  durch  die  gleiche  Prono- 
minalfonn  vertreten,  und  zwar  po,  dass  die  fJedeutnng  der 
nach  Aofklürong  Tcrlangenden  Frage  ans  der  ünent^chieden- 
heit  des  Iiittefinitums  hervorgegangen  ist.  1^  ist  daher 
lelhitrerMtiindlich ,  dass  wir  auch  das  re  nach  tig  und  den 
wfwnndtfn  Fragewörtern  in  gleichem  Sinne  fassen  wie 
Dach  dem  indetiuiteu   itg,  z.   B.  in 

tig  r'  5f  ftfifße  i>&Zy  tQtdt  ItK^^xe  ftäytoi^at ;  {A  8) 
«(Ef  t'  a^*  <fd'  ü^Xoii  ^^xaivg  arrj^  tjvg  rc  ^tyag  te  (r  226) 
ii.fif  t*  «(*'  wd'  -V/iiUr^  okofftQ^iat  vlag  l^pitoiv;  {A  65fl) 
«leSs;  t'  5^'  ito  ^sra  fnükov;  txovct  St  xevx^"  ixemn  {2  188) 
JttitaXiAijf  /rj  r'  äg  fdiftovag  xotzaÖvvat  OftiXov;  (Af  307) 

-'-■nw  in  W  761.  Ä  208,  M  -109,  a  SAG,  y  22,  »p  254, 
»    il7.   Yiellriidit  ist  so  uuch   rnisern  Partikel  in  u  iil) 


1)  V|^1.  Uopii,  TergU  firam.  2.  Aufl.  If,  3H»,  Cartiui  tirttodx. 
(  Kl  ."i.  Aaft  8,  4^1,  wo  ADch  rtTWundt«  Korrnen  nun  dirtn  Ifltiscben 
'.pfaritfiftinm  liciguhnicht  sind,  Ucbpr  um  relntive  qtLiuqac  aioho 
k.  Spvoc»]  rUati  Trin.  praef.  XI, 


ISU 


64        SUsum  der  j^iäm.-idiilol.  Cla99e  vom  7.  »fcruor  JffBO. 


ov  w  X 


'OitOffEi'ff 


zn  erklären,  von  der  wir  oben  S.  39  eine  andere  Dentong 
versucht  haben.  Beachtenswert  ist  auch  hier  der  gleiche 
Gebrauch  von  xot  in  Hjmn.  TT  35n  Tttog  xm  vtv /i^iojuea^a; 

15.  Viel  deutlicher  aber  noch  tritt  die  indefinite  und 
verallgemeinernde  Be<icutuDg  des  %t  hervor  in  den  Kon- 
janktionen  ö-w,  ij-tl-rc,  £t-i«,  in  welchen  nur  das  re  mit 
dem  Pronomen  zu  einem  Worte  eng  verbunden  ist.  Das 
gleiche  re  hat  noch  eine  unabhängigere  Stelluug  in  den 
wenigen  Fällen,  wo  es  in  priorischen  Sätzen  hinter  dem 
relativen  oaov  steht  {B  143,  5-  124,  Hes.  opp.  G79;  vgl. 
3.  55  und  wcnf^  M  58,  oxiag  Herod.  I,  108),  und  wo  es 
mit  dem  Relativpronomen  verbunden  den  Konjunktiv  uach 
sich  hat  {F  66,  B  747,  i  117,  5  522,  |  85;  a.  S.  37j. 
Ebeitdahiu  gehört  das  wg  t«  nebst  e^g  or«  r«  und  toq  ei  te 
der  Vergleichssätze ,  da  dieses  biate  nicht  bloss  ganz  ge-  fl 
w5hnlich  dem  demonstrativen  Nachsatz  mit  tog  vorangeht,  ^^ 
sondern  auch  in  der  Regel  mit  dem  Konjunktiv,  dem  Modus 
der  verallgemeiaemden  Aussage,  verbunden  wird,  wie  iD 

Tovg  <5*  big  r*  ahtolta  jtXaxi''  alyüir  ahrölot  at^^g 

^1a  dtax^ivtuaty  (B  474  f.,  vgl.  ^  67,  M  167.  278,  P434), 

und  selbst  in  dem  verbandeueu  ReUtivaats  den  Konjunktiv  ' 
hervorruft,  wie  in 

dyiQog  lati^T^ii  ze^vt^otog  iji  yvvaiTtög  {P  434  £). 

Mit  dem  oiffr«  der  homeriscbeu  Vergleichssätze  ist  das 
kousifkutive    wa-te,    das    sich    bekanntlich    hei    Homer    nur 
selten,  um  so  häufiger  aber  in  der  späteren  Sprache  Hudet,      i 
etymologisch    nahe    verwandt.     Denn    daas   der    erste   Teil  ■ 
jener  Partikeln   ein   alter  Ablativ   im   Sinne   von   qui   oder  ^ 
qao  modo  ist,  tit^t  auf  platter  Uivnd  ;    daas  über  anch  der 


i 


p.  ChriMt:  Dtr  Odrauch  titr  ffrirchiMJien  Partikti  T£. 


65 


zweite  Btietaudteit  ilui  konsekutiven  tiate  nicht  mit  dem  kopa- 
Uiiven  le  nach  dem  Kelativum,  sondern  mit  dem  indefi&iteu 
II  in  ofc  u/roz£  n.  ä.  zu  verbinden  irI,  macfat  die  zuerst 
Ton  Kenner,  Stab.  d.  Wien.  Ak.  Bd.  72  S-  335  ff.  pii- 
hUci«rt«  und  unlüngtit  von  Becbtel,  die  luschr,  Denkm.  d. 
äol.  Diai.  lo  Bezzeubergers  Beitr.  V,  112  t  wiederholte  Iut 
icfarifl  von  Krylhrä  wahrscheinlich,  in  der  das  iii'ÄK  des 
iotischen  Originals  zweiiiml  mit  joniächem  Ü^'Tf  wiedergege- 
ben ist.  Indes  wird  man  in  der  Umschreibung  richtiger  Xi2T£ 
in  2  Wörter  zerlegen,  ws  tc  hiaivsi^titi,  ok,'  le  ■yivrjiat^  und 
SkelleD  des  Homer,  wie  »/  2'23  wg  xi  fu  lov  dvair^voy  afxij^ 
iftiß^n€  näigr^g^  zum  Vergleiche  heranziehen.  Wenn 
ftber  aach  das  konsekutive  oiat£  schon  w^en  »einer  Kod- 
«tmktion  mit  dem  Infinitiv  steh  am  meisten  dem  zusummea- 
gtaetxten  olog  n  vergleicht,  so  wird  doch  in  biait  so  gut 
wie  in  q?<>s  te,  olä  re,  ooov  re  das  ce  indefiniter  Natur  sein.') 

DtMelbe  indefinite  t«  hat  sich  nun  aber  aucli  noch  in 
»rwe,  rr&tit  tort,  aXXute  mit  dem  vorausgehendeu  Pronomen 
zu  einem  WoKe  vereinigt.  Denn  dass  da»  z£  dieser  Ad- 
ferhim  mit  dem  indefiniten  qne  /.usamtnenhängef  lehren 
am  die  dorischen  Formen    rroxo   noxa    hxa  wHoxa ")   und 


1}  Id  der  kjpritctien  Inschrift  von  Idalion  b«i  Deeclie  aotl  äieges- 
1  in  Cttrtiiiii  StQil,  VII,  'ii^ti  at«bt  opt  <n>  ke  ganx  im  Stnno  von 
'Hr  to  <ikM  das  ti  TOB  a-if  im  KyprtscIltiD  pi  (^Uatot  iq  haben 
Etee  solche  Vertretnnf;  lics  r  von  r/  ilurcb  |i  ist  nach  (l«n 
IrthWilim*'!!  die  wir  im  tcttt^n  Kapitel  i;ebcn  wenlen,  i:ar  nicht 
■■«akndietiUicb.  Doch  nmsa  ich  bemerken ,  dam  G.  Cartiun  a.  a  8. 
la  den  hcigeged&nea  KandgloMen  die  Ijcnüng  Ö-tfi  Torgeachlagen  und 
ikfa  daflf  aaf  Utviniichca  qbi  betogfin  hat. 

2)  dieb»  A|KilWaiiM  de  adverb-  in  üekk.  Aa«cd.  gu  p.  löO  and 
Unm  ie  dlal.  dor.  |i  :{76.  Zw&r  fahren  die  Grunnoatiker  nur  rrbx« 
Um  A2a««  ao.  nicht  nach  ro'»«;  aber  nicht  blo«  gehört  da»  indefinit« 
'  •'  wie  wir  «bei  Uuiuet  -f  ti3,  Si  11.  u<  447  haben,  in  die  frleiche  Kate- 
.  Mttdcn  ee  U«tft  auch  tut  ilan  döinu netrat ivf  r»**  oin  doririclu*«  toHf 
tm  tei  THoükrit  und  in  dorucheti  liuclirÜt«u  Nr.  :lh  C  I&  und  Nr.  Öö, 

(K«0.  L  hbil -pbil.  bist  Cl.Bd.  l.l.J  :i 


^^ 


6» 


SUzutfff  der  phäos.-jihiUti.  Clrtsse  fv>w  7.  Frhrunr  tSfUi. 


die  davon  nutreunbareu  Formen  des  gemeingriecbischeo 
rivi-xa,  offTfi'i-xa^  Ti^W-xa,  sowie  des  jonisolieu  ^rgoxc.  Mög- 
lieber Weise  sind  hieber  anch  nocb  die  Adverbien  c(-fo, 
trcti-ta,  drj-ca  vielleicht  selbst  Y.a^-ia  zu  stellen.  Das  ta 
mUsste  dünn  anf  eine  Ltiiie  mit  dem  ta  des  äoHschen  öra 
nofta  aVi/na  ht^ona  {».  Abreas  de  dial.  I  74)  gestellt 
und  anf  die  ehemalige  nasale  Ansspraebe  des  ScblussrokaU 
sturtickgeführt  werden.  *) 

Der   anomale   Gebrauch   der    Partikel   t«. 

10.  Ich  berühre  schliesslich  noch  diejenigen  Stellen 
Homers ,  wo  ic  in  ungewöhnlicher  Weise  gehrancbt  ist 
oder  gebraucht  zu  sein  scheint. 

Hinter  ^yyvifi  scheint  ein  ti  zu  stehen  in  i^  317 

Aber  hier  nehmen  mit  Recht  die  Herausgeber  eine  freie 
älRllung  des  t£  an  und  beziehen  re  v.u  n^a/iofo. 

Nach  dem  vergleichenden  ^  und  dem  verstärkenden 
xa/  'auob^  ste^t  ein  rt  in  . 

TnXaiov  Öi  Uyiutg^  aitvi^e^y  ij  t*  outtvoi  (/e '}}(* ;  vgl.  .:i  277) 
Tovyexa  xat  re  ßQOToiat  i^eütv  i-'x^iatoi;  airdvTiuv  (I  IQB) 

Hinter  dem  Artikel  nach  vorausgehendem  Twg  at«hi 
eil]  re  f  358 


99  bei  Cauer,  del  läse,  graee..  w  dam.  veno  dueben  rorr  aof  einer  lov- 
tiiclien  Inschrift,  Nr.  4:^,  äO  Ca.  vorkommt,  diese»  aar  den  inituer  iiietir 
um  eich  greifeDden  EiDHusd  des  Atlteeheii  zarliclcgeführt  wrtJvu  miuiL 
Es  scheiat  aber  dati  ri  des  detnoiiüirativeii  tnrc  nn»  dem  if  dm  indefi- 
niten tote  entaUttden,  ddiI  dorcli  dju  korrelative  VcrhAltnit  m  ort, 
Shnlkli  wie  du  *«  in  tti^Ua  gexruUber  ^yüta,  gestOttt  wordt-ii  la  Udo, 
1)  Für  ein  nasaliertes  n  jener  Advertiien  spricht  die  von  Hogn 
Weber,  die  Partikel  xii  tS.  21,  aoii  den  Fru^nitüntun  itor  Ssp|ihr)  '.,  'A 
Daelig«wiei*enc  Form  en:tet»w. 


4 
I 


Its.  CÄfwt;  Dtr  Gebraudt  der  tfrieehinchtH  Partikfl  TK.        67 

rfli^u  J*  Pw«;  0  r'  at/zdoj;  ivi  fteyaQotoiv  aeidev. 

Ali«r  hier  bat  LHcbmaDU   richtig   die   verderbte    Lesart   ii> 
do$  äwdoi  emeudiert;  rgl.  Kauck,  Ball,  de  Pet.  VI,  20. 
In  »■  238  und  o  484 

<i  dt]  tr^vde  tt  ycüav  avil^ai. 

O^ta  f/jfdt  te  yaiay  iyio  fiÖoy  o^&aXfiotaiv 

Acbeint  die  anstBssige  Lesart  aus  der  Verwechseln  ng  von 
n^ds  7e  mit  tijr  de  te  eutstaudeu  zu  sein ;  Bekker  uud 
Kanck  w^rm  die  allerding»  patäographiscb  leicht  zn  rechU 
fcrtig«Dde  Verbegserung  ^ilvdt  yt  yaiuv. 

In  den  drei  Stellea  e  29,  «  27»,  ^  iü^ 

'  Katiütt,  ai  yoQ  avte  ta  t'  aXX/x  ne^  ayyeXog  iaai. 

(^r  t'p-iüq^  f.iti  otdi  la  t*  aXXa  niq  loa*  qvoi]^u)v. 

vWar,  »1X0$  aqtoxiy  iiuxuifdaÖiiit  aXla  te  navta 

dcrcoj  ti^/äiüiVj  Sr«  rot  Foog  iajlp  a/rrjviffi* 

hat  das  tt  in  tä  r'  a}la  nichts,  wa«  es  vorbindet  oder 
»vmof  ttn  sieb  beziehen  könnte.  Wir  haben  hier  offenbar 
«int  fnnnelbafte  Pbru.se,  bervorgegaufi^eu  aus  der  vollen 
Wendai^  »«  t  aJU«  xai.  Zu  einer  ähnlichen  Erklärang  winJ 
■an  aDcb,  die  liichtigkeit  der  Deberlieferung  roransgosBtKt, 
in  B  3ft4) 

aaoH^y  laoy  avtCyti 

tag  ofti*  ^*  oi  ugünol  re  xai  varatot  vUs  ^x"'^ 
fWx0ot  antivaeiav 

räe  Zuflucht  uelmien  mäasen.  Doch  hat  hier  Nauck  nach 
^ion  bereite  von  Niigelsbach  gemachten  Vorschlag  otia  fot 
Bit  Tilgung  von  ^*  geochriebeu.  Nügelsbacb  selbst  hat  frei- 
Ücb  «pätrr  jroe  Vennutwng  wieder  znrfickgenommen  unter 
Berufang  auf  die  freie  Stellnng  des  te  nach  a^a  in  i  4U3, 
I  510*  ^  417,  AT  fl5,  iu  Folge  deren  a/ia  jb  den  8inn  d(« 
oo^bdum  Sfia  angKUomtnen  haben  soll. 


i^fi 


6ä 


SitiUMg  der  tAilott.-jifUhL  Oaste  von  7.  Februar  täUO. 


Uesiod  tbeog.  b6  f. 

o  d'  aaqxxXfug  ayoigtvtjjv 

Hier    m&chte   man    beim   ersten    Lesen    xo^  im   Smne  vool 

'anch*    zn    ftiya   ziehen ;    dann    hatte    rt    in    cttiffa   te   ver- 
ätärkende  Beileutung.  wie  in  ^  xe,  ftir  n;  doch  lüsst  sich, 
auch  mit  05ttling  aii//a  ii  xat  l/rtataf4^yvfs  verbiudeu. 

Spracbwti^scnschaft) icher   Hundbliolc. 

17.  Nachdem  wir  so  den  Gebrauch  der  Partikel  ze  imj 
eimselneD  verfolgt  haben,  drangt  sich  uu8  die  Frage  auf,  o1 
sich  die  verschiedenen  Mcdentnngen  des  te  nnter  einem 
gemeinsamen  Gesichtspunkt  vereinigen  lassen ,  oder  mit 
anderen  Worten  ob  den  verschiedeueu  te  ein  und  dieselbe 
Wantel  zn  Grunde  liege.  Dass  eine  solche  Frage  nicht  mit 
bloss  logischen  Deduktionen  beantwortet  werden  dürfe,  und 
dass  ihre  Lösung  die  Heranziehung  der  verwandten  Öprecben 
erheische,  das  gilt  jetzt  als  feststehender  f^tz  der  Sprach 
Wissenschaft,  Gleichwohl  wird  es  gut  »ein  nochmals  bqti 
speziell  im  Griechischen  lJm:>chau  zu  halten  nnd  die  abwei- 
chenden wie  die  gemeinsamen  Punkte  im  Gebrauche  des  x* 
hervorzuheben. 

Das   Gemeinsame    im   Gebrauche   des  ts  besteht  dari 
dass  dasselbe 

t)  stets   als   Enklitikon   gebraucht   und   seiuem  Wort« 
oacbges«t7.t  wird, 

2)  immer    entwe<ler    Nelbuct    Konjunktion    ist    oder    n 
Supplement  '/.a  einem  satzverbindendeu  Worte  hinzutritt. 

In  letzter  Beziehung  macht  nur  der  Gebranob  den  indefini 
ten  Tc  eine  teilweise  Aufnahme;  aber  in  irutf  aXXüJ€  wurd 
te  nicht  mehr  als  selbstäudige:^  Element  empfaudeu ,  uu 
das  indefinite  %is  r<  lehnt  sich,  ebenso  wie  ir(^  r<,  RtAt»  a; 
eine  vorausgehende  Konjunktion  derart  an,  da;«  man 


I 
'I 


r,  ChrvU:  Drr  OrbnmtJt  der  ffnrchJAchen  PartHet  TM,        69 

grvwi'iTelt  hat.  ob  iIh«  z£  xn  %ig  und  iteQ  oder  nicht  vtel* 
tavhr  Äiir  Koujuuktioii ,  soi  sie  nnn  et  oder  vatn;  oder  i^v, 
gvli&rt*.  Wichtig  i^t  dabei  nitmeutHch ,  dass  wohl  ye  uud 
n«e  häufig  in  herrorhebender  Bedeutnng  hinter  einem  No- 
men stehen,  dfi4  bekräftigende  re  nich  aber  nur  hinter  einer 
mtiTerbiud enden  Partikel,  wie  t/  te,  /.Uv  ts,  xai  tt,  findet. 
In  BeKug  auf  die  Bedeutung  haben  wir  vier  verschiedene 
t€  kennen  gelernt: 

das  kopulative  und  korrelative  re, 
das  indetinite  t«, 

das  hinweisende  oder  bestärkende  fe, 
das  T£  hinter  dem  Relativtim. 

Von  diewn  vier  Arten  kann  din  letzte  inM)fern  weggoJHHseii 
werden,  als  da»  t€  hinter  dem  Relativum  doch  aller  Wabr- 
acheiiilichkcHt  uach  in  posterioriacheu  Sätzen  aus  dem 
kopnUtiven ,  in  priorischeu  aus  dem  iudetiniten  te  her- 
Torgegungen  ist.  Am  schärfsten  tritt  der  Unterschied 
nTvchf^o  dem  kopulativen  und  indefiniten  te  hervor, 
jk  m  bat  aogar  derselbe  im  (Griechischen  selbst  einen 
iwMreD  AnsdrncV  gefunden.  Denn  während  das  re  Sind' 
in  all«»  Dialekten  dieselbe  onTeräu  der  liehe  Gestalt  hat, 
•Ifht  d^-m  jonischen  rrw*  tire  aJUore  im  AeoHschen  ^itna 
tta  oUUrtar  im  dorischen  jrona  oxa  a^Xonaj  im  Kyp- 
ri»*hi?o  ortt  ')  gegenüber.  Ueber  die  Verschiedenheit  de« 
' li  hStte  man  sieb  frOher  unter  Berufung  auf  den 
-n  (vmndroknl  a  leicht  hinweggesetzt;  jetzt,  wo  man 
"t  hat,  dass  sich  acbon  vor  der  Trennung  der  ouro- 
piiKcben  Glieder  nnserec;  Sprach^tammes,  ja  wahrscheinlich 


It  Sjtlic  S.  A/>  Anm.  I.  Wie  hier  einem  indischen  k'i  anf  grie* 
•Attrhcm  HMim  nn  r  1b  r«,  afn  1t  in  Öxa.  nnd  ein  ans  kv  entwickelt«« 
*  B  dem  kjpnsehco  am  gtgtnibrr  fteht.  so  steht  in  denelben  Inscbrift 
H«  Idmlion  rt4iatt  ~  tia**  voD  der  Warzel  k'i  und  geht  das  iolisobe 
•Crafir  wl  f«a«iiig7l«chiich«  rtotfa^r  aof  «kt.  katvana  lorQck. 


mbift 


^^^ 


70        SUtuntf  der  phäos.-phtM.  Clwse  nm  7.  Fehnutr  1880. 

Bcbon  vor  der  Scfaeicimig  der  ariBchen  und  europäischen 
GHiiider  das  a  zu  drei  Lauten,  dem  reinen  a,  dem  zu  e  und 
dem  KU  o  sich  hinneij^enden  a,  difiert.-axierlef  nimmt  man 
68  auch  mit  dem  Wechsel  vou  a  und  4  nicht  so  leicht; 
aber  doch  noch  erhehlicher  ist  der  Unterschied  im  Kuoso* 
uantifimuH  zwischen  or«  nnd  t'xa.  Wiewnhl  dalier  hei  Homer 
die  kopulative  und  indefinite  Partikel  in  der  einen  Form  is 
zusammen  gefallen  ist,  80  muss  man  doch  annehmen ,  dasa 
noch  anf  ^iecbischem  Boden  vor  der  Trennung  der  IHalekt^fl 
das  kopulative  te  and  das  indefinite  äo  aU  verscbiedeae^ 
Wörtchen  nebeneinander  beetanden  haben. 

18.  Wenden  wir  uns  hiernach  zu  den  verwandten 
Sprachen,  so  ist  das  kopulative  tt  ein  griechisches  (iebilde 
nur  insofern  ^  als  auf  griechischem  Boden  das  z  sich  ans 
dem  palatalen  k  herausgebildet  hat.  Im  übrigen  exiittiert 
bereits  in  der  arischen  Grundsprache  eine  völlig  uusgehildet 
Partikel  k'ä  mit  der  Bedeutung  'und*,  aus  der  skt.  ks 
/«nd.  ca,  gr.  re,  lat.  que  got.  h  in  nih  =-  neque  bervorgeJ 
gangen  ist.  Das8  das  a  diewr  Partikel  schon  in  der  Grund- 
sprache nicht  mehr  voll  lautet« ,  sondern  schon  eine  Hill«! 
neignng  zu  dem  schwächeren  e  hatte,  zeigt  daB  palatnle  kt 
da  nach  den  Nachweisungen  J.  Schmidts  in  Kuhu's  Zt^cli 
XXV,  136  ff.  der  Uebergang  einer  ursprünglichen  Giitturalii 
in  eine  Patatalis  durch  den  lautlichen  Kiuflnss  eines  nachj 
folgenden  a- Vokals  hervorgerufen  miwle.  Der  weitere  üeb 
guug  der  Pnlutatis  in  ein  t  auf  griechischem  Hodt>u  hfl 
nichts  Befremdendes,  da  derselbe  durch  die  Analogie  Toq 
xiaaaqt^  skt.  k'atvaras,  rihtf:  i^kL  pank'a,  r^*  zeud.  eis,  vta 
skt.  k'ajate  hinlänglich  geschützt  wird. 

Wenn    nun    aber   auch   unsere    Partikel   schon   in  do 
ümndsprache  k'ä   lautete,   so   ist  sie  doch  aus  der  Wur 
ka  hervorgegangen.     Das  beweist  schon  die  äpraoheulwick- 
Inng    im    Allgemeinen,    da    es   einerseits    urirprllnglicb 


C  CArwt:  thtf  Gtbraufh  der  t/riechitichen  Partikel  TE.         71 

Aivcben  uur  ein  n  gab  M,  andrer«eits  alle  palatalen  Laute 
tuu  ur^prririfflieliMU  f^ulturaleu  sicli  abgezweigt  Imben.  Man 
hui  (lafDr  &lii>r  uucb  eiu(.>u  Beweis  an  dem  mit  ri  gleiclibe- 
lifnlendeii  griei-hiscben  xäf\  das  die  deklinierte  Form  aud 
fwoj*  Kpcsiell  der  Lokativ  der  Wurzel  ka  ist 

Aach  im  Gebranch  stimmt  das  indische  k'a  mit  dem 
grirchLschfU  te  in  bemerk euswertt'r  Weise  fiberoiu.  Denn 
vie  bei  Homer  in  der  Itegel  Kwei  re  mit  einander  korre- 
ipondiereD ,  so  pflegt  auch  —  ich  gebrauche  die  Worte 
Am  Petersburger  LejikouH  —  k'ii  im  l^anskrit  beiden  »u 
vorbindenden  Wörtern  oder  Satzgliedern  nachgestellt  zn  wer- 
den, so  dass  sich  im  Uig-Veila  das  doppelt  gesetzte  k'a 
hÄnfiger  nU  da«  einüiche  findet. 

Do»  indefinite  tc  hatte  sich  nicht  schon  in  gleich  be- 
stimmter Weise  vor  der  Trennung  der  arischen  Sprachen 
»nagebildet.  doch  bestanden  auch  zu  einen)  indefiniten  k'ä 
Beben  indeHnitem  kam  oder  ka  schon  in  Jener  alten  Zeit 
b«itlnmit4*  Ansätze.  Das  erkennt  man  daraas,  dass  zwar 
kein  «elbständigcs  indefinites  k'ä  in  ähnlicher  Weise  wie  ein 
kapolAtirea  k'ä,  in  säimutliuhen  arischen  Sprachen  Asiens 
oad  (^oropo.-*  wied(>rkehrt,  dass  aber  dem  indetiniten  re  oud 
ta  des  Griechischen  ein  rerwandtes  lateinisches  qae  und 
^uam  in  iini^que  i[iiandoque  usqne  cimque  ntercjne,  qnis- 
'l'uun  aik|cmm  unqunm,  altirisches  ch  in  ca-ch  ^^  quisque,  go- 
i.Hiiea  b  n.  huu  in  hvo-h  =  quisquis,  hvas-hnn  =  quisquam*), 
naiicbe«  k'iuift  in  kin-kana  =  aliquid,  knda-k'ana  =  quando- 
>  vfd.  kam  in  mnunigfachen  Verbindungen,  wie  nu-kam  = 
1     II,  h>-kam    —   yuif  t«*)i    gegenübersteht.     Ja  für  ttt;  rs 

t)  t*  ilieMiD  Omndratx  bekenn«  ich  mich  auch  beut«  noch,  wodo- 
(ftiidi  m  Mcb  Pick  mit  dem  Grumlvokal  a  tos  sein  soll. 

Uop|i,    Vergl.  Gruiim.  U'  '^lü,   Cnrtins.   Gmodi. 

■*))  Dm  vtNlbchH  lam ,  Mbdo  d«in  kirn  and  k  1*1   in  verwuiilter 
liunrtuig  T«rfeoiDBieii ,   hängt  j«d«QfalU  mit  den  Ttrglicbeneo  Formen 


72        SiUung  der  phUos.-phiJoi.  Cta»$9  vom  7.  Februar  J89f), 

läsH  sich  sogar  eine  gemeinsanio  indnftermaiiifichc  (irunilform 
ka'jk  ii  mit  grosser  WalirscbeinUchkoit  antstelleii.    Denn  nicht  ^ä 
bloss  Ktiiunien  das  gricch.  tts  te,  tat.  ijnisfjuc,  Aeiid.  cui-ca  ^ 
^  quis ,    ind.  kas  -  k'a  =  aliquis   in    der  Poriu   rDlÜg    mit 
einander  flberein  und  weichen  unr  durch  unbedeutende  Be- 
deutung-fmodifikatioucn  von  einander  üb,  sondern  stellt  sich 
auch  /.am  homerischen  oazt^  le  (s.  S.  62)   das    völlig    enl-      |. 
sprechende  yas  kask'a  im  Sanskrit.    Ausserdem  treffen  aochfl 
die    einzelnen    Spnichen ,    niimeutlieh    das    I^aipinisehe    nnd 
Griei^hische  im  Üebrauclie  unserer  indeHniteu  Partikel  genau 
mit  einander  zusammen ,    indem    sie   dief^elbe  teils  an  Pro-  ■ 
nomiualsbämme   hüngeu   znr   Bildung   von  Indefiniten,   wi« 
Tio-Tf  qnando-que,   To-r«   deniquc,    teils   zur    Bildung   von^ 
Relativen  mit  verallgemeinerndtT  Beilrntnug  verwenden,  wie^| 
ö-te  doue-c  (altlat.  doni-cum),  teils  an  PrapotHtioneu  nnd  Ad- 
verbia  anschliesfien,  wie  ir^o-ya  Vvs-xa,  abs-que  us-que,  akL  mi 
tiras-k'a  'q«er\    uk'k'a  au»   at-k'a 'aafwärtfl' ,   pa^-k'a  aurVI 
apas-k'a    'hinter*.  ' }      Im    Uebrigen    gingen    die    einzelnen 
Sprachen  in  Entwicklung  des  gemeinsamen   Keims  ihre 
sonderen    Wege.     Das    Griechische    hat    dabei   in    den    Ad-j 
Terbien  nori  otb  «JUor«,  der.  jtoxo  ox«  fiX/Mxa  die   beideQ| 
Partikeln  k'ä  and  kam  Tiusammcnf allen  lassen.   Es  darf 
dieses  um  so  weniger   hel'reniden ,    als  ja  beide  Formen 
gleicher  Wurzel  entstanden  sind    nnd    ka    nnr    die  flexiomt- 
lose,    kam    hingegen   die   neutrale  Korm   deMelben  Grond- 
elements  repräsentiert.')  Sonst  aber  hat  das  Griechische  k'ü 


des  Lat.  nnd  Grieeh.  tosammen,    hat  jedoch  nicht  indofiniU),  modir 
hcrvorhcbemlfl  R«iIoaiiing;  k.  Itnnfßj  im  Gloasar  tum  Sama-Veilft,  andl 
Roth-Böbtlingk  im   Pctonb.  Warierlmcli.      Wir  wcnlen  <Ubor 
dasselbe  bei  -lern  dritten  n  nocb  einrntl  xnrQckkonunen  niOu^n 

1)  Auch  io  ovK   an<t  fir,x,  das  letztere  erhalten  ilu  zoBnninieng 
geUten  finx-ti»,  steckt  tlie  gleiche  Paritlcel  **:     Dieses  xeifrt  >liu  atttr^ 
iui>eb  =  noi)  und  (Un  r^d.  mS-kim  —  fir,. 

2)  Noch  nAber  rücken  aich  die  beiden  Formtn  fUrH,  D  MflllerJ 


V.  Chriat:  Der  Othrmirh  Her  ijnrckUchetr  Pmitkrl  TK.         73 


■ikl  lutm  titrengi*  giwchiodtni,  Aas  atu  k'ä  ontwikelte  rt  nur 
m  WrlHfirtong  mit  H(.'in  indc-finiteu  mi'l  fraRenden  Prouoinon 
~      iiiz  abgeHchwüclit^^r  Bedeutung  f^ehraucht.  dem  aus  kam 

M  keltdi  x*i'  X«  dor.  *t«>'*)  xa  liingegeD  die  bestimmt 
and  «clurt  auxgepr&gte  Bedeutung  einer  generalisierenden 
ParlUcel  gegeben.  Aach  da^  Lateini^tche  hat .  wie  man 
Muutfntlich  au8  der  G^enllborstellunf;  von  u^que  osquam, 
laisqu«  quisf^nnm,  deniqne  donicum  ersieht,  die  beiden 
Partiketo  differenziert,  dabei  aber  seinen  eigenen,  vielfach 
rom  griefhischeu  abweichenden   Weg  eiiig«tch1ageu.  *) 

In  ftolcbem  Zusammenhang  wird  hoffentlich  auch  die 
Mübnug  ilurchd ringen,  duKs  das  angeblich  gnindverBcbiedene 
£■>*)   nicht«   andere«    ist   als    eine  dialektische  Variet-at  des 


fariiicSDenihjrpQthcaeur'üchen  Bncb.  ilor  imlogermaniichc  Spnichlmu  in 
MiMT  latwicklnDj^  ä  :t:t6  f.  in  dem  m  Voin  Ito>leutaiifr8ol<'nient,  aon* 
Atn  BU  eil)  v(iitheti«<h«s  Uittol  de«  SübeoBchlaaBefi  ändet,  wie  ri':oör- 
Jtan  auch  Oidike.  dor  AeciualiT  im  Vecla  8.  18. 

1 1  Jene«  xn*'  Ist  jetxt  urkuntlliiih  bestätig  «larcli  ein«  iirkn«liMhe 
taKhrift  bei  Caaer.  ilcl.  inner    ^racc  117. 

2)  Durit  srl«difrt  lich  aaeh  «las  Hioptbudenken ,  Jas  Cortici^ 
KriL  Beitr.  S.  ^-^  der  ZDMUumenitellaiig  von  ^iecb.  r^ixa  und  lat 
kvtt  Mtff^nliült.  Penn  so  put  im  Oriechtschen  Hilbut  !!*»  neben 
•rr  ilAt,  ebcmonat  kann  (friecli.  xu  und  tat.  t^ne  ffep«nbb«rtt«hen . 

«)  8o  dhJckt  Moh  Pott,  Etyni.  ForKh.  1'  4-.;4  und  Benfoy 
firiick.  Warontitkon  II,  48  uu.  Ob,  wenn  unMrc  MclnnDg  «eh  ilU 
ricMfr  Wvihft,  itas  lat  an  von  jrrieoh.  ifr  tfftrt^unt  werden  raQssc,  tat 
4tlt  aad«T«  Pratr«,  die  ich  hier  zar  ä(>it<  liei^n  lau«.  Der  Umstand, 
iim  mir  betoat.  »f  pRkliHich  ist.  df'n  Krpand  Hnrniftn  meiner  Zo- 
■■wmilLllttPif  TOn  u>  und  »af  cnt^egon8tellU>,  iIQrftcvoa  keiner  invtMn 
Bilfvtaiif  Min,  da  ja  luoti  nf  fsst  oiisnahmsloi  io  wlcber  Sti-Hung 
mhoniDt*  dan  ei  d«n  (Sravin  ntittt  de»  Airutm  hat,  also  »einer  eelb- 
<taJtg>li  BeloDQOx  beraabt  ist  Dvun  auch  wenn  die  Grammatiker 
4<i  Komlnatir  töitt^  ii«>n  itonetiv  ttnArif  htUmien,  so  vrotlto  das  nnr 
Ui^idt«a.   daai  der  NomloaLiT  mit  acincr  herTorrageodcu  sclhsUndigen 

jff  den  voUea  Acccnt  auf  drr  Stammsilbe  behielt,  der  Genetiv  bin- 
(fpv.  der  ficb  ia  den  meitten  Verbindungen,  wie  «fWf  *t(paX4i  ^<«r 


|üi'r  philoü.-i^ilol.  Clause  mm  7.  Februar  IfiSO. 

und  jouiscbeu  xei',  mit  welchen  Wüptch^n  <?s 

luuh  und  der  ße^Hutung  so  fhir4;ligöbend>i  über- 

pr  Abfall  des  k  von  ktm  kauu  ke[ue  schweren 

|(^trea,    wenn    wir    denselbeu    dnrch  ein  alleres 

uus  daii  lai  quam  iu  us(|iiai3i  ijuisqiiam  führt, 

Isf'ii,     Es  sind  dann  die  Ueberg^auKss*"^*^^  *'''** 

anznsntzen  ,  kh  denen  uns  analoge  Erseheiü- 

eurapüiacheu  Gltedi^ru  nuäereH  Spi'achätammes 

btigen.  ^)     Im    Griechiactieo    ateht   der   dnrch 

jgsRtiifen    vermittelte    Abfall    der    anlautenden 

ber  in 

\yfiyü^u^  skt.  g'^arti, 

Ireriülh,  skr.  kfiuisi  lii.  kirrnis,  aus  kvermins, 
iclieinlioli  in 
lerrit,  skt.  karuiti,  aua  kvarKuti,  (vgl.  CurEii^, 

pene-kft,  verwandt  mit  lat.  venia  Venus,  aenJ. 
längend'. 

bietet  eich  znm  Vergleiehe 
verwandt  mit  &kt.  kama  'Liebe", 
fiG-ciihi,  unde  üeban  iili-cnnde, 

gr.  xarrpog, 
EU  skt.  g  atbaras ,    got.  quitbtis ;    s.  L.  Meyer^ 
um    I  38. 
[in    hinweigendeü    nud    bekräftlgeuden    t«  in  »^ 

r£    atpht   im    Lateinischen  mit  lihnHcher  Be- 

hic  aQA  hi-ce,  nunc  ans  unn-ce,  aio  aus  si-ce, 
(hen  b  in  ava-h  =  sie,  sd-h  =  hie  ^Tir  Seite. 

Hiuleren  Degriff  ii.nli?bnt,  seinL^a  selljstänilig^n  Accentoe 

I  ra!;s)iiati  n  in  Kohne  Ztscb.  IX,  11  fi'^  A^ac^li^  ¥or- 
Irgl.  Lautkbre  S.  4'.i  tf.,  Coräs«n  £rit.  Baiti.  zur  Int. 
|]  ff. 


fl^  Chrüt:  Der,  Onbrauch  der  i/ritdiiscfuH  Partiket  TR.         75 

Die  binwoiaeiide  Kmft  dt^  lat.  cp  j^ibt  nas  denn  auch  ein 
'oll<^  Anracfat«  Hio  kopnlittive  Bedeutnng  des  xe  aiw  der 
korreltttiveu  i«  .  .  .  r*  Ma  .  .  .  da*  iu  der  Weise  ul)/u1<'iieii, 
wii»  wir  oh*in  8.  30  gethaii  haln'n.  In  der  bi-kräfligeipUMi 
tVdf'ntnng,  die  al)er  selbHverfltändlich  nan  der  demonstra- 
Üreji  bfirtorjfi'gangen  ist,  st^ht  dorn  grii'ob.  «  da«  vwliscbe 
kiini  (».  S.  71  Aura.  3)  gcfzenfllwr.  Bewjndcrfl  evident  ist  die 
Ceberviu-HÜJumiinfe  buider  Piirtikeln  in  ved.  uu  kam,  f^r.  i'i' 
rt,  Ut.  nnn-c.  Zu^leieh  aber  ersieht  man  auob  ans  ditwor 
Zasammentiellting,  wie  nahe  nivh  die  imlfKnile  und  die 
sefawacb  biuwoiRende  Bedeutung  unserer  Partikel  mit  einander 
btrahren. 

Wir  könnten  damit  abecbliesfteu  und  mit  dem  IlcHidtat 
ansüfffi  J^pnu:bvi?^^!e^chpndeIl  Umbliekev  y.nfi'iedou  sein.  Denn 
ftllc  griecJiiifcbtm  z£  la^tsen  sieb  darnueh  auf  eine  (irtind- 
vrnrx^l  ka  mit  Bcbwacher  deikti^cber  Kraft  7.urik>kfilhren, 
«n»  der  <dcb  durob  dio  Mittelläufe  des  korrelativen  k'a  .  .  k'n 
'do  .  da'  ila»i  kopulative  >iO\vie  daa  indetinite  tt  ent- 
wickelte'), wie  auf  der  anderen  Seite  aas  der  (irnndform 
ka  dureb  LiiiitdifTerenziernng  und  Beugungsansatz  die  Formen 
k'ä  and  kam  burvori^^egangeu  !<ind. 

Wenn  wir  nu»  nicht  Ranz  bei  dieaem  lio^nltate  bo- 
mhit^en,  «o  f(e«cbiebt  ea  zumeist  wc^ea  der  Wörter  xahoi 
ur'ri'H  r^iot,  welirbe  auf  der  einen  ^^eite  von  xa/  tt,  fitv  ?e, 
I  Jt  nicht  leicht  getrennt  werden  können,  nnd  auf  der 
wadereo  Seite  auf  einen  Stamm  ta  Kurückzuleiten  scheiueu. 
tK>nn  da.sA  anch  die  Wurzel  ta  znr  liildnug  ron  enklitioohen 
htfükclQ  in  unserem  Spracliatamme   verwendet  worden  sei. 


1^  Pott  Kt.  Forwb.  II'  »^»«P  b<inprkt.  in«k'in  er  wine  HfrleitODg 
Ab  fjae  Vfin  Wttrt-<>l  k'i  *iamrnt>ln'  aQfr>>cht  t>r)i»lt,  dan  uorh  iiiinnaml 
Au  Q«b«biuiit  von  «Icm  t;edaiiklichoii  robfri^n^  iIcb  imlirllniteo  ProDO- 
au  <3«lt  tarn  verblnitf tfleti  qu«  v«rnlt>D  habe  ilofTentlicti  laixt  licb  n«<I] 
ka  fvrvbtroon  Niichweuun  nan  aacli  der  Tcrfhrle  Voteima  der  trpmch* 
•kwaKbtftbcben  ForKhuog  in  untere  Myatcdeo  eioweiheo. 


7G         Sitzanfj  iUr  philo«.- jjhüüf.  CfoHiie  itftm  7.  Febnutr  iWO. 


xeigon  deutlich  Wörter  tler  lateinischen  und  deutschen  Sprache, 
also  solcher  Sprachen,  in  denen  ein  üebergang  der  Quttnralis 
zur  Dentalis  nicht  nachweiöbar  ist.  Im  Iinteinischen  haben 
wir  ein  affigiertes  te  in  is-te,  tu-te,  nn-te  (anted) ,  pos-t  *), 
an-t,  aa-tenif  nad  mit  ra  verbanden  in  in-ter ,  prop-ier, 
pnie-ter.  al-ter,  con-t(e)m,  ul-t(e)ra,  ci-t(e)ra,  an-ter-ior  *). 
Noch  schlagendere  Belege  aber  ftlr  eine  dem  griech.  re  ent- 
Rpreohende,  von  der  W.  in  abgeleitete  Partikel  bietet  die 
dmit^cfaf*  Sprache;  insbesondere  stellt  sich  das  angelsächsische 
the  in  se  the  =  qni,  thane  the  =  quando,  thaer  the  = 
ubi  genau  kq  gr.  re  iu  oa  re,  ore  re,  ^^i  rc.  Ich  halte 
es  daher  ftlr  wahrscheinlich,  dass  die  arische  Grundsprache 
y,iv(ji  Partikeln  ta  und  ka  mit  verwandter  Bedeutnng  gehabt 
hat,  lind  dass  auf  griechischem  tk)den  altes  ta  und  k'a  in  dt-r 
eiueu  Form  t€  zuaanimenf^etroffen  ist,  so  dass  mau  in  dem  be- 
kräftigenden Ti  vou  7;  f€,  fti%'  re,  -'ff'p  re  ebenso  gut  die  Wurzel 
ta  wie  k'a  finden  kann,  lieide  Wurzeln  scheinen  sich  ohnehin 
nnr  dadurch  unterschieden  zu  habeu,  dass  ta  den  Hinweis  in 
aücentuierter^  kft  in  schwacher,  unbestimmter  Weine  aos- 
driickte.  So  haben  sich  uns  also  anf  lautÜcb-etymologischem 
Wege  drt'i  xt  ergeben : 

kopulatives  ve  ^  arisch  k'ä  'und* 

iudetinites     tt     -   arisch  k'ä  und  kam  'irgend^ 

deiktisches   re  =  arisch  k'ä  und  tii  'du\ 


I 


I)  Die  alte  Form  püfl-te  stttltc  Kittchl  in  Plunt.  Von.  B(I3  tuub 
Spuron  dnr  hamlschriftlicben  UeberÜpferung  her. 

2\  Aach  skt.  a-tra  —  WA,  ya-trt»  —  obi,  ata  =  et  {ttti  r<)  »je* 
börüD  hiebet,  ond  wie  ich  bereita  oben  angedeat^t ,  die  ^um»'  Compa- 
mtivirndang  tan  t>en  k-txtcii  Pankt  itn  knn  abthoD  in  kAnn^n ,  fÜlt 
mir  oatQrlicb  nicht  eint  doch  maK'  oo  vrlanbi  win,  anf  die  Verbindoitg 
d«r  vnklitiscbon  Partikeln  r^  ^u  b«i  Honier,  uof  doA  aucb  von  Aicoli 
(iu  Cortias  Stndien  X.  ;t44)  mit  der  Saperlativooilnng  in  Verblodnng 
gobiachte  ikt.  ai)-ta  and  an-ta-ma,  sowie  auf  da«  ta  and  ka  der  Kar* 
dinaltablcn  up-ta,  ak-ta,  (MUi-k'a  binxQiri-is«n. 


I 


Historische  Glasse. 


Herr  v.   Loher  hielt  einen   Vortrag  über  die 

„8ttt11nnt<  der  cun arischen  Inseln   iu    iler 
Kntdeck  augsgescbicb  tc.** 

AU  im  Alttirthom  uabekanate  Seefahrer,  durch  Sturm 
vmoblafjeu  oder  uiaherirrüiid  uuf  weiten  Meereu ,  zuerst 
diu  cuiariacben  lQ.sela  erhijokteu  und  die  Hocbber^e  sfthen, 
«rif  Ute  kühn  i;i'/4ickt  und  im  /ierlicb»ten  llothbrauu  '/.nui 
bbiDen  Aetber  omporra|^t«n ,  am  Kusse  von  lichtgriiner 
Wjildiiug  umzogen ,  uuk  dereu  Schluchten  krystalleue  (ie- 
wiir  hervorbrachen,  Alles  uiQge1)en  ron  Kauhenscbein 
Fkrimiachimnier,  AUea  voll  --itiller  Pracht,  roll  Frieden  und 
Emsunkeit  aiitteo  im  Hatbeuden  Weltmeer  --  da  erHchienen 
dieM  Kiland*  ula  der  Sits  der  Glückseligkeit,  und  ihr  Huf 
Tvrbr«itete  «ich  in  alle  Länder  des  Miltelnieer».  Sertoriu« 
■Uchi«  daran  sich  dorthiu  zurückzuziehen ,  und  vor  Horaz 
Hiji'küD  schwebt«  als  k5»tliehe  Errettung  die  Auswanderung 
Mch  <leu  t;(lücksetigen  Gestudi'U.  Man  fabelt«  die  seltsamsten 
t)iaf[e«  und  PliuiuA  trug  alU>rlei  Berichte  von  dem,  wa«<  der 
Baiaidb«hr  K^nig  .Inbu  frfurst:ht  haben  sollte,  /.nManmien, 
obiw  jwlocb  xa  einer  klaren  Vorstellung  xu  kommen.  *)  Nun 


:.'  -Viiorin»  im  PlaUrcli. 


Uoraz  EpoH.  lili.  V  chI.  II   -  PliniiM 


78 


Siitwuj  Her  hintor.  Claaae  vom  7.  Fcbntar  JS80, 


erzählte  mau  sich  zwar  anch  von  schrecklicheu  Uiudernissen 
tind  (Jefahreu,  welche  den  Schiffen  in  jcuen  Gegenden  droheten, 
und  zuletzt  wurde  allg(?nieiii  Seiieca's  Schildeniujjj  fjfeglaulit. 
wie  dort  das  Meer  regungslos  stehe  in  träger  Fluth,  das 
Tageslicht  ewig  sich  mische  mit  tiefer  Dämmerung,  and 
die  (iestirue  nirgends  oder  nur  unbekannte  zu  sehen  *).  Allein 
der  Eindruck,  welchen  die  ersten  ftchilderungeu  von  den 
Inseln  gemacht  hatten,  w»r  doch  so  mächtig  gewesen,  daas 
ihr  Andenken  leuchtend  und  lockend  über  den  dunkeln  Ge- 
wässern stehen  blieb. 

In  der  ganzen  Christenheit  fand  deähalb  im  Mittelalter 
Glauben  die  Sage  von  Itrandanus,  dem  heiligen  Mönch  au8 
Irland,  der  zu  Knde  des  sechsten  Jahrhunderts  sieben  Jahre 
auf  lieu  Meeren  umher  irrte,  bis  er  auf  gewissen  Inseln  das 
irdische  Paradies  gefuudeu.  Noch  im  Jahre  1526  war  bei 
Knglünderu  und  Portugiesen  die  Rede  davon,  in  welcher 
Richtung  St.  Ürandans  Inseln  zu  suchen  seien.  ') 

Kine  andere  Sage  orhielt  sich  von  sieben  Bischöfen  der 
Wefltgothen,  die  nach  der  unglücklichen  Schlacht  bei  Xerez 
de  la  Frontera ,  als  die  Araber  Spanien  überschwemmten, 
Qher'ä  Meer  nach  unbekanntem  Lande  geliüchtet  und  dort 
siebeu  Bisthlimer  gegründet  hätten.  *i  Die  sieben  Bisthümcr 
lassen  sich  wohl  au  die  Siebenzahl  der  Inseln  anknüpfen. 

Vielleicht  gaben  diese  auch  Änlass  zu  den  Fabeln  von 
dem  untergegangenen  Welttheil ,  der  Atlantis,  deren  Plato 
gedenkt,  und  der  grossen  Insel  Antigua,  die  irgendwo  in 
den  westliuheu  Meeren  bald  hier  bald  dort  gesehen  wurde. 


1}  Llb.  Snuor.  cd.  Beckmann  I  p.  2, 

21  Jos.  de  Viera  y  Clarigo  Noticias  de  la  historin  gencnl  At 
lu  JHlas  de  Canaria.  Madrid  1782.  I  78  —  112.  Hakla^t  Principal 
Narigutiun:!.  London  l->\i^l  Tome  II  pars  2  pag.  7. 

S)  Podro  d«  Mcdina  Do  las  graudezos  jr  cosaa  memoralili»  de 
£si>ai1a  e.  62. 


f.  Lifftrr:  Slellnng  der  canartucftfn  InueJn. 


79 


1>M»  catiAiWb«!!  Inßeln  lagen  ja  nur  acht^ehu  .Stundeu  weit      •' 
tau  d«r  afrikaoiHcheu    Kfi^tü  entfernt,   ho    nahe,    dass   im 
Hafvnort  Tnmej«  auf  KuerU'ventura  das  Sprflchwort  goht : 

De  Taineje  t-n  Burberia 

Hi*  va  y  «e  vutjlv**  eti  lui  dia 

d,  li.  Von  Taineje  KQr  Uerberei  kommt  uud  geht  man  in 
'fi4{«8X4nt.  Das  Volk  aber^  welahes  dies  benachbarte  Ftist- 
Uod  hevÖlkcrtL',  waren  die  Nuuiidicf,  ein  altes  Kultarvolkf 
das  Mit  der  Itömerzeit  seine  weit  ausgedehnten  Sitze  be- 
hauptfl  Iiat  und  heiibcutage  den  Naiueu  Berbern  führt.  Wenn 
«in  Berberuüchiff  aich  nur  wenig  von  der  Küste  entfernte, 
aUBt«  mau  vom  Uurd  aus  flehen,  wie  der  Pik  auf  Teneritfu 
Bnd  alsbald  auch  dif  Üoheti  von  Palma  und  Gomera  hinter 
dO)  Wellro  emporstiegen.  Kamen  dann  Handelsschiffe  die 
BurokkaniBche  KuMe  entlaug,  —  und  von  den  Arabern 
wisM»  wir,  do-vs  sie  um  die  Mitte  de»  zwölften  Jahrhunderts 
tucb  vier  Tagreiaen  bi»  über  Saß  hinaus  titeuerteu,  —  so 
uniHie  die  Kunde  von  den  wunderbaren  Inseln  zu  ihnen 
gebogen.  Uiv»  konnte  aucli  auf  Karawanenwegcn  ^rfschehcii, 
die  EMU  Mittelmt'er  zogen;  denn  verwirrt«' Beriiilite  der  Art 
pAegeo  «ich  leicht  mündlich  durch  weite  Länderkreisc  xu 
Ttrbreitim.  ein  Beiseuder  er&iihlt  es  dem  andern. 

Um  die  Inseln  und  Lande,  welche  der  Ozean  verschlosa, 

UnolnmditchafU'n ,  unternahmen,   längat  vor  Mitte  des   VI. 

Jahrbundertit ,    von    Lissabon  au»    acht    arabische  Seefahrer, 

*rplclu*   den    Namen    Maghrurin    d.  \.  Wagehälse   erhielten, 

Kntdeckanp-ifahrt  und  Kegelten  die  Azoren  Madera  und 

'     ler  eamtn^clien   lusetn  an.    Ihr  Bi^rtcht,  weleheu  Kdrim 

«Qi)*'tu  geographiiieben  Werke   einverleibte,   trägt   durchaus 

'     'Hige  von  Erdichtung,  allein  int  bis  ins  t)iu7.eluM 

i.'jrrt,   lärat  mit  Zeit  und  OKrtlichkeiteu,  wie  sie 

i>   werd**ii,  sich  wohl   ven-inigen,  uud  ^stimmt  genau 

Mk  iityuvkLür  nnd  Sitten  der  Kiugeboronen  der  c&uariachen 


•""""-         '"■ 


^i^ 


80 


SUimuj  lUr  hititor.  Clattge  vomt  ?.  Febrnar  1880. 


luüelu.')  Die  Berk-hie  bldrim'K  fanden  über  wie  die  EnüihU 
UDgen  anderer  aral)ischeD  Reisenden  in  den  gebildeteren 
Kreisen  der  ("hristen  wenig  Beachtnn«^  *) ,  und  bei  den 
Arabern  selbst  hiüKs  es  später,  wahrscheinlich  i»  Fol^e  von 
Er7.üblmigdu  von  Schiffern,  die  vei^ebens  die  lui^elu  aufge- 
sucht hatten,  diese  seien  rora  Meere  verschlungen  und  keine 
Spur  raebr  vorbanden.  *)  Ohne  Zweifel  alter  pflanzten  «cb 
die  arabischen  Nachrichten  in  den  europäischen  Seehäfen  n 
fort  bei  Rhedern  Kapitäns  nnd  Matrosen  nnd  dienten  dazojH 
die  Sagen  des  Alterthums  zn  bestärken  and  die  Sehnsucht 
auf's  Meer  zn  locken. 


Sobald    daher    die  arabische  Seemacht    nicht    mehr   v^u 
f&rchten,  fingen  —  nnd  das  geschah  bereits  im  dreizehnten 
Jahrhundert  —   Italiener    an,  über  die  Säulen  des  Herkul 
suchend  hinaus  za  steuern,  und  ihrem  Kiele  folgten  Porta 
giesen  und  Fran/oseu.    Das  nächste  Jahrhundert  bringt  eine 
Reihe  von  Berichten,  wie  die  canarischeti  Inseln   wieder  auf« 
gefunden,  selbst  Ansiedlung  darauf  versucht  worden,*)     I 
Jahr  1346    waren    sie    bereits    «o    bekannt  und  besprochei 
dass  der  Pabst  eine  formliche  Belebnuug   darüber  ertheilt 
und  bald    darauf  ancb    einen  Bischof    für    die    glückseligei 
Inseln  ernanute.")  Weder  Dieser  noch  der  fürstliche  Leheu 
träger  sind  damals  hinbekommen,  mim  wusttte  bereits, 
die  Herrschaft    Über    die   streitbaren  Bewohner   erst    bluti 


:i 


1)  ß.  Doxy   «t   J.   H.   de  (locjä    D«MrIpt!oa    de    rAfriquo 
d'Espßtfnc  par  Edrisi.   Uyde  \am.   p.  22:t-225.    vgl.  00— «I.  fiä-f.Sj 
oebftt  dem  arabischen  Urtcit. 

2)  Dr.  Friedrich  Kanütraaini  Afrika  vor  den  Katdcckuug'en  du 
PtirtüKi9»en.  F*!iitrisie  d«r  Akadcioit!.    Mßnchvn  lti.Vl.  Seite  liü. 

3)  AboulTeda  Geojrrftphic,  ed.  Be/oaud.  Vati»  1^4H    l  *ir^. 

4)  Kttnstmana   hat    a.    a.   0     di«    betrsflendeu    QuelleDit«lb 
erürterL 

&)  Joi.  du  Viera  >  Clavigo  Nutlciai  U«  i*Us  de  Caoaria  IV.  Il< 


d 


m  UBkKtr:  Std1ut%g  der  eanariadun  Inseln. 


81 


erkämpEl  werden:  die  Ausrüstung  kam  deshalb  nicht 
ra  Staude.  Um  bo  mehr  richteten  jetut  KaoHeute  und  SeCK 
bhrer  ihre  Augen  aaf  den  Gewinn ,  der  sich  von  dort 
holen  lieas. 

Es  gab  drei  besonders  werthvolle  Waaren  ^  an  denen 
die  Inseln  Ceberfluss  hatten.  Die  eine  war  die  Orseille,  ein 
fartiigee  Moos,  dos  hoch  oben  auf  nackten  Felsen  ^mchs, 
die  andere  die  kostbare  Arznei  des  Dracbenb lutea,  ein  Saft, 
welcher  ans  der  Rinde  des  Drachenbanm»  bei  Einschnitten 
amHiesst  und  sich  leicht  verdickt :  beides  wurde  tou  den 
Eingeborenen  ftlr  Waffen ,  Stücke  alten  Eisens  nnd  allerlei 
Tand  erworben,  in  Europa  aber  beinahe  mit  Gold  aufge- 
wogen. Noch  gröaseren  Oewinn  warf  die  Menschen waare 
ib.  Die  Wandschen  waren  seh (')n|^e wachse ue  krüfli^e  Menschen, 
Aabei  gutwillig,  von  frohem  Muth  und  raschem  Uegriff,  des- 
halb TorzTigüweiBe  gesucht  anf  den  Sklave  nn^rkten  der 
«hrilktlichrn  wie  der  mohamedonischeti  Welt.  Man  zahlte 
für  rin«Tn  solchen  ^Sklaven  bis  an  fünfzig  Livros,  das  sind 
oacJi  damaligem  (ielilwerth  gegen  hnute  berechnet  au  tausend 
Praoca ')  und  darUber.  Boote  näherten  sich  den  Inseln  bei 
donkW  Nacht ,  die  Mannschaft  versteckte  sich  am  Ufer 
fwiteh«D  Oebfisch  und  Kelsen,  und  kamen  die  Bewohner, 
wie  ea  ibre  Sitte  war,  Morgens  &Ub  aus  ihren  Ortschaften 
zur  Feldarbeit,  so  wurden  die  Familien  überfallen,  gefesselt. 
fortgeadileppt.  Oder  mau  suchte  sie,  während  Tauschhandel 
vor  Hch  ging,  in  die  ächiffe  zu  locken,  und  sobald  sie  neu- 
gMTig  and  arglos  in  grösserer  Zahl  an  Bord  gekommoDf 
das  Ankertau  gekappt  und  da^  Fahrzeug  snehte  das 
Uäotig  al>Hr  wurden  fürmhche  Meoscheigagden  au- 


\)  y.  Pl«rr«   Bootier  ni  Jtan   le   Verrier   Histoire  de  U 
dAMOQTPrie  et  «oaqacflto  des  Cftnuiea.  PRris  l&iO.  c  XI  p.  £{: 
it  hjr  lUt  qal)  yrendmit  quaranta  hommeB  dos  m«illoani   qni   fiuaent 
••  I*We  Laneilot,  qui  vnlloivul  deui  mit  fmiie». 
nfi-u,  }  Pb(l..|AiLh»rt.CLBd.I  1,1  8 


^m 


82 


SiUtiMff  der  histor.  OloMse  ivm  7,  Februar  tSÜO. 


gestelltf  es  kam  zu  blutigen  GefechteDf  in  welchen  die  Gii- 
FOpuer  trotz  ihrer  besseren  Waffen  oft  genug  unterlagen. 
Im  offenen  Kampfe  aber,  indem  man  das  eigene  Leben  anf  a 
Spiel  seiKte,  Gefangene  su  erbeuten  und  sich  ans  ihrem 
Verkaufe  ein  Vermögen  zn  machen,  gnlt  als  besonders  ebreu- 
Toll.  Jede  List  und  Verrätherei  schien  gegeu  ungläubige 
Menschen  erlaubt,  deren  Looa ,  wenn  sie  iu  Gefangenschaft 
fielen,  nach  allgemeiueiii  DaHirliaUeu  ja  uuendlich  verbessert 
vnirde;  denn  nun  mussten  sie  sich  taufen  lassen  nnd  wurden 
der  Hölle  entrissen.  So  war  von  der  Insel  Ferro'),  Buf 
welcher  keine  hohen  Bergwälder  den  FlOohtenden  Schutz^ 
boten,  beinahe  die  ganze  Bevölkerung  entfllhrt.  H 

Dieser  Bericht  über  Ferro  findet  sich  in  einem  h&ohst 
anKiebenden  Memoire,  welches  die  beiden  Kaplane  Johannaj 
von  Bethencourt  verfasaten,  eines  normanischen  Ritters,  det 
eine  Kri^sfahri  nach  den  canarischen  Inseln  veransUiltet 
und  unter  blutigen  Gefechten  in  den  Jahren  1 102  bis  1406 
nach  und  nach  die  Herrttchaft  über  LauzaroLe  Fuerte 
Ventura  und  Ferro  erwarb  und  Gomcra  wenigstens  de 
Namen  nach  hiur.oftlgte.  Als  spantscher  LehnskÖuig  vxA 
schien  er  mit  filrstliehem  Glänze  im  Jahre  1400  zu" 
Sevilla  Korn  und  Paris  unter  grossem  Aufseheu,  alle  Welt 
sprach  von  dem  canarischen  Königreich  iles  letxten  Nor- 
mannen. 

8o    war    durch    die    Gewinnsucht    und   Krobernngalnst^y 
welche  die  (Janaher  auf  »ich  tenkieu,  das  Meer  der  Finster^^ 
nisse,   wo   kein    Wind   die  Segel    schwelle  und  dicke  Salx- 
flath  den  Kiel  hemme,   entacbleicrt.     Man  wusste  jetEt,  es 


I)  Daselbst:  l'iale  Je   Kur.  .  ■     soulott  cstrc   bicn   pflajilce 
gens.  mala  ils  ont  est^  prioa  fiiir  plueicars  foüi  et  meuei  en  cherifuoiMd 
et  «fltniD^es  oontrtea:   et  y  sont  aujouixl'hu;  dömoaret   pen   il« 
Dieser  Beriebt  im  c.  6S  p.  122  atimmt  jedoch  nicht  gant  mit  c. 
(».  117.   ni>  von  der  trenloMn  Verlockang  Tun  1'^  Menttclion   von  dee 
■«lbe&  Intel  berichtet  wird. 


r.  Läker:  Sletltttuj  (kr  canarisdm  Imeln. 


83 


g»b  kein  solcheö  Meer.  Von  den  hohen  Bergen  dieser  luseln 
■ehanete  mau  Qberatibia  nuch  We8ti>n,  bia  in  die  weitesten 
FrmeD  erschien  nur  helles  GewSsssr.  Jetzt  sollte  die  Lage 
der  Inseln  nicht  wenig  dam  beitragen,  ein  anderen  geo- 
gnphisches  Müruheu,  gegen  welches  schon  Älbertnä  Magnus 
angekämpft  hatte,  zu  zerstören.  Aristoteles  halt«  die  Lehre 
an^^Mtellt.  unter  den  Wendekreisen  könne  kein  Pflanzen- 
Irtno.  also  anch  kein  Thierleben  aufkoniiUHn,  weil  die  GIntfa 
Mülcrecht  fallender  Sonnenstrahlen  alles  verzehre.  ')  Nnn 
ib«r,  als  Europäer  dauernd  auf  den  Conaren  angesiedelt 
wiren,  richteten  sie  ihre  Blicke  auf  das  gcgifnUberliegende 
Festlnud,  über  welches  sie  jetzt  um  so  leichter  Nachrichten 
«nziefaen  konnten.  Betbenconrt  stndirte  eifrig  das  Buch 
eines  spanischen  Bettelraönchs,  eines  ruhlosen  WRltfahrers, 
der  in  den  nordwestlichen  Ländern  Afrikas  weit  umher  ge- 
kommen nnd  Ober  das  Goldland,  die  Mondberge,  und  den 
Staat  de«  Priasiers  Johannes  allerlei  wunderbare  Dinge  er- 
sUüte.  Noch  jüngst  waren  Matrosen ,  die  in  der  Berherei 
gew«KD>  berölier  gekommen  und  hatten  erzählt,  wie  leicht 
nch  dort  vordringen  Hess.  Man  brauchte,  so  kam  der  Nor- 
manne mit  seinen  Offizieren  zum  Schluas,  nur  hinüberzufahren 
\ad  «nnichst,  um  die  Kosten  zu  decken,  eine  grosse  R&ubjagd 
«HBOtellcu;  dann  liess  sieb  an  einer  passenden  Stelle  der  Kflste 
nach  eiti  Fort  erbauen  nnd  den  umwohnenden  Völkerschaften 
TVibui  auferlogen;  daranf  Öffoete  sich  der  Weg  znm  Oold- 
floMe*.  endlich  trat  man  in  Verbindung  mit  dem  vielreichen 
Lande  de«  Prieitt4irB  Johann.  Als  im  Sommer  des  Jahres 
Betbenconrt  dnrch  eine  glückliche  Fügung  drei  Kriegs- 
^..iiiie  and  eine  hinlängliche  Anzahl  Soldaten  beisammen 
bafete.  gab  er  bei  dem  ersten  guten  Winde  den  Befehl  zur 
AbCihrt.      Die   drei    Schiffe    erreichten    die    KOste    tu    der 


Di 


t>  Arlitoltlpi  MHeorolog.  11  :>,  ad.  Bekker,  1.1ß2.  Albertoi  M. 
loconun.  Argtntor.  1&17.  Hb.  I  c.  6  p.  M. 


B4 


StUunff  der  hUtor,  CtasM  com  7.  Februar  SSBO. 


Gegend ,   die   später    bei   den  Spauieru   los  Medanos   hifl 
uicbt  weit  vom  Kap  Bojador.     Alles   stieg   an's  Laud   und 
begab  sich  sofort  nn'fi  Werk,    Menechen  und  Habe   za    er-fl 
greifen.     Die  entsetzten   Bewohner    stoben    in    alle  Weiten,  ™ 
nimmer  hatten  sie  sieb  solchen  KinfalU  verseben  und  waren  ^^ 
ein  unkriegerisches  Hirtenvolk ,    das  nichts  besnss  als  seinefl 
Heerdeu.    Bei  der  hastigen  Flucht  lieMen  sie  Pferde  Rinder 
Schafe  und  mehr  als  dreitausend  Kameele  auf  den  Weiden 
£Drnck.     All  dieses  Vieh   wurde  erbeutet,  auaserdetDi   ohnefl 
einen  Manu  zn  verlieren,  eine  Menge  Menschen  erschlagen. 
Sicbenzig  jeden  Alters  und  Geschlechts    fing    man    lebendig 
und  brachte  sie  auf  die  Schiffe.    Mehr  aber  lieäs  sich  nicht 
beschaffen.    Bei  jedem  neuen  Streifzag,  der  in's  Innere,  zu-j 
letzt  bis  zehn  Stunden  fem  von  der  Küste  angestellt  wurde, 
drängte  sich  die  Ueberzeugung  auf,  das  Land  :<ei  weit  and 
breit  eine  Leere.   Vieh  und  Menschen  waren  verschwunden J 
tief  hinein  in  die  Wüsten.    Was  hätte  es  nun  genützt,  ein 
Port  zu  bauen  und  Besatzung   hinein  zu  legen ,   da    rings- 
umher kein  Volk  lebte,  das  man  hätte  beherrRchen  und  be- 
steuern können  ?    Nach   acht  Tagen  hiess  Bethencouit  alle 
sich  wieder  einstihifferi,  und  weil  mau  für  die  vielen  Kameete 
keinen    Platz    in    den  Schiffen    hatte ,    so    wurden    sie    ge- 
ftcblacbtet  und  gehäutet,  ein  Theil  aber  wurde  mitgenummen  { 
und   auf  den    beiden  Afrika    am    nächsten    liegenden  Inseln  j 
augesiedelt,    wo    sie    gediehen    und    uoch    bentzntage    gnteJ 
Dienste  thuu.  ') 

Dies  war  der  erste  kriegerische  Versuch,  an  der  West-I 
kiiste  Afrikas  Fuss  zu  fassen,  dem  alsbald  noch  viele  andere' 
folgten.*)     Bethencourt's  Unternehmen  hatto  gCKi'igti    du 
das  Kiudriugen    in  das  Festland    keineswegs    schwierig   scti« 
—  glänzende  Bilder  aber  von  dem  grossen  Goldlande  wareul 


1)  Bontter  und  Levorrier  c.  50—^  p.  100-  108.  cl^ip.  17Xf 

2)  Vier»  I  «l--««.  U  171-178.  272—273. 


IS.  l/lher:  St^Üttny  der  cawtrUchen  htseln. 


65 


Tor  den  Blicken  der  Meiisclien  aufgezogeu  und 
Hanen  thneu  forUu  keine  Ruhe  mehr-  Hatte  doch  der  Pa|wt 
XQ  Bethencoiirt  gesaf^t :  ,,tbr  wid ,  mein  nnd  der  Kirche 
rechter  rkihn  and  werdet  Ursache  und  Anfang  sein »  dass 
Andere  Söhne  kommen  werden  nnd  noch  grössere  ßrober- 
nngen  loachen ;  denn  wie  ich  höre«  ist  das  Festland  nicht 
weit  Ton  da,  liiiinea  und  die  Berberei  nicht  weiter  ent- 
f«rni  aU  xwölf  Stunden,  und  Ihr  selbst  seid  in  Guinea 
bereita  zehn  Standen  weit  hinein  gedrungen. '*  *) 

Jetzt  gewannen  die  canarischen  Inseln  noch  eine 
gl  am  Uli  Bedeutung.  Sie  erschienen  als  Halte-  und  Berge- 
■litto.  tun  von  hier  ans  auf  weitere  Entdeckungen  anszu- 
knfen,  insbesondere  um  das  gegenüberliegende  Küstenland 
im  m*erbeu  und  zn  bf^haupteu.  Ihre  Waldungea  ergaben 
(las  TorzOglichste  Schiffbauholz,  ihre  Felder  und  Gärten  in 
Uimge  Waizeu  Wein  und  FrQchte  aller  Art-  Aus  der  ein- 
geboreoein  Bevölkerung  aber  liess  ?ich  Schiffs-  und  Kriegs- 
lolk  stehen,  das  l>ehende,  enei^sch  und  gelehrig  war  nnd 
das  Vortheil  hatte  der  Billigkeit  in  Anwerbung  und 
Unt«rhalt 

Um  sich  einer  so  gewinn-  und  aussichtsreichen  8tel- 
Ivng  SD  rersichern,  entstand  nnn  ein  langes  heftiges  Ringen 
twincbtfD  Spaniern  und  Portugiesen  um  den  Besitz  der 
caiurischen  Inseln.  Portugals  genialer  Infant  Heinrich, 
raboMunt  der  Seefahrer,  schickte  ein  Geschwader  nach  dem 
andern,  um  Canaria  oder  Teneriffa  oder  Palma  zu  erobern, 
—  ycrgebens,  ihre  kriegerischen  und  tapfern  Einwohner 
warfen  olle  Angriffe  blutig  zurück.  Die  Spanier  rasteten 
Bodi  KT&uere  Flotten  au8  und  setzten  all  ihre  Kraft  daran, 
ibe  Porlogiesen  r.urück  zu  schlagen  und  die  Cauareu  für 
Ncb  Nelbcfc  zu  erol>em.  Durch  keinen  Unfall  irre  gemacht, 
fnannlert«  Infant  Heinrich  seine  Kapitäns  immer  Ton  neuem, 


1)  Bontifr  mi  L«rerrUr  c.  99  p.  197. 


86 


Sästms  der  hiator,  Clasae  vom  7.  F^uar  tSQO. 


in  die  weHtlichen  Meere  anHziilaufen  ,  eine  gute  GetegenheiL  , 
zu  erspähen,  wo  sie  sieh  auf  einer  der  Caaaren  festRetzen 
köoDtea,  und  dereu  Nacbbarschafl  zu  erfurscfaeo.  Wälin^nd 
die  Spaxkier  ihre  Haaptkraft  stets  anf  diese  Inseln  allein 
gespannt  hielten,  untersuchten  die  portugie8i)^^he^  Seefahrer 
auch  die  Küaten  des  Pestlandes  und  wagten  sich  jedes  Jahr  wei- 
ter  vor.  Im  August  1445  verliesÄeu  einmal  26  Schiffe  die 
Häfen  Portugals^  um  auf  Privatkonten  Entdeckung,  Handel 
und  Eroberung  zu  versuchen.  Die  Folge  war,  dass  in  den 
nächsten  dreissig  Jahren,  von  1418  angefangen,  erst  Porto 
Santo,  dann  Madera^  dann  die  Azoren  gefunden,  dass  nach 
einander  die  Kaps  Bojador,  Blanco,  Verde  umfahreu  und 
das  zwischenliegendc  Küstenland  aufgedeckt  wurde.  Hie 
äpauier  aber  hatten  zu  Anfang  der  achizigor  Jahre  des ' 
Jahrhunderts  nicht  nur  die  Inseln,  welche  Bethenconrt  cr-| 
oberte,  behauptet  besiedelt  und  angebauet,  f^ondem  auch 
nach  einem  langen  hartnäckigen  Kriege«  in  welchem  der 
grösste  Theil  der  Eingeborenen  unterging,  das  grosse  üppige 
Gr&n  Cenaria  hinzngeingt  und  die  rauhe  kräftige  Bevnlker- 
nng  vou  Gomera  mit  blutiger  Hand  gebündigt.  Bloss  an 
den  beiden  schönsten  Inseln,  Palma  und  Teneriffa,  war 
noch  jeder  Angriff  gescheitert. 

Durch  die  Schriften  dee  portugiesischen  GeschichtBchrei-] 
bere  Aziirara')  und  des  spanischen  Bernaldez'),  noch  mehr 
durch  die  anschaulichen    und    lebeusheiteren    Berichte    dc«i 
jungen    italienischen  WcUfahrers   Oadamosto,   die  1458  flr*| 
echienen'),    wurde   die   Kunde   von   den  canarischen  Inteln 


1)  Goioes  Eaunes  Axurara  Cbrooica  do  descobrimonio  e  c«B- . 
qnista  de  Goini.  Edit-  Carreira-Santarero,  Paris  1841.  e.68.  6U.  79-8&.J 

'£)  Aiidr.  Bernaldez   Hiat.  de  kM  teyes  catoUcM  O.  Fsmatida] 
j  D.  Jsabel,  SeTilla  1870.  I  c.  35.  64—66.  U  c.  132. 

3}  OioT.  Batt.  Bamafiio  Delle  naTigationi  et  viagifi  necolti^ 
▼eutU  161^.  I  fol.  97— !tö. 


r,  JJShffti  Stdtmuf  iJer  canarüchtn  Imt^n. 


87 


iLod  ihrer  oigenUiflnilichen  Bevölkerung  weiter  verhrwiU?!. 
Du  caüAriitcbe  Königreich  lag  jetzt  (U  im  Meero  wie  »>iu 
WIIm  Wiinderlaud.  seine  herrlichen  Waldungen  durchrauscht 
»on  erfirischenden  Strömen,  seine  Fluren  voll  üppigen 
Wftch«thams,  reich  besäet  mit  Zucker-  and  Weinpflauzungen, 
■eiDe  £iogeborenen  von  europäischer  iSitto  und  Hautfarbe,  ein 
Volk,  welcboj  l'ür  diu«  Oirifitentburu  eine  innige  Rnipfaug- 
Uehkeit  brkuudele,  seit  es  die  Wutfeu  aus  der  Hand  gelegt. 
Wer  also  etwas  von  fernen  l^änderu  und  Meeren  erfahren 
woUtc,  suchte  vor  allem  nach  den  Canarischen  Inseln  in 
koatmcn,  *)  Hierher  kam  der  Nürnberger  Patrizier  Michael 
Bvbaimb,  der  die  Weltkarte  entwarf.  Hierher  kau  auch 
Ckrittoph  Coluinbus ,  als  er  von  den  Inseln  ,  welche  der 
aUaniische  Ozean  an  der  europäischen  ^>eite  bespült,  eine 
mtk  der  andern  beKucht«,  rastlos  forschend  und  fragend 
nach  nchtbarpn  Spuren  iiud  Beweisen  für  die  Gewissheit, 
•lie  fnt  und  klar  vor  seinem  ruhelos  arbeitenden  Geiste 
ttend,  die  Gewissbeit,  dass  hinter  dem  westlichen  Ozean 
gDMW  Landgebiete  IHgen.  Er  war  im  Jahre  H77  in  Island 
gnrweOt  wo  er  von  den  Fahrten  uach  dem  amerikanischen 
WfliiiUwl  hörte '),  hatte  sieb  bald  darauf  mit  Felipa  Muoiz 


1)  8ehr  richtig  wgi  Viera  11  166:  Qiunto»  hkn  l«ido  la  bistoria 
4c  ha  rvTolqcione«  del  mando  üben ,  qne  el  conocimiento  de  ntiRstras 
«(m,  m  eoDqoista.  y  sa  faoia  liiviü  eomo  de  antoreba  para.  abrir  tos 
>)«•  i  Im  bonbrei  de  iogeoio ,  y  allanar  «1  Camino  ä  otroa  dt^scubrimi- 
ffttot  /  DaicKacionm  orienUlea.  El  infaDte  Dod  Enriqae  de  Portagal 
icUa  i  10  obitiiuula  ambtcioD  de  las  CaoaraR  aqQel  conato  beroyoo, 
OB  ^■c  qiurieDdci  cüni|teii«ar  est«  perdida,  aniiiio  am  piloto«  i  qne  m 
ttiKMKn  a  el  oeeano,  y  acquiriewn  «1  credito  de  habet  dilatado  loe 
UmlBM  il«t  aniT«rao  por  esto  parte. 

'It  Oikar  I'eBcbel  GcschichtedceZeitalloiderEDtdeokungeD, 
äat^art  und  ÄDgibarff  1868  8. 108—  hat  die  ADsicht  pefoMt,  Colum- 
h»  kabe  ,jkichti  toi>  tinem  Continente  im  Södweeteo  lalaod«  gewosst," 
b  v&rc  aber  doch  aUMor  aller  Kegel  gewewa,  daM  die  Koade  Ton 
i<i  aBtrtkanJBcheii   Rntdrckangen  bei  einero  «erfahren tlcn  Volke  nicht 


88 


SiUimg  ettr  histor.  Claaac  «am  7.  Februar  1880, 


in  Pereatrello  anf  Porto  Ranto  vermäblt,  und  DHchdem  er 
dort  eine  Zeitlang  im  Haiis  seiner  Schwi(^errautter  gewohnt 
liatte,  sich  mit  seiner  jungen  Pran  auf  der  kleinen  Insel 
Gomera  bei  Teneriffa  angekauft  und  h&uslich  niedergelassen. 
Warum  anf  Gomera  ?  Warum  nicht  auf  Lanearote 
oder  Fnerteventnra,  wo  mehr  gebildete  Leute  verkehrten? 
Warum  nicht  insbesondere  in  der  Hauptstadt  der  Inseln, 
der  aufblühenden  Palmenstadt  auf  Gran  Oanaria,  bei  wel- 
cher alle  Schiffe  anlegten V  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  er 
Verbindungen  angeknüpft  hatte  mit  der  Mutter  def>  Fürsten 
ron  Gomera,  Do5a  Jnez  Peraza,  die  auch  später  seine 
Gönnerin  war,  eine  Frau  von  energischem  Charakter,  für 
welche  es  eine  Sache  der  Religion  war,  halbwilde  Ungläu- 
bige zu  unterwerfen  und  zu  Christen  zu  machen  ^).  Gewiss 
gab  es  auch  andere  GrUude,  welche  den  acblichten  vermö- 
genslosen Seefahrer  bestimmten ,  Goraera  zum  Wohnsitz  au 
wählen.  Es  war  hier  billig  zu  leben.  Die  eingeborene 
Bevölkerung,  die  in  ihrer  alten  rauhen  Sitte  nnd  Gewohn- 
ung verharrte ,  hatte  keine  Lust ,  die  Err^ugniwe  ihm 
Landes  in  den  Handel  zn  bringen.  Auf  Gomera  fand^j 
Colnmbns  auch  angestürte  Einsamkeit  uud  Stille,  wo  nicht«H 
ihn    in   seineu   Berechnungen  und  Gedanken  störte.     Wohl 


noch  v&re   lebendipr  geweMn,   and  dass  Colombos  nichts  lUvon  gehön 
bitte,    der  doch   selber  wgt:    er  babo  Zeit  Beines  Lebens  wiitsbegie 
■De   Wolt   anagefragt,  a   dcsoar   do   aabor   loa    aeeretüü    deate    nmudo.' 
H.  P-    de   Navarrete    Coleclon    de    loa    vlagea    j  descobrimientM, 
Madrid  19%%  11  262. 

1)  Bernaldet  t   c.   65  ,    p,  182,    CohuBbas    nennt    in  »«i 
Schiffstagebach  Jnez   au   bervorn^eDder  Stelle.    Da  sie  ziranxlg  Jahre 
laflj?  in    ScTiUa   al»   Wittwe  lebte.    1494   aber  dort  ftlr  üio  Erubornngj 
TenerifTaa  steh  thätig  bewiet  und   In   hohem    Alter  starb,   so  srgieb 
sich.  da»s  Colambns  Aofenthalt  auf  Gomera  in  die  Jahre  1477  bis  \i 
fallti  denn  im  letstgenasatcn  Jahre  machte  er  berfiita  dem  jtortagtesUche 
Hofe  s«dBe  Anträge.    Zu  vergleichen  damit  die  Orkand«  tocd  18.  Ang. 
149fl  bd  NftTarrote  tl  93. 


V.  Liher:  Sittlung  der  eanarüteh^n  rnsefn. 


89 


bte  ihn  dabei  die  eigeiithämiich  grossarügc  Nahir  an- 
siebenu  di*oa  Gomera  steigt  wie  eine  gewaltige  grüne  Wald- 
osd  Felspjramide  tiue  dem  blauen  Ozean  empor.  Auf  Pulmu 
■her  oder  Teneriffa,  doren  Naturherrlichkeit  noch  viel 
giöner,  sich  anznsiedoln,  daran  war  damals  noch  gar  nicht 
sn  denken«  beide  Inseln  gehörten  noeh  den  gefnrchtet«n 
no&hmbareu  Wandscheu. 

Hier  auf  Gomera  »amuielte  Columbus  Zeichen  und  Be- 
weise, daas  sejoe  Ansichten  von  Ländern  jouseits  des  Ozeans 
richtig  wären.  Er  selbst  bemerkt  im  Schiffstagebuch  seiner 
ttvtoo  Beiw:  dass  viele  der  angesehenuteu  Spanier «  die  auf 
Votpo  «Dgesessen  und  damals  mit  ihrer  Fürstin  Jnez  auf 
Oomera  waren ,  und  nicht  oiioder  Bewohner  von  Goineru 
■  mit  einem  Eidß  Iwkräft igten ,  das«  sie  jedes  Jafar  Land 
im  Wetten  erblickt  hätten.  ')  Wahracheinlich  sncht«  Cu- 
himbM  damaU  aaf  den  Gipfel  dee  Ober  fünftansend  Fosb 
bobeo  Goroerabergts  zu  kommen,  um  tiich  selbst  in  weiter 
lilMifhl  von  der  ßichtigk»^it  der  Erscheinung  zu  über- 
magtn.  Ohne  Zweifel  Iwruhete  sie  in  einer  blossen  Luft- 
ificgetung. 

Columbus  soll  aber  auf  Gomera  noch  viel  triftigere 
Beweise  für  dos  Dasein  der  überseeischen  Lande  erhalieu 
haben. 

Ein  ftodalnHischer  Seefahrer,  faeisst  es,  Namens  Alonsn 
Hauches  ans  Guelva»  der  mit  seinem  Schifle  Handelsreisen 
■acht«  zwischen  den  canarisoben  Inseln  und  Madera,  wnrde 
'  1  heftigen  andauernden  Sturm  bis  an  die  Kflett?  von 
■kuj^nka  Ycrichlagen  nnd  entdeckte  dort  bisher  unbekannte 
Uodsr.     AU   er   endlich    nach  Europa  die  Rückkehr    fand, 

1)  Nsvaretto  I  r».  Die«  d  almirante  qnc  darabaa  rnurh« 
iMahni  bonnulot  e«i«ilole8  qoe  ea  U  Gomera  eBtabaa  cod  Donas  Jnei 
Pwsa,  nadr«  Je  Ouillen  P«rastr  qoc  despae  fae  el  primer  conde  d« 
Is  (^^oMfa»  qoe  cada  aflo  visn  tiem  al  ooeste  de  Im  Oaoariw .  ^oe  es 
il  fCBÜBUi  J  Otto»  do  la  Uomora  afirnitl«n  otro  tanto  cos  JQnuDento, 


90 


StUnMg  dtr  histor.  Cliwae  n)M  7.  Februar  1880. 


landete  t*r,  verzelirt  von  Huiif^vr  uud  Müh8u1 ,  an  der  Insell 
Gomera.  Nur  drei  von  Heiiu>D  Leuten  waren  noch  am  Leben.  1 
('•ohimhuR  nidim  Hie  Unglücklichen  in  seinem  Hanse  atiT, ' 
dort  starbüii  sie  wenige  Tage  darauf  in  Kolgu  der  ausgir- 
standenen  Leiden,  Sanchez  aber  vertrauete  Colnnibaa 
st*»rbend  alles,  was  er  Ober  seine  Kabrt  uud  Kutdeckuo^ 
wustite  oder  aufgeschrieben  hatte.  Nunmehr  seiner  Sache^ 
gewiss,  begab  sich  Colnnibus  nach  Europa  und  suchte  buH 
den  Hufen  eu  Portugal ,  England ,  Spanien  nach  einem 
FUrsteu,  der  ihn  mit  Schiffen  und  Mannschaft  ansrfiste,  um 
hinzufahren  und  jene  Überseeischen  Lander  in  Besitz  zu 
nehmen. 

8o  erzählt  Viera  in  seiner  Geschichte    der    cauariRchen] 
Inseln.  *)     BekaontHch  i»t  die  Nachricht  von  Fahrten  nach] 


u 

\ 


l)  Vicra  H  167  — 16^.  linste  ardor  do  aaevu  narcpiioioiies  og 
harivra  tenido  conscquencias  tau  rapidus,  >i  1«  ciuualidail,  madro  de  Im 
Ixodes  soceaos,  nu  buTieae  venido  ä  durlea  tina  iucreible  perfecdoa.  Goosta 
por  olaaicoi  aatorw,  jrrolücioaes  fidcdi^naH,  que  Alotuo  äanefaei 
de  Onelra,  piloto  Aadaluz.  qua  cdd  su  etnbarcscioa  bicia  el  oomerda^ 
en  Us  Isla«  de  Cuiariii  j  de  I&  Madera,  haTiendo  sido  arrebaUilö 
ao  temporal  rccio,  y  ooDtinao,  a«  propasö  basta  loa  Uares  de  la  Am6\ 
en  dondo  descabriö  aquella  lierra.  locognita.  Rstan  veroBimil  este  aoon^ 
tectiniento,  qae  pocoe  aflus  baco  ee  rio  repetido,  y  coofiriua<to.  Cierta 
nave  dol  tratioo  do  las  \e\t»  liavia  salido  de  Lasiarote  para  Tenerife, 
caigada  de  trif^o.  y  oun  al^pmos  pasa^ero«  ä  so  bordo;  p«r6  ctituu  cX' 
periincntafie  en  ^u  traniitü  ana  ^niii  tvmpestad,  perdio  la  altura,  y  n 
podor  tomar  niii^na  de  lau  CaDariaf ,  ue  ballö  fonada  li  s«f;uir  el  im- 
polso  de  Tieoto  duraote  mnchoe  diaa .  baata  qne  reealb  iofar«  la«  co«t«a 
de  Caraeae,  en  donde  la  favoreciö  an  nario  Iiigl^.  mioistrandole  a^oa, 
j  vireres,  y  dirigiendola  al  paerto  de  la  Gtutyra. 

El  piloto  Soncbez  de  Gueha  tavu  modo  de  retroceder  acia  ol  atiU 
guo  Continente,  y  de  a|K)rtar  a  la  Isla  de  im  (iowera,  cod  «oloe  tree  d< 
iu  equipage:  todoe  tan  mattradados,  y  iiioribumlos,  qot  i  pocos  dtas  d 
so   arrifao    falle<iicTon  en  la  oasa  de  Cluistoval   Colon ,   qae   v>   ballaba 
aTceindiulo  alli.  deepues  de  barerie  caaado  en  la  de  tu  Maden     Nadie 
ignora,  qae  Christoval  Colon  era  uatural  de  Cognret«,  aldea  de  U  roimblica 


leaei 
'   ta 

i 


A 


r,  hoher:  Steliunfi  tUr  canaihtchen  Inwetn. 


91 


Amerika  vor  Columbns  in  inehrerpit  iSchrit'tRii  spinir 
/«ntgeiiOAMD  verbreitet,  ihre  Kichti^kflit  »her  jetvt  viel- 
bflrtritten.  ')  Nun  Hn<lim  wir  hei  zwei  der  tot- 
rlieiisten    Geechichtachreiber   jener    Zeit,    Gomara ')   und 


4pO«aovft,  c  1)1  jo  d«  Qn  |^rila<lor  de  l&na;  qn«  deitdo  mny  joren  h«m 
ih»»dc  bi  eurers  de  la  marina ;   qoo  tcnia  hechos  tiotables  pro|in''^<'HW 

0  !■  fW^rftfia,  y  cU>ncin  naatica:  y  que  aa  ardi«nie  deseo  de  inetraJrfle 
a  tu  UTegacioDes  de  Us  cosU»  del  Africa,  y  de  lu  Cauaria«,  le  traio 
k  HMtnu  tilai,  doDde  coniUUo  bq  fortnna  cn  harcr  hoitiiodado  ä  oqael 
fOoto  Andalaa.  Bn  efocto  ae  afirma,  que  aat«a  do  morir  le  co- 
■Mtob  Mte  laa  obserraciones  qae  haria  becbo  darante  m  ettrario;  Im 
■■VW  pabM  qno  baria  Tirt« ;  y  cl  derrotero  que  havia  Uevado:  a«i 
Oolra  000  m  jnicio  eombinadur.  y  Robrosaliente  intelig«ncia  «"n  la  co«- 
— timlla.  lafiriö,  qae  iiiguiundu  aquelUi  momoriat,  podria  liaoer  raachu 
■MS  qiw  Io0  Portojf aeiei ,  y  oeopado  de  la  idea  de  tmbajar  ea  ona  ex- 
yalkioa  icia  el  Oceidenta,  no  perdi^  tlenipo  cn  tnuladarH  i  las  cmUs 
U  impft.  —  V^l.  damit  dea  Bericht  bei  P.  A.  do  Castillo  iJeHurip- 
lila  kiat.  y  frpofp'.  d«  Ua  isla«  de  Canaria,  Hanta  Craz  de  Tenerife  1M8, 
I.  SM  bis  '£Cy. 

I)  Nancntlich  von  Peachel  Seit«  l^B  mit  eoDdcrbarer  Heftigkeit, 
V  MiBt  di«  üegD«r  ucirrowuüihig.  «Irääicb,  scfaamlo«,  otmo  sieb  auf 
i^B  Wjd«rlegitn)c  eiusQlatucii.  die  wohl  bei  einom  Geschicbtaforscber 
■Mfeif  gAweaen  wüe,  dem  es  Beil«  10^  Note  1  begei^Gt,  spöttisch  and 
Offltablr  aunortifea  .Bin  alter  Page!',  weil  Columbu«  Sohn  Diego 
«dl  ist  Alter  aber  iwauxig  noch  als  Edelknabe  aufgeführt  wird,  was 
h^  ttftdi  damaligem  Hofbraneh  blosser  EhreDtitel  sein  konnte. 

2)PraDeisco  I. opex  de  Oomara  Hiatoria  general  de 
W  ladiaa,  Medina  del  Campu  ir).*):),  fol.  10.  Navegando  una 
•lavila    pot    Duestru   mar  Oceano,  tnro  tan  for^oso  riento  de  leranto 

1  UA  cUftÜuiO ,  que  fne  a  parar  en  tieira  no  aabida  ni  pui»ta  en  el 
•^K  4  cmrta  d«  marear.  BoWio  de  alla  en  mncbcw  nuui  dia«.  qae  tue. 
T  *(«a*da  aoa  Uego  no  traya  ma«  de  al  ptloto,  y  a  otros  tres  u  qnatro 
ttriMraa,  qnc  como  Tenian  enfennos  de  bambre  y  de  trabajo,  ae  mo- 
ima  d«st70  de  poco  tiempo  en  et  poerto.  E  aqui  como  sc  descabriercm 
ha  bdiui  por  de»licba  de  quien  priuero  las  rio ,  pae«  acabo  la  vida 
m  fw  iMIm,  y  lin  devar,  a  lo  roenos  lin  arer  memoria  de  como  n 
kMataa,  ad  d«  doado  ora,  dI  qae  aBo  laa  ballir.  Bien  qw  no  fofl 
•%a  «Jft.  IUI«  mftUeia  de  otros,  o  invidia  de  la  qae  llaman  fortana. 


»2 


Sitzung  dtr  hUU»,  Ckute  iwm  7.  Ftbriur  IHSO. 


M«riana*)  wedei*  ilen  Namen  jene«  nnglücklicfaen  Entxlcckerti, 
uoch  Aiich  eine  bestimmte  Angabe  über  sein  Heimatbelauii. 
Hier  liei  Viera  erscheint  beides,  er  bekräftigt  aastlrflcklicb  die 
Tbatenche    und    setzt    hinzu:    die    Krzäblaug    von    Guelva*H 


T  DO  nie  miiravillo  de  tu  hisloriu  aotigaas.  qtie  coeoteD  h«choe  gmt> 
dinimos  por  cbicwi,  o  eacoroa  yrincipios,  paeti  au  ubetoos  quico  de  poco 
ua  hallo  lau  Irulia«,  quc  tan  Mfialoda  y  oucva  co»  es.  Qaedaraai». 
si  qutera,  el  nombn^  de  aqucl  piloto,  pues  todo  lo  al  con  la  maertc 
ftfteMC.  Unos  bazen  AndaluE  t  est«  piloto,  que  trataya  cn  Canaria,  y 
eo  la  Madera,  qnando  lo  acontescio  aquella  lar;;«,  y  mortal  aaWgacion. 
OtroH  Biscayno,  que  oontratava  en  Iitglat«rra  y  Fraticia,  y  otroa  Porta- 
^nea,  qne  yva  o  venia  de  la  Mina  o  liidia.  Lo  qoal  qnadra  raoclio  cou 
el  nonikre,  qae  tomaron  y  ticnen  aqaellae  naevas  tierraa  Tambien  ay 
quien  ili^a  quo  aporto  la  caravcla  a  Portugal,  y  qaien  Mgi  qoe  a  la 
Madera .  o  a  otra  de  laa  islae  de  loa  Afores.  Bmpcro  nin^no  afinua 
nada.  ijolomcnt«  conciierdan  todoe  en  que  fallescio  äqual  piloto  en  oua 
de  Christoval  Colon ,  m  cayo  i>o<l6r  quedaron  las  eflcriptnrai  de  la 
cararela,  y  la  relacion  de  todo  aqnel  lueii^  viaje  oon  la  marca  y  altara 
de  las  ticrras,  DQevamentc  viatas  y  halladaa. 

]]  Juan  de  Mariana  Historiu  genoral  de EapaRai  Madrid  1616, 
n  Hb.  XXVI  cap.  3  p.  hQ2.  La  «mpressa  mae  memorable ,  de  mayor 
bonra  y  proTtcho,  que  jaiitaK  aucetlio  en  EspaSa,  fue  cl  deseubrimiento 
de  las  Indiaa  occidentalo»:  kti  quatett  |con  razon)  por  sn  grandeaa  11a- 
man  cl  nuevo  mundo:  cosa  maraTUloia,  y  qoe  de  tantoe  aiglot  «tava 
reservada  paru  eeta  edad.  La  ocasion  y  priocipio  desta  oueva  nav«- 
gac-ion  y  deacubrimiento  fue  en  esta  manera.  Cicrta  Dave  deade  la 
coata  de  Africa .  do  nndava  ocupoda  en  loa  tratoe  de  aqoeUas  partea, 
arrcbatada  con  cn  rcxio  temporal,  aportö  ä  ciortas  tierras  no  conocidaa. 
Paseadoa  algunos  dias  y  sossof^ada  la  tempeetad.  conio  diessc  la  baelta, 
moertos  de  hambn*  y  mal  pasiar  caii  todoa  log  {ttasageros  y  marincro«!, 
el  maestre  coa  trea  6  quatro  coiupaBeroe  ultimamentc  lego  a  la  isla  de 
la  Madera.  Hallavaw  acaao  en  aquella  isla  Cliristoval  Colon ,  öinovet 
de  nacion,  qae  eatara  oaiado  en  Portugal,  y  era  mny  'lercitaito  «o 
arte  de  navegnr:  persona  de  gras  common  y  altoa  ii^nsatiiieuto«.  Kit 
alvergo  en  su  poaada  al  innestre  de  aqurl  navio,  y  •  atuo  fall«iea»r  ca,^ 
brevf.  dein  en  poder  de  Colon  lo»  meniorlaleH  y  aviMo«,  qne  traJa 
(oda  aquella  uavcgacioo.  Con  «ata  ocaaion ,  ora  aya  sido  U  vpnWlor« 
0  lea  por  la  aetrologia,  on  qoe  era  excrcitado,  o  oonto  otm  discD. 


^m^^M 


r,  /.OÄ^tf--  ÄlW/oufl  Her  0A(uiriscA?H  Iiuteln. 


93 


Sav&tirt  OHch  Amerika  sei  wohl  glanblich',  habe  sie  doch 
wenige  Jahre  spät<>r  fiioh  wiederholt.  Gin  Handel sttchi ff 
4er  canurischea  loReln  mit  einer  Ladung  Walzen,  das 
auch  einif^e  Reiseude  an  Bord  gehabt,  habe  von  LaoMrote 
narh  Tenerifia  wollen,  sei  nhcr  diirdi  gro/ise^  Unwetter 
rarfiekgeworfeo  nad  viele  Tage  lang  weiter  getrieben  bis 
aar  Kflote  von  Caracas,  dort  habe  ea  ein  eugliäcbes  Sohirt 
gvfbDdeo ,  von  welchem  e»  Wasser  und  Lel)eu8mjttel  und 
oacli  dem  Hafen  von  Lagnayra  Richtnng  bekommen. 

Vier»  iflt  ein  GeHchi oh tach reiber,  welcher  das  Lob  ver- 
dient, daK  ihm  Navarrete  wegen  Miuer  Wahrhaftigkeit  und 
gul«  Kritik ,  ßerthelot  aber  noch  mit  volleri'u  Häudeu 
•IreMt.  ')  Kr  sammelte  fleissig  an«  Quellen  die  geschiebt- 
fiebtD  Nachricbten  nnd  prüfte  nnd  vi>rglich  sie  ruhig  und 
hMnnnrii  Er  burutl  sich,  ausser  auf  (tomiira  und  Marianu. 
nr  »af  Francisco  Pizarro.  ')  Wie  sorglaltig  er  aber  hand- 
«ktftliohe  und  gedrnckte  Nachrichten  durchtorscbte,  geht 
V-^"«  hervor ,  das«  seine  Angaben  Über  die  verschiedenen 
i.-igen  d(>.H  AdmiraJH,  aU  dieser  seine  Fahrten  nach 
iwika  anti'niahm,  auf  den  canariflchen  luneln  ^enau  mit 
^  fan  Schiffstagebuch  angegebenen  Tagen  nbereinstiminen, 
vwA  4wB  IT,  um  des  ColumbuB  Gobart.sort  zu  ermittetn, 
tarn  Akten    dei    Proeetae«    einsah  *    welchen    die    Ferraroser 


•luo  ^o«  Itt  4tA  tto  cEerto  Marco  Polo,  metlico  Plor<!iitin,  et  w  resolvio, 
a  qvt  d<  la  otra  jiartv  ilel  mumlo  desculiierto.  y  itu  aan  tcrtnlnoir. 
kUt  4*  w  pone  el  sol,  »via  ticrnis  maj  grande«  y  us{iiu:io9a>i. 

I)  Hararret«  I  l^  Note.  UarkefWebb  nn-l  Sabin  Bcrthe- 
)•<  ttlii^  natanll«  du  ilr^  canari««,  Paris  LH^tO.  I.  prent,  partie  p.  V>.  Hi- 
rtHrVri)  aviiialeiu  «ar  I*  pFtlcieion  >lee  dat^setile«  citattona,  Viera  a  reluvä 
tm  —  icui»  iaporUoits :  bi«n  'jue  reservu  dans  aee  diogea,  i1  a  rondo 
bMusaf«  a  am  devancict«  et  a  coiiuiiontt^  lenra  travaui  par  un«  aavanto 
aittqae.  A  aatllo  ac  clojfia  coit  n»niira,  ni  se  critica  sin  Vfrdoil,  dit-ll 
tti-taln«  daiu  na  di  hr  prolo^» ,  ot  crt  iMiprit  ile  jnsttce  h  coiutani* 
«wt  cvidf  »  plnn  dana  U  eonm  d«  »a  rotlaction. 

^)  UM.  de  Ind.  e.  ». 


94 


8U$u»0  der  hiittor,  Cl(ts$f  vov%  7.  Febrtiar  t880. 


Familie  Caoaro  gegen  Colurabua  Nacbkommen  führte.  Wahr- 
acheialich  fand  Viera   in   den    Archiven   der   Stifte,   StÄdtff 
uitd  Laudüitse,    die  er  auf  den  eanttrischen  Inseln  befriM^te. 
Nachrichten  Ober  den   Anfenthalt  des  Coluuibus  auf  Uomera 
nud  was  ihm  dort  h^egnete.    Bis  diene  Archive  Bämmtlich 
von    kundif<er   Hand    nen    durchge^ngcn    nind,    wird    raaui 
wohl  thuii ,  die  tetzte  Eut»cheidung    der    Frage,  ob  Wefit-| 
iudien   schon  vor  Üolumbus  entdeckt   war,    noch    aoHza-J 
8  e  t  K  e  n.  *) 

Sein  Anfenthalt  auf  ßomera  wnrde  ihm  noch  in  anderer] 
Beziehung  nützlich.     Während    er    dort   »orgfaltig  alles  er-j 
wog  und  ausforschte,  was  von  den  Läudern,  die  seinem  (TeiRtei 
fern  hinter  den  Fluthen  des  Ozeans  anfschinimerten,  Kunde 
gab,  jeden  Zweig  and  jede  Krucbh,  welclie  von  den  Wellen 
an  den  Strand  getrieben  wurde,   untersuchte    und  mit  gleich- 
artigen verglich,  hatte  er  auch  das  Wandncheuvolk  kennen 
gelernt.     An  ihm  hatte  er  die  Beweise  vor  Augen,  wie  die 
reinen  frischen  Gemüther,  wenn  ne  unter  den  Lichtstrahlen 
des  Christenthums  anfthaneten,    sich  in  kindlicher  Verehr- 
ung,   in   seligem   Uerzensglnck    Gott    und    seiner    heiligen  fl 
Kirche    zuwendeten ,    ohne    einzubOsseu    an    der    freudigen  ^ 
raschen  Thatkraft  und  ihres  Willens  Stahlharte.    So  dachte      i 
rieh    Columbus    die    Lander     drüben     im     Westmeer     von  ■ 
groesen  Völkern  besetzt,  von  denen  er  sich  für  Kirche  und 
Paradies   die    herrlichsten    Aernteu    versprach.     Darin   aber 
lag  in  jenen  gläubigen  Zeiten ,    namentlich   im  religiOs   be- 
geisterten Spanien,  das  eben  den  letv.ten  Manrenkrieg  führte,  ^| 
dn  müchtiger  Antrieb,  jene  Völker  aufzusuchen  und  zu  be-™ 
kehren.     Die  Schilderung  des  Charakters  der  Canarier    und       i 
ihrer   natOrlicheu   Hinneigung   zum   Chriatenthnm   konnten  H 
nicht   anders,    als   auf  die  herzenafromme  Königin  Isabella  ^ 


1)  Navftrr«!«  bilt  «e  für  la  Colatnbiw  Quoiten  ent»chi9den, 
I  7  Not«. 


p.  Loher:  SuUhmi  (ifr  canarigdun  Insdn. 


95 


Kii. druck  roacheu :  waren  ibr  doch  in  Spanieu  seihst  viele 
Eiiij^ftborene  toq  deo  Inseln  zu  Gesicht  gekommen ,  Hir 
w*>lche  sie  stets  wanne  Kürsorge  an  den  Tag  legte.  Aber 
aucli  der  Gewinn,  welchen  der  Handel  von  den  canariMheu 
loselit  zog,  da»  schöne  Getreide,  dos  sie  in  Masse  hervor- 
liracht*'*D«  die  Znckermählen ,  die  dort  so  rasch  in  Thätig- 
k»it  kamen,  die  ganze  ITeppigkeit  der  Natnr  —  das  alles 
moHfcte  >äch  in  vergrösaerteni  Mass  in  den  Nenländeru  wieder- 
boleu .  nach  denen  Columbns  segeln  wollte.  Nicht  gering 
auch  war  die  ^rregnng  anzuschlagen,  welche  die  canarischen 
Innelu  auf  die  'eicht  erregte  Phantasie  des  Genueaea  und 
auf  Andere  ausübten,  denen  er  vortrug,  was  er  bereits  im 
Geiste  leibbuft  vor  sich  sah.  Verföhrerisch  und  ein  locken- 
des Geheimniss  war  der  wunderbare  Reiz  an  Dnft  und  Licht- 
fiorben  und  hochgewaltigen  Bei^umris^n ,  der  diese  Inseln 
umwebt.  KnnG,  sie  gaben  nicht  nur  lebhafteren  Anreiz, 
auf  neue  Entdeckungsfatirten  auszugehen,  sondern  auch  ein 
Unterpfand.  da«6  diese  gelingen  würden. 

Kinige  Jahre  später .  als  Colnmbns  die  canarischen 
Inseln  rerlastfen  hatte,  war  auf  diesen  Alles  in  Anfregung. 
Eingeborene  wie  Aiwiedler.  Palma  war  inzwischen  erobert, 
nnd  Diau  rUsteU*  ans  allen  Kräften,  nm  dem  siegreichen 
Feldherm,  AlfonKo  de  Lugo,  neue  tausend  Mann  zu  stellen, 
mit  denen  er  die  letzte  freie  Insel  unterwerfen  sollte.  In 
dieter  Zeit,  während  der  geplante  Angriff  auf  Teneriffa 
jeden  aodem  Gedanken  verschlang,  kam  ein  unscheinbares 
Qcscbwttder  herongefahreii ,  drei  sehr  kleine  Hohiffe,  zwei 
davon  nicht  einmal  mit  Verdecken  gebanet ,  ihre  Namen 
wi«  Nifui  und  Tiuta  nir  ihre  kleinlichen  VurhültnisRe  passend. 
[He  ganxe  Besatzung,  Matrosen  nnd  Soldaten  zusamraenge- 
rcehiiet,  zählte  nicht  mehr  a\»  IJO  Mann.  Man  hatte  sie 
tiicQweite,  als  docli  verloreues  Volk,  aus  Gefangnisäeu  zu- 
■BOiieDgeholt.  Wie  gering,  kanm  beachten» wer tb  erschien 
das  gegen   die  grossen  Rnstnngen,   die    nach    den  Canaren 


ik 


96 


Süaung  der  Autor.  Ciasne  wm  7.  FübUHr  1880. 


gingen!  Der  aber  die  drei  kleinen  Schiffe  befehligte,  wur 
eben  jener  Mann  tou  seltener  Geisteagrö&se,  Christoph 
ColaiubuB. 

Eigentlich  Niecnand  glaubte  wohl  an  ihn.  Keiner  der 
Armadores  zn  Sevilla,  Cadix.  oder  San  Lacar  de  Barraoieda, 
die  damals  8o  manches  Schiff  ausrüsteten,  das  auf  Menscheu- 
faug  oder  gewiunreicUeu  Handel  auslief,  hatte  »ein  Geld  in 
das  Unternehmen  des  Fremdlings  stecken  mögen.  Auch 
Königin  Isabella  hatte  daü  Wenige,  was  sie  ftlr  Columbna 
that,  offeubar  zuletzt  nur  geleistet,  weil  ihr  der  gute  Mann 
leid  that,  und  weil  sie  in  ihrem  Gewissen  sich  verbunden 
hielt ,  doch  nicht  ganz  die  Äassicht  /.u  verwerfen  ,  die  ihr 
der  Italiener  auf  die  Bekehrung  weiter  heidnischer  Liind- 
striche  erüffuete.  Colauibus  aber  trug  das  liewiisstsein  seiner  ^ 
hohen  Sendung  wie  leuchtenden  Krystall  in  seiner  8e^e.       H 

Columbns  stieg  am   11.  Angnst  1492  in  Gran-Oanaria 
an's  Land.     Hier    verweilte   er   nicht   weniger   als  zwanzig 
Tage ,    in    welchen    seine    schlecht   segelnden  SchittW    l>e>iser       i 
hergerichtet  wurden,  während  er  auf  Gomera  Einkäufe  be-  H 
sorgen  Hess.    Denn  er  wusste  aus  Erfahrung,  wie  billig  dort  ~ 
die  Lebensmittel)    wie    leicht  andere  SchiffsansrflstuDg  sich 
beschaffen ,    und    wie   vortheilhafl   sich    der    anstellige    and 
kraflvoUe  Eingeborene  gebrauchen   lieas,   wenn   es   gelaug, 
ihrer  eine  Anzahl   zur  Mitfahrt  zu   bewogen.     Am  4.  äep- 
teml^er  sah    er   seinen    alten   Wohnsitz    in    Gomera    wieder, 
und    nahm    auf  dieser   Insel   Proviant,   sowie  Wasser   und 
Brennholz  ei».     Am  7.  stach  er  wieder  in's  Meer,    nm  die 
wichti|;ste  Seereise  zu  vollenden,  die  bisher  noch  auf  dieser 
Erdkugel  gemacht  war.    Wagelustige  Wandscheokrieger  be- 
glrtiteten  ihn. 

Noch  dreimal  sah  Colnmbas  die  cauarischen  Inaelu 
wieder.  Schon  ein  Jiüir  nach  seiner  ersten  Entdpoknngs- 
fabrt  segelte  er  wietler  heran,  diesmal  aU  Adniiral  eines 
Geschwailers  von  siebzehn  Schiffen.    Es  war  am  2.  Oktober 


■ 
I 


A 


f.  Idik^r:  StfUunff  dtr  eamurücheH  Iimcht. 


97 


1493 »  HTÜbreiid  All'ouso  de  Lugo  noch  auf  TeueriSa  uti 
hofiiDn^slotteu  Kampf**  \a^.  Ccdnmbns  blieb  diesmal  nur  drei 
T'H!"  «qf  (iran  CaDariu  nud  war  am  :*.  Oktober  schou  wieder 
ih  «jumeru,  wo  er  iiiuht.  blosd  Scbilfä-  uud  Kriegsvolk  und 
L«*b«iumitt«1  einnahm,  »onderu  auch  viele  Sämereien,  Ffluiis- 
Unge  vflrschiedeuer  Bäume ,  Ziegeu  Schafe  Schweine  und 
"'^nor,  die  t^r  uiicii  Amerika  fiberfiihrte,  und  welche  dort  den 
ii  Stamm  fUr  Ptianzuugezi  uud  zahlreiche  Heerdeo 
abgaben. 

Am  19.  März  1499  kam  Colurabus  wiederora  nach  Go- 
mera,  und  du  er  hörte,  dass  in  doeseu  Gewäsaern  ein  fran- 
ujsUcher  Korsur  zwei  Schiffe  aufgebracht,  hatte,  stach  er 
■oforl  in  See  and  nahm  dem  Räuber  die  SchiäTe  wieder  ab. 
Von  üomera  segelte  er  diesmal  nach  Ferro  uud  hier  theilt« 
«r  seine  Flotte:  drei  Schiffe  »andte  er  nach  Hispauiola,  mit 
dftD  andern  lief  er  aaa  auf  neue  Kntdeckuugeu. 

Noch  einmal,  drei  Jahre  später  uud  zwar  wiederum 
am  19.  März,  begrüsste  Columbus  die  canarisohen  Küsten. 
Walche  Verändening  war  in  den  Jahren  erfolgt,  seit  er 
toia*8t  den  Puas  tinf  diesen  Strand  setzte,  seine  Junge  Kran 
an  der  Seite,  aher  ein  armer  Abenteurer!  Jetstt  war  Spanien 
du  miofatigsie  Ueich  der  Welt,  («ranada  gefallen  >  der 
cuiarii»che  Archipel  erol>ert,  Colmubn»  seihet  ein  grosser  und 
Wrühmter  Herr,  sein  Name  ousterblicb  für  alle  Zeiten. 

\Jn»  Beispiel  des  berühmten  Admiralsfand  allgemeineNach- 
aboinng.  Ks  wurde  Kegel  für  Kri(^.ssch)ffe,  welche  nach  /Vmerika 
"■•  :"'n,  bei  den  canarischeu  Inseln  anzulegen,  Wasser  Holz 
1  .ebemimittel  ein-,  vorzüglich  aber  »oviel  Kingehoronc 
mttxaiieha>en  aU  man  durch  Tors telluti gen  in  Gfite  oder 
dnrdi  Liat  uud  Gewalt  bekommen  konnte.  Denn  die»* 
Wandtfoben  waren  drüben  die  besten,  redlichsten  uud  genüg- 
Tirm^TV  Arbeiter ,  die  ehi^eizigsteu  und  au8dauemdst«u 
Krii-/er.  In  der  Thut  liesseu  sich  Wundscheu  fast  immer 
i!--v  r  Plul.-nhil.  liut.CI.  «0.1.  l.]  7 


98 


SittMMij  der  hittor.  Clause  eom  7.  yetruar  18S0. 


hvreii  finden.  Öfter  meldeten  sie  sieb  scbaarenweü 
zur  Auswanderung,  fanden  sich  auch  wobl  heimlich 
auf  Schiffen  ein,  die  absegeln  \roIlteu,  Als  die  Nach- 
kommen des  Eroberers  von  Teueriäu,  die  Adelantados 
Lugo ,  nach  Afrika  Westiudieu  !r>üdamerika  Eroberoagä- 
nnd  Änsiedinngsztige  veranstalteten ,  brauchten  sie  nnfl 
7.0  winken  und  ihre  Schiffe  bevölkerten  sich  mit  Kiligti- 
borenen ,  die  in  den  fremden  Ländern  He)denthaten  ver- 
richteten und  Gir  die  spanischen  Eroberer  die  siehe: 
Stütze  waren. 


ver- 

1 


Dies  Ausströmen  der  canariseheu  Urbevölkerang  dauerte 
die  ganze  erste  Hälfte  Jes  sechszebnteu  Jahrhunderts  hiu- 
darcb.  Ausser  den  Eroberuuf^kriegen  selbst  und  ihrem 
Gefolge ,  den  verheerenden  Krankheiten ,  hat  nichtR  ^^U 
cauariachen  Inseln  so  sehr  entvölkert,  als  die  freiwilligp 
oder  gezwungene  Auswanderung  nach  Amerika.  ^ 

Die  Ursacben  lagen  auf  der  Hand.  V 

Jedesmal  wenn  nach  einem  Kriege  mit  Jeu  Spauieru 
die  canarischen  Eingeborenen  Frieden  und  Cbristentbum 
auuabmeu,  hielt  sich  noch  eine  Menge  längere  Zeil  im 
wilden  Gebirge  auf.  Erst  nach  und  nach  kehrten  die 
Meisten  zurück ,  bewogen  durch  nagende  Sorge  um  die 
Ihrigen,  die  der  Nührcr  und  Wehrcr  beraubt  Hunger  und 
Kummer  nnd  Verfolgung  erlitten,  oder  durch  den  unec^ 
träglichen  Mangel,  der  auf  den  kahlen  Bergrücken  herrschte,  vo^ 
altem  durch  das  milde  Wort  der  Olaubeusboteu  bewogen,  die 
zu  ihnen  hinaufstiegen.  Viele  jedoch  hielt  Stolz  und  uubezwiug- 
licher  Widerwille  gegen  die  fremden  Herren  in  der  Wildnis 
znrfick.  Heimlich  brachten  ihnen  Freunde  und  Angebörig 
Nahrung,  aber  Has8  und  Hanger  trieb  sie  au  zu  rän1>er 
sehen  Einfällen  auf  die  Güter  der  Spanier  und  in  die  Orj 
itchaflen  ^emder  Gaue.  Dann  entspannen  sich  Fehden^  (^ 
weiter  und  weiter  sich  ausdehnten. 


v,  L6ker:  SUUung  rf«r  canarwchtw  Inseln. 


99 


Ander«  «ndliob,  die  voll  Vertrauen 'sich  den  Spaniern  au- 
gttM'blosiFvu ,  wurden  oacb  und  nach  empört  durch  deren 
biTriacttes  Auftreten,  Sie  erkanntou,  wie  wenig«  was  folgte, 
dem  glich  ^  wa«  man  ihnim  bei  den  Frieclensverhundlungen 
EDgedchwuren,  wie  das  EdeUte  ihrer  alten  Freiheit  zerriäsen 
und  xentt&rt  ku  Boden  lag. 

Die  Spanier  waren  nur  zu  sehr  gewöhnt,  die  Einge- 
borenen aU  unterjochte  Lente  xn  betrachten  ,  die  sich  altes 
mflasten  gefalten  laKuen.  M»u  (tonnte  sich  von  der  An- 
schauung nicht  losmachen ,  dass  mit  dem  eroberten  Grund 
oiul  Boden  neine  Eingeborenen  tniterworlien  seien,  gleichwie 
dtitii  EigeothUmer  des  Waldes  das  Wild  darin  gehört.  Die 
besten  Güt^^r  und  lündereien  hatten  die  Eroberer  unter 
aäcb  vertbeilt,  und  die  WBudscheo,  welche  aui  diesen  ihre 
Heimuth  hatten,  wurden  einfach  wie  Hörige  behandelt.  Aber 
auch  von  den  Höieu  und  Ortschafleu ,  die  frei  und  setbat- 
•tandig  blieben,  oochte  man  durch  Frohuden  und  Abgalten, 
allerlei  Nutzen  xu  ziehen.  Anlass  dazu  gal>en  die  Neu- 
bauten von  Kireheu  Straasen  und  Festungen,  die  als  all- 
gemeine Landei^augelegeuheiten  t>efcrieben  wurden. 

Nur  die  eingeborenen  Fürsten  und  ihre  Verwandten, 
drn<-n  man  ihre  alten  BesitzuDgen  gelassen  oder  als  i'reis 
des  Friedens  neue  zugetheitt  hatte,  wurden  von  den  spani- 
pehiea  Herren  als  Ebeubiärtige  betrachtet.  Jedoch  anch  sie 
nicht  Tulhftändig,  auch  sie  litten  heimlich  nuter  einer  ge- 
wissen Mis&acbtuug.  aU  wären  uie  unedler  tierkunfl.  Mau 
•vtztf  UMnilich  atif  iter  pyrenaischim  Halbinsel,  neugetanften 
BCaonpu-  nud  Jadenfamitien  gegenüber,  eine  Ehre  darin,  ein 
alter  (.'brist  zu  sein.  Altes  Christeuthum  gab  einer  Familie 
ffio  Anneben  gleichwie  von  heäserer  Herkunft  Die  Waudächen 
aber  waren  sanuut  und  sonders  Neachristen. 

OieMr  rcligiÖM  Q^ensatz ,  Trotx  und  Verachtung, 
wtlebe  die  Betroffeueu  den  Urthetleu  der  Gerichte  und   der 

7» 


■fc 


100 


SiieuHff  der  hutoe.  Hm»«  tY»io  7.  Ffhr»<%r  iSSfi. 


Inquisition  eutgegeusetzten ,  uüd  viele  anderen  Mlsshellig-" 
keiteDf  wie  sie  nicht  ausbleiben  konnten  ,  als  ein  ^ilieibi- 
slolxes  Volk  sich  auf  einmal  herabgewünlijft  sah  unter  treu-Ä 
lose  nnd  (jnuisarae  Emberrr,  hatten  unKiiriiörlich  Verwick-^ 
lungen  und  Zu.samnien»ti>sse  zur  Folgt' ,  lüe  gewöhnlich 
damit  endigten ,  da«8  die  Männer  iu's  Gebirge  flohen.  So 
fand  sich  hier  fort  und  fort  eine  Menge  Friedloser  bei- 
sammen, denen  da.s  Her/,  brechen  noltte  über  der  Heimath 
Schmach  und  ihre  eigene.  Wie  wilde  Thiere  wurden  ai« 
verfolgt  und  erlagen  hier  und  dort  den  Kugeln  der  pani- 
schen Gerichtsleute  und  Soldaten. 

Kamen  nun  SchiH'e,  die  auf  weiter  Fahrt  xu  unbekann- 
ten Ländern  waren ,  oder  wurde  gar  Amnestie  flir  Kriegs- 
dienst verkündigt,  dann  folgten  die  Verbannten  dem  Zure- 
den der  BIntsfrennde  oder  der  eigenen  Nöthignng  nnd  j 
nagten  der  Heiniath  I^ebewohl.  Die  Spanier  leisteten  alleuH 
Vorechub,  da«8  andere  Un^nfriedene  und  ihre  Familien  sich 
anitchloKseu. 

So  ist  das  streitWrste  Volk,  welcheN  seit  Ende  des  fünf- 
zehnten Jahrhunderts  Europaeer  auf  ihren  Eroberungs- 
zngen  angetroffen  ,  ein  Volk ,  diiN  zugleich  wie  kein 
uudfres  ausserhalb  Kuropa  für  Chriateuthum  und  Kultur 
empfänglich  war ,  in  dem  kur/en  Zeitraum  von  fanf- 
zig  Jahren ,  welche  der  Eroberung  folgten «  untergegangen. 
Im  Jahre  1541  konnte  ßenzoni  auf  Palma  nnr  noch  eineit 
Einzigen  ansichtig  werden,  und  Thevet  liericbtete  1555, 
dass  noch  anf  den  Höhen  des  Pik  von  Teuerithi  Eingeborene 
lebten,  die  keinem  Christen,  dbr  äu  ihneu  hinauf  wollte, 
die  Hückkebr  gestatteten.')  Nur  solclio  Eiuwjlheiteu  sind  J 
berichtet,  wir  wissen  auch  nicht,  wohin  die  zahllosen  Au»-^| 
wanderei-   sich    verloren ,    und    ob   einige  zurückgekommen. 


I 


1)  Beaioni   HodloUii.    Nova»'  nori  orbli  historite,  Oenf  15' 
p.  142. 418.  A.  Thevet  Coemo^niphic  nnirersellc,  Paria  157S,  fot.  sS  v. 


t.  IMtr:  Steituwj  'Her  tanxi^'mchfn  /4«eln.. 


IUI 


Die  Gesoluclito  ver/mchnet  bei  dem  Untergänge '&Ä|R8-V»)]jfi; 
nor  die  HchickABlt<schläge  im  GroaNen:  fUr  die*  Leiden  nnd 
das  Hinsiechen  der  vielen  Hundtrlf  und  Tansende,  die  in 
Police  diH**r  Kn^ignisse  7«  Grunde  gehen,  notbweudi^  ku 
Grande  geben  müssen,  giebt  es  keine  Annaleu.  Ihr  Webe- 
ruf^  ihr  letzter  Seufzer  verhfillt  so  ungehürt;  wie  das  letzte 
Seufwu  de»  verwundeten  Wildes .  diti  sich  in  die  Oede  des 
Bergwaldes  geflüchtet.  — 

Nehmen  wir  nan  einen  KQckblick  Ober  die  Thnt^achen, 
die  hier  xuäammeufjes teilt  wurden,  so  bezeugten  i^ie,  dass 
ftich  au  den  canariBcheu  Inseln  eine  Erfulining  bewährte, 
die  «ich  nor  bei  einigen  bevorzugten  Stellen  auf  der  Brd- 
kog*^!  zii  erkennen  gibt.  Diese  Plätze  ri^en  nicht  hervor 
durch  ihre  (.irosse  niler  durch  die  Kostbarkeil  ihrer  Natur- 
gabvn  nder  die  LeiHiungf^  ihrer  Bewohner:  gleichwohl  he- 
attseu  sie  eine  dauernde  weltgeschichtliche  Bedeutung,  die 
wefienilich  in  ihrer  Lage,  d,  h  ihrer  Stellung  zu  den  übrigen 
Lindern  beruht  und  deshalb  durch  alles,  was  sie  an  Natur- 
gftb«n  dem  grossen  Verkehr  darbieten,  begünstigt  wird.  So 
traten  in  der  Geschichte  der  Entdeckungen  und  Eroberungen, 
die  von  Europaern  ausgingen,  in  neun  Punkten  die  canari- 
•cben  Inseln  in  eigenthümlicUer  Helligkeit  hervor. 

Zuerst  B^nd  e«  Sagen  und  Vorstellungen  von  ihrer 
GIuok«eUgkeit,  die  selbst  dann  noch  im  Andenken  der  Men- 
icben  hatt4>n  bleiben ,  uls  die  Inseln  selbst  schon  wieder 
hinter  dem  dunkeln  Schleier  unbekannter  Meere  verschwunden 
lind.  Sobald  der  Name  der  glückseligen  Inseln  ertönt* 
wandert  die  Sehnsucht  der  Menschen  in  das  grosse  Wesir 
mter  hinans,  nnd  dieser  Name  hindert  ea«  dass  jemals  »wi- 
flcb«u  den  Säulen  des  Herkules  sich  eine  Scheidewand  er- 
hebt, welche  fdr  immer  die  Gedanken  an  Reisen  darüber 
hinMU  abeohliesst. 

Zweitens,  als  die  Canaren  wieder  entdeckt  werden, 
finden    sich    luf    ihnen    in  reicher  Menge  und  Güte  gerade 


I 


102  ,'%ii'u«9  V«*»*  *Mtfflf*.;Olrt^e  Vwn  7.  Februar  iSöO. 

\;soii:Se-,Äi^rUel',  Jie  auf  allen  Märkten  als  kostbare  Waar» 
'  gescliät7't  and  bezahlt  werden.  Die  Gewinnsticht  richtet 
daher  ihre  Segel  nach  diesen  Inseln,  die  Fahrten  werden  im 
letsiten  Drittel  iles  vierzehnten  Jahrhunderts  immer  häufiger, 
nnd  es  verschwindet  die  Furcht,  welche  die  Fabeln  von  den 
Schrecken  des  6.n8tern  nnd  trägen  Meers,  das  diese  Inseln 
bespnlt,  verbreitet  haheu. 

Drittens.      Gleich    im    Beginn    des    nächsten   Jahr- 
hundertB  erobert  sich  ein  abenteaernder  Normann«  auf  den 
canarischen  Inseln  ein  Füretentlium.    Nun  richten  die  beiden 
nächsten  Staaten ,  Spanien  und  Portngal ,    ein  leidenschaft- 
liches Begehren  dorthin,  die  canarischen  Inseln  werden  der 
Kampfpreis  eines  lang  andauernden  Wettkampfa.  der  Kräftig 
und  UnternehmungsluH  der  Spanier  wie  der  Portugiesen  stahU 
und    ihre  Flotten    und  Kriegfivölker    hctahigt,   l^roberungs- 
fahrten    in    ferne  Länder   kh   unternehmen.     E&   geben  die^| 
canarischen  Inseln  wieder   Anr<^ing  zu  Kolonialideeu  ,  wie  " 
sie  fast  alle  Staaten  des  Alterthums  hegten.     Wenn  solche 
Gedanken  aber  im  &lterthum  sich  auf  die  Ufer  des  Mittel- 
meers beschränkten,  so  streiften  sie  jetzt  die  Küsten  dee  &t-H 
lantischen  Oxeans   entlang.      Die   Vorstellungen    von    Über-^ 
seeischen  Besitzungen ,    welche  von  den  eigt»non   Volksange- 
h&rigen  besiedelt,  von  der  eigenen  Itegierung  bewirthschaflet 
nnd  ausgebentet  werden,    traten  wieder   in   den  politischen 
Gesichtskreis. 

Viertens.  Insbesondere  ist  das  afrikanische  Festland, 
das  den  Canareu  gegenQber  liegt,  die  Stelle,  auf  welche  ai 
die  begehrlichsten  Blicke  werfen.  Auf  den  Inseln  saiumelu 
sich  die  Nachrichten  von  den  geträumteu  Goldthws»:'n,  duu 
fabelhaften  Mondbergen ,  den  üppigen  Reichthtlmern  im 
Reiche  des  Prieaters  Johannes^  —  hier  aber  erfahrt  man 
anch  am  ersten ,  wie  ea  in  Wirklichkeit  drüben  aussieht. 
Die  canarischen  Inseln  werden  ßergeatätte ,  Arsenal 
Ausgangspunkte    ßlr   die    Flotten,   welche   die  afrikAQitcfa 


V.  I/äher:  Stellung  ihr  catuirüchen  Inselv. 


103 


Kante  an  taufen.  Die  lasulu  gewinneu  dadurch  gegenüber 
dipr  aftikauischen  WpstkQste  eine  gauy.  ähnliche  Stellung, 
wie  irie  in  den  Kreuzxügen  Cypern  einnahm  gegenüber  den 
Efiitten  von  Aegypten  Syrien   und  dem  südlichen  Kleinaaien. 

Fünftens.  Die  airikanische  Aufgabe  fallt  nament- 
lich Jen  Portugiesen  zu.  Denn  da  all  ihre  Angriffe  auf  die 
canahacben  Inseln  hier  von  den  Spaniern,  dort  von  den 
Kingtfborenen  blutig  abgewiesen  werden,  sehen  sie  sich  auf 
da«  getfenUber  liegende  Festland  angewiesen,  aU  auf  ein  au- 
dercüi  und  /.war  nahes  Feld  fQr  ihre  Unternehmungen.  Ehr- 
gvixig  verlangend  und  »tnchend  nach  gewinnreichen  Ländern« 
gleithwie  jene  Inseln  es  sind,  dringen  die  portugiesischen 
tCapitins  schrittweise  an  der  afrikanischen  KQste  vor,  eut- 
diMkdD  ein  Stück  nach  dem  andern,  umsegeln  ein  gefürch- 
letec  Kap  nach  dem  andern,  bis  sie  endlich  das  letzte,  das 
Vorgwbirg«  der  guten  Hoffnung,  erreichen  und  den  Weg 
aaoh  Indiens  Sofaützen  einschlagen. 

Sechsten 8.  Unterdessen  bleiben  die  canarischen 
lojieln  der  Platz,  nach  welchem  kühne  und  geistvolle  Welt^ 
£ahrt*r  bin>trebeu,  um  Beobachtungen  und  Studien  zu  macheu 
und  alle«  tu  boren,  was  sich  in  Seehäfen  au  Berichten  und 
SigflO  ober  die  Westlande  nmbertreibt.  Die  lange  Finsternis», 
di«  Über  diesen  big,  verwandelt  sich  allmählig  in  eine  Däm* 
»•rutig,  durch  welche  die  ersehnten  Küsten  in  dunkeln 
Cnuiaseu  hindurch  schauen.  Nachdem  man  vom  Welttheit 
ist  Weateii  snm  erstenmal  im  zehnten  Jahrhundert  auf  dem 
wurdiscbm)  Island  gesprochen  hatte ,  erscholl  diese  Kunde 
Ulm  zweit«ninal  wabrHcbeinlich  zuerst  wieder,  fünf  Jahrhun- 
■i«rt<r  tpiter  and  36  Grade  südlicher,  auf  den  canarischen 
Inseln. 

Siehenten  K.  Die  Erfahrungen,  welche  man  nun  auf 
di««ro  In»pln  inaclite.  waren  guuz  dazu  angethan,  den  Durst 
na«h  Rroherungon  iiberseoischer  Länder  zu  steigern.  Sie 
wftr«n    bewohnt  von    einem   so  strcitl>aren ,  freiheitsstolzen. 


104 


Sitzunq  der  hitttor.  CUisse  tvwi  7.  Fehtuar  /öSO. 


erea 


helilonhaftiMi  Volke,  uls  eK  irgendwo  eines  äaf  Krdeii  (^ab. 
Alfl  dieses  Volk  endlich  beaient  and  unterworfen  war,  wel- 
ebe»  andere üollto  den  spuuiäoheu  Waffen  uocb  widerst^bn  !  ür- 
rtide  in  der  Zeit,  als  CoUiuibu^  aeiue  amerikaniecben  Fuhrt^n 
unternahm,  wurde  das  letate  und  schwierigste  Krobernnga- 
werk  auf  Palma  und  Teneriffa  vollendet.  Keinen  fi^rossera 
Ruhm  aber  gab  es  damals  in  den  christlichen  Ländern,  ke| 
grö^äeres  Verdienst  für  den  Himmel,  als  ungläubige  Väll 
zum  Christenthum  zu  bekehren ,  einerlei  ob  in  üötc  oder 
mit  Gewalt.  Die  Bewohner  der  canarischen  Inseln  ub«j^ 
zeigten  vuni  Anfang  an ,  nh  sie  mit  den  Spaniern  in  Bo| 
Führung  kamen ,  vor  dem  Christenthum  Ehrerbietung  tand 
nahmen  es  später  an  mit  kiudlich  lauterem  GeniiUh.  unab- 
sehbar erblüheteu  da  himmlische  Saaten  vor  den  Äugen 
glaubensfeuriger  Spanier ,  wean  sie  an  die  vielen  Volker 
jcnseita  des  OzeftUB  dachten.  Endlich  alle  enropäischen  und 
tropischen  Gewächse  brachten  auf  dfn  canarischen  Inselu 
30  reiche  Fracht,  und  die  Ausfuhr  wurde  so  bedeutend,  dase 
man  hier  eine  Probe  machte,  welche  Einkdufle  Qbersecischo 
Besitzniigen  abwarfen.  Der  Regiernug  gehörte  vo«  aller 
Haudelswaare ,  die  in  canariHchen  Häfen  verladen  wurde, 
ein  Ftlnflel,  kein  geringer  ZoUertrag  bei  der  Fülle  und  Kost- 
barkeit Ton  Drachenblut  und  Or^eille  und  bei  der  massen* 
haften  Auffuhr  von  Zucker  Wein  Getreide  Talg 
Häuten. 

Achtens.  Dieser  Reichthum  au  Nahrungsmith 
auf  den  canarischen  Inseln  ,  wie  ihre  vorgeschobene  La^^ 
erleichterten  nicht  wenig  die  Schifffahit.  Flotten  und  Bin- 
zelschiffe,  die  nach  Westindicu  und  bald  anch  noch  Ost- 
indien gingen,  legten  dort  an  um  sich  zu  verproviantir 
und  neue  Matrosen  einzanehraen. 

Neuntens    war   auch  die  HBIfe,    welche  die  Wac 
sehen    hei  der  Eroberung  ron  Amerika  leisteten,  nicht 
ring  anzuschlagen.     Sie   allein  konnten  es  an  Bchendigk 


jsen* 
ttM 


r.  Läher:  Steliang  der  nanariiidien  Ituiein. 


105 


and  Krie^ltat  mit  a1leu  ludiaueni  aufnehmen.  Da  sie  iu 
Krpilieit  nicht  mehr  in  der  Heimath  lebf»ii  konnten,  kämpften 
sin  iiufl  Kriej^slnst  oder  Verzweiflniig  wie  die  I^öwon  für 
die  Ausbrcitunjf  der  Herrsühnft  ihrer  UnlerdrÜL^ker  und  ver- 
loraa  aioh  iu  die  Urwälder  und  Prairien  der  neuen  Welt. 

Die  hier  bezeichnete  Bedeutung  in  der  Weltgeschichte 
bÜssten  aber  die  canurischen  Inseln  ein  um  Mitte  de$  sechs- 
zebnten  Jahrhunderts.  Von  da  an  traten  sie  mehr  und 
mehr  zurück  iu  die  Stille  spanischen  Provinziallebens  und 
hatten  ihren  Theil  zu  traf^en  an  den  üblen  Folgen  spani- 
scher Verwaltnug.  Nar  der  Fruchtbarkeit  des  Bodens  und 
dem  gescheidten  Fleis«,  der  Bravheit  und  üeduld  der  Be- 
wohner ist  es  zu  danken ,  dass  nackte  Arrauth  hentzutage 
sich  nicht  trauriger  noch  ausbreitet  an  den  gUlckseligcn 
Gestaden. 


lor  tiiiigelanfenen  Bflchergeschenke. 


itambtir^che  Geschichte  in  Hamburg: 
Jd.  IV.   1879.  8**. 

\tmstinls€h€  AUerthumskunde  in  Wiesbaden: 

1879.  gr.  8". 

1^1^  für  SoUhwrger  Landeskunde  in  Salehwrg: 
Jalirg.  1879.  8*. 

ÄssQciaiion  for  the  advancement  of  science 
in  Salem: 

kiflgbeld  iktSt.  Lonis,  August  1878.  1879.  8". 

lUnivcrsidüd  de  ChUe  in  Santiago: 
(jniversidai  de  ChUe  de  1877.  Seccion  1  y  2- 

camarfi   de  Senadorea  en    1877.    Nr.  1.  2. 
|eö,   1877  fol. 

oamara  de  diputados    en  1877    Nr.   ].  2. 

entrados  i  yastos  fiacales   de   la   Bepnblica 
IS77.      18T8.  fol. 

Ministro  dal  Interior  en  1878.     1878-  4". 
iMiniätm    de  justicia,    culto    e    instmccion 
ItS.     1878.  4*». 


Siiuntdun^en  t<OM  DruclitchnftM. 


107 


g)  Memoria  deJ  Miniatro  de  bacienda  en  1878.  1878.  4". 
fa)  Meroarift  riel  MinUtro  de  gnerra  i  marina  en  1878.  1878.  4". 
i)  Meniorift  del  Ministro    de    relaciones    esterioreN    en    1873«^ 

187Ö-  4°. 
k)  Estadiätica  comercial    de   ta  Repüblica  de  Chile,    afto    de 

1877.  Valparaiso   1878.  8". 

1)  Oertamenes   cientificos,    llterario«   i   ariisticos   del    mes   de 

Setiembre  de   187H.     1878.  8*>. 
m)  Compo^ciones    premiadas    el    2^    de   Setiembre   de    1878. 

1878.  8". 

VoH  der  archilMf>gi8chen  GeseUschaß  in  Aihe»: 

pv.ifi  hatQta^    lö37— 1879    vno    Evi^vfiior   Koctiqxi;. 

1879.  8*. 

Km   der  finMnäi:t*:lten  GeneUncttaß   def   WisscMckafUn    in 
flelsinfffors: 

OrfTffrxigt  af  Ptoska   Veienäkapä-So<:ietetena  Pörbaadlingar.   Bd. 
XXI.      1878-79.     187y.  8«. 

Km  der  JL  ungftriscJten  Akadtamti  der  Wisscnscitafti-n  in  Budapest: 

lÄifTSkTuclif^  Berichte  aus  Ungarn    von  Paul   Hnnfalvy.    Bd.  II 
Heft  1-4.  Bd.  in.   Heft    1-4.      1878-71».  8*». 


Von  der  Accademia  dei  Lineei  in  Hont: 
Tnanuti.       Vol.  IV.     1880.  4*. 

Vom  k.  statisiisch-topographischen  Bureeui  in  StuHffoH: 

a)  WOrttrinbergittcliP   Vi(>rleljahrBhefUf    fUr    Landesgescblcht«. 

Jahrgrtog  n.    1879.      IH79.  4". 
1.)   Wärttenibergiwhe  .Inhrbllcher    fUr  Statislik    und    Land« 

künde.     Jahrg.   I4<79.  Bd.  I.  2.  Httlfte  Bd.  U.  2.  Httlft«.'' 

IH79.  8". 
c)  B«»chroLbai)g  de»  OUoramt«  Mergentbeim.      1880.  8*. 


f'mentlntujtui  von  Druckschriften. 

Rtda^üon  des  Äthenaion  in  Athen: 
|.  r/  reD^o«  d',     1880.  8". 

|jl7Hfc?nic  (/er   Wissenschaßen  in  Stockholm: 
17.     1879.  4". 

|cmfi^>»Mfi  Hoyalc  des  sciencea  in  Brüssel: 
\).      1880.  8^ 

llyl£m£0mt(!  der   Wissenschaften  in  St.  Petersburg : 
b?.     1879.  4^ 

t-Ä  Genootschaj)  van  Künsten  en  Wetenschappen 
in  Btttavia: 

Im.     Deel  iO.     1879.  4^ 
Lei  XVU.     1879.  8«. 

farcJtäoloffischen  GeseUschafi  in  Agram: 
188a  8**. 

'riitS  Hoüandaise  des  sciences  in  Hartem: 
IdairicH.     Tom.   14.     1879.  8". 

Lncioo^  UlrecfUsch  &enootschaap  m   Utrecht: 
|l877  n.    1878.     1877  —  78.  8". 

1877  u.  1878.     1877-78.  8". 
fiber  das   sogenannte   „Flandrische  Steingut" 

XVlLJahrh.  von  J.  B.  Dombusch.   1878.  8°. 

!  R.  Accadewia  ddU  scienee  in  Turin : 
II.  Tom,  3L     1879.  4", 


■  >  .^Mi 


KinseHdun^en  von  Drucksdufiflen.  1(^9 

Vom  legi.  In8tUuui    voor  de  TatU-,  Land-  en   Volkenkunde  vnn 
Nederlandsch  Indie  im  Haag: 

u)  Bijdrageo  tot  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  van  Neder- 
landsch Indiy.     IV.  Volgreeks.  Deel.  ^.     1879-  8". 

b)  Reizen  noar  Nederlandsch  Nieaw-Guinea  in  de  jaren  1871* 
1872,  1875-76,  door  P.  J.  B.  C.  Robide  van  der  Aa. 
1879.  8". 


Vom  Herrn  A.  Spetigd  in  München: 

Di*  Comüdien  de»  Terentius  erkiftrt  von  A.  Spengel.    2-  Bdch. 
Adelphoe.     Berlin  1879.  S". 

Vom  Herrn  Dräne  Ludwig  Baumann  in  DotMueschingen : 

Die  Oangrafschaften    im  Wirtembergiächen    Schwaben.    Stuttg. 
1879.  8". 

Vom  Herrn  H.  Kern  in  Leiden: 

Lex  Salica,  the  ten  Texts  with  the  Glosse»  ed.  bj  J.  H.  Hesseis. 
With  Notes  by  H.  Kern.     London  1880-  4". 

Vom  Herrn   Wilh.  Meyer  in  München: 
Tublilü  Syri  Mimi  scntentiae  rec.  Guil.  Meyer.  Lips.   1880.  8*. 

Vom  Herrn  L.  R.  Landau  in  Budaj^eat: 

Sainnilung  kleiner  Schriften.    Ein  Beitrag  zur  Schilderung  der 
literarischen  Zustände  unserer  Zeit.     Wien  1880.  8*'. 

Vom  Herrn   Wilh.  Perisch  in  Gotha: 

Die  arabischen  Handschriften  der  hentogl.  Bibliothek  zu  Gotha. 
Bd.  n.  Heft  -2.      1880.  8". 


'insendungen  von  Druckat^mßen. 

\Julif>  Firthino  Juäice  Biker  in  Lissabon: 

Llletiväo  doä  tratados ,    convengOes  etc.     Tomo 
18". 


1«  Cc^an  Kossowice  in  St.  Petersburg: 

tum,    ox  hsbraeo  convertil  et  explicavit  Caje- 
Ivicz.     1679.  8"*. 


Sitziiii^^sbericlite 

der 

kOnivl.  haycr.  Akademie  (1<t  Witjflenöchaften. 


üistorifiche  Classe. 


Sitno«  7om  6.  Mfin  IH80. 


Herr  Kri»'drtch  hielt  einen  Vortrag: 
„Tli'ber  Francesco  Pucci." 

(tf^^eii  Rndeilei)  tfi.  Jahrhnndertf),  als  Samuel  Hiiher 
in  *lrr  Schwci'/,  nml  in  Dtuit^itbliunl  ^eg»T»  diePmileHinatioii 
BufImtMt  fiiDtl  deasen  (luivernaliamas  bei  eiui^ni  Italiener 
Prftncenco  Pacci  mler,  wie  er  gewöhnlich  genannt  wird, 
PnceiuR,  Anklang,  welcher  seit  langer  Zeil  schon  sich  mit 
«IfD  rt'li^MiWcn  StreitiifkeitA'a  Iwfasst  halte  und  in  allen  vom 
Prott-NtauÜMniUH  ergriffenen  Ländern  conferireud  und  dis- 
pqtirend  hi^rnm^frcixt  war.  In  rUteren  protestantirichen 
'•V  '■'.■  1  •'i-l  vr  imni«'r  eine  besondtTP  (^'rttcksichti^ung, 
:_■:  Lii____v;i  '-"h**  Kncultüt  in  Leipzig  (^linibt^'  Anfangs  dee 
IB.  Jabrhandert«  geradezu  von  einem  Puccinniflraua 
«prrchrn  na  dürfen  und  im  damaligen  Natornlismas  nnd 
luliffereatijiniax  niüht«  nnd^ru»«  aU  ihn  (>rhltck(>n  zu  können. 


Il  Hell  wrircr,  Alnx..  ilii'  )irol.  r'uiitr&I'loj^iiieii  in  ihr^r  Kntwtck- 
Ittf  mn^rhslb  «irr   rcfrtripirU'n  Kircho.     IHM    I,   501  ff.   -    Dorner, 
r  .fh^■  Jur  pnjl.  Thcnlf>g,«.     g.  868  ff. 

^     i .  v^ L PhU-phU.  hiil. CU Bd.  I. -J.J  8 


d^ 


mt 


112 


Siteung  der  kistor.  Chsite  ron  6.  Mär:  1880. 


1 1 1  i  g  schrieb  damals  de  Pucctanii^mo  und  iu  einer 
Schrift:  Pnccios  in  Natumltstis  et  luditfereulisUs  redivivus, 
Lips.  1712,  heisst  es:  die  Zahl  der  Natupalisteu  nud  In- 
da fferentipten  cei  bereits  so  gross,  dass  die  Prophezeiung  des 
Puccius  in  Erfüllung  gegangen:  „Wir  sind  sicher,  dass 
diese  Interpretation  (der  Gnade  Christi)  Überall  die  Ober- 
hand erhalten  werde ,  wie  sie  schon  jetzt  Vielen  in  Eng- 
land, Dentschlandf  Polen,  Frankreich  nnd  allerorten,  wo 
wir  darüber  conferirten,  gefiel".  Seine  Lehre  definirte  man 
kurz  dahin :  er  meine,  dass  „alle  Menschen  in  ihrer  Religion 
selig  werden  ki^nnen,  wenn  sie  (<ich  nur  eines  ehreuhiifteu 
Lebens  befleif^geu".  Noch  später  be^chnldigte  man  Adam 
Borel,  seine  Lehre  ausser  ans  Seh.  Frank  u.a.  auch  ans 
Puccius  geschöpft  zu  haben.') 

Man  hielt  jedoch  schon  zu  seinen  Lehzpit-*>n  seine 
Schrift:  de  efficacitate  Servatoris  Christi  in  omnibus  et  sin- 
gnlis  hominibus  quatenus  homines  sunt  l.')92  -  für  so 
wichtig,  dass  Lucas  Oslander,  Franz  Junius  und  Nicotans 
Senrarins  Widerlegungen  derselben  schrieben.  Gleichwohl  ^ 
kannte  man  sein  Knde  nicht.  Oslander  berichtet  von  einem  H 
Gerüchte  f  dass  er  im  Sulzburgischcu  gefangtu!,  nach  Kom 
al>geftlbrt  und  dort  verbrannt  worden  sei.*)  Eine  ganxe 
Ueihe  von  Gelehrten  stimmte  ihm  darin  zu,  ohne  aber,  wie 
es  scheint,  irgend  welche  näheren  Anhaltspunkte  zu  haben. 
Dem  widersprachen  aber  Kipping  und  Arunld:  nach  ihnen 
wäre  er  zu  Prag  gestorben.  Man  glaubte  nämlich «  daas 
die  erstere  Nachricht  des»halh  nicht  richtig  sein  knuno, 
weil  Puccius  sich  1586  in  Prag  mit  der  römischen  lurcbe 
wieder  anRge»ohnt  habe;  allein  mau  eiitg4^ue!e,  es  sei  ebeu 
80  richtig,  dans  er  von  Prag  wieder  uach  Belgieu  ging  und 


1)  Herto;  and  Plitt,  Healßncjclopidie  der  TbcoU  «.  v-  BoreL 
S)  Ldc.  Oaiuider,  Epit.  Iiist.  ecol.  Cent.  XVL  Üb.  \.  c.  4tV  p.  1099.  ' 


/VuVrfn'M;  üeber  FranceHM  Pucci. 


tl3 


1392    seine   Hchon    Hrwäfant«*  BcKrift   voll  Hchiuähaiigen  auf 
daa  Pnpeit  und  dir*  römiHche  Kirche  erscheinen  Hess. 

Üfts  GtTflcht,  das  Oslander  hnrichtet,  ist  iillerdingR  in- 
»f«m  richtig,  hIs  Puccius  wirklieb  gegen  Ende  No- 
T«iuber«  1592  auf  seiner  Reise  nach  Rom  gen  Salzhnrg 
kam.  Da  seine  Schriften  and  Papiere  im  Sal^burger  fürslerz- 
biachtläichen  Archive  liegen,  «o  baou  deinen  letzte  Gescbicbte 
aoeb  diinacb  noch  aufgehellt  werden.  Ich  sab  je<Ioch  Hie 
HinterlftMenschaft  nicht  selbst  ein ,  sondern  kenne  sie  nnr 
nach  den  Auszügen  und  der  Yerarbeitnng  des  Johannes 
de  Caspuris  in  seiner  Uistoria  Lntberiauismi  in  ^i>alis- 
bargenm  Archiepiscopatu,  welche  er  1738 — 1741  ansarbeitete. 
Diese  (teschichte  hatte  ein  eigentbllmürbes  Gescliick,  das 
bt«  jotvt  noch  nicht  vollständig  bekannt  ist,  und  ich  glaube 
daher  Sber  dieselbe  Einiges  voran  »schicken  zu  dürfen. 

De  Casparis  ans  Trient  war  in  Salzburg  Hofmeister 
des  adflligeii  ErTiiehungshans*»« ,  als  gerade  1731,2  die  Ans- 
«anderuug  »ler  prolesüiiitisc.b  gesinnten  Salzburger  statt- 
fand. Diesell»  erregte  bekanntlich  das  grl^sste  Aufsehen, 
and  das  Verfahren  des  Fürsterzbisehofs  Leopold  Anton 
Ton  Firmian  erfuhr  die  heftigste  Anfeindung.  In  dieser 
Lagv  mh  er  kein  anderes  Mittel  seiner  Vertheidiguug  als 
die  Darstellung  der  Geschichte  des  Lutherthuras  im  Krz- 
bjttbnm  bis  xum  Jahre  17B.1.  Den  Auftrag  erhielt  1738 
de  Casparis.  wie  aus  einen)  Scbreib«n  desselben  an  flen 
FDrster/biscliof  hervorgeht.  Zu  dem  U^^hafe  wurde  ihm 
da«  erxbiischnflirhe  Archiv  geöffnet  und  manches  Interessante 
konnte  er  aus  demselben  8chr>pfpu.  namentlich  aber  beruht 
wiur  Ui**(.'hichte  de«  Protestantismus  im  Krzbisthnm  8al«- 
bvrg  auf  d«n  Akten  desselben.  Die  Geschichte  wurde  von 
Üiaparis  »taeni  itaUcniscb  geschrieben  nnd  dann  in's  La- 
Utnixche  ril>erBeixt.  Gleichwohl  erschien  sie,  nachdem  sie 
ToUecdet  war,  nicht.  Mau  sagte  neuestens,  der  Er/hirndtof 
kibe  gefUrehtet ,    durch    die  Veri^ffentlichung  derselben  die 

8* 


114 


Sitsunfi  der  histor.  Clnaiie  vom  €.  Märt  18S0. 


Prototitauten  zu  roizeo,  nnd  deshalb  die  gelehrte  Arbeit  in 
aein  Archiv  hinterlegen  lassen.*)  Das  i^t  jndocb  sicher  an- 
richtig. Vielmehr  liess  die  Salzburger  Censur ,  der  siuh  de 
Casparis  durchaus  nicht  fügen  wollte,  die  Geechiehte  nicht 
passiren.  fl 

Tch  fand  nUnilich  das  gesammelte  Material,  die  italie- 
nische Bearbeitung  und  die  lateinische  üebersetzung  der 
Geschichte  Casparis'  bis  auf  deu  letzten  Theil,  die  Geschichte 
der  Emigration,  handfichriillich  in  5  Foliobänden  in  der 
Bibliothek  des  hiesigen  Cüeorgiauum  (Hist.  ecci.  JSl'  und 
251^),  und  da  steht  au  der  Spitze  des  ganzen  Werkes,  de- 
monstrativ offenbar,  der  oben  erwähnte  Brief  Casparis'  an 
den  Krzbi»chof,  worin  er  seineu  Plan  und  seine  kritischeu 
Grundsätze  auseinandersetzt,  darauf  aber  folgt  auch  eine 
Abschrift  der  Oeosur  de«  Buches  zugleich  mit  der  defensio 
des  Verfassers  und  der  darauf  erfolgten  subjectio  des  Ceusors. 
Der  Censor ,  ein  Franziskanermönch ,  nimmt  ee  sehr  übel 
anf,  dass  g^en  den  sonstigen  Brauch  bei  der  kirchlichen 
Censur  dem  Verfasser  eine  Censnr  der  Censur  gestattet  sei; 
Keiner  von  Beiden  gab  aber  nach. 

Wenn  die  Kircbengeschichtsforächung  innerhalb  der 
katholischen  Kirche  nicht  gedeihen  wollte,  so  wird  es  be- 
greiflich ,  weuu  man  die  Censur  dieses  Franziskaners  näher 
ansieht.  So  tubrt  Oasparis  eine  Salzburger  Synode  um 
das  Jahr  14öfi  an.  Sie  enthält  dem  Censor  eine  zu  grosse 
Uebertreibung  der  Laster  der  Geistlichen  und  kann  desshalb 
nach  i^einer  Meinung  ohue  grosses  Aergernis«  und  Anstoss 
nicht  veröffentlicht  werden.  Die  Synode  stund  aber  schon 
bei  Uansiz  gedruckt,  and  Casparis  weigert  sich  defibalb 
entschieden,  sie  in  seinem  Werke  zu  fftreicben ,  worauf  d« 
Frauziakauer  replicirt:  bei  Hansiz  seien  es  nur  advisameiit 


1)  Claras,  die  Austraaderuoiir  dsr  prot.  j^eviaatcD  Solsbarg^er 
den  Jahr«n  1731  and  1732.    Iä64.  S.  24. 


fi^eHridt :  Vcber  Franc«$eo  Pmci. 


115 


fflr  eiuf  künftige  S3mode,  zn&n  könne  darnm  ans  ihnen 
nicht  folgern,  iIobh  die  darin  berührten  Pankt«  anch  er- 
wirMO«  Thfttfachon  fleien.  Am  meisten  erregt  aber  den 
Zorn  de»  Frauziskauer-Cenßors»  dass  Casparis  so  viel  Nach- 
llic'iligoit  von  der  rtimiscbeu  Kirche,  dagegen  GnuRtiges  von 
Laifaer  schreibe.  Vk  war  nämlich  damals  schon  die  Tendenz 
hcrrscbend,  das  Auftreten  Luthers  und  die  Reformation  nur 
als  eine  grandiose  Anflchnuug  /.u  bebandeln,  wozu  durchaus 
keine  Berechtignng  in  der  Corruptiou  der  Kirche  vorhanden 
war.  Zu  diesem  Zwecke  sollte  darum  geleugnet  werden, 
diffi  Hie  römische  Kirche  sich  in  einer  so  grossen  Verwahr- 
losung befunden  habe ;  denn ,  sagt  der  Censor,  die  Kirche 
»ei  mtücHllos  nnd  wenn  es  auch  in  Ihr  Laster  und  Miss- 
brauche  gebe,  so  treffe  da»  nicht  die  Kirche,  werde  dadurch 
nicht  sie  nii.tsgestaUet  und  refbrmationsbedQrftig,  da  sie  ja 
nie  Laster  nnd  Missbräncbe  billige  oder  gestatte,  sondern 
ftd«  durch  ihre  Canones  strengstens  verboten  habe.  Mm- 
«ODRt  verweise  Casparis  daher  auf  das  Concil  von  Pisa,  welches 
das  Schiitnia  nicht  hob,  sondern  vermehrte,  auf  das  Ooncil 
Too  (^nutanz,  das  in  seinen  Reformationsartikeln  nur 
liweero  Dtngp  im  Atigc  hattj>,  rxler  auf  ila.s  von  Basel,  das 
•chiematiach  nnd  deshalb  ohne  Beweiskraft  sei.  Die  Laster 
4«*  Clenui  und  Volkes  mögen  der  Häresie  allerdings  einen 
leichteren  Eingang  gestattet  haben ;  die  primäre  Ursache 
dfnrlhen  waren  sie  gewiss  nicht.  Vielaiehr  sei  nach  seiner 
\Crtnung  die  Hanptnrsacbe  theits  die  Gier  der  Forinten  nnd 
Städte  nach  dem  Kirchengute,  theils  die  Rohheit  nnd  Trag- 
Kfii  de«  Clerus,  theila  die  Verhasstheit  des  Clerus  und  die 
.Soulichheit  de»  Volkes.  In  da»  l^alzburgische  aber  sei  der 
Proteatantisrnns  nnr  eingeschleppt  worden  dnrch  häretische 
Vhrwibeu  und  Schriften  nnd  durch  die  Bergwerks- Arbeiter 
4ai  frwudeu,  von  der  Häresie  angesteckten  Provinzen.  Ganz 
oA  g«r  unerträglich  aber  war  dem  Censor,  dans  es  auch 
Nr  di^n  Sehein  hatte^  CiWTparis  wolle  Luther  als  Volksmann 


116 


Sitsunff  der  hütor.  Clasne  vom  fi.  Märe  1S80. 


(geniam    populärem)    uud    als    dem    Haschen    nach    Ehren 
tremil  darstellen.    Das  (^egeniheil  sagen  ja  die  katholischen 
Controvcrsislen,  namentlich  Conrad  Andrea  in  seiner  „Ana- 
tomia    liUtheri'*    ans,    in    der    raau    den  Rdformator   nac 
Bcincm  Leben  geschildert  finde. 

Am  köstlichsten  wird  aber  die  Censiir  da,  wo  sie 
Casparis  auf  die  Darstellung  de«  Wegganges  LulLers  aus 
Augsburg  stössl.  Er  hätte  nach  dem  Certwir  durchaun 
sagen  sollen,  der  Teufel  sei  Luthers  Knhrer  gewesen;  denn 
man  könne  den  Katholiken  nicht  zumuthen,  dass  sie  wegen 
der  Aatorität  eines  Seckendorf  die  öfTentlichen ,  allerdings 
zur  Imliguation  der  Lutheraner  vor  Aller  Augen  zum  Oe- 
dächtniBK  der  Sache  dastehenden  Monumente  wegw^erfen, 
wenn  er  auch  nicht  entscheiden  wolle  ^  ob  der  Führer 
Luthers  ein  Bauer  oder  ein  Teufel  unter  der  Maske  eiü^^ 
Bauern  geweeeu.  ( 

Weiterhin  erfahren  wir  aas  der  Cen^nr,  dass  man  nicht 
einfach  „R^oi^niAtion  Luthers*'  ohne  ein  Epitheton ,  da« 
die  ünrechtmässigkeit  derselben  aUKdrfieken  jiolltp,  «agen 
durfte.  —  Auf  protestantische  SchriftJ*leller  sollte  man  sich 
nberhanpt  nicht  berufen ,  denn  sie  verdienen  gar  keinen 
Glauben,  i^ondern  haben,  wie  orthodoxe  Polemiker  hin  um! 
wieder  bemerken,  nur  die  Absicht,  die  römische  Kirche,  ds 
Clerus  uud  die  Mönche  zu  verleumden.  Stehe  aber 
solcher  ächriftsteller  gar  auf  dem  Iudex  der  verbotene 
Bücher,  und  zwar  unter  den  Autoren  erster  Klasse. 
dürfe  man  sie,  ohue  iu  die  grosse  ExRomniunicatiüii  zu  ve 
fallen,  uicht  lesen,  also  auch  in  seinen  Schrift«D  nicht 
nützen. 

Die  Ricbt-Hchuur  eines  katholischen  Gt>!tohicbtAfor8che 
sollten   überhaupt  die  SchrifT«u  der   katholischen  Polemik« 
oder  Controrersist^n  sein.     Da  Casparis  sagte,  Luther   8«i 
nicht  der  Urheber  dvs  Banemkriegefi  gewesen,  so  verw« 


^Vrcrfncfi:  Ueber  Fraiteeteo  Pucci. 


117 


ihm  (lies  d*r  Censor  nicht  blos  mit  Berufiinij  auf  das  Edict 
Ton  Worms,  sondern  aucb  auf  den  „Friedsamou  Luther" 
»on  Conmd  Andrea. 

Ca^puriH  hatte  aber  in  sein  Werlt  anch  eine  ausfUhr- 
licht*  Geschichte  des  Puccius  aufgenommen ,  von  ivelcher 
d«r  Centtor  gar  nicht  eiiiweheu  wollte,  was  sie  mit  der  Qe- 
fchii-hte  des  Protestanti^^miiK  im  Er/bisthnm  Salzburg  zo 
tboa  haben  solle. 

Wenn  man  noch  die  Heftigkeit  der  Sprache  des  Cen- 
iors  nnd  Casparis'  gegen  einander  beachtet,  so  kann  gar 
kein  Zweifel  mehr  nein,  dass  eiuerseitä  diese  Censur  andcrer- 
■«it«  der  Mangel  an  Bereitwilligkeit  des  Autors^  der  Censur 
nch  zu  fügen ,  das  Erscheinen  des  Werkes  in  Druck  ver- 
bitideri«!!.  Und  dazu  kommt  noch,  dass  Casparis  sn  gleicher 
ZcH  lU»  Freimnorer  und  wegen  der  Anrufung  der  Heiligen, 
die  er  mit  Anderen  gegenüber  einer  Predigt  als  zum  Heile 
nebt  nothwendig  erklärte,  in  Verruf  gekommen  war  und 
«ch  in  einer  anonymen  Schrifl:  Vindiciae  adveraos  »Syco- 
phantcA  luvavienses,  Colouiae  1741 ,  vertheidigen  mu&sle. 
DieHlbe  entwirft  dm  Bild  einer  merkwördigen  Ver.'nimptuug. 

EIrst  nach  seinem  Tode  gab  sein  Bruder,  Lazarus  deC^- 
parist  (Ira  ersten  Theil,  aber  ohne  die  Ge«chichte  den  Puccius 
hä  ZmiiA  in  Venedig  unter  dem  Titel  heraus:  Archiepisco- 
portim  t^lisburgensium  res  adnsqiio  Wcsipbalico»  conventus 
tu  Lotbemuisnuim  gestae  (1779).  Im  Jahre  1790  veröffent- 
liihte  dann  Fr.  X.  Huber  den  letzten  Theil  des  Werkes  io 
deutscher  Uebersetznug :  Aktenmässigc  Geschichte  der  be- 
fflbniteii  •«Izburgittchen  ECraigratiou,  Salzhut^.  Der  dritte, 
tigvDttich  der  mittlere  Theil ,  den  Lazarus  de  Cfinparis 
Ul«r  dem  Titel :  De  Prote^tantium  Germanorum  in  Caiho- 
lima  Gestis,  heruusgegebeu  haben  soll,  ist  im  Druck  weder 
Üi  er  ooüli  mir  bekannt  geworden.  Ks  ist  jedoch  nnr  ein 
UwvcTffifindniss  Hnher's,    dass    der  Aasdruck   det»  LaKarns 


118 


Sütung  der  hittw.  Clasat  n>m  €.  Marx  1880. 


I 


4 


de  Casparis,  trolcher  sich  in  der  Haudsclirift  uicht  Hm 
de  qaibus  paulo  accuratius  ^mus  io  Opere  inscripto  ,yVe 
Protcstatium  etc.",  ^agcn  boU  ,  dieser  Theil  «ei  schon  im 
Druck  erscbieuen;  deuu  iu  der  vor^edrui;kt«u  Widamii^ 
an  deu  Krzbischof  Johanu  Hicron.  Gradonico  voo  üdine ' 
aagt  der  Uerausgeber  ansdriicklich,  dass  er  dio^icu.  vou  dt?m 
ErzbiBcbofe  gebilligteD  Tiieil ,  ebenfalls  v.n  ediren  die  Ab- 
siebt habe.  In  der  mir  vorliegenden  Handschrift  ist  der- 
selbe enthalten  und  behandelt  die  Geschichte  dos  westfälischen 
Krie<len88chlusses  und  der  Zeit  bis  zu  der  Answandenmg 
der  protentan lisch  gesinnten  ^^alzbarger.  Nur  Hie  Verhand- 
lungen über  deu  westphätischeu  Frieden  nnd  die  der  Aus- 
wanderung voransgeh enden  Bewegungen  im  Salzburgisohen 
bieten  jedoch  Neues,  der  grösste  Theil  KeH'häftigt  sich  mit 
der  Oeechichte    des  Protestantismus    in   allgemeinen  Zügen. 

Dagegen  erschien  ebenfalls  noch  nuch  seinem  Tode  die 
Ton  seinem  Bruder  weL;gelassene  Gesohiclile  des  Pucciui^  iu  ^J 
der  sogen.  Nnova  raccolta  calogerana  oder  N'uova  racculta  H 
d'opuseoli  scientitici  e  Hlolc^ici,  Band  30,  VeniHÜg  1776, 
unter  dem  Titel:  de  vita ,  fatis,  operihns  et  opinionibus 
Francißci  Pnccü,  welche  VeröflFcntlicbung  jod*>ch  uicht  weiter 
bekannt  oder  beachtet  worden  zu  sein  scheint. 

Nach  dieser  Bearbeitung  Ciisparis'  und  winen  Kx- 
cerpten,  nuter  denen  insWsondere  Pucci's  Brief  an  P.  Cle- 
mens VUT.  vom  5.  August  15U2  reich  au  biographischen 
Notizen  ist,  will  ich  nun  Kiniges  Ober  den^elbeu  mittheilen. 

PucciuH  war  1540  in  Florenz  geboren  und  stammte 
ans  einem  vornehmen  Gescblechte.  Von  Jugend  auf  der 
Frömmigkeit  und  der  heiligen  Literatur  ergehen,  hat  er 
nebenbei  auch  »ach  dem  Beispiele  seiner  Kitern  und  Ver- 
wandten sieb  mit  Dante,  Petrarca  und  ^favonarota  beschäf- 
tigt. Fromme  Männer  meinten,  das^;  Gotteä  Wille  ihn  zu 
grossen  Dingen  in  der  Kirche  auser»ehnu  habe.  Da  kam 
er  in  seinem  27.  Jahre  nach  Lyon,    nm    sich    dem  Handel 


tf^Ai^ 


Friedrich:   Üehtt  Francesco  Putci. 


119 


XU  widmt^D.  Allein  dort  erfasßte  ihn  plötzlich  die  Liebe 
zu  den  göttlichen  Dingen ,  er  gab  rlen  Handel  anf  und 
warf  sich  uiif  dixs  ytinlium  der  religiösen  Fragen  ,  nm  in 
dem  Widerstreit  der  .^[eintln^en  sich  Helbst  zu  orienliren. 
Er  nahm  die  lateinische  l^prnche ,  welche  er  »ohun  früher 
gelernt  hatte,  wieder  vor.  liiii  die  hl.  «Schriften  und  diHpu- 
lirtr  über  die  religiösen  Fragen.  Der  leichteste  Weg,  die 
Wahrheit  zn  finden,  sei  aber,  meinte  er,  wenn  er  die 
Meinungen  lillnr  Parteien  kennen  lernte  nnd  'iu  dem  Be- 
hafe  j^an7.  Enropa  dnrclireifte.  Nachdem  er  jede  vorgofasste 
Metnnug  abgeU'gt,  ging  er  If»7]  nach  Pari«  und  blieb  dort 
«D  Jnhr .  nicht  uhne  von  den  prutestautischen  Lehren 
etnigerinn'uien  ergriffen  zn  werden.  Von  da  ging  er  nach 
Kritaunien.  Nach  Socinufl  wfire  er  einige  Zeit  in  Oxford 
gewc-xen  t  aber  »nne  parad»)xen  An^^chaunngen,  über  die  er 
in  Oxford  und  London  dispntirt,  hütt«M  ihm  keinen  be- 
tooderen  Hnhm  einj^etrageu.  l'ucciu^  Helbst  sagt  in  »einem 
Bri«{e  Oll  Clcmena  Vül.:  er  habe  hei  den  englischen  I)oc- 
toren  nur  liebtoMCM  nnd  »tol/e»  Weaeu  getuuden.  luzwiflchen 
hatte  er  xich  dem  Kömer  Franz  Pettus  in  ßanel  brieflich 
genähert ,  nnd  du  ihm  dieser  mittheilte ,  es  halte  ^ch  einer 
MiDer  Krennde,  Sooiua«  nämlich,  in  Basel  auf,  von  dessen 
Verkehr  tr  viel  Vortheil  werde  ziehen  können,  kam  Puccins 
Oftch  Bftftel.  Die  AnNicIiten  df^  Socinus  konnti*  er  aber 
niclit  theilen:  zwischen  l>eiden  war  daher  beständiger 
ftireii.  Schon  duiualR  stellte  er  übrigens  in  Basel  die  Thema 
•of;  D«  fide  natura  nobi?  ini^iiA,  hon)inibiiM|ue  uuiversis 
conifuoni.  Kr  mu.sst«  deswegen  ßa.'tel  VMrlaKsen  nnd  kehrte 
nach  F^gland  zurück,  wo  er  auch  jetzt  keiuou  be»<eren 
Anklang  fand.  Er  wurde  80g»r  in*!i  Uef^ngniss  gesetzt 
Daran»  entlawwii,  ging  it  nach  lt.>Igien,  wo  er  mit  anderen 
ilrr  Ri'Jigiön  wegen  flüchtigen  Pemoufn  Zur>animenk(lnfte 
l^ehaltea  KU  haben  scheint,  die  er  Coucil  nannte;  denn 
vine«   nrief  an  Socinnn  datirte  er  „aus  der  35.  Sitzung  dm 


^^t^^m 


120 


Sitzutti)  der  histor.  Clas$e  mm  $.  MSn  1880. 


Concitß  der  pilgeriideu  Christen".  Er  verkehrte  mit  dem 
damals  uoeh  nicht  xur  katb.  Kirche  Übei-getretenen  Jastas 
Lipsins  und  lud  sof^ar  Socinu«  dahin  ein,  wartete  oher  die 
Ankunft  d<^.sf;elben  nicht  ab,  sondern  reiste  selbst  nach 
Polen.  Es  ging  ihm  jedoch  in  Krakaa,  wo  er  Kuerst  eine 
Berufung  auf  die  hl.  Schrlfl  nicht  Kuksseu,  sondern  nnr  die 
Vernunft  allein  als  entscheidend  anerkennen  wollt«,  nicht 
besser,  als  einst  in  Basel.  Auf  einer  Synode  lasen  die  8oci- 
nianer  nicht  einmal  die  Schriften  des  Faccius,  in  denen  er 
Beine  Anschauung  vertheidigte. 

Um  diese  Zeit,  schreibt  er  au  den  Papst,  habe  er  ein 
bimmli^rhes  Gesicht  gehabt  nnd  gesehen,  wie  Himmel  und 
Erde  erzitierten  und  heim  Klang  der  Posaune  zusammen- 
stürzten. Daraus  schloss  er,  dass  der  Tag  der  Aulcunft.  des 
Herrn  nicbl  ferne  sei,  und  verfusste  ein  Buch :  De  oeclusis 
bibliis,  deque  Elia,  qui  eaa  aperituruß  est,  worin  er  be- 
hauptete, die  hl.  Schriften  seieu  für  diese  Zeit  unverständ- 
lich and  deshalb  für  die  Entscheidung  der  religiösen  Con- 
troversen  unbrauchbar ;  es  müssteo  dazu  erst  Elias  und 
Henoch  kommen.  Die  1260  Jahre  aber,  welche  bis  zu  ihrer 
Ankunft  vortlhergelien  müsäten,  seien  vom  Coucil  von  Nic&i^ 
an  /.u  rechnen ,  so  da-*»  also  dieselbe  nahe  bevorstehe.  Erfll 
glaubte,  dass  ihm  selbst  ein  Theil  bei  der  Sendung  beider 
zufallen  werde. 

Während  dieses  in  dem  (leiste  des  Pucoius  vorging, 
kamen  die  1>eiden  damals  berllfamten  Gaukler  Johannes  Devus 
und  Eduard  Kelläua,  die,  wie  es  scheint,  Tischrßcken  und 
Magneti^iren  nebst  anderem  Schwindel  mit  einander  ver- 
banden, denn  ein  Tisch  und  ein  Krystall  spielen  bei  ihnen 
eine  Rolle,  —  nach  Krakau.  Pnccius  trat  mit  ihnen  sofort 
um  so  mehr  iu  Verbindung,  als  sie  vorgaben,  mit  Engeln 
rn  verkehren  nnd  von  Gott  xnr  Besserung  der  Weit  Ito- 
stimmi  7.U  sein.  Er  ging  mit  ihnen  auch  nach  Prag  und 
hing  ihnen  so  lauge  an,  bis  er  glaubte«  der  englische  Geist, 


4 


Friedrich:  üther  Franct^co  Pucci. 


121 


welcher  fteineu  GeuoRsen  die  Äutwort«n  gab ,  mahne  ihn 
jtttT  RäckVebr  xar  römischen  Kirche  (1585).  Von  dieser 
Verbind  ong  sagt  iibrigi^ns  Puccitis  in  seinem  Brief  an  den 
Papftt  nichts,  »ondeni  nnr:  seit  1571  habe  erliJahro  lang 
Dnabläftsig  mit  den  Ooctoren  aller  Parteien  disputirt,  sieb 
weder  durch  Belohnongen  noch  Versprechnngen  znni  Ueber- 
tritt  zu  einer  Secte  rerleiten  lassen  nnd  «ei  nie  von  irgend 
rinem  Dogma  der  kaihotischen  Kirche  abgefallen.  Dagegen 
habe  er  die  Feindschaft  sehr  Vißler  der  Wahrheit  wegen 
auf  sich  nehmen  niUsKen,  alle  Schriften  derselben  durchge- 
gangeUf  mit  ihnen  gekämpft  und  den  Sieg  davon  getragen. 

Die  angebliche  Mahnung  de«  Engels  bewog  Pnccius 
OdtSd)i  sich  an  den  päpstticheu  Nuntius  in  Pr^  zu  wenden. 
Dieser  ertheilte  ihm  die  Firmung  und  Pnccius  versicherte 
sp«ter  dem  Papste,  dass  er  durch  diese  Salbung  neue  Kräfte 
ond  den  Geist  empfangen  habe,  welcher  zum  richtigen 
Verständnisse  der  bl.  iSchriften  und  der  Prophetien  noth- 
wendig  cei.  Der  Nuntius  aber  habe  ihm  damals  vorausge- 
aa^:  der  Cieittt  den  ThomaK  von  Aqnin  werde  in  ibm  wieder 
«afltfa«n,  und  s«*itdeni,  setzt  er  bei,  habe  pr  ibm  geschienen, 
die  Schriftau  des  Äquinaten  stimmteu  mit  seinen  Mein- 
aagen  Ciberein. 

Im  Jahre  ISfifp  zerfiel  auch  Devns  mit  Pucciu«,  den 
Jener  wegvn  Vprraths  im  Verdacht  hatte.  Alles  Bitten  des 
pDceioa  half  nicht«:  Devns  verweigerte  ihm  eine  weitere 
Verbindting  AU  aber  Devns,  den  der  Papst  wegen  gott- 
Imct  Neaernngeu  vom  Kaiser  nach  Rom  ansgelieferl,  wissen 
wollte,  aua  dem  U»;i(:he  verbannt  wnrde  und  nach  Krfnrt 
reiste,  kam  «aoh  PucciuK  dahin.  Er  wollte  das  Versprechen 
roQ  dem  Nuntiui  Malaspina  haben ,  dass  Hie  in  Rom  sehr , 
human  empfangen  und  l)ehandelt  werden  sollten.  Devns 
Diul  KolläuK  gingen  aber  nicht  darauf  ein  und  enUiesseu 
PtKcios  unv errichteter  Dinge. 


I2t3 


SUguuQ  dtr  fUstor.  Clas»e  r/jtn  G.  März  3S80. 


Pucciuft  .scheint  einige  Jahre  in  Prap  sich  aufgehalten 
zu  liabim ,  da  i-T  Hein  Papste  gegenüber  rühnientl  erwähnt, 
liass  er  vou  deo  Nantien  Malaspina,  Sega  und  Puteo  in 
Prag  hnnian  t>ehandelt  worder  sei.  Er  hielt  sich  nberbaupt 
jctTit  wieder  ^hr  eifrig  zn  ilen  Kathotikeu  und  empfiug  die 
Sacrnmente,  ohne  jedoch  seine  frohere,  ächon  iu  Basel  aus- 
gesprochene  Auscbauaug  aufzugeben.  Kr  habe ,  sagt  er, 
Gott  gebeten ,  ihn  lieber  sterben ,  als  etwas  Wahrhoits- 
widriges  lehren  v.»  lasj^eg ;  sei  aber  nur  von  Tag  zu  Tag 
geschickter  geworden,  seine  Lehren  zu  verbreiten  and  die 
Intriguen  der  Feinde  zu  überwinden.  Er  glaubte,  dass 
seiner  Lebre  nur  noch  Eines  fehle,  um  ihr  den  atigemeinen 
Si^  zu  vemchafien,  —  die  Billigung  des  heiligen  i^tuhles, 
weshalb  er  »cbon  gegen  die  letzten  80  er  Jahre  daran  dachte, 
nach  Uoin  zu  reisen ;  allein  der  Geist  Gottes  hal>e  ihn  stets 
anderswohin  abgerufen.  Darunter  verbirgt  er  die  Motive, 
welche  ihu  veranlassten,  Prag  zu  verlassen  nad  wiederum 
Hir.h  auf  Reisen  zu  begehen.  Man  weiss  auch  anderswoher 
nicht,  warum  er  Prag  verlies«,  aber  e«  scheint,  je  mehr  er 
auf  seine  früheren  .Anschauungen  zurückkam,  desto  gr&ssere 
Entfremdnug  zwischen  dem  neuen  päpstlichen  Gesandten 
und  namentlich  den  Jesuiten  und  ihm  eingetreten  zu  sein. 
Denn  fiber  jenen,  den  Viceconies  ,  klagt  er  bitter:  er  sei 
ein  zornmßthiger  Mensch,  der  Jedem  ranh  entgegenkomme; 
die  .lesuiten  in  Prag  aber  bekämpften  zuerst  katholischer- 
aeita  die  Meinnugen  des  Puccina.  Es  war  so  weit  gekommen, 
daas  ihm  der  junge  Le^at  1590  nicht  einmal  einen  Geleits- 
brief zu  einer  Keise  nach  Honi  ausfertigte,  suudern  den 
Puccins  wie  seine  Schreiben  abwies. 

PucciuR  ging  nunmehr  von  Prag  wieder  nach  Parift 
and  stellte  dort  am  '2'Z.  Nov.  1591  zwei  ThesiMi  auf:  div 
eine,  da«s  alle  Völker  der  Seligkeit  theilhaflig  werden,  auch 
ohne  die  laufe,  ofler  von  der  <Timdi< ,  w**lcbe  AH«»  von 
Natur  aus  gegeben ;    die   andere ,   dasa  Dach  d«r  UeswKira 


* 
I 
I 


Frifxiridt;  Cebtf  f^anceseo  PutxL 


123 


4«»  Tvofeli  die  Seligen  KfOO  Jahre  auf  Erden  mit  ChristuD 
regieren  werden.  Poccins  hut  über  di«*«^!!  Pariser  Äuient- 
Ittit  viao  Relation  biuterla»AeD »  weicht-  im  Salzburger  Ar- 
ebi»  Ug*  l'Ir  provocirte  KAtholiken  wie  Calvinisteu  zu  einer 
Difiputntion ;  allein  die  letzteren  antworteten  ihm^  es  sei 
ein  (Japitalverbrecben,  ohne  Krliiubuiss  des  Könij^s  fll>or  die 
Kvligion  7.u  dispulireu ,  und  sie  könnten  deshalb  anf  seine 
Provoculion  nicht  eingehen.  Damit  er  aber  nicht  fortführe, 
aater  dem  Volke  an^xustreuen ,  die  Calviuititeu  dlsputirteu 
nicht  mit  ihm.  weil  sie  ihm  nicht  ^ewacb$eu,  so  veruffcnt- 
lichU*  Dr.  Hnaore  eine  Kritik  seiner  Thesen:  Orthodoxa 
eiplieatjo  ad  priorem  et  posteriorem  the^im  Fraucisci  Piiccä. 
Nftcfa  ihm  richtt;t  hieb  die  erste  These  mehr  ^^eii  die 
en  Katholiken  als  gegen  die  Catvinistou;  was  aber 
auKHirhalb  ihres  Kreises  vor  sich  ^ehe,  kümmere  sie  nicht. 
Uba  »ei  al>or  leiliglich  eine  Täuschnng,  entgegnete  Puccina; 
denn  die  roraischeu  Katholiken,  mit  Ausnahme  gKivisser 
Scholastiker  und  der  Jesuiten,  verabscheuen  die  hart«  Mein- 
«ag  von  der  Prädestination.  Kr  kounu  deshalb  frei  bo- 
luiapteD.  die  römisch-kaihulische  Kirche  folge  der  von  ihm 
vorgflieglen  Thi»e.  Kr  habe  dieselbe  in  Prag  lauge  fe^tge- 
h*ltett  und  gegen  die  Jesuiten  vertheidigt ,  ohne  dass  ihm, 
4*m  Boost  genag  AngefeindeU-n,  vom  apoKtolischeu  Xnutius 
dia  Saenunent«  verboten  oder  dies  von  anderen  Theologen 
Tcrkngt  wonleu  sei ;  denn  er  liabe  bewiesen,  dass  ilini,  mit 
A u«iuüirae  des  Aagustinas ,  das  ganze  Alterthu m  -  er 
nrnnt  die  Ilecognit.  lib.  ^  sub  Ha.;  Justin.  Marl.  »pol.  1. 
i.;  Ainbrus,  anper  cap.  h  ad  Uom.  —  gOnatig  sei,  datw 
Thomas  roo  Aquin  (Part  3.  qu.  l.  art.  4;  qn.  96.  3  ail  3.) 
ibn  unterstütze  und  dir^  Offi-*nbapnngen  mehrerpr  Heiligen 
illTttl.  n.  Bhgitt.  lib.  fit  daH  nümliehe  lehren;  da^s  türron. 
Owiriof  (de  jnstit.  coel.  lib.  9.  in  princ),  GeorginA  Siculns 
(UmI  andere  berühmte  I>octareu  jenes  Jahrhunderts  ebeuM 
tefar  Anguxtinas,  als  Luther  und  Calvin  widersprechen.    Kr 


124 


SiUusff  tUr  hüiar.  ClnMr.  rom  ti.  Mnrz  tSSO. 


wolle  e»  jedoch  eiitfichuldigeu,  dass  die  Catvinisien  uopjefübr  , 
20  Tage  siögerteii,  big  sie  ihm  geauiwortot.  ümsonsi  be^| 
rnfp  man  sieli  aber  darauf,  dass  eine  Oisputatiou  über  die™ 
l{eligion  ohne  H]rlaiibni^s  des  König.s  ein  Capitalverbrecliea 
sei:  der  Kouig  sei  unbefangen,  erwarte,  an» Sehnsiichi  nacl 
der  Wabrheit,  längst  ein  Concil,  und  ziehe  und  rufe  de 
halb  die  Leute  zu  «ich ,  welche  von  gleichem  Eifer  besee 
seien  und  etwas  zur  Beseitigaog  der  Zwietracht  unter  de: 
Menseben  beitragen  können;  zu  jenen  gebäre  aber  darol 
Gottes  Gnade  er  and  er  sei  auch  in  der  Lage  etwas  dari 
za  Tennögen.  Er  müsKe  sich  aber  auHHerdem  wandern,  dafifl 
ein  solcher  Einwarf  von  Leuten  komme ,  welche  bisher 
wenig  Schon  hatten,  gegen  soviele  königliche  Befehle  7-a 
handelni  Unzählige  der  katb.  Kirche  ku  entziebeu  und  nicht 
bloR  mit  Fremden  zu  disputiren ,  sondern  auch  der  Idolo- 
latrie  und  des  AjiticbriHtenihums  K5nige  nnd  Fürsten  eu 
beschuldigen,  welche  seit  1000  Jahren  in  Europa  den  Titel 
der  Üeiligkeii  und  chriHtlichen  Frömmigkeit  behauptet*^!. 
Der  hl.  jDfitiniui,  der  Philosoph  und  Martyr ,  verdamme 
ihr  Dogma  und  trage  kein  Bedenken  ,  mit  Abraham  and 
den  übrigen  Heiligen  Socrates,  Heraklit  und  diesen  ähn- 
liche zusammeuznstellen,  welche  der  Vernunft  und  Natur  ent- 
Hprechend  gelebt  nnd  in  gewissem  Sinne  mit  Christo  Überein- 
gestimmt haben.  Der  uÜmlicheu  Meinung  seien  nicht  blof« 
jene  unbekanuteren  Katholiken  gewesen,  welche  sie  uenneu. 
sondern  nnzrthlige  andere  berühmte  in  diesem  nnd  den  audereu 
Jahrhundert.en,  ja,  ihr  Zwingli  selbst.  Was  er  sage  sei  daher 
nicht  nea;  wohl  aber  sei  ihr  ganz  gräulicher  Irrthum  von  den 
veruönftigereu  Deutschen  auf  dem  Mouipelgarder-CoUoqniuai 
(1586)  verworfen  worden,  und  es  wäre  wunderbar,  wenn 
von  den  Franr^wen,  welche  an  (lelst,  Gelehrsamkeit  and  hu 
maner  Mitdung  keiner  Nation  nachstreben,  länger  beibehall 
würde.  Doch  wolle  er  gestehen,  dam  die  Jaden  und  TOrke! 
welcite  unter  Christen    wohnen  nnd  das  Studium  der  evau 


Friedridt:   Ü^ter  Frfmceitco  Pucci. 


125 


gttlifl«h<»u  Wahrbeit  Ternachlussigea ,  ebendarom  schwere 
Stmfrn  orfahreii  werden;  denu  diese  seien  keine  einfache 
L'ulKlüuMgr .  Hondern  Veräcbler.  tlebrigeos  sri  ancb  nnter 
den  Cbri.iii'u  der  lebendig«'  Gluube  nud  jeuer  glülieade  Geiüt 
erkaltet,  tn  dem  die  Hanptsache  unserer  Religion  bestehet 
wllen  .4eien  heute  tuiigliche  Diener  des  Neaen  Testaments: 
nuu  mnsse  daher  Gott  bitten ,  dass  die  Spaliungeu  unter 
uns  gehoben  und  die  verdorbeneu  Sitten  gebessert  werden» 
welche  die  Jnden  und  Tflrken  »o  sehr  abstosseu;  dass  ein 
grSwwTe«  Licht  diesem  Jahrhundert  aufleuchte,  welches  die 
b«tcbniitenen  Nationen  zu  unserer  Lteligion  heranziehe. 
Er  wOnacbe,  dass  seine  Hoffnung  sich  erfülle;  es  beginne 
<ti«  iu  den  Tagen  des  tapfersteu  Königs  von  Frankreich 
und  Nararra  und  dieser  sei,  noch  Oeffuung  des  ersten 
Siegels  de»  der  jüdischen  Nation  so  lange  Terschlo!*Henen 
Boches,  der  ßeitor  auf  weissem  Rosse  mit  dem  Bogen  in 
ilrT  Hand,  dem  ?om  Himmel  eine  Krone  g^eben  wird,  der 
aU  Siegur  ansehe  und  ««iege. 

Aof  die  zweite  These  hatte  Houorö  geantwortet:  nie 
br^iage  nichbt  anderes,  als  d«»n  so  alten  und  grüsKlic-hen  Irr- 
tJram  der  Chiliasien.  Allerdings  seien  duroh  die  Bibclstelleu, 
weleb«  Fuccius  für  seine  T\iew  anführe,  einige  ulte  Väter 
gHan^cht  wurden,  durch  Augustinus,  wie  er  selbst  frei- 
mathig  eingestehe,  der  aber  später  nach  besserer  Ueberleg- 
nog  der  Sache  dit^e  Häresie  wieder  aufgegeben  habe. 
Pil«citts  erwiderte  darauf:  er  deuke  keineswegs  mit  dem 
Häretiker  Cerinth,  touderu  mit  den  hPÜigsteu  und  gelehr- 
tsten Vätern,  welche  Cerinth  verabscheuten;  denu  die 
Mpinnng  Ton  dem  lOOOjäbrigen  Reiche  habe  Papias.  der 
Zahi^rer  de«  Ul.  Petrus,  festgebalteu  und  verkQndigt,  ebenso 
freoilus,  Juxtinu«,  Victoriuus.  ApoIIiuaris,  Tertnlliau,  Lac- 
Uotios,  Sulpitius,  der  Schüler  des  hl.  Martiuus,  und  später 
der  (>iobt«r  Petnircn ;  aber  auch  xn  den  Zeiten  des  hl.  Hiero- 
ojittua    hätten    riele    Heilige    and    Märtyrer    so    gedacht. 


126  SUtung  tUr  hisitor.  Clniue  vom  «.  Mars  1S80. 

Näher  betrucb1«t ,    hüben   jedoch   auch  die  hl.  Hiäronyinus 
und  AngaütiMDä  rielmehr  die  Gottlosigkeit  des  Cerinth  odci^| 
die   Berechnung  der  Zeiten    und   die  unzeitgeraässe  Erwart- 
ung jenes  Reiches ,    worin    in    der  That    viele  Heilige    und 
Orthodoxe  geirrt  ha)>eu,    bekämpft  und  «äderlegt ,    aU  jen^ 
Meiuuug,    wenn   sie  dem  Gesichte  de?  hl.  Johamiea  gos 
heiligen    nnd    frommen    Sinnes    aufgef'ftssl     werde.      D&zi 
komme,   das9  die  8ibyllini$chen  Orakel    seiner  Meiuuug  aal 
verschiedenen  Stellen  gQnstlg  .seien,  also  auch  die  Römischa 
Kirche,  welche  jene  Orakel  uicht  verachte,  nnd  es  frei  U 
90  XU  denken ;    denn    noch    auf   keinem   allgemeinen  Oonci^ 
sei    diese  Meinung    erörtert    oder    gar    verdammt    worde 
Dass    die  Jesuiten   dieselbe    meist,    tadeln,    versclilagc    nichts 
gegenülx'r    dem  hl.  Johannen    und    so    vielen  Heiligen    nnd 
Märtyrern:  sie  wissen  ohnehin  nichts,  als  ihre  Einttitle  und 
Meinungen     entgegenzusetzen.      Wenn    die    Je-suiten    auch 
sonst  um  die  Kirche  verdient  seien,   so  gross  sei  ihre  Au- 
torität doch  nicht,  da-ss  sie  so  heiligen  Zeugen  den  Ulaub*^» 
derogiren  könne.     Er    habe   in   Prag    mit  ihnen  filier  dieses 
Dogma  disputirt,    aber    sie  wagten    es  nicht  gegen  dasselbe 
«u  schreiben  oder  e,<*  zu  verdammen.    Und  das  sei  auch  das 
ürtheil  anderer  Theologen  gewesen;  weshalb  sie  mir  w«der     » 
die  Sacramcnte  nntersagen  licsseu.  noch  mit  mir,  nach  Bo^^ 
Stellung    eines  Bchiedsgerichts.    darShej   dinpatiren  wollteu.™ 
Doch  unterwerfe  er,    sr-hliusst  er,     Alb*«   dnni  Urthnilc  der, 
heiligen,  kalholiscben,  apostolischen  und  römischen  Kirch 
Dieser    Streit     mit     deu     Calviuiften     fiillt     auf    de; 
21.  Februar  1592.     Pnccius  brachte  es  aber  doch  noch  da 
hin .   dass   er  im  Louvre   unter  dem  Vorsitze  des  CardinuU 
Bourbon   Aber  seine  Thesen  disputirea     durfte.     Duret   wftr 
dabei    sein    (iegiu*r    nnd    vertheidigte   den    Satz :    Chri«tara 
homines  uuiversos  sn  fficienter,  non  autem  efficacite 
redenn'««t\     l'iicciuj'  machte   dngegeji   viele  Ornnde  geltend 
allein    am  dritten  Tage    hob    din*  Cardinal  die  Dtsputaiioo 


i 


fViedrick:  Veber  Fran^tero  Pucei. 


12^ 


amt,  El  wurde  ihm  Terltoten,  über  »eine  Neaernngen  weiter 
XU  redvn;  dann  aber  wnrde  er  aus  Paris  ausgewiesen,  was 
er.  wie  auii  hpiitureu  Briefen  desselben  bervurgebt,  dem 
CftrdinAl,  dem  er  es  aber  wegen  seiner  Jugend  nncbsebäD 
wolle,  t\t:m  SecreUr  des  Königs  iievol  and  dem  Uerzog  von 
Bouillou,  der,  wie  alle  Grosse,  von  seiner  Umgebung  ge- 
Uoacbt  worden  sei  und  deshalb  Mitteid  verdiene,  sehr  ver- 
abell». 

Von  Paris  ging  Paccins  wieder  nach  deu  Niederlanden 
uml  lieas  unu  in  (iouda  15U2  eeiu  Uuch  „L)e  Christi  ^?erva• 
toriä  cfiiCHciLate"  erscheinen.  Er  wollte  seiner  (luriu  huh- 
l(Mprocb«nen  Meinung  ülierall  Eingang  ?eracbatfen  und 
ah  mil  ßegleit^hreihen ,    von    denen    noch    eine  Au- 

Torhnnden  ist,  nach  allen  Seiton:  an  den  Papst  Cle- 
■wiu  VIU. ,  den  König  von  Frankreich,  den  er  öfter»  ge- 
iprrxJieu  XU  liaben  scheint,  an  die  Königin  von  England, 
au  den  Cardinal  Bourbon,  deu  Erzbischof  von  Bourges,  deu 
Uvrufg  von  ßonilloii,  an  Justns  Lipiiina,  den  er  /.ugleich 
wagen  •einer  Utickkohr  zur  römisch-katholischen  Kirche  be- 
l^icIcwQnRcht,  und  un  alle  U uiverni tüten  ,  Akademien  und 
Sdial«D  mit  einem  enoycli»>cheu  Schreiben  an  dieselben  etc. 
Br  macht  roa  der  Annahme  «einer  Meinung  natQrlicb  da» 
WiihUietlndeu  der  Welt  abbäugig;  denn  durch  sein  Buch, 
»clirtFibt  ur  im  die  Königin  von  England,  lasse  üott  die 
Wdl  erkennen,  wie  er  iu  dieeeu  Zeiten  die  Erde,  welche 
roU  Ungerechtigkeit  wi,  wieder  reinigen  und  die  drei  N'u- 
ttonen,  welch*^  denselben  Gott  kennen,  die  christliche,  die 
lwbriU»cb0  und  die  isuiaelitische  oder  mohummeilani^che^ 
»«lebe  xa  so  grossem  Schaden  der  Welt  unter  sich  getreunt 
4aeu,  rereinigen  wolle.  Sein  Buch,  das  er  ihr  schicke,  sei 
von  tJoLl  dietiil  und  die  Reiche  werden  glücklich  sein, 
welche  m  iinnt^hnifu.  Wie  aus  einem  Briefe  an  einen 
^rvond  vom  h.  JauaM  159:^  hervorgeht,  hatte  er  auch  nn 
*       '    '  u  geschrieben. 

i'tia.-^l.il.  hut.  CLUiLJ.'J.J  V 


128 


Sittmu)  der  hUtor.  Classe  vom  ß.  Man  /8S0. 


Diese  Schrifl  war  es,  gegeu  welche,  wie  ioh  schon  ob«n 
bemerkte,     Lacos  0»iau<ler,    Franz.   Juniu»    und    der  Jesuit 
SerrariuH  schriobeu.     Wir    seheu  jedocb  uur  noch,   duss  efMJ 
ge^eu  die  Jesuiteu ,    zuuäcbät  ^egeu  dii;  xu  Prag,   zu  poie-^| 
misiren    versuchte.      Die  .Fesuiten    hielt    er    überhaupt    t'Rr 
ßehr  gefährlich    der    ricbtigeu   Denkweise.     Deshalb    schrieb 
er  eiu  eigeues ,  aber  uugedrackt  gebliebeues  Buch  au  Belt- 
arinin:  De  praedestinatione  1591,   indem  er  glaubte,  wen 
er  ihn  gewänne,  würde  wohl  auch  seine  ganxe  Gejtellscba 
Keine  Doctriu  auuebmeu.    lu  Prag  hatte  der  Pater  Arpiensi 
behauptet ,    die  Pacci'scheu  Docirineu    seien    häretisch  und 
schon  vom  Concil    von  Trieut   verdammt;   bezüglich   seiner 
Bernfiiug    aof    den    öfteren    Kmpfang    der   Sacraniente    in 
jedem  Monate ,    die    er    durch    die  Zeugnisse  seiner  Beicht-^j 
väter  belegen  könne,   äusserte  aber  der  Jesuit:  diese  Zeug^^ 
nisse    könnten    auch    gefälscht    sein.     Piiccins    liatte   kaum 
von  diesen  Augrilfen  gehört,   schrieb   er  von  Nürnberg  an^ 
ei uen  Freund  in  Prag  (1592):  er  möge  ihn  bei  dem  NuntiuajH 
dem  Bischof  Speeiano  von  Cremona ,  gegen  solche  Angriffe 
vertheidigeu.    Als  er,   Puccius,  in  Prag  gewesen,  habe  wedei 
dieser  Pater    noch    die    anderen  Jesuiten  ihm  r.v  antwor 
vermocht,  und  wenn  er  sie  zn  einer  Coniereux  auffordert 
hätten    sie  die  Flucht    ergriffen.     Er  sei  jetzt  50  Jahre  alt 
und  habe  nunmehr  2'i  Jahre  davou  aus  reiner  Nächsten liel>e 
damit    zugebracht,    die    religiösen  Ooutroverseu    kenneu  zu 
lernen.     Der  Pater  köuue  sich  nicht  rühmen,  die  Gabe  y-^| 
besitzen,    die  Prophetien    zu   iuterpretiren;    Jemanden    aber 
als  Häretiker  zu  beurtheileu,  sei  sehr  schwer,  wie  dies,  ab^ 
gesehen    von    den  Alten,    auch  Alfonso  di  Castro    gesteh 
Die  hi.  Schrift ,    die  Väter    der    alten  und  uenen  Zeit, 
sonders  Thomas  vun  Ac^uin  seien    ihm  günstig;   ilas  Con 
von  Trient   aber   habe    seine    Propositionen    weder   geprn 
noch  verdammt.     Die  hl.  Kirche    könne  jederaeit  grössei 
Klarheit   haben    und    es   sei   unrichtig,    doAs    ein    frQheri 


yriedrich:  (Jeher  »ohcmco  Pucd. 


12» 


Coocil  Ml  die  Upgcl  sei ,  dass  der  Papst  oder  Äodere  die 
liifiligvD  GeheiiniiisHt»  nicht  (leuilicfaer  erklären  könnteu. 
iW  l'apst  nnd  die  Kirche  seieu  mehr  auf  Seite  der  tho- 
niJHtjscheu  Uoclriu,  die  auch  die  scini^^e  sei,  alii  auf  Seite 
4er  BUfpietini sehen.  Die  Zeugnisse  »eiaer  Beichtväter  aber 
in  Zweifel  zu  ziehen,  sei  eine  schwere  Injurie.  Er  verlange 
daher  von  dem  Nuntius,  dass  er  ihm  tlecht  und  Genujj- 
tbuDug  verschatte;  denn  der  Pater  Aqueusis  sei  ein  Ver- 
Ivumdej',  ein  Priester  von  «chlecliteni  (ifwissen^  nnwürdig 
die  Saorftoienie  7.u  verwalte»  und  das  Wort  Gotte«  zu  ver- 
küiidii^en.  Uie^-cm  Brief  fügte  er  dauu  einige  seiner  Propo- 
nttioueu  bei:  die  Jexniten  nnd  Scbola^itiker  werden,  indem 
sie  leugnen,  dass  (JhriKluR  den  hl.  GelRt  allen  einzelnen 
Oläubigeu  versprach  und  gab,  mehr  vom  Fleische  alH  v(tm 
(ieiite  geleitet.  Uas  Üoncil  von  Trient  verdammte  nur  die 
Aaabaptiateu  ,  nicht  aber  den  Thumas  von  Aquin  nnd  die 
andervD  Katholiken,  weKhe  daffir  halten,  die  ganze  meni^ch- 
licbe  Natnr  sei  durch  das  Verdienst  Chri.«iti  versöhnt  nnd 
VOD  der  Mukel  der  KrbäQnde  gereinigt  worden.  Die  Eut- 
•cbeidangcn  der  früheren  Coucilien  echliessen  weder  dem 
hl.  Ijeiate  den  Mund,  uoch  den  von  ihm  Inspirirten,  so  das3  sie 
nicht«  B«B«eres  antworten  können ;  weahalb  mnn  auch  nicht 
dureli  die«u  fcäitbcheidungen  die  güttliclieu  Gedanken  be- 
icbr&nkeu  dürfe,  widche  dem  F*ap»tM  oder  Anderen  zw  Theil 
wrrden,  indrin  die  Kirche  von  Tag  7.\\  Tag  grös.se^<^s  Licht 
MBp&ujgeu  kiiuuL'  und  mUetöe.  Daa  Concil  von  Constaus 
habe  angeordnet,  da«s  alle  zehn  Jahre  eiu  allgemeiues 
OoDcil  XU  halten  sei,  um  die  Geister,  welche  die  ChriKten- 
li*>it  beuDruhigeu,  xn  zflgeln,  die  '/Ahlreichen  Miwibrunche  zu 
Terb«fMern  nnd  den  zahlreichen  Bedrängten  Genugthuung  y.u 
f»r>   '      '  handlich:  die  gtdelirte.it^Mi  Proteatauteu  etiuiiiieu. 

jftlj-  !  ilvini-ftfii  diMputirfnd,  darin  üherein,  dfts=*  Christiiß 

Ar  alle  MeuKheu  ohne  irgend  eine  Aumnahme  gtjotorlien  «ei, 
wie  mau  anii   deu  Thesen  des   Samuel  Huher  «eben    könne. 


ISO 


Sitiuvg  der  hiMor.  Cloiie  mm  6.  Märt  18SO. 


Puocius  hatte  schon  in  ecinem  ßcglnitüchreihen  an 
Clemens  Vm.«  das  er  zu^Ieicb'mit  seiner  Schrift  durch  den 
Cöluer  Nuntius  nach  Rom  Hchickeu  lies»,  gesagt,  er  wolle 
nach  Koni  kommen,  der  Papst  möge  üim  Zutritt  £u  ihm 
gestatten  und  Sicherheit  für  dieften  Fall  gewähren.  Wie 
hoch  er  sicli  schätzte,  geht  aus  den  weiteren  an  den  Papst 
gerichteten  Worten  hervor:  wenn  er  nach  Rom  kommpf 
dttrfe  er  von  dem  Papate  nicht  nach  gewöhnlicher  Sitte 
empfangen  werden ;  denn  er  gehöre  zu  der  Schaar  jener 
Krieger,  welche  mit  den  PeJntlen  öfter  im  Kampfe  standen. 
Dies  könne  man  aber  von  den  italienischen  Theologen  nicht 
sagen,  sie  seien  nur  Hpsatzungsmaiiuschaft,  welche  das  An- 
gesicht der  Feinde  nie  gesehen.  Ausserdem  müsse  er,  du 
er  von  üott  zu  einem  ao  grossen  Werke  besonders  beraten 
»ei»  durch  die  Autorität  des  Papstes  vor  deu  InsuUeu  seiner 
Feinde  nnd  der  Thoren  sicher  sein. 

Dem  Nuntius  in  Oöln  hatte  er  geschrieben,  dass  er  im 
September  1592  in  Krankfurt  sein  und  dort  die  Antwort 
aus  Rom  erwarten  werde.  Diese  kam  jedoch  nicht ,  und 
so  entschlosa  sich  Puecius,  die  Rei^e  nach  Rom  dennoch 
anzutreten.  Von  Nürnberg  aus  erinnerte  er  sich  noch  dee 
Sooinus  und  schickte  eiuem  Freunde  h&ud schriftliche  ood 
getlruckte  Bücher^  darunter  auch  einen  Traotat  des  Socinus, 
welchem  er  Kaudbemerkuugeu  hinzugefügt  hatte,  in  NOrn- 
berg  Wftr  es  auch,  wo  er  sich  Torrigianische  Wechselbriefe  an 
die  Cappoui  in  Venedig  aufstellen  Hess  nnd  einen  Brief  an 
deu  Couunendatore  Pucci  in  Rom  »chrieb.  Von  da  Bchlug 
er  den  Weg  nach  Salzburg  ein.  AU  er  sich  aber  diesem 
Ende  Novembers  lö92  nähertci  tiel  er  vom  Wagen,  luxirfcc 
sich  das  Bein  und  brach  das  Schienbein  des  linken  Fusseti. 
Kiu  Salxburger  Chiriug  nahm  ihn  2U  sich  und  licfts  ihm 
liebevolle  Pflege  zti  Theil  werden.  Am  h,  Janaar  Xb^XA 
schrieb  er  an  einen  Freund,  daaM  er  achnn  ix  Wochen  das 
Bett  hüten  müsse  and   din  Besseraug   nur  Inugsam   voran- 


Frieäridi:  lieber  fVancetteo  PtuxL 


131 


«lireit«.  Xum  OlQcke  sei  er  in  der  Li^<e,  da^ti  er  Nie- 
mundtfit  zu  incominodiren  brauche,  denn  sonst  köuute  er  an 
diewm  Orte  weiii^  lIospitalitHt  und  Liebe  erwarU'n.  Auch 
der  Gncbiifcltof  Imhe  von  suin^m  Unfälle  gehört  nnd  Meiueo 
Chirart^en  zu  ihm  mit  allgomeiuen  Auerhietuo^eu  nacli 
Hofart  geschickt ;  er  äeinerseita  halw  ihm  aber  sein  Bach 
gesendet,  hei  liesseu  Aublick  derselbe  sagt«,  es  sei  werth, 
6mm  m  die  Grossen  lesen  und  erwägen;  der  Erzbischof  habe 
danii  auch  die  Thesen  d&t  Samuel  Huber  sehen  nolleu. 

Die  Heilung  Pucci'ß  zog  sich  immer  mehr  hinaus.  Aber 
•r  lies»  diese  Zeit  nicht  nnthatig  verstreichen.  Am  5.  Januar 
•ebreibt  er  an  einen  Freund  in  Prag,  dem  er  von  Nürn- 
berg ans  Bücher  zugeschickt  hatte,  er  möge  dem  Bocinus 
die  Kefutatio  mit  dnn  Randbemerkungen  «enden  und  zu 
TCTsfeheu  geben,  ihis«  er  nie  sein  Argument  aus  der  Ueber- 
obifftimmnng  der  Väter  aller  Jahrhundert«  in  der  Interpre- 
tation der  hl.  Schrift  und  von  dem  imnierwübrenden  ßei- 
alAude  der  Kirche  seitens  des  hl.  Geistes  widerlegen  konnte. 
Sodnox  «ei  zwar  ein  bescheidener  und  hriflicher  Mann,  aber 
doch  fern  von  dem  Glauben  der  Gutgläubigen;  er  raüsse 
*lt?h  iw^hiim*'n ,  ohne  Oemeiusehaft  mit  irgend  einer  Kirche 
m  lebüu,  denn  die  Anabaptisien  und  Fotinianer  lieR^en  ihn 
•cbon  nicht  mehr  in  ihre  tlynoden  zu  und  kaum  hielten 
«i«  ihn  mehr  fllr  erträglich  in  ihren  Zusammenklinfleu, 
w^bp  abrigeus  Mihou  voll  Uneinigkeiten  und  dadurch  so- 
gu*  infam  neieu ,  weil  sie  einzelne  ihrer  hervorragenden 
Uianer ,  welche  verschieden  von  ihnen  dachten,  znni  Tode 
vi*nirtlieilten ;  aber  liarin  glichen  sie  den  anderen  partei- 
ticben  Ricblrrn ,  welche  sich  mehr  auf  die  Gewalt,  als  auf 
die  Religion  etütxeu.  Zugleich  wollte  er  von  diesem  Freunde 
tach  erfahren,  wie  die  Joden  sein  Schreiben  an  sie  anfge- 
ooBimen  nud  ob  sie  seine  Anschauungen  gebilligt  haben. 

Offenbar  Kenabm  sein  Leiden  ihm  die  Aussicht,  in 
aicbrtcr  Z<fit  nelhtti  von  Salzburg  weiter  reisen  zu  können; 


A 


182  Siteung  der  higtor.  Chuae  v<m  €.  MBtm  ISSD. 

deon    er    entschlo^s    sieb    nun    seinen  Anhnuger  Claude  de 
RoDoi,   einen  jungen  Manu  aua  Delft,    von  dem  er  flösse 
Erwartungen  begte,  uuch  Kom  voraus/nseudea.    Er  schrieb 
eine  eigene  Instructiou  Tilr  Ihu.    Darin  weist  er  ihn  ao,  in, 
Wnedig    bei  dpni  ßankhause  Capponi  50  Scudi  /.n  erbebeu 
und    ein    EoipfeblungCiscbreiben    an    Robert   Cappoui   absa- 
geben.    Mit    diesem    war    Puccius    schon  aus  früherer  Zeit 
bekanutt  denu  er  erwähnt  ausdrücklich,  daw  jener  »chou  von  ' 
Ragufta  ans  an  ihn  geschrieben  habe  nnd  dass  die  GrraabnangeD 
Capponi's  bei  ihm  nicht  unnütz    gewesen    seien.     Khe  aber 
Renoi    von  Venedig ,    wo  er    sich    nnehreuhafter  IVaktiken 
enthalten  möge,  abreise,  solle  er  ihm  schreiben.    Dann  habe  er 
einen  Briet'  von  einem  Äncelius  bei  einem  Mgr.  Volco^,  Abb£| 
von  ßelprä ,  Mi  Padua  abzugeben ,    von    dessen  Kinflusa  in  [ 
liiini    er    Vortheil    erwartete.     In    Koni    fielbät    omsste    er 
zuerst  bei  dem  päpstlichen  Geheim-Oavaliere  Gio.  de  Bardi 
vorsprechen,   den  Paccios  in  einem  eigenen  Briefe  ersucht, 
er    möge  Renoi    l>ei    dem  Papste    einführen    und    in    seine 
Protektion  nehmen ;    dann  setzt  er  ihm ,    wie  in  allen   Em- 
pfehlnugsscbreibeu  kurz  sein  System  und  dessen  Bedeutung 
iiUEteinander  und  bemerkt,  er  habe  den  jungen  Mnnu  geschickt, 
am  schon  im  Voraui  dem  Papste  seiu  System  vorr.atragea,  und 
KU  erfahren*  ob  er  von  diesem  geh&rt  werden  und  ob  seine 
Ankunft    in  Rom    ihm    überhaupt    angenehm    sein    würde. 
Ein    anderes  Schreiben   sollte  [tenoi    zu    einem  Orutorianer*  1 
|>ater  bringen ,    der  einst  der  Thuolog  des  jetzigen  Papte»,  * 
als  er  die  Nuntiatur   in  Polen  bekleidete,    wur    and  den 
Pnccius    in   Prag  kenneu    gelernt    hatte.     Aust^rdem    hatte 
Renui  noch  einschreiben  seines  Lehrers  an  den  Commeuda-j 
tore  Pucci  in  Kom :  er  habe  ihm  xwar,  heiest  es  darin,  voni 
Nürnberg  aus  geschrieben,    aber  keine  Antwort  darauf  von 
ihm  erhalten ;  dennoch  hoffe  er,  daw  er  seiuen  Altgesaudten 
begünstigen  werde.   Kr  wis^e,  dass  der  Bruder  des  ('ommen- 
datore,  Ascanio  Pucoi)  zwar  seiu  Gegner  sei;  allein  er  hoff<i| 


Friedrich:  Üeber  Franetsca  Pacci. 


133 


»af  tiott  und  nicht  »uf  menschliche  HUlfe,  wolle  nber  die 
Q«Icgitnhoit  nicht  vorübergeheu  lastteo,  seinen  Theuerstau 
Minen  Gedanken  nnt/.ntheilen ;  möge  es  dann  kammnn,  wie 
m  wullti,  SD  haho  er  doch  Feinem  Gewisaeu  genttgt.  In  der 
Instruction  Tiir  Keuui  sagt  er  aber,  er  solle  dicseu  Urief 
erst  bei  dem  Commendaiore  abgeben,  nachdem  er  bei  anderen 
Freunden  Krkundigtingen  eingezogen  habe.  Dann  enthält 
die  tuKtmction  Weisungen  für  sein  fprneres  Handeln  in  Rom. 
Korome  er  bei  dem  Papste  vor,  so  solle  er  für  ihn  den 
päpKtlicfaen  Segeu,  ein  Hreve  nnd  Sichprheit  fllr  seine  Reise 
und  seiueu  Aufenthalt  in  Rom  erbitten;  aber  nicht  ver- 
gonen,  dem  Papste  vorzutragen,  was  er  <whon  für  die  all- 
gemriue  Kirche  gethau  habe;  wie  er  den  Häretikern  in 
Holland  und  Deutsehland  entgegengetreten  sei  ud<1  dos 
Mittel  besitze ,  die  Häretiker  zur  Kirche  zurücki^nführen 
und  die  Juden  und  Heiden  zo  bekehren.  Erhalte  aber 
Renoi  keine  Audienz,  so  »olle  er  dem  für  diese  Angelegeu- 
heüeu  hesU^Uteu  Seoretär  die  Bücher  übergeben  und  ihm 
auftragen«  dem  Papete  ilie  Wahrheit  und  Bedeutung  der  Ange- 
Irgmheit  vontastellen.  Kr  wolle  vom  I^apste  als  dem  freicaten 
und  universalsten  Richter  unter  Allen  gerichtet  werden;  deun 
der  Pupitsei  am  geeignetsten,  über  eine  neue  Doctrin  und  luter- 
pretotion,  die  ihm  vom  Himmel  geworden,  zu  uriheileu.  Doch 
femiuthete  Puceius,  mau  könnte  in  Rom  die  Sache  einfach  da- 
iuit  alTZuniiichen  suchen,  A&hs  man  ihn  als  Häretiker  bezeichne 
nnd  behandle.  Ouiiu  »olle  aber  Renoi  antwort«n,  das  sei  auch 
CbriBtus,  den  Aposteln»  vielen  alten  Vätern  und  in  neuester 
Z«it  dfm  Miroudutrt  begegnet;  die  Haltung  des  Puccina  sei 
•Vr  der  der  Häretiker  ganz  entgegengüHet/t,  wie  die«  schon 
«ein  Eifer  f&r  die  römisch-katholische  Kirche  beweise; 
•Jagten  würde  ein  solcher  Verdacht  der  Häresie  ein 
Krcin  tteiu,  das  dem  Christi  weit  ähnlicher  »ei  als  dem 
dvr  HünHer.  Krage  man  aber  wie  er  sich  so  lange  hah« 
HwienLiren  können,    au   solle   er  entgegnen:    Pnccius  habe 


134 


Sitsiituf  der  histor.  Ciasse  com  6.  Man  2880. 


au8  eiuer  Krbschafl  von  [tuUea  einige  Tausend  Scudi  roit- 
genoinmeD ;  naclidem  sie  aufgezehrt  WATen  ^  habe  er  bei 
dioMMn  und  jeuem  Freunde  100  Scudi  atif|j;Hnoinmen,  in  der 
Hoffnung  sie  hus  seinem  PutnnioDiuin  zuriM:kzHlileu  /.u 
köuneu,  ausserdem  hoffe  er  auf  Gottes  Unterstützung. 

Hoch  auch  an  den  Papst  selbst  führte  Reuoi  ein  vom 
25.  Jiinuar  \^93  datirtes  Schreiben  mit  sich,  worin  sich  Paccins 
auf  sein  früheres  Schreiben  au  Clemens  bezieht  and  an- 
zeigt, duss  er,  da  er  krank  in  Salzburg  liege,  statt  seiner 
Keno!  schicke.  Der  Papst  möge  seine  Lehre  prüfen :  er 
selbst  wolle  jede  Strafe  tragen,  wenn  sie  raisflbilligt  werde, 
ßr  erklärt  sich  ferner  auch  bereit,  öffentlich  und  in  con- 
tradictorio  zu  disputiren  und  beim  IJuterliegen  die  festge- 
setzte Züchtignug  zu  tragen.  Weuu  aber  der  Papst  den 
Geist  der  IScholasiikrr  nnd  den  seinigen  prnfen  würde, 
musste  es  sich  herausstellen,  diiss  seine  ^>ache  eine  gut«  sei. 
Lasse  aber  Clemens  seine  iJoctrin  zu,  sn  werde  alle  Ihinkpl- 
heit  aus  der  Theologie  hinweggeiioinmon.  Sogar  uuf  den 
Armen  wfirde  er  sich  nach  Rom  tragen  lassen ,  falls  der 
Papst  seine  Reise  dahin  genelimige;  jedoch  kfinne  er  die- 
selbe nur  auf  das  Wort  und  mit  einem  Breve  des  Papste« 
antrett^u.  In  würdigem,  aber  eiufacliem  und  bescheidenem 
Oewande,  wie  es  seinem  Berufe  gezieme,  würde  er  erscbeiuen; 
bore  ihn  der  Papst  und  nehme  er  den  ihm  anvertrauten 
Schatz  an,  dann  werde  er  ihm  eine  ziemlicli  leichte  Art 
zeigen ,  den  iu  der  Christenheit  dnrch  die  Prediger  nnd 
Theologen  angefachten  Biand  zu  dämpfen ;  seine  Doctrin 
«erde  aber  auch  alleu  Völkern,  welche  Religion  we  auch 
haben  mi^gen,  gefallen.  Nochmals  aber  reraichert  or,  er 
wolle  sich  jeiler  Unehre  und  zeitlichen  Strafe  unterwerfen, 
wenn  der  Papst  !>eiu  Mittet  als  schlecht  und  unwürdig, 
vorgeschlagen  zu  werden,  beurtheile. 

Die  Bücher,  welche  er  an  den  Papst  schickt«,  wgren: 
Qnataor  libelli  de  efiicacia  Chrteti  Servatoria;  Summa  trao- 


4 


Friedrich:  Ueber  FruHceto»  Puai. 


136 


Uinfi  do  prtiedestinatioue ;  Suiiima  tractaiuB  de  Regno 
Christi;  I  due  pritni  ounti  del  re^o  di  Oristo  in  ottava 
rima.  t>axu  wareu  gefugt  Sainu«!  Huber's  Tht'sen:  Thesea 
Christuui  ewc  Diortuiiin  pro  peccatis  totiu8  geueris  huiiiani 
iSamiielis  Hubert  HeWeh'i. 

Von  deut  Erfolg  iHe«er  Sendung  ist  nicbts  mehr  be- 
kannt. Faat  niiichte  man  au«  der  Ileberschrift,  wfichn  der 
Fasoikel  mit  den  für  den  Fapst  bestiiumien  BUcheru  trugt  *), 
TcrmatheDt  diette  und  also  auch  Renoi  seien  von  iSalzburg 
gar  nicht  ubgeguugeu.  Wie  doni  aber  sei;  sicher  ist.  dass 
TOD  Renni  ao  wenig,  als  von  Rom  Autworten  nach  Salz- 
burg kttiiifn. 

Es  eutateht  nun  die  Frage,  ob  Puceius  »Salzburg  wieder 
v^lawt»»  habr-  oder  dort  gestorben  «ei.  Ich  erwähnte 
«choo  das  Gerücht,  welches  ging:  er  sei  von  Salzburg  nach 
Rom  ausgeliefert  iind  ilort  verlirunnt  worden.  Allein  das- 
selbe iftützt  aioh  auf  keine  imverläAsige  Nachricht.  Dagegen 
dürfte  BÄ  doch  höchst  wahrscheinlich  sein,  daas  er  in  Sab- 
barg gestorben  ist.  Ich  finde  es  nämlich  im  höchsten 
(Srsd«  unwahrscheinlich  t  daea,  wenn  Tuccius  von  iSalzburg 
wieder  altgereist  oder  gar  nach  Korn  ausgeliefert  worden 
wäre,  seine  nHnimllichen  handschriftlichen  und  gedruckten 
Kchriflen,  sowie  neinu  Briefe,  welche  die  Aufschrift  tri^jeu: 
Schriften  de»  „Häretikers'*  Puccius,  in  Salzburg  geblieben 
wären.  Dazn  kommt,  dass  da«  Salzbnrger  Archiv  keinen 
Betebl  aus  Rom  enthält,  I'nccJua  dahin  abzuliefern.  Da 
aber  auch  souKt  nichts  mehr  liber  PuccioB  in  dem  Archive 
ffich  findet,  «o  geht  aaf*  Allem  wohl  hervor,  dass  ihm  in 
tMixlmr;g  kein  ProceHH  gemacht  wurdi*,  nondern  er  ohne 
Zweifel  entweder  an  seinem  [^eidcu  starb  ofier  hub  Xoth  zu 
Grande  ging,  worauf  seiue  Papiere  confiftcirt  und  im  Archiv 

I :  C^taloffTii  librorutii  <|ai  cantitwotiir  in  hoc  fatciealu  lul  Sanc- 
IJataiuB  I>oaiiDani  Dom.  Do«tmin  Clcment«iD  OcUtoid. 


^^k 


136 


Sitxnwf  der  füHor.  Clnsve  tom  6'.  Mära  1880. 


hint('rl(?Kt  worden  sind.  Zu  lpt/.terer  Verninthiing  komme 
ich  auf  l^ruud  toii  l*ucciu8  Aenaseriuig  iu  seinem  Briefe 
vom  5.  Januar  1593  an  oiuen  IVager  Frenntl:  er  habe 
FreundR  nöthig,  da  sriae  nächsten  Vcrwandton  iu  Florenz 
ihm  feiud^elig  Beieii,  um  ihn  seines  Erbgutes  zu  borttuben. 
Uud  auch  in  seiner  Instruction  für  Renoi  sagte  er  ja,  da^s 
er  TOD  Beinen  Freunden  und  Gottes  Hülfe  lebe. 

Nach  der  Nouvelle  Biographie  generale  s.  v.  Puoci 
wäre  Pocciuß  allerdings  noch  nach  Rom  gekommen,  hätte 
1595  eine  Retractation  seiner  früheren  Meinungen  gegeben^ 
wäre  dann  noch  Priester  und  Secretär  des  CarditmU  Potn- 
pei  geworden  und  hätte  als  solcher  in  Frieden  seine  Tage 
beschlossen.  Ffl  r  sein  Grab  hatte  er  ein  Distichon  ge- 
macht : 

Inveni  portnm:  apes  et  fortuna,  valete, 
Nil  mihi  vobiscum,  Indite  nunc  alioa. 

Leider  ist  ftlr  diese  Angaben  gar  kein  Nachweis  ge- 
geben, und  es  liegt  darum  die  Yermuthuug  uahe,  dass  hier 
eiu  anderer  Poccius,  deren  es  ja  in  Uom  gab*  mit  dem 
unserigen  verwechselt  wurde. 

Üaudsühriftlich  waren  zur  Zeit  Casparis'  in  Sabeburg 
vorhanden :  De  reguo  Christi  et  de  Praedestinatione  ad 
Robertum  Bellarminuni  Politiauum  S.  J.;  Disputntio  io 
Duretnm  et  Houoratum  Parisiennom  und  De  regno  Christi 
in  rohen  italienischen   Versen. 

Unter  die«eu  Schriften  ist  namentlich  die  an  BeltamuD 
adressirte  De  praedestinatione  interessant,  aber  oioht  gerade 
deswegen,  weil  sie  an  diesen  berühmten  Jesniteu  gerichtet 
war  und  Puccius  glaubte,  ihn  fHr  sich  gewinnen  zu  können, 
sondern  weil  sie  mit  einer  ganz  besonderen  Klarheit  des 
Pucciuti'  Anschauungen  ausspricht.  Wenn  man  froher 
seitens  der  protestantiKchen  Theologen  auf  ihn  reciirrirte 
und  ueue  Erscheinungen  auf  ihn  surückznftUireu  «nchle.  m 


Fhtdrich:  lieber  Franettco  Pucci. 


137 


kBant«  dies  eben»}  gut  katholischerseiU  ge«chehen.  Deun 
•eiu  Grundgedanke  ist  keiu  anderer  al«  der  des  Abb«  La- 
mennaii^  Wie  dieser  gegenüber  der  iiiJividuelk'U  Veruuuft 
«o©  Geeammtvernanft  oder  einen  sens  conimun  statuirto, 
»o  «ueh  Paccin»4,  and  auch  in  der  Durchführung  dieses 
Grundgedankens  haben  Me  manche  Berührungspunkte.  Nur 
Ti»rwendet  Ijamennais  seinen  Ornndgedanken  da/u,  die  In- 
fkllibilität  des  PapatoH  als  des  Reprä-senUnten  der  Gesamnit;- 
vernnnft  zu  po5*taIiren ,  während  Paccius  denselben  dazu 
bvnOtztf  di«  Prädestination  zu  bekämpfen  nnd  seine  Lehre 
von  der  altgemeinen  Gnade  zu  begrfiuden ,  wie  aus  dem 
Anhange  her?orgeht.  Doch  trifft  Puccina  auch  insoferne 
mit  [jATOennaia  zusainnieu ,  als  er  in  seinen  letzten  Jahren 
nicht  nnr  lehrte,  die  göttliche  Vernunft  müsse  mit  der  all- 
gemeinen menschlichen  odor  utitürlichen  7.u6arainenstimraeD} 
soodeni  auch  das  Urthcit  der  wirklich  heiligen,  katboliachent 
apoktoliflcheu  Römischen  Kirclie  aei  ein  gotilichei«,  also 
<1mm  diu  Repräsentantin  der  göttlichen  Vernunft. 


Anhang. 

Kt  eapito  M.  Ubri  do  PnwdMtioatioDC  D«i  Francisci  Foccii. 

Vide«,  opinor,  lUdlnrmine  doctiüsinie,  r|oanU  facilttate 
doctrina  chriHtiiina  flnat,  si  insi^tamus  hisce  pnncipiis  com- 
niuiia  ratiouiB  et  tidei.  quibns  hactenno  catholioam  Teritatein 
4«lirndiinu»  ntque  ndversarins  confutnvimus;  et  intelligis, 
Bivi  fmllor.  hanc  esse  i*xpeditis»imam  rationem  primum  natis- 
6ieieadi  nostrü«  popnhiribuB  et  anditoribus ,  qui  mirifice 
nfffnduotur  AugnstiniaDu  sententia;  et  adducendi  ad  Cbri- 
7  nie» ,  quibus  uomou  ejus  et  doctriua  nondum  expli- 
l:  deinde  exagitandi  et  nrgeudi  hiu-reticos,  ut  ipei 
doctorvs  H  magintri  obmutescunt,    et  diacipnti  ab  eis  obdn- 


138 


SiUun^  der  küdor.  Cltxsae  vom  €.  Man  1880. 


I 


CHntur,  es]t)r»5is  impiia  et  absurdis  dogmatibn^,  quae  ali- 
quatcuus  dotoiiduutur ,  dam  sub  hoc  pracjadido  adveraoR 
coiiiiiiuneni  nitiouetu  disptitatur,  et  aaditores  confiisi  ad  9uh 
redtmnt,  nc  malta  ntnnqoe  dcsidfrant;  tiani  in((Anuit<  et 
caiididix  bominibas  placere  non  posaunt  i  qua«  cum  tteoBU 
couiiQuiij  et  cuui  natura  puguaut.  Ac  profecto  non  dubi- 
tareiUf  quin  haue  doctrinaiu ,  foroiam  et  aninmam  probares, 
81  tibi  liberum  t^t  int^^mni  esaet^  hoc  modo  taa  studia  ia- 
stitnere  ei  adversartos  redarguere,  easque  controven<iafl  di- 
rimero,  in  qnibn»  tarn  diu  laborasti  et  sadasti.  Sed  quin 
multum  eid  consonuisse  in  aliqua  furma  dii>cip1inae:  auctoritaji  ^ 
8.  Äugustini  tnulioü  liorret:  opinio  multorutn  scholaaticoraut,  H 
ab  ipao  pendentinni,  uon  param  potesi:  ecclesiastioorom 
definitiones  et  interpretatioues  iuterdum  a  nobia  discrepant, 
ei  in  nonnalliK  niajomni  conciliorum  canonibus  coutrodictio 
videretur,  m»\  dextere  exponerentur.  Pateor  band  mudicam 
ditficultatem  supfraudam  esm;  ui  per^uadeatur  üchulifl,  banc 
esst*  geriiuiuuai  purauiqne  vi'ritateiu,  et  nescio  quid  8poreni 
d«  judiciu  iuae  Societatis,  (|uani  Ipace  vesira  dicioni  sit) 
plus  aequo  addictam  inveui  scholaiiticis  illis  definitionibos 
et  distiuctiuncnlis.  quibu»  crtMluIi  discipnli  prius  imbnuutur, 
quam  tisujn  ratiuoiit  et  <acraruni  litiorarum  babeant,  et  aoie- 
quam  Ubere  conferre  ao  deliberare  de  tantis  rebus  queanL 
Tarnen  non  detpero  de  fructu  hujus  taboris.  quia  divina  et 
buuianu  ratio  exigit,  iit  iu  delilwraudu  et  judicimdn  plns 
moveamur  solitÜH  »rgiinientis  niuiura  aetat«  nobi^  propositi«, 
quam  prima  impressione,  uccepta  in  juvenili  aut  puerili 
itla,  qnae  judicio  caret  et  temuritAti  attine  tnouusiilerautino 
est  obnoxia.  Äugustini  auioritas,  ipsomei  judice,  nulla  est, 
cum  dofltituitur  mtiou«  tesüinonioque  divino;  ei  conmdo- 
ratio  ejus  mendosi  codicis  et  ignomntiae  antipodnm  eum 
poiius  beuiguc  excusandum,  quam  aecurc  iniitandum  docet. 
Scfaolasiici  eum  ttecuti,  sine  oerin  ratium-,  ueqntini  c«i,  ut 
cedanl  untiquissiuiis  »nctissimisque  marlynbua  et  theologis 


Fneäridi :  Utbtr  frnnecsco  i*ueci. 


139 


mxoUoribus,  qqi  cnra  ratione  ab  eu  cJissensernut.  Ueliui- 
dooMi  fft  intiirpreUtioneit  ecclcfsioi^ticonim  minan  rntinnalet« 
H  couseutaueue  contextu!  Nacro,  dci:i.*s8«  est  ut  locuni  ilcnt 
ft|jüiirihu»,  qua»  oi^n(4*xtui  et  mtiont  coiiRouaDt ;  et  canoQe^ 
enncilionim  itn  concitiandi  et  interpretandi  sant,  vel  ipsis 
ftQtorihua  ettestibua^  ui  inujeMass.  scripitirae  otdivinaerationis 
Don  Uc'laiur.  n«<|ite  ooeleKtibus  revehitionibii-s  Cbrinti  Domiiii 
invirnfutis  suam  ecclesiam  posterioribua  et  prioribu»  sae- 
calin  snus  bouor  oilimatur  Itaqac  te  tuo.<tqae  socios  ceteros- 
qa«  oiiiiiium  ur<litiimi  thcologoi^  et  spiritnale.s  omtos  et  ob- 
««cntua  volu  pur  clmritutem  Ülam,  quaoi  Douiiuuä  t^tatus 
«i  benefacieudo,  juvaudo  et  docendo,  obsignavitqae  ferendo 
«•«ritttmaiii  mortem,  ut  hanc  ventatem  non  contemiialis, 
ntqu»  proeocoapati  reHtrU  upiniunibiiä  et  studüs  invideutis 
bmnaiio  generi  pnieclarain  rationttin  interpretandi  et  intelli- 
igtndi  mtru»  horas  [litterasj.  Nam  si  adverHaremiiii ,  illa 
ftae  dubio  iiibilominus  obtiiieret,  et  vos  ignomiuia  nota- 
rtiaioi ;  uet^uc  alii  deeas^nt,  qiii  eani  conetanter  (if>fenderentf 
Ol  DomiiiaA  ipAe  qai  boc  i»ecu)o  caravil  eaiii  propoui,  neu 
patä«tur  «am  Hiu  mauere  iiitj[loriatn  et  iniiltam.  8ed  ue  quem 
oimia  terreat  »pDcies  aliqua  contradictiouis,  qiiae  in  canouibus 
ooDdliornui  et  in  scbotaflticis  dctinitionibus  ocüurrere  possct« 
«p«nu(^  pretioni  videtur  explicare,  quomodu  jiidicemun  dix- 
ttman^  pretiofia  a  vilibus,  et  retinendam  Üdem  aucturiUitem- 
ipM  eeolesiae,  conciliortim  et  canoniim,  Ruumqite  bouorfiu 
ilaoduin  Ncholis«  illuesa  tameii  ratioue,  qua  nitiuiur, 

El  cap.  :!.''.  cjoadem  opurii. 

Ci<t0raai  nv  qniK  pnt«t,  nie  ob  teniere  aperire,  oi  non 
m\xitMieui  diu  multumque  de  bac  flumrua  doctriua«;  ot  iittcr- 
^rUtioni»  soripturarum,  wiat  iiio  ante  aonos  viginli,  cuu- 
«identt«  dianensionibna  ei  pugiii»,  quae  religionum  cau»!«a 
iadtr  boaii»ea   annt,    devovisso   caput,    fortuoaa  et  siugubi 

pro  TcritAt«  et  pipstlmbitis    umniboA   alüs    uogotiia    et 


140 


SiUunfi  iler  hütor.  Claste  vom  6,  Man  tStiO. 


enr'vs  tum  pubticis  tum  privatis,  sine  uHo  praejudioio  prae- 
oßcnpatarum   opiuiouam    aut    patriae    educalionis    et    legis, 
sine    ullo    studio    partium ,    summa  libertate ,    examinanda 
caepiKse  prjnm  religionum  principia  et  fuudaraenta,  ac  fsiu- 
gula»  parliculares   sentfutias  sab   incudem   rationis  et  veri- 
tatis    revocasse.     PerHUHsuH    enim    piuni  Denni    e$se    et    sui 
Studiosus  jnvare  eoque  couHsus  speravi  fore ,  at  mihi  Denm 
qnaereuti   eumque   consulenti   de  siognlist   quid  credendnui 
ac  facieudum  esset,    veritatem  retef^eret,  in  qua  animus  se- 
care    quieäcere   et  aliis   veritatia  studicmis  saiisfacere  po&tet. 
Nee  »pea  me  fefellit,    nam    licet  in  evolvendi»  et  scrutandU 
diversonim  autorum  libris,    in  confereudo  cum  multis  doc- 
toribus  ciithnlici  vel  Imeretici  noiuinia,  in  audiendis  .ludaei»i 
et  paganis  diversarnm  sectarum  et  opiuiouum,    et    in  pere- 
griuaudo  per  mnlta  regna  band   parnra   conflictatus  fuenm, 
uec  potuerim  vitare,    quin    baereticorum  et  scbiBmaticoroiu 
Toces  adrersusHom.  Pontificemmeabilla  sedeuimisalJenatnoi 
aliquandiu  retinereut,  paratum  taineii  mutareäeuteutiuiu,  cum 
melius  docerer,  obtiuni  taudem  haue  interpretatiouem  «crip- 
tnmeei  diflcrctionijt  spiritiiiii,  in  quoquievi  et  quitvtco.    Video  , 
euim  in  hoc  sensu    Proprietäten   et  notas   divinae    verit^tti«,  | 
et    invenio    aqnas    extiugueutes    sitim    terrenarnra    rerumJ 
fontes,  inqaam,  a<(Uae  salientis  iu  vitam  aeteruam^  et  n^qniem  \ 
illam  auimi  ac  suavitatem  jugi  Christi,  quam  ipse  miio  dis- 
(tipulis    proiuittit,    et  sein  ueminem  consniti)  buic  interpre- 
UtioDi    contrudioere   posae,    quin  naturae  et  spiritiii  nnotol 
repuguet.   Tum  percipio,  maltum  disputatuiu  eese  boc  sae- 
culo  de  religione.   sed  potius  occasione  certamiiinni  <!t  hue-| 
resum,  quam  stmptici  et  libero  studio  veritntiS)  itaque  snb 
prineipiis  uoitofssis    et    minime    probatis    roulta  inrolnta  et 
ubacura    mauent ,    nt    in   aeato   certaminis   Contimit.     Video ! 
oousentaueum  esae  ut,  patefacto  novo  orbe,  patutiat  ipioque  | 
»criptnrae    aenans   ad    illam    Ulu«traudum  ajilia9iiuin&     Nm  { 
•oiaai  me  defeodere  queo  apod  aeqoo»  orbitro«  t«4  JudioM^ 


I'yiedrieh:  Ueber  f'ranctsco  Pucci, 


141 


'4IhI  adTerflarios  redarguere  nt  liAesitantes ,  tiiubaut«8  atque 
(iar«nU'tt  proprietatibiis  divinae  ac  coelcttiR  infornmtiotiiK. 
Possum  lut;  .subjict're  juniintniiis,  torriieiiti>«  alÜHqoe  expuri- 
neDtu,  quibu«!  eoiitrürersia<?  de  dinuis  luiniauisque  rebtin 
ioter  bomiues  Hninntur,  et  09  obtarart  tnaltis  non  inümae 
notae  faominilius,  qni  verbis  verba  uppnnt^r«  fucilt*  pot^irani, 
■«d  Terba  Hpiritai  et  rationi  louge  iinpariu  videliant.  Nee 
oh:  adoiudam  luovet  disseutientium  doclorum  uiultiludo. 
Loage  enün  minus  absurdum  est  credere  interpretes  esse 
faUlttcinato«  in  interpr«tai)di-'>  niulti)^  locis  soriptnr»e  partim 
eOQTenieiiter  rutioui ,  quam  coiicedere,  aut  credere,  quod 
8erTator  Dens  salatis  heneficio  exciuserit  innnmeroH  iiino- 
zios  horuiues.  Nam  perfugiuni  illud  ad  occulta  l)ei  ju- 
äian  et  ubditain  volnntatein  Dei  est  nimiH  communf*  et 
aptotn  od  excusaiida  quaevts  absarda  et  falsa  dogmata,  et, 
Dt  aliquid  valeat,  utemnr  eo  ad  excnsandum  erroreui ,  qui 
iti  »cboIiD  rotentns  diu  fiiit.  potinx  quam  ad  persuadendum 
Dobis  aliquid  inlitiniauum  ile  luiLinsinui  et  clemeiiti.s»iuia 
Domino  nmtro  JeMu.  Tameu  dou  vereor  nie  ei  baue  scrip- 
tonttu  hubjiccrc  jndicio  panctae,  catholicae.  apontolicae  et 
Koouuiau  uccletfiae,  uum  multa  saiia  beiie  dicta  üuui,  qiiae 
awtioa  tameu  dici  pussuni,  et  Judicium  ecclettiae  digua« 
«pttbetiit  ilh's  sine  dubio  divinum  erit. 

Ad  fiucra  libri  „De  roguo  Christi"  haec  babet: 

Videa,  ßellannine  doctissime,  a  capite  ad  caicem  coii- 
!'iui  diviiiac  sapieutiae  vel  rationis ,  qune  mt  .Ichus 
,..,  ;^>  Dominus  et  »Salvalor  iioi»ter,  non  niinu!«  couiiuuni 
natnnüique  raiioui  noatnie  oonaentaneam  quam  admirabilem 
ItÜM«;  AC  IMuni  et  Christum  seuii»er  sibi  ifimilera  nbiqae 
■finrere.  in  dumuanda  iuiquitat'-*  et  aeqnitJit'^  probauda, 
tum  m  incon^cipu'i  tum  in  cum^pieuo  ninudo.  Itaque  nnstri 
gcsieria  nobilitatem  ampliludiuernque  hat-rttditaiis  paratae 
|iüc,    qui    unu  dugenerant  n  aua  praeclara  origiue,   tautani 


d^K 


142 


Sitsuut/  der  hisior.  Cltu/te  mm  ti.  Mära  ISSO. 


esse  perspeximus,  ut,  nisi  prorsus  iDsensati  perversive 
siiiitifl,  amore  Siimnii  Patris  fratrisque  uostri  Chrifiti  acopii- 
dauifir,  et  gnstata  hujus  doctrinae  summa  in  griitiBrum 
nctiom^s  proruinpnmus  et  äpintara  illum  saiictnm  novi  tcHta- 
m«nti  proprium  concipiamus»  uut  jam  ooiiceptum  exritemiu 
et  suüviter  dos  erudieutem  atteuU  audiamuif,  quoil  aequis 
lectorlbus  aut  auditoribus  hujus  evaugelü  eventuram  con- 
fidimns.  Ceteris  vero  iniqaü  partinm  studiis  abjeotiH  me- 
Uorem  meutern  precamnr.  Nam  dum  plus  sibi  ipsis  qunni 
Kinnnio  Ueo  student  e(  liduiit,  talein  relif^iouis  doctrinat*i|De 
foruiam  sibi  fingunt,  quales  ipsi  sunt,  et  factioaihus  hamanis 
plus  quam  eccleaiae  Dei  servinnt.  iccirco  mirum  non  est, 
DOS  ipsi  uou  satisfacere;  uam  nee  ipsimel  sibi  in  aoquis 
comparatiouibuM  et  sub  aequis  artibus  satisfacere  possnut. 
tjnapropter  naturalem  rationem,  commuaem  judicew,  ferru 
nolunt:  collatioues  pares  fuginut:  scripturae  aensum  sui« 
praejudiciis  subjiciunt:  in  prophetaruni  nracalis  caeci  sunt: 
secnm  non  raro  pugnaut:  pa<isin)  titubuiit  et  baert^nt:  raii- 
onibuB  verba  aut  vim  opponunt:  fide  ad  miraculum  umtue 
e^caci  destituuntur:  revelatioues  coelet^tes  timent  et  contem- 
nuut:  propriis  uotis  sanctorum  testium  carent  ßt  terreaa 
passim  sapiuut  ac  spirant.  Ego  tarnen,  licet  expertua  sim 
nonnullos  e  tuis  sociis  uou  satis  aequos  erga  me  resqne 
meas,  uolui  de  te,  Belbirmiue,  nisi  bene  mibi  promitt4*re, 
douec  ipseutet  mibi  aliter  persuaseris.  Sed  Hetruscum  cum 
HetruBco  (cujus  natiouis  religio  seraper  celebris  fnit),  ver- 
satum  in  cuntroversüs  cum  veriiato.  studiosum  cum  siudiofio 
I).  Jesu  Cbrisli  seeum  amice  cüuterre,  sub  commuui  judice 
«ccleAJa  saocta  Dei,  operae  pretium  judicavi.  Idem  snuinius 
omuium  Pater  et  ejus  unigeuilaa  D.  Jeens  Cbristus,  Fontifex 
et  Rex  noHter  aoternus ,  qiii  jam  norit  et  videt  singulos 
plus  a  carue  et  sauguiue  quam  a  Deo  peudeutes^  propmliem, 
pro  spiriiualibus  suis  disoipults,  eas  vocee  excitabit,  quue 
C&ctiosos   iu  fugam  verteut   et  pioe  revelabuiit;  in  qua  ex- 


Friedrich:  üeber  Francesco  Pucci.  143 

pectaiionef  aicnt  opto  sie  spero,  te  potius  mihi  socinm  quam 
adTersariam ,  quamvis  non  timerem  mihi ,  aed  dolerem 
toam  vicera ,  sed  huic  spiritni  discretionis  reaisteres.  Tpsi 
Deo  Patri  nostro  et  Domino  Jesu  ChrifltOf  quomm  nnus  est 
aanctos  spiritos,  Bit  honor  et  gloria  in  saecala  saecalorum. 
Amen. 

Omnia  snbjiciuntar  jndicio  sanctae,    catholicae  aposto- 
licae  et  Romanae  eccimiae. 


Philosophisch-philologische  Glosse. 

Sitfong  vom  6.  Man  1880. 

Herr  Lautb  hielt  einen  Vortrag: 

„üeber  die  PhÖnix-Periode". 

Derselbe    wird    in    den   „Abhandlaugen'*    veröffentlicht 
w^en. 


L-BULlikLCl.Bd.1.2.]  10 


Sitzung    der   k.  Akademie   der  Wiaseii- 

Bchaften 
lorfeier  des  121.  Stiftuugstages 
am  20.  März  ISHO. 


Präsident  v.  DölHnger  eröffnete  die  flit«- 
Rede 

üieBedeatuug  derDjaastien  iu  der 
|gt:^achicbte." 


benseeretär  Herr  v.  Prantl  sprach  in  kürzeDJ 


pa.-pbilol.  Classe  verlor  im  abgelaufenen  Jahre 
vier    auswärtige    Mitglieder:    Gg.   Friedr, 
Gott  fr.  Semper,  Imm-  Herrn.  Fichte, 
|däsoD,    und    das    correHpondirende    Mitglied 

M  0  r  d  t  m  a  n  Q. 

Oeor^  Friedrich  Schömaiin 

awediücheu  Geschlechte  stammend  geboren    aai 

|3  iu  Stralsuud »   wo   sein  Vater  Advocat   war, 

Gyninasium   kq  Anklam    nnd   bezog  1809  die 

In'ifswald,    wo    er    sein    erstes  und  sein  Ittztea 

lachte,  während  er  iuz:wiHcheu  anderthalb  Jahre 

Irt  hatte;    1Ö13   warde  er  Conrector  am  Oyni- 

Uiklam,    am    10,  Mai    1814    promovirlp    er    in 

Yo  er  noch  im  gleichen  Jahre  das  Conreetorat 


».  Prnntl:  Srkroio'j  auf  Qtonj  FVittlrkti  Sehomann.         145 

d<^  Oymnasiaras  fibernahm  und  1818  znm  Prorector  lio- 
fordert  wurde.  Nachdem  er  am  20.  Oct.  182Ü  sich  a\e 
Privatdoceoi  an  der  Ureifswalder  UuiTersitÄt  liabilitirt  hatlMf 
wurde  vr  1821  daselbst  Unterbibliothekar,  18'23  anssör- 
ordentlicher  und  It>27  ordentlicher  Professor,  IS44  Ober- 
bibliotbekur,  1338  Mitglied  nnd  1852  Vorstand  der  Prüf- 
Dng»-0ommi6sion.  In  dem  Jahre  (18561,  in  welchem  die 
Dniversität  ihre  vierhtindertjährige  Jubelfeier  begieng,  fÜlirte 
er  da«  Rectorat  ond  entledigte  sich  der  ihm  zulallendeu 
Aa%ftbe  in  glän/.endHter  Weise.  Seit  1865  war  er  in  Folg« 
wankender  Genuudbeii  geuötbigt,  sich  von  der  Bibliothek 
und  allniälig  auch  von  den  Vorlesungen  zurQckzuzieliKiu ; 
er  starb  ajn  25.   März   1879. 

Angeregt  darch  die  mächtige  Bewegimg,  welche  in  der 
ttSaaäiclien  Philologie  durch  O.  Herniauu  und  Böckh  her- 
vorgerufen worden,  arbeitete  Schümann  zunächst  in  aelb- 
vtijidiger  und  gründlichster  Forschung  auf  dem  Gebiete  der 
brlltajiMch(*n  Staat*-  und  Rechts-AIterthiimer  und  eröfliiete 
Rtrine  lit«rarischo  Laufbahn  mit  der  Schrift  „De  comitüs 
Atbtiuiensium^*  (1H19),  womit  die  zur  Habilitation  dienende 
Abhandlung  ,,Dc  sortitione  iudicum  apud  Athenien^es** 
i  lH12(t>  zusammen liieng ;  dann  folgte  die  gemeinschaftlich 
mit  «eiut^iu  duutaligen  tAjllt^enf  detii  uachinaligeu  Kältender 
.M«i«r  terfaMte  und  tou  der  Berliner  Akademie  gekrönte 
am&munde  Arbeit  t^Der  attische  Process*'  (1^24),  durch 
Wfiche  eine  bleibendo  Ciruiidlage  fiir  alle  späteren  ein- 
•chUtgigU'n  Liot«micbangeu  gegeben  war.  Auf  die  Teil- 
ausgäbe  der  Iteden  deti  Isäus  (1H31),  welcher  eine  deutsche 
rpli«iW!txnng  dersüllieu  (1830)  voran gefjjangpn  war,  folgte 
•odann  das  höchst  schätzbare  Werk  ,^Antiqnitjite-t  iuris 
pablict  Graecnium*'  (183ä)  und  die  Ausgabe  der  plutar- 
1  Biographien  des  .\gtH  und  deM  Kleomene?*  (is.t'J), 
«..».,-  ..Die  Verfitwungcgesubiclite  Athen'«  nach  tl.  Orote*» 
hulorjr  of  Onuxe  kritinch  geprüiP'  (1854);  einen  dankena- 

lO« 


146 


OeffentUehe  SiUnng  vom  20.  Mars  1890. 


wertbesten    Abgchlnss    aber    gab    er    diesem    Siudämkreis 
durch    daä    zweibüudif^e     Werk    „Griechisehe    AlUjrlhÜiner'^ 
(1855—59,  2.  Aufl.  Iö71  — 73).     Ausserdem  sachte  er  auch 
mit  feinem  Gefuble    in    den    tiefereu  Siuu  des  helleuiflchen 
Mythus  einzudringen  und  veröffeutlichtc  auf  diesem  tjebietej 
als  Grgebuisse    seiner    einlässlicben    Forschungen    zunäcb^ 
seine  mit  einer  Einleitung,   einer  Uebersetzung    and  eiuen 
Commentare    begleitete  Ausgabe   des    äschyleischeu    Hrome-' 
theus,  wozu  er  in  selbsteigener  Dichtung  den  gelösten  Pro- 
metheus beifügte  (1844),  dann  eine  ebenso  erläuterte  Uebor- 
setzong  der   Knaienidt-n  (ls4r)),  ferner  iu  inehrereu   Hniver- 
Hitäts-Progrummcn     maunigfaltige    Studiei.    zur    Tbeogouie^ 
des  üesiodoSf    wovon   er    später   die    Reisultate  zusammea^f 
fasste    in    der  Schrift.  ^jD\e  hesiodische  Theogonie  ausgelegt^     ' 
und  beurtheilt*' (18i)8).  sowie  er  alsbald  folgen  Uess  ,,liesiodt 
qnae   feruutor    carminuni  reliijuiae  cum  commentatioue  cri- 
tica'*  (1869);    auch    mit  Homer    besclmltigte   er   sich    naob 
seiner    scharf blickendeu    Weise    theils    in    einÄelueu     Pro 
grammen  theils  iu  einer  hiebst  beachte nswertUeu  ßeceusioii 
über  Nitzsch's  ^agenpocsie   der  Griechen    (Jahrb.  d.  Phil< 
logie,   1854).     Deagleicheu    führte  ihn    dieser  Zweig    seiner 
Forschungen  auch  auf  die  theologische  Speculation  der  Alteu,^ 
nnd    biednrch    eutsUuid    seiue  Aufgabe  der  Schrift  Cicero*^! 
De  natura  deorum  (1050,  4.  Aufl.   1U76).     Ein  drittes  Ge- 
biet seiner   fruchtreichen  Thätigkeit   lag   in  gesoliichttichen 
Untersuchungen    tlber    die    antiko    Grammatik,    wi«    du 
seine  Öcbrift    „Die  Lehre    von    den  Redetbeilen    nach    d 
Alten    dargestellt    und    beurtheilt'*  (1802)    und    daroh   du 
„Animadversiones  ad  Teterum  grammaticorum  doctrinam  d 
articnlo"  (.Jahrb.  f.  Philol.  l.'3G4)  bezeugt  ist.    Seine  äuKsers 
zahlreichen  Programme  u.  dgl.   finden   sich  vereinigt  al 
druckt  in  seinen  „Opuscula  acatlemica"  (4  Bände,   185fi — 71 
Eine    wohl   begründete  Auerkeunnug   warde   seinen  wissen 
Bchaftlicheu  Verdiensten  zu  Thdil,    indem  er,   —  abgeweh 


r.  Prmüi:  Nektvlog  auf  (ktUfried  Setnper. 


147 


ron  inehHHchen  Ordens- AuRKetchnuDf^pn  —  ,  ton  der  Ber- 
Koer  ÄVadomxÄ  und  von  der  Göttinger  Societäl  aU  Mitglied 
gewählt  wqrde;  ««►erer  Akademie  gehörte  er  seit  lt>55  au. 
(N&here»  fibcr  SchömaDD  e.  Äuzeige -  lilatt  zu  Bnrfiian's 
Jabrcpbericbt  ufa,  d.  Fortschr.  d.  clasa.  Altcrthumswisseuscb. 
Ift79,  Nr.  2). 

Uottfridl  Sempor 
p^boivo  am  29.  Novbr.   If*03  i«  Altoua,  iSohn  eines  WoU- 
PKbricanton,  stiidirtc  am  Gymnasium  seiner  Vaterstadt  und 
beaog  dann  (0<:t.   1>S23)   die  Universität  Göttiugen,    wo  er^ 
ohwoltl    xnm  Juristen    bestimmt,    doch  bei  Gan.os,    Heeren 
nnd  tHtfr-  Möller  Vorlesungen  horte.    Indem  er  nun  unter 
flchliesuilicher  ßinwüligung  seines   Vaters  «ich  der  ()ivilbau- 
kan**t     widmete,    begab    er    sich  (1825)    über  Berlin    nach 
München ,   wo   er   einige  Zeit    unter  Gärtner'«  Leitung    ar- 
britet«:    nach    f>ineni    kürzeren  Anfentbalte    in    Regensburg 
gieog    er    nach   Paris    und    nahm    dort    au    dem    lebliaflen 
t^lreil«,    welclicr  »wischen  Classikern  und  Romantikern  ge- 
fülirt    «nirde,    zu  Gunsten    der    erst«ren  Tfaeil.     Nach    der 
Joli-Revotuünn  trat  er  eine  grössere  Reise  an,    welche  ihn 
xanächfll    f\\tvT  Genua    und  Veroua    nach   V^euedig,    ^dann 
Shffr  Florenz  nach  Rom.  I^icilien  and  Griechenland    f^lhrte. 
Mit  giMiiah'in  Rlii^ke  hatte  er  allerorts  Kindrücke  gesammelt 
und    r«*ich    beladen    mit  KrgebnisM>n    des  tiefsten  Studiums 
k«hrie  er  nach  Deutschland  zurück,  wo  er  1834  auf  Schinkel'a 
Htupfehlung  als  Direct^r  der  Bauakademie   zu  Dresden  an- 
gftiitellt    wurde.     B«'i    den   Mai-Kreignissen  des  Jahres  1819 
betbeiligi    flQcbtote   er  zunächst  uach  Karkruhe  uud  begab 
«eh  duno  über  Paris  nach  London,  von  wo  er  1853  einem 
Rafie  an    dos  /flrchfr  Polytecbiiicnin    folgte.     Künstlerische 
Anfträgp  führleu  ihn  von  dort  1871    nach  Wien.    Seit  1877 
SD  asthniatiscbeD  Anfüllen  leidend  lebt«  er  bald  in  Venedijf, 
bald  mm  Comene«,  bald  in  Südtirol,  zuletzt  in  Rom«  wo  er 


riH 


148 


Oeffeutliche  SUsun;/  mm  20.  Mars  1890. 


am  15.  Mai   IST'S    starb    und    an  der  Pyramid»  des  Ceittia» 
heordigt  wnrde.     Wahrend   ihm   als  dem  hedeutpndsten  Ar- 
chitekten   der  Neuzeit    und    als    genialstem    Vertreter    der 
itaiienischen    Renaissance    seine    Bauwerke    an    zahlreichen 
Orten    ein    bleibendstes  Andenken    auf   einem  anderen  Ge- 
biete sichern  '),    ragte   er    zngleinh  verraftge  einer  wahrhaft 
seltenen  Mischung    geistiger  Begabung   auch    durch  wissen- 
schaftliche Leistungen    hervor.     Schon    in  seiner  Erstlings- 
schrift  ,,Vor)äutige  Bemerkungen    über   bemalte  Architektur 
und  Plastik  bei  den   Alt<m''  (1834)    hatte   er  Tonlerlichst  in 
die  Frage  über  die  PolycUromie  antiker  Kunstwerke  einge- 
griffen ,    und    nachdem    er    später  „Die  vier  Kiemeute  der 
Baukunst'*  (1851)    veröffentlicht    hatte,    worin    die  Grund- 
Ideen    einer    vergleichenden  Baukunde    enthalten  sind,    en^^ 
stand  in  London  veranlasst  durch  Aufträge,  welche  ihm  d^| 
Prinzregent  Albert- gegeben  hatte,  die  Schrift  „Wissenschaft, 
tndustrip  und  Kunst,  ein  Vorschlag  zur  Anregung  natioDalatag 
Kunstgefiihles"  (1852),     in     welcher    bereits    ein   VorlänftH 
des  nachmaligen  Hauptwerkes  vorliegt,  indem  be/ligtich  der 
gewerblichen  Kunst    und  ihre»  iStile«  die  örtlichen,  die 
schicbtlichen    und    die    persönlichen  Kin^virkiingen    mittel^ 
grtlndlicher  Forschung    nnd    feinster    Beobachtung   erörtert 
werden.     In    einem    gleichartigen    Gedankenkreisn    bewe 
sich    neben    mehreren  ÄnfsätKeu    in   b^^ger^  KunsthUtte 
Studie  „Ueber  die  formale  Gesetzmässigkeit  de«  ^hinucke 
(1856),    worauf   eine    Monographie   ,,l]eber    die    bleierne 
Schlendergeschosse  der  AlU*n'*  (1859)  folgte.      Gin  hdchs 


1)  Seine  haDptuchliebet«D  l{aat«n  aiod:  in  Altoa«  ilw  t>onner'» 
Moiwinni;  in  Rautzt>n  p\ne  Cuwriiä;  in  Dr^urlfn  ein  Hospital,  die  Sj 
gogc  fler  Oliuterahruiinnn,  Optwnboiio's  Pulais  anil  Villa,  ilan  Hiwa 
und  das  Theater  mach  dem  Brande  xum  2wcit«n  Malo);  io  /.Qrioli 
äterDwajtc  und  das  eidgenössische  Polytecbnicnm ;  in  Winteithor  *\i 
lUtbhaae;  ia  Wien  aat«r  tbeilw«is«r  HitwirkuDK  Anderer  lUr  Umbm 
d«r  Mttweti,  der  Barg  and  des  SebtaspielliaaMS 


c.  PranÜ:  fftkrohp  auf  ImtmiHiul  Jlermann  v.  fiehte.     149 

Venli«n»t  aber  erwarb  er  pich  durch  das  zweibändige  (leider 
anvi)Ilcndt?t  m'eblieix'nt?)  Werk  „Der  i^til  in  den  techniRcheii 
and  tektouifichvn  Künsten  oder  praktische  Aesthetik** 
(1880—63.  2.  Äofl.  1878  f.),  in  welchem  er  den  inneren 
Eutwicklnngggang  der  kunstgewerblichen  Richtung  in  den 
'irnitben,  den  Waffen,  dem  Schmucke  und  den  Geweben 
darch  den  Niwhweis  jener  elementarsten  Typen  darlegte, 
welche  in  Tolkflthünilicher  Kunntthätigkeit  den  monnmen- 
tmlrn  Werken  vorhergehen  ;  dieser  mit  tynfassendem  Wissen 
Dod  A'in^tPDi  knnirtlerischen  Verständnis-fle  gegebene  Nach- 
weis geordneter  Motive  und  gesetzmässiger  Anefuhrung 
jener  ElrxeogniäHe  eröffnete  nicht  nnr  eine  Kinsicht  in  den 
Zunrnnieuhang  des  ITelleniHmas  mit  der  Kunst  des  Orientes, 
«oadcm  mo8K  auch  überhaupt  eine  bedeutende  W^irkung  auf 
die  aDtiquoriBch  forschende  und  ebenso  auf  die  philosophische 
Behandlung  der  (beschichte  der  künstlerischen  Cultur  aus- 
flben.  Da«  letzte,  was  Semper  veröHentlichte ,  war  ein  in 
ZOrich  gehaltener  Vortrag  „Ueber  Baustile'*  (18B9).  Seit 
1866  hatte  er  unserer  Akademie  als  auswärtiges  Mitglied 
•Bi^hÖrt.  tNäbures  über  ihu  gab  Hettner  in  Westermann's 
MoDAtabeft^nt  1879,  Üecemher,  ferner  Peoht  in  einem  am 
^iloMe  des  2.  Bandes  der  2.  Aufl.  des  Werkes  Ober  den 
Stil  KOS  der  AUg.  Zeitnug  wieder  abgedruckten  Nekrologe, 
hiupU&ehlichst  aber  der  Hohn  des  Verstorbenen ,  Uans 
-Semper  (ProfeHsor  in  Innsbruck)  in  Bursian'e  Jahresbericht 
fth.  d.  Fort^chr.  d.  class.  Alterthumswissenschaft,  Bd.  XVI, 
8.  49-83). 


Immanuel  Hermann  v.  Ftcht-c 

r<n  in  .lenu  am    IH,  Juli    1796,  studirte  in  Berlin,    wo 

i*I!»)  auch  promovirte;    1822  erhielt  er  eine  Lehrstelle 

Gymnasinm   zu  SaarhrQcken,    ron    wo    er    bald    nach 

t^tkaddorf   als    (iymna.'^ia]    Director    itbcrgieng.      Nachdem 

V  birvits  mehrfach  sich  im  Gebiete  der  Philosophie  Uterarisch 


'effentikfie  SÜJung  vom  30.  Mara  1890. 

betbätigt  hatte,  wnrde  er  1836  zinn  aaRserordHiitlichen  Pro- 
fessor   an    der  ÜuiverHität  Bonn  ernannt,  wo  er   1840  zum 
OrdiauriuH  vorrückte;    1S4'2  erhielt  er  «inen   Ruf  nach  Tü- 
bingen, 1867  aber  nöthigte  ihn  ein  Augenleiden,  sich  vom 
Lehramte  zurUckzuKieben^  und  er  lubie  fortan  in  Stuttgart, 
wo  er  am  8.  August  1879  starb.    Als  Schriftsteller  zeigte  er 
eine  wahrhaft  staunenswerihe  Fruchtbarkeit ;  abgesehen  Ton 
der  Herausgabe  der  Werke  seines  Vatera  (1834  ff.  o.  1845  f.) 
Dud  den  biographischen  Mittheilungen  über  deuselbnu  (1830, 
2.  Anfl.  1862),  sowie  von  seiner  Betheiligung  an  der  „Zeit- 
schrift f.  Philos.  und  speculatire  Theologie"  (seit  1837,  mitfl 
verändertem  Titel  seit  1847   „Zeitschr.  f.   Philo»,  n.  philos. 
Kritik")  veröffentlichte  er:  „Sätze  zur  Vorschule  der  Theo- 
logie"   (1826),    „Beiträge    zur   rharakteristik   der    ueaeren 
Philosophie"    (1829,    2.    Aufl.    1841),    „üeber    Gegensatx, 
Wendepnuct    und    Ziel    heutiger    Phihwophie"  (1832—47, 
wovon    der  2.    und  3.  Tbeil    die  „ürundzüge    zum  System 
der   PbiloB.,''    nemlich   „Ontologie"    1836  aud  „Speculative 
Theologie**   I84G   f.  enthalten),    „[)a.s  Ii^rkennen  als  SellHit- 
erkennen"  (1833),    „Religion    und     Philosophie    in    ihrem , 
Verhältnisse'^  (1834),  „Die  Idee  der  Persönlichkeit  und  die  i 
individuelle  Fortdauer"  (1834,    2.  Aufl.   1855),    „üeber  die 
Bediuguugen    eiues  speculativen  Theismus"  (lö35),    ,,Uet)er 
das  Verhältniss  des  Form-  und  Rrttl-Princip«  in  den  gegen- 
wärtigen philosophischen  Systemen*"  (1838),    „De  principi- 1 
oram  contradtctiouis ,    identitatis   et  exclusi  tertii  dignitate^* 
(1840  zum  Antritte  der  ordentlichen  Professur),  ,,Ueber  die  ^ 
christliche   und   anticbristliche  gpeculation  der  Gegenwart'^  f 
(1842),   „Ueber   den    gegenwärtigen  tStandpunct  der  Philo- 
sophie" (1843),    „Grundsätze    für    die  Philosophie  der  Zu- 
kunft" (1847    als  Eröffnungsrede   bei    d«^r    iu  Jena  stuttge- 
fundenen  Philosophen-Versammlung),  „(iruudzüge  zum  Knt-  ■ 
wurf    der    künftigen    deutscheu    Heicli«« Verfassung"    ( 1 848), 
„Die    Republik    im    Monarchismus"   ( 1 848) ,    „System    der 


r.  PranÜ:  Nrknthg  auf  Immanuel  HermttHn  r.  Fichte.     l3l 

Ethik"  (-2  Bile.  1851—53),  „Anthropologie**  (1836,  3,  Aufl 
187G) ,  „Uebftr  i3eu  Unterschied  zwischen  elhischera  nnd 
Mtnrahfitischem  Thyiflmu8*'(iÖü7J,  „Zur  S©elenfrage''(l850), 
„Psychologie"  (2  Tbeile  1864—73),  .,r)ie  Seelen forldauer 
und  die  Weltatellnng  des  Menschen^'  (1867),  „Vermisclit« 
Schriften  zur  Philosophie,  Theologie  nnd  Ethik"  (1860), 
,J)ie  nächste  Aufgabe  für  die  National- Er^iehong  der 
Gegenwart  mit  Bezug  auf  Fröbcrs  Erziehung»»y8tem^'(lb70), 
„Di«  theifttische  Weltansicht  und  ihro  Ben^clitij^nng'*  (1873), 
„Fragen  nml  Bedeukeu  über  die  nächste  Fortbildnug  deutxchor 
^pecnUtion;  Sendschreiben  au  Prof.  Dr.  E.  Zeller"  (t876j, 
^Vn  oeoere  Spiritaalisuins,  sein  Werth  nud  seine  TRuseh- 
angen*^  (1878)  Während  er  in  der  ersten  Hälfte  dieser 
reichhaltigen  eichrifb>telleri(4cben  Laafhnhn  noch  hantig  die 
geschichtliche  Entwicklung  der  neueren  Philosophie  zum 
GegeostAnde  seiner  Krörtf>nin};en  gemacht  hatte ,  waren 
Mine  0p&tereD  Schrillen  hauptsächlich  der  Darlegung  seiner 
«tgeoeo  Ansichten  gewidmet,  wobei  ihn  der  cigenthdmliohe 
Gcdftnke  bewege,  eine  Versöhnnng  zwischen  (rlauheii  nnd 
WiiMn,  zwischen  Teleologie  und  Mechanismus,  zwischen  Ab- 
•oloteni  um)  Persönlichkeit,  zwischen  Tbeisutii»  und  Panthe- 
MBUx.  zwischen  Transccndenz  und  Immaneuz  herzustellen 
and  die  Philosophie  schlies^licb  in  einen  ethischen  Theismus 
ktafibencnnmiden.  Es  werden  all  diese  Leistungüii  stet« 
moft  «ehr  Terschiedeoe  Beortbeilung  finden,  je  nachdem  die 
EiDen  dfn  Idealismus  Oberhaupt  nur  in  einer  bestimmt  vor- 
gVEcichnet'en  theolngi«»treude»  Wendung  und  Färbung  »ner- 
keniMn  wollen,  während  Andere  neben  mancherlei  Bedenken 
aber  die  Richtigkeit  der  geschichtlichen  Auffassung  darauf 
binvcüen  nibgen ,  (Uns  der  in  solcher  Wei;«)*  angestrebte 
Am^glmcit  der  Gegensätze  nur  durch  eine  muve  Verm^ngung 
aod  Verwech9«hiag  völlig  disparuter  Anschauungsweisen  ge- 
wiinnen  werde,  nnd  dsss  nlle  Theosophie  »usserhalh  des 
Gebietes  der  Philosophie  liege.    JedeufalU  war  er  seibat  vun 


Oefftutlifhr  Sitsang  pom  20.  März  1890. 

d«r  Dichtigkeit  seines  Stoudpunctßs  so  tief  nnd  ionig  fibflr- 
zengl.  dass  er  es  schmerzlich  empfand;,  wenn  er  nicht  al!< 
der  eigentlichste  Begründer  einer  künftigen  Philosophie  bc- 
;&eichnct  wurde  (das  *'rwähiite  äendKchreibeu  an  Ed.  Zetler 
beantwortete  Letalerer  in  der  Vierteljahrsschrift  f.  wissensoh. 
Philosophie,  Bd.  I,  1877,  S.  267  ff.)  Dafür  aber  fand  er 
für  sein  Streben  allmälig  in  immer  höherem  Grade  eine 
befriedtgead(?  Bestätigung  im  Spiritismus. 


Jon  Slgurdsson 

geboren  am  17.  Juni  1811  in  Rafusejri  im  Nordwesten 
Islands  al«  Sohn  eines  F*farrers,  welcher  aas  einem  alten 
nnd  höchst  angesehenen  Geschlecbte  stammte,  wurde  aus- 
scblietislicb  von  seinem  Vater  unterrichtet,  trat  dann  1829 
in  ein  Handelsgeschäft  zu  Reykjavik  ein  und  arbeitete 
hierauf  drei  Jahre  lang  als  Ammauuensia  des  Bischofes 
Stoingrbur  Jonsson;  im  Jahre  1(133  bezog  er  die  Universität 
Kopenhagen,  wo  er  im  folgenilen  Jahre  die  Magisterwärde 
erwarb  und  1835  Stipendiat  der  arna-magnäaniscben  StifL- 
ong  wurde,  d.  h.  der  von  Arni  Magnusson  im  18.  Jahr- 
hundert gegründeten  Bibliothek  isländischer  Manuscripte. 
lliedurch  war  seine  wissenschaftliche  Laufbahu  bestimmt, 
indem  er  sich  mit  grösstem  Eifer  dem  Studmm  der  nor- 
dischen Literatur  überhaupt  und  insbesondere  der  Geschichte 
und  Archäologie  Islanils  hingab.  Schon  1830  trat  er  aN 
Mitglied  in  die  isländisch-literarische  Gesellschaft  ein,  welche 
ihn  184U  als  ihren  Secretär  und  1851  als  ihren  Präsideut«D 
wählte;  auch  war  er  seit  1841  Mitglied  nnd  von  1847  bis 
I86r>  Archivar  der  nordisch-antiquarischen  itesollschafl. 
Bohufs  der  Katalogisirung  der  isländischen  Hand8ohHfl<*n 
hielt  er  sich  1841  in  Stockholm  nud  io  UpsaU  auf,  behielt 
aber  dann  seinen  eigentlichen  Wohnsitz  in  Kopf>nhagen. 
während  er  regelmässig  jedes  zweite  Jahr  »ein  Ui*burt9<la.nd 


I 


r,  Pranil:  Nfkroiog  auf  Jon  Sigunhaon, 


193 


'Mliiohl«.  Er  war  nemlich  seit  1840  ein  eifriger  Vorkampfer 
der  politif^cht-n  Kecbte  IslanH»  nnd  seit  1845  das  anerkannte 
Olierbaupt  iler  dortigeu  Patrioten ;  an  dem  lange  daoeruden 
öttii  zuweilen  heftigen  Streite  mit  Dänemark  nahm  er  theiis 
io  der  däniscbeo  and  iRläodischen  Presse,  theils  in  Ver-' 
Mmmliingeu  oder  Adre<vwn  n.  dgl.  ilen  lehhafleHtcn  An- 
theil ,  erfuhr  aber  ancb  scbliesslicfa  die  Oenngthnang ,  dasg 
im  Jahre  187r)  die  von  ihm  vertretenen  WflnHche  seiner 
Lundalonte  ihre  Verwirkliehnng  fanden.  Fönnb'ch  ange- 
betet von  seinen  Anhüngern,  aber  auch  geachtet  von  seinen 
Geyern  starb  er  tu  Kopenhagen  am  7.  Uecember  1879; 
die  Leiche  wurde  nach  seiner  Heimats-Insel  überfQhrt «  wo 
schon  seit  lange  im  Altbiug-Hanse  seine  Marmurbüste  anf- 
gavtellt  war. 

Neben  der  pnlitischen  Wirksamkeit,  neben  Hen  manig- 
faltigen  Auf^rOchou,  welche  der  t^eschäflfigang  der  erwähnten 
''■II  (ipsellfk-hnften    an    ihn    erhob,     un<l    neben    einer 
;  ^tischen  Thätit^keit,  welche  sieb  auch  auf  das  Schul- 

WMWDi  den  Handel,  die  Landesprodncteunddie  Fischerei  u.  s.  w. 
erstreckte,  erwarb  sich  Sigurdsson,  welcher  seit  1866  unserer 
Akademie  angebi^rto,  durch  zahlrcicbste  wissenschaftliche 
(^«taugen  den  Kufam ,  zu  den  ersten  ÄntoriUiU'n  im  Ge- 
biel«  der  nordisch -gerntaniitchen  Alterthnrntckuade  gezahlt 
tD  w«rd«i.  Er  vi'rrtffentlicbte  :  ,,Ulendinga  ^irignr"  (2  Hände, 
IM3 — 47,  woselbst  im  l.  Bande  die  erste  kritische  Aus- 
|{abe  der  Landnama)^  ferner  „Trojnroanna  Saga"  (184^), 
„Breta  Sftgnr"  (I8in),  „Jatvardar  konungs  Saga'*  (1852) 
und  „Osvalds  konungv  ir^aga"  (18r)4);  zugleich  war  er  be- 
theüigt  bei  der  Hcranagabe  der  isländischen  Annalen  (1847) 
nnd  bei  der  AuMgahe  der  Snorru  Edda  f'J  Bände,  1848—52), 
•owie  an  dem  3.  Bande  der  Grönländischen  iioschichtiidenk- 
iDilvr  {IHib)  nnd  an  dem  von  der  Koi>enhageuer  UeseU- 
•citaft  der  WiBseDachulteu  herausgegebenen  Regesteu-Werke 
sor  d&aiacban  (jeitchicbto  (1847  and   1670),  desgleichen  au 


154  f)efff!tUlichf  SitruHff  com  30.  März  1880. 

den  rou  der  HutiqnanMcben  Gesellschaft  ptiblicirten  „Anti- 
quitt*8  rtisses**  (18öO  und  1858);  geniein^chartlich  mit 
firnndtTig  liworgte  er  eine  Anüf^b«  der  alt-islRndisrhen 
Volksliwler  (1854— 511) ;  hierauf  folgtmi  das„l>iploiiialarium 
iBlamlicam'*  (1857— 6'2)  nnd  eine  zum  Theile  gemeinsam 
mit  Oddj^eir  Stephenseu  veranat4U«ie  Sammlung  islämlificher 
Uesetze  (17  Bände,  1853  —  77),  ferner  ein  Verzeichniss  der 
isländischen  Bischöfe  und  Lögmänner,  endlich  inhaltsreiche 
Vorreden  xn  den  isländischen  Wörterbüchern  des  Sveinbjöni 
Egilssoti  (1860)  und  des  lüirikr  Jonsson  (1863).  Kiu  (ach- 
kiindigKteR  Urtheit  bezeichuet  rbe  t>chriften  Sigurdssnn*^  aU 
unentbehrlich  fQr  den  Betrieb  der  nordiäch-gerinanischeii 
Philotc^e  und  rnhint  an  denselben  ebenso  sehr  die  (iewandl- 
beil  wie  die  Besonnenheit  der  Forschung,  die  Feinheit  de» 
Sprachgefühle»  und  den  Scliarfblick  paläographischer  Unter- 
suchung (s.  K.  Maurer  in  Allg.  Zeitung«  1880,  Beilage 
Nr.   -U).  

AndreHH  David  MonBmauii 

geboren  am  U.  Febr.  Iftll  in  Hamburg  als  8ohn  eine« 
(lalanteriehäudterH,  studirte  bis  1820  um  dortigen  .Tobau- 
neam  und  erwarb  sich  dann  durch  Privat-Unterricht  die 
Mittel ,  nm  Orientalia  zu  studiren.  Von  der  llnivcrsitJit 
Kiel  7.nm  Doctor  promovirt  trat  er  1845  als  Kan^list  hei 
der  hanseatischen  GeMindtschaft  in  Gonstantinopel  ein,  wo 
er  soilann  von  Novbr.  1847  bis  Juni  1839  als  Gesehäflv- 
träger  der  Han.«e8tädte  und  oldeubargii<cher  (Konsul  thUtig 
war.  Als  die  Hansestädte  jenen  Posten  aufliolwu,  wurde 
er  (1H50)  Mitglied  des  türkischen  Handelsgerichtes,  ans 
welcher  Stellung  er  durch  eine  Gewulttua^regel  Nediia 
Pascba's  verdrängt  wurde  (1871).  Er  führte  nun  einigt* 
Zeit  die  Kedaetiou  des  Pbare  du  Bosphore,  widmete  «ich 
aber  dann  völlig  seinen  wissenschtiftlicheu  Arboitcu 
beihtitigle  sich  als  Lehrer  au  der  nen  gugHlndrleo  B«p 


4 
« 


r.  Pfiintt:  Ncfrmto^  ttuf  Aniifea»  T)avvl  Mfirdtmmnt.        155 


flowie  als  fit^issi^er  Berichterstatter  Ji-r  AllRfincinon 
ZmtUDg,  wozu  er  hei  sf^intr  geiiut)f*n  KemitDiss  der  türltihehou 
VerhjUtiiia>te  und  Personen  bemndors  btifiibigt  war.  Er 
sUrlf  in  CouMantinopel  am  30.  Decbr.  1879.  Seine  ivififien- 
ftcfaftftlichen  Ärl>oitpu  äind:  «, Kurze  Be^ichreibnug  von  Ma- 
grib  t-1  Akssa  oder  Schilderuug  tler  Staateu  vou  Marokku" 
(IM-I),  eine  Uehersetznng  von  latachri ,  das  Buch  d*T 
Länder  {1.S45),  ft-rner  „RrklÜmu^  der  Mduzeu  mit  Pehlewi 
Legende«*'  (lö53),  „Belagerung  ninl  Eroberung  Oonstaiitiii- 
ktpeW  durch  dinXnrken,  nach  dcu  Orginalquellen  bearbeitet" 
(lH5t<,  anch  ins  NL-nj^iechischc  übersetzt  1S59),  „(He  Ania- 
um^n^  (\Hfi2)  ..^tauibiil  und  da.s  muderne  Türknithnm" 
(anonym,  2  Bde.  1877  f.)  ÄUKHerdem  gab  er  dieNiebuhrVche 
UeIwraHKung  de»*  Omar  el  Wakedi,  Oeschichte  der  Eroher- 
UQg  von  M'^opotamien  und  Armenien  heran«  n847  in  den 
Sdinfteii  der  Akademie  von  Uam)  uaid  lieferte  /ahlreiche 
AnTMÄtKe  und  Abbandlangen  theils  in  die  Zeiischrili  der 
d.  morgenlünd.  treftellxchaft  theils  in  die  8it/ung8berichte 
"•■  t.rer  Akademie,  deren  correspondirendes  Mitglied  er  «eit 
•  '  w»r,  sowie  in  „iJas  Ausland",  in  „Die  Gejijeuwart**, 
io  PtiennannB  Mittheilnngeu  und  in  uumisiua tische  Zeit- 
achrifieo  (ein  Ver/.eichniKft  Heiner  tülmnitlichen  Arbeiten  t>.  m 
Burfldau'fl  .lahreabencht  Bd.  XVI,  K.  47  tt.)  Seitens  der 
fachkundigen  werden  infil}e8nnd«re  die  Schriften  Aber  die 
SiM^uiiden  Mnn/eu  nud  fih(?r  die  zweite  KeÜAchriftgattniig 
tb  nefar  verdirusthcb  beiieichuet. 


Oefftntiklie  Sitzung  vom  X.  Mars  1880. 


Der  Clasflensecret&r  Herr  v.  Gieaebrecht  lipraclt: 

Am  10.  Fohraar  dieses  Jahres  atarb  hierselbst  Heinrich 
(Jonrad  Föringer,  k.  Hufrath  und  Oberbihliothfkar  a.  D^ 
eines  der  ältesteu  Mitglieder  uuserer  Akademie,  welches  stcfa 
um  dieselbe  nianigfach  verdient  gemacht  bat. 

Füringer  ist  in  unserer  Stadt  am  14.  August  1802  aU 
Sohn  des  damaligen  Messners  am  Herzog -Spital  geboren 
worden  and  hat  hier  seine  gesammte  Schulbildung  genossen. 
Nachdem  er  die  GymunsialRtudien  vollendet,  bezog  er  die 
Univenfität  Landshui,  um  sich  der  Recht^wisst-ai^chail  zu 
widmen,  und  trat  nach  bestandener  ätaaUtprüfung  in  die 
richterliche  Lanfbahu  ein.  Aber  hald.  durch  seine  ^^eigung 
zo  literarischen  Arbeiten  bestimmt ,  eut'^te  er  ilerselbeu 
und  sachte  um  eine  Beschäftigung  an  der  hiesigen  Hof- 
'  und  .Staatübibliothek  nach.  18:28  wnrde  sein  Wnuäch  er- 
füllt, uud  fUuf/ig  Jahre  ist  danu  diese  Bibliothek  der  Mittet» 
punkt  seiner  gesannnten  Thätigkeit  geblieben ;  den  grossten 
Theil  seines  Lebens  hindurch  hat  er  arbeitsam  in  den 
Räumen  derselben  geschaltet,  so  dass  eeine  ganze  bixistens 
anrs  innigste  mit  den  Literatur  seh  ätzen  verwuchs,  die 
»einer  Obhot  vertrant  waren.  Im  Jahre  1S35  wurde  er 
zum  Schptor,  1835  zum  ersten  Sekretär.  183^  zam  Custo»« 
1855  znm  Bibliothekar,  1868  zum  Ol>erbibliothekar  eruannt. 
Im  Anfange  des  Jahres  187<K  trat  er  uuf  seiuMu  Wiinscb  in 
den  wohlverdienten  Ruhestand.  In  angenehmen  Verhält- 
uiRMen,  von  eini^m  glficklichen  Familieiikreifw  nmgeben,  ver- 
lebte t'r  die  beideu  Uubejahre,  die  ihm  noch  beschiedeu 
waren.  Die  Neigong  zu  literariäubeu  Arbeiten  blieb  ihm 
bi»  au  das  Knde.  Einzelne  Forfichuugea ,  die  «r  wegen 
seiner  Bfrufsarbeil^u  früher  nicht  hatte  durehHihreii  kt^ntieo, 
brachte  er  noch  zum   AhschlusH,    aber  die  grÖNseren  Ünter^ 


V.  Oiet^ncht:  Nekrolog  auf  Heinrich  Conrad  Förin^er.     1^7 

DchnogfiD«  welche  er  sieb  noch  zur  Änfgabe  gestellt  hatte, 
rhiniicrte    ihn     Kunehmencle  AlUirsschwäche    an  vollemlen. 
Mitten  In  den  Arbeiten    für  eine  unifaflseudere  Sohrift  über 
tt-er    aad   Philipp   Apiaii,  welche  al.*;  F*>stgabe  für  das  be- 
Btehead«  WilteUlmcher  JubilHuui    hi>.stiu}mi    war ,    ereilte 
der  Tod. 

Ueberaus  gleichuiässig  verlief  Füringent  Leben,  aber  es 
darum  doch  Icein  amiRS  gewesen.  Der  lielebrte  pflegt 
die  Standen  als  besonders  glücbtiche  sta  rühmen ,  wo  er 
guiz  den  HQchern  leben  kann«  und  »olche  tilOck»4tnndr<n 
tut  nnser  verstorbener  Freund  im  selt^nnten  Masse  ge- 
■oaseu.  Gine  lange  Reihp  von  Jahren  war  I>e80uder8  die 
mich«  Handschriftensanimlung  nnsrer  Bibliothek  ihm 
3[eben;  er  hat  sich  am  die  Ordnung  und  Repertorisirung 
lervelben  grosse  Verdienste  erworben  und  hatte  sich  in  der- 
selben 80  heimiäcb  gemacht,  dass  er  in  jedem  Moment  ge- 
naue Auskauft  zu  geben  vermochte.  Ks  liegt  gerade  in  dem 
Indium  der  alten  Haud.«chnflen  eine  ganz  besondere  An- 
ehungr^kraft,  der  rr  sich  ganr.  hingeben  konnte.  ?Seine 
!  Freude  war,  wenn  er  in  seinen  Haudschrifteu  irgend 
frtwmn  fand .  waa  zur  Anfhellang  der  Geschichte  ^^uiuer 
i/ri»cheu  Heimat,  an  welcher  er  mit  ganzer  Seele  hing, 
Innlich   war. 

t*oringer    hat    an    gröaeereu  Schriften  wenig  verüffent- 

bt.     Gr    geborte    xu    d«iu    nicht   selt-enen    Gelehrten ,    die 

arli«4it«u .    aber    schwer    zum  Abschluss  kommen.     So 

hat  vr  mch  lange  Zeit  mit  einer  neuen  Ausgabe  der  Chronik 

dal  ATentiu  beachäftigi;    er    hatte    sich    dieselbe  gleichsam 

fein«v  Lebensaufgabe  gestellt,  und  doch  blieb  die  Arbeit 

dm  Anfangen    stecken.     Es    bedurfte    gewöhnlich    eines 

ervn    Anstosse«,    wenn   er   etwas  drtickfertig  herstellen 

Daher  sind  alle  Heine  Hobrltten  in  den  Publiuationen 

Ejgelehitt'U  t.leM'll.'*chttften  ,    deren   Mitglied  er  war,    iider 

in   and  «freu    SsojBiplwerkei) ,    erschiene»,    wenn    sie  gleich 


158 


OtffettUiche  SiUung  mw  HO.  März  18H0. 


luu 


später   auch   zum  Theil  selbststäiidij?  veröffentlicht  worden. 
Sie    üiud    iiieiht    nicht    voa    gruttt^fm  Umtku|^6,    al>er    schuu 
durch    da»  ueae  Material,    welcbeü   sie   der  Fornchnng  xu 
führteu,  van  erheblichem  Werthe.*) 

liei  weitem  mehr,  aU  för  seine  eigenen  Htenirisohed 
Prodnctionen ,  ist  Föringer  für  die  UnterstHtiung  der  Ar- 
beiten Anderer  tbätig  gewesen.  Mit  der  Uebenswürdigt«teu 
Zuvorttommeuheit  und  grösster  Aufopfertmg  unterzog  pr 
sich  jeder  Arbeit ,  durch  welche  er  ein  wissenschaftliche» 
Untemehmen  fordern  kd  können  glaubte.  Von  den  ver- 
ächiedeuHteu  Seiten  iät  dies  dankbar  auerkannt  worden ; 
namenblich  hat  Pertz  rielfach  die  bedeutende  Unter^intzuDg 
hervorgehoben,  welche  FÖriuger  der  Herausgabe  iler  Monu- 
meuta  Gerntauiac  histurica  hat  angedeihen  lasttea.  ^M 

K»    konnte    nicht    fehlen,    da&s    die  wjsReuschaftlichfs^ 
Vereine,    die   ihre  Aufgabe  in  der  Krscblieäaang  neuen  lii^ 
storischeu  Materials  sehen ,    eich  einen    so    hGlfreicben 
lehrten    fester    zu    verbinden    sachten.     Bald  nachdem  sio 
der    historische  Verein    von    und    für  Überbayern    gebüdd 
hatte,    fand  Föringer    in  demaelbeu  Aufnahme    and  war4 
dann   eine«  der  thätigsteu  Mitglieder  desselben;    von    182 
an,  mehr  als  vierzig  Jahre,  hat  er  die  Redactiou  des  OL 
bayrischen  Archivs  und  iter  .lahresberichte  des  Vereins  be- 
sorgt.     1846  wurde    er   als   ausserordentliches  Mitglied    in 
unnere  Akademie  gewählt,  der  er  von   lt!(5B  an  als  orden 
lichea  Mitglied    angehörte.     ÄU    im  Jahre  185t;  darüh  d« 
hochseligen  König  Maximilian  II.  die  historische  Commissiou 
bei   unarer  Akademie   gegründet    wurde,    nahm   man   aacfa 


djff 


1}  Eine  ia  Gamea  voUst^dige  Aattihloiig  dieaei  ächriften  ftni]| 
sicti  im  Alinanacb  unaerer  Altailomie  l^*?.'«  Ü,  •M2-  ;.'44.    UtnxDxnfütj 
Ist  unter  Anderm  die  letzte  tod  Föriuf'er  selbst  veröffent licht v  Schrid 
Deber  die  fOr   verschollen   gchalt«-iie  Handschrift  der  Aniuil««  Weilia 
*tpp)iaueoses   in  den  Sitsun^lKricfaten  der  (thilowphiiwfa  -  philotogiselil 
und  historischen  Classe  onitrer  Akulcmle  11J(9.  Bd.  II.  h.  8S  C 


p.  (htMebreeht:  Nekrtitog  auf  Lndtcig  Adnlf  Spack.  1^9 

Mj^ich  Föringers  Mitwirkung  in  Aussicht;  scbuu  bei  ihrem 
cnten  Zanintneiifcritt  irar  er  anafierordeniliche»  Mitglied  der 
Commis?iiou,  die  ihu  dann  18G3  xn  ihrem  ordentlichen  Mit- 
g1i<>de  wühlte,  ^iue  lange  Reihe  historischer  Vereine  inner- 
b«lh  Qod  anaserhalh  DeutäcblanJa  »audte  ihm  Ehreudiplonie 
aU  Dank  für  die  bereitwillige  Hülfet  welche  er  ihren  Be- 
■Cnbangen  geleiiilei  hatte.  Auch  auf  dem  Throne  wurden 
*»itte  wisftenschatllicheu  Verdienst«  gewürdigt ;  König  Lud- 
wig [.  hatte  ihn  t\i  «eiuem  Privatbibtiothekar  erwählt  and 
im  Jahre  1857  verlieb  ihm  Ki^nig  Max  II.  das  Ritterkreuz 
er&ter  Clasiie  des   Verdienstordens  vom  heiligen  Michael. 

Die  Verohrung,  die  t^ringer  aller  Orten  fand,  galt 
(»lieiiBOAehr  seiner  anziehenden  und  liehen^ würdigen  Persi^u- 
Itdikcit,  wie  sinnen  Leistungen,  Die  höchst  stattliche  Figur, 
di«  M:hÖDen  nud  einuehnieuden  OenichtszÜge ,  die  Feinheit 
uud  Ji^UTorkommenheit  seines  ganzen  Wesens  machten  auch 
ntif  inlche  Kindruck^  welche  den  wisst^nschaftUcben  ßentreb* 
ungt>n  Kuriugers  lern  atundeu.'  Schon  »u  seinem  Aeu^^eren 
erkannt"  man  das  Wohlwollen,  das  Maasvolle,  die  Bescheideu- 
h**ii,  ilie  Herzensgute,  welche  das  innerste  Wesen  des  thenreu 
Maim«*  waren.  Bim  Vielen  nahe  und  fern  werden,  wie  bei 
OSB,  winen  Cnllegen  in  der  historischen  Classe,  sein  Name 
imd  9«iw^  F'erson  in  freundlichstem  Audenken  bleiben. 


R0  wnrde  sodann  der  beiden  verstorbenen  correspon- 
dirraden  Mitglieder:  Lndwig  Adolf  8pach  in  Strassburg 
ond  Willem  Mull  in  Amsterdsni ,  gedacht  und  BcKug  anf 
dii^  nachstehenden  Nekrologe  genommen. 

Am  Hi.  Oclrtber  1879  beschlosa  KU  Strassburg  sein 
Lr^iea  Ludwig  Adolf  Spueh,  Vorstand  des  dortigen  Be- 
nrkarohirs  und  Priifessor  honorurius  au  der  Universitüt, 
•rit   1870  crirrefl|ioDdirendes  Mitglieil  unwrer  Akademie. 

^:^ch.  gelmren  am  27.  Septemlmr  1800  zu  i^trussburg. 
WM  n  eine»  dortigen  Kaufmanns.    Soine  entbe  Bild- 

't-  ,.  ptiil  hiftt.Cl  btl.  1. -J.]  11 


ißn 


OgffentUelut  Sitzuuff  rom  M.  Mars  IriHO. 


wn%  erhielt  er  theils  in  einer  franxösiftohen  PeaslouBauftUU 
seiner  Vaterstadt,  theils  in  eiueru  protestaiitiached  PtHrrhause 
in  der  Umgegend :  so  halien  Hchou  vuu  frühe  an  dcutsclie 
aud  frau2osische  Kiilturf!lt>inenb(>  gleichiiiÜSHig  auf  ibu  ge- 
wirkt nnd  sich  in  seinem  Geiste  verbiiuiieii.  Im  .Tahre  1812 
wurde  er  drra  StrnÄshurger  Gyrnnasrium  übergeben,  dessen 
KtasHen  er  rttöch  dnrchlief.  Oa  er  fiir  eine  tbeolo^uche 
Laufbahn  bestimmt  war,  trat  er  1816  in  das  protestautittcbe 
Seminar  «n  Strassbarg  ein,  deesen  Corsns  er  absolvirte. 
Bald  aber  wurde  ihm  der  Beruf  zum  gei»tlichen  Amt^ 
zwmfelhaft,  nnd  im  Jahre  1S20  wamlti?  er  sich  rechtswissen- 
."cbaftlichen  Stndien  an  der  Strn.sflbnrger  FacultÜt  zu.  Doch 
auch  die  Laufbahn  eines  H«amt«n  zog  ihn  wenig  an.  während 
er  za  freier  wissenschaftlicber ,  namentlicb  schön  -  wi»ieu^_ 
^chaftlicher  Thätigkeit  eine  nnbesieglicbe  Neigung  fühlte.   ^ 

Im  Jahre  1824  ging  •Spach    nach  PariA  und  übernahm 
hier    die    Stellung    eines    Erziehers    hei    den  Kindern    des 
Grafen     von  St.  Aulaire.     Kr    kam    dadurch    iu    ein    Han!*^_ 
in     dem     sieh     die   feinste    Pariser    Gefiellflcbaft.    so     ver^f 
sammeln  pflegte    und  welche?  ihn  mit  den  Oelebritäten  der^ 
damaligen    französischen  Literatur    iu  Verbindung   brachte.^ 
Nicht   minder   tief,    al:^    die  EinÖü»^   des    Pariser  Leboua 
waren   auf  seinen  (iberans  empfänglichen  Geist   die  kUm^t 
lerischeu    und     poetischeu   lilindracke,     welche  er  bei  einen 
längereu  Aufenthalte  iu  Italien,    namentlich  iu  Korn,    er-_ 
hielt,   als  er  dorthin  dem  Grafen  als  dessen  Privatsecret 
im  Jahre  ISSI    gefolgt   war.     Der  üble  Einfluf»  des  itali« 
uischen  Climas  auf  seine  sehr  nervöse  Constitation  nothigt 
aber    Spach   schon  I8:{2    Italien    zu    verlassen.     Er  führt 
dann  mehrere  Jahre  ein  wechi«elvolles  Lebvn  in  derSchweix 
in  Parifi  und  .Strassburg,  beninders  mit  literarischen  Arbeiteq 
beschäftigt.     Au    mehreren  Journalen    war   er  ein  tiei9uigfr 
Mitarbeiter   und  verÖlTeutlicbte   unter   dem    augenommenea 
Namen  Lonis  Lavater  die  Romane  Henri  Farel  (IH34)  oad 


ler 

I 


r.  Otts^fctit-  Neiirtüog  auf  LuHwif)  Aii<flf  $pach.  161 

Le  nouvaau  Caudide  (1835),  deren  Stoff  den  Elsasser  Ver- 
ltiUDis*en  eutnoiiuiien  war. 

Eine  aiidi^re  WenduD^;  gewann  Spacli»  Leben .  als  er 
im  Anfiinge  dp>4  Jahre.^  IblO  iüp  n<>uv;p!tchatfenp  Stelle  eiiieR 
ArdiTViir»  div  Ddparteineut  du  Bniq-Khin  Ubernahin.  Mit 
der  fp-ösFtou  Hingobung  widmete  er  sich  dem  ueiieu  Amte, 
velchpii  ihu  mit  der  (icwliiclite  seiner  Heimat  iu  die  im* 
aiittelbariteii  Beziehungen  brachte.  Für  die  Ordnung  und 
Inrnstorisirnug  des  Archivs  fajit  er  AuNserordentliche«  ge- 
lei«t«L  DoH  in  38  Foliobänden  von  ihm  faergejitellte  Huupt- 
ioreutar  giebt  Aas  sprechendste  Zeuguis-i  für  seineu  uner- 
mddlicbeD  Fleiss.  Ein  Aufzug  aus  dieser  Arbeit  ist  unter 
d**«  Titel:  Inventaire  somniaire  des  arrhivt^  dcparl^raon- 
tale«  da  Bos-Rbiu  in  6  Bänden  (Stntssburg  186H  — 1872) 
T^5ffientlicht  worden.  Nachdem  Spach  selbftt  eine  über- 
«»cbtltcbo  Geschichte  der  Klsasser  bearbeitet  und  1858 
KefauRgogeb«>a  hatte,  wies  er  in  winen  Lettres  sur  te«  or- 
cbivvH  dtipitrtt^nuMiUles  du  Baf<-Rbiu  tld62)  auf  die  wichtigen 
HOl/fimittel  hin,  welche  in  dem  Archiv  für  die  gründlichere 
Beartwitnng  dieser  (Jeflchichte  vorhanden  waren.  In  7.Bhl- 
rticheü  Monographien  iiuchte  er  intereA>:mte  Kinzclnheiton 
der  politischen  und  der  Ciilturgeschichte  seiner  Heimat 
aofzukliren.  Die  bedeutendsten  dieser  Monographien  sind 
in  den  Oeuvren  cboiBies  (5  Hände  1H60  — 1871)  enthalten, 
deren  beide  er*ite  Bünde  die  Biographien  aisaciennes  ein- 
«cJuaeu.  Alle  diese  Arbeiten  haben  nicht  allein  ein  stoffliche» 
latrr'csr,  Honderu  zeichnen  sich  ancb  dnrch  anmntbige  Dar- 
«UUung  aus.  Denn  es  war  Spacb  numi'iglich  etwas  m 
publiciren,  wobei  nicht  auch  sein  ästhetischer  Sinu  Be- 
fni*digTing  fand, 

Auwier  durch  seine  archivaliBche  und  historische  Thjitig- 
kät  erwie«  »tich  Spach  uncli  noch  iu  vielen  anderen  lie- 
xiehaugcn  »einen  Landflleuteu  nttt/Iich.  Lauge  ÜSeit  war 
-T  angleicb  als  llabiuetiMchel*  dt»  Hräfecten  tbütig,   mehrere 

U' 


162 


OfffeiitUehf  Sitzung  ivwi  90.  Mars  1860. 


Jahreaiich  als  Sdiriftführertlesprotestaatischcn  Coiisistoriums,  i 
vor  Allem  aber  machte  er  sieb  aln  Vorstand  der  von  ihm 
gegründeten  beiden  Gesellschaften  verdient,  von  denen  die 
eine  sich  die  Erhaltung  der  historischen  Oenkniiiler  des  El- 
sasses zum  Ziel  setzte,  die  undcre  die  allgemeine  Pörderong 
des  literarisch-wissenschaftlichen  Ijebens  im  Elaiss  im  Auge 
hatte.  Als  Vorstand  der  Socictö  litteraire  verfolgte  Spach 
dft>»  Ziel  einer  Vermittlung  zwischen  deutscher  und  fran- 
Kosischer  Literatur,  nnd  keine  Per»3nlic.hkett  war  für  die 
Lösung  einer  solchen  Aufgabe,  so  weit  sie  überhaupt  lös- 
bar ist,  mehr  (geeignet  al?  die  seine.  Neben  seinen  wissen- 
flchnf^.lichen  Arbeiten  versuchte  er  sicji  immer  von  Neuem 
in  poetischen  Compositinnen,  bei  denen  er  sich  anfangs  ror- 
nehmlich  der  französischen ,  später  mehr  und  mehr  der 
deutschen  .Sprache  bediente. 

Die  tiefen  Schäden  des  französischen  Staat«leben8  unter  ■ 
dem  zweiten  Kaiserreich  scheinen  Spaeh  mit  der  Zeit  immer 
klarer  geworden  zu  sein.  Schon  im  .Tahre  1867  sprach  er 
vertraulich  aus.  doss  die  Zeit  nicht  mehr  fern  sein  dfirfte, 
wo  Elsass  wieder  an  Deutachlaad  käme,  aber  er  wünschte 
diese  Zeit,  die  seiner  liisherigeu  vermittelnden  Thätigkeit 
nothwendig  ein  Ende  bereit-en  mnsste,  nicht  mehr  zn  er- 
leben. Sein  Wunsch  ist  nicht  in  Erftillnng  gegangen;  er 
hat  die  Ereignisse  des  Jahres  1 870  noch  gesehen  und  wohl, 
wie  wonig  Andere,  geistig  darunter  gelitten. 

Nachdem  Spacb  die  wichtigsten  Schätze  seines  Archivs  i 
irährend  des  Bonibanlements  von  ."^trassbnrg  in  Sicherheit  ge- 
bracht, verliesa  er,  als  das  Schicksal  der  Stadt  schon  nicht 
mehr  zweifelhaft  war,  schwer  erkrankt  dieselbe,  kehrte  aber 
bald  nach  der  Capitulation  zurück ,   nm  sich  den  dcutochen  | 
B^örden    zur    Verfiignng    zn    stellen.      Es    konnte    nicht 
fehlen,  dass  ihm  dieser  Schritt  von  vielen  seiner  Loudsleatr  i 
znm    bittersten   Vorwurfe    gemacht    wurde ,    nud   di^  Vt-  | 
düi^htignugen,    die  deshalb  ihu   trafen,    verlet^teu  «fit 


r.  GitMOretM:  Nekrolog  auf  Willem  Moll. 


168 


pfind«ame  Seele  anf  das  Tiefste.  Er  zog  sich  seitdem  von 
dem  öfTeatlichen  Leben  der  Stadt «  iii  welches  er  froher  so 
wirksam  eiugegrifTen  hatte,  völlig  zuröclc;  von  den  zahlreichen 
Pnniudeu,  die  sich  früher  um  ihn  versammelt,  wuudton 
»eb  Dicht  wenige  von  ihm  ab,  und  die  neuou  Freunde, 
welche  ihm  die  veränderten  Verhältnisse  zuführten,  konnten 
di*»  Hchmerztichen  LUcken  nicht  ersetzen.  In  literari^^chcn 
Arheit«u  fant^der  vereinsamte  i^reis  uliein  noch  seine  Bc- 
friwliguug.  Die  Poesien ,  welche  er  noch  veröffentlicht«, 
hatten  keinen  ueüueuswerthen  Erfolg,  dagegen  fanden  seine 
cuHur-  und  liierargescbichtlichen  Arbeiten,  „Moderne  Cultur- 
xoaUnde  im  EUass''  {3  ^Bäude  1873.  1874)  nnd  „Zar 
Gencbichte  der  modernen  französischen  Literatur  (1877) 
dftukborc  Anerkennung  von  vielen  Seiten.  Er  blieb  hier 
in  der  vermittelnden  Richtung,  die  er  immer  einzuhalten 
TcnneJii  hntle:  er  suchte  Deutschland  und  Blsoae  gt^istig 
nibcr  in  verbindeu  und  die  Vorurtheile  zu  überwinden, 
wlcbe  in  [>eut<i'hland  gegen  die  moderne  Literatur  der 
I^nuizo«en  beataudeu. 

Neon  Jahre  hat  Spach  noch  in  dem  Deutschland 
wiedergewonnenen  Strassburg  gidcbt.  Von  deutscher  Seite 
hat  man  <e  dmi  vielfach  verdienten  Maunu  nicht  an  Ehren 
nnd  Auazeichnnngcn  fehlen  laaaen,  aber  es  war  ihm  doch 
ein  trribM'Jiger  l-.ebensabend  bescbiedeu.  Der  Tod  war  für 
ihn  ein  Befreier  von  langen  körperlichen  nnd  geintigen 
Leiden. ') 


Am  16.  Auguüt  1879  starb  /.u  Amsterdam  WÜIem 
Voll,  ProfettBor  der  Theologie  un  der  dortigen  Universität, 
•dt  1871  corre^pundirende«  Mitglied  unserer  Akademie. 


tt  Ventl.  don  NrkToIof;  tod  P.  X.  Kram  in  der  All fictn einen  Z«it- 
«af  IrTU.  Nr.  ;MH,  .i(>T  and  den  Nncbtnig  von  Fr  von  Löher  obon* 
WdUt  Nr.  m. 


164 


OeffrfftlicXe  SitBurift  rom  30.  Märe  1890. 


Moll ,  geboren  am  28.  Fehrnar  1812  za  Dordrwbt. 
sollte  fnr  ein  kaufmtinniRßhea  Oeschäfl  ausgebildet  «erfleo. 
wandte  «ich  aber  im  Alter  Ton  !ö  Jaliron  aus  innerer 
Neigung  tbeologischeu  Stndien  zn.  Auf  der  lateinischen 
Schule  seiner  Vaterstattt  erhielt  er  dttrch  einen  tilchtigen 
Philologen  J.  W.  Orimm  eine  gute  Vorbildung.  Aach  auf 
der  Universität  Leiden,  die  er  1S30  bexog,  setzte  er  nach 
der  Sitte  seiner  Heimat  zuerst  noch  eifrig  die>(>bilnlogiscfaen 
Studien  unter  Peerlkamp  nnd  andren  Lehrern  fort  und  wandte 
Hch  dann  den  theologiachen  Diacipliuen  fXk ,  in  denen  be- 
fionderK  Kist  nnd  van  der  Palm  seine  Fflhrer  war^n.  Jüchen 
datnal»  zeigte  sieb  seine  besondere  Begabung  fiir  kirchenge- 
schichtlicbe  Forschungen. 

Nach  beendigten  Univerpitätestudien  trat  Moll  in  die 
Seel-*>orge  ein,  zuerst  in  der  Landgemeinde  Vnarycbe,  dann 
1844  in  Amhem.  Noch  in  demselben  Jahre  entcbien  der 
erste  Band  seiner  Gefichiedenis  van  het  kerkelyke  leren  der 
Christenen  gedurende  de  zm  eerste  eeuwen,  dem  1846  der 
»weite,  abschliessende  üaud  folgt«.  Da  dieses  Werk  nicht 
geringe  Anfmerksamkeit  erregte,  erhielt  er  1846  einen  Ruf 
den  (leoieinderaths  von  AmstHrdani  als  Profes.'^tr  der  Theo- 
logie an  daH  dortige  Athenäum,  welches  vornehmlich  dnrch 
seine  Anstrengungen  1Ö77  sa  einer  LJnivercität  erhoben 
wnrde.  Als  er  im  Jahre  185*,)  als  Kista  Nachfolger  uach 
Leiden  bernfen  wurde,  zog  er  es  doch  Tor  in  der  ihm  lieb 
gew(»rdenen  Stellung  in  Arastenlam  zu  verlmrren  nnil  int 
in  derselben  bis  an  sein  Ende  Terblicbeu. 

Eine    sehr    ausgedehnte   und  frachthare  ThÜtigkeil  h«t 
Moll,    dessen    Arbeiten    sich    bald    fa«t    au8:»chU«»Urf'    't"- 
Niederländischen    Kirchengescbioht«  zuwandten*   in  ^ 
nngen,    in  Schriften    und    in   der  Letiuug  von  li 
Uehnngen   entfaltet.     Seine  Hauptwi^rke  Wud :    1 
Urngmart    en    liet    godsdienatig    leven    oiizer  vti»i- 
Avftiende  eenw  (1854,  2  Bande),   Die  eigei 


v'.  Gie^ebrecht:  Neirrolot/  auf  WUUni  ilfoH. 


165 


Enveckncg  in  den  Niederlamlen ,  auR  welcher  Delprai  in 
Hein  Buche  über  die  Brüder  des  gemeinen  Lebens  eine  her- 
vorragende Ersicheinnng  herausgegriffen  hatte,  ist  hier  im 
Ztuanimenhang''  behundelt.  Moll  hat  in  diesem  Werke 
wahrhaft  schöpferisch  gewirkt,  da-t  Material  fnst  ß^nK  erst 
sellwt  ans  den  Resten  alter  Klosterbibliotheken  an  das  Licht 
ger^gen.  Ancb  später  ist  er  in  zahlreichen  kleineren  Schriften 
auf  diese«  Thema  i^nrückgekomnien  nnd  hat  so  selbst  seine 
grotisere  Arbeit  ergänzt.  2)  Kerkgeschiedenis  van  Neder- 
laad  vtKir  de  hervorming(18G4 — 1B71,  2  Theile  in  5  Bänden). 
Ein  bocfagescbätfites ,  viel  bewundertes  Werk  y  wenn  auch 
nicht  nach  allen  Seiten  erschöpfend ,  doch  von  grosser 
Kraft  wi»i:en8chaftlichcr  Anrcgnng.  Dnrch  diese  beiden 
Werke  gewann  Moll  unbedingt  die  erste  Stelle  unter  den 
Itelebrten  seines  Fachs  in  den  Niedprlamleu. 

Nicht  minder ,  als  durch  seine  eigenen  Arbeiten ,  hat 
Midi  die  kircheuhistoriecbeu  Studien  in  den  Niederlanden 
(Inrch  die  (*rnndnng  einer  Schule  von  jüngeren  Gelehrten 
gefordert.  Mit  dem  von  ihm  begründeten  „Verein  (tir 
niwlerländische  Kirchengeschirhte**  gab  er  längere  Zeit  einen 
Kalender  voor  de  Protestanten  in  Nedrrlanil  (1856— 18(15) 
heraaa«  in  welchem  die  durch  seine  Anregung  entstandenen 
und  von  ihm  gebilligten  Schriften  seiner  Schüler  veröffent- 
licht wurden.^) 


I)  I>«r  obige  Nekrolog  li«rnht  ariT  rter  von  W.  Roj?pe  v«rfaaBt«n 
Biographie  MoIIb;  auch  eine  xweiU  Biographie  Ton  Proresaor  Aeqnoy 
ia  I^ideo  iit  vor  Karzern  erechieneD. 


phxJos.'phiJol  und  fustor.  Clasae  vom  1,  Med  1880. 


DBophiscb-philologifiche  Classe.  ^ 

Sitzung  Tom  1.  Mai  1880. 

|he1m  Meyer  hielt  einen  Vortrag : 

die    urbinatische   Sammlang   von 
ichv^rsea  des  Menander,  Enripides 
lAnderer^'. 
vird   in   den   „Abhandlungen**   veröffentlicht 


Historische  Classe. 

Siizung   vom   1.   Hai   1880. 
rdinger  hielt  einen  Vortrag: 

'äge   zur  Geschichte   der   Gründung 
der   ersten  Periode  des  Hausritter- 

[ns  vom  hl.  Hubertus  1444  —  1709". 
gleichfalls  in  den  „Abhandlungen"  veröffent- 


PhilosophiBch-philologische  Clawe. 


SUxqng  Toro  5.  Juni  1880. 


Herr  ßrunu  hielt  einen  Vortrag: 
„Troische  MUeellen.    Dritte  Abtheilung*'. 

SarpodoQ  oder  Memnon? 

Anf  mehreren ,  unter  einander  verwandten  Yneenge- 
mälden  iflt  eine  männliche  Leiche  darj^estellt,  die  von  zwei 
gfflogeltirn ,  ehenfalln  männlichen  (lonialten  getragen  wird. 
In  den  letzteren  erkennt  mau  jetzt  ullgeinein  Schlaf  und 
Tod.  r>agegen  streitet  man ,  ob  der  Totite  Surpedon  oder^ 
MemnoD  xn  nennen  oei.  Bei  der  Publication  feines  Kraters 
de»  Mn»«eo  Cumpana  jMon.  d.  Tu»t.  VI,  '21)  hatte  ich  mich 
fQr  Memnon  entschieden ,  wogegen  lüich  schon  Jul.  Lessing 
(d«  Mortiii  apnd  veteres  figura  p.  37—41)  in  scbarfen 
Worten  —  er  spricht  von  intorpretandi  liceutia  —  geänssertJ 
hatte.  Nicht  milder  urtheih  C.  Robert  im  letzten  berliner' 
WinckelmanuaprogTaumi :  Thunatos,  1H78.  Eh-  sagt  S.  7: 
„In  dem  Toten  wird  jeder  moderne  Beschauer  sofort  8ar- 
pedon  erkennen;  nmi  ich  m&chte  glauben,  jwler  antike  Be- 
lobaorr  nach.  Wenn  Brunn  defsenungeachtot  den  Tuten 
ftlr  Memnon  hält,  weil  Sarpedon-Darstelluugen  bis  jetzt 
nocli    nicht    nachgewiesen    seien    und  als  Oegenbild  zn  der 


DarBtellnng  der  TrQeaßda  auf  der  VordpfM'ite  die  Leiche 
feines  dem  Achill  crlegcnen  Heros  passender  gewählt,  seit 
als  die  Hines  von  Patroklns  Getöteten ,  so  winl  er  sellwt 
dieser  ArgtiiuetitatiDii  irgend  welche  zwingende  Krufl  kaum 
beilegen  wollen.  In  der  ZnsamtDeDstellnng  der  Soenen  Ter- 
fuhrt-n  wahrlich  die  nttischeii  Vasennialcr  nicht  mit  solcher 
mehr  alf  alexandrinischen  Zuspitzung ,  wie  Bmnn  e«  von 
ihimi  crwnrtot ;  der  Zufmmnieiihaiig  ist  hinreichend  gewahrt, 
wAin  auf  jeder  Seite  der  Vase  eiue  Scene  der  Ilias  darge- 
stellt iat.  Hätte  indessen  der  Viwenmaler  wirklich  Memnon 
darstellen  wollen,  so  ist  Nichts  von  wiuer  Seite  geschehen, 
um  dim  in  der  DarstcUaug  selbst  deutlich  tu  nKkchen«  nnd 
seine,  nicht  unsere  Schuld  ist  es,  wenn  wir  seinen  Memnon 
fnr  Sarpedon  halten  ;  die  Möglichkeit  richtig  zu  iuterpretireu 
hart  dann  einfach  anf/'  Gegenüber  einer  solchen ,  ea  ist 
wohl  nicht  zu  viel  ge'*agt ,  wegwerfenden  Kritik  wird  mau 
es  mir  nicht  verargen  können,  wenn  ich  mich  mit  scharfen 
Waffen  zur  Wehre  sftze  und  dem  Angriff  dio  Behauptung 
entgegensetze:  die  Möglichkeit  richtig  za  interpretiren  hört 
allerdings  anf,  wenn  man  über  die  Schranken  einer  be- 
stimmten Methode  nicht  hinwegsehen  will  oder  kann. 

In  der  Philologie  scheidet  mau  zwischen  einer,  au  sich 
und  bis  zn  einem  gewissen  Punkte  ja  Tollherecfaligten  nnd 
nothwendigen ,  sogenannten  niederen  und  einer  Üb«r  die- 
selbe hinaniigehenden  höhereu.  mit  klassischem  Änsdrnck 
als  dtvinatio  bezeichneten  Kritik.  Soll  diese  letet^re  dvr 
Archäologie  etwa  vorenthalten  bleiben?  Fa«t  scheint  e$  eo. 
Allerdings  liegt  es  in  ihrem  Wesen  begründet«  dass  «t 
nicht  bei  jedem  einzelnen  Falle  ihrer  Aüwendang  d«n 
ganzen  Apparat  von  Schlnssfolgerungen  ,  auf  dem  »ie  be- 
ruht.  ausfuhrlich  darlegt,  ja  oft  sich  dereelbeii  im  Auf 
blick  kaum  klar,  d.  h.  versbandesukäsaig  bewnnt  s^tn 
8ie  beruht  oft  aaf  einer  Snmme  von  altgi-mtii 
speciellen   Anschauungen   und   Krfahruogen.   d 


Brunn:  Troisch^  Miacelien. 


161) 


nnbewnRst  xar  Lösung  einer  Schwierigkeit  vereinigen  und 
ihr  Ziel,  meinelwogon  anch  mit  TJeherspringnng  gewiÄser 
Mittelglieiler  erreichen,  um  einen  solchen  Kall  Imndelt  es 
sich  bei  den  fraglichen  Vasenbildem.  Wenn  man  nun 
von  den  tiefefMn  Gröndea ,  die  mich  xa  meiner  Deutung 
veranlasst  haben,  keine  Ahnnng  zu  haben  scheint,  so  bin 
ich  freilich  genöthigt ,  über  deu  vorliegenden  Fall  weit 
hinansru greifen  nnd  auf  Krörterungen  allgemeioerer  Art 
einzugehen,  von  denen  ich  mit  Unrecht  vurausgeaetKt  habe, 
dass  sie  jeder  Hir  sich  selbst  anstellen  werde. 

Aristoteles  lobt  iu  einer  bertthmteu  l^telle  seiner  Poetik 
(c.  23)  den  Homer,  dass  er  nicht  den  ganzen  troischen 
Krieg  be^ungi'n,  obwohl  er  einen  Anfang  und  ein  Ende 
hal>e«  sondern  dass  er  nur  einen  bestimmten  Abschnitt  aus- 
gewählt nnd  diesen  durch  Episoden  für  die  besonderen 
Zwecke  des  Epos  pnssend  erweitert  und  '/ugerichtet  habe : 
IM  i'iiVjit  ;ttqi  ^va  notavat  Kai  rre^t  ^a  xifovov  xal  ßiav 
Ttgä^tr  .'toh.'fJ€f/r^^  olov  a  ra  Kv^CQia  rroirj,0G>;  xai  t^r  fiiy.Qnr 
'Ihäda,  lotyuQtnf  ix.  ^liv  ^thadot;  xm  'Odioaiiac  ftta  tqo- 
ytftdia  jToutTut  tr,ariQtit;  tj  dvo  ftovat,  tu  6(  Kvjigitüv  nroXlai 
xal  fTfg  /iix^a^'  ^IhäÖo*;  7t)Joy  JxTft),  olov  O'tXtiJV  x^'01;, 
0iXontilt t^t;  j  jV«c*;Mo>U/iut; ,  Evgv/i vXog ,  :no*x^ia,  ^-taxatvat, 
*IAi'oi'  iTf^jig  um  07cü.tXoii:  xai  Siviov  xal  TQ^iadtg.  Dasa 
diese  Stelle  nicht  blos  für  die  Literatur  der  Poesie,  sondern 
auch  för  die  Archäologie  ihre  tiefe  Be^leutung  hat,  kann 
eine  einfeche  stAtisti«che  Ifeohachtung  lehren.  In  Over- 
becks  AtlaH  xuui  truiscfaeu  Cyclus  beziehen  sich  auf  die 
Kjprien  9  Tafeln ,  auf  die  Ereignisse  nach  dem  Schlüsse 
d«r  Ilias  bis  zur  Hinpersis  7,  aaf  die  Ilias  5,  von  denen 
aber  mehr  als  eine  in  Abzug  zu  bringen  ist,  da  sich  gerade 
hier    manches    Ungehörige    eingeschlichen    hat.')      Spätere 


1)  äicher  oder  ivlir  wahrscheinlich  bosiefavn  sich  aaf  die  Kjrprien: 
19,  'i  nnd  4:  Ift,  2;  20,  t;  aaf  die  Aethiopis:  IT.3;  gar  nicht  aaf  den 


170         SiUung  der  phHourphUol.  Ctasst  vom  5.  Juni  1890. 


I 


EnUleckimgen  haben  an  diesem  Verhältniss  nichts  We&eot-' 
liches  verändert,  sondern  Terthcilen  eich  etwa  in  gleichen 
Maas^tabe.  Wbiiu  nun  die  aristotelische  Proportion  der 
Tragödien  gewiss  keine  zufällige  ist,  soudeni  auf  b**gtijnraten 
Gründen  beruht ,  so  werden  wir  voraussetzen  dürfen ,  dass 
auch  das  analoge  Verhältniss  der  Kunstwerke  steine  he-  ■ 
stimmten  Ursachen  haben  wird,  oder  mit  andern  Worten:™ 
d&ss  die  Kunstler  nicht  jede  beliebige  .^ceue  oder  EpiKode, 
selbst  wenn  sie  an  sich  für  künstlerische  Behandlung  ge- 
eignet war,  nach  individueller  Laune  aucJi  wirklich  zur 
Dar.stcllung  brachten,  sondern  dass  sie  »ich  ebenso  wie  die 
Tragiker  bei  der  Auswahl  von  bestimmten  Gesichtspunkten 
leiten  Hessen. 

Kine  anmmariscbe  Betrachtung  der  Monumente  wird 
dies  bestätigen;  doch  wird  es  nicht  nöthig  sein,  fnr  den 
nächsten  Zweck  alle  Deuknmlerklassen  in  gleicher  Weise  zu 
bcrucknichtigen.  Denn ,  um  z.  ß.  von  den  geschnitttmen 
Steinen  ganz  ubzusehnn ,  die  i<ich  hur  besonderen  üraachen  j 
mit  anderen  Daratellungen  wenig  berUbren,  so  liefern  auchfl 
die  Reliefs  und  Wandgemälde  nur  ein  zerstreutes  und  ' 
lOckeuhaftes  Material  und  fehlen  namentlich  ftir  die  ältere, 
hier  beflonders  wichtige  Zeit  fast  ganz.  Dagegen  bieten 
die  Vasenbilder  eine  reiche  und  in  so  fern  auch  ziemlich 
in  sich  al^escblossene  Masse  dar,  als  fernere  Entdeckungen 
wohl  eine  <|nantitative  Vermehrung  iunerhalb  der  bekanut^n 
Darstellungskreise  versprechen,  aber  eine  relativ  weit  g»> 
ringere  Aussicht  auf  eine  Erweiterung  dieser  Kreise  selbst 
eröffnen.  Die  Vaseubilder  siud  daher  hier,  wenn  auch  nicht 
ausschliesslich,  doch  in  ganz  überwiegender  Weise  in  Be- 
tracht 2U  ziehen.  Ausserdem  aber  werden  wir  von  vorn 
berein   nicht   ausser    Acht   Iftssen   dOrfen ,    dass   aicbt  alle 


troiMben  CjcIdb:   16,    iz,   IH  und  17;  17,  7;  18,  .4,  A  and  7i 
FÄlsebuag  ist  16.  11. 


Brunn:  Tmüch*  Mitrffht». 


171 


Uoi'wli^D  l)arBt«llnugeQ  auf  dus  ßpo?,  wenigstens  nicht  auf 
AaM  RpoN  alfl  directe  Quelle  ziirürkziiftthren  »ind.  Wie  be- 
dMit**nfl  namentlicli  dip  vielfflchon  Umgestaltungen,  welche 
dir*  Si^fo  durch  die  Tragödie  erfahren  hat,  auf  die  jüngere 
KnQst  eingewirkt  htil>ei),  ist  allgemeiu  anerkannt.  Aber  selbsit 
wo  der  Stofl'  dem  Kpos  entlehnt  ist,  kanu  sich  doch  die 
AaffRMDng  7,  B.  dem  Geiste  der  strengeren  chorischen  oder 
der  freieren  mehr  suhjectiv  gefärbten  Lyrik  annähern. 
Kndlioh  redet  auch  die  Kuni^t  ihre  eigene  Sprache  und 
beoflt^t  daher  die  von  ihr  selbständig  für  gewisse  allge- 
meine Verhältnisse  ansgeprägton  Typen  anch  zur  Darstel- 
laog  bestimmter  mythischer  Scenen  und  Sitniitionen  ohne 
R&cksicht    anf    den   Wortlaut    der    besonderen    poetiwhen 

gn«n«. 

Wir  beginnen  mit  den  Kyprien,  Iteich,  ja  ül>erreich, 
niebrtuch  typisch  durchgebildet,  und  nicht  annschliesslich 
in  der  Vaseumalerei  vertreten  sind  die  LiebeHwerlmug,  die 
Hochxeit  and  das  Beilager  (\o.»  Peleiis,  sowie  das  TJrtbeil 
dn  P&rift.  Sie  sind  die  anerkannten,  durch  den  Itathschlass 
doiZeuM  gewollten  Ausgangspunkte  des  gesamntten  trnischcn 
Knef[«i,  and  Überragen  dadurch  an  tieferer,  ich  miSohte 
hier  sagen,  epischer  Bedeutung  sogar  den  facliw heu.  äusseren 
AntaM  zam  Kriege,  oemlich  die  IJebeswerbuQg  des  Paris 
Dod  die  Kntftihrnug  der  Helena.  Allerdings  erscheint  in 
einer  mehrCich  wiederholten  Reliefcomposition  aus  guter 
griirchivcher  Zeit  |0v.  KH,  2)  auch  diese  Liebesbcgegnnng 
»1«  der  Auafluss  eines  höhereu  göttlichen  Willeus,  etwa  in 
drtii  Sinn«,  wie  am  Kypseloskaateu: 

Mildttav    *idcußv  y«t.ii«*,  xtXtrm  d''yi<fi}Cfdita. 

UieiKr  Anfiassung  nähert  ?ich  die  Vasenmalerei  nur 
«rlt''n  in  Arbeite»  de«  mittlert-n,  d.  h.  des  mehr  oder  weniger 
•trengen  rothügtirigen  Styls.  In  schwarz-figurigen  Bildern 
fehlt  der  Gegeuotand  ganx;  in  denen  des  malerischen  StyU 


172        SiUvng  der  fihihit.'phSoJ.  Clasu  vom  5.  Jttni  JSBO, 


verSacbl  er  sich  mehr  «ml  mehr,  wie  ID  lier  späteren  Poesie, 
zu  eiueui  blossen  Liebesabenteuer.  0er  Traj(odie  uud  0er 
Bjiüieren  Lrrik  gebort  auch  die  ft«lbstj>tüiidige  Entwickeluiig 
der  Vorgeschicbte  des  Paris,  seines  VerhäHniKses  zu  Oenoue, 
»eiiier  Wicdererkennnn);  im  HaaNc  de«  PrinmoR  an,  nud 
diesem  Verhält.ui»se  ent^tpricbt  der  Charakter  der  hetretfenden 
Kuu.'^tdarstelluugeu.  Ef  folj^eu  die  Vorbereitungen  7.uui 
Kriege,  Abschiede,  AnR7.ug  n.  n.  w.  Wollen  wir  hierher 
die  nicht  weiter  charakterisirte  Darstellung  des  Akanias  und 
Demopbon  neben  ibrea  Hosseu  (Gerhard  etr.  uud  camp. 
Vasenb.  12)  sieben,  so  hatte  der  Maler  dabei  wohl  woniger 
den  troischen  Kri^  an  sich,  als  die  Verherrlichung  ?.weier  ^M 
athenischer  Namen  im  Auge.  Der  Abschied  des  Aias  in  ^* 
einem  vereinzelten  Vasenbilde  ist  gewissermassen  ein  Reflex  i 
der  späteren  tragischen  Kntwickelung  seiner  Schicksale  und  ^| 
möglicher  Weise  erst  nnter  df^m  F^nÜiisse  der  Tragiwlie  ent-  ^ 
standen.  Des  Odysseuj^  erheuchelter  Wahnsinn  ist  der  Vasen- 
malerei fremd  geblieben ;  er  hat  für  dB«  Epos  nur  den 
Werth  einer  Episode;  seine  künstlerische  Bedeutung  liegt 
auf  dem  Gebiete  einer  psychologischen  Kntwickclung,  lür 
welche  die  Vasenmalerei  ihrer  Natur  nac!»  weniger  geeignet 
war.  Von  entschied euster  Wichtigkeit  fttr  das  Epos  ist 
dagegen  die  Theilnahrae  des  AchiUes  als  des  HanpthehJpn 
des  ganzen  Krieges,  der  für  diesen  Krieg  ausdrücklieb  ge- 
boren und  erzogen  wird.  Doch  hat  sich  auch  hier  diV 
Vasenmalerei  auf  die  Erziehung  bei  Chiron  und  auf  Abschied 
und  Auszug  beschränkt.  Die  Darstellungen  der  lieburt. 
des  Aufentluiltes  unter  den  Töchtern  des  Lykometlea  sind, 
um  einen  kurzen,  hier  al^er  wohl  Tei*ständlichen  Aanlruck 
KU  wählen,  ausserepisch.  Die  Abfalirt,  die  Landung  in 
Mysieu  fehlen.  Im  Giebel  des  Tempels  zu  Tegea  war  aller- 
dings die  Schlacht  am  Kaikos  dargestellt,  aber  nicht  wegen 
ihres  epischen  Inhalte«,  sondern  weil  Telephon  der  Sohu  der 
tegeatiscbeu  Priesteriu  Auge    war.     Dagegeoi    zeigt    nns   ein 


« 


Brunn :  Troiarhe  Mi»eelieM. 


173 


Vasenbild  Putroklos  verwundet  und  von  Achilles  vorbundeOf 
mch  Welcher»  üchöner  Deutunj;:  im  mysiscbeu  Keldzage. 
Hi«r  x«igt  sieb  niis  zum  ersten  Male  recht  offenbar  di 
Feinheit  der  Vasenmalf^r  in  dt*r  Walil  sc:lieinbar  oder  änsser 
lieh  nicht  bf'sonders  hervorragender,  aber  lioziehun  gereich  er 
Monieiiif,  welche  den  Va8«nbildern  oft  piueu  über  ihr  formal 
kQiifttlt>ri»chefl  Interesse  weit  hinaiisgebcaden  tief  poetischen 
Werth  und  Ht'iic  verleihen.  Hier  verwandelt  sich  dieJngeud- 
frctiDdftchafl  der  beiden  Helden  in  eine  feste  Heldenhruder- 
«cfaaft  nnd  Kainpf^eno.sseiischaft,  aus  der  sich  die  Kata<^tropheu 
im  zweiten  Theile  der  Ilias  mit  moralischer  NothwendiKkeit 
mlwickelo.  *-  Die  Gef^enwart  des  Telephos  im  Griechen- 
lager wird  im  Kpos  dadnrch  motivirt ,  da.ss  er  nach  der 
rrvtm  verfehlten  Fahrt  den  Hellenen  uU  Wegweiser  nach 
Troia  di<>uen  soll :  eine  Thatsacbe,  die  freilich  fflr  die  weitere 
Eotwickeluug  poetisch  nicht  gerade  ins  <vcwiclit  fiillt  Die 
Anfänge  der  Telephotivorstelltingen  schon  vor  der  Zeit  iles 
uialfriM'htn)  Vasenstjl.«  »ind  daher  wohl  schon  auf  den  Eiu- 
fliHK  der  Tragödie  znriickxnfnhren ,  während  die  späteren, 
(fauiioti^r  auch  die  zahlreichen  eirusci^chon  Urnen,  enlschietlen 
auf  denselben  Ktirnckweiseu.  —  Die  Opferung  der  Iphigeuie 
bftt  «ine  tiefere  Bedentnug  weniger  fUr  den  troischen  Krieg, 
als  ftlr  die  Nostoi  nnd  die  Orestessage .  welche  %a  ibrvr 
tcläii&podeu  Verarlieilnug  erst  durch  dte  Trngi^die  gelangt. 
Vor  di4'  Zeit  dertflbeu  fall^-u  denn  tinch  keine  Kunstdar- 
«t^llungen ;  in  der  VAsenuialerei  erncbeint  sie  erst  im 
malennchen  Styl. 

Mit  dem  Aafenthalt  in  Aulis  bringt  man  gewöhnlich 
dwi  Wflrfelnpiel  den  Achillus  und  Aia»  iu  Verbindung,  freilich 
flitt  zwerfelhafter  Bi^rechtigung.  Vielleicht  liegt  hier  i'iuer 
ilrr  Fälle  vor,  in  denen  ein  klinstlerisclier  Typus  allg»*- 
neinfrrr  Art,  eine  Krage  an  das  Schicksal  durch  Würfeln 
f^r  Brvttspirb  durch  die  bf^igesetzt^u  Namen  iudivid\ialtdirt 
wind,  um  das  allgemeine  Vorhaltni»«  der  beiden  gowaltigsti^n 


174         SUsHttp  Her  phüos.-pftiJol.  Claate  vom  ^.  Juni  1880. 


Helden  za  einandtfr  ohne  Bexiehnug  auf  ein  speciell«?fl  Factum 
zur  Anschauung  zu  bringen.  Schon  in  der  mittleren  Vaflt^n- 
malerei  ist  der  Typus  im  Verschwinden.  —  Auch  die  Ver- 
wundang  des  Philoklet ,  der  ernt  später  im  Kriege  eine 
wichtige,  aber  doch  nur  kurze  Holle  f^rpieleo  eollte,  begegnet 
nun  erst,  und  immer  noch  spärlicb,  iu  der  mittleren  Vasen- 
malerei. 

Der  Tod  des  Protesilaos  bei  der  Landung  in  Troa« 
fallt  fnr  den  Fortgang  des  Krieges  selbst  nicht  ins  Gewicht: 
die  wenigen  Kun.stdar3telluugeu  gehen  auf  die  Tragödie 
zurück.  —  Wichtiger  ist  der  Kampf  des  Achilles  gegen 
Kyknos,  auch  dieser  freilich  weniger  fnr  den  Krieg  im  All- 
gemeinen, als  ftlr  die  Heldenlaufbahii  des  Achill,  und  damit 
stimmt,  dass  das  einzige  Va.seuhildf  welches  ich  auf  diesen 
Kampf  in  einem  besondereu  Artikel  zuriicbzuftlhren  hoffe, 
dort  als  Theil  einer  „Achilleia"  erscheint.  -  Anders  verhält 
es  sich  mit  dem  von  Welcker  so  schon  nachgewiesenen  anf- 
gefaohenen  Zweikampf  zwischen  Achill  und  Hektor.  Eh  int 
natürlich,  dass  die  beideu  Haupthelden  der  feindlichen  Par- 
teien vor  Begierde  brennen ,  ihre  Kräfte  mit  einander  *n 
messen ,  und  da^s  darnm  der  Dichter  sie  so  schnell  «U 
möglich,  wahrscheinlich  unmittelbar  nach  dem  Tode  den 
Kyknos,  einander  gegenüberstellt,  aber  ebenso  ualQrlich, 
dasfi  es  im  Interesse  beider  Part-eieu  liegt,  die  besten  Kraft« 
nicht  sofort  beim  ersten  feindlichen  Zusamiuentreff»'n  anfs 
Spiel  KU  setzen,  sondern  fQr  die  letzten  KulAoheidungskänipfe 
aufzusparen.  So  wird  die  erste  Begegnung  be/.iehungsreich 
für  die  Folge,  und  die  Bedeutung  der  beideu  Helden  fflr 
die  lebte  Entscheidnng  des  Krieges  tritt  gerade  durch  die 
gewaltsame  Verzögerung  derselben  in  das  hellste  Licht.  ^ 
entspricht  dem  epischen  Grundcharakter  dieser  Scene.  wi-uu 
diese  erste  Bt^egnung  nicht  erst  in  einem  mthfigurig^n* 
sondern  schon  in  älterer,  noch  drastischerer  AuÜasniug  in 
einem    üchwarzttgnrigen    Vaoenbilde   (München    330;    Areh. 


I 


Brunn;   'JVoLweht   Mi»fellrn. 


I7S 


Zeit.  IäS<t,  T.  67»  dargestellt  wurdM,  wie  von  W.  Kli^iu 
und  uuabhangiff  von  ihm  auch  von  mir  vermuthet  worden 
tat  (VVrb.  il.  29.  Pliilulot^enventumiul.  in  Innsbruck  S.  152 
and    157). 

K»  bleibt  der  zahlreiche,  dnrch  alle  Klaflsen  der  Vasen- 
tuuleret  hiiiduri;hgeh«n(U>  Kreis  der  'I'roilu8(iar8teltungt<u, 
Bontht  ihre  Hüatigkeit  auf  reit)  künstlerischen  lirnuden 
oder  ficar  auf  blot<((t«ai  Zufall?  Für  den  äusseren  Verlauf  des 
Kriogoft  liiidr<t  de«  Troilos  Tüd  doch  uur  eine  Episode  ohne 
Ewchhaltige  Bedentung.  Selh.*(t  die  Angabe,  dasa  das  Schicksal 
Troja'«  mit  dei»  Tode  des  Troilos  vor  «rreichter  Mannbar- 
keit anf  da)^  Kngste  verknöpft  war,  würde  die  Bevor!;ugung 
dieoier  Soene  von  Seiten  derKüntitler  uur  ungenügend  recbi- 
fnrtiKuD.  Da«  tief  innerlich  Kutscheideude  liegt  vieluinbr 
darin,  dasa  hei  dieaem  Anlas.«  Achilles  das  Heiligthnna  ilt^i 
tJijiubriudcheu  Apollo  entweiht,  das»  er  sieb  dadurch  die 
pcrafiuliche  Feindschaft  des  (lottes  xtiziefat,  und  da.'>s  da- 
Jarcb  «tin  späterer  Tod  alH  die  Sühuung  einer  bestiiunittni 
Schuld  mnrnliacb  b4>grQndet  wird. 

läewbwrmaoseu  als  kflnatleriseher  Schlnw  der  Kyprien 
\mmi  nicb  du«  friedliche  Zusammensein  d&i  Acbilleus  und  der 
BriMift  etwa  nach  der  RUckkehr  von  einer  kriegeriHohen 
l>nt«riirhinuug  betrachten  (Gerhard  A,  V.  Ib7)»  Auf  ihrer 
TrrnDang  b<*nilit  der  ganze  Conflirt,  mit  dem  die  lüas  he- 
trinnt. 

Wtjim  Horaz  den  Homer  preist ,  dass  er  .,uil  niolitnr 
iavpte",  Kl  darf  ein  Uhnliches  Lob  auch  don  Kfiustlern  wigcn 
tUr  Aiuiwahl  der  oljigan  Scenen  nicht  vorenthalten  werden, 
Xainfutlicb    die  alleren   VuHHunuiler  .    so  wrii  sie ,    von  der 

idigen  VolkAsago   abgesehen,    noch    fast    ausschliesslich 

[»■iche  r'o4»«ie  als  (Quelle  angewiesen  waren,  »eigen 

.iIh-  auinillige  /urtiokhultuug.     Eigentlich    nur    die 

4reii  gruwu'u  (»rappen  de^-  Helens  und  der  Thetis,  des  Paria- 

1"    ■  i      '\-.-\    de«  Troilos    haben    nich   y.ii    ty^nsoher  Thircb- 

'  ,   r    I    i.hll.  huMl.UJ.  i.:.'.)  IJ 


^Mta 


176         SitJunff  rfer  pftQo».-ph3oi.  Clo-ise  vtrm  5.  Jmti  1880. 


bildaug  entwickftlt.  Des  Paris  Liebeswerbung  und  tMucbt, 
des  Patrokloa  Verwunilnng,  der  aufgehobeue  Zweikampf 
des  Achille;:  uiuJ  liektor  sind  inhaltschwcre  Momenttf  als 
Vorläufer  der  Zukunft.  Iü  deu  Abscbiedwcenen.  nament- 
lich denen  des  Ädiill  (vgl.  Sitzuugsber.  IÖ6Ö,  S.  61)  geben 
die  Küustler  von  der  allgemeinen  Typik  aus.  wissen  diese 
aber  in  sehr  HRUwtändiger  AuiTnssnng  zu  verwertben  und 
aus  ihr,  dem  Gesamaitiubalte  der  Diebtuog  gemäss,  g&ax 
neue  Reize  und  tiefgreifende  Be%iebuiigen  zu  entwickelUf 
wie  denn  ».  B.  aucb  die  Typen  der  brautftibrung,  der  Uück- 
kehr  in  die  HilosUchkeit  in  ibrer  Anwendung  auf  Menelaos^ 
and  Helena  (Or.  S.  261),  anf  Achilles  und  Briseis  cineii^| 
unerwarteten  H«iz  gewinnen.  Bei  weiteren  Darstellungen  ' 
i!>t  es  nicht  mehr  das  ECpos ,  sondern  die  Entwickclnng  der 
Sage*  in  Drama  nud  Lyrik  ^  von  welcher  auch  die  Kuoflt 
in  der  Auswahl  der  Scenen  bedingt  erscheint.  ■ 

In    den   Kyprien    überwiegen  die  Beziehungen  auf  Zu- 
künftiges; nach  dem  Ende  der  IHas  drängt  allt^s  bestimmter 
zum    Abscbluss.     Zunächst    ersclieint    atterdings    noch    der 
Kampf  gegen  Peuthesilea  als  eine  sehr  »elbstaudige  Episode 
des   Krieges,  die  sich  eben  so  selbständig  aucb  küustleriscb 
verwerthen  liess  und  wirklich  rerwerthet  wurde.     Dag#^eu      i 
soll   der    Kampf  gegen   Memuon   den   Achilles   ror   Beinem^f 
nabeu  Ende  noch  einmal  in  dem  vollen  Glänze  seines  Helden- " 
tbuuis  zeigen,  was  uur  dadurch  erreicht  wird,  danä  ihm  ein , 
au   Geburt,    Bang    und   Tapferkeit    durchaus    ebeubUrtiger| 
Gegner   gegenübersteht.      Unter   diesem    Gesichtspunkte    ist 
denn    auch  die  Memnonsage   in  ihren  verschiedenen  Pbasenl 
besonders  von  der  Vasenmalerei    seit    früher  Zeit  behandelt] 
and  reich  entwickelt  worden,   aod  fiberragt  bei  weitem  die 
Darstellungen  vom  Tode  des  Aclirlles  selbst:    das    ruhnilnw 
Dahinsiukeu    durch  einen    Pfeilschuss    aus    dem  Uiuterhalte, 
entbehrt«^  des  tiefereu  poeiiscbeu  Reizes  und  erst  die  »ipüt 
Kunst   rersclimäbte    die  DarsteUnng   auch  dieses  Mumvntr^ 


Brunn:  7VoüdM>  WMBlIen. 


177 


oiebt.  l>ie  ältere  gab  dem  Kampfe  um  die  Leiche  den  Vor- 
mg.  Auf  ihn  bezieht  sich  ein  hernbrnie^  fitataarieoliHs 
Werk,  die  eine  der  Oiebelgruppen  von  Aegina.  Von  Vaaen- 
bildeni  ist  daa  des  Kxekias  unbedeuteud  ,  während  uns  das 
Pembrokescbo  dnrch  altorthnmliehe  Ijebendigkoit  der  that- 
•iddidien  Schilderung  anzieht.  —  Vereinzelt  finden  wir 
ftof  der  typischen  Grundlage  der  Todtenklage  auch  Achilles 
auf  <leiD  Todtenbett  von  Nereiden  und  Mnsen  beklagt  I.Ann. 
d.  I.   Iöti4.  t.  OP;  vgl.  A.  Z.  186C.  p.  200). 

In  einer  andern  Bilderreihe,  dem  Aufheben  der  Leiche 
and  ibrpro  Forttragen  dnrch  Aias  int  es  nicht  mehr  Achilles, 
oci  den  es  »ich  in  erster  Linie  handelt,  sondern  Aia»,  dessen 
üoterg»ug  durch  diese  Scene  mit  dem  Tode  des  Achill  eng 
verknfipft  werden  soll.  Mit  dieMT  Andeutung  scheint  sieh 
üe  Sltere  Vaaemnalerei  beguQgt  zu  haben.  Die  iJarstellnug 
de«  Hulekampfex  zwischen  Aiaa  and  Odynseus  anf  einem 
acfawarzflgurigem  Va«enbildc  (Ann.  d.  1.  I8ti5,  t.  F)  zeigt 
MDe  %n  feine  Ironie,  um  für  eine  ursprünglich  alte  Erlin- 
doiig  xa  gelten.  Uei  der  UarsteUnug  des  Couflictes  auf  zwei 
Triokacbaleu  Übte  wenigstens  iudirect  das  Drama  schon 
wijMm  Kinflnxs  uns,  wie  .schon  die  CompoMÜlousweise  der 
oaea  aAdeutet,  die  mit  dem  dramatischen  Couflict  auch  die 
Lüiimg  durch  die  Rückgabe  der  Waffen  an  Neoptolemos 
im  InDenbilde  verbindet  (Philologenvers,  in  Innsbruck  ü,  I5T). 
Die  Darstellung  iXet*  Selbstmordes  tut  einige  Male,  und  nicht 
oor  Ton  etruseüfchen  KfliLstlern  versacht  worden,  iilier  niehl 
fn  eüwr  wirklich  befriedigenden  LöHung  des  für  die  Vaseu- 
■derei  uberhanpt  niclit  wohl  lösbaren  Probleme»  gelangt 
(»gL  ÜPjdcnmnn:  A  Z.  1^71,  S.  60J.  Verhältnis.<iniii.sHig 
Ml  JKitiin  gelungen  ist  das  eine  der  griechitiohün  Vasen- 
bdder,  wt^lches  indessHo  nicht  den  Selbstmord,  sundern  die 
AaffisduDg  tliir  Leicbr  durch  Diomeiltw  und  Odysseus  dar- 
•tollt  und  wegen  der  Motivirung  dieser  beiden  (iestalton  fUr 
williger  ttlt  ax  halten  »ein  möchte^  als  e»  den  .Anschein  hat. 


^^ 


! 

1 


1 78         SiUmtg  der  jtkdQs.-ithilol,  CloMe  vom  ü.  Juni  1890. 

Die   Bedeutung    des   Neoptolemos   nls    Nachfolger 
Achilles    wird    durch    seinen    Al>schie<l    von    Lykunifdes 
der    belcannteu    typischen    Auffassung    eingeleitet    (Ann. 
l.   1860,  t.  I.)     Dagegen    ist   es   wiederum  char akter i'^tiw' 
dasfi    weder    die    >Sage    von    der    Abholung    des    Philok 
noch    die    vom  Raube  des  Palludiun  in  der  älteren «    j» 
erstere   überhaupt  nicht  in  der  Vasenmalerei  vertreten 
Die    einzige    Darstellnug    des   Ranbe«,    oder    vielmehr 
Streites  am   zwei  Pallüdien  aus  der  mittleren  Zeit  (M.  d.  U 
VI,  22)  steht  poetisch  und  kiinstlerim>h    durchaus  auf  ei 
Linie    mit    den    beiden    auf  dan    Wafl'enurtheil    bezüglich 
Trinkschalen.    Beide  Ziagen  mussteu  erst  au!$  dem  Zusamme; 
bange  des  Epos,  in  welchem  sie  nur  episodische  ßedentii 
hatten,    herausgelftst    und    namentlich    durch    das 
.selbständig    ausgestaltet    werden ,    um   auch  in  dem  Kn 
künstlerischer   Darstellung   Verwendung   /.u    finden.   —  DI 
Zimmerung   des   hölzernen   Bosses    auf  einer    rotbfigurigi 
i<cliale    kann    nur   als   ein  mislangener  Versuch    huzeichui 
wttrden,    der   auch    in    andern   Kuustgattongen  nur  mit 
ringem  Erfolge  wiederholt   worden  ist.   —   Laokoon  ist 
Vasenmalerei  fremd. 

Die  verschiedenen  Episoden  der  eigentlichen  Ilinp« 
sind  allerdings  in  der  Vasenmalerei  /.iemlich  voltstaud 
aber  keineswegs  gleichmüssig  vertreten.  Abgesehen  v< 
Audromache,  welche  ganz  zurücktritt,  nnd  von  dem  etwi 
zweifelhaften  Hilde  derliekabe  bei  Poiymestor,  das  uhrigei 
Jedenfalls  von  der  Tragödie  abhängig  ist ,  erscbetut  die 
ROckfÜhrung  der  Aethra  erat  in  der  mittleren  Vasenmaierei. 
wobl  durch  athenischen  Einflnss.  Die  eigentlichen  Ziele 
des  Krieges  werden  erreicht  durch  die  Kuckführung  dtv 
Helena  nnd  die  Ermordung  des  Priamos  and  Astyaui 
während  die  Rettung  der  Ammden  als  ver.tßhneude«  K 
ment  eintritt.  Am  Schluss  dient  die  Opferung  der  Potyxei 
der  Krinnerung   oder   der  Enienernng   des   AnilenfaHi» 


Hriinn;  Tratscht  Miscellfti. 


170 


dwi  (^pwaltigeten  Hnlrten,  an  Achilleus.  Der  Frevel  an 
K»««D(lra  endlich  varanschanlicht  tiieils  die  Greuel  der  Er- 
ob^rnD)(  ftiner  Stadt ,  theils  leitet  er  zu  dftii  Nwtoi  üher, 
•of  wi^Icbtf  hier  nicht  weiter  cioKagehen  nöthig  ist,  da  sie 
fiherbnnpt  för  die  ältere  Vasenmalerei  gar  nicht  in  ße- 
trtcbl  komnieo.  Auch  die  Oily^see  geht,  von  dem  einzigen 
Polypheombentener  abgesehen,  in  dieser  Denkmäler  kl  asse 
Imt  aoft. 

In  der  Ännwahl  der  Sc«nen  treten  uns  aleo  auch  liier 
6bera]|  bestimmte  Gesichtspunkte  entgegen,  die  es  genügen 
maK  Dar  augedeutet  v.u  haben ,  nni  dadurch  au  die  Be- 
trachtung der  Monumente  der  Ilias  einigermassen  vorbe- 
reitet herantreten  m  können. 

Bei  diesen  werden  wir  die  Zeitfolge  der  Begebenheiten 
Torlänfig  aiitwer  Acht  lassen  uml  einzelne  Grup|)eu  /unäohst 
nach  besonderen  Gesichtspunkten  ausscheiden. 

Vor  allem  i«t  der  Eiufluss  des  AeschyUw  hervorzuhehen, 
welcher  der  epischen  eine  dramatische  Ilius  oder  Achitleis 
ia  trilogi!(cher  Gliedernng  entgegenstet lle.  Hierin  folgte 
ihm  die  Va^nmalerei :  die  Darstellongen  der  Wegfnhrung 
i«"  BriaeU,  der  Gesandtschaft  an  Achill,  weiter  die  Dar- 
•t«Ilaiig«n  der  Waffi»nübergabf*  au  Achill,  sowie  der  Lö- 
cirag  d«  Hektor,  in  denen  die  typische  Gestalt  des  erzürnt 
4aBtavndeu  Achilleus  con-itant  wiederkehrt,  weisen  in  be- 
■bimnlAT  Witiae  auf  Acachyloß  uls  Qaelle  hin  (vgl.  Ann. 
4.  lut^   185B,  p.  366  sgg.). 

Sehr  Tereinxelt  stobt  das  Aussenbild  einer  Trinkschale 
4as  Diomodes  im  Kampfe  gegen  die  dem  Äeneaa  zn  Hülfe 
l«Dnendo  Aphrodite  (Jourual  of  Philology  VH»  215).  Der 
Kampf  w\h»i  trägt  in  der  llias  einen  durchaus  episodischen 
Ckarakler.  Betmchtpu  wir  aber  die  Trinkschaln  weiter :  da 
fadeii  wir  im  zweiten  Äuäseubilde  Herakles  im  Kampfe 
gBgvn  d»n  «teint'ni  Sohne  Kykuos  zn  Hülfe  eilenden  Ares, 
ta  luoem  den  Ringkampf  des  Peteus  mit  der  Thetis.    AJsu 


180        SUannfi  der  phHoi.-pkÜol.  CloBse  pow  5.  Juni  1880. 

dreimal  sind  ee  Sterbliche ,  welche  den  Kampf  gegen  ITt 
sterbliche  mit  Erfolg  anfnehmen.  Unter  di«iem  Oeeicht 
pnnkte  hob  der  Maler  die  AeneaKepiaode  aus  dem  Zusammen- 
bnnge  der  Tlifts  herans;  dasa  es  aber  gprade  die  Tlins  war, 
ist  rom  poetisch-kOnetlerischen  Standpankte  reiner  Zb 
and  daher  gleichgültig. 

Eine  Episode  ist  auch  die  Doloneia,    und    es  ist  ane 
kannt,    das«    sie    iiuc.h  dureh   ihre  poetische  Färbnng  mehr' 
all)  antjere  Theile   sich   als    ein  selbst-ändiges  Lied  aiis  dem 
Znsammenhange  deR  Ganzen  auBaondert.     Es  iat  al»o  dieeer 
romantische  Rwiz ,    der    in  der  Verklpidnng  de«  Dolnn  den 
Künstler  auch  eine  Üussere  Charakteristik  darbietet,  welc-herl 
den  Anlass  gab,   dafis  die  Vasenmalerei  der  mittleren    nnd 
späteren  Zeit  sich  der  Darstellung  dieser  Episode  zuwandte  ^ 
(v^l.  Ann.  d.  Inst.   1875,  p.  299  sgg.    Die  beiden  schwarz 
6gurigen  Bilder  bei  Ot.  N.  39  und  40  stellen  einfach  eine 
Bogen nchützen  zwischnn   zwei  Hopliten    dar).     Der  mit  de 
Dnlnneia    eng    verbiindenr  Raub    der  Uosae  defl  Rhesoe  ial 
nur    durch    eiu    vereinzelte«   spätes   und  keineswegs  hervi 
ragendes  Vasenbild  vertreten. 

Ein    Glanzpunkt    poetischer    Schilderung    ist    Hnktor 
Abschied    von    Androniache.     Allein    nur    ein    einziges  Mal,^ 
nnd    nicht    einmal  völlig   .sicher,    finden  wir  die  8cene  sof 
einem  Vasenbilde  in  mehr  allgemein  Rcheniati-iirtBr,  mls  in- 
dividualisirter  Auffassung,    Die  dichterische  Bedeutung  die»!« 
Ahschiwis    für    das  Gan^c  de.«!  Epos    oder    vielniphr  j^r  den 
ganzen    troischen    Krieg    erfaRRten    die    KUnstler    in     weifl 
8plbnt«täudigerer  Weise,  indem  sie  Rüstung,    Abschied  und 
Aus7.ng   des  Uektor    ohne  Rücksicht   auf  poetische  Einzeln^ 
<Bchild(«rnng    auf   den    Grundl^en    känfftleriitcher    Typik 
darstellten,  dass  dipse  i^cenen  nns  als  die  geistigen  Gf 
stücke    zu    dem  Abschied    dea    Aobill    entgegentretefl    (vgt* 
Sitzungsber.   1868,  S.  731. 

Einer   besonderen  Betrachtung    bedarf  eine  lUihe  rod 


Srwm:  Troiitche  MUcdlcn. 


161 


einzelnea  KampiHcenen.  Wie  ein  kindliches  («enifith,  welches 
«14^  in  der  Fnlle  der  EinKelnheiten  eines  Epoa  noch  nicht 
xiirvcht  Ko  finden  weiss,  isich  au  gewissen  allgemeinen  Vor- 
«t^Unngen  genQgpn  läftfit^  so  wird  »ich  auch  die  Kuiiat  in 
ihrar  Kindheit  die  Dinge  in  ähnlicher  Weise  znrechth>geu. 
Sio  bildet  «"ich  gewisse  allgemeine  Schemaita  des  Aufmarsches, 
dt*8  Zweikämpfen,  des  Kampfes  um  eine  Leichn ,  aud  sucht. 
ibneii  eine  tiefere  Bedeutung  dnrch  HinsafUgang  von  Namen 
beisulagen.  So  stehen  auf  einer  sehr  alten  Vase  (Ä.  Z.  1864, 
T.  1H4I  Achilleus,  Patroklos»  Protesilaoa,  Palaraedes  dem 
Uektor  und  Memoon  gegenüber,  sümmtlich  /u  Pferde,  aber 
ohne  jede  persönliche  Charakteristik  oder  aach  nur  ßowatf- 
ouDg:  tinechen  gegen  Troer,  nud  es  würde  thöricht  sein, 
hier  mehr  aU  diesen  einfachen  Gegensalz  »ehen  zu  wollen, 
anter  dem  sich  einp  kindliche  Anfichannng  den  troinchen 
Krifg  in  seiner  Ge^ammlheit  Torütellte.  So  finden  wir  bei 
nrei  Kfimpfenden  xwiscbcn  zwei  Knappen  einmal  nur  den 
Namrn  de.i  Aeueaa  (Ann.  d.  I.  1866,  t.  Q),  ein  anderes 
Mal  den  des  Achilleus  und  des  Memnon  (Mon.  11,  38,  2). 
Dann  kSmpfen  wif^^r  Hekinr  und  Sarpedon  gegen  AchilleuA 
und  Phoenix,  die  beiden  Aias  gegen  Aeueafl  und  Hippokles, 
während  nebenbei  noch  die  vereinzelte  Kignr  des  Oolon  er- 
«cbeint  (Ann.  1662«  t.  B);  oder  Aias  gegen  Hektor  und 
Aeorwi  jMuu.  II,  38,  I);  sowie  TIektor  gegen  Menelaos 
Ab«r  der  laiche  de«  Euphorbos  (Verh.  der  Philol.  in  Han- 
aoT«r  1664).  Aber  es  würde  vergeblich  sein ,  hier  eine 
DebereinHtinimnng  der  Bildwerke  mit  den  Worten  Homers 
■■dt««ÜK>n  /.u  wollen  und  noch  tbörichier ,  auf  andere 
posiiaehe  Quellen  als  Homer  ku  schliessen.  Dasa  auch  nix:fa 
tpäier  als  in  diesen  altertbflmiichen  Bildern  orhcblichi*  Un- 
gBKhicklichkeiten  vorkommen,  wird  iiiu  nicht  Wunder 
Mfamtro.  Wir  wArden  daher  einem  Kampfe  des  Diomedee 
g^eu  Hektor  Ober  der  Leiche  eine«  Skythes  ((iexbard  A. 
V.   !9'i)  keine  Bedeatung    heilten;    oben    so    wenig    einer 


'^m 


4 


Kampfscene,  in  welcher  n»ch  der  Stellnng  der  Inschriften 
Aias  und  Hcktor  cin*'ni  Tydys  nnd  ({enoKaeu  gegenüber- 
stehen (München  N.  53J.  Wir  erkennen  vielmehr  an  diesen 
Ausnahmen  ,  welche  an  verwandte  FW'strebnngen  ans  der 
KindbeitH^eit  der  Archäologie,  jede  beliebige  Kampfticen« 
mit  mythologischen  Namen  auszustatten,  erlunero,  wie 
wenig  die  Malerei  geneigt  war«  rein  episodische  Scenen  in 
den  Kreis  ihrer  ( >ar:sielluDgen  anfzunehmeu. 

Fragen    wir  jptxt   nacli   den  Soenen  der  Hias»    welche 
nach    diesen    durch     besondere   GesichUipankte    motirirten 
AnMcheidnngen  als  ihrer  AnffaAsuDK  nach  speciell  oder  spe-^ 
cifisch  episch  übrig  bleiben,  so  tritt  nns  sofort  die  ausserstH 
charakteristische    Erscheinung     entgegen,    dasa    die    ei-Kten 
vierzehn  Gesänge  der  Ilias,  auch  in  andern  DenkmälerklasBeu 
schwach  vertreten,  in  der  Vasenmalerei  völlig  leer  nusgeben.    — 
Ja,   selbst  unter  den  ausgeschiedenen   Kategorien  begegnen  f 
wir     nur    in    jenen    halbverstandeueu    Kumptscenen ,    sonal 
nirgends  einem  schwar/.fignrigen   Wsenbildc.    Erst  mit  dem, 
10.  (jesauge  ändert    sich    das  Verhältiiins.     Noch  vert*iuzelt 
steht  auf  einer  Vase   rou  provinciell  etrnscischer  Technik 
(roth  awf  «^hwarz  aufgemalt)    der  Kampf  hei   den  Schiffen, 
mit   dem   auf  der  Rückseite   ah  Gegeubild   der  Besuch  de« 
Prianio»    bei    dem   (xürnendeu)  Achill    verbunden  ist.     flifi 
steht    also    dasjenige    kriegerische    Kreigniss,    welches 
er»>ti'n  Anlans  bietet,   die   .UT^wt;  des  Achill  zu  brechen,  de 
da<lurch    eingeleiteten  Schlusskatastrophe    der    llias    g^sn* 
aber.  —  Die    nächste    Folge    dieses  Kampfes   ist    der   To^ 
des  Patroklos.     Trotz  seinor  hohen,    ja  enlscheideuden   Be-] 
deutung    fQr   die  Kntwickeluug    der    IliaN    tluden    wir   n 
einige  Male   den   Kampf  um   seine    Leiche:    das    erste   Mi 
(fl.  F.)  in  oherfläohlicber  Scheuiatisirnng,  bei  der  ausserdem 
noch  entwixler  die  luschrlfteu  oder  der  phrygiscbe  und  dur^ 
griechJMche  BogeosclinU    vortauwcht    aiud ,    das   andere    Mal 
(8.   F.)   nicht   eben    besser  als   Pendant    zum   Kampfe    mn 


4 


n 


BfMm:  7Voi«dU  MitetMtn, 


183 


dw  Leiche  de^  Achill,  Äum  ilritteu  Male  (r.  P.)  in  Ver- 
bindung mit  dem  Aii-ntugp  At»  Achill  xiim  Kriege,  bo  dass 
H^r  Tod  de«  Patrnklo!«  ^ewiRRernia.snPu  als  dnr  Anfang  den 
Kadtw  auf  da.H  uud  schneller  nahende  Verhänguiäa  des 
Aohillifs  hinweist.  Ueber  ein  riertes  Bild  a.  d.  —  Ver- 
einzelt steht  wieder  ein  Bild  (r.  F.)  der  Thetis  in  der 
ScJimiwlp  des  HephapstnB,  bei  dem  wir  nicht  Uhersehen 
dürfen,  d&nn  diesem  IiinRnbilde  einer  Triuk8<:hale  aussen  die 
DarstflUting  einer  Er»(?iewerei  entspricht,  die  Scene  der  llias 
alflo  nicht  wegen  ihres  epischen  Inhalte»,  sondern  aus  ßnck- 
«icbt  auf  die  hier  hervortretüude  Kun^-tthäti}j;keit  des  (iotte$ 
gewttblt  i«t.  -  Knr  die  Darntellung  Waffen  tragender 
Nereiden  Kcheint  nicht  selten  noch  mehr  als  der  poetische  In- 
halt,  di«  V^rwendhttrkeit  eines  Nereidenznges  filr  decorative 
/wucke  MUH>!cliliif(tfelN'nd  gewetieu  zu  sein. 

Der  Zweikampf  dea  Achilles  und  Hektur  mag  in  einem 
Mbwarztigürigen  Hilde  erkannt  werden;  huiitiger  ist  er  in 
mthtif^ungcn  guten  Styls,  in  denen  er  mehren^  Mate  darch 
di«  Uindoutung  auf  die  Kache  Apollos  eine  bestimmte  Be- 
y.i«hnDg  nuf  den  eigenen  Tod  dea  Achilles  erhUlt.  Die  ältere 
Vaecumalerei  hat  als  eine  weit  drastischere  Sceue  die  Schleifung 
dr«  Uektor  darMpstelleii  geliebt'),  die  au»«erdem  nur  ein- 
nuil  im  unter  italischen  Style  vorkommt  iIleydemanD,  Ne- 
apel N  32'28).  Vereinzelt  findet  sich  das  Wagenrennen 
bei  der  Leichenfeier  des  Patroklos  auf  der  Frani;oiRvase. 
Die  Wahl  ist  hier  wahrtfcheinlicb  durch  den  Zusammenhang 
mit   andern   troischen  Sceueu   auf  derselben    Vase    bedingt, 


1)  Aaf  tioer  dwur  DaritelluiiKeD  <0t.  l\f,H)  findet  ikb  Ober  «iocr 
.■rlt«A  (iest&ll  jvDKeiu  dtfr  Bottw  der  Nun«  kavuto<,  der  eu  der 
.....nlioi«  eines  waoderMni>'n  D&inonB  der  ElmtäQbunj;  AiiIm«  g«|^bon 
Iwt  Allein  ar  int  rQckUn6jr  ^'du^hriebeii  un<l  offenbar  aar  b«i  der 
n«b»rtr»cnnir  dei  Bild>fl  von  der  RnndQnn  d«r  Vue  inf  du  tfUtte 
i*a|Mf  T«int  Kßpfr  dt>«  W^K^nlcnkera  abfttrOokt  word<'n ,  (Xir  wekbn  «r 
cb*Mi<  piuM<iHl,  wie  Iflr  vineo  DäioM  upaMend  «rKheiot. 


^mm 


184         Sitaung  der  ^Uos.-philal.  Oltuss  vom  5,  Juni  1880. 

anf  den  im  Einzelnen  ein/ugebea  hier  zu  weit  führen  wttrde. 
Sonst  bpgegneu  wir  der  Leichenfeier  and  speciell  der  Opfernog 
der  troischon  .TUnglinge  auf  einem  grossen  uiiteriialischen 
V'tt6enbilde(Mon.  d.  Inst.  IX,  32)  und  ausserdem  öfter  in  etwa 
gleichzeitigen  italischen  Bildwerken,  wie  Cisten,  etrusciscbeD 
Wandgemälden  und  Urnen.  Es  bleibt  noch  die  Schlnssscene, 
der  Besuch  des  Priamos  bei  Achilles.  Hier  erscheint  einmal 
Priamos  sich  zur  Ausfahrt  rüwtend  (Bnll.  d.  I.  1843,  p.  Ib); 
aber  es  ist  eine  der  öfter  in  typischer  GertaUang  Tor- 
kommenden  Darstellnngen  der  Anschirruug  einee  Vier- 
gespannes, der  man  durch  Namens  bei  schrift  eine  beetimmte 
Beziehung  zu  geben  gesucht  hat.')  In  der  Schildemng  de« 
Besuchen  splbst  stehen  neben  den  schon  erwähnten,  an 
AeRcbylns  pich  anschtieRsenden  Bildern  diejenigen,  in  denen 
Achill,  dem  Epos  entsprechend,  beim  Mahle  anaraht,  und 
«war  sowohl  in  schwarz- ,  wie  in  rothfigurigem  Styl.  — 
Typische  Geltung  auf  dem  Gebiete  der  Vasenmalerei  haben 
also  aus  dem  ganzen  Kreise  der  Utas  als  Kpos  eigentlich 
nur  in  älterer  Zeit  die  Schleifung  und  die  Losnng  des 
Hektor,  etwas  Später  der  Zweikampf  des  Achilles  und  Hektor 
erlangt 

Durch  diese  Statistik  erhält  also  die  am  Anfange  aos- 
geeprochene  Voraussetzung  eine  fast  über  Erwarten  glänzende 
Bestätigung:  nicht  jede  beliebige Scene  des  troischen  Krieges 
stellten  die  Vasenmaler  dar ,  selbst  wenn  dieselbe  an  sich 
in  der  Schilderung  eines  epischen  Dichters  die  Elemente 
fUr  eine  künstlerische  Couception  darbot,  sondern  in  ähn- 
lichem yinue  wie  die  Tragiker  wähltj-n  sie  mit  Umsicht 
nud  im  Hiublick  auf  die  Gesammtentwickeluug  des  Sagen- 
kreises dasjenige  ans,   was  Über  die  äussere  Gestaltung  der 


1]  Ich  erinnere  mich  toq  flbchtiffer  Betrachtung  her  nur  ttodb  4a 
Naidcd  Itafttf  gelesen  m  hAhen.  Die  Vnsc  kntn  im  Aofnng  dtf  ndi^ 
liger  Jahre  in  den  Beaits  des  spuiiscben  Banquieri  Saluuuiea. 


Brmm:  Tnittchc  MigceÜen.' 


185 


DairfftellonK  hiiMus  der  Phaniame  eine  reichere  Anregunj; 
bot.  Spricht  sich  oan  schon  in  der  Wahl  der  einzelnen 
Semen  ein  feiner  poetischer  Sinn  aas,  so  werden  wir  den- 
selben m  der  Verbindung  verschiedener  Scenen  auf  einem 
nnd  demsclbeo  Gefässe  gewiss  in  nicht  geringerem  Miunse 
Toranssetzen  niiif«en.  Gegen  einen  so  bauausi^'cben  Stand- 
punkt ,  wie  der  ist :  diutR  der  Zusammenhang  hinreichend 
gpwahri  »ei,  wenn  auf  jeder  Seite  einer  und  derselben  Vase 
»ne  Seene  der  llias  dargestellt  sei,  lässt  sich  schon  ganz 
iuflBerUch  der  Umstand  geltend  machen ,  daas  ja  die  Ver- 
bindung zweier  Scenen  ans  der  Ilia»,  ja  nicht  einmal  ans 
dem  anigedehnteren  troischen  Cjclus  keinenwegs  Regel  ist, 
sondert!  da>8  vielmehr  eben  so  ntt,  wenn  nicht  öfter  Sceuen 
aO0  verechiedenen,  von  einander  ganx  nnabhängigen  Sagen- 
krei'ien  mit  einander  verbunden  sind.  Wollen  wir  darin 
nicht  reine  Willkür  sehen «  wozu  wir  ans  doch  wenigstens 
hei  den  »orgfülliger  auf^gefTihrteu  Gefussen  nicht  leicht  eut- 
•ehtiftitfieu  werden,  ^o  werden  wir  den  Zusammenhang  nicht 
in  d«m  Stofl'lichen  de»  Inhaltes,  sondern  in  poetischen  Be- 
aebungen  anderer  Art  zu  suchen  haben.  Einer  mehr  als 
alesandrinincht^n  Zuspitzung  bedarf  es  dabei  keiuesw^^s. 
Aas  «Der  auch  nur  BQchtigen  Leetüre  pindariacher  Siege«- 
lieder  oder  auch  Irugiseher  Chnrgesänge  wird  es  sich  leicht 
ergitbvn,  dass  es  sich  zumeist  um  dieselben  einfachen  Ge- 
netee  der  poetischen  Analogie  handelt,  nach  denen  die 
Diehter  derselben  die  Thaten,  Schicksale  und  Situationen 
ihrer  Helden  durch  verwandte  Thaten,  Schicksale  und  Si- 
tnationen  anderer  Heldengef^talteu  in  ein  helles  Licht  zn 
Mtzen  Lieben.  Einige»  iM  bereite  im  Vorhergehenden  kurz 
iiag«deatet  worden,  Anderes  denke  ich  im  Anhange  zn  diesem 
Aoftatze  zur  Sprache  zu  bringen.  Auf  eine  PT^tematische 
B«bnndlung  verzieht«  ich  vorläufig,  um  mich  endlich  dem 
diMmaligen  Hanptthema  wieder  zuzuwenden. 

Die  Besorgung  einer  Leiche  durch  zwei  geflügelte  Di- 


186  SitMung  der  pMos.-pMol.  Cltumc  vom  5.  Ju^ni  ISSO. 

monon  ist  nicht  nur  eiumal  dar^stelltt  sondern  bat  in  dn* 
ält-ernn  und  mittlernn  Vtison malere i  eine  typische  Geltnu)^ 
erlanf(t,  w'w  sie  nur  den  Kern-  and  Knoteupunkten  der 
Sage  zu  Tht'il  geworden  ist.  Ist  aher  der  Tod  dw  Sarpedon 
ein  solcher  Knotenpunkt V  Er  ist  eine  rein  poetische,  epische 
Episode  zur  Verherrlichnng  des  Patrokh»,  welche  deswn 
Genchick  nur  fttr  einen  Augenblick  aufliält,  aber  ohne  ent- 
scheidende Bedeutung  für  den  Fortschritt  der  Handlong. 
Wenn  nun  schon  der  um  so  viel  bedeutsamere  Tod  des 
PatrokloR  zu  einer  sehr  schwachen,  iast  nnr  durch  die  Be- 
ziehung auf  Achill  bedingten  künstlerischen  Kutwickelung 
gelaugt  ist,  so  ist  fOr  den  Tod  des  Sarpedou  eiut*  stärkere 
Betonung  in  der  Kunst  sicher  nicht  7,u  erwarten.  Nur  eine 
besonders  scharfe  Charakteristik  in  den  Bildwerken  seihst 
könnti>  diese  Annahme  umstflssen. 

Uuter  diesen  war  bisher  sm  liesten  charakterisirt  die 
Schale  des  Pamphaeos  (Ov.  22,  14).  Nach  Robert  (8.  9) 
sohpint  Iri«  ,,den  Zug  begleitet  zu  haben  und  nun  dnrch  die 
ausgestreckte  Linke  den  geflügelten  Trügern  den  Befehl  /uiu 
Niederlegen  der  Leiche  zu  geben.  Die  rechts,  deren  Be- 
w^ung  Schrecken  und  Traner  kund  giebt,  ist  als  ein«  dem 
Toten  Nabestehende,  »^ei  ef>  Mutter,  sei  es  Gattin,  nicht  zn 
verkennen;  auch  da^»  ist  deutlich,  daas  sie  erst  in  diesem 
Moment  durch  den  Aublick  der  Leiche  ihren  Verlust  er- 
fährt." Mit  Nichten!  Die  Bewegung^  dieser  Figur  ent- 
sprechen durchaus  denen  der  Iris;  sie  sind  nicht  etwa  ver* 
schieden ,  wie  die  der  Kos  und  der  Tbetia  auf  derselben 
Tafel  bei  Ov.  N.  3,  4,  7  und  13.  Also  wird  auch  ihr« 
Thätigkeit  die  gleiche  sein;  nicht  kommt  die  eine  erst  an; 
sie  sind  gleichzeitig  zur  iStelle  nud  beide  orduen,  eine  wie 
die  andere,  das  Niederlegen  au.  Das  schickt  sich  wnhl  fTir 
Kos  neben  der  Iris,  nicht  aber  für  die  so  gu(  wi«  allbe- 
kannte Mutter  oder  txattin  des  Sarpetion.  —  Gar  zu  ober- 
flAchlicb   hat  Robert   auch  das  Gegenbild  der  Schale  aug«- 


Bmnn:  TVai.tichr  Mi»ceiifn. 


187 


Bthen  (Gerhard  A.  V.  221),    in   dem    mun    „oline  ülk  ß«^ 
chtigung"  Amaxonen  balie  erkennen  wollen.     Wenn    ihm 
bloKA(!tn    kflnstlprischeni   Kinpfinden  i\er    weihlichf  Cha- 
Kf  der   Känipferinnen  nicht   kUr  wurde  (vgl.  z.  B.  (Jer- 
bftrd  A.  y.  103).  so  hätte  er  doch  d'w  deutlich  angegebene 
[weibliche  Brnst  wenif^slenR  einer  der  Gestalten,  der  dritten 
'wQU   rei:hts,    nicht    übersehen    dürfen.     Wir    haben    es  also 
fainr    wirklich    mit  einer  R.ü>;tnng    von  Amazoneu    zu  thnn, 
iie  in  einem  nahen  historischen  ZuBamnieuhau^e   nicht  mit 
Todf  des  Rarpedon  ,    wohl  al)er  mit  dem  des  Memnon 
Alwichtlk'h    .sind    beide    Bilder    nicht    als    durchaus 
[[leichwerthig  behandelt:    die  Rüfitnugasoene   in   allgemeiner 
l^iimkUrisirDttg    als  Kinleituag  der  Aethiopis,    um  die  Be- 
ttung   des    Memnon ,    wie    sie    den   Höhepunkt    de«    Ge- 
dicbteB  bezeichnet,  so  auch  hier  aU  Hauptbild  bedeutender 
vortreten  zu  laaseu. 
Aber  Robert   aelbsl    liefert    mir    noch    weitere  Waffen 
ge^en    »eine   «ngene   Meinung.     Auf  einer    von    ihm    S.    17 
ibgebildeten    fluchtig   gemalten   attischen  Triukscbale    neigt 
Icich    eine    getingelt^  Krau   mit  vorgestreckten  Armen  liebe- 
voll Ül>er  die  von  ISchlaf   und  Tod  gütnigene  Leiche.     Hier 
V»nD   Hebert  selbst  nicht  umhin,    Kos  und  Memnon  zu  er- 
keuneo.     Kr  nennt   die  Vase    „ein    rechtes  Beispiel  fßr  die 
gienwle  in  Athen  so  hänfige  Klasse  von  Vasen,  in  denen  die 
jllie    Kchwur/Kgnrige    Technik     wüliretid    der    Hllitezeit    iler 
otbfigurigen    noch    bis  tief  ina  4-  Jahrhundert  hinein  forU 
ebl,    und    schwerlich    äU-er    aU    die  Mitte    dea    genannten 
Jahrhunderts,"  und  baut  darauf  (*S.  1^)  die  [<'olgeruug,  dawi 
|itn  der  Tliat  die  Wegfflhrung  nnd   Bestattung  durch  Tha- 
Ifttos    und  Hypnoa,    die   einst    ein    späterer    Vertreter   des 
aisolien  Epo«   aU    hOeb^te    dem  Zeus-Sohn  Surpedun    cr- 
•oe  Ehre  sich    ^niacht    iiatte,   uuch    auf  einen    andern 
Uero«,  den  Sohn   der  ßofl  übertrugen  wurde,   freilich  abor 
ifl  «iiier  Zrit,    wo    derselbe  /ug    Kogar  bereit«  auf  |^wühu- 


liehe  St«rbliQhe  übertrageu  war'^  (T(>1)«r  Aen  letztMi  Paukt 
später!  Äbor  wenn  uuch  die  AuMtihrunf^  spät  ist,  worüber 
sich  ja  Robert  mit  grosser  Zuveräicht  ausspricht,  wie  lässt 
sich  behanpten ,  dass  die  weit  ältere  Conceptiou  in  ciuem 
übertrageuen,  nicht  in  dem  Drsprflnglichen  Sinnp  venvHndet 
wur?  Bisher  galt  es  als  Oraiidsatz  iu  der  Archüologie,  dass 
eine  in  gewissem  Sinne  unvollstäudige  Composition,  wie  die 
des  am  Aaftuige  geuanntou  Campaua*^cbeu  Kmter,  nach  der 
vollstäudigereu ,  hier  der  attischen  Schale,  zu  deutf^u  seif 
nicht  umgekehrt. 

Wenn  also  der  Todte  ursprünglich  als  Meranon  ge- 
dacht war,  so  erklärt  es  sich  auch  leichter,  wie  auf  einem 
sicilischeu  Lekythos  (bei  Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vas.  4*2 .  2) 
der  Maler  die  Figuren  von  Schlaf  und  Tod  in  zwei  Mohren 
abersetzen  konnte.*)  Damit  ist  indessen  noch  keineswegs 
zuzugeben ,  das.i  auf  einem  von  Robert  (S.  16}  erwähnten, 
noch  uaedirten  Bilde  ein  von  zwei  Kriegern  fortgetragener 
nackter  und  von  seinem  gewatfneten  Kidolon  begleiteter 
Todter  ebenfalls  fQr  Memnou  zu  halten  sei,  weil  auf  der 
Rückseite  derselben  Vaso  Eos  mit  der  Leiche  des  Memnnn 
dargestellt  ist.  Im  Gegentheil:  wenn  es  auch  nicht  gerade 
unerhört  ist,  dass  die  Sceue  der  einen  Seite  die  iast  un- 
mittelbare Fortsetzung  der  andern  bildet  (vgl.  Troiloa  bei 
Ot.  15,  b  n.  G),  so  gehört  dies  doch  zu  den  Ansuabmen. 
Man  liebte  es,  weiter  auseinander  liegende,  oM  nicht  eininnl 
durcli  die  Einheit  der  Person ,  sondern  nur  durch  die  edn- 
heitlicbe   poetische   Idee    verbundene    Atomente   xu    wählen. 


1)  Ueber  dem  Todten  schwebt  eine  kleine  tfefltiKvIte  Fif(ur,  wie  «i« 
einig«  Male  aacb  auf  Atkynnens  •  Vasen  vorkommt.  ['{ob«rt  b«^merht: 
„Ht*}'d(Miiaiin  irrt  gewiss,  wenu  <;r  di«M!  Figur  auf  tien  Alkyont-iu-VMBa 
für  mütinlicb  hült  unti  Thuiktoa  benannt".  Aber  iit  ea  Dicht  «in  vrt-it 
»chmereTeT  Irnbaiu.  d'win'  einige  Unle  vitttig  nuclct  >febil>btte  un<l  nicht 
wruH  colortrte  Figur  fQr  wniblicb  tu  erklürvn  und  ao  dfr  Uniaiagüg 
Ker  rnitxtihalten? 


Krunfi-'  Traischf  MisceUen. 


189 


Nehmen  wir  uii^  dai<8  hier  einer  SeiU  (nach  II.  17,  719; 
vgl.  meioe  Urne  etru»cbe  p.  7B)  Patroklos,  der  Freand, 
«aderer  8eiU  M^tmoon ,  dor  Feind  cle.s  Achill .  ans  dem 
Kampfe  getrogen  nird,  hu  ßntjeu  wir,  ila^s  durch  die  Iwideu 
Bilder  der  Autang  vom  Ende,  d.  b.  der  Anfang,  der  Ktin) 
Wiedenin treten  des  Achilles  in  den  Kri^  deu  Anlass  bietet, 
und  der  letzt«  siegreiche  Kumpf  vor  seinem  eigenen  Eudti 
•a  tmaerer  Phantasie  vorUbergefiihrt  wird.  Der  Ideengehalt 
eatxpricbt  also  Kiemitcb  genau  dem  de^  Campaua'^cbeD 
Krater,  nur  dass  dort  an  die  Stelle  des  Todes  des  Patroklo» 
dii*  (iesandtKt'hat't  des  Od^yitKeu»^  bei  Acbilleä  getreten  ist, 
di«  an  der  Hartnäckigkeit  des  letzteren  scheiterte  und  da- 
durch den  Tod  de^  Patroklos  xar  ersten,  fast  nnmittelbareu 
Folgv  hatte. 

Doch  znnick  zu  Sarpedon!  Wenn  der  neuere  Zuwachs 
«DU  Vasenbildern  keine  neuen  Momente  für  Sarpedon, 
soadcTD  vielmehr  für  Memuou  an.<;  Licht  gebracht  hat,  so 
niu<«  ich  Robert  noch  t.H«üuders  dankbar  neiu,  da»»  er  auch 
da»  Gewicht  der  poetischen  Quellen,  welche  er  und  Andere 
fbr  Sarpedon  geltend  gemacht,  bedeutend  abgcKchwäcbt 
btti.  Huren  wir  ihn  nelbst  (S.  ä) :  „Lachummi  hat  die 
beiden  Abschnitte,  in  denen  von  der  Entführung  der  Leiche 
d««  äarpLslon  die  R«de  ist,  das  (jespräch  des  Zeus  mit  Uera 
{fl,  ■432-458)  und  sHneu  B(>fGh!  an  Apollo  i//,  6fiß  — fiSS) 
fOr  den  au»icbmiickeiiden  Zusutz  eines  späteren  Uichtern 
erklärt;  wenn  er  Recht  bat  —  and  ich  vermag  nicht  eiu- 
fittehen,  woa  man  seinen  Gründen  entgegenhalten  kann  — 
mt  liegt  die  Möglichkeit  inimerbtn  vor,  dam  die  Parallel- 
Epi»od«  der  Aitbiopifi.  die  Entführung  der  Leiche  dw 
M«*nuii>n  dnrch  seine  Mutter  Ekw,  welche  andernfalls  Tiir 
pini)  Nachahnning  dej<  iiomerisclien  Liedes  gelten  müNste 
ond  auch  genipiniglich  gilt,  vielmehr  das  Vorbild  ist,  naeb 
wrlcbem  der  Naclidichter  »einen  schönen  und  ergreifeiideu. 
alicr,  wiff  mir  diiucht,  nicht  allzu  genan  in  den  Vurstellungit' 


190         SUeufUf  d*r  iMnu.-philnt^CltuiM  im»  S.  J«wi  IfViO. 

kreifl  der  Ilias  pas^nden  Zug  erfand Muu  wird  sog&r 

zugeben  inü.'^^eQ ,  diiss  ilie  Episode  in  der  Äithiopis  viel 
inniger  dem  Zusauiineiihauf^  d^-r  Erxäblutig  »ioli  anRchiuieift., 
al.t  in  der  Uia.s,  wo  sie  ein  ziemlich  loses  Anhäugsel  iBtl 
und  sich  auch  äus»erlich  leicht  als  Rpnteren  ZusaU  xn  er-l 
kenueu  giebt".  Nun  aber  erfolgt  eine  plötzliche  Wendung:] 
dieCoucesaiou  wird  auf  die  Rettung  der  Leiche  desMeniuoal 
darch  Ko»  beschränkt ;  dagegen:  „Thanatos  nud  Hypooa j 
kommen  —  man  weiss  nicht  woher",  und  sie  sollen  daher] 
nun  wieder  dem  Rrweiterer  der  llia«  als  dessen  persÖDlicbe] 
Krtiiidung  vindicirt  werdeu. 

Das»  Schlaf  und  Tod  Brüder  sind,  dnss  sie  im  T»r»j 
taros  wohnen ,  als  Kinder  der  Nacht  bezeichnet  werdeol 
und  Aehnliches,  das  sollen  nach  liobert  (S.  6)  mehr  reli- 
giöse als  poetische  Vorstellangeu  sein,  die  nichts  entbaltenj 
wozn  es  der  schöpferischen  ßrtindungskraFt  eines  Dicbtentj 
bedürfe .  nichts ,  was  nicht  von  Vielen  und  an  vielen  Orten  i 
unabhängig  gedacht  und  erfunden  sein  koaue.  Anders  ioij 
äarpedouliede :  da  werden  sie  nicht  etwa  gerufen,  um  KuJ 
tödteu  oder  eiuzuschläferu  ^  sondern  um  eine  Leiche  fort* ' 
zutragen;  diwes  Motiv  könne  nur  einmal  und  von  einem  j 
bestimmten  Dichter  erfunden  sein.  Die  Kntfuhrting  derj 
Leiche  des  Sarpedon  durch  Schlaf  und  Tod  gebore  nicht  j 
dem  Mythos,  sondern  der  poetischen  Behandlung  an.  Wo! 
'uns  immer  dieselbe  Vorstellung  in  späterer  Zeit  begegne,! 
mdsse  sie  stets  als  aus  diesen  tliasvrrsen  hervorgegangni 
lietracfatet  werden ,  ohne  dass  freilich  der  Dichter  oder  j 
Künstler  sich  dieser  Abhängigkeit  immer  klar  bewusst  xui 
sein  brauche.  !So  sollen  denn  auch  die  von  Robert  späte«'] 
besprochenen  Bilder  attischer  Lekythoi,  welche  die  Bwtat-j 
tung  nicht  mythischer  Persunen,  sondern  gewühnlicbi«rl 
Menschen  durch  i^chlaf  und  Tod  darstellen,  in  ihrer  letzten! 
Quelle  auf  das  iSarpedoulied  zurückgehen,  „uud  xwux  un- 
mittelbar, ohnn  dass  eine  poetische  Bearbeitung  ilou  Ui<ber^| 


Brunn :  Tfttinche  MtsfHIeit. 


191 


.  vermiitoli  oder  der  Volksglaube  eben  Anhalt  dufar 
gffhoten  hiltle;  Ae.tin  nach  dpin  früher  Bemerkten  bedarf  es 
wotil  kAurn  iiocb  des  besundoren  Hinweises  darauf^  das«  es 
ni*  ein*'  uttiscbe  Volksvorstellung  gegeben  hat,  nach  welcher 
di«  BesUttaiig  der  Tot«n  die  Aafgabe  des  Bcblaies  nnd 
d«s  ToiK'jt  wur,  zumul  da  weder  die^e  beiden  Gestalten  selbst 
d«r  Volkspbsntiisic  he!4ouder»  geliltitig  waren,  noch  di(*.se 
Hiätigkeit  aich  aus  den  Begriä'eu,  welche  beiden  zu  Grunde 
lieg«D,  ohne  Weiteres  oder  nnr  mit  besonderer  Leichtigkeit 
eigiebt"  (8.  25). 

Die  üebertragung  einer  rein  dichlerittchen  Episode  oder 
iBftU  muchle  noch  nielir  sagen:  einer  gaux  zuialHgeu  dich- 
turiacfaen  Erfindung  anf  Darstellnngen  so  allgemeiner ,  ge- 
nvsDvr  Art^  wie  die  der  attischen  Lekythoi  sind,  wird 
Wahl  nicht  mir  allein  beilenklich  scheinen ;  nnd  gewiss 
wird  daher  die  Frage  gestattet  sein ,  ob  nicht  die  ganze 
Annahme  dnrch  eine  nngeuflgende  Vorstellung  von  der 
Dedenlung  deeThauatos  (and  Hypnoe)  veranlasst  ist.  Ueber 
dien«  beiTBcbt,  wie  mir  scheint,  nicht  nur  bei  Robert» 
ffoodern  Qberhiiopt  eine  grosse  Unklarheit,  die  dabin  geführt 
ImI,  ilana  man  dem  Thanatos  den  Charakter  einer  inytbo- 
loin»chpo  PevfiÖnlichkeit  fast  ro  gut  wie  ganz  hat  absprechen 
wollnn.  Allerdings  ist  in  Literatur  und  Poesie,  beflonders 
in  Hfiuleivr  Zeit  Thauatos  als  Begriff  nnd  als  Person  nicht 
icDiDftr  streng  geschieden ,  und  wir  dürfen  daher  nicht  er- 
fftiicii .  da«8  ee  bei  jeder  eiuKelnen  Erwähnung  gelingen 
■tthne,  dieses  begriffliche  und  persdiiliche  Wesen  streng 
awänacder  zu  halten.  Das  schliesst  indessen  nicht  aus, 
dM  uieht  ursprünglich  —  die  Poesien  Homers  and  Hesiods 

I    dafUr  Z<:ugnis.H  ab   —   Thauatus    wirklich   als  Person 

..■.i^cfoMt  wurde,  und  wir  werden  uns  mit  dem  Nachweise 

hrgnOgen   dürfen,  das«  auch  in  späterer  Zeit  die  ursprUng- 

tjchr  B<*d4)ntung,  wenn  aach  oft  verdunkelt,  doch  nie  gun?. 

'  n  ist 

^hil.liist.aßd.1.2.]  13 


It-f  tihthn.'jihiiol.  Clanee  eom  5.  Jwü  1890. 

ie  Schwierigkeit  scheint  es  geboten  zn  haben, 

Thanatoft  von  der  des  Hades  loszulösen,  mit 
itihrfjsch  lueiiijiuder  zn  tliessen  scheint,  und 
\B  Hades    als    der  Gott  von  nmfiissenderer  Be- 

ThÄimtosi  ge wisser inasseu  in  sich  absorbirt. 
WIS.S  nicht  mir  sacb^emäss,  sondern  das  na- 
fahren,  die  erste  Frage  an  die  bildende  Kunst 
eiche  ja  Hadea  nnd  Thanatos  nur  in  persön- 
darzüstellen  vermag.  Sie  aber  lehrt  uns 
deutlich ,  ilass  hier  die  beiden  Gestalten 
itstüjidig,  ahne  sich  zn  berühren  oder  auszu- 
e  b  e  n    eiuauder   stehen.     Fassen    wir  nun  die 

etche  una  bis  jetzt  beschäftigt,  sowie  die  von 

ntlichten ,    auf  die  Bestattung  Sterblicher  be- 

jisehen  LeVyfhoi    ins  Auge,    so    muss    hervor- 

eu,  dass  Schlaf  und  Tod,  obwohl  sie  beÜügelt 

obl    sie   in  d<er  Sarpedon-  und  Memnon-Sage 

u  Troja  nach  Lykien  oder  Äethiopieu  schafleu 

,1s  fliegen ,    sondern  nur  bjeschäiligt  sind ,    den 

der  CrTüft,    was   wohl  bedeuten  soll,    in   die 

iegeu.    Mit  Rücksicht  hierauf  bemerkt  Kobert 

jener  lliüästelle  ist   die  Ueberföhrung  des  im 

e  Gcfiiilenen    in   seine  Heimath  der  erste  und 

eil  der  Äutgab»,  an  den  sich  das  Niederl^en 

jar    als  Folge    cmschliesst.     Auf   den  attischen 

so  sciieint  es,  dieser  zweite  Theil  zur  Haupt<- 

m^  ja  vielleicht  selbst  aus  dem  Niederlegen  — 

|uch     zur     ursprünglichen    Ertiudang    —    die 

iihlegung  geworden ,   während  der  erste  Theil 

uatos    und    HypDOS    ertheilten    Auftrags    ganz 

aeiu  acheint".     Ich  glaube,    wir  werden  viel- 

rheit  gelangen,    wenn   wir,  umgekehrt  als  das 

und  /.war  aln  etwas  von  der  besonderen  Be- 
ifirpiduu  oder  Memnon  ganz  unabhängiges  im 


ÜTunv:   TVniitche  UtixcelUn. 


193 


Wetten  ilim  ThttDiitus  gerade  in  seiner  Bexieliaa^  zur  Ke- 
«Uttnng,  xnr  (irnhlegnug  finden.  Kr  hat  nichts  kq  thun 
mit  den  Seelen  der  Ahgeachiedenen  im  Hude«.  souderu  nur 
mit  den  Lficheu,  die  er  uuler  die  Krdc  /.u  ijrtngeu  und 
dem  Hadi'8  /.u  übergeben  hat.  Br  führt  du8  8chwert  (ßiir. 
Ale  73;  vgl.  Serv.  ad  Aeu.  IV",  694),  nicht  um  damit  zu 
tddten  und  tu  morden,  sondern  um  das  dem  Tode  bestimmte 
Opfer  XU  weihen,  gerade  wie  Kalohus  oder  Agamemnon  die 
Ipbigenie.  Uarom  nennt  ihn  Apollo  (Kur.  Alo.  25)  'i€QJj 
itafortfov,  welcher  die  Alkestiä  tig  ^Iritdov  dofiovg  fiiXkti 
xirru^u»-;  vgl.  v.  47:  vta/ra^vfiat  ye  vEqti^v  viiv  x^ova. 
Darum  heilst  es  von  Alkestis  (v,  871),  dass  sie  ^'di;  &a- 
rufte;  -la^/Jwxti',  nnd  Alkfftia  Melljst  nift  (v.  "259),  ea  führe 
die  jemand  (der  'l'od-l  rexrw»-  ^^  avhav.  So  erklärt  es  Hich, 
ilaM  HerakleR  (v.  843)  ihn  uraxfa  roy  ftehjftjte/iXoy  feK^üiy 

Üataittr    nennt  nnd  davon   rw  xartit  KoQr^i;  ocfaxToc  i' 

ari;JU«i-c  do^#ritv(T-  H51)  nntersebeidet.  Er  trinkt  von  dem  Hlute 
der  Opfer  an  der  Ö  ruft  (v.  845),  und  au  der  Gruft  ist  e«,  wo 
HrraktoR  mit  Thanatofl  um  die  Alkestiu  riugt  (v.  1  M2).  Mit 
diflii'  Anffag*)img  steht  es  dnrcbaas  nicht,  wiej.  Lessiog  (p.  2^) 
mini,  im  Widerspruch,  »ondern  im  Ix^-sten  Einklauge,  wenn 
iler  euripid  eilte  he  Thauatos  den  Römern  (Macrob.  Sat.  V, 
10;  Senr.  nd  Aon.  IV,  694»  nicht  /.ur  weiblichen  Mors, 
wnulBrn  tum  Otcüm  wird ,  bei  des.<«en  Namen  „die  heutige 
Hijmologif  gewöhnlich  au  das  griechische  ^ifnog  in  der 
Bnlenbing  eineo  Verschlngses  deukl"  (Preller.  gr.  Myth.' 
'•'■  >»ml  454).  Auch  die  Römer  scheinen  also  den  Orcus 
^^  Jeu  eigentlich  voUxieheudeu ,  iu  die  Gruft  bauueuden 
ituU  tieft  Tode*  von  Dis  pater  oder  Ditia  pater  aln  dem 
Fnr^iea  der  Uut^irwelt  goechieden  %u  haben.*) 

II  8«DI«  oifttt  ilic  «oder  FDr  Pluto,  noch  rarCliuoD  recht  pournd« 
hc:r    iwf   >]"ni  -  PrtiUwilHUflsiu-kopha^e  (Mon.  J.  1.  UI,  40    «la 

Hr  ^>   \lrr    i\<  i  auriK  tbfloo?    -  Von  Rolicrt'H  Omtiio»;  rinn 

t--^i.^ni»ch>fn  ^liuUijt-iiuiUlaUlell'ig  N<  ÜtU^t  'Uhall,  til)  hU  Ailm^t. 

13- 


^Ib 


^^ 


der  phüos.-philol.  Classe  vom  5.  Juni  1880. 

]er&  Erwähnungen    treten   uns  jetzt  in  einem 
leren  Lichte  entf^egen.    So  ist  es  bei  Euripides 
U ) :  ei  6s  yLV^Jfiai 

parafoc  .iQO^e^ov  atüftaza  rixvtav 

ler  litvr  Dämon,  der  sich  der  Leichen  bemaclitigt. 

brden    wir  ihn  femer  aufiassen  dürfen  ,    wenn 
|4,  132  Thetis  den  Achilles  mahnt: 

d}Xa  TOI  Tjdi; 

[tQttTTtjy,&'  &avctTOg  xat  Moi^  KQCcTaiij 

einem  Epigramm   des  Leonidas  (Anth.  Pal. 

Alter  Ragt :  xaXtei  fi    elg  atörjv  Qavonog.    Er 
|rt,  bis  es  Zeit  ist,  dass  er  seines  Amte-s  warte, 

immer  ein  unerwünschter  Gast: 
lavcriE  ITaidvj  juij^  fi^dttfiaaijg  fioXelVy 
K  yoQ  £1  ov  Twv  avrpuiazbiv  xoxct/r 
ps;,  ah/og  ö^ovdiv  artTerai  vck^ov 

\f^   dea  Philoktet   ausrufen    (&.  250  N.);   und 

bei  Sophokles  Philoktet  (v.  797)  und  Aia8(854) 

Krlöser    an.      Denn    er    ist    keineswegs    ein 

kfeiider  Dämon,  ja  wir  dürfen  vielleicht  sogar 

iipt  keju  ethisches  Wesen,    sondern    der  Ver- 

brbens    als    eines   physischen  Yorganfjres ,    des 

er   auch   Erlösens   vom  Leben.     Darum    läast 

tlioher  Weise  Köre,  selbst  Hades  erbitten  (Enr- 

laimlo.«  dagegen  ist  unbestechlich:  ^ovog  &&äv 

\or  dif/^i^v  fQ(t:   Aesch.  fr,  156  N.    Kr  ist  nn- 

|l   er   ohne   eigenen  Willen  nur  vollzieht  was 

lisit.     Nicht  ihm  verdankt  Admet   sein  Leben, 

Jeus  erfftlhTe  ich  erat  während  des  DrocVes  dnrch  die 
ler  A.  Z.  ISSO,  S.  42.  Ei  mag  vorlinfig  geDfigen,  aof 
Tr<n    Qt>er  ilieses  Hild   bei  Kibbeck  (die  rOmiiiche  Tn- 


Brunn:  TVoüehe  MUcelUn. 


195 


Bondem  der  Tätiscbnng  der  Moiren  durch  Apollo  (Kur. 
Alo.  13  u.  33).  Darum  soll  ihn  Apollo  nicht  einen  zweiten 
LfichnairtK  {dettfQor  i-exßor:  v.  43)  beniuben ,  und  Apollo 
seWwt  versticht  e^  kaum,  ihn  zu  Überreden  (v.  49): 

ov  yag  old'  Sv  et  neiamfti  ae. 
©.  xteivHP  ov  av  x?Ä»  '^ovto  ya^  zetay^ei^a. 

Nur  mit  Geiralt,  durch  oinen  Hcraklw,  ist  er  zu  über- 
winden, oder  darch  List,  ^e  ea  durch  Sisyhos  geschah, 
der  ihn  KAitneilif^  feiäseU;  oder,  um  zu  zeigen,  wie  diese 
Id««  auch  später  noch  fortwirkte,  durcb  Demokrit,  von  dem 
es  in  einem  Epigramm  (des  Piogenee  LaSrtius:  Antb.  Pal. 
VII,  67)  heüwt: 

xai  ÖiQftoJs  Q^ioy  aaif^taaiv  i^evioev. 

Hier  mag  auch  noch  der  BeßUgelung  gedacht  werden, 
ßr  die  ticb  jetzt  leicht  eine  passende  Erklärung  finden 
l&wL  In  einer  von  Robert  S.  34  citirten  metrischen  Grab- 
Mhrtft  (Kaibel  epigr.  gr  89),  die  nach  Robert  eicherlich 
b«träcbtUch  jünger  ist,  als  das  5.  Jahrhundert,  heisst  ee 
allerdings  von  Uaden:  'yitäi^^  oi  tTKotiag  dft^ifiüXev  ntiQvyag. 
Otfenlnr  Ut  aber  hier  Hades  irrthiimlich  an  die  Stelle  deft 
Thanatofi getreten:  dieitem  kommt  es  zu»  dasa  er  die  Sterbenden 
„io  dfe  dunkelen  FlQgeV*  einhüllt  Hier  mOgen  wir  uns 
crionecm,  daw  Homer  sich  den  üypnos  noch  in  einen  Nacht- 
vogel rerwandelu  läast.  Krst  weit  später,  etwa  in  prazi- 
Uli»cher  Zeit,  lernt  e»  die  Kunst,  das  HerabRenken  de« 
■Schhifei  onf  die  Augen  durcb  aus  den  Schläfen  heraua- 
wachvt^nde  KlUgel  xum  vollendeten  künstlerischen  Ausdruck 
RH  bringrn  (vgl.  Ann.  d.  Inst.  lU6ti,  p.  306).   Das  Zwiscben- 

<iro  bildet  die  einer  mehr  allgenieiueu  Tjpik  angehörige 
muugelung  der  Schultern,  .lene»  Einhüllen  in  die  dunklen 
PlBgel  int  ebon  auch  uichtx  anderes,  al^  das  HchliesHeu,  das 
VerfaQllen  nnd  bedecken  des  Auges  mit  Dunkel  im  Moment 


^l& 


I 


ISf)         SiUHHg  der  phäas.-phitot.  CloMe  vtm  5.  Juni  18S0. 

des  EiDschlafens,  wie  des  Sterbens.  Darauf  beruht  ob,  daw 
in  der  Sage  Schlaf  und  Tod,  d.  h.  der  Dämon  de»  Eut- 
sohlufenfi  und  Sterbens  zu  ßrßdern  geworden  sind. 

Kndlich  aber  vertrSj?t  sich  die  hier  vertretene  Auf- 
faflsnng  vom  Wesen  des  Thauatos  nnd  Hypnoa  anf  da>< 
Beete  mit  ihrer  ganzeu  Stellung  in  der  Sarpedon-  and 
Memnonsitge.  Sind  sie  es  etwa,  welche  die  Leiche  des^l 
SarpedoD  den  Händen  der  plündiTnden  Feinde  entreissen  ?^ 
Nein,  sondern  mit  dieaeoi  Amte  beauftragt  Zeus  den  Apol- 
los. Erst  nachdem  Apollo  dann  am  Flusfie  den  Körper 
gereinigt  und  gesalbt,  Hbergiebt  er  ihn  den  beiden  Brüdern, 
um  ihn  nach  Lykien   überzoführen  —  7.or  Bestattung: 

IvSa  i  Taßxt-'oo"*"  xaaiyvt^oi  w  ixat  te 

Tv^ßi^  T«  OTTiXji  TS'  To  yo^  Y^S*'^  ^*"*  ■^avovtuv. 

Jetzt  verstehen  wir  es  auch,  weshalb  wir  d&H  eine  Mal 
den  Memnon  in  den  Händeu  der  Eos,  dae  andere  Mal  in 
den  Händen  der  beiden  Brüder,  sei  es  allein  sei  es  in  der 
Begleitung  der  Eos  nnd  der  [rifi  oder  des  Herme»  sehen. 
Eos  entrafft  den  Memnou  vom  Schlachtfolde,  die  l>eiden 
Dämonen  besorgen  die  Üel»erfiihmng  zur  (iruft,  unter  der 
Ijeitung  und  nach  der  Au  Weisung  der  bt'gleiteudeu^  Götter^ 
gerade  wie  auch  auf  einem  der  attischen  Lekythoi  (bei 
li^rt  S.  '27)  Hermes  gegenwärtig  ist,  um  die  Bestattung 
überwachen. 

Thanatos  ist  also  kein  tedn  begriffliches  Wesen,  dem 
jede  mythologische  SulMÜin/.  abgehen  soll,  und  es  entaprichtHj 
gewiss  einer  alten  religiös- volksthümlichen  Auachauuugi^ 
wenn  bei  der  Versenkung  in  den  , .Todesschlaf"  uud  bei  mn 
der  Bestattung  Thanatos  mit  Hypnos  verbunden  wird,  ^l^t 
ist  also  7.um  mindesten  nnnnthig  auTiunehninn.  Aims  dio  Maler^^ 
der  fttti-schen  Lekythoi  die  Idee  ihrer  Darstellungen,  sei 
«ineu  einzelnen,  nachträglich  der  Ilias  eingefügten  Li<d< 
Ml  es  der  Aethiopis,  entnommen  haben  sollen,  (ierado 


Kien 
der^ 


^ruiMi;  TVüitdu:  MiKclirn. 


197 


({»•ki-hrt  xrhöplUn  'Üp  Oichtor  ans  der  allgeinpinen  Vnlkh- 
vnr^t^lliinf^,  tn  ihr  ww  (He  Bethfitignng  Her  bfiiil«"!!  Dä- 
uiunen  hfti  Her  (rrahlrgung  nnH  ßü.statiun)^  ila»  TrsprÜng- 
lichw,  iii^^i-hfiw.  Wfiiu  nun  ansnahais weist*  Hie  ße^tattuii^t 
in  w«iU'r  Kntfernuug  vou  Her  Statt«  des  ToHfis  stattfinden 
«oll,  »o  iflt  es  gewiftK  nichts  Ähsondfrlichw?,  sond«rn  ein- 
Ciieh  und  iintflrlioh,  dans  ihrt*  Thäligki'it  »cliou  f'rnher,  bei 
der  IVberfilhrung  der  Lolche  nach  ihrem  Bestimnmugsorte 
bc^iunt, 

E»  jfi»srl)ieht  nicht  selten,  dass,  wenn  in  einer  wissen- 
»nhaflIioh(>n  Frage  erst  eininni  der  riclitige  Grundgedanke 
antgiestellt  ihI,  dernelhe  auf  gewisse  Erscheinungen  beuuch- 
bjiri«r  oder  verwandter  Gel>iete  ein  unerwartetes  Licht  wirft 
und  seiner  Seit«  von  Hort  her  wieder  eine  nachträgliche 
BnitÄtigung  erhalt.  So  boten  sich  mir  erfit  nach  Al>schlii»i 
drr  tnrberg«iieüdeu  Erörterungen  noch  folgende  weitere 
Rrwäffungeu  dar.  Nachdem  liektor  gefallen,  er^'heint  in 
der  Kacht  ilein  Achill  die  Psycle  des  Patroklos  und  fordert 
r"n  bm  ein  baldiges  ßegräbiiiss,  am  nnbebelligt  von  den 
aadorn  Schatten  in  die  Thore  des  Kode»  eingehen  zu  können 
(h.  23.  7i»)-  Kbeu  »o  tritt  in  Her  Odyssee  (11.  fiO).  noch 
ehr  die  Schatten  von  dem  lilute  der  gedieh  lacht  eteu  Thiere 
trinken .  die  Psyche  de»  Elpenor  an  Odysseus  heran  a>id 
bitte!  diesen,  nach  der  Rüokkfhr  auf  die  Oberwelt  ihm  die 
TeTi4nm1en  Khreu  der  Bi>ii!(attung  zu  gewähren.  In  der 
!^tflTpboft8B4{e  ferner  Terbir*tet  dieser  .seinem  Weibe  ihn  zü 
twvUitten,  and  bentUH  dann  die  ihm  angeblich  verweigerton 
OmbfjHehren  u'k  Vorwand ,  um  vnn  Plu*on  die  Rtickkehr 
auf  die  Oberwelt  »u  erwirken:  eine  Lint,  die  freilich  nur 
«»••n  »orUliergehedden  Krfidg  hat  (vgl.  Preller  gr.  Myth.* 
II.  7(i).  A u.'«)«crd(tm  ist  ju  der  Brauch  liekannt  genug, 
•inem  Wfg'Mi  irgend  welcher  ürnntilude  uubeerdigt  geblie- 
ii'iifu  i.<-ittinum  darcb  Bewerfen  mit  einer  Hand  voll  Erde 
weDig«i«DB    eine    Kymboliticbe  B<'»>tiiltuug    zu  Theil    werden 


198        Sitzung  der  philo».' jihüol.  Claus  wm  S.  Juni  X8S9. 

zu  laBsen,  oder  nnch  nicht  aufzatindenden  Leicbeu  Keno- 
taphieD  zu  errichtuu.  Allen  dicken  Kr^äblnugeu  und  Ge- 
bräuchen liegt  eiue  und  dieselbe  allgemeine  Vnrstellnng  y.u 
Grunde,  dass  der  Todte  zwischen  di:;m  Momente  des  Sterben» 
und  dem  bleibenden  Eintritte  in  die  Behausungen  des  Hades 
in  einem  unbehaglicheu  Zwischen  zustande  sich  befinde,  der 
erst  durch  die  Voll/.iebung  der  ßegrübniasfeierliubkoitfin 
sein  Knde  erreiche.  Bringen  wir  nun  damit  die  AufÜEiRSUUg 
der  PersÜDÜchkeit  des  Tbanatos  iu  Verbindung «  wie  sie 
sich  uns  in  den  obigen  Erörterungen  heransgesteUt  hat^  so 
ergiebt  sich  leicht  ^  da^s  gerade  dieser  Zwischenzuettind  das 
eigenste  Gebiet  iat,  welche«  dem  Wirken  und  der  ThÄtig- 
keit  lies  Thauatoä  Huheimfällt ,  duss  sich  über  auch  sein 
Wirken  über  dieses  Gebiet  hinaus  nirgend-^  er8Lre*:kt.  Wir 
erkennen  aber  daraus  von  Neuem  ^  wie  Thanatos  nicht  das 
Erseugniss  einer  poetischen  oder  philusop bischen  Ueflexion 
war,  Rundern  wie  seine  Persönlichkeit  mit  den  Vorstellungen 
defl  Volksglaubens  iti  engster  Beziehung  stand.  ^) 

l)  Biner  besomlereu  ünteranchun^  w&rde  die  Vna«  bcdflrfeD,  ob 
eben  diese  Vor8telLiingc&  Ton  Schlaf  und  Tod  aacb  in  AltiUli«n,  oanieat- 
licb  io  der  bo  reich  ontwickelten  Dämunologio  der  Ktrnsker  Eingang 
gefonden  hab«D.  Um  weDig8i«ni  die  Ekrechtit^uog  dieiter  Frage  dann- 
thnn ,  mtis  auf  die  Gruppe  eines  tarquiDtensiticIion  Grabgeniäldo«  (bei 
Uieali  ant.  nion.  t.  75)  hingewiesen  werden,  in  di^r  vin«  nai^h  Art  der 
ScbattL'n  verhliUie  Oealnlt  auf  einem  Kweirüdvrigen  Karren  tod  swet 
geflügelten  Dämonen,  einem  hurtigen  schwarzen  oiid  eini->ui  aubärtigea 
TOD  htill?m  Colorit  weggeführt  wird.  Die  VermothBDg,  in  ibneu  Tod 
and  Schlaf  zu  erkennen,  scheint  liier  nahe  geang  iii  liegen.  —  Aacb 
die  beiden  geflOgeltcn  JüoglingBgestalteu  auf  dt?r  AeneHs-Ciste  (Mon.  d. 
Inat.  Vill,  8)  haben  biemach  auf  den  Kanion  von  Sriilaf  und  Tod  viel- 
leicht gerechteren  Aneprach.  als  ich  früher  glaubte  tagcbcn  xu  därfen.  — 
Deutlich  sind  Schlaf  and  Tod  mit  einem  Leichnnm  lieschäfHgt  anf  dam 
EEelief  einer  kleinen  Terracottaba«in  von  altitaliscber  Form  aus  Rom  in 
den  ao  eben  erscbieneoen  Mun.  d.  Iniit.  XI,  t.  lU,  H.  tat  der  t)tjl  auch 
nicht  echt  archatacb,  lo  weist  er  doch  auf  iliftrc  Vorbilder  )iin.  iti  ilenen 
die  beiden  Dümooeo  von  dar  Sarpftloo-  oder  Möuinoii«ag<r  tuubbäni;;ig 
erRcbieuen. 


SruMH:  Troisdu;  MisctUtn. 


199 


Hiernach  wcnleu  wir  uns  nur  aocb  die  Kri^e  voneu- 
bgen  hftb^n,  welche  Stolle  die  Rptflodo  von  Schlaf  iinil  Tod 
in  'Icr  I  fwtinchon  Motivirung  der  Sage  des  oinen,  wIp  des 
luidern  Helden  einnimmt.  Es  ist  schon  oben  bemerkt 
worden,  wie  die  Memtionftage  zur  Verherrlichung  des  AcbilleH 
in  dem  Sinne  dient,  daas  diesem  iu  der  Penton  des  Memnon 
hier  nn  ToUig  ebenbürtiger  (k'gner,  der  Sohn  einer  Hn- 
.«t'^r blichen,  wie  er  selbst  ist,  gegeuübergestetlt  wird.  Darum 
hat  die  Seelen wügung,  die  in  der  Itias  beim  Tode  drallektor 
nur  kuK  berührt  wird,  hier  eine  weit  tiefere  Bedeutung: 
bei  dem  gleicbeu  Werth  der  beiden  Helden  vermag  nur 
da«  Hchiküal  zu  enl^oheiden.  Unterliegt  aber  der  eine,  so 
(hirf  er  daram  nn  Ehren  dem  andern  nicht  nachstehen. 
Non  wird  Achill  bei  seinem  buhl  nachher  erfolgenden  Tode 
von  Thetis  und  dem  Chor  der  Museii  und  Nereiden  bi'klagt 
und  dann  nach  der  Insol  Lenke  versetzt,  wo  ihm  g5ttliche 
ren  /.n  Theil  wnrdt-n.  Darin  darf  ihm  Memnon  nicht 
'«Bchst«*bcn  nnd  dadurch  wird  aetne  KnckBihrung  nach 
w«iner  Heimat  zu  einer  poeti»cben  Nothwendigkeit.  Gegen- 
Qijer  dem  Chore  der  Musen  und  Nereiden  aber  genügt  es 
nicht.  d&SM  Kos  allein  den  Leichnam  des  Sohnes  vom  Schlacht- 
feld i'ntfnlirt  oder  gewi.()si*rmasiien  nur  hi'imlich  entwendet. 
Aneh  hier  beilurf  es  einer  breiteren  poetischen  Kntwickelung. 
Wenn  nan  hier  znernt  Kos  den  Leichnam  liem  Kmnpfplatxe 
ratrückt,  dann  aber  die  beiden  Dämonen,  vielleicht  auf  da« 
ffcbeiiw  des  Zi'us  durch  Hermes  oder  Iris  zur  Stelle  ge- 
nifen ,  dip  Ueborfuhrnng  nach  Aethinpien  besorgen,  so  ist 
damit  nicht  nur  eine  iiussere  Verherrlichung  des  Helden 
gegeben .  «oudern  wir  sind  durch  das  Wunderbare  dieser 
Errettung  auf  das  Weitere,  noch  Außsergewühnlichere  vor- 
b«reit*^t.  dasx  Zi-un  auch  dem  Memnon  die  ITnMerblichkeit 
ii*rl**iht.  Hier  ist  nlra  Alles  auf  das  fjefite  motivirt ,  in 
-ich  abgerundet  und  iibgeschlosKen.  —  Kflr  Rarpeilon  fohlen 
all«  disM  Nothwendigkeiteu;   eine  Vergleichuug   lässt   sich 


\(lrr  yhihs.-pkUol.  Chutse  vom  5.  Juni  1880. 

[neu   Punkt  anknüpfen ,    dass    auch  Sarpedon 
war      (lerade  dieser  Umstand    winl    *"»  ge- 

^'elclier  den  Anlass  zu  der  Erweiterang  de^ 
Textes  bot:  auch  ihm  sfdlten  höhere  Ehren 

tu.     Indern    aber  hier  der  letzte  Zweck  fehlt, 

f^rbiire  ITeberführaiig    des  Meranon    wie    des 

Mittel    dient,    nemlich    die  Verleihung  der 

,   votliert    eigentlich  der  Beistand    der    gött- 

l'ie  nichts  thun,  als  den  Leichnam  in  Lykien 

iiiii  Jjinn  —  zu  verschwinden ,  seine  tiefere 
Ki'jr  "'ine  einfache  Bestattung  in  der  Heiniath 
it    trauernder  Kampfgenossen   nicht    nur  ge- 

I  vom  iistandpunkte  menschlicher  Rubmng  an;: 

leicht  sogar  den  Vorzug  verdient. 
ich  iiun  hiemit,    dass    die  Sarpedon-Episode 

I  Aelbiopis  des  Arktinos  entlehnt  sei?  „Es  ist 
Robert  S.  5)  bei  der  Spärlichkeit  und  Un- 
iiiisf'rer  Nachrichten  Über  die  sog.  kyklischen 

^n  möglich  in  Fragen  der  Priorität  ein  einiger- 

Urlheil  zu  fällen,  nnd  auch  das  nur.  wenn 

iie'spi.-j  richtig  zu  behandeln  versteht  und  zu- 

iii'Kt-ii  Kpen  ein  gut  Theil  ächter  Volkspoeisie 

i^  !'^  vielleicht  Gründe  geben,    Aber  welche 

riiclit  zusteht,   nach  denen  die  Episode  der 

liicht  ursprünglich,  doch  immer  noch  für  älter 
.  Jll^  das  Gedicht  der  Aethiopis.  Aber  war 
Vr  Verfasser  des  Gedichtes,  »o  war  er  doch 

lipfpr  des  in  demselben  behandelten  Stoffes 
erwf+hnt  den  ernt  nach  Hektors  Tod  in  den 

[mit'ii  Memnon  noch  nicht.    Aber  die  Odyssee 
Iph  IJesieger  des  Äntilnchos: 

vHocg:  l'xTetve  tfaetvrji  aylaog  vtog^ 

j2^  I  Odysseus  im  Gespräche  mit  dem  i^batten 


Srtmn:  Twi/tche  JUixoeUtn. 


201 


ov  Achill  rtip  Sclionheit  des  von  NooptoIpmoH  getödteteo 
Knrypylofl  mit  Her  ües  Memnou  verglpicht : 

ifit  dort  eine  nur  leise  verdeckte  Hinweisiing  atif  den  letzton 
Kampf  gt'j^obeii,  in  dem  sich  Achill  kurz  vdr  seinem  eigenen 
Ende  nochmnN  nnnterMichen  Ruhm  erwarb.  So  mochte 
i)aina1fl  die  Sage  ron  dem  Knde  nnd  Her  Verklärnng  dt*» 
M^mDön  in  der  Volkspoesic  l)ereit«  so  weit  entwickelt 
«wtD,  dass  die  Epti<ode  von  Schlaf  ond  Tod  schon  vor  Ar* 
Ictiona  bqh  dieser  Quelle  auf  Biirpedon  übertragen  werden 
konnte,  wütirend  sie  ihre  fthgerand»'tp,  harmoniwhe  dich- 
terüchr  Au9ge*itullnDg  erHl  in  der  Aethiopis  erhielt  und 
von  hier  ans  in  den  Kreit«  künstlrriscber  Darstellungen  auf- 
gaaonun^n  wnnle. 


Eine  Achilleis, 

In  »'ineni  früht-ren  AufsatÄe  (Sitzungsher.  IHfiH.  S.  22fi) 
haUe  ich  die  Schwierigkeiten,  welche  die  Deutung  der  Miu- 
peni»  auf  einer  Trinksehale  des  Brygos  darbot,  dadurch  xu 
la«*'ti  rfr**ufiht,  das«  ich  die  Inschriften  als  miflverAtändlich 
hinciigrrigt,  gänzlich  unsscr  Betracht  licuä  und  den  Inhalt 
d«r  Onrstollnngen  einzig  ans  den  wirklich  zur  Anschauung 
gebrachten  kün^itteriHchen  Motiven  ku  entwickeln  anternabra. 
Dien»  Verfahren  mochte  allerdings  noch  gewagter  erscheinen« 
aU  e*  wirklich  ixt,  fia  lange  es  nur  au  einem  ven'inxelten 
Va«enbilde  geübt  wnnle,  während  e»  eine  weit  grössere 
ftoMer»  HfrtKtlitigung  rrlangm  nius« ,  »obald  sich  noch 
w«{t«rr  bei«pie)e  einer  gleicliBu  irrthumlichen  Anwendung 
Too  Inachriften  nachweinen  liMnen.  Kin  §olcbes  bietet  steh 
ia  CTD«r  itcb'»ni»n  Trinkachalo  de«  Duri«  dar,  welche  mir 
büber  ihre  richtige  Deutung  noch  nicht  gefuntlen  zn  haben 
MÜutitit  (Kröhner,  t'hoi«  de  vasea  du  princ»?  Napoleon  pl.  *J 
<— 4t    auch    iu   ConzeV  IJebuugtthlätteru  Ser.  VI,  7).     Dm 


202         SUzuHg  der  t'fiüoB.-jAÜol.  Clasie  vom  5.  Juni  1S80, 

IniiftnhiM  ist  richtig  auch  durch  die  luschriften  ak  di« 
AniTipbong  der  Irfiche  des  Memiion  (MEMUON)  durch 
Kos  (HEO^)  bezeichnet.  Auf  dem  einen  Aussen  bilde 
stQrtnt  ein  Krieger  gt^en  seinen  bereits  verwundeten  nnd 
rück  wärt»  stürzenden  Gegner  ein :  der  Angreifer,  dem 
Athene  (A0EA|A)  beisteht,  soll  Aias  (AlAl)  sein;  der 
Unterh'pgeude,  hinter  dem  Apollo  AflOO^UON)  erscheint, 
ist  alt«  Hektor  (MEKUOR)  bezeichnet.  Auf  dem  zweiten 
Aussenhilde  wendet  sich  ein  Kri^er  ror  dem  ihn  an- 
greifenden Gegner  zur  Flucht.  Dem  Letzteren,  hinter  dem 
eine  weibliche  Gestalt  (ohne  Namen)  mit  einer  BInnie  in 
der  erhobenen  Linken  steht,,  ist  der  Name  des  Meuelous 
(AAENEl/EO^)  heigeechrielwu ,  der  Fliehende,  auf  dessen 
Seite  uns  Arterais  (ARTEMIS)  entgegentritt,  heiset  Ale- 
landros  i  AUEX^ANARO^).  Wir  haben  es  allerding»  ntich- 
gernde  verlerntt  i"  ^^o  Vasenbildern,  nnd  besonders  in  Tiel- 
fftch  nnter  einander  verwandten  Kampfscenen  die  lllnfitration 
eines  Dichters  iu  streuger  Uebereinstimmnng  mit  seinen 
Worten  zu  erwarten.  Hier  t<ind  aber  die  unterschiede  der 
Schilderungen,  die  wir  von  den  Zweikämpfen  des  Aiaa  mit 
Hektor  und  des  Menelaos  mit  Paris  bei  Homer  finden,  so 
htnleutend,  doss  es  auch  bei  der  Annahme  des  grössten 
Maasses  kfln stierischer  Freiheit  nicht  mehr  möglich  ist,  in 
den  Iteiden  Bildern  eine  Dar<itellung  der  durch  die  In* 
Schriften  bezeichneten  homerischen  Sceueu  anzuerkennen, 
Anderer  Seits  kommen  wir  immer  mehr  davon  zurück,  wo 
eine  solche  Uebereinsliramnng  fehlt,  zu  dem  Auskunft»- 
mitlel  zu  greifen,  dass  etwa  der  Maler  einer  andern,  uns 
nicht  mehr  zngänglichtfu  „Version"  des  Mythos  gefolgt  »ei. 
Denn  diese  andere  Verbion  würde  hier  im  Grunde  einer 
Vernichttmg  der  Substanz  der  homerischen  Dichtnng  gleich 
kommen.  Das  für  den  vorii»'gendi'u  Fall  im  Biuzeluen 
nachzuweiAHn,  halte  ich  lur  übcrHfi^ig:  genug,  d%8s  ^oe 
Deutung   der  Bilder   auf  Grundlage    der  luschriflea    nicht 


I 
I 


Brunn:   Troiackt  MmccUen. 


203 


'Vbglich  ist.  80  werden  wir  auf  dtinMlben  Staudpuukt  ge- 
dringt »  auf  deu  wir  uhh  (S.  '228)  bei  der  Deutung;  der 
lliupersift  ilw»  Brypos  stell*?ü  niusstun :  ,,In  eiueni  Kuusi- 
werke  muas  in  orster  Linie  daa,  was  »ich  in  den  käuat- 
Wnacbeu  Motiven  klar  ausspricht,  f^r  die  Erklüruug  be- 
»•ttmnjead  sein,  und  kein  beif^efiigter  Name  vermag  die  Be- 
deutung einer  lü  klarcu  Ziif^eu  dargestellten  Handlung  zu 
verinderu".  Betrachten  wir  also  auch  die  Schale  dea  Duris 
üiumal  inr  sich  allein,  ohne  uns  nm  die  beigescbriebeneu 
NaineD  su  kilmmeru. 

Ueber  die  Deutung  des  angeblichen  Zweikampfes  zwischen 
Aiaa  and  Hektor  würde  ohne  die  beigelügten  Inschriften 
uitmiand  im  Zweifel  sein.  Auf  mehreren,  in  allem  Wesent- 
lichen übereiutftimmendeu  Vasenbilderu  (Gerhard  A.  V.  W2 
ood  204;  Overbeck  troisch.  Cycl.  19,  3  und  4)  sehen  wir 
<Wn  Kampf  des  Achilles  gegen  Hektor:  Achill  unter  dem 
Scbotse  der  Athene,  llektor  schon  im  Niedersinken,  obwohl 
aach  ;!a  seinem  Beistande  ein  Gott.  Apollou,  zur  Stelle  ge- 
konmen  war.  Mit  diesen  Bildern  stimmt  «las  Oemäldv  der 
Schale  des  Ouris  bis  auf  ein  ei n/.iges  Motiv:  in  dem  ersteren 
u«mlich  rerläKst  A]H)lln  den  Kampfplatz  und  erhebt  rück- 
wirts  blickeud  in  seiner  Rechten  deu  Hfeil,  welchem  später 
Achilles  erliegen  soll  (vgl.  186^«  S.  77);  hei  Doris  unter- 
ncb^del  sich  sein  Auftreten  kaum  oder  im  Grunde  gar 
nicht  Ton  dem  der  Athene:  er  assistirt  mit  lebhaft  erregter 
Oeb«r<le.  Solleu  wir  aber  wegen  dieser  Abweichung  die 
Deutnug  der  ganzen  Scene  aufgoheu?  Hchwerlich;  denn 
Apollo  war  doch  immer  bi«  zu  diesem  Moment  der  8chut/.- 
gott  dtw  Hektor,  wie  Athene  Schtitzerin  des  Achilles.  Man 
kTinnte  also  höchstens  sagen,  dass  Duris  durch  nicht  tttrenge« 
Einhallen  des  MomenieR  einen  feinen  Zug.  die  Hinweisung 
aaf  daj*  Kpiitere  Geschick  des  Achill,  aufgegeben  und  die 
orsprOnglich«  Composition  ,  die  er  hier  benutzt«,  verflacht 
bcie.     Und  von  einem  Nulchou  limitirten  Tatlel  glaubte  ich 


der  phiioH.-philol.  Glasse  com  5.  Juni  1880. 

\ia  nicht  j^änzlich  freisprechen  zu  dürfen.  Die 
lie  ich  mäch  nun  eiuinal  gewöhnt  habe,  ^ate 
Izuseheu,  lasst  noch  im  letzten  Moment  während 
reiben^!  bei  mir  das  Bedenken  entstehen ,  ob 
li  solcher  Tadel  seine  Berechtigung  habe,  ob 
lii^  iitclit  eine  absichtliche,  nicht  mit  vollem 
LutL'ruommeu  sein  könne.  Seine  Üjrledignug 
kieser  ZirV'eifel  erst  finden,  nachdem  wir  uns 
|te  Äusaenbild  der  Schale  eine  bestimmte  Äu- 

liabeii  werden. 

dem  ersten  Rektors  Besi^ung   durch  Achill, 

ailde  der  von  Achill  getödtete  Memnon  darge- 
lliegt  gewiss  der  Gedanke  nahe,  dass  es  sich 
t    uoch    übrigen   dritten  Bilde   um  einen  von 

en  Gegner  handele.    Neben  einem  Achill  findet 
begleibeude  weibliche  Gestalt  als  Thetis  eine 

l-klärung.  Der  Gegner  aber  kann  keine  ruhm- 
|?e    Persöulichkeit    sein.      Aus    der    Aethiopis 

It'muon  Penthesilea   wegen   ihres   Geschlechts 

kcht  küuimeu.  Die  Ilias  bietet  neben  Hektor 
liiswerttieii  Gegner.  So  werden  wir  auf  die 
Ickgewiesen.     In    diesen    wurde   allerdings    be- 

Lchill  den  Telephos  verwlindetef   aber  wie  es 
|iu  eiuem  Vertbeidigungskampfe ,    während  in 

ie  der  G^ner  unverwundet  zurückweicht.  Zu 
lig  überwundenen ,  be8ii.';xten  und  getödteten 
Aßliill  gehört  Telephos  nicht.  Wohl  aber 
tth  Ijäi  der  Landung  in  Troas  Protesilaos 
tetödtet  war,  Achill  die  Troer  in  die  Flucht 
m  er  Kykuos,  den  Sohn  des  Poseidon,  getödtet. 
is,  König  von  Kolonae  in  Troas,  ein  Götter- 
[erwuiidbar,  war  ein  gewaltiger  G^ner,  nud 
Isiegnng  ermöglicht  die  PestsetKung  dm  grie- 
leis  auf  tLoischem  Boden.     So  wird  denn  dioM 


Brnnn:  Trmjtehc  MiAcriltn. 


205 


Ue«i<^tinf^  iiiiUtr  \\vx\  Hmiptthnton  ile.'^  Acliill  bis  in  Hpäte 
Z«jtru  herab  Ropriitsnn  ivifl  VVelekei-  ep,  (Jycl.  11,  104  und 
145;  gr.  Trag.  I.  U'»).  Auf  ile»  Kvkiios  atolxes  Auftreten 
Wriiwrn  di«^  Kniguifüt*  «ler  „Hirten"  des  Sophokles  hin.  Kiue 
Schild«  rung  ileä  Kunipfn.«  Hulltst  hesiUen  wir  unr  nueb  bei 
OviJ  (Mütfliii.  XII«  7(i  sciq.).  Durt  b*>käiiif\ft  Achill  tlen 
KjknoH  zaerat  vergeblich  mit  dem  Speer,  dann  eheiifH>  mit 
dt*tu  Schwert,  drängt  ilin  aber  dennoob  rückwärts  und 
rvnnt   ihn  itui  (v.   \'6\}'. 

C4-«JvDti(jae  ttequvus  in»tat,  turbatqiie  ruittjue, 

attoaitoijue  u«;gat  rcquieui.  IVvnr  occupat  ilium. 
Uaiiii  kni«t  er  uof  ihn  und  erwürgt  ihn  mit  dL*ni  Helm- 
riooeD.  OviJ  kuuu  nutürlich  nicht  \\\v  Quelle  für  "iu^^n 
Vaaeoimuler  eeiu;  aljer  «eiui*  Schilderung  entt^pricht  dui'chans 
4er  in  der  Unvernntudburkeit  des  K^knos  gegebenen  (jruud- 
fa^ge  Jm  Mylbof)  und  iüt  in  den  Hauptzügeu  gewiss  ültereii 
ii-  "  1  iitlebat.  lietrutibteu  wir  jetzt  dae  Vasen bi Id ,  so 
u<  iiiet  *in  aich  von  der  Masse  ähnlicher  Kiimpfscenen 

ia  eiiwan  «ehr  wetwntlichen  l'nukte,  neinlich  dudurch,  daaa 
drr  Allgegriffene,  rdine  verwundet  zu  sein  und  ohne  hieb 
wrttigfteuH  im  l'nidrehen  uoch  zur  Wehre  zu  setzen,  wie 
i.  B.   Uvktor   gegen    Achill    (Overb.    19,  1),    feige   zurück- 

t     Tor    dem    mit  UugeMtüm    vurdriugeudeu   Augreii'er: 
TMf  uocupat    illutu,     Uieriu    liegt    utlVubar    ül"  beunndere 

ivrisohi^,  für  die  LJvutuug  entscheidende  Orundmotiv; 
oihI  <hu-iu  stimmt  da»  Bild  mit  Ovid,  während  sich  für  diw 
Iflriche  Motiv    uobwerlich    ein    pa«i»eiiderer  Nunie    darbied't. 

Art«!Uii>i  wird  hei  Ovid  nicht   erwiihnt;    und    vergeben** 
k*)i«  ich  gebucht,  ob  fiicb  nicht  etwa  in  Kolonoe  oder  onufit 

r   L'mgebaug    toü  TroJH    ein  Tempel    oder  ein  Ileilig- 

II     hwfi^ien    la^HC,    wt*Iehe8     ihre  *Jegenwiirt    bei    dem 

I  lo   df-s  Kjknos'    n-ehtt'ertigc.     Aber    mich  \m  dem 

jjnpf«  de«  Meuelno!<   und  Pari»,   auf  den  sich  die  in- 
HiunlMm  bmirben,  wird  ihr  lCr»ch>iinen  nicht  nur  iiie.bt  '•r- 


SOG         Siteunff  der  phHoi.'philol.  VloBae  vom  5.  Juw  1880. 

klärt,  ftODderii  steht  mit  der  Ueberlieferung  sogar  m  üireutfni 
Widersprnch.  Und  tih^haupt  wird  sich  bei  keineu  der 
troischcn  Kämpfe  ffir  ihre  Dazwischenkxinft  fi»  directea 
Zcu^uias  beibriugen  lasst^n.  In  der  llios  wenigi<;itinit  tritt 
sie  durchaus  in  den  Hinter^frund.  Bei  dem  Streite  der 
Götter  im  ■21#fit*»ftngH  wird  sie  von  Hera  in  haiidgrei flichtst 
Weise  zurechtgewiesen  (v.  480  sqq.).  Aasserdeni  erscheint 
sie  nur  noch  bei  der  Pflege  des  Aeneas  im  Tempel  ihres 
Bruders  ^lyetheiligt  (5,  447J.  Der  Kampf  des  Kykuos  nun 
findet  in  weiterer  Entfernung  von  Trqja,  als  die  spätereu 
Kämpfe,  an  der  Meen^k  liste  bei  der  Landung  statt.  Damit 
steht  es  wohl  in  Verbindung^  dass  in  der  Trag&die  dM 
Sophokles,  in  welcher  auch  der  Tod  des  Kyknos  behandelt 
wurde,  der  Chor  ans  Hirten  bestand,  nach  deueu  dos  Stück 
l>enannt  wurde ;  und  ao  li^  vielleicht  der  Gedanke  nicht  { 
fern,  dasä ,  wie  Apollo  h)s  Schützer  der  Stadt  und  ihrer 
näheren  Umgebung  erscheint,  nun  Artemis,  du  sie  Joch 
jedeufalla  auf  der  Seite  der  Troer  »taiid,  wegen  thre«  lünd- 
lieben  Charaktere  als  Schützerin  der  eutferutereu  Luigebung« 
von  Flur  und  Wald  gefasst  wurde.  Doch  gehen  wir  viel- 
leicht mit  Erwiigungea  solcher  Art,  schon  zu  weit.  Dej 
Maler  branohte  ans  künstlerischen  Or(indeu  eine  G5tt«rge- 
ütalt.  Den  Poseidon,  den  Vater  des  Kyknos,  konnte  er, 
da  dieser  auf  der  Seite  der  Griechen  stand,  nicht  wohl  ein- 
führen. In  dem  Parallelbilde  war  Apollo  dnrch  Sage, 
Poesie  und  Kunst  bestimmt  gegeben,  und  so  bot  sich  ihm 
Artemis  gewissermasaeu  von  selbst  dar,  rnn  so  mehr,  aU 
diese  auch  zu  der  Thetis  auf  Seiten  des  Achilles  ein  durth- 
aus  passendes  Gegenstück  bildete. 

Die  Hauptsache  bleibt  immer,  dass  zum  Kampfe  gegen 
Uektor  und  gegen  Meuinou  kein  dritter  xich  U-Kser  fügt, 
als  der  g^en  Kyknos.  Die  Verherrlichung  des  Achilles  in 
seinen  drei  berühmtesten  Kämpfen  ist  also  dasGrandthnma. 
Wollte  aber  der  Küustler   diesen   and   keinen   anderen  Ge- 


Braun:   IVotHche  MüiceUen. 


207 


ttEÜken  aasdrQuken,  fo  ergiebt  aich  wobl  ilaraus  der  Grund, 
wt«halb  or  im  Bilde  des  Mektor  vou  der  für  andere  Zwecke 
#o  feinen  Motivirnng  des  Apolto  hier  fiebranch  zu  macben 
Aunluud  natim.  Die  Hinwei.<4ung  auf  den  Tod  den  Achill 
lag  winer  AutTn^sung  nicht  nur  fern,  sondern  sie  hätte  den 
eiufacbeu  Grundgedanken  zerstört,  der  sicli  in  seiner  weiteren 
Motirirung,  aber  immer  ganz,  kurz  so  zusammenfassen  liisRi: 
drei  gewaltige  Gegner  besiegte  Achill,  obwohl  jeder  vou 
ihnen  sich  dee  besonderen  ächatzos  einer  Gottheit  zu  er- 
freuen hatte.  Diesen  Ciruridgedauken  entwickelt  er  gewisser- 
trauiteu  tu  trilogiacher  Gliederung,  oder,  wenn  wir  in  Ite- 
tmcht  /.iehen,  da«a  nach  den  räumlichen  Bedingungen  der 
Vase  nnr  zwei  Bilder  sich  genau  entsprechen,  das  Innenbild 
dagegen  anderen  Composiüünsgesetzen  unterworfen  war,  m 
dürfrn  wir  wohl  sagen,  dass  er  ku  deu  beiden  AusHeuhildern 
als  Strupbe  und  Autistrophe  das  luuenbild  als  Epode  biu- 
»fflgUt. 

Wird  mau  mir  auch  hier  wieder  mehr  als  alexandri- 
Riacbe  Zuspitzung  vorwerfen?  Auf  einen  vollständigen 
Ctkorge«aiig  freilich  vermag  ich  mich  nicbt  /u  berufen.  Aber 
vns  den  Qesumnitinhult  anlangt,  »o  kaun  ich  mich  eines 
(»owahrsmunnes  röhmen,  dem  Niemand  den  Vorwurf  des 
AUxandrininnnfl  machen  darf.  Pindar  (Ol.  2,  145)  preist 
deu   Achill  ■ 

Sfittxvy  öur^afii]  xiofa,  hvxyov  te  Vuvott^  no^, 


Briseis    und  Pelens. 

Hei  der  oben  erwähnten  Besprechung  der  lliupersis 
aof  der  Trinkachale  des  Brygo«  hatte  ich  dos  Innenhild 
tinbfTflcksichtigt  geiafwou.     Auf  ilemselben  steht,  durch   In- 

itt  bezeichnet,  Briseis,  mit  einer  Kanne  tu  der  halb  gc- 

LiN30.i.rhii.-|iiiii.hiiit.cuBt).i.  2.\  u 


208         Sitzutuj  der  phiin8.-iiMci.  Cla8$e  vom  5.  Juni  1890. 

hobenen  Rf^chten,  dio  Linke  sinnend  odfnr  nacbdenkeud  dem 
Gesichte  uühernd,  vor  einem  sitzenden  greisen  Königo.  der 
ihr  eine  Hchale  entgegenstreckt,  am  sie  von  ihr  gefüllt  zu 
erhalten.  Schild  und  Schwert  als  Ausfüllung  des  Buumes 
zwischen  den  Figuren  dieueu  zur  Andeutung  eines  lunen- 
raumes  und  tveieeu  auf  die  kriegerische  Tüchtigkeit  des 
Königs  in  seinen  früheren  Jahren  bin.  Gewiss  richtig  be- 
hauptet der  erste  Heraasgeber,  Heyden^ann  (S.  27),  doss 
hier  Niemand  anders  als  der  greise  Peleus  dargestellt  sein 
könne,  dem  Briseis,  bei  seinem  Anblick  vielleicht  in  sin- 
nender Krinnerung  an  den  zu  früh  gestorbenen  herrlichen 
Sohn  befangen,  die  hingehaltene  Schale  fallen  will.  Aber 
was  veranlasste  den  Maler,  gerade  dieses  Bild  in  das  Innere 
der  Schale  zu  setzen?  lieydemaun  hat  gewiss  sorgfütt ig  den 
Nachrichten  der  Alten  über  die  späteren  Schicksale  der 
Briseis  nachgeforscht;  aber  aacb  er  vermag  nichts  weiter 
beizubringen ,  als  dam  Neoptolemos ,  der  Sohn  und  Krbc 
dos  Achill,  sie  wie  eine  Mutter  ehrte.  Nicht  einmal ,  dass 
er  sie  nach  Beendigung  des  Krieges  mit  sich  in  seine  Hei- 
math führte,  wird  in  den  uns  erhaltenen  schriftlichen 
Quellen  ausdrücklich  berichtet,  sondern  kann  nur  als  i^lhst- 
verständlich  luigenommen  werden;  nnd  noch  weniger  er- 
fahren wir  von  besonderen  Ereignissen,  die  sich  etwa  zwischen 
ihr  und  dem  alten  Peleus  zugetragen.  Und  doch  wird  Nie- 
mand in  diesem  Zusammensein  etwas  Aufnüliges  ßnden ; 
anch  Heydemann  erkliLri  es  fdr  gleichgültig ,  ob  Brygos 
aus  bestimmten,  ihm  überlieferten  Sagen  geschöpft  habe, 
da  jedenfalls  eine  innere  Iktrechtignng  für  die  Verbindong 
der  beiden  Gestalten  in  den  allgemeinen  Zügen  der  Soge 
gegeben  sei.  Je  mehr  wir  also  die  Selbstäudigkeit  des 
Künstlers  in  der  Wahl  und  Behandlung  seines  Bildes  aner- 
kennen, um  so  mehr  werden  wir  erwarten ,  ja  sogar  von 
ihm  verlangan  dfirfen,  dass  er  mit  der  Wahl  einen  b«- 
stimmten  Gedanken    verband;    nnd   wir    dürfen    vermuUien, 


BmnH:  Troiache  JlftWn^N. 


209 


'^ttB  ba  der  Ätlgemeiubeit  and  der  darchauR  tjpischeu  Be- 
luuidluitg  der  dargestellten,  fa^t  actionsloseu  öitunÜDu,  dieser 
(tMiunke  in  einer  Beziehung  d(W  Innenbildes  zu  den  AasHen- 
bildcru  liegen  wird.  Das  hat  auch  Eieydemapn  gefnhlt, 
ond  er  sagt  deshalb:  „der  troische  Krieg  ist  längst  vorQber, 
die  Heiden  sind  iu  ihr  Vaterland  heimgekehrt;  die  Gefau- 
g?n«n  »her,  welche  der  Tod  verschont  hat ,  genicssen  die 
»chOae  Milde  der  Siebter;  dies  \»t  der  Onindgedauke  des 
tanenhildes'*.  Aber  weshalb  wühlte  der  Künstler  zu  diesem 
Zwecke  die  Briseis?  Gerade  sie  durfte,  sofern  dieser  Ge- 
danke aasge<Irfickt  werden  sollte,  nicht  mit  einer  der  nuch 
der  ßinnabme  llions  als  Beate  Tertheilten  Frauen,  einer 
Aadrumache,  einer  Kassnndra  auf  eine  Linie  gejtiellt  werden. 
Sie  lebte  mit  Achill  iu  einem  tliatsächUcheu  ehelichen  Ver- 
hftltaiss,  mau  möchte  sagen,  in  einer  Gewissensehe,  für 
welche  eine  spätere  Legitimirung  in  Anssicht  gestellt  war 
(U.  19,  208).  Wenn  sie  also  Neoptolenios  mit  sich  in  das 
KTouTiterliche  Haas  führt ,  so  ist  dort  ihre  Stellung  dem 
Wesen  nach  die  der  Wittwe  des .  Achilles.  Neoptolemos 
aber,  obwohl  er  sie  wie  eine  Mutter  ehrt,  ist  doch  nicht 
ihr  eigener  8ohn  ;  ja  noch  mehr,  wir  dtirfen  in  miserer 
Phaolawe  ergänzen,  dass  sie  auch  dieser  Stütze  bald  beraubt 
wurde,  du  Neoptrdt^mOR  noch  vor  Peleus  vom  Tode  ereilt 
wurde.  Peleus,  der  Ueherlebende,  ist  allerdings  der  (Jatte 
der  Tbetifl,  die  als  Unsterbliche  ihm  nicht  im  Tode  voran- 
gehen kanu.  Aber  nachdem  der  aus  diener  widerwillig  ein- 
gegangenen Ehe  eubprosseue  .Sohn  dem  Hcbicksal  verfallen 
war,  wu  konnte  da  die  Güttin  noch  an  den  greisen  Peleus 
feneln?  äie  ist,  wenigstens  vom  poetischen  Standpunkte 
aas,  wieder  die  Unsterbliche,  die  Nereide.  So  bleibt  dem 
iVdinis  uor  Briseis,  die  Gelieble  des  Sohnes,  der  Briseis  nur 
tVleos,  der  Vater  des  Geliebten.  ?>chnn  so  betrachtet  ge- 
winnt das  Bild  des  Br^gos  einen  wehniilthigen  lubulU  Doch 
damit  noch  nicht  genug!     Die  HoBnuug    auf  «ine  freudige 


A 


\r  pkilon.-iihUoi.  Classe  vom  5.  Juni  1880. 

IJriaeis  nicht  weniger  als  dem  Pelens  abge- 

euger  leben  sie  vereint  in  der  Erinnerung 

beit.    Oft  mögen  beide  laut  geklagt  haben 

:al  lies  Sohnes,    des  Geliebten.     Aber   anch 

iierz  wird  gemildert  durch    die  Zeit.     Von 

r^üu  Ibis  dem  Mittelpunkte  der  Erinnerung 

ufnierksamkeit  auf  weitere  Kreise  der  üm- 

Folgtiii  der  frühereu  Groastbaten,   auf  das 

es,  in  dessen  Mittelpunkt  die  Persönlichkeit 

nd.      So    tritt    nun    Briseis   vor  Peleus    als 

|in  meines  Alters;  sie  bietet  dem  Greise  einen 

k  ;    aber  auch  Geist  und  Gemüth  soll    von 

mmer  zwar   nicht  befreit,   aber    doch    er- 

uud  darum  erzählt  Briseis    dem  Pe- 

hicbte  von  Ilions  Untergang.    Was 

(;him  wir  in  dem  Äussenbilde  wirklich  dar- 

[{ri^eis  es  ist,  welche  es  schildert,  so  tritt 

re  Phantasie  die  Gestalt  des  Achilles,  der 

lutfse  der  Katastrophe  nicht  selbst,  sondern 

Snlin  Theil  nahm,   aber  das  Ende  durch 

baten  vorbereitet  hatte.     So  erweitert   sich 

dfi-  Schale  des  Brygos  von  einer  Iliupersis 

:anzen  und  vollen  Ilias. 

er  Innlankeniuhalt  des  Ganzen  in  einer  ein- 

nieiifusseu  lilsst,  so  wird  sich  meiner  Dentung 

chlif^it  nicht  absprechen  lassen.  Wie  ich  aber 

r  ilor  Schale  des  Duris  mich  direct  anf  Pindar 

s  mir  gestattet  sein,  bei  der  Iliupersis  des 

ität  keines  Geringeren  als  des  Homer  selbst 

t  für  mich  in  Anspruch  zu  nehmen.  Man 

t_'  iUt  sinnigsten  Erfindungen   des  Dichters, 

der  Phäaken  im  achten  Gesänge  der  Odyssee 

Ion  Ilions  Fall  und  von  der  hervorragenden 

Odjsüeus  an  demselben  dem  Sänger  Demo- 


KL' 


BrvnH.'  Troütche  MweUen. 


311 


doku»  in  flcii  Mund  gelegt  wird.  Denn  indem  wir  wiasun, 
dufl  unter  den  Hörern  Odysseus  selbst  sich  bofiudet ,  ver- 
dapprlt  sieh  üusfiit*  Tlieilnahnie;  es  sind  nicht  mehr  fremde 
Ereif^niHse,  von  denen  wir  hören,  sondern  Ereignisse,  an 
denen  wir  selbst  gewissem) aasen  persöulidieu  Autlieil  hüben, 
ioJiofern  wir  die  Kniptindungen,  die  den  Odjsseas  beim  Äu- 
böreu  des  (ieKunges  bewegen  miissten,  unwillltnhrlieb  ftof 
uitü  selbst  übertragen.  In  verwandtem,  durchaus  homeri?)cbem 
OnHte  sind  die  Malereien  des  Brygos  erfunden.  Wir  sebeut 
nder  sagen  wir  einmal:  wir  vernehmen  die  Schilderung  von 
Ilion«  Ijutergaug.  Aber  indem  e*  Briseis  ist,  von  der  die 
Ermblnog  aiiftgcht,  und  Pelens  derjenige,  ad  den  sie  ge- 
richtet i^t,  veruehnieu  wir  nicht  nur  die  Thatsachen,  sondern 
wir  ibeileu  die  Gmpfiuduugeu  derjenigen*  deren  eigenes 
SchicksAl  mit  jenen  Thatsaehen  auf  das  Engste  verknüpft  ist. 


Parisurthcil   und  Apollona  Ankunft  in  Delphi. 

Auf  den  beiden  zuletzt  Imtrachteten  Trinkschalen  waren 
«  Qbomll  troische  Hceneu.  welche  durch  eine  poctiscb-künKt- 
terbche  Idee  einheitlich  mit  einander  verbunden  wurden. 
DftOT  zu  deia-teUwn  Zwecke  aber  anoh  äcenen  aus  verschie- 
dei  ■  '  'ikreisen  zusAmmeu^estellt  werden  konnten,  lehrte 
t.  b  i7^t  erwähnte  Trinkschale,  auf  der  zu  dem  Uingen 

Am  PclooM  und  der  Thetis  und  '/u  dem  Kampfe  des  Dio- 
raedes  gr^en  xVphrodite  als  drittes  Bild  der  Kampf  dos 
Hr^rukleji  gegen  Arcji  gestellt  war.  Hier  bedurfte  es  keiner 
laugen  Kri'irterungpu ,  um  den  allen  drei  Darstellnngen  ge- 
BMinitfhafllichen  einheitlichen  Orundgedanken  al^  das  orfolg- 
raicbe  Küuiph-n  dreier  Sterblicher  gegen  Unst,erbliche  noch- 
SBWTMen.  Die  Richtigkeit  dieser  AufPasMing  litsst  sieli  viel- 
Itittit  nicht  besser  erproben,  als  wenn  wir  einmal  versuchen 
imlltco,  aj]  die  8t«lle  des  Aeneas   die   künstlerisch    HO   gnt 


212         Sitsmifj  der  jiftilos.-pMttl.  Claxse  vom  5.  Juni  S880. 


wie  gleich werthige  Scene  der  Errettung  den  Paris  dnrch 
Aphrodite  zusetzeu:  es  genügte  ja  fast,  nnr  die  InBchriften 
7.11  TertiiiiMchen.  Allein  der  geistige  Zusamiiieuliaiig  wure 
gelöst  Wenn  nun  auch  die  wechselKeitigen  Beziehungen 
nicht  immer  so  DÜen  darliegen,  so  sind  «ie  doch  darnm  oft 
genug  nicht  weniger  vorhanden.  Unter  diesem  Gesichts- 
punkt möchte  ich  zum  Schluttse  noch  eine  am^ezeiohnet« 
Va^  betrachten ,  deren  zweites  Bild  ohnehin  seine  richtige 
Krklärnng  noch  nicht  gefunden  zu  haben  scheint.  Es  iat 
dies  der  Krater  der  petersbnrger  Eremitage,  der  von  St*- 
phnni  im  C.  R.  ISÜl,  T.  3  und  4  puhlicirt  int.  (Die  Vorder- 
seite ist  wiederholt  in  meinen  üehungsblättern  T.  10";  die 
Kückseitc  in  den  Con7,e'schen.  Ser.  U,  T.  7 ;  letztere  ausser- 
dem in  der  A.  Z.  18fifi,  T.  211).  Die  Vorderseite  enthalt 
das  durch  die  Gegenwart  von  Themis  und  Eris  ausgezeich- 
nete Parisurtheil,  filier  welches  ich  meine  Aneichten  in  den 
Sitzuugsber.  18B8,  S.  i32  ff.  dargelegt  hahe.  Auf  der  UUck- 
seite  erblicken  wir  in  grösserer  Umgebung,  welche  auf  Delphi 
aU  Local  hinweist,  Dionysos ,  in  defvsen  Keohtfl  Apollo 
jugendlich  und  halb  schüchtern  die  seinige  legt.  An  einen 
Zu^unmleuhaug  der  beiden  Bilder  duckte  allerdings  schon 
8tephani  und  er  fa«8t  das  Resultat  seiner  laugen  b^rörte- 
ruDgen  8.  114  in  folgenden  SatKon  /.usammen;  „Wir  haben 
oben  gesehen ,  dass  sie  (Dionjsos  und  Apollo)  hier  als 
^fOfnot  oder  iftafwtpt}QOij  aU  Inhaber  de«  delphisehen  Orakels 
nud  Kepräsentanten  des  Antheils  gedacht  sind,  welchen  die 
Alten  diesem  für  alles  göttliche  Hecht  maassgcbcnden  Orakel 
auch  an  dem  Urtheile  des  Paris  zuachrieben.  Demnach  cr- 
achcint  es  mir  offenbar  zu  sein,  daas  die  beiden  8öbne  dos 
Zens  dnrch  den  Handschl^,  durch  welchen  sie  sieb  mit 
einander  verbinden,  nichts  Anderes  als  ihre  Einigkeit  in 
Bi;7.ug  auf  den  eben  von  Paris  zu  fallenden  Urtheitssproch 
bezeugen  wollen,  dass  sie  sich  dadnrch  verptlichten,  auch 
ihrer  Seite   dem  Ausspruche,    dass  Aphrodite   die  schönste 


I 


Brunn:  Troisdie  MisctUfu 


213 


det  GÖitinuen  sei^  in  der  gesamuiten  hulIeuiHcheu  Welt  all- 
gemeine Oöltigk^it  '/ii  TerscbaGTi'D  nad  za  erhalten.**  Allein 
dir  in  den  leizteu  Worten  aiis^esprocheue  Auffassung  des 
Pariflnrth(<ilH  i^l  Iwreits  friihw  von  mir  abgewiesen  worden. 
Wenn  feruer  aach  Stephan  i  (8.  67)  eiuige  entfernte  Be- 
lubongen  des  delphischen  Orakels  zum  troischen  Kriege 
conatAtirt ,  so  fehlt  doch  in  denselben  jode  bestimmtere 
ninweiaung  eben  anf  das  Parisiirtheil,  Aber  selbst  wenn 
wir  eiueUeziehuug  desselben  zu  Apollo  gelten  lassen  wollten, 
in  welchem  Verbältniss  zu  dieser  Scene,  ja  tifaerhanpt  zum 
troiacheu  Kri^e  sollen  wir  nns  den  Dionysos  vorstellen  V 
So  weit  es  sich  also  nm  die  Ansicht  Stephanies  handelt, 
iflt  Weniger  (im  Text  »nr  Tafel  der  A.  Z.)  durchaus  im 
ICecht.  wenn  er  eine  Beziehuug  der  beiden  Bilder  auf  ein- 
ander in  Abrede  stellt.  Doch  scheint  mir  auch  Weniger 
»lie  Bedeutaug  der  delphischen  Scene  nicht  richtig  erkannt 
n  hab«n.  Er  stellt  sich  bei  »einer  Erklärung  zu  einseitig 
anf  einen  religio»-  mythologischen  Standpunkt ,  dessen 
Barecfatignog,  namentlich  bei  der  Erklärung  von  Vasen- 
btUern,  in  neuerer  Zeit  auch  anderwärts  einer  mythologisch- 
poetisch  en  BetrachLnngf>woJ8e  hat  weichen  müssen.  Jeden- 
UW»  haben  wir  von  dem  Bilde  Belbst,  von  der  im  Bilde 
(iargc»tiillten  Handlung  auszugehen.  Hier  hat  nnn 
Weniger  richtig  den  Charakter  jugendlicher  Schüchternheit 
in  dem  Auftreten  des  Apollo  hervorgehoben.  Er  bemerkt 
ferner  richtig,  dns«<  A|>ollo  eben  angekommen  zu  sein  scheine. 
Wenn  er  alwr  dann  hinzufügt :  eine  freundliche  Begrüa- 
•ongKceue  Hnde  statt,  so  ist  damit  zn  wenig  gesagt.  Die 
itieriicbr  Handreichmig  bedeutet  mehr :  ea  bedari  nicht  der 
(taasen  Masse  den  von  Stephani  angehäuften  ^  aber  wenig 
'. — •■'■'ti?n  Materials,  um  zu  behaupten,  dass  hier  die  Uand- 
^  eine  enge  Vereinigimg,  das  Eingehen  eines  Ver- 
-M.:ben*,  einen  BOndnisses  l>ezeichnet.  Dionysos  hatte  die 
liiplel  d«  PartuuM  bereits  früher   in  Besitz  genommen  ;   er 


214         Siliang  der  i^ws.-ptülol.  Classe  ram  5.  Jutti  iS80. 


Hteht    hier  umgehen    von    aeineni  Thiasof«,    der  bei  inusika-, 
liacher   Uuterhaltuiig    d«r   Ruhe    pflegt.     LU   erscheint   uls 
Fri'mdling  ÄpoUo.     Ks  wird    ihm  ein  Sit«  aa  dieser  8täUe^ 
gewährt :    durch    feierlichen  Vertrag    wird    er   lubaber    de»' 
Orakels  in  Delphi  fWelcker  gr.  Götierl.  1,  430;  Eurip.  Iph. 
Tawr.   1234;  Arguni.  Piml.  Pyth.).     Dargestellt  ist  also  die 
Bepitsergreifung  des  delphischeu  Orakels  durch  Apollo  unter 
dem  Bilde  einer  ofiovota  (vgl.  Stephaoi  S.  86).   Den  Gegen-! 
Satz  j:n  ounvoia   bildet  ütamg;    vi-vi  Si  rtavteg  ar  oftoXoy//'^' 
aant    u^övuiar    fuyiuiuv   uyaif-ov    eivai    noleij    ataaiv    5- 
navTtov    y-axiöv   alrlav    (Lypias   or.  18,    17).      Eine    solcb 
aroati;,  Ursache  der  grössten  Uebel,  ist  der  8chÖnheits8trei 
der  drei  Göttinnen,   Jen  auf  der  andern  Seite  der  Vaso  Parii 
KchlichLeu  soU. 

Gegen  die  Annahme  eines  solchen  Ideenzusamiuenhangea 
zwischen  den  beiden  Bildern  lies^e  sich  vielleicht  einwenden, 
das«  die  beiden  Regrifle,  um  die  es  sich  handelt,  doch  gar 
xn  allgemeiner  Art  i^eien  und  dass  es  schwer  sei  einzusehen, 
wenhalh  der  Künstler  zu  ihrer  Veranschanliclmng  gerad«, 
di«*  Iwiden  Scenen  gewühlt  habe,  dif*  wir  wirklich  darge- 
stellt sehen.  Aber  auch  darüber  hat  uns  der  Kfinstler 
nicht  im  Unklaren  gelassen,  sofern  wir  nnr  unsere  Augenfl 
öffnen  wollen.  In  der  Umgebung  des  Dionysos  betinden 
sich  drei  Pilene,  eine  Bacchantin  mit  dem  Tympanon ,  eine 
zweite,  welche  für  Apollo  den  Sitz  bereuet,  ausserdem  über 
noch  eine  dritte  weibliche  Gestalt  gerade  hinter  Dionysos. 
Diese  jedoch  uutei"scheidpt  sich  nicht  nur  von  den  beiden 
andern  durch  verschiedene  liekränsaiig,  durch  edlere  Be- 
kleidung uud  den  Schmuck  der  Armbüudcr,  sondern,  indei 
sie  in  nachdenklicher  Stellung  seitwiirtÄ  angelehnt  nach  der 
Mitte  sich  umblickt,  wendet  sie  der  Hauptscene  eine  so 
scharfe  uud  gespannte  Aufmerkäumkeit  zu,  dasa  sie,  obwohl 
ihrer  äusseren  Stellung  nach  dem  Dionysos  und  Apollon 
untergeordnet,  doch  für  die  tiefere  Motivirung   des  Ganzen 


I 


einfl 

lerS 


Brunn:  Tnitehe  MiscelUn, 


215 


non  bfwunderfl  Betlf^utuDg  haben  miiBs.  In  keiüetn  Falle 
■Iso  darf  nn  ftlr  eine  gewöhnliche  ßaccliantin  gehalten 
Verden,  Der  KrcJR  aber,  in  welühein  wir  einen  andern 
Namen  für  sie  /n  suchen  haben,  ist  ein  selir  heschrünkter. 
Fragen  wir  nur,  wer  ausser  Dionysos  in  Delphi  schon  an- 
wfw»*n(l  war,  «he  Apollo  ankam,  so  tritt  nns  in  erster  Linie 
Tbom»  entgegen,  die  [nhabmn  des  Orakels  vor  der  An- 
kaaft  des  Apollo:  niemand  altto  kann  näher  als  sie  dnrcb 
nein  Kracbeiuen  berUhrl  werden.  Bei  Aeflchylus  (Gniu.  4) 
haasi  ex  allerdings,  dass  Theinis  das  Orakel  der  Phoibe 
ftbcrgiebt  und  erst  diese  es  wieder  dem  Apollo  übtirliUst. 
Id  solchen  Kinzelnenfwickelungpu  der  Sage  if^  die  Deber- 
Ueferung  selten  consequent;  and  wenn  bei  Euripides  (Iph. 
Taiir.  1250)  Gaea,  die  Mniter  der  Themis,  dem  Apollo 
l&rot,  da«s  ihrer  Tochter  die  Kliren  de^  Orakels  geraubt 
VBrileii .  so  werden  wir  auch  diesem  Nebenunistande  ein« 
Kvringe  Bedeutung  bt*itpgen  gegenflber  der  Hnupttbatsacbe, 
das«  AiH>llo  der  Nachfolger  der  Themis  in  Delphi  ist.  Vgl. 
«tch  Argum.  Pind.  Pyth.  Nach  delphischer  Ueberlieferuug 
tadlicb.  die  nns  Pansanias  (X,  5,  6)  mittheilt,  flberliess 
Tberoii  ihren  Autheil  am  Orakel  dem  Apollo  als  Geschenk. 
In  V«e«*iibiide  nun  xeigt  Themis,  wie  bemerkt,  eine  ge- 
fpftimte  Aufmerksamkeit,  aber  nichts  verrUtb,  dasd  sie  durch 
dit  Ankunft  des  Apnllo  etwa  beeondere  Überra.scht  wäre. 
Nach  ihrer  Krscheinting  kOnnte  es  nicht  auffallen ,  wenn 
uu  irgendwo  berichtet  würde,  dass  sie  selbst  als  Seherin 
ttsd  Prophetin  die  Ankunft  ihres  Nachfolgers  vorausgesagt 
«d*T  Torausgewussl  hätte.  Wie  dem  auch  sein  mag:  die 
lirtit«llerüichen  Motive  des  Gemäldea  erklären  sich  gewiss 
UD  bcfftCD  durch  die  Annahme,  dass  xwar  als  im  Augen- 
bUefc  bündelnd  Dionysos  und  Apollo  im  Vordergrunde  stehen« 
*wi  »liw  »n  der  ScbÜrÄung  und  Verknüpfung  dwr  geistigen 
■',  welche  su  dieser  Handlung  fuhren,  TbemiK  einen  her- 
«orsAgfadeo,  wenn  nicht  den  entscheidenden  Antheil  hat. 


,^m 


ycr  jihilos.-2'hilol.  Chnae  vom  5.  Juni  1880. 

wenden    wir   uns  zurück   zn  dem    Bilde  der 

erblickeu  wir,    diiä  einzige  iMal    auf  den  so 

■<te11iiDgeu  de»  Parisurtheils,  im  Hintergründe 

li^  iu  BL'rathnng  mit  Eris,    nicht  nach  dem 

r   iliircliauB  in  dem  Sinne   jenes    berühmten 

(yprien,  in  dem  Zeus,  um  die  Erde  von  der 

l^terblicheii    zu   erleichtern,  sich  mit  Themis 

hea  Krieg  beräth.     Auch  hier  steht  Themis 

gruüde  der  besonderen,  äusseren  Handlung; 

r  aber  tritt  sie  hervor  als  geistige  Lenkerin, 

urch  die  Gregenwart  des  Zeus  ausgesprochen 

ht  nach  eigenem  Gutdünken,    sondern  nach 

ef!  heberen  Herrschers  thätig  ist. 

t  die  Gestalt  der  Themis  in  beiden  Bildern 

gleich werthiger  Factor ;  und  der  Gegensatc 

friedlicher  Vereinigung,   den  wir  zuerst  in 

iidhing  erkannten,  wird  jetzt  wieder  durch 

ler  Themis  zu  einer  inneren,  ideellen  Einheit 

Uli   mag  sie   nun   hier  „die  grosse  Eris  des 

s""  auf  die  Erde  schleudern,   oder   dort  bei 

dvp>    Apollo    in   Delphi   gewissermassen    ein 

Im  Für  dae^  gesammte  Hellenenthum  b^rfinden 

ist  es  uur  das  Walten  der  ewigen  Weltge- 

bert^ii   \^'eltordnnng,    deren  Erkenntniss  sie 

ii  machte  welches  in  diesem  ihrem  doppelten 

rechenden  Ausdrucke  gelangt. 


TeneichnlBS  der  eingeUnfenen  Bfit^hergeschenke. 


Vom  kirchlich-hist&rischen   Verein  in  Freiburg  i.  Br.: 
Freibarger  Diöcesan-Archiv.     Bd.   13.     1880.    8®. 

Von  der  mähriach-scMesiscJten  Gesellschaß   eur  Beförderung  des 
Ackerbaues  in  Brunn: 

Katalog  der  Bibliothek  des  Franzens-Mnsenms.     2  Thle.   1868 
bis  1879.    8". 

Vom  historischen  Verein  in  Ä.  Gallen  : 

a.  Urkandenbnch    der  Abtei  St.  Gallen.     Tbeil  III.     Lief.  6 
und  7  hsg.  v.  H.  'Wartmann.  ^879.    4". 

b.  Joacbim  v.  Watt  (Vadian)  deutsche    historische  Schriften. 
Bd.  III.     1879.    gr,  8". 

Vom    Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  zu  Prag: 

a.  Mittheilongen.    Jahrg.  XVII  und  XVIII.     1878  —  79    8«. 

b.  17.  Jahresbericht  f.  d.  J.   1878—79.     1879.     8". 

c.  Die  Chronik    der    Stadt    Elbogen    (1471  —  1504)    von    L. 
Schlesinger.     1879.    8". 

Von  der  Akademie  in  Metx: 
Mtooires.     Annöe  59.     1877-78-     1879.    8". 


Mutfcridungen  von  Druckachriften. 

Itrischen  Verein  für  Steiermark  in  Graz: 

Ides    Her/.ogthums    Steiermark    bearbeitet    von 
Bd.  U.     1879.    8". 

rCseUscftü/l  der   Wissenschaften  in  GOttingen: 

3.  25.   1879.      1879.    4«. 

für  hamWrgische  Geschichte  in  Hamburg: 

I8ÖÜ.     1880.     8". 

Benediklinerstiß  St.  Bonifaz  hier: 

\t   das  ßeuediktinerordens  in  Bayern    von  Aug. 
Bde.     Regensburg  1880.    8**. 

\r  Geschkhie  und  Naturgeschichte  der  Baar  in 
JJmaueschingen  : 

1880.     Tübingen  1880.    8".  ' 

[ifcA«»  Akademie  der  Wissenschaften  in  Agram: 

49.      1S79.    8*». 
M-    U.      1879.    8". 

li-mk  irnpiriale  des  sciwces  in  Si.  Petersburg: 
XXVI.     1880.    4". 

hislorhpu:  de  V Institut  Royal  Grand- DuccA  in 
Luzembourg  ; 

^tunie  1879  Tom.  33.     1879.    8'. 

d'histoir^  de  la  Suisse  romande   in  Lausanne: 
leament^.     Tom.  32.     1880.    8". 

imcrican  oriental  Society  in  Neio-Haven: 
18-79.     1879.    8". 


Eiiuenäungen  wn  Druckschriften.  219 

Von  der  Royal  Ästatic  Society  in  London: 
The  Journal.  XII.   1,      1879—80.    S**. 

Von  der  Historisch  Genootsckap  in   Utrecht: 
Bijdrugen  en  Kededeelingen.     Deel  III.      1880.    8". 

Von  der  Academie  Royale  des  sciences  in  Brüssel: 
Animaire.     46*  ann^e  1880.     1880.    8''. 

Von  der  archäologischen  Gesellschaft  in  Athen: 
l4i^i]vaiov.  Tom.  r/  tot^os  c-      1880.    8". 

Von  der  Stnithsonian  Institution  in   Washington: 

Introdttction    to    the    Study    of  Sign   Language,    by    Uarrick 
Mallery.      1880.    4". 

Von  der   Universität  in   Upsala: 

Cpsala    Universitets     fyrahundra&ra    Jubelfest.      Sept.     1877- 
Stockholm.     1879-    8". 

Von  der  Real  Äcademia  de  la  Ilistoria  in  Madrid: 
Boletin.     Tomo  I  cuad  5.     1879-    8". 

Von  der' Rihliofera  nacional  in  Rio  de  Janeiro: 
Aonaes.     Vol.  I— VI.     1876—79.    8**. 

Von  der  Universite  cathoUque  in  Lotivain: 

a.  Revue  catholique.     Tom.  21.  und  22-      1879.    8". 

b.  Annuaire.     43*  annee   1879.      1879.    8". 

Von  der  Aator  Library  in  Neiv-York: 
31.  annnal  Report  for  the  year  1879-     Albany   1880.    H^. 


Kin«cutitngen  von  Druckschrtften. 

Iferrn  Alexander  Corufe  in  BerUn: 

1880-    8«. 
üdie  Untersuchongen    auf  Samothrake.     Bd.  2. 

Folio. 

\m  Herrn   Wüh.  Heyd  in  Stuttgart: 

des  LevantehaDdels    im  Mittelalter.     Eine  freie 
iMünLlieD.      1880.  %^. 

uDgeUlichen  MüDzprftgnngen  der  Yenetianer  in 
tm  und  Tripolis.     1879.    8"^. 

^arl  Itifter  v.  Mayerfels  in  AU- Meersburg  am 
Bodensee : 

[hir    Stamm-,    Haus-    und    Oescblechtswappeo. 
1800.     8". 

trrn  Alfred  v.  Beumoni  in  Bwrischeid: 

tu.   von  Schweden   in  Aachen  1780  und  1791. 

[so.    8«. 

l//rtTH  Constantin  v.  Hofier  in  Prag: 

laus  dem  Gebiete  der  slavischen  Geschichte.     I. 
lieu   1879—80-    S"' 

Herrn  T.  F.  J.  Biker  in  JAssabon: 
(üUettäo  dos  tratadoa  etc.    Tom  21.   1879.  8*. 

ymn  Herrn  H.  Girard  in  Paris: 

fccieutifiqtte.      1880-    8". 


Sitzangsberichte 

aer 

königl.  bayer.  Akademie  d^r  Wiööenschaften. 


Philüsopliisch-philülogiäche  Clusse. 


Sitzung  vom  5.  Juoi  1>«U0. 


Herr  v.  Christ  hielt  eiueu   Vuriru){  Über: 

„Die    Wied erhol uugeu    gleicher    und    ähu- 
lieber  Verse  in  der  llias.'* 

Di"  duiikleu  Pfade  der  Uatvrsuchuiig  nl>er  den  Un*pruii({ 
Dud  ihia  allmiibliche  Wachstum  der  honierischeu  Gedicht« 
rrbulten  vou  keiuer  Seite  luehr  Licht  uU  vou  der  Üeulmclit- 
üPi»  «l'-itluT  Verae  und  äbulicher  ^eueii.  ^olcbe  wiciler- 
kehrendf«  Stollen  haben  zn  aller  Zeit,  seitdem  man  sich 
ftb«srbmupt  eingehender  uiit  den  Dichtungen  Homerfi  be- 
—*■"'■* '..ii?,  ihre  Heachiuug  gefunden,  weuu  auch  von  ver- 
.en  lieftichtäpiuikteu  anfl.  Die  alexaiidriuittcben  (ie- 
tehrU'O  berührte  tuehr  die  kritische  Seite  der  Kache,  indem 
■n  Tielon  ^t'-llrn  die  wiederholten  Verse  »o  schlecht  in 
'Jeu  Zubifttnmeuhuug  ^u  passen  schienen ,  dass  sie  den  Ver- 
«Ucbt  iIm*  b^iiilehiiuug  und  späteren  ZufDgung  wtvcb  riefen. 
Die  ocuereii  Furccher  U-schäftigte  mehr  die  literarische  und 
ä^lh^ti^»*  Kfii^e  «ucli  Original  und  Kopie,  da  jeder  durdi 
■  Itr-re  Wifdirbülunji  xur  fonnclhatlen  Phrase  gewonisnc 
Ver*  au  einer  Stelle  ursprünglich  und  dort  gauK  pai^send 
(lt«0. 1,  PbiL-pbU.  Iilsl.  Cl.  bd.  ].  ;i.)  ]& 


222         Sitzung  der  fjhäm.-phffol.  CloAttt  vom  S.  Juni  tStfO. 


I 


und  angemesseu  geweseu  seiu  nntäs,  Partien  biuf^e^eii,  in 
deneu  formelhaft  wie<lerholtc  Verse  gehiiuft  sind,  dou  ko- 
pierenden und  naclmbmenilea  Dichter  verruteu.  Ausaordeni 
Terdieut  auch  filr  die  Krkiärting  einzelner  Stellen  die  Krage 
nach  der  Wiederliulung  de«  Verses  oder  der  Pliras«'  sorg- 
same Beachtung.  Deiiu  an  der  Origiualstelle  ist  man  be- 
rechiigt  jedes  Wörtcbeii  auf  die  (ioldwage  zu  legeu^  aufl^ 
den  iiacbgeabititen  Stellen  darf  mau  »«Uxst  in  Uios  nnd  ^ 
Od^Mee  vor  der  Annahme  einer  formelliaften ,  halb  gt- 
daukeulo^n  Phnu^e  nicht  Kurückscbrecken. 

Die  Wicbligkeit  der  Sache  führte  denn  auch  iu  unsterer 
Zeit  zu  einem  eingehenden  Studium  derselbe«  uud  xunächst 
zu  einer  sorgfülfcigeu  Zusammenstellung  de.s  Materials. 
1j  DSC  hington  Prendergast  hat  nach  dem  V^urbitd 
der  biblischen  Concordanzen  eine  Concordance  of  the  llias 
0.  1875  geschrieben  ') ;  1mm.  B  e  k  k  e  r  hat  in  seiner 
Bonner  Homerausgabe  v.  J.  1858  die  wiederholten  Vera» 
und  Halbverse  im  Commeutar  sämmtUch  verzeichnet,  ilabej 
aber  leider  nur  rückwärts,  nicht  auch  vorwlirt«  verwietn-n; 
unter  den  neueren  Herausgebern  haben  sich  besouderH  Ameis 
und  La  Koche  die  dankenswerte  Mühe  gegeben  mit 
peinlicher  Genauigkeit  vorwärts  und  rflckwiirts  die  iibereiu- 
stimmendeu  Verse  und  Wendungen  an/unierkeu.  Das  letztere 
Verfahren  ist  deshalb  das  ulleiu  tsweckmästige ,  weil  vn  JA 
bei  Homer  von  vornherein  gar  nicht  feststeht,  ob  der  an 
ppltterer  Stelle  eingegliederte  Oeaang  wirklieb  auch  der  Kut- 
stf^huug  uacfa  der  jQogere  nnd  nicht  vielmehr  iimgekt-hrt 
der  ältere  und  originellere  ist. 

Ich  selbst  habe  in  dieser  Abhandlung  die  Wieiierh<il- 
nngeu  lediglich  auf  die  Frage  hin  untersucht .  wo  das  Ori- 
ginal und  wo  die  Nachbildung  xu  erkennen  sei.  Aach  von 
dieser  Seite   ist   die  Frage    achna    behandelt    wnrdtm,    alier 

1 )  Ivb    hkbe  das  Buch   )«itkT  nicht  Mvlbst   xu  UtwicliL  Ivkununm, 
•outleni  Qur  durch  xwuitc  UuiiJ  Kmntiua  roti  4lein«rlb«n  rrbftiteu 


T.  dbrut:    WittUrholufyjen  gicichpr  m.  ähni.   Verse  in  äer  //»(W.     22H 


■£ 


■icht  iD  xnsammenhiingeDder  und  selbständiger  Wvise, 
■ondnrQ  tcdiglicli  vm  <ieni  Zweck*?,  um  das  Vi'rfaiittnis  «in*>s 
6«iiuagM  XD  oiuem  uuJern  festzustelten.')  Ja  ich  wage 
•ogmr  KU  IwhiiUptei) ,  dais-'  Lncli  nia  n  n  und  Köcbly,  die 
ronajfdwiM.' Hnf  die^eii  Punkt  ibr^^  Anfiuerk-'^iiiukeit  riclitf^ten, 
nicht  in  einer  so  viel  SViderspnich  heran h fordernden  Weise 

bomeriHcbe  Krage  verwickelt  biltten,  wenn  «ie  unah- 
Dgig  von  ihrer  auf  anderer  Gruudtu^e  t;;eHODuenen  Lieder- 
tbeone  d«.«  Verhältnis  der  Qhereinßtinmiüudeu  Verse  ku 
einander  untersacht  hütt«D.  Ich  werde  natnrliub  nicht 
l«i^nen,  do-ns  uuch  mir  bei  diesen  Uuterftutrbuugen  die  Klär- 
ung der  hoiut'ri>olieu  Krage  als  fernea  Ziel  vorscbwebte; 
olwr  ich  kann  mir  doch  du»  ZtMigni»  geben,  dnss  ich  mit 
roUer  tJnbt>fiingeuheit  an  die  Vergleicbung  der  Stellen  heran- 
f{etrcU*n  bin  und  mich  vorerst  ruhig  vuu  dem  Strome 
tragen  \u'm.  Im  G^ensatz  indcd  zu  meiner  trüberen  Ab- 
handlung Ober  die  Interpolationen  bei  Homer  vom  metriscbuu 
und  Hprachlicbeu  Liesicbispnuki«  (Steh.  v.  J.  1879  Bd.  I 
UeU  2)  habt  ich  mich  diesem  Mal  auf  dit*  llias  auKSchliexH- 
lich  beschränkt;  die  Odyssee  wird  hufteutltch  einer  meiner 
jtingeu  Krennde,  an(^07ogen  durch  die  von  nnserer  Fakultüt 
in  dicHeni  Jabre  gestellte  Preittatiigabe,  nach  den  gleichen 
GMii'btDpuukteti  durcharbeiten. 

^jcbon  an  and  fUr  sich  hat  die  Wiederholung  der 
gtcficben  Verse  und  WVudungeu  etwas  AutTüllige-H;  sie 
tit'ht  ftiu  wie  ein  Pbigiut ,    Wiit<    freilich   in  einer  /x^it,    wo 


I)  Q«u  iu  Dn*eiL-iu  i>intic  bkt  eineu  Teil  der  Pra^e,  das  VorbältnU 

itrndjMf«  inrlliu  WtrrffciKl,  II.  DDuti^r  behaiid''It  in  >)tni  Anfuita, 

■\fr  Wirtlerholmi^fn  llir  die  hunii'riafltt!  Kritik  in  Jalirb. 

72l>  IT  ,  y-itx  Itumrrijulit'  Abhandluo^iEeu  S.  4M  ff,    In 

n){u,  ab«r  in  nniUrischem  Geiste  ist  die  Frag?  b«i(|)roclteii 

..   .,.   iS .  Clinch,  dl«  ää{fi<npoe»ic    dor  GrloctwD  S.  l'>0    n:t.    und 

bcitrife  t.  Grwb.  d.  upUchra  Vom«  S.  :I2&  •  7.   H|>fUoll  «Iw  24.  Bticll 

-  J    :.til  BvtuK  aaf  iibBerc  Kra««  onturwcht  P^piimalUi 

..lUtclltAt    y.   XVII   tHL[. 


224         SiUHh{/  der  phUos.-pMut.  Classe  vom  5.  Jum  ISbO. 


Qocb    nicht    der    eiuzelue    Dichter    eirersüchtig    über    seil 
KigeDtum  wächte,  wenig  /u  bedeuten  hatte;   sie  sieht  ab 
auch   atis   wie    ein  Armutss^agnis,   indem   der  Dichter  dei 
geuialcn  Schöpferkraft  Neues  zu  gestalten  entbehrt  xn  haben^ 
und    deshalb    zu    Vjereits    Gesagtem    zurücligekehrt    ku    sein 
scheint.     Die  Äesthetiker  wisseu  sich  zu  hetfea,  indem  siafl 
diese  Wiederhnhmgen  für  eine  charakteristische  Eigenschaft 
der  epischen  Puesie  erklären  und  uua  dem  Wesen  derselben 
abzuleiten  ttucbeu.    In  anschaulicher  WeiBe.  äugen  «ie«  lässfc 
der   epische  Dichter   die  Haudlung  Schritt    für  Schritt    aofl 
unseres  Geistes  Auge   vorüberziehen   und    lüsst,    wenn    ein^ 
zweiter    Held    vom    ieiudticheu    Speere    getrutieu    danieder- 
sinkt,   zum    zweiten  Mal    auch    die  Rüstung   am  Leibe   des 
fallenden  Helden  erklirren,  ohne  nach  des  Dramatiker«  oder 
Heduers  Art  die  beideu  zeitlich  ausfinau  der  liegenden  Hand-, 
tuugeu  in  einem  Satze  zusaDimenzofassen.    Uewias  ist  du 
etwas  Richtiges,   gewiss  reicht  der  Hinweis  auf  die  epi.schfl 
Objektivität  und  auf  ilie  thatsachiichc  Wiederkehr  gleicher 
Handlungen    vullkonuneu  aus,    um    die  Wiederholung  eiu" 
/einer  Verse,  wie 

äovjir^aev  dt  .-leau^Vy  aQaßijae  de  Ttv^i'  ^?f'  avT^ 
oder 

zu  erkirkren.  Aber  wenn  nicht  ein  einzelner  Vers  oder  eine 
kleine  Sabzwendnug  wiederholt  wird ,  sondern  eine  gante^ 
Gruppe  You  Verseu,  o<ler  wenn  da,  wu  eine  andere  Fa-^nug  , 
und  namentlich  ein  anderer  Vergleich  möglich  war ,  die-Ä 
selben  Worte  iu  eintöniger  Weise  wiederkehren ,  wird  man 
sich  nicht  bei  dem  Hinwtis  auf  die  epische  Treue  dcfj 
Erzählung  beruhigen  dürfen.  So  schön  auch  der  Vergleicli 
des  zum  Kampfe  eilenden  Kriegers  mit  dem  edlen  Uossel 
ist,  das  das  fesselnde  Band  abgerissen  hat  und  nmtig  durch' 
die  Ebene  hinstüruit,  so  inntts  es  uns  doch  befremden,  daws 
der    gleiche ,    durch  6  Verse    fortgespounene    Vergleich    au 


d 


».  0Uitt:   Witrtfrholungfn  ytcicher  «.  iihnt.   Verge  in  der  Hwt.     225 

twoi  8(«llL-a  dwjselljcn  Ge<lichtes  {Z  506—11  =  O  263—8) 
wi«»rl«'rkehri,0  Aoch  vnrd  jedennann  zugeben,  dass  c«  des 
CiQteii  zu  viel  iitt.  wenn  die  Aclmer  von  Agamemnoti  drei 
Mnl  («  in-H,  /  18  —  2.^,  H  ß5-81)  und  /.um  Teil  mit 
dpnselbeu  Worten  auf  die  Probe  gestellt  werden,  und  dass 
ei<  «H«  l>»^«er  j^efiilll,  wenn  der  Dichter  bei  der  Schilderung 
Tun  der  UUstnug  des  Agamemnon  {^  16—45)  nnii  Achilles 
(T  369— *1)  zum  Teil  wenigstens  nene  Kurben  wählt,  aU 
wenn  er,  wie  bei  dem  Anlegen  der  Waffen  des  Patroklos 
(7/  131—9),  die  i^aöz  gleichen  Verse  wie  in  r330— 8  ge- 
lirmurht.  Nocii  befremdender  ist  es,  wenn  die  escheue 
Lanxe  des  Achilles  zwei  Mal  {H  141—4  =  T  388-91) 
Qod  zwar  mit  Kauz  denselben  Worten  beschrieben  wird,*) 
D(l(»r  wenn  wir  gar  dieselbe  Notiz,  wie  die  von  der  Her- 
kunft des  Medon  zwei  Mal  (O  333—6  -  N  694—7)  vor- 
^«•eUt  erhalten.  Und  iM:  e«  nicht  läppisch  und  ein  Zeichen 
»OD  Unbehnlfonheit,  wenn  in  ganz  kurzen  Zwischenräumen 
dieaelbe  üebtTganKaformel  wiederkehrt,  wie  das  et  jwr  oq* 
A^  t^iflk  in©  \\\  nnd  132*),  oder  wenu  in  demselben  Ge- 
lug  )  Y  200—2  =  431— .()  der  ohnehin  etwan  triviale  Go- 
«fanke 

fli^Xiidr;  fit]  dl]  /le  fijfcoat  y*  »i/rrtnov  wg 
(k/Tto  ^tiAi^tai*<tij  fjfBt  antfa  fötSa  xat  tfi'rdg 
Tifier  xe^iofu'a^  ijd'  awiXa  ftii^rfOaaitnt 
»wei  Mal,  von  Aiiii'iaK  und  Hektor,  auBgesprochen  wirdV 

t  i  rirn  AiutoH  der  Wifilcrholang  oirnt  iweit«n  w«it  aasfCMponncDcn 
•.  olm<lrclD  tn  zwei  nah«  stoli«i4«D  QoHätigen  >  38tt— Ü3  und 
it  *-.     '>   liat   K<'>cliljr  ilarch   AQu«1iei>Iun|*  d«r  lettttn ,  auch    ton«t 
%m\ft4Üg*T  Sl-Il«  beteiligt.    Ei  hI.>ibL  nncli  ^  fi.'iO  -A  —  P  ÖT.O-fM 

K  b(<igpii.<l  Ton  aulTillit^Mtfr  Wiederholung  biet«!  di« 

0^jT>-  ^|»f)p|t«i)  Bi'iohroibtiti^  itcs  .Mieclittru^H  A  (illj— )l  = 

•  IIS— 9;  ■.  Hermann,  du  Ituratit  apud  Hom.  Opiuc.  VIII,  l!). 

u.  t«-.-..^  aatttSMlg,  ttcnu  aach  gerade  nkcbt  ttcbBu  Ut  üie  roxelie 
Ww!  invt  orlAukTD'lcn  Vera»  in  Kifldf.  und  :U5  f.]  A  371  f, 

■■4  »M,  l 


^a 


226       SiUHng  der  phäos.-philol.  Clueee  «t>m  5.  Jtmi  1860. 


Solchen  WieHerboluDgen  gefi^enäber  genügt  nicht  die] 
Kutschnldigiing  der  epischen  Objektivität;  hier  mnss  man 
tcila  anm  äeciermasser  greifen »  wie  ich  unbedenklich  iu 
O  333 —  8  thae,  wo  die  Erwähnung  der  athenischen  Bu- 
koliden  ')  uns  anf  den  Ursprung  der  Interpolation  deutlich 
hinweist,  teils  muss  man  «ich  nach  anderen  Krklärnngs- 
grüiiden  umschauen.  Kirien  huuptsücblichen  Krklärunga- 
grund  finde  ich  über  mit  G.  Hermann,  der  '/.uerst  ittfl 
seiner  Abhandlung ,  De  iteraiis  apud  Homcrum  (OpoHOt 
Vni ,  15  ff.)  diesen  Punkt  eingehender  beleuchtet  hat^ 
in  der  Vortragsweise  der  homerischen  Lieder;  hinter-l 
einauder  hat  selbst  iu  später  Zeit  nur  selten  eine  Ver*] 
Sammlung  alle  Gesänge  der  Ilia-s  gehört:  in  älterer  Zeit 
selbst  als  schon  die  poetische  Kraft  über  die  Periode  de 
epischen  Liedes  hinausgegangen  war  und  mehrere  Lieder 
zn  einem  epischen  Gedicht  /.usiiniinenzuweben  begonnen 
hatte,  wurden  immer  nur  einzelne  Hhap^odien  oder  kleinere 
Cyklen  Ton  Gesängen  vorgetragen.  Nie  oder  doch  nnr 
äusserst  selten  mochte  es  in  der  Zeit  des  epischen  Helden' 
gesanges  vorkommen ,  dass  neben  den  "Og-Aia  und  der  sich 
daran  anschliessenden  Jioft^deia  {FJE)  auch  noch  die 
^(ItOttia  ^yafiifivovoi  [ui}  oder  neben  dem  Mauer-  nnd 
Schiffskampf  {M  jV  S  O'J  auch  noch  die  ilaz^öxUtu  {O* 
n  P  2^  zum  Vortrag  kam.  Es  darf  daher  weniger  An- 
stofis  erregen,  wenn  Kampfessceneo  und  Gleichnisse,  welche 
sich  in  den  Gesängen  C—H  finden,  iu  yi  oder  in  ^ — O 
wiederkehren,  oder  wenn  Verse  und  seihst  mehrere  Verse 
der  Patrokleia  und  AcliilSeis  an  bekannte  Stellen  der  älteren 
Gesangütgruppen  anklingen.  Umgekehrt  gab  es  Schilder-fl 
QDgeu    von  Kampfesmnt  und  Eampfesnot,    die  so  f>ehr  ge- 

1)  Mit  (lern  in  *">  H::IS  crwülintcu  Athener  ^(pn^  RovxoXid^  hingt 
wohl  <Im  HO^«naDnte  Boixei.iiof  in  Athen  tUHamnMD.  Uenickea  in 
Jftlirb.  1.  Phil.  CXV,   111   hat  omgekehrt  di«  V«rM  in  A  in  rerdäch- 

tigeo  geencht. 


r.  Cknat:  Wiederhotuttfirn  ifltttht.r  u.  ühnl.  Vers«  i»i  der  Ttiatt.     227 

fiol»n,  dii88  man  «ie  gerne  wieder  bei  anderer  Gelegenheit 
Qod  iu  anderer  UuiKobung  vortragen  borte.  Dazu  stimmt 
n  aehr  Ritt,  dass  thnt^sächlicb  auch  in  dem  alten  Kern  der 
Iliat  innerhalb  derselben  Ge^nge  and  Ge9Angosgrup|)eu  sich 
nieixt  nur  eiu/elue  Verse  und  Halbverse  wiederholt  finden, 
die  grÖMCreu  Wiedorholiingeu  aber  »ich  auf  die  7erscbie- 
den^n  Cyklen  verteilen.  So  kommen  z.  B.  von  längeren 
PAriiea  des  Gesanges  Z  folgende  wieder  in  den  Schilder- 
angeu  den  dritten  Schlachttagea  vor:  iJ46  — 50  —  ^  131 — 5, 
Z  73—4  =  P  319-20.  Z  103  —  6  =  ^  211-4,  Z207— 8 
=  v/  783—4,  Z  506—11  =0  263-8,  und  entsprechen 
ncii  die  beiden  gleichmäseig  durch  Alter  und  originelle 
Krafl  aiif(ge7.eiebueten  Aristeiai  in  folgenden  grösseren  Ver»- 
grappeu  £  4U-li  ^  -ri  447—9,  E  30'J  10  =  -r*  355-6, 
E  4*»i— 7  =  ^  2U  —4.  £  652—4  =  A  443—5,  E  739—42 
=  -A  36—7. 

Bei  den  Wiederholungen  dieser  Art  ist  es  meiatens 
Mhr  schwer  zu  sagen,  an  welcher  der  zwei  oder  drei  Stellen 
die  Vene  besser  angebracht  seien,  Denn  die  filteren  Par- 
•  der  Ilijw  sind  so  geschickt  entworfen,  diws,  wenn  sich 
\  .iiu  wiederholen,  sie  jedexnial  gleicbgut  iu  die  Sitnation 
pBMien,  uder  dnrch  kleine  Modifikationen  erst  recht  gut  den 
itJerten  Umständen  angepasst  sind  ')  Kin  belehreudea 
piel  der  letzten  Art  bieten  die  Verse  E  652  —  4  — 
>■>  •  tH—  5,  auf  die  wir  weiter  nnteo  eingehender  m  sprechen 
kommen  werden  Verschieden  daron  sind  diejenigen  Wieder- 
'  ,    welche  ganz  offenbar  in  der  Nachahmung   einer 

\',,^ rlelle  bcflieheu.     VorzUglich  sind  es  die  Hhapsodien 


n  Aach  iwei  juDKQ  QMftng«  K  und  ii  habeu  mehrere,  von  Popp- 
■  <kll«r  |>.  XXVlI  tqo.  nuammenfffwtdtltä  Venu  mit  eioandor  icemcia, 
<««L  t»M0«<1en  1  88  und  .t8<i  =  ii  8fl:t,  K  ]\\  ^  ü  70,  JC  :W4 
nd  il}S  -=  St  :1N0  nml  H^^fl\  ili«  hWr  an  b^i'ltrn  Ktcllea  m  ^at  |Mu«on, 
Ihm  Man  c^r  an  Jeo  fElflchen,  Ktch  seibat  nIeilcrhotoodcD  Saogor  tut 
H  OiiictMlilkdiler  aniJ  Nftotiahmer  denken  mtkobte. 


d^Mft 


228         Sitivn^  der  pkffos.-phSol,  Cla$»e  rom  S.  Juni  18S0. 

&  T  Y^  welche  ah  derartigen  Nachabmangeu  reich  sind; 
aber  auch  andere  (lesänge  der  Achilleis  und  Patrokleia  und 
«elh»it  einige  ältere  Khapsodien  bieten  vereinzi^lte  Beispiele 
»olcher  Kopien  Ks  igt  teils  die  grammatische  Form,  teils 
die  Unigebungf  teils  die  Verändt-runff  eines  einzelnen  Wort«, 
welche  die  Kopie  verrSt  und  zur  Auffiiidunj^  d<ts  Originals 
führt.  Auf  den  nächsten  Blättern  wollen  wir  znuächst  die 
hauptsächlichsten  Beispiele  dieser  ver8chie<ienen  Arten  tod 
Nachahmnng  kennen  lernen. 

Nachahmungen  mit  grammatischen  Ans  tBDden, 

0  538  -  41 

ei  yaq  fyofv  big 

tXf^v  aOavaroi^  x«i  ayri^oi:  ymra  tinna^ 

ttoiftr^v  6'  tog  rr'rr'  l4t^i-i'ahj  rat   l4n6lktav, 

tag  Ytv  ^ftt^  ijde  xorxor  fpt^et  yi^yuotijtv. 

Das   Pronomen   »jd«   muss  hier  gegen   alle    GrammatiH 

von   dem    nachfolgenden  Tage   verstanden    werden ;    in   d*r 

fcltelle,  welche  der  unserigen  zum  Vorbild  diente,  iV  820 — 8t 

beliebt  sich  das  'f}pt(Q*i  f/de  der  Regel  entsprechend  auf  den 

gegenwärtigen  Tag. 

P  453—5 

CTi  yan  üq>iat  aidog  d^c'|uf 

y.f£tveiv,  €ig  o  xc  v^ag  iiaoflfiot-g  aifixi/raty 
Övr^  t'  i\il.iog  xai  ifii  mvi^g  itgöi'  tkift^. 
Die  .Stelle  stimmt  mit  A  192 — 4  Ül>erein,  nur  dass  es 
^'jlivti  im  Eingang  mit  einer  kleinen  Modifikation  beisst 
roTf  fot  xpcfrot:  lyyvaU^ta.  Aber  während  in  A  das  Pro- 
nomen foi  seine  vollständige  b^rklärung  bat,  müsaeu  in  P 
nnter  atfiai  die  Troer  verstanden  werden,  obwohl  unmittel- 
bar zuvor  von  den  Pferden  des  Achill  die  Rede  ist  und 
anch  in  den  weiter  rückwärtis  liegenden  Versen  nur  der 
Prlamide  Hektor,  nicht  die  Troer  im  allgemeinen  genannt 
Bind.') 

irelcfae  die  Gelefart«ti  in  den 


1)  Ueber  die  TcrecbiedeDe  Stellang, 


d 


».  Ckri»t.   Vf'ietlfrhohiHifen  ^teicher  ».  tihnt.  Verse  in  der  lUas.    229 
II  58  f. 

lifi^tidifi;  (lij;  «  tm'*  äiifttjtor  ftviavooii^P. 
Akkndativ  pitiantait^v  lüsst  sich  zur  Nüt  damit 
«rkliUvD,  da48  mau  mit  den  Äuslegcru  «tagt  ai/'  ^x  prcf^üv 
lÄxro  sei  so  viel  als  lUfilXiio  ^  alior  auch  nur  zur  Nut; 
▼iel  einfacher  aud  uubebinderter  ixt  die  CoDstructioii  in 
1  647    f,    fU;   fi'    dtnytjXuf   kv  ^nyiiOiOiv  tf^t^tv    l4tQtt6rii; 

^  22 

IVr  Vera  irt  enUtt'llt  dnrch  einen  Hiatws,    den  durch 

«fiD   eingeffchobeaes  i*  wegemendiereo    wollen  die  Krafl  des 

JrtK'ks  .«chwäcben  heiaM.    Vielmehr  ist  der  Hiatus  wahr- 

^eiolich  ent^taudeu  durch  Nachahmung  des  iiustaudKlo^t.'U 

ngs  atfi^txov  alti   in  ß  46.   I4G,  B  238.     Rbenso 

it    »ich    der    Versausgang    ieTe).€Ofiita    ijf»    2   -J    zu 

f  ntliCft  Uov  r,iv  ^  212 ;  vgl.  Hoff  mann,  Quaest,  Hom.l  5)3. 

f  Uta  f. 

wx^a  d'  '/^is 
d(jauiv  diovaa  uttäyYE)jyg  ^jlit'  avti-toiatv. 
Andi  hier  uiuhs  der  uietrische  Kehler  im  Versausgang, 
■Kmlich    die    Vernacblai^igung    des    Pigammas    von    ^tets, 
tttf   die  Nachahmung    dt*s    fehlerlosen  Versauf^ngs    omitx 
i^  in  Ji  1115,  210,  0  lüS  ziirflcitgefnhrt  werden. 

0  225 
ft^if  ikoat  xata  fuatv  xai  '£xfo^i  jittgt^S^vat. 

Die  Oonstructiou  von  .ttt^i^if  1^*011  mit  dem  Dativ  wird 
Ton  La  Koche  letliglidi  mit  der  Versubtiguug  entachul- 
ih|(l-.  richtiger  wird  man  sagen,  dass  der  häutige  Vem- 
■a#gung  mv  ttitat  [rtvxMi)  utidrp'fi^rat  E 220,  ^i  38G,  X  381 

'  ti«n  V«nni  ^nnmnicD  habon,  j;ibt  «aiifütirlichv  Aofikunft  Hentt«, 
i^k'  tu  Humcii  niu  IV,  M  t. 


^Hta 


230         Süntnff  der  philoit.-iihiltjl.  Claase  vom  5.  Juni  1390. 


(leu  Dichter  zu  der  kühueu  Construction  ^'Ekxoqi  neiQtjiHjvai 
verleitet  hat. 

O  307   =   v  198 

t^t/^io^iv  t'  ofg'  enena  xal  tu  jcerihjyeto  ^tij^w. 

Die  Vernachlä.fsi^nng  des  Digamiuas  von  ft»  vird  am 
fiiglichsieii  zuriickgeftlhrt  auf  die  iiugeschickto  Nachahni- 
aug  von  M  lti2  d-^'  ^«  idi'  ^'i/joiS^v  [if]  xai  zot  ^ib^tXt^ 
yetv  ftr0ü,  wie  ich  bereits  in  meiner  Abhandlung  über  die 
Interpolationen  bei  Homer  8.  'JD  gethan  habe.  Ebendaselbst 
halie  ich  auch  gewagt  die  Vernachlässigung  dc8  Diganmiafi 
in  B  1B2')  und  £  204  aus  der  Nachahmung  von  F  551 
und  yi  230  zu  erklären ;  diesen  ätelleu  darf  vielleicht  noch 
beige!'rtg(  werden  :i&fJi<iaeiuvjo  dV'tfei^i  T  382  nach  /tfipm- 
oeiovzu  fi&etqai  X  315. 

iv  de  xAiJ^i's  l(itth>vxo. 

Natßrlich  ist  zu  htfiaXovio  hinzuzudenken  ein  Dativ, 
wie  xrriij.  Dass  aber  diese  Ellipse  so  ganz  ohne  Anstand 
hingeiiümmen  wird,  kommt  doch  wohl  daher,  daa^  die 
Leser  and  Hörer  an  ilas  zu  ergänzende  Objekt  gewohnt 
waren  durch  die  vorausgegangeueu  Verse // 176  fv  A*tßaXov 
xvvlfj  l^yafiifivovog  l4%^idao,  und  T  316  itAr]ßors  iv  m:f£t] 
XaXxr^QÜ'   [ä}M>v  ehjvreg. 

X  400. 
ftoKfn^iv  ^'  iXoijtVj  tto  d'  ovr.  aixovie  neifofhjv. 

Wer  hier  unter  zw  zu  verstehen  «ei.  darüber  kann 
kein  Mensch  im  Zweifel  sein ;  aber  aufFüllig  ist  es  doch, 
das.s  in  X  der  Pferde  zuvor  gar  nicht  gedacht  ist,  während 


och 


1)  Bentley   nahm  an,  daaa  in  S  162  ijif  ^f  foi  uarä   ^vfAa^ 

sprQnglich  da«  Dieanima  von  fe  f;ar  nicht  vernachlÜMipt  gewesea 
Bei,  indem  der  Utchter  mit  dncr  ktLhaen  SianconstrQctioo  den  Notnina- 
tiT  c  iofin.  eyrvraatt  pi  ttvrijtf  KMctzt  habe. 


F.  ChriJi:   WieHerluJungfn  j/leicher  it.  nhtd.   Vertex  in  der  Üiag.    231 

in    der  Parallelatcllo    ü  366   eitngc  Zeilen  zuvor  d'w  iniroi 
auch   wirklich  goiiannt  xiad. 
i2  220  f. 

<«  fiir  ya^  r/V  ^'  aXlo$  iattdoviotv  hfUviVj 

Wer  smd  die  WirV  Jor  Ki)iii>f  Priumoa.  Aber  wie  im- 
f»*aitrn(l  ist  hier  der  pluralis  nmiesUitis  in  einer  Kede  des 
Königs  IUI  Meine  Fmii  llekabe  und  nach  vorausgegaugenem 
Singular  ^i?  Hingt^en  ganz  iu  Ordnung  i»t  der  Plural  in 
der  Originalstelle  B  80  f.,  wo  unter  den  'wir'  die  lireise 
viiTfttAudeu  werden.  1 1' ^ses  gr&mm&ti»clie  Verhältnis  hat 
dts  ricbttif  erkannt  Bäumlein  im  Philol.  7,  :i3'2.  Gs 
all  nber  die  Vergleichunt;  der  beiden  Stellen  besonders  deahivlb 
wichtig,  weil  die  Origii  oIstHle  in  der  viel  nngefochtenen 
Butr/t;  yti/öiftm-  steht,  DiesellfO  Huheint  demnach  tloeh  vor 
<Um  letzten  ßesang  der  lÜas,  den  bekanntlich  Köchly  HOgar 
imter  die  alten  Iliaüliod'r  aohiahni,  gedichtet  zu  sein. 

a  229  ff. 

dtidtxa  6"  anXötdvg  xhxivui;,  roeam^*  dt  ja;ir,taf, 
Tooaa  de  gia^a  XffA«,  rüooi-c;  ü*  i^ii  tuiai  x^'^f^^'os' 
Xffeoov  6i  ütT^iXQ  itf^t^ev  dfxa  navxa  taXttvxcL, 
in  öi  dt'  aiifii}va<^  t^itodcti;,  rrioviiai;  di  Ktßt/tag. 
Da  mit  dem  ^x  des  letzten   Versea   der    erste  Teil    des 
Compusitumn   i^fA«    wieder    aufgenommen    wird ,    so    erregt 
dfT  vorletzte  Vers    mit    seinem   Simplex    tq^ne    mit    Rocht 
AiurtoH,    während    der  gh'iche  Vers    in   T  247  ganx    ohne 
Bedenkea  ist     Doch    mtiohte  ich   lieber  als  an   eine  Nach- 
ahmung ao  eine  luterpolttlioD  denken  und  den  Vers  Si  233 
in  Klammera  setxeu. 
T  182  f. 

ot'  ^liv  yttQ  'i  t  fc/jcooi/rö»'  ßamXija 

Der  ö»tx  ist  wahrhalt  auf  Schrauben  gestellt,  so  daas 


Hb 


|/  ikr  philos.'philol.  Clatisc  vom  5.  Juni  liiSO. 

jnx'  bedarf,  um  uns  zu  belehren,  dass  fiaatXrja 
\'/,a  äjiaf}ioaaaÖ^ai  sfii,  sondern  mit  aM^  eiucn 
Audi  gellen  in  der  That  die  Erklärer  in 
Ider  rluiiklen  Worte  verschiedene  Wege.  Der 
lüstoescf:'  liegt  aber  zumeist  in  dem  indefiniten 
Ana  ungeschickt  gesetzt  bleibt «  mag  man 
IfiiflgH  verbinden  oder  nicht.  Wie  klar  und 
fe^^L'll  alles  in  Q  368  f.  ot'r*  arrdg  viog  eaaiy 
tfioi,'  thrrjdei,  avÖQ*  anaftvvca&at^  Sre  rtg  yrpo- 
lij?  Diese  Stelle  wird  also  das  Vorbild  fQr  den 
\t  }S2  f-  gewesen  seiu,  wenn  man  dasselbe 
icdländer,  Anal.  hom.  in  Jahrb.  f.  Phil. 
|l,  in  den  Versen  der  Odyssee  n  71  f.  finden 

tallt  die  Entscheidung  an  anderen  Stelleu,  so 
nc!iuiif(  von  E  827 

Iiruiitische  Construction  der  letzten  Stelle  ist 
It  einfacher  als  die  der  ersten«  an  der  der  un- 
lielii'Bucli  des  doppelten  Akkusativs  bei  ÖeiÖi^t 
Irkoluiig  der  Partikel  y«  auffällt.  Aber  trotz- 
|u  zweifeln,  ob  der  Dichter  von  E  die  Sats- 
irwickf'H,  oder  umgekehrt  der  gewandte  Dichter 
le  Häi'tt'  der  Constructiou  ausgeglätfcet  habe. 
p.eu  Cliarakter  der  beiden  Gesänge  scheint  mir 
^ie    grössere    Wahrscheinlichkeit  fDr   sich   ni 

|cr  hat  aussenlom  den  AnatOBs  in  unserer  Stelle  (T IS^] 

:1it.  indem  er  ort  ftw  statt  öri  rtg  ra  lesen  ToncUn^: 

|tit  oin^  Qt'ue  Unklarheit,  da  es  wicdernm  nielit  aaf  d« 

lät,  oL  bei  (ity  an  den  ßaoiUvs  oder  an  den  ar^f  n 


Chritt:   WifiUHufluMf/tn  yteifhtr  u.  ahnt.  Verse  im  il^r  Ilias.    233 

llAbpn.      Ua«    düppt'lt   geseUte  ye    wur    ohu^hla    dnreb    die 
irÄlIcUtelle  E  -ifiH  und  2^7  vollauf  Kesclititxt. 

£  600 
tovf  d'  'ExtviQ  ivuijOe  xcna  aci/agt  utffto  6*  in*  avrovs 

Ex%ioq  Ö'o^  vaijoe  xaiti  oiixu$,  wgro  6*  in"^  ai^oi't;. 
MÜHveraLonilen    künu  keine  der  beideu  Stellen  werden, 
gleich  f-t*  aitoii^    äii:h  in  E  leicbter  al^   in  ji  au  da« 
umgehende  auschliesst,  wag  man  nun  die  Verse  i:  Ü28  —  5ÖU 
kibehultt'i) ,    oder  mit  Küclily  als  spätere  Zudichtiing    ver- 
■%\  ^).      Ueuu    iu    dem    eilten  Uesaug    beberrscbeu    wohl 
der  fraglichen  .stelle  die  Ueldentbateu  des  Od^Bäeu^  tiud 
ftiomedes  die  ganze  äceuc,   abi'i-   uuniiltelbar  tusor  V.  3HÜ 
*'\'X    bt    doch    oor    von   Diomedes    die    Rede.      Aber    auf 
Bf  anderen  Seite  stos^ieu  wir  uuä  iu  E  au  der  idiiitiliseheu 
llirte,    daas  zwei  Verse  nach  einander  mit  demselben  An- 
fange voLg  dt  beginnen.    Wenn  wir  ferner  uuch  mit  Üerubardy 
Verse  j1  335 — 42')  streichen,  so  patst  doch  der  naeh- 
[^eudc    Veira    »öc    6t    ßtötav    ^iy/jOe    {fativ    ayaifog    ^lo- 
bdijv  (E  5Dti    —   -^  Mh)   nngleich    besser    in  E  als  iu  A, 
vor    dem     mit    Hektor     verbundenen    Ares     konnte 
ein  Held    wie   Diomedes    zuifammenschri'cken  ,    gcgnii- 
dcm   Hektor  allein  war  eine  solche  Angst  nicht  an  der 
llc,  xumal  gleich  nachher   Hektor  die  U Überlegenheit  des 
Soniedeft  biW  fUbleu  rauss. 

n  208- 10 

diXa  ivd*  aivvv  axo^  A^dit^v  xui  Orftof  ixar£(, 

I)  ScboQ  tlflT  üintitADd ,  lUw  der  «iwler  ».tttgetichiele  Aineias  docli 

«twu  IhdD  muM,   nimnit  tincb  gegta  Kikbly'»  AtuticIieiilaiiK  nn. 

)ibU«  ich  ilfliht.lb  au  der  Utilk'rlirretuug  nictit  fr»t  un>l  trlililri'  iiikh 

llcutalU  gtigiMi  Vfin /»^If  rnts  d'/^urro'  k.  r.  A  .  uoT  ilfii  uictit  Diu  tieuer 

mit  i»*c  At  fol^'Wi  lionot*,*. 

^  VctgUlcbe  fitwr  iWmen  on>l  vorwindto  V'ariohl&g«  Hnatxa  An- 

lllu  IV,  M>. 


I  der  phUm,-^tilol.  Clasne  vttm  5.  Juni  1880. 
I  ftao^o^ov  'Kai  //*g  ntJtQtay.4vov  taof^ 

B<V  ttlvor  a^og  KQadhjV  xal  i^vfiov  ixavei, 
I  dt'i   tuv  rjf.ioiOi'  ovtlg  l-i^ihfüiv  afit^oui 
tag  trt/i  dq-Eliaifaiy  ort  x^zei'  iiQoßeßTijXT^. 

I)iiiikel,  welches  über  das  Verhältnis  der  Äpate 
I  herrseht,  wäre  es  sehr  wichtig  festzustelleo, 
leD  beideu  angetUhrten  Stellen  Original,  and 
Isei.  Doch  ist  es  schwer  darüber  in'«  Klare 
llöclD^teGS  kann  man  sagen,  dass  die  generali- 
Ituüg  des  Conjunctiva  weuig  zur  Stelle  der 
l.st ,  wo  anf  eine  ganz  bestimmte  That  des 
liugewieaen  wird. 

1    "f  414 

I  erklärt  sich  in  '^1*  ohne  alle  ITuischweii«  von 
l.npferden,  in  0  bedarf  es  der  Annahme,  da»« 
h«!  des  Hektor  zu  je  zwei  Paaren  zusammen- 
In.  Doch  ergiebt  sich  auch  diese  Deutung  des 
Lc]]  dud  ungezwungen ,  dass  ich  damit  deu 
lüLi^hahninns'  nicht  erbracht  halten  kann. 

It  li  [ii  im  ^    aus    de m    Zu sa  m  ni e  u  h  a u g 
I  erwiesen. 

14 

lUt^i^  iJTot  y.€h'os  a/HüXeotv  "iXiov  i^Jy, 
i  titj'^aÖi ifOiv  ayavoT-  ^aottidovroSi 

I  fyui  h'üääe  (fijfJi  gtoyov  xai  xij^  fithatvav 
Wi^tv  cevS^üi^aiy  ffiiji  ($'  V7ru  dot^Qi  dafiina 


^'-^i/Jtlte^au 


r.  CÄrwf:   WiciierhtJutufeH  iflriiAer  u.  äkal,  Vtne  in  der  Ititu.    285 


^  441—5 

c  d€iX\  ^  ftaXa  <f>j  ae  xtxoteiai  ahtvg  oXet^aoti' 
r^tQt  für  ^'  *]u'  i'navaai:  e-fi   T^iueaot  fidx^^^t**' 

ti'xug  ifiüi  dtaauVj  ifn^XV  ^*  '^^'  yMnontoinji, 
Die  drei  let/.Uji  Verse  atioiniuu  im  W^Miuilicheu  au  i\*iu 
lieideu  Stelk'u  mitmiiauder  Hbereiii  :  in  der  kleiueu  Ab- 
wejetiiing  zi^ifi^i  sich  eine  tiugemeiu  feine  Uaud.  lu  ^  hatte 
knrr  turor  V.  431  der  Troer  Sokos  geprahlt:  at'^^tgof  ij 
Aoiviaip  htev^tai  litnuaiöjjaiu  tj  xty  tfitp  Ltu  Öuv(ji  tvrieig 
Atii  %Hfi6v  üliaoi/g'  deshalb  läast  Odjsseus  lu  seiner  Kui- 
gvfniang  deo  tiegensatz  zwischen  den  Personen  zurücktreten 
nud  antwortet  auf  das  ai]^in>ov  mit  i'f^tu-ti  n^/de.  Uumit 
irind  die  drei  Verse  in  ^  dem  Zusammeuhaug  su  gut  äuge- 
püMt,  dus  der  Verd&cht  eiuer  Nachitbmuug  zurückgedrängt 
wird.  Eher  könute  die  Partikel  ii'ifuÖe  zu  Ungunsteu  det» 
II.  UrfiODges  auAgelwutet  werden,  da  dieselbe  ^hr  gut  in 
a  psMt.  wo  dem  TJopoieraoä  gewissem! astnen  als  Antwort 
attf  Kiiuen  Hohn  *riV  toi  aVo/xij  /tiwoaeifiK^ad*  eunt(V,  G>U)* 
»on  ^rpedon  der  Tod  l'eru  vt)m  Vaterlaude  hier  auf  troi- 
•eh«r  Krde  angekflndigt  wird  und  die  Worte  ti/Koi^iev  ij/.'^«v 
■nd  «foi  d*  fytj  ivOadt  einen  schönen  Gegeusat/.  bilden.  Doch 
gibt  die  Partikel  auch  in  ^  einen  gotfii  Sinn  und  enthält 
noi*  wirkiame  [Ergänzung  zu  dem  nachfolgendeu  aijjue^v.  Ka 
wird  dftber  hier  die  Kutdcheiduug  der  Frage,  welche  der 
tMeidea  8t«lieu  den  Anspruch  auf  höhere«  Alter  habe,  nicht 
'ii«i  Texte  der  entsprechenden  Verse,  »oudern  vou  anderen 
«"■tf-r  grettctndi'U   Betraclituugfrri  iibhüngig  genmcht    werden 

Im  AiiBcbtti»«  duniu  will   ich  gleich    uucb    /wt>i    audiTe 

tlWrvfHr  Wrflhreu,  tlii'  mit  "lern  Verhältuis  toii    IC   nud 

QU)  da»  sich  wie  um  eiu»u  Angelpunkt   diu  homerische 

Jreiit,    iu   [le/iehuug   «teheu      Die  Verne  toiij  yvv^ 


mA 


236         Siitung  der  phihurphiM.  CleuM  vom  5.  Juni  1S80. 

(Qtitüjv  xai  i^eiooTO  xet^l  ^tox^'Ü  Y^i'}^i  aptffi  de  öace  xelaiv 
vv^  tndl^ttftev  kehren  in  £3Ü9  and  ^355  wieder;  dort  sind  si« 
vun  der  achwereu  Verwundung  dtss  Äineias  ttn  der  Huflpftiiiue, ' 
hier  vou  deui  betiiubeudeu,  aber  keinen  Körperteil  verletzeudeu 
Lauzenwurf  auf  Hektor^  Helm  gebraucht.  Ueu  alteu  Gram- 
maiikeru  uud  iusbesoudere  Äristarch  acbieu  au  der  zweiteu 
Stelle  Ursache  und  Wirkuiij?  so  wenig  in  Einklang  zu  stehen, 
das»  sie  die  beiden  Verse  mit  dem  Ohelos  notierten  oder 
ganK  wegliessen.  Das  ist  aber  nicht  »tattfaaft,  du  das  nach- 
Mf^eaAeiötß/^^'HxTtüQ  o/inKtro  (V.  359 1  sich  auf  sie  zurück- 
bexieht ;  es  wird  also  nur  die  Annahme  unpassender  Nach-  ^ 
ahmung  bleiben.  ^ 

Umgekehrt  passt  in  der  Schilderung  des  Schihl- 
schmnckes  das  Wort  ioie<fai'<Jcai  in  £  739  besser  als  in 
^  36  zur  beigesetzten  Präposition  {Tte^t  in  E,  f'ii  in  >i}, 
obechon  an  beiden  Stelleu  die  Plastik  der  Beschreibnug  xb 
wünschen  übrig  lässt.  Von  neueren  Gelehrten  wird  der 
Abschnitt  vou  der  Wapptinng  des  Aganieinnou  im  Anfang 
Ton  ^  teils  ganz,  teil»  in  der  betreß'endeu  Partitt  als  jüugere 
Zudichtung  angefochten. 

ß  1   f 

alXoi  ftfv  ^  ifeoi  te  xni  avä^  'iTtJcoxogvatai 
Etöof  jiuvyixtotf  ^ia  d*  odx  txe  ptfiv^o^  tvcroi;. 

K  1—4 

evdov  rravvvxioi  ftalaxtii  deö^r^^tttyot  tVwf/, 

XiTVoc,  i'xe  KQate^^, 
In  H  passeu  die  Worte  trefßich  in  den  Zusammenhang, 
in  K.  stehen  sie   iu  Widerspruch    mit   dem    gleich    nachher! 
Krzählten.      Denn    nicht    hlos    Agnmemmtn  kann  niifdi    dem 
Unglück  de»  Tages  nicht  i^chlafen,  auch  von  Munetuo^  heis«iti 
es  /C  25  ovÖi  yaQ  avfti»  tvtvoig  irii  ßXtif^^tatv  lift't^afi,  undi 
zu    Nestor     «prit^ht     Agamemnon     K    y6    «»et    ovdi    ai  y^' 


Hui^l:  Wieikrholunpgn  gleicher  m.  ähnJ,  Veree  in  rf«*  Tüas.    237 

«xcfycf.     Dos  ist  keine   inoakiorte  Nachahmung  rocbr, 
ailcro  fiiie  f^tyJankenluseWiederholting.    Wo  niögHch  noch 
ler  ist  die  (jedankenlosigkeit  des  Nahahmers  in 
r  413—6 
tov  ßä)^  fuooov  ay.ont  ?Torf«gxi;<;  Stog  l^yj^^*'S 

Die  Nnlnr  <l^r  Sache  brachte  es    mit    sich ,    dass    man 
Ourt  vorn  anf  der  Brnst  mit  Schnallen   oder   ineinan- 
Brgrcifendou  Spangen  ztifiammenband,    wie  man  z.  B.  hier 
Antitjuarium  an  der   trefllicb   erhaltenen  ßronxerüstung 
fn^H  grosN^riccikischen  Grabes  beobachten    kann.     Dass   es 
Zeit  Hörnern  nicht  auderri    war,    ersteht    man   aua   der 
inalHiello  ^    132  f.,    wo    der  den.  Feinden    zngekebrte 
vorn,  wo  die  Spangen  des  Gürtels  zusammengreifen, 
de«  Paudaros'  Pfeil  verwandet  wird.     Hier  in  V  soll 
dituclbe  Stelle  am  Uückcn  befinden  f    so    dnas   tod,   da 
die   Lanzeuspitze  zu    dem    Nabel   des  getrofi'eueu    Kriegers 
'■  '  '  '  viigt.     Gar  nichts  za  der  *S teile  xu  bemerken,  heisst 
•  D    g<>gcn    Kachliche    Schwierigkeiten;    anzunehmen, 
der  Uiehter  nicht  die  Stelle  selbst,  sondern  die  Gebend 
Igegfunb^r  in   gleicher  Höbe    gemeint   habe,    beissfc   ä  tont 
|pru  den  Dichter  vor  dem  Vorwurf  der  gedankenlosen  Nach- 
sang Kbatzen  wollen. 
O  3G7— 9 

(Ut;  o\  fiif  Tta^ä  yrjvaiv  i^r/rvono  fuvovreg, 

i'hen  Verse  lesea  wir  6  3-45— 7,  nur  ohno  das 

»- ;  aber  gerade  die«6fl(tf^*  verrat  den  nngesohickten 

bmer ,    da    da-ijeuige ,     was    in    den    voraosgeb enden 

Tum  *i('greicben,  alles  vor  sich  niefl  er  werfenden  Vor- 

d*«  Gottes  ffpwigt  ist,   in  keiner  Weise  7n  der  mit 

l«ft.  L  PWl.-phlL  hi*t.  Cl.  bd.  1. 3.j  la 


238         Siteung  der  jihiln.'i.'philol.  Claime  f-ow  ä.  Jiim  18S0. 

tag  eingeleiteten  Rclitiissfolge  lierechfigt;  vgl.  Lnchoinun,! 
Betr.  59.  Aiiüserdem  hat  in  Q  das  ot  ftäv  seinen  ganz] 
passenden  Gpgpn-^at?.,  ab^r  nicht  fo  in  O.  Donii  den  Achüern 
ist  an  der  ersten  t^telle  Her  feindliche  ilfktor  gt-geuüber  ge- 
stelli,  an  der  zweiten  der  greise  Nestor.  Damit  man  aber 
nicht  aus  dieser  oilenharen  nnd  ungeschickten  Xachahmiing 
der  Kolog  fioyr;  auf  den  ganzen  Gesang  0  einen  ungünstigen 
SchUiPP  ziehe ,  bemerke  ich ,  da.«8  die  Vn-ari^  unnjitteUmr 
ZQTor  mit  Vers  SfJß  abschliesst,  und  das  was  zunüchst  nach- 
folgt KU  den  jüngsten  Interpolationen  der  Ilias  gehört. 

r  445—450 

TQts;  fth  i.TEu"  e/roQOvae  TTodüQxrjg  dtog  l^xi^^^Q 

*Vx*'  Z^^^^^'V"  ^Q*^  J'^Ji^a  tvxpt  ßaOelav, 

o/Z'  live  dtj  To  TitaQTov  (TTeaavto  dalfton  flaog^ 

ifetra  6'  WjWoxJ-iJffag  ßhtea  iirtEQÖtvva  nQocnr^vda' 

^^  av  vir  f'q^vyeg  Ifavaiov,  y.vov.     ri  tf  zoi  ay/i 

i^X^£  xoTiov ,  vvv  ccvT*.  o  f.gcaaoto  OuJßog  ^.ioAIüwJ 

An  den  zwei  andern  Parallel  stellen  £436 — 8  und  ff 
702 — 6  tritt  effelctvoll  beim  vierten  Anstürmen  ein  Gott 
ztiraend  dem  nbermütigen  llelden  entgegen ;  an  unserer 
Stelle  wird  in  abgeachraackter  Weise  der  gleiche  Apparat 
des  dreimaligen  Anstürmens  aufgeboten,  damit  beim  vierten 
Mal  der  Held  selbst  absteht  nnd  eich  in  drohender  Flach- 
rede ergeht.  Die  Stelle  verliert  auf  solche  Weise  so  an 
aller  Kraft,  dass  mau  sich  schon  im  Altertum,  wie  man  aus 
dem  liaudHchriftlichen  Apparat  hei  La  Roche  sieht,  mit  dem 
Ausscheiden  des  Verses  447  zu  helfen  sachte.  Aber  Aristarch,^ 
der  nach  der  üeberlieferung  des  cod.  Ven.  J  zu  schliesseoH 
den  Vers  beibehielt,  folgte  auch  hier  einem  ganz  richtigen 
urteil.  Denn  es  musste  der  Moment  bezeichnet  werden, 
wo  Achill  in  die  Worte  ausbrach  i^  ctv  yvf  l'fvyeg^  es  wird 
doch  nicht  der  Held  jedes  Mal  bei  dem  dreimaligen  An-^| 
stürmen  jene  Worte  gesprochen  haben.     Hier  heisst  es  also 


j 


«.  CkrUt:  If'ü-WrrAn/Mtiijcn  ttteieh&r  u.  äJml.   Verse  in  dfV  Tlias.    239 

nicht  xatiir  um  Tiftrew,  sondern  einsahen,  dass  Horaz  nicht 
M>   Uor«cfat    hatte   mit  seinem    txqnandoque  honus  dormifal 

A  498  f.   =   E  753  f. 

(nt^fdfij  itogvip^  rTnXtdaga(iog;  Ovlxfinoto. 
6  2  f. 

ZeiV  J«  deihf  ayoqy^v  no^r^aato  Tegjrt'AiQat'vog 
ajt;fOiuTtj  noQttfj^  TioXvSetQudog  OvXifijroio, 

Einzif^  Kcbün  lässt  der  Dichter  in  A  und  E  den  Vater 
der  Giitter  in  erhabener  Majestät  einsam  sitzen  auf  des 
Berges  höchster  Spitze.  In  W  überkommt  einen  nnwill- 
körlich  dju  Gefühl  der  nnbehaglichen  Enge,  wenn  man  die 
Tenfainnielteu  Götter  anf  dem  schmalen  Räume  einer  Berg- 
fpitze  Kiutammeusitzeu  denken  soll. 

B  79  =  /  17, 

In  B  werden  mit  jenen  Prädikaten  passend  die  Ftlrsten 
nnd  (veronten  angeredet ;  tu  /  wird  die  gleiche  Anrede  \in- 
gvffchickter  Weise  anf  das  in  der  !4yo^  anwesende  Volk 
lU>ertragcn. 

ß  333  r  =   /I  27C  f. 

aft(f)i  df  yr^eg 
afte^ttXt'oy  y,ovußrfOav  civaarrtov  vjt*  lAy^atütv. 

In  ß  dröhnen  die  Schiffe  wider  von  dem  Beifa1l»mf, 
lu  li  von  dem  Kriegsge^ichrei.  Leicht  kOnut«'  einem  das 
letKterc  angemessoner.  da»  erstere  hingegen  etwas  (ibcrtrieben 
ra  MIO  Mbeinen ;  aber  bei  näherem  Zusehen  ntellt  fdch  die 
i^che  umgekehrt.  Dajs  Wort  l4xiit^9  ist  in  ß,  wo  es  sich 
um  den  Beifall  des  gesammten  Volkes  handelt,  ganz  an 
«orm  l'lat^e;  in  //,  wo  von  dem  Kriegsgeschrei  der  Mjr- 
midoaen  allein  die  Rode  ist,  erwartet  man  ein  Wort  von 
engerem  Umfange. 

16» 


t^ 


240        Siisung  iler  iA!l(t9.-jthiJ(ii.  Claue  «m  5.  Juni  1890. 


O  427  f. 

u?X  vta  KXiTioiQ  aat'jaoTE,  fti^  fttv  j4ymoi 
tet-x^a  ovXi\ooiat  yewv  iy  dywyt  ntcovia. 

n  49S  ff. 

1701  yoQ  ty<a  Aal  t/reiva  y.atr^tpejij  xai  ovetdoi; 
t'aoofittt  tjfiara  navxa  dta^.ts^g.,  tt  xl  fi"  ^x^iol 
tei-xea  ouh'jawat  vstüv  tv  dytZyi  sttoona. 

Die  letzteu  Worte  siad  ffaoz  an  ihrer  Stelle  in  0,  db' 
in  der  Thai  Klytios  bei  den  Schiffen  fallt;  von  Sarpedon. 
aber  kann  es  nur  in  nueigentlichcm  Sinne  heissen,  dass 
im  Kreise  der  Schiffe  gefallen  sei,  da  schon  zuvor //3Q6  ffj 
die  Troer  mit  ihren  Bundesgenosaeu  aas  den  Schifl'en  ge- 
trieben und  Cber  den  Graben  in  das  offene  Feld  gedrängt 
worden  waren,  Der  Vers  ist  in  17  aber  nm  po  Huffalliger« 
als  es  zuvor  in  M  403  von  Sarpedon  geheissen  hatte  Zeiig 
x^^^*  afjvve  7rai()6Q   fOt^   ftij  vtjLoiv   tni    Tigi:fiy^ai    daftetr^, 

E  m   =   Pf  107 

vvv  de  fiTiac;  jtoXiOc;  xo/Xryc;  iru  vt^ai  ndyoi'rai. 

Hier  haben  wir  ein  ganz  ähnliches  Verhältnis.  Die 
Worte  passen  nnstreitig  besser  zur  Sachlage  in  JV,  da 
dort  die  Troer  wirklich  bei  den  Schiffen  kämpfen;  nm  si«fl 
in  E  zn  verteidigen ,  mnaa  man  zur  Annahme  einer 
Ueberireibuug  seine  ZuSucbt  nehmen.  Doch  beachte  mant 
dass  einerseits  auch  in  E  700  (vgl.  J  247)  die  Troer  nahe 
den  schwarzen  Schiffen  gedacht  werden ,  und  anderseits 
Haupt  zu  Lachmanus  Betrachtung  S.  108  die  ganze  Parti« 
711—92  nnd  ÖOT^'.toy  ausgeschieden  bat.  Ich  ziehe  es 
daher  vor  hier  mein  Urteil  vorerst  zn  suspendieren. 

AT  683  f. 

KaxQfi^l^  ylyvovio  }tdxs  avtoi  te  y.at  Ittitol. 
Mit  Recht  hebt  Friedländer,  die  homerische  Kriti 
von  Wolf  bis  Grote  S.  53  hervor,  doss  die  Vorstellung  von 


I 


r.  Christ:  WietierltotHnyen  ffUichcr  u.  nhnl.  Vtrst  in  der  tHan.    241 


^ 


den  am  Graben  znrnckg(On»<ei)en  Wagen  (M  80 — 85}  der 
Er7.uh)ung  in  den  drei  folgeuUen  Biicberii  xu  Grunde  liegt, 
indem  nicht  nur  die  Troer  (axisser  Asios  N  3S5,  400)  über- 
all xn  ¥uas  erschGinen,  sondern  auch  die  zurückgelasäeueu 
Wayeii  »nsdrOcklicb  erwäbut  werden  iV  636,  x  430,  0  3. 
Nur  swei  Stollen  widerstreiten,  die  oben  angegebene  und 
*V  748  f. 

tii  <f^o  flovlidäfiagj  /ade  d'  "E/.xoqi  ftvi^og  orrij/<w»'. 

avtixa  d'  i^  ox^tov  tjvr  tevxiffiv  alxo  }ra^ä^e. 
iHe  y.wc-ite  darf  uns  nicbt  viel  aufhalten,  da  der  Vers 
749  M)uder  Zweifel  aus  M  81  nngeschickter  und  unnötiger 
Weiae  wiederholt  ist  und  schon  von  Arititarch,  wie  mau 
s  dem  Fehlen  de«  Verse«  im  cod.  Ven,  schliesneu  uuiss, 
dem  Texte  enlfenjt  wurde.  An  unserer  Stelle  N  6^4 
bat  sich  Fäsi  durch  Betonung  des  Imperfektes  yiyvoitu  tu 
hrlfpD  genQobt,  indem  er  Iwmerkt :  „die  Kämpfenden  über- 
haupt, nicht  nur  die  Tmer,  und  auch  iu  früheren  Kiunpfen". 
Ja  wenn  das  „auch"  der  Krklüruiig  seine  Richtigkeit  hätte, 
daun  wollten  wir  uns  eine  solche  Wegrüumniig  der  Schi^ie- 
riglcMt  gefallen  lassen.  Aber  von  einem  auch  au  früheren 
Tagen*  kann  schon  deshalb  nicht  geredet  werden,  weil  an 
jonem  Tnge  sicher  die  Pferde  gegeu  den  bezeichneten  Teil 
der  Mauer  nicht  anstürmen  konnten,  abge!»dien  davon,  dass 
wir  von  froheren  Kiimpfon  an  der  Maner  des  Sehifl'sljgers 
nicht«  wiisen  ,  diese  vielmehr  sethst  nach  H  43t>  erst  zwei 
Tage  xovor  liergestellt  worden  war.  Aber  auch  die  An- 
nalime«  dafts  die  herufcueu  Verse  erst  von  einem  iutcrpo- 
Ijr-'n '.— ■  f>ichter  später  /.uifefllgt  worden  seien,  hat  keine 
V  inlichkeit,  da  niemand  einen  Grund  absehen  kann, 

(i^r  ilie  Interpdation  veranlasst  hätte.  Hingegen  darf  ich 
ttTihl  auf  die  Zustimmung  unbefangener  Kritiker  rechnen, 
nruu  ich  dtm  Kehler  von  einer  unbedachten  Nachahmung 
des  gl«ir.ben  oder  ahnlichen  Versausgnugs  in  ^  525  Tq*7jit; 
^»vrtat  inifu^  'tn.iot  it  xai  wtoi  herleite. 


<k-r  jiliih^.-philtil.  Ciasas  vmn  5,  Juni  IS&O, 
est  es  vou  Agamemuou 

lesen  wir  vom  gleichen  Schwert  des  Aga- 
hoSf  fi'  di  fOi  i]Xoi  x^vOEioi  TTCfiif'aivoy.  Die 
(er  beiden  Stelleu  benihrt  nur  eine  unterge- 
Isache ,  iiud  es  fällt  mir  nicht  ein  dieselbe 
bpuukt  weitgehender  Öchlüase  zu  machen. 
Id  es  aber  doch  erlaubt  sein  zu  bemerken,  dass 
[rs  sich  awch  bei  der  Rüstung  des  Paris  F  334, 
noch  an  zwei  anderen  Stellen  JT  135  und 
[ohne  daselbst  irgend  einen  AnstoRS  za  err^en. 
lendreiu  der  Vers  au  einer  Stelle,  die  schwer' 
ftandteil  der  alten  i^/o^  bildete. 

=  :S.  303  f. 

i/il  ylatfi{>-^üiy  f'yeiQOftev  o^iV  Z4grjtx. 

Isen  die  Verse  durchweg  in  den  Zasannneu- 
lügegen  sind  die  Worte  vr^-vaiv  Ifd  ylotpvfi^aiv 
leulungsloü! ,  da  dort  bereits  den  ^n^en  Tag 
ISchiffea  gekilmpft  worden  war- 


I;  d'  wi,'  Ott'   Ptöov  "iötTOgö  voiT^i  xtoyta, 

der  CüUjparatiy  ^tä?J.ov  seine  volle,  durch  den 
In  gerechtfertigte  Bedeatnng,   in  0  ist  er  zur 

herabgesunken,  da  nichts  vorausgoht,  worauf 
len  könnte, 
lind  in  T  65  f.  die  Worte 


M 


c.  ChriM:  WkiUrh^HHifen  tjU'icker  u.  nhnl.   Vtrnc  in  der  Hias.    243 

xar  bedeutuDgalosen^  oiler  'Innli  };nn/  ungriini^end  motivicirten 

VfrrbiotiuDgbformel  gewordt'ii,  wälireud  äiu  io  ^  112  f.  uod 

noch  tn<^t)r  iu  //  ÜO  (reiflicb  zum  Vorau«^eheud«n  (itiuiuieu. 

In  RUnticliur  Weist*  xU'hmi  diu  eiiileitt<ndeu   Wortti 

xixXvti  ftiv  Ttavici;  re  i^coi  nSaai  le  d-tatvat^ 
off^"  ttjfi't  tu  fu  Ovfio^  ivi  oti^ifeaai  xeXcvet. 
"^In  Ö  5  f-  in  IfJinklnii{^    mit    der  Wichtigkeit    des    erteilten 
Bi'fWilea,    wöhrt^üd    man    sich    iü    T  101   f.    UDwillkürlicb 
frä^t,  quid  diguani  Uiutu  loIiL  hie  promi-ssur  hiatu? 

Wie<lfruin  ist  der  mit  den  poniphuften  Worteu  tvO-a 
x€  hnyog  et^r  nai  aiirjava  /i^ya  yh-ovio  (-./  310  ^:  Ö  130) 
augfkaiidet(>  Umschlag  des  SehlacUieiigltickes  in  ji  gut  uud 
RDirreichend  motiviert,  während  in  &  die  einzige  That  des 
Diomedes  (©  I  IS  -23)  in  keinem  Verhältnis  steht  zu  der 
(Uran  gvknnpflen  Folge.  Hier  also  uud  in  V.  66  — y  scheint 
d#r  m«gere  Dichter  der  AoAoj;  /j^xv  ^^^  ^toff  zu  den  Um- 
riH-en  seines  Bilde;«  dem  glänzenden  Schliicht^emüldc  der 
!'J^tOfiia  i'iyatü^vQvo^  entlehnt  /u  haben. 

Und  utu  gleich  noch  ähnliche  fbrmelhafte  üoborgßugf; 
nuknimenKUiitelleu,  so  vergleiche  man  nur 

in  iV   10  lind   A'  010, 

tattttt  viv  ftot^  HJoiism  'OXiftnia  dtäftar^  t%ovam^ 
*6axi^  i)j)  n^'ßtOi; 
in   -/  LMK,   n  112  und  £  508, 

''Z^i""^  d'  li^a  f£hi£v  hov  fiiyaXi]ioqn  Ovfioy 
m  -A  403  uud  <^  53,  um  sich  7n  Qhernengen,  wie  der  G»- 
kalt  der  Worte  an  den  naehalimenden  ^^tellen  a1>g08chwrteht 
usd  BbjfegriffeD  iirf»cheint. 

Nicht    »0  cnUchieden  mOchte  ich  he^HgÜch  des  Vorara 

//oi^r<5a//R,    or  \tiv  otWi'  ^/""  T**^-"  lavi^  uyoqtiufi 

9f  -231   =  ti  351  ^  J^  289    über    dou    formelbaften    Ga- 

bTAMch  von  utXMf  urti'ilen.    ÄUurdingtt  kaiiu  doft  Wort  au 


I  dti'  philos.-phüd.  Clitsse  wm  6.  Juni  1880, 

drei  bteUen  ganz  würtlich  gedeutet  werden, 
gehende  Rede  des  Pulydaraas  dfu  Beifall  des 
3en    hatte,    wäbreiid    eine    solche    wörtliche 
llea    beideii  uttdern  Stellen   nicht  möglich  üt. 
darf  man  auch  in  M  231  keine  Bezugnahme 
|e  Rede  M  80  aachen,  Hondern  rauss  auch  hier 
en,  dass  die  letzten,  den  entschiedenen  Miss- 
Bernden    Worte    der    Rede    im    Gegensatz    zn 
ligen  Eingang  derselben  gedacht  werden  ;  vgl. 

mich  wieder  zu  anderen  Stellen,  wo  nicht 
Irmelbafte  Wortgebrancb  als  die  Verschieden- 
lUon  den  Nachahmer  verrät. 


EVI  ^iQoitTQOtOf  taqitüv  d'  ai'QQOvüev  l^y^iXXiEV^, 

bn  Worte   stehen   schon  in  i  193.     Während 

le  Erwähnung    des  Aufstehens   ganz    den  Um- 

lessen  ist,  da  zuvor  Ächillens  sitzendes,  t  lyiO 

Ruhmesthaten   der   Helden    besingt  ^   begreüt 

cht,  wie  denn  Ächillens  beim  Schlachteu   d«s 

^d  heim  Zerhacken  des  Fleisches  geseaseu  haben 

aber  zuvor  nicht  gesessen,   so  hatte  es  auch 

tom  Aufsteigen    zu  reden.     Uebrigens   beachte 

I  Stelle  nicht  in  der  alten  Ariäteia  steht,  sonderu 

len  Fortsetztiug    derselben,    welche    die   nach- 

lokleia  einleiten  sollte. 

-  n  23G  f, 
oij  jToi'  tf,i£v  naqos  tucXveg  tu^a/(*Voio, 

leht  das  ei-^ct^dvoto  mit  Bezug   auf  das  Toraas^ 

[t   des    (Jhryses  V.  S5  ff.,    ao   das»   das  Wort 

iid  ganze  Bedeutung  bat ;  in  H  lILs&t  sich  ^iwar 

LfeVo'u  erklären,  aber  doch  nur  auf  Umwegen; 


r.  Chrint:  Wudfrholungen  fjhidtcr  ».  ä/in/.  Vene  in  der  lUas.    245 

direkt    hatte  Achill    -umi  Vater  Zeus    niclit    gebetet, 
sondeni  sich   nur  an  seine  Matter  Tbetis   gowandt ,    damit 
disM  bei  Zeu9  fBr  ihn  eintrete. 
-^  3C2  f.   =   V  440  f. 

i^  av  »TT  s^vyeg  ^aioror,  xiW'  r}  x/  xoi  oj^t 
^^  manoy. 

fn  -/rf  war  dem  Hektor  der  Tod  wirklich  nahe  ge- 
treien;  denn  vom  iSchlage  betäubt  war  er  zu  Uodeu  ge- 
Jraokra;  in  Y  war  wohl  Achill  dem  Hektor  zu  Leibe 
gegangen,  aber  ohne  ihm  ein  Leid  unzuthun;  denn  nur  die 
Lnfi  hatte  er  mit  den  Schwertstreichen  getroffen. 

X  326   =  0  327 

rj  ^'  int  foi  ftiftacJia  ßaXey  119*1*  OK^voevn, 

In  X  stürmt  Hektor  in  de«  Kampfes  huisRer  Kntächeid- 
nngsitutide  mit  dem  Schwert«  auf  Achilles  ein;  von  ibm 
heisst  es  daher  gut  und  treflüntl  ejti  foi  fu^avjia.  Aber 
kaam  pojist  dos  Wort  auf  den  KogenschSt/.en  Teukros,  der 
in  0,  ohne  »ich  vom  Platze  zn  bewegen ,  den  Pfeil  anf 
Hektor  richtet.  Weniger  uugünstig  für  eine  der  beiden 
SteilcD  fallt  der  Vergleich  vou  ^i  'Jö  und  M  186  aus; 
doch  atiht  auch  hier  das  dufiaooe  di  ftiv  pi^ao/ta  in  vi  be«tter 
in  Kinklaug  mit  dem  vorausgehenden  lüy  d'  iDv^  ^efta^za  (95). 

.11  64  f.   =   yl  47  f. 

tti^ot's  e^  xorä  xoa^ov  i^vxifuv  av*t^  ini  tatpifiii. 

In  l^f  sind  die  Verae  ganz  am  Platz  und  stehen  mit 
dem  Itat  de«  Pulydama<(.  die  Wagen  am  Gral>eu  zurückzu- 
la»«n  {M  61  —  70),  }{ut  iu  Einklang.  In  ^  aber  begreift 
nao  gar  nicht,  warum  die  iu  die  weite  Ebene  hinaus- 
stfinneiideQ  Achaer  die  gleiche  Vorsicht  beobachten,  and 
noch  weniger,  warum  nik'.  gleich  nachher  trotzdem  die 
Wagenlenker  nachkommen  tasaeu  (^  51—3).  Denn  die 
Gvfahr  bei  einem  Rückzug  in  dem  Graben  mit  dem  Wagen 


246         SilZHnff  der  jiliiifjn.-fj}iili)t.  Classe  itrm  5.  Juni  ISdO, 


ZU  siürzeu,  die  dem  Pulydamas  den  Idup^en  Rat  eiugegeben 
hatte,  war  ja  aucb  uachher  die  gleiche  geblieben.  Knr/. 
dio  Verse  sind  iu  jW  ebenso  passend ,  wie  iu  --^  unnütz. 
Doch  möchte  ich  deöhulb  nicht  den  genialen  Dichter  der 
l/tQiaxeia  l4ya^ii^rovo$  y.u  einem  Nachahmer  der  Teicho- 
machiR  degradieren;  dur  ganze  Abschnitt  ^i  47—55  ist  zu 
wenig  originell  und  leidet  an  zu  grosser  Unklarheit,  als 
dass  er  rou  einem  alten  Sänger  herrühren  könnte;  er  sieht 
mehr  wie  die  spate  Zudichtung  eines  ungeschickten  Nacb- 
dichtcrs  aus.M 

Eher  sind  die  Verse  A  211—3 
*!ßxTwß  (5*  l^  6y/(tf»  cvv  tevxefJiy  oXto  xafta^, 
ira'Kktov  <S'  oi,iit  Sov^t  Kora  aigaroi'  orj^ero  itdrrtjf 
oT^iKoy  uay/aaai>cn,  eyeiQe  de  rfiloJTtv  alvTjV 
eine  alte  Nacbalininng  von  E  494  fT.  oder  Z  103  ff.  Denn 
während  Hekior  in  E  nach  der  Aueiferung  der  Urenosften 
sich  dann  auch  selbst  mutig  um  Kampfe  beteiligt ,  und  in 
Z  die  Schlacht  nur  verlüsst,  \uu  den  Greisen  und  Frauen 
in  Troja  einen  Auftrag  zu  erteilen,  bringt  er  in  ji,  gleich 
nachdem  er  die  andern  angefeuert,  seine  eigene  Person  in 
Sicherheit.  Daran  wird  nnn  xwar  nichts  geändert,  mag 
die  eine  oder  die  andere  Stelle  Original  seiu ;  aber  schwer- 
lich wird  doch  an  der  primären  Stelle  ein  so  austössiger 
Widerstreit  zwischen  Wort  und  That  bestanden  haben.  Es 
hat  daher  wohl  der  Dichter  von  -^  jene  Verse  ans  einem 
anderen  Liede  wiederholt;  ob  man  dahei  aber  eher  an  die 
Stelle  in  Z  als  in  E  zu  deuken  habe,  ist  eine  zweifelhatt« 
Sache,  zu  der^n  ICutj^cheidung  noch  andere  Umstände  her- 
beigezogen werden  mfissen. 


I 


1)  Die  Verse  jf  47 — 56  werden  nach  von  H.  DUatcer,  die  loter- 
poliitioQon  im  oil(t«n  Buche  der  Ilias  im  3.  Suppl.  d.  Jahrb.  f.  PhiL 
S,  83t>  ff.,  als  Intorpolatiou  eines  nnj^escbicktcD  Rhtp9oJeD  verworfen. 
Dem  tritt  im  wes^^ntlict^eD  auch  Wolil-  Ribbeck  bei  In  der  Anieige 
voa  Küchly'«  klcioer  Iliss,  io  Jahrb.  f.  Phil.  1862  S.  «2. 


Chrül:  Wiederhol  äugen  »ßeichtr  «.  ühtU.   Vene  üt  der  Ums.    247 


^  13!  f. 

yüJntt  viHi». 
T  155  f. 

y^axtai;  oiigwt  fta&ti  *'iXiOv  iToff  j^x^"<^*' 

Mit  ;r£p  wird  Pin  conceAsives.  anf  eineiu  Gegensat?,  he- 
ruheadfä  Sat/rerbältnis  an^geOrOckt ;  ein  solcher  Gegensatz 
liegt  auch  vor  zwiacben  uyai>os  nnd  xltjcte.  Was  bat  aber  an 
der  zweiten  Stelle  der  Adel  der  üesinuuug  damit  zu  tbuu, 
ob  die  Leute  nucbtern  oder  nach  guWm  Intbiss  iu  den 
Kampf  geführt  werden? 

r  442—6 

Ol'  yn^  TTt'i  TtoTt  jr('  ft»dt'  y^  fipot;  (fg^yag  aftq^KaXt'tperf 

£ig  CiO  vvv  t^afiai  xai  /le  ylt-nivg  t^fk-o^  ixavtt, 

B  315— 2b 

ov  ya^  /rtü  noti  /**  uöt  &£äg  iQO'i  vidf  ywamog 
ih'fwv  evl  att]itcaat  frt^ijrQoyvdeig  (öa/naaaev . . , 
^  aio  viv  tqa^ai  xal  fit  yhrx.vg  vnvog  ixcivet, 
M&Q   braucht   nar  die  beiden  Stellen  nebeneinander  s&n 
eilen,  am  sofort  zu  erkennen,  wie  sich  in  der  Hrücision  des 
eoMtze«  ovfcori  Dttd  oig  aco  viv  die  UriginalitUt  der  ersten 
Stelle    kand    gibt.     Ao    der    zweiten  Stelle    würde  man  an 
«fld  fOr  sieb  nichts  Erhebliches  auszast«]len  haben;  aber  mit 
dftr  tnUm  verglichen    zeigt    eie   eich   doch   «la    die  minder 
gelongone,  als  die  gute  Kopie  eine»«  beascren  Origioals. 

A  25  =  ö  43 

XQi^^aog  d'  ßi'rdff  tdv>e  .-i«^  X^^' 

Die  Sobildt'mng  vrmi  Aufl>ruch  des  'Apms  znm  Ida  «teht 
parallvl«nnt  dem  Aufbruch  des  Poseidon  xum  acbäiscben 
Liger;   welche   von  dou  beiden  Stellen  Original   sei,    wäre 


der  phüon.-jiJtnoL  Classe  vam  S.  Juni  1880. 

Igen,  gilbe  uns  uiclit  der  auFgehobeoe  Vera 
^ig.  Zeus  schaut  ;uts  fticherer  Ferue,  von  der 
dem  Schlacbteugew^ilil  zu;  waa  bedarf  er 
Bilden  Panzers?  aber  den  Panzer  kounte  Po- 
leutbebreu,  da  er  sich  selbst  iu  deu  Kampi' 
I  seine  ßru^t    dem  Lan^uwurf  der  Troer  aus- 


^  11  'ja  f. 
ya^  df)  iiarceg  uaoi  noQog  jjfjftv  ct^itrcoi 

eile»    geheu    anf    die    schweren    Verluste    der 

litten   Bchlachttftge.    Aber  zwischen  -/(  aud  /? 

-1d'2,  379  —  81,  worin  uns  erzählt  wird*  wie 

fcen  Könige    die  Zelte    verlieasea  und  anfang* 

lacbtliuie  die  kurapfendeu  Achaer  xisr  mutigen 

pferten,    dann   die  Scharen   der  Kämpfer  ord- 

kounte    also    niclit  mehr    im  strengen  Sinne 

tv     vriiolf     v.iarcLi    ßtßXt^'fUvot,      Aber    ich 

|t  liier  etwaa  mehr  als  die  bloaee  üngesehick« 

Nachahmers    im    Spiel.     Der    Anfang    von  S 

tuhwere  Bedenken. 

0  30  f. 
TtJtioyipatüj  fftXov  linLog-  ov  vv  ri  -Ihifn^ 

pn  Worten  nimmt  Zeus  seinen  Rat  und  Be- 
[nü  lä£.st  seine  Tochter  gewähren.  Das  passt 
Ib  nicht  fest  eutschloäaeu  war  den  Hektor  tu 
\n  nur  die  Frage  angeregt  hatte,  ob  es  nicht 
zu  retten  als  vom  Peliden  bezwingen  zo 
laber  ist  die-^ea  anders;  da  hatte  Zeus  eiaeü 
|hl  erlassen  und  hält  au  demaelljen  ent- 
30  dnss  es  fast  lächerlich  i-iit  ihm  dip  Worte 
ti    /{QOffQoyt  ptrO^.o^iiat  in  den   Mund  zn  Ieg<en- 


r,  f>krvt:  Wifderhntung*fH  tfleit^ttr  «.  iihnJ.   Vn-H*  in  Hrr  tUas.    249 

Doch  darf  ich  nicht  unberührt  lassen,  iIass  in  Q  die  ganze 
Parti«  V.  28 — 40  nl«  Bpäte  Nachdichtung  angefochten 
wordpn  ist. 

Auf  der  audereu  Seite  ist  der  dritte  Vers  in  dtir  lUde 

den  Zeaa  X  185 

iij^ov  'orrjj  dij   toi  v6{)g  inleto  fifjd^.  t*  f(«»j« 
gHwiAfl  nur  ein«  NtichhiMnnK  von  fl  179 

aJU'  TiU  rvv  /.aid  hiov  ^■/x<*ttT/v  fitjdi  t'  igt'/et. 

Denn  wi  rasch  hätte  pich  doch  nicht  das  Wohlwollen 
dnc  7>i*o«  in  da«  Gtjfcuteil  vorkehren  soll'^u,  dajw  e.r  nnn 
(far  dio  Alht-ne  zur  1:ie.>ch1ennignDg  des  Todes  »eines  früheren 
Lieidiiig*«  auÜVinlfrte. 

An9  deni  gleicbeu  Grund  passen  auch  diei  -£wei  folgenden 
Ver»e  X  186  f. 

ijj^  ztinoiv  MT^vvi  na^c  fUfitxtüttv  l^Ot^vi^y 

wrnigffr  xnr  Lage  der  Dinge  in  A*,  n-ährend  sie  sehr  ange- 
niiiiM*n  Kind  in  der  OriginalHtetle  J  73 ,  und  auch  gut 
pftsaen  in  'f  3 10 ,  nur  dasH  an  der  letzteren  St*»lle  die 
vettere  Verwandlung  der  Athene  in  einen  Vogel  weniger 
xor  Einfachheit  der  Utas  als  zum  Wnnderreichtum  der 
OdjHee  fltimmt. 

J  4ß-9 

laory  (irolutfv)  fwt  ni^i  vtrJQt  luoxero  *'iXtog  tQtj 
Kai  Itgla^og  nai  Xaog  Ivfj^ieXt'tü  fjqtufiüto' 
ot  yüß  ftoi  nort  ßi'tftfig  tdcviro  tianOi;  iUir^g 
hotfiiji;  te  xrior,g  «'  tö  yoQ  Xäxo^ur  ytgag  t'itttlg. 
Die   zwei  loteten  Verse  sind  hier,  wo  Zeur«  seine  Vor- 
liebe  fOr   die  heilige    Ilios   ansdrUckt,    ganz   in  Ordnung; 
nicht  w  m  fl  (i',>  f..  wo  mit  denseUjen  Zeus  wine  Vorliebe 
ffir  den  Prianiiden  Hektor  begründet,  und  zwar  im  Gcgon- 
Mtz  XD  den   aiidorn  Uenohnern  llious.     Denn   es  gab  nur 
einen  Altar  der  Stadt,  auf  dem  die  Stadt  oder  der  Vertret«^r 


IjT  ihr  philon.-j^iiloi.  Cltvate  vom  5.  J%tni  1880. 

tr  König  Priaraos,  opferte  ^  von  einem  Hana- 
la7.elDen,  wie  hier  des  Hektor,  weiss  das  he- 
iter nichts. 

"^^vg  Javaovg,  etteI  oix.  a^a  tig  x*^P'ff  V^ 

rte    passen    bter    Tortrefflich    im    Muude    des 
von  beisaendem  Ingriram   über  den  schweren 
gamemnon  Bicb  fortreissen  lässt.    Wenn  aber 
Sinne  P  147  Glaakos  zn  Hektor  sagt 
Ttg  ^vv.ivsv  yE  fAax^oaofiEvog  Javaoiaiv 
qi  moXtog'  Irtel  ovk  ctg«  rig  Z**?'?  ^i^ 

die  Worte    über's  Ziel ;    d^nn   ein   eigentliches 

Jen   ja    die  Ljkier    von  Hektor   nicht   erlitten; 

.osa  Hektor  an  mannhaftem  Mut  in  deF  Ver- 
Leiche dea  Sarpedon  fehlen.     ' 

ist  es  weit  mehr  begründet,  wenn  0  373  der 
änsserster  Bedrängnis  zum  Schwüre  sich  her- 

len  Troern  Hilfe  zu  leisten^ 

13  Here  ohne  ähnlich  zwingenden  Anlass  sich 
hen  Schwur  bernft.  Auch  beachte  man,  wie 
escbriebeflea  Verse  gewiaaer  Massen  dena  Flusg- 
Leib  geachricben  sind,  da  ja  er  bei  einem  Brand 
r.um  Lü&ehen  hergehen  mnsste, 

l<T>e>'  äi  fVEawv' 

pn  Worten  nahm  Naber,  Quaest. Hom.  p.  ISS, 

heutigen  Texte  Patroklos  zuvor  seiner  Rüstung 

lirclen  sei,  so  aehr  Anatoss,   dasa  er  jene  Verst 


r,  Ckrift:  WifftfrholuftgfH  fflncher  w.  iihi\l.  Vtn«  in  üer  Ilion.    251 

fl  800 — 4,  ttls  junge  Interpolation  zu  streichen  em- 
pffthl.  Aber  abgesubcn  d&von,  dnaa  doch  auch  der  blosse 
F»il  des  »chwereu  Körpers  einen  dumpfen  Ton  bervor- 
briogeu  konnte,  Hcbeinen  die  Worte  douft^aiv  de  jitatör 
nor  eine  formelhafte  Phrase  zu  sein ,  die  allerdings  an 
»ndt'ren  Stellen,  wie  //  5Ü'J.  4U1 ,  0  b'S  etc.,  wo  der 
Krieger  nittMimt  der  Hüstung  zn   Boden  füllt,  besser  passt. 

In  ähnlich  formelhafter  Wendung  wird  F  328  vom  An- 
lege» der  HDstuug  geffagt 

(tviäg  o  '/  dvtf   t\'t  uotüiv  tdvtJsto  cevxEfe  yaXd" 
und  douu  gleich  fortgefahren 

während  pausender  in  den  Parallelstellen  -^16,  W  130, 
T  3()4  eine  allgemeinere  Wendung,  wie  e'Öt'aeio  vfoiioita 
XqXxov  rorauxgeht.  Doch  scheint  mir  die  Sache  nicht  l)e- 
deutend  genug  zu  sein,  um  die  Scbluasfolgerung  zu  recht- 
fertigen, dass  eutneiler  f  328  ff.  eine  Kopie  der  anderen 
Stellen,  oder  die  Schilderung  der  Rüstung  im  Kinzelueu, 
r  330 — 8,  eine  spätere  Interpolation  sei. 

Nachahmungen  mit  Variationen. 

Mit  den  Stellen,  deren  nachahmender  Charakter  aus 
dem  ZuMmmenliang  erkenntlich  ist,  berOhren  sich  nahe 
jsDe,  in  dvnen  der  Anfulruck  und  Gednnke  eine  kleine 
Variation  erlitten  hat,  nicht  aber  zn  Heinem  Vorteile.  Ich 
irtrllc  uDtw  denselben  voran  die  berölimte  Wägnng  der 
Todenlfi^e  in 

X  208— la  und  &  08—75. 

LüugAt  hat  man  bemerkt,  wie  «reit  pa^wnder  die 
Keren  zweier  Helden  aU  die  von  zwei  feindlichen  Heeren 
in  di*'  Wfigechalen  gelegt  wenleo,  nnd  wie  die  Wort«^  ^*.'r« 
A'atütfwf  ijtug  ^-ixcutTtr  in  fe*  72  schon  deshalb  nicht  an- 
gemoHCu  sind ,  weil  ja  nicht  alle  Acbüer  an  jenem  Tage 
dem  Tode   {xijn  tarrihytog  Oui'Cioiq]   verfielen.     Auch   diti 


der  phUos.-}ihiloh  (Jlasne  twjt  5,  Juni  18W. 

mit    der  iu  X  die  Wägung  der  Lose  an 
jieiide  angelcDÜpft  wird» 
T&  äij  TO  t&TüQVOV  Sfti  mqovyovg  d^Uovro, 
■Jt£  ii r]  yi^voEia  jfarr^^  ifhmve  xdlavTa 

das  Original  nnd  in  0  die  Kopie  erkennen. 

|it  man    aue  dem  Äasdracli  yvÖi  yoQ  ^tog  tf^d 

8    und    iti]v  viXh'rjai   fähcvra  Zfvs,  daas  die 

on     dem     da.s    SchlacliteD glück    abwägenden 

ne    frfih    und    weit  verbreitete  war;    aber  das 

an    dem  Verliältnis    der    fraglichen    Stellen 

legt    vielraehr   die   Vermutung    nahe ,    dass 

ter  von  Tl  und  T  von   der  Stelle  in  A'  oder 

und  Q  ausgegtingeu    sei.     Ea   kommt   sehr 

ler  dieses  Verhältnis  mit  sich  völlig  ins  Klare 

|da   es  einen  Angelpnukt  in    der    homerischen 

und    den  Forscher   in   grosse   Veriegeuheitea 

ibt  natürlich    auch    Auswege  ^    nm    sich    dem 

irkel    der    Beweisführung   xn    entzieh  eu ;    am 

unter  denselben  die  Ausrede  verfangen,  dasts 

lein  älterer  uubekaunter  Dichter  das  Bild  vom 

Todeslose  zweier  Helden   gebraucht  und  dem 

r  Ilias  zum  Vorbild  gedient  habe.') 

/  Gü 

toi  vvv  fiiv  scEii/aifdsd^a  rvxii  fie.Xaiv^ 
T*  ^ipOTtXioof^&aiyct. 

länn,  de'  iterativ  a.paA  Hom, ,  OpD8(^.  VIII  16  b^merlt 

0  znveraichtlieh :    praeclaros   illoa  Tersos  Ili&cL  XX!I 

lavit,  qai  istatß  carminia  putem  ex  HomeiiciB  verstbas 

pul  accnrate  coiisideraverit,  quid  alind  q^niii  ominienU 

praio  poetamm  rarminibna  decerpta  fnteri  cogitof  ? 
urteilt  Köchly,  de  Iliadig  CÄrmiüibqs  dissert  Tl!, 
durch  die  Coojiectoi-  rrntj^p  suXivt  r«'!«»^«  die  Stell« 
sDcht.    Njtzscb  (Soj^enpoede  d.  Gr.  S.  IM)  freilicli 

lie   Wiederhol  QU  g  ah  eine  stehende  Formel  eotsdial' 


t,  ChrUt:  WirtleffuUunijen  jfleichff  «.  äHnJ.  Vene  in  der  liias.    253 


« 


f  48 
aJiX  »J  toi  vvv  fiiv  OfvyeQJ^  Htt^to^ei^a  6atiiy 

Ka  wird  wolil  niemand  daran  y.WHifeln.  das»  die  Weud- 
ung  .itiiftaiPat  n^xii  die  angeniessenere  tiiid  ursprüngliche 
Mi,  xunial  muu  jii  auch  f^ar  nicht  einmal  dem  Mahle,  soudeni 
nnr  dem  Appetit  oder  der  znui  Mahle  be^stimmteu  Zeit  ge- 
horchen kanu. 

X  106 

V  575 

An    <ter   zweiten  Stelle    verbot  der  Zufainmeuhaug  den 
'enaiMgaug    xux<</<£^o^-    üXXo^    ifuio'    al>er    wiik    Mt-nelao» 
dbftlr  Helxt  l^xtstt'n'  x"^-'^-*JX**^^*'****'  "*^  ^''"^  verblasHte  All^e- 
mriobitit,  nar  dazu  da,  den  Vers  zu  fallen. 
^  71»« 

dllü  06'  /T€Q  /TßOtTM,   tifta  d'  öXXog  f-fito^  tntoi^M. 

diX  Ifil  jteQ  TT^ey  w/,  a^tu  d*  dXXor  Xuoy  oftuaaof. 
Oie  Verändi'/Dng  de*t  AufHlruckH  ii^t  diulurch  bestiniiiit, 
daM  hl  ^  .Nextor  za  Patroklos,  in  i/  FatroktoH  selbnl  xti 
Jlcbilleoü  spricht.  Alao  masste  die  Form  der  dritten  Portion 
aifittiiit  geändert  werden;  aber  die  Ungeduld,  die  aus  .T(<(>4t; 
fna  spricht,  iitinunt  gut  '/tir  UriWte  und  Nühe  der  liefabr 
in  O. 

r  211^  f. 

j?y€i»  dt  xi  Otto  voilftaai  ye  :rQo{iaXot\uT}v 
noD.vy,   friii  jiffüzt^tii  yevofji^v  xcrt  ffXtiova  ptnda. 
Der    erfahrene    OdysseuR    kann    acboo    dem    Achitleua 
(gff^insQber  seine  grössere  ßiiiHicht  grfUeud  machen;  al>er  zu 
^f'>-r*      ,\mw  rr  weit  {:to}Chiv)  überlegen  »ei,    iflt    doch  eine 
be,    fant    verletzende  Prahlerei,    die   den    Ange- 
u  .-fcbitür  ^M  einem  dummen  Jungen  brral>tlr(lckt.    Dae 
t.:'Aj.l.PliiL-[Jiil  htfUCI.  Bd.L^l.J  17 


254         SiUnng  der  jittilm.-iAiiot.  Cfussv  vom  5.  Jtini  18SÖ. 

Unschickliche  kam  erst  von  dem  Ziisate  /roMv^  der  aherl 
auch  nichfc  steht  in  den  zwei  Parallelstellen,  weder  inl 
iV35ü,  uocb  in  dem  ii  unterer  Stelle  noch  uäher  konimendenj 
Vera  tf*  440,  and  offenbar  nur  der  metrischen  Not  eines] 
tingewandten  Nachahmer.'*  seinen  ür»priing  verdankt. 

ß  42 

V^ero  d'  OQif-wi^eig^  fiaXcmov  d'  t'vövvi  x'**^''^- 
^  235 

V^eto  d'  oQi^toiyei»;  Kai  atpeag  jr^og  fitHov  eetnCK 

Änch  wir   pflegen ,    wenn    wir    aufgewacht  sind ,    nni 
aafynrichten  nnd  anfrecht  sitzend  die  Strümpfe  anzuziehen;' 
aher  wenn  jemand   uns  zu  so  früher  Morgenstunde  spreclieu 
will,  so  machen  wir  es  uns  nicht  so  bequem  im  Bette  sitieeofl 
zu   Ideiben ,    sondern     gehen,    wenu    uns    nicht    Krankheit 
hindert ,    dem   Eintretenden  entgegen,     Homer  hatte  ein  so 
feines  AnstandKgefahl,   das»  er  ^  gewiss  gerade  so  machte 
und  seine  Helden  machen  lie^s;  nur  hier  liat  den  Üiehter  diefl 
Wieilerhnlung    des    Verses     ans    B   äu    einer    etwas    imge-" 
schickten  Darstellung  verleitet. 

a>  20  f. 

TVftrs  d'  intoTQotfctdtjVj  rtZv  dt  aruroi;  üi^t-r*  aetxijg 
aoQi  Oeivofttt'otv,  ffiv&aiveto  d*  aX^ari  vdta^. 
K  483  f. 

uteJye  S'  ifrtüi^otfadr^v  ztöv  Öi  OTorog  w^rvr*  acMfJfl 
aoQt  Ö'eivofAtvioyy  ^^rZ/atVero  d*  m^att  yaZa. 

Diintzer,  Homerische  Abhandlungen  S.  470  spricht 
sich  ohue  weiteres  für  die  Priorität  der  ereten  Stelle  aus 
Mir  acheineu  an  beiden  Stellen  die  Worte  so  gut  den  Um-^ 
ständen  angepasst  zu  sein,  dass  ich  mich  nicht  mit  gleicher 
Zuversiclit  auszusprechen  wage.  Allerdings  ist  das  Verbamj 
zvms  neben  kst  iüTi}Oq'adt^v  signilikaiiter,  greifliarer  als  da 
abstraktere  Ti%thi^  dafi  in  K  nicht  blü.<»  durch  die  hand- 
schriflliche  Cebcrlieferuug,  sondern  auch  dnrcb  das  vorau»-! 


c.  ChriM:  }\1cderhalnufjeti  qlticher  u.  tihnJ.  V«r»e  in  jler  Iliaa.    255 

gebenrlfl  ij«  av  y*  Maas  evanee  geschätzt  wird. ')  Auch 
Hcbeint  jene»  zv/ire  m«hr  in  Einklang  zu  stehen  mit  dem 
nachfol^emleu  üuQt  i>uvo(i^vun\  Aber  der  zweite  Vera  ist 
tu  Ä  ganz  anatuudsloa , '  während  wir  uns  in  0  an  dem 
Hiatus  u'i'itaxt  vÖto^  stonseu.  Dt>cL  dürfte  dieses  Bedenken 
untergeordneter  Ntitnr  sein,  da  der  Hiatus  nach  der  Dativ- 
endnng;  Öfters  hm  Homer  vorkommt  nnd  «oiue  beäoudere 
Ent.'^chuldiguug  hat;  8.  Hurte I,  hom,  Studien  1-  Ö.  58. 
In  <P  165  f.  heisst  es  einfach 

In    V  207  tf.  hingegen  lesen  wir  auülubrl icher 
otdfi  tot*  ^Ivsiao  daitfQovog  o^^t^wv  hy^og 

äJÜM  dviü  fjiv  t7Maae  dia  urvxa^j  ui  d"  a^'  tu  i^e'ig 
tfiuvj  htsi  /«W6  iinyyai;  ijXnae  nv'jUojroÖiojVj 
rös  ovo  xalvMa-ij  6vo  d'  hÖoi^t  xaoaniqoiOt 

Hätte  der  Dichter  ans  sogen  wollen^  duss  von  den  5 
(«agen  des  ßchildejt  2  von  Er/,  2  von  Zinn,  eine  nnd  zwar 
die  oberste  von  (iold  war,  so  hätte  er  uns  das  gleich  hei 
der  Feriignug  den  Scliildes  —  481  gesagt.  Denn  diese 
Sache  gebSrt  sicher  nicht  zti  denjenigen ,  von  welchen 
Hontzftagt:  plenuine  differat  et  praesens  in  tempus  omittat. 
Der  vprrichiedem'n  Mi'talle  hatte  allerdings  der  Dichter  in 
.5  471  f.  Erwikiniung  gt-thiiu :  x"^**"*'  d'  iv  ntQt  /it'dXiv 
utti4fia  xaaahtifov  je  xai  ytfvoov  Tiftijvra  nai  ÖffyvgoK  Aber 
*<eheu  wir  näher  zuy  .so  hatte  das  t.iald  utui  Zinn,  das  lle- 
phästoM  in  die  Edse  warf^  in  der  HopUiprtiie  eine  <ranK 
ajidere  Verwendung;  v»  diente  nicht  da^u,  um  damit  ganze 


tl  Im  iUw  7wei  parallelen  Stellen  <lor  Oilysse«  ateht  n^ir«»-  ;r -{(W, 
hiUjfrKCu  *t*it">r  m  1s4,  SO  abur  iloM  nucli  hk-r  ilfu  iwi}'»'  we^en  <l«a 
(ulgicutieB  K^utwr  tvntofifruty  als  lUa  arRprQnid;licliere  enicli«int. 

17« 


256        SiUuMj  der  iAf/««.-;*Ä»/(•^  CiaMC  roM  5.  /i*h*  lifäO. 

Lagen  das  Schüdea  zu  ft'rtige».  sondern  um  Furlw  und 
Abweclitfliing  in  die  kuustvüllen  Mctfillurlieiteu  t.M  bringen.  H 
iodom  einzelne  (»"igiiren,  wie  PhIIiui  und  Ares,  von  Gold  ^ 
(2' öl  7).  der  Zaun  von  Ziuu  (:ff>64l,  die  l'fiihle  von  Hillwr 
(£  563)  gefertigt  wurden.  Die  in  V  /.ugefiigten  Vww 
enthalten  daher  eine  nicht  bloss  uiijri\<chickt«.  sondern  ge- 
radezu verfehlte  Erklärung  des  zeiaüi;  ya^  i^ixa/x  dtä^ 
ifeohi  der  einfachen  Vorlage,  die  eben  deshalb,  weil  sie  ver- 
fehlt und  falsch  ist,  auch  nicht  einmal  dem  Homer  iu  einer 
unglflcklichi^u  Stunde  entschlüpft  Jieiu  kann,  sondern  not- 
wendiger \Veii^e  vou  einem  anderen  Dichter  oder  Oichter- 
liug  herrühren  muss,  so  daas  nur  ein  Zweifel  darüber  be- 
stehen kann,  ob  sie  dem  Dichter  des  Gesanges  Y  oder,  wi« 
die  Alexandriner  wollten ,  einem  spüteren  Interpolatur  zu- 
zuschreiben seien. 

Das  sind  die  Haupt^telleu ,  in  denen  sieb  du 
Verhältnis  vou  Original  und  Kopie  kuudgieht ;  einige 
weitere  werde  ich  einfach  in  dem  Verzeichnis  auffuhren, 
weil  ich  zur  Begründung  derselben  nichts  Wesentliches  biuni- 
zufngen  habe.*)  Andere,  bei  denen  ich  bezüglich  der  Prio- 
rität zu  keiner  festen  Ueberzeugnng  gelungen  konnte,  fanbe 
ich  ganz  hei  Seite  gelassen.  IJei  furtgesetzter  Forschung 
wird  es  vielleicht  gelingen  noch  andere  Beispiele  zd  ßudeu 
und  neue  Gesichtspunkte  tur  Erkenntnis  des  PrioritätaTer- 
hältuisses  aufzudecken.^)    Aber  auch  schon  das  hier  Gebotene 


I)  B«zUgHcli  1/ 7<i f.  =.  A  Ü4'2i.  verweisi-  ich  muf  Düotxex.  Hon. 
Abb.  292.  Docli  haltf  ich  Aw  Sach^  nicht  fltr  ontaehit^«» ,  dt  iller- 
dings  in  U  der  Gogetuiatz  id  «txitär  si:)iärf«r  hervortritt,  ftWr  nacb  Jit 
A(u<1ruck  in  X  volUtlinitin;  verätandlich  ist  Die  Entiicheidnn^  wird 
il&lier  noch  von  andern  Erwaf^n^en  ahhnnfien 

21  UaDches  habp  ich  absichtlich  Qlerganern.  Weno  e  B.  Pepp- 
mBllcr  in  seiticm  Comnientar  la  II.  XXIV  p  XXI  in  i^O-'H  j^tfv^M' 
Siftr  r*  tiyv&f,f  kui  fiväay  ükovut'  an  dein  nkfhachli'iipfxidenx«' /'■^^o' 
«»>i;w  iostou  nimmt,  so  pflichte  ich  ihm  vnlliUndiff  Ml  w«nii  t 


ff.  {3bfMi:   \VuderhUunifen  tflticher  u.  ähnl.  Verne  in  titr  Ilim.    257 

%\hl  aoa  verlätisigeu  Aiifschluäs  Über  Diuge,  deren  Ermittet- 
nng  Qrnte  and  Friedländer,  die  honi.  Kritik  $.  28, 
für  unniSglich  hielten ;  es  ?.ei{i;t  unn  iin/.wei<]eulig,  dai«Groto*B 
Achilleifl  Teile  enthält,  welche  nach  dem  Vorbild  solcher 
Ge«nag«  (H — H)  gedichtet  sind,  weicht'  nach  Grote  erst 
io  die  ältere  Achilleis  eingescliobcn  sein  sollen ,  dass  aiRo, 
wenn  man  sich  überhaupt  anf  jene  Weise  die  Tlias  enl- 
etanden  denken  dürfte,  da^n  Verhältnis  der  Teile  eher  nnizu- 
kelircn  wäre. 

Anaser  den  einzelnen  Parallelstellen  sollten  hier  anch 
noch  dii*  Parallelscenen  in  ßutrauht  gezogen  werden.  Denn 
es  gieht  auch  ganze  Partien,  welche  nach  dem  gleichen 
Plan«  angelegt  sind,  wie  die  Beratung  der  05tter  vor  dem 
F»]|  des  Hcktor  iX  166  87)  und  vor  dem  des  Sarpedon 
(1/  43 1  —  6 1 ),  die  Beratung  der  Troer  am  Kude  des  ersten 
iH  34S-Ö0).  zweitön  (0  489—542)  and  dritten  (^243-313) 
Hchlachttagea,  die  KOstung  des  Paris  (r  328— 39),  Aga- 
iDomnoo  {^  15-46).  Patroklos  {tl  130—54)  und  Achillens 
(T  364-98)«  der  Zweikampf  des  Paris  und  Menelaos  in  F 
und  der  dem  Flektor  und  Aias  in  H^  die  Götterschlacht  in  E 
nnd  die  in  tf»,  die  B^^ratung  der  Geronten  in  ß,  /,  5,  die  Ein- 
legung fATivT  sei-tenvullen  Fumitieusceue  iu  die  Schilderung 
der  bUitigcu  Kämpfe  am  ersten  und  am  dritten  Schlachttag 
(y/rd^j/mX'/s"  ^fn^o  und  Jtöc  a:taitf) ,  der  dramatische 
Seen«nw«uhtiel  im  Kingaug  (O'  77)  und  am  Schlnss 
{!*)  *\vr  Patrokleia,  »He  Klaggesüuge  {^Qijroi)  öher 
Hekturs  Fall  im  22.  nnd  im  24.  Bach.  Auch  hier  ist 
p«  «um  Teil  tni'iglieh  Anzeichen  von  Original  nnd  Kopie 
oacbxuwcisi'U ,    dt^ch    habe    ich    es  vorgezogen  diese  weiter- 


abtr  «fcb  dmIi  rinnr  $t«Ue  umschaat,  an«  d^r  Her  !>icht«r  jonea 

VffMgMy  kODOlv  «itlt^ltiit  iiftbcn,   ku  [irt«ili3  ich  Über  die«fl  Vorit«!!- 

■   Armwltßkoit  des  finyicrlon  Dichters  geratlc   ho  wie  mein 

<-r   in   detu  PruKramm»    Ktti  Dtebter  uiiJ  tüu  Kritiker  toi 

lUcfaterfttthl  de«  Ucrm  iVppm&Üer. 


fffr  phito.s.-i>hiiol.  Clftfsr  com  5.  Juni  1880. 

Iwickeltereii  Tlntersuchungeu  hier  vorläufig  bei 
li  uiul  mich  auf  die  zuverlässigere  Vergleich- 
plstelleu  zu  beschränken. 

Ak  Krörterung    der  Frage,   ob  der  Dichter 

I  UnT^rinögen  und  der  epischen  Treue  zu  lieb, 

lliimil  äiiich  in  bewusster  Absicht  deu  gleichen 

gieicbu  Bild   wiederholt   habe ,   bin   ich  hier 

ligeu.    Ich  bezweifle  zwar  nicht,  daas  es  solche 

und    dass    ihre  Betrachtuug   für   das  volle 

er  homerischen  Kunst  von  grosser  Bedeutung 

bziig  auf  die  Prioritätsfrage  ist  es  gleichgiltig, 

|r   na   der    späteren  Stelle  in  bequemer  Nach- 

iii    kunstgerechter    Absicht    einen    früheren 

llt  hat. 

auch   nur  aus  dem   hier   goboteueu  Material 

Bse    auf  die    frühere   oder   spätere    Abfassung 

Teile  tlei  Ilias  zu  ziehen,  kommt  es  sehr  darauf 

pinzelnea  Fall  zu  ermessen,  wie  weit  die  Trag- 

Tpwiesenen  Nachahmung  reicht.  Kanu  die  Nach- 

le  Interiiolation,  als  eiu  nachträgliches  Einschieb- 

lerdeu,  so  beweist  sie  naturlich  gar   nichts  für 

[aeit  dys  Gesanges  oder  auch  nur  der  kleineren 

sie  pidgeschobeu  wurde.     Aber  selbst   wenn 

f i  iit-r    späten    Interpolation     vorliegt ,    hüte 

ler  ^^cblassfolgerung  zu  weit  zu  gehen.    Vor- 

Inieiitlicli    in   den  Fällen   not,    wo    durch  die 

Isoklie  Htelle  weist  z.  B.  Lachmann,  Betrachtanj^en 
leibst,  will  nur  bemerken,  das»  es  f^^wiss  nicht  Zufall 
Irgleich  der  Tliriinen  des  Fürston  mit  dem  schwarzen 
\f*  von  l  und  //  wiederkehrt,  und  dass  man  an  der 
ta  Verses  arij  fJi  fiiraaTQfyO-n'i ,  in^i  l'xfro  pt^rot 
li.'p  Tinl  if  ''>91  tlen  alten  Schlnus  der  'Mpuntia  'Aya- 
p«n    Ausgang    der    erweiterten   Jtot  u'.inr^   erkennen 


I    nilifBiii'iliJ 


t.  Christ:   WietlerhoiuHijcti  gleicher  u.  tVml.   Verttc  im  flcr  Uütfi.    259 

Dicht  immer  Kli^^l^liche  Abteilung  unserer  jetzigen  24  BUchor 
der  niaH,  die  ohneliin  in  einer  nenen  Ausgabe  des  Homer 
durch  eine  I>es9ero  ersetzt  werdeu  soütp,  zusammen  hängen  de 
Partien,  wie  der  HcMoss  von  0  und  der  Anfang  von  il  uur- 
einaador  gerissen  sind,  oder  wo  schon  iu  frähorer  Zeit  an 
einen  alteren  Kern  eine  jüngere  Partie  angedichtet  oder 
iwüchcn  selbständige  iUtere  (Gesäugt*  eine  vermittelnde 
Partie  eingelegt  wurde,  wie  dieses  zum  Beispiel  in  B,  A  und 
S.  der  Fall  ist.  Auf  alle  diese  Punkte  bin  ich  abep  nicht 
DgegHngen  ,  ich  wollte  hier  nnr  darauf  hinweisen, 
it  einer  nicht  durch  unbesonnene  BenÜt/.ung  des  ge- 
bot«ueu  Miiteriulit  die  homerische  Frage  statt  su  losen,  noch 
mehr  verwirre.  In  dem  Verzeichnis  habe  ich  blos  durch 
Klammern  oder  einen  Htern  die  unechteu  Verse  und 
(^patereu  Ziidichtuugeu ,  durch  ein  Fragezeichen  aber  die- 
jenigen Stellen  bezeichnet ,  bei  denen  es  fraglich  ist ,  teils 
ob  nlH>rhaupt  eine  Nnchuhnmng  imzimehnieu  spi,  iAXf.  welche 
der  beiden  Stelleu  /um  Vorbild  gedient  habe.  I>as8  die 
Zahl  dieser  letzten  Art  von  Stellen  noch  bedeutend  ver- 
mehrt werden  könne,  namentlich  wenn  man  auch  noch  die 
gleichen  Sceneu ,  wie  von  der  gransamen  Tötung  der  um 
Oniid«  Flehenden  iu  ii  37— fif»  nud -^  122  — 47,  heranziehen 
voUtv.  ist  mir  nicht  entgangen;  aber  ich  habe  mir  hier, 
nm  d«n  Umfang  der  Abbundlung  nicht  ullzu  sehr  anwachsen 
itt  U»en,  nitie  gewisse  Beschränkung  auferlegt  und  mviss 
di«  Leser  bitten  sidi  mit  dem  Gebotenen  zu  begnügen. 


VefKeicbnis  der  Nachahmungen  in  der  IHua. 


A 

254  ff. 

:  H  124  ff. 

ahmt  nach:  keine  '"^tolle, 

3Ö3 

:  n  19 

wird  nachgeahmt: 

411   f. 

:  n  273  f. 

131   f.    :  T  15:.  f. 

453  f. 

:  a  236  f. 

n?«;  f.    :  2f  890  f. 

493 

:  Ü  31 

212       :  5   i 

499 

:  ©  3  u.  E  754 

^^& 


liier  jthüas.-phÜot.  Clasae  com  5.  Juni  1890. 


209 

?  382        .  A  586 

105 

?  590  flF.  :  A  343  C 

382 

?  652  ff.  :  A  443  ff. 

76  f. 

?706        :  M  140 

r 

753  f.   :  A  498  f. 

Liacb : 

?79l        :  iV   107 

434 

V890  f.   :  A  176  f. 

33 

wird  nacfageahmt:       « 

geahmt : 

?  7        :  P    205 

K  1—4 

273        :  ö    196 

^235 

309  f.    i  A  355  f. 

JV  22 

366        :  X  400 

B 

/    17 

436  ff.  :   Y  445  ff. 

J2  222 

494  ff.  ^Z  103  ff.:  ^211  ff. 

X  185 

603        :   y  98 

/7  276  f. 

?  739  ff.  :  ^  36  f. 

[.i   13  f.] 

?  827        :  B   342 

- 

vgl.  471  ff.  u.  P  142  ff. 

keiue  Stelle, 

Z 

igeahmt: 

ahmt  Dach:  keine  Stelle, 

:  ii  170 

wird  nachgeahmt: 

:  N  769 

103  ff.  =  £494  ff.:  ^211  ff. 

:  B  45 

506-11   :  0  263—68 

:  i  315—28 

Tgl.  37-65  u.  A  122-147 

i 

H 

koJD^  Stelle, 

ahmt  nach: 

igeabint : 

124  ff.  :  A  254  ff. 

69  f. 

V357        :  M  231 

186  f. 

wird  nachgeahmt: 

413  f. 

?79  f.    :  X   342  f. 

? 

162  ff.  :  Ö    261   ff. 

nach: 

176        :  "F   352 

23 

0 

273  t    :  P    530  f. 

t,  Christ:  Wiederholungen  gleicher  u.  öfcni.   Verse  in  der  Uitu.    261 


e 

515        :  N  10 

ahmt  nach: 

wird  nachgeahmt: 

3        :  ^  49B  =  £  754 

298        :  y  806 

♦39  f.    :  X   183  f. 

43        :  N  26 

^ 

68  ff.  :  X  208  ff. 

ahmt  nach: 

130  f.    :  ^310  f. 

[13  f.]  :  B  453  f. 

196        .  E  273 

?36f.    :  E  739  ff. 

?251  f.    :  Ä440  f. 

[47  f.]  :  71184  f. 

261  ff.  :  H162  ff. 

76  f.    :  ^  607 

327        :  X326 

211  ff.  :  £494  ff.  =Zl03ff. 

541         :  ^828 

355  f.    :  E  309  f. 

wird  nacfageahmt : 

766        :  /    253 

5  f  .    :  T  101  f. 

777        :  /    193 

141   =  P  566  :  [<P 

570] 

wird  nachgeahmt: 

345  ff.  :  0  367  ff. 

98        :  M  186 

502   =  /   65     :  V  48 

192  ff.  :  P  453  ff. 

?  530  f.    :  2  303  f. 

195        :   V  198 

/ 

218  f.    :  S  508  f. 

ahmt  nach: 

?  230        :  E  204 

17        :  ^  276  = 

B  79 

310  f.    :  e  130  f. 

?  403        :  X  156 

?  343  ff.  :  E  590  ff. 

wird  nachgeahmt 

362  f.    :    y  449  f. 

?33        :  B  73 

385   =  r  39  :  W  769 

65  =  ©  502  :  V  48 

403        :  a>  53 

193 

^  777 

?  443  ff.  :  E  652  ff. 

253 

-^766 

525        :  N  684 

316  f. 

*P   147  f. 

534  ff.  :*  Y  499  ff. 

517 

ß  297 

573  f.       0  316f.  :a>167f 

?647  f. 

n  58  f. 

669        :  ß  359 

K 

?  675        :  iW306 

ahmt  Dach: 

796        :  n  38 

1  ff.  :  £  1  f. 

826        :  n  24 

?483 

0»  20 

Tgl.  122-47  u.  Z  37—65 

ihr  iikUos.-philol.  Classe  vom  5.  Juni  1880. 


r 

507 

[/I  283] 

lach: 

0 

314 

ahmt  nach: 

114      , 

105 

^  56T 

38 

?  208  flf. 

n  52  ff. 

575,  61,  296 

263—68 

Z   506-11 

geabuit: 

?  269 

X  24 

47  f.] 

*  367  fif. 

.  B  345  ff. 

ro6 

*397 

M162 

^97 

wird 

nachgeahmt : 

t57   =  ^  285 

?12 

:  11431 

614  f;] 

237 

:*il  677 

414 

*illl75 

lach: 

427  f. 

JT  499  f. 

Iß 

565 

.*n  562 

3*25 

n 

isö  -  r  39 

ahmt  nach: 

geühnit: 

19 

A  363 

ns 

24 

A  826 

13 

38 

A  796 

^55 

?58  f 

/     647  f. 

791 

236  f. 

A  253  f. 

(JU  n 

273  f. 

A  411   f. 

W 

276  f. 

B   333  f. 

541 

[283] 

U   507 

?431 

0   12 

lach: 

*  440  ff. 

X   179  ff. 

^08 

499  f. 

0   427  f. 

)51 

*555 

N  46 

t42  ff. 

*562        : 

0    565 

^27 

[614  f.] 

itf  504  f. 

na  f. 

*677        : 

0    237 

:;eahn[it: 

wird 

nachgeahmt: 

!&1  f. 

?52  ff. 

0   208  ff. 

■  .■*■  •':■..  ..'.■  *-'  i'<i>näd£ik 'Vv: 


V.  Christ:  Wiederholutigen  gleicher  u.  ähnl.  Verse  in  der  Utas.    263 


*60  f.  =5  112  f. 
P 
ahmt  nach: 


T65f. 


*U7  f.    :  /   316  f. 

205        :  E  7 

209        :  ^  528 

384        :  ^  279,  Ä  472 

453  if.  :  -ri  192  flF. 

530  f.    :  H  273  f. 
wird  nachgeahmt: 
?  551        :  S  162 
vgl.   142  ff.  und  £  471  ff. 

ahmt  nach: 
4        :  ^212 
?  303  f.    :  ©  530  f. 

wird  nachgeahmt: 

112  f.  =  n  60f.  :  T  65  f. 

T 

ahmt  nach: 


65  f. 
101  f. 
155  f. 
182  f. 
219 
382 


JT60f.=Zll2f. 

Ö5  f. 

^131  f. 

ß  368  f. 

a>  440,  N  355 

X  315 


wird  nachgeahmt: 
?  220        :   V  591 
Y 
ahmt  nach: 
98        :  E  603 
267  ff.  :  0  165  f. 
313  ff.  :  <P  374  ff. 
356  f.    :  il!f410  f. 


413  f.    :  J  132  f. 

445  ff.  :  E  436  f. 

449  f.    :  -^  362  f. 
♦  499  ff.  :  ^  534  ff. 

wird  nachgeahmt: 
? 164        :  ß   572 

0 

ahmt  nach: 
53        :  ^  403 
167  f.  =  0  316  f.  :  ^  573  f. 
225  :  E  220,  ^  386 
[570]  :  P  566   =^  ö  141 
wird  nachgeahmt: 


?20 
165  f. 
?  314 
374  ff. 
440 


K  483 

Y  267  ff. 
M29 

Y  313  ff. 
T  219 


185 
186  f. 
?  342  f. 
400 


X 

ahmt  nach: 
B  179 
J  73  f. 
0  79  f. 
£  366 


wird  nachgeahmt: 


?24 
106 
?156 
179  ff. 
183  f. 
208  ff. 
315 
326 


0  269 
»F575 
/   403 
;»/r  440  ff. 
0  39  f. 

e  68  ff. 

T  382 
d  327 


Uicf  pfUlos.'philol.  Classe  oom  5.  Juni  1880. 


s 

Ü 

nach 

ahmt  nach: 

65   - 

-    0 

502 

31 

Ä   493 

1H5 

■69  f. 

J  48  f. 

42 

170 

r  34  -=  £ 

176 

222 

B  81 

106 

[232] 

.   T  247 

1J20 

297 

.  /    517 

298 

359 

ui  669 

ilnfc: 

nirgends 

?572 

Y  164 

wird 

nachgeahmt : 

368  f. 

T    182  f. 

B  506 


Bezugnahmen  in  der  Ilias. 
lig    und    gleichsam    als   Ergänzung    des  Ver- 
Nachahmungen will  ich  noch  eine  Zusammen- 
I  erae  geben ,    wo  der  Dichter  sich  auf  früher 
Ikbf zieht  oder  im  voraus  auf  dasi  was  nach- 
Irden  soll,  hinweist.     Direkte   und  ausdrück- 
ähungeü  finden  sich  nur  selten,  was  teils  im 
phtknust  selbst  b^ründet  ist «   teils   eich   ans 
Ich  Stellitug   der   einzelnen  Gesänge   des  ho- 
\fi  erklärt.   Doch  finden  sich  solche,  wie  z.  B. 
iifijV  ye   ov    n^iv  fn^vid-ftov  xtnaTiavaifitVt 
VT   vrja^  ^t^ag  äq>ixi^ai  avvq  re  moXe^oq  re. 
bezieht  sich   hiemit  Achill  auf  seine  Worte 
Ji  ya^   it  Qiv    7CoXifiOio   fiBÖiqaOfiat    ai^cciocnoSf 
Ji^taftoio  Satg)QOvog,  "Enroda  Stov,  MvQfudovtüv 
xai  vtpi  ixia^atf    etwas   was    durch    keine 
^T  Erklärung    weggestritten    werden    kann.') 

nicht  i^fjv  (f7  61)  mit  Fäsi  in  dem  ngen  Sinn  *ieh 

^e^^cfalosBen'  nehmen  dQife,   seigt  namentlich  ancb  die 

^T'H    f^ifrfi   yt  ia  IL  280.    Tenchieden   ist  <p^s  i*ov 

(läu  Zusatz  Ton  nov  die  Sache  ins  Unbestimmte  ge- 


r.  Chrifit,    Wicäcrhulnngen  ifltuihcr  u.  ühtil.    Vrr»r  in  drr  HioM,     265 

tiiiuÜf^er  finden  »ich  indirekt«  Rnekhczieliungen,  indem  df^r 
DicliU'r  Huf  diejenige  uuspielt ,  was  iu  Froheren  Ge!täu)(eD 
erzählt  war,  wie  wenn  er  Ö  lOb  mit  i'/oTort;  o'ig  not'  dtr 
^ivüuv  iXo^tjV  and  ^  'JUl  mit  'i.trfiovg  otv  ^ft**'  ojir^vQtx 
Mvtiav  aat  die  in  E  '260—327  erzählte  Heldenthat  des 
DiumedeH  /.urilckweiftl.  Hier  ist  die  ZarUckweiRunj^  noch 
mit  dem  nnhcslinimti'ii  .lutt  gegeben;  es  gibt  al>er  auch 
«olehe  Fornum  der  Ktiekbe/.iehimg  ^  welche  schon  die  enge 
ZuäanmienKiehung  der  ganzen  Erzählung  voraussetüeo ,  wie 
T  l!»4  (i("(«r,  oaa'  vi^z'^^V  X»^'^'^'  ifriait^ftet'  öotoitv,  doch 
Hchi'inen  nch  Beispiele  der  letzteren  Art  nur  iu  ganz  jungen 
Ge^ngen  oder  interpolierten  St«Ueu  zu  finden. 

In  den  bis  jetzt  angeführten  Versen  nimmt  der  Dichter 
aaf  (Mue  ganz  bestimmte  einzelne  Thutsache  Bezug.  Wir 
haben  aber  auch  einige  Stellen,  wo  der  Dichter  im  allge- 
meiueo  die  ganze  vi.>rau6gegangene  Erzählung  rekapituliert» 
oder  die  künHige  Kniwicklung  voraussagt.  Die  wichtigsten 
dieser  znm  Teil  in  hohem  (trade  der  Interpolation  verdäch- 
tig6u  Slidlou,  welche  iu  dem  Verzeicbnip  selbst  keineu  Platz- 
HiMb'u  konnten,  sind: 

6*    175— ä3,  470—6  ZeuK  »agt  die  Zukunft  voraas, 
*S    535—8     Uektor    kUudet    die  Kreiguisse   den    foU 
geuden  Tages  an, 
BI  216 — 21)  PaWdama.*4    prophezeit     da»;     kommende 
Verhäugui«, 
•O      56 — 77  Zeus  aagt  die  Zukunft  voraus, 
P    201—«     ZeuB  verheisst  dem  llektor  Sieg  und  TihI, 
—    440 — fil    Theti«  erzählt    dem    Hephaistos   das  lie- 

«ichehene, 
*    2y.S  — 7      Poseidon  erteilt  dem  Achill  Auftrag. 
Von   ßedeutnng  ist   hi**rbei,    diuw>   in   drei   St<'lb*n  t)  70, 
^  277,    A"  ,(.SH    dir  Ifindeiitiiiig  auf  t\\v  Zukunft  Über  den 
Krttfat  dei  Iliv  hinausgreifl  und  die  Werluu'lfiilJe  der  Aethiopif^ 
und   tliii|H>rM»>  heHtlirt. 


d^ 


266 


Sit:t$u(f  der  jMoMrjthiloi.  ClasHt  lYnn  A,  Jufii  1880. 


i 


Eine  andere  Art  von  Bezugnahme  besteht  darin,  eines  de 
Dichter,  ohne  sich  direkt  auf  e1,waH  Erziihltes  y.urückxubeziehei] 
diis  bereits  Erzählte  zur  Voranssety.ung  seiner  neuen  Erzühlung" 
nimmt,  wie  wenn  in  ß  -  T  Achill  vom  Kampfe  fern  bleibt 
und  auch  Agamemnon,  Diomedes  nnd  Odyssenf:  nach  ihre 
Verwnudong  in  ^  vom  Schauplatz  der  Kampfe  verschwinden, ' 
Feinerer  Art  sind    die    versteckten  Verknüpfnugen  früherer 
nud  späterer  Oesänge,  wie  die  \)fiiXia  ^vd^}fiäx*iS  x«*  "£«- 
TO^S,    durch  wdclie  Pari«  wieder  In  den  Kampf  /.urflckgofl 
führt  wird,  nnd  der  Mnuerhan  in  H,  durch  den  ilieToicho- 
machie  eingeleitet  wii^. 

Wie  bei  den  Nachahmungen  so  fühlen  wir  aber  auch 
hier  nur  zn  oft  den  Boden  unter  un«er<»n  KtlsHen  wanken. 
Ks  fragt  sieh  vielfach,  wie  weit  die  Tragweite  der  Kfiflchi,». 
Ziehung  im  Einzelnen  aumiudehuen  sei,  oh  dift  bezngtH'linit'udc 
Stelle  echt  oder  interpoliert  »ei,  endlich  oh  man  überhaupt 
mit  Itecht  eine  ßezugnuhnie  in  den  Worten  des  Dichter 
finden  dürfe.  Namentlich  die  letzte  Frage  ist  an  viele 
ätelleu  äusserst  schwer  mit  einiger  Zuversicht  zu  heant^ 
wDrten.  Wenn  z.  B.  Teukros  iu  0  4G9  sagt  vevQr;v  f^t^r^^ 
veoargotfor  ^  t^v  ivtöt^au  .rp^yioi',  ö<fp'  (tvtxoito  i>a^tu  i}i^^ 
anovvai;  otarot'g,  so  haben  dariu  bereits  die  alten  Erklärer« 
darunter  Aristarch,  eine  Bcxugnahmo  auf  den  Unfall  de 
Teukros  am  vorausgehenden  Tage  linden  wolhtn,  b«*i  deti 
ihm  durch  den  8teiu  des  Uektor  die  Bogensehne  zer'j 
schmettert  worden  war  {ß  328).  Aber  abgesehen  davouj 
dass  Zenodot  nicht  7rQiöwv^  sondern  .rtfi/tr^v  las,  scheint  docfc 
anch  die  IV'zugnahnie  auf  das  friihur  Eruihlt**  eine  anx.Her.'id 
gesuchte  zu  sein,  zumal  der  beigefügte  Grund  o</^'  livt'xotit 


I)  Lachinaan.   ßetnicht.  ä.  47  länt  es  utiuutsrblMcn.  oh  kIio 
in  M  die  V«rwnii4u>i^  ihr   drei  JU'lJen   alit  gcKlichen  ^edAcbt  w^rtta^ 
Aber  ht^'i  Hölch  vioi-r  entMclx'iilt^ndeii  W^^ndan^  di«  KAinpfcN,  '•^ 
EliiiiAlinie  ilrr  Mntit-r  ist,  koimtc  duch  der  kriiftit'vtt'  (xler  xwviii 
der  Icfafier,  Diomcdeii,  nicht  fehlen,  nasser  er  Wkr  bors  <le  Cütnltat 


r.  Cltfitit:    \\  icdertmiuntffn  gtrirhfr  u.  ahnt.   Vrrne  in  der  Ilias.     267 

itafta  OfHjjtXit.ofi€ti;  otatov»;  gau/.  allgemeiner  Natur  }M>  und 
«hpr  damuf  luny.uweigon  Aclioint^  da^s  der  ßofKenscIiüixf 
anx  Vorsiebt  frflii  niorpt^ns  (miio  neue  Si-hnn  «inm'/ojfen 
hotU*.  In  ältnliciier  Weise  kuun  wohl  der  Vera  H  •2i<2 
vv^  i' t,^f}  TtXii/er  ayaOov  xai  rtfXJt  7rii>io^<tt  eine  An- 
»pirluDg  euthtilten  avif /J  3dG  ot'  yaq  tcavatoXt'f  ye  fteT^aaerai 
oi'S'  tifiaioff  H  fitj  rri'  O.ihiraa  dittv.Qtviu  ^tvtt^  urÖiiwr. 
Aber  die*  Wört4^  iu  H  sind  doch  ganz  wohl  verstündlicli, 
auch  wenn  man  die  Annahme  jeder  Hiickbeziehuog  aus- 
M;hliefist;  und  hei  Kouier  zTinial  pHegt  immer  die  oinfiiehste 
Krklärnng  auch  die  richtigste  zu  sein. 

M«hr  begrllndet  »cheint  die  Annahme  zu  sein ,  dam 
diu  Ipicbt*"  VerstilndniHe  von  N  185  1f..  wo  AmphimachoR, 
der  Sohn  des  Kieaton  Aklorion,  ein  Knfcel  des  Poseidon 
beiftMi,  die  KonntniK  von  ^  TTiO  voruuBK4*tze,  wo  dii;:  beiden 
Aktoriuues  aUäöhne  des  Poseidon  b«%tichnct  werden.  AlH*r 
wiui  Ulli«  Spätlingen  tn  den  fibgelfgeiiHU  und  erklilrtiugHhe- 
dftrftigen  Partien  der  fSago  zn  gehören  aeheiut,  konnte 
Homer  leicht  bei  seinen  Zuhörern  a.U  bekannt  vuraut^sutxmi, 
y.nninl  wenn  wirklich  damals  ?:chon,  wie  Hennann  und  mit 
ihm  NitzMch  nnd  ßcrgk  vermuten,  ein  altes  Lied  von  den 
Thftten   Nttttors  in  Umlauf  war.') 

Erschwert  wird  die  Untersuchung  auch  noch  dadurch, 
dftA  an  etnif^eu  Stellen  die  Ite/.ugnnhrne  xwar  y.wt'irellos  i^t, 
e«  weh  aber  l^rägt,  oh  der  Dichter  bei  der  aweiteu  Stelle 
di«  erste  oder  umgekehrt  bei  der  ersten  die  zweite  vor 
Augen  gehabt  habe.  80  »timmt  M  5 — .^3  so  sehr  mit 
W  442  (i4  Uberein,  ilhus  die  Ueberciustimmung  keine  '/.u- 
fallige  i*cjn  kann,  Momlem  der  Dichter  der  eiaen  Stelle  die 

ll  Pried linder  Aiul.  Hom.  (Jfthrb.  f.  Ptiil.  Suppl.  l|l,  4ft») 
iiltimit  an.  'In*«  in  N  •M*lb«t  ilurrh  einen  aa»ff<*rallPli«n  Yen  <Im  Ver- 
vandUotiurtuvr-rlulltui»  <if»  AmiiliiniudiOK  la  r<w*iilon  inigmprodum 
war;  »clMilr  nur,  4aiiii  iIit  Atufnll  (ff-raili*  einm  sukliru  VenfH  ittw  Altor- 
tanalirKhfinltrliil«  i1«r  Wdit  int. 


|cr  phihS'-philol.  Glosse  wm  5.  Juni  1880. 

irgt'fuoden  haben  mnss ;  aber  wahrscheinlich 

Üitiliter    des   Eiuganfi^s    der    Teichomachie 

von  H  Tor  Äugen,   sondern  wurde  nmge- 

leri'  erst  hinzugefügt,    um    die    bereits   ge- 

oadiie  einzuleiten.    Aebniich  wird  auch  das 

Iheu  7(763—7  und  ^288  flF.  gewesen  sein. 

]tch    in    einem   solchen  Fall  damit,    in  dem 

mit  Vergleiche*  auf  die  Wechselbeziehung 

len  atiFmerksam  zu  machen. 


s  der  Bezu 

gnahmen  in  der  Tlias. 

vergl.  B  5  und  ^  5 

/t  in  B— fl, 

763—7  und  V  288  ff. 

/ — A',  ferner 

r 

VL   375—80. 

wird   vorau^esetzt   in  ^  £, 

79,  ^512  f.» 

knüpft  an: 

)f.,  Hll3f., 

1  an  B  476  und  815 

f.,  K  106  f. 

J 

14.  •347—50. 

wird  vorausgesetzt  in  E-  H, 

>- 42,366f., 

insbesondere  in   H  69  —  72. 

l.  598.  *613, 

351  f,  ferner 

370-400  in  /   34  f. 

AöA  f. 

86  -  152  in  B  207, 

B  242 

knüpft  an:  an  r 

75—7 

E 

•  370-2 

wird   roransgesetzt   in  Z  H, 

1  75—7. 

insbesondere    in   A   382   f.. 

ezug: 

ferner 

und  B  5 

260-327  in  B  108  und 

V291 

setzt  in  r, 

826-   63  in  Ö>  396—8, 

/  l$-20 

knüpft  an :  an  ^,  inabesondere 

i  k;s  flf. 

207  an  ^  86-152 

:  an  -^ 

vergl    674  f.  ond  17 

p.  Chntl:  Wiederhttunifm  glridttr  «.  XtmJ.   Vtrite  tu  tUr  Uiatt.    269 


vrirU    voraiisjrefwt/.t   im    Kiu- 

Xang  vou  M, 

kiiUpH  an:  an  E 

H 

wird  vorniisgesetzt  in  © — 0, 

mMlieHoiidere   431)  — 41    in    G 

177  ff.,  i349f.  undHGB-ö» 

leitet  M  ein, 

kuüpfl  an:  an  T— Z,  insbe- 
«oudereGO— 72.n.35H  a«^, 
Tergl.  442     G4  und  >/ö— 33. 

wird    voraD^e<ietr,t    iu    /  Ä, 
iu8l»esoDilere  iu  *N  745, 
75,    I3:J,   170  iu  /    23(i 

lt(2-2  iu  /    '>4'l     3 
«L  E  4n  -  7 
328  in  0    470 
530  ff.  in  i    240—3 
553  ff.  in  /   77  und 
232-4, 
■eUt    voraus   -^— H, 
ikubcvondere  geht 

lOä         anf  H    323  ff. 
370  ff.    auf  A  500  ff 
»ergl.  4r)3—  5  u.  Ä    11   f. 

1       2Ü  0.  N  Ö23-5 
I2-1G  g.  0    117    ff. 
/ 
wird  roraafi|(e«p|]et  in  // — T, 
insbeKonderc 

HI—  3  in  Ä  196 
2ö<i— 70  iu  T  HOt'.o.  I94f. 
850—  3  in  /I  Ol— 3, 
(ItWQ.  I.  l'hiL.ptiil.  Iiiit.  Ol.  Bd.  1. 3.] 


knüpft  an :  au  6,  speciell  be- 
zieht sich 
18—20  aiifß  U   —     5 
34  f.       auf_/  370—400 
77  u.  232  ff.  aaf  B  553  ff. 
23(i  anf  0  75.  133.  170 

240  ff.      anf©  180  —  2   und 

530-41 
349  f.       iinfH  436—41 
vergl.  /  und  A  60a 
i  s:^  und  N  47ö.  541.  570. 

K 
wird  vorausgesetzt:  uirgeuds, 
kuQpfl  au;  au  i,  speciell 
196  au  /  81  —  3. 
A 
wird  vorausj^eeetzt  in  M—X^ 
ins  besondere 
?S4  ff      in  n  777  ff 
191  ff.      in  yi  230 
iu  T     53 
in  F  347  ff. 


248 
577  ff. 
024 

604 


in  S 


1 


iu  n 

knüpft  an 
382  f.  au  E 

[543]     au  H  288  ff  u.   1  U, 
vergl.  60y  u.  / 

192—  4  a.  ^453-  5 
794—803  Q.  //  36—45 
823-     7  u.  /T  22—   9 

m 

wird  voraaagesetat  in  /V— O, 
insbesondere 

18 


er  ^Üos.-pJiilol.  Classe  vom  5.  Juni  1880. 


0   390—     4 

hängt  zusammen  mit  S^  ins- 

N 384—401 

besondere  bezieht  sich 

//  509—   12 

75-.7  auf  ^  528  ff. 

n  558 

696        auf  N 

■i ,  besonders 

110—2  auf  N  518-25 

im  ff. 

*390— 4  auf  ^  SchluBB 

H  442—64. 

?470         auf  ©   328 

ri7  f. 

Tergl.  117     f.  u.  ©  12  ff. 

212    ff.  u.   y  33  ff. 

.tzt   in  H  0, 

515     f.  u.  P  306  f. 

:H96»  ferner 

705         u.  iV  681  f. 

P612 

n 

3  110—2, 

wird  vorausgesetzt  in  P — V, 

,  bezieht  sich 

insbesondere  in  <D  100 

87         in  2     13 

M  116  f. 

?112         in  X  374 

M  344—70 

663—5  in  "F  800, 

& 

knüpft  an  an  0,  im  einzeln 

1.    P  347  f.. 

61  ff.      an  7   650  ff. 

-29 

*168  ff.     an  B  685 

i5.  n  286 

286          an  0  705 

509  ff.      an  M387  ff. 

zt  in  0, 

558          an  JJ1397 

777  ff.      an  ^    84  ff. 

P24, 

vergl.  E  674  f.,  insbeeondere 

insbesondere 

85  f.  und  T  140—302. 

/  624 

22  ff.,  36  ff.  u.  ^823  ff.,  794  ff. 

>    180—  2 

717  f.  XL.  M  96  f. 

*  436—41. 

P 

la.  *379— 81. 

wird  vorausgesetzt  in  2—  V, 

insbesondere  in  <D  4  f., 

zi  in  77, 

hängt  zusammen  mit  77, 

insbesondere  bezieht  sich 

A'  374, 

?24  ff.     anf  S  516 

e.  ChrUt:  Wiederholungen  gleicher  u.  aM.  Verse  in  der  Utas.    271 


347  ff.  auf  ^  577  ff,  und 
N  411  f. 
?612        auf  N  329, 
vergl.    453—5  u.  ^  191-4 
306  f.     u.  0  515  f. 

wird  vorausgesetzt  in  T, 
insbesondere 
249  ff.  in  X  100  ff. 
334  ff.  in  V  20  ff.   175  ff. 
481        in  Y  270 
612        in  r  383  u.  X316 
knüpft  an :  an  P,  insbesondere 
13  an  n    87 
449  au  /    121  u.  515 
75—  7  an  ^  408  ff. 

T 

wird  Torausgesetzt  in  V, 
kuQpfl  an:  an  2  und  /, 
insbesondere 

53     an  -^  248 
UOf.n.  194f.au/    260-75 

383     &nS  612 
vergl.    140—302  u.  //  Ö5  f. 

23—  31  u.   f 

Y 

wird   Torau^esetzt   in  0  X, 
insbesondere 

19—40  in  Ü>  229-32  u.290 
407— 18  in  X    46—  8, 
knüpft  an :  an  'I\  insbesondere 
270  HU  2  481* 
vergl.  73         n.  0  332 

5  ff.    u.  r    42  ff. 


0 

wird  vorausgesetzt  inX — ^F, 
insbesondere 
26  ff.  in   "F    20  ff.  175  ff. 
34  ff.  in  X    46  ff. 
139  ff.  in   W  808, 
knüpft; an:  an  Y,  insbesondere 
4—5  an  P 
90     f.  an  V  407-18 
100        an  n 
396         an  E  825  ff, 
vergl.  332  und  Y  73 


wird   vorausgesetzt   in   f  ß, 
hängt  zusammen  mit  <D, 
insbesondere  bezieht  sich 

46— 8aufr407—  18 
U.0   34-135 
100— 2  auf  .J  249—313 
?316        auf2  612 
331U.386        aufil 

374       auf  0  420  und 
/I122  ff. 
vergl.  X  336  386  und   W 
416  ff.  und  il 

wird  vorausgesetzt  in  i!2, 

knüpft  an:  an  X,  insbesondere 

20  ff.  u.  175  ff.  an  ^  334  ff. 

u.  (D    26  ff. 

291  f.  an  E  260—327 

800      an  fl  663—     5 

18* 


r'r  philos.-pMol.  Clasae  vom  5.  Juni  1880. 

an  0183  Q 

und  y  336.      wird  vordusgesetzt :  nirgends, 
386      knüpft  an :  au  %  insbesondere 
an  X  416  ff. 

se   will   ich    nur   noch  die  Bemerkung  bei- 

Verxeichnisse,  wie  sie  hier  stehen,  Wider- 
11.  Spätere  Gesäuge,  welche  sich  auf  frühere 
teu  hinwiederum  Verse,   welche  in  früheren 

eahuit  wurden;  namentlich  sind  es  die  Ge- 
fl  und  P,  ä>  und  X,  die  uach  dieser  Seite 
K;ii.      Mir   sind   natürlich  jene  Widersprüche 

geblieben,  vielmehr  erst  gerade  durch  diese 

lebhaft  zum  Bewusstsein  gekommen.  Auch 
Citnlanken  über  die  Lösung  der  Widersprüche; 

auder  Mal!  nur  so  viel  sei  hier  schon  ge- 
|n  den  Verzeichnissen  nur  die  offenbar  inter- 

iiusserlich  gekennzeichnet  habe,  damit  aber 
kber  aadere  Stellen  nicht  vorgegriffen  haben 


.:-i^-Ä  j  .v"»)i-.. 


Per    ClntiRenitekretär    Icf^    eine  Abhandlung    des 
Herrn  G.  F.  Uuger  vor: 

„Zcitfolf^e  der    vier  ersten   demosthenischen 
Reden." 


I>ie  in  nnseru  Hanctgclirifien  nnd  Ausgaben  eingehaltene 
Anfei  nundrrfolj^c  der  drei  olyntbischeu  I(eden  des  DemuKtheneSf 
ihre  f^tellong  an  der  Spitse  der  ganzen  Baniinluug  und  die 
d«'r  iTstpn  philiiipifichfn  am  vierten  Platite  rührt  wir  die 
Anordnung  der  ganzen  Sammlung  Überhaupt  von  Kalliiuachos 
hör  und  ist  also  kiinui  ein  Jahrhundert  jünger  als  die 
Betlen  selbst;  aber  noch  unter  Augustus  stand  es  keines- 
wegs f(*t,  dass  er  das  Richtige  getroffen  liabe,  Caecilins 
vüu  KaiakU'  hiült  es  fttr  nüthig,  diese  Anordnnng  gegen 
Dionysios  von  Halikarnassos  v.u  vertheidigen ,  welcher  die 
erste  olynthische  Rede  für  jünger  als  ilie  zweite  und  dritte 
erklärt,  die  erste  Pbilippica  aber  in  zwei  Reden  zerlegt. 
Diesem  haben  nidi  in  Be/.ug  nof  die  olynthischen  Reden 
Thiriwall  und  Hol/inger  vollHÜindig ,  Stilve  und  ürote  in- 
nofern  nngt*8c'h1oR«eii ,  als  a'w  die  zweit«  der  erf>teu  vorans- 
gehen  las^^"»  ;  ^«ine  Ansicht  über  die  erste  Pbilippica  thfilt 
S^^'beck,  Die  andern  neneren  Forschpr  erkennen  die  Richtig- 
ktfit  drr  kHllini»rbi»<r)ien  Ordnnng  für  die  olynthiitchen 
Reden  und  die  von  ihr  voruu8g««et7.te  Kiuheit  der  entten 
philippiNchnti  MO  i>iubt*llig  au,  dass  seit  dem  Erscheinen  de« 
epüohnaiAuhendim  Werkes   tod    Am.  SchSfer,    Demostbenes 


274  SiUnmj  lUr  philoH.-jJülct.  (Uwuu:  mm  5.  Juni  lÜSO. 

mit]  seine  Zeit.  1856,  diese  Fragen  fast  gar  uicht  mehr  dis-j 
cutirt  werden. 

Die  Datiruug  der  einzelnen  Reden,  wie  sie  ans  in  dem  I 
ersten  Sehreiben  des  Dionysios  an  Amuiaios  vorliegt,  beruht 
keineswegs  auf  alter  lieber  lief  er  ung  sondern  imf  den  Unter- 
mclinngen  und  Ansichten  ilieses  Kritikers;  doch  Imt  er  mit 
ihr  bei  den  Neueren  mehr  Glück  gehabt  als  mit  seiner 
Anordnung,  Seit  Schäfer  wenigstens  wnrde  bis  in  die 
neueste  Zeit  allgemein  mit  Dionysios  den  drei  oljnthischen 
Heden  Ol.  107,  4.  349/8  v.  Chr.  und  der  ersten  philippischen 
(mit  Ausnahme  des  Kpilogs,  den  Dinnyi^ios  als  besondere 
Rede  in  Ol.  i08,  2.  347/0  8et:ct)  107,  1.  352/1  als  Datum 
xugewieseu;  erst  W.  Hartel,  Demostheuiache  Studien.  Akad. 
Sitzungsberichte,  Wien  1 877  (Juli)  und  Demosthenltc^e  \ 
Anträge.  Comnientationes  in  honorem  Theod,  Moinnisvni  I87(s 
p.  578  ff.,  hat  CS  unternommen,  die  olynthiscben  Reden 
nach  dem  Vorgang  von  Boebuecke  und  Qrote  iu  Ol.  107,  3. 
350  zu  verlegen.  Nach  der  Ansicht,  welche  in  vorliegender] 
Auseinandersetzung  begründet  werden  soll,  fällt 

Olynth.  II  Vorsommer  352  (cap.  IV) 

Olynth.  I  Februar  351  (cap.  HI) 

philipp.  I  Anfang  OKiober  351   (cup.  V) 

Olynth.  III     um  Anfang  August  349  (cap.  I). 
Die  Grundlage    aller    bisherigen  Untersnchuugen    Ober] 
Zeit  und  Folge    dieser  Reden    (der  Philippica  wenigstens 
mittelbarer  Weise)  bildet  das  Zengnise  eines  der  bewährtesten 
attischen  Chronisten,  des  nm  260  v.  Chr.  gestorbenen  Philo- 
choros  bei  Dionys.  ad  Amm.  119,  doss  am  Anfang  des  Ar<- 
chonteujahres    1Ü7 ,  4    (welches   um    28.    Juli   349    aohob)] 
Athen    mit  Olynth    ein  BQudniss   geschloasen   and  sogleicbl 
ein  Hilishecr  abgeschickt,    in  demselben  Jahre  aber  die«em| 
yweiraal    Veratürkungen    zugesandt    hat.     Jeder   von    difstn 
drei  lltiifesen düngen  1a!?st  Dionysios  eine  der  drei  oljntbischen 
Reden  voraufgehen  und  wenn  die  Neaer«D  ihm  hierin  aaab 


Dngcr:  Zcitfvlgo  der  vier  enten  dcvMstJitni«chen  Btäett.    275 

nicljt  guuK  gefolgt  sind,  so  faaben  sie  doch  in  der  Zeitbe- 
stiminoiig  ihm  Recht  gegeben.  Wa»  ihr  im  Wege  steht, 
iftt  die  aus  Demosthenes  gegen  Meidia?  §  161.  197  und 
gegen  Neairii  4  bekannte  Tbatsacbe,  da««  scboD  im  AnfaDg 
den  bei  Tamynai  auf  Enboia  geführten  Krieges  eine  Hülfe- 
wiidung  nach  Olyntbos  abgegangen  ist,  im  Krahling  eines 
8ich<*r  ror  3t9  liegenden  J&hres,  nach  Schäfers  allgemein 
g<'hil)igter  Annabuie  350;  eine  Hülfeseuduug  setzt  aber,  wie 
Hartel  Dem.  Studien  p.  25  ff.  darihat,  das  Bestehen  eines 
Bßndnisses  voraus.  Bartels  eigener  Ausiebt  freilich,  daae 
der  letzte,  mit  der  ZerKtömng  der  Stadt  beendigte  olyuthiscfae 
Krieg  vor  .349  begonnen  habe  und  das  ßundniss  dem  An- 
hing, die  erwähnten  Hülfesondungen  sammt  den  drei  Reden 
dem  Laufe  des  J.  350  angehören,  steht  wiederum  das 
Zengnis8  des  Philochoros  entgegen  und  wenn  er  Dem. 
Stadien  p.  11  und  Dem.  Anträge  p.  351  rermuthet,  dieser 
halw  in  entschuldbarer  üngenauigkeit  die  Ereignisse  mehrerer 
Jahre  unter  einem  einzigen  zusammengedrängt,  ao  ist  das 
eine  Ausflucht,  welche  einer  ernsten  Prüfang  keinen  Stand 
baltcn  kann.  Die  Atthis  des  Hhilocboros  war  gleich  den 
Atibiden  anderer  Sclirift«teller  ein  Jahrbuch,  welches  uuter 
jedem  Arcbonten  die  Ereignisse  seiner  Regieruugszeit  ver- 
zeichnete: eineCugenauigkeit  obiger  Art  ist  bei  dieser  Ein- 
richtung von  vornherein  ausgeschlossen,  sie  wäre  weder  tu 
entschuldigen  noch  zu  erklären;  al>er  auch  augenommeD, 
da$8  er  eine  Digre9«sion  habe  geben  wollen  (wozu  in  diesem 
Falle  ein  Anliu«  nicht  erfindlich  ist),  so  hätte  er  ooth- 
wendig  das  Anzeigen  und  Dionyitios  es  erkennen  mOftsen. 
Dieser  aber  citirt  ilie  einzelnen  Meldungen  des  Philoclioros 
wftrllich,  gibt  bei  den  späteren  an,  dass  n'e  an  einer  späteren 
Stöll»"  iler  Jnlirbeschreihnng  stehen  (t.-teita  StB^eXO^u/*  oUya 
ta  fitia^i  ytyofitva  it'i^t^at  lavii  und  triet!^^  iniQ  tiji  rQttj^g 
evftfia%in<;  Uyu  xvaii)  und  die  ernte  liat  folgende,  jeden 
Zweifel  über  das  Jahr  aoMcfaliessendeu  Anfang:  KaiXlfMxx'^ 


ef  phiJo4.-i}}iÜnL  Closse  oom  5.  Juni  1880. 
Jchonl   von  107,  4.  349,8).      'Eni   zovtov 

ft,valoi  ür^iftcixiav  te  i:ton]aavTO  (folgt  eiue 
in  der  massgebenden  Handschrift,  Hartelj 

pcitit    es    ais    hätten    wir    nur    die   Wahl 
Igteich    Ilastatthaften  Annahmen ,    der    eines 
Im  das  Bündniss  erst  l':«  Jahre  später  nach- 
1  Verwerfung  eines  un an t&<tt baren  Zeugnisses 
Ihältaiss  dieser  zwei  Ereignisse;  ein  Dilemma 
aber    nur    entstehen ,    wenn    entweder    die 
getrübt  oder  die  Forschung   nicht  zum  Ab- 
ist.    Da.Hä  letzteres  der  Fall  itit,  lässt  sich 
und    überhaupt    alle    bis    jetzt    in    dieser 
locheDcn  Anhebten   gehen    von    der  Voraus- 
\s  das  einmal  von  Athen   mit  Olynth  gegen 
plo^ene    Büudniss     anunterbrochen    fortbe- 
|ji$    zum  Untergang  jener  Stadt;    sie  ziehen 
rgiichkeit  nicht  in  Retrhnung^  dass  das  von 
]  vor    M^    geleisteten    Hülfe    vorausgesetzte 
den     für  Olynth    unglücklichen    Aasgang 
|:ift  einer  von  dem  Si^er  gestellten  Friedens- 
kö^t  und  eT^  später,  im  Sommer  349  wieder 
l^    i^t,     Auss^-rdem    sind    auch    noch    andere 
Olynth ,    der  Vorort    und    das  Haupt   Ton 
kddtgemeiuden,  fühlte  sich  so  gut  alsGross- 
1] :   es   gienf^  mit   dieser  Stadt  kein  ewiges, 
Isbünduts^   eio .    welches   derselben   in   ähn- 
HßgeiDOTiieirerhältniss  rerschafFt  hätte  wie 
kten  de?  zweiten  und  noch  früher  des  ersten 
Büttduias  Athens  mit  Olynth  gehört  in  die- 
wie   die    eu    verschiedenen    Zeiten    in    oft 
liriunii^n  |£eschlo$i>«nen   und  oft  bald  wieder 
[l4>«Terträge  mit  Sputa,  Theben  und  anderen 


Ungtr:  Zritftiifje  der  vier  erHen  ttemostheMwAen  Beden.    '211 

Grawwtuatcn.  Ks  war  ein  Waffenbnnd  för  oinen  beetixuniten 
Zwpok ;  Dach  (Imwan  Krheicbnng  oder  Missiiugcu  oder  dnrcb 
irgend  ciut-n  neuen  Zwit-claMifall  kouute  er  eiu  Kude  nehnieu, 
dnrch  *»iii"n  anderen   wieder  7uiu   AuHeben   kommen. 

Üitss  der  zneret  anfge^iteUte  Fall  wirklich  eingetreteD 
iht,  dasR  d(T  frfthcre  Krieg  mit.  einem  die  Olyiitbier  de- 
niatbigenden  und  ihren  ßnnd  mit  Atbeu  auflösenden  Frieden»- 
»chtu«.«  geeudigt  bat,  welcher  l>eim  Wiederausbruch  der  Miss- 
beltigkeiten  den  ÄbRchluss  eines  neuen  Buude<t Vertrags  mit 
den  Atbeuern  nötliig  machte,  wird  unten  (cap.  III)  gezeigt 
werden;  die  Uraucho  uljer  (k-r  bisherigen  Verkenuiing  dienes 
^jacbTe^balieM  li^t  vor  allem  in  der  Zeitbestimmnugi  welche 
dem  Peldzug  vuii  Tumyuüi  und  dauiit  auch  der  ersten 
Hätfeiiendang  Athens  nach  Olynth  gegeben  worilen  ist. 
Indem  dieise  in  das  J.  35U  gesetzt  wurde,  verengte  sich  die 
Zeit  zwischen  dem  Ende  jenes  Krieges  und  dem,  wie  aus 
PbilncboroK  oben  ritirten  Worten  'K-t*  toi-toi'  'OAn-^/oii; 
nttXtfiuruittnü  i'Ao  *lHKht7iw  xiA.  hervorgeht,  spätestens 
Hitta340  eingetretenen  AnFaiig  des  Hpüteren  und  dazu  kam 
noch ,  duiitf  nntrr  dem  ßinHuHA  dernelbeu  Zeitbestimmung 
des  früheren  Kriegen  auch  über  diesen  die  rntersuc.hung 
nicht  zum  recltteu  Ziele  gelangt  ist.  Der  Zug  nach  Tamyuui 
und  di«  trabest«  Htilfescnduug  nach  Olynth  fand  uicbt  1  V4 
wndern  2',«  Jubre  vor  Mitte  34'.)  statt,  eine  Zwisctienzoit 
von  aa%reicheiider  Dauer,  um  ilie  AuHösuDg  und  Wiedur- 
anknüpfuug  des  Bunde^verbältnisw«  zwischen  beiden  Staaten 
r.n  begreifen. 

I.  Die  dritte  Rede. 

Die  letxtc  olynthiKcb*»  Rede  s^dzt  Jfchtifer  Demoitth.  Tl 
IS3  in  di**  er«to  flültlto  des  .1.  34H,  zwineluMi  die  zweite, 
gleich  der  cr^tt^n  bluSK  »u«  Hi'ddiiern  U^utehendf  HtUfH'tendung 
bei  Pbiloehonw  und  dio  dritU;,  welche  ein  Uürgerbecr  bracht«: 
denn   dießÖldner  haben  zwar  einmal  ein  gltickliches  Tretteti 


■& 


■Mfl^Ml 


I^JI 


278        SiUHMg  der  phüm.-phileJ,  Classe  mm  6.  Jutti  1880. 

büstniKlou  (§  35.  36)  t  iiber  selber  sind  dio  Athener  noeli 
nicht  in«  Feld  gerilckt,  trotz  dyr  dahiu  zieleuden  Bescb1ü»se, 
weil  et*  an  'leWern  zur  Mobilmachung  fehlt«  (§  10.  '20.  36)'. 
Dies«  (iröndp  nnd  bis  r.n  i>inRm  gewissen  Grad  auch  ihre 
Consequc-n/en  erkennt  Hartel  (Dem.  Studien  p.  10  ff.)  an: 
die  dritte  Rede?  scheint  ihm  nicht  sehr  lang  nach  der  ersten 
und  7.n'citeu,  welche  er  sehr  nahe  aneinander  rückt,  aber 
Ol.  107,  3.  350  gehalten.  Wir  sind  (wovon  unten)  mit  jener 
Begründung  Schäfers  nicht  ei n verstau d (^n ;  über  die  Zeit  der 
Rede  aber  spricht  sich  Deiuostheues  3e1b!ft  in  einer  Weise 
auR,  welche  für  daö  Datum  des  Philochoros :  Ol.  107,  4  in 
unwidersprechlicher  Weise  entscheidet. 

In  g  4  erinnert  der  Redner  daran,  das»  früher  einmal 
eine  gute  Gelegenheit  versäumt  worden  sei:  fti^ivi^aüe  oi* 
071  r^yyiXi^tj  0i'Xt;i7Tog  v/jiv  iv  ©g^xj  z^hor  \]  Tera^rov  irog 
toxrtVH^iOv  tiix^  :i  oXioanüJv'  tote  zoivvv  ^v  fiatfiaxti^^üiv  — 
(§  5)  xai  fjeid  rutta  öteXS-oyiOi;  toi  fviavzov  tKOZOfißatiuv 
fttzayitzvtvff  liot;dQ0ftu6v ;  erst  zu  Ende  diese»  Hoedromioa 
habe  man  den  Charidemos  mit  zehn  leeren  SchitFen  nnd 
fünf  Talenten  ansgeschickt,  weil  Philippos  inzwischen  krank 
'oder  todt  gemeldet  worden  war.  Vom  Tüofteu  Monat  des 
J.  107,  1  (27.  Nov.  bis  26.  Dec  352)  bis  in  die  erste 
Hälfte  von  107,  3  (die  zweite  von  350),  wohiu  Earlcl 
{^iud.  p.  31.41  die  drei  olynthischeu  Reden  setzt,  das 
vierte  Jahr  zu  -wählen  ist  unmöglich;  daher  eiklürt  erp.  28 
^  zizafTOv  ftir  einen  unächteu  Zusatz:  eiue  beiläufige  Be- 
zeichnung des  Jahres  bei  genauer  Angabe  des  Monats  sei 
um  so  unangemessener  als  sich  der  Redner  eine  Menge  De- 
tttÜK  ans  jenen  Monaten  zn  entsinnen  wisse.  Dtcnes  Argo- 
nient  beweist  zu  viel:  der  unbestimmte  Charakter  der  Jabrcs- 
bestimmung  wird  durch  ilen  Abstrich  von  ^  rfza^o» 
keiue."wegs  be^ieitigt;  wenn  eineljestimmte  Rt^/;eiehnung  gleich 
der,  welche  im  Monatsuameu  vorliegt,  vom  Redner  beab- 
sichtigt gewesen  wäre,   so  wflrde  er  auch  dnm  Jahr  seioep 


Utufer:  ZeitfoJge  der  vier  enten  dewututlteiUscheM  Itcden.    279 

Nanien,  d.  i.  den  des  eponymeu  Archonteu  gegeben  babou; 
auch  bei  f^liuy  allein  bleibt  dem  Zuhörer  die  Unsicherheit 
einer  Wahl  znificben  zwei  Archouten,  ao  diips,  wonn  /..  K. 
die  Hede  0).  107,  3  ^ebult^m  wurden  er  nicht  wiisäte  ob 
107,  1  oder  lOG,  4  gemeint  war.  Dom  Lieduer  ist  es  aber 
gar  nicht  nm  das  Datum  des  Jahres  sondern  um  die  ße-> 
xeicbuung  den  ZeitrauniN  zu  thun,  welcher  seit  der  ver- 
riäuinten  Gelegenheit  vcrflnsHun  ist.  Bei  den  Mouatsiiumeu 
ist  durch  ihre  jährliche  Wiederkebr  und  feste  Ordnung  die 
Dauer  des  Zeitraums  vou  einem  Monat  bin  zum  audern  von 
Tornbereiu  bestimmt;  dies  war  bei  dar  Oatirung  der  Jahre 
nach  Archouten  nicht  der  Kall.  Wollte  der  Redner  ausser 
der  Kntfernung  auch  das  Datum  bestimmen,  so  muHsto  er 
sämmtlicbe  Archoutt'ti  angeben,  also  in  ähnlicher  Weise  wie 
bei  den  Monaten  «icb  uu.'^iJriiokeu;  aber  durum  ist  es  ihm, 
wie  schon  bemerkt,  nicht  zu  thun.  Daes  er  z^itov  ^  tixa^ 
iQv  aiistiitt  ifiiiuv  oder  riragrov  setzt,  ist  nicht  mit  der 
Mehrzahl  der  Ausleger  aus  Anwendung  zwei  verschiedener 
.fabrformen,  des  Kalender-  und  des  Naturjahrs,  zu  erklären 
»ondeni  daraus,  dasa  die  Rede  am  Aufang  des  Ärchontea- 
jabnw  gehftltpu  worden  ist.  Nach  wahrer  Zeit  waren  es 
2  Jahre  W  Monate  {tqhov  trog);  weil  aber  seit  ein  paar 
Tagen  ein  neuer  Ärchont  im  Amt  ist,  so  hat  Demosthenes 
das  Recht,  auch  vou  einem  vierten  Jahre  zu  sprechen. 

Davon  da^a  Athen  schon  eine  oder,  wie  von  Hartel  be- 
hauptet wird,  zwiM*  Hfllfesendungeu  nach  Olynth  habe  ab- 
geben lassen,  f^t  in  der  Rede  kein  Anzeichen  zu  entdecken; 
wenn  der  Redner  verlangt,  dasR  die  HUlfstruppen  aus  Ufirgern 
bostehen  sollen,  so  ist  damit  keineswegs  gesagt,  doAs  bisher 
schon  nnlfe,  aber  nur  durch  Söldner,  geleistet  worden  sei. 
Vielmehr  spricht  gerade  die  Stelle,  welche  fiir  das  Voraus- 
gehen von  Süldnersenduugeu  aiigefObrt  wird,  dafür,  dass 
Mtche  v><n   Athen   noch    nicht   auAgogangcn  sind,   §  35  fg. 


\ttcr  phihs.-phüol.  Classe  tmit  5.  Juni  1880. 

äelvot:   vf/Aoüi    ^ivoij    xalta    yrvvO^aveaifai' 

yiyiff,r(ii  .  xal  ovxi  ^ifig>Ofiai  to»*  noiovvia  ii 

mt^  if.tvn-  xtX.     Die  4000  Peltasten  und  150 

Lbcn  iViK  zweite  der  107,  4.  349  abf^egangenen 

Dach    Philochoros   bestand ,    standen    gleich 

har  Char^^i?    abgeschickten   Miethstruppen    im 

des  Demos  von  Athen ;  ihr  ÄniUhrer  Chari- 

n$;    \var    nicht  bloss  vor  mehr  als  13  Jahren 

heu  Bürgerrecht  beschenkt   sondern   seit  Tier 

In  sesshaft  geworden  und  wie  schon  Ol.  107, 

\h  jetzt  als  Stratege  ein  Beamter  des  Demos : 

[itti^eher  liedner  dazu  kommen  sollen,   vom 

tne,  ausge-Bchickte  und  bezahlte  Landsknechte 

luderen  aU  der  Athener  za  nennen,  welchem 

i^olks Versammlung  würde  er  sich  mit  o«  rot 

[ipesetzt   haben.     Diese  Worte   belehren    uns 

das»  Ätrbeu  noch  gar  keine  Hülfe  geschickt 

will  einer  Einrede  begegnen,  durch. welche 

i^rstntzmiR  Olynths  als  nnnöthig  zu  erweisen 

lEinwaud ,    daMs  ja    schon    die  Söldner  eine«i 

liejien  Hülfe  leisten  und  sich  als  ausreichend 

loa  Ei-Iolgen  bewiesen  haben.     Man  darf  an 

leukeu    wie    z.    B.    die    Stiefbruder   Philipps, 

in  Olynth  den  Anlass  zum  Kriege  g^ebeu 

|ni  3,    10,  vgl.  Vn  4,    5):    der    eine    von 

welcher  351  unter  dem  Titel  eines  attischen 

nördlichen    He.<!itzungen    der   Athener    ver- 

philipp.  [  21  in   ähnlicher  Weise  erwähnt 

(nnte  an    tinsrer  Stelle.     Derselbe  hatte  sich 

n  55  schon  363    durch  Kriegs-  und  Geld- 

|n    verdient  gemacht,  vgl.  Bühnecke  Forsch- 

;  er  lieisst  dort  ein  Pelagone,  offenbar  war 

von  Am^yntas   oder    einem  Nachfolger   des- 

worden. 


{'ngt-r:  Ztitfohje  der  nVr  ersinn  drmntthfnüchrn  Heilen.    281 

Üiws  Olynth  von  den  Aihenern  noch  knine  Hülfe  or- 
balten bat,  geht,  wie  L.  Spt^n^vl  Akail.  Ahhamil.  18GÜ.  1X72 
erkannt    hat,   mcIkhi    aus  g  UJ    l^kk*    'üii   ftii'   Öel   (iotji^elyt 

fofro  Xiyt  mit  Sicherheit  lierTor.  Kine  Mahnnng  an  die 
Pilicht  zu  helfen  selxl  voriüiti ,  daas  uoeh  nichi  geholfen 
wunlen  iftt;  die  Einrede ,  daas  auch  die  Erneuerung  der 
Untenttrit/uDg  (.'ine  Hülfe  sei ,  ist  durch  die  Art  der  Auf- 
forderung ftUHgeschlossen  In  diesem  Falle  niQuebe  der  Kedncr 
davou  ge^^prochen  haben,  das«  zwAt  bisher  schon,  aber  in 
ungenügender  Weise  Hülfe  geleistet  worden  ski;  hier  da- 
gegen wird  eiogeweudet:  ^aber  das  Wie?  Daa  gib  un'.  Wit 
noch  nicht  weiss,  wie  er  die  Hütie  einrichten  soll,  der  Irnt 
Hie  ilberlmu|tt  noch  nicht  geleistet.  Wir  fftehen  also  am 
Anfang  de«  b't/-ten  »lynthiscben  Krieges;  im  Princij»  ist 
sehou  du  WatTenbünduiss  nnd  die  Hnlfesendung  beschloaseu 
(fyvtüxafttv  a.  ft.  O.),  die  Olynthier  heissen  daher  bereits 
Verbfindete  §  2  onvn;  tovc  tft .«/m/oct.*  otütjo^ev) ;  Qber  die 
Art  der  Hnlfe  aber  i^t  noch  nicht  entachieden  nnd  der 
Bnndesvertrag  noch  nicht  abgeschlossen.  Au«  dem  Text 
des  Philucfauroa:  KuXXiftaxiK^  ll^Q'/uoiiltsv/Eiri  toviin  '(Ui/y- 
9iot^  —  ai'^fiaxlav  «  htot^aayvo  geht  hervor,  daae  dies 
am  Anfang  de»  Jahres  107,  4  geafcheheq  iet:  regelnuiasiger 
Termin  der  VolksverHommlung  im  ersten  Monal  war  der 
11.  Hekatonilmion  (im  J.  349  etwa  der  7.  August),  Keusch 
de  diebuB  ooncionum.  1880  p.  96;  ra^lich  war«  aber,  dam 
man  zn  einer  no  wichtigen  Angelegenheit  eine  ausserordent- 
liche Versammlung  schon  ror  diesem  Tage  anberaumt  hätte. 
Der  Antrag  des  Uemostbeuea  wurde  nur  zur  Hälfte  ange- 
nommen: daif  Btlndniss  nnd  die  Unterstüt/nng,  wie  dur 
Redner  Kchou  im  Voraus  wnsste.  genehmigt,  al>er  koin  Bürger, 
nur  f^in  Söldnerheer  autigescliiokt. 


282         SiUHfig  der  phüos.-jihilol.  Classe  mm  H.  Jum  JStiO. 


It.  Die  erste  Hede  jünger  als  die  zweite. 

Zur  Begrüudaug  der  herrschenden  Ansicht  von  dem 
Zeitverhültnisä  der  ersten  olyuthischeu  Rede  zur  zweiten 
wird  TOD  dem  besten  Vertreter  derseU>en  lediglich  daratif 
hingewieseu ,  dafs  das  Bündnis  Ol.  T  10  in  nächst«  Aus- 
sicht genommen,  11  2  dagegen  schon  abgeschlossen  sei 
(Schäfern  152  ff.).  Beide  Stellen  werden  aber  von  anderen 
im  entgegen.setzten  Siuue  verHtaudeu :  ob  mit  Recht  oder 
Unrecht,  kann  vorläufig  dabin  gestellt  bleiben;  es  erhellt 
daran»  »o  viel,  das»  die  einzige«  Grundlage  der  herrschendeai 
Meinung  eine  schwankende  and  unsichere  ist.  Um  diese 
besser  zu  stützen,  beruft  sich  v.  Klebeisberg,  Progr,Trieetl868 
darauf,  das«  bei  höherem  Alter  der  zweiten  Rede  mau  in 
dieser  die  Hauptsache,  den  näheren  Erweis  der  ui5thigeu 
Htllfe  vermissen  würde.  Demosthenes  ist  aber  weder  der 
erste  noch  der  einzige  Redner ,  der  in  dieser  Sache  das 
Wort  ergreift  (vgl.  phil.  I  1);  er  kann  sich  nowohl  auf  die 
Darlegung  im  Probuleuma  des  Rathf>  als  auf  die  der  audcreu 
Redner  beziehen;  die  Ausführung  im  Einzelnen  zu  l>esprecben 
Ul}erlüsst  Kr  dii^en,  für  ihn  i.st  der  Beschtuss  zu  helfen  die 
Hauptsache,  II  10  (pr^ni  Örj  ieh'  Toig'Olvvi^iotg  ßo/jiteh  xal 
hntttg  Ttg  Xiyet  xoi  xaXXtota  xat  T«)fi(rta,  ot'rwt;  a^fVx«  fioi. 
Diese  Stelle  spricht  zugleich  sowohl  gegen  die  herrschende 
Meinung,  welcher  zufolge  diese  Rede  vor  der  zweiten  Hülfe- 
sendung gehalten  worden  ist  (während  dio  andere  der  ersten 
Sendung  vorau.^egangen  mi) ,  als  gegen  die  Behauptung 
Harteis,  beide  seien  kurz  nach  einander  zwischen  der  zweit«D 
und  dritteu  HQlfeseudung  des  Philochoros  gesprochen:  dieses 
^rifii  dtiv  {ior^i^ilv  xat  o/rwtf  us  liyu  xoXliaTa  a^ay.ci  ftoi 
beweist  gleich  dem  c.  I  besprochenen  ozt  dti  ßuij&etv  ^yrni- 
xa^tv,  tö  d' ü/rwt;,  TOtto  ^.«ye,  dass  in  diesem  Kriege  noch 
keine  Hülfe  geleistet  worden  ist;  dio  SteUen,  welche  Hartf^l 
ans  der  ersten  fCede  anführt  (§  tl.   14)*   kann  man  ebenso 


TTnorr:  Zeitfolfir  der  vitr  crgten  ifrninifftriiiiirfc|||JByjfll|ii     283 

g»t  ge^^  wie  fQr  die  VorausseUung  schou  gcleistetor  HQlfe 
Ter  wenden. 

Die  /.weite  Hede  för  die  tilteste  der  olynthischou  za 
halteu ,  veranlasHt  zunächst  der  ümsfcnniP),  da.<is  sie  den 
Kriog  erst  in  die  Znkuoft  legt,  wiibrend  die  erste,  eb<.>nso 
wie  die  dritte,  ihn  schon  im  Gange  weiss,  o1.  II  l  to  tovg 
rtoXe^i^aona^  *)  0iXüfiHii  yeyevfjai^ai  daifioyttf  sivi  eoixef 
ivt^eai^,  vgl.  mit  I  5  d^Kov  Töig  'OXwi^iüii;  oii  vvv  tttql 
/iiliovs  x^^^il"^  Jtoltfiuvaiv  i  7  ei  vip"  vfiwv  nttaÖ^tvtef;  aveiXvno 
rot-  /roJU/iw,  ag)(tktQoi  m'ftfiaxot  Bv  t'am-  Xaox;;  21  orf'  iV 
i§ilv«yx€  tov  .toXsftuv  toiroy;  einige  Stallte  werden  aehou 
Ton  ihm  belagert,  §  17.  18. 

Einen  zweiten,  von  HolBinger,  Grote  a.  a.  bereits 
geltend  gemachten  Grund  liefert  die  Besprechung  der  Ver- 
hältnisRe  ron  Magnesia.  Nach  dem  Ä.bzag  der  Tyrannen 
Otrtthefwiliens  hatte  der  König  die  Hafenstadt  von  Pherai, 
Pagasai,  für  sich  behalten  nnd  die  Magneten  waren  zu  ihm 
tu  dasselbe  Ahhäugigkeitsverhültni.s«  getreten,  in  welchem 
sie  sich  bisher  zn  den  Tyrannen  befunden  hatten.  Die 
H**genionie  Ober  die  Thessaler  hatte  er  dann  durch  das 
Versprechen  erbalten,  den  heiligen  Krieg  fdr  nie  zu  führen 
nnd  Magnesia  ihnen  zn  übcrlarwen,  II  17  Setialovs  yi'f 
{ti-^axtü  fiQoaayayo^ievov)  t^  Mctyyr^oiav  noftadtvattv  wro- 
axiol^at  xui  töv  0unttx6y  /foXefJOy  7io)^fii\ahty  ini^  aviüiy 
ävadi^aaiiat.  An  dieses  Versprechen  wollen  sie  in  Bezug 
anf  Mognexia  znr  Zeit  der  zweiten  Rede  ihn  erst  mahnen, 
§  11  vvv  eiaty  etl'iifiaftivot  llayaaa^  mrauth-  xai  ;iE^i 
H^Iayvffaiaii  koyvvi;  uütiiaifat;  die  erste  weiss,  duss  es  bereits 

1)  Atuwer  dsn  hier  attfreflttirteii  GrDnden  werden  In  csp.  III  antllV 
Doch  utdcnt  sar  Spmcbß  kommeo. 

:f J  So  di«  ni«Iit«ti  und  besten  Hsndarbrifttfn  und  alle  Hcrantfreber 
KtUKf  B«hda.ntZ;  rtoJuft^aytas  ist  cui  ilufcli  die  RückKicht  &uf  di« 
Qbcrlterrrto  Ordnuni;  dor  ICctU'o  hLTVOr(i«ntrcuer  UeuiorDn|{«vmneh  dai 
ipÄiutfn  MittaUltpri. 


264         Siumitf/  der  jAitos.-pkiint,  Olasiie  coui  5.  Juni  1880. 


genchoheu  ifd  und  wenigHten»  Haxti  geführt  hat,  d&ss  er  die 
beabarchligte  Festutigsaulaj^e  eiutttellte  und  dadurch  die 
ButmÜssigkeitstVage  offen  liess,  ^  --  nayaau^  aiiaueiy 
ttVTOv  etotv  tO'tjtftaftivot  ')  y.ai  Mayvi^oitxv  xs'AtoXi'-xaot  Tti- 
Xt^CJi'.  Dies«  Verhindpruug  ist.  wie  die  Ausleger  richtig 
bemerken,  auf  dwra  Wege  der  Verhandlung,  durch  Vorstel- 
luugtiu  bewirkt  worden;  die  koyuty  wfilche  iu  der  /.wwten 
Rede  uoch  bevorstehen,  gehören  in  der  ersteu  schon  der 
Vergangenheit  an.  Von  den  Äubäugern  der  herrscheudeu 
Ordnung  wird  über  dieses  gegen  dieuolbe  sprechende  Ärgn- 
meut  theils  mit  Stillschweigen  theils  mit  nichtssagenden 
Bemerkungen  (z.  B.  der,  daas  Uli  zur  Erklärung  von  I  22 
diene)  hinweggegangen. 

Die  in  den  zwei  Reden  vorausgesetzte  Situation  ist 
keinesw^s  die  gleiche;  in  den  Machtverhältnissen  und  der 
Lage,  in  den  Aussichten  und  Bcfürchtnngen  der  drei  ku- 
uächRt  hetheiligton  Staaten  ist,  wir  besonders  Grote  hervor- 
gehoben hat,  ein  gruaser  UnHcliwuiig  eingetreten ,  welcher 
daza  uÖthigt,  in  der  ersten  die  spätere  zu  erblicken. 

Olynth  erscheint  in  der  ersten  Rede  schon  schwer  be- 
droht: Philippos  hat  don  Krieg  eröffnet  (§  13),  er  l>elagert 
einige  Städte  der  Olyiithier  (18.  l.S);  ein  Theil  ihres  GebietH 
steht  auf  dem  Spiel  (5).  Gehen  diese  Plätze  verloren,  dann 
handelt    es    sich    fQr    die   Olyutbier    selbst    um  Sturz    und 


1)  Di«  Kückforderung  TOD  PagBsai  mögen  die 'rbeaaaler  aufgeschoben 
haben :  sn  lanjje  ein  neuer  Versuch  der  niclit  "bloss  mit  'ien  Phokem 
sonilcrn  auch  mit  tleni  mScliligtüteo  Seestaat  TerbÜiwieten  Tvranneo,  eich 
wieder  in  Pberai  feittxuttetsen ,  befürchtet  wenleu  niusste,  konnte  der 
Öeichütier  der  thesBaliBchen  Freiheit  and  Heerführer  ihre»  Bundes  du 
OesatzunKsrecht  in  der  Uafenatodt  von  Plierai,  wohhe  zugleich  der 
wichti^futp  Kiiwt^[i[dati  von  g-Am  Thessnbeii  war,  in  Ansprach  nehmen; 
dem  Zwc>cke  des  RedneTs,  welcher  die  Möfflichkeit  eines  Ahfalla  der 
Tbeasaler  nahe  le^en  will,  dient  es,  jenen  Beschluss  als  noch  in  Kraft 
stehend  za  bezeichnen. 


I 
I 


UH0fr:  Zeitfülge  Str  vier  eviAen  demoatkniitdun  Itoltn.     38B 

Knechtung  ( 5  :i  mi  dvuaiaatto^  xcü  ctvÖaun oÖiOfiov  n oXt- 
fkoZmv),  So  Hchwach  wasate  sie  Philippo»  von  vorn  hereiu, 
(U«s  er  gar  keiu<*n  Widerstand  sondern  sofortige  Ergehung 
erwartf't  hut  (21);  man  muHS  eilen  üülfe  zu  bringen,  sonst 
werfen  sie  sich  ihm  in  die  Arme(.l).  So  weit  ist  es  in  der 
rweitea  liede  noch  lauge  nicht  gekomnieu.  Zum  grossen 
Oluck  fiir  Athpn  hüben  »ich  die  Olyuthicr  enUchlosscn, 
Krieg  mit  I'hilippo»;  zu  Inhren  (IJ;  siebruiicheu  nud  wünschen 
doxa  die  Hülfe  Athens  (10) ;  eine  Aa»>iohnung  mit  ihm 
wHrdp  ihri.*  t^xiHtenz  zunächst  nicht  bedrohen ,  aber  eine 
Cnsicherheit  der  BcKiehungeu  bewirken,  welche  schliesslich 
doch,  wieder  zu  Krieg  und  dadurch  xn  ihrem  Falle  fuhren 
könntff  ( l  tdii  dntÜjayag  iiQiütov  fi^v  wtitrrovg  elta  n'f; 
tuvxMv  .'icnQidog  vof4t'i^€iv  avaataatv). 

Die  Macht   ties  Königs   erscheint   in  der  zweiten  Kede 

nicht  sehr  l>edentend.     Viele  von  seinen  Erfolgen  ventaukt 

Pf   dem  t^lOck  (22),    andere    seiner  Rührigkeit    und  Unter- 

uehmnngtlust    (15),    das    t>este    hat    die    ßeihülfe    starker 

Völker  getfaun.  welche  er  mit  Lug  nnd  Trug  seinem  luteresöe 

dienstbar  z\i  macheu  gewusst  hat,  der  Athener .    Olynthier, 

The-isaler  (5  —  4*).     An  sich  ist  Makedonien  nur  eine  Macht 

zweiten   Ranges    {hr  /r^aiVr;xf/^*  fit^ti) ,    welche    erst    (hirch 

die  Verbindung  mit  einer  grossen  eiu  bedeutendes  Uewicht 

in  div  WagM;hul*i  7U  werfen  hpfiihigt  wir<I,  während  eo  ):ell)8t 

kraftlos  und  mit  Schwächen  aller  Art  behaftet   ist  (14);  es 

IjUnb  Mich  beweisen,  daits  Philippos  eiu  verächtHcher  iiegner 

itt  (r»    (folXriv    qrarVf iri'/ai ,    wie  Uhod.    lihert.  24  0iXiJtJiov 

wg  11^*  ütd<T%-  a^tov  vh'/tügovvzai;  gU'ichbedentend  mit  dem 

folg,   lut^  ^iv  i^^>  ifui).of  OL'X  afttvoLfitita);  diu  uäeliNte  b««te 

Sehluppe    wirft    da«    Kartenhaus    neinor    Macht     über    den 

lUofen  |!t— 10  21).    Die  erste  ilede  hat  einen  gau/.  andern 

B*^rift"  von    ihm:    er    int    lo  stark    und   miichiig    wii'  kein 

K&nig  Makrdonteus  vor  ihm  ('.)j:  der  Anfnnga  w)  Kchwache 

irt  >bt   grnjo.    iiitri    gcltlrchtet  (12);    «sin«  Knhrigkeil    und 


^^ 


386  BiUunff  der  jJtHtVi.'pkittil.  Cfiuuir  am  ■'!.  Juni  J880. 

ßafltlosigkeit  wird  auch  hier  hervorgRhobcn,  aber  nicht  7.ur 
Erklärnng  der  Erfolge  eines  an  Macht  mihedentenden 
Herrschers  sondern  als  Finf^erzeig  dessen  was  weiter  noch 
Von  ihm  ?,n  befiirchtcn  steht  (12  —  15). 

DiP  zweite  Rede  Hpricht  mehr  von  dem  eigenen  bis- 
herigen Krieg  der  Athener  mit  Pliilippoa  ab*  von  dem  be- 
vorstehenden der  Olyiithier.')  Letzterer  ist  fflr  Athen  Mittel 
znra  Zweck :  Amphipolis  und  die  andern  verlorenen  Besite- 
nngen  im  Norden  sollen  wieder  gewonnen  werden  durch 
den  Beitritt  der  Olynthier.  Weun  die  Athener  jeizt  ihre 
ächuLdigkcit  nicht  thuu,  so  ver/.icliten  sie  ebrvei^essea  auf 
die  Aussicht,  mit  Hülfe  Olynth»  dieitelhen  wieder  za  be- 
kororaeu  (2.  24.  25).  Von  solchen  Aussichten  ist  in  der 
ersten  keine  Andeutung  mehr  zu  finden,  obgleich  die  ver- 
lorenen Orte  erwähnt  werden;  das  Gl  (Ick,  welches  auch  hier 
in  dem  Beitritt  der  Olynthier  gefunden  wird,  besteht  nur 
darin,  dass  diese  einen  Ersatz  für  Araphipoli«,  Potidata, 
Pydna  und  Metbon e  bieten  (10);  was  dagegen  zu  befürchten 
steht,  weun  den  Olyuthiern  nicht  geholfen  wird,  das  ist 
nicht  der  bleibende  Entgang  dieser  Städte,  sondern  das»  der 
König  Athen  thuu  wird,  was  er  jetzt  jenen  thut:  nicht« 
wird  ihn  mehr  hindern  zu  marschiren  wohin  er  immer  win(12); 
die  Athener  werden  sich  bedroht  tinden  im  oigeuen  Lande  (15); 
sie  hfthen  gar  keiue  Wahl,  ob  sie  in  den  olyutbiscben  Krieg 
ziehen  wollen  oder  nicht :  weder  die  Thebaner  noch  die 
Phoker  worden  ihn  abhalten  Attika  selbst  anzugreifen 
(25-27). 

Die  Anstrengungen,  welche  dem  Volke  zug«mtithpt 
werden ,    sind    dem    bisher  geschilderten   Unterschied  beiler 


1)  Von   diesem   ist   bloRS  zweimal  in  Rode,  §  11  ftifti  ^/f  t«rc 

llehnuptunf;,   daiiB   der  beatfihßmlc  Kriog,   von   wt'Ichpm  aiiaurtdrin  ge- 
prochen  wird,  Olynthm  betreffe,  entbehrt  jeilc«  Anliftltei  im  Tnt«. 


Vnger:  Zvitfottjc  tkr  eier  traten  tienuMt/u^ tauchen  Reden.     2H7 

Roden  ontitprochend  in  der  ersten  weit  grösser  als  in  der 
Bweitent  nnd  doch  ^lelit  diese  »nf  ein  höheres  und  wie  mau 
denken  könnte  achwerer  zu  erreichendes  Ziel  ans  als  jene. 
Die  zweite  Rede  spricht  nnr  von  Hülfe  schlechthin :  in 
welcher  Weifte  sie  am  besten  nnd  schnellateu  ^elei^tct  wird, 
anzugeben  äherlasst  sie  anderen  (II);  man  losw  nur  ein- 
mal eine  Leistung  sehen»  damit  die  Thessaler  und  Oljnthier 
Vertrauen  /.u  Ätheu  bekommen  (12j;  die  bittherige  Unthäiig-' 
keit  Aoll  anfhc^ren,  br  mnss  gezahlt,  ansgerßckt,  Kifer  an 
den  Tag  gelegt  werden  (13.  27- 31);  wenn  mnn  nur  einiger- 
mnsNen  »eine  Schuldigkeit  thiit,  wird  sich  daM  BIntt  schnell 
wenden  (22).  PhiUppos  bald  bezwungen  werden  (IH).  Stalt 
jener  unln^stiinmten  und  allgemeinen  Rathschläge  eutwirflj 
die  erste  Rede  einen  bestimmten  Kriegsplan,  ausznffihren 
von  '/woi  Heeren  und  Flotten  (17  —  18);  nicht  bloss  die 
gewöhnlichen  Beisteuern  werden  liier  ins  Auge  gefnnst 
«ondern  ausserordentliche  Ma»sregeln  (ß)^  die  Schaugelder 
•ollen  wieder  /.u  Krieg^eldern  erhoben  werden  (19).  Gleich- 
wohl vrrfolgt  sie,  wie  tirnte  bemprkt,  ein  bloss  defensivem 
Ziel,  die  Rettung  der  olynthtnchen  Städte  nnd  durch  sie 
dii»  Slioheriing  AthiMis  (2H),  während  die  zweite  Rwle  di»* 
verlon'uen  Bi^itzungeu  Athens  wiedergewinnen  nnd  den 
Sunig  Ton  seiner  HiShe  herAb*itiirxeu  will  (8). 

Heide  Heden  kommen  darin  Qberein,  'daw  sie  das  Volk 
iBT  Unterstützung  der  Olynthier  gegen  Philip{Kis  bewegen 
wollen ;  wie  kommt  es ,  das«  sie  zu  gleichem  Zweck  ver- 
«ebiedeue ,  ju  geradezu  entgegengesetzte  Mittel  anwenden, 
ilaM  die  erste  dem  Volk  Schrecken  einjagen,  die  xweite  ee 
inil  SolbstTertranen  erfüllen  will? 

Zwi^hen  den  zwei  Reden  liegt  keine  lange  Zeit,  kaum 
ein  tn^nzes  Jahr:  ilenn  beide  erwähnen,  du««  die  Thessiiler 
df-n  K<wchlm(s  gefnsvt  haben  Pngarai  Knrnckzufordem,  woran« 
bnde  die  Folgerung  ziehen ,    dass   jene  mit   dem  ife<Iuuken 


^fa 


riÜ 


288 


SÜ£un0  iler  pintuit.'jjhiloi.  Cltvute  vom  ü.  Juni  JdSO. 


80 

1 


niii^eheu  von  dem  Küuig  ahzntUllon.  Wonn  trot^tlctD  die 
Macht  des  Pliilippos  in  der  zweiten  alt:  geringfügig  in  der 
ersten  als  furchtbar  dargestellt  wird ,  wenn  die  zweite  mit 
apieltindor  Hand  «lie  Ucmüthignug  des  Königs  zu  erreichen 
hofit,  die  er^ite  di^egen  Ausserordentliche  Pinanzniasüregehi 
verlangt  und  doch  iiar  auf  Rettung  des  dernniligen  ßesitxe-s 
bedacht  i^t,  80  musf  in  fler  Zwischenzeit  die  Macht  des 
KönigR  einen  hedeuteudeu  Zuwach»  oder  die  J?einer  zwei 
("iegner  eine  wesentliche  Einbusse  erfahren  und  die  ganie 
Situation  einen  solchen  Umschlag  erlitten  haben,  das-s  auch 
den  vertrauensseligsten  Athenern  die  Augen  über  die  0^^ 
r»hrlichkeit  diesf^s  Gegners  aufgegangen  sein  konnten.        H^ 

Worin    die    Ereignisne    bestanden ,    welche    einen    so 
groHften  Umschwung  h<?rvorgerafen  hatten,    lässt  »ich  äcbo| 
durch  eintf  Vergleichung  der  zwei  Iteden   miteinander  ahn 
Schwierigkeit  erkennen.     Die  spätesten  in   der   zweiten  e^ 
wähnten  Vorgänge  sind  der  Sturz  der  Tyrannis  von  Pberai  (14^7 
das  ßüodni&s  der  The^isater  mit  dem  König  a\s  ihrem  Schutz^ 
herrn  (8)  und  der  ßoEtchlns»  deraeÜMfu,  die  Herausgabe  vo 
fagasai  nud  Magnesia  zu  verlangen  (11);   aie  fallen  in  Ain 
erste  Hälfte  von  352.     Die   erste  Rede    fugt  in  d^r  Ueber 
sieht  der  Leistungen  Philipps  nach  der  Unterordnung  The 
salieuB   noch  den   grossen    thrakischen   Feldzug   des  König 
im  I^pätjahr  352   und  seinen  Angriff   auf  die  Olyntbier  in" 
den  ersten  Monaten  von  351   hinzu.    Die  zweite  Kode  kennt 
letzteren  noch  nicht:  sie  spricht  hlo»<s  davon,  dass  die  OIti»- 
tbier   bald  Krieg    mit  PliilippoK    Hihrnu    werden;    aucb    dl 
thrakische    Feldzng  Philipps   ist    ihr    nicht    Ijekannt: 
nach    die»=em     war    eine    ho     vertrauensvolle    Ilede     nie 
mebr   möglich.     Die.se  Unternehmung    ist    en^    welche   de 
grossen  ümschwong  in  der  Lage  und    den  gewaltigen   Ur 
Kcfalag  der  Stimmung  hervorgerufen  liat.    In  den  thrakische^ 
Qanen    nördlich    von    Tha<ios    nnd    Samothrake    «etittn 
Künige  ab  und    ein    (cap.  III);   mit    ditin    nlnttn    der 


Bk 


Ungvr:  Zälfvlyc  der  vier  ersten  denwstheniscKen  Hftien.     eSO 

mächligeii  OtlrywnlurKiPii ,    Aniuclokoi«,    welr-her    tlie  Lnnrter 
am  üfTäificheii  Meer  0.41)1011  von   Maroneia  bis  über  tlcu  He- 
bro«    hinaus    helierrscht« ,     im    Bnndo    bekriegte    er    dessen 
Vetter,  ileu  durcb  .-seiue  Herrpcbaft  über  die  Thraker  hinter 
der  Chersonosos    und    an   der  Propoutis   für  Athen    höchst 
wichtigen    KttrHobleptefi    nnd    dcmflthigtc  ihn  so    tief,    daits 
derselbe  «eineu  Sohn  als  lieisel  and  Unterpfand  der  Unter- 
werfnng    stellen   musste;    mit    den    zwei   grössten  Colonien 
jeQpr  Ktiste,  Penüthon  nnd  Byzantion,  schloss  er  ein  Biind- 
niwt  und  die  Stadt  Heraion    in  der  Nähe   der   ersteren    be- 
gann er  /u  belagern  (Schäfer  Dem.  I  40*J  £f.).     Das   ganze 
thfAkisebe  Küstenland   von  Amphipolis   bis  Byzantion    und 
diK  mf-LHteti  grinchifichen  Colonien  daselbst  fltnnden  nunmehr 
tbeits  mittelbar,  tbcile  anmittelbar    unter  seiner   rJotniÜMfig- 
keit:    die  (^erflonesoa,  das  bedeutendste  Resitzthum  Athent« 
im  ^f^rden,  war  jel:Rt  beständig  Ijedroht ,  schon  jeuer  Feld- 
/tiK    selbst    wird   pbil.  I    17  eine  Untemehmnng    gegen    die 
<  "tiTsoneAus    genannt    und    ebeud.  41    heisst   ee   mit  Bezug 
hierauf:    ^erst   wenn  ihr  ihn  in   der  Chersouesos  hört,    be- 
«chlieHsi  ihr  dorthin  Hfllfe  m  senden';  ^ibe  Flotte,  verstärkt 
durch  die  Sihili'i*  von  Abdera  und  Maroueiu,  von  Perinthos 
und    ByzantioD    konnte   im  Herbst   den    Koruzufuhreu    ans 
dem  PoDtns,  von   welchen  die  Ernährung   der  HnTölkernug 
Attikiut  abhieng,  den  Weg  verlegen  oder  sie  abfangen,  jeder- 
seit  aber  über  die  attischen  Inseln  Thasos,  Lemnos,  Samo> 
ibrake,  ImbroA  u.  a.  herfallen.     Die  Lage  Athens  war  jetzt 
■uf  finniiil  «Inf  andt're  geworden,  nicht  mehr  vom  Wiwlfr- 
gewiuii  der  frübereti   Bi*xitiungen ,    nur    uocb    von  der   Be- 
hauptung d^r  noch  übrigen  konnte  die  Rede  sein  und  auch 
dazu  war  der  Hin/iitritt  eint*    irgend  bvdeuteudeu  Bundes- 
genossen von  hoher  Wichtigkeit.    Dieser  Sachlage  entsprach 
auch  di»^  Wirkung,  welche  die  Nachricht  von  der  Bi^lager- 
ang    von    Boniion    im    NoT/Dee.  352    atn     Athen     hervor- 
brachte.    Viele  Iteden,  sagt  Demoaiheues  ol.  UI  4,  wurden 


^^Ul 


8ittMUf  dfT  phSwt.'phüfi.  ChtsM  vom  fi.  Juni  1880. 


in  der  Volksyersammlung  gehalten .  Lärm  und  Verwirrung 
herrschte^  zulet?.t  bt_>»H;hIot«  inun  40  Triereu  aiiszu8ende»i 
die  gun/e  wuSenfuhige  Mnunschaf^  vom  20.  bis  zum  45.  Jahre 
in  Dienst  ku  stellen  und  60  Talente  Kriegssteuer  zn  er- 
heben. Die  Ausi^ihnmg  unterblieb  vorläufig,  weil  die  Nach- 
richt von  der  schweren  Erkrankung  des  Königs  kam,  über- 
dies war  es  Winter;  gleich  nach  seiner  Genesung  aber, 
noch  vor  dem  Frühling  351  zog  der  K5nig  wieder  ins  Feld, 
diesmal  gegen  Olynthos.  Und  jetzt  wnrde,  x»*ie  im  nächsten 
Capilel  sich  bestätigen  wird,  die  erste  olyutbische  Eede  gi 
halten. 


in.  Die  erste  Rede. 


I 


Die  erste  olyuthische  Rede,  wie  meist  geschiebt,  dem 
Mitt«  349  gOBchloitsenen  RUndnias  and  der  erstf^n  Hiilfe- 
sendung  des  Philochoros  unmittelbar  voransgehen  zu  lassen, 
verbietet  der  von  Hartel  Dem.  Anträge  p.  529  treffe 
hervorgehobene  Umstand,  dosa  zur  Zeit  der  Rode  Mcb  keil 
olynthische  Gesandtschaft  in  Athen  befanden  hat,  I  2  tu 
dt]  T«  y'  ^fwt  doJcofiicr  tfnjqtoaai^ai  ftfv  ijörj  cijv  ßoi^i^etc 
siQtoßtinv  di  rrfftfretv  ^Ttg  xatx'  i^el,  vgl.  mit  Philochor 
b.  Dion.  ad  Anim.  I  9  rtqiaß^i»;  l40-i]vat,t  7r£fnl>a<Jt  av^fxa- 
•^iav  T€  IrrotT^oavto  x«t  ßoT^&etccv  tnt^xpav.  Ans  demselben 
Grund  kann  sie  aber  auch  nicht  bei  den  VerhaiuUinigen 
fiher  die  zweite  oder  dritte  von  Philochoros  erwähnte  Hülfe- 
sendung gehalten  worden  sein:  denn  bei  diesen  waren  eben* 
falls  olynthische  Botschafter  anwesend ,  Philoch.  rgEaßiv- 
anfjtrtoy  l^dijra^e  und  7iaXtv  di  to»v  *OKvvd'ibJv  nigiaßu^ 
ojzoareiXavtiov.  G^en  Bartels  Ansicht,  dass'sie  zwisohvn 
die  zweite  und  dritte  Sendung  falle ,  nnd  überhaupt  gogen 
die  Meinung,  diiss  sie  dem  letzten  olynthischeu  Krieg  ang 
h5re,  spricht  ferner  der  Umstand,  das»  nicht  bloss  kesn« 
Allgabe  oder  Andeutnug  über  bereits  geleistete  Hülfe  t^ 
kommt   sondern  §  10  {».  oben  p.  281)   die  Aimahme  eh 


d 


UngefT  Zeitfolge  der  der  ersieit  (laiwutltfnischeH  lüden.    291 

aolchen  ausKcbliesNt,  Dvm  gi>gennl)er  kann  ea  nicht  in's 
itewifht  fallen,  dass  uirgendB  von  den  Büiidms«bediagniif{on 
gi'sprocheu  wird :  Dpraostheues  war  ja  nicht  der  erste  od«r 
cinz-ipe  Kcdner,  welcher  das  Wort  «"griff;  gau»  unbegründet 
aber  ist  die  Beliauptun^,  iiaas  die  Autrüge  der  Hede  sich 
Dar  auf  die  Muhüisirung  und  auf  Operationen  beziehen : 
worin  dieselben  eigentlich  bestehen,  sagt  §  10  fari  di]  ta 
y  ifiot  doxotvta  tjn^tpiaaad^at  ftiv  ^6t)  t^y  ßoi\&ttav,  .t^«- 
afteicty  Si  ?ftfinnv  xiX. 

Die  Rede    ist    demnach  vor  Ol.   107,    4  (28.  Jnli  349 
be^inend)  gehalten  und  <la  zu  ihrer  Zeit  ein  Krieg  »winchen 
Philippo»  und   den  Olynthiem  bereit«   im   Gange   war,    so 
nus«   um  entwi>der    in   den  Anfang   des  letzten  (Mitt«  319 
oder  frfiher)    i>der    in    die  Zeit    dw»    früheren    (erste  Hälfte 
Ton  351)    fallen.     FQr    letztere»    eutscheidet    zunächAt   der 
ÜniHand«  dast»  die  llede  da«  Verlangen,   die  Theurika  xuin 
Kriege  zn  verwenden ,    nur   schüchtern  und    behutsam    an- 
deutet,   während    doch    nach  Dem.  g.  Neaira  3   schon    bei 
Gelegenheit   de«    ersten    olyuthischen    Krieges    Apollodoros 
den    darauf  hezilglieheu    Antrag    gestellt   und    durchgesetzt 
hait«;  die  KUcksicht  auf  das  spätere  Schicksal  des  Antrags 
und   seintf    Vertreter   kann   den   Kedner   nicht   bestimmt 
haben :   er    hätte   wenigstens  Anlass   gehabt ,   daran   zu  er- 
hinem.  dnss  ein  solcher  Antrag  bereits  einmal  angenommen 
worden  war.    Der  Zusauimenhaug  der  damaligen  Kreignii$se 
ist  aher  verdunkelt    und    verkannt   worden  unter  dem  Ein- 
:  flnss    eines   alten    Vornrtheils    über    die   nemeischeu   Spiele. 
'llie  rtede  gegen  Neaira  erinnert  a.  u.  0.,  daas  Aj>oll(>doro8 
jeaen  Antrag  stellte,    ab   man    damit   ouigieng,    das    volle 
Heereaautgebot  nach  Kuboia  nud  Oljuth  zu  schicken;  ebenso 
erwähnt  die  Kode   gegen  Meidios  161.   107,    dass   zur  Zeit 
de»  Keldzuge»  von  Tamynai  eine  Htllfeiiendnng  nach  Olynth 
abgieng.     lo    diase  Zeit    fällt   die  Beleidigung   des  Kedners 
diir«b  Mdidiaa   an    den   grossen  Diouysien    (im  April);   am 


292  SiUwttff  der  jihUnH.-j,hiU.  (7w«e  com  ü.  Jutn  IttHO. 


AiitUng  des  «»inen  cUt  /.wei  Archontonjührp,  in  wplrhf»  sie* 
<ler  von  Demostheniis  dcitäwegeu  oingeleiU^tc  Procfss  hinüljer- 
%ogf  also  im  Sommer  eutweder  jeaeä  juliauiftcUeu  Jahres, 
iu  welchem  die  Boleidignng  stattgefuudeu  iiatt«  uud  die 
zwei  erwähnten  Kriege  spielten,  oder  in  dem  de«  folgenden 
gieug  der  Redner  uIa  Architheore  ku  den  nemeiHuhtsn  Spielen. 
Von  diesen  glaubte  man  bisher  allgemein.  Uaes  nur  die 
in's  vierte  Jahr  jeder  Olympiade  fallende  Feier  dera  Sommer 
angehört  habe,  aipo  die  der  Jahre  353  349  345,  während 
man  die  von  Pansaniaa  erwähnten  WiDlernemeieu  dem 
ersten  oder  zweite«  Jahr  der  Olympiade  znwies.  Hiodnrch 
wurde  Schäfer  (Dem.  TI  103  i£)  veranlasst  die  uemei 
Architheorie  des  Denioatheuea,  weil  von  353  und  345  kei 
liede  Bein  kann,  an  den  Anfang  von  ül.  107«  4.  Hommer  3 
zu  verlegen ;  der  AiiRzng  nach  Tamynai  und  Olynth  nüi 
die  That  des  Meidias  als  im  Frühling  eines  der  zwei  voran^ 
gegangenen  Archontenjabre  geschehen,  konnten  nur 
weder  107,  2.  Fröhl.  350  oder  107,  3  Frnhl.  349  stal 
fnnden  haben  und  da  das  npatcrc  dieser  Kwei  Data  da 
andore  Gründe  ausgeschloHsen  ist,  so  hat  Schäfer  diese  Kr* 
eignisse  dem  Frühjahr  350  angewiesen.  Diee  war  die  auth- 
wendige  Conseqiienz  der  s«it  (^>raini  herrschenden  Theori 
aber  die  Ncmeien  nnd  desawegen  hat  die  eben  erwähl»! 
Zeitbestimmung  nngetheilte  Zustimmung  gefunden. 
Wahrheit  ist  jedoch,  wie  ich  im  Philoiogus  XXXIV  50 
XXXVIII  5>4  fl"  und  in  d.  Akad.  Öity.ungsberichten  18 
II  164  ff.  bewiesen  »a  haheu  glaube ,  dass  die  Winter; 
meieu  erst  unter  K.  Mudrian  eingeführt,  die  grosfleii 
meischtin  Spiele  aber  immer  am  gleichen  Termin , 
18.  Hekatomhaion  den  2.  und  4.  Ärchonteu  jeder  CM] 
piade,  also  im  Juli  oder  Aogust  aller  vorchrisilichen  J 
ungerader  Zahl  gefeiert  worden  sind,  nnd  im  vorlic^eudi 
Fall  läw*l  sich  die  Unrichtigkeit  der  Cori^inischau  Lei 
daran  erweisen,  das8  sie  viele  schlimme  Couse^ueozen 


>ran^ 

.ttgS 
lunS^^ 


Üngtfi  ZtUfolse  der  tür  «'«Ccn 


Reden.    293 


h  K«BOgeu  hnt.    Von  dienen  sollen  drei  sogiciuh  beopmcben 
wenieii. 

Durch  die  Verlegung  der  Aus/Qge  nach  Taniynai  und 
Olynth  in  das  l'Vflhjahr  350  wird  1)  der  lety.tere  in  pine 
t  gebracht,  in  Wflchcr  Mchlecht^rdings  keinerlei  AnlaKti 
ffiner  Hülfesvndung  nach  Olynth  erfindlich  ist;  SchäfVr 
hi  sich  II  115  genothigt  anzunehmen,  der  Anf^brucb  de» 
letv.t4*u,  erst  ira  Sommer  349  eröfiiielen  Kriege»  habe 
bf»rpitü  liamals  bevorzustehen  geschienen;  die  atheniflchen 
eiU*r  hatten  wühl  die  Bestimmung  gehabt  znr  Feld  wacht 
fitr.uwirken  (11  108).  Uei  unserer  Uatiruug  der  in  der 
Mt^itliftsrede  erwähnten  Nemeten  (.Sommer  351)  entfallt  die 
HülfexHiidung  in  das  Frühjahr  H5U  in  welchem  nachwei.slit'h 
nn«l  nnerkiiunl  die  Olynthicr  von  Philippos  nngogrilTen 
wniden;  boi  dieacr  wirklichen  Uelahrduug  mn»8  Scliäfer 
n  b'd.  1 14  umgekehrt  annehmen ,  doss  Olynth  von  den 
Alheneni  im  Stiche  gelaAsen  worden  sei.  Al»o  351  ein 
HiilfRbednrfniftH  ohne  Hülfe  und  350  eine  Unterstützung 
ohne  erttichtlichen  Anläse.  2)  Nicht  en  Äufaug  des  dritten 
indem  d*-»  zweiten  der  drei  Archouteujahre,  durch  welche 
ich  der  Prozesfi  de»  Meidiiis  zog»  wurde  die  Nemeieufeier 
abgehalten  nnd  von  Demostbenes  beKucht,  wie  aas  §  110  flf. 
der  Itode ,  worauf  J^chPifer  keine  Rücksicht  genommen  bat, 
mit  8iclierheit  hervorgidit.  Waren  die  Spiele  von  349  go- 
metut,  so  mOaRte  dem  entsprechend  der  Auazug  nach  Kuboia 
und  Olynth  vielmehr  in  d»)  Frühjahr  S49  rerlegt  werden; 
wan  hei  jenem  gegm  ulh*  Wahrwrlieinliolikeit  ,  Iwi  diesem 
aber  gegen  die  IjeHtlnnuten  ZeuguiHse  streitet,  welche  die 
früheste  Hiilfe^endung  dieses  Jahre«  nadi  Olynth  erst  im 
Hochsommer  vor  sich  gehen  laiison  3/  Demoxthene.^  nennt 
■ich  xur  Zf'it  der  Rede  gegen  Meidia«  32  .Tahre  alt  (§154); 
geboren  war  er  nach  Scbäfor  im  er?Hen  Viert^fl  von  Ol.  99,  I, 
SpäUuiuuner  oder  Herbst  384.  Hieuach  wäre  die  Elede, 
wann    mit  Schäfer    ihre  Entstebnug    in    die   erst«li  Monate 


^m 


wer  i/hiltfU.-i'hUol.  Classe  vom  5.  Juni  1880. 

lalireB    |:resetzt    und    das    offenbar    möglioliBt 

lote  Alter    des   Redners    zu    fast    33  Jahren 

Ol,   ]U7,  2.  351  verabfasst,  der  Zug  nach 

rrith    al^o    uicht    nach  352    geschehen.     Da 

liat,  so  sieht  sich  Schäfer  zu  der  Vermnth- 

|die  Zahl  32  sei  aus  34  verdorben;   dadurch 

/war  in  107,  4.  349  zu  stehen ,   aber  die 

[fs    Beste    bezeugt,    Plutarch    Demosth    12 

wie  Schäfer  selbst  nachweist,  schon  der 
pinny^ios  liegt  dieselbe  zu  Grunde.  In  den 
pyrichteu  a.  a.  0.,  wo  diese  Fragen  ansfBhr- 
kiiid,    wird  gezeigt,    dass   die  (von  uns  dort 

verstärkten)  Argumente  Schäfers  den  Spät- 
ficht 384 ,    als  Geburtszeit   des  Redners    er- 

33  Jahren  von  da  kommt  die  Rede  in  den 

107,  3.  Sommer  350,  das  zweite  Ärchonten- 
Isps    wird  107,  2.  351/0,    in    dessen  Beginn 

Mi,  tuid  das  erste  107,  1.  352/1;  der  Peld- 
[ni  uiul  die  Hülfesendung  nach  Olynthos  ge- 
Id&r  ersten  Hälfte  von  351  an,  der  Zeit  also, 
k'    ^tadt    wirklich    von    Philippos    bekriegt 

'eu  Krieg  sich  die  erste  Rede  des  Demo- 
ist bereits  in  cap.  II  erkannt  worden ;  zu  den 
h  (jiriiiiden  kommen  noch  andere.     Der  An- 
351    ist    nicht  bloss   das   späteste    in    der 
hvahiite    Ereigniss     sondern     Überhaupt    die 
lelimuiig    des    Königs    welche    der    Redner 
sie  derselben  Stadt  gilt,  welche  gegen  den 

K'^-rr^/oiC  inf^fipfjoty  von  der  jüngsten  ,  mit  ihwii 
rawart  reichenden  Vergangenheit  wie  ol.  II  H  it^nff 
fiyaSf  oviuts  ö^tiXet  6i(i  räif  «iröiw  TotTMr  «oi  Mr-i 


J 


Vnffer:  ZeilfiAge  Her  der  ernten  fiemoathcniBChen  Redrn.     295 

berott«  begtjnncDen  Angrifi'  des  Königs  zn  iinterstnUvn  in 
dor  Rede  TerUngi  wird,  so  mn»s  dieRer  mit  dem  351  ge- 
maoliteu  identisch  sein.  Der  Redner  gibt  §  12  fg  einen 
Ueborblii'k  der  Thaten,  durch  welche  der  König  seine 
jetzige  Maoht  begrandet  hat:  ^Erwägt  und  beachtet 
einer  von  encbt  wie  es  konirot,  dass  der  Anfangs  schwache 
Pbilippos  so  gross  geworden  ist?  xnersi  gewann  er  Amphi- 
polis  (358i7  V.  Ob.).  nachher  Pydna  (357/6),  weiter  Potidaia 
(356)*  später  Methoue  (354/3),  dann  zog  er  nach  Thessalien 
(353);  nachdem  er  dann  (352)  über  Pherai,  Pugasai,  Mag- 
nesia ganz  nach  seinem  Belieben  v^^igt  hatte,  erschien  er 
auf  einmul  in  Tbrnke^  setzte  dort  Könige  ab  nnd  ein  und 
ervt  eine  Erkrankung  steckte  seiner  Thätigkeit  Schranken 
(NoTember  oder  Pecember  1*52);  wieder  genesen  gönnte  er 
pich  keine  Ituhe,  sondern  griff  sogleich  (Febr.  351)  die 
Olynthier  an.  Auf  seine  Feldzüge  gegen  lllyrier  (359.  358. 
356),  Paioner  (359.  356),  Arybbas  *)  und  gegen  wen  sonst 
immer  gehe  ich  gar  nicht  ein\  Wäre  nach  dem  letzten  in 
chronologischer  Folge  aufgezählten  Ereigniss,  dem  Angriff 
auf  die  Olyntbier  noch  ein  zweiter,  zur  Zeit  der  Rade 
spielender  auf  sie  erfolgt,  so  hätte  dieser  dem  Zweck  der 
äielle  entsprechend  mit  erwähnt  werden  müssen;  denn  dass 
•■  gilt,  die  ra.'ttloäe  ThlUigkeit  des  Königs  vor  Augen  zu 
stellen,  lehren  die  darauffolgenden  Worte  §  13:  ^Warnm 
nun,  könnte  jemand  sagen,  biiltst  du  uns  diese  Dinge  vor? 
Auf  dass  ihr  zweierlei  euch  zu  Uerzeu  nehmt,  das  Verderb- 
lich» eurer  Fahrlässigkeit  bei  den  einzelnen  Unternehmungen 
und  die  PbiÜppos  innewohnende  Rnbrigkeit,  welche  ihm 
nicht    gestatten     wird     auf   seinen    Erfolgen    auszuruhen'. 


1)  Nicht  :föl  lomlcro  tv.  3ri6— ^M,  wie  atu  dem  ei&iifcen  K«ugiUit 
l»  die*«  Sache,  Jaitiu.  VII  S,  1*2  n  ■«hlieiwn  Ut:  dort  wiril  dio  Niedor- 
ts^  dM  MototMrkOoigi  nach  tlf^r  Vermihlang^  mit  Oljmpiu  and  vor 
6m  B^Uf  croog  TOD  Hetbone  erwfchnt. 


296        SilJsung  der  ^ilog.-iAÜol.  Cla^e  vom  5.  Juni  1880. 


Ueherdicss  mÜs^U-  umu  ,  wenn  der  §  13  erwähnte  ÄDjfriff 
auf  Olynth  vim  dem  joty/igen  verschieden  wäre,  einen  beide 
unUtrscheideiidcn  ZtiRat»  erwurten  ,  welcher  die  eheu  wejijeii 
eines  solchen  Vorganges  7.ur  Berutbun^  vorstimaiolteu  Zu- 
hörer vor  Verwechfliung  behütet  haben  würde.  Die  nur 
beiläufig  angedeuteten  Uuternehmungen  sind  desswef^en 
iiiiHgej^chiiMlen,  weil  xic  bloss  binnenlandiRcho  ßiirbiirenvülker 
im  Norden  und  Westen  betreffen  und  mit  den  Interessen 
Athens  in  geringem  Zusammenhang  stehen ;  nm  bo  weniger 
lä88t  sich  annehmen,  dasH  der  jetzige  Krieg  gt-'gen  Olynth 
unter  ihnen  versteckt  wäre. 

Die  Erkrankung  des  Königs  im  Lager  von  Heraio» 
hat  seine  damaligen  Unternehmungen  xum  Stillstand  ge- 
bracht; sonst  würde  Demastheni's  gesagt  haben  :  trnt/ Heiner 
Brkmnkuug  setzte  er  deu  Kri^  fort*;  dasselbe  ergibt  sieb 
daran? ,  dass  die  Athener  auf  die  Nachricht  von  seiner 
Krankheit  ihre  Rtlstungen  eingestellt  haben :  denn  sie  Ix*- 
wie.sen  sieh  iu  Sachen  der  Chersonesos  und  ihrer  im  Norden 
spielenden  Interessen  keineswegs  so  gar  saumselig«  wie  iler 
Redner  ol.  III  \  es,  geleitet  von  einem  rhetorischen  Inter^ 
esse,  scheinen  lässt.  Nicht  auf  dem  Rflckmarsch,  wie 
Schäfer  U  IU  (der  den  bei  ihm  isolirt  nnd  von  Athen 
unbeachtet  erscheinenden  ersten  Krieg  gegen  Olynth  noth- 
gedrnngener  Weise  müglicbMt  ubznscbwüchnn  nnd  /.n  einer 
nicht  sehr  ernftt  gemeinten  Bedrohung  herubzudröcken  *) 
sucht)  annimmt,  gritf  er  die  Olyuthier  an;  das  verbot  ilun 
schon  die  Krankheit.  Da  diese  ihn  hinderte,  die  I^lagerung 
von  Heraion  und  «eine  gan^e  'l'bätigkeit  in  Thruke  fortzn- 
setKen ,  nnd  es  schon  Winter  war,  so  läset  sich  nur  an- 
nehmen ,  dass  er  sich  iu  die  Heimat  hat  bringen  InsftRii ; 
der  Zug  gegen  die  (Mynthii^r  war  ein  neuea,  von  seinem 
Reiche  ans  ins  Werk  gesetzt-'s  Unternehmen,  wie  phil.  T  17 


4 
I 

I 


1}  VgU  hierQber  cup.  IV. 


(fMffer:  Ztüfvl'jr  lUr  vier  ernte»  tlemosthenitichen  Redtn.    297 

rö^  i^tpvijt;  ravtag  aito  irj<;  oheiug  X"^^s*  ff^'^vt  atQareia^ 
ti^  ifvluQ  xo(  Xt^vijaw  xai  "ülvvitor  Ttai  t/not  (tovX^rat 
ausdriicklicli  aiijft^elrfMi  winl :  den»  ditss  Xe^^jüvi.iJov  kui 
"Ülwituv  zusammen  nur  eiii  einziges  Glied  diewr  Anfzäbl- 
uug  bilden,  wird  Niemand  wnhrscheiuticb  finden.  Auch  der 
üruud,  auK  welclieni  Schäfer  ihn  an  den  Anfang  von  351 
"Ht)st,  seine  Krwähnung  in  der  ersten  Philippica,  wird  hin- 
nUHg.  wenn  diette  ICede  ^<püt&r  als  KrUhjuhr  ;jr>l  gehalteu 
wordeji  iift;  dnob  gibt  es  andere  (irflnde,  welche  ihn  jenem 
Zeitpunkt  nähern.  Ein  Theil  der  Reiterei,  welche  l^hokion 
am  l'J.  AutlieKtcriou  107,  1  le.  7.  März  H'\\)  nach  Kobnia 
mituiihtn ,  war  für  Olynthoa  bestimmt  und  gieng  einige 
Wochen  spüter  dahin  ab,  Dem.  g.  Meid.  161.  197.  L>ie 
cTniA-  ulynLhisehe  Rede  setzt  voraus,  danf^  hin  dahin  noch 
keim*  iJülfe  abgesandt  oder  aacb  nur  beiichlüssen  worden 
ist  (oben  p.  280j,  sie  ist  aldo  vor  dem  12.  Anthesteriou  ge- 
halten. 

(.■enaaeres  erfahren  wir  ans  der  Rede  gegen  Neaira, 
deren  hicher  btf/.tiglichc  Angaben  bei  der  bisher  herrschenden 
Chronologie  des  olyuthi'^cbeu  und  eubuiiscbeu  Krieges  un- 
vorstündlicb  oder  nuricbtig  erscheiuen  mussteu  und  daher 
vielfiMfh  verkannt  worden  siml.  Dort  heisHt  es  |j  8  fg.:  ^ala 
eiD  eiitiwheidender  Moment  und  ein  Krieg  eingetreten  war, 
in  welchem  ihr  entwf*<]er  siegend  an  die  Spitye  von  HelluH 
tn't-flD ,  Huren  Besitz  wiedergewinnen  und  den  Fhilippos 
niederwerfen  oder  m^t  der  Hdlfe  zu  spät  kommend  nml 
die  KuudeNgenooticn,  deren  Heer  in  Polge  iieltlmangels  aus- 
einamler7.ugehen  drohte,  preiflgebend  »»wohl  diese  ini*  Ver- 
derbe» ttur/^n  aU  das  Vprtrauen  der  andern  Hellenen  ver- 
jchrraMi  und  den  Keüt  eurer  Uesitzungen,  Lemnos,  Imbro», 
Skvro«,  die  Chersonfsos  verlieren  musKlet,  iiU  ilir  im  Be- 
griffe wäret  euer  gan/eft  AufgelM»t  sowohl  nach  Knboia  alB 
nach  (^lyntbott  xn  schicken,  dnnials  l>eantragte  A)>ollodoroti 
diV    tlmwandlnng    der    SchangeldtT    in    K ricgNgelder*.     Die 


mk 


hier  besprocheueii  ZustÄnUe  und  Vorgäuge,  welche  bisber 
saniint  dem  in  der  Midiaua  erwäbuten  iu  Ol.  107«  2.  350 
verlegt  worden  sind,  gehören  niil  diesen  und  den  der  ersten 
olynthischen  Rede')  zu  Grund  liegenden,  meirt  in  107,  4. 
349  gosteUt«u  znaammen  dem  J.  107,  1.  351  an;  sie  alle 
erhalten  ihr  rechtes  VerstÄiiduisa  erat  nnter  dieser  Vorauß- 
setzuug.  Her  grosse  Wendepunkt,  von  welchem  gesprochen 
wird  {fn-^ßävKH;  mut^ov  tjj  nuKet  soiovtov  %ai  rroliftov  h 
i}  xrJl.),  ist  Dank  dem  durch  Philipps  Krkraukuug  in  seinen 
Eroberungen  eingetretenen  Stillstand  noch  derselbe ')  wie 
im  Nov.,Dec.  3öJ,  als  die  ächreckeuabutschaft  von  Hemion 
gekommen  und  ebenfalls  der  Änszng  der  ganzen  watTen- 
fiihigen  Maniiacbaft  bis  zum  45.  Lebensjahr  beschlossen 
worden  war  (olynth.  III  4);  Olyuthos  bedeutete  an  «ch 
mehr  als  Ueraion ,  aber  dieses  lag  an  der  wichtig^iten, 
Athens  vitalste  Interessen  berührenden  Linie ;  die  Gefahr 
ist  gleich  gross:  wie  dort  so  stehen  hier  die  im  Norden 
noch  vorhandenen  Besitzungen  auf  dem  Spiel.  Erst  jetzt 
begreift  mau  vollständig,  warum  Dt-mosihenes,  der  doch  den 
sohmählicheu  Ausgang  der  euhoiiachen  Unternehmung  nicht 
voraussehen  konnte ,  sich  derselbeu  so  entschieden  wider- 
setzt hat:  er  erkannte,  dass  e«  vor  allem  darauf  ankomme, 
im  Norden  das  schwer  t>edrohte  Interesse  des  Staates  zu 
wahren.  Die  BuudeHgenosseii ,  dßren  Geldqnellen  xu  vw- 
sieobeu  droheu,  müssen  dieäctben  sein,    welchen  mau  Hnlfe 


1)  Pie  NichicrwühaanK  Jer  euLoüschcn  Aa|;el«g«ihpit«n  in  dn- 
Klben  erklirt  iich  dnraas,  daas  DdinoatlK^neB  dies«  tu  «inur  ägrneg, 
(fegen  die  Absicht  ihretwegon  einen  Keldzug  zu  unt^rnulimen  gcriclit«Uti) 
R«d»  besprochen  hatt«. 

2)  El  ist  derselbe  «o/^V.  von   wolcbera   in  ileraclben  Zeit  oK  I  2 

II  nn^iuf  xiU(hjV  ftiifot'  Ovj(t  Xiyft  ^ptufi^r  ütfieit  hin '^nr  if//  JiJ  roturrur 
n*t^mHtirt-iK''tn  xrrtfoV  n/iFfni  mit  Aitwmdutijr  »of  dl«  Ulll«n(t iltsn&f; 
Ol/ntlur  beapntcbon  wird. 


fTugir:  Zriifnhjr  tief  rürr  ergtrn  tlmuMthrnUchru   Rettr».     299 

bring**n  «oll  tind  vrill,  die  (Hynthier'):  weil  die  iiatlichen 
ehalkidiflchea  Städte  »ich  ihrem  Ab^ll  vou  dem  Bündnis 
mit  Philippus  uiclit  auujeschltisaen  Imhoii  (cap.  IV)  und  sie 
IftH  Hilf  sich  ulleiu  angewiesen  siud,  weiiu  Athen  uiobt  /.a 
Hülfe  kommt,  hftben  sie  verniuthlich  gleich  heim  Abfall  ein 
Söldnerherr  angi>worl)en  nnd  ernähren  es  bereits  ungefähr 
dreiviertel  Jahre. 

l>ic  rTffte  olyuthisohe  Uede  iat  ror  dem  Antrag  dee 
Äpollodoroft  auf  Verwendung  der  Scliangelder  zum  Krieg 
gehalten :  denn  «e  wagt  nur  schöcbtern  nnil  verstohlen  auf 
diese  biuznwpisen ;  Her  Antnig  selbst  aber  muss  noch  vor 
dem  13.  Anthe^terion  gestellt  worden  sein,  weil  zu  seint^r 
Zeit  der  Auszug  uooh  niobt  geecbebeu  war;  vielleicht  am 
8.  Änthestenou ,  einem  gewuhnlichen  VersammUingstag 
fBenM,  de  diebn»  p.  99);  ftir  die  Rede  kann  mau  den 
l*4zi«n  d.  i.  30.  Gamelion  (c.  23.  Febr.  351)  oder  einen 
der  nächst  vorliergehenden  Tage  annehmen.  Der  Bund  mit 
Oiyulh  ist  noch  nicht  geschlossen,  §  10  it&pp'hat  tiv'  i\ft'iv 
avfifiaxiar  tot'ftüf  drriQQuHor ,  tiv  ßüiXioutOa  );^;ff.'>ß(:  er 
liat  sieh  dargeboten,  vgl.  corou.  190  tmv  tfaivo^iwiv  xtf{ 
Iv&rttüv  xa  xfxrTid^*  tXiai^at.  Der  Redner  will,  da.«<ä  man 
ihn  schliesse  und  dem  entsprechend  »ich  EUr  llUlfeseuJung 
ent«chotde.  Dies  ist  geechehen.  Auch  das  Verlangen  des 
Demosthene».  ein  Bürgerhcer»  nicht  bloss  .Söldner  auszu- 
]*chiekeu,  wurde  i-rfüllt;  aber  zuerst  mussle  em  nach  Kuboi» 
gehen  nnd  als  sich  dort  der  Krieg  in  die  Länge  zog  und 
immer  grössere  Anstrengungen  nOtfaig  machte,  giengen  vor- 
länßg  hlow  l'iO  Reiter  uach  Norden  ab.  Die  Olynthier 
saben  sich  schliesHlich  nicht  mehr  im  Stande  au.*«znhalten: 
si«  muBsten  weil  sich  die  Dinge  in  Euboia  für  Athen 
Hchtimm  gestalteten,  die  Hoffnung  aufgeben,  daas  ihnen  von 


U  Pinraf  iISH  00  (irif«Tien  nind,  ffilirt   rw*f  iXXwf  "KUij««*';  bi^itn 
OeC*a>Atit  tu  Athi>n  wbide  loic  "KX^vw  sn  arwart«a  9tin, 


300 


SiteuHff  der  fihHas.-phit^jI.  CloMf  vtmt  S.  Juni  1880, 


diesem  Staafce  noch  eine  ansgiebige  Unterst Ut/.ang ''CuküiumcD 
werde;  das  Söldnerheer  konnteu  sie  nicht  mehr  lialten  und 
e»  traf  ein,  was  der  Rainer  (ol.  I  !5)  befürchtet:  sie  raftchten 
ihren  Frieden  mit  dem  Könige  vielleicht  noch  im  Frühjahr  ^fiL^ 

Welches   die  Betlingungen    waren ,    zn   denen    sie   siob 
verstehen  mussten,  lässt  sich  zum  Tlieil  wenigsti'u»  an?  der 
Nachricht    des    Philochoros    Ober    den    zweiten    Znzug    der 
Atlii^ner  im  letzten  olyuthischeii  Kriege  erschlieKsf^u.    Dieser, 
aus  4000  Peltasteu   und   150  lieiteru  unter  tHiaridemos  be- 
stehend, verband  sich  mit  den  Olynthiem    zur  Verwiistong 
von   Pallene    nnd  Hottiaia.      Die    grosse,    mit    viHeu    helle-J 
nischen,  meiHi  eretrifichen  Colonien    besetzte  Ualbinsel    süd- 
lich Dud  das  alltizcit  eng  mit  Olynthas  verbunden  gewesen« 
Hottiaia  westlich  dieser  Stadt  waren  also  jetzt  Feindesland;' 
wären  sie  erst  ira   Lauf   des  letzten  Krieges    d'*in    K5nig  ia| 
die  Hände  gefallen,  »o  würden  sie  schwerlich  mit   Verhei>r-I 
nng   heimgesucht    worden    sein.     Da    Bottiaia    von  ['allene 
uur  durch  das  Gebiet  von   Putidaia  getrennt  war,   so  miisaj 
auch    dieses    im   .).  34!)    schon    makedonisch   gewesen    ntnn', 
als   makedonisch,    nicht  olynthisch  erscheint   es    phil.  I  4 
(vgl.  44),    8.    Böhnecke   I    242.  11   194;    Schäfer  II  67, 
Diese  Rede  ist  aber  nach  der  uusrigen.  im  Herbst  35! 
halten,    l'otidaia  sammt  Anthemus  hatte  er  den  Ol^nbfaiern 
abgetreten    als  Preis   ihres  Bundes    mit    ihm');    die    noth- 
wendige  Folge  ihres    vertragswidrige);  Friedensschlusses  mit 
Athen  mussle  die  Kordemng  Philipps  sein,  ihm  diese  Pliit 
zurückzugeben ,  die  ihrer  Weigerung  und  des  dadurch  her 
beigefuhrten  Krieges  aber,    das«   sifT  ilieselben    hemiixgpbi 
mnsHt«n.     Am  Abfall  vnn  Phitippo<H  hatten   sich   die   weMt 


1)  Di«  ahffeiretenoii  Städte  warun  ei  wühl,   mit  deran  |{clag'>ranf - 
er  den   Krh-.g   «rilffitet«;  nl.  1  17   ra<-  nöinf  toif  'oitflUat^   am^tt»- 
pasnt  nkbt  auf  vi<rbiliit]«te  nünilere  nor  aaf  iihlutnffifi;e  Orte. 


Onffer:  SSeitfittye  der  ner  ernten  tlentoitlheTiijtchcn  Rtden.     HO} 

liehen  Städte  <l«t  clittlkidischen  Bundes  htftlieiligt  (cüp,  IV); 
dnlirr  finden  wir  34!)  Palleiie  nnd  Bottiaia  in  Ahhän^pg- 
keit  von  I'hilippos  und  in  dieses  Vprhältniss  waren  wahr- 
»oheinlicli  nuch  andere  NachbarsUldte  von  Olyatfaos  ge- 
kommen. Der  erste  olyntfaische  K  rieg  des  Plii- 
lippos  überlieferte  ihm  die  gan/:e  Westkaste 
der  Chalkidike:  im  tbermaiüicheu  Busen  ist  seitdem  er 
allein  Herr;  von  hier  nnd  nnr  von  hier  ans  begreifen  wir, 
wie  neb  Demostheues  pbit.  ]  44  den  Kiuwand:  not  ouf 
;rpo(iO(j/<(Ot7j£.*Au;  uiacheu  und  al<i  Oponiti(>n>4biuii8  ^egen 
Philippos  nur  eine  weit^  von  Heiueni  Hauptlaud  entfernte 
luael  wie  Lemnos,  Thaso.<i  oder  Skiutbos  (§  41))  wählen 
traun.  Die  Olynihier  konnten  unter  den  damaligen  Uni- 
At&nden  nncb  sehr  zufrieden  sein,  duss  ihrer  Sladt  das 
^chiek^^al  einer  Itetiigerting  nnd  Ernbernng  erspart  Idieh: 
w  erkanften  diesen  Gewinn  mit  der  Losaaguug  vom  Bunde 
mil  Atbi'U.  Uies  ist  an  «ich  von  vornherein  wahrschein- 
lich: denn  wenn  den  Anlivss  zum  Bruche  und  zum  Kriege 
der  FriedeuH-  nnd  Freandsohaftssehlaas  mit  Athen  gegfben 
halttr,  no  war  die  sellwtver^tiiudliclie  Bedingung  des  Kriedenii 
mit  Philipp,  dus-^  nie  in  das  frühere  BundesverbidtuisA  kii 
ihm  zurnekV'hrten.  Olynth  trat  3r»I  in  Abhängig- 
krit  von  Makedonien,  insofern  es  gAlialteu  war,  die- 
itolbeu  Freunde  und  dieBclben  Feinde  -/u  haben.  Duas  dem 
wirklich  ao  war,  geht  eben  ans  jeueni  -ro}  .ufoaogttwvfuifa 
bwor:  si«  durften  UandelvTerkehr  mit  Athen  pflegen,  aber 
kein  KriegsacbilT  dieses  Stjiates  einlaufen  lassen.  l)a«a  sie 
diette.s  Joch  wietler  ahxusrhntteln  suchten,  unter  der  Hand 
mit  Athen  wieder  anknüpften,  seine  feiudlicheu  StieHjrÜder 
bei  sich  aulnahraen .  endlich  offen  sieb  aufiehnten ,  sind 
OegeuHchliige.  welche  dieser  Vorgang  nach  sieb  /.og;  die 
(teÜichei)  Chnlkidier  aber  nahen ,  dass  jetr.t,  wenn  sie  sich 
nicht  aufrafiieu ,  auch  ihre  tJnterweHung  nur  noch  eine 
Frag«  der  Zeil  w:ir:  im  Int/ten  olynthischen  Krieg  shid  sie 
llH^'i  I  plüL't4ill.  bist.  Cl.lld,  ].;{.]  20 


yu  der  jiküos.-phiM.  Clnsse  mm  5.  Juni  1880. 

^egpn  t'hilij^pos  vereiuigt;   iu   den  zwei  ersten 
icli  bloss  um  ^die  westlichen  Chalkidier^  in  der 

llle. 


IV.  Die  zweite  Rede. 

Y  Zeit   der   zweiten  Rede  den  Olynthiern   noch 

w&oigsteus  in  dem  Kriege ,  welchen  sie  im 
ji'leisitet  worden  war,  beweist,  wie  p.  282  gezeigt 

6nss  nie  dev  ersten  voran sgegangen  ist,  haben 
tl  gesehen  und  das  ans  dem  Inmitteliegen  des 
Iklschen  Feldzngs  erklärt ,  welchen  der  König 
fiit2  führte.  Nicht  gar  lange  vorher,  jeden&lls 
luss  sie  gehalten  worden  sein,  weil  sie  die  Er- 
|i  Faganai    nnd   Magnesia    durch   Philippos   er^ 

diese  und  der  Beitritt  Thessaliens  die  letzten 
iid,  welche  die  Rede  kennt,  beweist  der  üeber^ 
kuugen  und  Erfolge  des  Königs,  welchen  aocb 
Lstelli  Sie  leitet  denselben  §  5  mit  den  Worten 
iooa  TiMnoz''  engaBe  duBwrv''  itp'  anaat 
Isiv    Köi   ß^iioQ   Xoyov  Seltat    xal   dvöiy    ^vez 

fiQuv  uQ^a^ai  und  erwähnt  §  6 — 7  die  Vor- 
Inphipolis  (357),  dann  das  Bundniss  mit  Olynth 
lerung  von  Potidaia  (356),  zuletzt  den  Gewinn 
len  {3'33 — 852),  bezeichnet  diesen  §  7  durch 
[ala  (ebensfi  §  14  durch  vvvi  QerfaXolg  araai- 
\  Etaqay^ivoig.  sßot/O^rjae)  ausdrücklich  als  Er- 
Ijüiig^ten   Vergangenheit    und   der   Schluss  §  8 

iil  TtQoc;  Tovto  jtaQEOti  0i}j7C!i(^  To  jt^yfiava 
Ms    der    durch   diese   Thaten    erzielte   Umfang 

iier  jetzt  beatehende  ist.  Die  Eroberung  von 
Mnthone,    die  Si^e    über  Epeiroten,    Paioner, 

indere  Barl>aren  durfte  er  als  weniger  wicht^ 

iii    übergehen ,    aber   den   thrakischen   Feldxng 


Unger:  Zeitfotge  der  ricr  ernten  tlaHOttthttiUchen  Beden.     303 

rou  352,  durch  dpssen  Wirkungen  der  ganite  Atben  im 
Norden  geblieb<»ne  Be.siti&  und  die  Getreide  Versorgung  der 
Stadt  bleibend  gefabrdet  wurde,  ein  Ereignis» ,  welches  die 
G^müther  der  BOrgcr  noch  lange  Zeit  nachher  in  Aufregung 
erhielt ,  hätte  er  nicht  vcrHchweigen  könneu :  efi  wäre  ein 
eitles  DnterfHngeu  gewesen  dadurch  ihre  Sorge  hiuw^- 
tftoscheQ  zu  wollen.  Auch  wäre  e^  eine  gar  zu  ^rohe 
[Tebergehnng  gewesen,  wenn  er  ^iillos  was  der  König  je  ge- 
leistet hatte'  durchnehmen  wollte,  einen  Feldzug  zu  Qber- 
geheo,  welcher  die  ganze  thrakiscbe  SndkQste  von  Amphi- 
polis  bin  nach  Byzautiou  und  mit  Ausnahme  fast  unr  der 
4*lier8unMn8  auch  die  dortigen  Kellenenstüdte  in  Abhängig- 
lieita-  odür  Hundertverhriltniss  zu  ihm  gebracht  hatte.  Eines 
hätte  er  allenfalls  thnn  können,  wenn  die  Rede  nach  diesem 
Kriege  gehalten  wäre:  die  Erfolge  desselben  der  Hülte 
eines  starken  Verbündeten,  des  Odrysenkouiga  Amadokos 
beimexsen;  alwr  §  13  werden  in  solcher  Beziehung  unr  die 
Olynthier  und  die  Thessaler  genannt. 

Was  in  cap.  11  angeführt  ist,  um  dae  Vertrauen  und 
d'm  sichere  Hoffnung  auf  den  Sturz  des  Gegnern  aufzu/.eigen, 
welche  in  der  Hede  zu  Tage  tritt ,  das  itllea  setzt  voraiii», 
tUxs  Philippa«*  den  thniklscheu  Feldzng  zur  Zeit  noch  nicht 
begonnen  bat;  cburakleriHch  int  in  dieser  Bezit;hung  uucb, 
wa0  926  ge^gt  wird:  aller  Besitz  ist  leichter  zu  behanpteu 
all  zu  gewinnen;  jetzt  aber  haben  wir  in  Folge  do«  Kricjues 
mit  ihm  uicbta  mehr  von  unnern  alten  Besitzungen  /.u 
behaupten ;  wieiler  gewinnen  müssen  wir  sie*.  Zu  einer  Zeit 
also,  wo  Athen  im  Norden  noch  die  Cbersonesos  und  die 
ln«eln  Thaso«.  Lemnoft,  Samothruke,  Imbros,  Skyro»,  Skintluis 
liiMWt,  wird  die  ungefiibrdett*  Fortdauer  ihres  Besityi»«  aIh 
•o  «elbMtverMtäudlich,  ihr  VerluHt  als  tw  undenkbar  voraus- 
ipeaetxt,  das^  wegen  dos  Kntganges  der  andern  gesagt  werden 
kann,  man  buhe  niclit»  niphr  zu  verliiTfn  Kinr  Mtdchf 
Arusjp^niug  war  wit  dem  tbrakiKohen   Feldzngo    nicht  mehr 

20* 


i^^ 


Jer  pÄdns.-iAifo/.  ühstfc  ww  6.  ^htnf  1880. 

da  an  galt  es,  wie  ^,  Neaira  4  Ton  den  »nF 

Znsianden  gesapft  wird,  xtvätvEtstv  /tEqi  i«»* 

p^i  T*  ^tjj(«'Ot'  nai"[i.tßQor  Kai  Sxvgür  ütd  Xsif- 

ie  gegen  Aristokrates,  welche  im  Sommer  352, 

ternehmtiDg  Philipps  gegen  Thermopylai  udJ 

^rrosseu     tlirakisclieii     FeldÄiige    gehalteo    ist 

^)  ^    wird    g   lOfl    erwähnt,    dass    Oljuth    mit 

fcchaft  gKichlo^^en  hat  und  ein  Biindnias  zwiscben 

arten  st^ht.    Zar  Beantwortiiag  der  Fragp,  nh 

I  dieses  schon  Toraasgegangen  ist,  besitzen  wir 

llle  derselbeu,  §  2  tau  twv  aiaxioi(o%'  fit]  ft6~ 

Vai    T67£(jip    iOi>    yfi£i'    itovi    Wgioi    ffaiveaifui 

iicr  y.at-  rtui'  ino  Ttjg  Tu^^i^y  Tiaquaxscaaiffvttuv 

•KuiQwv ;    welche    sowohl    für    als    wider    di* 

schon  ein  Band    besteht,    in  Anspruch  gp- 

Die  beechriinl^ende  Bedeutung,    welche  d^ 

die  Stellung  Äwiachen  Artikel  und  Subatantiv 

rieht   dafür ,    dass  Demostheues   die  Olynthief 

In  erworbene  Buudesgenosaen  ansieht,  nondero 

Ui  deren  WaffenbrSdersehaft  vom  Glück  bereit 

erst    durch    selbst thiitige    Ergreifung    dieses 

Ischeukes,    d.  h.    mittelst  Vertrages    herbeiau- 

i^äre   dieser   schon   abgeschlossea ,    so   hätten 

luiaidefiteus   zweideiitigeu    Zusatz    i-/i6    n^i; 

Ictfao^eViwi'    zn    erwarten,     dieaef     wäre    aut 

liinkt    und    ov^^dx*»v   würde    entweder    allein 

|uit    einem  Znsatz    wie  opTi  yey&tifiitfity    ver- 

Demostheuep    räumt   aber    dem  Wirken    de« 

Ider  Götter  in  allem  menaehlichen  Thuu  einen 

Einfluss    ein,    vgl.  ob  II    '22    ^Eyahj    ^o/nj 

Iv    7/    l^i'X'i    ?rCfg«   jftiVt^    fOT*    m    Ffrh'    Cfvä'jBttflrjff!» 

iFrie^len  8  d*'  ivrvxtcof,  t^v  ovfiTtaayg  ^yti)  itjS 
\ürßtfS  detvo^rt/ivs   nett  aofficig  o^vi  n^ffurortja* ; 


Umfftr:  Ze*tfulgt  der  mer  ersten  iUmuftheh^dten  Redtit.    805 

du  rlieH  auch  vom  iTewimi  eines  liüuduisHes  gilt ,  so  mnss 
die  Hßrvürhtihimg  Jor  Tlmtigkeit  dfis  Glückes  in  dieser 
V"»rbin(luDg  einen  besonderen ,  emphatischen  Sinn  haben 
und  die:M*r  liegt  e!)eu  darin,  dass  nur  vom  Glück,  aber  uocb 
■licht  von  den  durch  dasselbe  begünstigten  Menschen  bis 
jetzt  da«  hiezu  Nöthige  geschehen  ist. 

Die  Oljnthier  sind  zur  Zeit  noch  nicht  im  Kriege  be- 
griir*'U  ,  dieser  i*it  erst  zu  erwarten,  §  1  ro  jotg  nolcfirj- 
aoytag  0t}jTc:iifi  ytytrija&ai;  die  schnelle  and  gute  IlOlfe 
■Uo,  welche  §  11  verlangt  wird,  §oll  sie  in  Stand  setzen, 
dem  in  nSchüter  Zelt  zu  befurohteudeu  Angriff  des  Köui}^ 
krüftig  xn  begegnen  oder  demselben  durch  Krgreifung  der 
(tffpiuirve  znvorznkommeu.  Oh  Philipp  schon  im  Jahre  35*3 
«nen  Krieg  gegen  Olynth  unternoninicn  hat?  Nach  dem 
thex!«alüieheu  Kri^e  folgt  bei  Jufltinu^«  VIII  3  ,  6  ein  Zng 
de»  Philippos  in  Thalcidicnm  (wie  bisher  meist  gelesen  wnrde^ 
welchen  Schäfer  II  1 1 1  mit  dem  Dem.  ol.  I  13  erwähnten  An- 
fall auf  die  Oljnthier  im  Anfang  351  verbindet,  um  durch 
Bf-ziehnug  der  Angaben  JuRtins  auf  denselben  eine  Ab- 
urhwüohung  diese»  vermeintlich  von  Athen  auberncksichtigt 
gehliobenen  Angriffes  zn  erzielen  (vgl.  oben  p.  296):  der 
König  habe  auf  <leni  UUcktveg  von  Heraion  einen  GinfuU 
in  Biflaltinn  (vgl.  Theopomp  fr.  136)  gemacht  und  sei  bis 
zu  dem  olynthischeu  Hundesgebiet  vorgedmngen;  aber  sein 
AiigrilT  hulw  nicht  so  sehr  den  hellenischen  Städten  als 
d«D  Porsten  der  angrenzenden  Vi'dkerschafteu  gegolten, 
welche  or  gefangen  nahm  und  tÖdtete.  Indem  Schäfej* 
»*it«r  die  für  nns  zoitlofto  Nachricht  über  di<^  Fiibel  von 
l\)lemo*f  und  nyhri6,  welche  der  König  den  llesaudten  der 
Ohalkidier  erzählte  (Theop.  fr.  139) .  tmd  die  Angabe  bei 
Dem.  phil.  Ill  11  von  den  henchlerischen  Prenndschafts- 
"'■'■•'"!■"' '.MI  desscIbiMi  g^g<.'n  Olynth  verbindet,  gewinnt 
<  das  Krgebni>is,  daw«  es  351  zu  gar  keinem 
Kri«g  ftwischen  l'hilippos   und   dieser  8tadt  gekommen  sei. 


306         SiUuwj  der  phitns.-i>hilol.  CloMe  oom  ö.  Jumi  1880. 


Wie  Demosthenea  Ton  einem  derartigen  Kriege  'OXvp^ioig 
ifftx^iQr^atv  sagen  kann,  ist  uns  nnbc^rfiflich.  )£»  wnrHe 
infless  «nhon  p.  '297  bemerkt,  dass  der  Äugriff  auf  Olynth  351 
eine  neue  Unternehmung  von  Makedonien  aus  war ;  bei  , 
Jnsttuus  aber  schreibt  Jeep  nach  den  HandRchriflen :  inj 
Cappadociam  traicit:  ubi  bello  pari  perfidia  gcsto  captis- " 
que  per  dolum  et  oecisiß  finitimi»  regibus  universani  pro- 
vinciani  imperio  Macedoniae  adiungit.  Dass  hinter  dem 
verdorbenen  Namen  nicht  Chaicidicam  versteckt  ist,  geht 
au9  der  Nennung  Ton  Königen  hervor ;  man  kann ,  da  Jn* 
BtiuuK  nachher  von  den  auch  in  der  ontten  Philippika 
(Herbst  351)  erwähnten  Kestungsbauten  und  dann  dem 
lei/.leu  olynthischen  Kriege  spricht,  kein  nnderes  Unter- 
nehmen vemtehen  als  den  grossen  thraktschen  Keldxug  im 
Spitjahr  352;  ausserdem  kennen  wir  aus  dieser  Zeit  nur 
den  ersten  oljmthischen  Krieg  (Anfang  351).  Was  die  be- 
denlendate  Leistung  des  tbrakischen  Feldr.ngH  war.  gibt  Dem. 
ol.  1  13  an:  tM.tt  xovg  /.lev  fxßahuv  toiji;  de  v.maatrfltiz 
viüv  ßaaiKibiv  {r^o^in^aev)',  womit  sich  Justin's  captis  per 
dolum  ei  occiais  regibus  leicht  vereinigen  lastet.  Die  Krage, 
wie  der  Name  des  Landes  bei  diesem  zn  verbewiern  ist, 
veranlasst  uns  zu  einer  durch  die  Nothwendigkait,  gewisser- 
massen  erst  die  Kxisteuz  desselben  nachzuweisen ,  sich  er- 
gebenden Abschweifung. 

Ein  vor  einigen  Jahreu  aufgefundener  attificher  Volks- 
beschlnsa    (inscr.  att.  U   105)    ans  der  ersten  Pr^^nie    des 
Aroh.  Elpines  (Sommer  35ti),  welcher  ein  Btluduiss  mit  den]^^ 
Üirakiseben    Kürsten    Kelriporis    und   neinen    Brüdern,    mi^^ 
Lyppeios    von  Paionien    nnd    dem  lllyrier  Grabos    betriSl, 
verspricht   diesen   eidlich  Freundschaft  und  Thfilnahme  am 
Kriege  gegen  Philippos,  dem  Ketripori«  insbesondre,  dess 
einer  Bruder  nach  Athen  gekommen  zu    sein    sobeiut, 
Räckerwerb    von  Krenide«    und  andern    in    makedonischen 
Besitz  übergegangenen  Orten.     Man   bat  sogleich  erkannt 


tssm^ 
dei^ 


ünger:   Zettfvtye  der  vier  eruUn  lientostheninchen  Reden.     307 

diuB  es   sich    am  Hos  von  Diculor  XVT  22  aus  Ol.  lOG,    1. 
356  geniolflete  Untemohnien  eines  thrakiHchen  y   einea  paio- 
niHchen    nnd    eines  illyriscben   Fürsten    buDiIelt,    welche   ^r 
einzeln,  rbe  ^'le  mit  ihren  Rüstungen  fertig  waren ,  an^ilT 
Dud  unterwarf,     ßa    war    nicht   das   erst«  Mal ,    daf«    diese 
Pursten     von    ihm    besiegt    wurden    {jiQot^ttiftevot)',    einen 
früheren  Krieg  mit  Thrakern  meldet  ausserdem  nur  Artemi- 
doro«  l>ei  Sttph,  Byz.  QitXiJuiot]   t6  Ttahitov  K^t^vide^'  toIq 
d*  K^^ivitaiQ   TioXt^iov^iyot<i   vno    0f^«wi*    (for^^tlaa^   6  01- 
Xtrtifog  0t)JriJfoi^  tovofuioev;    was   nacli  Uiodor  XVI  8  im 
Jahr  der  Kinnabuie   von  Amphipolis   und  Pydna,   aI«o  357 
geachehen    ist    und    offenbar  dieselbe  Völkerschaft    betrifft. 
CVr  Fftmt  Ketriporis    war    schon    vorher    aus  Münzen    be- 
kannt; die  thasiechen  Typen  derselben  weisen  gleiclifalls  in 
die  liegenden    an   dnr  Ostgrenze  Makedoniens    m    der  Nabe 
dw  Meeresküste;   ebendesswegen  war  Ketriporis  für  Athen 
der  wichtigste  von  jenen  drei  Fürsten,    vgl.  Weil    in   Biir- 
m»d's  .lahresb.   1B7().  III  453.    In  ihm  und  seinen  Brfldern 
glanbl    A.  Iloeck  Neue  Jahrbb.   1877.  CXV  837,   welchem 
rWttenberger,  Hermes  1879.  XIV  298  zustimmt,    die  8Öhne 
da  BerijÄd«*  zu  erkenneu»  des  einen  der  drei  TbeilhciTschiT 
dcx    groasen,    früher    in    einer    Hand    vereinigten  Odry^en- 
reichs,    welcher    mit  Amadokos,    nach    dem  360    erfolgten 
Tode  de$i  KntyR  den  Bohn  desselben,  Kersobleptes  ans  seinem 
Erbe  zu  verdrängen    »uchte.     Der  Antlieil  des  Kersobleptes 
lag  in  der  Nähe  der  Fropontis  und  hinter  der  Chersonesos, 
welche  zeitweilig  ihm  gebiert  hat ;  der  des  Amadokos  reichte 
Ton  da  nach  Westen  bis  an    die   Grenze    des    Gebietes  von 
Maroufiia  (Dem.  g    Arist.  183);  daraus  folgert  Hoeck,  dass 
dM  tbrnkische  Lind  von  Maroneia  westlich  bis  zum  Strymon 
den  Tbeil  des  lierisudes  gebildet  habe.     Er  flberMiebt,   dans 
die    von  Kerrtobleptes    nnd    Amadokos    regierten  Gau?    von 
antrrw  orfenen    ^^tilmitien    iKwohnt    waren ;    das    eigentliche 
OdrjMmlond  bestand  aus  dem  Klussgebiet  des  oberen  Hebros 


r  pltSos.'t>hUuL  Clojftte  com  Ä.  Juni  1880. 

Vich.  II  542)  und  dort  snchen  wir  daher 
lud  seiuB  Sohae;  Philippos  uut^rwarf  das- 
1  imd  die  Stadt  Philippopolis,  welche  er  dort 

uoch  ünt^r  «ien  römischen  Kaisern  die  Jle- 
Ifenköaige  (Tac.  ann.  IIl  38). 
Uliche     Fordi'mng    unseres    Wisseus    ober 
iDitt^nberger  a.  a.  0.    durch    eine    evidente 

;  geliefert.   Bei  Aristot.  hist.  auim.  IX  36  (24) 

«iher  in  üeliereinstimmung  mit  Antigonos 
J*(jf(xj';  (oder  nach  Sylburgs  Conj.  Sq^r^g) 
\nF  Kid^EtTTvhi,  während  die  meisten  Hand- 

lokiog  frühen,  die  zwei  aber  welche  Ked^- 
auch  aaust  in  Fehlern   zusammenstimmen. 

Um    mit    geringer  Aenderung    iv  S^axij  rj 
Ked^tJiohoi;   her »    ebenso    bei    Theophrast 

Qt^ai  at  sy.  tr^g  KeSgifioXiog    (statt  KedgO' 

|?tgt  30  an  beiden  Stellen  das  ehemals  von 
lotriporis  ^)  Ijeherrschte  Land  nach.  Er  rer- 
li^heu  BeucüDangen  Alpes  Cottiae,  Pontns 
Riergenommen  von  dem  Namen  des  letzten 
li  ist  es  möglich,  dass  Aristoteles  und  Theo- 

E^währsmauD  ausgeschrieben  haben,  der  zu 
I  Ketriporis   Rchrieb.     Entschieden   bestreiten 


Grunde    g^\\t  es  anch  nicht  an,  ol.  I  lü  unter  den 
In  mit  Sirhiirer  J  404  die  Sdhne  des  Üerittades  xu  rer- 

in  nascnpon^  Rascnpolis  erscheinende  Wechsel  ist 
Streben,  d<;n  Bhotacismos  za  Tcrmeideu,  oder  aas 
K'ainen  irie  K^ipolii,  A^esipolis  zo  erklären ;  er  findet 
iHerptl.  VII  V.i  =  Sara  Lir.  XXXVIII  41  nnd  bangt 
piUchor  Aii59}»iracbe  der  Liqaida  xasammeo.  Bekannt 
hs  thmiiscIieQ  —  para,  —  bria  in  Drtuipara,  Brasa- 
e^lj'inbria,  PoU^obria  mit  noXif  and  dem  indischen 


M 


fiiHfer:  Zeüff)lge  der  der  ersten  detuo^lheitisichen  fUäeti.    3U9 

tnfiiKsen  tvir  aber  dio  Ausicht,  Hast!  dio  Ürtttbcmtiuimung  hei 
[Anst]  iitinib.  iiuHuult.  116  (eiHi-'r  ParallulHttille  zu  Amt. 
hint.  an.  IX  MG»  'ttQi  rtjv  f^t^iti^r  ii]f  vntQ  l-tttipitohf, 
welche  Pliuius  bist.  X  U3  iu  Thraciao  parle  super  Aiupbi- 
pnlin  überwtrt,  im  Munde  eincA  IleUenon  tiur  die  Gegend 
6)fUich  von  Strymon  (altto  das  sich  nach  Maroiieia  bin  er- 
■Lrockeude  Land)  bczcicliiicn  köune;  für  Sei>auwobiior  wie 
di«  (iriticbeu  )K'z«ii:biifi  ^über'  bei  deui  Nameu  etuer  dem 
Meer«  miben  Stadt  da»  hinter  derselben  gelegene  Biinum- 
bind,  hier  aUo  die  Gegend  nördlich  von  Amphipolis.  Haben 
Ketripnris  und  seine  Briider  einen  einzigen  Stumm  beherrßcht, 
«u  Ut  entweder  au  die  tidoneu  oder  an  die  Odomanten  zu 
dt^nken;  jene  Irewobnteu  dat$  Flu?8gebiet  dea  von  OErten  her 
in  den  grosisen  strymonisclien  See  mündeiidmi  AngÜe«: 
Guueubodoi,  das  spätere  Amphipolis,  hatte  ihnen  IVülier  gf 
hört,  Myrkin«*  am  See  geborte  noch  424  ihrem  König 
Piltakos  (Tbnk,  IV  107);  Ürabisknjf,  wu  4(35  die  erst^-n 
KttiMehen  Ani*iedler  von  ihnen  autgerieben  wurden,  lag  wenig 
nfirdlich  von  Kreuideä.  Ihre  nördlichen  Nachbarn,  die 
Odomanten,  im  J.  42'2  von  Polles  beherracbt  (Thnk.  V  7), 
haltten  /lim  Hunpt<trt  die  zu  allen  Zeiten  bedeutende  Stadt 
Äiri»  (FleroJ.  VIII  115)  oder  Sirrai  ^Liv.  XLV  4),  j.  fteru^. 
Die  l^Moneu  sind  nach  dem  pelopounesiäoheu  Kriege  politisch 
rerschullen ,  die  Odomanten  werden  von  Herodol  V  ItJ. 
VTTl  llfi  als  Paioner,  erst  von  den  Späteren  als  Thraker 
angesehvai;  diese  (Imstilnde  und  die  HerrtH^hattstheilung 
ODt«r  minde«teu8  drei  Brüder  unterstätvAn  die  Verranthang, 
HttT  welche  uns  die  eigenthOmliche  Bezeichnung  des  Landes 
Bacb  dorn  Namen  Heinesi  Merrächerii  lllbrt,  das8  Ketriporis 
im  Verein  mit  »einen  Rrtldern  Über  mehrere  i^tämiae  re- 
giert bat.  Insofern  lie^se  sich  aaeh  die  oben  bestrittene 
Meinung  aufrecht  crbultun  :  man  dürfte  nur  anuebuieu,  das9^ 
•ein  Reich  auch  das  Land  von  Kreuideä  (später  Pbilippi) 
h\M  Maroueim  so  weit  €«  nicht  belloni-sch  war,    in  sich  1n> 


^Ml 


griffVu  habe;  aber  das  wird  durch  die  Vorgäoge  des  J.  356 
nicht  «ehr  wahrschehilich.*) 

Den  Keiriporis  hol  Philippos,  nnchdem  er  znm  zweiton 
Mal  mit  ihm  hatte  Krieg  fuhren  mfi^sen,  wohl  in  so  litreage 
Abhängigkeit  za  bringen  gewusui,  dass  es  kaum  zu  ver- 
nnithen  steht,  er  hal>e  nach  vier  Jahren  schon  wieder  g^en 
ihn  oder  seine  Nft<'.hfoIger  einschreiten  mOsseu.  Um  so 
wahrscheinlicher  ist  es,  das»  er  jetzt  in  dem  KüNtenlund  au 
thuM  hatte,  welches  man  ohne  triftige  Gründe  dem  Ketri- 
poris  znweisen  will:  er  zog  nach  der  Einsetzung  neuer 
Fürsten  in  die  Östlich  an  dasselbe  grenzende  Herrschaft  des 
Äraadokos  und  mit  dienern  zur  Propouti»;  dazu  stimmt  die 
Metdung  des  Justiuus,  dass  er  daa  Land  der  get5dtet«D  oder 
gefangen  genomraeuen  Könige  seinem  Keiche  einverleiht 
hab<*.  Das  Küstenland  von  Philipp!  bis  zum  Vorgebirge 
Serrion  ostlich  Maroneias  war  zu  einem  besonderen  Gebiete 
gut  geeignet :  die  vom  unteren  Nestes  und  zahlreichen 
KüstenflUsfien  durchströmten  Ebenen  scheidet  vom  innerem 
Lande  ein  Oebirgskrane ,  welcher  die  Grenze  gegen  das 
Finnsgebiet  des  3trymon  nnd  das  des  Hebroe  bildet:  die 
grosR«  Völkerstraase.  welche  längs  der  Küste  bindurcfafQbrte, 
beherrschten  am  Gingang  und  am  Aasgang  desselben 
schwierige  Pässe,  welche  in  der  Geschichte  oft  eine  Rolle 
spielen,  die  wichtigste  im  römischen  ßürgerkneg  des  J.  42 
(Appian  b  civ.  IV  87  — 106).  Dort  werden  die  Pässe  des 
Ismarosgebirges  bei  Tempyra  und  Serrion  nach  den  Kor- 
pilen,  die  nach  Neapolis  und  Philippi  fUbrendea  (dasAkon* 
üxma  der  Kaiserxeit,!  nach  den   Sapaiern    benannt  *    offeo- 


1)  Was  dafQr  Di>richt.  ist  Iedi(rlKh  der  Ümiitand,  dua  «ino  Hehr> 
Suhl  Kloichuitigor  Küntcn,  wi«  sie  Demostbeoea  and  JasÜnni«  Tonof 
netzen,  kicb  in  Kctripoti«  und  Mine»  ßrQdeni  nachweiseo  Uut;  doch 
findrn  sich  soli^bc  Ttieilan);*.*!!  eines  mehrere  Stamme  umfaMendon  Oe* 
biet«  «och  soDst  io  dor  thnLkisoben  Gf'fchiclite,  i.  B.  bei  den  Odr^teii. 
nnd  lue  Sajjaicrherrecbnrt  war  »ach  mi.4t  DDt«r  iwciBr&der  getheilt 


I 

i 


Ünfi»r:  ZcUfolff«  der  vier  erHe»  iUmoMthenischen  Hrden.    311 

bar  demw^eu,  weil  Brutus  und  Cassius  auf  ihrem  nach 
Westen  gebf^nden  Zugp  ror  jenen  PaBsen  die  Korpilen,  vor 
diewn  die  Snpnicr  stwghaft  fanden.  Die  thrakischen  Stämme, 
deren  Gaue  480  Xerx^s  vom  Hebron  bis  zum  Stryinou 
durch20g,  werden  von  Herod.  VII  110  Ilanot  Kixoveg  Bi- 
otorit;  Ittnaioi  Jeeoa'iüt  *Hd(üvoi  genannt.  Die  Paitoi%  an 
deren  Stelle  wir  »päter  die  Korpilen  ßuden ,  wohnten  iSst- 
licb,  die  Kdoner  westlich  dieses  Küsteulandes.  Die  Dermier 
nad  wenig  bekannt,  die  Kikonen  um  lemaros,  Maroneia 
nnd  Xantbeia  (Herod.  Yfl  59)  und  die  BiRtonen  um  Dikaia 
and  Abdera  (Herod.  VH  109  Strab.  VII  fr.  44)  frühzeitig 
Terachollen,  vermuthlich  in  Folge  j>oIitiecber  Vereinigung 
mit  einem  mächtigeren  Stamme.  Im  .1.  394  verlangten, 
jedenfalb*  an  einem  der  /.wet  Pä»<)e,  die  Tralleis  von  dem 
heimziehenden  ÄgesilaoB  als  Preis  de«  Durchlasses  100  Ta- 
l«uie  und  100  Frauen,  wurden  aber  durch  eine  Schlacht 
Kuin  Nachgt'lwn  gennthigt :  jene»  Tribut  hatte  Xerxes  ihnen 
eutrichtet  (PInt.  Ages.  16);  den  Ostpass  machteu  IM8  die 
Transi  dem  Manlins  beim  Heiraxuge streitig (Liv.  XXXVIIT  41). 
Wie  diese,  so  werden  auch  die  Priantai,  von  welchen  die 
XtJpr^  rly  ButayTixr}  Htirod.  VII  108  =z  lAv.  a.  a-  0.  «un- 
pus  Priaiicus  /.wischen  Serrion  and  Maroneia  den  Namen 
hatte,  nur  selten  (Plinius  bist.  IV  41)  genannt.  Bedeutend 
nnd  XU  allen  Ztiiteii  namhaft  erscheinen  nur  die  Sapaier: 
aoirtatt  der  Kikonen  und  Bistonen  nennt  sie  Strabou  als 
Nachbarn  von  Maroneia  (VII  fr.  44)  und  Abdera  (XII  3«  20), 
anderswo  gibt  er  ihnen  das  Land  gegenüber  Saraothrake 
mm  WohnaitE  (X  'i,  17);  im  Inneren  erstreckten  sie  sich 
bin  KU  den  Bessoi  der  Gebirge  iihodope  und  Pangaion 
{StT»b.  Vll  fr,  48).  Im  rnmischen  Büi^erkrieg  gehörte 
das  LAnd  Ewiachen  den  zwei  Pästwn  den  Brüdern  Basko? 
aad  Raskoporis,  von  welcheu  verabredeter  Massen  der  eine 
mit  .'t(M)0  Heitern  zu  Brutus  and  Cassins,  der  andere  mit 
dtr    gleichen   Zahl    xu    den    Triumvira   vtieas;    Haskuporn 


312         fiitstmff  der  yj/ii7tM.-;^«W.  CItisiie  tfOHi  5.  Juni  1880. 

hatte  IViilier  duiu  Pompeius  200  Reiter  ^uiis  Mucwlonien' 
zugufllhrt  (Ciiesar  b.  civ.  HI  4);  eine  Bem'iiimng,  welche 
siuli  (tfinuis  orblärt,  ilass  168  rlns  TCi)pt<'nlaM(I  zu  flioser  l'ro- 
VIU7.  gcFchlt^en  worden  war  (Liv.  XLV  2i)).  Diesf  zwei 
BrtUler  halten  wir  fiir  Snpai^rfSraien.  Der  Thraker  Abru- 
puli»,  welchen  Perseus,  angeblich  weil  er  nach  dem  Tode 
des  Philipiius  (179)  die  Bergwerke  am  Paugainn  nberfallen 
iPolyh,  XXII  '2'Z  a)  und  Ostniakedonien  bis  nach  Ainphi- 
polis  verheerend  durchzogen  hatte  (Liv.  XLIT  4  I),  hckriegte 
und  seiner  Herrschaft  beraubte,  wird  von  Pau.sanias  VII 
10  Köuig  der  Sapaier  geuanut;  die  eJue  Tochter  des  letzte» 
poutisühen  Herrschers  Polemou  nuter  Augostus  heiratete 
der  Sapaier  Kotys  (Strab.  XU  3.  29).  Nach  dem  Vns- 
sterbeii  seines  Hauses,  wie  es  scheint,  wurde  da;*  Tjand  zur 
Provinz  Thrucien  geschlagen :  iu  dieser  üudet  sich  bei  Pt'ile- 
maios  gpogr.  HI  II,  9  ffßoj;  t^  .Iforxf^oi'/^  xai  t*J)  Alyalt^t 
7itXayei  die  aTQoriiyia  MaidtAi]  (am  mittleren  Strymou) 
jQoaiAt]  KoiXijTtxt]  (beide  in  der  Ithodupe)  2o.Trti"xr)  KoQrnXr' 
Itxi]  Kettvixrj  (am  Hebro») ;  die  Sapaike  beii;eichuet  alao 
wieder  das  Küstenland  von  Ptiilippoi  bis  Maroneia.  Hie- 
nach  vermathen  wir,  das8  (Tappadociam  b<^i  .lustiuus  ans 
,  i^^apaicam  verdorben  ist.') 

Für  die  Frage,  welche  xii  dieser  Auseinandersetzung 
geführt  hat ,  erhellt  aus  derselben  so  viel ,  dass  sich  eine 
tbatßächliche  Bedrohung  der  Olynthier  durch  Philippos  im 
J.  352  nicht  nachweisen  lässt;  und  die  Rede  .selb.>fty  lehrt 
nicht  nur»  das»  ein  Krieg  mit  iliui  erst  iu  Aussicht  staud, 
sondern  auch  dase  sie  vor  dem  Uuternehmen  gegen 
Thermopylai,  also  iu  der  ersten  Hälfte  jenes  Jahres  ge- 


I)  Aaaitor  PtolemaioB  hezeogt  den  Namen  Steph.  Byz.  iantu]  Xi' 

sorern  man  annehiuen  darf,  dass  wegen  xtijraör  zu  Zu^ttix^  das  Subsl. 
X^yu  (wio  /<ü(i/oi'  8tt  SentaD^y)  m  erg&DZ«l  ist. 


tf$$gfr:  Xritfnlgt-  >h^r  vier  ertden  drmncihtinwiKcn  lirjm.     313 

luUtcD  i»t.  Philippos  hnt  in  jücgaUr  Zeit  das  Vt*rf>precbea 
Cor  die  ThwtMiler  den  heilige»  Krieg  in  l*hokiB  m  ftilirtMi 
Iftyplwn,  es  aber  noch  nicht  erfiillt,  ^  7  &eiT(t)yOii:  vtv  rd 
lO^iima   (.igoauyayöftiyor   ti^t'tJuto)    itjj    Mayrr^oiav   noQU- 

rntg  athiüy  draS/Sctaifat.  Mit  dem  Znj^  nach  Thonnopyhii 
nnteniAhm  er  es  v.u  erfüllen  :  derselbe  mi^■s)ang  /.wnr,  aber 
de»  Anfang  r.u  der  Fülining  jeue^  Krieges  liat  er  damit 
gemaclit,  es  war  keiu  bl(u«eB  Versprechen  mehr  wie  das 
nnerfullt  gebliel>eue,  welches  >tjigueRia  betraf. ')  Diesp  Anf- 
fvi'tQng  be^tüiigen  die  Vorwürfe,  welche  der  Hcdner  dem 
Volk  wf^ii  seiner  bisherigen  Unthätigkeit  macht.  Unter 
NanKikles  fnliren  40(M)  Mann  Fnssvolk  und  400  Heiter, 
«um  gröRstttu  Theil  Bürger  nach  Tbermopylai ,  die  Kosten 
Iwtrngen  ober  200  Taleute  mit  Kinsehlnss  der  von  den 
ansgCT-ogenen  ßelbti  gebrachten  Opfer  (Schäfer  IM61J;  da« 
ftdofite  Kri^oheinp»  dieser  llepre^niaeht  veranlagtste  den  König 
itnr  Umkehr.  Konnte  einige  Wochen  oder  Monatp  nachher 
[k'moytheuü«  ■tageu :  la:>8t  einmal  auch  eioe  That  Beben, 
indem  ihr  aux/ieht  und  dem  Namen  der  Stadt  Ehre 
mwbt  (§  I2jV  konnte  er,  wie  von  §22  bis  §31  geschieht, 
ihnen  vorhalteu,  ila&rt  «ie  noch  gar  keine  kriegerische  l^hUtig- 
kcit  «■ntwickelt  haben,  sie  ermahnen,  endlich  die  träge  Knhe 
aiifxugi'ben .  Goldopfer  zu  bringen,  seibat  in  den  Krieg  /u 
Trieben  und  niolit  da»  Ue^te  von  andern  ?.u  erwarten?  Alle 
die»**  Vorwiirfe  und  Mahnungen  waren  unr  m^tglicb  vor 
jener  glänzende«  Lei"inng  der  Hürgernchaft.  Andrerseit« 
hatte  der  Absicht  de^t  ersten  Theil»  diir  ICede,  dem  Volk 
Mutli  XQ  machen  und  die  nach  der  Ansichl  liej:  lledn«rs 
fferinge  Ijeislnng^fiibigkeit  des  Philippos  auf  ihren  wahren 


U  Von  ASa^'lUlirttfn   '/.amf^ao    wird   a.  a.  0.    AnAcn  gofmchtn 


übren.  nicht«  besser  in  die  Hände  gearbeitet, 
I  dAruaf .  wia  gleich  die  erste  wahre  Kraft- 
Ub«D«r  seine  Schwäche  offenbart  anil  ihn 
chäeht«rt  hatte. 

die  ßeik   dem  Zeitpnnkt   »ehr  nahe,    in 

tiLit  OljTutb  Frieden  geschlossen  bat.    Wenn 

.Schäfer?  (in  B.  330),  welche  diesen  Vei^ 

im   !,  Aaguat  352    fallenden)  An&ng    Ton 

1,  folgen  wollten,    so    würden   wir  mit  der 

dem  Zog  dach  Thermopjlai  gehalten  ist, 

luigsteoH  einige  Wochen  vor  dem  Friedens- 

]Zeit  kommen,  denn  jene  Kriegsanternehm- 

ch  Dionys.  Deinarch  13  inl  SovdiQfiov  ap- 

^fer  I  39S.  4ß2,  d.  i.  vor  Ablauf  von  106,  4, 

:i'>2.     Bffifser  ist   das  von  Schäfer  II  114 

^ebene  Datum  Ende  Ol.  106,    4;    aber  die 

ltimmuiigt>D  des  Vertrags  zu  Grand  liegende 

I  dass    er    nach    jenem    Zuge    abgeschliMsen 

mit  Libanios  Einleit.  z.  d.  oljnth.  Reden 

i)iyta  ÖE  rr;pijffflfKreg  otToi-  Tri/iifßavTeg  fruog 

il^ffuiTö  ifh  TtQog  avtovg  rroXefior  in  Wider- 

[ithier   Bchlo^en   ihn ,    während    der    König 

d.  i.    als    er   sieb    noch   in  Thessalien 

Friedens-    und    Freundschaftsvertrag    föllt 

i*uf)  kurz  vor  Ende  106}  4,  in  d.  Juni  352: 

Ivergeblicben  Versuch  auf  Thermopylai  zog 

tweilt  nach  Hause,    Diod.  XVI  38  fCfio^yek 

tdtilif^eh   Ißt;   7ta^dovg  inca^Jiit^ev  dg   Ma- 
:iiese8  Datum  (Ol.  106,  4)   wird  sich  unten 

|dHcbe  Bestätigung  fiuden. 
Acrtfag  auch  nicht  viel  früher  abgeschlossen 
an»  dem  Grande,  der  die  Olynthier  dazu 

llaut  dem  Zeugniss  des  Demosthenes  in  der 


Üngtr;  Ztitfolpr  der  oier  ersten  tlatmMfKHischeu  Rtäen.    315 

.452  durch  deu  Sturz  der  Tyraunis  von  Pherai,  die  Erwerb- 
iiiif(  von  Magnesia  nnd  Pagafmi  und  duB  Bündniii^  mit 
Thessalien  herbßigpfiihrtcn  Maeht/nnahme  H«s  Kiinigs  ge- 
fuudeu  wirdJ)  ^omit  Tällt  die  zweite  olyuthisohe  Rede  in 
diesellw  Zeit  wie  der  Abscblusa  des  Friedeos  zwiscbeu  den 
zwei  Städten.  Damit  ist  auch  gefunden ,  was  die  Rede 
f>igentlicb  will:  sif  ixt  gehalten  lw>i  den  Verbandbingen, 
web'he  zu  Frieden  und  Krenndsuhaft  führten,  ihr  ist  aber 
dies  nicht  genug;  sie  will  einen  Kriegsbuud  mit 
Olyuth,  ohne  Zweifel  entsprechend  dem  Wunsche  dieser 
f^tadt  selbst.  Aus  Dem.  g.  Aristokr.  109  ^TtuÖi]  6t  ttdov 
fitl^üi  ytyvo^eyovt  vfiög  tpthms  rrEnohjVtat'  tfcnsi  di  xtal 
aiftfttijroti;  iioitjoeftifai  geht  uicbt  hervor,  dass  sie  AufaugK 
mich  nicht  um  ein  Bflndniis  augehalten  hätten:  denn 
noir^iieaitat  kann  auch  heissen ,  dass  es  ihnen  später  gp- 
lingea  werde,  dasselbe  abzuscblieswen.  Die  Dinge  standen 
M),  dass  dfu  Olyntbiern  albis  daran  liegen  rnnsste,  es  zn 
erlMig«u.  Jene  Botschaft  nach  Athen  hinter  dem  Rücken 
d«8  Königs '  abzusenden  and  einen  einseitigen  ohne  Wissen 
nnd  Willen  de^^elben  verhandelten  Frieden  zu  schlieBsenf 
konnten  Hie  nicht  nbne  offenen  Vertrag!<brDch  und  Mein- 
eid unt«nifbmeu:  ihmo  es  war  aui4l>edungen,  daws  die 
Friedensverhandlungen  ebenso  gemeinsam  wie  der  Krieg 
gffHbrt  werden  sollten.  Libanios  a.  a.  O.  7,  17  aiyEttiPttyto 
yäg  Hat  xuivi^  ;rok£futr  n^g  'Aifr^vaioiii  xav  wUu  ü  dü^^, 
Xüir^  art£ioaü&m.  Sie  hatten  also,  sobald  der  Köui^  Kunde 
ilavnu  erhielt^  einen  Angriff  zu  gewärligeu,  einen  Krieg 
in  welchem  sie  viel  aufs  Spiel  setzten  uud  anch  im  Verein 
mit  dem  gunveu  chalkidischen  Bund  bei  der  jet7.igLMi  Macht 
de4  Kuuigv   nur   geringe  Aussicht  auf  tSieg   gehabt  hätten, 


U  ArlBtulr.   lOH   (ot  'OXiffSiM)   titui  für  tt^HUP  uittn-  njlncovrar, 


Urf  pttilm.'iJhHol.  ClanA'f  vom  Ö.  Juni  im^i. 

IbUcklichen  Irltande  ihrer  Kriegamittel  aber, 
L'ich  KU  reden  sein  wird,  ohne  eines  niäch- 
tiowsen  wie  Athen  von  vorn  lierriu  verloren 
Inig  hntte  ihnen  die  Mark  des  mit  dem  Blut 
lund  ansehnlichen  Gejdopfern  eroberten  Poti- 
|(Deni.  o!.  H  7.  phil.  11  20),  ihnen  die  von 
l<e<lonische  Laudwcbaft  Antbemns  abgetreten 
peides  nm  das  Bündnifls  mit  ihnen  g^gen 
jigeu.  Das»  ein  t^taat  giitwilti^  Städte  nnd 
leu  n.icb  mehrjährigem  Besitz  wieder  henius- 
Itener  VW]  ;  von  den  Oljnthiern  aber,  denen 
Ihnodeu  Vertragsbruch  nicht  ankam ,  werden 
len  annehmen  dürfen  ,  daas  sie  sich  Knj^leich 
Itten  Potidaia  und  Anthemus  ÄiitQckzuj^ebeu; 
[Anstocratea  Jen  Athenern  ^)  aU  Muster  vor- 
paison,  mit  welcher  sie  jenes  Vorgehen  «ut- 
pste  ihnen  sagen,  dass  der  bereits  zu  müch- 
kiüuig  dadurch  noch  mächtiger  werden  würde; 
I  TOD  Potidaia  wurde  aie  überdies  von  der 
mit  Palleue  abgeschnitten  und  auf  beiden 
lachen  feindliches  Gebiet  eingekeilt  haben. 

olynthiäcbe  Rede    noteratutzt  also  den  An- 
zischen Iresaudteu,    der  nicht  blons,  wie  die 
viW  t    auf  Friede  nud  Freundschaft^  sondern 
1^ äffe  11  b ruderschaft  zieit.    Mit  dürren  Warten 
nicht   aus;    aber    die  Gesandten  hatten  den 
Lorgebracht    and  Demosthenes  hat,    wie    aus 
dies  Jahr  spätj?r  gehaltenen  ersten  Philippika 
|tit,    in    der  Versammlaag   anderen  Hednern 


ul«nj£ehB  tlemi^ltien  selWt  acbüii  gt!^^^"  Philii'pnn  bf- 
klir  F^'Hlicrr  Müntin?  deu  Nfbctilmhlcr  tl''Ki<«:UM']ii  untor 
UUv  und  dtwli  öW  Trt"u]o*ifrltHt  iiml  Verrnth  »chriern, 
|tlii|iulL)i  mit  trl'^ichrr  MfiDse  Wxahlte.. 


Vngtr;  Ztitfd'jt  der  tier  ttettn  demosthenindirn  Reden,     317 

den  Vortritt  gelussou.  Weuu  er  aber  liQlfe  and  Ünter- 
stQt7.uug  im  künftigen  Kriege  (g  1)  verlangt,  ohne  auf  das 
Nilivre  einzugehen  (§  llj,  nud  wenn  er  die  Olyutbier  §  2 
BaDdei^euoH<ieu  nennt,  die  das  Glück  zur  Verfügung  gestellt 
habe  und  die  man  nicht  fabreu  la^eu  solle,  so  pus^t  daa 
aUch  nur  anter  der  Voraussetzung  zusammeu,  dass  ein  Bund 
angetragen  worden  ist,  gegen  dessen  Aanahute  einflassreicbe 
Stininien  laut  geworden  siml:  vor,  der  Unterstützung  eines 
noch  nicht  verbfludeteu  Staates  muss  erst  das  Büudniss  ab- 
geschlossen werden.  Demosibeues  erreichte  seinen  Zweck 
nicht;  die  Gcguer  drangen  durch  und  es  kam  vorläufig 
nur  2a  einem  Frieilens-  und  FrenndBchaftavertrag.  Mit 
divwiu  xasamineu  setzen  wir  die  Kede  in  den  Vorsomnier, 
in  die  zweite  llätfte  des  Mai  oder  erste  des  Juni  352. 

Die  Antwort  auf  die  Frage,  wamm  die  Athener  sich 
oicbt  dazu  entschlossen  haben ,  sofort  ein  Kricgsbriuduivs 
mit  Olynth  einzugehen,  entnehmen  wir  einer  Urkunde, 
lujicr.  att.  II  IOj  beginnt  nach  Köhlers  Erguuzuug  mit  den 
Worten  *Eti  QitlXov  oQxioti^cog  \\  tolg  Xa'A)xt{di)iijy  ia)(»'  || 
ini  0ii6txtj){;  i{a)vreQioig  nud  enthält  der  Ergänzung  von 
Z.  1 1  o?rws  tty  an)olaiiuia{i)  t(ov  ||  g  h^xotg  znfolge  einen 
feierlichen  Staatsverirag ;  von  Strategen  und  Eiden  spricht 
anch  inacr.  II  106,  welche  nach  Kühler  mit  ihr  xusamnien- 
g«)iürt-  Hurtel  Dem.  Antr.  p.  r)33  vermutbet  darin  den 
Bundearertrag  zwischen  Athen  und  Ol^rnth,  der  nach  ihm 
onter  jenem  Archonten,  Ol.  107,  2.  Äniang  STjU  geschlossen 
wordeu  isC  Damit  können  wir  allem  biaherigeu  zufolge 
nicht  eiarerstanden  nein,  da  nach  nuitrer  Ansicht  zwei 
Verträge  geschlos-teu  worJen  sind,  der  eine  Ol.  lüG,  4. 
153  outer  Arofa.  Thudemos,  welcher  Ol.  107,  1.  351  auf- 
gelöat  wnrde,  der  andere  wie  Pbilüchoros  bezengt  107, 
i.  349  anl«r  Arch.  Kallinmchos,  Köhler  ist  aber  zur  Er- 
giumng  dw  Kamens  Theello^i,  wie  er  sellut  angibt,  durch 
di«  VumttMetziing  gekommen.  dasH  ein  Vertrag,  sei  es  aal 
(1690.  L  PhM.-pbtL  hitt.  Cl.  Ud.  I.  3.J  81 


318         Siisung  tler  philos.'jihilol.  CtasMt  wm  S.  Juni  J880. 


ichflfl 


Frieden  oder  aaf  Bündniss,  nur  Ol.  107  vorgekommen 
and  hiezu  veranlasste  ihn  vielleiclit  das  p.  314  erwähnte 
Datum  für  den  ersteren  in  Schäfers  ^ittafel:  einen  tio 
kurzen  Namen  wie  ihn  der  Raum  der  Lücke  verlanjft. 
gaheii  ihm  die  drei  anderen  Ärchoiiteu  dieser  Olympiode, 
Äristodemos,  Apollodoros,  Kalliniachos,  nicht  an  die  Hand. 
Bereits  J.  G.  Droysen  im  Hermes  XIV  10  hat  von  andern 
Erwägungen  ansehend,  erinnert  dass  die  Raumverbältnis«««! 
ebensogut  die  Ergänzung  *Ejti  Goidil/tov  vertragen  Anf^^ 
diesen  f  den  Archonten  von  106,  4.  353/2  passen  alle  Ver- 
hältnisse! inübesondere  aber  der  beschränkende  Zusatz  bei 
dem  Namen  der  Chalkidier. 

Das    bei    der    herkömmlichen   Auffassung    befremdliche 
laneffiotg    ist    es,    welches    die  Beweggründe   der  Matorit 
and    den    Misserfolg     der    demosthenischen    Rede    aufhellt.^ 
Nicht  alle  Studie  des  chalkidischen  Bundes  waren  es,  welche 
an  jenem  Schritte  Olynths   theilnahmeu,    sondern   nur   die 
ihnen  ortlich  nächsten  und  daher    am  stÄrksteu  ihrem  Ein^H 
fluss  ausgesetKten ;  wir  dürfen  vermutheu,  dass  es  so  xiem^B 
lieh  dieselben   waren,    welche   wir  im   letzten   olynthischen 
Kriege  in  AbhiLugigkeit  von  Philippoä  finden,  die  Boltiaier^| 
die  Städte  anf  Pallene,    wohl    aach  Stolos    und    andere  ii^^ 
der    Nähe    von    Olynth.       Der   Aosgang    des    Krieges    im 
J.  351  brachte  Olynth  und  sie  anter  die  Botmässigkeit  des 
Königs;  der  StoU  führte  die  Olyuthier  S49  zum  Abfall  und 
neuen  Bund  mit  Athen,  dem  sich  auch  die  vorher  zurück' 
haltenden  östlichen  Städte  anschlössen :  die  kleineren  west- 
lichen waren    durch   den  Anfang  jenes  Krieges  gewitxigtdH 
Die  Olynthier  hatte  derselbe  Stobt  352   zur  Lossagnng  voi^^ 
dem  xo  mächtig  gewordenen  K5nig  veranlasst :  die  östlichen 
St&dte  aber  hatten  den  Vertragshrncb  geschent  und  zugleich 
eben    in    der    vergr5sxerten  Macht  Philippe    eines    starken 
Abhaltungsgrund    gefbnden.      Derselbe    Beweggrund     aber, 
weleber    den    Olyntbiem    Aihens    Kriegsbebluid    dringend 


Ungn":  Zeitfolge  der  vier  ersten  demogtbenisc^n  Jtede».    319 


Ml 


nQifaiff  erschpintni  licss,  das  Zusammenschrumpfen  ihres 
Baudes  zu  einer  geringen  Anzahl  von  Htädt^^u,  musste  nui' 
gekehrt  die  Athener  «ur  Vorsicht  niahuen:  sie,  die  bis  jetzt 
JBr  ihr*  eigenen  Interessen  so  wenig  nnd  so  achwach  dn- 
getreten  waren^  bülteu  sofort  fUr  einen  andern  Staat,  ron  < 
dem  sie  bisher  nur  Feindschaft  erfahren  ^  mit  ihrer  vuUcn 
MMchi  eintreten  müssen ,  wenn  der  Zweck  erreicht  werden 
illte.  nnd  wer  bürgte  ihnen  dafür,  dass  die  bereits  mein- 
idig^  gewordenen  nicht  während  des  Krieges  diö  Partei  noch 
einninl  wechseln  orler  nach  günstigem  Ausgange  desselben 
nicht  auch  Athen  wiederum  zu  mächtig  Unden  würden? 
AU  freilich  der  thrakii^cue  Feldzng  die  ChersonesoB  ge- 
fährdete, da  erkannte  man,  dass  Demostbeues  Recht  gehabt, 
und  fasste  Beschlüsse,  welche  durch  die  Krkraulcnng  des 
K'lnigs  nnd  den  Winter  nur  aufgeschoben  und  erst  durch 
den  nn^läck8eligeu  Zug  nach  Kutmia  ganz  aufgehoben 
worden.  Die  zweite'  olynthisehe  flede  dürfte  gleichwohl 
nicht  ganz  wirkungt^tos  verhallt  sein :  nach  wenigen  Wochen 
folgte  ihr  die  glänzende  Leistung  tou  Therniopylai,  welche 
denn  ancli  in  der  nächsten  Hede  (phil.  I  17)  gebührend 
anerkannt  wird. 


V.  Die  erste  Philippica. 

Die  erst«  (den  Alten,  welche  auch  die  olyuthischen 
dazu  rlhlten,  viertel)  philippische  Rede  setzt  Schäfer  Dem. 
U  Gö  ff.  in  den  Frühling  351.  Ol.  107,  1,  nnd  hat  damit 
■llgemeino  Zustimrnnng  gefunden ;  erwiesen  Ut  jedenfalls 
Tou  ibmi  doss  sie  nach  352  und  vor  Mitte  349  gehalten 
i«t  U-t^Uires  gebt  daraus  hervor,  daaa  zn  ihrer  Zeit  Philippos 
keinen  Krieg  mit  Olynth  führt,  §  17  diese  Vorkehruugeu 
halt«  ich  flir  nothig  gegen  jene  pl&tzlicben  Angriffe  anf 
T*  vIhi,    die  Cbemonesos,    Olyutho»  u    ii.  ;    der    nach 

5  _.   „...   Zeit  aU  ilipporoh  der  Athener  im  Felde  utebende 
tfenelao«  irt  einer  von  den  Stiefbrüdern  des  Königs,  dnrch 

•2I« 


tier  phfJoi.-philot.  Cioift  rom  5.  Jumi  ISSO. 

le  die  Olrntbier  im  J.  349  den  Krieg  herauf- 
^ie  B..*b€ii  aas  §  17  angeführte  i^telle  beweist 
I  die  Hede  junger  ist  als  der  im  Frühjahr  351 
otrathiscbe  Krieg.  nnJ  anf  die  Meldung 
[iksein  oder  Tod  des  Königs,  welche  am  Ende 
Ltoüg  in  Athen  veranlasste,  spielt  §  11  an: 
Itodt?  nein,  aber  krank*;  der  ebendort  er- 
legen die  Cher<onesos  war  es,  welchem  seine 
lamals  ein  Ende  gemacht  hatte.  Die  Rede  ist 
die  zwei  ersten  olynthischen  und  älter  als 
feelben. 

1.  Sdl  zn  setzen  wird  Schäfer  11  69  durch  die 

U  raschen  Auszugs  der  Athener  nach  Enboia 

bewogen,   welche  §  17  in  solcher  Weise  ge- 

LsWnbar  noch  kein  späterer  Zug   wie  der  Ton 

unternommen  sein  könne.   Wir  mQssten  das 

diese  Erwähnung  innerhalb  einer  den  Ange- 

K'r  lusel  gewidmeten,  das  in  Sachen  derselben 

dk-u  Athenern  Geschehene   betreffenden  Ans- 

Ig  vorkäme ;  es  wird  aber  au  jener  Stelle  über 

gar  nichts  gesagt,    dem  Redner   ist  es  viel- 

|a  thun,  dem  Volke  glänzende  Beispiele  recht- 

^ram  erfolgreicher  Wahrnehmung  des  Staats- 

Inhalten,  und  er  erinnert  zn  diesem  Behuf  an 

|Eubota(358),  Haliartos  (395)  und  jüngst  (352) 

Luch  der  nach  Haliartos   war   weder  der  ein- 

der    boiotischen    Interessen    Athens   nnter- 

der  jüngste :  der  Ausmarsch  des  Chabrias  378 

Lglicb  an  die  Seite  gestellt  werden.    Den  Feld- 

rnai    aber   dem  Volk   als   ein    solches  Master 

üDnte  Niemanden,   am  allerwenigsten  nnserem 

Bn,  der  mit  gutem  Recht  sich  rühmt  von  der 

lg    jenes    ^unrühmlichen    and    kostspieligen 

Ithen  XU   haben   (t.  Fried.  5).    Es   war   der 


J 


Üi^ir:  Ztitfolge  der  rSer  crsttn  ilemoMkeniti^en  i?«<2frt.    321 

Hprflssie  aller  während  des  Kri«ga  mit  Philipp  begangenen 
Kehler,  diesen  Zug  »n  unternehmen,  zu  einer  Zeit,  wo  die 
Ulg«  der  Cliersoneaa'i  schnellstes  Flioschreiteu  nöthig  machte 
und  jener  zugleich  Olynthos  angriff:  in  Folge  davou,  dass 
die  Athener  jetzt  anf  Euboia  Ku.thun  hatten ,  konnte  er 
Olynth  Äwingen,  rora  Uundc  mit  Athen  zu  lassen,  und  die 
ganze  üstktlste  des  thermaischen  Meerbusena  samnit  Pallene 
«ch  uuterihau  machen ;  der  Feldzag  selbst  aber  endigte 
mit  der  Gefangennahme  des  athenischen  Heeres  und  seines 
Feldherrn ,  dem  AbfuU  der  ganzen  Insel  und  der  völligen 
Ersohüpfnng  des  Staatsschatzes.')  Kin  solches  Unternehmen 
konnte  doch  nicht  zur  Nachahmung  empfohlen  worden. 
r>n  reibe  wmr  aber»  wie  CÄp.  11  ge/.eigt  worden  ist,  gleich- 
/  't!L5  mit  dem  in  der  Rede  §  17  erwähnten  Zug  des  Fhiiippos 
^•'^cn  Olynthos;  woraus  sich  aus  ergibt,  dass  sie  frübestcna 
in  den  Vorsommer  351  füllt. 

Ktwaa  weiter  herab  fi'ibrl  §  48  ^tou  ans  aber  gehen 
die  einen  umher  und  lassen  Philippos  im  Bund  mit  Sparta 
anf  den  Fall  Thebens  und  die  Zerreissung  der  Veifassungen 


I)  Worauf  fich  g  37  n't  rov9' v^^tPH  iXi^v9iy  £ct'  iTtunOXrw 
C»jtvirai*-  ff^i  Totititn(  iniüioktii  hetifht,  bt  Dicht  bekutnt;  die  Bv- 
hiiiptatijf  ileii  tJcboliaBt«D :  'PiXtnnn^  iniaittXtr  F.vßotvot  «tfißotXtviay 
/li  iki¥  tJjtt(ny  tif  lijy'MStiyaiiv  «tfiftttxin*',  o"  «»J*  uvtovi j&vtm ' 
t««  utAitif  Ut,  wi»  Bchftrcr  II  t)ü  bemerkt,  aus  Demoitbenn  Worten 
WrftiMgir|ef«n-  Dio  vß^tf  geht  Tielmehr  di«  Eoboier  an  {i\y  der  Athen 
k«treffcBdtn ,  von  welcher  io  §  ■i  ffenprochtii  wird,  vergl.  %  9  annUl 
M*  X^yvK  inn;fiiffifoii  Uyti)'.  vielleicht  bftt  ilinoQ  der  KSnig;  all 
Verlrtter  Th':w»liPiw  im  heiligen  Krieg  YorwDifo  wrgea  ihrer  Verbind- 
^n^fXk  mit  ilrn  Tomf^lrüabem  gemacht.  Bei  Aiicbinei  III  87  iat  du 
)  '  '  'i  zeltiger  ÜDt«ratBtiai)g^  der  Eoboier  darch  Phalaikos  im  Krieg^ 
.\ai  ttoverfiiobarc  nttttü  ^lUrtnov  Arrufiiy  fUffirnfiii-iifitfof 
i,kttAj.ini  d  XnXxMtvV)  von  F«rd.  Schaltse  N'eac  Jalirbb.  XOlll  'U4 
aaf  Gmad  der  neuen  ächollcn  (Jn^oi«*  ritT(>rc  <PaXaiKov)  in  iraftä  ^nXni- 
mr  tfifr,  fi»*.  r<TbM#crt  und  dalurrh  ücbtTctnatimmtini;  mit  Aivob. 
a.  a.  Ol  fwt  ^moimtif  fitoti  dutßißtittat  hergeittcllt  wonleo. 


Mkta 


mm 


der  |jAi/o*.-jÄiW.  Classe  vom  5.  Juni  1880. 

[lach  andern  hat  er  Briefe  an  den  Qrosskdnig 

liiere  wollen  wisseD,  dasa  er  in  lUyrien  Fest- 

Dies  waren    keineswegs    grandlose  Gerüchte, 

'  L ;  das  Schlimme  war  nor^  dass  die  Athener 

Itatt  zu  bandeln,  und  dass  sie  von  den  Unter- 

liilipps  sprachen,    als   hätten    sie   selbst    irain 

Iteresse    daran.     Änf  die    Bauten    in  Illyrien 

|it  Justin.  VIII  3  bezogen :  deinde  ad  abolen- 

famam    Tper   regna    mittit    et   opulentiasimaa 

opiaioQem  sererent    regem  Philippum  magna 

et  muros   per  civitatea   et   fana  ac  templa 

per  prRecones   9useeptores  solHcitarent.  qui 

i^niam  Teuissent,    Tariis   dilationibns  frustrati 

Liestatis  timentes  taciti  proficiscebantnr.    Diese 

pn  oder  di?n  andern  parteiisch  geerbten  Vor- 

TordergruBd  drängende  Darstellong    lässt  die 

\h    deutlicli    genug    durchblicken :    die    Müsse 

Iteu  Grossibaten  und  den  Gewinn  ans  erfolg- 

pehmnugeu   benutzte    der  König,    wie    es    in 

von  j&her  üblich  gewesen  ist,    einerseits  zur 

deroialigen    Besitzes    durch    Anlage    neuer 

Indrerseits  eu  Stiftungen,  durch  welche  er  der 

]ide  danken,    sich    ihrer  auch  für  die  Zukunft 

sogleich   seinem    eigenen  Rubra  Denkmäler 

Im  Osteu  und  Süden   hatte  er  durch  mäch- 

die  BioD^ngrenzen  gedeckt,    im  Westen  be- 

[■fähfliche  Nachbarn,  die  kriegerischen  Illyrier, 

Lkn  Verlust  einiger  Gaue  gereizt  waren:  diese 

kllwerke  zu  sichern  war  eine  Aufgabe,  die  er 

Iszeit  iwi^hen  dem  ersten  und  zweiten  olyn- 

\e    passend    ausführen    konnte.     Justinns    er- 

kt«n  nach  dem  thnikischen  Krieg  (Ende  352) 

jlelzten    o!rnthi«cheu  (Mitte  34t>;   den   ersten 

e$  eriivlU    hieraus.    da«s  t^chäfer  II  36    sie 


Jwfer: 


v^^met^fmoithenischen  Reden.     323 


mit  Ilarecbt  in  354  setzt;  das  richtige  Datnm  351  (od«r 
350)  gibt  er  II  115.  Die  früh&'<te  Zeit,  iu  welche  die 
Rede  fallen  kann,  ist  demnach  der  Sommer  351. 

lue  Spätgrenze  wird  nns  tou  der  Erwähnung  des 
fenelaos  als  eines  attischen  Befehlshabers  geliefert.  Da 
eine  Aufnahme  iu  Olynth  den  leUten  Krieg  dieser  Stadt 
htffbeigeführt  hat  (Just.  VIII  3,  lü}»  welcher  bei  Abachlosa 
des  Bunde«  mit  Athen  um  Knde  Juli  349  schon  in  vollem 
Gange  war^  so  lä«.st  sich  sein  Austritt  aus  dem  Dienste 
Athens  kaum  später  als  in  den  Frühling  349  set;een;  znr 
Zeit  der  Kede  Ing  er  noch  zum  Schutze  attischen  Gebietes 
itu  Felde  (§  Ü7),  sie  ist  also  spätestens  im  Winter  350/49 
gchoUcn.  Wäre  die  von  den  Meisten  getheilte  Ansicht, 
das»  sie  dera  Frühjahr  angehöre,  richtig,  so  müsateu  wir 
«ie  in  Fruhj.  350  »etzen;  aber  aus  der  einschlügigen  stelle 
§  31— 3'i  geht  das  keineswegs  mit  Noth wendigkeit  hervor. 
Weil  riiitippos  es  liebt,  zu  seinen  Uuteruehmuiigcu  Jahres- 
zeiten zu  wählen,  in  welchen  Athen  keine  Flotte  aussenden 
kann,  dm  Winter  nämlich  und  die  Kt«sienzeit,  so  verlangt 
die  Hede ,  daxs  nicht  mehr  von  Fall  zu  Fall  ein  Zuzug 
»tattfinde  sondern  ein  stehendes  Heer  im  Norden  gehalten 
werde,  das  den  Wiuter  auf  einer  der  dortigen  Inseln  zu- 
bringen könne.  Hieraus  lässt  sich  höchstens  schliesüen, 
daaa  die  U«de  (vüraui>gesetzl,  dass  sie,  wie  wahrscheinlich, 
doe  sogleich  zu  verwirklichende  Maasregel  im  Auge  bat) 
Dicht  zu  einer  Zeit  gehalten  ist,  /.u  welcher  man  für  ge- 
wöhnlich nicht  im  negriff  war  in  See  zu  gehen,  also  weder 
um  den  Anfung  noch  inmitten  des  Wiuters  oder  der  Etesien. 
Böhnucko  Forsch.  I  Itil  schliessl  aus  unserer  Stelle  geradezu, 
dl«  [lemosthenes  mit  einem  solchen  Plane  im  Herbst  her- 
vorgetreten sei,  als  der  Winter  im  Anzug  war:  weil  die 
Athener  lur  Kriegsuuternehmungen  von  langer  Dauer  kein 
ij  .  Ohr    hiiHH».     Seine  Voriiii^setziing    freilich,    dusa 

L-  . üvne»  den  Zeitpunkt  für  das  Uervortniten  mit  jenem 


^ 


i«r  jMm.'jAaIoI.  C!i^<€  ron  5.  Jwm  /SSO. 

kli  habe»   ist  ebenso  cnenreülicb ,    wie    die 
licht  ZQ  Graode  liegeDde.  d&fs  die  Benthung 
rgmfendeD  Ma^^^egeln  im  Beginn  der  guten 
l^comiDeti  werden  masste.     Dies  würde ,    wie 
Klich   annimmt  f    noeb   pas^nder    Tor  Ablauf 
Ucheben  ^in;    aber  nirgends  wird  gemeldet, 
|alljährlicK,  wie  im  römischen  Senat,  Berath- 
gregels  der  bevorstehenden  Eriegsjahreszeit 
eben  der  grosse  Fehler,    welchen  Demo- 
er and  amlem  Reden  rügt,  die  üble  Sitte  der 
In  za  Fall  nnd  das  Xachhinken  der  ÄDSxüge 
K^tsüen  würde  dann  vermieden  worden  sein. 
Igdialt^o    in  Anlass   einer  Vorberatbang   des 
lema  war  von  diesem  vorgelegt  (§  1  n^tvtt- 
Ithenea    entschaldigt    sieb ,    dass    er    diesmal 
ergreift    nnd    nicht  den  Vortrag    der    go- 
Ifährer  abwartet;    es    ist  also  noch  kein  An- 
Ändem  in  der  Versammlung  gestellt  worden. 
dem  Probaleuma  des  Raths  aber  hatte  ^ne 
[SVeise  deu  Athenern  zugekommene  Drohung 
eben  (§  9  a:i€t)^7   xai    luyovis   inc^i^gworg, 
If  3  rj  yiv  iß^et  rovrov,  d*'  r^y  ra^rrd/jc^), 
le  Zumnthung,  welche  er  ihnen  darch  Andere 


tede  im  Äufang  des  Zeitraums,  iouerhalb  dessen 
oder  wenigstens  noch  im  Jahr  351  gebalten 
legreift  e^  sichf  dass  Vorgänge  der  J.  333  u.  332 
per  j&DgsteD  Vergangenheit  behandelt  werden: 
|ime   der    heiligen  Paralostriere   durch    make- 
er im  Munjcbion  (April)  des  J.  352  (Schäfer 
Verkehr  Philipps    mit  Sparta  (rgl.  Schäfer 
Luf  die  Drohungen   des  Köuigs    gegen  Athen 
wiäseu  wir  nicht;   gewiss  ist  nur,    dass  zur 
Jilie  Dinge  schlecht  stehen:  das  Volk  ist  ent- 


Vnger:  Zcitft)tije  der  fier  erden  detnos^Kimchcn  Ücdr.n,    325 


» 


nuitbigi  (§  2),  die  gcwöhnlichru  StinimfUlirer  Iiabon  mit 
ibn*o  Ratbflcblngeu  voll»tän(1ig  Scliiffbrucb  gelitteu ,  es 
idQbmd  nn<]ct:e  Wege  eJoge-schlageu  werden «  ihr  Gegner 
Deraoethpncs  ist  es,  der  jetzt  zuent  zam  Wort  gelangt  (§  I); 
während  am  Anfang  des  Krieges  noch  von  Bestrafnug  de« 
Königs  die  Itt^de  sein  konnte,  handelt  es  sich  jetzt  bereits 
darum  nicht  von  ihm  geschäiligt  zu  werden  (43).  Der 
Redner  bat  also  jetzt  Äns.itcht  mit  seinen  V^orschlägen 
besser  tn  fahren  als  früher:  der  Anf^gang  aller  Kvoignisse 
hat  ihm  Recht  gegeben,  seine  zwei  olynlhischeu  Heden  und 
die  Abmahnung  gegen  den  Zug  nach  Eaboia  hatten ,  wie 
man  jetat  erkannte,  das  angegeben,  was  Nolh  that.  Im 
vorliegenden  Falle  haben  der  im  Probuleuma  niedergelegte 
Bericht  des  Rathes  und  die  vorher  schon  in  der  Stadt  ge- 
schehenen Kundgebungen  und  Besprechungen  ihre  Wirkung 
gethnn :  dasa  eine  rettende  That  ge-scbebeu  muss,  steht  be- 
reits fest,  es  handelt  sich  nur  um  das  Wie  der  Ausführung, 
§13  ttit;  piv  del  ro  TfQoai^'Aoyra  nottty  fiftkofta-;  v/taQ'/^€tv 
Stnavtag  evoipovSt  tag  iyyomouoy  xot  tttniiOfthuiVt  naioftat 
Xi.ytatr '  tov  Öi  sqonov  rijt;  /ra^acrxer-^^  xai  ^rX^ifoi;  hovv  xcu 
no^vq  orgitvai^  xai  raÄAa  y.ai  dij'  :reiQoaopat  Xiyttv,  Üarans 
scbliesseu  wir,  dass  der  Rfde  eine  kriegerische  Unternehni- 
eng  gefolgt  i»t,  sei  es  in  der  vom  Redner  vorgehe blagcuen 
oder  in  abgeschwäcbtei^  Weise.  Da  Philippos  im  Augen- 
blick nichts  gegen  Athen  untcmommeu  hat ,  rü  war  dies 
•ine  Massregel,  welche  einmal  den  Ereignissen  nicht  nach- 
hinkte, üondern  ihnen  vorauKeilte  nnd  ihren  Gang  he-^tinimen 
konnte*.  Ehe  wir  dazu  übergeben ,  die8ell>e  ausfindig  zu 
oiaeben,  sind  noch  zwei  Punkte  zu  besprechen ,  welche 
«Den   Anbftlt  l)ei  der  Zeitbestimmung  g^'währen. 

Die  eigenibQmlichon  Worte,  welche  §  30  auf  die  Ver- 
lesung des  KiuauKplanes  folgen:  o  ftev  ^V^?;,  <u  avdQtg 
^Sh^MtJot,  dedi'ytjpi'^'  tC^äv ,  tavt^  iariv  haben  Dionysio« 
Ton  Halikamasflos  vfiranlatst,    die  neue  Reilo,    welche   ihm 


I 


Siisunff  dtr  ptiOog.-pfiüol,  Classe  von  5.  Juni  1890. 

bior  anbebt,  iu  Ol.  108,  2.  347/6  zu  setzen «  weit  Demo 
sthenes  in  dk-sein  Jahre  Ruthsmitglied  war  (Schäfer  II 
ßöbuc'cke  U  178).  Dieser  Ausülz  scheitert  au  der  Einheit 
der  Rede,  welche  die  Neueren  erwiesen  haben;  aber  seine 
Vomnssctating  ist  anerkannt  bßehst  wahrscheinlich.  Der 
Ueduer  gebraucht  von  »ich  nirgends  den  Piuraha;  Schäfer 
gesteht  mit  Seebeck  zu,  doi^s  es  am  uüchsteu  liegt  an  den 
Ilath  zu  denken;  er  bekennt,  eine  bessere  Erklärung  nicht 
7,«  wissen,  und  wenn  Wesbermann  zu  der  AuafluchtsTer- 
mnthnng  greii^,  Deuiosthenes  habe  sich  vorher  mit  Fiuanz- 
beamteu  benommen,  so  ist  ku  erinnern,  dass  wir  in  diesem 
Fall  eine  Aeuaserung  darüber  in  der  Rede  selbst  erwarten 
müsstc'U.  Demostheueä  war  aber  vor  lOti,  2  schon  einmal 
Ratlisherr  gewesen,  in  dem  zweiten  Arcbontenjahrdes  Meidias- 
processes,  zur  Zeit  als  er  an  der  Spitze  der  attischen  Theorie 
die  nemeischen  Spiele  besuchte  (g.  Meid.  114).  Dieses  Jahr 
zu  finden  ist  man  durch  die  unrichtige  Behandlung  der 
Nemeienzeit  und  iu  Folge  dessen  auch  der  Meidiasredc  und 
aller  damit  zusammenhängenden  Ereignisse  verhindert  worden; 
jetzt  nachdem  die»  liinderniss  weggefallen  ist,  steht  auch 
der  aflein  statthaften  Erklärung  von  ij/a7^-  a.  a.  0.  nichts 
mehr  im  Wege.  Jene  Spiele  worden  im  Anfang  des  Ar- 
chouteujahres  107,  2.  351/0  abgehalten  und  in  dieses  fallt 
auch  dem  bisher  (Jesagten  zufolge  ^Uer  Wahrscheinlichkeit 
nach  die  erste  pbilippische  Rede. 

Sie  spätestens  in  die  Mitte  dieses  Jahres,  Winter  351/0 
KU  setzen,  empfiehlt  ein  anderer  Grund.  Der  Staatsschatz 
ist  leer,  §  23  ^oine  so  schwache  Macht  muss  geaiigeu,  weil 
es  uns  jetzt  nicht  möglich  ist,  ein  LIeer  aufzustellen,  welches 
ihm  im  offenen  Felde  entgegentreten  kauu ;  wir  mdssen 
uns  auf  Plnnderung^unteruehmnngeu  verlegen;  denn  es  ist 
keiu  Geld  zu  Sold  and  Verpflegung  da'  \}.i,(ne\;htv  avayy^tf' 
ov  yoQ  tan  fiiai>og  oidi  rpog^).  Die  Unternehmung  nach 
Pylai  im  Sommer  .152  bntt«  dem  Staat  und  den  Einzelnen 


Vnffff:  Zeit/hJpc  der  vier  »r9t«H  dfmaathcHiMften  Itede»,    327 

»üsammeo  mehr  als  200  Talent«  gekostet  (Dem.  fal«.  leg.  84), 
im  Schatze  wur  dantals  uicht  auf  eiueu  Tag  Vcrpäegungs- 
geld  für  die  Soldaten  (g.  Arifltokr.  ^20'^.  ychäft-r  11  68); 
för  die  gro^sartige  Unternehmung,  welche  auf  die  Nachricht 
Ton  Ueraiou  im  November  oder  December  352  beachlosBon 
worde,  hatte  man  eine  KriegsaUucr  von  60  Talenten  in 
Aufsicht  genommen  (ol.  III  5).  Zur  Ausführung  de«  Be- 
schlosses  war  ea  nicht  gekommen,  dafür  aber  zu  dem  ehenfto 
verfehlten  wie  kostspieligen  Auszug  nach  Euboia,  dessen 
Aufwand  noch  durch  öO  Talente  Lö-'tegeld  für  das  gefangene 
Heer  erhöht  wurde  (Schäfer  U  79).  Vom  Sommer  351, 
in  welchem  dieser  Krieg  endigte,  bis  zur  ersten  philippiscbea 
Rede  kann  kein  ganzes  Jahr  verflosRen  sein:  im  Lanfe  des- 
selben würde  sich  der  Schatz  allmiililich  wieder  gefüllt 
haben:  eben  in  dieser  Hede,  welcho  über  die  vollige  Kr- 
Bcböpfung  desselben  klagt,  heisst  es  doch  ^  40:  jhr  buht 
die  gröaste  Macht,  die  meisten  Trieren,  Hoplitcu,  Reiter 
Dod  Geldeinkünfte*.  Im  letzten  oljnthischeu  Krieg  schickte 
Athen  in  drei  Sendungen  nach  einander  73  Trieren, 
6000  .Söldner  *u  Fuaa,  2000  Bürgcrhopliten  und  450  Reiter 
nach  Ol^utfaos,  nine  Machteutfaltuug ,  welche  bedeutende 
Geldmittel  erforderte  und  nur  dadurch  müglich  war,  das» 
man  in  den  zwei  Jahren  «eit  dem  Sommer  3ü1  nichts  Be- 
deutendes unleruomnien  hatte.  Wir  dürfen  daher  die  Rede 
l)a]d  nach  dem  Ende  des  Krieges  rou  Tamynui  setzen,  nod 
zwar  in  den  Herbat  351 :  die  ßteeieuzcit  und  der  Winter 
•ind  durch  da;*  p,  323  Gesagte  uuägeschlosseu. 

Verbinden  wir  damit  die  Krwägang,  dnsa,  wie  p.  325 
erinnert  wurde,  der  Rede  höchst  wahrseheinlich  eine  That, 
die  Ans«endung  eines  GeMcbwaderü  mich  Norden  gefolgt  ixt, 
M  apricht  Alles  dafür,  der  Rede  den  Auetoss  zu  der  nach 
den  Mysterien  des  Boedromlon  107,  2  (26.  Boedr.  =  e. 
13.  nkt.  351)  erfolgten  Sendung  des  Cbaridcmos  beizn- 
mrftfien,   welche  [>emoKthenefl  »1.   IT!   ty  tiU  die  kläglich  ver- 


jäum 


\r  ;Ai7rwt.-jiRi7o7.  Clmse  com  5.  Juni  ISSO. 

kömmerte  Ausführung   jenes    zehn   Monate 

grossartigen  Beschlusses   bezeichnet.     Dies 

(las  Voraasgeheu  einer  solchen,  von  keinem 
es  Königs  veranlassten  Sendung ,  wie  die 
Ivar,  dem  Redner  nicht  bekannt  ist.*)  Die 
Keine  Kri^macht  in  den  nördlichen  Ge- 
lendeu  stehen,  §  10  ^wenn  euch  das  Gläck 

;en  hielte,  konntet  ihr  gar  nicht  einmal 
lihr  in  enren  Anstalten    wie    in    enren  Ge- 

yn  EDrückge/c^en  habt*;  §  5  ^den  auf  dem 
\u  fallt  der  Besitz  der  Abwesenden  zn* ;  ein 
Ineloos  vertheidigt  die  Interessen  der  Stadt 
leiues  Hipparcben  (27),   die  Athener  selbst 

Ijiu^,  ^mmeln  Neuigkeiten  nnd  ihre  Be- 
ligen  bei  den  festlichen  An&ngen.  Was 
ha  ist,  besteht  in  Auszögen,  die  hinter  den 

kamen,    nach  Potidaia,    Pydna,    Methone 
übrige  Kriegfahrnng  gegen  Philippos  ge- 

cen  und  in  amtliehen  Schreiben  (30);  die 
\s  Staates  sind  bis  jetzt  noch  gar  nicht  in 

feil  xur  Verwendung  j^ekommen  yAO).  Das 
It  ge»gt  werden,  nachdem  die  Anssendnng 
jrfolgt  war.  so   dürftig  dieselbe  anch  ans- 

ist ;  das  Wenige,  was  im  Frühjahr  351 
^Uvf  Olrnth.  uioht  den  Krieg  wegen  Amphi- 

selhsL 

Ing  des  Cbaridemos  mit  zehn  leereo  Kiiegs- 
IXaleaten  war  al'erxiiugs  erheblich  wenig«: 

ot^leich  er  n^ioh  seiner  Ansicht  sich  sehr 

<&tm<»  Rüt  w:wB  befchiinkten  Mittelo  nicht 
yiofh.  w^'.ch«  o!.  lU  "'  Uwrüb«  bwbichtet 
klick  A^f  irc  Zv^'c  dit-5:r  $:<rU«  reiniathea,  dui 
L'M  f:*M  Tfnc^blick  ^v««n  bt,  «m  *>  mehr  als 


Unger:  Zeitfolge  drr  vier  ernten  demoatheniachen  Reden.    329 

gemäfnigt  hatte,  verlangte ;  aber  die  Folgen  des  cuboüsohen 
Krieges  lasteten  z\x  schwer  auf  dem  Einzelnen  wie  auf  dem 
Staate.  Schon  iu  der  Rede  bckUnipfl  er,  wie  uns  scheint, 
die  aaf  ein  schwächeres  Unteruehmcn  abzielende  Gegeuan- 
sichf^,  dii*  ihm  aus  der  Vorberathuu};  im  Senat,  ferner  aas 
Gesprächen  und  Mittheilungen  Kinzelner  bekannt  sein 
masste:  einige  auf  eine  solche  Ausrdhrung  hiudenteuJe 
Stelion  sprechen  in  Bedingungssätzen  ,  welche  auf  die  Zu- 
kunft hinweisen,  §  43  ^offenbar  wird  Philippos  nicht  inne 
halten,  wenn  Niemand  ihn  hindern  wird.  Werden  wir  das 
abwarten  und  glaubt  ihr,  es  stehe  alles  gut,  wenn  ihr 
leere  Trieren  und  die  Hoffnung  auf  irgend  eines  Fremden 
HQlfe  hinanssendet  {av  ä!cootiO,fjtt)?  werden  wir  nicht 
einsteigen  ?' -J  5  ^wohin  ininu^r  ihr  einen  Rtr;it«'gen  mit  einem 
leeren  Beschluss  und  den  Hoffnungen  von  der  Rednerbübue 
wndet  {fifiot  &v  «x/r//ii^j^s),  geschieht  nichts  von  dem  Ni^ 
tbigen'.  Jene  Ansicht  drang  durch:  bloss  die  zehn  Trieren, 
welche  er  fDr  die  attischen  nesitznngon  verlangte,  giengen 
ab;  die  fünfzig,  welche  Makedonien  selbst  bedrohen  sollten, 
Mtzle  er  nicht  durch,  wohl  auch  wfgen  des  Mangels  eines 
befr(nindeteu  Hafens  in  der  Nähe  (vgl.  oben  p.  301).  Den 
Mysterien,  nach  welchen  jene  aussegelten,  gieng  die  Volks- 
Yeraammlung  wahrscheinlich  voraos;  die  Rede  mag  au  einem 
der  regelmässigen  Versammlungstage,  9. — U.  oder  14., 
alleufnllH  auch  erst  am  Iti.  Uoedromion  107,  2  gelialten 
worden  sein. 


^  '^ 


liistorische  Classe. 


Hkh  xar  Sitiung  rom  -i  Jaddu'  1880. 


irovioa  kielfc  einen  Vortrag: 

(ten  CriTelH,  Residenten  der  Her- 
tnd    Knrfnrsten   Ton   Baiern  beim 
len  Stul  in  Rom,  von  1607—1659. 


ati^axchiv  in  München  bewahrt  eine  an- 
loD  Banden ,  welche  mit  der  Rubrik  „Cri- 
|qm  di  Roma*'  bezeichnet  sind.  Was  die 
leraji:si:#n,  fast  darchans  italienischen  ScHrift- 
IhichtäfDrscbong  an  Material  versprecben, 
lAllgemeinen  ihre  Epoche  an.  Sie  reichen 
\s  1659,  Von  der  Zeit  der  Entstehnng  der 
'□ion  Qod  der  kstbolischen  Liga  in  Deatach- 
kl<eit«u  sie  d-en  ganzen  Verlauf  des  dreissig- 

und  sie  gefa«n  s(^ar  noch  darUber  hinans 
l^\Treci^sclie^u  Friedens   fort.     Sie   berahren 

gross«]  Zeitmams  die  wichtigsten  Ereig- 
h.*;  in  ihretn  ZiisammenhaDge  mit  Rom,  so 
of!ic>f1Wii  Stellung  nach,  welche  die  Gor- 
liahmen,  nud  dem  Bedürfniss  des  baierischen 
|heud«   hier   sur  Sprache   glommen    sind. 

hemerlre    ich .    dass   sie ,    so  Tvel    ich    di« 


Oregorwitt»:  Die  heiiifu  CrivrVi. 


3.SI 


Hterarische  Durcharbeitung  der  Gcschichie  jener  Epoche 
öbtTsehen  kann ,  nur  selten  bpuut'/t  oder  iiiigL'fiibrt  wonlen 
nnd,  wie  dies  in  der  Gescbiohto  MaxiniilianR  I.  nnd  seiner 
Zeit  von  Peter  Philipp  Wolf  nnd  seinem  Fortsetzer  Breyer 
gescheben  ist.  Dass  die  Correspondenzen  Roither  ffir  die 
GMohiobte  des  dreissigjährigen  Krieges  verwertet  worden 
«indf  ist  mir  nicbt  bekannt  geworden. 

AU  ich  im  Sommer  1879  diese  Sammlnng  zum  Zweck 
einer  Schrift  über  eine  merkwürdige  römische  Dpisode  dos 
drei« sigjähr igen  Krieges  untersuchte,  begann  ich  mich  für 
die  Person  1  ich keit  der  Residenten  Buicrus  in  Rom  z\x  in- 
tcressiren,  mit  deren  Namen  diese  Schriftstücke  bezeichnet 
nad.  Es  imponirte  mir  das  halbe  Siiculum  —  und  welche 
Ereignisse  unischlies»t  nicht  diese  Hälfte  des  siebEehnten 
Jahrhunderts  —  wahrend  dessen  die  fortlaufenden  Oorro- 
gpondenaen  einen  uud  denselhea  Nameu  tragen.  Nun  er- 
Hh  ich  aber  aocb,  dass  es  Vater  und  Sohn  CrivelH  gewesen 
sind,  welche  nachweislich  zwei  und  fflnfzig  Jahre  hindurch, 
der  Sohn  dem  Vater  als  Krbe  im  Amt  folgend,  den  Posten 
des  Agenten  und  Kesideuten  Uaierus  am  päpi^llicheu  Hof 
bekleidet  habcu.  In  der  Geschichte  der  gesamniten  Diplo- 
naxie  ist  das  sicherlich  ein  seltener,  vielleicht  sogar  ein 
DiemaU  wiederholter  Fall  geivesen.  So  langjährige,  uner- 
mOdlicbe  Diener  eines  und  dt«se1beu  Knrtttenbanses ,  ja  bei- 
nahe eines  und  desselben  Herrn «  uämlich  Maximiliaas  I., 
welcher  selbst  54  Jahre  laug  regiert  hat,  verdienen  eine 
Emeaemng  ihres  im  Staub  der  Archive  begrabenen  Ge- 
dächtnisses. Ich  glaube,  dass  es  keine  passendere  Stell« 
dien  zu  tbun  gibt,  als  gerade  die  historische  Classe  der 
bttißnschen  Akademie  der  Wif^8enschaften. 

Beide  Crivelli,  Giambattista  und  sein  Sohn  Francesco, 
finden  sich  hie  und  da  in  den  genannten  Correspondeneen 
aU  R5mer  bezeichnet.  Ihre  Familie  gehörte  indess  ur^ 
tpfllnglicfa    einem    alten,   augesebeueo   Adelsgeschlechte    in 


« 


HKjT  der  /.iV'.-r.  n.i--«  «■••»i  3,  /:iNM'tr  i&SO. 

pon  im  zwölften  Jahrhundert  bestieg  einer 
belügen  Sial,  Cbeno  Crivelli  als  Papst 
it  (1163—11^7).  Die  Crivelli  thaten  »ich 
jlt  berror.  in  mancherlei  Richtungen.  Leo- 
fr  Zeitgenosse  des  Filelfo.  glänzte  am  Hof 

nh  Hanianift.  Dichter,  ITeber^elzer  und 
Er  beschrieb  die  Thaten  des  Herzogs 
liues  Vaters  Sforza  di  Cotignola :  sein  Werk 
1  and  Sassi  edirt.  Zu  seiner  Zeit  blähte 
er ,  od^r  doch  namhafter  Maler  Carlo  Cri- 
TOD  iLm  besitzt  die  Brera  in  Mailand. 
tl^r  derselben  mailänder  Familie  angehört, 
obirol  er  zur  venetianischen  Schale  ge- 
Is^inen  Sitz  in  Ascoli  nahm. 
Lam  eia  Zweig  dieses  Geschlechts  Ton  Mai- 
it  dem  Cardinal  Alessandro  CriTell: ,  nach 
E.  Jahrhunderts.  Dieser  angesehene  Mann 
(omme  vom  Stamm  Crbans  III.  bezeichnet, 
aie  der  Grafen  Ton  Loniello.  Er  war  erst 
lud ;  unter  Carl  V.  nahm  er  Kriegsdienste 
In  Trnppencorps.  in  welches  sich,  wie  man 
Icfai  welliger  aU  400  seiner  Familiengenossen 
1  las^n.     Sodanu    war    er    nach    dem  Tode 

die  geistliche  Laufbahn  getreten ;  Pias  IV., 
\adex ,    vom    Haus    Medici,    hatte    ihn    im 

Jiäcbof  Tou  Gerenza  und  Cnriati   in  Cala- 

l^päter  warde  er  Nuntius  in  Spanien,    und 

aal.       Er  ging  nochmals  nach  Madrid  als 

ton  dort  zurückgekehrt,  stiftete  er  in  Rom 

Ir  Erziehung  junger  Leute  des  Hauses  Cri- 

uicht  gesagt,  ob  es  ihm  auch  dort  glückte 
leumitglieder   bei   den   BQchern    zusammen- 

eiust  unter  der  Kriegsfabne  Carls  Y.  ver- 
Im  22.  Deceniber  1574    ist  Älessandro  ^e- 


OreffiMroviue:  Dit  bddtti  Crivelli. 


333 


sein  Grabmal   befindet   »ich    in   seiner  cbemaligeD 
itelkircbe  S.  Maria  iu  Araceli. 

Es  sind  also  KiShDe  und  Verwandte  dieses  Cardinala 
gewesen,  welche  in  Rom  wohnhaft  blieben,  und  hier  ein 
neaeti  Geschlecht  bildeten.  Ihm  geh&rten  auch  die  beiden 
baieriachen  Residenten  au,  tou  denen  ich  reden  will.  Auf 
welche  Weise  Giainbattt.sta  mit  dem  herzoglichen  Hause 
Baiem  in  Verbindung  kam,  um  dann  in  dessen  diplomatischen 
Dienst  zu  treten ,  ist  mir  unbekannt.  Ich  will  annehmen, 
dass  der  junge  Herjuig  Maximilian  die  persönliche  Bekannt- 
BchaH  dieses  Cnvolli  machte,  als  er  im  Jahr  1593  Rom 
besuchte.  Dies  ist  nm  so  wahrscheinlicher,  als  die  Bezieh- 
ung der  in  Rom  angesehenen  Familie  Crirelli  zum  Hof  in 
MUnclieu,  wie  wir  gleich  s-ehen  wertlen,  schon  vom  Cardinal 
Akswodro  sich  herscfarieb.  b^  waren  aber  nicht  nur  jene 
beiden  späteren  Residenten  Üaiems,  sondern  auch  andere 
Mitglieder  ihres  Hauses ,  ihre  Vettern ,  welche  im  An- 
fang des  XVII.  Jahrhunderts  mit  dem  genannten  Hof  in 
Verbindung  sianden,  ihm  dienten,  oder  xn  dienen  suchten. 
Gleich  im  ersten  Bande  der  Correspondenzen  findet 
nch  ran  ahh  Rom  am  8.  Mni  IGIO  von  einem  Marchese 
Aleasandro  CrivelU  verfasstes  italienisches  Schreiben,  welches 
an  eine  forstliche  Person  des  Hauses  Daiern  gerichtet  ist. 
Ich  teile  es  hier  mit,  weil  es  uns  direct  iu  diese  Verbind- 
uogcu  einnibrt. 

Du rchla achtigster  Herr  und  mein  xu  verehrender 
Patron : 
ich  Icomme  mit  diesem  mich  ala  untertänigsten  Diener 
Seiner  Durchlaacbtigsten  Hohheit  darzubieten :  denn  die 
Bereitwilligkeit  dies<*m  Durchlauchtigen  Hanse  zn  dienen, 
habe  ich  von  allen  meinen  Vorfahren  geerbt,  ganz  l)e- 
Bonders  vom  Cardinal  Crivelli  meinem  Grossvater  glor- 
reichea  Andenkens,  und  vom  Marchese  Crivelli.  meinem 
Vater.  Dies  zu  beweisen  bedarf  es  nicht  weiterer  Worte, 
[1880. 1. Fhii-phil. hUt. CI. Bd. I.  3]  22 


der  Herr  Jniia*  CnTelli.    weUjher  bei  Sr. 

oad  der  Römer.  Herr  Giucba:tisU  Crivelli 

diese    M-ien    hereiu    im   Dieoät    desselben 

Im  bleibe  nur  noch  äbrig.   cass   S«.  Hoheit 

ro^ä^Q  Verlantren  ihm  zu  di*>nea.  Gebor  gebe, 

loft  Befehle  zakommen  Usse.    Ich  Tcrackere 

ich,  obwol  für  den  Dienst  eines  so  gnMsen 

zu  geriage  Person,  dennoch  an  Zonögong 

•iner  Vorfahren  nachstehe      Ich   biete  Ihr 

ll  meiu  Vermögen,    was    immer  es   sei,    tn 

u^end«  &e$e  meine  Liebe«erbietung  za  Gnaden 

je  ich  das  sehnlichst  wünsche,  and  mich  bei 

l-it    dAter  Seiner  Protection  za  halten;  denn 

Qifr  die  weltbekannte  Liebenswärdigkeit  aod 

blaucbttgsten    Hoheit.     Ich    küsse  derselben 

K&z    die  Hand    nod    bitte  Gott    ihren  Staat 

ihr  fBr  die  Dauer  ein  wahrhaftes  Glück  in 

,  am  Ö.  Mai   1610. 

lirer  Durchlauchtigsten  Hoheit 

nntertänigster  Diener 
Marcbese  Alessandro  CriTellL') 

Weiae  und  ob  Oberhaupt  das  Verlangen 
sj^iidro  nach  baieriscbeu  Dien&ten  befriedigt 
A^  ich  nicht  za  berichten.  Da  er  nicht 
lirird,  so  will  ich  annehmen,  dass  er  seine 
Irreicht  bat.  Manche  Italiener  suchten  da- 
lange  vorher  —  mau  erinnere  sich  an  die 
Leueas  Silrius  Piccolomini  iu  der  kaiserlichen 
Leo  ^  ihr  Glück  an  den  Höfen  Deutschlands. 
\a  seit  Carl  V.  Dienste  im   deutschen  He^; 


wird   io   die«eni  Brief  nicht  mit  Namen   genannt. 
wol  UAsimilian  Mlbst»   an  den   »ich    der  Bittead« 


Oregorueiwt:  Die  beiden  CripeUi. 


335 


ei  ist  bokannt  gering,  vie  riele  ihrer  während  deji  draissig- 
jährt)^eu  Kriegs  naier  den  Fnhaen  der  Liga«  Wallensteins 
und  dea  Kui^era  gedient  haben.  Die  lebhafte  VerbiuduDg 
der  kathüHscbeu  Uö\\)  DeuUchlauds  mit  der  römischeu  Curie 
koiiut«  dort  manchen  Italienern  als  Scbreihern  and  Sccre- 
tÄren  BeAcbiiftiguug  bieten.  Die  Correspondenz  mit  Uom 
wante  zwar  im  böchsteu  officielieu  Stil  lateinisch  getührtf 
aber  im  allgemeinen  in  italienischer  Sprache.  Da»  Italienische 
war  in  jener  Zeit  eine  an  allen  kathotiacheu  deutschen 
Höfeo  cultivirie  Sprache  de»  Verkehrs.  Dass  Maximilian 
voll  Baiern  ihrer  mächtig  war,  iüt  eine  ganz  selbsttersUnd- 
liche  Sach«.  Er  schickte  auch  baierische  Landeskinder 
h  Rom,  »ich  dort  in  den  Studien  überhaupt,  nnd  bc- 
uders  im  Italieniacben  auszubilden.  Uaun  konnte  er  sie 
in  seinem  Kabinet  verwenden.  So  empfahl  er  einmal  beinern 
R««idenien  in  Rom  den  Sobu  seines  Zahlmeisters,  Johann 
Kristopher  Kamerlober,  der  dort  italienisch  lernen  sollte; 
ein  audersmal  einen  Johann  Lndwig  (iailkircbner.  ^!u1che 
Bai«ra,  welche  die  römischen  Verhältnisse  nebst  der  Landes- 
sprache kenneu  gelernt  hatten,  gebrauchte  er  auch  in  di- 
plomatischen Missionen.  Ho  findet  sich,  im  Frühling  1621, 
als  sein  Abgesandter  in  Rom  Fetcr  Mandel  aus  Keuhausen 
beauftragt  uehen  CriruUi  die  Unterstützung  der  katholischen 
Ltgn  bfim  Papst  zu  betreiben.  Es  gibt  eine  K«ihe  De- 
ppKchru  in  dieser  Angelegenheit,  welche  beide  zusammen, 
Mandel  and  Crivelli,  unterzeichnet  haben. 

Noch  Baiern  seihst  kamen  manche  Italiener,  ihr  Glück 
»0  suchen.  a'\B  sliidirten  bisweilen  auf  der  Uuiver.'^iiiit 
Ingolstadt,  wo  noch  immer  Ausländer  sich  einfanden,  wo 
«heticm  der  Marschall  Bos8umpiere  atudirt  hatte,  wo  Maxi- 
milian selbsi  und  der  Kaiser  Ferdinand  II.  ihre  Studien  ge- 
uiacbt  hatten.  Sie  nahmen  dort  den  Doctorgrad.  Einige 
traten  als  Secretilre  in  den  Dienst  des  Münchner  Kahinets. 

Rat   (consigliere)   des   Herzogs  and    Kurfürsten   Mazi- 


rtMul  laiiirer  Zeit    iler  Doctor  Aarelio  Oigli. 

jIi  ilieser  Italiener    gewesen    i?t .    weiss   ich 

tili  ».ie>ohIecht    Oigli    in    Siena .    uod    in 

.T:ii;rhun.]en  «.Maciiito  Oigli    alg  Verfasser 

■lAi    Liv.szeiohiiete.      Uusre    Correspondenzen 

Priv^obe::  Veiaer  CriTelii   an  den  Rat  Au- 

■->ri\  '■:"•  ■";:-er:r.ü-:''ig  l-reit-rn.  ja  geschwätzigen 

•\w    Ke<:denren    im   geiSungsteu   Italienisch 

>.ier  u::t  >ei::o'j   K-r^cripteu    aus  dem  Kabinet 

iiti:'.'.'.".i.i!:>. 

ivr-i-e«  A'.irel'o  Giii':.  Vittorio  mit  Namen, 

:l:o'-.  ::n  .lj"::re    ;•  i;^  ilem  General  Tillv  als 

■-:'.07    ";'i:er.    ;;•.:    München    als    Lehrer    in 

:*#o::<oh..::e:: .   e:::  A?:orn»  Leoucelli    hatte 

_•,.:  M.i\:™:'.'Ar.  im    Frj»::zö<i«oheu    nnd   Ita- 

-v"  :er .    -r-Vi  C.ir'o  P^:::  ihn  Mithematik  und 


V-:t:  -v«  ••-?:i" .:  r.c'v.  der  Baron 
■■.-.  Vrv-r  y-ziz?  vi*-  Residenten 
■rr:s."  f"   H.^:'  e:::-?  arirrsebene  nnd 

'  -.  ■.■■■<rr::-.  O'-rri^-sp-^a lenzen  er- 
>::     ".v    ■■:■:•:<'.    :r.    Ar.irasT    IBOT, 

,-..*^    tT    .:  t^t*.':.?   er*t  damals  be- 

'.:•'■:-.:     Ci":'rriru<.  Cubicnlarins, 

:>    ■.  ••  •    A  •  -  i.*:-  itOT*?    des    Herzogs 

.-,..  •--.;— j^\  :■•'_  ^ip'.,Mu:itischen 

-■.:,-,   -V  ;    -.i:-£   rrs-.'iiier«  au  den 


i-.v   ■.:!■?  iti.i^Ti-.sche  Briefr 

-  .::-:"><•'■■?- Srrithe  mächtig 
•:■"   A"-.   :-.  J-^i   \fyiO  an 

-  \.ic^-?ur^r    <  Vmdechant 


Grcgoromus:  Die  beiden  CriceUi. 


337 


^ftOHiHu  Furtenbach  als  aasserordenilicher  Gesandter  uacli 
Rom  geschickt  worden,  nm  von  Paol  V.  Suhsidien  für  die 
katholische  Mga  zu  erlangen.  Er  setzte  es  dort  beim  Car- 
dinal Burghi'ge  darch,  das»  der  bekauute  tVa  Domenico  dl 
Gesn  Maria  die  Brlaubnias  erhielt,  nach  München  7.a  reisen : 
es  ist  derselbe  Fanatiker,  welcher  in  der  Schlacht  ara  weissen 
berge  ein  wnnderwirkeodes  Marienbild  in  den  baipriKchen 
Scblacbtreihon  einhergetragen  hat  —  ein  Gapistrano  des 
böhniischeu  Kriegs. 

In  MOncht-n  scheint  Oinün  Cesare  lange  Zeit  im  Dienst 
des  Herzog?  gelebt  zu  haben :  mehrere  Male  wird  er  in 
Tölz  sichtbar.  Seine  Lebeusschieksale  sind  mir  unbekannt. 
Kenner  des  Ijflndes  Baiern  und  seiner  Familiengeschichte 
werden  darüber  Auükunlt  geben  können,  ob  sich  hier  ein 
Geschlecht  des  Namens  Crivelti  noch  nach  dem  siebzebutuu 
Jahrhundert  erhalten  hat.^) 


I)  Kfl  wAnle  ron  Interesw  sAin,  die  Prag«  la  erQrtern,  ob  aod  in 
welchft  Wi-tM  im  lf>.  und  17.  Jahrhundert  Italienor  im  Diiiist  dcoUcliur 
Diplonstie  and  dcatscher  Kanzeloi^n  r«rwtMid(>t  worden  eind  F<ir 
Baiarn  tanen  rieh  im  17.  Jahrh.  nnchweiaen  mebn.TL>  Crivelli,  dvr  U&t 
Aarelto  Qij^li.  MinQtias  de  UiDatiis  (Minncci)  BasSerraraUo  (riebo  Felix 
Sti«T*  Urief«  and  Actes  zar  Gecrhichte  d«s  drelsei^jsh ritten  Kriegen  — 
IV  Band,  Die  Politik  Bayeriu  l.'^f)|— lAOT.  I.  S.  120i.  Im  di[)luniiitiMbpti 
Vieant  ilei  Erahersog«  Carl,  und  dann  n.h  Rat  nnd  Sivretür  des  HentoK« 
Wolffitng  Wilhelm  ron  Xcubnrg  findet  lich  seit  1UÜ2  der  ToMtner 
Gioran  Francesco  Baoosmicti  ein  Freimd  dea  (jalilei  (siolie  Cüsarc  Qu- 
utl  Le  reluioni  di  (jalileo  cun  alcuni  Pnitesi,  archirio  storlco  Italisno 
Teru  Serie  T.  Xvil.  IH73).  Boonaniici  war  erst  im  Gefol^  d«a 
Nuntiua  ('AfafTa  noch  Deotarhland  gckoininr'U:  es  mochten  Qb«iluupt 
aaf  üiriem  Wetfe.  d.  h.  aui  dcu  KontiatnrkanxeleicD  msocbe  Italiener 
•la  gefareiber  in  den  Dieoit  deatKhcr  Kanzeleien  getreten  nein.  Man 
nfiat«  dorea  Act«n  nntennohen,  um  Qber  diu  oben  bezeichnet«  Fraise 
AttfKklaas  XQ  erlulten.  Aal  meine  Uitte  bat  Herr  tu»  Arnetb  durch 
des  KooxiptltiD  l)r.  Winter  im  Wjpner  ütaatsarchiv  dorQber  Untomnch- 
ttngea  autolkn  laaaen;  auh  einer  gütigen  Mitteilung  von  dort  her  etit- 
DfluDe  ieh.  ihaa  die  Uofstaatslietea  am  voUBtäadigatea  erbaitea  Bind 


Alfa 


jSiesunj  der  kistor,  Classe  voni  3.  Januar  1680. 

wotleu    wir   ans  mit  den  beidea  Crirelli  in 
bcliaftigen. 
^ta  erscheint  dort  als  bairischer  Ä-geut  znm 

13.  Jauiiar  1607,  wo  er  an  den  Herzog 
tgen    der   Angelegenheiten  Salzburgs   schrieb. 

später    ein  Schreiben   desselben  Mannes   an 

in  1.  April  1623,  worin  er  sagt,  dass  er  dem- 

23  Jahre  gedient  habe:    also  ist  er  etwa  am 

in   Keinen  Dienst   getreten,    wo  der  jnnge 

leiuer  Vcnnälung  mit  Elisabeth  von  Lothringen 

phaft  uebea  seinem  Vater  Wilhelm  antrat. 

liDands  T.;  aas  dem  17.  Jahrhondeit  ist  dien  Quelle 
erst  Im  IH,  wird  sie  wieler  ergiebiger.  Die  älteste 
<-.  H^I  rührt  anter  der  Rabrik  „Canxicr  and  doctorei** 
jininter  Petras  Bonohomo  Aaa  dem  Ende  der  Regier- 
Jtns  [.  er^chL'inen  23  Namen  von  Secretäreo  and  Gantlei- 
IdpulBcb  bis  aaf  Dr.  Jacob  CicolUn  and  Georg  Oadiai. 
Ia9.ts Ordnung  von  1527  gab  ea  in  der  Wiener  Hofkans- 

A  btc-itungen  auch  eine  fQr  die  bargnndiiehen  ond 
hen,  je  ehiß  für  die  spanischen  Angelegenbeiten,  die 
iLlel"  etc.  Die  Namen  der  Vicekansler  sind  in  dieser 
mit  einer  einzigen  Aasnahme  deatsch.  Für  Italien 
J-e  Abteilung  in  der  Hofkanilei  sichtbar;  die  italieniacben 
l'nurdfn  wabracheinlich  in  der  „lateinischen"  Abteilang 

in  der  Begel  die  bargnndiscbe  (franxCsisehe)  Kanilei 
Bp»Tiiach'i?  mit  Spaniern  beaetst  waren,  finden  sich 
|ti    nuT  deutichnamige  Secrctäre ;    nnter   den  Copisten 

romaniBch^n  Namen.  „Anf  die  vollständige  Darch- 
Inbe.  die  Äni^aben  der  Hofstaatslisten  ans  den  Emana* 
li  BcEbat  in  erhärtea  and  xn  erg&nsen,  raasste  bei  der 
]iiiür  Torhandenen  Urkunden  nnd  Correspondensen  Ter- 

Dip.  mir   frenndlicb  gcmacbtcn  Mitteilangen  beliehen 

schon  argefuhrten  (imn^le,  ni<rbt  aaf  die  Epoche  des 

TOD    der  ich  hier  bandle.    In  derselben  Zeit,  als  der 

|l>   der   rdmischen  CriTelli   als  seiner  Residenten  beim 

var  aucb  eiu  Römer,  der  Prinz  Paolo  Sarelli,  kaiser- 

in  Koni. 


Ongoroviu»:  Di*  beiden  CrivtiU. 


339 


Ea  findet  sich  in  Rom  noch  im  Jahre  1593  aU  baie- 
riiicTt«r  BeTnllmäcbtiRter  Ulrich  Speer,  von  desfen  Corre- 
«pondenzen  Wolf  in  seiner  Geschichte  Mfiximilians  I.  (ip- 
brauch  gemncht  hat.  AnoJi  ist  in  deu  Jahreu  1500  bis 
150.'I  Minnccin»  u  Minucci  in  der  {.gleichen  Ki^RiiKchaft  eines 
Oratoni  in  Rom  gewesen.  Doch  habe  ich  Grund  anzu- 
DphmBii,  Hnsjt  weder  Rpper  noch  Minncci  Residenten  Baiern«) 
nni  jmpstlicheii  Hnf  gewesen  sind,  dass  es  üherliaupt  (joloh« 
damats  noch  nicht  gegeben  hat,  dase  vielmehr  die  baieriscben 
Angelegenheiten  in  Rom  dnrch  zeitweilige  Agenten  besorgt 
wunlen.  Wenn  meine  An^i  bt  richtig  ist,  so  hat  Giam- 
battista  CriTelli  die  Reihe  der  stündi.en  Gefinndten  Baieriw 
in  Rom  begonnen,  and  d»s  macht  ihn  zd  einer  betsonderen 
RfspeetAperfton  ftlr  Diplomaten  dieses  Landen  am  päpst- 
lichen Hof.') 

Znenst  war  er  nnr  Agent,  dnnn  erhielt  er  Titel  und 
Bteltnng  des  Reitidenlen.  Zum  ersten  Mal  findet  er  «ich 
als  solcher  bezeichnet  in  einem  Rescript  de»  Rata  Anrelio 
Gigli  vom  16.  Jnni  1610,  worin  die  Zuschrift  lautet:  AI 
molto  \\Y*  Signore  il  8ig.  Giovanni  BattistA  Crivelli  Resi- 
dente del  Serenissirao  di  Bi'.viera  in  Roma.  Das  Prädionfc 
IltuKtre  kam  einem  wirklichen  Residenten  zu. '  Die  Formeln, 
deren  (ticb  Maximilian  «elhst  in  seinen  Schreiben  an  On- 
«ellt ,  wie  Rpnti-T  in  denen  an  deinen  Sohn  zn  bndienen 
pflegte,  waren  immer  der  Ausdruck  achtungsvoller  Höflich- 
keit, wie  ne  die  oÜicieüe  Stellung  eine»  Gesandte»  be- 
dingte. We  Anrede  in  den  Briefen  lautete  llla«tre  l^ignore, 
and  an  Scbluss  etwa  r>io  la  prosperi,    und    alli    piaceri  di 

V.  s*. 


1)  K»  wire  flir  die  OfscMchlc  der  tteat«rhon  l>iplom«tift  von  W<^Tt, 
wriTii  mui  crfi>rBchi<n  hnmit^ ,  in  welcher  ZoH  d«r  baiciriseho  Hof  bo* 
pmnon  hat,  Ahmten  io  Rom  tu  halten,  aod  wcbo  inan  ili«  Llite  solcher» 
wU  (1»r  itflsdigvn  RMidentcn  dort  Qberbaapt,  lavammenitellt«. 


840    Jfaditr.  s.  Sitzung  tUr  hütor.  CUuh  tom  3.  Jokuw  I«S0. 


GiatnbattisU  befaiid  sich  in  Rom  io  gnten  Verhält- 
nissen. Er  besaBB  ein  Haas  am  Pasquino,  also  auf  dem 
liOcnl,  wo  henbe  der  Palast  Braschi  stoht.  Dies  war  die 
Mitgift  seiner  Gemalin.  Die  Miete  des  Hauses  warf  jübrlich 
400  Scadj  ab,  eine  für  die  damalige  Zeit  so  ansebnliche 
Summe,  dass  man  tod  ihr  auf  eine  Terhaltnissmässige 
Räumlichkeit  schliessen  kann.  Am  3.  April  1621  gab 
Maximilian  lieiuem  Re«identeu  eiue  jährliche  Zulage  Ton 
100  Scadi.  Wie  gross  der  Gehalt  Crivelli^a  überhaupt 
gewesen  ist,  weiss  ich  nicht,  werde  aber  später  die  Besold- 
ung seiues  Nachfolgers  nochweiseti.  Die  Zulage  erhielt  er 
durch  Fürbitte  jenes  Fra  Dnmcnico ,  mit  welchem  Maxi- 
milian fortdauernd  in  lebhaftem  Verk'ehre  stand,  auch  als 
der  Mönch  nach  Beendigung  seiner  Wandertbaten  in  Böhmen 
nach  Rom  znrückgekehrt  war. 

Domeiiico  war  dort  wie  ein  zweiter  heiliger  Resident 
des  gluuhenaeifrigen  Herzogs  —  durch  seine  lutercepsion 
hat  er  wol  manchos  bei  der  Curie  durchgesetzt ,  was  sein 
weltlicher  Resident  vielleicht  nicht  erreichen  konnte,  Gr 
Kchickte  einmal  im  Mai  1G28,  eiuen  seiner  Uüflinge  Wil- 
helm lUung  mit  Pferden  und  einem  Reisewagen  zum  Ge- 
schenk für  den  Cardinal  Ludovisi,  und  mit  einer  kostbaren 
Cassette  Silberzeug  enthaltend  für  den  Cardinal  Cremona, 
und  da  schrieb  er  dem  Residenten ,  dass  er  Ilsuug  zugleich 
an  ihn  und  Fra  Domeuico  weise. 

Manches  Audeuken  wird  der  Wuuderthäter  aus  dem 
böhmischen  Ereuzzug  mit  sich  genommen  haben ;  manches 
Ketzergut  wird  ihm  Maximilian  aus  der  reichen  Beute  Prags 
verehrt  haben;  von  dort  hatte  ja  der  Herzog  (nach  der 
Angabe  Dndiks  in  seinen  Forschungen  in  Schweden  for 
Mährens  Geschichte  S.  4)  1 500  mit  Schätzen  jeder  Art 
beladene  Wagen  nach  München  mit  sich  geführt.  Viele 
Hände  streckten  sich  auch  in  der  Folge  nach  Spolieo  der 
Ketxer   aus,    und   dass   auch   Fra   Domenioo  dabei   nicht 


4 


ri 


A 


Oreffonwint:  Di«  beiden  ÖriveUt, 


ZU 


feklle,  will  ich  sofort  zcigeu.  Am  30.  Augiut  1622,  wo 
die  Unlerpfalz  fast  gänzlich  erobert,  ab«r  das  nnKlUcklicbe 
Heidelberg  noch  nicht  fingRnoinmei)  und  geplHndert  war, 
ftchrieb  Maxirailian  aus  Mduchon  au  Giambalti.'ita  Orivelli 
nach  Rom:  er  drückte  ihm  erst  seine  Freude  darüber  ana, 
dasB  der  Padre  Doiuenico  g&'innd  sei  nnd  ihm  »eine  Liebe 
bowabre,  dann  fuhr  er  fort:  „Was  die  Spolien  betrifft, 
welche  Keine  Viilerlicbkeit  aus  tiolcben  beehrt,  die  in 
dieaea  letzten  Sif^en  in  der  UnterpfaU  den  Ketzern  abge- 
nommen worden  sind ,  so  habe  ich  an  den  Grafen  Tilly, 
ineiiieu  Geuerallieutnant  Befehl  erteilt,  dass  ur  zusehe, 
etwas  xnaammenznbringen ,  (che  vctia  di  mott-ere  inKieme 
qoalcbe  cosa),  nnd  mir  es  /.uscbickc,  und  wenn  das,  wie 
ich  hoffe,  erfolgt,  so  werde  ich  dafür  sorgen,  duss  es  auch 
UHch  Rom  geäcbickt  werde."  Ks  l)efaud  sieb  unter  der 
Beate,  die  bald  darauf  in  Heidelberg  gemacht  wurde,  auch 
die  PalntiniHche  Bihlioibek,  und  sie  wurde  von  Maximilian 
dem  Puj>Ht  nach  Rom  gexcbiekt.  Auch  über  diese  beklagens- 
w«the  Beraubung  iJi'utschlands  an  seinem  kostbaren  wissen- 
fchafllichen  Material  eulbalten  die  Correspoudenzen  einige 
8riofo,  welche  die  Geschichte  dieses  unserem  natioualen 
Verlasts  vervollstüiulig^n  können. 

EU  bat  aber  auch  Giambattista  Crirelli  seine  Hände 
nach  der  Beute  IleideDxrgs  ausgestreckt.  Hier  ist  ein 
italieniflch  geschriebener  Urir-t  Tilly's  an  ihn ,  aus  R^ens- 
burg  den   11.  Febrnur  1623: 

„Vom  Doclor  Aurelio  Gigli  und  von  Vittorio  seinem 
Bruder,  meinem  Secretür,  ist  mir  Ihr  Wunsch  mitgeteilt 
worden,  irgend  o\n  kleines  Gemälde  (qualche  qnudretto  di 
pitiuniK  oder  eine  andere  Galanterie  aus  dem  Schlot  r.u 
Reidelb*'rg  zniii  .\iidenkfrn  zu  erhalteu.  Nun  aber  befaud 
•icli  iu  dtmi  hesagU^'u  Schlasr'  weder  ein  Gemälde  uocli 
sonst  etwBii,  womit  ich  als  mit  einem  Präsent  bei  Ihnen 
Ehre  einlegen  konnte.    Da  ich  Ihnen  durch  dieThat  meine 


|.S"ir;iiN3  der  kiator.  Classe  vom  3.  Januar  18S0. 

beff^eisen  wünsche,  so   habe  ich  dem  oben 

»r  Oigli  100  Kaiserthaler  einhändigen  lassen, 

ti;en   Sie   sich   nach    Ihrem  Wolgefaüen    be- 

diis    noch  genauer  von  demselben  Doctor 

rd^».     Ich   bitte  Sie   dieselben   gütigst  anzu- 

juicht  auf  die  Geringfügigkeit  des  Geschenks 

ilern    vielmehr  auf  meinen    geneigten  Willen 

Innd  erkenntlich  /n  sein,   denn   ich   bin  mir 

thtung  ge*?en  Sie  bewusst  wegen  der  Zuneig- 

bei  verschiedenen  Gelegenheiten   bewiesen 

du  Sie  gleichsam  das  erste  Werkzeug  und 

Ffirsprecher  der  Geschenke  und  geistlichen 

lind,  die  mir  Sehie  Heiligkeit  unser  Herr 

lassen ,     welchem    Sie    gütigst    mich    des 

[ilpn  wollen,  ihm  die  grosse  Freude  bezeugend, 

fjrenannten  G  nadengeschenke    empfunden 

i}rlnete  ich   mich  Ihnen  mit  Bereitwilligkeit 

heutigen    Begriffen   von   Standesehre ,    oder 
laiipl,  würde  ein  Geschenk,  wie  es  Tilly  dem 
i(M<m  zu  machen  wagte,  als  eine  Beschimpf- 
|wt;]'(leu   —  damals   aber  wurde  das  nicht  so 
Austeilen    von  Geschenken  selbst  an  vor- 
Jnrcii  Fürsten,  oder  von  städtischen  Magi- 
twas    ganz    gewöhnliches    —    man    schenkte 
Icr^toffe   und   goldene  Ketten,   sondern  auch 
Denkwürdigkeiten  des  Ritters  von  Schwei- 
nen Begriff  von  dieser  Gewohnheit,  und  die 
[ii,   die  er  geschildert  hat,    hatten    sich   im 
lirh;mdert    nicht    geändert.     Ich    wollte    das 
den   wackern   Baron  Giambattista  nicht  in 


Sig"   mio   orrcvo"'  —  Di  V.  S.   molto  ill"  affett** 
iit«  4leTillj:  Die  Naueninntertohrift  ist  eigenhfindig. 


Orefforoviy$:  Die  beiden  CricelH. 


343 


einem  amtcru  Licht  ^.toheiueü  zn  las^^en  ,  als  ihm  sein 
eignes  Zeitnlter  gibt. 

Sein  VerhäUntsB  zum  Herzog  von  Hatem  war  ein 
dnrchai]-«  vertrauliches,  hange,  treue  Dienste  macht«n  ihn 
seinem  Herrn  persönlich  wert.  Maxitniliau  bat  die  ganze 
Familie  Crivelli's  fortdanernci  dnrch  sein  Wolwollen  ansge- 
«eichnet.  Er  nahm  sie  unter  seine  Prot^'Clion  und  sorgte 
für  ihr  Fortkouimi:;n.  Ein  Sohii  GiiiuihaUistaV,  Francesco, 
kam  im  Juni  1609  nach  MQucbeu,  wo  er  um  Hof  mit  be- 
sonderer Freundlichkeit  aufgenommen  wurde:  dies  zeigen 
Briefe  sowol  Maximilians,  ah  der  Herzogin  Elizabeth  an 
den  Vtfter  dos  jaugcn  Mannes  in  Hom.  Die  letztere 
schrieb  ihm  am  '2'2.  Juni  1600,  dass  sein  Sohn  ihr  die 
£mp(chlang.sbnofe  flberbracht  nnd  sie  ihn  empfangen  habe 
auf  Grund  der  Liebe,  die  das  ganze  hfrzoglicbe  Hans  für 
ihn,  den  Vater,  empfiiide  Auf  enwu  Brief  seines  Sohnea 
ans  Tölz,  wo  dieser  seineu  Verwandten  den  Baron  Qiulio 
CeHure  bt'sncht  hatte,  «clirieb  ihm  der  Vater  erfreut  zaritcV, 
daiw  er  dnrch  die  Nachricht  von  den  Ehren,  Gescheuken 
und  Guuftthe/eugungen,  die  er  von  den  baieriftchen  Farsleo 
empfangeu  hübe,  ganz  verwirrt  sei:  all  dies  sei  die  Wirkung 
de«  grossen  gütigen  Wfdwotlens,  welches  ein  solcher  FOrst 
nod  liebenswürdiger  Herr  ihnen,  seinen  geringsten  Dienern, 
Kheuke. 

Der  jnnge  Crivelli  slellti'  sich  in  Augsburg  anch  den 
Fugger  vor.  Er  bemuhte  sich,  durch  solche  einiliissreiche  Vor- 
biudungen  aein  Olllck  zn  machen.  Doch  schon  im  September 
kehrte  er  nach  Korn  zurück.  Da  sein  Vater  ihm  ein 
spanisches  KitterUrt'Ur.  zn  verschaffen  suchte,  womit  eine 
Commende  rerbanden  war,  so  schickte  ihm  der  Herzog  be- 
reitwillig KnipreblungsbriHfe  au  die  Königin  von  Spanien 
und  an   Don  FruncihCo  de  Castro. 

Im  Jahr  1610  kam  ein  »weiter  Sohn  des  Residenten 
nach  Mtlncben.     „Da   mein   Sohn    Giauangelo,    so   schrieb 


Sü£ung  der  histor.  Glosse  v<»n  S.  Januar  1880. 

iHerzog  atn  10.  April ,  dortbin  reist ,  am  in 
1  Rechte  7.U  studiren,  und  das  an f  Rat  des 
Lepar«  Cfiveili ,  meines  Verwandten ,  so  em- 
[iclbeü,  wie  mich  selbst,  der  Gnade  und  Pro- 
nrcbtaucbtigsteu  Hoheit,    wie  Ihnen   das  ans- 

ihm    genaonten    Herrn    Giulio   Cesare    and 

Sohne  vorgestellt  werden  wird". 

ieo  auch  noch  ein  dritter  Sohn  Giambattista's 

Hof,   Gianipietro   mit    Namen,    ein  Jesait. 

cbickten  ihn  nach  Gratz,   dort  seine  Studien 

und    auf  dieser    Reise   stellte    er  sich    dem 

au»e   in   M ii Qchen   vor.      Später    erhielt    er 

pfehlung    Maximilians    einen   Canonicat    in 

last^vere.     Uuterdess   hatte   der  junge  Gian- 

tudien    in    Ingolstadt    beendigt ,    dort    den 

alten  1    und    war   nach  Rom    zurückgekehrt. 

Hingen    hatten   ihm   eine  Stellung   als  Goyer- 

en  Fürstentum  Sonnino    verschafft.     Da  nun 

mbättista  ult  wurde,    wünschte  er    noch   bei 

den    diploQiatischen  Posten ,    welchen    er  als 

id^iit  in    Rom  inne  hatte,  seiner  Familie  zu- 

jeiiem  Sohne  zu  hinterlassen.     Eine  solche 

Luhe  Uebertragang   eines  Amts    nannte    man 

a.     Am    18-  April  1618    wandten    sich    alle 

der    VaLer,    und    die   Söhne  Francesco    und 

it  Bittgesuchen  an   den  Herzog  Maximilian. 

cherte  ihn,  daäs  sein  Bruder  Gianangelo  für 

1  geeigneter  sei,  als  er  selbst,  und  er  bat  ihn 

lle  durch  die  Gewährung  dieser  Gnade  glQck- 

1618  ert4?ilte  Maximilian  in  einem  Schreiben 
Crivelli    den    gnädigen    Bescheid ,    dass    er 
lie  Sopraviveii/a  gewähre. 


aregnrm-ius.-  Die  beidtn  Criv^H, 


345 


In  Folge  dieses  nfificiellcn  YerliÄUmBses  int  dann  der 
Doctor  GiuDan^elo  nach  MUncben  gegangen  nud  in  die 
Dienste  des  Herzogs  getreten.  Kr  begleitete  denselben  in 
irgend  einer  civilen  Stellung  im  böhmischen  Feldzage,  und 
dort  starb  er  anf  der  Rnckkehr  Ton  Prag.  Wir  erfiihren 
das  aus  folgendem  Schreiben  seines  Vaters  an  den  Herzoge 
datirt  Born  19.  Decemlier  1620: 

„Heate  erhielt  ich  den  lieben  Brief  nnsers  ehrwürdigen 
tanem  Vaters  Fra  Domenico  di  Gesu  Maria,  welcher  mir 
mit  seiner  gewohnten  sanften  nnd  liebevollen  Art  den  bittern 
Trank  zu  trinken  gibt,  mir  meldend,  dass  mein  Sohn 
Gianangolo  auf  der  Rückkehr  von  Prag  nach  München  da- 
hingeschieden ist.  Er  konnte  sein  Leben  nicht  besser  ver- 
wenden als  im  Dienst  Ew.  Durchlaiichttgen  Hoheit.  Ich 
bin  stolx  darauf,  doss  er  unter  aolcbeu  Umstäuden,  und 
nachdem  er  so  grosse  Frendo  erfahren  und  so  grosse  and 
herrliche  Thaten  Earer  Hoheit  gesehen ,  seine  Ti^e  be- 
scblosseu  bat^'. 

Dem  Dienst  des  HerzogH  von  Baieru  hatte  also  der 
RMident  Crivelti  seinen  boß'uungAvollsten  Sohn  znm  Opfer 
gebracht:  nnd  dos  mnsste  ihn  selbst  nnd  sein  Haus  für 
Maximilian  noch  wf^rter  nmchen.  Kr  blieb  sein  Resident 
in  Rom,  auch  als  Puul  V.  im  Jahre  1ß21  gestorben  war. 
Mftxirailian  erhöhte  ihm  damals  seinen  Gebalt,  wie  wir 
»cbon  erfahren  haben.  Er  empfahl  ihn  und  seine  Familie 
au  den  neuen  PapH  Gregor  XV..  und  an  dessen  bald  all- 
niiebtigen  Nepoton  Lndovico  Ludovisi.  Er  tbat  da<^s«lbe, 
als  Urban  VIII.  im  Jahr  1623  den  heiligen  8tol  bestieg  — 
aoch  da  blieb  Crivelti  anf  seinem  Posten,  nnd  noch  be- 
sonders Hess  ihn  der  Herzog  dem  neuen  Papst  durch  den 
Cardina)  Zoltem  dringend  empfehlen. 

Der  alte  Crivelli  erlitt  in  demf^elben  Jahr  1G23  den 
Verladt  seinefi  andern  Sohnes  Giampietro;   Ton  allen  seinen 


^^ 


r^runf/  Jer  hUlor.  Classe  vom  3.  Janttar  1890, 

pöbuen  und  drei  Töchtern  ^  waren  ihm  nnr 

Fraucesco   und   eine  Tochter.     Er  bewarb 

iiei^en    ktzten  Sohn    um    die  Soprarivensa. 

|:htT    nachher   32    lange   Jahre   der  BctoU- 

i£i  in  Rom  gewesen  ist,    hatte   bisher    sein 

verächiedeuen    Stellungen     gesacht.      Im 

er    Ltu  Dienst   des   Cardinais  Giambattista 

|>Teuti]]erä,    gewesen.     Es   wirft   ein   etwas 

it  auf  solche  Dienstverhältnisse,  wenn  man 

bäco  darüber  am  21.  Jali  1G18   an  Äarelio 

pben  berichtet  hat:  seit  zwei  Monaten  habe 

Dienst   des  Cardinais   zurückgezogen,    und 

Fisch  ßiisser  dem  Wasser  ;   der  Herr  Car- 

iLirhL'it  ein  schöner  junger  Mann;   wie   eine 

Ihn  mit  Liebkosungen    an  sich  gezogen  und 

lei^dillifert:  er  habe  bei  ihm  seinen  Büf  zu- 

Ki^se   er   aus  Rom   für  einige  Zeit  fort     Er 

j  von  Maximilian  Empfehlungsbriefe  an  den 

|ma»    von    welchem    er  ein  Amt   in    dessen 

Iibru2z«it  zu  erhalten  hoffe,  etwa  als  Gover- 

|fa,    oder  Civita  di  Pefia,  oder  Citta  Ducale. 

ei'suclitp  den  Herzog  darum,  da  doch  sein 

l)iihren    ihm   in  MUnchen  persönlich  vorge- 

kclückie  die  begehrten  Empfehlungsschreiben, 
JJov.   1618   dankte   ihm  dafür  der  alte  Cri- 
lldiiiig,  duss  sein  Sohn  das  Amt  des  Richters 
Jivita  di  Pena  erhalten  habe. 

später   .'tchrieb  Francesco   dem  Herzog  aus 
eine    von    ihm    nicht    näher   bezeichnete 
eu    hatte,    und   in   diesem  Brief  nannte  er 

G;^3    bat  Qiambattista   den    Herzog   Maxi- 


Oregofoviua^  Die  hetden  CriteUi. 


347 


milUn  seinem  letzten  Sohne  die  Sopravivenza  kq  erteilen. 
Sein  Gesuch  ilatirt  vom  l.  April;  er  meldete  tlariii  den 
Tod  Giampietros,  uud  eriimerte  den  Herzog  daran,  dass  er 
selbst  ihm  nun  schon  28  Jahre  lang  diene. 

Es  findet  sich  das  Kescript  Maximilians  nicht  vor: 
wmhrM!lit-iiilich  hat  er  seinem  getreuen  Diener  aUbald  die 
Bitte  gewährt. 

Der  alteCrivelli  bekleidete  eeither  sein  Amt  mit  Ehren 
and  grossem  Auaehu  noch  vier  Jahre  lang.  Dann  starb 
er  im  Juli  1627.  Die  oflFicielle  Meldung  aeiues  Todes  bat 
»ich  nicht  erhalten ,  aber  hier  siud  zwei  Briefe,  die  ihm 
als  Nachruf  dienen. 

Am  16.  September  1G27  schrieb  Maximilian  aus 
München  au  Prnncescü  Crivelli: 

„Die  Naobricht,  die  Sie  mir  von  dem  Tode  Avs  Herrn 
üiambattista  Ihres  Vaters  (Gott  habe  ihu  selig)  gegeben 
haben  f  ist  von  mir  empfangen  worden  mit  deu  Gefühlen, 
welche  seinen  vorzüglichen  Kigeuschaflen  uud  der  hiebe 
entsprechen ,  die  er  mir  mit  fortdauerudem  Eifer  und 
gleicher  Treui.>  iu  Llexug  auf  alle  meiue  Angelegenheiten 
bewiesen  hat.  Deshalb  betraure  ich  mit  Ibnen  solcbeu  ge- 
nieiniianien  Verlust,  und  iudeiu  Ich  diiü  Wuhvolleu,  welchen 
ich  für  den  lieuuiiuteii  immer  gehegt  habe,  auf  Sie  xülbst 
Qbcrtrßge,  nehme  ich  gern  die  Krbietung  Ihrer  Person  von 
Ihnen  entgegen,  und  werde  nicht  verfehlen  dessen  zu  seiner 
Zeit  eiugiHlc-uk  zn  beiu.  Unterdess  mögen  Sie,  bis  auf 
meine  weitere  bestimmte'Eutächeidung,  mit  Sorgfalt  und 
£iier  die  Erledigung  der  dort  noch  schwebeuduu  Geschäfte 
beiforgen.  wie  es  im  Besondern  die  Augelegeuheil  de^ 
Padre  Bzovius  ist,  wegen  welcher  noch  znletKt  einige 
SchrifUitücke  ahge»chickt  worden  nind  ,  uud  auch  an<lere», 
womit  ich  Sie  nach  liedurf  von  ^eit  /u  Zi'it  beauftragen 
wcirde:  denn  so  werden  Sie  mir  einen  wUlkommeneu  Dieu<it 


t.^   IJJf."- 


',(^-*  vfM   t    Zvfuytr  J^rtl 


I  LuMsic;:'?-   '«'.  *r  vk:!  EiiT=r»:-xar=tfr  imne: 
Ejm»    .-,*." -.a.-^r'-i.    l-.i^  ViSÄ».    äs    TOtt 

-a  Ej^itcst:. Ari#'= :    i~:    i:**t9«    srae&ec    mich 

Ee  i^-*    i-i^  r-'-rfz.  L#»i>?E.  'iessttbai  Herrn 

Er   »i.'i    riT.  H:=:=*'.  i^i^2<eeü«gett  «ein, 

>bn  «ri^-rr  z''"'^  TnaT^en  Z3  z>^iü£ss«n.     Ich 

-a  «a  -i-^::  Vrrl^^:.  c:i<i  i<c:  bin  sicher,  dnss 

"w  d«c:  )'>ef:hl    s^in-en  T^il   g>aeeben    haben, 

a<!it    derri   WiÜ^^n  Gott«  fözen  w«rJen.    der 

eic  :-T.    r?:e  bleiVn  der  Erbe  der  GOter 

werden  zasi^rich  aack  der  Erbe  der  Liebe 

dunen  Herrn  empfunden  habe:    sie  wird 

derj^igen ,   welche  ich   noch  im  Besondem 

a  h'^e,  «rin  Capital  bilden  gross  genog,   um 

k-u,    Qb^r  mich   bei   allen  Ihren  Bedürfnissen 

|iii>l    m  ':rbiete  ich  mich  Ihnen  in  besonderer 

tUu-  Wuii'.n    die  Hand,    and   erflehe  Ton  Gott 


|li|ilotnali8cfaen  Dienste  betriflt,  welche  Giam- 
Uuti  ein  Menscfaenalter  hindurch  dem  Herzog 
Ifijutr^t  )iat,  so  geben  die  gesammelten  Corre- 
vim  Z<tugni»s,  aber  kein  vollständiges.  Nicht 
\/i)t\  lUmi  her,  noch  alle  Rescripte  dorthin 
Die    Sammlung    ist    lückenhaft.      Manche 


—  Tht  Monnco  )i  Iß.  di  Settembrc  16*27.     Per  com- 
|li   Bikvlcrit  Ktutloru. 

iMtir<   Hilf,    mii)   osi"  —  Da  Laaenbarg  6.  Norbro  1627 
lAir>»  lorvitor  Oio:  Conto  de  Tillj. 


Greffomtius:  Die  beiden  OrkjeUi. 


349 


Jahre  sind  sehr  dürftig  vertreteu.  So  habe  ich  aus  dem 
Jahr  I6'^5  uar  einen  einzigen,  von  1626  uor  drei  Depeschen 
CriTelli'a  torgefoDden ;  vom  Jahr  1627  gibt  es  deren  nicht  eine. 
Die  Sammlung  enthalt  übrigens  keintswegi  nur  ein- 
■pntig  die  Berichte  des  Gesandten:  vieles  andere,  was  durch 
^«■sen  Hiinde  gegangen  und  von  ihm  befördert  worden 
wrar,  ht  dort  abschriftÜch  oder  in  Minuten  zu  einer  Kate- 
gorie vereinigt  worden.  On  sich,  wie  wir  gesehen  haben, 
auch  Briefe  dnrchau's  privater  Natnr  in  ihr  rorfinden,  so 
ist  wol  die  gesammte  Kanzelet  der  Crivelli ,  nach  deren 
Tode,  nach  München  gebracht  worden.  Die  genannten 
Correspondenzen  vereinigen  Depeschen  des  Residenten,  Be- 
fiele des  Herzogs,  Kescripte  des  herzoglichen  Rats,  Berichte 
desselben  an  Crivelli,  om  diesen  über  den  Gang  der  Dinge 
in  Deotschland  ku  onterrichten ,  Briefe  des  Herzogs  und 
Kurfürsten  an  den  Papst  und  die  Cardinäle ,  wie  umge- 
kehrt ;  Briefe  des  alten  Her/ogs  Wilhelm ,  und  anderer 
Mitglieder  des  herzoglichen  Hauses.  Den  Schriftstücken 
aas  der  Kpoche  des  zweiten  Crivelli  (im  Bande  A.  1630 — 31) 
ist  sogar  eine  Reihe  der  an  Maximilian  gerichteten  Brevia 
Apoatolicu  vom  J-  16111  bis  1631  abschriftlich  lieigeftigt 
worden,  also  der  Päpste  Paul  V.,  Gregor  XV.  und  ürhan  VIIl. 
£b  finden  sich  ferner  mehrere  Briefe  Tilly's  und  seines 
Neffen  au  Crivelli.  Wir  sahen,  welches  freundschaftliche 
Verhältnis!  Tilly  zu  Giambattista  unterhalten  hat.  Von 
seinen  Untemebmnngen  machte  er  bisweilen  dem  Resi- 
denten Moldung.  Als  er  den  grossen  Si^  bei  Stadtloo 
ftber  Christian  von  Braunschweig  erfochten  hatte,  l)eauf- 
tngt«  er  Crivelli  in  einem  Brief  von  dort  am  9.  Ängust  1623, 
d«a  dem  Papst  kund  zu  geben,  und  ihm  zu  berichten,  dosa 
von  den  Feinden  GOOOMann  gefallen,  4000  gt^faugen  seien. 
Es  finden  sich  ferner  Empfehlungsbriefe  Maxiniiliiui's  für 
DMb  Rom  reisende  Deutsche;  so  einmal  solche  an  den 
Papst  Punl  V.  und  den  Cardinal  Borghese  vom  24.  ÄprÜ  1616, 
[1  MO.  ].  Phil.-tliil.  iiüi.  Ct.  iJd.  I.  a.J  23 


350    KacMr.  g,  SiUung  der  htslor.  Claeae  vom  3.  Janutir  1880, 


wo  der  Herzog  zwei  Verwandte  Wallensteins,  die  böhroischen 
Barone  Rudolf  und  Maximilian  dringend  empßehlt.  Äncb 
liegt  das  Breve  jeuea  Papstes  vom  26-  .Tuni  an  Maximilian 
beif  worin  er  dem  Herzog  zu  wisseu  gibt ,  da^^s  er  ihm  zn 
Liebe  die  beiden  Brflder  Wnllcnsteiu  gern  empfangen  habe. 

Audi  als  Af^enten  für  Ankäufe  von  Kuu:«tgegenKtäudeu 
hat  sich  Maximilian  dits  Crivelli  bedient.  Die  Correspon- 
denzeu  enthalten  dartlber  hie  ond  da  Nachrichten,  welche 
dem  Kanfthistoriker  in  Hemg  auf  die  Entziehung  der 
mlinchener  Sammlungen  von  einigem  Wert  sein  können. 
So  trug  Maximilian  seinem  Residenten  in  Hom,  am  2.  .la-^ 
nnar  1613  auf,  für  ihn  Gemälde  von  Miohel  Angeloif 
Rafael  nnd  ihren  Zeitgenossen  anzukaufen,  und  Crivelli 
ficbickte  ihm  eine  Liste,  worin  er  Bilder  von  Ghirlandajo, 
Ferugino,  Sebiastiano  dal  Piombo,  MosaociOf  Andrea  del 
SarfcOi  nnd  andern  Meistern  nlü  in  Betracht  kommend  auf- 
führte. Ein  anderes  Mal,  am  12.  Sept.  1613,  schreibt  ihm 
Maximilian,  da^s  er  die  Zusendung  der  Statue  de»  BacchaSj 
erwarte,  ehe  die  kalte  Jahreszeit  eintrete. 

Bei   dieser  Gelegenheit  ist  auch  für  die  Geschichte  der 
Musik    am    herzoglichen  Hof   zu  MUnchen    die    Bemerkung 
wertvoll,    däna  Maximilian    in  demselben  Jahre  I61.S  einen 
Nachkommen  des  berühmten  Orlando  di  Lasso,  welcher  als 
Kapellmeister   des   HerKogs  Wilhelm   am  14.  Juni  1594  in 
München  gestorben  war,   in  Rom  eiudiren  liesa.     Dies  wor^ 
Ferdinando    di    Lasso.      Der    grosse   Tonsetzer   hatte    zwe^f 
talentvolle   Söhne,    Ferdinand    und    Rudolf,    beide    in    der^ 
Müuchuer  Capelle  angestellt;   da   der   erste   im  .Tuhr  1609,^J 
Rudolf  aber  1625  starb,  so  kann  der  in  denCorrespondenzcoH 
genannte  Ferdinande  nur  Orlundo's  Knkel  sein,  welcher  Im 
Jahr  1G36  gestorben  ist.     Maximilian  hatte  ihn  nach  Rom 
geschickt,  um  unter  dem  Maestro  Suriano  sich  auszubilden. 
Der   Herzog   forderte    ihn   nach  München    ab,    verlUngerie 
aber   seinen   Anfenthalt   iu  Rom   am   drei   Monate,     Dies 


1 


.te^ 


j 


Grei;ortmiU:  Die  beidtn  CrktUi. 


351 


■gpac! 

Rvnd 


gebt  AQd  folgendem  Schreiben  an  Crivelli  vom  21.  Juli  L613 
hervor:  ««Aus  Ihrem  Brief  vom  6.  habe  ich  veruommeti, 
welche  Fortschritte  dort  Ferdinundo  Lasso  in  der  Musik 
hl,  und  dass  <^r  jetzt  im  Stande  ist  7.nrück7.nkQmmeu 
id  Dieu.-«te  zu  leisten,  sobntd  er  uooh  drei  Mouate  sieb  in 
Rom  wird  aufgehalten  haben,  um  Ällegro-Compositionen  in 
muderuem  Stil  zu  macfaen,  uachdem  er  bisher  sich  mit 
ern-'^ten  bescbättigt  bat.  Ich  sage  Ihnen  deshalb,  dass  ich 
xnfrieden  bin,  ihn  noch  die  genannten  drei  Monate  dort  zu 
Insiien.  damit  er  sich  so  viel  als  möglich  zu  vervollkommnen 
BDche  nicht  allein  im  Componiren«  sondern  auch  in  der 
Ausöbutig.  und  Coucerte  zu  zwei,  drei  und  mehr  Chören 
zoHammenfietxe.     Dunu  mag  er  hierher  zurückkehren**. 

Ks  liegt  ein  Brief  desselben  jungen  I^asfo  an  Conrad 
Buchlei'  vor,  deu  Kammerdiener  des  üerzoga,  vom  23.  An- 
giut  1GI3,  worin  er  um  Uei»egeld  bittet. 

Im  Ganzen  bedarf  es  kaum  der  Bemerkung,  dass  man 
u  n iisiT n  Coriespon dei izen  kein e  A ufsch lUsse  Ober  die 
ichtigst^n  puliti-^cben  Iiireiguisso,  ihre  Ursachen  and  ge- 
heimen Triebfedern  erwarten  darf.  Der  Resident  war  inner- 
halb seiuer  amtlichen  Sphäre  in  sie  nicht  eingeweiht,  viel- 
mehr in  allen  Angelegenheiten  der  grossen  Politik  nur  der 
beim  Papst  beglaubigte  Vermittler  und  Depeschen  träger. 
Kr  führte  bei  ihm  ausserordentliche  Boten  seines  Herrn 
ein-  Bo  war  der  Barou  Wilhelm  Fugger  im  April  1G23 
nach  tiüiu  geschickt  worden,  den  Papst  um  die  Bcstlitigung 
dur  IQ  Regensburg  auf  Maximilian  fibertrageneu  Kur 
la  bitten,  und  Crivelli  hatte  diesen  Abgesandten  in  sein 
eigene«  Huus  aufgenommen. 

DafUr  dankte  ihm  Maximilian  in  einem  Brief  aus 
MQocben  am  26.  April.  Zuvor  hatte  ihm  der  neue  Kur- 
Alrvt  an«  Begensbnrg  am  25.  Februar  gftschriebeii .  dass  er 
AD  diesem  Tage  üfTentlich  mit  der  Kur  inveatirt  worden 
m.     &  gebe  dAvon  dem  Papst  and  dem  Cardinal  Lodovisi 


aa* 


^^ 


^19    JiJWAlr.  f.  Sitsung  der  hiMor.  Claste  wm  3.  Januar  3890. 

^Mbricht:  diese  Briefe  solle  Crivelli  ihnen  mit  CoropU- 
DWiiien  fiberreichen  nnd  den  Dank  ausdrücken,  welchen  er, 
Httxiinilian,  dem  lieilif^eo  Stal  für  alles  diisjenige  schulde, 
was  derselbe  in  üieter  Angelegenheit  getlmn  habe.  8odaau 
solle  er  die  beiliegenden  Briefe  iin  einige  Cnrdinüle  abgeben, 
und  andere  noch  nicht  mit  Adressen  versehene  Hchreibeu 
an  solche  Cardinale  adressiren,  von  denen  er  glanbe,  daas 
sie  in  dieser  Sache  wol  gesinnt  seien.  Vom  L.Mars  1623 
findet  sich  auch  ein  Brief  Äurelio  Gigli^s  aus  Regensburg 
an  Crivelli  vor,  worin  er  die  Feierlichkeit  der  Uebertrugung 
der  Kur  ausführlich  beschrieben  hat. 

Dieser  eine  Fall  mag  für  viele  andere  von  ähuliolier 
Bedeutaug  znm  Beweise  dienen,  daas  aus  den  Correspon- 
deuxen  keine  wirklich  diplomatischen  Äufj^chlflsse  zu  ge- 
winnen sind.  Es  ist  selten,  dass  sie  in  dieser  Hinsicht  so 
viel  Licht  verbreiten,  wie  einmal  jene  Audienz  Crivelli's 
beim  Papst  in  Bezug  auf  die  römische  Eönigswahl  Ferdi- 
nands III.,  von  der  ich  in  meiner  Schrift  „Urban  VIII.  im 
Widerspruch  zu  Spanien  und  dem  Kaiser"  Mitteilung  ge- 
macht habe.  Es  findet  sich  auch  der  nndatirte  KntwuH 
eines  Sclireibens  Maximilians  an  Crivelli  vor ,  auf  Veran- 
lassung des  Todes  des  Kaisers  Mathias;  der  Herzog  befiehlt 
seinem  Residenten.  Gerüchten,  die  entstehen  könnten,  dasi 
er  nach  der  Kais^erkrone  strebe ,  entgegen  zu  treten ,  denn 
er  wHnsche  nichta,  als  die  Wahl  des  Königs  Ferdinand. 
Bisweilen  haben  die  Correspondenzen  ein  locales  und  zw 
gleich  chronologisches  Interesse;  ao  gibt  es  drei  Briefe 
Maximilians  ans  dem  bölimischen  Kriege;  »ns  Linz  vom 
21.  Aug.  1G2Ü,  aus  Greilensteiu  vom  10.  8«pt.,  ans  Bod^j 
weis  vom  24.  Sept.;  ans  dem  Lager  vor  Pilsen  vom24.  Oo^| 
tober  ltJ20.  Aus  Prag  findet  sich  keiner  vor,  nach  der^ 
ROckkehr  von  dort  einer  aus  München,  vom  16.  Dec  162G 
Alle  diese  Briefe  sind  ohne  politischen  Inhalt,  onr  Jen« 
Aos   Linz   datirt«    ist    merkwQrdig,    weil   Maximitiau    dti 


Orrgorovim:  Die  bettUn  CrheiU. 


3d3 


Crlvclli  befiehlt,  dem  Papst  vorzuatellen,  d&s6  die  über  ihn, 
dtMi  Herzog,  aasgcspreugteu  Gerüehte  falsch  Höieu,  wnuncb 
er  zu  (Jen  Kriegskosten  nicht  deu  dritten  Teil  desseu  bei- 
getragen haben  sollte,  was  der  Bischof  von  Augsburg  ge- 
leistet habe.  Vielmebr  sei  sein  Beitrag  gi-össer,  als  dessen 
gauzea  Bistum  wert  sei;  er  allein  habe  die  Munition  ge- 
liefert, und  überhaupt  einen  ungehenren  Kostenaufwand  be- 
stritten. Er  keuue  die  Person,  welche  dergleichen  Gerüchte 
aosspreuge;  ea  sei  dies  ßemboldu,  ein  Auditor  der  Rota. 

Ke  gab  andere ,  zumal  viele  kirchliche  Beziehungen 
.Aiierns  zur  römischen  Curie,  wobei  der  Resident  seine  amt- 
liche Stellung  Toll  zur  Geltung  zu  bringen  hatte.  Nur 
keüänfig  erinnere  ich  auch  au  den  bekannten  Prozess, 
welchen  Maximilian  gegen  Bzovius,  den  Fortsetzer  der  An- 
oalen  des  Barouius,  auf  Grnnd  seiner  Verunglimpfung  des 
Koimrs  Ludwig  des  Baieru  bei  der  römischen  Curie  be- 
lirieben  hat.  Die Correspondeuzen  enthalten  über  diese  An- 
legenheit  eine  grosse  Reibe  von  Rescripteu;  sie  ziehen 
tich  vom  Jahr  1623  bis  lß2S  hin,  und  wnrden  besonders 
lebhnft  geführt,  als  der  Sohn  üianibattista's  die  Stelle  des 
U«!>ideuten  erhalten  hatte. 


PI« 


II. 

Fnncesco  Crivelli  wurde  der  Nachfolger  seines  Vaters, 
zuerst  als  diplomatischer  Agent;  in  dieser  Kigenschaft  hat 
ihn  der  bairiscbe  Kurfiirst  durch  ein  Schreiben  vom 
II.  N'iv.  Iti'27  begbinbigt.  Die  stUrmische  Zeit,  welche 
bald  darauf  Maxiniitiau  selbst  in  die  gefährlichstun  Cou- 
flicte  Qud  Katastrophen  verwickelte,  gab  der  Stellung 
Fraiicesco's  in  Rom  eine  viel  grossere  Wichtigkeit,  als  die 
diejenige  seine»  Vaters  gehabt  liatte.  leb  meiuu  die  niass- 
loseo  UebejTgriife  des  Kaisers  nach  der  Besiegung  der  Pro- 
testiinten  und  ihres  Führers,  des  Dänenkönigs;  die  Um- 
aturz-PUuc  Walleusteins  im  Reich ;  den  feiudliehen  Gegen- 


Y-  Sitsrng  der  histor.  Glosse  vom  3.  Januar  1880. 

stes  ürban  VIIT.  zum  Hanse  Habsbarg;  seine 
lit  Frankreich,  in  welche  der  mit  dem  Kaiser 

jrfiirst  von  Baiern  hineingezogen  wurde;  end- 
Isiou  Cnistav  Ädolf'a  mit  allen  ihren  die  Ver^ 
|tacb][iuds  und  der  andern  Mächte  umwälzenden 

Epoche  hat  Francesco  Crivelli  seine  Geschäfte 

mit  solchem  Eifer  geführt,  dass  der  Knrfurst 

Betner    treuesten  Diener   geehrt    und    bis    zn 

I  mit  Wolwollen  ausgezeichnet  hat.   Als  BevoU- 

lesjenigen  deutschen  Fürsten,  welcher  das  Haupt 

Ihen  Liga  war  und  durch  sein  politisches  Talent 

lutrimg  eiuer  europäischen  Macht  erlangt  hatte, 

ein    sehr   angesehener    Mann    in    Rom.     Ans 

für    Maximilian   machte  ürban    VIII.    diesen 

|ten    zn   seinem   Kämmerer ,    und   der  Kurfürst 

r'apst   dafür   durch   ein  Schreiben   vom  8.  Fe- 

k  im  Jahr  1632  erfolgte  die  Ernennung  Fran- 
wirkiichen  Residenten  Baierns   am  päpstlichen 
Isein  Vater  gewesen  war.    Diese  Erhebung  ver- 
ler Fürsprache   seines   besondern  Gönners ,    des 
Irs  Barberini.    Am  16.  Juni  schrieb  Maximilian 
voT  Rpgensburg  au  diesen  Cardinal ,   ihm   kund 
lass   er  sciuer  Empfehlung  willfahre.     Mehr  als 
pg  hrktte  also  der  Knrfürst  mit  dieser  Ernenn- 
1,  wol  eher  aus  Vorsicht  und  Klugheit,  als  w^n 
Irbin    Übeln   finanziellen  Lage   aus  Sparsamkeit. 
trat  jetzt  in  den  Rang  wirklicher  Gesandten, 
fortan   seinen  Herrn   mit  entsprechendem  An- 
ten. 

1.  JüLi  1632  schrieb  er  an  Aurelio  Gigli:  er 
lle  ihm  zugekommene  Ernennung:  jetzt  mfisse 
tis»    auftreten,    und   einen  Palast  [halten,     E|r 


Gregorovim:  Die  beiden  CricelU. 


S55 


brauche  sechs  Bediente  (stafTieri),  denn  so  viel  habe  der 
Miniäter  eines  selb£taudif;en  FUi-aten  iiotig;  der  Gesandte 
des  Herzogs  von  ^fodena  halte  di»ren  nwh  mehr.  Jährlich 
werde  er  200  Scadi  ftir  Livreen  aDSgehpn  mQftSeu.  Kr  be- 
uvpruohe,  dass  man  fortan  in  Briefen  der  Titulatur  Vos- 
aignoria  das  Illustre  hinzufDgc,  seines  Ranges  wegen,  wenn 
er  an  ihn  gerichtete  Briefe  vorzuzeigen  habe.  Er  schrieb 
nochniaU  un  demselben  Tage  dringend  nni  UnterstütKimg, 
da  er  als  Resident  eines  so  grossen  KorfUrstcn  nicht  über 
die  Äcluiet  angesehen  werden  wolle.  Er  führte  als  Beispiel 
den  Residenten  des  Erzherzogs  Albert  von  Flandern  an, 
weichet  Reines  grÖÄsereu  Aufwandes  wegen  mit  mehr  Elir- 
ffbietung  hohandelt  werdp. 

Es  folgten  hintereinander  Briefe  desselben  Inhalt«, 
dringende  Forderungen  um  Zuschnss;  er  werde  nicht  so 
oft  darum  flollicitireu,  wie  es  sein  verstorbener  Vater  gethan 
habe  —  aber  er  brauche  Geld,  um  seinen  Aufzug  l.ingresso) 
als  Resident  zu  halten. 

In  München  fand  man  solche  An<^>rHche  zu  hoch;  der 
Forst  von  Zollcm,  welcher  das  dortige  Cabinet  leitete, 
wies  sie  ab,  und  Crivelli  beklagte  sich  beim  kurfürstlichen 
R«t  Aurelio  Gigli,  diis»  jeuer  ihm  den  gcbSrenden  Titel 
tlluKtrisnimo  nicht  gegeben  babe ,  den  ihm  doch  mehrere 
QsrdiuiUc  iu  Briefen  nicht  versagt  hätten.  Mau  halte  sechs 
Bedient«  fhr  Luxus;  cts  gebe  aber  keinen  CordiDal,  der 
wraiger  als  acht  habe;  der  Gesandte  fSavoiens  halte  deren 
logar  xohn.  Als  sein  Vater  Ginmbnttista  zum  Residenten 
ernannt  wurde,  habe  man  ihm  die  Livree  bezahlt,  und  uoch 
ilazQ  eiuo  mit  Sauimt  anngeschlageue  Kiit^scbe;  auch  hui« 
er  dann  und  wann  vom  Hof  Znschfisse  erhalten.  Der  Fürst 
voo  Zollern  besitze  keine  ICeniituiuH  vom  Wesen  de»  rö- 
mischen Hofs,  wenn  er  die  Kleinigkeit  von  ein  pa^r  hundert 
Seodi  dem  Residenten  des  Kurfürsten  verweigere  und  da- 
ihrofa    dos  Auaebn    seines    Gebieters   mindere-     ^loiii    Herr 


356    Nachlr.  s.  SUsung  der  hiftor.  Clnits«  vom  3.  Januar  1890. 


und  Gönner ,  ao  schrieb  CrivelU  an  Gigli ,  die  Zeiten  sind 
Tornber,  wo  Bertba  spann  (padron  mio,  non  k  piü  il  tempo 
cbe  Beria  filAva). 

Nach  vielen  eindringlichen  Vorstellungen  erfolgte  end- 
lich ein  Rescript  Maximilians,  wodurch  seinem  Rejiidenten 
der  bisherige  Gehalt  verdopfwU  wurde:  er  erhielt  jübrlich 
600  ftcudi ,  was  900  (iulden  gleichkam ;  und  ausserdem 
100  Scudi  für  Livreen. 

Ich  kann  leider  nicht  mitteilen,  in  welcber  Form  und 
mit    wie    viel  Pomp    der    wackere  Gesandte   seine    solenne 
Auffahrt    zum  Vntiean    gehalten   hat.     Seinen  Rang  hat  er 
immer  mit  Festigkeit  zu  behaupten  gewuast,   und   das  war 
nicht  leicht  in  jener  Zeit  der  peinlichsten  Etikette  und  dee 
beständigen  Streites   um  Ranganspriicbe   unter  Diplomaten, 
Höflingen  und  Grossen.   Der  römische  Hof  bot  gerade  unter 
Drbau    VIII.    ein    weltbekanntes    Beispiel    davon    dar,    in 
jenem  durch  lauge  Jabre  nicht  nur  dort,  sondern  an  vielen 
Höfen  Europa's  fortgesetzten  Streit  am  den  Rang,  welchen 
des   Papsts   Neffe    Don   Taddeo  Barberini    als    Stadtprfifect 
beanspruchte.     Auch    unser  CrivelU    kam   in    einen  Conflict 
solcher  Art  mit  dem  Cardtual  Gusparo   Borgia,  dem  ordent- 
lichen Botschafter  des  Königs  von  Spanien  in  Rom,  welcher 
wegen   seiucs    bekaunten  im  Consistorium  gegen  den   Papüt 
erhobenen  Protestes    mit    diesem    im    heftigsten  Zerwürfnis^» 
lebte,    und    schon   aus   politischen  Ursachen    den  Vertret«^^ 
des   Kurfürsten    von   Baiem ,    den    entschiedenen  GünstUng 
der  Burberiui,  geringschätzig  behandelte.   Der  Brief,  welchen 
CrivelU    iu    dieser  Angelegeubeit    am  24.  Februar   1635   an 
den  Rat  Gigli  geschrieben   bat,   ist  Kugleioh  ein  höfiaohei 
Sittengcraälde,  und  darum  der  Mitteilung  wert: 

„Damit  Sie  bei  gnter  Gelegenheit  den  Darcblaucbtigste 
Kurfürsten  ansern  gemein«anien  Herrn  von  dem  Unterricht 
können,    was   zwischen    dem   Botschafter   des   Königs    tq 
Spanien  and  mir  vorgeficillen  ist,    will    ich  Ihnen   alles  ge^ 


ste^ 

'1 


Oreyaroitiiu :  /)tV  hetzen  Crivdti. 


357 


treulichst  melden.  Als  icb  im  Namen  Sr.  Dnrchl.  Hoheit 
i)m  erste  Mal  Se.  Einiü»nK  zu  begrüsften  ging,  kam  er  mir 
nicht  80  weit  entf^egeu  als  schicklich  war,  Romleru  er  bo- 
liandelte  mich  als  einfitchcn  Üavalier.  Im  Ge.t|)rach  nannte 
er  niemals  den  Durchlaucht.  KtirfQrsten  als  solchen,  sondern 
er  sprach  immer  nur  schlechtweg  vom  Herzog.  Zum  Bei- 
»piel:  wie  geht's  dem  Herzog  der  Herzog  hat  das  und 
das  gcthaa  —  ohne  je  vom  Titel  Hoheit  Gebranch  zu 
machen.  Beim  Hinausbegleiten  behandelte  er  mich  so  ge- 
ringvchStzig,  da<ts  ich  sagen  ksnu,  er  betrachtete  mich  ans- 
sAbtieaalich  ahi  eine  Privatpcrsou.  Kbeuso  uud  noch  schlimmer 
Terfnhr  er  mit  mir  bei  meiuem  zweiten  Hef>uch,  welchen 
ich  ihm  nnter  der  mir  vom  Jesuitonpater-A^^sistenten  Por- 
tugals gegebenen  Versicherung  machte,  da<i.s  der  Uutschafter 
ihm  erklärt  habe,  mich  meinem  Uimge  gemäss  zu  bi'liandelu. 
Er  hat  mir  niemals  den  Besnch  erwiederi,  wie  die  andern 
Botacballer  des  Kaisers  niid  der  Könige  so  zu  thnn  ge- 
wohnt sind;  aud  doch  habe  ich  trotz  fiolcher  Bebaudlung 
vorsucht,  ihn  mit  allerlei  Beweisgraudi>n,  auch  mit  dem 
Beispiel  der  andern  spanischen  I^erollmäcbtigten,  sur  Vei> 
nunfl  zu  bringen,  doch  das  hat  nichts  gefruchtet. 

Als  ich  Sr.  Kmiuenz  in  der  Stadt  begegnete  und  nicht 
tohielt,  hat  er  mir  durch  eine  dritte  Person  <^gen  lassen, 
er  halte  es  für  Hchicklich,  duss  ich  bei  seiner  Begegnung 
anhalte.  [Ja  habe  ich  dem  Noten  geantwortet,  das  Aufaulteu 
sei  kein  Act.  der  Pflicht,  sondern  nur  der  Artigkeit,  and 
ieh  »i  nicht  in  der  Logo  solche  dem  Botschafter  zu  er- 
Wfiwn ,  der  mich  missbandelt  habe.  Da  ich  vor  meiner 
Eroenuung  znm  Resideoteu  nicht  gewohnt  gewesen  sei  vor 
den  Botschaftern  ^^pauiens,  Frankreich^  und  des  Kaisers 
■tebeu  zo  bleiben,  so  ddrfe  ich  solche  Complimeute  jetzt 
tun  (o  mehr  nDterlas»<cn,  als  ich  meine  gegt^unürlige  Stell- 
ong  einnehme.  Der  Bot«  faud  sich  von  meinen  Gründen 
nicht  nnr  befriedigt,    sondern    er    wanderte  sich  auch  Qbor 


^m 


^ätm 


Zä 


358    Naeltir.  r.  SUsung  der  hütor.  Clasge  wm  3.  Januar  1690, 

solches  Verfahren  mit  mir ,  ja  or  erbot  sich  mir  jede  ge- 
bührende Genugthuung  zu  verachaffeaf  obwol  das  zu  nichts 
gefübri  bat 

Nim  aber  bat  mir  der  Botschafter  durch  eineu  Aoderu 
wissen  lassen,  er  werde  mich,  wenn  ich  in  Zakuoft  nicht 
vor  ihm  stehen  bleibe,  dazu  mit  Gewalt  nötigen.  Uaraof 
habe  ich  geantwortet,  das  sei  nicht  dio  Art  mit  meioeB 
Gleichen  umzugehen;  ich  erkenne  in  Rom  uieiiiand  über 
^  mir  als  den  Papst  nnd  den  Cardinal  Barberini ;  der  Bot* 
schafter  sei  Minister  seines  Königs ,  wie  ich  der  meines 
Ffirtiten ;  nur  die  Titel  Botschafter  un<l  Kesident  seien  ver- 
schieden ;  ich  sei  dessen  sicher ,  dass  er  wol  überlegen 
werde,  was  er  zu  thuu  habe,  wonicbt,  so  werde  ich  ihm 
gebührlich  zu  dieueu  wissen,  (Wir  andern  nennen  das 
freilich  Fpaniscbe  Bravaden,  nnd  wissen  schon  was  man 
davon  zd  halten  bat,) 

Seither  sind  wir  einander  nicht  mehr  begegnet,  ausser 
in  der  vorigen  \Vonhe  iiiii  Dienstag  auf  dem  Corso,  wo  ich 
meinen  Platz  genommen  hatte,  das  Rennen  am  das  Palinm 
ITrbino's  mit  anzusehen.  Übwol  ich  dort  mit  meinem 
Wagen  hielt,  so  haben  doch  im  VorÜberfahreu  die  Bot- 
achafter des  Kaisers,  Franicreichs,  Savoiens  nnd  die  Cardi- 
oäle  alle  still  gehalten  nra  mich  zn  begrüsseu;  als  aber  der 
von  Spanien  vorbeikam,  bat  er  nicht  allein  nicht  stillg^ 
halten ,  sondern  nicht  einmal  meinen  Grnss  erwiedert. 
Freilich  war  er  nnbodeckten  Hauptes  wegen  der  Grüsse, 
die  er  von  Andern  empfing;  doch  der  Cardinal  Barberini 
erhob  sich  so  bald  er  au  mir  vorül>erfubr. 

Zuvor  bin  ich  immer  mit  Geschicklichkeit  jeder  Ge- 
legenheit zum  Verdmss  aas  dem  Wege  gegangen.  Ich  will 
nicht  wiederholen,  wie  eifrig  ich  mich  bemüht  habe,  die 
Sache  mit  dem  Botschafter  auf  ehrenhafte  Weise  beisulegeo, 
denn  davon  habe  ich  Sie  bereits  in  Kenntnis»  gesetxt  Ab 
ich   dem   Canlinal   Uella  Cueva  die  Präteusiouen  de«  Bot- 


Ortgorotitu:  Dit  bttHen  CrivfUi, 


869 


schaftera,  der  mir  aaf  so  schQne  Art  gebieten  will,  au8- 
cdnunder  setzte,  entg^nete  er  njir,  das  neien  Kxcms«^,  die 
ihm  unglaublich  schieueu.  Aber  der  Herr  CHr>Itiml  Knr- 
berini  nnd  der  Jesmtenf^eneral  sind  von  der  Wahrheit  nieioor 
Ansangen  überzeug;  sie  mögen  urteileu,  wer  von  nnit  Un- 
recht hat.  Um  dieftc  Spanier  znfriedeu  zn  stelleu ,  blielie 
nichts  andere«  flbrig,  als  dii;  Adoration.  Hier  wird  alten 
nnd  jedes  genau  abgewogen ,  und  besonders  von  ihnen 
Mlbtt;  je  nach  der  Person  richtet  <nch  die  Art  sie  zu  be- 
handeln. Begehen  nun  die  Großen  in  dieser  Uinnichi  eine 
UnierlaasoDg ,  so  folgen  ihrem  Beijipie]  auch  die  unter 
ihrem  Kange  stehenden ;  nnd  so  wird  die  Person  desjenigen« 
der  sich  misahandeln  lässt,  tüd  allen  miasacbtet.  Wenn 
ich  Bo  extravagant  sein  wollt«,  wie  dieser  Kendent  Lothringens 
hier,  welcher  beansprucht  mir  nicht  nachzuAteb^tn  und 
Mfenllich  behauptet,  das>  sein  FQrst  unserm  Durchl.  Knr- 
furfien  gleich  sei,  m  wQrdp  ich  Ta<lp|  Tcrdirnen,  aber  ich 
bin  memalt  ans  den  mir  gebühreuden  Schranken  berana- 
getreien.  Ich  habe  nie  die  Rechte  Qbemcfariltea,  die  mir 
rakommeD,  nnd  Terweigere  sie  daher  anch  andern  nicht: 
kk  Um€  den  Besideoten  Polens  und  Ungarns  stets  den 
I  VortritL  Immer  habe  ich  alles  mit  drm  Herrn  Cardinal 
Barberini  besprochen,  und  dieaer  weis»,  ob  meine  Ansprtlcfae 
gffeckt  eiiidl  oder  oiebt.  Aber  ftr  eine  gevivB  Art  too 
MsmcImb,  die  Ober  alle  hinsna  wm  wollea,  i«i  UnrtchttfaitB 
ta  tbrar  Weiee  eis«  Tagend,  ond  Itechtthon  nach  «aderfT 
Weiw  eiDeSiiida,  Damit  will  ich  mannen  LKscvrs  achlieaseii; 
das  fibrige  sehieiie  kk  in  Ziffam". 

Die   Corr«pea4eoam     Fraoeeaeo    Cnrelli's     anCusea 
die  Epoebe  von  Jahr*  1628  bis  tum  Jörn  16&9.   Sie  habea 
daraus   Se  Natar  jcDcr   sdaes   Veten   mad.  Voigimv%, 
tea   wie   dieae   eothaltott  aadi  sie  ri^Utiä  Bafciillifliia, ' 
velc^   dorcb    die  Hände    des  Beeädentea  gegaageo  warea. 
W<aa    ns   anch   darin    aüt   Asv  Charakter  ymm 


JHO    Naetttr.  k.  SiUwtg  det  histor.  Clause  vom  3.  Jnnuar  1880. 


atiranien,  dass  aus  ihnen  keine  AnfachlüsM  Über  das  Ge- 
webe der  inuersten  Politik  Maximilians  nnd  seiner  Bezieh- 
ungen zu  den  am  drei&sig:iähri>;en  Krieg  beteiligten  Mikbtcu 
»u  erwarten  sind,  so  habe  ich  doch  schon  bemerkt,  dasssie 
wegen  der  If^poche  selbst  mehr  diplomatische  Wichtigkeit 
haben  und  auch  reichhaltiger  sind,  als  die  Correspondenzen 
aus  der  Zeit  Gianibattista's. 

Um  von  ihrem  Inhalt,  wenigstens  in  ihren  ersten 
Partien  einen  BegritT  zu  geben,  vrill  ich  der  Reibe  nach 
Einzelnes  hervorheben. 

Den  Anfang  macht  mit  dem  5.  Januar  1628  ein  Be- 
fehl des  Kurfürsten  wegen  Betreibung  des  Prozesses  wider 
Bzovius,  durch  Vermittlung  des  Cardinnls  Cremona. 

Ks  folgen  viele  Briefe  Maximilians  die  Reform  der 
Franziäkaner  in  Baiern  betreffend. 

Es  folgen  Schreiben  von  Personen  des  kurförstliehen 
Hanses  an  Crivelli ,  so  vom  Herzog  Albert,  dem  Bruder 
Maximilians,  nnd  von  der  Herzogin  Mathilde,  seiner  Ge- 
malin ,  einer  Tochter  des  Landgrafen  Georg  Ludwig  von 
Leucbtenberg.  Mathilde  verlangte  öO  Indutgenzen  vom 
Papst,  wie  solche  vor  Jahreu  ihr  .Schwiegervater,  der  Herzog 
Wilhelm,  erhalten  habe,  zu  ihrem  eigenen  Trost,  and  am 
sie  an  ihre  Kinder  und  andere  Personen  zu  verteilen.  Die 
Sache  machte  Schwierigkeiten;  nur  20  ludulgenzen  ver- 
mochte Orivelli  zu  erlangen ,  und  damit  begnügte  i^ich  die 
Herzogin.  Auch  vom  alten  Herzog  Wilhelm  finden  sich 
nicht  wenige,  eigenbändige  Briefe. 

Am  30.  März  1628  schickte  Maximilian  an  Crivelti 
ein  Pack  Schriftstücke  der  Katholiken  Englands ;  er  solle 
sie  dem  Papst  und  dem  Cardiual-Nepoten  übergeben ,  und 
ihnen  die  vernachlässigten  Interesi^n  jener  GhiubensgenoAseu 
dringend  empfehlen;  er  erinnere  an  den  Sprnch:  afÜictU 
non  est  addenda  affUotio. 

Mit   demselben    Jahre    1628    beginoeo    die   poliUsoboo 


4 
I 


4 


Ortgoromu:  Die  heiden  CriveUi. 

erwickluDgeo  in  Folge  des  raantaaoischen  Erbfolgekriegea  — 
di«  Spannung  des  P&pstea  zu  den  beiden  habsbnrgischcn 
Dynastien  Spaninn  nud  Oenterreioh  ver(fröss«rl  sich:  der 
Kurfiirst  wird  in  dieselbe  hineingezogen:  denn  Krankreich 
nnd  der  Papst  bemüheu  sich  ihn  von  den  lnt<?re.ssen  des 
KaiBf'ra  abzatrennen,  nni  der  Uebemiacht  des  Hanscs  Habs- 
bnrg  darcb  Baiern  einen  Damm  eutgegen^nstelleu.  Alle 
diese  Vorgänge  ^  die  sich  durch  mehrere  Jahre  hinzieheut 
reflectirea  sich  in  den  Oorrespondenzen  —  ich  habe  davon 
bereit«  Gebrauch  gemacht,  und  kann  daher  auf  meine  diene 
Angelegenheiten  betreffende  Schrift  verweisen.  Es  findet 
neb  ein  Schreiben  Maxirailian's,  ans  München  vom  13.  Juli 
1628t  an  den  PapH:  er  dankt  ihm  fQr  die  ihm  gemacht; 
Kundgebung  seiner  Freude  ober  die  Siege  der  Katholischen 
Qud  ganz  im  Besonderen  für  den  väterlichen  tilückwunsch 
«or  Besetzung  von  Stade.  Diesen  Ort  hatte  Tilly  am 
.  Mai  1628  eingenoramen:  siegreich  drang  die  Liga  gegen 
orden  vor,  während  der  Kaiser  seine  Hand  auf  die  bal- 
tischen Küsten  legte.  Wallenstein  sich  bereits  in  den  Be- 
sitz Mecklenburgs  gesetzt  hatte,  nnd  Stralsund  bedrängte. 
Die  Katastrophe  näherte  sich  In  Rom  wurde  Crivelli  vom 
franzäsischen  nnd  veuotianiscbeo  Botschafter  umworben, 
nnd  vom  Papst  geliebkost. 

Es  finden  sich  Depeschen  ürivetli'e  ans  der  ersten 
Iftifle  des  Jahres  1629  bezüglicb  auf  den  Kinftprach  des 
KurFnntten  von  Baiern  aU  Haupt  der  Liga  gegen  die  Be- 
«itxnahme  der  den  Protestanten  entrissenen  Stifter  in 
Niederaachsen  durch  den  Kaiser ,  denn  diese  seien  dnroh 
TUly  mit  den  Waffen  der  Liga  erobert  worden.  Von 
Till/  selbst  liegen  mehrere  Briefe  an  Crivelli  ans  jenem 
und  dem  folgenden  Jahre  vor.  Er  schreibt  ans  Stade, 
inem  Hanpttjnartier ;  er  empfiehlt  dem  Cardinal nepoten 
,e  Protection  der  Jesuiten  und  ihrer  drei  ku  gründenden 
lUegjen    in   Verden,   Stade    nnd   Lüneburg.      Kr    fordert 


362    Nttchtr.  X.  8Ut 


'  hiator.  Clait4  vom  3.  Januar  1880. 


driiigenil  die  Erteilaug  ü&s  Bialnuis  Verdeu  an  den  Bischof 
Tou  Osunbräck,  was  auch  erfolgte. 'j 

Am  y.  März  1630  meldete  Crivelli  dem  Knrfnrsteu  den 
Tml  dt*s  b(?kannt«n  Piulre  Douieuico,  was  ein  grosser  Verlust 
für  jenen  sei. 

Am  25.  Märi&  1630  condolirte  Maximilian  dem  Papst 
wegen  des  Todes  seiuas  ßraders  Don  Carlo  ßarberini. 
Au  deiustilbßu  Tage  bittet  er  ürbau  VIII.  um  die  Beatifi- 
cation  des  Pap&tes  Gregor  S.,  welcher  einst  Archidiaconus 
Tou  LüUich  gewesen  sei ,  und  dessen  Heiligsprechung  seio 
eigener  Bruder,  der  Kurfürst  von  Köln*  besonders  wünsche. 

Mit  dem  Jahre  1630  werden  die  Correspondenzen  immer 
i;eicbhiiltiger.  Es  erfolgte  die  Katastrophe  anf  dera  Keich»- 
tage  KU  Regeusburg  —  die  wichtige  Audienz  Crivelli's  wegen 
der  römischen  Köuigswahl ,  welche  dort  Tereitelt  wurde, 
habe  ich  bereits  mitgeteilt,  wie  auch  EiaigeS)  was  den  ita- 
lienischen Frieden  betraf. 

Der  Rat  Aurelio  Gigli  hatte  den  Kurfürsten  nach 
Regeusburg  begleitet;  von  dort  schrieb  derselbe  schon  am 
1.  Juli  an  CriTelli,  und  dann  weiter  noch  sehr  umständliche 
Berichte  vom  Kurfdrstontage,  welche  aber  leider  jeder  poli- 
tischen Wichtigkeit  entbehren. 

Tilly  gab  aas  ßegensburg  am  21.  Octobor  1630  dem 
Resideuten  in  einem  Schreiben  Meldung  von  dorn  glück- 
lichen Abscblusa  des  italienischen  Friedens,  und  Crivelli 
berichtete  am  2.  November  an  Gigli  Über  den  Eindmck, 
wetdien  dieser  Friedensschi  aas  auf  den  b^lücltteu  Papst 
gemacht  habe. 

Es  folgten  Uuterhandlaugcn  wegen  der  von  Maximilian 
geforderten   Unterstützung   der   katholischen  Liga,    in   der 


1)  Siebe  Qhor  dieu  Au^le^nbeltta  0.  Klopp  Dti  nestUutionflodict 
im  ikwlireitliclieit  DeatacbUtttl  in  „Forsclrangen  sor  deataohea  Oe- 
Hhichte"  I.  1862. 


4 


I 
II 


d 


Gregorovittn:  Pi>  beuten  Critellu 


363 


>it  als  die  luvasion  des  Schwedenköuigs  alle  Verhültnisae 
Deutscbtand  gewaltsam  änderte  und  deu  KarfOrsten  vor 
e  Alternative  stellte,  entweder  mit  Fnuikreich  und  Schweden 
ich  la  rertragon,  oder  sich  wieder  an  den  (Kaiser  fest  au- 
cliliesaeu.  Doch  über  diese  wichtigen  Dinge  düri'eu  wir 
den  Correspondenzeu  keine  vertraulichen  Mittheitnngen 
eben.  In  derselben  Zeit  bemühte  sich  Crivelli  «ifrig  im 
aiicao  am  die  UnterstUt^nng  der  katboH-^chen  Liga;  er 
itete  auch  die  betreffenden  Erlasse  des  Papstes  dnrcb  — 
!es8en  Breve  an  den  Nuntias  in  Wien  ron  9.  April  1G31' 
iegt  in  deu  Correspoudenzeu  vor. 

Zum   Zweck    den  Papst   gänstig   za  stimmen,    scheint 
imilian  damals    dessen  Prätensionen  wegen   des  Ranges 
nrwortet  zu  haben,  welche  er  fnr  seinen  mit  der  röniischea 
&fektur  invcatirten  Nepoteu    geltend    machte.     E«    findet 
sich    der   Entwurf  seines  Gratulationsschreibens  ao   diesen 
n  Taddeo  Barberini  vor,  datirt  Manchen  deu  5.  Juni  1631, 
die  Dauksagang   des  Präfecten    an   den  Kurfusten   aus 
m   vom   9.    Äugast    1631.      Am    6.   September    richtete 
ivelli  au  den  Rat  Oigli  nnd  noch  besonders  an  Maximilian 
Iriefe  im  Namen   des  Papsta   und   des  Cardinal«  Barberini, 
orin   er   bat   die  Rangansprüche   des  Stadt  präfecten  anzu- 
erkennen, und  sie  beim  Kaiser  zu  beBrworten. 

Darauf  bezieht  sich  der  Entwurf  eines  Schreibens  des 
f&rsten  an  Crivelli,  MQuchcu  24.  September  1C31,  worin 
selbe  erklärt,  dass  er  dem  Papste  zn  gefallen  sich  in 
Sinne  beim  Kaiser  verwenden  wolle.  Um  solche 
•armlichkeiten  sezte  man  im  Vaticau  die  H5f*i  Kuropa'a 
Bewegang  in  derHcIben  Zeit,  wo  die  Siege  Gustav  Adolfs 
dos  Reich  and  die  katholische  Kirche  in  die  äusserste  Gefahr 
brach  teu. 

Der  Karfürst  von  Baieru  hatte  am  S.  Mai  1G31  den 
Schntzvertrag  mit  Frankreich  abgeschlossen  ;  man  erwartete 
grosse  Dinge:  ein  Abkommen  mit  Schweden  selbst.  Vielerlei 


^^k 


^^ 


304     Xaehtr.  r.  Sitzung  /Irr  ftü/or.  Clnttse  wmt  3.  Januar  1880. 


CierÜcbt»  wtiren  nacb  Rom  gedrungen  —  die^  spanische 
Partei  um  dortigen  Hof  Udelte  laut  den  KTirfiirsten,  der 
sich  vom  Kaiser  abtrennen  wolle,  und  ihm  jede  Uiitersiölz- 
ung  verweigere.  Heben  am  Ende  des  Jahres  Ui.Sl  hatte 
Crivelli  ron  diesen  Reden  nach  München  berichtet.  Darauf 
schickte  ihm  Maximiliau  am  29.  Juuuar  1032  eine  lufor* 
niatiou  zu  seiner  Rechtfertigung,  mit  dem  Befehl  dieses 
SchriftstOck  in  Hom  zn  verbreiten  nnd  namentlich  auch 
dem  Cardinal  ßarberini  zukommen  zn  lassen. 

In  derselbe  Zeit,  am  Anfange  des  Jahres  1632,  steigerte 
sieb  das  Zerwürfuiss  Spaniens  und  des  Ileichee  mit  dem 
Papsti  der  diesen  Müchteu  jede  weltliche  and  geistliche 
Unt^rstQl/ung  gegen  den  Schwedenkönig  versagte  ,  bis  zu 
dem  bekannten  Auftritt  im  Cousistorinm  am  8.  März,  wo 
der  spanische  UoUchafler-Cardiua!  Gasparo  Borgta  wider  du 
Verfahren  Urban's  öffentlich  Protest  einlegte.  Von  aUen 
diesen  Vorgängen  findet  sich  aufPallender  Wei^e  nichts  io 
den  Depeschen  Crivelli's.  Während  der  Katastrophe  im 
Conüistorium  war  er  freilich  nicht  in  Rom  anwesend ,  da 
ihn  der  Kurfürst  nacb  Morenz  geschickt  hatte«  dem  Gross- 
hcr/og  von  ToüicanH  zu  condoliren,  detisen  Gemalin  die  Gra- 
berzogin  Maria  Magdalana  gestorben  war.  Ea  fehlen  daber 
die  Depeschen  Crivelli's  vom  7.  Februar  1632  ab,  wo  er 
noch  ans  Rom  berichtet  hatte,  bis  zom  20.  März  1632,  wo 
er  wieder  zurückgekehrt  war.  An  dem  genannten  Tage 
machte  er  dem  Rat  Gigli  einen  ausführlichen  Bericht  von 
seiner  in  Florenz  ausgeführten  Sendung. 

Bald  darauf  brach  das  Verderben  iiher  den  Kurfarstofi 
and  Bein  von  dem  Schrecken  des  Kri^^  bisher  durchans 
verschontes  Land  herein.  Nachdem  seine  unter  Vermittlung 
Prankreichs  mit  Gustav  Adolf  betnebeuea  üntorbandlungeu 
wegen  der  Neutralität  abgebrochen  waren,  drang  die  schwe- 
discbe  Armee  südwärts  über  die  Grenzen  Baierns   vor. 

Für  die  Entwicklung   dieser  Katastrophe    bieten    zwar 


I 


j 


Orcfiorovim :  Die  beidtn  CriuUi, 


365 


dio  Carraspoudßiizea  kein  new»  Materiul  dar,  docb  Ussea 
tfie  Jen,  unter  allen  aach  deu  peinlicUsteu  Verhultuisseu,  fort- 
geaetzten  Verkehr  des  KurfQrateu  mit  seinem  Hesidenteu  m 
Uom  verfolgen. 

So  Kchreibt  ihm  Maximilian  am  14.  April  1632  vom 
lügpr  nm  Lech,  das«  t*r  »ich  läng»  dieses  Kinase»  mil  der 
Armee  befinde ,  nm  dem  ScbwedenkÖnig  den  Uebergang 
SQ  verwehren.  Nachdem  Gustav  Adolf  diesen  Uebergang 
in  dem  mörderischen  Kampf  bei  Kain  sich  erzwnngea 
hatte,  wo  der  greist*  Tillj  zum  Tode  verwundet  wurde,  und 
Maximilian  sieh  in  das  feste  Ingulütadt  zurückgezogen 
hatte,  «cbrieb  er  von  dort  an  Crivelli  am  21.  April,  nnd 
legt«  seinem  Brief  einen  liericht  an  den  Cardinal  Barberini 
bei.     Das  .Schreiben  an  diesen  lantet,  wie  folgt: 

„Der  Schwede  war  am  15.  dieses  mit  seiner  ganzen 
Armee  von  Donauwi'jrth  aufgebrochen  und  begaun  mit  grossem 
Kleisa  oicht  weit  von  flain  eine  Brücke  ülier  den  Lech  zn 
•chlagen.  Begünstigt  und  gedeckt  von  der  Dunkelheit  der 
Nacht  and  einem  dichten  Nebel ,  welcher  am  Morgen  ein- 
fiel, rerraochte  er  nicht  allein  sich  am  Flu^snfer  zu  befe- 
stigAU,  sondern  auch  aeiue  Artillerie  so  voitheilbatt  aufAU- 
pflanzen,  da»  er  nnter  ihrem  Schutz  die  Brücke  hinreichend 
vorwärts  bringen  konnte.  ITnterdess  wurde  von  h<Mden  Seiten 
«40  b«iligcs  Musketen-  und  Kanonenfener  auterhultcn .  und 
oat«r  b«ständigeui  Gefechte  hielt  sich  der  Feind  auf  der 
aDdem  Seite  bis  zum  Beginn  der  Duukelheit  der  folgenden 
Nacht.  In  diesrm  (lefccht  wurde  der  ßaron  Aldringeu,  der 
OeoMral  der  kaiaerlicheu  Artillerie,  und  bald  durauf  der 
Graf  Till;,  dieMr  von  einem  Passavolant  tiber  dem  Knie 
Am  rechten  Beine«,  der  ihm  den  IlOftknocheu  zcr3chm<*tterie, 
ond  jener  von  einem  Falconet  am  Kopf  getroffen ,  nnd 
beide  mniuteu  sich  deshalb  zurückziehen  und  ihren  Posten 
verhusvn.  So  iah  sich  der  dnrchlunchtigste  Knrfurst  mit 
oosenn  geringen  Volke  im  Augesicht  de«  an  Zuhl  weit 
[IHSO.  L  l'lül.-pLU.  bial.  Cl.  Bd.  I.  J.]  2i 


866     Nachtr.  z.  Süeung  der  tüMor.  Ctaase  vom  3.  Januar  tS$0. 


überlegenen  Feindes  ao&fter  Stunde,  diesem  den  Uebergang ' 
zu  verwehren,  wonu  er  nicht  zn}j;Ieieh  die  Armee,  das  guuztt 
Reich  und  die  Religion  auf  das  Spiel  setaea  wollte;  er  ent- 
scbloss  sich  vielmehr  uäch  reiflicher  Beratang  mit  seinem 
ganzen  Volk  nach  Neuburg  und  Ingolstadt  sich  znrück- 
zuzieheu.  Cud  das  ist  aach  in  guter  Ordnuug  und  ohne 
Verlust  geschehen.  Er  erwartet  gegenwärtig  den  ihm  von  ör. 
kaiserlichen  Majestät  versprochenen  Succure,  am  dann,  sobald 
die  Armee  au  Zahl  und  Kraft  gCMtÄrUt  sein  wird,  mit  weniger 
Gefubr  den  Feiud  aufzuäuehen,  uud  wenn  es  Gottes  gnädigeou 
Beistand  gefallt,  zurüclrzutreiben." 

Die    nächsten,    in   den  Correspondenzen    aufbewahrten 
Briefe    des  Kurfürsten    an  Crivelli    datireu    aus  Regeni<burg 
vom  6.  Mai  1632  ab.     Aus  dem  dortigen  Lager  scbreib^j^^ 
ihm  am  12.  Mai :  ^^H 

„Der  Feind  l^t  mit  unglaublicher  Wut  dieses  arme  " 
Land  in  Asche,  uud  haust  arger  als  Türken  und  Barbaren, 
so  gross  ist  sein  uud  der  Seiuigeu  Bass  aus  dem  einsigen 
Grunde  der  Religion.  Mir  allein  achreibt  er  alles  zu,  was 
in  Deutschland  zum  Nachteil  der  Proteütanten  und  anderer 
Ketzer  gtfscheheu  ist,  uud  diese  stacheln  ihn  auf,  obwol  er  schon 
selbst  hinreichend  zu  meinem  Verderben  gestimmt  ist.  Aa&h 
Laudshut  i»it  in  seine  Gewalt  gefalhm ;  sobald  der  Saccnrt 
etngetroifun  ist,  will  icU  mit  Gottes  Hilfe  meinen  ICntschlnaa 
fassen." 

Briefe  über  die  weiteren  Vorgänge,  z.  B.  die  Einnahme 
Augsburgs  und   Münchens,    tinden    sich    nicht    vor    —  nur 
solche  Criveltiä,  die  fast  immer  au  den  Rat  Gigli   gericht 
Bind,    worin  der    Resident    sein    tiefes  Bedauern    über   di^ 
Niederlageu  in  Uaiern ,  die  Besetzuug  Münchens,    den  Tc 
Tillys   ausdrückt ,    und  auch   von    den    fiusteru    GerÜcbtei^J 
redet,    welche    in  Rom  uiugingen ,    daes    nämlich   Münche^H^ 
geplündert,   Ingolstadt  erobert,  der  Knrrürst  und  die  Kor- 
fürstin  in  sohwediache  Gefiangenschaft  geraten  seien. 


Ortgorovittg;  Die  beiden  CriveUi. 


367 


Danu  berichtet  der  Resident  von  seinen  uuausgeseUten 
BemUhuuj^en  um  Untersidtzung  des  Kuri'Üraten  durch  den 
Papst,  uud  von  seinem  wenig  trüsllichea  Erfolge. 

Noch  aiu  l'J.  Juni  ist  folgeudefl  Schreiben  Maximilians 
an  CriTelli  ans  Regonnburg  datiri:  „Mit  diesem  schicke  ich 
Ihnen  ein  Btait  den  Bericht  über  den  Zustand  der  Ange- 
legenheiten hier  enthaltend  :  dies  werden  Sie  dem  Herrn  Car- 
dinal Barberini  übergeben.  Der  Feind  lässt  ein  Denkmal 
znruokf  welches  länger  als  ein  Jubiläum  dauern  wird;  mau 
«iebt  mehr  Asche  als  üünscr;  von  der  nicht  geringen  Beute, 
die  er  in  meinen  Residenzen  und  Palästen  an  mehreren  Orten 
l^emaeht  hat,  will  ich  nicht  reden.  Mau  moss  sich  in  Allem  dem 
Willen  Gottes  unterwerfen,  der  Sie  schützen  nud  erhalten 
mfige.   Aus  dem  Lager  bei  HegeuRburg.'* 

Daun  folgt  in  eigenhäudiger  Nachschrift: 

,^it  meiner  Abreise  yod  München  habe  ich  aar  zwei 
Briefe  von  Ihnen  empfangen  und  ebenso  viele  vom  Herrn 
Cardinal   Barl>erini.^' 

Am  16.  Jani  brach  Maximilian  von  Regeusburg  auf; 
von  diesem  Tage  ist  noch  ans  dem  dortigen  Lager  ein 
8chr«iben  des  Kurfürsten  an  den  genannten  Cardinal  datirt, 
ihm  anzuzeigen,  dass  er  seiner  Empfehlung  willfahrend  Cri- 
veUi zo  seinem  Residenten  ernannt  habe.  Das  gab  er  an 
demselben  Tage,  doch  schon  aus  dem  Lager  bei  Burglengen- 
ield,  drei  Meilen  nördlich  von  Regensburg,  diesem  selbst  in 
folgendem  Schreiben  kund: 

„Zu  den  guten  Informationen,  welche  ich  über  Sie  be- 
sitze, der  ich  ausserdem  mit  Ihrer  Trene  uud  Ihrem  mir 
bisher  bewiesenen  Kifer  in  meinem  Dienst  zufrieden  bin, 
hat  der  Herr  Cardinal  in  seinem  letzten  Brief  ein  solches 
Zeugniss  hinxngefögt ,  und  mich  so  nachdrücklich  gebeten 
Ihnen  den  IStel  und  die  •Sti>llu»g  meines  ICenidenten  am 
dortigen  Hof  zu  erteilen,  duas  ich  Ihnen  dieselben  gewähr« 
in    dor*elb«n  Weise,    wie  sie  zaerst    Ihr    Vater,    der  Herr 

2i» 


^m 


•^Wi    Ifiu^f.  t.  Sittung  der  bi^or. 


I  3.  Januar  1980, 


1 


QiambatLiata  seligen  Andenkens  gehabt  hat.  Da  nun  Se. 
Kmiaeoz  von  mir  wünschte,  dasa  Sie  diesen  Posten  für  die 
Zakuufl  bebalteu  und  sich  in  ihm  zur  Änerkenuuug  bringen, 
so  babe  ich  ihm  zngleich  davon  Anzeige  gemacht «  damit 
Sie  sich  darnach  richten.  Indem  Sie  diese  GAiugthoung 
enipfiiugeu ,  sull  sie  Ihnen  zum  Sporn  dienen,  iu  IlLreti 
guten  Diensten  fortzufahreu,  denn  diese  werden  mir  immer 
angenehm  sein.  Und  so  erbiete  ich  mich  Ihnen  mit  meiner 
}iekannten  Wolgeneigtheit,  and  Gott  schütze  Sie". 

Bb  folgt  aU  eigenhändige  Nachschrift:  „In  der  Beilage 
gebe    ich     dem    Herrn    Cardinal    Barberini    Nachricht    von    ^ 
meinem   Aufbruch   von    Uegensburg    nnd  dem   Fortrücken  fl 
des    Lagers    gegen    die   Oberpfalz ,    am    die    Bewegung    des 
E^eindes  im  Auge  zu  bebalten,    der  »einer  in   HaiuM'n  audge*        i 
übten  Barbarei  müde«  über  die  Douau  gezogen  ist^^  H 

Kä  folgen  Briefe  des  Kurfürsten  an  Orivelli  ans  dem 
Lager  bei  Darschenrenth  am  2'J.  Jnni,  aus  dem  Lager  bei 
Waiden  am  2.  Juli  1632.  Hier  schreibt  Maximilian  von 
der  Uuter.HtutKung  an  tieldiuiiteln ,  welche  ihm  der  Papst 
durch  den  Nuutiu»  Grimaldi  /.ukommen  zu  laKsen  versprochen 
habe,  und  die  er  erwarte,  und  er  setzt  hinzu,  dass  die 
b^den  Armeen,  seine  und  din  kaiserliche,  nach  Uebereia- 
kommen ,  gegen  den  Feind  marächiron ,  welchen  sie  in 
wenig  Tagen  zu  trefieu  hoffen. 

Aach   aus   der    denkwürdigen  Zeit,    als   der  Kariurat« 
mit  Wiilleuätein    vereinigt,    dem  bei  Nürnberg  ren<chanaten 
Schwedt'ukrinig  tauge,  Hchrecküche  Wochen  himlurch  gegen- 
über   lag,    gibt    es    eine  Reihe    von  Schrt;ibt>u    an  Crivelli.  ^m 
Das    ertte    ist    datirt   aus    dem  Lager    bei  Nüruberg    am  H 
IG.   Juli    1632.     Der   Kurfürst    trägt    dem  Residenten    auf,  " 
dem  Papst  für  die  Zeichen  väterlicher  Güte  zu  danken,  di« 
ihn    bewogen,    von    ihm    Nachrichten    ku    verlangen.     Am 
27.  Jali  schickt   er   solche  Berichte    an   den  Cardinal  Bar- 
berini.    Am  21.  August    thut   er  kund,    dass   der  Nuntioa 


Ortfforotim:  Di«  btUUn  OiiyJ/i. 


3G0 


Grimaldi  in  Wien  seinen  Verwandten  Ottavio  an  Wallen- 
stein  and  ihn  selbst  ins  Lager  geschickt  habe:  dieiie  Meld- 
ung bßjtog  sich  :iuf  die  versprocheueu  abor  alchi  geleistelen 
8nb«idien  von  Seiten  des  Papst». 

Es  ist  bt*iuerketiswert,  <\i\ss  selbst  in  joner  ncbwierigen 
Lage  vor  Niirul»erg  der  Kurfürst  Zeit  und  Stimmung  fand, 
nn  dip  Bedürfnisse  seiner  Knnpfcliebhaherei  z«  ilenken. 
Oenn  ans  einem  Brief  Crivelli's  im  'Ügli  vom  21.  An;^'.  IBH2 
gehl  hervor ,  duas  der  Resident  von  dort  her  Auftrüge  er- 
halten hatte,  tieniülde  in  Korn  ünzukanfen,  iira  die  Verluste 
ro  ersetzen,  welche  durch  die  schwpdische  PInndernng  der 
IntrfGrRtliclien  Schlosser  enUtnndeu  waren. 

Ga  erfolgte  am  16.  November  die  grosse  Schlacht  bei 
Lfltzen,  und  der  Tod  Gustav  Adolfs.  OITicielle  Berichte 
darOher  an  Crivelli  Huden  sieb  nicht  vor;  nur  De|>e8chen 
dwselhen,  welche  leider  in  nehr  flüchtiger  Weise  den  Reflex 
jener  Kreignif^se  auf  die  Stimmung  in  Ilom  andenten.  (Jauz 
Iakoni*«ch  meldete  er  am  11.  Deu.  1032,  das^  der  Pap:»l  am 
Morgen  dieses  Tages  in  die  Nationalkirche  der  Deutschen 
deir  Anima  gegangen  sei.  um  fQr  die  gewonnene  Schlacht 
ztt  danken,  und  das.s  man  hoffe,  er  werde  bald  dahin  zurHck- 
kebren.  Er  beklagte  sich  KUgleich  über  di»*  Spanier,  die 
mt  Gates  von  Maximilian  redeten  *  sondern  jetleu  Erfolg 
Wallenstein  allein  znschrieben.  ohne  jemals  den  Namen  des 
KarfQrHten  in  nennen.  Am  18.  Dec.  meldete  er  von  einer 
Audienz  beim  Papst  und  bemerkte,  es  seien  Briete  aus  Wien 
gekommen,  welche  den  Tod  de«  Schwcdenköuigs  lUngneteUf 
««■halb  man  in  Rom  Wetten  nnstelle  Er  habe  den  Papst, 
darum  gefragt:  dieser  habe  gelacht  und  erklärt,  der  Tod 
Uustnv  Adolfs  sei  wahr,  nur  könnten  viele  diese  Nachricht 
nicht  verdauen;  der  PapH  hat«  ihm  dnrnuf  Kinzflbfiten 
MU  d«r  Schlacht  mitgeteilt,  wie  den  Tod  vieler  Heerführer. 

Ks  isit.  autfaltend,  dass  sich  in  den  Buriebten  Crivetti't 
Dach  München    aneh    nicht    eine   einzige  Andeutung    jener 


370     Nachtr,  i.  Stteunff  der  hiat&r.  Clatt^c  rom  3.  Januar  1880. 


offen  kundgegebeoen  Mis^stimmung   Urbans  über   den    ver- 
uteiDtlicbeu  8ieg  des  Kaisers   und   den  Fall  des  Schweden- 
königs findet,    vou    der  doch  ao  viele  andere   officielle    nnd 
private  Berichte  Zeugtiiss  gegeben  haben.    Es  ist  auch  auf- 
fallend ,    dass  der  baierische  Resident   gar  keine  Mitteilong 
vou  dem  ZerwIlrTnistit  des  Pap.<^s  mit  Spanien  gemacht  hat, 
das»  er   nlle  Vorgänge,    die    «ich  Jahre    hindurch    ans  den) 
Protest  des  Cardinais  Borgia  entwickelten,  mit  Siillschweigen 
übergebl,   nnd  auch  nicht»  von  der  Sendnng  der  kaiiserlicheD    fl 
Bevollmächtigten,    des  Herzogs    Ftderigo  Savelli,    des  Car- 
dinais Pnznian,  noch  von  den  ausBeronlentlicben  Gesandten        i 
Spaniens     nnd     ihren    drohenden    Korderungen    zu    melden  ■ 
weiss.     Die    ganze    hab?<burgiseh-römi8cbe    Krisi»    empfangt 
aus  den  Corrcspondtfnzen  Cnvelli*<i  nicht  die  geringste  Anf-  ^J 
ktiirung.  H 

Der  Orund  dieser  Zurückhaltung  kaou  offlcieDer  Weise 
darin  gesucht  werden ,  dass  der  Re^^ident  sifh  in  Reinen 
Berichten  streng  an  dic<>renz«'  seines  Amtes  hielt  —  hätte 
er  von  flßinem  Huf,  der  über  das  Zerwnrfniss  des  Papfts 
mit  Spanien  und  das  Auftreten  des  Oardinals  Horgia  sicher- 
lich uiilpn-ichtet  war,  Aufträge  gehabt,  davon  Meldung  su  ^ 
thun,  so  würden  wir  solche  vorHnden ;  denn  es  Ui  nnstatt-  H 
hftffc  &n?.unebmeu,  dass  darauf  beKÜgHche  ScbriftstQcke, 
wenn  sie  vorhanden  waren ,  später  unterdrückt  und  also  J 
nicht  der  Sammlung  der  Correspondeuzeu  einverleibt  worden  V| 
sind.  Was  aber  das  gründliche  Schweigen  Crivelli'a  Über 
die  schadenfrohen  Aeusserun^en  des  Papsts  bei  Gel^enheit 
der  Niederlagen  der  Kaiserlichen  durch  die  Protestanten 
betrifft,  wovon  Rom  erfüllt  war,  oder  was  sein  Verschweigen 
der  Missstimmung  llrban's  Vdl.  über  die  durch  den  Tod 
Qu-ttav  Adolfs  eingetretene  Wendung  der  Dinge  betrifft, 
so  halte  ich  dasselbe  fUr  absichtlich  und  durch  die  perrön- 
liohe  Bücksiebt  veranlasst,  welche  CrivelU  auf  den  Papst 
and  die  ßarberiui  nahm,   deren   ganr.  bi«onder«  Protection 


i 


bi^ 


JM 


A 


Gregorovius:  Die  beid«H  Crivdli. 


371 


er  genoss.  Er  bat  alles  unterdrückt,  was  dem  Kurfürsten 
VernnlaaBnn^  zar  Ünxufriedeiiheit  mit  SBineii  Gönnern  getwu 
konnte.  Durch  die  Frirsjjiacho  des  Cardinnls  Barherini 
war  er  »^Ibst  zur  StelUiii>;  des  ReäideiUen  gelHiigt;  er  ver- 
galt ihm  diese  und  andre  LiebesdienHle.  AIh  der  berQhmte 
Cardinal  Ludorico  Ludoviei.  einer  der  Führer  der  spanischen 
Partei ,  in  Folge  sniner  Verbannung  an!4  Rom  durch  den 
PajMit  gestorben  war,  forderte  Crivelli  in  uineiu  Sehreil)en 
»D  Gigli  (Rom,  27.  Nov.  1633)  dringend  die  nun  vacant 
gewordene  Kbreustelle  des  Protectors  der  katholischen  Lij^a 
fQr  deu  CArdinal  Francesco  iJarberini  selbst,  weil  solche 
Stelle  einem  Nepoten  des  lebenden  Papst«  gebtihre.  Liido' 
ri«i  habe  der  Liga  melir  Schaden  als  Nutzen  gebracht; 
Aldobrandini  bewerbe  sich  um  das  Protectorat,  müsse  aber 
abgewiesen  werden.  [>er  Pap^t  selbst  verlange  diese  Khre 
ftlr  seinen  Nepoten,  anch  wenn  die  Liga  nicht  mehr  be- 
ruhe (Brief  vom  4.  I>ec  1632).  Auf  nii*brere  solche  sehr 
dringende  ü>cbreiben  erhielt  endlich  der  Resident  vom  Kat 
Gigli  xur  Antwort,  dass  solche  ,,furia''  nicht  not  sei,  dasa 
man  im  Ckbinet  des  Kurfürsten  denke,  ein  so  hrffigcs  ßo- 
gobren  des  Cardinal.^«  nach  dem  Protectorat  »ei  eher  die 
eigene  Erfindung  des  Residenten.  SchlieuHlich  setzte  dieser 
doch  die  Angelegenheit  durch;  dctnn  am  ß.  April  1633  hat 
d«r  Kurftirttt  dii*  Protection  der  Liga  wirklieb  dem  Cardinal 
Barberini  augetragen. 

WeuD  dieser  Entscblus»  ein  durch  Crivelli  dem  (Jar- 
dinal  erwiesener  Liebesdienst  war,  so  hat  der  Nepot  noch 
in  demselhnn  Jahr  Gelegenheit  gehabt,  ibu  zu  vergeltea. 
Der  Resident  wurde  nämlich  mit  nichts  geringerem .  als 
dtm  Verlutt  seiner  eigenen  Steltnng  bedroht.  Dem  Kur- 
fQrtten  waren  OerBchte  /u  Ohren  gekommen,  welche  deu 
Ckankter  »etoea  Gesandten  in  Rom  be.scbüd igten.  Sie  be- 
tnfen  nicht  »owol  desseu  eigene  Person ,  als  selttnmer 
Weite  diu  Khre  seiner  Familie.     I^^r  hatte  zwei  erwaohsone 


^^ 


I  Siuunß  dir  hisior.  Classc  vorn  3.  Januar  1880. 

eueu  Q5  hiess,  dass  sie  ihren  Rnf  blosstellten  — 

gerade  in  jener  Zeit  sittenloser  Üeppigkeit, 

Ir  die,  wie   es  scheint,  durchaus    geringfügige 

lifiKU ,    hi  souderbar  genug,    und    eigentlich 

rkuiiig  wert,  weil  sie  die  Sitteustreuge  Maxi- 
leichnet. Air  das  erfuhren  wir  nicht  ans  den 
pu  CHvi'lli'.s,  sondern  aus  einem  langen  Brief 
Praiiteaco  ßirberini  selbst,  der  sich  herbeiliess 

schgpschichten  einzugehen,  um  seinem  GQnst- 

Masiiniliim's  zu  erhalten.^) 
|om  Kurfürsten  aufgefordert  worden,  ihm  über 

die  Wahrheit  zu  sagen,  und  schrieb  ihm :  er 
liMaximiliaa  eher  von  dem  Ruf  Crivelii*s,  als 
^udluDgeu    unterrichtet  sein   wolle ,    da    diese, 

laffc  gewesen ,  nur  Irrtumern  zuzuschreiben 
|rei  JufareQ    stehe    das  Uius  Crivelli    nicht  in 

teil^  wtjgen  der  Leichtfertigkeit  der  Töchter, 
|i  den  Fenstern  sehen  Hessen,  teils  wegen  der 

besuche    eines   Geistlichen,    eines    entfernten 
Die  Kbren,   welche  Crivelli  vom  Kurfarsten 
[litten    iliQ    zu  einem  angeseheneu  Manne  ge- 
llt dem  Noide  habe  sich  anch  die  Wichtigkeit 

i'steigert.  Als  er,  der  Cardinal,  Crivelli  mm 
[äidünten  empfehlen  wollte,  habe  er  lange  ge- 
1  er  dem  Kurfürsten  diesen  Vorschlag  machen 
|]t,  doch  sich  endlich  entschlossen  über  jene 
l'egy-ugeheu.  Es  seien  wol  auch  die  Spanier 
mit  denen  Crivelli  Auftritte  gehabt  habe. 
bzu  er  die!3i*m  geraten,  sei,  die  Töchter  in  ein 
Ln;  dann  würde  das  Gerede  aufhören.    Es  er- 


ai)  ^en  KurfQrateD,  Rom  12.  Nov.  163;{,  befindet  sich 
ug^   tiArbcfim   Corrispondcnza   Boinana,   in   demselben 

arcltiv. 


Chegomeim:  Dit  beiden  Crirelti.- 


373 


weise  sich  aach  als  falsch,  dass  der  Herzog  von  Creqni  mit 
den  Tt>chtern  Crivelli'«  »ich  anterhalten  habe.  Er  «rürde 
den  Kiirlursten  selbst  ersuchen,  dem  Residenten  den  Ab- 
schied zu  fachen,  wenn  er  glaube,  dass  er  »eiiieu  dienst- 
lichen Obliegenheiten  nicht  genüge,  aber  in  diesem  Fall  ihn 
bitten^  CriveUi  vorher  davon  zu  benachrichtigen,  damit  er 
ohne  Schädigung  «eines  Ansehens  seihst  um  seinen  Abschied 
einkommeu  könne.  ^,Ich  bin,  so  schloss  der  Cardinal  seia 
Schreiben,  mit  dieser  meiner  Meinung  vielleicht  zu  weit 
gegangen;  jedoch  ich  erlaubte  mir  da«  aus  Rücksicht  darauf, 
dass  der  Resident  der  Sohn  eines  so  grosseu  Vaters  (nato 
di  padre  cosi  grande)  und  Dieners  Rw.  Hoheit  ist,  durch 
denen  Vermittlung  ich  selbst  zahllose  Qunstheweise  von 
Ew.   Hoheit  empfangen  habe". 

Welches  Kude  das  Familiendrama  CVivelli  genommen 
habe,  weiss  ich  nicht  an/ugeben.  Wir  wollen  glauben,  dass 
der  Vater  die  leichtferligen  Krünlein  in  ein  Klocter  gesteckt 
bat.  Hr  ficUuft  bebunptete  seinen  Posten  in  Rom,  und  die 
Correspondenzeii  zeigen ,  dass  sein  Verhältniss  zum  Kur- 
fQr«t4fU  und  tW^in  Hhusc  mit  der  Zeit  immer  inniger  ge- 
wordfMi  ist.  Dies  lehnen  auch  die  vielen  mit  aufrichtiger 
EmpHndung  gescfariobenxu  tiratulaiionsbriefo  CrivelU's  an 
Maximilian  bei  feetliehen  Gelegenheiten. 

Nun  über  will  ich  mit  diesen  Berichten  abschliessend 
da  mein  Zweck  erreicht  ist,  sowol  von  der  diplomatischen 
Natur  der  gesammelten  Acten»tUcke,  als  von  der  Persttn- 
licbkett  der  Ireiden  (iesandtCD ,  deren  Namen  sie  trogen, 
Mitteilung  zu  macheu.  Diese  Correspondenzen  habe  ich 
bur  bis  zum  Jufare  1635  genau  darchgesehen  —  aus  den 
flbrigeo,  die  noch  24  Jähre  umfanen,  habe  ich  nur  Eiozelnee 
aufgejtucht,  wie  unter  iinderem  Depesehen  Ober  die  Ankunfl 
and  den  Aufenthalt  der  Königin  Christine  von  Schweden 
in  Rom.  Ich  bemerke  noch,  dass  Francesco  Crivelli  in  den 
letzten  Jahren  seine  Uerichte  nicht  mehr  nn  Äurelio  Oigli, 


11^ 


S74    Ifttclitr.  s.  SittHfuf  dM"  histor.  ClaM$e  roni  3.  Januar  1880. 


I 


welcher  wol  schoD  gestorben  war^  soudera  an  den  Rat 
Ferdinand  E^rter  gerichtet  hat.  Der  Resident  schreibt 
jetxt  selt^ener  eigenlmndig  —  da«  Alter  spiegelt  sich  in 
seinen  Pepeflchen  ab;  seine  Handschrift  Iiat  sich  verändert, 
ihre  Züge  sind  ungleich  und  unBammeo hanglos  geworden: 
wir  hiibtiii  eä  mit  einem  Scheidenden  zu  thnn. 

Der  würdige  Mann  hat  die  tueiüten  seiner  Zeitgenoasen 
aus    der    grossen   Kpoche    des    dreiH^igiilfarigen   Krieges  in's 
<jrub  steigen  sehen.    }^r  hat  als  Resident  zwei  Päpste  Über-   H 
lebt,   Urban  VIII.  und  Innocenz  X.,    und    Alexander    VII.   ^ 
Chigi  Papst    werden   sehen.     Er    hat    zwei  Kaiser   Überlebt, 
Kerdinaud  II.    und    dessen  Sohn  Ferdinand  111.«    and  Leo-  ■ 
pold  I.    diesem    nachfolgen    sehen.     Er    nah    von    der  poli- 
tischen   Sceue   abtreten  Richelien    und  Ludwig  XIII  ,    and 
sie    einnehmen  Mazarini    and  Ludwig  XIV.     Kr    hat    anch 
Cromwell  überlebt     Sein  eigner  wolwollender  Fürst,  Maxi- 
milian ]. ,    welchem   er  23  Jahre  lang  gedient  batt«^,  starb 
am   27.  September  IGöl,    und    noch    8   Jahre    lang    setzte 
CrivelLi  anter  dessen  Sohn  und  Nachfolger  Ferdinand  Blaria 
seine  Dienste  als  Kesident  Baierns  fort 

Wir  lesen  noch  mit  Anteil  die  letzten  Berichte,  welche 
FAmoesco  anf  seinem  Krankenlager  dictirt  and  mit  zitternder 
Hand  unterschrieben  hat.    Am  3.  Mai  1659  meldete  er  dem 
Rat  Kgarter ,    dass    er    seit    mehr    als  8  Tagen    bettlägerig 
sei  und  viel  leide.    Am  10.  Mai:  „icb  befinde  mich  in  dem-        i 
selben  Zustande,    mit   demselben  Brennen    im  Monde;    ich  ^| 
mna  mich  zwingen,  wenn  ich  einen  Bissen  essen  soll.    Ich   ^ 
danke  Gott  für  alles.     Mehr  kann  ich  nicht  sl^^eu,  ich  bin 
Aosser  mir.     Ich    bitte,    entschuldigen  Sie  mich,  haben  Sie 
Mitleid    mit   mir,    and    beten  Sie  (ar  mich,    and  erhalten 
Sie    mir  Ihre  Gunst".     Dieser  Brief   ist   nicht  mehr  eigen- 
händig untersehrieljen.     Frsnceeco  schrieb  am  17.  Mai  1G59: 
es  »tehe  noch   schlimm   mit   ihm;    doch  könne  er  melden, 
da»  man  in  Rom  schon  vom  Abwhluas  dee  Friedens  wisie  — 


I 

1 


Gngorrmna:  Die  beiO«n  CrivtUi. 


376 


hier    meinte    er    wol    die    Präliminarien    des    pyrenäischen 
Friedens. 

Er  berichtete  noch  korx  am  24.,  31.  Mai,  nm  7. 
and  \i.  Juni,  mit  eigner  Nameu.HnnterHcbrifl.  Am  leLHeu 
Datam  beklagte  er  sieb ,  dass  ihm  zwei  schon  aasge- 
fertigte  päpstliche  Breven  noch  nicht  zugekommen  «eien, 
and  er  &\e  deshalb  nicht  nbBchicken  könne.  ,,So  etwag  ist 
mir  nienmU  widpriahren  in  dreissig  Jahren,  da^s  ich  mit 
dem  Hof  zu  tban  bähe'*.  Dies  sind  die  letzten  Worte,  die 
wir  von  Cntelli  lesen. 

Am  21.  Jaui  1659  meldete  Hortensia  Benzoni  Crirelli 
den  Tod  ihres  Gatten  in  drei  italieni^tchen  Hcbreiben  an  den 
KurfUrflten,  die  Eurftirstin  und  den  Rat  Kgarter.  Der 
Brief  an  den  ersten  lautet  so: 

Darchlauchtigater  Fürst  und  gnädigster  Herr, 
nach  vielen  Tagen  schmerzlicher  Krankheit  ist  in*«  andre 
Lehen  hinübergegangen  der  Herr  FrunceKCO  Crivelli,  mein 
Gatte,  ß*»tdent  Kw.  Durchl.  Hoheit  an  diesem  Hof.  Hie  • 
flbristlicben  Tugenden,  welche  ihn  bis  zum  letzten  Ende 
wineft  Li'henH  hegleit^t  haben,  und  die  Erwägung,  dass  er 
di«  im  ehrenvollen  Dienst  Ew.  Durchl.  Hoheit  beschlossen 
hat,  haben  zu  einem  Teil  die  menschliche  Emp&ndung  bei 
difrftrm  grosf^u  Uehergaug  gemildert.  Ich  bleibe  mit  einer 
Tochter  als  Trümmer  df«  Uiiglöcks  ZTiröck ;  denn  da  der 
KeMident  «einer  Sl<'lluitg  gcm&s^e  Ausgaben  ^Tmncht  hat* 
Ml  tiut  er  sein  Haus  nicht  von  Notbedarf  befreien  können. 
Die  fuTtge><etzto  Dieuatbarkeit  dieses  Hauses  gegen  dasjenige 
Evr.  Durchl.  Uuhett  wirrt  durch  den  Tod  mehrerer  Ange- 
hiJrij*<-D  der  Familie  bestätigt ,  welche  einer  dem  andern 
nachfolgend  den  Ruhm  gehabt  haben  ^  ihre  Tage  in  der 
Eitijreuhcbafl  wirkliclnT  Dit-m-r  zu  beschliessen.  Trotzdem 
bedarf  es  nicht  »uloher  Rücksiebten ,  nm  den  Blick  Ihrer 
Gnade  anf  eine  Wittwe  und  eine  Waise  zn  lenken ,  ond 
oin  ihnen   xu   ihrem    täglichen  Unterhalt  DuterstGtzung  zu 


I  SiUutiij  (Ur  hisior.  Glosse  vom  3.  Januar  1880. 

kf  Aass  sich  in  der  Welt  der  Glaube  an  die 
rksamkeit  Ihrer  Gnade  befestige.  Wenn  Ew. 
|t  geruhea  wollen,  jetzt,  wo  mein  Gatte  nicht 

Khre    seines  Amts   in    der  Person  eines  rÖ- 
erä  fortfübren  za  lassen,  so  bitte  ich  dringend 

nicht  einem  andern  nachznsetzen ,    nnd  ich 

Diirchl.  Hoheit,    dass   derselbe   niemand  in 

nacbsti^ht ,    so  grosser  Gunst  sich  würdig  zn 

3lcbe  Handlaugen   der  Dienstbarkeit,   welche 

[s    den  Verdiensten  Ew.  Dnrchl,  Hoheit    nnd 

idlicbsten  Devotion  entsprechen,   mit  welcher 

Gott  das  Tollkommenste  Glück  erflehen. 
|21.  Juni  1659. 

Ew.  Dnrchl.  Hoheit 

Untertänigste  Dienerin 
Ortensia  Benzoni  Grivelli. 

hrst  Ferdinand  Maria  bewilligte  der  Wittwe 
Ihter  eine  Pension.  Es  finden  sich  Schreiben 
rtensi:i  vom  1.  Not.  1660 ,  nnd  aus  dem 
In    W'lcben   sie   daför   ihre  Dankbarkeit   ans* 

peco  Crivelli  keinen  Sohn  hinterliess,  so  er- 
scinp  Fftmilie  nnd  der  Dienst,  welchen  diese 
lauge  and  denkwürdige  Zeit  dem  Fürsten- 
geleistet  hatte.*) 


Ibaarchir  in  München  gibt  keine  Anfkläning  Aber  die 
lelle  des  baiemchen  Besidenten  in  Rom  nach  dem  Tode 


Verzeiehniss  der  eingeUufenen  BOrberf^eschenke. 


Vom  Verein  für  Landeskunde  von  Nieäerösterreich  in  Wien: 
Die  Grafen  von  Plaien-Hardegg  von  J.  Wendrinsky.   1880-  8**. 

Von  der  gelehrten  estnisciten  Gesellschaß  in  Dorpai: 
Sitzungsberichte.     1878.   1879.    8<*. 

Von  der  OberlausUeiscfien  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in 

Oörliiz: 

Neues  Lausitzisches  Magazin.     Bd.  56.     1880.    8^. 

Von  der  Redaktion  des  Correspondenz-Blattes  in  Stuiiyart: 

Correspondenz-Blatt  für  die  Gelehrten-  und  Realschulen  Württem- 
bergs.    1880.    Tubingen  1880.     8^. 

Vonn    Verein  für  Geschichte  und  Alteiihümtr  eu  titade: 

B.  Archiv.     Bd.  7.      1880.    8". 

b.  Die  Münzen    der    Stadt    Stade   von  M.   Bahrfeldt.     Wien. 
1879-  8". 

Von  der  k.  sächsischen  Gesellschaß  der   Wissenschaften  in 
Leipeig : 

Berichte  Über  die  Verhandlungen.  Fhilos.-philolog.  Cl.  1879.  8". 


EitueniJungfn  von  DruclucKrifien, 

\rr  Ä.  Acciidimia  dei  Lincei  in  Rom: 

luDti.    Vol.  IV.  faac.  5.  April  1880-    1880.  4". 
]  Classe  di  scienze  morali.     Vol.  3-     1879.    4". 

sthttiäischeii  Akademie  der   WissenscJtaflen 
in  Stockholm: 

Del  ü!— 27.     1857—76.     8^ 
Tidßkrift  för  Sverige.  Tom.  I.  IT.  HI.  IV.  V. 
5". 

IS7'2— 79.    8". 
^ieka    Myat   i    Kongl.    Svenska    MyutkabiDettet. 
Dil  Htldebrand.      1846.     4^ 
Qingar  Oi'v«r  enskilda  Svenska  man  och  qainnor 
Imil   Hildebraod.      1860.     S°. 
Igilkr  irika  Medeltiden  of  Bror  Gmil  Hildebrand. 

in  foUo. 

|cb  SveDska    konungahusets   Minnespeaningar    of 
Hildebrand.     2  Bde.     1874—75.    S*". 
ur  Svenska  Statens  historiska  Museum  of  Bror 
KbiuDd.     Heft  I.  IL   1873—78.    folio. 

\kr    VidEmkabs-Selsk(A  in  Christiania: 

[gar.  Aar  187G— 1879  und  Register  zu  1868  — 77. 
;li^(?    Norske   Frederiks   üniversiteta    Aarsberet- 
1S7G  — lbT8.      1877—79. 
|Mimiia    Sä(fur    udg.    af  C.    R.  Unger.     Bd.  11. 

neue  Quellen  zur  Geschichte  des  Taufsymbols 
lilaubensartlkel  von  C.  P.  Caspari.  1879.  8*. 
Itiera  I.  Noräko  Historie  1448—1458  af  Ludwig 

179.  8^ 

|r-a<i(tH(Vi  Pontifiria  de'  Niiovi  Liitcei  in  Rom: 
A.     1880.    4". 


Einaendungen  von  Drtteksehriften.  379 

Von  der  k.  Akademit  der  Wissenschaften  in  Copenhagen: 

a.  Overaigt.     1880-     187Ü— 80-    8". 

b.  Den  GrOnlanduk  Ordbog  omarbeidet  af  Sam.    Kleinschmidt 
udgivent  ved  H.  F.  Jörgensen.     1871.    8". 

Von  der  Academie  des  sciences  in  Lyon: 
U^moires.     Clas&e  des  Lettres.     Tom.   18. 

Vom  Instituto  di  corrispondenza  arcfteologica  in  Rom: 

a.  Annali.     Vol.  51.      1879.    8% 

b.  BuUettino  per  l'anno  1879-     Roma  1879.    8®. 

c.  Monumeuti  per  l'anno   1879.     1879.     folio. 

Vom  Peahody  Institute  in  Baltimore: 
13*^  annual  Report,  Jane   1,   1880.     1880. 


Vom  Herrn  Adolf  Miihry  in  Göggingen: 
Ueber  die  exacte  Natur-Philosophie.     4.  Ausg.   1880.    8". 

Fom  Herrn  Conrad  Maurer  hier: 

Zur    politischen    Geschichte    Islands.       Gesammelte    Äufsfttze. 
Leipzig  1880.    8*". 

Vom  Herrn  Enrico  Bertanza  in  Este: 

De    Graecorum    cfaronologia    antiquissima   dissertatio.      Patavii 
1880.    8». 

Vom  Herrn  Ercole  Ricotti  in   Turin : 

Letiere   di    Antonio   Perrenot   di  Granuelu   al  Duea    di  Savoia 
Emanuele  Filiberto.      1880.    8*>. 


^imendungen  von  Dntcksdir^en. 

''l  !iuhhi-P(u)fta  ministre   des  finances  in  C<w- 
sümtinopel  : 

fi  ta'rikti-l-islani  (türkisch)  1880.    8*. 

Iffei-rn  J.  F.  J.  Biker  in  lAssabon: 

JoUevcäo    de  Tratados.     Tom.   17.      1879.    8*. 

Herrn   C.  N.  Satktis  in   Venedig: 

|iU   rel.  h  l'bistoire  de  la  Grdoe  au  moyen  &ge 

Vom.    l.     Fftris  1880.    4". 


Sitzungsberichte 


der 


krmi&;l.  liayer.   AJcademie  der  Wiss(mscLafU»n. 


HiBtoriscke  GlaBse. 

Bitxcni;  vom  5,  Juni  1H80. 
Herr  Coraoliua  hielt  einen  Vortrag: 
„Heber    das    VerbältDiss    von    Kirch«*    ninl 
Staat   tu    Genf  in    den    Zeiten    Calriu'ti.** 
Dorselbe  wird  in  den  Äbhandtnugeu  verößeutlicbt  werden. 


Philosophisch-philologische  Classe. 

Sitxaog  Tora  ;i.  Juli  IKöO. 
Herr  Wölffliu  hielt  einen  Vortrag: 
,,Ueber   die    Latinität   dea   Afrikaners  CaB- 
siu»    Felix."      Ein    Beitrag    zur    Geschichte    der 
lateinischen  Sprache. 

Unter  den  Disciplineu  der  classischen  Philologie,  welche 
iu  ten  letzten  Jahrzehnten  neu  geschafleD  oder  wesentlich 
umgfutultet  worden  sind,  nimmt  die  Grammiitik,  die  rer- 
gleichende  wie  die  historische,  eine  hervorr^ende  Stellung 
ein.  Denn  die  Graitimutik  ist  nnt  heute  nicht  nnr  das 
noentbtfhrliche  Vehikel  um  die  Jugend  in  eine  Sprache  ein- 
suitibren :  sie  ist  nicht  mehr  wie  früher  bloHs  die  dienende 
Miu/d  der  Erklärer  der  KluHsiker,  sondern  sie  ist  eine  selbst- 
iige  Wissenschaft  geworden,  der  es,  al^escben  von  allen 
praktiMiben  Nehenzweck<*n,  vullkoiniiien  genügt  dtui  Wesen 
und  die  Kntwicklimg  einer  Sprache  als  des  edelsten  b>/eiig- 
ll-^Hu.l  Phil.-(.bn.  hilf  Ol.  Bd.  1. 4.]  2:> 


382         Sitsuttfj  drr  pttiioa.'iJtUol.  Cltie»^  eom  3.  JhU  i860. 


nisses  des  Menscheuf^eistes  zu  erforschen.  Seitdem  wir  die 
Sprache  ala  etwas  Organisclies  betrachten ,  dQrfen  wir  onii 
nicht  mehr  damit  zufrietlen  geben,  die  einzelnen  Wortformen 
ihrer  Bedeutung  nach  richtig  zu  benrtheilen  and  sie  richtif; 
anzuwenden;  wir  müssen  anob  verstehen,  wie  sie  gebil^t 
worden  sind,  wie  sie  sich  im  Laufe  der  Jahrhunderte  ver- 
ändert and  wie  sie  einander  abgelöst  haben.  Die  alleren 
Philologen  waren  Kindern  zu  vergleichen,  denen  es  genug 
Freude  bereitete  vchöue  Blumen  xa  pflücken;  wir  woUra 
ihren  Bau  und  ilie  Gesetze  ihres  Wachsthumes  orlcennen, 
und  wenn  wir  dafür  seihat  das  Mikroskop  anwenden,  so  ver- 
SDudigen  wir  uns  nicht  nur  nicht,  sondern  nnsere  Bewunder- 
ung wird  nur  von  Tag  zu  Tage  grösser.  Durch  das  Stndium 
unmentlich  des  Plautus  und  der  älteren  Uteinischen  In- 
schriften hat  mau  eiue  Wissenschaft  bef^ründet,  welche  den 
stolzen  Namen  der  historischen  (üranimatik  zn  verdienen 
scheint,  ohschou  man  unmöglich  verkennen  kann,  da«s  wir 
nur  einen  schwachen  Anfang  vor  uu»  haben ,  nnd  dam  der 
ganze  Zuschnitt  und  die  Abgrenzung  der  Studien  von  vorn- 
herein an  Mängeln  leidet.  Da  wir  nämlich  unter  Geschichte 
nicht  nur  die  aufsteigende  Entwicklung  begreifen,  sondern 
auch  den  Verfall,  das  Vergehen  wie  das  Entstehen,  so  ent- 
halten jene  Forschungen  nur  die  Fundamente  der  neuen 
Wissenschaft.  Wenn  nun  die  deutsche  Gröndlichkeit  von 
der  Frage  nach  dem  Woher  ausgegangen  ist ,  wenn  sie 
mehr  auf  die  Formen  geachtet  hat  als  auf  die  Regeln  der 
W^ortfugung  und  die  Schicksale  de.s  Sprachiichalzes,  so  kann 
ihr  diesR  nur  zur  Ehre  gereichen;  allein  nicht  nur  geblattet, 
sondern  geboten  wird  es  sein,  die  Frage  nach  d*'m  Wohio 
beizufügen  und  zu  unterjochen,  nicht  nnr  wie  und  woraus 
das  Lateinische  eDtfltandeu,  .sondern  auch  wan  uu<3  deiusc]b*^i) 
geworden  sei;  betont  man  ja  doch  mit  Wohlgefallen  den 
Satzj  dass  die  heutige  Bildung  auf  den  Schultern  der  alten 
stehe   nnd   dosx  die   classi«tclie  l'Iiilnlogie    nir  die   modprue 


J^tt 


1 


( 


Wdtfftint  Ufher  die  Latmitflt  tieit  Afrikttnerm  Cnnuim  Fclir.  383 

nnentb«hrlich  aei ,  während  in  Wirklichkeit  eine  Klaft  daa 
Ijtiteiniscbe  von  den  romauiscben  Tochtersprachen  trennt 
und  fUr  die  Erkenntnis^  de»  üeberganges  Ton  Seite  der 
Latiuisten  beinahe  nichts  geschehen  ist.  Denn  aus  den  Zeiten, 
da  mnn  lateinisch  lernte  nm  wie  Cicero  reden  und  »ehreiben 
xn  können,  wirkt  das  Vorurtheil  nach,  das  Spätlatein  sei 
eint*  Art  von  Siindenfall  und  man  thue  daher  ^ut  seine 
Hunde  nicht  zu  verunreinigen. 

Eine  ähuliche  Einseitigkeit,  welche  über  den  erbten  An- 
nltxen  die  letzten  An»Ulnfer  vt^r^^'sst,  liesteht  darin ,  dass 
man  wohl  angiebt,  wann  gewisse  Wörter  in  der  Latinitat 
zuerst  vorkommen  und  von  welchen  Anturen  »ie  in  die 
Litteratur  eiugeFührt  werden,  aber  nichts  davon  weif», 
wann  nnd  bei  welchen  Autoren  »ie  zuerst  absterben  oder 
als  völlig  abgestorben  erscheinen.  Und  dach  lässt  dich  bei- 
•pieliweise  ziemlich  genau  bestirniueu.  wann  diu  abgestorben 
ciud  durch  longo  oder  niuUo  temf>ore  ersetzt  worden  sei. 
Vgl.  des  Vfs.  Latein,  und  roman.  fornparation,  lft79,  8.  67. 

Davon  wollen  wir  gar  nicht  reden,  duss  man  nicht 
4*ntsp reell eud  der  Theilung  der  romanischen  Sprachen  im 
SpStluteiii  eine  italiüniNche,  eine  gani>'che,  eine  opanittche 
Latiuität  unterscheidet;  nnd  obwohl  die  Romanisten  laugst 
wiiwen.  das-s  das  Spanische  den  Comparutiv  mit  mos»  daa 
Itiiliüniffche  und  Friinzösiüche  mit  piu  und  plus  bildet,  so 
bot  doch  niemand  beobachtet,  dass  schon  in  der  ersten 
Hiilft«  di^^  nint>en  Jahrhundert)«  naeb  Chr.  der  Spanier 
Uroflitis  sur  Umschrcibnng  nuiffis,  Sidonius  Apolltnaris  von 
Lyon  dagegen  K*^^~diulich  plus  anwendet,  da^  heisst  also, 
dass  die  Spaltung  heriMt-'  iinf  antikt-*ui  Bnden  »ich  volbeogeu 
hattv.  ^)     Auch    die   Eigen thUmliehkeiten   der   afrikanischen 

1)   Vgl,  Ormiaa   1,   2  m.  utititif  m.  erlfhtr;  4,  2^   m.  deformia; 

7,  I  Hl  KUiiiltt'ilt;  7,  3<t  »I,  uitAcr,  m.  rnirw«.  In  Frftakroich  bildet 
aocb  äalpiclas  8cveras  (am  400)  ivn  Compantlv  cormct  mit  mfuti»: 
An   JMwn  Clebnacli  von  jJmm   he\  KtdoDluti   Megt  twsr   iler  iiourffte 

2&« 


der  phihit.-pMoh  Clause  vom  3.  Juli  1880. 

I  der  man  zn  sprechen  und  zn  schreiben  wagt, 

schon  von  ders-elben  gesprochen  haben  (vgl. 

iia  Ä^>ul«iana,  Bern].  1879,  pg.  7),  sjnd  heute 

^ua    entfernt    erkannt  zu  sein.     In  dem  geo- 

Europn   getrennten  Lande   hat   weniger   die 

iction  des  am  Hofe  der  Äntoniuen  massgeben- 

[•outo  von  Cirta,  welcher  um  Neues  zn  bieten 

lehe  Latiiiität  zurückgrifif,   als   das   semitische 

hohner  sowie  die  Gluth  der  Sonne  ein  Latein 

hau  wohl  am  frühesten  und  am  stärksten  von 

itteratur  abwich;    und    wenn  wir   auch  keine 

[räche    besitzen,    welche    direct   aus    derselben 

le,   so   hut   dafür   die   afrikanische   Litteratnr 

lie    Bedeutung   ihrer  profanen  Vertreter   nud 

|r  Kirchenväter,  welche  dem  gemeinen  Manne 

in  seiuer  Sprache  verkündeten,  auf  die  der 

in   ungewöhnlichem  Masse  eingewirkt.     Bei 

der   sprachlichen  Forschung   sind   wir   noch 

lefähigt   zn   bestimmen,    wie   weit   die   roma^ 

len,    deren  Abgrenzung  nach  oben  überhaupt 

fet,    mit  der  lateinischen  zusammenfallen,   und 

ist   nur   so   viel   sicher,   dass   Manches,   was 

liiBcli  bezeichnet,  bereits  der  n'tmischen  Volks- 

prte, 

:>rigen  Jahre  zum  ersten  mal  herausgegebener 
litur,  Caasius  Felix  de  medicina,  giebt  mir 
llogeiibeit  aus  der  Sprache  zu  zeigen,  dass  der 
Urikaner  war  und  dass  von  den  verschiedenen 
über  den  Ca^sius  Ärtensis  der  Pariser  Hand- 
le die  allein  richtige  ist,  welche  in  ihm  eiueu 

lene  BiJ-et  (l'ariii  1870,  pg.  114)  mit  einem  Beispiele, 
^rie^oDC-ii,  dass  er  in  dcD  Gedichten  wie  in  den  Briefen 

geworiipri  ist:  cariii.   1,  iil2  ft.  t/rnriit,    7,  7;<  it-ffVit; 

u.  s.  w. 


Wdiffiin:  Ufber  dif  Latinität  de»  ÄfriPantn  CasMUS  Fdix.  385 

Cirleusis  Biebt  l'iess  wird  am  bequemsten  durch  die  Ver* 
gleicliung  der  »Sjiniche  de«  Afrikaners  Coelias  Aiirelianus 
lM>\vi<»«cn  worden  können,  welcher  wohl  wenige  Jahrzehnte 
frulier  über  die  acutea  und  die  chrouiflcheu  Krankheiten 
f{ef)cbriehea  hat.  Freilieb  kann  die  ufrikanische  LaÜDitat 
uicht  \i\if  zwei  Antoren  reconstruiert  werden,  und  noch  viel 
weniger  an«  Pinzelnen,  wie  man  es  bei  Apnleias  nnd  Pol- 
((ontiitd  vorfucht  hat,  sondern  streng  genommen  nur  au» 
der  Uebercinstimmang  flämnitlicher,  oder  doch  der  meisten 
Afrikaner,  des  Fronto,  Apnleiua,  Tertulliau,  Porphyrio, 
Cvpriuu,  Commodiau  (der  gewiss  nicht  in  Gaza  lebte),  Ar* 
nobiu«,  Aurelias  Victor,  Augustin,  Martianun  Capella,  Cae- 
liuj«  AuT*?liaDM8,  Victor  Vitensis,  Fulgentins,  Corippus  n,  s.  w.; 
inde.HH'u  ußthigt  uns  der  Hahmen  nuserer  Unteraucbung  in 
der  Kf'gel  bei  dcu  beideu  genannten  afrikauischeo  Aerzten 
stehen  im  bleiben  aud  die  Übrigen  Afrikaner  nur  gelegent- 
lich AU  hprücksichligen.  Zndem  können  wir  die  Haupteigen- 
thUmUcbkeiteu  der  »frikaniächen  Latinität  darum  nur  strei- 
fen, weil  dos  meist  aas  Recepten  beHteheude  Buch  des  Caa- 
(•iiu  Felix  uns  unr  einen  geringen  TheU  des  WortJ^chatzee 
und  nuch  weniger  von  dem  üppigen  Stite  der  Afrikiiner 
erkennen  liUst.  Gleichwohl  wQrde  man  irren,  wollte  mau 
annehmen,  die  Sprache  der  Aerzto  sei  eine  so  feste  and  an 
1"'?.timmte  Formeln  uud  KuustausdrUcke  gobimdeue,  dass 
üu-.h  in  ihr  nicltt  mehr  der  Strom  der  Jahrhuuderte  und 
die  Africitas  nachweisen  Hesse. 

um  aber  den  sprachlichen  Abstand  anderer  nicht- 
nfrifcnnixcher  Schriftsteller  Über  Medicin  wenigÄten*  an- 
iiiih^rnd  ermessen  zu  kUuncn,  werden  wir  den  Cid«u«,  den 
ScrtboniuB  Largus ,  den  Üargilins  ^TartiAIi»,  den  Serenus 
^  I!  i'nonicu?,  ileu  sog.  jüngeren  PliuiuH  de  UHNlrcina,  dpn 
\>^i?tin8  de  mulomcdicina,  den  Anlhimns,  die  vnu  llagcn 
berBU»jj**(f ebene  lateinische  rcber^etxung  des  <>ril>a»iu»,  die 
Djrufuiiidia   uud    das   vatikaninche  Bruchstück  de  re  medica 


386        Sitzung  der  tihilcg.-phitot.  Clasji€  vom  3.  Juii  1680, 


bei  Mai,   clus.  anet.  VIL  p.  399  fi*.  so   oft  es  paaBend  er- 

t'cheint,  znr  Verglcichung  heranziehen.  Dadurch  wird  es 
uns  möglich  wenlen,  woun  auch  anf  dem  engen  Gebiete 
iler  mediciniächen  Liiteratur  und  wenn  auch  nur  an  ein- 
7<eluen  auägewählteu  Beispielen,  doch  nachzuweisen,  was  den 
lexiUaliAch-grammaHRrheu  Studien  noch  fehlt  und  iu  welchem 
Sinne  spätere  UnU-ritacbuDgeu  anzustellen  sein  werden.  Es 
fehlt  uns  eben  noch,  wie  eine  Tollständige  historiBche  Syntax» 
80  eine  historische  Darstellung  dos  lateinischen  Sprach- 
schatzes; eine  Aufgabe,  welche  die  Kräfte  eines  Einzelnen 
weit  übersteigt,  deren  Lösung  man  aber  vorbereiten  kann. 
Wir  arbeiten  vor  der  Hand  wie  Pionniere,  welche  dnreh 
Laufgräben  die  Annäherung  gegen  das  Angrifisobject  er- 
leichtern, aber  znr  schliesslichen  Besitsergreüung  der  Bei-j 
bfllfe  grösserer  Massen  bedQrfen. 


Wenu  mau  das  im  J.  447  nach  Chr.  geschriebene«  von 
Valentin  Rose  herausgegebeue  Buch  de  medicina  aufmerk- 
sam durchliest,  so  rauss  einem  gewiss  anflallen,  dass  eine 
(leihe  der  gangbarsten  Wörter,  ja  dass  sogar  die  in  einem 
medicinischen  Werke  scheinbar  unentbehrlichen  Worter 
morbus,  aegeTj  remedium  in  demselben  nicht  vorkommen. 
Wer  darin  elw&B  Auffallendes  finden  wollte,  würde  damit 
nur  den  Beweis  liefern,  dasa  er  von  der  Entwicklung  der 
lateinischen  Sprache  eine  höchst  ungenügende  Vorsteltung 
bentze  ;  der  anf  breiter  geschichtlicher  Grundlage  arbeitende  ■ 
Sprachforscher  dagegen  wird  umgekehrt  fiuden,  das«  die 
Sache  kaum  anders  sein  könnte.  Denn  gerade  der  Begriff 
«Krankheit^  fUr  den  unsere  deutsch  -  lateinischen  Wörter-j 
bQcher  ausser  tnorbiis  etwa  noch  aegrotatio  und  valet^do^ 
bieten,  int  in  den  ventchiedenen  Zeitaltern  auf  so  aoge* 
wohnlich  nianuigfallige  Weise  ausgedrückt  worden,  dass 
man  glauben  möchte,  die  Benennnngen  nnangeneluner  Diugfl 
nfltzteu   sich   rascher   ab,   indem   man   ein   anaogoaebme« 


I 


W6trftiH:  üeber  lUc  iMinUJU  <U»  Afrikanen ßjätki  l^elie.  387 


Wort  durch  einen  neuen  Ausdruck  zu  umgehen  sucht. 
ThnUäcblich  fehlt  das  auch  in  deu  romanischen  Sprachen 
verlorene  Wort  morbus  nicht  nur  uud  nicht  erst  bei 
LWmur  Felix  mit  der  einzigen  k^inKchiSinknog,  dass  für  die 
ivelbsucbt  der  terminns  technicus  tnorhus  ictcricus  nnd 
rct/ius  p.  67|  18.  128,  6  stehen  geblieben  ist,  sondern  es 
trird  auch  von  Oaelius  Aureliauus  sichtlich  veriuiaden  und 
xurUckge^etzt  (ac.  2,  3.  chrou.  1.  148.  149.  154.  2,  11. 
3.,  131.  5,  dl)  nnd  schon  von  Scribonios  LargUB,  einem 
Arzte  aaf)  der  Zeit  des  Kaisers  ClAudioSf  zwar  in  dem 
Kunstansdrucke  fHorhus  cotnitialis  (Epilepsie)  uud  nrticu' 
laris  m.  cap.  99.  101.  107  fe8tgehalteu ,  sonst  aber  nnr 
selten  c.  111.  112  gehruacht.  Ebenso  ist  Oargilias  dem 
hergtfbniohten  Namen  morhus  regius  treu  geblieben,  hat 
aber  uorist  das  Wort  nur  einmal  gebraucht  (p.  152,  7  ed.  U. 
»lorho  laborantibus)^  wie  es  auch  im  Bibellatein  an  einer 
einzigeu  Stolle  (vgl.  uutou  S.  ct93)  als  Variante  ;^'efDuden 
wird,  wof^egeu  der  classisch  gebildete  Celsus,  der  Natur- 
fonicher  Plinius  7,  169  (F.,  Serenua  Sammonicns  V.  11.  29. 
34.  100.  133.  152.  178  u.  ».  w.  morbus  noch  als  Normal- 
auMlnick  anwenden.  Erst  aus  diesem  Fehlen  bei  mehreren 
Antoreu  aber  Qber7.eugt  man  sich«  dass  das  Wort  frühzeitig 
cvtorben  sein  mnss,  and  wo  es  sieb  in  spätem  Jahr- 
dertun  gehalten  bat,  winl  dieaa  dem  KiuAurhü  der  clas- 
tiwheii  Ijtteratur  zuzntichreibeu  seiu,  wie  denn  l>eiäpiel2i- 
weis«  die  rumischeu  Juristen  morbus  beibehalten,  weil  sie 
iu  ihrpn  Erklärungen  von  deu  ulten  Edicten  auagehea. 
Fragen  wir  nun,  was  au  seine  Stelle  getreten  sei.  so  dQrfen 
wir  din  Antwort  nicht  direct  im  Italiüuiitcben,  FranzöaiKchen 
luid  Spanischen  sacbeii,  sondern  umsseu  weiter  zurQckgreifen 
und  chronologisch  ku  Werke  gehcu. 

Schon  Celsus  hat,  wenn  auch  nnr  ansnabmflweise,  die 
\Ugenkmnkhi'it<>n  vitia  genauui  (p.  135,  25<  136,  4  ed. 
I>art<mbcrg)  und  den  kranken  Theil  des  Körpers  vitioaa pars. 


ADI' 

Buni 


388         SittHHg  der  pAi/os.-j/AtTol.  CttuM  vom  3.  Jtdx  SS80. 


i 


p.  25f  14.  16  und  sonst;  ohne  Zweifel  missbrSncblioh,  tU 
die  Alten,  wie  Cicero,  zwischen  morbus  und  mtium  unter- 
schieden (Tuscul.  4.  13,  29  morbum  appeUanl  totius  cor- 
poris corrupthnetn ,  viiiutn  cum  partes  coriioris  inter  se 
dissidcnt,  ex  quo  pravitas  memhrorum,  distortio^  deformüas). 
Celsus  aber  verstand  unter  viiiunt  nicht  mehr  eine  fehler- 
hafte Naturanlage,  da  er  die  vitia  auf  den  Magen  herfallen 
(incidere)  lässt.  Dass  die  silberne  LaÜnitüfc,  welche  Neues 
um  jeden  Preis  suchte  und  ihre  Ehre  darein  »etzto,  Altes 
wo  möglich  nicht  mit  dem  vocabulum  proprium  zu  be- 
zeichnen, aonderu  mit  Sjmonymen  und  lieber  tragungen, 
sich  das  Ersatz  wort  nicht  entgehen  liess,  könnte  man  imfl 
Voraus  erwarten,  und  so  spricht  bei»pielswei!ie  ihr  Haupt- 
vertreter,  der  Philosoph  Seneca,  dial.  5,  10,  3  mitten  in 
einem  von  den  morhi  handelnden  Capitel  von  dem  eomitiaU 
Vitium,  oder  er  stellt  episi  11,  1  corporis  und  animi  vtii 
zusammen ,  wobei  er  gewiss  nicht  an  Krtippelhaftigkei 
dachte,  da  es  gegen  beide  Abnormitäten  rieilmittel  gebeo 
muss. 

Scribouius  Largus,  der  wie  oben  bemerkt  morbus  so 
geflissentlich  vermied,  hat  au  dessen  Stelle  ziemlich  constant 
pitium  gesetzt,  indem  er  in  der  Vorrede  bemerkt,  schon 
die  Alten  hätten  durch  Wurzeln  und  Kräuter  tntia  corporis 
cnriert,  und  indem  er  mehrmals  wiederholt,  der  Arzt  mQsse 
für  jedes  Vitium  mehrere  MiHel  kennen,  und  im  Nachworte 
auf  die  Medicameote  gegen  die  angegebenen  vitia  zurttck- 
wpist.  Im  Verlaufe  des  Werkes  selbst  aber  setzt  er  das 
Wort  cap.  18  samiri  hoc  v. ,  38  vom  Staar,  50.  51  von 
dem  Nasenpolyp  (fi^atva)^  97  von  den  Erfolgen  eines  Arztes 
m  P.  difßcÜtimis,  [19  von  der  Epilepsie,  101  von  der  Hals- 
starre  (tetamts)  ^  118  von  der  Darmverschlingung  («JUo^, 
periadosissimtim  v),  1*27  von  der  Ixelbsucht,  105.  173  von 
Magenkrankheiten.  Vgl,  anaserilem  08.  100.  107.  108.  Üeber- 
Schrift  121.   122.    144.   171.    177.   178. 


fM/JItn:  Vfhrf  itk  tMlimitm  Je»  Afrikmuen  Ctutim  ^Wij'. 

r>iu  NKiiilicfiP  gilt  nun  von  (^>ftr|ptiiiK,  Ihm  wcIchiMit  Hi<fn 
swvinuiigeii  Gvbranclii*    von    mcrim»  IG  HtrM  -   ritiMm 

f{rgeoflbent«ben,    7..  U.  r.  pulmtmis,  Mtis,  tf  ■  >,  «w», 

nariwM.  rVcoriü,  pnium.  Der  «og.  jtttig«^re  Pliniti«  t«t  »<mr 
irfiiif^RT  ütirürklmltptiil  K**ff*'''  rHfirfmSt  indntn  er  Moamr  M. 
iirticmkuis  und  comiti  ilis  da«  Wort  anch  vooitt  anwendet; 
viel  hiiiflgw  Hbpr  bttliont  «ff  si«fa  dn  Wort««  rtiNMM  (1.  B. 
HttriHm,  orh,  verendorwH^  ftniM,  rvniUN,  48,  32  rkoUra  vitimm 

Ip),  nnd  Ewnr  m>,  duai  nr  di««e1be  Krankheit  h^ld 
bald  rifinm  n^not :  %2,   13.    19.  JO. 

KacJuirai  fiiontal  die  abtuiv«  Anwendung  von  vitimm 
in  d«r  Litieminr  eiugeb&rgert  war,  blieb  es  nntarlirb  de« 
(2cAchmacke  jede«  BiuelMn  QlH!>rlaiitien,  da«  Wort  in  der 
ällpnm  odvr  in  d«r  jBngerai  Bedeutnng  ta  gebmucbf*».  IM 
•Sar««a»  beieiohn<^t  ea  beHpi*^liw<>i«e  dio  fehlerltafte  Natnr- 
-■  ' —  M  V.  QI2,  wo  w  Ton  der  Ktmlfrlnictj^kmi  femimtn 
[•richi,  odrr  ÜU  (rs  vitto  trrrhn  phrrtirsis  /WrirtM 
mortinr)  ocSer  51S;   Cfuurtnsi  Felix   dagi^gen    vemtelil   nnter 


«>>■■ 

»orOb« ' 

(liehe  Uebel 

,    . j. ..  _.    .:'• 

(ItfTi'rt 

in  bealaieht«!«  da« 

b#i  den  Anioren«  v> 

Krankheit  frf'bmachen. 

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390 


Sitiuruf  der  fthi/i^.-iikiM .  OtuM  rom  3.  Juli  JtiSO, 


I 


abwich,  bezog  er  ntorbtiS  bald  mit  Cicero  auf  den  ganzen 
Körper,  bald  wieder  auf  deu  eineolnen  Theil,  was  scbon 
dem  Oellius  4,  2  aaffallcn  iimsste.  Vgl.  Dlpian  Digest 
21,  1,   1. 

AVahrend  sich  uun  Vitium  in  der  Bedeutung  ron  Krank- 
heit in  den  rumänischen  Sprachen  uicht  behauptet  hat. 
setzte  sich  im  Italiüniscben  und  Spanischen  infirm*ias 
fest.  Abgeschlossen  war  diese  Bedeatting  des  Wortes  s(A- 
t«steu8  im  Anfange  des  sechsten  Jahrhunderts  bei  Änthimoa, 
welcher  den  sani  regelmässig  die  tri/irmi  gegen Qberätellt, 
23.  29.  35.  45.  47.  48.  51.  59.  Im  classischen  Latein  frm- 
licfa  bezeichnete  inßrmüas  nur  Unpässlicbkeit,  zarte  Con- 
stitution oiler  Kr.Änkliohkeit,  und  das  immer  nnr  in  Ver- 
bindong  mit  corporis  oder  valrtitdinis.  /..  B.  Cic  offic.  It33t 
121.  epist.  7,  1,  1  ;  ohne  diesen  Zusatz  erscheint  das  Wort 
erst  später  bei  Tacitus,  ^neton  n.  A,  nnd  zwar  noch  >bH 
der  alten  Bedcutnug,  da  ja  der  Roduer  Messala  Corvinus 
in  den  Einleitungen  seiner  Realen  sich  mit  seiner  infirmiias 
zo  entschaldigen  pflegte  (Tac.  dial.  20.  23),  nnd  eine  in 
ßmiilns  des  Kaisers  Tiberins  (anch  mit  Jatiffnor  bezeichnet 
nnd  einem  gravior  inorbus  entg^Rn gesetzt,  Sueton  Tib,  72) 
denselben  nicht  hinderte  activeu  Authetl  an  den  ludi  oa- 
strenses  zn  nehmen.  Ernster  scheint  indessen  das  Wort 
bei  dem  jQugeren  Pliuius  gefusst  ad  Traiau.  (),  1  proxima 
inßmiiias  mea  obligavU  tm  Positimio  mediro,  Da.^  es  >:pnter 
geradezn  in  die  Rechte  von  morbus  einrückte,  darüber  kann 
kein  Zweifel  sein ,  so  bei  Plin.  iun.  7,  3  ed.  Rose  proplff 
meorum  infirmitatem  fraudes  tnediconim  experiri  ;  auch 
Fulgentius  myth.  3,  10  macht  wohl  keinen  Unterschied  mehr 
zwischen  morbus  nnd  itifirsnUas,  wenn  er  üagt:  aliutl  €St 
morborum  titjuoscerv  meritum,  tiJiud  in/irmitaiis  vcnientem 
coticursum  meihri^  und  bei  Oribiu^ius  1,  20.  3,12.  16.  11,25 
sind  infirmi^  inßrmiores,  ittfirtnanles  die  Krankon  wie  bei 
Anthimos. 


frafHin:  VftM-r  tly-  I^uimitAt  ,U4  Äf^tmen  V«tanu  VHU.  "^^X 


K' 


Bei  t)«n  Afrikanern  Cftelina  und  (Jatrias  ist  der  Nonu«l* 
AOidrack  fBr  .Kmnkhmt*  paasii>  f^ewonlrn.  Die«  «follra 
wir  nicht  dnrch  einif^e  hundert  Beispiele  hcveiwii,  lond^rB 
uinSchst  damit,  d&«R  der  handschriniichi*  Titel  d<«  «inen 
HAnptwfrVt«  de»  CnrHu»  hiati*t  crimtm  pciStüimtm  lihri  tra 
(1,  1.  Iä3.  2,  I.  3.  Dt  wie  der  des  nur  ffAgmentarifch  er- 
haltenen lie  fiffHificatione  diaeieiicarum  pasnottum :  Tgl. 
Val.  Rom.  Amcdots  graoca  et  grittoolatinB,  2.  Heft,  Berlin 
lb70.  p.  iOC.  Wenn  das  andere  vollsländig  erhaltene  ge- 
wMuilkh  wtarhorum  eAroniVoniiM  /t7>ri  V  ab«*rBchrirbrn  irird, 
m  ftlhrt  M  do«b  der  Autor  selbst  io  der  Yurrcde  ala  fHUt- 
aivmmm  tardarum  ein.  Aber  auch  in  den  (Jebertetznn^en 
der  Titel  der  ron  griecbiechen  Vorgüngern  geschriebenen 
Werkt*  finden  wir  regelmäaeig  das  Wort  pwtsio  wieder,  mt 
acut  1.  i  Jlcrophilia  He  pQS»i<mihM,  1,  6.  17.  116.  %  37. 
*ias  AuUpiadts  de  celeribus  pauümUmg,  U  165.  2,44  Tkc- 
\son  acribena  crtentm  paaMÜmttm  curationea,  2,  A3  Diaetat 
paasiottibHi  atqit9  tau»\$  rariim.  ehron. 'J,  184.  3,  Vi.  U 
Themitan  in  lifirv  tardarum  paMiötwm ,  3,  98  JlemrliSeg 
M9Ctmd$  imtentarum  paagümum,  und  m  oft,  in  daM  Stetbu 
wie  chroD.  2.  1 84  Hippocrutes  de  morhis  zu  den  Atttalimen 
UrbörrnJ)  Ornan  obenra  drückt  lich  Cavius  sus  (und  aoliOB 
damit  verruth  er  sich  sU  Afrikaner),  iodam  e»  narh  ihm 
mfUi»t  aufimm,  oeadänm  ptu$iom$,  «na  p,  frtsa^iea^  phtM 
jrieM,  »jfHtmekktt,  Mmti«o^  iUmäthiea,  aplateüea,  epaiie^ 
mfretico^  Üior^  eardHu:a,  cAoUricm  n.  a.  w.  giebt,  Dactit 
iai  auch  der  t'mprung  dieaes  oeoen  Aujdniek»  bnnehaat, 
der  oitenbar  ron  dem  den  Methodiker  Soranns  Obaipetw 
den  Oaelina  an«  dem  Grieehiachiru  i  to^uv)  herAbergenoinm— 


t^  Warn  dftrfVi  «af  liiM  ilt«r«  Uimumh»  U^btnstunt  da«  Hi^ 
p*k»l«*  Barfiekinliihrt«  mIb.  Ds  sW  la  dsm  Toa  BsMr  4«ai  CVsHas 
WfstifffeB  Bniclurtfteko  •!«  -  fvasoiptU  inirB<wlf  swriaa 

fsliMiht  Ist  (p.  IKu   IM.  1  .KL  l»l  a.  a.  aK  vM  ssHa 

päammt  m  Usgt  bkr  ntteh  lUof  la  staa?  «ttUm  ratcfsatkaif  nr. 


392  Sitgun/f  (trr  {.hitog.-jihilol.  Claa«  rww  3,  Jtdi  ISfß. 


ist.    In  Hie  roaiaiiischvD  Sprachen  über  hat  er  wohl  dariuu 
keinen  Kingaiig  gcfundeu,  weil  dȊ  Wort  tbeils  die  Leiden- 
»chatl.  theüs  im  hibliscfaen  Siiiue  das  Leiden  Christi  zu  h 
zeidinen  hutte. 

In  Äuhetrachi,  dass  im  Spanischen  Krankheit  oft  durch 
mal  wiederge^el>eu  wird,  mag  hier  noch  daran  erinnert 
werden,  dass  schon  Seribonias  mal u  tu  in  dic^m  .Sinm 
gebrancht  {171  corrcptus  hoc  »w/o,  1^2.  186  mah  circufR- 
venim),  da«s  Ftinius  33,  20.  4->,  U.  •(S,  22  Rose  die  Ele- 
phantiasis die  Toniic.i,  die  cholera  ein  tnalum  nennt,  so 
dass  es  auch  hier  an  Änkuüpfung^pnncten  nicht  fehlt. 

Wir  haben  damit  den  Htoif  kaum  r.ar  Hälfte  erschöpft; 
denn  es  wäre  noch  nachzuweisen,  wie  lange  sich  dos  olius- 
aische  taJetmio  erhalten  hat,  wie  aetjrotatio  vielfach  dir 
aeyrifmlo  und  aiyrhtumia  {aeyrimonium)  weichen  musste^ 
welch«  Ausdehnung  ianguor  (z.JJ.  Pliu.  See.  iun.  pg,  7, 
8.  I^),  mtilitfuit (IS,  incoinmodii as  und  iitacqna' 
Utas  gewonnen  haben,  wie  aiich  causa  (eigentt.  Krank*  ^ 
heitfiursache)  der  ßedentung  von  Krankheit  nahe  gekomnwnfl 
ist;  vgl.  GnrgiUuR  MartiaU«',  index  von  Rose,  Caelius  chrun. 
2,  21'^.  Du  Gange,  glossar.  med.  aevi  s.v.  Die  synonymischen 
Unterschiede,  welche  bei  allen  diesen  Ausdrücken  ursprüng- 
lich müsfleu  vorhanden  gewesen  sein,  sind  im  Laufe  der 
Zeit  iiiinier  mehr  verwischt  worden.  Wer  .«Heb  aber  öher- 
zeugiMi  will,  wie  die  beiden  Afrikaner  in  dem  tiebrancht 
von  acffritftdo,  welches  die  classische  Latinität  nar  von 
Seelenleiden  gebraucht,  zxisammenstimmen,  der  vergleiche 
nur  CaeliuH  acut.  1.  12.  33.  81.  88.  109.  1G4  mit  Cassius 
12,  1  mocrouosia.  id  est  longa  aetjrUudiue,  21,  5  i«  wtjri- 
iuditiihus  maligiiis,  24,  7.  47, 1.  60,  1  in  aeyriindine  aaUa^ 
60,  2  jicssimam  atu/r.  u.  b.  w. 

Werfen  wir  zum  8cblii«8o  noch  die  Frage  auf,  was 
dieeem  so  vielfältigen  Ersätze  des  Wortes  morbtts  zu  Urande 
liege,   eo   i^  es  doch  wohl  das  Moment  des  Eujtbemittmu«. 


I 


VAifyHm:  Oiihtr  dif  tatmüit  ät»  Afntmim  Cattim  Fiiüi.  8fiS 

Dft  uiinlich  morbus  mit  mora  unil  mit  marcere  xaammtiMo- 
hingt,  Bo  iHtdpntM  e»  orMprQaglich  «ine  trKltlicbe  Krunkbeit 
Ofirr  eiu  SiiThthiim.  and  dun*  ihm  der  widrig«  Befgf«chaMek 
in  der  Vulk>:ipracho  blieb,  lehrt  uns  aoi  bmteu  iK«  lM«(> 
Ditcbt;  llt'btTüeUung  von  evaug.  Lno»»  21«  11  co«!.  CanUbrig., 
wo  es  niobt  für  »-otroc,  Mmdern  für  Jloifi<^  «Übt.  *)  Mit 
mwhua  rprgllcheii  bcKnchoen  »IIa  andern  Aoidrttck«  die 
fische  von  etnt-r  weniger  scblimiuett  Seite.  Vtäthtdo,  etgont- 
Ueh  du  Befinden,  verbindet  sieb  bei  Cicero  xomeist  nur  mit 
ÜKpmmeda  oder  inftrmQ^  bei  Ceboi  3.  praef.  mit  ddcvrta, 
wotlarch  ce  entt  der  Kruikbeit  gleich bedeuteud  wird ;  n'/imii, 
arvprünglich  NaturfeblDr^  l&ut  eich  togar  mit  Müegn%  na2#- 
tmdo  rrr^iiiigt  denken  ^Cic.  ToACol.  4,  29);  die  Verschärfung 
de»  Wurlofe  mfirmiias  ist  oben  besprochen,  nud  /wujrie  faiwt 
onr  die  •cbmenelicbe,  nicht  die  giifftbrliolie  Seite  lu»  Angeu 
Der  Arrt  ««Ibst  wird,  um  den  Kranken  nicht  iQ  erschreeken« 
der  Sache  einen  niilderfn  Kamen  an  gthen  l»emnht  aeiD, 
nnd  ««an  wir  nicht  von  Typha«  sprechen  wullen,  dm  nennt 
man  e»  üastriclimu-i.  Uuii^ekebrt  haben  itich  di«  du  Gegen* 
tiMäl  bcxeichnenden  Worte  sauitiu  und  aalns  in  den  rom** 
•ieehcn  Sprachen  unverändert  rrhaltan.  Da«  mit  malaU 
(iK  maie  hehiiuM)  abgt'leitete  ituliilniiicbe  Subetantiv  mtaitUtim^ 
fraoa.  moiadie  erinnert  an  den  iiebranch  Ton  Adfri/NJo, 
«akhea  nach  den  Wörterbaohern  nnr  die  &0M«  Geetalt 
tMaeiobaen  soll,  bei  den  Mediciuern  aber  aneh  die  Con- 
•titntion  und  damit  die  Befludrn  aoedfOdEt,  «o  daa»  ee  mit 
/ur/is ,  laxus  und  übulichen  Aditctiven  Terbandeo  wird. 
Vgl.  Caeliu»  ac  '2,  172;  Caamos  173,  6  und  lutxi&a;  Ou- 
■io«  3,17.   U.U.  tiG,3K  106,10.   175,  U.   IT'J,  17.  :ii>. 

Wir  a^(i«n  oben,  daef  aeger^  welches  bei  Celia«  and 
Scribuiiiu*   cuimteot  den  l'atictateu   besekJiBat,   hatiehtn^»» 


HenhThriftT»  ^m^ünUiM  tfttUtf  f*  fmmt§».    Vfl.  «traf  lUuk.  M,  7. 


394  Bitfvng  der  phihurj^Uol.  Clagse  rom  3.  Jtih  If-tSO. 


weise  der  Plural  aegri  (CeU.  praef.  l  Sanitätern  aegris  me- 
dicin*^  promiitit  n.  8,  w.  Scrib.  Vorrede)  bei  Cassios  fehle. 
Das  Wort  kommt  bei  den  Späteru  immer  seltener  vor,  bei 
i'iieudopliniu!«  7,  11.  GurgiliuB  18fi,  G.  IrsR,  9;  es  Hei  als  eio 
KU  wenig  körperhaftes,  und  erhielt  eiuen  bequemen  Stellver- 
treter iin  aetjrotus  und  aegrotans^  wofür  mau  bei  Oaelins 
und  Caftsius  mit  Leichtigkeit  nutzende  aud  Hauderte  ron 
üeispielen  findet.  Üie  Gonauij;keit  erfordert  beiKufflgeo,  daa 
tteger  allerdings  einmal  sich  bei  Cassiu.s  findet  (ITjO,  17 
.VI  arg^r  hullire  coeperit),  was  natürlich  die  oben  nufgestelMe 
uUgemeine  Behauptung  nicht  umstürzt,  etwas  häufiger  bei 
Oaelius.  Dolentes  nennt  die  Kranken  «inmal  Plinios  27. 
'21  \  laboratitcs  Scribonin^,  auch  qui  lohorant  cap.  16; 
auch  Cueliua  uud  Ciissius  f^ebrauuheu  sowohl  Jahonms  als 
laitoranies.  Kiitsprecheuil  ihrem  Gebrauche  von  pitssio  .set/.eu 
die  beiden  Afrikaner  aber  auch  massenhaft  patiens  nnd 
pntirtiies^  mit  und  ohue  Angabe  eines  bestimmten  Kör- 
periheiles  oder  einer  bi'stimmtt'ii  Krankheit  im  Ablativ. 
Die  Jüngern  Ausdrücke  beschränken  sich  anmit,  ähnlich  wie 
bei  dem  abstructen  Subst'utiv,  euphemistisch  auf  die  Be- 
reichnung  des  »Schmerze«,  während  morbidus  uud  »lör- 
bosu^'  nie  rttcht  in  Aufoabme  kommen  wollten,  das  erstere 
auch  vorwiegend  von  Thieren  gehraucht  wird,  x,  B.  bei 
Vegetins  mnlomed.   1,17.25.  2,6.  4,11. 

liemftiittvi,  das  claäsische  Wort  für  Heilmittel,  noch 
bei  Scribonins,  Oargilins,  Pseudoplinins  regelmässig  ge- 
braucht, findet  sich  gar  nicht  bei  Cassius  und  nur  yet^en 
beiCaelius  (z,  B.  acut.  1,05.  143),  vermittelt  vielleicht  durch 
die  Benützung  älterer  lateinischer  Uebersetzuugeu  griecht* 
acher  Aerate,  k.  B.  acot.  2, 164  Hiitpocrates  peripHeumonicae 
inqnit  remeiJiHm  aptnndtim  ex  rorco  etc.,  wie  wir  ja  schon 
oben  morÖHS  in  Hippocrateaci  taten  statt  pastio  gefandrn 
haben.  Variationen  bot  schon  die  claasiAcbe  Latinität  mit 
medicamrn  und  metiiratnentHtn  (yj.  Oridst  medicamiiia 


I 
I 


A 


ir«r^ii:   thUr  4t«  Lalimiiilt  4et  Afnkomrr»  Cowim  JVu.  395 

/Mf»  Bäben  decMn  ttm«^  ouwri«),  vob  danen  tdum  Beri- 
boniut  Gebimach  macht,  «asnfthmswviw  Moh  OMliuii,  der 
chron.  2,  U3  auf  Bcini^  eigenvn  Ubri  ntcHiaimiHHm  vmrnit, 
and  CiuniiM  G3,  7  (m«iir(tmetUis  topidSf  id  est  /oca/*6«9), 
71.  7.  101,  14.  112.  13.  12t.  5  u.  i.  w.  Alleio  ikU  daa 
■igatlich«  TocabDlum  propriam  cnchttint  hm  bcidm  Afri- 
ItMMni  dM  Ton  De  Vit  und  Georgei  uicht  beachtete  ad- 
«■/«rJNMi  weichet  sie  mit  AdieGtiven  wi«  locaiiSy  (opints^ 
tpeetaliäi  diaforeticug  verbinden,  chron.  I,  35.  89.  iO.  9& 
3,  40.  Mut.  1.  70;  Cusfiius  3,  12.  10,  13.  16,  2.  24,  14. 
3-4,  6.  35.  18  und  oft.  Im  medicioiachen  Sinne  wird  nuui 
dietca  Snbetantiv  wohl  bei  Spfttern  treffen ,  wie  in  der 
Inlriniarhen  I'nbar«et2ung  den  OribuiQfi,  die  »och  passio  kom 
4cr  AfncitM  angenommen  hat,  kanro  bei  iltm  AenUcn,  die 
lieber  auxilittm  oder  adiumtniHm  gAuwac^nn,  Dn  nun 
ein  äanerer  xwingendcr  Omnd  von  deo  in  den  romaniaebes 
Sprachen  E>rhalt«neu  Worten  rcMedium  und  medictitneHtuM 
■Huiflrfien  nicht  vorliegt  uud  adiuforium  schwerlich  aU 
QeheAelsnng  einea  griechiacbeu  AiudruckcB  ta  faiafin  iat, 
tu  werden  die  flbrigen  Variationen,  denen  auch  die  dfnn- 
midia  bei  Mai  cliuc.  anct.  VII,  3!I9  antarmhen  atad,  dar 
Beckme  ihrvn  üraprung  verdanken,  indan  die  HeilHastlar 
ihren  alt  neg  angeprie««nen  Mitteln  aoeh  neue  NaoMtt 
ffftnah^tn  geben  su  mOoeen. 

Da  bei  medieiniachen  Vorachriflen  oft  genatwra  Bih 
«limmuiigen  aber  Httrl^aclitung  van  Tagramiten  nnd 
JahreaMÜm  gegeben  werden,  ao  bietet  aioh  unn  die  Oe- 
te|HJ»h«H  die  Kntwickluntc  jener  .4Bedrfteke  aaf  dein  Qtbüli 
4er  medidaiechra  Ltiuntor  ta  verfolgen.  Dk  nwihihiiiig 
dr*  Mrjrgttu«  war  bei  den  Hörnern  eine  mangtlhufte,  weil 
«NM*i-  tiUoh  «le  Ablaliv,  iu  Verbindung  mit  Adiectiren 

mad    i  :. u*m    nneh    ab   Ni»minativ    und  Aocuaativ    fon- 

Iperm  moaate.  Nicht  nur  für  den  llnral  griff  Ciotto 
«piii-    7.  I,   1   aa   maimiium  fcwyem«   GUnu  55,  15  ra 


y^ 


3^)6 


SUiting  der  jAt7(w.-plU7o/.  Otuse  vom  3.  Juli  SH80. 


mafutinis  tempoHbus  (analog  28,  4  merüiianis  /.J,  28,  5  sä 
noctuniis,   maUitimSj   vesperfinis  temporihtts^  souderu  auch 
diu  CaKUs  des  Siugnlar  wurden  gerne  unipchriebeu,  wie  bei^ 
Celsus  33,  21.  .S3,  2r).  matuUno  tempore  uehen  »imie,  .SnetonS 
August.    44   in  seqttetUis  äiei   nuUutinum    tempus^    Hygin 
Fab.    189    zweimal    und    Cassius    6ö,    1    matudno   tetnporeJ 
Ohne  Substantiv  wird  iminentlicli  maiuUtio  od  vom  Natiirf 
forscher   Plinius   gebraucht,    z.  B.  7,  181.    9,  3G,    U, 
18,  271.  310.  312.   20,  80  und  bei  Äpuleios  Motam.  9,.S2l 
aber  anch  mufutinum  (vgl.  Uttittvör)  als  !:Subject  findet  8tell| 
bei    Seueca   epist.  vS3,  14;   a  tnatutinOt    ad   matutittton^  in} 
mattäinis  u.  ä.  ira  Kircbeulatein,    Künäch.  Italu  und  Valg. 
103;  a  motuiiuo  bei  Fulgeutius   I,  II.     Cacliu»  «chetnt  iu-j 
dessen  alle  diese  Ausdrücke  zu  vermeiden;  deuii  er  schreib! 
acut.  2,  28  prifHO  tempore  lucis^    chron.  2,  IjO  diunta  cu» 
UicCf  2,  197  vettienie  lucti,  uud  uhulich  Ca»sius  UtcesctiüedU 
14,  in.  27,  8.   177,  IG.     So  war  fraiiz.  watiUy  ital.  mattittB^ 
im  LateiaiäcLeu  längst  vorbereitet.  ^ 

Den    normalen    Ablativ    oder    Lokativ   vespert   des 
Celsus  (83,   lü.    1j1,  22.  23.  225,  ü  und  oft)  haben  sowublj 
Cueliu8   als    Cassius    bereite    eingebüs.st;    denn    Cassius   SBgfcj 
gewöhnlich  (lUmal)  vespertiito  tempore^  wie  auch  Caeliai 
ac.  1,   133,   chron.  2,  215;    oft   ad  vespcram    mit    Bfr-I 
nüt'zung  der  kräftigeren  Femininform  (4,  4.   14,  10-  91,  loJ 
21  n,  ^.  w.),  welchem  bei  CaeJius  circa  vcspcrum  entspricht»] 
VeSpero  tempore   hat   Caeliua   ac.    1,   154    nur  in  einer  Ani 
führung  aus  Aaclepiades  uud  entsprechend   1,  141  vcspfrvPli\ 
tempus   111    einem   Citate   desäelbeu.     Ebendaseibät  wird  au 
ÄHclepiades   angeführt :    natura   vesperum   ob  aehs   cras 
tudinem  itiflat  corpora,  wo  vermuthlich  vespero  zu  lesen  istJ 
wie    wenige    Zeilen    vorher.      Man    wird    daraus    schliossen^ 
dürfeu,   dasä   Caeliuä    bereits   eine   lateinische   Cebersetznng 
des  Aüolepiades   benutzte;   denn   hatte   er   ihn  selbst  fiber- 
setzt,   80    würde   ur    äicb    .leiuer   eigeuen    Latinitat    Ix'dient 


j 


H'W/'/bii.'  rtbcr  dte  jMtinüäi  4a  Afn 


897 


kabra.  Wir  mthnn  h'wr  kImo  nur,  wi»  ccjyr  abiUrb;  Ton 
dm  KmUe  ilurcb  da«  Adiectir  aerus,  fpät  (vgl.  fnuts. 
AOtTi  HaL  f^raj  ist  aiiM«r  Cassiua  177,  lA  Aorv  grrotinis 
kakat  tSpur,  oUchoo  bervitM  Saeto»  in  serum  gt*1iniaclii, 
ohne  du  bei  dvu   KlMsikcrn  be)gefQ)(t«  ^^' 

Oiea  Mltiflt  iüt  U*kaiiutHch  durch  diurnum  erartxt 
wonUn;  xaenri  viMlvicht  iii  der  Literatur  bvlegt  durch 
C^liu  ac^  2,  228  dari  vitmm  noeübus,  iftumw,  wof&r  er 
«msi  Noc^  a/fMff  t/i>  sagt,  ae.  3,  89.  chron.  4,  2t).  Den 
UebtrgADg  bildete  ««Ibutveriftaadlicb  diurnum  tcmpus  bei 
Cwlii»  chron.  3,  72.     Geber  dimnit  diebtu  weiter  uutvn. 

Von  den  BeneDDUu^en  der  J abreflxeiteii  haben  Mofa 
Bwai  in  den  romatiitoheu  Spraoheo  erhaltao,  Sommer  uud 
B«rlut|  w&hreod  die  beiden  andern  ein«  VorlLndening  er- 
litten Itabeu,  FrUbling  und  Winter.  Statt  dee  .unbildflaroea* 
kitms,  wir  Dir«  diu  Wort  uimnt.  krmntp  hibrrnum  g»- 
oBgfu.  Zwar  iit  weder  )>ei  Caelins  iiocfa  bei  CaMioji  ein 
Ount4  von  Uiema  abgaetorben .  aber  ftirmc  wecharll  ducfa 
•«hon  mit  AiAcm^  m  hiberno,  httttmo  Itmpote^  Cul.  aa  1, 
I&7-  2.90.  ehrun.  3,2.  OaMnn  41,  fi.  70,  U.  90«  &.  Aach 
ki^rrnus  (nämlich  atnfoiä^  ward  gebildet,  x.  B,  annal.  Lanrae- 
haoL  ad  an.  764  bei  Fertx ,  mouam.  Germ.  I.  24  ff. :  kihtr» 
mm  grmtdia  vi  äurus,  welchen  Worten  u  den  anttal.  Naar. 
sa  dtowalbwi  Jahre  hiem»  j/ratuiis  fi  ditrm  cnU|irMilit< 
Annal.  AUman.  ad  an    797  ibid.  totumi  hilftmtm  mdU, 

Vtr  der  Frühling  war  su  knra  und  durch  Homonymie 
bfdrobL  Da  m  im  kluaiachen  Latein  keinen  Plural  bildeie 
(Hwa,  Fomenl  1',  418),  ao  war  naa  diAr  bervit«  aof  ein» 
Um^hrctbong  angcwieatrn,  wi«  no  Cetiu  gabraachie  'Jl$,  S 
memia  ttmpm^ms^  Tettullian  da  rainrr.  carn.  12  kiemet  ei 
mmtnU*  9$  vtma  tt  a9ämH$m;  diaee  lag  am  lo  nfthett  alt 
«hoo  Chto  de  re  mat  ^4  ttmo  aa  rare  gebraueht  batt«, 
■nd  ron  da  an  findet  aioh  gerade  der  Ablativ  nicht  aeÜen, 
L  B.  bei  Pliniu»  Naiargewh.  19,  Ui»  AieiMf,  tcrm,  ttni  dia 
|l»*<»,  l.l*liil-|itiil  hMt.ÜLIM.1.  4J  U, 


998        Aitfwif  rfCT-  /Ai^oK.-/Jti/Ar.  Oaute  cwn  3.  Jtäi  tsso, 

Collüfion    mit   dem    Adverb   vere   zn    vermeiden,    bei   Bbri«! 
Cap.  G,  BOT   =  pg.  '23%  10  Ej«.     Später   wurden  a 
übrigen   Casus   mit   Hülfe   des   Adiectivs   gebildet,   und   ^ 
finden  wir  nicht  nur  tyrno,  trmo  tempore  bei  Caelia«  chron. 
1,71.  3.  110.  5.30.  Ga»iaR  160,  2.   109,  16,    sondern  aoch 
vemi  temporis  iuitio  \tei  Ooelius  ehr.  1.  äl.  rerwuH  temputt^ 
bei  Boeüa<i  comment  Aristot.  :it^i  hfh'*'-  ^^-  l^^«   ^^  Mei^| 
Genan   entsprechend   ist,  in    der   griechischen   xojy^   ta^n' 
(cü^)  und  iti^iiu  an  die  Stelle  tou  tao  und  ifi^»^  getreten, 
7.,  B.  bei  Polylj  .'I,  r^4, '».  5,  1,3  und  oft.    Und  di>ch  kunnteti 
sich  die  romanü^cben  Sprachen  mit  rrtirum    ~  per  (analog 
hiht^mutn  =  hxems)  nicht  )>egnügeii,  weil  die  Italiäner  ibrei^ 
Nameu  dex   Winters    invemo   selbst   in   vemo   kürzten,   ono' 
diese   nämliche    Form    heute    noch   als    Snbstautiv    auf  den 
Winter,  als  Adiectiv  anf  den  Frühling  beziehen.    Man  hätte 
sehelntiar   noch    mit   vernale    hülfen    künnen,   wie  Cassini) 
Vih^  ly  venmli  Utnporc  sagt,  wenn  nicht  auch  diese  Form 
sieb    mit   kibemalis  berührt  hätte,    so  dass  das  italiänisclif 
vemäU  sowohl  ,den  Frühling  betrefTend'  als  , winterlich*  I*- 
deatet.     So    grilTeii    die    Franzosen    zu    der    HmschreihnuK 
primufH  tempus  Cjtritftemps) ,   die  Italiäner  ?.n  primo- 
vera,    welches,   eigentlich  Plnnilform  des  Neutrums,  nacb 
Analogie  von  gaudia^  la  joie  weihlich  wurde.    Wie  rU  dit'rf 
Bildnng  sei,   sagt   uns   eine  in  Klauaenburg  gefundeue  uu^ 
in  der   Epbemeris  epigraph.  II,  S.  310,  No.  409   yeröffent- 
lichte  In«i:hrift  l'KIMAVKRA,  welche  als  Krlänterung  eiuw     | 
Amors    mit    FruchtKweig    und    umgekehrter    Fackel    dieut     | 
Nur  hätte  Neue  l",  418  diese  Form  niclit  eine  räthselliAfU^     | 
nennen  sollen.    Vielleicht  bedeutete  prttnavera  ursprünghcb 
nieht  den  ganzen  Frühling,    sondern  nur  da^i  erste  Drittel, 
da  Servias  primum^  nif.dium  und  (tdultum  vcr  unterscheidet. 
Um  aber  Ihre  Getlnid  nicht  zu  lange  mit  diesen  uücli- 
ternen  Aiiseiuaudersetznngeu  auf  die  Probe  zu  stellen,  werfe« 
wir  nur  noch  einen  Hlick   auf  den  Speisezettel  der  Itectm- 


^ 


WdlffUn:  Vthrr  tti*  f^ntimitOt  an  Afnknnm  CiXMMm»  fWtr.     SM 


ralncvQieD,  and  ich  bofle  in  Ihrem  Sinne  tn  handeln, 
wenu  ich  Wildpret  und  («edügd  auiwühte,  fmlicb  nar 
Bin  KU  y^if^fn,  wif*  ^ch  \\'\«  H«7^ichni)nf<en  dafOr  im  I^iufr 
<lcr  Jahrhunderte  verändert  haben.  FQr  Wildprrt  bietün  an* 
*\w  ikll«ren  Aente  nicht  woniger  «1»  vier  Anidrflcke,  Scri- 
lioniin  ]A4  earo  ntfreatig^  OIiuk  64,  19.  65«  IB  ftra, 
<*b«-ud4frpe1bo  quadrupedt»  mit  Anuchliiu  d«r  Homtutifiir 
(im.  26  /.x  qHatirupedihua  Upcrem)  ^  endlich  gew&bniirh 
vemaiio  70,  6.  137,  11.  U'J,  18.  309,15.  Unwr«  beid«*n 
Afrilianrr  »timnifn  nnn  darin  ülHTwn,  da-qi  %\v  gpradr  den 
hiatiKKteu.  Tun  den  ruiuauischeu  ?^prach«u  aduptiert4*u  Auic 
drnck  r^natio  lital.  rvi;ar/ion# ,  frmnz  wmawm;  ItfiUfwh, 
Itslii  327)  nicht  kennen,  «ondern  «ich  auf  quodruprdrg  Ih*- 
TCbriuken  ^^tebt  dieaet  bei  Caelia«  d*m  GetlQKel  )(ef;euril»«r, 
NO  bwiarf  !■»  keinet  weiteren  /usaUea  (oc.  3,  95.  ehr.  3,  Hb); 
dMitlM^er  schreibt  er  agresles  (nimlicb  f«Mu/n#/mfni) 
ofcmn.  1,  26.  'J.  80.  107.  3.  n^  4.  «0.  74  ft,  136.  |37|, 
doch  immer  nnr  in  der  Form  d«  Oenelit,  Dativ  oJ^er  A\p- 
bitiv.  m  daM  man  auch  einen  Nomiottiv  a^enÜa  anuehmpn 
Icann:  frru*  tra  Plural  ßnde  ich  bei  OiAÜn«  nor  in  An- 
f&hrani^en  aut  A«clepiad«a  chroii.  3,  142.  147;  C^awia«  aW 
Mmt  aeb  in  leinem  Sprachgebranche  an  Caelins  an,  indem 
«ir  35,  IS  quwiruprdiimit  gebraucht  und  9,  II  quadmprti^ituM 
aüuMtrihtu,  wa«  nur  eine  Variatiüu  lu  tttfrewtibwi  ist. 

Um  BegriBT  «Uüflfigot*  drückt  (.'ioera  mit  he$iin^ 
99iaiiU9  au,  Ciovro  ond  Scriboniiu  134  mit  «'ci/Mrre«, 
liilumetla  mit  rolat ilf  peru»t  CeUoa  mit  nri«  oollMÜf 
uüer  mit  aven  (64,  20.  36.  65,  33.  67,  IH.  69,  3.  70,  2G. 
71.  27.  137.  11.  142.  17.  ]&|,  UA.  2«I0.  14»,  wltcn  nil 
mmempium  70,  IS.  Hier  geh«n  <^lios  ond  (3a»iiB«  a»»- 
^Bl»hmflw«iM  «4«aa  anwimindw ;  denn  dar  «ralcra  h«t  to- 
Wtmmtia  gpwilill.  ac.  l.tt&.  ehr.  2,  I06i  nnd  aaaacffd«m  Hw« 
I  'i<imal  in  lUortiv,  Ihitiv  oder  Ablativ,  wShraad  a»iiMi/ae 
I    bri   ihm  thr.  I.  22   n«r  da^   kl«tin*n  «^«AOicel  liMni<ih«il, 


400  S4$m»9^ 

Beben  puce$  Umeri  {9^ 

nch  ebenso  conslsot  u 
143.  15.  164.  2.  Xftcl 
vulf^irere.  aueh  im  Bil 
in  d*im  imnz.  Fctnin.  t 
Uulleu  h&t.  Dtn  Xo/äi 
IoIIhu]  in  BibelcitaC^I 
ad  uxor.  1,4  =^  MaUfa. 
««Iten  Ut,  HO  bei  Chalc 
Wt  <)nbMin*i  23,  30  H 
lUs  hantlschriftlicbe  Dt 
volantibm  xu  be>i»eni  u 
Dana  io  den  moder 
aqua  fontana  eine  fi 
kannt,  nod  die  Äerzte 
rufen ;  nnwre  btiiden  J 
dnlcist  was  wohl  eim 
(Cwwiuii  73.  15.  74,  U. 
Üueliaa  öfters).  Das  Qi 
lta({euwaaser,  welches  d 
pUvialüi  iiuniiun  (Cicei 
caelcHfiS  mit  einem  a 
von  LiviuR  4,  HO,  7  in 
udur  auch  aqua  imbfi 
5».  6.  10.  G4,4.  lO.Ä 
(lud  wohl  wi^  ituiTst^ 
wfua  eistvruinit  gcbi 
Aiidrentfits  bildet  auol 
[  U'/iMJ  w  (I  r  I  n  u  1  und  il 
br  oft  i«lwa 


W^Km:  rdter  die  jMtinUät  ätm  Afrikanin  Caniiu  Fft*x.    401 

dsan  aber  »och.  fiaiw  CamuH  in  der  Thjit  der  CirtooMr  spi, 
aU  deu  wir  ihu  l>eenchnet  halieu  :  d^nn  CJrta,  dM  beutigp 
ConffUntiike,  lifj^t  lirlcniintlicb  im  numidiscltim  BinnMiUndr. 
In  Awr  (>nr«trllniiK  Apt  KrankliPitrn  bppinnon  die  meiftm 
rSmWben  A(*rxt(*  mit  i\fu  Kninklii*itc-n  dt*«  Kopftm,  »o  Co- 
laiD^Ua  4,  2.  Seribonin«  LarfOiN  ^freiin«  Sammrrnicii*.  Pli* 
niu«  Hi*<?tiiiilii«  j>f{.  lOff.  K.  anch  Cawiu«  KMix  nach  Pumido- 
gatrn  a,(v  xofftli'^  (r^Cf/iii'Oi,  trlfr;  yaff  naita.ief  fiv'  cn^fö' 
ivouUV  /öT«  »of  ata^ato^.  Wäbn'od  nlier  St«rctiot  die  Akro- 
polt«  |iaaa»nd  mit  cirx  wieilerKiebl.  wie  aaeh  Ciovro  mid 
^r- i-r»  Oedip.  187  tind  inehr<*iv  niob!«»r  den  Kopf  m  ge- 
.1  ii  babt-D,  »rlirribt  C-a«fiiuR  1.  K»  wörtlichiT  swnma  drita». 
Wamm  gvrade  ciritttß?  winl  mau  fragen.  Nun,  in  nftmint- 
Uchen  romiiiiiwlifn  Sprncbcn  i«f  aii»o«»*r  riltii  meist  eiritait^ 
wtIcbM  üi  kla«(ii«clifr  Latiuitnt  tiur  Bfln^'mcbufl  oder  Staat 
bvdvutH«,  an  die  St4*lle  ron  urhtt  and  oppidum  getreten. 
Vgl.  Ihwr,  runmii.  WortMhAprung,  8.  83.  In  der  orbi»  d»- 
•ertptio  bf  j  Rii'M<,  ifoitgr.  min.  pg.  lori  (in  IVido'i  Ri'rfpl.  remm 
mjrtbic.  vitl  II.  \s^i.  pg.  VII  «*p(.)  int  eiritas  sogar  Ja« 
«ttfhtind«  Wort  tiir  .Slndt'  geworden,  und  im  cod.  Baniborg. 
K.  tll  14  mov  XI  AfT  NOf{.  Kpitonie  l^atwinim  t\e*  Anrvlinfi 
Vktor,  welchf  da»  l^atejniscbc  U*iiiabt*  tu»  K4>nianL<vhe  Qber- 
wUt  (rgl  ^^\\t^  iu  IVrU  Archiv  f.  dontacbe  ÜMoh.  9*  673—703) 
ist  mrhs  (:<in«er|tieiit  tnit  ciritim  wiedefge|p!>ben«  ao  I,  19  e>vr- 
iatem  hirtinam  iurmi  —  Kptl.  uHirm  ta4.  rrpptri  »  Bu9L 
^■g*  i^  {'2'.*)  urbfM  litt,  aretpfrt;  I,  'iH  mitelcf  moMin^ 
^^ftf  M  K|iii.  iirAr«  uMterrmoM.  Daan  aber  «tr.  in  d«r  ß^- 
VwDtBHg  von  Stadt  in  <l«r  afrikanioDhtn  IjitiBtHl  gaaa  gfr- 
F  wnbniieb  war.  I«brt  im«  Victor  VitMlri«  pAmc  VaadaL  1,  15 
tim  Campmias  rinlatnu,  1,  33.  29  BtlrMta  Maniomim 
i.UH.  47.  3,  UlK^'i  und  deiHMdben  Verüuwer*  notttia 
M....ruin  et  rtviUlum  AfricAP  p.  63  (f.  Im^i  Halm,  t^bitnito 
bao  Apult-Mi»  (wenn  man  von  Prvmtn  p.  2<)0  N.  aati'ea 
■  'r  ittf^Mmr  Hcffio  abii(*b^n    wltt)    doa  Wort  gebmuobt. 


402 


ÜtUitnif  dr.r 


wie  nietum.  2,  1  (U  siU 
saline  civUas,    4,  13  Pi 
6,  18  LaeedaefHon  Acha 
Gleichwflbt  haben  \ 
lichkeit  des  ftfrikaniächei 
Gunius  hatte  291  trag. 
inc&ul&rc,   uod   da  sowc 
oft   in   diesem   Sinne  gt 
iu*ohaisch-vulj7är  bezeich 
Tarte&sum  Hispaniae  ci 
paniac ;  Vitr.  p.  32,  1  R. 
est  in  Jlisptmia  cto.  Ma: 
20Ü,  27.    203,  2   Zama 
So  hatte  Verrios  FUccdb 
lios  18,  7,  5)    civitatem 
quoquc  omnium  (civimnf^ 
rend  aber  Cicero  die  eri 
unterscheidet    whs  uod 
4A,  1B7),  billigt«  sie  ein 
vd  m  qwmvis  qtMUmC 
Sayurnimm  foedenUam  e 
totam  citfitaiem^  c  141  < 
Von  d«  an  dringt  citiU 
teratur    nnd    findet   siel 
K.  B.  hi-st  4,  65  muros  i 
Ammian,  e.  B.  24.  §  23.  \ 
rfMW.    Die  roniEDisoben  , 
einer  Bedeutung  «ufgegri 
klMsisoher  Zeit  gehabt  q 
QDct  dftim    in   der   gem^ 
beaef.  6,  32,   1  nr.  vo4 
und  fnr  hundert  analog 
,rc>mant8cbe  VVart«eh5pfti 
DwM  Konwniadie   n& 


Ü^WfPlr  0ttflr  <itf  Ltamil€t  im  AfrtUnen  VttmM  fWix.    HOS 

Lfttein,  aW  etwas  NeoM,  ab  w«]eh«t  tu  Die«  au- 
xn  baboD  «choiat,  irt  ««  ilArum  iiocb  laug«  oteht. 
Pttr  die  Rildong  der  SiibvinntiTa  mdgeo  diese  Proben 
gouAgen;  oie  lefar«u  utu,  daaa  voruphiulich  die  koraeo  uod 
4arab  Homonjrroa  verdonketUsn  HanptwiVrt«r  dem  Untrr- 
giinge  rtrflelen,  da«  oio  Erwtit  nowobl  daroh  die  langem 
riarulforn^n,  aU  uncli  clnrch  Abi  ei  tun  gen,  naiuenllieb  des 
rlliptiKhen  (lebrauch  de«  Aditi'tivs,  ondlich  durch  Zttaammtn- 
«»Uang  und  durch  llenuiziehuug  neuer  Stfiniroe  gewonnen 
worde. 

Ad  i«c  t  i  V  a. 

Du  Capitel  der  Adivctira  nillaaeu  wir  wanigita»  knn 
iMfUhren,  weil  hier  die  Kinhiias^  einiger  der  allerbekanntexten 
WArtcr  faAt  noch  mWir  in  die  Augen  «i>ringt;  maffHtut  und 
purtits,  ftuhhcr  und  turpis  liiid  in  den  ronuiniachen  Sprü- 
chen unt<<rgegangtni.  Diwor  ProÄttW  ist  ein  »iel  «erwickel- 
U«*r,  als  man  gewrdmlich  »(laulft,  indem  Mfl^Ntt«  darch- 
an«  nicht  Hwa  gleich  durrh  *jratittit  «natat  wurde»  son* 
4ero  JahrhundfTtv  lang  eine  K«*ihe  von  NelHUiUuhlern  neben 
«ich  hiillif,  wif  wir  AchnÜchi'A  tchon  bei  moriiUB  gefunden 
haben.  B«-i  (^vtsiuii  I SJ ,  ^)  heisnt  xwar  flipjtorratrji  der 
Mmfmus  iatroHofiSto  und  |i)l,  iO  wird  ein  Hoilmiltel  aä 
OMHiiA  mayHum  (wirkf«m>  genannt  ;  alier  iu  den  meitten 
FUlen  ist  da*  Wort  durch  inijrtts  und  nimtms  ertetxU 
ODd  zwar  ao,  data  (wide  %n  den  iiäuilichen  SubutanÜTen  wia 
itülor,  tttmtfr,  rnlar  lr«t«o,  »inigMnial  auch  durch  ffrtmdU 
U«  19.  38,  10.  ^0,  14.  TN  II.  lU,  10.  134.  U  Diew 
Pnf  tat  indenon  eine  «o  weitschichtige,  da»  tt«  mit 
BBMr  riniger  medielBiaehef  Schnftat«ll«r  ntebt  arMigt  mr» 
d«n  kann. 

Parvun  ifft  mnih  vorhaAdail  hm  C4uaia«  T,  tu.  SCi,  13. 
VJ.  9.  B3.  10.  7U.  '•.  f<:i,  4 ;  pantätu  14,  H;  aogar  parti»$i» 
■Ma   b«   C^lina;    indfmwn   int   ihm    minutuf  fllurUgvQ 


|Cb&  12,  17.  42,  lU  5U  7.  CU  X  «7.  II.   71^  1.  «,  7. 
12t,  ISk.   1^  15.    1C2.  1<)  «a4   fcufcai  üeM  «t««  mb 


Mir  I«3,    17   des  m^am  wd  m 
M^dUmM,   gfaichfüb  ak   ErMte 
yvm  Aor  oT  moditm  wimmüt,   M^  23 
Oife,  17^  6  Umptna  mtihmimi)  vertritt  m 
fcJMiyr  dM  feUeaae  |i««4«m,   s.  B. 
*k  BriiMiirtii   od  AeeDMÜT.    dag^ 
AbUtiv. 

lotrrrwint  nnd  «Ü«  SckJckMk  dos  Icoitiorak«  /«afvi. 
Oeam  kaite  Kbon  die  cUttwche  ^n^e  du  AdäecÜT  la 
gera  nit  feaipH*.  vi/a  nod  WAUgm  JhaHnlw  Srnfaftantmi 
vcrbudni  ood  «oiut  lieber  tn  iftufwiii,  efwiiMtf  ud 
lemffmqttus  gegriffen,  ao  wad  aacb  die  aediÖBiscbeD  Scbrifi- 
■lellv  in  deoB  Gcbmiclie  von  lomffus  sehr  ipuwuD  gewena. 
Ceima  firetlich  nannte  die  ehroBiaebeii  KtankbeiUn  iomges 
wurbOB  im  Gegenntze  cn  den  Areve«  ocH/igwe  (Üb.  3,  c^.  I 
achlmaU  ebenso  pg.  34,  Id.  35,  U.  135,25.  143.25.  146,l>. 
150,  20.  155,  30  Dar.)  nach  dem  Vorgange  Ton  Urin«  27. 
23,6;  allein  bei  Caelins  i^t  der  terminns  techoicos  tardae 
pa*$ione$  (chron.praef.  l)  oder  ekroniae  vei  tardae  (ibid. 
§  U)  aod  enttprechend  werden  von  Themison  tnrdamm  poi- 
mpmum  lüfri  tres  (ibid.  g  3,  cbron.  3«  14)  angef&hrt,  ein  Ge- 
brauch, an  den  sich  anch  Cassius  aoschliesst  2,  1  taräum 
tivt  ineeteratum  capitis  dolorem.  Beideu  Äfrikaaem  ge- 
roeinacbaftlich  ist  ausserdetn  die  Ümschreibang  mit  longi 
temporii  (Cael.  ac.  1,  IS  L  t.  febris,  3,  139  eonicrtio^ 
tormentum;  chron.  2,  28  eicctio,  3,  96  SysenteriOt  3,  106 
(usüicula^  *2,  126  Jonji  tcmporis  vel  mtUtorum  dierum  tussi- 
euUij  I,  77  Untgioris  t.  accessio,  3,  81.  5,  2  lotigissimi  i. 
haemoTthois,  5,  1  longissimi  t.  morbus.  Caeliaa  70,  15  lon^ 
Umporis  tussicula  neben  90,  15  Umya  tussicula,  106,  19 
Bpiettcm,  62,  9.    193,  10  passio)^   deren  sich  aucb 


Vmifai.'  ÜOftr  4k  haiimUm  dn  Afriknmtn  Cantmä  f Wir.    4U5 

bvdivot  enitlomrH.  l,2fi.  40.  Dm  ab^nwinrlifirln.  BUbcD  inaoer- 
dnn  noch  fnl^unde  Auiulrttcke  zur  Vernigung:  Cm.  47,  \& 
mulii  iemporis  {noh'x^'iviog)  ti$mitus,  63,  17  «fiif/iuw 
temtporis  rntmn,  l'Jfi,  0.  174,  l*J  ttwhtrnn  putrctifitr,  artfri' 
tttdine^  I28|  14  lehricuin  thuturtui,  guac  ajtp^lhüur  fJtroMitcs, 
153,  13  prolixa  aegriiudo  (m/teronona)  »  12,  1  fofi^ 
wyr.  wie  biri  Caelinn  ac.  2,  68  *»««««  «//r«  mrtrfKm  pro- 
Kxu$.  B«i  Orihaiin«  '22,  9  HBg«n  longinquac  (thrtt, 
«,  a,  w. 

Et  ist  nur  ('oiiMH|u<»nx,  weon  oun  auch  der  (iehraoeh 
<Im  temporalen  br$vis  unsicher  wurde,  nnd  ho  finden  wir, 
»luüOfC  der  Umschreibung  von  /oiiyi  temitcrii,  bei  Coelitui 
■cnL  i,  41  jiorvi  itmporis  ivxiiiio,  nnd  Aehnliebc«  'J,  142.  3, 
177.  IH8.  221.  chron,  2,  Ift.'S;  nc  3,73  brrvisnmi  tfmpori» 
ipaamu».  Die  Begriffe  ,karx,  klein,  jung'  nehen  wir  aber 
Sbtffaanpt  in  jenen  JHhrbtmderten  eo  roerkwBrdig  Ter*«bobeo, 
dais  m  Ulis  nicht  wandern  darf«  das  Adieotiv  bei  0«ria« 
in  aoderar  Bedenluog  gvbranobt  an  finden,  78,  iß.  |ß9,  14 
M/im/iAta.  67,  15  atiatibuM  frrMPMvifniV,  womit  man  rer- 
glciobe  169,  16  novellae  attalii  pmris^  and  da  novHIm» 
fQr  di''  Bet«Mchuang  der  Jagend  in  An*pmeb  genoonsan 
word^,  miufite  tÜr  .neu'  ein  anderes  Wort  gebildet  wM'daU, 
daa  anervt  \m  Knnodiita  auftratimdtt  modermmM,  «bgalaital 
von  tmotio,  »oeben.  &  vind  die««  nur  fldrhlige  PeffipMÜTen, 
ab«r  gmiOgead  am  uun  au  nberaengen,  daae  awiMtbea  de« 
clawiicbwi  Latein  und  den  romaniiehen  SpnwbtD  oH  «■»> 
ii%lalUf«  BrwoguogMi  ond  Entwicklnog«»  in  dar  MHta 
li^gao. 

Wild  wachsende  PdanBcn  haiaaen  bei  CUo,  Vairo, 
4«rtlMNliui  (70.  73-  117  und  oft),  PalUdine  n.  A.  »itvth 
iieatt  bei  GWIna. dag^^gao  $il90»tre»  calcr  agrettet, 
a.  Bl  cmatmiM,  n$ta  168,  16.  188,  21.  300,  2  nnd  oft,  b« 
dam  Natarfbreclirr  Pllnitt*  neiat  tilttäfret,  i.  B.  \%  164. 
20,  3.  1^  262     Di«  beiden  Afrikaner  habaq  eicli  fut  aoa- 


i06  Sitsunft  dtr  jibilag.-iihii 


nahmslos  für  agresiia  enUci 
n2,  IS.  155,  6  aud  8ftens 
4,  70,  ,1,  44  11.  s.  w.,  wogegfi 
rxUa  sihestri  kaum  ins  Gewi 
foresta,  dem  frairAÖsiscb« 
bilduug  (von/w-^«,  ilraussfii^ 
Den  Uegensiit/.  dazu  bildet  ii 
witt  O&SMUs  auch  mit  eiuei 
noch  nicht  anfgenoniineaeu 
166»  18.    172,  4.   183,  13. 

Was  die  Ableitung 
xunäohst   <lie   Bildniif^en    nu: 
auf  sich ;    tlenn  diese  Bildim 
noch  im  Huckstaude  geblteb 
Urins  21,  26,  8),  nehmen 
runianisclien  Spmchen  einen , 

.  besitsfien  als  di**  clansische ; 

'  reszeiten,    bei  Ciccni  mini 
(Vorrede  eu  Buch  2),  heu 

pn^ia  tenipora-,  bei  Cass.  159 
nnnHcly  und  dorsaUs  bei 
Ausdruck  fBr  Friihliiig,    viti 
S. 398erwähnt:  usualisiSt, 

.  ftpnleius  de  herb..  Sidoiiius 
}iat  Cass.  144,  3  mit  Caeliusj 
bezeichuen    unsere   Aerxte 
cbiacber  Adieciiva  auf  'ico^jl 
dioriir^ttTK.üg,  bei  ila-ss.   111,  l^ 
Localis  findet  sich  zwar  bq] 
aber  bei  Cassius  und  Caelil 
3,  12.  10,  14;   munualis 
91,  18.   185, 1,  sonirt  W. 
saHiis  (Uellius  3, 3,  14)  »t 
die    Niereiikrankheit    (  = 


Wdtfibn:  Vttttr  Hit  lttlim$M  des  Afriiitmer»  Cn^nitu  Friu.     40T 

OuviiM  112*  15  mit  Cftel.  5,  52 1  pinalis,  xur  Ficht«  g»- 
bftriff,  bei  Cm«.  118,  8  Cfthlt  in  d«u  WCrt«rbüchenu 

Kbmso  war  in  dm  Ailiectiven  anf  otus  (itaJ.  Mov 
fraiiK.  cuxj ,  welche  den  vollen  Üesit?.  einer  Saeh«  od«r 
K^etwchafl  atudrUckeu,  diti  Trit*likrafl  noch  nicht  «rloiobca, 
während  amgifkuhrt  di<^  cltunifichc  Sprache  KC){t*n  di«ii«lb«a 
•iiM  gewisse  Zurückhaltan^  /.ei^t.  Auch  hier  sind  mAOche 
BiUaageo  aU  UeberuiUuugen  griechii^oher  Adiectira  eioge- 
nhrt :  eanctrosuB  =  KoiptinJAi^s  hm  Gau.  66,  17,  dco 
Lexikographen  nicht  bekannt;  lemoius  «>  lixtpmd^  16, 
10.  21,  mir  unbekannt;  anhrlosus  --  dta.'nuMXOü  oder 
äaituati)LÜ^  113,  20.  (Jael.  acut  2,  U8,  wofQr  l'Iiiutt«  impi* 
noeofl  Mgta;  j72e6o«u«t  schon  bei  Plinios  and  Apaleina 
=  9^ftßoi'fun)^  8H,  10.  117»  9.  Neu  jdieint  pendiffi- 
moaus  30,  7:  Klien  lerrosu$  (Vitrur)  49«  17.  73,  lA: 
eOMMM  11,10.  13,  U;  inctndiosHt  (Fulgentio»,  PfeodoApat) 
136,  n.  U9,  !);  v%$€Otus  (l'aUadiu«)  SO,  2  nnd  oAi  de» 
C^win«  and  Cseliai  gemeinschaftlich  traettMtuM  (neben  W- 
aoMnw)  Jü,  1  und  v>l>fnMu  <;«<•).  ac  '2,  167;  copitU$tia  13, 13. 
13,  13.  chron.  5.  67:  AittHoroMMi  U7,  3,  »c  3,  66.  Sebon 
b«  Celeiu,  Colnmella,  Hlinia«  finden  «idh,  ■bgwethw  vo« 
d«a  allbekaonten.  arürtthtut,  eak^Uö$ut,  eoUotus,  MrNMMii, 
jjawrfiifoeitf,  y2u/ino«iM.  iiNweHJ»  iNlifcvtame,  pttromu^  m- 
ws'otwr,  gcabiotu»^  agtmmuxust  pcr/i'jyiweww. 

Dar  aDvollHtiuidiKP  Benili  einer  fiigneebnft  wird  bei 
UfeitiiM  noch  bäuAg  mit  tmt  anagedrftdtt  (wogegen  icb  Com- 
poett»  mit  per  nieht  beobachi«t  habe),  Muhalhidm»  oft, 
mAamana  169,  13,  «uhau*Uru$  134,  I.  woen  iDflgtiekar 
Weiee  ale  A*iio|  <i^^.  kommen  Bttbaeer  164,  M  Mid 
fubUnifU9  137,  15. 

Dicae  AdieoUra  berühren  och  mit  den  Deminutiven, 
ta^cm  man  mibmgtr  c  ni^Utut  eetun  dar!  Nur  enMalit 
hier  dl<»  Krage,  ob  die  demin.  Adieetiva  im  fltnftan  Jahr» 
huuteri    ihre    urvprfingUche    Kraft    oocb    Abermll    behalten 


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*  X  r  *  -  A  T  :  •  *  •  >  -■  :  f  T 
H&t»;  *.>    {.■':    '>!  3-^  '  :  :. 
5r»i  fi.v'r     >:'  Ti— :  *   .  *■■::  : 

'.Tr.r*r  r»?"*"   :■  "''.s     - 
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>''>C.'*-S.»--  -^  *■.■■■  ■ 

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.r-H/ff«      i'.  .    '  -  ••!  ■  ■*;•  - 


WälffUm.  Ijtbtr  tli«  fAitimtAt  H*»  AfrÜMHtn  Ciumm  FrtU.    409 

Jmi  CeUus  39.  30.  40,  4.  4'J,  33  a.  8.  w.  d«r  sUb«iid«  g*- 
rorii«n  ut.  Hd  den  SpftUrn  i*t  nrtu*  von  iler  Uiobt  kaum 
ar  gebiuacbU  tiun<It*rn  <ti»*  KiinKtauM)rflt'.ktf  »iiid  artirw 
Huä  od»r  artintiorts  morhus  bei  Scrib.  Larg.  lül,  PUniiu 
Nalorffwob.,  Su«tou  Galbn  31.  Gargil.  19.  30.  35,  PlittiM 
medic.  72.  i  Kose,  liei  Cael.  rhron.  fi.  30  or^MWarj!.« 
lOdlir  &.  27  ariicuiorum  passio^  ital.  NM^r6o  arfico&ir«, 
t^^ilB  KC'^^i^cli*'  urthrttis  w.'lten  isL  In  glekher 
Weii«  hoduai  dju  Obrraweh  bei  Scribooiiu  in  der  U«b«r> 
■ebrifl  d«f  ö.  UkpitvU  oiirMm  r/ü/«r,  wit»  auch  Guiiai 
eip.  JH  nur  aurinw  tiolorUt  iMMore«,  /*mii<wji  u.a.  w.  kennt; 
Aber  ubon  CeUot  tpricht  26,  36  roD  oitrkuiarMn  doiorr*, 
Bad  «benao  »cbwankt  Scrib.  A.  29.  indem  er  auf  aHriaäae 
tktanm  aoniittelbar  uurü  tioUntix  folgon  UUet ;  r«nier 
jicbwaakvD  PliniuM  und  Ooelio»,  ja  Casios  aelbet  gvbraaebt 
Fl,  8  das  Deniiuutir,  wo  er  durcLaua  nicbt  etwa  da» 
rUppclieti  mrinl.  Der  o&mliob«  Oaaltac,  dar  die  MBtm 
^Kraukhritrn  in  solcbv  cumfAribtu  nnd  aolohs  #wm  fahribM 
Untbeilfc  (ac.  I,  8),  apriobl  docb  »c  %  t  foa  erkrM  rum 
l«brtcula  peUMMef  oud  ähnliefa  woebielt  er  mit  Immm 
$us$%eHla,  ohne  Atm  **»  i^el&n^  eioeii  dttrebgrcifan 
l)at«*rscbied  frat7niite]l'*n.  Ret  €W«h»  lt«nB  Bau  dk 
Itleiitität  nm  luatn»  und  lussieula  dann  nacbweiaeo.  daai 
•r  70.  16  von  tu$tticnlae  hntfi  temporig,  sQ,  \.  13  49.  9 
¥oB  «ftkemmi  und  iMyciur  t»$jnrula  «prkht  Ibm  iit  aocb 
vuiptcMla  (anpr.  dar  «chUne  KWobat)  den  friecb.  dlmittj^ 
15  188,  13  glaiefabedeaUad,  da  wtUpe$  Kn  ihm  febtl 
rr  anedrllcktich  beifügt  ^honi  Oraeei  uUtpera  vaeaid, 
ffir  timUmm  gebraooht  er  oonitanl  iinteoium,  frans. 
w<»g8gen  er  nor  eerefrrwn  verwcndat,  niebt  daa 
■tu  foa  Aellaran  iie  rerehdtttmt  welcbcn 

BS.    r€n>M«    ent«|>  .0    Mehoung    sor    Votvicbt 

llüubLru  wir  hier,  wenD  aach  tob  Thniia  etwea  abecbwrl- 
mI,  an  veraayadMMB  lilttadaa  eiaivbiBben  aa  wUau. 


m 


\trn    ■/.  II  unrn  rn  «'iiK' 

4((     lM>C'-Jll>|f|(-ll<*     lf,ol|ff     7.11 , 

'Inr   lH(,i*iMinr)M-ii   S|ir(U'hf^ 

ni  illlirTt      WiTflfMI,     'lliHH    l'l 
ttl<|(-||(i  lIlMli  SjlllM*    tUiilU    li 

H.  -IVri),  i>iii<t  Il.i«ilH*  VOM   ( 
ViiltiNM|imi*li('  i'.tirMinrti'ii, 
t\  i'i*M^    KiMi'tinint'it    kimtii 
KiilliiH  )<rm'lM*inl.      So    sir 
fimms    lioi    TuMs,   VIl,    ['2 
fiih'nt  htintofis  fisftt'mmi 
HiiipUo»    niolit    lii«kitnnt('s 
ViM-ltinit  irmfirotr  i'ulftpri 
HU"!    riiUilUN    lM*kaun(i^   </ 
U^M    Kioli    •imf^/t'trr    I 
UiM  WmUo  |v  \.'»0.   k   N 
■•11  •^i»,*^*»,<  K»K?olo.  Ä^  tv 

\>^«««H,    ,,»v*"  i's'        \\  -.: 


Wtilf/Iiu:  iTHifr  tli*  Lniinititt  Htm  Afrikmmm  <Utmiva  Väir.     411 


^ 


Ut  dnrcfa  da»  ciwn  7Um«l  K^'hniacbt«  frequrmttr^  mn 
üurr^rhultniM,  wclnhra  nin  m>  iiifthr  aoffälll,  w»nn  man 
erinnert,  rln»*  fretftttrntrr  rin  von  l^ftaar,  S«llusi  und 
ii'tirrTi'n  nntlf^rn  Atitnr<*ii  ilnr  t^tiUMi  '/fixi  nicht  T«mmid*t(a 
Wurt  imL  Allein  whoo  bei  Soriliouiiu  Lur^u«  tuit  e»  an 
ti<wl*>])nuii^  ^«wonm*n,  da  m  iiim  Um  diMwiu  Antor  Ifiobt 
'tnn  dat7;(*n<lmiil  lH*((rKn<>t.  Hm  (Wüu^  halten  sich  di«  bei- 
ilen  AoadrOck«  so  tienilich  die  Wage;  denn  ana  den  neun 
«nten  GapiU'ln  dn  I.  Kucheji  morh.  acut,  hnbe  ich  Tmal 
',  :2mal  sntpissi»if.  litiuii  frrquenier.  ciuBuü  frtquaU^us 
oh  daa  Adiediv  frrquena  notipii  Bai  VeKettan  de 
mnlomed.  dDrfU'  du»  Vorhältniui  tob  ta^ie  so  frtqmemter 
bertita  wie  1:3  «ein,  »nd  noch  weiter  fortgcaebrittflffl  iat 
AuHArantrsprozMit  lK>i  Oribtt«iua  Hag.,  der  wohl  aodi 
«i  •Strll^u  fBr  sitcpiug,  alMrr  nicht  viiMi  «nici^e  ftlr  narpe, 
DU  nir  frequctttrr  Bulwei»!.  Ja  während  noh  mwiA  9td 
einr  ullittt'rirrndp  Komud  war  <Act«  Kamin.  Krhuig. 
,  442>  Ne|K  K|iaui.  7,  X  Miu-t.  iap.  *J67,  :22.  flymmacb. 
8|S),  äbtTsrUU'  OrÜHwin«  l.'^'i'i  lirbar  M«  jti-«iW  wW 
'.  wie  Caas.  Iti,  M  Non  a.  ».  firtquokier.  Man  kaui 
AlMt«rban  von  jut»-,  Wf<leh«B  audeai  h«o  «nkapreebra- 
AdiectiT  hatii*.  Uicht  hr^rvifen  \  oar  war  iW  Krmtx 
«  avlbfilveniilndlichfr.  W&hrend  duher  frequ^nifr  anch 
andern  Antm-rn  Öftrra  vorhommt  (Anthinoa  ».  -1.  91). 
bat  MarüaouH  (.Aprlla  erehro^  rraftriiu.  «nicr  hwimiigi, 
ie  »chon  ViUur  Harpe  'imal,  crehhitr  6fiui1.  mm^ww  7nml 
t,  Oribaciuit  win  Advorh  frrifH^nler  dorch  daa  AdMetlT 
fftfNJ  rrgAnKl,  wir>  Autbimu«  66  a  t.  w. 
8emp0r»  im  Italian'Uohm  nad  Spanisclieo  rrbalt^n. 
Im  Franatoiacfani  durch  loif^Mr«  «reatzt,  veigt  bei  OMaiaa 
larin  mn  HTinpt4im  der  Krankheit«  dam  imvUrr 
igentl.  unuDlrrhrftchen.  i»  einem  fori»  «t  oft  an  Mtiu^r 
'teile  aullntl  (i'-iiv.  »ii\tn»\  JKmfHV,  7nMll  Wjjfi/w,  of)  ftjfiä; 
l^i*hii«  Armftrr  hÜu^ttrr,  abr>r  auch  tutfttrr  «»hr  Mi44kt). 


tfAi 


412         SUtung  äer  phüos.-phüdl.  Classe  com  3.  Juli  1880. 


UcDflcb  reiben  de  Ausdrücke  wie  omiti  tempore  siud  schou  iu 
gater  Latinität  no  gat  gerechtfertigt,  wie  unser  , allezeit, 
alleweil,  jeder/.eit\  »pan.  eti  todo  fiempo,  um  den  Begriff  be- 
sonders bervorzuheben. 

Dagegen  i«t  diu  bei  ('assins  nnd  Caelius  so  gut  wie 
verloren;  denn  je  eine  Stelle  (Cass.  192,22.  Cael,  ehr,  1, 1 1) 
kann  diesen  Satz  »o  wenig  umstosseu,  als  eine  Schwalbe 
ilen  Prühling  macht.  D&äs  hier  die  Kürze  die  Hauptschuld 
au  dein  Untergänge  de,s  Wortes  trug,  erkennt  man  daraas, 
daas  tamdiit  und  qtfcimdiu,  sowie  auch  diuiissinte  (Cael.  ac 
3,  143)  sich  leichter  behauptet  haben.  Vertreten  ist  das 
Ädverbiam  durch  multo,  piurimo,  longo  tempore 
{frz.  lomj/emps)  bei  Cael.  ac.  I,  70.  2»  101.  113.  \U.  152. 
169.  189  n.  6.  w.  und  Rbeiiso  in  den  chron. ;  voller  lesen 
wir  ac.  3, 1 79  tarda  aiquc  longo  tempore  rcquiavissc^  cbroD. 
3,  36  multo  atque  longo  t.  prohihere  aegrotantes  hihere. 
Cossius  gebraucht  nur  multo  und  plurimo  ttmpore  36«  6. 
6li  9.  68i  17.  164,  14,  dagegeu  longi  tetn}>oriii  als  Geu. 
qaalitaiis  zur  Umschreibung  des  Ädiectivs ;  auch  diutunio 
ietnpore  1,  1.  136,  5.  193,  13,  nach  dem  Vorgange  von 
Uoclius  cbron.  3,  73  requiescere  diuturno  titnpore.  Dieser 
Krsatz  ist  freilich  nicht  von  Caelius  und  Cassins  erst  ge- 
schaffen, sondern  seit  Jahrhunderten  vorbereitet ;  denn  bei- 
spielsweise gebraucht  schon  Conimodian  iustr  1,1.4  erraoi 
temport  multo,  wie  apolog.  177  tempore  parva  am  Schlnsse 
des  Hexameters,  und  oft  an  gleicher  Versstelle  tem}}ore  toti>i 
instr,  1,  25,  16.  l,  26,  4,  tempore  tanlo  statt  tanuiiu  instr. 
2,  1,  23 ,  in  umgekehrter  Stellung  toio  t.  instr.  2,  3,  7. 
2|  13,  8  Bei  Serenns  Siimmon. 'ö43  steht  longo  t^  Hiero- 
nymns  wechselt  mit  multo  nnd  longo  t.,  welche  Umschreib- 
ungen auch  auf  Gregor  von  Tours,  Fredegar  u.  A.  über- 
gegangen sind,  obwohl  sie  daneben  uocb  diu  benutzen. 
Anthimus  aber  hat  für  den  I'ositiv  Imiga  tempore  praef.  und 
§  77.  83,  fiir  den  Comparativ  coiu^tant  äitUius  4.  ö.  76.  93. 


I 

I 
I 


XVUf^im :  Vfhrr  4h  lAttimldt  if*»  Afnitnm  Cnr^ma  Ftii*.    4 1 3 

Ein**  luifliillrodu  Kr»K;b(Huan};  Ueibt  w  immer,  dou  in 
dm  ninuiniKebrii  Spraciieu  Aif  riietiiif*u  Advcrbia  durch  dl« 
T^lI^ch^dbung  vou  menie  mit  d#m  Adi«ctir  ersptxt  worden 
*ii..i.  da  dicK«  oar  fQr  dio  Sfite«  mit  persönlichem  Kubjoct« 
f{««*iKnH  vrm:h*fiiit.  Mio  sollte  doch  erwarten ,  du«  die 
UKtOrJichorc  Aafl<'^ung  <)ie  mit  moHo  gfwcfii'ti  wilrv,  wir 
in  quomodo,  /(urmaiimfMium,  nod  v<*rmuthon,  dii*«  uri  j«inT 
vuniuAge}(augi*n,  untt  mr^n/r  »ei  nnr  als  die  iu  lautlicher 
Hinirk'ht  Vi>riä^licherp  npüter  durchgedmngpii. 

In  d^r  That  findet  »ich  8U  f  f  icie  h  tt  modo  Im*! 
CaMuiM  häuHger  [T^,  W.  88,  7.  »9«  !H.  VM,  4-  UA^  \\) 
Kla  tuffieienttr  (l&l,  13.  IftS.  II  opcrin,  163,  19. 
l'J'J,  13  tlrntifufTf),  iitid  wmti  mati  auch  versucht  iwi« 
kannte  dt-n  1>ntvrM:.hicd  aafza<it4^1lpa.  jene«  he£eichur  mehr 
die  i^aiititSt  (in  gendgrndero  Maicte),  diese!«  die  ModtihUt, 
•o  leidet  doch  die  Svnonjrmik  .SchifTbrnch,  wenn  mau  die 
AoadrOcke  dep  ('«nitu  eummi  jtuff.  modo  addrr«  oud  ndipe» 
pdtreinos  i.  m.  (uhierc  mit  Vf^etitis  1,  1 1  oUum  Muf^eintür 
udmtMcerr  and  I,  17  rurumerem  wffieienter  admiietns  Ter> 
gifirht.  Vollends  m«"»  r«  nnffatirn,  daia  bei  CamiaK  nebnu 
..  .'„tili  (fHiri)  modo  (5,1».  Jl,  in.  4«,  3.  IVi,3.  I7.H,  \U 
.  n&ang  mit  ctmtffm  und  fommiscrrr  Tcrbunden)  a^9«<i* 
i*ter  giuulich  fffhlt,  so  da»  alMi  hier  die  AdrerbialbilduuK 
■ia  Wreitü  ^rdarrl  *Tm:brint.  tn  glnchfin  Sinne  und  in 
Verbindung  mit  d«>n  nfknilich^n  Verl>en  gt'brutiL-ht  Üwuij«» 
11,1.  54,12.  98,9.  107,19.  119,  Jl  nach  ex  ntquali 
«eJo.>) 


>     nml     rJ    «Muri  i      .  .MMMM    l^ttliN«) 

Wl  Apqlriw  hat  »rtinn  lUn^l  im  TantlKn««  'A  »10  •otictti  «IM» 
«lamlt  Ul  nan  '^  «mwm*<  ••|*^«l■  f^rmtt*  hd  Fn*l«  i».  !£,  |tl  Kftk 
«wl  r'  •(■«rwii  »pe  mfi  bei  G*DiM  7,31.4«  n«nnann»teiiif«a.  «r» 
b«U.  .1»   Wl  «Wn   Afrikuirr  (licM  PWa»  In  end.  N*Mr    kWiliillM« 

•--'•>  ■  I^U.pliil  kwL  Cl.  Ud.  1.  4.1  '.*7 


ln»Un>    w:r    huT    iv.;r    -w 
>^;''    ",\y*v.-.-^:"     .■■.".■.'.. 

•.»■.■■■;.■'.•   :^'i',''^< 
>;.*■   "■  • .''  ■;,""    r*"^,  " 

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,  .>x,„  .  ..     v^».■.  ■    » 


»,»W      -^/-. 


t\'^HfJt^n:  lieber  tue  LittiniHt  tie*  Affikanen  Ciumh»  >Wir.    415 

(ttnUprecbvnd  svprrbifto  183,  *J  naA  ofl  Iwrt  OMtius),  MUft^r' 
inftirrtctio  42,  'J  und  supcrprotdo  60, 15  (vf^.  rirruMjirointf 
Qul.  ■«.  a,  1*13),  mMeduro  170,  2,  weicht*  bei  Fordrlliui- 
|)e  Vit  TMiKmi,  ki^tinun  Netidiltlongen  de»  Oa»«itui  «ein. 

ßilduogvn  wie  rccvUi'jo  <Ca«liQS  oc  2f  S*J,  und  mIkio 
CSc  Attic.  1,  fi,  5)  bmpreoben  wir  hier  nicht,  d»  aiuare 
h^iiltiu  AtTxte  in  lürrM-r  HiuMicbl  nichtj  Ni!ue«  bieten;  aber 
ihre  Iktioutung  dir  die  rooianiftchpn  Hprach^n  springt  in 
Jt«  Augen ,  wenn  man  ao  die  uhtreichen  Form«u  wi« 
rrutplir  5t  reimfiUrc ,  rein^ener  =^  rciHVcrmwe  deokt.  8o 
M*hr  di«  cl«Miiu:he  LatiniUt  es  vermieden  hat  rr  mit  Mn«r 
Hrit|HMitinn  xu  cotnpnniereu,  m»  sehr  nahm  dieaa  im  SpU- 
Ulcin  nb^rhand  (x.  II.  rcvofMMOMeo  bei  CoMtodür),  ond  an 
babrn  nicht  nar  die  luliäuur  ihre  rwrotta,  londero  aetbai 
wir  Kprfchcn  gaux  unantik  von  K«couvale*centeu  (rtctm- 
talr*<v  Enofidiui  carm.  1,  10)  and  von  Recomoiaodationaa. 
'-'.  Es  ist  eine  grosse  Aufgabe  der  Worlbildang  von 
•i^n  ^  *'  *  -11  Verha  uhr-ulmtmi,  da  wir  nicht  w**ntg«>r  aU 
drvi    ■  fMif  (JBttnngiMi  nutbig  halten;    hell    nein,   bell 

(bell«*r)  werden .  hetl  {beUvr)  machen.  W&brend  wir  nun 
im  iVntschru  von  kOhl  nur  kflhUn  iköhl  nmchen)  bilden, 
von  grOn  grflueu  ()(r.  iverden  odpr  gr.  sein),  mit  DmUut 
•rhwint*n  und  n'th««».  Ikosiixt  die  Uteiniu^ho  Spn^h*  in 
>xtmrn  l*onjtig»tionen  nnd  einigen  xnr  Ab* 
«Twvudeten  Suffixen  viel  rvicherr  Mittel,  indeiu  «i« 
(fa«!!.  berflhmt  sein),  dartsctrf  (h-  werden),  elarart 
L  uiacben),  riithntrv  (l>euiinutir,  «in  wenig  fa,  »eiu,  acbiiu- 
''  Apiileinii).  tinaUig  ulbirt,  a^Mtrtt  aUnirt,  albintrf 
1  -.  »ein,  vgl.  caudiciift,  miffricmv,  aber  auch  tnumütv 
inaeba)  luileraeheidet-  Milo  d^rf  aber  darum  nicht 
kmm,  die  tatoiniichp  Sfinicbe  hatte  «ich  dtvaer  Mittel 
•■^tit  l>ei  allen  KigenKhufUwJ^rtero .  ood  noch  viel 
■in  hiil>e  xioh  drmellK>n  von  Anfang  an  (KMlieut. 
LVtin  Wenn  am-h  dW  Inc-biuitiva  sich   »charf  atwunditru,    ao 


rifl 


416         SiUnnfl  der  jytuInH.-ithiioi,  f-lnsigf  tvntt  3.  JhI»  tfffHK 

fliesseii  doch  die  Intranflitiva  dett  Seins  und  die  Transitiva 
des  Maühcns  vielfiich  ineiniiiKler  über,  /..  B.  dtirarct  hart 
seiu,  1>ilillich  fortdnuern,  spät-er  iiuch  liärl^n ;  wus  mau  mit 
der  Äuuuhme  erklärt,  die  Traimitiva  aaf  urc  iiUlteu  sich 
aus  den  gleicKlaut^nden  Intraiisitiva  erst  allnmhlig  heraus- 
gebildet.  Vgl.  Drager,  bist.  Synt.  §  8S.  Möglich  ist  aber 
auch,  dass  die  Sprnche  schou  frfilie  iiicouseqiient  verfuhr 
und  den  Bildungen  auf  am  verschiedene  Bedeutung  beilegte, 
je  nachdem  das  KigenscbaftAwort  »einem  Sinne  nach  mehr 
oin  transitivem  oder  ein  inl^ransitivcs  Verbnin  verUingte, 

Nehmen  wir  die  Ineboativa  voran»,  so  ist  zn  be- 
merken, daas  die  Ableitinig  von  vctus  bei  Cassius  Felix 
136,  4.  193,  13  vetercsarc  lautet,  nicht  vctera^fCMre. 
Diess  ist  eine  jüngere  Form,  wie  wir  anaEog  tc7ierasco  b*i 
Lucrez,  teneresco  bei  TertuUian  (de  res.  carn.  22}  u.  Ä. 
tinden,  und  zwar  genauer  eine  speziell  afrikanische,  da  eie 
bei  Porpbjrio  ko  lior.  Od.  3,  16,  34,  l?ei  P.sendocypriau 
(append.  p.  153,  17.  154,  13  H.),  bei  Augustin  civ.  dei 
14,  15.  16,  27.  20,  24  (ed.  Domb.  vol.  11.*  36,  27.  160.  19  ■ 
=  Ecclos.  !4,  18.  -Ifi",  5  —  evftng.  Luc.  12,  33)  wiwler- 
kehrt.  Vgl.  Nonius  p.  437.  Wie  lebenskräftig  hier  die 
afrikanische  Latiuität  nuch  neue  Schosse  trieb,  zeigen  ihre 
Neubildungen,  wie  iynavcsccre  bei  TertuUian  de  auima  43* 
segnescetr  bei  l'aeliuH  acut.  2,  110,  vehi^icutt'scerc  bei  dem- 
selben wiederliolpndlich.  Von  SubMautiveu  liat  zuerst  Ter- 
tuUian cimresco  und  decincresco  gebildet,  welches  uns  wie- 
der bei  Angnstin  serm.  3*27,  1,  bei  Knigent.  myth.  2,  18, 
bei  Caelius  chron.  5,  20  und  bei  Cassius  16.\  6  begegnet; 
carboftesco  keuul  man  nur  aus  Cael.  chron.  2,  168* 
fi,  20,    dem  es  Caseiu»  138,  13  entleliut  hat. 

Gehen  wir  zu  den  In  transitiva  Tiber,  so  gehören 
sie  2nnäcli.st  in  die  zweite  Conjngation,  als  afgrere,  alUre, 
finccifrc,  salvere,  aber  anch  fetttivare.  wihirarfi,  projmarr 
sind  br'i  PiaiituN    intrnuMtiv    nml    er^-t.    «pUter    transitiv  ge- 


I 


I 


u 


«rorden,  wie  denn  di«  UedeaLung  der  Vvrba  d«r  entteo  Cnn- 
jngatioa  Wi?*pipUwein*  boi  rHerare,  pmeripitarf ,  iwriarc 
Ncbwankend  (("blipbpn  ii*l.  tiu  j^ru«^ii  <intt/^n  frrilich  hmt 
die  clivKBwdii*  (jitiiiitiit  di(*ft^  Bildnnf^rn  kIa  trausitire  ouf- 
S;rfa«ft,  irHI  d(*r  Hprachliche  An"<lrtick  nofterer  Hodjinkra 
di<*^«*t  rinli*ututtf(  uii^tfirh  hnnflger  V(*rlnit^t,  und  wfnii  ancb 
nipniand  in  mip-otftre  ein  Tmii«ih\iitu  winl  jiiicIkmi  wuIIpo, 
writ  diMM^  tto^ritt'  )^e^nlUH*r  dnni  den  IfoHndeuo  7.nrQck- 
tritt.  fo  HJnd  docb  alifuarf^  ampliitrr,  anytuttttre,  ajqt^art^ 
carrorf.  ravarc,  romniOfiorr,  rotifwunrr,  rurryire,  rtnuare 
(auch  tlcMSiTt  gt*|(t*n  die  It^icel)  tnid  nnzTildifj«  andf*re  enl- 
f>chifd«.'ne  IVannitivii.  wwitt  nach  die  von  Adil^ctiv<«|  dtr 
drilt4»o  iJerliimtiun  lll^^{r•I«•itpti»n  V^rha  rHffrrare,  frrfjurktare, 
tjrornrt,  illHUtnirr ,  ?rriirf,  wrmorarr,  fmunrt:,  AehnÜi^h 
lMb4>n  *Vw  \l>tr>itniiK('Q  nach  d<>r  vif^rirn  Cnnjugation  tran- 
«itirr  Kmfl.  w'w  ittititrtiire,  inanirK,  lenire,  m»llirt,  wogegea 
die  lN'|iniiPiittii  d*T  I.  Torwit*|Ufrnd  intnniiiliv  <ind.  aU  fftm* 
iari.  tM<ivjthin  {<fiifuari  riiM*t  tntn-.itivV  Itftitri,  rutiirnri, 
fristari.  mgari ;  mirttri. 

WHchf*  Stellung  nimmt  nnii  di«*  nfnknuiwlir  I.atinitÄi 
m  <]&Mtr  Kjitwirkliinff  Hn  V  Sic  hnt  nnnml  nach  den  l»it- 
bfr  befolgten  UrnntlNät/^'n  ihren  lletlarf  weitrr  grlnldet, 
und  alt»  iWtiN'ire  (Tertnl).  Arnnhin«,  C^awiua  147,  7)  mit 
drawriben  Kr^fhlc  inlrtuuiitiv  K'^'x'nnchi,  ww  dl«  Alten 
atprotarr,  ilagf^on  milt^arr  im  (SegeuKat»  kq  m/mv«  tmD- 
nih.  Inmitten  dievr  Unvicherheit  Meigert  neb  da«  (lefQhl, 
daM  die  KndtuiK  '"^  nicht  mehr  unnriHrb«*  al«  Trik(^r  der 
tniBnitiren  Kraft,  nnd  ho  ffphranrht  nicht  nar  Cneliui  ihs 
•OB«t  tnuiftitive  tartlarr  mt*i»t  intran*)iliv  (ehrou.  I,  ä9. 
83.  103.  2,  f>9*  \<^it.  110  n.  n.  w.),  «oodem  mit  ihm  aa^ 
Taft^iu«  .1A.  fl.  LiMRt  aicb  die«  anch  durch  ander miliffe 
Paralieleu  ■Dtvchuldiuvti,  lo  dticb  uiclit  mrbr,  wenn  Ca««M 
1A9,  16  von  der  Kpilepaie  «afctt  ptuM  wtno  frtiquetttart 
mmmiffxtmi*  rgf  (t(;I.  2>   14    ronfingit  fr^HmliuM)  ^    wie   ieb 


■-  '' 


^lA 


W'  -.  -St.  ■;  . 


S  ■.      ..    .     : 


WDtffltm:  ütbir  die  Uüinitiit  titx  AfnluM^n  OiAMst  /Wu.     110 

»irar  eiuma],  cbrou.  1«  121,  oorrect  pouiotirtM  peiorat,  m 
TertcfaHiumert  liaM  I^Üiideu  (=  posjiiotirm  peiorcw  facil, 
chroo.  I.  l'J-l)«  floiint  aber  Kebraucht  or  Ja»  Wort  iiitraii- 
ffiUr  peiorntitv  passionc^  morbo,  liolore,  tuuiorc,  strutnru^ 
fimorCf  pctaratttihun  xit/nis,  jchrittus  cliron,  I,  6.  59.  3,  89. 
4.  13  und  wU.  in  <Ii-u  luorb.  utrut.),  um  die  ihm  UUtigan  Un- 
*«brfitjtttigi*ii  )>r,  MUturi,  iuc/ncere*)  in  /xriia,  devoM  9d 
pcioni  (tu;at.  2,  Gi.  72. 3«  8.  I U)  xu  luetdi^u,  und  weil  ihm  m- 
erttcmtt'  pafnitmf  (acut.  2,  I(t7.  3,  7)  iiielit  geotlgt.  Dmmu 
Fehler  hat  in  üi*r  ^Ivichcn  V'erl»ii)dati)(  ('ax)(iu5  angenOBUMO, 
M;.  'l'i  jiciorautc  p4ssuium:  IGO,  10.  Ih2,  ^i,  uud  di«Mi  Var- 
buffl,  gerudp  wii*  i'jivlina,  mit  ittcrf^ccre  ('J<i.  S.  131,  20. 
183.  15.    Kfi.;,  3.    14L^  14.   lOG.  14)  wechwl»  lawM-D. 

Je  mehr  »bfr  die  ALIeituu|^u  auf  arc  ihre  tfaa«ii)ve 
Kraft  verloren,  und  Je  weniger  es  ini  ChnnictiT  d«r  Volka- 
ipracbe  la){.  theüweine  sich  funi^ell  lierQhroude  Traiuttira 
■of  ar€  uud  IntmuHitivu  auf  rr/;  ni^lifiifinanJor  xu  duKl«*ii, 
dento  mehr  nmi-liU*  Mch  ila-  Uedürfui*«  gelU'ud,  xiir  Vcr- 
nieidniig  diceer  (Jnoirherhrit  mit  krUtigeren  Mittetu  Tran* 
ti  t  iTa    hrriCtiKtWIpn. 

Ein  frolchi»  war  die  ^UBUtumeuKctiaag  der 
Terba  mit  l*rapo*itionea.  Konnte  edmttn  auch 
iDtraiuitir  Teralaoden  werden,  su  tiatte  dodi  ittetlttürt 
•in  fgt^mttt»  Ueoht  auf  die  transitive  Dmleatnng,  und 
QmIiv  wie  Oaintifl  haben  cm  uur  m»  gfhraucht  (ac  %  2J$. 
312.  3,  lU.  Ca».  36, 17.  192,  16).  wenn  auch  Uur«  Autoren 
Gcßhl  nicht  theilten.  Ua«  beiKefugte  wf  Obt  bkr 
(jtknelir  Wirkung,  wie  im  l>eotM^ben  die  l'rftpoMtioAea 
und  VorvjlttPD,  wenn  wir  dai  intraneitivt  .gleichen^  mit 
,brgU*icbt*u.  verKleithen,  au«gteictHni'  tonammeuhalteu.  Alio 

>.  |ifWO,  #ift«Nfo  lievfwu  ^kh  intransitiv  denken;  ttrffWjif«^ 


0  le«!*  Jt*  '^  vlr4  «talt   m  ^im  »mvmwnt  i«  kaee  «via  ••  i« 


IM» 


S.;    .(li  I 


(i,'*irfj;,t,   .j>"\  ;•«:<'<••    hat  ton 
» Vsiri  t  i'u'luM"    « ir.)     uns 

ktMiiio  \  *m;  >■.  '■'<.■;  eil" 
v.'.-iv.  c::'.  .  .i.<.  ■:'.'•■  .  "i'.^'l 
'.«;(;■.   «<■'.■.'»:>; ;'rs    v.Vt    s: 

..;-,Nv."'"     !-,S  ;  i";  .V. 


.^^ .  -   . . 


■«*■. 


WrJfttwm-  Crtirräif  t.altmitnt  tir*  Afnkumrr*  VtlMMtM*  FHÜf.     431 


Nur  <1j«*  CompoinU  mit  in  nnd  vr*nifrer  lu  eiuer  ThsIi*!! 
(trltuiiK  g«Un((t.  Dona  incandidarn  stphi  zwar  boi  Curiat 
64;,  l'J  transitiv,  wie  Rciton  Im»!  Kinn.  Mat.  iH,  1,  iimoKiav 
tnimikiT  b«i  C(i8-*<ias  31,  VI  und  Ca«l,  no.  1,  129.  167.  106 
«k  IL  w.  i  Rbrr  impinffunre,  wu  innn  niebl  rrwArten  wird, 
\m  Cusios  54,  13  intrnii«iliv,  aml  das  hKiiflgift«  Cotnponitnm 
infritfidare  hat  derselbs  Antor  fÜDfiiml  intraiuitiv  ni«  7. 
2C,  20  77,  f),  93,  9.  163.  5),  viermal  (60.  13.  147,  28. 
149,  21.  151,  3)  transitiT  gebraacht.  Die  Prilporitionen 
hallen  aomit  in  d<»n  wen!ffftt«»n  KHllen  den  Zwwk,  die  fW 
deulunf(  de*  Verbums  xii  muditicieren  und  uäiinciereo,  höh- 
dero  no  rerlKogern  die  Wort«  and  haben  die  Redentnng 
von   .\bleit»nf^itiirfitoii. 

Kin  nocb  wirkfninercs  Mittel  war  die  Umncbroihnni^ 
Ivkd  Zana m roen »et xung  mit  facere,  welche  noch 
Ifl  den  romaniurhf^n  Spracbm  eine  m  griws«^  Rolle  spielt. 
V^tl.  Oif*!,  Oramm.  d.  roman.  Spr-  IT',  397  ff.  Die  hi«f(» 
riachc  KorschooK  wirtl  «b»T  die  Vorbilder  )»reit«  in  der 
•rehMMbon  Ltttinttüt  nacbweiiien.  Denn  in  der  Zeit,  wo 
anguarti  rurvare,  pinnarr,  saunnre,  nurtorr  entweder  noch 
nifTht  gvbildet  waren  o<ler  intrani>itire  Bedentnng  halten, 
wurden  Tnin>ititra  gewonnim  durch  die  Ümachrtihang 
aefHMm.  nrtpudtiU  fneere  (Fbnt.  Capl,  2,2,53),  nif^ 
fivtrt  (Hantu»,  r«rr«»rr  erot  Virgil),  planum  f.,  wel- 
Mlbet  Cio»*ro  nach  vorwendete,  rieliejefat  «I«  Uemint- 
mm  der  IjeetOre  den  CorniBeiua  2«  A.  46  (Aotm  aemin. 
I.  141),  jHJuWiiMi  f.  (Sineona  frg.  36  iVt.  Tttrpilroa  A4 
lat.  Hib.  Acta  aemtn.  Krl.  I.  452);  oe^wni  parttfr 
Otf^Ht/NimiT,  wii>  ntitimt  pttratt  i-  riiapftattt  aber  in 
pher  tjatinilit  vermiedenl,  watimm  Hart  (Virg.  Aca. 
323  und  anttere  Uichtrr),  womit  daa  von  ProMkikern  mit 
JtiT«D  und  Comparalirrn  v««rhQn<l«D«  rttUtrt  tn  ver- 
lieben iii.  Unl»ean»tandet  erhalten  hat  eich  ro  alWn 
pierhxim    ampltfirurf    nrU-n    itmfdiare^    vialleicht    weil    <1m 


422         Silzunfj  Her  jäiiioK.-jihilut.  ClaHHc  cum  3.  Jtiii  1880. 

nach  Analogie  vou  dupU4S,  tinplarc  (Jarisieu;  gewölinlicher 
Ton  tiuptex,  (luplicis,  duplicare)  gebi  l<U)te  Form  umpUtre 
mit  amh(H)hirr  ')  ooUitliert  hätte.  Oh  in  tcvigare,  mitit/are, 
purgare  Zusaitmieii«et/.uiigfii  mit  agcrc,  cnler  mir  Ahleil- 
aogen  zu  erkemit^u  seieu,  kanu  hier  unentschieileD  bleiben.  | 
Kniwickelte  sich  nun  anch  die  Ahleituiig  vou  Jahr- 
hundert zu  Jahrhmulfri .  so  das«  die  Z(isammeuset/.ung 
immer  entbehrlicher  wurde,  t^o  gah  es  doch  /.uhlreicUe  Fälle, 
wo  die  Ahleiiiuig  nicht  misrHicliie  und  iimii  äu  der  brei- 
teren Form  griff.  Fehlen  uns  int  DeutHchen  neben  iinsern 
betinemen  Transitiv»'«  ^üi^'ncu,  wUrnien,  nü^eu''  die  ent- 
sprechenden lulrauBÜivii  und  die  Inchoativa,  so  ist  nm- 
gekehrt  im  Lateinischen  noheu  den  intmnsitivcn  arcrt, 
cahrcy  fervcrcy  liqttct'c,  mudcre,  pittrcrc,  stupcrc,  tei>en.  die 
Ableitung  der  Transitiva  im  Rückstände  geblielwn.  Xixex 
beliebte  e8  dui\:h  lo.-«e  Aueinauderschiehnng  der  Intransitiva 
und  facere  ein  nre}  ar.ere,  calefacere,  fcn^efacen;  liqae- 
fucere  u.  s.  w.  zu  bilden,  deren  Analogie  mttfwrfacere  {Qar- 
gilius  Marl.  212,  5  11.,  welche  iSlelle  in  den  [jexicis  nach* 
zutragen  ist),  rurefactff  W'i  Liicrez  u.  ä,  folgten,  obacbon 
ein  iniranMitives  tmUurerc  nnd  ra$crc  nicht  bekannt  ist» 
jeneSf  weil  fnaturare  auch  intrauKitiv  war,  dieses  statt  des  H 
normal  gebildeten  rararey  weil  vielleicht  die  dreimalige 
Wiederholung  der  littera  catiina  die  Ohren  beleidigte.  Nach- 
dem Cato  dief^e  Formen  durch  seine  Autorität  befestigt 
hatte,  behioU  sie  auch  Cicero  bei,  obwohl  er  sonst  aU  H 
weiser  Oekouom   im    Gebiete   dor   Sprache  jeden  üeberfluss 


i)   Di«  von  mir  in  der  lat.  uud  roiu.  Campar.  S.  86  verlbeidigte  H 
HcrlcituiiK'   Jea  franz.  nUer  von  umbufitrr  billigt  jotzt  aoMier  audeni 
Runmtiiütrn    in    durchaus    nnabhünpg^r    HewcunihrunK   Thomson    Ui 
,philo1.   liiat  SamfuDdR    Mintleslcrift',    Kopeiih.  187!>,   p.  1DT~-2U ;  in  fl 
dem  zweiten  der  anapästiscli  beginnenden  Ver«*  de«  Hadrian'-iBt  daher  ^* 
zu  IcHcn:  fim(h)üliire  per  tol/eniaH,  d.h.  ea  ist  eine  vulgäre  Ansapracbe 
rimuinfc  anzunehini-n. 


Witt/Uti:  Vebrr  itit  tntimilfii  Hew  Afnlamm  r<T«i««  FtiU,     4'J3 

XU  vemuiiden  Nuchte.  Dm»  dio  Com|K>siU  nach  «olcbeo  Vor* 
((äiigm  nicht  mehr  xn  bwaitii^en  warra,  lehren  abgOMben 
VDO  Hpu  hcrf<iU  &ugefnhrt«n  Beifi^ifli'u  die  reichf*n  Bvlrg« 
bti  Cb*«iaH,  arr/(ic/Hjr  1117,  5,  caUfucio,  recair/acio,  calcfacio- 
r%m9  oft,  ftrvefacio  46,  16,  teprfucio  »ehr  ofl,  putrefacio 
dreimal.  Torrtrr  dörr«ii.  welche«  oach  Anulotjit?  toii  «rerf, 
l€pcrt  dim  Schein  i'ines  iDtraiiHittviiniff  erwecken  konnte, 
wurde  durch  torrefaeio  ersetzt;  bei  CftuMU»  Ul,  17  torrt- 
f0Ci$s  ai»d  16mal  da«  Partioip  torrtfactus,  nubcn  welchem 
sieb  daß  mit  /o/h«  frich  l>erQhrfnde  ioaitts  nicht  hallen 
koanle.  Kr  mit|;(  hicb<ri  die  Analogie  von  tieinpiutcn  inil- 
gvwirkt  balK'D.  bei  denen  die  ZasaramcnMtzung  nchlechler* 
diDii;«  nicht  zn  ninjircheu  war,  wi«  »on  patffiieio,  Transitj» 
tn  p*itart%  n»SHrfacto  ku  assuetco,  ubHoIil  im  Ganxvn  die 
clai«tK:he  LutiniUt,  wie  IwreiU  bemerkt,  alle  waeborDden 
Uewächjie  HunKurotten  bevtreht  war*)  und  beiKpieln weise  da« 
ttsnOCh^  eommonefaeere  gegaa  contmoncn  xurUrkdrängle, 
and  qmaUfof^re  nur  in  einem  Brief»  Cicen»  ad  Brut.  1, 
10,4  (quuttfcci  JnioHium)  ala  valf^ärer  Aoadraek  (am  Kra- 
pD  faweu  und  ftchliUelof  enUcbaldigt  werden  kann,  Toruu» 
i»  Perfect  —  qwiXiovit  coNctufsi,  d*  qutUrre  bekanntlich 
k«o  Ferfcct  bildet. 

Elrhalten  haben  licb  diese  Bildungen  in  dm  rumani- 
nthita  HpracbttQ  in  T«ncbi«d«iMr  Form,  bald  aU  Verb*  wia 
ttal.  /f^tNfmv,  putrrßrtt  ttmptfanf  f^efttrt,  bald  oar  di« 
PWrtiripja  wie  mefattc  and  madefatto,  bald  auch  die  Verfaa 
aU  FrexjUi'Qtativa,  wie  rala/tiinre  (vgl.  Kalboter,  der  bloM 
wmnne  Cmtchliige  macht),  welches  dem  hiteinisobeD  hi^ 
fkekirt  { --  labern  faffrc ,  einen  Fall  oder  Siura  Wifh«!, 
nieht  laitwrrm  fiKcrr,  wia  KloU  im  WOrUrbaob  aagieU) 
alt  dem   Knituentaliv   xti  tuftffaien  eBt«priohi. 

AUr    allerdingi    hätte   alob    der   Umwapr    Ober  fnetn 

\)  Ifiwbakht  abU  mau  veitttt  txftrftfmttn  s  wyifyin. 


dik 


424 


>*■':•%•'•:    if  i* 


«■Sparen  tasten  cn-i  Ji*  V 
frade    and   nicht   d'irth    !i 
hatte   sogar   neben    Üirv-c 
den   kÜTT^ren  Wea   sretnc' 
nicht   Tom    Intran«:t:Tiini. 
worüber  wir  ja  ef«»»i:t':oh 
«ich  stau  Vj^'i''»*-'    e-is    r 
der  yaturforwHer    Pi:z::r^ 
»wie  Ca*-!a«  •ihr'n   1.  '.~1 
Schwerlich   ijt     Iw    -f:".-?   ^ 
«osdem  das  V*rt»-T    "■*•:■? 
wnrde  cir  tu  l-er  vV^TT-r,:: 
ftma^haltri:.     J>/  ■  ■"  *  !  :  •- 
Afrikaner  a:i:    ••?e  S-Vi;«. 
1.25.34.  ■:.  S^.    -.  '  '    '  V- 
Erfolge,  das?  »«.L'Vr--..-     ,. 
rerdrängt  worirs  wir^.    } 
der  Phi!>:i5»:'ph  S-iie^'a.   t-:"- 
ohroR.  >,  l?«?,    *  ■.'■  *  f-    rW 

iewAij:,    vvi-fr    e*    bi"    ^i'-,*  ■. 
ertalren.     L'^r»   r-ri-j-fj  ;r: 
wei'    ?cb:z    ::-:    x-is^^r-^j^rr 
iCaeiii*  ••hr.'z    1."-   i-  r 
i  »^SKfTO'.'rr^     Cd-"  I "  *<    :  i  7-  ■  ■; 
bildet  bartc. 

A:>rz    w;r     :■-    i- 
durijh    t?i:re  Au:cr:ri:^" 

AbIeitvirjs«v"Sfj;  "^-tfr-i-^T  h 
»nüreriefü*  wwier  ■■:   •-;■  ." 
aL»  di*  Li^iaisis  itis  c'  -V'-i 
Btlläcse    Ci*.-«!"»    niT    i  ►:     r: 


%'iilffiim  :  t'rhrr  tÜe  tj^tinUni  lifv  AfrikftnrrM  CmMäin»  AWir.     435 


u  InirADsitiruD  und  faccrt  wie  iepcfaftrt,  xo  i<chtif  im* 
Bwntlich  die  AfrikauiiKhc  Latinität  organische  lloiuptwiU 
der  Adtw-tiva  iiiiil  dw*  in  f'ttun:  fllM'rt{'>hpn(]4>n  fnrcrr.  Niich- 
d#fn  Aimleiu.'«  vou  cra^sttM  uiii  Trun!«ttiviii]i  cnusjfurc  ftliK^ 
l«it«t  hatte,  bildotr  Ciuititu  «owohl  coHcratsoTf  ehroo.4(02, 
aU  «ndi  duH  von  ihm  h<?vün(U){ie  crassificare  (M.  1,119. 
chron.  4,  A5.  UH  5,  14U)  und  da»  HuhiUnlir  rrasn/iet^io. 
Von  forliji  hätte  man  xur  Noth  forUtrc  biUlen  kuunen,  vri** 
teMuare  von  Urtuu;  allftin  Cnwiiiu  nahm  lif*ber  da»  whun 
Tun  Lactanr.  nnd  fiHrf^iliuii  ft^bninchUt  ronfortan-  (jj,  \H. 
lUO,  Ib.  l'.'l.tOi  und  hildeti*  davon  fmtfortatoriug,  währen*! 
CmeMm  fortif teure  und  forlificotio  (ac  3,21*2.  216,  und 
Afler  io  dttu  cbrnn.)  Torxog.  Cauius  nndlich  biMete  tu 
latiä  iKwh  ein  lati/ints  (Tgl.  itmpUftms.  mihfictu  nehm 
mmpiuM  und  minut,  und  anfica  coro,  (tn,  ü^.  bui  Caeliuit 
Ar,  4,  0»    73,   13    und    daan    daa  V«rbam  limi/i<arf  60.  3. 

4,7.   177,1)  -    Icnire,  ptn  dim  Lexjkograpbpn  nnoh  nicJii 
unl»  Wort. 

DuJw  diene  Bildungen  ihren  Boden  Torwiegond  in  der 
Vvlgftrsprachi*  batUMi,  Hcheint  daniui  herToncngt-hm»  dan 
tiA  «inaal  im  KirclirnlAtein,  welcbea  den  IledftrfuiMeu  der 
in  griehrtar  Bihlung  znrückxtebeodeo  Chriitengfloieiade  eul- 
l|ifg«nknni ,  »ehr  Huxgrdtthnt,  und  diuin,  dam  ine  io  den 
romaniechcn  n,    welche   Qbcrall    bei   DirargenK  der 

Sprache   d»>r    '  '•'•i\   ood   des    Volkes   den   Sporen    der 

iMittfrn  folgvii,  i*rlmUvu  sind.  Namentlich  der  echtVpfmsebv, 
d.  b.  auR  den  Hcfaibun  der  Volkwpraiihe  achüpfonde  Ter» 
tulltan  hat  citjttifiaure ,  iwttiflcarc,  MHÜificiOT  (verachten), 
imrtficare  (nWiHflMig  neben  fmrgarr),  stiiv^fü'aior,  $a»ei4fi' 
pure,  vtlificttre^  vivificare,  htimiiificart  neben  kmmüittrr  gi^ 
bnuubt,  die  Coomodinn  und  <'vprt«n  tun  du  neoe  tiarifi- 
mre  statt  dei  ran  Dichtern  und  Apaleme  gnfarMtehliui  «In- 
rwrr  rerro^hrt  babru.  Cjrprinn  nU  Uebenetaong  de«  grie- 
ht«ii    ihi^f^f,    «elelM»    An4cT«   Iwber   mit   ^v^ftct$rt 


Kni 


426 


SitiuHif  iicr  t)ki/oM.-fhäal.  Ct9f»e  xnm  3.  JmK  S890. 


wiedergabeu.  In  wie  reicher  Zahl  aber  diese  Bildnugeo  tu 
die  romauischen  .Spmcben  obergegangen  fdud,  braucht  nur 
mit  einem  Hinweise  auf  fortifier,  iustifier,  notifier,  purifieTi 
vrrificr  a,  ä.  angedeatef.  lu  werden.  Sie  »rrscheineu  uns  »Is  j 
jung  und  sie  sind  aoch  in  der  That  nach  Caelius  und  Caa-H 
«ins  noch  weiter  HUJ'geiiehnt  worden,  allein  ihrem  Kerne 
nach  sind  sie  uralt ,  da  schon  Plautus  und  Terenz  deni 
griechischen  lityaXxvto  entsprechend  ein  matfhißeo  uufwei^ceu, 
welches  nnr  im  Kirchenlatein  seine  Auferstehung  fi*ie 
Vgl.  Conunodian.  apol.  345.     K^nsch,  Itala  S.  174  ff. 

Stil. 

Wenn  wir  zum  Schlu!*se  noch,  mit  Uebergehnug 
Syntax,  einige  Worte  fiber  den  Stil  des  Casf^ius  beiftlgvo 
um  aach  darin  die  Africita^  nachzuweisen,  9u  stehen  wir 
nicht  viel  günstiger,  als  wenn  wir  in  einem  modemeo 
RwRptierbucbe  den  (ieist  d-r  Sprache  des  19.  Jahrhaudert-t 
wiederzufinileu  grawuugen  wären ;  denn  die  dürre  Onr- 
sUdlaug,  welcher  der  Verf.  huldigt,  i^t  wenig  dazu  angethaii 
Reine  Heimat  zu  verrathen.  Auch  huf*en  die  Unteranchnngen 
von  Zink  und  Koziol  über  den  Stil  der  Afrikaner  noch  itu 
wenig  Licht  ')  verbreitet ,  als  dass  man  die  afrikanistJie 
tiitteratur  au  scharf  bestimmten  lokalen  Eigenthümlichkeitea 
mit  Sicherheit  zu  erkennen  vermöchte.  Denn  die  beiden 
Forscher  nuttr-ächeideu  wohl  in  der  Theorie  zwischen  iudi- 
ridnellen  und  nationalen  Besonderheiten;  in  Wirklichkeit 
aber  haben  sie  sich  zu  sehr,  der  eine  auf  Fulgeutius,  der 
andere  auf  Apuleins  beschränkt  und  viel  zu  wenig  die 
nbrigen  Vertreter  der  afrikanischen  Litteratar  zur  Ver- 
gleichuug  hetaugezogen.  Darin  freilich  stimmen  alle  nber- 
ciu,  dass   aU   eine  characteristische  Eigenschaft  der  afrika- 


I 
I 


1)  KretscbmuD,  de  UtiDii&lti  Apalei  Königab.  1865  p.  3^  Um^ot 
«Agar  eifirbestiniRit«  Afncibu  mit  R<>tuf>  auf  A[>uletu)i;  ähnlich  H.  Ilecktf. 


W*lffl*MT  rthrr  Hie  LttliniMt  tie»  AfnTtnwm  CHMutm  FttU.     427 

liiadi«D  Ausftnicksweifl«  dtut  SchwQlstif^e  kd  betrachten  Rri, 
aod  «0  winl  aiiiter«  Aafgab«  durin  b«Ht«li«n,  dime«  uuob  bei 
OaniiiB  nachznwriflen  nnd  anf  bndimintf*  KAtc);oripti  xtirnck- 

Zocmt  fällt  in  ilic  Augeu  «iiie  plM)nuAtift<'.h<'  Iliuifuug 
von  Sninnymen,  die  lliriU  gar  nicht,  tbinU  darch  copaU- 
Itvc  odpr  tljijuDctivp  Partikeln  rerhundeu  f'uul  In  die  «tnt« 
4'||iftiw<  ^flit^rt  da'«  t>ri  Cassia«  «o  hiiiiHg«'  rliam  et  ^  aoch, 
lind  entfiprecbeud  uee  NOM  eltaiN.  Vf;l.  I{om  im  Index, 
K  V.  |i.  T^4.  Dam  die*e  Vrrbindimg  in  Afrika  (•in«  ge- 
bräuchliche war,  Migt  Cyprian  p.  5fi1,  12  mr  hon  etünm, 
705,  11  H^^-r  NOM  e^,  598,  A  7««  et  ipsi  qitoque;  PntgeuU 
M^lh.  1,'i  uiuir  r/mm  <*/  castratus  ditiiur,  nnd  Mbou  Ter- 
(ollMit  adv.  Marc  2«  11  iti  ctium  rt  hiue  rcspmäetaih  wftb- 
rcnd  Apoleioa  (rgl.  KokioI  S.  H'J'i)  dr«in)a1  r/  f/tAm  gebraucht. 
Uvhm  wir  wnitcr  zarurk,  so  6ndi*n  wir  brtreiU  bf>i  Plantnji 
lind  Terenx  eti<ttn  qtioque  und  quoqur  ttvmt,  wohl  auch  bei 
C'ir.  «put.  4,  8,  1,  wo  niiui  uhne  (triind  von  de^r  Urtart 
du  eod.  Hedic  ahgogangeo  i^^  «birnno  bei  Tertolliao  di^ 
idulat  HXH :  and  wer  den  Sprachgc brauch  in  einen  noch 
weiteren  Zuianiiiirnhiui};  finxumhcn  wOnjirbt,  der  mflge  neh 
•a  rrfjtt  iffitur  Uvi  Apulriiis,  rMimz/ur  rMiw,  $fd  milMf,  oflM 
qttmdami  repenit  ntbito  n.  iL  erinnom.  Darf  nan  «m 
Vcrmnlbung  wagni,  xo  int  dimeii  urcbat»rhr  A«vndeton, 
welobea  zwei  Sjrnuiijma  &neiuandiT  rHckt ,  ilurch  Pmnto 
von  Oirta.,  der  ja  Aberbaopt  seine  Spradie  aus  den  ver- 
geiieiwn  Schüticen  der  vorclamiaehen  l>ttt«nitur  bereJebertv 
und  variirrte ,  wieder  aufgeoommeo  und  dnrch  ihn  den 
Afrikiiocrii  vrrnjilLeU  wtfrden,  wolUr  aU  fieiapiele  dienen 
mSgeo:  p  50  Nab.  in  tHeria  aiü*  rtbu$^  133  inter  dttot 
tsmh«0t  \*n  9mHm  MMfrrr«a«,  wie  bei  Apaleioa  ■•!.  7,  S 
tmittern  mhwj,  Gelliue  iti,  13,  \  <mmt$  mnvtrum^  nsd  rM* 
l^hl  bei  Plantua  Trin.  4,  3,  99  ottmUm»  (kömimihtuf) 
ifwfivM-M«,  iliitl    1,  %  \Si   tmitortnm  totmm.    Zablmiohe  lim* 


428  SiUuiig  der  pftilox.-ijhilol.  Cla-tHc  vom  S.  Juli  1860. 


I 

I 

I 


Spiele  au8  Äruobiu»  wie  ambigerc  dubitarc,  discriminare 
discerncrc,  t/audere  laeOtri,  iffuorarc  tiescirct  coudilor  pri>- 
creator,  praestttjiu  oracula  hat  lieiflTerscheid  zusaiunieD- 
^ealellt  im  Index  zu  Äriiobius  p.  311^. 

Wenn  wir  hier  und  anderswo  einen  Sprachgebranch 
(1er  alten  Komödie  al>sterben  und  ntich  vierthalb  Jalir- 
hnnderteii  iti  der  afrikanl^^chen  Latiuitüt  wieder  auftauchen 
»ehen,  so  dürfen  wir  aus  gleichwohl  die  Wiederbelebung 
nicht  als  eine  durch  künstliche  äussere  Mittel  hervor- 
gerufene vorstellpii ;  vielmehr  lebte  derselbe  in  der  Volks- 
sprnuhe  fort  und  entzieht  i^ich  iinr  nnseni  Augen,  weil  die 
cladsische  und  silberne  Latiuität ,  welche  beide  Perioden 
trennt,  dergleichen  unsaubere  SprachoJemcnte  couseqnent 
uiiterdrücUte,  und  wie  wir  hier  durch  eine  verkannte  St(dle 
aus  Ciceros  Briefen  den  Fadeu  wieder  aukuüpfeu,  so  laatit 
sich  auch  bei  ähnlichen  Kr.scbeiuungeii  nachwei>>eu,  dass  der 
XuKanimenhang  nie  völlig  unterbrochen  war. 

ijb  die  Synonyma  durch  e/,  t\c  oder  vel,  sive  tct- 
bnnden  seien,  macht  hei  den  Afrikanern  darum  weniger 
ans,  weil  sie  überhaupt  ^,t  and  vcl  oft  durcheinäuder 
wurfen,  z.  B.  Cael.  acut.  2,  2tH  celeribus  atque  acuHs 
paasionibus,  und  daueben  häufiger  cel.  vd  acut.;  anch  ■ 
geht,  das  besprochene  Asyndeton  in  einzelnen  Redensarien 
in  die  syudetiscbe  Form  über,  wie  in  ornncs  cmn'iiqur  bei 
Murtiauns  Capeila  p.  332,  IG  EysB.  Cassius  neigt  sich  mit 
Vorliebe  au  den  disjunctiven  Partikeln,  ?..  B.  179,  11  a«-^ 
tiqui  seu  vetcfcs,  ein  Seitensttick  zu  Arnobins  6,  8  R. 
mitiqua  d  vetustissima ;  das  Oegeutheil  oft  bei  Caelius 
iwvtts  (novGÜus)  atque  rcccn.t  cbrou.  2,  110.  4,  79.  5,  52.  | 
AuäRerdem  wäre  ans  Cassius  zu  notieren  2,  1  tardm»  sirel 
htveterutum  dolorem,  wo  der  Verf.  nnRchlüsaig  war,  wie  er 
X^'ytoi,  übersetzen  solle,  64,  1  ß  hostile  sive  inimicNm,  * 
81,  9  coutinuum  vel  iugem ,  womit  zu  vergleichen  ist  \ 
Mart.  C'-ap.    15li,   13   rontwuu  imjiiide  und   Koziol,  S.  .')2  ff.. 


WAIffliu:   Vrhtr  dU  I.at*nität  Ht»  Afrikttttrrt  Canuu»  hMis.  429 


AVir  werden  mit  6\mn  Paral|plit«Ue  auf  ein«  zweite 
iwfilstinfe  Verhindang  der  Afrikaner  gefQhri,  iadem  diet« 
pvn  ein  SulisUntiv  mit  (^ini^ni  Adiediv  Kl*^<'h''c  Bfüeatoog 
v«rl]iudrn.  Aach  dirw  bni  ihren  lTrRj)rtin(f  im  nrcbaiwhen 
LaU^in.  wie  mein  Schüler  LuodKref  de  fiKuri«  <>tyninlijf(ieis 
linf^uA»  Utina«  (AcU  M'iniii.  Krliinf{.  II.  p.  4ti  fT.t  richtig 
aa«etnanderf(rflc(Y;t  hat.  Wührond  »brr  Iwi  Plaatn<«  pulrhra 
pttirhrilHdo  <tine  ^^roMiw'  Hchönlieit  hedeatet ,  d.  h.  eine 
Schönheit,  »«lebt*  diesen  Namen  im  vollen  Hinnp  il<*«  W»rtM 
venJi«-nt.  wühlten  di''  «püt»Tü  Afrikanfr  »KoäioIS.  30)  lieber 
üi#  VertatiHchang  mit  einem  Kynon^nif«ii,  nicht  ntammTer- 
irandten  Adiectir,  niid  lioKen  diene  Form  no  lur  Spieler«! 
ftOrifcltCS.  diuii«  dit*  VeiNturbiin^  di^  IV^riflTi*.-*  imni<'r  aiebr 
lorflektntt,  nnd  tichlitffxlit'h  drr  \\  idcniprmd)  xwiMchfn  Furoi 
QDd  Inhalt  eineu  recht  wideilicheu  Eindruck  uinchL  Üo  hat 
GMno«  45.  II.  4t»,  ü.  ti'A,  7.  10.'.  11.  ]J1.  IM.  127.  5 
mlterua  mutationr  nl»  nlidimulen  .Vnwlriink  ßr  dan 
elawiiwhi*  uiteruh  (ridiMisJ,  Caelio»,  iii  dieMeni  Pumü« 
cLa«siM.'her .  utterna  tifc  chroo.  ö,  Itf.  Zur  Verf()e)cbun|t 
a4fe  dienen,  da  Lnndjcraf  »chon  »üilrncfa«  Bräpivlr  aa* 
fikrt,  Marl  Cap.  p.  1,  >;>  Kjtui.  nH^wiaa  nupti»,  13V.  II» 
freuHiiae  nhtriatit^  ;ilä,  10  iHUj/iiu  tjrandÜate^  21)0«  10 
KxifftM  InrevUiiM.  Au»  FulKenliim  citiert  Zink  S.  59  j>ro* 
ptttfuior  ncittiu,  ueruuittofa  mm-ria;  liei  Caeliaii  Hndei  lieh 
*rot.  3,   13<1  arutts*imtiut  reUntate$u. 

Den  TolUtänditct'n  Vt*rfA)l  daKaKita  arkrunt  ouin  in  der 
Fnrnirl  ttittr  n  ia  Uiettus  b«<i  Caatioi  441.  1 7.  t^.\  10. 
|n..  ü.  124.4.  141,1.  148,7.  I4*J.  3.  H>4,  21.  170.16, 
lyon  Too  einer  Stfigfrang  (etwa  alltäglich)  iat  hier  nicht 
m«iir  dift  üed«,  •ondrrn  der  .^ttiuirnck  i*t  nur  an  die  ätcll« 
4m  aMerbendiifl  ruituhf  (CttMin*  35.  «i  l(i7,  R)  gvirHen- 
üaeliui  hat  die  n&mlieh«  Verbindung  «ehr  oft,  l  B.  chnin. 
I.&H.  %*IX  2C.  (11.  5.  7.  32,  und  daneb»  eotidimU  HiHma 
»eat   I.  IGO.  161,  2.63.  3.  t»l. 

l\^M\.  L  rkiwuL  kWt.  n  ai  i.  4.1  «i 


430         SUeuwj  der  jifiil(is.'f>hilol.  Ctasse  vom  3.  Juli  1890. 


Dieser  Form  nähert  sich  eiue  auderc,  wenn  von  einem 
Substantiv  ein  Genetiv  eines  Synonyms  abhängig  gemacht 
wii^.  wie  bei  Martlanus  Cap.  *2I2,  2  ubertate  fecunditaiis, 
was  dem  obeu  angeführten  fenindae  uherfalis  parallel  steht. 
Tst  sie  bei  OaRsius  und  Oaelius  auch  nicht  gerade  an^e- 
bildet,  weil  ihr  die  Receptc  und  uüchterueu  niedicinischen 
Stoffe  keinen  Kaum  bieten  (Cas^q.  (Jl.  {)  horarttm  tem- 
pore  plurimo,  Cael.  chron.  2,  42  aucio  ttuntero  quatt- 
tii(Uis) ,  so  mögen  dafür  ans  andern  Afrikanern  einige  Be- 
lege augefühi-t  sein ;  aus  Äpuleius  vlimes  sor<Uum,  turhines 
procHlarum,  tu  tclae  pruesidiit^  saxa  cautium,  motttis  tw 
Mulus  (Koziol,  S.  23  ff),  ans  Victor  Vitenn.  p.  U  6  Halm 
f/loria  ehitioffiSy  3,  IH  im  furnns,  3,23  acdificüs  maf/mtntm 
aetiiuMy  4,  9  didct'do  suuvitufist  18,  25  verecunda  pudoris, 
44t  2^  dolum  fraudiSi  59,  5  snperandi  victoria ;  ans  Fnl 
genthis  raythol.  1, 15  fervoris  incetidio,  ibid.  mrum  liquoris, 

2,  8   fervoris  nejitu,     2,  it   diviuat^  providctdiae  sapictdiae^ 

3,  ti  houorix  iuaieataie.,  nnd  mehr  bei  Zink,  S.  59.  60 ;  und 
schon  ans  AniobiiiK  ftihrt  Reiffi'rscheid  im  Index  p.  H47  «i 
bcncflcii  munns,  iniiwritm  mf/sieria.  ortitx  aritfo,  iariiumu 
tatis  siU'uiium,  iuterilionis  cxiliuM,  inctudiurum  coufhigra' 
tiones. ' ) 

Wie  Substantiv  luul  Adiectiv,  fio  können  auch  Sub- 
stantiv nnd  Verbiim  begrifflich  zusaiuninnfallen,  z.  B.  Cas- 
sins  38,  4.  131,  9  nugmento  dicrum  crescere,  wota 
Tiicitus  lli^itor.  1,  12  eodem  uuciu  (falschlich  Qctu)  iuriKtor, 
eiiivi  Hntferiife  Analogie  bietet ;  uud  überhaupt  nimmt  dieser 
Gnindsaiz  etwa«  zweimal  nuii/.ndrilcken  die  rerschiedensteD 
Formen  an,  ?..  B.  CassJus  3,  7  corpus  multititdhw  suci  (san^ 
^inis)  plenum;  13,  22  pluritno  som/Hiwe  idmndan;  1,  4 
m  brevÜoqiüo  latino  sermotie,  welche  Verbindung  daraus  au 


1 


1)  iHes»  ist  »emitisch,  wie  mir  mein  verohrtcr  College  Prof.  Trarapp 
iiiittlM'ilt ,  nnd  iwar  wßrde  liidturniintix  sUeiitittm  ein  tiefes  Still- 
sohweiffen  bezeichnen. 


I 
I 


WUftUn:  Vtbtr  dU  I^timim  Ott  ÄfHkanm  Cauitts  FHi^.  431 

erkl&r«n  ist,  dos«  in  dem  den  Afrikaoem  gelftufigen  Com- 
pcksitniQ  brevihquium  der  nreiU  ßMUndtheil  »eioe  Kndt 
vorloreu  bat.  Im  Vergleiche  dtutu  t«t  ein  nnscbuldiger, 
and  daher  auch  alter  nod  nicht  specifiiich  afrikaniKher 
Pi«oiia.4maR  die  Verbindoog  quinqtte  numero  (OaM.  8,  14. 
9|  lö  ood  od);  deoa  divuer  Aiiwlruck  findet  nicb  nchon  b^i 
Scrib.  [Arg.  70.  K*0;  bei  Vlw  iun.  3t, 'JO  R.,  bei  Üargiltua 
Bl&rU  läl,  4.  204,  8  R  ;  dAun  auch  bei  t^.  chron.  2,  I7i. 
8*  t4&  4,  ]'i5.  wie  er  auch  Mhou  im  arohaincheu  aud  rol- 
gftreti  Latein  einen  Vorlänfrr  in  s/fcpenumero  hat. 

Wäre  ee  mir  vergüunt  g**weiHtQ  den  geiammten  Wort- 
aehata  des  Caanu*  mit  dem  de«  Oaeliiu)  Aareliann«  and  der 
«ukra  Aerate  au   rergl»icb«ii.   ho   wHnle   Qberatl   da«   Hr- 
gllNliM  da«  gleiche  geweaen  Min,    nämlich   die   angewöhn- 
liehe   UdMsreinstiuuuung   de«   Cuaiiu    mit  Oaelius   und   die 
itarke    Abweichung    beidtr    von    der    Sprache    der    Ut«m 
Aente,    woraus  eben    Afrika    «U    iVw   Heimat   de«   Oma« 
■ich  ergiebC     Kur  die  wirmenAchafilicbti  llutenuchiuig  liegt 
indcMeo  der  Scbwerfiunct    nicht   in   der  Quantität,   nnd   »o 
dorfte   ich    mich    hier   auf   wruige    Beispiele    bwmhriiik«!. 
Dm    b5here    IntereMP   Bcheint    mir    in    der    Art  dai  üatar- 
•ocbong  KO  liegen,  weicht  vielleicht  in  keinem  öebiete  der 
rAoiMoheu    Litteratar    gilontigcr    li<<gt    als    in    der    medioi- 
Bttchrn.     Denn  wir  hahou   mcdiciuische  Schriflea  aiui  allen 
J«brband«*rieu  ron  Chr.  Geb.   an ;   da   aber   der    Inhalt   im 
groaeen    Ganzen    der    naralicbe    ist    und    die    Begriffe .    mit 
Ammo  die  WtMeosehafl  nppriprt,  die  gloekea  rind,  so  MJgi 
■Sek   kier    dorck    Vergleichung    am    tlnlkokalao,    wte   di» 
Hpracbe  sich  im  Laufii  der  Jahrhunderte  und   in  deo  T«r* 
adhiedeocn  Ländern   venludert   bat.     Kio    Theil   der  betraf- 
IndcB  Utteratnr  int  noch  nicht  TerdfTent licht,    eio  anderer 
TVlaagt  via«  kritische  Uecention;  *)  gleichwohl  genfigt  das 
TcnÜs^Hide  Material,  weoigitAiu  um  die  Arbeit  so  beginnen. 

S)  DU  Bttiea  Dr.  Alt.  K«bUr  ead  Fr.  Ve(el.  wtbbs  dtwa 


^^^ 


^^ 


432         Sitzung  dvr  pitUfM.-jihilnt.  Clttaitf^  ttim  .?.  Juli  1880, 

Was    den    Abgang    nnd    Zngang  Ton  Wörtern  Ijctrifft,! 
flo  sind  durch  ilaa  Beispiel  von  morbus*)  zwei  wichtige  nene 
ThiiUachcn  fe-stge^ü teilt :   die   in    den   romanischen  Sprachen 
nnti'rgf«ai]genen   Wörter   sind   zum  grösseren  TheJle  schon 
auf  lateiuiscbein   Boden  untergegangen  oder  znrnckgetreten, 
sowie    umgekehrt    die    sog.    romanische   Wortschöpfung    oft 
h)o8äe  Kntlebuuug  i:4t;   und   dann   bildet   den    Krsatz   nichi^ 
nothwendig   gleich   dns   in    den    romanischen   Sprachen  er>^ 
hnltene    Wort,    sondern    es    coucurriereu    oft    Jahrhunderte 
lang  nebeneinander  und  nacheinander  eine  Reihe  von  Wor-H 
terii,   bis  eines  oder  7.wei  als  Sieger  aus  dem  Kampfe  her-^ 
vorgehen.     H»    einfach    ist    die   Sache   nicht,    da^a    maffnuS 
direct  gegen  ffraudis  vertauscht  worden  wäre,  sondern  uacli 
Zeit,  Ort  nud  Individualität  suchten   »ich   auch   andere  Ad- 
iectiva   wie   mmhts,   xngens  in  die  Erliscbafl.  einzudrängen 
nnri  dns  Leben  der  sog.  todten  Sprache  ist  ein  viel  reichere, 
als  wir  uns  gewöhnlich  einbilden. 


1 


WtQt*:r  [talicn  berüUon,  ^edeakcn  ilir  Aiif^nmerk  aaf  die  mcdicinisebe 
Utt^mtar  «u  richten. 

1}  Vitium  als  voeabuliiTn  pro]>rinni  für  .Knnkhdt'  (s.  oben  S.  ^S^fl 
fio'let  »ich  auch  bei  Aaxa  AMli-ologcn  rinniciis  MiitciTm«,  sowohl  in  i!mi  ™ 
Aii$i;a1ir^n  ilcr  libri  niatliCKi'o«  als  auch  in  ilon  von  I.csAtn^  ('.t.'lLt^'  Lachtn.] 
TniilVMiltichMi  Fragmenten. 


Historische   Gl  aase. 

Sitzung  vom  'A,  Jnli  1K80. 

Herr  Stieve  hielt  einen  Vortrag: 
„Üeber   den    Kalend erstreit   des    Iß.   Jahr-] 
huuderts    in    [)entftchlan d.'* 
Derselbe  wird  in  den  Abhandhingen  verÖtTentlicht  werden,  i 


Oeflfentliche  Sitzung 

zur  Vorfeier  iles  tiphiirttt-  und  Namensf e^tes 
Seiner  MaJHHiät  dun  Königs  Ludwig  II.  und  zu- 
gleich r.  II  r  f  (*  8  i  1  i  u  h  e  n  U  e  g  e  li  u  u  g  d  e  u  Riehen- 
hundertj  all  rigcn  JubilauinH  den  Wi  ttelshacher 
KflratenhauKCB 

«M  2H.  Juli  1H80. 

Oer  Herr  iVaxidenl  t.  Hüllinger   hielt   die  Feiitrede: 

„l'Mht'r    ilits   Haus    WitleUhaeh    und    Heine 
H e d  e n  I  n  n  g  i  ii  d  er  «1  e n  I  n c  h e  n  ( i e n c h  i c  h i e*V 

W  A  li  I  e  ti. 

I>if  in  der  allgemeinen  Silxung  vnni  J.'l.  Juni  vnrge- 
n'ininteno  Wahl  nnuer  Mitgliedrr  hiilte  ilie  allerhöeliote 
ItpNtiitigung  erlmltfu,  und  zwar: 

\.   AI»  urdontlicheH  Mitglied: 
I>iT  h  ih  lor  i  hC  lie  n  riaMne: 

i}Hy  lfinli*'rigt'  auN-serordeutliehc  Mitglied  Herr  l>r.  .Icihann 
Kriedrii-h,  l'rofeswjr  an  der  Mruicheiier  t'niverititiil 

U    Wa  auswärtige  Mitglieder: 

her  philoitiiphiiich-philoJitgiftchuM  ('laK*it>: 
ÜHrr   l>r.   Adiilpli  K  irchhuff,   IVufestiiir  an  di'r  I  iiivi'rMt.tl 
iu   Ib-rlin. 


434  Oeffenüiche  SUn 

Der  histor 
Herr  William  Stubbs,   f 
Oxford. 

G.  Als  correspon 
Der  philosophisch- 

Herr  Dr.  Ulrich  Köhler, 
archäologischen  Institi 

Herr  Paul  Foucart,  Direc 


PhiloHiplirHoli-philologisclio  Clamc 
8iUaaf  vom  6.  NonnUf  I8>m. 


H«rr  BroDii  logt  vor: 
„Zur  gricehiichnii  K  iliivtlifrgoBcb icb I o  - 

Die  Verdoppelung   de*  PruxiteUs   und   de»  Skopu» 

Alfl  ich  vor  uahoKU  vivrxij;  Jahreu  Hafin}(,  mirli  luH  d«r 
Oiwckicht««  (Irr  grii<clii^rh<*n  Killi«tlt*r  y,u  lM«rli£fli|:Mi .  wiir 
m  <*iiie  iii(*tiit^r  PTMtfii  Anf^ibun,  i'iiitT  IUmH»  tum  |)iip|M*l- 
Käuf(pm  ilnn  Kru*f(  tu  vrklären,  welche  du  ^ftuw  4if*hMl 
diparr  KoTwchunK  in  l>''iiiiruhiK«i»d«'r  \V*»i»w»  iiiiKirh**r  niurli»(*ti 
K«  i*l  mir  «nch  ^i'liiii|{t<ii,  pineii  ihijiiu^ti'U  TbMfil(»rit«,  uinea 
doppelten  Af(cliuliu ,  eio«ii  doppeUeii  <'nU«r*ti)  PolylcM 
l^luklif-h  auM  iltT  Wi»ll  KU  Hchaffpn.  IH*'  jlln[rerr  (imurrmliow 
>i>-r  Vrch&ologvtt  Hcheiut  diewn  frQhervii  ZuAtdnd  itrr  ITu* 
-i"UtrSHit  gmnx  vcr)(aNM*n  itu  bnb«D  and  rerrEth  eim*  I*- 
i]«fiklkh«  Nrifpinff,  die  Krinstirrgnchiehtv  »Utt  d««  boMJ- 
'  Tiit    ehirm    neuen  GoHohlHrhüt  tod  Panuiiira  «n  b** 

1  ...  üb  ein  bis  jeUt  im  VerboTf^nm  «ehleidMiidcr 
AlkantüOM  «ich  Ati*(t  Ucbt  dar  Oeffontlichlivtl  wm^^  wird, 
bKeibi  ibcawnrl**n.  Oftge^eo  »oll  »na  dem  (p'^iinden  Plnueb« 
4m  Hhopu,  und  noch  «BlMhiedeBW  uud  untfiuaender  ttu 
d«a  dM  Kraxiifll««  j«  »io  gWrfmamfgw  Vorfiihrr  bf«nur* 
jtianhniHin  werden.    KQr  vinen  «litffru  PnAsilfla«  mU  Uriic*- 


436     SUeuti/j  der  phihs.-iJülol.  CUi»«e  vom  fi.  Knttemher  1S80. 


I 


vaU'r  des  berühmten  liatt«  aich  bereits  Benndorf  iu  den 
Götl.  gel.  Anzeigen  1871,  S.  606  ff.,  jedoch  mit  wiaaen- 
schafllicher  Mässigung  anj>gesprf>c!ien.  Weit  über  diese 
Grenzen  geht  dagegen  \V.  Klein  hinaus  in  den  Archäol.- 
epigr.  Mitthei langen  ans  Oesterreich  IV.  S.  1  ff.,  and  e» 
erscheint  daher  an  iler  Zeit,  nicht  nnr  gegen  die  einzelnen 
Ansichten,  sondern  gegen  die  ganze  Üehnmllnngswcifle  he- 
stimmten  Protest  einzulegen. 

Um  allen  Ünkinrheilen  uiöglichst  vor/,«heugeii ,  mag 
zunächst  bemerkt  werden,  dass  ein  KüustliT  Praxiteles  aus 
rcimiacher  Zeit  durch  zwei  Inschriften  gesichert  ist  ^A.  Z. 
1872,  S.  28).  Aach  au  eiueui  jüngeren  Praxiteles  als  Zeit- 
genossen des  Theokrit  nnd  vielleicht  d^m  Knkel  des  be- 
kannten ist  nicht  mehr  zu  zweifeln.  Denn  wenn  ancb  die 
ungeschickte  Scheidung  eines  älteren  ayd^iariosrotog  and 
eines  jtStigereu  ayalfinro^TCto^  brim  Scholiii.-*teu  des  Theokrit 
den  Verdaciit  nahe  h^gte,  dass  der  jünj^ere  »rsi  ans  der  Er- 
wühiiung  bei  Theokrit  heraiisintcrprelirt  sei ,  ro  wird  doch 
durch  Bi'undorf'.s  Hin  Weisung  nnf  das  früher  übersehene 
Tesi;inifrit  ih's  Th<o|iluii:^(  hei  Diog.  Laert.  V,  2,  14  seine 
Bxii'ltMi/  iinzwmfi'lliart  bewiesen  hjin  Versuch,  Worke  des 
beriilinilon  Praxiteles  atif  ihn  zu  übertrugen  i.st,  aligeschcn 
von  der  durch  Benndorf  ge.«tollten ,  aber  von  ihm  selbs^t 
wohl  nicht  nudir  tV.^tgehaUeni'n  „Vorfrage'*  i'iKur  den  olym- 
pischen llerme.s ,  meines  Wiwfiens  nicht  weiter  gemacht 
worden.  Welbsl  zwei  Bilder  d^■r  Nike  niiter  DreifHssen  will 
Benndorf  (S.  tiO(i|  dem  berühmten  zuschreiben,  wenn  auch 
die  Schrift/.Üge  des  Kpigramiu».,  welehes  vciii  ihnen  handelt, 
auf  die  makedonisehe  Epoche  hinweisen  sollen.  Allein  die 
ganze  luschrift  scheint  vielmehr  auf  einen  Praxiteles  als  A 
Weihenden,  nicht  auf  den   Künstler  hinzuweisen. 

Wenn  al^o  unsere  Vortitellungen  von  dem  bvriihmteu 
Praxitele.s  dnrch  den  Nachweis  eines  Enkels  desselben  iu 
keiner  Wei»e    beinträcbtigt    werden  ,    »o  müstite  die^  noth- 


I 
I 


BriNHi,*  Zur  frrirdti'thim  Kü 


437 


w«odif(  ()pr  Kall  nein,  Hofern  eine  ^anxe  Reihe  vou  bedeo» 
U»ii«*ti  Work«D,  mit  Klein  will,  tlem  f^raterrn  ahznspreclien 
and  einem  äiti*rpn,  wnhrtchcinlicb  Miionn  Uronrnt^r,  b«isu- 
Ugeo  wäre. 

Man  int  Ix^i  der  Aiinahme  diese»  Gromvater*  von  eoer 
aobon  viel&ch  b«sproch«n4fn  Stelle  d*«  Pta«aniM  (V,  30.  U) 
H^glfUgai,  der  xufot)(e  Kolotca  Schnter  einw  Praxiteles 
mwMWi  wi.  Allertliut^  lM^t«ii  allft  iliiii'lHchriftrn  dw  Pan- 
aaniaK  nicht  dienen,  sondern  den  Naoieu  de»  Puiteles  dar; 
abar,  ngt  man,  eiiii>  Verwochnelnng  dieiier  beiden  Kamou 
«ei  ja  bekanntituh  i^tf^fr  Tor^«komni«D.  \Sa  muM  indaiieen 
ab  ki-iliflche  Kt^fl  festgohalteu  werden,  dajn  meirtentbeiU 
der  nnbekaniiWf  Nanie  in  den  bekuunU^ri^n  verschrieben 
wird,  nnd  so  ist  in  der  Tlmt  \w\  Ptinios  der  Xami*  de» 
Paaitid«»  oishr&ch  iu  den  di<f<  Praxitclaa  cormmpirl  worden* 
nialit  umgekehrt.  Schuu  anji  di«4em  Qrande  lAt,  iibf(««eheii 
vun  andern  Erwi^inxen,  bei  Plin.  36*  3fi  der  Name  dea 
HasitvlM  vonlMlr*f»eu  mit  lltvht  wieder  herKeftellt  worden. 
Di«  Ver&ndcninf^  de»  Nanieu»  bei  Paiutuiia«  ist  alsit  vuu 
pUlologiacher  Seit*^  keiiieawega  »o  anbedenklirh ,  wie  man 
ganteini  hat:  ^b<fn«ow«*niK  »W  von  Stit^n  der  (%roito- 
loffie. 

Praxiiele»  wird  ton  PltninA  in  die  104.,  Kepbilod<ll 
■ein  Vater  in  die  Wi.,  Ke]iht»odnt  win  Sohn  in  di«  l'il. 
Olpupiade  ^eeet^t.  Ol.  I04  ma»»  hiernach,  wt^uu  nicht  dpn 
Ue^jinn  der  ThBttgk<»it,  m>  dr«!)  «twa  den  ffayriff:  inclaruit 
bvuicfanvn;  nnd  wir  gcwinueu  demnnch  al^  un|{i!Ahrv 
(Srcfncn  fSr  di^  ThitiKkeit  dor  drei  Kflnutler: 

KrjihiwMlot     I:  OL     95— lOri. 

Pnaitelm:  Ol.  103—112. 

KepbiModot   II:  Ol.   1 10—121. 
Die  TlmtiKkeit  «ine«  OnMwvater»  Pnxitelt»  alio  wOr«ie 
etwa    in   Ol.  h7— 97    Callm    nitUam.     Nun    war    aber    um 
Ol.  (<*   Kolutc»  DehSir«  de«  Phidian  bei  dt!r  AuxItIhrunK  dw 


438     SittUHif  der  i^üog.-ji 

Zeoa  zo  Olympia;    w&r 
eines  andern  Meisten,  so  xai 
Zeit  Äwischen  Ol.  80—90  g 
Setzungen     konu  t«    üIso    iu 
Grossvater   Praxiteles    nicht 
nnr  als  Schüler   des  Kolote4 
also  die  EiuRetzuuf^  seines  Nf 
wie  paläograpbi'-ch-kritisch, 
Wegen    chronologischer 
wegen  dieser  allein«   mag   hj 
'these  Kleines  (S.  8)  gedacht 
Praxiteles  34,   71:    Habet  i 
CfUamidis  enim  quadrigac  ani; 
in    equonini    effigio    defecisa 
ganze  Nachricht    soll    anf  l| 
mehr    habe    Praxiteles    in 
dieser  die  Rosse,    er    selbst 
bettet.    Zunäi-liHt  ist  die  llii 
bcitBtheilung   zwischen  KaloJ 
mal  liir  Hierons  Siege  in  0. 
wegs  zutreffend.     Denn  es 
malcr  für  drei  verschiedene 
(Ol.  73   und   77),    einen 
die  erst  nach   Reinem  Tode 
gemeinsame    AnfKieltnng 
sonst  aber  in  keiner  Weise 
hang  KU  haben  brauchten, 
Annahme,  da^  die  Aufgabe,' 
das  eines  Wageulenkers  zu 
der  Kunst    des  Kaiamis*'   gelc 
Schema  des  Lenkers  eines  si 
geatellteji  Viergespannes   ei 
aber  steht  es  mit  der  Zeit? 
war  ItereitÄ  vor  Ol.  8Ü  todi 


Bmnn:  Znr  ffritcftUchfn  Kihmierpeti<futkt<. 


430 


^'^[Bwm  der  bedeot^ndste  Tli«I  dfr  Thütigkmt  dtv  Knlnnü. 
AIU  vor  Ol.  80.  Ob  sie  Qberhnnpt  nach  oar  bis  Ol.  85 
Knlunrrt,  linst  lich  in  keiner  Wf*iae  bMtimmt  behaoptm. 
Dnd  doch  »oll  mit  ihm  dor  Oros^vAtfr  Pntxitrl««  f^mritmin 
gvarbeitft  habeu ,  dcvwn  Tbätif^kvit  Ul^rhaupt  erst  in  der 
swritro  Hälft«  der  arbUi^er  Olympiftdf'n  begonnen  btben 
k5nntef  Die  KirÜhlnti^  dm  Ptiains  beruht  «icber  nicht  Huf 
■ilitr  eigenen  Combinition  diesem  Vutors,  «»ndern  i«t  lo  wie 
aja  vorliegt,  aan  em^r  Älteren  l'eberlieferung  herOlM'rg^ 
nomraen.  Oern  ni5gen  irir  in  der  Hinweisung  anf  die  h^ 
nigoitaB  eine  epigrainniatiflcbo  Pointe  ohne  historincben 
Werth  erkeoueu.  Für  die  Iliur-ufngung  dfn  l^Kukern  durch 
Praxitelea  aber  tind  vt*rNc1iiinlc<uc  AnliUM*  drnkhar;  eR  könnt« 
X.  B-  irir  schon  Urlicha  vemiutbet  hat,  der  Lenker  nr* 
«prtnglich  ganz  gefehlt  halwu.  Wenn  wir  nun  abiir  den 
AnUas  oaehsuweüen  nicht  im  Stande  «indf  was  giebt  an« 
daa  He«bt ,  da«  Thataäch liehe  dm*  Ueberltefcmng ,  netnlicb 
da«  «icli  auf  dorn  Oewpannf*  d>.«  Kalamis  ein  linker  too 
^9r  Hand  dm  bekannten  I'raxitelen  liefand ,  einer  nnb«- 
WMaNMn  Hypotbeiie  tn  Liebe  in  Zweifel  «u  riehen  ? 

Di»  Kwaitv  HanplMtOtr«*  fiir  die  Annnhnie  eine*  Groa»» 
raten  anll  Paw^nios  bieten,  wunu  er  aoglvicb  beim  Betr«4e& 
AtliMu  (I,  2»  4)  die  Statoen  der  [>eroeter,  der  Peraephone 
and  de»  lakvhon  im  I>eniet<Ttrnipe|  nahe  beim  Porapfinn 
erwihnt  nnd  biiisufllKt :  y*'/^*"<'*  ^^  *^'*  'V  '*^*]rv  T^f' 
fMio$¥  ^rr<xoiv*  iff^a  tlrm  ll^tiitiXft<{.  Oenn  da  daa  attitcbe 
Alphabat  OL  94«  2  officiell  abgeachaffl  worden  aet»  m 
inllaili  II  die  Statopn  &Itrr  uIm  din«-  Zeit  nnd  kannten  daher 
■Mit  Werk«  dt»  )»ekannten  Pmxitelet  «ein.  tVr  Sohlo» 
wflrda  swingaad  MJu,  aofern  di«  Inachrifl  an  <le»  Hialuaa 
•albat  oud  von  der  Hand,  dr«  Kan«tlerii  angebrarht  gvwaaen 
wir«.  Aber  »ie  bp&nd  »ich  unf  der  Wand,  anf  «eirbe  aie 
lufnaawegt  mit  der  Aoftwllung  der  Statum  ffleichieilig 
XU    aein    brauchte.      Wenigttena    die    MOgliebknl« 


140     fütsiintf  <ier  phiios.-philoJ.  Clas»f  rom  «.  Nmember  28SO, 


dasa  sie  dort  spütor,   sei  e»    bei  Gelegenbett  einer   ResUu- 
ration    des   GebiUides    oder    bei    einem    audern    uns    nnbe-H 
kauuteii  Anlasse  hinzugefügt  sei,    wird    von  jedericaun  zn-  " 
gegeben   werden  niHsseu.   Wenn  nun  Pausaiiias  durch  seine 
jVngabe  andeutet,  das.s  thni  das  nttiscbti  Alpbabet    auflCallig  H 
war,   sollte  er  da  uicht  eine  weitere  Bemerkung    Ober  den 
Knustler  hinzugefügt  haben,    sofern    man    in  Athen   etwas 
von    einem    älteren  Praxiteles   gewusst  hätte?    Kr    ist  aber 
nicht  der  einzige,  der  diese  Werke  erwähut.   Auch  Oemena 
Alexandrinu's  gedenkt  ihrer  und  be/.eicbnet  sie  einfach  und 
ohne  Beisat)^  als  praxitelisch. 

Hierzu  kommt  aber  noch  eine  weitere  kunstgescbicht- 
liche  Erwägung.  Betrachten  wir  die  Werke  di^r  statuarischftn 
Kunst  aus  der  Zeit  des  Phidins  und  der  ihm  folgenden 
Generation,  so  finden  wir  wohl  figurenreiche  Weih  geschenkt', 
wie  z.  B.  das  auf  Marathon  hezügliche  von  Phidias  Hand 
in  Delphi,  sowie  figurenreiche  Giebelgruppen.  Aber  die 
Götterbilder  in  dea  Tempeln  sind  durchweg  Einzelnstatnen. 
Erst  bei  Kephisodot ,  dem  Vater  des  Praxiteles,  beg^nen 
wir  der  Eirene  mit  dem  Pluton,  dem  Hermes  mit  dem  Dio- 
nysoskiude;  bei  seinem  Genossen  Xennphnn  der  Tvche  mit 
Pitttos:  tmd  lieide  gemeinsam  arbeiten  ein  Bild  des  sitr^ndeu 
Zeus,  aeben  dem  Megalopolis  und  Artemis  Soteira  standen. 
Kbens«  entschieden  tritt  uns  die  Gnippenbildnng  bei  ihrem 
Zeitgenossen  Damophon  von  Messeiie  entgegen,  und  gerade 
die  auf  den  Cnltus  der  Demeter  bezüglichen  Darstellungen  H 
gewiunon  in  dieser  Zeit  eine  hervorragende  Bedeutung. 
Was  über  hier  b(^onnen,  rias  findet  in  der  Zeit  nnd  in  der 
KnnE^t  des  Skopas  nad  des  Praxiteles  seine  weitere  Fort- 
setznng.  Ks  würde  zu  weit  führen,  die  inneren  Gründe 
dieser  Kiitwickehmg,  die  steh  in  den  historischen  Gang  der 
Kunstgeschichte  vortrefflich  einfügt,  hit»r  ausführlicher  dar- 
zulegen. Aber  die  HU^^se^en  Thatsucbeu  liegen  in  den 
suhrifllicheu  i^uclleu   der  Köustlergeschichle   auch   für 


I 
I 

I 


Bmnit:  Stnr  ffrifrhiixiim  Künttlrritn^irkte. 


441 


chlich«  Beirachluug  offen  da.  Kine  Gruppe  der  Dp- 
ni**trr,  Korr  und  des  lakchoH  wQnIc  «Uo  in  der  oreten 
Uilftp  drr  nminri^r  Olympiaden  als  ein^  Anomfilic  i*r- 
«chcineD,  wühremi  sie  in  der  Zeit  nach  Ol.  100  ihre  diirrhrniit 
fiMBnnde  erteile  findft. 

Kinr  im  kflitRtlvrbicb-U'cbuischtrii  >innit  xtrcutf  tpiiiheit- 
lich  gMchtoHeae  Cirappc*  vorauftziiBcU'?!) .  Hegt  keine  Noth- 
weudigkeit  vur.  Kh  würde  «line  küii'tLienHcli'puKiMebi'  lun- 
b«it  genflgvii,  wi**  sie,  der  sUloariK'heD  Üohandlung  voraiHK 
gebend ,  etwa  in  dem  bekannten  eleuniiLUoben  lUUef  ge- 
ffAn  ixt,  in  dem  jeder  eioieluui  Figur  da«  gvwiwe  :*elb- 
itändigk«tt  gewahrt  bleibt.  Es  köont«  rUmm  auch  nicht 
gerad«  anff&llig  erscheinen,  wenn  eine  einEelne  Figur  au« 
drr  Grnppe^  die  do«  lakcho«,  in  einem  benondero  Atui'lii'n 
gvlangt  wäre;  und  wir  werden  daher  wenigidfu«  die  MOg- 
lichkvil  lugeben  münaeu«  daM  der  tou  Cicero  beaottd«»  ge- 
Mvto  iakcboc  wirklich  diniirrdnipp«*  angehlVri  bab«.  Zwar 
MnntCiocTO  den  Nnmen  dea  KüuBtiem  nicht,  abar  uiswe^* 
hafl  Mi  ein  berTorragvuder  Meist«r  ToraantOMtMn.  Wir 
iMban  ferner  keine  Nachriebt  von  einer  andern  b«rfthmt«ai 
^meliutatuti  den  lakcbo«  in  Athen,  wtihrend  die  Itruppe  doi'b 
awmoial ,  von  HauMiniaii  and  von  Clemeiu,  gcnautit  wird 
und  ihre  Erwähnung  vielleicht  noch  einmal  in  den  „Wer km 
in  Kanuneikoa"  bei  Ftinius  ventleclt  i«C  Wir  finden  aaMvr* 
dam  ein  lakehaion  Iwi  (Mut.  Ariat  27  und  Alciphr.  :),  riH« 
wlffhiw  in  Ermangelung  anderer  Nachrichten  von  I'rclhi- 
(gr.  Myib.'  I,  ti4fi)  ohne  Weiterra  mit  nnwreni  Uenietwr- 
tanpel  »tlttititicirt  wird,  in  dem  der  lokcbo«  Kwiaehru  dm 
bcidm  OSttiiWB  dar  Idae  nach  die  borvomgoidalc  ^llung 
nt'hmen  mochte.  —   Mag  indeaMn  b«i  dienen  venicbii*deam 

eo  eine  ncbm  Eolaebeidniig  nicht  mdgKeb  trio,  so 
darf  doch  mindeitciia  bebaoplek  werdoa,  da«  g*gm  die  Zn- 
Ibriltsag  drr  (irup|t«  an  ainsn  Uroaavater  Hraiitele«  gvwfiv« 
*b»»>n  gvwiebtige,  weuo  nicbl  fltArki<tv  Grdnde  ah  f3r  dl«- 


iSUHIk 


Schweigen  der  Alten  Ober  fl 
hypotbeiisclie  Existeuz  desMll 
gebaut  worden  dürfen.  j 

Uns   versucht   aber  Elei 
Ausser    dem    schon    be6pro< 
des  Kalamin   will    er  dem 
zusprechen : 

1)  die  ätatueu   der  Ueri 
Plataeae:  Paus.  IX,  2,  5;     t 

2)  die  St&tuen   der  Zvffj 
40,  3 ; 

3)  die  Darstellung   der 
in  Theben:  Pann.  IX,   U,  tij 

4)  die  Statnen  der  Let<r 
thronenden  Hera  mit  der  ni 
Hebe  in  zwei  Tempeln  7,u  I^ti 
Ausserdem  wird  noch  verm 
Kindern  in  Megara  (Paus.  I 
Gruppe  iu  Mantinea  sei. 

Eiue  stattliebe  Reihe! 
im  Allgemeinen  betrachtet, 
iie weist,  was  Klein  bewei 
beeonderA  zu  verwundern, 
gleichnamigen  Grossvater 
Künstler  war,  und  wenn  si 
auch  einmal  eines  des  Grc 
mit  jedem  Werke  mehr .  d« 
mindert  sieh  die  Wahrsch 
gerade  im  umgekehrten  Vc 
eine  so  lange  Reihe  von  bet 
und  die  gesamiute  uus  erhi 
Alterthtims  einen  »olcbeu  Ktl 
habeu  8oUi«\  da«  ist  doch  i 


RrMun:  Xmr  grieetuMthfn   K^mMtlergfKhirkie. 


443 


lidi.  Die  HalUoHifjkmt  der  Kleio'achen  Hrpotbcm  lUrt 
lioh  aber  aawerdein  noch  Oberftll  im  Kintelneu  nachireiMii, 
irobfli  di«  gcMimmte  CliroDoIogi«  de«  Prucitelet  tuandie  g«- 
nauert  FflsUteUDu^  erfuhren  wird. 

Wir  beginncD  mit  den  Werken  in  MAntioeo.  Dort 
wmr  ein  I>oppcitvii)pel  und  in  dam  «äoeD  befonrt  sich  «in« 
Ötiitae  des  Aüklepio«  von  Alkamenm,  in  dem  andoro  di« 
Gmpp«  lif-T  Leto  mit  ihren  Kindern ,  welche  Praxiteles 
i^Vjry  fi$ta  ^hiafiivtjp  latii/or  yttt^  geouioht  bult«.  „Di* 
Komi  der  Angabe  don  Zeitnnterflcbiedea  Ewincheo  Alkam^nM 
und  PrAilUfleü. . . .  kliugt  allurdiugii  für  den  enttn  Augan- 
biick  bfntjmmi  nud  btstvchand.  Sw  Bcheint  den  iUtertD 
Praxiteles  den  Orosavaler  dea  jüngeren  fttill&chweigend  ou- 
jtnerkenueii  und  «usxoMbliuMen  (?J,  d«  wir  mber  im  wlbea 
Kapitel  Ab«t«  5  wieder  yt»tat^  di  >^W  ifwt  jt^gtmae 
bci^eguen,  so  werden  wir  Huf  danelbe  kaum  weiteren  Xaeli- 
dmrk  \egrn  mögen**  (S.  17).  Wu  aicb  Klein  brini  Ninler- 
Mrlift^iben  dieser  Worte  gedacht  hat,  iat  mir  vßUig  uubc- 
f(n>itliefa.  I'muanijui  bericbtH,  da«  die  Maultneer  dnn  Fleroon 
lim  Podnrni,  der  sich  in  der  Sciilaobt  bei  Manünm  g^^^tx 
KpamiuoutlaH  aatgeuichnet,  drei  Generationen  vor  der  Zeit 
MniM  eigenen  Bemobea  unf  einen  der  roniitichen  Zeil  an- 
Knbfirigen  gleicfanamigen  Nachkommen  den  Podaroa  umg^ 
•cbrvsbtu  Itaben.  An  dietiem  ntlcbternirn.  anf  die  Inacbrift 
KertQiteii  Uericht  xa  xweifeln,  liegt  doch  wabrlieh  nicht 
d»r  gcrhigtlo  Gmnd  vor.  Waa  in  alle  Welt  aber  hat  dieasr 
Uericht  mit  der/eitbertiromung  den  Praxitelen  xu  thun.  daai 
dwt  itlaabwürdigkeit  drrwlb«n  durch  ib»  verdacbtigt  werdea 
cullle?  Uod  die«  Zoitboatimmuni;  wiederom,  atabt  da  uicbt 
beati-n  Einklang  mit  allen  DiuMren  sowtig«»  SacbrirJiten 
al«bi  lie  nicbt  gana  an  ihrer  riektigm  Stelle  V  neu> 
r  ia  aftMia  Doppelimipal«  der  eiabMlUeh,  n  (*innr  Z«it 
■i  iet.  aiad  die  TmpelbUder  aoa  T«raehied«D«B 
da*  «ine  tob  Alkamen««,  da«  andere  drei  Geaeratioai 


HA     fiUsung  der  phOon.-jififffH.  Cltuat  rtm  6.  Knvfinhfr  J89f>, 


I 


jGager  von  Praxiteles.     Hier   ist  für  jeden ,   der   die  Worte 
einfach  so  vet^tehen  will,  wie  sie  geschrieben  sind,  alles  ii^l 
der  schönsten  Ordnung.  ™ 

Doch:  „es  sprechen  hier  anch  noch  historische  GrOnde 
ihr  Wort  mit".  Nemlich  Ol.  98,  4  wird  Mantinea  von 
Agesipolis  xerstört;  nach  15  Jahren,  d.h.  aach  di?r  Schlacht 
bei  Leuktra{01.  102,  2)  wieder  aufgebaut  „gelangte  es  doch 
nicht  wieder  en  voller  Blüthe.  Dem  grossen  Praxiteles 
aber  ?,«  einer  Zeit  hier  nmfangreiche  Oenkmäler  znxnmuthen, 
als  man  sich  begnügte  daK  Treffen  vun  Mantiuea  durch  dit 
Erwerbung  einer  Copie  des  eaphranorscben  Gemäldes  in^ 
Atheu  ÄU  feiern ,  geht  doch  wohl  kaum  an".  Dass  die 
Mantineer  eine  Co])ie  eines  berühmten ,  anf  die  Geschieht* 
ihrer  Wtadt  bezügliclien  Gonmldes  zu  Iwsit/en  wünschten, 
ist  an  sich  doch  noch  kein  Zcugnise  von  Armuth.  Sie  „be- 
gnflgten"  sich  aber  damit  keinesw^s:  Pausainas  erwähnt 
ausserdem  das  schon  gcnanute  Heroon  des  Podares  an  A& 
Agora  und  das  Deukmul  des  Grylos  in  der  Nähe  des 
Theaters.  —  Die  Lage  der  politischen  Verhiiltiiisse  führt 
vielmehr  auf  eine  durchaus  andere  AiiifasMmg,  Der  Wieder- 
aufbau von  Mantinea  steht  in  engster  Be/.iehung  za  der 
ganz  gleichzeitigen  Wiederherstellung  von  Messene  und  derfl 
Gründung  vou  Megulopolis.  Für  die  künstlerische  Aa»- 
schmöckung  dieser  Städte  war  iu  erster  Linie  Damophon 
von  Messene  thütig.  Neben  ihm  war  Kephisodot,  wohl  der 
dem  Damophon  am  nächsten  verwatidte  Künstler,  mit  seinem 
Genossen  Xenophon  durch  eine  Gruppe  des  thronendeu 
Zeus  mit  Megalopoli«  und  Artemis  Soteir.v  zur  Seite  für 
Megalopolis  iu  Anspruch  genommen.  Passt  es  dasn  nicht 
auf  das  Beste .  dass  auch  der  Sohn  des  Kephisodot  in  der 
dritten  Stadt  Beschäftigung  findet?  Er  war  damals  noch 
nicht  der  „grosse"  Praxiteles,  sondern  ein  junger  Mann, 
der  noch  nicht  durch  Aufträge  an  Athen  gefesselt  sein 
mochte.     Bedenken  wir    endlich  ,    dass  Mantiuea  Ol.  90, 


Brmn-  Zwr  ffrieetnafhen  Kütutterftt^»iekt4. 


445 


(Dtod.  XU,  60)  onter  «pftrlaniscbe  U«mchaft  fiel,  m  «f- 
ktftrt  M  fich  aacb,  dus  daniftlfl  die  AamcbmOckunff  Am 
DoppeltempeU .  fllr  deaaeo  eine  Seit«  AllumeuM  gaarbcälei 
hatte,  uuierbrochen  wnrde.  «rührend  cji  «ich  ebeavowolil 
Imrwin.  d«M  man  nach  \Vi(*d(>rh(«r«te1lnng  der  Stadt  nicht 
suleUt  an  die  Vollendung  d««  frOber  Begonnenen  dachte. 

Wir  wendvn  anii  jetzt  en  den  Herakleathateu  am  Uertk- 
ItMon  XU  Theben,  nach  deren  Erwähnung  hei  Paumnias 
<IX.  11,  d)  all  im  Herakleion  befindlich  auch  noch  dai 
Wmhg««cbrnk  de»  Thnit^bnl  und  Heiner  G«aoMen  ftlr  die 
Befiretuug  Athen«  von  der  Hand  dee  AlkameiMi  aogefuhrt 
wird.  „In  aweiten  Tbeile  tüllt  uimer  Herirbtemtatter  aaa 
^^MC  in  «rtt«n  angewandten  C-onatmction  bcraas  [^r^ßaioig 
rfiAj0M  . . . . ;  S^üißotloi  nai  oi .  . .  aW^iptoi' . . .].  £r 
[  will  tmgisni  FQr  die  Thebaner  hat  Praxi  telea  die  Herakka- 
ihalen  im  Qiebel  gemacht.  Dir  die  AthuMT  und  Thrasybal 
Alkunauea  daa  Weibgeacbeak  Athemi  und  Heraklett  im 
IWpfll.  Beide  Werke  werden  un«  in  enger  Verbindung 
out  einander  TorgefUhrt"  (S.  15).  Dae  i«i  wittdemm  «io« 
ran  willkOrlit^hf  Interpn'bitiun:  nicht  Panaaniaa  will  aagvn, 
•mdltni  Klein  will  PaasaniBa  Mgan  laaien ,  daw  n.  «.  w, 
VMaiabr  fallt  E'anaaniaa  aoa  der  Oraatiiielion  heran«,  eben 
weil  die  beiden  Werke  Ton  einander  rollkommen  nnaln 
fa&Dgig  waren.  Aber:  „warum  da«  Herakleiou,  da«  die  Stlf- 
teBg  ThrMjboU  al«  ein  «cboo  früh  bcdeutaaine«  UciUgthum 
aeigt,  erat  im  rierten  Jahrhundert  aeinen  nothwend^gMaa 
MuBoek  erhalten  haben  aoUte,  irt  «ehw«  «ingtHsbai,  dar 
rtrniinlogiichan  8ebwMriglcait«D  afehk  n  gedenkas,  veklM 
di«  ThAtigkoit  de«  großen  Praxitelaa  in  Theben  ao  nnd 
ftlr  «ich  nnwabracfaeinlich  maebmi*'  (8.  16).  Mit  dattaiUMn 
lieichtr  kuunt«  nMui  mgeu:  warum  die  Athener  «rat  aotv 
Parikle«,  nnd  nicht  schon  nnter  Tbemistoklai  oder  KioM«, 
aod  Wftram  «ie  den  Partbanun  vor  dem  KreehtiMioii  hanttn. 
ist  «cfawrr  «iasoMh«;  nnd  docdi  war  «i  im  Fall.  Om 
tIHW.  Ll'biL-vliahM.aiM.L4.)  ■ 


! 


446     SiUunif  äer  phihs.-pfiiloi.  Cltuae  ww»  S.  Kovemher  3880. 


Uerakleiou  war  ein  sehr  altes  Helligtbam,  weit  älter  al 
Weihgeschenk  des  Thrasyhul ,  wie  das  vou  Pausauias  er- 
wähnte Xoanou  angeblich  yon  der  Hand  das  Daedalos  lehrt. 
Möglich  wäre  es  allerdings,  dass  es  schon  in  der  Zeit  des 
dreissigjiihrigen  Friedens  erneuert  worden  wäre;  aber  gewiss 
eben  so  möglich,  das«  die  Krnenening  erst  später  zur  Zeit 
der  höchsten  l^lUthe  Thebens  unter  Pelopidas  und  Kpami- 
nondas  stattfand.  Berief  sieh  doch  Epaminondas  vor  detf^| 
Schlacht  hei  Leuktra  auf  eine  angebHche  Wondercrschei- 
uuug  im  Herakleion  (Diod.  XV,  5;i,i),  durch  die  sich  etwa 
die  Thebaner  zuu]  Duuke  durch  einen  Neubau  des  alt«i 
Tempels  verpflichtet  fühlen  mochten.  —  Warum  femer  soll 
es  uuwabrscbeinlitrh  sein,  dass  der  bekannte  IVaxiteles  in 
Theben  goarbeitet  habe?  Finden  wir  doch  dort  zwei  Werke 
seines  Zeitgenossen  Skopas  (s.  u.)  und  ausserdem  die  Tycb« 
mit  dem  Plutos  vou  Xeuophou,  der  mit  Kephiiüodot  zn- 
sainmeu  iu  Megalopolis  tm  derselben  Zeit  beschäftigt  war,  ^ 
iu  welcher  Praxiteles  wahrscheinlich  in  Mantiuea  arljeitete.  — ^| 
Möglicher  Weise  fallen  tu  die  gleiche  Zeit  die  Arbeiten  im 
HeiligthuD]  des  Trophonios  bei  Lebadea,  das  durch  die 
Gründung  von  Festspmlen  nach  der  h^blacht  bei  Leuktra 
eineu  neuen  tilanz  erhielt  (Diod.  I.  1.), 

Dem  Grosavater  Praxiteles  sollen  femer  die  Statuen 
der  Zwülfgötter  in  Megam  zogesprochen  werdeu  (ä.  13). 
Aber  auch  hier  uiuss  zu  diesem  Zwecke  erst  wieder  in  dea 
PauRanias  hineingedeutet  werdeu.  Weil  er  sie  bezeichnet 
als  l'^ya  i\vai  l^-yo^iEva  U(^a^iit/.ovg,  soll  der  Kindruck,  den 
er  empfing,  ihn  stut^cig  gemacht  hüben,  nie  als  W^erke  des 
bekannten  Praxiteles  anzuerkennen,  während  die  Worte 
doch  nur  besagen,  dass  Pausauias  eine  äussere,  directe  Be- 
glaubigung, etwa  durch  eine  Inschrift  an  den  Werken  seibat  ^ 
nicht  vorfand.  Von  der  Anspruchslosigkeit  des  Pau8ania«,iH 
der  sich  meistentheils  des  eigenen  Urtheils  enthält  und  sich 
begnügt,    ein  treuer  und  ehrlicher  Berichterstatter  zu  sein. 


I 


Brunn:  Zur  fftuschi$chen  KHitstlergesckidUe. 


447 


scheint  die  neueste  Bnspruchsvolle  angebliche  Kritik  nicht 
mehr  im  Stande  ku  sein ,  sich  eine  auch  nur  annähernde 
Vorstellung  zu  machen.  Auf  den  Grossvater  wird  nun  abor 
wieder  geratheu,  aus  welchem  Grunde?  Weil  in  demselben 
Tempel  sich  eine  Artemis  des  Strougylion  befand,  eines 
Künstlers  etwa  der  90.  Olympiade.  Ihre  Weihung  wird 
mit  i'iner  ^age  aus  einer  früheren  Zeit,  der  Schlacht  von 
Plataeae,  in  Verbindung  gebracht;  weshalb  sie  so  spät  er- 
folgte, wird  nirgends  gesagt;  ebensowenig  aber  auch,  dass 
die  Aufstellung  der  ZwölfgÖtter  zu  ihr  irgend  eine  Bezieh- 
ung htitten ,    es  heisst  einfach :    ivtavüa  Aal . . .  taxiv  dyaX- 

Blicken  wir  dagegen  auf  die  allgemeinen  Verhältnisse 
von  Megara.  so  tiuden  wir  dort  ausser  den  ZwÖltgöttem 
noch  mehrere  andere  Werke  des  Praxiteles:  einen  Satyr, 
eine  Tyche,  Leto  mit  ihren  Kindern,  Peitho  und  Paregoros, 
ferner  ron  ISkopas  die  Gnippe  des  Eroa ,  Pothos  und  Hi- 
roeros,  von  Bryaxis  Asklepios  und  Hygieia,  von  Lysipp 
Zens  nnd  die  Musen.  Skopas  und  Bryaxis  kehrten  schwer- 
lich nach  ihren  Arbeiteu  am  Mausoleum  nach  Megara 
zurück;  Lysipp  war  später  besonders  durch  Alexander  in 
Ausprucb  genommen.  Nun  hatte  Megara  im  peloponnesischeu 
Kriege  den  Zeaskokss  des  Theokosmos  unvollendet  lassen 
mÖAseu.  Später  hob  es  sich  besonders  durch  eine  geschickte 
Handelspolitik,  uud  Isokrates  weist  in  der  Ol.  lOti,  1  ge- 
schriebpnen  Rede  über  den  Frieden  (§  117)  ausdrücklich 
auf  deu  Wohlstand  der  Stadt  hin.  Da  aber  von  einer 
Thätigkeit  noch  jüugerer  Künstler  iu  Megara  nichts  weiter 
fiberliefert  wird,  so  mochte  man  glauben,  dass  diese  rege 
Kunst  thätigkeit  sich  iu  einem  gewissen  Zusammenhange 
während  eines  ziemlich  bestimmt  b^renzten  Zeitraumes 
entwickelt  habe ,  und  dass  daher  die  genannten  Künstler 
dort  ziemlich  gleichzeitig,  etwa  in  der  Zeit  jener  Hede  des 
[sokrates  beschäftigt    gewesen  seien.     Die  durch  nichts  ge- 

29» 


f 


446     SittHU0  der  (ihiJcii.'ptüld., 


Uerakleion  war  eia  sehr  alj 
Weihgeschenk   des  Throitybl 
wäbnte  Xoanou  angeblich  n 
Möglich    wäre   es  allerdings^ 
dreissigjährigeii  Friedens  em 
e1>en  so  möglich,   dnsx  die  ] 
der  höchsten  Blüthe  Thebei| 
nondaa  stattfand.     Berief  aj 
Schlacht    hei    Leuktra    auf  I 
nung  im  Herakleiou  (Diod.  | 
die  Thebaner   zam   Danke   i 
Tempels  verpflichtet  ftihleu  \ 
ee  onwahrßcheiulich  sein,    c| 
Theben  gearbeitet  hahe?  Fii 
seines  Zeitgenossen  Skopas  ^ 
mit    dem  Plutos    vou  Xeuop 
sammeu    in   Megalopolis    zu 
in  welcher  Praxiteles  wahrsch 
Möglicher  Weise  fallen  in  j 
netiigthum    des    Trophonion 
Gründung    von  Festspielen  , 
einen  neuen  Glanz  erhielt  ( 
Dem   Orofisvuttr    Prazii 
der   Zwuilgülter    iu  Megara 
Aber  aucli  hier  muss  xu  dii 
Pausauias    hineingedeutet   wi 
als  tQya  tirut  hiyofttva  //ga 
er  empting,   ihn  stutzig  gen 
bekannten    Praxiteles    aaznej 
doch  nur  besagen,  dti-sa  Paui 
glauhigung,  etwa  durch  eint 
nicht  vorfand.     Vou  der  Ai 
der  sich  meisleniheils  des  et 
begnügt,    ein  ireuKr  und  oti 


Brunm ,-  Zur  fhtchüdilH  JWiMtffTyMriti'lÜi 


•U7 


«ebeint  die  Dcue.«te  uiBprucbsrolle  aoftubtich«  Kritik  nicht 
mehr  bn  Stand«  zu  neio ,  wich  eine  »ucb  oor  annähernde 
VorJ<t«llung  zn  machen.  Auf  den  OnuwTaLdr  wird  nun  «b«r 
wi^rr  gentben«  aoi  welcbrni  Grunde?  Weil  in  deinwibcn 
Teinpd  neb  «ioe  Artemis  dei  StroD((jlioD  befand,  einei 
Kilo-'dlerii  etwn  dor  !K).  Olympindc.  Ihre  W'eihuug  wird 
mit  nner  8age  nnt  einer  frUherm  Zeit,  der  Schlooht  von 
Plalaeae,  in  Verhindun^  gebracht;  weKhalb  »e  w  «p&t  hc^ 
folgtet  vird  aii){endii  f(e5«gt;  ^jensowenig  aber  auch,  daa> 
die  AnfeteUoDg  der  Zwöllgdtter  xn  ihr  ir)(«nd  eine  Bexieh- 
ong  bütten,  ea  beiaat  einfach:  irtai:ia  nai,,  .iottr  ayal» 
ftasa. 

Ulickeu  wir  ibgegea  auf  <Ue  allgemeinen  Verhältnisse 
von  Megara.  so  finden  wir  dort  antser  den  ZwalfgAttem 
oocb  mehrere  ander«  Werk»  des  Praxiteles:  einen  Satyr, 
eine  Tjehe,  Leio  mit  ihren  Kindern,  Peitho  ond  Paregoroa, 
fianier  ron  Skopas  die  Gruppe  de«  Kros ,  Pothos  qnd  Ili- 
OMroe,  Ton  Brjaxis  Asklepios  nnd  Ujrgieia,  Ton  Lyaipp 
Zeo«  nnd  die  Mnesn.  Skopas  und  Urjraxi«  kehrten  nchwer- 
liefa  Dach  ihren  Arbeiten  am  Maoaolcam  nach  Megar» 
xwlcl[;  Lysipp  war  «pitt«r  beBonders  durch  Alssaader  in 
AnsprtKb  genommen.  Nun  hatte  Megara  im  peloponnesiscbav 
Kricype  den  Zcu«koloM  den  Thookoemos  ouvolleDdet  Usson 
BiÜiiM.  äpliter  hob  es  inch  besoaden  dorcb  eine  geschickte 
HaDdeliiwlitik,  und  IftokratM  weist  in  der  Ol.  106,  \  ga- 
ecbrtcbenea  Rede  Ober  den  Frieden  (§  117)  aosdräcklieb 
naf  drn  Wohlstand  der  Sudt  hin.  l>s  aber  von  einer 
Thitigkeit  noob  jängerrr  Künstltu-  in  Megan  nichta  wtiler 
Oberliefert  wird,  «o  w&chto  man  glauben,  <Uss  die«  r^ga 
Konetth&tigkeit  sieh  ta  «inem  gewissen  Zosammeahange 
«-'       '  Hob    bestimmt   bagnnstaB  ZoctiMaa 

rt  1    dses   daher  die  goiumtsB  KBmܫ 

dtirt  siruilich  glrtch]u>ttig ,    etwa  in  dor  Zeit  jftier  Rnie  des 
Isokretae  beeeb&ftigt   gewewn  eeäeu.     Die  dareb  nichts  ge- 


448     SitmMff  Her  pkilns.-phäot. 

rechtfertigte  LoslÖstmg  de 
dortigen  Wwken  des  Prax 
mehr  an  Wahrscheinlichkei 
Es  bleiben  noch  die  B 
taeae.  Nach  Klein  (S.  8)  « 
nicht  in  der  Lage  die  in 
tigm.  Zu  s«ner  Zeit  gab 
sei  es  durch  Alexander  wit 
sich  diese  letzte  Angabe 
Allerdings  waren  Plataeae, 
die  Zeit  der  SchUcfat  bei  L 
stört  und  nach  einigen  Er 
der  109.  Ol.  noch  nicht  iri 
richtet  Paosanias  (IX.  1.  S; 
menos    nnd  Plataeae   n«^h 

110,  3),  nudArrian(1-  9<  1 
Jahre  abweichend,  das^  $i 
durch  Alexander  lOI.  111. 
The^iae  wird  hiebet  nicht 
ö«ncinsamkeit ,  in  der  es 
Städten  erscheint,  wird  aaif: 
mak  zum  Bes^m  g^w^odt 
die  Thätij^eit  des  PraxiteJe 
fiiQen.  Wenn  keines  seiner 
weist,  srine  ^hne  iber  n»» 
darin .  dass  sinn  $pät<^r«$  I 
Jahren  derR^trening  Al^x*. 
etwas  Anfillig««.  Aiki^r« 
sein  YerhÄhn»  lar  Phrrne. 
Tcmnigen :  and  «»  wüv  a 
knidKich^  Aphr««iite  <»^^  ::: 
aaietts  tob  pernKhen  Jxxhit 
$o    s^tem«   3M&    a-i» 


Brmmm:  Zmr  yrüdUMiUn  glwrffFT j  ■«MrtMi. 


449 


m  «rffeben.  In  seine  fHlb«r«Q  Jahre  werden  vir  die 
ArbeiUiQ  fDr  Theben  anü  MiinliDea,  vielleicht  aacfa  fftr  an- 
d«K  Ort«  de«  Feloponnoit  aetuD  dCrfnn.  I>itnti  M<^v  Am 
TbAÜgkät  fUr  Mefptra.  Nun  erat  luocbt«  sein  Künstler- 
mhiD  fiNi  begründet  «eiu,  ro  dftH  er  ron  d«  an«  ■onebt 
wohl  in  Alben,  in  rnllcr  IltiabbHnf^gkeii  setnem  kdnxth'rischcsi 
BeruFL'  loben  konnte,  woruuf  ho  manche  EnnhluDKen:  Bber 
die  A|tbriHlitn.  dt-n  Saivr,  den  Krrw  u.  a.  bindeat^o. 

Die  Aniuhnie  «ioM  OroasT»t«rs  HrasitelMi  aber  flniftrt 
in  den  anaaeiBu  ZeagniMm «  den  tcbrifllichim  Nachrichten 
Aber  neine  PenoD  nnd  «eine  Werke  keine  StQtf«.  1^ 
Hmn  «ieb  indtaven  din  weitere  Frage  ttellen ,  ob  nicht 
etwa  innere  Widerepröche  Torliegen ,  welche  nnii  nAthigen 
kOanten  ■  die  PeraTiulicbkeit  dea  berOhmten  Praxitelea  tu 
•pUteo  Qod  einen  i(hrrr>n  und  jRugeren  KOnatler  daa  gMeben 
NamenN  nnxnnnhmcn  Ich  will  liim*  niobt  etnieitig  b#- 
hauplfu,  da»  die  tii>»amRitbelrtir'biang  einn«  Künullpm  in 
oraler  i^ioie  denn  doch  wieder  von  den  &u«»erun  Zeagniaso« 
aoiiagehen  haben  wird,  mndern  gern  mgebea,  daaa  thriU 
die  Hrtbeile  der  Alten  ßber  den  KanAtcharakter,  nnd  noch 
mafar  die  Betraefatnog  der  Werke,  wie  «ie  nna  tbeile  an 
Orilgliwlan,  tbdla  aa  Ck»pteeD  Rebotm  wird,  mbr  wohl  den 
Anlatm  gi^U^n  kßnnen,  ana  mit  den  /engniaaan  tler  Kawereo 
Oaecbicbte  in  Widertproeli  an  aetsen.  Aber  allmling»  be- 
darf M  hier  doppelter  Vonricht  in  der  Unteraochuiig.  I'röfeo 
wir  lUhrr  ihui  Verfahren  Kleina  anch  nach  dievr  Seit«! 

Kr  Mgt  8.  U:  «J)aaa  der  Katalog  der  praiiteliwbea 
W«Ht«  in  beham  Grade  der  Kritik  bedarf,  mag  ein  eia- 
^Am  RafihoDexeaipel  aaigaa.  WKhnmd  wir  in  der  Or«r- 
heek^aeben  Sunmlong  Lynipp  durch  S5  Nnmmem  rartrela 
fladen  nnd  Skopaa  gar  nur  dareb  Vi ,  werden  dort  nicht 
wvBigCir  als  47  Werke  alt  lieber"  pnnteltach  besaiekMt .... 
U«d  doeb  int  •»  Kicher ,  dm  «in  Soblnai  anf  di»  QMntilflt 
der  Leiataagen    di«MT    dnd    Ifeialar    nnter  ZngmndelegaDg 


^m 


450     Siftttng  tier  phäog.-phiUi 

diftser  Zahlen  als  Yerbfilh 
geben  müsste,  denn  Prod 
als  dem  L^'sippos  nachgert 
nirgend8'\  Dem  Lyeippos 
Wenn  es  bei  Plimos  36,  { 
omuia  eiasdem  mauu,  pral 
'aisset,  so  besagt  das  nur) 
biQcn  Nachrahm  genügt  | 
Maasa  seiner  Prodactivitäl 
geben.  Die  Zahlen  lehreif 
wir,  abgesehen  von  den  g 
Alkamenes,  eines  Bryaxiaj 
«weiten  Ranges  Myrou  mj 
mit  21  Werken  verzeicki^ 
folgern »  daas  ihre  Produ^ 
die  der  drei  jilngeren  gros 
nur,  dasa  die  Werke  der  j 
der  älteren,  and  unter  dl 
tolee  die  populärsten. 

Klein  mhrt  fort:  „ü^ 
schärfer  hervor ,  wenn 
Äuge  fassen.  Dann  mfi 
fangreicher  Grnppenbildu^ 
legentlich  einmal  dem  ät 
und  doch  lebt  er  im  6ed9 
von  EinKelbildni»sen". 
der  Ruhm  Raphaffls  vor7« 
einige  andere  Madonnt^n; 
Kunstler  der  Btanxen«  de 
auch  im  Älterthum  die  M 
tele»  besonders  die  Aphr 
Re1h>»t  wenn  wir  die  von 
wollten ,  bleiben  dann 
lemiiB,    Ceres'*,    „Liber 


Brutm:  Zur  yrittthiaAtm  ifftitrflfffodUdbtr. 


451 


Kniib  drr  !Vnif!pbf>n<!t,  die  Thnipiiiilvn,  am  ihn  alK  „Gruppen* 
bildner"  auerkenn«n  so  mßMen?  AllprdiD);(B  i«t  bonnU  ob«n 
d&naf  bin){rwi<iti>n  word«n  *  dam  (Jjptjolj^upprn ,  Kifn)''vn- 
rviben  iu  Wcih|;e6chenken  uud  die  mehr  «ider  wenifcer  ge- 
Mhlt»)iwm»n  G nippen  vou  xwei  odiT  droi  Fif^nm  nicht  ahua 
Unt«riehied  dnrcheinRnd^Tgeworfen  «rerdpo  dfirfen;  and  bo 
find  «■  ■'  '  t  die  <iriip|it*n  d«r  ivtxtorwi  Art,  wiUchv 
der  Kgri  '  likrit  den  PmxibBlM  mm   iii«ift<^n  xnMgtmi, 

wftbrend  wir  den  archit«ktoui»chen  Orappeobildun^D  nur 
ttauuikniiweiiH^  einm»!  «m  IloralHeion  b«g(<gnoUni. 

Ob  hinr  iU*t  Verein  der  Zwßll^fttter  in  M«>girm  ehm- 
reiheo  üt,  erscbtfint  &bcrhaapt  fraglich.  Klein  «^twiclralt 
Clh«r  d«njH>lben  eigenthtiraHcbe  AnttchUn,  oin  ihn  d«ra  b*- 
rthnteo  PnuEiU^tw  abgtprrchen  ku  k&nnen  i^.  Vi):  „tu 
WvKdwr  SiUIk  sei  ph  st^ifarc  Hai  naher  Uehnndenheit  sm  m 
nrhabftner  WOrd«  phidianiochpr  Z«it  wird  unaem'  rveoiwkm« 
irondmi  Phantuic  oiur  solch«  Grupp«'  entgfigMitnAm ,  mbc 
tHetgemng  darOber  hinauf  darf  innttrhalb  daa  Rah  man«  diMar 
Kunat  and«nklMr  orsebeinen.  Wir  wflrden  vonBulhee, 
dftM  nc  di«Kn  fertigen  Typus  der  8cbw«t«rkuiut  [d«r 
Malern,  tint«r  HinweiKonf^  auf  da«  Gem&hle  de«  Enpbrannr| 
Sa  weitoren  Verauchen  ab«rli«mi*'.  Wo«,  nio«  nuw  wohl 
fragen,  berechtigt  uiia  zu  «oleber  Vennatbang?  Znaächit 
■t«bt  OM  eiinual  thaUüchlich  fest,  daM  geradr  in  d<tr  Zeti 
das  Praxitelm  die*  rinMlnen  GMter.  d«^  Zak  dm  l'hidtaA 
|{egenBbrr.  wohl  aoanuhnuhw  eine  weaentlidie  ('mbildnog 
nicht  etwa  blw  in  dor  Malerei,  ecuMkni  gvn  miMhiedea 
noch  in  der  PUaüli  arfnhr(*u.  Warna  alao  lolt  niiMiei 
rtttQDetrvirenden  Pbanlaaie  ein»  Ztuammenitellung  dieMr 
MMMB  Tjrpen  nicht  ancfa  in  der  Anmnth  praxi trliacher  Auf- 
Ihliiim  entgegen trt»tMn  kOnuenV  Und  ajod  wir  denn  g»- 
eweugeu,  «a  eine  Gruppe  im  engeren  Sinne,  an  «ine  «^pe- 
eAlowene**  Gruppe  in  denken  T  Paomniae  iqineht  nar  von 
^yäX^amta  der  lewOtf  GbUer ,    ubne  ein  WbrI  Aber  ihre  Za- 


403     Sitiung  dtr  pMog^-phOolA 


üAmiiienordnaog   hinEUinfSj 
uns  uioht  etwa  nur  iu  steif  4 
in    sehr    rerscbiedener   Wai» 
Aufteilung   wie   die  Statuen 
liofa«Q    Kiroben    oder    die  St 
Umgebung   des  Grabdenkmal 
Eben  60  haltlos  smd  di< 
Kl«in    dorn    Pnucitelee    die 
absprechen    will  (S.  15):  . 
haben  uns  gvlttfaii,  daas  m 
ftknuig  groHMT  Giebeleoa 
TatBoikvenderiMhen  Aofm 
la  findra,  der  etner  Ute 
aoehto**.    Ich  will  hier 
Awrfilinmg   der   olyrnfwcl 
«nd  neU  vMn«hr  aaf  die 
■artcksBAhrea  üt;  ata^ 
laOlyspMi  «irUic^  «ftn 
^m  mam  waA  in  Tktk 
«aad**  riraiiilw  mma^^ 

ImllS  a^ik^ii^  dv 

Wcrfcca  arWiktef 


tt^fHmtmmm. 


Brunn:  Zur  frirchtt^un  KlknMUrytmkidiin. 


463 


Weuigfft 


be«itx«n  wir  RQrUii  d««  jugendlichen 
Hormkli»  <s.  B.  Marble«  in  the  brit.  Mim.  II.  46;  PCI.  VI, 
tu),  welche  der  praxitelitcbeii  Kanst  in  geiniiger  nod  for> 
itHÜtf  AulKuMUng  durohaOH  v*?rwiuidt  iHnd. 

Noch  bfitimmier  moM  ich  Verwahnin}{  einlogvn  gcgvn 
Kleina  Aeuaserungeu  Ober  die  Jlen  vno  PUUete  (&  9): 
,tMit  d«D  WorUn  nvitth^tm  Ah  tS^:tnr  fuyi^tt  ayaXfta  t**ytt 
ruft  Pinauiias  eine  Von<tellung  )i4*rvor,  die  wir  mit  uneerom 
bUherigen,  durch  den  Fund  dei  Uenact  M  berckbcrtni 
Bildf^  praxitf^ItMchiT  Knn«t  knam  wcrdm  zummmenbringva 
kfinnsn**.  Zunücbst  möchte  vor  der  Vorstellung  ku  wnrnvn 
agfai,  nl«  oh  bei  i\vr  vou  Herodnt  entlehnten  Red«w«iM  m 
dm  Zumtsce  ran  ^tyi*Ut  nothwendtg  eine  superUtiriMJM 
RteigeruDg  von  f**Y"9  eutlialteu  »ei  (vgl.  J'fuudtQer  I*biuui. 
iDiitnt4»r  M«fod.  p.  4(»f  Allerdings  nennt  Paumniw«  II,  17,  4 
dw  Koloantttatoe  der  poljkletiacben  üen  ein  ayaX^ta  fttj'i' 
Itti  fityn;  über  nueh  du  gegen  den  /eiiRtempcl  und  das 
U«r««iin  an  («r5Me  weit  xnrQcketehende  Motroon  in  Oljmpin 
beieiofanet  er  nla  rooi-  ^yt'^fu  ftiym'  (V,  20,  5).  vielleiebt 
nur  in  fttniAchweigendem  Hinblick  auf  die  benncbbvten  un- 
AOMbnlichenrn  SckatKbiuaer.  So  würde  PanMUM  geviaa 
Kueh  das  aus  Pbigalia  nach  Megalopolia  ren«txte  Bild  dea 
Apollo  Öia^  a^topt  fUytifo^  fttp  /^  rrödof  dctidno  (VIII, 
ao,  3;  recht  wohl  ala  fttyi&u  ^ya  hftben  beteichneu  k&noen: 
■iohl  eine  anaurgewAhnliehe  KoloiaaliUt,  »ondcni  «ohon 
•ine  Aber  da«  gew&bnlicbe  Maam  hiono«g«bcoda  Orf— r  ge- 
B&gt  cur  Rechtfertigung  dm  AuMlrucka.  ludaaaen,  goben 
vir  aelbrt  fUr  die  Uera  in  UAulinaa  ein  »csliob«!  Maaw 
«on  KokM*&liUt  einmal  an,  mttMUn  wir  dano  ukkU  wolItM 
wir  der  Ar|nin>eotatioBCw«tta  KUkit  fi>1fM .  mit  Dodi 
grtaanB  lUehte  die  argiTiaelM  Han  d«a  Poljklet  ab- 
>pta<haa.  daaaao  auf  daa  Meni«lilieb*  gariebtaier  Kunvt  daa 
KoltMMale  weit  inehr  tu  wi<ier>p rochen  achvint,  alt  «o  raaaebar 
(ijVtlerbilduiig   dea   Prniitelet,   der  a.  B.   ■cbaa    io   iMDMn 


rik 


466     SiUuvtg  der  phitoa.-phiioi.  Classe  vom  6.  NoMitiber  1880. 


I 


seinem  Tode  wurde  Demosthenes  zurnckgerufcn.  In  deu 
Met-^eiinion  (Au^M)  fallt  die  Schlacht  bei  Kranon,  im 
Bordromion  (September)  ward  Muuichia  wieder  von  Feinden 
besetzt;  schon  im  Pyunepsion  (Octoher)  nimmt  sich  De- 
mostheneB  das  L.Rben  (Plut.  Dem.  28).  Unter  solchen  üm- 
Rtändon  fällt  auch  die  letzte  Wahrscheiulicbkeit  weg,  dau 
Üpinosthenes  das  Geld  oder  einen  grossen  Theil  desselben 
für  einen  Prachtaltar  ausgegeben  habe. 

Klein  bleibt  bei  der  Familie  des  PraxiteleR  nicht  »iehen. 
Er  scheint  seines  Erfolges  so  sicher  zu  sein,  daas  er  glaubt, 
in  fiüchtiger,  Liaclilässig  gearbeiteter  Skizzirung,  wg  ev  na- 
gi^yt^  auch  die  Familie  des  Skupas  einem  durchaus  aoa- 
logen  Verfahren  unterwerfen  zu  dürfen.  Auch  von  Skopaa 
soll  ein  gleichnamiger  Grosävater  als  namhufter  Künstler 
abgelöst  werden,  oder  vielmehr  (S.  22);  „Er  ist  erat  von 
dem  Biographen  des  ^Skopas  Urlicha  aus  der  Reihe  der 
grifcbischeu  Künstler  ausgestrichen  worden.  Und  doch 
fltelit  bei  Plinius  34,  49  gauK  trocken  LX.XXX  (Ol.):  riirsus 
floruere  Polyclitus  Fhradmon  Myron  Pythagoras  Kcopas  Pe- 
rellus".  Dazu  in  der  Kote:  „Der  ganze  Katalog  der  diese 
Stelle  enthält  ist  bekanntlich  immer  wieder  seitens  der 
Forsciier  Über  griechische  Künstlergeschichte  mit  Aiikl^(«n 
Qberbiinfb  worden.  JQs  kann  meine  Aufgabe  hier  nicht  sein  fl 
auf  die  andern  strittigen  Pnnkh'  pin7,ngehen,  doch  hoffe  ich 
in  <ier  Forlsetzung  dieser  Untersuchungen  die  Grnndlosig- 
keit  dieser  Anklagen  darlegen  zu  können".  Es  wäre  dia  H 
vielmehr  Kleins  erste  Aufgabe  gewesen.  Denn  es  handelt 
»ich  durchaus  nicht  nm  die  an  den  cinzeluen  Namen  des 
Skopas  sich  knüpfenden  Bedenken:  die  ganze  Zuf^ammen- 
etellung  der  Namen  nicht  nur  unter  Ol.  90,  sondern  ebenso 
unter  Ol.  B7  (Ägeladas,  Callou,  Oorgias)  und  Ol.  83  (neben 
Phidias :  Atcamenes,  Critias,  Nesiotes,  Hegias)  nöthigt  uns  ^ 
zu  der  Behauptung,  dass  hier  bei  Plinius  die  grösste  Ver-  H 
wirrung  herrscht.     So    lange  aber  diese  Behauptung  nicht 


Brunn:  Znr  ffriedüthfn   XiliMrfirrgpMfAidU«. 


455 


<i«r  sehn  Itvdaor  winl  di«  Kehahilitinrag  d«  OemoetlMiiMi 
[Ol  \U.  2]  eri&blt  (846  D):  TcSr  d<  !4»tj^aiw  t^n^ft- 
Gaftirutr  u^  a  ta<f^Xt  tifiövLoria  [röhrrta  tooftr^oai]  axtvv 
tov  ßwfwf  tut-  atiitfj^oi;  .^loi  h  Iht^cuti  not  oiftio^ut  »vTio 
yifatfHxvto^  ro  tJfiQ^iOfia  .ftjftbtvo^  ilatetvtititi  os  t/t  tttnf'iv^ 
avtt^  fwaXtv  fni  toitüig  ^9  noXixgvofitvog,  Hier  babeo  wir 
alao  «inen  AlUr  Am  Zetu  Sotcr  im  Pir««iu  gaos  wie  d«r 
bei  Plinio«  erwähnt«  nnd  d^r  AnUw  «oi  dem  vr  «rri^htH 
wurde,  lÄmi  «•  sehr  i;l&ablich  erscheinen ,  dan  er  aneh  so 
würdig  anflgestAttet  worde»,  dftM  dan  pHnianiurfae  oui  pnwm 
cuinpumiitiir  auf  ihn  Auweaduof(  finden  konnto".  Ol.  114^  2 
ftbcr  w  nicht  ueUr  der  Ültcre.  sondern  nor  der  jflngire 
K<^iht«odot  thälif;,  nnd  ao  werde  die  Uobertn^nnif  rinfiich 
und  tun  so  9bar  gerechtfertigt  encheineu,  >U  Pliaiiu  ua 
drr  betreffendsB  Stelle  Kephieodot  nicht  auadrOcklich  eis 
ilen  »Iteren  hfnurichnPt  und  daher  ftlr  di«  KDtJ«h4^idan^ 
frrif  Hand  IiLut.  Leidor  jedoch  hat  «ich  Klein  von  den 
xwei  Wurt*^n  mal  atfttnittu  nicht  geo&gl^ade  (Ucheiuchaft 
gegeben,  fOr  die,  wie  fftr  die  gson  StebUgc  Plotarch  im 
Lrbeo  dan  DnmoAthence  (c.  27)  die  genauere  Krkllning 
ifairbielM,  Dir  Ath«ner  r^hahilitiren  den  De^noekheiifle  slt 
idten  Ehren ;  aber  rechtlich  krmiun  sie  ihm  die  GeldetfBfe 
Ton  (30  oder)  50  Talenten  nicht  erkivn.     Deahalb  Jm^^- 

ßtviai  vor  litiifv'iy  titiirt-i  lofg  tatta  non,oa{  %ai  rrt^gowj^th 
/lAnifkorfo  jaXontm  i^idtnun,  Znfvr  ijr  riftf^put  rig^  xota- 
AixrjQ,  Altar  und  Cull  beeUadcu  abo  betetta  tiir  Zeit  dr« 
X>ctiiMttbeaei  and  *tr  erhielt  das  GcM  nicht,  nm  »1  aar  di* 
Awwhmücknng  dne  Attam  wirklich  so  verwenden ,  ■oodem 
ab  Kimtz  «einer  gerichthchra  Geldetraf".  Wie  aber,  wenn 
f..,..  r^foo«thenaa  etwa  au*  Dankbarkeit  da»  Oelil  «einer 
itin  Heatimmung  do«b  nicht  eotfremdat  b&tteV  Ale- 
xander «tarb   loi  Jnui    dea   bairvftrttdea  Jahrea;    «ni    nach 


^iiäfi 


^ 


tfft 


456 


der  phil(»'ji> 


ffeinnm  Tode    wurde    Peine 
MetaKAÜDion   (äd^ 
Ho*-droraion  (Septem 
bc-BeUt ;    sohun    im    PyunepJ 
intnibunes  diis  Leben  (Plat. 
Inden  fällt  auch  die  letztd 
Df'inosMien»*«    das  Geld    odei 
H\t  einen   (Vachtaltar  ausge« 
Klein  bleibt  bei  der  Fd 
Rr  scheint  seine«  Krfoljfes  so 
in  äüchti^er,  uacblässig  g< 
^^ytl»    ancli    die  Familie   d 
h  logen  Verfahren  unterwerfe; 
laut]   «in    gleiclinaraiger    ti 
^«bf(e]i\9t  werdon^  oder 
deni    Biographen    des 
gnt*ohischeu    KOnstlcr 
«t«ht  bei  IMinins  3i,  49 
AonMre  PoWelitus  Phnd^ 
lltttc".     Ilai«  in  der  Xot« 
eftlUdl   ist 
VWvlMr  aber  griiohiwöliB  I 
ab«rU«ft  wor4«a.  JSk  hmm 
^  ■■^■■u  stiillMM  Ps 


siA 


Ul 


Bnmn:  Zur  ^rwJUMA^n  KünHlrr^ndttdUi. 


467 


im  Znaammenhau^e  als  irrlhamlich  nachK0Hieft«n  ist, 
darf  kriot«  rinxelne  der  Angaben,  wo  ne  aaderweitif^ 
Zent^niflsen  widenipricht,  aU  ein  vollwicbtige«  Zettgoias,  aI»o 
auch  die  Notiz  nb«r  Skupo«  Dicht  alv  Gmodlag«  fOr  die 
Annahme  rinr«  ält4>n*n  Skopas  verwerthet  werden. 

, »Inders  felilL  auch  ditf  iiuiulrQckliche  tJebfrUafCTong  voti 
einem  i weiten  äkopaü  niclit  Plinins  34,  49  [rialmahr  W): 
leider  nicJst  da»  einsige  falsche  Citatl):  Simon  canem  "t 
Migittartani  fecit,  Btratooioas  caelator  ille  philosophoe  äeopas 
nterqne ....  Was  dinw  beiden  Bkopas  schufen .  bat  eine 
LQcke  verschlungen,  sie  selbst  stehen  vohl  erhalten  am 
Kand«  Am  kritinchen  AbgrundcH.  Usbcrr  die  Art  aber,  wi« 
man  die  Erwähnung  der  boidflo  Hkopas  hier  wegxncnrtreB 
pflegte,  mag  man  in  unserer  kritisoben  PliniuAnusgabc  aaeli* 
laatn".  So  von  oben  herab  behandelt  Klein  müm  Vo^ 
^Uiger .  ohne  an  bedenken ,  das«  auch  die  Annahme  einer 
Ldoka  bei  Plinius,  für  welche  wenigidanfi  d'w  llandsehrifUm 
krilMO  Anhaltspunkt  biet<ni,  nur  ein  Aatkunftanttttel  tat, 
om  die  kritischen  Scbwirrigkeiteu  der  Stalle  „wegsneorirMi^. 
Ob  m  wahraehfinlicber  ist,  als  dip  Wegatraiehnng  «ine» 
•faunge«  Bnchstabeua :  oopas  für  Soupu ,  fttr  welche  Con- 
jacior  icb  Qbrigrns  dii^  VVnuitwnrtlichkeit  ni«:ht  QkMYnehnen 
will,  mag  dahingestellt  bleiben.  AusiiMS  aber  erregt  dar 
Ansdnuk  Seopai  ntrrijue  der  nur  «rträglich  wäre,  wo  m 
«ick  am  ein  schon  frfilicr  erwftbntes  od«r  allbekanntas  Ver- 
klHouM  xw**!»/  Kanxtler  baudeJt«'.  Und  soUle  Plinias.  der 
in  d»>niM>'lbi*n  «i  don  StnitonicitM  als  ideotiaoh  mit  dam  iW- 
Utor.  l'rotogrnes  mit  dem  glcicknamigaa  Malar,  PoaMkmtBs 
ab  Oielator  arw&bnt  fvgl.  aoeb  $  ft&).  jede  Hianisnag 
daranf  qntrrlajwcn  hnb^n,  das»  in  einem  dar  hiids«  HkofMU 
der  Ikprnhiitte  Bildhauer  versteekt  sei?  Wie  deu  aoeh  sei, 
dt#  HiWlc  ist  kritisch  nnsicber  und  U«t  sieh  daher  als 
Oruadlag*  (1)r  die  Annahnte  rin«**  doppelten  Skopaa  nicM 
f  fdaii. 


456      SüsHnff  der  f)httos.-jihi!(ä. 


f.Nan  sind  aUer  sioherl 
welche  sich  nur  niii  deu  voll 
[Ol.  90]  ansotzeu  lassen** 
Fälle,  in  deneu  die  Zeitbes 
Stellung  mit  Werken  ander 
„in  diesen  drei  Fällen  ist  ' 
Bilder  verschii'deuer  Meister 
sollte  ee  nicht  sein?*^ 

In  Athen    befanden  achj 
meniden    im    Tempel    dieser 
awei,  nach  Polemon  drei  (Scli< 
zwei  von  der  Hand  des  t^kopi 
Kondert  uIao  ofTeuhur  die  beti 
Qiul  betrachtet  demnach  die 
künstlerischen  Complex.  In  d 
genaueren  Angaben  heisi^t  es 
cat;  ftev  Öio  ^xurta^  Lioitflti' 
KaXiu}^  (Kä/xtfits)  de,  ^p  fc^i 
,  .  .  beim  Scho],  Ae>8ch.  c 
fxati^taiiev   ^onai;   o    JJaQU 
liO^ov^  rtjv  Öd  fiiar^v  KaXafit^ 
Zengnisse  unbefangen,  so  mo] 
Angabe,  das«  die  Statuen  dei 
gearbeitet  waren,  geschlusaen 
aus  einem   anderen  Material , 
war.     Das  Verhältniss   wäre 
einem  Hekatctempel  zu  Arg« 
Göttin  von  Skopas  swei  eherne; 
gegeuüherRtauden:  Paus.  ]I,  | 
sie  also   wieder  künstlerisch 
es  spricht  also  nichts  für  ih 

lu  Elis  befanden  sich  in  ei 
"xwei  Statuen  :    eine  Aphrodif 
iif  ein«  Schildkröte   set/.U?, 


Brmnm:  Zur  griechiitdten  KitntÜOfOiehidUe. 


459 


aaf  FJDem  fioolce  «txend,  Ton  Skopiw,  künMtlerüoh  balnclitvt 
also  wahrtich  kcinp  8eit«nr>tQck(>.  Die  erati'  war  aoii  Gold 
and  Elfenbein,  die  audere  au&  Knt ;  die  enit«  utand  im  lonem 
de«  TempflU,  die  luiderv  im  Freieu  in  eiuem  btituu^bburteo 
tifi^og  {ov  nülv  d(ftatt^*oi  dno  toü  i'aor):  Pao«.  VI«  35,1. 
Wo  liegt  hier  auch  nur  tl**r  niiiideNie  Anlas*  vor,  einr 
GI«.*ich:Reitif;koit  in  di-r  AuHnihrHntf  d*T  bpid^n  Werke  ra 
bebanpten  'i* 

No<'h  «in  xweiUw  Werk  »oll  der  iiilon*  Skupn-  nffi-'n 
utd  gLeichztfili^  mit  I'hidisJit  gearbeiiui  haben:  ..lu  Tbtfben 
bat  ein  Hkopun  vor  dem  Umenion  eäne  Albene  aU  Ge- 
gADttfick  /tim  Herme«  des  Phidiaa  geschaffen.  Bifida  Gdltor 
Herden  anadrncklicb  ald  Pronaoi  b«»nelm«t"  [Paos.  IX, 
10,  'J).  Kfl  scheint  die  Vorstellong  obcnwalteD,  als  ob  die 
Urideu  t^Utticn  RDDiitteltttr  am  Kiu((anKtf  dos  TempeJji  f(e* 
wwannassea  als  TbUrfadU-r  anff^esiellt  Seewesen  und  desshatb 
aU  in  eugem  CultaKKUsammenbaug«  nüi  diyn  Haoptgott«  d«s 
Tempels,  ilem  Apollo,  m  denken  Mien,  elwa  wie  der  Man- 
UMtmn  vor  dem  IVrapeleingang«  9  B.  Das  Heiligthum  war 
nmll:  schon  Ampbitryon  im>ll  f&r  aeiaea  8ofai;i  Uaraklee  als 
Dapfanepbcirofi  dort  einen  Dreifiun  gewaibt  haben.  Dae 
Tempelbild  aber  war  ein  bekanntes  Werk  des  Kalants,  and 
e«  kann  also  xunäcbsl  nicht  etwa  von  einer  gUiobieitigan 
Weihnog  dieae«  Bildes  und  der  beiden  Pronaoi  die  Bede 
Paosanias  sagt  femer,  nicht  nur  der  Gott,  sood«  n 
Ipuue  Hügel  beiss«  Ton  dem  rorbeiflieeacoden  Flusse 
BIO«.  Die  Statuen  aber  stehen  am  Zqgaoge  (xfltö  np 
lSBDtfo«>),  nemlich  dee  Ufigels;  deoo  ^evä  &i  6  »oig  ifaM' 
^fitai,  Kfl  sind  also  im  Tempelbesirk«  auigssUllte  Wetb- 
geee henke,  welche  den  Beinamen  flpmM  gar  nicht  wq^ 
«iner  (^Itnibeziehonf^.  sondern  mit  Rflcfcncbt  auf  den  Aaf- 
etaJIuttgaort  erhalten  hubru  mochten,  ebenso  wie  der  HerOMi 
an  den  Propyläen  in  Athen  (Paua.  I,  '22,  6)  als  Pnpylaaoa 
beMcbaet  wurde,   oder  lleraklee,    Apollo  and  H« 


462     SiUun{f  drr  phüog.-philol.  Ctasse  «om  6.  November  1880. 


dass  sie,  ,,wenn  nicht  alles  tänscht,  die  Tradition  dieser 
beideu  nea  zu  gewinnenden  KCnstlcr  freilich  in  verkümmerter 
Fonii  enthält."  Allein  Plinius  schiebt  nach  dem  Abschnitt 
über  SkopuH  nur  eine  episodische  Betrachtung  Qber  man- 
gelnde oder  schwankende  Beglaubigung  verschiedener  Kunst- 
werke in  Rom  ein:  ignoratur  artitex  .  ■  .  ;  par  ha«sitatio 
.  .  .  ;  similiter  quaeritur  .  ,  .  ;  multa  .  .  .  sine  auctoribas 
plaoent  .  .  .  ;  nee  minor  quaestio  .  .  ,  qni  fecerint  .  .  . 
Die  Namen  des  Skopas  und  Praxiteles  kommen  nur  bei  der 
par  haesitatto  in  Betracht ,  nicht  bei  der  vorhererwähnten 
Venus  und  nicht  bei  den  verschiedenen  Werken,  die  nachher^ 
angetiihrtwerden(vgl.  auchOehraicbenPÜDian.  Stndien.S.130)«H 

Es  ist  wahrlich  keine  erfreuliche  Aufgabe,  sich  mit 
einer  so  unfruchtbaren,  fast  nur  negativen  Kritik  befassen 
zu  mttsseu  ;  und  die  Frage  hat  eine  gewisse  Berechtigung, 
oh  es  sich  überhaupt  lohne,  Arbeiten  wie  die  vorliegende 
einer  Widerlegung  im  Kinzelnen  zu  würdigen.  Eine  ge- 
wisse Art  von  Dilettanten ,  an  der  es  in  der  "Archäologie 
nie  fehlen  wird,  mag  man  ruhig  ihre  Wege  wandeln  lassen» 
ohne  sie  in  ihrem  Behagen  7.u  stören.  Aber  Klein  gehört 
za  den  „zünftigen"  Archäologen;  er  operirt  mit  dnem 
Apparat  von  Gelehrsamkeit ,  zu  dessen  Nachprüfung  nicht 
jeder  gerade  Zeit  und  Gelegenheit  hat.  Auch  soll  seine 
ehrliche  Abaicht ,  der  Wissenschaft  zu  dienen ,  keines- 
wegs in  Abrede  gestellt  werden.  Gerade  darum  aber  man 
ihm  scharf  entgegengetreten  werden,  weun  er  zur  Erreichung 
dieser  Absicht  Wege  beschreitet ,  welche  der  Wiitsenschaft 
nicht  zum  Vortheil ,  sondern  zum  offenbaren  Nachtbeil 
gereichen.  Man  klagt  in  unserer  Zeit  vielfach  über  zu- 
nehmende Zuchtlosigkcit  nicht  blos  im  socialen  und  sittlichen 
Leben,  sondern  auch  auf  dem  Gebiete  der  ausübenden  Knn»t. 
Achten  wir  daher  doppelt  darauf,  dass  nicht  auch  in  der^ 
Wissenschaft  der  Kunst  kritische  Zucht losigkeit  die  Ober- 
hand  gewinne!     Klein    spricht   S.    18    von  einer    „in 


Brunn .  Zur  yrit^ittken  JPhrttfgyJirWnWtf. 


463 


gn«H:hiiicfam  KBuAtlergOicbicht«  lo  b«li*t)tcn  Aa«prM«anff^ 
metbod«.*'  Es  mag  ja  lein,  dus  msa  oft  eiDem  «iorelnf^ii 
7ifftigni«e  o<Ier  Urthcil«  «nt  dem  Alt«rÜiarae  zu  riet  infp^ 
rauthfrt  hat;  immpr  aber  lag  di«ieni  Wrfiihrrn  rin  wi*«»- 
»chafllich  auerkennPiuwerthai  Motiv  cuOrnoda:  die  Achtaog 
vor  der  Tradition  de«  Altrrthnmn ,  dan  Bestivbcn,  tieb  mit 
derselben  im  KinkUii};^  en  frlmllen  und  dam  eigenem  enb- 
JMtiTeD,  rieltuiclit  willkürlicheu  Eimeaeeu  mögHcbtt  be- 
■timrate  Schranken  eu  Kirben.  Wat  Klein  an  ibre  Stelle 
■etxen  will  —  und  wer  wollte  leogneo,  dan  lich  vor 
nnd  neben  ibm  vielfach  Terwandte  Tpndenxen  bemerkbar 
DiacbenV  —  ist  nur  eine  AtupreeiiungHmfthcde  anderer  Art. 
Da  werden  a.  B-  ptfnfönlicbe  Benehtiugen  oder  Qi^pier» 
•ehaflen  berangezogen  oder  auch  nur  angenommen,  ron 
deoan  et  licb  ab«olut  nicht  beweiaen  UUet,  daae  aäe  anf 
kOnstlerieche  VcrbältntMe  Einflaa«  geObt  Wir  dUrien,  wir 
BÜteen  in  Betracht  xieheu,  wm  Ober  dae  pfsvOnliche  Tcr- 
UHaMi  dee  Poljgnot  xu  Kimon .  dos  f'faidiaa  tn  Pm'klM 
bencfatet  wird.  Aber  eine  kQnsilcrischo  Tbitigkeit  de« 
Altären  Kephisodot  fOr  Unternehmiingfn  de«  Koiton  be* 
denklieb  xu  6nden ,  bloe  weil  Phokion ,  der  Schwager  dee 
Könfftlen,  einer  anderen  poliÜechen  Partei  all  Konen  an- 
gabdrte  <S.  30),  iet  gewiee  in  weit  gegangen,  —  ganx  ab- 
geaeben  daron,  daiw  diene  Thätigkeit  in  eine  Tmi  hlln 
wOrde,  in  welcher  Pbokion  noch  gar  niobt  beirmibaflbig  war, 
•Im  nocb  gar  nicht  KepfataodoU  Schwager  sein  könnt««,  and 
daM  die  politische  Thätigkeit  des  Konon  and  des  Phokitm 
flith  gar  nicht  berObreo.  Da  wefden  femar  dit  l^tftaiTa^• 
MHnime  einaelner  gtiecbiacber  Stftdt«  bla  ins  Elwwlnsta 
•Q^gvpreaet,  ali  ob  bei  jedem  Sjstamwecluel  die  eban  an 
einem  Orte  beaoh&ftigten  Kflnetlsr  an«  einer  bnber  befreon- 
daton  8udt  gexwnngen  gewesen  wftren,  sofort  das  Feld  su 
rinmen.  In  einer ,  freilieb  anf  eine  »ebr  frfibe  Zeit  be- 
idgliehea  En&hlnng  erfreuen  aicb  die  von   den  Sikyonitfm 


baiBAi 


464     Süzitng  der  pliUofi.-philiü.  Cltuise  vom  fi.  November  1880. 

beleidigten  Künstler  Dipoenos  nud  Skyllis  des  Schutzes  der 
Gottheit,  und  wir  dürftea  uns  dadurch  wenigstens  zur  Vor-  fl 
sieht  uiahiien  hissen ,    die  rein   jrolitischen  Verhältnisse   far 
die  religiös-kiiustlerischeu  ,    oft  durch  Priesterschafteu    ver-  ^ 
mittelten  Beziehungen   ala    nothwendig   massgebend    hinzu-  H 
stellen.     Da    werden    endlich    aui    mythologischem    Gebiete  ■ 
aus  allen  Ecken   und  Winkeln  Namen    und   Beinamen   von   ' 
Gottheiten  zusammengesucht,  um  Verbindungen  herzustellen, 
die  entweder  gar  nicht  existirten,  oder  Tiellcicht  nur  in  zo-  fl 
fälligen ,    rein    persöulicheu    Verhältnissen    der    Weihenden 
ihren  Anlass    hüben    mochten ,    wiihrend    doch    gerade    der 
dogmatisch  so  wenig  fixirte  Charakter  und    die  Uedentung 
localer  Entwickelungen  in  der  griechischen  Religion  hier  die 
grösste  Vorsicht  auferlügeu    sollten,     und    wegen    der    auf 
solchen  Voraassetzangen  aufgebauten  snbjectiveu  Phantasie- 
gebilde,   die  höchstens  zuweilen   einen  Schein  der  Möglich- 
keit,    aber    selten    den    einer    gewissen  Wahrscheinlichkeit, 
geschweige  deuu  Gewissheit  haben,  .soll  dann  unsere  directe 
kunstgeschichtliche  Ueberliefernng  bei  Seite  gesetzt,    sollen 
namentlich    die    Nachrichten    eines    Pausanias   und   Piinins 
umgedeutet  oder  in  ihrer  doch  im  ÄÜgemeineu    unbestreit- 
baren   ZuTcrläsi^igkeit    geradezu    verdächtigt    werden.     Du 
ist  das  gerade  Gegentheil  einer  strengen   philologisch-histo- 
rischen Kritik;    und  der  Ertrag,   der  auf  diesem  Wege  er- 
zielt  wird,     ist    nicht    ein   Gewinn    für    die    Wissenschaft, 
sondera    eine  Beschwerung  derselben  mit  unnützem  Ballast 
Seien  wir  also  vielmehr  eingedenk  des   alten  Spruches:    est 
quaedam  ars  uesciendi! 

Der  jüngere    Polyklet   and    Lysipp. 
In    der    Archäologischen    Zeitung    1878.   S.    10  ff.    be- 
spricht   G.  Loeschcke    zwei  in  Theben  gefundene  Künstler- 
iuscbriften  des  Lysipp  und  des  jüngeren  Polyklet  und  ver- 
sucht mit  ihrer  Hülfe  das  Uesultat   festzustellen,    dasa   der 


BniRH :  Zur  pritdUadtfem  K^nMter^ttdtü^». 


Ififi 


l«Ut«re  von  Gebort  Böoter  und  uugefSfar  ton  Ol.  102—113 
tliätig  gtwtmn  a«i .  der  ältere  Polykl^t  dftg^gen  nocb  bU 
lULch  der  Schlacht  bei  Acgoipotamoi  (Ol.  93.4}  f^earbeitet 
hftbe. 

l)«idH  InichrifitTn  ,  nawutr  Avm  Kiin<ttU*rnatit<m  je  drei 
ftof  Siegerstatuen  beKÜgliche  I)istich<^n  votbaltrud,  befinden 
lieh  auf  einem  und  damRclhpn  Marmorbtocke ,  lind  aber 
aicbt  ron  doniethcti  Hnml  auM^fnifart.  I)a  ine  jwlocb  *n 
derwlbeo  Fläche  det  Steines  mit  Rdckaicbt  unf  einander 
aogeordni't  «eion,  hciAst  ot  ireitcTi  >o  können  nie  als  Qoge~ 
ftbr  gleicb^pitig  gi^Ucu.  Dittser  lieecbcidrura  Venuntbung 
folgt  aber  aofort  die  Behanpiang:  „Daaa  Lynpp  von  Bikyoo 
aad  Pol^klet  d.  J.  gleicbxeitig  gearbeitet  haben,  steht 
demnach  fest/*  Die»e  Behauptung  kOnnt«  nnr  g«Utn, 
wenn  en  sich  uro  eine  nrsprflnglich  für  swoi  Statneo  be* 
redioete  Baain  bandelt«.  Aber  der  Block,  der  die  Infichriften 
trigt«  i«t  nicht  rim*  •elb«tändlgi-  StAtntnhMU,  eoadeTn  ein 
arehitektoniscbnt  Olied,  wetcbm  toq  LcMecheke  iielbat  mit  dem 
Herakleion  oder  etwa  dem  an  daftwlbe  annt^Mneiidea  Oymiuuiom 
in  Verbindung  gebracht  wird.  Nehmen  wir  an.  doK  n  ma»r 
Uaoer  oder  iitfi;nic  uogehArt  habe,  die  xur  «leeeoiTcn  Anf- 
nahffle  ron  SiegerBtatuen  bcutimmt  w»r,  au  kann  recht  wobt 
«wiMhen  der  Weibiing  der  beiden  Statnen  eine  Reibe  von 
Jahren  Tergaagwn  aeia.  Wt*n)g«t«ni  dOrfim  ao«  der  aag»> 
nommenen  GleiehMltigkeit  keine  weiteren  PolgomngeB  g^ 
■Offen  werden ;  and  die  Inschrifl  i«t  dafBr.  da«i,  wenn  aucb 
Pnlrklel  uh^ht  ein  Alten^geuoMe  de«  Ljmipp  gewwwn.  ,^\<Kh 
lieber  beide  Kün«tter  anf  der  Greaasehride  ihrrr  Tbitigkeit 
BOeh  amauuneugetrofftMi ,"  keinewwig«  i,etu  unwidvrtegliebea 
Znagniaa.** 

Aber  aucb  eine  Notia  bei  flimiu  (Sti,  Ui)  boU  iu  6m- 
aelben  Annahme  fahren:  dieeer  erwibnl  oemÜeb  ooter  den 
Werken  dee  Ljidpp  eine  Statue  dee  Hepbaeatioo,  dei  be- 
kannten Frenndee  Alezanden.  .tWeUh«  ctnige  den  Polvklet 


466     Süsunff  der  ^Uos.'jMol.  Cltuse  iwti  €.  November  1880. 

beilegen,  der  doch  fast  buudert  Jtibre  vorher  lebte."  Hier 
sei  nemlicU  offenbar  der  jünj^ere  mit  dem  älteren  verwecbselt 
wordeu.  Älao  zuerst  soll  Polyklet  d.  J.  nicht  Altersgenosse 
des  Ljsipp  sein,  und  dann  doch  die  Statne  des  Hephaestion 
(gewiss  nicht  vor  Ol.  112,  möglicherweise  erst  etwa  Ol.  114) 
gearbeitet  haben,  so  dass  sich  die  Zeit  seiner  Thätigkeit, 
wenn  ancb  nicht  völlig,  doch  zam  grossten  Theil  mit  der 
des  Lypsipp  gedeckt  hatte.  Hier  befindet  sich  Loeschcke 
mit  sich  selbst  in  offenbarem  Widerspruche. 

Ist  es  aber  möglich ,  die  Tbätigkeit  des  Polyklet  über- 
haapt  so  weit  auszudehnen?  Was  ich  darüber  bald  nach 
dem  Krscheinen  vou  L.'s  Aufsatz  niedergeschrieben ,  hat 
durch  die  Entdeckungen  von  Olympia  eine  bedeutende  Er- 
weiterung er&hren,  und  es  ist  dadurch  der  Änlass  gegeben, 
die  Besprechung  über  Polyklet  hinaus  auf  dessen  ganie 
Familie  auszudehnen. 

Dass  Daedains  von  Sikyon  Sohn  des  Patrokles  war. 
wnssten  wir  bereits  durch  eine  ephesische  Inschrift:  C.  i, 
gr.  2984  und  ist  durch  andere  aus  Olympia  bestätigt  worden 
(A.  Z.  1879,  S.  45,  N.  221:  vgl.  'J22  n.  287).  Nun  er- 
scheint aber  dort  (A.  Z.  1878,  S.  84,  N.  129)  anch  Nau- 
kjdfe  als  Sohn  des  Patrokles;  und  nach  den  Grandsätzen 
'philologischer  Kritik  ist  ferner  hei  Pausauias  11,  22,  7  za 
lesen :  vo  ftir  [cyaX^a  ^EKOtr^)  /loXtxiUirfK;  Inoirfie^  %6  6i 
ddeXtfos  Holvulehov  Navxvdt^^  Mö^tavog,  Also  Daedalos, 
Nankydes  und  Polyklet  sind  Brüder.  Daedalos  heisst  ausser- 
dem einmiü  (Paus,  VI,  3,  4)  Schfil^  seines  Vaters  Patro- 
kles, Polyklet  einmal  (Paus.  VI,  6,  3)  Schuler  des  Nao- 
kydes,  woraus  inoäcbst  nur  folgt,  dass  er  der  jflngari 
Bruder  war.  Um  die  weiteren  chronologischen  Angaben 
leichter  lu  würdigen,  mag  hier  sofort  folgendes  hypothe- 
tische Schema  aufgestellt  werden,  an  dem  dieselben  gemesseu 
werden  können.  Weun  Patrokles  ungefähr  im  Jahre  470 
=  OL  TT,  3   und  ihm  ab   dreissigj&hrigeD  Manne   440  = 


2lnu*n:  Zvr  ffrvthudu»  KttruiUryrfditehU. 


467 


Ol.  85,  1  all  &lt««tei-  Sohn  Nnakyd««  geboren  vu,  «o 
kounle  dieser,  wiederum  dreit«igjihri[^  4iu  =  OL  92,  3 
Schalnr  haben,  dir  nich  ftlnf  Juhre  später  iüh  —  OL  M'S,  4 
an  öffentlichen  WtTk^n  bethoiligten.  Als  nu  iK>)cb<'r  ^?«liüler 
ifft  suDicfast  der  nicht  im  Familienxusuumenhaage  ateheode 
SikTonier  Aljpoa  hugUubigt,  der  an  dem  gruititeu  delphbchni 
Weih((Mchenke  Hir  Aegoffpotunoi  arbeitete,  'ionz  in  die* 
Mibe  Zeil  aber  gehört  der  aas  dem  gleichen  Anlai»  ge- 
weihte DreifiiKt  in  Amjklnr ,  an  dem  sich  «ine  Apbrodil* 
rou  der  Uaud  drs  I'olykJvt  l>efaud.  Man  hat  dittwu  fär 
den  älteren  arkllren  wollrn  Aber  «otlte  man  dem,  wenn 
er  Qberbatipt  noch  gelebt  hütte ,  im  hÖchntm  Alter  stehendrn, 
weltberOhmten  Ueister  die  Figur  an  einem  von  iwci  Drei* 
ftieen  neben  dem  eon^t  uubekannten  Amtundros  tod  Paroe 
Obertrogen,  sollte  man  ihm.  dem  Haupt«  der  argiTiiicbeu 
Sebole,  neben  io  rielen  unbcKleutendeD  KUnitlern  nicht  aach 
•inen  berronrngcndm  Antheil  an  dem  delphiaoben  Weih- 
gaachenke  Tergttuut  haben  t  Man  hat  aber  aimerdem  gana 
Tvrgeaaen,  da»  rr  Schiller  dni  Ageladaa  war,  decMn  Leben 
•idi  kann  Ober  Ol.  SO  binans  onirekt  haben  kann.  Wir 
mtlaeea  daber  an  nnaeren  ckronologiachen  Qmndhigen  d^nen 
and  nrrcn,  nm  eine  entIVmt«  Möglichkeit  herannurechntn. 
die  wir  echliesaltch  dtKh  «elbst  wiwler  ftlr  eine  Unwakr- 
acbeinlirhkeit  erklären  mfiaaen.  Nach  dem  obigen  Schema 
«ftide  der  jOngere  Tolyklet  Ol.  M^,  A,  auch  wenn  er  Ol  87.  1 
^  433  geboren,  also  acht  Jahre  jQager  ala  eein  Bruder 
gnrawn,  immer  acbon  da«  Alter  Ton  27  Jakren  errfäckt 
haben  nad  also  ein  fertiger  KOnetler  geweeea  >ein.  Aller- 
dinge  tet  an  dem  delphiichen  Weihgeecbenk  auch  noch  «ein 
Vater  l'atrtiklea  beaohllUgt,  ja  Pltnia«  wizt  dpnvellMn  lOgar 
end  io  die  it5.  Olrmpiade,  in  welcher  rr  nach  iiniM'nn'  Beresk* 
oang  bereit«  dae  tiebeotigwte  Jahr  erreicht  haben  aOeile; 
ah  Beaeichnung  der  BlQthe  freilich  ein  hob«»  Alter!  Aber 
ohne  die  Ltitru    doe  Plinina  wciur  la   kriticireD.   dftrfeü 


Ofi 


^ 


468     Sitsttng  der  phiU>».-phikiJ.  Classe  vom  6.  Nopmber  jsao. 


wir  ans  dasselbe  in  lüesem  Falle  ohne  Weiteres  gerallen 
lassen;  denn  in  derselben  Olympiade  steht  neben  Patrokles 
ancb  sein  Sohn  Nankjdes. 

Fahren  wir  fort,  ao  fehlen  Ober  Nankjdes  wertere 
Zeitangaben.  Unter  den  Werken  des  jilnjferen  Polyklei 
läset  sich  die  ßtatne  des  Äntipatros  mit  Wahrscheinlichkeit 
in  Ol.  98  setzen.  Daedalos  arbeitet  ein  Weihgeschenk  der 
Eleer  wegen  eines  in  der  95.  Ol.  erfochtenen  Sieges  über 
die  Laked&monier  in  der  Altis,  nnd  noch  spater  an  den 
Weihgescfaenken  der  Tegeaten  wegen  der  Erfolge«  welche 
dieselben  Ol.  102,  4  ebenfalls  über  die  Lakedamonier  davon- 
getragen hatten.')  Bis  in  die  gleiche  Zeit  worde  sieb  auch 
die  spätere  Thätigkeit  des  jüngeren  Polyklet  ohne  Bedenken 
herabrücken  lassen.  Geradem  unmöglich  würde  es  also 
nicht  sein«  dass  er  sich  noch  mit  den  Anfangen  des  Ljsipp 
berührt  hätte;  aber  wahrscheinlicher  ist  es,  dass  die  beiden 
thebanischen  Inschriften  durch  einen  Zwischenraom  ron 
einigen  Jahren  getrennt  sind. 

Im  Vorhergehenden  ist  einer  Statne  von  seiner  Hand, 
des  Zeus  Philios  iii  Megalopolis  (Pans.  VITT,  31,  4)  noch 
nicht  gedacht  worden.  Ihre  Einfügung  in  den  chrono- 
logischen Rahmen  würde  keine  besondere  Schwierigkeit 
veranlassen.  Trotzdem  muss  die  Frage,  ob  sie  zur  Zeit  der 
Gründung   dieser  Stadt  (Ol.   102,  2),  ja   ob   sie   Überhaupt 


I 

I 


I 


1)  ürlichs   (in  den  JalirK  f.  Philol.  LXIX,  S.  B80)   denkt  an  Erj 
eignissei   <11e   am  eine  Olympiade  Bpät«r  fallen.    Es  stlmrot  allerdings;) 
dast  Pansanias  (X,  9,  A)  vod   kriegsgefangeado  LakodämoDicrn    Bpridbt,] 
und   dass   nach  Xenophon  (Hellen.  VII.  4,   27)  bei   dem  Entfuitz  tob] 
Kromnoe  Spartiaten  and  Ferioeken   nXfioftf  ruf  ixaroy  in    Kriegsge-J 
fangenacliaft  fielen.     Von   diesen    aber   erhielten    die  Ärkader    nnr    dett' 
Tierten  Tbeil.     SolLt«?»  sin  fQr  dipHon  Krfolg   ein«  Keibe    ron    nenn  Sta- 
toen  aufgestellt  haben?  Bei  der  Mbabo   kleinerer  und  grösserer  Febden 
in  damaliger  Zeit  lat   es  kaum    mögUcb,  im  einzelnen  Falle  eine  be- 
stimmt« Entscheidung  tu  treficn. 


Bntmm:  Zur  ffrieHtitchtn  K^mttit§tm.M^ii9 


469 


Ton  dem  jflogeren  und  nicbt  rifltDchr  tob  dem  &1t«r«n 
PoljklH  fteiirbeitet  war,  noch  immer  offengehalten  werden. 
Dort  befenden  mch  in  feinem  nnd  (l«m«elbcfli  IVrib«!««  drei 
TempeL  KOr  zwei  der^cUieu,  d<;D  der  growen  QQttinnen  nnd 
den  der  Aphrodite,  fdhrt«  der  bekannte  Damophnn  die  Tempel- 
bilder ana  Marmor  und  Hob  aus.  Ut  m  da  nicht  unffftlHg, 
daai  das  Bild  de«  Zeus  fOr  den  dritten  Tempel»  wie  wir  am 
dtm  Stilhtcltweig*n  des  PaiMioiaa  echKeflieit  dfirf**»,  am  Kn, 
einem  andern  Küneiler  aus  einer  ganz  verschiedenen  Schule 
»ollte  Ghertnigen  worden  «ein?  WahmcheiDlieher  ist  w 
jedoufaUii,  dasa  die  8tatne,  wie  «o  riele  andere  in  MeRalo- 
polis,  ans  frflherer  Zeit  titammte  und  nos  einer  andern  ar- 
kadischen Stadt  dorthin  verietzt  wurde. 

Bentimmter  machte  ich  dem  jflugeren,  nicht  dam  Kltarcn 
Polyklttt  den  Zeus  MoilichioM  in  Arf^R  xnwetseii,  nicht  iwar. 
4asi  ich,  einer  Audeutuoff  Loeechcke's  (Aum.  13)  foIj^i<nd 
Aimm  Werk  mit  dpm  SkyUliamos  das  Jahres  370  =z  OL 
IIK}.  8  in  Verhiudun«  brtnt^en  m  mOswn  glanhte,  sondsro 
onter  bssUmrater  Betonung  dea  TimiQOP  in  der  KntUiluo|C 
daa  Ptenmnias  (II,  'iO^  1)  Ober  die  Krrifpiiwic  de«  Jahn« 
418  ~  Ol.  90.  3.  nie  niLchste  Folg;«  derselben  war  die 
Ginrichtang  der  Oomokniti'f ,  die  schwerlich  so  hal^l  als 
rraige  HUnderin  au  eine  SUhnung  de«  vnrhnn;effang«Mn 
Blutbades  dachte.  Der  natrirlicben  Katwickelung  wOrde  ea 
wtit  basser  entapn^heu .  daas  man  erst  «ib«  ireraonM  Z«H 
apitar,  als  die  Yomehmen  Gcarhlecbter  sich  dnrch  jangm 
Nachwuchs  wieder  gekrftfligt  Ikattcn ,  xu  oiaer  gewiipsn 
Ansgleiehong  drr  politischen  («egcnsltst  gelangte,  die  (o 
An  aiXa  :^a9a^in  und  (l«r  Weibong  der  Zeoaatatae  ihren 
Ansihiick  finden  mochte. 

Wenn  ich  sUo  dicxt  Staloe»  wie  sehoD  rorher  «ko 
Drttfttss  ron  Amjrklae.  atis  dstn  VcneicliniHS  dar  Werk« 
daa  iltsrra  Poljklet  ansacbeid«,  an  dub  icb  nm  so  etisrr- 
giscber  dsf(eg«n  BitMpradi  erheb««,  daai  Lossebeh«  in  eiBer 


^dfa 


470     SiUunij  der  phüos.-phiioi.  GImm  wm  6.  Nbumbtr  2890. 

etwaa  an  Klein 's  Mauier  erinnernden  An  Gesangs  weise  aoa 
ganz  allgemeinen  GrilDtten  »ich  von  der  positiven  Grand- 
lage der  schriftlichen  üeborlieferung  entfernen  nnd  ein  be- 
rühmtes Werk  dfs  ülteren  Polyklet  auf  den  jüngeren  über^ 
tragen  will.  Ks  erscheint  ihm  nemlich  ,, wegen  des  Gegen- 
standes der  Darstellung  und  w^en  der  Fertigkeit  in  Bil- 
^ODg  geschlossener  Grnppen,  die  er  voraussetzt,  »ehr  fraglich, 
ob  sie  (die  vielbewuuderteu  Äsiragalizonten)  nicht  viel  mehr 
von  dem  in  Rom  vergessenen  jüugereu  Namensvetter  her- 
rührten*'. Allerdings  kennt  Plinius  den  jüngeren  Polyklet 
nicht,  aber  er  erwähnt  34,  53  dieses  Werk  nicht  etwa  bei- 
läufig als  eins  unter  vielen,  sondern  mit  scharfer  Betonung: 
hoc  opere  uuUum  ab^olutius  plerique  iudicant.  Und  di&ies 
Werk  sollen  wir  dem  jüngeren  Polyklet,  der  doch  immer 
□ur  ein  Künstler  zweiten  Ranges  war,  znweisen  ?  Das  Zeng- 
niss  ist  hier  üo  positiv,  dass,  wenn  das  Werk  sich  nicht  in 
unsere  Vorstellungen  von  dem  Meister  einfügen  will,  wir 
nicht  berechtigt,  das  Zenguiss  zu  verwerfen,  sondern  ver- 
pflichtet sind,  unsere  Vorstellungen  nach  dem  Zeugnisse  zu 
reforniiren. 

Wie  grosse  Vorsicht  aber  in  der  Aufstellung  so  allge- 
meiner Annahmen  geboten  ist ,  das  drängte  sich  mir  von 
Laufe  der  gegenwürtigen  Untersuchungen  gerade  in  Bezie- 
hung auf  den  älteren  Polyklet  aoi.  Wir  sind  gewohnt,  ihn 
als  einen  der  ersten,  wenn  nicht  den  ersten  Athletenbildner 
anf/nfassen  Nun  lehren  uns  die  olympischen  Au^rabungeOf 
dass  von  deu  fünf  bisher  zwischen  ihm  und  dem  jüngeren 
streitigen  oljmpischeu  Siegerstntncn  nach  den  Inschriften 
vier  dem  jüngeren  zugesprochen  werden  müssen,  nnd  das» 
wir  demnach  auch  die  fnufte,  die  des  Kyniskos,  diesem  nicht 
wohl  länger  vorenthalten  dürfen.  Ho  bleibt  für  den  älteren 
keine  einzige  übrig,  und  in  diesem  Falle  dürfen  wir  wohl 
aus  dem  Stillschweigen  des  Pausanias  folgern,  dass  er  über- 
haupt keine  Siegerstatuen    für  Olympia  gearbeitet  bat.     Es 


Bnmm:  Zur  ifrieiMtrhcn   Kün*iler0euiät^€. 


471 


•ebefot  tUbvr,  dv«  «r  ilio  JtlngliofCNg«MrUlt  and  diM  «Mhl»- 
ÜmIm  Q«nr«*',  in  dem  ar  unangefocbtra  Meister  bimbt,  g^ 
winerma»»n  ii«r  nl«  lh»^r»»tiMpb-kUn>tleri8cb«*  Aiif^rab*".  iii<  ht 
aIs  ObJHt  für  den  prakÜBchen  Markt  la  OJympm  br'huii  i<U 
habe.  Ob  vir  dwhftlb  rielleicht  wwt  kQDBtleruche  Per- 
flfinlichktitt  in  eine  Rewiain  Parallele  mit  der  St«UunK  dea 
laokraies  auf  dorn  GHfatetfi  der  Bervdtaamkvit  xu  bringen 
haben,  mag  bier  UDer5rt«rt  bleiben.') 

Nsch  diaMn  AbHcbweifun^en  kehren  wir  wieder  tu  der 
l^abwiidcbcn  Kunst lerinMchrift  7rinick.  Cebemucbrnd  nennt 
l^OMcbcke,  wa«  aie  „über  die  iJeimatb  dei  jOngeren  Poljrklei 
Uhr*.  Doun  bei  dem  anRg«prngt«n  Boeotimnaa  in  der  Form 
ini^uos  »cbetnt  mir  ein  Zweifel  fiber  diese  kanm  mSglicb". 
TV'-  "Irirnren  Polyklet  ftlr  einen  BOotw  su  halten,  m&eble 
t  ;   )(i*m:htferügt  «ein,    wenn  jeaw   ht^tif*   an    der 

Steine  aelbft  oder  an  ihrer  Plintbe,  d.  h.  vom  KOnsOrr 
•»Ibet  eingeiiieiMelt  wilre.  Aber  dt«  Stalne  hati«  nicht  aia" 
mal  eine  ixolirte  BaKis,  und  über  der  Kttnctlerinichrift  b»- 
fiadet  aich  ein  Epigramm  tou  drei  Distichen.  Daai  diaaet 
▼ora  KOnatlt^r  nplhnt  nngcmeiwelt  aei ,  wird  kaum  jer  -^nd 
so  behaupten  wagen,  und  so  werden  wir  auch  die  weiteren 
swci  Wort«*:  llüXi\Utrni  inotmi  auf  Nirchnung  dr»  böo- 
tiaehen  Hteinmetxen  wttzen  mBsfien,  der  in  Tbeben  eben 
bdotiwb  Mhriob. 

Dm  Iniehrift  lUrt  liah  alao  gagna  die  aua  dem  Fa- 
imlieDxo«auiimenhaDg<*  mit  Naukydea  abgeleiteten  Ri^ultata 
ia  knner  VVeiae  geltend  machen ;   and   wohl    noch  wenig« 


2)  IMarn  Ibhonacn  m  Tonfefat  ftfnftbar  wtU  Moh  M  nkk 
alair  Wanaaf  Loa»etick<-  ^  larliHiaaiBt  otee    Ifeakaalacka   ta* 

tebrift,  la  4flr  Id)  «lo  li  ^«idiate  an  itWaiHB  finkia  (Of«^ 

ktrk  8i)  t-'<<tA),  wutg  «fni^Bttiu  fftr  m>  lanff«  iw  d«a  ofthiwlaniafk— 
Vdsriflqaafks  ftatrieben  w*rd*D,  aU  dt*  pvticttr  Titimlwllfmaat 
Biil  bakaosin  KftMtl«niam«o  ricli  niefat  Avnh  w«ii«ra  (Jrfta«la  ab  «iaa 
«lekt  klaa  mtCiig^  annbaa  Uat 


472     SUeuny  der  phüos.-phäöl. 

können  die  Hinweisnngen 
siehangen  Polyklets  zu  Tbe 
kommen.  Theben  war  kei 
schale,  die  wie  Athen  oder 
Bedürfhiss  be&iedigt,  send' 
beitet  hätte.  Wir  finden  d 
Efinstler  in  grösserer  Zahl 
meiner  Klg.  II,  783),  wob 
werden  soll,  dass  aasnabn 
böotischen  Künstler  Hypai 
nar  ein  Götterbild  für  eine 
ein  am&ngreiches  Weihgesc 
arbeiteten. 

Wenn  ich  schliesslich 
Terbaltnisse  der  Familie  def 
dies  Tornehmlich  mit  RC 
Fartwänglers  in  der  Ä.  Z. 
sich  in  den  Inschriften  nnd 
Poljklet  bei  Paasanias  Är^ 
der  Inschrift  Sohn  des  Pati 
wie  jetzt  bei  Paasanias  ste 
freut  mich  daher,  dass  ich 
An&atz  gelesen  Hatte,  zu 
langt  war,  nemlich  dass  in 
math  des  Künstlers  versteckt 
Epidauros  und  Trözen,  we1< 
nennt,  während  für  die  glei 
bei  Paasanias  IV.  :^5.  1  s 
So  hätten  wir  also  für  d 
Heimat  hüangaben.  Zur  Lös 
Sprüche  bemerke  ich  zunä 
attischen  Inschriften  ihre  II 
nnr  Ausserhalb  Attikas  si 
pdege.i.     Als  Analogie  aus 


Sntnn.  Zur  yrüdtmiunt  JCawtfwyjMMaM», 


47S 


Ä.Z 


und 


1878,  B.  181)  dJeuen, 

Aaopodorot    x*^    t^ 

obois  Ang&be   dar    Btadt 

i  MoOüfpog  bei  PAnauiM 

io  Olympift.   sondMn   ia 


«b*  loKlirift  aus  Olympia 
tD    wvlcher     sich    AlfaeDodoro« 

Deno«o.  Nun  tfird  d«r  ^ 
ftU  KflasUer  einer  Hekute  oicbl 
Argo4  KeiMOni,  aud  bieimus  also  erklärt  nich,  dws  er  dort, 
wabracheinlich  in  der  Inschrift,  Methanu  ata  seine  eng«re 
Heitualh  uder  den  SUmmitiLx  «uinor  Famitie  btseeichoet* 
Nankjdes  war  also  ein  Ma^wpaloe  ^^T'Sio;,  wie  bei  tinem 
Komiker  Kphippas  (Athen.  X,  44*2  dl  Berakles  sich  Ti^V- 
^icv  'J(iytiov  nennt,  oder  wie  ähnlich  ein  Hottatto^  t^ 
*E^tiir<H-  mu  Werk  de«  H/potodoro«  and  AHsiogeitoo 
«reibt  U  Oljrrapia  würde  sich  wahncbeinlicb  auch  Naa- 
kyd«!  al«  Argiver  beseicbnet  haben,  wie  Poljklet  swar  nicht 
ID  den  InaclififUn,  alter  bei  Panaaniae  genannt  wird,  V)w 
dAton  dagegen  eracheint  aU  8ikjouier.  Es  haben  nnn  jeden- 
&IU  «innal  aefar  enge  fieiiehangen  swiecbeo  derKaiut  von 
Sikjron  und  vonArgoi  beetanden:  schon  die  draiMiiaaB  das 
Agelsdas,  Kanaoboe  and  Äristoklea  scheinen  in  tiaer  ge- 
«Vttsen  Gemeinsamkeit  gearbeitet  m  sein;  and  so  mag  aa 
ih  a«ch  crklllren,  dasi  der  &Uero  Polyklet  gew&hoUeh 
rar,  aber  auch  «innial  Sikjonier  genannt  wird.  DoA 
Hast  sich  dieses  Verhlitniss  der  Bchulen  Tielleicht,  wenigateos 
»iUieh,  etwa«  bestimmter  bagrwisao.  In  dv  äduUa  das 
Sik^oniers  Ljiipp  finden  wir  ntliaa  nwhnraa  Sikyoai«« 
kaiaan  Argiver:  die  8chole  von  Argos  schatnt  anag^ 
storben,  ja  Qberhanpt  begegnen  wir  dort  in  dieser  and  d« 
apftteren  Zeit  nar  geringen  Spuren  einer  *"'>'**" Tt**^f* 
künttlerisciicii  ThAtigkeit.  Früher  haben  wir  dort  als  Sohftlir 
dos  ilterao  Poljklot  den  Argirar  Aaopodoros  oad  wahr- 
•«hanüiah,  nbgleioh  nicht  aasdrAcklieb  als  AffiTar  beglan- 
Ugt  den  PeriklytOR,  der  wiadsmni  Lehrar  daa  AnÜphaaea 
au«  Argot  war.  Daneben  stahen  (Naalcjrdea  und)  derjflngara 
Poljklifi,   den   wir   aus  wegen  dar  Olaiobhait   das  Maaa» 


^ 


474      SiUitng  der  phtlos.'ptultil.  Cituue  vom  6.  Hoven^er  1880. 


i 


gern  in  verwandtschaftlicher  Beziehung  zum  älteren  denken 
mögen.  Aber  acbon  dieser  hat  einen  Schüler  aus  Sik7on,fl 
den  Kanachos,  der  jüngere  ebeudorther  den  Älypos,  und 
auf  Äntiphanes  folgt  der  Sikyonier  Kleon.  Hierzu  kommt 
endlich,  dass  Daedalos,  obwohl  aus  argivischer  Familie^  sieh 
Sikyonier  nennt.  Es  scheint  demnach,  dass  schon  gegen 
Ol.  100  die  Schule  von  Argos  in  der  Auäösung  begriffen 
war,  und  dass  Sikjon  ihre  Stelle  einnahm,  —  richtiger 
vielleicht  wieder  einnahm.  Denn  schon  zur  Zeit  des  Di-H 
poenos  und  Skyllis  erscheint  es  als  ein  Hauptsitz  der  Kunst- 
nbuag  und  bewahrt  seine  Stellung,  weuigsteus  auf  dem  Ge- 
biete der  Malerei  lange  nach  Lysipp  noch  in  der  Zeit  d^ 
achäischen  Rundes,  während  Argos  nur  durch  dio  Bedea- 
tang  einzelner  hervorrageudRr  Individualitäten,  wie  Ägeladas 
uD'l  Polyklet  zeitweilig  in  den  Vordergrund  treten  mochte. 
Deber  weitere  Ursachen  dieses  Wechsels  Hessen  sich  viel-fl 
leicht  Vermuthungen,  aber  ohne  sichere  Gewahr  aufstellen. 
Immerhin  aber  wird  es  nicht  überilQssig  sein,  zunächst  die 
Thatsachen ,  wie  sie  sich  ans  den  nns  zu  Gebote  stehenden 
Quellen  ergeben  ,  darzulegen  ,  wenn  sich  auch  Folgerungen 
aus  denselben  vielleicht  erst  einmal  später  ziehen  lassen. 


I 


M  y  r  0  n. 

Ueber  die  zeitlichen  Grenzen  der  Thatigkeit  des  Myron 
fehlen  uns  bekanntlich  genauere  Angaben.  Eins  seiner 
berühmtesten  Werke  raü&ste  er  schon  um  Ol.  77  gear- 
beitet haben,  sofern  es  nachweisbar  wäre,  dass  der  berühmte 
Läufer  Ladas  in  dieser  Olympiade  gesiegt  und  Simonides,  ^ 
der  bereits  Ol.  78,  2  starb,  seine  Grabschrift  verfaast  hätte.  H 
Diese  Folgening  würde  sich  ergeben,  wenn  die  Vermuthung 
Benndorfs  (de  Anthol.  gr.  epigr.  p.  15)  begründet  wäre, 
dass  in  dem  Epigramm  des  Simouides  (Anth.  pal.  XUl,  14) 
der  Name  Jcn'dt^  in  A^Öag  zu  verbessern  wäre.  Dnhner 
in  seiner  Ausgabe  bezeichnet  dies  als  wahrscheinlich.   Allein 


Bntnm :  Zttr  jrrvcMidbcii  Xümtlt»pi9iki\Mt. 


«76 


^^Kame  d«  Dantlis  konunt  al«  der  des  Sngen  in  der 
77'  Ot.  nicht  bloi  an  dieser  einen  Bt«lle,  sondern  anch  bct 
Modor  XI,  =»3,  bei  Diony«  Hnl.  IX.  37  and  bai  Afiicanoa 
Vor,  and  überall  schwanken  dio  Leaarteu  nor  unbedealend 
swiacben  ^ardiji;.  ^om;c,  Jitttg,  Jarttof,  Jantg  (Dundin 
io  der  ann<*ai»ch«n  Deberartzunf;  de«  AIHcanns).  Dan  der 
NasM  Lulas  b«i  ulbn  dieaisn  A  atoren  in  gleiebmlaiign' 
Weiae  oornimpirt  nnd  henustellen  aei,  wird  wohl  kaum 
jemuid  £a  bebanpten  wagen ;  und  «o  wird  schon  aus  dieaem 
Omda  Dancbs  hei  Simoaide«  mühid  Platz  l)ehanpt<>n 
mBflMa,  abg«aeben  daroo,  das«  neb«&  dtn  rivlon  Siegvn  im 
Stediou,  von  denen  wir  »onKt  nichta  wiiaen,  gerade  der  von 
Pauwiiai  bexengte  Sieg  im  Oolichoa  in  dem  Epigramm 
nicht  erwXbnt  wird.  —  Die  lleimitth  de«  t«ada«  winl  nicht 
dirert  aog«^ebtin.  We^^n  seiner  Ötatne  im  Teraprl  dea 
Apollo  au  Argo4  (Paua.  U.  lU,  7)  m5chte  ihn  Beiiodorf 
fBr  einen  Argirer  erklären.  Daa  Stadion  iodeMen.  in  dem 
er  Mine  Schale  durchgemacht,  lag  swisoben  Mantinea  imd 
OrchoHMnos,  alao  in  Arkadien  (Paua.  Vlll.  12,  5);  aaia 
Grab  anf  dem  Wege  von  B«tlmiaa  nach  Sparta,  alao  in 
Lakedlmon  <Pau«.  III,  21,  1);  und  wenn  HanBania«  richtig 
tümintbet^  dnsn  er  mfort  nmch  «einem  Siege  arkraukt  and 
unterwegs,  doch  wohl  auf  der  ROckkehr  nach  der  üeioiath, 
gatlorbeB  nnd  an  dar  ätAtte  asinea  Tode«  auch  begnbM 
Mi,  M  mna  eben  LakedimoD  ala  »eine  Heimath  betruehtet 
werden,  wie  man  auch  frflhcr  angenommen  bat. 

Auffallend  findet  aa  Benndorf.  daa»  aowohl  t^ei  Patuantaa 
noirr  den  8tatn«o  dar  Olrmptnnikrn,  nli  bn  Pliniot  nntar 
den  Warken  de*  Myroo  die  Krwähnuug  der  Sutou  dM  Ladaa 
Tahle.  Kr  bllt  en  daher  für  nicht  xu  kahn,  bei  letaleren 
dao  vofehArigae  nnd  fremdartigen  Hand  anmi  ia  Lsdm 
an  Teritodam,  Pattographiaehe  WahnchaialSeUteH  bal  Mtm 
Verftndvrnng  gewia  nicht;  und  wenn  lliniui  anmittelhar 
■Mb  der  berttbuten  Kuh   auch  noch  einen  Hund  deviibM 


a^^m 


kiUi 


476     Sit:un(i  titr  lihihts.-jihilnt.  C 

Künstlers  erwähnt,  so  liegt 
fälliges.     Wxss   über   eiu  Hui 
Wjjar  aU  eiu  Wniuler  der  K 
lehrt  die  Kr/ähluug  bei  Plin 
des  Tiiasauias  iiiöohte  sodann 
die  Statue    vor    der  Zeit    des 
worden  sei .    womit  es  zusau 
misehen    Picliteru    und    Seh 
werde.      Allein    dieselben    g» 
Äuner  Sehuellijikeit ;    eine  1> 
timiet  #ioh  uirirer.d?.     Wir 
Myrou  einzig  av>  dem  lO-.p 
XV  L   .^4.     Danebeu    steht 
Argos  Wi  PAusaniiis  :  '.ind  s^^ 
können.  d.'»s  Kpii:r.»iv.a:  a  i:'  vi 
des  rausauias    üivr    .:■'::  K^. 
fuhrt  wt'rden.  in-it^ii:  2.  B. 
S.   li^"'  a-s  de;::  ersun  K^jV 
spiiU-  jv.NÄV.'.iv.tV-ste'.".:.  :•.:  i? 

ivka::!::^*".  N*:-.::"-  .".er  KiLv.; 

r'.cr.^t'v.  v.r-;  r  .«.*.*..»>  st* ,»s  ,'. 

•.*;    fc:  ■.'.■  i>»  iiir?   *  ."-?^^*  -- -  !^.  -  - 

Ä-n-.f  .i-.i  Vi  ;.:  :.z^  <-.  :■:  > 
WYiÄfr.  A .-.:'  i".-S!>c  r^-i  ■•;.■.;-. 
^ V;w :  f  V.  r, .; :  ;  ■  r  • :  .-.  :■  :". 
»,x--.:*v-    Viv   fcj.vv   ^-.i  *: 

OL*  «¥C  ur.:  i:-?  >.«.", 


Bnmn:  Zur  jfriefkmiKn  K^naHer^KaüädU*. 


47T 


i«  Ton  PftoaaoiM  (VI,  R,  H)  rerworfrne  Eraiblunir,  rr  bftb« 
Iwi  ClaUe«»  mitgek&mpfl,  aof  eine  Wandermchfinnng,  wi« 
di«  (ivA  Tli«9wii«,  Muriithoii,  Kchrtlo«  id  der  SchUcht  bei 
Marathon  ru  bc7iehon  hpIu  möge.  Dir  wi'itvrv.  in  ibrrr 
Allgemvinheit  uiiriehtige  Angtibe  nher  <lco  Kloeb  de«  Oebo- 
tAJi,  i)«r  den  Achärrn  die  Kbrr  olympivcber  Sieger  raubt«, 
dßrfte  dann  in  der  BescbränWang  richtig  sein,  d««  ent 
aeit  der  Srhittcht  twi  Plntaemf  die  Acfaüer  in  Olympia  keine  Er- 
folg* mehr  nuf/ttn-ri.i»n  tiattrn,  hU  «te  gegen  Ol.  ä()  tuUn  ^f 
fli/ir]*-  rof  Ot{iMa  MatUtcn  ond  ibm  einet^tatne  iiiOtympia 
erriebteteu.  Aumerd<'m  blieb  e»  noch  bis  in  die  Zeit  dm 
pMuanio*  (VII,  17,  U)  Siit«.  da««  Achäer,  wenn  «i«  mefa 
an  den  Käaipfeo  in  ÜIvmpia  belbeiligen  woUteD,  Torber 
dam  OeboU«  Opfer  darbnicbt<*n  («Vo/i^i»),  und  ancb  er- 
raigfDvin    Siege    »eine    Statue    iu    Olvaipia   bekrftuKten    — 

[och  n&bere  BerOcksicfatigting  Mheint^n  die  Nacbricbten 
r  nicht  weaiger  aU  vier  «partaniBche  Öieger  in  Olympia 
tn  verdienen.  Eatelidas  siegte  (H,  3S.  Pausaniaa  VI,  ITi,  K 
»ennt  allerdingn  Mein  Bild  alt  und  l>etviohni*t  die  lucbrift 
an  der  iWi«  n,U  durch  die  Zeit  untefierltcb.  Aber  da  er 
»cllitft  (VI,  |8,  7)  die  ersten  Sicgerstutoen  in  die  b%  ood  Ol. 
OljoipiMle  wtlt,  M  konnte  ihm  die  Statue  erat  lang»  nach 
■rinum  Tode,  and  dann  duch  wobl  »chwerlich  roa  Ver- 
wandten ,  M>ndiTn  durch  die  Lakedtnonier  von  Staat«* 
wegen  errichtet  «ein.  Hippmthenee  nnd  »ein  Sohn  Hetoi- 
DKikle»  errangen  in  Olympia  lui  (innxen  elf  äiege.  Von 
dm  i^-h«  d«*«  Vatem  fnllt  drr  erttti'  im  Ringkampfe  der 
Kaabeo  in  OL  37,  dir  fünf  anderen  im  Ringen  der  Mftiui« 
in  Ol.  8t»— 43.  Di**  UagB  lükigerianfbahB  dee  Vatwf  wird 
der  Sohn  siemltch  unmittelbar  fertgeeetatt  babeo.  bo  «iaaa 
•eine  Siege  am  Ol.  50  hllen  rndven.  l)a  ibm  nun  naoh 
Pauaaiiiiia  Mll.  13.  M)  rine  ^*tatne  in  Sparta  errichtet  war, 
in  wird  atirh  dieee,  wie  dif»  dr«  Kotclide«,  erA  lange  Zeit 
nach  dem  Hing«  aufgiMitellt  nunlen  »ein.  Von  Hippoetbaaae 
(UMO.  1.  PMI-^iLtdat  CltU.  I.4.]  » 


478      SiUung  der  pliilas.-yhilol .  CittMe  vom  ß.  Noreiab^r  18S0. 

aber  berichtet  Pausanias  Hl,  15,  7,  da^s  ihm  iu  SSparta  so- 
gar ein  Tempel  geweiht  war;  aifiovotr  6t  ix  ^laitevftfxtoe 
Tov  ^hi  rtoai/irifV  ait  flooeidüin  ttf^ä^  v^ftot^tg.  (^hioniä 
erkämpfte  mehrere  Siege  um  die  30.  Ol.  (Paus.  VI,  13,  2). 
Auf  einer  Stele  mit  dem  Verzeichnisse  seiner  ^iege,  von  der 
eine  zweite  nahe  liei  den  Gräbern  der  Af^iaJen  in  Sparta  ^| 
(III,  14,  3)  wahrscheiulieb  eine  Wiederholung  war,  fand 
sich  eine  Krwähnnng  des  erst  Ol.  6r>  (wieder?  — )  einge- 
richteten  Waßenlaufes,  woraus  Pausiuiiae  Schlotes,  dass  sie  H 
nicht  von  Chionis  selbst,  sondern  erüt  später  von  den  l^ke- 
dämonieru  aufgeätoUt  sei.  Er  hätte  desshalb  nicht  zweifeln 
sollen,  dasä  die  daneben  stehende  SUtiie  den  Chiouis  dar- 
stellen könne,  da  sie  ein  Werk  des  iMyrou  sei.  Denn  offen-  ^M 
bar  gehören  Stele  und  Sl-atue  zusamraeu  nud  ihr^  Auf-  " 
Stellung  rückt  dadurch  in  die  Zeit  des  Myrun  herab.  Ist 
es  nun  Zufall,  dass  auch  die  Statue  des  Ladas  ein  Werk 
des  Myron  war?  Liegt  hier  nicht  der  Verdacht  nahe,  dass 
auch  Ladas  iu  einer  frühereu  Zelt  gesiegt  habe,  nud  dass 
die  Weihuug  seiner  Statue  mit  der  Auf^telIu^g  der  dt» 
Chiouis  in  einem  gewissen  Zusammenbange  stehe,  wenn  wir 
nicht  lieber  annehnieu  wcdlen,  dass  die  späte  Ehrung  aller 
der  genannten  älteren  Uljmpionikeu  iu  gewissen  Zeitstro- 
muugeu  ihren  gemeinsamen  Grund  hatte?  Bei  fiippostbeues 
werden  wir  he.stimmt  auf  ein  Orakel  hingewiesen.  Von 
Cbionis  aber  wird  berichtet,  dass  er  an  der  Gründmig  von 
Kyreue  durch  Battos  Antbeii  hatte,  und  vielleicht  lag  darin, 
vielleicht  auf  eine  Mahnung  des  iu  Sparta  hoch  angesehenen 
Orakels  des  Ammon  hin  fPuus.  III,  IS,  3),  der  Aulass, 
seiu  Andenken  iu  Sparta  und  in  Olympia  zu  erneuern.  Aller- 
dings lujsea  sich  solche  Vennutbnngen  nicht  in  jedem  eiu- 
7elnen  Falle  so  wie  bei  Oebotas  durch  Hiuweisung  auf  be- 
stimmte Zeugnisse  begründen ;  aber  wiederum  ist  es  ein 
eigeuthUmlicbes  Zusammentreffen,  dass  wir,  wie  bei  Oebotaa, 
ao  ancb  bei  Chiouis  und  Ladas  auf  die  Zeit  bald   nach  den 


^ 


ItnmH:  Xnr  fn>dUMA«t«  Kümmt9fft$AtAH. 


479 


Perwrkri«g(»i  bingewieseD  werden,  die  ja  darch  lo  muiclie 
Ltfgrnde  den  AuIm«  tnr  KinfiibriinK  oder  Wii.*derbvli»baDg 
von  Götter-  und  H«roeucalt<>n  (ich  erinnrre  unr  an  Pui 
and  Horeu  iu  Atbeu)  darboten.  Die  {MwUsche,  bulb  legendeo- 
haOe  Vfrkl&rung,  in  der  unii  LfOda«  naroenflicb  noch  bei 
Dichtern  und  Kfactoren  der  sp&tereo  i^t  (vgl.  Beundorf 
p.  13)  enfg^entritt.  wQrde  nch  bei  einer  »olchen  AufTaiHiani; 
der  VerbällniNHc  am  bcwten  erklHrfn,  dir  natdrlich  für  mcfa 
nicht  den  Werlh  eines  hi6tori»cbeu  Beweise««  sondern  nnr 
einen  gewijuien  Grnd  von  Wuhmcbeinlicbkeit  in  Antprnch 
so  nehmen  Yennag.  — 

Ausser  den  Stntnen  de«  Ladai  nnd  dM  Cfaioniii  arbeiMa 
Myron  noch  zwei  St«taen  ftr  einen  andern  Lakadaemonkr. 
Nach  l^laaaaiaa  (VI,  2,  2)  brachte  Lykinas  ein  QeBpaoD 
«OD  Fallen  nach  Olympia,  die  «r,  da  mdm  dcraalbn  za* 
rflefcgewieaeo  wurde,  uutvr  den  anagewaobBsnen  RoMen  laalen 
liaM,  Kai  hlittt  dl*  at'imv  ovii^ipt»  di  xai  ord^tarft^  div 
df  *Olitftnieaf,  A/r^tfrot;  rov  l49ipnuov  not^ftirra  Katgan 
(Africani  "Okiftit.  ofayif.  p.  144)  macht  mit  ttecbt  daranf 
aofmerkfvm,  dan  da«  FGlIcurrnnen  erst  Ol.  'J9  ciugi'fiibrt 
wurde,  während  Myron  nm  Ol.  &<)  thilig  war.  DttiBMik 
«raren  entweder  die  ätataeo  nicht  von  der  Hand  Am  Mrron 
oder  lie  betogen  nch  nicht  auf  den  öiag  de*  Lykino*.  Vor 
dii«a  AltiMTnative  gCAteUi,  mOaMn  wir  oun  achon  tu  einem 
etwas  ktilnicren  Vorgehen  entAcblieaM'n.  Bei  etwa«  «üliärferem 
Zusehen  eracheint  die  Varbtnduug  «n'xu  di  casw,  m9T^n$ 
A$  »al  .  .  .  «twaa  bedanklich ,  wenig»trfis  dem  Spruh^;»- 
braaobe  dei  PaoaasiaJt  nktht  völlig  rntiprechead.  Dnd  w«»- 
halb  stellt  LykiniN  xwei  HtHtm-n  lOr  «•inrn  eiuzi;{en  äiqf 
aaf  ?  Bahon  wir  weiter ,  waa  bvi  l'ao«aaiaa  folgt ;  ff  <M 
^fiotflltty  xai  ^^i'xv  'v  '<°'di,  cy  fsiw  evfivr  fVf^HM*  dt« 
^Qlhrpintnai  ihiai.  M%a,^  di  k.  t.  k,  Aach  diese  b«id6B  gw* 
Mcvo  ta  ä^v  ''-;  '  *-  '^.iionitehar  8iegtr  im  Wagafi- 
tmttmui   di«  I  i^aniinfnfasatt   ArhaaUaos    hai 


A 


^^^i 


Kl 


480     Sitzunif  iUr  iMon.'pkü 


zweimal  gesiegt,   Licbi 
ö^  yi^ona:  Xenoph.  Hei 
sein  Vater  lebte  dcmunch 
des  Mjron.     Alles    wurde 
MyroD  die  beiden  Staiuea 
ArKwlftos  gemilcht  hatte. 
Anfnnge    des-velbcD    Kapitel 
Xenorches,  wie  Rntgers  p. 
Xeunrche»  anter  den  Werl 
der  verlorene  Srthn    des  t 
lind  efl  kommt  verhüUuiRfl 
flaoia«  im  Umfange  einer 
Nehmen   wir  also  anch  in 
eine.t  einzigen   Wortes  an 

Schwierigkeiten    gühobeu 
welcher   der   verstwick 
Beste  entAprichl. 


P fc 0 li c h o 8.  Kin  Wf 
die  Statne  seines  LaDdflmaiM 
gescfaichte  I,  S.  81  hatte  j 
Sieg  desselben  im  Ringkaii 
doch  nicht  nothwendig  rorj 
<S.  37)  will  ihn  nicht  8| 
die  KrwiihnDng  des  Tt 
f>de.  welche  seinen  N« 
keine  Herei^htiuuug ; 
Dagegen  hAlto  khl 
der  Ai)t 


Brunn :  Zur  grUdwichen  KütuttUrffcsehiehte. 

worden  ist.  Das  Kpigrnmm  aber  bat  den  Siuiouides  zum 
VeriWer,  welcher  Ol  78,  3  starb.  Danach  ist  Ol.  78  der 
späteste  Termiu  für  den  vSieg  des  Theognetoe.  . 

Kresilas.  Kürzlich  lenkte  Ad.  Roeraer  meine  Ad(- 
nierkstinil^eit  auf  eine  bekannte  Stelle  des  Auetor  ad  He- 
reun.  IV,  6,  9:  Chares  a  Lysippo  statnaH  facere  iion  isto 
modo  didicit.  at  Lyt'ippus  caput  ostendertit  Myronium, 
brachia  Praxitelia,  pectus  Polycliiium,  ventrem  et  crura,  sed 
omoia  coram  magistriim  facientem  videbat,  ceterorum  opera 
vol  sua  spoute  poterat  coDsiderure.  Man  habe  die  Wurte 
ventrem  et  cmra  als  ein  thüricbl«s  Kinschiebsel  befccitigen 
wollen,  weil  sie  sieh  in  den  besten  Handschriften  nicht 
fanden.  Doch  sei  durch  Speugel  (Rhein.  Mus.  XVII,  S.  331  ff.) 
das  l'rtheil  Über  das  Vei'hüUuis«  der  besseren  zu  den  ge- 
ringeren Codices  wesentlich  modificirt  worden.  Und  dann, 
wenn  es  sich  um  Anleitung  zur  Anfertigung  von  Statuen 
handele  nnd  man  der  Kcihe  nach  Kopf,  Arme  und  Brnst 
aufzähle,  bilden  da  nicht  Bauch  und  Schenkel  die  noth- 
wendige  Ergänzung,  um  ein  Ganzes  herznätellen? 

Die  letztere  Erwägung  scheint  mir  zwingend ,  und  es 
ist  daher  an  den  Worten  ventrem  et  crura  in  keinem  Falle 
7.0  rütteln.  Aus  diesem  Grunde  kann  denn  anch  eine  Ver- 
muthnng  Kaysers,  so  wie  sie  an .sgesp rochen  ist,  nicht  ge- 
billigt werden :  eä  sei  zu  lesen  ventrem  Gresilaenm,  indem 
das  letztere  Wort  in  crura  et  und  weiter  in  et  crura 
corrurapirt  sei.  Und  doch  glaube  ich ,  dass  uns  Kay.ser's 
Vermuthung  auf  das  Richtige  zu  führen  vermag.  Als 
mastigebcnde  Künstler  nennt  der  Rhetor  Uysipp ,  Myron, 
Praxiteles,  Polyklet;  von  den  berühmtesten  ersten  Ranges 
lehlen  PhidiuA  und  Skopas.  Aber  von  philologischer  Seite 
bietet  sich  auch  nicht  der  geringste  Anhflitspunkt,  welcher 
den  Ausfall  gerade  dieser  Namen  rechtfertigen  könnte;  und 
TOD  archäologischer  Seite  darf  wohl  daran  erinnert  werden, 
dwB   die  Vorzüge    dieser    beiden  Küustler    wesentlich    oder 


482     Siizun^  <Ur  phSw.-phtM.  dtuu  tom  6,  Nowmlw  2880. 


weDi'gHtens  in  so  weit  auf  der  Seite  der  geistif^en  ÄuSas 
sung  logen,  d&ss  ihre  fornmlen  Verdieoste  uicht  aU  Zweck, 
.sondern  nur  als  Mittel  zur  Erreichung  geistiger  Ziele  anf- 
gefosst  KU  werden  pflegten.  Und  nun  gar  den  Phidias  als 
den  Repräsentanten  raustergiltiger  Bauch-  und  Schenkel- 
bildung  binge-siellt  tn  sehen,  mUsfite  einen  last  erheiternden 
Eindruck  machen.  Wir  sind  also  genütliigt,  au  einen  der 
primis  proximi  zu  denken.  Kin  solcher  ist  Kresilas.  In 
dem  bekannten  Amazonen  Wettstreite  steht  er  nach  Polyklet 
und  Phidiaa  an  dritter  Stelle  und  sein  sterbender  Verwun- 
deter wird  mit  besonderem  Lobe  genannt.  Sein  Name,  der 
jetzt  durch  Inschriften  siehergestellt  ist,  findet  sich  in  den 
Handschriften  fast  immer  mehr  oder  minder  corrnropirt. 
In  einem  Epigramme  der  Anthologie  (XIII,  13)  finden  wi]^| 
z.  B.  die  Lesart  K^taiag.  Nehmen  wir  beim  Äuct.  ad  Her. 
eine  ähnliche  Corruptel  an,  durch  welche  sich  das  Wort  dem 
vorhergehenden  craru ,  mit  dem  es  die  Änfang5bnch.<^abea 
gemein  hat,  noch  mehr  annähert«,  so  erklärt  es  eicht  wie 
es  als  eine  scheinbare  Dittographie  von  crura  leicht  aus- 
fallen konnte,  8o  empfiehlt  es  sich  von  sachlicher,  wie 
von  paläograp  bis  eher  Seite  zu  schreiben:  rentrem  et  crura 
Cresilaea.  Wie  weit  bei  der  Benrtheilung  des  Künstler! 
auf  die  Worte  ventreni  et  crura  im  Einzelnen  Nachdrnck 
zu  legen  ist,  wird  vielleicht  erst  klar  werden,  wenn  es  ein- 
mal gelingt,  anter  den  uns  erhaltenen  Typen  von  Amazonen 
die  des  Kresilas  mit  Sicherheit  nachzuweisen.  Vorlänfig 
mögen  die  Worte  nur  zur  Bestätigung  der  Annahme  dienen, 
doss  Kresilas  zu  den  Künstlern  gehört^  die  auf  die  formale 
Durchbildung  ihrer  Werke  einen  besonderen  Wertfa  legten^M 

Demetrios.  Nach  Pausanias  I,  27,  4  stand  in  Athen 
am  Poliastempel  evrJQtg  ^QeoßvTig^  oaov  ts  m'xeog  ^aXiaxa^ 
tfa^hii  6ia<üvog  elvai  ^lotftdxf].  Ein  zweites  Zeognias 
über  sie  besitzen   wir  bei  Plinius  34,  7b:   Demetrios 


etrios  I^|^^ 


Bnunt:  Zur  pntchißdifn  K4n 


483 


DiAcben  (fecit)  r|aa«  «eordoa  Minenrae  fnit  LXIV  ftuais. 
Ab«"  vnm  br^hmtet  «rffi??  Kooudorf  in  den  Mrtth.  d.  «th. 
l&st.  1,  Ö.  60  bemerkt,  Uai«  idcb  du  Wort  tcbwerlich 
ward*  T«rtb«idiff(*u  UMeu,  und  vermothet,  es  m  etfra  ,^n 
da«  Mat«rUl  oder  d«n  Verfertigrr  det  Werken  tu  denken, 
Mfiglicb   wfire  «uob  fiu  Wort  wi<>  tvyi^^otg".    Paln<  '  '«b 

am   iiÄcbiit<*n    »tfbl    wobi  eiijOr^i,    and    eine  gv  .  jf«, 

treubenige  Alte  pu«t  aacb  dem  Sinue  uacb  »ehr  wohL 
Man  wird  jedoch  ngea,   don    i'in   »o   tr  I^ivort 

der  n&cbtemen  Pro«»  dm  PnuMuia«  niclu  <  ..i.jMr.  hu:  im 
Allf^meiueD  gewiM  mit  Hecht.  Dooh  fragt  ea  rieh,  ob 
nicht  Aoiiubmen  araxageben  siud«  und  ich  m5chte  deahAlb 
nuf  ein  von  ['«lutniM  Hi  26.  9  «rwähoiM,  Itiiltr  ehrowH 
logisch  nicht  uähtr  be»ttiDinbftr«i,  aber  ichr  «igmithfiBiliflhM 
Kunstwerk  binweüen.  In  einem  Gebäude  {oixtjfia)  in  Ae* 
igmn  in  Achiüa  b«<raDd  »ich  («ine  Gropp«  Ton  Slatoeo?) 
ijnff  ri  ^'dry  /<'^r  taa  xai  cdifiöfUfo^t  drei  Frauengeet alten, 
die  «ich  ihrt*  Armbänder  tthnahmen,  drei  Jfingtiuge  and 
4der  Nmme  ist  ■nffcefallvo)  mit  dem  PUner  gMrOat«!. 
Diener  Anonymoa  «oll  in  pinfni  Kriegr  d^r  Acbfter  neb 
durch  eeiue  Tapferknit  unter  den  Aiyi'irBien  bMOudert 
nutgeiekhnet  habni  nnd  gefallen  »ein;  die  Brftder  nelda 
tH'iuf n  Tod :  die  8chw««t«n]  nebtMii  nun  Z&khea  dar 
Tr«U(*r  ihrrn  Schmuck  ab,  nai  löv  nvr/fa  intn^^am^otMUr 
d2  Inixugiui  Sifd.^a&i^,  lat  iXuttfiv  Hai  ip  fj  cltt^v. 
Wvr  wird  aJUirdingfi  die  Erwlbunn^  dei  Ai»dr«elc»  fai  dflB 
V"  Nirch  die  Kn&blaug  and  den  Beinameo  genaoff 
Abvr  aacb  Jtnc  L^ainaiiba  war  gewiwrrm— kw 
■  'I'»  Cnrinaitmt:  an  bevortngter  Btellt  gvweibt,  nur  ehkt 
alt»«  Wi^ih.  ein  Wi»rk  dsi  Denietrioü, 
.»-...,  '..;.-t.»    .;....    -Virt  r5eil*ntinek  tv  iImh   kahl- 

n.  ho«  deuelben  Känitlert:  Wonntt 

t  i^n  für  PauMuitw  liegen,  der  aoa- 

C'ig«  iHniiuiiiriikeit    dta  Wrrkai  dorcb  ein  b^ 


I 


I 


484     SiUung  der  phQog.-philoJ.  Clmst  vom  6.  November  idSO. 

zeicliuendes    Kpitlieiou    mit   einem    tnirzen    Worte   zn    ge- 
denken ? 

ÄpellBs.  Durch  die  Ausgrabungen  von  Olympia  irt 
jetzt  festgestellt,  da«H  sich  an  die  Köustlerfolge  des  Theo- 
koRiiio8  von  Megara  und  selues  Sohnes  Kallikies  aU  drittes 
Glied  dessen  Sohn  Apellas  anreiht,  der  für  die  R5nigiu 
Kyniska  arbeitete  und  also  um  Ol.  100  lehte:  Ä.  Z  1880, 
8.  1S2.  Eine  weitere  Thätigkeit  möchte  ihm  Furtwängler 
als  Kunstschriftsteller  zuweisen  und  auf  ihn  die  ausföhr-r 
liehen  Notizen  zurückführen,  die  wir  Über  ein  Werk  seines 
Vaters,  die  8tatue  des  Diagoras  besitzen  (Schol.  Pind.  p.  158 
Boeckh).  Allein  eine  derartige  KunsUühriilfitellerei  gab  es 
damals  noch  nicht;  sie  entwickelt  sich  erst  nach  der  Zeit 
Alexauders.  Wahrscheinlich  wurde  Furtwäugler  seihst  ge- 
funden haben,  om  welchen  Apellas  es  sich  hei  dem  8choU- 
asten  des  Pindar  handelt,  wenn  ihm  in  Olympia  die  nöthige 
Literatur  zu  Gebote  gestanden  hätte.  Der  Schriftsteller 
über  Kunst  ist  Äpelias  Ponticus,  über  den  es  genQgt,  auf 
Preller  (Poleraon.  fr.  p.  175)  xn  verweisen. 

Boethos.  Boethos,  der  Schöpfer  des  Knaben  mit  der 
Gans,  ist  bisher  nur  nach  dem  Charakter  seiner  Kuust  in 
die  Zeit  bald  nach  Alexander  d.  Gr.  gesetzt  worden.  Gs 
ist  dabei  eine  Inschrift  (C.  i.  gr.  6164)  uubcrDcksichtigt 
gebliehen,  welche  bereits  Wiuckelniann  (Werke  VI,  I,  S.  38) 
mitgetheilt  hat.  Kr  ,,faud  dieselbe  in  einem  Pliniu.^  Basier  ^ 
Ausgabe  1525,  mit  geschriebenen  Anmerkungen  ron  Fol-  ^t 
Tins  Ursinoa  und  Burthol.  Aegius,  in  der  BibHotbck  des 
Herrn  von  Stosch  zu  Florenz**.  Sie  l&utet:  urfVodotog  xai\ 
SiodoTog  Ol  ßotjit^ov  j  vtxour^dei'^  \  e^otovv.  Allerdings  habe 
ich  selbst  (Klg.  I,  8,  501)  geglaubt,  ihre  Zuverlässigkeit 
verdächtigen  zu  müssen:  ,,deun  wenn  auch  ürsinus  selbst 
nicht  Fälscher  war,  so  nahm  er  doch  vieles  Falsche  auf 
Treue    und  Glauben    von   Ligorio    auf\      Fast  gleichzeitig 


■ 


'^4i  ^ 


BntHlt; 


prteehüdun  Kuntilrnfr tcA»ekU. 


486 


e  MouiniKen  (B«r.  d.  nftclu.  Gtt.  1862,  K.  256)  be 
ludluiig  »ndurrr  i^iechucher  Lif(oriana  in  die  Kate* 
gorie  derer,  deron  llncchtheit  ibra  t^rideut  Rchi^n  Kinrn 
writiTen  Vpnluchtugruiid  f(lauU»^  Hirwhfeld  (Tit.  HtalUAr. 
0.  142)  dnrin  zu  fimlfu ,  dufw  in  eintT  uiif  Boctbo«,  deo 
Vater  dfr  WuWü  Nikomcdier,  bezUglicbeo  Inuhrifl«  »in  Ant 
NikonunlcA  «»rwitbnt  wird. 

Vad  doch  «cheint  die  Innobrift  der  beiden  iiOhae  die 
Buntschiifi  ibrer  Kclilhcit  in  »icb  nrlbtt  m  trageo.  Hie 
■ind  »Uli  Nikonie«lia  ia  BiUiynien ;  BoeÜio« .  der  Vikter, 
hÖMt  in  allen  UnndechritVn  de«  pKnfuriH  (V,  17,  I) 
Ka^rjdonogi  und  erst  O.  Mflller  but  dafür  KaXxrjdinot;  tn 
letea  Torgetehlu^eu.  Nun  wnrde  Nilcomc<!ia  im  J.  2(U  f.  <ltr. 
gtgr&ndct  and  xnm  Thril  mit  di*D  von  Ch«lkt«doD  oder 
Kakhcdou  Übergesiedelten  BOrffeni  berAlkert.  Wenn  alno 
Bovtbo«  um  dies«  oder  iiicbt  lange  vor  diefler  Zeit  le(>te,  po 
f^rkUrt  cw  sieb  H#hr  einfach ,  das«  er  Kalcbedonier  hniMt, 
irihrend  koine  Snhne  sieb  bcreiln  als  Nikoiutnlier  Wsinchiifoi. 
Li0ono  indoMen .  Reibst  wenn  er  ein  bedeutenderer  Oe- 
lebrifr  ^ewescu  w&re,  wai  fr  nicht  war,  konnte  Ton  die^m 
Hmii)atbt(ft>rbälinijweii  noch  nicht«  wiiMn,  nnd  damit  flUU 
jeder  (irnnd  wag,  die  Echtheit  der  lucohrifl  noeh  fmur 
«ti  l)CTW('if((»lii.  [Wthda  ]{eUi3rt  demnach  in  dat  ernte  Dritirt 
d«i  dritten  JabrhnndurtJ  r.  Chr. 

Nabenbei  bemirkt,  xeij{t  die  Inichrift^  dia  nicht  an  d«r 
Ba«i«,  ftuodrrn  au  der  f^Uitue  tiomn  Hnraklas  »taud,  d«M  das 
laperfeetum  in  nildhaueriuMbrillcn  tchon  inindflftiona  gvgm 
dk  Mitte  d»^  III.  .Iabrhuudprtj>  wieder  in  AaCaabaia  kam 
aod  CS  demnach  wohl  alt  «.helleoistiMh**  beaeiebDal  werds 
darf.  —  OirZweif«!  an  der  Kchtbeit  vtner  iweitan  In«chrift 
(Ol  L  gr.  6146)  werden  durch  das  Vorhergebenda  nicht  berflhrC 

R  p  i  17  n  n  o  I.  In  dem  vorläofigen  Bericht  Ober  die 
Attigrabungvn     von    Tergainon    H.    m>    tbfilt    (Vmie    ein** 


486     SitMutt^  rf<rpÄ«M.-/jÄi7oJ.  Ctame  tom  6.  November  1880. 


KüDetlerinscbrift  ans  der  Eöntgszeit  der  Attalen  mit  und 
'sagt:  f,3ie  nennt  einen  sonst  nickt  bekannten  KOnstler 
Brclyoyog  ifroh^aev^'-,  Dass  er  nicht  uobekanut  ist,  wurde 
wenig  verschlagen,  sofern  etwa  uur  der  Name  beiläufig  er-fl 
wähnt  würde.  Aber  Pliniu«  berichtet  34,  88 :  Kpigonas 
oninia  fere  prae<1icta  imilalna  (Philosophen,  Athleten  u.  A.) 
praecessit  in  tubicine  et  matri  int«rfectae  infante  roiRera- 
biliter  blandiente.  Verranthungs weise  hatte  ihn  allerdings 
schon  Furtwängler  (Dornauszieher  8.  70)  in  die  Diadochen- 
zeit  gesety.t.  Um  so  willkommener  ist  die  inschriftliclie 
Bestätignug;  denn  durch  die  chronologische  Fixirnng  tritt 
er  uns  entgegen  als  ein  echter  Sohn  seiner  Zeit  nnd  be- 
reichert unsere  Vorstellungen  von  derselben,  wenn  er  auch, 
wie  Furtwängler  bemerkt,  ,, nicht  umsonst  seinen  Namen 
trug:  er  war  ein  „Epigone'^  ^| 

Eutychides.  Duter  den  Monumenten  des  Asiuias 
PolUo  wird  von  Plinius  36,  34  ein  Liber  pater  als  Werk 
des  Eutjchidea  genannt,  den  mau  bisher  uubedeaklich  für  denj 
bekannten  Schuler  des  Lysipp  gehalten  hat.  Es  muss  in-^l 
dessen  anfialleu ,  dass  ausser  dieser  einen  Marmor»tatae 
weder  unter  den  Werken  des  Entychides,  noch  unter  denen 
des  liVsipp  und  Keiner  gesummten  Schule  auch  nur  eine 
einzige  Arbeit  in  diesem  Material  angefahrt  wird.  WjrH 
werden  daher  diesen  Liber  pater  einem  Athener  Eutrchides 
zutbeilcn  müssen,  von  dem  uns  eine  Inschrift  erhalten  ist, 
welche  Hirschfeld  (A.  Z.  1872,  S.  25)  frühestens  in  das 
Ende  des  III.  Jahrhunderts  t.  Chr.  vei-setr-t.  Vielleicht  ist 
er  um  mehr  als  ein  Jahrhundert  jünger  nnd  gehört  dem 
Kreise  des  Arkesilaos,  Kteoinencs  u.  A.  an,  neben  deren 
Werken  das  seinige  nuter  den  Monumenten  des  Asiniu 
PolUo  aufgestellt  war. 


Hi>rr  Hru  n  n  li^t«  eine  Abbftodtiitig  dM  üerni  Wulf  g. 
Heibig  Tor; 

,,U«ber  den  Pil«na  der  alt«u  ttiltker.^ 
(Mit  swel  Ttfalo.) 

I.  Der  Pileu«  der  M&DDflr. 

Wiewohl  die  Wimeiucbaft  %w  den  Kultoc-  Qbd  Recht*- 
alteftbUmern    mancherlei     treffende   SehUsM   aaf  die   «Jt- 
rOmiKb«  Sitte  gezogen  bat,  i«t  diete  Fuiulgmbe  bei  Weitera 
no«h  nicht  erschöpft  nml  Kind  niebrer*eitk>ohk^(«tid«  GMiobte- 1 
pankt«  uoberflcki-ichti^t  ^eblieljen.    Dies  gilt  n.  A.  reo  dem' 
Sjrmbol«    des   Pileu«.     Wenn   der  Pileua    du   Attribot    d«r  j 
G5ttin    dpr  Fn-iheit,   der  Lihertm«,  w«r,   wutn   «r   bei  d«r 
MAoiimiMio  dem  freirutiuBcndeD  BkUreo  aufgMetxt  wurde '), 
■o  kaeeD  «ich  «nldiv  TbatMelien   nicht  nikkfs  crklBmi  ab 
darcb  die  Annabnie  eiour  Epoche,  während  deren  die  freien 
B&m«r  den  PÜeus  tmgon  und  tich  durch  ein«  derartige  Kopf- 
tndit  von  den  BkUven  anterscbieden.    I)ie*e  Annahme  wird 
dedareb   be«tattgt,   de»   der  Pileai   al«  Attribut   mebranrl 
Prieetonebaftrii,  dmen  umlle  icbt  UtiniK:be  Kulte  oblagan, 
olmlkh   der  Pontilioe«,   Flaminm  nud  Malier,  no«drflcklieh 
boMngt  iet*);  denn  wir  dürfen  »unebmen,  daaa  die  RdB«>, 
ab  lie  dJe  betreffenden  Ornate  featateUtcn«  die  damals  abliebe 
KeMkleidung  der  Bürger  tn  Orunde  legten  mid  di— Ibe  nur  in 

1)  Die  WellM  bd  Mai^nenll  ifl*.  rrifalüUvIlk  H  f.  tU.lHi  I 
f,  mOi  PealjT  BetkwjdotUi«  IT  ^  108K 

ii  Pletkfih.  KvM?!  Mnetll.  &)  DI««;».  Hil  aet  na.  U  M,  701 
Kib«r«  ««it<f  oUe. 


38     Sitzynjt 


f7<w.-j)W/it?.  Ciof/K  VMH  6.  NovemJjer  1890, 


einer  der  priesterlichea  Würde  enteprecbeDdeu  Weise  iiidi- 
vidualisirten.  Allerdings  hatten  diese  priesterlichen  Kopf- 
bedeckungen verschiedene  Namen:  Apex,  TutaliLs  und  Oa- 
leras.  Doch  werden  sie  von  Saetonius'}  auftdrücklicb  aU 
Uulerarteu  des  Pileua  angefOhrt,  wogegen  !>ich  Ennius*)  des 
Gattungsnamens  Tntulns  bedient,  indem  er  die  Prieeter  Qber- 
hanpt  ilIs  tutniati  bezeichnet.  Demnach  waren  Pileuii  ^  ia- 
soweit  sich  dieses  Wort  auf  eine  priesterliche  Kopftracht 
bezieht,  und  Tutulas  Synonyme.  Die  Wichtigkeit,  welche 
nnter  den  sacerdolalen  Attribnten  gerade  dem  Pileus  bei- 
gelegt wurde,  erhellt  deutlich  ans  der  Vorschrift,  dass  der 
Hdcbste  der  Flnmines,  der  Flamen  Dialis ,  anter  freiem 
Himmel  niemals  seineu  Pileus  ablegen  durfte*;.  Endlich  ge- 
hört noch  hieher  die  von  Martiat  bezeugte  Sitte^  den  Pileus 
bei  den  Saturnalien  zn  tragen.  Stünde  dieses  Zeugniw 
allein,  dann  konnte  man  allerdings  schwanken ,  oh  jene 
Sitte  aus  altersgrauer  Zeit  featgehalten  und  nicht  vielmehr 
erst  in  spater  Epoche  aufgekommen  ist,  als  ein  Pileaa 
die  für  die  niederen  r>täude  bezeichnende  Kopftracht  ge- 
worden war  und  die  Römer,  beelnflasst  von  den  griechischen 
Vorstellungen    des  goldenen  Zeitalters ,   in  den  äatumalien 


1)  Bei  ^orv.  i.  Virgil.  ien.  11  68:)  iSuoioni  »1.  nl.  Bdffenclidd 
p.  268,  168) :  Suetoniaa  tria  geticra.  pilcumm  diiit ,  qaihiu  uoerdotc« 
utontar,  apicem,  tutnlam,  galernra:  seil  apicem  pilcatn  satite  circa  m^ 
dium  virga  cmincDte ,  tatulam  pileaiu  lanatatn  motae  figora,  galcrum 
pileoni  ex  pollo  hostiae  oae-me.    Vgl-  aocli  Hieronyoi.  ep.  6i  d.  13. 

2)  EnDiaii  Iid  Varro  L.  L.  VII  g  43.  44;  Fcsti  fmgm  1.  XI  p  35d 
MGllor  (Ennii  rel.  rec.  Valiloo  p.  '20): 

Mensu  constitoit,  idemqae  aucilia 

Libaqao  fictorcH  Argcoa  et  Lutaktos. 

3)  Gellins  n.  a.  X  15,  17:  sine  apice  sab  divo  e»e  lioitom  uoneai. 
Vgl.  Val.  Hax.  1  1.  5;  Platarch.  MareoU.  5;  Äpiiiao.  Uoll.  civ.  I  74. 
Die  Nottieu  des  QoUias  über  den  Flamen  Dialis  and  die  Flaininica 
acheJDCQ  nH«h  den  i>  in  leiten  den  Dcmcrkatigen  X  15,  1  aas  den  Litwi  d« 
Bacerdotiboa  pablicis  und  Fabius  Tictor  güscbuprt. 


W.  Hribüii  VArr  Arn  PitruM  Arr  iiAm  Ittilti^f 


489 


•m  F«lt  trlciinutcti .  welche«  Mi  die  in  der  rnteit  vonQ*- 
gtMtiU  61eiclilt(*it  iI't  SUlnde  »Hnn^rt«.  Kritiken  wir  de- 
gegfii  die  Aof^bmi  de>  Martial  in  Zu«ainmi<nliaDg  mit  den 
Im  Obigen  iinf^efdhrtcu  Tbatxacfam,  dum  npricht  alle  Wahr- 
Kheintichkeit  tUfur,  diut«  uucli  die  SiUe,  den  Filro»  b«)i  ili^n 
Suinriwlicn  zu  tn4Ci>n.  ein  Ueberreet  au  der  Epoolie  iAi.  in 
welcher  der  fileiis  als  ehreuvuUe«*  und  fcmtlichM  Abatichta 
dfü  rn*ieo  Uj^nierJt  fft^\L 

Ehe  wir  ji*diM:b  Nibore«  tiW  div  Beeobaffeufaeit  und 
die  Herkaoft  diese«  Pilea«  xu  ermitteln  nioheo.  (hH  ev  sa- 
n&cbitt  M-in  Wrhüitiiii»  xu  dt'r  gU'icbnami^fn  Knpfbcdeokang 
de«  späteren  Alltiig«l<*beiia  io  dftK  Auge  ku  ftMcD.  WHfareud 
d«r  Zeit ,  Aber  die  wir  durch  Schrirut^Urr  und  Uildwerkf 
nnterrichlri  «iud ,  ward«  wie  in  Grieobooliuid  «o  «ocb  io 
lUUen  eine  ninlrige  MflUe  ihr  Kilz,  welche  anf  Latetniich 
PSlena  hdfttt.  ron  Schiffern,  Handwerkern,  8klftTCB  ■ad 
fiberbnopt  von  Lenten  niederen  Stande«  gctragon').  Selbat- 
renblDdlicb  ist  dimir  Pilea«  von  dem ,  der  niia  in  dieeer 
Abhandlung  beecbäfligt«  »cbarf  su  ttateneheidvn.  Wann  er 
io  liom  eine  bei  den  niederen  Stfadea  geMncbttche  Kopf- 
btMlecknnf^  xu  werden  anfing,  liesl  licb  nicht  beelitumen. 
doUte  die«  aber  icbon  in  d«<r  Kpocbi*  gMchaben  «nn,  in  der 
«in  Pikoa  «U  «brcnTülleJi  Abfteicheu  galt,  dann  mBaal«  man 
jeden  Falle  anuebnieo,  daa«  Hioh  der  leUlere  Pilens  dnrch 
Form  oder  l>i<conttton  Ton  dem  der  gemeineo  1«eiite  nufr^ 
Mihied.  Doch  Iü^aI  niob  dftA  Vt*rbRUDi«9i  aneb  in  nnderer  Weise 
auffiiCMTn.  t>iv  KoatUmkunde  liefert  »in«  Reihe  rou  Belegen 
dafttr«  daes  eine  Tracht  ta»I«bit  auf  die  vuruehm^ten  SUlnde 
bceefarftokt  iat,   allni&falig  in  «oitarM  Kni«m  V«rtanik«af 


11  MirtUl.  ep.  XI  «.  4|  XIV  1,  9i 

ijjKtbMtIrtw  liom  iraed«!  w^m  4naUiaM|a<>  muIot 
bamqiM  deeeet  «Mira«  (tile*  naii<U  Jvttm 

tf)  Vgl  lUi^nai^  Ab    rrinutl^rlS    II  )/    111. 


490     Sitiuny  der  jJtUoa.-iihiloI.  Cltuue  com  G.  November  1880. 

fiudet  uud  sieb  schliesslicli  in  den  niedngsten  Scbiobteu  der 
G<?sellschaft  erhält,  uacbdem  sie  in  de»  boberen  schou  l»nge 
Zeit  aufgegeben  worden  ist.  Demnacb  scheint  auch  die  An- 
nahme ziilässig,  dass  der  Pilens  in  Rom  allmalig  seine  Be- 
deutuuf(  als  ehrenvolles  Abzeichen  verlor  und  eine  gemeine 
Tracht  wurde,  wobei  es  nicht  ansbleiben  könnt«,  dasa  in 
dem  Laufe  der  Jahrhunderte  auch  seine  Form  in  dem  Sinne 
der  späteren  Stilrichtuugen  Veränderungen  erfuhr.  Doch 
fehlen  uns  leider  die  Mittel  zu  entscheiden,  welche  der  beiden 
Annahmen  die  richtige  sei,  und  mtissen  wir  uns  begnügen, 
die  Alternative  zn  stellen. 

Versuchen  wir  nunmehr ,  die  arspriinglicbe  Form  des 
den  freien  Homer  auszeichnenden  Pilens  zu  ermitteln,  so  er- 
weisen sich  die  Darstellungen  des  Pilens  Libertatis  auf  De- 
naren, die  iu  dem  letzten  Jahrhundert  der  Republik  ge- 
schlagen sind'),  uud  auf  einer  ansehnlichen  Reihe  vou  Kaiser- 
raünzen*)  biertUr  uur  wenig  ausgiebig.    Ihr  Vergleich  lehrt, 


IJ  Denu-  des  L.  Parsulcioa :  Kopf  tJerLibertw,  dahinter  der  Pileos. 
[Cohen  moonaies  de  la  n^imbliqud  i>t.  XVIil  1.]  —  Denar  dca  Brutu* 
nnd  L.  Plaetorias  Cestiftniiiq ;  U^v.  Pilcnq  Libcrtati:)  zwiRch<>n  zwei 
Dolchen  Klf).  MMt  lOob^^n  monn.  de  )a  rcp.  pl.  XXIV  16,  niedaillea 
tmp.  l  pl.  II  4;  SIorainaon-Blacas  liUt.  de  la  monn.  rom.  IV  pl.  XXXU 
12;  unsere  Figur  -22).  —  Die  Deniire  mit  der  Inscbrift  LIÜEKTA8 
P.  ß.  RBSTITVTA :  R«v.  Pil«ns  T.ibortntiii  r.wiachcn  zwei  Dolchen 
(CoboD  monn.  de  In  rep.  pl,  XXIll  14,  ITi,  mÄlaillca  imp.  I  p.  24fl 
a.  267.  268  pl.  XIV  2H";  Eerne  numismatique  VlI  lHfJ2  pl.  VIJI  26 
p.  2Ud  n.  35;  unsere  Fi^ar  23)  sind,  wie  e$  scbetnt,  noch  dem  Tode 
des  Nero  gesctilagen.  Ci.  Cohen  med.  iinp.  I  p.  2i^,  de  Blacas  in  der 
B«T.  nomiMü.  Vll  1Ö62  p.  197  ff. 

2)  Die  Fig^ur  der  Litcrtas  mit  dorn  Pilcu«  in  der  Hand  kommt  Tor 
anf  Mönien  des  Galba  Colicii  m.  i.  I  p.  22.S  ii.  4S,  49.  .M,  p.  2;W.  234 
D.  134— iri4  (derselbe  Tjyua  aucb  auf  Müiuen  mit  Galbau  Namen,  die 
unter  Titos  und  Traian  geschlagen  sind :  Cohen  I  p.  245  n.  249,  p.  24C 
a.  251  pl.  Xin  n.  251),  des  Vitcllius  Cohen  I  p.  257,  2i'>8  n.  22—25, 
de5  Veepaaiau  Cohen  I  p  ;10H  n.  315-:)2n,  dei  Nerva  Cobcn  II  p.  472 
B,  öO~^b,   des   Hadrian  II  p,  138  n.  320,   821,   des   Änt«ninus   Piiu 


^ 


ir,  Iletbig:  Ütbtr  Jen  JVfiu  Jtr  tdum  Itirfitcr. 


49  t 


duf  (tiMM  SjBibol  in  dirr  iplUn  Z«it,  wviclifr  jmM  MOavta 
uiKeh&ren,  keinen  fe»t  auttgepräiften  Tjpn«  InUle,  ttondufti 
in  veriKbiedviipr  Woise  behandelt  wrrdmi  dürft«;  d(?nn  di« 
8t«*aipi*Ischnpider  g<>tiPti  hiilJ  iMiirn  1rtn){lielii>ii  koninrhpn 
Hut*),  bald  ciai'  nierlnge  hull>ku|^iniriiiixo  Mdtxn*)  wietler 
Iramerhin  aber  »cboinl  die  TbxtMMrhe  bMicbU'onwertb«  das« 
d»r  Pileoit  Lil>prUtiH  nirjjeuds  Kalten  aufweut,  noh'Urn  ateU 
in  (l0ni  Sinne  v'tnen  Hirttüft^c-n  8til<*a  k*^^'^^  encbeint.  Hirr- 
durcb  tintvr8cfaei<1«t  vr  xich  wtwntlich  von  d«m  Pil«ii«,  mit 
dem  die  grieobtuch  -  r&miKbe  Kuu6t  Figuren  ans  d«ni  All- 
tag«l<«ti«a   aiimUttttl ,   der   in   d»r   tt«gel   als  iönc  acbmifg- 


Ook»a  III  p.  872,  H7»  n.  671-6M.  a«  CommodM  Colin  III  p.  9i 
B.  U<K  Itl,  p.  140  B.  M^O-^tiriS.  dn  StpUnioi  Svfvnu  HI  p  l'-i*  a.  I»7. 
|k  2.V1  n  IttH,  d««  0«rK»IU  III  i<.  »74  o.  Hft-U?.  dM  Üvia  Ul  ^  47fl 
».  145.  a«  KIsK»!)*!  in  p-  VJl,  r>'i2  n.  M— W,  p,  5.M,  U^7  n.  17!.*- 
176.  Am  Stwnu  Alctftud«r  tV  p.  10  a.  flA-.A.t,  p  4.*  u,  :.*:ni  ..»jj.  .)« 
Oonliaau  PtwIV  |>.  I.V.'  d.  :;m»,  '.•61,  il«a  TreloniknacUklliulV  p.  .;;.> 
n.  .ti— Jn.  p.  1141  n.  ÜO,  KiO.  (Jm  VoIoiUdw  IV  p  *A1  a.  SK  .1$, 
p.  301)  n.  10.1,  4»  UfclllMUklv  p  :is-i  n.  i;..  in,  p.  ;(m>,  :uti  b  54o- 
34M.  dra  Pottaioiu  V  p.  IM.  B-  H«,  iIm  CUoatoi  GoÜüca*  V  p.  vA  b.  1 1^ 
dw  Qvhitilia«  p.  117  a,  M-ia,  d«  AanlUn  p  l:i'J  b.  IIQ— IIH,  4m 
TMitat  [>.  lifU  b.  ß"^,  dt*  TjrnnoffB  JallAnna  p.  :MW  b.  1  pl.  XI  &.  1 

])  t$ow«ll  ich  dto  Drl^iiuJe  kriin«  AbbllJonirm  «nd  \M  tbm 
«ololm  KiBi»lhi-it  ahn*  Vnlu»  -  Migt  dir  PiUai  UWrtalU  wf  KaUv» 
nftutn  itiU  dn  UacU«b«a«  aaf  dtn  MttDMa  dtftfM.  d«r«a  «or- 
angBatchchcr  Unpnuf  tiehci  bc^Uttlilrt  bl,  itito  d««  halbbigdttnUtfM 
Tyfoa,  tHtm  Bfobaefalnnf  bUt«t  «in*  wtiUr»  6tBtM  ni  dl«  AnnmliBi«, 
dB«   dlfi   DeaBn    tall   d«r    iMilthrt    LIBKRTA8   P.    R.    1^'  V 

f8.494i  Aam.  1).  aal  denen  der  TiloB«  lAofUcb  g^M««  Ut.  ...  ;...^j- 
i«it  BiMr*bKnin. 

2i  So  auf  den  iWur««  4m  L  pAnabtaB  ond  d«»ca  da  Brvta* 
(&  4W  inm.  1).  EiB  lU-Uef  d«r  VUla  NcftMU  itctU  wA  WlanlBliMMi 
Vmacb  «iBsr  AlUipiriB  iMmif.  to«  k.  Dmaal  p.  Tt'  dar  ,ik  PIgw 
der  Pnjhoii  mit  d««  Hat*,  w^eh«  ■»  «ii  Utr  tU  auf  Maeam  ipi^itf 
ftiUafl.*  l/«lMrr  iUom  l>Mtnaff  «int  aicli  cM  daan  artWllca  laaMa, 
WM  imB  B«1M  irMfr  aaf|t(fliidM  M.  in  da-  Villa  Hagna^i 
WW  klk  «a  rwyeUlirb  kbmcIiI. 


492     SUzuntj  ilrt  phüoA.-jAiUil.  Clttmti;  vaw  Ü.  Tfrtv^mbrr  1880. 

same  MUtoe  beltaii(ielt  i;«!  und  demnach  die  Principien  eines 
frciereu  Stiles  zur  Schau  tragt.  Was  ferner  die  prieslerlichen 
Pilei  betrifft ,  so  ist  der  Apex  des  Poutifex  Maximus  dai^ 
gestellt  auf  Denaren  Jea  .Tnlin«  Caesar\)  (s.  xinspre  Fig  20), 
mu\  auf  eiuer  anderem  von  M.  Antoniaü  und  M.  Lepidus  ge- 
scblagenon  Serie")  (s.  unsere  Fig.  21).  Er  erscheint  hierauf 
als  ein  hoher,  steifer,  kuppeiförmiger  Hut,  der  oben  in  einen 
spitzen  Stab,  dieVirga  '),  ausläuft;  dieser  Stab  ist  an  der  Stelle, 
wo  er  aus  dem  Hut«  herauswächst,  von  einem  breiten 
acheiltenartigen  Motive  umgebe«  ;  der  Hut  wird  auf  den  ver- 
schiedenen Kxeuiplareu  derselben  Serie  bald  mit,  bald  obue 
Backenlaschen,  aber  stets  mit  einem  Sturmbande  abgebildet.  i 
Ein  in  die  Treppeuwaud  des  Co nservatoreupa lasten  einge-  H 
mauertes  Relief*)  schildert  ein  Opfer,  welches  Kaiser  M.  Aiirel 
vor  dem  Tempel  des  capitoliniwehen  Jupiter  darbringt. 
Unmittelbar  neben  dem  Kaiser  steht  ein  bärtiger  Priester,  der 
einen  Apex  auf  dem  Haupte  trägt.  Kr  darf  nicht  {ur  den  fl 
Pontifex  niaximus  erklärt  werden,  da  der  Kaiser  Reibst  diese 
Würde  bekleidete  Somit  bleibt ,  zumal  da  das  Opfer  dem 
capitolinischeu  Jupiter  durgebracht  wird,  nnr  die  Annahme 
des  Flamen  Oialis  zulässig.  Seiu  Hut  (Fig.  26)  ist  dem 
soebeu  beacbriebeuen  des  Poutifex  maxiuina  ühulich,  jedoch 
beträchtlich  niedriger;  die  darauf  augebrachto  Virga  endet 
nicht  mit  einer  Spitxe,  sondern  mit  einem  Knopfe;  statt 
der  unförmlichen  Schelb*?  ist  sie  mit  einem  reifenartigen 
Motive  umgeben ;  der  Hut  hat  Backenlascheu,  die  unter  deu» 
Kinne  vermöge  eines  Stunuriemeus  zusammengebunden  sind 
—  eine  Voreichtsmassregel,  die  bei  dem  Flamen  Dialis  be- 


1)  Coh«o  moiin.  de  la  r^p.  pl.  XX  10. 

2)  Cohen  woiui.  de  la  rep.  pl.  ru  12,  pl.  IV  !S  -16. 

3)  \ifi.  Iiicrßber  weiter  unten  Seite  511. 

4)  Scblecbt  pnblicirt  bei  :j.  Bartoli  AtlmirunJa  Taf,  9,  RosübS] 
archi  trionfali  Tnf.  49  niid  Rifrlititti  d««cr.  del  Campiiloiflio  I  \W.  Unserei 
Kigur  20  t'ibt  fino  gi-naQC  K'-pri/iluclion  ik'»  Kopfes  des  Flainen  T^ialit. ' 


H^  HMuf:  Üthet  At»  PStm  Jv  Mm  AoNkfr. 


403 


Kmden  geboltro  war,  d»  ««  ab  oio  Omen  teUlimouter  Art 
galt.  weDn  der  Pileos  diesea  PrioRtenf  w&far«ad  dn  Opfsn 
htrabfiol').  Demelbu  Priotcr  ist  auf  einer  nerankig«! 
ManuorbiiBU  xn  crkeuneD,  dif  grgnnwäriig  uuf  dam  rfltni- 
•cb«u  Foruta  uob«ui  doiu  Triumpblwgtfn  dci  ä^ptiuiiu«  80- 
▼erat  stobt*).  Da  aof  d«r  Vorderveite  swei  Victorien  dar- 
geslelH  nnd,  welche  einen  ii^bilü  mit  <lcx  Inwhhft  Cue- 
■  aram  deconualta  feliciiür  biitUüti .  so  «rgiebt  aicb, 
daH  die  Bast«  gawesbt  t«t  bei  der  Feier  der  Deoeunulia  einea 
Auf(tuttM  und  eines  Caesar*^.  Die  Bucb&tabaaforinMi  dv 
laechrin.  dft  Stil  der  Scnlptnr  and  die  Haar-  und  Baii- 
tracbt  weisen  auf  da«  3.  Jahrhouderl  n  Chr.  bin.  Kioe 
nähere  BMiimmang  icbeint  bei  der  Nucbläuigkeit  der  Ana- 
mhrnng  unm&Klicb.  Auf  Jeu  beideu  Nebeuseiteu  und  auf 
der  KäckfleiU*  der  lioKiB  ist  üoit  Djifi^r  dargmtellli  woicbea 
bei  der  Feier  der  Decennalia  8tati  fand.  Die  äceoe,  die  b«i 
UDMrer  Uuter«acbung  in  Üetracbt  koiuiat,  teigt  den  Aagocttw 
im  Begriff  zu  libiren.  Vor  ibm  «tebeo  tiu  nAteoapieler, 
ein  eine  Acerra  haltender  Femilla»  and  «in  btrtigw  doroh 
den  Apex  bereichneter  Prieiier,  der  die  rechte  Hand  tu  dem 
Mand«  erh«bt  win  zur  Andeutung  des  lavvte  Intgaii.  fiint 
Victoria  und  eiu  Tugatua  (der  Caeear?)  halten  «inen  Kmon 
Ober  dem  Uuupte  doe  libireuden  Kaiiar»-  Wie  auf  d«a 
capiiuliuiiicben  liidirf  «chlieMt  ancb  auf  dieaem  di«  Oegan- 
wart  de«  KHinore  die  Mr>gUobke*t  aoe,  in  jenem  Priaitar 
emeo  Pootifex  uiaxinina  an  erkennen.  Damnach  spricbt  da 
(Urartige  da«  Wühl  dm  Steatee  oder  de»  Kaiiefe  bctreflende 
UalObde  nnd  OpCar  don  Jnpitor  ÜApitolinu  dargabnuiht  xn 


1)  VftUr.  Mai  t  1,  &.    Hat  Mwc»lt  &. 

»)  t).  Jahn  ii«t  il.  Ueb»  Qm.  i.  Wm   iKen  T^.  IV  p,  IM*  197. 

H)  Za  rtrghdthtn  dnAAvmiKA»  wj»  omditlau»  Ci  t— rit  (Mnmwtw 
ftMlMuht»  iLAhtk  2  AM(.p  tftUC)  iMeeflaediriftaawtMa«« 
llbwtai  flmarto,  «•  Cewer  «atwUed«  4m  AigMiM 
(L  B.  Onitl  B.  2912.    V(l.  Umao»»  3,  tL  N.  0$mu 

(IBHu.  L  rbiL-pkU.  kivt  Cl.  Ud.  1. 4.)  W 


A 


494     SitMung  der  phüos.-phiJnt.  \ 

werden  pflegten'),  alle  Wi 
hier  ein  Flamen  Dialis  dai 
einem  Stornirieraen')  verwi 
fiangreicher  als  der  auf  d 
das  reifenartige  Motiv  und  dt 
so  darf  dies  möglicher  Weis 
fBbrong  der  Reliefs  zugi 
scheint  es,  ob  der  Apex  ai 
Septimins  Severus  and  sed: 
der  eines  Puntifex  maximas' 
Auf  zwei  an  diesem  Bogen  an 
Haiiptattribuie  der  groasen  Prie 
Streifen  befindet  sich  unter  dem 
iiroius  Severus  im  Be^'riSe  zu  l; 
Litaus ,  einen  Urceu»,  einen  (. 
pergillam,  ein  Simpulnm  niU 
dem  anderen  Streifen ,  welche 
der  iibirenden  Caesaren^)  hiDl 
eine  Securis,  einen  Coculluä,  M 
nnd  einen  mit  zwei  Henkeln  va 
liebe  Kopfbe<leckuug  bat  Bad 
Ihre  geringe  Höhe  ist  viell«i 
Reliefstreifens  veranlasst.  |H 
reifenähnliches  Motiv  und  m 
scbeibenartige  Anschwellang. 
Ferner    gehSrt    hierher   ei 

1)  Uv.  XLn  2S;  BMkar  9 
B«uift  Act&  frmtmm  Arnliam  p   U 

2)  Dieser  Biema   ist  in  der  Ih 
d.  Wia».  186^  Taf  tV  uigvUuaL 

H)  Die  LtttcnUr  in  C.  J.  L.  V 
4)  Daccaaa  akc«liUdet  Wi  Em^ 
ft)  Dit  Rirw  *m  <Ma  itf  Wfca^ 
6)  Ana.  Mr  iMt   18&9  ^  1<  | 


r    fffthuj    VArr  ifm  Püem»  irr  nfCrM  /l^/tlrr  «Oft 

Ifninima ') ,  die  von  eiwmi  Collep'aro  fftbroram  tigna- 
riprom  geweiht  ist.  Auf  der  eiiiea  6eito  «ind  ODten 
WVrkKeiigf  Atfr  Ziaimerlrat«  und  rm  hs1bkug*'lf5rniige  Pilei 
tlfti^rstrllt,  r.wei  mit.  die  anderen  beiden  ohne  BikckenliL«cheii 
(s.  unsere  Fig.  U*i  > ,  durab«r  Kwii*ch«>n  einem  Lituiu  und 
finf^m  Opfi^rmcBwnr  ein  Apex,  der  dem  im  Obigen  baBproebanta 
de»  l'ontifex  maximuA  tibnelt.  Aber  der  Backen laacben  wi« 
de«  Stitrmnemeni«  entbehrt  nod  an  der  Seite  mit  nnriu 
Einsebniit«  in  der  Korm  einei  KreifisegraeotoB  Teraehen  iil 
(Fig.  2i).  Vermutblicb  gohür^n  die  niedrigen  spftseuloMii  FSlfll 
der  l'lebi»*) ,  der  höbe  mit  Virg«  und  seh oibcn förmigem 
Aufaalze  Tentebeiie  dem  >S)icerdnM  coltegii'j.  Kiii  vuu  dem 
Proquaaitor  L.  SeMtioa  genchlagejier  Quinar  xcigt  anf  don 
K»'vprfl  in  der  Mitte  einen  Dreifnas,  I.  ein  Simpalam,  r.  moen 
kofii.*cbpu  Kcliet  beul  ose  n  PileuHt  auf  dem  eiuc  buhe  iu  mnen 
Kuwpf  auülaafende  Virga  aargewUt  ivt«  and  darum  die  lo- 
•ebrift  g  CAKFMO  HIlVTVrt  PK(XX).S*j.  Am  Niciurtan 
wardn  die  Vtainnthuii!.  daw  der  Dreiftus  da«  Attrtbot 

eiDefl  XV  vir  Kaerix  t>  ,  dat  Simpalnm  und  der  Pilou« 

die  eine«  Pontifez  sind.  Inde«  wflrd«  di»  diig«lMEndere  Be- 
grQudnng  diefter  Hjrpotbcae  Toa  dem  bentimmtim  QegtiuUad 
der  UoturnucbuDg  xa  weit  abnhreu  und  doch  kein  paribr 
iicheree  Bemütat  enielen.  Qana  aogewin  ist,  auf  waa  fSr 
•hl  Prie^tertbam  ein  Apex  hinweist,  welcher,  ihnlich  ge> 
t  '*  *  '  r  div  PonliffX  mazimna  (ohne  Bnokefllaacbea, 

)'  iiicn),  bijiw«ilea  als  Betnieben  aaf  l>nuv«n  dM 

M.    Plaetoritu    curuliacben    Aedileu    i  J.  ßtf    v.  Cbr.    Yor- 


I)  fOtflT'ni   W'i»    <"»i..t   Im    iV    1-    -r. 

Q  Vgl  I.  H  ••r.Ui  la-rr.  Ut.  cell     i*K>i,  4104»  OntU^BMIM  TUI. 

U)  OMlU-UfOBm  1»^  f.  M :  SmoJq«  «elUfÜ 

4}0»lm  «MM.  4a  U  tif    ,  1  t     Diwr  Bnta  M 

d«r  na  Q  fltrrUlaa  Gwple  miitfiiii    dm  U.  Jolai  Bi«!«,  te 

MM«*  An  C^mmr.    Vgl.  MoounMa  ninL  rccMhangea  I'  ^.bt 

Sir 


496     Sitzung  der  pftilos-phOol.  CUtise  tom  ff.  November  1880. 

k«mnit').  Das  Gleiche  gilt  endlich  von  dem  Apex  eines 
bärtigen  Portraitkopfe&  im  vaticanischen  Museum*),  dessen 
Ausführung  dem  Anfange  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.  au* 
zugchüreu  sclu-'iufc.  Doch  ist  der  Hut  niedriger  und  schmieg- 
sumer  als  bei  allen  bisher  besprocbenea  Ty]>eD  und  bat  er 
wie  der  im  Obigen  erwähnte  Apex  des  Saoerdos  collegii  auf 
jeder  Seite  einen  rundeu  Eiuschuitt,  an  dessen  Ecken  ein 
doppelter  äturmriemen  befestigi  ist;  von  der  Virga  ist  nur 
der  Ansatz  erhalten. 

Vergleichen  wir  diese  Pilei  mit  dem  des  griechisch- 
römischen Alltagslebens .  t*o  tritt  die  Verschiedenheit  lu 
noch  viel  höherem  Grade  hervor  als  bei  dem  Vergleiche  des 
letzteren  mit  dem  Pilüns  Libertatis.  Der  Stil  aller  jener 
Typen  macht  einen  hochaltürthümlichen  und  gauK  unclassi- 
Hchen  Eindruck.  Wenn  es  aber  gilt,  den  allen  Pileus  des 
freien  Bömers  zu  verauächaulicheu,  dann  sind  auch  die  vor- 
hnndenen  Darstelluugeu  der  priesterlichen  Pilei  mit  einer 
gewissen  Zarückhaltung  zu  benutzen.  Obwohl  wir  nämlich 
annehmen  dürfen,  dass  bei  der  Fixirung  der  Prteateromate 
die  gleichzeitige  Festkieidnug  zu  Grunde  gelegt  wurde, 
so  spricht  doch,  wie  bereits  bemerkt,  alle  Wahrscheinlich- 
keit dafiir ,  dass  mau  die  in  der  letzteren  vorhandene» 
Motir«  in  eigen thüm lieber  Weise  individualisirte  and  von 
Anfang  an  Abzeichen  beifügte,  welche  den  Priester  von  der 
Masse  der  Bürger  unterschieden.  Ferner  ist  es  fragliclt,  ob 
die  angeführten  Bildwerke  den  nrspünglichen  Tjpus  der 
Priostertracht  ganz  getreu  wiedergeben.  Sie  stammen  alle 
aus  späten  Zeiten ,  die  durch  Jahrhunderte  geschieden  sind 
von  der  Epoche ,  in  der  die  betreffenden  Attribute  festge- 
setzt wurden,  und  es  ist  recht  wohl  denkbar,  dass  die  jQngeren 
Generationen,  sei  es  auch  unwillkürlich  und  ganz  ullinäblig, 
bei  der  Herstelluug  der  Friestertrachten   dem  Einflüsse  der 

1)  Coheo  a.  a.  0.  pl  XXXII  8. 

2)  aöBcbreibung  Borns  II  2  p.  194  n.  107. 


IT.  HMj:   Utber  ilm  fSJeu»  lErr  nltrn  Ualütrr. 


407 


Teränderteo  Stilrichtnng  onterlagen.   Bndlioh  «od  aoch  di 
Bedingungen  der  Tecbnikea  in  iU*  Aofff*  so  fiMm,  T«ro 
dnrrn  jenr  Hildwcrkf  anf^eführt  «ind.  and  bat  nun  mn 
d«nkcn,  dus  die  Kleinheit  der  Münutempet  die  WtedrfjfBh«^ 
TOD     EinMlhasien    <*rftchwert ,    djus    diu    Durttt^IlunR   von 
MotiTMi  malerischer  Art  den  OautaMO  der  Plulik  lawider- 
Uaft.      Unter    solchen  UmüLundeD   dSrfen    wir    «■    ab    ein 
gAttitiges  Geschick  t>etrnchteD,  da»»  it«li»che  I^eDkm&lv  tor- 
hMiden  mnd ,    welche    der  Kpuche ,   in    der   die    römiecfaen 
Borger    den  Pileon   tragen,    nahe    itehf^n    nnd    in  eunfnhr- 
Uchater  Weiee  «iocn  Pilea«  darstelleo,  der  zor  Veraoschnu- 
Hchtn^    de»    allrömiaehea    gcei((net    i«t,     Ee    Rind   dies  Aut 
FretkeD  derttlte«ten  liemalten  Orabkainmern  voDComeUt.  Mi 
ee  for  der  Hand  noch    anbcetimmt   bleiben .    wie    hoch 
Crähevtea   Griber  dicMcr    Gruppe    hiaaufreichen .    jedejiGülftl 
ergibt  «ich  auA  drm  Htile   der  Wandmalereien  wie  an«  den 
in    den   Gribcru   ^efumleneu   Sihirrb«n    griechlicher    Vit«eD, 
dsM   die   aot«re  Zritgrcnse  nicht  weit  Ober  dir  Mitte  detj 
5.  Jahrhunden  r.  Chr.*)  herabgerflckt  werden  du-C     Wv 

I)  IM«   wiofati|;«tn   UMtna   Erit«rl«a .   auf  deaan  dkat  Zattka 
■tinuBOBf  deriltMtDD  Grupp«  tlar  mit  Wandraalaniaa  Tottarta  Or 
barmbt,  «iad  fotfVDda :   la   dar  ao«.  Tamba  M   tm!  dipbti  |V«a. 

bik  nin  ikf.  xta-xnie.  T(I.  in.  1070  ^  h~u).  dm« 

ftiloa  aaf  aia  «ehr  rorgwcliTltUiMi  Stadlaa  dar  anWa  Kolwicklai 
partoJ«  d«r  lar^olababmi  Malerai  biovelat .  atad  aaf  i4aa«i  KjUkalonl 
ffvai  aehwanflipinya  Aniihona  daffMftcUt.  Abo  wvrdaa  la  dar  Zell, 
dar  dkan  Gnb  uifTttbflrt ,  nosk  tcbwanAforifc  Vaaaa  aaeh  K% 
atafiAbrL  Ftvner  faadae  rieb  ia  aiaaa  ÜnU,  daiaii  MaUrriw 
■laMMffaadaa  Pariada  wwaiihnnna  il»! ,  da«  kt»*  iBagn  iai  ala  41 
Orap^a  vao  Üttkara.  dana  CbnaalaRfa  i^  m  twatlauDaa  Mcba.  afail 
Kraf  mit  HliwBran  Pifvaa  itraofaa  Btilai,  tfclMrWn  na  aabwan- 
Ifwigan  VaMD  laiat  Zalchaaaf  ud  aiaa  fotbflfw^  Taa«  atiwf«j 
flia«  (Bau.  deU'  ImL  ItfT-i  p.  18t  IH^  BedUak  «wda  la 
aadana  Unbt  aai  dmalbM  tWfUao  Parioda  (Dali.  d«ll  lart.  1974 
f  n~Wl:  .«.  tomba'i  «iMScbarWabMt  nlbflffnl(a»  Vaaa 
mXm  laftedca     (UolL  I«mO  p.  44.) 


498     SUtunff  der  pkilos.-phiiol.  Classe  vom  6.  November  1880. 


ich  diese  Wandbilder  in  einer  die  rÖmiachen  Altertbijmer 
betreffenden  Uutcrsnchtmg  heranziehe,  so  wird  dies,  denke 
ich,  heut,  zu  Taf^e  Niemand  bedenklich  ßuden,  seitdem  die 
Ausgrabungen  auf  dem  Esquilin  den  monumentalen  Beweis 
f^eliefert^  dasn  die  änssere  Kultur  der  Etnisker  und  Latiner 
lange  Zeit  hindurch  im  Wesentlichen  Übereinstiramte. 

In  einem  jener  Gräber,  der  sogenannten  Tomba  del 
tnorto,  i^t  die  Änsätellung  eines  Todteu  auf  dem  Parade- 
bette dargestellt^).  Der  Leichnam  hat  auf  dem  Haupte 
eine  konische  Mütze,  über  die  ein  Mantel  gezogen  ist,  der 
dem  Todten  zugleich  als  UnterInge  dient  (fig.  14).  Bei 
dem  hohen  Alter  des  Grabes  ist  diese  Mütze  ganz  geeignet 
den  altröraischen  Pileus  zn  vergegenwärtigen-  Wir  dQrfen 
nunmehr  annehmen ,  das»  derselbe  eine  ähnliche  konische 
Form  hatte.  Weitere  Aufklärungen  bietet  dieses  Gemälde 
nicht,  da  die  Mütze  grössten  Theils  von  dem  Mantel  bedeckt 
wird.  Lehrreiclier  ist  in  dieser  Hinsicht  ein  anderes  Grab, 
die  sogenannte  Tomtia  delle  iscrizoni";.  Die  Wandmalereien 
stellen  Sceueu  aus  der  zn  Ehren  des  Todteu  abgehaltenen 
Leichenfeier  dar,  darunter  einen  Komos  von  Männern, 
die  durch  die  beigcschricbencn  Inschriften  grössten  Theils 
als  Lar&e  bezeichnet  sind,  also  guten  etruskischeu  Familien 
angehören*).  Drei  von  ihnen  tragen  steife  kegelförraige 
Pilei ,  weiche  in  der  Höhe  des  Scheitels  von  einem  dicken 
runden  reifenartigeu  Bande  und  über  der  Stirn  von  einer 
in  mehrere  Falten  gegliederten  Binde  umgeben  sind  (Fig.  16). 
^H  Die  Bilder  der  beiden  Gräber  beweisen  auf  das  Schlagendste, 
^H      dass  der   Pilens   damals  in  Etrurieu  die  gleiche  Bedeutung 

P  ' 

I      ° 

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1 )  Mon.  dell'  Inst.  II  Taf.  II ,  Mai.  Ürcgorian.  I  Taf.  XaX, 
Cnnint  Etraria  niarittitna  II  Taf.  82. 

2)  Mus.  Gregor.  I  Taf.  CHI,  Canina  Etr.  mar.  II  Taf.  87  (fciDi 
QnxQverlitssig),  HittorfT  Tarchitfcture  jioljrchrome  pl.  19  n.  5,  StackelbctT^ 
Dod  Kestaer  Gräber  von  Corneto  Taf.  XX~XXVI. 

3)  Di«  iDscbriflen  bei  Fabrotti  C  J.  J.  p.  CXCIX,  CC. 


W.  ffObifft  U^bw  4m  AlMt  4cr  alten  Jimliktr.  409 

itt«>  wie  ich  ai«  aw  dfn  R«chti-  and  EaltaBalttfthflnMni 
?tlr  Korn  tiiichgowieseu  habe.  Da  der  Ijeieliuain  in  d«r 
Tomba  del  morto  MjlbNirenitÜDdlich  dar^mtollt  i«[t  in  der 
Ebreutracht,  die  dem  Todten  nach  Beinern  Stande  gebohrte, 
•0  efgibi  «ich,  das«  der  Pileoa  eiiieu  weaeotltcben  Beatand- 
ibail  di«*er  Tracht  auKiuacfate,  diu»  er  in  den  etruskieobeo 
Bcatilttaui^abräuchen  eine  äbnliche  Rolle  spielte .  wie  bei 
drn  R^OMra  in  liiHoriach  hellen  Zeiten  di*  Toga').  Weun 
fprn**r  in  dem  anderen  Grabe  Lan««  di«  an  dar  Leiobaoftitf 
Theil  nalimen,  mit  dem  Plleui  auageftattet  nind,  ao  UhbC 
die»  darauf  ■cfaHeaiirn,  dast  die  Bürger  ron  Tarqainii  dioani 
Attribut  bei  feierlichen  Gelegenheiten  anaulegen  pflegten, 
and  wrrd4*n  wir  hierdurch  au  die  Angaben  erinnert ,  nach 
!D  die  Rtjmer  den  Gebrauch  det  Pilens  bei  den  Satur- 
feethielten.  Allerding»  ergiebt  sieb  ao«  den  Wandge- 
Im  drr  Tomha  dolli*  i)H.'riitioni.  daaa  diaea  Kopfbedeclcong 
die  zu  der  Leichenfeier  geludeuen  GIste  niebl  achlecbthin 
obligalorinch  war.  Während  iiimlieh  die  drei  genannteu 
Ki>inaiiteD  Pileui.  Band  nnd  Binde  tragen,  int  ein  riertar 
nur  mit  Band  nnd  Uinde').  ein  filuner  lediglieh  mit  dam 
Band«  grachmQckt')  und  beecbränkt  «ich  auf  dioaai  Wtator« 
Motiv  audi  der  Kopfiohniuck  der  tecfaeudeu  und  tanxeodeo 
Alinoar,  di«  io  xwei  jnugnren  Gräbern  der  una  beechAftigen* 


1)  lavcaaL  at  111  I7t: 

Pan  BB^aa  Italiae  «l,  li  nraa  adalMBH»  ia  qaa 
NrfDo  toftam  toiDlt,  abt  merlaaa. 
Vfl.  Btrker  UbIIoi  III  *  p.  861. 

;;)  E«  Ul  dlM  du  tM  L»r»  rhanara«  b««dakaH*  f\gn  aaf 
4«-  R«<kvaa.l  0«  aralm.  UarlrwardtffW  W4m  lai*«a  atU  i*«blj- 
rert— wi  nsd  mIM  dar  Hltth  M  BlacfcaiWrff  «ad  K«lwr  TaT.  XXV  5 
du  OMt  a«fc.      Det   Kopf  M   aar    ri^hM^c  vt«d«rfa|«b«a  imk  dal 

Eiaik  bei  StaekolUrg  uaJ  Kcatacr  Ut   XL  <Bal«e  neMe). 
tt)  Kl  bt  dl«  der  dt«  D«rv*UMi  blwcwU  Jba«Uac.   wdAm  aaf 


500     Sitzung  der  3ihiio8.-phtlol.  C 

den  GrappCf  der  Tomba  dei  ^ 
del  vecchio'),   dargestellt  sini 
die  aas  Pileos,  Band  aud  Bii 
nrepröngliche   und   die  Bescb: 
und    Binde    nur    eine    Vereit 
Toilette  ist,  und  beweisen  die 
die  Bürger    von  Tarqninii    da 
beiten  znm  Mindesten  das  Bai 
eine  der  in  der  Tomba  delle  i 
Bcbeint    dieser  Ännabme    zu 
Ära^Vinacna,  der  mit  vo. 
an   dem  Komos   Theil   nimmt 
seine  Tbeilnabme    an  dem  Ko 
agentbumlichen  Scbuhe,  die  t 
trägt,  beweisen,  dass  ein  freiei 
Sklave  dargestellt  ist.     Indess 
von    mir    vorgetragene   Anual 
Bei  dem  Komos,  der  kaum   z 
Leiobenfeier  gerecbnet  werden 
wild  za  und  gewiss  kam  es  vc 
deren   Komasten    da:^   reifenar 
berabfiel.     Wie  es  scbeint,  w( 
delle  iscrizioni  ausdrücklieb  au 
Lars  Matves  nämlich,    der, 
Vinacna  getrennt,  einhertauz 
unmittelbar  folgenden  Eomaste 


1)  Mon  deU'  In«t.  Villi  Taf.  Xl 

2)  Mon.  deir  Inst.  Vim  Taf.  XI 

3)  Änf  der  rechten  SeiteowaDil. 
Fabretti  C.  J.  J.  p.  CXCIX  n.  J-tOÖ.   Ä 
A  ro  *  (AtTQDs).    Vgl.  Deecke  etraskii 
(.besondeiB  p.  37  n.  10).    Ebomo   irei 
bin,  dan  Tinaena  «in  etni»ki$cber 
di«  £tnuker  (bearb.  tob  Oeeeke)  II  f 


W.  BObig:  ü^ttr  Jtn  PÜeu»  4»  dUtfH  tktKhr. 


501 


xarflcklifwtreckter  Rt*cbt£0  zwei  der  gmanntoo  rvifeaartigm 
Bän(l^r.  D«r  Gedanke  litgt  unbe»  dan  diese  B&niler  tran- 
kenen  Koniflftten  von  dein  Hunpt«  gefullfm  «ittd,  dju  Matve« 
■i«  aofgulown  hat  uud  iinumohr  triamphiread  seinem  Ka- 
meraden »igt*).  Bbentoweuig  widenpricht  meiaer  An- 
nabnip  Hin  Krucheinuag,  dan  die  an  dm  lA-ichernfpifllen 
Thcil  uelun«od«ii  (Unger,  Faa^-tkEmpfer  uud  HeiU'T  iu  dem- 
»elb^n  Orabe  rollstindig  baarliiiuptig  dargntUllt  r^uJ;  denn 
tu  lenclilei  ein ,  daiB  ein  Kopfbnnd  bei  nolcbim  gymsaiti* 
•eben  Leistungen  im  b&cbiten  Grad«  binderlicb  gew— flu 
•ein  würd». 

Alle  «onfftigen  Figuren,  welcbe  in  der  Tomi«  delle 
isorixioni  obne  den  genannten  Kopfacbmock  aaftivUOi  sind 
durch  drn  <*c»ti<>htxtypii:<  und  die  Handlung  deatlicb  ab 
Sklarcu  churakteritirt.  lu  die«  Kalogorie  gebore»  anch 
die  beiden  Männer,  «reiche,  einen  KniW  and  Krdgn  tragend, 
hinter  den  Komaaten  einbentcbreiteu');  aie  onteraeheidfla 
•ich  TOD  den  lt>Lzt^reu  durch  diegenioinmi  GesiohUaflg«,  die 
knnrn  Jacken,  dit*  SchuhIo<iigkatt  nnd  den  Mangel  Jegtiebai 
SehmackiM  und  aind  ollt*n1iar  SkUven,  w«]ebe  den  Giaton 
die  Tnnkg«*r»the  nnchtragen  Ein  »uf  der  Kingangnwand 
demelbea  Grabe«  dargeatellter  SkUvo,  der  mit  der  ürrncbt- 
OBg  einoa  Fiaobee  beeehifligt  i«t.  bat  am  dai  lUar  nnea 
FWlen  geiichlungea.  Doch  lehrt  ein  Blick  auf  die  Abbild* 
nngeu»  da««  dieaer  Piadt!n  rnllstiLndig  Tervchiedtai  ut  ton 
dfA  fBr  die  freien  Männer  bnsftiobnead<m  reifenartigea 
Bande,  daa  er  kein  ehrenvolk»  AbaaiAben  daretelli,  •ondern 
nnr  dutu  di«ot,  das  bei  tiineiu  Ki>obe  vrivig  wauwbenswertlw 
Uanbfallen  dar  Haare  xn  TerbQtca. 


1)  Ein  iWfabOT  lediTUwan  Zug  ul  la  iIm  TmU  M  nerto 
(*bM  8du  41^  Aan.  1)  darfwUUl:  «in  Ka«M«i  M  Im  titgtiK  im 
Iknd  t«  4nn  Hsnft*  ebtnlwliai  edv  darmsf  hatoediftab«. 

«)  Aflf  te 


B02     SUiung  der  philos.-philol.  Gasse  mm  ff.  November  ISSO. 

Schliesslich   gilt    es    noch    einen   Blick    auf  eines  der 
jüngsten   Gräber    der   in   Rede   stehenden  Gruppe,   anf   die 
Tomba    del    Barone*),     zu    werfen.       Die     Malsrei    dieser 
Gräber  äcbildert    AbHchiedssceuen.      Auf  der  Rückwand  ist 
ein  bärtiger   mit  Schnben   und  Himation  bekleideter  Mann    fl 
dargestellt,   der  in   der   vorgestreckten    Linken  eine   Schale 
hält.      Ihm   gegenüber   steht  eine  Frau  in  archaischer  Ma-   ^ 
tronentrachtf   welche  beide  Hände  über  der   Schale  erhebt,   H 
neben    dem    Manne    ein    halbwncbsiger    Jüngling,    der    die 
Doppelflöte   bläst.      Zu    jeder   Seite  dieser  Mittel  dar  Stellung 
ist  ein  Jüngling  zu  Pferde  gemalt,  der  mit  Mühe  das  vor- 
wärts strebende  Thier  zurückhält.    Offenbar  ist  hier  die  be-    fl 
kannte  Scene  des  Abschiedstrunkes  dargestellt.    Wenn  dabei 
ein  Flötenspieler  auftritt,  so  kann  dies  nicht  befremden,  da  ^ 
die  Sitte  der  Etrusker,  alle  möglichen  Handlungen  mit  sol*  H 
eher  Musik  hegleiten  zu  lassen,  ausdrücklich    bezeugt  ist*). 
Der  Scheidende   ist   der  Mann,   den  bereits   sein  berittenes 
Gefolge  erwartet     Auf  der  rechten   Seitenwand   sehen  wir 
eine  Frau,  welche  in  Typus  und  Tracht  derartig  an  die  aaf 
der  Rückwand  dargestellte  erinnert,  dass  man  geneigt  sein 
wird,    beide  Figuren  für  dieselbe  Person  zu  erklären.     Vor 
und  hinter  ihr  steht  ein  mit  Himation  und  Schuhen  beklei- 
deter Ephebe,  jeder  ein  Pferd  an  dem  Zügel  haltend.    Beide 
sind    im  Gespräche  mit   der  Frau  begriffen,  wobei  der  eine 
die  Rechte,  der  andere  die  Linke  erhebt.    Der  nächstli^ende 
Gedanke  ist,    in    ihnen   zwei  Söhne  zu  erkennen,   die  von 
ihrer  Mutter  Abschied  uehmeu.     Die  linke  Öeitenwand  end- 


1)  Sie  wird  btsweileD  auch  als  .Tomba  oel  raiezzo  dei  Montamzii* 
beieichDet.  Micali  storia  Tuf.  Gl;  Mus.  Gregor.  1  100;  Canina  Etrurta 
marittiina  II  86;  HitlarfT  l'arcliiteoture  polyc^irome  pl.  19  n.  H;  Stack«]- 
berg  and  Kestner  Griiber  f.  Cornoto  Taf,  XXVlll  -  XXXIll. 

2)  S.  bfsoadera  Alkimos  bei  Atben.  XII  p.  518  B:  nQOf  aiXöf 
1MÜ  fiätrorat  zm  nvtttvava*  Kai  futaityuvtftf ;  Eratoath.  bei  AtbeD.  IV 
p.  154  A.  Vgl.  0.  MQlIcr  die  Etrtuicer  (bwrb.  ron  Deccke)  n  p.  .301  ff. 


1 

I 
I 


W.  liObifi:  üthfr  dtn  Pa*m  dm  AUtn  ftaÜktr. 


ftOS 


lieb  zeigt  xwf>i  Kpbeben,  ((ItHch  i^ebildet  und  gi*)tleiikt,  wie 
die  toffb«!!  «rwÄfanlm,  bcid*  ein  Pferd  im  Zäg»l  fuhrvad. 
Sie  ftchca  «iDandfr  gcgfoQber  in  lobhaft (>ni  fr^präcbA  be- 
griffen, d«r  ein«  mit  der  recfateu,  der  audrrc  niii  der  Unken 
Hand  geeticalirrnd.  Der  eine  b&lt  in  dpr  rorgeetrecVten 
Hechte»  ein  reifpnurtigfr^  Band;  der  andere  hat  ein  gh'ichee 
Band  Ober  den  erhobenen  linken  Unterarm  gezogen.  Niehle 
•prftohl  dagegen,  in  allen  Figuren,  welche  in  diesem  Grabe 
dargestellt  eind ,  frei«  Ktra^ker  tu  erkennen.  We&D 
nicht«  dmito  weniger  der  Mnnii  und  die  Kpheben  jeglichen 
Kup&chuiuck»  PDtbehn*u,  bu  erklärt  xicb  dies  hinlänglich 
daruu«,  dos»  nu'  roi«<ffiirtig.  al*o  in  einer  Situation  dargertalU 
«md,  in  der  man  keine  KeKttracht  anzulegen  pflegt.  Da  iie 
an  E'ferde  untbrecben,  wUrde  du»  reifeoartigi*  Kopfband  bei 
ihnen  ebunfuiwttnig  nm  Plat/t;  mHd  ,  wi*f  b«*i  df*n  K4*iU*m, 
welche  in  der  Tomba  delle  iacrizioni  das  bei  der  Leichen- 
Mut  Statt  findende  Wettrennen  vergegenwärtigen,  um  m 
be«gichneader  itt  ei,  diu»  der  Maler  dvu  beiden  aiif  der 
Kaken  Seitenwand  dargiuitellten  £pbeben  d««  Kopfliand  in 
die  Hand  gegelM*n  bat,  Vermathlich  wollte  er  amwlrflcken, 
den  die  bridna  Jünf^linge,  bevor  nie  zu  Pferd«  «teilen,  daa 
Band  von  di*ro  Haupte  abgentimiui*u  haben.  Kr  hat  birr- 
dnrch  einen  individuelU'n  Zofc  in  die  Dartiellang  gebraut 
uad  ««gleieb  den  8tatid  drr  dorgntelltru  Kignren  in  der 
deatlieheten  Wriee  beirichnrt. 

Dia  die  Bchrittliche  und  monumentale  Ueberlieferung  In 
L«Kium  aehr  »pSt  beginnt,  to  aind  wir  allerding«  amaar 
8UDde  beithnmt  ni  bevaiMO,  daes  der  Pilens  in  Kom  Ton 
diitibm  M<Kiven,  den  Bande  nnd  der  Binde,  brgleitet  war, 
wie  in  Etrurien.  Doch  dQrfte  ditae  Annahme  bei  der  Ueber- 
eiaaÜmuiang,  wvicbe  in  der  Awaeren  Piriltntion  xwtscbm 
daa  b<!idi*n  Völkern  obwaltete,  Ton  lUtu  au  all  wahr- 
echeinlieh  betrachtet  wurden  und  ist  ninr  Spar  vorbanden, 
daa  xnm  Minderen  «iaet  der  beiden  geuannleu  Moüve  auch 


504     Sitzung  der  phUosi.'phäol.  Classe  wm  6.  Ufocember  J880. 


in  dem  römischen  Knitarkreise  gebraocblich  war.  Wie 
Livias')  berichtet,  wurde  das  römische  Heer  i.  J.  214  v.  Chr. 
nach  einem  glQcklichon  den  Punieru  gelieferten  Treffen  von 
den  Bürgern  von  Benevent  auf  den  Strassen  der  Stadt  ge- 
speist. An  dem  Schmaase  nahmen  auch  die  Volonef:  Tbeili 
welche  unmittelbar  nach  der  Schlacht  för  frei  erklärt 
worden  waren,  Sie  trugen  dabei  als  Abzeichen  der  frisch 
erworbenen  Freiheit  entweder  den  Pilens  oder  eine  weisse 
wollene  Binde.  Das  Ereigniss  war  verewigt  dnrcb  ein  Gre- 
mälde>  welches  der  glückliche  Feldherr,  Ti.  Gracchus,  in 
der  Aedes  Libertatis  anf  dem  Äventin  an^^fObren  liess.  Wenn 
nach  diesem  Berichte  eine  weisse  Wollbinde  den  Pileos  Li-H 
bertatis  ersetzen  konnte,  so  darf  hieraus  der  weitere  Schlass 
gebogen  werden,  dasK  eine  solche  Binde  ursprünglich  neben 
dem  Pilens  zn  den  Abzeichen  des  freien  Römers  gehorte; 
denn  sonst  hätte  sie  niemals  za  einem  Symbole  der  Manu- 
missio  werden  können.  Freilieh  bleibt  ea  zweifelhaft,  ob 
dieses  S}nnbol  in  Zusammenhang  zu  bringen  ist  mit  dem 
Bande «  welches  auf  den  etruskischen  Grabgemälden  den 
Kleus  iu  der  Höhe  des  Scheitels  umgiebt ,  oder  mit  der 
Binde,  die  weiter  unt^n  ßl>er  der  Htirn  angebracht  ist. 
Immerhin  ist  es  interessant  genug  zn  wissen,  dass  das  ein« 
oder  das  andere  der  beiden  Motive  in  der  vorclossiachen 
Epoche  neben  dem  Pileus  das  Haupt  des  freien  Römers^ 
schmückte.  ■ 

Uebrigens  hat  die  römische  Ueberlieferaug  das  Andenken 
bewahrt,  dat«»  eine  dem  Pilens  entsprechende  Kopfbedeckung 
dereinst  für  die  vornehmen  Etrusker  bezeichnend  war;  denn 
die  lateinischen  Schriftsteller  lassen  den  Tarqnioius  Priscns 
bei  seiner  Einfahrt  in  Kom  einen  Apex')  oder  einen 
leus')   tragen.     Ja    es   seheint   sogar,    dass    der    Pilens 


1)  XXIV  16:  püpati  aat  lana  alba  velatts  capitibua  epalati  sunt. 

2)  Cic.  de  legib.  I  1. 
8)  Livins  I  34. 


cns 


tf'.  tMhig:  ÜAtr  dm  Pa«w  der  tOUn  UtüSkm. 


506 


KtrurirD  länger«  Zeit  eeioe  alte  Detlentung  bew»brie  als  in 
L«tinm.  Die  etmskiKh«  Kumt  lUttet  Dimliob  auch  in 
ihivn  )rpüt«r«n  Stadien  Fig^urfa  der  vorsehiedcnctm  Art 
mit  «iuer  ähalicheo  KopPn-dockung  aoB  —  eJue  Eradittoung, 
di«  besonders  bftnfig  auf  Spiegels  nod  llrueo  Torkommt, 
Die  aaf  diesen  DeakmUem  dargestellt«  MOtxe  antencbeidet 
lieb  Ton  dem  Pileoa  dar  iltereo  Bildwerke  biaweilen  nur 
dadurch ,  dam  sie  etwas  niedriger  und  weniger  iiteäf  ge- 
bildet tat.  Oaftert  dagegtn  &hadt  sie  der  aognianntcn 
pbrT^fiacboa  MQtxe.  Da  rieb  jedi>ch  bei  der  Uebnahl  der 
Flgsrcai,  welche  mit  einer  aolcben  Kopfbedeckung  rersehen 
siod,  die  BvifDgung  eiue«  aafariatincbpHorkanfl  hiawei»endan 
Attribatee  in  keiner  Weise  <*rklären  Ubut,  so  spricht  alle 
Wahrscheinlichkeit  dafür,  da»  diese  Form  nicbti  Anderes 
ist  als  eine  durch  deu  freien  Stil  rennlMst«  Cmbildung  des 
alten  Pileo«  Demnach  wäre  in  solefaen  Fällmi  der  Name  E*i]ens 
otU^r  Totulns  bistorincb  riohiiger  aU  die  tob  den  modurntrn  Er- 
klArvm  antontchiedslos  angvwendets  BeseicbDUog  einer  phr;* 
gtscbeo  Motte.  Elino  ähnliche  A  bwandelong  den  altes 
Typus  scheint  ancb  in  dam  rSmiscben  Knltarkrei«e  }>Utt 
gefunden  tu  haben,  indem  die  Laren,  Uottheiteu,  walcbe 
aas  dem  italiscbeu  Hew  uvtsrin  hervorgegangen  und  ron 
a^tatieebea  EinflfUsen  nnherflhrt  sind,  biüwvileo  mit  einer 
der  phrjrgiaebeo  «nUprecbenden  MflUe  daigesLellt  werden  ')• 
Wie  dem  aber  ancb  sei.  jeden  Falls  bat  sich  der  Pilens 
In  Btnuien  wie  in  Rom  lange  Zeit  in  der  Tracht  der  mit 
llsm  K ul tun  in  Bnuehnng  stehenden  Peraoneo  etW tsflu 
!*— — "i*«!  »chrcibt  dem  Vertreter  der  etraskiseben  PnV 
fti  itratie,   drni   Uueumo,   »iuea  (Jalenu  su ,  also  di^ 

wlbe  Knpfbedpckqnir,  welche  die  römischen  PanttAeai   und 
FUniines  trugen.    Durah  einen  hoben  spitasn  l'Üens  ist  ant 


S)  E.  B.  RilUff  Waadymilds  ^  IS  a.  87. 

9)  Prepb  V  U  2>:  PHm  fslvitas  pessü  paetorla 


506     Silcung  tief  phihn.-fthiiof.  Clngge  rom  8.  Nouembrn-  i880. 


einer  pemginer  Urne')  ein  libireuder  Priester  ausgezeichnet. 
Eine  »fauliche  MUtze  hat  ein  en  face  dargestellter  Kopf  anf 
einer  Serie  etruskiacbeu  Schwerkupfers  ') ;  du  auf  dem  Reversfl 
die  lustrumeata  puutiticalia  dargestellt  Mad,  »o  spricht  allti 
Wahrscheinlichkeit  dafUr,    das«    der    Avers    das  wichtigst 
Abzeichen  der  Priestertmcht,  den  Püens,  wiedergieht.  Ausser 
dem    gehören    hierlier    drei  Figuren    der   cornetaner    Gral 
malorei,  welche  mit  der  Anordnung  von  Leichenspiolen 
schäftigt    sind   —   eine  Thutigkeit    von  entschieden  saoraler 
Beziehang.    Kiue  dioäer  Figuren  Ut  in  der  sogenannteu  Tomba 
Bajetti  darge-stellt^);  die  anderen  beiden  betiudea  sich  in  der, 
sogenannten  Tomba  degli  unguri,  wo  je<1e  durch  eine  beigefSgtfl 
Inschrift   als  Phersu  bezeichnet    ist*).     Alle  drei  Figiirea 
babeu  das  Gesiebt  bedeckt  mit  einer  bäHigen  Maske»  die  an  den  ^ 
Typus  dos  sogenannten  Acheloos  erinnert,  und  tragen  anf  ileoi 
Kopfe  eine  hohe  steife  spitze  Mütze  aus  braunem  StoÖe,  auf  d«iH 
sich  in  verticaler  Richtung  ein  nach  oben  zu  schmäler  wer- 
dender weisser  Streifen  bin/.ieht.     An   der    Vorderseite    der 
Motze  ist  tinroittelbar  Über  der  Stirn  eine  Art  von  Diadem 
angebracht,    dessen  Zeichnung   und   Färbung  —  weiss  mi^ 
leicht   geschwuugeneu   schwärzlichen    Linien    —    eher 
einen  gesteiften  wollenen  oder  linuenen  Stoff,  als  auf  Metall 
hinweisen.     Ausserdem    ist   die  Mütze    der    in    der    Tomba 
Bajetti  dargestellten  Figur  und  einer  der  Phersu  in  der  Tomba 
degli  auguri  (Fig.   15)   an    der  Spitze    mit  einem  quasten- 
artigen Fadenbiischel  versehen.    Die  gleiche  Kigenthömlich- 
keit  kehrt  wieder   an  d'^m  spitzen  Pileus,  den  ein  in  eines 
chiusiner    Grabe   gemalter    Flöteospieicr    trägt  *j    —   anc 


ledH 


1]  Coneotabile  dei  tnonumenti  di  Pera^a  Taf.  XLEX— LXX7  2.    J 
2)  Miirchi  e  Tessicri  Taes  grawc  Cl.  111  Taf.  11.  1 

3]  Ungenau  beschriebea  und  falach  aufgfifasst  von  Britio  im  Bnll. 
deir  Inst.  1873  i>.  75,  7Ü. 

4}  Bull,  deir  Inat.  IS78  p.  18&. 

5)  MoD.  dcir  iDst.  V  Taf.  XVI  n.  III. 


H'.  Itetbig:  Vther  dtn  JVnii  der  tüten  UaUktr, 


507 


diMe  «in*  BrrafnktaMe.  di«  in  engen  Bnxiehungen  su  den 
Kultoi  Btftod  und  bvi  der  die  Ori^hen  dauarDd  die  nlter- 
thümliclie  Trurht,  den  langen  bis  r.a  don  Kanks&cheln  herab- 
reicbcDdru  Chiton,  fusUiieltcii.  Angi*4iichU  dea  »n  der  SpiU« 
die— r  Pilei  siühibaren  Bftacbela  darf  vielleioht  kd  die  Woll« 
erinneri  werden,  welche  an  dem  Apex  der  Haniines  ange- 
bracht war').  Wi«  man  aber  auch  Qbar  di«H  ErtiMlb«tt 
nrthmlon  maff,  j«den  Palli  nud  wir  durch  die  bnber  ge- 
wonnenen Resultat«  berechtigt,  die  alt«lrajtki«cheii  Bildwvrke 
xur  Veranftchaalichang  der  Kopflracht  der  römtichen  Priestor 
xa  bt-notswu.  Durch  ihre  Zu/iehuug  wird  f^r  die  Unter- 
anohuDg  eine  reichhaltige  mouomMUle  Grandlnge  und,  wo 
di«  Berichte  der  Sohrirtitollffr  einander  widersprechen ,  ein 
KriteriaD  g«woaaciit  indani  dift  Angaben,  w«lcb«  mit  dra 
aUeinukieoben  Typen  fibereinatimmeu,  «albafcvantlndlich  in 
«rvtar  Linie  an  b^rÜekiHchtigen  aind.  Wir  beeehr&nken  nm 
auf  lU«  Pluminea,  da  Ober  deren  Tracht  nnd  im  Beaoaderctn 
fibar  die  de«  Flamen  Diali«  die  xahlreichat«n  Naebncbtev 
TorUegen. 

Nach  den  aoad  rück  liehen  Augab«o  d«  Varro  und  Ver- 
rios  FUccua'i,  die  den  Pileas  mlvr  Tntnlttt  der  Plamin«!  mit 
•ioer  Ueta  Terglnicheu ,  kann  es  xnnichit  keinem  Zweifel 
flOtnlMigm ,   daa    di«»«   Kupfhedeckuug    nraprangÜcb    eiuv 


1)  Srrviu  n  Arn.  Tl  RHHi  .Ap«t*  ^rttpri«  tUcitor  in  naimo  FW 
»laU  pUto  rirpi  luuu,  bo«  «rt  in  ciUw  «ttrfmtuu  mcHliak  Um  «tt. 
Dtndbe  a.  A«iw  Vlll  flß4;  PUmlni«  In  ra|iilfl  halt^bant  pilirn».  hi  qae 
frat  W«vi»  riro  araipfr  haUae  kaa*  aÜqQlJ  Za  Arn.  X  IfTO:  .  .  . 
Dieltar  ftutom  af«t  rirca  qoM  la  ittaaM  pUfutii  Klftmiaatn  kua  cifoam- 
data  «t  als  coUlfpatA  «nt,  nodi  «tu.'»  KUmlBM  voealmtar.  Dabar  Aai 
Ryltbtldn  Ui  Vkr«iL  A«n.  VIII  fiM :  Uiaigtrmq^t  sf(«a 

V)  Varro  L.  T^  VII  9  44:  TotaUli  dktü  U.  ((ai  la  Mcrit  la  «a- 
^Übos  kaiivr«  »»Unt  ut  tiKtim  Pntu»  fnfm.  1.  X\\  i>  >iU:  Tatklifli 
....  Qaklam  pilnm  Uaataro  fanna  »ttaU  flcuKttua,  i|aa 
«t  Natlicei  DtiiDtar.  «edtCD  bobIm  TO«arl- 


508     SUsung  der  }itiiios.-phäoI.  Classe  vom  0.  !{ovembtr  1S80. 

hofae  k^elfürniige  Mutze  war  ähnlicb  der,  welche  iu  der 
ältesten  coruetaner  Grabmalerei  vorkommt,  und  dürfen  wir 
Dnnmehr  mit  Sicherheit  annehmen,  dass  der  niedrige  heim- 
formige  Pileus,  welchen  der  bei  dem  Opfer  des  M.  Aurel 
gegenwärtige  Flamen  Dialis  auf  dem  capitoliuiacben  Relief 
trägt,  nicht  den  ursprünglichen  Typus,  aondern  eine  f>pälere 
Abwandlung  desselben  durstellt.  Wenn  ferner  Dionysias  von 
HalikamassM  als  Attribute  der  Flaminea  die  tclXoi  und 
die  atetiftaia  anfuhrt,  so  kann  das  letztere  Wort,  da  ee 
eich  um  eine  uralte  latinische  Institution  bandelt ,  nicht 
Ki^nze,  sondern  nur  Bänder  oder  Biudeu  bezeichnen.  Es 
steht  nämUch  fest,  dass  der  <-rebraucb  ron  Kränzen  aus 
Blättern  oder  Blumen  in  Griechenland  erst  nach  der  Zeit, 
in  der  die  homerischen  Gedichte  eutidandun,  aofkam';  und 
dass  er  in  Italien  noch  ungleich  spater  Eingang  fand.  Was 
Italien  betrifft,  so  ist  hierfür  die  Betrachtuug  der  cornetauer 
Grabgemälde  in  ihrer  chronologischen  Reihenfolge  höchst 
lehrreich.  Kränze  finden  sich  hier  zum  ersten  Male  auf  den 
Fresken,  welche  einen  sehr  vorgeschrittenen  archaischen 
Stil  und  zugleich  eine  erbebliche  Zunahme  des  hellenischen 
EinÜusaea  bekunden.     Das  älteste  Grab   dieser   Art    ist   die 


I)  Diony».   Hai.   ant.   rom.  11  04   (von   Nama):  i^>'   ii  öffTepar 

{Siära^if)  TM(  xaXovfiiraif  vnu  fiFV  ''ICXX^vuty  crerptfrpo^toi^ ,  tinö  At 
'PoifAoiioy  ifXiifiiaiy,  ove  ^rti  i^f  ipo()tjafufi  riür  TtiXwy  tt  nai  atffAfAiiruii't 
£  xai  yvy  £ii  tfoftuvai  <f>'k«fta  xaXuvfttt,  o'itu  itftoanyofitCtivct. 

'2)  Iq  den  lioine riechen  Gedichten  ist  vou  Bolclien  Kräiiun  oocb 
Blcht  die  ßode.  (Vgl.  Athoo.  I  IS  E  P;  Schol.  zu  II.  XIll  7;tÖ).  Du 
Wort  crfifctyof  komint  in  der  IUob  XIII  7-16  (artifayoi  rtoXi/4ow)  and 
das  davon  abgeleitete  Verbnm  «rrfyxu'o'tei  II.  V  7.39 .  XI  ^6.  XV  153, 
XVIII  4^^  and  Od.  X  VJTt  io  übertragenem  Sinne  vor.  Uocli  ist  dabei 
Icelnesvrcgs  au  uincu  Kranz  awi  Laal>  oder  ttlumon,  sondern  an  ein  me- 
tallenes Diudeui  tQ  denken,  eine  Bedeutung,  dit>  das  Wort  iio«b  in  dem 
Bjmn.  hom.  XXXII  6  (xv^ueot  tiitö  ainfäyoi]  bat.  Soweit  wir  die 
griechische  Litterator  kennen,  findet  aicb  die  älteste  ErvTäbnoa^r  von 
Blnmenkränien  In  den  KTprien  (Ätheoi.  XV  p.  6>^'2  Fi. 


W.  miiHg:  Üthtr  «Im  Pihm  dtr  W(<ii  itmUktr. 


609 


«ogvnannt«  Tomba  dello  highe').  In  den  di«  LvicfaeDfoier 
MbiMomden  Malereien,  welche  die  Wände  ftcHmQcken,  treten 
ciiiil^e  jQn)f1in^o  mit  LauhknuiKen  am  du  Hur  »uf  ond 
konuitni  uiBn*rd<un  mebreru  Kraue DgaaUlUD  vor,  wolche 
gleirhartigv  Kr&nte  oiu  die  hohe  Hunb«  gelegt  irmgea.  Dm 
gagen  kennt  die  Sitere  Kpoch«  nur  Band-  oder  Bindea- 
MbonidL  Ab  iolohen  haben  wir  demnach  »ach  die  orifi^ata 
dM  DionjMQfl  Ton  Hulikania«  ■ofiofusen.  Hienta  kommt, 
Ana»  auch  iu  Utriniiichvn  Qaelleu  ein  Apicolutn  nut«r  den 
Attriliuten  di^r  Klainioefl  »ngefllhrt  und  erkllLrt  winl  als  ein 
HhiuI,  mit  dein  diese  Priester  den  Apex  angaben').  Wäre 
\\\v*r»  Hand  nicht  ein  «tilndigea  und  hertoivtedbendn  At- 
iribot  der  Ramiues  gewesen  ,  dann  h&tt«  man  anmöglich 
daniqf  verhUleu  können  Klumen  von  Filamau  d.  i.  fiaml- 
trigar  abmleiti'ii  and  wDrde  diew  Btymologie  achwerliull 
Bei&ll   gefunden   haben*).     Ja   eine   Angabe   weist   sogar 

1)  Micftli  atoriü  Taf.  RM ;  Mut.  ilrtgor.  I  t04 ;  Cuin«  Einria 
laarittlmA  II  K',;  HiUorf  r«rcliitcetaro  yuljeUrome  |il.  lu  a.  "i;  Staskol* 
Wrir  a»d  K-rgtner  Gräber  roa  Cemct«  Taf.  I— XVUI  DUm«  Grab 
«aide  fou  mir  iuiwrluüb  der  Onifp«,  dn  m  anctbAri,  n  titf  kirah« 
Ctrftrkt  iAnti.  d«tr  Inat.  inHA  p.  81*.*,  1670  p.  :>3-«3)  Doch  twU 
kh  laiek  bri  «irJribAltvr  B«tracbtaDf  d«i  0«auUiU  Bbaranft.  da« 
Braaa  (Atta,  dtlt'  liuL  IHOO  p.  i2*  ff.)  Haeht  bat,  VMa  «t  e*  Tkimakr 
an  Aiß  tipitf«  drr  iwcitfo  PerioU  stellt 

V)  Pul  Diac  «Ec.  p.  V3i  Apiculam  filam.  ^e«  taiia—  nlatan 
a|>kMi  ftraal.  Dw«*lb«  p,  IS:  Aprt.  %tA  «il  eftOMdolaa  laelfi«, 
bietet  Mt  ab  vo,  qood  «iaaifielieiuhia  aatlqui  vlaeato  «p«r«  ilkabaat 
tMe  aptufl  b.  qtti  ceavealMttr  aHoai  liarti»  wt  V*mLt.VS4t 
Ftathiaifc  i|«od  la  Latl«  «aptt^  veUl«  erant  scnptr,  ae  aapai  ebuti 
b«b#baat  «(>.  «AoiiDte  dleli.  Uhlor.  orif.  XVllU  :«Dv&  raratenmlM  lel- 
•4.  Unifwana  tll  p  <110):  Apn  mI  pilnm  totil«.  qoe  Mctrdotai  ffla- 
UIm  stoWatar,  app*llatu  ab  api*ndo,  U  «st  a  Ufaaila.  Kam  *ÜV*1^ 
^[■aa  tn  pilim  «rat,  caaavcUbatar  lAo,  qaod  fl«bal  *x  Uaa  heitiaa. 

3}  Varre  L  I..  V  M  (a.  41«  vorife  AaMtikaaft.  PaaL  Diu.  caa. 
p.  §7:  FkuM«  l>ialu  «llrtaa.  i|eai  Ue  M^da«  nlefart  ladcfa«  app«l- 
latar  Oanra ,   iiiad    ftlamn.     St* v.  •«  Aatt.  Vllt   Mi :    frlaalaM   ia 

[\mO.  L  rtül-pbii  UaLCt  M.L  4.)  « 


^i 


BIO     SitSMtiü  der  philos.-phitol.  Cluase  rom  6.  November  1880. 


darauf  bin,  dttss  die  Flatniues,  wenn  8ie  Dtcbt  in  vollem 
Ornate  d.  i.  mit  Pileus  und  darum  gelegt«u  Baude  auftraten, 
lediglich  ein  Band  als  Zeichen  ihrer  Würde  um  das  Haupt 
geitchlnnijen  trugen'^  abgesehen  natürlich  van  dem  Flamen 
Dialie ,  dem  die  BeibebuUung  den  Pileus  auf  das  Schärfste 
vorgeschrieben  war.  Diese  Angabe  erscheint  um  sü  glaub- 
würdiger  f  da  auch  auf  den  ältesten  cornetaner  Grahge- 
müldeu  Männer  und  Jünglinge,  wenn  sie  ohne  Pilena  auf- 
treten ,  das  Band  allein  als  ebreuvolles  Abzeichen  führen ^) 
and  ein  ähnliche»  Mutiv  ohne  den  Pileus  znr  Bezoichnnug 
de.'4  röuiiacheu  Libertus  dienen  kunnte').  Ueberbaupt  war 
ja  ein  bandartiger  Schmuck,  der  gewöhnlich  Vitta  f^euannt 
wird,  ein  notbwL>ndigej3  Attribut  juilcr  einer  Gottheit  ge- 
weihten Persuu  oder  Sache  und  »cheint  es  somit  undenkbar, 
dass  die  Flumines  eines  solchen  Attributes  eutbehrteu. 

Fragen  wir  nunmehr,  wo  dieses  Band  an  dem  auf  dem 
capitolinischen  Relief  abgebildeten  Apex  des  Klamen  Uialia 
zu  SQcheu  sei ,  dann  kann  nur  an  das  reifenartige  Motiv 
gedacht  werden ,  welches  den  Ansatz  der  Virga  umgiebt. 
Dann  stimmt  mit  der  bildlichen  Darsiellang  die  An- 
gabe des  Isidur'),  dass  die  Virgu  vermüge  des  Bandes  be- 
festigt war,  uud  ergeben  die  Notizen,  nach  denen  sich 


I 


I 


eapite  habebant  pileum,  in  quo  erat  breris  rirga  seuiper  habeas 
aliijjQid.  Qaui!  cum  per  a««tas  ferre  noo  poucnt,  filo  Uiitnin  capittt 
r«lit*are  coeperunt.  Nam  oiidis  p«nitu8  qo*  capitilios  incedere  natu 
facrat.  Undea  filo,  quü  utt-ttantor,  fUiiiinea  buntdicti,  qouai  fila- 
iDiD«B.  Verum  featis  üieboa  Alo  d^-poatto  pUea  ueoeast!  erat  aocipere, 
qoae  aecundiim  alioa  ad  oateudcndam  aaoerdutii  cmiiientmio  sunt  reprrta  . . . 
D«rsölbfi  ZQ  Aen  X  270  (S.  507  Äam.  l).  Dionys.  Hat  ant  rom.  II 
64  :.S.  608  Annt.  1).    Plut&rch.  Numa  7. 

1)  Serv.  ZQ  AoD.  VIII  t>64  (a.  Ai«  Torliergeheode  Anm.). 

2)  8.  oben  S.  500—503. 
\i)  S.  oben  Seite  5l>4. 
4)  Orig.  XTIin  30,  5  (S.  509  Anm.  2). 


W^.  atXbi$:  U^r  tUn  PUtm  drr  atUm  U^iker, 


5M 


ÜAuA  aa  dem  At>ex  befand*),  keinfm  Widerspruch;  denn 
diu  Wort  A|»ex  bfJxricUiittt  uptprunglich  deu  ftUl»rfcig«n 
AiifaU,  wi>Ichr<r  )(t*w5l)nl!ch  Vir^n  ^cDannl  wird,  und  ui 
dann  al»  para  pro  totü  auf  diu  ganrx'  Kopfbfdeckuug  Ober* 
Imgfn  wurden').  Andtrmr  Soiti  »nichptnt  die  htrnctiir 
de*  ^iifinuteu  Motives  wir  die  Stelle,  an  welcher  ei  angv 
briicht  ixt,  gauK  uaturgomMm,  wenn  wir  anm^hmeu,  6aM  m 
mch  *'ntnicki*tt  hat  aas  einem  BimuIlt  enUprecfaeiid  «lern, 
wt>leh(!M  «uf  d«n  coruetaiior  Gri4bg(*mildeu  deu  Pfleiu  in 
U«r  Hohe  de»  Scheitel«  amgifhl.  WaUtij;  and  nUrr  wirkt 
dicMM  Band  ganz  Ihulicb  wit*  daa  auf  dem  capitoliaiM:bna 
Relief  dargeelelU«  reifeimrtige  Motiv.  Und ,  da  eich  doa 
Baiid  »n  dvm  oberen  Theite  dca  Pileiis  befand,  so  Ug  m 
Uitlie,  dsJwrlbiN  als  die  Virga  nuf  den  I'ileut  aafgveetxt  worden 
war.  i-mponEoriickun  und  um  den  AuMitz  der  Virga  heram- 
sulegeu.  llierdarrli  wurde  die  letztere  gefuMtigt  und  xu- 
gU-ich  diT  Uttbcigang  des  Piletu  tu  der  Virga  in  orgaDiechcr 
Wtiws  Tirrmitttflt. 

l>jirQhirr,  daas  der  Virga  gennmitti  Gi^^enstand  identisch 
ist  luit  dem  »tabnrtigt'u  AufiAlx,  den  die  Hitdwerke  auf  den 
pri«sl«rliclieti  i'ilei  wihdfrgtibeii.  kann  nach  den  kUr«n 
ZevgniMrii  iler  SclirifUiiTlU>r  kein  Zweifel  obwalten.  Kioar 
a&ttcrt)u  Uelrachtuug  b«>darf  nur  die  Augabe  des  Verrin»  l*lar- 
cas'f,  dass  die  KrOnuiig  di*4  l*il«(u  de«  Flaman  Dialis  in  «invr 
Virga  otcagina  bostand.  Wenn  die  Dodcratai  Gdvhrien*) 
hieraus  »chliesseu,  dass  an  der  i^pitze  dieao*  Pileuii  «in  (Jelcwetg 
befestigt  gewesaa  sei,  M»  spricht  hiergrgrn  das  cnpitoUniscb« 


1)  Psal   Lnae.  esc.  pi  10,  13  (K.  MO  lam.  ZU 
}}  Sert    lu  Aca   II  H^^i,  %  '^0  ^3   .»7  Aam.  1). 
:•>'  l'»1     l>i»c   «IC    y.  10:    AlUffsJcrM  *  faU   aealastai.    Kit 
>  «ft|iilla,  H9A  l'uÜM  Aunia»,  U  Mt  sw^rdvtM  Jofto,  ■!«■ 
•talw  ni  liosUa  alLs  J«rl  OMsa,  «at  alfi|(shatsi  sfss 


4;  »V  MKli  MsiiiurdI  Ua^b.  IV  p.  'STJ. 


»• 


512     Sittuti0  der  phih/g.-phÜtit.  CUuK  tum  fl,  November  1890. 


Relief,  welches  keinen  Zweig,  sondern  dentHcb  ein  [glattes  stab- 
artiges Motiv  darstellt.  Wollen  wir  daber  nicbt  annehmen, 
dass  in  der  Zeit  zwischen  Verrius  Flaccus  und  M.  Aurelius 
eine  Abänderung  des  betreffenden  Attributeri  erfolgte,  dann 
muss  jene  Virga  oleagtua  far  eioen  aus  Oelbaamhulz  ge* 
schnitzten  Stab  erklärt  werden.  Ausserdem  wird  uberlieferti'H 
dass  an  der  Virga  des  Flamen  Dialia  eine  wollene  Flocke 
befestigt  war^^.  Sie  ist  vielleicht  in  dem  knopfartigeu  Motir 
XU  erkennen,  in  welches  die  Virga  auf  dem  capitoliniscben^ 
Relief  anslänft.  Doch  liegen  die  Virga  nnd  ihre  Ansstattong 
dem  beRtimmtoD  Zwecke  unserer  Untersuchung  ferner,  da 
dieses  ÄUribut,  soweit  unsere  Monniuentalkenntniss  reicht, 
nicbt  zu  der  Ehrentracht  der  freien  Männer  gehörte,  son- 
dern von  Haus  aus  ein  besonderes  Abdeichen  der  Priester  war. 
Ausser  in  tltruriea  und  Latinm  ist  der  Gebrauch  des 
Pileus  noch  in  Cmbrieu  nachweisbar.  An  mehreren  Stelleu 
dieser  Landschuft  nämlich  finden  sich  urthümliche  Brouxe- 
figuren  von  Männern ,  welche  nackt  oder  mit  einer  eugeo 
bis  zur  Mitte  der  Wadeu  reichenden  Tunica  bekleidet  sind, 
und  von  Frauen,  deren  Tunica  bis  zu  den  Knöcheln  herab- 
reicht*).  Weitaus  die  meisten  dieser  Figureu  und  «war 
sowohl  der  mäuulichen  wie  der  weiblichen  tragen  einen 
steifen  kuppel-  oder  k^elförmigen  Pileas.  Einzelne  Figureal 
dieser  Art  haben  sich  bei  Terui  und  Todi  gefunden.  Be-^ 
sonders  reich  an  ihnrtn  ist  der  Boden  von  Bettona  nnd 
Norcia.  Ausserdem  kommen  sie  in  grosser  Menge  auf  der 
höchsten  Spitze  des  Monte  Subasio  (bei  Asaisi)  vor.  Sie 
lassen  sich  nach  der  Art  der  Technik  in  zwei  Klas^n  theilen: 
die  einen  sind  aus  Bronzeblech  geschnitten  und  dann  in 
der  Regel  mit  der  Keile  übergangen;    Augen,    Brastwarzen 


1 


1)  SetT.  tu  Aen  II  683.  VIII  664.  X  270  (S.  507  Anm.  I). 

2)  Eid    aosfUhrlicber    B«riclit    Ober  dkse   Pignrdo  findet  sich  in 
dfiiu  demnächst  erschetneitden  Dcceiuberhefte  den  Bull.  d«ir  Inst.  1880. 


W.  Htlhifi:  Ütbtr  den  POtm  dir  «Htm  IttiiUr. 


513 


nnil  Nikb«!  niod  gowöhnlicb  dorcb  oiDffpriUt«  oder  einge- 
preiMte  Kreise,  der  DOtere  Rand  de«  Pilcua,  d«r  innerhalb 
di^^iHT  KlaMc  Terhultni«8nii»tg  •elUn  rorkommt,  and  der 
Miiud  bisweilen  durch  eine  eingnchnittnu  Lioia  angedeutet. 
Die  audere  Klame  wi  in  (trimitiver  Weite  gegoneo.  nämlich 
venuOge  «ioer  ofTeiien  Form,  io  d«r  nur  die  Vorderseite  de« 
Körpers  aosgedrückt  war;  nach  VollendaDg  des  tinnses 
wurden  einzelne  Stdcke,  deren  Gusa  mangelhaft  aiugefnllen 
war,  wie  x.  B.  die  Arme,  mit  deai  (laninier  rerbesatrt. 
Der  Pileas  f^^hlt  innerhalb  di«4er  Gattung  nur  aosnahms- 
WMse.  }iei  den  ihr  aiigohOrigm  otüiinliuhon  Figuren  ist 
das  Gevh  lecbt«seichen  stet«  sehr  stark  berrorgeboboi. 
In  briden  Klaviten  hAbi*u  die  Körper  eine  unuattlrliche  Lüngft 
and  sind  die  Hände  nur  sehr  selten,  die  Küsse  niemals  aoft- 
gedrBckt;  rielmebr  enden  die  Beine  in  Spitxen,  welche  ver- 
muthlieb  dosu  dienten ,  die  Fignren  in  eine  Bans  eioto- 
fteeken.  Die  Rohheit  der  T^en  nnd  die  hier  wie  dort 
bftehst  primitive  Technik  beweisen,  daas  beide  Gattungen  in 
MM  armlte  Epoche  hinaufreichen.  Das  reiobili  lla(«ml  tu 
ihrer  Kenntnias  findet  «ich  in  Perugia  in  den  Ssrnmlnngen 
UuardAliasMi  und  Belluoci.  Be«onddre  D«achtuDg  verdient 
ein  der  letsteren  Sammlang  angehöriges  g<igosa>ues  Exemplar, 
«U«  an«  Bettoua  «tammt,  da  hier  an  dem  Pileu.^  das  deo- 
ssdben  in  der  UObe  de«  Scbeitala  on^bende  Band  aBgv 
dentet  hL 

II.  Der  Pilens  der  Franen. 

Den  gleichen  Notxen  gewUircn  die  ctroskiscben  Doak* 
nuler  bei  einer  Untmuchung  Ober  die  rSmiacb«  Ftumb- 
tracht  der  Torrlamiscben  Kpoch».  Auf  den  ältesten  eom»- 
ler  Gmbgemtlileu  tragen  die  Frmnen.  wenn  ■»«  nickt 
ier  abnormen  Verbiltnissra,  wie  t.  B.  tratramd,  darg^ 
stellt  sinil.  eine  st«ifa,  untaa  ng  u  dem  BcUbUl  nnUigciMl«, 
jMlocb  Qbar  daosalben  awporragrade  Haube,  w*)eb*  in  ö« 


k: 


514      Sitgttntf  Her  jihiioit.'phUnt.  Clasw  wwi  ß.  Noveuiber  18S0. 


H&he  des  Scheitels  von  einem  dicken  reife iiartigen  Bande 
and  über  der  Stirn  von  oiuer  mehrfach  gefältelten  Zeng-H 
binde  nmgeben  ist  —  also  eine  Kopftracht,  welche  genan  ~ 
der  der  tanxenden  Lar/;e  in  Her  Tomba  delle  iscrizioni  ent- 
spricht'). In  einzehien  Füllen  tritt  an  die  Stolle  der  Biude 
ein  aus  Metall  gearbeitete*  Diadem*).  Ein  kürzerer  oder 
längerer  Mantel  ist  bald  über  die  Plaube  gezogen  und  ver-J 
mJigp  des  genannten  Bandes  daran  befestigt,  bald  um  den] 
Nacken  und  über  die  Schultern  drapirt.  E»  bat  stets  ein«1 
braune  Farbe,  die  bisweilen  in  das  Rothliche,  bisweilen  inj 
das  Gelbliche  hinüberspielt.  ^Vgl.  Fig.   17  und   18). 

Eine    ähnliche  Kleidnng    wurde  in    der    vorcla8<«ischeQ] 
Epoche    Ton   den   romischen  Matronen    getragen.     Der  Be-J 
weis    lä.«<st    sich    fiShren  au*  den  Nachrichten ,    welche    vor- 
liegen  über  die  Trachten  der  rÖmi.<ichen   Braut,    der  Flarai- 
nica  nnd  der  Mater  familiafi,  wenn  sie  romano  rita  opferte  — I 
Trachten,  bei  denen  aus  religiöser  Scheu  der  ursprüngliche 
Typus    mÖglichyt   festgehalten   wurde.     Am  AuffObrlichsleo 
berichten  die  Schriftsteller  Uher  das  Kostüm  der  Flamiuica; 
doch    sind    ihre    Angaben    öfters  rerworren    und    bisweilenl 
geradezu    widersprechend.      Es    mag    sich    dies    einer    Seits 
daraus  erklären,  das«  die  Stelle  des  Flamen  Dialis  von  dem 
Jabre  87  bis  U  t.  Chr."),  also  gerade  in  der  Zeit-,  in  derl 
sich    die    tüchtigsten    Forscher    mit    den    römischen    Älter^ 
thümern   beschäftigten,    unbesetzt    war    und  somit    die  Ge- 
legenheit fehlte,    die    von  Alters    her  überlieferte  Kleidung 
der  Flaminica   durch  eigene  Anschauung  kennen  zu  lernen-l 
Anderer  Seit-s  lenehtet  es  ein,   daw?  die  vornehmen  Romer-^ 
innen,  denen  diese  Würde  in  der  Epoche  des  hellenisirendenj 


1)  Sifho  oben  Soit*  49W. 

2)  So  b^i   den   l>ciden    Fraacnge«tslt«n  in  der  Tombs  del  Baroofl. 
S.  oben  S^'it«  502  Anm.  1. 

3)  Tacit.  Ann.  III  58,  71.     Suet<m.  Dir.  Aag.  31.     Cusiiia  Dia 
tIV  86. 


W.  H«tbi0:  Ctber  tUn  Püru*  4fr  idtrn  Uniiktr. 


915 


McbmfteW  r.ußol,  ein«  «ot«obi«(li;D»  AntipatbtV  gi^ften  dift 
AltvüU>nBch«  DuH  barocVe  Tracht  bnbon  iiinut«o  and  d«M> 
b  gfririm  giuHf^t  wnrrn ,  dintr>lhf  im  cliü^ixchtfa  Htaoe 
:inc]era.  Jpclen  Falls  tag  es  ihnen  nabi-  genog,  aU  dia 
Tradition  75  Jabre  lui);;  unt4>rbrochei)  gewesen  war  and 
Ao|fn*taif  im  Jnlire  H  r.  Cbr.  du«  iilt«:'  Prifidfrtbttro  wiiHlM* 
bemtrllt«,  pihpu  Comprnniias  zwiffchm  Jrr  vontusichtHcb 
halb  r«r«chollt'D90  UelH^r lieferung  und  d«m  eigenra  Stilge- 
fthl  tu  treffen. 
^m  Waa  7nnäoh«t  die  Anordunng  ili*«  Haarea  betrifft,  ao 
^^Ll  M  aoiwlrOckljoh  betrugt,  da^a  die  Fl&miniea>)  nnd  die 
^BCater  fiamilia«*}  dassellH*  hoab  aufgftbnrmt  trugen  and 
\n  der  letcteren  die  llaamtawen  Bber  dem  Scbeitifl  aa- 
•enrnrogefiMit  warea.  Offeubar  iat  diei«  Anordtmug  idea- 
tiadi  mit  den  aex  crinea,  welche  ftlr  die  rOmtachos 
Brlut«')  und  die  VoitaliimfU^)  vorgeacbrieben  waren« 
c1.  b.  die  Haare  worden  anf  d«*r  Vorder-  tind  auf  der  RÜck- 
MJt«  de«  Kopfea  in  je  drei  Parlit>a  gi^aondert ,  dieae  nach 
dem  Scheitel  emporg«u)geii  nnd  daarlbat  gefaatigt*).  fiiae 
drrartige  Anordiiang  pnt'prifbt  iler »  wpicbe  wir  bei  den 
II  r   •len     coruotjuier    Waudgi'tu&lden    dargeatellteu    Fraaea 


I)  fMtai  rr4rm  I.  XIX  p.  IVA:  Tatotaa  voeari  aiaat  rUmtai- 
kfillU  or:  i[i.  i]Q04l  fl«t  vttta  ]raiparm  iaaeia  «faibai,  el 

BciDo  1j)  «1 [*«ul.  DiAc  «ul  p.  8&4i  Tatofaua  dktbiaal 

yUmiaimaw  «afitv  oraaaeatm  vitla  parparea  i»«ia  crlaitas  «i  to 
;liaiBa«M  minctaia. 
S)  rwru  L  L.  VU  44:  U  tataloi  ipi»«llatai  ab  «o  qiwd.  Mtiei 
rriD^  eootolttlM  ad  tcrtlcea  captUi  ^aei  habiat  tiMa  ttlalH^ 
■lar  loluU 
U|  BoaihMh  UeUnaebaafca  tber  dla  rtmUebe  Kba  p.  3M  £ 
A)  Pwt  fraffin   L  XIX  f.  339:    araU  criaÜae  aaWata  «raaatar. 
^aaJ  !•  «RUtu«  vtlartUfinos  hil .  qai>lua  qaoJ  «o  V«aCaka  rttria«  et- 
aaeiar,  qiGuum  cacÜtaUn  rlrta  tali  »pooiUanl  aapta«  a  aiUrli. 

fii  TvrtollUii.  da  TlrfiaiK  vvlaadk  II:   «rtaAai  a  fraal»  dirlaii 
aptriaai  prüf«»*«  nolUrlUtua. 


i-^ 


•"'A'/-' 


'>.*■       i,   »^.-    ".'V.   ,../      ■>■'     ''«H 
llffi'lh    |i{f>l(/«ftf         l'fi/l    /Wkr    V#: 

Ni.lifMU    vMfii    /fliLlfiM  fii';hl 
^HtMlHlK   "tIfHiril    '1)11    fidh/.,    wd< 


W.  HMiff:  Ueb0t  i/rm  Pättu  «Irr  alin  UaltJttr. 


M7 


Br  FUmintcii  mitthoilt  „qaod  vetMnAto  op«ntur''.  Wenn 
dem  OomueuUr  ilm  8«rriiu  lar  Arnrä')  du  V«im- 
^natam  fHr  ein  Falliiim  crklurt  wird.  $o  beruht  di««e  Ao* 
nabinR  auf  vxnvr  g&ax  unhültburea  VoratuiwtxaDK.  Der 
Gnimnuitikcr  hnldigt  oünilicb  der  fixni  Idee,  Vrrgil  Imw 
an  der  tielreffenilfii  Stelle  di«  Dido  in  dvr  Tracht  der  Pla- 
mitiin  uuflrfti'U,  and  gfhi  in  der  willk(lrlich«icn  Wem  «a 
Werke,  niii  die  «lUK^Inen  Kl**iduii^tarke,  wi*1chfr  der 
Dichter  der  cartbagitchen  Königin  Jttuohrmht,  und  di«, 
wolobe  fQr  ili«  r^niiwhe  Priefdcrin  vorgeschrieben  wftren, 
Quter  etUAQtler  za  ideutificir«n.  Wie  itcb  im  Weiteren 
bermoinrteUen  wird'),  entsprach  dem  Pallium  in  der  Tracht 
6»r  Klaminica  rielmt^br  die  Kita«  die  von  Gellina  wie  von 
8«rvias  aU  ein  baeondert*«  nnd  von  Avm  Vt-nenntom  vvr- 
•ehiedaiM  Aitribot  der  I'rioot^rin  an^tefuhrt  wird.  Kbenao- 
wvnig  kann  das  Venenatum  anf  die  Tauica  gedralet 
werden,  da  die  Bildnug  drn  Worli-«  auf  rinen  (arbigen  8tAir 
■cblieiaen  Iket,  wogegen  die  KUminica  gewiM.  wie  die  Braat 
ood  die  Matrona,  »o  lange  ei«  au  der  allen  Zncbt  fuit* 
hivit')«  ein«  Tnnica  am  wnniem  Wolletoffe  tmg.  Viel- 
wobr  bleibt  nnr  die  Annahme  offutt,  da»  der  Gewäbramann 
Am  Oalliue  uuLer  dem  Veneontum  dam  brLigaa  Stoff  vvr* 
atand,  welcher  daa  Haar  drr  Prieiterin  bedeckte.  Demnach 
wtki  ancb  dieae  Stella  daimaf  hiOt  Mm  die  aolg«ibannt«n 
TflrbQUt   warra.      Zwar   giebt    li«  kaina  Aaf- 


U  8«ffT.  ta  Am.  IV  187:  vettrl  «««nNalmn  lue  yaewi^aM 
Ml,  il  riandnU  Tea«iut«  vymTim  «It  ^OfttUT  aataa  caM  ikÜir 
faUm  rfcaUkalnr. 

2)  &  w<iUr  oalaa  8«iW  ft^l-Ul 

:()  r»taB  frapa^  I  XVlir  p.  SM.  9Wi  nfiUia,  tsaicb  alU»,  •( 
rrtkalU  latala  atriaq««  rertl«,  UitJa  aaeaa  9wam  a  ataalibai,  prUU 
aaftkraai  Htm  ilrgtaca  tadaua  ealiitaa  tkaat  «oüai*  nan.  VfL 
BMhwb  OataMobaifMi  ftWr  «a  rtai.  Eba  fi.  S7«.  totkar  Oalha  lU' 

^  vißi  ff. 


^ 


mAüm 


kÜniog  dufiber,  ob  die  T«rbä11ang  dordi  äd<  HaQbe 
oder,  der  Angabe  de«  Varro  enUprechend,  dsreh  eme  breite 
Bude  brwerlEsteUigt  müde.  Doch  Im*  du  Wort  Tatelv 
dcotfich  dftmf  MhliesMO.  das  aoSoglieh  der  eitlere  G«g«»- 
«tMtd  cor  AoTend  n  ng  kam.  Die««s  Wort  bedmtet  vr^ 
ipr&nglteb  eine  hohe  steife  Mütxe  oDd  wird  in  diesen  Saoe 
von  Ennin«  zur  Bezeichnung  der  Pilei  der  r^Brischw 
Frieiter  gebraacbt'}«  Ailerdings  gedenkt  keine  der  B^ 
■cbreibDDgen,  welche  ron  dem  weiblichen  Totnlna  rorliegni, 
eine«  sotcfaen  G^enstandes.  Wenn  aber  nichU  dnfo  wen^er 
die  Kopfiracht  der  Flaminica  und  der  Mater  £ftmiltaa  Tn* 
tolns  genannt  wird,  ao  erklärt  sich  dies  in  der  natvrg^ 
miwaerten  Weine  dnrcb  die  Annahmp,  da»  anprnnglicb  die 
von  Altera  her  Tataluff  genannte  Mütze  oder  Hanbe  den  be- 
zciehoendaten  Bestandtheil  jener  Kopftracht  ausmachte  and 
«ich  dieser  Name  erhielt^  nachdem  die  Haabe  aufgegeben 
worden  war. 

Die  Haube  wird  eiue  ähnliche  Form  gehabt  haben,  wie 
die,  welche  auf  den  ältesten  cometaner  Orabgentälden  dsr- 
gmtellt  ist,  and  fiomit  nach  dem  in  dem  ersten  Ahüchnttie 
gewonnenen  Resnltat';  dem  Pilens  des  freien  Römers  ent- 
sprochen haben*].  Wenn  es  sich  hienuit  herausstellt,  dafls 
in  Rom  wie  in  Etrnrien  die  männliche  and  die  weibliche 
Kopfbedeckung  im  WeseutlichflU  die  gleiche  war,  so  kann 
dieae  Erscheinung  keineswegs  befremden  Ist  es  doch  aus- 
drücklich bezeugt,  dass  in  der  Torcla^sehen  Epoche  Römer 
und  Römerinnen  dasselbe  Gewand,  nämlich  die  Toga  pnra, 
trDgeu*>.  j 


1)  Ennü  rel  eH.  VMca  p.  20  (».  oben  Seit«  +«?  Anro.  2).  Varro 
L.  L.  VII  §  41  (otH>n  Seit«  .^07  Anm.  2).  F»tus  tngm.  L  XrX  p. 
355  (oben  Seite  507  Anm.  2). 

2)  8.  otieti  Seite  498,  518  ff. 

3)  Noniai  de  ^enere  vcstim«nt.  r.  v.  to^  (p.  540  Hero-):  Toga 
oon  »olaro  riri,  «ed  etiam  feniiDae  ut4!baDtQr  ....  Varro  de  Tita  pop. 


W.  nttbig:  ü^ttr  4en  Pütw  tltr  alttn  lUUiktr. 


919 


Da«  A  u  f^ftbnn  der  Hatifae  wu  rdp  offen  bar  rcran1aa«t 
darcl)  die  atlmitlilig  freier  werdend«  Stitritibttinf^,  ^«^enfller 
eine  »olche  steife  KopfWdMknog  eme  enüfchiedene  Ad'>- 
durüU'tlte.  NichU  de»to  vrenig**r  iiber  wurA*  eio 
it  fffvtgebtiU«!)!,  welcb«  ditt  HatilM*  Ui*glritet  boiU',  oäitf 
lieh  die  Binde.  F&^üen  wir  die  daranf  bcKOglicben  Wort« 
de«  Varro')  in  dem  frtrenf^t«m  Sinne,  dann  sntieiut  ea, 
daM  man  di«  Binde  3innäcb«t  breit  am  dna  Haupt  herum* 
kgta  Wld  tt«f  dieae  Weine  eijien  Kopfuchmack  ertielt«, 
^■»Icber  zwar  nicht  in  jttriictiver,  wohl  aber  in  siilütiwber 
^M)n«chl  an  da«  UDiprfliigliche  Motiv,  die  Haabe.  erinnert«. 
^^U  dann  in  dem  weiteren  Verlaufe  der  l^utwickelnng  der 
^HUesiticbe  Geschmack,  der  daraof  ani^bt.  den  natflrlicKeo 
'  ^ehmurk  des  Haupte*),  diu)  !laar,  inr  Geltnng  xu  bringto. 
in  Rom  herrschend  gewf.rden  war,  rerfl(K:h*  man  di«  Bitid« 
in  die  Haare,  wun  ungleich  auf  eine  betrftchtliche  Vs^nger* 
ODg  d«  die  Binde  hiblenden  Zi'tig*t reifen«  iichtie«aeD  laitft. 
Diese  Umbildung  liegt  der  ßt*H'brHbang  dea  jAngiUn  0*- 
lelirt«'» ,  der  auufQhHicb  Ober  den  wnibliebeii  Tvtala*  b«»- 
richtH,  der  d*«   Verrins  Klaero«*),  «a  Qmnde.     Sie  erfolgU 

rBalleicht  ernt  in  der  angaiit«t«chen  Epoche .  ala  «ich  nach 
finfund-iebiipfjährigprUntcrhrpchnug  /nm  eratfo  Mal»  <ri»d«r- 
nm  eine  Tornohiuc  Uouierin  al^  KlntniniL'a  deui  V<d1iB  arigon 
ma^ftttf.  Kim*  noicbe  nllnmhlige  rmbildong  koonte  um  »o 
H'i.  I^t-r  anfTiillrn  da  die  Ktarainica,  wrnn  «ie  in  vollnn 
UriLite     auftrat  *j ,     die    Brant*/     «tcta    nnd     die     Matroon, 


fa.lA  I.  Praelena  qaod  b  levto  tefia  anU  halwUnt;  vaU  «tai  «Ha 
Mt  eanuDaBi>  feetlMalviB,  et  diaraan  ti  nocLaniiun,  ak  aatttW«  «I 
rlriU.     Tft  Sprriiu  la  A»n.  t  WH. 

I)  8  ob«  8«1U  &I^  Aom.  %, 

S)  H   eUa  B#lt«  .M'.  Aom.  L 

8»  8   «viCer  aat«fi  Seilt  &2S. 

4)  M>Wh  Vatrmfhvar«  IWr  4i«  T««itrlM  Kb«  ^   itTt  ff 


520     Sitiung  der  jJtiUtit.-phStjt.  Clas$e  mm  6.  Notrmher  1880, 


■ 

I 


wenn  sie  romano  riin  opferte*)«  ein  mautelartiges  Kopf- 
tnch  trug,  welches  die  das  Haar  nnmittelbar  amgebenden 
Motive  vprhfiÜte.  Jeden  FalU  ers-cbeint  der  Vorgang,  wie 
ich  ihn  dargfstellt,  roltständig  orgniiisch  und  findet  er  eine  i 
sehlhgeude  Analogie  darin ,  dass  auch  in  der  etruskischen  ^| 
Tracht  dei  Pileus  nllmählig  verschwindet,  das  Band  da- 
gegen, das  ihn  ursprlhiglicii  umgab,  feetgehaUea  wird,  wie 
in  der  Thatsache,  i\ass  bei  der  römischen  Manumissio  eine 
wollene  Biude  ohne  den  Pileus  als  Abzeichen  des  Liberias 
dienen  konnte'). 

Uebrigens  iät  vielleicht  eine  Spur  erba1t«?n,  dass  die 
hohe  Haube  nraprünglicb  auch  zu  dem  bräutlichen  Ko* 
stQme  geh5rte.  Die  Bränte  waren  nämlich  nach  der  Angabe 
des  Verrius  Ftaccns')  l)ekleidet  tunicüt  albis  et  reticnlia 
Inteis  utriaqne  rectis  textis  »nsum  versnm  a  stantibna.  Da 
ein  Haarnetz  nicht  gewoben ,  sondern  geflochten  wird  ,  so 
versteht  es  sich,  dass  reticulum  hier  nicht  diese  iu  der 
classischen  Latiuitat  übliche  Bedeutung  haben  kann.  Ross- 
bach*),  der  dies  richtig  erkannt,  ist  desshalb  geneigt,  iu 
jenem  reticulum  dos  Kleidungsstück  zu  erkennen,  welches 
sonst  gewöhnlich  Klammeum  genannt  wird.  Oa  es  jedoch 
feststeht,  dass  das  Flammeum  ein  mantelartiges  Kopftuch 
war'),  80  erscheint  die  Anwendung  des  Wortes  reticulum 
auf  ein  so  verschiedenes  Kleidungsstück  höchst  befremdend. 
Dagegen  ergiebt  sich  ein  natürlicherer  Vorgang,  wenn  das 
Wort  auf  den  Gegenstand,  den  die  Griechen  Kekryphalos 
nennen,  also  eine  Haube,  übertragen  ist;  denn  die  Begriffe 
eines  Haarnetzes  und  einer  Haube  sind  einander  näher  ver- 


1)  Vsrro  L.  L.  V  $  130  (S.  522  Anm.  1),  Nonias  d«    genere   < 
itimeDt  p   541  Uerc  (S.  02!}  Aam  3). 

2)  8.  oben  Seite  504. 

3)  F«taa  tngm.  1.  XVIII  p.  2tf(!,  289  (S.  üben  Seit«  517  Anni. 

4)  Boub&ch  Unters.  Qb.  d.  r.  Ehe  p.  232  Anm.  B6ä. 

5)  Rorabub  a,  a.  0.  p.  279  ff. 


W.  Htibi^:  Pebtr  tltn  Fäiru*  dtr  ittttn  lUtlikrr. 


531 


wandt  aU  die  eines  Haarnetoe»  and  eines  nianlelarti^pu 
KoprtnclieH.  Wenn  fernor  di«  Tnnioi  rocta  richtif;  erltlürt 
wurden  ist  hU  eiue  nach  archniHcher  Wi?i«i'  enge  niid  tuuscb- 
Itw  bcrubfallLMitle  Tuuica'i.  so  wörde  Hieb  ftlr  die  mit  dem- 
pelbeü  Adjet'tivr  bc^eiclinetf  Haube  eine  uhnlicho  Bteife 
Form  rr)(<^bt*n«  wie  sie  anf  den  etniikiscbeo  Bildwerken 
dargeitelU  ist.  Wie  man  aber  aucb  hieraber  urtheil^m  lua^, 
jeden  Kult«  wanlp  von  der  altrn  Trncht  wiv  bi*i  dor  Fla- 
minica  so  auch  bei  der  ISraut  dauernd  die  Binde,  die  Vitta, 
fcatgehtttten') 

Das  Flaminfatti  oder  der  KUirnmens  dor  Hnint  war, 
wie  bereit«  angedentet  wurde,  ein  inantubutiK«  Kopftuch, 
welche«  da*i  Omicbt  unbedeckt  Ue««').  Ka  wird  veniitschHii licht 
dnrch  die  kunt^n  MAtit*- 1 .  welche  die  Fraacn  auf  ■Itvtrua- 
kiachen  Bildwerken  Iwld  übtT  die  hohe  Haube  geiogvn  bald 
ttber  die  («chultern  j^eworfeu  tragen.  Dan  in  du  UAihliche 
oder  (leibliche  «piolemle  Bmiiu.  mit  dem  die«)  Müntel  auf 
d«n  Wnndbildern  g**u)uU  nind,  stimmt  wolUtÄndig  mit  dem 
Oülor  Intens ,  welcher  fSr  dss  Flamuienm  der  römischen 
Braat  TorKi»chrii*ben  war^K  Dm  ent^procbende  Kleidang- 
■t4ck  in  der  Tracht  dor  Flamiiiicu  wnrde  gewUlmlich  liica 
baoaiint*).  Der  Aunahiue  dn  itraninii,  dir*  Bio»  »ei  viu 
Band  gewcHU,   mit  dein  die  Flaminica  die  Baaro  orogab'X 


IJ  BMtaeb  a  a.  O.  p.  27(1,  277. 

t)  DU  SIcIUd  b«i  liouUeh  a.  a  0.  p.  t«?.  988. 

S)  BmUcI)  IL  a.  0.  r   '^^  ^ 

4)  BM*Wk  a  ■   0.  (1.  ^HO.  p.  >jH:f  ff. 

l)  Kaaioa  fiajcm-  1>  XVJlI  |i.  '.ai'.t:  Hica  «•!  twHwcalnin  quaJra- 
tina  flnikrtütuo)  iiartiavtan  qau  fluiiiBleae  pro  inllwlo  roitriTt  otr* 
Waiar.  Paal.  Diu  «sa.  p  tM:  rica  e«t  TfaÜBimiBB  qaadratuai, 
BttMaUiB,  porpanatt,  «t»  FlaaUakss  pro  palUwlo  alebaatir.  ABl 
dieaaC.  qwnl  es  taaa  ta  «adda  alba,  qaed  «aaddanl  fincta«  Inrcanae, 
patriHiM  natrinat,  cIt«*  «I  iaSelatar  eowalso  ««tor«. 

^  FMlae  fraffn.  1.  XVU  p.  Xi7e  lUaaa  tt  fleala«  TMaatar  fwva 
rldata.  at  palUoU  «d  asam  eapllU  (uts.  (inalu  tjoidB»  all  caa» 
mJMw«  do^ani  caplUc,  ^aa  pro  tltu  FlaaUsiai  rMliatialar. 


522     Sitewtg  der  phOoä.-pkaot.  Clas$e  rem  €.  Novatthtr  SSSO. 


stehen     (gewichtige    Zenguitse     des     Yarro')     und    Verritu 
Fiaccas=)  cDtgcgfjn.     Xnch  dem  ersteron  Gelehrten  war  die, 
Rica  ein  Kleiduiig^tück,  mit  dem  die  Matrc«  famili&s,  wenn  | 
sie  romano  riLu  opferten,  das  Haupt  verhüUteD,  nach  Verritid 
Flaccus  ein  viereckiges,    parpurues,    luit  Frantzeu  tfsetites 
Tuch ,    welches   die  Plaminica    als  Palliolam  oder  aU  Mitni 
gebrauchte.     Hiernach  dient«   sie   der  römischen  IVie.oteriu  [ 
zu  den  gleichen  Zwecken  wie  den  Etraskerinnen   der  kurze  i 
Mantel,    der   l>ald  als  Palliolam    über    die  Schultern  gelegt.] 
bald  als  Mitra    an    der  hoben  Haube    befentigt    ist.     Wenn 
auch    das  Flamm«am   alt  Attribut    der  Flaminica    namhaft  I 
gemacht  wird')»   so    ist  falermii  ufTenbar  dai^elbe  Kleidung- 
stijck  gemeint,  weicht«  gewohnlich   Rica  heisst.     War  näm- 
lich die  letztere,  wie  «ich  ans  den  Angaben  de«  Varro  and 
Verrius  Flaccns  ergiebt,  ein  Kopftuch,  dann  i^t  es  nnmüg- j 
lieh,   auf  dem  Haupte  der  Flaminica  noch    für   ein    'iweiies  \ 
gleichartiges    Kteidungflück ,    wie    es    das   Flammeum    sein  I 
wärde,  PUtz  zu  finden.    Hiermit  stimmt  die  Thatsache,  ( 
Gellius*;    und  Servius^)    bei    der  Aufzähloug  der  Attribute  { 


II  Varro  L.  L.  V  g  1-^0:  äio  rica  ab  rita,  iiood  romano  ritu  aa- 
eriflciDin  fvmiua«  com  focinut  capita  vd&Dt. 

2i  B.  oben  S.  521  Aou.  ^t.  Uit  den  Angalwn  des  Varro  und  Verrioi 
FlaccoB    atimint  auch   Notiiiu  de  gonere    vestiuieot.'  s.  r.  lic»  {fi,  SS^i 

M«tc^  ' 

:})  pBol.  Diuc  exo.  p.  92:  Flntnmeo  veitimcnto  Haminica  otebatar, 
id  est  Dialis  uxor  et  Joria  sacerdos,  coi  tfilain  fuhiunis  eodcnt  oral  cty- 
loro.  Derii«lbe  p,  ^9:  KluuniL-o  amicitur  iiubtiib  oniiais  itoui  cauMi 
quod  eo  assiduc  ut«batar  flamiolca,  id  est  llamiDw  uior.  coi  aon  lioe- 
but  faccre  ilivortiom.  i 

4)  X  15.  27.    S.  obon  S.  516  Anm.  S,  I 

5)  Zo  Aen  IV  137:  Praeten-a  flitiuiDicain  habend  praeci[ntar  aar- 
Cttluui,  ricain,  venönatain,  ätialam.  De  renaoato  dictom  est  (b.  ob«n 
3.  517  Anm.  1).  Sarcalum  vero  vat  virga  tx  inulo  poaico  liicuirata, 
qaae  ait  quasi  corotia,  et  iina  saiQtuaque  int«r  se  colli^atur  viooilo 
laaeo  alLü,  qaain  in  sacriüdit  cvrtts  regiiia  in  capite  babebat ,  Flauü- 
nica  autLm  i)iaUa  ouiai  sachficatioDu  oU  debclmt. 


W.  Mtlbuf:  r<ftir  dm  PiUtu  Af  ^t*n  Ittdä^. 


6as 


der  Füumuic«  vou  dem  KUmmmim  nebwdgeQ'  D«r  «ritor» 
führt  am  tlu  Vuiiunatuiu  d.  i.  duD  farbigen  ^^U>ff•  weJditf 
die  uufj^elUdrinlcn  HunrtniufKi'ii  umgab,  dttt  Kita  und  du 
äiirculam  de  arbure  folid,  der  Iftxtere  du  Arculow  —  ik> 
oder  loarculuu')  lautote  der  Uichntiobtt  Aoadrack  fftr  Um 
äorcatum  — .  die  Uiea«  das  Vcuvuuiuin.  VVeon  «r  aOMvr- 
«Um  noch  die  Fibala  aufUbrt,  »o  scheint  diese  Zuthat  ver- 
JSclilig.  dii  n«ine  liititrpnsUliou  darauf  auHgehl,  die  Kleid- 
ung der  Uido,  wie  sie  von  Vergil  gevcbildert  wird,  niil  d«r 
der  FLaoiinica  xa  identificiren  nod  ein«  goldene  KiboU  ron 
dorn  Dichter  bemoder«  herrorg«bulwD  wird-  Die  «cbUg«udi(t« 
Beatitigung  aber  empfuugt  die  Annahme,  daa«  die  beiden 
Worte  Synoujnie  «ind,  dadurch,  data  Varro'>  das  Tacb, 
mit  d^m  diu  upfernde  Malur  fumilt&a  diu  Haupt  Ifodeckt, 
Hica,  Noniua'J  dag^gfu  da&M-lLe  Klniduugstntk  KlaniDcos 
Irtomuit 

das  Burciilum  de  arboro  felici  gehOrt«  sslbstTertlind» 
lieb  nicht  xu  der  vorclBkatschea  MatronenUncht ,  aondom 
war  ron  Uaua  ans  ein  die  Prieateria  iodiTidualiiiireiidaB 
Abzpjchfn.  Wichtig  fQr  die  KennlniM  der  Malronvulriicbi 
isl  jedixdt  die  Angabe,  dus  das  ^ureoluiu  ad  der  Uica  bv- 
ÜMrtigt  war*;;  denn  sie  beweist,  da«  die  Rica  b«i  vullem 
OmaUr  Ober  dem  Tutnloa  getragen  wurde,  wie  gBw5hnUeh 
aof  den  allelrumki«obcn  Bildwerken  deqr  eafpiwcheode  Mantel, 
1>4T  Zweig,  der  nach  einer  nl)erdint<s  versinteU  dastehettJeU 
Nttchricbt  vou  einem  tJnuuitbauinegeniHainim  werdun  UHMtr. 
wurde  krauxartig   tirruuigelcgt   und   seine    Baden    vermOge 


II  Paul  Diae.  nr  |l  IIS:  la«rcBlun  vifiriU  erst  n  («ab  peaMe 
iamrvaU,  <|tMtu  r*irinj  M<nlkiiiia  ia  M|>ilt  |t«r*l<*t. 

Xf  U  U  V  I  ISO     ».  «Im  SklU  hii  Asn.  1- 

S)  MmIw  Je  s^mtn  rwi  p.  Ml  Al«n.:  liwnwwi  rcrtM  n4  Isf- 
SMe  ^Bs  etpita  BMifvaat  tefut. 

4)  OeUes  X  lA,  »  (s.  ^km  D.  ftlO  Am.  »^ 


rifa 


Ml 


524     SHiiing  der  phÜos.-phitot.  Q 

eines   weissen  wollenen  Faden 
derartiges  Motiv  tritt  anf  den 
hältnissmässig    spät   anf  und 
pole   von  Tarquinü    erst    in 
delle  bighe  vor*).     Drei  tanz€ 
der  Seitea  wände  dieses  Grabes  d 
welche   darch  die   etwas    gesc 
geringere  Hohe  einen  vorgescl 
der  in  den  älteren  Gräbern  ü 
Rande   der    Hanbe   eine    sehn 
einen    Lorbeer  -    oder    Oli  venk 
einer  solchen  Combination   in 
des   hellenischea   Einflusses   zi 
Wahrscheinlichkeit  daftfr ,    das; 
nehmen  ist.     Es  scheint  somit 
arcnlum  nachträglich  deu  Ättri 
wurde.   Hiermit  stimmt  auch  d 
welchen  diese  Priesterin  um  di 
natzweig  war;  denn  der  Grana 
pflanzen,  welche  erst  in  verbal 
Italien  eingeführt  wurden^),  un< 
verstreichen,  bis  die  Römer  siel 
ein  Attribut  ftir  eines  ihrer  unti( 
nehmen.  Zngleich  erklärt  sich  au 
umgelegten  Zweiges  die  Thatsa 
ungen  der  Kopftracht  der  Fhimii 
Bandes  gedacht  wird,  welches  auf 
(^emälden    die  Haube   d.  i.  den 
Höhe   des  Scheitels   umgiebt. 
Seits  zu  den  Standesabzeicheu 


1)  Serv.  za  Aen.  IV  137  (s.  ober 

2)  S.  oben  Seite  509  Anm.  1. 

3)  Hebn  EaltorpflaDEen  and  Hau 


IT.  Hvlhig:  Urbtr  dt»  JVriu  ifw  altfH  linlikrr. 


5*i5 


iUUicti^ches  Motiv,  indrm  ea  ptastMche  nud  colorutuohe  Ab- 
wechM'luiig  iD  <len  (iteifeu  Zvuf^trichttfr  d«r  Haabe  bfmcbt«. 
tu  U'idcti  Hinstellten  waniu  c«  nnnnifhr  von  dorn  Kraoza 
lUr^li^U.  Krau/  und  reifetjartiges  Uaud  neben  einander 
wQrdtfh  iu  juriüliiiuher  wie  in  dflconliver  Hinticlt  einra 
IlpODasniO)«  <largest«llt  babcB.  Deubalb  verschwindet  du 
B&nd,  als  der  Kranx  auflrilt.  wie  ^  fOr  Ktrurien  die  Fmkm 
der  Tomlia  d«ltE*  highe  liezeagen. 

Der  Unutaud,  daas  die  complicirte  Kopftracbt,  die  iu 
iliiwon  Abschnitte  behandelt  ward« ,  dartioBt  der  r^niacbeu 
Matrono  Torgeechriebeo  war ,  badiogt  noch  io  apftUnr 
Kpoebe  das  Leben  der  Praueu  \u  mannigfacher  Wejae. 
Mocht«n  einwine  Bwtiindtheile  der  Tracht  mit  der  Zeit 
aofgegaheo    oder    modificirt    werden,    immerhin  rr  h 

Ute  Anaebanungf  da««  es  VHt  die  Matrone  uti»M.....ch 
a€i,  «ich  atUMT  dum  Uauxe  ander«  al«  mit  aufg«bun- 
dtnem  Haare  und  bedecktoui  Haupte  xa  xeigeo.  C.  änU 
pieio«  Gallo«  rersii«M  Mio«  Gattiii,  weil  ide  anbedMlit«» 
KopftM  Dber  die  8traa«a  gogaog«»  war*).  Nnr  wvsn 
der  Tod  di«  normalen  Verh&Ituijse  auflwbi  entblOarta 
diu*  Fraa  diu  Haupt  and  trauert«  mit  herabh&ngendem 
Haar«.  Kiu  Heataiulthcil  der  alten  Kopftrarhl,  die  Villa« 
galt  iweh  in  der  KuiserReit,  nuehdem  die  wetbliehn  KI«ii|ang 
die  mannigfachsten  bnlleuUtiwUtt*»  KiuätUne  erhhreo  hatta, 
al»  da«  Htandcaabicicben  der  Matrone*).  Dagegen  war  da« 
Tr^«a   d«c    VitU  des  Bublcrianan   aDtvMgt")  ond   tct- 


M  VsW  Max.  VI  4,  10.  l>iM«lb«  0«Mki«hU  wM  i«  «a«c  t«- 
ik«fct«r  Wffiw  VM  llatueh  quMt  nm.  XIV  mUlt.  Vgl.  Rank««* 
Datena^aefva  üUt  4W  rtai.  Kb«  |».  2S0»  SM. 

H)  OtU.  ara.  an  I  .11 :  Brt«  ptMil  ritt««  t«ian.  l««i|tat  padnk. 
DmetW  Nmd.  am.  9b«i  Nil  MlM  «v»  »tlU:  Thals  I«  aiU  m«  «»t 

3)  awfiuB  n  \m  Vit  409i  CriB«U«  «UtMi  ^mtt  «vlanua  nalnh 
««na  flcaaL    Kaa  oMnUiclIius  e«io  tl«keBtor. 

[IWOl  L  ndl^pUI.  liM.  CL  Bd.  1  4.J  04 


526     Sitzung  der  philon.-phäol.  Ch 

ordnete  ein  altes  dem  Nnma  z 
ein  Kebsweib,  welches  sich  ui 
der  EhegöttiDf  der  Juno,  zu  ber 
Haare  ein  weibliches  Schaf  op 
I5ste  Haar  worde  ihre  recht 
zeichnet,  da  die  Matrone  mit 
darüber  gel^^m  Eopftnche  o] 
terial  ist  za  beschränkt  nm  z 
ähnliche  Vorschriften  in  Etrnrii 
lasst  es  sich  beweisen,  daas  di' 
Traner  die  für  ihren  Stand  beze 
Während  nämlich  die  Frauen 
diams  der  cometaner  Grabmalei 
Theil  nehmen,  tanzen  oder  mo 
Haube,  dem  Bande,  der  Bind 
setzenden  Diademe)  und  dem  dt 
entsprechenden  Mantel  dargest 
s<^nannten  Tomba  del  mor 
eine  Ausnahme  tod  dieser  B^e 
Paradebette  ausgestellten  Leich 
bar  für  die  Wittwe  des  Todte: 
mische  Matrone  trauert  auch  e 
mit  aa%elÖ8ten  Haaren. 

Durch  die  gewonnenen  Ret 
wir  uns  von  den  römischen  ' 
während  der  vorclassischen  Ep< 
einen  charakteristischen  Zug  b 
die  Strassen  der  Stadt  bei  fest 
zu  denken  mit  Gestalten,    wie 


1)  Gellias  IT  3:  Pelex  anm  Jan 
nODi  crinibai  demüsii  ft^am  femium 
8.  T.  pellie«!. 

2)  S.  obcB  Sato  4d8  Anm.  1. 


W.  Uttbift  ÜApt  am  raao^jijjlm  UaUk».  527 

llteti«a  benuüten  Grftbtf  Ton  Tarqaiaii  dargeatfllt  sind. 
Die  Fraacn  «chrt*i((ni  oinber,  daa  Haupt  bedeckt  mit  dnu 
hohen  booton  Tatulos,  denen  Kegel  in  der  Mitte  durch 
ein  diokoB  reifen ariigei  Band  durchaohuitioi  n&d  onten 
durch  die  diu  die  ätim  gel«!gte  weieiw  Woltbinde  abge- 
•ohloeeen  wird :  ein  roth-  oder  gelbbraaner  U«nt«l  i«t  ent- 
weder an  dam  Tutiilas  befeetigt  oder  nm  die  Schultern  dra- 
pirt.  Die  Männer  tragen  einen  hohen  «teifen  Pileoa,  welcher 
in  der  Form  und  dno  ihn  begleitenden  Motirim  dem  Tutuina 
der  Frauen  entipricht. 

[)ae  Bild,  welches  hierbei  rar  die  Phantasie  tritt,  iefc 
•o  baroek  and  unclnseiech,  daaa  man  aich  nnwillkOrlicli  di« 
Frage  rorlegt«  ob  jene  Kopflracht  in  Italien  eaUtaodea 
and  nicht  vielmehr  uiitttflbar  oder  unmittelbar  au  Aiieii 
dorthin  eingoftihrt  i«t.  In  dem  folgenden  Abechnitte  wird 
der  ISeweia  geliefert  werden,  das«  die  leCikere  AaBahste  dai 
Richtige  trifft 

IIL  Üebor  die  Herknnft  dee  Pileaa 

Eine  hohe  eteife  MOtse,  die  dem  aliitalisoheo  Pik« 
«ftapricht,  l&aet  wh  im  Alterthame  bei  beinah«  allen  V5I- 
kem  Vorderaeiena  nachweieeo  und  maocherlei  AailAnfer 
dttHBf  Tracht  haben  sich  in  ilem  Orient  bie  aof  dw  ha«- 
ft%Hi  Tag  erhalten.  Doch  ki^unte  dieae  UeberaiBitfanmimg, 
w«u  iie  aioh  lediglich  auf  den  Tjrpw  der  MQtse  beeohrfcnlite, 
mfüllig  nein  and  wQrdc  cie  nicht  daxa  bereehtigtn,  die  alt- 
iUüiicbe  Kopfbedeckung  mittelbar  oder  onmittelbar  aoa  dem 
Morgrohindo  aWuleiten.  Audara  dagagaa  wird  das  Urtbail 
aoe&llen,  wenn  ee  sich  bannsrtcllt,  daas  sich  die  Ueberein- 
alimmnng  aof  das  Oanae  der  Kopflncbt  crstrackt,  wenn  auch 
alte  ttosalaaa  ZoibaUn,  die  den  slütaKsehaa  Pileua  an  b^ 
gleiten  pflngen ,  in  Vorderaiim  naehweislmr  räd.  Ge  g«- 
nOgt,  einige  be«ond«rs  aeblageiMl«  Berfthmag^fOtikte  Hervor- 
xnbebcn.      \)t  judieehe    Hobepricalcr    trag   eine   lUab^ 

S4* 


528     SiUunff  der  fAUos.-pttäöi,  Ciasse  vom  G.  2fovettther  1860. 

welche  nach  allen  Analogien  des  asistiBchen  Stiles  zu  scKIiessen 
gewiss  hoch  und  steif  war  wio  der  altitaliscbe  Pileas^  an 
der  Vorderseite  derselben  ein  goldenes  Stirnblatt  und  eine 
piiriHirbliiun  i^chiiur^  welche  au  dem  letaleren  befestigt  und 
nm  die  Uaiil>e  ^eschliiugeu  wur*).  Demnach  bestand 
seine  Kopfti*acht  aas  den  gleichen  Motiven,  wie  die  der  drei 
Komtu^teu  in  der  cometauer  Toraba  delle  iscrizioni*)  nnd 
unterschied  sie  sich  von  ihr  nnr  dadurch,  dasa  der  Stirn- 
schmuck  auB  Gold  gearbeitet  war,  wogegen  das  Grabgemälde 
eine  Zeugbindo  wiedergiebt.  Doch  wurde  bereite  darauf 
hingewiesen*) ,  dass  biswellen  auch  iu  Etrarien  ein  roe- 
tallena^  Diadem  an  Hie  Stelle  der  Zeughinde  trat.  Wie 
sich  in  dem  tüten  Orient  die  Tracht  der  beiden  Geischlechter 
Oberhaupt  wenig  zu  unterscheiden  pflegte,  wurde  eine  hohe 
Haube  auch  von  den  jüdischen  Frauen  getragen  —  eine 
Tbatsache,  welche  un  den  Tutulus  der  etruskischeo  und  . 
römischen  Matronen  erinnert.  Das  Oaupt  der  Weishrat  ist^l 
nach  Jesus  iSirach*)  mit  einem  goldenen  Stirn)datte  nnd  ^^ 
einer  pnrpnrnen  Haube  geschmückt.  Eine  entsprechende 
Combination  kehrt  unendlich  oft  auf  etruskiAchen  Bildwerken 
wieder*)  (vgl.  Fig.  1.^,  19).  Wit  in  dem  alten  Etrnrien  und 
Latium  gehörte  die  Haube  in  Jerusalem  /.u  den  notbwea- 
digeu    Heslandtheilen  einer   voUytündigeu   Toilette.     Judith 


1)  Exod.  XXVm  36.  S7:  X.\IX  6;  XXXIX  28,  aO,  81.  Di« 
nhrigan  Priester  tTugan  oar  di«  Uaube  XXVIII  40t  XXIX  9.  Lefit 
Vm  13. 

2)  Vgl.  obflD  Seite  49»  Anm.  2. 
8)  Oben  Seite  514. 

4)  VI  SO. 

5)  Z.  B.  Uicali  mon.    ined.  Taf.  XI  4.   XVXIl  I»  6.  8,  9i  Goiup 
dini  dt  qn'    antica   ufcrojtoli  a  Marzabotto  tav.   It    d.  1—4.    Taf.  1- ^fl 
0.  I,  2,  4;  Gerhard  ges.  akad.  Abh«udluu»,vii  Taf.  XXIX  4,  XXXVI  6.  fl 
Du  älteste  Bobpiel   Sodet  ajch   an  eluotn  Idole  auf  einer  caeretancr 
Thunplutte  (Mon.  dell'  Inst.  VI  Taf.  XXX.  de  Lougp^rier  Ma««e  Napo- 
leon III  |il.  LXXXIII,  wiedergegeben  durch  unsere  Fig.  13). 


Lefit 

4 


ir.  Utibiv:  Vehtr  Jn,  Fürm*  der  Mim  StalOm. 


S'i*J 


\9^i  fli»  ftu«  ftU  «ie  den  HoloferiK«  benob«»  will').  Der 
Hanbp  (ifwlcnkt  im  IVwjndcrpn  Jefmiu*)«  wo  er  dl«  Urppi|(- 
it  dar  Tochttr  Zions  gei<wlt 

Da  dv  Ko^tflixiwefifn  der  altoo  Hf^briVr  in  der 
Tirl«Htig«l4-ti  Wrine  durch  die  bcnncbbarlen  phnnikiticheii 
8tIdto  KpeinHiiRdt  wurd«  .  so  «pricbt  ron  Hnmi  ftOi 
■l|p  Wahmcheinliclikeit  dnfllr,  daw  analoff«  Kop(bed«ck- 
ungeo  tueb  bot  den  Piit>utki«ni  äblicb  war«».  Dul 
der  That  «ind  mit  einor  hohen  «Knfnn  MHtxp  flflirn 
Ülkvpriiicht!  PnrtriiitH({uren  nus^PttUilrt ,  wttichß,  indmi  »ie 
Elrtnf^Dlft  i|{5ptischf^i)  und  a)>j>yriKcbi*ii  Stilra  durcbciimuder 
litcheB.  die  ßi}(entbarahcbkeiteD  ph&nikischer  Kunttivet«« 
nr  Stihttu  trugen*). 

Kfmer  gebnr(*Q  birrhor  xw^i  auf  Kypro«  |^faitd«ne 
^Ibemcbaletif  welche  «lUeitig  a1«  pböDikiwibe  Produkt«  ao* 
rkanul  sind.  Anf  d^m  aiUMntau  Straillai  dr*  mnmi  Exeni- 
plarea^)  fut  iliü  iWla^(>raog  eiaer  Stadt  dür^ehielll  uihI 
li^  tiin  Th>m  sowohl  drr  ffe^<tn  die  Manen  vorrOckendm 
Kri'^r  wio  der  UrUKcrten  di«  hohe  Mfitw*.  I>ieselbfl  iwl 
■af  dem  fnlgeudt^n  !^tn>ifen  zwet  um  dea  faetUgeo  Baam 
grvppirteu  hSrtignn  MHiiDtTo  gtKebrn,  hier  Jedoob  an  <Uaa 
antü^ren  Rande  mit  einer  Binde  amwaadeo  (Fig.  6).  Aaf 
dar    aadaraD   Schale*)   enehdot    der    iu    der    Mitte    darg^ 


I 


s)  isMtei  ni  SO.  «s 

8»  tL  R  Onah-ftiMB  Cyp«  Tsf    XlVtl.   XXVIII.  XXX  &. 

XL  1.  Eto«  &bolkb«  KttpfUdNkuag  konrat  udi  Wi  iiriniUvtn  Tkoa- 
4ymr«B  t«b  XrlifarB  ood  ßrit«ro  vcr,  di»  ikk   uif  KfpvM   cWiiii4ea 

CMMwnum  nr  xxxvn  •>,  i.  xxxix  .m.  ^  im  tfi  p.  ki^ii  a»- 

aitte  arcUeUfiqqi*   l->>  p    1'  (rriKr  Asf  iinI  SMhvf^M« 

(ftesiU-ttem  nr.  XVIii.  \.  >.*»  B»ltrf  <r^«k  ttwa  M 

XCVt  3)  BB'I  lor  »incin  Skanloid*  lCHaoU-8t«r»  TftT.  LXXlX  1.  0«- 
mU«  arcU»lofftqD«  inTH  p    lOT)  it«rB«lb«a  Pfriteifi. 

41  R«fe*  ueMolftiri^ftc  XXXI  U«7«)  p).  1.  OMasla-aUn  Tftf.U. 

9)  Mtt  Utk   XXXtll  a977)  »L  1.  OMaole  tsta  nf  LXV|  l. 


530    Sittung  der  flMo^.•phiUl^. 


stellte  geflflgelte  Löwentödteq 
stattet  {Kig.  7).  Aeholicb 
kypriacht;n  Basileis  za  deaken 
Coniingente  der  Insel  gegen , 
die  pbönikiachen  Frauen  eine] 
trugen ,  darf  schon  daraus 
hohe  Haube  sro  den  Attribut 
gehörte*).  Dieselbe  Anna 
Wahrscheinlichkeit  ana  eine 
Es  ist  darauf  dargestellt,  wie 
gelegenen  Stadt,  die  auf 
belagert  wird .  zu  Schiffe 
mutbung,  dass  die  Handluo 
XU  suchen  sei,  hat  allfi 
Kopftracht  der  auf  die  Schifl 
aaSUIIige  Äehulicbkeit  mit 
oornetaner  Grabgemäldea  darg 
eine  hohe  steife  Haube , 
Streifen  ,  aeieu  es  Borten  ,^ 
schnitten  ist  und  über  der  Hai 
tuch  (Fig  8).  Endlich  kehrt  diq 
den  erwähnten  kjprischenentspr^ 
die  in  Italien,  die  eine  bei  S& 
lestrina^)  (^ig*  9)i    gefnndeu    f 

1)  Herodot  VII  90:    rcV  ^^S 

2)  CesnoU-Stern  Cypern  Taf.  XU 
do  Venus  pl  XX,  CUnc  nios^e  de  sec 
daoili  mou.  pelopvn.  II  p.  i;%.  Diese 
D&retellunKen  der  Göttin  aus  griechlfc 
die  Gotd-  und  Silbermonnroente  in  Wi 

3)  Layard  th«  mooamoot«  ot  Kine 
seine  Üeberrest«  (deutsch  vun  Meiianer 

4}  Mon.  dciriut.  Villi  Taf.  XLL 
r.)  Mon.  dell'  Inst.  X  Taf.  XXXl . 


^ 


W.  H^büf:  ürbtr  dtn  iV«M  4tr  titm  italikwr.  581 

Ktcbw(*iii «  (laM  dioM  Schalen  und  Qberluujit  die 
ihnen  rerwandten  IndafitrieprodDkie  itAÜ^tcber  ProTonienx 
]  an«  Fabriken  diT  wMlicbon  Phöniki^r  d.  i  am  Karthago 
oder  Beinen  Kolonien  stammen,  hat  neuerdings  uuinoigfache 
B«aUtignng  erfahren  *).  Demnach  spricht  allo  Wahr- 
•dteialichkeit  dafQr ,  dam  eine  dem  Pilea«  enteprechende 
Htttae  auch  von  den  Karthagern  getragen  wurde. 

Auf  assjrri«chen  DenkmUern  emcbt^int  die  «teiÜB  kagel- 
f&rmige  MQtze  als  eine  weit  rerbreitele  Kopftrachl.    Wenn 
■ie  gewöhnlich  an  dem  anti*ren  Kjuide  von  mehreren  Streifen 
ungeben  iit*)   (Fig.  2),  00  laiwt  aich  diow  Krficheinang  am 
Beaten   daruus   arklKrcn«  dass  ein  titruciivea  Element,  wel- 
ch«   nrvprnnglich    an  jener  Stallo  angebracht  war,    »ei  •• 
eine  Uiude ,    eei    ea  ein  Diadem ,    in  ein  orDaroentatea  rer^ 
^wandelt  wurde.    Am  eine-r  w)tcbt*n  MOtxe  hat  neh  ancb  die 
^Kopftracht  der  asRjriachen  Könige  entwickelt.      Der  Zoo^ 
^Bvioht«r  wurde  unweit  dee  oberen  Kndee  in  daa  hohle  Innere 
^^intingodrückt,  so  daas  die  Hpitxe  Aber  den  lUnd  deir  Kin- 
■MÜiang  hervorragle.    Auf  den  &lt«ren  Denkmftlem,  den  in 
dem  NordwMitpftliute  tod  Nimrod  gerundenea«  ist  die  d«^ 
■rüg  gwtaltet«  Mntae   von    einem  offenbar   raetellMMD  Dia> 
dme  nmgeben,   von  welchem  awei  Unge  B&ndcr  Ibar  den 
Naokan   herabfallen')   (Fig.  3).      Da  daa  IHadem    roa  dem 
K&nige    hi<iweiten    allein   d.  h.    ohne    die    MOka«    geiragan 


KmSi 


1)  Abb.   dsU'    lut.   t87tt   ^  21%  ff.t    147u   p.  (1  ff.     BssoBiew 
UK  «t,  iUm  R«naD   in  dir  OualU  aretkfolOKtqe«  11*77  p.  H  la 
pkWUsoken  Iwcbrin,    vdsli«  uf   «iwr  iln  M  rklwIriM  fite- 
Behalca  (Moa.  d«iri»t.  X  Tuf.  XXXtl  I,   U-OaL  erth    I9n 
pL,  T)  «bfrarirt  Ut,  «iiM  kmrthkjri*'h«  ElfnolfaBmlichWit  «rkuiot  lut 
3)  Z.  a  Uymni   th«  moBomoU   of  Hiomh  yl  10.  II .    H.    14, 
U-U,  W.  «8  B  «.  w.  Lajaid  S\n\f*h  «od  mIm  UtbmwU  (DtatKh 
na  UtiMOHi  Tig.  II.  ia,  10,  n.  4S— £1,  M,  M  a  1.  v. 

:i)  Z.  a  Ujv4  tkt  MB.  «r  WaMMh  pL  &,  IS.  A4,  «3(  Ujai«. 

tri«.  U.  4-Ja. 


532     Sitinttitg  ihr  phiUt^.'iifu'M,  CItuse  vom  h.  Not't-wtbtr  t8S0. 


wird*)  (Fig-  4),  so  ergiebt  sieb  ,  dasa  dasselbe  ein  beson- 
dfirea  und  von  der  MlUze  nnabhüngiges  Schmnckstück  wat*. 
Änderer  Seita  lassen  die  von  dem  Diadem  berabfullendeD 
Bander  deutlich  erkenuen ,  dass  dieser  Kopfschmuck  aus 
einer  Zeugbiude  euistauden  ist.  l>er  das  [Jaapt  umgebende 
Zengatreifon  wurde  in  die  Mctullotechnik  übertragen,  da- 
gegen in  den  an  dem  MetallKtrctfen  angebrachten  Bäuderu 
das  nrspruDgliche  Motiv  festgehalten^).  Auf  den  jüngeren 
assyriechen  Bildwerken  verschwindet  diese  Reminiscenz  der 
Binde  und  erscheint  die  Mütze  des  Königs  von  einem  ^ 
händerlosen  Diadem  umgeben')  (Fig.  5).  Wenn  ferner  ^ 
der  ältere  Typus  der  asuyrlschen  Königsmiitze  an  dem 
oberen  Rande,  der  jüngere  an  derselben  Stelle  uüd  in  Aer 
Mitte  mit  einem  Ornameutstreifen  geschmückt  ist,  so  er- 
innern diese  Motive  an  das  reifenartige  Band,  welches  des 
etrutikischen  Pilons  in  der  Hohe  des  Scheitels  umgiebl. 
Noch  näher  steht  der  italischeu  Kopftracht  in  dieser  Hin- 
sicht die  Tiara  oder  Kidaris  der  Perserkonige ,  eine  steife 
kegelförmige  Mdtze ,  um  die  eine  blau  und  weisse  Binde 
geschlungen  war^). 


auch  I 


1)  Lajard  ph  M,  Lfty&rd-MeiMncr  Fig.  13. 

2)  Der  Vebergang  von  der  Binde  ta  dein  Oi«deme  läset  sich 
TortrefHicti  rer»n!icbAulichf>n  ilurch  deo  Schmuck  des  von  Layard  pl.  t)2 
abgebildeten  Kopfes.  Der  liintere  Tbeil  des  Schmnckea  besteht  um 
einer  ^wuudeocn  Binde.  In  der  Gejcend  dea  Obre«  geht  diese  Binde 
Dber  io  einen  Streifen,  anf  welchen  drei  offenlNir  mcUllese  Rovettco 
aafgeaetzt  sind. 

3)  Layard  pl.  72.  77,  80^  Uyatd-Meitsner  Fig.  19,  42b.  S 
41  üeber  dio   unq^rCngUob   verschio-lone  Bcdeatong  von  Tiara  nad^^ 

Kidarifi  vgl.  Charic«  Lonormant  io  den  Ann.  deU'lnst.  1847  p.  H74, 
wo  ancb  die  Angaben  der  i^cfanftsteller  and  die  damals  zagSngUcbea 
bildlichen  Daratelhingen  der  Kopftracht  dss  GrogsliSiitgs  hdiandelt  sind 
(p.  375  ff).  Besondtrrs  wichtige  Stellen:  ÄeecbyL  Per«.  661;  Aristoph. 
ar.  486;  Xenoph.  anab   II  5;   Arrian.  anab.  111  25,  »;   VI  29,  3; 


H'.  HtUttg;   V^ttrr  den  iMriM  4tr  «flr«  It^tktr. 


5S3 


Die  Auunhine,  Ja«  «nch  di«  MQtx^,  welche  wir  ala  die 
pliry(^i"ob»?  xo  b«'x*^ichncn  pflogMi,  nTlmlhlif;  «n«  dem  nltan 
geiiteifU'n  Typoff  ent««t)indt*n  i«t,  wird  in  die^'rn  Zn^nmioeD* 
bang^  kftiitn  inohr  sweifclhAft  »cheii«»n  He^ondorw  bi*AcliU0'4- 
werth  nntcr  den  hildlirtif^n  TUnttrllangm  dinier  Art  iit  dl« 
MQUi?.  welche  K^iiij^  Midn«  nnl'  MSozen  von  PripmDetfoa 
tf*«**)  (f"''«*  10)  Aehnlieh  wie  der  etmslriwlie  I^1«qi 
ist  sie  ohrrUnlb  de»*  ^chritels  mit  oinem  Oefflgn  ron  BSndflm 
amgeben ,  wogegen  ein  au  dem  nnteren  Rode  nchUwraa 
ffifeuartigat  MotiT  ein  fcrhmale««  mefnllcrifK  Dimlem  nimo- 
drUclicii  «cheinl.  SchlioMÜch  sei  hier  orvch  di<.*  riUr^te  bild- 
liche Darstellung*  welche  von  der  alteo  ft«iatitichen  Kopf- 
tr»cht  vorliegt,  erwAhot.  ?>  ixt  die^t  die  hohe  steife  MQtse, 
mtlobe  die  TnrUcba  auf  den  Uclief«  ron  Medinet-Abu  tragen 


Mla  d«  hMÜ  Tl  SL  Di»  Bio'tt  in  bewoft  ran  Carti»  (!•  n«L  AI«. 
in  ^.  IV  Miiftrln  l*«nibe  vuckIiadI  reirlam  Mpitl»  InvlfM:  IhK  «MralM 
fkMi»  albo  ilisUacU  circuuiitMÜ/  nott  Xaou|(boo  Cjnt^-  Till  ii.KI  <W/' 
h  rmi  iiu6t,fia  rtt^  tl  rm^).  Aof  Jtm  peraUebttt  Relchiseld«  (Mos- 
B«t  AtacT.  VII  \\.  XXXVI  1  j  fortlui  die  knl^rnilAti  Ftirar'^a  (Ur  all- 
KriMb.  Knnit  Pt£.  ],  lU )  Hnil  thv  miriKir*  of  I  jdii  kuiI  Pcrii»  pl,  I 
li— 2U  unr]  dia  folfHid««  Tftf«ln>  fthoclt  ih«  Ubts«  «Ur  Akt  »M^rlarbira 
KAnifv,  int  kbrr  ob<n  aw^tatckt  DArrlo«  il«  U/itMpt«  tiofan  «riulnl 
uf  «lfm  l:«ti«r  roD  B«t>UUn  <Ma«  BW>lrt(«  Mttta«,  «li«  vqb  «in«»  W«it«o 
DUdmi  umjffWn  Ut  iFIuhIId  ft  Co«U  fojAf»  «o  Pmw  V»l.  I  |tl  18) 
tMauM  OrMh  <L  bUd^cD  Kkutc  1*  p.  «W  Flf  4!.')  n  !»«•■. 
DI«  frincJibchcn  VftMnmtl^r  iMihwMn  ilw  lAatfUrk«  AlMfrliM  ■Ihia' 
TtnUndlieli  in  Mhr  Oritr  Wal«»,  ao  »aob  dar  KOMllar  iln  Dar«4onma» 
(Mm.  a«>JriMt  Villi  Taf.  L-UK  Aaf  dnn  p.in.püaokKbr^  llii«ttilt 
kK  il«t  Alt-iaedaMfalubt  (D«kB&.  d  a.  K.  I  Tsf.  LV  :{7;2)  hkt  di« 
Mftti»,  «nlaprNbffld  dvD  A»iabeB  4fff  SchrlflfteDer.  dS«  f«ni  riaai 
knltnB  AEifrrfht  ttcbaad«»  Kcffcb,  M  abrr  rm  fl««a  wkiWvfmdlfn. 
TfttW  iimirb*!),  wtfbbaa  4W  aaMittelbAr  «i»  Jm  Mftli»  latibiartda« 
IffoU»  v<>rhQl1t, 

l>  Miwuat  «iMRiykiM  IV    ^  :;&7  a.  m  Aaa.  4»U'   l»l    tS4T 
Tav.  a'aftf.  U  V 


634     SiUuH^  der  philog.-pMfai.  Ciaate  com  6.  November  1880. 


(Fig.  1)  —  Denkmälern,  die  nnter  RAmeee  III,  aUo  im  1 3.  Jahr- 
handert  t.  Chr.,  ausgefflhrt  siud'). 

Es  wäre  uoch  zu  erörtern,  ob  jene  Kopfbedeckung  auf 
asiatischem  Boden  entstanden  oder  aus  einem  älteren  Kul- 
turlaude,  nämlich  auä  Äegypten ,  wo  die  weisse  oder  ober- 
ägyptische Krone  (Hexet)  eine  ganz  ähnliche  Form  hatte, 
dorthin  eingefiilirl  ist.  Doch  wird  hiervon  besser  AbsLand 
geuommcHf  da  eine  derartige  Untersuchung  eng  zusammen- 
hängt mit  der  sehr  schwierigen  Frage,  in  wieweit  die  Koltor 
des  Nilthaies  den  Beginn  der  CiTÜisation,  welche  sich  in 
dem  Gebiete  des  Knphrat  und  Tigris  entwickelte,  beeinflasst 
hat  —  einer  Frage ,  hei  der  wir  vor  der  Hand  mehr  aof 
Ahnungen  als  auf  wissenschaftliche  Beweisführung  ange- 
wiesen sind. 

Unterisuchen    wir  nunmehr,    ob  und  wann  die  altasia- 
tische Kopftracht   in  Griechenland  Eiugang   fand,    so  sind 
zunächst   einige  Denkmäler  auszuschliessen ,  die  zu  falschen 
Schlüssen  Voraulasäung  geben  könnten.    Dies  gilt  von  einem 
bärtigen  Kopfe   ans  Elfenhein  oder  Knochen,  der  in  einem 
uralten  Grabe  bei  Spata   iu   Atttka'),   und   von  einem  ge-  H 
schnittenen  .Steine,  einem  Karneol,  der  in  den  Schliemann- 
Bchen  Ausgrabungen  auf  dem  Burghügel  von  Mykenae   ge- 
funden   wurde*).      Der   Kopf  ist   mit    einer    hohen    keil- 
förmigen Mutze   bekleidet ,    um   die  in  gleich  massigen  Ent-  fl 
femungeu  vier  horizontale  Bänder  geschlnugen   sind      Auf  ^ 
dem   Steine   von  Mykenae  ist    eine   Kämpfergruppe   einge- 


1)  V^l.   ChabM  ötodes    ear  l'aiitiqait^  historiqne   2.  cd.   p. 
297;  Gazette  arcb^ol    187M  p.  l(Mi.    Die  Turiicba  sind   ein   aaia 
Volk:  Brtigsch  üeachichte  Aegyptens  p.  577  ff. 

2)  Bulletin  de  eorrespondance  heUijniqDe  II  pl.  18,  2. 
S)  Die    Abbildung    bei    Bchlivmann    Mykcme    p.  233    Fig.  313  Ist 

ganx  tmgonaa  and  läAst  a.  n.  ilto  spitze  MQtso  des  bärtigen  Kriegen 
aas.  Im  Obigen  siod  die  Notlsen  mitgetheilt ,  die  ich  sngesiohta  det 
Originales  uiedergescbneben. 


i 


»'.  i/r/<ntf;   Veber  lUn  POnt*  drr  «Jim  Jtaltk*r. 


5ft& 


bniUcor  Hin  aufrecht  rorvchreitender  b&rtign'Mann  itSHt 
'du  Schwert  (mit  rand«<r  Paririttangc)  in  den  HiiIk  ciiiM  nü 
einem  enges  CbiLoo  bekleideten  Gegners,  der  f(ebeiigt«tt 
OberkSrpers  vor  ihmiitHht;  beide  Figuren  aind  von  Miuteln 
umwallt ;  der  BTirtige  trägt  eine  hohe  iipitx«  MOtce,  die  mit 
•iner  Binde  amwaaden  ijt.  Doch  beweiien  diem  Denk* 
mälcr  kAin'^fweg«,  d»«  eine  denrtigv  Kopttmcht  in  Attika 
nnd  in  Argolis  getragen  wurde,  da  beide  roranssiobt- 
licb  nicht  in  Gnecheuland  gearbeitet,  eouderu  aoa  dtm 
Orient  dortbin  iniporiirt  sind.  Kbentowenig  Gewähr  bietet 
ea,  wenn  das  Idol  der  troiRchrn  Athene  auf  cin^r  roth- 
fignrigen  Va«*')  und  in  den  polychromen  Thonreliefa 
•bsea  bei  Canoea  gefunJi'ueu  Kruges*)  die  a«iatiscbp  Kopf- 
bedeckung trägt.  Allerdings  pflegt  die  Kunst  bei  der  Vn- 
slellnng  lütrr  Gntt^rhildrr  mannhrrl<*i  priroitire  Rig**nthQm- 
lichkeiten  wiederzugehim.  Da  es  sich  aber  um  eiu  troi- 
•dbef  Idot  bandelt,  so  li<0  der  Gedanke  nahe.  lUas  4tt 
genannte  Attribut  beigoftlgt  ist  nicht  aus  archatsirender  AIk 
siebt,  sondern  einfach  um  das  Götterbild  als  ein  aiia tisch— 
sa  kennteicbnon.  Ganz  werthtos  ist  endtich  die  Aagaba 
ttnas  Utcinischen  Oranimotiken*) ,  daas  die  Oiotlraraa 
hiil  dem  Pileua  dargestettt  wQrdeu,  weil  di^^ser  su  deiT  Krieg! 
tncht  dur  l«akoni**r  gehOrt  habe.  Dir  Annahme,  das  4ia 
Lftkoaier  mit  dem  Pilous  auf  dem  Huipte  in  das  Feld  g»- 
lOfen  seien,  winl  durch  Lein  anderweitigen  schriftlinb«  oder 
■onnnieiitales  Zengniss  bvstätigt  nnd  noch  der  VsnwJi 
4i6a«  Hitte  anf  die  Angabe  des  Grammatiken  bin  in  die  Cr- 
iest  tarficksuverlegen  si6Ml  aaf  ODaberaieiglicb«  Schwierig- 
kaiten.  Da  nrunüch  die  Dioskaren  aaf  den  UtanNi  Denk- 
milem  und  im  Ueaondervn  auf  den  bumalien  Vaami  nbiiisls 


1)  Oankni    il    a   Koart  1  Taf.  t  7. 

fl)  Hon.  d«it'[i«i  i(«o  p.  m. 

S)  PaaL  Dise.    «ic  p  2ii7 :   PiUsa  Chsleri  st    Mtsei 

fwreat,  qttilHu 


536     SiUHttif  der  pftflfw.-pftüo/.  Ctms«  oo»i  G.  JVofcw^eff  t88(i. 


mit  dem  Pileus  (largestellt  sind ,  so  dürfen  wir  atmehtnen, 
dass  dieses  Attribnt  erst  in  verhülinissmä'äsig  s«pat<*r  Zeit 
auf  das  göttliche  ßriiderpaar  übertragen  ist.  da»8  es  also 
mit  der  primitiven  lakonischen  Hüte  nicht«  za  thun  hat. 
Ansserdem  liegt  es  nngtpich  näher  iu  diesem  Pileus  statt 
eines  kriegerischen  Abzeichens  die  SchifFernintze  za  erkennen, 
die  gnnz  geeignet  war ,  die  Dioskuren  in  ihrer  Eigeusehaft 
als  rettende  Götter  der  Seefahrer  zu  bezeichnen.  Hiernach 
spricht  alU»  Wahrscheiulicbkeit.  daffir,  dass  die  den  Ukoni- 
schen  Pilens  betreffende  Augal»  nicht  aus  der  Ueberliefernng 
geschöpft  ist,  sondern  auf  «ineni  jener  willkürlichen  ^ohlftise 
bernht,  zu  denen  >iich  die  alten  Grammatiker,  galt  es  eine 
Hypothese  zu  hegriinden,  nur  allzuoft  herbei  Hessen. 

Audei-s  verhält,  es  sich  dagegen  mit  uralten  thönernen 
mxd  bronzenen  Figuren  von  Kriegern  und  Wogeuleokern, 
Denkmälergattuugen ,  deren  Kenntniss  wir  im  Besonderen 
den  Äuägrabungeu  von  Olympia  verdanken').  Da  der- 
artige Kiguren  iu  der  tiefsten  die  Altäre  umgebenden  Knltnr- 
schicht  und  unter  den  Fundameuten  des  Heraion')  ge- 
funden wurden,  so  ergiebt  sich,  dass  die  beiden  durch  diese 
Exemplare  dargestellten  Typen  in  altersgraue  Rpoche  hinauf- 
reichen, in  eine  Kpoche,  die  vermuthlich  vor  die  Entstehung 
der  hommschon  Gedichte  fallt.  Wenn  Fnrtwaugler*)  in 
diesen  Denkinälergattungen  die  Erzeugnisse  einer  lokalen 
Fabrik  erkennt,  so  habe  ich  dagegen  nicht»  einzuwenden. 
Die  Krieger    trngen   öfters    eine   hohe   steife    kegelförmige 


I 


1 


1)  Furtwäagler  Aie  UroDZcfunile  aus  Olympia  [AbhaTidtimfi:en  der 
kffl.  Akademie  d.  Wiss.  in  Berlin  IH'ii]  p.  29  ff.  Ein  ähriUclier  Eric^r  ' 
wunlo  von  Schliemann  aaf  der  Akropolis  von  Tiryns  in  einer  Schiebt 
^fanden,  welche  nrthQinliclia  Thonfignreii  iimt  Sclierben  von  Vaien  mit 
treo metrischer  D«>coration  entliielt  Scblicinaiiii  Hfkenae  p.  16  n.  12  i 
«icilcrliolb  datcfa  miaere  Fij;.  II. 

2)  FuTtwüTtgler  a.  a.  0.  p.  29,  30. 

3)  A-  a.  0.  p.  31.  32. 


ir.  Utihitfi  (Mmt  dcit  PUetu  der  ttttm  Itidiktr 


:,%7 


MBU«')    (Fif{.   II).       Die    d«r    WagflaUnkc^r  ^tufu 

ftholicheD  Stil,    ist    ftl»er  aiiniitUlbar    tilifr   (!■  '    iwch 

rOekwärU  (^trbogeo,  fKxkm  die  SvitiuiuniriitiHf  der  Mütze,  w«nn 
diae  im  Profil  gMchon  irird,  xwei  Cnrvpo  lätden ,  die  an 
d*r  SpitM  Äa8»miH*'nliiuf«ii*)  (Kig.  12).  All«  Wuhrswbein- 
licl)k«it  Kpricbt  darOr.  Awu  diese  ruckwirt«  g4fbo>(vnc  MQise 
BU»  drr  gpniden,  k^gelf^rniigeu,  wie  me  von  deu  Kriogein 
getragen  win),  ftbgcldt«!  i«t.  Du  dif  Lciiki»r  bei  m«cfaca 
Fuhren  mit  geneigtem  Oberkörper  und  rorwürt»  gertrecktflm 
Kopf»  auf  deu  Wageu  ütundeu') ,  su  würde  eioe  kegel- 
förmige  MflUv,  die  in  iicHi(>fer  rtiolitung  von  deca  Kop(^ 
Miporntgt».  di«  fr<*iu  bewogung  der  Hundtt  uuch  oben  BD 
Wioträclitigt  liabcu,  ward«  ei«  x.  ß.  hiodtirliDb  ^eweeeu 
•ei»,  weuo  es  galt  durch  pl5tzlicbe«  EitiporretMen  derZtlgel 
bii  KU  der  IllVbe  diss  Kuj>(1k«  dr^n  iStunc  otn«iii  E'fvrdea  kq  ver* 
boten.  Ui»*M?ni  Celwlstaudi*  wurde  danii  da«  Unibie|^  dtt 
K<-gHi   in  der  einfiicbiit<>n   Weiiw  begrgnot. 

Derartige  Figuren  von  Kriegern  und  Wagenltnkera  sind 
aber  die  oincignu  Ueukmftler ,  weichet  bex«ag«n,  das«  die 
aiiiatiiicbe  MAtie  io  der  uriJten  Zeit,  in  d«r  (IriecbenlaiMl 
ron  dem  Orient  die  ersten  Anregungen  in  einer  b&berea 
CiviltMtion  erbii^H .  ron  den  grierhischen  Mfinuern  angv- 
oonuuen  wurde*).      tu  deu  btju)i*ri»i:ben  Ufilidilen  wird  «i«, 


I)  1  V.  Aa*irT*biB|t<a  >q  Ol^mpU  fUn-I  IV  T«r.  XXl 
r\  Awgrakngffn  lu  Olpnpta  llaihl  lil  Tit  XXIV  ß,  i ;  Wf>4  IV 
Tif.  XXI.  VMlsMit  Mtl  da*  hkhwutf(«  Mothr.  w*khm  aa  ^m 
Scbrilal  4»  Wtcealraktr  tuf  i-incr  ifMaittiaeben  M  d»M  CN^ten  f»> 
faadaaiB  Vim  *tdilbu  Ut,  nur  .Urutijr«  M&ti»  uBJtftetan  tlfMt.i«lt* 
lart.  Vini  Tftf.  XXXIX) 

fli  V(l  L  B.  dtf  WftUAiir«!  Mf  der  korlaUiKbca  Vait  Mea- 
dfiriut    X  Tk/.  tV.  V  R. 

«I  Weaii  In  4rr  (««flu  lUUl«  im  l.  Jakfb«»<i*rU  f.  Ckx.  «Mvrvia 
fta  v«r«ia>*ltM  Avftret«  tl<r  Mtalkck««  KApflncbl  te  Üriwikeekad 
awkvebbai  U.  •■  v>Bt(l  •■  Hit  ■■Ijm  W«tn  aaf  dkie  KneMa- 


538     Sitzuwf  rf«r  phihs.'iAOol.  dtaau  «om  ß.  Norembrr  1880. 


wo   es  sich   am  Mäanertracfat   handelt,    nirgeads  erwähnt. 
Ebenso   schweigen   davon    die  zahlreichen   aad    zam   Tbeil 


ang  hinzDwoiseo,  da  sie  mit  rler  Untersachung  über  die  Herbrnft  det 
ittlUcbcn  FileoE  nichts  zn  thuD  hat.  Nachdem  am  die  Mitt«  jeaee 
Jahrhondertfl  in  AttilcK  mancherlei  orientnliscbe  Kleid aogatocke  in  die 
Mode  gekommen  waren ,  (vgl.  Uelbig  Untersuchungen  Ober  die  campa- 
niscbi-  Wandmalerei  p.  170;  Ton  Wilaraowiti-Moellendürff  philologiMhe  Un- 
tersuchungen ]  p.  7(1),  wagten  es  prunkliebende  Leute  wie  der  Maler  Apollo' 
doros  (Hesych.  a.  t.  «jua^-faym»'.  Der  Versuch  Oaann«  in  ächoms 
Kunstblatt  1830  n.  84  die  Angabe  auf  ein  Misaverständnin  tttrttokzit- 
rshren  scheint  <loeh  allzu  gewaltsam),  Alltibiades  und  Kallias  ihr  Hanpt 
mit  der  hohen  astiatlsohen  Mütze  zu  schmQctcen  (vgl.  Brann  Qeach. 
d.  gr.  Künstler  II  p.  75).  Diese  orientalistrfnden  ErscbcinuDgen  in 
dem  damaligen  Kostümweoen  wurden  ancb  von  der  Kunst  ver- 
wertbet.  Vielleicht  geschah  dies  bereits  in  der  Waodoialwei  des 
Polygnot  (Plin.  XXXV  W:  ("rimus  molicres  tralnoida  Teste  pinnt, 
eapita  earum  mitris  Tersicoloribns  opemit).  Jeden  Falls  tragen 
auf  dem  Partheconsfriese  einige  l^iter  eine  MTitxe,  welche  der  leichten 
in  freien  Falten  brochcndün  pereischen  entspricht  (Michaelia  Parthenon 
Taf.  y  Platte  IV  8,  Platte  VIII  15;  Taf.  10  Platte  I  2-4;  Taf.  13 
Platte  XXXV  108.  Platte  XXXVIII  117,  Platte  XXXVIIU  120.  Vgl 
den  hintiTsten  K&mastetJ  aof  dorn  Vasenbilde  Ann.  delP  Inst  1879  Tat. 
d'agg.  U).  Auf  bemalten  Vasen  ferner,  deren  Stil  auf  die  zweite  lUUte 
des  5.  Jahrhunderts  hinweist ,  kommt  bisweilen  eine  hohe  steife  Mütw 
vor,  welche  an  den  ursprünglich en  a^iRtisebeu  Typus  erinnert-  Sie 
wird  von  siegreichen  Athleten  getragen  und  scheint  zu  den  diesen  ver- 
liehenen  Preisen  zu  gehören  (Duc  de  tuyneM  descr.  de  qnetqnes  vasas 
pl.  4B  =  Anh.  Zeit.  IHM  Taf.:.;  Hüll.  <i  pH' Inst.  1871  p  12*^.  wo  die 
MQtie  in  einen  stabartigen  Aufsatz  auslauft,  der  an  >iie  Virga  der  r5- 
mischcn  Priester  erinnert).  Doch  haben  diese  Vasen  mit  der  üntersach- 
nng.  wann  und  von  wem  die  Etrusker  und  R&mer  den  Pileus  entlehnten, 
nichts  zu  tfaan;  denn  einer  Seitii  gehören  »ie  einer  jüngeren  Epoche  an, 
als  die  ältesten  etrnskittchteu  Denkmäler,  auf  denen  der  Pileoe  vorkommt, 
nnd  anderer  Seite  ist  es  ungUublicli,  dasa  eine  ID  dem  griechischen 
KnltusIcreiFe  nur  ganz  vereinzelt  auftretende  Erscheinung  die  otniskische 
wie  die  latiniscbe  Tracht  bestimmte.  Der  letztere  Gesichtspuukt  gilt 
aaeh  für  eine  in  Dodona  gefundene  archaische  ßronzeflgur,  welche  einen 
mit  einem  langen  Chiton  und  pileusartiger  Mütze  bekleideten  Mann 
darstellt  (Carapanos  Dodoua  pl.  X  2)  —  eiu  Typai,  für  den  es  an  jeg* 
lieber  Analogie  gebricht. 


I 


W.  Htlhuj :  Utber  den  P)7eiu  ätr  «I(«i  /rnfOyr. 


539 


recht  mufttfarlichen  Sohildeningen,  welche  von  dum  altinni- 
nheii  Kleiderlaxus  vorliegen*).  Auch  auf  den  benialteo 
griecbiMh^D  Vomüii,  welche  der  GntKtehuDgHxeit  drr  homuri- 
■chen  Onlichtc  Dabo  «tchcD,  kommt  die  genauDte  Kopf- 
bedecknng  nirgends  vor.  Kndlich  Acheiat  t«  bedrut- 
MWif  daaa  daj»  uintiMhe  Attribut  in  den  hptleoiscben 
Priestertrachten  fehlt,  wfthrend  es  doch  bekannt  iit,  dam 
aoofa  die  Oriecben  in  dicsoa  Trachten  isancberlei  primitive 
Kigenthümlicbkeiten  fpRthielten').  Hiernach  dürfen  wir 
annehmeu,  dum  8ich  die  liobe  steife  Mut/cu  oachdem  «e  aus 
Alien  u«ch  Griechenknd  eingeführt  worden  war,  in  dw 
dortigen  Männertracht  nur  knnte  Zeit  erhielt  and  dau  rie 
in  der  bomerüicben  oder  zum  Minde<iten  in  dc^r  unmittelbar 
fatfendeB  Epoche,  Qbfr  ilf^rtm  Siffn  wir  durch  di«  allen 
meli^chen,  rhodi^heu,  ohalkidiscbeu  und  korinthischen  Vueen 
unterrichtet  sind,  bereit«  daraus  veraobwundeii  war. 

Dagegen  beweint  eine  Stelle  des  Iltaa*)  aaf  das 
SeMagendste,  ilara  die  asiatisch«  Kopftracbt  cur  Zeit,  aU 
die  bomoriiicbeo  Gedichte  enUtandeo,  von  den  griechisehea 
KraiMO  gvtmgen  wSrde- 

Dot  Diohtar  schildert,  wie  Amlromadic,  ftta  m  dtn  Tod 
das  Hektor    vernimmt ,   von  Vertweifelung  ergriffen «  ibroa 
Buck  benibreiast: 
Tf^M  d'a/iö  x^iöi  ßaXt  diCfiata  0tyaXotrfa^ 
Oftmuat  tta^milü»  t   ijdi  ;fisxrqr  madie^ffr 


1)  8e  In  llMoad«m  Atknn  XII  i»|i.  U,  2H— JML 
1»  PIstanfc.  fawt  irmfc  LVII1 1^  »04  <t  Wri«fcM.  ^  H«twk\^ 
ylltr  sa  AaÜMtMa  aaf  Km  offfrt  La  vtlblldwr  KMdmf  a»l  «U 
ibtr  MUn  am  4«  Xepf  Deck  hevtfaM  41«  WorU  r^r  »f«iMr 
Ai4*>>irK  fiiff,  dau  H<ff«  m  diMar  flteD«  ■Ichk  «Iw  Httta*«  «adtfa 
riat  Bia4m  UuukacL  W«aB  di«  AllfTta  ibWild«i>f«a  d»r  Tabak  llUea 
v«a  BevülM  <0.  Jfthn  Ktktkhdtm  UUdmkraoihe«  Taf  It  dm  KakkM 
iiat  pilsaartiir«  VUs«  g*k«a,  •»  M  dlM  «ia  K«ftdMttfcUir,  wis  «w 
T«ffMcft  4tf  naaaflB  f*«MlsaUoo  M  Jftha  t.  a.  0.  Tat  P 
iXXUM»  ft 


540     SiUunrj  der  jAÖoa.-p/n?«?.  ClasKC  vom  6.  Norcmber  1880. 

Da  die  Tliaa  keinen  Unterschied  zniscben  acbäischer 
und  Iroiscber  Sitte  kennt,  bo  bt  es  zunächst  gewiss,  dnss 
die  der  Andromache  bei^^elegte  Tracht  damals  auch  von  den 
lonierinnen  getragen  wurd«.  Ebensowenig  kann  über  dri>i 
der  von  dem  Dichter  namhaft  gomachteu  Toiletten  gegen- 
stände ein  Zweifel  obwalten.  Anipyx  ist  ein  Diadem,  also 
ein  ähuliclies  Schmuckstück  wie  die  Stephane'),  Kekry- 
pbalos  eine  Haube ,  Krcdemuon  ein  der  Rica  und  dem 
Flammenin  entsprechendes  ni autelartiges  Kleid ungntUck,  das 
gewöholich  über  den  Kopf  gezogen  getragen  wurde,  aber 
das  Gesiebt  frei  liess.  Grössere  Schwierigkeiten  verursacht 
dagegen  dif*  Bestimmung  der  piekte  Änadesme.  Nach  ihrer 
Ktymologie  bezeichnen  die  beiden  Worte  einen  geflochtenen 


•         1)  Der  Atnpjx    war   nach  Hyran.  hoin.  VI   in  Venerein)  5    r^y  ii 
^QVvnfÄTf  r xts  ÜQUt   äe^uyi^  üoiiaatais,  tiffti  S^afißfiüta  (Fftuta  fo- 

eiifi¥ am  Gold  gearbeitet.  Das  Gleiche  ergebt  sich  aiu  der- 
selben St«Uu  ror  die  Ste})l)aac  (11.  XVIII  597).  Mit  der  ADtiahme.  das« 
die  letitere  buh  .Metall  hrütHnil,  ntiiiinit  die  Tbatsacbe,  ilnss  citifätni  in 
der  IHas  (VI!  12)  auch  den  clierneD  Heltnrand  aud  tweimal  (X  30, 
XI  96)  als  pars  pro  toto  den  Helm  bneicbnet.  Da  der  Hjmaoa  aof 
Aphrodite  den  Ilorea  goldene  Ainpjkes,  der  AplircNÜte  ilagegen  eine 
goldene  Stephaue  zuschreibt,  so  Rcbcini  es,  dacs  die  letztere  als  der 
jrlänzcnderc  und  vorncbmore  KopfBchrauch  galt.  Vernmlhlicb  iat  dt*r 
Ampyx  daa  schmale  Diadein,  nelcbcff  t.  H.  schon  auf  den  allrn  me- 
liachen  Vasen  (Conse  meligche  Thongefösse  Taf.  IV)  vorkommt,  die  Ste- 
phan« dagegen  das  hohe  Diadem,  mit  dem  alte  Idole  [z.  B  Fanofka 
Terraootten  des  Museums  lu  Derlin  Taf.  I  2,  H,  II;  Gerbard  geaammelte 
oVod.  Abhandhingen  Taf.  XXII  1,  5)  und  hwonders  hinfig  Fnmenköpfo 
ausgestattet  sind,  weicht)  die  Mittttlpunktc  archaisoh^r  Stiinziegel  bilden, 
Ueber  atitfitros  vgl.  oben  Seite  50K.  Das  Epitheton  ivatttparot  ist  in 
dem  hoioerUeben  Gpo«  der  Artemis  (II.  XXI  511),  der  Aphrodite  (Od. 
Vni  2Ö7  .  der  Kjlhereia  (Od.  VIII  2es,  XVIlI  I9:().  der  Heroine  Mykenc 
(Od.  II  ItW)  und  der  Stadt  Thobcn  (II  XIX  99)  beigelegt.  Die  Hymnen 
geben  es  der  Demeter  (V  in  Cerer,  tM,  307,  470)  und  der  K^tliereia 
(IV  in  Von.  6.  175.  287). 


1 


W,  Hdbig:   Vtbtr  den  PÜeun  der  nlten  Italtler.  541 

Geg«n«Uod,  welcher  in  die  Hdb«  gebnndwi  ist  od«r  «tw«s 
in  die  Höbe  bindet').  Man  pflegt  demitteh  is  der  plekle 
AntdranM  mn«  xum  Aufbinden  de«  Haare«  bmtimniie  Vor- 
richtung zn  erkennen')  Wer  jedoch  in  onbefangvner 
Wpim»  dip  UHrrffi>ndi'n  Wrw  der  Iliiu  prüft,  wird  «ich  so- 
fort Ton  der  Ünhallbarkeit  dieser  ADticIiL  Gbenoagen.  l)a 
nämlich  Andronmchft  rinc  Haul>e  (Kekrjphalo«)  trog,  eo 
rernteht  m  neb ,  das»  diese  llanbe  dfu  Haar  xom  fp^bHifceo 
Thifil«  b«deckt«,  d«jMi  aUo  ein  Band  oder  B&ndergeRlge, 
welch«!  di«  Haare  unter  d«r  Haob«  aufbeod,  wenig  oder 
gar  nicht  siebtbar  war.  Der  Annahme  aber,  die  piekte  Ana- 
deem«  aai  ein  derartigeM  uniicbein>«re9  Rand  oder  Büuder- 
g«Age  geweavtn ,  widompricht  auf  da«  EntwfaiedeDatB  die 
Thaiaaebe ,  dau  die  Anadeame  nach  den  KUBdr^ckliehen 
Worten  de«  Dicbten  xq  di*n  6iefterta  atyaldvna  gfdidrta, 
alio  ein  Qegeu«taud  von  berrorttecbeoder  doconÜTAr  Wirkn^ 
war.  Bbnuowenig  bofrimligt  eine  Vermnihang  KAttigem*). 
Dieter  Gelehrt«  rerweist  auf  eine  io  dem  Drvdner  Antiken- 
kabinet  beAndlich«  weibliche  ßronxeflgur^.  Die  Haobe, 
welobe  ein  tiägi,  i«t  an  der  RQi>k««nie  dm  KopfiM  geöffnet 
and  die  aus  der  Oeffnong  berauarinellenden  llaannaaeen  dnd 
■a  den  Ktuaerstea  Bade  fennflge  einee  Rlndohene  in  eisea 
kUiiMB  lop&rtigaii  BBecbel   «ummnieogefiiivt     Ein  mlehM 


1)  $0ff  mcUfahiade  Oiamaiilft  IIT  p.  177  t.»  Z«it«farift  fftr 
f««L  epiadifeiKhnaf  X  f.  iUi  0,  Qvtim  SladkM  nr  fr.  «ad  IO. 
QimnMUk  V  p.  M- 

S)  B«7w  «B  HoBMTt  «mnlaa  11  ^  &33.  Vlll  pi  544t  MiJuWt 
die  BmBm  Ib  im  nUa  od  Oipt—  t.  Aufl.  p  2^.  Di«  BMairkwif 
Aw  SetMl.  iq  II    XXn  Vf''-.  ^r*/M^it  i^'  Uyrtm  ws^m  {r  »Ul^  n*^ 

Vm  talaeki«  iUja«  a.  ».  0.  VIII  p.  344»  irt  n  eilMtl— I   ftbrnH, 
IB  d»rM  Ufbrioeb  wwlkM  to  kAM«a. 

S)  Klein«  SetetAn  III  p.  S»4. 

4)  KoetfiaeM  rat)Hi|«ll«    «pU^a««  t  i  pl    rOCIII  l.  nnxwt 
BUdvwk«  Am  kyl  AMlqoaitiw  m  Ümim  1  Astt.  p.  M4,  iM 
{um,  l  PbiL-pkiL  bitt.  a  Bd.  L  4.)  U 


542     SUrun^  der  fihilo».'{ihHol. 


Bändchen  soll  nach  BÖtligor 
gewesen  sein.  Doch  ist  ein 
wie  die  Dresdner  m^lichst 
Tracht  zu  veranscbanlichen  ,^ 
Iceineaw^s  als  dos  hervorste 
ches  die  Worte  der  Dicbttmg] 
sieb  aus  der  Stelle  der  Tlias, 
und  mit  einem  Griffe  von  de 
konnte,  wogegen  die  Entferii 
in5ge  einer  zeitranbenden 
knüpfen,  möglich  war.  Der 
und  Schlieniann'),  den  fr 
Stirnbändern  zu  erkennen ,  dii 
Gelehrten  anf  dem  Burghflgel  vi 
grabnngon  gefunden  wurden,  sc 
da  jene  Stirnbänder  aus  StreiJ 
anf  die  das  Adjectir  Ttltxrtjm 
pasflt. 

Df^gen  fallen  alle  die 
wir  in  der  piekte  Anadesme 
das,  welches  den  Tutnlua  de" 
des  Scheitels  nmgiebt.  Dieses  1 
coloristische  ÄbwecbseluDg  in  d 
iat  ein  Motiv  von  bervornteol 
Da  e»  die  Haube  umgab,  so 
zugleich  mit  der  üaube  von  c 
Da  ee  ferner  an  einer  hohen  I 
war,  so  stimmt  hif^rmit  die  Bilc 
demie.  Dae  Gleiche  gilt  von 
Band  tat  Öfters  auf  etmAkisoheo 
als  ans  verschiedenen  in  eiuandi 


1]  SohlicniKnD    MyVßoaie   p.  3S7, 
p.  XXIV.    ÄbbildnnÄen  p.  2SÄ  d.  ;«a 


Vr.  Reihig:  Oabtr  dt»  POtuit  4«r  lütfn  Itahker. 


543 


t  Zaogftreifen  bettchend  *).  Ist  hiermit  die  p1«fct« 
fAntdtna^  richtig  erklärt ,  ibon  ftteltt  sich  «u^leich  in  b«* 
itimmtercr  Wci«e  die  Form  des  homerischen  Ki'knrphato« 
herauf.  Dieter  war  weit  verechied^n  ron  der  leichten,  in 
oigaoiiichpr  Weim  die  Kopffomit«n  begleitenden  Haube,  wie 
sie  auf  den  Denkmälern  der  BlDtheseit  Torkommi,  einer 
Kopfbedeckung,  bei  der  jenes  Hand  nirgends  nachwpiibar 
iet  umi  bei  der  ee  eine  rttliHiflche  Dimonanx  danit<ül«D 
wfirde.  Vielmehr  war  der  damalige  Kvkryphaloe  ein«  hohe 
steife  Hftube  gebundenen  aetmtiachen  Btilei  ähnlich  dem  Ta- 
tnhu  der  eim*ki»chen  n  nd  der  römischen  Matrone.  Da 
fbrnor  Andromache  mit  den  anderen  Bestand tlieilen  dar 
Kopftracht  auch  das  Kredemoon  ron  dem  Haapte  berab- 
nn«st,  Bo  ergiebt  sich,  dam  sie  das  teixter«  Aber  die  Haube 
gezogen  balle,  wie  in  der  Rf^gel  die  auf  den  &It#sten  eome- 
taoer  Gmbgemälden  dargtfitellU'n  Franeu  den  Mantül,  wie 
die  Flaminica  die  Rica,  die  rfimiscbe  Brant  das  KUmmeum. 
Wm  eadlich  den  Axnpjri  betriflft,  so  ist  er  identisch  mit 
dam  metallenen  Diadem ,  welches  bisweilen  auf  den  ooroe* 
buier  Grabgemälden  und  Qberhanpt  auf  alloiroskischen  Denk- 
mälern au  die  Stelle  der  gewöhnlich  vorkommenden  Binde 
triU*).  Demnach  stimmt  die  Kopftracht  der  Andro* 
mache  in  allfu  sinKclnen  Bostaodtfarilm  mit  der  altctranki« 
•obcB  Bbervio  nnd  UUet  sieb  mach  ne  anf  das  Deutlichste 
durch  die  corneUner  Grabgemftlde  T«ranacbaalich«a. 

ludeaii  sdieiat  ea»  dasi  dia»e  oomptieirte  KopfUaefat  bei 
den  OriechinDea  des  homerischen  Zeitaltm  keinasweg»  so 
aUgvmein  gebriuehlich  war,  wie  bei  dsa  Btrsakerinnen  uad 
BflmeriBDeo  der  rorelaHisobea  Epoeke.  In  der  Uiae*) 
«iidMsfthrUch  die  Toiletiit  gaaobUdsrt,  welche  Hara  «uokt, 


I)  Z.  a  MkaU  Horia  1WL  XXIX  %  XXXI  X  XXXOI  1, 1 

S)  Tfl   oben  Mts  AH,  &äi. 

ij  IL  XiV  1»  C    Vfi  taeb  It  XXU  4M. 

3S* 


544     Sittun^  d^r  fhilas.-jikäol.  Cltufie-  com  ff,  Nboemher  1890. 


I 


nm  den  Zeaa  auf  dem  Ida  zn  beanchea  ,  dabei  aber  diel 
Hanbe  nicht  erwäbat,  Vielaiebr  scheint  es  nach  dieser 
Scbildernug,  dass  die  GQttin  das  Kredemnon  nnmittelbar 
aaf  die  kuuetlich  geflochtenen  Locken  anflogt.  Betrachten 
wir  ferner  di»*  griechischen  Denkmäler ,  welche  über  di« 
Sitten  der  auf  die  homerische  folgenden  Epoche  Änfscfalaaa 
geben,  so  ist  auf  ihnen  kein  Beispiel  der  hohen  Hanbe  nach<^^| 
weisbar.  Kommt  eine  Po!che  Hanbe  anf  einer  dankelögnr- 
igcu  Vase  vor,  dann  stellt  es  sich  bei  eingehenderer  Prüfung 
stets  herauR,  dass  daa  betreffende  Gefai^s  mit  Sicherheit  oder 
grösster  Wahrscheinlichkeit  einer  etruakiachen  Localfabrifc 
zuzuweisen  ist. 

Wenn  wir  biernacb  annehmen  dürfen,  dass  die  asiatische 
Kopftracht  von  den  Griechen,  als  sie  die  westlichen  Länder 
des  Mittelmeergebietes  zu  colonisireu  anfingen,  bereits  aaf- 
gegeben  wordwu  war,  so  scheint  es  zweifelhaft,  ob  die  Ver- 
breitung dieser  Tracht  in  Etrurien  und  in  Latiam,  wo  «a 
von  Männern  wie  von  Krauen  getragen  wnrde,  der  helleni- 
schen Oolonisation  zuzuschreiben  ist,  und  darf  demnach  die 
Frage  aufgeworfen  werden,  oh  nicht  etwa  die  Karthager 
die  Verniiiiler  waren.  Dass  die  östlichen  Pbönikier,  Männer 
wie  Frauen ,  eine  dem  Pileus  oder  Tntulus  entsprechende 
Kopfbedeckung  trugen,  ist  bewiesen*).  Was  aber  für  die 
östlichen  Phönikier  gilt^  darf  mit  grösster  Wahrscheinlich- 
keit auch  bei  ihren  westlichen  Staramesgenossen  vorausge- 
setzt werden.  Jeden  Falls  sieht  es  fest,  dass  die  Karthager 
mindestens  schon  im  ti.  Jahrhundert  v.  Chr.  mit  Ktrnskem 
und  Latinern  einen  regen  Handelsverkehr  unterhielten,  dass 
ihr«  Waareu  innerhalb  dieser  Periode  in  Caere  und  Pr£- 
neste  zeitweise  zum  Kucbtheile  der  Griechen  den  Markt  be- 
herrschton ').      Peru V    ist    es    bekannt ,    dass   die    Weberei 


1)  Oben  Seite  Ä29-531. 

2)  Ann.  doli'  Inst.  1876  p.  245  ff. 


H^  Betblf:  ütber  ätm  Ftifma  der  a/lm  Iuatk<r. 


546 


>d  di«  H«nitellnoK  von  Kl«id(<rn  xu  dvn  blObeudaUo 
Zweigen  der  kartliaffücbeu  Indnstrie  geh&rle').  Bientacb 
itt  dt«  VertnaikunKt  dfiM  dio  t*r«tßn  Pilei  and  di«  ibovo 
entiprechendcD  PrutKnlinubon  von  dvn  Kftrtbagera  nach 
lulicn  eiugefUbrt  wurden,  uioht  so  abnorm,  alt  m  bei 
flQohiigrr  Botmchtang  »cbeinvD  nui^.  Wird  dncb  anch  an« 
gAQommm,  dam  da«  laieinischfl  tnoica  unter  Abwerfuug 
der  ««nvtt'n  tirftonigeo  Srlb«  g(*))ild'*t  int  aas  dem  »emitlscbea 
Worte,  welchM  in  dem  AItb«*hrüiiich«n  kntionvt,  in  dem 
Cbald&iioben  kutan  laatei')  —  eine  Annahme ,  dks 
falN  si«  lieb  b«itUtigt,  rinon  bervorragenden  Einfloat  dar 
Karthogvr  anf  iIan  altlatiniHche  KoiiiflmwKMn  bewiria^ 
wttrda. 

Wann  di«  itftiatiiti'Jitf  Kopftmubt  in  Italitrn  Kingaog 
Cud ,  larat  Btcb  mit  den  rorlir^oniicn  Milt«ln  uicbl  bfi- 
iitininien.  Doch  ninftn^n  bnt  dittier  TrAge  poiycbn:inK*  Ziegel- 
platten  berQck«icht)gt  werden,  mit  denen  die  W&nde  iweier 
oaeretant^  t(rill)«r  incruNtlrt  wureii.  Wie  eine  Srrie  gtUttgta 
■na  der  Sammlung  Campana  in  der  Luarre*),  die  andera, 
die  laider  nur  dnrcb  eine  lebr  nogenane  Beicbreibang*) 
bakaimi  iit,  befinde  »ich  in  dem  Ueeitae  det  POratcn  finspoli. 
Da«*  die  Malerei  der  rAmpnnaschnn  PUtten  auf  ein  frQber« 
Btadinm  binweiel,  aU  die  der  ftltmlrn  bemaltoa  Grib«  vnn 
Corneto.  iet  alliwitig  anerkannt*)  und  dat  Gleiche  ipit  ron 
iUb  nupoliM^eD  lÜxeoiplarea,  die  in  8til  wie  tu  Technik  mit 
JHB«»  di«  engila  VerwaodUchaft  varratben.  Hiernach  eind 
dia   beiden  derien    gani    gaeignet,    die  atruakiacbe  äitte  io 


ikt 


1)  BItaner   d»  «vwaiUieb«  fUtiffkeit  ^  Ü  C 
niaylefitlen  im  (IcwerUWmi  im  d  Alürtkia  f.  •& 

2)  Uofm  dl*  PbODlfler  111  1  p  07. 

S)  Umu,  «MT  laet  VI  Tftt  XXX)  de  Le^yMr  Umk  KareUm  111 
pL  LXXXIIL 

4»  Voo  Briiio  )a  4«m  Batt.  MTlirt.  1874  p  I»«1M. 

i)  An.  .uu  iMi  iMsf  p.  am  t,  IM  r  ^i-  i4m  ^  4». 


546      Sii£uny  der  f^tilos.'phä4)i.  Clas^e  toiu  6.  Nucember  3880. 


einer  frölieren  Epoche  als  der,  welcher  die  äUesten  cornetaner 
Grabgemjildß  aii^ehöreu,  zu  verg*^enwftrtigeu.  Was  xiinacbst 
die  campanaschen  Platten  betrilFt,  so  geben  sie  leider  keinen 
AnfschlasB  darüber,  ob  damals  die  asiatische  Kopftracht  in 
Caere  üblich  war  oder  nicht.  Wenn  ein  anf  ein-r  dieser 
Platten  dargestelltes  weibücbee  Idol  mit  einem  Tutulos  und 
einem  Diadem  ausgefitattet  ist  i  Fig.  13),  so  beweist  dies  S 
nichts  fiir  die  Sitte  des  damaligen  Lebens;  denn  das  Idol 
kann  in  Caere  aus  dem  Auslände  eingeführt  oder  s*»in  Typus 
ans  einem  fremden  Knlins  eutlehnt  sein.  Ebensowenig  at)er 
darf  aus  der  Thataache ,  dass  alle  anf  jenen  Pliitteu  darge- 
stellten Männer  und  Fraaen  ohne  jeglichen  Kopfscbmnck 
und  die  Frauen  mit  herabhängendem  Haare  auftreten,  der 
Schlass  gezogen  werden  ,  dass  der  Pilens  «nd  die  ihn  be- 
gleitenden Motive  damal'^  noch  nicht  gebräuchlich  waren 
Ein  solcher  Schlns.s  wäre  bei  dem  Charakter  der  dargestellbm 
Handlung  sehr  bedenklich.  Da  nämlich  jene  Männer  nnd 
Frauen  beschüftigt  sind ,  ein  Todtenopfer  da  zubringen,  so 
kann  das  Felih-n  des  Kopfschmuckes  mit  gleichem  Hechte 
als  ein  Zeichen  der  Trauer  ftufgefaast  werden.  Anderif 
würde  es  sich  verhiilten ,  wenn  es  sicher  beglaobigt  wHre,  fl 
dass  eine  polychrome  Thongruppe,  welche  einen  Mann  und  ™ 
eine  Frau  neben  einander  auf  einem  PfUhle  gelagert  dar- 
stellt'), ans  demselben  Grabe  stammt  wie  jene  Platten. 
Der  Kopf  der  Frau  nämlich  ist  mit  eiuem  Tutulos  und  einem 
hohen  denselben  umgebenden  Diademe  geschmückt.  Doch 
beruht  jene  Provenienzangabe  lediglich  anf  der  mündlichen 
üeberlieferung  der  Custoden  iles  Museo  Campana  nnd  wird  mt 
ihre  Richtigkeit  von  dem  Grafen  Cini .  der  bei  den  Ton 
Campana  in  der  caeretaner  Nekropole  veranstulteten  Ans- 
grabongen  zugegen  war  nnd  dem  ich  mancherlei  schätzbare 
Mittheilungen   über   den   an  Ort   and    Stelle    beobachteten 


1)  MoD.  deir  iDst  VI  Taf.  LIX ;  de  LoDgpSrier  Mai.  N&iml^n  pl.  L 


ir    Hflttff     Vfbrr  den  Piirw  dtr  nfleit  /loJiier.  54? 

ThatbMUnrl  verdunke.  aotdrOcktieh  gelSagnfi.  Wu  ftni«r 
di»  nupolixchen  I'latten  bd-trifft ,  so  «chtldvrt  ibrn  Ualtni 
offnibttr  Sc«n9n  «u«  Atm  Todtcnkaltoa*)  nnd  kmou  dmi- 
nach  dii*  Thatrachc,  dan  dr^i  Krauenge«ta1teii  mit  blft^netn 
Kopfe  und  gri5«tem  Rmt«  dnrgestelH  aind,  (•b^nfults  mit 
der  bei  der  Traaer  beobatjhtpton  Siito  in  Bexiehnng  g«^ 
bracht  werden.  Von  den  l)eid(>H  niinnlicheu  Figuren,  die 
an  diT  Handlung  Thoil  nobnien,  trägt  div  »ine,  wetcbe  ein 
Ton  di*r  Fignr  einefi  Stiere«  gekrönt«  Scepter  flchnltert, 
^inen  niedrigen  breitkrempigen  Hut,  der  in  eine  au  die 
Virga  (br  rCmiM'httn  Prieit«r  annDanide  Spitae  aaniSnft, 
die  andere,  welcb^  in  d«r  Roobteu  einea  kabloaen  Zweig 
h&lt,  eine  niedrige  krenipeulo))«  Mut«* .  dnrvn  Voloman  b*- 
trächttich»r  i^,  als  da»  d«t  darunter  befindlichen  Sch&dala. 
0er  Gedanke  liegt  nahe ,  daaa  die  beiden  Figuren  «inea 
Priesirr  und  neinpii  ßfgleiler  darstalten.  Kollte  steh  dicM 
Vernintfanng  beHlHiigeu.  dann  würde  sich  ergeben,  ilan  der 
PU«Qa  damaU  uooh  nicht  VÜr  alle  ca«r«tMMr  fiiMier  obti- 
gKlorueh  war  und  dan  ein  dar  Virga  «atapraebMidef  »lab* 
artiger  Aufsatz  schon  vor  der  Kinnbrnng  da«  Pileo«  mr 
BsMichn  ang     der     prieaterlichen    Kopf bedaoknngra    «lienta. 


n  Wtaa  Brhio  nai).  d«irinst  1H74  f,  IS2,  IS»  la  4«  DanrtsU* 
«af  dsr  EMaktm  «las  UtWsWwvrbviff  "rksaimi  will .  m  Ut  «fas  dtt" 
artif«  fftaittliaft«  8eaas  4sia  Chaiaklct  dar  aUsIrasVU^fa  Orahoulaf«! 
frsnd.  Bkcnownif  BsUkll  «er4sa  ssiac  Boastkaagso  Ibtr  dt«  fi/nbollk 
d«B  sof  dem  Sesptrr  dargsatslH«  OdMn  flail«,  im  nach  BHstm  Aa- 
aabmdraTrftferdsiScffptaffsali  dos  vaaafftaolimt  lad  der  t.UW  der  aa- 
ffUtrh  navurbsBfa  Pru  anw&rdlf»  Persott  ekamkUfWrt.  l^oik  bt 
alH  liswadiw  WUtfUtfVBX  dtr  etu^Jass  *ao  (bv  ffslUad  KwassIrtM 
OMUktspaakl«  Bbsrttoilf .  d«  dl«  sof  d«r  iW'iWfl  PIsiU  4srir«st«UUa 
Flgarv.  fa  dea^n  BHtln  Jftn|[llaf(<  rrit«aat,  wnklM  lai  (Ugnsalss  sa 
da«  TrAffsr  d*»  OcbKn»c«pt#ni  <Ur  «in«erb«a«a  Praa  ajaipaüilidi  vtssa. 
■sA  dea  ronMQ  im  Brut  nad  dar  w^iMse  UaalikrW  MlhUak  rfad. 
BWnaH  Itet  ■leb  wIlMtnnUadlirh  du  rm  Rrttio  wfn alias  Uufcsi 
iljll  ta  l>ia*l  «Vf. 


548     SiUitng  der  })ftitos.'philol.  ClaaM  vom  6.  Ifovmber  1880. 

Infless  kann  die  Erklärung  bei  einer  Daratellnng,  die  wie 
diese  Tollständig  vereinzelt  ilasteht  and  für  die  es  an  jeg- 
lichem Vergleichung«punkte  gebricht,  nicht  vorsichtig  genag 
zu  Werke  geben.  Es  scheint  demnach  geratbeUf  weitere 
Entdeckungen  abzuwarten  und  die  Untersuchung  auf  Grund- 
lage eines  reichereu  und  ausgiebigeren  Materisles  cen  auf- 
znnehmen. 


üebrigens  schliesst  die  Geschichte  des  aUasiaiischen 
Attributes  nicht  mit  dem  Zerfalle  der  classiseheu  Welt  ab, 
sondern  reicht  noch  in  das  Mittelalter  und  die  Neuzeit 
hinein.  Doch  wird  man  es  lici  dem  in  Rom  herrschenden 
Litterat urmangel  entschuldigen,  wenn  ich  diesen  Gegenstand 
nicht  erschöpfe,  sondern  nur  wenige  Erscheinungen  anfahre, 
bei  denen  der  Znsammnnhang  hp.^onders  klar  in  die  Augen 
springt.  Das  Abzeichen  der  Bischöfe  von  Rom  oder,  wie 
sie  später  hiesseu,  der  Päpste  war  ursprünglich  eine  epitzCt 
kegelfürmige,  von  einer  Binde  oder  einem  Diademe  umgebene 
Mütze  —  ein  Abzeichen,  welches  die  chriütlicbe  Kirche  rer- 
mathlich  aas  der  Tracht  des  jüdischen  Hohenpriesters  ent- 
lehnte. Mit  einer  solchen  Tiara  sind  die  Päpste  auf  den 
Fresken  von  S.  demente  dargestellt,  die  von  dem  8.  bis 
Kam  11.  Jahrhundert  herabreicbeu').  Sie  erscheint  noch 
in  der  italieniscbeu  Kunst  des  Dueceuto  als  das  regelmässige 
Abzeichen  der  römischen  Kirchenfttrsten,  wie  ee  z.  B.  die 
giottesken  Wandmalereien  in  8,  Francesco  zu  Assisi  be- 
weisen. Die  Angaben  schwanken  ,  ob  die  Ersetzung  dieses 
älteren  Tjpus  durch  die  von  einer  zweifachen  Krone  nm- 
gebeneo  Tiara  anter  Nicolaus  II   (1059—1061)  oder  Boni- 


V\  ^evar  ArdiAoIogiqofl  XXV  (1K73)  pl.  IV,  I. 


4 

I 
■ 

I 
I 


•  •  •••  •  ••* 


W.  Hdbifi:  Utber  lUn  Vittm»  äer  alttn  ItatOur, 


549 


fftcioi  Vin  (1294  —  1303)  erfolgt«').  Noch  tpttflnQj 
UrspriingM  Ut  die  bis  auf  deo  beatigen  T»g  Hblielit 
mit  dm  drei  Kroneo  ami^bvii«  Tmim '}.  Dam  der 
Doctorhtit  Pin  dirrkter  Abk5nini1ing  df«  PiUtax  LiWrtatia 
ist,  beweist  die  Könnet,  anter  «leren  Auiinprach  er  verlieben 
wird*).  Der  mitt«I&lt«rliohe  Btttoch  Baxtardeu  bei  der  Legi- 
timirong  and  Pemooen,  die  f3r  infam  galt«D,  bei  der  Ehr- 
Ucbcrklftrunf;  einen  Rnt  AQ&etzeo*)  erinnert  an  den  Ritu*  , 
der  rdmiiKh*'»  MununiisDio.  Ftrnor  wird  es  mit  dem  PHeas, 
Libertatis  r.uMararopnb&ngen ,  wenn  es  uaob  altdeutaofaa 
nAndwerkabmurhc  den  (lenpllon  d.  i  d«D  aiU|geIernt«D  nndl 
«orott  nnabbaugigen  Haadworkern  nntertagt  war,  »ich  DO* 
bedeckten  Uanpte«  aof  der  8tnuM  ta  teigeo*),  wenn  die 
tpani«chen  Onuideo  noch  beot  ko  Tage  da«  Pnrileginm 
haben,  in  rif>f(eiiwart  ihres  K^ut^  den  Hut  aufj:ul>ehalten, 
lii  deiinelbeu  Kreis  gebOrt  offenbar  auch  der  .»fr**!»'  Hut'\ 
welchea  der  deotacbe  Student  bei  dem  LaodeeTater  dorcfa- 
bohrt.  8rtt  dem  10.  Jubrhaiidert  ervcheint  der  antike  [)e- 
griff  des  Pileui  Libcrtati«  den  CiebildetAO  dnrch  die  harna- 
oistiseben  Studien  voltiitändig  get&uäg.  Das  Manifest,  dareb 
welebee  KOnig  Heinrich  tl  von  Frankrei^  im  Jahre  1652  erini 


I)  On«omiw  4k  Onbotflsr  Ov  ita.  »pil»  ^  HU  (ImhUkte 
4»  MadI  Beat  ▼  ^  10.    HSU  dto  «ntar»  Annubt  richüf  Ul.  daa»i 
haft  t\k  Kviut  lincsr  ali  i1b  Jalirfattn<1«r1  u  il«a  ill«m  Tjin»  tmA%9 
halUa. 

t)  DU  Aajtabsa  vea  OntsrarfH   ftbar  4m  Vththn  4Uw  Nm 
oBf  lasicD  wtdtrvrmbsad.    In  d«a  OrahB.  d.  r.  PifMt«  p.  tfl  «ahntU  ' 
•r.  Dffcan  V  (I9«»-IS?0)  haW  <li»  dniftwhe  K«m«  «li««lttvt    to* 
fvcia  irWbC  «r  p.  •?  SB«  4ms  MbM  laainMi  IV  aaf  dn  tba  L  J.  laU 
la  8.  Oaaaaro  s«  HtaH  irrkhMsa  Orahnak  4tmit  gmthm^ki  mU 

S)  GWaliaaw  hlttim  bsstatts  Jart4i«s  d«  fOm,  Salsa  Msc<s  ] 
bsrficaa  IttM  (th  rarifest«a  isnaaB  \%mwm  adlK  Datan  Aar  T«n« 
lOeO)  CWpal  n  Tb«.  I  f.  K. 

4|  HMas  a.  a.  0.  TInb.  XV  f  SI.  93. 

h)  8UU  das  dMlsibs  BM4««r1i  f.  ISl  M. 


560     Süzunff  der  jJu'ios.-^lot.  Classe  vom  G.  November  18^. 


B6ndnis8  mit  dem  Kurfdrvlen  Moritz  von  Sachsen  nnd  den  dent 
sehen  Lutheranern  gegen  Kuiser  Karl  V  verkündete,  fQhrte  als 
Frontispiz  ein  flatterndes  Band  mit  der  Inschrift  LIBKRTAS 
nnd  darüber  einen  Pileaa  zwischen  zwei  Dolchen*),  also  die- 
selben Symbole,  welche  der  jüngere  Brutus  auf  seine  Denare 
plagen  lierts.  Eine  Müdnille,  welche  die  Niederländer  im 
Jahre  1654  znr  Erinnerung  an  den  PViedensscbluss  mit 
England  pchlageu  liewen,  stellt  die  Personificationen  der  beiden 
Staaten  einander  gegenüber.  Jede  der  beiden  Figuren  trägt 
die  Landesfahne  und  auf  der  Spitze  derselben  das  Symbol  der 
Freiheit,  welches  hier,  der  damaligen  Tracht  entsprechend, 
als  ein  niedriger  breitkrempiger  Hut  gebildet  ist*).  Einen 
ähnlichen  Hut  hält  die  nierierländische  Magd  auf  Gulden- 
stflcken,  deren  Prägung  im  Jahre  1681  beginnt,  auf  der 
Lanzeuspitze').  Eine  hervorragende  Bedeutung  jedoch  ge- 
wann die  Frei  hei  tsmni'ze  zur  Zeit  der  französischen  Revolu- 
tion. Der  Bonnet  de  la  Liberte  wurde  eines  der  bezeichnend* 
eten  Symbole  der  welterschtitternden  Bewegung*).  In  dem 
Siegel  der  Municipalität  von  Paris  trat  er  an  die  Stelle  der 
königlichen  Krone.  Die  Freiheitsmfitze,  das  Ruthunbündel, 
die  Wage  nnd  der  Eicbenkranz  waren  die  Typen  der  Kupfer- 
prSgiing  in  deu  Jahren  1792  und  03-  Jene  Mütze  wnrde  von 
den  leidenschaftlichsten  Vertretern  der  neuen  Ideen,  von  den 
Jakobinern ,  getragen.  Die  gleichzeitige  Knnst  verwandt* 
und  behandelte  das  Symbol  in  der  mannigfachsten  Weise. 
Am  häa6gsteu   wnrde  der  Bonnet  de  la  Liberto  imter  der 


1)  S|)onilaiius  annal.  gallic.  ad  aiinum  1552  noin.  6. 

2)  Van  Loüii  histoin*  m^talliqac  des  Pays  Ba«  II  p.  •^71. 

8)  Verkade  Hnntboek,  bovatteoii<]  de  comea  en  an>c-«l<li»gen  van 
mantr-'n  ^1.  in  d«  7  N«d.  proTiDclen  a«ilert  den  vrede  van  Qent, 
Schiedam  1848. 

4)  Vgl.  bieraber  und  cJm  fol^nAfl  Renouvier  histoire  de  l'art 
pendant  la  rövolution  U  p.  :i94-396.  400-403.  406.  4ö7j  Wci»  Ko- 
BtQmUnde  III  2  p.  123S 


»r.  Hftl'ig  -  Vebrr  Jen  PiJeu»  tirr  tütf»  ilMlikttr. 


551 


Form  t\vT  phr_v(fi»cben  MQta»  dArf(<>«MU  —  einer  Form,  die, 
wit'  cfl  scheint,  ofticiflile  AoerlwDnuug  fand.  IXfch  hftt  «r 
biüwpilen  auch  di«  Form  d«r  Schiff«nnQU«  dtw  Oil/ueiu, 
de«  aaf  d«n  MBnzen  du  Brutui  dargmtellten  Pit«iiii  Libcr- 
Uiin  oder  der  in  leichten  Fititrn  brrch«ud«n  nnd  mit  herab- 
falUnd«a  Lascbf>n  rerB<>heneu  Kidarts ,  wir  nie  in  der  spä- 
terru  Zeit  von  deu  Parwm  grtrognn  wnrd«. 

lodAm  wir  hir^rmit  die  (fe«chicbte  de«  BlU«iat{Mh«n 
AKribotea  von  dem  13.  .Tahrbundi^rt  t.  Chr.,  ron  deu  To- 
ritefaa,  die  g«f{en  die  KnmeKiiiden  tn  Felde  xogen,  bis  au 
den  Jacobinern  der  franxftsiwhen  Reroltition  rorfolgt,  iat 
xagleich  ein  Toberbtirk  grwonueu  Sber  d<*n  maunigfachen 
Wt*cb«H,  drn  die  Bi'ileiitnng  ilietaa  Symbolm  in  dem  Laufe 
der  Jahrbnnderie  erfuhr.  DlMolbe  kcgalfurinige  MflUc,  di« 
in  dem  Orient'*  Ha-«  Abrj'ichen  der  dntpnti*cHMl  MoaarellMra 
war.  uuter  deren  Druck  die  Valker  Vord«nui«lli  aeafkifcn, 
und  die  dnn  Hnnpl  de«  jfldi'cben  Hobfniprieniem,  dea  Vor* 
atande«  dm*  excIuAiroim  fMi^'on ,  die  e*  jemaln  gf^bra 
hat,  arbrnftckte,  dienti*  in  d^m  rCmincbeu  R«cbtMUat«  mi 
BcxeichDQDg  den  freien  Mmin»^.  AU  dann  die  claatinh» 
Well  r^rfiel.  ginj^  die  kegelförmige  Mfltx«  ron  dem  Flanpie 
dm  jOdischim  HobiMipriraterR  auf  daa  dea  rOliii*cbf*n  ßi^bcA 
Ober  and  wurde  liierdorüh  tn  «iaefD  B^Hole,  vor  dem  «idi 
noch  beträchtlich  mehr  Vnlker  ttfiiglMi,  aU  ror  der  Kidaria 
dea  perriicheo  OroflakAnig».  Anderer  Seil»  wurde  der  Pi- 
teu«  in  dem  I)ocinrhut«  itit  dein  S^mbide  der  fVeien  ForB^ti- 
Dng,  rinrr  Richtung,  die  xn  der  von  der  p£b«iUicbeu  Tiara 
TvrkArperten  den  entichieden«ten  Oeg«»«!»  darctrlll.  Spuren 
»ind  vorhand''n ,  daM  der  PiVo*  tu  d<*m  7.0Dfl««a«D« 
alMi  in  der  Entwickelung  d»  8|ft«lt«'lebenN.  dar  erfran- 
liehiUD  Eracbeiflang  in  der  Geschichte  dea  HitieUltera, 
rina  Rolle  apielte.  In  der  Neuaait  eadlich  gewann  diaaaa 
Attribot  noch  einmal  eine  walIgnBBhiebtIiebe  Be^eittang, 
indem  m  «U*  Symbol   daa  DaRpoUmsa   dar  IlMaan    word^ 


6S2     Sitiung  d*T  tjMot.-pMot.  CVoM«  €vm  S.  November  ItfSO. 

die  mit  Feoer  nnd  Sebwert  dea  Bestand  der  bisherigen 
historiftchen  Ueberliofernag  ssu  Teraicht«i  trBchtetcn,  Nehmen 
wir  da«  Kreuz  aa»,  dnou  dfirfte  schwerlich  ein  Symbol  so 
viele  Terschiedene  Richtungen  Terkörpert  haben,  wie  die  alte 
aaiatiflche  Kopftracht. 


Nachtrag. 

Der  im  Obigen  Seite  487  ff.  aus  den  Kultus-  und  Rechts- 
alter tihOmern  gezogene  Schlnss,  dass  die  Kömer  in  der  vor- 
clastiischeu  Epoche  einen  Pilens  trugen,  erhalt  eine  monu- 
mentale Bestätigung  durch  primitive  Figuren  aus  reinem 
Kupfer,  die  vor  wenigen  Jahren  auf  dem  Viminal  entdeckt^ 
wurden.  Siebzehn  Exemplare  aus  diesem  Funde  gelangten' 
in  die  Sammlung  des  Herrn  Leone  Nardoni,  die  mir,  wäh- 
rend ich  diese  Abhandlung  niederschrieb,  wegen  Abwesen-J 
beit  des  Besitzer!!  unzugänglich  war  iBntl.  dell'  inst.  1878 
p,  11  —  13).  Als  mir  letzthin  Herr  Nariloni,  nach  Rom 
zurückgekehrt,  mit  gewohnter  Liberalität  den  Zutritt  zu 
aniner  Sammlung  verstattete ,  fand  ich ,  dass  die  siebzehn 
Figuren  den  mit  der  Feile  bearbeiteten  Exemplaren  urabri- 
Boher  Provenienz,  die  oben  Seite  512  besprochen  wurden, 
nahe  verwandt  sind,  Zwei  männliche  Figuren  dieser  Serie, 
die  eine  nackt,  die  andere  mit  einer  bis  zu  den  Knieen 
reichenden  Tunica  bekleidet,  lassen  deutlich  einen  niedrigen 
konischen  Pileua  erkennen,  dessen  unterer  Rand  durch  eine 
eingeschuittene  Liuie  scharf  markirt  i>^t.  Bei  mehreren  an- 
deren weist  die  autTällige  Länge  des  Kopfes  darauf  hin,  dasa 
der  Handwerker  einen  Pileus  darzustellen  beabsichtigte. 


ir  IMkift  Ütbrr  Htm  POnt  dar  tOUu  ttahktr. 


tWi 


Nachweis  der  Abbildungen. 
T«frt  I. 

I.  Kopf  Am  KflritCB  der  Taii«cfaB  »nf  eJoora  R«Bfll  Toa  MadiMl-Ab«, 

BMth  OisriU  archfolofiqait  1H7R  ]i.  lOtf.  Seit«  5^~&S4. 
S,  Kopf  tlM«  MayriKb«!!  Kriogvr»  a«f  «tnom  Rrlief  roo  Kajuodiefaili, 

ueh  U^ftid  tb«  iDOiiiiiD«iito  of  Nlstnh  pL  72.  MW  .Ml. 
A.  Kopf  rliM  uB7riieb«a  Ktelft  »if  •ia«n  B«t1«f  t»o  Nlniod,   ueh 

Uyu-d  a.  a.  0.  pL  34.  8«it«  MI. 
1,  AMjriarhn  KOnly  «of  der  L6«e4Jftf\l,  Rrllrf    ron  Nimnul,  oKb 

U7«rd  a.  a    0.  pL  »I.  S«lto  S.?^. 
h.  A«]rriicfa«r  EDniir  aar  tlnn  Wa^ta,  ficUef  tob  EqJiiDdadük ,  ueb 

Uj«rd  a.  a.  0.  pl.  HO.  Sut«  632. 

4.  Flfv  anf  dner  ph&oikUeb«n  8ilb«rM:b«lo  ron  Amatlitu  aaf  Kfpr«*, 
Mcb  BvTve  arcfatolo^qa«  XXXI  {Xh'iti  p).  I.  8«it«  V^.!. 

7.  LAwcDtMter    aof    «^iaer    |>hADibiKhen   Bilbervchtl«   Ton    Knrion  tat 
KjpnM,  nach  KrvD>-  »rcbä»Ioffti|U  XXXIl)  «1^77»   pl.  I.    S«1U  630. 

5.  Xopr  «lB«r  Fna.  Tcrmathlkb    pbAftDti»cbfn  SUnniM,  Alf  MiMB 
B«ll«f  foa   KitfandKlult.  nacb  Ia^vH   tb«  mooanMnte  of  Nlotteh 

pl.  71.  Sdr«  hm. 

9.  MannUcb«  Fi^iir  auf  einnr  btt  P&lMtHna   fttadtMli   pbdaikiMbui 

SUbenehaU  nach  Um.  drU'  Init.  X  Taf.  XXXI  1.  Mta  USO. 
10.  BM«  4m   Hi4u    auf  »iMr    Nftiu«    *od    rrjnmBMMi«  wmA   Ana. 

d*ir  lut.  1M7  Tar.  d'a««-  I?  *-  8*ito  M». 
11    Brontra«  Kh(<K«Hl|r'r,  gefottda  «of  dar  Aknpolti  van  Tirjut,  aadi 

Kriitirmaiiii  Ujrkeaa#  p    IR  a.  12-  Batte  536 
IV.  Kopf  »iiMs  liranuaan  WaKBnImkan,  {«taadm  cq  Ot/aipia.  naeb  Jm 

.AsHnbiafaa  in  Ül/ttpU-  Band  IV  Tiü  XXi.  Bett«  .V17. 


Taffl  a 
IX.  Kapf  «la«a  Mola  darffaaUUt  aa/  «la«r  paljrduHnaa 

platt«,  aafh  Mon.  lUII*  Io«t  VI  Taf.  XXX  a.  VI.  iWla  588. 
14.  JCopf  «Inai  Todlni  aaa  den  Malmim  4ar  twwlMwr  IVala  4ri 

Mrtd,  Mcb  Uon.  d«U*  inil.  II  Tat  II.  IMla  4M. 
lli.  Kopf  «in«  Aaful*m  <l<«r  Lciolwsiaplola  wm  dar  <oraKaa«r  TMoha 

4«(U  Aatvn.  Orifiaalifichniinf.  8«H«  AM 
lt.  Kopf  «laaa  K«iuat«a  aoa  4rn  MabraUa  dar  nariiaair  T«aba  4«U« 
b   MaeMWf    oad    XmImt   atfbar    T«a   Oarailii 
49«. 


554     SiUuuf^  der  phümri^tünl.  Clasxe  pom  6.  KwetKher  1880. 

17.  Pnoenkopr  ans  den  MalereieD   4ler  cometaner  Tomba  dei   vasi  üi* 
pinti,  nach  Mon.  ddV  Iiwt.  Villi  Taf.  XIII  1.  Seite  51S,  514. 

18.  Franent^opf  aus  den  Malereien  der  cornotaDer  Tomba   del  recchio, 
nach  Mon.  MV  Inst.  Villi  Taf.  XIIII  la.  Seit«  r>V,i,  514 

19.  Kopf  einer  weiblichen  BronzeKgnr  nach  Gozzadini  di  ud'  antira  ne- 
cropoli  a  Marsahotto  Taf.  U  n.  1.  Seite  528. 

20.  Reters  eines  Denare  des  Jalias  Caoaar  nach  Cohen  momi.  d«  U 
T^pnhUqo«  pl.  XX  10.  Seite  492. 

21.  RoTcni  eine«  von  M.  Antonios  nnd  M.  Lepidas  gMchlagenan  Denan 
nach  Cohen  monn.  Aa  la  republ.  pl.  IV  14.  Seite  41)2. 

22.  Kercrs    eines    Denars    des    ßrutos    nach  Cohen   m^.   imperiales  I 
pl.  II  4.  Seite  4l>0. 

23.  Rcrcrs  eines  Tonnathltch   nach   dem   Tode  des  Nero  geschlagenen 
Denars  nach  Cohen  med.  imp.  I  pL  XIV  267.  Seite  490. 

24.  Apex   eines  Sacerdos  coUegii  aus   tkn  Reliefs  einer  capitoUnischen 
Basiü,  nach  Fogginl  .Mus.  capitol.  [V  15.  Seite  495. 

25.  PilPM  der  Pkbs  desselben  Colleginma,  nach  Fog^ini  a-a.  0.  IV  lÄ. 
Seite  405. 

26.  Flamen  Dialit  anf  einem  capltoUnischea  Betief  ans  der  Zeit  das 
M.  Anrcl,  Originaheichaung.  Seite  492. 


Sitzungsberichte 


im 


kOni^'l.  bayer.  Akademie  der  Wiaseiiflchaftea. 


Philo&ophuch-philologiache  Claaae. 


flHHDff  nm  6.  VvrcnUr  1880. 


Herr  M*ar«r  bi«lt  eiueu  Vortrsfc: 

„Ueber    die    Waseerweihe    dee    germaDi  - 
■  ohen  Heidenthume." 

Denelbe    wird    ia    dpa   „AbbAodluDgon^    veHVflvnUicbt 
werden. 

H«rr  Hofniftnn  hatte  einf(f**cbickt  eioe  Abkandlaiig  de« 
Herrn  Alphorn  Mayer  in  Uindshut: 

«.Waldeneia." 

Die   Bch  rift werke    der    Waldeneer    licfeHen    nehon    in 
frflfaeren  Jahrhuuderteu  M&nDt^rn  wie  MorUnd,  U^er,  Pat^ 
riu,    iliu   sich   besoiuiert    mit    dar   GoKcbiehl«  j«D«i  kleinen 
IntereManteD   GebirgiTolkee   beichiftigten ,    reiebltcli«   An^ 
bmte.    Aber  BteJitra»  waren  ee  nur  AnR^ge.  UeberMtun*. 
ge«    oder  Broebttftcke  der  «ntden«i«bM  Literatur,   wi«  «i^ 
pbeo    d«r   Zweck,    für  den  Bie  b«itimint  waren,   erb«iMltep| 
Eint  bei  Uegian  domt»  Jahrhundert«   bat  der  GrOnder  dvi 
rumaniachra    Pbikitogir «    llaynouard ,    einaelni*    ^ftdn , 
haupuirhUch  die   Nobla   Leycstm    ood    U  Darca  ia 
i  1  wtO.  I.  f 'ktL-tbO.  y«.  ca.  Bi.  l.  &.1  M 


ril 


556     Sitsung  äer  phüo8.-pMol  CTnw«  -Mm  B.  November  1880. 


Werke  ,,Chaix  des  Po^sies  originales  des  Troubadours"  \ 
dergegeben.  Auch  hier  lässt  die  Yollsländigkeit  zu  wün- 
schen übrig.  Um  einen  kleinen  Theil  der  nocli  vorhandenen 
Schriften  der  Waldenser  der  romanischen  Philologen  weit  h 
zugänglich  zu  machen,  wurde  die  Reise  nach  Oublin  nuter-  fl 
nomuien,  wo,  n&chst  Cambridge  und  Greiif,  die  ältesten  und 
bebten  Manuscripie  sich  befinden  Der  erste  Plan  war,  den 
Physiologus.  der  sonst  in  keiner  andern  Handschrift  vor- 
kommt und  noch  als  solcher  unbekannt  war,  ku  kopieren 
und  der  kgl.  bayerischen  Akademie  znr  Verfügung  zu  stellen. 
Aber  bald  zeigte  es  sich,  dass  ich  in  kiirze-r  Zeit  eine  er- 
giebige Ausbeute  jener  Handschrifleu  muchen  konnte,  so 
da»«  es  sich  nicht  mehr  darum  bandeln  kann,  ein  einzelnes 
Stück,  wie  den  Phy^siolo^ns,  getrennt  zn  veröffentlichen. 
Es  erscheint  nou  vielmehr  gerathen,  eine  Gesammtausgabe 
aller  wichtigen  Werke  der  Waldenscr  zu  verauatatten  und 
dieselbe  sobald  wie  möglich  vorzunehmen.  Ein  wichtiger 
Schritt  ist  durch  meine  Arbeiten  in  der  Bibliothek  des  Tri- 
nity  College,  dessen  Vorständen,  besonders  Dr  Ingnim,  ich 
^r  ihr  freundliches  und  bereitwilliges  Entgegenkommen  zu 
grossem  Danke  verpflichtet  bin,  bereit-s  geschehen. 

An  jenem  Orte  beündcn  sich  nicht  weniger  als  7  la 
waldensisoher  .Sprache  geschriebene  Codices,  ohne  der  zwei 
antiern,  die  grössten  Theils  lateinisch  sind  und  Dokumente 
ober  verschiedene  Processe  gegen  die  Walden-ser  enthalten, 
zu  erwähnen.  Das  wichLig»te  MuuuscTipt  unter  diexen  7 
ist  ohne  Zweifel  C.  5.  21,  welches  die  Gedichte  und  den 
PhysioUigus  urafasst.  Die  Gedichte  stehen  zuerst,  von  denen 
Novel  Confort  (2ä'J  Verse)  die  Reihe  beginnt.  Es  ist  eines 
der  besseren  Gedichte  und  an  manchen  Stellen  poetischer 
als  die  soviel  gerühmte  Nubla  Leyczon.  Die  Eitelkeit  der  fl 
Welt  bildet  den  Ilauptinhalt;  alles  ist  Trug,  Ehren,  Reich- 
tbnmer,  prachtvolle  Kleider  und  kostbare  Steine;  der  Mensch 
soll  seinen  Blick  höher  richten  und  sich  von  dem  thörichten 


I 

I 
I 


iUjAiMu  Ma^:    WMgm^m, 


5&7 


Pompe  der   Welt   nicht  beeinfloflaeo   Immo.     B»  flüigt  mit 
folgenden  Worten  ao: 

Aqnwt  Doael  oonfort  de  rertooi  Uaor 
Mando  to«  ecrirnni  en  carit«  e  amor. 
Prego  foe  cuBroent  per  Tamor  del  legnor, 
Habaodona  lo  segle,  eerae  dto  cum  temor. 
Um  dorm«  longsment  ea  ta  aoHra  triftSd» 
E  Don  uolt  Qelhar,  mas  B^^gue  la  pigrida, 
Soanment  repanaar  al  leit  d*  anaricia 
Fafent  al  ooatr«  cap  coMin  de  cubilicia, 
Tota  la  DOfitra  vita  e«  nn  petit  donuir 
üurment  voa  aojma  un  aoyme  de  placuf. 

und  endet  mit  den  Veraeo:  * 

Ära  aene  al  dia  clar  e  non  iia  negligeut« 
Tnbo»  a  la  portn,  facze  nertnuament 
E  lo  «utt  aperit  ao«  hubrire  docuimrnt 
K  amenare  oo«  a  ta  gloria  del  oel  aerament, 
Uene  e  non  atenda  a  la  ooit  lenebroaa 
I^qual  ee  mot  Bcura  crlbla  t  ipWMOioM; 
Aquel  qoe  Ten  de  uoit  ja  Te^oa  ni  t*«ipaaa 
Non  babrire  a  Inj  la  porta  preeioA. 

Dan  Folgende  Gedicht  handelt  ron  den  Slaaan  n 
eathilt  duraaf  beaQgliche  Lttfafctt.  S)i«  Oebtracbrift  ü 
Aici  coroPDcca  rroangeli  de  li  qnatre  jvmetici  aad  fan 
auf  folgende  Weise  an: 

Ära  perlen  dd  auAOgeli  de  li  qnatf«  Maeaca 
Qm  (Viat  parlaoa  al  Htgte  pnaeat, 
Per  qve  el  faagvee  al  nMmt  alcvn  CMBcnawMntf 
De  la  KM  ermtara  ngevr*  MViUaiBCBt 

und  hat  ale  ScblnaaTene: 

Ko  aobci  e  en  dpport  tota  lor  ria, 
Oar  aeren  filh  de  dio  pajre  d'amiliU, 


&68     Sittung  der  phtlos.-philai.  Ctasae   vom  6.  November  13S0. 

PoBseasiren  1a  gloria  per  propria  beredit&i 

Seren  angel  glorio»  luf«Dt  en  clarita, 

Per  tait  temp  istare  deuant  lasanta  trinita. 

Daa  dritte  Gedicht  ist  J$.  Barca"  (330  Verse).  Es 
handelt  von  dem  Menschen  und  vom  Leben.  Adam  wurde 
von  Gott  mit  dem  uiedrigäten  Kiemeute,  der  Erde,  ge^chaffea, 
und  seit  der  Zeit  kommen  die  Menschen  mit  der  Sünde  zur 
Welt.  Wir  sind  nur  die  ISpeise  der  Würmer,  nnd  währeud 
unsere  Vorfahren  8  und  900  Jahre  alt  worden,  erreichen 
wir  kaum  80: 

Fait  sen  apres  manjar  de  nen,  massa  de  puridara^ 

Legna  de  fuoc  a  sentir  grant  ardnra, 

Li  albre  de  lor  meseyrae  perduun  fruc  deleitiaol, 

L'ome  de  si  uon  reut,  si  nou  fruc  encreisiuol, 

Loquat  es  nerm  e  leudenas  e  peolh  habominiuol. 

Via,  oli  e  balsemo  salh  de  Ij  albre  Liquor. 

Stercora  e  oritia  salb  de  H  ome  pndor, 

Oit  Cent  e  noo  cent  an  seien  U  ome  hauer  uescQi 

Me  recorda  en  1'  e.scriptura  hauer  legi ; 

Mas  al  temp  preseut,  coma  di  Salamon^ 

üiore  c*?nt  an  es  fom  de  saczon, 

E  mot  soa  rar  aqailh  qae  passan  tant  eaant, 

E  qai  uaj  entro  a  oitanta,  la  soa  uita  es  abasiant. 

Und  da  das  Leben  uicbts  ist,  so  möge  der  Sünder  wobl 
Acht  geben,  womit  er  sein  Schiff  bedachtet,  da^  ihn  in  eine 
andere  Welt  führt: 

0  miser  peccador,  or  te  pren  garda« 
De  qual  marcaudia  ia  cariares  ta  barca. 

Vom  klugen  Kaufmann  und  Schiffer  beisst  es: 

Quant  lo  snui  marchant  aribare  en  aqnel  port, 
Cum  grant  paor  intrare,  mas  el  haute  coufort, 
Qne  la  bona  marchaudia  lo  secorra 


AJpktm*  Ma}f€r:    WnUenma.  ft59 

D*or  e  <l*argent  e  d«  peyin  preciota 
De  qae  e\  ha  fsit  stina  e  bonm  oargi», 
Hncara  aaDOrra  o'a  mm  pa  la  ttm  baroa. 

An  diese  G(»i]icht4>  rpihcn  sich  xwri  KDdvrv  „Pajrti 
«leroal"  (I.Vj  Vcn«)  und  ein«  ohne  Titel,  das  wobl  iden- 
tiacb  peio  mag  mit  d«m  G«diebto  io  der  Oraler  UAad»chrift, 
bekannt  anUr  der  U«b«r>cbrift:  ,.Lo  dcBprven  ilcl  Moot** 
(U&  Venw).  Nmi  fol^i  iHp  Nobia  Leycxoa.  die  »eböD  »o 
Tiel  Streit  TororiAcht  bat,  weil  lie  die  Jabrwnahl  1100 
enthliU.  ICiaige  bitbnapten ,  m  mOM«  UOO  beiateo ,  da  ia 
d«ir  CambridffiT  Hantlffcbrift,  dan  nicbt  r"*  anKradiert«  Vitr 
noch  üicbtbar  und  in  der  Dubliner  Hand:4cbrift  e  oben  bia- 
anf  corrigiert  üfi.  tHfßtm  •  =  and  wird  aacb  f&r  daa 
Zricben  m  =  qnatre  {^»halten.  Per  Anfing  der  Kobla  Leye- 
son  mit  der  bestrittenen  Stelle  beieat: 

0  fraTTc«,  eutend«»  nna  nobia  lf*7CCon, 

Souent  deoriun  ui*lhar  ('  i-<Ur  on  oracton, 

Car  noi  neben  ar|ne"t  mont  eaaer  pre«  dol  cHannn, 

Mot  deorian  rMer  curios  <le  Ifona«  obrai  far. 

Oir  DO«  aeben  aqacet  mont  dv  la  8n  apropiar. 

Ben  ba  mil  e  oaot  ao  eoropli  enliaramant 

Qoe  foacripta  Tora,  cur  aen  al  derier  temp, 

Poe  deorian  onbitju-,  rmr  ara  al  reoMDeni. 

Wenn  man  die  ZabI  1100  beetrettet  nad  UOO  lia< 
■o  veriebfHndei  ancb  der  Nimhna  f^r  lUa  bobe  Alter  det 
Ciedicbte«.  Oaai  aber  die  Waldt'nMtr  «chon  lange  in  dfto 
Bergen  Pt^'motita  gewobut  haben  m&uafl,  l»on  naa  «ebon 
ana  ihrer  VolkuxJibl  von  Sn^oIH)  «clilt«MOB,  wie  in  oaar 
Petition  Mknrt*l'>  und  MaBoa'e  an  Booer  and  Oecnlampadfua 
im  Jahre  1&30  animiirticb  tu  leeen  i>t  (HS.  CL  A.  I«): 
„Lo  matre  pöble  «s*  eo  U  plua  graut  part  beoigi  siaipl«  • 
matie,  s  manjant  Io  »eo  pan  del  lanor  d«  Ui  aoM  aaaa  t 
dfaparii   a»   mott   luoc   p«r   ki    aotnidienu   paneeacion»  • 


Uli 


560      SUswtff  der  jihilo§rpfüloi. 

deffpersi   per   f^rant   apaci,    caf 
Vaaira   bja  plns   d'oyfc   cent  mil 
o  UDO  volha,  a  las  seguonas  e  a 

An  einer  anderen  Stelle  find 
deruDg  vor  mehr  als  400  Jahren 
acxo   qae   tu   entendas   una  Teez 
d'un  pöble  pauret  e  petit  loqoal 
a  0  entre  las  crndelliscimas  spinfj 

Diese   Angabe   würde   die  SS 
nach  Norditalien  wenigstens    bis 
schieben,  was,  wenn  sie  richtig  | 
sicherlich  auch  von  Bedeutung  M 
Zeit  noch   Tor   Valdo   gewesen, 
Ljoner   Armen   iu  jenem   Yollce 
die  Sprache  liisat  es  als  nicht  sehi 
dass    Valdo   nnd    seine  Lyoner 
Rren ,   denn   die  Waideuser  hab< 
alischen    Dialektes ,    wahrend    L} 
Langne    d'oVl    geh5rt.     Die  Kri^ 
Volkes  lusst  sich  jedoch  nicht  leicfa 
seine  Wiege  in  der  Provence  ven 
aber   mit   Sicherheit   diese    Frag« 
Zeit   der    Einwanderung  approxin 
ein    grosser    Schritt    gethan.      L«^ 
Forschungen  der  Zukonfl  überlast 

Die  V^erse  der  Nobla  Leyca 
würde  man  iu  Ben  ha  mil  e  o 
die  Worte  quatre  cent  einsetzen 
stört  Manche  Verse,  es  ist  wal 
als  xwölf  Silben  f  weil  sie  viele  1 
kale  enthalten,  aber  diese  Vokale 
zusammen  als  eine  Silbe  geleseii 
noch  im  Italienischen  geschiebt.  ] 
walJensischeu  Veraen  anzuweudec 


jUjAom  Mm^tr:    ITtfUriUM. 


561 


tigp  Vene  (Unelb*  umcowerfen  droliton.  Aaf  corrnaipt«fi« 
Vrr»e  R<tKi*lD  Anf/untrllvD.  wie  dir«  in  »«mmttr  Zrit  fQr  du 
Anglo-Normannicche  grocheheu  ist,  binse  drr  Willkflr  Tbilr 
and  Tbor»  offnen.  Waram  auch  «o  Terwickelte  Ding«  du 
■uchtto,  wo  du  Kiurachv  div  Löitnug  ^vbl? 

Eiufl  andere  Tbiitiacbi»  npricht  «bcnralla  iiucb  Hlr  da« 
hobt'  Alter  der  Nobln  Lrycton.  Numlicb  Valdo  liima  Tcr* 
Kbied{*De  Mannscript«  kopiereu  oder  QberwUen  nod  «war 
in**  ttonuciiiiobi',  «egon  tbrn  Jabr  l\-*5.  Oitn  b^richtH  oaa 
Ktii'tinp  d^  Bfirbonr,  dw  m  on»  dmi  Monde  eioijtor  Mitar- 
b^t«r  V'aldo'f  .«^IbMe  «rfahrfu  hati«.  Darauf  bin  kilnut* 
man  WDfal  vennutb^'n,  dam  di«t  Nobia  Lrjcxon  nm  jene  Zeit 
•banlaUt  daa  Tagoalicbt  frblicktt^,  wenn  ne  nicbt  >cboo 
Torbandfo  war,  ao  da»«  ibre  KaUtehai))^  Tor  da«  Jabr  I'JOO 
SQ  Mtoen  w&re.  An»  den  Worten  mil  e  cent  an  tat  ancb 
oicbt  KU  aebliMtea,  da««  man  erüt  lUK)  c&blt«,  d«uii  di« 
Wort«  hfo  nnd  «ntierammt  ]iuw<tii  oinrii  groaaeo  Spiclraiinj, 
m  da««  man  UIO,  I IJO,  1150  üU«*r  ein«  Bocb  «pifar«  Zabl 
aiinehnien  kann. 

Nacb  der  Nobla  Leycton  fol^i  md  aBdem  Gedieht 
mit  duinpplbeu  Titel,  da«  aber  nichta  ander«  aain  wird»  ab 
Idy  nou«l  Svrroon.  E«  bt^teht  aux  nngvISbr  f"  *'  -«■ 
nnd    wird    in    detnarUien    aufgeft>nieri .    Oott  fo  «i  iu4 

nach  der  t^ligknit  ta  ibvlMii.     Oaoa  tagt  •■  abar: 

IIb  aolriao  bm  paradi«  ea  <4oant  p«r  dntrar, 
Hai  fo  par  que  «I  a'ttqaiaU  Don  »olriaa  gairv  Car. 

Ein  kunwr  Sermon  ..del  Mtwjttin'*  rvfbl  «ieb  daran. 
Dmnt  Sermon  findet  n«h  tn  i]r<*i  vi'r*cbi «denen  Haudaabrif- 
Un,  fn  <;.  :i.  'Jl.  C.  A.  iJ  tiad  in  C.  5.  'J6  In  «Im  baidra 
letjtteren  Pillen  weiobt  dar  TmI  la  Mafamrfto  pQukWn  von 

der  «raten  Venion  ab.     Dtn*   Auf  in 

(*'.  5.  'ia  mrai|tiioi)    par   *\no  («r-.-!!  o'  ■  p*'r  <|04 


562     SittuHg  der  phäoi.'phiJol,  Classe  vom  S.  Vovewhew  ISdO. 


uoten  mal  abrar,  cor  lo  temp  trapassa  e  la  vita  deÜalh  etc. 
ist  überall  derselbe. 

Ein  OraQon  betiteltes  StQclc  steht  vor  dem  Physiologua 
cnd  wurde  fdr  eiue  Prosaabfaandtung  gehalten.  Nachdem 
ich  aber  dasselbe  aufinerkaam  durchgelesen  hatte  und  xo 
kopieren  anfing,  sah  ich  sofort,  dass  es  Verse  waren  und 
versuchte  dieäelbeu  wiederherzustellen ,  was  mir  grössten 
Tbeils  aach  gelang. 

Nun  folgt  die  Uebertragnng  in's  Waldensische  von 
dem  Physiologus ,  der  in  den  ersten  Jahrhuaderteo  nach 
Christus  verfasst  worden  sein  soll  und  später  in  alle  Spra- 
chen Übersetat  wurde.  Hier  ist  er  nnter  dem  Titel:  De  1a 
propriütas  de  la  anüuani^as.  Nach  der  Kiuleitiing  folgen 
53  verschiedene  Abhandlungen  (tber  Thiere.  Die  Namen 
der  behandelten  Thiere  wurden  von  Todd,  „The  books  of 
Vandois,"  p.  15  angegeben,  zwei  wurden  jedoch  vergessen 
oder  übersehen  und  einige  andere  ganz  falsch  gt>leaen.  So 
hat  Todd  ebenfalls  alamau^&s  statt  aniruan^as.  Die  beschrie- 
benen Thiere  sind:  1)  L'aygia,  2)  Lo  pelican,  3)  lo  fcnis, 
4)  lo  pauon,  5)  la  grua,  61  lo  gat,  7)  la  galina,  S)  lo  corp, 
9)  lo  cing,  10)  lo  pic,  U)  la  randola,  12)  la  tortora^ 
[13)  la  perdi^,  14j  la  colomba,  15)  lo  nontor,  IG)  lo  talcnn, 
17)  lo  papagal,  18)  lo  merlo,  19)  lo  rosignol,  20)  las  abelhaa, 
21)  la  cbicala,  22)  lo  caladri ,  2:})  lo  leon,  24)  la  simi», 
25)  lo  lop,  26)  la  mosiela,  27)  la  salamaudia,  28)  lo  dar- 
bou,  29)  runicorn,  30)  lo  cerf,  31)  lo  canios  (auch  chamos 
geschrieben),  32)  la  pautera,  33J  lo  castor»  34}  la  ricz, 
35)  Talifaut,  36)  lo  canal,  37)  lo  griffen,  38)  lo  bno,  39)  la 
nolp,  40)  lo  cau,  41)  Vandolap,  42)  la  furnioz,  43}  la  se- 
rena,  44)  la  balena,  45)  la  uipra.  46)  Taspi,  47)  lo  cocodrü, 
48)  l'idria,  49)  lo  serpent,  50}  lo  recan,  51)  lo  tigre, 
52)  l'aragna,  53)  lo  scorpion. 

Zar  Vergleichung  des  waldensischen  Textes  mit  dem 
lateinischen,   griechischen  oder  aroienischeu  gebrach  es  mir 


Mphon»  Mmyer:    Wddemtia. 


H3 


an  Zeit  nnd  m>  konntn  ich  noch  oiclit  berliramt  fertstellMi, 
vpichpm  Thnt«  rr  ganz  beiond«»  vaUpriebt ,  das  Kapitd 
über  den  l^Swcn  hohe  ieb  jedoch  Golef^etibnt  f^ebabt  mit 
i\cm  cnUprech<-ndfu  ftriecbUcben  Texte  tu  ver^fleicbfn  nnd 
eraab«  da»  bia  auf  Wcaitcc«  die  bfidt'D  Stücke  die  f(rte>te 
Aebnlicbknt  mit  einander  bceitxcn.  Gm  diee  deutlicber  in 
zeigen,  gebe  ich  hier  die  swei  Texte:  Nur  au  einer  Stalle 
tritt  Interrcrtierung  der  reepectireo  Kintbeüung  «ta.  I^ 
Waldeuaieche  beiwt: 

Del  leon. 
Lo  leon  faa  quatra  propriota«  e  natunut  La  pminiera 
de  laaqnabi  ea  sital  qae  ijoant  rl  dewot  de  ta  rima  de  li 
aat  mout,  ei  el  eeot  li  cafador,  ei  coobrv  ta«  kmu  peai  an 
b  KW  ooa  qae  li  ca^ador  non  trobon  lo  aeo  looe  nj  lo 
poüean  eaber  ni  couoinejr.  I)nii(  per  af|uesta  natttn  ea  sn- 
tendn  dio  quant  el  deieeade  del  cel,  90  ei  en  la  uargcna 
Maria,  el  reecoode  lo  «eo  aonameut  qae  lo  diauol  ooa  p<K 
gom  eoDOt«»«r  lo  MO  annament  ni  la  maison.  fo  ee  la  acr- 
gaoa.  Noa  deren  &r  enajci  e  enaegn*  la  doctrioa  e  TeiMnipta 
dpi  noatre  redamptor  qne  noi  denen  naar  eni/d  laa  coau 
moodana«  qae  lo  ca^dor.  90  ea  lo  dieaol  non  eega  11  noatra 
annament. 

La  3*  propiota  del  leun  •■  qa'  el  nals  nort  e  itta  3 
jora  mort  e  poia  ttau  lo  pntr«  de  loi  e  gieCa  grant  bram 
«a  la  boca  de  loi  e  riuifica  lai.  K  adonca  pren  li  5  eantl* 
ment  Dont  Crist  fu  roajrma  leon  loqtial  ttte  niort  |>er  3 
jom  al  «eptilcn*  r  puie  per  U  rtnia  drl  pajm  r«leatbil 
naodte  al  tercz  dia  dei  mort.  A  Pfiit^aiple  del  <iaal  ooe 
4{uafit  Men  mort  deqeu  reettettar  dal  joiei  a  lai  Tertoca  qo*al 
reaoeH«  non  de  la  aile^  d*aqa«iil  mAut  al  a«o  eUrnal  ^j<r 
de  paradift. 

La  3*  propiota  del  leon  oe  qna  dmanlra  qn'el  dorm 
voqoa  non   daa   U   teo  olk.     liOqBal  I0OI1  aa  moeejau  dio 


564     SitSHtt^  ctcT  phüott.-phiIol.  Clasfe  vom  6.  November  1^0. 


I 


loqnal  dod  dorm  eu  oean  temp.  man  nbert  li  seo  olh  garda 
DOS  totaaia.  Segont  ^  que  A\s  AuguKtiDUs:  T<I^io  nos 
garda  de  tot  mal  noD  qne  nos  non  soffVaa  alcuna  co$a 
d*adaerseta,  mas  qne  la  nostra  arma  uon  sia  oaflTra  per 
aqnellas  aduersetas.  ^M 

La  quarta  propiota  del  leoo  es  aqneata;  car  quant  ei  " 
nal  penre  las  bestias  ei  cerconda  pramierament  tota  la  seloa 
e  pais  intra  eu  la  »eliia  e  pren  90  qu'el  nol  penr«  e  laa 
animaiK^as  nou  auftaa  insir,  poisque  lo  leou  bi  es  paRsa  o 
poisqne  ellas  troban  rannnment  de  lui.  Per  nqneat  leon  es 
eute^nda  lo  dianol  loqnal  cerconda  li  luoc  ea  liqtial  istan 
U  peccador ,  liqual  üon  cerconda  de  li  annaraent  diabolic  e 
1a<;>^  de  li  lacz  mot  dur  euayci  qu*ilb  non  pou  eisir  de  la 
aelna,  90  es  del  pecca,  mas  permanoa  en  In  cadeaa  de- 
dianol. 

Der  griecbische  Test,  welcher  bei  J.  B.  Pitra,  Ppicit 
legium  Solesinenae,  Bd.  ITI,  p.  338  ff.  veröffentlicht  ist,  lantel 
wie  folgt: 

*0  q>vaiol6yog  ^iriyov^evos  nsQt  zov  Xiovros  tinevy  Sre 
rqeig  <fiaeig  f'x^i.  JIqiuTT]  aiTov  <pvaigj  ozav  Tre^trratf  h 
TiTj  o^eiy  «^;(er«i  avTtft  oOfirj  rt^tr  xvvr^yfäv  v.cd  tq  ovq^  avrov 
av/KaXvjttu  ecvrov  xc?  ixyfjo  5Va  f4rj  axolovi>ovvtEg  avrov 
zdig  t^jvcöii'  ot  -Kvviy/oi  ^'^loaiv  avtov  ti^v  f.tvrdi>ar  xat  fna~ 
autaiv  avtov.  ^Eg^it^reia'  Oiuo  xai  6  awnjp  fwv,  6  vosQog 
Xitof,  ytx^üag  ix  tfvl^g  'hvda  ^  ^iXa  Javid  CfroaraXeig 
OfTC  Tov  aevaov  IJaTQog  ixakvtpe  td  yoe^d  acvrov  T^vi;,  toüt- 
ioti  Ttjv  d^eotjjra.  Merd  dyyihov  ayyiKog  F.yivtro ,  ^txd 
av^QMHwv  dvO^giorcog^  fiezc  i^ovauZv  ^§oi'aia  Vutg  xara- 
ßda&(os  avTOV'  xatlßi)  yuQ  tig  tty  fti^zgav  Magi'ag,  orrwg 
otuajj  tö  nefrlavTjfth'Ov  yivog  zÜiv  ifn'xtäv  zwv  avt>QiOiiiav. 
Kai  6  Xoyog  od^  aytvsio  xai  foxr^vioaev  iv  ^füv.  *Ex  zovzov 
ayvoovyzeg  avzov  avbt^ev  xateX^urzu  eleyov  „Ti'g  ianv  ovzog 
6  ßaatXevg  zf^g  do^q^";  £ita  to  Tipev^ta  ro  ayiov  Xayu 
ttKvQtog  ztür  dvvavoiy  ovrög  iaztr  0  ßaoilevg  zijg  (Jo^»;g,'* 


Alpltom  Majftr:    WMmuitL 


569 


crvrov   ayfv.tpü  ix   di^nä»  ror    üot^.    „Ot*   /dp  »«ro^ii 

Tiiirtj    iftüis    toi    Xiono^.    *lOr»   ij    Uaira    ytrr^    tov 
cnifivor,    yixiför    attw   yrn^  xai  tf-vkaOüti   to  xinfvf  ^    tta^ 

•iV  IQ  .ipoatorjt/v  Hat   fyri^li   avrör.    'E^ur^ttia'  f^tttt^    nai  6 

t^fiCh'  ^tr^iKnr  Xfftatiiv.  Kcthjg  ovv  d  Vmccujfif  iXjtj^a  tt^^i  iiloci 
axiuyov^  %i^  i^tyt^'t  mtov ;**  'Etifo  iQfit^rtia'  Ottut  ntü  fo 
a.iiara  £"99^»^  dm  f^$  f^t^fti^ot  %tuftf;  nai  kyinCH*»^  vw 
Ki^i'ov  ^fiwr  7i;-dor  Xntüiov  orißXtfJv*  *ai  f^tirofrotrj^^ca»' 
rt^  /op  tov  ftamiofiojoi  m^  xai  rwfM  tifoftoyomr 
dttfiiJnono  di  CfTO  iT^i  Xtat'yv^it  lori/oTi  tov  iyiov  Uitr- 
^fffof,  fw(*  ffijg  ffiij^/pot»  ta^^,  Sri  iji^cr  ^  o^r  Unfp, 
fotrfotir  d  ^ruwr  ^6/ev'i  ****  h'tqrCf^tv  «(  ai-tmc  rö  fj^ior 
fhtlua  nai  fl^toonoirjötr  ot'roty  cy  a/«^  Stru^tati  xal 
d:tiQ€*  nävtaf  in  tov  ^ot-.  'Ar^  If^^vc/ar  0(rws  xo^  i 
Ai'fioi;  ^fiüp  *ir^<swf  X^tnog  &  it  vtff^^l^  nai^tü^öftttfo^  ual 
ip  ry  f^  (or  SiaßoXet  ai^tiaXotiodtna  iXafii.    Jio  %oito 

'flr/^  f>i\rf;  ror  iUWro^.  lOror  /«^  ngt^ns  r*  fa7«ir 
jiOfH'O^fyoC  ^r  (J/f(p  ilf'ift^  ^  ^  ^<i  xi'uU'<«i  tönor  icuUV 
^inö  ri^  x/^wot  mVoi"'  irtfwr  otiiji'  ip  tf  yj  nai  naa? 
Axr^v  ^avdfas'  »tu  ifffo»  ffiU^tfiaaj^,  S^e»  fijv  ''prf'  i»oiijo$, 
Kthm  i^.Tliitf»ip9S  h  t^  yi  Artutynipot^  ^x»"  '"^V  <f>^9cii- 
/««rt'g'  rm  o^  irafn^mi  wo  Cv*^  >m'J  ntotKpam  np  füS 
iUorroc   diaj<ar0fr  6Sn9t    9^«r   otii  ^oipfvCrif  ^  lk*r  «bJ  ;hJ 


I 


566     SiliHttrf  dtr  phihs.-phUoi.  Clivtae  isom  6.  Novembtr  1880. 

tQ(ayet  avra.  ^EQfitp'sia'  ^'Uffte  o^v  l%ipsvyu  Tor  ttvyt^oy  nera 
T/jg  ov^äg  ai'nw  uvyaaXitJiTei  io7f  ex^'^otv  xai  ovx  iaxvet  i;f»'o- 
XDyifOm  aixoy  6  xtvijydg,  oitw  y.at  ai\  vot^t^  avi^giojTogy  itot' 
ovvti  aoi  i)^r}ftoaLi't)v  fi-^  frctyviojoi  ^  li^iatiQc  aov  trjg  de^tag 
aov  ro  ((fyoy-t  /i^  ntog  h^oXoy^oai  ae  6  StäßoXog  rolg  e'^yotg 
aov  Toig  äyaO-olg  *cu  inxkty^aai  ftäXXoir  i/ri  zd  ttovriffd,         mk 

Dies  sind  die  wichtigsten  Traotate,  welche  sich  in  den 
Dnbliner  Handschriften  be6nden,  und  an  diese  reihen  sich 
eine  Menge  theolof^iscb- moralisch  er  ÄbhaDdlungen.  In  den 
meisten  de(%elben  ist  von  der  Trennung  von  der  römischen 
Kirche  selten  oder  gar  nicht  die  Rede  nnd  weichen  die 
darin  enthaltenen  Lehren  wenig  von  der  katholi:«chen  ah. 
Die  wirkliche  Spaltung  und  Trennung  wird  erst  aus  den  fl 
Briefen  Morel's  nnd  Masson's  1530  ersichtlich.  Von  den  " 
vorhandenen  geringem  Schriften  wühlte  ich  die  bessern 
Sachen  i\im  Kopieren  ans  und  konnte  ich  mehrere  solche 
Abhandlungen  bewältigen.  Die  meisten  derselben  befinden 
sich  in  der  Handschrift  C.  5.  22,  ein  Papierhand  in  Duo- 
decirao  von  389  Blättern. 

Der  Liber  virtntum  von  f.  1—78  war  zn  lang  und 
hätte  die  Zeit,  kaum  mehr  gereicht «  um  ihn  ?m  kopieren.  ^| 
Ich  schrieb  die  auf  f.  78 — 85  folgende  Abhandlung,  welche 
pL'ensegnemnnt  de  li  filh"  betitelt  ist  und  in  der  Mitt« 
pfötzlicb  die  Ueberschrift  in  „de  la  garde  de  las  filhas"  ver- 
wandelt, ab.     Sie  hat  folgenden  An&ng: 

Li  filh  liqual  naison  a  li  parons  carnals  denon  esser 
rendn  de  !or  sperituals  a  dio  per  deciplina  e  (wr  araeslra- 
ment.  Kn  u^nia  es  dit  en  Ecclesiasticns :  Äcjuel  lo  quäl 
am»  lo  aeo  filh  sovcndeia  a  lui  la  uerga  qu'el  s'alegre  en 
la  derayria  e  non  palpe  li  hns  del  proyme. 

Die  nächste  „del  matrimoni"  beginnt  folgendermasrien  : 
Ayci  vollen  parlar  del  matrimoni  a  confort  de  li  bon  —  Jo 
eutendo   de   dire   quäl  cosa  sia  matrimoni  e  per  qne  ei  sia 


I 


A 


iiriAoM  JVnyrr.    Wtiimaim, 


6€7 


ordeua  de  dio ;  e  c|aAls  «ob  Iu  eo«M  laiqiuüi  prmlment 
WD  al  matniuoni;  «  tio«]  oon  fttnl«  to  müonDmil  »1  raa- 
imooi.  Ed  qaRnt  al  promirr  npia«  qu«  lo  nutrimooi  « 
non  d«l)guiaol:  ^  es  a  Mbcr  «oayci:  To  CM«at 
p«notui  legtltma,  per  oomieotimrat  e  pw  parolla  deprevot 
t«  ligüTM  coD  fena  lifgiptima  («ic).  Voa  non  poe  mMt 
dailiga  tmtro  a  la  mort  Tun  de  Tautra. 

Aodi  koont»  ich  mtr  noch  ein«  Abhawllang  Ibar  4m 
TodsQDdni,  di«  auf  i.  lld— 139  RUht,  aAeigoan.  Es  wer- 
den die  Sünden  de  la  Superbia.  de  la  Cubiticia,  de  la  Vana 
Gloria,  de  V  Eovidio,  de  1'  Ira,  de  T  Araricia,  de  la  Mecs- 
onia,  del  Jarament,  de  la  Retracion  and  de  la  Loxtum 
bvcbrieben  and  vor  dennelben  gevrarnt. 

Zwei  kune  FredtgUn  befüiden  lieh  t  160— 155  and 
roo  f.  155  — lAT.  Die  «rat«  hat  «am  Titel  Bennon  d'  Rro- 
diana  oud  lieginnt  mit:  Kn  aijuel  temp  tlcrode  fey  pilhar 
•  ligar  0  encareerrar  Johan  Baptiiita  per  Ilerodiana  nooUMr 
da  PboUp  to  aeo  frajrre,  o^r  «1  1'  auia  toata  a  lay  e  U 
tMia  per  ei.  B  Johan  dicaia  a  luy:  La  non  ee  tu  licita 
eoaa  baoe«-  r  t*nir  la  inolhcT  del  teo  fra/r«.  Di«  Demlieb* 
Prvdigt  beendet  nch  auch  in  der  U8.  C.  A.  2ß.  f.  44.  doch 
ia  atwaa  neoerer,  ver&nderter  Pawnng.  Die  «weile  Predigt 
biiMt:  Stfmon  de  la«  parolla«  aaoMMU:  Kaa  yo  die  a 
OM  qoo  de  tota  paroUa  aactoaa  laqaal  1i  one  parllaraa 
mdren  recion  de  Uy  al  dia  del  judieii,  car  de  laa  loae 
paroUaa  lerei  juiüfica. 

Die  anttf  C.  4.  17  btMiebMi«  H&ndaehrift  entlUlt 
i.  54  den  Verger  da  Coaaolation.  wl  alter  neBern  Datvm 
and  gebort  die  Schrift  dem  17.  Jahrbandtfi  an.  Dft  «ba>- 
falb  kleiner«  Trackat«  die  mit  ainigeo  an«  dam  Verger  de 
CuneoUlioD  idantiech  sindt  «ich  in  C.  5.  'JJ  be&oden,  ao 
tog  ich  letalar«  «ig«  ihrea  Aller»  vor  and  kupierte  vov 
Verger  nur  oinaaliM,  mn  eiaea  Vergleich  mit  der  beider- 
MHle  aagawaodtao  Spraeba  u  bekowaaD.     Diam  Aah< 


56S      Sittung  Her  philot.-phitol. 

keil  '}xt  Todd  vollständig  ent 
konnte  ich  folgende  abschreit] 
ota)^    U  luxuria,  la  familiari: 
encia  de  Dio,    Angel  segond^ 
hier  die  beiden  TmcUt«  Über^ 

AuH  C.  5.  22:     La  hoae 
eacion ,    mas   la   coDTersacdonl 
couen  che  lo  sia  aergognaj 
Vcrgogna  es  en  la  paroUa  e  se 

Dereco  di:    La  uergenet 
eoza   e  es  garda  de  la  £aaia 
de   las  uertacz.     Dereco  di: 
cont«uenc74i    e    es    indici   de 
teatimoni   de  oon  noysencza. 
3  nertncz,  lasqnala  se  covena 
talsiuieut,  uergogna  e  ubidienöl 
ment  de  U>ta  eyta,  inas  ilh 
Qual  cosa  es  plus   amable   cb 
di:    Nobla  es   la  uergogua, 
Tome  se  conregis  dediucz. 

Nach  der  HS.  C.  4.  17:    Nt 
sophe  es  laqual  de  la  soa  vertu 
Boa   degueta.     E   ouesta   se  att4 
la  coavcrsacion  es  faita  en  hon 
aergogna,  car  segond  qae  di  Bc 
honesta  en  La  parolla  e  al  gest. 
es  gloria   de  couteneucia,  judic 
testimoui  de   iioa   uoiseucia.     B 
que  se  oonaeuoD  maion»eut  a  li 
bleta,   la   vergogna  e  l'obidieno 
meut   de    totaa    haitas;    was    illi 
haita.     Qual   cosa   es   plus  amak 
Gr^ori:  Optima  6»  la  vergogna 
vei^ogna  corregis  la  colpa  interi 


e  87 

ienoi 

1 


AlpKamä  Stnptr:     WatdemMta. 


ÖM 


.      hai 


Fernere  TrmkUte  von  C.  5.  22.  nnd :  La  cooaidirMioB 
1«  U  breveU  de  U  vita  and  bc^nt :  Lft  oonaiderMiOD  d« 
1«  brpTeU  de  U  viU  hamaoft  «s  agndiDol  offerU  a  Dio. 
Dout  di  Grvffori :  La  coD«id«racioi)  d«  U  brereU  dr  U  tH« 
bamaua  es  af^adivol  uurifici  a  dio.  E  dereco  di:  Aqoat 
e  coDNidrra  qoal  cl  «pr«  to  la  mort  Mfr«  toUvta  tomero* 
an  l'obn; 

Tnd  «>benio:  De  )i  parUr  d^aloana  doetor«,  welohea 
folgondtmnassen  aafangi:  Car  eom»  di  Sencea  qai  dod 
pentta  alcoQa  COM  de  l'arenir  Tay  dos  aoaafri  eo  ioU«  cä«a. 

kA  uu«  liqaal  Tolen  viore  Bcaotriainent*  la  not  eouen  peoatf 
Boiiltiituinii*ot  lo  dia  d«  la  metwOD  «io. 
Von  aolcben  Abhandlungen  bütU  et  noch  mehr  Ktg»- 
ben,  aber  da  mnn  AufeiiÜult  in  Oubliu  Terh&ItDiMintaalg 
nar  ein  kar«)r  war  im  Vrrgb'ich  ru  Hit  vorhaD<leiira  Ar- 
beit, so  Ueaa  ich  andere  Traktat«,  di«  >ieh  ebenfallii  in  dca 
Handschriften  zu  Genf  h«4findi<n,  weg  and  kopiert«  nur  noeb 
daa  E?augeliuui  nach  Mutfaatfam  and  die  schon  früher  g^ 
nannten  „PeticionH"  tod  Morel  und  Haason.  Die  leUtcnm 
■toben  xwar  in  einer  Handschrift  dca  17.  JahrbuDdertjt,  doch 
da  sie  sonst  nirgend»  in  der  Weiae  vorhanden  «ind  and 
bistonacben  Werth  Haben,  so  cjglieta  ich  utir  dieselben  an. 
BBeim  AlMchreiben  des  ETangelioms  war  ich  von  aadwn 
^brfittdefl  geleitet  Oaswlbe  befinilet  «ich  nemlieh  in  eioetn 
^^noch  sehr  sebAn  erhaltenm  Oktavband  A.  4.  13,  welcher 
so  demlieh  das  gaiiu  neae  und  einig«  fiftcbea  au«  dem 
allen  Testament  omliust.  Di«  Spracbe,  beModeie  hineiebU 
lieh  der  Klrxion  sebi«D  mir  beaeer  «rbalten  ni  setB,  «vd 
am  aber  alle  K&ll«,  «elehe  dl«  watdeoibebc  dpraehe  bMet 
nrtbeikn  aa  IdVnften,  hisH  ich  es  fQr  geuiswea,  das  Eraa* 
gelium,  «owie  T^ntins  T»  i,  diaa  Mclare  «»eb  er^geo 

•einer    eigenthOmlichen    ! :.    lüng,    den   flbrig«i    Kopien 

beixafilgen. 

Uit   all   diaieni   ist   die    Arbeit  aber  Um  waldensiichen 


1^^ 


670      SiUuny  der  pJtäos.'phüoi.  CUust  vom  Ü.  November  1880. 

Werke  noch  nicht  abgföichloRRen ,  doch  ist  die  Hanpt- 
sache  geschehen.  Es  bleibt  für  die  näcbäte  Zeit  noch  die 
Untersuchung  der  Handschriften  vorbehalten,  die  sich  anf 
dem  Kontinent  befinden,  besonders  derer  von  Genf,  nnd 
hoffen  wir,  dasa  dann  zur  Publizierung  der  waldensischea 
Werke  geschritten  werden  kann.  fl 

Ant  diese  Weise  wird  es  Uerm  Professor  Dr.  K.  Hof-  ™ 
manu  und  mir  bald  ermöglicht  sein,    allen  denen,  die  sich 
Qin  jenes  berühmte  Völkchen  interessiren,  ein  GesammtbiM 
seiner  Sprache  nnd  Literatur  vorzuführen. 


Herr  Thomas   theilte  mit  Rucksicht  auf  seineu  Vo^^ 
trag   vom   3,  Mai  1879   (vgl.  Abhandlungen    der  Akademie 
L  Gl.  Band  XV.   1)   nnd   unter  Vorlage   eines  Berichte»   in 
der  „Zeitschrift  für  Handelsrecht*'  Band  XXV  mit,  dass  die  j 
von    ihm    damals    erwühute    Abschrift   des    „Capitolare{ 
dei    Cousoli    dei    Mercanti",    welche    im    Archiv   ta 
Venedig   durch   Gewähr   des   froheren   preußischen  Cultns- 
ministcrs  Herrn  Dr.  Fnlk  hergestellt  worden  ist,  nach  eben 
dessen  Verfügung  in   der  k.  Bibliothek  zu  Berlin  der  Wis- 
senschaft bereit  steht. 


HiRtoriBche  Clfttie. 


BIISUBif  von  A.  NoniBMr  IbBO, 


Herr  t.  Droffel  hi«U  «to«o  Vortrag: 

„D«b«r  die  Aafnfthme  der  Bulle  „Gisarge 
Domine"  —  Leo  X.  geg«&  Lother  —  voa 
Seiten  eioiger  Soddenttebeo  BiichOf«." 

1d  dnn  NachlajHM  dei  reritorbenen  Oberbibliotbakm 
FSringer  behuiden  sich  rinige  Aktvniitüeke*  doreb  welche 
g«DAu«r  fratgostollt  werden  kann ,  waa  ftlr  eioe  Haltung 
einige  Söddeutaobe  Uiech5fe  gegcafibor  der  üuUe  »^Ettufg» 
Doroioe**  einnahmen ,  in  welcher  bekaoatlieh  Ijeo  X.  auf 
Betreiben  Eck'i  die  Vernribeilung  Luther**  aoageeproebeo 
bat  Die  fümmtlichen  Briefe  stammen  aua  dam  bJaehflflidi 
Firfuing*»chen  Archiv,  dem  ne  wohl  bei  0«l«g«ab«i  te 
filoilariMtioQ  eotframdat  worden;  m  «tod  Antwoftcn«  walcht 
der  PfiÜ3tgraf  Philipp,  ßiwhof  tod  Pre««in((  und  Adraini* 
■trator  rnn  Naamburg.  ron  renchiedcnen  BiechAfiin  and 
FQrit«n  erhielt,  die  er  uro  Aoakunft  gebeico  hatte  Sber  daa 
VtrfiUinRi,  welebM  lia  in  der  damala  die  Welt  bewegeadta 
Vtm(gt  einnibaltMi  gcdieht«o.  VeranlaaRt  durth  die  ihm 
Too  Bek  tagtgasgtoe  Aufforderung  xur  VerüffentUcbaog 
der  Bolle,  hatte  Bieebof  Philipp  in  dan  antan  Tagen  im 
NoT«nb«r  aaa  dar  Praisingvr  Kantlei  j«n«  BrMa  bervnr- 
gahe«  kaem,  waleba  ihm  Kaontniia  von  d«n  Varhallsn 
118(10.  tnu.-pha.iiM.ni.  8^  LM  irr 


672  Säsung  der  hist*»:  Clofm  wm  B.  November  1880. 

seiner  AniUbrnder  und  dadurch  Klarheit  Ober  den  ron  ihm 
selbst  za  betretenden  Weg  Terachaffen  sollten. 

Die  Freiainger  Aufrageschreiben  kenneu  wir  zwar  nicht 
ihrAm  Wortlaute  nach.  kÖuneu  aber  über  ihren  Inhalt  so 
viel  sagen,  dass  der  Bischof  darin  Bedenken  hinHichtlich 
der  Balle  geäussert  haben  tnu<is:  Sie  war  ihm  nicht  im 
Original  zngeHange» ,  er  hatte  nur  einen  in  Rom  veran- 
stalteten Abdruck  bekommen ,  auf  welchem  sich  ein  Prä- 
talensiegel  befand,  dessen  liichtheit  wiedernra  die  schriftliche 
Erklärung  eine.s  Römischen  Notars  beglaubigen  sollte*). 
Dies  ersieht  man  auü  den  Antworten,   welche  auf  den  Inhalt 


1)  In  dem  Universitätsarchiv  bcfind<?t  sich,  wio  PrantI,  Qe- 
lobictite  dor  Ijadwi^s-Maximtlians-ünivcraitÄt  I.  146  bom>M):t,  citi  Drack' 
exeniplar  der  Bulle.  Üa^elb«  besteht  an«  12  Biktteni  von  donen  dos 
Ictzto  teer  Ut.  Als  Vignette  auf  <le:n  Titelblatt  bctlndet  sich  von 
Bandvemerungen  aiuralunt,  das  Wappeo  Leo's  X.,  dsröUer  die  Wart«: 
Balla  coDtru  «rrores  ||  Martini  Lutberi  ||  et  seqaaciam.  ||  Das  folgead« 
Blatt  hat  g-leichfalts  ein«  kleine  Vignette,  das  BiUntse  Leo'»  X.  Das 
Datum  am  Sclilastw  iRutet:  riatniin  Romae  apad  sanctum  {|  Pctniiu, 
anno  incamatiotiiit  Douiinicae  millefliui'.t  |{  qtiingentesiino  vigettimi),  XVIJ. 
Kalcndis  Jalii  pontificatiu  Dosth  aaao  ootaTO.  {)  Tili  R.  MUaaesiiu.  |{ 
Albcr^atna.  ||  Darauf  die  Notiz:  ImpreasiKn  Roma«  per  Jacobam  Ua- 
zochiatn  i|  de  mamUto  S-  D.  N.  Papne  ||.  Darunter  dteht  ein  auf;;e- 
dröcktes  Pritateiisiegel  (mit  Mltra),  vou  diiüäta  UoUraclirifC  icli  ELEC. 
ASCVLAN.  HIE  DB  [vielleicht  dfcanoa?)  zu  lesen  vermag  Vgl.  den 
MameD  Caanlanaa  bei  Friedrich  S.  m.  Dann  folgt,  geschrieben:  Attest«r 
ego  lofraAcriptuä  noturiu!«,  tjoalitar  sapra  imprvstum  sigillam  est  re- 
ocrendi  }>aths  [sie]  dudum  auditeris  oauienw  apwtulicae  et  ad  fideta  me 
Balisen  pii 

Floridas  Briasetiu  notatios  ad  fidera  Kritwit.il 
Das  Datum  der  Bulle  ist  somit  der  15.  Jaoi.'wte  Maurenbrecber 
katholische  Keformation  S.  177  richtig  angibt.  Bei  vielen  Schrift- 
stellern findet  man  hier  unf^enaae  Angaben:  Ranke  I. 'J98  a.  Köstlin  I, 
378  geben  den  Itj.  Jaoi,  Wiodemann  Eck  S.  151  und  Brecher  Eck 
(in  Allg.  deutacho  Biographie)  den  15.  Juli;  PrantI  S.  U6  gibt  in  der 
Anin«rkaiig  den  H.  Jaui  an.  im  Texte  den  IT.  Juli.  Hier  ist  vohl 
dorcb  einen  Dmckfehler  .Kalenüs"  auagofallen. 


I 
I 


i 


r.  Pntff^-  Aufnahmt^  dn  BuDa  „Kxmryn  Dnmimt^  £m*j  X.     ft7S 

der  Anfrage  xum  Tb«il  näher  eingehen ,  tind  ans  etoeai 
■pitorvo  Sehr«ib«a  ICckV,  worio  dttsw  hervurhvbt  *),  daai  «r 
jrtxt  die  OnginAl ballt*  drn  bi^chüflicbuu  Riitheo  geitigt  bftba. 
Aus  den  AaiwortAcbreibi'n  der  lliscbt'jfe  sehen  wir«  da» 
KO«lUn ')  XU  wuit  gebU  wenn  «r  dw  Elivoh&fe  vou  Augnburg  und 
Eicbst&tt  flogleich  die  Poblikation  der  Balte  romehmea  U«t 
Dar  Aug»borg«r  erhob  rielmehr  «rfttlich  GegvorontBUimg 
bei  G«k  Mlbftt*).  uad  ücm  dann  nach  einer  xwviUui  Attf- 
forderaog  d«fwlbea  .  ein  Mandat,  welchos  die  Verdffni^ 
lidmng  der  Balle  nuordnete,  Tfirfa»eii  nnd  drockmi;  «iiwtp 
weilen  blieb  daawlbe  aber  noch  Hegvn.  wenn  der  Biaehof 
freiUch*  wi»  wir  nheo,  auch  bereit  war,  daaaelb«  wirUidb 
in  die  Welt  su  lebieken.  talU  eioii  die  VerhältniMe  niebt 
iadem  aolUeo.  AaadrGcUich  aber  gibt  der  Biaobof  la  ar- 
kranen«  d«a  er  der  Uatigeo  Aogelegenbeit  gern  aoigi»- 
wichen  wäre,  indaaneu  llackatcbt  ntrhmeu  xa  roOsMu  glaubt« 
auf  die  Nachtheile,  welche  dadurch  ihm  und  aeinem  Bi«thum 
ballen  erwacbaeu  küDneo.  l>er  Biitcbor  liabriel  to»  Kicb- 
fitadi  «chickle  an  die  UnirvntiUt  lugoUUdt  ein  Mandat  tat 
VerÖffrntiicbung  der  Bulle,  nnd  hier  eHol^t«  diewlbe  daranf 
hin   wirklich,   obgldcb  nicht  ohne  Widentrebea^K  die  all- 


1)  Du  8ebf«lk«a  ro«  88.  Dm.  btl  lf«teMb»ek, 

t)  Uther  1.  II,  400. 

31  Li  fr  ia  der  Zait^k.  t  äehmWa  «.  KMberg  IMO  8.  lOS 
MkniM:  .UeUriDtlKfa  bnd  Erk  mit  tll«a«r  BoUt  fait  Iberall  den 
haAicKen  Wid«n|inidi.  N  a  r  ta  Aaf»k«rr  kam  aea  Iha  «atftfi». 
fick»a  U0  B.  »er.  U«a  ät  Ubekor  Sladioe  hekaeal  ■■■Im*'  HIaAr 
ImH  Mb  hin  aaf  WleiUonniiT 

4)  In  dem  ton  Kck  •■  dM  8«n«t  dir  UalvwdUi  juiikMm 
BehrvIkM,  ffUrwkt  M  Prantl  GMckithu  4»  UnIfwniUI  n,  Xr.  «4 
Ut  8.  l«2  Z  1  vor  ilaJU  dat  Wort  'lOMi'  *Mf«UBMa  i  «WaM  8.  1«S 
L  8  Tic  'rv^virriu'  <lu  Wurl  rm;  Z.  H  bmbi  m  'ciMartJa'  «latt  Vea- 
•Uto  2.  y  'Tobu  «uit  MfkK  Z.  »  f  ^  U.  "«Miftts'  »Uli  iMoette  k«Mwn. 

Aia  £K.  Okt  truf  dtr  Baki«  im  »mbIi  fw ,  da«  Eak  aaf  4fc 
PabbUltoa    d«r   Ualk   )ait   b«UlM,   '^•■aiui    aiaMUlaia  a  Ber^ 

97» 


574  Sitsttng  tUr  hütttr.  da 

gemeine  Publikation  ta  der  Diöci 
er  rieth  dem  Freisinger  Bisdiof 
tropoliten  zu  Salxbnrg  zn  berathe 
bei  dem  seinigeQ,  dem  Krzhiacbo 
stellen  wolle.  So  viel  nur  niogl 
indem  er  die  Ansicht  aaaspricbif  < 
sondern  nur  Eck  die  schroffe  Bebi 
hübe');  sur  Zeit  als  «r  den  Bn< 
schrieb,  glaubte  er  aber  bei  E 
herigen  Eifers  wahrznnehmen.  ] 
Kelbst  zu  »chruffen  Massregelu  dui 
berichtet    auch    Spalatin    dem    1 

Ejstetüiui  ab  aDtTt>riitato  »zpectatom 
Protokoll  im  Ari:biv  <Ier  Universität,  \ 
Hede  Hauers  tat  ron  diesem  bischöflich 
icblajffe,  die  Poblikation  in  d«n  Pfan-kiri 
Dort  beisst  ea.  idad  habe  von  Eok  außni 
Tagon  erreicbt;  *at  idem  D.  Egkias  e 
denao  beri  rtctorem  [die  Hb.  bat  \&\ 
mMtram  magniflcam  reqaisittoois  facto 
i<),  qnoi  summi  pontiÜcis  oomino  pw 
coactoro  rarstu  consilium,  'lolibcratum 
Tc  taia  aTdna  agendum  verriat;  tanden 
paren-JQm  etse  maiidatis  apoetolicU, 
omniam  pririlegioram  ao  imtnunitatai 
tli)rentissimoiii  gautlct,  a  sede  apogtcilica 
eodcni  pablicd  qaascamqQ«  artcs  docci 
doolnrcs  proT«licDdi  im  atqae  potestas 
poettüat  rector  consiUtimqae  negaret?" 
Rektor  UngclUr  den  Vortrag  hielt. 

1)  Gegenüber  Pr  (111  tl  1,  147  liehi 
das»   die    VeröflTeQtlichuDg    in    der 
erfolgt«. 

2)  Diese  Assicbt  sprach  PhiHil 
aas,  wie  au«  tlessen  Antwort  Dec.  28   b 
ego  hoc  certo. 

3)  Waltz    EpUtolae    R^fontiaton 
Kircbengescbicht«  II.  120.   Der  liricf  ge! 


r.  Sinif^flt  Amfmalm*  4er  BmO«  ..Hliwi|itl>wiiiir  Lt^9  X.    675 

„Mich  siht  die  nA  eben  alM>  an,  ftU  hi*tt  in«in  benr  tod 
ET«t«tb  «twu  anum  Uiun;  da»  ab«r  vil  dftnaf  «rgsngon 
•ei,  kau  icb  in  kein  weg  Klanbrn.** 

Wenn  Bischof  Gabriel  jme  Anfrug«  bei  MftinK«  ir«]cbe 
«r  bMbticbtigto .  wirklich  g«MU<IU  hat,  ao  konnte  diawlba 
ifanit  wio  wir  Tcrmntbt>n  rlnrfen,  doch  ■cbwerlicb  di«  g»> 
wOnscht«  Richtschnur  fQr  min  Handeln  venchaflVn.  D»na 
dit*  Rheiniwltirn  KurfiinUn  wardeo  von  Vlak  mit  drr  Balle 
l^r  nicht  behelligt.  Der  Bischof  ron  Speier  berichtete  des 
Freinoger  am  *J'2.  NoTeoiber  Ifi20.  dam  er  gar  oi«hbi  Ton 
einer  solchen  Anfrage  wisae,  nnd  doch  befitimint  ^laobe, 
dan  man  ihm  Kenntniv  gegeben  haben  würde,  weou  der 
Knrinrtt  von  Mainx  oder  ein  anderer  Bt««hof  der  Prortnt 
•tot  derartige  /umuthung  erfiüiran  bfttte.  ,l>«r  Bitohof 
▼on  PreiiiinK  folgte  wirklich  den  Batha  iriDae  Amtabrodan« 
und  wandte  sich  an  den  BaUborger  ICnbiachor,  «ninra  M»- 
tropoliten.  Oewen  Haltung  war  von  am  so  grtW«er«r  Ba- 
deutnug,  weil  man  ans  ihr  aaf  die  Politik  d«B  jngendlicbaa 
KaJaen  Karl  einen  Scbluaa  aiehea  konnte;  M^lhJM  Lang 
gahSrte  sn  «einen  einflnaereichattn  Riitben.  In  Novanfaor 
lft20  antworteten  anfltngtich  der  BtattluUter  and  die  FUth* 
daa  KnuliftK,  daa«  ihrem  Herrn,  dem  Cardinal  Lang,  ihraa 
Wnwo«  eine  p&patliehe  Balle  nicht  aogegaogan  aei,  wie 
ileuu  eben  m>  wenig  eiaa  aoloha  an  BruKt  von  EVuaan  ge- 
langt war').    An  deoiariben  39.  Daeanbcr,  an  welcbau  Eck 

l&Sl  aa.  Er  Mtit  4«  Ki^  ikr  awritea  Dali«  ««caa*.  dU  iliMder 
am  la  Fibr.  erhttit]  KMUa  8.  «M  Aaai  1.  iach  4fr  UiB««b  aaf 
dk  '4imm  «latar  ftbar'  «rlulleata  SeMftaa  aai  IW  lUaial«  Om  Kaimt 
Umkt  Ak  spitart  4hftiaMiiy, 

1)  Dia  BrhMytaajt  V.  A.  Wlatcri.  ia  dtrOeaehii^  J«  cvaa- 
iribcbM  Uhr»  U  Datata  I.  vt,  Eck  h&h«  iOe  BbcMli  Bthras  aar 
PabUhaÜM  aalHM^art.  M  brifj  a>la«  1Jtt«Uf  ifiriikt  aar  tm  'aalfeb 
ttftlwte  ad  «ptaeofss  aidiaari««  laeoran  •!  c«vil«t«i  alHaot  Bt«u .  fiaa 
na  ite  0  M  bcaatala  flcknlhaa  4«  BUUkdl«  aft4  Ur  tUiW  vrn 
fam    IK  Mkn  iMl    «inl    fna   fva  lifffitkc 


576 


Sittung  der  hittor.  Cln 


dem  Bischof  von  Frelsio^  seine  E 
liehe  Ccfehlharkpit  zuwandte,  wori 
Ruchte,  da«>8  die  von  dem  Bischo 
den  Melropoliten  am  ftuth  snzug 
nichts  Anderes  bedeute ,  als  vreon 
sich  nicht  bei  dem  Aossprnche  i 
sondern  erst  die  P&rrer  oud  Del 
befr^  wissen  wolle,  an  diesem  se 
Philipp  äich  au  den  Cardinal  Lanf) 
Kaiser  weilte*). 


wiederp^ebes,  wenn  gwigt  wird:  ,919 
gerftdosu,  too  eioein  Mandat  ^gea 
KOitliD  I,  400  beisat  es  deoa  daraaf 
wollte  nichts  von  ihr  [Aer  Rullv]  wissq 
der  QoolleD  wirü  man  mit  pleirb^m  B«c 
Herzoge  ron  Baiern  sich  Tor  ihiem  Schi 
öffeDÜicbaDg  der  Halle  T«rgewii8ert  haben 
R&the  über  «in  wirklich  erlassenes  Ma^ 
bleiben  kÖDDen.  Heber  die  Haltung  di 
meldet  Sta Opitz,  1521  Okt  U>  ans  C^ 
princcp«  navarine  Ernntae,  Pataviensisl 
stagnoB  Tnlde  et  int^er  Lothen  fautor.  1 
illii  qoae  Lothcriana  dicunt  pro  dalieütl 
historische  Theologie,  Jahrg^aog  \KM.  Bq 
Hiat  FrlstQt;.  H,  1,  2tf7:  „Bi  onißino  R^ 
qatrendam,  qaod  tarnen  omnino  nego 
reipondi  apocrisiariis  JH.  F.  T.  boc  dndoinj 
menses  iam  a  prima  intimatione  pr&eierij 
praesulem  et  tieroianiae  legatotu  adüsie  I 
tiOcem  Roiaaiium." 

Ij  Es  tat  somit  irrig,   wenn  Kul<i 
gregation    and    Jobann   von    Stanpitz 
Lang ,   'nachdem    er   seine  politische  Eol] 
spielt' ,    sich    iD  Salzbnrf;   niedergelasse 
werf ungB verfahren  dfs  Stanpitz  war 
b«tbeiUgt.    Dasa  Lang  in  Worma  war, 
bei  Friadriob. 


*.  Drutf^:  Aufnahmt  dm  SvO*  yJSsa^^  DommtT  Luft  X    577 

Von  dem  Oardioal  L&og  Uvgra  %wf\  Autwort«o  vor, 
die  Too  Bödenlang  siod,  ob»choo  sie  aaf  da*  V«rfAhren  des 
Prei«iagrr«  kemen  l^inflaw  mehr  Qbeu  koDnt«D.  d«  die««r  «m 
10.  .I&tiURr,  aliMi  gfradv  norh  innerhuIU  ditr  ihm  tod  Kck 
mm  3S.  Dw:  gvBtolUpD  vicnwhntägigra  Fri»l ,  die  Publi- 
kalloa  der  Bulle  voro«hm.  Di«  ente  i«t  bemerkencwerth, 
nicht  durch  Au&ctilQiu« .  welche  «ic  «rtbetll,  tondern  wei] 
t\*)  jfde«  Kingehen  nof  die  gcvtellte  Krag«  Termeidri.  Lug 
•nivortete  nümlich  am  10.  Jannar  aiu  Wom».  indem  tr 
eine  genaoere  Antwort  aaf  epitare  Zeit  vervchoK  Et  aiu* 
aufTalleii .  da«)  diese«  Schreiben  noch  «a  einer  Zeit  nriatsaa 
werden  konnte»  wr>  die  Nachriebt  von  der  Vrfhrrnnung  der 
Balle  darch  Lather  l&ngst  in  Worms  bekannt  geworden 
war  ond  Vorntellnngen  dn«  NnnHns  h«i  dem  Kaiser  veran* 
las«!  hatte,  zu  einer  Zeit,  wo  die  Verbrennung  der  Lathtfri* 
^hen  SchrifWn  in  den  Niederlanden  tod  d«*ni  Kaiier  schon 
wiederholt  augeordnet  worden  war.  wie  dien  der  KnrfQrst 
von  der  Pfulc  theilwiMie  schon  im  Noremher.  und  eingebender 
des>ea  Bruder  Friedrich  am  H.  Januar  nach  Freiciog  b(K 
riehtet  halt^^n.  Oardinnl  Lang  aber  meldet  erst  in  einem 
tweiten  Briefe  vnm  21.  Jitmiar  die  darch  den  Naohricht« 
vollsogeue  Verbrcunung  der  Luthitrtschen  Schriften  in  den 
NiederUnden  nud  au  Köln  alt  neue  Zeitung,  und  erklärt 
erst  )Hit,    dor  Kaiser    haho    »ib    mit  gntem  seitigem  Kalb 

*'  -taen,  dem  ROmischen  Stuhle  ansohaageo,  und  dam 
iiend  die  Verbrennung  der  LutherisebflB  Sehriften 
in  den  Niederlanden  befohlen.  In  den  drei  geiatljcttcn  Kar- 
rt) r«t<tntbQi»em  rennluoii,  und  bonbrichtigsi,  gleieha  Handate 
f&r  da*  ganze  Iteicb  ku  erlamen,  mit  Aetk  StlodsQ  Aber  di« 
«forderlichen  Mae*rfgeln  tu  berathen. 

JBei  dem  jeUigon  Stande  der  For»chang  wird  es  Mbwer 
«dn,  das  Verhalten  de«  tW^iinaU  Uang  mit  Bestimmtheit 
an  deuten.  Nur  ab  Vermutbong  machte  ich  die  An^iciit 
iuassj  n,  dnss  as  im  Zoaamai«nhai*g  Mebt  mit  dem  ^cUwwikeo 


678  SiUung  der  higitir.  Uta 

io  der  HaUnng   der  kaiserlicben 
Nontios  Äleander  Klage  ftlhrt,  md 
tugt,  das8  am  29.  December   zwai 
Mandat  zu  erlassen'),  dies  aber  d 
Eine  aber  wird  man  behaupten  dl 
einer  Depesche  Tom  Deceraber  di 
die  öffentliche  Verbrennung  der  Li 
nn^voller    sein  werde  ,   als  wenn 
narien  zur  Aasfabrung  nberantwoi 
üb*?r  die   UnzuTerlässipkeit    des 
fertigt   durch    die    geringe  Neigui 
der  Äusfahrung  der  von  Eck  nberli 
Es    bedurfte    kanm    des   von   den 
dieselben*)  geübten  Druckes,  am  s 
öffentlichuDg  die  Wirkung  zu  ben 


1}  Aleaoder  schreibt  (Dec.) :  ..Honj 
par'  che  f^  stato  altinaato  obDobilsto  Ui 
pooo  t1  nostro  felice  ooreo  Ai  nogtra  ni 
Friedrich  S.  91;  (im  Januar);  Jo  bea'i 
ooitc«uo  il  niaoiato  iaxta  conclosiont 
proximi  passato ,  la  qaal  Dio  perdoni  a  l 
timiditi  fä  colpa,  die  non  foflse  statim  ■ 

2)  V^l.  Friedrich  Der  Reicliataj 
handlang^en  aaaeror  Akademie,  111.  Q 
„quflsto  bntciar  di  libri  i>  nna  coaa  moltd 
molto  mcglio  cosi  si  divolga,  et  per  Ger 
la  oondemnatione  di  tali  libri,  che  per 
alli  ordinarij,  ovrero  ricarij ,  quamvis 
faMrem  «t  faciam ;  dfiade,  pi?rchc<  li  laio 
et  libri  Yo\gati.  di  quanto  piu  rlie  raÜlU 
atictoritato  apoBtoUei  et  exccatione  ea 
toli  libri."  Die  Stelle  S.91  Z.  1*2  r.  U.l 
per  manienti  condemaatam  indicta  causaJ 
enim  {/hriat  eapidoa  et  suporbia  clatas.'  ] 

3)  Ich    dmekc    diese«   f>chr(>iben 
laat  aacii    Dach   dem    Aaszage   bei  Wii 
ddrftc. 


r.  liTMgH:  AmfmihM  der  B^U  ,JSM$mij/e  Ikmuig"  Lto'a  X     579 

1.   Papst  Lflo  X.  an  Johaon  Bok'). 
1520  Jmli  18  Am. 

,.L0O  pptMcopox,  «nrnifl  «rrvornra  Det,  ditRcio  filio  JoaBBi 
Edcio,  canonicu  Enntet^nii  aoUrio  ad  TeoerabilM  tnirm 
Doatro«  Brand enburg^iuieai  H  MiBD«njirm  ac  Mi'rwpnrg«D«eoi 
ei  alioa  episeopos  vi  pracUtos  ao  dilcetos  lUiot  oobiln  virot 
Frodericnm  daoetn  Saxoniae  ei  alioa  aacri  iaparii  eleetorM 
ac  Joannem  ex  dncibua  Suxoaiae  et  alto«  Oennaaiae  alte  t/t 
baaae  principaa  et  barooea  ac  cotnmaniUt««  ooatro  ci  apaalo- 
UflM  aedift  nuntio  et  oratori  aalutem  ei  apo^toUeam  bao^ 
didioo«iD.  Com  ad  nihil  aliud  noMira  aspimt  ioiealio  qua« 
at  Obriatifideliuro  anixnon  DO*tra  diKgvntia  Dao  lucHfacere 
pns'tiiuu''.  libenter  circu  boc  nperum  vigileni  adbibemna,  at 
diiibolica  fraade  dempli  ad  caalam  donuDicaram  oriiim  rwar^ 
taotor;  et  si  i|ui  animoram  perferaitate  daeti  in  damoato 
8QO  proposito  oontamacitcr  peraialere  malaeriot,  taliter  aoi- 
madTPrlAtar  in  i1ln>«,  nt  nt  eomm  poena  caeirria  io  rxemplani. 
Com  miilU  <H  rahn  dtt  noTiUie  dogmati«  H  ncaniUloai*  ar- 
ticuli«  fratri«  Martini  Latber,  ordiaia  fratroin  hcrviuitarain 
H  Augu»titii,  in  UennaDta  degentü  nobta  rvtiuntiata  eaaent, 
et  quuttili^  n^fvrrentur.  qua«  meateta  Dtutniin  minimim- 
modum  commovAbaDt,  UnqQam  noitra  rpligioua  paaitai  aliena. 
dilig«*nti(>ri  rxituitnn  digaa  aaae  oaMvrvoiar.  hob,  b«  novitaa 
kniiianodi  K  «a  quae  ab  ipao  in  pnblicBin  proUla  et  in 
Mriptia  ftttam  radacla  non  vioe  animt  aoakri  duplicentia 
vidimoa  et  li^ituiu  «oaadaltun  In  popalo  Obrinliaao  loaqae 
•i  aliormu  animabni  intaritiini  prova<anli  vnlenlM  pro  niMlru 


I)  mnm  Brm  bl  bmilst  b^  WinUr  I.  8.  .%!.     U  Ua«M« 
bt,  daaC  '  lit  fratoaoUriw  «itMlalUsi  ««««aal  wir4« 

««•4tan  ^t#ni«atkMi.  Preml  II,  Nr  44,  Miiebvt- 

itek  II.  l.ij;;  bek  Mlfa*c  tich  dlcMaTtt«!  afcbl  WiWt>  leb  b«h*  m 
daker  mr  badMkUth,  nl  •>'«'^J  ^'^  V..iiwi^tm\  in  4mi  PttrrK^f  «u 
flt.  Umit$  Ihn  mil  PraaU  n  ^^tanUp« 


iHE 


580  SUxung  der  hütor.  Claaae  t 

pantorali  offitio  salubriter  providt 
Uteras,  in  forma  BreriSf   at  ad 
ore  sno  veritatem  et  caasam  eon 
et  in  scriptis  redif;;ebat,  intellige] 
id  facere   recusasset  ac  eam  non 
quam    obedientia   et   homilitas  ] 
festissime   constaret,    nos,   ne   e> 
Dei   snb  dissimulatione   et  n^Ii 
Qostro,  pertransire  ridereinr,  noD 
siae  cardinalibns  vive  vocis  oracul 
in  Racra  pagina  magistris  et  aliii 
tini  dicta  et  scripta  diligenter  exa 
sistorio  nostro  secreto  referrent. 
et  saepins  matare  discussa,  compla 
extrnctos   de    eornndem    cardinal: 
ipsamque  Martinum   sab   poenis 
ot  infra  certnm   tempas  tunc  ex{ 
cogiiosceret  et  ad  solide  veritatis 
in  eins  scriptis  temere  etimpie  p 
in  ecclesia  fuerant,    consulte    ac 
decet,  revocaret,  alioqnin  nt  here 
puniri  deberet,  prout   in  nostris, 
literae  ipsae  in  certis  ecciesiis  pu 
fectis  literia  plenius  continetnr. 
uostrae  praedictae    in    illis  partibi 
in  eis  contenta  executioni   debite 
tes  in  toa  prndentia  in  arduis   co 
quamplnribus    insignita   fidutiam 
cum  benedictione  illius  cuias  vicei 
curam  gregis  sui  nobis  committere 
biles    fratres    nostros  Brandenburg 
Mersebni^ensem  et  alios  episcopos 
lectos    filios    nobiles  vires  Frederi^ 
alios  sacri  imperii  electores  ac  Joai 


r.  Dntlfeh  Aufnnhmt  rirr  Ruile  .JSsmfj)*  Domine"  Lm'»  X     581 

QatBMqoe  ftlio«  G«rBMDtM  boaM  «t  $Mt  |>nocip«»  bsroMs 
eonrnuaitetet  *t  noiT«r*o«  pim«lAlos  «t  %A  alia  loca  tA  qoM 
t*  ilvcliiwre  oontif^rit,  oantiom  rt  ormtor«m  uostrum  mit* 
timutt.  tniunf^fmtM  tibi  ut  (*pii«opiii  t*t  aIü«  pr*lAt»  ac  Fr^ 
derico  fl  Jonnai  necoon  alii«  priucipibaa  et  a]iii'  prdktu 
no«tro  nomioe  predtctw  eontra  MuiiaQin  editai  et  «liu 
dnlentialc«  IHera«  nostnut  pra«itenl''Ji.  »c  OMtram  meDt«m 
Ulii  communic^i.  qucmadmodam  propenn  «t  ad  fid«  catho- 
Keae  eanmiii  deinndendaia,  aornmqoe  anxilia  ad  haoe  piam 
al  DMeaArtam  D«i  catiHm  implorM  penitudeaAiD«,  at  ratio- 
uibon  tibi  noti«  iodiicA«  ac  cordium  ftaorum  fom  aandoe 
pulaon^  non  dt^isUui,  ut  Martinum  ipnjiu  hortari  Tetint,  ut 
agnita  vrritate  id  nctain  «eniitani  taud^m  mint.  «I  boiiu 
tancta«  mhür  fnandati«!  parcat.  Qood  li  if*oni(,  rerbi  Sal- 
vatürt«  nonirt  mriuoras,  qui  oou  ruit  mortam  p«ccatori« 
•ad  nt  coDvertatar  et  rirat,  rt  qood  aagali  mafcs  gandant 
da  noo  pf«cator«>  ad  poaaitputiain  redraot«,  qoam  da  cra- 
tam  iuvtis,  qoi  oti&m  ulibi  moofft  habenl^m  c«nturo  oraa, 
ai  uiiani  ex  illi«  perilidfHt,  difDÜtendai  eaae  nonagiotaaova« 
in  dcMrto  rt  ire  ad  iltam  quao  pariaral,  doD^c  inveoiat  tan, 
aondtm  MaHinnm  ad  f^mtiam  at  chaniin  filiun  rveipifiDiM 
ip*QlDqoc  fltiam  bnmtriba«  r<«coj;>i)OMriiitu.  ri  varo,  qood 
ftfaait  raram  «t  nnntru  mnnita  «xeqai  ncftl^^Mil*  omiunB 
flpHi  et  operam  inipi'udi^re  «t  adbib«r«,  taqo«  pro  viriboa 
iifftra  vrlint,  ut  aiu  taaMriftMa  dapTMMi  advacma  tun 
pwtifirgum  bominem  maodate  «Bitn  ezaqai  valaaa;  eapiaataa 
etiflm  tantam  labern  ex  partibo«  illia  enwlfcari  et  ea  infpctoi 
eorriip  ac  «rror««  hattmnodi  axtirpari  at  opoiiniM  wadia 
adbibm,  aDt«quaiD  peattfera  radix  paftilanttiaimna  raoioa  «t 
patmitea  prodaeat  i>t  alteriai  arrpat,  onnaa  H.  aingalo*  par* 
liotn  pra^dtctaritm  utriuiqa«  nexui  cain^ramqoe  atatoi  noltili- 
tolM  «1  couditionb  eiictaDi,  io  buioamodi  haTaaim  vt  arrona 
prohiaoa  »t  iu  (km^iiu  in  dicti«  litcria  eontaiit««  iocanDa. 
qvi  «rrofM  aiUM  ■poal«  coafilaodo   lur«Am  abinrara  ei  ad 


i^Sfi 


582 


SUxnnfi  der  Awtor,  (Jiti 


renm  fidem  cfttholicam  com 
petierint,   ab    huiasmodi   et 
heresim  sapieniibux,  et.  pot* nis 
per  Gos  corporali    iurameuto,    t 
coumitt^nt,    nee   ea  committer 
cousi  1  inm    vel    (aTorem ,    necno. 
duQimodo  talia  non  sint  proptei 
inento   consulf^nda,    autoriüit«   i 
quolibet  eorain,  iuiancta  etiam 
teDtia  salutart  et   alii»  qnae  de 
solvendJ,  necnon  eos  ad  famam  i 
prias  infamia.  refltituendi  et  por 
tatibus  erroribu.s  coutumaciter  pi 
nostra  praedicta,  prout  iuris  foer 
rigendi.  castigandi  et  pnniendi  a 
ac  alia  omuia   et   singiila,    qaoe, 
sitores  de  iure  vel  cousuetudiae  | 
feciendi,  gurendi  et  exeruPiidi  ati 
plures  libri  urticnlos  aliter  codoiI, 
ac  uosiro  et  hoius  sanctoe  sedis 
decretuni    niodemi    Lateranenais  | 
iiupresfli   fnerant ,    libros    bninsn 
uostrae  ac  diciae  sedis  depressioi 
blice  ae  palnm  combnri  faciendi  ej 
antores  proce<lendi   plenam    et    U 
tenore   preAentiam   ctonGedimus  fd 
constituliouiba»   et  ordiiiationibnl 
legiijt,  iuduHis  et  liteiis   upostoUa 
spetie  concessis,  quoramonmque ' 
praemissa  eis  aolatnas  sufifragari 
cim<[iie.     Datum  Uocuue  apuü  sa 
natioDis  dominicae   1520,   If)   Kal^ 

uoetri  anno  oetavo. 

Druck  obnd  . 
UäicluBrcbiT  ßayr.  Eeli^omuib 


«k  Dnfii:  Amfmakmt  der  Bmlti  ^JiUMTft  ItOmMuT  iW«  X.     08S 


2.  GftbrUI   Y  EichAtitt  »n  Philipp  y.  Fr^iviog*). 
1530  JVor.  8  Ekkttätt. 

„Wir  haben  E.  L.  »chreib«Di  d«i  datam  EriiAtagii  »ai 
li*Olib«rd«  t«^  [6.  Nor.]  »llct  iDhalto  rcraonira,  ood  wm 
wir  euch  mochten  miiUilcit,  du  xu  gutem  dieuet,  du  tkrtcn 
wir  gfra,  nnd  wollen  K.  L.  nit  verhiiU««,  du  not  doetor 
Eck  vorUiigat  hmt  reqairirt,  mit  sagescbiekler  cop«  Mocr 
ballen,  itu  eodr  mit  pinn  biftcbofr  »afgedrarktem  «igill  and 
i*in  notnrir  nch  ntbscribirt,  widrr  Mftrtianm  Luthi^r  ra 
publicireu,  auch  cupj  »einei  befelhs  vou  Däpill.  Qeit«  ond 
DD«  diknt>lM*u  aug<»zetgt,  du  die  QDif«nätIt  xd  logofaitAd  ia 
■olcbnD  auf  anii  warte*  aU  uren  ordiiuriiim.  AIio  hftb«B 
wir  ioie  ein  mandut  xugf«cbicki,  dwulben  tu  IngoUtat  so 
puMirirpii  nnd  na  kain  ander  end«  »nugangffn  in  nnM^ni 
büftombf  dann  wir  nit  copiu  der  bullen  babeu  mit  sa 
•chicken,  dariucb  man  sich  west  xa  halten,  nnd  bi*b«r  nit 
vernommen,  wu  l-xkiaH  mit  ««Ih«»  maodat  gehandelt,  hat 
an«  nacbmaU  geAchricIien  mit  begtr  ftd  eoUigvndain  et  com- 
bnrendum  librw  l^uterano«,  darauf  wir  ine  geantwurt,  «■ 
bederf  «tlhcs  gut  l>e(lenken«,  damit  geiallicli  und  weltlich 
nit  in  bapttlicb  uud  nuaer  ordinari  oenaumn  falUn ,  ans 
welbem  tÜ  unrat  mBcbte  «rwachaeB,  du  nit  alUni  ana, 
sunilftru  auch  inir  wol  zu  bt-deakoa  a*i.  Und  h*t  oita  bta 
auf  dalo  ait  weiter  requirirt,  wie  wir  Teroemen,  bei  andera 
bab  thnn.  Unura  bedunkena,  ao  lest  er  in  aetnen  faraenM 
■am  tail  nach,  mQwen  doch  weiten  too  im«  gewvteoenB, 
Boeb  wir  für  nottnrflig  nnd  gut  anaehen,  du  EL  L.  hd 
infli  laetropolitAn  mitj»mpt  andern  •uffrftaii«  deagleiebea 
wir  und   a&dero   in    pruriocia   Hagnntina  auch    bei    meCflH 


1)  DU  ToeUcM  d«ff  klar  e«a  IWiwk 
lih  W1  4<r  FftHafftilatbi«  Aatiaa  vwprWei  •(•  vvnta  4ui  Ua^ipH 
Blaalautkir  «IbvwUU  w«rd«. 


i^&i 


584  SUiunji  d^r  hittUn-.  Clause  vom  tf.  Nortmher  1880. 

politauo  )D  solcheu    des  Eck   haadlung   rat  sucbten.    damit 
diese   beaehever    möchte    iibgeweudt    werdeu ,    auch    wie  des 
Eckeu    baudlung   bei  Ko.  M.  uud    chnrfursten  wurde  nnge- 
seben;  dann  uns  getreulich  laid  ist,    das  durch  Luther  und 
Ecken  die  Sachen  so  weil  gewacbBcn  uud  gauz  dafUr  haben,  ^M 
da.<4  unser»  heiligen  vutlers  des  babsts  so  hoch  furuemeu  oit 
sei,  ffie  dann  Eck  auf  die   ban  rieht,    und  wolleu   uns  als 
laug    wir   mugen   aufhalten ,    bis   wir    baa   beriebt  möchten  ■ 
werden,    darnach    wir    uns  Westen    zu    halten;    dann  womit  ^ 
wir  E.  L.    freuntlich    dinst    mügon   er/jiigen,    des   sein    wir 
abzeit  gewilgt.     Datum  in  unser  btat    Eistet  am  Douers 
nach  Leonhardi  anno  XX/^ 

Og\.  (ohne  Unttirschrift). 


3.  Ernst  v.  Paeeau  an  Philipp  v.  Freising. 

„üusor  frenntlich  etc.  E.  L.  schreiben,  darin  dieselb  an- 
zaigt,  wie  ir  von  doktor  Ecken,  theologen  r.n  Ingolstat  ain 
babstliche  buUeu  wider  doctor  Martinum  Lntfcer  mit  ver- 
gebener potschaft  :cugeächickt,  da.«  auch  E.  L. ,  was  sich, 
darauf  zu  handeln  gebär,  irrig  sei,  demnach  die  iu  Bolchem 
lall  nuser»  furuemeus  wisaeu  uud  underricht  begert  etc., 
haben  wir  vemers  inhaits  vernommen  nnd  geben  darauf 
E.  L.  freuntlicher  guter  mainnng  zu  erkennen,  das  uns 
solche  habfttliche  bullen  otler  abscbrift  davon  nit  behendigt 
worden,  darumben  wir  deräelben  vermöge  oder  inhalt  gar 
kain  wissen  tragen.  So  aber  das  be<ichehen  wäre,  woltwi 
wir  solches  K.  L.  nit  verhalten,  wiewol  wir  nit  zweifeln 
E.  L.  wissen  in  solchem  uud  ainem  merern  fall,  was  nach 
ge.^talt  der  i^acheu  ratsam  uud  gebUrlich  ist,  bas  dann  wir 
zu  ermessen;  damit  E.  L.  freunttichen  zu  dieueu  etc 
Datnu}  Pasäau  au  Freitag  vor  Martini  anno  '20.'^ 

Ogl.  (ohne  Dnteraehrift). 


I 


r.  Ih^A:  AufniOmf  der  BulU  „Hxnrpf  Vmmin«'^  Uo'»  X     M5 

i.  8talth«]ter  und  S&fche  de»  Cftrdinals  t.  SaIs- 
borg  an  Bischof  Philipp. 

i6S0  JVW.  li.  SaUbitrg. 

tVn  HtNchofjt  Schrfiltfu  iin  i)t*n  (ju-diiml,  welche«  ansifiiit 

„wie  un<l«r  doctor  l'^kt^u  narnrn  K.  K  U.  ein  vtrrgtrbn  »chntilwii 

mit  «in«r  einlief^eoJen   gedruckU'U    oop«i   oiuer  bäbaüichan 

balle    widtjr   L>.  Muiinum    Luther  luekotnen,    and    di«irml 

die    «ach,    in  »o1cii«r   ooptfi   b«griffo.    Ucfenlich    und   doch 

K-   K.  (j.  darcfa  kaintto   aignen    botn   od«r  nuUri  vtrrkQDdat 

und  vergt-bolicb  erat  diircfa  di«  viert  lund    geantwortiitt  nei, 

bt^'frt  K  F.  (j.  XU  wissen,  wie  und  in  wm  gnUtt  die  UU>Mr 

lieh  boU  bemcltem   anMrm   gnedigvlen  herrn   oardinal    v«r- 

küudtft.    and   wm   MÖa   nirttlich    gnad   diunnf  t\x   handeln 

wilUna   Mn,    und    daneben  rat*«,    wie  noh    K.  F.  Ü.  daran 

M:hickc>n   «ol  etc.*',  haben  nie  erdffaot     „DaraufT  thoo    wir 

£.  F.  G.  xn  wicflea,   du   unc  nicht   wiaiu  i*t,   da«  unaena 

gDedigisten  horm  cardirial    dergleielwB   h&batUch  ball    oder 

copejr  xogetcfaickt  oder  verkandtrt   b^i.   um   aacb   darbalbea 

aocfa  bitbar  nicbU  sueJtcuuen  ut,  wir  auch  inhalt  derwlbao 

kein    wiamn    haben        Dcnbiklbn    wir    fcL  K.  G.   UDaerr    rata 

und  f{atbnlnnkru«    birrin    nicht   aaMhrvi1>ao   koonaiu      AU 

ab«r    V».  V.  G.   in    iram   Kbreib^n    meldet,    wie    ■ngiMOgp» 

biU)«tlicb  bull  aUiin  Tergeboo»  und  durch   aigen  bolaii  ote 

BOtori  nil  verkandvt  m),  achten  wir.   dieweil  K.  V.  0.  mit 

•olhn*  bnll  recblmewiglich  mtenncht  i«t.  wiaMMiieh  hwrio 

wol  tu  halten,    nnd   bab  «ich   gtffau  Büp*U.  Heil,    w^   tu 

eatachald)g4*n,  daa  K.  V.  G.  diabalbrn  kaiaerlei  ongahorMin 

billich  »myiUMewn  werden  aiag.'* 

OffL  («liM  UatenaMA). 

&    Cbri«i'>f  V.  A.agabnrg       Philipp   ▼-  Frei  •tag. 
J&^  Nor.  JJ9. 

Das  EJchrttibni  de«  lii*chufii  Montag  nach  AlUrheiligen 
[Nov.  J]  bat  «r   «püt   in   der  Nacht  erbalteu;    vor  eilkbau 


i^ 


586         SiUung  der  histcr,  Ciftsse  vom  €.  November  1880. 


I 


Taf^D  ist  auch  ihm  ein  Scbreiben  von  Eck  nebst  einem 
besiegelten  Kxemplar  der  päpstlichen  Bulle  durch  einen 
Boten  zugesandt  worden  und  ist  er  durch  Eck  als  päpst- 
lichen Comniiäsar  um  Publikation  in  seinem  Bisthum  er- 
sucht und  reqnirirt  worden. 

„Nn  ist  nit  weniger,  wa  diese  sach  sonder  person  und 
nit  bäbstlich  heiligkait  sclbs  bernrte,  wir  auch  nit  daneben 
Westen  und  verstunden,  das  J.  Heil,  gewislich  selliche  bull 
ausgeeu  lassen  und  das  furuemen  nit  aoernstlicb,  wir  wem 
nit  schuldig  noch  willens  gewest,   sollich  reqnisiciou  anzu- 
nemen;  haben  daunoch  nit  nnderlassen  bei  Dr.  Ecken  allerlai 
w^  zu  suchen,  damit  wir  sollicbs  lasts  niocht.en  überhoben 
bleiben ;    so  wir   aber  kein   enderuiig    noch    Verzug  erlangt, 
und  /um  andern  mal  rpqairirt  sein,  tragen  wir  fursorg  wo 
wir  Bä.  Heil,  in  dem,    darinnen    uns  noch  kain  widerstand       , 
begegnet  ist,  ungehorsam  erfunden  werden  sollten,  es  möchte  fl 
uns  und  nnserm  stift  daraus  merkliche  heschwerd  und  nach- 
tili!  erwachsen.     Derhalben  wir  ein  mandat  wellicher  gestalt 
aolliche    bull   in    uuserm    bistumb    publicirt    werden    solle,  ■ 
stellen  lassen,    dasselbig  sampt   der    bullen    ze  drucken  und      ' 
mit  allem  dazu  gehörig  bereit    zu  machen,    bevolen    haben, 
sover  uns  anders  nichtzit,  dann  wir  jetzo  wissen,  begegnen 
werde,  das  wir  sollich    publicacion   allenthalben   in  unsertnfl 
bistumb    furgeen    lassen    mngen ,    anders    oder    besser»    wie 
E.  L.   in  diesem   fall    auch    nit   anzuzaigen    noch    ze   raten 
wissen.    Wollen  wir  derselben  etc.     Datum  Dilliugcn  Montag 
nach  Martini  1520." 

0;L  (ohne  Unterschrift), 

6.   Georg  r.  Speier  an  Philipp  v.  Freising. 
1520  Nov.  22  üdenheim. 

Auf  des  Bischofs  Schreiben  wegen  der  päpstlichen  Bulle 
über  die  Disputation  zwischen  Eck   uud  Luther    meldet  er. 


r.  Drm/fel.  AufnaMmr  ,trr  BuSU  „Krtmrgt  Ikuminr"  LtaU  X.     6BT 

daas  er  keine  dermriig«  Copie  ertwltnii,  qdiI  ron  Nienuuidaa 
gth6rt  h«fc,  WM  de  «nthalten  büH;  er  Eweifelt  nicht,  da« 
er,  w«DD  dieselbe  dem  Krzbiitchof  von  Maiox  oder  miid«m 
BiüchGfini  der  ProTiiu  zugwchicki  worden  w&re,  weiügsieiM 
«.liuilmuuitwiiic"  duTon  gvbCrt  hätte. 

„Diirumb  wir  K.  L.  uf  ir  »chrjrb«D  des1uilb«o  nieht« 
fructitparlichs  sn  raten  wissen,  d&oo  dM  wir  achten  och 
des  zu  LKH]«*nk<D  und  uf  audere  mer  nnd  mjnr  zu  MheD 
nit  unliillig  ZDg«]aMU  wi*nl.  80  uns  aber  nachmalt  d«r- 
glychen  xaekeme  nnd  dArmit  erfordert,  was  wir  dann  im 
rate  fludf^n  wQrdou,  durin  zu  Uiun  und  xa  lassen,  dosaelb 
wallen  wir  K.  L.  nn  brnderlicber  froaoiicbaft  bj  ansar  aigas 
botaehaft  mitteiteu  und  keinftwegs  bargan.  Datum  DdenhiÜB 
ani  DornitsK  nach  presentationis  BCaria«  anno  20.^ 

OfL  («htm  Ualmehrlft).    ladsmt:  Dt.  8. 


7.   Kurfürst  Ludwig  an  Bisobof  Philipp. 
J520  Nov,  38  Hei4ah»$. 

Er  hat  das  Scbraibeodaa  Bisohofi  nebst  dem  rageaohicktan 
Gta«e  aber  nicht  den  Brief  des  U.  Ludwiff  in  Baiern  er* 
halt«u;  drr«elbe  wird  liegen  gablieben  Mein,  möge  ihm  l>vi 
Dliobatcr  Botschaft  logesandt  werden. 

„So  soll  E.  L.  wissen,  das  nn»  Lotters  halb  kain  briaf 
sukomeo,  ao  wiMPii  wir  aurb  von  kainer  handlang  doreh 
Kifi.  M.  unsam  allerg uedigiten  faerru  and  charfunt«ii  auf 
gchablam  oHlonDgslag  dashalb  gehabt,  allein  haben  wir 
vamomaa  wie  daa  der  biaehora  Ton  Trvat  twoaehen  Pab. 
HaiL,  oratorn  ODd  de«  ofaBrrvrstao  aa  SadMaa  dashalb  g*> 
bandelt,  was  das  gvwart  oder  ist  nni  TsrporfCB,  dn  daa 
ist  oHboIieh  durch  ein  maoch  aul  der  ouitel  in  CObi  var- 
kttndt,  etlicb  poaabar  varprsiit  vordan  aeio  soln,  mit  dam 
(iH^.LnüL.pui.UsLaiu.r  M  9» 


I 


588  SH£un{}  der  hinior.  iHa«H  vom  6.  November  3890. 

anhaog,  alii  ob  ea  Kei.  M.  und  die  cburfarsten  bevoleOi 
davon  wir  doch  kein  ivisHen ;  dieweil  uus  nan ,  wie  obge-  ■ 
melt,  kein  brief  ziikomnufn,  wir  auch  dpsselbigen  inbalt  nit 
wissen,  ist  nns  E.  L.  rate  mitzatailen  unmuglioh;  wo  wir 
aber  desselbigen  verstand  betten ,  wollen  wir  E.  L.  durch 
die  der  ding  verstendigen  gern  ein  ratslag  gefast  oud  za- 
geaclickt  haben.  Das  wii-  E.  h.  \viderumb  brüderlicher  und 
fruutlicher  meioung  nit  bergen  weiten.  Datum  Heidelbei^ 
uf  Mitwoch  nach  Katherinae  anno  20." 

Ogl.  (obne  Unterschrift). 


8.   Friedrich   v.  d.  PfaU  an   Philipp   v.  Freising. 
15Jil  Jan.  8  Worms. 


Auf  des  Bischofs  Anfrage,  was  der  Kaiser  auf  die  päpstlich© 
Bulle  bin  befohlen  habe  oiier  befehlen  wolle,  theilt  er  mit, 
dasK  der  Kaiser  zu  Köln  die  Balle  öffentlich  hat  verkQnden 
und  gebieten  lassen,  die  Bücher  Luthers  zu  verbrennen,  wie 
gedcbehei)  ist,  sowie  keine  nn^hr  zu  dracken.  Luther  hat 
jetzt  dagegen  gehandelt  und  das  kauoniwhe  Recht  nnd  die 
Bulle  verbrannt  „des  sich  die  bebsllich  botschaft  hoch 
beijchwert  und  keclagt,  dornf  Kai.  M.  abermals  ernstlich 
gebieten  lassen,  alle  des  Latters  pUcher  zu  verbrennen  and 
keios  mehr  zu  drucken.  Ob  damit  dem  Latter  recht  ge- 
schehen, beschicht  oder  ntt,  sein  wir  nit  verstendigt;  so 
haben  wir  kein  wiäsen,  dwill  unser  fr.  lieber  vetter  herzog 
Fridrich  von  Sachsen,  doby  sich  Lutter  euthellt,  itzo  hieher 
komeu  ist,  ob  und  was  l.  M  vilteicht  mit  3.  L.  davou 
oder  sousten  in  ander  w^  reruer  zu  handeln  willens  oder 
nit  Das  wolten  wir  E.  L.  .  -  .  nit  bergen.  Datum  Wormb» 
nf  Diustag  nach  Trium  ßegam  anno  21.'^ 

Ogl.  (ohne  UnterMhrift). 


I 


r.  Vmffit:  AuT^uiKme  lUr  JlulU  ^K^ufffSSSlI^  Lttt't  X     »89 

9.    Cardinal    Mathüai  Lbo|(  Erxbischof   t.  SaU- 
barg  ao  Bischof  Philipp. 

15S2  Jan.  10   Worwui. 

„Vttnenibilii«  fToter,  amice  ebaritRiroe«  fratomani  in  Domino 

charitat«ni.     Wir  babou    £.  L.    »chreitien,  den  datam   staet 

HamhitagN  uacb  Natiritatix  Chrixii  [CVc.  Z^]  ntm  bei  diaem 

ir»m  poten    geUu,    mit   Rampt    aiuer  abaohrifl  aiiMr  bftpat^ 

licb«n  bull  aDgfwturn  Mitwoefai*iis   nach  Trium  Il«guro  em- 

prang«n  and  vcrstandoo ;  nnd  ab  K.  L.  uiuers  rata  begert, 

•o  wollffD    wir    K    L.    nnver  meinang   darin  durch  die  |>0«< 

sam  peldoaten  xn«aobrttib«n  and  haben  daahalb  K.  L.  pokao 

nit   (uuflialti-D    wollen).     Wollten    wir   der»db«B   B.  L.    ntt 

TerhaltTD.    Datum  Wormaoia«  decim»  mrnnn  Januarii  anno 

rigeaimü  primo.** 

Ofl.  «tu»  UntanchrifL 

10.   Cardinal   Mntbftaa  t.  Baltbnrg 
an  Biicbof  Philipp. 

„VeoftrabUts  atc.  DnawB  jingstn  »chrribvn  nach«  K.  U 
naohit  bivTor  anlwortiiwvifa  gatan ,  thueo  wir  derulb^n  E. 
L*,  \mt&  bagcrn  nach  ,  diMn  bvricht :  das  di«  kalaarlieh  M. 
«t4r.  mit  KUPtem  zeitigem  rat  sich  entalomeu  hat,  der  Btpail. 
U«il.  nnd  dorn  atovl  xn  Rom  aiiauhangim  mit  alUa  leiner 
KaL  Ü  Ofiemiohiaehaa  und  BurgandiMban  «rMute  widw 
dao  Latter,  und  bat  datbatben,  e«f  wir  an  I.  M.  bof  kumniaD 
»etQ.  deaielbea  Lutten  pnecber  auf  Bap.  Heil  nnncio  er- 
■U'H^ben  an  Loven  in  Brabaod  au  verprRQoen  vrrofdeal, 
iaagleiriben  hat  aacb  nachmaU  «oo  M.   ■  ^m 

an  Aorb  Hiri  d»  .1  diorf unten » 
Tnef,    iu    den    tUtM   CbOa    M-: 
beaebabtB    raronlast.      8.    IL     i- 
erMitioh«    nandat   alUntlialbeu    i» 


S90 


RUzHiffi  der  hhtor.  CtoMM  vom  G.  Kovember  J880. 


geen  za  lassen  nnd  sonst  auch  mit  den  stenden  des 
reicbs  alhie  anf  disem  reichstag  za  ratscblaf^u  nnd  za. 
handln,  wie  diser  saefa  in  allen  dingen  ain  gepürliche  fur- 
sehung  beacbehen  aol.  Das  alles  haben  wir  E.  L.  nit  ver- 
halten wellen,  sich  haben  nnd  wissen  dest  pas  darnach  zn 
richten.  Wir  warten  anch  in  diaer  sach  unserer  rate  von 
Salzburg  ratslag  und  guetbedunhen,  gedenken  auch,  E.  L. 
werd  kurzlich  auf  disem  reichst!^  anch  erscheinen,  alsdann 
wollen  wir  ans  mit  derselben,  nnd  souderlicb  ob  wir  tnitler 
zeit  von  Büb.  Heil  reqairirt  werden,  weiter  underredeo. 
Datum  Wormaciae  '^1.  men&is  Jauuarü  anno  21. 

Oed.  Und  für  uawe  zeitung  verkünden  wir  K.  L.,  das 
bemelts  doktor  Martin  Lntters  werk  und  bucher  in  Nider- 
land  zu  Leven,  Antdnrf,  (^In  öffentlich  an  merkten  durch 
die  nachrichter  verbrcnt  sein  worden.  Darab  £.  L.  den 
werdt  derselben  wele  zu  ermessen  hat. 

Ced,  II.  Und  wir  schicken  verver  hieby  ein  bnchliu 
Widdern  Lottr  usgangen ,  wie  dieselb  sehen  wirt.  Datum 
iit  in  litteris." 

Oi;!.  obse  UnUrschrifL 


I 


U.    Herzog  Wilhelm   v-  Baiern 
an  Bischof  Philipp'). 

15^2  Marx  11  Augsburg. 

„Unser  etc.  Wir  seien  hericfat  und  tragen  grundlichs 
wissen,  das  unser  landaaasea  uudertanen  und  verwanten 
unsers   fürsteiitumbs   Bairn   aus   wiirkoug    E.  L.   mandatn. 


1)  Das  Concept,  RA.  Bayr.  R«ltg.  I,  17  bietet  weniff  bedeateode 
Varianten-  Das  Dalam  ist  Correktur  statt  Sambstags  n&cb  Suntaga 
Ocuii'.    Am  SchluüBe  die  Bemerkung : 

An  den  btachof  za  Freising.  ^ 

Jn  «niili  forma  ntataU  titulo:|| 

an  den  cardinal  lo  Salzbarg  oder  seine  atatbalter,  Ij 


r.  tkuiTet:  Aufnahmt  Jtr  BtJit  „Klnmpt  Ihmin*^  L^a  X.     59  t 

80  in  il«nitielb«o  nnBcrm  Undfl  pablicirl  uud  vtrkflodH, 
tloktor  Martin  Lntt<*rt  leer  and  »n»f{oKangvu  g«tnickt« 
|iD«cbI^u  betrtflfcnd.  durch  dio  predigvr  und  p«ichtrat#r  in 
drn  clostcni  und  pfarren  denelben  LutttTiacheu  leer  und 
puechlen  halben,  »n  den  offen  predig«tael«n  und  in  der 
peicht,  hob  und  betohwvriich  augetnst,  au^^eruefl  und  ao- 
f^fioffvQ  wffrden.  anfoiainua^,  woltich  »ulliobe  puccbl  ^rlutm, 
die  peihendig  nit  von  iroe  g(^b«n  ond  der  grifttlicbro  obri- 
kait  nit  ubcrantworton  w5lle,  denwlbigen  nit  bu  abtolriren 
sonder  als  aiDPo  gesunderen  von  criAteoticber  TerBumbtung  tu 
halten.  Dieweil  aber  wir  niuibt  drm  .  .  .  hersog  Ludwign 
an«  etlioben  eriarongen  und  gleablicben  anaigen  befanden, 
das  aollicb  hart  und  beacbwerlich  ftirnemm  m«r  tn  aufraer 
ampdrung  und  E^rrOtiang  crialAilicbcr  werk,  dann  su  hail 
der  eeelen  und  guten  wirkoogen  dienstlich,  und  die  Uftn 
fach  hart  darwider  «etxen,  »chreien  und  mumüHn,  üt  oMbr 
poacB  dann  gatea  daraa»  so  eotaieen  lu  beeorgen,  aU  daoa 
an  etlichen  orten  an»«rbalb  an«en  fnmtentarobe  snm  Uli 
für  äugen  gewatt  So  wir  dann  ab  ein  criiienlicber  filnl 
den  heiligten  reichs  tSllich  ond  dergleioben  iridenrertigki*it 
und  empörang  in  der  heiligen  orietenlichan  Iriroben,  m>  vi) 
nn>  immer  muglich,  xn  furkommen  Khuldig  und  genaiigt 
aeiaa,  nnd  ita  auf  dem  reicbiiag  tu  Wonnbt  von  Ro.  KaL 
M.  aoch  eilen  Rtendpn  dei  rviofa«  berfiriem  iloHor  ICartiBO 
I^uttan  frei  vicher  glait  sn  gebn,  von  wtiner  gwir  bb  wieder 
an  «ein  gwar,  entlich  beMhIeeeen,  der  enden  die  nottoHl 
on  fweifel  «einer  aoegeachrtben  arliket  mit  imn  gehandelt 
wirdet,  und  dai  kai(Mrlicb)  mandat,  danroo  K. 


aa  dy  blnhef  M  Bimeeyuif  tl 
FMae  IfttUfflt  nd  i^|ib«vl  tl 
l^fiMtll 

Ter  freUi«  Salshorf  and  Pmmm 
'  e^anlMi  KiH'«t«aroiehM     Um  AtgAvt  ffü 
dana,  Aam  4«f  H«nef  tnäm  4ert  aaviaieJ  «ar. 


593 


Siteuitg  ätr  hisl.  CTuJwe  vom  ti.  Kocemher  S6S0. 


wissen  mag  habeu,  mitler  zeit  nit  aaegeen,  auch  seine  ge- 
machte pnecher  und  Schriften  die  weil  unverpreiint  und  nn- 
vertilgt,  auch  Lütter  mit  predigen  und  schriften,  und  also  ^ 
zu  allen  tailen  slillgestaDden  werden  solle  —  hierauf  unser  ( 
und  bemelts  . . .  herzog  Lu'dwigs  frundlich  pit,  E.  L.  wollen 
aus  oberzelten  beweglichen  Ursachen  7.u  Verhütung  nierer» 
Unrats  bei  iren  geistlichen  undertaneu  vorgeern  pastoru 
Predigern  und  peichtvätern  ires  gebiets  verordnen  und  darob 
sein ,  das  sie  mitler  zeit  ehe  mit,  dem  Ijuther  VRrner  ge- 
handlt  auf  den  cant^ln  mit  predigen  peichthi'ren  Lutters 
Schriften  und  puechln  halber  gemach  thuen,  dieselbigen  nicht 
verdaraen  verwerfen  noch  gnethaissen,  sonder  zn  rue  stellen. 
Welten  wir  K.  L.  der  wir  mit  dienstlichem  willen  genaigt, 
freuntlicher  maiuuug  und  der  saehcn  ullenihall)eu  zu  guet, 
anange/aigt  nit  lassen.  Datum  Augflpurg  Montags  nach 
Laetare  in  der  vastn  anno  21. 

Ogl  (Spur  TOD  2  Siegeln  ahne  ODterscbrift). 

12.    Bischof  Gabriel   an    Herzog  Wilhelm 
von    Baiern'). 

1521  Märe  15  Eichstädi. 

„Hochgebomer  füret,  unser  willig  dienst  zuvor,  gnedigcr 
lieber  herr!  Wir  haben  euer  schreiben  vernommen;  und 
betten  des  Latters  rerniainten  faandlung,  so  vil  uns  muglieh, 
alwegeu  gera  zum  pesten  gewendt ,  aber  er  st«et  nit  iu 
ruhe,  sunder  in  wenig  tagen  neue  bnechlein  in  seinem  namen 
au^angeUf    dardurch    nit   klein   irthurab    zwischen    beicht- 


1)  tHe  Beilbge  f.  'J2,  bsi  Winter  1.  22,  ist  tticlit  etwa  der  Kriasa 
des  Geoeralvikars  Warm,  soDdfrrn  die  Formel,  nelclie  von  den  Kanwln 
der  einzelnoD  Pfarreien  verkündet  werden  sollt«;  über  aio  nagte  Wnrm 
mit  cigenbändiger  Kotix  and  Unterschrift :  'In  Imnc  modani  Tolomos 
poblicari'.  Bot  Wintsr  8.  300  ist  Z.  3  *mir'  statt  'oaer*  'ich'  atattV 
SB  Ismo. 


r.  Dntfftl:  Avf mAme  4«r  BitUU  .^Rumtgt  IhwUfH"  1a^»  X 


vettern  und  t>eichtkindeo  ^wAohiaa.  üod  b«b«D  »uf  E.  Q. 
«rhrcilirn  unsffrn  thnmbprodif^vr  and  ander  gelert  reibe  er^ 
fordert,  nnd  berolhen,  ao  de<balben  too  betobtkinden,  layuo« 
prietter  oder  religioven ,  ine  wu  forkeme ,  sich  darioiMB 
wiiMU  XU  hült^ru.  Wie  wir  aber  die  bebstlicben  bullen 
bsb^n  lawcn  verkünden ,  dea  ichicken  irir  eopei  hiomit. 
danufl  abzenemen  ob  «rir'a  hart  und  beachwerlieb  furge- 
nomen.  oder  nii;  und  bat  «ch  bisher  in  nnaerm  «tifl  nit 
■ODdor  widerwilt'>n  drabalb  hieben,  dann  «o  ril  unt  atu 
Ingebtat  angelangt  hat;  toU  aoeb  noch  an  unaem  gveien 
tIm«  nicht  enriodea,  die  aadun  «am  pasten  helfen  irendea ; 
•0  euch  dann  der  Bachen  etwas  dienstlicbB  von  Wormba, 
nna  auch  nit  rerhalteu.  Dann  £.  U.  zu  willigen  diaiutm 
aain  wir  arpQttig.  Datum  in  nnaer  atat  K>8t««t  am  FMlif 
oMib  U«tar«  ete.  31/' 


0(1  Bbae  DotMaehr.  RA.  Bajr.  R>1  1.  «)  fca«.  lUn  17t 
bMBttt  voa  WiBler  I.  «1 


PBiBfibof  Philipp  ir.  Freiiiog  an  Herzog  Wilhelm. 
Er    beglaubigt   Reinen    Vikar,    Domherrn   tn    Fraiflag, 
Rath  nnd  lieben  Getreaeu  Jobaan  Jong. 

1  OgL  BA.  Barr-  Bil  1*  2t 

^m  ladanal:  'OkaWbrW  Utter*  Wlb*. 


14.  Blatthalter  und  Bithe  tu  Paaaaa 
an  llerxog  Wilhelm. 

1S$1  Märt  J8  Pauau 


.Darchieucbtiger    hochgrborDer    fant,    IC  F.  0.    Min 

SHdtrtaoig  willig  dienet  aUeit  mit  tI«m  xnvoraB  b»- 

reil!    flwtdig«  berrt     In  abwaeea   anM>ri  gnadigao  berrn 


ain  iwibrilWa  von  fi.  F.  0.  «aagvuul. 


inbalt 


594  ^tzHfUf  Her  kitlor.  Ctaue  Mm  €.  November  1S90, 


mit  uasers  ^aedigen  berm  undertonen  gelstlichs  Stands  irer 
F.  G.  gebiets  zu  verordnen  und  darob  zu  sein  damit  die- 
selben die  pUchcr,  so  durch  den  Luther  gemacht,  auf  den 
canUeln  mit  predigen  auch  in  dem  peichtboren,  bis  verner 
mit  ime,  dem  Luther,  gehandelt,  nit  verdamen,  auch  weder 
bos  noch  gut  Imiftaen ,  sonder  iu  ruhe  steen  äu  lassen  — 
nns  zukommen  und  v»>rnoTnen.  Oieweil  wir  dann  nach  mug- 
licher  erfarnng  nit  wissen  trageu,  das  ainich  mandat  durch 
merbemelten  uuseru  gnedigen  berni  oder  T.  F.  G  official 
dcshidben  ausgangeu,  auch  des  in  derselben  gebieten  begehen, 
darnmb  wir  dann  solhes  zu  verbieten  nrnacb  haben,  so  aber 
dermassen,  des  wir  ans  doch  nit  veraeben,  durch  angezaigten 
nnsers  gn.  berrn  nntertouen  gebändelt  und  wir  desselben 
bericbt,  wellen  wir,  domit  solheni  fiirkomen  werde,  bei  den- 
selben muglicheu  vieia  fnrwenden.  Haben  E.  F.  G. ,  deren 
wir  una  bevelen  thun,  auf  derselben  schreiben  zu  under- 
teniger  antbort  nit  verhalten  wellen.  Datum  Passan  am 
Montag  nach  dem  .Sontag  Judica  anno  21*^* 

Ogl  RA.  Bayr.  Ed.  I.  19. 


■ 

I 

■ 


15.   Bischof  Philipp  an  Dr.  Kck  zu   Ingolstadt.^ 
1521  (Mars  Si-SfT), 

„Wir  haben  eur  schreiben,  darinnen  ir  meldet,  was . . . 
herzog  Wilhelm  mit  euch  Bäp.  Heil,  bullen  halben,  wider 
doctor  Martinum  Luther  uusgangeu,  gehandelt,  auch  ir  S.  L. 
antwort  geben  solt  haben,  neheu  eiuem  abdruck  enrer  oom- 
mission  und  mit  angehenktem  erpieten ,  das  wir  dieselbig 
commissiou  aigentlicb  und  griiutLicb  ermeaden  und  was  ir 
auf  ferrern  uuseru  Hericbt  zn  abstellung  aufrur  und  cm- 
poruug  thun  mögt  etc.,  sol  bei  euch  nit  erwinden  etc.,  haben 
wir  merers  inbatt  hörn  le.«>eu.  Und  hetteu  vor  der  zeit  I 
gern  gesehen,  ist  auch  unser  beger  an  euch  darauf  gestanden, 
das  berUrte  sacb,   daran    vil    gelegen,  mit    mererm  bedacht 


f.  Bmtfiii  Avfiuhm€  4*r  Btttte  „Bamrpr  DmSm^  Ltt^9  X, 

gehaiul(*U  wäre  worrl«n.  Abor  nichtd«simiig*r,  aaf  cur  ou- 
niMnigH  ouhRlten  and  i*rsiioli«n,  nad  dtmii  ait  anaoh  ge* 
f(elx>ii,  jemand  in  UDtterer  pfiicht.  od^r  auch*  al«  aolUn  wir 
Bip.  Httil  nil  f^ffbürliche  f^horsjun  «rutigon,  xu  diitpulirru  cto*, 
babcD  mit  die  pablicution  aiiAgcfn  lauen;  und  mocbi  riel- 
iMcbi.  abi  wir  bitriebt,  nit  od  sein,  du  im  ßraUnthumb 
Ikini  otlicb  lamlsvMu,  ondvrthoD  und  rerwoudtn  »icb  darin 
beiiwärd  gedftchten.  nnd  solicbo  mer  xa  «ufrur,  e!mp4>roug 
nnd  wrrQttung  gneter  wrrk,  dann  icti  frocht  and  gQ«Ueni 
diennilich  gt-ncht  wirdtfn.  Wir  iwin  aoch  nn  itweifl,  bemelter 
unser  fr.  lieber  vi.'tter  bab  t^ncb  bcricbt,  wu  Kai.  M.  unser 
All«rgnedigit«r  berr  «ambt  ilon  standen  dm  b.  reichi  lu 
Wurm»  in  berOrter  socb  gchnndclt  bab.  Nnn  wolten  wir 
je  gvm  nnrat  förkomeu,  nnd  der  »ih^I  üeligkait,  «n  uns  be- 
rolen,  bedenken,  m  wil  aber  un»,  wir  ir  und  dir  vpmtimdigAn 
wiMt,  nit  gepOrn,  noch  dioser  xeit  gelegen  sein,  euer  oom- 
mifliion  »nwnlpgen,  ougern  oder  weitern,  invonder  dieweil, 
alu  wir  b<!richt,  ir  dani*bc>n  ein  aondere  insiructiun«  düT  In- 
halt wir  nit  winen»  haben  »otit,  vil  auch  ain  Ohrig>,  aoliehs 
an  uns  ttu  b«gern.  Aber  nacbdflm  ir  ain  bib«tlioh«r  g*- 
walthaber  »ein  ,  und  pillich ,  wba  und  wie  weit  sieb  ear 
gewalt  erstreckt,  winaen  »olU ,  in  traft  eur<  b«TelhN  etlicb, 
so  wider  die  bullen  gebaadalt  oder  v«rprocben,  abw>lTiri, 
auch  MOÜche  abtolution  andem  mitiutaileu  beTuten  solt 
haben,  aoreru  ir  daun  sollieben  gewalt  bettend,  bodaotbt 
uns  uit  ungut  mi  win,  nervr  Mgemwn  nnd  nachtoil,  wi« 
sich  dann  an  etlichen  nnd**m  nr1«n  erxeigt  hat,  tu  furkotiuni, 
daA  ir  den  peicbtvättrm  nnam  h^tumtn  berelen,  macht  nnd 
gewalt  geben  bettend,  die,  so  sich  in  ireo  gewitti«a  berllrter 
ballen  halber  beichwirt  erfoDdea,  dea  aicth  erkt-nnen  «ider 
peirhtt'n  tbfiti*n,  xu  alMiolTimi  Darmit  mucbten  auch  Ittp. 
Heil,  ceiiinren  in  diesen  «wirsn  Hufen  nit  also  in  raraohl- 
QDg  komsn.  tind  sonst  in  varmog  msrgemelta  nnswfs  fr.  L 
Tsttera  b^geren  wu  gnet  wlrs  gehuidU  wordsn,  haben  wir 


596 


tiifjung  ilfr  hi«tor,  Ctasae  wW  6.  Nwembitr  1690. 


Gach^    die    sach    nach    aller    noddnrft  zu  erwegen,  anf  etir 
schreiben  wellen  anxaigen/^ 

Cop.    RA.  Bnyr.  Relig.  I,  16;  Wioter  I,  65 

Beilage  zu  Nr.  16. 

16.  Bischof  Philipp  v.  Freising  au  Herzog  Wilhelm.! 
15;21  Märe  27  Freising. 

,, Unser  freuntUch  diuBt  uad  was  wir  alzeit  liebs  und 
guts  verrangen  zuvor,  hochgeborner  fürst,  lieber  vetter ! 
Nachdem  wir  auf  E.  L.  jüngstes  schreiben,  doctor  Martinnm 
Luther  and  seine  puecher  beireifent,  den  .  .  .  Jung  mit  cre- 
denzbrifif  und  Werbung  an  E.  L,  gefertigt  und  dtwelbs,  dasfl 
an  »andern  bevelhe  in  der  Kachln  ainen  anstand  zu  macheu, 
oder  die  wider  die  bUhf^tüchen  bullen  gehandelt  zu  absol- 
vieren, iu  unser  gewalt  und  macht  uichtstee,  anzeigen  haben 
lassen,  wo  uns  aber  solichs  von  Bäp.  Heil,  oder  de«  gewalt- 
baber,  als  wir  veruomeu  das  doctor  Eck  sein  sollt,  bevele 
geben  würde,  so  wolten  wir  E.  L.  begeren  nach  gern  wil- 
feren  und  haadehi,  wie  dann  E.  L.  sonder  zwcifel  verrer 
von  gemeltem  uuserni  vicari  bericht  empfangeu,  darauf  dann 
E.  L,  aU  uns  gedachter  unser  gesauter  anzeigt,  sich  freunt- 
lich  erzeigt  und  erpoteo,  mit  doctor  Eghen  zu  handelu,  widfl 
wir  dann  achten  Iwschehen.  Darauf  istuu"?  von  gedachtem 
doctor  Ecken  ain  schreiben  mit  eiuscbliessuDg  einer  abge- 
druckten bUbstlichen  bullen')  zugeschickt,  darauf  wir  ime 
dann  wiederumb  schriftlich  autwort  g^ehen,  alles  wie  E.  L.  fl 
hierin  befinden.  Uud  dieweil  es  dann  je  in  unserer  macht 
uit  steet,  Bäp.  Ueil  maudaten,  als  uusers  baupts  und  obrig- 
keit,  zu  wider  handelu,  dasselb  aufzuheben  oder  aazastcllen,  ■ 
wie  E.  L.  selber  wol  abuemeu,  so  kennen  wir  ir  dem,  wie 
gern  wir  e.s  tliiiten ,  nicht  wilfareu.  Wo  aber  doctor  Egk, 
inhalt  unserer  antwurt  im  gegeben,  in  Sachen  nochmals  thon 
wurdt,  oder  von  jemantz  anders,  so  des  macht  und  gewalt 

1)  Nr.  1. 


r,  Dniffri:  AufiuthiHr  tirr  BuUe  „KtHUfij«  Dttmtne"  Ja-»*»  X.     51)7 

liette^  uns  bevolen  wQrdt,  wolten  wir  imsers  Torifi^n  erpieten 
on  verzng  in  unserm  histuml)  anageen  laMen  nnd  handeln, 
was  zu  gutem  dienen  mdcbt,  des  wir  unH  auch  zu  tbnn 
flchuldig  erkennen.  Mögen  E.  L.  abnemen,  das  kein  mangel 
an  nnR  erscheine.  Dann  dentelhen  allzeit  freunÜich  zn  wil- 
fareu  und  ir  lieb  und  dienst  zu  erzeigen,  sind  wir  mit  begtr 
geneigt.  Datum  Freising  am  Mittwoch  nach  Palmamm 
anno  21.** 


Philosophisch  -  philo! 


Sitzung  vom  4.  Dec 


Herr  Eonrad  Hofman 
legten  vor; 

„Die  Textkritik  vo 
Eva." 

Der  combiDirte  griechiscfa-lat 
haften  Geschichte  von  Adam  und 
lieh   vor   dem   Aufkommen    des   i 
Hebräer    verfasst    wurde ,    ist    in 
philo8.-philol.  Classe    XIV.    Bd. 
(a.  1879)  veröffentlicht  worden, 
hingewiesen,   wie  die  Spuren  diese 
Occident    sich    weithin   verfolgen 
Trumpp   den   äthiopischen   Text 
übersetzten  Romanes  '^Der  Kampf 
Teufer,    dessen   arabisches   Origini 
Bibliothek   befindet,   jetzt   in    der 
demie  veröffentlicht  hat,  bleibt  di< 
Sage  im  Orient   zu  erforschen,    b 
Pseudo-Clementinen  und  die  syris( 
'Die  Schatzhöhle\     In  den  Occidei 
durch  die  lateinische  Uebersetzung 
verbreitet,  ohne  wesentliche  Ümge 


llufmann  u.  Meytr:  Dir   TiJtikntilc  von  /.Mfriau  Aiii*m  m.  Kra.     599 

Von  dienn  «oropäischno  B««rbeitaDg«n  <l«r  Hftg«  itt 
die  amfaDgreicIut«  uud  wicbtif^Kte  du  Gedicht  dm  Latwin : 
Adam  niid  Ktb.  l>a  d^r  Oichler  kUr  tind  lebhaft  acbtldert 
nnd«  wie  die  Vergleichuog  d«s  Uteiuischen  TeiUs»  Jedem 
MtgVD  kann,  Über  eeinero  Stoffe  «teht;  de  endlich  da*  6»* 
dicht  numnigfMchf«  ftprnubUcbeii  Inti^reaKe  hat,  so  war  MtiD« 
Veröffeutlicbun^  wünscfaoniwvrth.  Die  GeleK«nh4nt  daia 
hat  aicli  jetzt  gi^boteu  (in  den  Pnblikaliooen  dee  Iiterari«ch«o 
Verein««  in  ii^tuttgart),  und  ee  eobdnt  dah«r  pMMod,  hier 
Reebeoicbaft  zu  geben  Ober  die  Art  and  Weii*'*,  wie  der 
Text  de«  Gedichtes  ▼eröffputlicbt  wird.  Der  Dichter  hat 
sich  g«wiM«nDMaen  «olbtt  «ein  Schicksal  TorkOodet  io  den 
Vwwn: 

&7   Der  dii  baob   hat  ftrdihti't. 

Mit  fTtueu  wol  boribtet: 

Kr  ist  Lutwin  j^nant 

Sin  DHTuen  ist  totKel  ietnsn  erkHot. 

Denn  weder  ron  seiner  Lehensseit  noch  Ton  neiner  Ileinrath 
ist  bin  iet/,t  Sicheres  bekannt  geworden.  Die  emsige  be- 
kannte AbNohrift  des  Gedichtes  befindet  sich  iu  d«r  Wisusr 
Hofbibliothi^k  No.  298U  (Me.  Ambras  2fit»).  LHcm  im 
Usbergang  des  U.  zum  ITi.  Jahrhundert  geschriebene  Hand- 
Mbrifl,  enthält  anf  lofl  ['apierblüttern  in  klein  4*.  nur 
Latwin»  GedicbL  Uald  vor  bald  nach  deu  betreiTendeu 
Abschnitten  des  Gedichtee  sind  leicht  hematte  fiildsr, 
wdeh*  «ossehcD  wio  Hnluchnitte;  so  tcbarf  sind  die 
LtBlMi  fssog«».  Durnh  deu  grflawria  Thnil  dn  Ifand^ 
•ikrtft  nnd  diesen  Bildern  kurxe  firosatiiclMi  InsebrifWn 
bsigesohnebeo. 

Lot wios Gedieht  hat  in  diewr  AltscbriftdaMelbeSchicksfti 
«rtitieu,  welches  fclten^n  dentschen  Testen  oft  wid^rfabren  isi. 
Dar  spätere  Ab^ehrribfr  hat  die  metiton  orthMjirapbisebeo 
and  sprachtielMn  GigenlhOBliefakeilra   d««  dnginal»  dnreh 


600     SiteuMtj  der  phHom.-iihilol.  Claase  vom  4.  December  1860. 

seine  eigenen  verdrängt.  Wie  willkürlich  dergelbe  verftihr, 
zeigen  zahlreiche  Beispiele.  Kr  schrieb  bald  die  Reime  iorfl 
dar,  bald  ior:  schar,  bald  ioren:  geboren  ( statt  gebaren); 
neben  eiuiualigütu  wirl:  birt  zwei  Male  wurl:  burt.  Kr 
war  anch  im  Stand  losaeii :  verwahrlosen  statt  läsen :  verwänen 
zu  schreiben.  Dieselben  Eutstellnngen  finden  eäch  im  Innern 
der  Vers«:  ein  *gahes'  neben  drei  gohes,  zwei  'doteu'  neben 
einem  deten;  bald  wan,  bald  wou  und  fast  aXets  'nach'  statt 
noch.  Wie  'synne'  mit  hin  reimen  soll,  so  sind  anch  im 
Innern  der  Verse  oft  Knduugen  oder  Artikel  zugesetzt 
und  Verse,  wie 

3933  Das  von  irem  wucher  und  von  irem  sam, 

sind  gewi.ss  nicht  aaf  die  Hechnung  des  Dichters,   sondern j 
des  Abschreibers  zu  setzen. 

Geht  man  die  2000  Keimpaare  durch,  so  lassen  sich  i 
überall  die  reinen  Reime  herstellen  Es  ist  stets  Vokal-  und 
Oonsouantenreim  verbunden.  Die  Reime  treten  paarweise 
auf.  Nur  selten  folgen  sich  zwei  Paare  mit  dem  gleichen 
Reim.  Der  Schlnss  von  Reden  und  ein  .stärkerer  Abschnitt 
der  Erzählung  wird  durch  drei  gleicbreimende  Verse  ge- 
kennzeichnet, wobei  zn  bemerken  ist,  dass  der  dritte  Vers 
meistens  ohne  Störung  de^  Zusammenhanges  weggela-'i^en 
werden  kann.  Es  ist  natürlich,  di\ss  auch  alle  Unreinheiten 
im  Innern  der  Verse  von  dem  Abschreiber,  nicht  von  dem 
Dichter  herstammen.  | 

Mit  dem  Entschluss  zur  Ver5ffentUchang  des  Textes 
kam  natürlich  die  Frage,  ob  die  äusserst  zahlreichen  von 
dem  Abschreiber  hereingebrachten  Formen  entfernt  und  die 
Herstellung  des  nrsprUnglicheu  Wortlautes  erstrebt  werden 
solle*).     Dies  Verfahren  ist  fast  nothwendig,  wenn  mehrere. 


J)  So  hat  Haovt.   Z«hr.  XV  p.  265,  die  Yeree   193  —  203 

geschrieben : 


fiofmitnm  u.  Mtytr:  Die  Ttrlkrttik  rtm  tmhnmt  AHnm  u.  £Va.      601 

HandMchrifteu  dcnwlbcn  Text  in  ho  Tprschi^deoer  Pftrbqng 
überliefert  babeu,  (Ims  gewählt  «erdcu  miiM.  Bei  dieiain 
0«dicbt«  ftohMD  diu  minder  rothMin ,  da  **«  in  nanehaD 
Fällen  uirhrcre  MAglicbkeiten  der  ursprüuglicbeu  Furang 
gibt  und  in  riclen  F&Ilvn  die  An^be  dvr  hautiiichnfllJoben 
Leiart  doch  uueutbebrlich  geweaen  w&re.  äo  wurde  ver- 
iticbt,  den  Kachtbi'il,  «Ihhs  nur  eine  Haudsebrift  vorhanden 
i^t,  in  soweit  zum  Vortheit  za  wenden«  du»  daa  Gedicbt 
mit  allen  Mprmcblicben  Formen  gedruckt  wird,  mit  wvicban 
CK  dip  Handflchrift  überliefpri  hat*  daos  dagegen  alle  die 
Stellen  ge&nderi  wnrdeu,  welcbe  nchUcb  und  sogar  fnt  die 
Spraoha  d«*  äcbreibera  «pncblieb  gaAUcbt  lind.  Schien 
M  also  nicht  tbanlich,  die  orthographiichen  and  iprach- 
üdutn  Cnaauherkeitt'n  kq  entfernen,  welche  dtr  späte 
Sohreiber  bereingnbriKht  bat.  ao  wur  du«  HaupibfwirebaD« 
den  Sinn  und  die  Worte  des  Dicbt«r8  wieder  bmuttUan: 
•in  Zi**l,  il«'<wn  Krreiehung  durch  die  vieteD  Verderbniaaa 
^  Uandücbrift  schwer  {(anng  gtraaebt  ist. 


Die  Haodsebrift  ist  nemlicb  entstalU  dnrch  Vardnb* 
niaaf  aller  Art,  ron  den  natürlichsten  Vurseheu  bis  tn 
•eblimmtn  InterpoUtioncn.  BvomUra  dia  Kaehliiaigkflit 
nnd  Oedaukenlosigkcit  daa  Sefanibers  hat  nal  Schadan  aa« 


HsB<Uchrirt 
Wo  *«■  tlu  ttt  ilu  MC«   ich  SWC 
Dm  kamst  Bu««a  foa  faawo 
Üss  «U  Tur  hltio  hajit  h*ln  fiUl 
Uail  dsa  last  -t  hoch  i«t 
Das  m  der  saaaaa  m  aoh«  Ut 
Dss  n  bftrval  n  sllsr  lil 
Die  nano  das  loorfcai  vff  fsn 
Ab  SB  irta  •tbls  bsM  sa 
MH  «tms  saas  la  dar  wts» 
All  bjB«l  aal  acds 


naapt 

vA  foo  lUs  Ut  dss  asfs  leb  la. 
du  kvael  niav&n  vud  ilfs 
dss  sfa  r«r  Utw  Uat  kMu  frM 
aad  «Isa  dsj  Uat  •«  boeb  UC 
das  ta  dir  man  ••  aib«  \n 
Ami  Wim  hmnak  nlkr  ut 
di«  Mass  4«!  BMTfiai  AT  fia. 
sli  ate  Ir  ashia  baWt  sa. 
■il  cfaMD  attM  ia  dar  Wim 
sb  himal  Bsd  «rd«  assHa  rtas. 


602      Siisuntj  der  jihihi.-phiM.  Ctmtt  vom  4.  December  1S80. 

gerichtet.  So  fehlen  oft  Silben  oder  Wörter.  V.  1999' 
*AbeI  bruder  xnyn  ist  za  ergänzen  'Abel,  lieber  brader  | 
mvn.  (M.)  '). 

V.  2056  Seth  meint,   Adam  sehne   sich  nach  der  ver-i 
lorenen  ParadieeeRspeise :  Des  an  dir  truren  git. 

Hier  ist  *an*  zn  ergänzen  zu  'andaht  (H)  =  Eriunernng*. 

V.  27ti'2  Gott  nehme  die  Menschheü  an,  um  zu  erlosen 

*Adam  sin  hautgeschaft 

Und  alle,  die  der  kraffl 
Hette  gemachei  icagehafft. 

Hier  ist  *der  helle  krafft*  (H)  zp  ergänzen. 

Schwieriger    ist    es   die   ausgefallenen   Ver&e   za' 
ergänzen. 

In  dem  I'^luehe  über  Evft 

597  'Du  solt  kint  gebaren 
Mit  hertzesweren  wehen 
Myt  leide  in  ungeniach 
Von  maniger  slahte  sacb 
Wurt  dir  not  gekündet' 
ist  vielleicht  (nach  V.   1765)  zn  ergänzen: 
Diu  leben  sol  ergen 
Mit  leid  iu  ungemach. 

In  der  Auf/üblung  der  vier  VVelttheile 
147   Das  erste  teil  Anathole 

Des  mahtent  uns  die  buch  gewis 
Da«  dirte  teil   Ariliuüt 
Das  vierde  heisset  Mensembrios 
ist  wohl  zu  ergänzen 


1)  rie  mit  II  bczcMineten  Verb-?fl8cniiigen  rühren  vod  K.  Hofminni 
her,  diu  mit  M  bMeicbnct^n  von  W.  Mejer,  »eich  letiUrcr  diesen  Be-| 
riebt  aasgearbei  tot  b&t. 


ilofmanm  m.  Me^r:  £W  reilkniik  w«  iMtwitu  Admm  u,  Stm.     603 

Du  erat«  t«i]  Anatholt, 
Dfts  ander  heiaset  Dytis, 
X)m  nuilitent  aoa  diA  bach  gewük  (M) 

Bn  1629  iifi  wohl  einfach  «in  ÜAbergangaren  %n  er- 
ginien,  wie 

(Und  do  dn  almn  gMebaeh) 
Bt»  KU  Adam  sprach.  (M) 

Gin  Vera  fehlt  aouh  in  der  Verheiamog  Qotte«,  Adanu 
Seele  m&aM  mit  andern  Seelen  zu  Helte  sein ;  doch  in  der 
Utcttn  Zeit,  wenn  er  den  Tod  überatritten  hätte. 

3151  So  knme  ich  mit  grotmr  wanne 

Und  mit  gdtlicher  eratfl 

Und  zerbrich  die  hellohafll 

Dtft  mjncn  willf'n  hant  brgangen. 
31&5  Die  l&ae  ich  mit  ((ewaltes  baut 

Von  der  vorbellen  banL 

Hier  ict  etwa  an  erglnaen 

Und  rerbrich  die  helUhafft^ 

(Do  die  aeleu  lint  befangen).  (Mj 

Der  Schreiber  war  foruer  sehr  gedankenlos;  statt  d«a 
ricbtigen  Wortes  hat  «r  oft  aiu  anderes  gawtrt,  das  Ihn- 
lieh  aussah,  oder  irgend  eines,  das  ihm  g*niJ*  itn  Sinn« 
lag.  So  schrieb  er  3062  'B«hs  läge  and  seha  Uge*  siatl- 
'6eba  neehle  n.  s.  t'.  S66'i  'der  liohnam  grflBm  bsgUBda' 
statt  *der  bonm  gr.  b'.  3709  Vabsssns  bar'  statt  *WQchen 
bar'  1369  'keine  ral'  sUU  'kuieval*  350ä  *tU  sOaseo 
man*  statt  *t.  neehaii  n*.  Ifil'i  'Ir  bsHx«  was  belangen 
mori'  atatt  Vori*.  9400  'Abal  getnwe  bort'  aUU  'der 
tniwa  h*.  Ebanao  wenlaa  bdtr  'too'  nnd  'vor*,  *ood*  oad 
'von*  vertansehL  Anden  thejlweis«  achwiarigsra  Kille  dar 
Art  wid: 
iifiw.i.Pha-HüLUstaBii.A.1  m 


^^ 


604     Siteung  der  ghSosrphÜol.  Clasae 

42  Der  zweyer  eins  er  ti 
Sich  der  weite  myniK 
Und  gottes  diensteB  n 
Oder  mit  der  weite  9: 
und  gottes  dienst  wii 

V.  43  ist  za  schreiben  'Sich  dei 
Der  Entschloss  Gottes  zar  S 

Nq  do  in  das  di 
105  Das  er  sich  ewi( 
Nach  der  gttte  e 
Und  nach  syme 
GeschuflF  er  hym 

In  V.  105  ist  statt  Wigen'  z 
'neigen .  Denn  knrz  vorher  wii 
Minne  und  Barmherzigkeit  hätten 

Das  sich  got  nei 
Und  sin  gewalt 

Vom  Teufel  wird  gesagt: 

364  Des  boszheit  übe 
Liebten  schin  ue 
Der  dieff  in  der 
Behuset  ist  durcl 

Dann  sagt  er  von  sich:  Sns 

1458  Herabe  von  der  ] 
Zu  tal  in  der  hei 

Das  Wort  grast  existirt  nichl 
Stellen  zu  verbessern  nach: 

1332  Ich  bin  durch  dit 
Von  des  hohen  h 
Zn  tal  in  der  erc 


Hofmann  u.  Me»jer:  Dit  Textkritik  mn  Lulwins  Atliim  u.  Eta,     605 

Die  ScblaDge  wird  .  . 

573  Verteilt  aod  rerflachei  gar 
Under  aller  warme  schar  .  . 
Die  ginge  uffgeriht  ee 
Du  mfist  aller  (aber?)  yemer  me 
GoQ  .  .  Uff  der  erdeo  mit  der  brast. 

Statt  *Die  ginge'  ist  *Da  ginge'  zn  setzen.  (M) 

Heisst  es  von  Maria,  dass  sie 

800  Ist  mit  Zepter  ami  mit  won 
Erhöbet  in  den  böhsten  thron, 

so  liegt  wieder  eine  plumpe  Verschreibang  *wou*  statt  'erun' 
vor.  (H) 

Adam  bat  das  Land  nach  Piuradicjtefwptrise  umsonst 
durchHuclit.  Kva  »agt,  er  solle  .sie,  die  UrMuclxt  de»  IIii- 
lieiN,  t(>dten.     In   Adams  Worteu 

UU7  Der  erden  miHu  abegen 

!tlt*ckt  winler  eine  grolie  Verschreibang  «>tatt:  Dvr  rede  s.a.  (H) 

Mitrbiu'l  ra*'lli  dem  Teufel,  nach  (lottes  IWfehl  AtUni 
7.U  ven^hren.     Also  ist  statt 

1-100  Da»  iflt  ui.vn  rot  aud  myn  gebi>t. 
Der  mich  und  dich  beschaffim  bat 

zu  scbreiljeu  :  Dan  ist  myn  rot  und  sin  gelwt.  (M) 

Dff  Teufel  sagt  von  sich  selbst 

147.')  Der  schöne  bin  ich  leider  giuit. 
Und  iitt  myn  engelHch  bilde 
rnker«t  euge^tlicb  wilde 
Mit  fn-szlicbpr  ungestalt. 

HUtt:     Vcrkeret  in  engentlich  (oiler  ege^lich)  wilde 
Mit  freiszlicber  uugeatatt.  (II> 


606     Süntng  tUr  phäos.-philnt.  Classe  vom  4.  Decembtr  1880, 

Adam  begann 

1521   Mit  Eua  seltzsiamer  gedat, 

Als  nach  menscblicb  natnre  hat. 

Douon  ir  kusche  wart. 

Mit  übe  onch  stt  swanger  wart 

Ein»  kinde«  an  der  8tat, 

AU  ir  beider  lip  hat. 

Statt  'kusche  wart'  ist  wohl  'k.  verwart'  (M)  and  statt 
Mip  hat*  zu  schreiben  *Uep  bat*.  (H) 

Von  Abel  heisat  ea; 

1909  Den)  gap  got  in  siner  iugent 
Wiszheit  und  gaut7.e  tugent; 
Des  wünschet  er  mit  selikeit. 

Statt  'Des  wünschet  er  ist  zu  schreiben  'Des  wünsch, 
(=  Ideal)  het  er'.  (H) 

Gott  meintf  Adam  befände  sich  besser: 

.  .  Wereatu  verbliben, 
2249  Danne  du  bist  vertriben, 
lu  dorn  paradise  gast, 
Do  dir  nihtea  inne  gebrast, 
Dea  du  nu  mllat  wesea  gast. 

Da  'gast'  in  2250  und  2252  nicht  in  entgegengesetztem 
Sinne  gebraucht  sein  kann,  so  ist  2250  zu  schreiben  'para- 
dises  glast*.  (M) 

Statt  3813  *Al8  es  geschriben  ait'  ist  zu  andern  *Als 
es  geschriben  lit*;  vgl.  79  AU  es  an  der  schrifft  iit  (M) 

Die  Prologe  und  sententibsen  Excurse  der  epischen 
Dichter  dea  Mittelalters  sind  ott  dunkel.  Auch  bei  Latwin 
ist  es  SO;     So  heiast  es: 

22  Wem  tnmbe  sitten  wonent  by, 
Was  mich  der  selbe  geleret 


Bofiamm  «.  Jrryer:  DU  Textkritik  «m  iMwimM  Adam  m.  Spo.    607  * 

Und  iobs  mit  willen  ui  in  geret. 
Das  were  gar  ein  verdorb«a  ding. 
Dnd  mOM*  oacb  one  widerwtng 
Dar  Mlbaii  einer  weieo 
Die  man  ao  g«fQg«  atht  w«««d 
Daa  baaU  Ton  dem  beateo  dort 
20  Und  gedencke  werdest  wort. 
Daa  Mgent  ona  diu  wiaeo. 

Das  doppelt«  'weaen'  iet  anmnglicK.  RtD»n  O«dankeo, 
welcher  «ich  ou  den  roranegefaeoden  lUucUiewt,  gewinnen 
wir  darcb  die  Aaadenmg: 

Und  müiae  ich  one  widerwing 

Der  aelben  einer  we^en, 

Di«  nan  ao  gefOge  «ihk  leaen 

Daa  b6ate  vor  dem  bnatcn  dort.  (M) 

Eine  R«ibe  too  SohmiUiaiigea  auf  den  TeuM  acbli— <: 

370  und  das  gote  selten  meret 
SellKD  wor  und  sprich  ich  daa 
Wenoe  allen  (d.  h.  aller)  njrdt  und  baa 
Hat  von  yue  angenge. 

SUtt  Vlteu   wor  und'  »t  aa    aekivibafl   "MMBi 

mnbe*.  {M) 

*Icb  bin  nobe  toi* 
8S0  Sprach  Ena,  'von  {waa  H>  haogan  not 
Zwinget  aere  die  kreSte  myn. 
Doaon  tu  mir  krefiW  «ehm: 
Dring«  etwas,  das  wir  aaaan*. 

Daa  sweita  'krrflW'  M  1*«^   ^*^f   hmh  Gadaalna- 
losigkeit  ileaSokrvtbwsaafaituideni  aa  bob  baaMO 
tu  mir  bftiff»  tcbin.  (U) 


608     Sitzung  der  philos.'phUol.  Clngse  ivmm  i.  Deeember  7880. 


Die  bisher  besprochenen  Fälle  worden  darch  die  Ge- 
dankenlosigkeit; des  Schreibers  verur^cht.  In  vielen  andern 
Fällen  mnss  ihm  der  schlimmere  Vorwurf  gemacht  werden, 
dass  er  die  ihm  vor^elegencn  Worte  absichtlich  geändert 
habe.  Solche  ahsichilicbe  Fäljuchnngen  k5nnea  in  jeder 
Art,  7on  der  einfnchsten  tiis  znr  whlimmsten ,  in  dieser 
Äbechrift  nachgewiesen  werden. 

819  Eyn  enpfel  wart  pfesetzet  dar 
Mit  einem  swerte  fürwar 
Dem  paradise  zu  hnte. 

Das  Flickwort  Tiirwar*  ist  zu  vertauschen  mit'fnrvar*.  (M) 

Von  den  Kleidern,  welche  UottAdam  and  Hva  anzog, 
betBst  68 

738  Die  r5cke  worent  wulltn. 

Da  aber  die  Vulgata  nennt  tnnica.«  pelliceas,  00  ist  xa 
schreiben  'vellin*  fdatt  'wnllin*.  (H) 

Offenbar  fasch  ist  die  Stelle:  Adam  mäste 
814  Rumen  das  paradise 

Und  vil  Taste  bnwen  mit  pflCtgen 
Mit  scharen  nnd  mit  howen 
Die  erde,  do  er  tod  was  komeo. 
Während  V.  2061  richtig  steht 

Das  da  et  (die  erde)  solt  buwen 
Mit  pflügen  und  howen, 
ist  ee  au  unserer  Stelle  natürlicher  'mit  pflGgen*  als  Kand- 
glosse  zn  'mit  scharen'  anzusehen.  (Mi 

Eva  betet  zu  Gott: 

1684  Mir  hat  din  gothcit  geben 

Zu  wünschen  ein  reines  leben. 

Es  hiess  'Ze  wünsche*  d  h.:  so  gut,  als  man  es  sich 
oar  wanscheu  kann.  (H) 


Hofwunm  m.  Mtytr:  Di*  TNetkriiik  ton  Imtmim  Adam  u.  AW     609 

3193  Wi«  er  ein  Qbel  gulde 
Aller  gervhttgkett  wer«, 
Doub  nifl.<U'  IT  lidra  swere 
Id  der   vurbette  staL 

So  heiast  ee  von  Seth.     Allein  Seth  Iuuid  nnr  g«OAaat 
werden  «in  'abcrguldt*',  der  Gipfel  »Her  Gerechtigkeit.    (H) 

Michul  gebietet  Seih  nnd  Rra,  die  Todten  aar  6  Tag« 
so  bekUgen 

3469  Und  dcKrb  mit  nwintchticbr  klag«. 
S^reib«:  'mit  roaenlicher  klag«'.  (U) 

Kn*B  Seele  mucrta  'oacb  za  balle  hna 
3624  Do  fQ  Adamen  und  rrburen 
Abels  in  der  Tia»t«r  fand. 

*Krbaren*  ist  enivtelU  anx  *ir  bam*.  (U) 

U«l>er  da<  Hei«  aas  dem  f^uadiei«  befiablt  d«r  Cbarabiii 
dem  8«tb 

8770  Du  soH  m  haben  in  dinre  hat 
mit  vil  bpiligem  mute. 
Und  habe  uuch  in  diur»  bnU  pfl^g« 
Den  oleyboum  alle  weg«. 

Ht«r  irt  'bnle'  vor  'pflege'  aoa  V  3770  interpoltrt.  (H) 

Die  aangvtacbickt«  Taube  fliegt  lange  aber  dem  Wamer, 
endlich  findet  sie  den  Oelbaom: 

3883  Die  tnbe  uff  den  bona«  mn 

Und  fliegen  was  efl  milde  und  Haas. 

Dar  letcte  Ver«  i«t  verdorben  aoi: 

Von  flifgen  was  bQ  mOd  ttsid  ta«a.  (M) 


An  vielen  Stetlaa  nag  der  Abecfaraiber  statt  der  alloa 
WBrtar  B«M  g*wbt  haben.     Danof  deuten  db  Btelko,  an 


610     Sitjtung  der  pltÜM.'phiiot.  Clante  rom  4.  December  1680. 

welchen  wir  einen  solchen  Vorgang  nachweisen  können. 
An  mehreren  derselben  ist  absolut  kein  Grund  der  Aenderong 
zn  ersehen: 

1184  Prüffent  nit  .  . 

Ir  mändelin  noch  ir  ougbraweu: 
Sunder  ir  soUent  epehen, 
Wo  ir  Tindent  ein  wip  etc. 

Hier   hat   der  Schreiber  'spehen*  statt  'schouwen'   g*-J 
setzt.  (H) 

2731  .  .  Wann  die  dt  ein  ende  hette 
Als  er  in  vor  seite. 

'Seite*  ist  offenbar  statt  'rette'  interpolirt.  (H) 

äogar   der  Schtuss   des  Gedichtes   ist   auf  diese  Weis»| 
rerunstaltet : 

3939  Hie  ist  der  rede  nit  mere. 

Got  helffe  uns  zn  siuen  gnoden 
One  alle  swere. 

Wie  am  Sehluss  aller  Abschnitte,  so  mfissen  aach  am 
Schlnss  des  ganzen  Gedichtes  3  Verse  mit  gleichem  Keim 
stehen,  also 

Got  helCTe  uns  zu  siner  ere.  (H) 


be-^ 


NatGrlicher,   aber   fnr  die  Geschichte  der  Sprache 
klagenswerther    ist   ee,    dass   der   Schreiber  statt   der    ihm 
&emdartigen  altertbümlichen  Wörter  audere  setzte. 

So  ist  2359  u.  3896  *one  quäl'  gesetzt  satt  *one  twaf.  (H) 

707  Von  leymen  der  lip  erkicket  wirt 
Der  lip  danne  aber  birt 
Und  wirt  zn  leymen  als  ee. 

Statt  'aber  birt'  ist  'abebirt'  zu  schreiben;  Lexer  fll* 
allerdings   nur   eine  Stelle  an  'abeberUf  itärans.  abnehmen. 


^ 


Hafmsttn  h.  Meyer:  Vit  Tt^hritÜt  wn  IwhmM  Adtm  m.  Kr«.    611 

Otecher  355  6*;  womit  ko  verglichen  ist  unter  gebCm  'n  HU 
dA  Tute  abfl  geboni,   »ehr  abgimommim  SerrAliiu  70*.    (M)] 

Der  Dichter  meint,    wenn   er  eiuen  Zweig   vom  Baam 
de»  Lebens  hätte : 

767  t)aa  were  mir  ein  bO««  nwre 

Und  wore  vor  truwen  wol  guieMa. 
^Tmwen*  ixt  gMeUi  »Utt  Uouwen'.  (H) 

Adftm  betet  ko  Oott 

2359  Mit  tlime  worte  beechftffm  iet, 
Wm  »nymH  g«t  nnd  ist 
'Int'  hat   der  Schreiber  geeetzt   «tAtt   des    ihm   noTcr- 
«tindlichen  *krist\  (H) 

Thrt    tateiniiichpn  Worten:    bestis   maledict»«   qnomodc 
non    timiiiHli    mitiere    te   sd    imtginem    dei,    sed  ftoras 
pugnaro  cum  e*?,  die  Rva  derSdiUnge  znmft,  welche 
8«tb  g4*bissen  hat,  entsprachen  die  Verse 
2A4fi  Wer  gap  dir  die  krangheit. 
Das  du  gstorst  angereidiiB 
Minen  aua,  der  gottee  Miebett 
Und  sine  forme  an  ym  hat? 
Von  tilgend  einer  Schwiehe  oder  Krankbeit  kann 
nicht  die  Rede  aeio ;  sondern  'krsoghtit*  ist  Tom 
gaseUt  statt  'korkheit*   =  HinterUit,  Boabeit  (H) 

Die  Schilderang  di*r  (eierlieheo  Bestattung  Adamt  und 
Abels  winl  mit  folgenden  Versen  eingeleitet: 
3106  Hieoüt  all  der  «ngal  sch&r 
IGi  vnawm  barm  got 
üabent  all  ir  lop. 
Ir  stjma  lut«  arUaagCB* 
Mit  tchalla  mngaa 
8a  alte  alsns: 
Bonedictos  dominna. 


612     Siteung  der  iihiloit.'philol.  Cins»e  vom  4.  Deccmbcr  1880. 


Da  bei  Lnlwin  Vocal-  und  Consonantenreim  verbunden 
ist,  80  kann  Mop'  and  *got*  nicht  reimen.  Hier  zeigen  die 
lateinischen  Worte  Hnn  Weg:  Omnes  angeli  cauentes  tobis 
dixerunt:  benedictos  es,  domine.  Neben  dem  Gesänge  ist 
also  hier  die  Erwähnung  der  Instrumentalmusik  kq  erwarten. 
Diese  wird  aber  öfter  mit  'note*  bezeichnet,  (Vgl.  Benecke- 
Müllers  Lex.  II  p.  417:  *uote*  das  in  Frankreich  übliche 
Wort  Tdr  InstrUmentalweise»  p.  418  'ein  reisenote  si  bliesen* 
Parz,  63,9). 

Darnach  ist  herzustellen: 

Mit  unserm  berren  gote 
Hübent  all  ir  note.  (M) 


I 


Von   den    xielen  Stellen,    welcbe   der    Schreiber    dorc 
Zusetzen,  Weglassen   oder   Aendern    verdorben   hat,    möge 
einige    der    schwierigeren    zum    Schlüsse    hier    besprochen 
werden. 

1023  —  1026.  Adam  sagt  zn  Era:  vade  ad  Tigria 
tluvinni  et  tolle  lapidem  et  sta  saper  enm  in  aqua  nsqne 
ad  Collum  [in  altitudine  fluminis.  .  t)t  ambnlavit  Gva  ad 
Tigris  flamen  et  feeit  sicat  dixit  ei  Aduin.  In  nnserer 
Handschrift  steht: 

Und  gie,  do  sO  ein  wasser  vant, 

Das  was  Teygris  genant. 

Darin  stant  sä  uff  einen  stein 

Ooch  stand  sQ  do  allein 
1025  Das  ir  bitze  uff  das  halbe  bein 

Ir  das  kalte  wasser  gie. 

Hier  ist  statt  *halbe  bein",  dem  lateinischen  'u^que  ad 
Collum'  entsprechend,  ^halsbein*  zu  schreiben,  dann  der  über- 
zählige und  störende  Vers  'Ouch  stnut  sü  do  allein^  zu 
tilgen,  und  von  den  beiden  'ir*  das  eine  zu  ändern,  wohl 
in  *ie'.  (M) 


Uofm 


im.UtfKt:  Ihf  Taikrita  vom  httwim»  A4mmm.Kt^».     613 


1199-1201.  fn  Bi-trpff  der  Wih!  einer  Fr»a  fpbt 
Latwiu  den  Müuticru  die  KrtnahauDg: 

1196  Ob  tr  ariDUi  vron«!  by, 

Httt  fifl  d«Diio  re{D«ii  mut, 

l>**ii  tn»m*»nt  ftir  prn^f  gut. 

In  wnrdcnt  dirkp  nnf{pmnt 
1200  Douon  n'^nient  reincoi  mut 

Von  d<*r  wibe  growM  fpit. 

Ät)er  des  idltea  pflif^  man  ntht,  et«. 

Auch  hi^  ist  d«r  aberxäblig««  aas  V.  1196  n.  1107 
XD«ammrn((QBetxte  Vn%  'Doaon  (d.  h.  Doaor)  nemont  rvinm 
mut'  SB  str«ich«o  aod  'Ir  wurdvnt'  aad  'groatea  gut*  ra 
•cbreibecL  (M) 

584  — &f>l.  I>urchau»  enUHIt  «ind  di^  Worte,  mit 
dracB  Gott  d(*r  SehUnfC?  flncbl: 

564  V^enUchalft  will  ich  mtatn 

Zw^Rchf^it  dir  und  dem  wibe 

l>u  yemer  hnuig  hlib« 
567  So  du  06  dich  an  dir  nxihe 

llsd  diu  hnoM  xerbrech« 

8o  aoli  ODch  dn  ir 

Rlahen  mit  duier  ejter  xongra  gir 
591   iVn  llurb  habe  ich  ioDar  na  too  ir. 

Darao»  tat  wohl  benoit^Ilim: 

584  Vjr^tachafft  wil  ich  aeino 

ZwOachvBt  dir  aod  ilen  wib«, 

l>u  jfmm  tr  b«aaig  btib^, 
587  8o  daa  ra  ndi  an  dir  reche 

Tod  diu  houht  Bvrbrecb«. 

Bo  aolt  oach  da  die  frrarn  ir 

flkheii  mit  oytMSttagen  gir. 
091  Don  fiaeb  hab  imd«  me  ton  » 


614     SiUung  der  philot.-pJulol.  Cla*9e  vom  4.  Vtccmhtr  7880. 

Der  wäDckeUmute  von  ersten  pflag, 
1130  Das  was  Gua;  doaou  ich 

Den  frowen  unstete  gicfa. 

Sü  wüstent  nit,  was  wanckel  wer, 
1133  Ob  in  nit  dicke  offenbare 

Euen  iranckel  wurde  geseit- 

Das  ist  wer  su  verre  baf<z  verseit 

Wanne  das  sti  volget  mere 
1137  Der  bösen  danne  der  gaten  lere. 

Hier   ist   der   scherzhafte  Gedanke   durch   grobe  Iuter>^ 
polation  zerstört.     £&  ist  zu  schreiben: 

Das  wer  sü  verre  basz  rerdeit, 
Wanne  das  sS  volgent  mere 
Der  böKen  danne  der  guten  lere. 

D.  h  :  freilich,  es  ist  gefährlich,  den  Frauen  Evos  Leicht- 
sinn vorzuhalten,  weil  sie  durch  das  böse  Beispiel  leicht 
verführt  werden.  (H  n.  M) 

Die  engel  als  es  got  wölke, 
1832  Hubent  sich  zu  hymel  wyder. 

Die  durch  Adam  komen  hernider 
Zn  helffe  mwen  woren  gesant. 

Hier  ist  'komen'  zu  tilgen  (M)  und  'Eweu*  (H)  statt 
'ruwen*  zu  schreiben. 

*      Adam  mahnt  seinen  Sohn  Caln: 

1850  Fluchen,  schelten,  has  und  nit 

Lo  vor  des  herteen  tOr. 

Diene  got  der  seiden  spßr. 

Mide  die  sunde,  das  rot  ich  dir. 
1854  Minne  got,  der  hymel  zir. 

Abgesehen  davon,  dass  'Diene  got*  neben  *Minne  got' 
flberflüsaig  ist,   kann  Gott  nicht  'der  seiden  spQr'  genannt 


J 


iiofmamm  «.  Mrptr:  Dit  TtstkriHk  von  XMhBW»  Aimm  «.  Am.     616 

wenl«u.     Vielmehr  int  zu  lodern:    'Denoe  gat   der  i«lil«B 
■pQr .  (B) 

Nftebdeni  fceschildert  itt,  «ri«  Kr»  osd  di«  Kiodor  Adam» 
Tod  beklagten,  wird  fortge&hreo: 

3026  äa  clagetent  io  billich 
Den  b^nnel  und  ertricb 
und  ma  in  rotiennngc  hat  b4«1on«n 
Mit  getneiaem  rat  das  got  bat  gegoBHn 

$080  CtageLent  mit  bittcrkcöt. 
Sin  dot  wat  io  all«o  leii. 

V.  3039  iat  otbobar  ao  lasig.  Da  onn  dai,  wai  Oott 
■rgoweu  hat,  ebeo  daa  ist,  waa  too  Himmel  ond  Krde  be- 
BchtcMsen  ift,  da  hingegen  'mit  geroeinem  rat'  tu 'Clageteot* 
gehört,  to  ist  SU  •telleo,  aa  ftodern  aod  etwa  so  ergioMo: 

da  elagelvot  in  billich. 

Den  hjmet  ood  ertrioh 

Und  WM  ir  Teetang  hat  bealoaMO, 

Dai  got  hat  gegoMao 

(Mit  «nur  hantgetatc), 

Mit  gemeioem  rate 

Clagvteot  mit  bitterkeit.  (H) 

Von  einem  wandcrbmo  Baiuoe  wird  geagl: 

SA77  leb  hao  too  booiM  nie  TorMOMB« 

lV*r  Ml  nchöne  an  «rhffDde  wer*. 
Obc  ein  do  Hiav 
Uuder  dem  boome  wer« 
Za  hant  wer  er  geuaüo 
Allar  lioer  nrera, 

Hi<!r   iat   fUtt  'do   Riecr*  «■ 
■Utt  guMiu'  wohl  'gawawMi'.  (H) 


616     Sittmig  der  pJnlos.-phSoL  CIas$e  vom  4.  Deeen^cT  1860. 

Von  demselben  Wauderbaom  heisst  es: 
3689  Er  was  hart  wol  gemat  (gehut  H) 
Vou  Adams  kinden ; 
Doch  mohten  s5  Die  fmden, 
Keiner  ßlahte  frnht  daran. 
Wie  schöne  er  were  getan 
Daä  sü  alle  morgen  gingt^nt  dar 
36115  Durch  des  wachs  schoweu  gingen. 

Do  sii  die  genge  niht  veräiugeu  (verfingen  H) 
Und  er  uit  wuchers  wulte  tragen, 
Do  begundenb  sie  verzagen. 
Statt  'wuchs'  ist  'wuchers'  zu  scbroibeu.      Zu   V.  3694 
fehlt  der   gleich  gereimt«.      Allein   die  Worte  'gingeut  dar' 
sind  überhaupt  schlechte  Interpolation,    und  es  ist  etwa  va 
erganzen: 

Sü  trugen  siu  vil  sorgen. 

Das  sü  alle  morgen 
Durch  des  wuchers  schoweu  giugen 
Ganz  ähnlich  heisst  es  oben  von  derselben  sache: 
3666  SU  pflogen  sin  mit  .sorgen; 
Es  wart  nie  kern  morgen 
Sü  giugent  zu  dem  boume 
Und  hettent  sin  goume, 
Obe  iht  wuübers  wühsse  daran.  (M) 

Dieser   Art   sind   die  Öchwierigkeiteu,    welche   hier 
Überwinden  waren.     Möge   es    gelungen    sein^    dass  wir    an 
den  oben  behandelten  und  an  den  zulilreiubcn  ähnlich   ver 
dorbeneu  Stellen  den  Gedanken  de-s  Dichters  gerecht  wurden 


Herr  T  r  u  m  p  p  hielt  einen  Vortrag : 

f^Gramma  tische    Untersuchungen    übe 
die  Sprache  der  Brahüis." 
Derselbe  wird  als  Sopplementheft  der  Sitzungsberichte 
veröffentlicht  werden. 


Historische  Clftssei 


Her  Claifl€inii«cre<%r  l^gt«  eta«  Abbandinng  dw 
Herrn  Wilhelm  Hejd  ror: 

«.UcbprPnndaDQd  Pondftcu."  Zu  Dtec'  tt^mnl. 
WSrterbudi  der  ronuui.  Hpracben.  4.  AuÜ.  lä7H. 
a   148.  451. 

Wenn  in  den  »ynscb^n  Krpazfiihr«rfUnt«n  d«r  Uwd«^ 
bar  oder  einer  meiner  Vanillen  an  irgend  Jetuimd  eiu«  Suiuim 
ßelde«  XII  xahlen  bnit«,  Ml  es  auf  Kinmal  «ri  es  tu  baatinimtai 
Tennineu,  mj  pti^te  er  d«iiselbea  an  die  Kaate  la  müta, 
bei  wolch«r  der  Hafauu>l1  woging  (ad  «atbeoam),  AImt 
faat  Di>cb  öfter  fitelll*«  rr  wtcb«  AnvnaiuigVD  au  auf  dit 
Fonda  dieser  uder  jener  ihm  ({efafirifpaii  Stadt').  Die 
lMISnitH<d>«n  Gelder,  anf  deren  IkritiUchaA  er  hier  mit  tiani- 
Uehffr  8ieb*'rheit  rechnen  kooiite,  floawn  atu  Ilandebahgabeo. 
Dana  die  Kunda  war  ein  von  AtaaUwcgen  den  Kaoftentcn 
•UigtfiutnteA  Hau«,  wo  dtetv  ihre  Waarcn  Ujpirn ,  aailngvB 
und  verkaufen  kannten').    Man  hat  Fouda  »cbon  mit  Bttraa 


I)  2a  Jn   kWAr   la  oNteir  0«aikU*l«  d«  UvaaUUaMi  Im 

1kl.  I   0.  .:T2.  An».  1.  mttftmigmtö  BtkpmUm  wf  Ma* 

inidsa:  8trtltlke,  Üb.   urd.  leaU  p.  #— «.  IB  t   IS  f.  it— 

«)  fuda   da*  U  piua  mn  ü   noj*.     PM«Mti*  pvatica  4«lla 

atrcfttvrm  p-  4v.  Ia  CgtMlf  »ä  Umtm  Vm  m»nhmmdim$  ««M«!!  «i  laai 
i  ftwln  de  ^eU.    i«4afill«,  U>i    <l«  8.  Uate  al  ITaiU;   MiU  f.  n. 


^ 


618 


SUeuHff  dtr  histor.  Cla$se  vom  4.  December  1880. 


ftbersetet,  eher  noch  wGrde  Bozar  passen ;  keines  ron  beiden 
ist  ganz  adäquat').  Zuweilen  diente  eine  solche  Funda  nor 
znr  Aufnahme  eines  bestiiurofcen  Artikels  wie  Wein,  Getreide 
(fonde  dou  vio  ,  fonde  dou  ble)*).  In  der  Regel  ab» 
kamen  Waaren  jeglicher  Gattung  hier  znr  Ansstellnng  und 
«um  Verkauf.  Was  nun  immer  in  der  Funda  ein-  oder 
auiiging,  und  was  darin  Gegenstand  eines  Kaufcontracts 
wurde,  das  unterwarfen  die  an  Ort  und  Stelle  fungirenden 
landesherrlichen  Eiuuehmer  eiuer  Abgabe.  Ausserdem  tagte 
im  Uause  ein  Geschworenengericht  (cour  de  la  foude).  wel- 
ches nach  den  Assisen  von  Jerusalem  in  Handelssachen 
Recht  sprach.  Dies  ist  es  ungefähr,  was  die  Quellenforsch- 
ung über  den  Begriff  von  Funda  ei^bt.  Woher  stammt 
nun  aber  der  Name? 

Eine  Herleitnug  vom  altlat.  funda  =  Schleuder  wird 
wegen  des  allzu  disparaten  Sinnes  nicht  versucht  werden 
wollen.  Dagegen  wird  darauf  hingewiesen,  dass  in  Uuter- 
italien  vor  Alters  das  Wort  funda  in  der  Bedeutung  von 
Geldbeutel  üblich  war') ;  wie  nun  das  moderne  ,,Börsd'* 
ebensowol  für  den  Geldbeutel  als  für  einen  Versammlungs- 
platz der  Kanfieute  gebraucht  werde ,  so  sei  es  auch ,  sagt 
Diez,  beim  mittelalterlichen  Wort  funda  der  Fall  gewesen. 
Dies  Ist  nicht  nndenkbar,  aber  doch  wenig  befriedigend, 
eumal  wenn  man  bedenkt,  dass  dem  Gebrauch  von  fnnda  ^ 
Geldbeutel  nur  eine  enge  Verbreitung  innerhalb  eines  be- 
stimmteu  Landstrichs  beigemesaen  wird  Mau  wird  sioh 
doch  vor  Allem  frageu  müssen:  ist  die  Funda  im  oben  ge- 
schilderten Sinn,  wie  wir  sie  in  Accon,  Tyrus,  Tripolis, 
Nablus   nnd    andern  Städten    während  der  Kreuz&hrerherr- 


I 
I 


1)  Vergl.  darßber  Bcagoot.  Asrisea  de  Jemsatem  T.  2,  ^  XXIT. 
171.  548. 

2)  Haalatrie,  bist,  de  Chjpre  3,  224.  232.  279. 

3)  BoDaveatara,  vita  S.  Francuci  cap.  7.  AcU  SS.  Boll.  Oct  ] 
paj?.  760. 


W.  Ht^:  nM^i 


619 


•dktft  Immni  lernm,  nin«  vom  AbaodUnd  ans  «ngeAhrto 
Institution  oder  besttuid  nie  schon  Tor  der  Aoknnfl  d«r 
Krenxfftbnr?  Im  omtoren  Fülle  hittna  wir  allflrding«  nach 
einer  abendländischen  Sprachwonel  fllr  fiinda  »  soeben, 
im  andern  Fall  wäre  der  Name  so  gnt  wie  die  Se^M  orin- 
tttlüicben  Ur«pruDga.  Nun  wird  man  aber  im  gaueo  mtt- 
Idaitariicben  Äbendkud  keine  R«gion  namhaft  machen 
kSnaen«  in  der  fundae  im  obigen  Sinne  bMlanden  mui  tod 
wo  aus  solche  durch  die  Kreuzfahrer  bitten  nach  Syrien 
Terpflanzt  werden  können.  Wenn  man  also  k.  B.  liest,  daas 
die  vTrischen  Barone  vor  der  Belagsrnag  tod  Tyms  den 
miteireitenden  Venetianem  versprachen,  im  Falle  der  Ein- 
nahme der  Stadt  »ollen  ihnen  von  Seiten  de«  KSnigs  von 
Jenmlem  j&hrlich  an  Peter  and  Paul  300  Bjzantien  aus 
der  dortigen  Funda  ansbeablt  werden'),  eo  wird  man  die 
Erwähnung  diessr  letatar«n  kaum  so  dentsta  können,  d«M 
die  Barone  entschlosten  waren,  in  der  eroberten  Stndt  al^ 
bald  eine  Knnila,  wie  solche  in  abendländischen  BtUlen  g^ 
wohnlich,  einetirichteu,  sondern  vielmehr  eo,  daas  rie  aoeh 
in  Tjrus  ohne  Weiteres  den  Beatand  ciaer  Pnnda  vormue- 
Mliten.  weil  man  solefae  in  den  frohar  arobvtas  syrisditt 
dtfdtcn  regelmlssig  vorgefnnden  hattet.  AwMar  in  Bjrim 
wQasten  wir  bloe  noch  in  Aegypten  (Damiette)  und  Ctpern 
(Famsgnsia  nnd  Nicos»)  den  BeiitAnd  von  fnndae  (fondea) 
iiacbznweisen'),  lu  dem  erstgeoaunten  diaeor  lAnder  aber 
«mroD  die  arabiecben  Inititutioaen  «iahetmiaeli,  auf  die  nalM 
Insel  Cypern  gieogen  diwelben  in  giBsasiBi  Anxahl  Qber. 
Aooh  die  Wuncel  flir  den  Namen  fnnda  mui  soaach  anf 
arabischem  Hoden  geeaeht  werdest.  ISs  ist  meinaa  Bra^tena 
keine  andere  sa  finden  als  das  bekannte  armbiecbe  fandak. 


1)  IVM  «»I  Thsna,  Drkaa««  sv  Ütaiw 
iisriilrfiii  Vmdlga  I.  86.  «. 

2)  Jolavill«  I.  L  Mulatrte  L  e. 

(ittsa  L  na-»ui.  kbt.  ci.  al  l  h.\ 


•feaito* 


«h 


dh 


620  SiUutuf  dtr  Itivlur,  CioM«  vom  4.  December  idSO. 

Darans  bildete  sich  zanäohat  im  Idiom  der  Franzosen, 
welche  ja  das  her vorstocfa ende  KLcment  in  der  Bevötkening 
der  Kreuzfahrerätaaten  bildeten,  das  Wort  fonde«  welches 
ans  im  RecbUbucb  der  Assises  de  Jerusalem,  in  dem  G^ 
schicbtswerk  des  Joinrille,  in  den  frauzösischen  Drkanden 
aas  KrenzlahrerkreiseD  häaüg  beg^net*).  Es  ging  als  fanda 
in  die  lateinischen  Actenstücke  desselben  Bereichs  über. 

Gegen  die  Herleitnng  von  funda  aas  arab.  funduk  wird 
man  wohl  nicht  einwenden  können,  dass  man  es  auffallend 
findeu  müsste,  wenn  die  Eudsylbe  -  uk  in  dem  Derivatam 
80  spurlos  verschwindet^).  Eher  könnte  man  aich  daran 
stossen,  dass  die  Bedeutungen  beider  Worte  sich  gegenseitig 
keineswegs  zu  decken  scheinen.  Die  Ärabisteu  erklären  ihr 
funduk  ftlr  gleichbedeutend  mit  Khan^).  Wollte  man  nun 
freilich  darin  eine  Herbcige  in  unserem  ubendlän diseben 
Sinn  sehen,  so  hätte  die  Funda,  so  wie  wir  ihren  Begriff fl 
oben  entwickelten,  wunig  damit  gemein.  VergegtmwiLrtigen 
wir  uns  aber  das  Karawaueuwesen  des  Orients  und  die  Für. 
sorge  des  islamitischen  Gemeinwesens  für  die  Unterkunft 
der  Reisenden,  fassen  wir  also  die  Khans  oder  Fundnks  als 
von  Staatswegen  erstellte  Gebäude,  in  welchen  die  reisenden 
Kaufleute  Wübnuugeu  für  sich  und  Gewölbe  für  ihre  Waaren 
vorfanden,  er&hren  wir  endlich,  dass  in  diesen  Khans  oder 
Fnnduks  kaufmännische  Geschäfte  abgeschlossen  zu  werden 


1)  Erat  im  ipäteren  Kr&nzMiach  vom  Eode  des  rieneluit«D  Jahr- 
bandeits  ao  eracheioeii  die  dem  itaU  foadaco  nachgebildeten  Formen 
foodiqae,  foDt^ac.  IjC  Mint  Toyage  de  Jhcrasalciu  du  tcignoor  d'Aog* 
lare  palil.  p.  BontiatJot  et  I.oiij;doii  (Paria  1878)  |>.  78  f.  Qbillebert  d« 
Launoy,  oearrcs  ed.  Potrin  (1878)  p.  109. 

2)  Aach  Jus.  Ullller  liat  aicb  durch  dieses  ItedeokeD  nicht  abhalten 
lasMn,  das  spaniscLe  fomla  (Logir-  oder  i^peicehaiu)  init  fundak  etjmO' 
logiacb  zu»ain III eniub ringen.  Ijitznugsberichte  der  bair.  Akad.  philo«.- 
biet  Cl.  1861.  IL  Ü    lOU. 

3)  Silv  de  Sacj  xa  Abdallatif  lelat.  de  TEgypte  p.  304.  Amari 
bibtiot.  arab.  »ic.  tndotta  I,  70. 


W.  Ucyd:  üeher  Fwhda  nnd  Fondaco. 


621 


pS^ten,   so   finden  sich  immer  mehr  Merkmale  zusammen, 
welche  auch  der  Funda  eigen  sind. 

Unsere  Annahme  eines  nahen  ZnRanimeuhangs  zwüchen 
funduk  nnd  funda  erhält  noch  heiseru  Stützen ,  wenn  wir 
andere  Töchter  derselheu  Mutter  heranziehen.  Nur  vorüber- 
gehend gedenke  ich  des  spätgriechischen  g>ovvdai  —  eines 
Namens,  der  für  die  Kornmagaziue  iu  Rodosto  gebraucht 
wird^);  hier  ist  einerseits  die  Pai'allele  mit  der  fonde  dou 
ble  in  Nicosia,  welche  ^faslatrie  als  entrepot  public  dn  hH 
ganz  richtig  fasst,  nicht  wohl  abzuweisen ,  andererseits  die 
Verwandtschaft  mit  funduk  noch  einleuchtender')  Aber  auch 
eine  weitere  Perspective  eröffnet  sich  iu  diesem  Zusammen- 
hang. Wie  die  Bauern  der  thracischen  Ebene  ihr  Getreide 
in  die  qiOi^Sanis  von  Uodosto  brachten ,  so  kamen  die 
spanischen  Fruchthändler  vom  Iiande  herein  iu  die  alhon- 
digas  ihrer  Städte;  denn  so  hiess  man  die  Gebäude,  welche 
zur  Aufnahme  für  sie  und  ihre  Frucht  bestimmt  waren.*) 
Dies  führt  uns  auf  eine  andere  Gruppe  von  Worten:  ital, 
fondaco,  fontega^  catal  fondecb,  alfoudech,  aenspan.  fon- 
dago  und  alhondiga,  portog.  alhandega,  wofär  im  mittel- 
alterlichen Latein  fundicum,  fonticum,  fundicium^  alfon- 
dicns  ( — ga)  das  Correlai  bilden.  In  älteren  Zeiten  pflegte 
man  diese  Gruppe  mit  dem  latein.  fundus  in  Verbindung  zn 
bringen.  Aber  mochte  mau  nun  letzteres  in  seiner  ursprOng- 
liehen  Bedeutung  =  Grund  und  Boden,  Grandstück  oder  in 


t bringen.    A 
liehen  Bede 
IJJoh. 


1)  Joh.Scjlitt.  p.  714.  Mich  Glje.  p.  6U.  Mich.  Attal.  p.  20'2  ff. 
249  r. 

2)  Es  könnt«  aicb  frftgen,  ob  9>ovf6a£  Tocht«r  nnd  nicht  vichnehr 
Mutter  voD  fanduk  iit  Man  m&»8t«  dann  atifhören,  lezterea  vom  ^ech. 
nardoxtiftf  thtüMicü,  wu  die  Orientalisten  obuc  Aiunabme  Ibon,  obne 
daas  dofßr  ein  Beweis  arbracbt  wäre 

3)  Cobamvias,  tcBoro  d«  1&  lengua  castcUana  cit.  in  Doij  et 
Engelmaoii,  gloisalre  des  moU  eipagooU  et  portagaia  deriTm  de  l'arabe. 
Ed.  2.  Leyde  1869.  p.  189, 

40* 


633 


Siteung  der  hintor.  Chisiie  com  4.  Dtcemher  tSdO. 


der  abgeleiteten  :==  Gelilfonds  nehmen,    so  wollte  keine  der  ^ 
Bedeatongen    von    fondicnm  n.  s.  w.    biezn  stimnieD.     Aaf  ■ 
eine   orieatalische    Wurzel    leitet   schon    der    Umstand    hin,       ' 
dass  der  Gebrauch    des  Wortes  fundJcum    zuerst  in  solchen 
Städten  aufkum,  welche  Irühe  Berahrungen  mit  Nordafrika, 
Aegypten  oder  Syrien   hatten.     So  wird  ein  Haas,  welches 
die    Mönche    von    Monte    Cassino    schon    im    Jahr   1085    zu 
Ämalß  besassen,  ala  fuudicum  näher  bezeichnet') ;  die  Stadt* 
gemeinde  Pisa   fieng  1163   ein  grosses  fondacum  mit  einem  fl 
eisernen  Thor  und  einem  Thurm  za  banen  an');    in  Mont- 
pellier erhielten  die  Genuesen   1143  v.\im  Dank   für  bewaff-  ^ 
nete    Interccssiou    dus    Haus    eines    gewissen    Brunns    von  V 
Toulouse,  welches  gleichfalls  als  fuudicum  näher  characterisirt 
wird');  in  Geuua  selbst  gab  es  eiuEeliie  Privatgebäude,  denen 
derselbe   Name    beigelegt    ist.*)     Nur    ganz    vereinzelt    and 
ziemlich   spät   erscheint    diese  Benennung   für  Gebände   in 
italienischen  Binnensbädten,  welche  keinen  Verkehr  mit  der 
Levante  hatten. ^)     Wird   schon    hiednrcb   die   orientalische 
Herkunft    des  Worts    im    Allgemeinen    wahrscheinlich    nnd 
bestätigt  sich  dieöclbe  noch  weiter  durch  die  auf  spanischem 
nnd  portugiesischem    Boden    übliche   Vorsetzung   des  arabi- 
schen ftl  vor  die  betreffende  Wortform,    so  ist  der  specielle 
Zusammeuhang  mit  dem  arabischen  funduk  nicht  blos  durch 
die  völlige  Cougrneuz   des  Lautes «   sondern  auch  durch  die 
Uebereiustimmung    des    Sinns   nachweisbar.      In    allen  den 
erwähnten  Fällen  nämlich  bedeutet  das  Wort  im  Vorratha- 


1)  Petri  CMBin.  chron.  bei  I'crts  SS.  VII  p.  744,  764.  TWgl.  daiB. 
Gattnla  ad  bist.  abb.  CaMiQ.  access.  p.  2H0. 

2)  Bern.  Maraog.  annal.  Pia.  bd  Pertz  SS.  XIX  p.  247. 

3)  Ännal.  Jan.  bei  Port«  SS.  XVin  p.  20.    In  der  ürk.  Lib. 
reip.  Jao.  1,  du  beiaat  ea  blos  doiDUs  Brani  Telou. 

4)  Lib.  jar.  1.  328.  355. 

5)  so  io  TreviM)  Acta  SS.  Boll.  Jon.  II  p.  374.  in  Padoa.   RolaaA. 
Patav.  (Cod.  Zabar.)    Uurat.  83.  8.  427. 


I 


IT.  //^.-  ÜAur  g^mda  »lU  F^mdaait. 


6St 


iegt«n,   to   fiiulea  *icb  üumer  mehr  MwkiimU  xnwmnwn, 
welche  aach  dur  Fnnda  eigoi  nnd. 

Udkiv  Aiinahme  eines  oaben  Zornnmeubaiigi  twiMKni 
fandak  nnd  Tuod»  «rhält  noch  bciwrc  Stfltsea,  wenn  wir 
uwlftro  Töchter  derMlben  Matter  henuisiehea.  Nor  vorOber- 
gelwiid  gedenke  ich  dei  «t^Ufpriech  beben  fpovnSof  —  «itwe 
Namctiu,  der  Hir  die  KomnugiuiiK»  in  Kodoelo  gvbcsoebt 
wird^);  hier  ist  eioerente  die  Porellele  mit  der  fonde  doD 
bU  in  NiooeU,  weleb*  lUüUtrie  alt  eotrepot  publie  da  MI 
guuG  richtig  faeet,  nichi  wohl  nbxuwetiMtn,  andrrenwitJ  die 
Verwaudtiicbafi  mit  funduk  noch  einleuchtender')  Aber  nocb 
eine  weitere  Perspective  «rdffioefc  lieh  in  diesem  ZoMmmen* 
bang.  Wie  die  Bauern  der  tbracieohen  Ebene  ihr  Oetrtid« 
ia  die  ffw.-vdan4^  von  Bodovio  bnuthtcn,  »o  kaoen  di» 
cpameohen  FmchÜiXndler  vom  iModm  herein  in  die  alboD* 
digae  ihrer  St&dto;  denn  «o  hieae  man  die  iSebiode,  welebtt 
xur  Aufnahme  fttr  aie  und  ihre  Fracht  boatimmt  waren.') 
fährt  ana  aof  eine  audrre  ürappe  von  Worten;  ital, 
fondaco,  fontega,  cat&l  fondeeh,  alfoodaefa,  neoepaa.  fnn- 
;o  Dnd  albonJiga,  portug.  alhandega.  wofilr  im  mittet- 
"lüterlichen  Latein  fundicnm,  foiiticum,  ftindidum,  al/bo- 
diene  (  — ga)  daa  CorreUt  bilden.  In  &lt«r«tt  Zeiten  p5egta 
man  dieae  CSrnppe  mit  dem  tatein.  Aiadoa  ia  Verbindang  an 
briagen.  Aber  mochte  man  nun  letilcrea  ia  MiMr  anfirOng» 
ttehan  Badeatnng  =:  Grand  und  Boden,  OnudaUlak  oder  ia 


xur 
^Bon 


T*B 


\)  Job  äcyUu  ^714.   Hieb  Ol/a.  ^  61i.  Wuk.  AtuL  r.«»C 

r. 

t)  JU  hOanU  «ich  fi«<M,  »b  ^»r4«j  Tockt^r  aad  akbl  rlalMahr 
Matter  tea  tuiliik  itt  Haa  ■•Ht«  daaa  aafbAna^  ImIwm  *aia  frlaA. 
nmw^gtitm  abittUiUB,  ea*  «Im  Orkatalial««  «bw  Aanabaa  Ibaa,  «Hm 
iIm«  <Ultf  «ia  Btwila  «bakrkl  »Ata 

Z)  CoUmria«.  tMvr«  44  Ia  laaftta  «■»«»■aa  dt  ta  Uvj  «t 
Baftlvaaa,  f  ImmIt«  d«a  eiaU  lameali  et  portagaU  Mrifia  ia  PaiabaL 
tA.  %  XsjU  1H«H.  p.  1». 


622 


SUeuruf  der  hüUtr. 


der  abgeleiteten  =  Geldfonds  nehj 
Bedeatungen    von    fuudicnm  u.  b.{ 
eine   orientalische   Wurzel    leitet  ' 
dftss  der  Gebrauch    des  Wortes  fol 
Städten  aufkam,  welche  frühe  Beil 
Aegvpten  oder  Syrien    hutten.     S^ 
die   Mönche   von   Monte   Cassiuo  I 
Ämalfi  besasseUf  als  fundiciim  näh^ 
gemeinde  Pisa   fieng  1163   ein  gr^ 
eisernen  Thor  und  einem  Tharm  i 
pellier  erhielten  die  Genaesen   1 1 
nete    Intercession   das    Haua    em< 
Toulouse,  welches  gleichfalls  als  fn 
wird*);  iu  Genua  selbst  gab  es  eini 
derselbe  Name    beigel^t   ist.*)    ] 
ziemlich   spät   erscheint    diese  Ba 
italienischen  BinnenstÄdtenf  welch 
Levante  hatten.^)     Wird   schon    l 
Herkunft   des  Wort«    im    Ällgemc 
bestätigt  sich  dieselbe  noch  weiter  < 
and  portugiesischem    Bodeu   ilbli 
sehen  al  vor  die  betreffende  Wor 
Zusammenhang  mit  dem  arabischea 
die  völlige  Cougrueuz   des  Lautes 
UcbereinstimmuDg    des    Sinns 
erwähnten  Fällen  nämlich  bedeatet 


1)  Petri  Cassin.  ohron.  iwi  Pert» 
Gattnla  a«l  hiitt.  abb.  CasetD,  «ccess.  p. 
2J  Bern,  Maraog.  aniial.  Pis.  bei 
3}  AnnoL  Jan.  bei  r«rtx  SS.  XVI 
reip.  Jan.  1,  90  beisst  es  bloe  dowoB  Bi 

4)  Lib.  jar.  I,  328.  ä5ö. 

5)  so  in  Tnviso  Acta  äS.  Ball.  J 
PaUv.  (Cod.  ZaUr.)    Morai.  SS.  8.  437, 


W.  iieyd:  üther  Fmtda  imd  Fondaox 


638 


hftDff  utii)  WftarpntnflfTftztn,  nud  m  durf  uns  hierin  nicbt  irr« 
miu^bfn,  wenn  in  solchen  fondica  auch  niitunter  öffffQÜicfae 
Terb&ndlunifen  (^flogMi  worden«  mJche  ein«  grfiiwr«  An- 
»hl  von  Zcagrn  erhsinchten ;  findon  doch  «nch  in  un«rm 
Tagen  VoHurermmmlangea  und  muikAliKbe  AoffnliruDgeo 
in  Tuch-  oder  t<VtichUwlten  «Uti  Als  Mjiffttcin«  dienUo  ja 
aber  vich  dw  orienUlinchen  Khan«  oder  Fniiduka  d^n  mm- 
danid«n  Kaafleatcn.  Eine  anmittelbarf  IVbrrtnKuag  orieo- 
telbeh«  ZnaUDde  und  Kiurichtuiigen  gin^  min  ia  &udrrii 
Punkten*  so  auch  hierin  in  Spanien  ood  SiciUen  Tor  stob. 
Die  spaniachi^n  nlhcradegas  i  Wirtb«hluM*r)  und  funda^o's 
(Eatrrpoti)  sind  dimsl«  AbkOmtnlioge  aratnscber  Kunduks. 
Im  Dormanniacheo  äicilien  bestanden  noch  von  drn  Zeiten 
der  Arab^rbrrrrtchaft  her  solchi*  Funduks  aU  I.ngirbÄo*rr 
ood  Uagasine  fBr  fremde  Kaofliiote;  me  werden  meiftt  mit 
dea  Mlrktra  xDaamm<ngtaann£'i.  Daran  knQpfU  Pritdrioh  11 
an,  als  er  dem  K5nif(reicb  Sicilien  Gesetxe  gab');  nnr'b^ 
kamen  seine  foodica  eine  etwa«  reraeUcdene  Bestimtoung 
als  Ma^acine,  in  welche  sowol  die  trariaeben  Vorräth*^  all 
die  der  Versolluog  unterliegenden  Kanfmannswaarea  ver- 
bracht wurden;  aaf  Wobaoogan  wsr  hier  uar  insoweit  B»- 
daeht  genommen,  als  den  Wftebtem  der  fundica  gsataitat 
war,  denj^'nigen  Kaoflenten,  die  vorvichisbalbcr  bei  ihrea 
Waarvn  bleiben  wollten,  Ektten  und  liicht  so  Terabreichea*) 
Wifarend   diese  Institution  sich   nach  l&ngerer  FortfQhrvng 


I)  Aa  Haakal .  Bdrtil  wl  tbn  Otabdir  ImI  Auri  hIMM.  ank. 
—  sk.  bad.  I.  p.  tS.  00.  02  («t  »0.»  72.  Tft.  l&l.  Ifttt. 

X)  Bemekeftllek«   .fta««*   «ab  m  in  mäüm   mIm  sar  Vas- ' 
■aaewrarit  <Wlak«lwn.  Mtelmp.iDed  mm.  XIII  fHU  Nr.TMlk,  absr 
ab  äe  c*ai  dissrfbe  RisHMeag  kaum  wie  ipUar  aatsr  Fiisdikk  XL 


9)  rrtf«rt«l  n  esMtMal.  t,  SB.  4«  taaUtb  H  naffiiftriB  faaMiia  j 
rib.  Bkk  de  &  OarmH»  bei  FMta  88.  ZIX.  p.  Mi    Wlakshasaa  I-  a. 
f.  Cl«  t  «19  f.  Clft.  tu. 


ß26 


SUtunff  der  hisU/r.  Cla 


sioh  mit  den  Erzeagnissen  des  Li 
Karawanen  vom  Innern  herans 
ferneren  Orients  versehen  wollten, 
bloa  in  der  Funda  dur.  Wohl  ht 
ihr  eigenes  Kondaco  in  Tyms,  ab< 
in  der  städtischen  Pnnda  ans-  am 
gut  dort  mit  Erlaubnis«  des  Lan 
zustellen ,  um  die  Interesien  ih] 
Ebenso  hatten  die  Genoesen  ihr  Pi 
gleichwohl  bcMucbtcn  sie  auch  d 
daselbst  Ha ndelsgeso hafte  zu  treibe! 
die  ausserordentliche  Gunst,  dass 
nehmer  sie  mit  einer  Äccise  belai 

Im  Wesentlichen  hatten  nachi 
Fondaoo  die  gleiche  Bestimmun 
ränuntlicheu  eine  Stadt  besuchend« 
währ^d  das  letztere  den  Angehör 
delsnatiou  angewiesen  war.  Beidi 
sdir  in  einander  aber,  dass  auch 
überall  aufrecht  erhalten  werden 
fort  Herr  ron  Tyrus  spricht  in  ei 
Urkunde  des  Jahrs  1270  (die 
einer  Strasse  daselbst,  „qui  a6\ 
Pise."*)  Er  bezeichnet  also  mit 
landföherrlicbe  oder  städtische  Fu 
Pisaner.  3o  leseu  wir  auch  so 
wir  nach  dem  Bisherigen  fundic 
umgekehrt.     Unter   dem   Namen 


1)  Docamenti  sullo  reluiooi  dell« 
Gins.  MEdldr  (Doc.  dogli  archivi  toMani)| 

2)  Lib.  jur.  l.  358.  405;  ebeneo 
iD  EEeinit  1,  665. 

3)  Paoli,  cod.  dipb  detr  ordinc 


W.  Bffi:  üthrf  Fmnda  mtd  IWdMO. 


627 


''Vithx  der  Venetuner  and  der  AnialfiUner  in  Antiochien 
nrlctindlich  Tor.\)  AadertTMite  wird  den  GeooeMo  dtt 
Vergfln«tiKnng  prtbeilt,  dun  «ie  ,,in  fandico  Tjri.  in  fnn- 
dico  Acconeani"  kaufen  and  TcrkanletL  dQrfen.')  Gemeiat 
ist  hier  die  vttdttMlie  Fund».  D«  ventti«2ii«cho  BaQo 
MartlUo  Giorj^i  verzeichnet  nnler  den  Gerechtsunen  «einer 
Nation  riiicn  Anspruch  auf  S4  und  wieder  aol  300  Byran- 
tjen  jährlich  tod  der  Lanilesregiernng  zu  erbeben,  beidee 
zahlbar  „in  fontico  Tjri."*)  Waa  die  lelxtere  Ssnun« 
anbelangt ,  fo  halx^n  wir  noob  die  OriginaWerwiUigiuigi 
dort  Laatet  die  Anweimng,  wie  oben  aeboo  erwKhot,  auf 
die  „fuuda  Tjri^.  Und  wi«  et  bei  der  Pnnda  znwaileii 
Torkommt,  doM  die  in  ihr  nugazinirten  nnd  feitgeboteMn 
Wuren  nch  auf  einen  bevtimmten  Artikel  beechriak«n.  eo 
wird  domelbe  nicht  Reiten  vom  Pondaco  atMg«H(i :  im 
venetianiHhen  Quartier  von  Tjrtu  bestand  ein  „foaiiean**, 
in  wclchinn  MntikinAtrument»  virrkanft  wurden,*)  in  Padoa 
und  ßelluno  ein  „fundicum  btadi,"  ..fonlico  d^lle  biad*."*) 
Wenn  nun  aber  die  briderwnttgen  Begriffe  «o  verwandt, 
ja  in  einandv  flievend  inch  lUrztellen,  wenn  fmtr  die 
Worte  aelbat  den  Ornndvtock  mit  einander  gemein  luibM 
und  nur  in  der  Endung  differiren,  9o  wird  nan  •■  ■ii%^* 
bera  m&»en,  dai  eine  aoa  oocidenUliietiert  du  sndcr«  mm 
oriratatMMr  WomI  abnlciten.  Fonda  wird  ebento  dshv 
Tom  anb.  firadok  b«ntemnMi  alt  fb&daoo. 


I)  Tftf.  0.  IVm.  &.  a  O.  O   1.  17«. 
gfh—tich«  drlP  ftatia  dui  •  daato  41  AmU  1«  lOL 
t)  Üb.  jtf.  I.  au.  401.  4\i. 
9)  TiM  «ad  noMi  a  ■-  O.  t,  M7.  3»t. 
4)  Ib.  ^  Xr«. 
I)  Briud.  PMav.  L  c  Klvl,  creeacht  brfhMri  r  71 


628         SiUmfng  der  hutor.  dorne  « 


Herr  v.  Drnffel  trug  eim 

ffUeber   Karl  V.   und 
im  Jahre  1543". 

Dieselbe    wird    in    den  „At 
werden. 


Herr  t.  Kluckhohn  macl 
f,We8tenrieder*8  harn 

Dieselben  werden  gleichfalls 
werden. 


VeneicbntsH  der  elDgeUafeDen  BflebergeiicIieHke. 


Vom   Verrin  für  GesthicMe   Her  Mark  Brandenhurg    in  Betim: 
Mftrkische  ForachuDgea.     Bd.  IV.     IbSU.    H". 

Von  der  Inspertion  der  Larideiafhtde  tu  Meissen : 

Saod  Afra.     <iertchi(;htf   der    k.    »ttchsiflchen    FUratniiichule   sa 
MeÜLsvo  voD  Theodor  FUthe.     LeipziK   1879.    H". 

Vom  k.  aörksixken  AUerthmnsrerein  in  hrendfn: 

a.   MitthpilaiiKen.     Heft   30.      1H80.     h*. 

h.  .lubre^bericht   über   l-^TÜ— bO.      Ibi5<>-     ö". 

Tom  grrmanisehen  Mmsemn  in  NMmbtrg; 

AQx«iger  fllr  Kunde  der  deaUchen  Voneit.    Jahrgang   1H79  io 
IJ  HefUfD.      1H79.     4*. 

VoH  der  pfUhrten  fistnut'hen  iittdlaehafi  in  Voriioi: 

tt.   Sit/ang^iherii-ht«.      1H79.      188U.     H\ 
k  VtThaudlunitrn.     IM.    <).      1H79.     ^".      IM.    10    und    11. 
IHMO  8*. 

Von  der  k.  i>rru.t.<i.  Akademie  der   WisaenackaOen  in  SerUm : 

a.  MouaUl»?rirht.     Janaar   18H0.     \S^h    8*. 

b.  Abhaadloagen  au  dmi  Jahre  1879.      1880.    4**. 


630  Einsendttttgen  von  Druchchriften. 

Vom  Museutnsverein   des  Färstefähums  Lüneburg  in  Lüneburg: 
2.  Jahresbericht.      1879-     1880.    8''. 

Von  der  Lest-  und  Bedehalk  der  deutschen  Studenten  in  Prag: 
Jahrasbericbt  1878—79  und  1879—80. 

Vom  historischen   Verein  in  Augsburg ; 
Zeitschrift.     Jahrgang  VI.     1879.    8'. 

Von  der  Äcadhnie  des  säenees  in  Rouen: 
PrÄcis  analytique  des  trayanx.     1877—78.     1878.    8°. 

Tön  der  südslavischen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Agram: 

a.  Rad.     Vol.  50.     1879.    8". 

I>.  Monnmenta  spectoniia    historiam  SlaTomm  meridionalinm. 
Vol.  X.      1879.    8". 


Von  der  SociHi  franqaise  d'arehMogie  in  Paris: 

CoDgrös    arch^logique    de   Franc«    44"  et  45'   Session. 
1878-79.    8«. 


Von  der  Jioifol  Sociäy  in  Edinburgh: 


Pari« 


a.  TransaclioDH.     Vol.  29.      1878—79. 

b.  Proceedings.     Session  1879-    4". 


1879.    4». 


Von  der  R.  Soprintendenta  degh  Archivi  Toseani  in  Floretu: 


Docmnenti  sullc  relazioni  deUe  citt&  toscane  coU'Orienie  Oisti- 
ano  e  coi  TurchL      1879.     4*'. 

Von  der  Akademie  der   Wissenschaften  in  ^akau: 

a.  Rozpravry  bistor.  tom.  XI.     1879-    8°. 

b.  Estreicber,  Bibliogr&fia.     1879-    8*>. 

c.  Lud,  von  Oskar  Kolberg.     Tom.   12.     1879.    8*. 


Kin»endunff€H  ton  Ihtuktckriften.  631 

d.  Acta  hUtorica  1679.     gr.  8'. 

«.  MoDumenta  inedii  aevi  historica.     Tom.  5*     1879.    4*. 
f.  Archeologia.     Ser.  I.     1879.     4*^. 
g.  Sprawozdania  komisji  do  badania  historyi  sxtaki  w.  PoUc«. 

1879.  4". 

Von  der  Comptroiter  of  the  Currency  in   Wtuhii^im: 
AdduaI.     Report  for  the  year  1879.     1879-    8*. 

Von  der  arrkäologisehen  Gtadlachafl  in  Mo$kau: 
Drewnosti.     Tom.  VlII.      1880.    4*. 

Von  der  ConneciictU  Academy  of  ArU  and  »ciencea  in  Ifew-Haven : 
TraDsactioDfl.     Vol.  V.     1880.    8**. 

Von  der  liociete  des  Hudes  kisioritptes  in  Paria: 
V  iDTestigateur.      46'  annt-e.      1880.     8". 

Von  der  American  oriental  Society  in  New^llaven: 

I*roceedingK.     May   188U.    H*. 

Von  der  BiiAioieea  nationale  in  Floreni: 

a.   Sezioiit!  di  filosofia,  3   Hefto. 
h.  Accademia  orieDtalv,  .*!  Hefte. 

Kon  der  k.  Akoilemie  der   Wisaensckaften  in  Amsterdam: 

a.  VcrhandluDgHD.     Lolterkande.     Bd.  XII.      iül'.U    4\ 

h.  Jaarbock.      |w7m.     H". 

c.  ProcesMO-Vcrbaal   187M/79.    8*. 

d.  Elegiae  duae.      1878.    8°. 

Vom  Sindaeo  detta  cittd  di  Eäe: 

Catalugo    deir  Archivio    della   magnifica    comninBitt    di    KMib 

1880.  8". 


632  Einaendimgen  von  D 

Von  der  Boyal  Lrish  Am 

a.  pFOceedings.     Ser.  II.    Vol.  11 
Nr.  4.     1879.    8". 
Transactioiu.      Vol  XXVI.     8 

b.  Transactions.     lrish  Uanuscript 

c.  Chumingham.     Memoire  Nr.  I. 

Von  der  Soeiedad  de  kistoria 
La  Natoraleza.     Tomo  IV.  entrega 

Von  der  SectUm  historique  de  V} 
Pablications.     Aunäe  1880.     Vol.  2 

Von  der  devtscKen  GeseUschaß  für 
Ostasiens  in  Jokc 

Mittheüxuigen.     Juni  —  Ängnst  18} 

Von  der  archäolcgischen  Qtse 
I^axtijui,     Jahrgang  1879.     1880. 

Von  der  SocUU  des  Afitiquaires  d 

a.  tfämoires.    3-  Särie.  Tom.  6-    Pa 

b.  Bulletin.     Tora.    XIII.     1877  —  : 
1879.    8^ 

Von  der  k.  Nordiske  Oldskrifi-Sei 

a.  ÄarbOger.     1877  Tillaeg. 

1878  Heft  2—4  tin< 

1879  „      1-4- 

1880  „      1.         18 

b.  Kjala  ndgiTet  efter  gamle  handsl 

Von  der  Smithsonian  InsiUtitio 

a.  Smithsonian  Oontributions  to  Knoi 

b.  Annnel  Beport  for  fche  year  187 


lOinMndmigtn  von  Drmhtkrifimt.  6SS 

Von  der  Royal  Soaäy  m  DuÖtm: 

ft.  Tfae  NcifnLific.  TnuisKtioiu.  N«w8«riM.  ToL  L  Nr.  I— XIL 
Vol.   a     Nr.  I  p«t.    1—3.      1877—80.    4». 

b.  Tb«  «cüsutifio.  Proeeediogs.  New  Senat.  Vol.  I.  Nr.  1  — 3- 
Vol.  U.     Nr.  1—6.     1877—80.    8«. 

Von  der  AUgememen  gtsrhiHit^bnAmdm  OadUeftaß  der 
Selmeia  im  Bern: 

B.  Johrbnob   Ar    mohmmunmh»  Otsohichte  Bd.   ft.     Zftrieh 

I8H0.     8*. 
b.  QutUeo  cur  SchweUer  0«ohichU.    Bd.  4.   Bttri  lg80.  8*. 

Tom  AwtorücAcn  fSUaUrentin  m  SetUmrg  ajD.: 
OolUklMUCD-BUtt.     43.  Jahrgang.     IS'ft.    8*. 

Tom   Yoigüamdiae^m  Mtitrikum^tehmuhm  Vtrtm  m  AAm- 

ImAm: 

Pactaobrift    tnx   Fei«r   d«  50ii2trig«a  Battebtu    Am    Vmiim, 
XbÄl  L  U.     1876.    8^ 

KoM    KrreMi  fUr  ki§t(nki\  ficfcMcMv  m  Oaml.' 

MitUvUtuigtsi.    Jahrgug  1660.      Id70— SU.    B*. 

Km  der  GtMUMhafi  der  Witatmtekafim  m  iViy.' 
flünttpbMJcfaU.     Jiüurgaa«  1679.     188a    8*. 

Fm  (kr  JViwhrHaiBirti  St§imim0  im  Batg: 

BArA  ßondour  np  b«i  KUaad  JkT«  door  F.  0.  Wümq  to  0.  U*- 

■MAS.  T*sl  boUiiidi*eli  und  friaiPitocb  mit  «iBan  groaifn 
AtlM.     twUo   1873—74.  8*.     AUu  gr.  fal. 

Vom  Harz-  KcrtM  /Ar  Qmdtidde  mmd   iHmtkamthumdu  m 
Wi 


tdimchnti,     13.  Jabrgaag.     1680.    8*. 


634  Einsendungen  vtm  DruckwJiriften. 

Von  der  k.  Akademie  gemcmn&jeiger  Wissens^aftcn  in  Erfurt; 
JabrbUclier.     Neue  Folge.     Bd.  10.     1880.    8^ 

Vom  historischen  Verein  der  5  Orie  in  Lueem: 
Der  Gescbichts&eand.     Bd.  35.     Ginsiedalu  1680.    8^. 

Vom  kistorischeH  Verein  in  Regensburg: 
VerhaDdluQgeti.     Bd.  34-     Stodtamhof  1379.    S'*. 

Von  der  Verwaltung  der  k.  Sammlungen  in  Dresden: 
Bericht  Über  das  Jahr  1878  und  1879.  Dreäden  1880-  4°. 

Vom  Central- Cotiiite  des  bayerischen  Landeshilfsvereins : 
Bechenschaftabericht  ftlr  die  Jahre  1877  —  79.      1880.    4*. 

Von  der  GencralvencaUung  der  k.  Museen  in  Berlin: 
Zar  Geechicbte  der  k.  Mtuseen  io  Berliii.    Festschrift.  1880.  4^ 

Vom  Verein  für  siehenbürgische  Landeskunde  in  Hermannstadt: 

a.  Archiv.  Neue  Folge.  Bd.  XTV  Heft  3.  Bd.  XV  Hea  1— 3,j 

1878-80.    8".  \ 

b.  Jahresbericht   1877/78  und   187«/70.    8". 

c.  Der  HermaDßtädter  Musikverein  von  Wilh.  Weiss.    1877.   8*», 

d.  Qaellen  xur  Geschichte  SlebenbUrgeos  aus  sScbsischen 
chiven.     Bd.  I.      1880.    gr.  8". 

Von  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften  m   Wien: 

a.  Denkschriften.     Pkiloiiophiäcb  -  bistoriacbe  Olasse.     Bd.  30-] 
IHSO.     4". 

b.  Fontes  renun  austriacumm.  II.  Abth.  Diplomata.  Bd.  42*| 
1879.    8°. 

c.  Archiv  ftlr  österreichiache  Geschichte  Bd.  59  Heft  l  and  2-. 
Bd.  60  Hea  1  und  2.  Bd.  61  Heft  1  und  2.  Bd.  62 
Heft  1.     1879-80.    S^ 


KinstHilungfi.  ro»  IhuckidkrifttH.  635 

d.  Sitzuii^slierirlitp.    PhilusophiiH-h-liistoriäche  Classe.    Bd.  94 
Heft    1   und  2.     Bd.  9ö  Heft   1  —  4-    Bd.  96  Heft  1—3. 

ISHI».     rt". 
f.   Aliiiana4-1i.      M).  .UhrgADg   I4S0.     8". 

Vom  hisiorist-hcn    Verein  tu  liamliertj: 
A'l.  Bericht  für  daR  Jahr  1Ö79.     1880.    8^ 

VotH  historisrhen    VereiH  in  Münrhrn: 
Archiv,  über  bayerisch  es.     Bd.  39.      18«ü.     ö". 

Vnm  Ihüringisrh-stVhsiitrhni    Vnrin  für  Krforgchung  des   vaier- 
läntlisrhrn  AUrrthums  in   Ilatle: 

Seiio  Mitthi-ilungcn.      Bd.   XV.      ISrtO.     S». 

Von  der  tiesrliit-hnft  für  jtommer.srke  Gesehichte  in  Stettin: 
BaltiTKrhe  Stadien.     Jahrgang  80.      1880.     H". 

Vmn   MüHster-Comitt'  in    ('im: 
Mnn.^l.T-UIiiHiT.      Heft   J,      IMSO.     8". 

VotH    Ht\:irk.-ttfrtiN  für  henMiarhr  (irurhirhtr  in   ilanrtu: 
Mitihfilungi-n.     Nr.   (>.      1880.     8*. 

T'iMii    Vnriti  für  tirurhirßitr  der  Stadt  Xürtdmy  in  Xürnbrrg : 
Mitthfilun^.-n.      >_>.  Hel't  mit   :t  TaMn.      18M0.     8". 

Vuui  histuriurhfu    Verein  für  Steiermark  im  (irtu: 

H.   Mitil)«'ilunp>n.     2--«-   Heft.      IHHO.     8*. 

b.  Bf'itrilp*     zur    Kunde    HteiermftrkiM'hfr    U«ichichtM|nelleD. 

17.  Jtthrjt'uiK'-      IsKO.    8'. 
L-.  Ke.-<tM'hriri  zur  Kriiiueruiig  an  die  Kaivr  dar  vor  700  Jahr« 

■<lattgi*fundeiifn    KrhM>ung    der    SUiennark    nun  Hano^ 

tbuiiie  (IIHO).      IHM).     H". 
[!>''»  I.  i'hil-phil.hM.d  Ü.1.  I.A.] 


63t)  JdttJtentiuHgen  con  Dractuchrifttn. 

Vom  InHifut  XatioHol  in  Genf: 
Balloüii.     Tom.  23.      1880.    8**. 

Vorn   FerüirtHndtutn  in   [ntiaht'uck : 
Z«it8cbriFt  dea  Fürdiuandeuau.     $•  Fulgö.     Bd.  *J4. 

Fol»  stntistisch'tojiOffraphischcn  Bweau  in  Stuiff/ari: 
BeHchi'eibiiog  des  ObcramU  Bnlingen.      löSO-    8°. 

Vom  ÄUertfimmvercin  in  tUium  i.   V. 
Mittbeilungen.     Jalire^jäulirift  für  die  Jahr«  läTä—SO.    8". 

Vom  Verein    für    thüringische  fiencltirhte    uud   AUc*ifiumäkumU\ 

in  Jena: 

a.  Zeit^hria.     Bd.  I— Vlll.  Neue  Folye.   Bd.  I  Hati  l^i.] 
Bd.  11  Heft  l  uud  2.      1H52— IHSÜ. 

b.  ICeühtsdeu^iniile  ims  Thüringen.    Heruasgegcbcn  von  A.  h.\ 
J.  Michelscu.      18G.4.    8**- 

c.  ThUrinjpsche  GeschichtsquellcD.  Bd.  1      3-   1854-5!».  8'^ 

d.  Dor  Miiinzür  Hof  zu  Krfurt  von  A.  h.  J    Micliol^pu.    Je 
ltfo3.     4". 

e.  Urkuiidlidier  Auägaug    der  Grafscltafl  Orlumttnde    von  A,] 
L.  J.  MichelsoL.     Joaa  IHöfi.    4^ 

f.  Die  Ruths  vor  fflssung  von  Krfurt  im  MiltcluUer  von  A.  L*^ 
J,   Miebclsen.     Jeua    I.S.'iä.     4". 

g.  Codtix    Tfauringiae    diplomidicus    vou    A.  L.  J.   Micbeistm.j 
Lief.  I.     JüUtt  1854.    4". 

b.  Ueber    diu  Elirenslücke    und    düu  Uuuiurikinn/.  von   A.  L.j 

J.  Michelscn.     Jena  l^'i4-    4°. 
1,  Die  Ulte^ston  Wuppeusclnldu  der  Luudgrnfeti  vou  Tbüringnnj 

von  A.  L.  J.  Michehc-n.     Jena    IsöT.     4". 
k.  Johann    Friedrichs   des    üru!>timflthigea    Stadtorduung     fürl 

Jeoa  vou  A.  L.  J,  Miclielseu.     Jena   1858.    4"' 

Vom  ungarischen  Ktirpaikcn- Verein  in  Khnuhk: 
Bibliothecu  CarpaticH  von   Hugo  Fayer.     Iglo   1380.    S''. 


KtHitf»'UiMyfH  von  I}ruckschrißen,  G3f 

Twin  lt.  htitiiht  ili  .n'-jVh*»',  hltrrc  eil  urti  in   Vetnditf: 

a.   Memom'.      Vul.   XX  2-  3.      XXI   1.      IbTl».     4". 

li.  Atti.     Toino  IV.  diüp.  lU 

M       V.     „  l-IO 

,.      VI.     ,.  I-y.     1877  — l.'ltiO.    8". 

Vom  2lHsiiitH  ^'rtinvisiV'Curolinttm  in  Litu: 
:j.s.   iJorklit.      l.-»."r().     ^". 

Von  der  fltüvUsvbnß  für  ikihhunjir  L*iMhfktimle : 
Miltlii'ilim^cn  :   *JU-   Vcmnüjuhr   l.s^O.     ts**. 

Vmn    ViTtin  für  iii:^rfiifhU'  untl  AltatiiuntiikHHik  in  frank- 
fürt  riJl/.; 

a.  Mittlji'iluiijrt-n.     Hiind  V.      Ishk     h". 

1..   NtMij.iliiMiilt   für  ilus  Jiiiir    l>s(|.     .|". 

I-.    Kiitwiikluii}.'    ilci-  iH'»'ll>c)i:it't    zur  lKfurd*TUUK    uUtzUrber 
Küii>tr  ju   l-Viiiikturt   aM.      L-^Ti».     4". 

Vioi  thr  ht'>tttri.svfufi   itttd  uiitiqiuiri^ihrn  (i(;nllichaft    in   lUuel: 
Ha^Kr  L'liroiiiki-ii.      i)>iiul   II.      Lt-ip/iK'    l'?Ml.     ^^ 

Vi'H  tttr  /iisliiu.'>tli->fati?>ii.srhtii  ,Siktiun  il*r  k.  k.  tnii/ni>th-ftJiii- 
.tf>r/i<7i  Aif,irbaui/i:'<tllät:hiift  in   Ittunn: 

S,hiiMtn.      Ilan.I   -Jl.      \^^\).     S". 

r*'»»  hiyfnriyih'H    Vtriin  in    Wurztturfi : 

H.   .Iiilir.>ltfri.ht    filr    \*^l\i.      \>*>0.     H*. 

li.   Iht- (ii.-i  1ii>  Li<-  'l«'«  li.iui-riikrii>>;et  von  l«ureD/ Kriett,  burnu»* 
p^'flMii   Villi   Aii>,'.  SihUftler.      Haud   11.      IbiU.     H'. 

Vnn  tttr    Ihut^fhn    M^rif  nfttiidisikcH   (lu^tsekof^  m  HttU  tljS. 
H.  /nt-.lirirt      Hi.ii.l  XXXIV.     Ii*-i|Mig  1880.    9* 


638 


Eitt»fnJ»ft^n  twt  Dructi^hrificn, 


b.  WitJsoDschaftlicbor    Jahreubcricht     1876—1877.      I^ei^ 

1879.  8". 

Fö»  Verein  für  mrxkknhurgische  Geschichte  in  Sc^tcrrm: 
Jahrbücher  und  Jaliresberichl.  44.  Jahrgang.  Schwerin  1879.  8*J 

Voh   dtr  Schlesischen    Ge^ieUschnft  für    vaterJändisehc  Kulfvr  itr 

BreöUm: 

57.  Jahresbericht  ftir  das  Jahr  1879.     Breslau   1830-    8". 

Von  der  Jtedaktion  des  Aihenaion  in  Athen; 
l^^ijvatov.     Tom.  5*  rcrxOi;  /.     1&80.    8^ 

Von  der  SocUte  (VhtMoire  ei  d'anliquiUs  in  Odessa: 

h.  Jurgievicz,  Sur  unc  inscription  trouvöe  Tanat^e  derai&re  dims 
les  fouilles  de  rautique  ChersotiDese  (Ere  msse).   1860* 

Von  der  H.  Äccaäemia  dei  Lincei  in  ^qpi: 
Transunti.     Vol.  5  fasc.   1.      1881.    4". 

Von  der  Bataviaasch  Genoctschapp  van  Künsten  en    Wt 
schuppen  m  Baiama: 

a.  Tijdscbrift    Toor    Indischi^  Toal- ,    Land-   <tn   Volkenktudö. 
Deel  XXV.  4-G.     Deel  XXVI.   l.      1879-80.     8*. 

b.  VerhoDdloDgeD.     Deel    XL    stak.  2.     Deel    XLI    stak 

1880.  4". 

Von  der  FinJändischen  GeseUsehaft  der  WissenscJtaffen  im 
Ilehingförs: 

Aota  societatis  scientiaram  FeDnicae.     Vol.  XI.     1880.     4°. 

Von  der  Universität  in  Casan: 
Iswe»tija  i  utschenia  Sapiski.      1879.    8". 


Kinftriiftuwif»  roH   7)rui'ir:ichrififM.  639 

Von  ihr  Comutisifion  iw/K'riak  arrhifiiogiquc  in  St.  Pttcrgbonrp  : 
».'oniptt'-rcndu  pour  l'iiDni'c  1H77.    Text«  et  Atlas.     1880.    fol. 

Von'   ^fhli.tt^no  tfi-ffn  juthl/liot  i-ttnizinnr  in  lif*m: 

r.-italn^lii    d«i    ('(Klici    orifiitali    i1i    ali'uni-    liililiolethf    iVItalia. 
KaiM".  2.     KircDze  Is80.    «•. 

Vom  Ä-.   Instilutit  voor  tlf  Taai-,  Land-  «    VttikfnkuHtle  fon 
Xalirht misch- Indii-  in   S.   (irtivathigt : 

Hvilrn^fn  (üt  do  Taal-,  Land-  en  Volkt>nkiiDde  van  NfderlatHK'li- 
IndU'.     4"  Peel.      |^90.     S". 


Vom    Ifirrn  Alvrinnhr  Conii  in   Ih'rfin: 

\u\\lUi\in;isvh*'     I*iit<>rpiichungi>n     auf    Saiuollirukf.        Hand     2. 
Wien    Isso.     fol. 

Vom  Ihrrn  AiMf  Miihr^  in  (UiHmijcH: 
IVb^r  dif  cxacte  Xatur-I'hiliHophie.      4.   Auigah«.      ISSO.    ^*^. 

Vom   Urrrn   Franna   K.   Siphr  im  Kunw*  t'iti/: 
Clioiti'  nnd  <'liiinKr,  a  Ltftur»'.      1-s».     b**. 

Vom  ihrrn   tJiitnnI  *V  Morst  in   Tokio,  JajHtH: 

Mfiuoir^  tlf  ihe  l'DiTfntity  of  Tukio,  •Tapan.     Vol.  I.     Vart  I. 

I*>71».    fol. 

Vom  Hrrrh  AIfi>»  FisickeUa  in  Calankt: 
H.  T»uiinaso  d'Aiiuino,  liune  Xlil  e  U  Kieua.     1860).    8*. 

Vom  Herrn  Antonio  de  Saldanka  am 

Ittrto  .«IN/«;  in  UmA 

Mcuiurid  «nbr**  ■>  comitterciu  dft  MB 


640  Einsetiditm/en  ron  Druckschriften. 

Vom  Ilcrm  J.  F.  J.  Biker  in  Lissahoft  : 

a.  Noticia   biographii^a   do    CoDselbeii'o  J.  L.  Buyard.     Parix 
1856.    8". 

b.  Suppleiucnto  ä  Collecvio  dos  Trat ados.  Vol.  XIX.   1880.  6". 
Tomo  22.  23.  24-  26.  28-      ISSO.  8". 

Vom  Jlerni  Ü.  Roth  in  Tübingen: 

Das  Büchergewerbe    in    Tübingen   vom  Jahre  1500   bis   ISOO. 
1880.    8". 

Vom  Herrn  AdaJbcrt  von  KeUer  in   Tübingen: 

Altdeutsche  Handschriften  rei-zcichnet  von  Ädalbert  von  Keller. 
Nr.  5.     1880.  8**- 

Vom  Herrn  F.  J.  Lauth  in  Mihn-^tcn: 
Aus  Aegyptens  Voraeit.     Heft  4  und  5.     Berlin  1880.     8". 

Vom  Herrn  Giovanni  GozzatVini  in  Bologna : 

Nanne  Gozzadini  c  Baldassare  Cos^a  poi  Giovanni  XXIII,  raeconto 
storico.      1880.    8". 

Vom  Herrn  Alfred  Itemnont  in  Hitriscficid : 
Nascita  a  patria  di  Margherita  d'Austria  s.  1.      1880.     8". 

Vom  Herrn  P.  de  Tvhihidcheff  in  Florenz: 
Espagne,  Algerie  et  Tunisie.     Paiis   1880.    8''. 

Vom  Herrn  MicJiele  Amnri  in  Florenz: 
Bibliotec«  arabo-sicula.     Vol.  I.     Torino  I8S0.    8". 


Sücli-Register. 


itlain  ün<l  Eva  Latwin'»  TttiN. 
Arf;y{)tiKlic  Fbüutx-Periwle  14.'f. 
AftilMniMcbe  LatinitÄt  :i81. 

Uribüis  Sprache  der  t>l'>  q.  Soppl  -llvft. 

Calvio  ;M. 

CanariHcbo  Iimvln  TT. 

CaKiuM  KcUk  LatiuiUt  den  :tHl. 

Crirelli,  bayr.  Kevidcnteo  in  Hom  3:10. 

Corie  die  rüiniiche  ti'J^, 

Dtfiiiuftbeniiicbc  Kctlfn,  ibr<^  Zritfid^  -'7:t. 
Ujrnahtiou,  die  in  der  Weltgem-hicbta  144. 

Kiitdeckuuifii('<''^l''^lit'-*  *^^  "''■ 

Kuripide»  lt>6. 

.Kir-ur^e  ]>uinin(!',  die  Ilulle  .'iTl. 

Fuhdn  und  Kundacu  (ilT. 

(tvnf  X.  /vit  CalTin'H  :t'<l. 
(jeriiiaitiw.'hL-  bcidnikrhe  WaHKerweibd  '*>»'». 
(iraiimiatik  der  Itiiiliüii  *AÜ  U.  Suppl.-Ik'ft. 
fJrivrbiMchv  Köii<ttU-rKtrHchirbt«  i'.Wt. 

Hniiii-rn  llia«  'J'JI. 

II<>m<-r  un<l  -li^  l'4rtiki*l    TK  'J't. 

HubtTtui-Hittcr-Onlen  lii'i. 

JtftUNalrin  iCtfHfii  iiaoh  'Jl. 
lulikrr  I'iU'Ua  der  {"T. 


642  Saeh-Begit 

Kalendentreit  im  16.  Jahrhundert  432. 
Karl  V.  628. 

Kirche  und  Staat  in  Genf  381. 
Eünatlergescbichte  griechische  435. 

Latinitnt  afrikanische  381. 

Leo'R  X.  Balle  gegen  Lather  571. 

Lntwin's  Adam  and  Era  598. 

Matthias  Kaiser  24. 

Henander  166. 

Hercanti»  Consoli  dei  in  Venedig  570. 

Passagia  in  terrain  aanctam  23. 
Panlinns  Nolanos  1. 
Pbönix-Periode  143. 
PUeoB  der  alten  Italiker  487. 
Pncci  Francesco  111. 

Besidenten  bayrische  in  Rom  330. 
Bodolph  II.  24. 

Sproehverse,  nrbinatische  Sammlung  166 

TE  die  Partikel  bei  Homer  25. 
Troische  Miscrllen  167. 

Union,  zar  Geschichte  der  24. 
Urbinatische  Sammlang  von  Sprachversen 

Tenedig,  die  Consoli  dei  Mercanti  570. 
Verse-Wiederholnngen  in  der  Ilias  221. 

Waldensia  555. 

Wasserweihe  des  germanischen  Heidentou 

Westen  rieder's  Nachlass  628. 
Witteisbach,  das  Haas  4:^3. 


Namen-Register. 


Brnnii  167.  435. 
BnniAD  1; 

r.  Chriit  25.  221. 
Cornelioi  381. 

T.  DOllloger  lU.  433. 
T.  Dniffel  571.  628. 

Pichte  H.  J.  (Nekrolog)  149. 
FAriDger  (Nekrolog)  156. 
Foiu«rt  (Wahl)  an. 
Friedrich  111  (Wahl)  433. 

T.  Oieeebrecht  156. 
GregoroTiu  24.  330. 

HelUg  4H7. 
Hejd  617. 
BofniADD  5'.tH, 

Eirchhoir  (W«hl)  4:». 
T.  Klnrkhohn  62X. 
Köhler  (Wahl)  4:t4. 

Uath  143. 
T.  Löher  77. 

■kurer  555. 
lUjer  Alphotti  555- 


1 


644  NamenrA 

He/er  Wilh.  166.  598. 
HoII  (Nekrolog)  163. 
HordtmaDD  (Nekrolog)  154. 

V.  Prantl  144. 

Ritter  Koric  24. 

Schömann  (Nekrolog)  144. 
Semper  (Nekrolog)  147. 
Sigardflson  (Nekrolog)  152, 
Spacb  (Nekrolog)  159. 
Stiere  432. 
Stabba  (Wahl)  434. 

Thomas  23.  570. 

Trnmpp  616  u.  Suppl.-Heft. 

tnger  273. 

Wölfflin  381. 
Würdinger  166. 


Sitzungsberichte 

4« 

kOnigl  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften. 


PhiloBophittcb-philologitcbo  Clafwe. 


SltiOBg  Tom  i.  themüm  1S80. 


Herr  Trumpp  legte  Tor: 

v,U  rimmaHBcbe  D  oternachnogeu   abifr    dl« 
Sprache  der  ßrühaur 

Die  8pr»ebe  der  Br^&h  het  die  AofmerkMmkeit  der 
Oelehrtea  »af  «ich  gviogen  seit  «am  enUninüe  Leeefa  ia 
Jehro  18H8  etoru  kleioea  Abriae  eiuer  brohOt  Oraimalik 
mit  eiut<m  kWinen  WOrterreneiebni«! «  einigen  Oaeprichoi 
und  KnühtdaKM  veröffmtlicbu  ')  Luecn  h*t  im  V.  Bbb4« 
der  Zeitficbnft  fUr  die  Kunde  «lee  UorgenUnte  die  Arbeit 
TOD  Leaeh  oiMr  grfladUehau  DntorwaJWMg  luihii  Mif—  nad 
mdi  idner  ecfaftrfeo  Auljrae  den  Gharaelar  Mr  SpnelMi  aU 
dravi<Jiech  bexeichnet  Dm  ihm  wa  Oebote  eUbeude  Material 
war  aber  ao  apftriieb  nod  sum  Tbeil  eo  nnricbtig  (aocb 
dar«k  grobe  DnsekfBiitar  entaielU),  da«  er  Ob«r  gtwist 
AllgentatnlMitea  nicht  bionaifibea  bonnt«;  die  Spraohfernea 
lienMi  neb  mehr  ahueu  aU  aieb«r  (eatsUllaB,  ood  daaahalb 
winde  nnob  die  CbmfieaÜon  diaaar  8pn«fac  uaim  di«  dr** 
TijMMi  Idiona  daeafidUdMa  ladkM  virfMl  n^fswaiML 


1>  Wir  wmtm  im  Mffvirfin  4« 


dw  Aaklle  flaiM/.  CUeetU  (iL  C.  Up^e  a.  (V)  IM*,  i 
pafbiM  tot 

(t«a.LPUL-fMLaBlLC]  t 


Die  Abhandlung  vou  Feiice 
geograticH  italiaua,  fa«cioolo  5" 
ErwäbuQDg   werlii .    da   er  smi 
Seine  Vergleicbungen    tünd    vie 
Werth  7,n  haben  und  «eine  eig 
80  blieb  d'iQ  Sachl«^,  bis  im  Jal 
Reisebeiicht    .,  From   the   Indni 
Trübner  «.  Co.)  als  Appendix  ei 
nebst  WortorverKcichnias    verÖfl 
mit  der  eugliauiieii  Mission  im  Ji 
gezogen  und  hatte  dabei  die  3^ 
hauptsächlich  von  Urähüis  bew< 
Tielfaobe  Gelegenbeii  bot,  mit  di 
UDg  XU  kommen.    Es  ist  ihm  zu 
rechnen,  da.ss  er  dabei  auch  der 
Änfmerksauikeit  geschenkt  und  , 
gemacht  hat.    So  willkommen  a1 
Kenntnis«  der  Sprache  der  Brahq 
coustaiiren,    da^s  dadurch  kein 
sielt  wordou  ist ;  er  ist  nicht  i 
eingedrungen   nud   hat  vieles  ui 
ihm  nicht  vcr-itündlich  war;  an( 
Loech   gerichtet    und    die  Miftav 
wiederholt. 

Im  Jahre  1877  erschien 
the  Riruhi  Tiangnago  hy  Moniri 
er  seinen  Namen  dji^  aJJI) 
auch  ferner  ao  benennen  wulleu, 
zwar  nnr  39  Seiten,  aber  sie  zei 
wesentlichea  Fortschritt,  du  sie 


IJ  Mail  fimltit  auch  ßaiüi,  Bam^ti 
indisebi:  Ausipracbo  (die  Sindbifi  nptv 
'I'  in  'r),  die  Kil)gelJO^'.'^l^n  «olbit  ipr« 


Ihtmitp:  Otmmm.  UutenrntkuH^tn  *b^r  ifiM  Brnkitl. 


8 


BrtÜiQli.  fltren  tmmvr  «to»  groM«  Z«ht  in  Kuiteolil  miu- 
treffeu  ist,  aaB^earbf>itet  irurde.  äi«  enthAll  aar  den  albr- 
Buthigvten  IJmriM  ilcr  gnunmalUcbcn  Formen  xkuA  irt  in 
Yieleo  pQocUn  sehr  mnngelbaft,  aber  nebpo  einem  tehr 
werthToUea  VerztiicbuUa  der  wichtigsten  onregelnifinigen 
/.••itwrirtvr  (tlrrrji  Kicbtigki»!  ieh  erprobt  girfhnden  habe) 
git>t  sie  uuf  C3  Seiten  brAbüi  Gespräche  mit  gegmübv- 
<ti*bfttc]er  euglitcher  Uubereeinng  und  auf  'i'Z  Sdt^n  brAhfU 
1'>7üblnng«D.  vbonfnllii  mit  englischer  Ueberieiong.  worBU 
•liin-h  oiu  eingebendes  Stodium  die  Grammatik  weaenUScb 
«rgiinxt  und  erweitert  werden  kann.  Ich  hat>e  in  der  nach- 
fblgvndrn  Abhandlung  diese  Ge«)  räche  und  KnÄfalnDgaa 
.VielCach  aU  Helegc  citirt,  weil  «e  (abgoaehen  von  maunig- 
en  Druckfeblernj  zuverlfamg  vind. 
Bqx  hat  in  teinem  Buclie  zum  «rettturualv  die  biu<lb- 
stlnl  Cbaractere  auf  djM  Brflbüi  angewendet,  was  nidit  nur 
die  exacte  Schreibweiee  der  Contonauten  festitellt,  die  bia 
jeUt  aoi  Leecb  nnd  BeUew*a  Arbeiten  niebl  recht  eniebl- 
lich  war,  «ondern  auch  den  ÜrflhöU  letbtt  die  MAglidlkaH 
an  die  Hand  gibt,  ihre  eigene  HpraelM  nach  nnd  ua£3i 
■chreiben  ru  leruen.  Da«  hind&sLBni  AlpkalMi  |i»Mt  Tor> 
trefnioh  für  daa  brdhfil,  da  et  /eioheo  ftlr  alte  Cerebralen 
eothäll,  die  in  dinier  Sprache  ebea&IU  rorkoBunen,  und  da 
die  Br>ihäiB  allo  den  MAm  niigenomoMO  haben ,  so  kann 
ilium  nur  dirjioi  Alphabrt  dargvbolea  wvrdoi,  obachuo  «a 
aul  der  andern  Seile  iciua  bedeolenden  Mängel  bat,  «ilt 
die  Voealbcc'  '  '  duin  tebwierig  and  bi*  atil  «ioen  g»- 
wiaaen  Und  u  „  U  iat,  wai  iiidnaMn  ffbr  die  Kingebomea 
itetUft,  die  ohnehin  die  richtige  vocaliacbe  AuMpraehe  eijM» 
j^il>n  Worlüi*  wijweu,  nicht  w  lehr  ine  Gr-wicbi  QllL  Ich 
huhr  die  Mängrl  des  von  Box  au^fwftcUtfiu  Alphabete  in 
diMer  Abhandlung  in  «rflnsen  «eraaeht  und  ftlr  das  finale 
V  b#i  den  Verbfn  die  Sclirvibwrine  mit  ft  (a  r  )  vorgenchlageB ; 
wo  ea  uMhig  ist  *fi*  von  'u  und  *!'  von  *{*  »o  nntwTcihiidM. 


1 


M 


Sitsting  der  pMo3.-^ 

habe  ich  dieselben  Zeicbeu  (j 
iahrt,  wie  in  meiner  Sindhi  Gfw 
für  Eingebome  dieselben  wob 
Im  Jahre  1877  eracbien  in  Kar 
buch,  ebenfalls  mit  hiadüstilDi  I 
Titel:  „Meaneeetc,  a  corapiiati 
conquest  of  Scinde,  Grant  DafT'f^ 
translated  ioio  the  Biroohi  I 
Nicolson." 

Dieses  Lesebuch,   dessen 
Angegeben  werden  können  (denn 
die  weui^ten  und  künseaten  de6 1 
unter  Assistenz  von  brähüi  Solda 
B^lni  Regiments  angefertigt  und 
dem  Gaglischen.     Er  versichert, 
einem  Comitti    von    eingebornen 
und  duau  das,    was   sie  nicht  re^ 
wurde,  bis  ihre  RhckilberseKUDgj 
sehen  Texte  entsprach.     Darin  I 
bnibüi  Texte,  dass  wir  aus  mit ' 
kiinnen ,    das«    wir   darinnen  ei: 
der  Sprache  vor  ons  haben. 
Wörterbuch  beigefügt,    »oudern 
BO  dass  der  Leser  sicli  eben  him 
er  kann.     Unser  allernächstes 
wäre  daher  ein  Wörterbuch*), 
weiterer  Fortschritt  gemacht 

Auf  das  angefahrte  Material, 
gegeufteitig  verglich  und  besondei 
Bnx  und  NicoUou  habe  ich  die  nai 


1)  Die  TorbaDilencn  Wörtvrrcneicta 
Reisenden  Massoo  gciuacbte  du  bes 
wendbt  werdcD. 


] 


Trmmppt  Or 


t/ntenttdkmipti  0b*r  4f*u  BvdlUi. 


iDteriDehuDgeo  gebftot  und  ich  hoffe,  lU»  «  mir  getongra 
in  in5ge  doroh  Vi*rgl«ichung  Um  BrabQi  aof  d«r  udoi 
eit*  mit  den  HrAviiJixchen  Idiomf^n  und  »af  der  andern 
mit  »eineu  beiden  Nachl»r8pracb«it ,  dem  Kulüit  aud  dem 
Bindhi,  «vinen  gTammntischen  Baa  aoirie  wine  •prachliobe 
SU'Uaug  näher  ed  begrüodeu.  Dieee  Untemebongen  kennen 
b«4i  dtmi  Nu  ip&rlich  noch  vorliegenden  Hntaml  keinen 
Anxprnch  anf  VoIUtindigkeit  erbeben,  iiond«ra  wollen  aar 
ein  Fingerzeig  f3r  andere  aein,  die  Gelegenheil  haben  wtrdm 
d«t  Hrfiböl  in  Indien  writer  ku  verfolgen  Do«  da«  BrahQI 
eine  drflviijiscbc  s^pracbc  i»t.  kauu  nach  meiner  nao' 
mebrigen  Üebcrxeugniig  nicht  mehr  bexweifelt  wcrdto.  Ich 
gUubti"  froher  wlbiit ,  das  c«  mehr  «a  den  kalnriacben 
Sfrechen  hinneige.  u»ch  eingehenderen  Unteriochiingen 
jedoch  habe  ich  gefunden,  daaa  die»  nicht  der  Fall  ütt,  da 
dm  Bmb&l  die  Uualbildang,  welche  ein  cbametmitucbe« 
Zeichen  der  koUriacben  Familie  ist,  ganc  fremd  tet. 

Dm*  daa  Bnibnl  in  manchen  Piinet«u  von  d«u  aOd- 
licben  dr<ri<iischea  Idiomen  N)>wetoht  and  aeinen  «igvoon 
Wog  «oganhbgMi  hat,  iti  fati  aainar  jabrtattnadefaingvn 
Tranntiog  von  dicaen  Spraeban  niobt  xo  vanrundcrni  ••  iat 
im  Oagentheil  höchat  merkwflrdtg.  da»  ob,  ohachon  gftaB> 
lieh  iaoiirt  von  «ainen  Scbwflal«rfprach(^n  nod  ohne  all« 
Litaralnr,  aeinen  sprecbliclian  Tj|«a  fmH  ^oi  onvvirnehri 
fSM%diahmi  bat  Von  den  betdan  m  aBgebtoden  Sprachen 
bat  nor  dat  BalQtf  einigen  Einfloaa  aaf  ario«  gramroatiacban 
Ban  amigafibt,  wie  ich  «■  da  nod  dort  im  Laaf«  dieaer 
(Intamicbimg  beourban  wwd»,  alMT  vielleicbi  laatMi  rieb  audi 
diaee  Forman  noch  andere  «rklireo.  Von  der  SetÜob« 
Jat-flpracha  bat  da«  Rrsbal  awar  riaie  Worte  geborgt,  aber 
aaioe  grammatische  Pormrohitdoiig  nicht  afficiraa  llMaa* 
Ueber  die  ilter«  (S«Mchichte  dieen  w  lange  nnbaaohMra 
nnd  verbnrgeaan  VoUtM  wiaeen  wir  an  viel  wi«  nichu. 
Nach   ile«    drflriOwobea   Cbaraelar   «einer   Sfiweh*  iaA   an 


ßUiuttff  der  fthiltm-jAUoi 

.schliesseii,  ila-ss  es  bei  dem  ^ 
land  von  seincu  WohiisizBn, 
Industhal  laj^en.  vertrieben  und 
raubon  Gebirge  des  miitlereu  Bai 
ist,  wo  es  8ioh  aucb  ^ogen  die  vc 
dringenden  Balnien,  dift  ein  nlter 
sind,  bis  auf  uOBere  Tage  gebalfc 
gelöf^enen  Wohnsize  und  des  dort  1 
haben  die  Brähfiis,  die  nicht  au.tsel 
zu  heirathcn  pflegen,  ihre  dnukli 
den  ßalüSeu  und  Jafs  anf  den  c 
nicht  verloren.  Ich  habe  iu  9ia 
die  fast  alle  dens^elben  Typus  ha 
schmächtige,  mittlere  Statur,  nc\\ii 
ihre  Geftichtszuge  hatten  nichts  iö 
glichen  vollständig  denen  der 
Character  der  Brähüis  wird  nicht 
aucb  von  den  nenesteu  lieiseudeu 
als  der  ihrer  ränberiüchcn  Nachbol 
Flirten  und  loben  von  dem  Ertrag 
sie  im  allgemeinen  ruhig,  gesellig! 
Zug  von  der  Dankbarkeit  eines 
erzählt  Bellew  in  seinem  Reisebei 
Die  Brnhnts  sind  in  viele  S 
der  Abgeschlossenheit  ihrer  schwi 
im  Hochland ,  die  sie  nur  im  W 
nin  sich  und  ihre  Heerden  auf  d 
der  Kälte  zu  schUzen.  In  grö, 
oder  Zeltdörfer»  wohnen  sie  nur 
und  JalfiVfin,  und  im  Südwesten 
die  heissen  Ebenen  scheinen  sie 
meistens  in  den  Händen  der  Balü 


1)   Had  findet  lieiiic  SolireibwLMiien 


lYmmyft:   thymm.    {'WertM-Au  »«yMi  4irr  thu  Briiet. 


Dw  Brilhaii  behaupten  (]ie  Ur^innrohlifr  d«»  Laoilcs  sa 

iu  and  »i»  weHtm  wohl  durin  mi  xirnilicfa  Hrchi  haben.    Di« 

*«raer   alter   sind   nach  a\\vn    AuEdcheu   »choa    frahe    vqd 

BlatAn  her  in  BalOtisUo  eiBgedrangeo  uod  hAbcn  da«  cnU 

tivirbaro  Land    an   Hieb  gmM«u:    denn    im  mittlcmi    nnd 

wasilicheo    Theil    dpn   ClianiU   tod    Qalal    sind    «li«  acher- 

icode  UevAlkftruug    bia    auf  di«ten  Ta>{  die  Tiljik«,     die 

misch   al»    ihre  Mutleraprache    rvdeu.     Im   SOdoiiten    dei 

MDflftSt  in  der  IVoriax  La«,  sowie  io  dem  Flachtaad  gegen 

len  Indttü  hiu  and  fast  iu  dßt  gnnwn  Prorinz  Kn^£h  Qan- 

<Ltra  habea  «ich  die  Ja^  feitgeeeit,  die  die  Jaf  kl  gili,  oder 

J-Rpraclie,    einen  Dialwt  de«  ^iadhl,  redirn.     Die  Balü£f»n 

Ton  dfldweeten  her    siud    die  leiten  EiDdnDKliof^  geweeen, 

die.    da  rie  die  Kr^bQU  auii  ihren  OeVi)rg&«chltichten  uieht 

rerdr&ngen  konnten ,    «ich    theilweitc*  K<*f^n  den  Nordoiton 

de«  Lande«  wandten    und    die  Qrenzgebiele  xwiiiehen  Sindh 

und  Kn6£h  (jendnvii  besexteti,   rnu  wo  aiu  eie  ifÄter  onler 

den  T.iljiuri  in  'Sindh  eindrangen  und  die  beateo  Lindereicn 

an  sich  riHeo. 

Die  Brihüla    L^^tlm    in    der  lirichichtt*   rmt  gegen  daa 

Ktde  de»  lielwnyi-hnteu  Jahrhuudertu  unnerer  Aefa  auf,  aJa 
inihar^),  der  Hiaptlmg  de«  lltrv:\rl  Stammei  deu<Umu1tgen 
I  RfljA  ron  QaUt  vertrieb  und  die  HfTrRcHafI  an  iieh  riite. 
it  jener  Zeit  hat  dietw  hnlhni  Drna^tie  in  QelJlt  regiert 
und  die  «o  v«r»chirdenon  iiatioimlfn  KUcunutn  «chloMeti  «ich 
doreli  dae  gwaefaime  Band  dee  UUm  and  de«  poUtiidw 
Intweaee  immm  m^hr  ku  einem  elaatlieheD  Oaaiten  so* 
•uuMn«  ohKhon  da«  Land  noefa  oll  genug  dareh  di»  lU- 


U  D««  41«  KanhutBl  rwaUie  ilrb  jcrt  ^mm  mÜtUAn  Vtw^nt^ 
«eMbreCU.  wie  B*ll«w  ^  t*l  Wri«litol.  ba  MUrtteb  akMe  ee  bedielea. 
AU«  «mIcImi  ilUnoM>,  du  nicht*  nakr  Ab«<r  Llum  Urapnaf  via««  mihtm 
eieb.  MAan  li«  MahamiMdAMr  «tad.  dmm  fttUBMkeaai  la  Qar'ia  «ier 
wteAiafttt»oiniWr»ftafftladw(MeaelUU*«f  •{•/«r.  SaMlhadi» 
ADibAin  vea  Kiawal  iwiecmi  ah  dM  Kleiff  mu  («eiil;  alilBHMBl 


^Bi. 


8 


SiUmuf  iler  jAHog.-pJiUot. 


[espra 


bellion  einzelner  Häuptlinge  in  Y 
Sonderbar  ist  es,  da.os  obscbon 
Hand  einer  brAhfii  Dynastie  ist, 
nur  6&lü£i  oder  Persisch  gespro« 
rob  nnd  baneriscb  gilt. 

Was  den  Nationalnaoie 
finden  wir  ihn  verKchieden  gespi 
scbreiben  ihn  Birabi  (i.  e  Biro< 
dabei    nicht    zu    übersehen ,     dal 

Sindbt  Benennung  ist  and  über 
deR  Namens  daher  nichts  aussagt 
kommt  der   Name  zweimal    vorl 

geschrieben  ist,  was  nar  brfihl 
biräbüi)  gelesen  werdnn  kann  n 
nationale  Aussprache  des  Kigen 

s.  B.  Nicolson,  QbIaI,  p.  ],  L.  6 

jjjbaJ    \S'^y^    wy^  t\i...t   j5J 

y^S  »-äjUm,  M^lie  meisten  von  de 
die  ihn  nicht  mochten^  entthront 

Gebrauche  der  ßnlhüis  gemäss.'* 

Für  den  Namen  der  Sprache 
aucfa  hie  und  da  KardgäU  gebran 
Diese  sind  ein  nemlich  zahlreichi 
Ünterabtbeilungen ,    die    im  No 
bis   au   die    Daät-i-bi-daulab    (di 


1)  Dm  Wort  BrShQikl,  diu  Leecli 
brfihüiki  gSli.  die  briRiül  Sprncti«i.  Ma 
sezt  da»  Adjectir  in  do  PemininamJ 
sirCiki  [dio  äpnuhc  tod  Ober-Stndh  i  Url 
barSÖlri  od«r  bftiS£ki  (die  SprAolio  dor 


Trmmpp!  Ofmmm    Ümtermdmmßen  über  Ha*  BräMiu 


9 


Bohrt).  Die  Üanennaog  Knrdgflli  »tammi  von  den  &iigmii- 
uden  Jat«  her  and  »t  keine  brUhdi  Bildan((.  Trox  der  Zcr- 
phtUrun^  des  br;lhril  Volkes  in  iio  viele  Stumm«  undl'nter- 
■nfimroe  und  ihrer  primitiTra  t)nfri«fODbeit  h«t  lirb  doch 
die  Hpraclie  aIm  diu  geistige  Macht  erwiaien,  die  du  liewowt- 
neiu  df*r  usttonalen  Zantnmeogebörigkeit  unter  ihueo  bit  auf 
dlMvn  Tn|4  intfrechl  erhielt,  und  für  ans  nls  du  einx^ICitUl, 
in  Ernmngftliiiig  aller  biitoriflcbeii  lleherliefemngen .  ifann 
den  ihnen  gehQhrendeo  Pkc  in  der  grotMO  V5lker&milia 
uixaweiMut. 


•  1. 

Dm  Lsutiyttem. 

Die  Voeale,  denen  wir  im  BrahOl  b«g(!|ni*Tt  «ind,  Mod 
folgende:  a,  n;  i,  1;  n,  Q. 

•,  e:  0,  fi. 
ki  an. 

*i*  kommt  WmndiTx  häufig  am  Rnda  fttn«  Worte«  «(vr, 
wo  «  oft  nor  dnrch  lUmab  aogedvnUt  Irt,  mnfthmil  ab<r 
ii(  e«  aoch  dnrch  ^  aoegedHldct,  aber  atehU  Jertowaiügw 
knn.  Aorh  'o'  toheint  dfni  Brihßl  eigimth5ni1ich  m  «esn, 
obsehon  es  in  rieten  nUI«a,  wie  wir  in  der  Formenlehre 
wigra  werden,  nur  eine  vmmAMUia»  Anaepraehe  vnn  'n'  iM. 
wenn  wir  der  Qberiieferten  Aawprmchr  tränen  ddrF^ri 

Die  beiden  Diphthongen 'ni*  und'tn'  komn«n  hialg  vor, 
baupUäehlieh  aber  in  PramdwfiHrrn .  da»  BrUhfil  «dbii 
echmnt  nie  su  vemwMni  aad  dalQr  lieber  V*'  and  V  to  PMr«B| 
die  in  der  bindftitlBl  äebreibwnte  aieht  n&faer  bezeichnet 
wvff^kn:  'i*  nnd  V  aber  dr^dran  wir  durch  ^  ^  ( .  )  «Q*!  > 
an« ,  wo  m  nAihig  i«t ,  um  wenigaieni  dam  Hnrüpfter 
oder   Fmmdvn   einen  Wink   in  (ietreff  der  Anaepraeh«  in 

>f  Ar  Etegvbome  lind  dieae  Zeiclieo  nicfat  nothwMMUK. 


^  -  ^ 


K 


^sa 


tO         t^iisHHi/  ifrr  ftftiloit.-iSiilnl,  Cfwi 

Das  Consonantensjskel 
Guttnralo:  J  k^  -4^kh,  S 
Puluiule:  j 

Cerebrale:       ^  1. 

Dentale:  ^  t^ 

Lubiale:  ,^  » 

V    •  * 

Sibilanten :  ^  g^ 

Nasale:  j.  „j» 

Ualbvocale:  ^  y 

Hauchlaut:  5  h. 

Dazu  kommeu  noch  die  spei 
jedoch  nur  io  Fremdwörtern  gel 
=  a  gesprochen),        h'  ( ^  h),  6 
,jī  (--z),  Je  t  (^t),  Jfad  (= 

J  q  (=  k)- 

Das  Brilbni  hat  also,  wie  de 
bralluate,  nur  fehlt  dabei  ein  q 
g,  wenigHti'DK  halte  ich  es  bisher 
~  r  ist,  wie  im  Sindhl  und  Hindi, 
i>  d  und  wecliselt  daher  oft  mit 

Am  auffall endüt^ii   aber  mi 
das  Bi-ähüi   durch  alte  Varf^   hli 
auf«reist,  wia  die  iudo-Jirischeii   3| 
diesen    aafs  innigste   verbunden 
die    drilvii)i»ichen   Sprachen    des 
nach  der  Aspirution   auf  eine  et 
behreu.     Nichtsdestoweniger  aoh« 


Trwmitp:  ftmmm.   Unirratirkminjtu  itbrr  4n*  HuHutt, 


II 


ConRonuit^n  von  Anfanf^  «n  im  HrXbül  vorluuideD  unwiMan 
XU  mm,  wpun  »uob  whr  ri«l«  Worirr  mit  «iimo  ftspirirbui 
ConvQUttutrn  iHeh  auf  riiion  «inilhf  Vt*\^r^\n^  xnrQctd^hreii 
luaen,  &.   M.   JOJU^»  £hiini)inK,  whOtirln.   Siatlbl    Q^m 

^i%  iltuigl.  Knh,  Sindhl  V^^  ^t^H»  £bökari.  HkUrio. 
SimJhl  tSj^il-  ^j^jT  k'"'tbli  Zimmer,  Knmiimr,  Sindfai 
^1^;  -  ^^^  muihar.  Mu!K)uilo,  HiudhI  ^^[^  -r'^V 
lh»mt».  Sänl«.  StnHht  ^^H,  ^r¥^  götbri.  S«ek,  ßrndh 
«j||«l<J.  etc  Bei  andern  Wörtern  ictteint  mir  di«  Äapi- 
rution  mehr  oder  miodor  uiwiebvr  im  mna;  «o  lln«l«  ieb 
wifdrrbolt  ^1  ^n  Lhas,  Beeher,  gaacbrioben,  wihrend  es  mit 
dem  amb-pem.  ,j»Lk  ufontueh  »t  In  iiudvrn  da^tf^  bftt 
duM  Brahül  «ioe  Aapirstion  ciuirpten  Uu««n«  wo  ibu  äuidhl 
kviu«  ««igt,   «.  H-  ^«j*,Ar  bböpri,  8«hid«l   fnAcb  KttU«w'« 

Gramm,  p.  -184),  Sindbl  ^fl|Q,  Xfj  pbi4«  Bttoch,  ^todbl 
^?^.  jjj  plial^  NMranug  (B«IUw,  Or.  p.  4ä&>,  Sndlil 
^T7t*    -0^  Hfjh,  Pung  (Bellew  tehreibt  nur  lidh,  Qr.p.4!»5), 

8in.ibi  fefi.    JL|S  Ihal,  Alt,   Siodhl   ^T^.  ^^  kb6r. 

btind,  iVni.  ,S,  j-yl^  tb'ip*  ■noit  Art  Hol,  Sindbi  t^ 
tn  andern  W^rtfl-n  hinwiMlernD  tagt  «ich  «tue  Mpiiirte 
and  nicht  aaptrirtc  Au04ipr»cb6,  e.  B.  X^  bbJlr  nnd  •Xf 
Ml  <KaIftrl)  rirl,  kOn|  (nach  Bt^llew.  Gr.  p.  •4'?S)  und 
s-.j  jC^  Tnppich  |Bax  Gr.  p.  II).  Da  aorfa  ia  virl«a  icht 
bmhrtl  W&rtrm  dieAapiraLioo  «ieb  TorHndp'i,  vi«  «.  IL    ,jA|  . 

pfandi'-u.  kalt,  ^^v  j  >  phudf,  Kill«,  «in.,    an  kmiio  nm  kaum 

rrat  npKUT  in  di«  tfpraob»  «mgtfdraiig««  ««o. 

Im  «tiMalA«D  ifft  Boeb  roltreodai  an  bcoM^kan :  ^  Xr  d«* 


1'2        SiUuny  *ttr  jihihii.'ptulol, 

siofa  in  deu  dnTvitJiacben  Spr&cl 
Brfihrii  eigentbllmlicb  and  in  äcli 

er«reicht,  z.  B.  ^j^  x*n,  Auge,  * 

Tainil  kal;     ■    findet  sich  iu  viek 

X5£ing,  sich  niederlegen,   OCUL^^ 
Worten,   die  aas  dem  Arab-Pera 
es  nnverändert  beibehalton. 

£   ist  ebenfalls  ein  dem  Bra 

Wir  finden  es  in  Wörtern  wie  fiji, 
sJbLa  wo  es^  nach  der  Pablavi  ] 
ans  ursprünglichem  'k'  in  die  ri 
flbergegangen  sein  muss  (im  od 
Füllen  noch  einen  steten  Wee)ii 
'ag'),    ebenso    in  cjut>   dtda^,   d 

ächten  br.  Worten,    wie  £.{   ira; 


Richtung ,    «•  tuy,    Traum ,    «j^ 
hnr&y ,    l^onner.     Käst   ebenso 
Wortes,    wie   ^iC  z&ym,    Schwe 
mnrj'uu,  lung.     4I.  bal/ar,  Sch^J 
Boden,  Land,   jCiiLi.  sSjong,  lej{ 

£  wird  auch,   ahulicli  wie 
wendet ,    um    den    Hiatus    zwiRcb 
meiden,  wie  wir  dies  bei  der  Deo 

Die  Patatalreihe  ist  vollsiänd 
bekannten    Weise   zu    sprechen; 

Lassen  vermuthete,  z.  B.     ^ä^  jl 

ibr  hänfig  auf  indi.schen  Ursproj 
"raniajh»  Ansicht,  Verstaudoiss. 


4 


Jhumpp:  £frawM.  UntenHclumgtn  Hher  lUs  Brtk^. 


13 


B«i  den  Orobrelon  Ut  ^  r  aohou  ganx  *in|jibtog>t, 
X.  B.   tjl  iir,    Schvettor,     t£^  9^P^»   ^^°*  Sooh«,    JCLm^ 

haniDg,  vich  bewogen,  weodati.  Ea  irt  nhr  h&afig  in 
Worten ,  din  rod  <l«m  Sindhi  b«riib«rKr*nomm9n  tind ,  wi« 
l£2rkiikuT-,  Huhn,  Sindbl  44if^.  ^y^^  brjipi,  irgend 
i'twu  (Pen.  ^uhiB  mit  dem  Sindbl  bemiDotiv&fßx  r<), 
^°»^  mö£ir1i   Scbab,    Sindbi    *4|m<|1.     Wegen  eeioer 

unprttngliobcn  Identität  mit  d  kauu  f  »ach  M|iinrt  werdaa, 
wie  ^.^  rörh,  Kalb. 

Wu  die  Labialclaue  betrifft,  »o  ist  d(>r  Lttut  ^  f  dam 
Brähui  eigontbQmlich,  wäbrend  iho  die  drftriducfaon  Spnwlwa 
nicht  kciincMij  x.  B.  jCiijjD  haraflng,  fragen,  ^f  :aj  UÜng, 
binde».  Wir  werden  »piiter  »ebeo,  dsM  auch  dM  Ckuati- 
vuni  durch  Anhängnng  von  ^  an  den  l^tamm  geUUUt 
wird :  beim  VVrbnoi  negativum  wechselt  ^  mit  ^  nadi 
gewisMtii  LautgeN»en.  In  Wörtern,  die  an«  dem  Pereüehen 
genommen  rind,    iei  ^  hie  oad  da  au«  'b'  entvianden,  wie 

yU  Axt,  Pen.  Jj.  UmprÜDglichea  ^  wird  abrr  auch  im 
KrAhüi  fai«  und  da  in  v^  ferwandelt ,  wie  XJL  pilpit  = 
JuiX»   Pfeffer. 

unter  den  Sibilanten  ist  der  Laut  v  x  (wie  das  eng^ 
tische  X  gt«procben)  xn  b«aeht«n ,  der  sieb  nicht  nor  !■ 
vMeo  geborgten,  iwndera  ancfa  in  ichton  bnlhni  W&rtera 
flndH,  X.  a  X^  bhAx( Bai.),  viel,  J^v  xll,  NageUder  liandete.). 

xw  paxnh,  Haar,  «r«^  Z^mü,  Gaxelte,  |^C  Ka;»iS|  Bebwerl, 
xjy^  phaxör,  fett;  au«  dnn  Perxixebea  dagege«  itiwi 
^ .  xurt  i»d«r  ^..v  xiirat  ge*«hri«beD  aad  geqiroebio,  etae 
Art  grober  Hin»,  ^jj  dud,  Diebstahl  (Pen.  ^^^jk  abga- 


nehen  tod  gans  gewöbnlichea  ^ 
.^  ,<"  kaiDKör,  schwach ,  Uj\  «e 
aus  ursprGoglicbem  dem   ea 

eatstantleDf  wie  tJVs  zalftk,  BlnU 

Wofl  die  Nasale  Ix^trifTt,  ^ 
Anusväralaut  nicht,  die  Noaale' 
sprechen  auch  in  Verbindung  n 
flonanten,  z.  ß.  die  Inßnitivendl 
sondern  'ing'  (?^).  lu  eiiixelu^ 
eupbouischi^r  Wechsel  ftr  *j 
Zwiebel,  Pers.  A^ 

Von  deti  Halbvocalen  iallt 
wir  bei  der  Coujugutioii  sehen 
Wortes  wird  es  unter  gewissen 
assiniilirt,  wie  bei  der  l'lnralbildni 
Stammen.  Dass'r' luit 's*  in  inehi 
sprechen  Formen  wie  ^.f  nre  u« 

zeigt    das    ßräbni     in    mehreren  | 
draTi4ischen  Sprachen  ein  *r*  habl 
scheinnng  keineswegs  durchgreife« 
as-il,    eins,    drSviiJiscber   Stamm 
canarettii^ch  eracj-o,  Br.  s£U*.^  nim 
Kineu  Wechsel  zwischen  *I*  und  V 
Ursprüngliches  'b'  geht  im  Brähi 
ea  zwiscbeu  xwei  Tocale  zn  st-eh 

ÜQViLn  und  dann  afäa,  Hirte,  Pe^ 
^ji^TgCs  =  J^  (Pers.)  „viel/l 

Der  Hauchlaut  g  wird  sobv 
daher  proiniscue  oJl  ^^^  und 

^ju^\  aZ'**  öud  y*fcix(D  bftxas,  „wi« 
(Pers.  j^). 


Trvwtfipi  tinnum.   l'nltVMn^wtfffm  dfrfr  4I/M  firvifc««. 


ID 


Schreibt  mau  (Im  HnhQI  mit  biodÖnUnl  Cliaract«rni, 
ist  M  r&thlich,  alle  Nomina,  die  auf  «ia  Icoreoa  V  ant- 
aten« mit  fiualtfDi  t,  wie  im  tVrsiKheu ,  xu  ftchrciUv, 
li«ht  onr  nm  otwaigi-n  Minr«ntiiDdai$iM>u  1>cim  \jnmn  ror- 
xabnafren,  sondern  auch  weil  das  aaf  *a'  aaslautend«  Nomen 
fiiNt  die-M.tllwn  KiKentIinm)it;hkeiiea  bei  der  Flexioo  Migt« 
wie  im  rrmischnn  die  Nomina  auf  t  '.  Um  das  fioale  V 
beim  PraeBeus  detinitum  de«  Verbnm^  sofort  erkeno«ll 
XU  können,  möchta  ich  vortcfalagen,  ilajselbe  «'beufalk 
immer  durch  %  an«xudrflckcnt  da  ««»  weil  tf  den  Ton  uicfat 
trügLt  uirbt  Wühl  dnrcli  ein  hingei  V  wiederge^^eben  werden 
kann;  aaf  dirae  Wei«e  könnt«  Tiel  Confasioa  tenni«dro 
werden. 

ConBCoaiiUnconiplexe  kennt  da«  Brihtll,  aber  f(ewChn- 
lieh  nur  mn  xwei.  eelten  von  dtvi  Cbttaonantea  1  und  daa 
laty.tere  unr,  wenn  der  mittlere  Cousooant  eine  lii<]nida 
oder  ein  Zi»ch1ant  i«t^  x.  ß.  jgi^  JCal^li,  Schmen,  ^^a^^ 
ba^Abö,  »eltenkel.  Am  Kiide  eines  Wurti**  kann  nnr  ein 
('onjunctcniiwnattt  vorkummen,  wiesfJL)  p^Ut  Milch,  .ii^cLf 
haik,  Mahne  Am  Anbug«  esbe»  Worts«  «obeiot  «in  Conao» 
uaat«ucom(]l«x  nur  dann  lu  «tehen.  wenn  der  iwcit«  Coosonaol 
«nt weder  ein  'r*  oder  't   b^   wi«:  -^fS  grtm,    Naaiinlnch, 

sSj^^r^  bnlhoi,  Brobai,  aüy  nTfbab,  Enkal,  JjJ'  grand, 
kun,  yf  Vfnl^   xvShing.  rerlaog««  (fom  Pen.  it»»i. 

Nach  d^m  verxeicbnelen  Anaiptaclien  der  \Vdrt«r  iat 
wohl  kein  Xweifp].  dsM  OooMwuitim  Ttnloppelt  wenUn^ 
obacbon   ich   in  den  Uabttaanog«  toq  Nicotaon  nirgwiik 

da«  Zctob«n  den  Taii]id  bab«  banurkan  kduMO,  i-  ])■  ^L 

pinui,  dar  Bobankal,  aj  Innim^  Malier,  Jj^  xnllf,  ein 
Krug;  ein  flnalar  Conaooenl  aohaiBt  aieht  vardoppelt  an 
wi'rdoo,  pbacboa  Balltw  dacKitig«  Aaa|iffikdi«n  angibt«  ■.  B. 


SitSHMtf  der  piuloti.'i>hii 

^mJO  hi^i   Asche  f    in  Fremd^ 
doppelnng  beizubebnlten,  wie  Tj 


chtS 


Geschlecht 
Das  Rrilfaüi  unterscheidet  k« 
wie  dies  auch  arsprüuglich  in 
nicht  der  Fall  war^  wo  ea  durohac 
hervorzuheUou ,  stellt  es,  wie  n<i 
Malayalam,  die  Worte  „mäonliol 
imher  m  definireade  Nomen,  z.  I 

f^M  ziar  biä,  ein  männlicher  Eh 
ein  weiblicher  Bsol.  Dense IbetJ 
beveichnuug  ninss  ans  <lenselUen  1 
Terfolgea,    aus    dem  die  betreSei 

Das  Brabüi  bat,  wie  die  drfiri 
nar  zwei  Zahlen,  den  Sing  oll 
die  köbiri^heu  .Sprüchen  als 
noch  eiueu  Dual  ausgebildet  hal 

Der  Stamm  aU  aolcher  stell 

Der  Plural    wird  im  Brfl 
Affixes  gebildet    und    es   gibt    di 
Eine  Plural bildung.     Im  Kinzclm 

I)  Nomina,  die  auf  eiuen  C 
bangen  an  dem  Stamm  das  Affix 
ein  Mensch ,  PL  iJLtJoü  bauda; 
tlllü».  zaf-äk ;     jj.^L  bSmaa,  Ni 


1)  LeMh  gibt  dafDr  narrangA  (soll  1 
Nar&ngä  ist  eine  Adjectivlitdnng  ron  *nfl 
dagegen  ist  anrichtig  und  mtiu  ebenfalls 

2)  Beilew  beliaoptct.  (lasB  vor  der  E 
Woriatamnies  \a  c  verwandelt  worJe,  wi 
Icli  b&be  d&voD  Doch  niobts  entdecken  kl 


J 


TiVOTpy  ■'  vTSMIH.    C/HMWIMMIMfpfll 


4m  JMAif . 


17 


Eine  Ansnahme  davon  bilden : 

a)  Nomina,  die  auf  .  mit  vorangobMidtm  korm  Yoflftl 
endigen.     Diese   nehmen    aU  PlnraUffix  nicht  'ik\  Bondem 

oor^k'  an«  i.  B  ^^  ]pin«  Ange,  PI.  dU^  X^n-k;  ^  pin, 
Name,  PI.  ,dUj  pin-k.^ 

b)  Xomina,  die  aof  ^^  nnd  .  auslanten.  DtMt  wwft» 
vor  dem  PlaraUffix  *k'  au  eupbontjchen  KfickaichUn  V  ab, 
wenn  ihm  ein  kurier  Vocal  vorungeht.  x.  B.  .^  nai,  Pnai, 

PI.  ^  nak;  V*  jedoch  nnr,  wenn  ihm  ein  langer  Vocal 
rorangefat,  wiit  Ajt  mAr,  Öohn,  PL  ^JL*  mak.  Man  wird 
dioien  Prooew  kaum  eine  Aanmilation  nennen  kOnneo,  da 
ieh  nar  die  Anaeprache  'nak*  (und  nicht  nakk)  angegeben 
6ode. 

'2)  Nomina,  die  aof  *ah'  aaslaatan,  ecftuüten  ror  d«m 
Plaralaffix  'ak\  um  den  Oiatua  xn  rermeiden,  ein  eaphoniscbre 

A  f  ein,  E.  B.  «^  lummah,  Muttor,  PL  ^JLa«J  lumma-^-aks 
u^a^  S&flffth ,  eine  Krau ,  l'L  dÜüLffiuA  |ftil£a-/-tk.  Dia 
Boale  b  dea  Singular*,  dai  nur  uli  Leeanlebin  dl«nt  (dena 
«•  liegt  kein  Orund  Tor  m  aus  demMdlwn  Ouaichtapunkt  u 
batraebteu  wie  daa  finale  pernsch«  i),  wird  dabei  al«  «ni- 
btkrlioh  weggehuMn. 

S)  Nomina,  dUr  auf  einen  langen  Tocal  awlanico, 
klagan  im  Plural  ilai  AfTix  *k'  an.  x.  B.  \jt^  dloA,  weiae, 


I)  Bu  ffibt  p.  I  TOD  yji  .JOick«**  «ad  d 

•a.    D«M  Mbeint  »ir  tln  DrMUbUw  «Air 

vUlt  ijkiu,0  nuul»-b  tna  iiaMi  ttaf .  ^ 

Plural  uf  '('  hak«  l«k  alegMli  ftate 
(l»(U.  t.  PblLpkU.  Cl  tu.  L  C] 


18 


I  Ar  paAt.'j)kätil.  CUme  vtm  4.  Dtcm^tt  1890. 


eiuWei»«-,  R  Jbb  dSuS-k;  ,i  du,  Hand,  PI.  ^J.^  dfl-k»)? 

JJi  htilli,  Pferd,  PI.  «^JULe  b  oin-k.    Die  Nomina  auf  Y  jedoch 

bilden  ihren  Plnral  ancb  auf  iy-Sk  (oderi-sk),  indem  das  finale 
Y  vor  dem  schweren  Affix  '"ik'  zu  'iy*  oder'i*  verkorzt  wird, 
loh  habe  davon  mehrere  Eiei^fpiele  in  Nicolüon^a  UebersezongeD 
gefunden;  8.  29,  L.  4  kommen  beide  Plaralbildnogen  nebea 
einander  vor:  JL*U--  Li  ^;^l>  af  Uä  ^»^Uj  ^^ 
^1  ^aXic  Lübt  »Clive  sah,    das«  die  Soldaten    des  Feinde« 


S. 


,»eiiiy 

'lui^ 


wie  auch    ihre  Pferde"; 
Spione.*' 

^  kommt  im  Brahüi  nicht  selten  ror,  dass  der  Pin 
gar  nicht  durch  ein  Pluralaffix  ausgedrückt  wird,  sondern 
AUS  dem  ZuBammenbang  crscbloascD  werden  ranss;  ist  aber 
eiu  solches  collectirisch  gebrauchtes  Nomen  äabject  dnee 
Verbums,  so  muss  das  letztere  immer  im  Plural  stehen,  z.  6. 
Nicolsou  p.  8,  L.  U  :  .^^  is^'j^  ;'>*  "^^  ^s*'^^?*-  ^}^ 
„seine  Soldaten  werden  ein  tausend  Uubiier  kochen*",  wo 
der  Plnral  des  Futurs  (.».wj  basör)  darauf  hinweist,  dasi 
^icLyM.  als  Plural  gebraucht  ist.  Völlig  unrichtig  aber  Mfl 
es,  wenn  Leech  Hagt,  dass  iu  solchen  Fällen  zur  Bezeichnung 
der  Idee  der  Phiralität  dem  Nomen  -A^  „viel"  vorgesest 
werde;  A)  behält  immer  seine  volle  Bedeutung.  CaldweU'i— 
Bemorknng  iu  seiner  Comp.  Gram,  of  the  dräv.  Laug.  (p.  128)|S 
dass  im  Brribül  die  Zahl  der  Nomina  gewöhnlich  unbestimmt 
gela-^seii  werde,  muaa  daher  sehr  beschränkt  werden;  die 
livgol  ist  vielmehr  die  Änhängung  des  PluralaflTixes  und 
der  gegentbeilige  Fall  die  Äusuahme.  Er  wiederholt  auch 
die  Behauptung  Leech's,   dass,    wo  es  u5thig  sei,    die  Idee 


1)  Du8  dfl  im  Plural  dik  lildea  solle,  wie  Bellcw  augibt,  ist  bOchil 
URWahrscIieiDlich;  Ünx  gibt  atuid  rück  lieh  die  Aosspracbe  duk  (p.  1}. 


7)mmpf:  ftramm.  Uiätnmdhmgtm  1A^  Ja*  BrilMl. 


19 


er  Ploralilüt  auwlrfloklich  za  bcseicbeo,  Worte  wie  „vi«)"t 
„maocbe'^  dem  bctreffcmlcu  Nr>men  rorgesett  werdsQ,  »nf 
deren  Unrichtigkeit  wir  »chon  hiagewieavD  haben. 

Diu«  daK  PlanUffix  'hk\  'k'  dravi4i*ehcn  Crffpinagi  itL, 
t»t  mit  Sicherheit  nQxnnehmen.  Das  oraprSogUcbe  drSri- 
^iiiohe  PIuralaHix  ka{.  ^tk\  ood  g«ju  iiit  Tenchiedenllich  ab- 
gtsebwAcht  worden,  im  Teloga  zu  'Ut  (mit  Abwerfang 
TOD  *ka',  *ga^)  and  im  Gönd  umgekehrt  va  'k'  («■  B.  nai,  Hand, 
PL  nai-k). 

Diaaca'k',  reap.  *ak',  findet  «ich  aoch  in  das  ndrdlicbeu 
tfiraniichen  Spraehnppen ;  ini  Ungarischen  i«t  'ak'  Plural- 
affix.  r.  B.  hat,  Haoii,  PI.  haz-ak.  Auch  im  Tllrkiacben 
fladen  «ich  oocb  Sparen,  da«s  'k'  aU  Plnralaffix  rerwendet 
wurde,  t.  ß.  Jjh^t  Id-ik  „wir  waren." 


8  3. 

FlaxiooMfllxa. 

Eine  Flexioo  dea  Nomena  kennt  da«  Brahül  nicht,  ao 
wenig  a)«  dif  dmriOUch-taranischeD  Sprachen.  Die  Caane 
werden  durch  Äfflie  hcrgeatellt,  die  für  den  äingnl&r  und 
Ploral  dieMtIben  «ad.  jedoefat  wie  wir  aeben  wenloi,  mit 
einigen  eupbnniacheu  ModiflcationeD.  Je  nach  den  Affiien 
kann  man  daher  eine  beliebige  Zahl  Ton  Caeua  faeivteUvi 
~  Kinxi  bat  (p.  1S6)  deren  nicbt  weniger  ale  13  M%eet«lU 
—  wir  werden  aber  bnr  dii^jenigen  Affixe  aU  «icentliche 
QuQMcieben  aafRtbron.  die  mit  deiu  Nomen  entweder  acbiJO 
veracbmohen  nnd  oder  duaelbe  aaf  irgend  eine  Weiaa 
afficirru;  die  ftbrigen  aind  PbatpoelUoBi  oder  Nooüm,  iKe 
dH  Torangehende  Numeo  niebt  weiter  beeinfloMeo. 

Der  8Umm  dea  Wortea  iat  immer  legieieb  der  No- 
minativ,  wie  dia  aneb  in  dea  tfiftntaebm  flpreeb« 
der  Fall  tat 

FOr  die  abrigen  C*eaf    mCbaen   wir  rorlinflf  dn  Ste- 


20         SiUung  der  jJtUon.-philtU.  Ctasae  rom  4.  December  1890. 


galar    und  Plnral    ans  rationellen  nnd  practischen  Gründen     ii 
nnterscheiden.  H 

Die  dräTMi^cben  Sprachen  hängen  bekanntlicli  bei  einer" 
ziemlich  grossen  Anzahl  von  Notnina  die  Ca-susaffixe   nicht 
dired   an   den  Wortstamm ,    sondern    an    den    sogenannten 
Formativ  (wie  dies  ancb  bei  den  nordindischen  Idiomen  der 
Fall  iät; ,    ein  Phaeuomen .    das    den    tärnaiscben   Sprachen 
fremd  ist.     Das  Brähfii    nähert    sich  in  dieser  Hinsicht  auf     h 
eine  merkwürdige  Weise  den  drävicjischen  Idiomen,  was  b^^| 
jetzt  ganz  Obersehen  worden  ist,  aber  uar  im  Plural,  nicht" 
im  Singular.     Au  den  Singular  treten  die  Casnsafflxe  ohne 
irgend  welche  als  euphonische  Veränderung,  im  Plural  aber 
sind  noch  deutliche  Spurea  eiaea  FormativR  vorhanden,  wie 
wir  gleich  sehen  werden. 

Die  Casusaffixe  des  Singulars  sind  iolgende: 
Der  Genetiv  wird  durch  daa  Äfftx  *ua'  bezeichnet;  der 
Dativ  und  Äccusaliv  durch  *e*,  selten  bleibt  der  Accnsattr 
ohne  Caauszeichea ,  der  Instrumentalis  durch  'af,  der  Cod»j 
junctiv  durch  'io  oder  'atö\  der  Ablativ  durch  *an\  der  Locatir 
durch 'ae'  und  ^  ti.  Von  diesen  Affixen  iSnde  ich  in  Ni- 
colson's  Ueber^e/.ungen  (j  separat  geschrieben,  die  Übrigen 
dagegen,  wohl  um  ihrer  Kürze  willen,  mit  dem  Wortstamm 
zusummengescbrieben.  Endigt  ein  Nomeu  auf  einen  Cou- 
sonauteu,  so  treten  sie  einfach  au  den  Stamm;  dies  ist 
aach  erlaubt,  wenn  e.s  auf  eiuen  langen  Vocal  oder  *ah' 
endigt,  häufiger  aber  wird  in  diesem  Falle,  wenn  das  Afßx 
mit  einem  Yocale  aufiLngt,  ein  euphonisches  ^  eingeschobeu, 
am   den   Hiatus   zd    vermeiden ,    wobei    dann   daa    finale 


^ 


wegzufallen  pfiegt ,    z.  B.    Dat.  Acc. 

es  gewohnlich  geschrieben,  statt  ^ 
oder  wenigstens  ton]o<<  ist)   oder 
(eine)  Frau." 


ÜAJbtd   (so  finde  ich 

weil  das  'e  kui 
jJujL^  za»ifa-y-e 


4 


„euwr 


7ViiiN|t/i:   Oramim.  Umifmckttmitr»  tArr  doa  BrUUH. 


31 


Bei  den  Affixi^n  dw  PInrala  (Iftf(e(Ceii  tritt  eine  be- 
deatendtf  Modilieatioo  ein,  obftebon  sie  nnfprODKheh  oatt 
denen  dee  Sin^'ular  idontisch  Hind,  wie  aobon  beiMrki.  Dm* 
NominatiT  dei  l'lunil  endi^.  wii*  wir  gmebca  habivi,  auf 
*tk'  oder  bl»H  *k*  Wir  wQrden  nan  erwarten,  dam  dl« 
Aflfae  lu  di<>«e  Endung  antreten,  wie  im  8itt|^lAr,  aad  so 
kat  BtMh  Dr.  iVllrw  die  ftncfae  in  K«iner  Gnunm&tik  dftr- 
gMUtllt  Er  flectirt  im  Plaral  t,  B.  Nom.  kwvtk.  Weg«, 
tien.  k«««rBk-nii.  Uatir  kjiMfak-«  e(c.  Von  dtveer  Fltntton«- 
Wtfiwi  jedoch  ha.be  ich  nnr  <Hd  rinxifrev  Beinpiel  finden 
kAoBeu,    du  Niooleon    p.   U,    L.   I    ateht    ond    so    laat«t: 

„die  Lieb«  (bier  mU  Plor.  gebrmuoht)  gnti*r  Menacbeo  i«l 
im  ttflcken  oder  im  Aogeaicht  auf  {—  lon)  Kiner  Fariie 
(=  Weiae)."  Ee  mag  alao  wob)  »ein.  daaa  dieae  Kleiiona- 
weiae  bei  einten  brahni  Stanmen  rorkommt,  abrr  nacb 
den  una  vorli*%(^ndi*ti  Mutcrialien  iat  ne  laoaerat  «pttoo  und 
LMCh  und  Box  babt-n  «ie  ^ar  nicht  LTwähut;  «a  ial  diai 
aUo  ein  Pnnet,  anf  den  künftige  Ki)r«<rher  ihr  Angonmerk 
riebLen  tollten. 

Ea  tritt  im  Plural  ilaw  morkwürdigo  PbamoiMn  «i&, 
da»  vor  den  Affiieo,  die  an  danaelben  traten,  mo«  andara 
Plaralform  anf  'at'  und  't'  Mm  Vonebetn  komnt-  Sehoa 
QUdwell  (p.  Ui)  but  aufdinea  Waebael  Ewteebvo  V  ond  V 
bingawitaan,  ao  nnriobtig  aneh  die  dabeiatabeoda  Behaupt- 
ang  ift.  daaa  im  Brabftl  gewöhnlich  boaoadara  Wort«  g^ 
bnincht  werden  um  die  PluruhtÄl  lu  beamabsMi,  waa  wir 
BSbOB   nbrn   aU    t5Uig   nnlicgrltodai  nirflekgewiaaan  haben. 

Wir  wQrden  non  «rwartAB.  daai  der  Ganetir  Plaral 
AtrnA  reap.  k-ni  laatan  «flnla.  Uiaa  iat  ab«  aiehl  dar 
,1^,  aondarn  dafadba  lavtat  aar  O-«,  i-l.  Wir  bmolMi 
kvine  Sliasnn  tob  *n*  aosnnchmes,  da  aowobl  'na*  ah 
'■*  alj  Oanaü raffixe  in  dan  diw^laubi  Bpiadwe  forfcomaaA. 


32         SUetmg  der  philos.-phiM.  Clat»e  mm  4.  JMtumber  1890. 

Das  Gönd  z.  B.  gebrancht  'na*  und  ^na*.  *da'  und  V  (CJald- 
wellf  p.  188)  ond  im  Eanaresiscben  ist  *9l  (a)  dafl  einzig« 
Genetivzeichen  (Caldwell,  p.   192). 

Das  Datir-Accasativ-Affii  'e*  tritt  ebeofelU  an  *at*  und*l* 
=  at-e,  te.  Es  ist  nun  merkwUrdig«  da)%8  dieser  Casos  xa- 
gleicb  iilfi  Formati 7  für  die  In f^tru mental-,  ConjnacHr-, 
Ablativ-  und  Locativaffixe  sowie  für  einige  andere,  wie  ^  kl 
„von  vegen*%  etc.,  dient.  Das  'e*  ist  in  diesen  Fällen  uat&r- 
licb  nicht  identisch  mit  dem  Datir-Äccus.- Affix  *e\  obwohl 
C8  jezt  äu*seriich  mit  ihm  zusammen  fallt,  sondern  ein 
Flexinni>incremeut,  das  mit  dem  Tölugu  *i'  verwandt  sein 
dörfte  (s.  Caldwell,  p.  164,  (6)). 

Ein  Nominativ  Pinral  aufhat',  *t*,  findet  sich  ject  nicht 
mehr  im  Gebrauch,  aber  diese  Endungen  kommen  doch  noch 
Tor  solchen  Äffixen  vor ,    welche  sonst  den  Formativ  nicht 

erheischen,  wie  lJl*w    sikü,   „bis   za",    ä.   B.    |5^  ^yLiÄl» 


panda-^'-St  sika,  ,,bi9  zu  den  Krallen." 


Was  den  Ursprung  dieser  AfTixe  Ijetrifft,  so  ist  schon 
bemerkt  worden,  dass  das  Genetivaffix  *nä'  nnd  V  sieb  b 
den  dravi^ischen  Sprachen  nachweisen  lässt;  dasselbe  gilb; 
von  dem  Dativ-Accus.-Affix 'e*,  da«  dem  Tamil  'ai*  und  dem' 
Malayajam  'e*  entspricht.  Da  diese  letzteren  Affixe  indeesea 
nur  den  Accnsativ  ausdrucken,  so  könnte  es  scheinen  .  als 
ob  das  Brabü)  für  den  Dativ  kein  besonderes  Aifix  aus^^ 
bildet  lultte,  was  indessen  nicht  wafarscheinlich  ist,  da  die 
draviijischen  Sprachen  den  Dativ  und  Accusativ  durch  be- 
sondere Affixe   scharf  scheiden.     Das  dravtdliscbe  Dativaffix 


I 


I 


ist  'ku   (kku)  nnd  'ki',  im  östlichen  Türkischen  'ga',  'ge\  iiofl 
l  OsmBnlU  zu  "^eh*  (ycb)  abgeschwächt.     Ein  ähnlicher  ProoealB 

könnte  auch  im  Brahüi  stiitt^efuuden  haben,  so  das»  schliflB^I 
lieh  beide  Casus  äusserlicb  Kusammenfielen.  Das  Instrumental* 
affix  'at'')  entspricht  am  nächsten  dem  Telugu  't&'i  da«  oon- 


4 


Jhtmjip:  OriMHM.  Urnttramdlmt^m  46er  doi  Brikat. 


25 


DCtire  Affix  Btü  oder  t4  tokamt  mit  dem  Ttmil  nnd 
MaUjajiuQ  öijn  verwandt  tu  nein;  irn  Tohign  wird  d«ifir 
UUJQ  und  i%bf<eknrzt  tö  t(e1)raacht,  flb«r  iImspd  Identitit  mit 
Adn  jedoch  Caldwell  im  Zw(»ifol  iit  (Cftldwell,  p.  174—5)« 
Zu  iMttfthtnii  iitt ,  diuts  im  RrabftI  nar  im  Singolar  atA 
und  tö  promi«cae  i;*?brnucbt  «rerden ,  bWm  Plurftl  finde  ich 
unr  td.  Das  Ablativulfix  '.In*  mag  mit  dem  Tamit  *in'  und 
d«m  Telugo  *Da*  rfr^licbtiD  «rrn]«D.  Zur  BtSMchoung  dm 
LocaiiTN  grhraucbt  diu  BrahOI  r.woi  AfFixe.  *a*  (euphoninch 
^  Y'Hf)  nnd  'tS*.  Uw  erst«  bozfichnet  nicht  nnr  da«  VtT«*i)oa 
an  einem  Ort»,  lofidani  ancfa  die  Bewegung  nach  afaMoi 
Orte  hin,  w&hrend  'tl*  nnr  streng  loeale  Bedaatnng  bat. 
Watt  djM  Affix  'fie*  (/-He)*)  betrifft,  «o  kann  ich  auf  keu6 
directe  dmriijiiche  Anaingie  hinweiueD*),  *tt  dagegen  «ebeint 
mit  dem  Tamil  idei ,  Ort ,  (Tuln  da  »der  \n)  verwandt  in 
•ein  (cf.  C«Idw<.n,  p.  300). 

Der  VocatiT  iit  im  Rmhüt  ideutiMh  mit  dem  Knniiiialiv« 
doch  wird  demselben  gewöhnlich  die  Intorjection  'oi*  roran- 
geetellt,  hie  und  da  wird  auch,  nach  perttwliar  Weil«,  dem 
Wortatammn  «in  'a*  angehftngt,  om  dp  Ruf  recht  dehnen 
SU  köDoen .  t,  U.  (^U^l  iü  hart  .,o  Vater'* !  BelWw  ftthrt 
aU  V(»catir  PraafU  'ore*  an,  waa  wafaracbcdnliefa  daa  Biodbl 

Wir   mBisau   hier  noch  etwa«  auf  die  Daretelluitg  der 


1)  !■  UffliU  hAi  ai«Mi  Affii  ethr  eA  41*  BeiieitaH  ^*  «»H'.  «te: 
■Sijii.tjA    /«li-^  .mltVtrtaac«o*ift«cbtM«a«r««te:  ^^XmO  lt> 

9  *  U  keoDl  aach  ab  «Um  eubhiacifi  fMlpoelbaa  ftr  «Mi  rar 

■•1  kaaa  «U  «olch«  aa  J«4a»  Xoaea  tr«l«a     !■  kedealet  aasa  imm^ 
♦aap,  .an* 

S)  In  UatVi  Uaial  der  Lnmtit  aaf  *r  ue^  ••  M  Mir  eher  4mIi 
Mftr  tntm*  ek  «  «w  V«e|Wekvff  haraaflMgaa  «iv««  Mit 


iSÜ 


24        Skaum^  der  pkUott^-pkäat.  Oomt  vom  4.  IhetmUr  idE». 


FleiioQ  darcb  Dr.  Bellow ,  Leech  aod  Pinsi  Radcsicht 
nahmen.  Beilew  gibt  als  Ablativendung  Slog.'ySn'  (kasaiyän) 
an,  was  sich  nirgends  nacbwei^n  lässt,  diese  Eadang  kommt 
Tiftimfthr  nur  im  Plural  vor.  unter  'arä'  föhrt  er  den  AH- 
l»iiv  Sing.  oratyaD  anf,  woa  der  Ablativ  des  Plarals  ist; 
den  gleichen  Fehler  macht  er  mit  bulltyän,  was  ebenfalls 
Abi  de«  Plnralfi.  Aach  in  den  folgenden  zwei  Paradigmen 
(p.  474)  ist  der  Ablativ  ^ing  falsch  angegeben.  Ceber  die 
ÄnbäDgnng  der  CasusafTixe  an  die  Pluralendung  'ak*  haben 
wir  ans  schon  ausgesprochen.  Leech  gibt  aU  Dativ-  and 
Äcc.-A91x  auch  *ne^  an,  wie  buline,  und  es  finden  sich  bei 
ihm  Beispiele  wie  gudatiue  ,, Kleider**  etc.  Ob  ein  solches 
Dat.-Acc -Affix  sich  bei  einigen  brahm  Stämmen  vorfinde, 
kann  ich  nicht  bestimmen,  hui  Boliew  und  in  Nicolson^s 
Ueberseznugeu  habe  ich  kein  einziges  Beispiel  davon  ent- 
decken können,  so  dass  mir  die  Sache  sehr  fraglich  erseheint. 
Ebenao  verhält  es  sich  mit  dem  Instrumentalaöix  'ene\  du 
Leech  anßfart  (z.  B.  zagbmene),  von  dem  ich  nirgends  eine 
Spur  habe  entdecken  können.  Es  scheint  mir,  dass  ihm 
das  Uiudrisiäni  vurgeschwebt  hat,  da»  er  hie  und  da  mit 
brahüi  Formen  verwechselt  hat.  Finzi's  Darstellung  der 
Flexion  scheint  bei  ihm  mehr  Sache  der  Phantasie  atafl 
der  graniniatischen  tJutersuchung  gewesen  zu  sein.  Er 
wiederholt  unbesehen  alle  Irrthümer  Leech's  und  fügt  noch 
aus  seinem  eigenen  Schazc  neue  hinzu.  8o  gibt  er  k.  B. 
einen  [jocativo  determinato  'huliai'  und  einen  Casun,  den  er 
Adessivo  nennt, 'huli-ai\  ohne  einzusehen,  dass  beide  identisch 
sind,  und  huÜ-ai  nur  ein  Druck-  oder  Schraibfebler  für 
hali-fli  ist.  Auch  bat  er  einen  Caritivo,  wie  'ka.>*ar>af\  er- 
funden, indem  er  nicht  wusste.  dass  'sf*  ein  Verbum  ist  und 
,,68  ist  nicht'*  bedeutet  Den  Plural  von  kasar  „Weg'*  bildet 
er  auf  kasar-k,  nnd  den  Accus.  Flur,  huli-m,  k&sar-i 
Woher  er  diese  sonderbaren  Formen  genommen  hat,  die 
auch  Leech  ganz  unbekannt  sind,    gibt   er    nicht    an,    wir 


let  j 

nufl 
JieV 

wir  ^" 


Inmpp:   Onmm.  (/ttlermtkuntin  «ter  4m  AMtot 


a5 


messen    sie    abtr    vurUnfig    in«    R«tob    der    PbauUauf    rar- 

Wir  wollen  nun ,  der  ]fiiU!tMM&  Cebercidil  wiltnL, 
die  Flexion  (k>r  bnbui  Nomina  xanmiMOffteUa^ 

Ij  Nomina,  die  aaf  einen  Coneonanten  endigea. 
•)  Jl^  7»*.  **>o  Stein. 

PUr. 
üWLi.    zal-ik. 

J  jX»  ynl-at-e-Ui. 
^^UjX»  znl-at-e-lB. 
^^X*.    jf»l-it-^ae  I 

»irtU^     ai  r»^'^*' 

Wie  die  Hebmbireiae  betriff,  m>  ftndi*  ich  'it'-  k:r  c»« 
Vereebiedenbett :  die  Affixe  eliid  bei  NicoUon  Ibeilmi-'c  mtt 
dem  WoriJitamTn  tammrorngnechnebfii,  tfaeilweiee  aber  daTon 
getrennt.  Ich  halte  m  fUr  dtu  einfaeh«te,  divienigpn  AffSxa, 
die  mit  einem  Voeale  aoCugen,  mit  df^m  Stamm  ituammoo- 
naidireiheOt  die  andern  aber,  die  mit  einm  roneonantcn 
baipanoi,  aeparat  xu  seaeo.  Wee  die  Aueptaehe  betrifft, 
K»  HhwH  Box  das  *e*  dei  Plnrab,  wenn  daranf  ein   Vffix 


SlDf. 

Nom. 

J^ 

zai. 

Oen. 

bj^ 

Xal-na. 

Dat. 
Acc. 

sM 

;piil-e. 

Ustr. 

«äJL^ 

Xal-at- 

CooJQttCi. 

yJ^ 

ZaI-tö 

Abi. 

J!^ 

2al-«n 

Loe 

Voc 

J^' 

ai  xal. 

26       SiUung  der  phffon.-philol.  CiasM  vom  4.  Deetwtber  J8S0. 


mit  initialem  Vocal   Tol^^t,    wie  *i^    ond   schiebt  darauf  ein 
euphonisches  'y'  ein,  z.  B.  xa'ätiyan,  ;falätiyäe.    Diese  Ana- 
sprache  scheint  mir  jedoch  mehr  auf  der  Uraachreibnng  der 
hindüstaDi  Schreibwoise  zu  beruhen :  denn  son-st  schiebt  du 
Brahfii  •lur  Vermeidung  des  Hiatus  ein  euphonisches  a  ein. 
Immerhin  ist  die  Differenz  eine  liüchst  unbedeutende.     Das 
*e'  des  Accus.  Sing,  und  PInr.  scheint,  wie  schon  bemerkt, 
ein  kurzes  oder  doch  ein  tonloses  'e'  zn  sein,  da  der  Wort-    - 
accent,  wie  ich  vermuthe,    auf  der  Stammsilbe  ruht,  aoweiifl 
dies  möglich  ist,    z.  B.    x^i^-e,    XJ*^"'^^,  x^\~tii-ü,    xal-Ste-at  ^ 
(oder   xal-S'i)at)t     xal-5tetö,     xal"Htean    (oder   xal-Stiyan), 
Xal-ate-Se  (oder  xal-atiyae))  xa^-^^^ßti-  I 

Was   das  Affix  'tö*  betrifft,    so   bietet   Bnx   in  aeinen 

Paradigmen    im  Plural   die  Formen   yf'i*»»^  (=  masirat-tö) 

und  JOJLä.Ij  bava-/-at-e-töt  also  das  eine  mal  an  den  Plural 
*^St*  angehängt,  das  anderemal  an  den  Formativ  des  Plurals. 
Ich  habe  damit  meist  nur  den  Formativ  des  Pinrala  ver- 
bunden gefunden,  so  da.sä  die  Form  ..jli.Mjo  selteiier  im 
Gebrauche  zd  sein  scheint«   cf.  Nicolson  p.  13,  L.   1   v.  a. 

L^u^S'  OCiÄ.  »,wie  wirst  du  diesen  Grad  erreichen ,  der  du 
jeden  Tag  mit  deinen  Freunden  im  Streit  liegst?'*  p.  9,  L,  7: 
*j  ^k^t>  {=  datilat-tö).  Die  Form  y^  »äj,  die  Nicolson 
p.  3  L.  4  r.  n.  hat,  ist  sicherlich  falsch. 

b)  Nomina  mit  finalem  'n*. 
Sing.  Plur. 

Nom.  JL    xan,  Auge.  siUä.     /an-k. 

Gen.  Ü^^    x*D-D5.  IxäL     xan-t-a. 


4 


I\rampp:  Gramm.  (Jnterswiuingen  über  dat  BröMH. 
Sing. 


'27 


Acc. 
Instr. 
Conjuuct. 
Abi. 

Loc. 

Voc. 


Nom. 

Gen. 

Dat. 
Acc. 

lofltr. 

Conjunct. 

AM. 

Loc. 

Voc. 


^;ä>  ZMJ-at. 

yj^  3fan-t5. 

Jll^  zan-an. 

,^Ui.  z»n-ae. 


PUr. 

^^üi  Zan-t-«. 

■»..?:  i^  Zan-t-e-at. 

yf^^ÄÜ.  Z»n-t-e-tö. 

JifiXiÄ  3tan-t-«-an. 

^^^jOü.  z»n-t-e-ae.  | 

^^,Ä**  zan-t-e-H.  | 

djti.  ^  ai  z«n-k. 


c)  Nomina  mit  fiualem  *t*  (r). 

Sintr. 
oJ     nat,  Fun. 


tj(^  nat-nfi. 

^Ü  nat-e. 

^»aJU  ual-at. 

ö\:>j  nat-tö. 

Juü  nat-an. 

j^Ui  nat-ae. 

^oa  nat-tl. 

oJ^t  fti  oat. 


Plnr. 

^  na-k. 

Ucj  imt-t-a. 

^>  oat-t-e. 

•^^^}\  ü«t-l-e-»t' 

yi}'*  nat-t-e-tö. 

.Lfcii  nat-t-e-fln. 

(jAjjki  iiat-t-»-ae. 

^^  nat-t- 


28        Sitsuttfi  tUr  phüo8.'2ihiiol.  Ctasse  vow  4.  Vecember  1S60,\ 


Bei  Nicolson    p,   17,  L.  4    finde  ich    die  Schreibweii« 
wohl   nnr   nm   anf  den  Wortstamm  hiiuaweiseD 


< 


diese  Schreibweise  jedoch  ist  nach  den  Regeln  des  Persischen 
nnd  üiudjjstäai  nicht  zulässig.  Ich  finde  bei  Nicolson  p.  21, 
L,  4  anch  die  Form  5  jIjü  ;  daraus  würde  hervoi^ehen, 
das8  in  den  obliqnon  Casns  auch  die  rcgelmassii^e  Plural' 
form  (ULü  uat-at-a,  _jUi  nat-at-e  etc.)  im  Gebrauche  ist. 
Worte  uiiL  finalem  V,  dem  ein  kurzer  Vocal  Torangeht, 
sijid  regelmässig,  wie  ^^kasar^Weg",  Pl.iJl^k^kasar-ak, 
Oen.  \j\y^^  kasar-St-a  etc.  Die  andern  dagegen.,  in  denen 
dem  finalen  *r' ein  langer  Vocal  voningeht.  werfen,  wie  schon 
bemerkt,  das  *t  vor  der  Pluralendung 'k'  aus,  wie  L*  niär 
„Sohu^'.Pl.  JLo  mä-k.  Von  den  obliquen  Casus  von  <JU 
habe  ich  bif  jezt  nur  ein  Beispiel  gefunden :  LSaJLI  \j^ 
•X)^(«f  ^UUS^  ^\^i  ^^"^  ''"i"  ^^  mar-t-a  kiUlbak  arar^k-dH 
„wo  sind  die  Bücher  der  Söhne  meines  Bruders"  (Box,  p,  52, 
L.  9),  es  ist  daher  zweifelhaft  ob  sie  neben  Lj\Le  mar-t-8, 
^Xm  mar-t-e  auch  \jL[x  m5r-ät-5,   _^jLc  mär-ät-e   lauten. 

II)   Nomina  die  auf  'ah'  analanten. 


Coujunct. 


Qing. 

Ä4J  Inmmah.  Mutter. 

[js^  lummah  na. 

I»Ä-»-'  lumraah-e. 

rtili  lumma-y-e, 

^..&«J  lummah-at. 

I  yjiüi  lummah-tö. 

I  jvl*t'  lumma-y-atö. 


PU.r. 
iJIäZJ  1nmma-;^ak- 
UjÜJ   lnmma-y-at-a.j 


^iil)    Innima-y-al'«. 


■e-flfl 


v>UxjU«J   lumma-;'-at-i 


J 


ISwmpp:  OraHm.  tXmn tiitHtm/m  tfar  im  AAH 


39 


Sing. 
Abi.       j^LiiJ   lumma-y-fln. 

,^5UZ}  lamiM-y.««. 

I   J^aJ   laminAb-tt 
Voo.     *Jjy3t  fti  lumnuib. 


Plnr. 


Der  Aoo.  Sinif.  »ji^  lammAb-r  scheint  wviteui  am  g^ 
wöbolichrtttD  sn  MnD,  (la  mir  bU  j«Ut  noch  ksiii  BeiiipMt 
von  der  Form  *^t  tninm»-)*-e  vorgekommra  ist.  Im  Inflr. 
SiDg.  ftft^  man  wahrMboinlicb  tUtt  lammah-at  aoeh 
lomma^^-at,  obitcbou  ich  keia  BeUpiel  davoa  kenoe.  Im 
Abi.  and  IjOc  Sing  ttch«tDt  ror  dam  vocaliach  aolaoUttdai 
AffixiT  dit  GiQacbiebuD};  etae«  capbomschm  c  ili*^  Kegel  la 
sem,  da  mir  Baisp*«!*  vom  ü«g«Dtbeil  bis  joKt  uicht  bekannt 
■iud.  Hi«  and  da  werden  aocb  Komiua  auf  'ah'  via  dia 
auf  *ah'  behandelt,  obgleich  dies  eig«Dtlich  nnriebtig  tat; 
t.  B.  Box  p.  122,  U  a    \mw   wir:     ^LmUjO   b    JiJI 

Lui  »»ar  giaog  aom  Kdnige  too  IrSxi.'' 

lll)  Nomina  dia  auf  eiaen  langan  Voeal 


Plar. 
J(.l   orft-k. 

4l«^^(    ar«-t-««t 


analaoti 

' 

Biar 

Nonu 

Ü    OfS,  Hana. 

(ian. 

UM    urü-na. 

Dttl. 
Aoc. 

^/    urt^ 

Inatr. 

4;.t^l    urt-M. 

CoajuDOt. 

ylJ    nn*tö. 

30       SUsung  der  phäos.-pkäol.  CUuse  i 
^^(♦M    ura-an, 
^^UM    uia-y-5n. 
^Lclpl   ura-y-5e. 


Abi. 
Loc. 


^y    nra-^'. 


Voo.  U  ^5!    ai  ura. 

Ganz  ebenso  gehen  die  Nomin 
daaa  die  auf  "  den  Plural  auch  an- 
können ,  ist  schon  oben  erwähnt  ' 
auf  *i\  ^Uy  'ö\  V  wird  der  Accus.  Sinj 
Hamzah  beseichnet,  wie  r  f«l^w  sip! 
Ablativ  Sing,  habe  ich  bei  Nicolsoc 
getrennt  geschrieben  gefunden,   wie 

(roQ  l^  ba  „der  Mond^*),  was  abe 
billigen  ist,  da  es  Verwirrung  rerui 
Da  das  e  ein  dem  Bi^hüi  frem< 
Wörter  wie  c.j-w  äurüj  einfach  als 
aaslautend  angesehen ;  man  findet 
äurü)-^-an  ,,von  An&ng  an^*  (Nicol. 

Einen  bestimmten  Artikel  1 
wohl  aber  einen  nnbestimmten  y  der, 
einen   Consonanten   endigt,    demselt 

Form  W  (von  ^J  asi  „eins")  angel 
häufig  aber  wird  in  diesem  Falle  < 
^^1  vorangestellt,  z.  B.  ^J*.c^Xü  ^^ 
Mann."  Endigt  das  Nomen  dagegei 
wird  ihm  gewöhnlich  ^^|  vorangesezi 

bis  jezt  nur  wenige  Beispiele  vom  Qe 


TVumpp:  Or*mmL  Vm$€rmthm»§im  A«r  dtu  BrShM. 


31 


^^|g^    UtM-as  „ein  Brii-T'  (BoXf  p.  12,  L.9);  eadigi  dM 

Nomen  aaf  *ab',  so  wird  du  DSchgeMct«  '••'  iqiarat  ^ 
•ehritben,  wie  ^1  »«äj  t*«üi  KiLfig*'  (Boi,  p.  64,  L.  9  y.  o.). 
Weou  du«  Nomcti  auf  tlio  «ine  oder  andere  Weiae  ab  on* 
beetimoU  bezeichnet  ist,  so  fallt  das  Aeeoaatir-Affix  g^ 
wohnlich  weg,  t.  B.  Ll».  jJ  Jfy^  ^  lAj?;**  ^j-^ 
„ein  [iarvc-nh  nah  einen  AthleUn."  Du«  nacbgeeaata 'aa*  finde 
ich  häutig  aacb  getrennt  geschrieben,  wie  in  dem  eormo- 
gebemleu  Cilat  ana  Nicolson  p.  19,  L,  3  v.  n.  Daa  abg»- 
kttrxte  Zahlwort  W  darf  jadoeh  nie  awiaehen  den  Wort- 
•Umm  ond  ein  Qwuiaffix  treten,  da  die  Sprach«  d«n 
üntprang  too  *at*  oocb  lebendig  im  Bewnntaetn  Irigt;  wo 
daher  ein  CamtaafTix  n5lblg  ist,  darf  nar  das  adjectiriechft 
*aal'  gvbraucht  werden. 

8  4. 

Da«  Adjeotn  und  »eine  grsmfnaltMhen  Verhiltnitia. 

Das  Brahui  kennt  in  gnunuuUiachar  Hinvicht  nur 
KuraiiiaUtamnie  im  all^rmt'iuru  ond  haiDe  apectrUi-a  Ad- 
jecUva.  Da»  udjectifiach  gebraochte  Nomen  ist  dah9  g>- 
tehleobtalos  und  in  der  Plexion  den  aUgaoMMiMa  Oaaiwn, 
wia  cia  eatwickell  word<^o  eind«  antvrworflBL 

iMs  Adjeetiv  stabt  als  bea«hr«ibend«i  Nooien  denk  b»> 
aohriabtnao  imnar  voran  und  bildet  mit  denuatbeo  «in 
gmnmatisehea  OaBcaa;  die  Zahl-  and  Coiiumtftxe  treten 
daher  nur  au  daa  lest*  Nomtn  ao,  x.  ti.  Jju.  ULäOu^  bij 
^J>  y^  ^J  noach  dem  Verstand  weiaer  &Unn«r  ist  es  gst** 

Das  Adjpcüv  als  Aoaagvwort  bleibt,  aneh  waio  daa 
Snbjtct,  anf  daa  es  aieb  besiebt,    im  Ptoral  steht,    im  din- 

gukr.    a.    B.  ^  u^;«*  ^W*»  ,5^^^  '*>    **^^  *^^*^ 
8a«h«  <Wort)  wann  aie  «ratauitt**  (NieoL  p.  33.  U  «). 


^  ^ 


w^m^M 


I 


8'2         SiUwtfj  der  phao9,'jMM.  atuae  vom  4.  Decembtr  Mm. 

Gs  ist  eine  Kigenthnmlichkeit  des  ßrahüi,  dasa  es  bei 
dem  beschreibenden  Adjectir  die  Besti mmtheit  oder 
ünbestimnitlieit  durch  eine  besondere  Eudung  aosdrückea 
kann.')   Für  die  Bestimmtheit  dient  der  Zasas  eines  finalen 'a\ 

B-  B.  ^jj^^  ^^^  UffLioL  ^  J^  UuL»  „du  «izai 
in  deinem  Palaste  auf  dem  königlichen  Throne**  (Nicolaon, 
Geschichte  des  Abu-lh'aaan,  p.  7,  L.  9);  das  Adjectir  ist 
nach  seiuer  Grandform  icL:^,>Lj  bad-äsbi,  an  welches  die 
determinirendc  Endung  V  getreten  ist;  so  »j^y  Lua^,  »idw 
»chwere  Geschäft"  (von  ^j^^).  Ädjectiva,  die  auf*s*  und  W 

aoalauten,  bleiben  nnveräudert.  z.  B.  .Li  ^Loj  dLciXo  ^iLjj 
„die  rechtschaffenen  Leute  wie  wir*',  Nicol.  p.  1.  L.  5  t.  o.^ 
(^,   =  Sindbi  H^T).  1 

Von  andern  vocaliach  auslaatenden  Adjectirea  sind  mir 
keine  Beispiele  bekannt.  fl 

Es  scheint  indessen  nicht  absolute  Regel  zu  sein,    die    * 
Determination    des  Beschreibewortes    durch   angehäugtes  'a' 
anzudeuten,  besonders  Fremdworte  entbehren  desselben  suhr 

häufig,  z.  B.  j.fe'l^j^  ^  «r^-  ^L?^-^  ^^LUfe^  ^3^ 
•  «•«Aj  JCä*«j  JJuUjo  ^LLe-iJ  „erweise  Lieb«  den  schwachen 

Unterthiinen ,  damit  dir  nicht  etwas  schweres  zustosse  von 
«tnem  starken  Feind**  (NicoL  p.  5,  L.  6.)").  ^ 

1)  Selten  seheint  dAs  Ajectiv  eine  solche  Endnng  antQaehm«D,  wain 

als  Aasa&ge  steht,  z.  B.   ^|  yCAxJfl   y^   sf  ^Z^     ..eüur. 

der  wohlgesinnt  war"  (NIcol.  p.  1,  L.  7).  Ich  findo  in  diesen  FäUen 
meist  rlie  Groodform  gehrancbt.  ^| 

2)  Nicolson   liest  ^^Wi    ^"^  keineo  Sinn  gibt,  es  moss  \C*.^ 
baparüe  beiawn  (Fat.  nug,  von  UCuü  baniog  «konnoea.'') 


J 


Tnimftjt:  Gramm.   IJmimmektaiffrn 


doM  BfükM. 


.13 


Die  IndelorminAtion   «mJ  gewöhnlich  doreh  Ao- 
bingnng    Ton  *ö*  ftasgedrflckt'},    ic  B.    ^,^^^1:.   ...i'      — t 

,f«ia  blinder  Mentch^\  Bux,  p.  1 16>  L.  6  v.  a. ;  JjC^UXf  ^«»f 
^öuLj  nCio  htaiicher  M«oBch*\  £jj^  .^  „eiu  guter  Mensch'* 
(-Ä  A»r  »«t  BulaiJ) :  ^^J  ,wsj  -**l  a*l  pWI  w»  „ein  idter 
Munn",  Nicol.  p.  18,  L.  &.  6.  7;  alwr  nicht  nnthwendiger- 
weiae  z.  B,  ^^Juij  .lÄUT  Nie  p.  19,  L.  7  t.  n.  Dia- 
jenigeo,  die  auf  einen  langen  Vocat  aiiitlaoten,  bleibeti,  «renn 
dieier  »»in  Y  irt,  anteräudert,  z.  B.  y^xJJLi       -^   ~Jt    »i<in 

betrunktnirr  Mrjinch**,  Nieol.  p.  19,  U  5;  i«!  es  «her  «lo  *A*i 
•o  kann *ü*  hinRutret^u  oder  nichts  %■  Bw  ,m£tXJa  ••U'^  -J 
^-Lt  i.cin  weiser  Miiuu  sugt«*';  »jUjia^  ^t^  lt*^  ^-** 
Lui*  L*^  -  •  „NtoniiiDd  nuig  ein  aliet  Weib.**  Kinig»  Ad* 
jeetiT«  verändern  fiu&lea  'a*  aach  in  *d\  wie  Ij.  bhald,  got« 
(¥on  Xf»,  iäindhi  H^)^  il  B.  ^^^  ^JL^  b  dUU  1^  ^ 
^  ,«dn  bift  ein  grocier  Vaslr  dl««  IbMhot",  NiooL  p.  23 
L.  3. 

Diu   auf  *ah'   bleiben    entweder  oavariaderi   oder  ver^ 
wandeln  das  Koalc 'ih*  in  *A\  t.  B.  .  Jlt   _»  <U*«5'  ^|f  1^ 

i5;^  l^j^  '-^  iiXÄj  «.'Im  *<>^  di«  Handlang  eine«  recht  ge- 
meinen, andaokbaren  Menschen**,  Ni«ot  p.  7,  L*  7;  ^Jt 
iyf  «JUT  .i''iQ*^   •chli'cbte    Sacbu.*'      Diene   Anhingael    Rind 

aebon  Lanvn  (V,  p.  37.1)  anfgvtülan,  oho«  dsM  «r  jtdocb 
in  ihre  Bedeutung  «insudringeo  vwmodbt  hfttl«, 

1)   IMb  AeMac««»ft  i^H—  kab«  Ith  aaeb  T  i«ha4M.   ^«f 


m^ 


34         $Ueutuj  tief  j)iiilo8.-phiiot.  Giasif  fom  i.  Deceotber  JSQO. 


Es  ist  schwer  zn  bestimmen ,  was  diese  beiden  Äffixe 
V  nnd'ö'  ursprünglich  sind.  Das  determiuative  'a'  scheint  mir 
elu  emphatisches  Aftlx  zu  sein.  *»iitsprechi?nd  ilem  draviili^chen 
V,  das  an  Nomina  nnd  Verba  der  Kmpbase  wegen  augehäogl 
werden  kann  (cf.  Caldwell,  p.  332—3),  und  aaf  der  aud 
Seite  daa  indeterminative  *ö'  ein  dubitatives  (ursprünglic! 
fragendes)  Affix,  das  wie  das  emphatische  'e'  in  den  dravi<Ji- 
schen  Sprachen  an  Nomina  nnd  Verba  angehängt  werden 
kann  (cf.  Caldwell,  p.  3:t5). 

Obgleich  da»  uns  zugängliche  Material  nicht  hiureichei 
ist,    um  auf  die  Hilduiig  der  Adjectiva  im  Brahvii  eingeh 
zu  köanen,  so  müssen  wir  doch  die  so  häuBg  vorkommen 
Enduug  *auga\    die  sieb  sogar  an  eigentliche  Adjectiva  an- 
gehüugt    findet  t    etwas    nübt-r    betruchlen.     Wir    begegDeOi 
Bildungen    wie    IXä^b    har-auga,    „ähnlich**,    von    .L 
„Äehnlichkeit",   UCi-o  pir-auga  „alt'*,  von    m  «ein  a1 

Mann**,    and  LXiyji  äar-anga  „gut**,    von  dem  Adjectiv  ^ 
aar  fBalüöi)      Gleichbedeutend    mit  dieaer  scheint  die  End- 
ung *a/a'  zu  sein,  z.  B.  Lc.Uju  biniiir-aj'a  (vielleichb  biniar-ya_ 
zu  sprecheuj  „krank*',  von  jUj^j  (Pars.). 

Eine  dravitjischc  Analogie  scheint  hiebei  ausgeschl 
zu  seiu,  wir  müssen  daher  nach  einer  solchen  in  einer  d 
zwei  an  das  Brahüt  angrenzenden  Sprachen,  dem  Balnci  oder 
dem  Siudhi  suchen.  Im  BalQci  tretfeu  wir  die  Adjectiv- 
enduug  *cn\  die  an  jedes  Adjectiv  und  adjectivisch  gebrauchte 
Subätautir  angefügt  werden  muss,   wenn  ea  als  Beschreib«- 

wort  einem  Substantiv  vor-  oder  nachsteht  wie  ^  jy»  ^_*_jdl 
a  Saren  marde    oder  ^j^^Jwö  I    a  marde  iaren    „Jener 

(ist)  ein  guter  Maan^*,   während  das   Adjectiv    an    sich  im 
Balüßi    ^  aar  ist.     Diese    baliij^i  Knduug  'eu*  scbeint   mir 

im  Brähüi    in  'auga     vcrwandt^lt  worden  zu  seiu    und  dann 


Dmwufp:  Gramm.  ÜnUrmithimgfn  ttfrcr  rfd«  Bfikat.  SR 

rettor  (mit  AoMtouung  den'n*)  in  myti;  wie  dem  Uwr  «teh 

»D  mag,  die  Aawendun>(  dieser  Koduni;   «tittiiot    mit  dar 

'Im  Ualüit  Kobrftachlich«»  itivulerne  )pii>7.  rilt4;reui.  aU  »'•  our 

in  eigentlichen  BMcbreibeirürteru   Torkuiunil ,    ao    wpit    ich 

bis  jext  bvobachl«n  kann,    i.  B.    ^^.^   ^L«>   AjOj  LäsL^ 

„der  kranke  Mann  wurde  gesund'* ;   ^-,-.  j<  ,*XaX^  Üoy^  \Lü 

^Üjd  t, viele  acbnellc  Pferde  «nd  g««torben,  dahingegangen" ; 

^^S   JUs  v57^  ^-'^  lTH^  IXJüJ   t,der    khme  Ksel    roll- 

endete  seine  Reiw"  (NicoL  p.   16,  U  1.  *i.  3.). 

Kino  Comparntionsform  kennt  das  BrAhdi  sowenig 
wie  die  dräviijUcbfn  Sprachen.  Don  Adjectiv  bleibt  in  ittDer 
üniudfnrm  und  der  Gegenstand,  mit  dem  sa  Terglichen, 
d.  h.  vor  dem  ihm  fin  Vonmg  zugesprochen  wird,  wird  in 

den  Ablativ  geeeiL,  «•  M -^^  -t  xXjJyi  w^  ^LCa.  ««• 
ist  beMser  utiUe  sn  sixen  als  zo  streiten**  (Hax«  p.  lOiJ*  U6); 
^5,1  .j-Jfir  ^Ull  Ü  ^JUj  ^t  U»,lP  «•«fin  Herx  ist  hirtar 
aü  diM  Uerc  de«  Mi^niichtfu"  (Itus,  p.  UG,  U   1). 

C^  AdJaotiT  knnn  dabei  noch  durch  d^  «,▼!•)**  od«r 

yX^  '^lLf>)  "gro«**  gehoben  werden,  wie:  JujS^  jj  IS 
Ji  ° »jj  ^  ^j  ^  .1^  ««meine  Schweeter  ist  noch  viel  tcböner 
als  ich"  (Bus.  p.  139,  L.  3).  Auch  ^*..i.v  liyuU  (Zuwacbt) 
wird,  fthnlieh  wie  im  lUndOsiUnl,  gebraucht,  s.  B.      r-(j^  |^ 

^    ^    ..dM  ist   bMMT.*' 

ikr  SnperUtiv  wird  dareti  di«  VctgWakvg  mit  jy 
kul  (e  knll)  oder  ^.j  drnst  (lIalü^i)  MM^fnlrficki,  vi«: 
^  •»»  e>^  HJ^  '**  ..diwer  flau  iit  p(ut  »or  allen**« 
„die»  i«t  der  besU  Han"  (Biix.  |*,  e»6.  t.  V). 

3» 


36  Sittunff  der  phiIa$.-jAit{il.  CJoMf.  vom  4.  De^roihcr  SS80. 

«  5. 
Zahlwörter. 

Ans   seinen)    ulteu    ^praohscbnze    hat   das    Braliüi   iio 
noch    die    drei  crsti^n  Znhlro  Rurcltet;    die    übrigca  Zahlen! 
scheiuen  iu  der  ullgenieiueii   Verwilderuug  dt?s  Volkes  nach 
seiuer  Verdräugnug  in  die  uuwirtblicheu  Berge  vou  Balu^istäD 
iu  Vergeäseiiheit  jverathen  zu  sein    und   wurden   spitter  ans 
dem  beuachbfirtcu  Balü^i  ersezt. 


J    asit 


^ 


Die  Curdiualzablen  sind: 

SJvLo  dv&zdafa,  zwölf. 

at^-ww«  sizdab,  dreizehn. 

%.\  {  g-^  iSahardab,  Tiersefao 

s.>jj'**  panzdah,  fdufzehii. 

ftJ-jiLd  sanzdab,  secbszehu. 

tttXftJt)  hnfdahf  siebenzehn. 

aO^  ha7.dah,  achtzehn. 


asi 


init 


y    ira 


j-  eins. 


ÄWPl. 


'  ,  }  drei. 

^g^    mnsl  } 

,La.    £ar,  vier. 


I 

4 


; 

^Aj  pauJ.  fiinf. 

_jiji  äaS,  sechs. 

^;;,uüc  hiift^  «eben. 

o*-ijo  haÄt,  acht. 

jtj  nah,  neau. 

ftO  dab,  zehn. 

8^\U  yazdflh,  elf. 


^ 


^3 


5^^ 


^.:^^«MAJ 


%:>..»»*  AJ 


DÖzdah,  neanzehD. 

bist^  zwanzig. 

bist-ö  yak,    ein  und 
zwauzig. 

bist-ö  dö,    zwei  UO' 
zwanzig. 

bist-ö  eih,  drei  und 
zwauzig. 


^lÄ.^OM*yO 


bist-ö  6ar,    vier  u 
zwanzig  etc.  etc. 


1}  Odpr  uacb  der  luilQ^  Ansfipraclie 


(y*-5 


biat-ö 


Trunijtp:  (ruimm.  lftUrrnuihnngrn  iiher  lUu  lirithüi.  37 

*S^      1     reissig.  ^    ^^  hundert 

^'^^  Jlc  dO    y»k  aad,  ein  handert. 

»Iäj    panjab,  fünfzig?.  j-      i  •  u     j^ 

•  y    *^  Juo  «j    do  sad,  xwei  hundert 

.^.  J^  Ä  iastf  sechszig.  etc.  etc. 

jLääP  baftad,  aiebenzig. .  ^t»«    haxar,  tausend. 

oLlä*  haÄtad.  achtzig.  ^    lak,  hundert  tauwnd. 

»)I3  navad.  neunzig.  ^yS  k»rör,zebnMillionen. 

Die  beiden  letzten  Zahlen  sind  indi»chen  Ursprungs 
und  als  solche  ins  BalQ£i  und  Af^ilnische  (und  theilweise) 
ins  Neupersische  eingedrungen. 

Die  Ordinalzahlen  sind: 

y^^^^'     muhikö    |  * 

}  erster. 
^X:9     arvalkö  | 

Ju^j.t     irat-mlkö,  zweiter. 

jC.,.g...*     innsit-mikö  | 

I  dritter. 
y^.}mLi     moB-vlkö     ) 

•X^.^L»     Äfir-Tikö,  Tierter. 
etc.  etc.  etc. 

Statt  .jCvj-  finden  wir  auch  LaL*  munha  (Bus,  p.  130* 
L.  &  V.  u.)  und  IIIL4  münhanS')  (Nicol.  p.  33,  L.  7).     Der 

1 1  NicoUoD  b[rti*t  U^^^y»,  «ai  ab«r  offNibar  tUi  Irrttia  irg«i 

welcher  Art  iit. 


38       Siteitnff  Her  iihih}a.'philt>l.  CUuisr  vom  4.  Deccntber  1S99, 

Stamm  int  mfm  oder  raön,  „das  Vorderthei!'*  (daher  Js^y* 
möu-ti  ,,vornen)",  identisch  mit  dem  Tamil  mun  (cf.  CaldwellJ 
p.  250).  Die  Übrigen  Cardinal/^hleu  werden  regelmlUe^ ; 
flurch  Anhängung  der  Kndnng  inikö  oder  vikö  (mit  Ueber- 
gang  von  'tn  in 'v')  gebildet.  In  dieser  Endung  scheint  mir 
eine  doppelte  Uildung  zusammengeflossen  7.n  sein.  Das 
Balnj^i  bildet  die  Ordinalzahl  durch  Äubäuguug  der  Endung 

'nmf,  wie  ^!Iä.  iiar-umi  „der  vierte."     Daran    bKugte  das 

Bi^hni  noch  dieOrdinaIendiing*kö*,  die  in  den  drandiscfaeai 
Sprachen    dem  Stamme  'ugu    entsprechen  würde,    aus    dem 
sich  nach  Caldwell  (p.  251)  ihr  Ordiimlatfix  entwickelt  hat. 
Dass  'kö'    das    ursprüngliche  Ordinalaffix    des   Brahüi    warnj 
seheint  auch  aus  der  Form  avval-ko  hervorzugehen. 

Der  Begriff  ,.mal"  wird,  wie  im  Balü^i  und  Persischen, 
durch  .1.  ausgedrückt,  z.  B.  %  J.  [i^^m  (*>  *^dies  ist 
das  erstemal"  (Nicol.  p.  33,  L.  7),  (_,  .L^,  itsage  es  lum 
zweitenmale.*^  Weitere  Zahl  benenn  ungeu  sind  mir  bis  wet 
noch  nicht  vorgekommen.  ||^^ 

Der  gezählte  Gegeuataud  steht  nach  Zahlwörtern  (über 
eins)    gewöhnlich   im   Singular,    z    ß    JLw  tX^  „hundert 

Jahre",    cUaaajd    »jvU    L-äüu   M    ^1   »ich    habe   die   Last 

TOD  zwei  Eseln  aufgenommen'*  (Bux.  p  115,  L.  4.  5),  doch 
kommt  auch  der  Plural  vor*  wie  in  dem  Saze  (Nicol.  p.  8tfl 

L.  5,  6  V.  u.) :     ,XlIä  yj    sy^   ^U.x.^ixj    ^-ü   ^LkL*.   cl 

)r^  is^^T^   ;'>*  ^^^'   ^^   ^y^  ^5^'    r^  ^sCj 

„wenn   der  Sultan  Befehl    gibt    fünf  Eier    mit  Gewalt   zaV 
nehmen,    so    werden    seine  Soldaten   ein    tausend    Hühner 
kochen." 


Trumpfi:  Gramm.  Uutermchungen  über  /loa  Smhüf. 


39 


Mit  dem  gezählten  Gegenstand ,  auch  wenn  er  nach 
einem  Zahlwort  Ober  eins  im  Singular  steht,  pflegt  dai 
Verb   im  Plnral    Terbnndeu   zu  werden ,    z.  B.     A-^  J^4» 

„Vi<'r7.ig  tausend  FusssoMaten  waren  in  der  Ebene  ausge- 
breitet,  bei  ihnen  waren  fünfzig  grosse  Kanonen*^  (Nicol. 
p.  28,  L  2—5  T.  n.). 


■ 

9  fi- 

FünvOrter. 

a)  Person 

liehe  FQrw5rter. 

Erste  Person. 

8i 

ng. 

PI 

iar. 

Nom. 

^I 

1,  ich. 

^ 

nan. 

Gen. 

L? 

kanfl. 

US 

naoH. 

Dat. 

Acc. 

^ 

kane. 

sS^ 

nane. 

Conjunci. 

yy 

kan-tü. 

y^^ 

nane-tö. 

Abi. 

J^ 

kane-an. 

c>U*i 

nane-an. 

L(>c 

kiiue-Oe. 
kau('-(t. 

nane-ae. 
nane-ti. 

Den  In^^trumeiitaliH  habt'  ich  nicht  angefHhrt,  weil  ich 
biH  jp/t  kf'ine  l)t>lt'g(*  (UfHr  gefuudrn  habe,  er  murate  wohl 
*kanc-at\  'nauo-at*  liuiten. 

Was  dan  Verhältiii-4i  von  'T  und  'kau'  zn  den  drari()i!*cheo 
Sprachen  betrifft,  so  hat  Caldwell  damit  nichts  aoxufaogeo 


40        SUeunjf  tUr  /iAi/(w.-;>/t#/»^.  Ctms«  vom  4.  Vccember  /Ö60. 

gevnast;    er   ist  der  Meinung,    «las«   iliese   beiden   Stämme 
Uberlmnpt  in  keiner  rerwandtschaftlicben  Ueziebang  za  den 
dravi(JiRchcn    Sprachen    stehen    und    dasa    die  Wnr/el    *kan' 
oder  *ka*   eher  mil  der  scythisch-brthylonischen   Keilschrift-      i 
form  *ka*  *ha*  ui  vergleichen  aei.    Es  wäre  ober  wanderbar,  ■ 
weun  im  tJrahöl  die  zweite  Person  drawidischen  ürsprang»,      ' 
die   erste    dagegen    irgendwoher  anders   genommen    worden    J 
wäre.     Das  Brahüi  *i'   scheint   dem  Telugu  V  am  nächsten  I 
zn  kommen,    da»  nach  Caldwell  (p    256)  ans  *enu*  TerVilrst 
ist     Schwieriger   ist   die  Erklärung  des  Stammes  *kan',  zn 
dem  in  den  drsvidischeu  Hpracheii  sich  keine  Analogie  aof- 
/.eigen  lasst.    Mir  scheint  ^kan*  eine  euphonische  Aassprache 
für  *an*  an  sein.    Das  BalüSi,  Jas  das  Örahüi  so  tief  afilcirt 
bat,  bietet  dieselbe  phonetische  Eigeuthümüchkeit  dar,  indem 
es  den  Yerbis,  die  mit  einem  Vocal  anlauten,    im  Praesens 
inde&nitum  ein  euphonisches  'k'  vorsezt,    so   sagt   man   im  h 

Bftlüöi   statt    ^y  äyln  „ich  werde,  mag  kommen** :      ^J^      ' 

k-aySD,  ^IvIS'  k-aran  statt  ^Ji^  »Jch  werde  bringen."  Das« 
dieses  phonetische  Gesez  auch  iui  Brahüi  wirksam  geworden 
ist,  geht  klar  aus  eiuzelueu  Verbalformen  hervor,  indem 
z.  B.    s.t^  ^f  i  kara   „ich    gebe"   statt  'l  ava*  steht.     Der 

Plural  Dan'  entspricht  ganz,  den  dravi^Jischen  Analogien 
(Tamil  'nam*  etc.)  und  dessh»lb  ist  mit  ziemlicher  Sicherheit 
auch  für  den  Singular  ein  dr<lvi(Jiacher  Stamm  anzunehmen. 

Man  könnte  fragen ,  ob  im  Genetiv  nicht  kan-na  nnd 
nan-na  zn  schreiben  wäre?  Bellew  (p.  424)  schreibt  imj 
Sing,  'kaua*  und  im  Phini!  'nanna*,  was  incousequeut  ist. 
Bux  (p.  10)  sagt  ausdrücklich,  dnsis  vor  der  Genetivendiing 
*na'  das  finale 'n*  von 'kau'  und  'uan*  abgeworfen  werde,  die 
Schreibweise  'kana*  und  'nana'  wäre  demgemäß«  vorzuziehen. 


T^'umpji:  Gri 

iMM,   fttternuchuiufeH 

^er  f^M  Brähüi.             41 

Zweite  Person. 

Sing. 

PUr. 

Kom. 

^ 

n1,  du. 

A    nam. 

Gen. 

Ü 

na. 

LJ    tturaa. 

Dat.    \ 
Acc.    J 

^ 

ne. 

^j     nume. 

CoDJunct. 

y"^ 

nc-tö. 

j3   ^A    nume-tö. 

Abi. 

J,U3 

ni-sn. 

^jLA4i    nume-an. 

Loc. 

ni-ae. 
nH*. 

i^L^J     nume-ae. 
^^'     nume-tl. 

Der  Stamm  *nl\  *num'  (numfi)  findet  siofa  in  allen  drfl- 
Ti4i«cbeo  Sprachen  (cf.  Galdwell,  p.  519)< 

Die   (jeuetive  der    Pronomina    vertreten    sugleich    die 

PosseMiTa  im  Brahül. 

Das  BrahCi!  besizt  kein  Pronomen  der  dritten  Person, 
lA  wenif(  als  die  dravidischen  Sprachen,  sondern  gebraucht 
dafür 

b)  Demonstrativa. 
Diese  sind: 

1)  lt>  da,  dieser. 
Sing. 
Ij     da. 


Nom. 

Gen. 

Dat.] 

Acc. 

Conjnnet.     y  jto     dfid-tO. 


::i 


(jlj    da-na. 
^g^h     ddd-e. 


Plar. 

Jäh 

dfiflc. 

lab 

dafta. 

^^ 

dafU. 

P^^ 

Loc. 


42        Sitzuw/  der  phäos.-philol.  Claage 

Siog. 
..  Abi.  ijL»ot*>     dsde-än. 

{(äLijIj     dsde-He. 
^yj*^5*>l*>     däde-ti. 

t(>  ist  sehr  unr^elmässig  ii 
wohl  nicht  mit  dem  pa$tö  tt>  ndi 
sondern  auf  das  drävidische  Demonsti 
das  im  Telugu  im  Formativ  *dä'  b: 
stamm  'dsL  kommt  im  Brähfii  auch 
vor,  wie  ^~1^  dä-re  oder  ^^jCil 
ds-sä  ,jezt," 

Für   die  obliquen  Casus   des  S 
des  Genetivs)   muss   ein  Stamm  'da 
dessen  finales  'd'  auch  in  *4*  nnd  *i 
cerebrales  *d'  findet  sich  schon  in  d 
(Caldwell,  p.  319).  Der  Plural  'däf-k' 
form  *däf*  oder  'däv'  hinweisen,  in 
oder  *v'   nur   eine   euphonische   Ein 
wie  in  dem  Tulu  'avn\    In  den  drävi 
zwar  der  Pronominal  stamm  *a*  das  i 
,jener*'  ans,  seine  Uebertragung  aul 
Fürwort  jedoch  lässt  sich  daraus  er 
die  ursprüngliche  Bedeutung  der  Prt 
V  (e)  vertauscht  hat. 

Das  Brahüi  pflegt  den  Demoustre 
Partikel  ^  „eben"  vorzusezeu ,  di 
emphati-'^che  Kraft  in  diesen  Zusai 
hat,  so  dass  sie  der  Bedeutung  nach 

strativen   gleich   kommen.     80  eutst 
Ferra  Ijjjo  han-dä,   indem  das  ^ra 


Trumpp:   (iramm.    VnterHHrUntuj^n  uhrr  dax  hrtihül. 


43 


•n*  öbergeht;  z.  B.  ^f  L  lu  ^.\  ^Sji  v^oje  Iju»  S\ 
•^  Lw*i>AP  ,,wenn  diefw  Rache  sich  so  verhält,  dann  sprich, 
damit^ch  jezt  gehe" ;  hamlAd-iö  Iwrtim  DtO  „verheirathe  mich 
mit  diesem**  (Leech,  p.  15,  \..  t.  d.). 

Diesen  Gebraach  von  Ij»  in  Verbindnng  mit  den  De- 
monstratiren  hat  das  Hrfthüt  Ton  dem  Balfiii  geborgt,  das 
ganz  auf  dieselbe  Weise  rerfllhrt;  so  sagt  man  im  Balü£i      .* 

:i'}^}   yJt  hame  aar  nttyin(t),    „dieses    (nicht:  el>en  diese«) 

ist  nicht  gnt  ** 

•X)  5I  ö. 

Das  zwischen  MiV  und  *t'*'  in  der  Mitte  stehende  Demon- 
strativ ist  *ö*  (dravidisch  '\x)  „er",  „der**  (Lat.  is). 
r-  Sing.  Plnr. 


Nom. 

)• 

ö- 

^,1 

öfk. 

Gen. 

ü,i 

nnü. 

Ui,l 

öfit. 

Dat. 
Acc. 

,50,1 

öd-e 

^5' 

öfle 

Conjunct. 

y'V 

öd-tf). 

y  ^3* 

öfte-tö. 

Abi. 

J->j' 

Ö4l-rin 

J^,\ 

üft-iin 

Loc. 

^•^5' 

^^•>j' 

öd-üe. 
öde-tl  0 

>5* 

öft-iie. 
üfte-tl. 

Statt  ^J«(  öde  etc,  finden  sich  auch  die  Formen  ^^Ji 
Ö<J«»  i^Jjl  öre,     JnA  ör-än  etc-.    Im  Singular  treten  die  Pojd- 

1)  El  finilen  lirh  jf^loch  mit  ^  sneli  aDflpctlrt«  PormeD  TerbanJtat 
I.  U.  Aji,  ^  y^  ^'Lui/  ..hing«  di«  tkhl&Hcl  dwanf."  Bu, 
p.  74,  L.  6. 


ii  HitSHny  ihr  philtM.-iihilol.  Claim  com  4.  Dacrinbrr  ISSO. 


Positionen ,    die  mit    einem  Cousonanten  anfangen ,    an    diei 
Form  *öd*  (ötj,  ör),  wie  dies  auch  bei  'dS*  (dad-tö)  der  Fall 

ist,  ?..  B.  ^^j  ^  jjl  I^—  Ui.  ^  JU.  b  ^i>5»  tiX^^ 
Lc^  „Zubuidab  sab  sie  in  diesem  Znstaudc  —  darauf  weinte 
sie  nm  ihn  viel"  (Nicols.  Abn*l  EVan,  p.   19,  L.  6.  9).      H 
Die  zusammeagesezte  Form  ,^fB  Imm-ö,  die  ebenso  wie" 
das  einfache  Demonstratio   flectirt   wird,    ist   ebenfalls   viel 

iui  Gebrauch,   z.  B.    ^S  ^\yfXf  >£*  * .^. ^  y»  ^^ä    „damit 

brachte  er  sein  Loben  verffuügt  zu"   (Nicol.  Abu*]   H*asaB,j 
p.  2,  L.  2). 

3)  ^\  e,  jener. 

Sing.  PUr. 

Nom.  ^1     e-  JLjLjI     ?fk. 

Gen.  Lüf     ens. 


ygOsi» 


cd-o. 


LaäjI     cPta. 
iÄjf    efte. 


liOC. 


effce-tö. 
C'ft-äa, 


t'fl-üe. 
(•fte-ti. 


jj  Ool  cd-tö. 

^liXjl  ed-äu. 

^Ijul  ed-ae. 

^•^gj^l  ede-Ji. 

Die  zusammengesezte  Form  ,«&  bam-e  ist  ebeufiE^s 
viel  gebraucht.  Statt  ^Jol  ^*lo  etc.  findet  man  auch 
häufig  ^jbf  etje  und  ^^^jI  ere  etc.,  z.  B.  «j'  ;-*^r*  sjyi^ 
ol  L)  ^5J  b  Jljo  b  .^fraget  von  jenem:  ist  dieses  Pferd 
dein  oder  ist  es  nicht?"     »•ji'    -ibj^    t(Xi»    \S^'y^    "*^ 


I 


7VMM/<yi:  Oruwm.  VmUr»MrMmHffn  ^hff  ihu  BriAAt, 


45 


wird  Gott  061«  »rweiKii"  (Nieol.  p.  I ,  L.  7  v.  a.).  Im 
Locftiir  findM  Meli  auch  di«  Form  ^  ^^  bun?  p*    ^  B- 

*^r*      *r*    ls^'  kff^   »w  wird  linrinertrüakr*  (Nicol.p.  2i, 

L.     1    V.    Q.). 

Dirao  DvmonxtmtiTa  wi^nicn  oarditnn  volUtindtg  Sodirt, 
wenn  »tu  für  mch  sUrhru,  «  B.  ^J  ^Lj.I  o'jä  A^  .'li^^fi 
.jenff  RincI  gonx  «chl»cht«  Mänorr  (=3  GiitUa)**  (tfas,  p.  &Ü, 
L.  *>);    iSj-^Üi  'r^S^  vya*5  ^'  ^5^  ,5^'  "*'^*'    •**»   "O 

ihnen  kmn  Verhoben"  (Niool.  p.  3,  L.  6) ;  b«stiinincu  «ia 
ahrr  ein  Nomt^n .  ho  wctrJ«u  iii«  wie  Adjpctirm  tx<haiideU 
uod  daher  üi<:ht  tlt*Rtirt.  «.  ß.  ^.|  Li  JCm>m  jl^l»»««  (^ 
da  oir>£irik  biuinc  d3  art^r  Mditw  Schuho  sind  lum  ABXMlieii 
d»"    (Nicol     Ahiri-H'a«n»  p  ».  L.  7);    ^JL^       5  J,^  ^| 

^J    -isLt  tiüi  in  dinwm  Flaa    ein  ifroamr  Pitch?*^   (Box, 

p.  52.  L.  1  f.  nj;  ^  »J  üUja^  ^^  b  «die«  Ul  die 
MalUr  jraer  Männer**  (Bax,  p.  96,  L  0). 

e)  Dim  rofl^xiTe  Pronomen. 
Unmittelbar    an    die    penkOoliolie»    KQrwdrtüir    ncblinwi 

■ich  da«  reflexiv«  Pronomen  ^^J  ti^n  oder  ■a-^-i"''  t^nat  an ; 

die  lextere  Korni  wird  nnr  im  Nonitnaliv  gebraoobtt  wfttiNn4 
flUmrutlit'htf  Cn»u*>an'ix»  mit  ^a>'  t^o  vfrbuitdpn  werden.  In 
den  dr.^Ti<JÜ4:heu  Sprachen  lauDit  dicaca  lleftexiv  'Un'  und 
'Un*  und  wird  dort  ebenfalU  ngelnlaaig  iWlirt  iMt  flnale'l* 
in  t^nal  vergivtcbl  Caldwell  tp.  T^l)  mit  dem  anor^tiiichen 
*t*,    ibu    im  QlSnA  daa  y  '    lum  PQrw&rtcm  MigebEayl 

wird,     fla   ui  abar  aSBl<<  Jklt .    <LiSä  tr-nat  onprii^ 

Iftb  ein  luaUumenUlfa  <  h  mit  mir 

Mlbal^  Imlenteu  wfinta« 


4C       SittMtiff  der  philos-phäd.  Ciaset  vom  4.  Dectmher  1880. 

Im  Brähüi  wird  von  *t?ii*  orler  'tcnat'  kein  Plural  ge- 
bildet, da  die  Zahl  entweder  dnrcli  ein  Pronomen  oder  durch 
oin  Verb  näher  bestimmt  wird. 


Nom. 


S  i  D  g.  und  I*  I  a  r. 


^jj     ten,     . -i^  ^^.jf  tenat»  selbst 
Läaj     tena. 


iS^ 


tene. 


Ixte. 


iS^cr^ 


Der  Localiv  icLj^ixS  i*'t  mir  zwar  rerdächtig  (man  w 
^Luj  ten-ae  erwarten),  jedoch  finde  ich  ihn  Nicol.,  Abn'l- 
U'asau,  p.  0,  L.  3:  |jo  ^LoaJ?  -I  n^r  scbaute  auf  sich.** 
Ein  Beispiel  vom  Pluralgebrnuch  vod  .jjü'  iet:  äjLäj  ^i,j 
^JUL^  =i*Ä.  »Oy*  -ÄAj  yj  nane  bahänah-tö  mardab  Jör  ken 
„wir  wollen  nna  mit  List  todt  machen  (—  stellen)**,  Nicol. 
Abu'l-H*(lsnn ,  p.  18,  L.  2 .  3.  ^jjü"  *oI^  in  seiner  An- 
wendung ganz  den  Hegeln  des  per»,  ^«i^,  indem  es  nicht 
nur  den  Begriff  „Helbst**  im  Nominativ  ausdrückt ^  wie: 
^^  ö^'  ^Jj  Uaj  u-i"  yc   ,,iedet  möge  seinen  Gedanken 

selbst  ausführen''  (Unx,  p.  00,  L.  9),  sondern  in  den  übrif(ea 
Casus   auch   das   sich  auf  das  Subjecb  des  Sazes  beziehende 


I 


Tfttmjn»:   (trauiui.   Vntffimhttnijt'n  ülnr  i/<i--  Urubiii.  4i 

Pronomen    yertrilt,    s.   B.    Lii  »j  ,jjuf  J^  .(  «er  nahm 

den  Htein  zu  sich"  (Nicol.  p.  9,  L    6  t.  u.). 

Der  (iciietiv  l,^-  vertritt  im  Brabüi  diu  l'onHessiv,  in- 
dem es  nach  dem  Subject,  auf  das  es  sich  bezieht,  xu  Ober'' 
aezen    ist,    wie  das  einem  Nomen  folgende  persische  «>.^, 

z.  B.  fy^  ^)^y^  ^^  *^  ^  j^f-  ^  i5^  ^*  "**^** 
aexe  dich  nicht  wiederum  an  die  Stelle  meines  Freunde« 
(i.  e.  mache  dich  nicht  wieder  za  —  )'*  (Nicol.  ÄbuH-lTMan, 

p.  14,  L.  3  T.  u.);  ^^-  |jCa.  ^^dDj(^  lui  \~^  „dann  gab 

er  seiuem  Scbazmeister  den  Befehl'"  (Nicol.  1.  e.  p.  'JO,  L.  5). 

d)  In terrogativa. 

1)  Das  fragende  Kfirwort.  ilat  meist  nnr  von  lebenden 
Wesen  gebraucht  wird,  ist  ^j^  der  „wer?**  Ks  hat  keine 
PlnralbilduDg,  sondern  die  Idee  der  Pluralität  muns  ans 
dein  Zusammenhang  erMchlosaen  werden.  Ea  wird  nnr  sub- 
stantivisch  gehraucht. 

BioK*  QdJ  Flor. 


Noni. 

y».^ 

drr. 

Gen. 

Ü"^ 

din-nj. 

Dut.    \ 
Acc     1 

^f.^ 

d(*T-e. 

i'oiijuuct. 

yif^^ 

drr-tii. 

Abi. 

Jf.'^ 

d»T-An.') 

Loc 

der-fle. 
di-r-ti. 

U  Bellew  iii.  -ITtit  tcil>t   tlit*  Funn  d'ryin  bd,    Jio  Ich  aber  aocb 
air][cBd»  fofastlro  liJib«  und  tUher  fdr  onricbtig  balU. 


48       Sitzung  der  plüloH.-jAilol.  Clasae  t 

'Der  ist  dräTi^ischen  Urspnmg 
*yer  und  mit  Uebergang  von  *ye  in 
well^  p.  317).  Im  Genetiv  mnss  e: 
werden ,   die  aus  Me'  mit  einem   i 

istf    cf.  das  Tnln  'däne'  „was?^^ 
der-us    „wer  bis  du?"     .^^>  iJL« 

sind    diese   Knaben?"      ^  Gt>  M 

Haus?"     Idioraetiscb  sagt  mau  auc 

ist  dein  Name?"   (Bux,  p,  56,  L.  ^ 
auf   eine    Person    bezieht ,    dag^ei 

„was  ist  der  Name  dieser  Stadt"   (] 
weil  nach  dem  Nameu  einer  Sache 

2)  oöl  'aot  (auch  öfters  ,ouLiD 
nur  von  leblosen  G^enständen  gebi 
siantiviscb    und  adjectirisch ;    es  wi 

.■■viif   ^jCä  Li   uS  kukm  ant-se  (ode 

Befehl?"  (Bux,   p.  54,  L.  8  v.  u.), 
kunös  „was  wirst  du  essen?"  (ibid. 
Lma^  „was  für  ein  Geschäft  thust  d 
V.  u.)    Wenn  der  Begriff  „was  für  eii 
gehoben  werden  soll,  so  kann  dem  Nc 

angehängt   werden ,    z.  B.    ^-Äj^f^    , 
für  ein  Vergehen  hast  du  begangen?" 
,^f   'ant*   entspricht  dem  Tami! 
Caldweü  (p.  324)  ein  interrogatives  Ä 
gang  von  *e*  in  *a*  (Telngu  und  Cani 

Zu  beachten  ist  die  bräbüi  Form  ^ 
z.  B.   K^^,.K<  jva.^   ^1  „warum  zeig 


TVnm/)^:  Grmmm.  Umttnwtkmmftm  Aber  dm  Brikm. 


4tt 


^(Nicol.,  p.  19,  L.  6  T.  n.).  Diont  «ckeink  dem  Tamil  po- 
namäy  za  PuUprecben  (cf.  Ckldwell,  p.  331),  dfti  »uf  ein» 
ibolichti  WeiM  gvbikWt  üt. 

3)  M  anl  Btiromt  in  d«r  Bwlaotang  und  im  Gebnnch 
gani  mit  anl  abcrcin,  ».  B.  ^  II  |.|  J  „wm  iii  jenes 
H«ui>'  (Bux,  p  62.  L.  6);  Jjjj^  ^o^  oJ,  y  ^  »»«0 
welcher  Zt-it  sah«t  du  ihn?*'  (Box.  p.  64.  L.  JJ. 

Die  Etjmologi«  ron  M  ist  mir  sweif«lhafl;  vieUeicbt 
i«i  es  mit  dem  Teluga  'i^U'  varwuidt,  mit  Ueber){aDg  Ton 
V  in  *a'  ttnd  *!'  m  V  (of.  UldweiK  p.  327). 

Folgt  aaf  ^1^1  oder  |.|  das  Itelativ  af^  m>  gehen  diäte 
Intt^rrogntira  in  die  Bedeatong  von  Demonstnlira  Ober: 
„diu  wi«*' ;    X.  B.    ,-,0*  ^  j^  JiJ^  U^  «^  ^^  j» 

«dljLj  J^.j  u>Jll  Ujl  aT  n«i>i  jeder,  der  von  aetaeBi 
Haupte  die  Ifand  wegnimmt,  spricht  das«  was  in  arin  Herr 
kommt"  (Niool.  p.  1,  L.  3.  4).  Wird  an  ,^f  oder  f.|  noch 
^T  (ein)  angehängt,  so  bedeaten  sie  «.was  immer**  (qood- 
oanqne),  x.  B.  ^y  \iMj^  ^  'J^  -^  fJ^  *^  LT**' 
„was  immer  ein  Meusch  that.  daa  ist  ron  Seilan  Gottas** 
<B«^  p.  134,  L.    I). 

^c*.  ?\i  ant-ase-lnh  (ich  finde  es  meist  eo  xommiMH- 
gMchrieben)    bedeutet:    „darum    da»,    diewetl^',    wörtlich: 

„was  ist  es.  dasa^  a.  B.    («X^   ^&-^S  ^1   »^  'y*i  JÜu^-J^I 
V  <'  „weil  das,  was  ieh  geilian  habe,    Uotl  gethau  hat** 
(Bux,  p.  134,  L.  5  V.  a.). 

•)  Das  RrlatiT. 
AU    eine   acht   dnividi>ohe  Bpraohe   basixl    da«  Br&blU 
kein  Kelativ.     Dorth   aeiiM  Berlhfvng   mit  dem  Ualail  ist 
llftHO.  L  PbU.-|ihU.  Cl.  Bl  L  6.j 


50      SiUany  der  j/häou.-philol.  Cla»»e  vom  4.  Docember  1S80. 
jedoch  xS'  ala  lielativzeichen  aufgenommen  worden,  das  gmnC'l 

wie  im  Balüfci  nnd  Persischen  bebandelt  wird ,  indem  der 
Casuä  und  die  Zahl,  welche  dem  Uelativ  logisch  zakommen 
würden,  durch  ein  Pronomen  a«fgeiionim«n  wird;  steht  da.< 
Kelutiv  logisch  im  Nominativ,  so  wird  das  Pruuoiuen  aus- 
gelassen f  was  auch  bei  der  Accusutivbeziehung  dessetben 
geeUttet   ist,   z.  B.    UjJ   ^k*  JLi.JuLj  Li  ItXi».   aT  JjU«jftfl 

aulxS' AJ»  ^1a*-I  Li  ^>»^<.>  „diejenigen,  die  (jottesmänner 

sind,  betrüben  nicht  die  Herzen  ihrer  Feinde**  (Nicol.  p.  13^B 

L.  2  V.  u.);    ^^   JJjjJä  ^j^   ^  ^jjl   äT  £Jl-o   ^     ' 

-3    y^    iJ^i^S    Lijl   ^:ayt  Ü«l   »der  Mensch,  für  welchen 
der  .Schlaf  besser   ist,   als   das  Wachsein,    dessen   Tod    is 
besser  aU  sein  Leben  (Nicol.  p.  6.  L.  2  v.  n  ), 

«^  vermittelt    ganz   allein   die    Beziehung^    besonder 
weuu   CS  auf  einen  QualitätS',  Quautitäta-   oder   Zeit-  und 

OrUausdruck  zurückweist,  z.  B.  ^Lo  »jy*!^  o*'})'-'  *^lJ5 

„(ron  der  Weise)  wie  du  reden  wirst,  so  (von  der  Weise^ 
wirst  du  hören"  (Box,  p.  106,  L    4  v.  u.);    tf  ^j^ji-      ^ 

IJCL-^  ;5-''^V  '"^  *^b  "^°  ^^^  ^^^'  '"  ^^^  ^" 
Ascete  in  sein  Haus  zurückkehrte*'  (Nico),  p.  14,  L.  5  ▼.  o.). 


er» 

und 


f)  Pronomina  indefioita  und  pronominale 
Adjectiva. 
Wir   fahren   diese ,    der   Ueberaichtlichkeit   willen ,    in 
alphabetischer  Ordnung  auf,  einfache  sowie  zusammeugesezte» 


1 


t/*ä.l 


M) 


&ik.l 


iS^T*^ 


axas  1 

a^ah   (ha^ah)) 
asasi,  ein  jeder. 


wie  viel?  (quantus). 


TfHMpjt:  Gramm.  UnUriuchHMtjrn  über  ihn  Hrühitt.  51 

^mI      ut,  einer. 
^JUf,j*.t     aa-clö|  der  eine,  der  andere  (alioa  aliu). 
^jil      n-qadrf  soviel  (jene Quantität, BatüM-Arab.). 

(S»)  w«(     amar    (hamar),    wie   beecbaffien?    (qoaUi), 
was  für? 

^jjef  uhao,  ron  jener  Weiae,  ArL 

^JL^I  eld,  ein  anderer. 

()l4j)  ^b  bai  (bhaa),  Tiel  (Bala«l). 

^jjfi  pDn,  ein  anderer. 

LT^^H^  ^^^  pen  he(  kas,  gar  kein  anderer  (Brah.-BaL). 

(JbC*^  tümakak,  beide. 

^^jJij  yjM  ten  pa-tjn,  mit  einander  (Br&h.-Bal.). 

a^ti>  daxah,  so  viel  (tantns). 

«OüC  b     da-qadr.   bo  viel  (dieM  Quantittt,   Brih.- 
Bal.-Arab.) 


«SM.«;^  dmit,  alle,  alles  (BalQ£l). 

i^j»^)  i^)»^  dühun  (dnhnn),  Ton  dieser  Weise,  solches. 

ijM^  kas         I    irgend  einer  (Pen.-BBl.). 

^JJJ'  kaa-as     I  (Bräh.-Bal.). 

jy  kul  (=r  kuU),  alles,  alle  (Arab.-Bal.). 

»jT  gira    i 

^  \  etwas. 


52       Sitiimg  der  philoe.-phiiot.  Clasae  vom  €.  Deetmbfr  1890. 

>  eiE 
bi      ) 


_^.d3^     ma&bi 


ein  wenig,  wenige. 


^^     man 
cfÜLu     mantak 


\  einige. 


ySb  bar,  ein  jeder  (Pers.-Bal.) 

üwmI.jc  har-asiti  ein  jeder  (Bräh-Bal.) 

^^y»  har-pen,  jeder  andere  (Brah.-Bal.). 

c)L«-j'.p  har-tämalc        ^ 

^Lxy  vi6  har-lümilii        1    beide  (Bräb.-BaV), 

iJKxujuc  har-tümakak    | 

.^«j&  har-dö  1 

^  ^  [    beide  (Pers.-Bal). 

vJlx*i^^  bar-dümäk  1 

\j^ j^  bar-fcas,  ein  jeder  (Pera.-Bal.). 

«^^4^  hainö;irah,  eben  so  viel 

jjkj  ^«P  hämo  qadr,  so  viel  (jene  Quantität). 

^mP  bamüu,  von  der  Weise,  solcbes. 

,jjc»4p  hamöbuu ') 


^Oüjo     haudun') 
^o^     hannn 


namonuuv   i 

>   von  jener  Weise, 
baniehnn^)  J 

n»)     1 


von   dieser  Weiee;    »olcbel^ 
solches. 


1),  2),  3)  Qod  4):   Bax  spricht  diese  Worte  hacdoD,  hAjaühos 


lymmpp:  (Tramn.  ÜmenmokMn^m  A6cr  4a»  BrAfll. 


53 


b{4rll  (Demia.)   irgend   ein  wenige«   (Bnl.- 
Sindhi). 

hO^-kafl,  irgend  welcher  (Pen.*Ba1.)> 


Im  einMlnen  ist  noch  folgende«  xu  bemerken,  ji^l 
iijfah  nimmt,  wie  ein  Zahlwort,  den  Gegeniitand,  n»Gh  dem 
g^frmgt  wird,    im  SinguUr   xu  nch.    w&hrend  du  dnui  ge> 

h5rige  Verb  im  Plaral  ateht,   z.  B.     ^f   ^.^^L^  A*^  *^ 

„wie  ri<^le  Leute  waren  g^^enwirtig?'*   (Dax,  p.  6i.  L   7). 

^wOü  ^*aJ  bedentet  wQrtlicb:    „selbst  mit  selbst"  (^^ 

ist  ba1ü£1  Prmepo«ition).   dann  „mit-,  nutereinander^»    s.  B. 

--^    ^5-H''    C^^     C^^     ü^j;**     V      *'*'^"'    DwT^isehe 
hatten  mit  einander  Freundschaft  gemacht**    fNicot  p*  22, 

U  O'     ij-fcii  i^HH    **'^   •*'•*'    •*l»oo    *>P   Eio   Wort    be- 
handelt,   dem    wieder  das  Locatir&fTix     A  angeiiingt  wird, 

obflohon  dite  gramniatiscb  nnricbtig  ist,   s.  B.    ^jj  dJufi 

JJ  wAff«  irr  -■'  ^  (j-^  *****  ^'^uva  fraber  anter  tfnnndw 
bekannt*'  (Box,  p.  110.  L.  1  r.  n.) 

Ji  „wftf  nir  ein**  nimmt,  weil  du  Wort,  naeb  dem 
gefragt  wird,  der  Nator  der  Sache  nach  nubealimmt  ist, 
die  Kndung  'd'  nn,  wenn  m  aU  BsMhreibewort  gelirancht 
wird,  X.  &  ^1  JL/U5"  ^Jl  „was  fBr  BOeher  sind  mf^ 
(Boi,  p.  53.  L.  6  F.  tt.);  ^^  ^^it*  ^^  b  «wm  i«t  das 
nir  «in  Thierr  (Bnx.  p.  ft4,  L.  8);  dagegen:  .^np:!-  U 
^  Jl  «.«ri*  beandeei  dn  diofar*   (lUd.  U  9).  ab  Anaaga. 


i^B 


54        SiUung  der  jihäoM.-phäöl.  CUun  com  4.  Veeen^er  1880. 


Za    ^tC>^'    tümaksk,    oder    mit    ^    zas&mmengeMak 
(JbLcjjyc    oder   gekürzt    (JLeojff    (dU.^jje)    „beide"  i»i  j 
za  bemerken,    dass  'äk*   die  regelomsige  Pluraleodang  de»W 
Nomiaatirft  ist,  die  in  den  obliqaeu  Casas  in  *ät'  dbergefat: 
ee  ist  daher  faUeh,  wenn  Bux  p.  8  oL««.;)  je  i^ls  Nominatir 

angibt ,     die    Beispiele    sprechen    alle    dagegen ,     wie:     A 
^^  jCää    .-jcI   jJcjLojO-jD  „wa8  für  ein  Krieg  ist  zwischen 
euch  zwei?"  (Bnx,  p,  58,  L.  3);    ^iltCoyijD  JuUJJjO   V^T^fl 
j.l    ^i^'y^     Uj^     '^     1'^®''    A-rmfl    (nad)    Reiche,    beide ^ 
sind  Diener    dieser  Welt"   (Niool.  p.  5,    L    1);    i^Lc  .lUnfl 

iC'.".  ^^  ^j   ^LajÜCojJ   »>geh,  schaue,  wer  von  den  beiden 
gestorben  istV"  (Nicol    Äbu'l-HVsan,  p.  21,  U  8). 

\'if  girä  „etwas"  wird  als  iSubstautiv  und  als  Ueachrei 
wort  gebraucht ;  als  Snbstantiv  bedeutet  es  „Sache",  „Ding' 
nud    kommt  auch   im  Plural    vor,    z.  B.    ^f=ij' ALjliiy  I 

,5^  jCL^   »lißt  auf  diemu  Sachen  irgend  eineliechnung?*' 
(Box,  p.  58,  L.  4).     u-^j-»  1^*5^  ^c*^  „wirst  da  mir  etwas 
sagen?*'    (Bux,  p.  64,  L.  4);    ^y   ^  ^^  ^)( T^^    "**•*** 
du  bente  irgendwelche  Nachricht?"    (Bnx,  p.  60,  L.  5  v.  n.)^ 
tJUl*     manJ-Sk    ist   seiner    Form   nach   Plural,    z.  B. 

öwu  i^Liü^i>  oJfj  ^  ^fJJTjjj^L*  JLLuc  „nach  eintgeo 
Jahren  kam  ich  zur  selbigen  Zeit  von  Damascua^'  (Nicol. 
p.  20,  L.  2  T.  a.).  M 


ibe9 

1 


9 

1)    (X^M.    sang    Ist    Sinilhi    tf'l    .R*K:hnuog',    .Uerechnong' 
„LHseonto,* 


Trttmyp:  Gramm.  Vnirr»HchuHgtn  Hiber  da$  Briiküf. 


66 


fj^j  ^jj>  und  ihre  Composita  werden  gewöhnlich  nnr 
in  einem  negativen  oder  interrogativen  Saxe  gehrancht,  wie 
im  Balüii  nnd  Persischen. 

CorrelaÜTe  werden  gehildet,  indem  dorn  interroga- 
tiven Adjectiv  der  Qualität  nnd  Quantität  das  Relativ  g^ 
nachgenezt  wird,  wodurch  es  demonstrative  Kraft  erhält, 
und  als  Correlativ  das  Hie  Prag«  heantwortende  Adjectiv. 
Das  demonstrative  Adjertiv  wird  durch  das  nachgeaezte  Re- 
lativ a^  in  einen  Relativsax  hereingest^n,  als  dessen  Cor- 
relativ dann  dasselbe  Adjectiv  fungiren  kann,  z.  R. 


wie  viel  —   so  viel. 


» •  -  ^       » •  - 


^r* 


wie  beschaffen   -     so  beschafft'U 


Z.  B.     .- V *l  ff^.,«  jJ^Li^  tS'udfi  ,iwie  viel  er  wQnschitt, 

so    viel   ma^Mt  du  gelten*'    (Biix ,   p    IM),    h.  4);     a$^  ^^9 

)}^   ^l»>Jl-i   ^^   »^-^   J>\juJ     »wie    der    l*i'hn»r    «»in 
wird,  so  werden  die  SchQler  sein"  (Rux,  p.   10*J,  L.   M). 

9  7. 
Dm  Vsriiuin. 

[his  Brahiil  hat  nur  Kine  Conjugation.  di«  wn  hti  d«ft 
draviOischen    Sprachen    im    allgemeinen    TolbMhitf* 


36       Sitzung  der  pkUojt.-pltüol.  CUase  vom  4.  Deccmber  1660, 


massig  durch  AggIntiuatioQ  zu  Stande  gebracht  wird.  Das 
Brähüi  unterscheidet  sich  iodesseu  von  den  cultivirten  drä- 
vidischen  Sprachen  wie  dem  Tamil  etc.  dadurch ,  das»  es 
wie  das  Tulu  eiue  grossere  ManDigfaltigkeit  tou  Tempora 
ausgebildet  hat.  wahrscheinlich  durch  deu  Kiuiluss  des  be> 
uachbarten  Balü£i. 

In  formeller  Hinsicht  besteht  zwischeu  dem  Verbam 
iatransitivum  und  transitirum  keiu  Unterschied,  beide  werden 
aof  dieselbe  VVeise  abgewandelt;  dasselbe  gilt  auch  tou  dem 
Causativ,  das  da^  Brähüi  nach  der  Analogie  der  drävidischc« 
Spruchen  ausgebildet  hat. 

Neben  dem  Activum  hesizt  das  Brähüi  auch  ein  Pas- 
sivum,  obgleich  dies  verhält  uissmässig  selten  angewendet 
zu  werden  scheint. 

Wafl  das  Brähüi  ganz  speciell  als  eine  dräviijiache 
Spruche  characterisirt  ist  die  negative  Form  des  Zeitworts 
durch  alle  Tempora  hindurch,  die«  wie  in  deu  driSvii^iscb- 
türüuischen  Sprachen  durch  Anfügung  de^  Negation  an  den 
Verbalstamm  vor  dem  Antreten  der  Personaleuduugen  ge- 
bildet wird. 

Eigentliche  Modi  hat  das  Brähüi,  wenn  wir  von  dem 
Lnperativ  absehen,  keine  aut^ebildet;  es  hat  weder  einen 
Subjuuctiv  noch  Optativ  noch  Conditiouul.  Wie  diese  aus- 
gedrückt werden,  werden  wir  später  sehen.  Auch  die 
Bildung  der  Participieu  ist  nur  sehr  spärlich  vertreten, 

§8. 

I.  Die  actrve,  afTirmative  Form  des  Zeitwortes. 

Sämmtliche  Tempora  des  brähüi  Verbs  zerfallenem 
zwei  Classen:  1)  in  solche,  welche  mit  dem  Infinitif 
and  der  Verbalwurzel,  und  2)  in  solche,  welche  mit 
dem  Parbicip  des  Praeteritnras  zusammengese^t 
werden. 


n 


Tntmpp:  Oramm,  ümUrmukttHßm  iUi*t  4hm  BrSkm,  57 

1)   Tempora,  welche  mit  dem  lafiaitiv  und  der 
Verbalvrurxel  BaiammeBgeiest  find. 

Der  lofinitiT  fttler  bmkflt  Zp'itwDrier  viidig:!  aof 
'ing\   z.  B.  ^1^*  bin-tag,   hörfm,  jCää^  hin-ing,   geben. 

Der  tnenttiT  tat  ein  Verbalnomeo,  daii  danim,  wi«  jede* 
andere  Nomen  6aciirt  werden  kann,  t.  B.   jCu»  »^^j  ^ 

^«f  »jt.l  U  niat  et  dein  Wnnacb  nach  Karopa  tu  geben?"* 

(Bux,  p.  5St  U  7).  Dieie  lufinitivendung  entspricht  den 
Tamil  Infinitir  aaf  *g-a'  (and  natalisirt  ngl.  womit  aitcb  dai 
Tamil-Affix  *ögei'  xo  \*ergleicfaen  iil  (ef.  Caldwell.  p.  425 
«nd  434).  Man  kAnnte  rer«acht  »ein,  dabei  anch  an  dfo 
balQ£i  lufinitirendung  *ag'  xu  denken  (t.  B.  J^  ba^H» 
täofobcn),  wa»  indenen  bei  dem  aoageprigten  drtrM|iaelMa 
Character  det  br&hEll  Verbunu  nicht  wabracheinlicb  wt 

Man  erhftit  die  VVorxel  dea  Zeitwort«  und  dadurch 
mgleich  den  Singular  11.  Pera.  dee  Imperativa,  indem 
die  Infinitirendung  'ing*  abgeworfen  wird«   a.  B.  ron  JuAj 

MbAren**,    Imper.  ^  bin   ».hfire^'.    Jiijj'  knn-ing   «^aiNii^, 

Imper.  ^J^knn.     Die  Kwaita  Panon  daa  Ptuala  wird  darch 

AnbEngnng  der  Kndiing  1^  bO  gabiliM,  a.  B.    .^  bln-bA 

„hdret'\  ^  kan-hfi  „aMt" 

Ka  gibt  jeiloeb  im  Brihäl  eine  siemlieb  groaae  Antabl 
TOB  Verban,  die,  ihabch  wie  im  Naapafiinb^.  ihren  In- 
pemftie  aof  eine  orageliBaaaige  Welaa  bHden.  indem  aja 
denariban  niebi  ron  dem  im  luBnilir  Torliegaoden  Varba]- 
^mme  abWten.  aoadern  eine  aadare  Trrbaiwvraal  «iibati» 
tairao,  «-  B.  jCuJ  tin-ing  .«geben",  Imper.  ^1  tta ;  .t'ij^ 

bta-iBg  r.aafaen'',    Imp.  ^   bir  (?ob  d«  »aeb  fabr&Mb- 


58       SittHttff  der  }:^ilos -phiiot.  Clause  t»m  4.  Uectmber  1880, 


liehen  jCi^  hir-ing).     Dflberhanpt   manche  Verba .    deren 

Stamm  im  Infinitiv  auf* u*  ausgebt,  verwandeln  dasselbe  im 
Imperativ  in'r\  dem  noch  hie  und  da  die  Silbe  *ak'  beijGfefu}^ 
wird,  ein  Affix,  das  auch  anderweitig  zur  Verstärkung  der 
Imperaiivbedcutung   angebangt   zn    werden    scheint ,    z.   B 

jCui  man-iug  „sein".  Imp.  ^  mar;  Jiü3  dau-ing  „weg- 
nebmeu",  Imp.  ^J'j  dArnk ;  jClä^  kan-ing  „thno",  Imp. 
\*)S'  kär-ak ;  jCuj  ban-ing  „kommen'*,  Imp.  ^'^  b£r-ak 
(drävii^iacbü  Wurtel  va.r-u);  JClLä  X^n-ißg  „sehen",  Imp. 
^*Xa^  X^n-ak;  JCuj  bin-ing  „hören",  Imp.  ^^  bin  oder 
dXl}  bin-ak.  Ändere  werfen  den  Endeon sonanten  des  im 
Infinitive  vorliegenden  Stammes  ab,  wie:  JCijLj  pnn-ing 
„Bagen",  Tmp.  Lj  pä;  oder  hängen  daran  *|h\  wie:  t^^'n 
t&l-ing  „sizeu"»  Imp.  j^Lv  tül-th,  jCUä  zal-ing„8cbli^[en", 
Imp.  gi=i^  Xa^-th,  JCÜjö  bal-ing  „nehmen",  Imp.  j^i« 
haUth.  Wieder  andere  zeigen  im  Imperativ  denselben  .Stamm, 
den  sie  im  Infinitiv  darbieten,  z.  B.  jCi»-^  6ar-ing  ,, herum- 
wandern** (8indhi  T|^*y  ,  Imp.  jCjj.».  iaring;  jCjj 
tar-ing  „spinnen"»  Imp,  jCj«J*  taring;  jCi*«*  raa-ing 
„ankommen'',  „ziikommeu"  (Sindhi  TiRT^T,  Pers.  ^jjyt^j). 
Imp*  JCLim]  rasiug.  Dabei  ist  za  bemerken,  dass  daa  Affix 
*ak'  vor  der  Pluraleadung  %5*  wieder  abgeworfen  wird,  also: 
hiuak,  Plur.  hiu-bo.  Endigt  der  Imperativ  auf  *r*  oder  y, 
so  werden  diese  vor  der  Pluralendung  'bö*  elidirt,  z.  B. 
bdrak  (bar),  PI.  Ixj  bä-bö;  J^  kar  „thue",  PI,  ^^kii-bö; 
cLi  ,jRj?e'\  PI   jjLi.     Auch  th  (was  immer  für  ein  Affix 


< 


4 


• 


Pm  win  m&fc)  ^<^>  ähnlich  wj«  *«k\  im  Ptur»!  sli^eworfen. 
wie:    ,,jiX*   3r»I-th  .^Ug«".    Plar.    »JL*.    x»l-bö.    doeh 

nicht  dnrcbgiDKi((,  v.  B.  .-^^^i*  ^w^  Ü  jLi'lt>  .«prNWi 
f=  praMe)  du«  WiiMrr  dtt»«i  Kleiilai  ao»**  (Bux»  p.  80, 
L,  3  T.  Q.);  ebenso  ein  fiiwlrr  VtKui ,  wie  sj  ,«gi«l(**, 
PI.  ^»  *.t-bö. 

DiefiM  UnrcgvImiMJgtt  ia  der  BililuDg  itf*  Impmtin 
■ollU  uiich  ihreo  CrMehea  noeb  nXlier  orrnmcht  w«rd«D, 
wu  aber  brt  d«iii  sar  Z«it  vorbiuukairu  iMntrriikl  aoeh  aiebl 
DiAglicb  iat;  wir  werden  weiter  auUo  eine  LUte  der  bis 
jcKt  bekannten  uoregelmlMigeti  Verb«  aafiiteUeo. 

Id  den  drnvitJisobeB  Spraeben  i^  die  sweite  p4*noD 
8tag.  des  Impentivs  ebeablU  id«nti«cb  mit  der  Verb*l- 
warxel.  Des  Plunilaffix  des  Impermlivs  'bö'  »cbeint  der 
ineUya|am  PlursteadnnK  'pin'  (Tamil 'rain^  ta  entn|»rechea, 
weun  airku  v*  nicht  Torxi<>bt,  ee  mit  der  few"'  '  '  -a  In- 
perati«  Plurali^ndung  di^  Tatnil  'um'  aa  Tergl  »tibai 

man  alwr  eine  Umkebrung  in  'ma'  und  Uebergan|^  too  'b* 
in  *p'  and  'n*  in  'iV  aanrhmea  nilsiiet. 

AuA  dem  l  nfi  n  itiv  wird  cUs  Praesens  eoo- 
t  i  n  n  q  m  lUirch  Zn<mnimfnKf-»anK  mit  dem  Pr^ir^n*  *U* 
\erhuai  «ubutaiiUvurn  ^  u)  und  der  PtHtpiiNitiOD  Ji  \\  *,ia** 

folgenderniasaeu  gebildet:    ^t  ^  Juu?  ti^^ufH  ^\*  wOrt- 

lieb:  „i«b  bin  im  diclieu'*  ^  tob  bin  «teilend  (Engbsebi 
I  am  plaäog)  «ttt.  Man  kano  die*  «iKeallich  kein  TempiM 
nt'nnrn ,  da  es  de  fiuto  ein  Sax  t«t.  in  dem  der  InKnitir 
nar  nU  Nomeu  mit  eiaem  Casaaifrii  fnafprl.  (Saus  dieeelbe 
Bildung  fiadsn  wir  im  BalMI.  wo  der'l.ocativ  de«  Infinitiv« 
mÜ  dem  Veriinm  snbataativnm  da«  andanemde  Ptaeaana 
darsullt,  %    n.  ^JLjlCäjjj  ^  maa  pröAagk-jaa   ,^  bia 


L-     K> 


Am  4er  Xmb^wmmi^  «mm» 
tritt,  QetekaifcAWs 
mA  W  ««da  «MAe*: 

ft>  Dm  PrAcaess  imdefiBitai 

wdthn  im  ZeUbt^S  nr  ^m 
^Umt   die  Stelle  4m  «■tjamXnr?, 

lectef«r  Bpwehe  «  •■ 

¥o!rirt>. 

Bi  triH  U3  die  Wnrzri  das  VoloB  nlafeuitimi  ^\ 
aar  diM  difiw,  «csl  za  PenonakndsngeB  Terweadet,  ftc^ 
tiger  (mit  Uebergaag  von  'q',  'o,  V  in  Y.  ^^>M  aame 
•proeiieo  wird.  Dabei  tsi  ooefa  beao ädert  la  beachtes,  doB 
das  finale  't'  roa  *at'  in  'v*  TcnrandeH  wird,  ein  Vorgang, 
d«  kfa  noch  nicht  tn  erkÜrca  Tefvag.  Dies  kovfld 
jedoch  nor  im  E^aeeena  iwdrfinitaim  nnd  diCiiitun  vor. 
«ehrend  im  Patorum,  den  Prmeteritom  und  Pcrfectam  dv 
^  lieh  erhält-  Die  dritte  Person  Plor.  laatel  ala  Persooal- 
endaag  Toller  id  'r'  aus,  während  beim  Verbam  rabtaatiTam 
da*  finale  'r'  abgeworfen  wird,  was  auch  sonst  Torkommt, 
wie  wir  aehen  werden. 

Demgemäas    laoten  die  Personalendongen  des  Pracaenil 
iiidefinitoma: 

SiDg.  PUr. 

L  Pera.  i?  (er),  in  (en). 

II,      „      is  (es).  ire  (ere). 

m,     „      e.  ir  (er). 


1)  Di«  Aoupncfae  telivinH  iwücfaea  T  urd  V.   was  aber  in  der 
blDdOitSnr  dclirtft   nicht   aoterftcfaiedeo   werden  k&an,    da   beide   donä_ 
ICmbt  beteicLmet  werden. 


IVumpp:  Ormmm.  Vn$«nmikmn$fn  nber  diu  Br&tiH, 


61 


Lautet   die  Wunel  aal  eifiea  (laogen)  Vocsl  aus,  ao 

JU  das  *i'  aoa .   i.  B.    A^   pa-v    „ich  mag  Mgeo^,     ^JU 
pA-u  „wir  m&gea  Mgen^;  daa  *•'  der  IIT.  Per«.  Siag.  miua 

6icb  uatürlich  haliea,  wie  ^Ji»  (oder  ^jU)  V^-^  *<^  "'S 
Mgoo  "  Der  Accent  ruht  auf  der  Wurxel  und  di«  PanODftl- 
•ndungea   liod   daber  tooloa,    wie  ^'   ti'x-iv    „ieh  mag 

«iellm."  I>it'  dräviiliic1it*n  Sprachen  bilden  das  Praeeena 
durch  AnhäDgQDg  der  (vcrkürxtea;  PronomiDa  peraoDalta, 
dos  Tnltigu  jedoch  ebeofalli,  wie  das  ßrfthfti,  durch  An- 
(tlgUDg  dm  VerbuiD  substanUrnm ,  nc  unter  scheid  eo  aber 
kein  Praesens  indeBnitnin  und  dvfiuitnm  nach  der  Waise 
de*  BrAhül. 

b)  Das  Praeseos  definitom  wird  aus  dem  Praesens 
indefluitum  dadarch  sbgeleitei,  dass  der  L  und  U.  Psra. 
Sing,  und  der  I.  und  III.  Pen.  Plor.  ein  'a*  aagehlngt 
wirU;  üiv  III.  Per».  Sing,  erhält  als  Zusax  ein  'k\  und 
dia  II.  Pors.  Plur.  bleibt  unverilndert.  Die  ICndungen  dea 
l^taee.  defin.  sind  daher: 

I,  Per«,  ir-a  (era),') 
U.      ..     is-a  (esa). 
III.      „     a-k. 

Das  finale  (an  sich  knne,  weil  tcmtose'  'a'  finde  iüh 
in  dir  hindnstinl  Schrid  bei  Uux  und  Nioolsoo  rerachieden 
bezeichnet ;  sie  dräckeu  m  hie  und  da  gar  nicht  aas  (»eil 
hloa  mit  Katb*  geleeea)  oder  schrubsn  «s  mit  fioalem  %  odir 
mit  f.  Das  liuale  I  aber  taagt  hiar  nicht,  w«il  keioerlei 
VocalUnge  vorliegt,  und  das  blosse  Katk*  desshalb  nicht, 
weil  ««  nicht  geachriebeD  sn  werden  pflegt«  so  da»  ia  Folge 


Plif. 
in-a  (ena), 
ir*e  (ere). 
ir-a  (ein). 


I»  Ms  PnnstthM  prnMialia  ««i4«a  ticta  Vtrhem  akM  mt"— *» 
MC  Wfwi  ela  MssUnck  saf  4i*  PsfWB  fshft  msdsa  «stL 


-    ^* 


Ü'l         Silsung  %itr  jthitiw.-jihtlol.  Ciaime  Vom  4.  Dfctmber  JtfdO. 


davoo  für  die  Cuterscbeiduug  des  PraeseuB  indefin.  and 
defin.  kein  üusäcres  Zeichen  vorliegt,  was  in  vieleu  Fällen 
üosicfaerheit  hcrvorrufeD  muss.  Es  ist  daher  wohl  das  beste, 
das  finale  V  beim  Verbuin  immer  durch  9  kq  beEeicbnenf 
wodurch  jeder  Undeullichkeib  gesteuert  wird.  Bei  der  um- 
Schreibung  brnncht  es  nicht  be7,etcbnet  zu  werden ,  da  es 
in  diesen  Fällen  nur  Lesezeichen  ist. 

Bellew  (and  tfacilweisc  anch  Leech)  hat  die  III.  Pera. 
Sing,  des  Praes.  indef.  und  Praes.  defin.  durchweg  mit 
einander  verwechselt ;  lt  «chreibt  z.  B.  im  Praesens  *bare* 
(he  is  Coming)  und  im  Aorist  'barek*  (he  maj  oouie).  Diss 
dies  durchaus  unrichtig  ist,  beweisen  alle  einschlagenden 
Beispiele.  Noch  confuser  ist  der  Italiener  Finzi ;  er  schreibt 
z,  B.  im  Praesens  'harruf  ik\  uud  im  Aorist  'harraf  ekV 
und  (Leech  folgend)  auch  *marek'  (als  Kuturo  indefinite). 

c)  Das  Faturum  wird  gebildet  durch  Aufdgung  deej 
Endung  'ö*  an  den  Verbaljstamm  (vor  welcher  ein  vocalischer 
.\uslunt  verschwindet)  und  das  daran  tretende  Verbum  sob- 
stautivum,  das  seinen  vocalischen  Anlaut  aufgibt,  anage- 
uomnieu    die   III.  Pers.   Sing.     Die   Personaleudungen  nnd 

demgemäss : 

Sing.  PUr. 

I.  Per»,     ö-t.  ö-n. 

IL      „        ö-s.  5-re. 

IIl.      „        ö-e.  ö-r. 


I 


nnd 

I 


Vom  Imperativ      v^f  ete  lautet  also  das  Fntnrum  >Sjy£j 
^ö-t  »ich  werde  geben"  etc.;  von  dem  Praes.  indef.  ,|^  i5ifl 
1  kav  „ich  mag  gehcu"  (der  Imperativ  dU»  hin-ak   kommt 

von  einem  anderen  Stamm),  kommt  das  Fuinrnm  t^S'  i^tfl 
i  kö-t  etc.  ™ 

In  den  drävidiachnn  Sprachen  wird  das  Futurum  durch 
Hinzufiignug  von  'v'  (b  oder  pp)  an  die  Wurzel  gebildet, 
im  Bräliüi  scheint  daher  'ö*  ans  'av'  entstünden  zn  sein. 


il)  Dos  Paturum  exaetatn    winl   dkdurch    ((ebiltlM, 
dut   %n  di»  Thema   des  Patnruixit   nnf  *A*  dim  Preeteritani 

dn  Verbum  fahrtaatiTum  i  e.  i,s*«J  i>^^t  i*tc.  itnf^hiiiigt 
wird,  wolu'i,  wie  im  KularuiD.  diu  anUoteud«  V  abge- 
worfan  wird.  Tu  dor  III.  tVr«.  f^ing.  Inntal  das  I*ra«UritDm 
drt  Verb,  subst.  io  dieser  Verbindong  'ras*  (=*  ft«M),  lUU 
dt«  90ti!tt  x^bräuvhlicben  'luak'  (oder  'ai').  Die  Ptfmiuü- 
oodangen  nind  also : 

Hini;.  PUr 

I.  Per«.     ö-«tit.  ö-«ua. 

U.      .,        L»-ni8.  Ö*sQrv. 

in.      M        A-sas.  d-tar. 

Bax  (p.  17)  hat  die  ZuaammenaexuDg  diese»  Tempaa 
ganz  nüuTPnitaudrn  uod  auf  mait  nia  niecha»tschf>  Wrim 
«rklärt.  I!«>ltc\v  fUbrt  dii^xcK  T4*ni|Hi)i  gar  tiirht  tiiif,  ol^t«icb 
e«  biulüugliL'h  mit  Bei^picdt-o  tu  belegen  \ti.  Lcw*ch  fQhri 
in  Mioem  Panuligma  swar  ein  „Coinpound  Kuture^  oo,  bal 
aber  daruan  rine  atj^c  (\tiifaiion  gcmacbt.  indotn  er  das 
lVaf<Hiu  indef.,  dai  Futurum,  das  Pranrne  deÖn.  und  daa 
Perfed  (und  dabei  noch  die  U.  Pera.  Plor.  «UU  der 
Dritten!)  bnni  dorebeioander  wirft. 

i^in  ganu»  ..Compound  Fntvre'*  ist  daher  aU  ein 
abanrdum  xu  «treichen;  Scbaile,  da««  «ich  Laaeen  damit  ao 
ahgemfiht  hati  Pinxi  hat  Leach  nnbeaelten  abgcicbrieben, 
(wfthrvnd  Lameii  tchon  darauf  aufmerkaam  gf»ma^h(  hattaw 
dana  dabei  Vernii«cbuiiKeu  vorkommen)  und,  weil  vr  doch 
wabrftrbrinlich  l^cti^b  niebt  reclit  traut«,  dieaem  Tempiia 
den  Titel  ,.t>tlatiro"  gegeben,  wm  aber  die  SmIm  wb  ktin 
Ilaar  betaer  nuKbU 

2)  Tenipiira,    welch«    mit   den  Partieipinm    dea 
Praeteritame  laiammengeieit  lind. 
Die  eigrutlicbe  S«bwierigktfit  dm  BrAh&l  Verba  bq^lnut 
mit   der  Bildung   dar  Zeiten    der  VagangaobHl,    die   alU 


^^^^^^^^^ 


64       Sitzung  dar  pttUos.-ptiiioi.  Ctoise  WM  4.  December  1880. 

vom  Particip  de«  Praeteritams  aasgefaen.  lob  bin  «war  j 
nicht  sicher,  ob  man  diese  BildoDg  ein  eigentliches  Particip 
nennen  kann ,  weil  es  n  i  e  fleclirt  erscheint  und  auch  de 
für  sicli,  ausser  in  der  III.  Pers.  ^iag.  Praeteriti  gebraucht 
wird,  wo  ihm  noch  hänfig  die  Pereonalendung  'ak'  (-k), 
wie  in  der  III.  Pers.  Sing,  des  Praes.  defin.  angehängt 
wird,  so  dass  mau  versucht  sein  könnte,  es  für  eine  Art 
Gerundium  oder  unflectirbares  verbales  Nomen  der  Ter* 
gangeubeit  zu  halten,  allein  nach  der  gewöbulicben  Bildnng 
des  Praeteritnnis  in  den  drüvidischen  Sprachen  ist  anra- 
uehmen,  dass  wir  es  mit  einem  wirklieben  Particip  des 
Praeteriinms  auch  im  BrähüT  zn  tbun  haben,  obscbou  es 
nie  adjectivisch  verwendet  wird. 

Die  gewöhnliche  Wei!^  das  Particip  Praeteriti  zu  bilden, 
geschieht  im  Brahüi   dnrch  Änhängnng  von  *3*  oder  *e 
den  Stamm  des  Verbnms,  z.  B.  Jix^sJ  tix-ing,  Part.  Prart. 
L^  fc'X'J^i    JCä4J  tam-ing  „fatleu^^    Part.  Praet.  1^  tam-ä; 


jCjJ^"  thar-ing  „schneiden",  Part.  Praet  ^j.^  thar-« 
Endigt  der  Verbalstamm  anf  o'f\  so  lantet  da.<i  Part.  Praet. 
mit  wenigen  Ausnahmen  auf  V  aus,  z.  B.  jCixj'  taf-ing 
„binden",  Part.  Praet.  äv  taf-c.  Viele  Zeitwörter  dagegen 
gehen  im  P.  P.  auf  einen  Consonanten  aus,  indem  eie 
zugleich  den  Im  Infioitiv  vorliogendeu  Stamm  mehr  oder  minder 

verändern,  z.  B.  jClü  ban-ing  „kommen",  P.  P.  .7  bis; 
JCuj  bin-ing  „hören",  P.  P.  jCü  hing;  jCJlL  zal-ing 
„schlagen",  P.  P.  jOLi.  Zalk;  jCijS  dan-ing  „wegnehmen", 
P.  P.  o  dar  oder  ^.^y  där-e.  Andere  behalten  die  ganw 
Infinitivform  bei  und  hängen  daran  im  Part.  Praet.  *a*, 

J^^  cur-iug  „henimwandem",  P.  P.  Uo-ä.  taring-ä; 
jCu,^  ras-ing,  „gelangen  zu",  P.  P.  ÜClm«  raaing-iL 


1 


Kd  ist  bei  dem  Part  Pnet  jedoeh  tehr  tai  Aoge  ro 
Multra,   dun  M,  Mi  M  tob  tnat.  od«r  tntnuMw  Vcrbn 

gebildet«  immer  nar  aetivc  Bedeolung  hat  und  ni* 
«ine  pftsfire;  i^JUL^  f.  B.  bedentet  aUo  nur:  „einer  der 
g«achlagc>D  lial'^  und  nicht  „geechUgea",  |{aiiK  im  OegMMH 
xnifi  Bulüdi  and  den  nordindi«chen  Sprachen 

Die  drflvidi^cheo  Sprachen  bilden  ihr  Praeteritnm  darch 
'\  nnd  'd*:  fou  einer  Bildung  mit  M'  iat  im  BrXb&i  keine 
Spar  XD  findf^n,  wohl  alier  kSnnt«  die  Kodung  V  mit  dem 
driivii]tiH:h(*n  'i*  idcntiGcirt  werden.  Bei  den  Verben ,  dt« 
ihr  Part.  Praet.  auf  einen  Consonanten  auigeben  lanon, 
kQnnie  man  etwa  annehmen,  daaa  da«  arsprOngliobe  *i*  mit 
der  Zeit  abgefallen  wäre.  Der  Ursprang  des  Affixes  'n'  iat 
mir  bi.t  jext  uucb  dunkel ,  da  ich  in  den  dm« iijiachen 
IdionitJD  kfiue  Analogie  dazn  ßnden  kann  und  »  nicht 
wahrscheinlich  iet,  dan  die  benachbart«  Jaf-Sprache  (i  e. 
.Sindhl),  aut  iler  m  «ich  wohl  erkllrea  Umw,  darauf  in* 
lluiK  liabr. 

l>i«  Bildung  der  mit  dnm  P.  P.  ausammeagntBln 
Zeiten  geftchieht  anf  folgende  Weite: 

a)  An  daa  Particip  dai  Praeleritnma  tritt  daa 
Pnteeens  den  Vt^rbum  nuhntantiTum ;  nur  die  \\\.  Perk  " 
welche  daA  Particip  rein  dareielU,  wird  giiw5hnttch  unur 
Pemoualeudung  gehuMO,  doeh  kann  ihr  auch  *ak*  (-k)  aa- 
grfQgt  werdan ,  beaondara  wenu  u«  aof  dnu  Yocal  ao»- 
lanttt 

Bodigt  daa  P.  P.  «vf  «fiata  OottMMitaB,  eo  w»Jw 
fbm  di«  PsraoDaleodnngta  miTerkflRl  uigalilagt,  bot  b 
der  111.  Per^  Plor.  eUhi  statt  V  gawOhalich  *ur*.  Wir 
lawB  hitT  der  Ueborvichtlichkeit  wafio  oia  Baupial  fblfWi 
banoderi  da  Uellew  ea  (p.  4äl )  gani  anrieht^  attgrgebtB  bat 
fi<t«o. inii]'i.hiitii  et  Fui  I  ni  h 


66        Sittunff  d«r  jAilfM.-phitol.  CJfMM  rom  4.  Decembtr  IttdO. 
Sing.  '  PUr. 

I.  Pers.    üiJULä.  zalk-ut,    ich  schlag.       ,jXJLa.   zalk-QD- 


IIT. 


jiXli.  xaHi-ftk. 


yJLä.   zal*'-»- 


Endigt  das  P.  P.  dagegen  anf  einen  Vocal,  so  werden 
die  ÄnfangsTocale   de«  Verbuni  snbstantivum   elidirt^  also: 


Sing. 

Plur. 

I.  Pers. 

s^yLÄi».    Z^^üM»  ich  sah. 

^Uä    zanS-n. 

II.    „ 

(J-Uä    zanä-s. 

i5^UÄ    zaniS-«- 

t".    « 

*Uä    zanA-r. 

^ 


Ganz   dasselbe  wt   der  Fall,   wenn   das    P.  P.    anf 
iLuslaubei.     In  der  III.  Pers.  Plur.    (ludet    man    immer   nor 
die    Per»(Hialenduiig  *-r\    wenn  das  P.  P.    anf  einen  Vocal 
anslaulet.  i 

Belle w   hat   dieses   Tempos   mit   dem    Imperfect   rei4 
weiHiMelb  und  Leech,  der  e»  sogar  &\s  Subjuuctir  bezeichnet, 
hat     einen     ganzen    Wirrwarr     daraus     gemacht .     ebeOBO 
Finzi. 

b)  Wie  ans  dem  Praesens  indef.  das  Praes.  defiu.  durch 
Anfügung  eines  *a'  gebildet  wird ,  so  auch  aus  dem  Prae- 
teritura  das  I ro perfec tum.  Daraus  geht  herror,  da« 
dieses  V  den  Begriff  der  Bestimmtheit  oder  der  An- 
dauer  involviren  nmss. 

In  der  III.  Pers.  Sing,  muss,  der  Unterscheidung  rom 
Praetcritum  wegen ,  immer  die  Personalendung  'ak*  (-k) 
angeTügt   werden,    an   welche   dann   das  *a*   des  Imperfect« 


Tntmpp:  Ontmm.   Ifniertweiimmftn  Atr  tima  BriftM. 


67 


tritt.  Dio  II,  Pen.  Plar.  uimmt  kein  *m  an  und  iat  datier 
Her  Konii  nach  iileutitcb  mit  der  II.  Per«.  Plor.  de«  Pra&- 
tvrituniii.  Von  d<*r  Scbreibwaüw  di«M«  AfBxai  'a*  gilt  dat- 
«elbe.  was  ich  scbou  oben  xd  dem  AfBx  den  Praas.  defin. 
beiut-rkt  babe.  Buz  Kbreibt  ea  mit  1^  bei  NicoImb  wird 
m  theilwelw  abttifaU«  durch  f  aosgedrOckt ,  tbeilweixi  gar 
nicht  id.  b.  n  aollt«  mit  Fath^  geleieu  werden).  Immerbin 
tut  nicbt  xa  Qberselieu,  da»  das  V  tonlo«  tat,  aucb  wi^n 
fl0  mit  Aliff  der  Deutlichkeit  wegen,  gevehrieben  wird.  Die 
Peraonulendungen  des  Imprrfecte  sind  dangenil«: 


Sing. 

Plar. 

X.  Pen.      t-a 

n-a 

n.    H      ■•• 

r» 

"•  "  tz  \ 

r-a. 

Lecch  hat  das  Iroperfoet,  welch»  «r  'SMxmd  ImperfMi* 
nennt;  die  Ifl.  Pen.  Sing,  aber  gibt  er  falach  mit  'harraAek' 
(noch  seiner  Schrvihweiee)  an  (et  mn«  barafc-k-a  heiwn). 

Fiuxi  hat  I>aM!h  mit  allen  aaiuen  Ktthlern  fnar  daM  er 
nicht  xwei  T  bietet)  atgeaohrieben  und  diu  Tempus  noeh 
dactt  nUscblieberweis«  Aoriato  (naeh  eogliscbcBi  Oebmaeh) 
genannt.  Uellew  bat  nnbegreiflieberwetse  da«  Imperfaci 
gar  nicht  aufgeftlhii^  obgleich  es  o(l  geong  vorkommt 

e)  Dai  Plasquaraperfeet  wird  gebildet«  iodem  aa 
das  Part  l^wi.   das   Imperfeet  dea  Vcfbam   sabstaativom, 

i.  e.  ^ji^  oauf  etc  angefügt  wird«  wobei,  weoo  das  P.  P. 
mit  eioaa  Vocal  ■ualantet,  das  initiale  *a'  6m  UilCsaeit- 
wortes  abgeworfen  wird.  In  der  111.  Pen.  Bing,  laotet 
das  Hilfaieitwurt  *asas*  italt  *aiak'.  nnd  wann  das  P.  P.  auf 
's  eodigt,  hbM«  *ai\  um  die  rielen  's'  an  i'aimidan.  Di* 
Parvonalendongeo  nnd  demgem&w: 


■aa 


^ 


68 


Silaung  der  phihts.-^Uol.  Clagse  vom  4.  December  28S0. 


Sing. 

I.  Pers.     asuJi  'su\. 

n.       „         osns,  -6D8, 

2|T  /  aaast  -sas, 


as. 


PUr. 
uon,  -SUD. 
asnre,  -aare. 

asnr,  -snr  (su,  so*). 


Sing. 
I.  Pers.     nn-ut,  -n-ut. 
II.      „       nn-uß,  -n-na. 
m.      „       nn-p,  -n-e. 


PUr. 
Qn-Dn«  -n-an. 
nn-nre,  -n-nre. 
nn-ö,  -n-ö. 


Bellew  heiast  clieaes  Tempos  „The  Past"  and  Leech 
„First  Iiuperfeet",  was  nach  ihm  wahrscheinlich  dasselbe 
sein  «oll.  Ausnahmsweise  hat  hier  Fiuzi  das  richtige  ge- 
troffen, indem  er  es  „Perfetto"  genannt  hat.  Alle  dies* 
drei  i^ahcn  als  Endaug  der  III.  Pers.  Pliir.  'ur*  bd  (indem 
sie  wahrscheinlich  Leect  folgten),  Bux  aher  gibt  nnr 'ö 
an,  und  damit  stimmen  meine  Beobachtiuigeu,  iodem  ick 
bis  jezt  nur  die  Personalendnng  ü  in  der  III,  Pers.  PIi 
gefnnden  hübe,  obgleich  an  und  für  sieb  die  Endung; 'i 
nicht  uwrichtig  wäre,  der  Usus  aber  scheint  aicb  für 
entitchieden  :en  haben. 


1)  Ich  habe  diese  Eoduii^'  indessen  bis  jotit  nur  eUnnft] 
jvM-j:*  tOs-asQ  „üo  waren  gesewen"  (Box,  p.  Si,  L.  1). 


Bellew  und  Leech  haben  dieses  Tempos  mit  dem  Perfect 
verwechselt. 

d)   EigeuLhümlich  ist  die  Bildung  des  Perfeet^.    V 
wird  an  dos  Particip  des  Praeteritums  *u-n*  angehängt,  ^^o:    ^ 
dieses  auf  einen  Cousonanten   schliesst.    und    wenn   es  aoi   I 
einen  Vocal  auslautet,  '-n*,  mit  Abwerfung  des  (wahr?' 
liehen  Bindevocals)  *n*.     An    das   so  gebildete    Partirij»  u--* 
Perfecta  tritt   dann   das  Verbum  snbstantirnm  im  Praeaeu 
nach  seiner  gewöhulicben  Form.    Die  Personalendangen  des 
Perfecta  sind  demgemäss: 


rriiw/*/!:  (irautm.   t'Htersifchumjen  afier  ilns  Brähm.  69 

Die  IJiMuiig  (Ich  Pjirticips  Perf.  tWijjt  einen  üclit  dra- 
Tifjiffchen  (.'liiinicter:  dfuii  auch  im  Tamil  wird  /wiachßii 
das  *i\  welclipfl  dstt  Zfichfii  d»»s  Prui^terihiniH  in  gcwigsen 
Verl>alcluii8cn  ist,  und  die  pronoininHleu  Kudungen  ein  *n' 
eiDgeRcholwn  (x.  Calilwell,  p  393  k  so  dosi  wi^r  dit*  Kin- 
geborenen  Tmiiil  CirumniatikiT  *in*  uN  das  Zeichen  den  Pnie- 
tentums  betrachten.  Tr^priinglich  ist  also  die  Hildung  uaf 
'un'  nichts  at»  ein  Part.  P^a<^t.,  da  aber  da^  Hrühüi  ftir  daM 
Purt.  Prnpt  srhon  andere  FjidnngiMi  amtgehililet  liatte,  so 
Terwendete  es  dies«  alte  Form  zur  Iferstfllnng  eines  Perfrcts. 

Der  ['ebersichtlichkeit  wi'gen  wollen  wir  Krimintliche 
Tenipushihlnngeu  dps  act i v en  a f f i r nia ti  v e u  Verbams 
in  folgendem  Paradigma  /.usammeuNt eilen : 

Infiuitiv:  jCu^  xun-iiig,  .M-hcn') 

Imperatir : 
H.  Pers.  Sing.  ^^  x*o,  oder  i*ll^  x»"**»^'*  sehe. 
II.  Pen«.  Plur.  ,AÜ.'z»o-bü,  sehet. 


A)  Tenpora  die  hU  dem  InHnlttT  ud  der  Verbalwinel  snammea- 
ice«est  werden. 

a)   Mil  dem   Infinitiv : 

1)    Das    Praesens   continuutu: 

Sinif. 

I.  Pers.     ^1    JXii^    x««i"g-ti  «1-    ich   hin    im  Sehen. 

Hl.      M        ^  ^'J^-i-^    Z»'"UK-tl  »■■ 

1)  l>  iftt  kaum  nuthiir  xn  lirnierki'ii.  iIsm  e«  tm  HrMhoi  nur  Y.mf 
laftnitiTforni  gibt. 


»yjb.   Xän-ira'). 

4)  Das  Futurum. 
Sing.  ^  Plar. 

1.  Pers.  \ii)yxL.  zaniJ— t*),  ich  werde  stehen.        ,' iJL    ;(ano-a. 


1)  Man  schreibt   avcb  <1nrch   alle   Personen   hindorcb    l«juL 
ipricht   demgem&u:   j^än-evi  otc.     Ben    A«C6nt    habe    ich    nach  «io 
Angnbo  von  Bdi  gcsost. 

2)  iiDü  H).  Da  Bnx  benieikt,  Au»  die  Peraonalfudangen  tonlos 
and  d»  Acoeot  ichr  wahrscheinlich  »nf  der  Stammsilbe  bleibt,  an 


Trmuyp:  tiritmm.  ünter6whu»»ß'n  nitre  ilng  hruhnt.  71 

5)  Das  Kiiturnm  exactuni. 
Sinif.  IMur. 

1.  Per«.    iiU*»,LÄ»  ;fani'»-aut,    ich  ^nr.A^    x*"*'*''on. 

werde  gesebpo  halben. 

IT.     «      ^jJ^yXL  zan'"''-i"ns-  ^J^y*^  zann-surr-, 

in.     ,f        , .1^   /iintWgas.  xvr.ivb-  z*"'*"'**»^' 

B)  Tenpora,  die  mU  dem  Taiitrlp  de«  PraeterUann  Basanmea* 
reaeit  werdea. 

(i)    Dan    Praeter! tum. 

»•  Auf  i'iiHMi  0-nns()iiiinl*'ii  uuKlautiMi'l : 

I.  Pers.  ■^^1_^  Xiilli'ut,  ich  sclihiff. 
etc.  etc.  (»lieh«!  p  tifi.J 

{i)  Auf  einen  VociU : 

Sinjt 
I.  IVm.  ^irLiÄ  />nrt-t,  ich  nah. 
etc.  cic.  (siehe  l»  lifi.) 

7)   l>HH  I  mpprier  tum 
Sin«.  IMar 

II.     ,.        Ju-Li.    zao.i-s.u.  ^5;!^^    z»"'"''''- 

lU.     „         ji5'Lä    Z»"'»-I*».  »pL^Ä    Z«"''r'i. 

•Hfl  mJiiflirh  i»t,  »i  liil»-  icli    ili»  |ituii«nfi4cli  nAftt  •lici-r  Aii<l*-u(iiii»! 
hininffctfil,  rbcrwo  in  Jrn  folKtriMlen  Trmponbiu. 


72        Sittvng  der  phiios.-phäol.  ClasH  vom  4.  Deeember  1690. 


8)   Das  Pluaqoftinperfect. 
a)    Anf  eineu  Consonanten  aaslautend: 

Sing.  Plnr. 

I.  Pers.     öJlÜU.  xälk-asnt,  ich         ^,l^j>  Talk-aann.' 

hatte  geschlagen. 


Jf^li^   XüXk'asua. 


w 


JJJ^  Xalk-aaas. 


M  .i-_,_.,-j  bas-aflf  er  war  gekommen. 

ß)  Auf  einen  Vocal: 
Sinjj.  Plur. 

I.  Pers.     ^jtAjl.l^,^    ):8nÄ-8ut.  ^JLUä.    zanft-sun 

IL      1»       ijxJwLLi».    xani^-*AS.  -  -J :  ^    /aoä-sar. 

»)  Das  Perfect. 

a)  Anf  einen  Consonanten  auslautend: 

Sing.  Plnr. 

I.  Pers.     ii-iJ^ILs   x^^-un-oti  ich        ^Iti^   ;i;ntk-Qn-ii 
habe  geschlagen. 

II-     M       ijJJüJ^  zälk-on-na.  ^-iXJLi».   ZHlk-ün-or 

U.     „        ^-ii^Ä.  zälk-un-e.  ^ÄiXi.  xalk-on-ö. 

/9)  Anf  einen  Vooal: 
Sing.  Plnr. 

I.  Pent.     »üJUi.  xanÄ-n-ut,  ^Ui.   z»nÄ-n-nn. 


ich  habe  gesehen. 


T^mftp:  Orttmm,  t/mtrrmitimufftn  After  Sa»  JM3Ui. 


73 


Von    der  VvrbalwttnE«!    werden    xw«i   Nomina  wrbftlk 

oleit«!,    dos   ein«  ein  flcctirhorm  Purticip  du  PrMMo«, 

■ödere  ein  ui)HfHtrbftr«ii  oder  Kerundiain  dm  Prac'^ens. 

'In  deu  F&llen,    wo  der  Imperfttiv  einen  Zoux  unf  'ak    haU 

cMler    wo  dem  Stamme   noch  die  Kndiing  *\h\   die  sbanfidla 

cmphfttincher  Natdf  ta  Min  scheint,   an|(efllf{t  itt,    raUsMO 

diw«  wieder  abgaworfea  werden. 

Dai  Pnrtietp  de«  PrAeaeiia  wird  durch  die  Kndang'flk'  (und 
nach  UnutÜniU>n  'ilk-n',  ötcn  ef  p.  321  ^bildet,  £.  B.  <^yi^ 
)fan-ök  „mbeod'*;  ron  jCuS' kan-ing  (Imper.  kar),  *i}*jf 
kar-ött  „thiiend'*;  ron  jCJU'  lOMnjf  (Imper.  «a2J*j  tül-jh). 
Jj-j-  lül-ük  „»izend";  ron  jCJLs.  zai-tng  (Imper.     |?iv 

ZttHh).    JyU.  zai-ük  „Mhlagend" ;  i.  B.  ^  LI  1^  aT^JU^ 

^yf  ^y^^  "^**"  ^''"*°>  ^"^  ^^  di'kiem  Hause  oiaen  wird" 
(Bui,  p.  94.  L.  3);  ^^U  >6^^  ojx^  ^  \^'>  ^J^  "«"»• 
Tagei  amtodtf  Prediger  (Krmahner)"  (Bui.  p.  127,  L  4  T.O.); 

^La3*    l,»   ,^  pAib  jt    ^^  ^  Jl    ftL£,>l^    Li    aJLt    Ij   aT 

^«»«^.^.,er  «ah  einen  Manschen  nnUr  «acn  BanoM 
si^md,  er  fVagte  ihn:  wie  bcaetiafla«  ist  der  König  diaa« 
K^ichM,  tit  er  ein  Tyrann  oder  einer  der  Gcrcehti)(keit 
antabt?^  (BuÄ,  p.   lae.  L,   13). 

Kl  iii  mir  keine  dr^ridi^cbe  Anatofie  bekannt  *  die 
lieh  mit  dieser  brahfll  Participialbildang  rergleichitn  IftssM, 
wohl  atirr  liat  das  Ual5Ü  ein  Pkrticip  des  Prmeeam,  dM 
der  äanerf^D  Korni  nach  damit  ganz  ide>mtbdi  tat,  Binlkh 
du  Partiirip   auf  *ak\   das   eine  aadaoand«  odtf  intensive 

Handlung  bsseJAhnai,  %.  B.  tcnb  Balflti  ^yT^  Jan-ag 
neokkgva'',  „sehiessen**.  wird  g^bildot  J^  Jaa-Ak  „einer 


74      AuMy  4fr 


tM  oder 

FreaMT.*'     &  Begl  die  V«nMtbag  aefar  vd^.    4^  ^tm 

fBuHofmiSorm  durch  den  EtbAoh  des  Biäfi  xm  Jb«  Bklftv 

'pktmmeo  ist«  wie  sadi  nuelw  aader»  No 
Dm  uidcn  niebi  flw.liilie  Bvtieip  dn 
vieliBckr  da«  Gemndiain    wird  gebadet  d«rdk 
d««  Affixe»  *tm  oder  'm   ao  dte  Verbttlirand.     Box  fp,  15] 

I  «gt,  dtt  Affix  «ri  ^^  ae.  £ut  io  allen  DeM|ikka  aber,  die 

eh  galbod«!!  bähe,    ut  ta  ^  -  ■—  gea^riebea:  darmaaiatza 

«ehlieaaen,  da«i  wo  da«  initiale  'e'  niclit  aoagedröcH  mt,  es 

mit  Kaar  (i,  &.  'f.)  geleaea   werden  mam.     Die  Endong  *e 

Laeheiüt  mH*ab*  sa  wechaeln  oder  identisch  so  acta.    Beäafiek 
davon  »od: 


Jtjf^ 


jüCL.'^  dzL  \jSyi'  tüjj^  is*^}  «■■■■»■i^^  15^;^"*^   '''^^ 

den  anHern  Tag  mit  dem  Morgeu.  zu  der  Zeit,  als  einige 
Heiter  der  .Mayala  gegen  Singarli',»  ihre  Pferde  g»Uopirend 
kanum  und  ein  Gwchrei  machend,  die  Trommeln  scbla«end» 
die  Schwerter  schwingend  nahe  zum  Kort  geUngten^*   (NicoV 

p.  33,  L.  1-3);  Ufl)  ^\jü'y>  L  5jt^>)    u^^y^  '^^/  '^^f 
„klagend,  «chluchrnnd  gieng  rie  zu  ZuWdaV   (Nicol-        a 
Kamin,  p.   11t,  L.  5).  ^W 

Bellew  gibt  als  „Present  particVple"  «««  ^""^"^crtali- 
z.  B.   bare  „kommend",    khale  „acV\lagend''   ^Ic.       c^^ 
eine  solche  Form  noch  nicht  entde^iVen  kÖntien, 


I)  8o  man  du  Wort  {EreschrietMo  ' 
w»i««  lo  Kioera  Text«  b^Xä-w. 


»"^Tden, 


.SVcoA«-^»^«^^ 


7VH«i)</i:  Oranm.  Vnlertit^HM^m  iA*r  «iiM  BnaAiH. 


75 


|«efar  AD  deren  Ricbtigk«it  zweif]*-;    die  Form  auf  'en\  'W 
BD,  ili«,  wiff  in  den  obigen  Ikäopielen  gm«|^  ist,  mIit 
[)i&tifiK  vorkommt,  erwähnt  er  ^ar  nicht,    and  Leeeh    kein« 
[von  beiden. 

Kine  drafi()xtche  Analogie  f&r  diese  Form  ist  mir  nioht 

bekannt.    8ie  entapricht  der  Bedeutung  nucb  dein  unfleotir^ 

kiMUvn  Particip  Praes.   den    HiudQst&nl    auf  '-l-s'    (wie    ji 

I  rd-C-v  „im  /«uxUnd  des  Wdoeus)  und  de«  Sindhl  auf  *-d-t-i 

[(wie    ^tP^i,  haland-M  „im  Zuataude  de4  GehenB").    waa 

nrfepraiiglicli  eino  bocativforra  de«  Pariicip  t*rara.  tat     ÜHa 
Balü&i  kfont  dieae  Bildung  nicht. 


U.  Dia  aoUve  nagaUve  Form  dea  Z«Kiirar4a«> 

Daa  waa  daa  BrAhfii  gans  apeciril  aU  eine  dhlTk^nk- 
tttrUnbche  Bpmcha  characteriairt,  int  die  negatire  Pom 
dea  Zeitworiat.  DSaaa  wird  wie  in  den  iQdindifohen  Sprvclian 
dadurch  gebildet,  dam  dt^m  Verbalvtamme,  wie  er  sieh  in 
den  vfiTorhiedenOD  Zeitan  darbirtet ,  da»  negative  AJfii  ao- 
gehSiigt  wird,  an  welchen  ao  erweiterten  8Uunm  dann  ent 
die  Peraonalendungen  treten,  wie  wir  aie  oben  bcaehrieben 
haben .  jedoeh  mit  maneheo  Abwetchnngaa.  HerkwQrdig 
iai  «R,  daa«  im  BrtfaAl  nieht  ein  nnd  daaawlbe  n^snlive  AflSs 
dureh  alle  Tempore  hindurch  nngewemlet  wird,  aondcrn 
daaa  dia  mit  dem  Partidp  Au  Praateritvma  nwunmao- 
gaieiteD  Zeiten  ein  anderea  NegalioaaaettbeD  einaohiebeB 
nia  die  mit  der  Verbalwunel  anaamaettgeaaalen. 

Falach  nnd  nicht  einmal  merJianiscli  richtig  iat  dia  De- 
hai:  '  Uewy  ilaaadi<*Negatt  »bong  eiaaa 

Ttx^.  '«vinchan  die  Kwei  «ralfü -'il'^^  MC-  ;  .i !*•  rn  Stande 
komme.  doM  die  Nrgatinn  in  den  Twgaitgiiea  8Seite»  durdi 
Kinachirbang  TiHi't*  Ivewirkt  wird,  acheint  ar  nodi  nicht  b^ 


U^ 


76       SUnmg  der  paM.-pkiM.  dune  rom  4.  Dteemha  1881k 

merkt  zd  haben.     Leech  bat  toq  eioer  negatiren  Form  des 
Zeitvorts  keine  ÄboQog  (und  demgemäse  aoch  Pinxi  niehk), 
obwohl    in    deu    vou    ihn)    g^ebeuen    brühöi    Elrzählangeo 
manche  negative  Formen  des  Zeitwortes  vorkommen. 
Gehen  wir  nun  aaf  das  Einzelne  ein. 

A)  Me  nlt  d«r  Verbalfranel  zasanmeagi'MxteD  neg-alirro  Tenpon. 

Eine  negative  Form  des  [nfinitivB  scheint  im  Brahöi 
gar  nicht  Torzakommen  (wenigstens  habe  ich  noch  keine 
finden  können),  weil  derselbe  schon  ganz  al.«  ein  Nomen 
behandelt  wird;  das  Pnuwens  coutinnam  wird  daher  nur 
dnrch  die  negative  Form  des  dabei  verwendeten  Verbnm 
snbstantivum  beigestellt,  das  spater  folgen  wird.  fl 

üas  negative  Affis ,    das   im  Imperativ,    in    den  Tem-   " 
poribns   den  Praesens,  Fatarnm  tind  Futurum  exactnm   zur 
Verwendung  kommt,  ist'pa*.    -   Der  negative  Imp erat it, 
rmp,  ProfaibitiT  hat  darum  die  Endungen: 

II.  Pers.  Sing.  aJ  pa,  II.  Per«.  Plar.  yj  pö, 

*•  B-  &AÄ^  xa^'P*  i.sehe  nicht!"  j-v^  x»n-pft-bä. 

Endigt  die  Wnrzet  im  Imperativ  auf  *r'  oder  */  /^), 
80  wird  dieses  vor  dem  negativen  Ai&x  eltdiri,  a.  B.  Imper. 

jj'  kar  ,.thue'\  Prohib.  jtl^  ka-pa  (statt  kar-pa),  Plar.  ...< 

kä-pa-bö;     ^Ll    ^y    ngüsse    eiD'\     Probib.    juLt    ^-pA> 

Kommt    das  *p*   zwischen   r.wei  Vocale   zu   stehen ,    so 

geht  es  häufig  in  T  über,  z.  B.  aU  bä-&  „komme  nichts*  ^ 

(von  j  bar  „komme!"),   gS^  mä-fa  ,^i  nicht"   (statt  g^li  ^ 
mar-pa),    eine   bestimmte    K^el   aber   .«cheint    dabei    nicnt 
obzuwalten.     Die  emphatischen  Iraperativaffixe  *ak*  und  *th' 
roflssen    vor  dem  Antritt  des  negativen  Affixes  immer  ab- 
geworfen werden,    z,  B.  cJjt>  dnr-ak  „nebme*^    Prohib.  a*) 


hib.  aA>  fl 

J 


TruMitp:  OrnniM.    I'nIrrnHihuutfrn  i'tfrer  tltXA  ßrahüf.  77 

da-pa»  .^aJä  zal-lli  „schlage",  Prohib.  äaJL».  XiU-p»-  In 
vielen  Verhis  wird  im  Prohibitiv  der  Verbalwarael  noch  ein 
«  Yor  dem  Negativaffii  augefDgt,    z.  B.    ^^    bin  „koche", 

Probib.  r ^ ,^ ,,r r  bi8C*-pa,  ..^j  bin  „höre",  Prob.  f^_.jij.  bine*pa; 

^>'Uv    tüUth   Msizi''*,    Prob.    «xJy   tälr-pa.     Andere  sind 

•      gans  unregplmüflsig,  wie  ^l»|  rte  „gib"  (von  jCuj),  Proh. 

jüji  tt'-ftt.     Dinte  rnregelmässigkeiten  müssen  sorgfaltig  be- 

Achtet  werden. 

Im  P  r  a  e 8  e  II B  i  n  d  e  f  i  n  i  t  u  m  sind  die  Personal- 
endung(*n  folgende: 

^inß.  P 1  n  r. 

T.   Pers.  pii-r.  pii-n. 

II.     „       p-is  (-««).  |i-ire  (ere). 

III.     „       p  (i-p).  pa-c. 

Si'br  nnftallend  int  die  Kndung  der  1.  Perit.  pa-r,  wir 
würden  hier  der  Kegel  mu'h  p-iv  erwarten.  Die  III.  Pers. 
•Sing.  laiitt!t  uiif 'p'  (ipi  auD  fMtatt  p-e),  in  der  III  Per». 
Phir.  pa-ii  i.<it  nrt*prUngliclieH  *r*  in  's'  verwandelt  wordeut 
um  der  VerwcchHliuig  mit  «ler  I.  Pen.  Sing  vor/u  beugen. 
Der  rebergaii<r  vim'r'ihV  liudi't  .niüb  alter  auch  in  andern 
Worten  im  Itnibin  (if.  p.   14). 

Das  PraeNiMM  dffin.  bietet  diiwlben  Kndungeu  mit 
llin/.iif(lgiiiig  dfH  determinireudcn  'a\  nur  dass  in  der 
III.  l'iTH.  Sing,  noch  tinales  'k*  hinzutritt;  die  II.  Pen*. 
Pliir.  bb'ibt   unvcriiuilert.     Sie  »ind  demgeniaMH : 

StuK-  l'lar. 

I.   IVm.  pa-r-a.  pu-n-a. 

II.     .,       p-i!*-a  (-e?(-al  p-ire  (-ere). 

III.     ,.       p;i-k.  pii-s-a. 

Im  K II  t  II  r  II  IM    u  iir<l>  ii    wir  dir  Kndungeu  p-uf.  p-ü<^etc. 


78       Sitaung  der  tthÜoA.-philol.  Ct(uxe  vnm  4. 

erwarten.  Die8  ist  aber  nicht  der  Fall,  somlern  wir  finden 
hier  vielmehr  par-öt  etc.,  als  ob  das  negative  Affix  'par' 
wäre.  Da  dies  aber  unmöglicb  ist,  so  ist  wohl  anzunehmen, 
'  dass  V  ein  formatives  Affix  des  negativen  Verbuius  ist, 
ähnlich  dem  Tamil  a-du  (Canar.  a-du,  s.  Caldwell  p.  361). 
Die  Personal enduugen  sind  demnach : 

SiD^.  Plor. 

I.  Pers.  pa-r-ö-t-  pa-r-ö-n. 

n.     „       pa-r-ö-s.  pa-r-ö-re. 

III.     „       pa-r-ö-e,  pa-r-ö-r. 

Das  Fntnrum  exactnm  schliesst  sich  enge  an  die 
Form  des  Fnturums  an,  indem  statt  des  Praesens  des  Verbnm 
substant.  dessen  Praeteritam  angefügt  wird,  wie  in  der 
affirmativen  Form      Die  Endungen  des.sell>en  sind  daher: 

Sing.  Plnr. 

I.  Pers.  pa-r-ö-snt.  pa-r-ö-snn. 

II.     M       pa-r-ö-sus.  pa-r-ö-sure. 

ni.    „      pa-r-ö-sas.  pa-r-ö-sur. 

Ueberslchtliche  Darstellung  dieser  Formen. 
1)  Prohitiv. 
II.  Pers.  Sing.  ü.  Pers.  Plnr. 

»IIL.  XMi-pa  „sehe  nicht  !^'  **ÄÜ  /an-pa-bö. 

2)  Praesens  indefini tum. 

Sing.  riar. 

I.  Pers.  v-Uä"  x**"-pa-r,  ^^j-fi^^   Xi^n-pa-n. 

ich  mag  nicht  sehen. 


^jt^^jJÄ  zau-p-18. 


Zan-p. 


Tnnnjip:  Grnmm.   Vnfrrfwhniujrn  hIht  ttas  lirähiil.  79 

Zu  bemerken  istf  tlass  die  l'rohitivfornien    jtj^^  jtij^   j|^ 

etc    aucli  iu  du  Praeftens  berubergenommen  werden,    also: 

ka-par  ,«ich  niafj;,  icli  will  nicht  thnn?**  r..  B.  ^S'  y^^lr^j  ^| 

„icli    kuuii    niclit    koinnieii"    (wörtlich:    „ich    mache    kein 

Kommen),   Bux,  p.  <iü,  L.   1   v.  u.;   Ju^\  »5^')  jCöL»  «« 
sagt:  ich  mag  nicht  kommen*'    fßux,  p.  82,  L.   1   v.  u.). 

Zn  henierken  sind  Formen  wie  oü*  ti-t  „er  mag  nicht 

gel>en*\   oü  ha-l  „er  mag  nicht  kommen**,  etc. 

3)  Praesens  definitam. 

Sinfc-  PUr. 

I.  Pers.  ■,  »iy     x^n-par-a.  f^T_»_r^     zau-pao-a. 

ich  sehe  nicht. 

1 1.      .,  KLflk     Ziin-pis-a.  v5r*^     z»in-p>re. 

HI.      „  »iUIi     X«n-pa-k.  lullli     zan-pas-a. 

■1)  Futurum. 
Siiih'-  Plnr. 

I.  l*ers.     Ȋ^-xli.     zun-par-Mf.         sjyf*^    xan-par-nn. 
ich  wi*rdc  nicht  schfu. 

H.      n        \^)r^     zan-par-us.       ^^^-aI*    z*w-|**"*"""'- 

1)    Kui  hat  sn  <Iu'ur  St'llo  ^L),  wrj  aber  onrichtiK  iit,   wean 
diu  nnffli««!!!'  l'elferviiiunf;  ric)iti|{  iil. 


80       Süsunff  der  philo». -jihilol.  CUiiM  vom  4.  Jieeember  IdSO. 


5)  Fntnram  exactnm. 


Sing, 
ich  werde  Dicht  gesehen  haben. 

n. 
m. 


\^/'^*'y  y  ^  ^^^ 


Tlur. 

Xan-par-^snn/l 


(jM^w.wkÄÄ.  Zän-par-üsas. 

Es  ist  merkwürdig,  dass  zwischen  dem  brahüi  Negutir- 
aftix  und  dem  in  den  drari<]ischeu  Sprachen  gebrauchteo 
sich  kein  directer  Zusammenhang  aaTweisen  lässt-  In  den 
letzteren  Idiomen  ist  nach  Caldwell's  UntersochniigeD  das 
NegativafTix  'a\  und  'ka\  'ku  ('da',  'da*)  nor  formatin 
Snffixe  des  negativen  Verbums  (s.  Caldwell,  p.  363,  365^ 
waa  aber  doch  noch  sehr  fraglich  ist.  In  dem  Dialect  d 
Kötas  (auf  den  Nilagiris)  erscheint  allein  'p'  als  Formati 
safiix  des  negativen  VerbuniB  statt  des  telugn  *k*  (nnd 
des  tamil-canaresischen  *d') ,  und  es  ist  nicht  nnwahr- 
scbeinlich,  dass  dieses  köta  *p'  in  näherer  Beziehung  zu  dem 
brahüt  Negativaffix  'pa*  steht.  Man  könnte  auch  daran 
denken ,  doss  das  brahüi  'pa*  in  verwandtschaftlicher  Be- 
ziehung zu  dem  türnnischen  'ma*  stehe,  da  im  Brahüi  die 
Negation  nicht  in  einem  Vocal,  wie  iu  den  dravirjische: 
Sprachen  von  Caldwell  angenommen  wird,  souderu  in  d 
labiiilen  Consonanteu  *p'  liegt;  allein  diese  Annahme  ist 
kaum  möglich  i^lgen  des  im  Praeteritnui  angewendeten 
Negativaffiies. 


öe- 

dieU 
leilfl 
eafl 

istn 


B)  Ute  mit  dem  Partlcip  des  Prneterllnms  zu&ammenK'esexten 

negaUveii  Tempora. 

E^  ist  höchst  auffalicud,   dass  in  den  Zeiten  des  Prae-1 

teritums  nicht  die  Negation  'yta\  sondern  'ta*  (t)  gebraucht 

wird.     Da   es   nicht  wahrscheinlich   ist,    dass    die   Sprach« 

mit    dem   NegativaStx    in    deu    verschiedenen    Temporibos 


-■-«. 


j 


TVmifli-  Gramm.  nmt/rtm^Hit^m  Ühtr  diu  BrAfl). 


81 


'g*ir*ekMlt  iMt  (wofBr  wadsr  in  den  driiri(|üchni  Dooh 
Ürftnischen  Hpmchrii,  sowvit  mrino  Kimntni»«  reicht,  «ine 
An&lof^e  vorliegt),  so  iit  woM  an&uneKmea,  daan  'pa  und 
'tft*  nrBprnagtich  ideutiscb  mn  oitlsaeo  oud  aar  eiuea  Ijaat- 
w«ctu(ct  darstiOIen.  Wir  babra  itcfaon  bemerkt,  d«M  CWldwetl 
aU  nraprünglicbes  Negativaffix  iii  dfia  dniWdischen  Spimebto 
V  AMieht,  und  'kft*.  'ku'  (Mt*.  'du')  aU  fortnatiT«  Soffixe 
des  Di^tiTen  Verbums,  ein  Ausdruck,  der  an  Klarbeit  viel 
XQ  wflnfoban  Qbrig  läHt. 

Wie  dem  aber  auch  sein  mag«  die  Sprache  bat  sicber- 
licU  bald  genug  lu  'a-ka'.  'a-ku*  den  Consouauteu,  re|ir&- 
sentire  er  auch  nur  ein  furniatives  Suffix,  als  den  Uaopt- 
bMtandtbeil  der  Nej^tion  an^feMbcn  und  «o  konnte  das 
«gftntltch  negative  initiale  V  leicht  wegfiUlan.  Da  nach 
OsMwt^lI  (p.  .ir».'))  der  Wechwl  von  'k'  in  *p*  in  den  Forma- 
tiven  der  Verba  nach  einer  Begel  tot  sich  gebt  und  der 
Uebergang  von  *k*  in  H*  nicht  angew5hnticfa,  wenn  auch 
Terhältnijumiäsjiig  selten  in  den  drAvidischen  Sprachan  ist, 
so  kann  mit  sieniUcher  Sicherheit  angenommen  werdem 
daM  das  brAhül  'pa'  (p)  und  'ta'  (t)  durch  einen  Lautire«ha^ 
ans  'ka'  entstanden  ist. 

bau  IWticip  des  Praoteritami  fWtelUt  irioh  «iffen- 
tilBmlich  durch  Anh&ngnng  de«  Negativaffixes,  so  dase  oÜ 
der  urspriiogliciie  Stamm  kaum  mehr  erkannt  «erden  kann. 

Da«  Verfahren  bt  dabei  folgendsa: 

Lautet  das  Part.  Praet  auf  einen  Vocal  ans,  to  irird 
dbwr  abgaworleo  und  'ta*  numittelbar  an  den  8laaiD  aB- 
gahingt;  an  6m  m  vcraMlltteD  SUmn  tritt  die  Kadung 
das  Part.  Pmeterili,  die  hier  durtimiagig  W  (odsr  W)* 
rtatt'A'  labtet,  i.  R  von  U  tijcHI  wird  BegatiT  ütftix-t-ao 
gebildet  ' 

Partiei|tten.  die  auf 'r*  oder  's*  aDdigea  (denn  der  flnalc 
ViK»!  mtiss  ohoKlicfle  abgaworta  war 4iwJ ,  didirta  disn 
( I  -^  L  i'kd  -riiii.  a  Bd.  1.  ci  • 


82 

Tor  dem 


der  phHoB.'phiki.  Cla$M 

-6  „er  th»t**  wird 


4.  Decemher  tS80i.\ 


B 


5/ 


jJS^  ktt-t-AO, 

^5vL>  p5r-c  M*r  8Bgte*S  yL,  pa-t-an,  ^^  has  „er  kam**, 
-j^  bft-t-au.  Endigt  ein  Part.  Praet.  auf  einen  Ooppe)<H 
consonaDteu ,  so  wird  der  tezte  vor  *t'  abgeworfen .  x.  B. 
Jl  -  j <  khask  „er  starb",  Nc^at-  y-^<  kbas-t-au  ;  h'v^M 
darf  das  's*  nicht  anch  abgeworfen  werden ,  weil  sonst  der 
Stamm  gauE  uDkeantlich  würde;  ^Uje  halk  (von  jCU^) 
„er  nahm'S  Negat.  yJLtc  hal-t-au.  ^M 

Die  Person alendungen  des  Praeteritnms   aind  also: 
Bing.  Plar. 

I.  Per«,  t-av-af.  t-av-an. 

II.     „       t-av-is  {-««).  t-av-ire  (ere). 

III.     ,»       t^au.  t-av-as.  *) 

'Au*  geht  naturgemäss  vor  einem  folgenden  Vocal  in 
*av*  Ober.  Man  knnn  als  N^ation  hier  *t*  oder  *t**  an- 
nehmen ;  im  lextereo  Falle  wäre  'a'  vor  'an'  clidirt. 


Üa-s  Imperfpct    wird    vom    Praeteriium    darch    A 
fugDDg  de.'t  determinirenden  V  abgeleitf^l;  in  der   111.  Pe; 
Siug.    tritt    die  Enduug  'ak-a*  ein.     Die    IVrsoualendaiigeii 
sind  demgemäss: 


j 


Sing. 

Flur. 

I. 

Pers.  t-av-at-a. 

t-av-uu-rt. 

u. 

„       t-ftv-is-a. 

t-av-ire. 

III. 

„       t-av-ak-a. 

t-av-as-a. 

Das  Plusqnamperfect  bildet  sich  ans  dem  nega- 
tiven Part.  Praet.  durch  Anhängiing  des  Praeteritnms  des 
Verbum  subst. ;  die  Persoualeuduiigen  siad  aUo: 


l)  Mit  Uebcrf;ftn<  von  'r'  in  V. 


TrMui/tji:    (irnmm.   fnlfrittchnHtifM  hImt  rla*  Jtrahüf.  83 

Sing.  PUr. 

1.  Per«.  t-av-aHaf.  t-av-asuu. 

II.     ,,       t-av-asuH.  t-ar-asure. 

III.     „       t-av-asaa.  t-ar-asur. 

[>Hs  P  e  r  f e  c  t  hängt  au  dan  negative  l'articip  den 
Tratet.,  iliiM  aber  auf  'ta*  (nicht  't-au*)  auslautet,  '-u* '), 
und  iin  dieHes  tritt  die  Kndung  dft*  Vcrbuni  nubstant  wir 
in  der  affirmatiTen  Form.  Die  PerRonalendnugen  deKHolbeo 
Hiud  denigemäsB: 

I.  Perif.  tu-u-nf.  ta-u-un. 

II.     „       ta-n-u.s.  ta-u-ure. 

III.     ,1       ta-n-r*.  ta-n-o. 

Uebci'Kiclitliche  Darstellung  dieser  Formen. 

6)  DuH  Prai'tcritum. 
Sin»;.  riur. 

I.  Pers.    <ii,yaä>  ziiu-t-av-a(,  ^jr'**  ^"■^*^"*"- 

iüh  sah  nicht, 

11      "     tj^.y^^^  /jin-!-uv-iH(-«^).      ^v^JO»   Z»n-t-"V-iri»  (-en*). 
III.     „  .::>    x)"i*t-au.  ,M-jÄiÄ   xiiu-t-av-aii. 

Z.  B.  ^yiS  JCjj  ^I  y^i  af  cr-^;^  y^  "•■"  ****** 
K<*)tiiKt:    ich    konnte  geKtern    nicht  kouiinen**    (Bux ,    |i.  70 

L.  :>  V.  u.};  ^j^yJS'  I^j^SaP  Ji  ^U^«  ü  kL;U>L)  (jb  ^f 
„II  Vater,  tisHt^ni  du  niehtn  Iteiui  (iaKtmahl  den  Köuif(RV" 
(Nifol.  [i.  M,  L.  1  H.  u.V.);  yXa  -i"  .J  b.l  fpEVA^  „uichta 
kiiin  in  wine  Hund"  iNiod.  |i.   I.'i«  U.  4  v.  u.);      JUit  U5^ 


Ij  .Man  kwiii  li*  h  'Uh  rucIi  anilrm  <1«nkHii.  «ImM  *t'  Jm  NefatiTtflii 
ufi-l  '«n  iler  ForiiLttiv  dtrH  IVrfivtii  iit.  Ihrtar  Wrhältniuc  bedürfen 
niH-li  wtfib<ii>r  riil«r«ucbuii^. 


84 


ydtf 


SiUuHg  der  phiios.'phüot.  CIosm  mm  4.  December  tdSO. 
„er  nahm  mein  Wort  nicht  an"    (Bnx,    p.  90,    L.  l 


'.  u.);     ^'y^   JClü'    ^^Lij    ^JLia^    Lul    jLib    J^    .,B'le 

Weisen  konnten  den  Sinn  desselben  nicht  anzeigen"  iNicoL 
p.  2,  L.  6  Y.  u.). 

7)   Das  Iinperfectum. 
Sing.  PUr. 

I.  Pers       aJjÄü».  x^O't'ft'^'fttÄ.  *)       &i«JuiÄ   Jtan-t-iv-ana. 

n.     „       n^^.^j^  xan-t-av-iaa.        ,^„äLä.  zan-t-äv-ire. 

m.  , 


i^'liÄÄ.  xan-t-äv-aka. 


Das  Imperfect  irirdf    wie   im  Persischen,    zugleich  als 
Conditionalis  verwendet,    z.  B.     Jit      <^:'q^    {j^       \    Y| 

*)iu-j^  ,jL-Äj    ,^v  ^jiS  ^  f^**^^  „wenn    da    dich  u ' 

deine  Kindheit  eriuuern  wiinleät,  wurdest  da  mir  nicht 
solche  Gewaltthätigkeit  erzeigen"  (Nicol.  p.  24,  L.  **. 
1.  T.  u.). 

8)  Plnsqaamperfect. 

Sing.  Plor. 

T.  Pers.  A^At/.XL^    Tau-t-av-asnt,     .  .w-*/-JuLi.  xan-t-iv-asun. 


ich  hatte  nicht  gesehen. 


ij-^r*^^ 


II. 

III. 


u».,»j.y.;ä.   x^n-t-äv-asus.    ^^^yXi^  xan-t-av-isure. 


jJMWWkAÄi^ 


xan-t-iiv-asaa. 


y**.yXiÄ 


Xan-t-ÜT-aanr. 


1)  Ich  Termtithe,  da»  die  Staminsilb«  nicht  gani  ohae  ktte^t 
bleibt,  docb  fia-le  icb  e»  annCtliig  den  Nebenacceat  bevoodera  la  be- 
icicbneo. 

a;  Part    Pra«t   ^jji,    von  JCUJ   tin-ing  .jcaben.' 


S)  Pcrftct 

PUr. 
L  Per«. 


tt5 


siBr 


ich  habe  oicht  gefiehen. 
^^üü.  zin-U-n-e. 


xa»-U-n-on. 


X&n-U-o-ar». 


j^?-r   zio-to-D-o. 


Z.  B      ^EaÜ?  ^!y   45^;*^  ^  ^'    »''**''    '^'^    "**" 
obift    nicht   rMht    getiwD**    (Niool.    p.  4.    U  4  v.  a); 

bw(  (t>  «I    i«w   Mt  b»  Jett  nicht  gekommen'*   (Bni, 

Dfige  M  oicht  Min^  da»  «r  di«  Antwort  gab:  Nauata-l-fnad 
nicht  gcatorbfu"  (Niool.  Abu'l-tTamii  p.  21,  L  4  n  u.). 

g  10. 

IIL  Die  Bildung  Am  CauMtivunn. 

Da«  eaiuttle  Vprb  wird  dadorch  gi^biMet,  daM  an  daa 
VarbnlttamiD  Am  tofinitir«  daf  Affix  "xf  (»nch  VrKt«procb«M) 
tritt;  nnr  in  wnügvn  f^ällrn  wigt  loeh  in  d«r  Caiualfnna 
«ne  Abweichung  davon,  indem  anf  fine  ander»  WanH 
lurScIrgrgriffMi  wird,  x  B.  ■<":>  j<^  khae-ifoing  „tfidlan^, 
von  JL^  kab-ing  ..lierbea''.  Pari.  Praet  ji^^<  Ithuk 
„ar  Mtarb",  daa  im  Caoaativ  an  Gmnd«  gelegt  winl ,  mit 
Abwerfong  dea  finaloo  *k*.  Der  eo  vermehrte  Stamm,  an 
w«lcb«*D  Air  Pereonalvo düngen  nach  der  HtvchricWnn  Waie« 
nttge^Qgt  wertlen ,    blribt    nnTerlndart    iliirch  all«  Tempora 

bindnreh.  %.  B.  JuJ' Icnn-iag  „man**,  OaneaL  JoA^ 
knn-ef-iDg  foder  eoeh  JiiAji  kun-if-ing  gaeebriebaa)  „■■wo 
nuehen**,  „Rlttem," 


i^         aitammg  der  pMam,-plmU.  CtoM  tarn  4.  neeembtr  1960. 

Bax  (p.  21)  behanptet,  dan  Caasatir  wnrde  dnreh  ßn-l 
scKiebang    von  T    nad  *e*   gebildet,     wie    yXvqV    ti^-ftoi^ 
«flegen  machen",  aber  das  'e*  werde  im  Fotnrom  ond  Futanim 
exactam  abgeworfen,     SSmmtlicbe   Beispiele  j*^ocb,    deitn 
kcb  viele  ge^mmell  habf^,  widersprecbeii  diener  ßehaaptDng. 

BeRew  Cp*  ^'i'i)  sagt,  ilas  Cao^ÜT  werde  dnrcb  Ein«] 
Schiebung  eines  *r  zwischen  die  Wnrael  and  das  Infinitir- 
Bcieben  gebildet,  z.  B.  khaliog  ,,sich  fQrchten*',  kholfingl 
^WvefareckeD.*^  Nach  ihm  kann  man  rom  Causativ  wieder  i 
ein  CausatiT  bilden,  indem  man  Y  in  *U'  oder  '^f  nrnwandelttj 
%.  B.  khalfing  „ erschrecken '\  khnlifing  „erschrecken  macbea." 

Von  einem  doppelten  Cansativ  aber  ist  im  Embn!  keiotl 
Spur  7.U  entdecken  and  Beilew  bat  irrigerweise  die  Tiel-j 
leicht  raschere  Änssprache  *khalfing*  (statt  'khnli6og')  förl 
eine  eigene  Bitdnng  gi*halt^u.  Leech  gibt  Überall  die  can-| 
Satire  Aussprache  mit  *if*,  z.  B.  !  tene  kasifera  ,.ich  töd 
mich**,  benifene  {i=z  ban-if-une)  ,,er  liess  zukommen'*,  etc»l 
und  damit  stimmt  die  Schrei bweim  bei  Nicotson  voll- 
kommen. 

&>  kann  kaam  zweifelbaft  sein,  dass  das  bräbni  Can^tiv«^ 
affix  *\t  identisch  ist  mit  der  Tamil  Cansalpartikel  'vi*,  di« 
in  gewiweo  VerbindangeD    sich  zn  *bi'  nnd  *ppi*  rerhärteU] 
Das  Tamil  hat  auch  ein  doppeltes  Cansativ,  wie  vam-ri-pp-n 
f,icb  will  kommen  inacben  lassen".  worau>«  zu  sohlie^«en  viX^ 
dass  wenn  es  aach  im  Brahni  vorbanden  wäre,  es  jedenfi&Ib 
anders  gebildet  sein  m(U«te,  als  Beilew  angibt. 

Die  Conjngation   des  Cansatimm    Terläuft    ganz    regel^ 
massig,    nur  ist  daran  7U  erinnern,    dass   das    Part.   l*nieti 
nach  S.  61   immer   anf  e    anslantet.     Wir  lassen  hier  ein 
übersichtliche  Darstellung  derselben  folgen. 


TVuMjiji:   Gramm.  UntrrnuthuMgtn  Ober  dan  BnkM.  87 

I  n  f  i  n  i  t  i  r. 
iXiifjMj  Rw-ef-iDg    „Hokommen  machen/* 

Imperativ. 

Sin«:.  rior. 

IL  Pt-rs.  suU^^  ras-ef  (-if)  yJut^s  rna-ef-bö  (-if-hö). 

A. 

1)  PrHi'.«<.*nfl  continnnm. 
t£*l    _J  jCübuv.    rwi-ef-inf^  p  nt,  rtc. 

Ji    Prae^t'ii:*  indefini tnm.     (Potentialis). 
ykffMfs  ran-ef-iT,  etc. 

:t)  Pra)>8eDR  definitum. 
*yÄfiMt\  ra»-ef-ira,  etc. 

4)  Futurum. 
«iiyU-M^   r»8-ef-»t,  etc. 

5>  Futurum  exactnm. 
yiuLytKm^  ran-ef-Äiot»  rtc. 

B. 

Partirip  den  Pr aeter i t um«: 
^■r .   nU-ef-r-. 

fi)  Praeteritum. 
öouLy*»   ran-ef-i^t,  etc. 

7)  Imperfect um. 
AAAÄJUi»  ran-ef-^t-a,  etc. 


N)  PluKquamperfeotam. 


öwAÄ**,   ra«-ef-fr-«ut,  rtc. 


88       SiUung  dtr  flühB.'i*aol.  Oam  rhu  4.  Dtttmiber  JSSOl 

9)  Perfectnm. 
■»- '  ^A^vi  ras-ef-e-n-nt  etc. 

Beispiele  zur  Krläniernng  and  Bestätigung:   *Ji  y5«>.l 

a^jO  ^5^  JcUaä^  ft^  nahm  ibn^)  um  ihm  Brod  zu 

zu  geben"    (Nicol.  AbuM-lTasan ,    p.  2,    L.  7);     Uf  ^\^ 

y  B-^l^    ^AX^  iJ^^t,  diesen  auf  mein  Bett"    (ibid.  p.  16. 

mein  Hemd  zerreitistfn,  meinen  Hart  zernichten'*  (ibid.  p.  1 
L.  2  V.  u.);  ^JLüli5l  ^f  aS'sJU^'^  fju!  ^JuA  ^^  -dö*^ 
8)jw«  ftöy^j  ti^i®  machen  mir  solche  Pein,  dass  ich  roo 
ihnen  gequält  werde"  (ibid.  p.  5,  L.  8);  (Ij  nT  Sk^JL^  ^ 
)y**!^)  t)^-ÄÜJ  ,jaS^  yjL^jJü».  ü  ^Iä  Läaj  *»ich  Rrchte. 
dast  sie  mir  aus  Furcht  flir  ihr  Leben  Schaden  xuf&gen 
werden"  (Nicol.  p.  3,  L.  8.  9);  wuUO  ^'LcLä.  ^  fjjT 
„darauf  zündeten  eie  einige  Fackeln  an"  (Nicol.  p.  32, 
U  5  V,  u.};  -AjUi?  w*t-i  \L^  15^.1  ^*5^4ä.  »die 
Sclavinen  liesseu  ihn  viel  Wein  trinken"  (Nicol.  Abui-H'a»an, 
p.  11,  L.  ]).  Hie  und  da  ist  das^i*  (*e')  von  dem  Caasatir- 
aflRx  *if*  (et')  nicht  in  der  Schrift  ausgedrücH,    mos»  dann 

aber  mit  Kasr  (\)  gelesen  werden,  z.  B.  ^'|      vLi— ,0  Jbf 
«;^  „.lUe  seine  Freunde  speiste  er"  (Nicol  p.  20,  L.  2  t.  n.). 

1)  &^j(>  {wie  es  g«8chriabe&  werden  sollte»  6a  esimperf.  ist),  res 
jCiüo;  äu  g:ewCbiilicfae  Part.  FraeL  hl  ^J,  ca  scheint  aber,  das 
aucli  die  Form    ^jO   dar5  vorkommt. 


illj 

I 
I 


Thmfp:  Onwm.  UmttnntJtmttftn  üUr  rfw  ArAM.  89 

Aach  du  OiiiMtiT  bildet  «in  Pwtimp  PnH.  «af  *6k* 
|(*Ok-ft\   ^ök-S*)    and    <*in   Oenindiam    aaf  *en*,   *in\    »bo 

yl.«.  .  ru-if-ük  ,t^in«r  dn- ankomnifD  macht"  and  ^— ji^'-n 
Irw^f-in    u^m  ankommeniiiftcbiw**,  c  B.     m.Ia^  -^    l«^'^) 

Jl£lJI  \üiL.  b  £;^  .«die   SohwvrUr   tclmriogasd    kamen 

Iflie  nah«  Rom  Fort*'  (Nieol.  p.  83«  L.  3). 

DMi  dat  CftOMtiv  auch  eine  negative  Porm  hat,  i«k 
'  BOEwtnfelhaft,  obichoo  Ich  in  dem  wir  aof^ngUcheo  Materul 

keine  bemerkt  habe.    Sie  mOate  etwa  laaten:  Imper.  rL^A.'Vjm 

«  *  -   ^ 

raa-ef-pa ,     I'raea.    indef.    ^Aif^«»«    nu-ei-par    etc. ;     Praei. 
«jyU*-«  ra»-«f-t-»T-a|  etc..    Perf.  .«,ui,».  r—  rf  ta-n-ut. 

§". 
IV.  Ofl%  Pseenum. 

Dtu  Brnbül  hat  einen  Paarintaram  doreh  Anfllguiig 
d»  Aflfixoa  'ing'  an  den  einfarhen  Stamm  aoagebtldHi  den 
ee  darch  alle  Zeiten  hindurch  rrgelniftMg  flaetirt.  AvMMr- 
licb  föllt  daher  dar  PaauTiitamm  mit  dem  Infinitiv^d^r  aclivaa 
Zeitform  siuamineD,  obgleich  «r  mit  dcmaelben  keine  innere 
Verwmndtachafl  hat 

Die  dravidiecben  Idiome  haben  kein  Puairafflz  aoi- 
gebildet  ond  mOeBaa  daher  die  paMiT«  Urdeotong  aof  ver- 
■ofaiedene  Weiic  nmachreiben  (ef.  Ckldwell,  p.  356  — &8), 
wfthrand  die  tQraniacha»  Sprachen  T«r«ehiedcoe  Pmht* 
Partikeln  «a  ihrer  Yerfttgimg  haben.  An  nltthrten  echnBl 
Mi  da«  brthftl  *ing*  mit  dem  tttrktaoben  Keflexiraffii  'i-a' 
m  barflhrtn,  daa  bei  SUmmaa,  die  aaf  etncn  Vocat  oder  T 
auelanten,  noch  ab  Pa«ivafii  Arngirl  Immerhin  iei  diea» 
PaasiTbildang  afa  fligrathamlklMr  Zog  Am  BrihQL 


90       Sitsunif  flrr  tfhittui.-jMol.  CloMt  not»  4.  Dvcrmhtr  tfHäO. 


1 


Leeoh  erwähnt  noch  f^r  nichts  ron  einem  Passiv, 
Bellew  aber  bat  «in  vollständtgeii  Paradigma  desselben  aof- 
gesiellt,  von  dpni  ich  allen  Urnnd  habe  zu  vtraiiithen,  dasa 
er  es  nach  seiner  eigenen  Phantasie  ausgearbeitet  hat:  denn 
ich  habe  davon  auch  nicht  die  f^eringste  Spar  entJeckea 
können ,  nnd  es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass  eine  so 
sparsame  Sprache,  wie  daa  Brshni  ist,  sich  den  Luxus  eines 
zwiefuohen  Passivs  sollte  erlaubt  haben.  Bis  also  sichere, 
dnrch  nnzneifelhafte  Bewpise  erhärtete  ßfiispiele  ron  dent' 
Bellew'schf'n  Passiv  vorliegen,  niims  dasaplbo  bei  Seite  gelegt 
werden.  Offenbar  durch  das  Persische  verleitet  hat  er  das 
Passiv  als  eine  mit  dem  Particip  des  Praeteritums  nnd  dein 
Zeitwort  *sein*  zusammeugesezte  Zeitform  betrachtet  and 
demgemäss  abgewnudelt.  Abgesehen  von  seinem  Im}>eratiT 
Pass..  der  gewiss  nirgends  als  in  seiner  Kinbildnng  existirt, 
flectirt  er  das  Prunsons  folgendermassen : 

Sing.  Plnr 

I  khalkiit.  Nan  khulkuu. 

Ni  khalkas.  Nuiu  khalkure. 

0  khalk  ftre-e.  Ofk  khalk  arer. 

Die    erste    und    zweite    Person    Sing,    nnd    Plnr.    sind 
identisch    Mit   den    betreffenden  Personen  des   IVaeteritums, 
und  die  dritte  Pers.  Sing,  nnd  Plnr.   bietet   eben   jene  Za- 
sammensezung,    die    ich    Im    Bralini    für    unmöglich    halte, 
wenigstens  so  lange,    bis  das  Gegentheil  bewiesen  ist«  weil 
das  Particip   des   Praeteritums   nur   in   der   III.  Pers.  Sing, 
(nnd  nie  als  selbstständiges  Particip)  und  nur  mit  activer 
Be<leutuiig    vorkommt.      Ferner .    wenn   die   Sprache    nickt     , 
mehr  die  zwei  Personen  Sing,   und  Plnr.  des  Praeteritam&jl 
vom   Praesens  Pa!*».  uutcrschcideu  könnte,  so  wDrde  es  mit" 
der  brahfii  Logik  höchst  bedenklich  auesehen.  i 

In  den  übrigen  Teraporibus  gibt  er  einfache  Znaammen-S 
sesuugen;  Iniperfect:  I  khalk  asut;  Perfeet:  1  khalk  masasut; 


I 


'frvmpji:  Ommm.    tjnlrnm«innt^rH  illWr  i4tu  llrOtfi. 


l»l 


l  khalk  mMtiQiit;    Fntnr»    Prrwwt;    I  khalk  ratrrr. 
ttUen  diewa  Zeiten*  Me  er  aber  tlieilweiiw  anrichtig  b^ 
inut  Imt.    flfctirl   er  nur  dM  Hilfrx^ilwort,   du  Partieip 
^llxit  blnbt  nDTnfSndprt-, 

Ob  ej  eiufD   IiiHiiitiT  Am  Punv«  inbt,  kann  ieb  nicbt 

timinen,  da  ich  noch  keinen  ^*fiinden  bab«;    fm  ist  ahrr 

it  mbncbeinlicb ,   wie   an*'   dem  Praeaeus   continnara  an 

Ji«a»en    iH.     l>er    Iiapctratir   fehlt.     Da*  PaattT   i;e- 

altot  «ich  demf^miUu  folf^nderwetae: 

(Infinitiv:  JCJCliä  /»"'"K'iiK  ..g^^ben  wt*fdeo*\) 


1)  Praesen«  conlinnnm. 

J  ^'JCjXaä^    xv3*>DR-ini7*t1    a|    »,ich    bin  Im   Oawbfn* 
werden^  etc. 

3)  Praoneaa  indefinltum. 
j^^:fc^  )«a-inK-iT  Mtch  mag  geaebao  ararden"  bIc 

Z.  ».  ^^'ji  ^^  sc*^'  U  ^^^  £*U*  ,^^  aTöJ,  ^ 
mKU  JMler  Zeit,  wo  ain  Mann  anf  die  Anklaire  <Im  Morde« 
erKriffen  werdao  nag**  <Btu,  p.  02,  L.  2  v.  o.)  U  JClJ* 
^^Xli' JU    'i»ai^  U    Xh».*^    »ÜxL.    ..xar   Znt    dea 

^BMcna  aollt«  d»r  Hohlafraum  rain  g«in«ahl  werden"   (Hnx, 
B.  74,    L.  7  V.  n.):    ^   ,JU^   dUbl    aT  J;U^    IJU» 

^     LjCu^  bJ>1^)  ,*am  ä**»  Omsda,  dunit  aif  Rbor  (ilin)  Zahl 

•r»cbein«ui    n^J^chtMi**    (Nicol.  p.  33,  U  &.  4  v.  «.). 


I)       j^-^  bd  Bitt.    Bi  Ut  dir  A«ra«tl».  Mm*  ^i«  iMatfre  Ci«- 
4loa  «*)>»T*i^Mlieti  fotnuriil  «ai  iIm  rifv t  !u  AcmniiIt 


—      ^=^ 


92        ßiUung  der  phüot.-j^ilol.  Cl<W9t  vom  i.  December  IS90. 

3)  Praesens  definitnm. 
uyXxx^  zan-iog-eva  „ich  werde  geeehen*'   etc. 

\Uff  vü>Jö^   LäjüI   jCmJ  b    «,ilarauf,  so  oft  die  Rücken  der 

Ränber  gesehen  werden,  gingen  die  Truppen  der  R^'erung 
ihnen  nach'*  (Nicolson,  Qalat,  p.  3,  L.  5.). 


4 


4)  Futur  am. 
ö-XlLä    3f*"-ing-Öt   „ich  werde  gesehen  werden"  etc. 

„wenn  dn  wiederum  eine  solche  Sache  thun  wirst,  so  wird 
man  dich  schlagen  lassen"  (Box,  p.  82,  L.  9  v.  a.)- 

6)   Futarum  exactam. 
•^tuyfjukS  X^n-ing-J^ut  ,iich  werde  gesehen  worden  sein*' 

B. 
6)  Praeteritnm.*) 
tii,UCui»  xwi-ing-Ä-t  „ich  wurde  geeehen**  «ta 


1)  tSMX^st  ^^  brShSi  Bililang  tod  dem  Balün    Jö%    nu>d    JU€ 

RQckrD**,  1jk3^    noilt  (LocAt.)  .im  Racken  '  Im  OrSböI  Rob«at  ükU^ 
als  SalwtiintiT  UDd  Adrerbium  i^obraacht  »u  sein. 

2)  WüTÜich:  ,ea  wird  achUgen  gemacht  werden  dich  (d8)*,  Purif 
Fat.  TOD  JCijÜLä.  /al-if-in^  .scbUgen  nuchen.*  ^| 


tar»» 


3)  Du  Particip  de«  Pneteritunui  endigt  immer  auf  S  (ing-S). 

4)  (XJO    Iviog    ist    däB   Siadfai     ^*l^     (HiadBstüt   \jS2 


J 


UljL^  tr))l  **'°  jener  Z«it  traf  ein  Sohweri  Mine  Hand 
uiul   e«    wurde    ihm    ein  Finger   abKeh«uett"    (Nicol.  p.  32, 

groHw  Häuptlinge  des  Siraju-ddauUli  wnrdm  getOdlet'* 
(Niool.  p.  2»,  L.  7  T.  u.). 

7)  Iroperfeetom. 
«jUCu^  Zan-ing-l-t*  tticH  wnrde  g«Mhan"  etc. 

8)  Plosqnamperfeetam. 
■a.    Kiij^    X>o~üig-l-snt  „ich  war  gtbeo  worden**  «ie. 

9)  Perfectum. 
■K.il^iii^  Zan-ing-ft-n-ut  „ich  bis  geatkm  worden^  «C«. 

Z.  B.   iU»y^^J  Ü   ^   ^    Jjo\  $f  ^  ^jJi 

yj\XJjo    ^UUT  Li   JCU   ,3jl*.    »>£■  «raifBite  «ich   m, 

dsM  ne  am  Tbor  «iaer  Stadt  unter  dem  Verdacht  Spione 
so  lein,  t,>rf7rifreo  worden  tad**  <Nicol.  p.  32,  L.  5). 

Ilerkwariligerweiae  gcbraaelit   da«    Brahül    aU   flectir- 
bKree  Particip  Paai    dea  Praeteritomi  eine  Form,   die    mit 

d«m  Part  PnMi.  aot  (a.  8.  73)  naunmeiifUlt.   wie  i^yxL 

XAO-ök  (-ka,  kö)  „geeeben"     JjJ'  k»r-«k   ..gtOMckt**,    eis 

Umeiand,  der  mich  Iftogere  Zeil  an  der  riebtigen  ErkenotBiM 
diner  Bildung  gebindert  hat.  Weder  Leeeh,  no«b  BeUtir, 
noch  Uiu  crwfthnen  etwa«  daTon,  aber  die  Beiipiele  eliUm 

••  «oeaer  Zw«UU,  «.g.  ^y  J^ji  ^j^J'^dxJ'l^  ^  .,daa 
Hola  ist  am  dee  Verkaafeai  willen  hiiwelogt**.  (Bux.  p.  110. 


I)  BaibwM  ^JjjS,   ma  aer  aa  inwkMIcr  nw  tau» 


94        Sittuttg  dfT  philtu.-jihitat.  (Umm  rotri  I.  Ihte^mber  J88Ö. 

L.  6  V.  n.);  ^yjö  ^^   -^   b^(   ^Iaäj»*>  cio-,1  j^) 
J  ^Jv^  !>-'    „eioe    Kette    war    von    einem   Fenster    »nf 


i 


LT  ^y^y  LT' 

.seineu   Nacken   gebunden,    er    war   sixend**    (Nico),   p.  13, 

L.  2.  3);   ^\    JyAi    ^    ^    b^l  ^JJ^    ^»jf  0*5    ^ 

bcf  L   M^&i^  9"n  jener   Zeit   ein   Strick   auf  seineu   Nacken 
gebunden    oder    nicht?''    (Bux,    p.    !»4,    L,    4.    3    v.    u.); 

JUajI«^    „weil    das    von    mir    geschrieben    worden   seiende 
Papier  ausser  mir  kein  anderer  liest*'  (Bnx,  p.  118,  L.  9,  10); 


UL  vil. 


ijr^'^y 


Ui.  J, 


U,» 


seine  Angeu  gebaudeu,  sie  fiaU  Rciu  Gesiebt  von  der  Binde 
an%etriel>en"  (Nicol,  Abul-H'asiin,  p.  23,  Tj.  6). 

Da  in  den  in  den  obigen  Beispielen  envähnfceD  Formen 
nichts  von  dem  Passivnffix  'ing*  zu  bemerken  ist,  ao  zweifle 
ich  nicbi  daran,  dnss  die  Bildnug  auf  *ök',  obscbon  piutsiviseh 
gebraucbt,  doch  iu  Wirklichkeit  mit  dem  Purtidp  Praea. 
activ.  idenliscli  ist.  Das  Brübüi  folgt  iu  dieser  Hinsicht 
ganz,  der  ijpur  der  drüviijischen  Sprachen,  die  auf  ähnliche  fl 
Weise  relative  Participion  des  Activs  mit  passiver  Bedeutnng 
gebrauchen  (cf.  Caldwell,  p.  357). 

Ob  ein  Gerundium  auf  'isa*  vom  Passiv  gebildet  wird, 
kann  ich  nicht  bestimmen,  da  mir  noch  kein  Beispiel  davon 
vorgekommen  ist;  iu  diesem  Falle  müsste  es  etwa  f^^^.^Cij,^ 
Xau-ing-esa  lauten.  Auch  eine  negative  Form  des  Passiv.-« 
ist  mir  bis  jext  noch  nicht  aufgestoasen,  obgleich  dieser 
Bilduug  an  nnd  für  sich  nichts  im  Wege  stünde;  wenn  soe 
vorkommt,  raiisste  sie  nach  der  gewöhnlichen  Weise  ^S^jj^ 
Xau-iug-par  etc.  gebildet  sein. 

Ich  nükhte  hier  noch  auf  eine  Form  hinweisen,  die 
wie  ein  (inrnndiv  (dem  Sinne  nach)  erscheint,  dir  ich  abrr, 


i 


ich  abrr,   ■ 


TVMMpp.'  Ommwk.  t/mtenrnkum^m  nbrr  Hwt  Sr-tk^r 


flft 


weil  ich  nur  rin  Hinxigfji  Bciopir-I  bj«  jeai  tlaroa  gi*foQilfni 
h*U.N  uicht  Däbvr  su  bwtiinmcu  wa^,  a&mlidi  •••5^  karde 

in  .Irni  Ö.1:  ^  L.  ^/   »j/*^  ^^   ^   |^/   ^^»^  ^ 

j»>ac*j^  u-'J^  '*^"^  ^'^  **"  "^^^  Gowliift-.  t\ü9  xn  tban 
i«t,  oder  wQujichevt  dn  etwa  «twaa?**  (Niool.  Aba'MI'Mftn, 
p.  ö,  L.  3). 

9  12. 
Hilfueitwöftar. 

I)    Ur«  Verbom  iinbat aotirnm  „t^Jein." 

ObschoD  das  Verbuiii  nubstaiit.  tief  in  den  (^onjugaHona* 
prooen  eiiitrri*ift,  m  Uvk'd  wir  m  diiob  er«t  bi<>r  fo1|;i»o, 
damit  dif*  Flexion  dfw  Vprbiiioi  in  ihivr  (30)*iunnith*-it  dar- 
geiiellt  werdvn  konnte. 

K«  ist,  wie  iu  ao  üMraebea  anderen  Spracbeo.  dt*rt-rtiT, 
obuf  Iniinitiv  und  IraporatiT,  die  dorcb  eine  ttuUrrr  V'i>rl»l- 
wor»!  «mst  wrrden,  win  wir  «ebvo  werden ;  auch  die  /reit«m 
find  auf  da«  Prsefeui  defin.  und  da»  Pfaeteritum 
IfeNchrAiiki,  di«  abri|{ttO  mtbaeii  andorweitig  «rKänxl  wi<Tilt*ii. 
Der  tM*queoi«rpu  Uabvraiebt  wilWa  Iumb  wir  fcl^icb  dfr 
affirmatircn  Kunu  auch  die  DvgatäTn  Iblgva. 

1)  Praeeena  definiiam. 
Sfnr  l'lar. 

I  Pen.      ^t     u|'),  ich  bin.  .(      un,  wir  Mud. 


n. 

III. 


.(      Uli,  do  bbit. 


^) 


i      urv,  ihr  ««id 


^{     f.  er  tmi.  (;*'  5'      "  ^"""^  ■'"  ^^ 


1)    l*M   V    » 

gßMpg   W*   Alt:    •' 


vtiyioclita  «^   ! 
,  'M*  hl  4unni 


knr«. 


96         Sittung  der  phitog.-phiM.  CUum  tom  *.  Veetmber  7680. 


Wenn  dieses  Tempus  mit  einem  Xomen  verbunden  wird, 
so  wird,  wie  im  Persiscbeu,  das  initiale  (  abgeworfen,  Eills 
das  Nomeu  auf  einen  Conäonanteu  endigt,  lautet  es  aber 
aof  einen  Vocal  oder  auf  *ah'  (ah)  aus,  so  wird  das  f  bei-f 
behalten.  Ich  finde  übrigens  oft  das  initiale  Auf  nach 
dann  geschrieben,  wenn  das  Nomeu  mit  einem  Consonanten 
scbUesst,  was  übrigens  nur  eine  nachlässige  Schreibweise 
ist.     Z.  B.: 


Sing. 

■JXfi  ^\    I  mär-ut, 
ich  bin  ein  Knabe. 

ni  mä-rus, 
du  bist  ein  Knabe. 


lt;*^  iS' 


45,U  y\    ö  mär-e, 
er  iai  ein  Knabe. 


PUr. 

nau  mär-on, 
wir  sind  Knaben. 
Xu  *j     uum  miii>ure. 


J)^   >J^ 


ihr  seid  Knaben. 


^^Lo  eUjt 


öfk  mär-o, 
sie  sind  Knaben. 


Dagegen:    ^f  ^^ 
Soldat"  etc. 


eI    i   sipahi    \x\   „ich    bin   ein 


o 


Die  Wurzel  dieses  Tempus  scheint  o  zu  sein,  aas 
dem  sich  allerdings  die  III.  Person  Sing,  c  schwer  er-j 
klären  täsat 


Neben  dieser  findet  sich  im  Praesens  eine  andere 
Wureel,  die  sich  aber  dadurch  von  <^\  ut  etc.  unterscheidet, 
dass  sie  nicht  als  Person alendaug  der  V'erba  gebraucbt 
noch  an  Nomina  angehäugt  wird,  sondern  durchaus  selbst- 
ständig  auftritt.    Es  ist  das  die  Wnrzel  *are',  die  ihrerseits 

schon  wieder  dnrch  Hilfe  von  ^j   etc.   conjugirt   wird   und 
Wühl  mit  dem  drävidischen  'ir*  stammverwandt  ist. 


I 


TVmmpp:  Gramm,  ün 


^htt  rfw  BfUm. 


07 


Pra«««Q«  definitom. 
8iDK.  PUr. 

^^1  ^  \  »«-(,  ^^^1  ^  owj  ÄPe-n. 

kU  bip,  exwtir«').  wir  «imI. 

lT^)'  15*  "^  Are-«»  <5W  /**  "*""  *r»-r«. 

du  bist.  ihr  seid. 

.^  m5;'  5M  ä»,  i*i  » *).       w^f  dL^<  ö&  ire-r. 
or  »t.  äe  nnd. 

Le«ch  and  ihm  oach  BelUw   «Uilvn    aacb   eine   Fonn 
ittut'  »nf«  die  der  entere  'Preeeot  ieiue'  beDcant  and  dareh 
^»I  uDi  alune'*    Bbenext,    der  lectere  dagef^ra  ^AorisC  and 
nroh   „I   vuky  be"    wiedeixiebt.      Sie  coojngireo   tm  beUtt 


8lD|C<  Plir 

\  ajiitDt  Bca  Mltan. 

oi  uituft.  nam  uitore. 

6  uite.  ofk  iwitor  (-or). 

Wir  mBsKen  dioeae  guue  Tempos  für  ein  reioee  Ptun* 

'iJNMKcbilil  erklikreu.  Je  eich  devon  anch  kmne  Spar  entd«cken 

liMit.     Iltillttw    weuigilvus    bftlU*   uierkiui  kunnan.   (Uaa   eof 

dieei*  Weiae  und  mit  solchen  Perfonaleodungcn  nbeolat  kein 

Aoriet  im  Brabül  gebildet  werben  kjuin. 

Die    negative  Form    von    ^j  und  «S*^!   wird    dorch 
die    Wunel  ^  af  „•■  üt  aicbl"  bergoilellt,  an  welcbe  dk 

I)  Dem  Stnaa  waäk  vie  du  paiiHhi   *JUje,   1«  OfftMu  n 

f)  U  ^M«f  Ut  >'  En  *•'  li«iit«faeff«a  wbA    -m    i*t   tti*  wwüm 
Varkiuiuf  davoii.  um  lUratn  hAuA«  ui  N<n«^  *iic«liÄn(t  r<toa4«a 
«iH.  «taehM  4tei  aicbt  pmMnb  eolMfc 
|le«0.t.PML-fUl.CI.Bll.Q|  7 


98       SiUmuf  dw  fbüox.-pkiM.  Ctatm  wm  4.  Dfcrmber  1880. 


KodungeD  des  Yerbum  enbatantivam  ^=ff  (theilweise  laatli 
verkörzt)  treten,  uor  dass  in  der  IIT.  Pers.  Sing,  entwed 
*ak*  antritt,  wie  im  Praet.,  oder  die  blosBe  Wurzel  steht. 
Das«  'af  mit  dem  m^atirea  Äftix  'pa'  verwandt  ist, 
aasser  Zweifel. 

Sin?.  P 1  a  r. 


jleht.  " 
steht 


otjf  Äf-a|'),  ich  bin  nicht,         ^j|  äf-an'),  wir  sind  oiCfl 

_j^if  äf-ea,  da  bist  nicht,     ^yöt  af-erCf  ihr  aeid  siebt 

^f  af-ak  \  ^Mif  äf-aa,  sie  sind  nicht. 

\  er  ist  nicht.        "  j 

wJl  af       t  ^ 

Das  Praeteritum  zu  i£,i  wird  mit  der  Worzel  ^(  W 
gebildet,  an  welche  die  Endungen  des  Verbnm  subst.  »ng^ 
fögt  werden,  mit  Ansuahme  der  III.  Pers.  Sing.,  wdehe, 
wie  im  Praeteritam,  entweder  aaf  die  Worzel  allein, 
auf  'ak'  und  ^os'  anslantet. 


Sing. 
.£. '-,1     as-nt,  ich  war. 
U„^^f     as-ns,  du  warst. 


PUr 


• 


dlLl     as-ftk 


1 1   wtfHbvT         ao^cl^ 


U~' 


as 


er  war.  • 


ti-l     äs-un,  wir  waren. 
(_5w**.l     a»-ure,   ihr  wäret 


^f     ds-nr,   sie  waren. 


1)  Hier   '»(',  'aa'  (=i  ar)   gesprochen   tun    der    S^qneni   der  VooJe 
willen,  obgleich  diese  im  llräfaui  niebt  streng  dorcbgefahrt  wird. 

2)  Box  (p.  27)  transcribirt  'aSn,  was  anwahrscheinlicb  isL 

ä)  Die  Form  jjMwM^t.  kommt   auch    immer   ab  ParBonaJendtug  dir 
m.  Pora.  Sing.  ror. 


Thtmpp:  OramwL  PnlertiiabMu^rm  iAtr  4mt  9rtk0t. 


99 


Die  oegative  Form  dM  Praatoritamt  wird  »of  »wei- 
facho  W«itw  gebildet.  Box  (p.  36)  gibt  sU  [IL  P«rs.  Sing, 
(i.  fl.  aU  Particip)  'allao*'),  i*  e.  *altft-o\  fl«ctirt  aber  von 
die*or  Kons  an«  nicbt  regelmivig,  wie  maa  erwarten  toUU, 
*allaT-at'/atUv-aii'  etc.^  souderu  folgeudemtfMeu  (nach  seioer 
dgeneo  Transcription) : 


Bing. 

n«r. 

^ÜH  ^1     i  alU-ot 

^y  ^     Dikn  alla-oo. 

^5K  ^    ni  alla-oa. 

3^y  *j     oom  alla-ore. 

pi  ^1     6  alla-o. 

^jiM  db»     oOt  alU-or. 

Wenn  wia«  UteinUohe  Transcription  richtig  ist,  aa 
ist  sein«  hinduitani  Schraibweit«^  falsch;    es    mOaite    dann 

hxmeü;    £ily(    (oder  wahrscheinlicher   ^Jt,    da  V  kaom 

Ung  Min  kann)  etc.  Es  ist  nbrigens  nicht  anm5glio)i,  da« 
[Dan  statt  der  gewöbnlicheo  Porro  'allav-al*  etc.  aucti  'älla-of' 
spricht. 

Ich  habe  Ton  diesem  oegativen  Prueteritum  bis  jot 
leider  nur  die  dritte  Per«.  Sing,  gefanden,  so  da«  tob  miefa 
Aber  die  Schreibweise  der  andenrn  Personen  nicht  anft- 
»prechen  kann;   ic  B.  J(   -  .*^    r  ^*  b  Jl»  U  ^äT  tiidi 

battt*  keine  Kt^natnits  vod  deinea  Znetaade"  (Boi,  p.  120, 

war  im  Aller  krank  geworden,  es  war  keine  Hoffnung,  dase 
er  gerettcrt  wQrde^  (NiooL  p.  S,  U  2.  I   t.  k.). 

Das  brahtü  *alU'  entspricht  ganx  dem  tainil  'alU*.  das 
^ee  nt  and  wv  nnbt^  b«dtattii  kum.  W«ü  *aika'  dkl  Bedtnt- 
■ng  daa  Pnwteritaau  nboa  naprOnglieb  in  Bali  hmm  Imnm^ 
ao  wird  ee  im  BrahtU  auch  wie  tu  Particip  des  Pras^eritnatt 


t)  W«aa  naa  htnk  Uwam  Jftrfte.    «*nla  JIm  vmA  ttm  'sUst' 
|Si|inell—  (s.  ft.  10,  L.  4.  «o  «r  wlbsi  nar  'sUf*  »chnAbl). 


102       SitMimg  der  pkOot.'pMol. 

Negative  Aussage: 

Sing. 

I.  Pers.        suLe     ina-&-r-a.    I 

II.     „         jumjm     ma^f-is-Ck. 
HI-     n  dUu     m^&-k. 

4)  Pntnr 

Sing. 
I,  Pers.      ^Sjmyio    mar-6t. 

II.  f,         Lh^ir'     mar-os. 
ni.     „  »,jjo     mar-6-e. 

Negative  Aussage: 

Sing. 
I.  Pers.    iiy.jjfc*     ma-far-ÖJ. 

II.     „       ijiif.yArff     ma-far-08. 

in.     „        t.  ^M     ma-far-oe. 

5)  Futurum  e 
Sing. 
I.  Pers.    ■ü-_w.   ifl     mar-Ö-sut. 

II'     M      |Mj.in-»  _jo     mar-o-sus. 

III'     11      ^ifcMwjyc     mar-Ö-sas. 

Negative  Aussage: 

Sing. 
I  Fers.  i«A*u-^  ma-far-o-sut- 

II*    11     iMMWkUw  ma-fer-6-sus. 

I^-     11     iM-Mkyflx  ma-far-o-sas. 


lYumpp:  (rrttmm.  UnternUfAuiigen  über  dtu  BriüiHt.  1U3 


6)  Praeterifcum. 


Sing. 
ji,^^^    mas-u|. 


I.  Pen. 

•*l    *     mas-ak. 
HI.     „         ^^iM0     mas-as. 
ifMdt    tnas. 

Negative  Aosaage: 
Sing. 
ö^Mut     mü-t-av-at. 


Plor. 
)  iff*     mas-Qii. 

^     —     mas-ure. 


r- 


mas-ur. 


maa-o. 


I.  Pew. 
H.    „ 


LTrf^ 


in.  „ 


mä-t-aT-as. 

niu-t-aa. 


Plor. 
^Mu«     inü't-aT-an. 

c^Mut     ma-t-äT-ere. 

ma-t-av-ar. 


;r- 


7)  Imperfectom. 


Hin  (f. 

Plor. 

I.  Per«. 

jJL-j»     ma»-ut-a. 

fci**^     mai-un-a. 

n.  . 

■ 0     mas-na-a. 

^     —     miu-ore. 

III.  „ 

aSimj»     mas-ak-a. 

-^  —    mu-or-a. 

Negative  Annage: 
SlDK 
I.  Pen.      tJyAjt     nia-t-av-af-u. 

U.     1,        "    -  •••-     ma-t-av-as-a. 


Plnr. 


«J« 


^7iy^ 


nia*t-iir-an-a. 
ma-t-äv-ere. 


in<     ti        «flu    lua-t-äv-ak-a.  b«mU    ina-t-ar-ar-a. 


^^L^      102       SiUuiVf  der  phihs.-philol,  C^osM 

«m  i.  Deeemb^  w^^^^^M 

^^^^^^       Negative  Anesage: 

^^M 

^^^^^ 

^H 

^           I.  Pers,        5^     mü-fa-r-a. 

AÄfi«     mii-fa-n-a.     ■ 

^^^B         11.     »         Xm.8«     ma-f-is-a. 

rcyu     mä-f-ire.       H 

^^^^^       III.     f,           JLä<c     luu-fa-k. 

iu^jw     ma-fa-8-a.      ■ 

^^^^^B                                                               ^^1 

^^^^^ 

^H 

^           I.  Pers.      cIj.^     mar-6t. 

^^  ^     mar-OQ.          H 

^^^H           U.     ,1         ^.  yM     mar-os. 

^^j^     mar-6-re.        ■ 

^^^H          ni.     ff           « «^     mar-o-e. 

-.jx     mar-»-r.           H 

^^^H^       Negative  Aussage: 

■ 

^^^^^                          Stng. 

^H 

^^^^^^      I  Pers.     ^...nr     ma-far-Äf. 

.» ,  riM     ma-fai^nn.^^H 

^^H         II.    n      j^^^fl^    nia-far-6s. 

^vj-i-e     ma-far-ore.     1 

^^^H         in.     ,,         '  )r^     ma-far-6e. 

j.jJx     ma-fiar-6r.    fl 

^^^^^H                            5)  Futurum  exactum.                             H 

^^^^^P 

.^H 

^^^^^^^     I.  Pers.    ."1  M.yc     niar-n-snt. 

.u«*oe     inar-o-8un. 

^^^^1         n.             jjjXjixrt^A     mar-u-au8. 

tg  wAM  •  yc     niar-o-sore 

^^^H       n  [.     n      |jMM«9  ^     mar-o-sas. 

^.wc     mar-o-enr. 

^^^H             Negative  Aassage: 

^^^P 

PUr. 

^^^^        I  Pers.  ,»...,.jjrf  ma-far-o-ent 

j^,   B*'  ma-far-o-8uo. 

^H            II«     11     oM-w-yi«  ma-fer-o-sus. 

^«*..fi*  ma-fer-ä-sure.' 

^H            III.            iiM.,w« yÄ^   ma-far-u-aas« 

^»,.   Rtf)   ma-far-6-far. 

Tnmfip :  Gramm.  Umttrwmt^mtftn  «her  iIm  JMML       106 

Mit  jCuut  vprdi'n  im  Biühäi  Tiel«  V«rha  compocit« 
tgebüüet,  gerade  wie  im  Pernijicben  mit  ^ Jü£  ,  &•  B.  .LI 
LiXfi-lf  i^var  mu-iDf(  „«nwniDeiitrefleB**,  M«i«b  Teraaaimein^ 
f(y;Oui  *►».),   Jux#  jjij   balm»aing  .,»«f«t(»hen",   jCi**  j^T 

igom  maning  „rarloran  g«h«n"   (^^iX«£  fS )  c^* 

9  13. 

Unregelmlattga  Zeitwörter. 

ÜB  mo  bi-nhüi  Zeitwort  coojuf{ireii  fu  ktaHM!«  nua 
man  uornnt  deoi  lutiuitiv  dm  Iiopprativ,  Probihitir 
tind  dta  Partioip  Pra«tcriti  kennen.  Bei  einigen  nbar 
geußgl  di««  nicht,  weil  ne  ihr  Pra««ent  indcf.  und  dafiait, 
der  affirmativen  Auu«;(e  nicht  tou  der  Im|>erativfonn 
bilden,  sondern  die  Wiirt«!  entweder  verilndern  odw  eint 
andere  Bubstitniren.  Dies  aind  also  im  eigeotliofaaa  Siaae 
QoregaliDtaige  ZeitwOrter. 

Von  den  am  bäuBguten  Torkommeodto  onragHviaefgan 
Zeitwörtern  dieser  Art  sind: 

1)  JjjS"  kan-ing'),  „thnn.*' 
Imper.  JS  kir*ak;  Prohibitir  «aS*  kä-pa:  Part.  PraeL 

I>er  ImperatiT  ist  regelm&Mig:  ^ing.  kiir-ak,  Plar. 
kä-bo.  Kbeoso  der  ProhibttiT:  8ittg  ki-pa,  Plur.  ka-pa-bO. 
Dan  Praa».  iudef.  tind  dafl».  abar  wird  oicbt  von  der 
Wonel  *kar*  an*  gebildet,  aomWn  ron  'k?*,  wie: 

Prneieoa  indefioilDm. 
6int.  PUr. 

1.  PcTÄ.       ^^   k?-r.  ich  mag  thun.  ^^    kh-n. 

II*     «       O*^    ^'"^  ^r*^    k^-re, 

in.    „  ^    ki'.  ^    kfr-r. 

I)  DfttUl  jCATUa-ac  (aL  Pm  ^,  Jap«,  m  ^S), 


ma-t-ar-asor.  1 


Plnr. 
..jmLwmjc     tnfts*nn-iiii. 


mas-un-nre. 
müs-un-ö. 


tnä-t-au-us. 
ma-t-an-ö. 


Plor. 

ma-t-an-no. 

ma-t-HD-are. 
mä-t-an-ö. 


Das  Particip  des  Praesens  ist  \i}^y/B  mar-ök  (-ök-ä,  -ök-ö). 
Das  Germidmra  müsste  ^  -j^«  mur-esa  lauteu«  doch  lube 
ich  davon  noch  keines  gefunden. 


Tnmpp:  Gramm.  üfUermdiMngen  über  da»  Brutal.  107 

PrfteBeDS  indefinitnin. 
Sing.  PInr. 

I.Pere.      Ji     ka-r,  ich  mag  gehen.       ^    ka-ii. 

II.     „       ^    ka-s.  ^5^1^    ka-re. 

III.    „      ^^\^    ka-e.  ji^    ka-r, 

PraeBeD«  definitonu 
Sing.  PUr. 

I.Pen.      $J^    ka-T-a,  ich  gehe.        ui^    ka-n-a. 

11.    „       jLwK'    ka-d-a.  ^5^1^    ka-re. 

in.    „       ^15^    ka-ek.  ,^|^    kl-P*. 

F  a  t  u  r  u  m. 
Sing.  PUr. 

I.  Pen.    ^jf   k-öt,  ieh  werde  gehen.       ^S    k*ön. 
n.    11      (j-yT^   k-öe.  ^g^y^   k-öre. 

ni-    it        mS    k-öe,  .S   k-ö'' 

Fatoram  exactam. 
Bing.  Plnr. 

I.  Pen.       -^'jivtf^    k-ft-Bot,  s^y^*^    k-Ä-ann. 

ich  werde  gegangen  «ein. 

ni.    „         (j— «7^    k-Ä-aaa  r*r>^   k-^or. 

Die  Zeiten  der  Vergangenheit  werden  regelroiaaig  Toin 
Part.  Praet   Lu»   binn   gebildet     Part.  Praea.  J^  hinAk 

„gehend**;  Gernndinm  wobt  »-ai^  bin- 


108       SiUmmg  der  jt^UZoc-jAOot.  CUui 

Es  gibt  wahrscheinlich  noch 
Gattang,  allein  bis  jezt  habe  icl 
noch  keine  andere  gefanden,  ans 

y3,^  de-r  und  den  Sing.  Praes.  de: 

Imper.  t^JlS^  „nehmen." 

§  U- 
Verzeiohniaa  unregelmi« 

Diese  Liste,  die  natOrlich  i 
Ansprach  machen  kann,  enthält  i 
weder  im  Imperatir  nnd  Prol 
Praet  eine  Unregelmässigkeit  sei] 
was  schon  froher  8.  64  bemerkt  w 
massige  Part.  Praet.  aaf  *a\  oder 
schliesstf  aaf  'e  aaslaatet,  alle  an 
ticipien  des  Praeteritams  werden 
betrachtet. 

Bellew  hat  aach  ein  Yerzeic 
finitir,  Imperativ,  Praesens  and  I 
sehr  anerkenn ens wer th  ist,  allein  es 
werden,  da  es  grösstentheils  falsch 
zu  weit  führen ,  alle  seine  Miss^ 
die  aas  der  Vergleichang  seiner  Li: 
sieh    für  jeden    leicht  ergeben.     E 

Composita  mit  jCu*  und  jCu^'  a 

hätten  wegbleiben  können;  übrigem 
dass  es  nicht  seine  Absicht  war,  u 
zusammenzustellen ,  sondern  über 
Verben  aufzuzeichnen.  Femer  ist 
den  Imperativ  im  Plural  anführt 
gnlars  nicht  immer  mit  der  des 
z.  B.  Sbg.  S  kar  „thun",  Plur. 


Trnmpp:  Gramm.  Untmuchungen  über  da*  Bräkäi. 


109 


«XmU  bätin-iDg 
Terlieren. 

\X,iM}  bis-ing 
kocben. 

%Xil}  bin-iog 
hören. 

JCm^  ban-iDg 
kommen. 

^XuU  pan-ing 
Htgen. 

«X>wt.;  patar-ing 
hineingehen. 

mJmü  pin^-ing 
bitten. 

iXmü  pin-ing 
gebrochen  sein. 

iXiyF  taiving 
spinnen. 

iXuJ  tin-ing 
geben. 

hX>%^  tür-ing 
ergreifen. 

*Xüy3  tül*ing 
sicen. 

*Xi^y3  tün-ing 
tuvurkouimen. 


[■perativ.     Pr«Ubltlr. 

^yj£U  «Alb 

bAite  bstiia 


bis 


bin-akf  bin 

barak 

pa 

pataring 

(XLi 

pin(| 

pin 

tariug 
^' 

;^" 

tOr 

tfilfh 

tüning 


biaipa 

binipa 

jub 
Ufa 

papa 
a*)3jü 

V       TT 

pataringpa 
pintjipa 


V**    V 

pinipa 

tariiig|ia 

tifa 

türin 

tülip* 

tüningpa, 

tapa 


P.Prlterltl. 

bfltia. 


biso, 
hing. 

bat. 

^h 
pfire. 

pataringä. 
pin4£. 

* 
pina. 

taringa. 

ti«. 

turiT. 

tÜ8. 

töningii. 


110       SUtung  der  pOüarfkiM.  CIom 
iBflnHlT.  iH^erat 


M%^  thaf-ing 
schneiden. 

thar 

^)iXj^J  sieden. 

tX^jUv  £a-ing 
wissen. 

tXä^.öar-ihg 
wandern. 

Saring 

iXäiX*^  %han4-iiig 
schütteln. 

£han4 

iXot^Ä.  xT5*iiig 
grasen. 

sich  bewegen. 

<Xyk. 

jjaring 

(XJLä.  x&l-ing 
schlagen. 

Zalth 

sich  fQrchten. 

Xuli 

iXjUä.  xan-ing 
sehen. 

Xanak 

vXäajI^ä.  xvanif-ing 
nnterrichten. 

XvSnif 

iXücf^  X^ah-ing 
wünschen. 

xvah 

iXuuO  das-ing 
säen. 

das 

1)  Di«  Aosapnehe  dieses  Terbams  iv 


TrHmjtp:  Gramm.  UHtemuchuagen  iäicr  iias  Srühüi. 


111 


lafialtlT. 

laiperatir. 

ProUbltlr. 

P.  FrasteritI 

uChJJ  dan-ing 
w^nefamen. 

darak 

V 

dapa 

darc,  dar 

iXü'L&j*>  düfiä/-ing 
sich  einmiseben.') 

düää}' 

dfijlipa 

\XiM\  ras-ing 
ankomineD. 

bXJLMM 

rasing 

ranngpa 

raaioga 

lClL»  flil-ing 
waschen. 

Sil 

silipa 

siU 

lCÜLm*  sal-ing 
stehen. 

sali 

V" 

salipa 

•alts. 

hineinwerfen. 

iSiy 

ajU 

topft 

tXi  mf  kaA-ing 
ziehen. 

kale 

V 

kaipa, 
kaiipa 

kate. 

\XjjS  kan-ing 
thnn. 

karak 

kapa 

kare. 

iXä*^  kan-ing 
essen. 

kun 

V 

kunpa 

kune,  knng. 

tXi^r  kah-iiig 
sterben. 

aT 

kah 

kahipa 

khaak. 

iXisty^  gidr-in*; 
vorril>ergeben. 

gidring 

V          J 

gidringpa 

gidringft. 

1)  lin  PnM.  aartgelmAHiir  Mr'  (wie  'tli-v',  *d9-r'.  M<T>a\  'J9-k'  «Cc.). 
1!)  WSrtlich:  .Wsuit  biiwiDfri«mii.* 


^^1            HO       HitsunQ  ttrr  fiilf». 

-jAiM,  Claä*e  vom  4,  Decewber  SSOO.          W 

^^K 

laperaUr. 

PrftfafbltlT. 

P.  PraeUrltt 

^^^H          }Xj'y^   ihar-ing 
^^^V              schneiden. 

thar 

tharipa 

^"1 

thari^.  ■ 

^          ')hXÄ^  J)  fiieden. 

^J 

j^aaXÜaJ 

K,yj 

^^^H              wiflsen. 

V 

V      V 

ispA 

* 

ia-en. 

^^^H          lOj.:>  .  &ar-ing 
^^^V              -wanüeriT. 

£aring 

j^aringpa 

6armga. 

^t^               schütteln. 

ihaoj 

«*'HVig-fc 

ihan^ipA 

fthan^S. 

Xrapa 

^^^^^K        sich  bewegen. 

Xaring 

Xaringpa 

Xanng«.  ■ 

^^^B              schlagen. 

xalth 

jpdpa 

^^^H              »ch  fUrchten. 

jruli 

Xulipa 

juiak 

V 

Zaup» 

Xana.  ■ 

^^^       C*.i*r'>tjÄ.  xv&nif-ing 
^^^K              unterrichten. 

ZTfinit 

XTSnifpa 

XvÄnifJl. 

^V             iX*0f^  zvith-ing 
^^^^               wünschen. 

,1^ 

xTth 

cUs 

Mt  Vrrii—  iai 

V" 

J 

^^K            1)  Dw  Aoüfncbt  aii 

Tmmjift:  f^riMi«.  DMtrmrkuitfm  Ahrr  §tB  BkAH. 


US 


§  15. 

Poctpotitionen. 

N«beQ  den  Mhon  bei  der  I)«clin«tioD  m-w&hnteii  Port- 

BOtiHonrn  ipbi  es  noch  eine  AnxaKI  ADdi^rer,  die  dem  Nomen 

ibenfall«  anmiltelbur   ingeh&Dgt  werden.     DiDJemgen  Post^ 

litionen  djiffegen,  die  ar^prOngtich  Nomina  »ad,  erfordorn 

lau  Genetiv,    oder   w«uo  tie  dm  Hof^rilF  der  Trennung, 

Icheidnng   oder    Distknx    invnlrireD,    dm    Ablntiv. 

Dche   dieser    letxtereu  aind  wieder  mit  einer  Postpouticm 

nmasgtMxt,   mit   der   «ie  «inen  OeMmmtbegrifT  bilden. 

|)   Poitpoiitionen,    welche   unmittelber  in   dai 
Nomen  entreteo. 

Uvren  sind  vorh&ItuisniwHig  wenige,  wie: 

t$^l  iekfl*)  »bis  »1**  (okqofl  td),  t.  B.  (C*^!    ^   1^ 

f»  oue^Lw    .,ni5gnst    du    bie   enf    viele   Tage    «rhullfn 
(Nicol.  Aba't-lTaMn,  p.  20.  L.  a.) 


Ju^^  rinin') 


fliyCn 


1  „von,  mit",  «  B.  af  ^  ^    ,-*^  !,> 


lÜwe  do  von  «ineoi  guUn  Mann«  Gift  aMett**  (NictiL  p.  19« 
t.  6.  7);  ^^  j.^  ^U^  .iiy^  ^  ^  „ich  habe  didl 
eueb    mit    einem    Wurt    ergdti"    <Nicol.    p.    126,    L.    t); 


1)  la  4«  St<lk  NlcoL   AWl-Ifeae   p.  lU.  U  S  v.  «.  ^A>i> 

hUi  ob  OhaUfta**    Ifl  ^^A»JU    •kb«(Ueh    «la    DrveUlibkr 
ai^yJL^),  tb  kelBi  hutpMttiaa  md%  4m  I>«t  %mk  kam.  4m 
ftra  conitniirt  irird. 
»I  ,Jj><yM  la«  air  >ta«di  Hwa  vanU«htif  ab  da  OtwAUhkm, 
yk  MiMl  Mt  ^l^M  gdnkm  haha. 

.  I.  PkÜ -1411  Cl  tld.L6.1  • 


^^ 


114       8it3ung  der  phüoii.'philol.  Cta»K  vom  4.  Decembcr  1880. 


^ya  J,^  ;5;'  57*;?  «5^* 


„sie  fragten  einen  alten  Mann 


(wörtlich:    von   einem  alten  Mann)",    (Niool.  p.  18,  L.  8j. 

l^^  Biyä  „XU,  hin" ;  z.  B.  ^^Uff  ^  jCuS'  £][  Ll-«  ^iXL» 
,.er  ist  zu  einem  Manne  gegangen  am  Brod  zn  eesen** 
(Bux,  p.  120,  L.  1  V.  n.). 

U  yä  „an,  auf,  gegen  hin".    Z.  B.    ^    nf   «^j.    |jft 

iwU^  Iä.IaS'  8^y^  (120  der  Zeit  als  du  den  Todten  auf 
dem  Ufer  sahst"  (Bux,  p.  94,  L.  4  v.  n.). 

X^  y3n  ,,Ton,  auf,  gegen  hin",  bildet  meiat  nur  mit 
einem  anderen  Nomen  eine  Postposition,  wie  ^Lty^S' kir-yäu 
„unter'*  elo, 

<*  kl  „von-wegen'\  z,  B.  jCijlj^  jUj  *S  oJi.  ji» 
t-w«  jio  ^  W-^  der  Zeit,  als  er  um  das  Gebet  zu  sprechen 
aufst&nd"  (Nicol.  p.   14,  L    8). 

2)  PostposittoDtiu,  welche  den  Genetiv  regieren. 

Es  sind  das  alles  Nomina  von  adverbialer  Bedeutung, 
mit  and  ohne  Postposition,  die  wenigen  aus  dem  Persischen 
geborgten  ausgenommen. 

^Ubi)  bat-^Än 
i^Lüb  bät-yae 
Z.    B.     ^A5^    i^L^jlr»     ^      T^yaJü"    LlJ'   ^^^X3    Li     ^jfjui 

„ziehe  die  Feder  der  Vergebung  über  mein  Vergeben*^ 
(Nicol.  p.  13,  L.  6  V.  u.); 

Kij  bumOt  nanf.  an'*. 

^U-^b  pär-j^n,  „von  der  Seite  her**. 

^Lx.jLj  pär-yäe,  „nach  der  Seite,  hin  —  to*V 

I)  \'ßj    ist  daa   Baicei   K«j;  das    final«   £  iit    im    B&]a£i    du 

ZeicheD  des  Locative,  das  sieb  auch  vieUacb  in  BnhOi  flndot,  besood«» 
in  Wörtern,  di«  atu  dem  BalüCI  geborgt  önd. 


„ani^  au,  über". 


ben 

•I 


Trumpp:  Grawmm.  ümttrwiKkimgtm  Abrr  «Im  BrifcM.  HB 

Z.  B.   Li*   e;^?^  '-H'^  iM»-^  tj-'   ''^^    DuTüh 
Ton  iinn«r  S«ito  her*'  (Niool.  p.  19,  h.  6);  i^'Sj»    — iJ 

^eiacn  Uieuer   eu  «nem  Durf    am   Sab   »i    holen"    (KiooL 
p.  8.  L.  3). 

(ju  psaaM 

^jjlju    p»d4ii  „nach,  hiotcr.  biuter  dem  flfloken". 

Z-  B.  ^aÄ^  oaaä  iJ*Xi  l>  ^j-"^  „hinter  irgtad 
Jenuuid»  ROckca  nwebiit  keine  Verlenmdangen^  (Box,  p.  68, 

,  „ttio  Alterachvacher  Mann ,    der  nach  d«r  K&rair&ne  kam, 
Mgte"  (Nieol.  p.  17,  U  3). 

>ütiX>  P*drat  *«n««h'*,  „hinter**  (tfU-iehbod«titend  nit 
«hX^^);  X.  H.  jJC^  ^^  ^iXv  ^;i)^  (^  (iXs>  «<«rtandte 
kUnn  hinter  Miuin*'  (Hnx,  p.  108,  L.  8  t.  n.). 

yj  p*r  ..«of  *,  „ui"  (Persueh)  wird  nnr  in  ttiaein  g»- 
wisNo  ZtMUnowahang  gtbruofat,  uro  m  naMrvr  deoteoliMi 
Goiyimefciea  nUd^  glaiehkonunt  («.ditGonJoiietioiiMi  p,  133). 

^^^j  Uhd  „hioain",  nioiMrhAlb'*  {Mm  tahi),   1.  B. 

j-?  ,,145  l>  »^»,^*>  ^1^  ^  <aJ)  ^  „tu  rti«i  jener 
Z«il  kun  «in  tUiter  sor  Thor*  h«r«iu"  (Niool.  p.3,  L.  I  v.  VLJ. 
«fi^jJffU  Z»l»r»J  (P<n.-Brtk.)  „ton  ««g»")  t-  B.  ^^1 
JUi^S  c^j^C^  b  *JL^  f«>  i»i^  habft  dM  am  (»tiDM) 
Hrnd<rr*  wüten  gvÜao**  (Bax,  p.  108,  U  9  t.  a.). 
l>  tiXi  Ui  bttlMl  tJn|ina«a. 


1 16        Sitzung  der  phUoM^-fMM.  Claste  rom  4,  December  TSSx] 


C)=5^  X^xxik 


zurakse 


„nahe",  „nahe  bei**;  „za. 


hin.* 


Z.  B.   Lui 


•^■i^  Li  ..,U 


«^  J  a5^  «s«. 


(Xlr  fA    =-g-?^  ^f,yL-..>  M»^  «r  he»  Tische  «ao,  an  «r 
weniger  Brod  als  sein  Gebrauch  war*'  (Nicol.  p.  14,  L.  6.  7) 

bei  dir  etwas  sein  wird,  so  lange  werden  sie  £a  dir  kommen' 
(Nicol.  AbaU-lTasau  p.  l.  L.  3  ?.  u.). 

üjü«    randat  „nach'*,  „hinter  her*^  (BaltiM  Ijij    rands); 
«.  B.    jLii  sdJiXj,   UäjI  jC.t.'  b  ^l^-^  »die   TmpiÄD    der 

Regierung  giengen  ihnen  nach**  (Nicola.  QaiHt,  p.  3,  L.  5). 
._ä_^,-^  scf  „onteu",  „unter**,  „herunter**,   meist  adrer- 
bialiter   gebraacbt    oder    mit   jCuw«)     ^^     JuÄ« 
„herunter  kommen.** 

Uw^  kir-ya     | 
''"'  }    „unter.** 

^Lftj^  kir-yän  | 

Z.  B.     U^    b    ci^^»>    *r  *-If    w*>    JUjuo    ^ 


I 


«.*W>.»*'»^ 


„wer  waren  die  Männer,  die  unter  dem  Baume  ge- 


sessen waren?*'  (Box,  p.  54,  L.  ]);  Ujtj  (JÜlLoä-  «Xj  LüJ 

»....CiB.S   ijLiyti'  b  JkÄj    i,du    verbirgst    deine    schlechten 

Eigenschaften  unter  der  Achselhöble'*   (Nicol.  p.   15,  U  2)« 

,_AÄyc  raäjib  {Per5.-Arab)   „gemäss*',  „entsprechend.** 


I 


Z.   B.     aJLoaj     b    iueJJU    (^ 


b   ^ 


*2JUj 


^r 


„wie  kommt  die  Entscheidung  dieser  Sache  nicht 


nach  eurem  Gesez?'*  (Bux,  p.  94,  L.  6  t.  a.). 


Trmmpp:  Gramm,  ütUtmäimi§tn  Mtfr  rfw  ffn'tJUj.  117 

Umo    möna 

>^  '  JniMna  hin." 

rnrdp  bltod,  prgiviifi  Tordeal4<9l"  (Nicol.  p.  16,  L.6);  iLul^ 
flsok^  cjybl^  ;A^iXi  A^^  Ui^  U  ..vor  dem 
ua  ich  am  einer  ffewisBra  Absieht  willea  nichts*' 
(Nicol.  p.  U.  L.  2  r,  o-);  b  ^  i^  *Xf  sc^  jJ  li 
^,f     «Li    ^  JiiuS'  lülOuo  ^L».    ^Laj^    „hintvr  di*inetin 

Rücken  Udeln  «ie  (dich)  ood  ror  deioeoi  Angeneht  sind  m» 
benit  du  I^ben  (fQr  dich)  za  opti^rD"  (NicoL  p.  U,  L.  3.  S)* 

^  j,Lü    niyam-ti   I  „twiachen":  ..inderMilte";  „uni«r" 

.4wi«ch«n  •tomn  »olchea  Uanike  and  einem  Weibe  «r«s  ift 
dft  för  ein  Untaraohiw!?^    (Mieol.    p.  30,    L.  4);     Uu    .1 

y^JLlJ  ^,l»li  UUJüü  ^  ^y^  ,^  wmr  o»  inn«  Ver- 
KDÜg«n«  witlea  nnl«r  die  Ijetib*  gekoaunea"  (Nicol  Abo*l* 
Ifwian  p.  2.  Li.  6  T.  u.). 

3)  Poitpositioneo,  wirlehe  dnn  Ahlativ  r«Ki«r«B. 
.U  bJlr     ( 
^(,U  b»rl»| 

1)  ^^  (AMpneW  ittUUMt)  tehstet  Mth  .«W*  n  liJwtw, 
sW  keiiMD  U(M  n  n«lsm.  Uk  l»b«  m  kU  >«fk  nr  aa  da«  fMrfb 
itfndsB    t4AJL.  ^;lf»    ;J>^  ^    -^«^  wk  Aek  btl  «  I«. 

iist«V(Kkol.  r  %  k  sx.   X^r'iU  M  Osi  SiiAi  ^IPT^ 


118     SUsunff  der  philos.-j^tilol.  CloMe  vom  4.  Dtcenbcr  IStiO. 


Z.  6. 


^u;^ 


,lju    u 


\s*^  Xi  M^or  dem  Angesicht  ist  er  wie  eine  Ziege  sanft, 
liiut«r  deinem  Rücken  hart  wieeinWoU**  fNicol.  p.  14«  L.  3.4); 
äjI  (jLc^aT  b  (vJ^b  ^LL  ^^js^  »'ch  bin  nicht  wie 
ein  Manlthier  unter  der  Last"  (Ntcol.  p.  15,  L.  6). 
^>«  bayair  fPera.-Ärab.)  „ohne",  „ausser." 

den  Willen  Gottes    habe   ich   ihn  nicht  geschlagen"   (Box, 
p.   134,  L.  4  V.  n.)- 

Iju  P^da  „nach"  (bei  ZeitbeBtimmangeo). 

Z.  B.     ft.^    oLaj(    (tXj    ^UCL^   „nach   dem  Tode 

wird  Gerechtigkeit  werden"  (Bui,  p.  HO,  L.  3). 
^.Ä-o   pesin  „ans",  „von";  „herans." 

Z.  B.   ij^    ^w.iUAj    lO^V     M^oo*™^    ^°s   dem   Hai^^ 
heraus"  (Bux,  p.  80,  L  7). 


IJTgu^a 


„nach." 


Z.  B.    ök«^  ^buiuCi>  CAJr>   MiB  ^1  Jo   ^VLm   cfiXu 
f,nBch   einigen   Jahren    kam    ich    zu    eben   jener  Zeit    ron       ' 
Damascus"    (Nicol.  p.  20,  L.  2  t.  u.);    ^J'  IjT  ^jbo  aJ  fl 

»^we  JL«  ^  ^'  U  l4>  Mnach   sebn  Tagen    werden    wir 
in  diesem  Hause  drei  Jahre  sein"  (Bnz,  p.  82.  L.  2  T.  o.). 

ouLo  niust  „vor",  „ehe." 


Z.  B.    ^ 


^b*>   (j*;e  U.  ^ 


-jIa»  Llü 


jl...g<  Äj^  «r  j^y«   ■  ^*^   „betrachte  dein  Leben  als  eine 


I 


Trmmpp:  Oramm^  tTmUmdMmstm  M«r  ifaa  Bi9km. 


119 


[Beate  ror  d«m  Tag,    wo  die  Nachricht   werden  imig,    der 
Innd  der  tet  geetorbra"  (Nieol.  p.  8,  L.  2.  8). 

jh^  v«d  „ohne",  ,^ata«r." 

l^der  Cbmlif  eagte:  aimer  Gott  gibt  ee  keioea  andern  tiott" 
(Nicol.  p.  20,  L.  2.  3). 


h 


Wenn  auf  die  widg«  Beispiele,  die  mir  bii  jeit  aof- 

['gMtoflWU  sind,    zu  bnnen  wäre,    so   hfttte  d«a  Brfthfll   di« 

Ffthigkeit,    Adrorbien  von  Ädjeetiren  abzuleiten    durch    dw 

Kiulnng  'ika';    allein   die«   int   doch   noch  xweifethafl,    wril 

|dem  allgeoMiiiMi  Character  der  draTi4iichen  Sprachen  nicht 

■«■Uprechend.    Die  Beiapiele  sind:    vjL«    bo^    ^s^^  V 

^J„lyf  ,.da  hut  das  nicht  recht  rein  gema^t^  (Box,  p.  74, 

„wie   (aaf  welche  Weiae)   «oU    ich  gehen,    da    in    meiiiwi 
PAsKn  keine  Kraft  iat^  (Niool.  p.  17.  L.  4). 

Die  meieten  Poatpoiitioneu ,  die  luiUr  3)  nnd  3)  im 
Torbergehendea  Paragraphen  aufgefDhrt  worden  eind,  werden 
auch   ingleich   aU   Adverbien   gebrancht,    wie   K^    hufa« 

„oben",     J^  tahtl   „drinnen^,  «fh^  X^t^   „nahe"  etc. 
Hiabv  kduMo  aocb  gesiblt  w«rd«n  [m'  rahi  „nahe",    ^ 

AoMardcm    aber  beeilt   dan  ßrObO   aoeh  ejne  Amahl 
^•igeatUcber  AdTerbten,  die  wir  eintbeilen  kdnnen  in 

1)   AdTerbien  dee  Ort«,   wie    J^*«>  dJUigv^   ^(^ 
[dife  Mhier^.  ^Iju«  Kandaf»  „eboi  hi«r*\   Jua*»  hüa»«Qg*, 


—  -^ 


^^EfiSBa 


4 


120        SUsun/i  der  philog.-phäol  Clcuu  tom  4.  Diceml/er  1880. 

^<=j(  ere  „da",  ^^ixiJß  hamcre  „eben  da,"     Das  Affix  *-nge* 

enttpricbi  dem  Tamil  *-fign*,  wie  inpi  „hier'*  nnd  *-re'  dem 
Tamil  *-udn\  Tula  '-4e,  wie  'i4e'  (cf.  Caldwell,  p.  326}.») 
Hieher  gehören  auch  die  fragenden  Ortsadverbien,  wie 
^~\A  arä-re  „wo?",  Jj-fJ  ara-rik  „wo?*\  jCjU  ara-ng 
„wo?",  ^y  arfl-nge  „wohin?"  (Bux,  p.  52,  L.  2  v.  n.). 
^\A  ara-kan  „woher*'  {Bnx.  p,  52,  L.  4  t.  u.). 

2)  Adverbien  der  Zeit,  wie:  -^|  enö  „heute", 
LCj  oder  IX^  phagS  „morgen",  .  1  ^  ^  phalm!  „über- 
morgen", Lg^  fcbiva„waun?"      ,1  v,  ,j ->^  Ähivat-In  „seit  wie 

lange?'*,  1^  j| -^  ■»  har-6hivä  „wann  immer",  Lyl^>  dSaS 
„jezt",  L,fjUJ6  han-dasa  „ebenjozt,",  ..^  daru  „ge«tem", 
^  ^)i>  dare  uan  „gestern  Nacht",  .(Xak-c^T  kfimnlxadö 
oder  jiXiA^  mul^ndö  „vor  zwei  Tagen",  ^5JLa.J  löjfiri 
„wiederum",  ^bCkij  naniksn  „bei  Nacht"  (Nicol.  p.  24, 
L.  7);  die  zusammengesezteu  Ausdrücke,  wie  oa.f^f  „wann?", 
co«vJe  11^'U  jeder  Zeit"  etc.  gehören  nicht  hieher,  so  wenig 
als  .f-o  duvar  „wiederum." 

Die  Pronomina,  welche  ein«  Qualität  auAdrGcken 
(i.  p,  52)  können  auch  adverbialiter  gebraucht  werden,  wie 

^jDj^jo    hamöhun    „auf   jene    Weise",     jjj»0   dahun    ,juif 
diese  Weise;    ^f  amar    „nnf  welche  Weise?"        !,jf  anta-e    ^1 
„warum?"   ist  eigentlich  der  Dntiv  von  o*.äl  *Dta   —  dem 
Persischen   ( 


'/? 


1)   Merkwürdig  ist,  dau  auch  da«  Balü^i  ein  Adferbioro  des  Orti 
auf  *-ng5'  bildet,   wie   JCoI  Ingo  »hier",    JGUso  hunSngS    .dort," 

Aach  die  Endang  'dS'  wird  ähnlich  gebraocht,  wie  lol  idä  «hier*.  It>*l 
5dl  «dort," 


4 


A 


7ViMM|i|i:  Ontmm.  Umttnmimnfm  ^tr  <<m  JfclMl. 


131 


Aach  SnbffUntm  wertl(>n  ftls  Adverbien  f(«bntadit| 
I  b«MDdera  w«nn  «ie  wiederholt  «nd,  wtt  ^tju  ^(Jut  madin 
^mdu  tJangnto*";    obsnao  Adjpctim,    wie  .t    stt  »«Mhnril** 

8  !'• 
OonjunotioMii. 

Uerkwnnlig  i«t.  du«  dM  Bfflhfll  gsr  koiM  0»ujtta^ 
lionen  auBgebildet  hat,  alle  sind  geborgt,  wtnn  aooh  ibeU- 
wnM  mit  br,1ht1i  Stiniinen  xiuamnieDgfMtt. 

af  tC^t  Ukn  kib  .,"0  laug  aU"  oder  «och  blM«  ICi»! 
iika,  identifich  mit  drr  PottponttiooK  x.  H.  .\!^*l  ^  ■c't^^jl 
^^'  ^  «JU  U  ^jSl{  »dLy  ^JOj  .»M  Unif«  aU  der 
«chlfcfate  Meiucb  gfich  ini  ZutUnd«  dea  OlOoka  befindet" 
(Kicol.  p.   10,  L.  8). 

y1  agar 

Z,  B.  ^^*i^— -e  u't^*'  J-^-*^  i'r''*  txA4J»  £*  „weou 
du  die  Waod  dwnelbeo  goMbeu  h&lUiat,  warvct  du  «rataant 
gewsees"*  (Kicol  Ahnl-Ifaa.  p   3.  L.  '2.  S). 

«)a5'  ^1    "U-e  kib 

af        -r>l    anta»-*  kib 

hinaiugebea  werde-'   (Box.  p.   110.  L.    lU);     j^'  aT        •^' 
Jl    1  ■_*-    ^^«  U  JL»  U    »»wetl  mir  rou  dainem  Zsetaode 

gar  keiop  Kande  war*    (Box,  p.  120.  L,  I.  iK 

j  W  «^oeb**  (Sindhi  *(t  »der  f^) ;  i    B.  aj'  ^W» 


„wwin.** 


^weil",  Hdanim  djum.* 


I>    «T  ^    tat    iM   Pm.    «T  1^   U 


Peia.  af 


122     SitCHtu}  der  phäoa.-i^iUol.  Ctasae  90m  4,  Deecmber  1380. 

^;'  ^   '^  )W   ^h*^   ^)^  ^  "'^  "^^  *'^'^®  ^^^  ^^'  ^ 
ist  auch  mit  verbunden  ein  Dorn  (ßux,  p.  102,  L.  6). 

o  par  (cf. p.  115),  imSinne von  t,und",  z. B.    ^ylL  -j  cJ 

l^xi  ,,bringet  Brod  und  Milch"  (wörtlich:  „auf  Brod  Milch"), 
aj  tah  „dann",  „da"  (Sindbi  ff)-  besonders  im  Nach- 
saze  von  Bediugungssäzen,  wie:  rj  K.yn  *Xa  l5>.>^(  ^ 
^•S  yJi  .-5^  ■ojy  f^J>\^  iiS^  „wenn  ihm  der  Befehl  (dsuto) 
wäre,  so  würde  er  jedes  Gesclmft  um  seinetwillen  recht 
thnn"  (Bui.  p.  134,  L.  3-  4);  ^1  ^Ui  ^,^0^  ^  ^\ 
•Ajl      it  ••-•• '   ^IlXä  i^O.I  ,^1  iLi  Mfir  möge  mir  den  Schmerzen 

zeigen,  dann  ^villich  ihmGottzeigeu"  (Bnx,p.  134,  L.7.6  r.o.). 
tS^  kib  (Pers.)  „dass",  „als",  „da",  „weil"  etc.,  auch 
zur  Anführung  der  directeu  Rede  gebraucht,   wie  im  Pers., 

z.  B.  vjullj  slOöJ   X^  ^  ^^  "^  ^'y*^  (3*  "**^^  farchte, 

dass  ich  dir  viel  Mühe  gemacht  habe"  (Bux,  p.  1 19,  L.  2t. a.); 

^Üjo  jCiU  »sfSyÄ.  U  U  äT  (ili    »er  fragte :    wohin  ist 
der  Besizer  des  Hauses  gegangen?"  (Bux,  p.  120,  L.  2  t.  o.). 

ly  nava  i    ^^(j^niit  nicht"    (aus  dem  Pers.  \'^ 

mS  \yj  navä  kih   |  verdorben). 

Z.  B.  jjj  ijk^  tjj  äS'  s^aIä.  iiich  fürchte,  die  Diebe 
möchten  kommen"  (Bux,  p.   132,  L.  6). 

.  ö  „und"  (balü£i  Aussprache  —  dem  Neupersiacben  n) 
wird  im  Brahüi  yerhältuissiuässig  selten  gebraucht,  da  ee 
die  Säze  auch  ohne  Conjunction  aneinander  reiht. 

L)  „oder";  L>  —  Lj  (Pora.)  „ob  —  oder*";  auch  bloM 
Li  allein  bei  der  zweiten  Frage,  wie:  oL^il  Ij  ^*«  «JLfc  J 
^.u,  ^^S  i^ist  er  ein  Tyrann  oder  einer  der  Gerechtigkeit 
übt?"  (Bux.  p.  126,  L.  5  v.  n.). 


Drmmpp:  Oramm.  tTMenmAmmpen  über  Au  BrA«t. 


123 


Dt  wohl  nur  w«nif(eu  die  brsliät  Texte  von  NmoImd 
sugliDglich  sein  wprdrn,  »o  (tlge  ich  hier  die  folgenden  xwei 
BtSoke  aaii  deumlben  «!•  Lawabong  bei.  Die  Ortho- 
grmpbie  b»be  ich.  wo  n  ndihif(  w&r,  auch  der  ron  tnir  in 
dar  Tontah0q4«B  Abhnadluag  befolgten  Heifaodt  imbi— li 
nnd  fQr  du  leichtere  VervUndoisa  des  Texte*  einige  or- 
lintemd«  AaBerkongPO  beigeßlgt 

I. 

(Nicola,  p.  2;  et  GalvtSn.  (>p.  I.  2.  Ertihlang.) 

jcLj  ^l^  ..jLk.  Lui  vi?bb  jr.  bJul  *)./^  ^  fy 

Uel     aT    ^^^      'SO.;^    ^^i    J^\j^^    yiU     J     '•)^ 

«m3J  ;L^  '*ar  £t  j|^f  ;r^^  uA^^  ^  ^9*^  ^ 


124      SiUwig  der  phüos.fhiM.  C7tw«c  trom  4.  Dtcemher  J8S0. 


l)  Nicola.  ^Lc^L^oLj.     2)  Jo  goi^.  hier  Adverbiam  .nufafaer.' 

^}  (Jm4)  °'ch  ^^^  PfniiKchon  (^L^)  .Staab."  Beilew  gibt  dATon 
(8.   4S6)   auch   die   Bedentang*   «roonDtain.*     4)  8.  untersuch,   p.  52. 

5)  OCj^  saMog  .sich  bewegen*  ist  das  Simlbi  ^i.*H;  aho  wört- 
lich: «sie  bewegt«!)  sich,  gde  ncbanten  (ainherl*  (Imperf.).  6)  ^m%^ 
ka<t<ar-as,  Praet.  neg.  ron  OOU^  Vna-ing  ,thnn*;  i.  Unterench.  p.  H2. 
tj:t. ;    knn-ing   mit  oincm  InfinitiT  drüclrt  unser  .l[önnen''   atu ,    also : 

iXlÄ5^  jCuj'  .gellen  köDDca'  fwurtlich:  ,ein  gebsD  machen*).  yJ^mJ 

kXjJJ  =  dem  Porsischen  ^Jji^^jLcSJ  ■beieichnen.*  7)  ^S  kirt, 
Part.  Praet.  Ton  i,^JjS  kan-ing  ,er  machte* :  s.  Untersuch,  p.  Itl. 
8)  i^Xi  pars,    Part.  Praet.  Ton    lCüLs  pSn-iog   .er  sagte.*     9)  Bi 

r 

Bcbeint,  dass  neben  ■»>  fdü)  aach  ^.J  düi  »Hand*  im  Gebrauch  ist; 
oder  man  mOsst«  aDnehmen,  daas  vor  einem  auf  einen  Consooanten  an* 
lautenden  Aflix  ein  euphonisehes  'i'  eingeschoben  werde,  wenn  das 
Nomen  mit  einem  langen  Vocal  scbliesst,  was  ich  aber  bis  jext  nicht 
beobachtet  habe.     10)  yUj  pinir  oder  pinSr  (ron   ^^  pin   .Name*) 

miias  .berOhmt*  bedeuten  (Fers.  ;v«^).     H)  bX^^'khatj  istdasSindb] 

^$  .eine  Höhle,  ein  Loch",    daher  \SjJ^  \S  s^  .ein  Loch  machen' 

=  ,bograbfln.'  I2|  .L«ö  «jlajär  .Grtmd',, Boden*, .Erde.'  LS)  45IJUIJ 

.auf  der  Oberfläche*,  s.  p.  114.  U)  lli  mataa.  s.  Untera.  p.  10S. 
15)   iJ^  =  Pers.  ^Luo.     16)    .^..Ä- entspricht  zwar  wohl  dem  Sinne 

nach  dem  Pemschen  ^;t^)  doch  iatmirseinc  Form  noch  anklar.  !7)  ^JüC 

bi4i  (eigeotUcb  ha44i}  ist  das  Sindhi  ]^fT  .Bein.*     18)  K^dt  a^'kih 

=  Per8.  &A.*>t  .ohschon."  19J  ij_y  kiralc,  Imper.  »on  JoU5^,tban*: 
i.  Untersuch,  p.  58.    20)  U».  da,  Imper.  von  JCaSLä  «-ing  .wissen'. 

.orkennen'jsünteraocb.p.llO.  21)  **JL*^ khaak,  Praet.  Ton  JCä^^ 
Irah-ing,  .gestorben";  s.  Dntcniach.  p.  III, 


Trumpp:  Gramm.  fTnterauchuitfjen  über  dtu  BräkUI.  125 

n. 

(NicolsoQ,  p.  9;  cf.  Gnlistan  Cap.  I,  22.  EixUilang). 

(_;m«  (j«^b  sLÄt>Lj  af  l^t  ^;^^  ,^«je  Uf  ^    ^^^    Jt^ 
yi^^^O   ^    IjT.     )y^    1»^    b    iXÄiÄ    ^    4X*i    jiXü  ^5^ 

^s/'  ^yi  £Jaj   ^^   .   dUi  ^*  J^   ')^5Ji^   ^1  *)J4 

I 

^y  ^  cJL^  b  ^^  ssJLu  ^Jjj   »jt^^   ')<5'  I^Lmi^I 
1^^  iXuj  |»Akja  ^j^(  tf  y\  ^  JCäjU.  JU4U1  bl«> 

»)o»    L>Ai^   Li   J^?   uCi*   ^^   i5f   «^   ■)'Lö,/»    •    ^;l 
b  vä*-.5*>    Uu    ^    Iji'  **)^^  tXiJ    v53*>    bjl    OM-.-J    «f 


126     SUsung  der  philM.-phitiA.  CUune  vom  4.  Dtcember  1880. 

1)  Part.  Praet.  (ni.P«ni.  Sii)g.}Ton  JCääj  .Kcben't  i.  Uotenach 

p.  100.    2)  Part.  Praet.  von  JClo  .kommen*;  s.  Untersncfa.  p.  109. 

3)  J»'($'   ,Kopr."     4)  ^(>  dg    »Tag.'      5)  Plusqaamperf.   von   JoJLä. 

.Bichnrehtcn",  Part.Priiet  ,iMAX2k./a]S8:a.Uater8aeb.p.llO   6]  Pnui. 

indef.  Ton  jCJUt  .nehmen";  t.  Untersuch,  p.  112.  7]  «So  lange  ab.* 

8)  Niooleon  bietet  (jj».  wobei  Am  finale  Hamuli  abgefallen  ist;  üüu 
ratit-i  vfire  der  balÜÜ  Ijocatir.    9)   TJeber  \Jt\  af  s.  Untersnch.  p.  äS. 

10)   Üeber   ÄiTB-üotemich.  p.  76. 111.   II)  ^JüL».  «ndl  =  Sindhi 

•X{\^  (ebenM  HiodBatSDl)  .Silber."     12.)  j^  j5r  —  Sindhi   "^ft^ 

«gemacht*     13)  Daa  Futcram  von  jCu5^;  s.  üotersach.  p.  106.    14)3. 

UntersDcb.  p.  105.  15]  Der  persische  Text  batet:  ^Ul^.J  «bo 
«xom  Vergnügen  (deiner) Prennde" ;  der  bräbüi  Text  würde  bedeuten:  .ans 
VergnUgf>n  dag  Preoniles."     16)  Ju«  mili  .das  Gehirn.*     17)  Imperativ 

(neben  ^J^)  von  0Cä.^l5^(=  Fereiach  .jJ^aA.^)  «berauaitehen';  i. 
Uuterauch.  p.  111. 


Drnchfehlert 

S.  8,  L.  5  V.  u.  Hea;   'gebraachf  (statt  'gebracht*).    S.  1:J,  L. 
llaSu^JD  he^rä.    S.  24,  L.  1 :  Bellew.