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Full text of "Sitzungs-Berichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dresden"

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Sitzungs-Berichte 


der 


naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


DRESDEN. 


Redigirt  yon  dem  hierzu  gew«ählten  Comite. 


Jahrgang  1§60. 

Nr.  7—9. 


Juli,  August,  September. 


Sitzimgs- Berichte 

der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

zu  Dresden. 

Redigirt  von  dem  hierzu  gewählten  Comitd. 

1866.  Juli  bis  September.  7 —  9. 


I.  Hauptversammlungen, 

Juli,  August,  September. 


Sitzung  den  19.  Juli  1866.  Vorsitzender:  Herr  Lehrer  Zschau. 
Als  Ehrenmitglied  wurde  in  die  Gesellschaft  aufgenommen: 

Herr  Professor  Achille  Delesse  in  Paris. 

Die  Aufnahme  als  wirkliche  Mitglieder  erlangten: 


Herr  Dr.  Hermann  Wimmer  in  Dresden; 

Herr  Professor  Herr  mann  Nicolai  in  Dresden; 

Herr  Clemens  Gebhardt,  Lehrer  in  Dresden; 

Herr  A.  Hildebrandt,  Lehrer  in  Dresden; 

Herr  Paul  Junghähnel,  Chemiker  in  Tharand. 

Herr  Gerstenberger  theilt  mit,  dass  die  Bibliothek  nunmehr  im 
neuen  Locale  aufgestellt  und  Sonnabends  wie  Montags  von  12  bis 
1  Uhr  Mittags  den  Mitgliedern  geöffnet  sei.  Ausserdem  werde  er 
stets  Donnerstags  Abend  von  6  bis  7  Uhr  Behufs  der  Ausgabe 
von  Büchern  wie  früher  in  der  Bibliothek  gegenwärtig  sein. 

Hierauf  hält  Herr  Dr.  Schneider  einen  längeren  Vortrag  über  die 
Reliefkarten  von  Franz  Keyl,  dessen  Inhalt  auszugsweise  folgt: 

„Die  grossartige  Erhabenheit  und  die  herrliche,  in  vieler  Hinsicht 
eigenthümliche  Schönheit  der  deutschen  Alpen  hat  in  den  letzten  Jahr¬ 
zehnten  mehr  und  mehr  Anerkennung  und  Bewunderung  gefunden,.. und 
so  das  Vorurtheil  vernichtet,  das  lange  Zeit  die  Fülle  der  alpiae^Mti/^^Sf^ 
nur  in  den  Schweizer  Alpen  suchen  und  finden  liess.  Es  dürfte  deshalb? 

Sitzungsberichte  der  Isis  zu  Dresden.  /  7/ 

•  V 


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besonders  für  uns,  die  wir,  weit  von  den  Alpen  entfernt,  uns  nur  in  Ge¬ 
danken  in  deren  Mitte  versetzen  können  und  deshalb  uns  vielfach  ein 
sehr  falsches  Bild  von  denselben  entwerfen,  gewiss  nicht  ohne  Interesse 
sein,  mit  einem  Werke  bekannt  zu  werden,  das  einen  grossen  Theil  der 
deutschen  Alpen  in  voller  Naturwahrheit  uns  vor  Augen  stellt  —  wir 
meinen  mit  diesem  Werke  die  Reliefkarten  aus  jenen  Alpen,  die  die 
Meisterhand  Franz  Keyl’s  uns  geschenkt  hat. 

Flachkarten ,  auch  die  besten ,  geben  durchaus  kein  genügend  an¬ 
schauliches  Bild  der  Bodenundulation,  können  vor  Allem  nicht  die  rela¬ 
tiven  Höhenverhältnisse  einer  Gebirgsgegend  und  die  steilen  Felsgehänge 
des  Hochgebirges  veranschaulichen.  Eine  solche  Veranschaulichung  ge¬ 
währen  nur  topographische  Reliefkarten,  die  ein  vollständig  treues  Bild 
der  Bergmassen  geben,  ausserdem  nach  Culturen  colorirt  die  Vegeta¬ 
tionsverhältnisse  und  die  Gletscherbildung ,  geognostisch  colorirt  die 
Formen  und  die  Aufeinanderfolge  und  Einwirkung  der  Gesteinsmassen 
auf  einander  erkennen  lassen,  ferner  eine  treffliche  Vorlage  zu  Entwer¬ 
tung  eines  Reiseplanes  bieten  und  nach  Vollendung  der  Reise  die  über¬ 
wältigenden  Anblicke  lebendig  wieder  vor  die  Augen  treten  und  das  Er¬ 
lebte  im  Geiste  nochmals  durchleben  lassen ,  endlich  treffliche  Objecte 
zur  Abnahme  von  Photographien  und  Stereoskopbildern  abgeben.  Für 
uns,  die  wir  zum  grössten  Theile  nicht  Gelegenheit  haben,  längere  Zeit 
in  den  Alpen  zu  verweilen,  liegt  der  Hauptwerth  der  Reliefkarten  in  dem 
Nutzen,  den  sie  bei  dem  geographischen  und  naturwissenschaftlichen 
Unterrichte  gewähren  und  dieser  Nutzen  ist  so  bedeutend,  dass,  nach  des 
Ref.  Ansicht,  in  keiner  Unterrichtsanstalt  und  in  keinem  Museum  einer 
Gesellschaft,  die  die  wissenschaftliche  Fortbildung  ihrer  Mitglieder  zum 
Zwecke  hat,  eine  gute  Reliefkarte  mindestens  eines  Theiles  der  Alpen 
fehlen  sollte. 

Eine  gute  Reliefkarte  muss  nun  aber  mehreren  Anforderungen  ge¬ 
nügen.  Sie  muss  für  die  horizontalen  Raumausdehnungen  denselben  Mass¬ 
stab  gebrauchen  wie  für  die  verticalen  und  darf  nicht  nach  einem  allzu 
kleinen  Massstabe  ausgeführt  sein;  sie  muss  ferner  auf  sorgfältigen 
Messungen  und  Zeichnungen  fussen  und  mit  grösster  Gewissenhaftigkeit 
ausgearbeitet  und  colorirt  sein.  Allen  diesen  Anforderungen  genügen  die 
Keyl’schen  Karten ,  die  meist  in  dem  Massstabe  von  1  zu  72,000,  nach 
den  Resultaten  jahrelanger  eifriger  Messungen  und  Aufnahmen  und  mit 
einer  Genauigkeit  ausgeführt  sind,  die  Jeder,  voll  der  höchsten  Achtung 
vor  dem  Verfertiger,  bewundern  muss,  der,  wie  Ref.,  Gelegenheit  hatte, 
diese  Prachtwerke  zu  studiren ,  nach  ihnen  zahlreiche  Bergtouren  aus¬ 
zuführen  und  nach  solchen  wieder  das  Gesehene  mit  dem  Nachgebildeten 
zu  vergleichen.  Die  ersten  Autoritäten  geographischer  Wissenschaft, 
wie  der  K.  K.  Rath  A.  Steinhäuser,  v.  Sydow,  Dr.  Petermann, 


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Dr.  Vogel  erkennen  den  grossen  Werth  guter  Reliefkarten  an  und  er¬ 
klären  die  Keyl’schen  für  die  besten.*) 

Von  dem  Verfertiger  von  Reliefkarten  verlangt  Keyl  selbst  eine  treff¬ 
liche  mathematische  Grundlage,  die  zu  sicheren  Mappirungsarbeiten  be¬ 
fähigt,  sodann  Autopsie  nebst  der  Fähigkeit,  die  Bergformen  richtig  auf¬ 
zufassen  und  einem  glücklichen  Formengedächtnisse  die  Eindrücke  un- 
vcrwischt  und  in  ihrem  Charakter  rein  zu  behalten,  endlich  Talent  für 
Plastik,  ausgebildet  durch  Uebung  im  Freihandzeichnen  und  Modelliren, 
und  diese  Bedingungen  sind  von  Keyl  selbst  in  vollstem  Masse  erfüllt,  sie 
werden  aber  bei  ihm  noch  unterstützt  durch  eine  treffliche  naturwissen¬ 
schaftliche  Durchbildung,  die  ihn  ausser  zum  Auffassen  der  alpinen  Natur 
befähigt,  der  Colerirung  dieselbe  Richtigkeit  und  Vollendung  zu  geben, 
wie  der  Modellirung  der  Bergformen.  Keyl  ist  Magister  der  Pharmacie 
und  nur  durch  die  Begeisterung  für  die  Schönheit  der  Alpennatur  von 
seinem  Studium  abgelenkt  und  für  die  Geoplastik  gewonnen  worden,  für 
die  er  von  der  Natur  bestimmt  und  befähigt  ist,  wie  wohl  selten  ein 
Mensch.  Die  Geoplastik,  wie  sie  von  Keyl  geübt  wird,  ist  nicht  ein 
äusserliches  Nachbilden  der  Bergformen,  sondern  ein  Auffassen  der  al¬ 
pinen  Natur  in  ihren  eigensten  Eigentümlichkeiten  und  aus  solchem  her¬ 
vorgehendes  Darstellen  der  Alpen  in  vollster  Naturwahrheit.  Keyl’s 
Karten  sind  nicht  oberflächliche,  verschwommene  Machwerke,  wie  die 
meisten  der  früher  ausgeführten  Reliefkarten,  sondern  auf  den  gründlich» 
sten  mathematischen  und  naturwissenschaftlichen  Studien  und  Untersuch¬ 
ungen  ruhende**),  bis  in’s  Einzelnste  mit  bewunderungswürdigem  Fleisse 
ausgearbeitete  Kunstwerke. 

Die  Herstellung  der  Keyl’schen  Reliefkarten  ist  eine  äusserst  mühe¬ 
volle.  Zuerst  müssen  auf  jahrelangen,  mit  grossen  Mühseligkeiten  und 
oft  mit  Lebensgefahr  verbundenen  Gebirgswanderungen***)  die  eingehend¬ 
sten  Höhenmessungen  unzähliger  Punkte  und  zahlreiche  Bestimmungen 
horizontaler  Entfernungen  vorgenommen  und  jede  einzelne  Bergform  von 
mindestens  drei  Seiten  sorgfältig  aufgenommen  werden.  Dann  wird  eine 
Flachkarte  der  betreffenden  Gegend  entworfen  und  in  dieselbe  Isohypsen 
von  50  zu  50  0  Abstand  eingezeichnet.  Diese  Karte  wird  darauf  in  ein 
Schichtenrelief  von  gleichmässig  starker  Pappe  übertragen,  welches  nun 
in  Terrassenform  bereits  die  Form  der  Bergmasse  erkennen  lässt.  So¬ 
dann  wird  dieses  Schichtenrelief  mit  Gyps  übergossen  und  darauf,  nach 


*)  Vgl.  die  Urtheile  der  genannten  Herren  in  dem  vom  Ref.  der  Bibliothek  der 
„Isis“  übergebenen  „Prospectus  über  Keyl’s  topograph.  Reliefkarten.“ 

**)  Vgl.  Keyl’s  Aufsatz  über  „topograph.  Reliefkarten  und  über  einige  charakte» 
ristische  Gebirgsformen,  insbesondere  der  deutschen  Alpen.“  Salzb.  1862. 

***)  Keyl  ist  einer  der  besten  Bergsteiger  in,  den  östlichen  Alpen  und  eines  der 
thätigsten  Mitglieder  des  österreichischen  Alpenvereins.  Cf.  Jahrbuch  des  Österreich. 
Alpenvereins.  Jahrgang  1864,  65  u.  66. 

7* 


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den  Profilzeichnungen  der  Gebirgsmassen ,  jeder  einzelne  Felskopf,  jede 
Rinne  etc.  auf  das  Genaueste  ausgearbeitet.  Endlich  wird  von  dem  so 
vollendeten  Modelle  ein  Abguss  genommen,  der  die  Form  für  weitere 
Abgüsse  bildet.  Diese  müssen  aber  wiederum  einzeln  revidirt  und  so¬ 
dann  colorirt  werden.  An  der  Holztafel,  auf  welcher  die  Karte  ruht,  ist, 
auch  bei  nach  Culturen  colorirten  Exemplaren,  auf  zwei  Seiten  das  Strei¬ 
chen  und  auf  den  beiden  anderen  das  Fallen  der  Schichten  der  Felsarten 
angegeben.  Den  Reliefkarten  werden  endlich  die  entsprechenden  Plan¬ 
karten  beigegeben,  die  durch  ihre  genaue  Ausführung  sich  trefflich  zu 
Reisekarten  der  betreffenden  Gegenden  eignen;  sie  werden  auch  allein 
abgegeben  und  auf  Verlangen  geognostisch  colorirt. 

Keyl  wollte  zuerst  einen  „Durchschnitt  der  deutschen  Alpen  wieder¬ 
geben,  der  von  46°  40'  bis  47°  50'  nördl.  Breite  und  von  30°  15'  bis 
30°  55'  östlicher  Länge  von  Ferro  reicht  und  einem  Flächenraume  von 
über  110  geogr.  Meilen  entspricht“  und  theilte  dieses  ganze  Werk  fin  14 
Sectionen.  Später  nahm  Keyl  noch  eine  Anzahl  von  Sectionen  hinzu,  die 
das  an  das  erwähnte  Gebiet  angrenzende  Terrain  darstellen.  Es  sind 
nun  jetzt  vollendet  die  Sectionen: 

Lienz  —  Kreuz-  und  Spitzkofi,  Drau-  und  Geilthal. 

Winklern  —  Petzeck,  Hochschober,  Moll-  und  Iseithal. 

Heiligenblut  —  Grossglockner,  Vischbachhorn. 

Bad  Gastein  —  Hoher  Narr,  Rauris,  Ankogl. 

Zell  am  See  —  Kitzsteinhorn,  hoher  Tenn. 

Lend  —  Bernkogl,  Höllwandspitz,  Pongau. 

Saalfelden  —  Glemmer  Berge,  Birnhorn,  Pinzgau. 

Werfen  —  Uebergossene  Alpe,  steinernes  Meer. 

Lofer  Loferer  Steinberge,  Reutalm- Gebirge. 

Berchtesgaden  — -  Watzmann,  hoher  Göll,  Hagengebirge. 

Reichenhall  —  Sonntagshorn,  hoher  Staufen. 

Salzburg  —  Untersberg,  Gaisberg. 

Bereits  im  Schichtenrelief  vollendet  sind  die  Sectionen: 

Greifenberg  —  Jaulten,  Reisskofi,  Drauthal. 

Obervellach  —  Kreutzeck,  Sadnig,  Möllthal. 

Mittersill  —  Pass  Thurn. 

Pregratten  —  Grossvenediger. 

Vorbereitet  endlich  sind  die  Sectionen: 

Radstadt  —  Radstädter  Tauern. 

Abtenau  —  Zwieselalm,  Gosau. 

Schladming  —  Dachstein. 

Aussee  —  Hallstädter  See. 

Ischl. 

St.  Wolfgang  —  Schaf berg. 

Mondsee  und  Traunkirchen  (zwei  halbe  Sectionen), 

Theile  von  Reut  im  Winkl,  Waidring  und  Kitzbühl. 


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Ausser  diesen,  Theile  eines  Gesammtreliefs  bildenden  Sectionen,  fer¬ 
tigte  Keyl  noch: 

Ein  kleines  Relief  der  Glocknergruppe  im  Massstabe  von  1  zu 
72,000; 

ein  grösseres  derselben  Gruppe  im  Massstabe  von  1  zu  48,000; 

ein  Relief,  „den  Glocknerkamm  und  den  Pasterzergletscher“  dar¬ 
stellend,  im  Massstabe  von  1  zu  14,000. 

Ferner  eip  Relief  der  Berchtesgadner  Gebirgsgruppe,  aus  zwei  grösse¬ 
ren  Sectionen  bestehend. 

ein  Relief  des  Untersberges  bei  Salzburg,  im  Massstabe  von  1 
zu  28,000  (400°  1 "), 
sowie  endlich  in  neuester  Zeit 

ein  Relief  von  Reichenau  und  dessen  Umgebung  (Schneeberg, 
Raxalpe  und  Semmering), 

für  welches  letztere  Werk  Keyl  von  dem  Kaiser  von  Oesterreich  die  grosse 
goldene  Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft  erhielt. 

Auf  Verlangen  entwirft  K.  auch  geologische  Durchschnittszeichnungen 
des  besprochenen  Alpengebietes  nach  besonders  interessanten  Richtungen. 
Der  Verf.  sah  im  vorigen  Winter  solche,  die  von  Keyl  im  Aufträge  der 
Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde  als  Beigabe  zu  dem  von  dieser 
Gesellschaft  erworbenen  trefflich  ausgeführten,  geognostisch  colorirten 
Gesammtrelief  (soweit  diess  bis  jetzt  vollendet)  entworfen  worden  waren 
und  durch  ihre  gewissenhafte  künstlerische  Ausführung  die  Bewunderung 
aller  Sachkundigen  erregten.  Eine  im  verkleinerten  Massstabe  ausgeführte 
Copie  dieser  Arbeit  sollte  dem  diesjährigen  Bande  der  Jahresberichte  der 
genannten  Gesellschaft  beigegeben  werden. 

Es  mag  endlich  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  Keyl  auch  treffliche 
Plankarten,  so  unter  anderen  in  neuester  Zeit  eine  solche  von  der  Salz¬ 
burger  Umgegend  entworfen  hat,  die  jeden  für  Fremde  irgend  berück- 
sichtigenswerthen  Punkt,  jeden  Weg  etc.  angiebt,  und  somit  für  Tou¬ 
risten,  die  jene  herrliche  Gegend  besuchen,  ein  fast  unentbehrlicher 
Führer  ist. 

Jede  Section  des  Gesammtreliefs,  300  Quadratzoll  umfassend,  sammt 
Begleitkarte,  kostet,  nach  Culturen  colorirt,  12  Thlr. ,  bei  Abnahme  von 
vier  Sectionen  10  Thlr.,  geognostisch  colorirt  8  Thlr. 

Das  Relief  der  Berchtesgadener  Gebirgsgruppe  kostet  32  Thlr. 

Das  kleinere  Relief  des  Grossglockners  und  seiner  Umgebung  kostet 
6  Thlr. 

Das  Relief  des  Untersberges  bei  Salzburg  kostet  6  Thlr. 

Das  Relief  von  Reichenau  und  Umgebung  14  Thlr. 

Diese  äusserst  geringen  Preise  hat  Keyl  bestimmt,  um  einen  mög¬ 
lichst  grossen  Absatz  seiner  Werke  zu  erzielen,  seine  Hoffnungen  sind 
aber  leider  nicht  in  genügender  Weise  erfüllt  worden,  da  der  Platzaufwand, 
den  die  Aufstellung  der  ganzen  Karte  erfordert,  die  Schwierigkeit  des 


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Transports  und  die  immerhin  nicht  unbedeutenden  Kosten  der  Anschaf¬ 
fung  des  ganzen  Werkes  vielfach  Privatleute  von  der  Erwerbung  von 
Reliefkarten  abschrecken.  Es  ist  deshalb  eine  Pflicht  der  Wissenschaft, 
der  Lehranstalten  und  wissenschaftlichen  Gesellschaften,  dass  sie  dem  mit 
acht  deutscher  Gründlichkeit  und  bewunderungswürdiger  Selbstaufopfe¬ 
rung  an  der  Vollendung  seines  Werkes  arbeitenden  Manne  die  Anerken¬ 
nung  und  den  Lohn  nicht  versagen,  der  ihm  gebührt,  und  verhindern, 
dass  Keyl  durch  den  Druck  der  äussern  Lage  abstehen  müsse  von  der 
Erreichung  des  Zieles,  das  er  sich  gesteckt  oder  dereinst  in  die  Zahl  der 
unglücklichen  deutschen  Gelehrten  aufgenommen  werden  müsste,  die  sich 
aufgerieben  haben  im  Dienste  der  Wissenschaft  und  im  Kampfe  mit 
äusserer  Noth.“ 

(Keyl  wohnt  in  Wien,  Lanclstrasse-Münzstrasse  Kr.  1.) 

Hieran  anschliessend,  macht  Herr  Schlossprediger  Lohdius  auf¬ 
merksam  auf  die  Reliefkarten  der  Weesensteingegend.  Dieselben  sind 
von  dem  verstorbenen  Oberst  Aster  angefertigt  und  ein  Exemplar  dieser 
Reliefkarten  wird  auf  dem  Schloss  Weesenstein  aufbewahrt. 

Herr  Kaufmann  Schmor  1  legt  der  Gesellschaft  eine  grössere  An¬ 
zahl  ausgezeichneter  Kalkspathkrystalle  vor. 

Auf  Anregung  des  Vorsitzenden  entsteht  eine  längere  Discussion 
über  das  Ausbrüten  der  Fischeier.  Herr  Hofgärtner  Poscharsky  theilt 
mit,  dass  nach  seinen  Beobachtungen  die  Goldfischeier  im  Bassin  der 
Victoria  regia  im  botanischen  Garten  in  Dresden  6  bis  8  Tage  zum  Aus¬ 
kommen  benöthigt  hätten. 


Sitzung  den  16.  August  1866.  Vorsitzender:  Herr  Lehrer  Zschau. 

Nach  Begrüssung  des  Herrn  General  Törmer,  welcher  den  Sitz¬ 
ungen  der  Gesellschaft  nach  überstandener  längerer  Krankheit  zum  ersten 
Male  wieder  beiwohnte,  kam  der  Vorsitzende  der  traurigen  Pflicht  nach, 
eines  verstorbenen  hochgeachteten  Mitgliedes  der  Isis  zu  gedenken. 

Herr  Woldemar  Adolph  Schultz,  Oberleutnant  in  der  Königlich 
Sächsischen  Leibbrigade,  Ritter  des  Kaiserlich  brasilianischen  Rosen- 
Ordens,  erlag  am  12.  Juli  auf  Schloss  Hradeck  in  Böhmen  seinen  in  der 
Schlacht  bei  Königsgrätz  erhaltenen  Wunden.  Mitglied  der  Isis  war 
Schultz  erst  seit  dem  Jahre  1862.  Seine  Thätigkeit  widmete  der  Ver¬ 
storbene  hauptsächlich  der  Erforschung  Brasiliens,  namentlich  der  süd¬ 
lichen  Provinzen  Rio  Grande  do  Sul  ,  S.  Catharina  und  Parana.  Seiner 
gediegenen  Kenntnisse  wegen  ward  er  zum  Lehrer  an  der  Cadettenschule 
in  Dresden  berufen.  Dem  Befehle  seines  Königs  folgend,  wurde  er  Theil- 
nehmer  an  der  blutigen  Schlacht  von  Königsgrätz.  Schultz  starb  zu  früh 
für  die  Wissenschaft,  zu  früh  für  seine  Freunde  und  das  Vaterland.  Sein 
Andenken  zu  ehren,  erhoben  sich  die  Anwesenden  still  von  ihren  Sitzen. 
Friede  seiner  Asche! 


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Als  Ehrenmitglied  wird  in  die  Isis  aufgenommen: 

Herr  Jules  Marcou,  Professor  in  Paris. 

Die  Aufnahme  als  corresp  on  dir  ende  Mitglieder  erlangen: 

Herr  Dr.  MoritzPapst,  Oberlehrer  a.  d.  Realschule  in  Chemnitz  ; 
Herr  Carl  Rücke rt,  Bergdirector  in  Lehesten; 

Herr  Professor  Dr.  Senft  in  Eisenach. 

Aus  der  Zahl  der  wirklichen  in  die  Zahl  der  correspöndirenden  Mit¬ 
glieder  werden  nach  §  25  der  Statuten  versetzt: 

Herr  Verwalter  A.  Sommer,  Kaufmann  in  Braunsdorf  bei 
Tharand ; 

Herr  Mechanikus  Neumann  in  Freiberg. 

Zu  wirklichen  Mitgliedern  werden  ernannt: 

Herr  Eni.  Ludwig  Hoff  mann,  Chemiker  in  Dresden; 

Herr  Robert  Richter,  Lehrer  in  Dresden. 

Der  Vorsitzende  legt  drei  von  Herrn  Bergrath  Dr.  Sc  he  er  er  für 
die  Bibliothek  bestimmte,  ihm  zugesandte  Schriften  vor  (s.  pag.  83)  und 
spricht  dem  geehrten  Verfasser  für  dieses  Geschenk  im  Namen  der  Ge¬ 
sellschaft  den  Dank  aus. 

Herr  Bibliothekar  Gerstenberger  legt  die  neuen  an  die  Biblio¬ 
thek  gelangten  Druckschriften  vor  und  bezeichnet  diejenigen  Werke,  welche 
trotz  vieler  Aufforderungen  noch  nicht  an  die  Bibliothek  von  den  Leihern 
zurückerstattet  seien. 

Für  die  ausgezeichnete  Verwaltung  der  Bibliothek  spricht  der  Vor¬ 
sitzende  Herrn  Gerstenberger  den  Dank  der  Gesellschaft  aus. 

Herr  E.  Fischer  giebt  folgenden  Bericht: 

Meteorologische  Erscheinungen  des  Jahres  1865. 

7.  und  8.  Januar  Abends.  Ausgezeichnet  farbiger  Doppelhof  und  grosser 
Ring  um  den  Mond  nebst  zwei  Nebenmonden. 

13.  Januar  7  Uhr  Abends.  Schönes  Zodiakallicht. 

11.  Februar  Abends  7  Uhr.  Vertikaler  Lichtstreif  durch  den  Mond. 
Feiner  Eisnadelfall  bei  ziemlich  reinem  Himmel. 

12.  Februar  Abends  8  Uhr.  Zwei  Nebenmonde  mit  aufrecht  durchgehen¬ 
den  Ringstücken. 

11.  April.  Von  Mondes  Aufgang  bis  Nachts  11  Uhr  sehr  grosser  Mond¬ 
ring  mit  zwei  Nebenmonden.  Hierbei  war  die  sehr  seltene  Erschei¬ 
nung  eines  kleineren  Ringes  innerhalb  des  äusseren  grossen  von 
5  Grad  Abstand  zu  beobachten.  Ein  horizontaler  Lichtstreif  ver¬ 
band  rechts  und  links  beide  Ringe  Der  Mond  stand  in  einer  weissen 
Scheibe. 

13.  April  Mittags.  Grosser  Sonnenring  mit  südlicher  Nebensonne.  Nach¬ 
mittags  starkes  Gewitter,  ebenso  den  nächstfolgenden  Tag. 


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19.  April  Abends  9  Uhr.  Kleine  weisse  Feuerkugel  am  südlichen  Himmel. 
Eine  dergl.  Nachts  -f-12  Uhr  am  südöstlichen  Himmel.  Flugrichtung 
senkrecht. 

25.  April  Abends  6  Uhr.  Buntfarbige  nördliche  Nebensonne,  den  folgen¬ 
den  und  nächstfolgenden  Tag  Sturm  aus  Nordwest.  Dritte  Stärke. 

2.  Mai  Mittags  2  Uhr.  Buntfarbiger  Sonnenring  mit  westlicher  Neben¬ 

sonne. 

3.  Mai  Abends  halb  6  Uhr.  Sonnenring  mit  unterer  Nebensonne.  Nachts 

10  Uhr  Mondring  mit  unterem  Nebenmonde. 

4.  Mai.  Von  Abends  8  bis  Mondesuntergang  grosser  breiter  Mondring. 

Nach  dreiwöchentlicher  grosser  Hitze  fangen  Felder  und  Wiesen  we¬ 
gen  Regenmangel  an,  gelb  zu  werden. 

6.  Mai  Gewitterwolkenbildung.  Temperatur:  Mittags  46  Grad  Sonnen¬ 

wärme.  Abends  halb  10  Uhr  warmer  und  gelinder  Regen. 

7.  Mai.  den  ganzen  Tag  Höhenrauch. 

21.  Mai.  Nach  zweitägigem  Gewitter  Höhenrauch. 

7.  Juni  Abends  6  Uhr.  Südliche  buntfarbige  Nebensonne.  Sturm  aus 

Nord. 

8.  Juni  Vormittags  11  Uhr.  Gewitter  mit  Schlossen  bei  9  Grad  Luft¬ 

temperatur. 

8.  Juli  Nachts  halb  11  Uhr.  Nach  einem  sehr  heissen  Tage  entwickelt 

sich  i  Grad  oberhalb  links  des  Vollmondes  eine  Feuerkugel,  die  als 
ein  Stern  wie  Venus  glänzte.  Nach  mehr  als  40  Secunden  Stillstand 
nahm  sie  einen  sehr  langsamen  Flug  in  aufsteigender  Richtung  an, 
bekam  einen  Schweif  und  verlöschte,  als  sie  einen  Weg  von  mehr 
als  40  Grad  zurückgelegt  hatte. 

9.  Juli  Abends  7  Uhr.  Nördliche  buntfarbige  Nebensonne,  von  halb  9 

bis  nach  10  Uhr  starkes  Gewitter. 

26.  und  27.  Juli.  Nach  Sonnenuntergang  am  östlichen  Himmel  Reflexion 
der  Sonnenstrahlen.  Der  Horizont  der  westlichen  Bergrücken  war 
deutlich  am  östlichen  Himmel  20  Grad  über  dem  Erdhorizont  im 
schwarzblauen  Bilde  dargestellt.  Dieselben  im  Westen  aufsteigenden 
verschiedenen  rothen  Strahlenbündel  im  umgekehrten  Bilde  waren  in 
schwacher  Färbung  vorhanden,  am  Zenith  jedoch  ohne  Zusammen - 
fliessen.  Die  Erscheinung  verschwand,  je  tiefer  die  Sonne  sank,  der 
Schatten  im  Osten  stieg  immer  höher  nach  Westen  und  glich  sich 
bald  am  übrigen  Himmelsgewölbe  aus. 

25.  und  26.  Juli.  Mitternachts  im  weissen  Schimmer  hell  leuchtender 
Himmelshorizont  des  magnetischen  Poles. 

28.  Juli  Nachts  2  Uhr.  Der  nördliche  Himmel  im  weissen  Schimmer  wie 
Tagesgrauen. 

17.  September  Nachts  10—12  Uhr.  Viele  Sternschnuppen  aus  Andro¬ 
meda,  Pegasus  und  Schwan,  5-— 6  in  15  Minuten.  Flugrichtung 
verschieden, 


77 


!.  October  Nachmittags  halb  5  Uhr.  Zwei  kleine  hell  glänzende  Neben¬ 
sonnen  bei  fast  ganz  reinem  Himmel. 

13.  November  Nachts  1  Uhr.  Eine  weisse  Feuerkugel  von  ein  Dritttheil 
Mondgrösse  aus  den  Hyaden,  mehrere  Sternschnuppen  aus  dem 
Orion,  den  Hyaden  und  Andromeda.  Fallrichtung  scheinbar  senkrecht. 
Halb  2  Uhr.  Eine  glänzend  lichtblaue  Feuerkugel,  eine  halbe  Mond¬ 
grösse  aus  den  Hyaden,  hell  leuchtend,  Fall  senkrecht.  Der  lange 
funkensprühende  Schweif  war  länger  sichtbar  als  die  hinter  dem  Ho¬ 
rizont  verschwindende  Kugel.  Nachrichten  zufolge  soll  dieselbe  mit 
einem  um  dieselbe  Zeit  auf  dem  Kirchhofe  zu  Oschatz  zwischen  den 
Gräbern  gesehenen  sprühenden  Feuerschein,  verbunden  mit  einem 
nachherigen  den  Boden  erschütternden  donnerähnlichen  Knall  identisch 
sein.  Es  scheint,  als  ob  Furcht  und  Pietät  keine  weitere  Unter¬ 
suchung  wegen  Auffindung  des  Meteors  zugelassen  haben.  Halb  3  Uhr. 
Eine  kleine  Feuerkugel  aus  dem  Widder,  Flugrichtung  südlich. 

9.  December  Nachts  10  Uhr.  Feuerkugel  von  ein  Dritttheil  Mondgrösse 
mit  glänzend  apfelgrünem  Licht  aus  dem  kleinen  Bären.  Fall  senk¬ 
recht. 

11.  December.  Weissschimmernder  magnetischer  Pol  um  Mitternacht. 

22.  December.  Von  Abends  4  Uhr  bis  Mitternacht.  Aussergewöhnlich 
starker,  dichter  Nebel.  Die  Dichtheit  war  so  enorm,  dass  man 
das  Liebt  der  Gaslaternen  auf  50  Schritt  nur  noch  als  einen  matten 
Schimmer  erkennen  konnte,  Personen  tauchten  trotz  der  Gaserleuch¬ 
tung  erst  fünf  Schritte  vor  einem  gleich  gespenstigen  Erscheinungen 
aus  dem  Grau  des  Nebels  auf,  um  auf  weitere  fünf  Schritte  wieder 
in  dasselbe  zu  verschwinden.  — 

Herr  Kaufmann  Schmor!  legte  eine  ausgezeichnete  Suite  von 
Schwerspathen  vor. 

Eine  durch  einen  Pilz  verkümmerte  Weintraube  zeigte  Herr  Thier¬ 
maler  Wegen  er. 

Durch  Herrn  Hofgärtner  Neumann  gelangt  ein  Exemplar  von 
Spongilla  fluviatilis  Blainville,  welches  derselbe  auf  dem  Aibrechtsberge 
bei  Dresden  an  einem  Wasserleitungsrohre  gefunden,  zur  Ansicht.  Hierauf 
Bezug  nehmend ,  macht  Herr  Prof.  Dr.  Geinitz  auf  die  Aehnlichkeit 
mancher  von  Thieren  bewirkten  Bildungen,  z.  B.  der  Blutegel  -  Cocons, 
aufmerksam. 

Herr  Z schau  macht  Mittheilungen  über  die  Festigkeit  des  Eises. 
Ref.  bespricht  die  jetzt  in  Anwendung  gekommenen  Desinfections- 
mitfel  und  äussert  sich  dahin,  dass  die  Zerstörung  von  Contagien  und 
Miasmen,  wenn  in  Räumen  solche  vorhanden,  nur  durch  Chlor,  schwe- 
felige  Säure,  Stickstoffoxyd  und  ähnlich  wirkende  Verbindungen  bewerk¬ 
stelligt  werden  könne.  Hauptsächlich  empfiehlt  derselbe  statt  einer  so¬ 
genannten  Desinfection  der  Aborte  durch  Eisenvitriol  etc.  die  mechanische 


78 


Reinigung.  Als  Gegenmittel  empfiehlt  beim  Auftreten  der  Cholera  Herr 
Krone  den  Liquor  ammonii  carbonici  pyro-oleosi. 

Herr  W eg ener  bemerkt,  dass  die  Grubenarbeiter  beim  heftigsten 
Auftreten  der  Cholera  in  Paris  nicht  von  dieser  Krankheit  befallen  seien. 


Sitzung  den  20.  September  1866.  Vorsitzender:  Herr  Professor 
Dr.  Geinitz,  später  Herr  Geh.  Justizrath  Dr.  Siebdrat. 

Herr  Prof.  Dr.  Geinitz  übernimmt  den  Vorsitz  für  die  abwesenden 
Herren  Vorsitzenden  der  Gesellschaft. 

Zum  wirklichen  Mitgliede  der  Isis  wird  ernannt: 

Herr  Carl  Ferdinand  Jahn,  Königl.  Actuar  in  Dresden. 

Der  Vorsitzende  legt  der  Gesellschaft  eine  neue  Arbeit  von  dem 
correspondirenden  Mitgliede,  Herrn  Pastor  L.  C.  H.  Vortisch ,  vor.  Sie 
führt  den  Titel:  Das  Mangelhafte  der  Newton’schen  Gravita¬ 
tionstheorie  von  L.  C.  H.  Vortisch.  Rostock,  1866.“ 

Eine  Eingabe  des  Mineralienhändlers  Herrn  Franke  in  Dresden  wird 
zur  Begutachtung  an  den  Verwaltungsrath  verwiesen. 

Herr  Geh.  Justizrath  Dr.  Siebdrat  übernimmt  hierauf  den  Vorsitz. 

Einen  Bericht  über  die  Eingänge  an  die  Bibliothek  (s.  pag.  82—83)  giebt 
Herr  Lehrer  Gerstenberger.  Zugleich  legt  derselbe  die  betreffenden 
Zeitschriften  etc.  der  Versammlung  vor. 

Herr  Dr.  Schneider  hält  einen  längeren  Vortrag  über  die  Salz¬ 
burger  Kalkarten,  aus  welchem  er  einige  Winke  für  Salzburgreisende 
herausheben  will: 

„Die  Salzburger  Kalkarten,  welche  zu  Marmorarbeiten  verwendet 
werden,  werden  theils  in  grossen  Brüchen  gewonnen  (Bruchsteine),  theils 
am  Fusse  der  Berge,  besonders  in  dem  Bette  der  Bäche  gesammelt 
(Findlinge). 

Marmorbrüche  befinden  sich  hauptsächlich  am  Untersberge  und  bei 
Adnet.  Am  nordwestlichen  Fusse  des  Untersberges,  If  und  2p  Stunden  von 
Salzburg,  finden  sich  zwei  grosse:  der  Hof-  oder  Vorderbruch  und  der 
Veitelbruch,  die,  wie  der  ganze  Berg,  Privateigenthum  König  Ludwigs  I.  von 
Bayern  sind.  Aus  beiden  ist  ein  grosser  Theil  des  Materials  zu  Ludwigs 
grossen  Bauten,  besonders  zur  W7alhalla,  genommen  worden;  in  letzterer 
Zeit  unter  andern  auch  ein  grosser  Block  zu  einem  Sarge  für  König 
Max,  und  ein  noch  grösserer,  gewaltiger  Block,  der  in  Salzburg  zu  einem 
für  Wien  bestimmten  Brunnenbecken  verarbeitet  wurde.  —  Die  Zertheil- 
ung  des  U.  Marmors  geschieht  in  der  unterhalb  des  Hofbruches  gelege¬ 
nen  „Steinsäge“,  die  vom  Wasser  des  Fürstenbrunnens  getrieben  wird 
(nicht  in  besonders  gutem  Stande);  die  Verarbeitung  erfolgt  in  der  am 
Wege  nach  Glaneck  liegenden  Steinmetz  Werkstatt  von  Büchner  und  in 
Salzburg.  Die  Abfälle  des  Kalkes  aus  dem  Hofbruch^  werden  in  wd 
Kalköfen  in  der  Nähe  der  Steinsäge  gebrannt.  Arbeiten  ff»!  dem  rötblich- 


79 


oder  gelblichgraucn  Marmor  des  Hofbruches  und  dem  ^o ft  breccienartigen 
bunteren  Kalke  des  Veitelbruches  in  den  Kirchen  und  besonders  auf  den 
Kirchhöfen  Salzburgs,  deren  Besuch  nicht  zu  vergessen.  Die  grossen 
Säulen  im  Saale  der  Festung  bestehen  nicht  aus  U.  Marmor,  wie  von 
den  Führern  stets  behauptet,  sondern  aus  Adneter.  Die  nesterförmig 
im  Kalke  des  Veitelbruches  vorkommenden  Korallenkalke  mit  mehreren 
zum  Theil  noch  nicht  beschriebenen  Arten  von  Astraeen  und  Mäandrinen, 
ebenso  die  an  der  Steinernen  Stiege  unterhalb  des  Geyereck  anstehenden 
und  als  Geröll  den  Abhang  bedeckenden  Lithodendronkalke  eignen  sich 
durch  ihre  schöne  Zeichnung  auf  der  Querschnittsfläche  besonders  zu 
kleineren  Marmorarbeiten.  An  dem  Südwest-Ende  des  Untersberges  wurde 
früher  in  dem  jetzt  ausser  Betrieb  gesetzten  Bruche  am  Bruchhäusl,  etwa 
eine  Viertelstunde  von  dem  berühmten  Hippuritenfelsen,  ein  schöner 
hellrothcr  Bruchstein  gewonnen.  Der  Kalk  der  drei  erwähnten  Brüche 
gehört  der  Kreideformation  an  und  enthält  im  Hofbruche,  ziemlich  selten, 
Reste  von  Actaeonellen,  Rhynchonellen  etc.,  im  Veitelbruche  ausser  den 
oben  erwähnten  Korallen  besonders  Reste  von  Rudisten,  im  Bruche  beim 
Bruchhäusl  Terebrateln.  Der  in  Hoffnung  auf  Marmorgewinnung  eröffnete 
Doppelbauer’sche  Bruch  am  Nordost -Ende  des  Berges  lieferte  bis  zum 
Frühjahr  a.  c.  nur  Material  zum  Kalkbrennen.  Petrcfacten  sehr  selten. 

Die  grossen  Brüche  an  den  Bergabhängen  bei  Adnet,  nördlich  von 
Hallein,  liefern  grosse  Massen  eines  theils  roth-  oder  gelblich- braunen, 
theils  blau-  oder  gelblich -grauen  Marmors,  der  zur  Liasformation  zu 
rechnen  ist.  Sehr  häufig  grosse  Reste  von  Lithodendron,  die  stets  in  weissen 
Kalkspath  versteinert,  dem  Gestein,  besonders  dem  braunen  Marmor,  ein 
durchaus  charakteristisches  Ansehen  geben.  Berühmt  sind  die  Adneter-Schich- 
ten  durch  ausserordentlichen  Reichthum  an  Ammoniten,  sowohl  betreffs  der 
Anzahl  der  Species,  als  hinsichtlich  der  Menge  der  Exemplare.  Reste 
mancher  Muschelarten  nicht  selten.  Verarbeitung  besonders  in  der  grossen 
trefflich  eingerichteten  Fabrik  von  Robert  in  Oberalm,  eine  halbe 
Stunde  nördlich  von  Hallein  mit  grosser  Anzahl  von  Steinsägen,  von  Ma¬ 
schinen  zur  Aushöhlung,  Verzierung,  Polirung  etc.  des  Marmors.  Herr 
.Robert,  der  mit  liebenswürdigster  Bereitwilligkeit  Jedem  die  Räume  seiner 
Fabrik  öffnet,  erwarb  sich  die  grössten  Verdienste  um  Auffindung  der 
vielen  Ammonitcnspecies  im  Adneter  Kalke  {Am.  Boberti  Hau.),  und  hat 
eine  treffliche  Sammlung  dieser  Petrefacten.  Ausserdem  schöne  Sammlung 
Adneter  Ammoniten,  von  Robert  geschenkt,  in  dem  Museum  zu  Salzburg. 
Ausser  der  Steinsäge  hat  Robert  in  Oberalm  noch  eine  Glasfabrik  und  eine 
Chcmikalienfabrik.  In  neuester  Zeit  machte  Robert  sehr  gelungene  Ver¬ 
suche,  den  „Adneter“  zu  Mosaikboden  zu  verwenden.  Es  werden  zu  diesem 
Behufe  durch  Maschinen  würfelförmig  geschlagene  Marmorstücke  von  ver¬ 
schiedener  Farbe  nach  bestimmten  Mustern  in  Gement  eingesetzt  und  wird 
dann  das  Ganze  polirt.  Adnet.  Marmor  sehr  häufig  in  Salzburg,  mäch¬ 
tige  Säulen  im  Saale  der  Festung,  in  Kirchen  (z.  B.  der  Peterskirche), 


80 


Altarverschalunge&,  Thürgewände,  Tafeln  vor  Bäckerläden  etc.,  beson¬ 
ders  Grabdenkmäler  auf  den  Kirchhöfen.  Briefbeschwerer  von  Adn. 
Bruchstein  liefert  die  Fabrik  von  Robert,  deren  Fabrikate  alle  trefflich 
ausgeführt  und  billig  sind. 

Ein  Bruch  an  dem  Hügel,  der  das  Schloss  Gartenau  am  Wege  von 
Salzburg  nach  Berchtesgaden  trägt,  liefert  hydraulischen  Kalk,  der  in  der 
Fabrik  an  der  Königsnacht  zu  Cementarbeiten  verwendet  wird. 

Der  Dolomit  des  Capuzinerberges  bei  oder  besser  in  der  Stadt  Salz¬ 
burg  wird  gebrochen  und  in  Kalköfen  gebrannt.  Sehr  häufig  in  dem 
Dolomit  des  Bruches  am  Ostende  des  Berges  sind  sehr  schön  ausgebildete 
Kalkspathkrystalle. 

Ein  nicht  unbedeutender  Theil  der  kleineren  Marmorarbeiten,  als 
Briefbeschwerer,  Eier,  Kreuze,  Schreibzeuge  etc.  wird  aus  „Findlingen“ 
verfertigt,  d.  h.  aus  Kalkgerölleri,  die  am  Fusse  der  Berge,  hauptsächlich 
in  den  Bächen  sich  finden  und  sicher  den  Gesteinsmassen  der  nächsten 
Berge  entstammen,  ohne  dass  jedoch  in  den  meisten  Fällen  der  Ort  be¬ 
kannt  ist,  an  welchem  das  betreffende  Gestein  ansteht.  Die  Findlinge 
sind  oft  weit  schöner  gefärbt,  und  meist  feinkörniger,  härter  und  damit 
eines  höheren  Grades  der  Politur  fähig  als  die  Bruchsteine. 

Am  Nordwest-Fusse  des  Untersberges,  besonders  in  der  Glan,  schön¬ 
farbige,  oft  Petrefacten  enthaltende  Gerolle,  eben  solche  in  der  König¬ 
seeache  am  Ostfusse  des  genanten  Berges.  Arbeiten  von  diesen  und 
anderen  Marmorarten,  besonders  auch  von  den  oben  erwähnten  Astraeen- 
und  Lithodendronkalken  kaufe  man  bei  dem  Steinmetz  „Seppel“  in  Glaneck; 
bei  der  Steinsäge  und  in  den  Läden  Salzburgs  sind  dieselben  weit  theuerer, 
bei  den  in  Salzburg  ausgebotenen  sind  die  schönen  Zeichnungen  gewöhnlich 
verdeckt  durch  auf  den  Stein  gemalte  Alpenblumen.  Die  vom  Ref.  am 
untern  Ostabhange  des  Untersberges,  unterhalb  des  dort  befindlichen 
Gypsbruches  gefundenen  Encriniten-  und  Korallenkalke  dürften  sich  sehr 
zu  Marmorarbeiten  eignen. 

In  der  Steinsäge  zu  öberalm  werden  keine  kleineren  Findlinge 
verarbeitet,  doch  muss  der  sogenannte  Yigauner  Marmor,  eine  eigentüm¬ 
liche,  sehr  bunt  gefärbte  Kalkmasse,  die  als  ein  hausgrosser  loser  Block 
bei  Vigaun  gefunden,  von  Herrn  Robert  gesprengt  und  vollständig  in 
seinen  Besitz  gebracht  wurde,  als  ein  kolossaler  Findling  betrachtet 
werden.  Auch  dieser  Kalk  enthält,  doch  selten,  Lithodendron. 

Eine  grosse  Auswahl  schöner  und  billiger  Marmorsachen  von  Find¬ 
lingen  der  Hallstädter  Gegend,  ausserdem  zahlreiche  Petrefacten  aus  den 
Hallstädter  - ,  Hierlatz-  und  Gosauschichten  findet  man  beim  Steinmetz 
Friedei  (?)  in  Hallstadt. 

Die  polirten  oder  unpolirten  „Andenken“,  die  an  oft  besuchten 
Punkten,  z.  B.  an  dem  Schwarzbachfall  bei  Golling,  den  Fremden  ange- 
boten  werden,  sind  stets  unverhältnissmässig  theuer. 


81 


Eine  eigentümliche,  dem  Ruinenmarmor  gleichende,  grau  und  wachs¬ 
gelb  gezeichnete  Marmorart  findet  sich  auf  bayrischem  Gebiete  als  ein 
schmaler  Gang  in  einem  dünngeschichteten  grauen  Sandsteine  bei  Högl 
zwischen  Reichenhall  und  Freilassing  und  in  losen  Blöcken  auf  Salzburger 
Gebiet  bei  Antring  unterhalb  Salzburg.  Er  wird  vielfach  verarbeitet  zu 
kleinen  Gegenständen,  selbst  zu  Pfeifenspitzen. 

Eine  Auswahl  von  verschiedenen  schönfarbigen  Marmorarten  Salz¬ 
burgs  sollte  (nach  einer  im  Frühjahr  a.  c.  abgehaltenen  Berathung,  der 
Ref.  beiwohnte)  die  von  Robert  auszuführende  Verschalung  des  Altars 
der  neuen  protestantischen  Kirche  in  Salzburg  enthalten. 

Ein  besonderer  Zweig  der  Marmorindustrie  Salzburgs  ist  die  Berei¬ 
tung  von  Marmorkugeln,  bei  welcher  nur  das  Zuhauen  grobwürfelförmiger 
Stücke  und  das  Policen  der  fertigen  Kugeln  menschlicher  Thätigkeit  an¬ 
heimfällt,  während  die  Abrundung  der  oben  erwähnten  Stücke  durch  die 
Schussermühlen  besorgt  wird.  Diese  Mühlen  bestehen  aus  zwei  Scheiben, 
eine  von  Sandstein  und  eine  von  Buchenholz,  die  mit  concentrischen 
Rinnen  versehen  sind  und  so  auf  einander  gelegt  werden,  dass  die  Rinnen 
der  oberen  hölzernen  Scheibe  genau  auf  die  der  unten  liegenden,  un¬ 
beweglichen  steinernen  Scheibe  passen.  In  die  Rinnen  legt  man  eine 
grössere  Zahl  von  Kalkwürfeln  von  bestimmter  Grösse.  Durch  die  Mitte 
der  Holzscheibe  geht  ein  verticalstehender  Stab,  der  oben  ein  horizontal 
liegendes  Wasserrad  mit  schief  stehenden  Schaufeln  trägt.  Dieses  er¬ 
hält  durch  einen,  in  einer  Rinne  herabgeleiteten  starken  Wasserstrahl 
eine  drehende  Bewegung  und  theilt  diese  der  Ilolzscheibe  und  somit  den 
Würfeln  mit,  die  sich  auf  dem  Sandsteine  der  unteren  Scheibe  abschleifen 
und  abrunden.  Solche  Schussermühlen  finden  sich  besonders  am  Unters- 
berge,  unmittelbar  unterhalb  des  Fürstenbrunnens,  bei  der  Steinsäge  und 
in  der  Königseeache  bei  dem  Dorfe  Grödig  am  Wege  nach  Berchtes¬ 
gaden.  Vielleicht  wäre  die  Verpflanzung  dieses  Industriezweiges  in  un¬ 
sere  Kalkdistrikte  nicht  unmöglich  und  Nutzen  bringend,“ 

Herr  Apotheker  Baumeier  zeigt  ein  Stück  Leber  von  einem  männ¬ 
lichen  wilden  Kaninchen,  auf  welchem  ein  Exemplar  von  Cisticercus  pissi - 
formis  Zeder  befindlich  ist.  Nach  von  Siebold’s  Beobachtungen  ist 
dieser  Blasenwurm  der  Jugendzustand  von  Taenia  serrata  Q oetze.  — 

Ref.  zeigt  schöne  Exemplare  von  ostindischem  Tinhal,  auch  TinJcana, 
Swaga  oder  Pouniua  genannt,  vor.  Nach  übereinstimmenden  Angaben 
findet  sich  dieses  natürliche  borsaure  Natron  (Na  0,  2  Bo  03  +  10  aqu.) 
in  einigen  alpinischen  Seen  in  den  Schneegebirgen  von  Indien,  China, 
Persien  und  auf  Ceylon,  namentlich  in  dem  See  Teschu-Lumbu  in  Gross- 
Tibet,  welcher  15  Tagereisen  von  dem  Orte  gleiches  Namens  entfernt 
ist  und  eine  reichliche  Quelle  für  Tinkal  darstellt.  Die  Krystallisa- 
tion  desselben  erfolgt  durch  Verdunstung  durch  die  Sonnenwärme, 


82 


Ferner  macht  3M.  darauf  aufmerksam,  dass  nach  neueren  Beobach¬ 
tungen  Anacharis  alsinastrum  Babmgton  ausgezeichnete  Laichplätze  für  die 
Fische  bildet. 


An  die  Bibliothek  der  Isis  sind  in  den  Monaten  Juli  bis 
September  als  Geschenke  eingegangen: 

Mittheilungen  aus  dem  Osterlande  Bd.  XVI  2.  3.  18G3. 

Jahrbuch  der  k.  k  geologischen  Reichsanstalt  Bd.  XIV.  2.  XV.  1. 

XIV.  Bericht  der  Philomathie  in  Neisse.  1S63— 65. 

Denkschrift  der  Philomathie  in  Neisse.  1833. 

VII.  Jahresbericht  der  Gesellsch.  von  Freunden  der  Naturwiss.  in  Gera.  1864. 
Reichenbach,  H.  Th.  L.,  Cichoriacearum  Boliviensium.  1865. 

VI.  Jahresbericht  des  naturhist.  Vereins  in  Passau.  1863  und  64. 

Proceedings  of  the  Nat.  Hist.  Society  of  Dublin.  Vol.  IV.  p.  2. 

Atti  d’ell  istituto  veneto  T.  IX.  6.  und  7. 

Novorum  actorum.  Verhandlungen  der  Kais.  Leopold.-Carol.  Academie  der  Naturforscher. 
Bd.  XXXII. 

Lavizzari,  L.,  Nouveaux  phenomenes  des  corps  cristallises.  1865. . 

Printz,  H.,  Beretning  om  en  hotanisk  Reise.  1863. 

Collet,  R.,  Zoologisk-botaniske  cbservationer  fra  Guldbrandsdalen  og  Doore.  1865. 
Kjerulf,  Th.,  Veivisef  ved  geologiske  Excursioner;  Christiania  omegn  1865. 

Sars,  Dr.  M.,  Norges  ferskvands  Krebsdyr  1865. 

Sars,  Dr.  M.,  Om  dei  norge  forekommende  fossile  dyrelevninger  fra  quataerperioden.  1865. 
Prestel,  Di’.,  Die  Regenverhältnisse  des  Königreichs  Hannover. 

Prestel,  Dr,  Die  Aenderung  des  Wasserstandes  der  Flüsse  und  Ströme. 

Horae  societatis  entomologicae  Rossicae  Tom.  III.  N.  2.  3.  IV.  1. 

Atti  della  societä  italiano  di  scienze  naturali.  vol.  VIII.  Milano  1865. 

Frauenfeld,  Ritter  v.,  Das  Vorkommen  des  Parasitismus  im  Thier»  und  Pflanzenreiche. 
1864. 

Frauenfeld,  Ritter  v.,  Zoologische  Miscellen  N.  1—3. 

Frauenfeld,  Ritter  v.,  Entomologische  Fragmente  N.  1. 

Fritzsch,  K.,  Ueber  die  mit  der  Höhe  zunehmende  Temperatur  der  untersten  Luft» 
schichten. 

Richter,  R.,  Aus  dem  thüringischen  Schiefergebirge. 

Correspondenzblatt  des  naturf.  Vereins  zu  Riga.  Jahrg.  XV.  1866. 

Arbeiten  des  naturf.  Vereins  zu  Riga.  Neue  Folge  Hft.  I.  1865. 

Der  zoologische  Garten.  Frankfurt  a.  M.  Jahrg.  VII.  N.  1 — 6.  1866. 

Proceedings  of  the  Academy  of  Natural  Sciences  of  Philadelphia.  1865.  1—5. 

Annals  of  the  Lyceum  of  Natural  History  of  New-York.  1865.  vol.  VIII.  4—10. 
Smithsonian  Report.  1S64. 

Transactions  of  the  Academy  of  Science  of  St.  Louis.  1866.  vol.  II.  N.  2. 

Condition  and  doings  of  the  Boston  Society  of  Natural  History.  1865. 

Proceedings  of  the  Chicago  Academy  of  Sciences.’  1866.  vol,  I, 

Proceedings  of  the  Boston  Society  of  Natural  History.  1865.  vol.  X.  Bg.  1—18.  Fehlt 
vol.  IX.  Bog.  1—20. 

Oldham,  Th.,  Palaeontologia  Indica  III.  6—9.  IV.  1. 

Geological  survey  of  India.  —  Catalogue  of  the  organic  remains  etc. 

Annual  report  of  the  geological  survey  of  India.  1864— G5. 


83 


Memoirs  of  the  geological  survey  of  India.  Vol.  IV.  3.  und  vol.  V.  1. 

Key],  Topogr.  Relief-Karte  der  deutschen  Alpen  (Prospectus). 

Scheerer,  Dr.,  Ueber  die  chemische  Constitution  der  Plutonite.  1866. 

Scheerer,  Dr.,  Das  bergmännische  Studium.  1866. 

Scheerer,  Dr.,  Academische  Bilder  aus  dem  alten  Freiberg  zum  lOOjähr.  Jubiläum  der 
Bergacademie  1866. 

Gaea.  Jahrg.  II.  Hft.  9  (Fehlt  Hft.  5  und  6.) 

Jenzsch,  Dr.,  Studien  über  die  Structur  einiger  crystallisirter  Mineralien.  1866. 

Jenzsch,  Dr.,  Ueber  amorphe  Kieselerde.  1866. 

Annales  des  Sciences  physique  et  naturelles  d.  Soc.  imp.  de  Lyon.  Tom.  VIII.  1864. 
Archiv  der  Pharmacie,  Ztschr.  d.  allgem.  deutschen  Apotheker- Vereins.  1866.  Sept.-Heft. 


Quittung  über  freiwillig©  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse. 

Schuldirector  Dr.  Krause  5  Thlr.;  Professor  Sussdorf  iThlr,;  Pastor  Vor  tisch 
in  Satow  bei  Cröplin  in  Mecklenburg  5  Thlr.  In  Summa  11  Thlr. 


C.  Bl. 


84 


II.  Section  für  Zoologie. 


Fünfte  Sitzung  am  26.  Juli.  Vorsitzender:  Th.  Reibisch. 

Der  Vorsitzende  vollendet  den  in  einer  früheren  Sitzung  begon¬ 
nenen  Vortrag  über  den  Bau  des  Weichthiergehäuses.  Der 
Hauptinhalt  des  ganzen  Vortrages  ist  folgender: 

Die  Entstehung  des  Weichthiergehäuses  beginnt  im  Eie,  die  Spiral¬ 
form  durch  Rotation,  was  selbstverständlich  so  geschieht,  dass  die  Spitze 
oder  der  zukünftige  Wirbel  vorangeht  und  der  Mündungsrand  nachfolgt, 
wodurch  eine  ungestörte  Ablagerung  von  Gehäusemasse  daselbst  statt¬ 
finden  kann.  Es  wird  wohl  Niemand  in  Staunen  setzen,  wenn  ich  auch 
die  Entstehung  der  Muscheln  hierbei  mit  inbegriffen  habe,  denn  von  ihnen 
zeigt  fast  jede  in  ihren  beiden  Hälften  eine  grössere  oder  kleinere  An¬ 
deutung  der  Spirale,  keine  kann  in  dem  Eie  eine  andere  Vergrösserung 
erfahren,  als  ausser  demselben,  und  diese  besteht  darin,  dass  das  Thier 
nur  immer  am  freien  Rande  der  Schale  anbaut,  so  dass  die  früheren 
Ränder  der  Schale  sich  immer  weiter  von  einander  entfernen  und  die 
Wirbel  einander  immer  mehr  genähert  werden,  wodurch  alsdann  eine 
immer  bedeutendere  Wölbung  des  Ganzen  entsteht.  Es  ist  also  der  ganze 
Verlauf  des  Wachsthums  immerhin  ein  Streben  nach  Einbiegung  älterer 
Schalentheile  unter  jüngere,  nach  Bildung  einer  Spirale. 

Die  Masse  selbst  besteht  aus  einem  organischen  Stoffe  und  aus 
kohlensaurem  Kalke,  doch  so,  dass  die  organische  Masse  eine  doppelte 
Oberhaut  bildet,  an  welche  sich  rechtwinkelig  nach  unten  oder  innen  die 
Wandungen  von  Zellen  oder  sogenannten  Kalksäckchen,  früher  Säulchen- 
schicht,  setzen.  Die  Innenfläche  der  Schale  wird  nun  wieder  mit  der 
Perlmutterschicht,  deren  einzelne  Plattenlagen  parallel  der  Oberhaut  liegen, 
bedeckt.  Die  Oberhaut  wird  vom  aus-  und  rückwärts  gekrümmten  Mantel¬ 
rande  gebildet,  während  die  Mantelfläche  den  Kalk  ausscheidet,  wodurch 
die  weiche  und  nachgiebige  Epidermis  eine  feste  und  harte  Stütze  be¬ 
kommt.  Am  deutlichsten  lassen  sich  diese  Vorgänge  an  im  Baue  be¬ 
griffenen  und  an  verletzt  gewesenen,  aber  wieder  ausgebesserten  Gehäusen 
erkennen.  Je  nach  der  Form  und  Stellung  des  Mantelrandes  gestaltet 
sich  nun  der  jedesmalige  Rand  des  Gehäuses  selbst,  so  allerlei  Spitzen, 


85 


Stacheln  u.  dergl.,  welche  anfangs  stets  hohl,  später,  so  lange  sie  vom 
Mantel  noch  berührt  werden,  sich  immermehr  ausfüllen,  bis  sie  endlich 
voll  und  mit  einer  Längslinie  versehen  sind,  durch  welche  man  ja  iso- 
lirte  und  fossile  Stacheln  von  denen  der  Radiaten  sehr  leicht  unter¬ 
scheidet.  Legt  sich  der  Mantel  sehr  breit  oder  über  die  ganze  Aussen- 
fläche  der  Schale  zurück,  wie  bei  Cypraea  u.  a.,  so  lagert  er  auch  neue 
Kalkschichten,  in  denen  allemal  Zeichnung  und  Farbe  enthalten  sind, 
über  die  Aussenfläche  und  verändert  dadurch  immer  und  immer  wieder 
das  Aussehen  des  Gehäuses,  woher  wohl  manche  Species  unter  den 
Cypraeen,  Oliven  u.  s.  w.  ihre  nicht  zu  rechtfertigende  Begründung  hat. 

Wie  jedes  Thier  im  Eie  eine  gekrümmte  Stellung  einnimmt,  so  auch 
der  Embryo  der  Mollusken,  nur  dass  die  meisten  derselben  sich  gleich 
anfangs  mit  einer  festen,  unbiegsamen  Schale  umgeben  und  durch  Drehung, 
wie  schon  oben  angedeutet,  eine  oft  mehrere  Male  um  ihren  Anfangs¬ 
punkt  laufende  Spirale  hervorbringen,  was  selbst  bei  breiten,  mützen¬ 
förmigen  Gestalten,  wie  Trochita  ganz  *  deutlich  wahrzunehmen  ist.  Ein 
grosser  Theil  von  Schnecken  baut  nun  in  dieser  ursprünglichen  Weise 
bis  zur  Vollendung  des  Gehäuses  fort  und  zwar  entweder  in  einer  Ebene, 
wie .  Planorbis ,  oder  von  der  flach  conischen  bis  zur  Spindelform.  Alle 
übrigen  Gehäuse -bauenden  Schnecken  ändern  aber  ihren  Bauplan,  sowie 
sie  geboren  sind,  und  lockern  entweder  die  Spirale,  wie  Vermetus  lum- 
bricalis  L. ,  die  nun  einem  Korkzieher  einigermassen  ähnlich  ist.  Noch 
andere  verlassen  die  Spiralform  mitunter  ganz  und  endlich  giebt  es  solche 
Mollusken,  die  gar  nicht  weiter  bauen,  wofür  Testacella  ein  Beispiel  ist. 
Aber  wie  viele  grosse  Massen  von  Mollusken  giebt  es,  sowohl  Kiemen¬ 
ais  auch  Lungenschnecken,  an  denen  gar  nichts  mehr  von  ihrem  Embryo¬ 
zustande  zu  erkennen  ist,  die  Alles  mieden,  einen  Zustand  der  Unter¬ 
ordnung  in  feste  unabänderliche  Formen  zu  zwängen,  die  sich  also 
am  weitesten  von  ihrer  Unvollkommenheit  entfernen  konnten  und  die 
darum  in  ihrer  Familie  die  höchste  Stufe  erreicht  haben. 

So  sehr  sich  die  Mollusken  den  Thieren  nach  als  Cephalopoden, 
Pteropoden,  Gasieropoden,  Protopoden ,  Pelecypoden  etc.  unterscheiden,  so 
wenig  lassen  sie  sich  den  Gehäusen  nach  scharf  begränzen.  Die  in  man¬ 
chen  Lehrbüchern  vorkommenden  Angaben,  dass  die  Schnecken  gewun¬ 
dene,  die  Muscheln  ungewundene  Gehäuse  haben;  die  Schnecken  ein- 
schalig  und  die  Muscheln  zweischalig  sind,  stehen  mit  der  Natur  völlig 
im  Widerspruche,  denn  Bentalium  ist  ungewunden  und  Isocardia  hat 
völlig  gewundene  Schalen;  Chiton  ist  mehrschalig  und  Aspergillum  im  er¬ 
wachsenen  Zustande  einschalig.  Auch  ist  die  Oken’sche  Ansicht,  nach 
welcher  die  gedeckelten  Schnecken  als  zweischalige  betrachtet  werden, 
nach  meinem  Dafürhalten  die  richtige,  obgleich  namhafte  Grössen  unter 
den  jetzt  lebenden  Naturforschern  dieselbe  angegriffen  haben.  Gehen  wir 
von  Isocordia  aus,  durch  Area,  Cardium  bis  zu  solchen,  bei  denen  die 
Wirbel  fast  ganz  flach  sind,  wie  bei  Anodonta,  betrachten  wir  dann  weiter 

Sitzungsberichte  der  Isis  zu  Dresden.  8 


86 


Corbula,  die  grossen  Peden- Arten,  die  Austern ,  die  eine  Schale  klein 
und  letztere  selbst  eingedrückt  haben,  ja  die  auch  nur  einen  Schliess- 
muskel  besitzen,  so  können  wir  nicht  anders,  als  diese  eine  Schale  als 
in  einen  Deckel  umgewandelt  zu  betrachten.  Denselben  Beweis,  wie 
unter  den  Pelecypoden  finden  wir  auch  unter  den  Gasteropoden,  unter 
denen  die  Muschelform  in  Nerita  deutlich  wiederholt  wird,  die  an  ihrem 
Deckel  sogar  die  Schlosszähne  nochmals  anbringt,  deren  schon  Peden 
und  andere  Muschelgattungen  sich  entäussert  hatten.  Ja  bei  Nerita  liegt 
auch  der  Nucleus  der  Hauptschale  wie  der  des  Deckels  an  der  Seite. 
Bei  Natica  beginnen  die  zahnlosen  Deckel,  die  aber  immer  noch  kalkig 
sind;  Calcar,  Turbo  u.  a.  rücken  den  Nucleus  schon  näher  der  Mitte, 
Trochus  setzt  schon  keinen  Kalk  mehr  am  Deckel  ab  und  hat  nun  auch 
einen  centralen  Nucleus.  Endlich  ist  der  Deckel  z.  B.  in  Bulimus  nur 
noch  angedeutet.  Ja  das  Schliessmundknöchelchen  der  meisten  Glausilien 
liesse  sich  am  Ende  auch  als  ein  mit  dem  Gehäuse  verwachsendes  und 
in  dasselbe  übergehendes  Operculum  betrachten.  Wenn  man  glaubt,  das 
Operculum  als  eine  Umänderung  oder  Wiederholung  des  Byssus  ansehen 
zu  müssen,  so  ist  zu  bedenken,  dass  der  Byssus  sich  stets  an  der  Unter¬ 
fläche  des  Fusses  zeigt,  ja  als  Spaltung  der  Enden  der  Fussmuskeln  an¬ 
gesehen  wird,  während  das  Operculum  mehr  an  der  Oberfläche  des  Fusses 
liegt,  wie  man  sehr  deutlich  an  einer  Paludina  im  Aquarium  sehen  kann. 
Wie  sollte  auch  das  Thier  kriechen  können,  wenn  es  den  Deckel  unter 
der  Fusssohle  hätte! 

Ein  anderer,  besonders  zu  erwähnender  Theil  des  Molluskengehäuses 
ist  das  Septum,  d.  h.  eine  Scheidewand,  durch  welche  die  ältere  Ver¬ 
tiefung  des  Gehäuses  als  Höhlung  abgeschlossen  wird,  nachdem  sich  das 
Thier  daraus  zurückgezogen  hat.  Je  nach  der  Art  des  Thieres  wird 
dieser  Bau  bei  fortschreitendem  Alter  vielfach  wiederholt  oder  nicht. 
Das  Septum  finden  wir  schon  bei  den  Muscheln,  z.  B.  bei  Aetheria,  auch 
bei  Cardium  tuberculum  L.  habe  ich  einmal  ein  solches  Septum  gefunden* 
Unter  den  Gasteropoden  finden  wir  das  Septum  bei  Planorbis  nitidus 
Müll.,  wo  es  aber  dem  Thiere  noch  eiuen  Durchgang  gestattet.  Bei  allen 
in  den  meisten  Fällen  als  decollirt  vorkommenden  Schneckenhäusern  ist 
ein  Septum  die  Ursache,  dass  eben  die  älteren  Umgänge  aus  Mangel  an 
hinreichender  Stütze  abbrechen  wie  bei  der  vielgenannten  und  als  „lebende 
Ruine“  oft  beschriebenen  Stenogyra  decollata  L.  Bei  den  meisten  Cyclo - 
stomaceen,  Cylindrellen  u.  a.  wird  das  Decolliren  in  Folge  der  Scheide¬ 
wand  fast  zum  Familiencharakter.  Limnaeus  pereger  Müll,  und  viele 
Melanien  dürfen  nicht  hierher  gerechnet  werden,  da  das  Decolliren  ein 
Abnagen  durch  andere  Thiere  ist  und  so  Ursache  zu  einer  schützenden 
Scheidewand  wird.  Bei  den  Cephalopoden  finden  wir  das  Septum  durch 
den  Sipho  durchbohrt.  Wie  unter  den  Gasteropoden  das  Verlassen  der 
älteren  Umgänge  Ursache  des  Abbrechens  derselben  wird,  so  auch  bei 
denjenigen  Cephalopoden,  deren  älteste  Abtheilungen  frei  stehen,  wie 


87 


bei  OrtJioceras,  Crioceras,  Baculites,  Toxoceras  u.  a.,  während  diejenigen, 
die  ihre  früher  gebauten  Kammern  stets  durch  später  angebaute  stützen, 
selten  oder  gar  nicht  zerbrechen,  wie  Nautilus ,  Ammonites,  Goniatites  etc. 

Herr  Prof.  Dr.  Geinitz  legt  Brandt’s  Monographie:  Ueber 
die  Naturgeschichte  von  Elephas  primigenius  vor  und  theilt 
das  Wichtigste  daraus  mit.  Herr  Seminarlehrer  Engelhardt  macht 
auf  einen  Kukuk  aufmerksam,  der  sich  in  dem  Gebüsche  der  Pläner¬ 
terrasse  zwischen  Mügeln  und  Dohna  nach  den  Aussagen  dort  Wohnender 
bereits,  seit  vier  Jahren  in  derselben  Weise  hören  lässt.  Derselbe  unter¬ 
scheidet  sich  nämlich  von  andern  seines  gleichen  dadurch,  dass  er  nicht 
Kukuk  =  e  —  c  singt,  sondern  Kukukük  —  e  —  d  —  c.  Höchst  selten 
und  dann  nur  zu  Anfänge  einer  neuen  Rufreihe  tritt  das  d  in  den 
Hintergrund. 


Sechste  Sitzung  am  30.  August,  Vorsitzender:  Medicinalrath  Dr. 
Küchenm  eister. 

Der  Vorsitzende  sprach  über  den  Befruchtungsmodus  bei  den 
Fischen  und  knüpfte  hieran  Mittheilungen  über  die  Zeugung  ohne  Be¬ 
fruchtung,  die  Parthenogensis  bei  den  niederen  Thieren  und 
den  Gebrauch  des  WTortes  Parthenogensis  bei  den  Menschen. 

Das  Princip  der  Befruchtung  besteht  bei  allen  Eiern  darin,  dass 
durch  kleine  senkrecht  gegen  die  Mitte  des  Dotters  gerichtete,  in  der 
Eierhülle  befindliche,  dieselbe  perforirende  Canälchen  die  Samenfäden  in 
das  Innere  des  Eies  bis  zum  Keimfleck  gelangen  und  in  diesem  und  dem 
Dotter  als  Keim,  sobald  sie  in  günstige  Verhältnisse  (Bebrütung,  Brut¬ 
wärme)  kommen,  jenen  Process  erzeugen  (vielleicht  eine  Folge  nach  den 
Gesetzen  des  Contracts),  den  wir  den  Furchungs-  oder  Klüftungsprocess 
nennen.  Hierbei  findet  eine  Theilung  zunächst  in  2 ,  dann  in  3 ,  dann 
in  4  und  von  hier  ab  in  8,16  etc.  Theile  statt.  Immer  lassen  sich  die 
Theilungsproducte  in  einer  Zahl  auflösen,  die  durch  den  Divisor  2  und  4 
sich  Zerfällen  lässt.  Nach  erfolgter  vollständiger  Theilung  ziehen  sich 
die  Theilungsproducte  mehr  zusammen  von  der  Eischalenhaut  zurück,  so 
dass  sich  eine  leichte  Zone  zwischen  ihnen  und  dem  Dotter  bildet,  und 
nehmen  die  zusammengeballten  Theilungsproducte,  dann  die  roheste  Form 
eines  Embryo  an,  den  sie  immer  weiter  entwickelt.  Dies  ist  ungefähr 
in  kurzen  Umrissen  der  Modus  der  Umwandlung  des  Ei -Inhaltes  in  das 
lebende  Wesen. 

Ueberall  sind  Männchen  und  Weibchen  hierbei  zur  Zeugung  nöthig. 

Es  giebt  aber  auch  noch  eine  andere  Art  des  Zeugungsprocesses  bei 
den  niedersten  Thieren,  zumal  gewissen  Schmetterlingen,  besonders  Nacht¬ 
faltern  und  Bienen  und  ihren  Verwandten.  Hier  zeugen  zuweilen  un¬ 
befruchtete,  nie  von  einem  Männchen  berührte  Weibchen,  wirkliche  Thiere. 
Immer  aber  kann  ein  Weibchen  der  einen  Thierart  nur  ein  gewisses 

8* 


88 


Geschlecht  erzeugen,  z.  B.  das  Weibchen  von  JBombyxarten  nur  Weib¬ 
chen,  das  Weibchen  (die  zu  einer  Afterkönigin  erhobene  Drohnenmutter) 
nur  Drohnen.  Gerade  durch  die  bessere  Kenntniss  des  Lebens  der  Biene, 
welche  wir  durch  die  zerleglichen  Stöcke  des  blinden  Hebl  und  neuer¬ 
dings  durch  den  Pfarrer  Dzierzen  Renner  erworben  haben,  ward  es 
möglich,  diesen  Process  zu  studiren.  von  Siebold  gab  ihm  den  Namen 
Parthenogenesis  (Zeugung  durch  unbefleckte  Jungfrauen)  und  führte  ihn, 
diese  längst  bekannte  und  oft  ventilirte  Streitfrage  erledigend,  mit  diesem 
Namen  in  die  Wissenschaft  ein. 

Wir  haben  in  neuester  Zeit  den  Namen  Parthenogenesis  auch  in  der 
Lehre  von  den  menschlichen  Krankheiten  angewendet  gesehen.  Die  viel¬ 
fache  Eierstocksgeschwulst  (multiloculäre  Eierstockscyste)  ist  das  Pro¬ 
duct  einer  Parthenogenesis  nach  englischen  Autoren.  Der  Vortragende 
nennt  dies  eine  Spielerei,  obwohl  fest  steht,  dass  jede  Cyste  dadurch 
entsteht,  dass  in  der  Umgebung  des  in  den  Graf  sehen  Follikeln  gele¬ 
genen  fast  mikroskopischen  Eierstockeichens  eine  Veränderung  vorgeht 
und  man  in  den  jüngsten  Cystchen  Eichen  schwimmen  sieht.  Nie  aber 
machen  die  Eier  hier  selbst  einen  Furchungsprocess  durch;  Alles  was 
hier  geschieht,  sind  eben  Veränderungen  in  der  Umgebung  und  Bildungs¬ 
stätte  des  Eies.  Die  Producte  liefern  keinen  organischen  Embryo,  ob¬ 
wohl  man  Haare,  Zähne,  Annäherungen  von  Kiefern  mit  Zähnen  in  sol¬ 
chen  Cysten  findet.  \ 

Bezüglich  der  Fische  wurde  vom  Vortragenden  noch  erwähnt,  dass 
die  Fischeier  erst  nach  dem  Ablegen  befruchtet  werden.  Die  Fische, 
wie  die  Salmen,  die  gegen  Herbst  und  Winter  laichen,  machen  Gruben, 
in  die  die  Eier  in  Haufen  fallen;  das  Männchen  streicht  stromaufwärts 
über  Gruben  seinen  Milch  ab.  Natürlich  darf  dies  nicht  zu  spät  nach 
dem  Gelegtwerden  der  Eier  geschehen,  sonst  bleiben  die  Eier  taub  und 
sterben  ab.  Andere  und  zumal  die  Sommerlaichfische  heften  ihre  Eier 
(einzeln  die  Einen,  wie  z.  B.  der  Karpfen,  in  Schnüren  die  Anderen,  wie 
z.  B.  der  Barsch)  an  Wurzeln  von  Wasserpflanzen,  Weiden  oder  Gras¬ 
halme.  Dann  kommt  das  Männchen  und  hetzt,  wie  man  sagt,  das  Weib¬ 
chen,  jagt  es  von  einem  Orte  zum  andern.  Dies  Hetzen  erzeugt  Be¬ 
wegung  in  fast  ruhig  stehendem  Wasser  und  treibt  die  Samenfädchen 
zum  abgelegten  Eie.  Die  Kunst  der  Teichfischzucht  besteht  darin,  das 
Wasser  im  Teiche  bis  zum  Momente  des  Ausschlüpfens  der  Brut  aus 
dem  Eie  so  hoch  gespannt  zu  halten,  als  im  Ablaichungsmomente  der 
Teich  gespannt  war. 

Die  Brutzeit  und  die  Bruttemperaturen  sind  verschieden.  Die  Winter¬ 
laicheier,  z.  B.  der  Sälmlinge,  vertragen  keine  Temperatur  über  +  10  0  R. 
und  liegen  Monate  lang  im  Wasser;  die  Sommerlaichfische,  wie  Karpfen, 
verlangen  +  15  —  20°  R.;  je  höher  die  Temperatur  ist,  um  so  eher 
schlüpfen  sie  aus.  Die  Brutzeit  ist  hier  etwa  4 — 6  Wochen. 


Th.  Reibisch  legt  zwei  Dipterenlarven  vor,  welche  Herr  Dr. 
Oskar  Schneider  mit  nachstehendem  Briefe  eingesendet  hat: 

„ - Bei  meinem  letzten  Aufenthalte  in  Löbau  wurde  mir  eines 

Tages  ein  junger  Sperling  gebracht,  der  obwohl  vollkommen  erwachsen 
und  flugreif,  doch  sich  leicht  hatte  fangen  lassen.  Als  ich  den  Vogel  in 
der  Hand  hielt,  fühlte  ich,  dass  derselbe  am  oberen  Theile  des  Kopfes 
zwei  bedeutende  harte  Auswüchse  hatte,  deren  einer,  bei  näherer  Unter¬ 
suchung,  eine  ziemlich  grosse  Oeffnung  zeigte.  Nach  der  Tödtung  des 
Vogels  wollte  ich  den  Kopf  desselben  von  den  Federn  entblössen,  sah 
aber  plötzlich  aus  der  erwähnten  Oeffnung  eine  grosse  weisse  Made  her¬ 
vor  kommen;  dies  bewog  mich  auch  nach  dem  anderen  Auswüchse  zu 
den  noch  weichen  Schädel  sanft  zu  drücken,  und  siehe  da,  auch  aus  der 
Oeffnung  dieser  Erhöhung  kam  ein  der  ersten  Made  gleicher  Wurm. 
Nachdem  ich  den  Kopf  vollständig  gerupft  hatte,  entdeckte  ich  noch  eine 
dritte  Oeffnung,  aus  welcher  aber  keine  Made  zu  bringen  war.  Die  Haut 
hob  sich  nach  den  Oeffnungen  der  Buckel,  diese  selbst  aber  waren 
schwarz  und  hart  in  Folge  der  Anhäufung  von  getrockneten  Excrementen 
der  Bewohner  der  Röhren.  Ich  befreite  darauf  den  Schädel  sorgfältig 
von  seinem  Fleische  und  fand,  dass  der  Schädelknochen  nicht  durch¬ 
brochen  war,  so  dass  die  Maden  also  nur  zwischen  der  Haut  und  dem 
Schädelknochen  sich  aufgehalten  haben  konnten.  Doch  fanden  sich  auf 
diesem  zwei  bräunliche  Flecken,  die  die  Lage  der  Thiere  angaben,  auch 
war  der  Knochen  an  diesen  Stellen  bedeutend  weicher  als  an  den 
übrigen  etc.“ 

Diese  Larven  wurden  Herrn  Apotheker  Kirsch  zur  näheren  Unter¬ 
suchung  und  Beurtheilung  übergeben.  Derselbe  schreibt  darüber  an  den 
Unterzeichneten  Folgendes: 

Die  mir  übergebenen  beiden  Larven  gleichen  in  dem  Umriss  und  der 
Form  der  Körperwülste,  also  habituell,  ausserordentlich  den  Larven  der 
Oestriden -  Gattung-  Hypoderma  Lat.,  unterscheiden  sich  jedoch,  selbst 
abgesehen  von  der  ihnen  fehlenden,  allen  HypoderMa-L&vven  eigentüm¬ 
lichen  Dornenkränzen,  wesentlich  von  denselben  durch  die  Anwesenheit 
zweier  über  der  Mundöffnung  stehenden  speculia. 

Es  muss  vor  der  Hand  dahin  gestellt  bleiben,  ob  die  imago  des 
Thieres  bereits  bekannt  ist,  es  möge  aber  die  Mittheilung  dieser  That- 
sache  dazu  Veranlassung  werden,  die  Aufmerksamkeit  derer,  denen  sich 
Gelegenheit  dazu  darbietet,  auf  die  Erziehung  dieser  Larven  zu  lenken. 

Insofern  bisher  bezüglich  des  Vorkommens  von  Dipterenlarven 
unter  der  Haut  lebender  Vögel  nur  bekannt  ist,  dass  Salle  auf  St. 
Domingo  aus  einer  Anschwellung  unter  der  Flügelhaut  eines  Spechtes 
eine  Fliege  erzogen  hat  {Ariern  pici  Macq.),  ist  es  von  grossem  Interesse, 
diese  Thatsache  auch  bei  uns  bestätigt  zu  sehen. 


90 


Zu  jeder  Auskunft  bezüglich  der  Erziehung  dieser  Larven  erklärt 
sich  gern  bereit  Th.  Kirsch. 

Herr  Maler  Wegener  macht  Mi ttheilung  über  ein  monströses 
Geweih  des  Mähnenhirsches,  Germs  Hussa  Müll.,  im  zoologischen 
Garten  zu  Dresden. 

Monströse  Geweihe  gehören  zu  den  Seltenheiten ;  je  abweichender 
ihre  Form  von  der  naturgemässen  ist,  desto  grösser  das  Interesse  dafür 
bei  Jagdliebhabern,  Forstleuten  und  Naturforschern,  aber  desto  höher 
natürlich  auch  der  Preis. 

Die  Entstehung  dieser  Abnormitäten  kann  verschiedene  Ursachen 
haben,  entweder  Verletzung  der  Geschlechtsorgane  oder  Verletzung  der 
Geweihe  selbst  während  der  Bildung.  . 

Wird  ein  Rehbock,  Edelhirsch  oder  irgend  ein  zu  dieser  Familie  der 
Wiederkäuer  gehörendes  Stück  Wild  während  der  Bildung  des  Geweihes 
an  den  Geschlechtsorganen  verletzt,  so  entsteht  von  da  an  eine  unregel¬ 
mässige  Ausbildung  des  Geweihes.  Wird  ein  Edelhirsch,  Damhirsch  oder 
Rehbock  entmannt,  während  er  das  ausgebildete  Geweih  trägt,  so  wirft 
er  dasselbe  nie  wieder  ab.  WTird  ein  solches  Thier  aber  entmannt,  nach¬ 
dem  es  das  Geweih  abgeworien  hat,  so  bekommt  es  dafür  nur  Stumpfe 
anstatt  der  ordentlichen  Stangen. 

Oefter  aber  ist  eine  unmittelbare  Verletzung  des  Geweihes  Ursache 
seiner  Missbildung  und  dann  betrifft  es  meist  nur  eine  Stange.  Bei  dem 
in  Thiergärten  gehaltenen  Wild  hat  man  künstlich  dergleichen  Abnormi¬ 
täten  hervorgebracht,  indem  man  einen  oder  mehrere  Stiche  in  die  weiche, 
noch  in  der  Bildung  begriffene  Geweihmasse  gemacht  hat. 

Im  zoologischen  Garten  zu  Dresden  befindet  sich  zur  Zeit  ein 
Mähnenhirsch,  Cervus  Hussa  Müll.,  der  sich  durch  sein  scheues  Benehmen 
selbst  eine  Verletzung  des  Geweihes  zugezogen  hatte.  Letztes  Frühjahr 
nämlich,  als  die  neuen  Stangen  etwa  zur  Länge  einer  reichlichen  Hand¬ 
spanne  hervorgetrieben  waren  und  sich  die  Augensprossen  gebildet 
hatten,  rannte  das  scheue  Thier  einmal  mit  solcher  Kraft  gegen  das 
eiserne  Gitter  seines  Geheges,  dass  der  Rosenstock  verletzt  wurde  und 
eine  Stange,  obwohl  noch  in  der  Haut  hängend,  zur  Seite  herab  sank 
und  wie  ein  Pendel  hin  und  her  schwankte,  wenn  sich  der  Hirsch  be¬ 
wegte.  Nach  und  nach  erlangte  die  verletzte  Stange  die  Form  eines  ge¬ 
füllten  Beutels;  von  der  Gabelform  ist  also  keine  Spur  und  die  Augen¬ 
sprosse  auch  nur  an  einer  Ecke  zu  erkennen.  Jetzt  besitzt  die  Stange 
auch  dieselbe  Härte,  wie  die  unverletzte  und  füllt  den  Raum  zwischen 
Auge  und  Ohr  aus.  Die  Farbe  ist  schwärzlich  mit  einem  fleischfarbigen 
Flecke. 

Es  wird  von  Interesse  sein,  die  Schwere  beider  Stangen,  sowohl  der 
normalen,  als  auch  der  abnormen  mit  einander  zu  vergleichen,  wenn  der 


91 


Hirsch  dieselben  abgeworfen  haben  wird,  und  ebenso  die  künftige  Neu¬ 
bildung  zu  beobachten. 

Bei  einer  Besprechung  über  den  Zug  der  Vögel  bemerkt  derselbe 
Redner,  dass  nach  seiner  Beobachtung  die  zeitig  im  Frühjahr  erschei¬ 
nenden  Vögel  einen  längeren  Zeitraum  der  Ankunft  hätten  und  die  später 
ankommenden  einen  kürzeren;  die  Störche  kämen  in  einer  Zeit  von  vier 
Wochen  an,  während  Staare,  Finken  und  Lerchen  schon  nach  einer  bis 
zwei  Wochen  vollständig  angekommen  wären. 

Rb.  . 


92 


III,  Section  für  Botanik. 


Sechste  Sitzung  den  2.  August.  Vorsitzender:  Herr  Oberlehrer 
Besser. 

Herr  Apotheker  Bley  spricht  über  den  eigen thümlichen  Apfelgeruch 
der  Blätter  von  Polymnia  grandis ,  einer  Compositee,  der  von  einer  aus 
derselben  nicht  darstellbaren  Aetherart  herrührt. 

Derselbe  bespricht  ferner  die  Erscheinung,  welche  klein  zerschnittene 
Blätter  von  Schinus  Molle  L.,  einer  Terebinthacee  aus  Brasilien  und 
Peru,  zeigen,  wenn  man  sie  auf  Wasser  bringt.  Die  Blattstückchen  be¬ 
wegen  sich  in  Folge  der  Verdunstung  einer  Carnphorart,  die  neben  Elemi 
oder  einem  ganz  ähnlichen  Harze  in  der  Pflanze  vorkommt,  sehr  bald  hin 
und  her.  —  Jedenfalls  explodiren  einzelne  Zellen  an  dem  blossgelegten 
Rande  und  durch  den  dabei  stattfindenden  Stoss  gegen  das  Wasser  wer¬ 
den  die  Blattstückchen  fortgeschleudert. 

Noch  erinnert  Herr  Bley  an  Schwefel-Kohlenstoff  als  zur  Con- 
servirung  von  Herbarien  zu  empfehlen.  Herr  Prof.  Sussdorf  hat  die 
günstigsten  Resultate  damit  erzielt. 

Endlich  lenkt  derselbe  die  Aufmerksamkeit  auf  eine  Bemerkung  am 
Schlüsse  des  neuesten  Werkes  von  Prof.  Dr.  Willkomm:  „Die  mikro¬ 
skopischen  Feinde  des  Waldes.  Hft.  I.  Dresden  1866“,  in  welcher  Th. 
H artig  ausspricht,  dass  Pilze,  Algen  und  Flechten  entstehen  können 
aus  organisirten  Bestandtheilen  todter  und  lebender  organischer  Körper 
anderer  Art,  welcher  Meinung  sich  jedoch  Herr  Prof.  Dr.  Willkomm  ent¬ 
gegenstellt. 

C.  F.  Seidel  legt  einen  neuen  Bürger  der  sächsischen  Flora  vor, 
Veronica  peregrina  L. ,  die  er  in  der  Gehölzschule  d%s  grossen  Gartens 
bei  Dresden  als  Unkraut  auf  Wegen  und  in  den  Pflanzungen  diesen  Som¬ 
mer  in  Menge  fand,  aber  schon  im  August  1863  daselbst  beobachtete. 
Das  häufige  Vorkommen  lässt  schliessen,  dass  sie  wohl  schon  zehn  Jahre 
dort  wächst.  Wahrscheinlich  ist  sie  von  Hamburg,  wo  sie  bisher  in 
Deutschland  allein  beobachtet  wurde  (Koch,  Taschenb.  d.  Deutsch,  u. 
Schweizer  Fl.  3.  Aufl.),  mit  daher  bezogenen  Pflanzen  übergesiedelt.  Von 
allen  Veronicaarten  unterscheidet  sie  sich  sofort  durch  die  lanzettförmigen 


93 


in  den  Stiel  verschmälerten  ganzrandigen  Blätter.  Nur  die  ersten  zwei 
oder  drei  sind  verkehrt  eiförmig  in  den  Stiel  verlaufend,  fehlen  jedoch 
meist.  Habituell  steht  sie  den  aufrechten  Formen  der  V.  arvensis  L.  und 
V.  verna  L.  am  nächsten. 

Ueber  früher  hier  eingebürgerte  Pflanzen  hat  Herr  E.  Vogel  be¬ 
richtet.  (Sitzungsber.  d.  Ges.  Isis  z.  Dresd.  1861.  S.  60.)  In  Bezug  auf 
diese  Mittheilungen  bemerkt  Vortragender  Folgendes: 

Sisymbrium  pannonicum  L.  wurde  von  F.  Seidel  zuerst  1855,  aber 
.schon  im  Jahre  1859  zum  letzten  Male  am  genannten  Orte  beobachtet; 
seitdem  in  Sachsen  nicht  mehr. 

Xanthium  spinosum  L.  ist  am  angeführten  Orte  in  Dresden  seit  zwei 
Jahren  nicht  mehr  zu  finden  gewesen. 

Impatiens  parviflora  DC.  wuchert  jetzt  in  ungeheuerer  Menge  an 
den  genannten  Orten  und  seit  mehreren  Jahren  auch  im  Plauenschen 
Grunde. 

Asplenium  Athyrium  Sprgl.  ist  nichts  Anderes  als  Asplenium  filix 
femina  Beruh,  var.  multidmtaium  Döll.  Dieser  Farn  kommt  häufig  mit 
nicht  nur  halbmondförmig,  sondern  hufeisenförmig  gebogenen  Soren  und 
ebenso  oft  mit  rother  als  grüner  Spindel  (der  Stamm  ist  nicht  gemeint!) 
vor.  Die  Zähnelung  ist  ebenso.  Dass  aber  diese  ausgezeichnete,  übri¬ 
gens  z.  B.  in  den  feuchten  Loschwitzer  Gründen  häufige  und  oft  4  bis  5 
Fuss  hohe  Pflanze,  von  welcher  ich  von  dem  nun  verstorbenen,  um  unsere 
Flora  verdienstvollen  Botaniker  Gustav  Heyn  hold  eines  der  erwähn¬ 
ten  Exemplare  erhielt,  nur  Varietät  von  Asplen.  filix  femina  Bernh.  ist, 
geht  daraus  hervor,  dass  auch  die  anderen  meist  kleineren  Varietäten 
dieser  Art  nicht  selten  mit  denselben  Merkmalen,  mit  hufeisenförmigen 
Fruchthäufchen,  mit  rother  Spindel  und  alle  Varietäten  in  zahlreichen 
Uebergangsformen  in  Gestalt  und  Grösse  des  Laubes  Vorkommen.  Der 
Habitus  innerhalb  einer  der  Varietäten  ist  sehr  verschieden  und  vom 
Standorte  abhängig,  während  habituell  sehr  ähnliche  Formen  oft  verschie¬ 
denen  Varietäten  angehören. 

Das  (Sitzungsber.  der  Ges.  Isis  Jahrg.  1866  S.  14)  angezeigte  Vor¬ 
kommen  von  Aspidium  Lonchitis  Sw.  betreffend  finde  hier  Platz,  was  der 
Entdecker  selbst  darüber  sagt  (Aug.  Israel,  Schlüssel  z.  Best.  d.  um 
Annaberg  und  Buchholz  wachs.  Pflanz.  2.  Aufl.  Annab.  1866):  Pöhlberg; 
1861  fand  ich  einen  Stock  dieses  in  den  Alpen  einheimischen  Farn,  sah 
ihn  auch  bis  1864  alle  Jahre  wieder;  in  jenem  Jahre  scheint  er  aber 
beim  Urbarmachen  des  Bodens  verschwunden  zu  sein.  Ein  zweiter  hat 
sich  im  ganzen  Erzgebirge  noch  nicht  gefunden. 

Anacharis  Alsinastrum  Bab.  seit  1861  von  mir  hier  beobachtet 
(Sitzungsber.  der  Ges.  Isis  Jahrg.  1865  S.  63)  ist  durch  monatelanges 
'Trockenliegen  des  betreffenden  Wasserbeckens  wieder  verschwunden,  we¬ 
nigstens  in  diesem  Jahre  trotz  wieder  eingetretener  günstiger  Verhält¬ 
nisse  nicht  zu  bemerken  gewesen. 


94 


Herr  Hofgärtner  Neumann  hat  Anacharis  massenhaft  in  der  Havel 
bei  Potsdam  gefunden,  wohin  es  jedenfalls  durch  Canäle  aus  dem  dor¬ 
tigen  botanischen  Garten,  in  dem  es  cultivirt  wurde,  gelangte. 

F.  Seidel  zeigt  ferner  Früchte  des  in  Aegypten  heimischen  Eibiscus 
Bammia  Tang.  ( H esculentus  Cav.  ,  die  jung  unter  dem  Namen  „Bamia“ 
in  der  Türkei,  im  nordöstlichen  Afrika  wie  im  grössten  Theile  des  Orients 
als  Gemüse  genossen  werden  und  theils  angereiht  getrocknet,  theils  grün 
auf  den  Markt  kommen.  Sie  haben  die  Gestalt  einer  fünfseitigen  bauchi¬ 
gen  Pyramide  von  1  bis  3  Zoll  Länge  und  etwa  {  Zoll  Durchmesser  an 
der  Basis,  werden  reif  aber  auch  bedeutend  grösser,  und  sind  mit  an¬ 
liegenden  kurzen  Borsten  dicht  besetzt.  Die  etwa  zwei  Fuss  hohe  ein¬ 
jährige  Pflanze  wird  in  Gärten  gezogen  und  bei  Konstantinopel  wöchent¬ 
lich  zwei  Mal  bewässert.  Nach  Herrn  Dr.  Häntzsche,  der  sich  längere 
Zeit  im  Orient  aufhielt,  wird  Bamia  entweder  mit  Fleisch  und  Tomaten 
{Solanum  Lycopersicum  L.)  zusammen  gekocht  wie  von  den  Türken,  oder 
nur  in  Salzwasser  und  nachher  in  Butter  geschmort,  so  von  den  Persern. 

Herr  Hofgärtner  S.  Neumann  auf  Albrechtsberg  legt  eine  abnorme 
Holzbildung  einer  Linde  vor  und  sagt  darüber  Folgendes: 

In  einer  früheren  Sitzung  der  botanischen  Section  der  Isis  wurde 
auf  ein  interessantes  Vorkommen  an  einem  alten  Kastanienbaum  in  der 
Nähe  des  Linke’schen  Bades  aufmerksam  gemacht.  Es  war  an  dem¬ 
selben  eine  Neubildung  von  Holzmasse,  umkleidet  von  Binde,  wahrzu¬ 
nehmen  und  zwar  an  einer  Stelle,  wo  der  Stamm  in  einer  geringen  Höhe 
über  dem  Erdboden  verletzt  und  von  der  allgemeinen  Bindensubstanz 
entblösst  war.  Die  Neubildung  war  mehrere  Zoll  stark  im  Durchmesser, 
bogenförmig  gestalten  und  hing  nur  an  den  beiden,  nach  unten  gerich¬ 
teten  Enden,  von  denen  eines  Wurzelanfänge  zeigte,  mit  dem  Stamme 
zusammen.  Diese  Bildung  wurde  damals  von  anderer  Seite  als  nicht  dem 
älteren  Stamme  zugehörig,  sondern  als  ein  Individuum  für  sich,  und  zwar 
als  ein  junges  Kastanienstämmchen  angesehen,  das  am  Fusse  des  älteren 
gekeimt  und  emporgewachsen  und  zuletzt  an  Wurzel  und  Wipfel  mit  dem 
letzteren  vollständig  zusammengewachsen  sei.  Ich  war  dagegen  der  An¬ 
sicht  gewesen,  dass  die  erwähnte  Bildung  hervorgegangen  sei  aus  der 
Ueberwallung  eines  Wundrandes  und  herrührend  von  einer  Verletzung, 
die  der  Baumstamm  vor  längeren  Jahren  erlitten  habe.  Die  Wurzel¬ 
bildung  schien  mir  hervorgerufen  zu  sein  durch  Ansammlung  von  Erde 
und  Feuchtigkeit  zwischen  der  halb  losgeschälten  Borkschicht  und  dem 
Holzkörper  des  Baumstammes. 

Zur  Unterstützung  dieser  Ansicht  kann  ich  heute  dieses  Stück,  von 
einem  Lindenbaume  entnommen,  vorlegen,  an  dem  sich  ein  analoges  Vor¬ 
kommen  nachweisen  lässt.  Dieser  jetzt  abgestorbene  und  gefällte  Linden¬ 
stamm  besass  einen  Durchmesser  von  mehr  als  drei  Fuss.  Er  ist,  und 


95 


zwar  gewiss  zu  seinem  grössesten  Schaden,  vor  längeren  Jahren  in  einer 
Höhe  von  15  Fuss  schonungslos  geköpft  worden.  In  Folge  dieser 
Behandlung  ist  der  Stamm  mehrfach  aufgerissen  und  in  noch  höherem 
Masse  ist  die  Rinde  gespalten  und  hat  sich  vom  Holzkörper  des  Stam¬ 
mes  abgelöst.  Am  oberen  Ende  haben  sich  an  Stelle  des  abgeschnittenen 
Wipfels  mehrere  neue  Zweige  entwickelt,  die  zuletzt  selbst  eine  ansehn¬ 
liche  Stärke  erreicht  haben.  An  diesem  Ende  sind  aber  auch  durch 
Ueberwallung  des  Randes  der  Verletzung  und  zwar  aus  der  Cambium- 
schicht  maser-  oder  callusartige  Neubildungen ,  von  Holz  überdeckt  mit 
Rindensubstanz,  hervorgegangen,  die  ganz  ähnlich  beschaffen  sind,  wie 
die  oben  erwähnte  Bildung  an  dem  Kastanienbaum.  Auch  hier  ist  eine 
starke  Wurzelbildung  entstanden,  wie  die  Vorlage  zeigt.  Es  hat  sich 
nämlich  in  den  Spalten  und  Höhlungen  des  alten  Stammes  die  aus  ver¬ 
modertem  Holze  hervorgegangene  sogenannte  Baumerde,  untermischt  mit 
angeflogenem  Staub,  angesammelt  und  genügende  Feuchtigkeit  dargeboten, 
um  das  Wurzelschlagen  aus  der  Ueberwallung  in  ähnlicher  Weise  her¬ 
vorzurufen,  wie  der  Pflanzenzüchter  auf  künstlichem  Wege  bei  der  Ver¬ 
mehrung  durch  Sprossen  oder  Senker  die  Wurzelbildung  veranlasst.  Diese 
so  entstandenen  Wurzeln  haben  dann  abwärts  unter  der  geborstenen  Rinde 
ihren  Weg  weiter  gesucht  und  somit  zeigt  dieses  Beispiel  eine  nicht  gar 
seltene,  aber  immer  doch  interessante  Verjüngung  eines  Baumes  auf  und 
durch  sich  selbst. 

Herr  Prof.  Dr.  Geinitz  macht  Mittheilungen  aus  einer  Schrift  von 
Desor:  „Aus  Sahara  und  Atlas“,  Wiesbaden  1865.  Es  wurden  daraus 
die  anziehenden  Schilderungen  über  den  Dattelbau  in  den  Ritan  und  in 
den  Ziban  hervorgehoben;  auch  erregte  die  Bauart  im  Suf  allgemeines 
Interesse,  über  welche  Desor  unter  anderem  berichtet: 

Wie  wohl  zu  vermuthen,  sehen  sich  die  verschiedenen  Dörfer  in  den 
Oasen  ziemlich  ähnlich.  Die  meisten,  selbst  die  kleineren,  sind  befestigt, 
wie  dies  überhaupt  mit  allen  Wohnstätten  in  der  Wüste  der  Fall  ist. 
Nächst  dem  Wasser  ist  es  nämlich  der  Schutz  gegen  räuberische  Noma¬ 
den,  wonach  man  vor  allem  strebt.  Sämmtliche  Wohnplätze  sind  dem¬ 
nach  von  einer  Mauer  mit  nur  wenigen  Thoren  umgeben  und  es  bestehen 
die  Mauern  von  El-Oued  aus  Gypskrystallen,  was  ihnen  äusserlich  wenig¬ 
stens  ein  etwas  solideres  Ansehen  giebt,  als  das  der  Mauer  im  Oued- 
Rhir  und  in  den  Ziban,  wo  sie  lediglich  aus  Lehm  gebildet  sind. 

Wie  an  anderen  Orten,  so  sind  auch  hier  öfters  mehrere  Oeffnungen 
in  jedem  Thor,  eine  grössere  in  der  Mitte,  kleinere  Zugänge,  die  soge¬ 
nannten  „Nadellöcher“,  daneben.  Was  mir  der  Religionslehrer  in 
der  Schule  beim  Gleichniss  vom  Reichen  und  vom  Kameel  nie  hat  er¬ 
klären  können,  das  wurde  mir  durch  die  Bekanntschaft  mit  den  „Nadel¬ 
löchern“  plötzlich  klar» 


96 


F.  Seidel  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  in  diesem  Jahre  in 
Folge  des  anhaltenden  Regens  auch  hier  um  sich  greifende  Krankheit 
der  Gurken. 

Herr  Apotheker  Bley  referirt  über  eine  Schrift  über  Agave  Maxi- 
milianea ,  betitelt  „Memoria  sobre  el  Maguey  mexicano  (Agave  Maximi- 
lianea)  escrita  por  los  hacendados  Pedro  Blasquez  e  Ignacio  Blasquez, 
Mexico,  1865“.  Er  bezeichnet  den  Hauptinhalt  und  bemerkt,  dass  sich 
der  Verf.  kein  anderes  Verdienst  damit  erworben,  als  den  alten  Namen 
Agave  americana  L.  verändert  zu  haben. 


Siebente  Sitzung  den  6.  September.  Vorsitzender:  Herr  Oberlehrer 
Besser: 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  nachstehenden  Worten  der 
Erinnerung  an  Georg  MotteniUB,  Professor  an  der  Universität  zu 
Leipzig. 

Verehrte  Herren!  Lassen  Sie  mich  heute  zunächt  eines  Heimgegangenen 
gedenken,  der  zwar  —  mit  Betrübniss  sage  ich  es  —  nicht  Mitglied  unserer 
Gesellschaft  war,  der  aber  dennoch,  wie  jedem  Botaniker,  so  insbesondere 
jedem  Botaniker  Sachsens  nahe  stehen  muss  und  wird. 

Gewiss  waren  Sie  alle,  besonders  aber  diejenigen  unter  Ihnen,  welche 
gleich  mir  einst  die  Ehre  hatten,  als  Schüler  den  Worten  des  Verewigten  zu 
lauschen,  tief  erschüttert,  als  Sie  in  den  Zeitungen  die  Trauerkunde  lasen, 
dass  die  Cholera  Sonntag,  den  19.  August,  ein  schweres  Opfer  gefordert 
habe,  indem  sie  den  Professor  der  Botanik  an  der  Universität  Leipzig,  Geoig 
Mette n ius,  in  der  besten  Kraft  des  Mannes  dahin  raffte. 

Wer  hätte  geglaubt,  dass  der  rüstige,  stattliche  Mann  für  einen  soU 
chen  werden  Sie  ihn  auch  halten  nach  seinem  photographischen  Portrait,  das 
ich  Ihnen  dann  vorzulegen  gedenke  - —  wer  hätte  denken  sollen,  dass  diese 
Zierde  der  Wissenschaft,  dieser  ausgezeichnete  Lehrer  mitten  im  fleissigsten 
Schaffen  vom  Tode  abgefordert  werden  würde? 

Georg  Mettenius  hätte  die  Wissenschaft  noch  durch  manche  schöne 
Entdeckung  bereichern  können;  er  hatte,  da  er  den  24.  November  1823  ge¬ 
boren  ist,  bei  seinem  Tode  das  43.  Lebensjahr  noch  nicht  vollendet.  Sem 
Vater,  ein  Kaufmann  in  Frankfurt  a.  M. ,  liess  den  Sohn  das  Gymnasium 
dieser  Stadt,  die  auch  Mettenius’  Geburtsstadt  ist,  durchlaufen.  Noch  nicht 
18  Jahre  alt,  nämlich  im  Frühjahr  1841,  bezog  Mettenius  die  Universitä 
Heidelberg  und  studirte  dort  Medicin  und  mit  Vorliebe  auch  Botanik.  Im 
Jahre  1845  promovirte  er  in  Heidelberg,  bestand  die  medicinische  Staats¬ 
prüfung  und  liess  sich  1846  als  praktischer  Arzt  nieder.  Seine  Liebe  zur 
Botanik  trieb  ihn  aber  schon  im  Herbste  desselben  Jahres  nach  der  Inse 
Helgoland,  woselbst  er  sich  vorzugsweise  mit  dem  Studium  der  Algen  be¬ 
schäftigte.  Den  Winter  1847  brachte  er  in  Berlin  und  den  darauf  folgenden 
Sommer  in  Wien  zu,  woran  sich  im  Herbste  eine  Reise  nach  Dalmatien, 
hauptsächlich  botanischer  Studien  wegen,  schloss. 

Im  Frühjahr  1848  habilitirte  sich  Mettenius  in  Heidelberg  als  Pnvat- 
docent  der  Botanik  und  docirte  dort  drei  Jahre.  Im  Frühjahre  1851  folgte 
er  einem  Rufe  nach  Freiburg  im  Breisgau,  woselbst  er  als  ausserordentlicher 


97 


Professor  der  Botanik  und  Director  des  botanischen  Gartens  während  dreier 
Semester  wirkte.  Im  Alter  von  29  Jahren,  nämlich  im  Herbst  1852,  wurde 
er  als  Nachfolger  des  Professor  Kunze  an  die  Universität  Leipzig  berufen. 

Yon  dieser  Zeit  an  hat  Mettenius  als  ordentlicher  Professor  der  Bo¬ 
tanik  und  Director  des  botanischen  Gartens  zu  Leipzig  14  Jahre  lang  unserem 
engeren  Yaterlande  angehört.  Er  hat  in  diesem  Zeiträume  viel  gewirkt. 
Abgesehen  davon,  dass  er  zahlreichen  Schülern  —  sein  Hörsaal  war  immer 
völlig  besetzt  —  durch  seine  klaren,  fliessenden,  stets  völlig  frei  gehaltenen 
Vorträge,  die  durch  schöne  Vorlagen,  durch  rasch  und  geschickt  an  der 
schwarzen  Tafel  entworfene  Zeichnungen  und  durch  öftere  Veranschaulichung 
mittelst  des  Mikroskopes  noch  an  Reiz  gewannen,  die  Einsicht  zu  bringen 
wusste,  dass  die  Botanik  etwas  Höheres  anstrebe,  als  das  Kennen  einer 
Menge  von  Pflanzenarten,  also  abgesehen  davon,  hat  er  in  Leipzig  beson¬ 
ders  seine  schönen  bekannten  und  anerkannten  Untersuchungen  über  die 
Farne  ausgeführt.  Die  Farne  waren  seinem  Herz  theuer,  und  ich  erinnere 
mich  noch  seines  Schmerzes,  als  der  grosse  Hagelsturm,  welcher  im  Sommer 
1860  in  Leipzig  bedeutende  Verheerungen  anrichtete,  auch  seine  Lieblinge, 
die  er  im  botanischen  Garten  hegte  und  pflegte,  hart  mitgenommen  hatte. 
Ueber  die  Farne  verbreiten  sich  auch  die  meisten  seiner  Schriften,  wie  Sie 
aus  dem  folgenden  Verzeichnisse  derselben  ersehen  werden: 

De  Salvinia.  Inaugural-Dissertation.  Frankf.  a.  M.  1845. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  Rhizocarpeen.  Frankf.  a.  M.  1846. 

Beiträge  zur  Botanik.  Heidelberg  1850. 

Filices  horti  botanici  Lipsiensis.  Leipzig  1856. 

Filices  Lechlerianae,  Chilenses  et  Peruanae.  Leipzig  1856 — 1859. 

Ueber  einige  Farngattungen.  Heft  1 — 6.  Frankfurt  a.  M.  1859. 

Beitrag  zur  Anatomie  der  Cycadeen. 

Ueber  Seitenknospen  bei  Farnen.  Leipzig  1860. 

Ferner  sind  von  ihm  erschienen  in  den  Abhandlungen  der  König!.  Sächs. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften: 

Ueber  den  Bau  von  Angiopteris.  Leipzig  1863. 

Ueber  die  Hymenophyllaceae.  Leipzig  1864. 

Ausserdem  noch: 

Ueber  Azolla  Nilotica.  Wien  1864. 

In  dieses  Verzeichniss  sind  diejenigen  Arbeiten,  welche  in  botanischen 
Zeitschriften  enthalten  und  nicht  besonders  abgedruckt  sind,  nicht  mit  auf¬ 
genommen. 

Leider  konnte  sich  Mettenius  nicht  entschliessen,  seine  für  die  Stu- 
direnden  gehaltenen  Vorträge,  die  Schülern  wie  Lehrern  einen  vortrefflichen 
Leitfaden  geboten  haben  würden,  drucken  zu  lassen.  Er  hielt  dies,  auf  schon 
vorhandene  Leitfaden  verweisend,  für  überflüssig.  Gern  half  er  mündlich 
weiter,  und  immer  fand  man  ihn  bereit,  Strebende  durch  Rath,  durch  Leihen 
von  Büchern  oder  Ueberlassen  von  interessanten  Pflanzen  zu  fördern.  Auf 
den  Excursionen,  die  er  öfter  mit  den  Studirenden  unternahm,  wurde  der  sonst 
mehr  die  ernste  Seite  zeigende  Mann  heiter  und  gesprächig.  Seinen  Schü¬ 
lern  imponirte  er  durch  sein  umfangreiches  Wissen,  durch  seine  geistreichen 
Kritiken  der  vorhandenen  Forschungen,  durch  seine  grosse  Vorsicht  im  Auf- 
steilen  von  Behauptungen,  durch  seinen  ächten  Forschersinn.  Kann  man 
sich  nach  dem  Gesagten  darüber  wundern,  dass  seine  Schüler  den  Meister 
hoch  verehrten,  herzlich  liebten? 


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Möge  dieses  kleine  Ehrendenkmal,  zu  dem  mir  des  Verewigten  .Frau 
Gemahlin,  eine  Tochter  des  von  ihm,  wie  von  uns  Allen  hochverehrten 
Alexander  Braun  in  Berlin,  in  freundlichster  Weise  werthvolle  Bausteine 
lieferte,  und  dass  ich  als  dermaliger  Vertreter  der  botanischen  Section  un¬ 
serer  Gesellschaft,  sowie  als  dankbarer  Schüler  des  Heimgegangenen  'aufbauen 
zu  dürfen  glaubte,  Zeugniss  davon  ablegen,  dass  Metten ius  zwar  nicht  auf 
dem  Papiere  als  Mitglied  unserer  Gesellschaft  genannt  ist,  dass  aber  unser 
Aller  Herzen  ihn  wünschen  und  anerkennen  als  unser  Ehrenmitglied.  Have, 
pia  anima! 

Hierauf  zeigt  C.  F.  Seidel  Früchte  von  Camellia  japonica  C.  vor. 

Derselbe  giebt  einige  Notizen  über  die  im  hiesigen  botanischen  Gar¬ 
ten  cultivirte  Victoria  regia  Lindl.  und  legt  Früchte  derselben  und  des 
verwandten  Nelumbium  speciosum  W.  vor. 

Der  Herr  Vorsitzende  schliesst  daran  die  Mittheilung,  dass  Herr 
Garteninspector  Poscharsky  durch  C.  F.  Seidel  sich  bereit  erklärt  hat, 
Mitgliedern  der  Gesellschaft  „Isis“  gegen  Vorzeigung  ihrer  Mitglieds¬ 
karten  zu  jeder  Zeit  freien  Eintritt  in  das  Victoriahaus  zu  gestatten. 

Herr  Apotheker  Bley  übergiebt  als  Gruss  vom  Sömmering  Exem¬ 
plare  vom  Edelweiss,  Leontopodium  dlpinum  Cass. 

Derselbe  theilt  mit,  dass  Euphorbia  Lathyris  L.  in  Gompitz  bei 
Dresden  gefunden  worden  sei. 

Herr  Oberlehrer  Besser  hat  dieselbe  kürzlich  von  Gross -Graupe 
bei  Pillnitz  erhalten. 

Herr  Apotheker  Bley  referirt  hierauf  über  eine  gekrönte  Preisschrift 
von  Julius  Schröder  „Untersuchungen  der  chemischen  Constitution 
des  Frühjahr saftes  der  Birke,  seiner  Bildungsweise  und  weiteren  Um¬ 
wandlung  bis  zur  Blattbildungsperiode.“  (Vergleiche  bot.  Zeitung  1866 
Nr.  35  pag.  274—75.) 

Derselbe  verliest  eine  Anfrage  nach  frischep  Knollen  der  Asphodelus - 
Art  (A.  Kotschyi),  welche  Herr  Strilack  am  Antilibanon  gefunden 
haben  will  und  zu  seiner  Nourtoak-Suppe  verwendet. 

Herr  Dr.  Häntzche  bemerkt  dazu,,  dass  diese  Pflanze  auch  im  El- 
bursgebirge  in  Nordpersien,  wie  bei  Teheran  z.  B.  vorkomme  und  dort 
unter  dem  Namen  „Serischte“  ein  gutes  Klebmittel  liefere. 

Herr  Z  sch  au  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Cholera  und  sucht 
ihr  Entstehen  mit  der  Abnahme  der  Vegetation  im  Herbste  in  Verbin¬ 
dung  zu  bringen. 

Herr  Oberlehrer  Besser  legt  eine  Frucht  von  Areca  Gatechu  L. 
Vor,  die  mit  Baumwolle  eingeführt  wurde. 

Herr  Schmor  1  legte  Abschnitte  von  Stämmen  vor,  die  in  den  Torf¬ 
mooren  von  Altenberg  im  sächs.  Erzgebirge  3  bis  4  Fuss  unter  der  Ober¬ 
fläche  gefunden  werden  und  die  man  dort  als  Brennholz  benutzt.  Sie 


99 


haben  etwa  2|  Pariser  Zoll  im  Durchmesser  und  zeichnen  sich  durch 
excentrischen  Kern  aus,  dessen  kleinste  Entfernung  von  der  Peripherie 
noch  nicht  den  fünften  Theil  seiner  grössten  Entfernung  gleichkommt. 
Diese  Eigenthümlichkeit  und  Herrn  H.  Engelhardt’s  mikroskopische 
Untersuchungen  lassen  sie  als  Pinus  obliqua  Sauter  angehörig  erkennen, 
die  noch  jetzt  bei  Niklasberg,  wenn  auch  sehr  sparsam,  vorkommt,  dem¬ 
nach  früher  eine  grössere  Verbreitung  gehabt  hat.  (Vergl.  C.  Tr.  Sachse, 
zur  Pflanzengeogr.  d.  Erzgeb.  im  Progr.  d.  Gymn.  z.  Dresd.  1855.) 

C.  F.  S. 


100 


IV.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Fünfte  Sitzung  den  5.  Juli.  Vorsitzender:  Professor  Dr.  Geinitz. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  der  Mittheilung,  dass  in 
Folge  der  gleichzeitigen  Bemühungen  der  Herren  H.  Engelhardt,  B. 
Haymann  und  des  Vortragenden  die  Existenz  des  Eozoon  nun  auch 
in  den  sogenannten  Urkalken  von  Maxen,  S.  von  Dresden,  nachgewiesen 
worden  sei.  Herr  Bergrath  Dr.  Gümbel  in  München,  welchem  man  die 
neueste  lehrreiche  Abhandlung  über  das  Vorkommen  von  Eozoon  im 
ostbayerischen  Urgebirge*)  verdankt,  äussert  sich  über  diesen  neuesten 
Nachweis  in  einem  Briefe  vom  6.  Juni  d.  J.  an  Professor  Geinitz  mit  fol¬ 
genden  Worten: 

„Ich  habe  die  von  Ihnen  mir  anvertrauten  Proben  von  körnigem 
Kalke  sorgfältig  untersucht.  In  dem  Ophicalcit  konnte  ich  sicher  Eozoon 
nicht  erkennen,  wohl  aber  in  den  kleinen  graulich  gefärbten  Bruchstück¬ 
chen.  Die  Form  erinnert  mehr  an  jene  des  Fichtelgebirges,  als  an  die 
von  Passau.  Wenn  man  einmal  an  Ort  und  Stelle  sucht,  wird  man  wohl 
auch  die  spiraligen  Anfänge  finden.  Die  Analogie  mit  lebenden  haufen¬ 
weise  sich  vergrössernden  Foraminiferen  ist  wirklich  frappant.“ 

Ausser  jenem  Exemplare  von  Maxen,  von  welchem  Bruchstücke  an 
Herrn  Bergrath  Gümbel  zur  Begutachtung  eingesendet  worden  waren, 
wurden  typische  Eozoon-Kalke  von  Steinhag  bei  Passau,  welche  Dr. 
Gümbel  eingesendet  hatte,  sowie  mehrere  geschliffene  Tafeln  von  Ophi¬ 
calcit  von  Tu  nabe  rg  in  Schweden  aus  dem  K.  mineralogischen  Museum 
vorgelegt,  die  mit  diesen  Thierresten  ganz  erfüllt  waren. 

Hierauf  berichtet  Herr  H.  Engelhardt  über  die  durch  Behandlung 
des  Maxener  Kalkes  mit  Säure  von  ihm  dargestellten  Präparate  des  darin 
vorkommenden  Eozoon. 

Derselbe  zeigt  ferner  eine  Reihe  von  schönen  Exemplaren  Eisen- 
blüthe  von  Eisenerz  in  Steiermark,  worauf  der  Vorsitzende  Mitthei¬ 
lungen  über  das  Vorkommen  der  Eisenblüthe  in  einer  alten  Eisenstein- 


*)  Gümbel  in  Sitzungsb.  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  in  München,  1866.  I.  1.  — 
N.  Jahrb.  f.  Min.  1866.  210.  368. 


101 


grübe  bei  Stenn  unweit  Zwickau  folgen  lässt,  welche  nach  Auffindung 
einiger  Münzen  darin  schon  vor  circa  600  Jahren  in  Betrieb  gewesen 
sein  dürfte. 

Dr.  Oscar  Schneider  berichtet  über  seine  Beobachtungen  über 
Eisenblüthe  in  Mitterberg  in  Salzburg. 

Derselbe  führt  ferner  in  einem  längeren  gründlichen  Vortrage  über 
den  Löbauer  Berg,  als  Fortsetzungseiner  früheren  Mittheilungen  hier¬ 
über,  den  Nachweis,  dass  der  Basalt  und  Nephelindolerit  des  von 
ihm  am  genauesten  untersuchten  Löbauer  Berges  keineswegs  Modifica- 
tionen  einer  und  derselben  Gebirgsart  seien,  welche  nach  Beobachtungen 
einiger  Geologen  unmerklich  in  einander  übergehen  sollen,  sondern  als 
zwei,  sowohl  ihren  Gemengtheilen  als  ihrem  Alter  nach  verschiedene  Ge¬ 
steine  betrachtet  werden  müssen,  von  welchen:  der  Basalt  das  jüngere 
ist.  Auch  diese  Beobachtungen  und  daraus  abgeleiteten  Schlüsse  sollen, 
in  einer  ausführlichen  Abhandlung  des  Dr.  Osc.  Schneider  über  den 
Löbauer  Berg  niedergelegt  werden. 

Nach  Vorlage  eines  Prospectes  über 

„B.  v.  Cotta:  Die  Geologie  der  Gegenwart,  Leipzig,  1866.  8.  424  S.“ 

und: 

•„Mittheilungen  des  Yoigtländisclien  Vereins  für  allgemeine  und  specielle, Natur¬ 
kunde  in  Beichenbach.  1.  Heft.  Beichenbach,  1866“, 

worin  ausser  vielen  anderen  schätzbaren  Beobachtungen  namentlich  auch 
ein  Verzeichniss  der  in  der  Umgegend  von  Reichenbach  aufgefundenen 
Mineralspecies,  von  Dr.  Ernst  Köhler,  enthalten  ist,  wurde  die  Sitzung 
gegen  9  Uhr  geschlossen. 


Sechste  Sitzung  den  9.  August.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  GelnitÄ, 

Prof.  Dr.  Geinitz  berichtet  zunächst  über  das  Auftreten  der  Stein¬ 
kohlenformation  über  dem  Urkalke  in  der  Gegend  von  Nennt- 
mannsdorf  bei  Pirna.  Nach  der  ihm  zuerst  durch  Herrn  G.  F.  Hauss- 
wald  in  Dresden  hierüber  gewordenen  Mittheilung  wurde  in  der  Nähe 
des  Dorfes  Borna,  im  Westen  desselben,  nahe  der  von  Pirna  nach  Lieb- 
stadt  führenden  Chaussee,  bei  dem  Teufen  eines  Versuchs-Schachtes  nach 
Kalkstein  ein  schwaches  Kohlenlager  entdeckt,  welches  in  einem  2  —  3 
Zoll  starken  Lager  zwischen  Kohlenschiefer  und  Kohlensandstein  auftritt. 

Der  Vortragende  fand  diese  Angabe  bei  einem  Besuche  der  dortigen 
Gegend  am  18.  Mai  d.  J.  vollkommen  bestätigt.  In  dem  bis  ungefähr 
10  Ellen  tiefen  Schachte  konnte  man  den  Ausstrich  jener  schwachen 
Schwarzkohlenlager  mit  einem  anscheinenden  Fallen  nach  S.  W.  wahr¬ 
nehmen,  in  deren  Liegendem  ein  weisser  Thonstein  ansteht,  welcher  jenem 
im  Liegenden  des  Hauptflötzes  im  Plauenschen  Grunde  vollkommen  gleicht. 
Wie  dort  wurden  auch  hier  unmittelbar  unter  dem  Kohlenflötze  einzelne 
Krystalle  von  Bleiglanz  und  Zinkblende  darin  aufgefunden,  während 

Sitzungsberichte  der  Isis  zu  Dresden.  9 


102 


man  unter  den  auf  der  Halde  befindlichen  Kohlenbrocken  und  Kohlen¬ 
oder  Brandschiefern  eine  wahrscheinlich  von  Araucariten  herrührende 
Faserkohle,  sowie  auch  Abdrücke  eines  Lep  idophyll  um  unterscheiden 
konnte.  Alle  diese  Verhältnisse  sprechen  dafür,  dass  man  es  hier  mit 
wirklicher  Steinkohlenformation ,  nicht  mit  einer  jüngeren  Kohlenablage¬ 
rung,  wie  etwa  Quaderkohle,  die  man  bei  der  Nähe  einer  Quadersand¬ 
steinpartie  hier  wohl  vermuthen  könnte,  zu  thun  habe.  Es  fällt  die  jetzt 
ganz  isolirte  Partie  des  Steinkohlengebirges  in  die  südöstliche  Verlänge¬ 
rung  der  Steinkohlenablagerung  des  Plauelischen  Grundes,  deren  Haupt¬ 
mulde  von  Nieder-Hermsdorf  bis  in  die  Gegend  von  Possendorf  fortsetzt, 
während  man  gegenwärtig  bemüht  ist,  eine  südwestliche  Nebenmulde, 
welche  sich  früher  bis  hierher  ausgedehnt  haben  mag,  bei  Quohren  berg¬ 
männisch  aufzuschliessen. 

Versuche  nach  Kohlen  sind  bei  Borna  schon  in  den  Jahren  1819  und 
und  1820  angestellt  worden;  der  neueste  hier  beschriebene  erfolgte  durch 
Herrn  Richter  Ernst  Kleber  in  Nenntmannsdorf  auf  der  zu  Borna  ge¬ 
hörigen  Walther’schen  Flur. 

An  eine  Bauwürdigkeit  der  dabei  angetroffenen  Kohlenschichten  wird, 
nach  den  bisherigen  Aufschlüssen,  kaum  gedacht  werden  können. 

Herr  Hofprediger  Lohdius  machte  auf  das  Vorkommen  von  Gra- 
phitausscheidungen  in  dem  Kalksteinlager  von  Nenntmannsdorf  aufmerk¬ 
sam,  ein  Vorkommen,  welches  an  das  in  mehreren  azoischen  Kalk¬ 
steinen,  zu  welchen  auch  diese  Lager  wahrscheinlich  zu  rechnen  sind, 
erinnert. 

Herr  Engelhardt  zeigte  im  Namen  des  Herrn  Sommer  eine  An¬ 
zahl  Zeolithe  und  Halbopale  aus  dem  Trachyt  von  Aussig  vor,  sowie  ein 
zu  Fournieren  verarbeitetes  Stück  Braunkohlenholz  von  Quat.itz  bei 
Bautzen,  das  er  nach  mikroskopischer  Untersuchung  als  Cupressinoxylon 
nodosum  Gö.  bestimmt  hat. 

Der  Vorsitzende  gab  hierauf  einen  Auszug  aus  v.  Höchst  etter ’s 
neuen  Abhandlungen ; 

1)  Geologische  Skizze  aus  Gibraltar.  4.  12  S., 

2)  Beiträge  zur  Geologie  ‘des  Caplandes.  4  22  S., 

3)  Geologische  Beschreibung  der  Insel  St.  Paul  im  indischen  Ocean.  4.  44  S., 

4)  Bemerkungen  über  den  Gneiss  der  Umgegend  von  Bio  de  Janeiro  und  dessen 

Zersetzung.  4.  6  S., 

welche  dem  zweiten  Theile  der  Geologie  der  Novara- Expedition  von  ihm 
einverleibt  worden  sind. 

Dr.  A.  Stübel  spricht  über  das  Vorkommen  des  Gneisses  im  Kalke 
des  Pentelikon,  welches  an  das  Zusammenvorkommen  von  Gneiss  und 
körnigem  Kalke  in  der  Laurentian-Gruppe  von  Canada  erinnert. 

Herr  E.  Z sch  au  hebt  den  Einfluss  der  Atmosphärilien,  auf  die  Posta¬ 
mente  der  Denkmäler  unserer  Stadt,  wie  auf  die  Gesteine  der  Umgeb¬ 
ungen  Dresdens  hervor. 


103 


Herr  Apotheker  Bley  berichtet  über  die  Zusammensetzung  des 
Laurit  von  Borneo,  für  welchen  die  chemische  Formel  12  Ru  2  S  3  +  Os  S 
zu  gelten  scheint,  worauf 

Herr  E.Z  sch  au  noch  der  Schwefelmetalle  gedenkt,  die  in  der  Stein¬ 
kohlenformation  des  Plauenschen  Grundes  beobachtet  worden  sind,  Pyrit, 
Bleiglanz,  Zinkblende,  Arsenkies,  Kupferkies  und  Buntkupfererz. 


Siebente  Sitzung’  den  13.  September,  Vorsitzender:  Professor  Dr. 
Geinitz. 

Dr.  A.  Stübel  erläuterte  einen  Bergkry stall  vom  St.  Gotthardt, 
dessen  Fortbildung  durch  einen  Kalkspathkrystall  eine  Unterbrechung  er¬ 
fahren  zu  haben  scheint.  —  Bergrath  Dr.  Zer  renn  er  gedenkt  ähnlicher 
Erscheinungen  an  Pyrolusit-Krystallen  von  Ilmenau. 

Prof.  Geinitz  zeigt  eine  goklreiche  Quarzstufe  von  Waverley  in 
Neu -Schottland  und  ein  Stück  Schwarzkohle  aus  der  Albertine -Mine  in 
New-Brunswick,  welche  er  durch  freundliche  Vermittelung  des  Herrn  E  d. 
Lohse  Herrn  Leop.  Bür  kn  er  in  Halifax  verdankt.  Er  weist  auf  die 
grosse  Aehnlichkeit  dieser  in  Amerika  als  Albertit  unterschiedenen 
Kohle  mit  der  Pechglanzkohle  (Salonkohle)  von  Salesl  in  Böhmen  hin. 
Beide  Kohlen  sind  mehr  als  erhärtetes  Bitumen  oder  ein  asphaltartiger 
Stoff  zu  betrachten. 

Dr.  0.  Schneider  hielt  einen  eingehenden  Vortrag  über  ver¬ 
schlackte  Basalte  und  Nephelindolerite  des  Löbauer  Berges,  deren  Ent¬ 
stehung  er  mit  heidnischen  (wendischen)  Feuern  in  Beziehung  brachte, 
wobei  die  durch  Verbrennung  des  Holzes  sich  bildende  Asche  die  Schmelz¬ 
barkeit  der  Gesteine  sehr  befördert  haben  mag. 

Anschliessend  hieran  lenkt  Herr  E.  Fischer  von  Neuem  die  Auf¬ 
merksamkeit  auf  die  in  den  Sitzungen  der  Isis  schon  mehrfach  besproche¬ 
nen  verschlackten  Gebilde  unweit  Koschütz  am  Gehänge  des  Plauenschen 
Grundes  (Sitzungsb.  1865.  S.  82). 

Dr.  A.  Stübel  gedenkt  der  von  ihm  angestellten  Schmelzversuche 
mit  Nephelindolerit,  Herr  E.  Zschau  ähnlicher  Versuche  mit  Melaphyr 
(oder  Basalt)  aus  dem  Plauenschen  Grunde. 

Herr  C.  Bley  theilt  als  Lesefrüchte  mit: 

über  die  grüne  Färbung  des  Smaragds  von  Muzo  in  Neugranada 
(vgl.  Sitzungsber.  1866.  49)  durch  Chromoxyd, 
über  das  Vorkommen  des  Schorlamit  am  Kaiserstuhl, 

sowie 

über  die  chemische  Zusammensetzung  der  Laven  von  Santorin, 

woran 

Dr.  A.  Stübel  eine  Beschreibung  der  von  ihm  auf  Santorin  jüngst 
gesammelten  Laven  schliesst. 


9* 


104 


Als  neu  eingegangene  Schriften  werden  vorgelegt: 

Ueber  amorphe  Kieselerde,  amorphe  Kieselsäure  vom  specifischen  Gewichte  2,6 
von  Bergrath  Dr.  Jenzsch,  Erfurt,  1866.  8.  18  S. 

und 

Dessen  Studien  über  die  Structur  einiger  krystallisirter  Mineralien,  Geschenke 
des  Verfassers. 

Prof.  Dr.  Geinitz  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Entdeckung 
des  Cäsium  und  Rubidium  im  Melaphyre  von  Norheim  (vgl.  v.  Dechen 
in  Leonhard  u.  Geinitz  n.  Jahrb.  1866.  755).  Diese  beiden  1861  ent¬ 
deckten  Alkalimetalle  waren  in  den  nächsten  vier  Jahren  in  dem  Lepi- 
dolith  oder  Lithionglimmer,  in  verschiedenen  Quell-  und  Soolwässern  oder 
deren  künstlichen  und  natürlichen  (Carnallit  in  den  sogenannten  Abraum¬ 
salzen)  Mutterlaugen,  in  Drusenmineralien  (Pollux)  oder  in  Vegetabilien, 
wie  in  den  Salzen  der  Runkelrübe,  im  Tabak,  im  Kaffee  und  in  den 
Weintrauben,  nachgewiesen  worden.  Das  Rubidium  ist  von  beiden  das 
häufigere  und  in  grösseren  Massen  vorkommende.  Nach  Untersuchungen 
des  Dr.  H.  Laspeyres  im  Laboratorium  von  Bunsen  enthält  der  Me- 
laphyr  von  Norheim  etwa 

0,000  380  Proc.  Caesiumoxyd  und 
0,000  298  Proc.  Rubidiumoxyd. 

Ferner  berichtet  derselbe  über  J.  W.  Dawson’s  wichtige  Unter¬ 
suchungen  über  die  Beschaffenheit  der  Steinkohlenablagerung,  specieller 
erläutert  an  der  Steinkohlenformation  von  Neu-Schottland  (vgl.  n.  Jahr¬ 
bücher  1866.  760).  Bei  einem  Vergleiche  der  von  Dawson  genau  unter¬ 
suchten  fossilen  Flora  in  der  Steinkohlenformation  von  Neu-Schottland 
mit  jener  in  den  verschiedenen  Zonen  der  Steinkohlenablagerungen  Euro¬ 
pas  fällt  zunächst  auf,  dass  man  auch  dort  die  Zone  der  unteren 
Kohlenlager,  wie  in  Europa,  als  Lycopodiaceen-Zone  bezeichnen 
muss,  da  Lepidodendron  corrugatum  die  am  meisten  bezeichnende  und  vor¬ 
herrschende  Pflanze  darin  ist.  Diese  Art  steht  aber  in  der  That  dem 
Lycopodites  polyphyllus  Röm.  sp.  des  Hainichen-Ebersdorfer  Kohlenbassins 
in  Sachsen  so  nahe,  dass  man  beide  für  identisch  halten  möchte,  wäh¬ 
rend  Lep.  tetragonum  St.  (Gein.  eb.  Taf.  III.  f.  1.  2.)  und  die  ausgezeich¬ 
nete  Knorria  imbricata  St.  gleichfalls  für  die  älteste  Steinkohlenformation 
oder  den  Culm  Europa’s  ganz  charakteristisch  sind.  Auch  Cyclopteris 
Acandica  Daws.  der  unteren  Kohlenlager  Nordamerika’s  ist  wenigstens 
die  nächste  Verwandte  der  Cyclopteris  tenuifolia  Göpp.  im  deutschen  Culm. 

Das  Vorherrschen  der  Sigillarien  und*  Stigmarien  in  der  mittlen, 
unter  b.  bezeichneten  Gruppe  beweist  die  Identität  dieser  Zone  mit  un¬ 
serer  europäischen  Sigillarien-Zone  und  insbesondere  fällt  die  Ana¬ 
logie  mit  der  Flora  der  Hauptsteinkohlenlager  Englands  und  Irlands 
namentlich  auch  durch  die  grosse  Verbreitung  der  dort  nie  fehlenden 
Älethopteris  lonchitica  auf. 


105 


Wenn  Dawson  endlich  hervorhebt,  dass  in  der  obersten  Abtheilung 
von  Sir  Logan’s  Durchschnitt  bei  South  Joggins,  welche  dem  oberen 
Theile  der  oberen  Steinkohlenformation  entspricht,  Stämme  von  Coniferen 
und  Calamiten  —  Cal.  Suchowi,  C.  Cisti,  C.  approximatus,  neben  AspL 
diaria  undulata,  Lepidophloios  parvus  und  Stigmaria  ficoides  —  die  häu¬ 
figsten  Fossilien  sind,  so  wird  man  diese  Zone  nahezu  der  Calamiten- 
Zone  oder  dem  dritten  Vegetationsgürtel  in  Deutschland  gleichstellen 
können.  —  Hiermit  würde  die  Reihenfolge  in  der  Flora  der  Steinkohlen¬ 
formation,  wie  man  dieselbe  für  Europa  erkannt  hat,  durch  Dawson’s 
gründliche  Forschungen  schon  heute  für  Amerika  bestätigt  worden  sein 
und  es  werden  sich  hieran  wahrscheinlich  bald  fernere  Mittheilungen  über 
das  Vorhandensein  der  beiden  oberen  Zonen,  Annularien-  und  Farren- 
Zone,  in  erfreulicher  Weise  anschliessen. 

(Die  verschiedenen  Zonen  der  Steinkohlenformation  in  Europa  sind  auch  aus 
den  Sitzungsberichten  der  Isis  1865  S.  86  zu  ersehen.) 

In  Rücksicht  auf  die  neuesten  Beziehungen,  in  welche  Europa  mit 
Amerika  getreten  ist,  wurde  durch  Herrn  Weber  ein  Stück  des  neuen 
atlantischen  Kabels  zur  Ansicht  vorgelegt. 


Geognostischer  Ausflng  den  15.  September.  Ein  geognostischer  Aus¬ 
flug  auf  das  rechte  Gehänge  des  Plauenschen  Grundes  vereinigte  eine 
grössere  Anzahl  von  Mitgliedern,  um  einerseits  die  Verhältnisse  zwischen 
unterem  Quadersandstein  und  unterem  Pläner  bei  Koschütz  und  eine 
andere  durch  die  hier  vorkommenden  zahllosen  organischen  Ueberreste 
im  unteren  Pläner  berühmt  gewordene  Stelle  am  hohen  Steine  bei  Plauen 
von  Neuem  zu  besuchen,  anderseits  unter  Herrn  E.  Fischer’ s  Leitung 
jene  verschlackten  Gebilde  unweit  Koschütz  genauer  kennen  zu  lernen. 


G. 


106 


V.  Section  für  Mathematik,  Physik  und  Chemie. 


0 

Nachtrag  zur  dritten  Sitzung  den  26.  April. 

(Vgl.  Sitzungsb.  Heft  4— 6.  S.  67.) 

Herr  Photograph  Krone  hält  einen  Vortrag  über  neuere  Fortschritte 
der  Photographie  im  Gebiete  der  Chemie  und  Optik  und  besprach  zuerst 
das  Experiment  Carey  Lea’s  in  Philadelphia,  durch  blossen  mechanischen 
Contact  ohne  alle  Lichtwirkung  auf  der  empfindlichen  Platte  ein  latentes 
Bild  zu  erzeugen,  welches  dann  auf  die  übliche  Weise  sichtbar  gemacht 
werden  könne.  Der  Vortragende  folgerte  hieraus,  dass  die  meist  fest- 
gehaltene  Hypothese,  dass  die  Entstehung  des  latenten  Bildes  durch  eine 
rein  chemische  Wirkung  des  Lichtes  (Reduction  der  Jodsilberschicht  zu 
Silbersubjodür,  Freiwerden  von  metallischem  Silber  und  Jod)  wohl  nicht 
mehr  als  ausreichend  anzunehmen  sei,  und  vielleicht  mit  einer  physischen 
Einwirkung  des  Lichtes  gemeinsam  auftrete.  In  dem  Lea’schen  Experi¬ 
ment  fand  der  Vortragende  Gelegenheit,  wiederholt  auf  die  für  den 
beobachtenden  Photographen  so  überaus  wichtigen  Moser’schen  Bilder 
hinzu  weis  eil. 

Herr  Krone  besprach  ferner  die  neueste  von  Lea  bekannt  gemachte 
organische  Entwickelung  des  Eisen- Glyco-Proto sulfat,  welches 
Kerr  Krone  im  Laufe  seines  Vortrages  als  glycinsaures  Eisenoxydul 
erklärte  und  durch  folgende  Formel  ausdrückte: 

+  Fe  +  5  HO  =  Fe  0,  C8  H8  012  -f  7H 

Glycin  Eisen  Wasser  Eisen-  Glycinsäure  Wasser¬ 
oxydul  stoff. 

Diese  Entwickelung  wird  dargestellt,  indem  man  mit  Schwefelsäure 
behandelter  Gelatine  (Glycin,  Leimzucker)  in  geeigneter  Weise  Eisen  und 
Wasser  hinzufügt;  es  treten  bei  Zusetzen  der  letzteren  Substanzen  so¬ 
fort  Wasser stoff-Exhalationen  auf,  wie  sich  schon  aus  der  obigen  Formel 
ergiebt.  Herr  Krone  besprach  vier  verschiedene  Bereitungsmethoden,  von 


107 


Lea,  Nichols,  Cooper  und  Gateliouse.  Letzterer  stellt  diese  Substanz  in 
schönen  hellgrünen  Krystallen  dar  und  glaubt,  dass  die  Gelatine  hier  um¬ 
gebildet  als  Leucin  auftrete.  Der  Vortragende  ergriff  hierbei  die  Gelegen¬ 
heit,  über  die  verwandten  Körper  Glycin,  Leucin  und  Alanin 
sich  ausführlicher  auszusprechen.  Glycin  und  Leucin  stellen  sich  mit  dem 
zwischen  sie  tretenden  Alanin  als  eine  Reihe  homologer  Körper  heraus, 
die  sich  von  einander  immer  durch  einen  Mehr-  oder  Mindergehalt  von 
C2  H2  unterscheiden.  Glycin  ist  das  erste,  Alanin  das  zweite,  Leucin 
das  fünfte  Glied  der  Reihe,  das  dritte  und  vierte  sind  unbekannt.  Mit 
salpeteriger  Säure  behandelt,  geben  diese  drei  Körper  drei  entsprechende 
homologe  Säuren,  nämlich: 

2  (C,  H5  NOa)  -f-  2  NO 3  =  C8  H8  Qm  +  2  HO  -f-  4^N 

Glycin  salpeterige  Glycinsänre  Wasser  Stick- 

Säure  Stoff 

2  (0,  H,  NO.)  +  2  N03  =  C,,  H„  0M  +  2  HO  +  4  N 

Alanin  Milchsäure 

2  (Ct,  H, 3  NOJ  +  2  NO 3  =  H, ,  0,,  +  2  HO  +  4  N 

Leucin  Leucinsäure 

Herr  Krone  berichtet  ferner,  dass  es  am  12.  Januar  d.  J.  Poitevin 
in  Paris  gelungen  sei,  der  Sociöte  fran^aise  de  Photographie  farbige  Pho¬ 
tographien  vorzulegen,  die  auf  Papier  und  Collodionplatten  mittelst  des 
violetten  Silbers ubchlorürs  erreicht  worden  waren.  Der  Vortragende  er¬ 
wähnte  hierbei  die  ersten  Anfänge  und  den  weiteren  Verfolg  der  soge¬ 
nannten  Heliochromie  von  Edmond  Becquerel  1848,  Niepce  de  Saint 
Victor  1850,  später  Testud  de  Beauregard,  von  denen  besonders  Niepce 
bis  auf  die  neueste  Zeit  das  Verdienst  der  besten  Resultate  gebühre. 
Poitevin  habe  nun  einen  ganz  neuen  Weg  eingeschlagen  und  glänzendere 
Resultate  erzielt,  als  alle  früheren  waren;  er  sei  von  der  Darstellung  der 
farbigen  Bilder  auf  Metallplatten  abgegangen  und  stelle  seine  Bilder  mit¬ 
telst  Chlorsilber,  das  er  einem  organischen  Bildträger,  als  etwa  Gelatine, 
Collodion,  einverleibe,  auf  Papier  oder  Glas  oder  auch  irgend  welchem 
anderen  Körper  her.  Poitevin  verwendet  ausserdem  noch  einen  Zusatz 
alkalinischer  Bichromate  in  bestimmten  Verhältnissen.  Wharton  Simpson 
in  London  hat  diese  Experimente  wiederholt  und  ohne  Bichromat-Zusätze 
auch  in  einem  einzigen  Falle  brillante  Farbenbilder  erhalten. 

In  ihrer  Anwendung  auf  die  Astronomie  hat  die  Photographie  in 
Frankreich,  England  und  Amerika  vielfache  Vervollkommnung  erfahren 
und  haben  ausgezeichnete  Resultate  immer  wieder  dargethan,  wie  wün- 
schenswerth  es  ist,  wenn  bei  Anlage  von  Sternwarten  gleich  darauf  Be¬ 
dacht  genommen  wird,  die  hierzu  nöthigen  Massnahmen  zu  treffen,  da 
sich  Arbeiten  auf  diesem  Felde  nur  höchst  selten  von  Privaten  ausführen 


108 


lassen.  In  einer  der  letzten  Sitzungen  der  Amerikanischen  Photogra¬ 
phischen  Gesellschaft  in  Newyork  legte  Rutherford  eine  Photographie  des 
Mondes  vor,  die  er  mittelst  seines  grossen  Refractors  angefertigt  hatte. 
Da  diese  Aufnahme  dieselbe  Schärfe  zeigte,  wie  die  von  Dr.  Henry  Draper 
angefertigten  Mond-Photographieen  in  derselben  Grösse,  die  mittelst  dessen 
Reflector  mit  versilbertem  Glasspiegel  erhalten  waren,  erbat  sich  die 
Gesellschaft  Erläuterungen  über  die  Weise,  wie  Rutherford  die  Correc- 
tion  seines  Refractors  für  photographische  Zwecke  bewirkt  habe.  Ruther¬ 
ford  hatte  mittelst  des  Spectroskops  die  Bedingungen  des  Achro¬ 
matismus  seines  Objectivs  bestimmt.  Das  Bild  eines  Sternes  im  Brenn¬ 
punkte  eines  Objectes  mit  absoluter  Correction  müsste  ein  Punkt  sein, 
denn  alle  Strahlenbündel  oder  Strahlenkegel,  die  es  zu  fassen  vermag, 
müssen  das  Objectiv  selbst  zur  Basis  haben.  Dieser  Punkt,  durch  ein 
Prisma  aufgefasst,  müsste  sich  zu  einer  Linie  umbilden,  die  an  einer  ihrer 
Extremitäten  roth,  an  der  anderen  violett  gefärbt  wäre  und  innerhalb 
welcher  die  Spectralfarben  in  ihrer  natürlichen  Ordnung  auf  einander 
folgen.  Wenn  jedoch  das  Objectiv  nicht  entsprechend  corrigirt  ist,  so 
vereinigen  sich  nicht  alle  gefärbten  Strahlen  in  einem  Brennpunkte;  das 
Spectrum  zeigt  sich  nicht  in  einer  Linie,  denn  es  verbreitern  sich  die 
nicht  corrigirten  Farben  schwammartig  in  einer  Breite,  die  durch  den 
Durchschnitt  des  Strahlenkegels  durch  das  Prisma  präcisirt  wird.  Man 
kann  sonach  auf  den  ersten  Blick  an  dem  Spectrum  eines  Sternes  er¬ 
kennen,  welche  Theile  des  Spectrums  durch  parallele  Strahlen  verursacht 
und  somit  einem  einzigen  Brennpunkte  entsprechen,  und  welche  Theile 
desselben  dieser  Bedingung  nicht  genügen  und  wie  gross  deren  Ab¬ 
weichung.  Rutherford  fand,  dass,  um  den  photographisch  verwendbaren 
Theil  des  Spectrums  zwischen  parallele  Linien  zu  bekommen,  es  eine 
Combination  von  einem  gegebenen  Crownglase  mit  einem  Flintglase  der 
Art  erheische,  dass  die  resultirende  Brennweite  um  ein  Zehntheil  kürzer 
als  die  optische  werde,  d.  h.  diejenige,  welche  im  Auge  das  Bild  achro¬ 
matisch  erscheinen  lässt.  Eine  Linse,  die  den  eben  erwähnten  Beding¬ 
ungen  für  die  Photographie  entspricht,  ist  indessen  ganz  ungeeignet  für 
das  Durchsehen,  zur  Beobachtung,  zum  Einstellen  überhaupt.  Nachdem 
also  Rutherford  so  die  Correction  für  den  Achromatismus  gefunden  hatte, 
musste  er  daran  gehen,  das  optische  Bild  für  das  Auge  zu  corrigiren. 
Er  schaltete  zu  diesem  Zwecke  zwischen  Ocular  und  Auge  einen  hohlen 
Meniskus  von  Glas  ein,  der  mit  schwefelsaurem  Kupferoxyd -Ammoniak 
angefüllt  wurde  und  erreichte  so  nach  einer  Reihe  praktischer  Versuche 
an  a  Lyrae  (Wega),  a  Canis  majoris  (Sirius)  und  drei  kleineren  Sternen 
seinen  Zweck  vollkommen.  Das  Objectiv  hat  1 1|  Zoll  Durchmesser,  und 
wie  die  Brennweite  um  ein  Zehntheil  kürzer  als  die  des  astronomischen 
achromatischen  Fernrohr -Objectivs  ist,  das  mit  Leichtigkeit  an  dessen 
Stelle  einzuschrauben  ist,  so  beträgt,  merkwürdig  genug,  die  Expositions- 


109 


zeit  mit  dem  photographischen  Objectiv  nur  ein  Zehntheil  von  der 
des  astronomischen  Objectivs.  — 

Nachdem  Herr  Krone  noch  der  weiteren  Mond-Photographieen  von 
Warren  de  la  Rue  und  der  Herren  Wolf  und  Reiset  auf  der  Pariser 
Sternwarte  und  einiger  merkwürdiger  Umstände  dabei  Erwähnung  ge- 
than  (stereoskopische  Aufnahmen  des  Mondes ;  durch  Zufall  stereoskopisch 
correspondirende  Hälften  aus  den  Jahren  1858  und  1865;  —  starkes  pho- 
togenisches  Verhalten  des  Halbschattens  durch  das  Teleskop  Leon 
Foucaults),  schloss  derselbe  noch  einige  photographische  Mittheilungen 
im  Laufe  der  Debatte  an,  an  welcher  sich  Herr  Bley,  Herr  Lichten- 
berger  u.  m.  A.  lebhaft  betheiligten. 


Fünfte  Sitzung  den  12.  Juli.  Vorsitzender:  Dr.  C.  Neu  mann. 

Herr  Z schau  bespricht  zunächst  die  Anwendungsarten  der  in  gegen¬ 
wärtiger  Zeit  nothwendigen  Desinfectionsmittel  und  empfiehlt,  darauf  be¬ 
zügliche  Belehrungen  zu  verfassen  und  durch  den  Druck  zu  verbreiten. 

Herr  Oberlehrer  Besser  veranlasste  hierauf  eine  Besprechung  des 
Zündnadelgewehres  und  der  dazu  gehörigen  Munition.  Es  wurde  hierbei 
hervorgehoben,  dass  die  Construction  des  ersteren  sowie  die  Art  der 
Anfertigung  und  Zusammensetzung  der  letzteren  kein  Geheimniss  mehr 
sei,  wie  noch  von  vielen  Seiten  her  behauptet  wird.  .  Die  Zündpille, 
welche  einen  Hauptbestandtheil  der  Zündnadelgewehr-Patrone  bildet,  be¬ 
steht  aus  einem  Zündsätze,  mit  dessen  analytischer  Untersuchung  schon 
seit  geraumer  Zeit  Militär-  und  Civiltechniker  sich  beschäftigt  häben. 
Schon  vor  1840  soll  man  in  Preussen  von  den  viel  zu  gefährlichen  leicht 
explosibelen  Quecksilber -Präparaten  auf  die  Verwendung  des,  auch  für 
Reibzündröhrchen  u.  s.  w.  gebräuchlichen,  muriatischen  Satzes  über¬ 
gegangen  sein.  Gillion  giebt  in  seinem  1856  erschienen  „Cours  elemen- 
taire  sur  les  armes  portatives11  das  chlorsaure  Kali,  das  Schwefel-Antimon 
und  Schwefel -Blumen  als  Bestandtheiie  an,  ohne  das  Satzverhältniss 
näher  zu  bestimmen.  Der  russische  Capitain  Worobioff  führte  in  seiner 
1864  erschienenen  Schrift  über  die  neuesten  gezogenen  Feuerwaffen  den 
folgenden,  angeblich  preussischen  Satz  an:  52,4  Proc.  chlor s.  Kali ,  auf 
29,4  Proc.  Antimon  und  18,2  Proc.  Mehlpulver. 

Dem  als  Waffentechniker  bekannten  Artillerie -Hauptmann  Dy  ge¬ 
bührt  das  Verdienst,  die  Frage  des  Zündpillensatzes  zuerst  völlig  auf¬ 
geklärt  zu  haben.  Nach  ihm  besteht  die  Zündpille  aus  367,5  Gewichts- 
theilen  chlorsaurem  Kali  und  333,6  Gewichtstheilen  Schwefelaniimon,  eine 
Mischung,  welche  allen  Witterungseinflüssen  widersteht. 


Sitzungsberichte  der  Isis  zu  Dresden. 


10 


110 


Sechste  Sitzung  den  23.  August.  Vorsitzender:  Dr.  C.  Neu- 
man  n. 

Die  Sitzung  beginnt  mit  einem  Vortrage  des  Herrn  Oberlehrer  Neu- 
bert  über  die  für  die  sächsischen  meteorologischen  Stationen  eingeführten 
registrirenden  Thermometer  oder  Thermometographen, 

Nachdem  genannter  Herr  sich  zunächst  über  das  darauf  bezügliche 
Historische  ausgelassen,  bespricht  er  einige  der  vorzüglichsten  und  ge¬ 
bräuchlichsten  registrirenden  Thermometer,  seine  Erläuterungen  durch 
Vorzeigung  mehrerer  dieser  Apparate  unterstützend.  Die  Unvollkommen¬ 
heiten,  welche  mehr  oder  weniger  bei  jedem  derselben  gefunden  wurden, 
veranlassten  die  Meteorologen,  sich  zumeist  nur  mit  denjenigen  Thermo¬ 
metographen  zu  begnügen,  welche  nur  die  Maxima  und  Minima  der 
Temperaturen  angeben.  Nach  diesem  Vortrage  entspann  sich  eine  längere 
Discussion  über  den  Umstand,  dass  bei  vielen  Quecksilber-Thermometern 
der  Nullpunkt  mit  der  Zeit  steigt,  als  ob  die  Thermometerkugel  kleiner 
geworden  wäre.  Besonders  soll  dies  bei  denjenigen  Thermometern  statt¬ 
finden,  bei  welchen  über  der  Quecksilbersäule  noch  ein  leerer  Kaum 
vorhanden  ist.  Der  Grund  dieses  Wechsels  ist  höchst  wahrscheinlich 
der  Druck  der  Luft,  der  durch  keinen  Gegendruck  von  innen  aufge¬ 
wogen  wird,  so  dass  dadurch  die  Thermometerkugel  nach  und  nach  bis 
zu  einer  gewissen  Grenze  eine  Zusammendrückung  erleidet.  Gewissen¬ 
hafte  Mechaniker  pflegen  daher  die  gefüllten  und  geschlossenen  Thermo¬ 
meterröhren  erst  mehrere  Monate  hinzulegen,  ehe  sie  dieselben  mit  Scalen 
versehen. 

Zum  Schlüsse  berichtet  der  Vorsitzende  noch  über  die  neuesten 
Planetenentdeckungen  und  über  mehrere  neuere  Meteorsteinfälle. 


Siebente  Sitzung  am  27.  September.  Nach  Eröffnung  der  Sitzung 
durch  Herrn  Dr.  C.  Neumann,  zeigte  Herr  P.  Groth  der  Gesellschaft 
einige  im  Radauthale  bei  Harzburg  und  bei  Elbingerode  von  ihm  ge¬ 
sammelte  Gesteine  vor.  Die  ersten  waren  Varietäten  des  dortigen  Gabbro 
und  des  Schillerfelses  von  der  Baste,  über  welche  eine  ausführlichere 
neuere  chemische  Untersuchung  von  Prof.  Streng  vorliegt,  deren  wich¬ 
tigste  Resultate  kurz  besprochen  wurden.  Ausserdem  zeigte  der  Vor¬ 
tragende  einen  Diorit  von  Elbingerode  vor,  der  zahlreiche  anscheinend 
völlig  unveränderte  Stücken  Thonschiefer  eingeschlossen  enthielt,  und 
beschrieb  dessen  Vorkommen. 

*  Hieran  schloss  sich  ein  Vortrag  des  Herrn  Seminarlehrers  Rei nicke 
über  einen  interessanten  Abschnitt  der  Farbentheorie.  Nachdem  der 
Herr  Vortragende  mit  grosser  Klarheit  die  Interferenz-  und  Beugungs- 
Erscheinungen  des  Lichtes  dargelegt  hatte,  schloss  er  seinen  Vortrag 


111 


mit  dem  interessanten  Versuche  mit  der  Nobert’schen  Interferenzspec- 
trumplatte.  Er  hob  dabei  hervor,  dass  Nobert  sich  über  die  Art  und 
Weise,  diese  Platte  unter  dem  Mikroskope  zu  beobachten,  nicht  be¬ 
stimmt  und  klar  genug  ausgesprochen  habe.  Das  Licht  der  Lichtquelle 
darf  nicht  das  ganze  Mikroskop  beleuchten,  sondern  muss  durch  einen 
vorgestellten  kleinen  Schirm  soweit  abgehalten  werden,  dass  es  nur  eben 
durch  eine  in  demselben  befindliche  Spalte  in  bestimmter  Richtung  vom 
Mikroskopspiegel  aus  auf  besagte  Platte  gelangen  kann. 


N. 


Befichtigungen. 


S.  43.  Z.  18  v.  u.  lies  „chromolith“  statt  chromalith. 

S.  64.  Z.  4  und  83  v.  o.  lies  „Becher“  statt  Becker. 

Z.  7  v.  o.  lies  „1830“  statt  1839. 

Z.  12  t.  o.  lies  „Erdmuthe“  statt  Erdruthe. 

S.  66.  Nr.  7  lies  „Liatris  odoratissima“  W.  statt  Liastris  odoratissima  Aut. 

4 


Dresden ,  Druck  70»  E.  Elochmami  *  Sohu 


Inhalt. 


Seite. 

I.  Haupstverammlungen . . . 69 

Neu  aufgenommene  Mitglieder.  S.  69.  75.  78.  —  Dr.  Schneider: 
Ueber  die  Reliefkarten  von  Franz  Keyl.  S.  69. —  Oberst  Aster’ s  Re¬ 
liefkarte  der  Gegend  von  Weesenstein.  S.  74.  —  Nekrolog  von  W.  A. 
Schultz.  S. 74.  —  E.  Fischer:  Meteorologische  Erscheinungen  des 
Jahres  1865.  S.75. —  Hofgärtner  Neumann:  Ueber  ßpongilla ßuvialilis. 

S.  77.  —  G.  Bley:  Ueber  Desinfectionsmittel.  S.  77.  —  I)r.  Schneider: 
Ueber  Salzburger  Kalkarten.  S.  78.  —  Baumeyer:  Ueber  Cisticercus 
pisiformis.  S.  81.  —  C.  Bley:  Ueber  ostindischen  Tinkal.  S.  81.  — 
Eingelaufene  Geschenke  für  die  Bibliothek.  S.  82.  —  Freiwillige  Bei¬ 
träge  zur  Gesellschaftscasse.  S.  88. 

II.  Section  für  Zoologie  . . 84 

Th.  Reib i sch:  Ueber  den  Bau  des  Weichthiergehäuses.  S.  84.  — 

Dr.  Geinitz:  Ueber  Elephas  primigenius.  Engelhardt:  Ueber  Töne 
des  Kukuk.  S.  87. —  Dr.  Küchenmeister:  Ueber  den  Befruchtungs¬ 
modus  bei  den  Fischen  und  die  Parthenogenesis.  S.  87.  —  Dr.  Schneider 
und  Th.  Kirsch:  Ueber  eine  Oestriclen  -  I^arve  unter  der  Kopfhaut 
eines  Sperlings.  S.  89.  —  Wegen  er:  Ueber  ein  monströses  Geweih 
des  Mähnenhirsches.  S.  90.  Ueber  den  Zug  der  Vögel.  S.  91. 

III.  Section  für  Botanik . . 92 

C.  Bley:  Ueber  Polymnia  grav.dis,  ßchinus  Molle,  Schwefel-Kohlenstoff 
und  angebliche  Urerzeugung.  S.  92.  —  F.  Seidel:  Ueber  Veronica 
peregrina  bei  Dresden  und  andere  hier  eingebürgerte  Pflanzen.  S.  92.  — 
Derselbe  über  Früchte  des  Ilibiscus  Bammia.  S.  94.  —  J.  Neu  mann: 
Ueber  eine  Neubildung  von  Holzmasse  an  verschiedenen  Bäumen.  S.  94. 

—  Dr.  Geinitz:  Ueber  Desor’s  Schrift  „Aus  Sahara  und  Atlas“  S.  95. 

F.  Seidel:  Ueber  die  Krankheit  der  Gurken;  C.  Bley:  Ueber  Agave 
Maximiliar} ea.  S.  86. — Besser:  Nekrolog  von  Professor  Georg  Met- 
tenius.  S.  96. —  F.  Seidel:  Camellia  japonica,  C.  Bley:  Ueber  Leon¬ 
topodium  alpinum ,  einen  neuen  Standort  der  Euphorbia  Lathyris :  über 
den  sogenannten  Nourtoak  u.  s.  w.  S.  98.  —  E.  Z sch  au:  Zusammen¬ 
hang  zwischen  der  Cholera  und  den  Vegetationsverhältnissen.  S  c  h  m  o  rl 
und  Engelhardt:  Ueber  Pinus  obliqiia  in  den  Torfmooren  des  Erz¬ 
gebirges.  S.  98. 


IY.  Seetion  für  Mineralogie  und  Geologie  ...........  100 

Eozoon  im  Urkalke  von  Maxen.  S.  100.  —  Engelhardt  und  Dr. 
Geinitz:  Ueber  das  Vorkommen  der  Eisenbltithe.  S.  100.  —  Dr. 
Schneider:  Ueber  Basalt  und  Nephelindolerit  des  Löbauer  Berges.. 

S.  101. —  Dr.  Geinitz:  Ueber  das  Auftreten  der  Steinkohlenformation 
bei  Nenntmannsdorf.  S.  101.  —  Engelhardt:  Ueber  Cupressinoxylon 
nodosum  in  der  Braunkohle  von  Quatitz;  Dr.  Stiibel:  Ueber  das  Vor¬ 
kommen  von  Gneiss  im  Urkalke  des  Pentelikon;  E.  Zschau:  Ueber 
den  Einfluss  der  Atmosphärilien  auf  Gesteine.  S.  102.  —  0.  Bley: 
Ueber  Laurit;  E.  Zschau:  Ueber  die  Schwefelmetalle  in  der  Stein¬ 
kohlenformation.  S.  103.  —  Dr..  S  t  ü  b  e  1 :  Unterbrechung  in  der  Aus¬ 
bildung  eines  Bergkry Stalls ;  Dr.  Geinitz:  Ueber  eine  Goldstufe  aus 
Neu-Schottland  und  den  Albertit  von  New  Brunswick.  S.  103.  —  Dr. 
Schneider:  Ueber  verschlackte  Basalte;  E.  Fischer:  Ueber  ver¬ 
schlackte  Gesteine  beiKoschiitz;  Dr.  Stiibel  und  E.  Zschau:  Ueber 
Schmelzversuchen  an  Gesteinen.  S.  103.  —  Dr.  Geinitz:  Ueber  das 
Vorkommen  des  Rubidium  und  Caesium,  über  die  fossile  Flora  der 
Steinkohlenformation  in  Nordamerika.  S.  104.  —  Geognostischer  Aus¬ 
flug  in  den  Plauenschen  Grund.  S.  105. 

V.  Seetion  für  Mathematik,  Physik  und  Chemie  .  .  . . 106 

H.  Krone:  Ueber  neuere  Fortschritte  der  Photographie.  S.  106.  —  „ 

E.  Zchau:  Ueber  Desinfectionsmittel.  S.  109.  —  E.  Besser:  Ueber 
das  Zündnadelgewehr  und  die  dazu  gehörige  Munition.  S.  109.  —  E. 

H.  Ne  über  t:  Ueber  registrirende  Thermometer  undThermometographen. 

S.  110.  —  Dr.  N-eumann:  Ueber  die  neuesten  Planetenentdeckungen 
u.  s.  w.  S.  110.  —  P.  Groth:  Ueber  Gab bro  und  Schillerfels  im  Harze; 

G.  F.  Reinickei  Zur  Theorie  der  Farben.  S.  110. 


PT“  Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  oder  Versendung  der  «Sitzungs¬ 
berichte  der  Isis»  ersuchen  wir,  unter  der  Adresse  des  Agenten 
der  Gesellschaft  Isis,  Herrn  Friedrich  Richter  in  Dresden, 
am  See  Nr.  23a,  aussprechen  zu  wollen. 

Der  Comite , 


Dresden,  Druck  von  E.  Blochtnann  und  Sohn.