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1
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SITZUNGSBERICHTE
DER kaiserl;
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
I PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
2
CXXXVI. BAND.
JAHRGANG 1897.
(MIT KlfTICR. KARTE.)
WIEN, 1897.
IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN
BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSOHAFTETC.
CX^^cS^. \^,
SITZUNGSBERICHTE
DEB
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE
DEB KAISEBLICUEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTSECHSUNDDREISSI6STER BAND.
(MIT KINKR ICA.RTfi:.)
WIEN, 1897.
IN C0MMI8SI0N BEI CARL GEROLD'S SOHN
BUCHBlHDLIB DER KAIS. AKADIMIB DIB WI88BN8CHAPTBH.
yy
Druck von Adolf HoUhaasen,
k. und k. Hof. nnd UiiiT«r»itito-Bu«hdraeker in Wi«
INHALT.
I. Abhandlung« Loserth: Stadien zur Kirchenpolitik Englands im
14. Jahrhundert I. Theil. Bis zum Ausbruch des grossen Schismas
(1878).
II. Abhandlung. Wolf Edler von Glanvell: Die Canonessammlung
des Cod. Vatican. lat. 1348.
III. Abhandlung. J. Muller: Kritische Studien zu den Briefen Senecas.
lY. Abhandlung. Fr. Maller: Beiträge zur etymologischen Erklärung
der griechischen Sprache.
y. Abhandlung. H. Schenkl: Bibliotheca patrum latinorum Bri-
tannica. Vni.
YL Abhandlung. Fr. Müller: Beiträge zur Textkritik und Erklärung
des Kämämak i Arta^^Ir i Päpakän.
YU. Abhandlung. Mussafia: Zur Kritik und Interpretation romanischer
Texte. Dritter Beitrag.
YUI. Abhandlung. Fr. Mttller: Beiträge zur Textkritik und Erklärung
des Andarz i Aturpät i Maf^raspandän. Mit einer deutschen Ueber-
Setzung dieses Tractats.
IX. Abhandlung. SchOnbach: lieber die Sage von Biterolf und Dietleip.
X. Abhandlung. Fr. Mttller: Die semitischen Elemente der Pahlawi-
Sprache.
XL Abhandlung* Jireiek: Das christliche Element in der topographi-
schen Nomenclatur der Balkanländer.
XI L Abhandlung. Meyer: Albanesische Studien. VI. Beiträge zur Kennt-
niss verschiedener albanesischen Mundarten.
XIII. Abhandlung. R. v. Rockinger: Berichte über die Untersuchung
von Handschriften des sogenannten Schwabenspiegels. XYI. (Mit
einer Karte.)
XIT. Abhandlung. Fr. Malier: Die Transacription fremder Alphabete.
XIX. SITZUNG VOM 7. 00X06:'^"^
Der Präsident begrüsst bei Wiederaufnahme
die anwesenden Mitglieder der Classe.
Derselbe macht Mittheilung von dem am 11 . Juli erfolgten
Ableben des Ehrenmitgliedes der phiL-hist. Classe im Auslände,
Dr. Ernst Curtius, geh. Rathes und Universitäts- Professors in
Berlin.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
Derselbe überreicht Namens Sr. Excellenz des italienischen
Botschafters in Wien, Grafen Constantin Nigra, c. M. der
kais. Akademie im Auslande, das Werk: ,11 giudizio univer-
sale in Canavese' pubblicato e commentato da Cost. Nigra e
Delfino Orsi.
Der Secretär verliest den h. Curatorial-Erlass ddo. 20. Au-
gnst 1896, Z. HO, wornach Se. kais. und königl. Hoheit der
durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer als Curator der kais.
Akademie der Wissenschaften die von derselben in ihrer
Sitzung vom 1. Juni d. J. beschlossenen Abänderungen der
§§. 46, 64, 66, 67 und 71 ihrer Geschäftsordnung mit höchster
EntSchliessung vom 14. August d. J. genehmigend zur Kennt-
niss genommen haben.
Der Secretär theilt das Dankschreiben des Herrn Pro-
fessor Dr. Joh. Loserth in Graz fllr die Wahl zum c. M. im
Inlande mit.
VI
Der Secretär legt eine Abhandlung des c. M. Herrn Dr.
Jos. Egger, Professor am k. k. Staatsgymnasium in Innsbruck:
yDas Aribonenhaus^y vor.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
Der Secretär überreicht weiter eine Abhandlung des c. M.
Herrn Dr. Joh. Loserth, Professor an der Universität in
Graz: ^Studien zur Kirchenpolitik Englands im 14. Jahr-
hundert. I. Theil. Bis zum Ausbruch des grossen Schismas
(1378)', um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte der Ver-
fasser ersucht.
Derselbe legt weiter eine Abhandlung des Herrn Dr.
Wladimir Milkowitsch, Privatdocent an der Universität Czer-
nowitz: ,Aus der böhmisch-polnischen Geschichte des 11. Jahr-
hunderts* vor.
Dieselbe geht an die historische Commission.
Derselbe überreicht endlich eine Arbeit des Herrn Dr.
Franz Jäger, k. k. Gymnasialprofessor i. R. in Klagenfurt:
,Mundart, Sitten und Bräuche der Lavantthaler*, um deren
Subventionirung der Verfasser ersucht.
Dieselbe wird einer Commission zur Begutachtung über-
geben.
Der Secretär verliest die Zuschrift Sr. Excellenz des
Ministers fUr Cultus und Unterricht vom 28. August 1896,
Z. 20803, wornach Hochderselbe sich bestimmt gefunden habe,
dem prov. Lehrer an der I. Staatsrealschule im H. Wiener Ge-
meindebezirke, Dr. Gustav Turba, im Schuljahre 1896/97 die
Zahl der Lehrstunden bedingungsweise zu ermässigen.
Derselbe verliest die Zuschrift des Ministers für Cultus
und Unterricht vom 31. August 1896, Z. 5961, wornach Hoch-
derselbe sich bestimmt gefunden habe, den Privatdocenten Dr.
Wolfgang Reichel in Wien vom 1. October 1896 ab zunächst
VII
auf die Dauer von drei Jahren nach Athen zn senden ^ mit
der Verpflichtung, die archäologische Führung und Unter-
weisung aller österreichischen Stipendiaten zu übernehmen und
über wichtige Entdeckungen an das Präsidium der kais. Aka-
demie und das archäologisch-epigraphische Seminar der Uni-
versität Wien zu berichten.
Derselbe verliest eine weitere Zuschrift desselben Mini-
sters vom 19. September 1896, Z. 22916, womach Hochderselbe
sich bestimmt gefunden habe, fUr Zwecke der Herausgabe der
,Nuntiaturberichte aus Deutschland' für das Jahr 1897 einen
Betrag von 2600 Gulden zu bewilligen.
Der Secretär theilt ein Dankschreiben des Herrn Dr.
Franz Eühnert für die ihm zur Drucklegung seines ,Nanking-
Syllabars' bewilligte Subvention mit, •
Derselbe verliest einen Antrag des w. M. Herrn Hof-
rathes v. Sickel, dass ein Betrag bestimmt werden möge, um
die auf das Concil von Trient bezügliche Correspondenz zwi-
schen der Curie und ihren Vertretern auf dem Concile und an
den Höfen Deutschlands, Frankreichs und Spaniens aus den
Jahren 1561 — 1563, soweit sie im Vaticanischen Archiv und
in der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand erhalten ist, für
eine von der Akademie zu veranstaltende Ausgabe copiren zu
lassen.
XX. SITZUNG VOM 14. OCTOBER 1896.
Der Secretär theilt das Dankschreiben des Herrn Dr.
Albrecht Weber, Professor in Berlin, fUr die Wahl zum aus-
ländischen Ehrenmitgliede mit.
VIII
Von Druckschriften werden vorgelegt:
^Bericht über die Industrie, den Handel und die Ver-
kehrsverhältnisse in Niederösterreich während des Jahres 1895*,
mitgetheilt and übersendet von der Handels- und Gewerbe-
kammer in Wien;
^Ergebnisse der Viehzählung in Bosnien und der Herce-
govina vom Jahre 1895', zusammengestellt vom statistischen
Departement der Landesregierung, übermittelt vom k. und k.
gemeinsamen Finanzministerium;
,Ksi§ga Wszechswiata i sposöb jej czytania' von Franz
Wodecki, gespendet vom Verfasser;
,Die Gebahrung und die Ergebnisse der Krankheits-
statistik etc. im Jahre 1894', herausgegeben und übersendet
vom Ministerium des Innern;
Auswahl von Gedichten nach dem ungarischen Texte des
Dichters Reviczky Gyula, in metrischer deutscher üebertragung
und mit einer Einleitung versehen und gespendet von Dr.
S. Nascher;
«Hundert Jahre Arbeit^ Bericht über die allgemeine
Landes -Ausstellung in Prag 1891, übersendet vom Actions-
Comitä ;
,Um Milliarden !* Das internationale Währungs- und Geld-
system der Zukunft von Dr. Joh. Matern, überreicht vom
Verfasser.
Das ausländische c. M. Herr Conze in Berlin überschickt
4 Exemplare ,Die attischen Grabreliefs^ Lieferung VIH.
XXL SITZUNG VOM 21. OCTOBER 1896.
Der Präsident überreicht ein von der Botschaft der fran-
zösischen Republik in Wien übersendetes Werk: ,Inventaire
sommaire des archives du departement des affaires 6trangferes.
Supplement.*
IX
Der Secretär theilt das Dankschreiben des Rev. John
Pentland Mahaffy^ Professor in Dublin, für seine Wahl zum
correspondirenden Mitgliede im Auslande mit.
Der Secretär legt folgende Druckschriften vor:
yArchäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich-
Ungam', herausgegeben von O. Benndorf und E. Bormann,
Jahrgang XIX, Heft 1;
jGeschichte der Slavenapostel Konstantinus (Kyrillus) und
Methodius^ von Lic. L. K. Goetz.
Das w. M. Herr Hofrath Bühl er überreicht in seinem
und des Verlegers, Herrn Karl J. Trübner 's, Namen fünf
Hefte des von ihm herausgegebenen Grundrisses der indo-arischen
Philologie wnd Alterthumskunde.
Das w. M. Herr Professor Dr. Mühlbacher überreicht ein
Werk: ,D constituto del comune di Siena dell' anno 1262',
pubUcato da L. Zdekauer, übersendet von der Direction des
,Monte dei Paschi* in Siena.
XXIL SITZUNG VOM 4. NOVEMBER 1896.
Der Secretär theilt das Dankschreiben des Herrn Pro-
fessor Dr. Graziadio Ascoli in Mailand für seine Wahl zum
Ehrenmitgliede im Auslande mit.
Der Secretär legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte
Abhandlung des c. M. im Inlande, Herrn Dr. Johann Müller,
Professor an der Universität Innsbruck: ,Kritische Studien zu
den Briefen Seneca's' vor.
Von Druckschriften werden vorgelegt:
,Some account of the Collection of Egyptian Antiquities
in the possession of Lady Meox by E. A. W. Badge'^ einge-
sendet von Lady Menx;
,Erzherzog Carl als Feldherr und Heeresorganisator' von
Moriz Edlen v. Angeli, k. u. k. Oberst, IL Band, übersendet
im Auftrage Ihrer kais. und königl. Hoheiten, der durchlauch-
tigsten Herren Erzherzoge Friedrich und Eugen;
,0esterreichi8cher Erbfolgekrieg 1740 — 1748', bearbeitet
von der kriegsgeschichtlichen Abtheilung des k. u. k. Eriegs-
archivs, H. Band, übersendet vom Director des Kriegsarchivs,
Feldmarschalilieutenant v. Wetzer;
F. del Faso y Troncoso: ,Los libros de Anahäac, Codice
Messicano Vaticano Nr. 3773', gespendet vom Duc de Loubat
in Paris.
XXin. SITZUNG VOM 11. NOVEMBER 1896.
Der Secretär theilt das Dankschreiben des Herrn Dr.
Alexander SziUgyi, Directors der Universitätsbibliothek in
Budapest, für seine Wahl zum correspondirenden Mitgliede
im Auslande mit.
Es werden folgende Druckschriften vorgelegt;
,Griechische Grammatik' von Gustav Meyer. lU. Aufl.;
, Jahresbericht der niederösterreichischen Landes- Irren-
anstalten pro 1894/95^, herausgegeben vom niederösterreichischen
Landesausschusse.
Das w. M. Herr Professor Dr. Friedrich Müller legt
eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Beiträge
zur etymologischen Erklärung der griechischen Sprache' vor.
Das w. M. Herr Professor Dr. Engelbert Mühlbacher stellt
den Antrag auf Bearbeitung eines historischen Atlas der Alpen-
länder.
XI
XXIV. SITZUNG VOM 18. NOVEMBER 1896.
Von Druckschriften werden vorgelegt:
^Katalog der armenischen Handschriften in der Mechita-
risten-Bibliothek in Wien' von P. Jacobus Dr. Dashian^ ge-
drackt mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissen-
schaften;
,Avesta' I — III, herausgegeben von Karl Geldner.
Herr Dr. Samuel Krauss, Professor am israelitischen Lehrer-
seminar in Budapest, ersucht um eine Subvention zur Heraus-
gabe seines Werkes: ^Griechische und lateinische Lehnwörter
in den Talmuden, Medrasohim und Targumim'.
Die Kirchenväter-Commission legt die ,Bibliotheca patrum
latinorum Britannica' VIH von Herrn Dr. Heinrich Schenkl^
Professor an der Universität Graz, zur Aufnahme in die
Sitzungsberichte vor.
Der Präsident A. v. Arneth erstattet Namens der histo-
rischen Commission einen Bericht über die Herausgabe der
venetianischen ,Dispacci di Germania' und stellt den Antrag,
a) dass die fernere VeröflFentlichung in drei Gruppen erfolge,
von denen die erste von dem Zeitpunkte, zu welchem Dr. Turba
seine Arbeit abschliessen wird, bis zum Tode K. Ferdinands III.
herabreichen, die zweite die Regierungszeit Leopolds I. und
Josephs I. (1657 — 1711) umfassen, die dritte mit der Thron-
besteigung Karls VI. beginnen soll; b) dass zur Beschleunigung
dieser Publication mindestens drei Bände in drei Jahren er-
scheinen; c) dass der Antrag einer Commission zugewiesen
werden soll, welche über die Verwendung der Ertragnisse der
Treitl-Widmung Vorschläge zu machen hat.
Die wirklichen Mitglieder Sectionschef v. Hartel und Ge-
nossen stellen den Antrag: Die h. Akademie wolle 1. das
XII
Project einer historisch- archäologischen und philologisch-ethno-
graphischen Dnrchforachnng der Balkanhalbinsel, 2. das Project
der Heraosgabe der Bibliothekskataloge des Mittelalters durch
eine Conunisdon prüfen lassen und eventuell ftr dieselben die
noth wendigen Mittel aus den flrträgnissen der Treitl -Widmung
zur Verfügung stellen.
Das w. M. Hofrath Gomperz und Genossen stellen den
Antrag: es mögen die zahlreichen noch unveröffentlicht in den
verschiedenen europäischen Bibliotheken ruhenden orientalischen^
zumeist arabischen Uebersetzungen griechischer Literaturwerke^
vorzugsweise philosophischen Inhalts und in erster Reihe aristo-
telischen Ursprungs y untersucht und ihre Verwerthung vorbe-
reitet und diesem Unternehmen ein Betrag aus dem Treitl-
Fonde gewidmet werden.
XXV. SITZUNG VOM 2. DECEMBER 1896.
Der Secretär theilt das Dankschreiben des Herrn Pro-
fessor Dr. Domenico Comparetti in Rom für seine Wahl zum
correspondirenden Mitgiiede im Auslande mit.
Das w. M. Herr Professor Dr. Friedrich Müller über-
reicht eine ftir die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung:
^Beiträge zur Textkritik und Erklärung des Kämänak i Ar-
tar/ßlT i Päpakän^
Das c. M. Herr Professor Dr. Hugo Schuchardt in Graz
übersendet ein Gesuch um eine Subvention zur Neuherausgabe
des baskischen Neuen Testamentes von dem reformirten Pfarrer
Licarrague von 1571.
Das w. M. Herr Professor Dr. Friedrich Müller und Ge-
nossen stellen den Antrag, mit Unterstützung der Treitl-Wid-
xm
mnng die bisher noch gar nicht oder nur ungenügend be-
kannten Sprachen in Nordost- Asien , Central- und Ost- Afrika
und Central-Amerika untersuchen zu lassen.
Das w. M. Herr Regierungsrath Kenner und Genossen
stellen den Antrag, das Project der Erforschung des römischen
Limes, zunächst im Gebiete von Ober- und Niederösterreich,
durch eine Commission berathen zu lassen und demselben einen
entsprechenden Betrag aus dem Treitl-Fonde zu widmen.
XXVI. SITZUNG VOM 9. DECEMBER 1896.
Es werden folgende Druckwerke vorgelegt:
jStatistical Atlas of India' (1895), gewidmet vom kaiserl.
indischen Ackerbauministerium;
G. Benger, königl. rumänischer Generalconsul : ,Rumänien
das Land der Zukunft. 1866 — 1896', gespendet vom Verfasser ;
Dr. A. Wittstock, Schuldirector a. D.: ,Das ästhetische
Erziehungssystem', geschenkt vom Verfasser;
Moriz Edler von Angeli, k. und k. Oberst: ,Erzherzog
Carl von Oesterreich als Feldherr und Heeresorganisator',
m. Bd., übersendet im Auftrage Ihrer k. und k. Hoheiten
der durchlauchtigsten Herren Erzherzoge Friedrich und Eugen.
XXVn. SITZUNG VOM 18. DECEMBER 1895.
Der Delegirte der kais. Akademie im Grillparzer-Preis-
gericht Robert v. Zimmermann zeigt an, dass sich dasselbe
am 5. December constituirt habe und aus folgenden Mitgliedern
bestehe: Professor Josef Bayer, Director Max Burckhardt,
Hofrath Friedrich Uhl und Hofrath Robert v. Zimmermann
in Wien, und Dr. Paul Schienther in Berlin.
XIV
Der Secretär tiberreicht ein Gesuch des Herrn Professor
Dr. Mathias Friedwagner in Wien um eine Subvention zur
Herausgabe der altfranzösischen Dichtung ^Meraugis de Portles-
guez' von Raoul de Houdenc.
Der Secretär legt die Pflichtexemplare des von der kais.
Akademie subventionirten Werkes: ,Das alte Bergrecht von
Iglau und seine bergrechtlichen Schöffensprttche'^ herausgegeben
von Dr. J. A. Tomaschek Edlen von Stradowa, vor.
Es wird weiter vorgelegt: , Allgemeine Geschichte der
bildenden Künste' von Alwin Schultz, Professor an der deut-
schen Universität in Prag, Lieferung 1 — 15, gespendet vom
Verfasser.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. Adolf Mussafia legt eine
für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Zur Kritik
und Interpretation romanischer Texte. III. Beitrag' vor.
XV
L SITZUNG VOM 7. JÄNNER 1897.
Der Secretär übergibt ein Exemplar des vom w. M. Herrn
(j. Buhler herausgegebenen ^Grundriss der indo-arischen Philo-
logie und AlterthumskundeS III. Bd., 2. Heft, geschenkt vom
Herausgeber und dem Verleger K. J. Trübner.
Das w. M. Herr Professor Dr. Friedrich Müller legt
eine fUr die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung : ^Beiträge
zur Textkritik und Erklärung des Andarz I Aturpät l Mabra-
spandän mit einer deutschen Uebersetznng dieses Tractats' vor.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. G. Buhle r legt einen Ab-
klatsch einer von Dr. A. Führer kürzlich gefundenen AÄoka-
Inschrift aus dem nepalesischen Terai vor, welche die Lage
der Geburtsstätte Buddha'» genau fixirt.
n. SITZUNG VOM 13. JÄNNER 1897.
Der Secretär legt vor: , Wissenschaftliche Mittheilungen
ans Bosnien und der Hercegovina', herausgegeben vom bosnisch-
hercegovinischen Landesmuseum, IV. Bd.
Das Curatorium der Schwestern Fröhlich -Stiftung über-
sendet die Kundmachung über die im Jahre 1897 stattfindende
Verleihung der Stipendien und Pensionen derselben.
XVI
m. SITZUNG VOM 20. JÄNNER 1897.
Der Secretär legt die Pflichtexemplare des von der Classe
subventionirten Werkes: ,Die Mundart von Imst* von Herrn
Dr. Josef Schatz vor.
Der Secretär überreicht eine Abhandlung des c. M. Herrn
Dr. Anton Schönbach, Professor an der Universität Graz:
,Ueber die Sage von Biterolf und Dietleip*, um deren Auf-
nahme in die Sitzungsberichte der Verfasser ersucht.
IV. SITZUNG VOM 3. FEBRUAR 1897.
Der Secretär legt vor: ,Ein deutsches Testament. Die
Natur als Organismus' von Hugo Astl-Leonhard.
Ferner legt der Secretär vor: ,Die basko-slavische Sprachen-
einheit, I. Bd.', von Johann TopolovSek.
Die Kirchenväter- Commission überreicht: ,Corpus scrip-
torum ecclesiasticorum latinorum. Vol. XXXH. S. Ambrosii
opera (Pars I) ex recensione Caroli Schenkl; pars prior.'
V. SITZUNG VOM 10. FEBRUAR 1897.
Der Secretär legt vor : Studien-Stiftungen im Königreiche
Böhmen, IV Band (1800—1829), übersendet im Auftrage Sr.
Excellenz des Herrn Statthalters von Böhmen.
XVII
Ferner legt der Secretär vor: ,Modo Breue de aprender
la iengua Vizcayna' corapuesto por Rafael Micoleta 1653,
übersendet von Herrn E. S. Dodgson.
VI. SITZUNG VOM 17. FP:BRUAR 1897.
Der Secretär verliest eine Note Sr. Exe. des Ministers
des Innern ddo. 12. Februar 1897, Z. 4702, worin der kais.
Akademie für die Absendung einer wissenschaftlichen Expe-
dition nach Bombay zur Erforschung der Beulenpest der Dank
der k. k. Regierung ausgesprochen wird.
Der Secretär theilt ein Schreiben des Herrn Prof. Dr.
H. F. Hitzig in Zürich mit, wornach dieser die ihm auf
Antrag der Savigny - Commission übertragene Arbeit: ,Dar-
ßtellung des attischen Civilprocesses' gerne übernimmt.
Der Secretär legt ein von der Wagnerischen Universitäts-
bnchhandlung in Innsbruck eingesendetes, von der Classe sub-
ventionirtes Werk : ,Regesta imperii XI. Die Urkunden Kaiser
Sigmunds', verzeichnet von Wilh. Altmann, 2. Lieferung, vor.
Das w. M. Herr Professor Dr Otto Benndorf erstattet
einen vorläufigen Bericht über den Beginn einer neuen klein-
asiatischen Unternehmung.
8itnngtb«r. d. phil.-hiit. C). CXXXVI. Bd.
XVIII
VIL SITZUNG VOM 3. MÄRZ 1897.
Der Secretär legt eine Abhandlang vom c. M. Herrn Dr.
Constantin Jireßek, Professor an der Universität in Wien, vor:
jDas christliche Element in der topographischen Nomenclatnr
der BalkanländerS um deren Aufnahme in die Sitzangeberichte
der Verfasser ersacht.
Das w. M. Herr Professor Dr. Friedrich Müller über-
reicht eine Abhandlung: ^Die semitischen Elemente der Pahlawl-
Sprache'.
Das w. M. Herr Professor Dr. Max Büdinger hält einen
Vortrag ,Zu Beda's Chronik'.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. Th. Gomperz berichtet über
jüngst veröffentlichte literarische griechische Papyri und
legt die hierauf bezügliche Mittheilung vor.
Vni. SITZUNG VOM 10. MÄRZ 1897.
Der Secretär legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte
Abhandlung des c. M. Herrn Dr. Gustav Meyer, Professor
an der Universität Graz: ,Albanesische Studien. VI. Beiträge
zur Kenntniss verschiedener albanesischer Mundarten' vor.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. Georg Bühler legt zwei
Specimina der von den modernen Schreibern des westlichen
und nördlichen Indien zur Herstellung von Manuscripten ge-
brauchten Lineale oder ,Faullenzer' vor.
XJX
IX. SITZUNG VOM 17. MÄRZ 1897.
Der Präsident macht Mittheilung von dem am 15. März
erfolgten Hinscheiden des c. M. im Inlande Herrn Gustav Frei-
herrn V. Heider, k. k. Sectionschef i. P.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
Der Secretär legt eine Arbeit des Herrn Dr. Heinrich
Kretschmayr in Wien: ,Das deutsche Reichs vicekanzleramt'
vor, um deren Aufnahme in das Archiv der Verfasser ersucht.
Die Abhandlung wird der historischen Commission zu-
gewiesen.
Das w. M. Herr Hofrath A. Beer legt eine für die Denk-
schriften bestimmte Arbeit: ,Kübeck und Metternich. Denk-
schriften und Briefwechsel' vor.
Das w. M. Herr Hofrath Siegel legt im Namen der
Savigny-Commission den XVI. der , Berichte über die Unter-
suchung von Handschriften des sogenannten Schwabenspiegels'
von dem c. M. Herrn Geheimrath Dr. Ludwig Ritter von
Rockinger in München zur Aufnahme in die Sitzungsberichte vor.
X. SITZUNG VOM 13. MÄRZ 1897.
Es werden folgende Druckschriften vorgelegt:
^Legis Romanae Wisigothorum fragmenta ex codice palim-
peesto s. Legionensis ecclesiae' ed. Regia historiae academia
Hispana, eingesendet von der Real Academia de la Historia
in Madrid;
^Jahresbericht über den Stand der galizischen Mittel-^
Staatßgewerbe- und Volksschulen für das Schuljahr 1895/96',
übermittelt vom k. k. galizischen Landesschulrath;
b*
XX
»Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
der Steiermark, I. Bd. Verfassung und Verwaltung der Mark
und des Herzogthums Steier von ihren Anfängen bis zur Herr-
schaft der Habsburger', von Professor Dr. Franz v. Krones,
geschenkt vom Verfasser;
jQuellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt in Sieben-
bürgen', herausgegeben auf Kosten der Stadt Kronstadt, HI. Bd.,
gespendet von dem mit der Herausgabe betrauten Ausschüsse;
,Ueber die köktürkische Inschrift auf der Südseite des
Kül Tägin- Denkmals' von W. Bang; — ,Zu den Kök Türk-
inschriften der Mongolei' von W. Bang; — ,Notes d'^pigraphie
Mongole-Chinoise' par M. G. Dev^ria, avec une notice de M.
W. Bang, eingesendet von Herrn W. Bang.
Der Secretär legt Berichte des Herrn Dr. Rudolf Beer
und des Herrn Ludwig Bittner über die Vorarbeiten für die
Einleitung zu Johannes de Segovia's ,Historia gestorum concilii
eensis' vor.
Dieselben werden der Concilien-Commission überwiesen.
XI. SITZUNG VOM 7. APRIL 1897.
Vorgelegt wurde der vom fürstlich Bulgarischen Unter-
richtsministerium zugeschickte XIII. Band der ,Sammlung
national-literarischer Gedichte und Schriften^
Das w. M. Herr Hofrath Friedrich Müller legt eine ftir
die Sitzungsberichte bestimmte Arbeit: ,Die Transscription
fremder Alphabete* vor.
Das w. M. Herr Hofrath Jagi6 hält einen Vortrag über
,Die Aufgaben der Erforschung der südslavischen Dialekte,
erläutert an dem Verhältnisse der serbo-croatischen Schrift-
sprache zur bosnisch-hercegovinischen Mundart*.
I. Abb.: Losertb. Studien svr Eiroheapolitik England» im li. Jahrbnndert.
I.
Studien zur Kirchenpolitik Englands
im 14. Jahrhundert.
I. Theil.
Bis zum Ausbruch des grossen Schismas (1378).
Von
J. Iioserth,
corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenscbaften.
Vorbemerkungen.
Irotz der vielen Arbeiten, die auf dem Gebiete der
Wiclifforschung in den letzten zwölf Jahren, seitdem die kriti-
sche Ausgabe der Werke Wiclif 's in Angriff genommen wurde,
zu Tage gefördert worden sind, fehlt es an einer Darstellung
des Entwicklungsganges dieses Reformators, in der die Ergeh-
lüsse dieser Forschung verwerthet würden. Man hat bisher
von Seiten der meisten Kirchenhistoriker nicht einmal die ein-
zelnen grösseren Werke Wiclif's selbst in ihrer wahren Be-
deutung erkannt und gewürdigt. Ich habe im Frühlinge dieses
Jahres an einem einzelnen Beispiele dargelegt, welche Ergeb-
nisse eine kritische Durchforschung einzelner Schriften Wiclif's
zu Tage zu fördern vermag, indem ich durch einen Vergleich
eines schon vor mehr als anderthalb Jahrhunderten gedruckten
Tractates Wiclif's mit dessen grossen Werken ,De Ecciesia' und
;De Civili Dominio' den Kachweis erbringen konnte, dass man
die Anfänge der kirchenpoUtischen Thätigkeit Wiciif's bisher
fast um ein Jahrzehnt zu früh angesetzt hat. Dadurch musste
begreiflicher Weise die Ansicht von den Ereignissen jener Zeit
in den Berichten zeitgenössischer Quellen in ganz falscher Be-
leuchtung erscheinen. Das Studium der Schriften Wiciif's ist für
die Erkenntniss der Geschichte seiner Zeit von um so grösserer
SiUangsber <1 phil.-bist. Ol. CXXXVI. Bd. 1. Abb. X
2 I. Abhandlmiig: Loserth.
Wichtigkeit, als uns jene Documente, wie es scheint, £Ür immer
verloren gegangen sind, welche die wichtigsten Ereignisse ans
WicKf 's letzten Jahren, namentlich seine Verurtheilung in Rom,
betrafen. Dort finden sich heute nicht einmal jene Bullen
mehr vor, die zum Glück in England aufbewahrt worden sind.
Dass diese Verluste sciion in älterer Zeit zu beklagen waren,
wahrscheinlich noch ins 14. Jahrhundert selbst fallen, mag
hier nur nebenbei angedeutet werden. Wer in römischen
Archiven sich über Wiclif Raths erholen will, findet dessen
Namen erst in seiner Verquickung mit jenem des Hus, und
zwar in einer Zeit, als dieser schon auf der Höhe seines
Schaffens stand.
Man ist daher, oft fast allein, auf Wiclifs Werke ange-
wiesen, wenn man über Einzelnheiten aus seinem Leben nähere
Auskunft sucht oder namentlich seinen Zusammenhang mit
den älteren Reformparteien der Kirche im 14. Jahrhundert be-
leuchten will. Dass sich da für beides noch mehr oder minder
wichtige Ergebnisse gewinnen lassen, darüber gibt es in den
Schriften ,De Civili Dominio' und ,De Veritate Sacrae Seripturae*
Anhaltspunkte genug. Ich will hier vorgreifend nur auf einen
Fall hinweisen: Schon zu wiederholten Malen habe ich (s.
Gott. Gel. Anz. 1896, S. 548 ff.) die Ansicht Jener bekämpft,
die in der Aufspürung des ursächlichen Zusammenhanges der
älteren Reformparteien zu weit gehen und den Beginn der
Reformation am liebsten schon in die Zeit des Heilands ver-
legen möchten. Ein stehendes Capitel ist es, dass der Eine
WicHf's Ideen den Köpfen der Waldenser entspringen lässt,
der Andere sich's nicht versagen kann, ihn recht kräftig an
Occam anzulehnen. Dass man einem Manne wie Wiclif damit
sein Hauptverdienst raubt, den Vergleich mit dem, was er in
der Kirche seiner Zeit sah, und dem, was die erste Kirche bot,
aus dem Studium der Bibel selbst genommen und darnach
seine Anschauungen über die Kirche und ihr Regiment gebildet
zu haben, steht fest. Dass Wiclif Occam's Werke gelesen,
gewürdigt und geliebt hat, sagt er ja schliesslich selbst. Dass
er, was er an reformatorischen Ideen besass, nicht aus Occam
schöpfte, sondern aus der Bibel, ergibt sich (s. den ersten Ex-
curs dieser Abhandlung) aus Wiclif 's eigenen Worten. Was soll
man nun sagen, wenn trotzdem ein Gelehrter wie Adolf Haus-
Studien zur Kirchenpolitik EngUnds im 14. Jahrhundert. 3
rath in seinem eben erst erschienenen Buche ,Die Arnoldisten'
(Weltverbesserer im Mittelalter III, 391) berichtet: ,Auch Wiclif
steht noch unter dem Einfluss des alten Armuthsideals, und seine
Lehre vom Predigtamte ist die der Waldenser. Seine LoUharden
sind in gewissem Sinne die Lombarden Englands.
Sind aus dem Studium der Werke Wiclif 's demnach nicht
unerhebliche neue Ergebnisse zu gewinnen, so könnte man doch
andererseits vielleicht behaupten, es sei vor dem Erscheinen
aller grossen Werke Wiclif's verfrüht, diese Ergebnisse achon
jetzt feststellen zu wollen. Dem gegenüber ist darauf hinzu-
weisen, dass die noch ungedruckten grossen Werke Wiclif's
insgesammt der Zeit nach dem Schisma angehören, also nach
der Verurtheilung der 18 Thesen durch Gregor XL geschrieben
sind. Am wichtigsten aber und wohl auch am interessantesten
ist die Betrachtung seines Werdeganges bis zu diesem Ein-
schnitt in seinem Leben, und dies findet man in den zehn
unten folgenden Capiteln. Eines von diesen wurde, wie bemerkt,
bereits gedruckt (English Historical Review, April 1896), er-
scheint aber hier in theilweise geänderter und verbesserter Ge-
stalt. Es durfte auch deswegen hier nicht fehlen, weil es zum
Verstftndniss der folgenden Capitel nothwendig ist. Von den
Beilagen habe ich das Cobham betreffende Stück dieses Namens
wegen nicht zur Seite legen wollen: man sieht, wie streng diese
Familie, aus der später der Wortführer der kirchlichen Opposi-
tionspartei in England aufstand, hier noch ganz auf dem Boden
der entgegengesetzten Ansichten ruht. Statt die Urkunden,
welche die Verhandlungen zwischen Gregor XL und England
betreffen, in vollem Wortlaut beizulegen, habe ich sie bis auf
wenige in der Form von Regesten beigeschlossen, die zumeist
den Registerbänden dieses Papstes selbst wörtUch entnommen
sind. Den zweiten Excurs habe ich beigegeben, um den Lesern,
denen die Gestalt Gregors XL etwa in den Schriften Wiclif's
entgegentritt, die Persönlichkeit dieses von Wiclif so sehr ver-
kannten und gehassten Papstes in ihrer richtigeren Beleuch-
tung zu zeigen.
Zum Schlüsse sei mir gestattet, jenen Herren, die mich
bei meinen Studien in Rom werkthätig unterstützten, vor allen
Herrn Hofrath v. Sickel und dem Vorstand des vaticanischen
Archivs Herrn Denifle meinen besten Dank zu sagen. Ich
1*
4 I* AbhBDdlung: Loter th.
will nicht beizufügen unterlassen, dass mir das hohe k. k.
Ministerium für Cultus und Unterricht in dankenswerthester
Weise Mittel und Müsse geboten hat, meine Wiclifforschungen
in Rom machen zu können.
Graz, 1. October 1896.
1. Die Kirehenpolitlk Eduards I.
Der Reichthum der englischen Kirche war unter der
schwachen Regierung Heinrichs III. stark angewachsen. Geld
und Gut, Land und sonstiger fester Besitz war an sie gekommen.
Indem so viele Leistungen, zu denen Laien als Lehensträger
der Krone verpflichtet gewesen waren, allmälig in Vergessen-
heit geriethen und endlich ganz in Wegfall kamen, musste in
erster Linie die Landesvertheidigung ge&hrdet erscheinen.
Die Frage ward aufgeworfen, wie viel Lehensgut in unrechter
Weise an die Kirche gekommen sei. In einer Zeit, wo man
allerorten daran ging. Rechte und Pflichten, die auf dem Grund-
besitz hafteten, sorgsam festzustellen, wo Landschaften, religiöse
Körperschaften und auch schon einzelne regierende Häuser
daran giengen, ihre Urbare anfertigen zu lassen, um eine
Uebersicht über die ihnen zu Gebote stehenden Machtmittel
zu erlangen, war es durchaus nichts Besonderes, wenn auch
Eduard I. gleich in seinen ersten Regierungsjahren einen ge-
nauen Kataster anlegen Hess. Hier kam noch als treibendes
Motiv hinzu, widerrechtlich abhanden gekommenes Gut an die
Krone zurückzubringen. Bereits im Herbste 1274 Hess er ein
Mandat in alle Grafschaften ausgehen, die Beamten möchten
«genau in Erfahrung bringen, welche Domänen sich im Besitze
der Krone befänden, welche als Lehen an andere gekommen,
unter welchem Rechtstitel dies erfolgt sei, welche aus unmittel-
baren Lehen Afterlehen geworden, welches der Stand der
Ritterlehen sei, und wie es mit den königlichen Pachtzinsen in
den Städten und den anderen feudalen Dienstbarkeiten stünde.^
Die Untersuchung hatte in vielen Fällen einen unmittelbaren
» Rym. Foed. 617.
Stadien nr Kirehonpolitik Engbnds im 14. Jahrhandert. 5
Erfolg. Schon im nächsten Parlamente, das Eduard zu Anfang
Mai 127Ö abhielt^ gaben sehr Viele, die einige Kronlehen hatten
— sie hatten sie offenbar widerrechtlich erworben — sie in die
Hände des Königs znrück, wobei dieser übrigens Milde und
Nachsicht walten liess/ indem er sie ihnen sodann ftir die
Zeit ihres Lebens beliess. Die Untersuchung dauerte mehrere
Jahre. Niemand, und mochte er noch so hoch stehen, wurde
hieven ausgenommen. Wer nicht einen genügenden Rechts-
titel vorwies, dessen Besitz ward mit Beschlag belegt.* Nicht
Alle waren in der Lage, die fehlenden Documente durch den
Hinweis auf ihren bewährten Patriotismus zu ersetzen und
ihren Worten eine gegen den König selbst gerichtete Spitze
zu geben, wie Johann von Warenne, Graf von Surrey.*
Schlimmer als der Adel kam die Geistlichkeit weg. Etwa
einen Unterschied zwischen ihr und den anderen Ständen zu
machen, war der König nicht gewillt. Er erklärte sich hier-
über auf dem Parlamente von 1279, da er von der Geistlich-
keit den fünfzehnten Theil ihrer Einkünfte als Beihilfe fUr den
Krieg verlangte, mit aller Offenheit. Wehklagend ruft der
Chronist von Westminster. aus: Nicht einmal der Ort, wo der
König seine Taufe empfangen, wo er gefirmt worden sei, wo
die vergänglichen Reste seines Vaters bestattet lägen, werde
verschont.*
Ja Eduard I. gieng noch viel weiter. Nach seiner Ueber-
zeugung hatte der Clerus schon zu viel Grundbesitz erworben.
Jedes weitere Anwachsen der geistlichen Macht schien dem
' Ann. Wint. : In qaindena Paschae . . . facta commnni convocacione om-
niam magnatnm regni, tenuit dominas rex Edwardus ma^um parlia-
mentum suam apad Westmonasteriam , ubi quamplnres de regno, qui
aliqua feoda de Corona regia tennerunt, ea dicto domino regi reddidemnt,
compoeicione tarnen facta cum quibusdam, ut ea tenere valeant qnoad
vitam . . .
' Si non haberent bonnm warrantam, Beisivlt statim terrae illorum. Chron.
W. de Hemingsbnrgh II, 6.
' Vocatos est inter ceteros comes de Warenna coram insticiarios regia, et,
interrogatns, qno warranto teneret, prodazit in medium gladium anti-
qanm et aerug^natnm et ait: Ecce, domini mei, ecce warrantum meum.
Antecessores enim mei cum Willelmo bastardo venientes conquaesti sunt
terras cum gladio . . .
* Matth. Westm. 409.
6 I. Abhandlang: Loserth.
Königthum und dem Reiche Gefahr zu bringen. Man glanbt
in den Schriften Wiclif's aus seinen letzten acht Jahren zu
blättern, wenn man seine Verfügungen liest. Kein Zweifel, dass
das Verfahren dieses Königs ihm lebhaft vor Augen stand. Sein
LiebHngsbuch , das er bei historischen Fragen gern zu Rathc
zog, war das Polychronicon des Ranulphus von Higden, und
dieser berichtet in zwar knapper, aber ausnehmend deutlicher
Weise über Eduards Verfahren gegen die todte Hand.^ Es
wurde durch ein eigenes Statut im Jahre 1279 ein tormhches
Verbot erlassen, Güter an die todte Hand zu schenken:* ,Kirch-
liehe Personen sollen in Zukunft an Landbesitz und Einkünften
nicht mächtiger werden.^ Schon sei Gefahr vorhanden, dass
durch solche Erwerbungen die Kriegslehen, die zur Verthei-
digung des Reiches bestimmt seien, in Abnahme kommen und
die Vertheidigung des Reiches ins Schwanken gerathe. ,Man
habe,' seufzt der klösterliche Geschichtschreiber, ,ganz ver-
gessen, dass die Amalekiter mehr durch das Gebet des Moses
als das Schwert der Israeliten besiegt worden seien.' Auf solche
Einwendungen hätte ein König wie Eduard I. gewiss wenig
gegeben — in diesem Augenblicke vielleicht weniger als sonst,
wo er Grund zu haben meinte, über den Erzbischof Johann
von Canterbury erbittert zu sein; dehn auf dem Provinzialconcil
von Reading (30. Juli 1279) hatte dieser, über die Grenzen
der kirchlichen Jurisdiction hinausgehend, den Befehl gegeben,
eine Abschrift der Magna charta alljährlich in den Kathedral-
und CoUegiatkirchen anzuheften.^
Das Statut wurde am 15. November erlassen. Indem es
festsetzte, dass in Zukunft keine Lehen sei es durch Kauf
oder Schenkung an die todte Hand kommen dürften, wollte
^ Ranulph. de Higden VIII, 264: Rex. Edwardus cum proceribus ediderunt
statuta contra mortuam manum, ita ut nulliis deinceps terras, tene-
menta, redditus daret, venderet, legaret aut permutaret seu quovis titulo
viris religiosis assignaret sine licencia regis. So auch S. 286: Rex Ed-
wardus fecit saisire omnia temporalia clericorum eximens eos a pro-
tectione sua. Vgl. auch p. 295.
* Walsingham verlegt das Statut bereits in das Jahr 1276: es kann aber-
mal kaum einem Zweifel unterliegen, dass es ins Jahr 1279 gehört.
Vgl. Ann. Wawerl., p. 392.
' Stubbs, Select Charters, p. 458.
Studien rar KirohwpoUtik EngJands im 14. Jahrhundert. 7
man dem alten Unfuge vorbengen, dass Lehensträger des Staates
ihre Lehen der Kirche gaben , um sich den Pflichten gegen
König und Staat zu entziehen. Der Kirche geschah hiedurch
tfir die Gegenwart und mehr noch für die Zukunft grosser
Eintrag. Ihr mannhaftester Vertheidiger war Pecham; eine in
jeder Beziehung bedeutende Persönlichkeit dieser Tage. In
seinen Briefen^ beklagt er den Verfall der kirchlichen Disciplin.
Wenn irgendwo ein Bischofssitz frei werde, so gebe man die
Lehen der Kirche an unfähige und untaugliche Personen. Die
könne man dann nicht entfernen, auch wenn man hiezu die
triftigsten Gründe habe. Gegen das Statut vo^ der todten
Hand zog er in unerschrockenster Weise zu Felde; wie es
scheint, war gerade seine Kirche bei den Restitutionen am
schlechtesten weggekommen.* Alte Immunitäten und Privi-
legien soll man ihr genommen haben. In den beweglichsten
Worten beschwor er den König, keine Gesetze zu geben, die
den Decreten der Päpste zuwider seien. Er möge doch lieber
die Beispiele »des Kaisers Constantin, eines Canutus oder Eduards
des Bekenners befolgen. Als diese Unterredung nichts half,
machte Pecham den Versuch, sich dem Könige zu widersetzen.
Am 7. October 1281 hielt er zu Lambeth eine Provinzialsynode
ab. Sämmtliche Bischöfe, Aebte und Prioren mit der niederen
GeistUchkeit fanden sich ein. Hier brachte er den Antrag ein,
einige der Krone zustehende und seit alter Zeit geübte Rechte
einzuziehen, die sich vornehmlich auf das Kirchenpatronat be-
zogen. Aber die Freunde des Königs traten dem Metropoliten
fest entgegen : Man möge nicht versuchen, etwas vorzunehmen,
was den Freiheiten des Königthums zum Schaden gereichen
könnte.* Sie würden es mit dem Verlust ihrer Baronien be-
* Nicolans Harpesfield (Hist. Auglicana, Douai 1622), Archidiakon von
Canterburj, hat im 16. Jahrhundert eingehende Studien im erzbischöf-
Hchen Archive gemacht. Seine Angaben haben mitunter Quellenwerth,
weshalb ich das Buch auch im Folgenden öfter eitlere.
* Ebenda, S. 441.
* Ann. Osney. p. 286: In eodem concilio proposuerat quasdam libortates ad
coronam domini regis spectantes et a multis retroactis t^pmporibus usi-
tatas annullare, videlicet cognlcionem iuris patronatus, prohibitiones
regias in placitis de catallis et huiusmodi quo spiritualitatem mere coii-
tingere videbantur.
8 I. Abhandlnng: Losertb.
zahlen, die sie vom Könige haben. Ersclireckt Hess der Erz-
bischof von seinem Vorhaben ab. Der Clerus fugte sich nun
auch den scharfen Besteuerungen, von denen er fast Jahr flir
Jahr betroffen wurde. ^ Dass es ohne Widerspruch nicht ab-
gieng, bezeugt das Verhalten des Clerus auf dem Herbstparla-
ment von Salisbury im Jahre 1283. Die Kriege gegen Wales
verschlangen grosse Summen, und der König war in der Art
. der Beschaffung des Geldes nicht eben wählerisch. So legte
er einstens Hand auf die grossen Summen, die in England für
den auf dem Concil zu Lyon beschlossenen Kreuzzug gesammelt
worden waren. Auch mit der Besetzung geistlicher Stellen
machte er nicht viele Umstände. Pecham befand sich unter
solchen Umständen in einer schwierigen Stellung, die ihm durch
seine Gegner bei der Curie noch erschwert wurde. Er war
einer der ehrwürdigsten Kirchenfürsten in England. Wiclif
spricht wohl ein und das andere Mal mit hoher Achtung von
ihm, und manche Aeusserungcn in seinen Briefen meint man
in Wiclifs Schriften wiederzufinden.
Johann Pecham folgte am 13. Februar 1293 Robert Win-
chelsey auf dem erzbischöflichen Stuhle von Canterbury nach.
Auf den meisten seiner Provinzialsynoden spielte die Frage,
wie man den immer steigenden Bedürfnissen und Forderungen
des Königs entsprechen könne, die Hauptrolle. Man darf an-
nehmen, dass er durchaus geneigt war, allen gerechten Wünschen
des Königs nachzukommen. Wir finden ihn 1294 in einer
schwierigen politischen Mission in Wales, das sich empört hatte,
und wo er nicht wenig zur Dämpfung des Aufstandes beitrug.*
Aber noch in demselben Jahre brach der Krieg mit Frankreich
aus. Französischer Treubruch hatte eine patriotische Erhebung
in ganz England hervorgerufen. Das Parlament, welches
zwischen dem 7. Mai und 6. Juni tagte, fasste einstimmig den
Beschluss, Gascogne mit Waffengewalt wieder zu erobern.^
Der König von Schottland überliess alles Einkommen aus seinem
englischen Besitz dem Könige von England für die gegen-
* Beispiele liefen zu den Jahren 1282, 1283, 1285, 1289, 1290 u. 1292 vor.
2 Nicolaus Hiirpesfield, S. 445 , der sich auf das Register von Canterbury
beruft.
^ Denique in hoc consentiunt omnes recuperare Vasconiam vi et armis.
Matth. Westm. 1294, p. 421.
Studien zur KirebonpoUtilE Engl&nds im 14. Jfthrhnndert. 9
wartigen Kriegszwecke auf drei Jahre^ die Grafen und Barone
versprachen nach Kräften und Vermögen zu helfen^ auswärtige
Bündnisse, in erster Linie mit Deutschland, werden gesucht
und gefunden. Die Hauptsache blieb die Herbeischaffung der
Döthigen Kriegsmittcl im Lande selbst, und da lässt sich das
Vorgehen des Königs dem Clenis gegenüber in keiner Weise
von Gewaltthätigkeit freisprechen. Die gesammten Kirchen-
schätze, alles Geld, das abgezählt in den Schatzkammern der
Kirchen lag und kirchlichen Zwecken diente, Depositen in
Kirchen und Klöstern, Hess er ganz plötzlich am 4. Juli ein-
fordern und in seine Schatzkammer abführen. Wo etwa Wider-
stand geleistet ward, wurden Schränke und Kisten erbrochen.
Zwar wurden Inventare aufgenommen, ,da8 viele Geld aber
hat der König niemals zurückgestellt^ * Die Leistungen, die
er dem Clerus zumuthete, überschritten alles Mass so sehr,
dass der König endlich selbst die Grenzen seiner Gewalt er-
kannte und seine Ansprüche minderte. Man wird es aber be-
greiflich finden, wenn sich der englische Clerus mit Eiräften
gegen solche Beraubung wehrte und Schutz bei dem Papste
suchte. Noch in demselben Jahre erschien ein Mandat, das
alle Erzbischöfe, Bischöfe, Decane und Archidiakonen ftir
den 21. September nach London berief. Der übrige Clerus
durfte aus jeder Diöcese zwei Vertreter absenden. Den Ver-
sammelten hielt der König eine eindringliche Rede,* wie der
Krieg gegen Frankreich seinen Anfang genommen. Man sehe,
dass die Grafen, Barone und Ritter nicht blos Gut, sondern
auch Leib und Leben dahingehen. Man dürfe daher von dem
Clerus, der nicht zu Felde ziehen könne, stärkere Leistungen
erwarten. Es sei natürlich, dass von den Gütern des Landes
das Land selbst erhalten werde. Der Bischof Oliver von Lincoln
verlangte einen Tag zur Berathung: einstimmig erklärten sich
dann Alle bereit, in dem einen Jahre den doppelten Zehent zu
bewilligen. Da entbrannte der König in Zorn, er drohte, ihnen
seinen Königsschutz zu entziehen, wenn sie nicht augenblicklich
seinem Wunsche entsprächen und mindestens die Hälfte von
dem Ertrag aller Güter beisteuern. ,Wie ein schwacher Halm,
^ MuIUm pecuniRm con:«ecittus est, quam nuuquam restituit.
' Chron. Hemingb. II, 54.
10 L Abbsodlnng: Loserth.
SO knickten ihre Herzen zusammen'; die Einen konnten sich
nicht schnell genug beeilen, dem Wunsche des Königs zu ge-
nügen, die Anderen folgten nach, vom Schrecken beherrscht,
und weil ja doch die Immunität der Kirche verletzt war, so
]ßgte der Clerus dem Könige einige Beschwerden vor, vor-
nehmlich aber, dass das Statut ,vou der todten Hand% das
zum Verderben der Kirche erlassen worden sei, wieder aufge-
hoben werde. ^ Darauf gieng nun freilich der König nicht ein:
,Diese8 Statut sei im Parlamente nach dem Rathe der Grossen
beschlossen worden, er könne es daher nicht ohne deren Rath
widerrufen. Was die übrigen Artikel betreffe, wolle er sich
gern willfkhrig erweisen.'* Aber an diesen lag dem Clerus
nicht so viel: ,Getäuscht und betrogen kehrten sie heim, ärmer
um die bewiUigte Hälfte.' Vergeblich versuchte Wilhelm von
Montfort, die beanspruchten Summen herabzudrücken.' Die
reichen Abteien hatten Schildgelder bis zu 100 Mark zu zahlen.
Die Güter auswärtiger Orden wurden in königUche Verwaltung
genommen."* Dies musste den päpstlichen Hof empfindlich be-
rühren. Das nächste Jahr berief der König flir den Vortag
von St. Andreas (29. November) das Parlament nach West-
minster, um über die Kriegsbeisteuer zu berathen. Wortfiihrer
des Clerus war der Erzbischof von Canterbury; er trug dem
Könige den Zehent von allen geistlichen Gütern an. ,Die8en
Antrag,^ Hess der König melden, ,nehme ich nicht an und werde
ihn niemals annehmen.' Mindestens den dritten oder vierten
Theil müsse man geben. Der Erzbischof aber, ,wie ein anderer
Helias', gab nicht nach. Als schliessUch der König erkannte,
dass sein Verlangen die Kräfte des Clerus übersteige, gab er
sich mit dem Zehent zufrieden. Solche Scenen wiederholten
sich, denn immer grösser wurden die Bedürfiiisse flir die aus-
wärtigen Unternehmungen des Königs. Dieser war nahe daran,
wegen der scharfen Besteuerung des Clerus in einen schweren
^ Et petlemnt imprimis, ut statutum de mauu mortua, quod in praeiudi-
cium sanctae matris ecclesiae fuerat editiim, deleretur.
* Ebenda.
" Harpesfield, dem ich die Tbatsache entnehme, fügt bei: Sed dicturum
et lingua et mors mox destituit. GewUs eine sehr undeutliche Anmer-
kung, aus der man vielleicht mehr als gut ist herauslesen möchte.
* Pauli, Geschichte Englands 4, 90.
Studien zar Kirebenpolitik Englands im 14. Jahrhundert. 1 1
Conflict mit Bonifax VIII. zu kommen. Es war der Erzbischof
von Canterbury, der, durch die vorhergegangenen Besteuerungen
veranlasst, sich an den Papst um Hilfe wandte.^ Am 24. Februar
1296 erliess dieser die Bulle Clericis laicos, welche unter An-
drohung der schwersten Strafen den weltlichen Fürsten ver-
bietet, von dem Clerus Steuern und Auflagen zu erheben, und
diesem, sie zu gewähren.* Der Clerus besass nun eine Hand-
habe, sich vor den schweren Lasten zu schützen.
Um die geleerten Gassen wieder zu flillen, berief der
König das Parlament nach Bury St. Edmund. Es trat hier
am 3. November 1296 zusammen. Abermals verlangte der
König eine Kriegssteuer: die Städte sollten den achten, der
Adel den zwölften Theil ihres Einkommens zahlen; beide waren
dazu bereit, dagegen verüefen die Unterhandlungen mit dem
Clerus ohne Resultat. Er berief sich auf die Bulle Clericis
laii^s. Der König, betroffen und für den Augenblick ausser
Stande, die rechte Antwort zu ertheilen, vertagte die Sache
bis zur nächsten Versammlung, die er für den 14. Jänner 1297
berief. Dem Clerus empfahl er, sich bis dahin die Sache reiflich
zu überlegen. Der Erzbischof von Canterbury liess die Bulle
des Papstes in allen grösseren Kirchen des Landes verkünden.
Am festgesetzten Tage trat die Versammlung zu St. Paul in
London zusammen. Der Clerus befand sich in einer wenig
beneidenswerthen Lage: hier das Verbot des Papstes, dort die
Furcht vor dem Könige. Dieser verlangte ein Fünftel von
den Einkünften des Jahres. Von dem Clerus meinten doch
Einige, man dürfe sich über den Inhalt der päpstlichen Ver-
ordnung, in Anbetracht des Umstandes, dass der Feind vor
dem Lande stehe und Mittel zu dessen Schutze gefunden werden
müssten, hinwegsetzen. Dagegen erklärte der Erzbischof: von
den beiden Gewalten, die er über sich hätte, müsse er zu-
nächst der geistlichen gehorchen. Höher als ein anderer stünde
* Das geht aus Walsingham's Worten hervor: Nam idem archlepiscopus,
de consensu cleri, procuraverat a papa inhibicionem, ne quis
clericomm regem respiceret de bonis eccelesie.
' Clerus ob constitacionem Bonifacil papae hoc anno editam, quae pro-
hibet, sub poena excoramunicacionis, ne talliae vel exacciones a clero
per seculares principes quociinqae modo exigautur vel eis solvantur de
rebus ecclesie, regi pro werra sua petenti subsidium denegavit.
12 I. Abh«a<l«af: Lo9«rtk.
der Verlust des Seelenheiles. Man heischte eine weitere Frist,
um den Papst zn befiragen. Nor wenn dieser die Znatinunang
gebe, könne man dem Könige willfahren.* Der König war indess
weit davon entfernt^ diesem Rathe zu folgen. Er erkl&rte
den Clenis ausserhalb des Schutzes der königlichen Gerichts*
barkeit und seiner weltlichen Lehen verlustig,* wenn er sich
nicht innerhalb einer gegebenen Frist zu der verlangten Zahlung
entschliesse. Auf solche Weise war der Geistlichkeit der Schatz
des Staates versag. Niemand hätte in Zukunft ihre Angelegen-
heiten vor Gericht vertheidigen können. Vielleicht fand auch
ein starker Druck Seitens des Volkes statt. Kurz, der könig-
liche Befehl hatte eine augenblickliche Wirkung. Viele gaben
sofort, andere nach längerem Zögern die verlangten Summen.
Nur der Erzbischof von Canterburj mit einem kleinen An-
hang blieb auf seinem Entschlüsse bestehen. Dagegen liess
der König alle seine Güter mit Beschlag belegen, und ähnlich
wurde im ganzen Lande, wo sich ein Widerstand regte, ver-
fahren. Zu denjenigen Prälaten, die im Sinne des Königs
handelten und sprachen, gehörte der Abt von Osny bei Oxford.'
Auf der Versammlung, die dann am 26. März in St. Paul ab*
gehalten wurde, griff die versöhnliche Stimmung noch weiter
um sich: zwei Anwälte und zwei Predigermönche traten zu
Gunsten des Königthums in die Schranken und brachten Beweise
vor,* dass der Clerus berechtigt sei, dem Könige in Kriegs-
* Ann. Trivet ad ann. 1296.
' Rex ipsum a sna protectione exclusit ... S. Harpesfield, der den Inhalt
der königlichen Verordnung ,ex registro* mittheilt.
' Harpesfield, p. 446: Inter alio» vero, qui regio voluntati sabscripsere,
fuit Osneyensis abbas. Quem Robertus, inscins illius promisai obTium
forte osculo excepit. At mox, a sacellanis admonitus, quod decretnm
illud Bonefacianum yiolasset, revocatnm gravi et acri obiurgatione in-
cessit. Qaae tantum Uli doloris inussit, ut mox ad hospitium profectus
post paucas horas animam exhalavit. Dies Vorgehen des Primas wird
man um so weniger schOn finden, als er selbst kurze Zeit nachher zu
denen gehörte, ,die mit schwerem Kummer beladen heimwärts zogen, um
dort ihr Gewissen zu beruhigen*.
^ Wenn nicht dies erst jener Fall ist, den Harpesfield schon zur ersten
Versammlung erzählt. Es ist aber ganz glaubwürdig, dass sich die Zahl
derer, die fUr den KOnig waren, zwischen der ersten und zweiten Ver-
sammlung mehrte, und dass man dann auch um Gründe nicht Torlegcu
war, seine Ansichten zu vertheidigen.
Stadien zur KiKhenpolitilc Englands im 14. Jahrbnndert. 13
nöthen beiznstehen. Zugleich wurde bei Kerkerstrafe ver-
boten, dasB Jemand wegen des Geschehenen den König oder
Jene, die seinen Schutz nachgesucht, in den Bann lege oder
sich mit Klagen an den römischen Stuhl wende. ,Sie Alle
kehrten heimwärts mit schwerem Kummer beladen/ Der Erz-
bischof sagte: ,E8 möge ein Jeder zusehen, wie er mit seinem
Gewissen fertig werde/^ Es fehlte nach alledem nicht viel,
imd der Kampf zwischen der obersten Staats- und Kirchen-
gewalt wäre schon jetzt ausgebrochen; die Vertreter beider Ge-
walten waren indess nach anderen Seiten hin in Anspruch
genommen, und der König hielt es für gut, den mächtigen
Prälatenstand zu versöhnen, was denn seiner tapferen Rede
im nächsten Parlamente gelang.^ Seine scharfen Besteuerungen
entschuldigte er mit dem Drange der Noth.
Die Geistlichkeit dachte patriotisch genug, als dass sie
dem König in dem gefahrvollen Moment neue Schwierigkeiten
bereitet hätte. Sein Enthusiasmus riss sie mit.
Ein anderes Mal trat der König dem Papst gegenüber
mit Nachdruck auf, als dieser den Versuch machte, die Ober-
hoheit des römischen Stuhles über Schottland zur Geltung zu
bringen. Es war nämlich im Jahre 1301, als der Papst, bereits
in den Tagen seines Streites mit Philipp dem Schönen, einen
Brief nach England sandte und erklärte: Schottland sei ein
Land, das der römischen Kirche zugehöre, und auf das Eng-
land kein Recht habe, denn erstens habe Eduards Vater in
seinem Kampf gegen Simon von Montfort vom schottischen
König Alexander Hilfe erhalten und der englische König hiebei
die Versicherung ertheilt, dass diese Hilfe nicht etwa in Folge
einer Abhängigkeit von England oder als Pflicht, sondern
durchaus freiwillig gefordert und geleistet worden sei. Zweitens
erschien der schottische König zur Krönung des Königs von
England nicht als Vasall gerufen, sondern freundschaftlich ge-
laden. Für die Lehen, die der schottische König von England
habe, nicht aber für sein schottisches Reich leiste er das Ge-
' Becessenint igitar omnes oneratU suis conBcientiis per archiepucopum
sie dicentem: Salvet suam animam unnsquisque. Bald darauf war der
Primas in der ToUen Gunst des KOnigs: Non multo post Eduardus in
gratiam cum Roberto rediit
' Walsingham, S. 66. Matth. Westm., p. 430.
14 I. Abhaodlaiiff: Loterth.
löbniss der Treue, and so trügen endlich auch für Margarethey
die hinterbliebene Tochter des schottischen Königs, nicht Eduard,
sondern ihre erwählten Vormünder Sorge. Eduard habe schlecht
gehandelt, als er nach dem Tode des Königs Alexander über
Schottland als über ein herrenloses Gut herfiel. Noch andere
Motive führte Bonifaz an: als der Erzbischof von York seine
Metropolitanrechte auch auf Schottland geltend machte, sei
ihm jeder flingriff in die kirchlichen Verhältnisse daselbst
untersagt worden. Eduard wurde ermahnt, die gefangenen
schottischen Geistlichen freizugeben, seine Beamten aus Schott-
land abzuberufen und sich bezüglich der Rechte, die er auf
dies Land zu haben vermeine, an den römischen Stuhl zu
wenden.^
Dieses Schreiben machte weder auf den König, noch auf
das Parlament einen Eindruck. Er iiess durch Rechtsgelehrte
aus Cambridge und Oxford ein Gutachten ausarbeiten, auf
Grund dessen das Parlament alle Eingriffe des Papstes in diese
Verhältnisse ablehnte. Das gelehrte Gutachten der Kronjuristen
holt weit aus:* Es hebt von ,Brutus aus dem Geschlechte der
Trojaner^ an, der nach der Zerstörung von Troja nach der
Insel gekommen sei, die damals Albion genannt und von Gi-
ganten bewohnt wurde. Es geht dann die ganze ältere Ge-
schichte durch, erzählt vom König Arthur und anderen wackeren
Helden und geht endlich auf die englisch-schottischen Bezie-
hungen ein, wobei die Ansicht, dass England kein Recht auf
das Nachbarland habe, kräftig zurückgewiesen wird.
Noch nachdrücklicher trat das Parlament für die Rechte
Englands ein : Zu keinen Zeiten, und so auch jetzt nicht, habe
Schottland zu England^ gehört, vielmehr sei es schon seit den
ältesten Zeiten durch Lehensbande mit England verknüpft.*
Nach sorgfältiger Berathung über das Schreiben des Papstes
sei man einmüthig und einstimmig dahin übereingekommen,
^ Walsingham, Hist. Anglicana I, 85.
» Ebenda 87—96.
' Litera communitatiB Angliae domlno pape, Walsingham 96 — 97.
* Ne Ullis temporibufl ipsum regnum in temporalibiu pertinuit vel pertinet
quovis iure ad ecclesiam siipradictam. Quin immo idem regnum Scotie
progenitoribus dicti regia, nostris regibus Anglie atque sibi feodale ex-
titit ab antiquo.
Stadien >iir Kirchenpolitilc BnglaodB im 14. Jahrhundert. 15
dass der König in keiner Weise gehalten sei, sich wegen seiner
Rechte aaf Schottland vor den Richterstuhl des Papstes zu
stellen oder seine Sachwalter dahin zu schicken , denn das
müsste znr Enterbung der Krone von England und zur Ver-
nichtung seiner Stellung führen, es wäre eine Gefahr für seine
Freiheit, seine Gewohnheiten und vaterländischen Gesetze, zu
deren Einhaltung und Vertheidigung sie Alle in Gemässheit
ihres Treueides verpflichtet seien. ^ ,Nimmermehr' — so schliessen
sie das Schreiben — ,werden wir dulden, sowie wir das auch
gar nicht können, dass unser König solche Anmassung, solches
Ungehörige, Präjudicierliche und Unerhörte auf sich nehme.*
Wir werden sehen, wie diese Vorgänge siebenzig Jahre
später wieder aufgegriffen wurden, denn um es schon an dieser
Stelle zu sagen: Wiclif hat sich nicht blos die ganze Be-
gründung des Widerspruches gegenüber den Forderungen des
Papstes angeeignet,^ auch in der Methode des Kampfes und in
dem ganzen Verhalten zur Frage des weltlichen Besitzes der
Kirche hielt man sich an das von Eduard I. gegebene Beispiel.
Wenn man in solcher Weise in Wiclif 's Buch von der Kirche
liest: ,Daher meinen wir, dass der König von England
alljährlich oder wenigstens zu passenden Zeiten sehr
sorgsam untersuchen lassen sollte, wie viel von den
Gütern der Krone, wann und unter welchen Bedin-
gungen sie an die todte Hand gekommen seien,^^ so
' ünde habito tractatn et deliberacione diligenti super contentis in literis
vestris memoratis, communis Concors et unanimis omnium nostrum et
Bingulorum consensus fuit . . . quod praefatus dominus noster rex super
iuribus regni Scotiae aut aliis suis temporalibus nuUatenus respondeat
indicialiter coram vobis.
' Die folgenden Worte aus dem Schreiben des Parlaments klingen in
Wiclif 's Schriften zum Theile wörtlich wieder: Nee (rex) iudicinm snb-
eat qnoquomodo aut iura sua praedicta in dubium quaestionis deducat
nee ad yestrarn praesentiam procuratores aut nuncios mittat, praecipue
cum praemissa cederent manifeste in exheredacionem iuris coronae regni
Angliae et regiae dignitatis ac subversionem Status eiusdem regni noto-
riam nee non in praeiudicium libertatis consuetudinum et legum pater-
narum, ad quarum observacionem et defensionem ex debito praestiti
inramenti astringimur et quae manutenebimus toto posse et totis viribus
cum Dei auxilio defendemus . . .
* De Ecclesia, cap. XVI: Unde videtur mihi quod rex Anglie annuatim
▼el per vices congruas faceret diligenter et perfecte inquiri, qnantum de
16 !• Abhandiiug: Losertli.
wird man doch sofort an die Einsetzung jener Coinmission von
1274 erinnert, deren Thätigkeit dem englischen Clerus so viel
Schmerz und Kummer bereitete. Oder wenn Wiclif verlangt:
Man soll die Zahl, die Beschaffenheit und das geistliche Rüst-
zeug des Clerus untersuchen , der diese Güter innehat u. s. w.
Das von Eduard I. gegebene Beispiel sollte nach Wiclif^ s
Wunsch von der Regierung Englands wiederholt werden, aber
freilich in ganz anderer Weise, mit verschärften Mitteln und
zu anderen Zwecken; dort handelte es sich darum, nachzu-
weisen, auf welchen Rechtstitel hin der Clerus seine Lehen
besitze, und nur die erschlichenen sollten vernichtet werden:
hier handelte es sich um eine vollständige Oütereinziehung für
den Fall, als das Leben des Clerus sich von der Grundlage,
auf dem das Christenthum ruht, entfernt hatte.
Bonifaz VIII. gieng der Streitsache nicht weiter nach,
denn der Kampf wider Philipp den Schönen nahm alle seine
Kräfte in Anspruch; er hoffte vielmehr, den englischen König
zum Kampf gegen Frankreich zu bewegen, wofür er ihm kräf-
tigste Unterstützung zusicherte. Eduard lehnte ab. Er habe,
meinte er, des Papstes Treulosigkeit hinlänglich genug erfahren ;
er behandelte ihn dilatorisch, der Meinung, das, was ihm von
französischer Seite zukomme, auf anderem Wege zu gewinnen.^
Hatte sich Eduard I. nicht gescheut, selbst einem Papste
wie Bonifacius VIII. gegenüber nachdrücklich zu behaupten,
was er für sein gutes Recht hielt, so war dies in noch höherem
Masse Clemens V. gegenüber der Fall. Wir hören dessen
Klage an den Primas von England, dass man nicht dulde, dass
bonis regni, qua condicione et quando sit in omnibus et singulis cleri
sni ad manum mortuam devolutam.
Secundo quod notetur numerus, qualitas et armatnra spiritualis
cleri, qui occupat ista bona.
Et terclo quod faciat inquiri, si in qnantitate vel in qnalitate
cleri In comparacione ad has elemoeinas sit defectus: Quem inyentum
faciat omnimode celeriter emendari.
^ Walsingbam I, 98: Eodem tempore papa Bonifacius per literas suas
regem Anglorum interpellavit, ut regi Francorum bellum commoToret.
Ad quod faciendnm ingens subsidium poUicetur. Sed rex Angliae alias
domini papae erga se afTectnm expertus infidum rem distnlit, si possi-
blle foret recuperare per viam aliam sua malens.
Stadien zur Kiiehenpolitilc Sngknds im U. Jahrhundert. 17
Engländer nach Rom vor Gericht gezogen werden/ dass schon
seit 15 Jahren der Lehenzins von dem Könige nicht mehr ge-
zahlt worden sei.^
Es kann keinem Zweifel unterliegen^ dass die engUsche
Kirche unter Eduard I. harten Druck erlitt; wobei freilich zu
bemerken ist, dass auch die anderen Stände des Reiches nicht
besser fuhren. Man klagte, um nur das Wichtigste anzuführen,^
nicht blos über harte Auflagen und Steuern, sondern auch
darüber, dass sich die Gerichte des Königs in Sachen ein-
mischten, die der geistUchen Gerichtsbarkeit zukamen.^ Bezeich-
nender Weise handelte es sich auch hier in den meisten Fällen
am Dinge, bei denen die königlichen Richter etwaigen Ver-
kürzungen der Interessen des Fiscus wehren zu müssen glaubten.
Man klagte nicht minder über die Verletzung des Asylrechtes
der Kirche, über Nichtbeachtung verbriefter Rechte, über die
Besetzung der Kirchen mit untauglichen Personen u. s. w. Man
mnss aber zugeben, und auch sehr kirchlich gesinnte G^-
schichtschreiber haben dies gethan, dass die Curie der eng-
lischen Kirche kaum geringere Lasten auferlegte, und dabei
konnte sich der König noch auf den Zwang der Verhältnisse
berufen. Nun klagte der Clerus über die grossen Kosten, die
ihnen von den Legaten Bonifacius' VIU. auferlegt seien und
durch die der engUsche Clerus nahezu erschöpft sei,^ man hob
hervor, dass Viele, welche ihre Beiträge nicht zahlen konnten,
in den Bann gelegt worden seien, ^ dass die Schätzung der
' Conqueritor (papa) regis mandato impediri Romain a se evocatos, ne
profeccionein capeasant . . .
' Conqaeiitar denique regem Eduardum qnindecim iam annos pensionem
illam annoam mille marcamm, quam Angliae reges sedi Romanae pen-
debant, non solviase . . .
* Eine ausführliche Aufstellung aller Gravamina findet sich in Harpefield^s
Hisl Eccl. Anglicana, p. 446 — 448, der sich hiebei stets auf das Re-
gister von Canterbury beruft: De quibus rebus omnibus, si quis uberius
flcire yeUt, iUnm ego ad Cantuariensis ecclesie archiva remitto.
* Querebantur qnod regii iudices in causis legatomm et testamentorum . . .
et de Ticariarum patronatu se immiscerent . . .
' Querebantur quod estimacio beneficiorum, que recens inita erat ob decimas
in terrae sanctae subsidium contribuendas plus iusto immoderacior
esset. . .
* ot liberarentur mnlti ab anathemate, in quod ob eam non impensam
indderont.
Sitniiinb«r. d. pliü..lütt. Gl. CXXXYI. Bd. 1. Abh. 2
18 t. Abbandlimg: Loi«rib.
Beneficien zu Zwecken des Krenzzuges über aQe Massen hoch
sei; der Nontias fttr den Peterspfennig grössere Summen bean-
spruche, als man bisher zu zahlen gewohnt war, u. dgl. —
alles Dinge, an die man zwei Menschenalter später
wieder anknüpfte, und auf die man sich bei Gelegenheit
auch berufen konnte.
Noch einmal während Eduards Regierung kam das Par-
lament in die Lage, sich gegen übermässige finanzielle Be-
schwerungen durch die Curie auszusprechen. EiS tagte 1307
in Carlisle. Die Beschwerden betrafen vornehmlich den Druck
der Curie, der auf Kirchen und Klöstern lastete, und die zahl-
reichen Öelderpressungen des päpstlichen Gesandten Wilhelm
Testa. Die versammelten Barone untersagten ihm, künftighin
in solcher Art vorzugehen.^ Um gründliche Abhilfe zu schaffen,
wurde eine Gesandtschaft an den Papst abgeordnet. Die Sta-
tuten dieses Parlaments betrafen vornehmlich jene Kloster-
geistlichen, deren vornehmste Ordenshäuser sieh innerhalb
des Landes befanden. Auf die Statuten des Parlaments
von Carlisle kam man unter Eduard III. zurück, als
dieser in gleichem Fall in einen Streit mit Clemens VL
gerieth. Die Beschwerden des Parlaments von 1307 fanden
im Uebrigen beim König nur laue Unterstützung. Die Bezie-
hungen zwischen Staats- und Kirchengewalt Hessen im Augen-
blick wenig zu wünschen übrig. Das Entgegenkommen • des
Papstes war schon das Jahr vorher so weit gediehen, dass er
den König bereitwillig von dem Eide löste, den er in schweren
Stunden den Ständen geschworen hatte: sie bei ihren Frei-
heiten zu erhalten.^ Der neu auflodernde schottische Aufstand
^ Hemingburgh II, 254 — 264: de oppressionibus ecclesiamm et monaste-
rioram multiplicibus et extorsionibuB pecuniarum per clericnm domini
pape magistrum Willelmam Testa noviter in regno indactum. Praecep-
tuinque est eidem cleiico de assensu comitum et baronanif ne de cetero
talia exequatur. Ordinatum fuit etiam quod pro remedio super hiis
obtinendo ad dominum papam nuncii mitterentar. In eodem parliamento
edita sunt statuta quaedam religiosos tangentia, qui domos suaa princi-
pales in alio regno non habebant.
* Walsingham, Ypodigma Neustriae: Rex Angliae obtinnit a domino papa
absolutionem a iuramento quod invitus praestiterat super observancia
libertatum alias a comitibus et baronibus exactarum . . .
Studien svr KirebenpoÜtilc SogUnds im U. Jahrhundert. 19
hinderte den Ansbrnch eines Verfassangsstreites , fbr den es
imter der Regierung des schwachen Nachfolger dieses bedeu-
tenden Königs keinen Platz gab.^
2. Die Elrchenpolittk Eduards III. Yon Beginn des
engllseh-franzSslsclien Thronstreites bis zum Frieden
Yon Bretigny.
In den Tagen Eduards III. hiengen die kirchenpolitischen
Fragen Englands in unlösbarer Weise mit der auswärtigen
Politik zusammen. Bei jedem Zusammenstoss Frankreichs mit
einer anderen Macht gerieth die Curie in eine schiefe Stellung,
indem man auch da, wo es nicht der Fall war, ihre Abhängig^
keit von Frankreich argwöhnte. Wie ganz anders wäre die
Stellung des Papstthums in der Zeit des englisch-französischen
Thronstreites gewesen, hätte es sich nicht in völliger Abhängig-
keit von Frankreich befunden. Bald nach dem Ausbruch des
Krieges, es war am 6. Juli 1339, klagt Eduard in einem Briefe
an Benedict XII.:* ,Es zerreisst uns das Herz, wenn wir sehen,
wie die Schaaren unseres Gegners aus den Einkünften des
Papstthums bewaffnet werden. Das haben weder unsere Vor-
fahren, die so gewaltige Eiferer für den Ruhm der römischen
Kirche gewesen, noch auch wir selbst verdient.' Und der Papst
antwortet — etwas gewunden — : ,Es ist durchaus falsch, dass
wir dem König Philipp eine ungeheure Summe aus unseren
KammergefiLllen überwiesen oder ihm unsere Einkünfte aus
den Erträgnissen der französischen Kirche gegeben haben:
jener Zehent ist dem König von Frankreich zugewiesen worden,
nicht um gegen Dich, sondern um gegen die Deutschen, Ludwigs
Anhänger, die Feinde der römischen Kirche verwendet zu
werden, gegen Leute, die, wie man allgemein sagte, eiue In-
^ Zn dem Capitei vgl. Dnnbar Ingram, England and Bome, a history of
the relationa between the Papacy and the EngliBh State and Church
from the Norman conquest to the revolntion of 16S8. Chapter II, section I.
Für die grosse Bewegung, die mit Wiclif*8 Namen zusammenhängt, ist
au diesem Buche, das den Gegenstand nur in den allgemeinsten Zügen
behandelt, nichts zu gewinnen. Vgl. auch Gneist, Verf. Gesch. §. 24.
' Der Brief Eduards m. in Walsingham , Hist. Angl. I, 200—208. Die
Antwort ebenda 8. 208—216.
2»
30 t A^bsndlimg: tioserth.
vasion in Frankreich vorbereiteten. Er selbst habe sich die
grösste Mühe gegeben nnd thne dies noch^ ihn mit seinem
Gegner zu versöhnen. Dies ist unbedingt richtig. Es mnsste
der Curie y wollte sie nicht selbst grossen Schaden erleiden^
darum zu thun sein, die streitenden Parteien zu versöhnen.
Die finanziellen Leistungen, zu denen England von altersher der
Curie gegenüber verpflichtet war, wurden um so widerwilliger
verabfolgt, weil sie einer Unterstützung des Landesfeindes gleich-
kamen. Das hat schon Benedict XII. klar erkannt, und nach
seiner Weise handelten Clemens VI.,^ Innocenz VI., Urban V.
und Gregor XL Bei der Lage der Dinge waren Kämpfe über
kirchenpolitische Fragen nicht zu vermeiden 5 nur wenn es
glückte , den langen Streit zu beenden , war es nicht schwer,
auch in kirchenpolitischen Fragen zu einer Verständigung zu
gelangen. Darum sind die beiden Fragen aufs Engste mit
einander verknüpft: wir können der einen aber hier nur so
viel Raum gewähren, als es das Verständniss der anderen ver-
langt. Wir finden denn eine fortgesetzte Reihe von Vermittlungs-
versuchen der Curie, Missverständnisse auf beiden Seiten and
mehr oder minder heftige Streitigkeiten. Wir begegnen einem
Vermittlungsversuche des Papstes schon wenig Wochen nach
seinem ersten Schreiben;* in der Antwort darauf erklärt der
König seinen guten Willen, die Ehren und Freiheiten der
Kirche zu schützen.
Aber schon nach dem Siege der Engländer bei Sluys be-
legte der Papst, als wäre er der Besiegte, Flandern mit dem
Interdict^ weil die Fläminger sich an England anschlössen.^
In Bezug auf die Begünstigung der Franzosen war von den
Päpsten zu Avignon einer dem anderen gleich; was einer der
besseren — und das war schliesslich Benedict XIL — dem
König von Frankreich sagt: ,Hätte ich zwei Seelen, ich würde
eine fUr dich dahingehen,^* ist charakteristisch für alle. Schon
^ Raynald, Ann. Eccl. 1342, 9; 1344, 4.
3 Walsingham I, 217. Die Antwort p. 219.
3 Walsingham I, 227.
* Quod si ipBe haberet daas animas, unam sibi libenter daret Vorsich-
tiger Weise wird freilich hinzugefügt: sed non habebat nisi unam quam
unice et summe diligebat eamqne volebat prope tenus conservare. Murat.
m, 2, 534.
SindMD zur Kirehenpolitik Englands im 14. Jahrhundert. 21
Benedicts Nachfolger Clemens VI. hatte noch ausgesprochenere
Sympathien für Frankreich. Das war noch das Aergste nicht:
er hatte als Mensch einen schlechten Ruf. In England liess
man sich bei seinen Beziehungen zu Frankreich seine Eingriffe
in die Rechte des Landes weniger gefallen als anderwärts.
Selbst ein so clericaler Historiker wie Harpesfield klagt über
die Bedrückung der englischen Kirche durch die Päpste: diese
nahmen das erste Jahreseinkommen bei der Neubesetzung aller
kirchlichen Pfründen ; zwangen die englische Kirche, die kost-
spielige Hofhaltung päpstlicher Prälaten in England zu erhalten,
gaben Pfarren, Abteien, Bisthümer und Kathedralen und oft
an Personen, die sich weder durch Wissen, noch durch Frömmig-
keit auszeichneten, ja ihre geistlichen Functionen niemals ver-
richteten, da sie sich ausserhalb des Landes befanden.^
Wie hätte in der glorreichsten Zeit Eduards HI. sich das
Land Eingriffe in die Rechte der Krone^ Verfügungen, die dem
Landesfeind zugute kamen, gefallen lassen! Der Streit zwischen
Staats- und Kirchengewalt kam zum Ausbruch, als der Papst
zwei neuemannten Cardinälen, von denen der eine sein Nepot
war, Einkünfte in der Höhe von 2000 Mark jährlich auf die
Erzbisthümer York und Canterbury anwies. Der Unmuth
hierüber kam auf dem Parlamente zu Westminster am 18. Mai
1343 zum Ausbruch. Die versammelten Mitglieder des Parla-
ments sandten ein ernst gehaltenes Schriftstück an den Papst,
darin die üblen Zustände der englischen Kirche in anschau-
lichster Weise dargelegt werden. Die englische Kirche sei so
reich; die Vorfahren des Königs, die Grossen und die anderen
Bewohner des Landes hätten sich zum Zwecke der Förderung
des Gt)ttesdienstes, der christlichen Lehre und ftlr Zwecke der
Wohlfahrt der Armen in der Errichtung von Kirchen, Collegien,
Priorien und anderen kirchlichen Zwecken geweihten Häusern
überboten, ihre Stiftungen mit Geld, Gut und Freiheiten ausge-
stattet. Aber diese Stiftungen seien nur ftLr Personen bestinmit,
die im Stande sind, die Beicht der Pfarrkinder in deren Mutter-
sprache zu hören und ihr Amt in jeder Weise zu versehen.
Die Uebelstände in der Kirche Englands rühren daher, weU in
' Harpesfield naeh gleichseitigen Qaellen: Et haec qoidem ex illis litteris
et ex parliamenti decreto decerpaimuB ...
22 I. Abhandlnag: Los«rih.
Folge der verschiedenartigsten Reservationen, Provisionen und
Collationen die Pfründen nicht nur an Fremdlinge , sondern
nicht selten geradezu an Feinde des Landes gegeben werden^
die die Sprache des Volkes nicht kennen und die Verhältnisse
derer nicht verstehen, bei denen sie die Seelsorge aasüben
sollen. Kein Wunder, dass hiebe! das Seelenheil der Gläubigen
Gefahr leidet, der Gottesdienst zerrüttet wird, die Armenpflege
aufhört, die Earchen verfallen, die Devotion des Volkes sich
verringert, arme Gelehrte kein Fortkommen finden und die
Schätze des Reiches aus dem Lande geschleppt werden, und
alles das gegen die Absichten der Stifter. ,Solche Irrthümer,
Fehler und Missbräuche,^ heisst es in dem Schreiben, ,können
wir nicht länger ertragen. Wir bitten Ew. Heiligkeit in Demuth,
Ordnung zu schafifen, solche Reservationen, Provisionen und
Collationen flir die Zukunft gänzlich zu verbieten und Sorge
zu tragen, dass diese Stiftungen von unseren eigenen Lands-
leuten besetzt und verwaltet werden.' Der Papst wird inständigst
gebeten, dem Parlamente seine Willensmeinung hierüber kund-
zugeben, zugleich aber hinzugeftlgt, man werde nicht ablassen,
bis man die rechten Mittel zur Abhilfe für alle diese Beschwer-
den erlangt habe.^
Als die beiden Cardinäle ihre Geschäftsträger nach England
sandten, um die Einkünfte aus den einzelnen Diöcesen einzu-
heben, wurden sie durch die Beamten des Königs hieran nicht
nur verhindert, sondern in den Kerker geworfen und hierauf
mit Schimpf und Schande aus dem Lande gejagt.'
Clemens VL schickte hierüber am 28. August 1343 eine
Beschwerde an den König: den Cardinälen, die seine Lasten
und Mühen theilen, müsse man einen ihrem Stande entsprechen-
den Unterhalt zuweisen. Für die zwei aus Aquitanien (das
damals zu England gehörte) stammenden Cardinäle sei be-
greiflicher Weise das Einkommen aus England beschafft worden.
^ Das Schreiben des Parlaments ins Englische übertragen in den Acts
and Monnments by John Foxe U, 689 ; s. auch Knyghton, De eyentibiis
Angliae.
* Ipsi procuratores et nuncii . . postqnam incepemnt . . . dominomm suo-
mm negocio prösequi . . . per gentes et officiales reglos non solam im-
pediti super eis, quin immo captivati et tandem de regno praediclo ex-
pulsi cum ignominia . . . Walsingham I, 259.
Studien xnr KirohenpoUftik EngUncbi im 14. Jahrhundert. 23
Und nun folgt die Klage über die Behandlung des Boten der
Cardinäle. Solche Provisionen seien nichts Nenes^ and nirgends
in der christlichen Welt lehne man sich dagegen auf. Der
Papst erwarte, dass den Geschäftsträgern der beiden Cardinäle
die gebührende Qenugtfauung geleistet werde.
Da täuschte er sich nun freilich sehr. Fast zu derselben
Zeit, ab der König den Brief des Papstes erhielt, sandte er
ein Schreiben an diesen, worin die Beschwerden des Parlaments
wiederholt und in verschärfter Form zum Ausdruck gebracht
werden.^ Das Schreiben ist ausserordentlich ernst und an der
Stelle, wo gesagt wird, der Nachfolger des ApostelfUrsten
Petrus sei nicht dazu da, die Schäflein Christi zu scheeren und
zu erdrücken, sondern zu weiden und zu erhalten, geradezu
unhöflich. Der Chronist, der uns den Brief mittheilt, ein
Geistlicher und kein Freund jener Richtung, deren ausge-
sprochenster Vertreter später Wiclif wurde, Thomas Walsing-
ham , ist von dem Ton und Inhalt jenes Schreibens , ,auf das
der Papst und die Cardinäle keine vernünftige Antwort zu
finden wussten% in gleicher Weise entzückt.' Wie in dem
Schreiben des Parlaments wird auch hier auf den Reichthum
der englischen Kirche hingewiesen, die aber heutzutage durch
die Auflagen und Provisionen des Papstes geradezu erdrückt
werde. Gegen die Absichten der Stifter gelange das Kirchen-
gut in die Hand von Fremdlingen, die sich nicht um das
Seelenheil ihrer Gemeinden, sondern um die Anfhllung ihrer
Säckel kümmern. Indem die sämmtlichen Klagen des Parla-
ments wiederholt werden, wird hinzugefügt, dass die Patronats-
rechte nicht mehr geachtet werden, der königliche Hof, vor dem
solche Fragen zur Entscheidung gelangen sollten, in Missachtung
und die Kronrechte in Vergessenheit kommen. Das sei der
* Das Schreiben bei Walsingham I, 255 — 258 und bei Raynald, Ann.
Eecl. 1343, 90—91. Beide Male ist eine verschiedene Datierung angegeben.
Ich möchte meinen, dass die von Baynald gebrachte die richtige ist:
8. September 1343. Walsingham hat den 26. September. Dann wurde
offenbar auf das vorhin erwähnte Schreiben des Papstes Sttcksicht ge-
nommen. Als Antwort darf man den Brief des KOnigs nicht, wie Lechler
thnt, auffassen.
' Epistola missa pape Clementi pro libertate ecclesie Anglicane, plena
fructu; cni protunc pape aut cardin^es respondere racionabiliter ne-
sciebant ...
34 I. AUandlnDg: Lo8«rih.
Grand, weshalb das Parlament beschlossen habe, auf Abhilfe
zn dringen: wie schon die Bibel verlangt, dass die Obrigkeiten
dem Volke des betreffenden Landes entnommen werden sollen,
wie die Apostel in die Heidenländer Jünger gesandt, die der
Sprache des Volkes kundig waren, so habe man anch jetzt
vorzugehen. Demnach seien alle Auflagen and Provisionen
abzuthan, die Rechte der Patronate zu beachten and die Frei-
heit der Eorchenwahlen im Auge zu halten.
An eine günstige Erledigung dieser Angelegenheit durch
die Curie im Sinne des Parlaments war nicht zu denken.
Man griff daher auf die Beschlüsse des Parlaments von Carlisle
im Jahre 1307 zurück, die allerdings damab nicht mehr zur
Ausführung gelangt waren. Damals wurde verboten, irgend
etwas zu genehmigen oder ins Land zu bringen, geeignet, des
Königs Prärogative zu schädigen oder den Lords und Com-
munen ein Präjudiz zu schaffen. So kam nun das Statut ^Act
of Provision^ zustande: ,Wer Bullen, Processe, Instrumente
u. dgl. von Rom nach England bringt, wird mit beständiger
Kerkerhaft oder mit Landesverweisung bestraft.' Jeder Patron,
er sei Erzbischof oder eine andere kirchliche Person oder ein
Anderer, der nicht binnen vier Monaten sein Repräsentations-
recht ausübt, verliert es an den König; wer durch Provision
der Curie eine Pfründe in England erlangt, geht ihrer verlustig,
und der König hat das Recht, eine geeignete Persönlichkeit
zu präsentieren. Wenn Jemand, der zum 'Bischof gewählt ist, es
verschmäht, seinen Bischofssitz einzunehmen, verliert er seine
Temporalien. Der König erhält das Verftigungsrecht über alle
geistlichen Besitzungen solcher Inhaber, die sich ausser Land
in dem Gebiet seines Gegners befinden. Die Dechantei von
York wird dem Cardinal, der sie innehat, weggenommen.
Das Statut Praemunire, das später erlassen wurde, unter-
sagte feierlich jede Appellation von einem königlichen Gerichts-
hof an die römische Curie. Auch manches Wort, das in den Reden
des Parlamentes fiel, verdient angemerkt zu werden:^ Als man
in dem Parlamente, das am 9. Februar 1354 abgehalten wurde,
wieder die Reservationen des Papstes auf die Tagesordnung
stellte, wurde betont: Die Einnahmen des Papstes aus den
1 Acts and Monuments by Foxe, p. 786. Gneist, S. 401—405.
Stodien zur Kirchenpolitik EngLands im 11. Jahrhundert. 25
ersten Jahreseinkommen geistlicher Stellen und seine Reser-
vationen schädigen das Land viel mehr als alle Kriege des
Königs. Wie in den Zeiten des guten Parlamentes — man hat
also keinen Grund als den Urheber dieses Vorganges Wiclif
anzusehen, denn er folgte nur den Impulsen, welche in
der öffentlichen Meinung seiner Jugendzeit wirksam waren —
erhoben sich die Grossen des Landes und gaben die Erklärung
ab: Sollte der Papst die Pfründen der Kirche auch in Zukunft
mittelst Provision verleihen, es mag nun an Einheimische oder
Fremde sein, so würdeo sie diese Pfründen, die ihre Vorfahren
frommen Geistlichen und E^osterbrüdem als Almosen über-
tragen hätten, damit sie flir ihr Seelenheil beten, wieder
zu eigenem Besitz in die Hände nehmen und nach eigenem
Gutbedünken hiemit verfahren. Hierüber sei, wie Knyghton
meldet, der Papst erschrocken und hätte ,ein Hehreres und
Grösseres', das er in England auszuführen Willens gewesen,
unterlassen.^ Wie sehr man aber die Interessen Frankreichs
und des Papstes gleichstellte, sieht man aus der folgenden Be-
merkung: ,Aber den König von Frankreich hat er, insoweit
er es konnte, unterstützt, aber nur heimlich.'^
Die Beschlüsse des, Parlaments von 1344 wurden dem
Papst durch Briefe des Königs, der Lords und Gemeinen
übermittelt. Wie sich die Dinge in der Praxis gestalteten, sah
man schon binnen Jahresfrist. Nach dem Tode des Bischofs
Antonius Bek von Norwych erhielt dies Bisthum Wilhelm
Bathman durch päpstUche Provision. Auf die Nachricht hievon
war Eduard HL, wie er dem Papste meldete, ganz ,perplex',
denn ,diese Provision und die jüngst mit dem Parlament ge-
troffene Einigung sind einander völlig zuwider^ Die Sache
wurde noch durch den Umstand erschwert, dass Bathman eben
damals als Nuntius des apostolischen Stuhles auf dem Wege nach
^ Insaper magnates et proceres regpii AngUae oblocuü sunt et minati,
qnod ai papa conferret beneficia ecclesie talibns provisoribns, sive in-
digenis sive alienigenis, qae quidem beneficia antecessores sui contule-
mnt viris religiosis et ecclesiasticis in elemosynam, ut pro ipris et ani-
mabua snls orarent: ipsi ea beneficia in manus proprias repeterent,
neati antecesBorea habnerant . . .
' Veromptamen (papa) regem Frandae in quantnm potuit, prout dictum
est, secreto tarnen modo fovebat et auziliatus est.
26 I. AbhuidlnDg: Loserth.
England war. Der König war unter diesen Umständen ge-
neigt ^ allerdings unter der feierlichen Erklttnmg^ damit kein
Präjudiz flir die Zukunft zu schaffen, den Bischof zuzulassen^
doch hätte sich der Papst verpflichten müssen ^ künftighin
weder Reservationen noch Provisionen zu ertheilen/ sondern
völlige Freiheit der Wahlen zuzulassen. Der Papst erklärte,
hierauf nicht eingehen zu können: Reservationen und Provisionen
auszutheilen, sei ein Recht des päpstlichen Stuhles; darauf könne
er im Interesse der Kirche nicht verzichten.* Seine Vorgänger
hätten dies Recht auch in Ekigland ausgeübt, es habe sich nie
ein Widerstand dagegen erhoben, ja der König wohl selbst
ftlr einen Günstling um eine Provision gebeten. Daher sei
der Beschluss des Parlaments ungiltig, und die Rathgeber des
Königs kennen die Strafen wohl> die Jenen treffen, der sich
gegen die Freiheit der Kirche vergehe. Schon verbreite sich
das Gerücht, dass in England Edicte und Breves ausgesandt
werden, deren Inhalt geeignet sei, die Freiheit der Kirche zu
hemmen, den Primat, das Ansehen und die Macht des apostoli-
sehen Stuhles zu schwächen. Dahin gehöre die Einkerkerung
vieler geistlichen Würdenträger. So weit sei es gekommen,
dass Niemand es wage, die Bullen des Papstes nach EngUtnd
zu tragen.
Zwei Monate später schickte der Papst eine feierliche
Gesandtschaft nach England, um die Angelegenheit in seinem
Sinne beizulegen: der König, seine Gattin und seine Mutter,
die vornehmsten Grossen des Reiches wurden bestürmt, den
Status quo ante wiederherzustellen. Als Urheber der VorfkUe
wurde kirchlicherseits der Erzbischof Johann von Canterbury
angesehen.' Die Gesandtschaft erreichte ihren Zweck nicht;
die Anordnungen des Parlaments blieben bestehen.
^ Raynald, Ann. EccI. 1344, 55 : NobiB per easdem literas finaliter suppli-
cando, ut a reseryacionibus et provisionibus episcopatuam eiuBdem regni
tni supersedere yelimas et capitulLs ecclesiarum dicti regni electiones
libere dimittamus iuxta concessionem predecessoram tuornm inde factam . . .
* Uti non intenderimus nee intendamuB reservacionibus et provisiombiis
huinsmodi nisi quantum atilitatibne et necessitatibuB ecdesiaram ipsa-
rum crediderimus ezpedire. — Dass dies Ar^ment aaf die Zust&ade der
Zeit passte, konnte höchstens ein Ironiker behaupten.
> Baynald, Ann. Eccl. 1344, 69.
Stodien zur KirohenpoUUk Englands im 14. Jahrhundert. 27
Diesem Vorgehen gegenüber mass das Verhalten der
Curie im Ganzen noch als mild and besonnen bezeichnet werden:
es stach in seltsamer Weise gegen das Verhalten Deutschland
gegenüber ab; es zeigte sich eben, wie stark die Position
eines englischen Königs war, der das Parlament hinter sich
wnsste.^
Bei dieser Lage der Dinge begreift man, dass auch die
päpstliche Vermittlnng im englisch-französischen Thronstreit in
England mit Misstrauen aufgenommen wurde. Man war geneigt,
sich dem Schiedsspruch des Papstes, aber nur in seiner Eigen-
schaft als Privatperson, keinesfalls aber als Richter zu unter-
werfen.*
Ueber die Freiheit kirchlicher Wahlen wurde auch in
den folgenden Jahren verhandelt Das Verhalten Eduards III.
war ein höchst ungleiches: Nach dem Tode des Bischofs von
Durham, Richard de Bury, setzte er beim Papste die Er-
nennung seines Günstlings Thomas Hatfield durch. In Enghind
und an der Curie war man damit unzufrieden. Dort klagte
man über die Preisgebung des eben durchgeführten Systems
freier Wahlen, hier, weU der Ernannte ein leichter Patron und
noch dazu ein Laie sei. Lachend sagte der Papst: ,ünd wenn
der König die Ernennung eines Esels begehrt hätte, ich hätte
seiner Bitte wiUfahrt.'^ Und das ist ja begreiflich : es war die be-
quemste Art, sich einer unbequemen Opposition zu entledigen.
Bald freüich hatte die Curie Grund zu neuen Klagen:
Das englische System, die Kirche zu den schweren Lasten der
Kriege heranzuziehen, fand auch in Frankreich Nachahmung.
Unter diesen Umständen verdoppelte die Curie ihre Bemü-
hungen um die Herstellung des Friedens. Der Erfolg freilich
blieb aus. Auch der Verlauf des kirchlichen Streites entsprach
den Wünschen des Papstes nicht, und so sah sich Clemens VI.
genöthigt, noch einmal ein scharfes Mahnschreiben an den
engUschen König zu richten. Es ist vom 15. October 1352
* VgL auch Baynald 1345, 12 ; das Verhalten Ladwig dem Baier gegen-
über Raynald 1347, 9.
' Walnngham, Tpodigma Nenstriae: Ad tractandum coram snmmo ponti-
fice de inre sno in regnom Franoiae, non nt iudice sed priyata persona
et amico commnni. Bot pari. II, 136.
' Walsingham, Tpodigma Neostriae, p. 283. Hist Angl. I, 264.
28 L AbbsndlQDg: Losertb.
datiert.* Der Papst klagt über das Vorgehen der königlichen
Beamten gegen die Inhaber kirchlicher Stellen in England, die
nicht in der Lage seien, dort zu wohnen; seine Mahnungen
seien bisher nicht befolgt worden. Nun wird bei Strafe des
Bannes dem König und seinen Beamten verboten, gegen die
Inhaber dieser Pfründen künftighin in solcher Weise vorzu-
gehen; würde der König solcher Mahnung kein Gehör schenken,
so würde über ihn der Bann, über das Land das Interdict
verhängt werden. Noch erwarte man, es werde dazu nicht
kommen, und so verlängerte der Papst zum Zwecke weiterer
Verhandlungen, um die der König ersucht habe, die Frist für
diese bis Christi Himmelfahrt des nächsten Jahres. Den Aus-
gang erlebte Clemens VI. nicht mehr; er starb am 6. December
1352. Ueber die Zusicherungen, die Eduard III., um dem
Bann zu entgehen, nach Avignon gelangen liess, wird in den
englischen zeitgenössischen Quellen nichts vermerkt. Thatsache
aber ist es, dass einzehie Bischöfe während der ganzen Zeit
ihrer bischöflichen Würde nicht zum Besitz ihrer Temporalien
kamen. Wiclif hat hierüber im Jahre 1378 interessante Mit-
theilungen gemacht. Damach wurde dem Bischof Wilhelm
Bathman von Norwich der Temporalienbesitz entzogen, ,wegen
der Verachtung' (pro contemptu), nämlich der Rechte des
Landes.^ So wurde der Bischof Johannes öranson von Exeter
und so auch der Bischof Thomas de Lyle von Ely behandelt.^
Man sieht aus diesem Citat, wie die spätere englische
Opposition gegen das Papstthum an die ältere anknüpft und
die ältere manche Berührungspunkte mit der grossen kirchlichen
Opposition unter Ludwig dem Baiern gemeinsam hat, derer
letzter bedeutender Träger Wilhelm Occam drei» Jahre zuvor
gestorben war — ob mit der Elirche versöhnt, das ist noch
heute die Frage.
^ Raynald, Ann. Eccl. 1352, 17.
' De Eccl. p. 332 : Nam temporalia domini Willelmi Bathman Norwycensis
capta sunt in manus regis et tenta duodecim annis continais pro
contemptn. Et idem contigit de domino Johanne Oransoni Exoniensi,
de fratre Thoma de Lyle episcopo HeUensi, et sie de multb ablacioni-
hxLBy qoas diebos nostriB cognovinrns . . .
> Walsingham, Hist. Angl I, 278. Ann. Eccl. 1354, 31. Ein interessanter
Bericht bei Knyghton IV, 2609.
Studien snr Kirchenpolitik Bnglftods im 14. Jahrhundert. 29
Eine leichtere Aufgabe den englischen Verhältnissen gegen-
über als Clemens VI. hatte Innocenz VI. Zunächst durfte man
erwarten, dass er die Vermittlungsrolle im englisch-französischen
Thronstreit aufrichtiger durchführen werde als sein Vorgänger,
gegen den man ein unbesiegbares Misstrauen gehegt hatte. In
der That bewies man in England dem neuen Papste grosses Ent-
gegenkommen. Gleich der erste Bischofsitz, der nun zur Erle-
digung kam, es war der von Kochester, ^ wurde durch eine päpst-
liche Provision besetzt, und so in der Folge Ely, Lichfield und
andere. Das System der Reservationen nahm wieder im ausge-
dehnten Masse zu. Auch sonst bewies der englische Clerus grosse
Opferwilligkeit gegenüber den Bedürfnissen der Curie, und nicht
minder gross war die Nachsicht des Königs. Kam es doch nun
wieder vor, dass dem Papste ein ganzer Zehent von 100.000 Gold-
gulden von allem geistlichen Besitz in Ekigland gezahlt wurde.'
Auch die Friedensvermittlung des Papstes gewann mehr
Aussicht auf Erfolg; wenn die Verhandlungen schliesslich auch
diesmal zu keinem Ziele führten, so konnte der Curie kein Ver-
schulden beigemessen werden: ,Wenn unsere Mühen/ schreibt
der Papst, ,nicht von Erfolg gekrönt sind, darf kein Dritter sie
irgendwie verdächtigen/^ Die Schlacht bei Maupertuis, die
das unvergleichliche Feldherrntalent des schwarzen Prinzen
gewann, änderte ohnehin schon in der nächsten Zeit die Lage
der Dinge. Von einer gewissen Vorliebe für Frankreich war
auch Innocenz VI. nicht freizusprechen: ,Als wir,' schreibt er
an Karl IV., ,die Botschaft von der Gefangennahme des fran-
zösischen Königs empfiengen, entsank uns alle Lebenskraft, und
unsere Besinnung schwand dahin.' Der Kaiser, denn ,er allein
köime in diesem Elend Heilung bringen', wird dringend er-
sucht, sich nach dem Westen seines Reiches zu begeben, um
den verderblichen Krieg endlich beizulegen.* Man kann be-
^ Eodem anno Haymo Atte Heth, episcopus Roffensis sponte et notorie
renoncüiTit episcopatni resignans illum in manns pape. Cui papa pro-
▼idit de magistro Joanne Schepeye, monacbo et priore dictae sedis;
Walsingham, p. 276.
* Harpesfield ans dem Register Simon Islep's.
> Bajiiald, Ann. Eccl. 1366, 4.
* Baynald, Ann. Eccl. 1356, 10. Knyghton: Ilic erat multum favorabilis
regi Francie contra regem Angliae.
30 I. Abhandlang: Losertb.
merken, dass auch die Glllckwünsche an den Sieger ihm nicht
vom Herzen kommen. Jedesfalls bot das Unglück , das den
französischen König getroffen, den Anlass zu ementen Anstren*
gungen für die Herstellung des Friedens, und eine aufrichtige
Freude gewährte es ihm, als dieser endlich zu Stande kam.
Er gewährte ihm auch gern seine Bestätigung.
3. Der pSpstllchc Lehenszins und das angebliehe Auf-
treten WlcUf *s als KlrehenpoUtlker In den Jahren 1S65
und 136&
•
Am 12. September 1362 war Innocenz VI. in Avignon
gestorben. Gewählt wurde am 28. October Wilhelm Grimoard,
Abt des Benedictinerklosters St. Victor bei Marseille. Er hatte
sich bisher bei verschiedenen Missionen bewährt und weilte
eben noch als Legat in Neapel. Am 6. November wurde er
als Urban V. inthronisiert. Unter den Päpsten der ganzen
Periode war er zweifellos der trefflichste. Ein ausgesprochener
Feind des Nepotismus und des übermässigen Luxus, erliess er
bald im Anfange strenge Gebote gegen die Häufung der Pfrün-
den — eine Sache, die man ihm in England namentlich hoch
anrechnete;^ höher schätzte man das, dass er, dem stürmischen
Drängen der gesammten abendländischen Christenheit weichend,
nach Rom gieng. Wenn er auf alte Rechte der Kirche zu-
rückgriff und sie, wo sie in Vergessenheit gekommen waren,
wieder in Erinnerung brachte, so wird man das natürlich
finden, und begreiflich, dass es jetzt geschah, wo an die Curie
erhöhte Anforderungen herantraten.
Am 6. Juni 1366 richtete er ein Schreiben an Eduard IIL*
und forderte ihn auf, den schon seit 33 Jahren schuldigen
Lehenszins jährlicher 1000 Mark an die Curie zu entrichten.
Mit dieser Forderung Urbans V. bringt man das erste Auf-
^ Wabingham I, 298: Qao anno (1363) papa plnralitates revocayit de-
cernens facto decretalis horribiliB snificere clerico rectoriam cam quataor
praebendis, minoribus vero minus . . .
* Gedr. in Raynald, Ann. Eccl. 1365, 13, aber mit der falschen Datiening
Id. statt Vm Id., 8. Beilage Nr. 1. Dr. S. Steinhers hatte die Freund-
lichkeit, das Stück für mich in dem vaticanischen Register durchzusehen.
Stndien mr KirclienpoUtik Englands im 14. Jahrhundert. 31
treten Wiclif's in kirchenpolitischen Fragen in Zusammenhang.^
Wollen wir den neuesten Biographen WicUf 's Glauben schenken^
so gerieth das Land bei dieser Forderung Wiclif's in eine
starke patriotische Aufwallung. Man habe an den König
Drohungen gelangen lassen: für den Fall; als er sich weigern
sollte; der Forderung zu genügen , wurde er vorgeladen; sich
vor dem Papst persönlich zu stellen.*
Von einer Vorladung des Königs fUr den Fall; dass die
Summe nicht gezahlt würde, ist in dem Briefe keine Rede.
Auch in dem vertraulichen Schreiben; das dem Gesandten des
Papstes ; dem Abt Johann des Benedictinerklosters St. Bavo
in Gent; über sein Verhalten mitgesandt wurde ; findet sich
hierüber kein Wort.* Es wird ihm nur befohlen; sich unver-
züglich zum König zu begeben und von ihm zu fordern; die
schuldige Summe rasch zu begleichen; da die Kirche in ihrer
augenblicklichen Bedrängung durch ruchlose Söldnerschaaren
ihrer bedürfe. Ebensowenig darf man auf Grund des päpst-
lichen Schreibens etwa sagen; dass der Papst auf französische
Einflüsse die so lang zurückgestellte Forderung auf die Tages-
ordnung gestellt habe. Der Standpunkt des Papstes ist ein
völlig correcter; sein Anspruch gerecht; seine Haltung massvolL
Die Curie, wiewohl oft in grossen Bedrängnissen, habe ihre
Forderung bisher nicht erhoben. Sie erkannte Englands Noth,
daS; in schwere Kämpfe verwickelt; nicht in der Lage war,
diese Z^ahlungen zu leisten. Nun erfreut es sich des Friedens,
das Land ist reich und möge daher seinen Verpflichtungen
nachkommen.
Von einer patriotischen Erregung; in die das Land an-
geblich versetzt wurdC; vernimmt man nichts; es ist bemerkens-
werth: die gleichzeitigen; sonst recht gesprächigen Quellen ver-
lieren über die ganze Angelegenheit kein Wort. Die Erregung
^ Lechler, Johann von Wiclif I, 321. Baddensieg, Johann Wiclif and seine
Zeit, S. 118.
' 8. meinen Aofsats in der English Historical Review, April 1896: The
beginnings of Wyclifs i^ctivity in ecclesiastioal politics.
* 8. Beilage Nr. 1. Leider findet mch die Cednla interclosa, von der in
dem Schreiben an den Abt Johann die Rede ist, im päpstlichen Register
nicht mehr vor. Die Cedula interclnsa dürfte eine Berechnung der
schuldigen Summe enthalten haben.
32 I. AbhaBdlaof : Losertli.
über die Fordenmg wird demnach im Lande entweder über-
haupt nicht vorhanden oder nicht bedeutend gewesen sein.
Das Parlament, an das sich die Krone wandte ; erklärte im
Mai des folgenden Jahres: Weder König Johann, noch irgend
ein Anderer habe das Recht gehabt, das Reich oder die Nation
ohne deren Zustimmung einer fremden Macht zu unterwerfen.
Johanns Einwilligung sei ohne diese Zustimmung, ja gegen
den ausdrücklichen Eid, den er bei seiner Krönung geschworen,
gegeben worden. Sollte der Papst seine Forderung mit Q-ewalt
durchsetzen woUen, so würden ihm die Stände mit aller Kraft
Widerstand leisten.^
,Bei dieser Nationalangelegenheit' soll nun auch Wiclif
betheiligt gewesen sein.^ Man ist der Ansicht, dass Wiclif
über diese staatsrechtliche Frage eine Streitschrift ganz im
Sinne der parlamentarischen Erklärung veröfifentlicht habe und
dies anlässlich einer Herausforderung, die ein ungenannter
Doctor der Theologie aus den Mönchsorden an ihn persönlich
gerichtet hatte. Sehen wir zu, was es mit dieser Streitschrift
ftir eine Bewandtniss hat, ob sie von Wiclif herrührt und dem
Jahre 1366 oder 1367 angehören kann.^ In Bezug auf den
ersten Punkt existiert kein Zweifel; man hat aber ganz über-
sehen, dass es sich in diesem Tractat um Dinge handelt, die
weder 1365 noch 1366, sondern erst zehn Jahre später öffentlich
erörtert worden sind. In dieser Streitschrift sollen nicht etwa
von vornherein die päpstlichen Ansprüche auf den Lehenszins
zurückgewiesen werden: es werden Fragen beantwortet, die
in dem ,guten' Parlament erörtert wurden. Die Frage wegen
des Lehenzinses ist, wie Wiclif selbst sagt, von seinem Gegner
1 Pauli, Geschichte Englands lY, 480. Lechler I, 322.
' So Lechler im Wesentlichen nach Pauli, der auch der Ansicht ist, «Wiclif
habe sich bald nach 1366 snm ersten Male auf praktisch staatsrechtlichen
Boden gewagt und gegen einen Mönch in kahner Schrift den Parla-
mentsbeschlnss wegen Abschaffung des Lehenszinses Johanns ohne Land
yertheidigt^
^ Sie findet sich in einem sehr ungenauen Drucke bei Lewis, The History
of John Wicliffe, S. 363 der Ausgabe von 1720. lieber die Ueberlieferung
des Textes s. Matthew, Unprinted English Works of Wyclif V, Nr. 2.
Kritisch bezüglich der Zeit der Abfassung verhült sich schon Matthew,
ohne aber die Sache in Erörterung zu ziehen. Er begnügt sich mit der
Bemerkung: H confess to much doubt on this poinU
Stadien zur Kirehenpolitik Englands im 14. Jahrhundert. 33
ungehöriger Weise hereingezogen worden^ musste aber^ da sie
einmal gestellt war, auch beantwortet werden.
Wiclif lässt in diesem Tractate sieben Lords auftreten.
Sie weisen die Ansprüche des Papstes auf den Lehenszins
allerdings ab, thun dies aber vermittelst solcher Motive und
in Worten, die Wiclif weder 1366 noch 1367 gebraucht haben
würde, die er aber 10 oder 11 Jahre später ganz passend fand.
Gleich der erste Lord begründet seinen Satz: ,Man muss dem
Papst den Tribut versagen; will er ihn mit dem Schwert er-
zwiogen, wir werden uns wehren', mit einem Motiv Wiclif 's,
das in der Hauptsache mit den ersten seiner vom Papst im
Jahre 1377 verdammten Conclusionen und seinen Ausführungen
in dem Buche ,Von der göttlichen Herrschaft' übereinstimmt;
denn wenn der Lord sagt: Es gibt keine (bürgerliche) Herr-
schaft von ewiger Dauer ^ so lautet die zweite Conclusion: Gott
kann dem Menschen keine bürgerliche Herrschaft von immer-
währender Dauer geben. Das sind Lehrsätze, die er erst in
der Zeit, als die Frage wegen Einziehung des Kirchengutes die
Gemüther erregte, aufstellte.
Der zweite Lord entwickelt den bekannten Satz Wiclif 's:
Der Papst ist gar nicht fähig zu herrschen. Thut er es den-
noch, so muss man ihm entgegentreten. Der Papst muss näm-
lich der vornehmste Nachfolger 'Christi sein. Christus aber hat
alle weltliehe Herrschaft verschmäht, folglich muss das auch
der Papst thun nach den Worten: Die Füchse haben ihre
Gruben, die Vögel ihre Nester: des Menschen Sohn aber hat
nicht, wo er sein Haupt hinlegen könnte. Da wir aber den
Papst zur Erfüllung seiner Pflichten zu verhalten haben, so
folgt, dass wir ihm den verlangten Tribut versagen müssen.^
Auch dieser Theil enthält einen Satz, den Wiclif in seinen
späteren Schriften mit besonderer Vorliebe behandelt : Ein Geist-
licher, und sei es selbst der Papst, der seinen Pflichten ent-
gegenhandelt, kann auch von Laien zur Pflichterfüllung ge-
zwungen werden. So hat Wiclif in einer Zeit, da er selbst
noch an den Papst appellierte, nicht geschrieben; so natürlich
' Cam igitur debemas papam ad observanciam religionis sue astringere,
probatur, qaod tenemur in exaccione huius coudicionis resUtere sibi.
D&za stimmen die 17. und 19. Conclusion.
Sitzvngsber. d. phiL-hist. Gl. CXXXYI. Bd. 1. Abh. 3
34
1. Abhandlang: Loserth.
diese Redeweise 1377 oder 1378 ist, so unwahrscheinlich ist
sie 1366 oder 1367.
Der dritte Lord bewegt sich ebenfalls in der Gedanken-
sphäre Wiclif's, doch gleichfalls in der einer späteren Zeit:
Die Geistlichkeit, sagt er, hat die Pflicht, das Volk zu erbauen.
Der Papst als der Höchste hat diese Pflicht im höchsten Grade
zu erfüllen; erfUUt er sie nicht, so darf er keine Leistung
durch das Land beanspruchen, und wenn er dies thut, ist sie
ihm zu verweigern. Das trifft in dem vorliegenden Falle zu,
denn weder Papst noch Cardinäle thun etwas zur Erbauung
der Kirche in England.
Noch mehr als der dritte befindet sich der vierte Lord
im Banne Wiclif'scher Anschauungen. Das Meiste von dem,
was er sagt, findet sich wortgetreu im 15. Capitel von Wiclif's
Buch ,Von der Kirche^, das 1378 geschrieben wurde.^
In höherem Grade noch gehören jene Sätze, die dem
sechsten Lord in den Mund gelegt werden, einer späteren
Periode Wiclif's an. Auch sie haben ihre Verwerthung zu-
Quartus dominus:
Cum ergo
circa tertiam partem regni
vel amplius sit mortificatum
ecclesie, videtur quod papa sit
dominus illorum omnium.
In cuius Signum post vaca-
cionem particularis ecclesie per
mortem prepositi exigit tamquam
illorum bonorum dominus primos
fructus . . .
Cum ergo in civili dominio non
posaunt esse duo dominantes ex
aequo, sed oportet quod unus sit
capitalis dominus et alter subdo-
minans, videtur quod oportet . . .
Regem autem nostrum nolumus
in hac parte sibi subicere, cum do-
nans quisque ad mamim mortuam
sibi reservat capitale dominium, i
Immo relinquitur, quod papa de-
bet pro isto tempore esse regni vel
regis subditus vel vasallus.
De Ecclesia, p. 338—339 :
Cum plus quam
quarta pars regni sit devolata
ad manum mortuam, sequitur,
quod rex noster non sit rex tocius
Anglie.
In cuius Signum papa ha-
bet post mortem mnltorum prela-
torum et abbatum in Anglia pri-
mos fructus . . .
Cum enim dicunt quod papa
dominetur civiliter, nee est possi-
bile quod due tarn disparate per-
sone dominentur civiliter
super eodem, relinquitur eis
dicere, quod . . .
Stadi«n zar Kircbenpolitik Englanda im 14. Jahrfanndert. 35
nächst in dem Bach ^Von der Kirche' gefiinden. Hier finden
wir bereits den Satz: Haupt der Kirche ist Christus. Dann:
Der Papst ist ein sündiger Mensch^ der, wenn er in der Sünde
verharrt, seine Herrschaft verliert, oder Erörterungen wie : Der
Oberlehensherr ist Christus, der Papst ein fehlbarer Mensch,
der also ein Anrecht auf den Besitz Englands nicht geltend
machen kann.
Endlich gehört auch das, was Wiciif dem siebenten Lord
in den Mund legt, einer späteren Zeit an.
Führt schon diese Erörterung zu dem Resultat, dass der
von Lewis mit^etheilte Tractat nicht in das Jahr 1366, sondern
erst in die auf das gute Parlament folgende Zeit gehört, so
gibt es doch noch weitere Anhaltspunkte, die Abfassungszeit
genauer zu bestimmen. Wiciif erwähnt die Schrift seines
Gegners thatsächlich im 15. Capitel seines Buches ,yon der
Kirche' und bringt auch dort seine Erwiderung vor. Eben
hat er davon gesprochen, dass die Temporaliensperre in Eng-
land weder etwas Neues noch etwas Unerhörtes sei. Er führt
das Beispiel Wilhelms des Eroberers an, der Stiftungen ein-
gezogen, verändert, verlegt und an Ausländer überwiesen habe,
er weist auf die Behandlung der Templer hin, auf das Beispiel
des Bischofs Wilhelm Bathman von Norwich, des Johannes
Granson von Exeter, Thomas de Lyle von Hely und sagt
dann: das sei auch die Praxis Richards U. Niemandem falle
es deswegen ein, die Curie zu befragen, denn das seien Dinge,
die allein der Krone zukommen.
In dieser Frage, sagt Wiciif, habe ich einen Gegner, der
mir aus eigenem Antrieb schriftlich drei Conclusionen , die zu
dieser Sache gehören, geschickt hat.
Man beachte zunächst, dass Wiciif (1378) von der Gegen-
wart spricht : ,habe ich einen Gegner*. Diese drei Conclusionen
sind es nun aber, die uns in dem von Lewis abgedruckten
Tractate vorliegen. Sie gehören demnach, wie sich aus dem
Gesagten ergibt, nicht in das Jahr 1366, sondern 1377.
Gleich die erste Conclusion: Weltliche Herren sind be-
rechtigt, in einem gegebenen Falle in rechtmässiger Weise der
Geistlichkeit ihr Gut zu nehmen, ist von Wiciif erst in der
Zeit des guten Parlaments von der Katheder herab vertheidigt
worden. Es ist die siebzehnte von den neunzehn Conclusionen,
3»
36 I. AbliMidliinf: Loaerth.
die er öffentlich verkündigte,* und um derentwillen der Papst im
Mai 1377 den Process gegen ihn einleiten Hess. Dieser Satz fand
unter den Mitgliedern der begüterten Orden begreiflicher Weise
einen lebhaften Widerspruch. Während Wiclif ihn von der
Katheder herab verfocht, brachten seine Gegner die Sache
unter das Volk und regten es auf.* Namentlich war es ein
Benedictiner in Oxford, der in der Marienkirche daselbst wider
Wiclif auftrat.* So blieb der Streit nicht auf den kleinen Kreis
der Gelehrten beschränkt, sondern verbreitete sich in weitere
Volksschichten, und Wiclif sah sicli genöthigt, jenem Buche,
das er kurz zuvor vollendet hatte: ,Von dem bürgerlichen
Regimente' (De civili dominio) noch eine Fortsetzung zu geben.*
Sein Gegner hatte in der Marienkirche zu Oxford über
das Thema gepredigt: die Priester dürfen entweder von einander
oder von den Bischöfen gestraft werden, keinesfalls aber von
einem weltlichen Herrn. Nun ist das eben der zweite Satz in
dem Tractate, den Wiclif schon 1366 bekämpft haben soll.*
* quaa Johannes WicUflf publice praedicavit.
' Licet cap. XXXVII rogarem obnixins omne genus auditorü, fovere evan-
gelicam veritateni (diese stete Berufung auf evangelische, d. h. in der
Bibel begründete Wahrheiten gehört auch erst in die letzte Zelt Wiclif 's),
qua dixi ecdesicutico« ctd tantum posse delinquere, quod domini temporales
poMent ah eis legitime ac meritorie auferre temporaliay quantumcunque
humanis legibus fuerint confirmata, surrepunt tarnen emuli, nitentes
veritatem istam dirimere. Et revera sepe revolvi in animo, quid move-
bat illum dominum et socium de ordine sancti Benedict! inter omnes
valentes Ozonie tarn fingibiliter ac prepostere dictum negocium attemp-
tare ... De civil! dominio II, p. 1 (wird eben gedruckt).
' Ib. p. 5: Sed miror qua fronte frater meus ausus est dednctionem tarn
frivolam fingere specialiter coram tam sciolo et venerabil! audi-
torio in ecclesia beate virginis Oxonie . . .
* Ib. p. 2: Consultum est mich! omnino satisfacere duodecim argumentis,
quibus videtur sib! infring^re sentenciam evangelicam supradictam, tum
quia imponit mihi blasfemiam, scandalum fraternum et heresim . . .
^ Man vergleiche:
Lewis, The History of John Wicleff,
p. 364.
Secnndo asserit idem doctor, ut
scola testatur, quod in nuüo casu
licet viros ecdeHcaÜcos coram aeculari
iudice canveniri . . .
De civili dominio,
p.6.
Sacerdotes debent corrigi per
se ipsos vel suos episcopos: ergo
in nuUo omu debent corrigi per
dominos »ecularea . . .
Studien zur Kirefaenpolitik Englands im 14. Jahrbandert. 37
Der Gegner Wiclif's dürfte jener William Wadford ge-
wesen sein, den er in 1 8. Capitel des dritten Baches mit Namen
nennt.^ Auf diese Opposition Wadford's kommt nun Wiclif —
als auf eine gegenwärtige — in seinem Buch ,Von der Kirche'
im Jahre 1378 zu sprechen. Wenn da die Thesen Wadford's
etwas anders gestellt sind^ so ist nicht zu vergessen ^ dass
Wadford seinem Gegner auf der Katheder und der Kanzel ent-
gegentrat und auf der Kanzel eine These stärker heraushob,
die in der Streitschrift vielleicht fehlte. Daran aber^ dass
der bei Lewis citierte Gegner Wiclif's kein anderer ist als
William Wadford, und dass diese Polemik zehn Jahre später
anzusetzen ist, wird man nach dem Vorgesagten nicht zweifeln
dürfen.
Man hat bisher immer den von Lewis abgedruckten Tractat
Wiclifs aus dem Grunde in das Jahr 1366 verlegt, weil dort
von dem Lehenszins des Papstes, beziehungsweise der Ab-
lehnung dieses Zinses gesprochen wird. Man hat aber ganz
übersehen, dass es sich in dem Tractat in Wirklichkeit um
ein Anderes handelt. Es sind die drei Thesen:
^ Cap. 18 (noch angedruckt): Secnndo incidentaliter patet solucio argn-
mentonun, que doctor meiia reverendus magister WillelmuaWadford
multipliciter contra conclusionem in secnndo huius positam de negacione
civilis dominii clericorum (annotat). Er spricht von ihm mit hoher
Achtang: Et revera obligor eo amplius huic doctori meo, quo in diversis
gradibus ac actibus scolasticis didici ex eius exercitacione modesta mul-
tas mihi notabiles veritates . . . Auch in dem Tractate bei Lewis sagt
Wiclif von seinem Gegner : Inter alia doctor meus reverendus . . . Ich
weiss sehr wohl, dass William Wadford den Bettelorden zngehOrte, aber
sollte man nicht in den oben citierten Worten statt: socius de ordine
s. Benedicti lesen dürfen: socius ordinis s. Benedicti: ein AUierter der
Benedictiner. Man beachte, dass Wiclif an eben dieser Stelle seinen
Gregner so charakterisiert, dass man in ihm nur einen BettelmOnch zn
sehen vermag: Dictum est michi per discretos viros, quod sunt non-
nuUi eciam pa/upertatem eocrngdicam profitentes (so wird man doch zu-
nächst nur von Bettel manchen reden) transmeantes maria et se ipsos
periculis itineris multiformibas exponentes (das trifft bei Wadford zu),
at exproprietarie contra professionem pecunias sibi accumulent . . .
Ich verkenne andererseits auch die Schwierigkeit nicht, die darin liegt,
dass Wiclif in seinen Predigten der Angriffe eines canis niger gedenkt
(Senn. HI, 188, 189). Auf jeden Fall müsste Wadford in derselben Zeit
schon wie der Benedictiner die Polemik wider Wiclif begonnen haben.
38 I. Abhandlang: Lofertb.
1. Die weltlichen Herren sind nicht berechtigt, in einem
gegebenen Falle rechtmässiger Weise dem Cleros das Kirchen-
gat zu nehmen.
2. In keinem Falle dürfen Geistliche vor das weltliche
Gericht gezogen werden.
3. Jede Entziehung zeitlichen Gutes von der Kirche ist
ungerecht. Vom Lehenszins hatte Wiclif kein Wort gesprochen.
Diese Frage zog erst sein Gegner in den Streit, und Wiclif
tadelt das, denn der Gegenstand gehöre nicht hieher. Er sagt:
Dieser Doctor verlangt 'unter heftigem Drängen und viel Ge-
räusch, indem er die Gemtlther erhitzt, dass ich seinen Argu-
menten folge, namentlich jenem, das er gegen das Recht des
Königs zu Gunsten des Papstthums aufgestellt hat, nämlich:
Eine jede Herrschaft, die Jemandem nur bedingungsweise ge-
schenkt ist, erlischt mit dem Wegfall der Bedingung. Nun
hat der Papst dem Könige England unter der Bedingung ge-
schenkt, dass er ihm. alljährlich 700 Mark zahle.^ Diese Be-
dingung wird nicht eingehalten; folglich verliert der König
sein Land.
Ich wundere mich auf das Höchste, sagt Wiclif weiter,
warum man mit solchem Drängen die Lösung dieser Frage
von mir verlangt, da mir dies Gebiet doch so fern liegt und
ftir meine Thesen ganz belanglos ist, wie es ja einem jeden
speculativen Theologen — und als solchen bezeichnete sich
Wiclif mit Vorliebe* — und Juristen fremd ist. Und doch waren
wir darin übereingekommen, keine Ausflüchte zu suchen, son-
dern uns allein an die gestellten Fragen zu halten.^
Daraus wird klar, dass in den Thesen von einer Be-
kämpfung des dem Papst zu zahlenden Lehenszinses keine Rede
war, sondern diese Sache von dem Gegner muthwillig herein-
gezogen wurde, um, wie Wiclif sagt, seine Person bei der
^ 300 Mark, die oben zn den 1000 fehlen, werden für Irland gerechnet.
' S. De Ecclesia, p. 303, p. 143.
* Et miror quam plarimum quod cum tanta instancia expetunt Bolucionem
huiuB, racionem et tractatum istins materie et specialiter, cum sit ipse
mihi et racionibus meis indifferens sed cuicunque speculativo theologo
vel leg^ste. Et pepigimus quod non quaerendo diverticulas alienas,
peripsimata fructuji que colimus, vel ambages procedet directe ad iropro-
bandum que«tioiiem quam principaliter pepigit impugnare.
Stadien zar Eircbenpolitik Englands im 14. Jahrfaandert. 39
Curie anzaschwärzen, ihn nach der Verschärfung der kirchlichen
Censuren^ seiner Pfründen zu berauben, seinen Gegner dagegen
bei der Curie in ein helles Licht zu stellen und um zu bewirken,
dass hierauf die Abteien noch mehr und noch ungescheuter
weltliches Gut anhäufen dUrfen.*
Es ist darnach ein Zufall, dass Wiclif sich über eine Frage
äusserte, deren Beantwortung ihm, wie er selbst sagte, nicht
zukam. Und da er die ihm gestellte Falle deutlich erkannte,
so beantwortet er diese Fragen gar nicht selbst, sondern sandte
dem Gegner jene Antworten zu, die, wie er gehört habe, in
einer Versammlung von einer Anzahl von Lords gegeben
worden seien.
Dass Wiclif bei dieser Berathung der Lords nicht selbst
anwesend war, sieht man aus seiner eigenen Erklärung: ,Mein
Gegner möge sich an jene Antwort halten, von der ich höre,
dass sie von weltlichen Herren in einer gewissen Versammlung
gegeben worden sei.'^ Er beruft sich demnach auf das Hören-
sagen. Dass er an die Parlamentsverhandlung des Jahres 1366
gedacht hat, ist möglich, wiewohl er sich auch noch auf eine
spätere Zeit beziehen könnte; aber sicher ist erstens, dass er
selbst mit dem Parlament von 1366 nichts zu thun hat, zweitens,
dass es seine eigenen, und zwar die einer späteren Zeit an-
gehörenden Motive sind, die er den ersten sechs Lords in den
Mund legt, und drittens, dass nur die Antwort des letzten
Lords dem Parlamentsbeschluss von 1366 völlig entspricht.
^ Sed tres cause dicte snnt michi cur hoc facit: primo ut persona mea
Sit ad Romanam curiam diffamata et aggravatls censarls (demnach
müssten schon vor 1367 kirchliche Censuren gegen Wiclif erlassen
worden sein, was für diese Zeit, zumal wenn man bedenkt, dass er
sieben Jahre später als Gesandter nach Brügge geht, um mit den Ge-
sandten des Papstes zu verhandeln, nicht gut möglich ist) ab ecclesia-
sticis beneficiis sit privata.
* Et tertia causa ut dominante domino papa regno Angliae liberius co-
piosias et voluptuosius sine freno correpcionis frateme sint abbathiis
cWilia dominia cumulata. Auch dies passt nur auf die Zeit des guten
Parlaments.
' Transmitto doctorem meum reverendum ad solucionem huius argumenti,
quam audivi in quodam consilio a dominis secularibus esse datam . . .
So auch in der Folge: fertur respondisse, nicht: respondit.
40 I- AbhADdliiDg: Losertfa.
Von Wichtigkeit ist es, dass Wiclif selbst gesteht, dieser
Gegenstand sei ihm fremd. Aus alledem ergibt sich aber,
dass Wiclif 1366 noch nicht jene Rolle gespielt haben kann,
die man ihm bisher zuerkannt hat. Ist man aber einmal dahin
gelangt, das Entstehen des bei Lewis gedruckten Tractates in
das Jahr 1377 oder 1378 zu verlegen, dann klären sich auch
gewisse undeutliche Angaben auf, in denen man Widersprüche
hat entdecken wollen.^
Grosse Schwierigkeiten hat den meisten Wiclifforschern
bisher die Erklärung jener Stelle dieses Tractates bereitet, aus
der hervorleuchtet, dass er in einem besonderen Verhältniss
zum Könige gestanden: ,Ich aber, da ich ein besonderer
Cleriker des Königs bin, will auch als solcher gern eine Ant-
wort geben.'* Lewis, Vaughan, Pauli und Shirley waren
der Ansicht, Wiclif bezeichne sich hiedurch als königlicher
Caplan. DafUr findet sich in den Urkunden und sonstigen Nach-
richten auch nicht die Spur eines Beweises. Daher war Lechler
der Meinung, Wiclif sei ,als des Königs Beauftragter, gleich-
sam als clericaler Sachverständiger oder (modern ausgedruckt)
als Regierungscommissär zu den Parlamenten berufen worden,
wogegen Buddensieg der Meinung ist, er habe irgend eine
Vertrauensstellung am Hofe eingenommen. Lechler kommt
dem Sachverhalt am nächsten, doch irrt er insofern, als die
Sache nicht zum Jahre 1366 oder 1367 gehört. Dass Wiclif
im Jahre 1378 dem Parlament ein Gutachten als Sachver-
ständiger in theologischen Fragen vorlegte und hiezu vom
König bestellt war, weiss man seit der Ausgabe seines Buches
,Von der Kirche' ganz genau.^ Im Jahre 1378 konnte er dem-
^ Dazu gehört der Satz, von dem Lecliler meiuto, er beziehe sich auf
eine Thätigkeit Wiclif *8 im Parlamente: Si ego assererem talia contra
regem meum, olim fuissent in parliamento dominorum Anglie ventilata.
So konnte er 1378 gut Bchreiben, denn wir wissen, dass er schon vor
diesem Jahre im Parlamente thätig war.
* Ego antem, cam sim peculiaris regis clericus, talis qaalis volo libenter
induere habitum.
> De Ecclesia, cap. VII, p. 142: Convenimus ex mandato domini regis
ad dicendum secundum videre nostrum yeritatem in casu nobis exposito.
Gefragt wurden: canoniste, civiliste tam regni nostri quam imperii; ob wirk-
lich oder nur in ihren Schriften, wird nicht bemerkt. Er selbst antwortet
als ,Theologe*, als der er ja auch in dem Tractate bei Lewis hervortritt.
Studien lur Kiieheapolitik Eoglands im 14. Jahrhundert . 41
nach sehr wohl eine Bezeichnung für seine Stellung zum König-
thnin wie die oben genannte gebrauchen, ohne dass man dann
erst weit hergeholte Erklärungsversuche hieflir zu Hilfe nehmen
muss. Noch einige andere, wenn auch nicht so gewichtige
Momente sprechen dafür, dass der fragliche Tractat um 1378
abgefasst ist: man wird z. B. finden, dass er in diesem nahezu
dieselbe Protestation sformel , die bei allen akademischen Vor-
trägen theologischen Inhalts anzafUhren Brauch war, anwendet,
wie in dem eben in jener Zeit abgefassten zweiten Buch ,Von
der bürgerlichen Herrschaft'.^ Dieselbe Phrase wendet er an,
offenbar deswegen, weil sie ihm zur Hand ist.
Der Tractat wurde verfasst, nachdem Wiclif sein erstes
Buch ,Von der bürgerlichen Herrschaft' bereits geschrieben
hatte, und er ist wohl auch die unmittelbare Ursache, dass
dieses Buch durch ein zweites und drittes fortgesetzt wurde.
Wäre es schon früher vorhanden gewesen, so hätte Wiclif be-
reits im 37. Capitel des ersten Buches darauf Rücksicht ge-
nommen.* Dass das zweite Buch um 1377 oder 1378, jeden-
falls noch vor dem Ausbruch des Schismas verfasst wurde,
darüber wird unten gesprochen werden. Wie wenig sich
Wiclif bis dahin mit kirchenpolitischen EVagön im eigentlichen
Sinne beschäftigt hatte, wie sehr er diese und andere Thesen
von seinem ureigenen, dem streng theologisch-wissenschaftlichen
* Man vergleiche:
Lewis, p. 366.
De civili dominio II, cap. XI
(ungednickt).
. . . Protestor publice quod non
intendo peraonam aliqnam diffa-
mare
nee Video, quomodo id
offenderet pias aures.
Ego antem tamqnam hnmilis et
obediendalis filiug Romane ecclesie
protestansme nihil velle asserere
quod sonaret iniuriam dicte ecclesie
vel racionabiliter offenderet pias
aures.
* De civili dominio I, p. 269: Talia que in disciplinatum Christi pre-
pediunt, si occasione adiacencie temporalium clericis molestant, tnnc
sunt temporalia ipsa per manum laicam a clericis subtrahenda. Utrum
autem bodie sit ecclesia in casu isto, non est meum discutere, sed politi-
coram qui int^ndunt praxi et statui regnorum. Fast ebenso liest man in
dem Tractat bei Lewis: Et miror quam plurimum quod cum tanta in-
stancia impetunt . . . tractatum istius materie, cum sit ipse mihi et ra-
cionibus meis indifferens sed cuicunque speculativo theologo vel legiste*
42 I. AbbandloDg : Loserth.
Standpunkte ans betrachtete, sieht man ans dem Satze: ^Wenn
der Besitz der Temporalien die Kirche belastet^ so ist sie von
ihnen zu befreien. Ob aber die Kirche heutzutage in
dem Falle ist, das zu untersuchen ist nicht meine Sache;
das bleibe den Staatsmännern überlassen/ Wenn der
Tractat somit nicht früher als 1377 oder 1378 geschrieben sein
kann, so entfallen alle Schlussfolgerungen, die man bisher aus der
früheren Abfassungszeit gezogen hat. Es wurde oben bemerkt,
es sei wohl möglich, dass Wiclif bei der Frage der Zahlung
des Lehengeldes an den Papst die Ereignisse von 1366 im Auge
hat. Es ist aber gleichwohl auch möglich, dass er auf Ereig-
nisse des Jahres 1374 anspielt. Denn, wie uns ein sonst nicht
schlecht unterrichteter englischer Chronist erzählt, langten auch
in diesem Jahre ähnliche Forderungen des Papstes in England
an wie 1365. Das Eulogium Historiarum meldet zum Jahre
1374: Nach Pfingsten berief der König eine grosse Versammlung
von Prälaten und Herren nach Westminster. In der Mitte des
Heiligthuras sassen Prinz Eduard und der Erzbischof von
Canterbury William Witlesey.^ Zur Seite des Erzbischofs
sassen alle Prälaten, zur Seite des Prinzen die weltlichen
Herren. Vor dem Prinzen und dem Erzbischof sassen in einer
Bank neben einander vier Magister der Theologie, nämlich der
Provinzial der Predigermönche Johannes Owtred, dann ein
Mönch von Durham, Johann Mardisle, und Thomas Ashbume,
ein Augustiner. Die Decretisten und Legisten sassen seitwärts.
Der Kanzler erhob sich und verkündete den Zweck der
Berufung. Der Papst habe dem König eine Bulle gesandt; darin
schreibe er, da er selbst als Vicar Christi Herr aller Tempo-
ralien sei, geistlicher Oberherr und Lehensherr über England
kraft der Schenkung des Königs Johann, so möge der König
für ihn als Unterstützung in seinem Kampf gegen die Floren-
tiner eine Steuer im Lande erheben lassen und ihm zusenden.
Ihr Prälaten, sagt also an, ist der Papst als Vicar Christi
unser Herr? Ihr Herren aus dem Laienstand mögct morgen
antworten, was es mit der Schenkung König Johanns für eine
Bewandtniss habe.
* Witlesey wurde 1.368 ErzbiBchof von Canterbury, daber ist nicbt etwa
eine Verwechslung mit 1.306 möglich.
StndieD cur EirohenpoUtik Englands im 14. Jahrhundert. 43
Der König wandte sich zuerst an den Erzbischof. Ich
kann nicht leugnen, sagte dieser, der Papst ist Aller Herr.
Und so antworten die Prälaten alle der Reihe nach. Der
Provinzial der Prediger bat, man möchte ihm die Antwort er-
sparen, der Mönch von Durham brachte die bekannte Theorie
von den zwei Schwertern vor. Dagegen vertrat Mardisle, wohl
ein Minorit, die Theorie der Minoriten: Weder hatte Christus
eine v^eltliche Herrschaft, noch hat er sie seinen Jüngern hinter-
lassen, vielmehr hat er gelehrt, wie man alles Irdische hinter
sich lassen soll. Dies erwies er durch Schriftstellen, Citate aus
den Kirchenvätern, aus den Beispielen frommer Klosterbrüder
and den Decreten der Kirche und zeigte, dass der Papst auf
eine weltliche Herrschaft keinen Anspruch habe. Zwar habe
Bonifaz VUI. sich zum Herrn über alle Reiche erhoben, aber
hiebei in Frankreich und England Schiffbruch gelitten. Christus
habe dem ApostelflLrsten wohl ein geistliches Vicariat, keines-
wegs aber eine weltliche Herrschaft gegeben. In seinem irdi-
schen Besitz ist der Papst kein Nachfolger Petri, sondern des
Kaisers Constantin, wie schon der heil. Thomas erweise. Man
hört hier eine Stimme sprechen, die ganz an Wiciif mahnt.
Es sind die Lehren, die er später verkündet. Zweifellos war
Mardisle ein Gesinnungsgenosse Wiclif's. Nach einer unbe-
deutenden Rede des Augustiners schloss der König für dinsen
Tag die Berathung.
Die Rede des Minderbruders muss einen bedeutenden
Eindruck gemacht haben, denn sie riss den Erzbischof zu
der spitzigen Bemerkung hin: Wahrlich, guten Rath hat man
in England noch gefunden, als die Minderbrüder nicht da
waren. Schlagfertig entgegnete der Prinz: Wegen deiner Ein-
falt mussten wir sie wohl berufen. Denn wäre es auf dich
angekommen, wir hätten das Reich preisgeben müssen. Nach
einigem Zögern bekannte der Erzbischof am nächsten Tage, dass
dem Papst nicht die Herrschaft über England gebühre. Dieser
Ansicht waren nun alle Prälaten, auch der Mönch von Dur-
ham. Und wo sind jetzt deine beiden Schwerter? fragte der
Prinz. Ja, Herr, heute bin ich mit besserer Einsicht ge-
wappnet.*
* Enlogriam Historiaram III, .S37.
44 I. AbhandloBf : Loterth.
,Und nun bekannten alle Laien und sagten , dass König
Johann das Reich ohne Einwilligung desselben und der Barone
an den Papst gegeben, was er rechtmässiger Weise nicht habe
thun können. Daher, sagten sie, habe jene Schenkung keine
Giltigkeit.' Mit dieser Antwort wurden die Boten an den
Papst gesandt.
Wie man sieht, stimmt die Antwort der weltlichen Herren
fast wörtlich mit der überein, die Wiclif in dem genannten
Tractat dem siebenten Lord in den Mund legt. Auch sonst
wickelt sich die ganze Sache äusserlich gleich ab, und schliesslich
wird man auch in der Rede des Kanzlers Ausdrücke finden,
die an den Tracut mahnen.
Auch die Zeit stimmt gut. Ende Mai 1374 sendet Gregor XL
seine Gesandten nach England, um Alles für den Friedenscongress
von Brügge vorzubereiten. Da war es nun selbstverständlich,
dass für die englischen Gesandten, die nach Brügge abzugehen
hatten, Instructionen ausgearbeitet wurden. Das wird der
Zweck gewesen sein, weshalb die Versammlung nach West-
minster berufen wurde, und dass da der alte Anspruch des
Papstes auf den englischen Lehenszins auch zur Verhandlung
kam, darf man wohl als sicher bezeichnen.
Wiclif brauchte demnach in seiner Streitschrift auf die
;Anrempelung^ des Benedictiners nicht erst auf Aeusserungen
zurückgreifen, die vor mehr als zehn Jahren gefallen waren.
Die Verhandlungen von 1374 waren ihm um so mehr in Er-
innerung, als er selbst ja eines der Mitglieder der Gesandtschaft
war, die einige Wochen später nach Brügge gieng, um den
Frieden zwischen Staat und Kirche zu vereinbaren. Wenn
man schon von einer kirchenpolitischen Thätigkeit Wiclif 's
sprechen will, so beginnt sie nicht 1366, sondern erst 1374
mit seiner Theilnahme an dem Friedenscongresse in
Brügge.
4. England und das Papstthum vom Frfeden von Br^tigny
bis zum Gongress von Brügge.
Der Friede von Br6tigny, der nach so langen Anstrengun-
gen zustande gekommen war, hatte dem Reiche einen grossen
Machtzuwachs und die langersehnte Ruhe gebracht. Doch hatte
Studien inr Kirehenpolitik EngUnds im U. Jahrhandert. 45
er viele Streitpunkte unerledigt gelassen und trug daher schon
vom Anfang den Keim neuer Kämpfe in sich. Schon zu Leb-
zeiten Johanns des Guten waren die Friedensbedingungen
schwer auszuführen; wie erst unter seinem Sohne Karl V., der
sich in einen Frieden nicht schicken konnte, der Frankreich
eines erheblichen Theiles von seinem Länderbesitz beraubte?
Als der schwarte Prinz 1367 nach Spanien gieng, um den ver-
triebenen König Pedro den Grausamen wieder auf den Thron zu
erheben, wogegen Frankreich den Bastard Heinrich Trastamare
unterstützte, war der Krieg unvermeidlich geworden. Er brach
1369 aus und nahm bei dem Hass, mit dem ini ganzen Süden
Frankreichs die englische Herrschaft verfolgt wurde, eine für
England um so schlimmere Wendung, als schwere Erkrankung
den Kriegshelden Prinzen Eduard nöthigte, sich nach England
zurückzuziehen. Diese Ereignisse mussten auch auf die Be-
ziehungen Englands zur Curie zurückwirken.
Wenn sich auch das Verhältniss beider Mächte seit dem
Pontificate Innocenz VL erheblich gebessert hatte, so fehlte
doch viel, dass es zu einem vollen Einverständniss im den
strittigen Fragen gekommen wäre. Während das Papstthum
von seinen alten Ansprüchen keinen einzigen preisgab, hielt das
englische Königthum an den Bestimmungen fest, die das Parla-
ment diesen Ansprüchen gegenüber getroffen hatte. Wiclif hat an
einer Stelle seines Buches ,Von der Kirche' seht* gut die beider-
seitigen Ansprüche zusammengestellt; anderseits gab die Curie
in einem hochbedeutsamen Schriftstücke der Zeit Bonifaz IX.
— es ist vom 4. Februar 1391 datiert^ — eine treffliche Ueber-
sieht über die gesetzgeberische Thätigkeit Eduards IH. in
kirchenpolitischen Fragen. Es lohnt sich, bei beiden Stücken
einen Augenblick zu verweilen.
Nach den Angaben Wiclif's nimmt der Papst als Ober-
lehensherr das Verfügungsrecht über die Güter der englischen
Kirche in Anspruch; die weltliche Gewalt darf sich demnach
in keinem Fall ein Recht auf die Kirchengüter Englands an-
massen, es darf der Geistlichkeit, wie sehr sie auch immer
fehlen mag oder wie sehr ihre Missbräuche zur Schwächung
des Reiches beitragen, in keinem Fall das Kirchengut entzogen
^ Rajnald, Ann. Eccl. 1391, 16.
46 I. Abhudluog: Loaertfa.
werden; sie sind eximirt von der Qerichtsbarkeit des Königs
und stehen, sowohl was ihre Person als auch was ihre Güter
betrifft, unmittelbar unter dem Papst, seinen Stellvertretern
und CoUectoren. Zum Zeichen dessen liefern sie an den Papst
die Erträgnisse des ersten Jahres aus allen PfrUnden ab. Dem
ensprechend darf der Papst in völlig unumschränkter Weise
die Kirchenstellen im Lande versehen. •
Dagegen behauptet die weltliche Macht: wenn man dem
Papst das Verfligungsrecht über die geistUchen Güter einräume,
die mehr als den vierten Theil des Landes ausmachen, so ist
der englische König nicht König von ganz England. Diese
Güter lägen dann wohl i n England, gehören dem Reiche aber
nicht an, da sie nicht unter der Gewalt des Königs, sondern
der des Papstes stünden. Da die Geistlichkeit für den Papst
auch das weltliche Regiment in Anspruch nimmt, zwei so ver-
schiedene Gewalten aber nicht gleichzeitig die bürgerliche
Herrschaft führen können, so würde sich ergeben, dass der
König in Bezug auf den Besitz der todten Hand entweder gar
nicht« zu sagen habe, oder seine Herrschaft unter der des
Papstes, gleichsam als dessen Statthalter hätte. Das ist aber
falsch. Kraft seiner königlichen Gewalt hat er die Macht,
geistliches Gut einzuziehen, wenn die Geistlichkeit den Be-
fehlen des Königs trotzt (pro contemptu). Der König muss die
oberste richterliche Gewalt auch dem Clerus gegenüber be-
sitzen, denn die Cleriker sind nicht unfehlbar, sondern yvie
jeder Andere aus dem Volk Irrthümern und Lastern unter-
worfen; wenn also dem König nicht die Möglichkeit gegeben
wäre, sie an Leib und Gut zu strafen, so gienge das König-
thum seiner obersten richterlichen Gewalt verlustig, und die
Geistlichkeit wäre dem König ebenso wenig untergeben, als
er etwa ein Recht über Engel oder Teufel hat. Sie wären
wohl in seinem Lande, doch hätte er ihnen nichts zu befehlen,
und sie glichen jenen Söldnerbanden, die nun von fremden
Königen erhalten, die Reiche verwüsten. Man weiss aber, fährt
Wiclif fort, dass es hierzulande des Königs Recht ist, dass
beim Todesfall jener Priester, die Lehen vom Könige haben ^
* Sed iit meminerunt recencius iuris regia, obtentum est privilegio lauda-
bili regni nostri, quod in mortibus multorum sacerdotum , qni de res^e
tenent in feodo, temporalia cedant regi. De Eccl., p. 340.
Stadien sar KircheopoliÜk Englands im U. Jahrhundert. 47
die Temporalien an den König zurückfallen. Kraft seines
Patronatrechtes gibt er ledig gewordene Beneficien aus;^ erst
wenn er einem Capitel die Erlaubniss ertheilt hat, schreitet es
zur Wahl und präsentirt den Gewählten dem König, der ihn
annimmt oder zurückweist,* wie es ihm beliebt, und dem es
zusteht 9 Domcapiteln unter Umständen ihre Temporalien zu
entziehen.
Aehnlich liest man in dem Actenstücke Bonifaz' IX.:
Eduard III. habe verfügt, dass die Wahlen der Erzbischöfe,
Bischöfe^ Aebte und anderer Würdenträger in England durch-
aus frei sein sollen, in der Weise, wie es durch die Vorfahren
Eduards III. der englischen Kirche zugestanden worden sei;^
die Patronatsrechte sollten frei und ungehindert gehandhabt
werden dürfen; falls die Curie bei irgend einem geistlichen
Gute eine Reservation, Collation oder Provision zum Schaden
der freien Wahl vornehme, so soll der jeweilige König von
England die Beförderung zu den geistlichen Würden in die
Hand nehmen und sie so durchführen, wie sie geschah, ehe
noch die freie Wahl angeordnet wurde; die Besetzung ist so
durchzuführen, dass die Wahlberechtigten sich an den König
wenden und ihn bitten, die Wahl vornehmen zu dürfen, und
hierauf die Bitte anfügen, die getroflPene Wahl zu bestätigen.*
Wenn bezüglich einer Klosterstiftung, deren Patronats-
recht der König hat, Reservationen, CoUationen oder Provi-
sionen durch die Curie erfolgen, so dass das Wahlrecht gestört
' Unde ex iure patronatus confert beneficia Interim vacancia . . .
^ Et liceDciato capitulo ad novam eleccionem presentato sibi electo appro-
bat vel reprobat sicut placet. Unde . . . preter istas regales aufert sepe
temporalia a capitulis eciam invitis . . .
' Kaynald 1391, 15: Eduardus (stabiliverat) quod libere electiones archi-
episcopatuum , episcopatuum et omnium alianim dignitatum et beueti-
cioram in Anglia tenerent et amodo in modo, sicut fuerant concesse per
progenitores Eduardi.
* Et in casu, quo de aliquo arcbiepiscopatu . . . reservacio, coUacio vel
proyisio facta foret per cnriam Romanam in impedimentum eleccionum
. . . rex Anglie haberet pro illa vice coUaciones ad archiepiscopatns
epiflcopatas . . . sicnt progenitores sui habuernnt antequam libere elec-
ciones forent concesse . . . sub certa forma et condicione videlicet ad
petendnm licenciam regis de eligendo et post eleccionem factam de ha-
bende assenanm regium et nullo alio modo . . .
48 I. Abbuidliing: Loserth.
ist, SO hat der König das Recht, die Pfründe einem tanglichen
Manne zu verleihen.^ In gleicher Weise wird vorgegangen,
wenn die Patronatsrechte jener Geschlechter, deren Lehens-
herr der König ist, verletzt werden.* Jene, die ein Patronats-
recht haben, sollen es auch ausüben: thun sie das binnen einem
halben Jahre nicht, so fällt das Recht der Präsentation an den
König.* Sollten Jene, denen staatlicherseits die Pfründen ver-
liehen sind, durch die Inhaber päpstlicher Provisionen gehin-
dert sein, ihre Pfründe in Besitz zu nehmen, so werden die
päpstlichen Provisoren und £xecutoren in Haft genommen und
nicht früher befreit, bis sie genügende Busse gethan, auf ihre
Provision feierlich verzichtet und Urfehde geschworen haben.*
Man sieht aus dieser interessanten Darstellung Bonifaz' IX.,
dass die oben angefahrten Verordnungen Eduards III. die
ganze Zeit seiner Regierung hindurch ihre gesetzliche Kraft
behielten; inwieweit es möglich war, sie durchzuführen, werden
die Verhandlungen ersichtlich machen, die am guten Parla-
mente gepflogen wurden. Die einfache Gegenüberstellung der
kirchlichen und staatlichen Ansprüche zeigt, dass da unüber-
brückbare Gegensätze vorhanden waren. Den Ansprüchen
des Papstes gegenüber waren staatlicherseits Grundsätze auf-
gestellt, die zwar die völlige Freiheit der englischen Kirche
betonten, in Wirklichkeit aber doch einer völligen Abhängig-
keit vom Königthum nahekamen. Diese Grundsätze hat Wiclif
^ SL de aliqaa domo religiosorum, de fundacione seu patronatu regis facta
foret reservacio, collacio vel provisio in impedimentum libere elecciouis,
haberet dictiis rex, qui tunc esBOt, illa vice coUacionem ad dandum ipsam
dignitatem alicui persone idoueae . . .
* In casu quo collacio, reservacio vel provisio facta foret in curia Ro-
mana . . . dictuB rex haberet coUacionem pro illa vice . . .
' Si tales patroni non praesentarent ad talia beneficia infra dimidium an-
nuro, episcopus loci conferret post lapsum temporis iufra unum mensem
post dictum dimidium annum, tunc dictus rex haberet praesentaciones
et collaciones, sicut habet de aliis de patronatu seu fundacione propria . . .
* Im casu quo presentati regis vel presentati aliorum patronorum vel de
eorum fundatoribus . . . essent impediti per talea provisores, it& quod
non poBsent habere possessiones de talibus beneficiis virtute presenta-
cionum seu collacionum sie eis factarum . . . tunc essent huiuflmodi pro-
visores et eorum procuratores, executores et notarii attachiati per eoruiu
Corpora et positi ad responsionem suam, et si forent convicti, manerent
in persona absque deliberacioue . . .
Stadien sar Kirchenpolitik EDgluidt im 14. Jahrhimdert. 49
in sich aufgenommen, vertheidigt und weiter ausgebildet; sie
bilden genau betrachtet einige der Fundamente seiner
grossen Werke: ,Von der bürgerlichen Herrschaft (De
civili dominio)', ,Von der Kirche (De Ecdesia)', ,Dem könig-
lichen Amte (De potestate regis)' u. s. w.
Neben solchen Befugnissen des Königthums konnten die
Ansprüche des Papstthums nicht bestehen. Die Streitfrage konnte
zeitweise zurückgestellt werden, der Kampf aber zwischen
Staats- und Elirchengewalt bei dem geringfügigsten Anlass
wieder auflodern, und er musste es, wenn bei dem Wieder-
ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und England das
Papstthum in den Verdacht kam, dem französischen Königthum
eine Stütze zu bieten. Seit dem Wiederausbruch des Krieges
wurden in der That die älteren Verordnungen gegen alle Ein-
griffe des Papstthums in die Verwaltung der englischen Kirche
hervorgesucht und in Anwendung gebracht. Sehr lehrreich ist
in dieser Beziehung das Vorgehen gegen den päpstlichen Col-
lector Arnold Garnier. Dieser erschien im Februar 1372,
mit päpstlichen Beglaubigungsschreiben versehen, in England.
Als Franzose — er war Domherr von Chalons — mit doppeltem
Misstrauen aufgenommen, erhielt er zwar die Erlaubniss, die
päpstlichen Gefälle im Lande einzuheben, doch erst nachdem
er im Palaste zu Westminster, umgeben von den Käthen und
Würdenträgem der Krone,^ geschworen, dem Könige und der
Krone treu zu sein,^ den Gesetzen des Landes zu gehorchen,^
nichts zu unternehmen, was dem Könige, dem Reiche und
den Gesetzen des Landes Gefahr bringen könnte, dem Könige,
wenn es Noth thue , einen guten und getreuen Rath zu er-
theilen,^ die EntSchliessungen des Königs, falls er von ihnen
* Forma iuramenti Arnaldl pape thesaurarii. Abgedruckt bei Lechler II,
576 und 576. Der französische Text bei Bymer, Foedera III, 2, 933:
Hec eat forma iuramenti Arnaldi de Granario coUectoris domini pape
Gregorü XI. in ecclesia Anglicana. Et dividitur sacramentum in decem
articulos . . .
' Promitto et iuro, quod ero fidelis . . . regi et corone sue . . .
* Nee faciam . . . quod possit esse dampnosum vobis vel regno ac legibus
▼estris. . . .
* Bonum et fidele consilinm vobis dabo, super quanto ex vestra parte
fnero requisitus.
SitEimfsbtf. d. p1iU..liiat. d. CXXXVl. Bd. 1. Abli. 4
50 1. AbbMidlaDg: LoB«rth.
Kunde bekomme, geheim zu halten, ^ keinen brieflichen Verkehr
mit der Carie zu unterhalten,' welcher dem Reiche gefährlich
wäre, die päpstlichen Schreiben stets vor ihrer Publication zur
Kenntniss des königlichen Rathes zu bringen, keine Schätze
ausser Land zu führen, von denen der König nicht Kunde
habe, und Elngland ohne Einwilligung des Königs nicht zu
verlassen.'
Ueber diesen Eidschwur Arnold Gamier's sind von den
neueren Biographen Wiclif's einige beachtenswerthe Bemer-
kungen gemacht worden, und dies nöthigt uns, der Sache auch
unsererseits hier schon Beachtung zu schenken, wiewohl der
Gegenstand einer späteren Zeit angehört.
Wiclif schrieb über diesen Eid ein ausführliches Gut-
achten, das er, wie es scheint, dem geheimen Rathe vorlegte.**
Indem er die einzelnen Punkte dieses Eidschwures durchnimmt,
meint er, dass es hiebei nicht ohne Meineid abgegangen sein
könne. Man möge, sagt er, nur Punkt 2 ins Augo fassen:
Hier schwört Garnier, nichts zu thun, nichts zu veranlassen
und nichts zu erlauben, das irgendwie dem Könige, dem Reiche
und dessen Gesetzen und Unterthanen verderblich sein könnte.
Wenn nun der Mann seinem Auftrage gemäss Gelder im
Lande erhebt und dessen Schätze erschöpft, thut er nicht
etwas, was dem Könige und dem ganzen Reiche verderblich
ist? Erfahrene Leute sagen, dass diese Schätze nicht uns,
sondern unseren Feinden zugute kommen.* Und ist denn
der Zweck, zu dem dies Geld erhoben wird, ein guter? Wird
denn das Reich durch die päpstlichen Plünderungszüge nicht
verarmen, und wenn dann ein Landesfeind erscheint, wovon
* Cousilium vestrum . . . celabo et secretum tenebo . . . unde dampnum,
preiudicinm vel dedecus possit sequi vobis vel regno Oestro . . .
* Nullam execucionem literarum seu mandatorum papalium per me vel
alium faciam vel fieri permittam quod possit esse . . . preiudiciale vestre
regali majestati . . . Nullas literas papales et alias recipiam, si non 11 las
portem, tradam et deliberem . . . concilio vestro, antequam fuerint
publicate . . .
' Non transibo extra regnuin Anglie sine special! licencia regis . . .
* Gedruckt bei Lechler II, 576-679, s. dazu Lechler 1, 340—342. 365. 356.
^ Quantum ad retribucionem corporalis suffragii dicnnt ezpertl, qaod non
nostri sed iuimici nostri cum tbesauro per ipsam extracto de Anglia
relevantur . . .
Studian rar Kirehenpolitik Englands im 14. Jahrhundert. 51
wird man das Heer besolden?^ Oder wenn der Procurator
schwöre^ dem Könige and dem Reiche stets ein guter und ge-
treuer Rathmann zu sein, so möge ihn doch das Parlament
auf diesen Eid hin fragen, wie viel Geld er das Jahr über an
die Curie sende oder wie viel zu senden er versprochen habe.*
Erst dann werde das Parlament sehen, ob da nicht eine
Schädigung der Landesinteressen vorliege. Wird er die Wahr-
heit verheimlichen, dann wird es klar sein, dass seine Schätzun-
gen dem Reiche verderbUch seien. Zu welchem Zwecke ist
die englische Kirche dotiert worden? Doch nur dazu, dass sie
in den Stand gesetzt werde, fromme Almosen auszutheilen.
Wie soll es denn dem Reiche nicht verderblich und präjudi-
cierlich sein, wenn diese Dotation dem ursprünglichen Zwecke
entfremdet werde? Wenn ein jeder Cleriker unseres Reiches
gezwungen ist, den Ertrag des ersten Jahres aus seiner Pfründe
zu geben, so schleppt er diesen nicht in Naturallieferungen, wie
er sie selbst erhält, sondern in guter, klingender Münze nach
London. Das ist doch wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein
weltlich Ding (res purissime temporalis). Ja, fügt denn da der
Procurator unserem Reiche nicht thatsächlich grossen Schaden
zu? Er soll keine päpstlichen Schriftstücke oder Aufträge des
Papstes, die dem Königreiche präjudicierlich wären, ausführen:
aber man hat den Beweis in der Hand, dass er es thatsächlich
thut. So ist er doch sicher — und das ist auch die Ansicht
sehr Vieler — ein Meineidiger. Wenn man in ähnlicher Weise
die übrigen Punkte des Eides durchgehe, werde man finden,
dass er in . keiner Weise die Ehre des Königs und Reiches
wahrt, sondern das öegentheil thut: ein Meineidiger gegen
Gott und die Menschheit. Als solcher muss er aber nicht in
Schutz genommen, sondern aus dem Land gejagt werden.
Im üebrigen ist Wiclif ganz dafür, dass der Procurator
verhalten werde, einen solchen Eid zu leisten. Ja, er geht
noch viel weiter. Er verlangt einen solchen Eid von jedem
^ Item, foret tarn preiudiciale quam dftmpnosum, regnnm Auglie tantum
depanperaii pecnnia qnod, assiBtente invasione hostiam, rex non haberet,
onde dispertiretur exercitui suo stipendiam . . .
* Parli&mentom debet onerare eum virtute iuramenti prestiti, quod vere
dicat sibi, quantam de pecnnia vel equivalentl pro uno anno transmisit
ad cnriam vel promisit aut sciverit transmitti . . .
4»
52 I. AbbaadlvDff: LoterCh.
französischen and überhaupt von jedem ausländischen Oeist-
liehen. Auch jeder einheimische Cleriker, der im Rathe des
Königs sitze, müsse, wenn er Verdacht errege, einen der*
artigen Eid schwören and falls dann sein Verrath an den
Tag tritt, nach den Gesetzen des Landes gestraft werden. EJr
verfehlt nicht, gelegentlich alle diese ,Fremdlinge^ als ,Landes-
verräther' za brandmarken.
In dieser Erörterung hat Widif, wie mit Recht gesagt
wurde, ,den Nachweis zu erbringen versucht, dass ein unver-
söhnlicher Widersprach besteh« zwischen der von Staatswegen
ertheilten Bewilligung, fllr die Curie Gelder einzutreiben einer-
seits und der Absicht, die Landesintcressen unverletzt zu be-
wahren andererseits^^ Aber Lechler hat wie bezüglich der
Abfassungszeit des von Lewis gedruckten Tractates auch hier
übersehen, dass die Ausführungen Wiclif's über den Eid-
schwur Garnier's einer späteren Zeit angehören. Elr meint,
dass dieser kurze Artikel Wiclif 's spätestens im Jahre 1374
geschrieben wurde, weil von Arnold Garnier als von einem
noch immer im Lande befindlichen Mann die Rede ist, der
seine Geschäfte noch jetzt betreibe. Wahrscheinlich gehöre
der Aufsatz schon in das Jahr 1373, ja möglicher Weise schon
in das Jahr 1372. Damit wird Wiclif schon für das Jahr 1372
eine Bedeutung zuerkannt, die er damals nicht gehabt hat und
wie er sie erst seit den Tagen von Brügge und des guten
Parlamentes erlangt haben mochte.
Da ist zunächst zu bemerken , dass Wiclif über Garnier
nicht anders in seinem Buche ,De officio regis* spricht,* und
doch ist dies Buch kaum vor 1379 geschrieben worden. Es
werden Wiclif hier Dinge in den Mund gelegt, die er 1372 noch
nicht vertheidigt hätte. In Wirklichkeit stammen auch diese
Ausflihrungen Wiclif 's aus einer viel späteren Zeit; es findet
sich in ihnen denn auch eine Stelle, die es ausdrücklich her-
vorhebt, dass sie erst der Zeit des Königs Richard angehören,
was Lechler übersehen hat. Indem man die Zeit der Ab-
fassung der beiden genannten Abhandlungen Widif's viel zu
früh angesetzt hat, hat man von Wiclif's Thätigkeit in kirchen-
^ Lechler I, 341.
' De officio regiSy p. 108.
Stadien xnr Ktrchenpolitik EnglAnds im 14. Jfthrhiudert. 53
politischen Dingen ein falsches Bild gewonnen. Man ist denn
auch genöthigt, den Höhepunkt seines kirchenpolitischen Wirkens
da zu sehen ^ wo wir erst die Anfänge hievon finden — am
CoDgress zn Brügge.
5. Ber Friedenscongress za Brflgge.
Trotzdem das englische Parlament die Lehenszinsforderang
des Papstes abgelehnt hatte, scheinen die Beziehungen des
Papstthums zu England keine schlechten gewesen zu sein.
Mehr als einer seiner Vorgänger war Urban V. bemüht , die
Quelle des ewigen Streites zwischen England und Frankreich
endlich zu verstopfen. Englische Chronisten meinen etwas
übertrieben, das sei der eigentliche Zweck seiner Rückkehr
nach Avignon gewesen. Und zwar habe er, ihn zu erreichen,
auch schärfere Mittel anwenden wollen. Er habe die Absicht
gehabt, im März 1371 nach Paris zu gehen, um den französi-
schen König fUr seinen Plan zu gewinnen; dann habe er selbst
nach Brügge gehen wollen, wo beide Könige erscheinen sollten.
Hier hätte er einen Frieden um jeden Preis zustande bringen
wollen: den Widerstrebenden hätte er mit kirchlichen Cen-
suren bedroht. Leider ereilte den Papst der Tod, bevor er
noch den ersten Theil dieser Aufgabe erledigt hatte. Der tiefe
Schmerz englischer Chronisten um den Heimgang dieses lauteren
Charakters deutet wohl auch darauf hin, dass die Lehenszins-
fordemng des Jahres 1365 das englische Publicum in keine
allzugrosse Aufregung versetzte. Ihm folgte Gregor XI., ein
Brudersohn Clemens' VI., auf dem päpstlichen Stuhle nach, ein
Papst, der von den gleichen Absichten beseelt war wie sein Vor-
gänger. Von dem, was er fUr das Recht der Kirche hielt, hätte
er natürlich kein Titelchen preisgegeben, und es wurde ihm that-
sächlich ausserordentlich schwer, dem König in einigen minder
wichtigen Punkten entgegenzukommen. Allen Forderungen
und Wünschen des Parlaments zum Trotz bestand das System
der kirchlichen Provisionen und Reservationen und Annaten
wie bisher weiter: um die volle Freiheit der Kirchen wählen
war es auch dem König wenig zu thun; er war es zufrieden,
wenn die englische Kirche zu den schweren Kriegslasten das
Ihrige beitrug. Bald im Anfange des neuen Pontificates wurden
54 i- Abhandlong: Loiiertb.
zwei englische Bischofssitze durch Provision, der dritte nacln
dem Wunsch des Königs besetzt. Papstthum und Königthum.
hätten sich in ähnlicher Weise auch in Zukunft leicht ver-
tragen, wäre nicht der leidige Krieg gewesen, der einerseits
dem englischen Kirchengut schwere Lasten auferlegte, anderer-
seits das Misstrauen des Volkes gegen dieses ,französische^
Papstthum wach erhielt. Wenn man die Register dieses Papstes
durchUest, könnte man leicht den Eindruck gewinnen, seine
Regierung habe gar kein anderes Ziel gekannt als die Ver-
söhnung der feindlichen Mächte. Dass dies Ziel nicht erreicht
wurde, lag am wenigsten an dem Papste.
Es ist eines seiner ersten Geschäfte, den Gesandten, die
noch von ürban V. beauftragt waren, für den Frieden zu
wirken, ihre Vollmachten zu erneuern.^ In beweglichen Worten
wendet er sich ein halbes Jahr später an Eduard HI., den an
Siegen und Ehren reichen Fürsten, mit eindringlichen Mahnungen
zum Frieden:* Er freue sich über seine Geneigtheit zum Frieden
und dass schon Zeit und Ort für die Unterhandlungen fest-
gestellt seien. Man dürfe eines guten Ausgangs gewärtig sein.
Der König möge seine Gesandten mit genügenden Vollmachten
ausrüsten und ihn über alles Wichtige unterrichten. Wo er
der guten Sache dienen könne, wolle er sich nicht versagen.*
In gleicher Weise hatte er sich an den König von Frankreich
gewendet. Auch hier fand er ein freundliches Entgegenkommen.
Freilich hatten die Gesandtschaften, die in Calais zusammen-
getreten waren, vorläufig keinen Erfolg zu verzeichnen: der
Franzose, stolz auf die letzten Erfolge, erhob hohe Forderungen,
der Engländer wollte die Arbeit langer Jahre nicht in einem
Augenblicke preisgeben. In beiden Ländern hatte der Clerus
schwere Lasten zu tragen. In England war die Stimmung eine
dem Clerus in hohem Grade feindliche. Das Parlament, das
1371 in Westminster zusammentrat, verlangte vom König, dass
er die Geistlichen aus den höchsten Staatsämtern entfernen
und diese an Laien geben möge, denn die Laien könne man
jederzeit vor den weltlichen Gerichtshöfen zur Verantwortung
* RaTnaldi, Ann. Eccl. 1371, 1, ddo. 9. März 1371.
* RaTnaldi, ddo. 26. Sept. 1371.
» Rymer, Foedera HI», 188, 189.
Stadien zur Kirobenpolitik EngUnds im 14. Jahrhundert. 55
ziehen.^ So legte damals der Bischof Wilhelm von Wykeham
sein Kanzleramt nieder; seinem Beispiele folgten der Schatz-
meister und Siegelbewahrer. Alle Aemter wurden nun mit
Laien besetzt. Auch zu den Steuern wurde die Geistlichkeit
scharf herangezogen. Schon f)ir das Jahr 1369 hatte sie einen
dreijährigen Zehent gegeben; im folgenden Jahre wurde gerade-
zu behauptet, dass das Geld, das nun auch wieder der Clerus
beizusteuern hatte, auch zur Vertheidigung der Kirche ver-
wendet werde. Noch schärfer war die Besteuerung des Clerus im
Jahre 1371. Die Priester hatten nach dem Erträgniss ihres Ein-
kommens eine Abgabe zu zahlen; selbst die kleinsten Pfründen
wurden belastet. Die Geistlichkeit mochte sich noch so heftig
dagegen auflehnen und sich auf ihre Freiheiten berufen, es
half ihr wenig. In den Versammlungen des Parlamentes wurde
in deutlicher Weise auf die Einziehung des Kirchengutes an-
gespielt, der sich der Clerus aussetze, wenn er nicht, ohne sich
zu weigern, zu den schweren Lasten des Krieges beitrage.
Nicht alle Lords sprachen ihre Drohungen in so lehrhafter Weise
aus wie jener, der den Geistlichen im Parlament die Fabel
von der unbefiederten Eule zum Besten gab.^ Manche wie der
junge Earl von Pembroke äusserten sich heftig: Im Fall eines
Krieges dürfe man den Clerus mehr besteuern als die Anderen;
ja er soll in offener Parlamentssitzung dafür eingetreten sein,
dass der Geistlichkeit alle Rechte und Freiheiten genommen
werden. Als dann der junge Graf — er zählte erst 25 Jahre —
bei dem Versuche, La Rochelle zu entsetzen, sammt seiner
KriegBcasse, in der sich nicht weniger als 20.000 Mark be-
fanden, gefangen wurde, da sagte man im engUschen Clerus:
,Wie habe man auch nur Glück haben können: man sehe doch
deutlich, das sei das Geld, das man der Kirche genommen.'^
Der unglückliche Verlauf des Feldzuges nöthigte den
König, die Leitung des Krieges selbst in die Hand zu nehmen.
Die Regierung wurde seinem Enkel Richard II. übergeben. In
den Vollmachten fllr ihn wird betont, dass bei Erledigungen
^ WalBingham I, 313.
• Die Stelle findet -sich im 2. Theile ,De civili dominioS cap. I (im Druck).
Aach in Shirlej, Fasciculi Zizannioram, p. XXI.
' Walsingham I, 314: quia coUecta faerat de sancta ecclesia. Auch 1373
wurde die Kirche nach dem Recept Pembroke's scharf mit§^nommen.
56 I- AVhaiidlang: Loterth.
von Kirchen deren Wahlrecht geachtet werden müsse. Be-
stätigungen seien, wenn nöthig, zn verweigern.^
Die stolze Armada, die Rochelle entsetzen sollte, konnte
widriger Winde wegen nicht einmal auslaufen. ,Traurig kehrte
der König heim.* 900.000 Mark waren umsonst aufgewendet
worden/
Die steigende Bedrängniss des Landes legte ihm den Ge-
danken nahe, einen endgiltigen Frieden zu schliessen, und die
vielen Briefe, die der Papst ihm bisher in dieser Angelegenheit
zugesandt hatte, boten ein gutes Anknüpfungsmittel.' Sie
hätten ihn, schreibt er, geneigt gemacht, zu jeder Stunde die
Unterhandlungen zu beginnen. Auch den dringendsten Uebel-
ständen konnte dann abgeholfen werden; denn es war zweifel-
los, dass bei diesen Verhandlungen auch der kirchliche Zwist
zur Sprache kommen würde. Eben fasste das Parlament einen
Beschluss, der die volle Freiheit der englischen Kirchenwahlen
betonte, ein Beschluss, der diese nicht blos dem Papstthum,
sondern auch der königlichen Gewalt gegenüber sicherstellen
sollte.* Was die pragmatische Sanction viele Jahrzehnte später
für Frankreich feststellte, wurde hier schon in diesem Augen-
bUck mit Nachdruck verlangt. Yß war eine Strömung, welcher
sich der König nicht entziehen konnte. Am 8. Jänner 1373
schickte er seine Boten an den Papst ab und gab ihnen die
Weisung, in die Verhandlung über gewisse Punkte einzutreten;
sie betrafen vornehmlich das Patronatsrecht der Krone,
die Freiheit der Bischofswahlen, die Citation von
Engländern an die Curie u. s. w.^ Wie nöthig es schien,
hierin Verkehrungen zu treffen, sieht man daraus, dass der
Papst noch in diesem Jahre das erledigte Erzbisthum York
» Rymer III, 206.
* Bediit ad terr&m tristis . . .
' Rjmer III, 211. De potestate tractandi de pace.
* WaAsinghKm I, 816: Hoc anno in parliamento erat decretum, quod ecclesie
cathedrales suis geutderent eleccionibus et qnod rex de cetero contra eloctos
non scriberet sed per litteras suas ad eomm confirmacionem iavAret.
Damach waren die Uebergriffe des Königs der Geistlichkeit noch mehr
Buwider als die Provisionen des Papstes.
* S. Beilage Nr. 2. Schreiben des Papstes ddo. Avignon 1373, Dec. 21:
Snper certb articnlis iuspatronatus j regeUiam et quedam alia iura ecd^i"
siarum regni Anglie concernentibus.
Studien zur Kirehenpolitik Engluida im 14. Jahrhundert. 57
und die Bisthümer Ely und Worcester besetzte, ohne sich
um das Wahlrecht der Cleriker zu kümmern ; daher die Klage
Walsingham's: ,Aber das Statut des Parlaments katte keinen
Erfolg/
Der Papst erwiderte zu Ende des Jahres die Gesandt-
schaft des Königs: er sandte die Bischöfe Bernhard von Pam*
pelona, Rudolf von Sinigaglia und den Propst von Valencia
Egidio Sancii Mumonis dahin ab. Am 21. December erhielten
sie ihre Weisungen: der Papst erklärte zunächst, dem König
bis an die Grenzen des Möglichen entgegenzukommen. Man
wolle sich zuvörderst über die principielle Frage der Besetzung
eDglischer Kirchenämter einigen und zu diesem Zwecke die
Erledigung schwebender Fragen bis auf künftigen Mittsommer
vertagen. Wer jetzt kraft päpstlicher Verleihung in England
ein Kirchengut innehabe, soll in dessen Besitz in keiner Weise
gekränkt werden; gelange in der Zwischenzeit ein Kirchen-
gut, auf das der König sein Präsentationsrecht behaupte,
Zur Erledigung, so soll er keine Neuerungen treffen, die etwa
anderen besseren Ansprüchen im Wege stehen könnten, lieber
alle diese Punkte soll durch gegenseitige Gesandtschaften ver-
handelt werden und der König hierüber binnen vier Monaten
seine Willensmeinung kundthun. Was die Citationen betreffe,
so wolle man von dem persönlichen Erscheinen der Citierten
ein ganzes Jahr hindurch absehen, die Streitfragen sollen in-
zwischen aber durch Vollmachten so weiter verhandelt werden,
als ob keine Vorladung erfolgt wäre. In ähnlichen Fällen
sollen Vorladungen, falls die Streitfragen durch Bevollmächtigte
nicht entschieden werden könnten, nach Köln, Lüttich oder
anderen England naheliegenden Orten Flanderns erfolgen.
Inzwischen setzte der Papst seine Friedensarbeit unver-
drossen fort. Am 10. März 1374 sandte er eine Botschaft an
den Herzog von Anjou und bat ihn, in demselben Sinne thätig
zu sein.^ Eine gleiche Botschaft gieng an den Herzog von Lan-
caater ab. Bevor noch die päpstliche Gesandtschaft in England
eingetroffen war, hatte auch der König eine neue Botschaft an
den Papst abgesendet: der Bischof von Bangor und die übrigen
Boten hätten berichtet, was ihnen der Papst aufgetragen. Er
* Reg. Greg. XL, Cod. 270 Fol. 87».
58 I. AMmiidlaiig: Loserth.
wünsche, dass die Verhandlangen in Brügge oder Calais stattr
finden, Se. Heiligkeit habe die Wahl.*
Eine abermalige Botschaft des Papstes wurde am 1. Mai
ausgesendet. Er werde, heisst es darin, demnächst seine Ge-
sandten abschicken: der König möge ihnen zu ihren Bezügen
verhelfen.* Die Kosten fllr die Reise und den Aufenthalt der
Nuntien in England wurden nämlich vom englischen Clerus
getragen. In diesem Sinne schrieb der Papst auch an die Erz-
bischöfe von York und Canterbury.' Drei Tage später bringt
der Papst eine Verlängerung des WaflFenstillstandes bis zum
22. Juli in Vorschlag:* der König möge dem Nuntius Egidio
Sancii Glauben schenken. Der König hatte inzwischen jenen
grossen Rath von Prälaten und Baronen versammelt, der
zweifellos die Bedingungen für den Frieden mit der Kirche
festzustellen hatte und der nach Pfingsten (^21. Mai) zusammen-
trat.^ Dass hiebei auch die Lehenszinsforderung abgelehnt
wurde, kann als sicher angenommen werden; die übrigen
Punkte betrafen die Freiheit der kirchlichen Wahlen und die
Patronatsrechte des Königs. Die Boten des Königs waren der
Bischof von Bangor, der Ritter William Burton, der Doctor
der Theologie Magister Owtred und der Jurist Magister Jo-
hannes Schepeye.^ Sie erhielten über alle Punkte Aufklärung
und die Weisung, dass über deren Aufnahme in England Be-
richt erstattet werden solle. Die Antwort des Papstes scheint
nicht unbefriedigend gelautet zu haben. Er sandte zunächst
noch den Archidiakon Walther von Scirlavoe mit Aufträgen an
den Papst. Dem Grafen Ludwig von Flandern schreibt er,
dass er demnächst seine Gesandten nach Brügge schicken
werde. Er möge sie dort gut aufnehmen.' Eine ganze Fluth
» Bymer III, 3, 16.
* Reg. Greg. XI., Cod. 270, Fol. 100.
• Ebenda. * Fol. 102.
^ Continuatio Eulogii Historiarum III, 337 — 339.
" Higden, Polychr. VIII, p. 379 : Eodem anno missi fuerunt ... ad suppli-
candum pape, at supersederet de reserTacionlbos beneficiorum in Anglia
in curia sua ... et precipue ut electi ad episcopales dignitates in po-
stemm in Anglia de electionibus gaudere permitteret et ut possent a
suis metropolitanis ut quondam solebat fieri, confirmari ac super diversis
aliis in quibus tarn rex quam regnum senciebant plurimum se grayari.
^ Reg. Greg. XI., Cod. 270, Fol. 109—110.
Studien znr KirehenpoUtik Englands im 14. Jahrhundert. 59
von Briefen geht nach England : an den König, den schwarzen
Prinzen, den Herzog von Lancaster, die Erzbischöfe von Canter-
bury und York und den Bischof von London. An den Hof
wird gemeldet, dass der Bischof von Sinigaglia Rudolphus de
Castello und Egidio Sancii als päpstliche Unterhändler nach
Brügge beordert seien. Die Erzbischöfe und der Bischof von
London werden angewiesen, in herkömmlicher Weise fUr den
Unterhalt der Nuntien zu sorgen.^ Am 2. Juni richtet er die
Bitte an den König, dieser möge sich für die Friedensver-
handlungen mit Frankreich vorsehen und einen von seinen
Söhnen zum Congress nach Brügge abordnen. Auch der König
von Frankreich werde einen seiner Verwandten schicken. Er
selbst habe lange genug für den Frieden gearbeitet. Das
Blntvergiessen schreie zum Himmel empor. Der Erzbischof
Ton Ravenna und der Bischof von Carpentras seien zu ihm
abgesandt. Elr möge ihnen in Allem Glauben schenken. An
den schwarzen Prinzen, an Heinrich von Lancaster und Wil-
helm Latimer wurde in ähnlichem Sinne geschrieben und
Ludwig von Flandern angegangen, bei den Genannten im In-
teresse des Friedens thätig zu sein.' Die Frist, binnen der
die Verhandlungen zu Ende gebracht werden sollten, wurde
bis Allerheiligen ausgedehnt.^
Als William von Wittlesey, der Erzbischof von Canter-
bnry, am 5. Juli gestorben war, folgte, den Landesgesetzen ge-
mäss, eine freie Wahl. Sie fiel auf einen Mann, in welchem
man wohl einen ausgesprochenen Gegner der Kirchenpolitik
Eduards HL sehen darf: Simon Langham. Schon einmal hatte
er, als Nachfolger Simon Islip's, den erzbischöflichen Sitz in
England eingenommen, nicht zu Wiclif's Freude, den er —
der Antisimon, wie er ihn im Gegensatz zu seinem würdigen
Vorgänger nennt — seiner Stelle als Vorstand der Canter-
baryhall enthob. Wiclif spricht mit offener Missachtung von
ihm, die freilich einen persönlichen Beigeschmack hat.* — Der
König war über die getroffene Wahl in hohem Grade empört;
> Keg. Greg. XI., Cod. 270, Fol. 111.
' Ebendü Cod. 186, Fol 133 ^
* Cod. 286, Fol. 296.
* De Ecclesia, p. 371.
60 I. AbbandluBfr : Loser th.
er sah hierin geradezu eine Beleidigung und entzog den
Wählern seinen Schutz. Sie hatten ,viele Güter' aufzuwenden,
ehe sie die Gnade des Königs wieder erlangten.^ Aber auch
dem Papst gefiel die Wahl nicht : ihm lag ja vor Allem daran,
dass die vorhandenen Gegensätze nicht noch mehr verschärft
würden,* und dies in einem Augenblick, wo man daran gieng,
sie überhaupt aus der Welt zu schaffen. So wurde die Wahl
Langham's für ungiltig erklärt und ein Mann gewählt, den
wir nach Jahresfrist als Friedensunterhändler thätig finden:
Simon Sudbury, bisherigen Bischof von London.
Am 26. Juli fertigte Eduard III. die Vollmachten für seine
Boten zum Friedenscongresse aus: für Johann Gilbert, Bischof
von Bangor, Johann Wiclif, Professor der Theologie, Johann
Guter von Segovia, Johann von Multon, Doctor der Rechte,
den Ritter Wilhelm von Burton, einen gewiegten Kenner des
englischen Rechtes: Robert von Bealknap und ebenso Johann
von Henington. Sie hatten den gemessenen Auftrag, aus ihrer
Mitte eine engere Commission zu wählen, welcher der Bischof
von Bangor angehören müsse, und die Verhandlungen auf jenen
Grundlagen weiter zu führen, die durch die letzte Gesandt-
schaft an den Papst festgelegt worden waren. Diese Grund-
lagen sind in den Vollmachtschreiben nur in allgemeinen Um-
rissen gezeichnet.^ Es ist das erste Mal, dass Wiclif nach-
weislich eine politische Mission hat. Ob er sich schon
vordem in kirchenpolitischen Fragen hervorgethan, steht nach
den obigen Ausführungen keineswegs so fest, als die neueren
Wiclifforscher angenommen haben. Wir würden die Frage,
wenn sie gestellt wird, eher verneinen. Hätte man eine Persön-
lichkeit aussuchen wollen, derln Name ein Programm bedeutet,
so hätte man sich zweifellos an jenen Minderbruder Johann
Mardisle halten müssen, der auf der grossen Pfingstversammlong
dieses Jahres zu Westminster den Grundsatz von der evan-
» Walsingham I, 317.
* Ebenda: Postalacioni factae rex consentire noluit sed nee papa nee
cardinales.
" Ut ea, qua honorem sancte ecclesie et conservacionem iuriam corone
nostre et regni nostri Angliae concernere poterant, in ea parte intuitu
Dei et sancte sedis apostolice feliciter expediantar et debitum capiant
complementum.
Studien zur Kirehenpolitik EngUods im 14. Jahrhundert. 61
gelischen Armutli der Kirche so muthig and erfolgreich ver-
treten hatte. Statt dessen finden wir noch kurz zuvor jenen
Mönch von Dorham thätig^ der damals mit seiner Zweischwerter-
theorie dem Papstthnm auch in weltlichen Dingen die oberste
Leitung eingeräumt hatte. Es war eben der Friede, den die
Gesandtschaft zu fördern hatte. Scharf ausgeprägte Gegner der
Curie wird man ihr schon deswegen nicht beigegeben haben.
Es ist ja bezeichnend; dass eine so gute Quelle, wie es der
Fortsetzer des Polychronicons ist, von den Gesandten überhaupt
nur zwei nennt : den Bischof von Bangor und William Burton,
weil sie schon früher erwähnt wurden, und dann fortfährt: ,Da
war auch ein Doctor der Theologie dabei, ein Jurist und zwei
Landrechtkundige.' Sie hatten den Auftrag, über gewisse zwi-
schen König- und Papstthum strittige Fragen zu verhandeln.
Hätte Wiclif sich bisher bei staatsrechtlichen oder kirchen-
politischen Fragen jenen glänzenden Ruf schon erworben: man
hätte doch zum Allermindesten seinen Namen genannt, mochte
man sonst auch recht kühl von ihm sprechen. Ebenso schweig-
sam verhält sich Walsingham.
Man muss überhaupt genauer, als dies bisher geschehen
ist, die beiden Gesandtschaften, die in Brügge tagten, von
einander scheiden. Wiclif gieng am 27. JuU nach Brügge ab,
am I.September kehi*te er wieder nach England zurück.^ Der
Herzog von Lancaster geht erst im nächsten Jahre zu Anfang
Februar mit Simon von Sudbury, dem Bischof von London,
nach Biügge,^ und dennoch sagt die neuere Wiclifforschung:
^Abgesehen von den Beziehungen zu ausländischen Notabilitäten
war der Aufenthalt in Brügge für Wiclif folgenreich durch die
näheren Beziehungen, in die er zu dem Herzog von Lancaster
trat E^ konnte gar nicht fehlen, dass zwischen beiden Män-
nern, so lange sie bei jenem Congress in Flandern beschäftigt
waren, häufige Berührung, geschäftlicher und geselliger Ge-
dankenaustausch stattfand.'^
* Baddensieg, Johann von Wiclif, p. 134, Note.
* Polychron. YUI, 381 : Hoc eciam anno circa festum Purificacionis dux
Lancastriae, maxister Simon de Sudburj, episcopu« Londonie cum allis
mian faenint ad Tillam de Brnges . . .
* Lechler 1, 349—351.
63 I. Abhandlung^: Loiertb.
Wiclif dürfte nach alledem bisher in kirchenpolitischen
IVagen noch nicht öffentlich aufgetreten sein; wenigstens be-
sitzen wir keine Zeugnisse darüber , da jene, die man immer
als solche angeführt hat^ in eine spätere Zeit gehören. Wäre
er bisher im Sinne Johann Mardisle's thätig gewesen, so wäre
er wohl ebenso wenig wie dieser als ^Friedensbote' nach Brügge
gesandt worden. Wie hätte sich dazu auch ein Mann eignen
können, von dem man bisher immer meinte, dass er schon
1371 die Confiscation des englischen Kirchengates auf die
Tagesordnung des Parlaments gestellt hatte, oder dass er schon
1366 in schneidiger Weise die Forderung des Lehenszinses
abgewiesen habe. So wenig etwa ein Ludwig von Baiern
einen und den anderen seiner gelehrten Bundesgenossen, einen
Marsiglio oder Jandun oder einen Occam, nach Avignon geschickt
hätte, so wenig wäre Eduard III. darauf verfallen, Wiclif nach
BrtLgge zu senden, wäre dieser damals schon auf jener Ent-
wicklungsstufe gestanden, auf der wir ihn allerdings schon drei
Jahre später finden. Wie hätte ein Mann mit den Vertretern
des Papstthums verkehren sollen, der dem Papstthum schon da-
mals gesagt haben soU^ es tauge nicht zur Regierung der Kirche.
Wiclif gieng mit nach Brügge — nicht als Kirchenpolitiker, son-
dern, wie er sich wohl einmal selbst bezeichnet hat, als ,purer'
Theologe; denn neben den Civilisten und Canonisten sollte auch
der Bibelkundige gehört werden, ganz wie dies bei seinen spä-
teren Gutachten der Fall ist, die er auch als ,Theologe' vor-
gelegt hat. Vielleicht hat man auch die Bedeutung des ,Br ügger'
Aufenthaltes für die spätere Entwicklung Wiclif 's zu hoch ange-
schlagen, den man ja mit dem Aufenthalt Luther's in Rom im Jahre
1510 verglichen hat. Die Uebelstände in der Hierarchie konnte
Wiclif in der Heimat ebenso gut studieren als in der fVemde.
Weder über den Beginn der Verhandlungen über kirchen-
poUtische Fragen — die anderen lassen wir bei Seite — noch
über deren Fortgang sind wir genügend unterrichtet. Glatt
können sie in keinem Fall abgelaufen sein. Schon am 21. October
wurde der Termin, um über die einzelnen Fragen weiter zu
verhandeln, bis Binde November verlängert.^ Für die Curie
^ Cum dudum ambasciatores Edward! regia ... ad nostnim accessissent
preseuclam ac super certis articulis ius patrouatas, regaliam, et qaedain
Studien zur Kirchenpolitik Englaads im 14. Jahrhundert. 63
scheinen die Forderungen Englands unannehmbar gewesen zu
sein; denn noch an dem nämlichen Tage schreibt Gregor XI.
an den König, er möge seinen Geist dem Frieden mit der
Kirche ernstlich zuwenden und den an ihn gesandten Nuntien
vollen Glauben schenken.^ Der Prinz von Wales wird auf-
gefordert, auf den König in diesem Sinne einzuwirken.*
Zu Anfang des folgenden Jahres gedenkt Eduard III.
der Arbeiten auf dem Congresse* und mahnt Gregor XL, den
Bischof Yon Carpentras in Gemeinschaft; mit Pileus Mittel und
Wege zu finden, dass der Friede zwischen Frankreich und
England abgeschlossen werde. Am 9. Jänner meldet er dem
englischen Könige, dass er seine Abreise nach Rom für den
kommenden Herbst festgesetzt habe: je ferner er sei, desto
dringender empfehle er die Angelegenheiten der Kircbe dem
Schatze des Königs. Einen Monat später beklagt er in einem
ausföhrlichen Schreiben an beide Monarchen deren Zwist, er
hoffe, dass endlich ,der Nebel dieses beklagenswerthen und
eingewurzelten Krieges sich lösen und beide Staaten gegen den
gemeinsamen Feind der Christenheit ziehen würden. Seine Ge-
sandten seien angewiesen, zur Herstellung des Friedens thätig
zu sein.^ Mittlerweile wurde der Waffenstillstand zwischen bei-
den Staaten, die Frist zur Vereinbarung des Friedens zwischen
England und der Curie immer weiter verlängert. Auch in
dem Stand der Personen fand ein mehrfacher Wechsel statt:
am 20. Februar erhalten Simon, der Bischof von London, Graf
Salisbury, Johann Cobham, Frank de Haie, Arnold Savage,
John von Scepeye und Simon von Multon ihre Vollmachten.*
inra alia ecclesiamm regni Anglie concementibuB nonnulla nobis ex-
posaiasentj nos dicto regi tamquam peramabili ac peculiari filio nostro
cnpientes . . . complacere ac sperantes de bona concordla super dictis
articalis ixiter Romanam ecclesiam et enndum regem . . . volnntatem
nofltram dnzimus declarandam . . . Datum Avin. XII Kai. Nov. anno IV.
(1374 Oct. tl). Der Wille zur Verständigung sei, wie der Pap.st durch
Egidio Sanzii gehOrt habe, da. Der Termin, um ttber die Artikel über-
einzukommen, wurde bis Andreae verlängert, Heg. Greg. XI.
^ Ebenda Fol. t51.
' Ebenda.
» Rymer HI, 3, 23.
* Reg, Greg. XI., Cod. 271, Fol. 7K
^ Hymer III, 3, 35.
€4 I. Abtuuidlong: Loser th.
Ende März wird der königliche Schatzmeister Heinrich von
Wakefield gemahnt, bei seinem Herrn für den Frieden zu
wirken.^ Um den Beschwerden über die Residenz der Bischöfe,
ein Uebelstand, über den man anch in England aufs Heftigste
klagte, abzahelfen, worden alle Prälaten ermahnt, innerhalb
einer gegebenen Frist an ihre Kirchen and in ihre Klöster
zn gehen.' Dass man in England nicht geneigt war, in
der Kirchenpolitik neue Bahnen einzuschlagen, erftihr man
eben erst in diesen Tagen aus der Behandlung der CSardi-
näle, welche in England Pfründen besassen: Wie von den
übrigen Geistlichen, so wurde auch von ihnen der Zehent er-
hoben.' An den König, den Prinzen von Wales, Johann von
Lancaster und sonstige massgebende Personen des Landes richtet
der Papst am 25. April 1375 die eindringlichsten Schreiben.*
Die Prinzessin von Wales und Wilhelm von Latimer werden
ersucht, ftlr den Frieden zu wirken; wiederholte Bitten gehen
an die Könige von England und Frankreich und deren Söhne
und Brüder: ein rascher Friedensschluss sei nöthig; man er-
fahre von Leuten, die aus dem Orient kommen, dass die Sara-
cenen den Untergang ihres Glaubens erwarten. EndUch wurde,
wenigstens vorläufig, auf ein Jahr der Waffenstillstand verein-
bart und verkündigt.^ Noch hielt Gregor XI. seine Aufgabe
nicht für beendet: Nachdem er durch den König Friedrich
von Sicilien Schiffe hatte bereitstellen lassen, die ihn nach Rom
ftihren sollten, meldet er am 28. Juli, er müsse im Interesse
der englisch -französischen Friedensverhandlungen seine Fahrt
nach Italien bis zum nächsten Frühjahr verschieben.^ Diese
Thatsache wird den Königen von Sicilien, Aragonien, Castilien,
England und Navarra, den Herzogen Albrecht und Leopold
von Oesterreich, den Pisanern, Römern und Anderen mitgetheilt.
Ueber die kirchenpolitischen Verhandlungen erftlhrt man so
gut wie nichts. Es ist anzunehmen, dass es bei der Debatte
über die zunächstliegenden concreten Fälle auch zu principiellen
Erörterungen kam. Leider ist auch hierüber nichts aufbewahrt.
* Reg. Greg. XI.
« Ib. ddo. 29. März 1376.
» Ib. * Ib.
* Rymer III, 3, 33.
* Reg. Greg. XL, 1. c, Fol. 47*.
Stadien znr Kiiehenpolitik Englands im 14. Jahrhandert. 65
Am eingehendsten wurde über die Freiheit der Kirchenwahlen
in England gehandelt: in Zukunft sollte an den CoUegien und
Eathedralkirchen und in den Klöstern frei gewählt werden,
wie das altem Rechte und Herkommen gemäss sei; man wird
zweifeUos auch die Belastung der englischen Kirche durch die
nnanfhörlichen Schätzungen der Curie eifrig besprochen haben,
ohne dass es hierüber zu einem Ergebnisse kam: so kläglich
war dieses, dass es so kirchlich gesinnten Schriftstellern wie
Thomas Walsingham aufgefallen ist. Von jenen Fragen, um
derentwillen so lange Unterhandlungen gepflogen worden waren,
erwähnt denn auch der schliessliche Bericht kein Wort. Das
Ganze, worüber man eine Uebereinkunft erzielte, liegt in jenen
sechs Bullen zu Tage, die Gregor XL am 1. September 1375
erliess, und die einzelne Zugeständnisse enthielten, die sich auf
die Vergangenheit bezogen, der Zukunft aber in keiner Weise
präjudicierten. In der ersten findet sich ein persönliches Zuge-
ständniss an den König. Da es im Reiche viele Cleriker gebe,
die kraft der Verleihung des Königs Würde, Amt und Pfiründen
besitzen, bestätige man ihnen diesen Besitz, vorausgesetzt, dass
sie ftLr dieses Amt taugen, auch ftlr den Fall, wenn die Stellen
der Reservation des Papstes unterlägen.^ Da es unter einzelnen
Würdenträgem der Kirche Streit gebe, indem einige vom Kö-
nige unmittelbar ihre Würde erhalten haben, wogegen der
Papst andere Persönlichkeiten ernannt hatte, so wird der Be-
sitz jener anerkannt und diesen Schweigen auferlegt. Der Papst
wird die letzteren in anderer Weise entschädigen.^ Einst hatte
Urban V. in einem Mandat an die Metropoliten und Suffraganen
verordnet, dass alle Geistlichen binnen Monatsfrist Namen,
Eigenschaft und Taxen ihrer Pfründen, falls sie für den Zehent
taxirt sind, angeben und sich die Reservation für alle vorbe-
halten. Diese Generalreservation wurde nun aufgehoben;^ die
Pfründen werden denen belassen, die sie auf die königliche
Ernennung hin innehaben. Da viele Personen, die ihres
Amtes und anderer Dinge wegen bei der Curie erscheinen
sollen, wegen der Kriege zwischen Frankreich und England
nicht dahin gelangen können, so werden sie für die näch-
> Rymer UI, 3, 34.
» Ib. 36. » Ib. 36.
d. phU..hi8t. GL CXXXVI. Bd. 1. Abh.
66 I. Abhftndlung; Lonerth.
sten drei Jahre dieser Pflicht enthoben; die Citationen sollen in
Schwebe bleiben und die Betreffenden, wenn es Noth thut, an
Orten, die England so nahe liegen wie Brügge, entschieden
werden. Die noch nicht entrichteten Annaten seien zu er-
lassen; von Einkünften der Cardinäle in England dürfen Ab-
gaben erhoben, diese aber nur für kirchliche Zwecke, nament-
lich zur Ausbesserung und Herstellung baufällig gewordener
Kirchen verwendet werden.* Es handelte sich somit im Wesent-
lichen um die Festhaltung des Status quo. Wenn der Papst
das ZugestAndniss machte, dass das System der Reservationen
auf England in Zukunft keine Anwendung mehr finden werde,
so sollte doch auch der König fürderhin nicht mehr die
Pfründen einfach auf seinen Befehl hin vergeben.* Von der
Freiheit der Wahlen ist keine Rede, und die Schuld hieven
schiebt Walsingham nicht etwa auf den starren Widerspruch
der Curie, sondern auf die Nachgiebigkeit jener Prälaten, ,die
es wussten, dass man durch die Gunst der Curie viel leichter
als durch freie Wahl in den Besitz jener Würden gelangen
konnte, die sie anstrebten'.* Damit wird deutlich auf den
Bischof Johann Gilbert von Bangor hingewiesen, der schon eilf
Tage später zum Bischof von Herford befördet wurde. Mit den
Bullen vom 1. September hörten übrigens die Verhandlungen
des Nuntius mit dem Könige von England nicht auf; denn fUnf
Tage später erhält Egidio Sanzii vom Papste die Vollmacht, die
Verhandlungen über das Weihnachtsfest hinaus und unter Um-
ständen bis Ostern 1376 fortzuführen.* Weder im Clerus noch
im Volke mochte man hievon sonderlich erbaut sein. Auf jenen
wurden zunächst die Kosten ftlr den englischen Nuntius ab-
gewälzt.
Im Uebrigen stand es auch mit den poUtischen Ver-
handlungen nicht viel besser.^ Englische Schriftsteller be-
schuldigen die Franzosen geradezu der Treulosigkeit; sie hätten
» Rymer ni, 3, 36.
' Tandem concordatum est inter eos, qaod papa de cetero reseryationibas
beneficiorum minime uteretur, et quod rex beneficia per breye ,Quare
impedit* tüterins non conferret.
» Walsingham 1,817.
* Reg. Greg. XI, Cod. 286, Fol. 296.
5 Walsingham I, 318.
Stadien sor Kirchenpolitik EngUnda im 14. Jahrhundert. 67
die ganzen zwei Jahre hindurch nicht an den Frieden, sondern
an den Kampf gedacht, die alten Waffen erneuert and neue
geschmiedet, um im gegebenen Augenblick kampfbereit zu
sein. Die Engländer hätten sich dagegen durchaus thöricht und
aoTorsichtig benommen, indem sie sich allein auf die Weisheit
ihres Herzogs verliessen und meinten, er werde sie durch seine
Beredsamkeit herausreissen. Von diesen Gedanken beseelt,
hätten sie ihre Zeit unter Schmausereien und eitlen Spielen
vergeudet. Beide Parteien schieden aus Brügge, ohne dass
man das ersehnte Ziel erreichte. Gregor XI. hatte es bis zum
letzten Augenblicke an Mahnungen zum Frieden nicht fehlen
lassen. Noch am 20. September sandte er an den König Carl,
an den Prinzen von Wales, den Herzog von Anjou, Philipp von
Bnrgund, an die französischen Gesandten in Brügge die ge-
messensten Befehle. Auch als die Gesandtschaften Brügge
verlassen hatten, gab er seine Bemühungen nicht auf. Am
28. November Hess er eine neue Reihe von Friedensmahnungen
ausgehen; die Verhandlungen zogen sich endlos weiter, ohne
vorläufig zu einem regelmässigen Abschlüsse zu kommen.
6. Das gute Parlament.
Es konnte nicht fehlen, dass das Parlament auf die Vor-
gänge in Brügge zurückkam. Es trat am Montag nach Georgi
(28. April) 1376 in London zusammen und tagte nahezu neun
Wochen.* Man hat es später das gute genannt;* ob es gerade
deswegen in der dankbaren Erinnerung des Volkes fortlebte,
weil es, wie man jüngstens angenommen hat, mit besonderer
' Chron. a monacho S. Albani: Quod incepit circa Octavas S. Georgü et
duravit fere continue per novem hebdomadas. Das wäre bis Peter und
Paul. In der Continaatio des Polychronicon Higden*s liest man: Quod
nsque ad finem mensis lulii fere duravit. Ueber den Anfang siehe Acts
and Monuments by John Foxe, p. 786.
' Das Beiwort findet sich zuerst bei Walsingham in einem zwischen zwei
Sätzen eingeschobenen Satz, von denen der erste und der zweite den
eingetretenen Systemwechsel melden. Eist. Angl. 1,324; Ypodigma Neu-
striae, p. 324 zum Parlament von 1377. In hoc antem parliamento abro*
^ta sunt statuta parliamenti superioris. Quod bonum merito vocabatur.
Et rege yolente personae abiudicatae pristino statui restituuntur.
5*
68 !• Abhuidlan^: Loser th.
Sch&rfe gegen die unerträglich gewordenen Uebergriffe der
Curie einschritt; möchten wir sehr bezweifeln.^ Jener Schrift-
steller, der dies zierende Beiwort zum ersten Male gebrauchte^
hatte sicher hiebei etwas ganz Anderes im Auge. Ihm erschien
als die bedeutendste Leistung jener Tage der Zusammenbruch
des Laienregiments und die Wiedereinsetzung der Leitung der
Bischöfe. Wenn man indessen bedenkt, dass alle Stände des
Reiches in seltener Einmüthigkeit , unerschrocken und doch
vorsichtig zugleich die schwierigsten Dinge des Staatslebens
anfassten — neben der zerrütteten Verwaltung des Landes
auch heikle persönliche Fragen berührten, so mag man sich
diesen Beinamen immerhin als einen wohlverdienten gefallen
lassen.
Mit grossem Nachdruck (instanter) stellte die Regierung
neue, bisher unerhörte Forderungen an die Gemeinen.* Ein
Sturm der Entrüstung gieng durch die Reihen der Ritter aus
den Grafschaften und der Bürger. Schon in den letzten
Jahren waren die Lasten schier unerträglich. Nun forderte
ein Regiment neue Auflagen, das weder im Felde noch in der
Verwaltung das Mindeste geleistet hatte. Und doch mussten
dem Staate in seiner Noth die Mittel zu seiner Erhaltung ge-
reicht werden. Da wandten sich die Gemeinen an einige
Bischöfe des Landes: die von Nor wich, St. David, London
und Carlisle. Aber diese wichen aus. Sie wussten, es würden
Dinge zur Sprache kommen, deren Durchführung einen starken
Arm forderte (rem esse arduam previdentes res forte
brachium exposcebat). Sie wiesen die Bittsteller an die Barone.
Wenn diese mit im Bunde seien, könne man selbst bei der
Ungnade des Königs drohende Gefahren leichter bestehen.
Man gewann Heinrich Percy, Richard Stafford, Guido von
Bryan und Henry le Scrope und verstärkte ihre Zahl durch
* Lechler, Johann von Wiclif I, 354.
* Cont. Ranulphi de Higden: In quo quidem parliamento rex a communi-
bu8 Angliae quoddam subBidium petiit ad defensionem regni. Chronicon
a mon. S. Albani: ubi instanter postulatum est reg^ subsidium de com-
muni plebe. Hier findet man offenbar ganz zuverlässige Berichte, denn
der Autor stand mit den Parlamentsmitgliedern selbst in Verbindung
und berichtet nach deren Erzählungen: qui etiam iureiurando mihi
retulit quod narro.
Studien zur KirehenpoUtik EDgUnds im U. Jahrhandert 69
vier Grafen: ans der March Edmund Mortimer, aas Warwick
Thomas Beanchamp, aus Suffolk Wilhelm Ufford und aus
Stafford Radulph von Stafford. Sie alle schwuren zusammen-
zuhalten und thaten es gern, ,denn sie waren yon einem glühen-
den Eifer für des Königs Ehre, des Reiches Nutzen und des
Volkes Frieden beseelt^
Wie sehr die Noth des Augenblicks jedem Patrioten ans
Herz griff, davon erzählt der Chronist von St. Alban eine
reizende Geschichte: Ein Mitglied des Parlaments Thomas de
la Hoo lag einst des Nachts auf seinem Lager und dachte
knmmervoU an die kommenden Geschäfte, wie es möglich
wäre, den König zu einem geordneteren Leben zu führen und
mit einem besseren Rath zu versehen, wie man die im Reiche
eingewurzelten Missbräuche abthun und dem Volke Gerechtig-
keit und Frieden verschaffen könnte. So von Sorgen gequält,
schlief er endlich ein. Da umfieng ihn ein Traumbild: Er
findet sich in das Capitel von St. Paul versetzt, mitten in die
Geschäfte, an die er eben gedacht hatte. Während der Ver-
handlung sieht er zur Erde und sieht hier sieben Goldstücke:
man nennt sie Florentiner oder Nobles. Er hebt sie auf und
forscht, wer sie wohl verloren haben könne. Niemand meldet
sich. Da tritt von den Mönchen einer, es mochte wohl der
älteste sein, an ihn heran und spricht: Das ist kein verlorenes
Geld, wie du meinst. Das ist dir und deinen Genossen ver-
liehen, zum Nutzen des Reiches, auf dass ihr es zu reformieren
vermögt. Erwacht, denkt Thomas an des Traumes Bedeutung
und erzählt ihn seinen Genossen. Und sie fClhlten sich Alle
gehoben, denn sie hatten nunmehr den Glauben gewonnen,
dass ihnen die göttliche Hilfe nicht fehlen würde.
Bei einer Vorverhandlung lehnten die Genannten alle
Vorlagen der Regierung ab, bis nicht alle Missbräuche beseitigt
und die Personen, die König und Reich geplündert, gestraft
wären. Wer aber sollte Sprecher sein? Die Rachsucht der
Gegner ist gross, auch sind sie stark und verschlagen. Da fiel
man auf Petrus de la Marc aus der Grafschaft Herford, der
ausgezeichnet war durch seine Unerschrockenheit und glänzende
Beredsamkeit und stets bereit, fiir Wahrheit und Gerechtigkeit
zu streiten. ,Er sprach, wie wenn er eine Erleuchtung vom
Himmel empfangen hätte. Bald nachher hat man seine mutb^
70 L AkkaafivBf : Lo««rtV
volle Haitang in Gedichten nnd Liedern verherrlicht/^
^Dieser Mann war der Sprecher aas den Gemeinen/ ,An
seinem Mand hieng der ^^'ahrspnlch Aller/
Unerschrocken trat er vor die Grossen des Reiches: er
konnte im Uebrigen etwas wagen , denn hinter ihm stand die
Partei des schwarzen Prinzen, die sorgenvoll and eifersüchtig
die Stellang Lancaster's betrachtete. Vor dem Herzoge selbst
stehend, begann er von den masslosen Aaflagen za reden,
darch die das Land an den Rand des Verderbens gebracht
sei. Heute fordere man den fünfzehnten, morgen den zehnten,
übermorgen den nennten Theil alles Einkommens Air den
König. Man würde das gedaldig ertragen, würde man sehen,
dass König and Reich hieraas einen Vortheil zögen: das Volk
verstehe, dass auf einem Kriegszag, zumal wenn er weniger
glücklich verlaufe, so viel Geld aufgehe. Aber hier wisse man
nicht, ftir welche Zwecke das Geld verwendet worden sei.
Daher verlange das Volk Rechenschaft von denen, die es ge-
nommen. Niemand wagte zu erwidern; selbst die Richter
schwiegen, und der Herzog von Lancaster verliess mit seinen
Gesinnungsgenossen das Haus.
In einem Convent, der in der nächsten Nacht abgehalten
wurde, liess er sich aus: Was denken diese Bastarde and
Strauchritter zu thun? Glauben sie die Fürsten im Lande zu
sein? Er schloss mit gewaltigen Drohungen. Zur rechten Zeit
erinnerte ihn ein Ritter an die Stütze, die jene Partei an dem
schwarzen Prinzen habe. Der gewähre ihnen Rath und wirk-
same Hilfe. Auf ihrer Seite stünden die Bewohner von London,
und das ganze Volk, ja auch die Ritter, würden gegen Lancaster
Partei nehmen. Der Herzog musste einlenken; am folgenden
Tage zeigte er sich in der Versammlung der Gemeinen von
der liebenswürdigsten Seite. Aber hier begann Peter de la
Marc das Sündenregister Lord Latimer's vorzulesen; nicht
weniger als sechzig Verbrechen wurden ihm vorgehalten; nicht
der geringste Vorwurf war der, dass er die Gelder des Landes
für sich verwende, während das Reich Noth leide. Grabe es
' Der Bericht des Monachus S. Albani ist in hohem Grade gegen Lancaster
eingenommen. Ich vermag ihm daher nicht in Allem sn folgen; aber
der Gang der Verhandlnngen dürfte im Gänsen richtig angegeben sein.
Studien zor Kirchenpolitik Englands im 14. Jahrhundert.
^1
eine ^ute und gerechte Verwaltung, so könnte der König mit
dem Seinen wohl auskommen. In gleicher Weise erhob Peter
Anklage gegen Richard Lyons. Dieser machte den Versuch,
den schwarzen Prinzen, der fast schon auf dem Sterbebette
lag, mit tausend Mark zu bestechen, aber der sandte das Geld
zurück, bedauerte freilich hinterher, es nicht den Rittern zur
Verfugung gestellt zu haben.* Vergebens waren die Versuche
Lancasters, seine Freunde zu retten: sie wurden aus ihren
Äemtern vertrieben. Was sie unrechtmässig erworben, mussten
sie herausgeben. Latimer wurde für ehrlos erklärt, Lyons in
den Kerker geworfen, und Alice Perrers, die Maitresse des
alters- und geistesschwachen Königs, ,welche die Engländer
bisher geduldet hatten, weil sie selbst ihren König vom
Herzen liebten und sich scheuten, ihm nahezutreten^ vom Hofe
entfernt.
Durch den Tod des schwarzen Prinzen (8. Juni) hatte
die Opposition der Gemeinen ihre beste Stütze verloren. Sie
drangen stürmisch darauf, dass sein Sohn, der junge Richard
von Bordeaux, dem Parlament als Erbe und Nachfolger vor-
gestellt werde. Johann von Lancaster suchte vergebens, für
sich selbst Stimmung zu machen. Er soll darauf gedrungen
haben, dass ein Statut wegen der Nachfolge erlassen werde :
er habe, heisst es, an ein Gesetz gedacht, welches (wie in
Frankreich) die Frauen von der Nachfolge ausschloss;* wenn
dann noch, wie man von ihm argwöhnte, der junge Thron-
folger vergiftet wäre, könnte ihm die Nachfolge nicht entgehen.
Im Parlamente soll man ihm aber erwidert haben : Noch lebe
der König, und gesetzt auch den Fall, er stürbe, so bleibt uns
der junge Prinz. So lange die noch am Leben sind, soll uns
die Nachfolgefrage wenig kümmern. Am 25. Juni wurde Richard
in die Versammlung geführt und hier mit begeistertem Zuruf
^ 8i misissem eius munera, bonam utique rem feclssem.
* Petiit iiiBuper, ut exemplo Francorum legem statuerent, ne femina Heret
heres regni. Consideravit enim »euectutem regls, cuius mors erat iu
iannis et iuyentutem filii principls, quem, ut dlcebatur, impotionare cogi-
tabat, 81 aliter ad regnum pervenire non posset; quoniam hü duo, si de
medio tollereutur et huiusmodi lex iu commoni parliamento sanciretur,
ipBe fatums esset proximus heres regni. Nam uullus masculus super-
erat proximior eo regno. Chron. mon. S. Albani. Chrou. Angliae, p. 93—93.
72 I. Abhaadliug : Losertli.
empfangen. Ihren Wunsch, ihn zum Prinzen von Wales er-
nannt zu sehen ^ wies der König als einen Eingriff in seine
Rechte zurück. Doch erhielt er den Titel noch yor Ablauf
des Jahres. Das Parlament drängte indessen darauf, dass sich
der König, um die Einflüsse seiner bisherigen Umgebung ganz
zu vernichten, mit einem Rathe von zwölf Personen, Prälaten,
Grafen und weisen Persönlichkeiten, umgebe, welche die ge-
ringeren Geschäfte abwechselnd allein, die grösseren in ihrer
Gesammtheit erledigen könnten: ein Wunsch, dem auch Jo-
hann von Lancaster, Viele meinten freilich nicht gerne, zu-
stimmte. Dieser Rath wurde auch eingesetzt, aber das Statut
hatte kaum drei Monate Bestand.^
Inzwischen hatte man eine Liste zusammengestellt, die
alle Beschwerden gegen die alte Verwaltung des Landes ent-
hielt. Da wurde auch auf die diplomatischen Misserfolge der
letzten zwei Jahre Rücksicht genommen. Schlimmer als die
Beziehungen zu Frankreich wurde die kirchenpolitische
Politik des Landes beurtheilt. Besonders scharf erklangen
in der langen Bill — sie zählte nicht weniger als 140 Titel —
die gegen die masslosen Ueberhebungen des Papstes gerich-
teten Sätze.*
,In diesen Usurpationen des Papstthums sei die Quelle
des Elends zu suchen, von dem ganz England heimgesucht sei.^
In übertriebener Weise wird der Papst für alle Plagen des
Landes, flir Seuchen und Hungersnoth, verantwortlich gemacht
und die ganze Armuth des Landes ihm aufs Kerbholz ge-
schrieben.
Was an Taxen für erledigte geistliche Stellen nach Rom
gezahlt werde, betrage fünfmal so viel als das Einkommen des
Königs. Wenn ein Bischofssitz durch den Tod erledigt werde,
lasse man eine Anzahl Verschiebungen eintreten; eine jede er-
höhe das Einkommen der Curie, so dass sie nach einem Todes-
fall die vier-, oft fünffachen Taxen einnehme.
Die Mäkler aus der verworfenen Stadt Avignon befördern
um Geld selbst elende Schurken; ungelehrte nichtsnutzige
* Walfiingham, Ypodigma Neustriae 322.
' Notes out of the parliament rolls against the pope in Foze*8 Acts and
Monuments II, 786—788.
Studien zar Kirchenpolitik Englands im 14. Jahrhundert. 73
Leute haben dann Pfründen bis zn 1000 Mark inne, indess
sich Doctoren der Rechte and Magister der Theologie mit
20 Mark begnügen müssen, ein Umstand, dnrch den das Stu-
dium in Abnahme komme. ^
Fremdlinge, selbst Landesfeinde, die ihre Pfarrkinder nie
gesehen haben, um sie auch keine Sorge tragen, besitzen
Pfründen in England; den Gottesdienst bringen sie in Ver-
achtung, das Geld schleppen sie hinweg und schaden der Kirche
mehr als Juden und Saracenen. Und doch wolle das Gesetz
der Kirche, dass die Pfründen aus reiner Liebe ohne Zahlung
und ohne Protection verliehen werden; Gesetz und Vernunft,
auch der gute Glaube verlangen, dass die Pfründen, die
frommen Sinnes gestiftet werden, besetzt würden einzig und
allein im Hinblick auf die Ehre Gottes und in Uebereinstim-
mung mit den frommen Absichten der Stifter, aber nicht an
fremde Leute, die mitten unter unseren Feinden leben.
Seine Schäflein hat Gott dem heiligen Vater anvertraut,
damit er sie weide, nicht damit er sie scheere.
Das Beispiel der hohen Geistlichkeit wirke auf die Kirchen-
patronatsherren zurück; auch diese verkaufen die Pfründen
Tun ein Sündengeld, wie Gott an die Juden verkauft ward,
die ihn zur Schlachtbank führten.
Kein Fürst in der ganzen Christenheit ist so reich, dass
er auch nur den vierten Theil der Schätze hätte, wie sie hier
sündhafter Weise ausser Land geschleppt werden.
Der CoUector des Papstes, ein Franzose, und andere
fremde Feinde des Königs leben dahier und spähen nach eng-
lischen Würden; dabei erspähen sie die Geheimnisse des
Landes zu dessen Schaden. Eben der Collector, welcher den
Peterspfennig einhebe, besitze in London ein grosses Haus,
mit Beamten und Dienern, als ob es eines Fürsten Zollhaus
wäre. Von hier sende er jährlich an 20.000 Mark an den
Papst. Cardinäle und andere Prälaten, Fremde und Ein-
heimische, die aber bei der Curie weilen, haben die besten
Pfründen im Lande; der Eine von ihnen, ein Cardinal, ist
Decan von York, ein Anderer von Salisbury, Einer von Lincoln,
' Ein Satz, den wir schon in den Klagen Eduards UI. gegen Clemens VI.
finden.
74 I. AbhAiidliiiic: Loter th.
wieder ein anderer Archidiakon von Canterbury oder Dnrham,
SnflFolk oder York, Einer besitzt die Pfründe von Thame und
Nassington, ein Anderer von Bucks in der Kirche von Lincob,
und so sind noch viele Andere, die insgesammt jährlich 20.000
Mark aus dem Lande beziehen. Dabei ist noch gar nicht ein-
gerechnet, was die einheimischen Mäkler Alles bekommen.
Der Papst erhebt Auflagen und Subsidien vom englischen
Clerus, um Franzosen, die von Engländern gefangen worden
seien, auszulösen oder um seinen Krieg in der Lombardei
fUhren zu können. Sein CoUector habe in diesem Jahre zum
ersten Male die Einkünfte des ersten Jahres aus allen er-
ledigten Stellen in Anspruch genommen, was sonst doch nur
bei Vacanzen ,in curia Romana^ geschehe. Hätte das Reich
auch einen Ueberfluss an Geld, die CoUectoren des Papstes
und die Bevollmächtigten der Cardinäle würden auch dieses
gar bald aus dem Lande schleppen.
Die Temporalien, die zu den geistlichen Würden gehören,
vergebe der Papst mit der Zeit an Landesfeinde. Allen Ordens-
häusern und religiösen Körperschaften, die bis zur Regierung
des jetzigen Königs die freie Wahl ihrer Vorsteher besassen,
hat der Papst ihre Rechte zu entziehen sich vermessen. Die
Kosten der Legationen des Papstes werden von diesem stets
auf den englischen Clerus abgewälzt j ironisch wird beigesetzt:
das geschehe jedoch nur aus Liebe zu unserem Lande und zu
dem englischen Gelde.^
Indem das Parlament seinen reinen Eifer für die heilige
Kirche betonte, zählte es alle die Leiden auf, die ihm durch
dieses Kirchenregiment zugefügt würden. Feindschaften und
Unglücksfälle hätten in der Ungerechtigkeit ihren Ursprung.
Hilfe thue noth, jetzt zur Feier der fünfzigjährigen Regierung
des Königs, im Jahre der Freude und der Gnade, wäre der
rechte Augenblick, die Mittel hiezu zu suchen. Man möge
zwei Schreiben an den Papst senden, das eine lateinisch unter
dem Siegel des Königs, das andere französisch unter den
Siegeln des hohen Adels, und Abhilfe verlangen, wie das schon
^ Acts and Monuments II, 689. The Letter of the Nobles of England and
Commons of the same to the Pope, against the Preservatious and Pro-
visions, which he had in England.
Studien zur Kircheopolitik Englands im 14. Jahrhundert. 75
bei einer früheren Gelegenheit (1343, Mai) geschehen sei: unter
Einem sollten alle Verordnungen der Regierung gegen die
römischen Provisionen und Reservationen erneuert werden.
Das sei durchaus nothwendig, da ja der Papst alle Beneficien
der Welt als sein Eigenthum ansehe: ^Dies Jahr hat er zwölf
neue Cardinäle creiert, so dass man jetzt dreissig zähle, wäh-
rend zwölf vollkommen ausreichen: und alle diese Cardinäle,
etwa zwei oder drei ausgenommen, sind Feinde des Königs/
Man sollte festsetzen, dass in Zukunft kein Geld mittelst
Wechsel aus dem Lande geführt werde. Kein fremder Collector
solle fernerhin im Lande verweilen und ebenso wenig sein
Vollmachtträger, widrigenfalls Einer wie der Andere an Leib
und Leben gestraft würden. Desgleichen soll ein jeder Eng-
länder gestraft werden, der eine CoUectorstelle bekleidet oder
einen der fremden in Rom residierenden Pfründner vertritt.
Zar vollständigen Aufklärung in allen diesen Dingen, vor-
nehmlich soweit sie den päpstlichen Collector betreffen, von
dessen Gunst oder Missgunst der ganze Clerus abhänge, wäre
es zweckmässig, wenn man Mr. John Strensale, den Pfarrer
von St. Botolph in Holborn, vor die Lords und Gemeinen
kommen und verhören Hesse; da er durch volle fünf Jahre
dem Collector geholfen, so könnte er viele hier gewünschte
Auskünfte ertheilen.
Der Collector, um den es sich hier handelt, war der be-
kannte Arnold Garnier,^ der zuletzt noch vor einem Jahre eine
ganze Serie von Briefen an den König, die Prinzen und an-
dere Grosse des Landes übergab, um die ,armen' Cardinäle
vor dem ihnen drohenden Zehent zu schützen.
Dem Könige, der nun von neuen Rathgebem umgeben
war, von denen mindestens einige den heftigen Ton des Schrift-
stückes missbilligten, wenn sie auch sachlich dagegen kaum
etwas einzuwenden hatten, wurde es schwer, eine befriedigende
Antwort zu geben. Er konnte mit Recht darauf hinweisen,
dass er sich die grösste Mühe nicht habe verdriessen lassen,
den Wünschen des Parlamentes gerecht zu werden, durch
Wie schon Lechler bemerkt hat. Doch hat er übersehen, dass im April
des Jahres 1376 wohl schon von fünf Jahren gesprochen werden konnte,
wenn anch das fünfte noch nicht abgelaufen war.
76 I* Abhandlung: Loserth.
Statuten habe er nach Möglichkeit Abhilfe zu schaffen gesucht,
die langwierigsten Verhandlungen mit dem Papste nicht ge-
scheut, und auch jetzt fUhre er sie noch weiter. Aber wie
schwer hielt es, den Forderungen des Parlamentes gerecht zu
werden. In denselben Tagen, wo das Parlament einen so
drohenden Ton gegen die Anzapfungen des Landes durch die
ausländische Hierarchie anschlug, sandte Gregor XL eine Bulle
an den Erzbischof von Canterbury, in welcher er zürnend
Klage führt, dass die Geistlichkeit der Erzdiöcese York ihrer
Pflicht, die 60.000 Goldgulden in zwei Terminen zu bezahlen,
gar nicht, jene von Canterbury nur theilweise nachgekommen
sei, und in welcher er unter Androhung von Bann und Se-
questration die unverzügliche Zahlung der schuldigen Summen
verlangt: die Kirche sei in grosser Noth; um ihre Herrschaft
in Italien aufrecht zu erhalten, sei dringend Hilfe geboten,
sonst müsse sie ihren Gegnern erliegen.^ Soll man sich wun-
dem, wenn die Gegner des hierarchischen Systems zunächst
mit der Aufwerfung der Frage antworteten: Was ist Herr-
schaft? Welche Herrschaft darf die Kirche ausüben? Eine
geistige Herrschaft, wie sie die heilige Schrift fordert, oder
eine weltliche, wie sie das Papstthum in Anspruch nahm?
Während dieses einen blutigen Krieg in Italien führte, wo die
Florentiner daran waren, der weltlichen Herrschaft der Päpste
thatsächlich ein Ende zu machen, erschienen die ersten Bücher
aus Wiclif 's ,Summa Theologiae^ mit ihren wuchtigen Angriflten
auf ,die Kirche^ und auf den Anspruch der Hierarchie auf
weltliche ,Herrschaft'.
7. Die ersten kirchenpolitisehen Schriften WIcIIf's.
Das Buch Tom göttlichen Regiment und die Schrift
von den zehn Oeboten.
Unsere WicliflForscher waren bisher geneigt, den Aufent-
halt Wiclif 's in Brügge für seine Entwicklung ebenso hoch an-
zuschlagen als jenen Luther's in Rom ftir dessen spätere Be-
deutung. Wie übertrieben diese Annahme ist, geht aus den
früheren Ausführungen deutlich genug hervor. Gleichwohl mag
* Reg. Greg. XI., Cod. 281, Fol. 261 ^
Studien «it Kirelienpolitik Englands im U. Jahrlrandert. 77
es richtig sein^ dass der Verkehr mit den ^Corialisten^ einen
bedeutenden Eindruck auf ihn machte. Er begann jetzt seine
Ideen über die göttliche Herrschaft und das irdische Regiment^
über Kirche und Staat in dickleibigen Bticfaem niederzulegen.
Wer Wiclif 's rasche Art zu arbeiten kennt, nimmt an der An*
nähme nicht den mindesten Anstoss^ dass diese grosse Fluth
von reformatorischen Schriften von ihm in der kurzen Spanne
von nur 8 — 10 Jahren ausgearbeitet wurde. Von 1376 an
datieren wir sein Hauptwerk, das Lehrgebäude der Theologie,
seine ,Summa theologiae^ Man darf in dieser keinesfalls ein nach
einem genau vorgefassten Plan geschriebenes Werk suchen:
solche hat Wiclif überhaupt nur wenige geschrieben, etwa den
,Trialogus^, wo die einzelnen Theile nach genauen ökonomischen
Grundsätzen behandelt werden: aber doch auch hier nicht so,
dass nicht ein Nachtrag nothwendig würde. Die bedeutendsten
Bücher innerhalb der Summa danken ihr Entstehen zumeist
nur einem Zufall. Er hat eine seiner bedeutendsten Schriften,
die vom göttlichen Regiment, in die Summa gar nicht einbe-
zogen, wiewohl wir sie zunächst da suchen würden, und ihr
eine Stelle unmittelbar vor dem grossen Werke ,De civili do-
minio' anweisen müssten,* Bücher, die mehr oder minder dem
Zufall ihr Entstehen danken, sind das berühmte Buch ,Von der
Kirche' und ,De civili dominio^ Eben hatte er seine Ansichten
über das bürgerliche Regiment — weitschweifig genug — in
einem dicken Bande niedergelegt, als er in einen scharfen Kampf
verwickelt wurde. Diesem dankt man es, dass aus dem einen
Buch ein zweites, schliesslich noch ein ganz unförmliches drittes
wurde. Sehen wir sein gerühmtes Buch ,Von der Barche' ge-
nauer an: es besteht aus Materien, die kaum zu einander ge-
hören. In der Hauptsache ist es eine heftige Streitschrift und
ein Gutachten, das er im Auftrag des Königs dem Parlament
vorgelegt hat: zu beiden Stücken sind dann noch Dinge ge-
kommen, die mit ihnen wenig gemein haben. Andererseits
wird man finden, dass die Summa, wie sie uns heute vorliegt,
zusammengestellt wurde, als längst alle Bände geschrieben
^ Jetzt zum ersten Male in yortrefflicber Weise ediert von Reginald Lane
Poole, zugleich mit den ersten yier Büchern der berühmten Schrift
des Erzbischofs yon Armagh Richard Fitzralph, London 1890 (Wyclif
Society).
78 I. Abhsndlnogt Lot«rih.
waren. Nor so erklärt sich, dass schon in den ersten Theilen,
deren Abfassung auf 1376 oder 1377 zu setzen ist, Dinge
stehen, die er erst 1380 oder noch später geschrieben haben
kann. Der Gedanke, ein systematisches Werk zu verfassen,
dürfte ihm in späteren Jahren gekommen sein. Er hat dann
zwölf seiner Hauptwerke auf dem Gebiete der Theologie unter
einem Titel zu einem Ganzen vereinigt.* Wäre diese Summa
von vornherein nach einem bestimmten Plane ausgearbeitet
worden, dann würde die Arbeit viel abgerundeter sein, es
würden ihr namentlich die endlosen ermüdenden Wiederholungen
fehlen, die sich jetzt zumal vom 7. — 12. Buche finden. Als
Wiclif an die Abfassung des ersten dieser Werke schritt, fUhlte
er sich zweifellos an einem bedeutsamen Wendepunkt seines
Lebens angelangt.^ Da ein jeder Christ, sagt er, und vor-
nehmlich ein Theologe, als tugendhafter Mann sterben muss,
und da nur jener selig sterben kann , der gut gelebt hat , so
will ich die restliche Zeit meines Lebens, ob mir Gott noch
viele oder wenig Jahre zugelegt hat, der Tugend leben, ^ und
da von allen Gütern das niedrigste — die Herrschaft — heutzu-
tage am meisten erstrebt wird, so will ich denn mit der Herr-
schaft beginnen.^ Ich will mich aber bei meinen Aus-
führungen durchaus an die heil. Schrift halten, der ich
mich ,aus Religion und besonderem Gehorsam gelobt habe^
Er fühlt sich ausschliesslich als Theologe — die Stellung eines
Kirchenpolitikers bezeichnet er ganz anders. Die ganze ihm
noch zugemessene Zeit will er der Theologie widmen. Auch
sein Bekenntniss, sich allein an die Bibel halten zu wollen,
deutet auf keine allzufrühe Periode, ohne dass ich genau zu
sagen vermöchte, in welche Zeit die Abfassung fHUt.
* S. Shirley, A Catalog^e of the Original Worka of John Wyclif, p. 6.
' PoolOf 1. c, p. XXin. Ich möchte glauben, dau der Llbellns, quem porre-
xit parliamento, den Niederschlag von den grossen Tractaten ,De dominio
diyino* und ,De dominio civili^ bildet. Beide enthalten die wisseiuschaA*
liehe Begründung. Die Abfassungszeit von ,De dominio divino* ut dann
auch auf circa 1377 zu setzen.
' Tempus est mihi per totum residuum vitae meae tarn speculative quam
practice secundum mensuram, quam Dens donaverit, iuniti virtutibos, ut
sie salubrius discam mori.
^ Ut cecitas hominum sit melius ad sensum scripture professoribus huius
seiende declarata, consonum videtur a dominio inchoandum.
Stadien lor Kirehenpolitik KngUnds im 14. Jahrhundert. 79
Die Herrschaft als solche, lehrt Wiclif, kommt Gott allein
zü, denn wenn die heil. Schrift vom ,Herrn* spreche, meine
sie Gott.^ Nicht wie irdische Könige durch ihre Vasallen,
sondern anmittelbar regiert er Alles, was er besitzt. Er theilt
seine Herrschaft aas, ohne anf sie za verzichten: ,sowie ein
Herr von seiner Herrschaft nichts verliert, wenn er seinem
Sciaven etwas gibt^ Herrschaft ist nicht gleichbedeutend mit
Eigenthum und verträgt sich mit der ,Gemeinschaft ', erst die
Sunde hat das Eigenthum eingeftthrt.^ Christus und die Apostel
haben weltlichen Besitz um ihn allein zu haben, verschmäht,
sie haben ihn mit Allen getheilt, um die überirdische Herrschaft
zu gewinnen. Die Gaben des Geistes vertheilt Gott aus seiner
Herrschaft, sie werden gegeben, ohne dass die Quelle der
Gaben erschöpft wird. Solche Gaben allein hat die Kirche
bis zu ihrer ,Verkaiserung' ausgetheilt, aber keinesfalls um
Geld und Geldeswerth.*
Die Art zu schenken sei eine doppelte: die vollkommene
eignet Gott, der an die Menschen gibt, ohne an seiner Herr-
schaft etwas einzubüssen, das ist die Schenkung durch ,Mit-
theilung*; die unvollkommene ist die durch Uebertragung, diese
bereichert den Begabten und beraubt den Geber. Von ihr
spricht die Bibel, wenn sie sagt: das Reich wird von einem
Volke an ein anderes übertragen. Gott theilt in passendster
Weise dem Menschen seine Gaben zu, der Mensch vertheilt
sie oft unpassend und unter Missbrauch seiner Gewalt. Gottes
Art, nur dem Würdigen zu schenken, muss ftlr die Menschen
die Richtschnur sein.^ Indem sie diese nicht einhalten, kommt
' Qnandoqne dominus affirmative et assertive per se ponitar in scriptura,
sQmitar pro Deo simpliciter . . .
' Patet igitnr, quod non ast de racione dominii, in qnantum hniusmodi,
quod Sit proprietariam et per consequens, quod donans quidquam alteri
aÜenet a se dominium . . . Communicacio non obest vero domiuio nee
proprietas ipsum per se sequitur quin pocius omnis proprietas fuerat
racione peccati vel dominancium vel incommunicancium introducta.
* Inolerit in religione christiana quod dona Dei usque ad temporalia Deo
dicata numismate, non vendantur vel a ministris ecclesie abdicentur.
* Ei patet quod Dens propriissime donat hominibus dona sua; creature
aatem vel minus proprie vel nimium abusive . . . De«s habet dominium
verisaimum sni dati et cum hoc optimum modum dandi. Quare
80 I. Abkandlukff: Losertk.
eSf dass es so viele usurpierte Herrschaften gibt und solche,
die es nur dem Namen nach sind. Er erOrtert weiter , dass
Gott sich selbst schenke , den Prädestinierten den heil. Qeist
und dessen Gaben verleihe.
Man sieht, wie sich schon dieser Tractat in seinen Grond-
linien gegen die Herrschaft der Priester wendet, wie sie damals
geübt ward. Wahre Herrschaft mnss nicht noth wendig mit
Eigenthnm verbanden sein. Nicht Einer erhält die Gaben
Gottes, sondern — ohne Vermittlong — Alle. Ein jeder Christ
hängt demnach unmittelbar von Gott selbst ab. Der Ver-
mittlung der Priester bedarf es nicht.
An das Buch von der göttlichen Herrschaft schliesst sich
unmittelbar das Buch der (zehn) Gebote an (Über mandatorum).
Es beginnt mit der Definition des Rechtes im Allgemeinen und
der Gerechtigkeit, des Fundamentes jeder bürgerlichen Herr-
schaft. Gott kann kein Unrecht dulden: Es muss gestraft
werden. Das Unrecht muss man, eben weil die Strafe nicht
ausbleibt, geduldig tragen. Ein Recht kann Niemand ohne
Gottes Willen erwerben oder verlieren. Gott hat weder Chri-
stus noch einem der Apostel ein Recht auf bürgerliche Herr-
schaft gegeben.^ Der Apostel besass nicht einmal das Recht,
sich die nothwendigen Lebensmittel von irgend einem Reichen
zu nehmen. Wenn jetzt der Vicar Christi etwa zehn Clerikern
über hundert Pfründen verleiht, so gibt er keinem einzigen
ein Recht darauf, weil er es eben nicht geben kann.* Um
daher das Recht zu kennen und im gegebenen Fall recht zu
urtheilen, muss man den Willen Gottes kennen. Kein Mensch
ergo non sibi priiicipalissime et propriisnime competeret donandi racio,
cum Sit metrum aliis donacionibus per quod Uli racioneni snam partl-
cipant . . .
^ Sicut Christus non habuit potestatem ad re^andum civiliter in Judea,
sie nee apostolus habuit potestatem ad exigendnm vite necessaria ab
avaris, cum de iure primo limitatum fuit oppositum. Unde sicut Chri-
stus debuit de iure didragma solvere, eciam ne regnet civiliter, sie apo-
stolus et ceteri spiritu Dei ducti de iure debent supererogacionis opus
consultum perfieere.
' Et patet, quod yicarius Christi providens deeem clericis super centum
beneficiis ad oollacionem Petri speetantibus non confert anicuique ins ad
qnodlibet eorum
Stttdi«D zur Eirolieiipolitik BngUads im ü. Jahrhundert. 81
kann richten, ohne seine Rechte zn kennen.^ Grottes Wille ist
nicht nnverborgen : er liegt in seinem Gesetze vor. Sein Wille
ist das ungeschaffene Gesetz; unter diesem stehen alle die
weltlichen Rechte, wie sie heissen mögen: das römische, athe-
nische, englische u. s. w. Eine andere Eintheiliing ist die in
das Natur- und Civilrecht. Er geht auf die Unterschiede der
Gesetze im alten und neuen Bunde ein und erörtert die Vor-
züge der letzteren. Der Pontifex des neuen Bundes ist Jesus
Christus. Seinem Gesetze gegenüber stehen die Statuten der
Menschen. Sie haben nur dann einen Werth, wenn sie die
Mittel bieten, durch die das Gesetz Christi erfüllt werden kann.
Jedes andere Gesetz gilt nicht. Denn Gott kann keine Gewalt
eingesetzt haben, damit Gesetze gegeben werden, die mit seinen
im Widerspruch stehen. Solche gibt es aber heutzutage in der
Kirche, wie die Gesetze, nach welchen die Geistlichkeit welt-
liches Gut erpresst, was ganz gegen das Beispiel der ersten
Kirche ist. Augustinus hat sich gegen so viele Traditionen
in der Kirche ausgesprochen: was würde er wohl heute zu
den Kirchengesetzen sagen, zu den Extravaganten, zu den Ge-
setzen über die primi fructus und die Reservationen? Solche
Traditionen belasten Gottes Gesetz. In den folgenden Capiteln
kommt er auf die zehn Gebote selbst.
Bei ihrer Auslegung geht er auf die subtilsten Dinge ein
nnd behandelt doch andererseits wieder ganz gewöhnliche Vor-
kommnisse. So erklärt er, dass der Cleriker beim Gebet in
der Elirche jede Silbe scharf betone, Mitte und Ende eines
Verses durch eine ausreichende Ruhepause heraushebe und
das volle Ende des Spruches abwarte, mit dem der andere
Cleriker sich an ihn wendet. Denn wenn wir zusammen schreien
wie die Hunde in einem Sack, wenn wir, dieweil wir im Chore
sitzen, unseren Geist auf dem Markt haben, unsere Stimme
bei der Hymne, unser Sinnen bei Schmaus und Tanz, ja
da sind wir in schlechter Vorbereitung, Gott um etwas zu
bitten. Wir sammeln nicht, wie wir sollen, die Herzen der
Laien fllr ihn, sondern zerstreuen sie, als ob wir seine Gegner
^ Et patet quod omnia homo sit necessitatOB ad iadicandam se ipsum . . .
cognoscere ista iura, potissime cum sine illonim noticia nemo potest
recte ciTiliter iudicare . . . iudicium ad dampnacionem eternam aafogere.
Sitnmgiber. d. pliiL-hist. CL CXXXYI. Bd. 1. Abh. 6
82 I- Abhandlung: Losertb.
wären. Selbst für solche Fragen nimmt er seine Belegstellen
aus der Bibel. ^ £> eifert gegen die Idioten einerseits, die wie
stnmm vor den Bildern sitzen, gegen die Fabnlisten andererseits,
die dem Volke Geschichten aus dem weltlichen Treiben znm
Besten geben. Beides heisst nicht Sabbatheiligung, sondern
Entweihung des Sabbats. Noch ist er weit entfernt, gegen
die grossen Tempel und Palastbauten des Clerus zu eifern.
Während er einige Jahre später mit Vorliebe das Motiv ver-
wendet, dass Christus im Freien gebetet, führt er hier nicht
weniger als sechs Gründe an, um derentwillen die Gebete in
der Kirche abgehalten werden. Er findet, dass der Besuch
einer Kirche den Menschen an die Wanderung durchs Leben
mahnt, und in diesem Sinne lobt er die Wallfahrten zu den
Grabstätten der Heiligen.^ Gegen die blossen ,Lippengebete^
eifert er mit aller Kraft, und als bestes, weil wirksamstes und
zugleich kürzestes Gebet empfiehlt er das Vaterunser, dessen
einzelne Theile er sorgsam auslegt. Von der Geistlichkeit
spricht er im Allgemeinen noch mit grosser Achtung. Während
er einige Jahre später lehrt, die Messe eines schlechten Priesters
nützt zu nichts, erklärt er hier noch: Auch dem unwürdigen
Priester muss man seine Reverenz bezeugen. Während er schon
2 — 3 Jahre später auch von den Fürbitten für die Todten
nichts wissen will, erörtert er hier die Verpflichtungen des
Lebenden, den Todten im Gebete zu helfen.^ Man wird sich
nicht wundern, seinem noch ungebrochenen Glauben an das
Fegefeuer zu begegnen. Was die Fürbitten fiir die Todten
betrijQTt, meint er allerdings schon hier: am wirksamsten hilft
man den Todten durch Werke der Barmherzigkeit gegen die
Lebenden. Aus der Art, wie er das fünfte Gebot behandelt,
geht wohl zweifellos hervor, dass der Tractat noch vor dem
Ausbruch seines Kampfes wider das Papstthum geschrieben ist.
Dem Adel werden bei der Auslegung des siebenten Gebotes
seine Erpressungen bei dem armen Volke scharf vorgehalten:
es ist ein Diebstahl, den sie begehen. Diebstähle sind auch
^ Esdrae VIII<^ scribitur: Legerunt in libro legis Dei et distincte et Appa-
rate ad intelligendum, et inteUezernnt.
' Fideles autem limina saactorum visitando coiuiderant cum ApoBtolo
XIII Hebre. : Non habemos hie ma&e&tem . . .
' Parentes mortui sunt invandi.
Stadien txa Eirchenpolitik Englands im 14. Jahrhundert. 83
die Plündemngen , die der Clerus, gestützt auf seinen Sehein
der Heiligkeit nnd Gerechtigkeit, vornimmt. Und an diesem
Diebstahl nehmen alle Priester, die obersten bis zum untersten,
theil. So nimmt der Papst mit dem Recht, ein geistliches
Beneficium zu ertheilen, die Erträgnisse des ersten Jahres in
Anspruch, und dies noch neben den jährlichen Lasten, welche
die Curie der Kirche auflegt. Und doch darf der Papst keine
weltliche Herrschaft beanspruchen. Nichtsdestoweniger thut
er dies. Unter solchen Umständen hat der Rath des Königs
die Pflicht, dagegen einzuschreiten.^ In weltlichen Dingen
steht der König höher als der Papst. Das Einsammeln der
Erträgnisse des ersten Jahres von den geistlichen Gütern im
Lande ist Simonie, ebenso die Erpressung von Ablassgeldem,
denn die geistlichen Arzneien sollen anders nicht als ohne
Entgeld verabreicht werden. Sind aber die Sünder mit Ge-
walt zum Guten zu zwingen, so hat das die Laienhand zu
verrichten.
Die Polemik gegen die Zustände in der Kirche ist in
dem ganzen Buche noch eine massvolle; sie ändert sich nicht
in dem folgenden Buche ,Vom Stande der Unschuld*, das einen
Kachtrag zur Lehre von den zehn Geboten enthält.
8. Das erste Buch von der bflrgerllehen Herrschaft
Hätte Wiclif seine Lehren und Schriften in jenem Geleise
gehalten, in dem die ersten Bände seines Lehrgebäudes der
Theologie sich bewegen, die Hierarchie hätte kaum jemals
einen Anlass gefunden, wider ihn aufzutreten. Nun begann er
aber, zunächst noch im Anschluss an Fitz Ralph, jene Grund-
sätze, wie sie soeben noch in den Verhandlungen des guten
Parlaments lebhaft verfochten und wohl auch bestritten worden
waren, von seinem Lehrstuhl herab zu vertheidigen und legte
sie schliesslich in seinem Buche ,Von der bürgerlichen Herr-
schaft^ nieder. Hier finden sich förmlich als Niederschlag jener
Ideen, von denen das gute Parlament beherrscht war: Lehr-
sätze und Behauptungen, die der Kirche jede weltliche Herr-
^ Procnrator antem pape rectificaret suam curam (?) coram reg^ consilio,
qni debet velle efficaciter tales extorsiones dirimere . . .
6*
84 I. AbhBodliui^ : Losertb.
Schaft durchaus absprechen. Manche Sätze scheinen geradezu
der langen Bill des guten Parlaments entnommen zu sein.
So wenn er über die Bedrückung der englischen Kirche durch
die Curie, die früher ungewohnten Provisionen, Elxemptionen,
Geldforderungen und frivolen Appellationen klagt oder über
die Besetzung englischer Bisthümer mit unfähigen Leuten oder
solchen, die ihr Hirtenamt gar nicht ausfüllen wollen. Ja, sagt
er, wenn heute ein Bischof in England es wagen würde, sich
einem derartigen Befehl des Papstes zu widersetzen, dann wird
er excommuniciert und abgesetzt.^ Wie jene Verhandlungen,
so machte auch dieses Buch grossen Eindruck , und dies trotz
der schwerfälligen Form, in der es auftritt. Zwar zeigt es
nicht die Regellosigkeit — um nicht gerade zu sagen Zer-
fahrenheit — der späteren Schriften Wiclif's, hervorgerufen
durch den Drang, immer Alles sagen zu wollen, und ist dem-
nach noch frei von jenen endlosen Wiederholungen der folgen-
den Bände, aber das schwere scholastische Rüstzeug hängt ihm
noch an und macht die Leetüre nicht eben zu einer erquick-
lichen. Im zweiten und dritten Band greift er überdies nicht
selten auf frühere Ausführungen zurück. Das erste Buch ent-
hält vier Haupttheile: Im ersten fUhrt er den Satz durch, dass
Niemand, der in sündhaftem Zustand sich befindet, ein Amt
bekleiden oder eine Herrschaft ausüben darf.* Eine bürger-
liche Herrschaft kann nur der Missverstand dem Schlechten
zuerkennen. Weder eine Zeugenaussage noch ein Richter-
spruch, weder körperlicher Besitz noch Erbschaft, Tausch oder
Schenkung geben einem solchen ein Recht auf Herrschaft. Kein
Mensch kann ohne Gottes Willen einem anderen geben; er
kann nur mittheilen, was Gott gibt, dieser aber gibt nur dem
Begnadeten. Nur dem Gerechten gebührt die Herrschaft. Wie
^ Sed nimium coartata est in Anglia per insolitas proylsiones et pectiniarias
exempciones et per frivolas appellaciones. Quantumcanque qnidam in-
habilis episcopus cum bullis papalibus fuerit presentatos, ymmo (quod
plus est) papa providente curato non presentato sed disposito, ut curam
pastoralis officii nunquam exerceat: si episcopus non mandatis pape in
illo paruerit, excommunicattir, suspenditur et inhabilitatar . . .
' Nemo nt est in peccato mortali habet iusticiam ad doniun Del . . . qni-
Übet existens in gracia gjatificante finaliter nedum habet ins sed in re
habet omnia bona Dei . . . quilibet existens in' peccateo mortali caret
iusto dominio quoad Deum, ergo et simpliciter iusto dominio n. s. w.
Studien rar Kirelieiipolitilc EngUnds im 14. Jahrhundert. 85
steht es da um die Herrschaft der Priester? Die gewöhnliche
Ansicht ist die, dass Grott diesen das Regiment über alle zu-
gewiesen hat; dagegen ist zu sagen: Der Priester ist nicht
Herr, sondern Diener seiner Heerde, er hat nicht den Auftrag
za herrschen, sondern zu lehren und zu predigen, er kann
nicht zugleich Herr und Diener sein. Die bürgerliche Herr-.
Schaft kann er nicht haben, die- evangelische kommt jedem
Christen zu, nach dieser Seite ist jeder Christ Priester und
König. Für das körperliche Regiment sind weltliche Herrscher
bestimmt. Ein Gregor der Grosse hat sich nicht Heiligster
Vater, sondern Knecht der Knechte Gottes genannt und damit
keine Lüge ersonnen, sondern Worte gesprochen, die der Sache,
d. h. seinem Amte entsprachen. Beim christlichen oder evangeli-
schen Regimente ist jener der Höhere, der dem Nächsten am
meisten dient, und der Reichste der, welcher irdisches Gut am
meisten verachtet. Die Herrschaft muss auf dem Fundament
der Liebe ruhen; ihre Eigenschaften kennt man aus den Worten
des heil. Paulus. Darnach kann man leicht ermessen, ob ein
Herrscher ihre Bedingungen erftlUt.
Der zweite Theil erörtert die Beziehungen zwischen gött-
lichem und menschlichem Gesetz. Jenes reicht zur Regierung
der Welt vollkommen hin. Daher braucht man neben ihm
strenge genommen weder ein bürgerliches Gesetzbuch noch
ein canonisches Recht.
Der dritte Theil behandelt vorwiegend politische Fragen.
Das Eönigthum sei noth wendig, um die Gesetze durchzuführen,
den Staat in Ordnung zu halten und die Rebellen abzuwehren.
Der König muss in Uebereinstimmung mit dem Gesetze Gottes
herrschen, die Förderer dieses Gesetzes belohnen, die Feinde
strafen und dem Lande den Frieden erhalten. Zu dem Zweck
muss er dies Gesetz, die Bibel, kennen. Am besten wäre, es
würde die Welt blos nach diesem Gesetze regiert, schlechter
sei das Regiment der Könige, am schlechtesten jenes der
Priester, die ihre gleissnerischen Ueberlieferungen dem Gesetze
Gottes vorziehen. Die Frage, ob man einem Tyrannen ge-
horchen dürfe, habe schon Christus beantwortet. Hierin sehe
man, wie unpassend und habgierig sich unsere Priester gegen
die weltlichen Fürsten stemmen, wenn diese zum Schutz des
Reiches Collecten oder den Zehent fordern. Es ist kein Zweifel;
86 I. Abhuidliiiig : Loierih.
dass sie zur Vertheidigang des Vaterlandes mitverpäichtet sind,
und zwar müssen sie, da sie zu den sonstigen Lasten des
Landes weniger herangezogen werden, mit ihren weltlichen
Gütern in erster Linie einstehen. Wie man sieht, eignet sich
Wiclif Motive an, die bei verschiedenen Berathangen im Parla-
mente vorgebracht worden waren. Die Priester, fligt er hinzu,
müssten auch schon deswegen mehr beitragen , weil sie nach
der Bibel sich mit Wenigem zufriedenstellen xmd um äusserer
Güter willen keinen Lärm erheben sollen. ,Wir dürfen gegen
die Laien, wenn diese ihre politischen Rechte ausüben,
nicht murren. Bei unserem Clerus aber entspricht der
Schmerz über den Verlast irdischen Gutes der Liebe
zu diesem. Ihr Kampf gegen die Besteuerung beweist
nur ihre Verweltlichung.* Principieller Anhänger eines
Tyrannen möchte aber Wiclif nicht sein wollen. Könnte man
eine solche Macht dadurch stürzen, dass man ihr die finan-
ziellen Mittel entziehe, so möchte er dazu rathen. Nachdem
er noch über Erb- und Wahlmonarchie und über die ELnecht-
schaft gesprochen, zieht er im vierten Theile die Schlüsse aus
den bisherigen Sätzen. Sie gelten zum grösseren Theile der
Secularisierung des englischen Kirchengutes. Da man im Parla-
ment zweifellos den Umstand scharf betont hatte, dass das der
Kirche gegebene Gut ihr auf immer gegeben sei, so geht Wiclif
auf diese Frage ein: Schenkungen für ewige Zeiten gibt es
nicht; alle hierüber bestehenden Privilegien sind ungiltig. Die
Frage der Einziehung des Kirchengutes wird breit erörtert, und
der Zusammenhang mit den im Parlament gefallenen Aeusserun-
gen tritt mehrfach zu Tage. Heute, klagt er, achten wir mehr
auf Privilegien xmd Bullen als auf die guten Werke ihres Be-
sitzers, und doch wissen wir, wie unmöglich es ist, dass der
Papst durch die blosse Kraft dieser Bullen Jemanden zu seinem
Amte beiUhige oder unfähig mache. Die Geistlichkeit kann
mit ihrem Gute Missbrauch treiben, dann sind die weltlichen
Herren verpflichtet, es ihnen wegzunehmen.^ Wenn der
Besitz weltlichen Gutes den Clerus an der Erflillung seiner
Pflichten hindert, dann muss er ihm genommen werden. Ob
^ Magnam iuvameii foret ecclesiastico divitiaram ablatio, posito quod
retardareut eum ab officio debito Deo suo . . .
Stadien snr Kirehdopolitik EngUadi im 14. Jahrhondei-t. 87
aber die Kirche heute in dieser Lage ist^ das zu beurtheilen
ist nicht meine Sache ^ sondern der Politiker^ denen die Sorge
für den guten Stand des Reiches am Herzen liegen muss: Ich^
fugt er hinzu, spreche diese Wahrheiten nur bedingungs-
weise aus und stelle sie als ausführbar hin, überlasse
aber die Prüfung darüber den weltlichen Herren.^ Gott
billigt den Besitz weltlicher Güter durch die Kirche nur dann,
wenn sie ein Mittel sind, das zur Beobachtung seines Gesetzes
anleitet, tritt aber das Gegentheil ein, so fehlt die göttliche
Anerkennung und darnach das Recht auf den Besitz. Das
darf man keinesfalls in Zweifel ziehen, denn der Ungerechte
besitzt unrechtmässig, was er besitzt. Der Grund, weshalb die
weltlichen Herren die Kirche dotiert haben, war die Ausbreitung
der christlichen Religion: fUIlt dieser Grund hinweg, so muss
anch die Dotation selbst fallen. Auf den Besitztitel einer
derartigen Schenkung darf sich daher ein Cleriker, der wider
Christi Gesetz lebt, am wenigsten stützen, und da es nur ge-
recht ist, ihn seines Besitzes zu entkleiden, so kann es nicht
zweifelhaft sein, dass Gott weltlichen Herren den Auftrag er-
theilt, diese Gerechtigkeit zu erilLllen. Der König ist daher
bei Strafe ewiger Verdammung verpflichtet, dem Clerus,
der infolge seines weltlichen Besitzes in Lastern ver-
härtet ist, diesen zu entziehen; thut er dies nicht, dann
übt er an Gott Verrath, arbeitet für den Satan und ist
ein Feind seines eigenen Reiches.
Man sagt nun freilich: der König, der in solcher Art
vorgehen würde, verfiele dem Bann, da er an der Zerrüttung
der Kirche arbeite, flir deren Erhaltung heilige Märtyrer, wie
St. Thomas von Canterbury, ihr Leben gelassen. Darauf ist
zu erwidern : Kein Mensch kann excommuniciert werden , es
sei denn, er excommuniciere sich selbst, d. h. er verliere
Gottes Gnade. Die Excommunication ist überhaupt ein Wort,
das die Bibel nicht kennt. Der Temporahen wegen darf über-
haupt Niemand gebannt werden. Wenn man weder aus dem
alten noch dem neuen Bunde zu erweisen vermöge, dass jemals
ein Mensch des Geldes wegen gebannt worden sei, woher
kommt uns dies Recht zu? Besteht die Erbauung der Kirche
De dominio civlli S. 269.
88 !• Abkindlimg: Loitrtk.
etwa in der Anhäofiing von Temporalien oder nicht vielmehr
in der von Tugenden? Das^ ruft Wiclif ans^ behaupte ich kühn:
Aus der Vertheidigung der Temporalien wird Niemand ein
Märtyrer; dagegen ist ihre Entziehung ein treffliches Mittel,
die zügellose Wuth der Priester zu dämpfen.^ Der absehen-
lichste Missbrauch ist es, den wir mit diesem ,Armengut^ treiben,
indem wir es benützen, um der Welt unseren ,pomphaften^
ESirgeiz zu zeigen. Wir müssen in Niedrigkeit und AermÜch-
keit leben und, was von diesen Almosen übrig ist, den Armen
zuwenden. Niemand darf der Kirche Englands das Recht
nehmen, diese ,Armengüter^ den Klostergeistlichen, falls sie
mit ihnen Missbrauch treiben, zu entziehen, und namentlich
wenn sie hiedorch von der Nachfolge Christi und der Apostel
abgehalten werden. Noch einmal kommt Wiclif auf das Funda-
ment aller seiner Ausführungen zurück : Nicht Gott und daher
auch nicht der Mensch' kann Jemandem eine Schenkung
machen, der sich nicht im Zustand der Gnade befindet. Wenn
nun der Laie sieht, wie der Cleriker die Bedingung bricht,
unter der allein eine Schenkung bestehen kann, und demnach
in guter Absicht ihm das Gut entzieht, so ist kein Zweifel,
dass er Gerechtigkeit ausübt. Man darf demnach keinesfalls
wider einen solchen Laien mit Censuren und anderen Kirchen-
strafen einschreiten. Und doch halte man heutzutage die Ex-
communication für das beste Mittel, den Zehent hereinzubringen,
eine Ansicht, die durchaus irrig sei,* denn in Wahrheit gibt
es ganz andere Mittel: ein heiligenmässiges Leben, Eifer im
Predigtamt, Darreichung der Sacramente und heilsame Er-
mahnungen. Wie dürfte man Jemanden des Zehents halber
excommunicieren ! Wer das thäte, überschritte seine Befdgnisse.
Freilich könnte man einwenden: Wenn die Kirche excommu-
niciert, thut sie dies nicht ungerechter Weise. Die Kirche?!
Was ist denn die Kirche? Man sieht, das grosse Buch
Wiclifs von der Kirche, das schon der Zeit angehört,
die hier nicht mehr darzustellen ist, wirft seinen
* S. 316.
' Oportet enim Deos prios donare omne quod creatura sua donat.
' Sed Deum contestor, quod nunquam audivi evidenciam raciouis in oppo-
situm militantis, qaomodo licet ecclesiaflüco . . sie prosequi propter de-
cimas per cenBuras . . .
Studien zur Eliehenpolitik EnglMidi im U. Jahrbnndert. ^ 89
Schatten voraus. In der That hat er, was er in der
nächsten Zeit hierftber in behaglicher Breite gesagt hat, schon
im 43. Capitel seines Buches von der bürgerlichen Herrschaft
angedeutet: Die Gesammtheit Aller, die zur Seligkeit
yorherbestimmt sind, sie bilden die Kirche, nicht
jene Hierarchie, die sich dafür ausgibt.^ Eben mit jener
Hierarchie gerieth Wiclif jetzt in einen schweren Kampf.
9. Die achtzehn Thesen Wlelif ^s und die Yersammlung
In St. Paul.
Das gute Parlament war kaum entlassen, als Lancaster
seinen alten Einfluss wieder erhielt. Der König, so wird er-
zählt, sei wegen der Plünderung des Klosters Evesham durch
Leute des Grafen von Warwick aufs Höchste erbittert gewesen.
Diese erhoben sich Anfangs Juli 1376, zogen den kirchlichen
Censuren zum Trotz gegen das Kloster, erbrachen und ver-
brannten die Zellen der Mönche und verübten mancherlei
Grausamkeiten.^ Sie hätten das Kloster zerstört, hätte der
König nicht selbst eingegriflfen. Diese Ausschreitungen sollen
ihn bewogen haben, seine Räthe zu entlassen und sich wieder
an Lancaster zu halten. In Wirklichkeit bewog ihn die Sehn-
sucht nach Alice Perrers zu einer Aenderung in der inneren
Politik, denn Lancaster begünstigte ihre Zurückkunft. Die
Lords und Prälaten, die den Rath des Königs gebildet hatten,
jwurden nach Hause geschickt: der König bedürfe ihrer nicht
mehr'. Die Beschlüsse des letzten Parlaments, erklärte Lan-
caster, seien ungiltig, denn das sei in Wahrheit kein Parlament
gewesen. So zerstörte ,die Zügellosigkeit eines Einzigen die
Hofinungen Aller, und der allgemeine Unwille machte sich in
heftigen Verwünschungen Luft.' ,Wie eine Ceder des Libanon
stand die Maitresse da und überhob sich umsomehr, je eifriger
das Volk ihren Sturz begehrt hatte.' ^ Der Erzbischof und
seine Sufiragane, denen die Aufrechthaltung der Beschlüsse
^ Pro solaeione huios materie necesse est snpponere unam yeritatem me-
taphjsicam . . . qaod ecciesia catfaoUca ... sit universitas praedestina-
toram ... De dominio ciyili I, 358.
' Walaingham I, 322. • » Chron. Angliae 103.
90 I. Abhandluic: Lotertk.
des guten Parlamentes anvertraut war, glichen yStammen
Hunden, die nicht zu bellen yermögen^
Lord Latimer's und Richard Stury's Sorge war es, an den
Gegnern Rache zu nehmen. Peter de la Marc wurde vor den Hof
geladen und, ohne dass dem Rechte sein Lauf gelassen worden
wäre, alsbald nach Nottingham ins Gefkngniss geschickt. Man
erzählte sich, es sei auf seinen Tod abgesehen gewesen. Percj habe
verhindert, dass er nicht im nächsten Walde enthauptet wurde.
William Wykeham, der Bischof von Winchester, verlor das
Kanzleramt und, weil er dieses schlecht verwaltet habe, auch
seine Temporalien und wurde aus der Nähe des Königs verbannt.
Am 27. Jänner 1377 trat das neue Parlament zusammen.
Es stand ganz unter dem Einflüsse Lancaster's. Die Ritter
aus den Grafschaften hatte er selbst gewählt ; keiner von denen,
die im guten Parlament mit den Gemeinen gestimmt hatten^
sollte erscheinen, nur zwölf Gegner Lancaster's kamen wieder,
weil die Grafschaften erklärten, keinen Anderen wählen zu
wollen. Ein Günstling Lancaster's, Thomas Hungerford, wurde
Sprecher: ,Er besass keinen anderen Wunsch xmd Willen, als
das zur Sprache kommen zu lassen, was seinem Herrn gefiel.'
Seine eigenen Anhänger Hess Lancaster genau überwachen. Als
einer und der andere aus der Opposition zu Gunsten des alten
Sprechers das Wort ergriff, wurden sie mit dem Tode bedroht.
Die Stelle des alten, kranken Königs nahm dessen Enkel
Richard H. ein. Der Bischof Adam Houghton von St. Davids
eröffnete als Kanzler die Versammlung mit einer Ansprache,
die in starken neuen Forderungen ausklang: Jede über 14 Jahre
alte Person sollte 4 Pfennige Kopfsteuer zahlen und von der
Zahlung nur Bettler und Bettelorden ausgeschlossen sein. Die
weltliche Geistlichkeit wurde zu 12, die im Kloster lebende
zu 4 Pfennigen taxiert. Die Beschlüsse des guten Parlaments
wurden nun auch förmlich aufgehoben und die von jenem
Parlament entfernten Personen wieder eingesetzt. Als die Geist-
lichkeit sich um die Zurückberufung Wykeham's abmühte, er-
reichte sie mit Mühe so viel, dass er der für den 3. Februar
einberufenen Versammlung beiwohnen durfte.
Die Lage des Clerus war keine erfreuliche. Eben jetzt
giengen die schwersten Angriffe auf ihn nieder — von einer
Seite, von der er sich's kaum versehen hatte.
8tQdi«n rar Kircliettpolitil: Englands im 14. Jahrhondert. 91
Erst in diesen Tagen tritt Wiclif bedeutender
auf. Wer den zeitgenössischen Quellen nachgeht^ wird finden,
dass sie erst von dieser Zeit an von ihm Notiz nehmen.^ In
den Anfang des Jahres 1377 verlegen sie Wiclif 's Auftreten
in kirchenpolitischen Fragen. Er ist es nun, der Lancaster in
dessen E^mpf gegen Wykeham die Feder geliehen. Erst
jetzt genügt ihm sein stilles Studierzimmer, seine Lehrkanzel
nicht mehr, um von hier aus seine Sätze zu verkünden. Sie
werden in allgemein verständlicher Form in die Menge ge-
worfen und die Kirchen von London zum Schauplatz dieser
Kämpfe erkoren. Man wird bemerken, dass schon in den letzten
Capiteln seines Buches vom bürgerlichen Regiment einige
scharf markierte Sätze stehen. Sie ragen wie Wegweiser in
einer unübersehbaren Ebene auf. Eben diese Sätze sind es,
die er als die Hauptpunkte herausgehoben und zweifellos in
populärer Form einzeln von der Katheder und der Kanzel
herab vorgetragen hat.
Das sind seine achtzehn Thesen.^ Sie richten trotz
alledem, was zuletzt darüber gesagt wurde, ^ ihre Spitze ins-
gesammt gegen das herrschende Kirchenregiment. Die ersten
' Das wichtigste Zeugniss, dass Wiclif jetzt erst als ,Reformator* auftritt,
gibt uns die Curie selbst, indem sie in den nach England abgehenden
Schriftstücken, die Wiclif 's Sätze verdammen, im Prühlinge 1377 aus-
drücklich bemerkt, sie habe es für ihre heiligste Pflicht angesehen, den
Anfängen einer so verderblichen Krankheit entgegenzu-
treten: Quare cum tarn letiferam pestem, cui, si eins non obstatur
principiis et ipsa radicitus evellatur, sero posset medicina
parari. Thomas Walsingham fügt da, wo von der Abfassung der Sta-
tuten des guten Parlaments gesprochen wird, die Worte an: Per idem
tempus surrezit in universitate Oxoniensi (er machte sich demnach
zuerst in Oxford, nicht im Parlament von 1365/66 bemerkbar) quidam
borealis. Ebenso im Ypodigma Neustriae und so auch im Appendix
sa Higden*8 Polychronicon : Circa idem tempus surrexit in uni-
versitate Oxoniensi quidam magister Johannes Wiclif. Das einzige Chro-
nicon Angliae sagt: qui iam a multis annis in scholis in singulis actis
suis contra ecclesiam latraverat. Auch diese Notiz sagt schliesslich doch,
dass seine bisherige Opposition auf die Katheder beschränkt war, und
zweitens, dass sie sich auf vereinzelte Acte bezog.
' Gedruckt in ihrer ursprünglichen Fassung mit den sonstigen Erläu-
terungen über das bürgerliche Regiment in ,De dominio civili* I, 261 ff.
' Lechler I, 378.
92 L Abhudiuic: Lotertk.
ftlnf Sätze handeln ausschliesslich vom Eigenthums- und Erb-
recht, aber^ wie man nicht verkennen darf, vornehmlich im
Hinblick auf den Besitzstand der todten Hand. Diese Auf-
fassung haben auch schon die Zeitgenossen, vorab die Curie,
gehabt. Nach diesen Sätzen ist das Eägenthums- und Erbrecht
nicht ein unbedingt und schlechthin giltiges, sondern durchaus
abhängig von dem Willen und der Gnade Gottes.^ Die starke
Beziehung dieser Sätze auf die weltliche Herrschaft und den
Besitz der Kirche sieht man auÄ der Erläuterung, die Wiclif
einem Satze beigefügt hat. Noch deutlicher wird dies bei den
folgenden Thesen, so wenn es heisst: Weltliche Herren haben
das Recht, der Kirche, falls sie auf Abwege geräth, den weit-
liehen Besitz zu nehmen. Die folgenden Sätze verwahren sich
gegen jene Strafen, die in diesem Falle das herrschende Kirchen-
regiment verfügen würde: ,Niemand kann einen Menschen zu
seiner Verdammniss in den Bann legen, wenn dieser sich nicht
zuerst selbst bannt.' ,Es ist unmöglich, dass der Stellvertreter
Christi kraft seiner Bullen oder auf seine oder seiner Cardinäle
blosse Willensmeinung hin Jemandem die göttliche Gnade ver-
leihen oder entziehen kann.' ,Er darf über keinen Ort anders
als in Gottes Sache das Interdict aussprechen.' ,Der Bannfluch
gilt nur dann, wenn er gegen einen Widersacher Gottes ge-
richtet ist.' ,Niemals hat Christus oder seine Apostel der
Temporalien wegen den Bann ausgesprochen, noch weniger
besitzen die Nachfolger Christi die Befugniss, mittelst Censuren
durch den Zwang bürgerlicher Gesetze die Temporalien zu
erpressen.' ,Es ist unmöglich, dass der Papst oder ein anderer
Christ durch die blosse Prätension, die Löse- und Bindegewalt
zu haben, sie auch besitzt; nur dann wird er lösen und binden
können, wenn er sich mit dem Gesetz Christi in Ueberein-
stimmung befindet.' , Jeder Geistliche, auch der Papst nicht
ausgeschlossen, darf von seinen Untergebenen, wenn es der
Kirche von Nutzen ist, gestraft werden.' Als wollte Wiclif
allen Nachdruck auf die Secularisierung des Kirchengutes legen,
kommt er noch in zwei Sätzen darauf zurück, dass der ,Kirche,
die mit weltlichem Gute Missbrauch treibt, der Besitz genommen
werden dürfe', oder wie es in der siebzehnten These heisst:
* Lechler I, 378.
Stadien zur EireheDpoUtilc EngUnds im U. Jahrhundert. 93
^Sowohl weltUche Herren, als auch andere ; die der Kirche
Besitzungen geschenkt haben, dürfen sie ihr wieder entziehen,
wenn es ihr zum Heile gereicht oder Sünden hiedurch verhütet
werden', ohne dass sie irgend eine kirchliche Censur fürchten
müssen, denn aUe diese Schenkungen sind nur bedingungs-
weise gemacht/^
Diese Thesen vertheidigte Wiclif , wohl im Herbste und
Winter 1376 vor seinen Schülern in Oxford. Er sah voraus,
dass er nicht unangefochten bleiben würde, hätte es aber gern
gesehen, wenn der Streit auf die Katheder beschränkt geblieben
wäre, bald aber, klagt er, ,pfiffen die Spatzen von allen Dächern
davon^, und so konnte es nicht fehlen, dass gelehrte Widersacher,
geistliche und auch weltliche Würdenträger davon Kenntniss
erhielten; die ersteren verflochten ihn sofort in einen lebhaften
Streit, die zweiten suchten um die kirchlichen Censuren wider
ihn nach, den weltlichen Machthabern aber empfahl er sich
durch seine lebhaften Angriffe auf den weltlichen Besitz des
Clems.* Für Wiclif selbst war damit eine Zeit ausserordent-
licher Fruchtbarkeit auf literarischem Gebiete gekommen, die
erst mit seinem Tode endet.
Es ist ja ganz zweifellos, dass Wiclif den Wunsch hegte,
dass die einzelnen Sätze soweit als möglich in die Wirklichkeit
umgesetzt würden. Die Kirche muss arm sein, wie sie es
in den Tagen der Apostel gewesen, ist jetzt einer seiner
Hauptsätze. Darum ist er noch ein warmer Freund der Bettel-
mönche und sind sie es, die der Herzog von Lancaster be-
stimmt, den kühnen Mann zu vertheidigen. Wiclif mag in
den Erläuterungen, mit denen er später nothgedrungen seine
Thesen versah, noch so eifrig versichern, es sei seine Absicht
nicht, die weltlichen Herren zur Einziehung des Kirchengutes
' Wenn Lechler von 19 Thesen spricht, so ist das ein Irrthom, den er
Walsingham entnommen hat, es sind nur 18. Nummer 7 ist nur eine
Einschränkung zu Nummer 6.
' Ista et plura alia isti errorum magistri publice ad fidei nostre subver-
sionem asaemnt et af&rmant, in tantum quod domini et magnates terrae
et multi de populo ipsos tamqnam sanctos prophetas reputent ... quia
tantam potestatem ad auferendum temporalia a viris eccle-
siasticis ipsis attribuunt. Higden*s Polychr. Appendix.
94 I. AbbADdloBf : Lofcrtb.
anzaspomen: die wahre Tendenz liegt doch nn verhüllt da.
Schon wenn er sagt: Ob aber die Kirche sich heutzutage in
dem Zustande befinde ^ dass ihr die Temporalien entzogen
werden dürfen oder nicht, das zu untersuchen komme nicht
ihm zu, sondern den weltlichen Herren, gibt er ihnen
einen deutlichen Fingerzeig für ihr weiteres Vorgehen. Was
will man weiter sagen? Auf seine Lehren hin hat das an
kirchlichen Stiftungen reichste Land, hat Böhmen in kürzester
Zeit fast das gesammte Kirchengut eingezogen tmd einen an-
geheuren Umsturz in den Besitzverhältnissen zuwege gebracht.
Es ist nothwendig, zu zeigen, dass er schon jetzt — oder erst
jetzt — diese Ansichten verkündet, denn sie sind es, die ihm
die Anklagen bei der Curie zugezogen habeü. So lehrt er
jetzt: ,Wenn der Besitz der Kirche — doch nur Armengut —
sich in Laienhand befände, wie könnte er zweckmässiger aus-
getheilt werden?' , Würden die Laien im Besitz des Bodens sein,
der jetzt sozusagen eingekerkert ist, so würde er reichlichere
Früchte tragen, er könnte mehr Vieh ernähren und wäre auch,
was bei der Abwehr auswärtiger Feinde vor Allem in Betracht
kommt, stärker bevölkert.' ,Eine solche Enteignung würde
die Frömmigkeit des Volkes heben.' ,Der grosse Besitz bringt
der Kirche und den Kirchen kein Heil.' ,Am besten wäre es,
wenn man von Staatswegen jeden Cleriker mit der noth-
wendigen Nahrung und ELleidung versieht.' Allerdings hat
Wiclif , als er die starke Wirkung dieser Thesen zu spüren
bekam, ihnen einige Einschränkungen angefUgt. Aber wen
konnten die feinsten Haarspaltereien und Spitzfindigkeiten noch
täuschen? Wenn er lehrte, es gibt keine fUr ewig begründete
Herrschaft, so erwartet man, also gibt es auch jene Ewigkeit
der Stiftungen nicht, und sie darf also nicht gelten, von der
die Stiftsbriefe der stolzesten Abteien sprechen. So haben
trotz der gelehrtesten Commentare die Zeitgenossen die Sache
verstanden — Freunde Wiclif 's und seine Gegner. Die kirch-
lichen Behörden zumal fanden, dass diese Thesen ihren zeit-
lichen Besitzstand auf das Heftigste bedrohten, und das erklärt
auch, dass nun die Hierarchie auf einmal gegen den bisher
wenig genug beachteten Professor Stellung nahm. Klangen doch,
wie die Curie nicht mit Unrecht klagte, die einzelnen Sätsse
an die ,verderblichen' Lehren eines Marsiglio von Padua und
Stadien zur Kirchcnpolitik Englands im 14. Jahrhundert. 95
Johannes von Jandun an nnd ^schienen nicht blos in Bezug
auf den Olauben gefährlich^ sondern drohten das ganze Staats-
wesen umzustürzend
Den Plänen Lancaster's musste es durchaus entsprechen,
eine Persönlichkeit wie Widif zur Seite zu haben. In London
gewannen Wiclif's Lehren überall Boden; namentlich Mit-
glieder des Herrenstandes schlössen sich in grosser Zahl an
ihn an,- aber auch das niedere Volk hörte seine Predigten gern.
Er trat in verschiedenen Kirchen Londons als gefeierter Redner
auf. Ein zeitgenössischer Gegner Wiclif's entwirft von ihm
folgendes Bild aus jenen Tagen :^ Geschützt durch den Herzog
von Lancaster und andere Herren , wurde er kühner und
predigte über diesen verwünschten Gegenstand mit solchem
Eifer^ dass er nicht blos die Herren, sondern auch die Bürger
von London in seinen Irrthum verstrickte. Er war aber nicht
nur ein ausgezeichneter Redner, sondern auch ein verstockter
Heuchler, der durchaus nur auf seinen Ruhm bedacht war.
So stellte er sich, als verachte er alle Güter dieser Welt;
Darum pflog er keine Gemeinschaft mit den Mitgliedern be-
sitzender Orden und hielt zu den Bettelorden, deren Liebe zur
Ärmuth er bis in die Sterne erhob.' Ihn aber, sein Wissen und
seine erprobte Rechtlichkeit konnten Lancaster und Heinrich
Percy nicht genug preisen* und von ihrer Gunst getragen,
scheute er sich nicht, seine hohlen Reden weithin auszubreiten
und sie in allen Kirchen der Stadt zu verkünden. Das Aerger-
lichste für die Geistlichkeit bestand, wie Walsingham meldet,
darin, dass Wiclif die Thesen verkündete, knapp und schroff,
wie er sie aufgeschrieben hatte, ebne ihnen irgendwelche Ein-
schränkungen beizugeben. Ganz London war seines Rufes
voll. Nur die Bischöfe wollten die längste Zeit nichts hören,
und der Erzbischof lag gar ,in tiefem Schlafe'.
' Chronicon a monacho 8. Albani, p. 116.
* Simnlabatqtie se spernere temporalia tamquam instabilia et cadnca pre
eteraonun amore. Et ideo non erat cam possessionatis eins conver-
Bacio, sed nt magis plebis mentes deluderet, ordinibiu adhesit Mendi-
cancium, eomm panpertatera approbans.
' Dax tarnen et dominus Heinricas Percy eins sentencius coUaudabant et
■denciam et probitatem coelotenus eztollere satagebant. Acciditque et . . .
de ecclesia in ecclesiam percurrendo auribus insereret plurimomm in-
aaiuas saas falsas.
96 I. AbhMidliuif : Loiertk.
Die Ersten, die sich wider Wiclif *6 Thesen erhoben, waren
Mönche ans den besitzenden Orden^ denen die Theorien Wiclif *s
zunächst gefährlich zu werden drohten, und vereinzelte Bundes-
genossen, die sie aus anderen Orden sich zugesellten.^ Die
Universität Oxford und den englischen Episcopat traf der
scharfe Tadel des Papstes: Jene haben ihre Pflicht nicht er-
füllt, und diese werden gescholten, dass man den Einbruch des
bösen Feindes in den englischen Schafstall eher in Rom als in
England merke. Mit besonderem Eifer begannen Oxforder
Mönche den Kampf; sie fUhrten in die Polemik jenen gröberen
Ton ein, über den sich Wiclif beschwerte.* Aber auch die
Bischöfe blieben nicht unthätig, doch hätten sie die ganze Sache
lieber auf heimischer Erde entschieden. Für den 19. Februar
— es war ein Donnerstag — luden sie Wiclif nach St. Paul vor,
^ An mehreren Stellen spricht Wiclif von seinen Anklägern. In seiner
Vertheidigung vor den Bischöfen: Et qnae per piieros reportata est sen-
tencia fidei, quam dixi in scholis et alibi, ac magis, per pneros eciam
usqne ad Bomanam cariam transportata . . . Walsingham, Hist. Angl.
I, 357. Genauer nennt er den Anzeiger in einer Predigt: Quidam aatem
canis niger mordet medio isto dnpliei aliorum scripta ... Ist daa jener
Benedictiner, dessen die Einleitung zum zweiten Buch von der bürger-
lichen Herrschaft gedenkt? Wiclif fährt in der Predigt fort: Correspon-
denter dictus tolstanus vel sui catuli dicuntur reportasse usque ad cu-
riam Romanam, sed nimiH ydiotice, quia qaousque nee hü nee Uli in-
telligunt duo verba. Dixit enim quidam doctor (Wiclif) catholice, qnod
quilibet existens in gracia gratificante finaliter nedum habet ins ad rem
sed ins in re super omnia bona Dei. Et ibi balbucientes catuli loco
istorum duorum verborum grat{ficante findliier reportarunt usque ad
Romanam curiam nimis ydiotice ista duo greUifice et fiddüer^ et sie
emerunt, quod conclusio quam nescierunt construere, foret tamquam here-
tica condempnata . . . Dass es Oxforder Einflttsse waren, dafttr spricht
noch die Stelle: Sed ista preconizacio mendax indicat, quod sit eius-
dem scole et eiusdem secte plus sciolus, qui artem mendacii tamquam
yirtuosam Oxonii introduxit . . .
' Vgl. Fase. ziz. 239. Dort ist erklärt, warum Wiclif sich su einem
Schimpf Worte hinreissen Hess: Voco autem istum dominum et sibi si-
miles (da konnte man also wohl auch an den BettelmOnch William
Wadeford denken) canem nigrum, quia sie vocavit Carmelita publice
praedicando me vulpem; et ipsos canes vulpem illam usque ad exitum
insequentes. Et gaudeo, quod sunt adeo concordati tamquam Herodes et
Pilatus, quod omnes istae religiones priyatae sunt, ut idem niger
canis asserit, essencialiter idem ordo. S. auch Fase, alz., p. 8. Die
Sache der besitzenden Orden ist demnach die Sache aller Orden«
Stadiwi lor KirohenpoUtik Bnglaods im 14. Jahrhundert. 97
,11m von den Wunderdingen Kunde zu geben, die seinem
Monde entströmt waren^ Nach der Nene/ d. h. 2—3 Uhr
Nachmittags erschien Wiclif , begleitet von dem Herzoge von
Lancaster, dem Grossmarschall Heinrich Percy und anderen
Freunden. Der Herzog, ein Freund der Bettelmönche, wie es
auch Widif noch war, hatte ihm vier Bettelmönche als Ver-
theidiger beigegeben. ,Und es war gar nicht schwer,^ sagt der
zeitgenössische Mönch von St. Alban, ,diese Brüder zu zwingen,
da sie doch aus freien Stücken Hilfe bringen wollten.'^ Hatte
sich doch schon auf der Versammlung von 1374 jener Bettel-
mönch ganz in dem Geiste geäussert, der nun in Wiclif lebte. ^
Gesinnungsgenossen sprachen diesem, der etwas zaghaft sein
mochte, Muth zu: er möge Leute nicht fürchten, die ihm an
Gelehrsamkeit in keiner Weise gewachsen seien. Er möge
den Pöbel nicht fürchten: hinter ihm stünden so mächtige
Herren. Eine ungeheure Volksmenge hatte sich angesammelt,
so dass es selbst den Herren schwer wurde, durchzukommen.
Gleich beim Eintritt in die Kirche stiessen die Parteien feind-
lich gegen einander. Als Percy die Volksmassen zurückzutreten
liiess,^ verwies ihm dies der Bischof von London, Courtenay:
Eine solche ,Schulmeisterei^^ sich anzumassen, habe er kein
Recht. Hätte er davon eine Ahnung gehabt, so hätte er ihm
den Eintritt versagt. Worauf Lancaster: ,Eben diese Schul-
meisterei will ich hier ausüben, auch wenn sie Dir nicht gefeilt.*
' Lechler meint, die Sitzung in St. Paul habe noch vor 9 Uhr Vormittags
geendet. Wie er das damit in Einklang bringt, dass noch vor dem Vor-
gang in St. Paul die Parlamentssitzung an diesem Tage stattgefunden
(daxit hunc furorem , quod eodem die, ante prandium, in parliamento
apad Westmonasterium assistente praeside dnce . . .), der Lancaster
anwohnte, verstehe ich nicht. Lechler hat nicht erkannt, dass die horae,
nach denen der Chronist rechnet, horae canonicae sind, die
hora nona, die None auf 2 — 3 Uhr Nachmittags fällt und so die ganze
Sache klappt: Früh Parlamentssitzung , Nachmittag Versammlung in
St. Panl.
' Nee erat difficile cogere fratres volentes auxilium ferre.
' S. oben.
* Der Chronist von St. Albans steht natürlich auf der Gegenseite Wiclif's.
Darnach iat es Percy, der das Volk anfährt, commissa sibi abutens
potestate.
* Das Wort magisteria darf man mit Lechler nicht mit »Meisterschaft'
tlbersetsen.
SiiBuigBUr. d. pbU.-hist. Ol. CXXXYI. Bd. 1. Abh. 7
98 I* Abbandlniig: Loserth.
In der Marienkirche angelangt ^ nahmen der Herzog und
die Barone des Landes, der Erzbischof und die Bischöfe ihre
Sitze ein. Percy forderte Wiclif auf,^ Platz zu nehmen, denn
wer so viel zu beantworten habe, bedürfe wohl eines weicheren
Sitzes. Da fuhr Courtenay auf: Unbillig darf sich jemand
setzen, der zur Verantwortung geladen sei. Es entstand ein
Wortwechsel, dem bald heftiges Schelten folgte. Lancaster
mischte sich ein und wurde, als er die Stichelreden des Bischofs
nicht in gleicher Münze zahlen konnte, grob: den Uebermutfa
des englischen Clerus werde er zu beugen wissen und seien
seine Mitglieder — Courtenay stammte mütterlicherseits aus
königlichem Geblüt — auch aus dem edelsten Stamme ent-
sprossen. Ganz zweifellos ein Hinweis auf die Secularisations-
gedanken, mit denen er sich trug. Schliesslich stiess er, so
wird gemeldet, eine heftige Drohung gegen den Bischof aus.
Für diesen traten die Bürger ein, aber gewiss nicht um dieser
Drohung willen,' sondern weil sie in Lancaster einen grimmigen
Feind sahen. Hatte er doch noch diesen Tag Anträge stellen
lassen, welche die Freiheit der Stadt gefilhrdeten. Die Ver-
sammlung in St. Paul löste sich auf. Tags darauf entstand
eine Rottierung gegen den Herzog: man verlangte die Restitu-
tion der Anordnungen des guten Parlaments, zuvörderst Zurück-
berufung seines Sprechers und Aufrechterhaltung der städti-
schen Freiheiten. Lancaster hatte sich zu weit vorgewagt: Er
nahm jetzt einen Vergleich an, der unter der Vermittlung der
Prinzessin von Wales zu Stande kam und auf den hin auch
Wykeham seine Temporalien wieder erhielt. Worauf indess
Lancaster's Pläne hinausgiengen , sieht man ziemlich deutlich
aus Wiclif's zweitem, vornehmUch aber aus dem dritten Band
seines Buches von der bürgerlichen Herrschaft.
^ Man pflegt hier bei neueren Qesohichtschrelbem auch die äussere Ge-
stalt Wiclif*s zu zeichnen ,nach alten und ursprünglichen Portraits'.
Was man sich unter diesen Portraits des li. Jahrhunderts Torstellen
soll ? I Wenn uns ein Zeitgenosse sein Aeusseres geschildert h&tte, hätten
wir mehr davon.
' Tunc dux in aura submurmurans ita: Mallem, ait, arreptia eins crini-
bus eum abstrahere de ecclesia quam talia tolerare. Diese Worte hat
Lancaster vor sich in die Luft geflüstert. Nichtsdestoweniger ver-
nimmt sie das ,aufgeregteS also gleich von Anfang an nicht ruhige Volk.
Stadien sor KiroheDpoUtik Englands im 14. Jahrhundert. 99
10. Wiclif^s Ideen Ober die Einziehung des englischen
Kirehengntes. Das zweite und dritte Bneh ron der
bfli^erllehen Herrschaft.
Mit grösster Erbitterung blickte der grösste Theil des
englischen Clerus auf die letzten Vorgänge zurück. Auf Wiclif
giengen jetzt alle die schweren Angriffe nieder^ auf die er im
zweiten und dritten Bande seines Buches vom bürgerlichen
Regiment antwortet. Er thut das nicht mehr in der ruhigen
Form, in der sein erster Band gehalten ist. Schon der zweite
trägt einen durchaus polemischen Zug an sich. Noch immer
ist er aber von jener auflodernden Heftigkeit entfernt, die sich
in seinen späteren Streitschriften findet. Selten nimmt die
Polemik einen persönlichen Zug an. Er ist gegen seine Wider-
sacher durchaus höflich und entgegenkommend. Freilich wurde
ihm dies Entgegenkommen schlecht vergolten. Klagt er doch
gleich im Beginn der Erörterungen des zweiten Bandes darüber,
dass seine Gegner diese Dinge in die Oeffentlichkeit hinaus-
tragen, bevor sie schulmässig behandelt worden seien.* Die
weltliche Herrschaft des Clerus, lehrt er nunmehr, ist, welcher
Art sie auch immer sein mag, abzuweisen, das Kirchengut
mnss sequestrirt oder ganz eingezogen und neu ausgetheilt
werden. Es ist nun durchaus natürlich, dass solche Lehren,
die den weltlichen Herren das Recht geben, der Kirche die
Temporalien zu entziehen, falls sie von ihnen einen schlechten
Gebrauch macht, in den Kreisen der begüterten Orden den
schlechtesten Eindruck machten. Ein Benedictiner in Oxford
— oder vielleicht ein Affiliirter der Benedictiner,* denn wie
es scheint, war er selbst Bettelmönch — William Wadford,*
warf Wiclif Blasphemie, Scandal, Hochmuth und Ketzerei vor.*
^ Et revera, sepe revolvi in animo, quid movebat iHmn dominum et so-
cinm de ordine siincti Benedict! inter omnes Talentes ecdesie Oxonie
tarn singulariter ac prepostere dictum negocium attemptare ... De ci-
TÜi dominio U, 1 (im Druck).
* S. oben S. 93—96.
' S. oben S. 96.
* Sed pretermittendo talia consultum est mihi omniuo satisfacere duodecim
argumentis . . . quia imponit mihi blasfemi&m, scandalum» superbiam et
heresim ... De civili dominio II, 2.
7*
100 I- AbhMUuig: LoB«rtk.
Sich ZU vertheidigen ; war er genOthigt^ dem ersten Bande
seines Werkes von der bürgerlichen Herrschaft einen zweiten
folgen zn lassen. Wir würden diesen, da der Gegenstand sach-
lich ziemlich erschöpft war^ sonst wohl kanm erhalten haben.
Er knüpft unmittelbar an den sechsten seiner von Gregor XI.
verortheilten Sätze an, den er im 35. Capitel des ersten Bandes
behandelt hatte: dass die weltlichen Herren berechtigt seien,
der Kirche, wenn sie auf Abwege geräth, den weltlichen Besitz
zu entziehen. Er fügt zu den älteren Beispielen noch einige
andere hinzu: Belegstellen aus der Bibel und der Geschichte.
Konnte man den Templern ihren Besitz in England und Frank-
reich ,an einem Tage' einziehen; so werde das wohl auch mit
dem weltlichen Gut überhaupt geschehen können. Sein Gegner
predigte in der Marienkirche zu Oxford:* die Priester dürfen
gestraft werden entweder von einander oder von den Bischöfen,
in keinem Falle aber von den weltlichen Herren. Dagegen
sagt Wiclif: Wenn der geistliche Arm versagt, muss der welt-
liche eingreifen: dass man berechtigt sei, vom Clerus, der sich
dagegen in einem zu London abgehaltenen Parlamente ent-
schieden gewehrt hatte, Beihilfen zu begehren, betont er aufs
Neue und gibt ein interessantes Bruchstück aus einer Parla-
mentssitzung zum Besten, in welcher ein Lord drohender
Weise dem Clerus die Fabel von der Eule vorhält, die, weil
sie sich weigerte, einzelne Federn herzugeben, die man ihr
vordem geliehen hatte, um bei der Winterkälte ihre Blosse zu
decken, schliesslich von den erzürnten Vögeln zerrissen ward.*
Die weltlichen Herren haben die Aufgabe, die Ungläubigen
und Ungetreuen zu bessern. Damit muss man daheim be-
ginnen. Und nun erzählt Wiclif von Secularisationen in grossem
Massstab, die eintreten könnten und* zu denen er offen ge-
' Sed miror, qaa fronte frater mens ansas est deductionem tarn frivolam
fingere, specialiter coram tarn sciolo et yenerabili aaditorio in ecclesia
beate virginis Mariae Oxonii. De civili dominio II, 5.
' Ebenda S. 7.
' Unde dlebus nostris andivi qaendam de yalentioribas dominis regni
(den Herzog von Lancaster) monachis de ana fundatione ooncedere quod
tot monachU, qnot snnt modo, quoad omnia vitae necessaria snbdactis
enrifl seculi ministraret eciam copiosias quam modo . . . Informatosque
fuit per qaendam virum ecolesiasticum hoc esse licitam . . . De
civili dominio II, 18.
Studien zur KiickenpoUtik Englands im 14. Jahrhundert. 101
rathen habe. Er habe^ sagt er, einen der mächtigsten Herren
in England sagen hören ^ dass er die Mönche, so viel ihrer
seien, viel besser unterhalten könnte, wenn man ihnen die
Sollen für das Weltliche abgenommen hätte, als jetzt, wo sie
sich unter Vernachlässigung ihrer Pflichten in alle weltlichen
Geschäfte einmischen.
Dieser Herr sei von einem geistlichen Manne, wir
dürfen nicht zweifeln, dass es Wiclif selber war, unter-
richtet worden, dass das erlaubt sei, denn es wäre dem Staat
und den Mönchen erspriesslich und gäbe den Letzteren ein
Mittel an die Hand, ihr Gelübde und ihre Regel besser zu
halten, die sie gelobt haben. In der Hand weltlicher Herren
wären die Dominien viel ertragreicher. Zum Schaden des
Staates mischen sich jetzt die Cleriker in dessen Geschäfte
und sind gezwungen, ihre Temporalien untauglichen Leuten,
nichtsthuenden Domherren oder solchen Grossen zu überlassen,
vor denen sie sich fUrchten. Der Clerus von heute, durch
solche Bande an die Welt gefesselt, ist nur noch dem Namen
nach evangelisch. ,0 wie glücklich!* ruft Wiclif aus, ,wäre unser
Reich und wie ergiebig, wenn jede Pfarre wie einstens einen
Rector hätte, der hier mit seiner Familie wohnte, wenn jedes
Dominium des Reiches einen gerechten Herrn hätte, der eben-
falls mit seiner Familie hier residierte: dann würde nicht so
viel Ackerland brachliegen, es gäbe keinen Mangel an
Ackerfrucht und Vieh, es wären Knechte und Handwerker zur
Genüge vorhanden, die von den weltlichen Herren beschäftigt
würden.^ Jetzt aber kümmern sich die Pächter (mercenarii),
welche die Herrschaft des Clerus nicht nur mit Unwillen er-
tragen, sondern geradezu verabscheuen, nicht um den Feldbau,
weil das Land nicht ihnen gehört, oder stehlen, weil niemand
* 0 quam sanctum et fertile foret regnum Angliae, si (ut olim) quelibet
p&rrochialis ecclesia haberet unum sanctum rectorem cum sua familia
residentem, quodlibet regni dominium haberet unum iustum dominum
com tizore et liberis cum proporcionali familia residentem, tunc enim
non sterilescerent in Anglia tot terre arabiles nee rarescerent ex de-
fectn yconomie tante caristie arteficialium pecorum terre nascencium,
sed regnum habundaret omni genere huiusmodi bonorum, adessentque
serTi atque artifices labori debito per civiles dominos mancipati. Nunc
rero mercenarii . . .
102 I. Abliudlvog: Lo««rtli.
da ist, der sie beaufsichtigt. Schliesslich werden sie zügellos
und zerrütten die Güter des Reiches. Die Geistlichkeit, mit
weltlichen Geschäften beladen, thut es auch an äusserem Prunk
den Weltlichen gleich oder sucht sie darin zu übertreffen. Wie
wäre das anders, wenn weltliche Herren jene Temporalien in
Besitz hätten; da würden mehr Familienbande geknüpft, die
Bevölkerung würde stärker und hiedurch der Staat wachsen;
dann könnten sich die Priester, wie es ihnen geziemt, beschau-
lichem Leben widmen. Auch der Grund, den sie fbr die ewige
Dotation anführen, nämlich dass nach dem Tode eines Herrn
der Nachfolger ihnen nicht gewogen wäre, möchte hinwegfiallen:
denn dann könnten sie reichlich von den Almosen leben, die
ihnen gegeben würden.'
Diese Ansicht Wiclif's fand vorerst unter den Gelehrten
des Landes viele Gegner und wohl noch kaum einen wahren
Freund: Selbst die, welche es besser mit ihm meinten, mochten
darüber spotten, andere schalten heftig und nannten ihn ein
Buch der Hölle. Er selbst tröstet sich mit dem Erlöser, den
die Pharisäer gleichfalls anhörten und — auslachten.*
Die folgenden Bemerkungen gelten der principiellen Seite
der Frage. Aus Stellen der Bibel, des römischen, englischen
und Kirchenrechtes, aus der Geschichte früherer englischer
Könige, namentlich Wilhelms I. und H. wird erwiesen, dass
das Königthum zu einem solchen Vorgehen gegen den Clerus
durchaus berechtigt sei. Das Strafrecht des Staates sei oft
genug ausgeüljt worden, und hievon dürfe auch der Papst nicht
ausgenommen werden.
Wenn man Gesetze anführe, die eine Entfremdung von
Kirchengut verbieten, so vergesse man ganz, dass es bestimmte
Fälle gebe, in denen man selbst an die Kirchengeräthe greifen
dürfe: wenn es sich darum handle, Gefangene auszulösen. In
Ranulphus de Higden, den Wiclif für seine historischen Er-
läuterungen überhaupt gern als Quelle citiert, könne man lesen,
was die Klöster alles hergegeben haben, um König Richard
aus der Haft zu lösen: Wolle, Ringe der Prälaten, Gefösse
* Hec sentenciii licet a quibusdam doctoribns sit derisa et ab aliis ver-
berata, dicendo quod sum Hb er inferni, a nuUo tarnen efficactt^r
est impngnata . . . Die Anhftnfang von Gnind nnd Boden in der todten
Hand war eben mit ihren Nachtheilen zu offenkundig.
Stadien sor KiiDhanpolitik BnglMds im U. Jahrhnndert. 103
der Kirchen y Kreuze^ Kelche^ selbst das Gold; das an den
Gestellen der Heiligen augebracht war, wurde abgekratzt. Und
ich wüsste nicht zu sagen, dass das ein Unrecht war.^
£benso ist erlaubt, dem Clerus sein Geld zu nehmen,
wenn er es habsüchtiger Weise anhäuft, während er die Armen
hungern lässt. Wenn die Kirche an gewissen Dingen, wie
z. B. Kelchen, Ueberfluss hat, darf man sie hinweggeben, um
anderes Fehlende, etwa Todtenbahren zu kaufen. Wie sollten
denn also die weltlichen Herren nicht erst einschreiten dilrfen,
wenn der Clerus seine Pflicht nicht thut, im Amte lau, im
Leben ausschweifend ist? Man muss nur sorgen, dass der
CieruB seine Wohnung und Kleidung und massige Nahrung
erhält.
Verboten müsste es sein, das ,Armengut^ — denn solches
ist das Kirchengut — auf kostspielige Bauten zu verwenden.'
Wozu braucht die Kirche solchen Reichthum? Konnte sie sich
vor der Zeit Sylvesters und Constantins in ihrer Armuth be-
helfen, so kann sie es auch jetzt. Die Kirche reich zu machen,
dazu hatte kein Kaiser noch überhaupt ein weltlicher Fürst
ein Recht. Denn mit dem Reichthum ist das Ziel, zu dem sie
geschaffen, geändert. Besser als die Regel Constantins war
die der Apostel, denen alles gemein war. Als man die Kirche
dotierte, geschah das eben so sehr zum Nutzen des Staates
als zur E^re der Eärche: wie reimt sich's aber damit, dass
man nun diese Stiftungen zu Missbräuchen verwendet? Und
wenn man sagen woUte: Von den Mönchen sind ja nicht alle
schlecht, es gibt auch gute unter ihnen, so darf man den Ein-
wand nicht gelten lassen: der Gerechte wird mit dem Un-
gerechten gestraft, wenn er demselben Geschlechte angehört.
Wie der König und jeder weltliche Würdenträger sein Amt
verliert, wenn er in eine Sünde fällt oder nur dem Namen qach
^ Pro redempcione Bichardi capta est tota lana monachonim alboram et
canonicoram quin eciam praelatoram anuli, vasa, craces, calices cum
anro de feretris sanctorum abraao, Boiit conflata. De civil! dominio II, 9
ans Banulph's Polychronicon ed. Lumby VIII, 128.
' SunptaosiUs in eaculentis et edificiis facit torpentes in religione
Christi Bupenia postponere et itmiti mundi spectaculis. Hier nimmt der
Kampf gegen die palastähnlichen Bauten der MOnche den Anfang —
das Ende war der Klostersturm der Hussiten.
104 I. AbhandloBg: Loicrtk.
Herrscher bleibt ^ so auch der Papst. Von einer principiellen
Verwerfung des Papstthums ist Wiclif im Augenblick, als er
dies schrieb; zu Anfang 1377, noch weit entfernt. Die be-
treffende Stelle ist dafUr in hohem Grade bezeichnend.^ Nicht
als ob er gegen den dermaligen Papst oder eine bestimmte
Person etwas Abträgliches behaupten und ihre Bestrafung ver-
langen wolle, er biete nur jene Wahrheiten dar, die er in den
Gesetzbüchern und Chroniken gefunden. Nachdem er schon im
ersten Buche und dann wieder im neunten Capitel des zweiten
betont, dass man unter Umständen auch den Papst strafen
dürfe und warum also nicht auch der jetzige sündhafte Clerus
dem weltlichen Strafgericht unterworfen werden solle, da sich
einstens doch Cleriker, Päpste und Märtyrer für fremde Sünden
selbst den Tyrannen unterwarfen, kommt er nochmals auf den
Gegenstand zurück; der Papst kann von Laien abgeurtheilt
werden, wenn er vom Glauben abweicht : er kann vom Glauben
abweichen, demnach auch gestraft werden.* Er bringt hier
auch wieder eine Anzahl von Belegstellen aus der Geschichte:
die Absetzung Johanns XII., Benedicts V., Johanns XVL
u. s. w., zuletzt noch die listige Art , wie Bonifaz VIII. seinen
Vorgänger Cölestin V. zur Abdankung bewog.
Aus einer Eaiserkrönung darf man nicht ableiten, dass
der Papst höher stehe als der Monarch; er würde aber gewiss
an Ansehen noch gewinnen, wenn er dem Kaiser nach der
Krönung noch die Füsse wüsche. Ersichtlich sei, dass die
^ De civili dominio II, 11: Non intendo personam aliquam diffamare vel
in dehonoracionem vel dedecus status papalis quicquam
asserere ac aliqaem clericum esse nunc pro illo peccato paniendnm
temere affirmare, sed istas veritates, quas leges et cronice referunt, reci-
tare et ex Ulis condicionales vel de possibili veritates sequentes ex legi-
bus recitare. Nee video quomodo id offenderet pias aures. Die Stelle
ist unter den «Protestationes* Wiclif 's schon gedruckt in HOfler, Anna
von Luxemburg, S. 149. Sonst haben die Protestationen nur einen for-
mellen Charakter. Die Schule verlangte sie. S. meine Bemerkung in der
Hist. Zeitschrift LIU, 53. Hier wird man unbedenklich in dem Satze
mehr als blosse Formel sehen dürfen.
* Si ergo clerici, pape et martyres erant subiecti meritorie tyrannis pro
peccatis alienis, quare non econtra clerici nostri et solum nominetenns
de Sorte domini possent legitime puniri pro peccatis propriis per dominos
christiauos. Kevera nos ipsos iurisdiccioni eorum subicimns, cum nos
reatu proprio depredamus.
« Stiidian rar Kirohenpolitik Eagliads im 14. Jahrhnodert. 105
Kaiser das Recht haben, Päpste zu strafen und abzusetzen.
Wer behauptet; daas Päpste nicht gestraft werden können , ist
ein QotÜoser, denn er muthet ihm zu, dass er unfehlbar sei
wie ein Oott.
In England bestehe das Recht , die Geistlichkeit unter
Umständen zu strafen , und dies Recht stehe mit der Bibel in
keinem Widerspruch.
Eine bürgerliche Herrschaft wollte Christus weder ftir
sieh, noch ftir seine Apostel begründen. Darum ist es auch
nicht gestattet, um so weltliche Dinge, wie es die Temporalien
sind, zu streiten. Der Kampf wird in der heil. Schrift ver-
boten: ihm steht das Gebot der Nächstenliebe entgegen. In
hundert und mehr Wendungen wiederholt Wiclif , dass man
mit dem Nebenmenschen nicht kämpfen darf: um so viel weniger
darf es der Papst — eine deutliche Anspielung auf Gregor XL,
dessen Krieg gegen Florenz eben jetzt am heftigsten tobte.
Aber gerade dieser Krieg gegen Florenz war es, der dem
Papste arge finanzielle Verlegenheiten schuf und ihn zwang,
auch die Geistlichkeit in England in schärfster Weise zu den
Leistungen ,ftir die Kirche' heranzuziehen. An einem und
demselben Tage sandte er nicht weniger als fünf Schriftstücke
an Wilhelm von Emlj. Alle Nuntien, CoUectoren und SuccoL
lectoren werden an ihn gewiesen.^ Keinem Zahlungspflichtigen
darf ein längerer Aufschub als auf zwei Jahre gewährt werden.^
b einem zweiten Schriftstück meldet der Papst dem Nuntius:
die Bedttrftiisse der Kirche seien gross, von allen Seiten dringen
die Feinde heran, die gewöhnlichen Einkünfte der päpstlichen
Kammer reichen nicht aus, alle Bedürftusse zu befriedigen.
Man müsse auf neue Hilfsquellen bedacht sein. Es sei noth-
wendig, dass die römische Kirche, das Haupt und die Lehr-
meisterin aller anderen, von diesen unterstützt werde. Daher
erlasse er den Befehl, den päpstlichen Zehent auf drei Jahre
zu erheben. Niemand soll von der Zahlung ausgenommen sein
als die Cardinäle, die in jenen Gegenden Pfründen besitzen.
* E ngifltro Greg. XI, Cod. 280, Fol. 39* et 24»» Cod. Vat.
* Kandjunus quod de frnctibiis, redditibuB proventibus et aliU boniA et
iaribas qnibnscanqae ad dictam cameram pertinentibtiB nltra duos annos
de solTendis illis ei aliqaam non concedaa dilacionem . . .
106 I. Abhudlang: Loiertb. •
Für die Einhebung des Zehents werden alle mögliehen Er-
leichterungen gew&hrt: es soll jede Münze als Zahlung ge-
nommen werden; die in jenen Diöcesen üblich sei.'
In dieser Zeit der Noth ertönen plötzlich aus England her
Rufe, welche die Einziehung jenes Elirchengates verlangten,
aus dem das Papstthum die Mittel zur Vertheidigung seines
Besitzstandes zog. Der alte Ruf der Minoriten wurde wieder
laut: die Kirche soll arm sein^ wie sie es in den Tagen der
Apostel gewesen. Man wird sich die Erbitterung vorstellen
können ; mit der man solche Rufe vernahm. Diese kehrten
stark genug in Wiclifs drittem Band von der bürgerlichen
Herrschaft wieder.
Wer die späteren so ausserordentlich leidenschaftlichen
Angriffe Wiclif 's auf die Bettelorden, ^diese Secten^, wie er sie
mit einem stehenden, seine äusserste Verachtung bekundenden
Ausdrucke nennt, gelesen hat, der wird im höchsten Grade
überrascht sein, über sie so Outes zu vernehmen, wie das in
den meisten Abschnitten dieses Buches der Fall ist. Als er
diesen Theil in Angriff nahm, war eben die Verurtheilung der
bekannten 19 Lehrsätze, die man aus dem ersten Bande aus-
gezogen hatte, noch nicht erfolgt, und die Polemik wandte sich
denn auch nur gegen jene Mitglieder besitzender Orden, die
seine Lehren vom Nutzen der Secularisation des Kirchengutes
angriffen. Darum hält er auch noch mit Angriffen auf das
Papstthum zurück. Er meint wohl gelegentlich, das Papstthum
selbst sollte diese nothwendige Reform der Kirche in die Hand
nehmen und die Laien mit der Verwaltung des Kirchengutes
beauftragen.' Er könnte mit demselben Rechte die Kirche von
der ungeheuren Last befreien, die Sylvester im Bunde mit
* E reg^tro Greg. XI, Cod. 280, Fol. 39^: Ne de monet», in qua fiet et
fieri debebit solutio dicte decime, valeat hesitari, yitentarqae gravamina,
que propter hoc viri ecciesiafitici hactenus sunt perpessi, Tolnmas, qnod
per te et saccollectores . . . ipsa decima ad monetam commnniter cnrren-
tem levetar . . ., ita quod praetexta alicuius cambii debitores et Bolutores
dicte decime non graventar.
* Si dominus papa potest committere alienigene ydiote sine hoc, qnod
ministret in sno beneficio secundnm aliquod officium clericale potestatem
et officium spoliandi clericos non convictos ez inhabilitate o£ßcii, quin
a maiori potest tradere laico potestatem et iniungere sibi ministerium
auferendi bona ecclosie a quocunque clerico abutento . . .
Stadien sor Eirchanpoliftik BugUmds im 14. Jahrhundert. 107
Constantin ihr aufgeladen hat. Kann der Papst dem Geist-
lichen eine Pfründe einfach nehmen, ohne die Frage seiner
Tauglichkeit oder Un&higkeit anch nur anfzn werfen , so darf
er die Dominien wohl anch überhaupt wieder an den Laien-
stand zurückgeben. Hier bezieht sich Wiclif , wie es scheint,
auf* eine bisher ganz unbekannte Thatsache aus seinem
Leben, nach welcher der Papst ihm eine verliehene Pfründe
in der Kirche zu Lincoln wieder abnahm und einem jungen
Aasländer übertrug.^ Das minderte die Achtung, die er vor
dem Oberhaupt der Kirche hat, noch nicht; er gebraucht im
Gegentheil oftmals derartige Wendungen, die uns über seine
Ei^benheit gegen den römischen Stuhl nicht im Zweifel lassen.'
Diese erhielt erst durch die Verurtheilung seiner 19 Lehrsätze
im Jahre 1377 einen argen Stoss. Auch da unterscheidet er
noch lange zwischen dem gegenwärtigen Papst und dem Papst-
thome, mit dem er erst in den Achtzigerjahren vollständig
bricht — in derselben Zeit, in der sein Kampf mit den Bettel-
«mönchen auf der Höhe stand. In dem Buch von der bürger-
lichen Herrschaft spricht er von den Bettelmönchen nur Gutes.
Sie sind es ja, die seinem Ideal von der christlichen Geistlich-
keit am nächsten stehen: sie suchen im Anschluss an den
Wandel Christi und seiner Apostel die höchste Vollkommenheit
auf Erden zu erreichen. Noch ist er weit entfernt, etwa mit
seinem berühmten Zeitgenossen Chaucer zu sagen:
£r hörte freundlich stets die Beichte an
Und absolvierte höchst gefällig dann,
Und wo er gute Spenden nur cmpfieng.
Da war auch seine Pönitenz gering.
' Dominos papa abbas ordinis christiani potens obligare saos snb-
ditos ... 81 exoneraret eos ab illo officio (der Verwaltang des Kirchen-
gntes), nt^redeant ad vitam liberiorem secondum statam primitive ecclesie
... Et fidem istius sentencie vellem cum humilitate michi im pri-
märe, cnm dominus papa dedit michi prebendaih in ecclesia
Lincolniensi et facta sollicitudine ad coUigendum sibi primos fructns
qnadraginta quinqne libramm contulit uni iuveni transmarino eandem
prebendam per viam reserracionis abdite non facta inquisicione de in-
habiUtate persone mee nee facta instancia ex parte mea pro hninsmodi
dispensacione.
* Ideo absit Romano pontifici imponere hanc avnriciam , nt preter
questnm . . .
108 I. A1>li«ndlwig: Loserth.
Sieht man genauer zu, so wird man die ersten Linien
des Bisses zwischen Wiclif and den BettelmGnchen^
der sich bald zu einer unüberbrückbaren Kluft erweitert, schon
in diesem Buche finden. Denn wenn er auch noch in seinen
Ausführungen auf das verdienstliche Leben etwa der Minoriten
hinweist y einen Heinrich von Gent — den Doctor Solemnis
mit hohem Lobe preist , weil er das Leben Christi und der
Apostel sich zum Vorbild genommen, wenn er auch sagt, der
Armuth soll der Clerus sich weihen, mit der bttrgerlichen
Herrschaft hat er nichts zu thun, wäre dies der Fall, so wird
er aufhören, Clerus zu sein,^ so spricht er doch hier schon den
Satz aus, den er später mit Elifer versieht: Eünen einzigen
Orden soll es geben, und das ist der Orden Jesu Christi. Unser
Abt ist Christus, und der war im höchsten Sinne arm.' Unter
den Bettelordea lobt er die Minoriten am meisten,' aber schon
meint er, ihre Vorzüge könne auch ein Weltgeistlicher erreichen.
Ueber die wechselseitigen Beziehungen der Kirchen- zur Staats-
gewalt sagt er: In Bezug auf kirchliche Dinge ist der Papst,
in Bezug auf weltliche Dinge der Kaiser höher stehend. Jener
hat von aller Civilgewalt abzusehen, dieser ihm in allen welt-
lichen Dingen behilflich zu sein; die Päpste, den Königen zu
gehorchen , Steuern zu entrichten u. s. w. Was die Excom-
municationen betrifft, ist der Laie nicht verhalten, ihnen ohne
weiteres zu gehorchen, selbst denen des Papstes nicht; man habe
hiebei zunächst den Rath katholischer Doctoren, vor allem aber
des Evangeliums einzuholen. Wenn also der Papst die Eng-
länder excommunicieren und über das Reich das Interdict
aussprechen wollte, ^eüL ihm dieses keine finanziellen Mittel
gewähren wollte, so hätte das Reich keinen Grund, solche
Massregeln zu furchten. Die Excommunication muss andere
Motive haben — etwa den Ungehorsam gegen das Evangelium.
Wenn man sagt, die Kirche habe ein Recht, auch bürgerlich zu
herrschen, denn sie habe dies Recht gelehrt und vertheidige
^ Ex ifltU lucescit descripcio qaod civile dominiam est dominium proprie-
tarium actiyi viatoris super bonis future plene secnndum leges homanas.
Si autem isti tituli dominandi et actus eorum commixti fnerint, tanc
sie dominans non est pure clericus.
^ Abbas noster fuit summe pauper.
' Augustini non debent tani altara paupertatem habere sicnt fratres Minores.
StndiMk BOT KirohanpoUtik Englands im 14. Jahrhvndert. 109
es, 80 ist sie eben in Irrthum verfallen. Und dann, von welcher
Kirche wird gesprochen: von der allgemeinen Kirche ist die
römische so gnt nur ein Theil wie die englische. Es mögen
immerhin Papst nnd Cardinäle so sprechen; sind sie dann
auch überhaupt nur Christen? Sind sie nicht vielleicht von
Ewigkeit her verworfen (praesciti)? Man begegnet hier znm
zweitenmal dem Fondamentalsatze der WicHf 'sehen Theologie:
die Kirche, das ist die Qesammtheit aller Prädestinierten.
Man sage hente, auch den Mönchen stehe dies Civil-
regiment zu. Ja, den Mönchen! Das Gesicht eines Mönches
soll nach Petrus Comestor von Thränen überströmen, sein
Brustton sei vor Seufzern rauh, sein Essen mager, sein Schlaf
kurz, lang sein Gebet, sein Wandel moralisch, sein Auftreten
demüthig. Sind das aber die Zeichen eines Mannes, der eine
bürgerliche Herrschaft ausübt? Am besten thut man, wieder-
holt er, wenn man das Klostergut einzieht. Den Mönchen
gäbe man hiedurch Gelegenheit, sich zu erheben und die Kirche
auf die Reinheit der ersten Zeit zu bringen. Die Weltlichen
fioUen ja nicht unterlassen, hier Hand anzulegen. Man scheue
nicht davor zurück, weil etwa auf diese Weise die Gebete ftlr
die Stifter nicht verrichtet würden. Ist es denn sicher, dass
diese Gebete etwas taugen? Man kümmere sich also nicht um
die Erlaubniss des Papstes. In England sei es längst aner-
kannt, dass die Mönche beim Erwerb von irdischen Gütern
das rechte Mass überschritten haben.^ Daher habe schon
Eduard I. ihm ein Ziel gesetzt.' Leider sei dies Gesetz nicht
^ Unde postquam preceptam est in regno nostro religiosos in acquisitioiie
temporalium supergredi proporcionalem et prospenim statum regni, or-
dinarnnt evangelice vel pocins legem eyangelicuxn ab oculis eorum abs-
conditam promulgarnnt, quod non permitteretnr redditus devolvi in manns
religioflorum, niai prius diligenter notato, quod dampnam cederet regi et
regno ex redditibns sie mortificatis, ut vel sie fiat regi vel regno ante
licenciam recompensa. Que lex si foret radicitns rimata et debite exe-
cata, non foret tanta monstraositas diviciamm religiosorum super no-
stros seculares dominos, sed ipsa supposita foret in bre?i legaliter disso-
luta . . .
' Anch hier sieht man wieder, wie genau Wiclif in der Geschichte der
kirchenpolitischen Kämpfe seines Jahrhunderts unterrichtet ist. Es ist
die englische beziehungsweise englisch-französische Opposition gegen Bo-
nifaz Vm., es sind die Lehren der Minoriten, die er aufnimmt und weiter
f&hrt, und die er den weltlichen Gewalten ssur VerfQgung stellt.
110 I. Abhandlung: Losertb.
YoUkommon durchgeführt worden, and man kann nun auf einen
Verlust hinweisen, der all das Baargeld weit überragt, das
der Staat aus den Abgaben erhält.
Wenn es aber einmal dahin gekommen ist, dass man des
Königs Almosen für andere fromme Zwecke verwendet, so
wird man dann seine Entscheidungen nicht mehr in Rom holen,
da wir ja unseren Herrgott haben, dessen Autorität die grössere
ist. Damit das aber nicht indiscret geschehe, versammle man
auf des Königs Befehl eine Synode. Man wird dann feststellen,
dass unwürdige Cleriker keinesfalls zum Schaden des englischen
Volkes auf so viele und grosse Einkünfte ein Kecht besitzen.
Der Schaden, der unserem englischen Reiche zugefügt wird,
ist schon an und für sich durch die ungeheure Zahl unserer
Cleriker und deren schlechte Beschaffenheit ein grosser. Diese
Zahl mehrt sich im Verhältniss zur Grösse der Güter der
todten Hand.
Die Doctoren der Kirche mtlssen dagegen ihre Worte
wie einen Bogen spannen, die weltlichen Herren die Hand aus-
strecken, um diese Uebel zu bannen. Von dem Ertrag der
eingezogenen Güter gebe man dem Clerus ein dürftiges Aus-
kommen, theile den Armen zu und richte Kirchen und Häuser
für den Gottesdienst her. Wie dann weiter mit dem einge-
zogenen Gut zu verfahren ist, legt Wiclif in Kürze dar.
Solche Stiftungen, wie England nur zu viel hat, sollte
man in keinem Falle mehr errichten. Möge ja niemand glauben,
dass selbst die grösste Menge von Seelenmessen, die für die
Ruhe eines Potentaten gelesen werden, diesem nütze: mehr
thue das Gebet der Armen. Es sei besser, wenn solcher Be-
sitz nach einem Verstorbenen ,wie die Tropfen des Regens^
unter die Armen vertheilt werde. Selbst ein Mann wie Beda
habe in einem seiner Briefe die Schenkungen der englischen
Könige an die Kirche im höchsten Grade thöricht genannt.
Es bringe durchaus nur Gefahr, solche ,officielle* Fürbitter zu
haben, denn es mache den Reichen übermüthig, da es ihm ein
zu festes Vertrauen auf die Kraft dieser Gebete einflösse , die
ja nur dann einen Werth haben , wenn der Betende selbst ein
würdiger Jünger Christi ist, es hefte den Besitz bei der todten
Hand fest, statt ihn den Armen zu lassen, und mehre die Zahl
dieser unnützen Almosenträger, die den Staat in Verwirrung
Stitdien lor Kirelianpolitik EngUnds im 14. Jahrhnndort. 111
bringen. Eis lebe ein Jeder so, dass er diese Zwischenträger
nicht braucht; da Christus allein sein Mittler sei. Mit diesem
Appell schliesst der ebenso wort- als gedankenreiche Tractat von
der bürgerlichen Herrschaft.
Niemals hatte man mit grösserem Nachdruck fUr die
Secularisierung des Eirchengutes in England gesprochen. Es
waren Weckrufe, die alle Leidenschaften wachrufen mussten.
Bisher hatte der Herzog von Lancaster seine schützende Hand
über Wiclif gehalten, er fragte sich, ob diese auch stark genug
und ob sie geneigt sein würde, ihn vor dem Sturm zu schützen,
der nun von Rom aus im Anzüge war.
Excurse.
1. WicHf und Occam.
Am ausführlichsten spricht Wiclif über sein Verhältniss
zu Occam in seinem Buch ,Von der Wahrheit der heil. Schrift^^
Ein Doctor, den er bisher für seinen besonderen Freund und
einen hervorragenden Vertheidiger ,der katholischen Wahrheit*
gehalten, hat Wiclif mit persönlichen Verdächtigungen über-
schattet. Die will Wiclif geduldig tragen, aber einen Angriff,
wobei Gottes Ehre und der Vortheil der Kirche in Frage
kommt, darf er nicht dulden.* Wenn ihm jemand vorwerfe, er
und alle seine Gönner seien Ketzer, so dürfe er dazu nicht
schweigen, weil dies ein Aergemiss gäbe. Unter den Vor-
würfen, die ihm gemacht werden, ist nun auch der, dass er
gleich allen Ketzern sich unter den Schutz des weltlichen
Armes flüchte. Das hätte auch der Ketzer Occam und seine
Anhänger gethan: vor das Gericht des Papstes wollten sie sich
nicht stellen, ja dies hätten sie wie Gift geflohen. Das thue
auch Wiclif. Dieser antwortet, die Annahme, dass der Venera-
biiis Inceptor Occam ein Ketzer sei, könne sein Gegner nicht
^ Noch nng^ednickt. Die hieher gehörenden SteUen hat Lechler II, 605
—6*21 mitgetheilt. 8. auch Faso. Ziz. ed. Shirley IUI.
* tarnen necesse est mihi ob honorem Dei et profectum ecclesie, ut tollam
ab ea scandalum, quod darem ex tacitarnitate cnlpabili . .
112 I. Abhandlung: Los«rth.
erweisen, der selbst gerade da, wo man dem Occam den Vor-
warf einer Ketzerei machen könnte ^ diesem wortgetreu folge.
,Ich aber/ sagt Wiclif^ ^habe meine Conclnsionen nicht aus
Occam genommen: sie stammen aus der heil. Schrift
und sind von heil. Doctoren oftmals angeftüirt worden.^ Eine
Ketzerei Occam's wüsste ich nicht nachzuweisen. Auch dieser
Doctor wird es nicht können. Ist er doch selbst in vielen
Punkten sein Jünger. Ich aber freue mich, wenn ich in der
Wahrheit auch mit Occam in Uebereinstimmung bin.
Danach ist es richtig, dass Widif die meisten Schriften
Occam's kannte, wenn auch nicht alle, ohne von ihnen seinen
Ausgangspunkt zu suchen oder sie wörtlich und ohne Prüfung
zu übernehmen.
3. Papst ftregor XI. und Wlcllf.
Dass Wiclif nicht so früh, wie man bisher gemeint hat, als
,Reformator' thätig war, ergibt sich auch aus einer Betrachtung
der Art und Weise, wie Gregor XI. in Fragen des Glaubens
und der Lehre vorgieng. Die Verurtheilung der 18 Thesen
Wiclif's durch Gregor XL hat auf Wiclif einen so tiefen Ein-
druck gemacht, dass wir die Folgen davon in allen seinen
späteren Schriften spüren: in seinen ausserordentlich leiden-
schaftUchen Ausfällen gegen diesen Papst, dessen Gestalt in
wahrhaft fratzenhafter Weise bei ihm verstellt ist. Wer sie
liest, meint, darin in gewissem Sinne einen persönlichen Zug
zu sehen. Und doch ist Gregor XI. gegen Wiclif nicht härter
und nicht anders verfahren als sonst, wenn er irgendwo
eine Abweichung vom rechten Glauben zu bemerken vermeinte.
Gewiss war Wiclif ihm verhasst, aber nicht anders als ein
jeder andere Ketzer, und nicht anders als gegen Wiclif ist
^ Qaantnm ad ezprobacionem Inceptoris Occam, quem dicit me sequi
nee aliqoid novitatis invenire nisi quod in libris suis inseritur, hie dico
tria: primo quod ego nescio ipsum probare faiase hereticum, sicut forte
nee doctor; secundo dico quod conclusiones mee nee ab ipso nee
ab me sumpserunt originem, cum sint in scriptura saera
stabilite . .; tercio dico quantnm ad libros huins Venerabilis In-
ceptoris, quos ego vidi (demnach wohl nicht alle), doctor est in pluri-
bus sequax snus assiduus ...
Stadien bot Kirebenpolitik EngUnds im 14. Jahrhundert. 113
dieser Papst vorgegangen gegen Ketzereien, die er in Deutsch-
land, in Italien und Frankreich bemerkte. Besorgt um die
Reinhaltung der Eirchenlehre wie kaum ein anderer seiner Vor-
gänger, durfte er auch England keine Ausnahme gestatten.
Sobald er eine Abweichung von der Lehre der Kirche fand,
zögerte er nicht, dagegen einzuschreiten, und dass er gegen
Wiclif nicht früher als 1377 vorgieng, darf auch mit als ein
Beweis gelten, dass dessen »reformatorisches^ Auftreten nicht viel
früher anzusetzen ist. Dass er nicht blos gegen die ,Irrlehre^
in England allein auftrat, wird meistens zu wenig betont, und
es ist daher nothwendig, daraufhinzuweisen. Es ist in seinem
Vorgehen gegen Wiclif nichts Ausserordentliches zu sehen.
Am 29. October 1374 liess er ein in catalanischer Sprache ver-
fasstes Buch eines Raimund Lul(?), weil es ketzerische Lehren
enthalte, mit Beschlag belegen.^ Am 21. Juli 1375 schreibt
er an die Markgrafen Friedrich, Balthasar und Wilhelm von
Meissen, sie möchten dem Inquisitor Hermann von Hetstadt
Hilfe und Förderung erweisen. In gleichem Sinne schreibt
er an Günther von Schwarzburg.* In einem Dorfe Savoyens
hatten Waldesier den Inquisitor Antonio Sal Viani, der in einer
Kirche wider sie gepredigt hatte, erschlagen. Da liess der Papst
nicht nur gegen die Mörder eine gründliche Untersuchung
einleiten, sondern gieng den Waldesiern im nördlichen Italien, in
Savojen, dem Delphinat, in Venaissin und anderen Landschaften
überhaupt scharf zu Leibe. Nicht weniger als 20 Schriftstücke
sind noch im Jahre 1375 wider sie ausgegangen. Zunächst
wurde der Graf Amadeo von Savoyen ersucht, die üebelthäter
zu strafen und zu diesem Zwecke dem Bischof von Turin
in der Auskundschaftung der Schuldigen an die Hand zu gehen.'
Dieselbe Weisung gieng an den Inquisitor in der oberen
^ Francisco Borelle et Petro de Sancto Amantio officialibos episcopi Bar-
chinonensis: qood quendam libnim in valgari editam (in pergamenis et
vulgari cathalanico scriptum) per Raymundum Un\ . . (cod. Bul.) conti-
nentem certos errores hereticales, quem habet notarius dicti episcopi
recipiant et mittont fideliter pape. Reg. Greg. XI., Cod. 270, Fol. 201.
• Reg. Greg. XI., Cod. 271, Fol. 39»»»... quod fratri Hermanne de Hetstede
ordinis praedicatorum inquisitori heretice pravitotiß prestent auxilium et
favorem . . .
* Reg. Greg. XI., Cod. 271, Fol. 19.
Sitxungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXXVI. Bd. 1. Abb. 8
114 I. AbhMdliiac: Loi«rth.
Lombardei.^ Gleich darauf ersuchte er den König von Frank-
reich, er möchte den Inquisitor von Frankreich vorrufen, sich
über die im Delphinate herrschenden Ketzereien belehren lassen
und dann das Seinige thun, dass diese Ketzereien ausgetilgt
werden.^ Dem Papste hatte der Inquisitor gemeldet: es gebe
im Delphinate gar so viele Ketzer^ und das sei kein Wunder,
denn der Gubernator Karl von Bainville kümmere sich nicht
um sie, daher nehmen sie an Zahl fortwährend zu; es sei die
allerhöchste Zeit, gegen sie einzuschreiten. Der Erzbischof
von Paris erhielt den Befehl, den König zu bewegen, eine
Abordnung in den Delphinat zu senden, um den Sachverhalt
zu untersuchen.' Dem Ritter Antonio de Vinayo wird verboten,
den Ketzern Schutz zu geben. In demselben Sinne wird an
zahlreiche Grosse im Delphinate geschrieben.* Dem Gouverneur
wird befohlen, seine frühere Lässigkeit fahren zu lassen.^
Strenge Weisungen wurden an die Bichöfe jener Länder,
an die Inquisitoren und die Landesobrigkeiten gesandt. Eine
hinreichende Anzahl von Glaubenspredigem hat sich dahin
zu vei-fügen.^ Dem Bischof von Marseille und dem Inqui-
sitor Borelli wird aufgetragen, genaue Sorge zu tragen, dass
die Prälaten in ihren Städten den Unterhalt für die gefangenen
Ketzer beistellen, ebenso erhalten sie Machtbefugniss, in ge-
wissen Landschaften Ketzer und der Ketzerei Verdächtige zu
verfolgen, zur Anlage von Kerkern für die Ketzer und zur
Erhaltung der Inquisitoren haben endlich der Erzbischof von
» Reg. Greg. XI., Col. 271, Fol. 19.
* Carolo regi . . . quod evocato ad se inquisitore Francie, a quo de non-
nallifl hereticis in partibas Dalphinatus consistentibuB potent inforinari,
ad ipsos hereticos extirpandos prestet auxilium et favorem. Dat Avin.
Non. Mail anno V. Ibid. Fol. 29. 30.
* Ebenda Fol. 30.
* Antonio domino de Vinayo (quod hereticis non faveat) . . . Pluribus alüs
saper eodem . . . Johanni de Viviaco . . . Bernardo de Monte Lorico^
Helionore domine de Castro Yillani, Archando de Archii« . . . domino de
Malebeco, Qaufredo de Claremonte . . . Ademario de Rossilione . . . etc.
eodem modo . . .
^ Quatenus preteritam negligenciam emendare procuret . . .
« Cod. 267, Fol. 49. 60. Fol. 31, Fol. 37 de dato XV Kai. Julii ... V Id.
Aug. und Non. Qctobris.
Stadieo SV Kirchonpolitik Engluds im 14. Jahrhundert. 115
Arles und andere Erzbischöfe und Snffragane die Somme von
5800 Goldgulden aufzubringen. Zugleich wurden gewisse Ver-
ordnungen Bonifaz' VIII. erneuert. Das Predigtamt in den
von der Ketzerei angesteckten Landschaften wird nunmehr
den Predigermönchen ^ den Eremiten, Carmelitem und Mino-
riten übertragen.^ Wir erfahren aus der Bulle, dass er vor-
nehmlich die Landschaften um Arles, Aix, Viennois, Tarantaise
meinte, die voll von Ketzern sind. Gegen diese wird, wie man
sieht, ein förmlicher Vernichtungskrieg eingeleitet — doch ist
Dicht beabsichtigt, ihn in blutiger Weise in Scene zu setzen.
Dahin deuten wenigstens die Acten aus einem Ketzerprocess,
der unter Leitung des Inquisitors Francesco Borelli im Juni
1376 zu Grenoble geführt wurde. Die Richter halten es
flir heiliger, ein Verbrechen ungesühnt zu lassen, als einen
Schuldlosen zu strafen, denn in peinlichen Sachen müssen die
Beweise klarer sein als der Sonnenschein , und um eines
blossen Verdachtes willen darf Niemand als Verbrecher ver-
ortheilt werden.* Aus diesen Processen erfahren wir, dass die
Curie selbst hierzulande hiebei nicht mehr auf die werkthätige
Hilfe des weltlichen Armes rechnen durfte; wenigstens fand
Borelli schon das Jahr zuvor Grund zu Beschwerden, dass
ihm die nothwendige Unterstützung der Laiengewalt fehle,^
ond Gregor XI. sah sich gezwungen, hierüber nicht blos an
den Gouverneur des Delphinates von Vienne zu schreiben,
sondern auch den Herzog Ludwig von Anjou zu ersuchen.
' Cum Bleut relatibus fidedignis dolenter andiviinus in partibus Arela-
teiwis, Aquensts, Ebredunensis et Viennensu (. . . oben ist auch noch
Tarantaise genannt) civitatum diocesium . . . slnt nonnulle persone utrius-
qae sexus infecte diversis erroribus heretice pravitatis, et hoc ex de-
fectu predicatorum catholice puritatis . . . mandamus qua-
tenua etc. . . . Reg. Greg. XI, Cod. 267, Fol. 22».
' Ex arch. Vat Miscell. ab anno 1376, Sig. 237: sanocius existimante«
fascinns (sie) impunitum dimittere quam innocentem dampnare, maxime
qnia in criminalibus oportet esse probaciones luce clariores, presertim
eciam cum nullus debeat propter solam suspicionem quamvis vehementem
de tanto crimine condempnari . . .
* Gregorios XI gubematori ac consiliario Dalphinatus Viennensis quod
impedimenta per ipsos facta inquisitori heretice pravitatis in Dalphinatu
in suo inquisicionis officio contenta in cedula interclusa studeant emen-
dare . . . Reg. Greg. XI., Cod. 271, Fol. 78.
8*
116 I. Abhandlung: Losertb.
sich beim König dafür einzasetzen^ dass das Gonvernement
im Delphinate einem Anderen verliehen werde. ^
Bekannter als alle diese Vorgänge ist das Verhalten
Gregors XI. gegenüber einem der sogenannten Vorläufer der
hnsitischen Bewegung — Milicz von Kremsier. Am 10. Februar
1374 richtete der Papst ein Schreiben an Karl IV.: Er habe
vernommen, dass ein gewisser Mi li eins unter dem Scheine der
Heiligkeit sich das Predigtamt anmasse und nicht blos ärgerliche,
sondern geradezu ketzerische Lehren im böhmischen Lande
und den Nachbarprovinzen ausstreue. Der Erzbischof von Prag
und die Bischöfe von Leitomischl, Olmtttz und Breslau seien
bereits beauftragt, fleissige Inquisition im Lande zu halten,
der Kaiser aber werde ihnen seine Unterstützung nicht ver-
sagen.^ Schliesslich wandte sich der Papst nochmals in diesem
Jahre — es war am 15, October — an Karl IV.: diesmal galt
es dem Sachsenspiegel, aus dem er eine Zahl von Sätzen, die
von einer Commission gelehrter Männer ausgehoben wurden,
verdammte. Die Erzbischöfe von Mainz und Köln, Magdeburg,
Prag und Regensburg nebst ihren Sufiraganen seien beauftragt,
die Processe zu veröffentlichen, und der Kaiser wird ersucht,
hiezu seine Unterstützung zu gewähren.*
Man wird aus alledem entnehmen, dass der Papst mit
besonderem Eifer gegen die Ketzereien aller Länder auftritt.
Sein Vorgehen gegen Wiclif ist daher kein vereinzelter Fall
und nicht, wie man wohl gemeint hat, hervorgerufen aus der
Furcht vor dem Verlust der Güter der todten Hand.
Es ist etwas an dem, dass die Curialisten^ diesen ja auch später
von keiner geringeren als der Hand Raffaels verherrlichten
^ De quo videbitur reclpere inramentiim fidelitatis Romane ecclesie debi-
tnin a Carolo regis Francorum primogenito prestandum VI Kai. Oct.
aiino V. Ibid. Cod. 271, Fol. 145.
• Reg. Greg. XL, Cod. 270, Fol. XIII* et Indice Fol. HI, übrigen» auch
in Raynald (gut) abgedruckt.
» Reg. Greg. XI„ Cod. 270, Fol. 62»».
* Recte ergo Piatina Gregorii obitnm describens eum vocat virum sanctum.
Ipse Urbanus VI ita eciam de eo loquitur. Nam cum legati regis Ca-
stellae apud eum recenter electum exponerent legacionem suam et unus
eorum Alvarus Martini facta mencione Gregorii dixisset: felicis recor-
dacionis . . . Urbanus dixit: Dicatis sanctae memoriae . . . quia ego re-
puto eum sanctum . . . Baluze Vitae paparum Aven. I, 1202.
Stadien snr Kirchenpolitik Englands im 14. Jahrhnodert. 117
Papst bald nach seinem Tode unter die Heiligen versetzen: sie
haben dazu ihren Grund. In der Beleuchtung, in der freilich
Wiclif diesen Papst erscheinen lässt, nimmt er sich ganz anders
aus, und es verlohnt sich, einen Augenblick bei diesem Punkte
stehen zu bleiben.
Die schweren Angriffe gegen das Papstthum, die sich in
Wiclif s späteren Schriften finden, zeigen meist im Hintergrund
die Persönlichkeit Gregors XI. Die Verfluchung der Thesen
hat er diesem Papste nimmer verziehen. Was er über den
Werth der päpstlichen Bullen, über die Excommunicationen
des Papstes u. s. w. sagt, darf nur von diesem Gesichtswinkel
aus betrachtet werden. ,Ein einziges Wort des heil. Petrus gilt
mehr als alle päpstlichen Bullen.' ,Thöricht sind jene Geist-
lichen, die Christi Lehre verlassen und solche Apokryphen
studieren.* Des Papstes Entscheidungen haben keinen Werth.'*
jWenn der Papst auch viele Leute Ketzer nennt und sie als
solche auszutilgen befiehlt, so thut er das nicht auf Geheiss
Christi, sondern kraft seiner eingebildeten Gewalt.' ,Da der
Sohn Gottes nicht gekommen, die Seelen zu verderben, son-
dern zu retten, so darf der Papst nicht auf ein falsches
Zeugniss hin einen Christen tödten.' Das sind nur vereinzelte
Stellen, zu denen sich noch hundert ähnliche finden, wo Wiclif
Gregor XL nicht genannt, wohl aber gemeint hat. Es fehlt
auch an solchen nicht, wo er ihn mit Namen nennt. Wenn
er an ürbans VI. Gegenpapst, den Cardinal Robert, erinnert,
da sagt er wohl: ,Hat denn Gregor XL mit grösserem Rechte
als dieser das Papstthum besessen?'^ Die Angriffe gegen den
Collector Arnoldus de Granario gelten doch in letzter Linie
diesem Papste. Wiederholt nennt er den Papst Gregor XI.
einen Uebertreter des Dekalogs.* Heftig tadelt er an ihm,
dass er nicht dulden will, dass man dem den Landesgesetzen
ongehorsamen Clerus die Temporalien wegnimmt.** Auf Kosten
Gregors XL wird ürban VI. über Gebühr erhoben.^ Am
meisten wird ihm, woran dieser Papst persönlich gewiss recht
unschuldig war, seine Hab- und Blutgier zum Vorwurf gemacht.
» Dial. 14, 20. « Dial. 22, 10.
* De Offic. regia p. 121. * Serm. III, 39 u. a.
* Ib. 413. • De Offic. regis p. 121.
118 !• AbhandloDg: Loserth.
Das ganze avignonesische System, nicht diesen Papst hätte er
wegen der blntigen Greuelscenen im Kriege gegen Florenz
zur Verantwortung ziehen müssen: denn dieser Papst erntete
doch nur, was sein Vorgänger in Avignon gesäet. Auch im
Einzelnen erhebt Wiclif heftige Anklagen gegen Gregor XL
Nie, seit dem Anbepnn der Kirche habe irgend ein Papst
sich so schreckliche Ketzereien zu Schulden kommen lassen
wie dieser.* EJs sei ein wahres Glück, dass Gott endlich ein
Einsehen gehabt und ihn und seine Genossen hinwegnahm.^
Er geht auf einzelne Verbrechen dieses Papstes ein — Dinge,
die ja freilich theils an sich unrichtig sind, theils in seltsamer
Uebertreibung dargestellt werden. Wenn man nun das ge-
sammte Verfahren Gregors XL in diesen dogmatischen sowohl
als kirchenpolitischen Fragen im Auge behält, so würde man
es geradezu als etwas Seltsames bezeichnen, wenn er einen so
grossen Zeitraum seines Pontificats hätte verstreichen lassen,
ohne den Ereignissen in England, die ja weitaus wichtiger
waren, als jene, die den Sachsenspiegel berühren, seine Auf-
merksamkeit zuzuwenden.
Beilagen.
1. Zur Lehenszlnsfordernng.
a) Urban V. läset dem Könige Eduard die Forderung zur
Bezahlung des seit vielen Jahren rückständigen Lehenszinses
durch den Abt Johann von St. Bavo in Gent überreichen, —
Avignon 1366, Juni 6,
Dilecto filio Johanni abbati monasterii sancti Bayonis
Gandensis ordinis s. Benedicti Tornacensis diocesis apo-
Stolice sedis nuncio salutem etc.
Cum carissimus in Christo filius noster Edwardus rex
Anglie et Hybernie pro multis annis preteritis magnam
quantitatem pecunie Romane ecclesie solvere teneatur, nos diclo
regi pro solutione huiusmodi pecunie scribimus secundum for-
^ De Ecci. 853. * S. 368.
Studien zar Kirchenpolitik EngUodi im 14. Jahrhundert. 119
mam presentibus inierclusam; de toa igitor solicitndine et cir-
comspectioDe fideli gerentes in domino fiduciam specialem
volnmns et tue discretioni in virtute sancte obedientie preci-
piendo mandamus, quatenus receptis presentibus quam cito
commode poteris ad presentiam dicti regis studeas te transferre
sibique litteras qnas ei dirigimus quasque tibi cum presentibus
mittimus ex parte nostra presentes et iustos apud eum secun-
dum prudentiam tibi datam a domino, quod de dicta pecunia
velit celeriter satisfacere ecclesie prelibate, que ipsa pecunia
pro defensione terrarum suarum, que ab impiis comitivis per-
versarum gentium occupantur cotidie ac destruuntur immaniter,
et pro aliis suis necessitatibus multum indiget de presenti; ce-
tenim ad informationem tuam copiam earundem literarum
qu&s dicto regi transmittimus et quandam cedulam interclusam
presentibus destinamus.
Datum Avinione VIIL idus lunii anno tertio.
(Ep. secr. Urbani V., tom. 247, fol. IIS. — Mitgetheilt Ton Dr.
S. Steinherz.)
b) Urban F. an König Eduard III, : Credenzschreiben für
den in Angelegenheiten des Lehenszinsea an ihn abgesandten
Nuntius Bischof Peter von Lissabon, — Avignon 1365, Sep-
tember 28.
Carissimo in Christo filio Edwarde regi Anglie illustri
salutem etc.
Venerabiiem fratrem nostrum Petrum episcopum Ulix-
bonensem apostolicae sedis nuncium latorem presentium virum
circnmspectum et probitate multiplici decoratum pro quibus-
dam arduis negociis per nos sibi commissis ad serenitatem tuam
transmittimus de presenti.
Quare serenitatem eandem rogamus attente, quatenus dicto
episcopo in hiis, que tibi ex parte nostra narrabit, velis fidem
credulam adhibere.
Datum Avinione IV. Kai. Octob. anno tercio.
(Arch. Vat. ep. Urbani V., tom. 247, fol. 165. — Mitgetheilt von
Dr. 8. Steinherz.)
120 I. AbbandloD^: Loserth.
2.
Gregor XL gibt seinen englischen Nuntien^ den Bischöfen
Bernhard von Pampelonay Rudolf von Sinigaglia und dem
Propst von Valencia Egidio Sancii MuToonis Weisungen für die
nächsten Verhandlungen zur Herstellung des kirchlichen Friedens
in England. — Avignon 1373, Dec. 21.
(Reg. Greg. XI.. Cod. 286, fol. 296*— 297* )
Gregorius episcopas^ servus servorum Dei venerabilibos
fratribas Bernhardo Pampilonensi et Kadulpho Senogaliensi
episcopis ac dilecto filio Egidio Sancii Mumonis preposito
ecclesie ValentiDensis leguni doctori apostolice sedis nunciis
salutem et apostolicam benediccionem. Cum dadom ambassia-
tores carissimi in Christo filii nostri Edwardi regis Anglie
illnstris ad nostram accessissent presenciam ac super certis
articulis i%is patronatus, regaliam et quedam alia iura eccle-
siarum regni Anglie concementibus nonnulla nobis exposnissent,
nos dicto regi tamquam preamabili et pecaliari filio nostro
cupientes qoantam poteramus salva consciencia complacere, et
sperantes de bona concordia super dictis articulis inter Ro-
manam ecclesiam et eundem regem divino mediante suffragio
reformanda voluntatem nostram videlicet XII Kai. Jan. ponti-
ficatus nostri anno III in forma que sequitur duximus decla-
randam: primo qnod omnes et singule cause que occasione
beneficiorum ecclesiasticorum , que in regno Anglie in regalia
vacavisse dicuntur^ apud sedem apostolicam et in curia dicti
regis vel earum altera agitantur, de presenti usque ad instans
festum nativitatis beati Johannis Baptiste suspendantur apud
eandem sedem, dum tarnen fiat in prefata dicti regis curia
illud idem, et quod interim in causis ipsis nullatenus proce-
datur. Quo quidem lapso termino cause predicte, nisi super
eis fuerit medio tempore concordatum, vel alius terminus pro-
rogatus, ille videlicet que apud sedem ventilantur, (apud) ean-
dem in eodem statu eciam quoad processus et censuras eccle-
siasticas et citatos, ut personaliter comparerent, resumantur et
sint in quo erant die suspensionis supradicte et in eis possit
procedi absque alia citacione ac si nuUa facta fuisset suspensio.
Studien zur KireheopoUtik Englands im 14. Jahrhundert. 121
Itemy quod illi, qui auctoritate apostolica in dicto regno
beneficia ecclesiastica quecunque possident, alias in possessione
fiierinty in possessione sua remaneant, nee in ea oecasione pre-
missa qnomodolibet molestentur.
Item, quod si medio tempore contingat in dicto regno
aiiqoas cathedrales ecelesias, monasteria, prelaturas aut digni-
tates alias vacantes, ex quoram vacacione in beneficiis, super
qaibns litigatur vel quibusvis aliis per sedem apostolicam collatis
aut conferendis aut vacaciones huiusmodi, idem rex pretendat^
se presentacionem habere, non faciat dieta beneficia oecasione
yacacionum huiusmodi aliquam novitatem in preiudicium dicto-
rum litigancium aut aliorum, qui coUacionem beneficiorum ipso-
nun a sede apostolica habuissent nee huiusmodi vacacio dictis
litigantibus aut aliis predictis aliquod preiudicium affere possit.
Item, quod interim tractetur concordia super premissis
inter Romanam ecclesiam et regem prefatos per nuncios illuc
per dominum nostrum papam vel per ipsum regem ad Koma-
nam curiam transmittendos ; contentatur autem dominus noster,
qnod super huiusmodi tractatu hie vel ibi faciendo rex obcionem
(sie) habeat, sed idem domino nostro suam super hoc, rex ipse
inter quatuor menses a datis presencium computandos signi-
licet voluntatem.
Item, quod idem rex debeat certificare dominum nostrum
infra huiusmodi quatuor menses proxime secuturos per suas
literas authenticas suo sigillo sigillatas, si sibi placuerint supra-
seripta. Alioquin ex nunc pro tunc suspensio huiusmodi nullius
Sit roboris vel momenti.
Item ordinavit dominus noster, quod in omnibus et sin-
gnlis causis regaliam antedictam non concernentibus , que de
dicto regno in dicta Komana curia ventilantur, et que cum
potestate citandi aliquos ut in eadem curia personaliter com-
pareant sunt commisse, suspenduntur huiusmodi citaciones per-
sonales usque ad unum annum a datis presencium computandum,
et nichilominus interim per procuratores in causis ipsis perso-
naliter procedatur, ac si nuUa decreta fuisset citacio personalis;
et de causis similibus infra predictum annum proponendum in
curia ordinavit dominus noster ob regis contemplacionem et
revekcionem regnicolarum, quod si partes querelam proponentes
citacionem decerni pecierint, personaliter causas huiusmodi do-
122 I. AbhandlaDf: Lotertb.
minus noster committet Colonie^ Leodii vel in Flandria seu
locis vicinis Anglie citra mare^ ubi partes ipse secure possint
personaliter comparere^ vel si partes ipse pocius hie elegerint
in Romana curia per procuratores litigabitur super causis
ipsis. Datum et actum Avenione XII Kai. Januarii pontifi-
catus eiusdem domini nostri pape anno III.
3.
Gregor XI. bewilligt auf Bitts Johannas von Cohham^ das»
zu besserer Unierhaltung des von ihm zu Cobham gestifteten
Collegiums die Einkünfte einer der Kirchen seines Patronats
bestimmt werden. — VUlanova 1376, Juni 28.
(Reg. Greg. XI., Cod. 287, Fol. 131. Liber de indultis.)
Venerabili fratri episcopo Koffensi salutem etc. Justis
petencium desiderüs et illis presertim^ per que ecclesiasticarum
personarum nobis et apostolice sedi devotarum necessitatibus
consuli valeat; ut libenter annuimus eaque favore prosequimur
oportuno: sane peticio tua pro parte dilecti filii nobilis viri
Johannis de Cobham miiitis Roffensis diocesis nobis nuper
exhibita continebat, quod oiim ipse ad honorem Dei et beate
virginis Marie quoddam collegium perpetuum unius magistri et
ceterorum capellanorum et aliorum ministrorum Deo perpetuo
serviencium in ecciesia de Cobham dicte diocesis canoniee fun-
davit et ipsum collegium de suis bonis temporalibus competenter
prout potuit dotavit ac certa statuta pro eorum magistri^ ca-
pellanorum et aliorum ministrorum gubernacione et regimine
fuerunt salubriter ordinata^ que omnia per sedem apostolicam
approbata extiterunt et eciam confirmata quodque per pesti-
lencias et alia infortunia, que a nonnuUis temporibus citra in
partibus Anglie plus solito invaluerunt, redditus dicti coUegii
sunt in tan tum diminuti, quod prefati, magister^ capellani et
alii ministri Deo servientes in eodem non valent ex eisdem
redditibus sufficienter sustentari, nonnuUeque ecclesie parro>
chiales Cantuariensis et Boffensis diocesium ipsi coUegio propin-
que de iure patronatus ipsius miiitis existunt, quare pro parte
dicti miiitis nobis fuit humiliter supplicatum, ut in augmentum
cultuB divini et dicti collegii stabilitatem unam de dictis eccle-
Stadien zur Kirchenpolitik Eng^Und« im 14. Jahrhnndert. 133
siisy qae de ipsias militis iure patronatus existit, cniusque
fnictQs annai secandum taxacionem decime qnadraginta librarum
sterlingomm sammain non excedant, eisdem collegio reservata
congruÄ porcione pro perpetuo vicario in eadem ecclesia Do-
mino servitaro et ibidem ad presentacioDem dictorum magistri
et collegii institnendo incorporare, annectere et unire de beni-
gnitate apostolica dignaremur. Nos igitar eisdem magistro et
colIegiO; nt onera sibi ineumbencia facilins supportare yaleant,
de alicnius subvencionis auxilio^ qnantum cum Deo possumus,
providere volentes, ipsorum magistri et collegii ac huiusmodi
dicti militis snpplicacionibus inclinati, fraternitati tue, de qua
in hiis et aliis specialem in Domino iidnciam obtinemos^ per
apostolica scripta committimns et mandamus, qaatenus nnam
ex predictis parrochialibus ecclesiis, qae de patronatn ipsius
militis existit et cuias fructus redditus et proventus annui secun-
dum huinsmodi taxacionem decime qnadraginta libramm ster-
lingornm valorem annnnm non excedant^ de qua tibi videbitur;
snper quo tnam conscienciam oneramns^ eisdem magistro et
collegio anctoritate apostolica incorpores, annectas perpetuo et
unias, ita quod cedente vel decedente ipsius ecclesie rectore,
quam sie univeris^ vel ecclesiam ipsam alias dimittentC; liceat
eisdem magistro et personis dicti collegii corporalem possessionem
dicte parrochialis ecclesie sie unite iuriumque et pertinenciarum
ipsiüs per se vel alium seu alios anctoritate propria apprehen-
dere et teuere ipsamque ecclesiam in perpetuum retinere fructus-
qne ipsius in supportacionem dictorum onerum et utilitatem
magistri et collegii predictorum convertere valeant diocesani
loci et cuiuscunque alterius licencia minime requisita^ reservata
tarnen prius et assignata per te de ipsius ecclesie quam unies
proventibus pro perpetuo vicario per loci diocesanum ad pre-
Bentacionem dictorum magistri et collegii in eadem canonice
institnendo et perpetuo ibidem vicario domino servituro porcione
congma, ex qua idein vicarius valeat congrue sustentari; epi-
scopalia iura solvere et alia sibi ineumbencia onera supportare^
contradictores per censuram ecclesiasticam appellacione post-
posita compescendo, non obstantibus felicis recordacionis Ur-
bani pape V. predecessoris nostri et aliis constitucionibus
apostolicis contrariis quibuscunque. Seu si aliqui super provi-
sionibus sibi faciendis de huiusmodi parrochialibus ecclesiis vel
124 I. AbbADdluttf : Loaerth.
aliis beneficiis ecclesiasticis in Ulis partibas speciales vel gene-
rales apostolice sedis vel legatorum eins literas impetrarint,
eciamsi per eas ad inbibicionem reservacionem et decretum vel
alias qnomodolibet sit processaui, qnas literas et processos
habitos per easdem et quecanqne inde secuta ad prefatam
parrochialem ecclesiam quam sie nnies volamus non extendi.
Sed nulluni per hoc eis quoad assccucionem parrocbialium eccle-
siarum ac beneiiciorum aliorum preiudicium generari , seu
quibuscunque privilegiis, indulgenciis et literis apostolicis gene-
ralibus vel specialibus, quorumcunque tenorum existant, per que
presentibus non expressa vel totaliter non inserta effectus earum
impediri valeat quomodolibet vel differri^ et de quo euiusque
toto tenore de verbo ad verbum habenda sit in nostris literis
mencio specialis^ nos enim ex nunc irritum decernimus et inane,
si secus super hiis a quoquam quavis auctoritate scienter vel
ignoranter contigerit attemptari. Datum apud Villam novam
Avenionensis diocesis IUI Kai. Julii anno VI.
4. Ans den Registern Gregors XI.
Urkunden und Regesten zur Geschichte der Unterhand-
lungen zwischen Papst Gregor XL und Eduard III, in den
Jahren 1374—1377.
1. Gregorius XI. duci Andegavensi^ quod laborans pro
facienda pace inter reges Francie et Anglie ad hoc eciam ani-
mum suum disponat et credat apostolicis nunciis. Dat. Aven.
VI Id. Marcii pont, anno IV. (1374, März 10).
(E Reg. Greg. XI., Cod. 270, Fol. 87*.)
2. Johanni duci Lancastrie super eodem. Dat. ut supra.
3. Edwardo regi Anglie, quod recepit literas suas et
mittet nuncios apostolicos pro negocio, pro. quo scribit. Quibus
prebeat favorem in percipiendis procuracionibus. Datum ap.
Villam novam Kai. Maii anno IV. (1374, Mai 1).
(Ibid., Fol. 100.)
4. Archiepiscopo Cantuariensi , quod solvat et procuret
solvi procuraciones dictis nunciis. Datum ut supra.
(Ibid.)
Stadien sor Kirehenpolitili EngUnds im H. Jahrhundert. 125
5. Alexandro electo Eboracenci; ut supra.
(Ibid.)
6. Edwardo regi Anglie, quod proroget capitala treuge
usque ad festum sancte Marie Magdalene (Juli 22) et quod
credat nuncio apostolico (Egidio Sancii). Datum ap. Villam
novam IV Non. Maii anno IV (1374, Mai 4).
(Ibid^ Fol. 102.)
7. Ludovieo coiniti Plandrie scribuntur multa super coUa-
cione ecclesie facta Brugensi Petro Mazoerii et (pro) conservacione
inrium suorum. Dat. Salon. VI Kai. Junii anno IV (1374, Mai 27).
(Ibid., Fol. 109.)
8. Eidem, quod apostolicos nuncios, quos pro certis ne-
gociis mittit Brugis (sie), velit favorabiliter pertractare. Dat.
Salon. V Kai. Junii anno IV (1374, Mai 28).
(Ibid., Fol. 110.)
9. Edwardo regi Anglie, quod mittit in festo b. Johannis
Baptiste nuncios apostolicos Senogaliensem cpiscopum et Egi-
dium Sancii Brugis (sie) cum sufficienti mandato, de quo sibi
scripsit. Dat. Salon. III Kai. Junii anno IV (1374, Mai 30).
(Ibid., Fol. 111.)
10. Edwardo principi., super eodem. Dat ut supra.
(Ibid.)
11. Johanni duci Lancastrie, super eodem.
(Ibid., Fol. 111.)
12. Archiepiscopis Cantuariensi, Eboracensi, episcopo Lon-
doniensi, quod solvant nuncio procuraciones consuetas.
(Ibid., Fol. 111.)
13. Edwardo regio Anglie, quod disponens se ad pacem
cum rege Francie mittat unuin ex filiis pro ipsa tractanda et
credat apostolicis nunciis. Dat. Salon. Uli Non. Junii anno IV
(1374, Juni 2).
So werde auch der König von Frankreich thun. Seine Bemü-
hungen seien ebenso lang als erfolglos gewesen. Das Blutvergiessen
schreie zum Himmel anf. Ermahnnngen, Frieden zu schliessen. Der
Erzbischof von Ravenna und der Bischof von Carpentras kommen als
Nuntien. Er soll ihnen Glauben schenken.
126 I. AbhMidliuig: Loierth.
14. Edwardo principi Wallie |
Johanni duci Lancastrie / super eodem.
Ouilelmo domino de Latimer j
(Ibid., Fol. 133*.)
15. Ludovico comiti Flandrie, quod det operam efficaeem
penes dictos reges. Datum ut supra.
(Ibid.)
16. Carole regi Francie, quod disponat se ad pacem cum
rege Anglie et mittat solemnes nuncios Brugis pro facienda
treuga et tractanda pace. Datum Novis Av. dioc. II Id. Aug.
an. IV (1375, Aug. 12).
(Ibid., Fol, 138.)
Ludovico duci Andegavensi
Philippo duci Burgundie .
Ludovico Flandrie comiti ( ^
Pluribus allis.
(Ibid.)
17. Edwardo regi Anglie, quod disponat animum ßuum
ad tractatum pacis cum Romana ecclesia et credat apostolicis
nunciis. Datum Aven. XII Kai. Nov. anno IV (1374, Oct. 21).
(Ibid., Fol. 161.)
18. Edwardo principi Wallie, quod inducat dictum regem
genitorem suum ad premissa. Dat. ut supra.
(Ibid.)
19. Gregorius XI Guilelmo episcopo Carpentarensi ap.
nuncio, quod perquirat vias pacis inter reges Francie et Anglie.
Aven. VI Id. Jan. a. V (1575, Jan. 8).
(Ibid., Cod. 271, Fol. 95^)
20. Eduarde regi Anglie: intimatur accessus domini nostrl
ad urbem in autumpno futuro et oblacio ipsius ad bona regis
et regni cum recommendacione personarum ecclesiasticarum
eidem. Dat. Aven. V Id. Jan. anno V (1375, Jänner 9).
21. Gregor XI. an Eduard HE. von England (und Karl V.
von Frankreich): klagt über den langen Zwist zwischen den
beiden Staaten und hojflft, sie werden nach Beilegung des Streites
StndMn snr Eiroheopolitik Englands im 14. Jahrhundert. 1 27
vereint gegen den immer mehr erstarkenden Erbfeind der
Christenheit ziehen. Seine Gesandten seien angewiesen, zur
Herstellung des Friedens thätig zu sein. Avignon 1375, Febr. 9.'
(Ibid., Cod. 271, Fol. 7^— 8^)
22. Edwarde regi Anglie, quod amraoveat arrestum positum
super responsionibus et quantitatibus pecuniarum spectancium
ad hospitale saneti Johannis et Robertum magistrum eiusdem
hospitalis et fratres eiusdem habeat recommendatos. Dat. Aven.
Id. Febr. anno V (1375, Febr. 13).
(Ibid.)
23. Monentur omnes prelati euiuscunque dignitatis et
gradus, ut infra certum terminum a Romana curia recedant
et in suis ecclesiis et monasteriis resideant. Dat. Aven. IV Kai.
Aprilis anno V (1375, März 29).
(Ibid., Cod. 286.)
24. Henrico de Wakefeldis, regis Anglie thesaurario,
quod promoveat pacem inter reges Francie et Anglie. Datum
Aven. IV Kai. April, anno V (1375, März 29).
(Ibid.)
25. Qregorius XI. Edwarde principi Walliae, quod com-
pellat nonnullas gentes regias conantes petere nomine regio
decimas ab arrendatoribus bonorum cardinalium . . . Datum ut
Nr. 29.
26. Johanni duci Lancastrie |
27. Thesaurario regis Anglie ? super eodem.
28. Thesaurario hospicii regis J
29. Gregor XI. an Eduard III.: Dieser möge seinen Be-
amten verbieten, von den in England Beneficien besitzenden
Cardinälen den verlangten Zehent von allen ihren geistlichen
Einkünften einzuheben. Avignon 1375, April 23.
(Ibid., Cod. 271, Fol. 121»».)
Carissimo in Christo filio Eduuardo regi Anglie illustri
salutem etc. Ad illa te fili carissime libenter inducimus ac
precibus exhortamur, que honestatem sapiunt teque in con-
spectu regis eterni reddere valeant graciosum. Sane nuper
^ Die lateinischen Regesten sind den vaticanischen Reg^sterbänden selbst
entnommen. Daher der Wechsel in der Sprache.
128 I. Ablundliing: Loi«rth.
accepimus^ quod nonnalle gentes tue, prcter (ut firmiter cre-
dimus) conscienciam toam^ cum sis princeps catholicn«^ deci-
mam fructunm et proventnum omninm benefieionim ecclesiasti-
' corum que nonnnlli ex venerabilibos fratribus nostris sancte Ro-
mane ecclesie cardinalibus intra regnum tuum Anglie obtinent,
a gentibus dietarum cardinalium sea arrendatoribas beneficioram
ipsorum nomine regio (ut pretendunt) exigere conantar atqne
volnnt. Cum autem regiam maiestatem non decent talia^ nova
tarnen et inaudita, cum in dedecus regium vergere dinoscuntnr,
aliquatenuB tolerare^ eandem maiestatem regiam rogamus et
hortamur in domino^ eam attencius deprecantes, quatenus pro
nostra et apostolice sedis revereneia et sicut nobis placere de-
sideras^ huiusmodi gentes regias^ ut ab exaecione dicte decime
et a quocunque impedimento prefatis cardinalibus in pre-
missis prestando proi*sus abstineant, compellas ipsosque cardi-
nales eorumquo gentes et procuratores habere velis favorabiliter
commendatoSy ita quod omnipotentem dominum tibi constituas
propicium nosque proinde sinceram devocionem tuam dignis in
domino laudibus attollamus. Dat. Avenione Villi KaL Maii
anno V.
30. Gregor XI. an den Nuntius Arnold Garnier: theiit
ihm mit; dass er im Interesse einiger in England Benefieien
besitzenden Cardinäle an den König und einige Grosse die
beigeschlossenen Briefe geschrieben; er möge sie befördern und
auf ihre Vollziehung bedacht sein. Avignon 1375, April 26.
(E reg. Greg. XL, Cod. 271, Fol. 122»».)
Dilecto filio Arnolde Garnerii canonico Cathalaniensi
licenciato in legibus apostolice sedis nuncio salutem etc. In fa-
vorem nonnullorum venerabilium^ fratrum nostrorum sancte Ro-
mane ecelesie cardinalium, qui in regno Anglie beneficia obtinent,
carissimo in Christo filio nostro Eduuardo regi Anglie illustri
et nonnuUis aliis scribimus, prout continent cedule presentibus
intercluse. Quocirca discrecionem tuam hortamur attencius,
tibi nichilominus per apostolica scripta mandantes, quatenus
literas ipsas eidem regi et aliis quibus diriguntur presentes seu
presentari facias et apud ipsos, quod ea que scribimus adim-
^ MS.: venerabilibus fratribus nostris.
Stadien zar Kirohenpolitik Eaglandi im U. Jahrhondert. 129
pleant viis et modis qoibas poteris^ diligenter insistas. Dat.
Avinione VI Kai. Mail anno V.
31. Johanne principisse Walliarum, ut se (pro pace) inter-
ponat. 1375^ Apr. 26.
(Ibid., Fol. 128.)
32. Gaileimo de Latüner, super eodem.
33. Gregor XI. dem Erzbischof Pileus von Ravenna und
dem Bischof Wilhelm von Carpentras: Sie mögen zum Zwecke
der rascheren Herstellung des Friedens und zur Sammlung des
Krenzzngsheeres die beigeschlossenen Briefe den Königen von
England und Frankreich und den Brüdern dieses und Söhnen
jenes übergeben. Villanova 1375^ Mai 18.
(Ibid., Fol. 36»».)
34. Carole regi Francie mittuntur certi christiani venientes
de partibus Saracenorum^ asserentes Saracenos timere finem
et excidium legis sue^ exhortando propterea eum ad pacem.
Vülanove 1375, Mai 18.
(Ibid., Fol. 33.)
35. Edwarde regi Anglie
36. Philippe duci Burgundie
37. Johanni duci Lancastrie
38. Johanni duci Bituricensi \ super eodem.
39. Edwarde primogenito regis Anglie
40. Edmunde comiti Cantabrigie
41. Thome comiti Herfordie
42. Cantuariensi et Eboracensi archiepiscopis communi-
catur et mandatur, ut subsidia decimalia in regno Anglie nuper
imposita ad certam florenorum summam solvant partem eos
contingentem ac a personis suarum civitatis et diocesis ac pro-
vinciis quibuscunque exigunt et percipiant contradictores per
censnram ecclesiasticam compellendo. Datum apud Villam
novam Aven. dioc. Id. Julii anno V (1375, Juli 15).
(Ibid., Ood. 286.)
43. Gregor XL an den Clerus von England, statt des
ihm auferlegten Zehents lOO.CXK) Gulden zu zahlen, und zwar
30.000 zu Allerheiligen, 30.000 zu Joh. Baptist und den Rest,
SitnsftlMr. d. phU.-liist. Gl. CXXXYI. Bd. 1. Abh. 9
130 1. AKbuidluig: Loiertli.
sobald der Friede zwischen England und Frankreich za Stande
kommt. Villa Nova 1375, Juli 15.
(Ibid.)
44. Gregor XL an den Nuntius, Bischof Johann von Sarlat:
die fUr seine Rückkehr nach Rom bereitgehaltenen Schiffe des
Königs Friedrich Ton Sicilien mögen abbestellt werden, da er
im Interesse der englisch-französischen Friedensyerhandlungen
seine Fahrt nach Italien bis zum nächsten Frühjahr verschieben
müsse. Villanova 1376, Juli 28.
Venerabili fratri Johanni episcopo Sarlatensi apostolice
sedis nuncio salutem etc. Hiis diebus tue fratemitati scripsimus,
quod, si alique galee carissimi in Christo filii nostri Frederici
regis Trinacrie illustris pro nostro adventu ad urbem pararentur,
earum differretur recessus usque ad vicesimum diem mensis
Augusti proxime secuturi. Cum autem carissimi in Christo fiUi
nostri Caroli regis Francorum illustris et dilecti filii nobilis
vir Johannis ducis Lancastrie carissimi in Christo filii nostri
Edwardi regis Anglie illustris nati tractatoris pacis inter dictos
reges auctore domino faciende et nonnuUorum aliorum magna-
torum nee non prelatorum et populorum supplicancium, quod
pro favore dicte pacis remanere in instanti tempore in hiis parti-
bus debeamus, precibus clementer inducti accessum nostrum ad
partes Italic ad tempus veris proxime faturi provide duxerixnos
differrendum, nam pro tanto negocio si essemus in Italia, ad
partes istas merito veniremus: volumus, quod si idem rex: de
galeis huiusmodi ordinasset, sibi regracieris ex parte nostra et
huiusmodi dilacionem exponas, rogando eum, quod tempore dicti
veris, si eum requiremus, huiusmodi galeas habeat preparatas.
Sibi autem non scribimus, quia nescimus, si dictis galeis aliqoid
ordinaret. Dat. ap. Villamnovam V. Kai. Aug. anno V.
(Ibid., Cod. 271, Fol. 43*.)
45. Gregor XI. an Peter von Aragonien: Er müsse die
Reise nach Italien wegen der zwischen England und Frankreich
schwebenden Friedensverhandlungen verschieben. Villanova
1375, August 2.
Carissimo in Christo filio Petro regi Arragonum . . .
Cum noviter inter carissimos in Christo fiUos nostros Carolam
Studien snr Kirehenpolitik Engluidi im 14. Jalirhvndert. 131
Francornm et Edwardam Anglie reges invicem discordantes
sit facta treuga sab spe pacis commodius pertractande et per
prefatum regem Francie ac dilectum filiam nobilem virom
Johannem ducem Lancastrie prefati regis Anglie natnm trac-
tatorem diete pacis et per nuncios nostros^ quos ad tractandum
dictam trengam et pacem habuimus pro ut habemus in partibus
FlandriC; nobis fuerit instantissime supplicatuni; ut cum per-
fectione tractatus einsdem pacis nostra presencia in bis par-
tibus necessaria existimatur, predictum nostrum recessum digna*
remur differre, nos premissam pacem non solum regnis et terris
memoratomm regum sed toti christianitati peratilem, pro qua
si essemus in urbe ad partes rediremus easdem^ summis desi-
deriis affectantes . . .
Datum apud Villam novam Avenion. dioc. IUI Non Aug.
anno V (1375, August 2).
(B Eeg. Greg. XL, Cod. 271, Fol. 43»».)
46. Eodem modo Ludwico regi Ungarie.
47. „ „ Henrico regi Castelle.
48. „ „ Edwarde regi Anglie.
49. „ „ Carole regi Navarre.
50. „ „ Alberto et Leupoldo ducibus Austrie.
51. ,, „ Antianis populi et consilio et communitati
civ. Pisan. nee non
52. „ „ Petro de Gambacurtis militi.
53. ,y ^ populo Romano.
54. An Egidio Sancii Mumonis: Der Papst habe ihm,
dem Bernhard von Pampelona und Radulph von Sinigaglia
Aufträge nach Flandern mitgegeben. Inzwischen seien sie
zurückgekehrt und der König von England Willens, einen Boten
nach Brügge zu senden. Es mögen daher die damals fest-
gestellten Bedingungen bis zu Christi Himmelfahrt gelten.
Datum apud Pontemsorgie 1375, Sept. 6.
(Ibid., Cod. 267, Fol. UK)
55. Ordinatur, ut archiepiscopi Cantuariensis et Ebora-
censis E^dio Sancii ap. sed. nuncio procuraciones in regno
Anglie sibi assignatas a suis subditis exigant . . . Datum ap.
Pontemsorgie VIII Id. Sept. anno V (1375, Sept. 6).
(Ibid., Cod. 286.)
9*
132 I. AbhaDdlQDg: Loterth.
56. Gregor XI. an den CüeroB von England: Dieser habe
seinem Nontius Egidio Sancii für die Zeit seiner Anwesenheit
daselbst täglich sechs Goldgnlden zu zahlen. Datum ap. Pontem-
sorgie 1375, Sept. 6.
(Ibid., Cod. 267, Fol. 86*.)
57. Egidio Sancii conceditur, nt contra quoscunque prelatos
regni Angüe eidem non solventes procuraciones citaciones et
moniciones per edicta publica facere valeat. Dat. ut supra.
(Ibid., Cod. 271, Fol. 84*— 8ö»». Cf. et Cod. 286.(
58. Egidio Sancii nuncio prorogandi quosdam articulos
inter regnum Anglie et Romanam ecciesiam habitos et cura eos
gerendi et exercendi conceditur facultas. Dat. ap. Pontemsorgie
1375, Sept. 6.
(Ibid., Cod. 286, Fol. 296* et Cod. 267, Fol. 84»».)
59. Egidio Sancii nuncio ad partes Anglie destinato procu-
raciones debite assignantur. Datum apud Pontemsorgie V Id.
Sept. anno V (1375, Sept. 9).
(Ibid., Cod. 286, Fol. 287»>.)
60. Universis archiepiscopis , episcopis aliisque prelatis
regni Anglie mandatur, ut Egidio Sancii singulis diebus in sex
florenis de camera pro expensionibus suis provideant. Datum
ut Nr. 59.
(Ibid., Fol. 297»». C£. Kr. 66.)
61. Eidem Egidio datur facultas compellendi archiepiscopos
Eboracensem et Cantuariensem ad solvendum procuraciones sibi
debitas, et quod ipsi possint illas recipere a rege Anglie. Dat.
ut. Nr. 59.
(Ibid., Cod. 267, Fol. 88.)
62. Gregorius XI. nunciis Caroli regis Francorum Brugis,
quod prosequantur pacem et concordiam inter reges Anglie et
Francie et super premissis in dicendis archiepiscopo Raven-
natensi et episcopo Carpentoratensi credant. Datum apud Pon-
temsorgie Avenien. dioc. XII Kai. Oct. anno V (1375, Sep-
tember 20).
(Ibid., Cod. 271, Fol. 141 \)
63. Ludovico duci Andegavensi, quod prosequatur (ut
supra).
Stadien zur Kircbenpolitik Englands im 14. Jabrhnndert. 133
64. Eduardo principi Vallie (ut supra).
65. Carolo regi Francie (ut supra).
66. Philippo duci Burgundie (ut supra).
67. Johanni episcopo Ambionensi (ut supra).
68. Gregor XI. an den gesammten englischen Clerus: den
zu den Friedensverhandlungen bestimmten Gesandten die
schuldige Procuration zu. zahlen. Datum ap. Pontemsorgie
(1375, Sept. 21).
(Ibid., Cod. 267, Fol. 83»».)
69. Archiepiscopo Eboracensi quod habeat recommissum
Egidium Sancii Mumonis apud regem Anglie in hiis, que secum
habet agere. Dat. Aven. Kai. Oet. an. V (1375, Oct. 1).
(Ibid., Fol. 23»».)
So auch an den Bischof von Herford.
70. Roberto de Alis priori Anglie hospitalis sancti Johannis
Jerosalemitanensis, quod procuret relaxari arrestatum pecunia-
mm magistro hospitalis sancti Jeros. et conventui Rhodi per
regem Anglie factum. Dat. Aven. Id. Oct. anno V (1375, Oct. 15).
(Ibid., Cod. 271, Fol. 62.)
71. Ebenso an König Eduard. Die beschlagnahmten
Gelder waren für den Kreuzzug bestimmt.
72. Ludovico regi Ungarie, quod increpet Florentinos
molientes ipsum trahere a dileccione ecclesie. Dat. Av. Kai.
Nov. anno V (1375, Nov. 1).
73. In eundem modum regine Ungarie.
74. Regi Edwarde, quod XXII fratres Hospitalis s.
Johannis ad pugnandum contra Turcas ultra mare cum omnibus
suis bonis libere transire per regnum suum permittat et eis auxi-
lium prebeat. Dat. Aven. VI Kai. Dec. anno V (1375, Nov. 26).
So auch an viele andere Fürsten.
75. Andree Contareno duci Veneciarum, quod velit mittere
galeas aliquas per ipsum oblatas, quod in Kai. Marcii essent
parate in portu Massiliensi. Aven. 1375, Nov. 27.
(Ibid., Cod. 271.)
So auch an die Königin von Sicilien.
76. Carolo regi Francie, quod incUnet animum suum ad
pacem cum rege AngUe et mandet tractatoribus pacis pro
134 I. Abhaodliioff: Loserth.
parte sua, quod exeqnantur hoc liberali via. Dat. Ay. IV Kai.
Dec. an. V (1375, Nov. 28).
Man war wieder darüber nicht einig, wo die Unterhand-
langen stattfinden sollen.
77. Regi Anglie (nt snpra).
78. Duci Lancastrie (ut snpra).
79. Tractatoribas pacis Pileo et Guilelmo . . .
80. Philippe d. Borgundie.
81. Ludovico Flandrie.
82. Ladovico Andegavensi.
(Ibid., Fol. 200.)
83. Gregor XI. an den Erzbischof von Canterbury: Da
die Geistlichkeit der Erzdiöcese York die erste schuldige Rate
gar nicht, jene von Canterbury sie nicht ganz gezahlt hat, so
ist das Geld binnen Monatfrist einzuheben. Avignon, 1376, Mai 7.
(Ibid., Cod. 281, Fol. 261»».)
84. Gregor XL an den Nuntius Bischof von Emly: Die
päpstlichen Einkünfte in der ihm anveilrauten Provinz einzu-
fordern und einzuschicken. Rom, 1377, März 8.
(Ibid., Cod. 280, Fol. 39*.)
85. Gregor XI. an denselben: quod de omnibus et singulis
bonis, creditis, fructibus, redditibus, procuracionibus, iuribus
et observacionibus ^in sua provincia) ac vero valore ipsorum . . .
cameram apostolicam certificare procuret. Dat. ut Nr. 84.
(Ibid., Fol. 39»».)
86. An denselben: dass er die säumigen Schuldner, Erz-
bischöfe, Bischöfe etc. unter Androhung der Kirchenstrafen
zur Zahlung mahne.
(Ibid., Fol. 45 ^)
,racione promocionis eorum ad prelaturas quibus presint'.
87. An denselben: Zur Vertheidigung der römischen
Kirche brauche er Geld, die Bischöfe der ihm anvertrauten
Provinz (Cashel) sind zu mahnen, ihm Beiträge einzusenden.
Datum wie oben.
(Ibid., Fol. 49*.)
Stadien rar KirehenpoUtik EngUodB im 14. Jahrhondert. 135
Inhalt.
Seite
Vorbemerkuugen 1
1. Die Kirchenpolitik Eduards 1 4
2. Die Kircbenpolitik Ednards III. vom Beg^inn des englisch-franzö-
sischen Tbronstreites bis zum Frieden von Bretigny 19
3. Der päpstliche Lehenszins und das angebliche Auftreten Wiclifs
als Kirchenpolitiker in den Jahren 1365 und 1366 30
4. England und das Papstthum vom Frieden von Bretigrny bis zum
Congress von Brügge 44
5. Der Friedenscongress zu Brügge 53
6. Das gute Parlament 67
7. Die ersten kirchenpolitischen Schriften Wiclifs. Das Buch vom
göttlichen Regiment und die Schrift von den zehn Geboten . 76
8. Das erste Buch von der bürgerlichen Herrschaft 83
9. Die achtzehn Thesen Wiclifs und die Versammlung in St. Paul . 89
10. Wiclifs Ideen über die Einziehung des englischen Kirchengutes.
Das zweite und dritte Buch von der bürgerlichen Herrschaft. 99
Excurse 111
1. Wiclif und Occam 111
2. Papst Gregor XI. und Wiclif 112
Beilagen 118
1. Zur Lehenszinaforderung 118
2. Gregor XI. an die englischen Kuntien etc 120
3. Gregor XI. gewährt Johann von Cobham, dass fUr das von diesem
gestiftete Collegium die Einkünfte einer der Kirchen seines
Patronates bestimmt werden 122
4. Ans den Registern Gregors XI 124
II. Abh.: Wolf Edl«r von Ol an Teil. Dl« CanooMMininliing d. Cod. Tat. eto. 1
n.
Die Canonessammlung des Cod. Vatican. lat. 1348.
Yon
Dr. Victor Wolf Bdlen von GlanYOll
in Gns.
oo sehr sich die Zahl der heatzntage als bekannt gel-
tenden Yorgratianischen Rechtssammlungen vermehrt hat^ so
kann man doch von den wenigsten behaupten, dass man sie
wirklich genan kennt: nur ab und zn findet sich der Text
von einer oder der anderen gedruckt, und auch da ist er meist
gar nicht untersucht, wohl desshalb, weil man die M&he und
— sagen wir es offen — die Langeweile scheut, welche eine der-
artige Arbeit nothwendiger Weise manchmal bereiten muss. Ich
hoffe daher meinen Fachgenossen keine unangenehme lieber-
raschong zu bereiten, wenn ich ihnen im nachfolgenden eine
Canonessammlung vorlege, welche der Aufmerksamkeit der da-
ftir interessierten Kreise bislang nahezu gänzlich entgangen zu
sein scheint^ und daher wohl mit Recht als ,unbekaDnt^, als ,neu'
gelten darf. Bevor ich jedoch zum eigentlichen Stoffe übergehe,
kann ich mir einige erläuternde Bemerkungen nicht versagen.
Den Text habe ich, dem mir sehr praktisch scheinenden
Vorgange Foumier's folgend, um Raum zu sparen, nur inso-
weit aufgenommen, als ich das Incipit und ExpUcit jedes ein-
zeben Capitels angegeben habe. Schon desshalb und noch aus
anderen leicht begreiflichen Gründen war es aber nothwendig,
die einzelnen Capitel insofeme zu bestimmen, als sie bei den
betreffenden Autoren, welchen sie vom Verfasser der Samm-
lung zugeschrieben waren, aufgesucht werden mussten, was
auch bei dem weitaus überwiegenden Theile der Capitel ge-
schehen ist. Einzelne, deren Aufsuchen infolge der ungenü-
' Die einzige gedrackte Notiz über dieselbe findet sieb — worauf mich Herr
Hofrath Dr. Fr. Maassen anfinerksam machte — bei Arevalo ,&, Isidori
Hispalensis' Ep. Opera II 262 (Migne ^atrologia latina' Bd. 81, Col. 792).
aitnapWr. d. pha.-liu«. CU GXXXYL Bd. 8. Abh. 1
2 II. AbbaDdlvag: Wolf Edler von OUnrelL
genden Ueberschrift oder direct falscher Angaben allzu schwierig
geworden war, liess ich allerdings ohne solche Bestimmang,
da ich den Aufwand von Zeit und Muhe dafür als in keinem
Verhältnisse zum Resultate stehend erachtete; wenn es möglich
war, so habe ich dabei den Ort citiert, wo sich dieselben in
einer der bereits vollständig gedruckten Sammlungen (Burchard,
Ivo) vorfinden, um so wenigstens Aufschluss über den voll-
ständigen Text zu geben. Gregor I. habe ich nach der Patro-
logie von Migne und nicht nach der neuen Ausgabe seiner
Briefe (Monumenta Oermaniae, Epistel. Tom. I, Pars I), die
PoenitentialbUcher nach Wasserschieben und nicht nach Hilden-
brand citiert, weil ich glaube, dass die von mir angeführten
Werke leichter und aUgemeiner zugänglich sind.
Noch ist es mir eine angenehme Pflicht, der werkthätigen
Unterstützung meines hochverehrten Lehrers, Herrn Professor Dr.
Friedrich Thaner, welcher mir in der liebenswürdigsten Weise
seinen erprobten Rath zutheil werden liess, dankbarst zu gedenken.
Das Manuscript (Vatican. Nr. 1348) ist ein roth gebun-
dener Pergamentband in Octav von 189 Folien, zu je 25 Zeilen
die Seite, der Schrift nach etwa aus dem Ende des 11. oder
dem Anfange des 12. Jahrhunderts stammend. Die Schrift ist
rein und sauber, indessen ziemlich stark und unregelmässig
gekürzt; an vielen Stellen (z. B. I, 5, 3; I, 7, 1 und I, 25, 4)
stimmt der Text der Handschrift mit dem Originale des be-
treffenden Capitels nicht genau überein. Auf p. 1—12 ist der
eigentlichen Sammlung eine theologische Abhandlung, betitelt
,De fide sanctae et individuae trinitatis^ vorausgeschickt, auf
welche (p. 12, 13) noch eine kurze, in Form eines Gleichnisses
gekleidete f^bauungsschrift ,De camera Christi, hoc est cor-
rectum et bonum' folgt; an deren Schlüsse steht von anderer
Hand und mit anderer Tinte geschrieben die Bemerkung ,Iste
liber est monasterii sancte marie de angelis de florentia^ Die
eigentliche Sammlung, ,liber excerptum ex sententiis canonnm
sanctorum patrum^ genannt, umfasst die p. 14 — 329, wonach
auf p. 331 eine ,Cronica ysidori sive quod est verius sanctonuu
augustini et hieronimi' beginnt,^ welche bis auf Heinrich IV.
^ Vgl. O. H. Pertz im Archiv für ältere deutsche GeachichtBkniideS
Bd. Xn, p. 226 und Mi^e 1. c. Bd. 81, Col. 798.
Die CanoDMSuimliing des Cod. Yatina. Ut. 1S48. 3
(1056—1106) reicht. Den Schluss bildet von p. 364—376 eine
^Chronica pontificam sancte romane ecclesie, et qnot annos vel
menses sea dies quisqne eonim ibi sedit'^ welche mit Paschal II.
(1099—1118) schliesst. Auf der letzten Seite (p. 378) endlich
sind einige Begriffe erklärt , wie Canon, Sjnodus, Concilioni;
Conventus, Congregatio; Xenodochium, Ptochotrophium, Koso-
chomium , Orphonotrophyum , Q erontochomium , Brephrotero-
phyum.
Ich wende mich nun der Sammlung selbst zu, welche,
wie schon erwähnt, den Titel führt ,Liber excerptum ex sen-
tentiis canonum sanctorum patrum^ und die p. 14 — 329 unseres
Codex einnimmt; sie ist in filnf Bücher getheilt, welche ihrer-
seits wieder in Capitel (im Texte tituli geheissen) zerfallen,
welche dann die einzelnen capitula umfassen. Dem Texte selbst
ist auf p. 14 — 16 eine summarische Inhaltsangabe der fbnf
Bücher vorausgesetzt, auf welche dann der Text der einzelnen
Bücher unmittelbar folgt, jedoch so, dass jedem Buche eine
AufzÄhlxmg der einzelnen Titel (vor dem 1. und 2. Buche
capitula genannt) voraufgeht. Ich bringe der Einfachheit halber
die Inhaltsangabe jedes Buches gerade vor dem Verzeichnisse
der Titel und dem Incipit und Explicit jedes einzelnen Capitels.
I. Buch.
Primus Über continet de primatu romane ecclesie ac pri-
matibus provinciarum. de electione pontificum et ordinatione
eorom, de consecratione sacerdotum et levitarum aliorumque
ordinum et quibus fiat temporibus quaque personarum aetate;
de ambitiosis parvasque ecclesias respuentibus, de visitatione
plebium ac celebratione synodi. de consecratione ecclesiarum
misseque celebratione, de sacerdotibus depositis perdiisque
ecclesiasticis, de divisione oblationis ac ecclesie possessione. de
corpore domini aliisque sacramentis, de decimis atque ecclesie
servis; de illicitis coniunctionibus, utrum sint ordinandi, de officio
diaconorum et usurariis presbyteris De celebratione divini officii
et ordine librorum veteris ac novi testamenti ac quibus tem-
poribus debent legi, de variis ordinibus in ecclesia positis ad
eam gubernandam.
1*
4 II. AVhMdluf : Wolf Bdier tob OUnroll.
Incipiant capitnla libri primi.
I. De primatu romane ecclesie et emendatione herroris
ao de primatiboB atqne provinciis, qnot civitates habeant.
1. Anacleti papae cap. XXIIII. In novo autem testa-
mento ... in ecclesia.^
2. Prima ergo sedes est . . • consecrayemnt.'
3. Secunda aatem sedes . . . abilins.'
4. Tertia vero sedes . . • exortnm est.*
5. Calixtus pp. in IL Nolli dubinm est . . . permittit'
6. Dionisii pp. C. IL Olim et ab initio . . . emendare.^
7. Clemens C. XXVIII. In Ulis civitatibus . . . nomine.^
8. Stephani pp. C. VIIIL Nulli . . . referende.«
9. PelagiuB. Qaia denno nostram . . . iadices.^
IL Quod nnaqaeque civitas saom habeat episcopam et
qnomodo debeat eligi atqne ordinari.
1. Clementis pp. C. XXIX. In singnlis civitatibns . . . no-
men fieret.^
2. £x yerbis petri ad dementem C. IV. Te qnidem oportet
. . . solves.'
m. Quod debeant admitti ad gradns ecclesiasticos et
quornm consensu atqne a quibns possint episcopi ordinari et
qnantnm temporis possit eornm protelari ordinatio ac de bis,
qui promoveri nolnnt.
1. Stephani pp. C. IL Quod vero consnlnisti . . . seryaverit.^^
^ Der letzte Satz von Psendo-Isidor fehlt. Aus Pseado-Isidor; vgl. P. Hin-
schi tu, ,Decretales Pseado-Isidori&nae*, p. 79.
' Ebenso hier. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 88.
* Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 186.
* Ist nur der erste Satz aus dem Briefe an den Bischof Sevems. Aas
Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 195.
'^ Ist Cap. XXVIII und der erste Satz aus Cap. XXIX. Aus Pseudo-Isidor;
' vgl. Hinschius 1. c. p. 89.
* Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius L c. p. 185.
^ Aus dem Briefe Papst Pelagius I. an den Bischof Johannes von Con-
stantinopel. Vgl. Mansi-Passioneo ,Sacrorum conciliorum nova collectio'
Bd. IX, Col. 904.
* Ist die zweite Hftlfto von Cap. XXIX. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschiue
1. c. p. 39.
* Enthält Cap. IV mit manchen Auslassungen. Aus Pseudo-Isidor; cf. Hin-
schius I. c. p. 32.
^® Lässt den letzten Satz von Cap. H aus. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hin-
schius 1. c. p. 182.
Dm OaaoneMftmmliing dea Cod. Vatican. lat. 1848. 5
2. Celestini pp. in epist. ü, C. V. Nullus . . . iudicium.'
3. Leonis pp. C. XII. Kalla ratio . . . mnnita.'
4. £x epist. Anacleti pp. Ordinationes episcopomm . . .
ordinatio celebretnr.'
5. Adrianas pp. universali octavie synodo praesidens dixit.
Promotiones et consecrationes . . . monstraverit.^
6. Damasi pp. C. XXV. Qaum quidam . . . cedat.^
7. Gelasii pp. Constilait dilectio tua . . . honorem.^
IV. De abscisis et insciis litterarum ac penitentibas.
1. Hylarns pp. C. III. Inscii litterarum . . . dissolvetJ
2. Gelasii pp. C. XVII. De bis autem . . . censere.®
3. Syricii pp. C. XV. Quicunque penitens . . . sententiam.®
V. De servis et libertis, qnomodo promoveantur et in
qnanto tempore^ ac de incante ordinatis atqne de laicis venire
Tolentibus ad sacram militiam.
1. Leon 18 pp. C. I. Admittnntur . . . potestatis.^®
2. Gelasii pp. C. II. Priscis igitur pro sui . . . devotio."
3. Syricii pp. C. X. Quod vero iam aetate . . . societur.**
VI. Qnibus temporibns ordinationes sint faciende et qno-
modo et in qua aetate , atqne de absoluta ordinatione et non
snscipiendo extraneo clerico.
' Aas Pseado-Isidor; vgl. Hinschins I. c. p. 660.
' Ist in Wahrheit Gap. I des Briefes an den Bischof Rusticus von Nar-
bonne. Ans Psendo-Isidor; vgl. Hinschius l. c p. 616.
* Der erste nnd der letzte Satz fehlen. Ans Pseado-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 76, 76.
* Ist Cap. 22 der ,Regulae* einer im Jahre 869 zu Constantinopel gehal-
tenen Synode. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XYI, Col. 174, 176.
^ Vgl. P. Coostant, ,Epistolae Romanorum pontificum' Col. 620.
* Aas einem Briefe an einen Bischof Victor. Vgl. Thiel, ^Epistolae Ro-
manoram pontificum genuinae' p. 488.
^ Aus Hilari synodale decretum. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 630.
* Generale decretum Gelasii Cap. XIX. Aus Pseado-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 668.
* Einige Zeilen des Anfanges sind ausgelassen (aus dem Briefe ad Eume-
rium Tarraconensem episc.). Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 623.
^* Aus dem Briefe ad universos episcopos; der letzte Satz fehlt. Aus
Pseado-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 614.
*^ Enthftlt Cap. II und III des Qenerale decretum. Aus Pseudo-Isidor; vgl.
Hinschius 1. c p. 660.
*' Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 622.
6 II. Abbui41iing: Wolf EdUr tod OUnrell.
1. Gelasii pp. C. XL Ordinationes etiam . . . ordinati.*
2. Leonis pp. C. I. Quod ergo a patribns . . . gratianun.^
3. Fabiani pp. XXX. Si qois aetatis suae . . . consecrare.
4. Ex concilio Calced. C. VI. Nullum absolute ordinäre . . .
iniuriam.'
5. STxti pp. C. VI. Nullus episcopus . . . potent.*
6. Ex CalcedoD. concilio. C. XX. Clericos in . . . ecclesiam.*
7. Simplicii pp. Relatio nos vestre dilectionis . . . sint
remoti.*
Vn. Qua auctoritate consecrandi sint episcopi.
1. Hylari pp. C. I. Hoc autem primum . . . resnltarit.'
2. Einsdem. Et licet hi qni preter . . . perpetretnr.®
VIII. Quod non est legitimus honor, qui contra legem
collatus est, et de ambitiosis et quomodo mutari possit episcopus.
1. Leo pp. C. I. Principatus quem aut . . . praestiterit.^
2. Symachi pp. C. V. Nullus itaque . . . subire iacturam.*®
3. Greg. pp. Sunt nonnulli qui . . . requirit."
4. Pelagii pp. Quum in canonibus legitur . . . faciunt."
IX. De episcopis, qui parvas civitates despiciunt ac ne-
glegentibus et qui in ipsis non recipiuntur civitatibus.
^ Ist Cap. Xni des Geuerale decretum. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 662.
' Cap. I des Briefes an den Alexandriner Dioscorns. Vgl. Mansi- Passionen
1. c. Bd. V, Col. 1241, 1242.
' Die vier letzten Worte fehlen. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c.
p. 285, 286.
* Der letzte Satz fehlt. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 192.
' Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 287.
' Ist der erste Absatz eines Briefes an die Bischöfe Florentius, Equitius
und Severus. Vgl. Thiel 1. c. p. 175, 176.
^ Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 631.
* Aus einem anderen Briefe an den Bischof Ascanius von Tarraco. Aus
Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 632.
' Ist ein Auszug aus Cap. I eines Briefes an die afrikanischen Bischöfe.
Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 622.
^^ Die drei letzten Sätze fehlen. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c.
p. 667.
^^ Ist aus Cap. 4 und 6 der IV. Homilie des I. Buches. Vgl. Migne ,Pa-
trologia latina* Bd. 76, Col. 1091, 1092.
^' Aus dem Briefe des Papstes Pelagius II. an den Erzbischof Benignus.
Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. IX, Col. 882.
Die Oanonesfammlang dte Cod. Vftticui. Imt. 1348. 7
1. Leonis. Si quis episcopns civitatis sne . . . augeri.^
2. Ex concilio antioceno C. VI. Si quis episcopus . . .
sacerdotum.*
3. Ex concilio antioceno C. XVIII. Si qnis episcopus . . .
decrevit.*
X. Quod provincia non sit dividenda et quod clerus tan-
tum in nna civitate est ordinandns ac de vagantibas.
1. Ex conc. calcedonense C. XII. Pervenit ad nos . . .
privilcgiis.*
2. In eodem C. X. Non licere clerum . . . ministrare.*
3. Greg, in reg. C. LXXTV. Filium nostrum . . . non habet. ^
4. Qaicanque temere ac periculose . . . comprobetnr.^
XI. Quod episcopus non rogatus ad alienam ecclesiam
noD accedat suosque non transeat terminos.
1. Ex epist. Bonifacii pp. Si quis episcopus non rogatus
. . . concilio.*^
2. Innocentii ad florent. Non semel . . . requiramus.^
XII. De annua visitatione plebium et qui preire debeant.
1. Ex conc. tollet. Cum episcopus suam . . . habeat.^^
2. In eodem. Quod si episcopus aut languore . . . vitam
inquirant."
3. Elx conc. rotomagensi C. XL Cum episcopus . . . ihesum."
XIII. Ut nullus episcopus successorem se eligat et quo-
modo episcopus sustentetur infirmus.
* Cap. VH des Briefes an den Bischof Anastasius von Thessalonich. Aus
Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 620.
^ Ist Canon XVII nach der Interpretation des Dionysias Elxiguus. Vgl,
Mansi-Passioneo 1. c. Bd. II, p. 1326.
* Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. II, p. 1326.
* Etwas geänderter Schluss (Version des Dionysius Exiguus). Aus Psendo-
Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 286.
' Ist nur der erste Satz. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 286.
* Aus einem Briefe Gregor I. an den Priester Helias (lib. V, epist. 38).
Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 762.
^ Ist Can. XVI des Concils von Nicäa (Version des Dionysius Exiguiis).
Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. U, Col. 682.
^ Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 667, 668.
* Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 645.
'" Vgl Can. 36 des concil. Toletanum von 634 und ,Vita S. Audoeni'
Cap. 16f. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 671.
" Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 671.
" Ist eigentiich Cap. XVI. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 1203.
8 II. AbkaodlQBg: Wolf Bdlar Ton OlftOTell.
1. Ex antioceno conc. C. XXIII. Episcopo non licere...
promovere.*
2. Greg, in reg. Scripsit mihi dilectio tua . . ., inveniatur.*
XIV. Qnod bini conventus fieri in anno possint et qnibns
temporibas fieri debeant^ et de egroto^ qnomodo aliam per se
ad synodum mittat, et si ire contempserit.
1. Leonis pp. C. VII. De conciliis autem . . . transferatnr.^
2. Ex conc. antioceno C. XX. Propter utilitates . . . co-
missa.^
3. Felicia pp. C. XL Qnod si egrotans fnerit . . . mittat.^
4. Alexandri pp. C. XIII. Si qnis legationem . . . reci-
piendus.*
5. Jnlii pape. Sane manifestum est . . . ntuntur.^
XV. De consecratione ecclesiarum et in quo loco constmi
possit et de anniversario consecrationis ac restauratione ecclesie.
1 . Clementis pp. C. LIII. Ecclesias per congrua . . . a qno-
quam gravari.®
2. Eiiusdem C. LXX. Hie ergo, hoc est in . . . testamento.^ ,
3. Felicis C. IV. De ecclesiarum vero consecratione ... i
factum.*<>
4. Eiusdem. SoUempnitates vero . . . reperietis."
^ AuB Psendo-Isidor; Tgl. Hinschiag 1. c. p. 272.
' Ist in Wahrheit der Beginn eines Briefes Gregor I. an den Anatolio.«,
Diakon von Constantinopel (iih. XI, epist. 47). Vgl. Migne 1. c. Bd. 77*
Col. 1167.
' Aus dem Briefe an Anastasins, Enbischof von Thessalonich. Vgl. Mansi-
Passioneo 1. c. Bd. V, Col. 1283.
* Canon apost 38 nach Dionjsius Ezignus. Vgl. Mansi-Passioneo I. c.
Bd. n, Col. 1326.
^ Hinzugefügt ist vom Autor: susceptus salva fidei unitate sancta sjnodus
statuerit. Aus Pseudo-Isidor; cf. Hinschius 1. c. p. 202.
* Die zwei letzten Sätze sind ausgelassen. Aus Pseudo-Isidor; cf. Hinschius
1. c. p. 102.
"^ Aus dem Briefe an die orientalischen Bischöfe. Aus Pseudo-Isidor; vgl.
Hinschius 1. c. p. 467.
' Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 51.
* Ist nur ein Brnchtheil der zweiten Hälfte von Cap. LXX. Aus Pseudo-
Isidor; vgl. Hinschius I. c. p. 68.
^^ Ist der erste Satz des Cap. H des Briefes ad universos episcopos. Vgl.
Mansi-Passioneo l. c. Bd. VIU, Col. 668.
^^ Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 701.
Di« GuoneMftmmlanf dM Cod. Vftttcftit. Imt. 1S48. 9
5. Vigilii pp. C. IV. De fabrica caiuslibet ecclesie . . .
accipiet.^
6. Hormisde pp. C. X. Ut nullas presbyter . . . anathe-
matizetnr.'
XVI. De locis ad monasterium dicatis^ qnod non possint
mntari.
1. Ex conc. Calced. C. XXIV. Que semel dicata . . . sub-
iacebit.'
2. Bonifatii pp. Si quis vult monasterium . . . ecclesie.*
XVII. De destitntis ecclesiis et ut unus unam tarnen
habeat.
Dionisii pp. C. IV. De ecclesiis ergo . . . praeceptio.*
XVIII. Quomodo missa celebretur et de arrepticiis aliis-
qne passionibus irretiti.
1. Thelesfori pp. C. 11. Nocte sancta . . . recitandus.^
2. Leonis pp. C. IL Ut autem in omnibus . . . agnovit.'
3. Pii pp. C. V. Bene siquidem maiorum . . . alieni.®
XIX. Quomodo subveniendum sit sacerdoti deposito et
qnomodo sacrificans stare debeat ac de tractantibus sacra yasa.
1. Eugenii pp. C. XIV. Sacerdos autem . . . comittat.*
2. Sotheris pp. C. VIII. Ut illud divini . . . adimpleat.^^^
3. Primi Sixti pp. C. IV. Sacra vasa non . . . viris.^^
* Aus dem Briefe an Eutheiius. Vgl. Mansi-Passioneo I. c. Bd. IX, Col. 31,32.
' Vgl. Manai-Paflsioneo 1. c. Bd. VIU, Col. 630, 631.
' In der Version des Dionysias Ezignos. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschias
1. C5. p. 287.
* Ans dem Poenitentiale Theodori (VT, § 7). Vgl. Wassersohleben ,Ba8s-
Ordnungen der abendlftndischen Kirche* p. 208.
' Ist eigentlich Cap. III, doch ohne den ersten Satz. Aus Psendo-Isidor;
▼gl. Hinsehins 1. c. p. 196.
' Ist der nnTollstftndige erste, der letzte Satz von Cap. 11. und der erste
Satz von Cap. III. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 110, 111.
^ Aus dem Briefe ad Dioscurum Alexandrinum episcopum. Aus Preudo-
Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 627.
' Ans dem Decrete des Pins (Cap. 6). Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 689.
* Ist thats&chlich C. 14 eines zu Rom im Jahre 826 gehaltenen Concils.
Vgl. Monumenta Germ., Leges II, Abth. 2, p. 16.
** Stammt ans dem conc. Toletanum XI. Vgl. Friedberg, Corpus iuris cano-
nici Bd. I, Col. 1309.
" Sind Tbeile des ersten und zweiten Satzes. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hin-
schius 1. c. p. 108.
10 n. Abht&diui«: Wolf Bdlw ron OUnrell.
XX. Quod Sit saper altare offerendum et quum quo panno.
1. Alexandri pp. C. IX. In sacramentorum oblationibos . . .
monstrayimus.^
2. Silveri pp. C. VI. Sacrificium altaris . . . fdit.*
XXI. De praediis ecclesiasticis ablatis et qoaliter alienari
possint; ac qnomodo episcopus debet superesse Ulis dispensatorie.
1. Lucii pp. C. VII. Res ecclesiarum . . . comprehendit'
2. Sjmmachi pp. Possessiones quas . . . perfruantur.*
3. Eiusdem. Quicunque episcoporum . . . reposcere.*
4. Gelasii pp. Presulum nostrorum . . . possint.*
5. Ex conc. tollet. C. V. Bone rei dare . . . assumat.^
XXU. De illiS; qui sua tribuunt ecclesiis, ac de sacerdoti-
bns res ecclesie distribuentibus et si aliquid ernennt, quod inde
Sit faciendum.
1. Ex conc. tollet. VIII., C. V. Prebendum est . . . debetur.*
2. Ex conc. agathensi C. XLIX. Diaconus presbyter . . .
servitium.*
3. Ex eodem C. LIV. Presbyter dum diocesim . . . discedat''
4. Ex conc. tollet IX., C. IV. Sacerdotes vel . . , vendicabit.^*'
XXHI. De divisione oblationis.
Ex dec. Greg. pp. C. V. De ecclesiis que inter . . . au-
ferre velit."
^ Ist nur ein kleiner Bruch theil aus Cap. IX. Aus Pseudo-Isidor ; vgl. Hiu-
schius I. c. p. 99.
' Aus den Gestis Synodalibus S. Süvestri. Aus Pseudo-Isidor; vg'l. Hin-
schins 1. c. p. 460.
' Ist blos ein Theil von Cap. VII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c.
p. 178, 179.
^ Aus dem Briefe an den Bischof Cftsarius. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Uin-
schius L c. p. 667.
^ Stimmt aber mit dem Texte bei Thiel 1. c. nicht ganz wörtUch überein
(aus dem Constitutum des Sjmmachus). Vgl. Thiel 1. c. p. 691.
' Ist Cap. I aus dem Briefe an die Bischöfe Siciliens. Aus Pseudo-Iaidor;
vgl. Hinschius 1. c. p. 664.
^ Aus dem 9. Concile. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 399.
« Ist in Wahrheit Cap. XXXVH des 4. Concils. Aus Pseudo-Isidor; vgl.
Hinschius 1. c. p. 369.
• Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 336.
^^ Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 398.
" Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 680.
Die CutoneMammliiiiff dat Cod. Yatiean. l»t. 1348. 1 1
XXIV. De tricenali ac qnadragenali possessione.
1. Ex conc. calced. C. XIV. Singalaram ecclesiarum . . .
decrevimus.^
2. Ex epist. Gelasii pp. C. XX. Illud et annecti . . . exclusit.*
3. Greg, in reg. C. IX. Volumüs te accedente . . . festi-
narnnB.'
XXV. Qnod ecciesia possessiones habere potest et cur
concessum fnit et a quo tempore.
1. Ex decreto Meiciad. pp. C. X. Nemo qui divinas scrip-
turas legit . . . coneurrerent.*
2. Ex decr. Urbani pp. C. II. Videntes autem sacerdotes . . .
vivere.*
3. Ex decr. Meiciad. pp. Ab illo etenim tempore . . . tri-
buerentur.*
4. Ex eod. C. X. E quibus vir religiosissimns . . . con-
cederet.'
XXVI. De corpore et sangnine domini et quid sit sacra-
mentum yel sacerdotalis benedictio.
1. Greg. pp. Multi secularium hominum . . . efficacie.®
2. Ambrosii in libro de misticis et sacramentis. Aliud
rideo quomodo tu mihi asseris . . . sentiat.
XXVn. Quomodo comunicandum sit sacreque misse parti-
cipandum propinquis vel extraneis.
1. Augustinus de diffinitionibus dogmatum ecc. C. XXIII.
Quotidie eucharistie communionem . . . percipiat.®
2. Eiusdem adversus parmenianum. Sacrificia igitur im-
piorum ... et bibit.^®
> Vgl. MaoBi-Passioneo 1. c. Bd. VII, p. 378.
* Ana einem Briefe an die BuchOfe Siciliens. Vgl. Thiel 1. c. p. 382.
' Ist in Wahrheit ein Brief Gregors I. an den Subdiakon Petrus; der
ente und die zwei leisten Sätze fehlen. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 456.
* Ist Cap. IX. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 247, 248.
* Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 144.
* Ist nur die erste Hälfte von Cap. XII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
I. c. p. 248.
^ Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 248.
* Der Autor dieses Capitels lässt sich nicht bestimmen. Vgl. Friedberg 1. c.
Bd. I, Col. 387, 388.
* Migne 1. c. Bd. 42, Col. 1217, 1218.
^"^ Lit Cap. VI des Liber II. Migne 1. c. Bd. 43, Col. 57.
12 IL Abhu41«iiff: W«lf Bdl«r tob OUdt«!!.
3. Leo pp. in sermone ieionii menais septimi. Hanc eon-
fessionem dilectissimi toto corde . . . disputatnr.^
4. Item in epist. Anatholio missa episc. Aliter enim . . .
exequitor.*
XXVIII. De fnribus renun ecclesiasticamm et de epi-
scopis facientibos testamentam.
1. Oregorii pp. interrog. Aug. episc. Obsecro . . . extnlerit.'
2. Hoc toa fraternitas . . . querere.'
3. Greg, in reg. Obitom theodori . . . ordinari.^
4. Idem in eodem C. I. Presbiteri ac diacones . . . firmitatem.^
XXIX. Quomodo de rebus ecclesie subvenire debemos
egentibus propinquis vel extraneis.
1. Greg, in reg. C. XVII. Qualiter sit . . . exhibeat
2. Ex concil. spallensi C. V. Quoniam multi . . . deveniant.^
XXX. De episcopis res ecclesiasticas vendentibuB et cui
comitti debent, in cuius sit potestate ad distribuendum quomodo-
que distribuatur.
1. Ex decreto Martini pp. C. XX. Si quis episcopus . . .
honore.'
2. Greg, in registro. Indicatum est nobis . . . valeatis.^
XXXI. De ecclesiasticis nichil habentibus cum ordinante
et de oblatione ac decima.
1. Ex conc. cartaginensi. Placuit ut . . . iudicentur.®
2. Simachi pp. De reditibus ecclesie . . . restituat.^^
^ Ist Cap. 3 des Sermo 91. Vgl. Migne 1. c. Bd. 54, Col. 452.
' Atu Cap. n. Aus Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschias 1. c. p. 606.
* Ist Interrogatio IV. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 738.
* Ist in Wahrheit ein Brief Gregors I. an den Diakon Cyprianos. Vgl.
Migne 1. c. Bd. 77, Col. 753, 754.
'^ Ist in Wahrheit ein Brief Gregors I. an den Bischof Marinianas von
Ravenna; der erste Satz fehlt. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 793->795.
* Vgl. das Concilinm Parisiense unter Ludwig dem Frommen, Lib. I,
Cap. 14. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 452.
^ Aus den Capitula Martini, C. 14. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinaehius,
1. c. p. 429.
* Aus einem Briefe ad Johannem episcopum Caralitannm. Vgl. Mansi-
Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 157.
' Aus dem III. Concile, Cap. XUX. Aus Pseudo-Isidor; Tgl. Hinaehius
1. c. p. 301.
^^ Aus einem Briefe an die Bischöfe Fiorentius und Equitius. Vgl. Thiel,
1. c. p. 176.
Di« GulorMSMmmliuf d«8 Cod. Yaticui. l»t. 1848. 13
3. Gtelasii pp. C. XXVI. Quattuor tarnen • . . tacere.^
4. Greg, in reg. C. VII. Volumus ergo ut . . . proficere.*
ö. Ex conc. rotomagensi. C. III. Omnis decime . . . con-
grnam.* •
6. Leonis pp. De deeimis iusto ordine . . . debere.^
XXXII. De servis et libertis ecdesiasticis et qnod indeus
non habeat christianom mancipimn.
1. Gregorii pp. C. V, Maltos ex ecclesiastiea . . . servi-
tutem.^
2. Greg, in reg. C. XXI. Hortamor fratemitatem . . .
reddat*
3. leronimi. Dominos noster . . . debemus.^
XXXUI. De illis, qni nascnntnr ex illicitis comixtionibns,
ntmm sint ordinandi.
1. Ex conc. tollet. IX. C. X. Cum multe . . . manebit®
2. Leonis pp. (nniversis Germaniamm atqne Galliarum
regionum episcopis). Cum in dei . . . mittere.^
XXXIV. De officio diaconorum et qnibus gradibns divina
comittantnr sacramenta.
1. Clementis pp. C. XII. Diaconi ecciesie tamquam . . .
instructi sint.^^
2. Eiusdem C. LV. Tribus gradibus . . . vesperum."
3. Gelasii pp. C. VII. Diaconos . . . exercendi.^*
^ Ist in Wahrheit Cap. XXIX des generale decretum. Ans Pseudo-Isidor;
YgL Hinschins I. c. p. 654.
* Ist der Schlnss eines Briefes Qreg^rs I. an den Bischof Leo von Catania,
Lib. Vm, Epist 7. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 911,912.
' Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 1200.
* Aus einem Briefe Leo IV. an die Britannier. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c.
Bd. XIV, Col. 882.
* Ist eigentlich Cap. VI. Aus Psendo-Isidor: vgl. Hinschius 1. c. p. 747.
* Ans einem Briefe Qregors I. ad Venantinm episcopum Lunensem; die
zwei ersten Sätze fehlen. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. IX, Col. 1170.
' Vgl. Priedberg 1. c. Bd. I, Col. 221, 222.
* Ans Psendo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 899.
* Ans Psendo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c. p. 628.
'^ Vgl. Constant I. c. Appendix Col. 11.
" Ist der Beginn des Briefes an Jacobns; doch fehlt der erste Satz. Aus
Psendo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 47.
^ Ist Cap. Vin und IX des generale decretum. Aus Pseudo-Isidor; vgl.
Hinschins 1. c. p. 651.
14 II. A^haodluig: Wolf Edler von G Unheil.
XXXV. De clericis petentibus monachorum vitam et de
hiS; i^i manicam exercent et a quibus se custodiant.
1. eonc. tollet. C. L. Clerici qui . . . nituntur.^
2. Ex eod. C. XXIX. Si quiS episcopus . . . luat.-
3. Ex conc. cartaginensi. Clericus professionem . . . qnerat.*
4. Ex eod. Clericus qui non . . . degradetur.*
5. Ex conc. cartag. Clerici inter epalas . . . sunt.^
6. Ex eod. Si quis clericus . . . corripiatur.'
7. Ex eod. Clericos scurriles . . . detrahendos.'
XXXVI. De presbiteris asurariis et quod sit usura, ac
de honesto questu.
1. Ex conc. niceno C. XVII. Quam multi sub . . . regula.^
2. Leonis pp. C. IV. lUud et duxin^us . . . attentet.*
3. Ex decreto iulii pp. C. XXX. Quicunque enim . . .
dicimus.^^
4. Leonis pp. Qualitas negotiantem . . . peccatum."
XXXVII. Quomodo celebrare debeamus divina officia
festivis sive cotidianis diebus.
Ex decreto GG. VII. pp. A die resurrectionis . . . patres.**
XXXVin. De ordine librorum veteris testamenti ,* quos
sancta recipit ecclesia.^^
' Ist in Wahrheit Cap. XLIX. Aas Pseudo-Isidor; vgl. Hinschins I. c. p. 370.
* Ist eigentlich Cap. XXVIII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hiuschius 1. c. p. 369.
* Cap. XLV desselben Concils. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 305.
* Cap. XL VIII desselben Concils. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c.
p. 305.
^ Cap. LXII des 4. Concils. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 305.
« Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 654.
' Cap. LX desselben Concils. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 305.
^ Version des Dionysius Exiguus. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. U, p. 682.
* Ist nur der erste Satz aus diesem Capitel. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hin-
schius 1. c. p. 614.
" Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 647.
^> Aus einem Briefe an den Bischof Rusticus von Narbonne; responsum
auf inquisitio XI. (nach Hinschius 1. c. p. 617 IX.). Vgl. Mansi-Passioneo
1. c. Bd. VI, Col. 404.
'' Stammt aus einem so ziemlich unbekannten, von Gregor VII. im Jahre
1074 gehaltenen Concile. Vgl. Berardus: ,Gratiani canones genuini* Abth.
n, 2, p. 417.
^ Aus der Schrift des Isidor ,De ecclesiasticis officiis' Lib. I, Cap. 11,
vierter und ftlnfter Absats. Vgl. Migne 1. c. Bd. 83, Col. 746.
Di« OftDoneBsammlaag dM Cod. YaticMü. l»t. 1S48. 15
XXXIX. De ordine librorum novi testamenti.^
XL. Quibus temporibus sive diebus libri veteris et novi
testamenti sint legendi in ecclesia.
XLI. Quod libri eint in ecclesia recipiendi.
XLU. De diversis ordinibus in ecclesia ad eam gaber-
nandam positis.
1. Ex romano ordine. Sicnt in clero . . . videatur.
2. Ex eodem. Ut archidiaconus post . . . corrigat.
3. Ex eodem. Ut archipresbiter sciat . . . inunxerit.
4. Ex eodem. Ut sacrista sciat . . . chrismatis.
5. Ex eodem. Ut hi . . . reunti.
6. Ex libro institutionum sei. GG. pp. Ministerium . . .
perducantur.*
7. Unde supra. Si quando vero synodos . . . pagendam.^
8. Unde supra. Tempore confirmationis . . . gerat. ^
9. Ordines standi in ecclesia . . . iubentur.^
10. Ex conc. tollet. Officium vero archidiaconi . . . debeat.
11. Gregorii. Ministerium archipresbiteri . . . peragat.*
12. Custos ecclesie . . . sibi.
13. Comuni deliberatione . . . observandus.
XLIII. De sacris ordinibus^ quod septem sint^ sed tamen
a clericis fit inceptio.
1. Ysidor. Tonsure ecclesiastice . . . habitare.^
2. Eiusdem. Ad hostiarium . . . repellat.'^
3. Eiusdem. Ad lectorem . . . praedicare.®
4. Eiusdem. Ad exorcistam . . . imponere.^
^ Ans der Schrift ,De ecclesiasticis officiis' Lib. I, Cap. 11, sechster Ab-
satz und der erste Satz des siebenten. Vgl. Migne 1. c. Bd. 83, Col. 746.
* Bildet mit den zwei folgenden Capiteln den ersten Abschnitt. Vgl. Mansi-
Passioneo I. c. Bd. X, Col. 443.
* Vgl. Mansi-Passioneo 1. c, Bd. X, Col. 443.
« * Ist der zweite Absatz ohne den ersten Satz. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c.
Bd. X, Col. 443, 444.
* Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 444.
* Ans der Schrift ,De ecclesiasticis officiis' Lib. II, die ersten drei Ab-
BäUe von Cap. 6. Vgl. Migne 1. c. Bd. 83, Col. 779, 780.
' Vgl. Migne 1. c. Bd. 83, Col. 895.
' Ans dem Briefe an den Bischof Leudefredns. Vgl. Migne 1. c. Bd. 83,
Col. 895.
16 II. AbhMdlui«! Wolf Bdier ron Olftorell.
5. Eiusdem. Ad acolitom . . . praeparat.^
6. Eiusdem. Ad sabdiaconum . . . praebere.^
7. Eiusdem. Ad diaconum . . . annuntiat.^
8. Eiusdem. Ad presbiterum . . . dei.^
9. Eiusdem. Ad episcopum . . . dividuntur.*
II. Baeh.
Secundus Über continet de comuni vita clericorum ac
ordinatione eorum et doctrina^ de provectis sine examine et
lapsu eorum. de obedientia omnium ad episcopos. de accusatis
et accusatoribus, de induciis et purgatione criminum, de resi-
stantibus sacerdotibus et reprehensione eorum, de expoliatis ac
percipitatione sententie. de partieipatione cum excomunicatis
et potestate concessa sacerdotibus. de conversione per peniten-
tiam ac de scismaticis; de restitutione sacerdotum et unitate
ecciesie. de tolleratione malorum et meritis plebium ac rec-
torum. De penitentia, quod crimina purgat et quod non.
I. De comuni vita clericorum et de uxorando et non uxo-
rando ac de ordinatione illorum.
1. Clementis pp. (fratribus et condiscipuiis cum iacobo
habitantibus). Comunis vita . . . sunt.'
2. Urbani pp. omnibus christ. Quicunque . . . opera.^
3. Eugenii pp. C. CIL Necessaria res existit . . . dehonestet.^
4. Greg. Si qui clerici sunt extra . . . vobis.*
5. Eiusdem in registro. De ordinationibus . . . offerre.''
^ Sämmtlich aus dem Briefe an den Bischof LeudefrediiB. Vgl. Migne 1. c.
Bd. BS, Col. 896.
> Vgl. Migne I. c. Bd. 83, Col. 896, 896.
* Sind nur wenige Sätze aus dem Briefe. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 66.
* Ist Cap. IX, doch ohne den letzten Satz. Aus Pseudo-Isidor; Tgl. Hin-
schius 1. c. p. 146, 146.
' Aus römischen Sjnoden der Jahre 826 und 863. Vgl. Monumenta Oerm.
Leges II, Abth. 2, p. 16.
' Ist die Antwort Gregors I. auf Augustins Interrogatio II. Vgl. Hinschius
1. c p. 738.
^ Ist Cap. y des Briefes Gregors I. an Secundinus. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77,
Col. 989.
Di« CuoDWMunmlnng dei Cod. Yatican. ]«t. 1S48. 1 7
II. De ccdesiasticis, qni ecclesie res in potestate accipiunty
et de doctrina sacerdotum atqne quibns libris debent esse docti.
1. Prosperi. Itaqne sacerdos . . . vivendi necessitas.^
2. Augustinus. Que ipsis sacerdotibus . . . cadit.^
III. Ubi clerici iudicandi sunt et a quibus.
1. Giemen tis pp. C. VIII. Si qui ex fratribus . . . diri-
matur.*
2. Anacleti C. XVIII. Si autem difficiles cause . . . apo-
stolica.*
3. Gregori in rep. C. CLXXV. Pervenit ad nos . . . con-
fundatur.^
IV. De hiS; qui gignant filios in sacris ordinibus, utrum
sint revocandi et quod remedium accipiant.
1. Syricii pp. C. VII. Plurimos sacerdotes . . . medieinam.^
2. Gregori in reg. C. XXVII. Pervenit ad nos quosdam
de sacris ordinibus . . . accedat.''
3. Leonis pp. C. XXXIII. Cum extra clericorum . . .
detegitur.*
4. Greg, in reg. C. XVIII. Insinuatum nobis est . . .
mercede.®
5. Leonis pp. C. II. Alienum est . . . fructuosa.^®
V. De provectis sine examine et cum quibus mulieribus
clerici maneant.
' Ist der Beginn des Cap. 1 1 des ,Liber de contemplativa vita' (vgl. conc.
Aquisgranense C. 108, 111). Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 410.
' Wobl aus dem capitul. Ahytonis Basil. C. 5. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c.
Bd. XIV, Col. 394.
' Die 6 letzten Worte fehlen. Aus Ptendo-Isidor; vgl. Hinscbins 1. c. p. 33.
* Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschios 1. c. p. 74.
^ Aus einem Briefe ad Bomanum defensorem (lib. XI, epist. 37). Vgl. Migne
1. c. Bd. 77, Col. 1149, 1160.
^ Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 521, 522.
.'In Wahrheit aus einem Briefe Gregors I. ad Januarium episcopum Ca-
laritanum. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 696.
** lift Cap. IV. des Briefes an Auastasius, Erzbiscbof von Thessalonich. Vgl.
Mansi-Passioneo 1. c. Bd. V, Col. 1281, 1282.
* Sind in Wahrheit die ersten drei Sätze aus einem Briefe Gregors I. an
den Sabdiakon Petrus. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 463, 464.
** Cap. IV des Briefes an Secundinus. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 616.
Sttmagsbar. d. phiL-hist. Cl. CXXXYI. Bd. 2. Abh. 2
18 n. AbhMdlDng: Wolf Edler von OUnvell.
1. Ex conc. niceno C. IX. Si qui presbiteri sine examine
. . . ecclesia.^
2. Greg, in registro C. LXX. Si qnis episcoporum qnos
comissi sibi . . . relinquimns.
VI. De lapsis, utram sint revocandi.
Greg. pp. Tua sanctitas . . . suo redimere venit.*
VII. Utmin corpus doinini sit tactandnm praeter illusionem.
1. Interrogatio augastini episc. Si post . . . celebrare.'
2. Responsio gg. pp. Hunc quidem testamentum ... et rel.'
VIII. Quod omnes obedire debent episcopis et ipsi im-
peratores ac de imperatoria potestate.
1. Glementis pp. C. XVn. Vos komuni fratres . . . aversum.*
2. Eiusdem C. XV. Omnes principes . . . percipiebat*
3. De eodem C. LVII. Vestrum enim est . . . alienierint.^
4. Pii pp. Lex imperatomm non est . . . violenter.^
5. Gelasii pp. Pietatem tnam . . . celebravit.*
6. Quid enim seculari potest esse . . . criminosos.
7. Augustini. Non ideo sane frustra . . . supplicia.^
8. Ambrosius in libro de rebus gestis mediol. eccies. Man-
datum denique mihi . . . non sacrorum.
9. Jeronimus in epist. ad titum. Si bonum est . . . fuerint.^^
IX. De aceusatione sacerdotum et accusatoribus eorum
et cuius iudicio comittatur. de induciis et iniusta eorum damp-
natione ac vocatione.
1. Fabiani pp. C. XIX. Sancti apostoli . . . praesume-
rentur.^^
^ Aus Psendo-Isidor; vgl. Hinschias p. 259.
« Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 987.
' Aus interrogatio XI. Aus Psendo-Isidor; vgl. Hinsehios 1. c. p. 742.
* Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschias 1. c. p. 86, 86.
^ Vgl. Bfigne 1. c. Bd. 140, Col. 686.
* Sind blos die ersten zwei Sätse aus diesem Capitel. Ans Pseudo-Isidor;
* vgl. Hinschins 1. c. p. 68.
» Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 896.
' Aus dem Briefe an den Kaiser A^astasius. Aus Psendo-Isidor; vgl. Hin-
schins 1. c. p. 639.
* Aus einem Briefe an Macedonins, nnd swar der erste Absatz (ohne den
letzten Satz) von Cap. 6. Vgl. Migne 1. c. Bd. 83, Col. 660.
^^ Aus dem ersten Absatz von Cap. 8. Vgl. Migne 1. c. Bd. 26, Col. 591.
*' Aus Psendo-Isidor; vgl. HinAchius 1. c. p. 164. 165.
Die C»none>8UBm1iiDK das Cod. Taticm. Iftt. 1848. .19
2. Secundi Felicis pp. C. XII. Prius probare . . . solet.*
3. Lucii pp. C. IL Nobis et omnibus . . . negetur.*
4. Comelii pp. C, V. Nullus sacerdotum . . . concessum est.'
5. Secmidi Felicia pp, C. XI. Nemo . . . primates.^
6. Julii pp. C. XVin. Judices autem alii . . . delegaverint.^
7. Secundi Feliciß pp. C. XV. De indueiis veix) . . . sacer-
dotibus.®
8. Syxti pp. Fratres quos timore terreno . . . Beparari.'
9. Silveri pp. Presenti decreto censemns nt in primis . . .
gladio feriatur.*
10. Stephani pp. C. Vlll. Per scripta enim . . . crimina.®
11. Felicis pp. C. IV. Primates quoque . . . causis.*^
12. Idem C. V. Cayeant indices ecdesie . . . audiatur.*^
13. Clementis pp. C. XXXIII. Maiores vero a minoribus . . .
dicebat.**
X. De spatio et indueiis pregravatomm et qui sint ab accu-
satione removendi.
1. Fleutherii pp. C. III. Nee litigantibus index . . .
celestia.**
2. Fabian! pp. C. XXVIII. Polsatos ante suam . . . pa-
tiatnr.**
' Ist Cap. Xn (XI), doch ohne die Anfangszeilen. Aus Psendo-Isidor; vgl.
Hinschins 1. c. p. 487.
* Der erste Satz fehlt. Ans Paeado-Isidor; Tgl. Hinschios 1. c. p. 175, 176.
' Ans Psendo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 174.
* Ans Cap. XII. Aus Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 485.
' Der erste Satz und der Beginn des zweiten fehlen. Aus Pseudo-Isidor;
Tgl. Hinschius 1. c. p. 473.
* Ist hlos der erste Satz. Aus Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 489.
' Ist der erste und zweit« Satz ans Cap. VII des Briefes an die spanischen
Bischöfe. Aus Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 192.
* Capitel eines unbekannten Autors. Vgl. Jaifö ,Rege8ta Romanomm ponti-
ficom* Bd. I, p. 29; Tgl. auch Migne 1. c. Bd. 8, Col. 819, 820.
* Aus Psendo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 185.
^* Aas Psendo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 198.
" Sind nur die ersten zwei Sätze dieses Capitels. Aus Pseudo-Isidor; Tgl.
Hinschius 1. c. p. 198.
" Sind blos die zwei ersten und ein Theil des dritten Satzes dieses Capitels.
Aus Psendo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 40.
" Ans Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 126.
" Aus Psendo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 168.
2*
20 n. AblundliinK: Wolf E41«r tob OUnrell.
3. Damasi pp. C. XVI. Accosatores vero et iadices . . .
valeant.*
4. Adriani C. II. Iudex criminosis . . . convincatur.'
5. Euticiani C. VIII. Heretici omnes et aaspecti . . . negle-
xerint.'
6. Silneri pp. C. II. In consensa et sabflceptione . . . ma-
gistrum.*
XI. De purgatione sacerdotum et mala oppinione infamatis
ac de vitandis scelaribus indiciis et de tempore excusationis ac
penitentia criminatoris.
1. Greg, in registro C. CCXXXII. Mennam vero . . . de-
bemos.^
2. Leonis pp. Anditum fratres . . . cogitationes.*
3. Ex epist. Greg. De episcopo, presbitero . . . gradn.
4. Ex conc. caicedon. C. IX. Si qnis clericus . . . sab-
iacebit.'
5. Ex conc. ylerdenai C. X. Si quis presbyter . . . exercere.*
XII. De resistentibas suis sacerdotibus et ad imperatorem
confugientibus ac de illis qui nolunt promoveri.
1. Ex conc. cartag. C. X. Ab universis episcopis . . . inqne-
rendnm erit.*
2. Ex conc. antioceno C. XII. Si quis episcopos . . .
epistolis.*®
3. Ex conc. africano C. XXXI. Item placuit . . . nolaerit.
4. Ex conc. antioc. Si quis a proprio episcopo . . . operiri."
^ Sind nur die zwei ersten Sätze. Aas dem Briefe an den Erxbischof Ste-
phan. Ans Pseudo-Isidor; yg\. Hinschins I. c. p. &04.
* Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 910.
* Ans Psendo-Isidor; vgl. HinschinB 1. c. p. 211, 812.
« Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 698, 694.
^ Aus einem Briefe an die FrankenkOnigin Branhilde. Vgl. Migne 1. o.
Bd. 77, Col. 12«0.
* Aus der Pnrgatio Leonis papae. Vgl. Migne 1. c Bd. 140, Col. 609.
* Sind nur die ersten zwei Sitze. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c.
p. 286.
* Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. VUI, Col. 616.
' Vgl. lügne 1. c Bd. 140, Col. 668.
1® Ist eigentlich Can. XI, aber in der Version des Dionjsius Exignns. Au«
Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschins 1. c. p. 271.
^^ Can. Xn in der Version des Dionysius Eziguus. Vgl. Mansi-Passioneo
1. c. Bd. n, Col. 1324.
Die CanoneHammlonf dn Cod. Vatican. lal. 1948. 21
XIII. A quo aliqnis sit dampnandns et in quo doctor re-
prehendi poterit.
1. Aug. Nullum dampnare . . . redde rationem.
2. Greg, in registro C. XXII. Satis noxiom . . . con-
currit.*
3. Greg, in reg. C. XXXVII. Predicator . . . iuniorum.*
4. Anacleti pp. I. Doclor autem ... et cet.*
5. Gaii pp. C. VII. Oves vero . . . videantur.*
XIV. De episcopis expoliatis.
1. Stephani pp. C. XLI. NuUus enim episcoporum . . .
satisfactionem.^
2. Felicia pp. C. CXLII. Nullns enim episcopus . . . potest.^
XV. Ut nollus preeipitet sententiam et qaaliter qnisque
vocaudus est ad satisfactionem ac de alterios parrochiano ex-
comunicato.
1. Enaristi pp. C. UI. Dens omnipotens . . . iadicemas.^
2. Eon conc. meldiensi C. IV. Episcopus in cuius . . . satis-
factionem.^
3. ¥jX, conc. apud compendium C. V. Placuit et pro comuni
utilitati . . . excomunicaverit.®
4. Augustinus. Adtendendum est . . . vindicemus.^
XVI. De participatione cum excomunicatis et a quo reci-
piantur et si ultra annum tardaverint et quomodo excomuni-
catio notanda est vel si excomunicatus moritur.
1. Ysidor. Cum excomunicato . . . liceat.*"
' Ist der letzte Satz des ersten Absatzes eines Briefes ad Syagrium epi-
seopum Au^ostodanensem (Llb. IX, Epist. 115. Vgl. Mig^e I. c. Bd. 77,
Col. 1044).
' Sind die ersten zwei Sätze eines Briefes Gregors I. ad Januarium epi-
seopam Calaritannm. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 939.
' Ist der Beginn von Cap. XXXIX. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 85.
* Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschios I. c. p. 237. Aus einem Briefe des
Eusebins an die Bischöfe von Alexandrien. (Der erste Satz von Cap. XI.)
' Ist Cap. VL Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 184.
* Vgl. Migne L c. Bd. 161, Col. 1194.
^ Ist ans Cap. XI. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 92.
" Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 862, 863.
* Aus den dictis Augustini. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 862, 863.
*•» Aus den dictis S. Isidori. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 86ü.
22 II. AbhMdlnBK : Wolf ]Ml«r tob aUsTell.
2. Ex conc. niceno C. V.- De his qui comuDionem . . .
seclnsos.^
3. Calixti pp. C. III. Excomunicatos . . . eubiacebit.*
4. Gelasii pp. C. II. Quicanqne igitnr intra anni . . . pos-
sumuB.^
6. Eiußdem C. II. Hü sane qui . . . canones peniteat>
6. Honorii pp. C. XII. Cure sit omnibus . . . auferatur.*
7. Ex conc. epaviensi C. X. Si episcopoB ante . . . ab-
solvere.®
8. Greg, in registro C. XXXIV. Inter qnerelas . . . vin-
dicandnm.''
XVII. De preiudicio romane ecclesie et quod nallns damp
nari potest praeter sententiam romani pontificis.
1. Marcelli pp. C. II. Ne alicui liceat sine . . . refor-
mandum.^
2. Jalii pp. C< VIII. Sed si quis ab hodiema die . . . sedibos.^
XVni. De episcopis gloriantibns sua nobilitate et de po-
testate ligandi et solvendi ac reverentia episcoporum et de ininste
excomnnicantibus.
1. Greg. Nos qui praesumus . . . puritate.**
2. UrbaDi pp. Quod autem sedes episcoporum . . . debet."
^ Sind nur die Ewei ersten Sätze in der Version des Dionysius Exiguus.
Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. II, p. 679.
* Ist eigentlich Cap. X, aber ohne den letzten Satz. Aus Pseudo-L$idor;
vgl. Hinschius 1. c. p. 138.
* Die Abfassungszeit ist nngewiss (492-496). Vgl. Thiel 1. c. p. 502.
* Soll ebenso wie das vorhergehende Capitel aus dem Decrete Gelasius'
stammen. Vgl. Thiel l. c. p. 503.
* Ist eigentlich Cap. 10 eines im Jahre 877 zu Ravenna gehaltenen Con-
cils. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVII, Col. 339.
* Ist in Wahrheit Can. XXVIII. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. VIII, p. 562.
' Ist der Schluss eines Briefes ad Januarium episcopum Caralitanum. Vgl.
Migne 1. c. Bd. 77, Col. 591.
* Ist nur ein Theil aus diesem Capitel. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 224.
* Ist nur ein Theil des ersten Satzes dieses Capitels. Aus Pseudo-Isidor;
vgl. Hinschius 1. c. p. 460.
*^ Gehört einem unbekannten Autor an. Vgl. E. Friedberg, 1. c. Bd. 1,
Col. 145, 146.
** Ist Cap. VII und der erste Satz von Cap. VIO. Aus Pseudo-Isidor; vgl,
Hinschius 1. c. p. 145.
Dia Ouioii6M»mmlQng des Cod. Vatloan. la«. 1348. 23
3. Jeronimus insuper ysaiam. Notandum . . . per penas.^
4 Aagttstinas. Illad plane non temere . . . penam.^
ö. Aug. in sermone de pen. Pleriqne boni christiani . . .
et index.'
6. Gelasii pp. Nee plane tacemns . . . solvenda.^
XIX. Qnod mortnis non prosit absolutio^ et de conversione
peccantinm per penitentiam, et qnaliter fiat ipsa penitentia ac
de bis, qni se interficinnt.
1. Gelasii pp. Nee qnisqnam vobis . . . discretam.^
2. Celestini pp. C. II. Peccator inquit . . . tempore.*
3. Leo pp. C. VII. Multiplex misericordia . . . peccaverit.''
4. Hylarii pp. C. U. Quamvis plenitudo . . . confitentis.^
5. Greg, in reg. C. CLXXVIII. Si autem dicunt . . .
declinare.^
6. Ex conc. bracarensi C. X. Placuit ut hü . . . puniuntur.^®
XX. De hereticis et scisuiaticis, et qui sint conumerandi
intra hereticos; qui vero non^ ac a quibus sint comprimendi et
de illis^ qui cum eis participant.
1. August, in libro de civitate dei. Qui in ecclesia . . .
heretici Sunt.**
^ Ist das Ende des ersten Absatzes von Cap. 40, Lib. XI. Vgl. Migne 1. c.
Bd. 24, Col. 400.
* Ist aus zwei rerschiedenen Stellen zusammengesetzt. Vgl. E. Frledberg,
1. c. Bd. I, Col. 667.
* Ist Cap. IV des Sermo 351. Vgl. Migne 1. c. Bd. 39, Col. 1546.
* Aus den ,ratione8 reddende Accatium a sede apostolica compctottter fuisse
dampnatum*. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 643.
' Ans einem Briefe an die Bischöfe Dardaniens und Illyriens. Vgl. Thiel
1. c. p. 385.
' Aus Cap. II des Briefes an die Bischöfe Galliens. Aus Pseudo-Isidor;
vgl. Hinschius 1. c p. 560.
^ Ist Cap. n des Briefes ad Theodorum Forojuliensem episcopum. Vgl.
Hansi-Passioneo 1. c. Bd. VI, Col. 209.
' Ist in Wahrheit aus einem Briefe Leo I. an die Bischöfe Campaniens,
und zwar die drei letzten Sätze von Cap. 2. Vgl. Migne 1. c. Bd. 54,
Col. 1211.
* Ans einem Briefe ad Theoctistam patriciam (Lib. XI, Epist. 45). Aus
Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 745.
^ Cap. XVI der capitnla proposita des 1. Concils. Aus Pseudo-Isidor; vgl.
Hinschius I. c. p. 423.
" Aus dem ersten Absätze von Cap. 51 des Lib. XVIII. Vgl. Migne 1. c.
Bd. 41, Col. 613.
24 n. AbhandlniiK: Wolf Edler von QUIit«11.
2. Felicis I. Heresis quippe est . . . eias faerit.'
3. Aog. Hereticnm hominem dixit . . . putandi.
4. Leo. pp. Si qnis episcoporum apocrypha habere . . .
demonstrat
5. Pelagii pp. Non vos hominum . . . dirigantur.'
6. Einsdem. Noli dnbitare scismaticos . . . coherceri.'
7. Aug. vineentio. Donatiste nimium , . . relinquebant.*
8. Aug. super ioh. Quando vult deus concitare . . . con-
queruntur.
9. Aug. feste. Quid faciet ecclesie . . . gratnlantur.^
10. Eiusdem. Quamvis res queque . . . domo domini.*
11. Gelasii pp. ad episeopos dardanie. In calcedonense sy-
nodo . . . consortium.'
XXI. De restitutione episcoporum et unitate ecclesie et
quod nullus superponatur episcopo nisi ab unitate ecclesie ex-
orbitaverit.
1. Julius pp. Orient, episcopis. Quod scripsistis non posse
Athanasium . . . poterit.
2. Cypriani ex epist. IV. Ecclesie unitatem . . . ore
domini.
3. Cypriani in epist. V. Catholice ecclesie corpus . . . posse.
4. Eiusdem ex eadem. Episcopatum teuere ... nee
pacem.
XXn. Quodque foris est, nee ligare potest nee solvere,
et de Ulis, qui ratione vincuntur, malo usu non teneantur.
^ Sind der zweite und dritte Satz ans Cap. I. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Uiii-
schius 1. c. p. 197.
* Aus dem zweiten Briefe an Narses. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. IX,
Col. 713.
^ Ist das Ende äines Briefes an Narses. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. IX,
Col. 7U.
^ Ist Cap. 1, doch ohne die ersten drei Sätze. Vgl. Migne 1. c. Bd. 33,
Col. 321.
^ Ist Cap. 6, doch ohne die ersten zwei Sätze. Vgl. Migne 1. c. Bd. 33,
Col. 312.
* Aus dem Briefe an Festus, und zwar Cap. 1 ohne die ersten drei Satze.
Vgl. Migne 1. c. Bd. 33, Col. 321.
^ Ist in Wahrheit der Beginn des Cap. 2 eines Briefes des Papstes Felix II.
an den Bischof Vetranio. Vgl. Thiel 1. c. p. 265.
DI« GanoneMamiBlaiif dM Cod. TktioMi. l»t. 1348. 25
1. Cypriani ex epist. XLVIIL Ad apostolos loquitur . . .
solvere.
2. Eiosdem ex eadem. Frostra qui ratione . . . revelatum.^
XXIII. Cam infidelibuB ingnm non esse dncendam.
1. Tgini C. VI. Consolor quotiens ea . . . in populos.^
2. Sjmachi pp. Precidendam est id quod . . . a vobis.
3. Innocentii pp. Pelagium et celestiam . . . consentit.^
4. Hormisde pp. Quid prodest illi . . . timori.*
XXIV. De tolleratione malomm et seperatione eomm et
quomodo non contaminent honos et de meritis plebium et re-
gentinm.
1. Aug. in libro de fide et operibus. Quidam contrario
periclitantes cum bonorum . . . seviamus.*
2. Idem in libro de verbis domini C. XVIII. Inter ipsas
turbas que dominum sequebantur . . . parcere.
3. Einsdem. Quia si yere iustus esset . . . corrumperetur.
4. Aug. emerito. Illud attendat . . . impediat.®
5. Qreg. in dialogo. Ibi equanimiter . . . meliorem.
6. Aug. Cum quisque fratrum . . . versentur.''
7. Greg, in reg. C. LXX. Ita sibi regentium . . . pro-
stravit.
XXV. Que penitentia a criminibus purget, que vero non.
1. Aug. An intelligendum est . . . puniretur.
2. Idem in libro II. de baptismo. Non impeditur . .
ecclesia.®
' kt der Beginn von Cap. 13 eines Briefes an Jubaiauus. Vgl. ,Corpus
scriptonim ecclesiast. latin/ Vol. III, Pars I, p. 787.
' Ist Cap. 6, Epist. II des Yiginius. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Uinschius 1. c.
p. 115.
' Ist die erste Hälfte von Cap. 6 des Briefes an das Concilium Milevi-
Unnm. Vgl. Coostant 1. c. Col. 898, 899.
* Aus Cap. II des Briefes an die Bischöfe Spaniens. Aus Pseudo-Isidor;
vgl. Hinschins 1. c. p. 690.
^ Ist der letzte Sats von Cap. 4 und Cap. Ö. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col.
201, 202.
* Aus Cap. 2. Vgl. Migne 1. c. Bd. 83, Col. 297.
' Ist aas Cap. 2, Lib. III contra epistolam Parmeniani. Vgl. Migne 1. c.
Bd. 43, Col. 92.
' Aus ,De baptismo C9ntra Donatistas* Lib. I, Cap. 12 (die drei letzten
Sätze). (Migne 1. c. Bd. 43, Col 120).
2?6 U. AbkMiilnf: Wolf Ukr vw OUnv«!!.
3. Idein de correptione et gratis Si enim . . . gratia.^
4. In eodem. Qui vero perseverantur . . . discreti.
ö. Idem. Satisfactio . . . earam.'
6. Idem. Qui divini . . . replicabuntar.^
7. HyeEecfaiel. Si autem . . . recordabantur.
8. Jeronimns. Revocatur servas . . . dimisea sit.
9. Greg, in pastorali. Qai dimissa . . . repetit.
10. Idem in moraliboB. Curandom est . . . teneat.
11. Idem. Veritatis autem voce . . . gaadebamna.^
12. Smaragd. Ule penitentiam . . . Intum £acit.^ '
III. Bneh.
Teiüas Über continet de baptismate einsque institutione,
de sacramentis non violatis a eriminosis ac de confirmatione
chrismatis. de ordinatis ab hereticis ac de vindicta malomm.
de diversis generibns homicidioram ac violentiam ecciesiasticis
inferentibus. de oppressione filiorum sive patris seu matris ac
nxoris. de diversis generibns monachomm et de abbatibus ac
contumacibns monachis. de abbatissa ac vidna sen Tirgine con-
secranda^ de hospitatione monasteriorum et quibns monacbi dent
penitentiam. de privilegiis et retractandis indiciis.
I. Quid sit baptisma, et institutio eins atque in qaibiis
iiat temporibus.
1. AbianuB in V. Baptismus grece . . . spiritus sanctns.^
2. Ex conc. bracarensi III. Hoc omnimodo . . . consecrentun'
^ Ist aii0 Cap. 13. Vgl. Migne 1. c. Bd. 44, Ool. 241, 842.
* Ist nicht von Augoatinus. Vgl. Friedberg I. c. Bd. I, Col. 1211.
" Ist nicht TOD Angnstinus. Vgl. Friedberg I. c. Bd. I, Col. 1229.
* Ans Cap. 29, Lib. IV Dialogorum. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 868.
^ Aus Cap. XV des ,Diadema monachomm' (Migne 1. c. Bd. 102, Col 612).
In lichterer Tinte und flflchtigerer Schrift ist sodann angeschlosseD
Cap. XXVI conc. calced. ,Qma in quibnsdam ecclesüe . . . divinis subia-
cebit regulia*. (Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 287.) Und aas
Cap. IX conc. spallensis: ,Si quis autem episcopus . . . frandator ecciesia-
sticamm rerum'. (Der Text bricht hier ab; der Best ist aber nicht etira
weggeschnitten, denn die letzte Zeile ist zur Hälfte unausgeschrieben,
ubschon Platz rorhanden wäre).
* In Wahrheit aber aus S. Isidori Etymol. VI, Cap. 19 (Abs. 43—45).
Migne 1. c. Bd. 82, Col. 256.
^ Gilt als Cap. III. Vgl. Mansi-Passioueo 1. c Bd. IX, Col. 844.
Di« CMioii«attm]iiliiDg des Cod. Yklican. hit. 1848. 27
3. Celestini pp. gallie episcopis C. Xu. Illud etiam . . . foras.^
4. Syricii pp. C. 11. Seqxdtnr de diversis . . . consequantur.*
5. Victorias pp. fratribus per alexandriam constitutis. In
paschali vero tempore et pentecosten . . . repatantnr.^
II. De cathecumino defimcto et pregnante muliere et trina
unaque mersione atque uno patrino.
1. Ex dictis beati Aug. episc. Cathecnminum .... ex-
tingantar.
2. Interrogatio aug. episc. Si . . . baptigari.^
3. Greg. pp. Mulier pregnans cur non debeat . . . redi-
matur.*
4. G^g. in registro C. XLI. De trina vero . . . divinitatem.*
5. Iginus pp. C. X. In cathecumino . . . suscipiunt.^
6. Leonis pp. Non plures ad suscipiendum . . . fiat.^
ni. Utrum rebaptizandum sit et de presbiterO; qui ad
baptismum petenten non recipit^ et qui baptizare possit.
1. Innocentii pp. ad victricium rotomagens. episc. Ve-
nientes a no^atianis . . . admittendi sint.^
2. Leo pp. ad rusticum narbonensem episc. Hie de qui-
bus scripsisti . . . copulandi sint.^®
3. Eiusdem, ad nicetam aquilegensem episc. Nam hi qui
baptismum ab hereticis . . . consequantur.^^
4. Leo pp. ad leonem ravennensem episc. C. I. Cum bap-
tismi sui nichil . . . ingressus.^*
^ Ut nur ein Theil des ersten Satses. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 659.
' Ist ein Theil des ersten SaUses. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c.
p. 520.
* Ist Cap. n. Aus Pseudo-Isidor: vgl. Hinschius 1. c. p. 128.
* Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 740.
* Ans Cap. X. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 740.
* In Wahrheit aus einem Briefe Gregors I. an den spanischen Bischof
Leander. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 497, 498.
^ Aus dem Decretum. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 732.
* Das Originalcapitel ist unauffindbar. Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 1394.
* Cap. VIII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 530.
^* Cap. XVI. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 617.
" Ist Cap. VII. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 621.
*' Ist der Schluss von Cap. I. Vgl. Mansi-Passtoneo 1. c. Bd. VI, Col.
389, 390.
28 n. Akbaodluf: Walf Bdltr voo GlaBrall.
5. Felix C. V. Dlud per omnia . . . cognoverit*
6. EoL conc. Eogenii pp. C. VI. Si parvolttB . . . corri-
gendum.*
7. Ex conc. Gelasii pp. C. VII. Diacones . . . plenunqae
conceditor.'
IV. Ut neqae pro baptiamate neqne pro chrismate aliquid
detar et qnod sola fides baptiBmam facit.
1. Qelasins C. V. Baptizandis consignandisque . . . honoris.^
2. Aug. in 1. V. de baptiBmo. Baptismi sane . . . excladit.^
V. Ut iudei licenter festa soa celebrent et de inconversiB
et si confiigerit ad sacra loca causa fidei quod faciendum sit.
1. Greg, in reg. C. XLV. Plurium siquidem iudaice . . .
videbatur.*
2. Ek reg. ad iohannem taraconensem episc. Joseph pre-
sentium lator iudeus . . . expavescant.'^
3. Eäusdem ianuario caralitano episc. C. IX. Peryenit etiam
ad nos servos anciUasque iudeorum . . . defendatur.^
4 (Wem aug. in XXVII.)' Jam vos mundi estis . . . verbum.*®
VI. Utruxn sacramenta excomunicati seu heretici dare de-
beant et de bis, qui ab ecclesia divisi sunt, quod non habent
karitatem.
1. Aug. in libro de baptism. Nullus autem negat . . .
datum est.^^
^ AuB dem praeceptum FellcU pftpae. Vgl. Thiel I. e. p. 266.
* Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 786.
' Ist Cap. IX des generale decretum. Aas Pseudo-Uidor; vgl. Hituchius
I. c. p. 651.
* Ist Cap. VII des generale decretum. Ana Pseudo-Indor; vgl. Hinschius
1. c. p. 651.
> Sind die ersten drei S&tse ans Cap. 22 des Ldb. IV. Vgl. Migne 1. c
Bd. 43, Col. 173.
* Der erste und die drei letzten 8&tze fehlen (aus einem Briefe Gregors I.
an die Bischöfe Virgilius von Arles und Theodor von Marseille). Vgl.
Migne 1. c Bd. 77, Col. 510.
^ Ist in Wahrheit ein Brief Qregors I. ad Petrum episcopum Terraci-
nensem. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 489.
" IX. Brief des Buches I (Gregors L). Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 776,777.
* Steht auf einer Rasur.
'° Sind die ersten drei Sfttse des Abs. 5 im Tract 80 super Johaunem.
Vgl. Migne 1. c. Bd. 35, CoL 1840.
" Aus dem 2. Absats von Cap. 1 des Lib. I. Vgl. Migne 1. c. Bd. 43, CoL 109.
Di« CuonasMMBnlQng dM Cod. YatioaD. Ut. 1848. 29
2. Eäusdem. Quod dictum est de baptismo . . . haben.
3. ESnsdem. Spiritus autem sanctus quod in sola . . .
sanctum.^
VII. Perfidus per baptismum non accipit remissionem^ et
quod sacramenta non violantur ab aliquo criminoso^ et de Ulis,
qoi coacti sunt baptizari ab hereticis.
1. Aug. Perfidus si in perfidia permanserit . . . operabatur.*
2. Eiusdem. Ita ergo nee foris . . . compaginatur.'
3. Idem. Quomodo exaudit deus ... et piorum.^
4. Aug. ex libro de utilitate credendi. Nos mutari . . .
fractuose.
5. Aug. donatistis. Videte quam perverse . . . gratiam.
6. Aug. in lib. I de bapt. Si quem forte coegerit . . .
servavit.*
VIII. Quod potius sit moriendum, quam ab heretico co-
municandum et quomodo prosint sacramenta^ quibusque testibus
baptismum impleatur.
1. Greg, in dialogo lib. IV. Cepit ermigildus rex . . .
occideret.*
2. Aug. in libro 11 contra epist. parmeniani. Omnia sa-
cramenta cum . . . cogeretur.'
3. Ambrosius de misteriis et sacramento lib. I. Cognosce
quod aqua non mundat . . . haurire.^
IX. Quod cathecuminus sine baptismate vel martirio non
salvatur et de ordinatis non baptizatis.
1. Aug. in libro de diffinitionibus dogmatum ecclesiastic.
C. XL. Baptizatis tantum item esse . . . extinguntur.®
> Ist Cap. 16 des Lib. IH. V^l. Migne 1. c. Bd. 43, Col. 148.
' Ist Cap. 11, Lib. IV de baptismo. Vgl. Bügne 1. c. Bd. 43, Col. 165.
' Ist das Ende von Cap. 12, Lib. IV de baptismo. Vgl. Migne 1. c. Bd. 43,
Col. 166.
* Ist das Ende des 2. Absatzes von Cap. 20, Lib. V. Vgl. Migne 1. c.
Bd. 43, Col. 190, 191.
■ Ans Gap. 2. Vgl. Migne 1. c. Bd. 43, Col. 110.
* In Wahrheit aber aus Cap. 81 des Lib.m. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 289.
* Ans dem letsten Absat» Ton Cap. 10. Vgl. Migne 1. c. Bd. 43, Col. 66.
* Ist der letzte Satz des ersten Absatzes und der zweite Absatz von Cap. 4.
Vgl. Migne 1. c. Bd. 16, Col. 394.
* Ist aber Cap. 41. Vgl. Migne 1. c. Bd. 42, Col 1220.
30 n. AbhaDdlnng: Wolf Edl«r tod OlanTell.
2. £x dictis ysidori. Si quis per ignorantiam . . . baptizat.^
X. De confirmaDdiSy quod ab episcopo consignandi sint et
quid sit mains: baptismum an consignatio^ et de novo chrismate.
1. Eosebii pp. C. XXI. Manus impositionis . . . sacramenta.^
2. Melciadis pp. C. VI. De bis fi'atres quibus . . . mortem.^
3. Innocentii pp. ad decentium episc. C. III. De consignan-
dis infantibus manifestum est . . . paraelitum.^
4. Ex conc. meldiensi C. VI. Ut episcopi non . . . celebrari.^
5. Ex reg. Greg, ianuario presbitero caralitano C. IX.
Presbiter baptizatos infantes ... in fronte.^
6. Eiusdem C. XXVI. Pervenit quoque ad nos . . . eon-
cedimus.'
7. Ex conc. lugdunensi C. III. Si quis de alio chrismate
. . . manifestatur.®
8. Fabiani pp. C. IX. Litteris vestris inter . . . confir-
matur.®
XL De arrianis non promovendis atque de ordinatis ab
hereticis et in quo gradu maneant, cum ab herrore recessint.
1. Innocentii ad alexandrinum episc. antiocenum C. III.
Arrianos preterea ceterosque eiusmodi pestes . . . serventur.^**
. 2. Innocentii pp. ad rufum et eusebium episcopos C. III.
Ventum est ad tertiam questionem , . . iniectum.*^
3. Innocentii C. VI. Pervideat ergo . . . precavendum.**
^ Aus dem Poenitentiale Pseudo Egberti. Vgl. MaiiBi-Fassioneo I. c. Bd. XII,
Col. 441 sq.
* Ans § 21 der Epist. III. Ans Psendo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c. p. 242.
' Ist nur ein Theil von Cap. VI. Aus Psendp-Isidor; vgl. Hinschins 1. c.
p. 245.
^ Der letzte Satz fehlt. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c. p. 528.
^ Ist in Wahrheit can. 38 des VI. Pariser Concils. Vgl. Mansi-Passioneo
I. c. Bd. XIV, Col. 560.
" Ans einem Briefe Gregors I. ad Januarinm episcopum Caralitannm. Vgl.
Migne 1. c. Bd. 77, Col. 677.
^ Ist die zweite Hälfte eines Briefes. Gregors I. ad Januarinm episcopum
Calaritannm. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 696.
» Unbestimmtes Capitel. Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 1399.
* Ans den ,Decreta Fabiani'. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschins I. c. p. 160.
*° Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c. p. 548.
" Ist Cap. lU und der erste Satz von Cap. IV. Aus Pseudo-Isidor; vgl.
Hinschius 1. c. p. 550.
^' Aus demselben Briefe. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinnchius 1. c. p. 551.
Die Canonessaminlnnf des Cod. Vatioan. Ist 1348. 31
4. Leonis pp. ex epist. ad ianiiArium episc. aqaileiensem.
Dflectionem toam doxiinns . . . medicinam.^
Xn. Sacramenta ecclegie non sunt propter malos peiora
nee propter bonos meliora.
1. Secundi anastasii ad anastasium imp. C. V. Secundum
ecdesie catholice consnetudinem . . . desinit.'
2. Eiusdem C. VIII. Ideo ergo et hie . . . eondempnatas est.'
Xni. De yindieta non odio sed amore facienda et quod
non imputetnr nobis, si qnid mali inde acciderit, et de sacer-
dotali intercessione pro malo et qnomado quandoqne illos per-
tnrhare debemns.
1. Ang. in libro de sermone domini in monte. Magni et
sancti viri . . . salva sit.^
2. De occidendis hominibus ne ab eis . . . irrogare.^
3. Aug. Marcellino. Pena illorum quamvis . . . apparebit.®
4. August, donato. Unum solum est . . . ingeramus.''
5. Damasus pp. C. XXVI. Qui potest obviare et . . . ob-
viare.*
6. Jeronimius super Ezechielem 1. IV. Qui percntit malos
. . . multavit.'
XIV. De generibus homicidiorum voluntate et non volun-
täte vel quocunque modo comissis.
1. Clementis pp. C. XVI. Homieidarum . . . monstrantur.'®
2. August. Periculose decipiunt . . . promereri volunt.^^
^ Der ente Satz and die 6 Anfangsworte des zweiten Satzes fehlen. Aus
Psendo-Isidor; Tgl. Hinschins 1. c. p. 615.
' Ist in Wahrheit Cap. Vn. Ans Psendo-Isidor ; vgl. Hinschins I. c. p. 656.
' Es fehlen die zwei letzten Sätze und die zweite HKlfte des drittletzten
Satzes. Aas Psendo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c. p. 666.
* Lib. I, Cap. 20; ist der dritte Absatz und der erste Satz des yierten.
Vgl. Migne 1. c. Bd. 34, Col. 1262, 1263.
^ Ist Cap. 5 des Briefes an Publicola. Vgl. Migne 1. c. Bd. 33, Col. 186, 187.
* Ist der Anfang von Cap. 2. Vgl. Migne 1. c. Bd 33, Col. 635.
^ Ist Cap. 1 ohne die ersten drei S&tze, von Cap. 2 die ersten vier Sätze.
Vgl. Migne 1. c. Bd. 83, Col. 366, 367.
' Sind zwei Sätze ans dem Briefe an Stephanus nnd die afrikanischen
Concilien. Ans Psendo-Isidor; vgl. Hinschins 1. c. p. 508.
* Ans dem ,Liber de civitate dei*. (?)
^ Ist in der That Cap. 40, doch ohne den letzten Satz. Ans Psendo-Isidor;
▼gl. Hinschins 1. c. p. 43, 44.
" Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 772.
32 II. AUudlanf: Wolf Bdl«r ton OUDrell.
3. Ex conc. ancirano C. 11. Si quis casu non volens . . .
maneat.^
4. Ex eod. C. XXI. Qui voluntarie . . . consequantar.'
5. Silverii pp. Si quis hominem . . . comunicet.'
6. Ex conc. ancirano C. XX. De mulieribns . . . largiamur/
7. Ex penitent theodori. Qui pro vindieta . . . retribuam.*
XV. De inferentibus violentiam aliqnibas ecclesiasticis.
1. Gregor. Si quis presbitero vel alicui . . . componat.
2. Ex dictis GG. pp. Qnisque per dolam . . . vite sue.^
XVI. Si filias per neglegentia moritar vel si opprimitnr,
et de interfectione uxoris sen patris ac matris ac de obtran-
catoribus.
1. Ex penitentiali. Invenisti infantem tuum . • . debetis.*^
2. Pias pp. Quieunque propriam uxorem . . . interfecerit.®
3. Greg, bonifacio maguntino arcbiepisc. De bis vero qui
patrem, matrem, fratrem aat sororem . . . scelas.*
4. Ex penitentiali. Fecisti truncationem . . . debes.**
XVII. De militibns et qaod bella cnm benevolentia sint
agenda ac de persequendo hoste.^^
1. Aug. de verbis domini C. XIX. Nonnulli fratres . . .
causa.
^ Nur ähnlich ist can. 22 (nach der Version des Isidoros Mercator). Ge-
hört nicht dem Goncile von Ancyra an. Vgl. Migne L c. Bd. 140, Col. 769.
' In der Version des IHonysius Exiguus. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. II,
Col. 520.
■ Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 769.
* Ebenfalls in der Version des Dionysius Exiguus. Vgl. Mansi-Pansioneo
1. c Bd. n, Col. 520.
* Aus Liberi (IV); vgl. Schmits ,Die Bussbücher und die Bussdlsciplin
der Kirche* p. 356, 528. Vgl. Wassenchleben 1. c. p. 188, 588.
• Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 853, 854.
^ Ans dem sogenannten Corrector Burchardi Cap. 169. Vgl. Wasserschleben
1. c. p. 662, 663.
' Cap. Wormatiense ,pro lege habendum' 4. Vgl. Mon. Germ. Leges I, p. 353.
• Resp. Vn (von Gregor III.). (781—741). Vgl. Migne 1. c. Bd. 89, Col.
577, 578. Vgl. auch Hincmar ,De divortio Loth« (Resp. V). (Migne I. c.
Bd. 125, Col. 652, 653).
^'^ Aus dem sogenannten Corrector Burchardi Cap. 25. Vgl. Wasserschieben
1. c. p. 636.
^' Die Rubrik dianes Titels stammt wörtlich aus Angustin. Vgl. Migne 1. c.
Bd. 33, Col. 531 (Abs. 14).
Die Caiioo«MUBinlTing des Cod. Yatioan. Iftl. 1348. 06
2. Aug. marcellino. Paratns debet esse homo . . . prohibuit.^
3. Greg. Et pridem glorie vestre . . . ambulare.*
4. Idem. Glorie vestre suscipientes epistolas . . . inveniet.*
XVin. Quod paterna devotio vel pia professio faciat mo-
nachnm, et qaomodo ad monasticam gradum accedendam est.
1. Ex eonc. tollet. C. IL. Monachum autem . . . regressus.*
2. Leo pp. C. XXVI. Propositum monachi . . . trans-
gressio est.^
3. Greg, in reg. C. XL. Pervenit ad nos mauricium . . .
soUicitum.*^
4. Ex conc. tollet. C. L. Clerici qui monachorum . . .
nituntur."'
5. Ex conc. calcedon. C. IV. Qui vere et sincere . . . agere.®
6. Greg, in reg. C. X. Legem quam piissimus . . . cognoscit.^
XIX. De coniugio nuUa religione solvendo, et quod clerici
abbates esse non debent seu de helectiono abbatis.
1. Greg, in reg. C. CLXXVIII. Si dicunt religionis . . . sed
mulier. ^®
2. Greg, in reg. C. XI. Presbiteros, diaconos ceterosque
. , . impediat.^^
' Ist der letzte Satz Ton Abs. 12 und der Anfang von Abs. 13. Vgl. Migne
1. c. Bd. 33, Col. 630.
' Ad Yelocem magistrum militnm. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 640.
' Ad Manritiam et Vitaliannm magistros militnm. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77,
Col. 564.
^ Ist Cap. XLVm des 4. Concils. Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c.
p. 370.
' Ans einem Briefe an den Biscbof Rusticns von Narbonne; responsum
auf inquisitio XIV (nach Hinschius l. c. p. 617, XII). Vgl. Mansi-Passioneo
1. c. Bd. VI, Col. 405.
' Ist ein Brief an den Bischof Fortunatus von Neapel, doch ohne den
ersten Satz (Lib. X, Epist. 24). Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 1042.
' Ist Cap. XLIX des 4. Concils. Aus Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c.
p. 370.
" Ans Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 285.
* Ist aber in Wahrheit der Brief Gregors I. an Eusebius etc. Vgl. Migne
1. c. Bd. 77, Col. 909, 910.
'* Aus Cap. n des Briefes Gregors I. an Theoctista. Aus Pseudo-Isidor;
vgl. Hinschius 1. c. p. 744, 745.
^' Ist in Wahrheit ans einem Briefe Gregors I. an den Bischof Maximian
von Sjracus. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 680.
.Sitxangsber. d. phiL-hist. Cl. CXXXVI. Bd. 2. Abh. 3
34 11. AUandlnnr: Wolf Edler tod GUoTeU.
3. De regtda sancti benedicti C. XXI. Si maior fiierit . . .
doctrinam.^
XX. De contumacibus monachis, et quod aliqno vitio fa-
giuDt et quomodo inter eos sit distribuendam, cum nichil ha-
beant, ac de eorum conversis sive recipiendis pueris.
1. De eadem C. XXIII. Si quis frater contumax . . .
subdatur.*
2. Eiusdem C. XXIX. Frater qui proprio vitio ... de-
negari.'
3. Eiusdem C. XXXIV. Sicut scriptum est . . . erit in pace.*
4. Eiusdem C. LIV. Nullatenus liceat monacho . . . regolari.^
5. Eiusdem C. LVIII. Noviter veniens*. . . excusare.®
6. Eiusdem C. LIX. Si quis forte de nobilibus . . . testibus.^
XXI. De ordinatione abbatis, et quomodo servi recipiantur,
et de his; quos parentes offerunt.
1. Greg, in reoristro C. CCXXXVII. Item constituimns . . .
accipere.**
2. Ex conc. tiburiensi C. IV. Placuit in monasticis non
esse . . . blasfemetur.'
3. Ex conc. tollet. X. C. VI. Si in qualibus . . . inhereat.^^
XXII. Quod monasteria perpetua maneant et quod nee
clerici nee monachi sine litteris proficiscantur et nova congre-
gatio sine episcopo non fiat.
1. Ex conc. calcedon. C. XXIV. Que semel dedicata . . .
subiacebit.^^
^ Die zwei letzten Sätze fehlen. Vgl. E. Martene ,Coinmentariii8 in regii-
lam S. P. Benedict!' p. S37.
• Vgl. Martene 1. c. p. 367.
' Vgl. Martene 1. c. p. 386.
• Die zwei letzten Sätze fehlen. Vgl. Martene 1. c. p. 435.
^ Das letzte Wort ist versteUt. Vgl. Martene 1. c. p. 690, 691.
• Vgl. Martene 1. c. p. 736, 737.
' Vgl. Martene 1. c. p. 781.
• Aus einem Briefe an den Abt Senator (Lib. XIII, Epist. 8). Vgl. Migne
1. c. Bd. 77, Col. 1263, 1264.
• Wohl Cap. Vra. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVIII, Col. 162.
^° Der Anfang des ersten Satzes fehlt Ans Pseudo-Liidor; ygl. Hinschios
1. c. p. 401, 402.
>* In der Version des Dionysins Exigaos. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. VII,
Col. 880.
Die CftnoneflsammlQDg des Cod. Yatioan. lat. 1348. 35
2. Ex conc. agathensi C. XXXIX. Clericis sine . . . co-
herceri.^
3. Ex eodem C. LVIII. Unum abbatem . . . possidere.^
4. Ex eodem C. LVIII. Cellulas . . . institui.»
5. Ex conc. tollet IV. C. LI. Nuntiatum est . . . illicitis.'
6. De legibus. Si quis introierit . . . maneat.*
XXIII. Quomodo monachi debent subesse episcopis et de
illis, qui procreant filios.
L Ex conc. calcedon. Monachos vero per anamqaamqae
civitatem . . . civitatis.^
2. Ex dictis ysidori. Monachi filios . . . indulgeri.^'
XXIV. Quod publice misse non fiant in monasteriis et
qaod non sint habitacula clericorum.
1. Greg, castorio episcopo ariminensi C. XLIL Luminosus
abbas monasterii . . . de^otione perficiat.''
2. Eiusdem. Pervenit ad me quod in ecclesiis . . . de-
struantur.®
3. Greg, iohanni episcopo de urbe veteri. Agapitus abbas
monasterii . . . contradictone permittas.^
XXV. Qualiter abbatissa fiat, et de puella velanda et de cor-
niptoribus earum et de desponsatis puellis et raptoribus virginum.
1. Greg, maximiano episcopo syracusano C. XI. Juven-
culas fieri abbatissas . . . disponi.^®
2. Ex conc. tiburiensi C. XVIL Puellas si ante annos . . .
prohibendi.*^
* Ut der erste Satz von Cap. XXXVIII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius
1. c. p. 334.
* Ut aber Cap. LVII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius I. c. p. 336.
' Ist in Wahrheit Cap. L. Aus Psendo-Isidor ; vgl. Hinschius 1. c. p. 370.
* Constit. V, Cap. 6 (wörtlich nicht gleichlautend). Vgl. Corpus iuris civilLs,
Bd. ni (ed. Schoell-Eroll,) p. 33.
* Aus Can. IV (Version des Dionysius Exiguus). Vgl. Mansi-Passioneo 1. c.
Bd. Vn, Col. 374.
« Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 806.
' Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 578.
* AuB einem Briefe an den Bischof Johannes von Ravenna; der letzte
Satz fehlt. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 721, 722.
* Der letzte Theil des Schlusssatzes fehlt. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 458,469.
*« Ist der Schlnss des ersten Briefes. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 681.
** Nar dem Inhalte nach gleichlautend. Vgl. Mansi-Passioneo l. c. Bd. XVIU,
Col. 144.
3»
36 n. AbbudloB«: Wolf Bdier tm OUoTell.
3. Pii pp. Ut virgines non velentur . . . mortis urguente.'
XXVI. De viduis, quomodo velamentam accipiant, et si
virgines sacrate ceciderint.
1. Gelasii pp. C. XI. lam de vidois sab nolia ... vi-
deatur.*
2. Ex conc. aureliano C. V. De feminis . . . decrevimus.'
3. Symachi pp. C. III. Neque viduas ad nuptias . . . con-
tingerit.*
4. Innocentii pp. C. XII. Item qnod . . . transmigravit.*
5. Gelasii pp. C. XX. Virginibus sacris . . . non^ negetur.^
6. Leonis pp. (episcopis per cesariensem manritaniam)
C. XL De bis qui in sacro virginitatis proposito . . . eripait.'
7. Eusebii pp. C. V. Desponsatam . . . si voluerit.®
8. Symachus pp. C. III. Raptores virginum . . . preeipimus.®
XXVn. Ut vidue rebus ecclesiaslicis sustententur et de
illis, qui ancillas converti probibent.
1. Ex conc. cart. IV. C. V. Vidue . . . sustententur.*^
2. Greg, in reg. Preterea quia felix defensor . . . sustineat.*'
^ Zusammengesetzt aus can. 93 eines afrikanischen Concils und dem De-
ere te (Cap. 14; Hinschius 1. c. p. 662) des Gelasius. Vgl. Migne 1. c.
Bd, 140. Col. 795.
' Ist eigentlich Cap. XXIII des generale decretum. Aus Pseudo-Isidor ; Tgl.
Hinschius 1. c. p. 663.
» Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. VIII, p. 366.
* Ist in Wahrheit Cap. IV des Briefes an den Bischof Cäsarius. Ans Pseudo-
Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 657.
' Aus dem Briefe ad Victoricum Rotomagensem episcopum. Aus Pseudo-
Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 531.
" Ist in Wahrheit Cap. XXII des generale decretum. Aus Pseudo-Isidor;
vgl. Hinschius 1. c. p. 653.
' Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. V, Col. 1265, 1266.
^ Stammt aus den Poenitentiale Theodori (XH, § 33); zum Ende vgl.
l. 54 (56) § 2, 3 Cod. De episcopis et clericis I 3 und Nov. 123 (Cap. 39).
Vgl. Wasserschieben 1. c. p. 216.
' Aus dem Briefe an den Bischof Cäsarius. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hin-
schius 1. c. p. 657. (Theil weise gleichlautend mit l. 53 (54) Cod. De
episcopis et clericis I 3.)
^^ Ist in Wahrheit Cap. 103. Vgl. Bruno, Statuta eccl. antiqu. Bd. I, p. 150.
^^ Ist der letzte Absatz eines Briefes an den Snbdiakon Petrus (Lib. III,
Epist. 40) Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 637.
Die CanonwMunmlQOg dM Cod. Yatiean. Ut. 1348. 37
XXVni. Ut equites non hospitentur in monastcriis ot quod
monachi non exerceant scelaria, et de illorum officio ac distantia
a clerieis, et quod neque monachns neqne ulla mnlier in con-
ventu doceat.
1. Greg, in reg. C. CXIL Insinuavit nobis . . . exultari.^
2. Gelasius omnibus episcopis. Nullus quoque monachus
. . . indicamns.
3. Jeronimus in epist. adversus vigilantiam. Monachus
non doctoris . . . adventum.*
4. Jeronimus in epist. ad heliodorum monachum. Alia que
ante perstrinxi . . . ore decerpitur.^
5. Leo pp. Adiciemus et illud quod nobis . . . notitiam.*
6. Ex libro aug. qui intitulatur de profundissimis que-
stionibus. C. XLV. Faciamus inquit . . . imparare.
XXIX. Quod penitentiam monachi non dent et quod non
debent populum subvertere et de conservandis privilegiis mo-
nasteriorum ac iudiciis retractandis.
1. Ex conc. magot. C. XXV. Liberi . . . secularibus.*
2. Placuit omnibus residentibus . . . subiacebit.^
3. Leo omnibus fidelibus per italiam. Rektum est auribus
nostris . . . Data rome mense aprili die XX indict. V.''
4. Ex conc. nicholai pp. ad carolum imperatorem. Scripsit
nobis thietbirga regina . . . retractari.®
5. Greg, in reg. Grave nimis et . . . non oporteat.^
6. Greg. Institutionis nostre decreta . . . dissolvi.^®
^ Ist in Wahrheit ein Brief Qregors I. an den Bischof Fortunatus von
Neapel. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 179.
» Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 762.
» Aus Abs. 8. Vgl. Migne 1. c. Bd. 28, Col. 852.
* Ans einem Briefe an den Bischof Theodoritns von Cjperu, und zwar das
Ende von Cap. 6. Vgl. Migne 1. c. Bd. 64, Col. 1054.
» Vgl. Migne 1. c. Bd. 161, Col. 892.
' Ist ein onbestinimbares Capitel. Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 761.
' Vgl. Migne 1. c. Bd. 143, Col. 686, 686.
^ Ans einem Briefe an Karl den Kahlen vom 26. Januar 867 (vgl. Jaifö-
Wattenbach «Regesta Romanomm pontificnm' Bd. I, p. 366 sub Nr. 2872).
Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XV, Col. 319.
* Ist in Wahrheit die erste Hälfte eines Briefes Qregors I. ad Johannem
episcopum Squillatinum. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 935, 936.
'* Ist der Schluss eines Briefes Gregors I. ad Bonifacinm primum defen-
.«orem. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 917, 918.
38 n. AbluuidliiiiK: Wolf Edlsr Ton OlftnTell.
7. Innocentius (episcopis Macedoniae; Rufo, Gerontio,
Flaviano, Macedonio^ Aristeo;. Grave non oportuit . . . Komuni.'
IV. Buch.
Quartus liber continet de matrimonio et diversa consan-
guinitate. de nuptiis et feminarum raptoribus, de divortio et
sacramento parentele, de incesto et tnrpi comixtione ac varia
poUutione. de mendacio ac debiti remissione; de helemosina et
ieiunio, de escis vitandis et non vitandis atque ydolomm cul-
tura et incantatoribus. De gradibus cognationis ac affinitate et
coniunctione. De gentili uxore et qui sit bigamus, qui vero non.
L De matrimonio et coniunctione consanguineorom et de
dispensatoria concessione consangainitatis ac distinctione gra-
duum et qnomodo coniungi fideles vel disiungi debeant.
1 . Ysidorus. Matrimonium est nobilium iusta . . . mittitur.^
2. Calixtus. Coninnctiones autem ... eis consentientes.'
3. De regula gg. pp. Si quis consobrinam vel . . . afficiantur.*
4. Gg. pp. felici mesane civitatis episcopo. Quod scripsi
. . . iungantur.*
5. Beatus ysidorus de consanguinitate sie . . . terminaretur.®
6. Greg, presul requisitus ab augustino gentis anglorum
episcopo. Quota generatione fideles debeant copulari . . . ab-
stinere.'
* Die ersten zwei Sätze fehlen. (Aus Pseudo-Isidor; vgl. Uinschius 1. c.
p. 644, 646.) Auch hier sind Nachträge in derselben Schrift, aber in
lichterer Tinte angeschlossen, und zwar zunächst ,Nam ut ait beatus
gregorins in registro* (aut clerici omisa . . . monachatus impediat), femer
,In calcedonensi conscilio' (Monachos per unamquamque civitatem . . .
ab episcopo civitatis), und ,Quare eugenius papa universali concilio re-
sidens ait* (Placuit communi nostro concilio . . . firmamus sententiam),
endlich eines ,A pä Calixti hone memoHe* (Interdicimus abbatibus ... et
voluntate episcoporum).
* Aus ,Etymolog. Üb. IX' Cap 7, Abs. 19—24 (Migne 1. c. Bd. 82, Col. 366).
' Cap. XVI im Briefe an die gallischen Bischöfe, der letzte Satz fehlt.
Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius l. c. p. 140.
* Vgl. etwa Mansi-Passioneo l. c. Bd. X, Col. 437.
» Vgl. Migne l. c. Bd. 77, Col. 1323.
* Aus dem Poenitentiale Martenianum Cap. 29 (vgl. auch Augustinus ,De
civitate dei* Lib. XV, Cap. 16). Vgl. Wasserschieben 1. c. p. 288, 289.
^ Sind nur die ersten vier Sätze aus der Antwort auf interrog. VI. Aus
Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 738, 739.
Die CanonMsammiTinf des Cod. YaticaQ. Ut. 1848. 39
7. ßiusdem. Verum post multum . . . cognoscant.^
8. Fabiani pp. C. VIII. Consanguineos extraneorum . . .
separentnr.'
9. Ysidori. Sane consanguinitas ... in carne una.^
10. Innocentii pp. Si qua mulier ad . . . inhibuit.^
11. Gregoriuß venerio. Sedem apostolicam , . . vel forte.*
12. Euaristus. Similiter eustoditum est . . . deeipiunt.*^
IL De nuptiis ac dote, de raptoribus feminarum et sacra-
mento puelle, ac de eis, qui ancillis iunguntur, et quod pactio
facta et de penitente uxorem ducente ac matrimonio viduarum
nee non si veniunt in amicitiam, utrum debeant disiungi.
1. Ex conc. ylardensi C. IV. Quod non oporteat . . .
separentur.''
2. Ex conc. arelat. C. VI. Nullum coniugium . . . pre-
sumat.®
3. Ex conc. laodic. C. LIV. Si quis desponsavit . . .
tempore.*
4. Greg. Si quis viduam furatus . . . anathema sit.^**
ö. Eiusdem. Si quis virginem . . . anathema sit.^^
6. Ex dictis Aug. C. V. Audite fratres . . . alteram du-
cere.**
7. Si puella sita in puerili aetate . . . emcndabuntur.^^
< Vgl. Migne 1. c. Bd. 161, Col. 669, 670.
' Aus dem Decrete. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 783.
■ Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XIV, Col. 99. (Vgl. auch Cap. 78 de» conci-
Unm Wormatiense vom Jahre 868 bei ManBi-Passioueo I.e. Bd XV, Col. 882).
* Capitel einee unbekannten Autors. Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 1288.
^ Aus dem Briefe ad Venerium Caralitanum episcopum. Vgl. Mansi-
Paasioneo 1. c. Bd. X, Col. 446.
* Die zwei letzten Sätze fehlen. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c.
p. 87, 88.
^ Ist eigentlich Cap. III. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. VIII, Col. 616.
* Aus dem 4. oder 5. Concile. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. VIII, Col. 629.
* Vgl. Friedberg l. c. Bd. I, Col. 1066.
^^ Cap. X der ,Decreta pape Gregoris iunioris\ Ans Pseudo-lBidor; vgl. Hin-
schius 1. c. p. 764.
'^ Ex eodem Cap. XI. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 754.
" Ist Cap. 2 — ohne die vier letzten Sätze — des Sermo 392. Vgl. Migne
1. c. Bd. 39, Col. 1710.
** Ist in Wahrheit Cap. 3 eines concilium Hibernense. Vgl. Migue 1. c.
Bd. 140, Col. 881.
40 n. AVlumdluif : Wolf Edler tod 0Uiit«11.
8. Ex conc. apad vermeriam civitatem. C. VII. Si quis
. . . debet*
9. Ex eodem C. IX. Si femina ingenua . . . femine.*
10. Greg, in reg. C. CLXIV. Cuius rei causa . . . corrigere.'
11. Ambrosius. Cum initiatar coniogium . . . cognoscitur.^
12. Leo pp. Non omnis mulier iuncta . . . concabina.^
13. Einsdem. In adolescentia constitutus ... et corporis.^
14. Jeronimas. Quomodo virginibas fomicationis . . .
Christi.^
15. Hormisde pp. Nee quicquam . . . superfloa est.
16. Epist. nicholai ad karolum morgotiensem episcopom.
Si qui matrimonium sani contraxerint . . . detruncantur.®
17. Syricii pp. C. IV. De coniugali . . . violetur.^
III. De raptoribns yirginam vel alianim ac de bis, qne
vires sequi nolunt vel que credunt, illos mortuos, et de baben-
tibus uxorem ante baptismum ac de sponsa.
1. Ex conc. ancirano. Desponsatas puellas . . . constiterit."®
2. Ex conc. calced. C. XXIV. Eos qui rapiant . . . ana-
thematizentur.^^
3. Leonis pp. Nee tarnen culpabilem . . . reformetur.^*
^ Ist can. 12 des concilium Compendiensis. Vgl. Mansl - Passioneo 1. c.
Bd. XII, Col. 668.
* Ist can. 5 conclliarü Compendiensis. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XII,
Col. 566.
^ Ist in Wahrheit ein Brief Gregors I. an den Bischof Fortunatas von
Neapel. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 45.
* Ist Cap. 6 des Liber de Tirginibus. (?)
^ Ist Cap. IV des Briefes an den Bischof Busticus yon Narbonne. Aus
Pseudo-Isidor; Tgl. Hinschius 1. c. p. 616, 617.
* Ist Cap. XI ebendort. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 617.
' Aus der Schrift ,contra Joyinianum* Lib. I, Cap. 14 (Ende). Vgl. Migne
1. c. Bd. 23, Col. 233, 234.
» Ad § 7 des Lib. H, Tit. 19. Vgl. J. PauHi Sententiae, ed. Arndte-Hänel
p. 50.
* Aus der Epistola decretalis ad Eumerium Tarraconensem episcopum.
Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 521.
" Ist Cap. XI. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 262.
" Ist in Wahrheit Cap. XXVII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius I. c.
p. 287.
** Ist Cap. II eines Briefes an den Bischof Nicetas von Aquileja. Vgl.
Mansi-Passioneo 1. c. Bd. VI, Col. 332.
Dto GttM»a«8Baaiiila]i« Am Cod. Taüou. Ut. 1848. 41
4. Euticiani pp. Si quis gentilis . . . doq habere.^
5. Einsdem. Simili modo . . . discedat.'
IV. De violatione alicoins puelle vel divortio, quod fit
causa fornicationiB et de adalterio et his; qui coire non possunt,
et quid sint nnptie.
1. Greg, in reg. C. LXXIX. Questis nobis est . . . liberari.'
2. Augast. in üb. de sermone domini in monte. Apostolus
panIns dicit . . . non inssit.^
3. Innocent. exnperio. De bis requisivit . . . detegantur.^
4. Ang. ad iobannem ravennatem. Qnod autem . . .
separentur.*
5. Greg. pp. C. I. De bis reqnisistis . . . recipere.^
6. Aug. saper iobannem bomelia VIII. Qui bene eruditi . . . una.
V. De bis, qui* filios de fönte suscipiunt et de spirituali filia.
1. Densdedit pp. gordiano episcopo byspaniensi. Pervenit
ad nos diaconus ... et vir uxorem.®
2. Jobannes pp. anseimo lemozine ecelesie episcopo. Ad
limina apostolorom . . . separari debere.®
3. Zacbarias (pp. tbeodoro episcopo ticinensis ecelesie).
Pitaeiom nobis tua reverendo fratemitas . . . safficiat^^
4. Ex conc. tibnriens. Qui spiritualem . . . spiritualis.^^
' bt sowie das fol^nde Capitel gleichlautend mit IV, 21 und wird auch
als Cap. 6 und 6 des Decretes ron Kutician angegeben (nicht in Pseudo-
Isidor). Vgl. Wasserachleben 1. c. p. 216 und aber auch Mansi-Passioneo
1. c. Bd. I, Col. 1126.
' Aus dem Poenitentiale Theodori (XIII, §§ 17, 18). Vgl. Wasserschieben
1. c. p. 215 und aber auch Mansi-Passioneo 1. c. Bd. I, Col. 1126.
' Ist in Wahrheit ein Brief Oregon I. an den Notar Pantaleon. Vgl.
Mansi-Passioneo 1. c. Bd. IX, Col. 1136.
* Üb. I, Cap. 16; aus zwei yenehiedenen Stellen zusammengesogen. Vgl.
Migne 1. c. Bd. 84, Col. 1251, 1252.
^ Ist Cap. VI. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hinschius 1. c. p. 532.
• Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 1149.
^ Ist ein Brief an den Fürsten Randulf von Salem. Vgl. Mansi-Passioneo
1. c. Bd. X, Col. 446, 447.
• Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. X, Col. 536—538.
* Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVII, Col. 125.
'^ Ist etwa die erste Hälfte des ganzen Briefes. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c.
Bd. Xn, Col. 354.
" Ist Canon XLVH. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVHI, Col. 154. (Gleich-
lautend mit X r desselben Buches.)
42 II. AbhudlnBg: Wolf Edler tob OUnTftll.
5. In eodem. Illnd etiam canonica institutione . . . ope-
ram det.*
VI. De fide coniugatorum et nuptiis male conionctorum
atque his^ qui eas detestantnr.
1. Ang. in libro de bono coniogali. Com ad peccatum.. .
ponenda est.'
2. Idem in eodem. Bonum nuptiarum] . . . permanente.'
VII. De sacramento parentele et testium ac incestuosi con-
iugii et de consanguinitatis gradibus.
1. De illa parentela . . . adiuvet et cetera.^
2. Istud sacramentum . . . relinquere.*
3. Ab isto die in antea . . . adiuvet et cetera.^
4. Isidoms. Primo gradu superiori . . . iunguntur.''
5. Seeundo gradu continentur . . . duplicantur.^
6. Tertio gradu veniunt ... et soror.^
7. Quarte gradu veniunt ... et soror.'
8. Quinto gradu veniunt . . . declarari.'
9. Sexto igitur gradu veniunt . . . disseruit.^
10. Septimo gradu . . . propagari.^
11. Alexander (pp. an die Bischöfe^ Cleriker und Kichtcr
in Italien). Ad sedem apostolicam . . . noverit se iugulandum.^
VIII. De diversis generibus incesti et varia fomicatione
filiole vel comatris de illo^ qui filium baptizavit.
1. Si qua mulier duos frates . . . accipiat.®
2. Ex eonc. tiburiensi C. VIII. In lectum mariti . . . privari.^^
1 Ist can. XLVm. Vgl. Mansi-PasMoneo 1. c. Bd. XVIII, Col. 164. (Gleich-
lautend mit X 2 desselben Buches.)
' Ist ein Auszug aus Cap. 23. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 392, 393.
' Sind die ersten zwei Sätze von Cap. 24. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 394.
* Scheint aus einem ordo Romanus zu sein. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140,
Col. 784.
' Scheint aus einem ordo Romanus zu sein. Vgl. Migne 1. c. Bd.|140, Col. 784.
^ Der Autor dieses Capitels ist Regino, Abt von Prüm.
* Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 784—786. (Ist nichts anderes als die Er-
läuterung des ,Stemma Isidorianum* wie in Cod. Ottobonian. 1968.)
* Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 1271—1274.
* Ist aus Cap. Martini Bracar. Cap. 79 und concilinm Eliberitanum Cap. 61
gezogen. Vgl. Wasserschleben 1. c. p. 641. (Vgl. noch die älteste Version
des can. 47 von Neocäsarea.)
>o Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVIII, Col. 162.
Di« CuonMMunmlQiig dM Cod. Titieu. Is«. 1848. 43
3. Ex conc. magotiensi C. IL Si quis vidaam . . . fieri.^
4. Ex conc. apud vermeriam C. IV. Si quis cum matre
. . . maneant.^
5. Ex eodem C. V. Si fraler cum muliere . . . si vult.^
6. Ex conc. tiburiensi C. XI. Quidam fornicatus . . .
maneat^
7. Ex conc. magotiensi C. X. De eo quod interrogastis
. . . maneat.^
IX. De turpi comixtione animalium vel masculorum ac
seminis effusione.
1. Ex conc. ancirano C. XV. De bis qui irrationabiliter
. . . consequantur.*
2. Ex penitentiali theodori. Qui fornicatus . . . debet.'
3. Ex penitentiali romano. Ciericus si semen . . . peniteat.^
X. Utrom uxor defuncti compatris sit ducenda sive filia
eomatris et de bis; qui coire non possunt, seu de eo, qui trans-
migrat in alium episcopatum, in fornicationem ruente ac de
incestuosis.
1. Ex conc. tiburiensi C. XLVII. Qui spiritualem . . .
spiritualis.*
2. Ex eodem C. VIII. lUud etiam canonica . . . operam det.®
3. Ex eodem C. X. Quidam desponsavit uxorem . . .
negentur.*®
' Ist can. LVI des Mainsser Coiicüm von 813; theilweise v^örtlich gleich-
lantend, aber nur noch auHführlicher ist Can. XXIX des concilium Mo-
guntinum von 847 (ygl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XIV, Col. 911). Vgl.
Mansi-PaMioneo 1. c. Bd. XIV, Col. 75.
' Ut der yermehrte can. 14 des concilium Compendiensis. Vgl. Mansi-Pas-
sioneo 1. c. Bd. XII, Col. 566.
» Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 922.
* Ist can. XLIU. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVIII. Col. 153.
^ Aus einem Briefe des Kabanus an Heribald (Cap. 20). Vgl. Friedberg
1. c. Bd. I, Col. 1097, 1098.
* Sind die vier ersten Sätze von Cap. XVI. Aus Pseudo-Isidor; vgl. Hin-
schius 1. c. p. 262.
^ Aus Liber I (U); vgl. Schmitz 1. c. p. 526.
* Ans dem Poenitentiale Pseudo-Theodori XUI, § 21. Vgl. Wasserschleben
1. c. p. 600.
' I»t mit Cap. 4, 5 (Titel V) desselben Buches wörtlich gleichlautend. Vgl.
Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVIU, Col. 154. ,
" Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XVIII, Col. 163.
44 n. AVhaadloiiff: Wolf Bdkr T<m OUnTell.
4. Ex eodem. C. XLII. Si qnis de uno in aUum . . .
desiderat.^
5. Si quis fornicatns faerit cum matre sna . . . precipitor.^
XL De mendacio et quod veram iarare non est malnm
sea de incautis sacramentis.
1. Aug. in enchiridion C. XXII. Nonnolli eo usque . . . falli.*
2. Einsdem C. XXII. Porro autem omne mendacinm . . .
no8tra>
3. Ang. in tractatn psalmi V. Duo sunt omnino . . .
repetere.*
4. Aug. Ut noveritis verum iurare . . . adhibes dominum.^
5. Ysydori. Sicut mentiri non potest qui . . . non mutabit.''
6. Sotheri pp. Si aliquid incautius forte . . . divertendum.^
7. Ambrosius in üb. III de ofSciis. Sepe plerique . . . indicat.^
XII. Quod minora peccata eligenda sint et cum fit sacra-
mentum^ ieiune fiat, ac de eo qui compellit aliquem ad sacra-
mentum et de diversis periuriis.
1. Oreg. in moralib. Cum mens inter . . . invenitur.
2. Comelii pp. Sed et nobis honestum . . . iurare.
3. Aug. in sermone decoUationis sancti iohannis. Ille qui
hominem provocat ad iurationem . . . voluisti.*®
4. Fabiani pp. C. XI. Quicunque sciens periuraverit . . .
accipiat.*^
5. Ex penitentiaii romano. Si quis coactus . . . peniteat.^'
1 Vgl. Mansi-PasBioneo 1. c. Bd. XVIU, Col. 153.
" Vgl. Poenitentiale Pgeudo-Egberti C. LXVm, § 11.
* Ist in Wahrheit Cap. 18. Vgl. Bügne 1. c. Bd. 40, Col. 240, 241.
« Vgl. lügne 1. c. Bd. 40, Col. 243, 244.
* Aus Cap. 7 der ,Enarratio in Psalrnnm V.' Vgl. Mlgne 1. c. Bd. 36, Col. 86.
« Ist Cap. 5 des Sernio 180. Vgl. Migne 1. c. Bd. 38, Col. 974.
* Ans den dictis 8. Isidori. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 877, 878.
« Ist Cap. 3 des Decretum. Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 879.
* Ist aus Cap. 12. Vgl. Migne 1. c. Bd. 16, Col. 167.
10 Ist Cap. 4 des Sermo 308. Vgl. Migne 1. c. Bd. 38, Col. 1409.
11 Zusammengesetst ans dem Poenitentiale Psendo-Theodori (IX, § 1), dem
conc. Matiscon. I (can. 17) und dem Capitulare Caroli M. ,in Theodonis-
Tilla' c. 11 (Mon. Germ. Leges II, 1. Abth. p. 124). (Vgl. auch das Poeni*
tentiale HaUtgars IV, 28). Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 877.
1' Ist in Wahrheit C. IX, § 7 des Poenitentiale Psendo-Theodori oder VI
§ 4 des Poenitentiale Egberti. Vgl. Wasserschieben 1. c. p. 238, 366, 593.
Die GftDonMsammliuig des Cod. Yatioui. Ut. 1848. 45
6. EIx conc. hylerdensi. Qui sacramento se . . . redeat.^
7. Si definisti vel iuramento te obfirmasti . . . divertaris.*
XTTT. De raptoribus et remissione debiti et de modo offe-
rentinm manue et quid possit offerri.
1. Aug. Dixit deus ad moysem: Loqaere . . . debuisse.'
2. Pönale est occulte aoferre molto maioris . . . anfertnr.^
3. Cur autem non solum in maioribus . . . incnrrit.
4. Aug. in lib. de sermone domini in monte; lib. 11. Di-
mitte nobis debita nostra . . . nos dimittimus.^
5. Eiusdem. Jubemus ergo illaturi munus . . . tuum.^
6. Ex eodem. Facite vobis amicos ... tu malus.
XIV. De helemosinis^ quod etiam malis probende sint^
quibus personis quibus vero non et unde sit faeienda.
1. Aug. de verbis domini omilia VI. Scitote fratres . . .
excusare.
2. Eiusdem omilia X. Pestilentia ante hostium . . . tollere.
3. Idem in eodem. Tacet enim dominus noster . . . iudieium.
4. August, in enchiridion. Qui emendat . . . inimici.^
5. Eiusdem. Sane qui sceleratissime vivunt . . . sunt vobis.®
6. Greg. pp. ad recharedum regem. Neque helemosina
repntanda est si pauperibus . . . peccata comittere.®
XV. De quadragesimali ieiunio et quomodo est obser-
vandum seu de ieiunio quattuor temporum.
1. Ex epist. gg. pp. Quadragesima observatione . . .
10
' Ist Cap. VII. Aus Pseudo-Isidor; vgl. HinscfaiuB 1. c. p. 347.
* Aus dem sogenannten Corrector Burchardi Cap. 35. Vgl. Wassenchleben
1. c. p. 638, 639.
* Sind die ersten vier Sätze der Quest. 39, Lib. II ,in heptateuchum*. Vgl.
Migne 1. c. Bd. 34, Col. 607, 608.
* Ans den dictis Augustini. Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 741.
' Ist der zweite Absatz von Cap. VIU. Vgl. Migne 1. c. Bd. 34, Col. 1282.
* Aas der Schrift ,de sermone domini in monte* Lib. I, Cap. 10; Ende des
ersten Absatzes. Vgl. Migne 1. c. Bd. 34, Col. 1242.
' Aus Cap. 72. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 266.
* Ist der Anfang von Cap. 76 des Enchiridion. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40,
Col. 267.
* Aus einem Briefe an die Bischöfe Syagrius, Aetherius, Virgilius und
Deuderios (Lib. IX, Epist. 106). Vgl. Bügne 1. c. Bd. 77, Col. 1030.
^"^ kt ein unbestimmtes Capitel. Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 1416.
46 n. Abbudlwig: Wolf Edler von «1 an Teil.
2. Liberius pp. In bis ieiuniorum diebus . . . iinpie.^
3. Eiusdem. Abstinendnm est . . . non comendant.^
4. Ex conc. magot. C. XIL Constituimus ut IDI . . .
soUempnia.'
5. Leo pp. in sermone de ieiunio mensis decimi. leinnia
ex doctrina saneti spiritas ita . . . celebramus.^
XVI. De domenico ieinnio et genaflexione et ieinnio di-
versanim feriamm.
1. Ex conc. niceno. C. XX. Quum sint quidam in die . . .
persolvere.*
2. Aug. in epist. ad casnlanum presbiternm. Die domenico
ieianare scandalum magnum est . . . baberetar.^
3. Eiusdem ad enndem. Quarta feria . . . salvator.'^
4. Item de eodem. Et iterum ex responsione . . . facere.^
XVII. De comunibus escis non vitandis et de immolaticiis^
quid Sit agendum, sive de coactis ad immolandnm.
1. Eleutberii pp. Necessarium indicavimus . . . dixeris.^
2. Leo ad msticum narbonensem episcopum. Qui convi-
vio solo gentilium et escis immolaticiis . . . admitti.*®
3. Ex conc. ancirano. Qoi fugientes ... ad boc ofti-
* Vgl. Maasi-Passioneo 1. c. Bd. III, Col. 229.
* Ist aus den Capital. Theodnlfi (Cap. 43). Vgl. Manai-Passioneo 1. c. Bd. III,
Col. 230.
' Ist nur der erste Satz des can. XXXIV des Maiiuser Concils von 813.
Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XIV, Col. 73.
* Ist Cap. 2 des Sermo 19 mit etwas geändertem Anfange. Vgl. Migne 1. c.
Bd. 54, Col. 186, 187.
" Nach der Version des Dionysius Exiguus. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c.
Bd. n, p. 684.
^ Ist Cap. 12, doch ohne die Anfangsworte. Vgl. Migne 1. c. Bd. 33, Col. 148.
^ Ist der etwas geänderte Anfang von Cap. 13. Vgl. Migne 1. c. Bd. 33,
Col. 160.
* Ist der Schluss von Cap. 14. Vgl. Migne 1. c. Bd. 33, Col. 151.
* Ist Cap. 1 der Epistola decretalis ohne den ersten and letzten Satz. An.s
Pseado-Isidor; vgl. Hinschios 1. c. p. 125.
*° Ist Cap. XVII dieses Briefes. Aus Psendo-Isidor; vgl. Hinachiits 1. c.
p. 617, 618.
'' Ist can. III nach der Version des Dionysins Exiguus. Vgl. Mansi-Passioneo
1. c. Bd. U, p. 628.
Die OftDoneMammlnDg d« Cod. Vatiotn. Ut. 1848. 47
XVni. De comedentibus inmnnda seu de diversis ydolo-
nim caltnris atqne observatione diversomm temporam ac incan-
tatoribus.
1. Ex penitent. theod. Qui manducat carnem . . . levius est.*
2. Ex reg. gg. Pervenit usque ad nos . . . correptionis
eomm sit.*
3. Ex eodem C. XVL Pervenit ad nos . . . valeas
comendare.*
4. Ambrosii episc. Apostolos dicit: Dies . . . dimidium
pene.*
ö. Aug. Ammoneant fideles sacerdotes . . . anathema-
tizetur.*
XEX. De gradibns cognationum atque affinitatis.
Ex decreto gg. pp. De affinitate . . . faror domini
conqniescat.^
XX. De bis, qui infra septimam cognationem nescientes
inncti faerint, qnod de bis agendnoi sit.
1. Ex eodem. De gradibus vero cognationum . . . con-
Feniamus.*
2. Gregorios venerio caralitano episcopo. Fraternitatis tue
studiose sagacitati . . . non esse convincitor.''
XXI. De gentili, qni gentilem dimittit oxorem.
1. Euticianus. Si qais gentilis . . . non habere.^
2. Eiusdem. Simili modo . . . discedat.^
' Ans Liber XVI, § 1 ; vgl. Schmitz 1. c. p. 631. Vgl. Wasserschleben 1. c.
p. 601.
' Ist der erste Absatz eines Briefes ad Agnellum episcopum Terracinensem
(Lib. Vm, Epist. 18). Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 921.
' Ist ein Brief an den Notar Adrianus (Lib. XI, Epist. 63). Vgl. Migne
1. c. Bd. 77, Col. 1171.
* Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 885.
' Ist in Wahrheit can. 42 des concilinm Turonense III. Vgl. Mansi-Passioneo
1. c Bd. XIV, Col. 89.
* Vgl. Hinschins 1. c. p. 753.
' Vgl. Mansi-Passioned 1. c. Bd. X, Col. 446, 446.
' Gilt auch als Cap. 5 des Decretes. Vgl. Mansi-Passioneo 1. c. Bd. I,
p. 1126 und Wasserscbleben 1. c. p. 215.
* Gilt auch als Cap. 6 desselben. Ist so wie das vorhergehende Capitel
gleiehlantend mit IV, 3, 4 und 5 (ygl. dortselbst). Vgl. Mansi-Passioneo
1. c. Bd. I, p. 1126 und Wasserschieben 1. c. p. 215.
48 n. Abbudlttiif : Wolf Bdl0rT<mOUnTell.
XXII. Qai bigamus non sit dicendusy qui anam ante bap-
tismum^ aliam post baptismam accepit uxorem.
Innocentii pp. Deinde ponitor non dici . . . completnm.^
y. Buch.
Quintus Über continet de admonitione sacerdotnm et re-
missione per penitentiam. De suppliciis maceratis et ultima peni-
tentia. de sepultura mortuoram et exequiis eoram, de septimo
vel tricesimo die defunctornm et forma resnrgentium. De ge-
henna ac sacrificiis pro mortuis. De gehenna et qoalis sit caro
post resnrrectionem. de essentia anime.
I. Quomodo sacerdotes in initio quadragesime plebes ad-
moneant et de remissione per dignam penitentiam et de des-
peratis ac suplicÜB maceratis, ut sacrificent et de ultima peni-
tentia.
1. Augustinus. Ammonere debent presbiteri . . . observet.'
2. Eiusdem. Neque de ipsis criminibus . . . non spemit.^
3. Eiusdem in sermone de penitentia. Non sufficit mores
in melius commutare . . . helemosinis.^
4 AmbroB. in lib. de penitentia. Nemo potest . . . non
habet.*
5. Idem. Potest fieri ut aliquis victus . . . gratiam.®
6. Idem. Si quis autem positus ... et tene certum.'^
II. Utrum in ecclesia mortui sepelliantur et si viri et
uxores simul possint sepelliri ac de exequiis^ seu aliquid sit
exigendum de sepulchro.
^ Aus Cap. II des Briefes an die BiBch(5fe und Diakone Macedoniens. Vgl
Constant 1. c. Col. 831» 832.
' Ist aber in Wahrheit ein Canon eines conciUum Rotomagense. Vgl. etwa
Mansi-Passioneo 1. c. Bd. XIV, Col. 89.
> Ist Cap. 66 des Enchiridion. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 262, 263.
« Aus Cap. 6 des Sermo 351. Vgl. Migne 1. c. Bd. 39, Col. 1549.
^ Ist Lib. I, Cap. 1 der letzte Satz, von Cap. 2 der erste und zweite Ab-
satz und die drei ersten Sätze des dritten Absatzes. Vgl. Migne 1. c. Bd. 16,
Col. 466—468.
* Ist das Ende des dritten Absatzes von Cap. 4, lab. I. Vgl. Migne 1. c.
Bd. 16, Col. 473.
' Ist aber in Wahrheit von Augustin, und zwar aus dessen Sermo 393.
Vgl. Migne 1. c Bd. 39, Col. 1714, 1715.
Di0 CuiOD0naininl«ng des Cod. YaÜCMi. lat. 1848. 49
1. Aug. Quibus peccata dimissa non fiunt . . . accusat.^
2. JeroD. Quos coniungit . . . non separet.^
3. Aug. Unaqueque mulier ... in morte.*
4. Eiusdem super iohannem in omilia L. Acceperit . . .
servandum.
5. Greg, in reg. ianio episcopo. Memores sumus . . . com-
pendium.*
III. De septimo vel tricesimo die defunctorum.
Aug. ex lib. questionum de genesi. Et fecit ioseph . . .
Inxerit.^
IV. Utrum abortivi resurgant et de monstris, que naa-
cuntur, seu de forma resurgentium.
1. Aug. in enchiridion. Inde primo oecurrit . . . vitiatum.*
2. Eiusdem. Neque enim monstra . . . integritas.'
3. Eiusdem. Ipsa itaque terrena materies . . . indecens fiat.®
4. Eiusdem. Nee illud est consequens . . . decebit.®
5. Aug. in lib. diffinitionum dogmatum ecclesiasticorum.
In resurrectione ex mortuis . . . cadit.^®
6. Eiusdem. Post resurrectionem et iudicium . . . eius.^^
V. De purgatione gehenne ac sacrifieiis pro mortuis oblatis
seu de receptione animarum infernali igne.
1 . Eiusdem in omilia L. Per fluvium igneum . . . deseviet.
2. Greg, in dialogo. Cunctis ostendatur . . . querere.^*
» Vgl. Migne 1. c. Bd. 140, Col. 703.
* Wohl von Isidorus; vgl. ,De officils* Lib. II, Cap. 20. Vgl. Friedberg 1. c.
Bd. I, Col. 1158.
* Ist bei AngfOfltinas nicht aufzufinden. Vgl. Friedberg 1. c. Bd. I, Col. 721.
* Ans einem Briefe ad Jannarium episcopum Caralitannm (Lib. VIII,
Epiat 3). Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 941.
^ Ans den iQuaoBtiones in pentateuchum', Lib. I, Cap. 172. Vgl. Migne
1. c. Bd. 34, Col. 696.
* lüt Cap. 84. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 272.
' Lrt Cap. 87 dei Enchiridion. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 272, 273.
^ Ist Cap. 89 des Enchiridion. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 273.
* Ist Cap. 90 des Enchiridion. Vgl. Migne 1. c. Bd. 40, Col. 273, 274.
*<* Ist Cap. 44. Vgl. Migne 1. c. Bd. 42, Col. 1220.
" Ist Cap. 9 des ,liber de diffinitionibns dogmatum ecclesiasticarum'. Vgl.
Migne 1. c. Bd. 42, Col. 1215.
" Lib. IV, der letzte Absatz von Cap. 67 und ein Theil des ersten Absatzes
von Cap. 58. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 426.
äitnngiber. d. phiL-bist. Gl. CIXIYI. Bd. 2. Abh. 4
50 II. Abbmndlaag: Wolf Edler tod 6 UiiTell.
3. Aug, Quattuor antem sunt genera . . . vivorum sunt.*
4. Greg, in dial. Si nuUus iustus crudelitate . . . vicerit.*
5. Eiusdem. Sed velim nosse si . . . recipiuntur.'
6. Eiusdem in eodem. Queso te si unus esse . . . exurat.*
VI. Utrum gehenne ignis sit corporeus, vel si mundus
post iudicium ardebit, et quod caro nostra post resurrectionem
eadem erit.
1. Greg, in eodem. Gehenne ignem esse corporeum . . .
crueiari.*
2. Ysidorus. Hanc questionem beatus Augustinus . . .
potuerit.'^
3. Greg, in moralib. Quem visurus sum ego . . . nature.
VII. De essentia anime et quomodo variatur propter di-
verses actus.
1. Anima pro diversis actibus diversa sortitur nostra . . .
sensus est.
2. Animum et animam quidam sie differre putant ... de
celestibus gaudet.^
Zu allernächst iUllt der ungleiche Umfang der einzelnen
Bücher auf: während das I. Buch^ welches das umfangreichste
ist; 156 Capitel zählt, hat das V. Buch deren hinwiederum
nur 29. Im Folgenden gedenke ich nun die Quellen unserer
Sammlung eingehend darzulegen. Nicht ganz ein Drittel der
ganzen Sammlung ist dem Pseudo-Isidor entnommen: die 176
Capitel, welche daher stammen, vertheilen sich auf die ein-
zelnen Bücher so, dass auf das erste Buch 77 Capitel, auf das
zweite 46 Capitel, auf das dritte 37 Capitel und auf das vierte
16 Capitel entfallen, während das fünfte Buch nichts aus Pseudo-
^ Aus den dictis Au^ustini. V^l. Migne 1. c. Bd. 140, CoL 1043, 1044.
* Ist der sechste Absatz von Cap. 45 des Lib. IV. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77,
Col. 404.
' Ist das Ende von Cap. 32 und der Anfang von Cap. 33 des Lib. IV. Vgl.
Migne 1. c. Bd. 77, Col. 373.
* Ist der letzte Absatz von Cap. 42 und Cap. 43 des Lib. IV. Vgl. Migne
1. c. Bd. 77, Col. 401.
» Aus Cap. 29 des Lib. IV. Vgl. Migne 1. c. Bd. 77, Col. 368.
* Ist im wesentlichen Augustin ,De civitate dei* Lib. XX, Cap. 18 (Schluas).
Vgl. Migne 1. c. Bd. 41, Col. 684, 686.
' Vgl. etwa Isidorus ,Different.' II, Abs. 37 (Migne 1. c. Bd. 83, Col. 14).
Die CAuonessammlnng da« Cod. Yaticftn. lat. 1848. 51
Isidor enthält. Die Titel 2, 4, 5, 7, 17, 20, 22, 25 und 33
des ersten Buches, 7 und 17 des zweiten, 11 und 12 des dritten
and 19 des vierten bestehen gänzlich aus pseudo-isidorischen
Capiteln. Die Quellen für die übrigen 391 Capitel sind sehr
mannigfaltig, und muss ich mich darauf beschränken, nur das
Wichtigste hervorzuheben. Weitere 110 Capitel stammen aus
Borchards Decret: davon enthält das erste Buch 18 Capitel,
das zweite 15 Capitel, das dritte 24 Capitel, das vierte 43 Ca-
pitel und das fünfte 10 Capitel; die Titel I 23 und IV 21
sind ganz aus Burchard gezogen. Stark benützt sind sowohl
die Sanunlung Anselm des Jüngeren von Lucca als auch die
viel ältere Anselmo dedicata. Von den weder auf Pseudo-Isidor,
noch auf Burchard zurückführbaren Capiteln finden sich bei
Anselm dem Jüngeren 9 Capitel des I. Buches, 16 des II.,
19 des m., 8 des IV. und 4 des V. Buches; die Capitel I, 29, 1 ;
I, 32, 2; II, 4, 4; HI, 27, 1, und IV, 4, 1 sind aus der An-
selmo dedicata^ übernommen. Von 29 Capiteln wissen wir,
dass sie mit solchen aus dem Decretum Ivonis gleichlautend
sind (5 des ersten, 4 des zweiten und je 10 aus dem dritten
und vierten Buche); II, 14, 2, dann UI, 10, 7 und IV, 11, 7
stimmen mit Capiteln aus der Panormie überein.^ Wesentlich
schwieriger ist aber das Verhältnis zu einer anderen, noch
wenig bekannten Sanunlung, der sogenannten ,collectio Septem
partium' zu bestimmen. (Vgl. über sie Walter ,Lehrbuch des
Kirchenrechtes' § 100 oder Theiner ,Disquisitiones criticae'
p. 345 — 356). 90 Capitel finden sich sowohl in der vorlie-
genden Sammlung, als auch in der ,collectio septem partium'
vor; davon kommen 15 Capitel auf das erste Buch, 18 Capitel
auf das zweite, 26 Capitel auf das dritte, 21 Capitel auf das
vierte und 10 Capitel auf das fünfte Buch. Dass zwischen
beiden Sammlungen ein inniger Zusammenhang besteht, geht
schon daraus hervor, dass sich eine ganze Reihe von Ca-
piteln sonst in keiner bekannten CoUectio vorfindet; ich
nenne hier I, 15, 4 (coli, septem part. II, 28); I, 31, 4 (coli.
Septem part. III, 37, 5); I, 42, 1 (coli, septem part. I, 98, 3);
I, 42, 2 (coU. Septem part. I, 94, 2); I, 42, 3 (coli, septem
* Daselbst VI, 102; II, 40; H, 379; VI, 60 und III, 228.
* Daaelbst IV, 49; 1, 122 und VIII, 101.
4*
52 II. AbbftDdlnng: Wolf Edler TOn OUdy«!!.
part. I, 95, 2); I, 42, 10 (coli, septem part. I, 94, 3); I, 42, 12
(coli. Septem part. I, 98, 1); II, 1, 3 (coli. Septem part. III, 84, 1;
II, 1, 5 (coli. Septem part. III, 51, 1); III, 3, 5 (coli, septem
part. m, 2, 2); HI, 5, 3 (coli, septem part. IV, 58, 2); lü, 9, 1
(coli. Septem part. V, 27, 2); V, 3 (coli, septem part. VII, 72, 1).
Ausserdem finden sich Capitel, welche sonst in anderen Samm-
lungen verschiedene Schlüsse haben, hier regelmässig mit dem
Schlüsse, welchen sie in der ,coll. septem part.* aufweisen
(z. B. rV, 2, 3 — coli. Septem part. VI, 41, 6). Überdies
zeigt die Betrachtung einzelner Titel — wie I, 42, dann IV, 5
und V, 1 — zur Gentige, dass eine Sammlung bei der Abfas-
sung der anderen benützt worden ist. Welche von beiden
Sammlungen jedoch die ältere ist, ob die vorliegende oder die
,coll. Septem part.', und ob sie nicht vielleicht gar beide auf
eine dritte zurückzuführen seien, lässt sich, so lange die ,coll.
Septem part.' nicht eingehend untersucht worden ist, nicht
behaupten. Zweifellos ist es hingegen, dass meine Sammlung
noch mit einer anderen in einem nahen Verwandtschaftsver-
hältnisse steht: mit einer Sammlung nämlich, welche man nach
dem Orte, wo sich eine Handschrift derselben befindet, am
besten Pistojeser Sammlung nennt. (Eine voUständige Abschrift
derselben besitzt Herr Professor Dr. Friedrich Thaner.) Es
kommen nämlich verschiedene Capitel nur in der vorliegenden
und in der Pistojeser Canonessammlung vor; so z. B. I, 19, l
(Pist. II, 18, 35); II, 9, 9 (Pist. H, 32, 104); IH, 5, 4 (Pist.
III, 7, 30); m, 8, 2 (Pist. HI, 3, 32); IV, 2, 10 (Pist. lU,
11, 88). Doch dürfte die Sammlung von Pistoja die jüngere
von beiden sein. Noch wäre zu erwähnen, dass die Quelle
zweier Stellen aus Gratian's Decrete von bisher unbekannter
Provenienz in meiner Sammlung zu suchen ist: es sind dies
Dist. I, qu. 1, C. 84 (I, 26, 1) und Dist. I, qu. 2, C. 9 (H, 2. 1).
Soweit also die Rechtssanunlungen, aus welchen der Verfasser
der vorliegenden Sammlung geschöpft hat. Während im ersten
Buche die Pseudo-Päpste und die Concilien einen sehr grossen
Kaum einnehmen, wird die Zahl der aus ihnen entnommenen
Canones nachher eine immer geringere, um endlich mit dem
vierten Buche ganz aufzuhören. (Die griechischen Concilien
sind immer nach der Version des Dionysius Exiguus citiert.")
Die Sammlung gehört zu den von Fournier so genannten Re-
Di« CADOoMBunmlnng das Cod. Yaticu. Ut. 1S48. 53
formsammlungen , indem sie an erster Stelle nachdrücklich den
Vorrang der römischen Kirche betont; dann handelt das erste
Buch über den Clerus in jeder Beziehung und über die Cultus-
einrichtungen der Kirche ; an welche das zweite Buch noch
einiges Ergänzende über die Cleriker und deren Pflichten
schliesst^ um sich hierauf dem Strafrechte^ sowohl in Bezug
auf Temporalien als auch bezüglich der Spiritualien zuzuwenden.
Das dritte Buch setzt nach einigen der Taufe gewidmeten
Titeln die Bestimmungen strafrechtlichen Inhaltes fort und geht
hernach zum Mönchswesen über, während sich das vierte Buch
in der Hauptsache mit dem Eherechte beschäftigt, worin aller-
dings (Tit. XI — XVIII) Bestimmungen über verschiedene, mehr
den Gewissensbereich treffende Sachen, wie Lüge, Eid, Almosen,
Fasten etc. — Fragen, welche hier wohl als zum häuslichen
(ehelichen) Leben gehörig betrachtet werden — aufgenommen
sind. Buch V endlich schliesst mit dem Ende alles Irdischen,
dem Tode und den Schicksalen der Verstorbenen nach dem-
selben, und hört auf mit einer theologisch-speculativen Betrach-
tung über die Seele. Im Einzelnen ist der ganze Plan gut und
mit bemerkenswerter Consequenz durchgeführt; man kann
indessen nicht leugnen, dass Titel I — V des dritten Buches den
Zusammenhang des übrigen Inhaltes (von Titel IX an) mit
dem vorhergehenden ein wenig stören, wenn auch die Titel
VI— VIII einen vermittebden Übergang bilden. Ganz £Ür
sich abgeschlossene Theile bilden überhaupt nur das vierte
und das fünfte Buch, während das Voraufgehende ganz wohl
eine andere Abtheilung — etwa in mehr Bücher oder an an-
derer Stelle — vertragen hätte. Inhaltlich ist bemerkenswert,
die eingehende Behandlung, welche den Bischöfen gewidmet
wird (I. Buch, Titel 2, 3, 9-14, 28, 30; H. Buch, Titel 8,
13, 14, 18, 21), denen alle, sogar die Kaiser, gehorchen sollen.
Es ist daher ganz begreiflich, dass sich weltlicher Rechtsstoff
ausdrücklich als solcher angegeben (,De legibus*) nur an einer
Stelle (in, 22, 6) vorfindet, wenn auch an manchen anderen
Orten z. B. HI, 26, 7 und IV, 12, 4 der Einfluss des weltlichen
Rechtes nicht zu verkennen ist. An drei Stellen (I, 19, 1,
dann II, 1, 3 und HI, 16, 2) ist sogar die von der weltlichen
Gewalt erlassene Rechtsnorm zwei Päpsten (Eugenius und
Pius) zugeschrieben. Sehr sonderbar ist die gleichlautende
54 n. Abbandlung: Wolf Edler Ton Gl anTtU.
Wiederholung je zweier Capitel (IV, 3, 4 und 5 in IV, 21, 1
und 2, sowie IV, 5, 4 und 5 in IV, 10, 1 und 2), für welche
kein ersichtlicher Anlass vorlag. IV, 3, 4 und 5, resp. IV, 21, 1
und 2 sind überdies dadurch bemerkenswert, dass sie — ohne
in Pseudo-Isidor vorzukommen — dem Eutician zugeschrieben
werden, in Wahrheit aber dem Poenitentiale Theodori ent-
nommen sind.
Sehr erschwert wurde die Bestimmung der einzelnen
Canones durch die oft irreleitenden Capitelüberschriften, welche
nicht selten ganz falsche Autoren namhaft machen; ich erwähne
hier nur 1, 16, 2 (Bonifaz statt Poenitentiale Theodori); 1, 19, 2
(Sother statt concilium Toletan. XI); I, 26, 1 (fälschlich Gregor,
da in Wahrheit von einem unbekannten Autor herrührend);
II, 13, 5 (Gaius statt Eusebius); II, 16, 6 (Honorius statt con-
cilium Raven. von 877); II, 18, 1 (fälschlich Gregor); II, 19, 4
(Hylarius statt Leo I.); H, 20, 11 (Gelasius statt Felix H.); II,
25, 5 und 6 (fälschlich Augustinus); UI, 1, 1 (Fabian statt Isidor);
III. 2, 6 (fälschlich Leo); III, 9, 2 (Isidor statt Pseudo-Egbert):
III, 10, 4 (conc. Meldense statt Parisiense) ; III, 10, 7 (fälschlich
concilium Lugdun.); III, 26, 7 (Eusebius statt Poenitentiale
Theodori); IV, 1, 10 (fälschlich Innocenz); FV, 2, 8 und 9 sowie
IV, 8, 4 (conc. apud. Vermeriam statt conc. Compend.); IV,
15, 1 (fälschlich Gregor); IV, 18, 5 (Augustinus statt concilium
Turonense III); V, 1, 1 (Augustinus statt concilium Rotomag.);
V, 1,6 (Ambrosius statt Augustinus); V, 2. 3 (fälschlich Augu-
stinus).
Noch einige Worte über die Zeit der Entstehung der
Sammlung. Der Schriftcharakter weist auf das Ende des 11.
oder den Anfang des 12. Jahrhunderts hin. Vor Gregor VII.
(1073 — 1085) ist die Sammlung schwerlich entstanden, da sich
von ihm noch ein Capitel (I, 37, unic.) vorfindet. Nach der
Regierung Paschal 11. (1098 — 1118) ist sie ebenfalls nicht ver-
fasst worden, weil in der der Canonessammlung nachfolgenden
Papstchronik, welche von der gleichen Hand geschrieben
worden ist, bei diesem Papste wohl der Name, aber keinerlei
Regierungszeit mehr angegeben ist, während auch die dem
Verzeichnisse der Päpste voraufgehende Kaiserchronik nur bis
Heinrich IV. (1056 — 1106) reicht; von dessen Tode oder Nach-
folger ist gleichfalls nichts verzeichnet, so dass das Manuscript
Die CanonesnmmloDf des Cod. Vatican. lat. 1848. 55
wohl vor 1106 oder spätesteDS in diesem Jahre geschrieben
worden ist. Ausser dem eben erwähnten Capitel von Gregor VII.
ist das jüngste Stück (IH, 29, 3) von Leo IX. (1048—1054),
und zwar vom 20. April 1052, so dass also die ganze Samm-
lung keinesfalls vor der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
Terfasst worden ist. Ob das Capitel von Gregor VII. nicht
ein Nachtrag ist, lässt sich deshalb nicht entscheiden, weil wir
nicht wissen, ob die vorliegende Handschrift nicht etwa eine
Abschrift einer älteren ist, bei welcher Gelegenheit ja Nach-
träge im Texte möglich gewesen wären. Wir dürfen aber viel-
leicht doch annehmen, dass die Sammlung etwa um das Jahr
1100 entstanden ist. Wo? das lässt sich freilich nicht bestimmt
sagen. Es befindet sich zwar auf p. 13 die Bemerkung: ,Iste
Über est monasterii sancte marie de angelis de florentia', woraus
hervorgeht, dass der Codex einst nach Florenz gehört hat;
aber daraus zu schUessen, dass ein dortiger Mönch der Verfasser
war, wäre doch wohl zu gewagt. Es steht übrigens nichts der
Annahme entgegen, dass die Sammlung in Italien entstanden ist.
Auffallend ist gewiss, dass sich von der vorliegenden
Canonessammlung bisher nur ein einziges Manuscript gefunden
hat; die Verbreitung der Sammlung als solcher scheint abo
allerdings nicht bedeutend gewesen zu sein. Bemerkenswerth
bleibt aber die Tendenz: das scharfe Betonen des Vorranges
der römischen Kirche vor allen anderen Bischofsitzen und die
hohe Stellung, welche nachher den Bischöfen gegenüber dem
anderen Clerus und namentlich gegenüber den Laien eingeräumt
wird, wodurch auf eine straffe, centralistische Organisation in
der ganzen Kirche hingearbeitet wird. Also eine Reform-
sammlung im besten Sinne des Wortes mit fast modernen An-
schauungen.
m. Abb.: J. Hill 1er. Kritiscbe Studien tn den Briefen Senecas,
in.
Kritische Studien zu den Briefen Senecas.
Von
Johann Müller,
oorresp. Mitgliede der bais. Abademie der Wiseenscbaften.
iJie Briefe Senecas stehen heute in Correctheit und Les-
barkeit des Textes weit hinter den Dialogi und den Büchern
De beneficiis nnd De dementia zurück. Zumeist waren es die
musterhaften Ausgaben von Gertz, welche jenen Schriften
diesen Vorzug gebracht haben. Dann aber hatte allerdings
dort die Kritik auch ein weniger complicirtes und schwieriges
Geschäft als bei den Briefen. Zwar ist auch hier in jüngster
Zeit durch wiederholte CoUation der Handschriften und durch
eingehende Untersuchungen über dieselben wenigstens flir
einen Theil der Briefe über die handschriftliche Grundlage
des Textes genügende Klarheit hergestellt. Aber bei dem
grösseren Theile ist das Verhältniss der Handschriften unter
sich und ihr Werth für die Textesgestaltung noch immer nicht
allen Zweifeln entrückt, und man hat es hier nicht so bequem,
sich der Führung einer einzelnen Handschrift vertrauensvoll
überlassen zu können. Es muss vielmehr in vielen Fällen fehler-
hafter üeberlieferung durch sorgfältige Abwägung äusserer und
innerer Gründe erst bestimmt werden, welcher Ausgangspunkt
zur Verbesserung zu nehmen sei. So weit die berührten Ar-
beiten dieses Geschäft gefördert haben, werde ich mich natür-
lich auf sie in den folgenden Erörterungen stützen und ich
hoffe, dass mir nichts, was Erwähnung und Berücksichtigung
verdient, entgangen ist.
11, 1 Hie (verecundiae rubor) illum^ quantum suspicor^
etiam cum se conßrmaverit et omnibus vitiis exuerit, sapientem
quoque sequetur, nulla enim sapientia natunüia corporis aut
Sitraageber. d. pbiL-bist. Gl. CXXXVl. Bd. 8. Abb. 1
2 III. Abhuidliing: J. MfilUr.
animi vitia ponuntur. Es ist wohl richtig was Madvig, Adv.
crit. 11^ p. 464 bemerkt, dass dieser Satz streng genommen
mit der stoischen Lehre nicht übereinstimmt.^ Inwiefern trotz-
dem die Worte aut animi echt sein können, ohne im Halb-
schlaf geschrieben zu sein, zeigen andere Stellen, wie Dial. IV,
2, 1 Omnes enim motus, qui non voluntate nostra fiunt, invicti
et inevitabiles sunty ut horror frigida aspersis, ad quosdam
tactus aapernatio; ad peiores nuntios subriguntur piliy et ruhor
ad inproba verba suffunditur y sequiturque vertigo praerupta
cementis: quorum quia nihil in nostra potestate est, nulla,
quominus fianty ratio persuadeL Ira praeceptis fugatur;
est enim voluntarium animi vitiiimy non ex am, quae condi-
cione quadam humanae sortis eveniunt ideoque etiam sapien-
tissimis accidunt, int er quae et primus ille ictus animi
ponendus est, qui nos post opinionem iniuriae movet. § 5
omnia ista motus sunt animorum moveri nolentium nee ad-
fectus sed principia proludentia adfectibus, Ep. 57, 3 Non de
me nunc tecum loquor, qui multum ab homine tolerabiliy nedum
a perfecto absum, sed de illo, in quem fortuna ius perdidit:
huius quoque ferietur animus^ mutabitur color. Quae-
damy mi Lueili, nulla effugere virtus potest: admanet
illam natura mortalitatis suae,
12, 7 Alius ait parem esse unum diem omnibus simili-
tudine: nihil enim habet longissimi temporis spatiumy quod
non et in uno die invenias, lucem et noctem et in altemas
mundi vices plura fa/^it ista, non alia, alias contractior, alias
productior. Wie die Schlussworte die Handschriften und die
Ausgaben bieten, kann nur dies als Subject zu plura facit
ista gedacht werden. Die vorhergehenden Worte aber et in
altemas mundi vices haben in der Verbindung mit diesem
Satze, in der sie seit Gronov meistens gegeben werden, keinen
Sinn. Zum Vorausgehenden aber gezogen wie bei Haase (lu-
cem et noctem et altemas mundi vices) stehen sie unpassend
in Coordination mit lu^em et noctem y deren Ursache die vices
mundi sind. Dies führt darauf, dass sie doch zum folgenden
zu nehmen sind, aber mit der Aenderung von in in inter (int'J.
^ Schou Ruhkopf hatte z. tit. angremerkt: Vides hie Senecam a rigidis
stoicorum decretis de sapiente dissentire etc.
KritiBcb« Stadien za den Briefen SenecM. 3
Zagleich muss, damit jene erste Verkehrtheit beseitigt werde,
contractiora und productiora geschrieben werden, also : et inter
altemas mundi vices plura facit ista^ non alia, alias contrac-
tiora, alias productiora. Dem Gedankenverhältniss wäre asyn-
detische Anfügung (lucem et noctem: inter alternas etc.) an-
gemessener, doch findet sich so die Copulativpartikel öfter.
DiaL IV, 20, 2 sed in hoc nosse (naturam) profuerit, ut calen-
tihus ingeniis subtrahas vinum^ quod pueris Plato negandum
putat et igne vetat igne incitari. IX, 17, 3 Miscenda tarnen
isla et altemanda sunt, solitudo et frequentia: illa nobis fa-
det hominum desiderium, haec nostriy et erit altera alterius
remedium. De dem. I, 7, 3 Facilius privatis ignoscitur per-
tinaciter se vindicantibus ; possunt enim laedi, dolorque eorum
ab iniuria venit, timent praeterea contemptum, et non rettu-
lisse laedentibus gratiam infirmitas videtur, non dementia.
14, 10 Tria deinde ex praecepto veter i praestanda sunt
uf vitentur: odium, invidia, contemptus. Quomodo hoc fiat,
sapientia sola monstrabit, difficile enim temperamentum est,
verendumque, ne in contemptum nos invidiae timor transferat,
ne dum calcare nolumus, videamur posse calcari. multis timendi
adtulit causas timeri posse. Die Lesearten der Ausgaben
timeri posse und timere posse sind in den Handschriften un-
gefähr gleich vertreten, auch von den beiden Parisini p und P
hat jener timeri, dieser timere. Doch kann timere aus zwei
Gründen nicht das richtige sein. Erstens sagt in dem Satze
das Prädicat nichts anderes als das Subject; denn wer in der
Lage ist sich zu fürchten, der hat eben schon Ursache zur
Furcht, und wer nicht Ursache zur Furcht hat, der ist eben
auch nicht in der Lage sich zu fürchten. Zweitens aber setzt
das Folgende: Undique nos reducamus: non minus contemni
quam suspici nocet voraus, dass nicht blos die Schwierigkeit
der richtigen Anwendung des an der Spitze stehenden Satzes
praktischer Lebensweisheit^ illustrirt sei (verendumque — cal-
cari) worauf contemni ^ich bezieht, sondern auch die entgegen-
' Der Satz ist miMverstanden worden. Er besagt: Vor drei Dingen, Hass,
Neid und Geringschätzung müsse man seinerseits anderen Sicherheit
geben, um sie zu vermeiden. Vgl. £p. 105, 1 Oonaidero^ quae sirU, quae
hominem in pemiciem hominis instigent: invenie* apem, invidiam, odium,
meium, contemptum.
1*
6 III. Abhandlung: J. MftlUr.
Cicero ad Q. Fr. lU, 4, 6.^ Zur Wortstellung vgl. Ep. 30, 4
Magna res est, Lucili, haec. N. Q. VI, 23, 2 Haec placet et aliü,
ut paulo ante retuli, causa, Liv. VI, 7, 3 quae tristitia, mt-
lites, haecf
23, 6 Ita dico: in praecipiti volupta^: ad dolorem vergtt,
nisi modum teneat. Die älteren Ausgaben setzten est ein: in
praecipiti est voluptas; Madvig stat. Palaeographisch näher
als beides liegt in praecipiti it voluptas und insoferne nicht
von einem einzelnen Akte der Lust die Rede ist, sondern von
der Lust als führender Macht des Lebens, ist it auch passender
als est oder stat. Vgl. Ovid. Trist. IV, 3, 74 Ardua per prae-
ceps gloria vadat iter.
27, 2 Quemadmodum scelera etiamsi non sint deprehensa
cum ßerentj sollicitudo non cum ipsis abiit: ita inprobarum
voluptatum etiam post ipsas poenitentia est Ich kenne keine
Periode eines lateinischen Schriftstellers, die so grob und ohne
jeden Zwang das Gesetz der Einheitlichkeit verletzte, wie diese.
Eis musste scelerum statt scelera geschrieben werden. Nun ist
es bekannt, zu wie vielen Fehlem das Abkürzungszeichen für
die Silbe rum (*) geführt hat. Gertz hat darüber in einem
Excurs zur Ausgabe der Dialogi p. 412 ff. gehandelt und auch
den Fall an Beispielen demonstrirt, dass statt jenes Abkürzungs-
zeichens andere Endungen substituirt wurden. So dürfte auch
hier der Fehler entstanden sein.'
36, 10 Quod si tanta cupiditas te longioris aevi tenet,
cogita nihil eorum, quae ah oculis abeunt et in verum naturam,
ex qua prodierunt ac mox processura sunt, reconduntur con-
sumi: desinunt ista, non pereunt, et mors, quam pertimescimus
ac recusamus, intermittit vitam, non eripit; veniet iterum, qui
* V^l. tnercedida Ep. 16, 10.
' Ich kann mir nicht versagen bei dieser Gelegenheit daraaf aufmerksam
zu machen, dass wohl die bekannte Stelle im Dialoges de oratoribus
C. B hominea veteres et senea am besten auf ähnliche Weise geheilt wird,
nämlich durch die Einsetzung von reram (re^) nach zetere» (in meiner
Ausgabe vermuthete ich honoribiu vetere^t). Vgl. C. 7 ajiud negotio&ott et
rehu» intenloa. C.21 propter magnitudinem cogüationutn ei ocetiptUume» verum.
Seneca Dial. IX, 4, 8 Optimum est miscere otium rebwt. Hör. Carm. IV,
9, .S5 est animu» tibi renim prudens. Sen. Ep. 11, 3 (rubor) nihäomintts ri
veteranos et aenea tcmgit.
Kritische SfcadieD sn den Briefen Seneces. 7
no$ in lucem repanat dies, quem multi recusarent, nisi oblitos
reducereU Sed postea diligentitis docebo omnta, quae videntur
perire, mutari. Aequo animo debet rediturus exire, observa
orbem verum in ae remeantium etc. Seneca lehnt es ab hier
im Allgemeinen und genau darznthun, dass es im Reich der
Natur nur Wandlungen gibt, kein Vergehen und dass dasselbe
vom Menschenleben gelte, will sich für jetzt auf den Satz be-
schränken, dass gleichmüthig fortgehen könne, wem die Wieder-
kehr winkt, und diesen Satz erhärten durch den Hinweis auf
das ewige Gehen und Kommen in der Natur. In solchem bei
Seneca häufig wiederkehrenden Gedankenverhältniss ist eine
Uebergangsform unentbehrlich und wird auch nirgends ver-
misst. Ep. 83, 18 Nam de illo videbimus, an sapientis animus
nimio vino turbetur et faciat ebriis solita: interim^ si hoc
colligere vis, virum bonum non debere ebrium fieri, cur syllogis-
mis agisf 108, 19 Videbimus, per quas temporum vices et quan-
do pererratis pluribus domiciliis in hominem revertatur: interim
sceleris hominibus ac parricidii metum fecit (Pythagoras), cum
possint in parentis animam inscii incurrere, 110, 2 Postea
videbimus, an tantum dis vacety ut privatorum negotia pro-
curarent: interim illud scito etc. Dial. VII, 11, 3 Sed vide-
bimus, an, apud quos tam contumeliose tractata virtus est,
adhuc virtus sit, quae habere nomen suum non potest, si loco
cessit; interim, de quo agitur, multos ostendam voluptatibus
obsessos etc. XII (ad Helv.), 6, 1 Adver sus ista postea con-
fligam: interim primum illud intueri volo etc. V, 14, 5 Vide-
bimus, quomodo se pater gerere debuerit stans super cadaver
fili sui caedemque illam , cuivs et testis fuerat et causa: id
de quo nunc agitur apparet, iram supprimi posse. De
benef. IV, 37, 5 sed videbimus , quis modus poenae servandus
fuerit: auferendum utique fuit, quod summo scelere invaserat,
— Mitunter genügt die Antithese Ep. 116, 5 Panaetius respon-
disse adulescentulo cuidam quaerenti, an sapiens amaturus
esset: de sapiente, inquit, videbimus: mihi et tibi, qui adhuc
a sapiente Umge absumus, non est committendum etc. 75, 5
Videbimus, qualis sit, quantv^s sit: tmus sit^ 100, 5 Videbimus,
quid parum recisum sit (in oratione Fabiani), quid parum
^ So Hess nach der besseren Ueberlieferung, Madvig: wiua eH,
B in. AbhandluK: J. Hftller.
strtictum, quid nofi huius recentis politurae: cum circumspexeri»
omnia, nullas videbis angustica^ inanis.*
Angesichts dieser zahlreichen Stellen scheint es nicht
zweifelhaft, dass Ep. 36, 11 vor aequo animo entweder interim,
was nach Ep. 108, 19 als zulässig erachtet werden kann, oder
utique einzusetzen sei nach De benef. IV, 37, 5. Dies letztere
ist vorzuziehen.
42, 4 Multorum crudeliias et ambitio et luxuria, ut paria
pessimis audeat, fortunae favore deficitur, eadem velle Bubaudi$
cognoaceß: da poßse, quantum volunt Was in dem verdorbenen
subaudis stecke, das nur in wenigen geringeren Handschriften
fehlt, ist bis jetzt nicht mit Wahrscheinlichkeit eruirt.* An
sich wäre ja scire vis, was Madvig vorschlug, nicht allzu ab-
gelegen und würde vollkommen passen, aber es schliesst cogno-
sces aus. Ich vermuthe si auehis cognoscere, da posse etc.
Ich habe das Verbum avere schon an einer anderen Stelle des
Seneca hergestellt, Krit. Studien I, 27 (Sitzungsber. Bd. 118),
und verweise nur noch auf Cic. de fin. II, 14, 46, quid in caelo
fiaty scire avemus,
48, 8 Seneca hat gewisse dialectische Spielereien ver-
spottet und stellt dem Philosophen vielmehr die Aufgabe:
Succurre quidquid laqueti respondentium poenis: omnes undiqu^
ad te manus tendunt, perdita^ vitae perituraeque aumlium alt-
quod inplorant. So klar der Sinn im allgemeinen ist, sind
doch die Versuche der Aelteren, das verdorbene laqueti der
Handschriften zu verbessern so wenig gelungen, dass Madvig,
Adv. crit. II, 478 ihrer gar keine Erwähnung thut. Aber Madvig
selber verlegte sich den Weg zum Richtigen, indem er bei der
Deutung des Wortes respondentium ausser acht liess, dass es
^ Madvig verlangte a. a. O. 501 argtUias^ was zweifelhaft bleibt nach Ep.
102, 20 rum dehet hoc nobU esse proponlum arguta disaerere et phUosophiani
in kas anguatias ex sua maieatate detrahere,
' Anders ist das Gedanken verh<niss Dial. V, 15, 3 An tamti sU vüa vide^
hirnua: aUa iaia quaeatio eat. De benef. II, 20, 2 quam raiumem in occi-
dendo aeeutua ait, aliaa tractabimua ; mihi enim ... in hoc re videtur vehe-
menter erraaae etc. £p. 13, 7 videfnmua quid ßUurum ail, hodie nihil
negotii höhet. 87, 30.
' Haase führte aulto/udia auf eine grammatische Glosse (mhaudi ai) zurück,
Praef. vol. lU, p. VU.
Kritiaohe Stvditn zn den Briefen Senecas. 9
sich von § ö ab bis zum Scblnsse des Briefes um die dialecti-
sehen flrörterungen in Frage und Antwort handelt.^ Er konnte
daher mit seinen Vorschlägen: quicquid lacessivit, reaponden-
dum oder quicquid flavit ventiy respondentium nicht das Richtige
treffen. Vielmehr muss nach jener Deutung von responden-
itufiiy die der Zusammenhang an die Hand gibt, in dem ver-
dorbenen laqaeti ein Dativ gesucht werden und zwar laqueis
istis, so dass der Satz lautet: Succurre quicquid laqueis istis
respondentium poenis. Hiemach mahnt Seneca: Mögen ihre
Antworten auf solch' verfengliche Fragen wie immer lauten,
bemühe dich nicht um ihre dialectische Zurechtweisung, son-
dern hilf ihnen ihre moralischen Nöthe überwinden. Meta-
phorisch gebraucht, wie hier, findet sich laqueue öfter bei
Cicero,* und der vorliegende, bekanntlich seit Livius erweiterte
absolute Gebrauch der Pronomina quicunque und quisquis ist
dem Seneca allerdings noch nicht so geläufig, wie den folgenden
Schriftstellern Plinius, Quintilian, Tacitus, ist aber nicht zu be-
zweifeln. Ganz wie hier Ep. 65, 11 nam si quocumque remoto
quid efßci non potest, id causam iudicant etc. Vgl. Madvig,
Excurs VI zu Cic. de fin., p. 834^ Emend. Liv. p. 95*.
49, 4 Modo te prosecutv^ sum: et tarnen hoc modo aetatis
nostrae bona portio est, cuius brevitatem aliquando futuram
cogitemus. Erwägen sollen wir, dass die Kürze des Lebens
dereinst einmal da sein werde? Das doch wohl nicht! Oder
,da8s sie sich einst im späteren Alter geltend machen werde',
wie Hess erläutert. Ja wenn nur selbst das im Worte wirk-
lich läge und nicht vielmehr willkürlich hineingelegt wäre!
Nein, futuram hat Seneca nicht geschrieben, sondern defec-
turam. Nachdem de wegen der vorausgehenden Silbe do aus-
gefallen, wurde der Rest fecturam in futuram corrigirt. Auch
N. Q. I, 1, 9 hat eine ähnliche Verwechslung stattgefunden, wo
die Handschriften defuissent statt defedssent bieten. Siehe
Madvig, Adv. crit. II, p. 434.
51, 1 Quomodo quisque potest , mi Lucili: tu istic habes
Aetnam et illuc nobilissimum Siciliae montem. Dies bieten die
^ § 5 Seilicet nisi interrogationes va/errinuu »truxero ... § lU quid enim
aUud offUu, cum cum, quem interrogatis, sderUet in fraudem inducitis^ quam
utformuUi eeddigte mdeaturt Vgl. 49,9; 82, 19.
* S. Kühner zu Tusc. V, 27, 76.
10 UI. Abhaodluig: J. Mftllar.
besseren Handschriften; daneben finden sich statt et illuc die
Varianten illum und et istum. Der ersteren Variante folgten
die Ausgaben, doch setzte Haase die Apposition illum — mon-
tem als fremden Zusatz in Klammern. Mit Recht missbilligte
das Chatelain, Revue de Philol. I, 109* und wies zugleich mit
Nachdruck darauf hin, dass was die besseren Handschriften
bieten aus illum nicht verdorben sein kann. Aber seine Ver-
besserung editum ac ist doch paläographisch keineswegs leicht,
nicht leichter ist igneum ac, was Hess vermuthet, und beide
lassen die folgende Gegenüberstellung: nos utcumque possu-
mu8y contenti aumus Baiis, quas postero die quam adtigeram
reliqui, locum ob hoc devitandum . . . quia illum sibi cele-
brandum luxuria desumpait unberücksichtigt, in der die letz-
teren Worte auf eine weitere Ausführung von tu istic habe»
Aetnam hinweisen. Diese Ausführung wird gelautet haben:
et illum colis (et illucoHs) nobilissimum S, m. Vgl. Ep. 79, 5 — 7
und § 10 Aetna tua,
51, 11 Literni honestius Scipio quam Baiis exulabat:
ruina eiua non est tarn molliter conlocanda. Der Wechsel des
Tempus ist durch nichts gerechtfertigt und ungehörig,^ und
Schweighäaser hatte vollkommen. Recht, wenn er erat ver-
langte neben exulabat, Haupt suchte die Gleichmässigkeit her-
zustellen, indem er ei visa statt eius einsetzte, Opusc. U, p. 279.
Aber das Possessivpronomen ist schwer zu entbehren und
leichtere Abhilfe bringt die Correctur im ersten Satze eoinilabit
statt exulabat. Der Gebrauch des Futurum an dieser Stelle
schliesst sich jenen Beispielen an, die ich Band 130 dieser
Sitzungsberichte S. 16 beigebracht habe.
52, 5 Puta enim duo aedißcia excitata esse, ambo paria,
aeque exceUa, aeque magnifica. alterum puram aream accepü:
illic protinv^ opus crevit. alterum fundamenta laxabunt in
mollem et fluidam humum missa multumque laboris exhau^tum
est, dum pervenitur ad solidum, Dass die besseren Hand-
schriften, darunter P — in p fehlt dieser Brief — lassai^unt
* Auch Hilg^enfeld, Commendatio ex Huppleraentis Annal. philol. seorsam
expressa Lips. 1890, p. 607.
' Ueber den mannigfachen Wechsel in den Tempora bei Seneca handelt
Hammelrath , Grammatisch - stilistische Beiträge zn den prosaiacben
Schriften des Seneca, Progpr. des Gymnasiums zu Emmerich 1895, 8. 8 ff.
Kritisolie Studien zu den Briefen Senecas. 11
bieten y darf ohne weiteres auf Verschreibnng flir laxahunt
zurückgeführt werden, da jenes Verbum in dem vorliegenden
Zusammenhang ganz und gar verkehrt ist. Aber auch mit
laxare ist wenig anzufangen, am wenigsten in der Form des
Futurums, wie Chatelain a. a. O. S. 109 richtig bemerkt hat.
Vom Baumeister liesse sich ja wohl sagen laxavit aedifidum,
wie Seneca z. B. gesagt hat nemora suspendere ^hängende
Gärten anlegen', Dial. 3, 21, 1. Ep. 90, 8 philosophia haec cum
ianto habitantium periculo inminentia tecta suspenditf Vgl.
Plin. N. H. 16, 156. Auch si quis specuß . . . mantem suspen-
derii hat Seneca, Ep. 41, 3 gesagt. Aber fundamenta laxarunt
aedifidum doch wohl nicht. Dem Sinne genügt Ictxa habet,
was Ruhkopf imd Schweighäuser aus der Ekiitio Veneta auf-
genommen haben. Doch ist daraus die Entstehung von laxa-
hunt nicht zu erklären und das Perfect laxa habuit, was Cha-
telain empfiehlt und das allerdings leichter zu Ixixa abuit und
laxabunt könnte geführt haben, verträgt sich bei einem fertig
dastehenden Werke mit der Logik nicht besser ab das Futurum.
Mir scheint paläographisch und der Bedeutung nach vollkommen
zu entsprechen laxa subeunt: ,das eine stützen weitläufige
Fundamente^ Vgl. Plin., Ep. 5, 6, 36 stibadium candido
marmore mte protegitur: vitem quattuor columellae Carystiae
Buheuiit. luven. 3, 28 pedibus wie Porto meis nullo dextram
tubeunte bacillo.
58, 34 Paucos longissima aenectua ad mortem sine iniu-
ria pertulit, multia iners vita sine usu sui iacuit. Nicht von
dem ganzen Leben gilt der zweite Theil des Satzes, sondern
lediglich vom Alter, und darum muss senectus Subject auch
dieses zweiten Theiles sein, vita aber ist fremder Zusatz, der
zu tUgen ist.
Es folgt der Satz: quanto deinde crudelius iudicas ali-
quid ex vita perdidisse quamvis finiendaf Ohne Zweifel ist
dieser Satz in seinem letzten Theile verdorben, und die besseren
Handschriften haben den richtigen Weg gezeigt, das Ver-
derbniss zu heilen, da sie quamvis finiende, nicht quamvis
finienda bieten. Aber indem Madvig daraus quam iusfiniendae
herstellte, kam der Schluss des Satzes in Widerspruch mit
seinem Anfang, und es musste auch fUr crudelius ein Ersatz
gesucht werden, den Madvig in leviu^ fand. Das liegt nun
12 m. Abbrnndliing: J. MftUer.
SO weit ab, dass die Nothwendigkeit der zweiten Aendenmg
gerechte Bedenken erregt auch gegen die Richtigkeit der
erateren.
Der Satz steht im engsten Znsammenhang mit der Erör-
terung der Frage, ob nicht, wenn der Körper in Folge des
Alters seine Dienste zu versagen beginne, gewaltsame Refreinng
des Geistes von ihm geboten erscheine, und ob nicht in diesem
Falle durch rechtzeitige Beschleunigung des Todes der Mög-
lichkeit vorgebeugt werden solle, dass die Kraft dazu schwinde:
si inutile ministeriis corpus est, quidni oporUat educere ani-
mum laborantemt et fortasse paulo ante quam debet, faden-
dum estj ne, cum fieri debebit, facere non possis. Dieser Gfe-
danke ist es offenbar, den der iragliche Satz erhärten soll und
er thut es, wenn quam vim ßniendae gelesen wird. Auf die
Frage: ,wie viel härter erachtest du es, dass einer vom Leben
etwas drangehe, als dass er die Kraft es zu enden verloren?^
ergibt sich die Antwort von selber: ^es ist nicht härter, viel-
mehr das andere i»t härter^ Paläographisch liegt die Aende-
rung von quamvis in quam vim nicht femer als die in qu^m ius.
Der Schluss des Briefes (58, 37) lautet: Vale ergo, quod
libentius quam mortis moras lecturus es. Es ist schwer einen
erträglichen Sinn in diesen Worten zu finden. Was die Ver-
bindung mortis morae nach der Bedeutung jedes einzelnen
Wortes besagt und wie sie Ep. 7, 4; 82, 12; N. Q. II, 59, 7
sich findet, passt durchaus nicht in den Zusammenhang, wie
schon Schweighäuser zur Stelle bemerkt hat. Bei der be-
kannten Freude Senecas an spitzfindigen Redewendungen
könnte man nach Anleitung des Satzes in § 33 plurimum re-
ferty vitam aliquis extendat an mortem denken, er habe Alter
und Krankheit als mortis morae bezeichnen, also sagen wollen:
,du wirst lieber von Gesundheit als von Siechthum lesen'. Doch
würde dafür mortis mora^ kaum ein richtiger lateinischer Aus-
druck sein, wenn auch mora wohl in der Bedeutung ,Dauer,
Verweilen' vorkommt, wie in diesem Briefe § 29 posse . . . Ion-
giorem prorogari huic corpusculo moram, Dial. VI, 8, l quod
naturale est non decrescit mora. Ovid Met. I, 402. Wir werden
es daher wohl mit einem Fehler in der Ueberlieferung zu than
haben, der freilich nicht da zu suchen ist, wo ihn die älteren
Ausgaben fanden, indem sie mortis (mortes) meras gaben,
Kritische Stadien zu den Briefen Senecas. 13
vielmehr wird Seneca mortis oras geschrieben haben, nach dem
ihm aas Ennius, Lucretios, Vergil bekannten luminis orae und
der vorhin erwähnten Neigung zu spielenden und fein, oft
allzu fein zugespitzten Wendungen Raum gebend.^ Der Doppel-
sion des Verbs legere war es, der ihn zu der Bemerkung
reizte, dass Lucilius lieber das Vale ergo lesen werde, als das
Reich des Todes beschreiten. Schon § 31 hat Seneca einen
ähnlichen Scherz einfliessen lassen: Nam hoc acisj putOy Pia-
toni diligentiae auae beneficio contigisse, quod natali suo de-
cessit et annum unum atque octogesimum implevit sine ulla
deductione. ideo magi . . . inmolaverunt defuncto . . . non dubito,
quin paratus sie et * paucos dies ex ista summa et sacrificium
remittere,
71, 6 Erige te, Lucili virorum optime, et relinque istum
ludum literarium philosophorum , qui rem magnißcentissimam
ad syllabas vocant, qui animum minuta docendo demittunt et
conterunt; fias similis Ulis, qui invenerunt ista^ non qui docent
et id ctgunt, ut philosophia potius difßcilis quam magna videatur.
Socrates, qui totam philosophiam revocavit ad mores et hanc
summam dixit esse sapientiam, bona malaque distinguere: fSe-
quere, inquit, illos, si quid apud te habeo auctoritatis, ut sis
beatus, et te alicui stultum videri sine, quisquis volet, tibi
contumeliam faciat et iniuriam: tu tamen nihil patieris, si
modo tecum erit virtus, si vis, inquit, beatus esse, si fide bona
vir bonus, sine contemnat te aliquis/ Ich habe hier zunächst
mit Lipsius fias statt fies aufgenommen, weil der Satz als
Variation der vorhergehenden Mahnung EiHge te etc. in Ordnung
ist, als Folge aber eine Tautologie enthält, da 6ich relinque —
vocant und non qui docent — videatur decken.
Im Folgenden sind längst das Pronomen relativum qui
und inquit als unvereinbar miteinander erkannt und entweder
inquit in inquam geändert, auch wohl getilgt worden, oder
qui ist als späterer Zusatz eingeklammert und weggelassen
worden. Der erste Verbesserungsversuch ist unzulässig, weil
er voraussetzt, dass et hanc summam diocit esse sapientiam
Nachsatz zu dem vorhergehenden qui totam philosophiam
> S. Krit. Stadien II (Sitssung^sber. Bd. 127) S. 26.
* So nach Madvigs Emendation.
14 m. Abhudlang: J. MftUtr.
revocavit ad mores genommen werde. Jener mit et eingeleitete
Satz enthält eine nähere Ausführung des vorhergehenden, nicht
aber einen Qedanken, der sich von jenem so abhebt, dass er
durch et = etiam als ein neuer angefügt werden könnte. Mit
Schweighäuser aber anzunehmen, dass Socrates den Stoikern
gegenübergestellt sei, ist durch die Stellung ausgeschlossen.
Die Verbesserung Haase's dagegen, Tilgung des Relativs qui,
trifft in einem Theil das richtige, lässt aber die Verkehrtheit
stehen, dass Socrates von den Uli ausgeschlossen erscheint und
dass auf ihn die Worte si quid apud te haheo auctoritatis
nicht passen. Qui wird allerdings späterer Zusatz sein, der
aber erst gemacht worden, nachdem haec vor sequere ausgefallen
war. Die Weisheit selbst nimmt Partei für jene Richtung und
dass sie redend eingeführt wird, ist bei der lebhaften Dar-
stellungsweise Senecas nichts ungewöhnliches. Vgl. Ep. 88, 29;
95, 10; 84, 11; 102, 29. Zugleich ist mit Fickert ut sis beatus
et te alicui atultum videri sine vom Vorhergehenden loszulösen;
denn den Worten si quid apud te haheo auctoritatis entspricht
es besser sequere als Futurum, denn als Imperativ zu fassen,
welche Form auch Ep. 90, 16 überliefert ist; also so zu inter-
pungiren: haec, sequere, inquit, illos , si quid apud te haheo
auctoritatis, ut sis heatus et te alicui stultum videri sine,
was am Schlüsse mit den Worten wiederholt wird si vis, in-
quit, heatus esse .... sine contemnat te aliquis.
Ep. 74: Seneca hat der Lebensanschauung, welche Reich-
thümer und sinnliche Genüsse für Güter hält, in § 14 das
Beispiel der Götter entgegen gehalten, die dann schlechter daran
seien als die Menschen und in § 15 das der Thiere, denen es
dann besser gehe als den Menschen. In der Schlussfolgerung
aber, in § 16: Considera tu itaque, an id honum vocandum
sit, quo deus ah homine vincitur wird die letztere Gegenüber-
stellung vermisst und Madvig, Adv. crit. p. 486 N. 1 ist geneigt
das fehlende Glied homo ah animalihus einzusetzen (qu^ deus
ah homine, homo ah animalihus vincitur).
Ich zweifle sehr, ob diese Kritik berechtigt ist, ob sie
nicht einen zu strengen Massstab an die Darstellung Senecas
legt. Ich habe in diesen Sitzungsberichten Bd. 118, S. 11 eine
ähnliche Erscheinung besprochen, die darin besteht, dass eine
Propositio ungenau und auch unvollständig ausgeführt wird.
Kritisobe Stadien zu den Briefen Senecas. 15
Ich habe dort^ wie ich glaabe^ mit guten Gründen in den
fraglichen Fällen die Annahme von Lücken abgelehnt. Umge-
kehrt habe ich daselbst S. 19 nachgewiesen^ dass nicht selten bei
Seneca Züge in die Rede aufgenommen sind, welche mit den
erörterten Gegenständen in keiner Beziehung stehen.^ Ich
bringe beides^ besonders aber jenes Erstere in Erinnerung; um
auch an der Stelle, die wir hier behandeln, die Annahme einer
Lücke abzuwehren. Sie ist jenen ganz nahe verwandt: in der
Recapitulation genügte es den ersten Satz der Argumentation
aut i$ta bona non sunt, quae vocantur , aut homo felicior deo
est zu wiederholen, den in zweiter Linie herangezogenen multa,
quae bona videri volunt, animalibus quam homini pleniora
contingunt fallen zu lassen und in einer beiläufigen Wendung
(sensus) qui a^iliores sunt animalibus mutis zu berücksichtigen.
Noch zwei weitere wenn auch nicht ganz gleichartige
Stellen werden zur Vorsicht mahnen. Ep. 77, 20 werden Nestor
and eine StatiUa als Beispiele hohen Alters angegeben, aber
nur das letztere näher ausgeführt: etiam Nestoris et Statiliae
brevü est (vita), quae inscribi monumento suo iv^sit annis se
nanaginta novem vixisse. N. Q- III, 27, 8 soll in der Schilderung
der künftigen Sintfluth die Wirkung der grossen Ströme durch
Rhone , Rhein und Donau illustrirt werden , § 8 werden die
drei Flüsse genannt, aber die Ausführung beschränkt sich auf
Rhein und Donau.^
Ich en^&nze hier jenen Nachweis noch mit folgenden Stellen: Ep. 90, 1
QuU duhitare, mi Lueüi, polest, quin deorum inmortalium munuA sU, quod
vivimtu, pküosophiae, quod bene vivimua f itaque tarUo pliis huic nos debere
quam dis, quanto fiiaius ben^ium est bona vita quam vita, pro certo ha-
bereiur, nisi ipsam philoMphiam di tribuuaent, cuiua »cientiam nulli dede-
rmU, facuUtatmx ommbus. Hier wi cuius «cientiam nuUi dederunt eine ganz
unerwartete, nur durch den Gegensatz cuius facuUatem omnibus dederunt
angeregte Beigabe. 83, 25 M, Antonium . . . quae alia res perdidit et in
extemoa mores ae vitia non Bomana traiecit quam ebrietas nee minor vino
Clöopalrae anutrf Von § 8 au ist nur von der Trunksucht die Rede,
ebenso im Folgenden und die Worte nee minor vino Cleopatrae amor
gehören nicht in den Zusammenhang, sind eben nur als historische
Erinnernng beigegeben.
Hiernach liesse sich von dieser Seite auch gegen die Verbesserungen
der Stelle Ep. 77, 17 amicos et patriamf oder amicus est et ptUriaf nichts
einwenden, wenn nicht in der handschriftlichen Ueberlieferung untrüg-
liche Anzeichen einer Lücke sich fänden. Die besseren Handschriften
16 in. AbhMidlang: J. MülUr.
Und wer mit mir urtheilt, dass solche Ungenauigkeiten
dem Stilisten Seneca zugetraut werden dürfen , wird kaum
strenger sein gegen die ähnliche, nur rein formale Ungleich-
mässigkeit, welche sich Ep. 119, 3 findet: — Esurio: edendum
est, utrum hie panü sit pUbeius an siligineus, ad naturam
nihil pertinet, illa ventrem non delectari vult, sed inpleri,
sitio: utrum haec aqua sit, quam ex lacu proximo excepero,
an ea, quam multa nive clusero, ut rigore refrigeretur altem,
ad naturam nihil pertinet, illa hoc unum iubet, aitim extin-
gui. Gewiss wäre bei der sonst gleichgehaltenen Parallele
zwischen den beiden Sätzen über den Durst und über den
Hunger bibendum est nach sitio zu erwarten, aber nothwendig
für den Gedanken ist es nicht; auch edendum est könnte fehlen,
und es ist doch sehr fraglich, ob es, wie Bartsch, Rhein. Mus.
N. F. Bd. 24 S. 285 meint, der blosen Conformität zuliebe ge-
boten sei bibendum est einzusetzen. Ein ganz gleiches Beispiel
vermag ich allerdings nicht beizubringen, aber im Allgemeinen
sind Ungleichmässigkeiten aller Art, die nicht als absichtliche
Variationen betrachtet werden können, der Rede Seneca's nicht
fremd. Die folgende Zusammenstellung wird das zeigen und
auch auf manche andere in Zweifel gezogene Stelle klärendes
Licht werfen.
Dial. I, 6, 6 Contemnite pawpertatem: nemo tam pauper
vivit quam natv^ est,' contemnite dolorem: aut solvetur aut
solvet; contemnite mortem: quae vos aut finit aut transfert.
II, 6, 9 non Babylonios Ulis (munimentis sapientis) muros con-
tuleris, quos Alexander intravit, non Carthaginis aut Numan-
tiae moenia, una manu capta, Ep. 89, 22 Quantulum ex istis
epulis, quae per tot conparatis manus , fesso voluptatibus ore
libatisf quantulum ex ista fera periculose capta dominus crudus
ac nauseans gustatf quantulum ex tot conchyliis tam lange
bieten übereixustiminend amicua esse patriam und qwm statt qiioque (Cha-
telain a. a. O. S. 144 und 151), was zasammen die Gestaltung der Stelle,
wie sie Madvig p. 488 und P. Wolters, Exercitationis grammaticae spe-
cimina, Bonnae 1881, p. 42 empfohlen haben, als zutreffend erscheinen
IXsst: Quid eH aliud, quod tibi eripi ddeast Amicosf qtiis enim tibi p€>-
teat afnicus essef Patriam f ta/nti erdm illam putas, ut tardkis cene^f
Solemf quem, si poases, extingueres ; quid enim unquam feeinti luee dignuntf
Vgl. Gertz, M^langes Graux. Paris 1884, p. 370.
Kritische Stadien sa den Briefen Senecas. l7
advectis per istum stomachum inexpUbilem labiturf Was an
dieser SteUe von Seiten der Ungleichmässigkeit der Construc-
tion früher und neuerdings von Windhaus, Varietas lectionis
ad L. Annaei Senecae Epistulas e codice Bambergensi enotata,
Darmstadt 1879, S. 3 A. 8. gegen quae geltend gemacht worden
ist, kann mit Rücksicht auf die beiden anderen Stellen nicht
als entscheidend anerkannt werden. N. Q. VII, 30, 1 Si in-
tramus templa conpositi, si ad sacrificium accessuri voltum
iubmittimus etc. Dial. X, 13, 9 Nam ut concedcts omnia eos
fide bona dicere, ut ad praestationem acribant, tarnen cuius
Uta errores miniientf XI, 5, 2 Neminem esse toto orbe terrarum,
qui delectetur lacrimis tuis, audacter dixerim: quid ergot quem
nemo adversus te animum gerit, tum esse tu credis fratris tui,
ut crudaiu tui noceat tibi etc.? Gertz merkt an: malim fere:
cnidatu tui nocere (sc. velit) , gewiss nicht, weil er verkannte,
dass auch nach der Ueberlieferung nur der Wille zu schaden
bezeichnet sei — animum gerit ut noceat — , sondern weil er
an der Ungleichheit der beiden Sätze Anstoss nahm, die er
X, 13, 9 hinnahm, wo ja auch entweder im zweiten Gliede
gesagt werden konnte omnia ad praestationem scribant oder
im ersten ut omnia Uli dicant. De benef. V, 15, 3 Ecce
nescio quis non ex philosophorum domo clamat, ex medio con-
fientu populos gentesque damnatura vox mittitur: ,Non hospes
etc.' VI, 23, 1 Adice nunc, quod non externa cogunt deos, sed
sua Ulis in lege aetema voluntas est. Diesen Satz mit der
leichten Aenderung Madvigs in lege statt in legem hält Gertz
nicht für correct, weil durch die Ungleichheit der beiden Sätze
ihre Gegensätzlichkeit nicht scharf genug hervortrete, aber
V, 15, 3 findet er daran nichts zu tadehi. Ep. 65, 1 Hestemum
diem divisi cum mala valitudine: antemeridianum illa sibi
vindicavit, postmeridiano mihi cessit, Seneca hätte ebensogut
postmeridianum mihi cessit sagen können. Dial. VI, 9, 2 I^ot
praeter domum nostram ducuntur eassequiae: de morte non cogi-
tamus; tot acerba funera: nos togam nostrorum infantium . • .
agitamus animo; tot divitum subita paupertas in oculos in-
cidit: et nobis nunquam in mentem venit nostram quoque opes
aeque in lubrico positas. Gertz hat et eingeklammert, aber
dieselbe Ungleichheit findet sich N. Q. III, 12, 2 Aegyptii quatuor
elemefita fecerunt deinde ex singulis bina, maria et feminea:
d. pbil.-hi8t. Cl. GX3LXVI. Bd. 3. Abb. 2
18 III. AbbandloBK: J. MftUer.
(lerem marem iudicant, qua ventus est, feminam, qua nebulosui
et inere, aquam virilem vocant mare, muliebrem omnem aliam,
ignem vocant maaculum, qua ardet flamma, et feminam, qua
lucet innoxius tactu, Dial. IV, 6, 1 Quid, st dicat virtut^m
et humilem et magnam esse deberef Atqui hoc dicit, qui illam
extolli vult et deprimi, hier hat Wesenberg ein correspondiren-
des et vor extolli verlangt nnd Gertz hat es eingesetzt, aber
Cap. 12, 2 kehrt der gleiche Fall wieder: nee magis quisquam
eodem tempore et iratus potest esse et vir bonu^ quam aeger
et sanus.
Weniger aagenfUllige Ungleichmässigkeiten, wie Dial. IX,
8, 1 nam si omnia alia quibus angimur compares, mort^,
aegrotationes, metus, desideria, dolorum laborumque patientiam
etc. kommen hier nicht in Betracht.
79, 5 Omnibus praeter ea feliciter hie locus (de Aetna
monte) se dedit et qui praecesserant , non praeripuisse mihi
videntur, quae dici poterant, sed aperuisse, Sed multum int^-
est^ utrum ad consumptam materiam an ad subactam accedas.
Richtig hat Madvig bemerkt, dass für eine Adversativpartikel
an der Spitze des zweiten Satzes kein Platz sei. Doch ist es
weniger wahrscheinlich , dass sed aus dem vorhergehenden «e
entstanden, als dass das Siglnm «;, das bald für sed, bald für
scilicet wiederkehrt, falsch gedeutet worden und das richtige
scilicet herzustellen sei. Auch N. Q. II, 34, 2 ist s; für *i
statt fUr scilicet genommen worden (vgl. Bd. 130 S. 10) und
N. Q. IV, 2, 28 hat Madvig selber (Adv. crit. 11 p. 450) scilicet
statt sed hergestellt, und III, 30,4 sed statt des handschrift-
Uchen sie und si (p. 446).
81, 27 Nemo autem gratus esse potest, nisi contempserit
ista,propter quaevolgus insanit: si referre vis gratiam, et inexi-
lium eundum est et effundendus sanguis et suscipienda egestas et
ipsa innocentia saepe maculanda indignisque obidenda rumori-
bus, non parvo sibi constat homo gratus, (Nihil carius aesti-
mamus quam beneficium, quamdiu petimus , nihil vilius cum
accepimus). QuaeriSy quid sit, quod oblimonem nobis acceptorum
faciatf cupiditas accipiendorum. cogitamus non quid in-
petratum, sed quid petendum sit Den eingeschlossenen Satz
wollte Haase entweder als Antwort auf die folgende Frage
hinter diese versetzt, oder den nachträglichen Bemerkungen
Kritische Studien so den Briefen Senecas. 19
von der Hand Seneca's zugezählt wissen^ welche nach seiner
Ansicht der Herausgeber der Briefe nach Seneca's Tod dem
Texte eingefügt habe.^ Diese letztere Annahme hat Bartsch
im Programm des Gymnasiums zu Anklam, 1870 im allge-
meinen siegreich bekämpft und speciell an der vorliegenden
Stelle auch die erstere als unhaltbar erwiesen.* Aber die Art,
wie er S. 20 und mit ihm Hilgenfeld a. a. O. p. 610 den Zu-
sammenhang mit dem Vorhergehenden sieh zurecht legt, ist
eine höchst gezwungene. Bei den Worten ista propter quae
volgvs insanit soll Seneca nicht nur an das gedacht haben,
was allzu ängstlich vermieden wird, sondern auch an die Dinge,
die übermässig von der Menge begehrt werden, oder wie Hilgen-
feld jene Worte erklärt: ,quae duo sunt. Primum, quae prae-
standa sunt a gratis, intolerabilia iudicamus et nimia pro ac-
ceptis. Accepta vero, antea tanto studio appetita, postea vilia
ducimus maiora exspectantes beneficia . . . Ergo et labores sunt
contemnendi et quae petenda videntur nova beneficia, propter
quae volgus insanit.^
Wenn das wirkUch die Absicht Seneca's gewesen wäre,
wenn die Sätze von Nihil carius aeatimamua ab die Ausführung
einer zweiten Reihe von Forderungen enthalten sollten, so
hätten diese entsprechend den Forderungen der ersten Reihe
als solche formulirt und sich auch im sprachUchen Ausdruck
von jenen abheben müssen. Davon aber findet sich nicht die
geringste Spur: Nichts, nicht der Inhalt und keine Uebergangs-
form deutet an, dass mit nihil carius aestimamus etc. der
Satz nemo autem gratus esse potesty nisi contempserit ista,
propter quae volgus insanit nach einer zweiten Seite hin aus-
geftlhrt werde. Vielmehr ist das völlig klar, dass in § 27 hoch-
gespannte Forderungen, wie sie das stoische Sittengesetz an
den homo gratus stellte, formulirt werden und dass mit § 28
die Ausflihrung dessen folgt was die Menschen gewöhnlich statt
dessen thun und von welchen Motiven sie sich leiten lassen.
Und wenn das richtig ist, so ist es auch klar, dass Seneca den
* Praefatio zu vol. HI, p. V.
' Offenbar aur weil die Frage qutierU quid sit eine passende und geläufige
Uebergangsform ist zu einer neuen Gedankenreihe, sah Haase in der
Umstellung der beiden Sätze ein Auskunftsmiittel , eine leidliche Ver-
bindung zwischen diesen S&tzen und dem Vorausgehenden herzustellen.
2»
^ m. AbbuiaiiuiK: J. Müller.
diese Ansfhhrang einleitenden Satz nicht niedergeschrieben
haben kann, ohne den bezeichneten Gegensatz zum Vorher-
gehenden äusserlich kenntlich zu machen und dazu genügte
No8 an der Spitze: Nos nihil carius aestimamus etc. VgL § 23
zu 24 und § 31 in hoc tarn diacors turba coneentiet: cum in-
terim iniurias pro beneficiis reddimus etc.
85, 20 QuemadTnodum summum adiectionem non recipit,
quid enim supra summum eritf ita ne beata quidem vüa, quae
sine summo bono non est quod si aliquem Tnagis beatum in-
duxeris, induces et multo magis innumsrabilia discrimina sum-
mi boni fades, cum summum bonum intellegam, quod supra se
gradum non habet So die besseren Handschriften. Sonach
darf die Echtheit von induces nicht bezweifelt werden* und
die Entstehung des Verderbnisses ist völlig klar. Vor facies
war oc ausgefallen; in Folge dessen wurde das Substantiv
facies fttr das Futurum des Verbs facere genommen, so dass
indtLces überflüssig erschien und weggelassen wurde. Hiernach
ist zu lesen: quod si aliquem magis beatum induxeris, induces
et multo magis innumerabilia discrimina summi boni ac facies,
cum etc. Zu dem angeschobenen Conjunctionalsatz vgl. Dial. V,
30, 2 Carissumis enim irascimur, quod minor a nobis praestite-
rint, quam mente concepimus quamque alii tulerunt, cum utrius-
que rei paratum remedium sit.
85,26 ,Quid ergof inquit: mortem, vincula, igfies, alia
tela fortunae non timebitP Non: seit enim illa non esse mala,
sed videri, omnia ista humana^ vanas vitae formidines putat
Das durch den Druck ausgezeichnete vanas habe ich einge-
setzt; denn nicht, dass jene Uebel dem menschlichen Leben
eigen sind,^ macht den Weisen furchtlos, sondern die Erkennt-
niss, dass jene Dinge keine wirklichen Uebel sind, nur schein-
bare Uebel sind, wie der vorhergehende Satz besagt. So heisst
es im folgenden, den Gedanken ausspinnenden Satze: captivi-
tatem, verbera, catenas, egestatem et membrorum lacerationes . . .
^ Induces fehlt in den älteren Ausgaben, wie im Texte Fickerts; Haase
hat es zwar aufgenommen, aber den Satz unrichtig abgetheilt: iniuee*
et muUo magia: imwmerabiUa discrimina summi boni facies. Schweighänser
behielt induces bei und Hess facies weg.
' Vgl. Dial. VII, 11,1 atqui ab hoc (voluptate) occu^^atus quomodo resistel
labori et pericutOf egestoAi et tot humanam vitam circumstupenti&us minisf
Kritische Studien zu den Briefen Seneca«. 21
inter lymphaticos unetus numerat und Ep. 76, 33 8% vinctda et
exilia et vanaa humanarum formidines mentium securus audit.
Zur KreuzsteQung vgl. Dial. I, 2, 1 tanta medicatorum
vis fontium. VI, 3, 1 In expeditione deceaaerat (Drusus) ipsis
illum hostibus aegrum . . . prosequentibus. Das. § 2 gratumque
extremi sermonem oris haurire, VI, 10, 6 alias per incerta
nudos maria iactabit, X, 17, 6 nondum tantae maturus rei
Scipio. XI (ad Polyb.) , 18, 2 aliquo acriptorum monimento
iuorum. XII (ad Helv.), 11, 3 aureia fulgentem vaaia aupel-
lectilem. De benef. IV, 5, 3 ferventi aubiecta caelo loca.
N. Q. III, 27, 7 aaxa revolutia remiaaa compagibua. Ep. 86, 6
^ndam ramm in aliquo apectaculum templo, 92, 25 inaana-
bilia exulcerati dolor ventria, 95, 24 eadem primae menaura
lanuginia. 117, 26 poat multoa aecuturum menaea otium.
86, 1 Animum quidem eiua (Scipionis Africani) in coelum,
ex quo erat, rediaae perauadeo mihi, non quia magnoa exercitua
duxit, .... aed ob egregiam moderationem pietatemque, quam
magia in illo admirabilem, cum reliquit patriam, quam cum
defendit. So die besseren Codices übereinstimmend. Da quam
und admirabilem zusammen unvereinbar sind, wurde entweder
admirabilem in admiror geändert und dies findet sich schon
in den geringeren Handschriften, oder quam getilgt. Mit
grösserer Wahrscheinlichkeit wird zum Ursprünglichen die An-
nahme führen, dass admirabilem aus admirari libet verdorben
sei: quam magia in illo admirari libet. Vgl. Hör. Carm. III,
25, 12 mihi devio Ripaa et vacuum nemua Mirari libet Sen.
Ep. 82, 8 Libet enim . . . ridere ineptiaa graecaa.
93, 5 Laudemua itaque et in numero felicium reponamua
eum, cui quantulumcwaque temporia contigit^ bene conlocatum
tat. vidit enim veram lucem, non fuit unua e multia: et vixit
et viguit: aliquando aereno uaua eat, aliquando, ut aolet, validi
aideria fulgor per nubila emicuit. Quid quaeria, quamdiu
vixeritf vixit: ad poateroa uaque tranaailuit et ae in memoriam
dediL Nee ideo mihi plurea annoa accedere recuaaverim: nihil
tarnen mihi ad beatam vitam defuiaae dicam, ai apatium eiua
inciditur, non enim ad eum diem me aptavi, qvsm ultimum
mihi spea avida promiaerat, aed nullum non tamquam ultimum
adapexi. Quid me interrogaa, quando natua aim? an inter
iuniores adhuc censearf Habeo meum. Bis zu den Worten ad
22 lU. Abbaadlang: J. Mftller.
posteros tisque transsiluit et se in memoriam dedit wird ge-
schildert, was der Weise in knapp gemessener Lebensfrist
leistet und erreicht. In dem unmittelbar Folgenden bis haheo
meum werden die eigenen Gedanken desselben Weisen über
den möglichen Fall längerer Lebensdauer vorgetragen, sie sind
aber nach der Ueberlieferung nicht dem Weisen in den Mund
gelegt, sondern Seneca selber stellt die Betrachtung an. Dazu
aber stimmt die Anknüpfung durch nee ideo nicht, das seine
natürliche Beziehung in dem unmittelbar vorhergehenden Ge-
danken hat quid quaeris, quamdiu vixeritf vixit etc., das aber
auf laudemus und weiter zurück auf (ictu illam metiamur non
tempore sich beziehen müsste. Vor Allem aber stimmt dazu
die Frage nicht an inter iuniorea adhuc censear? Es können
also doch die Sätze nee ideo — habeo meum nur als Rede des
Weisen genommen werden , dessen Leben im § 5 geschildert
ist. Dann aber ist die Stelle jenen zuzuzählen, an denen in
unserem Texte das völlig unvermittelte und unvorbereitete Ein-
greifen eines Andern in die Rede Seneca's nicht auf Rechnung
des Schriftstellers zu setzen ist, deren in diesen Sitzungsber.
Bd. 127 III, S. 19 Erwähnung geschehen ist, und man wird
den Ausfall von inquit (nee ideo, inquit, mihi) um so mehr flir
wahrscheinlich halten, als in gleicher Weise und mit Rückbe-
ziehung auf diese Stelle auch § 10 dem Weisen das Wort ge-
geben wird: nee hoc spe, inquit sapiens ille, fortiüs exeo etc.
95, 46 Vita sine proposito vaga est, quod si utiqu^e pro-
ponendum est, ineipiunt necessaria esse decreta, Illud^ ut puio,
eoncedeSy nihil esse turpius dubio et incerto ac timidOy pedem
referente. So gab Fickert die Stelle genau nach dem Bam-
bergensis, wogegen Bartsch, Rhein. Mus. N. F. Bd. 24, S. 281
den Einwand erhob, dass in den beiden letzten Gliedern die
Furchtsamkeit bezeichnet werde statt des Wankelmuths, ohne
dem Einwand mit seiner Verbesserung ac timide pedem refe-
rente voll Rechnung zu tragen. Da nun aber nach Weidners
Angabe, bei Windhaus a. a. 0. S. 17, im Bambergensis ac
timido aus actu modo corrigirt ist, so führt dies letztere viel-
mehr auf ac motum modo pedem referente. Vgl. Ep. 22, 8.
Juv. 10, 29.
101, 13 Optat ultima malorum et, quae pati gravissimum
est, extendi ac sustineri cupit: qua mercedef scilieet vitae Ion-
Kritische Studien za den Briefen Senecas. 23
gioris. quod auUm oivere estf diu nwri. So, ohne huius vor
vivere, bietet den letzten Satz der Bambergensis, wie ttberein-
stimmend Hermes a. a. 0. S. 8 , und Weidner bei Windhaas
a. a. 0. p. 23 angeben. Hiemach wird der Satz so anzuordnen
sein: quid autemf vivere est diu morif^ Dass die Handschrift
quod statt quid hat; geht wohl auf Verwechslung von qd (quod)
mit qd (quid) zurück.
102, 23 Per hds mortalis aevi moros Uli meliori vitae
lonqioriqus proluditur. quem ad modum decem mensibtbs tenet
nos matemus uterus et praeparat non sibi, sed Uli loco, in
quem videmur emitti iam idonei spiritum trahere et in aperto
durare: sie per hoc spatium, quod ab infantia patet in senec-
tutemy in alium maturescimus partum. Zunächst sei bemerkt,
dass neuerdings Windhaus a. a. 0. p. 2b, N. 3 und Hermes,
Progr. des Gymnasium Adolfinum zu Moers, 1889, S. 9 mit
unrecht zu den älteren Ausgaben sich stellen, welche novem
mensibus bieten, wofür Haase nach dem verdorbenen inuicem
des Bambergensis, das doch gewiss eher auf decem als auf
novem fährt, und mit einigen jüngeren Handschriften decem
mensibus aufgenommen hat. Seneca hat sich dem juristischen
Ansätze angeschlossen, wie er bestimmt wird Dig. XXXVUI,
16,3,11 Post decem menses mortis natvs non admittitur ad
legitimem hereditatem. Demgemäss heisst es bei Cic. Top.
10, 44 in einer Testamentsbestimmung: si filius natus esset in
decem mensibus. Derselbe Ansatz findet sich bei Gellius XIV,
1, 19 Atque illud etiam cuius modi esset considerandum puta-
batf quod aliud stellarum agmen foret, quo primum tempore
conciperetur homo in utero mairis, aliud postea cum in decem
mensibus proximis in lucem ederetur,* Und bei Plinius wird
der Spielraum ebenfalls auf drei Monate angesetzt, N. H. VII, 38
homo toto anno et incerto gignitur spatio, alivs septimo mense,
alius octavo et usque ad initium undecimi, § 40 extr.'
In dem Folgenden hat Hermes a, a. 0. das richtige —
iubemur statt videmur — bereits vorweggenommen, doch braucht
' Es bleiben also nur drei sicher überlieferte Beispiele der Verbindung
des Infinitiv mit einem persönlichen Genetiv: Valer. Max. VII, 3, 2;
Seneca DUl. XI (ad Polyb.), 16, 2; Plin. N. H. XIII, 67.
* Anders m, 10, 8.
• Vgl. Ovid. Fast UI, 124.
24 m. Abhudlang: J. Mfill«r.
an emitti nicht gerührt zu werden. Um iuberi von dem, was
nach dem Naturgesetz geschieht , gegen Zweifel zu schützen^
verweise ich auf Hör. Ep. I, 12, 17 Stell€te aponte sua iussaene
vagentur et errent Sen. Ep. 20, 13 quisquis exit in liLcem,
iu88U8 est lade et panno esse contentus. 120, 5. Dial. I, ö, 8.
Hör. Sat. I, 6, 93.
102, 30 Quidni non timeat, qui mori speratt si is qtioque,
qui animam tamdiu iudicat martere ^ quamdiu retinetur cor-
poris vinculo, solutum statim spargit, ut etiam post mortem
utilis esse possiL Der Anfang des Satzes dürfte heil sein:
mori kann als Objects-Accusativ genommen werden, wie Ep.
77, 18, wo mori times mit mortem times abwechselt.^ In mori
muss mitverstanden werden, was nach dem Tode erwartet
wird : ,der aufs Sterben hoffi^ Solche Prägnanz des Ausdrucks,
oft in der blossen Betonung gelegen oder durch einen Gegen-
satz vermittelt, liebt Seneca. Ep. 90, 1 quanto maius beneßcium
est bona vita quam vita, (Vgl. Ep. 9, 13 se contentus est sa-
piens ad beate mvendum^j non ad vivendum), 4, 9 At si forte
in manus hostium incideris, victor te duci iubebit: eo nempe,
quo duceris.* 30, 10 (Bassus) ait tam stultum esse qui mortem
timeat quam qui senectutem . . . vivere noluit qui mori non
vult. vita enim cum exceptione mortis data est, 89, 20 Oulous-
que fines possessionum propagabitisf ager uni domino, qui po-
pulum cepit, angustus est. 82, 16 Mors contemni debetmagis
quam solet 114, 4 Quomodo Maecenas vixerit notius sst^ quam
ut narrari nunc debeat, quomodo ambulaverit, quam delicatus
füerity quam cupierit videri. 78, 17 brevis morbus ac praeceps
alterutrum fandet: aut exstinguetur aut exstinguet, quid auttm
interest, non sit an non simf 93, 8 ille vero (qui ad sapien-
tiam pervenit) glorietur audacter et dis agat gratias interque
eos sibi, et rerum naturae inputet, quod fuit^ Und § 7 nach
der schönen Verbesserung Btichelers: quamdiu sim, alienum
est: quamdiu ero, ut sim, meum est.
»Vgl. Kühner, AusfÜhrl. Gr. Bd. 2, 8. 490, d. üriger, Histor. Synt»,
Bd. 1, 8. 332. Wölfflin, Archiv für lat. Lexicogr. III, 8. 71 ff.
' Leicht konnte diu vor duceris ausgefallen sein, aber es entsprechend
dem folgenden ex quo tuUua es, duceris einzusetzen wftre unberechtigt
■ Vgl. dagegen § 3 Immo oetoginta annia fiiü, nm fcn^ *rc vixUte etan
dieUf quomodo dieuntur arbore» vivere.
Khtuehe Stadien za den Briefen Senecas. 25
Hiernach scheint es doch nicht nothwendig an der Stelle,
von der wir aasgegangen sind^ mit Madvig eine Lücke an-
zonehmen*. so tre£Pend anch seine Ergänzung ist: qui morti
sperat se superfuturum. Aber am Schlüsse des Satzes: solu-
tum statim apargit^^ ut etiam post mortem utilis esse possit ist
ohne die Annahme einer Lücke nicht auszukommen^ nur ist die
Ergänzung der schlechteren Handschriften: solutum statim
spargiy id ctgit, ut etiam etc.^ wie Bartsch, Rhein. Mus. N. F. 24,
S. 272 treffend nachgewiesen hat, durchaus verkehrt : nicht die
Absicht noch nach dem Tode nützlich zu sein, sondern die
Bereitwilligkeit das Leben hinzugeben muss die Spitze des
Gedankens gewesen sein. Und auch darin hat Bartsch voll-
kommen recht, dass das Particip solutum mit Bestimmtheit
auf eine Lücke hinweist, da es in der Wendung animam
spargit mit der Bedeutung ,da8 Leben hinopfert^ keinen Platz
hat. Aber nicht nach spargit (spargi), sondern nach solutum
selbst wird ein Wort ausgefallen sein, das mit Wahrschein-
lichkeit zu bestimmen Ep. 57, 7 uns anleitet: qui existimant
animam hominis magno pondere extriti permanere non posse et
statim spargiy quia non fvsrit iUi exitus liAer, Hier erscheint
spargere als Ausdruck f&r die Auflösung der Seele im All, die
eintritt nach ihrer Trennung vom Körper. Also wird spargi
nach solutum ausgefallen sein und derselbe Ausdruck wird
dann mit pikanter Pointe zugleich ftb* die Aufopferung des
Lebens beibehalten: manere, quamdiu retinetur corporis vin-
cvlo, solutum spargi, statim spargit, ut etiam etc. So gewinnt
auch statim erst seine richtige Beziehung, während in dem
Infinitivsatze (animam iudicat manere . . . solutum spargi) das
Adverbium überflüssig ist.
104, 15 Peregrinatio notitiam dabit gentium, novas tibi
montium forma» ostendet,' invisitata spatia camporum et in-
riguas perennibus aquis valles, alicuivs flwniinis sub obseroa-
tione naturam: sif)e ut Nilus aestivo incremento tumet, sive ut
Tigris eripitur ex oculis et acto per occulta cursu integrae
magnitudini redditur. Der Ausdruck integrae magnitudini
redditur ist nicht ganz sachgemäss. Er wäre es, wenn ge-
schildert würde, wie ein Fluss, nachdem »er eine Strecke weit
' So der Bambergensis pr. m.
26 UI. Abhaadlang: J. Mflller.
durch VersickeruDg viel an seiner Grösse eingebüsst, ohne
aber völlig zu verschwinden, dann darch neuen Zufluss seine
volle Grösse wieder erlange. Da wäre die Vertauschung ,er
wird seiner vollen Grösse wiedergegeben' statt ,seine volle
Grösse wird ihm wiedergegeben' ganz wohl zulässig. Die hier
geschilderte Erscheinung aber ist eine andere. Der Tigris ver-
schwindet unter der Erde und kommt nach längerer Strecke
wieder an die Oberfläche, ervpitwr ex oculis et acto per ocxiulta
cursu redditur. Hier wird eine einigermassen genaue Aus-
drucksweise dem Verschwinden unter der Erde gegenilber das
Wiederhervortreten an die Oberfläche zu bezeichnen haben/
und die Vertauschung ,er wird wieder zu seiner vollen Grösse
gebracht' statt ,er tritt in seiner vollen Grösse wieder hervor'
ist sicher keine Verbesserung des Ausdrucks. So leicht nun
diese richtigere Wendung herzustellen ist — es bedarf nur
der Hinzuftigung eines Buchstabens: integrae magnitudinü
redditur — so möchte ich mich doch dafür nicht entscheiden,
ohne vorher zuzusehen, wie Seneca sonst auf dem Gebiete der
Vertauschung von Personen und Sachen mit ihren Beschaffen-
heiten und Nebenbestimmungen sich bewegt. Ep. 85, 22 in
optima illam (vitam beatam) statu ponit qtuilitas sua^ non
magnitudo. 120, 2 Honeatum putant, cui ratio recti officii con-
etat, tamquam pie curatam patris senectutem statt pie cura-
tum in senectute patrem, 123, 1 in lectulo lassitudinem pono.
48, 8 Succurre . . . respondentium poenis statt succurre respon-
dentibvs contra poenas,^ 91, 1 hoc vero tarn inopinatum malum
et paene inauditum non miror si sine metu fuit, cum esset sitie
exemplo. De dem. II, 6, 2 donabit lacrimis maternis filiam.
I, 1, 4 alium dignitati donavi, alium humilitatL Dial. IV, 30, 1
Puer est: aetati donetur, nescit an peccet. XI, 3, 2 nunquam
nie te fratrem ulli minatus est, XI, 7, 1 Vide, quantam huius
in te indulgentiae fidem, qtiantam industriam deheas, I, 5, 4
cum illo tempore vilissimus quisque in campo otium suura de-
^ N. Q. III, 26, 4 Idem ei in Oriente TiffH« facit: ttbwrbetur et desideraiu»
diu tandem e longe remoto loco . . . emergit. Plin. N. H. II, 2^5 SubemU
terra» rurausque redduntur Lycwi in A»ia, Erasinua in Argolica, Tigri» in
Meaopotamia. Ovid. Met. XV, 275 Sic modo eonbifntur tecto modo gurgite
lapsu» Redditur Argolici» ingens Erasinus in arvis.
" Vgl. Madvig, Adv. crit. U, p. 478.
Kritische Stadien zn den Briefen Senecas. 27
lect-et. X, 4, 2 (Augustus) hoc labores suos , etiam si faUo,
dulci tarnen oblectabat solacio, aliquando se victurum sibi. De
benef. II, 27, 2 ad quem (Äugustum) adtulerat paupertatem sub
anere nobilitatis laborantem. III, 12, 2 Invenies, qui nihil putet
e$se . . . maius quam habere, in quo calamitas adquiescat, IV,
14, 1 Non inmerito in numero peccantium refertur, quae pvr
dicitiam timori praesiitit, non sibi, Dial. VI, 22. 6 Altero quo-
que die et tertio idem fecit; quartus ipsa infirmitate corporis
faciebat indicium. Hier hat die beliebte Personification der
Zeitabschnitte den Ausschlag gegeben. Vgl. Tac. Ann. 4, 15;
Eist. 5, 10; Liv. II, 44, 1; IV, 20, 10; Cic. ad Att. 1, 18, 3.
Die Zusammenstellung weist einfache und kühnere Ver-
tauschungen auf, aber sie sind durchweg dem Zwecke ent-
sprechend gewählt, dem Ausdruck grössere Bestimmtheit und
Schärfe zu geben,^ und ich finde kein Beispiel, welches an dem
Fehler litte, wie die Stelle, von der wir ausgingen, Ep. 104, 15.
Und so halte ich die Aenderung in integrae magnitudinis doch
für nothwendig.
104, 34 Jnprimis autem respuendae sunt voluptates: ener-
tant et effeminant et multum petunt. multum autem a fortuna
petendum est. Das zweite multum bestimmt nicht eine neue
Forderung, sondern ist dieselbe, welche durch das vorher-
gehende multum bezeichnet ist. Es fehlt also vor dem zweiten
multum das Demonstrativpronomen, durch welches, wie z. B.
llGy 4 ,Aliquatenus, inquit, dolere, aliquatenus timere pei'mitte*,
Sed illud aliquatenus longe producitur y^ auf das vorher-
gehende hingewiesen wird. Ein solches Pronomen ist einzusetzen
und zu schreiben id multum autem.
110, 3 Non est quod quicquam timendum putes, vana sunt
istaj quae nos moventy quae adtonitos habent nemo nostrum, quid
veri esset, excussit, sed metum alter alteri tradidit, nemo ausus
est ad id, quo perturpabatur , accedere et naturam ac bonum
timoris sui nosse. An dem Worte bonum ist längst Anstoss
genommen und mancherlei zum Ersätze vorgeschlagen worden,
von Comelissen locum, von Madvig modum, von Windhaus
atque vim. Mir ist das Verderbniss nicht so klar. Bonum ti-
^ Vgl. Stil des älteren Plinins, 8. 96 f.
« Ebenso 117, 24; 23, 6; 49, 4 u. ö.
28 in. AbbandluDg: J. MftUer.
moris scheint mir ein ganz guter lateinischer Ausdruck zu
sein Air ^das Gute an dem Gegenstand der Furcht^ ^das Gate
an dem gefllrchteten Uebel*. Und nicht blos Plinius N. H.
27 y 9 erwähnt als alten Spruch malum quidem nullum esse sine
aliquo bmio^ sondern Seneca selber hat kurz vorher § 3 be-
merkt scies plura mala contingere nobis quam accidere. Aber
freilich als ein reines Gut darf jedenfalls das geftirchtete Uebel
nicht bezeichnet werden, und die Beziehung auf den Gegen-
satz, das wirklich Schlimme, müsste durch quoque (honum quo-
que timoris) angedeutet sein. Dass nun aber quoque wirklich
ausgefallen sei, ist doch nicht wahrscheinlich und die folgende
Bezeichnung als res falsa et inanis und die weitere Ausführung
iam adparebit, quam brevia, quam tncerta, quam tuta timeantur
zeigen, dass jenes Moment nicht bezeichnet war. Es ist also
doch wahrscheinlich, dass btmum verdorben sei, aber von den
erwähnten Vorschlägen kann nur modum als passend für den
Gedanken bezeichnet werden, das aber liegt etwas weit ab.
Eine Stelle im 67. Briefe gibt vielleicht das richtige Wort an
die Hand. Dort heisst es § 11: Cluidf tu existimas ea tantum
optabilia esse, quae per voluptatem et otium veniunti quae ex-
cipiuntur foribus ornatisf sunt quaedam tristis voltus bona.
So könnte wohl hier neben dem Wesen des gefürchteten
Uebels sein täuschendes Aussehen (naturam ac voltum timoris)
bezeichnet sein. Vgl. Dial. XII (ud Helv.), 5, 6 Itaque ego in
Ulis, quae omnes optant, existimavi semper nihil veri boni inesse,
tum inania et specioso ac deceptorio fuco drcumlita inveni,
intra nihil habentia fronti suae simile; nunc in Aw,
qu^ae mala vocantur , nihil tam terribile a>c durum invenio,
quam opinio vulgi minabatur,
118, 6 Tu ista credis excelsa, quia longe ab Ulis itices:
ei vero, qui ad illa pervenit, humilia sunt, mentior, nisi ad-
huc quaerit escendere: istuc, quod tu summum putxis, gradus
est. Omnes autem male habet ignorantia veri. tamquam ad
bona feruntur decepti rumoribus: deinde mala esse aut inania
aut minora quam speraverint, adepti ac multa passi vident.
maiorque pars miratur ex intervallo fallentia et volgo bona
pro magnis sunt. Den Schluss bieten so alle Handschriften
und Haase, während er früher in den meisten Ausgaben ge-
ändert war in volgo magna pro bonis sunt. Und einleuchtend
KritiBche Studien zu den Briefen SeneMs. 29
isty dass der Satz Id der überlieferten Folge der Wörter mit
dem nackten bona verkehrt ist. Aber was Madvig dafür ein-
setzte, nava pro magnis sunt passt nicht in den Zusammen-
hang; denn es ist, wie Windhaus a. a. O. p. 37 N. 7 richtig
bemerkt, nicht von novay sondern von bona die Rede und dies,
nicht nova wird in dem unmittelbar folgenden Satze hoc ne
nobis quoque eveniaty quaeramuSy quid sit bonum vorausgesetzt.
Die Aenderung in den Ausgaben, wie Madvigs Aenderung
hat nicht berücksichtigt, dass in der ausgeschriebenen Stelle
von bona die Rede ist, welche noch in Aussicht stehen. Dieser
Umstand und zumal der unmittelbar vorausgehende Satz maior-
que pars miratur ex intervallo fallentia verlangt, dass auch
in den fraglichen Worten solche, erst in der Ferne sichtbare
Güter bezeichnet sein müssen und das fUhrt auf den Ausfall
von longa zwischen volgo und bona (volgo longa bona pro
magnis sunt).^ Die bona^ welche im 94. Briefe § 53 longinqua
heissen, wären hier longa genannt, was keinen Anstoss zu haben
scheint, denn mehrfach findet sich longus bei Dichtern und
Prosaisten synonym gebraucht mit longinquus: MartiaL III, 1, 1
Hoc tibi quidquid id est longinquis mittit ab oris und Sp. 24, 1
Si quis ades longis serus spectator ab oris, Curtius X, 10, 19
longinqtM cognatione und IV, 1, 19 longa cognatione. Wie
Martial sp. 24, 1 fasste Servius Verg. Aen. XI, 544 Jpse sinu
prae se porians iuga longa petebat und brachte als Beleg aus
den Historien des Sallust et Metello procul agente longa spes
attxiliorum. Mit spes verbunden hat es auch Seneca, um die-
selbe als weitaussehende zu bezeichnen, £p. lOl, 4, während
Tacitus Ann. XIII, 37 longinqua vorzog.^ Aber der Superlativ,
der von longinquus nicht üblich war, steht ganz in der Be-
deutung, die wir an der fraglichen Stelle annehmen, £p. 93, 8
qui ad illam (sapientiam) pervenity adtigit non longissimum
finem, sed maximum.
121, 4 Licet aliquis nimium inmoderatumque in hac parte
me iudicet, non desistam persequi nequitiam et adfectus effera-
tissimos inhibere et volv/ptates ituras in dolorem conpescere et
^ Vgl. Dial. IX, 17, 2 ,8ubit tarnen et haec vita contemptus perieutunif fii
omnia oninUnu paUmi; sunt emm, qui /astidiant quicquid propiu9 viderunt*.
• Vgl. Bentley au Hör. a. p. 172.
30 m. Abhuidlnac: J. Mftller.
votis obstrepere, quidnif cum mcusima malorum optavertmui
et ex gratulatione natum sity quicquid adloquimur. Statt adlo-
quimury was fast alle Handschriften bieten, hat obloquimur
frühe in die Ausgaben Eingang gefunden und sich bis auf
Haase in denselben erhalten. Dass es nicht heisse, was es heissen
soll, nämlich ,de quo querimur^, hat Madvig, Adv. crit II, p. 512
richtig bemerkt. Aber amolimur , was er daftlr empfiehlt, ist
palaeographisch nicht wahrscheinlich und die Leseart der Hand-
schriften selbst, adloquimur, hat eine Stütze in dem gegenüber-
stehenden gratulationey die bei dem Verbesserungsversuch unbe-
achtet geblieben ist. Adloqui und adloquium haben bekanntlich
auch die Bedeutung ,Trost zusprechen' und ,Beileid8bezeugung'
und haben in gratulari und gratulatio ihre geläufigen Gegen-
sätze, wie gratuUren und condoUren. Vgl. Valer. Max. II
7, 6 . . . duplici voltu recepit, incerta gratulandi prius an ad-
loquendi officio fungeretur. Seneca Troad. 628 Alioa parentei
adloqui in hictu decet, Tibi gratulandum est Nun ist aller-
dings nicht anzunehmen, was Haase, indem er den Handschriften
folgte, gemeint haben muss, dass adloqui mit der Bedeutung
von solarij consolari auch die Construction dieser Verba ange-
nommen habe, wie sie sich z. B. findet Tac. Ann. I, 14 missi-
que legati qui . . simul maestitiam eius (Germanici) ob excessum
Augusti solarentur,^ Aber es hat grosse Wahrscheinlichkeit für
sich, dass Seneca quicquid adloquio solamur geschrieben habe.
123, 3 Neceesarium est parvo adsuescerei multa^ difßcul'
tates locorum, multae temporum etiam locupletibus et instructis
a duobus optantem prohibent et occurrent. Von den Ver-
suchen diese arg verdorbene Ueberlieferung zu heilen ist der
beachtenswertheste der von Madvig: et instructis adversus opta-
ta prohibentes.^ Aber auch er ist nicht völlig befriedigend,
der Schluss des Satzes stimmt nicht zu dem Anfang desselben.
^ 8. meine Beitr. zur Kritik und Erklärung des Tacitus I, S. 50. Haase,
Vorl. fiber lat. Sprachwissenschaft II, S. 79. Seneca, Dial. XI (ad Pol.),
1, 4 ... «^ crudeliUUem fcUi eongciarttur t^equaUtat, Octav. 189 adUUwr
iste nattra, non relevat mala.
' O. Rossbach, De Senecae philos. librorum recensione, p. 160 vermuthet:
et instruclü ab atnnibusy ohne sich über optantem zu äussern und ohne
für die Verbindung des Particips instrttcäu mit der Präposition ab, die
er eine häufige seit Cicero nennt, einen Beleg beizubringen.
KritiMhe Studien in den Briefen Seneeae. 31
Die difficultates locorum et temporum müssen die Aussage be-
herrschen nnd von ihnen müssen die Hindernisse ausgehen d. h.
frohihentes darf nicht von difficultates losgelöst werden. Augen-
scheinlich hängt die Verbesserung der ganzen Stelle davon ab^
ob es gelingt das räthselhafte aduobus richtig zu entziffern.
Ohne Zweifel kann duohus leicht aus dotibus (verkürzt zu
dobtu, dann corrigirt in duobvs) verdorben sein. Wäre das,
80 müsste a ein Rest des Compendiums für animi sein^ und
das ganze gelautet haben: et inatructis animi dotibtuf optata
prohibentea occurrent Vgl. Ep. 79, 9 Habebit unusquisque ex
his proprias dotes, Curtius III, 6, 20 quis ille vel ingenii doti-
bu8 vel animi artibua . . . effecerat
123, 4 Aestimari non potest, quantam voluptatem capiam
ex eo, quod laseitudo mea sibi ipsa adsuescit: non unctores, non
balneum, non ullum aliud remedium quam temporis quaero.
Wie doch gewöhnt sich die Müdigkeit an sich selbst? Indem
sie nicht mehr fühlbar ist? Aber von Ausdauer ist nicht die
Rede. Der folgende Gegensatz non unctores — qvxiero könnte
an die Hand geben ,als ihre eigene Dienerin^ Aber das liegt
doch nicht im Ausdruck. Und kann es Wohlgefühl, Behagen
bereiten, wenn die Müdigkeit lernt der fremden Hilfe zu ent-
behren? Befriedigung kann man darüber empfinden, aber Be-
hagen liegt doch nur in der Empfindung des Ausruhens selbst.
Also wird Seneca nicht adsuescit sondern adquiescit geschrieben
haben. Vgl. de benef. III, 12, 2 Invenies, qui nihil putet esse
iucundiiu, nihil maius quam habere, in quo calamitas ad-
quiescat.
123, 16 Superstitio error insanandus est: amandos timet,
quos colit violat, quid enim interest, utrum deos neges an in-
fames) Für das verdorbene insanandus ist insanuSj insani
(Bartsch, Rhein. Mus. N. T. Bd. 24 S. 284), insanientis, infantis,
insaniae vicinus (Madv. a. a. 0. p. 515), infandus (Windhaus
a. a. 0. p. 43 Nr. 9) geschrieben oder vorgeschlagen worden.
Alle diese Verbesserungsversuche haben nur die überlieferten
Schriftzüge und die meisten daneben wohl das 34. Fragment
im Auge gehabt. Von keinem aber ist der nächste Satz be-
rücksichtigt worden. Er enthält keine Begründung oder Er-
^ Vgl. meine Emendatlouen zur Naturalis Historia des Plinius III, 8. 16.
32 III. Abb.: J. MftUer. KritiMhe Studien su d«n SrUfen SenAoas.
klärung weder der anmittelbar vorhergehenden Sätze amandoB
timet, quos colit violat, welche den Hauptsatz superatitio error,.,
est näher ausführen, noch dieses Hauptsatzes selbst, sondern
es ist eine diesen Hauptsatz bestätigende Frage, in welcher
statt timeas et violes das characterisirende infames eintritt mit
Verschiebung der Frageglieder statt: quid enim interesty utrum
deos infames an negesf Solche Verschiebungen sind bei Seneca
häufig, sie wurden berührt in diesen krit. Studien UI S. 19 A. 4
(Sitzungsber. Bd. 130), wo auch auf die Nachweise Gertzens
Bezug genommen ist. Wenn das alles seine Richtigkeit hat,
so liegt die Vermuthung nahe, dass das Wort infamat deos
schon in dem Hauptsatze superstitio error . . , est gefallen sei
und dass Seneca geschrieben habe: superstitio error infamans
deos est Die mit enim eingeleitete Frage besagt hiemach:
Die Qötter verkennen sei nichts anderes als sie leugnen.
IV. Abh.: Fr. Maller. Beitr. z. etymolog. ErkUrnng d. griecb. Sprache.
IV.
Beiträge zur etymologischen Erklärung der
griechischen Sprache.
Von
Dr. Friedrich MOUer,
wirkl. mtgliede der kais. Akademie der WiasenBcbaften.
JJie Abfassnng eines etymologischen Wörterbuches dieser
oder jener Sprache ist keine leichte, ja oft sogar eine sehr
gefährUche Arbeit. Nicht etwa deswegen, weil der zu be-
handelnde Gegenstand auf einer unsicheren Grundlage ruht,
sondern weil er von allzu grossem Umfange ist und neben
manchem ganz Sicheren noch viel Zweifelhaftes oder ganz
Unsicheres in demselben sich findet.* Es ergeht einem hier un-
gefthr so wie auf dem Gebiete der vergleichenden Mythologie.
Jener Forscher, der sich blos auf das beschränkt, was man
mit Sicherheit zu erklären vermag und dabei das Unsichere
ganz bei Seite lässt, wird eine exacte Arbeit zu liefern im
Stande sein, während derjenige, der alle Mythen ohne Aus-
nahme zu erklären unternimmt, nicht umhin können wird —
um mich eines kurzen Ausdruckes zu bedienen — ein wenig
zu ^schwindelnd Und hierin ist eine grosse Gefahr ftlr die
Wissenschaft gelegen.
Nachdem Georg Curtius mit seinen ,Grundzügen der
griechischen Etymologie' das vor ihm und von ihm selbst auf
^ Am leichtesten und sichersten lässt sich ein etymologisches Wörterbuch
dann verfassen, wenn das Material in den verschiedenen Phasen der
Sprachentwicklung nach Zeit und Raum in umfassender Weise herbei-
geschafft werden kann, wie z. B. auf dem Gebiete der romanischen und
germanischen Sprachen. Hier kann aber die Forschung beim Latein,
Gotischen, Altdeutschen, Altnordischen Halt machen, also gerade dort,
wo die grössten Schwierigkeiten für den Etymologen erst beginnen.
Situuigt^er. d. phiL-hist. Ol. CXXXYI. Bd. 4. Abli. 1
Z IV. AbhaAdluD«: Fr. MftlUr.
•
dem Gebiete der griechischen Etymologie Geleistete kritisch
zusammengefasst and der Forschung in dieser Richtang einen
gewaltigen Impuls gegeben hatte, unternahm es in neuester
Zeit ein junger Gelehrter, Dr. Walther Prellwitz ein ,Etymolo-
gisches Wörterbuch der griechischen Sprache' zu verfassen.
Sein Buch ist im Jahre 1892 in Göttingen (XV und 382 S]
erschienen. Dasselbe wendet sich an einen weiteren Leserkreis^
und sucht dem Leser den Zusammenhang des Wortvorraths
unserer Muttersprache mit jenem des Griechischen anschaulich
zu machen. Gewiss ein schönes und höchst dankenswertbes
Unternehmen!
Während Curtius in seinem classischen Werke blos jene
Worte verzeichnet, welche entweder mit absoluter oder wenig-
stens mit ziemlich grosser Sicherheit etymologisch gedeutet
werden können, versucht es Prellwitz, möglichst jedes Wort der
griechischen Sprache etymologisch zu erklären. Und hierin hegt
die Schwäche und Unfertigkeit der Leistung, welche ihr von
verschiedenen Seiten vorgeworfen worden sind.*
Angesichts der Vorarbeiten — namentlich des Curtius'-
schen Werkes — ist die Arbeit von Prellwitz aus zwei ganz
heterogenen Elementen zusammengesetzt. Auf der einen Seite
stehen die sicheren etymologischen Resultate der älteren Schule
mit G. Curtius an der Spitze, auf der anderen Seite die mehr
oder weniger vagen, wenn auch oft geistreichen und anregenden
Vermuthungen der jüngeren Forscher, vor allen der sogenannten
, Junggrammatiker' und des Verfassers selbst, der zu dieser
Schule gehört. Dabei geht der Verfasser sehr oft über die
Etymologie der Worte weit hinaus, indem er die von den mo-
dernen Forschern gern besuchten Irrpfade der Wurzel-Ent-
1
^ Der Verfasser citlrt dieses Umstandes halber and auch deswegen, daas
der Umfang des Buches nicht vergrtfssert werde, nicht die Urheber der
einzelnen Etymologien. Ich lege auf diesen Punkt kein aUzn groases
Gewicht, da die , Junggrammatiker* selbst ohnedies meistens nur die
Leute ihrer Richtung zu citiren pflegen, und ich z. B. speciell gewohnt
bin, meinen Etymologien unter ganz fremdem Namen hie und da sn
begegnen.
" Z. B. G. Meyer im Literarischen Centralblatt, 1893, S. 48—50. Brugr-
mann in den Indogermanischen Forschungen. Anzeiger, Bd. IV' (1894).
S. 27—31.
Beitr&ge sur etymologischen Erklärung der griechischen Sprache. O
Wicklung betritt. Diese Wege sollten in einem etymologischen
Wörterbuche, für welches vor allem die Identität der Worte
massgebend sein muss, grundsätzlich vermieden werden.
Neben diesem Mangel tritt noch ein weiterer hervor, der
in der ungenügenden sprachwissenschaftlichen Vorbildung des
Verfassers gelegen ist. Derselbe ist, wie aus dem Vorworte
seines Buches hervorgeht, ein Schüler Ad. Bezzenbergers, des
bekannten Specialisten auf dem Gebiete der litauischen und
lettischen Sprachforschung. In Folge dessen scheint Dr. Prell-
witz neben dem Griechischen^ und Lateinischen blos mit den
beiden genannten Sprachen und dem Germanischen sich etwas
eingehender beschäftigt zu haben. Seine Kenntnisse des Slavi-
sehen sind höchst oberflächlich. Indisch und Iranisch scheint
er nur so weit zu kennen, als auf diese beiden in den Werken
von Bopp, Schleicher und Brugmann, sowie in den sprachver-
gleichenden Zeitschriften Bezug genommen wird. Vom Arme-
nischen scheint er, obschon er diese Sprache öfter citirt, nicht
einmal das Alphabet zu kennen.^
Angesichts der unter den ,Junggrammatikern^ immer mehr
und mehr überhandnehmenden Sucht, die Sprachforschung spe-
eulativ zu betreiben und neue geistreiche Theorien auszu-
hecken,^ möchte ich den Jüngern der Sprachwissenschaft ans
Trotzdem dass Dr. Prellwitz von Haus aus Hellenist ist (seine erste
Abhandlung war De dialecto Thessallca, 1886), finden sich in seinem
etymologischen WOrterbuche eine Menge von Accentfehlern.
Der Umstand, dass man Formen aus einer mit fremden Charakteren ge-
schriebenen Sprache citirt, deren Schrift man nicht einmal kennt, ist
eine Unsitte, die man nicht g^nug rügen kann. Ich habe diesen unter
den jüngeren Sprachforschem, wie es scheint, immer mehr und mehr sich
verbreitenden Brauch (die Herren haben ja vor lauter Speculation nicht
die Zeit, solche mechanische Dinge, wie es die Schrift ist, ordentlich zu
erlernen) in meiner Recension des Werkes von Paul Hörn ,Qrundriss
der nenpersischen Etymologie*. Strassburg 1893 (WZKM. Bd. VUff.)
gebührend gegeisselt.
Ab die ,Jnnggnrammatiker* ihren Sturm gegen das von der älteren Schule
(namentlich Schleicher) aufgeführte Gebäude der indogermanischen Sprach-
wissenschaft begannen, da spotteten sie vor Allem Über die damals unter-
nommenen Versuche, die Ursprache zu reconstruiren, die, wie ich Öfter
bemerkt habe, allerdings verkehrt waren, weil man eine wissenschaft-
liche Fiction fUr eine Realität ausgab. ,Lasset ab von diesen nichtigen
Dingen — so riefen die Junggrammatiker einander zu — rings herum
4 IV. AltbaDdlnng: Fr. Mftller.
Herz legen, von jeder Sprache, welche man in den Bereich
der Forschung hereinzieht, durch Leetüre von Original-Texten
sich eine selbständige Kenntniss zu verschaffen. Ein Sprach-
forscher, der sein Material blos aus dem Lexicon und den Indices
mühsam zusammenklaubt und nicht im Stande ist, einen Satz
der von ihm behandelten Sprache ordentlich zu analysiren,
spielt eine klägliche Bolle!
Sprachforschung und Philologie gehen weit aus einander,
obschon sie dasselbe Object zur Grundlage haben.^ Ihre Ziele
und Methoden sind ganz verschieden. Dem Philologen ist
die Sprache blosses Mittel; der Zweck seines Studiums
liegt in der Literatur. Dem Sprachforscher dagegen ist die
Literatur blosses Mittel; der Zweck seines Studiums liegt
in der Sprache. Man begreift es daher vollkommen, dass
K. Lachmann, ein Philolog durch und durch, den Ausspruch thun
konnte, ,er begreife es nicht, wie Jemand mit Sprachen sich
beschäftigen könne, welche keine Literatur besitzen', womit er
wieder, und zwar mit Recht, bei F. A. Pott, einem Sprach-
forscher durch und durch, ein grosses Aergerniss erregte.
Während der Philolog unausgesetzt in die Tiefe arbeiten
muss, soll der Sprachforscher mehr in die Breite zu arbeiten
trachten. Der Philolog bedarf zum ordentlichen Betriebe seines
ist grüne Weide.* Und nach fünfundzwanzig Jahren junggrammatischen
Forschens ist die Wissenschaft wieder zur Ursprache zurückgekehrt und
bildet die Erforschung dieser das höchste Ziel der Wissenschaft Man
beschäftigt sich weniger mit der Herbeischaffung neuen etymologischen
Materials (das ist ja nur Handlangerarbeit!), als mit tiefsinnigen Specu-
lationen über die Ur-Laute, den Ur-Accent, den Ur-Sandhi und andere
Ur-Dinge.
^ Hierin stimme ich mit Friedrich Hirth (Ueber fremde Einflüsse in der
chinesischen Kunst. München und Leipzig 1896. 8°) ganz überein. Der
Philolog kann blos dann etwas Hervorragendes leisten, wenn er sich
auf sein Fach beschränkt, der Sprachforscher dagegen blos dann, wenn
er den Kreis seines sprachlichen Wissens immer mehr und mehr aus-
dehnt. Etwas anderes ist es mit literarhistorischen oder culturgeschicht-
lichen Untersuchungen, welche in mehrere Volkerkreise fallen. Hier ist
eine Ausdehnung philologischen Wissens nicht zu umgehen. Trots der
scharfen Abgrenzung beider Gebiete darf aber keine gegenseitige Ge-
ringschätzung der Forscher — wie dies leider beiderseits rorkommt —
Platz greifen.
1
Baitrftg« snr etymologiseben Erkliniiif der grieehiseben Sprache. 5
Faches einer Menge von Hilfswissenschaften; der Sprachforscher
soll sich blos an die Sprache — aber im grössten Umfange —
halten.
Geradeso wie ein bewährter Sinolog (Prof. G. Schlegel
in Leiden) den Jüngern seines Faches zuruft: ^Leset! Leset!
Leset!' so möchte auch ich nicht nur den Philologen sondern
auch den Sprachforschern diese Mahnung zurufen. Das Specu-
liren und Herumdüfteln bringt den Jünger der Wissenschaft
nicht weiter — blos das Schöpfen aus dem lebendigen Born
der Literatur oder der Sprache selbst vermag ihm jene Kennt-
nisse zuzuführen, die, verbunden mit einem gesunden Denken,
einen Fortschritt auf dem Gebiete der Wissenschaft ermöglichen.
Die Beschäftigung mit den Mysterien der Wissenschaft, bevor
eine solide Grundlage lebendigen Wissens vorhanden ist, fllhrt
nur zu unnützer Schwätzerei und Aufgeblasenheit. Mit diesen
beiden vermag man wohl dem unwissenden Laien zu impo-
nieren, nie und nimmermehr aber dem Manne der Wissenschaft!
Die folgenden ,Beiträge zur etymologischen Erklärung der
griechischen Sprache' habe ich im Anschlüsse an das Buch von
Prellwitz niedergeschrieben. Ich that dies nicht — wie man
vielleicht glauben wird — aus karphologisch- mikrologischer
Passion, sondern ich that es, um an einem concreten Beispiele
zu zeigen, wie auf dem Boden der indogermanischen Sprach-
forschung selbst dort, wo derselbe bereits durch tüchtige Arbeiten
urbar gemacht worden ist, von den , Jungen', welche auf die
,Alten' mit souveränem Selbstgefühl herabzuschauen pflegen, mit
jener Hast und Uebereilung gearbeitet wird, welche unser ner-
vöses Zeitalter charakterisiren. Ich habe denselben Vorgang
an dem Buche von Paul Hörn ,Grundriss der neupersischen
Etymologie', Strassburg 1893 in der , Wiener Zeitschrift für die
Kunde des Morgenlandes', Band VH — X bereits ausführlich
beleuchtet.
Manche meiner Bemerkungen dürften vielleicht nicht ganz
neu sein; es ist aber immer gut, wenn man das Richtige dem
Unrichtigen gegenüber wiederholt, damit dieses endlich ganz
verschwinde. Mehrere meiner Bemerkungen sind aus jenen
Sprachen geschöpft, die ich genauer als mancher Sprachforscher
kenne, und die den auf griechischem Gebiete thätigen Forschern
entweder aus zweiter Hand oder gar nicht näher bekannt
6 IV. Abbudlnof t Fr. MfllUr.
sind.^ Jedenfalls aber dürfte Prellwitz bei einer II. Aaflage
seines Baches meine hier niedergelegten Bemerkungen mit
Nutzen verwenden.
Zu ae;«!) ,ich vermehre', Med. ,ich wachse' stellt Prellwitz
(S. 5) awest. vaJcsat ,er liess wachsen', vaksente ,8ie wachsen*.
Die awestischen Formen lauten t^HBy*^ (waxshat)^ jjr^fggfi'-i
(ioaxSh§nte).^ Eine Verwechslung mit dem Altindischen ist aus-
geschlossen, da hier das Präsens von uk§ gebildet wird.
asja, adik-f^^ laub).
Bei aeaa bemerkt Prellwitz (S. 5): aeaa ,ich schlief aus
a-Fea«: rwB (awe?) ,matt werden'.
Ueber auXii schreibt derselbe (S. 39): auXi^ ,Hof, Woh-
nung' = atLslä ; aus im Ablaut zu usy wisy waSy und stellt sich
zu altind. tra«, wasati (Pass. usjate) ,er bleibt an einem Orte,
macht Halt, übernachtet'.
lauü) (S. 126) ,ich bringe die Nacht zu, schlafe' ist auf
yweSj s. «iXi^ zu beziehen.
Gegen diese Etymologien legt das Armenische ein ent-
schiedenes Veto ein. Armen, -«-^p (auth, Stamm authi-) ,Nacht-
lager' geht auf die Wurzel aw zurück, worüber man meine
Bemerkungen in Armeniaca VI, Nr. 68 (Sitzungsber. der kais.
Akademie der Wissenschaften, Bd. CXXII) nachlesen möge.
Es kann demnach in asca, «iXi^, iauw (= oF-eaa, oä-Xy), i-a6-w)
nur die Wurzel aw stecken.
«YjSwv ,Nachtigall' erklärt Prellwitz (S. 5) aus dF7;5ü)v, ,Sän-
gerin' und stellt es zu aüSt^, uSeo).
Warum nicht arjSu)v = aPr^iScov von aetSw (aoiBd^;, aciJi^)?
Vgl. y,(o|jLa ,Schlaf' = xwiiJia, xcoiitj ,Dorf = xwifXYj.
' Auf die vielen Fehler, welche im Prellwitz'schen Bache auf das Alt-
indische sich beziehen, hat Bru^mann in seiner Recension aufmerksam
gemacht und die meisten derselben berichtigt.
' Aus ks (velares A: -}" *) wird im Iranischen ;(S.
Beitri^ zur etymologischen Erkl&rnng der griechiBchen Sprache. 7
Prellwitz schreibt (S. 6) darüber: aöp6o?, att. aOpoo; ,ver-
sammelt^ = a cop. + öpoFi; zu Opeüjxat ,ich lasse ertönen'. —
aOpoo; OL priv. + 6poF6q ,geräu8chlos'.
Nach meiner Ansicht sind aSpoo; ^geräuschlos' und a8p6o?,
dessen attische Form auf ein ursprüngliches s im Anlaut hin-
weist, mit einander gar nicht verwandt. Ich stelle a8p6o(;,
iOpoo; zu dem altind. sadhrl-y sadhrjanc- ,nach derselben Rich-
tung gehend^ zusammenstrebend, vereint'.
Prellwitz (S. 6) bemerkt darüber: d-^k ,Schild des Zeus'
= v.*(u; ,Ziegenfell' oder ,stürmend'.
Bios al'^i(; = ,Ziegenfell' (dann die ^Wetterwolke') ist
richtig. Vgl. Rigw. V, 83, 7 drU src karsa ,8chtittle (ziehe hin
und her) fest den Schlauch', wo drti- ,Schlauch' = mesa- ,Sack'
(in letzter Instanz = mSgha- ,Wolke') zu fassen ist.
all
Zu ai? ,Ziege' stellt Prellwitz (S. 9) neben lit. öfy« ,Ziegen-
bock' und altind. m. aga-, f. a^ä auch armen, aic, Genit. aice.
Das armenische Wort lautet aber «»/^ (aitsjy Genit. «»/*/ (aitsi).
ay.fjLü)v.
(X3t|jLwv ,Ambo8' ist altind. asman- ,Stein' = lit. akmen-,
altslav. kamen- (Prellwitz, S. 11). "Axjxwv als Eigenname ist
der Vater des Uranos. Wie R. Roth nachgewiesen hat, ist
'AxpLwv = altind. aSman- (Rigw. VII, 88, 2), awest. a«maw-,
altpers. asman-j neupers. o^-^ (äsmän) ,Himmel', ursprünglich
ySteingewölbe', dann ,Gewölbe' überhaupt. Akmon, Uranos
und Zeus bedeuten ,Himmel'. Damit muss got. himins zu-
sammengestellt werden, das demnach nicht wie Prellwitz (S. 153)
es thut, mit xjxdXsOpov in Zusammenhang gesetzt werden darf.
äXq.
Das Wort für ,Salz' sal-, das mit altind. salila- , Wasser'
zusammenhängt, ist europäisch. Die asiatischen Sprachen
kennen es nicht. Im Neupersischen heisst das Salz ^^ (namak),
8 IV. Ablutadlnaf : Fr. MftUer.
ein Diminutivuin von ^ (nam) ,Than^; im Indischen heisst das
Salz altind. lawana-y hindust. ^y^ (lönä)y Sindhi WJJ (lür,u).
Es hängt mit lawa- ,Stückchen, Klümpchen' (von lü) zusammen.
Während die europäischen Indogermanen das Salz aus dem
Meerwasser gewannen, haben die asiatischen Indogermanen es
als Krystallkömchen, welche auf der Oberfläche der Erde er-
scheinen, gesammelt.
Diese Worte leitet Prellwitz aus dem Hebräischen ab.
Dies ist unrichtig. Wie das a am Ende zeigt, stammen diese
Worte nicht aus dem Hebräischen, sondern aus dem Ara-
mäischen (xn^n vhü} Kn-a Hthn).
depiipa.
Zu (XjjLfltpa (Prellwitz, S. 18), noch mehr aber zu lat. mare,
altsl. mar je ist altind. marw- , Wüste' zu stellen.* Dadurch wird
es klar, warum die Griechen dem Meere das Epitheton a-pu^ETo;
beilegten.
&]jLiXXa.
5ji.tXXa ,Wettkampf* erklärt Prellwitz (S. 19) aus * smilja
und vergleicht damit lat. similis ,ähnlich', simultas ,Feind-
schaft^ S. 224 unter b^ioq wird aber similis = b^Lokiq gleich-
gesetzt.
Nach meiner Ansicht ist SfxiXXa = altind. Samara- +ja,
das gleichwie samarana- == altpers. hamarana- ,Zusammen-
stoss, Kampf bedeutet.
Darüber schreibt Prellwitz (S. 24): avtJvoOsv (xv{(jtj, aljxa),
Perf. von *aveO(«), von ane ,hauchen, duften' (avejxo?, ovOo;)
+ dho.
Dagegen steht S. 97 : iz-evfy^o^e ,haftet daran', »wET-eviJvoösv,
rap-evijvoOev ds. ? Ich glaube, dass alle diese Formen zusammen-
gehören und dass man bei der Erklärung von dem Worte
avOo; * ausgehen muss. Wenn von xv(o7j, aljxa das Verbum oviivoOsv
gebraucht wird, dann ist es durch ,es sprosste, sprang hervor*
* Vgl. Curtiuß, Griech. Etym. Nr. 468.
» Vgl. Curtius, Griech. Etym. Nr. 304.
Beiträge snr etymologischen ErUining der griecliischen Sprache. 9
ZU übersetzen. Iliad. II, 219: ij/sBvtj 8' exsvi^voöe Xoxvt; übersetze
man ^dünne Wolle sprosste auf demselben^ (dem Kopfe x£<paXi(5),
Prell Witz erklärt a-::«^ (S. 27) aus altind. iaSwant- (= srjfi-
swant') und bemerkt dabei, das Simplex davon sei raq, ein
Particip von altind. Swä ^schwellen' (xu^o)). Vgl. dazu noch
ijjLzac, £JA^?; ^'^ + ^w?^ (>^«) a^f^ S. 92. Unter iziq (S. 240) wird
diese Deutung widerrufen, da altind. Sahvant- zu ySaS ge-
hören muss. Nach meiner Ansicht müsste altind. SaSwant- (wenn
= saSioant') im Griechischen ariua; (vgl. altind. aSwa- = griech.
r::xoc) ergeben, was die Beziehung beider Worte auf einander
im Vorhinein ausschliesst.
onrT(o.
Mit der in diesem Verbum liegenden Wurzel a^ weiss
Prellwitz nichts anzufangen. Ich finde darin die im Altindi-
schen erscheinende Wurzel jabh ,futuere', die auch im Slavi-
schen (jebati) und im Armenischen {jM»»t~uhrd^ jausem) vor-
kommt. Die ursprüngliche Bedeutung von jabh ist ,heften^ (i^),
med. ,8ich an etwas heftend Interessant ist es, dass im armen.
jmtjdrr (jausem) neben der obscönen Bedeutung des altind.
jahh auch noch die Bedeutung ,in einander flechten, ver-
schlingen' vorhanden ist.
dpoE.
Unter dpi (S. 29) hätte Prellwitz auf latein. örator =
griech. äptjTKJp und armen, «r^«»«.^ (ayauth) ,Gebet' aufmerksam
machen soUen. Prell witz glaubt die Länge des ersten a von
ifi aus einer Grundform apFi erklären zu müssen.
dpvJYü).
Prellwitz bemerkt darüber (S. 31): „dpi^Y^ ,helfen, bei-
stehen*, dpY)Y<i)v ,Helfer', apwY^; ,helfend' und altind. rägati ,er
herrscht', rag-, rägan- ,König', lat. rex, got. reiks.^
Nach meiner Ansicht findet äpi^'^dü nur dann seine Er-
klärung, wenn man weiss, dass altind. rä^-, rä^an-, rägati auf
einen alten Causativstamm der in f^u- ,gerade, aufrecht' (awest.
^§zur) liegenden Wurzel (vgl. ips^w S. 227) zurückgehen.
10 IT. Abbandlvnfft Fr. MAlUr.
Darnach bedeutet ippfy^tii ursprünglich ,ich richte auf; rdgati
,er richtet gerade, er lenkte
Zu apTo<; ;Brod' bemerkt Prellwitz (S. 34): ^Eigentlich das
Bereitete: apTud), apT{21(i>, apap{or)iui>.'
Dazu möchte ich bemerken, dass im Neupersischen >)
(ärd) ,Mehl' bedeutet, welches im Altpersischen arta- voraus-
setzt (mit dem awest. aSha- = arta- identisch). Griech. oprc;
und die iranischen Formen dürfen von einander nicht getrennt
werden. Man vgl. WZKM. Bd. IX, S. 286, wo auch meine
von den bisherigen Deutungen abweichende ErklArung von
(üproxixo^ sich findet.
ayX6; ,Dunkel, NebeP fUhrt Prellwitz (S. 42) richtig auf
die Formel ^hlu-s zurück. Man vgl. dazu armen. »m%lfk*.
(andzrew) ,Regen* (s. meine Ärmeniaca VI, Nr. 2. Sitzungsber.
der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. CXXII).
ßorpor/o;.
Darüber bemerkt Prellwitz (S. 46): ^d-zpor/oq ,Frosch', jon.
^6zpor/oq, ßpOTox©;, ßiSpoxo? = gfdhf-ghoSy daneben grdh^-ghos,
althochd. chrota^ neuhochd. ,Kröte'.
Im Armenischen heisst der ,Frosch^ tT'" (gort). Dies führt
auf eine Grundform ghorto-. Damit hängt das althochd. chrota
gewiss zusammen. Wie die griechische Form damit zusammen-
hängt, ist mir nicht klar. Jedenfalls sind die Formen grdhfghos,
gfdh'Q.gkos als blosse Dichtungen zu betrachten.
ßpaxf(«>v.
Zu ßpox^wv ,Arm* citirt Prellwitz (S. 52) blos das latein.
brachium. Das Wort ist aber nicht blos eui^opäisch, sondern
auch asiatisch, da das neupers. J^ (bäl) ,Arm* auf ein vor-
auszusetzendes altpers. barda- , awest. barfza- zurückgeht,
welche im Griechischen einen Stamm ßpayro- ergäben. ßpx^CcDv
würde im Altpersischen bardijan-, im Awestischen barfzjan-
lauten. Vgl. WZKM. Bd. IX, S. 378.
Beitr&g« sar etymologisebea ErU&rniig der grieobiscben Spracbe. 11
^piffO(; und 8eXf6;;.
lieber ßpi<?o? bemerkt Prellwitz (S. 52): ßp^^oq ,Leibes-
frucht, Kind, Junges^ = altslav. freie, SriSbici , Junges^, altind.
garbha-8 .Leibesfracht', altind. grabh ,empfangen'.
Ueber S£X<p6; dagegen schreibt derselbe (S. 71): „S£X(p6?
^Mntterschoss', BoX^dq, t^ jjlt^tp« und 8iX<pa$ ,Ferkel' . . . got. kalbö
,Kalb' . . . rgelbho , wölben', s. YXifa)."
Nach diesen Bemerkungen scheint Prellwitz ^^if^ot^ und
hXfu; mit einander nicht für verwandt zu halten, da die Wur-
zeln fiir ,empfangen' und ,wölben' doch wohl auseinander ge-
halten werden müssen.
Dagegen liest man S. 4: „dtSsX^ö?, Hom. a5eX<ps6<; (aus
iScX^eFo^) . . . adsX^pi^ ,Schwester' : S6X^6<; ; vgl. altind. sa-garbh-
jors ,Brader'."
Jedermann, der diese Bemerkungen liest, wird zugeben
müssen, dass dieselben nicht klar sind und manches ganz Un-
richtige enthalten.
Altind. garbha- (von grabh) , bedeutet sowohl ,den em-
pfangenden Mutterleib' als auch ,die empfangene Leibes-
frucht', dann das ,Junge'. Dem altind. garbha- entspricht im
Awest. »«rp-(B (gar§va-) in den beiden oben angegebenen
Bedeutungen. Daneben kommt aber auch noch das Wort
■?J)^^*e. (gar^bus) vor (Vendid. IX, 153 und Afrigän I, 3),
welches Justi mit ,Stück' übersetzt, das aber sicher nichts an-
deres als yJunges' bedeuten kann (Vendid. ,Junges — gar^bui
— des Kleinviehes — pas^uS anumajehe^ , Afrlg. ,das Junge
eines Viehes, eines ausgewählten, eines mit vieler Milch ver-
sehenen, wenn es gehen kann').
Im Armenischen kommt das Wort garbha- blos in der
Bedeutung ,Junges' vor. Es lautet dort f «/»^«ä (koriun) (s. meine
Armeniaca VI, Nr. 26. Sitzungsber. der kais. Akademie der
Wissenschaften, Bd. CXXII).
Im Griechischen kommt das Wort in beiden Bedeutungen
vor, es sind aber beide Bedeutungen durch die Entwicklung des
anlautenden g als ß (ßpe9o<;) und § (SeX^t^^, (ü§eX<p6(;) von einander
geschieden. Jedoch gehört ßpe^po^ formell zu altind. garbha-s^
dagegen SsX^O^; zum awest. -^l^*»^ (gar§buS). Das Wort SeX^a^
gehört der Bedeutung nach eigentlich nicht zu SeXföq sondern
12 lY. AbkAndluif : Fr. M AlUr.
ZU ßpe<po^, WA'^i ^^^; ebenso darf got. kalbö nicht zu BeX^jc
gestellt werden, sondern gehört mit SeXipa; zu den oben ange-
führten indisch-armenisch-slavischen Formen.
Nach diesen Ausführungen dürfte Jedermann einsehen,
dass die ZurückfÜhrung von 5eX^6<; aus Kgelbho und die Hin-
weisung auf -{kdt^u) bei Prellwitz ganz unrichtig sind.
Yaon^p ,Magen, Bauch^ wird von Prellwitz (S. 57) mit
latein. venter zusammengestellt; und werden beide aus der
Formel g^tSr erklärt.
Dabei wird das altind. yathara- ^Bauch, Mutterleib',
welches sicher für gastara- steht, sowie auch das got. qi^9
ganz übersehen.^
Mit yip(x^ jEhrengabe^ (davon fspatpo) = Yspapjw) dürfte
vielleicht altind. guru- in der Bedeutung ,ehrwtirdig% dann
,Lehrer^ zusammenhängen. In diesem Falle sind die beiden
Bedeutungen von griech. ßap6; und y^P*<S zusammengefallen.
Dann müsste man aber auch latein. gravis ,schwer*, gravitas
^Schwere' und gravis ,ehrwürdig*, gravitas , Würde* von einander
trennen. Entschieden aber gehört latein. gratuSy welches Prell-
witz (S. 58) dazu stellt, nicht hieb er, sondern zu gratia, das
auf x«pi? (S. 354) zu beziehen ist.
Y^^up«.
Darüber bemerkt Prellwitz (S. 59): yi^upa ,Brücke' aus
geghurja, vgl. altind. ghür^ati ,er schwankt hin und her'.
Qegen eine solche Erklärung spricht entschieden das
armen. f*«i/?»t^^ (kamurdi), in Betreff dessen Prellwitz das von
mir in Armeniacae V (Sitzungsber. der kais. Akademie der
Wissenschaften, Bd. LXXXVIÜ) und von Bugge (Beiträge zur
etymologischen Erklärung der armenischen Sprache, S. 23)
Erörterte nachlesen möge.
«rtpu?.
Zu "rtpu? jStimme*, *p3pu<i) ,ich lasse ertönen', stellt Prell-
witz (S. 70) altind. gpiämiy ^aratS, abhi-garas^ dann lit. garsas.
* Vgl. CurtiuÄ, Griech. Etym. Nr. 126.
Beitrii^ znr etymologiscben ErklArang der griechischen Sprsche. 13
Za dem letzteren hätte auch altsl. glas^ <^vf^ gehört. Vor
Allem aber hätte auf altsl. glagoly, ^YjfJia nnd glagolati^ glcigoljö
AaXsTv, XeY£tv aufmerksam gemacht werden sollen.
fpau;, YP^6? ,alte Frau' leitet Prellwitz (S. 63) von zrä
-f- u ab.
Ich möchte wegen der gleichen Bildung auf neup. ^^^
(päräw) und armen. tY«#«L«#». (paraw) aufmerksam machen,
welche mit xp6 (S. 263), %dpo^ (S. 140) zusammenhängen.
Darüber schreibt Prellwitz (S. 65) : „^d^oq ,Kreide* aus
pers. §ab8 entlehnt."
Warum hat der Autor nicht einen Orientalisten ersucht,
sein Manuscript vor dem Drucke durchzulesen? — Oder warum
hat er in VuUers Lexicon Persico- Latinum selbst nicht nach-
gesehen? Dort hätte er I, S. 508a Folgendes lesen können:
,^^.M^^ gypsum (^, arab. ^^j^y<^). Vox e graec. '{d^oq orta
videtur, cf. Freytag, Lex. sub voce ^ä..'
Also gerade das Gegentheil von dem was Prellwitz be-
hauptet. Vgl. auch dazu WZKM., Bd. VUI, S. 360.
SabvY) ,Lorber' soll (Prellwitz S. 68) nach Max Müller von
rdhegh ,brennen' stammen. Eine völlig grundlose Annahme.
Wenn So^vy; zu dhegh gehören würde, dann müsste es TaipvY;
lauten, wie T£<ppa und tac^o? (?), welche die Wurzel dhagh re-
flectiren, beweisen. Ti9pa ist nicht dhebhrä, sondern dheghrä
(S. 320), und öiirco) ,ich bestatte' (S. 117) ist wahrscheinlich
nicht auf Vdhahh ,graben', sondern auf dhagh ,verbrennen' zu
beziehen. Bei den Griechen wurden in der ältesten Zeit die
Leichen nicht begraben, sondern verbrannt.
li\'% ^= a'Sotov pvaixsTov erklärt Prellwitz (S. 71) = altind.
yartU' (ohne Literaturbeleg), got. kil&ei ,Mutterleib^
14 IV. Ablutndlimc: Fr. MQlUr.
Das Wort HTxza kommt in diesem Sinne blos bei Aristo-
phanes^ Lysistrata 151 vor.^ Mir scheint, dass das Wort nichts
anderes bedeutet als A, ein bei den Gassenbuben des ahen
Athen übliches Bild der Vulva. Vgl. die Figur unserer Gassen-
buben (einen auf die Spitze gestellten Rhombus, mit einem
Punkte in der Mitte).
Wenn in dem griechischen Worte gartu-, kil^ei stecken
würden, dann müsste es flectirt werden und SsXto; oder SsXtt;
oder liX-zo^j nicht aber SeX-ca lauten.
3e{jLü), 86|xo{.
Unter 35{xo? (S. 78) bemerkt Prellwitz, dass Ssjxw ,ich
baue' im Arischen nicht belegt ist.
Ich finde dies ganz natürlich, da das Haus als ,festge-
zimmertes' Obdach nur den europäischen Indogermanen eigen-
thümlich ist. Bei den Indern ist gr^a- ,Haus' (vgl. awest. gf
r§da') ursprünglich eine ,Höhle'; bei den Iraniem ist awest.
kata-y neup. ^^UL (xänah) ursprünglich eine in die Erde ge-
grabene Behausung, eine ,Grube* (wie sie noch heutzutage in
Persien und im Kaukasus üblich ist).*
Stj{xo(;, dor. M\Loq ,Volk, Gebiet', in Athen ,der einzelne
Gau', leitet Prellwitz (S. 73—74) von Kdä (däi), Satopiat ab.
Mir scheint diese Erklärung nicht richtig zu sein. Ich
beziehe Sv^ixo^ auf $ep.ü) ,ich baue' und sehe darin die ursprüng-
lich zu einem Hause, d. i. einer Familie gehörenden Mit^ieder.
Vgl. die Hauscommunion der Südslaven. 8afxo?, Sf^jjLo; verhalten
sich zu 5ö|io?, wie Opavo;, Spijvü;; zu 8p6vo^.
* Lysistrata spricht (V. 149—154):
£? yap xaOo({ied^ Kvdov ivTExpi(i(jiivat
xav Toic )^iTb>v(oiai tot; ap.opY(voi(
Yup.vat icap{oi(i£v SIXxa ^capaxErtXfilvai,
atuoivto B^ Sv$pE( xomOupiorev oicXexouv
^{AEt( hk pLV^ 7cpo;(oip£v ttXX^ dbcE)^o((ji£Ba,
OTTOvSa; ^coii^vacivT^ Sv ta^lro^ eu olS^ ort.
* Awest. dffmäna- (gäth.), nrnäna- (jung. Aw.), altpers. mänija-, neup. ^Lc
(mänjj awest. niam aioi nmnnaja ,erwarte mich* können mit 8lfio> kaara
zusammenhingen. Ueber altind. danva- vgl. BOhtlingk-Roth.
B«itr&ge zur etymologischen ErkUnug der griecbUcben Sprache. 15
Si!;«!) ,ich zweifle' verknüpft Prellwitz (S. 75) mit S^sr^fxai
,ich suche' oder ist es =5Ft-Sju), SFi(;-8(i)?
Wie ich glaube, gehört 5(^(0 zu Bicril^o) = SFi-araS-ja) (vgl.
7:4s-to?, cTflt8-{ov), und ist die Zahl ,zwei' in demselben gelegen.
Vgl. unser ,Zweifel' und armen. IrplfJ^u, (erkmit) ^zweifelnd',
Lp^Jm„M.p^fit.% (erkmtuthiun) ,Zweifel', irp^in^fitr (erkmtim) ,ich
zweifle', welche aus A-/»^«-- (erku) ,zwei' und «^ (mit)y »^l^
(mitq) ^geistige Gesinnung, Meinung' zusammengesetzt sind.
Für SouXo;, dor. BwXo? ^Knecht^ Sclave' gibt Prellwitz
(S. 79) keine Etymologie.
Nach meiner Ansicht ist die Erklärung von 5o5Xo;, SwXo;
aus BooXo; = SocoXoq unanfechtbar, da däsa- nicht nur auf das
Indische beschränkt ist, sondern auch, wie das neupers. «^
(däh), meistens im Sinne des altind. däsl (Hörn, Neup. Etym.
S. 119, Nr. 538) beweist, dem iranischen Sprachkreise angehört.
Sp6ffo? ist ,Thau', ebenso ipcrct = FepcT) (altind. war^a-
,Regen'). Im Litauischen heisst der Thau rasuy im Altslavischen
rosa. Die beiden letzteren hängen mit altind. rasa- ,Saft von
Pflanzen, Flüssigkeit' sicher zusammen. Wohin gehört lat. ros ?
Hängen Spsw; und rasa- irgendwie zusammen?
£f/3? ,Lanze' hängt wohl mit altslav. no&i \uk/jxx^<Xf dann
,Mes8er' (= naz-jy) * zusammen (Prellwitz S. 83). Aber altslav.
npsd, nisti 5taB6£iv, penetrare ist davon zu trennen. In dem
letzteren finden neupers. *}^ (nSzah) ,kurze Lanze', arab. ^}^
("naizak), Pahl. )CJ (nezak) y armen. V^^-f (nizak) ihre Er-
klärung. Demnach ist altind. niks ,durchbohren* , nicht wie
Whitney (Wurzeln) lehrt, eine Desiderativbildung von naS ,zu
Grunde gehen', sondern ist aus nig + « zu erklären.
* Vgl. altind. iaru- »Geschoss (Speer, Pfeil)', dagegen got hairut ,Schwert'.
16 nr. Abbaadliwc: Fr. M Aller.
elxco.
Prell witz (S. 85) vergleicht elxti» ,ich weiche zurück , bin
geringer, stehe nach, unterliege^, mit altind. unncJui (von wie)
,er trennt ab'.
Dies scheint mir nicht richtig zu sein. Ich vergleiche da-
mit das awest. wts Med. ^sich hingeben, unterwerfen', welches
ich als eine von awest. wU Act. == altind. wii verschiedene
Wurzel ansehe.
Ueber 2Xo; ,Niederung, Sumpf schreibt Prellwitz (S. 91):
altind. saras ,Wa8ser, Teich'. Vgl. auch kirchensl. selo ,fundus*,
aelitva ,Wohnung'.
Wenn Prellwitz, der das Slavische doch so oft heranzieht,
von diesem eine gründliche Eenntniss besässe,^ so würde er
einen solch colossalen Schnitzer nicht gemacht haben. Und
selbst wenn er bei nur ganz oberflächlicher Kenntniss des
Slavischen den Artikel bei Miklosich Lex. palaeosl.-graeco-Iat.
S. 836 b ganz durchgelesen hätte, würde er dort am Schlüsse
gefunden haben: Öech. sedlo (sedldk) . . . cifi^ . . . Suff. AO. —
Die litauischen Kenntnisse des Verfassers illustrirt S. 124 öup.:;,
wo dem siav. duSa nicht lit. dvase, sondern duszia entsprechend
angegeben wird.
Prellwitz (S. 98) erklärt iTzi^rzaiiai aus proth. e + qit + tä-.
Vqeito ist = altind. cHati, 6ikUti,
Gegenüber einer solchen auf schwachen Füssen stehenden
Erklärung bleibe ich bei dem, was der alte Pape unter ewirrapLai
bemerkt: ,1x1 — icTafxat, eigentlich jonische Form, es wurde
aber auch im Attischen so beibehalten und nicht als Compo-
sition behandelt', und weise auf unser Verbum ,verstehen' hin.
eu (16), ei^, eocov.
It^ wird von Prellwitz (S. 106) richtig von altind. a?a*it-,
awest. wanhu'y wohu- abgeleitet.
Zu ii^ gehört auch eawv, das ursprünglich ein Qenit. Plnr.
Fem. war und auf eine Grundform waswjäsäm (von iröwiri.
' Vgl. weiter unten oT8o{ und nptuto;.
Beitrftge snr etymolofitohen Erkl&rang dtr grieebisclien Spnohe. ] 7
eigentl. waawja-) zurückznftlhren ist. Nachdem man die Be-
deutnng des in der Phrase Swir^pe; eiwv (== awest. wohunäm
dätäro) vorkommenden Wortes vergessen hatte^ sagte man auch
Stipwv eiwv u. 8. w. Vgl. WZKM. Bd. IX, 286.
Prell witz schreibt (S. 106): eöSio? ^ruhig, heiter', eiäfa ,hei-
teres Wetter*, und vergleicht blos altind. divcua-s ,Himmel, Tag^
Hier hätte vor Allem auf altind. sudina- ,hell, klar (nur
vom Tag und Morgen) heiter, ungetrübt' aufmerksam gemacht
werden sollen.
Zu Ixi^ ,Schlange' stellt Prellwitz (S. 108) neben altind.
aAi-, awest. a^i- auch armen, iz- ,Schlange'.
Dies ist nicht richtig, lyjiq ist nicht die ,Schlange' (diese
heisst S^tg), sondern die ,Natter% und das armenische Wort
lautet nicht t«, sondern M (i^) und bedeutet , Viper'. Die
ScUange heisst im Armenischen ««.i (audzjj ol (odz) = anguis.
^ipr^w ,ich suche' bezieht Prellwitz (S. 110) auf ^rikoi;^ l^i^Twp
= altind. jätar- ,Rächer' (kommt blos Rigw. I, 32, 14 vor und
die Bedeutung ist nicht ganz sicher). Dies scheint mir nicht
richtig zu sein. ^iQTio) ist = einem altind. jätajämi^ aber nicht
als Causativ, sondern als Denominativ gedacht (wie altpers. da-
rajämij). Die Bedeutung ,suchen' steckt in jat bei Böhtlingk-
Roth. VI, S. 24, 4 und 5.
Diese Worte führt Prellwitz (S. 117) auf altind. dhwan
,verhtillen, zudecken', (adhwanit ,er erlosch', adhwänajat ,er
hüllte ein, schwärzte an'?) zurück.
Diese Erklärung scheint mir nicht begründet zu sein. Ich
führe diese Worte auf die Wurzel dhan zurück, welche im
altind. dhana-, nidhana- zu Tage tritt. Von dhä können die
letzteren Worte nicht stammen, da sie dann dhäna-, nidhäna-
lauten müssten. Geradeso wie neben pat (x£t) im Griechischen
ein piä (two) vorhanden ist, ebenso existirt neben dhan (6av)
SitrangBbtf. d«r phlL-hist Cl. CXXXVI. Bd. 4. Abb 2
18 IV. Abbandlniif : Fr. MftlUr.
ein dhnä (övy;). Darnach bedeutet ^sterben' (Oovciv) so viel wie
ySich hinlegen^.
Die Erklärung von 0e6<; als * dhwesos ist sehr ansprechend,
schon weil dadurch O^ff-^orco;, 06(ff)-(JX€ffio; erklärt werden; aber
die Bedeutung von dhwesoa^ das mit dem altslav. duxv ^Geist^
sich deckt, ist doch zu abstract und modern (jQott ist ein
purer Oeist^, ab dass man sie für eine so frühe Zeit ohne
Bedenken annehmen könnte. Ueberdies spricht die Messung
von dvtCOeoc _ w ^ ^^ gegen die Richtigkeit der Ableitung von
0e6<; aus dhwesos.
Curtius (Griech. Etym. Nr. 661) fllhrt tiXXw, dem er die
Bedeutung ,ich eile, ich sende, ich schiesse' zuschreibt (1£^jm
bedeutet aber blos ,ich sende, schicke aus'), auf altind. ij-ar-mi
,ich erhebe mich, ich erhebe' zurück. Dies ist nicht richtig.
Die Angabe taXXd) sei eigentUch loXXo), sowie die attische Form
€fia>.X(i> (bei Aristophanes) beweisen, dass tiXXd) auf eine mit
8 anlautende Wurzel zu beziehen ist. Dies mag auch Prell-
witz gefühlt haben, der in seinem Etymologischen Wörterbuch
S. 126, nachdem er liXXo) aus loaXjo) = altind. isati ,er schleu-
dert' erklärt hat, durch diese Erklärung nicht befriedigt, be-
merkt: „oder fftffaXjo) ,ich lasse springen' aXXofxat?^ Diese Er-
klärung ist nicht ganz richtig. Ich stelle liXXo) (für hihallo)
mit dem vedischen sar (sisarti) Böhtlingk-Roth VII, 775, 4 zu-
sammen, wobei Rigw. II, 38, 2 : pra bähawä pfthupänii, sisarti
,der Breithändige streckt die Arme aus' und Rigw. VII, 62, 5:
pra bähawä sisftam glwase naf} ,streckt beide aus die Arme zu
unserem Leben' mit der griechischen Phrase yjsXpaq toXXeiv auf
eine wunderbare Weise sich decken.
iotTZ(j} ,sende, setze in Bewegung' deutet Prellwitz (S. 126)
aus redupl. Kjagho,
Ich knüpfe idirrci) an altind. wap an, welches ,hinwerfen,
bes. säen' bedeutet, so dass tobpru) = ftfancw anzunehmen ist.
Das einfache, nicht reduplicirte Verbum liegt vor in Iliad.
VIII, 209 "VipTi dbrjoeice^ (dxroe'jnj;; = FanrcoFew^?).
Beitrtce zur etjmologiischeii Erklinmg der grieebiBchen Sprache. 19
üsfxai.
Prellwitz schreibt (S. 127): 7eji.at ,ich begehre, ich trachtet
Er leitet es als Pte|xai von Kt?et, ine, vi (altind. vSti^ lat. vis =
altind. tv^^) ab; Ich schreibe wegen i(fU[MLi lieber Te{xai, das
als Medium zu Tigpit = <jlar^\u gehört.
txxtvo? ,Weihe^ stellt Prellwitz (S. 128) mit altind. Sjinar
,Falke, Habicht^ armen, sfi* (tshin) zusammen.
Dies ist vom lautlichen Standpunkte unrichtig. i%xho(; ge-
hört zu awest. axekaena-y^ neupers. cr^^Ä. (xaSin) ,bläulich,
blauschwarz, aschgrau',* osset. äxsinäg ,Taube' (Hörn, Neup.
Etym. S. 109, Nr. 491).
tXü).
ouö, aveo{Jiat ,ich komme' stellt Prellwitz (S. 128) zu lit.
ükiu ,ich strecke die Hand aus', erklärt es also aus seiko.
Nach meiner Ansicht gehört Txb) zu altind. wü ,eingehen,
kommen'; txco verhält sich zu Fotxo^ (altind. w^ia-) wie tOTü>p
zu FoT3a.
lox^k ,Kraft' glaubt Prellwitz (S. 132) wegen lakon. ß^ox^v
und Y^^^'^ ^^^ Hesychius aus Ft-ox^- (von Ft? + Ix***) erklären
zu müssen.
Ich lege den Formen ßfox«v und y^oxuv keine besondere
Bedeutung bei, da sie nach der Analogie anderer Formen ge-
bildet sein können. Die Form icx^- deute ich als = atoxu-,
welches wie altind. di-dffc^-w-, si'Sfks'U- gebildet ist. lox^? ist
demnach gleichsam eine Desiderativbildung zu altind. sahas-y
awest. hazah'y got. sigis (vgl. 2x*^ S. 108).
xoXov, x^Xov, xi^Xeo^.
Prellwitz (S. 1^6) erklärt xniXeo?, xKjXetoi; ,brennend' = xy)F-
X£io^ von xa{a). Es muss also mit xoXov ,Holz' = xaFeXov (S. 138)
^ PreUwitz citirt axihaSna-, das er ,nicht magei* übersetzt auf S. 344
unter 96ui>.
■ Hier gibt VuUers (Lex.-per8.-lat. I, S. 701 b) unter 3) an: ,Spec. falco
dorso caeruleo, subatro (*j^^ >y^^ oculis nigris {.^j sU^)» cujus
oculi post primam pennarum mutationem ( J|^\ si^^) rubri esse dicuntur,
turc- ^^yf JjJ dictus.*
2*
20 IV. Abhandlvn«: Fr. MAller.
zusammenhängen. Dagegen ist ihm xvjXov ^Pfeil, Sonnenstrahl'
== altind. Salja- ^Spitze des Pfeils^ Nach meiner Ansicht darf
x^Xov von xi^Xeo; nicht getrennt werden ^ and ich möchte dem-
gemäss x^Xov als ,HoIz^y d. h. einen aus Holz geschnitzten uud
mit einer beinernen, steinernen, metallenen Spitze versehenen
Pfeil deuten.
yLOc/ßiüi^ xoqfxa^w.
tjx/dl(a^ xflqyi^w ,ich lache' stellt Prellwitz (S. 141) mit
altind. kakhati ,er lacht' zusammen. Die indische Wurzel kakh
lässt sich aber aus der Literatur nicht belegen, sondern kommt
nur bei den Grammatikern vor. Doch dürfte vjxx/L^^, das
augenscheinlich auf einer Reduplication beruht (xa-xa5-jü>) schon
deswegen mit altind. kakhati nicht zusammengestellt werden,
weil dieses dann 6akkati lauten müsste. Ich stelle xot/«;« zu
neup. c?i*x-^ (xandidan) ,lachen', welches die Wurzel x^^
(X^nd) ohne Reduplication darbietet, tjarf/dl^tji verhält sich zu
xandidan wie 6vu/- zu neup. o**^ (näxun) = altind. nakha-.
xaOap6;.
xaOapö; ,rein' stellt Prellwitz (S. 133) zu altind. hidh
,reinigen'. Der nächste Verwandte dazu ist aber lat. castus
(cadrtus),
xa(p6(;.
>wip5<; ,das rechte Mass, Zeitpunkt' leitet Prellwitz (S. 134)
von Vqer (d. i. altind. »r Whitney, Wurzeln) ,zerbrechen' ab
und zieht altind. iäri-s ,Pfeil', iara-s ,Rohr, Pfeil' zur Ver-
gleichung heran.
Ich erkläre xaip6; = >tapjoq und stelle es zum altind. käLa-
,Zeitpunkt, Zeit'.
xa((i>.
Prellwitz (S. 134) führt xotfco ,ich breiwie' auf die Wurzel
(^ : ^av zurück und bemerkt, dass altind. J^uCj awest. 8v4 davon
weiter gebildet ist.
Dagegen sprechen armen, ff-'f (krak) ,Feuer' f= kwrak),
got. hauri ,Kohle', altslav. kuriti ,fumare', welche auf eine
Wurzel mit k (volarem k) und nicht mit k (palatalem k) zurück-
gehen. Vgl. meine Armeniaca VI, Nr. 27 (Sitzungsber. der
kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. CXXII).
Beitiftge znr etymologiBchen Erkl&nmg der griecbiscben Sprache. 21
xoxxr^ ist altind. Saka- ^Mist^ (Prellwitz S. 134). Die Wurzel
dazu ist lit. Hk-ti ^cacare^ Dazu gehört auch x6icpo^ (nicht zu
kwap). Neben Saka- existirt im Altindischen Sakfi- = griech.
axwp (? S. 292). Gleichwie jakft- = ^izap (S. 1 15) im Awesta als
jäkar- = neupers. ß^ (dHgar) erscheint , muss auch iak^t-
in der Form sakar- in der Sprache des Awesta existirt haben,
dessen vorauszusetzende Ableitung sakaraSnch im Neupersischen
als c/cßj^ (sargin) ,Mist' noch fortlebt, das (aus dem Pahlawl)
selbst ins Arabische {crc^j^ sarqln) und Syrische (]1j^^ aar-
^na) übergegangen ist.
-mkycthi^j ,ich erwäge sorgend, wünsche heftig', eigentlich
jStrecke mich oder schwanke'? stellt Prellwitz (S. 135) mit lit.
zalga ,Stange', got. galga ,Qalgen, Kreuz' zusammen.
Diese Etymologie wäre nur dann richtig, wenn >taXxaivw
für /aX^aivco stünde und ialga auf ghalgha zurückginge. Das
Wort ialga setzt aber, wie das armen, ^»^qjf (dzayk) beweist,
die Form ghalga voraus.
yLOLQiynjfzoq , Bruder, Geschwisterkind' erklärt Prellwitz
(S. 140) als ,von demselben Hausherrn stammend', indem er
das Grundwort xict(; ,Hausherr' mit dem awestischen kati- (von
kata- ,Hau8') identificirt. vdotq ,Bruder, Schwester' gilt ihm als
Kurzform von y^drfrrjfzoq.
Diese Etymologie wäre sehr ansprechend, wenn das Wort
kata- ,Haus', von welchem kati- ,Hausherr' abgeleitet ist, nicht
dem iranischen Sprachkreise allein (es bedeutet ursprünglich
eine ,Grube' von kan, altind. khan ,graben') eigenthümlich wäre.
xe(pb).
Zu x£{p(i) ,ich schere' stellt Prellwitz (S. 142) richig alt-
hochd. scerariy mittelhochd. «cA^i^n, neuhochd. scheren. Dazu ge-
hören xoupa ,da8 Scheren*, >wupg6; ,Barbier*, xoup{; ,Scherme88er'.
Der Verfasser hätte hier aufmerksam machen sollen auf
altind. dhurikä ,Mes8er' (= akurika), kpira- ,Schermesser',
?>p:;, 5up5v, kpi/rin- ,Barbier'.
22 IV. A¥hMidlimg: Fr. Kflller.
xepafjio? jTopf , Krug^ dann ,Töpfererde* stellt Prellwitz
(S. 143) zu xipafjLai, das er auf altind. Sri ^mengen, mischen'
zurttckftihrt.
Ich beziehe x^paiJio^ ;Topf^ auf altind. dam- ^Topf, Kessel
und nehme einen Zusammenhang mit y^puq ^Helm' (eine topf-
oder kesselfbrmige Kopfbedeckung) an.
xs60(i).
Mit x€66w ,ich verberge' vergleicht Prellwitz (S. 145) altind.
kuhako' ,Betrüger'^ kuhana- ^missgünstig', kühl ^NebeP, kuM
,Neumond% köhala- ^undeutlich redend', dann awest. x^^^'
(altpers. x^^^-)* ^^ ^^^^^ dann an: Kkheudho ^verbergen'.
Dies ist, wie ich glaube, unrichtig. x£60(i> steht für xeu^.
wie xe^xo^, Totxo(; ftir Oelx^«;, Odixo^. Es ist identisch mit altind.
guh (gühati) ,verbergen' = ghvdh und altpers. gvd. Awest. guz
hat Zy das ebenso wie in jezi = altind. jadi aus 5 hervor-
gegangen ist.
vhuq ,Stärke, Kraft' stellt Prellwitz (S. 148) zur indischen
Wurzel Su ,anschwellen, stark sein'.
Ich möchte x{y.U(; lieber auf die indische Wurzel iak
,kOnnen', speciell auf die Form Hkwa- ,kun8tfertig' (Atharwa-
weda) Hkwds- ymächtig* (Rigweda) beziehen.
Y.(k\oq jEsel' (cyprisch oder dorisch?) wird von Prellwitz
(S. 148) nicht erklärt. Ich möchte es = xcXjo^ deuten und auf
altind. khara-y awest. x^^^^; neupers. ^ (x^^>) beziehen.
xXe{^.
%ktiq ist dor. xXaVq = xXaFt<; = latein. clavis. Die Iden-
tität von clams ,Schltlssel' und clavtis ,Nagel^ beweist schla-
gend, dass das Schloss in der Urzeit blos aus einem einge-
schlagenen Nagel bestand.
x6XafO(;.
xiXa^oi; ,Ohrfeige' stellt Prellwitz (S. 156) zu xoXflfcmi) ,ich
höhle aus, grabe ein, schlage drauP und zieht mehrere mit sk
Beitiftge zur etymologischen ErkUnug der grieohischen Sprache. 23
anlaatende Formen aus dem Litauischen and Lettischen zur
Vergleichung heran.
Ich trenne nuiikaufoq von xoXahrro) und ziehe altind. kalaha-
{== kalabha-) ,Streit, Zank, Hader^ zu seiner Erklärung heran.
Oder ist altind. kalaha- = lett. kalada ,Qeschrei, Gezanke^?
Dann wäre natürlich kalaha- (= kaladha-) mit xoXaipo^ nicht
verwandt.
Prellwitz (S. 158) meint, xoTOcaT{a? sei ,ein korinthisches
Pferd mit eingebranntem Koppa^, Und aafjupipa? (S. 279)?
Das Koppa (p) und das San (w) sind Abkürzungen des
Wortes vip (qödheS) ^heilig, geweiht', womit die Phönizier die
kostbaren, der Gottheit geweihten Gegenstände zu bezeichnen
pflegten.
xopt).
Zu x6piQ = xopFa (vgl. xoupo? = xopFo?), das Prellwitz
(S. 159) zu xop86v(i) stellt, und xopFa als ,heranwachsend' er-
klärt, ist vor Allem altslav. ktiry,va ,Hure% got. höra ,Hurer'
zu stellen. Die Hure ist eben nichts weiter als das unver-
heiratete jMädchen' im Gegensatz zur ,Ehefrau^
x6p6u^.
xopöu; ,Haufen', das von xopOuvw ,ich erhebe, steigere' viel-
leicht zu trennen ist (Prellwitz S. 159), ist das altind. §ardha8-y
iardha- ,Schaar', awest. 8ar§da- ,Art, Menge, Schaar'.
XÖpCTQ.
Bei x6po7; ,Schläfe, Kopf vergleicht Prellwitz (S. 159)
blos crinisy criata und die weiter abliegenden germanischen
und lit.-slavischen Ausdrücke.
Hier hätte vor Allem auf altind. Sir^an- ,Kopf ' aufmerksam
gemacht werden sollen.
X6(J[JL0?.
x6qjLo? ,Schmuck, Ordnung, Welt' bezieht Prellwitz (S. 160)
aaf die altind. Wurzel Ms ,preisen, aufsagen', altpers. ^ah
(^as-)j latein. censeo.
Diese Erklärung befriedigt mich nicht. Ich ziehe die
altind. Wurzel cak§ ,sehen, erblicken' (davon daksus- ,Auge'),
24 lY. Abhudlung: Fr. KAlIor.
die eigentlich keine Wurzel ^ sondern eine reduplicirte Form
derselben (da-kaa) ist; vor. Darnach bedeutet %6(s\io(; ^Schmnck^
und ,Welt', soviel wie ,da8 Sichtbare^
Zu xpaw:v6; ,hurtig, schnell' stellt Prell witz (S. 161) Formen
aus dem Litauischen und Slavischen, die entschieden dazu nicht
gehören. Ich stelle xpai-revi? zu altslav. krBpy, ureped?, kr^p^k^
to/upö?.
XpliVY).
xpi^vTj, dor. xpfliva, äol. xpovva ,Quelle', erklärt Prellwitz
(S. 163) aus xpaova, und das damit verwandte xpouvo; ,Quell*
aus xpo7^6^.
Ich halte diese Erklärung für richtig und verweise auf
altslav. kraain'^ G>paTo;^ aber auch Teprcvd;. Darnach ist dem
Griechen die Quelle ,die Erfrischende^
Prellwitz (S. 166) bemerkt: %xtl^ sei aus ox^vi; hervor-
gegangen.*
Dies ist unrichtig, da x.Te(;, wie das neupers. ^^ (iändh)
schlagend beweist, auf eine Grundform kaena (vgl. Hörn, Neu-
pers. Etym. S. 170, Nr. 71) oder, wie ich glaube, richtiger UUm
zurückgeht.
X'C{VVÜ[JLI.
Hier (S. 166) citirt Prellwitz altpers. a^Sata- ,unverletzt'.
Statt axi^atä (Darius- Inschrift I, 23) liest man jetzt besser
ä^Hä ,im Frieden' (Local von äx^ti-), so dass die Uebersetzung
der Stelle zu lauten hat: ,wenn das persische Volk geschützt
ist, dann wird die Göttin, die weithin reichende Wohlstands-
ftille, im Frieden herabsteigen zu diesem Stammt
xuxvo(;.
xuxvo; »Schwan' stellt Prell witz (S. 168) zu latein. ciconia,
altind. Sakuna- ,Vogel', altslav. 8okol^ ,Falke' und nimmt dafiir
1
* Carioser ViTeise wird S. 242 unter itlxw das ViTort xteC« auf jcxtev; (Utein.
pecten) zurückgeführt.
BeUzige sar etTinologiBclien ErklAnmg dar griechiBcben Sprache. 25
die Wurzel goq^ ganq ,hangen, schweben^, latein. cunctari, alt-
ind. iahkats ,er zweifelt, ist ungewiss^ an.
Ich stelle )u!)xvo(; zu altind. StLÖ ^leuchten, scheinen' und
nehme dafür eine Grundform Suk-na-, synonym mit Suk-ra-^
iuk-la- jhell, weiss' an.*
Xäo? ,Volk, die Mannen' führt Prellwitz (S. 175) auf Hau
^gewinnen' zurück. dxoXa6ü) ,ich geniesse' (S. 28 und S. 177),
welches er dabei citirt, hängt gewiss mit Xr^Cq ,Bettte' (XäFi8-
= altind. lötra- ,Beute'), altslav. lovy, ,Fang' zusammen. Es
niTiss aber auch armen. ^"•«- ,gut', der Positiv zum griech.
"acd{(i)v ,besser' zur Vergleichung herangezogen werden. Darnach
möchte ich Xa6<; zunächst als ,die Auswahl, die Ausgewählten',
d. i. die zum Kriegsdienst ausgehobenen freien Männer be-
trachten. Daraus entwickelte sich dann der BegriflF ,Volk'.
Aehnlich ist es beim altpersischen kära-^ welches sowohl ,Heer'
als auch ,Volk' bedeutet.
Prellwitz (S. 191) führt [iapahb> auf altind. mrnäti zurück.
Dies ist unrichtig. Altind. rnfnäti gehört zu {Jiipvafiuxt, dagegen
sind putpoc^vü), {jiapa{vo(xac, [jLapaaiJLoq, «{jiipavTO;; zum altind. mlä ,er-
schlaffen, schwach werden', neupers. o>j^ji (pUmurdan) ,ver-
welken, trocken, dürr werden'* zu stellen. Vgl. altind. mläta-
,gegerbt' = armen, tr-iip- (morth) ,Haut'.
IxaoOXY) ,Peitsche' hat die Form ifXötoOXY) ,Geissel' neben
sich, aus welcher sie hervorgegangen ist. Darnach können
wir för ;xa(jTi; ,Peit8che' eine Grundform lixdori^ voraussetzen,
welche aber verloren gegangen ist. l|xaT«Y- wäre = Ijjuxt -+- <rzr{-
yRiemen-Antreibungs- Instrument', [idporpa ,Peitsche', das bei
Aeschylus und Euripides vorkommt, dürfte kein griechisches
Wort sein (Prellwitz, S. 191), sondern ist dem Persischen ent-
lehnt. Ich glaube, [xdEpaYva war jene Peitsche oder Knute, mit
welcher man die Verbrecher zu Tode schlug (= altpers. mä-
* Cnrtiiu, Griech. Etym. Nr. 32 stellt xu-xv-o? (gebildet wie xu-xXhk) zu
xfltvd^cu ,ich tOne', latein. eemo.
■ Vgl. Curtiu», Griech. Etym. Nr. 468.
26 IT. AblHuidloBff: Fr. MülUr.
ra-gna-y im Awestischen = mara-yna-). Mit dem Worte ^jk^or^
wurden die Griechen durch die Perserkriege bekannt, da es
im Griechischen ausser bei Aeschylus und Euripides nicht vor-
kommt, während es im Syrischen als \\r^ existirt. Die Stelle
I Regum 12, 11, wo das hebräische D'a"ipP (^aqrabblm) ,Scorpione'
(eine mit Stacheln versehene Peitsche) mit \\r^ übersetzt wird,
beweist, dass {jiipärfva eine Knute war.
Hier (S. 194) hätte zu altind. mala- ,Schmutz, Sünde'
das armen. «Ä-^^ (''^^yq) gestellt werden sollen, welches Prell-
witz unter äfißXaxfoiao (S. 18) verzeichnet.
(A^XXfa).
IxiXXw ,ich bin im Begriffe' (Prell witz, S. 196) gehört zu
(AoXeTv ,gehen' (S. 203). Es ist das richtige Präsens zu dem letz-
teren ganz in der Bedeutung von eTfxi, während ßXcooxb) (=
pLßXwoxw = fxXw-oxii)) das Inchoativum dazu repräsentirt.
Bei |x^Ta5a, [xiTa^a ^Rohseide' vergleicht Prellwitz (S. 197)
armen. Am^„ (meiaqs), syr. metdksaj chald. metdksäh und
meint, es sei aus pers. Mät-ahin ,Chiüa' entstanden.
Die betreffenden Worte lauten syr. lMn^>v> (mitcJchsä),
chald. KD3fi9'0 (mltakhaäjy xosfiSD (m^takhaä). Mätrshin ist das
neupers. crr^^ (mäUln)^ das aus ^;,,-vä.I^ (mahätSin) = altind.
•f^i4i«i (mahä'tSlna-) ,das grosse China' entstanden ist. Es
kann demnach von (x^Ta^a == mahätSina' keine Rede sein.
Dagegen sind arab. ,j**»wk-o (midnqsun) , ,,,***-•> (dimaqsun),
hebr. pvmi (d§fneSeq, dammeaeq) zu vergleichen.
IJitjXov.
Zu {xtiXov ,Apfel', lat. malum gibt Prellwitz (S. 198) keine
Etymologie an.
Man vgl. altind. amla- ,sauer', lat. amarua. Damach wäre
die Formel für jjl^Xov: ^lo-,
jx^Xov.
[x^Xov ,Schaf, ELleinvieh' deutet Prellwitz (S. 199) ganz
richtig, führt aber nicht das zunächst verwandte Wort an. Es
Beitiftge xnr et7molo(nio1i«ii ErkUmng der grieebiscben Sprache. 27
ist dies altslav. mahf [xtxpö?. Wegen der Bedeutung vergleiche
man awest. anumaja- .Kleinvieh'.
^r^^i^ ,der fleischige Theil des Schenkels' deutet Prellwitz
(S. 199) aus mSrnsro- von altind. mäsa- ,Fleisch'. Ich denke an
armen. Ji-^Jp» (mar^min) ,Körper, Fleisch'. Ob [xt)p6(; nicht
mit [Upo<; ,Theil', [i.tpi^i»> ,ich theile' zusammenhängt? Lat. mem-
hrum ,Glied' möchte ich aus me-mr-^m erklären.
(ji,ia{v(i>.
pLia{vü) ,ich besudele' bringt Prellwitz (S. 200) mit Worten
zusammen^ welche ^waschen' bedeuten, also wegen der ganz
gegentheiligen Bedeutung unpassend sind. Ich verweise auf
Pahlawi »wrjKy {aitoakinltan) ,in Eins zusammenbringen', dann
jvermischen, verunreinigen', einer Ableitung von ya (aiwak)
jcins'. Damach wäre [xtafvo) auf p.(a zu beziehen.
[jiovo;, Jon. fjioövoq ,allein' erklärt Prellwitz (S. 203) =
liovfo;. Man vergleiche dazu vor allem armen. «^ (min), das
einem griech. [xevo; entsprechen würde. Davon ist iä^««»- (mena-)
in Jir%uff,mtM.M0mä.p^fiL% (w enaxdusuthiun) ,Monolog', Mhunnaptn (mena-
rmri) ,Einzelnkämpfer, Gladiator' zu trennen, da, wie das
Grundwort »K^ (msn), Genit. «ä^^ (meni) ,einzig' beweist, iä^«*-
aus «C^«»- (mSna-) = maina-, einer Ableitung von «flt (mi) her-
vorgegangen ist.
vip8o^, vipOr^^.
Prellwitz (S. 208) erklärt vipSo? aus dem hebr. -nj (n^rd)
mid stellt vdcpOr^^ mit altind. na4a' ,Schilf, Schilfrohr' zusammen.
Die Sache verhält sich jedoch anders. Altind. na4a- erscheint
im Neupersischen als ^^ (nai) ,Schilf, ^3^ (näi) , Flöte', im
Annenischen als i^iSr-» (net) ,Pfeil'. Diese Worte zeigen keine
Spur von dem rd, auf welches das altind. 4 in na4a' zurück-
gehen soll, so dass fUr dieselben mit Recht eine alte Form
nador = altind. naia- angenommen werden kann. Neben diesem
^Mida- muss eine Form nardha- (iran. narda-) existirt haben.
Auf diese Form gehen hebr. 'ins und griech. vipSo? zurück, so
2ö IT. A¥k«idluc: Fr. MftUer.
dass im Persischen^ aus welchem diese beiden Worte entlehnt
sind, ein Wort narda- vorausgesetzt werden kann. Dieses
Wort ist im Nenpersischen als J^ (näl) erhalten. J^ ist nach
Valiers ,arando intus vaeua^ Damit stimmt in der Bedeutung
das griech. vipOri; ,Rohr, Kästchen' (wahrscheinlich ein aas
dem hohlen Rohre angefertigtes Futteral) genau iiberein.
vi^Ow ,ich spinne^, welches Prellwitz (S. 213) aus ni + iho
erklärt, gehört vielleicht gar direct zu altind. nah ,binden,
knüpfen^ das, wie das Partie, perf. pass. naddha- (awest
nazda-) beweist, auf ein älteres nadh zurückgeht.
Bei vijffo;, dor. vicjo^ ,Insel' = (c7)väTio; macht Prell witz
(S. 213) die Bemerkung: ,die schwimmende'?
vijffo? ist ,die bespülte', vgl, altslov. ostro^ 7:ep{ppuTo;.
vifjL^TQ ,Braut, junge Frau', welches Prellwitz (S. 214) mit
altind. ambä ,Mutter' und dann mit vi^oq zusammenstellt^ ist
vor allem mit latein. nuho zu verknüpfen.
Prellwitz (S. 216) stellt vwto?, vwtov ,Rücken' mit latein.
nates ,der Hintere' zusammen, scheint aber an der Richtigkeit
der Vergleichung zu zweifeln, da er ein Fragezeichen dazusetzt.
Die Vergleichung ist nach meiner Ansicht ganz richtige
da sie durch -JcpwxTo; ,der Hintere' = altind. pf§tha- ,Rücken',
awest. parHi-y neupers. «^^xä^. (puH) vollkommen bestätigt wird.
xpwxTs; geht auf die Formel pfUto-y pntha- dagegen auf die
Formel prUta- zurück. Die Beziehung von xpwxTo? (S. 265) auf
xpa)5 ,Tropfen' ist unrichtig. Vgl. x^^^-
oTSo?.
Zu oTSoq ,Geschwulst' stellt Prellwitz (S. 219) altslav.jod^^
,Gift'. Dieser Vergleich beweist, wie fremd dem Verfasser
die slavischen Sprachen sind , obgleich er sie auf jeder Seite
Bdtrftg« zur etrmologisebeii Erklftnmg der grteehiseben Sprache. 29
citirt. Ans Miklosich Lex. palaeoBL-graeco-latinum S. 1143^ b
hätte er lernen können, dass jady,, edy> nrspriinglich ^Gegessenes'
bedeutet nnd zur Wurzel ad (griech. SSw, Prellwitz S. 83) ge-
hört. Passend vergleicht a. a. O. Miklosich das altind. gara-
,venenuni' von gf ,deglutire' (griech. ßopa S. 50). Vgl. ferner
unser ,Gift' = dasjenige, was man Jemandem eingibt, d. h. von
ihm essen lässt. Siehe auch Prellwitz S. 339 unter ^ipijuxxov.
5vo(;.
5vo; soll nach Prellwitz (S. 225) mit latein. asinus nicht
verwandt sein. Dann müsste 2vo(; gleich dem armen. 4^ (U)
isolirt dastehen, was mir nicht wahrscheinlich vorkommt. Ich
glaube, dass got. asiluSy lit. asilas, altslov. osfly, einerseits und
latein. asintM^ griech. 5vo^ andererseits zusammengehören und
dass letzteres aus 5vvo; == Sovo; (= oatvoq) hervorgegangen ist.*
In den asiatischen Sprachen des indogermanischen Stammes
heisst der Esel anders, nämlich altind. khara-^ awest. x^^^~
(neupers. ^ X^^)« Von diesem Ausdruck scheint in dem cypri-
schen oder dorischen %IX\o^ = xiXjo^ auf europäischem Boden
eine Spur vorhanden zu sein. Das armen. ^^(e$)y Genit. ^25/
(üoh) kann mit 5vo^ nicht zusammenhängen, da armen. 4 auf
altes ai zurückgeführt werden muss.
6p|xi5.
Zu 6p{ji.i^j ,Anlauf, Angrifft stelle man neben altind. sarma-
,das Fliessen, Strömen', vor allem armen. ^»^«^ (^oym) ,Wind,
Stürmt
5po?.
5po;, Jon. oupo? ,Berg^ steht nicht für Fopo? = hfpoq (Prell-
witz S. 229), sondern für Fopaot;. Es ist identisch mit dem alt-
slav. viixy^, vry.xV' ^nd hängt mit altind. war^-man- ,Höhe'
zusammen. Wegen des Wurzelvocals vgl. griech. SoXixö? und
altslav. dlig^y dlyg^,
5pu!^(X.
Zu Spu^a bemerkt Prellwitz (S. 230): ,Das griechische
Wort ist entlehnt aus einer Sprache, welche die durch das
^ Vgl. G. Meyer in den Indogerm. Forschungen, Bd. I, S. 319.
30 rv. Abhandlimg: Fr. M QU er.
Germanische geforderte ursprachliche Aspirata in die Media
(gh in g) verwandelt hat^
Diese Bemerkung ist sinnlos ^ da beim iranischen ^ nnd
litu-slavischen i^ z es gleichgiltig ist, ob ihnen ein gh oder g
zugrunde liegt. Das Wort Spu^a stammt aus dem Iranischen.
Vgl. altind. wriki-, neupers. ^y\ (hirindi)^ armen, p^pttl (brindz).
Vgl. 5piv8a, 6p{vSiov, die auf einen Dialekt zu beziehen sind,
welcher dem ^ : B3 entgegenstellt.
ip^ovoi;.
Zu opfoi^foq^ ip<p6<; ,Wai8e' sind (Prellwitz S. 230) zunächst
lat. orbus und armen. «/•/« (orb) ^ dann in zweiter Linie got.
arbja ,Erbe^ zu stellen , aber vor allem wegen Ermittlung der
Grundbedeutung altind. arbha- ,klein', arbhaka- ,klein, jugend-
lich, Kind^ zum Vergleich heranzuziehen.
Zu Spxi? ,Hode' = awest. §r§zi- citirt Prellwitz (S. 231)
auch armen, ordz ,Männchen^ Gut wäre es gewesen, anch
armen, "p^ (ordzi) = ordz-ja- ,mit Hoden versehen, nicht
castrirt', nplu^u, (ordzat) ,castrirt* = ordz-^at, Jfmplf» (miordzi)
,mit einer Hode versehen' = mi-ordz-ja-^ mJhplftg ^die Hoden' =
am-ordzi-q, daher *Y«"/»f utJUplhutg ('park amordzeaUh) ,Scrotum'
(Sack der Hoden) zu citiren.
o6pa.
ohpd ,Schwanz, Schweif, Nachtrab' stellt Prellwitz zu 5ppo^
= 6pcoq jSteiss', althochd. ars ,Arsch'.
Dies ist nicht richtig, oupi gehört zu altind. wära-, wäla-
,Sch weif haar', besonders ,Rosshaar' (was schon in Böhtlingk-
Roth, Sanskrit-Wörterbuch, unter wära- zu finden ist).
5xü((i) ,ich nehme zur Frau', iTuubfxai ,ich werde zur Frau
genommen', deutet Prellwitz (S. 227) als uqujo? Dies wäre das
indische tid ,Gefallen finden'.
Ich erkläre hwjiiii als = iirudia) und halte es für identisch
mit dem altind. wapusjati ,er bewundert, findet wunderbar
schön', einem Denominativ- Verbum von vapua- ,wunderbar schön'.
Baitrftge rar etTinologisehen Erklftnmg der griMhiBcheii Sprache. 31
ioreov ,BLnochen' führt Prellwitz (S. 231) auf *osthejom
zurück.^
Dies ist, nach dem nenpersischen o^>*^^ (ustuxJ^än)^
welches ein altiranisches astahwa- voraussetzt, nicht richtig.
:7T€ov mnss demnach auf ooreofov zurückgeführt werden. Vgl.
WZKM. Bd. IX, S. 76.
Zu J^pa ,wie lange' (Prellwitz S. 235) stelle man vor allem
armen, ^/t (erb) , Gen. V/^ (erbi) ,Zeit, Moment', dann als
Adverb ,wann, zu welcher Zeit', ^g>p^M (erbemn)^ i^pp^ (erbsq)
^manchmal, von Zeit zu Zeit'.
7:iXXa5, xaXXoxi^ ,Kebsweib' stellt Prellwitz (S. 237) zu alt-
slav. iloveky, ,Mensch'. £> hat dabei doch nicht an unser
jHensch' = ,Dirne' gedacht? Der Vergleich von xaXXa§ mit
cUmäcq, scheint mir nicht richtig zu sein. xiXXa^ ist hebr. v^^bfi
(filUghei)^ und Hov^ky, ist eine specifisch slavische Bildung =
cüy. ,ganz' und veky, ,Leben8zeit'. Hoviky, bezeichnet einen
erwachsenen Menschen gegenüber dem Kinde. Vgl. awest.
**^\i^io (p^fnäjvr) ,volljährig' = p§r^na + äjvry ^^^j»\iH(y» (ap§'
rpinajvr) ,Kind', »^^^m'^Io^ (ap§r§näjü'ka') ,Knabe', neupers.
^^ (bwmä).
Zu xaT^ofWK ,ich esse, ich zehre', welches Prellwitz (S. 240)
richtig mit got. födja vergleicht, ist zu stellen altslav. pitati
Tpbetv, pitomy, ctitsuto;, dann fifxepoi;. Die ursprüngliche Bedeutung
der Wurzel ist im awest. pa& ^anfUIIen' gelegen.
xauo).
Zu xa6a> ,mache aufhören' stellt Prellwitz (S. 241) xoupo^,
latein. paucus,
xaöpo? gehört zu latein. parvus (vgl. veöpov = latein. nervus
S. 211). Beide aber gehören zu xai«;, das S. 236 richtig aus
^aFü; erklärt wird.
' Ebenso Cartius, Griech. Etym. Nr. 213.
' Rabb. M^B (palges oder palUghea) ist wieder dem grieoh. naXXo^ entlehnt
32 lY. AbbMdlQBff: Fr. MQlUr.
TCXyTü^ ,dick' erklärt Prellwitz (S. 241) wegen des latein.
pinguia richtig aus p'^ghtis hervorgegangen.
Dazu möchte ich bemerken, dass ein Zusammenhang mit
altind. bahu-, das fllr bhi^^ghur (armen. pu»^ni.tr bazum, Superl.
bähi^Hia-) steht, wohl nicht ganz abgewiesen werden kann.
iriXexu; und a^Opa.
TCiXsxü^; ,Beil' ist bekanntlich = altind. parasu-. Neben
paraSU' kommt auch pariu- vor. Das letztere Wort bedeutet
aber auch ,Rippe', dann ,ein gebogenes Messer, Sichelt Da
nun (j^öpa ,Hammer' unzweifelhaft cf\jpjoL ist und von c^upiv
,Knöchel ara Fusse, Ferse' herkommt, so haben wir in ^IXsxa;
und <s(f\ipa zwei Formen vor uns, welche in die Vor-Steinzeit,
d. h. in jene Zeit zurückgehen, wo der Mensch noch beinerner
Instrumente sich bedient hat.
'jzi\o\Lou^ xiXXb).
-jceXofjuxt ,ich bewege mich* und xiXXw ,ich setze in Bewe-
gung, ich schwinge' gehören zusammen; das letztere ist gleich-
sam als das Causativum des ersteren zu betrachten.
xepicrepi.
xepi(7C6p(i ,Taube' soll nach Prellwitz (S. 247), da -cxspa =
skerä ist, mit x6pSa^, oxa{p(i> zusammenhängen. Im Neupersischen
bedeutet y^ji (piristü), srfx«»^. (piristukjy welches entschieden
hiehergehört, ,Schwalbe'. Es muss demnach ireptore-p«, pirist-ü
abgetheilt werden. Nach Abzug der Präposition pari bleibt die
Wurzel 8ta übrig. Die Worte ^eptcrspa, piristä können daher
nichts anderes als den um die menschliche Behausung wohnen-
den Vogel bedeuten.
x{vo<;.
Zu x(vo? ,fettiger Schmutz' stelle man armen, ^fi» (phin)
,Unrath'.
r.6ho<; ySehnsucht' wird von Prellwitz (S. 258) auf gkedho
,ich sehne mich nach etwas, ich flehe an*' zurückgeführt.
Beiträge zar etymologischen Erkl&rnng der griechischen Sprache. 33
Dies ist unrichtig. %6ho<; steht für cpcOo?. Es gehört zum
altind. bädh (ftlr bhädh) ^drängen, bedrängen, quälen^ peinigen*.
Es steht mit xivOoq, zaOo; im Zusammenhang. Die Wurzel für
-:0o; ist hhadh, flir ttevOo;, iriÖoc dagegen bhndh,
^^sTjjLoc ,Los, Schicksal; Tod* stellt Prellwitz (S. 261) zu
:n;jLOv und führt es auf eine Wurzel qeqo ,erreichen, ankommen*
zurück.
Ich beziehe -srcTfio; auf die Wurzel ::£t (:rfc(i>) und erkläre
es als das ,Zugefallene*. Vgl. rS/^oc von :raÄÄ(i>.
rpacjad) ,richte aus, handle, befinde mich' führt Prellwitz
iS. 262) auf xpa -f- -fö zurück.
Diese Erklärung befriedigt mich nicht. Ich denke, dass
-pY" vielleicht in vorgriechischer Zeit aus pra + ^9 ,vorwärt6-
bringen* hervorgegangen ist.
Tupi^Oo).
Zu Tzprfiio ,ich verbrenne* stellt Prellwitz (S. 262) eine
Menge von Worten aus den litu-slavischen Sprachen, die weit
abliegen. Man vergleiche vor allem altslav. pnliti ©/v^j'siv, pe-
pdu Ts^p«, plamen- ,Flamme*, lit. pelenai , Asche*. ^ Neben litu-
slav. pal stellt sich griech. '::^r^ (7:(|xzpY;{i.i) wie 'iTzni neben iztz,
^n^ neben Oav.
Tupfo).
Zu xpiw ,ich säge* (Prellwitz S. 263) stelle man neupers.
^wWyil (afrldan) ^schaflFen*, das von der ursprünglichen Thätig-
keit des Baukünstlers (tsxtwv ,Zimmermann* Prellwitz S. 317,
vgl. awest. tnsh, das neben ,zimmern* auch ^schafiTen* bedeutet)
hergenommen ist. Vgl. WZKM. Bd. X, S. 270.
^pWTO^.
Unter ^ipwToc ,der erste*, welches Prellwitz (S. 265) richtig
aus icpiüraio? = altind. pürwa- (die Formel ist für beide prwa-)
* Diese Formen hat schon Cnrtins, Griech. Etym. Nr. 378 ganz richtig
zur Vergleich ang herangezogen. PreUwitz citirt palUi, pepelu, pelenai
auf S. 342 anter «pl^HxXo^.
SitzuigBber. d. phU.-hist. Cl. CXXXYI. Bd. 4. Abh. 3
84 IV. Abbuidlaoirt Fr. Mttllar.
erklärt y bemerkt er zu altind. pürwa- = kirchenslav. pran
rectasy dexter? Prellwitz weiss offenbar gar nicht, dass im
Ältslavischen pr^vy^y pryiv^ ,der erste' vorkommt!
r:(f>A£(o.
Tzuihiio ,ich verkaufe' (Prellwitz S. 269) gehört zu xtzpiwui),
::ip'rr,[u. Es verhält sich zu diesem wie -rrwTiofjLat zu '^i'o\iau
v(i){jLiu) zu v€|A(o, Tpoi^ici) ZU Tpsrci) , ';pa>/oc(i) zu '^p^Xfo* TTpcooib) zn
rcpe^<«).
Die von Prellwitz (S. 273) gegebene Erklärung von pvj-
vjiJL'. aus vrP.g ,zerbrechen' (daneben sollen auch vregh, vrak vor-
kommen) scheint mir nicht begründet. — Ich beziehe pV^T'^;x'.
auf latein. frango, got. hrika und halte es aus rpvpjujii für
9pY]Yvu(jLi entstanden. In den asiatischen Sprachen und im Ar-
menischen fehlt der Wurzel bhrag das r (altind. bhaug, armen.
fphl^tmukJ^ bekanem). In Betreff von grie(*h. rp für 9p im An
laute vgl. man pT^o; ,Kälte* =^ lat. frigus.
p{;i.9a.
pi{X(pa ,leicht, hurtig' führt Prellwitz (S. 274) auf die Grund
form vringhus zurück und zieht althochd. ringt, gi-rin-gi ,leichtS
unser ,gering' zur Vergleichung heran.
Ich knüpfe pi[X5a an altind. rabhasa- ,ungestüm', nament-
lich rabhasät ,ungestüm, schnell' an.
p6Yxo^.
Zu puYXo? ,Rtissel von Schweinen' (Prellwitz S. 276) stelle
man armen. m^t%^% (rungn) ,Nase' (vgl. meine Armeniaca VI,
Nr. 55. Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften.
Bd. CXXII).
cijp.
Zu oy5p jSeidenwurm' stellt Prellwitz (S. 283) armen. Sera^,
seras ,Seidenwurm'. Diese Worte kommen im Armenischen
gar nicht vor. Denn ,Seidenwurm' heisst dort ^f ^«mT (keram)
oder (seltener) jf/»»«» (seras). Prell witz's le;'a« wäre ^ä^«--m»,
das es nicht iribt.
Beitr&g« zar etymologisolieii ErkUrang d«r griMhiseben Spncbe. 35
Zu aißoYj , Granatapfel', dor. = cjt^r^, stellt Prellwitz
(S. 284) neupers. seb, sev ,Apfel'. Das Wort lautot im Neu-
persischen ^-^^^^*^ (^^^)} yy^ (sewjy aber auch ^^^ (teb), Falls
es aus dem Indischen stammt und = sewa-j sewi- ,Brustbeere'
ist, dann kann man es zur Noth mit afß^r^ vergleichen, nicht
aber falls es iranisch ist, da dann 8 auf grundsprachliches U
(altind. '^) zurückgeführt werden müsste. Für das letztere
spricht die Nebenform t-^' (teb) , welche in ihrem t das alt-
persische d; den regelrechten Vertreter von awest. *, altind.
^ im Anlaute darbietet.
Prellwitz (S. 284) schreibt darüber: fd^r,poq m. (dor. ä)
„Eisen" ist ein Lehnwort; vgl. kaukasisch zido dass.'
Der Ausdruck ,kaukasisch' bedeutet in dieser Fassung,
wie jeder Kundige weiss, gar nichts, nur ein mit den Verhält-
nissen völlig Unbekannter kann ihn gebrauchen. Das Wort
zido gehört dem Udischen, einem Idiom, das zu den nord-
kaukasischen Sprachen gehört, an. V. Erckert führt es in
seinem Werke: Die Sprachen des kaukasischen Stammes I,
S. 57 (Nr. 103) an, und bemerkt dazu in der Note: ,griech.
nderioiiy russ. kelezo^. Er scheint demnach zido, das blos im
Udischen vorkommt, für ein Lehnwort aus dem Griechischen
anzosehen.
Prell witz (S. 284) schreibt: ,cix£pa n. e. (Genit. s{x£po;)
^berauschendes Getränk'?
Wenn man das Hebräische so häufig citirt, wie es Prell-
witz thut, so sollte man doch wissen, dass im Hebräischen *^3V
= arab. j^^^ ,berau8cht werden* vorkommt.
Prellwitz (S. 296 und 297) bezieht oTceoi;, omiXatov ,Höhle'
auf die Wurzel «pö« ,wehen, hauchen', die im latein. spirare^
Spiritus liegen soll und verweist dabei in Betreff der inneren
•"^prachform auf arcpov, antrum (S. 25), welche auf die Wurzel
an (av£{jLoc) zurückgehen.
3*
TSllliQIIKt'
i£Ct:
: Ol
I
•^•n«!..!*"
'Z -> ^ /
B«iträge snr etymologischen Erklärung der griecbisehen Sprach«. 37
Ti/»t; ,mannbares Mädchen, Braut' (nur bei Sophokles,
Antig. 625 vorkommend), verbindet PrcUwitz (S. 313) mit -r^Xt;
,ein Htilsengewächs, Bockshorn' und stellt es mit latein. talea
jReis, Setzling', lit. ut-töU ,Nachheu', dann -cr/AeOatw ,ich grline,
bin kräftig' (warum nicht auch mit OaXAto ,ich blühe*, OaXoc
jSprössIing') zusammen.
Hier wäre wohl die Frage am Platze gewesen, ob das
Wort nicht aus dem Semitischen stammt. Vgl. syr. V«^
fio/jö), fem. 1^^-*^ (tallthä) ,puer, puella'.
Zu Tornstvc; ,niedrig, demüthig (gedrückt)' stellt Prellwitz
'S. 314) auch neup. thäften ,beugen, niederdrücken'. Dieses
Verbum lautet c>^^ (täftan) und bedeutet 1. = altind. tap
»brennen (trans. und intrans.) leuchten, quälen, sich quälen',
'i. ,drehen, wenden, sich wenden', awest taf-s-at ,die Schlange
wand sich'.
Dagegen wäre zu vergleichen gewesen armen. «w*««y«/^
'inpal) ,zu Boden gestreckt', utuiu^iuihJ^ (tapalem) ,ich strecke
zu Boden'.
Prellwitz führt -raOpoc, latein. taurusy altslav. turq, ,Stier,
Auerochs' auf rtewa ^= tau: tu ,trotzen, stark sein' zurück.
Bei TocOpc^ gerade muss man mit der Etymologie sehr vor-
Nicbtig sein, da die Bezeichnung für ,Stier' im Syrischen l^oz
(faurä)^ im Arabischen jy> (d-aur-un) , im Hebräischen "Tir
i'^Or) lautet und das Wort auf dem Gebiete der semitischen
Sprachen entschieden kein Lehnwort sein kann.
Tet/sctxXf^xa.
Tc'.yEffix/vYjia Iliad. V, 31, 455 ist nicht ,den Mauern sich
nähernd', sondern ,die Mauern erschütternd'. ::Xt; verhält sich
zu ::fAA(i) wie ßXir; zu ßaXXw.
Zu -iXo; jSchar' stellt Prell witz (S. 317) aitsl. koleno
^Familie, Geschlecht, Gemeinde' == altind. kula-.
• AI/
;::'- ^ :i 1'"?^
- ^^ fr - ßjci- Cur
B«itrtf^ zur etjmolofüicbeD Erkl&rungr der griechisrhen Sprache. 39
Bei yjxK^X^oL ,Hagel' bemerkt Prellwitz (S. 353) es sei wie
y/Ai; ,Kiesel' aus khal- weitergebildet. Dabei wird keine ver-
wandte Form angeführt.
Man vgl. latein. grando und altind. hrädunl (= hrädunja-\
kräduni' ,Schlossen , Hagel' , welche nicht auf khal-, sondern
auf ghrad' zurückgehen.
yßk'A6z ,Erz' (Ht. geleiis, altslav. ieUzo) filhrt Prellwitz
iS. .364) richtig auf ghelgh zurück, x^'kr.oq steht also fUr yjxkyo^.
TsXyivcc, der Name der Erzschmiede, steht für ÖsAxtvs; (6 für
velares gh), ZaVl yjxKf,i^ stelle man yo^'^o^, das wegen got. gards,
altind. gv^a- (für gh^dha-) für x^pOoc stehen muss.
Prellwitz (S. 354) weiss mit /ipi^ = gratia nichts Passen-
des zu vergleichen.
Wie ich Armeniaca VI, Nr. 35 (Sitzungsber. der kais.
Akademie der Wissenschaften, Bd. CXXII) bemerkt habe, ist
armen, ^fip dzir (i-Stamm) ,Gnade, Gunst, Geschenk' mit ydpiq
identisch.
Zu x£sü) jCaco' (Prellwitz S. 355) von altind. had (hadati)
gehört neben awest. zadah- ,podex' auch armen. ^Ar». (zef)
jSchwanz'. Aber auch altslav. zady, ,Rücken' (davon zadlni ,pos-
ticus', zadinica ,der Hintere') ist heranzuziehen. Vgl. WZKM.
Bd. X, S. 177. Wegen der Begriffs - Entwicklung vergleiche
man vüitoc.
Bei yßp ,Hand' citirt Prellwitz (S. 35ü) armen, zarn ,Hand'.
Ein Wort zarn (welches in der Original- Schrift 7«'/»>» geschrieben
werden müsste), kommt im Armenischen gar nicht vor. Die
Hand heisst im Armenischen <JÄ^«^fc (dzern).
Zu /£p£{a)v, /s{p(i)v jgeringer, nachstehend', weiss Prellwitz
iS. 356) keine Vergleichung beizubringen.
40 IV. Abb.: Fr. MttUer. Beitr. z. etpnolog. Erkl&ning d. fpiecb. Spr»cbc.
Man vgl. altslav. gorijj gor^si, gor je xsipwv, gorytina x^ifsv,
pejor Status, Ein Zusammenhang mit /sipojoOat, /s(p scheint nicht
vorzuliegen, da in xepefoiv das •/ atif gh (velares gh), dagegen
in x^i'p (vgl. armen, ^lru.% dzern) auf gh (palatales gh) zurück-
geht. Dagegen ist x^P'^^ ,Taglöhner' wahrscheinlich auf /stf
zu beziehen.
Xspiji; (x£p|j.io-Gc), ye^\Lilioz, x^^iidlio^.
Diese Worte werden von Einigen auf x^tp. von Anderen
auf xip^oc^ /*Pf5c bezogen. Ich halte beides für nicht richtig/
und stelle sie mit altslav. gramada, gromada, dech. hromada
,ca)pic, acervus' zusammen. Mit altslav. gramada würde im
Griechischen '/t^\i.oL^o- sich decken, von dem einerseits x*PJ^^'
(wie yr^'^- aus yvi^to- = yvt^o^y vuxt- aus vuxTt-), andererseits
XspiAa5-io- abgeleitet wurde. Das Wort x*pl^^^- bedeutet ur-
sprünglich dasselbe, was altslov. gramada^ nämlich ,Haufen,
Steinhaufen' (die Bedeutung ,Haufen' ist noch in y^ep\ii^0L 6apL}i.wv
z^oLipd'f durchsichtig) und x^pi^ä-cs- demzufolge ,aus dem Stein-
haufen herausgelesen^ ■^- Prellwitz bietet weder über x^PI^-
yzp\ki^ioz noch auch über xipQoc eine Erklärung.
Xpivo;.
Prellwitz (S. 364) führt XP^''^? ^uf die Wurzel gher ,über
etwas hinstreifen' oder gher ,fassen' zurück und vergleicht dann
zweifelnd altb. zncan- ,Zeit'.
Nach meiner Ansicht stehen *xp^''^? ^"^ zrtcan- im Zu-
sammenhang, indem ypo^o^ = ypfow'O-c ist. Vgl. WZKM. Bd. IX.
292, wo auch auf Kpsvo;, Kpovuov ^- zrwan- hingewiesen wird.
ü)T£tXv5 ,Wunde' (Prellwitz S. 370) gehört zu ou^iw ,ich
verwunde'. Es ist aus wrisiAiJ (vgl. ytoiicr.^- =^ x^**^!^*- von x^^)
hervorgegangen und mit got. vunds ,verwundet', fmndufm
,Wunde' zusammenzustellen.
* )(£ip und x^P<^®* gehen, wie armen. JUn-lb und awest. ji»^j^1ji3 {zari-ttra )
,Stein* beweisen, auf Wurzeln zurück, welche mit gh (palatalem gh) an-
lauten; x^PH^f X^PH^^^^^^ dagegen sind auf eine Wurzel mit gh (relarem
gh) — wie das altslav. gramada beweist — zu beziehen.
(2155) T. Abb. : H. 8 c b e n k 1. Biblioihdc» patrnm latinoram Britannioa. V Ilt
V.
Bibliotheea patrum latinorum ßritaimica. VIII.
Bearbeitet
Heinrich Sohenkl,
Professor an der k. k. UniTersit&t in Onz.
ni. Die Bibliotheken der Colleges in Cambridge
(nebst den bisher noch nicht verzeichneten Handschriften der
Cambridger Universitätsbibliothek).
1. Trinity College Library.
hlmsichtlich der Geschichte dieser Sammlung vgl. das
Buch des gegenwärtigen Bibliothekars, Dr. Robert Sinker,
,The library of Trinity College, Cambridge^ (Cambridge und
London, Bell, 1891); dazu die Anzeige von E. M. T(hompson)
in der Classical Review VI, p. 171 fip. Die Handschriften sind
gegenwärtig in drei versperrten Gelassen im Bibliothekssaale
untergebracht, von denen die mit den Buchstaben B und R be-
zeichneten die alte Bibliothek enthalten (in den Catalogi Angliae
et Hibemiae I, 3 p. 93—102 unter Nr. 138—690 verzeichnet),
während die Abtheilung 0 die von Thomas Gale geschenkten
Codices (CataU. A. et Hib. H. p. 185—195, Nr. 5835—6325)
umfasst. Jedoch stimmt der gegenwärtige Bestand, über den
ein handschriftlicher Katalog (ohne Datierung) Aufschluss gibt,
mit den alten Aufzeichnungen nicht in allen Fällen überein.
Dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Dr. Sinker,
sowie der unermüdlichen Bereitwilligkeit des Unterbibliothekars,
Mr. White, verdankt es der Verfasser, wenn er seinen Bericht
über diese Sammlung ziemlich ausführlich gestalten konnte.
2155
B. 1. 1 (477). 4^, m., s, XIIL Jeremiae Prophetiae et La-
mentationes gloss.
Sttnnpbtt. d. phiL-bist. a GXXXVI. Bd. 6. Abb. 1
2 y. Abhasainnf: H. Sehankl. (2156—2161)
2156
B. 1. 8 (153). 4*, m,, s, XIIL S. Gregorii homiliae in Eze-
chielem (76, 786).
2157
B. 1. 4 (154). 4% m., s. XIII (,Liber S. Marie de Byl-
dewas*). 1. S. Gregorii Papae dialogorom libri IV (77, 127).
2. Epistola fratram Remensis coenobii ad fratres monasterii in
Monte Cassino constituti (bei Haeft. Comment in Vitam S. Bened,
c, 16; nach UAchery und Mabillan Acta SS. ord. Bened. h
p. XVIII). 3. Epistola Benedicti ad B. Remigiom (66, 936).
2158
B. 1. 6 (155). 4% m.y s. XII. Joannis Cassiani CoUationes
(I — X) com praefatione missa ad Papam Leontium et EUadinm
fratrem (49, 477).
2159
B. 1. 6 (170). 4% m., s. XIIL Glossa in Epistolas Panli.
2160
B. 1. 7 (274). m., b. XIIL Ambrosius in Psalmum CXVTII
(16, 1193). Am Schlüsse die Suhscription: ,Hoc tibi conscripsi
virgo Mildbnrga aolamen | Hinc precor implores ut amicam sit
mihi nomen | Ut meritnm detnr Wilelmo (de duddeleia von
jüngerer Hand über der Zeile) quisque precetur | Hunc libram
tangens et in illo mistica pangens^
2161
B. 1. 8 (373). m., s. XII— XIIL 1. Flores Bernardi abbatis
Clareyallensis libris X, heg.: ,Cmn non essem alicoi externo
(exercitio?) magno opere occnpatus placnit mihi ea opnscola
beati Bernardi abbatis Clarevallensis diligenter inspicienda percar*
rere &c.' (vgl. 3647, 4 = Salishury 54, 4; Land. MUcdl. 386, 2).
2. Augnstini de sermone Dei in monte libri II (34, 1229).
3. Augnstinns in proverbia Salomonis de moliere forti; beg.:
jPrestabit nobis dominus et magister <fec/ (S. 37; 38, 221?)
4. Augustinus de X quaestionibus ad Dulcitium; beg.: ,Quan-
tum mihi uidetur dilectissime Dulciti <fec.' (40, 147).
(Eiithielt früher noch: Meditationes ex diversis dictis
Poetarum collatis ad mores hominum corrigendos, Augustinus
de opere monachorum und de Agone Christiane).
(2162 — 2170) Bibliotheca paftrnm Utinornm Britaoniea. Vni. 3
2162
B. 1. 0 (620). m.y 8. XIV. Tractatus de vitiis wnd SermoneB
snper anni cnrstun.
2162*
B. 1. 10 w., 8. XII. Sermo S. Augustini; heg.: ,Legimus
sanctum Moysen &c.^ (Aug. Serino. app. 246; 39, 2196),
2163
B. 1. 11 (166). 8. XIII. Matthaeus et Marcus glossati.
B. 1. 12 (167). 8. XIII. Lucas glossatus. 2164
2165
B. 1. 18 (168). m.y 8. XII. Commentarius (richtiger GlosaJ
in Proverbia et Ekjclesiasten cum praefatione Hieronymi (,Iungat
epistoL quos iungit sacerdotium &c.^] 2S, 1241).
B. 1. 14 (169). Deuteronomium glossatum. 2166
2167
B. 1. 16 (172). m., 8. XL (in karolingischer Minuskel; die
Angabe de8 handschr. Katalogee ,literis fere saxonicis' ist un-
richtig), 1. Berengaudus in Apocalypsin (77, 766). 2. In-
cipit Expositio in libro Canticorum; am Schlüsse unvollständig;
heg.: ,Salomon inspiratus diuino spiritu composuit hunc libel-
Imncfec.' Haymonis comm.; 117, 296; ident mit Cassiodorius
70,1055. Zwischen beiden Stücken von späterer Hand ein Hymnus
eingetragen ,Natus S. natus 6. natus 6. hodie dominus d^c/ mit
Notenzeichen.
2168
B. 1. 17 (173). m., 8. XIL Hieronymus in Matthaeum
(26,15).
2169
B. 1. IflL (174). m., 8. XIV. 1. Petri Blesensis Epistolae
(benätzt von Griles in seiner Ausgabe). 3. Ric. Hampole de
emendatione vitae. 3. Hugo de S. Victore de arra animae
(176, 951). 4. Excerpte (s. die Nachträge).
2170
B. 1. 19 (176). m., 8. XIII. (,liber Guilelmi Aorre8ti/?7
Presbiteri*). 1. ,In hoc uolumine continentur octo omelie Ori-
genis de quibusdam gestis in libro iudicum' (vgl. Hamack,
Geschichte der altchristlichen Litteratwr /, 364). Die Anfänge
sind: (1) ,Lector quidam presentis &c.^, (2) Recitatus est nobis
1»
4 V. Abhudlniif : H. Sehenkl. (2171 — 2174)
iHv obiter t&c/, (3) ,Quando faerunt filii Israel <£c/, (4) ,Con-
iungitur principata Aoth &c.\ (5) ,De qaestionibus ad que-
stiones cfec/, (6) ^Sisara cum exercitu cfec/, (7) ^Qniescit terra <fec/
(8) yEsto cum uenerint <fec/. 2 (fol. 46^). ,Item sermo eiusdem
prolixus de principio libri regum. Non tunc tantummodo &c!
(ebenda S. 355), S. (fol. 68; Sermo S. Caesarii episcopi de
pascha fögt eine Hand des XIV. Jahrh, bei) ,Exulta celü & le-
tare terra. Dies iste amplius ex sepulcro &cJ (67^ 1041).
4. ^Magnum et admirabile pasche et baptismi &c^ (67, 1043).
h. ,Hodierni diei sacrosancta solemnitas <fec/ (67, 1047),
6. jOportune et cougrue sub die insignis <fec/ (Fausti Bheg.
sermo; 58^ 877), 7 (beati Leonis pape von einer jüngeren
Hand beigefügt), ,Quod temporalis (?^ ratio et deuotio <fec/ (54,
172), S. ,In dominico agro diiectissimi cuius c&c/ (54, 173),
9. ,Confidenter uos diiectissimi ad opera pietatis &cJ (174),
10. ,Sullimitas quidem diiectissimi gre dei <fec/ (176), IL ,Euuan-
gelicis sanctionibus diiectissimi multum <fec.* (180), 12. ,Nota
sunt quidem nobis diiectissimi et frequenter <fec/ (199),
13. ,Semper quidem diiectissimi diuersis modis multisque c&c/
(203), 14. ,Quamuis diiectissimi ineffabilis &c,' (208). (Bricht
nach fünf Zeilen mit ut in die qui ad am Ende der Seite oi).
2171
B. 1. 20 (369). m,, s. XIII, 1. S. Prosper de vita activa
et contemplativa (Julianus Pomerius; 59, 411), 2. S. Am-
brosii de officiis libri III (16, 23), 8. Eiusdem de virginitate
libri ni; beg.: ,Si iuxta <fec/ (de virginibus; 16, 187), 4. De duo-
decim abusivis saeculi; beg,: ^Duodecim abusiua seculi huius &c^
(40, 1079?), Es folgen Schriften des Anselm von Canterbury,
2172
B. 1. 21 (372). m,, s, XIV. Ambrosius in Psalm. CXVm
(15, 1193).
B. 1. 22 (277). Prophetae XII glossati. 2173
2174
B. 1. 23 (279). m., s, XIII, 1. Incipit tractatus Magistri
Johannis Damasceni de quibusdam sanctis <£rc.^ ^Cum cepis-
sent monasteria construi (fec* (vgl. 73, 445). 2 (fol. 95). ,In-
cipit confessio S. Cipriani martiris atque pontificis. Quicumque
in Christi misteriis proficitis &c,^ (Ed. Ben. App. p, CCXCV?).
3. (fol. 106) kleine Stücke: ^In diebus illis quedam mulier que
(2175 — 2180) Bibliotheea paftrnm latinonim BriUaaica. Till. 5
erat in cinitate peccatrix &c/ ,Regnante Ludouico & filk) eins
Carolo erat quidam comes Girardus (später wird ein frater Badilo
erwähnt?). 4 (Andere Hand; fol, 107). Jncipit prologas in nita
et passione beati Thome archiepiscopi et martiris Cantuariensis'
(Hardy II, 426; p. 348).
2175
B. 1. 26 (460). wi., 8. XIII. Enthält u, a.: Expositio Hu-
gonis de S.Victore in Hieronymi prologum in PentateuchAm
(175, 29).
2176
B. 1. 26 (467). m., «. XII in. und XIV. 1 (s. XIV).
Epistola b. Augastini ad Jnlianam Comitem; beg.: fi mi frater
si cupias scire <&c/ (40, 1047). 2 (s. XII in.). Isidori (Senten-
tiae sive) de snmmo bono libri HI (83, 637). 3.Pro8per de
vita activa et contemplativa (Julianus Pomerius; 59, 411).
4.B. Augastini sermo super ,Mulierem fortem quis inve*
niet'; heg.: ^Malier fortis aecclesia catholica dicitur d^c/ (Beda;
91, 1039). 5 (s. XIV). Ambrosius de conflictu virtutum et
vitiorum; beg.: ,Apostolica uox clamat <fec/ (17, 1057).
2177
B. 1. 27 (529). m., s. XII ex. 1. Augustini sermones
in epistolam S. Johannis (35, 1977). 2. ,Inter pressuras et
angustias <fec/ (Augustini sermo de symbolo contra Judaeos;
42, 1117).
B. 1. 28 (289). Johannes glossatus. 2178
2179
B. 1. 20 (463). m., von verschiedenen Händen geschrieben
(,S. Mariae de Bildewas'). 1 (s. XI ex.). ,Hieronymas super
Cantica Canticorum: beg.: ,Intentio Salomonis (fec* (vgl. Hono-
riu9 Augustod.; 172, 350 A). 2 (etwas jüngere Hand). Epistolae
Pauli quaedam glossatae; beg.: ,Videtur superflua quidem(?J
doctrina &c.^ 3 (s. XII). ,Fuit vir unus de Ramathaim &c.^
(Reg. 7, 1; nach dem Katalog: Chronica Regum Israel et
Judae). 4. Eine Weltchronik; beg.: ,Adam annorum CCXXX
genuit Seth cfec' (bis zu den Ptolomaeem; der Schluss fehlt).
5. Commentarius et Glossae in Martianum Capellam.
2180
B. 1. 80 (464). m., 2 Col., s. XII—XIIL 1. Isidorus de
ortu et obitu SS. Patrum in vetere testamento; beg.: ,Quorun-
6 ▼. Abhaadlnng: H. Selieiikl. (2180)
dam sanctorum <fec/ (83, 129). 2. De Asineth filia Potipharis;
beg,: ,Et factum est in primo anno <fec/ (Fabricitu cod. pseud-
epigr. Vet. Test. I, 766 ff.). 3 (p. 47). Isidorus de ortu vita
et obitu SS. Patrum in novo testamento (83, 147). 4 (p. 56).
Prooemium de plenitudine numero et ordine librorum veteris
et novi testamenti; iejf.;,Quattuor euangelistae cfec/(?) 5 (p. 67).
Regulae quaedam de computo. 6 (p. 69). ,Liber prohemio-
nftn S. Isidori episcopi de librorum (veteris ac?) noui testa-
menti <fec/ (83, 166?). 1 (p. 84). ,Incipit praefatio de libris
noui testamenti. Euangeliorum praedicatio <fec/. (83, 175).
8 (p- 91; andere Hand). ,Inter rationale et rationabile hoc In-
teresse quidam sapiens dixit <fec/ (Isidori differentiae. II, 85;
83, 82). 9 (p. 99). Seneca de institutione morum; beg.: ,Omne
peccatum <fec/ (III, 462 ed. Haase). 10 (p. 104). Enigmata
Aristotelis a Christiane quodam scripta; heg.: ,Stateram ne tran-
silias cfec/ (die Symholae Pythagoricae; vgl. Wölfflin im Er-
langer Rectoratsprogramm 1878, p. 17). 11 (p. 107). Augu
stini Responsiones ad quaestiones Horosii LVIII; beg.: ,Licet
multi et probatissimi <fec/ (40, 733). 12 (p. 132). Quaestiones
variae de Vn sacramentis; beg.: ,Deus fecit hominem bonum
et iustum <fec/ 13 (p. 136; andere Hand). ,Cum multa sint
sacramenta nouae legis (6c/. 14 (p. 171; andere Hand). Collec-
tanea e scriptis Patram (AtLszüge aus Augustinus, Grregorius, Amr
hrosius, Hieronymus, Seneca, Sixtus u. A.); beg.: ,Dona mundi
teste Augustino ne putentur mala cfec/. 15 (p. 203). ,Credi-
mus sanctos angelos exstare <fec.' (blos 1 Blatt). 16 (p. 205).
Sermones Augustini: de decimis dandis; beg.: ,Propitio Christo,
fratres &c.' (S. App. 277; 39, 2266). 11 (p. 208). De au-
guriis vitandis; beg.: ,Kostis fratres, omnes homines ueile
sanitatem corporis (fec/ (S. 106; Mai Bibl. nova PP. I, 220).
18 (p. 211). De castitate cum uxoribus observanda et de mu-
lieribus quae potiones acc; beg.: ^Castitatem &c.^ (S. App. 289;
39, 2291?). 19 (p. 216). Sermo b. Augustini de martyrio
in tempore pacis et de vitanda familiaritate extranearum mu-
lierum; beg.: ,Nemo dicat, fratres, quod temporibus nostris &e.^
(8. App. 293; 39, 2301). 30 (p. 219). De martyribus et de
diligendis inimicis; beg.: ,Quotienscumque sanctorum martyrum
solnnia celebramus ita ipsis intercedentibus <&c.^ (S. App. 225;
39, 2160). 21 (p. 224). Ambrosius in Poenitentiali; beg.:
(2180) Bibliotbeca patram latiaoroin Britannica. YIII. 7
;Nemo attendat &c} 22 (jp. 226), Aagastinus de bono
oboedientiae; heg.: ,Nihil sie Deo placet &c} (40, 1221),
23 (p. 228). ,Fugienda sunt &c,' (Praecepta Pythagorae; p. 17
hei Wölfflin; vgl Nr, 10 dieser Handschr,). 24 (p. 229). ,In-
traait Jesus in qnoddam castelü &c. Scriptararum tria esse
genera perlucidum est <fec/. 25 (p. 253). ,Aue Maria gratia
plena dns tecum. Bene plena quia deo et angelis et hominibus &cJ
(Bernardi Clar. Sermo 47; 183, 670). 26 (p. 255). ,Qae
est ista que ascendit sicut aurora consurgens (&c. hec excla-
matio non est inqnisitionis sed admirationis &c.^. 27 (p. 287).
^Dimissa sunt ei peccata molta <&c.' Uerba ista sunt fontis miseri-
cordiae de moliere peccatrice cfec/. 28 (p. 303). ,Confiteor deo
qaia peccaai nimis <&c. Uerba ista nnicaique nostrum &c.' Aehn-
liehe kwrze Sermones his p. 397. 29 (p. 399). ,Incipit omelia
prima Cesarii episcopi ad monacos. Dominis . . fratribus in
bU^iacensi monasterio constitutis Cesarius episcopus dkc. Sanctus
ac nenerabilis pater nester religiosa quidem <&c/ (Bihl. PP.
Max. Lugd.; VIII, 837; hom. XVIII). 30 (p. 405). ,Incipit
omelia seennda. Ad locum hunc karissimi non ad quietem &c.'
(Fausti Rheg. Sermo; 58, 869). 31 (p. 409). ,Incipit omelia
tertia. Quod supplicante et quemadmodumf?) caritate iubente (frc/
(67, 1069; auch als Fausti Rheg. Sermo; 58, 872). 32 (p. 413).
yincipit omelia prima Eusebii Emiseni ad monachos. Exor-
tatur nos sermo diuinus ut curramus (fec/ (Eucherii sermo;
50, 833; Bihl. Max. PP. Lugd. VI; hom. 1 ad monachos,
p. 656). 33 (p. 418). ^Incipit secunda. Quid salubritatis karis-
simi &c.' (50, 835 = Hom. 2; p. 657). 34 (p. 420). ,Incipit
omelia tertia. Instruit nos atque hortatur sermo diuinus (&c/
(50, 836; Fausti Rheg. S. 58, 883 = Hom. 3; p. 657).
35 (p. 428). ,Incipit omelia quarta. Sicut a nobis dominus pro
suscepti officii necessitate cfec/ (50, 841; Caesarii hom. 67 ^
1056 = Hom. 4; p. 659). 36 (p. 432). ,Incipit V. Seimus
quidem spirituali militiae cui nos (fec/ (50, 844; 67, 1062 & 1088
= Hom. 5; p. 660). 37 (p. 439). ,Incipit omelia VI». Ad hoc
ad istnm locum conuenimus fratres ut domino &c.^ (50, 848;
87, 1089; p. 661). 38 (p. 443). ,Incipit septima Si quando
terrae operaius et ruris cultor &c.' (50, 850; = Hom. 8.
p. 662). 39 (p. 449). ,Incipit omelia VIII*. Videte uocationem
uestram fratres karissimi venite &c.^ (50, 855; 67, 1067 &
8 ▼. Abhandlung: H. Schenkl. (2181 2188)
1089; = Eiym. 9. p. 664). 40 fp. 452), ,Exigit a me karitas
uestra ut desiderii uestri esuriem <fec/.
Eingebunden, Fragmente einer schönen irischen Hand-
schrifl s. IX:
nunc famulü tuü . . .
T. uerberas ut in . . .
nr ostendis. qd . . .
ra salutatio. da . . .
Ib. etiam ipsa in p . . .
ä; tu ergo dne d . . .
B. 1. 31 (431). Leviticus glossatus. 2181
2182
B. 1. 32 (432). 7rt., s, XII ex. Liber Sapientiae gloss.
B. 1. 38 (434). Partio Matthaei gloss. 2183
B. 1. 34 (435). Acta Apostoli gloss. 2184
B. 1. 36 (436). Numeri gloss. 2185
B. 1. 36 (437). Johannes gloss. 2186
2187
B. 1. 38. Vor einem englischen Commentar zu Matthaeus
und Johannes vorgebunden ein Blatt s. XIII ex. Darauf 6 Zeilen^
die den Schlvss eines historischen Stückes bilden^ in welchem
Johannes comi de scotia^ Henricus de percy u. marmaduc de
tuenige erwähnt werden; die letzten Worte sind: ,et ducti fue-
runt ad turrera london incarcerandum*. Darauf ein Brief: ,Gui-
do miser. diu. Salm episcopus et apostolicae sedis legatus <Src.
H. Lond., W. Wigorniensi &c. Licet ex probabilibus coniec-
turis &cJ. Dann: ,Admonitio S. Augustini in sermone ad popu-
lum suum. Rogo uos fratres karissimi quotiens ad ecclesiam
transitis longe a uobis deicite <&c.' (S. App. 281 f; 89, 2276).
2188
B. 1. 39 (421). w., s. XII. (,Liber monachorum S. Marie
de Byldewas'). 1. Hieronymus in Ecclesiasten (Glosse).
2, Cantica Canticorum et Leviticus gloss. S. Liber Tobiae
(für eine Glosse geschrieben; die aber nie hinzugefügt wurde).
Schi.: Explicit über Tobia DCCCC; illi qui produnt culpas do-
minorum suorum uel parentum suorum sententia caheni filii
rbhe (f) dampnantur cfec.'. 4 (andere Hand). ,(V)elle scire ue-
rum bonum est animae et naturaliter omni animae insitum &c.^.
Dann: ,Hoc uocabulum testamentum ab humanis usibus cfec*.
(2189 — 2191) Bibliotheoa patrom Uthiornin Britannica. YIII. 9
5. ,Magnae aures stultitiae uel impudentiae &c} (Physiogno-
mica). 6« CommentariuB in epistolas Patdi; beg.: ,Sicat uni-
aersa sine cael. &cJ
2189
B. 1. 40 (453). 8**f m.j 8. XL Angnstinus de quaestionibuB
LXXXnil; beg.: ,Omne uemm ueritate uerum est <fec^ (40 ^ 11).
2190
B. 1. 41 (361). m., s. XIL Beda snper Matthaeum (92, 9).
2190»
B. 1. 42 (448). schmal 8*, m. 111 folLy s. X ex. Cypriani
(Galli poetae) Carmen in Heptateuchum (Corpus scr. eccl. vol.
XXIII p. IX praef.).
2191
B. 1. 45 (487). m. 16% s. XIV. Glossa in Canticnm Canti-
coram^ cum aliis mutilis. Sermo B. Augastini. Expositio Regnlae
S. Angastini. Dies sind die Angaben des gedruckten Kaialoges;
wie unzuverlässig sie sind, kann aus den folgenden Notizen
entnommen werden , die den Inhalt der Miscellanhandschrift
durchaus nicht erschöpfen. 1. Ein Tractat: ^Quia pondns diei
et aestns decreni in ninea Domini pro denario portare &c.^;
dann: ,Dicitis uos mirari c (cur?) euuangelium^ ,Intrauit Jesns
in quoddam castellam: uel cantica in festiuitate S. Marie reci-
tantur <fec.' Hierauf: ,Oscnletur me oscalo &c. Quem reges et
prophetae non memernnt iSkc.^ 2. Excerpte (de significatione
cere und ähnl.). 3. ,La seinte escript^e uns amoneste sonent
ftiir pechez &c.^ — (Andere Hand.) 4. ,Li})ir lok and tuing-
ling tiheng and tibelig9 opm brest 2 einging })eise und onti
lesnig arm &c.^ 5. ^Non snmns ancille filii sed libere (Gal.
4^ 32). mommf?J per ancillam intelligimus <fec.' 6. ,Atte wrast-
linge mi lemä uhes and atte ston kasting ihm for les &c.^
7. ^Legimns in enuangelio &c.^ ))e grace of ure loud ihn crist
& ]>e helpe of ure lauedi seinte ])e milde be mid us nu and
euermore. Mi leue frend wilde wIme & golie cfec' 8. ,X pre-
cepta. Ne haue ])on no god botin on. Ideloth ne euere })ou
non. halidai J)ane schalt to iemen cfec' — (Andere Hand.)
9. ;Ante omnia fratree kariesimi diligatur Dens deinde proxi-
mu8 cfec' (Augustini regula; 32, 1377 u. 1449.) ,Ad hoc nobis
diuina precepta leguntur quatinus c&c. Nam ei intellegantur iStc.^
(bricht unvollständig in Cap. 9 ab). 10 (eine ähnliche Hand
10 ▼. AbhftadlQOf : H. Sehenkl. (2192)
wie in Nr. 4), , || ergo innisibil' domino placere non nestibuB <ftc/
11. Allerlei Excerpte: ^Omni tempore benedic Deam Tob. 4.
Et hoc spiritualiter propter tria primum est beneficium expecta*
tionis (&c/ U, a, ,Nota proprietates mortis. Wanne mine
eyhnen misten and mine heren dissen And mi nose koldet and
mi tuDge ffoldet <fec.^ — (Andere Hand.) 12. ,Sermo B. Aagu-
stini de trinitate. Beata illa et sempiterna trinitas pater et
filius et Spiritus sanctas unus deus summa potentia <kcJ
13. ;Sermo B. Gregor ii de agno paschali. Sument de sanguine
agni ac ponent super utrumque postem &c.^ (Aus hom. XXII
in EvangeL; 76^ 1178.) 14. ^Sjrmbolum. Credo in denm. Aliud
est credere deo, aliud credere deum, aliud credere in deum cfec*
(Petrus Abaelardusf; 178, 621.) 15. ,Soluite et adducite mihi
(Matth. 21, 2). Legitur(?) in Jerfemta) XIIII. maiores mise-
runt ad aquam uenerunt illi &c.^ 16. ^Ecce nunc dies salutis.
(2 Cor.; 6, 2.) Ad litteram iam instant dies in quibus cfec* Nach
fünf Seiten ein netier Absatz: ,Fratres karissimi nolite despi-
cere cfec' Bricht unvollständig mit: ,qui ergo uult misericor*
diam ||' ab.
2192
B. 2. 1 (281). 971., s. XIII. Bemardi exhortationes ad Enge*
nium Papam (videtur ex Gregorii moralibus esse exscriptum
per Petrum Archidiaconum). So der handschriftliche Katalog.
Die Handschrift hat zunächst auf fol. 1 eine Tabula de super-
bia et septem principalibus niciis und (auf fol. 1^) eine Tabula
de uirtutibus et uiciis cum gradibus nebst einer Scala humili-
tatis in ascendendo. Dann: ^Prologus in librum sequentem qui
remediarium conuersorum dicitur. Viro uenerabili . . . ecclesiae
Londoniensis episcopo tertio (• R • von einer jüngeren Hand dar-
über gesetzt) suus Petrus archidiaconus eiusdem ecclesiae &c.
De beata mentis solitudine nee non dkc.^ (Dasselbe Werk im
Cod. Bodl. Laud. Mise. 6.) Das Werk selbst beginnt: ,Ipsa hu-
manae conditionis qualitas cfec* (in der That Auszuge aus Gre-
gorii Moralia). Das 6. Buch des zweiten Theiles fehlt (die
üeberschrift incipit prologus in librum sextum secundae partis
noch vorhanden). Einer alten Inhaltsangabe zufolge enthielt
der Codex at^ser ,Remediarium S. Job' noch ^Exhortationes
uenerabilis Bemardi Clarenallensis ad Eugenium Papam.' Was
es mit den drei übrigen in den CatalL Angl. et Hxb. ange-
(2193 — 2199) BibUotheea pfttnim Utmorna Britaimica. nn. 11
gebenen Stücken (Eiusdem Epistola ad Magistrum Hugonem
de S. Victore; Historiola renim Hibernicamm; Exempla ali-
quot miraculornin) auf sich hat, vermag ich nicht anzugehen.
2193
B. 2. 8. (191). m., 8. XII—XIIL 1. Bedae Comm. in
Lacam (92^ 307). 3. Accae epistola de postnlanda expositione
in Lacam ad Bedam eiasqne responsio (92, 301 u. 303).
2194
B. 2.4 (197). m., 8. XIV. 1/ Rabanas saper Genesin et
Exodam (107, 439). 2. In Leviticam, Nameros et Deutero-
nomiom expositio brevis a Strabone edita.
2195
B. 2. 6 (471). m., 8. XIV ex. 1. Sermones aliqaot S. Scrip-
torae loca; beg.: ,Esto fidelis usqae ad mortem dkc. (Äpoc. 2, 10).
Istud nerbum qaod praecepit Dominas scribere angelo smirmie
iste (über der Zeile) tanqaam sibi spiritaaliter dictam &c.^
2 (andere Hand). Ein Tractat, beg.: ,Ad instractionem ionio-
nun, qoibus non aacat opascoloram dkc* (der Titel Alcaini
somma ist eret von jüngerer Hand beigefügt; der ältere Titel,
durch dae Beschneiden des oberen Randes theilweise beschädigt,
lautete Samma fratris Thomae . . . y . . Ein Werk des Thomas
Walleys mit diesem Anfang kenne ich nicht. Am nächsten
kommt der Anfang des imago mundi des Gregorius Huntyngton
bei Bale TV, 22: Ad inst, maltorum qaibus).
B. 2. 6 (202). Exodas gloss. 2196
2197
B. 2. 9 (206). w., s. XII^XIII. Hesychii in Leviticam
libri Vn (Bibliotheca PP. Max. Lugd. XII, 52).
2198
B. 2. 10. m., s. XIII in. Expositio in Matthaeum von
Cap. 14 an. Die Capitula auf fol. i" beg. mithYII. Decollatio
S. Johannis Bapt. und gehen bis C de qaibusdam sententiis.
Das Werk beginnt: In ilt. Andiuit Herodes tetrarcha famam
ihn &c. Hie redit Matheas ad narrationem qaia qae (über der
Zeile) predixit postqaam &c.
2199
B. 2. 11 (523). m., s. XIII. Beda saper Marcam (92, 131).
12 ▼. AbhMidliiDg: H. Bcbenkl. (2200 2203)
2200
B. 2. 18 m., 8. XIII in. Augastinas de trinitate (42, 819).
2201
B. 2. 14 (341). m., 8. XIV. Origenis homiliae super Exo-
dum, Leviticmn et Numeros (interprete Rufino; vgl. Hamackj
Ge8ch. der aUchr. Litt. I, 366 ff.).
B. 2. 16 (441). Isaias gloss. 2202
2203
B. 2. 16 m., 8. XIV eaf. Auf dem ersten Blatte: ^hec sunt
documenta que rex Lodowicus tradidit Domino Philippe filio
suo de modo uiuendi. Anno Domini MCCLXX obiit apud Tu-
nis christianissimus rex Francorum Lodowicus <fec/ (Acta SS.
26. Aug. p. 514 u. 646.)
Augustini tractatus et Sermones: L Ad Jnlianum
Comitem de vita Christiana; beg: /O) mi frater, si cupias
scire <fcc.* (40, 1047). 2. Ad sororem viduam; beg.: ,üt ego
peccator et ultimus (&c.' (40, 1031). 8. Ad Paulam viduam
de orando Deo; beg.: ,Et petisse te et promisisse <&c/ (Ep. I30\
33, 493). 4. Eiusdem (sive B. Cypriani) de XII abusionibus
saeculi; beg.: ,Haec sunt <fec/ (40, 1079). 5. De vera et falsa
poenitentia; beg.: ,Quantum sit appetenda &c.' (40, 1113).
6. De natali Domino; beg.: ,Rogo vos fratres <fer/ (S. App. 117;
39, 1977). 7. De Kalendis Januarii; beg.: ,T>ies kalendamm
istarum &c.' (S. App. 129; 39, 2001). 8. De timore Dei;
beg.: ,Non dubito &c.' (S. 348; 39, 1626). 9. De misericordia:
beg.: ^Homines parati semper &c.^ 10. De eodem; beg.:
jMisericordia, fratres <fec/ 11. De concupiscentia carnis ad-
versus spiritum; beg.: ,Lectio diuina quae de Pauli cfec' (S. 151;
38, 814). 11. De eodem; beg.: ,Meminisse debet &c.^ (S. 152;
38, 819). 13. De dilectione non solum amicorum sed etiam
inimicorum; beg.: ,Frequenter in Euangelio (&c.* (S. App. 271 \
39, 2250). 13. De assumptione beatae virginis; beg.: ,Ad in-
terrogata <&c.' (40, 1141). 14. De eodem; beg.: ,Adest nobis
dilectissimi &c.' (S. App. 208; 39, 2129). 15. De dilectione
caritatis et odio cupiditatis; beg.: ^Beatas Paulus apostolus <£*c.'
(S. 219; 38, 1087). 16. Qualiter vera et perfecta dilectio de-
beat custodiri; beg.: ,Qualiter nos in uicem <fec/ (S. App. 105;
39, 1949). 17. De eo quod scriptum est: Beatus vir qui in-
ventus est sine m.; beg.: ,In scripturis diuinis (fec/ (8. App. 37;
(2203) Bibliotbeca patrnm latinornm Britennitt. YIII. 13
39, 1818), 18. De inhonesta molierum familiaritate; heg.:
,Nemo dicat fratres <&c/ (8. App. 293; 39, 2301). 19. Sermo
notabilis ad Parochianos; beg.: ^Rogo vos, fratres karissimi; ut
attentins cog. <fec/ (S. App. 265; 39, 2237). 20. De decimis
solvendis vel reddendis, beg.: ^Propitio Christo, fratres &c.^
(S. App. 277; 39, 2266). 21. De penitentia animae; beg.: ,Quot-
qnot Bpiritu (£rc/ 22. De elemosina; beg.: ^Lectio ista fratres
quam modo &c.' (8.388; 39,1700). 23. Unde et quomodo
fiat dementia; beg.: ^Date elemosinam &c.^ 24. De divitibus
et paaperibus et clementibus et bosp.; beg.: ^Nichil contali-
mus iSte.^ 25. De jejunio; beg.: ,De jejnnio cum sancti-
täte (£rc/ 26. De resurrectione Domini (de mysterio crucis);
heg.: ,Hic est dies quem fecit (fec/ (8. 88; Mai nova P. P.
Bibl. 1, 171). 27. De tribulationibus et pressoris hoius mandi;
heg.: ^Quotienscumque pressurae seu tribulationis <ßc/ (8. 122;
Mai nova P. P. Bibl. I, 282). 28. De lapsu mundi et avaritia;
heg.: ,Omnis homo in tribrdatione cfec/ (8. 60; 38, 402).
39. De continentia et snstinentia; beg.: ,D\io sunt quae &c.^
(S, 38; 38, 236). 30. De generalitate elemosynarum; beg.:
ßjmi qui existimant <fec.' (40, 1227). 31. De vanitate huius
seculi; beg.: ,In hac uita praesentif?J <fec/ (40, 1213; auch 8. 67
ad fr. in er.). 32. De eo, quod nihil est gloria mundi; beg.:
jApostolica lectio, fratres <fec/ (8.68 ad fr. in er.; 40,1341).
33. De timore Domini in eruditionem omnium bonorum; beg.:
,AmoT(t) Domini expellit pecc. <fec/ (8. 62 ad fr. in er.; 40,
1346), 34. De eodem; beg.: ,Multa uobis fratres de timore &c.^
(8. 347; 39, 1624). 36. Admonitio S. Augustini qua osten-
ditur quam bonum sit lectionem divinam legere; beg.: ^Propitio
Christo, fratres karissimi, ita lectione diuina auido <ßc/ (8. 66
ad fr. in er.; 40, 1339). 36. De futuro iudicio et resurrec-
tione mortuorum; beg.: ,Fratres karissimi quam tremenda est
dies &c.' (8. App. 261; 39, 2210; auch 8. 63 ad fr. in er.).
(Neues Titelblatt.)
37. Meditationes B. Augustini de diligendo Deo; beg.:
jVigili cura &c.^ (40, 847). 38. Soliloquia; beg.: ,Cognoseam
te Domine &c.^ (Buch 10 der Confessionesf). 39. Sermo no-
tabilis de ebrietate vitanda; beg.: ,Licet propitio Christo <&c/
(S. App. 294; 39, 2303). 40. De eodem; beg.: ,Frequenter
caritatem uestram &c.' (8. App. 296; 39, 2307). 41. De Domi-
14 T. Abhandluiff: H. Sehenkl. (2203)
nica in albis; contra fornicatores; beg.: ^Ad omnes qoidem
pertinet dkc/ (S. 89; Mai nava P. P. Bibl 1, 171.)
(Neues Vorsetzblatt.)
43. Meditationes Anselmi et Robert! Lincolnensis. 43. An-
gustini sermones: De confessione; beg.: ^Confitemini Do-
mino &c. Spiritus sanctos medel. &c.* 44. De eodem; beg.:
;Confitemini' (f). 45. De oratione dominica; beg.: ,Anima
uobis &c.^ 46. De igne purgatorio; beg.: ^ lectione aposto-
lica quae uobis &c.* (8. App. 104; 39, 1946 i) 47. De die
iudicii ; beg. : ^Rogo uos fratres karissimi et cum grandi bumi-
litate &c.' (S. App. 249; 39, 2206). 48. De gaudio electomm
et damnatorum supplicio; beg.: ^Tria sunt sub omnipotentis dte.^
(40, 991). 49. De vita aetema; beg.: ^Dixit Dominus cnidam
adol. &c.' (8. 84; 38, 619). 49/ De fine sine fine (f) ; beg.:
;Quanta erit illa fei. &c.* 50. De Catbecismo (7. Catadysmo);
beg.: ^Quoniam in proximo c&c/ (40, 693). 51« De tempore
barbarico; beg.: ,Admonet nos i&c.* (40, 699). 52. De prae-
destinatione gratiae Dei (})\ beg.: ^Dum in sacrarum &c.^ (45,
1666). 53. De usu psalmi II; beg.: ^Erudimini omnes dkcJ
(8. 13; 38, 107). 54. De usu psalmi XXV; beg.: ,Decor6in
domus <fec.* (8. 16; 38^ 116). 55. De Joseph; beg.: ^Quotiens
uobis karissimi &c.' (8. App. 13; 39, 1766). 66. De IIII vir-
tutibus caritatis; beg.: ^Desiderium caritatis uestrae &c.^ (8. App.
106; 39, 1962; daraus etwas verkürzt 47, 1127.) 67. De laude
caritatis; beg.: ,Q,m diuinarum scripturarum dtc.^ (8.360; 39,
1633). 68. De fide excerptum e libro de doctrina christiana
(34, 16); beg.: ^Hoc dicimus et hoc docemus &c.^ 59. De
disciplina Christiana; beg.: ^Locutus est ad nos sermo <&c.^ (40,
669). 60. De resurrectione Domini; beg.: ^Resurrectio et
glorificatio Domini nostri Jesu Christi &c.^ (8. App. 262; 39,
2210). 61. De decem cordis; beg.: ^Dominus et Dens noster
misericors &c.^ (8. 9; 38, 76). 62. De decem legis praeceptis
et de decem plagis Aegypti; beg.: ^Non sine causa &c.^ (8. App.
21; 39, 1783). 63. De eodem; beg.: ,Prius in fundamento
pos. &c.^ (8. 8; 38, 67). 64. De periurio; beg.: ^Prima lectio
quae nobis hodie &c.' (8. 180; 38, 972). 66. De humilitate
et de psalmo L; beg.: ^Vox penitentis agnosc. &c.^ (8. 352;
38,1649). 66. De versu LXX eiusdem psalmi; beg.: ,Voce
consona et corde cfec/ (8. 20; 38, 137). 67. Sermo sive trac-
(2206 — 2209) Bibliotheea pfttram latinornm Britannies. Yni. 15
tatos de poenitentia ; beg.: ,Quam utilis et necessaria sit (£rc/
(S,361; 39 y 1636). 68. De cura pro mortuis agenda; beg.:
,Diu sanctitatae tuae <fec/ (40^ 691.)
(Ändere Hand; 8. XV.) 69. De mendacio; beg.: ^Magna
quaestio est de mendacio <&c/ (40^ 487; vorher geht die Retvac-
tatio.) 70. Contra mendacium; beg.: ^Multa mihi legenda <&c/
(40y617; auch hier ist die Retractatio vorangestellt).
2206
B. 2. 20 (266). m.y s. XII. Hugo (de S. Victore) in Dio-
nysinm de Hierarchia (176, 923).
2207
B. 2. 21 (562). m., s. XIV in. Augustini opera. !• De
symbolo libri IIII; beg.: ,Accipite regulam fidei <&c/ (40^ 627).
2. De trinitate; beg.: ,CathoIicae fidei fidissimum fundamen-
tum cfec/ (Fulgentius Ruspensis pro fide cath.; 66, 707).
3. In Apocalypsim; beg.: ,Apocalyp8i8 Jesu Christi <fec. id est
manifestare <fec/ (35, 2417). 4« De origine animae ad Renatum;
heg.: ^Sinceritatem tuam cfec/ (44, 476). 5. De anima ad Pe-
trum; beg.: ,Peruenerunt ad me cfee/ (lib. III; 44, 496). 6. De
anima ad Vincentium 11; beg.: ,Quod mihi ad te scribendum c£rc/
(lib. III; 44, 609). 1* Ad Simplicianum (vorher geht die Re-
tractatio); beg. : ,Plena8 bonorum gaud. cfec/ (Ep. 37; 33, 151).
Hierauf folgt: ,Lib. I. Gratissimam plane cfec/ (De diversis
quaestionibus; 40, 101). 8. Contra Pelagium et Celestium de
gratia Christi; beg.: ,Quantum de uestra corporali cfec/ (44, 369);
bricht jedoch am Ende der Seite schon nach "/g Columnen ab
und auf fol. verso beg.: 9. ,Soliloquia. Volventi mihi <fec/
(32, 869). 10. ,De symbolo de quo in libro retractationum.
Quoniam scriptum est et apostolicae uocis &c/ (40, 181).
13 (von einer Hand s. XV eingefügt). De igne purgatorio; beg.:
,Vidimus fratres dilectissimi <fec/ 12 (von der ersten Hand).
De fide et operibus: beg.: ,Quibusdam uidetur &c.* (40, 197).
2208
B. 2. 22 (381). TH., s. XIII. ,Incipiunt omeliae beati (}re-
gorii papae in Ezechiele propheta numero XII dicte in pa-
triarchio Lateranensi &c.^ (76, 786). Der zweite Theil umfasst
die 10 übrigen Homilien.
2209
B. 2. 24 (310). 1492 geschr. Registrum B. Qregorii.
16 T. AbhMdlaDK: H. Sehenkl. (2210 — 2216)
B. 2« 27. Matthaeos gloss. 2210
2211
B. 2. 28 (138). m.y 8. XIV ex. L Dionysius de sacris
nominibus interprete Johanne Scoto Heraligeua (122, 1111).
2. Hierarchia (caelestis) Dionysii item (122, 1035). 8. Hugo
(de S. Victore) in hierarchiam Dionysii (176, 923). 4. Gre-
gorii Homiliae in Ezechielem (76, 785). b. S. Augustinus
de disciplina Christiana (40, 669).
2212
B. 2. 29. m., 8. XIV ex. Tabulae super Augustini, Gregorii
et Isidori opera varia.
2213
B. 2. 80 (141). m., 8. XIV. 1. Jncipit prefatio Hera-
clidis episcopi de uitis SS. Patrum ad Lausium prepositum pa-
latii. In hoc Übro quem de uita SS. Patrum scripturi sumus &c}
(74, 243). 2. ,Quod sicut magna remuneratio m (}) debetur
secundum institutiones patrum laboranti, ita et pena dtc. Sicut
namque immensa gloria fideliter seruientibus <Stc.* Schi, mit
einem Stück: ,Remedia contra morbum superbiae. In qua con*
sistentibus qualitate procul dubio &c.^
2214
B. 2. 81 (142). m., 8. XII ex. Dionysii Areopag. hier-
archia &c.
2215
B. 2. 82 (144). m., 8. XIV in. Beda in epistolas Jacobi,
Petriy Johannis et Judae (93, 9).
2216
B. 2. 88 (146). m., 8. XIIL 1. Augustinus de moribus
ecclesiae catholicae et de moribus Manichaeorum (32, 1310).
2. Eiusdem expositio quarundam propositionum ex epistola
Pauli ad Romanos; beg.: ,Sensus hi sunt in epistula Pauli apo-
stoli ad Romanos. Primo omnium ut quis &c.^ (35, 2063).
3. Eiusdem expositio epistulae ad Galatas (35, 2105). 4. Hilde-
berti Cenomanensis epistolae. ,Ad Viduam A. Comitissam. Con-
fidimus in domino Jesu qui cepit &c.^ (Ep. I, 10; 171, 162).
Die letzte ,Claromontensi episcopo A. Sicut paruitatem meam <te.^
(Ep. II, 43; 171, 267). Expliciunt epistulae Hildeberti ceno-
niannensis episcopi. 5« Eiusdem cuius supra. A et h> magne
(2217) BibUotheca pfttrnm latinonim Britannica. YIII. 17
deus heli heli deus mens. Cnius nirtas totum posse &c/ Schi.
Cum moyse et helia pinm cantum alleluia/ (171, 1411; carm,
LXXI).
2217
B. 2. 34 (147). m., b,XII, S. Hieronymi tractatus: 1. De
hebraicis qnaestioDibus in Genesin; beg,: ^Qui in principiis li-
brorum &c^ (23, 935), 2 (p. 61), De mansionibus filiorum
Israel; der Prolog beginnt: ,In septaagesimo septimo psalmo cfec/;
derTractat selbst: ,Scriptum est in ultima cfec/ (Ep, 78; 22,698),
*i(p.91). De distantiis locorum; der Prolog beginnt: ^Eusebius
qui (fec* ; der Tractat selbst : ,Ararath <fec/ (23, 859), 4 (p, 159),
De interpretationiboB hebraeoram nominum novi et veteris te-
stamenti; beg.: ^Philo oir disertissimus (&c/; dann: ^Aethiopam (!)
tenebras (fec' (23, 771). 5 (p. 230), Alphabetum hebraenm
et Graecum cum suis interpretationibns; beg,: ^Aleph. mille uel
doctrina. Beth. domus <fec/ (23, 1305.) 6 (p. 232). Notae
divinae legi necessariae cum suis interpretationibus; beg.: yPro-
prium hoc in idiomatibus <fec.' (vgl. Cod. Durh, B, 2. 11;
Nr, 27.) 7 (p. 236). Quaestiones in libros Regum et in Para-
lipomena; beg,: ,Fuit uir unus de Ramaithim <fec/ (23,1329).
8 (p. 319), De decem temptationibns: beg.: ,Haec sunt uerba
quae locutus est <ftc/ (23, 1319). 9 (p. 323). Canticum De-
borae; beg.: ,Cecineruntque Debora et Barach cfec* (23,1321),
10 (p, 331), Lamentationes Jeremiae cum suis expositionibus;
heg.: ,Et factum est postquam &c,' (25, 787). 11 (p. 340).
Epistola Hieronymi ad Dardanum de musicis instrumentis;
hg.: ,Cogor a te ut tibi &c.' (Ep. 23; 30, 213). 13 (p. 345).
De partibus minus notis veteris testamenti; beg.: ^Sintagma
doctrina &c.' (Durh. Nr. 15.) 13 (p. 350), Notulae XII
signorum secundum Chaldaeos; beg,: ,Signorum duodecim
fi<?urae <fec/, dann Verse: ,Sic duodena poli Chaldeus signa
notavit (fec/ 14 (p. 351). Multae sententiae expositae utiliter
de vetere et novo testamento; beg.: ,Paulus apostolus neque
ab hominibus neque per hominem cfec/ (Ep, ad Galat.)
15 (p, 363), De sphaera caeli; beg,: ,Affirmatur caelum rotun-
dum esse (fec/ 16 (p. 364). De (XII pretiosis) lapidibus; beg.:
,Jaspis uiridis (frc/ (Durh. Nr. 26). 17 (p.365). De mensuris;
heg.; ,Men8urarum appellationes quibus utimur (fec* (Durh.
Ar. 18),
SiUvncibw. d. phü.-hiit. Gl. CXXXVl. Bd. 5. Abh. 2
18 V. AbhADdliuig: H. Scbenkl. (2218-^2225)
#
2218
B. 2. 36 (150). m,y 8, XII ex. 1. Johannis Constantinopo-
litani episcopi in Epistola Pauli ad Hebraeos homiliae XXXV.
3. Eiusdem epistola ad Theodorum monachum. S. Eiusdem
scrmones II de militia Christiana et spirituali. 4. Testimoninm
de Severo. Severi presbyteri epistola ad Claudiam sororem snam
de ultimo iudicio (20, 223), 5. Ad eandem de virginitate
(20y 227). 6. (Andere Hand; etwas älter,) Vita Johannis
Chrysostomi per Johannem Leonem ab infantia caecuiu intcr
prete Cbristophoro (Catalogus codicum hagiographicorum lati-
norum hihi, nat, Parisiensis 111,13, Nr, 38 und p, 17 sqq.).
2220
B. 2. 86 (149). m,, 8, Xlllin, 1. Chrysostomi homiliae:
de reparatione lapsi, de compunctione cordia, de psalmo L
(lihb. II), de eo quod nemo laeditur nisi a se ipso, sermo cum
de eins expulsione ageretur, post reditum ex exilio priore,
cum ex Asia Constantinopolim regressus esset, de proditione
Judae, de cruce et latrone, de cruce, de ascensione Domini.
2. B. Gregorii dialogorum libri IV (77, 127).
2221
B. 3. 3 (192). m., 8. XII, Beda in Samuelem (91, 499).
2222
B. 3. 4 (232). m,, 8, XII, Hieronymus in Psalmos; heg.:
jincipit prefatio expositionis psalmorum. S. Jeronimi presbiteri.
Proxime cum Origenes psalterium <&c.' (26, 821). Der Com-
tnentar heg.: ,Beatus uir &c, Quidam dicunt hunc psalmum
quasi praefationem esse cfec' (26, 823),
2223
B. 3. 6 (233). m.y 8. XII. 1. Hieronymus in prophetas
minores (25, 809). 3. Hieronymus in Danielem ad Pamma-
chium et Marcellam; heg.: ,Contra prophetam Danielem duo-
decimum librum scripsit Porphyrius <fec.' (25, 491). 3 (andere
Hand). Beda de temporibus C. 6 (vielmehr C. 8; 90, 326);
heg.: ^Ebdomada graece a septenario nomen accepit numero <S:cJ
Schi.: ,ad lune cursum stringi.'
B. 3. 6 (234). Matthaeus et Marcus gloss. 2224
2225
B. 8. 8 (239). m., 8. XIV. (,Liber monachorum S. Marie
de Buldewas^) 1. Hieronymus de assumptione beatae Mariae;
(2226 — 2230) BibUothM» patnim latinorum Britanniea VIII. 19
heg.: ,Cogitis me o Paula et Eustochium (fec/ (Ep. App. 9; 30 j
122). 2. Snlpicius Severus de vita S. Martini (20, 169),
3. Vita S. Nicolai ; beg, : ,Sicut omnis materies si ab imperito
artifice c&c' (Vgl Cod, Phülippicus 1875, jetzt Berol. 122 bei
Rose S. 255j wo auf Momiritius verwiesen wird,)
2226
B. 3. 9 (186). m., s, XII. Ambrosii in Lucam exposi-
tionis libri IX (nach dem Katalog; 15, 1527).
2227
B. 3. 10 (187). m., 8, XII ex, 1. Ambrosii epistolae.
E» ist dieselbe Sammlung von Briefen und Tractaten, welche
in den Hdss. seit dem 11. Jahrhundert sehr häufig vorkommt
und u. a. aucA im Cod. 156 von Monte Cassino sich findet;
vgl. die ausführliche Beschreibung in Bibl. Casin. III, 373. Der
Codex van Trinity College weicht vom Casinensis nur in fol-
genden Punkten ab: 1) De obitu Theodosii imp. (im Cod. Cas.
p. 336) steht als Nr. 8 zwischen Ep. XXXVII und XXXIX,
während hier im Cod. Casinensis (und auch in dessen Beschrei-
bung) Calanas Alexandro irrthümlich als besondere Epistel
gezählt ist (mit dem Schlüsse Vale . . . ego te diiigo/J; 2) Nr. 68
(Ep. LXXX ad Bellicium) hat den Titel Predicatio Euangelii de
caeco; 3) am Schlüsse fehlt De consolatione Valentiniani im-
peratoris und Ad vercellenses; dafii/r 3. De Nabutha (14, 731).
2228
B. 3. 11. Rogerus Cantor in X prophetes minores (Glosse).
2229
B. 3. 12 (196). JosTia^ Judith, Ruth^ Paralipom. gloss.
2230
B. 3. 14 (198). fol., m., s. XI ex., 2 Col. ,Incipit secnnda
pars explanationis in libmm geneseos. Qneso lectorem inpri-
mis <fec.* Dann: ,Igitur egressus Jacob de Bersabee cfec' Das
14. Buch beg.: ^Sepe et multum tanqnam Naufragiam &c.^ Nach
dem 16. Buche: ,ExpIicit ^^*^^^ explan atio ^ ^ x in libmm
geneseos.^ Vermuthlich der zweite Theil des grossen Genesis-
cammentars von Riehardus de Dumellis (166, 1629; Fabric.
VI, 77), dessen erster Theil bis eben dahin reichend (Gen. c. 29),
wo unsere Handschrift anfängt, in der Bibliothek von Lambeth
Palace in London aufbewahrt wird.
2*
20 V. Abhudlnns: H. Seh«nkl. (2231 — 2237)
2231
B. 8. 15 (199). m.y s. XIII. !• Glossae in libros Regum.
2. Interpretationes nominum hebraicomm; heg.: ,Aaz apprehen-
dens vel apprehensus <fec/ (Beda; ///, 371 ed. Colon. 1688.)
B. 3. 16 (200). Josua, Judith, Rnth gloss. 2232
B. 8. 17 (201). Matthaeus et Marcus gloss. 2233
2233»
B. 8. 18. m., 8. XV in. Theophylacti epistolae et historia
Concilii Nicaeni. Gr.
2234
B. 8. 19 (306). m.^ 8. XIV. Commentarius in Danielem et
Parabolas Salamonis; beg,: ^Optaui et datus est mihi sensus dtc,
Venerunt mihi omnia bona pariter cum illo. VII. sap. Ex
uerbo isto possunt extrahi causae introductorie in libro daü. efifi-
ciens <&c.^ (fol. 42). ^Sacramenta regis abscondere bonum est.
Tobias XII. In hiis quatuor uerbis notantur quatuor cause in-
troductorie in libros Salamonis III. I' sacra efficiens &c,*
2235
B, 8. 20 (343). m.j 8. XIV ex. Commentarius in Apoca-
lypsin cum indice ad litteram; beg.: ^Vidit Jacob scalam stantem
super terram &c/ Apocalipsis &c. ^Liber iste diuiditur princi-
paliter in duas partes i&c.^ (Aehnlich beginnt im Cod. O. 2. 3
der Kathedralbibliothek in Hereford der Commentar des Hugo
Cardinalis [de S, CaroJ; nach Bales Verzeichniss der Com-
mentare zur Apocalypse [nach der Centuria XIII] freilich auch
der des Jacobus Stralen). Im Deckel Fragmente eines Psal-
terium s. XIII.
2236
B, 3. 21 (189). m., s. XV. Chrysostomi in Evangelium
Johannis homiliae XLI^ latine per Franciscum Aretinum cum
praefatione ad Cosmum Mediceum.
2237
B. 3. 22, 23 (508, 509). m., s. XII ex. Augustini opera.
1. De unitate trinitatis (42, 1207). 2. De quantitate animae
(32, 1035). »• Unde malum et De libero arbitrio (32, 1221).
4. De origine peccati; beg.: ,Quoniam satis mihi manifestum
est &c.' (das 3. Buch de libero arbitrio; 32, 1269). 5« Contra
(2238 — 2239) BibUotheca patram latinoram Britunica. Till. 21
definitiones Caelestini; beg.: ^Caritas uestra qaae in uobis &c/
(44, 291.) 6. De natura et voluntate (!) (44, 247). — (B. 3. 23.)
7. In Psalmos LI— LXXVÜ (36).
B. 3. 26 (184). m.f 8. XT in. 1. Angnstini confessiones
f32j 659). 2. Liber de diversis haeresibus (42, 21).
2239
B. 3. 26 m., 8. XIII in. B. Maximi Epistolae opera eer-
mones. So der Katalog; in der That enthält die Handschrifi
blos Homilien, und zwar verschiedener Autor en, von denen sich
einige in Homiliaren nachweisen lassen. Die ersten neun sind:
!• jSermo beati Maximi episcopi de die saneto pasche. Non im-
merito fratres hodiema die &c.^ (Hom. 57; 57, 361). 3. ,Item
Sermo beati Maximi episcopi de die saneto pasche. Magnum
fratres et mirabile donum &c.^ (Hom. 58, 363.) 3. ,Dominica in
pascha domini. Lectio epistolae B. Pauli Apostoli ad Corinthios.
Precepit egregius praedicator Corinthiis <fec.' (Haymo in ICor.5;
117, 536 b.) 4. ,Lectio S. Evangelii S. Marcum. Commendat
Dobis hec sacratissima lectio <fec.' (Haymonis hom. de temp.
LXX; 118, 445.) 5. ,Feria secunda. lectio actuum apostolorum.
Breuiter omnia quae in symbolo continentur complexus cfec'
feiusd^m hom. LXXI; 455.) 6. ,Lectio S. Evangelii secundum
Lucam. In exordio huius lectionis solet mouere cfec/ (hom,
LXXII; 466.) Von hier an hören die Rubra auf. 7. ,0mne8
qnibus isie(f) loquebatur apostolus secundum carnem <fec.* (hom.
LXXIII; 464; auch im Liber Comitis; vgl. Cod. 243, 50; 102,
234). 8. ,Herent sibi diuinae lectiones et frequenter &c.^ (hom.
LXXIV; 466; auch im Cod. 94 der Kathedralbibliothek von
Worcester; vgl. Hieronymus 26, 22 und 132). 9, ,Notandum
qnod uiros de genere Israel cfec' (hom. LXXV; 472; Liber Co-
mitis; Cod. 243, 52; 102, 241 = Rabani Mauri hom. IX; 110,
151). Die letzten Homilien sind: 10. ,In exordio huius lectionis
inquirendum est quare Johannes Baptista propheta et plus quam
propheta dkc.^ (Haymonis hom. III de temp; 118, 25).
IL Jccirco angeli priuatim nominibus censentur <fec.* (Bedae
hm. subd. I, 27; 94, 324 = Haymonis hom. IV de temp; 118,
Sl). 12. ,Accepto uirginis consensu mox angelus cfec' (Bedae
hom. subd. I, 28; 94, 327 = Haymonis hom. de temp. V; 118^ 36).
13. ,Anno quinto decimo imperii tyberii cesaris procurante &c.'
22 ▼. AbhADdlonK: H. Scbenlcl. (2240 — 2244)
(hom. VI; 39 f) 14. Letitia quanta sit quantusque concursus
cum <&c/ (Maximi Taur. Harn, 1; 221.)
B. 8. 27 (386). S. Ambrosius in Lucam (75, 1527), 2240
2241
B. 8. 28 (179). m., 8. XIII. Hieronymus in sex priores
prophetas minores; beg,: ,Ordo prophetarum sec. LXX. talis
est &c. Incipit prologus in Osee proph. Materia Osce triplex
est &cJ ,Item alius. Non idem ordo est dnodeeim proph. cfec/
,Item alius. Temporibus Ozie et Joache cfec* u, s. w. die Pro-
loge bis in Danielem. Dann: ,Incipit explanationum in Osee pro-
phetam b. Jeronimi presbiteri Über primus ad Pammacbium.
Si in explanationibus omnium proph. <fec.' (25, 815), SchL: Ex-
plicit explanationis in Micheam b. Jeronimi presbyteri Über se-
eundus ad Paulam et Eustoehium.
2241*
B. 2. 29 (180). m., 8, XIV. Hieronymus in Isaiam (Glosse),
2242
B. 8. 80 (181). m., s. XIV. Hieronymus in Jeremiam
(Glossa).
2243
B. 8. 81 (182). m., s. XIL Augustinus de Trinitate
(42, 819),
2244
B. 8. 82 (183). m.j s. XII in.; schöne, grosse Minuskel.
1 (auf drei vorgebundenen Blättern): Augustini sermo de
adventu Domini; beg.: ,Propitia diuinitate cfec' (Maximi Tau-
rinensis hom. app. I; 67, 843). Ü (fol. 1). Augustinus de
agone Christiane (40, 289). 3 (fol. 17^). Quaestiones Orosii
LXV et responsiones Augustini (40, 733). 4 (fol. 38^). In
nativitateni Domini; beg.: ,Rogo uos &c.* (S. App. 117; 39,
1977). 5 (fol. 42). Beati Maximi episcopi sermo ante natale
Domini ; beg.: ,Laetitia quanta cfec' (hom.l; 57, 221). 6 (fol. 44).
Petri Episcopi de natali Domini sermo; beg.: ,Hodie fratres <&cJ
(8.148; 52,696.) 7 (fol. 46). Beati Faustini unde supra;
beg.: ,Legimus et fideliter <fec/ (S. Augusiini S. App. 119;
39, 1982). 8 (fol. 50^). Augustini sermo de S. Stephane;
beg.: ,Celebrauimus hesterno cfec* (S. App. 215; 39, 2146).
9 (fol. 55). Eusebii Caesareensis episcopi de S. Stephane
sermo; beg.: ,Sati8 notum est beato &€.' (Hilarii Arelatensis
(2244) Bibliotheca patmm latinoram Britannica. YIII. 23
bei Combeßs, Bihlioth. patrum, concion. /, 401 ; Bibl. P. P. Max,
Lugd. VI, 621). 10 (foL 65^), ,Unde sapra. Martyr Stephanus
beatas et primus post apostolos cfec' (Augustini sermo 317;
S8j 1485), 11 (fol, 57^). ,Unde supra. Hesterno die natalem
kabnimus. domini saluatoris &c,^ (Augustini S. 114; Mai, nova
P, P, Bibl, I, 241.) 13 (foL 58), ,Unde supra. Donet mihi
dominus pauca salubriter dicere <fec/ (Augustini S. 319; 38,
1440 oder S. App, 212; 39, 2141), 13 (fol 59^). ,Unde supra.
Inter purpureos martyrum choros &c,^ (vgl. Maximi Tav/r, Sermo
app. 29; 57, 905). 14 (fol. 61). Petri Episcopi de S. Ste-
phano; beg.: ,Sicut Dominum &c,' (S. 154; 62, 608). 15 (fol 62).
Eiusdem de Herode et infantibus; beg.: ,Zelus quo tendat &c,^
(S. 152; 52, 604). 16 (fol 64). ,Unde supra. Fratres hu-
mani sensus non est uirginei partus &c.^ (S. 153; 52, 607),
17 (fol 64^). ,Unde supra. Admoniti sunt magi in somnis ab
angelo ne reuersi &c,^ (Augustini Sermo 149; Mai nova P. P.
Bibl 1,339). 18 (fol 66). Petri Ravennatis de fuga Do-
mini in Aegyptum; beg,: ,Si conceptum uirginis uirginis partum
sermo cfec.' (S. 150; 52, 599). 19 (fol 68^), ,Unde supra.
Hodierna lectio mouitr corda concussit uiscera &c.^ (S, 151; 52,
602). 30 (fol, 70^), De resurrectione Domini; beg.: ,Magnum
et mirabile &c,^ (Maximi Taurinensis homilia 58; 57, 363).
21 (fol, 74^). In Pascha; beg,: ,Hodierni Diei sacrosancta so-
lennitas hebraice phase grece pasca cfec* (Caesarii hom.; 67,
1047). 33 (fol 77). De eodem; beg,: ,Opportune <&c.' (Fausti
Rhegiensis 5.5; 58,877). 33 (fol 80). Isidori episcopi de
corpore et sanguine Domini ; beg. : ^Magnitudo caelestium bene-
ficiorum &c.' (83, 1225), 34 (fol 85). De Pascha; beg.: ,Bene
noaimus primum esse ab Origine c&c* (Eusebii Emiseni ho-
milia VII; Bibl P, P. Max. Lugd. VI, 637). 35 (fol 87).
Ohne Titel (unde supra am Rande); beg.: ,Dies haec fratres
kariesimi, si bene perspicimus duplici &c.^ (Eus. Emis. hom, VII;
ib. 638). 36 (fol 89^), Beg.: ,Resurrectio Domini nostri ca-
rissimi cum qua uniuersa <fec.' (Eus. Emis. hom. X; ib. 641).
27 (fol 93). Unde supra; beg.: ,Festiuitates istae carissimi et
celebritates dei domini quas annua c&c' (Eus. Emis. hom. VIII;
ib. 639). 38 (fol 95), De latrone cum Domino crucifixo; beg,:
,Deu8 erat in Christo mundum reconcilians &c.' (Eus. Emis.
hom.; ib. VI, 644). 39 (fol 99^). De ascensione Domini; beg,:
24 ▼. A1>hM)dlnDff: H. Sc1i«ii1cl. (2245 — 2249)
,Scire debemus qaod hodierna feBtiaitas (ßc/ (Etis. Eniis. hom.;
ib. 647), 80 (fol, 103 ). ,In Pentecostei^ (!), Haec dicit Do-
minus: in diebns Ulis effundam <&c/ (Eus. Emis, hom.; ib, 649),
31 (fol. 106). De sancto Lanrentio 5 be^. : fi^dXi Laurenti
illustre martyrium <fec.* (Augustini Sermo 303; 38, 1393),
82 (fol. 107^), Leonis Papae unde supra; beg.: ,Cum omnes
beatos <fec/ (Augustini Sermo app. 207 ; 39, 2128 = Maximi
TauHnensis Sermo 81; 67, 695). 88 (fol. 109). S. Hieronymi
de nativitate b. Mariae; beg.: ^Celebritas hodiernae diei admonet
ut in laude uirginis <fec/ (Maximi Taurinensis Sermo app, 12;
67, 867 = Hildefonsi Sermo; 96, 267). 84 (fol. 111). De
Stephano et de diligendis inimicis; beg,: ^Quotiens caritatem
uestram secundum praeceptum Domini ad dilig. cfec* (Augu-
stini S. 191; Mai nova P. P. Bibl. I, 448), 35 (fol 112).
5. August in i de Epiphania Domini; beg.: ^Post miraculum
uirginei partus quo se Uterus <fec/ (Bei Combefis, Bibliotheca
Concionatoria [Venetiis I, 749] II, 30 als ,Catena aurea' ge-
druckt^). 86 (fol. 114^), Beg,: ,Caritati uestrae hodie de nobis
ipsis sermo reddendus est &c,^ (Augustini sermo 366; 39, 1674).
2245
B. 8. 33 (185). m,, s, XII, Augustini tractatus. !• De
adulterinis coniugiis (40^ 461), 2. De mendacio (40, 487).
8. Contra mendacium (40, 617). 4, De cura pro mortuis ge-
renda (40, 691), 5. De natura et origine animae ad Renatum,
ad Petrum, ad Vincentium Victorem (libb. IV; 44, 475),
6, Sermo Arrianorum (42, 677), 7. Contra adversarios legis
et prophetarum libb. II (42, 603),
2246
B. 4. 2 (220). m,, s, XII in, S. Augustini in Joannis
Evangelium sermones CXXIII (35, 1379),
2247
B. 4, 8 (237). Glossa in XII Prophetas minores.
2248
B. 4. 4 (241). Parabolae, Sapientia, Ecclesiastes, Cant.
Cant. gloss.
2249
B. 4. 5 (225). m., s, XII. Flores Bedae de libris S. Aagu-
stini in epistolam Pauli ad Romapos et primam ad Corinthos
(Flor US Lugdunensis; 119, 279),
(2250 — 22Ö5) Bibliotheca p^tnim Utinoniin Britannica. Till. 25
2250
B. 4. 6 (336). m., 8, XIIL ,Incipit tractatus Origenis in
vetas testamentum. In principio fecit Dens caelum et terram.
Quid est principium nisi dominus noster <fec/ (Die Homilien in
der Uebersetzung des Rufinus; vgl, Hai'nacky Gesch, der altchristl.
Litt. /, 345), Nach omelia Villi in librum Jndicnm folgen (in
der Uebersetzung des Hieronymua 25, 683) in Jeremiam omeliae
XIIII und in Ezechielem II ; die letzte beginnt: ,Nullam speciem
peccatorum scriptura reticet (fec/ (25, 707; vgl. Hamack, a. a, 0.
I, 364).
2251
B. 4. 7 (337). m., 8. XV. Expositiones Patrnm in Psalmos;
beg.: ,Psalterium est quasi magna domus &c.' (26, 1277.)
2252
B. 4. 8 (504). m., 8. XIIL S. Gregorii Magni Moralium
ßibb. XII— XXIII; 76, 985),
2253
B. 4. 9 (313). m., s. XII, S. (3-regorii Moralium pars
altera (76, 986 f).
2254
B. 4, 11 (503). m., 8. XIIL ,Liber S. Marie de Ward^
Origenis homiliae aliquot. ,Incipit omelia nona Origenis de
altari quod edificauit Jesus <&c.' (Von den Hom. in Josue in
der üebers. den Rußnus). ,Posteaquam subuertit Jesus Gai i. e.
chaos <fec.' (Hamack, Gesch. der altchristl. Litt. I, 363, Nr. IX.)
Dann ,De Melchana et Fenenna et Anna &c. Non tunc tan-
tummodo Dens plantauit &c.^ (Ebenda 366.) Femer: ,in ex-
ordium Cantici Canticorum* mit der Praefatio Hieronymi;
^^9' ,Quomodo didicimus per Moysen <fec.* (23,1117.) Es folgt
Jncipit in Ysaia omelia prima. Quamdiu Ozias rex uiuit &c.^
(24, 901.) ,Quo die Jeremias exorsus est prophetare cfec Dens
ad benefaciendum promptus est &c.^ (26, 686). Omelia prima
in Elzechiel (XIV im Ganzen; 25, 691). Mit der praefatio Hie-
ronjmi (beg.: ,Magnum est quidem amice quod postulas ut Ori-
ginem faciam latinum cfec* 25, 684).
2255
B.4, 12 (505, 506). m., s. XTV. 1. Gregorii Dialogi de
miraculis SS. Patrum (77, 149). 2. Epithalamium Origenis
super Canticum Canticorum; beg.: ,Epithalamium libellus hie
26 T. Abhandlmir: H. Sebenkl. (2256 2260)
id est nuptiale <fec.' 3. Leciioncs aliquot V. Bedae in Evan-
gelia (die mit * bezeichneten haben keine Titel), ^Adaentiim
dominicae predicationis &c/ (Hom, 3; 94^ 22), 4. yExordium
redemptionis nostrae &c.^ (Hom, 1; 94, 9) 5.* ,Lectio quam
audistis sancti Evangelii <fcc/ (Hom. 29; 94, 15,) 6. ,Redem-
ptoris precursor testimonium de ipso perhibeDs c&c/ (Hom, 4;
94, 26,) 7.* ,Natiuitatem domini et saluatoris <fec.' (Harn, 5;
94, 31.) 8** ^Andiaimns ex lectione fratres karissimi quui
nascituro &c,' (Hom, mbd, I, 31; 94, 334), 9.* ,Nato in Beth-
leem domino saluatore <fec/ (Hom, 6; 94, 34,) 10.* jQuia tem-
poralem mediatoris dei et hominum <fec/ (Hom, 7; 94, 38.)
11. yLectio S. Euangelii qnae nobis modo lecta est; fratres ka-
rissimi, tanto maiori intentione <fec/ (Hom, 8; 94, 44,)
12. ,De morte pretiosa martirum <&c/ (Hom. 9; 94, 50,)
13. ySanctam aenerandamque presentis festi dtc* (Hom, 10;
94, 53.) 14. jLectio S. Evangelii, quam modo f. audiuimus
magnum nobis et in domino <fec/ (Hom. 11; 94, 58.) 15. ,Quo(l
dominus noster et saluator ad nuptias <fec/ (Hom, 13; 94, 68).
16. ,Sollerapnitatem nobis hodierne celebritatis cfec/ (Hom, 15;
94, 79.) 17.* jAperta nobis est, fratres karissimi, sancti Ev.
lectio recitata <fec/ (Hom, 12; 94, 63.) 18.* ,Duo pariter hu-
mane sanationis miracula <fec/ (Hom, 16; 94, 83). Bricht mit
,et ambula surge enim^ ab,
2256
B. 4. 13 (507). m., 8, XIV, Cassiodorius in Psalmos
LI— C (70, 371),
2257
B. 4. 14 (507). m., 8, XIV, Cassiodorius in Psalmos C
(Clf) usque ad finem (70, 699 f 705 f),
2258
B. 4. 15 (510). m., 8, XIII in, Augustini Sermones de
verbis Domini in IUI Evangeliis et de verbis Apostoli (38; 39),
2259
B. 4. 16 (511). m., 8. XIII, 1. Job. Chrysostomi in
Epistolam ad Hebraeos lat. 3. Eiusdem operis imperfecti in
Matthaeum pars.
2260
B. 4. 17 (512). m,, 8. XIII ex. S. Hieronymus in Jere-
miam et Danielem (in letzterem fehlen die Cap, 33 — 51; 25,
(2261 — 2264) Bibliothaca patrum latinoniiii Britennicft. Yni. 27
491); heg.: ,Post explanationes XII prophetarum &c^ (24^ 679.)
SchL: ^respondere debeamns' (25, 583).
2261
B. 4.22(300). m.y 8. XIV ex. (XV in.) Commentarius in
quattnor Evangelia cnm indice; beg.: ,Quattuor Facies uni &cJ
(Nieolatis de Lyraf)
2262
B. 4. 24 (285). m., 8. XIIL Flaviacensis in Leviticum
(Bihl. P. P. Max. Lugd. XVIT, 47).
2263
B. 4. 26 (223). m., «. XII. S. Augustinus in Genesin ad
litteram (lihb. XII; 34, 246).
2264
B. 4. 26 (224). fol., m., 8. Xllin. S. Augustini epistolae.
1. Ad Volusianam (Ep. 132). — 2. Volusiani ad Augustinum
(185). — 3. Ad Volusianum (137). — 4. Marcellini ad Augu-
stinum (136). — 5. Ad Marcellinum (138). — 6. Ad Italicam
(92). — 7. Ad Marcellinum (143). — 8. Hieronymi epistola
ad Augustinum (81) (I, 754 ed. Vall.). — 9. Augustini ad
Hieronymum (82). — 10. Alypii et Augustini ad Aurelium
(41). — 11. Augustini ad Longinianum (233). — 12. Lon-
giniani ad Augustinum (234). — 13. Augustini ad Longinianum
(235). — 14. Ad Bonefacium (98). — 15. Paulini Nolani ad
Augustinum (25). — 16. Ad PauHnum (27). — 17. Paulini
ad Augustinum (30). — 18. Ad Paulinum et Therasiam (31).
— 19. Paulini et Therasiae ad Alypium (24). — 20. Paulini
et Therasiae ad Romanianum (32). — 21. Severi ad Augu-
stinum (109). — 22. Augustini ad Letum (243). — 23. Ad
Licentium (26). — 24. Licentii ad Augustinum (26""). — 25. Au-
gustini ad Licentium (26^). — 26. Maximi Madaurensis ad
Augustinum (16). — 27. Augustini ad Maximum (17). — 28. Ad
Armentarium et Paulinam (127). — 29. Ad Valentinum et
Monachos (214f 215?). — 30. Ad Vincentium (93). — 31. De
sex quaestionibus ad fratrem et conpresbyterum Deogratias (102).
— 32. Ad Bonefacium (185). — 33. Macedonici ad Augu-
stinum (152). — 34. Auguslini ad Macedonicum (153). —
35. Dioscori ad Augustinum (117). — 36. Augustini ad Dios-
corum (118). — 37. Ad Dardanum (187). — 38. Paulini ad
Augustinum (121). — 39. Augustini ad Paulinum (149). —
28 V. Abhandlao;: H. SehAnkl. (2264)
40. Nectarii ad Angustinum (90). — 41. Augustinus ad Necta-
rium (91), — 42. Ad Maximinianum (23). — 43. Ad Donatum
Donatistam (173). — 44. Ad Euodum episcopum (164). —
45. Ad Probam de orando Deo (130). — 46. Ad Paulinam de
uidendo Deo (147). — 47. Ad Victorianum (111). — 48. Ad
Orontium (267). — 49. Ad Olympium (96). — 50. Ad Corne-
lium (269). — 51. Ad Donatum (100). — 52. Ad Olympium
(97). — 53. Ad Seleucianam (266). — 54. Ad CSrtenses (144).
— 55. Ad Memorium (101). — 56. Ad Marcellinum et Anap-
sicen (166). — 57. Ad Esichium de die novissimo (199). —
58. Ad Florentinam (2^7). — 59. Ad Italicam (99). — 60. Ad
Pammachium (68). — 61. Ad Severum (110). — 62. Ad Feli-
cem et Hilarium (77). — 63. Ad ecclesiam Ypponensem' (78).
— 64. Ad Cives Ypponenses (122). — 65. Ad Possidium (245).
— 66. Audacis ad Augustinum (260). — 67. Augustini ad
Audacem (261). — 68. Ad Maximam (264). — 69. Alypii et
Augustini ad JuHanam (188). — 70. Ad Anastasium (145).
— 71. Ad Sebastianum (248). — 72. Ad Consentium (120).
— 73. Ad Proculeianum (33). — 74. Ad Valerium (21). —
75. Ad Profuturum (38). — 76. Ad Donatum (112). — 77. Ad
Madaurenses (232). — 78. Ad Helpydium (242). — 79. Ad Ne-
bridium (3). — 80. Ad Celestinum. — 81. Ad Antonium(i; (20),
— 82. Ad Gaium (19). — 83. Ad Romanianumf?J — 84. Nebri-
dii ad Augustinum (6). — 85. desgl. (6). — 86. Augustini ad
Nebridium (10). — 87. Ad Nebridium (4). — 88. desgl. (7).
— 89. desgl. (9). — 90. Augustini et aliorum episcoporum de
concilio Certensi ad Donatistas (141). — 91. Publicolae ad Au-
gustinum (46). — 92. Augustini ad Publicolam (47). — 93. Ad
Marcianum (268). — 94. Ad Probam (131). — 95. Ad Optatum
(190). — 96. Ad Griorium et Eleusium et quosdam alios epis-
copos Donatistarum (44). — 97. Ad Donatistas (106). — 98. Ad
Bonefacium comitem (app. 2).^ — 99. Bonefacii ad Augustinum
(app. 3).^ — 100. Augustini ad Bonefacium (app. 4), — 101. Bo-
nefacii ad Augustinum (app. 6). — 102. Augustini ad Bone-
* Nur etwa ein DriUeL diesM Brie/ee i9t von der alten Hand geschrieffcn;
der Best ist von einer Haivd des 15. Jahrhunderts auf leerffdat^enem
Baume ergänzt.
' Der Titel fehlt; vielleicht ist vorher ein Blatt ausgefallen.
' Beg. mit ,Non occidl (&e.*
(2265 — 2267) Bibliotheca patnim Utinoniin Britannica. Vin. 29
facium (app. 6), — 103. Bonefacii ad Augustinum (apf. 7),
— 104. Augastini ad Bonefacium (app. 11). — 105. Bonefacii
ad Augustinum (app, 12), — 106. Augustini ad Bonefacium
(app. 13). — 107. desgl. (app. 14). — 108. Ad Eusebium (34).
— 109. desgl. (35). — 110. Ad Severum (52). — 111. Ad
Donatistas (76). — 112. Ad Januarium episcopum Donatista-
rum (88). — 113. Ad Crispinianum scismaticum (51). —
114. desgl. (66). — 115. Ad Pascentium Arrianum (238). —
116. desgl. (239). — 117. Pascentius ad Augustinum (240).^
— 118. Augustinus ad Pascentium (241). Dieser Brief fehlt
jetzt in der Handschriß.
2265
B. 4. 27 (226). fol., m., s. X ex., 2 Col. 1. ,Historia
Sacra legis non sine aliqua praenuntiatione faturorum gesta dic.^
(S. Isidori quaestiones in vetus testamentum; 83, 207.) Es
folgen die Capitula; der Text heg.: ,Principio fecit Dens caelum
et terram cfec* (83 , 209.) 2. Liber qui vocatur speculum; beg.:
^Reverendissimo in Christo patri H. (Hairmanno m') presbiter A.
(AdalbertuB m*) humillimus levitarum sempiternam in Domino
felicitatem. Mecum saepe retractans cfec' (Das Werk, in 194
Abschnitten y ist ein Florilegium aus (rregors Moralia in Job,
verfasst von Adalbert, angeblich aus Spalding^ vgl. Hardy 11,
629 und V. Rose im Katalog der Meermanniani zu Phillippicas
1692 = Berol. 57; die Vorrede gedruckt in Marthie u. Durand* s
AnecAotorum Thesaurus vol. /, col. 84). 8. ,Incipit liber. in hoc
corpore continentur Aurelii Augustini in epistula S. Johannis
Apostoli omelia decem^ (35, 1977.) 4. Auf der letzten Seite
ist nach Angabe der Catt. Angliae et Hib. eingetragen: Bpistola
Paschalis ad Anselmum Archiep. Cantuariensem, Dat. Lateran.
16. Kai. Dec. Ind. 12 (163, 119).
2266
B. 4. 28 (229). m., s. XII. S. Hieronymi in Ezechielem
Ubri XIV (25, 15).
2267
B. 4. 29 (230). fol., m., s. XII— XIII. ,In nomine Dei
summi incipiunt capitula in prima parte libri epistolarum
beati Jeronimi presbiteri.' 1. Epistola b. Hieronymi pres-
^ BIm die erHen neun Worte bü deponere.
30 V. AbhAodlnog: H. Sehen kl. (2267)
biteri quam de heremo coelessyrie adolescens scripsit ad Hello-
dorum monachum. .Quanto &c} (Ep. 14; 23, 547.) 2. Ad
Nepotiannm. ,Peti8 <fec/ (62; 627.) 3. Ad Helyodorum epi-
scopum; epitaphium Nepotiani presbiteri (60] 689). 4. Ad
Rasticum monachum de instrnctione uitae (126; 1072).
5« Ad Oceanum episcopum quomodo se debeat in domo domini
instit. yDeprecatus es ut tibi breuiter <fec/ (Ep. App. 42; HO, 289,)
6. Epistola S. Hieronjmi consolatoria. ^Diuersorum opprobria &c!
(Ep. App. 41; 30f 282.) ?• Ad Virginem. ,Quantam in caele-
stibus beatitadinem c&c/ (App. 13; 30, 163.) 8. Ad Presidiom
diaconum (App. 18; 30, 182). 9. Ad Rufiinum (3; 23, 332).
lO, Ad Florentinam monachum (4; 336). Ih Ad Laetam
de institutione Paulae virginis. ^Beatus apostolus Paulus scribit
ad Corinthios <fec.* (107; 867.) 12. Ad Niceam Demetriadem
(130; 1107). 18, Ad Celanciam (148; 1204). U. Ad Fa-
riam de viduitate seruanda (64; 660). 15* Ad Salinam de
morte Nibridii (79; 663). 16. Ad Gerochiam de monogamia
(123; 1046). ' 17. De exitu sanctae Paulae. Titulus sepalchri
illius. Item in foribus speluncae (108; 878). 18. Ad Mar-
ceUam (37; 461). 19. Ad Paulam (39; 466). 20. Ad Pam-
machium de morte Paulinae (66; 639). 21. Ad Oceanum de
morte Fabiolae (77; 690). 22. Ad Fabiolam de vestibus sacer-
dotalibus (64; 607). 23. Ad Fabiolam de mansionibus filiorum
Israel per heremum (78; 698). 24. Adversus Helvidium
de sanctae Mariae perpetua virginitate (23, 183). 25. Ad
Algasiam libri quaestionum XI (121; 1007). 26. Prologus ad
Edibiam de diversis quaestionibus XII (120; 980). 27. Ad
Cyprianum presb. (140; 1166). 28. Ad Minervium et
Alexandrinum monachos de difficillima apostoli Pauli quae-
stione (119; 966). 29. Ad Oceanum (69; 663). SO. Ad
Evangelum (146; 1192). 31. Ad Damasum papara. ,Beatitu-
dinis tuae &c.^ (21; 379). 32. Ad eundem. ,Quoniam (fec/
(16; 366). 33. Ad eundem. ,In evangelio mul. &c.' (16; 358).
34. Daraasi ad Hieronymum. ,Commentaria cum 1. &c.' (19; 376).
35. Ad Damasum papam. ,Multi super hoc &c.^ (20; 376).
36. Ad eundem de seraphin et calculo et de quis ibit nobis.
,Septuaginta et missum est ad me unum de sera <fec.' (18; 361).
37. Ad eundem. ,Epistolare officium est <fec.^ (7, 137 ed., Vall.)
38. Damasi ad Hieronymum. ^Dormientem &c.^ (36; 22, 451.)
(2268 — 2270) Bibliotbecft patrum latinoram BnUanie». YIU. 31
39. Ad Damasum Papam (36; 462). 40. Ad eundem (App. 15;
30, 181), 41. Ad Dardanam de terra repromissionis (129;
23, 1099). 42. Angustini ad Hieronymum. ^Numquam eque <&c/
(lyß; 666). 43. Eiusdem ad enndem. ,Andmi peruenisse <fec.'
(101; 829.) 44. Ad Augustinum (102; 830). 45. Ad eun-
dem (103; 831). 46. Augustini ad Hieronymum (110; 909).
47. Augustini ad Presidium (111; 916). 48. Augustini ad
Hieronymum (104; 832). 49. Ad Augustinum (106; 834).
00. Augustini ad Hieronymum. ^Habeo gratiam quod pro saluta-
tione suscepta <fcc/ (67; 647.) 51. Ad Augustinum (112; 916).
53. Ad eundem (116; 936). 58. Ad eundem (134; 1161).
54. Explanatio fidei. ,Credimu8 in unum <fcc/ (Äpp. Ep. 17 f;
30, 176.) Bricht am Ende des Blattes mit ,que in celo sunt et in
terra ||' ab. 55. Es folgt ein Gedicht mit verstümmeltem Anfang:
,B\ non diuinum subuenit auxilium/ ,Hec monachi toto mentis
conamine uitent &c. (Anseimus Cantuariensis de contemptu
mundi; 168, 690 B). Schi.: ,Thesauros Arabum, mensas et
prandia regum | quiequid habet mundus deputo uile lutum' (^^y
706B). — Provenienz: liber S. Marie de alejfr(s?)^^*o^^^(^
2268
B. 4. 80 (242). m., s. XIII. Libri Regum gloss.
2269
B. 4. 81 (501). m., s. XIII. Ambrosii sermones (!),
L De S. Joseph (14, 641). 2. De patriarchis (14, 673).
3. De excessu fratris H (16, 1289). 4. De laud^ virginitatis
ad sororem saam; beg.: ,Si iuxta caelestis sententiam <ßc.' (16,
187.) 5. De laude viduarura (16, 233). 6. De lapsu vir-
ginis (16, 367). 7. Ad violatorem (16, 379). 8. Lamentatio
eiusdem super eisdem (16, 380). 9, De observantia episco-
pomm (17, 667).
2270
B. 4. 82 (502). m., s. XIII ex. (,Liber S. Marie de Ward.')
1. Jncipit prefacio venerabilis Bede presbyteri in expositione
libri geneseos ad Accam episcopum. De principio libri genesis
in quo mundi <fec.* (Hexaemeron; 91 y 9.) Schi.: ,uere liberi
eritis. Explicit liber quartus venerabilis Bedae presbyteri super
genesim.' 2. ,Incipit prologus Albini ad Sigulfum presbyterum
in quaestiones libri geneseos. Quia indiuiduus et fidelis michi
quomodo conuenit <&c.^ (^OOf 616.) 3. Eine kurze chronolo-
32 V. Abbandlnng: H. Sohenkl. (2271 — 2277)
gisctie Aufzählung wichtiger Begebenheiten; heg.: , Ab Adam ad
dilnuium mille sexcenti quinqaaginta sex anni computantor <£c/
(u. a. ,1132 Londonia combnsta est^). SchL: ysuccessit Thomas
cancellarias.'
2271
B. 5. 3 (300?). w., B, XIV'-XV. Hieronymus in IUI Evan-
gelia (Glosse),
2272
B. 5. 8 (324). m., s. XIV. Milleloquinm Augnstini compo-
situm a fratre Bartholomaeo de Urbino (Leyden 1565).
2273
B. 5. 10 (389). m.y s. XII ex. (Radulphus) Flaviacensis
in Leviticum (Bibliotheca P. P, Maxima Lugd. XVII ^ 47).
2274
B. 6. 11 (231). m., s. XIV. Hieronymns in Esaiam
(24, 17).
2275
B. 5. 12 (514). m., s. XIV. Hieronymas in Psalmos; heg.
ad Psalm. CXVII: ^Quidam dicant hnnc psalmnm cfec* (26,
823.) Vorher: ,Proxime cum Origenes psalterium cfec' (26, 821.)
2276
B. 5. 17 (240). Paralipomena, Esdras, Nehemias, Tobias,
Esther, Macchabaei gloss.
2277
B. 6. 18 (333). m.j s. XIV ex. (XVt). Augustini tractatus
et sermones. 1« De sermone domini in monte (34, 1229).
2 (fol. 20). Super canonicam Johaunis (35, 1977). 3 (fol 42).
De visitatione infirmorum (40, 1147). 4 (fol. 43). De poeni-
tentia; heg.: ,Poenitentiam confessione facit ut <&c.^ 5 (fol. 44).
De vita Christiana; heg.: ,Ego peccator et ultimus (fec* (40,
1031.) 6 (fol. 45). De XII abusiuis; heg.: ,Primo si sine
operibus <fec.^ (40,1079) 7 (fol. 47). Epistula ad religiosos;
heg.: ,Ex quo surgit relig. <ßc.' 8 (fol. 48). Flores in con-
templationem b. Augustini; heg.: ,Da michi domine scire i&cJ
9 (fol. 55). De spiritu et anima (40, 779). 10 (fol. 63). De
conflictu vitiorum et virtutum ; heg. : , Apostolica uox clamat <ßc/
(40y 1091) 11 (fol. 67). De conversione; heg.: ,Conuersorum
sancte et pie cfcc* 12 (fol. 71). Exhortatio ad Julianum co-
mitem; heg. : ,0 mi frater si cupias cfec' (40, 1047). 13 (fol 82).
(2277 — 2278) BibUotheea iHitnm Utinoniin BriteimicA. VIll. 33
De vera et falsa poenitentia; beg,: , Quantum sit appetenda &c.y
(40, 1113.) 14 (fol. 87). Contemplatio; beg.: ,Domine deus
mens, da cordi meo <&c/ (40, 901). 16 (fol. 90). De fuga
molierum; beg.: ^Habet pax martires saos dkc* (Sermo app.
293; 39, 2301). 16 (fol. 90). De laude Jeronimi; beg.: ,Glo-
riosissimi Christiane fidei atlete (&c.* (Ep. app. 18; 33, 1120).
17 (fol. 93), De moribus ecclesiae et Manichaeorum ; beg.: ,\n
aliis libris satis &c.' (32, 1309). 18 (fol. 114). Super epistolam
ad Romanos; beg.: ^Sensus hij sunt in epistola (kc.^ (34, 2063).
19 (fol. 121). Super epistolam Pauli ad Galatas; beg.: ,Causa
propter quam <&c/ (34, 2105). 20 (foL 134). De gaudiis elec-
torum et poenis improborum; beg.: ,Tria sunt sub cfec/ (40,
-M). 21 (fol. 136). De divinatione daemonum; beg.: ,Quodam
die in diebus <fec/ (40, 581). 22 (fol. 139). De peccato in
spiritum sanctum; beg.; ,Magna quaestio est de rec. c£c.' (S. 71;
HS, 445). 23 (fol. 140). Admonitio de poenitentia; beg.: ,Ad-
moneo uos, iratres, in conspectu Dei cE;c/ (Caeaarii homilia;
67, 1082 f) 24 (fol. 141). De oeto quaestionibus Dulcitii; beg.:
,Quantum michi uidetur <fec/ (40, 147). 25 (fol. 160). Contra
Pelagianos de praedestinatione ; beg.: ,Addere etiam hoc (S:c.^
(Das 6. Buch des Hypomnesticon; 45, 1657). 26 (fol. 150).
Ciontra calumpnatorem suum catholica confutatio ; beg. : Quidam
christianae ac fratemae <fec/ (45, 1843). 27 (fol 152). De
igne purgatorii; beg.: ,Audiaimus, fratres, apostolum dicentem <fec.*
28 (fol. 153). Soliloquia; beg.: ,Voluenti michi diu <fec/ (32,
869). 29 (fol. 164). Enchiridion; beg.: ,Dici non potest &c.'
(40, 231). 80 (fol. 179). De fide ad Petrum; beg.: ,firmissime
tene et milla dub. <fec/ (40, 679; Cap. VI). 31 (fol. 182). De
agone Christiane; beg.: ,Corona uictorie non <fec/ (40, 289.)
32 (fol. 186). Unde malum; beg.: ^Adeodatus. Die mihi quesocfec/
^?2, 1221; es folgt de libero arbitrio. Fol. 203 ,Explicit liber II
de libero arbitrio. Liber III a Deo datus quoniam satis mihi
manifestum &c.' = 32, 1269). 33 (fol. 215), Meditationes de
spiritu sancto; beg.: ,Domine deus, spiritus sancte, timeo et
desidero loqui <&c/ (Invocatio spiritus sancti; Mai, nova P. P.
Bibl I, 308).
2278
B. 6. 19 (334). m., s. XII. L Beginnt unvollständig:
,\ non immerito igitur credimus his animalibus S. ecclesiae po-
äitsuigibcr. d. phil.-biit. d. CXXXVI. Bd. b. Abb. 3
34 V. Abhftndlanff: H. Hebenkl. (2279 2283)
pnlos designari d^c/ Ein Capitel beginnt: ^Sciendum est qnod
bona nostra tribns modis antiquns hostis insequitur dkc,^
2 (fol, 13^). yOsculetur me osculo oris sai. Suspirans sancta
ecdesia pro adaentu mediatoris dei et hominnm iSkc.^ 8 (foL 2(j;
andere Hand). Jncipit passio et resurrectio Domini a Nicho-
demo edita quam innenit Teodosias imperator in archiuis he-
breomm et a S. Ambrosio de greco in latinnm translata.
Factum est in anno nono decimo Tiberii &c,* (Das sog. Evan-
gelium Nicodemi; Tischendorf^ Ev, apocr. p, 314), 4 (ändert
Hand). Hugo de arra animae : beg.: ,Loqnar secreto <fec/ (176^
951.) Bricht im Capitel ,Sed dignum oalde est inqoisitione cfec*
Tiach den Worten ,spiritum ante sni 8am{|' ab (diese Worte kann
ich bei Hugo nicht finden; es scheint also noch ein anderer
unvollständiger Tractat eingeschoben zu sein). 5 (andere Hand).
Beg. unvollständig: ,\\ tarnen qne sit magna illa et granis qne
stio soli ut putas tibi non insolubilis &cJ (Ein Tractat Hier
Maria f handelt z. B. über coniagiam sine consensa coitns.
Schi.: ,post partum uirgo permansit/ [Es ist Hugonis de
S. Victore libellus ejnstolaris de b. Marias virginitate; 176,851
D — 873]. 6 (andere Hand). Incipit sciencia multiplicandt
augendi minuendi et diuidendi. 7. ^Incipit regula S. Augn-
stini. Ante omnia, fratres karissimi, diligatur Dens ikc^ (32,
1377 und 1449).
B. 6. ao (238). Catena in epistulas Pauli. 2279
2280
B. 6. 21 (235). m., s. XIH. 1. Hieronymi expositio to-
cum Hebraicorum; beg.: ^Acthiopam tenebras &c.^ (23, 773).
2. jPrimo facta die duo celum terra leguntur &c.* (Petri dt
Riga Aurora; 212, 11.)
2281
B. 5. 22->24 (228, 513, 227). m., s. XII— XUL Hiero
nyraus. 1. in Jeremiam (24, 679). 2. in Esaiam I— IX
(24, 17). i. in Esaiam X— XVIII.
2282
B. 5. 26 (221). m., s. XII. Augustinus in Psalmos,
pars I (30).
2283
B. 5. 27 (308). w., s. XIV. Augustinus in Psalmos,
pars II (47—100; 36 und 37).
(2284 — 2297) Bibliotheca patrnm latinorom Britanniea. VIII. 35
2284
B. 5. 28 (222). m., 8, XIL Augustinus in Psalmos,
pars m (37).
B. 7, B. 8 und B. 9 enthalten meist alte Handschrißen
griechischer Kirchenväter , die vom Athos herstammen und von
Bentley angekauft wurden; ich gehe hier die sehr summarische
Liste des handschriftlichen Kataloges nebst den von mir hin-
zugefügten Datierungen wieder,
2285
B. 7 1. S*», m., s. X, 1. Chrysostomi uel potius Titi
Bostrensis junioris expositio in Matthaeum. 2. Eusebii Pam-
phili quaestio in illud O^FE 2ABBATQN. 3. Isidori Pelusiotae
epistola ad Theogn. de salvatoris nostri resurrectione.
4. Chrysostomus (vel Titus) in Lucam et Johannem.
2286
B. 7. 3. m., s, XII, 1. Gregorius Nyssenus in Cantica
Canticorum. 3. Anonymus in Ecclesiasten et Cantica Can-
ticorum.
B. 8. 1. s. XII, Vitae Sanctorum. 2287
2288
B. 8. 2. s, XII (XI f), Chrysostomi homiliae in Genesin.
2289
B. 8. 3, s, XII, 1. Vitae Sanctorum. 2. Chrysostomi
et aliorum sermones.
2290
B. 8. 4. s, XII ex, Chrysostomus in Matthaeum.
2291
B. 8. 6. s. XII (s, XI), Gregorii Nazianzeni orationes.
B. 8. 6. s, Xlllin, Ralendarium graecum. 2292
2293
B. 8. 7. s. XII in, 1. Vitae Sanctorum. 2. Gregorii
Nazianzeni Homiliae et aliorum.
B. 8. 8. s, XI in. Chrysostomi homiliae. 2294
B. 8. 11. s, XL Chrysostomi homiliae. 2295
2296
B. 8. 12. s. XII ex, Gregorii Nazianzeni orationes.
B. 9. 1. s. XI ex, Gregorii Nysseni homiliae. 2297
3*
36 T. Abhaadlnng: H. Scbenkl. (2298 — 2308)
2298
B. 9. 2. 8. XIII in. Vitae Sanctorum per Symeonem
Metaphr.
B. 9. 3. 8, XII in. Vitae Sanctorum. 2299
2300
B. 9. 4. 8. XII in. Chrysostomi homiliae in Genesim.
B. 9. 12. 8. XII. Chrysostomi homiliae in Matth. 2301
2302
B. 9. 13. 8. XII. Gregorii Nazianzeni carmina et homiliae.
B. 9. 14. 8. XI und 8. XI bm. Vitae Sanctorum. 2303
2304
B. 9. 6. 8. XV ex. Philo (8. L. Cohn de opif. mundi p. XXX),
B. 9. 9. Hermes Trismegistos u. Plotinus. 2305
B. 9. 15. 8. XII in. Chrysostomus in Genesin. 2306
2307
B. 10 enthält lateini8che Bibeln; B. 11 Liturgicay darunter
B. 11. 32. 8. XV. Vitae Sanctorum, echön illuminirt; B. 12
Shake8peariana; B. 13 den alten Bihliothekekatalog.
2308
B. 14, 3. »», m.y 8. X., fol. 66. Fol. 1 — 4, epäter eingeklebt,
enthalten in 2 Columnen in langobardiecher Schrift de8 9. (8f)
Jahrhunderte, Fragmente au8 Ambrosius in Psalm. CXVIII;
nämlich Hie ergo uenit ad laque|os sed uoluntarios' (XV, 1342
Migne) bie ,is enim qui in iu' | (1346) und ,nobi8 alloqnia^
(1360) bie ,8ed hoc ille ait qui poterat dicere^ (1362). Die
Handechrift eelbet enthält: 2. fol, 6 (von jüngerer Hand).
Arator de actis apostolorum petri et pauli. Darauf von aU-er
Hand: QVIME (grün) \ RI (roth) \ TI PLOREM MATVRIS (blau)
I SENSIBVS ORTVM (& (roth in Uncialen). (Fol. 6^) MOENIBVS
VNDO (grün) \ SIS BELLORVM INGEN- (roth) \ DIA CERNENS dt
(schwarz), (fol. 6^) Explicit epistola incipiunt capitula (roth in
Uncialen). (fol. 7) Finiunt tituli libri •!• incipit historiae apo-
sto licae aratoris subdiaconi Romanae a^c|clesiae liber primas
(roth in Uncialen). \ VT SCELERIS IV- (grün) \ DEA SVIS POL-
(roth) I LVTA CRVORE &c. (echwarz). (Fol. 33) Capitula des
2. Buches, ohne Titel; von jüngerer Hand LIBER II. (Fol. 66^)
PINIT LIBER SECVNDVS ARATORIS SVB DIACONI SCE AECCLAE
ROMANAE HISTO|RIAE DÖ GRATIAS. Beato dnö petro adiu
uante etc. Arn Schlüsse: 3. Cfol. 66^) das bei O, 1. 18 er-
(2309 — 2312) Bibliotheca patram latiDornra BritaDoiea. VIII. 37
wUhnte Akrostichon des heil. Dunstan , jedoch Mos bis v. 21
ohne Anfangs- und Endbuchstaben,
2309
B. 14. 6 (177). m., s, XII ex, Gregorii Pastorale (77, 13),
2310
B. 14, 7 (398). m., s. XIV—XV, 1. Bonaventurae me-
ditationes de passione; beg.: ^Adaeniente iam et dkc' (Secunda
Feria, Cap. VII; Vol, F/, p. 839 der Lyoner Ausgabe von 1668),
2. (Eiusdem) Stimulus amoris; beg,: ,Accedite gentes cur-
rentes &c.^ (Vol, VII, p, 193), 3. Augustini meditationes de
diligendo Deo; beg,: ,Vigili cura et &c.^ (40,847). 4, Augu-
st in i Soliloquia; beg,: ^Cognoscam te domine cognitor meus d^c'
(das 10. Buch der Confessiones ; 32, 779), 5. AUoquia ad spi-
ritum sanctum; beg.: ^Deus meus, Spiritus sancte, timeo et de-
sidero loqui <fec.^ (Invocatio Spiritus sancti; Mai nova P, P.
Bibl, I, 408), Es folgen Werke des heil, Anseimus Cant.
2311
B. 14, 11 (== B. 16. 29). ch,, s, XVI. 1. Rob. Soame de
pcrpetuitate fidei iustificantis contra Petrum Baro. 2. (Andere
Hand; s, XV,) Flores S. Augustini. 3. Anselmi quaedam;
heg,: ,Homo qui laborat <fec.* 4« Speculum peccatoris; beg,:
«Quoniam karissimi in huius uitae uia fug. &c,^ (Augustinus^
40, 988,) 5. ,Hec sunt monita de uerbis b. Ysodori extraeta
ad instituendum hominem. O homo scito temet ipsum &c.^
(Synonyma II, 2; 88,845,)' 6. Ephraim Diaconus de die
iadicii^ beg,: , Venitc dilectissimi fratres &c.^ (Sermo IV;
p. LXXXI der röm. Ausgabe), Einst im Besitze von ,Tho.
Rud. 1709^
2312
B. 14. 30 (304). 4% m,, s, XI; 129 fol, 1 (fol, /«j. Sermo
S. Augustini episcopi de purificationc S. Mariae; beg.: ,Si
subtiliter a fidelibus &c,^ (Fulgentii Rusp. Sermo; 65, 838),
2 (fol. 14''), Sermo S. Augustini de nativitate beate Marie:
ht^g.: ,Mutuae dilectionis amore <fec.' (f), 3 (fol. 26*^). De An-
nunciatione S. Marie; beg.: ,Adest nobis dilectissimi optatus
dies (fec/ (Augustini Sermo App. 194; 39, 2104), Fol, 31, 32
leer. 4 (fol. 33^), De beate Marie ortu siue moribus ante-
quam ab angelo salutaretur beati Ambrosii episcopi; beg,:
,Sit igitur nobis tanquam (&c,^ (Odilonis Clun, S. XIV; 142, 1029),
38 V. AbhADdloDg: H. Schenkl. (2313 2318)
5 (fol, 35^), Epistula S. Hieronymi de assumptione S. Marie
ad Paulam et Eustochium; beg,: ,Cogiti8 me, o Paula cfrc/ (Ep,
App.; 30, 122.) 6 (fol. 48^). Tractatua de vita B. Virginis
(dieser Titel van jüngerer Hand himugefögt) ; heg,: ,Appro-
batae consuetudinis est cfec/ (Sermo Fulberti 4; 141, 320).
Fol. 57 leer. 7 (fol\ 58^). Jncipit Über I Beati Ambrosii
episcopi de uirginitate. Si iaxta celestis (fcc/ (16, 187),
8 (fol. 79^). Liber IV de viduis; beg.: ,BenG accidit fratres <fec/
(16, 233.) 9 (fol. 92^). Liber V de virginibus; beg.: ,Nobile
apud ueteres <fcc/ (16, 265.) 10 (fol. 109^). Exhortatio ad
virgines (Titel von jüngerer Hand); beg.: ,Qui ad conaiaium
magnum <&c/ (16, 335). 11 (fol. 122^). ,Incipit sermo S. Am-
brosii episcopi de iapsu nirginis consecratae. Audite qui longe
estis &c.' (16, 367.) Es folgen, wie in den meisten Handschriften,
noch die Untertitel (fol. 126^) Jncipit ad niolatorem. De te
autem quid dicam <fec/ und (fol. 127^) ,Lamentatio saper eis.
Quis consoletur te cfec/ Fol. 129 leer.
2313
B. 14. 31 (454). eh., s. XV. Legenda Sanctorum.
2314
B. 14. 41. m., s. XIV. Nach Hugo de S. Victore de arra
animae (176, 951) folgt Sermo B. Augastini de bonis caeli
et miseriis inferorum (40, 991) *.
B. 14. 48 (444). Homiliae quaedam in festis. 2315
2316
B. 16. 2. m., s. XIV. 1. Commentarius in dies festos
totius anni; beg.: ,Hora est iam nos de somno <&c.* 2 (fol. 65).
De vitis Sanctorum; beg.: ,De S. Sebastiane. Vacciliantes con-
firmauerunt &c.' (u. a. auch Jstud potest seruire in conuer-
sione S. Faulig. 3 (fol. 114). Concordantiae Bibliorum.
4 (fol. 151). Sermones S. Augustini morales ad fratres suos
in eremo; beg.: ^Audistis^ fratres karissimi; sanctissimos reges drc'
(S.43; 40,1317).
2317
B. 15. 18. m., s. XIV ex. Jacobus de legendis Sanctorum,
nebst Barlaam et Josaphat und anderen Anhängen.
2318
B. 15. 25. fol, m., s. XV Vita S. Patricii CC capitibus
comprehensa (vgl. Hardy I, 195).
(2319 2321) Bibliotheea patnim latinornm Britonnica. VIII. 39
2319
B. 15. 28 (143). w., s. XIV (fol. 67 »J. Epistola Augu-
siini ad Cyrillum; beg.: ,Glorio8i8siini christianae fidei athle-
tae <fec/ (Ep. App. 18; 33, 1120) und (fol. 65) Cyrilli epistola
ad Augustinum (Ep, App, 19; 33, 1126).
B. 15. 29. ist identisch mit B. 14. 11.
2320
B. 15. 88 (288). 4°, m., s. IX, 146 folL; angelsächsische
Schrift (Isidori Etymologiae ; Anfang und Ende fehlt). Beg.
(fol. 1): ,11 mi non ex solis circulo sed et lun^ (lib. V, c. 33, 1;
82, 219 A). Schi. (fol. 143^): ,credo equidem nee uana fides
genus esse deorum ||' (lih. IX, c. 7, 28; 82, 368 A). Die Titel
der Abschnitte von einer anderen, jedoch gleichaltrigen Hand
in rothen Uncialen beigefügt.
2321
B. 15. 38 (429). m., s. XII und XIV. 1. Capitula Biblio-
nim. 2, Collatio coinsdam monachi; beg.: ^Quis ascendet in
celum (fec' Am Schlüsse: ,W* in epistula ad fratres de monte
Carmeli*. 3. Ein Glossar (blos eine Seite): AUeluia — vertex
(mit französischen Worterklärungen: bibtdum: Tassel. fibula: le
frenge; unde fibulo las atacher). U. a. öurgulio est uermis qui
nascitur in caseo &c.^ 4. Eine kleine Bibelconcordam.
5 (s. XIV). Serm^ones: ,Sermo in ascensione. Ascendo ad patrem
meum et patrem uestrum &c. In Matheo scriptum est non uos
estis <fcc.' Später ein Tractat de vitiis, wie es scheint. 6 (fol. 12).
Narrationes de libro qui uoeatur Barlam. 7 (fol. 24). Ein
Tractat mit dem Rubrum Frater R. de Fisak (Ricardus Fis-
hakerf), beg.: ,Ego autem s. oliue <fec.' Allerlei Sermones und
Excerpta; dazwischen: 8 (fol. 48). ,M Fh(ilippus) de Greue
(Cancellarius Parisiensis). Laboraui clamans in gemitu meo cfec/
9 (fol. 59). Tractatus cuiusdam de penitentia (darauf nach
den Cot. Angl. et Hib. Jo. de Abbatis villa quaedam).
10 (fol. 71). Roberti Lincolniensis XII Patriarcharum testa-
menta (Bibl. PP. Max. Lugd. II, 477). 11 (fol. 77). Robertus
Lincolniensis de contemptu mundi(^?j. 13 (fol. 79^). Narratio
ex libro qui uoeatur Öuda (Rob. Lincoln.); beg.: ,Temporibu8
piisimi Justiniani imperatoris cfec' (vgl. V. Rose im Hermes V,
ioßff.) 13, Excerpta Patnim (Augustinus; Chrisostomus de
40 V. Abhandlnng: H. Schenkl. (2322 — 2329)
reparatione lapsi &c.). 14 (foL 108). Exceptiones Decretalium.
15 (foL 152), ,Dicite filie Syon <fec/ (Matth, 21^ 1; oder haia$
62y 17 f) mit Commentar. 16 (foL 196), ,Multipharie multisque
modis iSkc^ (Pauli Ep. ad Hebraeos) gleichfalU mit Commentar.
2322
B. 16. 3 (219). m,y 8. XI in., angelsächsische Schrift, Ra
banus de laude S. Crucis (107^ 133 j.
Abthellung B.
In B. 2 befinden sich einige bis jetzt noch nicht signierte
Handschriften :
2323
a) Horatii opera. ca., s. XV, mit hübschen Miniaturen.
2324
b) Aristophanis Plutus, Vespae, Ranae. cA., s. XV; einst
im Besitze von Beatus lihenanus und später von Brunck, Mr/ar/
6 TO'j Auf^cj r£vta oulcov i^v^pa^^e^ Iv puOujJita ^t^tt^;. Voran geht
ein ßtc; 'Apiarofivoü?.
2325
c) Die Vit^i Aesopi mit den Fabeln in der lateinischen
Uebersetzung des Henuccio di Castiglione.
d) Vergilii Aneis. ca., s. XV. 2326
2327
B. 8. 18. m., s. XIII ex. h Boethius de disciplina
scholarium (64, 1223). 3. Ovidii Epistolae. 3. Persii
Satirae 4. Horatii Epistolae.
2328
B. 8. 26. m., s. XII ex. Ovidii Metamorphoses (IV, 488
bis XV, 799).
2329
B. 3. 29. m., s. XIII in. *L Horatii Ars poetica, Ser-
mones, Epistolae cum commentario. 3. Persii Satirae.
3. Liber de artificio loquendi; sive poetica maior; beg.: ,Papa
Stupor mundi dtc.^ (Galfridi de Vinesauf Poetria nova;
Ijcyser p. 862). 4. Ovidius de remedio amoris. 5. Poema de
di versa significatione verborum similium; beg.: ,Littera vox
Simplex vocalem concomitatur <fec/ 6. Ein Tractat in alpha-
(2330 2337) Blbliothoca patrnm latinonim Britannioa. VIII. 41
betischer Anordnung (A — D fehlt), 7. ,Scire distinguere so-
pistarom ampollas exprim. &c,^ 8. Eine Bearbeitung des
Doctrinale. ,Liber S. Marie de holmcoetr . . .^ (f)
R, 8. 80. m., s. XIL Lucani Pharsalia. 2330
2331
B. 8. 81 (613). cA., s.XVin, Sophoclis tragoediae III,
cum comm.
2332
B. 8. 60 (349). m. s. XII— XIII. Vergilii Aeneis.
2333
B. 8. 61 (446). m., s. XIL 1. Galfridi de Vinesauf
Poetria nova (Leyser p. 862), 3. Horatii Epistolae.
i Liber de accentibus; heg.: ,Quattuor sunt quidem qui docent
docendo <fec.' 4. ,A Phoebo Phoebe (fec' (Alani de Insults
Prwerbia; 210, 581),
2334
B. 8. 66 (479). «i., s, XIV (1 und 2) & XII ex. (3 und
folg.). 1, Ecloga Theodoli; beg,: ,Ethiopum terras (fec* (Leyser,
p. 296). 2. Ovidius de remedio amoris. 3. (Von junger
Hand ist der Titel Liber dictus Pictaleon seu uersus reso-
nantes hinzugefügt), ,Non scandent celum liuoris haben tia
telom i&c.* Am Schlüsse Explicit Pictaleon. 4. ,Qno tempore
Urbanus romanae ecciesiae auidissimus pontifex &c.^ Dann ,mi-
racolom qaoddam in regno imperatoris alemannorum satis mi-
rabiliter gestum*. *5. Liber Thobia (Matthaei Vindoci-
nensis; ed. Müldener, Gothas 1866). 6. ,Noctis sab silentio
tempore bramali cfec* (W, Mapes ed. Wright, p. 187; florileg.
Casinense IV, 263).
B. 8. 67. m., s, XII in, Horatii Opera. 2335
2336
B. 4. 4 (214). m,, s. XII ex, Livius (BB, 21—30),
2337
B, 6. 22 (257). m., s, XLV. iSs XIL 1 (s. XIV). Bedae
historia ecclesiastica (96, 21), 3. Vitae et passiones S. Basiiii,
S. Euphrosynae, S. Agnetis^ S. Vincentii martyris, Thomae ar-
chiepiscopi Cantuariensis (II, 414 Hardy) , Laurentii Archi-
diaconi.
42 y. Abhandliuiff: H. Schenkl. (2338 — 2347)
233«
B. 5. 27 (521). m.j 8. XII in, 1. Bedae historia eccle-
siastica (in principio inutila; 95, 21), 2. Cuthberti ad Chitha-
rinum epistula de transitu Bedae (90, 35; Hardy I, 996; p. 456).
2339
B. 6. 17 (251, 252). Hieronymi opera (nach Angabe d^
Cat. Angl. et Hib, im Jahre 1447 auf Pergament gedruckt; in
Wahrheit von Th. Werken geschrieben und in diesem Jahre
mllendet),
2340
B. 7. 8. m., 8. XIL Bedae historia gentis Anglorum (95, 21).
2341
B, 7. 6 (282). m., «. X — XL h Bedae historia eccle-
siastica (95, 21), 2. Catalogus operum Bedae (Hardy I, 994;
p. 455),
2342
B. 9. 9 (515). ch,, 8. XV. Polyaeni strategemata.
2343
B. 9. 10 (370). m,, 8. XII— XIII, Isidori Etymologiae.
2344
B. 9. 11 (358). m,, 8. XI ex. Prisciani libri XVI.
2345
B. 9. 12 (390). m., 8. XVI. Hermogenis compendium
rhetorices.
2346
B. 9. 16. eh., 8. XV. 1, Beg. unvollständig: '|| a; aprevoi
ßapuTova eiTs ovofxara sTts jxsxoxal x-tA.' Der nächste Absatz beg.:
'3tava)v S'. TwoOsv xp6!rr^(; ; Tuapa zo yjp^^Oi; xtX.' Der letzte Kanon trägt
die Nummer X5. 2. '^px^j ^^ ^^w töv OuXux(ov xocv6v(i)v. pioOsa
-xotoü |ji.£pou^ Xf^öi) cCt(v5 xtX.' 3. "kpr/Tt.. .zio^i ouSsT^pwv xavcvwv.'
(Ein Comm. zu Theodosius; vgl, Gramm, Graeci IV, 1 et Hilgard.)
4. 'lApx^i ^v Osto ToO -rrpwTOJ T/iloM^ tou xupiou Movou^jX. K6pt£ 'It57S'j
XpioTS 6 Oeb<; iq[jwov xtX.'
2347
B. 9. 18, 19. eh., 8. XVI, 1. 'Ex xwv xoö ilaXawiTOU :r£p-
xwv ttrcopiwv. 2. (andere Hand; Moschopuli de dictionibns
Atticis pars von junger Hand) beg.: 'Tpto t ud/to xai aY« xai ^poa^dp<o
xxX.* Später kommt der Name Aacxapt; vor. 3 (er«te Hand), 'llpoXs-
Y6[i,sva Ti5<; pifjTopixr^c. TV pY;ToptxYjv Sta^opwc xtve<; wpftj. xtX.' (Ma-
xim ns Plnnudts; V, 212 Walz). 4. X^) "^^ "^^ ^"^k^^P'^^i^
(2348 — 2354) BibUotbeoa patrnm Iftiinonun Briüumica. VUI. 43
;i:?X{ov xtX; (V, 223). 5. '(}\)QK\Gi^ S^/rwv aeXyiO. xtX; (T, 252;.
6. 'Il£pl XoYOYpa<pia;. Oaua Xö^oü tSea xtX.' (Vermuthlich identisch
mit dem in den Catalogi Angl. et Hib, III unter den Galeani
ah Nr. 6020 verzeichneten Tractat; s. unten Nr. 10.) ?• *2iTpo-)f-
•pXov Gx^[xa iorl TdSe xxX.* (7/7, 705J. 8. Theophrasti Cha-
racteres; heg.: '"HSt; [xev xat -rcpo-cspov xtX.' 9, Epitome Dio-
nysii Halicarnassensis ^epl ouvOecsox; 5vo(xaT(i>v; &6^. ; '(^)<^P^^ '^^^
)tai(?) £Y^ö Tixvov xtX.' 10« As5ix.bv twv 'HpoSÖTOu X^^ecov ex (Ji^poü?
xxra ^otxstov. l4vsXr^ — XP'^^ (Stein ed. mai. Ily 449; vgl. Cata-
logi Angl. et Hib. III^ 6979). !!• 'Ewt 2(jL6pvY] (xovwSte 'ApiaxiBou.
'^Ü ZsO t{ xpi{(T(i>(jLa( xtX/ 13. Laertius Diogenes de vitis phi-
losophomm; beg.: XT}h ty;c ^(koao^laq ^pYOv xtX/
2348
R. 9. 20 (462). CA., *. ZF. Philostrati Heroica.
2349
R. 0. 21 (394). m., 8. XIII in. 1. Senecae epistolae,
inter qnas habentur eae ad Paulam et Pauli ad Senecam.
2. Sententiae ex iis collectae. 3. Seneca de beneficiis, de
dementia, de paupertate.
2349*
R. 9. 22. 8. XV (1489). Theodori Gazaei örammatica graeca.
2350
R. 9. 23 (352). wi., 8. XII. 1. Macrobii commentarias
in Ciceronis Somnum Seipionis. 2. Chalcidius in Piatonis
Timaeum (mutilus).
2351
R. 9. 24 (342). m., 8. XIII. Prisciani grammatici libri XVI.
2352
R. 9. 26 (291). w., 8. XV (von einem Italiener geschrieben).
*Aemilius Probus (Cornelius Nepos).
2353
R. 9. 27 (375). m., s. XV (in italienischer Hand).
1. Cicero de amicitia. 3. De scnectute. 3. Paradoxa.
2354
R. 9, 28 (447). w., s. XIV— XV. (1413 im Besitze eines
Frater Johannes Ghillynden — dieses Wort in Rastur — cö mo-
nachi ecciesiae xpT/'?7 cant^ ordinis almi Benedictij. 1. Isi-
dori Hispalensis Synonyma sive Soliloquia; beg.: ,Venit nuper
44 V. AbhADdlang: H. Sehen kl. (2355 2356)
ad manus meas cedula ctc/ (83^ 82ö.) 2. drei Blätter mit
regulae monasticae. 3. ^Primam est uidere deam dtc.^
2355
B. 0. 29. ch.j 8. XVI ex. (XVIIf; im Abendland geschrieben)
Xenophontis Anabasis.
2356
B. 14. 9 (273). m.f 8, XIV. 1. ^Prima etas in exordio
sui continet creationem mondi dtc.^ (Ein kurzes Chronicon bis
zum Jahre MCCXLI; Hardy III, H4). Die letzten Eintragungtn
sind: ,MCCIIII obiit hnbertus cant archiep. — CCVIII IX" Kl
et , . J -*^
Aprit e. littera dcli anno bisextili incep gnale interdict. — CCIX
IIP Kl Novembris fcs e terremotus per Angliam*. 3. (foL 11
und 12; andere Handy s, XIII). ^Fascicalus mirre dilect^ ins
rn inter uerba mea commorabitur (Cant. Cant. /, 12). Verba
sunt ecciesiae de commendatione sponsi &c.^ 3. (fol. 13;
andere Hand, s, XIV.) Dares Phrygius; beg.: ,Dum uolumina
multa legerem Athenis cupiose &c.^ 4 (fol. 18^), Ein Brief
von Edwardas rex Anglorum an B(onifaciv^) pontifex; betf.:
jAltissimus indelebili stilo nouit inscribi <fec.' (Hardy III, p. 274-^
in den Concilia ad annum 1294 abgedruckt). 5 (fol. 19).
^Mithologia Alexandri Nequam uel alio nomine scintillarium
appeliatur. Fuit uir in egypto ditissimns &c.^ (Alberici My-
thologia). 6 (fol. 38). Alexander Nequam saper Marci-
anum de nuptiis Mercurii et Philologiae. (Vgl. Cod. Bodl.
Digby 221, Nr. 3 und 4). 7 (fol. 64). Ein Tractat de Macho-
meto, beg. unvollständig in Cap. 4; bricht auf fol. 73^ ab.
8 (fol. 74; von junger Hand der Titel Bartholomaeas de pro-
prietatibos remm et admirabilibus mundi hinzugefügt), beg. un-
vollständig: ,\\ impellendo. est autem cristatus ore pamo &c.*
Schi. fol. 81^: ,de die in diem expectantes. Explicit über de
mirabilibus mundi.^ 9 (fol. 82^; andere Hand). Beg. unvoll-
ständig: ,\\ indalgentia sedis apostolieae deeimas exigere &c.^
Es sind Briefe; z. B. ^Exoniensi episcopo. Suggestum est anri-
bus (fec/ (App. conc. Lateran.; XLVI, 3). Bricht (fol. 88^) in
einem Briefe Wigorniensi episcopo nach den Worten ,tertiam
partem ecciesiae iam dicte ||' {ebenda XLVIII, 1; v. penult.)
ab. 10 (fol. 89^ andere Hand). ^Etenim Jacob benedicens
ülium <&c/ (mit vortrefflichen Initialen in feinster Ausführung;
Phyaiologus; vgl. Cod. 99, 10).
(2357 2368) BibUotbeca patrnm Utinoram ßritonnicA. YIII. 45
2357
B. 14. 22 (422). m., 8. XIII ex. 1. Galfridi de Vinesauf
Poetria nova; beg.: ^Papa Stupor mundi <fec/ (Leyaer^ p. 862).
3. De excidio Troiae et planctas Hecubae; beg.: ,Pergama flere
aolo i&c.^ Schi.: ,feinina feta malis^ (Huemerj mitteil. Analekten;
Prog. des Staatsgymn. im IX. Bez. in Wien 1882, S. 13 ff).
S. Versus de Anglia; beg.: ,AngIia terra ferax et fertilis angulus
orbis <fec.' Schi.: ^delicieque larem'. (Vgl. Cod. Bodl. Digby 104,
SS). 4, ,Feruet amore Paris &c.* (Gedr. in Schmeller's Carmina
Burana Stuttg. 1847, p. 63). Die alte Hand schliesst mit ,finiia
classe ratus te cicharea natus'; der Rest von einer Hand s. XV
ergänzt. 5. Tractatus Rhetoricus; beg.: ,Tria sunt circa quae
i8L\is(1) operis uersatur artificium cfec/ (Notices & Extraits 28}
II, 438). 6. Matthaei Vindocinensis Versus de Piramo et
Thisbe; beg.: ,Est amor amorisf/J species uel causa cruoris c&c/
Schi.: ,tristitiam fletum flebile poscit opus. Explicit Archi-
trenius (!)*.
2358
B. 14. 40 (396). m., s. XIV. 1. ,Tractatu8 Magistri Petri
Parisiacensis de tropis loquendi. Videmus nunc per speculum (B:c.*
(Fabricius V, 250). 3 (p. 43). ,Liber Cassiodori (ausgestrichen
und venerabilis Bede presbyteri darüber geschrieben) de figuris
et modis dicendi (alisgestrichen und locutionum darüber ge-
schrieben). Seiet aliquotiens in scriptis &c.' (Halm Rhet. Lot.
Min. p. 607). Bricht mit ,idem sermo patriarche ||' ab.
3 (p. 45). ;BeatU8 qui uigilat et custodit (Apoc. 16, 15) &c.
Ergo quid est ex deo et qui deum diligit &c.^ Dann Medi-
cinisches. 4 (p. 297). ,Incipiunt uersus magistri Egidii (Cor-
bolensis) de urinis. Dicitur urina quoniam fit retibus (f) una &c.^
(Fabr. /, 20). 5 (p. 333; andere Hand). Petri Blesensis com-
pendium in Job; beg.: ,Gratias ago gratiae largitori &c.^ (^07,
795). 6 (p. 347). Medulla dialogi de amicitia spirituali; beg.:
,Cum ad breuiter elucidanda uere et spiritualis amicicie iura iStc.^
7 (p. 366). ,Incipiunt colores rhetorici seriatim. Prologus. Inter
diuersa artiuni documenta (&c.^ Dann: ^Magister Bernentiu^
ad laudem Bartholomei postea Oxoniensis episcopi de coloribus
rhetoricis. Celebris fama meritorum &c.' Am Schlüsse Verse:
^Lingua breuis ueritate leuis lenitate mouetur &c.^ (Anth. lat.
td, R. 790). 8 (p. 363). ,Ut medias dicronas edoctus mente
46 y. Abbaodlaog: H. Scbenkl. (2359—2360)
reponas Hec lector cura Radulfi tradita cura <fec/ 9 (p. 366).
,Ara crucis tamuliqne calix lapidisqne patena Sindonis officiom
Candida bissus habet &c/ 10 (p. 371). ^Instabilis stabilis sie
fors est nescietCfJ umquam <fec/ 11 (p,373). ,Incipiunt Pro-
verbia Magistri Petri Aldefunfli. Dixit Petrus Aldefimsns Ae.
Enoch philosophas qui lingua arabica cognominatur eadric &c.^
(157, 671). Darauf allerlei Verse, z. B.: ,Tu prope qui transis
ne dicis aacto resiste dkc.^ Recepte u. dgl.
2359
B. 16. 13 (469). 16% m., 8. XIV; 637 p. Liber qui uide-
tur Epitome historiae naturalis Plinii et aliorum; heg.: ^Tesp e
ee quedä ei süt res composite uel in compoaitione sua sunt
mixtae. Schi.: ,Pectus hominis est elatum et li fxiit rectum cpü
humu sunt positaf^?^ in lateribus^
2360
B. 16. 14 (491). 16% w., fol. 122; 8. X in. Der wn Blum
(Schriften der römischen Feldmesser II, p. 70) erwähnte Agri-
mensorencodex. Eine vollständige und genaue Beschreibung zu
gehen fehlte mir die Zeit; auch wäre dies nur an der Hand
des (mir damals nicht zugänglichen) Lachmann' sehen Textes
möglich gewesen. Ich musste mich also hegniigen^ die heim Durch-
hlättem der Handschrift in die Augen fallenden Titel und
Abschnitte zu verzeichnen, deren Mittheilung hier immerhin zur
Beurtheilung des Codex beitragen mag. 1 (fol. 1 — 4S^). ,Geo-
metria est disciplina magnitudinis immobilis &c.' (Agr. Rom. /,
893). Es folgen, dem Lachmann* sehen Texte entsprechend, die
Abschnitte (fol. 4) ,Diuus Julius Caesar uir acerrimus et mul-
tarum &c.' (395, 21); (fol. 8^), De positione terminorum' (399, 4);
(fol. 11^) ,Nomina Agrimensorum^ (403, 17); (fol. 12) ,Nomina
lapidum finalium' (^^f '^) / dann (fol. 14) eine Suhscriptio (Seue-
rini Boetii Geometrico Euclide translati). Ueher den Inhalt
der folgenden Blätter habe ich nichts notiert; von fol. 21^ die
(Schlussf) Worte ,qu^ faciunt angulum sub uno ad X^ (fol. 2V'
leer), (fol. 22^) ,Principium mensurae punctum uocatur <fec.'
(377, 1). (fol. 43^) ,Explicit Anicii Manilii Seuerini Boetii
Hb. V artis geometriae de greco in latinum translati ab Euclide
peritissimo geometrico. item de eadem^ 3 (fol. 44). ,De iu-
geribus. Castrensis <fec.' (3ö4, 1). 3 (fol. 63^). jPodismi. Men-
surarum genera &c/ (295, 16). 4 (fol. 67*^). Am Rande Hygi-
(2361 — 2364) Bibliotheca luttram Utinonin BritannicA. VIII. 47
nos. ,De limitibas constitaendis. Ab hoc exemplo antiqai dtc,^
(167,3). 5 (fol. 7P), HyginuB de qoalitate agroram (1),
6 (foL 73). ^Aggeni Urbici. Snsccpimus qnalitates <fec/ (Das
Commentum ebenda), 7 (fol, 74), Ex libro Censorini de geo-
metria. Terra media &c/ 8 (fol. 81). ,Ex libro Cassiodori.
Ad geometriam ueniamas <fec/ 9 (fol. 85^), ,6nomon hoc
parallelogrami spatii eorum que cfec* (385, 25); schl. mit: ,me-
(liis intermissis^ 10 (fol. 87^). ,Sol diaersis utitur nornini-
bus <fec/ (f) 11 (fol. 90). Jtem de geometria. Multi solis ortum
et occasnm <fcc/ Am Rande Hyginus (170, 2 oder 182, 8),
Vi (fol, 103). Das Carmen de ponderibus et mensuris (Anthol.
Lat. ed, Riese 486; vgl. Wiener Stud. VII, 341). 13 (fol 108).
jPondera (um?J pars minima calcalus est qui constat <fec/ (373,
21); scJil. (fol IIP) mit: ,leuuam facit habentem' (373, 17).
14. Mosica ecciesiastica.
2361
B. 15. 16. m., s. XII, Boethii Arithmetica. Am Schlüsse
Incipit secanda pars artis quae est practica eiasdem secundum
Oraecos Arabes et Indos. Artis namerandi duo sunt partes i&c.;
bricht nach 7 Zeilen mit anxiomatQ exceptis cara ||' ab.
2362
R, 15. 22 (384). m., s. XII in. Boethius de mnsica.
2363
B. 15. 82 (395). 4"*, m., s. XI in. 1. Astronomische Tafeln
und Memarialverse; darunter auch Versus de diebus Aegypti-
acis (Anthol Lat. ed, Riese 736). 2 (fol 39). ,Higinus ma-
gister Fabio plurimam salutem. Etsi studio grammatices &cJ
(Astronomica poetica). 3 f/oZ. 136). ^Martiani Capellae de
astronomia liber. Quae diu geruntur cfec' 4 (fol 166). Jncipit
expositio compoti (Helperici nach einer Hand des 16. Jahrh.),
Cum e quibusdam fratribus nostris adolescentibus &c.^ (137, 15;
vgl L. Traube im N. Archiv, der Ges. f. alt. d. Gesch. XVIII,
73). 5 (nach den Catt. Angl et Hib.). Abbonis excerptio ex
Hygino de configuratione signorum. 6 (fol. 213; andere Hand,
etwas jünger). Cicero nis Aratea (vgl Wiener Stud. VII, 341).
2364
B. 16. 16 (314). eh., s. XV. Pachymerii opus philosophi-
cum sive historia naturalis, in quibus sunt Aristotelis mechanica
et z£p; dtcpuov ^pafxjAwv.
48 V. Ab^Ailuff: H. Sek*Bkl (2365—2371)
B. 16. 7 — 9 sind grieckUche Handschrifienj sämmüick mo-
derne Capien,
2365
B. 16. 21. m.y s. XIV. 1. Bartholomaeus de proprieU-
tibos reniiiL 2. Euax de lapidibns.
2366
B. 16. 33. bomb,^ s. XIV. Homeri Iliados Hb. I, cnm comm.
Jobannis Tzetzae.
2367
B. 16. 34. fol., m., s, XII. 1. Excerpta ex Gellio et
Valerio Maximo. 2 (fol. 17). ,Nec aeneris nee tu nini tene-
aris amore &cJ (Anthol. Lat. ed. Riese 633). S. Excerpte aus
Seneca de beneficiis. 4. Marci Tnllii Ciceronis de Officüs
Über I (bricht mit: ,par8 confecta est qaam tibi ||* ab).
B. 16. 36 eh., 8. XV. Homeri IHas, 2368
2369
B. 16. 36 (6009 Gale). Aristophanis Lysistrata cnm
scholiis ineditis (moderne Copie).
Abtheilung: 0.
2370
O. 1. 2 (5964—5966). 4% eh., 8. XV. 1. M. Syncellus
de vocum syntaxi; beg.: 'H -sepl t^; cuvri^ew? wj Xdfou 5{5. xtX.'
(In der Aldina von 1525 ah Georgius Lecapenus gedruckt-)
2 (p. 52). 'napo([x{ai xara dXfaßTfjTov. 'AßuBrjvbv an:o^6pr^[»a xtX. Sdil
mit: 'lobv -cOwAstv'. 3 (p. 75). *Ta Xs-fiptsva iid twv aSuviiov: xni
xeTpwv crcefpet; xxX.' 4. 'Zwwv aXö^cov ^wvaL l^vOpiixou xb ^«ysiv, tb
ßoav, xo xexp. xtX.'; «cäZ. m<: 'avdfjuov ^ixoYo^'. (^F^^ SchoeU et
Studemund, Anecdota varia gr. et lat. /, p. 103). 5. Ilepl Xs^swv
Toö ^iXox6vo*j. Ae5^ so^'t ^wv^ sffP^f^F*^^®? l*^po? Xö^ou iz. xxX.'
6« Tpö^wvo? TTötOtj Xä^swv. Ta xou X^you xoOt; si; B6o YevtxwTorca Siai-
psTTÄi xtX.' ?• 'Toö auToO xepl Tp6i:a)v. ^piaci; scrl Xd^o«; xxX/
(Rhet. Gr. ed. Spengel Uly 191).
2371
O. 1. 3 (5967 — 5968). bomb., 8. XIV. 1 (fol. 1-52),
Harpocrationis Lexicon (vgl. Dindorf in der Praefatio der
Oxforder Ausgabe). 3 (fol. 53 — 56). Excerpta ex Helladii
Besantini Chrcstomathia. (Photii Bibl. cod. 279.)
(2872 — 2376) BibUotheca patnim Utinorum Britamüca. YIIl. 49
2372
O. 1. 4 (5966). 8. XVL Johannes Glycas de syntaxi. 'Tou
zorptfltpx^" xüptcu 'Icoivvou tgö FXuxeax; xepi opöcnjTo^; (Prnd^eta^, 'H toü
Arfoy XP'i^^S esjpYjTai xtX.' (ed. A. Jahn; Bern 1849.) Geschrieben
ev yita toÖ dffAeou (1646) Itou; exaTO[ji.ßa(u>vc^ Ivvtj xal vsa.
2373
O. 1. 6. cA.y 9. ^F. Harpocrationis Lexicon.
2374
O. 1. 8 (5912 & 6097). 1. Aesopi fabulae quaedam; beg,:
'IVawct;? ym TpoYo^ Sttl^wvxe; -atX.' 3. 'Moa/ou "'Epo)? SpowrexY;?.
'A Kuxpt<; Tov "EpcoTa (mit latein. Ueber Setzung), S. Philostrati
epistolae; beg,: 'Tto [JLetpaxtw. Ta ^f3a ws^ep y.xA.' 4. 'St^^oi "^ou
FAu^repo? (TXox^P^^^y) MtxoT^jXou. Ta xoO SpöKji.aTog 7:pcff(*)Tra: 'Äfpoix.o^,
Is^b;, T6xt;, Moöffa. Xopb^ äYpo:x.o<;. XaTpe -djrfr^ 7:cT;ia, ipiffoXßta xtX.'
(Abgedruckt bei Dübner in Euripidis fragmenta; Paris, Didot,
1846), 5. Gnomensammlung (die Gnomica Basileensia; vgl.
C. Wachsmuih im Rhein, Mus, 37, 606.)
2375
O. 1. 14 (6038). 4% eh,, s. XV. 1. Onosandri Strate-
gemata. 2. Leonis imperatoris et Basilii Kaumachica.
2376
O. 1 18. 4% w,, 8, Xex. 1 (fol. P), Ein Verzeichniss der
Thierlaute; beg,: ,0ui8 balat <fcc.* (bei Reifferscheid, Suetonii
Reliquiae p, 260 f.) 3 (fol, 2), Incipiunt Kapitula (des En-
cheiridions; s. unten Nr. 4) ; (fol, 10) Expliciunt Kapitula.
3 (fol. 11). Lateinische Gedichte: scherzhafte Recepte gegen
Kahlköpfigkeit und Anthol, Lat, ed, Riese 728 und 729 (vgl.
Wimer Stud. VII, 342). 4 (fol. 12). Angustini Encheiridion
(40 f 231). 5. Am Schlüsse nach zwei leeren Blättern ein
Akrostichon, das, soviel mir bekannt geworden ist, bisher noch
nicht veröffentlicht ist. Die Anfangsbuchstaben ergeben den ersten
Vers: ,0 pater omnipotens digneris ferre donanti^ die End-
buchstaben jindignum Abbatem Dunstanam xpe respectes^ In
W. Stubbs' fMemorials of Saint Dunstan^ (Rerum Britanni-
carum medii aevi scriptores, vol, 63) habe ich vergeblich dar-
nach gesucht. Einen Theil desselben Gedichtes enthält der Cod.
B, 14. 3 (oben Nr, 2308).
SitzvngBbtf. d. phil.-hUt. Cl. CXXXVI. Bd. 5. Abb. 4
50 V. AbhMidiaiiff: H. 8ch«nkl. (3377 2383)
2377
O. 1. 82 (5969). 4% eh., 8. XV. Mich. Psellas in Platonis
Psjchogoniam. Eiusdem opinionam de anima expositio.
2378
O. 1. 88 (6032). 5«, «i., 8. XII. Horatii Epistolae; auf
der letzten Seite Excerpte; z. J3.: ,E8t quodam prodire tenns,
si non datur ultra <fec/ (Ep. I, 1, 32),
2379
O. 1. 86 (5960). 4% eh., 8. XVI. Juliani Epistulae.
2380
O. 1. 62. 8% m., 8. XIII in.; fol. 55. (^,Liber S. Marie de
bella Landau; 1. Remigii explanatio super missam (101, 1246).
2 (fol. 25). Expositio Symboli; heg.: ,Simbolum grece, collatio
latine, siue indicium (fec.^ (40, 322). 3 ffol. 27^). Incipit über
de duodecira abusiuis secolj (40, 1079). 4 (fol. 41). ,Scribere
proposui quod mistica sacra priorum &c.^ (l'^lj H^f Hilde-
bert i Cenomanen8i8 Carmen de mi88a).
2381
O. 1. 69. 8% m., 8. XII ex.; 2 Col., 91 fall 1 (fol 1 u. 2,
welche 8päter vorgebunden sind). Hieronymi epistulae duae:
beg.: ^Frater Ambrosius mihi tua munuscula i&c.' (Ep. 53; 22.
640) und ^Johannes apostolus in apocalip dicit <fcc. Y'>)- 2 (fol. 3).
Liber Ysagogarum Johannitii ad tegni Qalieni (Fabr. Bihl.
Oraeca ed. Harle8 V, 426 u. 483). S. Speculum Hugonis de
S. Victore (177, 336). 4 (fol 87^). ,(J)udicij Signum tellus su-
dore madescet (A) caelo rex adueniet per seda futurus <fec.' (90,
1180). 5. ,Quindecim signa erunt quindecim d. &c.^ (94, 555).
6 (fol. 88^). Explicatio duplex alpbabeti hebraici et graeci.
7 (fol 89^). Tabula paschalis. 8 (fol 90^). Ein Hand8chrifien-
katalog (vgl Wiener Stud. VIII, 173).
2382
O. 1. 64. 4^, m., 8. XIII— XIV. ,Liber eccl. cath. cou^tr
(Couentriensis).' Beda de vita et miraculis S. Cuthberti; beg.:
,Principium nobis &c.' (94, 735).
2383
O. 1. 70. 12% m., 8. XIV.; 284 fall S. Augustinus de
spiritu et anima (40, 779).
(2384 2389) Biblioth«<» patram Utinorum BritannicA. VIU. 51
2384
O. 1. 78 (6011, 6012). 4% eh. 8. XVI. 1. Pindari Olym-
pica qnaedam cum comm. 2. Ljcophronis Alexandra cum
scholiis.
2385
O. 2. 5. w., 8, XIII, ,Nomen totias huias libri: Miscel-
lanea Roberti de Barry qnondam rector(?J de Begeley, qui
vivit sab an dm 1270'. Darin fol 98. Tractatus de XII
signis und fol. 142 ^Tractatns cuiusdam philosophi nomine Se-
candos. Secnndns philosophus qui pro . . atus est omni tem*
pore silentinm <&c/
2386
O. 2. 8 (6128). S% m., 8. XV. Cicero de inventione.
2387
O. 2. 11 (6130, 6131). m., 8. XIV. 1. Ciceronis de fato
fragmentom. 2. Somniam Scipionis cnm Macrobii commen-
tario. 8. Timaeus.
2388
O. 2. 12 (6033 — 6037). Vgl. über diese Handschriß
R. Förster in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie der
Wissenschaften 1885, S. 915 f. und L. Cohn im Philologus 39,
392. Sie besteht aus vier Theilen. 1. bomb., s. XIV in. Vier
Reden des Libanios: a) 'T^^p 'Ap^rro^ivou? ; beg. unvollständig:
'II cüSe cjvcTipa^s xtX.' b) [Ipc; OsoSoaiov ßacrtXsaj c) IIsp'. ciaaewv;
d) Ilpbg öeoScffiov exi tat; StaXXa^aT; (bricht mit TiYsto crevwv || ' ab).
3. ch.y 8. XV. Pars lexici graeci; beg.: T to cTot^sTov ziOsv ^ivsTat
Tb afjLxv T^,v xtX; 3. eh., s. XVI (XVIB). 'KXöOt ^cXüOpovIou
ßpiapbv cOsvc; x/tt^oToio xtX.' (ANAPOMAXOT am Rande; nach Cohn
= Galen XIV, p. 32—42 ed. Kühn). 4. eh., 8. XVI in. Tou aC»Toö
A'swirfc'j xspt TÖv ev Tat<; (JLsXexai; irXr^iJ!.(jL£Xou(i.svwv. 5. ZW« sog.
Vetemm Censora ohne Titel. 6. Oep» twv 0oüxu3t5oj tBiwjjiflfTwv.
7. Ma;tpi.s'j -rrepl dX6Ta)v arciOecewv.
2389
O. 2. 16. m., 8. XIV ex. 1. £tn astronomischer Traetat,
bestehend aus einem Gedieht (,Hec duo solstitiaf?) faciunt Cancer
capricomus*) mit Commentar. 2. Zwei Tracfate de sphaera;
der erste (Apulei nach einer Randnote) beg.: ,Spera est circum-
ferencia dke.'; der zweite ist die Sphaera Pythagorae. *3 (fol 92).
4»
52 V. AbbauOliuiff: H. 8 eben kl. (3390 — 2392)
Tabula Bedae. 4. Libri III de poenitentiis. 5 (foL 140).
De Secundo philosopho tractatus.
2390
O. 2. 19. m.y 8. XIV. Augastinus Dathus de vera signifi-
catione verbomm.
2391
O. 2. 24 (6008). 8*, m., s. XIL 1. ,Liber Earoli impera-
toris et Alcuini de dialectica; beg.: ,Me lege qui ueterum &f/
Dann: ,Qaia mentionem <fec/ (101, 949). 3. Liber beati Bede
presbyteri de arte metrica; beg.: ,Qui noticiam metrice artis (tcJ
(90, 149). 8. Eiusdem de seematibns; beg.: ,Solet aliquo-
ties <fec.* (90, 176). 4. Eiusdem de miraculis S. Cuthberti
luetrice; beg.: ,Multa suis dominis fulgescere lumina seclis &t}
(94, 676). 5. (Bedae) Versus de initiis mensum; beg.: ,Prima
dies Jani est quia circumeiditur annus <frc/ (94, 603).
6. Beda de XII signis Zodiaci; beg.: ,Primus adest aries <fec.'
(94, 637). 7. Alexander de ordine planetarum; beg.: ,Sor-
titos celsis replicant <fec/ (Anthologia Lat. ed. Riese 913).
8. De annis planetarum versibus explanatis; beg.: ^Bis sex
signifere &c^. (Anth. Lat. ed. Riese 678). 9. De divisione anni
solaris &e.; beg.: ,Bis sena mensum vertigine <fec/ (Beda; 94,
603). 10, Versus beati Pape Gregorii; beg.: ,Virgo parens hac
luce deumque uirumque creauit cfec* (Änthol. Lat. ed. Riese 766).
11. Petri Damiani liber qui appellatur Dominus vobiscum; beg.:
,Non ignorat <fec/ (145, 231). 12. Passio S. Mauricii versifice;
beg.: ,Cum superare parat Gallos cfec/ (171, 1625). 18. Quae-
stiones LX Orosii presbyteri et totidem responsiones beati
Augustini episcopi; beg.: ,Licet multi et probatissimi <fec/ f4ö,
333). 14. Sermo beati Ysidori episcopi de corpore et san-
guine Domini; beg.: ,Multitudo caelestium beneficiorum «fec*
(83, 12). 15. Sermo beati Jeronymi presbyteri de nativitate
Dei genetricis sanctae virginis Mariae; beg.: ,Celebritas ho-
dieme diei admonet ut in laude originis immorari debeamus &c.'
(Hildefonsi; 96, 267). 16. Liber S. Augustini de agone
Christiane; beg.: ,Corona uictorie cfec/ (40, 289).
2392
O. 2. 26. 4% eh., s. XVIL De pontificibus et sanctis ecde-
siae Eboracensis poema auctore Flacco Alcuino ex mss. oodi-
(2393 — 3394) BibUoiheca patram Ukiioonun Briteonic» Vlll. 53
cibus Remensi et S. Theodorici prope Remos (vgl, Dümmler in
den Poetae aevi Carolini I, p, 162 und Hardy /, 1068, p, 497).
2393
O. 2. 80. 4**y m. Besieht avs drei ursprünglich getrennten
Handschriften. I. s. XI ex, (XII in,) 1 (fol. 1), Incipit über
Isidori a semet ipso ad semet ipsam; beg,: ^Cum me pemigil
cura fecisset <fec/ (S. Augustini de unitate S. Trinitatis; 42,
1207), 3 (fol. 4). yincipit Über differentiarum isidori jspa-
IcDsis. Inter deum et dominam quid interest de' (83, 69),
8 (fol. .9*. ,De sinodis quattuor. Inter cetera autem concilia
quattuor esse &c,' (Etymolog, l VI, c, 16, § 5; 82, 243), (fol. 17)
,De diaersitate aquarum. Aqaarum natarao diuersitas malta
est (Cc/ (Etymolog, l, XIII, c. 13; 82, 482). (fol, 23) ,De missa.
Missa tempore sacrificii est <fcc/ (Etymolog, l, VI, c. 9, §4;
82,252.) Schi: ,uero sacrificia* (§ *^4?), Explicit Über Isidori
ispalensis episcopi.* 4 (fol. 24), ,Incipiunt capitula libri huius.
Qoia Christas ante secnla ineffabiliter a patre genitus est &c,^
Dann: ^Sanctae sorori Florentine. Incipit praefatio. Quaedam
que diaersis temporibus ludei nefaria crudelitate c&c.' (De fide
catholica contra ludaeos; 83, 449), (fol, 50) das 2, Buch; schl,:
,10 qaibas habitat in etemum <fec/ 11. s, XII. 5 (fol, 73).
Vita Dunstani archipresulis et confessoris/ heg.: ^Qnia Deum
in sanctis suis mirabilem prophetica uoce laudare iubemur cfec/
Dann: ^Beatus ergo Dunstanus ex nobilissima <fec/ (Eadmero
auctore; hei W. Stubhs, Memorials of Saint Dunstan, Rerum
Britannicarum medii aevi scriptores vol. 63, p. 162). TU. s. X,
irische Schrift, 6 (fol. 129^). Ein kleines Excerpt; heg,: ^Haec
sunt peccata quae hominem coinquinant (fec/ 7 (fol. 130).
Regula S. Benedicti (mit Glossen); heg.: ,Qui leni iugo Christi
colla submittere <fec/ 8 (fol, 168^), Vier Sermones ohne
Automamen: ^Audite fratres qui hie propter amorem Christi (fec/
jBcncdicat uos deus dominus noster <fec/ ,Clamat Dominus per
prophetam (£rc/ ^Dominus et saluator noster uolens nos do>
cere dtc,^
2394
O. 2. 81 (6000). 8**, m., s. X in., 49 fall. Die Blätter der
Handschrift sind stark in Unordnung gerathen, einige auch
verloren gegangen und durch jüngere Hände im 13, und 16. Jahr-
hundert ergänzt worden. 1 (Prosperi epigrammata). ,IN N0|
54 V. Abhandlung: H. 8cli«iikl. (2394)
MINE I DEI S|VMMI | hAEC AGVS|TINI EX SACRIS | EPIGKAM-
MATA I DICTIS | Dalcisono hrethor coroponens carmina prosperf
Versibus hexametriß depinxit pentametrisque (fcc/ (61,497; Mai
Auct. Cl. 7, 386).
2 (foL 31^). ,VERSVS PROSPERI AD CONIVGEM SVAM j
Age iam precor mearam comes in remota rerum | Trepidam
breuemque uitam Domino deo dicemus <fec/ fSi, 611), Schi.
(fol, 33^): yVt caro non eadem tantum sed mens quoqne uobis |^
Eine Hand des 16, Jahrhunderts hat den letzten Vers ,Una sit
atque duos spiritns anus alat/ nebst finis huius libri hinzugefügt.
3 (fol. 34). Andere Hand. Catonis Disticha; eine jüngere
Hand hat am oberen Rande Cato Roberti Grotesti hinzugefügt.
,mCIPIT PRAEFATIO | LIBRI SEQVENTIS | CVM ANIM 1 AD-
VERTEREM | quam plurimos grauiter in uia morum errare &c.^
Die Vorrede schliesst (fol. 34^): ,libenter amorem ferto: — '
Dann eine kurze biographische Notiz über Cato. (fol. 35) ,LIBER
PRIMVS I SI DS EST ANI|MVS NOBIS VT CARMINA DIGVNT (fec/
Schi. (fol. 40^): ^Suspectus caueas ne sis miser omnibas horis||*
(Die fehlenden neun Verse hat eine Hand des 13. Jahrhunderts
in zwei Columnen am unteren Rande ergänzt. Ueber den text-
kritischen Werth der Handschrift vgl. Wiener Stud. F, 166.)
4 (fol. 43). ,VERSVS BEDAE PRESBITERI | DE DIE IV-
DICII I INTER I FLORIGERAS FECVN | DI CESPITIS HERBAS d&c/
(94, 633). (fol. 43^) schl. mit ^Quanta malis maneant etiam
tormenta memento' (v. 46). (fol, 42) beg,: ,uel qm celsithronus
metuendns sub arce polorum (v. 47) <fec/ und schl.: ,Nunc
iterum nimio et ridentes frigora dentes (v, 97) ; (fol. 41) beg.:
,Hi8 miseris uieibus miseri uoluuntur in aeuum (v, 98) t&c/,
schl. mit: ^Candida uirgineo simnl inter et agmina floret* (v. 147).
Von der Hand des 13. Jahrhunderts sind noch sechs Verse nach-
getragen; sieben weitere stehen auf fol, 46 (einem Papierblatt)
und darnach finiont uersuH de die juditij.
5 (fol. 46^; 46^?). ,INCIPIÜNT TITÜLI HISTORIARVM ||
PRÜDENTII HISPANIENSIS quod ditocheum de utroque testa-
mento uoeatur (notaturf). Adam et Ena^ (60, 89). fol. 49^ schl.
mit V. 178; fol. 44^ beg.: ,Inter saxa rogat ne sit lapidatio
fraudi cfec/ (v. 179) und schl.: ,Et Septem potuit signacula pan-
dere solus. EXPLICIUNT TITULI HISTORIARÜM^ (fol. 44^ leer.)
(2395 — 2397) BibUothec» patrum latinormn Briteonloa. VIU. 55
2895
O. 2. 87. CA., 8. XV, Sallustina.
2396
O. 2. 89 (5934). cA., 8. XVI. 1. Juliani Encomium Con-
stantini imperatores; beg.: 'UiXai (A£ xtX.' (Or.l ed. Hertlein).
i (foL 32). 'louXiavoO Rafdapo^ Eüaeßfoq t^^ ßaatX^So^ £7xii)|A(ov. T{
roT6 op« 5^ SiovoeToOai xtX.' (t>r. 3/ p. 131). 3 (/oZ. 62). Eius-
dem de imperatoriis actionibus sive de regno; beg.: 'Tbv AxiXXdoc
i^tdi ii Tcoirpiq xtX.' (Or. 1; p. 62). 4 (fol. 112), 'Ei? -cbv ßwiXia
TjXiov irpb; 2aXo6TOov. üpoiJiSxeiv xtX.' (Or. 4; p. 168), 5 (fol. 138).
Oratio (EpUtola) concilio et Atheniensium popnlo habita; beg,:
'iloXXüiv £ipYa9[x. ktX.' (jp. 347). 6. 'Pars reliqua orationis ei;
TT^v ixTj-cipa Töv Oswv' (io eine jüngere Hand); beg.: ' || orflE«? eort
tt;; dRceipto? xtX.' (Dr. 5; p. 218 j v. 21). 7 (von anderer Hand;
am Rande h. tcov epp(xou tou 2^xe9devou). Jnliani Misopogon (p, 433).
2397
O. 2. 42 (6105). cA.y 8. XV (in Italien geechrieben).
1. Eatropins (in 17 Büchern). 2, Inschriften; meiet Fäl-
schungen y wie in ponte ad Rabiconem fluuinm, Epitaphium
Lucretiae, Q. Fabins Maximus u. dgl,; auch die Grabechriften
von Athimetus und Homonea (bei Burmann, Anthol. Lat. IVj
142: vgl. Anthol. Lat. ed. Rieee 11, praef p. XUX) befinden
sich darunter. Zwei andere Proben theile ich in extenso mit:
Alatri in mannorea tabula repertum.
D. M.
PONTIA • TITI • PONTII • F • QVAE
DVOBVS • NATIS • AVARITIAE
OPVS • A • ME • VENENO • CON
SVMPTIS • MISERA • MIHI • MORTEM
C0N8CIVI • TV ' QVI • HAG • TBAN •
SIS • SI • PIVS • QVESO • A • ME
OCVLOS • AVERTE '
(Oft wiederholt; vgl. C. L L. V, 49*2.)
In Asta ciuitate Itali^.
INVIDA • FLORENTEM ' RAPVERVNT • FATA ' VIRENTEM
NEC • LICVIT • MISERO * ME • SVPERESSE • VIRO
FLEVIT • PRESENTEM • PATER • FLEVERE • SORORE
ET • MATER • TEPIDO ' CONDIDIT • QSSA ' BOGO
deficit
56 ▼. AbhaodlvB«: H. Sehankl. (2398 — 2399)
QVAE • PRIOR • HOC TITVLO * DEBVIT • IPSA • LEGI
(C. I, L. Vy 7570; vgl. auch Burmann, Anthologia Epigr. II,
p, 202 = lib. IV, CCLXIV).
2398
B. 2. 43. m., 8. XIV, Albinos (f) Monachas. Titd verröscht.
Die Capitula fehlen am Schlüsse. ,Hic incipiont capitnla libri
seqaenti8(?^; qui aocatur prima pars albani (so, nicht Albini)
monachi. Qaod existencia hominis interior similis esse debet
apparere exteriori dtcJ (Scheint dem ersten Tractat in O. 8, 26
ähnlich zu sein.)
2399
O. 2. 46. m., 8. XIII. Eine umfangreiche Excerpten-
sammlung, aus der ich folgende poetische Stücke hervorhebe:
1 (p, 4). ,\t pedes ad bellum prior incipit ipse duellnm &ü
(Ein Tractat de ludo scaccario; hei Hagen, Carmina medü
aevi p. 141; LXXXIII, v. 3,) 3. Altfranzösisches: ,Si aucon
aouerat den snpplier uers li deit oy(?j gemissement denant
la croix &c.^ (p. 6). ,K\ commence la maniere de confesser iStc
Jeo me rend capable a nre seign <fec/ 3 (jp. 9). Mathema-
tische Verse. 4 (p. 10). ^Katas casta nitens exnltans perfidus
emptus &c.^ 5 (jp. 11). ^Phi nota fetoris; lippus graois Omni-
bus horis. Sit phi, sit lippus; semper procul ergo philippus.^
6 (p. 13). Unter Anderem: ,Pontificum spuma, fex cleri, sordida
Struma <fec.' (Oualt Mapes, ed. Wright p, 86). ^ (p. 23). ,Hec
algorismus ars presens dicitur esse cfec/ 8 (p. 188). ,0m-
nibus est durum regnas bene Christe notando Cum simul in-
trarent gratum oms fore durum Earlo bibens ysaac fore
carnem sie caro grandem <&c/ 9 (p. 309). ,A tauro torrida
lampade Cynthii <fec/ (Gualteri Mapes Apocalypsis Goliae; ed.
Wright p. 1). Schi.: explicit sermo de apocalipsi^ 10 (p. 315). ,Si
tunicatorum uitam fraudes et eorum (fec/ 11 {p. 318). ,Estuor
intrinsecus ira uehementi «fec/ (W. Mapes p. 71). 13 (p. 322).
jNostris a consortibus pridie rogatus &c.^ (W. Mapes p. 31?).
13 (p. 324). ,Pur chastier la fole gent Ke plus eunent or et
argent Kil ne funt deu et seint eglise &c.* 14 (p. 327). ,Ici
comence la treante al usurer. Plest voir une mervaille A ki
nule ne se aparaille <fec/ 15 (p. 331). ,Ieo chevachoie lautrer
de amiens a corbie Si encontrai li reis cfec/ 16 (p. 340). ,Exiit
edictum quondam a cesare Qui mittens nuncios iussit descri-
(2400 — 2402) Bibliotheca patnim Utinoniin Britumica. ?UI. 57
bere &c} Schh: ,Explicit concilium sacerdotum*. !?• Latei-
nische Spruchverse (anfangs mit rother englischer Interlinear-
Version); z, B.: ,Qni bene uult fari, bene debet praemeditari';
darüber: ,Ho wie wel segge, he mot hine(?j wel bij^enche*.
18 (p. 359), Allerlei Verse: ,Digne re uera meretrix est dicta
chiniera: Prima parte leo cfec' Auch: ^Femina blanditur: quare?
quia fallere captat d&c/ Die Handschrift verdiente eine ein-
gehende Untersuchung.
2400
O. 2. 51 (6007, 6008). 4% m. Besteht aiis zwei Theilen.
1 (s.XIin). Prudentii Psychomachia. Die rothen Capitelbuch-
staben der Ueberschrift (ähnlich der des Codex R bei Dressel)
sonst ganz verlöscht: Aurelius prudentius uirtute . . pl . a | . .
cü init I M I incip |
Senex fidelis <fcc/ Schi. (foL 24^): ,Aeternum solio diues sa-
pientia regnet'. 2 (s. XII). Priscianus maior.
2401
O. 2. 64 (5970 — 5973). cÄ., s. XVII Copien aus verschie-
denen Handschriften (einige davon angegeben). 1. Libanii
oratio ^pb^ toI>^ ßapuv a&rbv %(xkiG(xyzoL<;. 2. Eiusdem oratio
fonebris in necem Juliani. 3. Libanii epistolae coUatae cum
diversis MSS. 4. Phoebammon de schematibus rhetoricis (aus
einem Bodleianus). 5. Artemidorus de nrinis. 6. Aesopi
fabnlae. 7. Severi Sophistae 'HOoTuotfoct. 8. Nicolai Sophistae
fabalae quaedam.
2402
O, 3. 7 (5986). 4"^, s. X in. (IXf); 52 foll.y zu je 28 Zeilen.
Boetbias de consolatione philosophiae. (Fol. 1) Bildnis einer
weiblichen Figur in langen Gewändern, in der rechten Hand
ein Buch, in der linken eine Fackel haltend, (fol. 1^) Bio-
graphische Notiz über Boethius, (fol. 2; roth, üncialen) ^Incipit
über primns Anicii Manilii Seuerini Boetii excons. Ord. patr.
de ^solatione philöi. Carmina qni quondam stndio florente per-
egi <fec.' Die Gedichte sind durchwegs in Undalen geschrieben,
(fol. 51^) (üncialen) Explicit Über Anicii Manilii Seuerini Boetii
et consulis örd patr || de consol phil AÜ rPAerAC AMEN. Dar-
auf: ^quaeri antem a nonnollis seiet cxuns temporibas Boecius
fuerat <fcc.'
58 ▼. Abhudlwi«: H. Schtnki. (2408—2413)
2403
O. 8. 9 (5985). Der Photiuscodex. Von der ursprünglichea
Handy die stcherlieh dem XL Jahrhundert angehlh^, sind nur
mehr die Blätter 1, 2, 25—62, 117—149 übrig; das Fehlende
ist von verschiedenen Händen, die den Eindruck des XII. oder
XIIL Jahrhunderts machen, ergänzt.
2404
O. 8. 22 (6106). Ä% m., s. XIIL Clandiani carmina. (V^.
Birt's praef. p, XCVIL) Beg. mit ,In Rnfinum' und schlie$$i
mit der Gigantomachia.
2405
O. 3, 28 (5999). m., s. XIV— XV. Frontini strategemaU.
2406
O. 3, 29. m., s. XIV— XV Vegetii strategemata.
2407
O. 3. 81. m., s. XIL Seneca. 1. de beneficiis, 2. de
dementia; 3. de IUI virtntibas, 4. de remediis fortuitoram.
2408
O. 8. 82. m., 8. XII ex. Senecae rhetoris saasoriae et
controversiae (mit den Graecis) ; beg. : ,finitam cuique rei magni-
tudinem &c.^ Die erste Hand geht bis zum Schlüsse der Suasoriae,
dann zweite Hand ^Liber declamationem Senecae. Liberi pa-
rentes alant <&c/. Schi. : ^soleo non ego re psio^ (Controv. X, 35.)
2409
O. 3. 84 (6104). m., s. XII. Valerius Maximus (mit den
Graecis).
2410
O. 8. 86. 8"*, s. XI ex. Ambrosii Hexaemeron (14, 123).
2411
O. 8. 87. 4% s. XIL 1. Isidori Etymologiarnm libri XX
(fol. 1 — 199^) (82). 2* Glossarium latinum (aurifrigium; anra-
boni bis portende). 3. Kalendarium in Isidori etjmologias
(,Liber sce Marie de Ösen. LI. S. t'').
2412
O. 8. 41. m., s. XIV in. L Prosperi epigrammata ab
Augustino deflorata (61, 497). 2. Sedulii Carmen paschale.
2413
O. 8. 42, 48 (6021). m., 2 Bände, von denen 42 saec. XII,
43 aber s. XIV ist. Palladius de agricaltura.
(2414 — 2421) Bi1ili9ftb«M patTBiB IfttiDonn Britenniea. TUl. 59
2414
O. 8. 60. 4**^ m., 8, XII. !• Isidori Hispalensis de summo
bono libri IUI (83 j 687), 3, B. Gregorii expositio super
Cantica Canticorum (7ö, 267). Der Schluas der Handschrift,
der unier Anderem nach den Angaben der Catalogi Angliae et
Hibemiae auch S. Leo de conflictu uirtutnm et nitioram ent-
hielty ist verloren gegangen,
2415
O. 8. 65. 8% m.j 8, XII, Beda de vita et miraculis S. Cnth-
berti (94, 735),
2416
O. 3, 57 (6120—6124). 8% m., 8, XII. 1. Horatius.
3, Persius. 3. Theoduli Ecloga (Leyser p. 296). 4. Cato
de moribus. 5. Aviani Fabulae. Die (von Bentley benützte)
Handschrift ist durchaus glossiert und der Randcommentar in
kunstooller Weise zu Ornamenten gestaltet.
2417
O. 4. 8. m. <& CA., s. XV. Aristides Rhetor.
2418
O. 4. 4. w., s. XV (in Italien geschrieben). Livii libri
2419
O. 4. 5. foL, m.y s. XIII. Gregorii Moralia (Buch 23 bis
zum Ende). ,Dompnu8 Endo de Mere feeit seribere hune librum
et dedit domni beati Thome martyris, anima eias et anima
patris eins seruasii et omninin fideliam anime per misericor-
diam dei requiescant in pace. amen/
2420
0. 4. e. ch.y s. XVII. Olympiodorus in Piatonis Phaedonem.
2421
O. 4. 7 (5994). fol., m,, s. XII; 2 Col. S. Hieronymi
tractatus. 1. De quaestionibns Hebraicis; beg.: ,Qm in prin-
cipiis librorum debebam &c.^ (23, 936). 3. De mansionibus
filiorum Israel; beg.: ,Scriptum est in ultima parte <fec.' (Ep. 78;
22, 698). 3. De distantiis locorum; beg.: ,Eu8ebius qui a
beato &c.^ Dann: ,Ararat harmenia c&c' (23, 869). 4. Liber
interpretationis hebraicornm nominum; beg.: ,Aethiopam tene-
bras uel caligines cfec' (23, 771). h. Explicatio alphabeti he-
braici et graeci. 6. Notae diuinae legi necessariae; beg.: ,Pro-
60 ▼. Abbudluiff: H. 8ch«Dkl. (2422 — 2425)
priam hoc in idiomatibus <fec/ (Cod. Durh, B, 2. 11; Nr. 27),
7. De quaestionibos in libros regum; beg.: ^Foit air anns de
Ram. c&c/ (25, 1329). S. Liber de quaestionibuß in Parali-
pomenon; beg.: ,In diebus eins diuisa est i&c.*^ (23^ 1365).
9. De decem temptationibus; beg.: ,Haec sunt nerba quae lo-
cutus est <fec/ (23y 1310). 10. In canticam Debbore; heg.:
jCecineruntque Deborra et Baraeb cfec/ (123, 1311). 11. In
Lamentationes Jeremiae prophetae; beg.: ,Et factum est post-
qoam d^c/ (26^ 787). 13. De mosicis instromentis; beg.: ,Cogor
a te ut tibi <fec.* (Epiatola ad Dardanum; App. 23; 30, 213).
13. De partibos minus notis ueteris testamentis; beg.: ,Sintagma
doctrina &c.' (Vgl. Cod. Durh. B. 2. 11, Nr. 16). 14. ,Si-
gnornm duodecim iigurae dkc.*; darunter auch Verse: ,Sie duo-
dena poli chaldeus signa notauit iStc.^ 15. ,Paulus apostolos
neqne ab hominibus neque per bominem &c.^ (Ep. ad Oalatas;
nach einer jüngeren Hand am Rande Sententiae excerptae ex
diuersis opusculis). 16. De sphaera caeli; beg.: ,Affirmatar
caelum rotundum esse <frc/ 17. De lapidibue; beg.: , Jaspis uiri-
dis <fec.' (Cod. Durh. Nr. 26). 18. ,De mensuris cfec.'/ beg.: ,Men-
surarum appellationes quibus utimur &cj (Cod. Dwrh. Nr. 18).
2422
O, 4. 9 (6073?). CA., 8. XV. Heronis Alexandrini Pneu-
matica.
2423
O. 4. 10 (6025, 6026). 4% m., s. X; angelsächsische Schrifi.
Juvenalis et Persius. Am Schlüsse Vergilius de nutrice sua
(d.i. Martialis /, 19).
2424
O. 4. 11 (5987, 5988). 4°, m., s. IX ex. (XI). Juvenalis
(über diese und die vorhergehende Handschrift vgl. Wiener
Stud. HI, 313). Vorher: EGLOG. HUKBALDI ALVE .
CVIVS M EST CAVSA CVBA . , ONS. Completur claris
Carmen cantabile caluis <fec/ (132, 1041). Nach dem Explicit
folgt: ,Almo teon tyrsis orti sub coUe polori Semine disparili
laurente lacone sabine &c.' (Anthol. Lat. ed. Riese 393). Zu-
letzt: ,Rex aeterno gloric da nr| memoria se mundare c&c'
Schi.: ,unde maris tunc laudaris'.
O. 4. 34. fol., m.y s. XIV ex. Orosius. 2425
(2426 2428) BibUotfaeca patram Utinorum Britannioa. VIII. 61
2426
O. 4. 42 (6161—6165). m., 8. XIII; 2 Col Auf dem Vor-
setzhlatie Verse: ,Vado mori res certa quidem nil certius <fec/
1. Consnlta S. Basilii cum prologo Rufini; beg,: ,Satis liben-
ter dtcJ (103, 483); dann: ,Humanum genns diligens <Stc^ (103,
487). 2. Eiusdem admonitio ad monachos; beg,: ,Andi, fili,
admonitionem patris i&cJ (103,683). 3. Sermonesf?) S. Au-
gnstini de humilitate et oboedientia; beg.: ,Nichil sie Deo
placet <fec.' (40, 1221). 4. Vita S. Basilii cum prologo Am-
philochii et Dionisii; beg.: ^Dilectissimi non erat <fcc.' ,Basilius
itaque solus <fec/ (73, 295), 5. Vita et Passio S. Juliani
martyris et Basilissae uxoris eius; beg.: ^Beati Juliani martyris
passionem <&c.' (vgl. A. SS. Jan. I, 575). 6. Petri Cellensis
liber de panibus ad Jobannem Saleb; beg.: ,HumiIis Christi
min. <fec.* ,In tabernaculo testimonii &c.^ (202, 929). 7. Idem
de conscientia ad k(lcherum) monachum; beg.: ,Religiosa mens,
religiosa cur. &c.' (202, 1083). 8. Vita S. Wenefredae per
Robertum Salopianum; beg.: ,In occidua maioris &c.^ (Hardy
I, 508; f. 179).
2427
O. 4. 45 (6l04f). fol, m., s. XIV ex.; 2 Col. Valerius
Maximus.
2428
O. 6. 4 (6100). m., 8. XIV. L ,Partes orationes quot? <fec.'
2« Notulae excerptae de libro magni doctrinalis. 3« ^Scabidas
et labes et labi fabula tabes <SbcJ (Vgl. Ch. Thurot in Notices et
extraiU XXII, f. 509); (darüber ^quae non ponuntur hie omnia
corripiuntur'). 4. Synonyma versu; beg.: ,Equus caballus pullas
dextrarius equa &c.^ 5. Disticha Catonis. 6. ;0s, facies^
mentum <fec.' (Rob. Grosseteste; Leyser p. 998). ?• ,Stan8 puer
ad mensam cfec' (Leyser 997). 8, ,Cartula nostra tibi portat cfec*
(184, 1307). 9. ,Huius amor mundi (fcc/ 10. ,Pauper
amabilis et uenerabilis &c.^ (Notices et Extraits XXVII, 2,
24). 11. Joannes Garlandus de poenitentia; beg.: ,Penitea8
cito dkc' (207, 1153; vgl. 3647, 6 = Salisbury 9). 12. ,E8t
nihil ntilius humanae credo saluti &cJ (Facetus; Notices et
ExtraiU XXVII, 2, 16; Leyser p. 437). 13. ,A Phoebo Phoebe
lumen <fec.' (Alani de Insulis Proverbia; 210, 581). Es folgen
als ühterabtheilungen: ,Non teneas aurum <fec.', ,Non bene de
62 V. Abbimdiiiatf: H. Sehenkl. (2429—2480)
pedibns &c.^, ^Non siint digna coli <£rc.' 14* Johannis Garlandi
Synonyma; heg.: ,Ad mare ne uideae <fec/ (Vgl. M. Kurz tm
Progr. des StaaUgymn, im IX. Bez. in Wien, 1883). 15. Eiuß-
dem Aequivoca; heg.: ^Angustos^ ti, to d^c/ (Leyeer p. 338;
Hauriau in Noticee et Extraiis XXVII, 2, p. 68). 16. Thco-
duli ecloga (Leyser p. 296). 17. ^Deos nihil fecerat frustra
dum creantar i&e/ 18. Pars Doctrinalis; heg.: ,Pandere pro-
poeni per uersus syllaba queque <fec/ 19. ,Licet in presenti
opusculo oim(f) syllabarum naturam die/ 20. De mediis syl-
labis; heg.: ^Vocalis ante aocalem c£rc.' 31. De dictamine et
modo faciendi litteras. *22» ,Diaiditnr iste Über in II partes <frc/
23. Tractatas de regimine casaam; Verse mit Cammentar; heg.:
,Triplex ??? itus supponens primus habetur <fec/ 84. Dictio-
nariam copiosnm; heg.: ^Alma interpretatur oirgo <£rc/ In fine
recensentnr aactores ex qnibos vocabula petontar. 25. Algo-
rismus. *
2429
O. 6. 5 (6159). fol.y 1»., s. XV in.; 2 Col.y schöne Minia-
turen. 1« Vigilius Thapsensis de trinitate libri; beg. unvoll-
ständig: ,11 maiestati uidear aliquid &c/ (62, 238 C). Am Ende:
»explicit liber VIÜ dei patris et filii et spiritus sancti. Athanasii
episcopi hos libellos cito tarnen scripsi quia multa addita et
mutata continent^ 2. Fides Athanasii; heg.: ,Credo in Deum
patrem <fec/ (62, 287f). 3. Eiusdem de trinitate et spiritu
sancto; heg.: ,His qui filium Dei <&c/ (62, 307; Buch XII
von 1). 4. Jncipit altercatio S. Athanasii episcopi et con-
fessoris contra Arrianum Sabellum hereticos. Cum in manu
strenuissimorum lectorum cfec' (62, 179). 5- Epistola Potamii
ad Athanasium; heg.: ,Tanti carceris fossam cfec/ (8, 1416).
6. Athanasius ad Luciferum (13, 1039; jp. 324 ed. HarUl).
7. ,Incipiunt solutiones obiectionum Arrianorum. Prima obiectio
eorum est quia dicunt impossibile <fec/ (62, 469). 8. Kdes
beati Hieronymi ad Augustinum; heg.: ,Credo in unum Deum
patrem omnipotentem c£rc/; dann nochmals: ^Credimus in unum
Deum patrem (tc.^
2430
O. 6. 7 (6134). fol., m., s. XIII. Caasiodoriua in Psal-
mos L priores (70, 9). ,Liber Dei et beatae Marie de Wythm
ord. Chart/
(2431 — 2485) BiMiotbee» patram Utinoram Britanniea. Yin. 63
2431
O. 5. 10, 11. eh., s. XVI (XVIIf). Proclus in Parmenidem.
2432
O. 6. 8 (6029). m., 8. XIIL Commentarius in epistolas
S. Pauli.
2433
O. 5. 84 (5989—5993). /o?., w., «. XII, 2 Col. 1. Pro-
logus Hieronymi in libro Glosarum; heg,: ,Eusebiu8 quia beato
Pamphilo martire cognomen <fec/ (23, 859). 3 (fol, 29). ,Inci-
piant hermenenmata id est interpretamenta secundum grecam
ethjmologiam. Abscida: lucida cfec' Schi.: ,nipter — puluis^
3 (fol. 40). ,A Littera in omnibus gentibus ideo prima (t) est
litterarum pro eo quod ipsa prior &c.' Dann: ^Abba Syrum
nomen c&c/ Schi.: Zoisti — interpretator. 4. ,Incipit prologus
Pauli ad Karolum regem. Diuine largitatis &c/ ,Incipiunt ex-
cerpta ex libris Pompei Festi de significatione uerborum.
Abacti c&c' Schliesst mit dem Artikel ,Urbanas tribus ....
collina'. 5. ,Incipit elucidatio obscurarum partium in quinque
libris Moysi. Bresith hebraica genesis grece &c.^ Schi.: ,pur-
pureis foliis et piperis.' fp^i. über diese Handschrift Corp. Gloss.
Lat. III, p. XXX).
O. 7. 2. m., 8. XV. Bedae Kalendarica. 2434
2435
O. 7. 7 (6047—6048). 4«, m., s. XIL 1. Bemardi Silve-
stris Megacosmus et Microcosmus; beg.: ,Congeries informis &c.^
(Herausgegeben von Wrobel und Barach in Bibl. Philosophorum
mediae aetatis I. Innsbr. 1876.) 2 (fol. 28). Jncipit opusculum
Probae uxoris exceptum de libris Virgilii ad testimonium
ueteris et noui testamenti. 3 (fol. 37^). ,Incipit über Ovidii
in Ibin' (vgl. R. Ellis p. UV seiner praefatio). 4 (fol. 46).
Seneca ad Gallionem de remediis fortuitorum bonorum.
5 (fol. öl). Seneca de beneficiis. 6 (fol. 60). ,Seneca Lucilio
Salutem. Tu (Itskt) fac mi Lucili uindica te ibi et tempus &cJ
(Ep. 1). 7 (fol. 64^). Dissuasio Valerii ad Ruffinum ne ducat
oxorem; beg.: ,Grues odi et uocem ulule <fec.' (Vgl. Hieronymi
Ep. App. 36; 30, 254). 8« Epistola Alexandri ad Aristotelem de
situ Indiae; beg.: ,Semper tui raemor &c.^ 9. Alexandri vita;
heg.: ^Egiptii sapientes iStc.^ Bricht auf dem zweiten Blatte ab.
64 V. Abhudlttuff: H. Soli«okl. (2436 — 2440)
2436
O. 7. 9. 4^y w., 8, XII ex, 1. Petri Comestoris sermones
(unvollständig), 2. (Andere Hand.) Alexander Neckam de
utensilibus; beg,: ,Qui bene uult disponere cfec/ (ScheUr im
Jahrbuch für roman. und engl. Philologie^ Bd, VII). 3. ,Naiiis
diuersitates bis uersibas comprehenduntar. Nauis nauiculnm <£c/
Schi.: ,Explicit über magistri Alexandri Neqaam^ 4. De
epistolis conscribendis. 5. ,Proprietates ignis. Ignia sensi-
bilis <fec/ 6. Dionysius de hierarchia. 7, (Andere Hand.)
,De sophisticis autem elenchis &c.^ 8. (Andere Hand.) Sacra-
menta panis et uini. 9. Dictum Lanfranci Archiepiscopi Can-
tuariensis de recedendo ab uno monasterio in aliud. (Vgl. Ep. 60;
160 j 549,) 10. Sermo b. Augustini utrum sub figura an sub
veritate hoc mystici ca.lici9 fiat sacramentum; beg,: ^Veritas ait:
Caro mea uere est cibus <fec/ (wie es scheint ^ bloss Excerpie;
derselbe Sei^mo auch Cod. 2457 j 5). Es folgen andere ExcerpU,
z. B. aus Grregoriv^. 11. ,Calixti II Capitula in concilio Rhe-
mensi quae auctorum patmm sanctionibus de prauitate symo-
niaca &c/ (Vgl, Jap, Reg, Pont.^; I, 788).
2437
0. 7. 13. m., s.XIIIin. Ca.ssiodorii Epistolae (vgl. Momm-
sen, Mon, Germ. Auct. Antiquiss. XII, p. LXXXI, Nr. 12). ,Hic
Über est S. Albani ex dono magistri Simonis Abbatis^
2438
O. 7. 14. 4% m., s, XII in. Ambrosius de mysteriis (76*,
389) et de sacramentis (417),
2439
O. 7. 16. 4% m., s. XrV, Augustinus de spiritu et anima
(40, 779).
2440
O. 7. 40 (6049). 4% m., s. XIII. lieber den juristischen
Inhalt dieses Codex hat M. Conrat in einem als Manuscript
gedruckten Flugblatt (ddo. Amsterdam, Nov. 1889) berichtet. IcJi
verzeichne im Folgenden nur dcts Bemerkenstoerthe. 1. Aristo-
telis Metaphysicorum versio vetus. 2. Bernardi Sylvestris
Megacosmus et Microcosmus. (Vgl. zu 0. 7. 7, Nr. 1.) 8. Seneca
Lucilio suo salutem. De triplici iactura temporis (offenbar Ep. 1).
Der letzte Brief beg.: ,Quid est hoc mi Lucili <fec.' (Ep. 52).
(2441 — 2445) Bibliotheea patrnm latinonim Britannlea. VIH. 65
SckL: antistitem nacta est. Vale/ *4. ^Moralium dogma philo-
sophorum <fec/ (171, 1007).
2441
O. 7. 41. 4", w., 8, XI ex. 1. Kalendarisches (der Titel
Mariani computos ist erst von jüngerer Hand beigefügt); zuerst
Ratio spere Pytagorice quam Apuleius descripsit; dann noch-
mals ein Tractatus de spera; jMenses dicuntur a mensura <fec/
(Vgl. Beda de temp. ratione c. XI; 90, 341.) 3. De concordia
quattaor euangelistarum. jAd ueritatem dominicorum annorum
pertiDgere uolenti primnm inuestigandum r&c/
2442
O. 7. 43. m., s. XIV ex. (XV). Epistolae nonnuUorum Pa-
pamm. Beg. unvollständig: ,||sane nerum est bona quandoque
uera tfec' Z. B. ,ürbanus (UH) &c. Karissimo filio ^(icardo)
Regi Anglorom. Quantum pacis Deo placet amenitas quantum &c.
2443
O. 8. 4 (6006). 8% m., s. XI. Anfang und Ende durch
Feuchtigkeit beschädigt. Commentarius in Lucani Pharsaliam;
beg.: ,errore romanorum seilicet poe . . . &c.^: weiter unten ,8te
more poetamm aliorum prologum fecit, quem non uocamus
rectum prologum. Schi, mit X, 201 ,8ecundum ortum et occa-
sum lune .... | et usque ad septimam diem pl's ex ... | et
tunc decrescere ineip |
2444
O. 8. e (6050). Ä*», m.y s. XII. 1. Beda de natura rerum
(nach dem Katalog Imago mundi; beg.: ,Operatio diuina &c.';
90, 187), Schi.: ,ad occidentem extenditur cfec' 2. Ciceronis
Cato; 3. Laelius; 4. in Catilinam orationes. 5. Ciceronis
et Sallusti invectivae.
2445
O. 8. 24. ch.y s. XV. L Lactantius de ave phoenice.
2 (6132 f). Aristoteles de pomo; der Prolog beg.: Cum homo
creatorarum dign. (&c.'; das Werk: ,Dum clausa esset uia ueri-
tatis dtcJ (Hain 1785). 3. Ovidius de vetula (Hain 12263;
vgl. Teuffel^, Rom. L. 251, 6). 4. De lapide philosophico seu
de pbenice; beg.: ,En philosophancium hac in cantilena dtc.^
5« Claudianus de ave phoenice; beg.: ,Oceani summo &c.^
(Carm. min. 27 ed. Birt). 6. Excerpte de phoenice aus Plinius.
Sitnmgsl»«r. d. phiL-hist. Q. CXXXVI. Bd. 5. Abh. 5
I
ob V. AbbaadlaüK: U. Schenkl. (2446 — 2449)
7. Joannis Aurelii Angurelli chrysopoeiae libri II. 8. Colu-
mella de insitione arbomm.
2446
O. 8. 26 (4% m., «. XIV), 1. Ein Tractat Albini pres-
byteri an Arnaldns Parisiensis Canonicus in 52 Capttdn^ unter
denen sich befindet: 3) ^Excerpta ex Omeliis Gregorii in Evan-
gelia'; 24) ,S. Augustini admonitio ad popnlnm dum ad eccle-
siam nadnnt. Rogo nos fratres qnotiescunque ad ecclesiam Dei
conueDitiSy longe a nobis deicite &c/] 34) ^Vita S. Enfrasiae.
Fuit quidam Senator Antigonus (fec/; 35) ,Narratio S. Ambrosii.
Fait qnidam Abraham heremita et reclnsus &cJ] 52) De ini-
quo diabolo (vgl, Rose im 12. Bd. des Handschr.-Verz. der
königl. Bihl. in Berlin; Cod. 68, 1 = Phil 2004). 2. ,Ber-
nardi Über super contemplationem passionis Domini nostri
Jesu Christi. Septies in die laudem dixi tibi &c.* (Beda;94^
661). 3. Richard Hermyte Of thre wyrkynge in mans saule.
4. Ein Tractat des h. Bemardus. 5. »in medio crucifixus.
Omnibus exutos nobis tua iussa secutos c£rc/ 6. Confirmatio
ordinis Cartbusiensis. 7. Rio. Hampole de contritione.
8. Allerlei Excerpte mit Versen. 9. ,Visio S. Pauli apostoli
de penis purgatorii. Dies dominicus dies est electus in quo
gaudebunt <fec/ (Beda; 94, 501). 10. Descriptio Domini
nostri Jesu Christi und descriptio S. Marie. 11. De S. Anna
,[Anna] nupta fuit Joachim &c.* (Verse; vgl. Cod. Digby 53^
Nr. 56). 13. Augustinus super epistolam Joannis (35, 1977);
heg.: /M)eminit sanctitas uestra euangelium secundum Johannem
ex ordine lectionum &cJ (unvollständig^). 18 (andere Hand),
,Cum omnis sciencia gerat trinitatis insigne Ac.^
2447
O. 8. 83. eh., 8. XV. Unter umfangreichen byzantinischen
Excerpten (in Poesie und Prosa) auch Aesopi fabulae cum
vita brevi.
2448
O. 9. 4. Syrianus in Aristotelis Metaphysica ist eine mo-
derne Abschrift saec. XVII oder XVIII.
2449
O. 9. 8 (6089). Sammlung von Humanistenbriefen; ent-
haltend Poggii et Guarini epistolae de praestantia Scipionis
Africani et Caesaris; Petri de Monte epistola ad Poggium;
(2450 — 2453) BibUothec» pAtram Utinorum firitaimica. VIII. 67
Gasparini Pergamensis epistolae et oratio inauguralis; Leonardi
Aretlni epistola ad Jun(ium?). Besonders wichtig ist aber diese
Handschrift dadurch^ dass sie ein Stück von Cicero's Briefen
ad Atticum enthält (von I, 17, 6 ,\\ catio qnae mihi suanis-
sima dkcJ bis IV, 5, 1 ^inductus relictus proiectns ab hys |I').
offenbar Copie einer älteren Handschrift mit den Graeca in
schönen litteras quadrata^ von erster Hand, Da die Hand-
schrift nie rubriciert worden ist, fehlen die Ueberschriften und
Initialen durchwegs,
2450
O. 9. 12 (6103). S% m,, s, XIL Statu Thebais (mit den
zwölfaeiligen Argumenta, von denen jedoch die zu Buch I und
Vfehlen).
2451
O. 9. 15. 8% m., s. XIL Augustinus de consensu evan-
gelistamm (34, 1143).
O. 9. 16. eh., 8. XVI—XVIL Hippiatrica. Gr. 2452
2453
O. 9. 22. 8% m., s, XII in. 1. B. Augustini Enchiri-
dion; beg.: D (schöne englische Initiale) ici non potest (40,
231). 2. (Titel von jüngerer Hand De XII abusiuis saeculi)
,Duodeciin abusiua sunt saeculi huius. hoc est sapiens sine
operibus bonis c&c/ (40, 1079). 3. ,Dicta Ambrosii de III
quaestionibus Salomonis. Mirum satis est dilectissimi fratres
quod in hoc capitulo <fec/ (Sermo 46; 17, 694). 4. ,Epita-
phium Alcuini. Hoc rogo pauxillum <fec/ (101, 801). 5. Liber
(Alcuini) ad Widonem Comitem; beg.: ^Dilectissimo filio Gui-
doni <fec/ (de vitiis et virtutibus; 101, 613). 6. Liber S. Am-
brosii ad Vercellensem ecclesiam de morte Eusebii episcopi;
heg.: ,Ambrosiu8 seruus <fec/ (Ep. 63; 16, 1189). 7. (Tractatus
de missa von jüngerer Hand.) ^Missa pro multis causis cele-
bratur. prima ut sepe rogemus Deum cfec/ (Hildehertus
Cenomanensis; 171, 1156). 8« Concilium Toletanum capit.
XCIII; ,Post orationem cfec/ (bloss fünf Zeilen). 9» De
sacerdotalibus vestibus; beg.: ,Locutus est dominus (fcc/ (gehört
zu Nr. llf; vgl. 91, 399). 10. (Cassiodori sententiae de Lamen-
tationibus Jeremiae eine jüngere Hand) ^Plorans plorauit in
nocte <6c/ ,Adueniente tribulatione <fec.' 11, (S. Beda de
libro tabernaculi eine jüngere Hand) ,Et habitauit gloria Do-
6*
68 V. AbhandlaDg: H. Seheoki. (2454 — 2457)
mini super Synai <&cj ^Sciendum non est qnia non tantom
sublimitas <fec/ (91, 397; ein Blatt fehlti). Nach 5 Blättsm
jTabernaculum quod fecit Domino Moyses (fec/ 12. S. Augu-
stini sermones duo de Joanne Baptista; der grössere Theil des
ersten ist verloren gegangen^ da hier zwei BUitter avsgeschnitten
sind; der zweite heg.: ^H^^^^ natalem S. Johannis <fec/ (S. 197
App.; 39, 2113. Oder App. 198; 39, 211öf). 13. Leonis
sermo de eodem; beg.: ,Po8t illum sacrosanctum <fec.' (Maximi
Taurinensis sermo 65; 67, 661). 14. Vita vel visio S. Fursei
(Hardy I, 637; p. 239). 15. Jncipit uita S. Amandi episcopi
et confessoria. Amandas igitnr sanctissimos (&cJ (Baude-
mundus; Acta SS. Febr. I, 849).
2454
O. 9. 25. 4**, m., s. XIV. Bedae Martyrologium. Die
Handschrift ist interessant durch die Vorsetzblätter, welche
allerlei wichtige Urkunden, Papstbriefe, Inventar e u. dgl. ent-
halten.
2455
O. 9. 27. m., s. XIV. Tzetzes in Hesiodi Opera et Dies.
2456
O. 9. 80. fol., m., s. XIV ex. Gregorii Pastorale (77, 13).
2457
O. 9. 38. m., s. XV. 1. Der Anfang fehlt; schl.: ^manas
etiam contra ipsos excitentor. Explicit epistola^ Dieser Theil
der Handschrift ^scriptas per Langibath. 1424'. 2. Paschasii
versus de corpore et sanguine Domini/ beg.: ,Pa8cha8ius Rad-
bertas Placido suo Sal. Regis adire sacrae &c.^ (^^0, 1262).
Dann ,Liber de corpore et sanguine Domini. Quisque catholi-
corum recte cfec* (120, 1267). 3 (andere Hand). Nach Werken
von Anseimus und Lanfrancus, sowie dem Liber Goimondi
Auersani (contra Berengerium 149, 1247) folgt Rabanns de cor-
pore et sanguine Domini/ beg.: ,Quisque catholicorum recte <fec/
(nochmals Paschasius, wie oben; 126, 1267); am Schlüsse un-
vollständig. 4. Sermo B. August ini de corpore et sanguine
Domini; beg.: ^Interim dum adeo in hoc mundo peregrina-
mur <fec/ 5. Eiusdem de consec(ra<tone eucharistiaef) utrum
sub figura &c.; beg.: ^Veritas quae est Christus ait: Caro mea
uere est cibus &c.^ (vgl. oben Cod. 2436, Nr. 10). 6, Sermo
Eusebii Emiseni de corpore et sanguine Domini/ beg.: ,Ma-
(2458 — 2466) BiUiotbees patrnm latinonim Britanoioa. VIII. 69
gnitudo caelestium beneficiorum angustias humanae mentis i&c/
(Bibl Patt, Max. Lugd. 7J, 636).
2458
O. 9, 86. m.y 8. XIV ex. Isidori Etymologiarum libri
I-XI (Schluss fehlt).
2459
O. 10. 8. fol, m., 8. XIV in.; 2 Col. S. Augustini Trac-
tatns: 1. Enchiridion (40y 231). 2« De natura boni (42,
551). 3. Sermo de eo ,fundamentum nemo aliud potest &c.^
(42, 173). 4. De genesi ad litteram (34, 245). 5- De fide
ad Petrum (40, 753). 6. De libero arbitrio (44, 881). 7. De
perfectione iustitiae (44, 291). 8. De natura et gratia (44,
247). 9. Sententiae CCCLXXX a beato Prospero collectae
(45, 1859). 10. jSermo ut quisque resplciendo se respiciat <fec/;
beg.: ,Sermonis usum dedit nobis, qui nos condidit Dens (fec*
(vgl. 11, 634; = S. Zenonis opp. edd. Ballerinii p. 336).
11. De corruptione (sie!) et gratia; heg.: ,Lectis litteris
nestris <fec/ (44, 915). 12. (Angehunden; 8. XIV ex.) Ein Ex-
cerpt in primo de libero arbitrio.
2460
O. 10. 10. CA., 8. XVI. Procius in AIcibiadem Piatonis.
2461
O. 10. 12 (6079, 6080) ApoUonii Pergaei sectiones conicae
cum Eutocii commentario iet moderne Abschrift.
2462
O. 10. 14 (5910, 6082). eh., 8. XVI oder XVIL 1. Anony-
mas de prosodia (twv xpcffoSttov epw-nS.aa-ra). 2. Herodiani gram-
maticae catholicae epitome per Theodosium.
2463
0. 10. 16 (5996?). Alcuini aliorumque Epistolae ist moderne
Abschrift (Hardy I, 1076; p. 504).
2464
O. 10. 28. m. , 8. XI in. (die Capitula von einer Hand
8. XIV beigefügt). Gregorii Turonensis libri III ('fj Miraculorum.
2465
O. 10. 28. 4% m., 8. XII. Eutropius cum Paulo Diacono.
2466
O. 10. 31. m., 8. XII. 1. Passio S. Quiriaci; heg.: ,Qui
sui proprii generis et naturae &c.' (A. SS., 4. Mai; I, 445 und
70 ▼. AbhAndlung: H. ScheDkl. (2467 — 2472)
449), 2« ^Incipit narratio qoaliter sancta crox inuenta sit ab
Helena regina. Anno CCXXXIII post passionem Domini nostri
Jesu Christi regnante uenerabili Dei cultore &c,^ 3. Victor
Vitensis de gestis Vandaloram; beg.: ^Qaondam neteres ob Stu-
dium (j^c/ (58 j 179). Schi,: ,non Ambrosius Don Hieronymosl^
(l. F, c. 18; p. 47 ed. Petschenig).
2467
0. 10. 88 (5902). Himerii narrationes IX^ copiert aus einem
Baroccianus wnd einem Augustanus.
Fragmente.
Eine beträchtliche Anzahl von kleineren und grösseren
Fragmenten^ welche von Bucheinbänden losgelöst tourden, werden
gegenwärtig in einer Mappe aufbewahrt. Ich habe dieselben
sämmtlich durchmustert; es befinden sich darunter zahlreiche
Stücke liturgischen Inhaltes ^ femer Bruchstücke juristischer
glossierter Handschriften, von Bibelmanuscripten und Urkunden,
Die hier in Betracht kommenden verzeichne ich im Folgenden,
2468
Drei Bruchstücke s. XII ex, von S. Augustini homiliae in
Evangelium S. Johannis, das Ende von hom, CXX und den An
fang von hom, CXXI enthaltend (85, 1955),
2469
Ein Blatt s, X ex,, auf der einen Seite den Schluss (6 — 7
Zeilen) einer lateinischen Uebersetzung von Aristoteles' Kate-
gorien fysunt annumerati. Explicit Über Aristotelis de decem
kategoriis'}, auf der andern den Beginn von S. Augustini
Categoriae (bis ,paulatim oratio ||* = 32, 1410) enthaltend.
Voran gehen die Versus Alchwini ohne Titel,
2470
Ein Fragment s, XIII. ex. eines Commentars zu Numeri,
fast identisch mit der Glossa ordinaria Strabonis (113, 381).
2471
Ein Dutzend altfranzösischer Verse s, XII ex, oder XIII in.:
,Mal gre en eit putifares sis sire Si eit sa ferne ki par sa felonie
E par traisun li uout tolir sa nie &c,*
2472
Ein Fragment (stark verklebt) s, XIV eines englischen Ge-
dichtes (mit rothen Titeln): ,of the wordes (f) of the lorde to
Bibliotheca patrain latinornm Britumioa. YUI. 71
this maiden and a fnl w?n??r dyes of bis ino??cr. Capitalum 2?
Then tolde y* | Cat'yne he s dkc.^ Später hou he
put . . . rjng on hir fjng. and the wordes that he Beide lü hi . .
weddyng capitulum 22" <fec/
In die folgende Vergleichungstabelle der alten Zählung in
den Catalogi Angliae et Hibemiae habe ich alle Handschriften
bis 691 aufgenommen; von den folgenden nur die, welche für
den vorliegenden Bericht in Betracht kommen.
138 B. 2.28
168 B.
1.13
198 B. 3. 19
228 B. 5.22
139 B. 2. 29
169 B.
1.14
199 B. 3. 15
229 B. 4. 28
140 R. 5. 32
170 B.
1. 6
200 B. 3. 26
230 B. 4. 29
141 B. 2.30
171 B.
1.15
201 B. 3. 17
231 B. 5.23
142 B. 2. 31
172 B.
1.16
202 B. 2. 6
232 B. 3. 4
143 B.15.23
173 B.
1.17
203 B. 3.24
233 B. 3. 5
144 B. 2. 32
174 B.
1.18
204 B. 2. 7
234 B. 3. 6
145 R. 5.36
175 B.11. 9
205 B. 2. 9
235 B. 5. 21
146 B. 2. 33
176 B.
1.19
206
236 B. 3. 7
147 B. 2.34
177 B.
14. 5
207 B.15.21
237 B. 4. 3
148 B. 15. 28
178 B. 14. 4
208 B. 16. 44
238 B. 5.20
149 B. 3. 34
179 B.
3.28
209 R.16. 4
239 B. 3. 8
150 B. 2. 35
180 B.
3.29
210 B. 15. 15
240 B. 5. 17
151 B. 16. 18
181 B.
3.30
211 B.ll. 2
241 B. 4. 4
152 B. 1. 2
182 B.
3.31
212 R. 16. 21
242 B. 4. 30
153 B. 1. 3
183 B.
3.32
213 R. 4.11
243
154 B. 1. 4
184 B.
3.25
214 R. 4. 4
244 B. 16. 12
155 R. 3. 8
185 B.
3.33
215 R. 3. 35
245 B. 16. 8
156 R. 5. 41
186 B.
3. 9
216 R. 3. 36
246 B. 16. 9
157 R. 3. 25
187 B.
3.10
217 B.15.37
247 B.16. 6
158 R. 5. 42
188 B.
2. 1
218 B. 1. 10
248 B.16. 7
159 R. 5. 35
189 B.
3.21
219 B. 16. 3
249 B. 15. 4
160 R. 5.43
190 B.
2. 2
' 220 B. 4. 2
250 B. 4. 1
161 B. 15. 31
191 B.
2. 9
221 B. 5.26
251 R.17. 7
162 B. 15. 32
192 B.
3. 3
222 B. 5. 28
252 R. 17. 8
163 B. 15. 34
193 B.IO. 3
223 B. 4. 25
253 R.17. 1
164 R 4. 18
194 B.
3.11
224 B. 4. 26
254 R. 16. 20
165 R. 15. 21
195 B.
3.12
225 B. 4. 5
255 R. 16. 3
166 B. 1. 11
196 B.
3.13
226 B. 4. 27
256 R. 5. 21
167 B. 1.12
197 B.
2. 4
227 B. 5. 24
257 R. 5.22
72 T. AbkMtaiuK! H. SekankL
258 B. 11. 3 296B.16.il 334 3. ö. 19 373 B. 1. 8
259 B. 2. 17 297 B. 4. 21 335 R. 3. 2 374 B. 15. 18
260 B. 10. 5 298 B. 4. 20 336 B. 4. 6 375 R. 9. 27
261 R. 8. 6 299 R. 16. 22 337 B. 4. 7 376 R. 14. 7
262 B. 2. 18 300 B. 4. 22 338 B. 9. 6 377 R. 3. 21
263 R. 3. 14 301 B. 4. 23 339 B. 5. 3 378 R. 3. 22
264 B. 2. 19 302 R. 3. 5 340 B. 16. 6 379 R. 3. 19
265 R. 14. 5 303 R, 9. 8 341 ? 380 B. 2. 16
266 B. 2.20 304 B.16.15 342 R. 9.11 381 B. 2.22
267 R. 4.12 305 B. 3.18 343 B. 3.20 382 B.15.16
268 R. 5. 34 306 B. 3. 19 344 R. 3. 24 383 R. 3. 8
269 R. 4. 23 307 B. 15. 10 345 R. 14. 33 384 R. 15. 22
270 R. 3.15 308 B. 5.27 346 B.l 1.12 385 R. 3.13
271 R.15.28 309 R. 5.24 347 B.ll. 13 386 B. 3.27
272 R. 7. 4 310 B. 2.24 348 B.ll. 1 387 B.16. 5
273 R.14. 9 311 B. 2.25 349 R. 3.50 388 R. 4. 1
274 B. 1. 21 312 R. 9. 17 350 R. 9. 22 389 B. 5. 10
275 B.15.35 313 B. 4. 9 351 B. 1.41 390 R. 9.12
276 B.1 1.10 314 R. 16. 5 352 R. 9.23 391 B.16. 38
277 B. 1. 22 bis B. 4. 10 353 B. 14. 15 392 R. 14. 31
278 R. 5. 16 315 B. 9. 5, 354 B. 14. 26 393 B. 14. 3
279 B. 1. 23 316 B. 9. 7 355 B. 14. 27 394 R. 9. 21
280B.ll.il 317 B. 9. 8 356 B. 16. 21 395 R. 15. 32
281 B. 15. 36 318 B. 9. 9 357 R. 14. 39 396 R. 14. 40
282 R. 7. 5 319 B. 10. 1 358 R. 9. 24 397 R. 7. 2
283 R. 5. 40 320 B. 5. 7 359 ? 398 B. 14. 7
284 R. 15. 20 321 B. 5. 4 360 R.14. 58 399 B. 15. 30
285 B. 4. 24 322 B. 5. 5 361 B. 14. 13 400 R. 4. 3
286 B.l 4. 1 323 B. 5. 6 362 B. 14. 14 401 R.14. 48
287 B. 14. 2 324 B. 5. 8 363 R. 14. 37 402 B. 14. 34
288 B.l 5. 33 325 B, 16. 1. 364 R. 14.44 403 B.W. 12
289 B. 1.28 326 B.16. 2* 365 R. 15. 17 404 B. 14. 30
2 f B. 2. 23 327 B. 5. 9 366 R. 7. 6 405 B. 14. 54
il
8. 9 328 B. 5. 13 367 B. 16. 41 406 R. 14. 55
291 R. 5. 16 329 B. 5. 14 368 R. 3. 20 407 R. 14. 56
292 R. 4. 2 330 B. 5. 15 369 B. 1. 20 408 B. 16. 4
293 B. 15. 5 331 B. 5. 16 370 R. 9. 10 409 R. 14. 54
294B. 4. 18 332 B.16. 46 371 B. 15. 17 410 R.14. 38
295 B. 4.19 333 B. 5.18 372 B. 2. 7 411 B.16. 43
Bibliotheca patrnm IfttiDomm Britanniea. VIII. 73
412 R. 14. 49
451 B.14.36
490 R. 14. 2
529 B. 1.27
413 B. 14. 45
452 R. 3. 46
491 R. 15. 14
530 B.11. 36
414 B. 10. 23
453 B. 1. 40
492 R. 15. 19
531 B.14.42
415 B.11.24
454 B. 14. 31
493 R. 14. 43
532 R. 3. 3
416 B. 14. 37
455 R. 7. 13
494 R.14.57
533 B.14.43
417 B. 14. 38
456 R. 7. 14
495 B. 10. 4
534 B.15. 6
418 B. 1. 38
457 B.11.23
496 fehlt
535 B. 15. 7
419 B. 16. 31
458 B. 14. 8
497 fehlt
536 B. 14. 51
420 B. 14. 50
459 R.15. 13
498
?
537 B.15. 9
421 B. 1.39
460 B. 1. 25
499 B. 15. 3
538 B. 15. 12
422 R. 14. 22
461 B.15.36
500 B.
2.12
539 R. 14. 52
423 R. 7. 11
462 R. 9. 20
501 B.
4.31
540 R. 8. 2
424 B. 14. 17
463 B. 1. 29
502 B.
4.32
541 R. 8. 4
425 B. 16. 39
464 B. 1.30
503 B.
4.11
542 R. 8. 10
426 B. 14. 18
465 B.11. 18
504 B.
4. 8
543 R. 8. 11
427 B. 1.37
466 R. 7. 12
505 B.
4.12
544 R. 8. 3
428 B. 10. 11
467 B. 1.26
506 B.
4.13
545 R. 9. 2
429 B. 15. 38
468 R. 4. 29
507 B.
4.14
546 R. 9. 3
430 R. 7. 10
469 B.11. 8
508 B.
3.22
547 R. 7. 9
431 B. 1.31
470 R. 5. 19
509 B.
3.23
548 B. 14. 33
432 B. 1. 32
471 B. 2. 5
510 B.
4.15
549 B. 16. 33
433 R. 15. 35
472 B. 14. 25
511 B.
4.16
550 fehlt
434 B. 1.33
473 B. 15. 26
512 B.
4.17
551 R.17. 3
4^ B. 1. 34
474 B. 15. 25
513 B.
5.11
552 R.17. 4
436 B. 1.35
475 B. 16. 36
514 B.
5.12
553 R. 17. 5
437 B. 1. 36
476 B. 14. 6
515 R.
9. 9
554 R. 5. 2
438 R. 8. 35
477 B. 1. 1
516 B. 16. 13
555 B.10. 2
439 R. 4. 34
478 B. 1.44
517 R.
3. 1
556 ?
440 B. 16. 32
479 R. 3. 56
518 B.
5. 1
557 B. 3. 1
441 B. 2. 15
480 B. 16. 34
519 i
Fehlt
558 R 15. 3
442 R. 9. 18
481 R. 3.23
520 B.
1. 9
559 R. 5. 20
443 B. 10. 18
482 B. 10. 27
521 R.
5.27
560 R. 16. 25
444 B. 14. 48
483 B. 14. 19
522 B.
2.10
561 R.16.31
445 R. 7. 28
484
523 B.
2.11
562 B. 2. 21
446 R. 3. 51
485 R. 14. 28
524 R. 16. 2
563 R. 16. 26
447 R. 9. 28
486 B.14.52
525 R. 17. 7»
564 B. 10. 7
448 B. 1. 42
487 B. 1.45
526 B. 15. 22
565 B.11. 4
449 B. 1. 43
488 R. 16. 1
527 R. 14. 1
566 R. 15. 4
450 B. 14. 35
489 B. 10. 9
528 B. 15. 27
567 ?
74
T. Akbaadluf :
B. Sekcnkl.
568 R.
3.16
577 B.11. 6
586 B. 10. 21
613 R. 3.31
569 R.
8. 7
578 B. 10. 6
587 B.10.24
614 R. 7.15
570
?
579 R. 4. 20
588 B. 10. 25
618 R. 9.26
571 B.11. 5
580 B. 11. 7
589 B. 10. 29
620 B. 14.44
572 R,
4.17
581 R. 3.32
590 R. 14. 27
627 B.10.21
573 B.
8.10
582 B.U. 14
591 R. 4.50
628 B.10.2ti
574 B.
9.19
583 B.11. 19
607 R. 15. 20
575 B.
9.11
584 R. 8. 31
611 B.11. 15
576 B.
7. 4
585 B.U. 22
612 R. 18. 6
Von der Abtheilung 0 (Galeani) verzeichne ich nur die
van mir untersuchten.
5910 . .
. 0. 10. 14
5999 0. 3. 28
5912 . .
.0. 1. 8
6000 0. 2. 31
5834 . .
. 0. 2. 39
6006 0. 8. 4
5960 . .
. 0. 1.36
6007 0. 2. 51
5964 . .
.0. l. 2
6008 „
5965 . .
»
6009 R. 16. 36
5966 (a&b) .
»
6011 0. 1. 73
5966 (e) ...
. 0. 1. 4
6012 ,
5967
. 0. 1. 3
6020 R.
5968 . .
n
6021 0. 3.42,43
5969 . .
. 0. 1.32
6025 0. 4. 10
5970 . .
. 0. 2.54
6026
5971 . .
n
6029 0. 5. 8
5972 . .
n
6032 0. 2. 12
5973 . .
. 0. 2.54
6033 „
5979 . .
. R. .
6034 „
5985 . .
. 0. 3. 9
6035 „
5986 . .
. 0. 3. 7
6036 „
5987 . ,
. 0. 4.11
6037 „
5988 . . .
n
6038 0. 1. 14
5989 . .
. 0. 5.34
6047 0. 7. 7
5990 . .
n
6048 „
5991 . .
n
6048 (Secundns?) 0. 2. d(i)
5992 . . .
n
6049 0. 7. 40
5993 . .
V
6050 0. 8. 6
5994 . .
. 0. 4. 7
6079 0. 10. 12
5996 . . .
. 0. 10. 16
6080
BibUothec» p«tnim latinoram firitamiicft. VIII.
75
oder
0.
10.14
6124
0.
9. 8
6128
0.
1. 8
6130
0.
5. 4
6131
0.
9. 12
6132
0.
3.34(7;
6134
0.
4,4b(f)
6159
0.
2.42
6161
0.
3.22
6162
0.
2.57
6163
T)
n
6164
6165
0. 2.
57
. . 0.
2. 8
. . 0.
2. 11
»
. 0.
8.24
. . 0.
5. 7
. . 0.
5. 5
. . 0.
4.42
»
»
»
»
6082 .
6089 .
6097 .
6100.
6103 .
6104 .
6105 .
6106 .
6120.
6121 .
6122 .
6123 .
Folgende Stücke aus dem in den Catalogi Ängliae et Hi-
bemiae abgedruckten Verzetchnisa der Galeani habe ich nicht
auffinden können:
5929. De metris et menanris apnd Graecos.
5978. *Excerpta ex Dionysio Atticißta.
6995. Alexander (de Haies ?J de naturis rerum et col-
lectanea diversa ex Solino et de VII artibus liberalibos. —
Commentariiis in Ecclesiasten et alia.
6037 (2, Theil). Plutarchi libellus de cognoscendo virtutis
profectu.
6056. Augastinns de vera charitate.
6057. De X praeceptis et de X plagis.
6058. Bernardi epist. missa cnidam sanctimoniali. — De sacra-
mentis^ de baptismo^ de unctione, de eucharistia, de elemosyna.
6059. Isidori Hisp. Synonyma. — Tractatas de septem
peccatis mortalibns. — Tractatns de decem praeceptis domini-
cis. — Tractatas de eleemosyna. — Augastini admonitio de le-
genda scriptara.
6060. Salomonis proverbiorum pars. — Proverbiales
Rhythmi: Decet regem discere legem (die Proverbia Wipo-
nist) u, a.
6099. De Septem sapientibus Qraecorum.
6171. Vitae Patram.
6172. Monita S. Basilii.
6178. De sex alis animae.
76 y. Abbttodlnos: H. Sehenkl (2473 — 2477)
2. Neue Erwerbungen der Universitäts-
bibliothek in Cambridge-
Unter den zahlreichen Handsckrißen, welche seit der Ab-
fassung des gedruckten Kataloges (,A Catalogue of the Ma,
preserved in the library of the ühiversity of Cambridge^ vol.
I—VI, Cambridge 1856 ff.) in den Besitz der Cambridger Uni-
versitätsbibliothek gelangt sind (grösstentheils sind es orienta-
lische Manuscripte) y befinden sich auch einige Stücke, welche
in den Rahmen dieses Berichtes gehören. Sie sind in einer
vorläufigen handschriftlich geführten Liste verzeichnet^ deren
Benützung mir der gegenwärtige Bibliothekar, Herr Fr, Jen-
kinson, freundlichst gestattet hat, und deren Angaben ich hier
wiederhole; in einigen Fällen hat mir der genannte Herr Biblio-
thekar Auskunft gegeben, eine Handschrift (Nr. 3319) hohe ich
selbst eingesehen und genauer beschrieben.
2473
Add. 2933. m., s. XII ex. 1. Origenes in Cantica Canti-
corum. Beg.: ,Epithalammm libellus id est nuptiale carmen;
schl. : ,et florebit in fide. Amen. ExpUcit Über Uli/ (Patr. Gr.;
13, 61). 2« ^Beatissimo pape Damaso Hieronimus. Origenes
cum in ceteris libris omnes uicerit cfec/ (23 y 1117); schl.: ,que
parua sunt/ 3. ,Tractatus ieronimi presbiteri post Originem
translatus incipit. Sermo primas. Quomodo didieimus per Moy-
sen (fec/ (23, 1117); schl.: ,Qiiapropter consurgentes deprecemur
Dominum (£rc. amen* f,Liber S. Marie 'mf?V).
2474
2991. m., s. XIII— XIV. !• Ciceronis Tusculanarum libri
quinque. 2. De senectute. 3* De officiis. 4. De amicitia.
2475
2992. m., 8. XIII. Boethius de consolatione philosopbiae
(mit einigen deutschen Glossen).
2476
3024. m., s. XV, in Italien geschrieben. Terentii comoediae.
2477
3038. m:, s. XIII. 1. Boethius de consolatione philo-
sopbiae (unvollständig). 2. Accentuarius; beg.: ,Cum primus
metrice inchoassem scribere' librum prosodiacum <ßc/ 3. Mar-
(247S — 2485) Bibliotb«« patrnm Utinoram Britaanica. Till. 77
tianus Capella; beg.: ,Tu quem psallentem <fec/; bricht unvoll-
ständig mit yCanoraque alite uehebatur' in der Mitte einer Seite
ab f/, 26; p. 12, t?. 10 ed. Eyss.).
2478
3108. T»., 8. XIL Bedae homiliae super Lucam (92, 301),
3109. m,j 8. XIV ex, Terentii comoediae. 2479
2480
3118. m,y 8. XII, 1. Augustinus de fide; beg.: ,Episto-
Um fili Petre &c/ (40, 753). 2. Enchiridion; beg,: ,Dici non
potest (fec/ (40, 231). 8, Contra Parmenianum; beg,: ,Multa
quidem et alias aduersus Donatistas &c.^ (43, 33). 4« Epistola
ad Anxilium pro Classiciano. Domino dilectissimo et uenera-
bili (&c/ Dann: ^Ex epistola ad eundem Classicianum. Ego
propter eos qui pro peccato unius <fec.' (Ep, 205; 33, 1066).
2481
3123. m,, 8, XIII. CIX Sermones in epistolas et evangelia
dominicalia.
2482
8166. 8. XV (1437 ge8chrieben). Chrysostomus in Evan-
gelium Matthaei.
2483
3166. Zwei Blätter eine8 Glossars s. X — XI (vgl. Corpus
Glossar, lat. vol. III, p. 393).
2484
8167. m., 8. XIII. Vocabulum Latinum (olim S. Martini
apud Treviros); beg.: ^Difficiles studio partes quas biblia
gestat (fec/ Dann: ,A littera sicut Ysidorus in primo libro
ethimologiarum <fec/
2485
3319. m., 8. XI ex. L Origenes super Genesin; beg.:
yQuid est omnium principium nisi Jesus Christus (£:c/ (Hamack,
Gesch. der altchr. Litter. I, 345). Dann (fol. 6^) Origenes in
exodo in omelia prima (ebenda S. 347). Der letzte Abschnitt
(fol. 17) beg.: ,Tres diuersas leges de domorum <fec.' (ist die
15. Hom. in Leviticum; ebenda 349, Nr. XV) und schl. (fol, 18
Col a): ,ic X* ihus||^ (Col. 6 leer), 3 (fol. 18^). Excerpta de
IV libris Regum; beg.: ,Prologus S. Jeronimi in libro regum.
Viginti duas esse litteras (28, 547) &c.*^ (fol. 19) ,Incipit pro-
78 ?. Ablumdlimg; H. Schenkl. (2485)
logns Rabani uiri eruditissimi in libro regnm domino reaeren-
dissimo Heldnino &c} Qoia nestra sanctitas per qaendam fra-
trem cfec' (fol. 20^) die Capitula. (fol 21 •) Exprimo libro
regum. 3 (fol, 50^). Cyprianus de XII abusiuis seculi; leg.:
,Diiodeciin abasina snnt secoli c&c/ (4j 869; auch Augustinus
40, 1079). 4 (fol. 55^). De mansionibus filiomm Israel; heg.:
yFnit prima profectio filiomm Israel <&c.' (Ps.-Ambronvsi ^7^12).
5 (fol. 67^). ,Isti fuerunt Christi discipuli praedicatores fidei et
doctores dkc. Aagustinus de figaris apostolorom. Petrus canutos,
non longa barba dkc' 6 (fol. 68). yEx. decretis Pelagü (Ge-
lasii mit Bleistift corrigiert) de libris recipiendis. Post pro-
pheticas et evangelicas et apostolicas scripturas <ßc/ (59^ 167).
7 (fol. 69^). ,Ex Cassiodoro de notis. Quomodo epistola for-
mata fiat c£rc/ Darauf eine explicatio alpbabeti. 8 (foL 69^Tj.
Augustinus super qui dixerit fatue (Sermo 66; 3Ä, 376).
9 (fol. 60^). Conuenientia orationum de x praeceptis et x egypti
plagis. 10 (fol. 6P). yExpositio b. Augustini super x prae
ceptis et x plagis salua firmitate sua ad litteram fundamenti ad
populum (t). Non est sine causa fratres <fec/ (Sermo App. 21;
39,1783). Hierauf folgen (fol. 63) die Capitula von 18 Ser-
mones Augustini, deren Anfänge ich im Folgenden verzeichne.
11« ;Ecce euangelii capitulam quod audiuimus ualde nos &c.^
12. ,0 diues audi apostolum &c.^ 13. ^Si peccauerit in te
frater tuus iStc.^ 14. ^NonnuUi fratres qui aut militiae <£c/
(Sermo App. 82; 39, 1904 = Maximi Taur. hom. 114; 76, 617).
15. ,Non nobis fratres karissimi promittit &c.^ 16. ,Fratres
quod audistis scripturam monentem <£c/ (Sermo 97; 38, 689).
17. ,Deus noster qpi(f) discipulis suis cfec/ (Sermo 102; 38,
611). 18. ,Qaudere nos semper praecipit cfec/ (Sermo 171;
38, 933). 19. yCapitulum euangelii quod lectum est purum &c.^
(Sermo 117; 38, 661). 20. ,Inter cetera cum sanctum euan-
gelium legeretur <fec.* (Sermo 141; 38, 776). 21. ,Omne pecca-
tum et blasphemia iStc.^ 22. ^Quia lex ueteris testamenti
custodiam cfec* 23. ,Apo8tolum cum legeretur audiuimus
nobis dicentem: uidete <fec/ (Sermo 167; 38, 909. Oder App. Hl;
39, 19641). 24. ^Legimus in libro qui apostolorum acribus
ascribitur <fec/ (Sermo App. 100; 39, 1937 = Maximi Taur.
hom. 96; 67, 473). 25. ,Difficilis quaestio est hoc peccatu &c.
26. ,Miracula saluatoris <fec/ (Sermo 98; 38. 691). 27. ,Am-
(2486 2488) BibUoth«« pfttrnm lAtiaorum Briteaniea. VIII. 79
monet beatns apostolas nt de dormientibus &c} (Sermo 172; 38,
936). 28. ,Qnoniam celebramus dies fratrum defanctomm <fec.'
29 ßetztes Blatt). ^Angnstinus. Commendatur in patriarchis &c/,
2486
8827. 8. XV. Martialis Epigrammata.
2487
8880. m.^ 8. X, Ein Stück von Aldhelmus de uirginitate
(mit angel8äch8i8chen Olo88en); heg,: ,hamilitatis cantela tute-
tur <fec/ (C. 15; 89, 1114); sehl.: ,en apostolicis manifesta'
(C. 16, 115).
2488
8884. 8. XV. Epistolarium. (,Liber S. Columbani de
BobioO-
2488»
8894. (= Nr. 2046; Cheltenham 18832). Propertins
8. XV.
2488 »•
8891. ( = Nr. 1852; Chelt. 10168). Nach Mittheilung von
Herrn JenJcinson enthält die blo88 8 Blätter umfassende Hand-
schrift (welche eher 8. XIII zu eein scheint) noch drei kurze
Stücke: 3. ^Litere sunt apad Latinos XX et III. due aero
bis grece y et z &c.^; 8chl.: ,ut doces doces^ 3. Plublino
Uirgilias Maro genere Mantaanns idibus octobribas natns &c/;
schl.: ^unde eneidam scrlpsit^ 4. ,Genealogia Priami et Enee.
Celins gennit Satnrnum &c'.
Nachtrag (zu Nr. 2169 = Trin. Coli. B. 1. 18).
Der freundlichen Bereitwilligkeit von Herrn F. C. Burkitt
verdanke ich einige Berichtigungen und Ergänzungen zu den
Handschriften von Trinity College, die ich noch während des
Druckes an Ort und Stelle einschalten konnte, mit Ausnahme
der Aufklärung der seltsamen Angabe in den Catalogi Angliae
ei Hibemiae zu B. 1. 18, Nr. 3 u. 4. ^Hugo de S. Victore de, Epi-
stola Cypriani ad Nepotianum de forma vivendi; haec vero
▼idetur esse tantum Hieronymi Epist. ad Nepotianum contraeta.
Excerptum de contemplatione, h Bonaventura de Vita Christi^
Vielmehr heg. auf fol. 95"^ ,Tractatu8 Hugonis de sancto Victore
80 y. Abh. : R. S e h e n k 1 . Bibliothee» p«tnim Utinonim Britennica. V IlL
de Arra anime. Loquar secreto <fec/, welcher auf fol. 102'
schliesst: ^niolari coi sit honor et gloria in secalorum secala.
amen. Explicit tractatus Hugonis de S. Victore de Am
animae^ Darauf folgt: Jncipit epistola Beati Cipriani de
forma niuendi ad Nepociannm. Petis a me Nepociane kiiiie
nt in breui <fec/ (Hieronymi epist 62; 22^ 527). Doch ist
dies nur ein kleines Excerpt; denn wenige Zeilen nachher folgt:
jDicit Bernardus sapiens est qui res prout sunt &cJ Das
Stück schlieast mit ,concordare debet unde dieit Beda manum
ori applicare est sermoni opus concordare pro qno hostes Do-
mini uel filiomm Israel gedeon constitueret unde dicit compi-
lator historiarum florum autoritas lingue perdita cum uox ape
non m??atur amare filiorum est timere autem semorum est'.
TL Abh. : Fr. Müller. Beitr&ge rar Textkritik und Erkl&ning etc.
VI.
Beiträge zur Textkritik und Erklärung des
Kärnämak i Artaxäu- i Päpakän.
Von
Dr. Friedrich Müller,
wirkl. Hitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Das Pahlawi-Werk ,Kftrnämak i ArtaxSlr i Päpakän',
eine sagenhafte Geschichte des Gründers der Säsäniden- Dy-
nastie ArtaxSlr, des Sohnes Päpak's, wurde zum ersten Male
durch die GuÄarätl-Uebersetzung des Desturs Peshotanji Beh-
ramji Sanjana, welche im Jahre 1853 in Bombay erschien,
der gelehrten Welt bekannt. Diese Publication scheint aber
in Europa so gut wie unbekannt gebUeben zu sein. Erst im
Jahre 1878 übersetzte Th. Nöldeke das Werk ins Deutsche,
und zwar nach drei Handschriften, von denen zwei (aus M.
Haug's Nachlass) der Münchner Bibliothek angehören; die
dritte ist in London im British Museum aufbewahrt. Von diesen
Handschriften ist blos eine (eine Münchner) complet; die zweite
Münchner Handschrift ist lückenhaft, die Londoner Hand-
schrift umfasst blos das erste Drittel des Textes. Die beiden
Münchner Handschriften sollen auf ein von Rustam Miträpän
(»rmirC •» -Pr^) geschriebenes Manuscript zurückgehen.
Nöldeke's Arbeit erschien in den ,Beiträgen zur Kunde
der indogermanischen Sprachen', herausgegeben von Dr. Adal-
bert Bezzenberger, Band IV, Göttingen 1878, als ,Festschrift
zur Feier seines fUnfzigjährigen Doctorjubiläums am 24. October
1878 Herrn Professor Theodor Benfey gewidmet von Leo
Meyer, Theodor Nöldeke, Georg Bühler, August Fick, Joseph
Budenz, Jacob Wackernagel, Adalbert Bezzenberger, Theodor
Zachariae', S. 22 — 69. Der Verfasser gibt nach einer kurzen
Einleitung, worin namentlich die Erörterungen über den Zu-
Sitiiingsber. d. phU..luflt. Q. GXXXYI. Bd. 6. Abh. 1
2 VL Ablumdlnng: Fr. MftUer.
sammenhang des Kärnämak mit Firdausl's Schähnämah berror-
zuheben sind^ eine in fliessender Spracbe gescbriebene deutsche
Uebersetzung; welche von zahbeichen sprachlichen und sach-
lichen Bemerkungen begleitet ist.
Erst im Jahre 1896 — achtzehn Jahre nach Nöldeke's
Arbeit — erschien in Bombay der Pahlawi-Text des Werkes,
herausgegeben von Darab Destur Peshotan Sanjana^ in zwei
rasch auf einander folgenden Auflagen. Der Text ist nach
zwei Handschriften festgestellt , welche in der Bibliothek des
Vaters des Herausgebers aufbewahrt werden. Er nennt sie D.
und P. Davon ist D. correcter als P. Es ist oflFenbar die obcD
erwähnte von Rustam Miträpan gescljriebene Handschrift, aber
ohne Datum. P. stammt aus dem Jahre 1054 der Aera Jezde-
gerds (= 1686).
Die Publication des Desturs umfasst eine XXXV Seiten
ftillende Einleitung, die Uebersetzung ins Englische (56 S.), die
GuÄarätl-Uebersetzung des Desturs Peshotanji Behramji San-
jana mit einer Einleitung (Einleitung 16 S., Uebersetzung 44 SX
den Pahlawi-Text in Original-Schrift und lateinischer Transscrip-
tion (68 S.), dann Appendices: I The existing Pahlavi Books,
II Historical Sketches (15 S.), III Extracts from the Shäh-
N&meh relating to the subject-matter of the Pahlavi ^Kslrnäine
i Aratakhshir i Päpakftn' (34 S.).
Die nachfolgenden Bemerkungen beziehen sich grüssten-
theils auf den ziemlich stark verderbten Pahlawi-Text, vor
allem mit Bezug auf die Nöldeke'sche Uebersetzung, und be-
zwecken denselben von den gröbsten in die Augen springenden
Fehlern zu reinigen, so dass er einigermassen lesbar wird. —
HoffentUch werden sie manchem Pahlawi- Forscher — leider
sind dieselben bei uns in Europa noch immer sehr dünn gesäet
— - nicht unwillkommen sein!
Cap. I, 1.1
& vHKo -»^r 5^5 "01 -^* Mftxj ifA^« «c)« •» ^^»5^« * *^( f W
Man lese entweder: -xj^vr 5^ oder -ci -5i« iwüü ir^-** »0
^i»Ko -»vr 5^5.
* Ich bemerke ein för alle Mal, dsM ich auf die BenrtheihiQg der Etjrm.>-
lo^eu des Desturs Darab Peshotan Sanjana nicht eingehe. Hier nur einig«
Beitrige xor Textkritik imd Erklirnng des Kirn&mak i Arta/IIr i PSpakln. 3
Nöldeke übersetzt (S. 36): ,Nach dem Tode Alexanders,
des Römers, waren im Iran 250 Localherren^, hat also offenbar
))0 gelesen.
Cap. I, 2—3.
&TJ) ^K) »rr^* •• jp wo ^5f*^-^i "5)r •* -^xjr*»} » -o^*« i ii-kto* 2.
A rnKo irr* •• 5^*Cr f )jfj) -0^*0 * ^-H3"«w »roÄC 50*0 3.
Nöldeke übersetzt (S. 36): ,2. Ispahän, Pars und die be-
nachbarten Länder waren in der Hand des Obersten (von
ihnen) Ardawän. 3. Päpak war Markgraf und Fürst von Pärs^
und Statthalter von Ardawän/ Man lese: J-H3"«W •» »roÄf 50*0
^n iy»o •» yPäpak war Markgraf («/2«»/t^«Y""*r) des Königs (^b;-^)
von Pars und gehörte zu den Ministem* des Ardawän.
Cap. I, 7.
,Während der unheilvollen Regierung Alexanders hatten
(seine) Vorfahren auf der Flucht ein verborgenes Leben ge-
führt und sich mit den kurdischen Hirten herumgetrieben.' —
Nöldeke (S. 37) übersetzt: , Während der schlechten Regierung
des Alexander war er (Säsän!) entflohen und mit kurdischen
Hirten fortgegangen.' Wegen/ der Vorfahren des Säsän vgl.
man Firdausi (ed. Turner Macan) Bd. HI, S. 1365, v. 1—6:
jjü ^JL»i»5 o3L>^^ fjr? b^-^ ^
^\ — s>\j^ ^^ \^y ^ j^ j^
Beispiele. Pahl. *H3M«W leitet er (Transl. p. 2) von Äwest. ^Cgj^ ,to live*
und -"KO ,to go* ab, hence ,the patron of a populated district or a towii.*
Pahl. »rO-HJ = neup. ^Uio ist ihm = awest. t>^»^^»o»i»Qf!f. Pahl.
"*>TÄ (a. a, O. p. 7), neup. ^.Ui^> ist ihm = Sanskr. daturartga von
caiur ,four' und raiiga »colour*.
* Dies übersetzt der Destur: ,Pftpak was the frontier governor of Pirs*.
' Dass zwischen PSpak und Ardawän ein Unterthänigkeitsverhältniss be-
stand, geht aus I, 25 £f. sattsam hervor.
• Besser vielleicht «S HO vgl. Cap. IX, 3.
4 yi.AblMD41ii]ic: Fr. Mftller.
JO> dJiJ^ ^2>^ ^^^ 7^ ^J J'H
II ^y O^ i?.5U ^> N^ ^»jo
II >j^ jJU ^>55 ^^ o^^j
Cap. I, 9.
Der Pahlawi-Text lautet: rT t»<!_^^ii5r** dr iiö>Tr*^ jco
& v)wi -H3)H3^ »KT* ^--Ti yoT *i) »r*** •» ,<?o^^ ^ itHöV Der Schluss
des Satzes kann in dieser Weise nicht richtig sein. Es nrnss
entweder heissen: t\Kn »Kov »KT* j^-Ti oder (conform mit 1,11:
■>nyo *•? »KT* 5*? ^» "t>>w i) ft v»Kn -wov »w* }*{• ^» » ,Päpak
sah eines Nachts im Traume wie wenn die Sonne vom Haupte
Säsän's schiene und die ganze Welt leuchtend machte' oder
,der ganzen Welt Erleuchtung gäbe^ Nöldeke übersetzt (S. 37)
kurz: ,Nun träumte Päpak eines Nachts , dass die Sonne yom
Haupte des Säsän aus die ganze Welt erleuchte/
Cap. I, 13.
Der Pahlawi-Text lautet: -tj^o (r fr )f -»-^ Vt Wf if^'^i ^r
tfy(yr ^ »fo*^ »kx* •» "t>-KX)*(o»ö ^tj-^- -^ >^ > iwr»« fi ovo» ^i ^yf
I »fOürV**i «vf ir^ n(o»i trrö-Hyo*i i-^p^^fj« o'*-t»r »lo»» inp^-f^ ^
Hier lese man: 1. spji^p*» -xivo ^r ^ ^t< -»-^ is, 2. V^a^
-Hjöjv-'ö' -tj^i^s 3. »rsro-Kyö* » ir^-^p-tj^r^* ,Die Traumdeuter spra-
chen : der, welchen du in diesem Traume gesehen hast, dieser oder
von den Kindern dieses Mannes eines wird zur HeiTSchaft der
Welt gelangen, denn die Sonne und der weisse geschmückte Ele-
phant (sind) Kraft, Macht und Sieg und das Feuer Frobä (ist)
die Religions-Kenntniss der grossen Männer der Magier, und das
Feuer GuSasp (das sind) die Krieger und Heerführer, und das
Feuer Burdiin Mitr (das sind) die Bauern und Arbeiter der
Beitiige zur Textkritik nod Erklining des KiniiBak i Arta/Sir i Plpüdn. 5
Wek; daher wird diese Herrschaft auf diesen Mann oder die
Kinder dieses Mannes übei^ehen/
Gap. I, 14.
Mit Bezug auf diese Stelle schreibt Nöldeke (S. 26):
^Kleine Züge, wie der, dass Säsän, im groben Mantel mit
Schnee bedeckt vor Päpak tritt, geben der Darstellung (bei
Firdausi) eine Anschaulichkeit, welche im Kärnämak sehr selten
ist/ Und in der Note dazu bemerkt er: ,Freilich ist das wohl
nur durch den auf ^ sich von selbst ergebenden Reim ^<^>
hervorgerufen/ Dies schreibt ihm Darab Dastur Peshotan San-
jana (Introduction p. XVI) ohne Prüfung nach: ,(2) the Coming
of Säsän in the presence of Päpak, with a coarse mantle co-
vered with snow'.
Wenn man die betreflFende Stelle bei Firdausi (ed. Turner
Macan. Bd. III; S. 1366, v. 5) nachsieht, so findet man:
r-tii^^ y ^j^ o^> ^^^
Hier steht nicht einfach ^jJ ,Schnee*, sondern cr^»-*^* ^j^
,wolliger^ Schnee', d. h. Wollflocken, die wie Schnee den Mantel
bedeckten.
Cap. I, 17.
Der Pahlawi-Text lautet: «iJo» »lo «v vs. v^Jo»^ (©»"tj 50*0
00 «)>ü^i Dies übersetzt Nöldeke (S. 38) : ,Päpak war das froh
und sprach: Ich will dich befördern.' — Der Destur übersetzt:
jElevate thy body (by taking a bath).* Beide Uebersetzungen
sind unrichtig. Es muss übersetzt werden : ,Päpak war (darüber)
froh und befahl : Bringe den Körper ins Bad.' — Firdausi hat
damit übereinstimmend yi» ^}^ß ^. Mit Bezug darauf meint
der Destur (Traduct. p. 5) : ,perhaps the Pahl. word avzün may
he a modern corruption of khallünJ Das Pahlawi-Wort )^fy
ist jedoch apzann zu lesen = neup. o>J^- Armen. ««*.t»^«»^, das
ist ,au8 Wolle {^^y} gemacht', daher A.^^ »,*to, ,eiu aus Wolle
gemachtes Kleid' und ^Ji^ dL«^^.».<;£o = arab. ^5^0.
b TL Abhudlaog: Fr. HftlUr.
in letzter Instanz mit )^ty zusammenhängen moBs, ist durch
Vermittlang des Syrischen (plo)) aufgenommen worden.
Cap. I, 18.
Der Pahlawi-Text lautet: ^ tia^rd ^ * jfo ^ vt r^Jo )Vöi
Hier ist am Schlüsse i^pfj 5»r^ »r*-*i iflUf^ro tat zu lesen;
tfl|^ro ist der Imperativ von n^^^rd. Man tibersetze: ,ünd
Päpak befahl, dass eine Tracht Kleider, ein herrschaftliches
Gewand ihm gebracht und S&sän gegeben werde, indem er
sagte : Zieh es an ! Und Säsän that also.' Der Destur ver-
bindet nc^f^ö als Substantivum mit i^pij ^»q» und tibersetzt:
,Säsän wore the royal garments accordingly.' Nöldeke (S. 38)
übersetzt richtig: ,Leg ihn an!'
Cap. I, 19.
Der Pahlawi-Text lautet: no fr ^ia^->i ts ^{^o *»^ »r*** )<roi
& 5f jyo J«i)«Q«i )f I iw)^-xj ^ wV Hier ist ts ^i^ö zu tilgen. Man
übersetze: ,Und Päpak nährte den Säsän einige Tage mit der
Kost guter und geziemender Bewirtung (Haltung).' Nöldeke
(S. 38) tibersetzt nicht ganz richtig : , Auf Päpaks Geheiss (t^o)
kräftigte er sich (sr^yo) dann einige Tage lang mit guten, ge-
ziemenden Mahlzeiten.'
Cap. I, 21.
5p*n!or srii5r*- ^ Jj-0-5-j- ^ ^yo'o^i ^^ n^p -^nf ^co. Hier
ist offenbar zu lesen: •ibyo'« i -v^ »5r. Vgl. XI, 13 und XII, 15
•ibjwa^ nio^i -^ ii5r. Das Wort -^ * ist offenbar das Substantiv,
von welchem ))for^ ,to ordain, to appoint, to create, to form,
to produce' abgeleitet ist.
Cap. I, 25.
^«^•iö iKO-n^ro^ö i3 ^ *^* "^ -»iHy^ö »»0 iöo». Man lese: -^-^
iK0^(O»öi3 *^^ ,darait wir ihm für die Ausbildung, welche er
hat, die (gebührende) Frucht und Belohnung zu Theil werden
lassen'. ^ steht hier für ^, wie im Neupersischen ^ filr j^
* Hy^ brih = rö<<M, iega», splendour Shikand-gftm&nik Vij&r ed. by Höfthang
Dastar J&maspji Jftm&sp-Äs&nä and E. W. West. Bombay 1887, p. 237 b.
B«itrtge rar Textkritik und Erkl&rang des KArnlmiik i Arta/iir i Pftpakftn. 7
(vgl. Vullers, Lexicon Persico - Latinum I, p. 207 b ^ 14).
Nöldeke übersetzt: ii«o^<o»öi3 ,eine passende Belohnung^
Cap. I, 30.
Der Pahlawi-Text lautet: -iö^^io*» UKroiej ho •tl^^^ ifoo «o
^ tiw 5A1 ^^a^ »K^ «HJOiJi ^ -»iKy^o *rw J«»-t>*r^* »r»» -»^v^» ,Mit der
Götter Hilfe wurde Arta^dir im Ballspiel; im Reiten, im Schach-
spiel und in dem Spiele Win ArtaxSlr* tüchtiger und ge-
schickter als sie alle.' Nöldeke übersetzt (S. 39): ,im Ballspiel,
im Reiten, im Schach, im Jagen', hftlt also ^u»^* if» aus ^-»«»1
verschrieben.
Cap. I, 37.
Der Pahlawi-Text lautet: irr^ •* ^^1 -tjo» w^ p9^» S^-^^fj*
^ H^ri^ ,lfoo» ^» -xjfT^^r-v.jyy -tj^n •t>5)T^ ho -tyrr^f^ V e» vor
.irjit Hier ist statt •njrr^r^'» zu lesen: -Hjor^^^r^ ,auf unge-
rechte Weise'. — Man übersetze: ,Artax§ir fasste Zorn und
sprach zum Sohne Ardawäns also: Die Kunstfertigkeit und
den Mannesmuth durch Tyrannei, Unfreundlichkeit und Lüge
ungerechter Weise sich anzueignen ist nicht möglich.' Nöldeke
übersetzt -njjrt^C ) \r frei durch ,diese meine Leistung'.
Weiter steht : »j^^-f^* J*te f^r^ ^) ^j)^ {fi^ \\ yy too^ tf
Ä C'rtt^iö s»Hr»* HO -^yc«! io^i -Djr) » -Pijv» Dies übersetzt Nöldeke
(S. 40): ,Das Oefilde ist gut und viel Wildesel sind hier; wir
Beide woUens zum zweiten Mal versuchen und (je nachdem)
gute und schlechte Natur, Gewandtheit (und Schwerfälligkeit)
zeigen.' Dabei bemerkt er zu den Worten ,und Schwerfällig-
keit': Etwas derartiges ist zu ergänzen. Der Destur ergänzt
hier nichts, dagegen macht er zu ■Tr* die Bemerkung: ,Better
■tr^» manliness'. Diese Bemerkung scheint mir ganz richtig zu
sein. Man muss demnach übersetzen: ,gute Natur, Mannes-
kraffc und Gewandtheit.'
^ Vgl. Ganjesbäyagan, Aiidarze Atrepat Miraspand&n, Madigan6 Chatraug,
and Andarze Khusroe KavÄtAn . . . by Peshutan Dastur Beliramji San-
jana. Bombay 1254 = 1885. S«. MÄdig. Chatrang p. 3, Absatz 9. Ein
schöner Anachronismus, der sich ebenso ausnimmt, wie wenn ein Bio-
graph Napoleon I. erzählen würde, dieser sei auf der Kriegsschule von
Brienne nach glänzend abgelegter Prüfung mit einem Napoleondor be-
schenkt worden.
8 yi. Abhuidlaiis: Fr. M ftlUr.
Cap. I, 40.
Man lese: )^f no ,ArtaxSlr sah ein, dass Ardawän ans
Neid und Missgunst gesprochen hatte ; er schrieb sofort (seine)
Vemrtheilnng, wie (sie) war, in einem Briefe an Päpak/ Nöldeke
(S. 40) übersetzt: ,80 schrieb er dann sofort einen Bericht von
dem Geschehenen^ an Pftpak/
Cap. I, 42.
Der Pahlawi-Text lantet: riwi» »^pij ^^-^«rr =»» »r*o hö -w
^r^)y f^) wm 5?*^«^ -^0» ^ iiKy-^ i^^W "o ty V15 -K)üy»W) ^ y !■
Hier muss gelesen werden 1. »nj ^*i5*yr ^» •» tr*o jia. Man
vergleiche II, 5: ror »r*ö "o ^-u» ir^*C^r-Ky, III, 6: *»» ir»ö im
& Jvor -wr -HXJ^'fli^^ ^rtJY-* ib^ i^iv* ,Dn hast nicht wie ein Weiser
gehandelt, wenn dn in einer Sache, ans welcher kein Schaden
(dir) entstehen kann, mit einem grossen Streit begonnen und
grobe Worte ungeziemender Weise zu ihm gesprochen.*
Cap. I, 43.
Hier muss offenbar sr^C i«>- ^ •» zu r^C iko'* ^^ verbessert
werden. ,Der Feind ist nicht im Stande, dem Feinde das
anzuthun, was einem unverständigen Menschen aus seinem
eigenen Thun zustösst.'
Cap. I, 44.
Dies tibersetzt Nöldeke (S. 41): ,Ueber den Mann mögest
du dich nicht betrüben, ohne den du nicht existiren kannst',
mit der Bemerkung: ,Die Uebersetzung des Relativsatzes ist sehr
unsicher.'
* Nöldeke dachte dabei an neup. ^^lXa»\>, während ich l^^^•fOÜ = armen.
^iUMHutuaHuä» = F&z&nd däestän — neup. ^lXu}>\> im Sinne von ^^t
L3Lia3\ fasse.
Beitrige zur Textkritik und firkl&rnng des K&rnSmak i Arta/Iir i PüpakSn. 9
Mir scheint die Stelle verderbt und ich lese theilweise
mit Anlehnung an die Handschriften ^i *r^o» ^ ^»( ^^ ^^ (
(fOY ^^äj») fO» ^«) *^ ^1 f !Of 1^ -tJHjHJ ,erhebe über denjenigen
nicht eine von Ungehorsam zeugende Klage, wo es ausser von
ihm keinen Urtheilsspruch gibt^ Das stimmt ganz zum Folgenden.
Cap. II, 5.
Der Pahlawi-Text lautet: tä» wf ir*ö hö ^-xjfO ir^*cV»a
Das Wort iKCHäj-^ weiss Nöldeke (S. 42) nicht zu deuten ;
der Destur liest offenbar (nach seiner Uebersetzung zu ur-
theilen) ««-»w ,Zeichen des Steinbockes^ (vgl. BundahiSn ed.
Justi, p. 6, Zeile 8: ycLHy)). was richtig ist. 'Das Wort -»r-n^Äf
tibersetzt Nöldeke (ebend.) durch ,sie nehmen den Rand (Äf)
ein^, bemerkt aber, dass diese Uebersetzung nicht sicher ist.
Der Destur liest marzlhend und übersetzt ,descend to the verge'.
— Diese UebersetzuDgen befriedigen mich namentlich wegen
des folgenden 3^*0 -tyj^^ny» »irr ^*» nicht. Ich möchte lesen:
^riü Äi ,sie geben Glanz von sich^
Man tibersetze: ,Der Oberste der Sterndeuter sprach: Der
Steinbock ist gesunken ; der Stern Jupiter (Hormazd) ist wieder
zu seiner Culmination gelangt und steht vom Mars (Währäm)
und der Venus (Anahit) weg zur Seite; Haftoirang (der grosse
Bär) und der Stern des Löwen geben Glanz von sich und
bringen dem Jupiter Hilfe.'
Cap. II, 6.
Hier ist for M'5 als Compositum zu fassen (neup. ^^^^ f^)
.den Willen durchsetzend^ Nöldeke übersetzt ,(über seinen
Hermj Gewalt erreichend
Cap. II, 11.
(iN9^ 'VfO'O' no. Nöldeke übersetzt: ,das halte ich für
edel'; der Destur ,1 regard You as a nobleman', bemerkt
aber in der Note (Translat. p. 12) -^fO'O' can also be read
ävädlh (Pers. ^>^\) ,welfare, prosperity', hence ,1 am (married)
You for our welfare*.
Süzangsber. d. pliU.-hUt. Gl. CXIXVI. Ud. 6. Abb. 2
10 VI. Abliaadlimg: Fr. M ftUer. '
Die Uebersetznng JNöldeke's ist grammatisch richtige jene
des Desturs dagegen Tinrichtig. Doch glaube ich, dass man
•^^0*0* nicht äzäUh = nenp. l5>\3^; sondern äpätih = nenp.
i3>bl[ lesen mnss. Ich übersetze daher ,ich halle es ftr
(mein) Heil'.
Cap. II, 13.
Man lese : rn ^*r ^10 j^^^-jm^ j ^|«if, jjmm>i5 j jjij>oif n*^; ^ j^
5ri) ^'•K)i ,Nachts als Ardawän eingeschlafen war, nahm sie aus
dem Schatze Ardawän's ein indisches Schwert, einen goldenen
Sattel, einen Gürtel ans (feinem) Schaf leder, einen goldenen
Zügel,* einen goldenen Becher, voll gemacht mit Juwelen,
Dirhams und Dinars/
Cap. II, 17.
Der Pahlawi-Text lautet: f -> »rjo»« •* -'S ^ jx^^« i^^ j»
&n5pj5 fe-o» 5pK(vj)5 "^^ *'^'** ^ "^ö-*^r ^o». Nöldeke übersetzt (S. 43):
,Fürchte dich nicht Artax^lr, Sohn Päpaks, aus dem Geschlechte
des Säsftn und des Königs Därä, denn du bist allem Uebel
entronnen; Niemand kann dich gefangen nehmen und du musst
viele Jahre die Herrschaft von Iran führen/ Der Destur da-
gegen übersetzt: ,Do not fear Artakhshir the kai, son of Pfipak,
(thou) who art of the blood of Säsän and who hast risen from
king Dfträb, it is not possible for any evil person to take
possession of thee, (as) thou art destined to rule over the
kingdom of Iran for many years/ Nöldeke hat statt^/^f» v*? -PC:
^j^(T ^ (fi gelesen, was mir richtiger vorkommt
Cap. H, 18.
jicej srsr-T ^ fo»^5r» ^* !or» ^foe^ 110 o»^^^ 6^p o«^^ ^* •»» ©»«»r
^ ,Krone* wie Ndldeke (S. 43) übersetzt, passt nicht in den ZnMmnien-
hang hinein. Das Wort ist nicht nenp. jA*^i\, sondern .L«Mt\.
Beitrftge nr Textkritik ond Erkl&rang des Kirnömak i Arta/sir i Pipaktn. 11
Man lese statt leiv^ri: fCp^i — ^Eile bis zum Meere und
wenn ihr das Meer vor Augen seht, so setzt nicht tlber das-
selbe, — denn sobald dein Ange aufs Meer fällt, brauchst du
vor den Feinden keine Furcht zu haben/ Vgl. Cap. IV, 8. —
Zu dem Worte o^J-» macht der Destur (Translat. p. 14) die
Bemerkung: ,hj the sea is here meant the Vourukasha, the
seat of kingly Glory.'
Cap. ni, 4.
Das Wort j^pv-T ^* (man lese )sr^->r ^*) muss mit dem Cap.
Vn, 3 vorkommenden -nyö^^^^r zusammenhängen. Des Desturs
Lesung hangulüde und Erklärung (Translat. p. 15) ist falsch.
Cap. in, 6.
100^ gibt keinen Sinn. Man könnte lesen tec^f, neup. >}ißj
da aber 5p*iw darauf folgt, so ziehe ich vor foo^ in w zu
emendiren. In dem Folgenden scheint mir )t^ verstellt zu sein
und ich schlage vor zu lesen ^oiffn» ^ ^o» n^pC »r^ -> i«>C -» «w.
Ich übersetze demzufolge : ,Der Widder ist vom Saturn (Kaiwän)
und Mars (Währäm) weggegangen und hat sich dem Jupiter
(Hormazd) und Mercur (Tir) angeschlossen; der Herr des
Himmelscentrums, die Sonne (Mihr), steht überaus glänzend da.*
Cap. ni, 10, 13, 14, 18.
Hier ist statt ^ mit Nöldeke überall y) zu lesen, schon
wegen des HI, 10 stehenden r»)i(0»' = aram. »m, ^oi', das
nur auf ein auf dem Erdboden sich bewegendes Thier passt,
nicht aber auf einen in der Luft dahinfliegenden Vogel.
Cap. IV, 3.
Dort lese man : fO))^p5 -»int©^} ^-^-ij-srJ- ^ iko^?^ ^ 5*» ^i ^p
I fonfiy» 5p«A )rr^» •> [(c ^ iiKyö* f yf ) ^ pi^^ •• »wr-P^ifln ^j^
Der Destur liest hier sepäh wa-gurd ,many soldiers and
heroes';^ Nöldeke (S. 46) hat wohl richtiger Bepäh wa-gund
^ Es müsste wohl )YfSVf lauten.
2*
12 VI. Ahhamllung: ¥t. MülUr.
gelesen, da er ^grosse Heerschaar' übersetzt. Mit ^r = neup.
J^^f armen, yj»«.»*^ wird wohl im Gegensatze zum Heere (^aen»
= neup. <^-«») der ,Tro8S* gemeint sein. Ebenso ist V, 1 —
VI, 2 — VI, 18 za lesen.
Cap. IV, 4.
Hier lese man statt ^njn = wn» wegen des folgenden
^»^Mfy, Nöldeke übersetzt richtig (S. 46): , vielleicht nimmt er
mich gefangen und liefert mich dem Ardaw&n aus'; der Destur
ganz anrichtig (da dann schon das i hinter ^ikti nicht stehen
dürfte) ,having captured him, would deliver him up to ArdavÄn'.
Cap. IV, 8.
So kann der Text unmöglich richtig sein. Man kann nur
lesen: ^)\^r ^fo ^-vv^* (OM)^^*5p») f^^) oderjOMj ^ )y»5P*^ ^r»
5P15 ni(0»r ^fo ^^-^«5r^-. Wenn man ferner liest -TWi •» -t»**©* ^» »
5p^ö 0»^^-» -ff, dann kann nur folgen «ri^ 5^5; soll aber am Schlüsse
des Satzes das Verbum iir**iöi (nicht nr^-n^i) = nenp. ^^jr^^^^^
stehen, dann kann nur -P-^yi ^ i&*(0»i vorangehen.
Cap. IV, 18, 19.
Der Destur übersetzt : ,A. excaved a high mountain, and
turned te curse of a river through subterranean (räz^) canals.
He bestowed his patronage on many cities, made them very
prosperous.' Zu ^0»^ bemerkt er: räze or räzak ,8ecret, con-
cealed' = Av. räzanha-y Pers. »J^j. — Zu v>5 ^ bemerkt er:
Pers. Ci>/ vj^— »> ,to help, to support^ — Dies ist nicht richtig.
Neup. »J^j ist = j^j ,Geheimniss, Verborgenes', aber nicht =
,verborgen^ Wahrscheinlich ist y^ty = neup. ^jij zu lesen.
5pt5 jfo hat der Destur trotz Nöldeke's Bemerkung (S. 48) ganz
verkannt. Das Wort ist nichts anderes als das Cap. VI, 1 vor-
kommende ^rijsr*-» = armen. i5p.m«m«ff^^i«. Nöldeke übersetzt
richtiger : ,er durchgrub einen breiten Berg und versetzte (da-
Beiträge inr Textkritik und Brklirung des Kftrnämak 1 ArU/Sir i PSpakftu. 13
durch) einen Strom fliessenden Wassers in Bewegung. Viele
Dörfer und Flecken machte er blühend/' Genauer scheint mir
die folgende Uebersetzung zu sein : ^Er bohii;e einen gewaltigen
Berg an und leitete den hervorbrechenden Pluss. Viele Dörfer
und Flecken machte er blühend und annehmlich/
Cap. V, 4.
Hier ist mit Nöldeke (S. 49) zu lesen: ^C^rc-^y ^> -^^^^ {^
(mit Cod. P statt fr) des Cod. D) ( srn 5pi) ^ {{j iFo^r » -tjC o* -^»^
& ff ■^jpo^^ri -tj^^^r ^1 ^5 1 A^r* i »Aj)»'» schon wegen 3 : ^^iu-sr^*
Cap. VI, 2.
Der Pahlawi-Text lautet: ^- ^i ts! ri) i)H3rC ^-^ ho ^^-v*^"
M «»»rf»* v C i&\r ^j^A) ir^5 mö jri) »r»^f AÄ-kx) Dies tibersetzt
Nöldeke (S. 50) : ,Artax§Ir hatte damals die Absicht : „ich will
nach Armenien und Aturpatkän gehen^, denn Jazdänkart aus
§ahr^r war mit grosser Heeresmacht von jener Gegend her-
gekommen und hatte sich ihm unterworfen.* — Nöldeke las
richtig VA^üü -> 5^*)) -»-^ i\ dagegen hat er ^-A) »r-d^ )iö ganz
tibersehen. Ich möchte das letztere, nach einer Andeutung des
Destur's (Translat. p. 25, Note 1) -t>W^) tr^ö »o lesen und
übersetze: ,war, nachdem er sich ihm unterworfen hatte, in
Gehorsam zu ihm gekommen.*
Cap. VI, 8.
Nöldeke übersetzt (S. 51): ,Die Freunde (? da dieses
Wort im Pahlawi »r^^yo" lautet) des Wurmes hatten alle Schätze
und Reichthümer rings um den Rucken der Burg Ko6ärän
aufgehäuft. Sie selbst waren in einer Kluft des Berges ver-
steckt.' — -n^fOüio", welches Nöldeke mit ,Rücken' tibersetzt,
wird im Päzand drüpuHi gelesen (Justi, Bundehesh Glossar,
S. 138, b und West, The Book of the Mainyo i-Khard, Qlossary
p. 64) und bedeutet: ,a streng defence, a citadel, a fortress^
14 VI. AbhaodliiDg: Fr. Mflller.
Man lese dann o ^ -««xste}^^ und «h)ooi) ho. Die genaue UeW
Setzung mUsste lauten : ^Die Freunde des Wurmes hatten alle
Schätze und Reichthiimer auf der Citadelle der Burg von Gö-
zärän deponirt. Sie selbst hatten sich in den Bergen in den
zerklüfteten Orten (Theilen derselben) versteckt.'
Cap. VI, 11.
Ärtnoü
Köldeke übersetzt (S. 51): ,mit Schimpf und Schande
kamen sie geschlagen^ nackt und bloss wieder zum Artaxdir^
— Er bemerkt dabei: ,nur das letzte der drei Adjective {^^^y)
ist sichert — Ich fasse -^^-»-v = neup. ^y^J^^j, )onri = voat-
wä6ak und übersetze: ,sie kamen mit Spott, mit Wunden be-
deckt; fluchend und nackt wieder zu Artaxälr*.
Cap. VI, 15.
Man lese: jsrV» oder ^^r^^'sri. »r*iof lese ich mit Nöldeke
(S. 52) micrlgän^ da dies zu j^r^^'^r» o"^-* allein passt. — ,Zu
dieser Zeit kam ein Sohn, welcher in Arvästän war, mit einem
grossen Heere von Arabern und Aegyptern, nachdem er das
Meer übersetzt hatte.'
Cap. VI, 16.
Hier ist am Schlüsse ^fr anzufUgen. Nöldeke übersetzt
richtig (S. 52) : ,Es kam das ganze Heer des Wurms, welches
in der Burg war, heraus und lieferte todesmuthig seinen Reitern
eine grosse Schlacht, so dass von beiden Seiten viele getödtet
wurden.'
Cap. VI, 17.
Hier lese man statt ^^* = -^ö^. Man übersetze: ,E8 war
nicht möglich die Speise fUr sich und das Futter fUr die Rosse
B«itrtfe rar T«xtkritik nnd Erkl&rang des KArnftmak i Aita/iir i PApakan. 15
herbeizuschaffen y und alle, Menschen nnd Thiere kamen vom
Zustande des Sattseins in jenen der Noth nnd Hilflosigkeit.^
Nöldeke (S. 52) übersetzt etwas freier.
Cap. VI, 18.
Die Worte -^o» »^o^ö^» geben keinen Sinn; ich lese dafür
iöai^-»ö. So scheint auch Nöldeke (S. 52) gelesen zu haben,
da er übersetzt: ,als er vernahm, dass Arta/Sir bei der Haupt-
stadt des Wurms keinen Sieg über dessen Heer gewinne'.
Den Namen \r^oyfsrr -» jn^C liest Nöldeke: ,Mithrak,
Sohn des AnöSak^ät' nach Firdausl's >\j^y ^j-^^^ Das folgende
-0^*0 ^ ^[5 J (= Firdausi's ^j<^) übersetzt er durch ,und an-
dere Perser^
Cap. VI, 21.
Man lese Jiö'»« und srC !©^ö. ,Da kam ein schneller Pfeil
von der Burg geflogen.*
Cap. VI, 23.
vi^o» gibt keinen Sinn; ich lese Ao». Die Construction
ist ganz so wie in den altpersischen Keilinschriften, wo es
heisst (Beh. HI, 4): tviHäspa äjästä awam käram aHjawa.
,WiStä8pa nahm jenes Heer, zog fort' (äjästä = altind. ajästa,
Aor. von ä + jam). Man übersetze: ,Als ArtaxSlr dies auf
solche Weise sah, da nahm er das Heer von dort weg, kehrte
um.' Nöldeke übersetzt (S. 53): ,Al8 Arta^Sir solches sah, hiess
er das Heer von dort abziehen.'
Cap. VU, 6.
wo )ftX3 ü^-v yC^* •> ^-»»y- I W ^ 5'Xj*'*^ö 1 5-sx) ^ ^b^^"^ f^r {fi
' SchahnSmeb (ed. Turaer Macan) Bd. III, S. 1385, v. 8 von unten:
16 VI. Abbandlang: Fr. Müller.
^ -»-^ »»ej rij y^eoM^rjr nie* ^o» •» ^ i Ä» no »füoo' w '^ *»ir
Nöldeke (S. 54) Übersetzt: ^Ohramazd and die Ameäas-
pands werden schon ein Mittel hierfür finden und diese Oppo-
sition nicht so dulden. War Gott doch auch mit der Tyrannei
des Dahäky des Fräsijäk von Tür und des Römers Alexander
zuletzt nicht zufrieden und vernichtete sie durch seine eigene
Würde und Majestät so vollständig, als ob die Welt sie nie
gekannt hätte.' Der Schluss scheint mir nicht richtig gefasst
zu sein. Ich übersetze: ,Und er machte, dass sie in ihrer
eigenen Würde und Majestät so unsichtbar wurden und ver-
schwanden wie diese unwissende Welt.'
Cap. VII, 8.
Nöldeke (S. 54) versieht das Wort ^-xji mit einem Frage-
zeichen und übersetzt es nicht. Das Wort ist aber (wie der
Destur meint) = neup. vi^Jio ^Granatapfel' oder vielleicht wie
ich glaube = neup. viX-i^ ,Terebinthenfrucht' (vgl. ^\jS^^
,granum terebinthinum'). — ,Da sie keinen Wein hatten,
setzten sie (ihm) Granatäpfel (Terebinthenfrüchte) vor, hielten
das Mjazdmahl ab und sprachen die Segensformein.'
Cap. VII, 10.
Der Text gibt in dieser Fassung absolut keinen Sinn.
Man lese : »j^r f) Vf (mit Tilgung des wö) tilge dann »j^»po») und
schreibe «^ »«w »r^-»*. Dann lautet die Uebersetzung: ,Sie
sagten ihm darauf zur Antwort: wir wollen Leib und Seele.
Hab und Gut, Weib und Kind, die wir euch anvertrauen,
welche für das Land Iran zu übergeben (opfern) sich ziemt
übergeben.' Nöldeke (S. 55) übersetzt frei: ,Sie antworteten:
uns ziemts euch mit Leib und Seele, Hab und Gut, Weib und
Kind die Herrschaft über Iran wieder zu verschaffen, das
wollen wir auch thuen.'
B«itrftg« tar Textkritik ond Erklftrnng des KÄm&mak i Arta/Sir i PSpakftn. 17
Cap. VIII, 7.
Der Destur liest ^^*r ^0 j|?i*r göharl^ was keinen Sinn gibt,
da es dann «^*r oder -t>^»r lauten müsste. Er übersetzt: ,Ar-
takhshir (now) despatched a person with an order that 400
skilfol and zealous men of noble blood should hide themselves
among mountain cliffs/ — Man lese statt )*» -»-^ ■»^'•r ^0 no 1:
y» -»-^ •» J-^ö no jArtaxälr sandte Jemand ab, und befahl ein Heer
von 400 tüchtigen und todesmuthigen Männern möge in der
Meierei dieses Ortes, welches im Gebirge ein zerklüfteter Ort
war, sich verstecken/ Vgl. Nöldeke (S. 55), welcher ,gegen-
tiber (?) jenem Orte' übersetzt, daher den Text grammatisch
richtiger als der Destur gefasst hat.
Cap. Vni, 15.
f*i|w Wr-^ ^^^o» -»-^ 1 -»ifr 5p-»ör o if J-0^5 ^ »«>iö)5 » »wcr^r mö
Man lese: 5r-^r -ibw »^ *»5 1 o •* *»vr und tilge das darauf
folgende ts». Die Uebersetzung lautet dann (vgl. Nöldeke S. 56) :
,Da8 Schwert ward in Arbeit gesetzt; sie tödteten auf diese
Weise den Herrn der Burg und alle die bei ihm waren; einige
waren während des Getümmels und der Arbeit der Schlacht
aas der Burg entflohen, und die übrigen baten um Gnade und
begaben sich in den Zustand der Knechtschaft und des Ge-
horsams.'
Cap. VIII, 19.
Man lese: jrW»5 iho^'o*©» »ko ^ iKotnyij^ -» W-^<o»ö "»i. Die
Uebersetzung lautet dann : ,Dem Bur^äk und dem Bur^ätur gab
er einen Antheil zur Belohnung des grossen Dienstes, welche
(ihm) ihre Seele übergeben (geopfert) hatten, und überliess ihnen
diesen Ort als einen Gau zur Regierung und Statthalterschaft.'
Nöldeke (S. 67) bemerkt : ,Con8truction und Wortformen sind
SiUanfiber. d. pML-bist. Gl. CXXXVI. Bd. 6. Ab^. 3
18 VL AbhanAluip: Fr. MfllUr.
verwirrt/ Er übersetzt : ^Dem Bar^^ und Bar^tnr gab er als
Antheil und Belohnung viele Geschenke und übertrug ihnen
die Regierung und Statthalterschaft von Ort und Gau.^
Cap. IX, 1.
Man lese: ^^-ij-^f^* vt ^^ t W. ,Nach dem, als ArtaxSir
den Wurm getödtet hatte, kam er wieder nach GtübÄr/ Vgl
Nöldeke (S. 57), der ^r = neup. ^^;> fasst, wobei er bemerkt,
dass J^,^> ein sehr modernes Wort zu sein scheint.
Cap. IX, 4.
,Wahr ist's, dass man euch Frauen nicht . . . sagt.' So
übersetzt Nöldeke (S. 57) und meint, dass hier etwas fehlen
müsse. Der Destur ergänzt o^ = neup. ^j ,Geheimni8s^ Dies
stimmt aber gar nicht zu dem Folgenden, worin der Bruder
seiner Schwester, von welcher er weiss, dass sie ihrem Gatten
in Liebe zugethan ist, ein so schweres Geheimniss anvertraut.
Ich möchte lieber «^ tilgen und übersetzen: ,Wahr ist das.
was man euch, ihr Weiber, nachsagt!'
Das ganze Schreiben möchte ich auf die folgende Weise
übersetzen: ,Wahr ist das, was man euch, ihr Weiber, nach-
sagt (dass ihr im Liebesrausche alles andere vergesset), da dn
deinen eigenen Tod, d. i. den Tod jener, die deinen Namen
tragen, welche jener Uebelthäter, jener Feind Gottes auf
unwürdige Weise getödtet, vergessen hast; und du hast die
Liebe und Zuneigung zu den jammervollen Brüdern, welche
in Bedrängniss, in Noth, in Furcht und Bangen und ohne
Achtung in der Verbannung und in einer Veste gefangen sich
befipden, und zu deinen zwei unglücklichen Brüdern, welchen
dieser Treulose in Banden und im Ge&ngniss Strafen auf-
erlegt, die den Tod als Gnade immerdar sich wünschen, da
hast dies alles aus dem Gedächtnisse gestrichen und dein ganzes
Denken dem Treulosen zugewendet und kümmerst dich und
denkst nicht an uns! Fürwahr geschlagen und vernichtet ist
jener Manu, der hinfUr in irgend ein Weib auf der Welt festes
Beitric« lar Textkritik nAd Brkliranff des UnAmak i ArU/fir I PSpakta. 19
Vertrauen setzt. — Nun aber^ o du! — wenn du einen Funken
Liebe zu uns hegst, sinne ein Mittel für uns aus und vergiss
nicht axif die Rache des Vaters und der Anverwandten, die
deinen Kamen tragen, und nimm dieses Gift, welches wir be-
reitet haben, welches mit einem vertrauenswürdigen Manne
von uns dir zukommt, von diesem Manne entgegen und wenn
du kannst, gib es vor dem Essen diesem Uebelthäter und
Treulosen ein, damit er augenblicklich sterbe und Deine beiden
gefangenen Brüder befreit werden, und auch wir in unser
Land und unseren Heimatsort zurückkehren, und deine Seele
des Paradieses theilhaftig werde, und ewiger Ruhm dir -zu
Theil werde, und die übrigen Frauen auf der Welt deiner
schönen That wegen deinen Ruhm und deine Ehre vermehren/
Nöldeke's Uebersetzung (S. 57 — 58), welcher die Con-
straction verkannt hat, enthält manche Unrichtigkeiten.
Cap. IX, 11.
Vgl. den Text mit der Uebersetzung Nöldeke's (S- 59).
Cap. IX, 17.
Hängt das hier vorkommende ^»ro*«, das sicher ,Scharf-
riehter' (Nöldeke S. 60) bedeuten muss, mit armen. mu^u,%uA»LX
•7«'H ,Tödtung, Schlachtung' zusammen? — Oder ist ^ro—
etwa ,Rosshürde*, wo die Verbrecher mit Händen und Füssen
an Pferde gebunden und dann zerrissen wurden?
Cap. IX, 20.
Nöldeke übersetzt (S. 60): ,Dies Weib ist schwanger.
Man dai*f kein lebendes Wesen tödten, bevor es geboren ist.'
— Ich fasse den Schluss anders und übersetze: ,bevor es ge-
boren hat'.
Cap. IX, 21.
Man lese: r^^y^ •» ^ ps>». Doch glaube ich, dass man
statt ^r^y^i -HXJTib'r (= neup. vju-^j>) lesen muss.
3*
20 yi. ▲bhudlwig: Fr. MAlUr.
Cap. X, 4.
•^*K) ) STIKO )^» ^* •rjo' WS?) *j) srtisr** jrny ^-^ tio -^sp-T w-^-5p>»
if»« ^ -tjycr ) -tjw* ifsr,^ eji^ <o»i»ko ()^^( ^) *•» t- fo-^*r t rt)» <w
^r»ö» iifo^i jtJOö» "* -ty»* tr *^o*r i»fO* "»»sr ^i jk/ nrC ^-ny -»r ^ ^'oWöy
Man lese: ie)0*i o'O' -ij*» und -o^-Kräj fr •> iöjKy i -ibM>» ef(
)^( W ^r ■». ,Er wandte das Pferd um und dachte: Weh über
den Menschen soll kommen, der hinter der Unwissenheit und
Einfalt dieses stummen VierfUsslers zurtlckgeblieben ist; eines
ist. dem anderen so zugethan, dass es sein eigenes Leben für
Weib und Kind hingiebtl'
Cap. X, 6.
■^)r *rri -5;)» *^ "t©* -»»^ »10 J*-v»sfJ* «p nsrnro tea;» ^ ^
Köldeke (S. öl) übersetzt: ,Was soll das sein, dass den
Artaxäir auf dem Pferde (?) solche Trauer, Sorge und Betriib-
niss über&llt, dass er weint?* ^isp 110 ist nicht ,auf dem Pferde*
(diess mUsste -ib'K) fio lauten), sondern ,zum zweiten (Male)^
d. h. ,wieder'. Statt ^eiitri las Nöldeke !Otn.
Cap. X, 8.
Nöldeke (S. 62) hat in seiner Uebersetzung das Wort
))5«)9^3 übersehen oder hat dies in seiner Handschrift gefehlt
Man übersetze : ,Und nun bin ich über die Tödtung dieser
(beiden) nachdenklich und sorgenvoll, dass auf meiner Seele
eine schwere Schuld liege/
Cap. X, 10.
Man lese : srtv-^i ^»jrC ) yio »10 in Uebereinstimmung mit der
Uebersetzung sowohl des Desturs als auch Nöldeke's (S. 65).
Cap. X, 16.
1 ijr-^» -> y-o» H irv 1^ ^( '^ 5ror-^ ) ^^r o'» =»'• ^C ^ »1 -»-^
ÄvC tyty »rjr^^ f yjr» mio* ->r»ö C»^ v»»ko »r*ö •» »v » ohtv*^
,Das was mir geschehen, ist keinem Herrn und Regenten
geschehen, der vor dem Millenium des SööÄns, der Auferstehung
Beitfig« snr Textkritik und Erklirnng dw Kiroftnak i Arta/iir i Päpakin. 21
der Todten nnd dem letzten Leibe war, welchem mir mein so
herrliches Kind von den Todten wieder zurückgekehrt ist/
Nöldeke (S. 63) bezieht den mittleren Satz etwas anders.
Cap. XI, 2.
Man lese: -^»^ »i ^»r^ 5^*15 oir. ,Und jedesmal, sobald
er eine Gegend gut eingerichtet (gemacht) hatte, kehrte eine
zweite Gegend wieder zur Treulosigkeit (^^^Ixi?) und Unbot-
mässigkeit zurück/
Cap. XI, 3.
Man lese: rnw J*r^i)*r ij^Jt»^ fll^^c ^fl| ^-^ ^?C. ,Ueber
diese gewaltigen Opfer an Hab und Gut wurde er nachdenklich
(indem er zu sich sagte) : Vielleicht ist es mir vom Glück ^ nicht
bestimmt, dass das Land Iran in einheitlicher Regierung (von
mir) verwaltet werden kann?'
Cap. XI, 4.
Man lese: »rjfr * ^5 »rjrAo 1 )ry^ro f» ,Dann dachte er:
man muss von den Weisen und Einsichtigen den Kait der
Inder befragen.'
Cap. XI, 7.
,Nun kehr zurück, geh und sag ihm diese meine Ant-
wort: Diese Herrschaft gehört zwei Geschlechtern (von denen)
das eine von dir, das andere von Mitrok, dem Sohne Ano-
äe^t's (abstammt); anders lässt sie sich nicht einrichten.'
^ Wfy = neup. ßji (Hörn, 8. 47, Nr. 204) ist ein Sjnonjm von m^ und
entspricht dem aus dem Aramäischen herübergenommenen m (Cap. XI, 4.)
Noldeke (S. 63, Note 6) liest unnOthij^er Weise statt ^j^q* : ^"y^ty.
JZ VI. AbhandhiD«: Fr. Miller.
Cap. XI, 9. i
ifAj j }|}^( j n^ {j^ fonro ^^p^ i»«X) if^^* iiö -tr** jj^v jr^i ^ )"r€
^ wno 1 ^ ^ ffof y*-r »I©« -tr*-^ iW5r>o » ^ ^ •* |W5r jjpr vr i yf\^
^ 3)1)^ ^5>,5i ^ ^ iKc^rJO »iö -»mw) ^teo •» ir^ i ^iifT* -tr^Ä^^^» ^» (O» ^fr ^
Man lese: ^ir y»r i ^Tir -tj^*^ j^rC ^. Hier schrieb der
Copist: jiirPnvCj^, vergass aber später das gefehlte -»w^rC durch-
zustreichen. ,Al8 Artaxfilr diese Worte hörte, sprach er: Der
Tag soll nie kommen, wo aus dem Geschlechte Mitruks mit
verkehrter Seele einer im Lande Iran Macht ausübt. Denn
Mitruk aus bösem Geschlecht, aus gottlosem Geschlecht war
mein Feind und die Kinder, welche er hat, sind alle Feinde
von mir und von meinen Kindern; wenn sie zu Kraft gelangen
und die Rache für ihren Vater suchen, dann werden sie meinen
Kindern Schaden zufbgen.'
Cap. XI, 13.
Man lese^^j) nie* j^^i 1 ^*|S fl|no » -tjjwflii »»fO^ » -t)-^ "r >»ö »•
,Und als einige Jahre vergangen waren, da gelangte das Mäd-
chen in den Zustand der (mannbaren) Weiber und wurde sie
an Körper-Schönheit, Aussehen, Geschmeidigkeit und auch an
Kraft und Stärke so (ausgezeichnet), dass sie von allen Frauen
für die schönste und hervorragendste galt.'
Cap. Xn, 1—2.
rn)H3 Hyfl| ^ ,t«>^^ »10 50)5 »ro-^ 2. & r»»i^ -wo ^oj^
Nöldeke bezieht (S. 65) jjwb am Beginn vor 2. zum
Schluss von 1., was ganz unstatthaft ist. Er übersetzt: ,Er ger
langte mit neun Reitern an das Dorf, wo das Mädchen bei
Wenn man die Lesung ^)^)füi beibehält, dann mnaa man fibersetzen:
,Denn Mitruk, der eine zahlreiche, gottlose Nachkommenaehaft hat/
Beitiig« snr Textkritik nad Brklining des Kftm&Biak i Art»/iir i Pftpakftn. 23
den Dörflern war. Das Mädchen stand gerade oben am
Bruonen/ — Man übersetze : ,wo das Mädchen war. Das Dorf-
Mädchen' u. 8. w.
Cap. Xn, 4.
Als das Mädchen den Sahpnhr und die Reiter erblickte
stand es auf, brachte ihm die Reverenz dar^ und sprach :
jGesund und schön und in Heil* seid ihr gekommen; geruhet
niederzusitzen/
Am Schlüsse des Absatzes steht:
Man lese: siOilhüO) ijf »r^ir* » ^oj) ()^ » fy -^C ^ ^) in
Uebereinstimmung mit der Uebersetzung sowohl des Desturs
als auch jener Nöldeke's (S. 65).
Cap. xn, 7.
jSahpuhr sprach zu den Reitern : werft den Eimer in den
Brunnen und schöpft Wasser, damit wir Wasser nehmen und
ihr den Rossen Wasser gebet/
Nöldeke (S. 65) übersetzt -Pwi o» ^^ -»i mit ,dass wir das
Gebet abhalten*. Er hat daher statt o»: o») oder o<» gelesen.
0" = neup. s-^^ ist hier das religiöse Waschwasser.
Cap. XII, 8.
Man leseiri) i)C ^C ^ -A ^j. j .-^. ^Die Reiter thaten
auf diese Weise und warfen den Eimer in den Brunnen, aber
^ Nöldeke (S. 65) übersetzt: ,warf sich haldigend nieder/ m ^j»| oder
A) ff^) B^Q^ A^^^ ^^^ ^'Or -'t ho nicht identisch, wie Cap. X, 7 be-
weist. Ueberdies wusste das Mädchen nicht, dass der Ankömmling der
Prins 6ahpahr sei.
' fyj so viel wie ^^Ui» Nöldeke (S. G6) übersetzt die Anrede anders.
24 Tl. Abhftndlang: Fr. M«lUr.
wegen der Grösse des Eimers^ der voll von Wasser war, war
es (ihnen) nicht möglich ihn heraufzuziehen/
Cap. XII, 13.
Man lese : irtiKO (0»oi -t^y ^. wo (0»o» -tiy = neup. >^p ^^^
ist und tilge das \ vorinf-
,Als das Mädchen sah, wie er mit Kraft, Tüchtigkeit and
StÄrke, der (doch) von hochedler Abstammung war, selbst den
Eimer aus dem Brunnen heraufgezogen hatte, da kam sie
eilend zu Sähpuhr hin, warf sich aufs Antlitz, rief ihm Segens-
wünsche zu und sprach: Möget Ihr unsterblich sein, Sahpahr,
Sohn ArtaxSlr's, Trefflichster der Menschen/ — So fasst die
Stelle auch Nöldeke, während sie der Destur nicht richtig ge-
fasst hat.
Cap. XII, 14.
,§ahpuhr lachte und sprach dann zum Mädchen.^ Nöldeke
(S. 66) übersetzt: ,Sahpuhr stand auf(?) und sprach zu dem
Mädchen/ Er hat offenbar das in der Handschrift undeutlich
geschriebene fO^ir als r**» gelesen.
Cap. XII, 15.
Man lese (vgl. XI, 13): » iifO^ 1 -wjm) i»r no yH fö^_^»*
y w« nie* j^^ii ^*|5 «no 1 •Tjyo'«. ,Das Mädchen sprach: Von
vielen Leuten habe ich gehört, dass im Lande Iran kein Reiter
ist, der an Körper- Glanz, an Aussehen und Beweglichkeit
und auch an Kraft und Stärke so ist wie du Sahpuhr, Sohn
ArtaxSlr's.'
Cap. XII, 18.
Nöldeke (S. 66) übersetzt: ,Wenn du jetzt nicht die Wahr-
heit sagst, so bin ich nie wieder mit dir zufrieden.' Wahr-
Beititge zur Textkritik nad Erkl&nmg de^s Kftroümak i Arta/Jir i PSpakio. 25
scheinlich hat er statt *K^F: ^»ir gelesen. Der Destur übersetzt
richtig: ,Now we will not believe thee until thou speakest
the truth/
Cap. XIII, 4.
Man lese : -tj^w* iiö in Uebereinstimmung mit der üeber-
Setzung sowohl des Desturs als auch jener Nöldeke's (S. 68).
Cap. Xm, 20.
Die Worte oy» ** umschreibt der Destur ,8äb wa bäz^.
Offenbar hat ihn das neupersische ^u*», Uü getäuscht. Es ist
,«äj (= 8äky armen, «•-•f ) wa häi.^ zu lesen. Vgl. Hübschmann,
Annen. Gramm. S. 234, Nr. 663.
YII. Abb.: Mnssafia. Zur Kritik and Interpretation romaniscber Texte.
VII.
Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte.
Dritter Beitrag.
Von
Adolf Mussafia,
wirU. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenscbaften.
GUILLAUME DE DOLE.^
Herrlich ist das Fest am Hofe Kaisers Eonrad;
550 Se sire Oedes de Ronquer oles
trovast tel roi, ce fust barnez.
S. LXVn — Vni nennt S. diese zwei Verse ,obscurs^ und
^enigmatiqnes', versucht indessen sie so zu erklären: ,rauteur^
si je comprends bien, eüt estimö [Endes] digne de la soci^t^
de Conrad*. Er meint also offenbar, roi sei regem. Es ist aber
*red'] .man hätte es als etwas Herrliches (eines hohen Barones
Würdiges) bezeichnen können, selbst wenn Endes — der folg-
lich als ein Ritter hingestellt wird, von dem man sich der
grössten Pracht versehen durfte — ein solches Fest veran-
staltet hätte.
569 Itels rois doit bien tenir terre
qui se fet avoir et conquerre
Y amor et le euer de ses genz.
,Corr. qui si set?^ Ich möchte fragen, ob nicht fet zu set
zu ändern sei; soi avoir wie in
2143 Mout se set bien as genz avoir
selonc ice que chascuns ere.
und Lai de V ombre :
70 n n' iere pas de grant richece,
mais il se sot mout bien avoir.
^ Le roman de la Rose ou de Guillanme de Dole ed. Servois. Paris 1893.
SitxuBgBber. d. phil -hiit. Ol. CXXXVI. Bd. 7. Abb. 1
2 VII. AbbaadloiiK: Maisafia
Dass an unserer Stelle bien fehlt, ist nicht von Belange;
,8ich zu benehmen wissen^ schlechtweg wird für ,8ich gut zu
b. w/ verwendet. Ist meine Vermuthung begründet, so wäre
vor conqtierre nur set zu ergänzen.
Der Kaiser lässt Jouglet zu sich kommen:
644 Fet r emperere: ,Se te vient
d* orgoel ou de melancolie
que tu hez tant ma compegnie?
Dehez alt sanz moi qui t* aprist^
In den Berichtigungen auf S. 201 wird an Stelle des
Fragezeichens Schlusspunkt gefordert. Es ist wahi-scheiiilich
gemeint, se stehe für si = lat. sic.^ Denn wenn der ««-Satz
als conditional gelten sollte, so wäre Komma, nicht Punkt, am
Platze. Wir haben es aber mit jenem se zu thun, das bei
dilemmatischer Frage noch jetzt üblich, einst auch bei ein-
gliedriger verwendet wurde. Und da ist trotz der indirecten
Form Fragezeichen nicht zu entrathen. Vgl. Tobler, Vera.
Beitr. I 24 und A. Schulze, Fragesatz S. 133.
Nachdem Jouglet die Schönheit einer Dame gepriesen
hat, fügt er hinzu, es gäbe eine eben so schöne:
743 Si V08 di bien que g* eh sai une
et que ge n' ai don^ nesune
beaut^ celi que ceste n' ait:
ce dit bien chascuns qui la voit.
S. 201 wird gefragt, ob nicht vait zu lesen sei; ,der dort-
hin geht^ ist matt und nicht gerade passend, da von dem Orte,
wo sie sich aufhält, nicht die Rede gewesen ist. Bindung von
ai mit oi = ^ ist fUr die Zeit und die vermuthHche Gegend
unseres Gedichtes nicht unwahrscheinUch.'
^ 9e kommt in der That zunächst vor tonlosem Pronomen der dritteB
Person, also vor Z, doch auch vor me, U, nos, vm vor.
• Auch im Escoufle reimt ai mit dem Producte von vlat. p (fe) ; plaga mit
Tpl^al\ nur ist die Schreibung angeglichen; 499 pLaUxplaie, Eben so
dort wo durch Angleichung an Stelle des Productes von f: jenes von
ecJ- tritt: 4739 nate (nacai) : aie.
Zur Kritik and Interpretation rontaniscbor Texte. 3
Der Kaiser sagt zu Jouglet:
754 De bone heure vos fist Deus nestre,
qu' a toz jors mes vos en ert mieiis ;
einsi joie ge de mes ieus»
se ge par vos sai le manoir
et la terre ou il puet manoir,
eil qui tant est et preuz et biaus.
'57 verbindet sich mit '55; '56 ist eine eingeschobene
Betheuerung. Also :
vos en ert mieus,
— einsi joie ge de mes ieus —
se ge par vos u. s. w.
,68 wird dir — so möge ich Freude erleben — wohl ergehen,
wenn ich durch dich . . /
Der Kaiser sagt in Bezug auf den Bruder Lienors:
819 . . son frere . . .
a cui ge me doig et destin
por servir de euer et de cors.
Darauf Jouglet, lachend:
824 ,Del cors veoir avra assez,
qu* il n* est mie covoitous,
et Lienors as blonz chevous
avra le euer'.
,Er ist nicht so gierig, er wird sich mit dem Leibe be-
gnügen; Lienor möge das Herz besitzend veoir ist recht matt;
die Gegenüberstellung würde wesentlich gewinnen, wenn man
del cors avoir läse. Zur Vertheidigung der handschriftlichen
Lesung Hesse sich indessen sagen, dass der Dichter avoir avra
vermeiden wollte.^
Der Kaiser unterhält sich mit Jouglet ; «' issent fors del
chemin amdui (649). Als ihr Gespräch zu Ende ist, sagt
Jouglet:
840 ,11 est bien tans d' atendre huim^s
uostre route et noz compegnon8^
Fet il: ,Tn diz voir, or poignons^
* Eine andere Conjectnr wäre dd cora por v&ir av, a».
4 Vn. AbhADdluDg: Massafia.
^erwarten^, ist unmöglich; ,8ich kümmern^, also im Sinne
von entendre würde a fordern; wohl ateindre ^einholen^
Nichole, der Knappe des Kaisers, sagt za G-mllaume:
1060 . . . atomons si cest afere
qu' il n' i ait ainquenuit que fere,
qu' il convendra inatin movoir.
Darauf zieht der Knappe ab; Guillaume begibt sich in
das Zimmer seiner Mutter und auf ihre Frage, wen er mit-
nehmen werde, meint er, zwei Gefkhrten würden ihm genügen.
Er entbietet sie in das Zimmer und sagt zu ihnen:
1096 ,. . . V08 vendrez o moi andui;
si pensez d' atorner meshui
et voB armes et voz hemois' . . .
1101 ,Vos ne verrez si atiriez
troifl Chevaliers devant un mois^
Li seijans, qui ne fu pas mois,
fu en la sale revenoz.
5 Mis sire Guillame est issoz
de la chambre, et si compegnon.
Li vallez vint en la meson ; ^
toz seuB ala riant vers lui:
^Mauves solaz vos ai fet hui/
10 fet il ,ines ^' a esto par vos,
mes tant ai esploiti^ que nos
mouvrons le inatin au serain.
Venez en' fet il ,main a main;
si vos moustrerai mon tresor.
•
Dass innerhalb der Rede die Angabe fet il wiederholt
werde, ist an sich unbedenklich.* Doch passen '9 — '12 nur im
Munde des Knappen: Jch habe euer Vergnügen gestört,^ es
geschah aber zu eurem Frommen; Alles ist zur Abreise be-
reit, wir können morgen in aller Früh abreisen'. 40 ist eher
por vos zu lesen; das zweite mes ist nur leise adversativ.
' Sowohl U «erjam und H vaUez bezeichnen Nicolas (1228 heisst er dUunoitetn
er ist früher en la sale, jetzt en mainon getreten. 1103 — *4 wflrdoD wir
gerne missen.
• Vgl. 1690 fet ü und 1594 /et ü au conU de Forois, hier allerding» mit
einem Zusätze bei der zweiten Angabe.
^ Vgl. Guillaume's Klage 1049 ff. Deual ar cuidoie que chacu»on$ et qne
no8 noa aejomi»aons\ ar me reatuet tot maintenant ahartuueier.
Zar Kritik nnd Interpretation romaniacher Texte. O
Guillaume bittet die Mutter, ein Lied zu singen; sie möge
es tbun
1153 par cele foi que me devez*.
,BiauB filz, mottt m' avez conjur^e;
5 ja ceste foiz n' iert parjuree
tant com ge le puisse amenderS
So treflFlich die Handschrift: ,die Treue, bei der du mich
beschworen hast, soll nicht Lüge gestraft werden, soll sich als
echt, wirksam erweisend S. hat foiz im Sinne von vicem
aufgefasst; er bessert daher n'ier; ,ich werde meinen Eid
nicht brechen*, einen Eid, von dem bisher nirgends die Rede
war. — Dem entsprechend wird '56 im Glossare durch ,8'il
depend de moi de Tempöcher' übersetzt; es bedeutet aber ,80
lange (od. ,so gut*) ich es nur thun kann*.
Nachdem Lienor ein Lied gesungen hat, sagt sie zu
ihrem Binder:
1193 ,0r ne me demandez plus rien^
,Non ferai ge, ma bele suer,
5 se la franchise de vo euer
ne voB an fet dire par grace.
Ja ne voudrez que je n' en face*.
,Par ceet covent dirai encore*.
'7 kann allerdings auch zur Rede des Bruders gehören:
,Euer Wunsch ist mir Befehl*. Da aber das Verbum faire
eher auf ein positives Thun ^ als auf ein Entsagen (non ferai
ge) hindeutet, möchte ich den Vers zur Rede Lienor's ziehen;
* Vgl. ,I<^h werde nicht aufstehen, wenn ihr
4739 ne me ereantez
que V08 droitnre me ferez . . .*
,Bele* fet il ,ge vos creaut.
Ja ne voudrez que je ne face*.
'41 8. g€[lj, doch ist Znaatz des Pronomens nicht geboten.
Femer: Die Barone legen beim Kaiser Fürbitte für den Seiie-
schall ein:
4876 Tuit li baron de chief eu chief
en vont proier V empereor.
,.Jä n' en voudrez, sauve V onor
la pncelp, qup je n' en face.*
6 VII. Abliandlong: Mussafia.
par cest covent wäre durch ,und so', ,daher*, ,deiii entsprechend'
u. 8. w. wiederzugeben.*
1283 Or chevauche delez Nicole
li gentiz Guillames de Dole;
5 B* ist de la vile entor plessiöe.
Ce sachiez, mout i a lesai^
sa mere et sa seror dolente,
qui plus estoit droite d' une ente
et plus f rasche que nule rose.
90 Que il ne dort ne ne repose
en une vile qu' une nuit.
Wie ist que in '90 zu deuten? Man könnte sich ver-
sucht fühlen, es mit chevauche in Verbindung zu setzen, ,er
reitet dahin, und zwar so, dass er in keiner Stadt länger als
eine Nacht ausruht*. Die Verse '85 — '89 wären dann ein Ein-
schiebsel, das zwischen Querstrichen gedruckt werden könnte.
Vielleicht aber ist que nur ein — für unser Gefühl überflüssiges
— Mittel, die Fortsetzung des Berichtes einzuleiten. Man ver-
gleiche folgende ähnliche Stelle. Der Neffe Guillaume's begibt
sich nach Dole, um Lienor über ihr vermeintliches Vergehen
Vorwürfe zu machen.
3848 Tot le chemin s' en vet vers Dole,
iriez de 1' oncle qu' a lessie,
60 dont il fera mout au plessi^
grant doel quant [il] i ert venuz;*
que ploranz est de 1' uis issuz,
n' onques ne commanda a Deu
li niös r oncle, n' il le neveu.
Sehen wir von que in '51 ab, so erscheint uns die Er-
zählung glatter. — An anderen Stellen finden wir in ähnKcher
Verwendung quant, gleichsam ,und es geschah da, dass^ So
im Beginne eines Abschnittes:
Vgl. 1382 ,Trova8 tu mon segnor Guillaume?*
,öil, par covent qu* el roiauine
le roi de France n' a son per*.
,Ja, ich fand ihn, und zwar so beschaffen, dass , . .*
ü wurde von mir ergänzt; in der Handschrift und im Drucke xählt der
Vers sieben Silben.
Zur Kritik and InterpreUtion romuischer Texte. 7
2182 Quant Jonglez monta le degr^
ou il troeve ostel a son gr^
et bacheler a sa devUe,
qui ert en trop bele chemise
toz deffublez em pur le cors,
fors d* un sercot dont li adoB
ert bendez d* orfrois d' Engleterre.
Damit ist der Satz zu Ende. Die Constmction ist beim
ersten Anblicke befremdend; in der Anmerkung fragt S., ob
nicht Et J, zu lesen sei. — Nachdem über die Geschenke be-
richtet wurde, die der König den Verlusttragenden zukommen
liess; beginnt ein neuer Satz:
2845 Quant eil haut conte, eil baron
B* en ralerent a lor hosteus
si batu et si dolerens,
et prison priv^ et estrange
qui . . .
ohne dass etwa ein Hauptsatz folgte. Hier hat S. schon im
Texte Car eingesetzt. Man kann indessen nicht gerade be-
haupten, dass 2845 ff. eine Begründung des Vorangehenden
bilden. Fasst man (luant in der angegebenen Bedeutung auf,
so ist eine Aenderung nicht nöthig.
Der Kaiser verweilt fortwährend an derselben Stätte,
1326 et Jouglez toz jors ovoec lui,
qui li ramentoit cele joie.
Ahi! DeusI com il se desvoie
de ce qui plus li touche au euer!
30 Gel jor fcBoit chanter la suer
a un jougleor mout apert,
qui chante cez vers de Gerbert.
G. Paris bemerkt (S. XCI): ,Piusieurs choses sont ici
snrprenantes . . .: on vient de nous dire ('26) que Tempereur
avait avec lui Jouglet; or Jouglet est un Jongleur: pourquoi
donc n'est-ce pas lui-mSme qui chante k son maitre ? Mais
enfin, si celui-ci a fait venir en outre un Jongleur mout apert,
pourquoi fait-il chanter un couplet de chanson de geste non k
Ini mais k sa soBur? Cela se comprendrait pour une chanson
d'an autre genre, mais ici cela paralt singulier. Qu'il j ait
8 TU. Abhuidliing: Mnii^fia.
une alteration dans le manuscrit, c'est ce que montre le v. '66,
qui suit le morcean de Girbert:
Que que eil chante de Fromont . . .
C'est done tm homme et non nne femme qui avait chaniö^
Es ist vor Allem zu bemerken, dass Subject von fmü
chanter nicht Jouglet, sondern der Kaiser ist. Jede Schwierig-
keit verschwindet , wenn man la (^= lä) ftier liest.* Das an
sich überflüssige Ortsadverbium ist durch den Reim herbei-
geführt worden. Vgl. die identische Reimbindung im Lai de
Tombre :
718 Ele a hui mainte chose oi'e
qui mout li touche pr^s del euer.
jSire' fet ele ^alons la fuer . . .
chanter in '30 ist absolut gebraucht; dass trotzdem sein
Subject im Dativ erscheint, hat nichts Auffallendes. Oder cez
ü. de G. gehört zugleich zu chanter und zu chante,
1368 [Li vallez] ot 1' ostel pris
au gentil Chevalier de pris
on plus bei de tot le marchi6.
II li avoit bien enehargi^ :
au grant pignon, piain de fenestres,
le biau solier o toz les estres
avoit fet jonchier de verdure.
Die Stelle würde durch folgende Interpunction an Klar-
heit wesentlich gewinnen:
marchi^
— il li avoit bien enchargie — *
au grant pignon, piain de fenestres.
Le biau solier u. s. w.
* Vgl. unten meine Vermuthung zu 2288: feuez statt /enez. An zwei
Stellen, 569 und 2990, vermathet S. den umgekehrten Fehler: / statt
richtigem /.
' Vgl. den gleichen Ausdruck mit gleichem (nur genauerem) Reime:
1991 il a commandS
a ses vallez
95 qu* il ne lessent por nul avoir
qu' il n* ait le meillor (i. e. ostel) dou marchiS.
II lor avoit bien encharchie;
bien V en avint, que si ot il.
Zar Kritik vod Interpretation romuiisdher Texte. 9
,der Knappe miethete für den Ritter — dessen Befehle ent-
sprechend — ein Hans im schönsten Theile des Marktes, mit
hohem Giebel, mit vielen Fenstern. Den Söller und alle Zimmer
Hess er u. s. w/. Man würde eher ostd a grant pignon erwarten,
es wird aber an das bestimmte Haus gedacht.
1405 [Et] de son beau chanter par est ce (: simplece)
H7I II saut BUS: ,Ha, [ha,] Juglet! qu' est ce (: proece)
{Hs.: ,Sene6chaus', fait il ,ja lo ge' (: löge)
S. : jSeneschauB^, fait li rois ,ja lo ge^
Sowohl die Zusätze als die Emendation sind überflüssig.
Es liegt jene metrische Eigenthümlichkeit vor, nach welcher,
falls die nachtonige Silbe eines weiblichen Reimwortes aus
einem tonlosen einsilbigen Worte besteht, der Vers um eine
Silbe kürzer erscheint; vgl. Tobler, Versbau^ 141. Ein und
derselbe Dichter verfahrt da nicht immer in gleicher Art, bald
gestattet er sich diese Freiheit, bald weist er dem Verse die
übliche Silbenzahl zu. Den angeführten drei Versen stehen in
der That zur Seite:
4359 onques damoisele, selonc ce (: fronce)
2707 plaine paume d' entier, ce quit ge (: guige).
Die zwei folgenden Verse lassen, je nachdem man Hiatus
annimmt oder nicht, zweifache Beurtheilung zu:
3946 ou ge laissai mon oncle en ce (: Maience)
3435 tote sa pensee ere en ce (: Maience).
Hiatus ist in unserem Gedichte nicht gerade selten;^
' S. XLII sagt S.: L^^lision de Ve est constante, saaf dans dlx-sept vers.
Die Zahl ist zu gross, als dass man von ^beständiger Elision* sprechen
dürfte. S. hat in der Regel die Ueberlieferung geschont; dreimal
änderte er.
3521 Cora[e] la fille au roi qui regne
wird man unbedingt billigen.
790 Sire, el a [a] non Li'enors
aber S. 202: ,peut Stre:
Sires, el a non L.'
Wenn man Hiatus, der nach Pausa vollkommen berechtigt ist,
nicht annehmen will , so würde ich der Lesung im Texte den Vorzug
10 YII. AbliBodlaug: MnsBafi».
oncle en ist unbedenklich;^ auch erS en läset sich durch ähn-
liche Fälle stützen.*
1523 D' escarlate noir' come meore
ot robe fresche a pene hermine
5 mout söef flerant et mout fine;
la vesti lu^s qu* en ot mangi^.
Der Hauptsatz darf mit la nicht beginnen. Man stelle dazu:
1807 Un Borcot qui fleroit la graiue . .
9 d* escarlate et de vaii*8 entiers
li^ fist li gentiz Chevaliers
aporter par un sien vallet,
si fr^s et si der et si net.
Cil r a pris qai V en inercia.
Die Handschrift hat La eil pris. Hier hat S., wenn auch
nicht an V an der Spitze des Satzes , doch an die bei seiner
Interpunction unberechtigte und unübliche Inversion des Sub-
jectes Anstoss genommen, daher die Aenderung: Vergleicht
man die zwei Stellen, so erkennt man, dass die Adjective in
1525 und 1812 als prädicative Ergänzungen zu den Accusativen
la und le gehören, man wird daher drucken:
. . . a pene hermine;
mout söef flerant et mout fine
la vesti ...
und
geben. Zwar ist avoir tum in unserem Gedichte bei weitem häuBgfor,
doch da die Frage (788) lautete: Et sa stier content a a non, so nfitzt
die Ergänzung der Concinnität. Bei
1016 aprös si vos mande et [vos] prie
ist die Wiederholung des Pronomens dem älteren Sprachgebrauche wenig
angemessen; eher Hiatus vor et wie z. B. 2002. 3546. 4360.
^ 3324 en sa chambrS o sa pucele.
4627 et maint autr^: en ont piti6.
* 3213 il fist dire il vet por faire.
4340 la soe robS apareille.
4745 si Täide a lever sus.
* Sonst ist escarlate Femininum. Soll nicht noire com tneure gelesen
werden? In solcher Function wird come häufiger, aber nicht ausschliess-
lich verwendet.
* Dem Kämmerer.
Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte 1 1
par un sien vallet.
Si fräs et si der et si net
r a eil pris.*
Der zweiten Stelle steht folgende im Escoufle zur Seite:
617 Tens est la coupe dusqu'en son:
itel^ com nos la devison
r ala 11 quens Richars ofrir.
itel (eben so gnt hätte es si bele, si riche heissen können)
V ala ofrir deckt sich mit si fres et si der V a pris. — Noch
eine Stelle des Escoufle ist in diesem Zusammenhange zu er-
wähnen. Graf Richart bittet den Wirth, er möge mit dem
Marschalk auf den Markt gehen und für ihn Pferde kaufen.
Der Wirth
436 a tos les cochons mandes
qui en la vile sont et mainent,
qui tant vairs et sors les amainent
que tos en est piain s 11 marcbi^.
Nach dem Glossare wäre hier les Dativ. Man darf aber
ohne Weiteres darin einen Accusativ erblicken; v. et s. bilden
eine prädicative (hier fast appositionelle) Ergänzung. Nach
beiden Auffassungen ist tant Adverbium : ^in so grosser Menge'.
Die Ritter am Hofe des Kaisers sind voll Aufmerksam-
keiten für Guillaume und dessen Gefährten.
1697 Onques ne furent gens en tel,
come sont eil bon Chevalier
mon segnor Guillame, acointier,
et ses compegnons ambedeus.
So interpungierte zuerst S., der en tel acointier annahm.
In den Berichtigungen wird das Komma vor acointier getilgt.
Es entfällt daher auch die Bemerkung im Glossar: ac. ,1699
* 4227 il reporte
bones nouveles de V ostel :
qu* il lor ont pris si bon et tel
a devise com il rouverent.
Gegen diese Interpnnction ist an sich nichts einzuwenden; dem älteren
Sprachgebrauche mehr angemessen wäre qu' als Relativpronomen an-
zusehen.
• Handschrift und Druck itex.
12 YIl. Abliuidliuig: Xnssafia.
infin. pris sahst., action de faire connaissance^ Die Construction
bleibt auch nach dieser Aenderung eigenthümlich genug. Man
vergleiche nun folgende betreffs der zwei ersten Verse iden-
tische Stelle:
2151 Onques genz^ ne forent en tel
come Bont eil bon Chevalier
d* osteuB atomer.
Ferner :
3201 Onques lerrea^ ne fa en tel*
de porpenser que 11 fera.
Die drei Stellen entsprechen sich, bis auf das Fehlen der
Präposition in 1699, genau. Man wird im präpositionslosen
Infinitiv keine zu recht bestehende Construction, sondern me-
trischen Zwang erblicken; de ging eben nicht in den Vers.^
Die Tochter des Wirthes, bei dem Guillaume eingekehrt
ist, macht Jouglet darüber Vorwürfe, dass er in ihrem üause
kein Lied gesungen habe. Der Spielmann sagt:
1558 ,0r le me pardonez^
,Volentier8 voir, se revenez
anquenoit o t.ot la yi'ele^
jVolentierß voir, ma damoisele,
Se nos devons fere Caroles^
^ Das Subject im eingeleiteten Satx wird hier, ohne metrischen Zwan^
nicht nachgesetzt; 1697 finden wir dagegen die übliche Wortstellung.
' Kein Komma nach tel] 2151 wird das Komma des Textes nachträglicb
(S. 202) getilgt; man wird dasselbe betreffs 1697 fordern.
■ Von dem Neffen, der sich früher sehr heftig geberdet hatte, heisät es:
4052 ses ni^, qui ot est6 en tel
et si dnrs a adomeschier
wo also en tel absolut verwendet wird, ,^tre dans un tel 6tat, s" empörter
si loin*. [S. führt im Glossare nur diese Stelle an; die drei oben an*
geführten^ wo n* avoir (mques esti en tel de faire auc. r, vorliegt, hStteu
ebenfalls Erwähnung verdient.] — Im Escoufle benimmt sich Guillaume
überaus zärtlich gpegen das wiedergefundene Maulthier: il H bcUse cent
foU la teste et le« ioU,
6296 Ainc mais nus hom ne fu en tel
ne ce ne fist de mue beste.
P. Meyer fasst ebenfalls en td absolut auf, ,en un tel 4tat*. Man kann
es aber in Verbindung mit de bringen, und den Begriff der Handlung
urgiren; ,nie verfuhr Jemand in so gesteigertem Maasse*, ,nie bandelte
Einer so eifrig*.
Zur Kritik und Interpretation romaniaeber Texte. 13
Am Abende veranlassen die Geführten Guillaume's, dass
der Spielmann sein Versprechen halte.
1790 Li compegnon firent porter
Juglet a r OBtel la viele
por r amor a la damoisele.
Die auf S. 202, wenn gleich nur zweifelnd, vorgebrachte
Emendation a V ostel Juglet ist mir wenig verständlich. Ist
damit gemeint, J. sei Genetiv, so wird man sich damit nicht
einverstanden erklären. J. könnte Subject von porter sein
,firent que J. portät'; doch da erst 1795 über das Ankommen
des J. berichtet wird — uns autres (i. e. roncins) reporta
Juglet a V ostel — , so wird J. als präpositionsloser Dativ auf-
zufassen sein ,firent qu'on portat k J.^^
Der Seneschal, Baudouin (auch Boidin) der Flamänder,
hat dem Kaiser von der Freigebigkeit Guillaume's erzählt;
1871 jEinsi sera par tens delivres
de son avoir, s* il ne se garde',
fet r empereres.
,Da wird er bald sein Geld los sein^ Tags darauf schickt der
Kaiser dem G. eine grosse Summe;
1889 11 set bien qu'il 11 est mestiers
a ce fere qu' il a empris .
Guiilaume dankt:
1899 ,Bien avez hui pai^vostre ense*,*
fet li bona Chevaliers au roi.
,Einsi set Deus prendre conroi
de ciaus qni servent en ma voie.
Vos avez mesder de monoie
sovent, se mes Flamens ne ment'.
Vgl. 1816 une chape . . . refet . . . aon oate aporter Jless seinem Wirthe
(= für s. W.) bringen*.
Zu etue sagt ^ab Glossar: ,mot altör^^ Das Reim wort porpenae sichert
aber erue. Höchstens Hesse sich durch Ansetzen von vo statt voätre eine
vortonige Silbe fUr das Substantiv gewinnen. Da eine solche Aenderung
unwahrscheinlich ist, so werden wir in enae ein bisher meines Wissens
nicht nachgewiesenes Wort erkennen.
14 VII. AbhftodlttDg: Xussafia.
Nach der Einrichtung des Dmckes würden auch 1900-4
zur Rede G/b gehören. Dass '3-'4 vom Kaiser gesprochen
wurden, unterliegt keinem Zweifel. Auch 'l-'2 passen weit
besser im Munde des Kaisers, der in bescheidener Weise die
Entlohnung der ihm geleisteten Dienste nicht sich selbst, son
dem Gott zuschreibt.
1972 Plus bei sejor n* estuet [j]a querre
Vergleicht man
3332 mes il le m' estuet a Bofrir
so wird man die Lesung der Handschrift nicht verdÄchtigeD.
2215 Jouglez/
qui met V ar^on sor la viele.
Nicht vielmehr: sor V arg. la v,?
Dass zwischen 2285, womit die Romanze von Aiglentine
zu Ende ist, und
2286 o flftutes et o vieles,
per väoir les joustes noveles,
que des senez n' est er pas contes,
ovoec princes et ovoec contes
90 de maintes diverses manieres;
si mist devant lui sea banieree u. s. w.
etwas fehlt, ist nicht zu bezweifeln. Zwar dass Guillaume,
auf den lui in '91 sich bezieht, vorher nicht genannt wurde,
bedeutet nicht viel. Auch anderswo (z. B. 2419) ist unter ,er^
die früher nicht erwähnte Hauptperson der Erzählung gemeint;
'86-'90 aber hängen in der Luft. Ich denke mir, dass es in den
fehlenden Versen hiess: ,G. geht zum Turnier, mit ihm ziehen die
Knappen nebst vielen Leuten vom Volke (darunter Spielleute mit
Flöten und Fiedeln);* die Hochgestellten* sind nicht zu zählen'.
' Vgl. 2449 ff. wo der Dichter, der sich gerne wiederholt, berichtet:
2449 por ses lances solement
porter, sont il set vint vallet . . .
52 Assez i ot des autres genz;
menestereus et estrumenz
et flftntes i fönt grant noise.
« Zu Jtenez sagt das Glossar: ,mot alt^rö*. Ob etwa /ewa? V. 6393 kommt
fient^, vor.
Znr Kritik ond Interpretation romanischer Texte. 15
2303 II öirent autres noveles . . .
5 qu' uns bons Chevaliers lor aporte . . . :
8 ,Que Duls n' ist hors as chans de la!^
Wäre '8 ein Heischesatz, so müsste es isse heissen. Nichts
aber hindert den Satz als berichtend aufzufassen; ^sie vernehmen
die Runde, dass [an jenem Tage] Niemand sich zum Turnier
begibt*. Der Grund wird später angegeben:
2312 II est feste ou cbastel anuit
. . . dou bon martire Jorge.
Da am heutigen Tage das Turnier nicht stattfindet,
2315 ,11 n'i a que dou belement
torner arriere* fönt li conte.
Et eil a cui le plus en monte
atant se sont mis a torner.
Meines Erachtens bezieht sich eil auf Guillaume, ,der am
meisten dabei interessirt ist^ Ich interpungire daher:
li conte
et eil a cui le ^ plus monte.
2387 Uns menestereus^ Tempere
li dit la chan9on de son h'ere.
So die Handschrift: der Text liest emptrefre]; S. 202 — 3
wird de V empere gefordert. Offenbar weil emperere als Obli-
quus unrichtig schien. Vergleicht man indessen
3958 la grant vaillance son frere
avoit tant fet vers 1' emperere *
* le ptu» dürfte Subject sein [le weil Neutrum oder li zu lesen? Vgl.
4688 H roi» ou li toz en monte']. Denn wäre es Adverbinm. so würde
man im Relativsätze plus ohne Artikel erwarten. Docli vgl. in Lai de
rOmbre:
586 Fait cele a cui le plus en monte
de lui remetre en sa leece.
£ine Hs. liest: Disl cele a cui plus en amonte*
* Hs. und Druck: ./. menesterel,
' DasQ innerhalb des Verses, daher nicht beweisend:
378 N* i a Chevalier ne s* enhait
por r emperere qui s* envoise.
Dass in emperere als Obliquus keine Verletzung der Declination
zu erblicJsen ist, möge noch einmal hervorgehoben werden. Bei Nomina,
16 VIL Abhandlang: M nssafia.
SO wird man eher bei der zuerst vorgenommenen Emendation ^
bleiben als einen ^Spielmann des Reiches' annehmen.'
2511 dui damolflel qui mont bien Bist.
4227 en contre ceus qui il reporte
bones noveles.
5125 cele
qui j* ai dcstinö ceste honor.
Es ist überall mi zu lesen.
2567 Vers une engarde . . .
est eil Guillaroes descenduz.
Si compegnou et sa mesnie,
chascuns a sa lance fichie ;
et si sont si bei arrengiez
que plus dura de deus archiez
11 rens de lonc, mien escient.
En .Iz. Heus ou en cent
v^issiez destrousser somiers,
et fraimbaus noviaus et entiers
par terres sor chapes escourre
et haubers hors glacier et courre u. s. w.
Es werden also hier lauter Vorbereitungen zur Zurüstung
beschrieben. Daraus ergibt sich, dass fichier les lances in 'Tl
deren Rectiis Singular von den anderen Formen zu stark absticht, tritt
oft Angleichung nach dem allgemeinen Typus (mura, mur) ein.
Zuerst: emperere (-€») empereor
dann a) empereres emperere
b) empereors empereor.
Zunächst im Singular, doch auch im Plural:
prestre (-es) provaire prowire provoire»
{a) preatrea prestre preatre preatrea
h) provoirea provoire provoire provoirea
Xeufranz. ckantre^ pr^tre, anoUrea, pire, moindre u. s. w. sind daher nicht
verbliebene Nominative, sondern, wie sonst, oblique Formen nach dem
secundären Typus a).
' Sie ist auch paläographisch leichter; es wurde -pere statt pere geschrieben.
^ Ich fühle mich indessen verpflichtet zu bemerken, dass diese Emendatiou
von 6. Paris, dem ausgezeichneten Kenner der altfranzösischen Ljrik
(S. XCVI), herrührt; nach ihm wird das Lied ,par un mönestrel de TEbi-
pire* gesungen, wozu die Anmerkung: Je lirais de V empere plutdt qne
r emperere^.
Zur Kritik und InterpreUtiou romauischer Text«. 17
#
;die Lanzen in die Erde stecken^ bedeutet, arrengiez ist nicht
Hascalinam, auf die Ritter bezogen^ sondern Femininum, mit
richtiger Schreibung arrangies (: archiea) * ,die Lanzen sind so
schön in Reihe und Glied neben einander gesteckt, dass . . /
Es liegt demnach keine Verletzung der Declination vor.*
Das Turnier beginnt;
2595 Li quens de Cleve a grant desroi,
qni se hasta d' aler premiers,
b' en vet ja c[c]. Chevaliers
aasembler toz les granz galos.
Er wird nicht erst jetzt seine Ritter zusammenbringen.
assembler wird hier eher ,in den Kampf treten* bedeuten; die
Emendation müsste ja [a] .c. lauten.
Guillaume
2633 garde, si voit an Flamenc
qui oi por jouster V escu pris.
35 Ha! Deus! de tant baron de pris
fu resgard^e cele jouste !
ou Chief don renc o sa grant route.
39 II a V escu bout6 dou coute . . .
41 et laisse corre . . .
'39 schliesst sich so eng an '34 an ('35-'36 vermitteln
die Reime), dass ich geneigt wäre, '38 zu streichen. Vgl. zu
1510 — 13 die nachträgliche Bemerkung auf S. 202. Nur dass
der Schreiber die tiberflüssige Zeile 1512 später tilgte, während
er bei 2637 diess zu thun unterliess.
2647 ainz li met parmi le blazon,
une toise et fer et fast.
* Oder vielmehr -t^. — Im Glossar ist ^archi4 s. m.* durch ^archi^ s. f.*
zn ersetzen.
' Der Schreiber vemachl&ssigt mehrmals die «-Regeln (über eniperere als
Obliqnns Ygl. oben zu Y. 2386), der Dichter — nach dem Zeugnisse
des Metrums und der Reime — nie. Wenn
5381 ce furent duz et arcevesques
et autre[B] baron[8] et evesques
gedruckt wird, so ist diess nicht zu billigen. Man belasse (sulre haron
und lese duc, -eaque.
SitnmgBber. d. phiU-bist. Gl. CXXXVI. Bd. 7. Abh. 2
IR Vit. AbhaDdlong: Mnssafia.
In der Anmerkung: ,Corr. de ferY Doch nicht; /er cf
fuvi sind Accusative; une toise ist absoluter Accusativ des
Maasses. Das Komma ist selbstverständlich zu tilgen.
Quillaume kehrt vom Turnier in die Stadt zurück; die
Einwohner laufen herbei
2865 por vcoir que chascuns aporte.
Cil ne raporta se bien non,
qu* il n* ot qu' im povre gamboison.
Er hatte nämlich Waffen und Pferde verschenkt. Eine
Frau sagt:
2878 jVez la celui au grant ator,
qui ci passa gehui matin ;
. . . or yient sor un roncin^
Trotz dem
2879 solement por sa simple chiere
r ont ne sai quantes amö.
bien in '61) wäre demnach nach dem Sinne des Erzählers;
obwohl G. so ärmlich auftritt, hat er doch Gutes mitgebracht^
den Ruhm nämlich seiner Freigebigkeit. Sollte man aber nicht
erwarten, dass die Zuseher ihn dafür preisen? Es heisst in-
dessen nur, das8 Frauen und Mädchen ihn seiner Anmuth
wegen gerne hatten. — Ob etwa rien zu lesen sei?
Die vom Tarniere heimkehrenden Ritter
2891 troverent les napes mises
et les bona vins et la viande
tele com chascuns la demande,
ceus qui a fere V ont empris.
ceu8 ist Dativ; Komma zu tilgen.
2907 Mout fu de mains joie maniere
cele nuit que cele devant.
Der Sinn ist klar: jene Nacht war weniger lustig ab die
frühere', waren doch selbst die Sieger im Turnier hart mit-
genommen worden. S. 203 wird bemerkt: ,Une correction
semble n^cessaire, p. §. de inaiTis gaie maniere'. Ich bin der
Ansicht, es liege Adjectiv manier, it. maniero vor, dessen viel-
Zur Kritik und Intorprotation it>manischer Texte. ] 9
fache Bedeutungen auf den Begriff ^zur Hand, handlich' zu-
rückführen. Daher auch ,zu etwas geeignet und geneigt',
,etwa8 zu wege bringend' u. dgl. Dasselbe Adjectiv kommt
im Escoufle vor:
1982 Amors qui de^oit maniere'
les a andeus en tel point mis.
,die leicht (gerne) betrügt', ,die stets bei der Hand ist zu be-
trügen'. Und im Lai de Tombre:
544 Dame de blaute et maniere
de toz biens.
Der Seneschall sagt zu sich :
3192 ,. . . n' est pas por chevalerie
qu' ii li porte tel drüerie;
ce n' est que por sa aeror non*.
5 A lui, que tenoit au felon? *
'94 ändert S. que zu se. Wer die Ueberlieferung mög-
lichst schonen will, könnte fragen, ob nicht eine Verquickung
der zwei Wendungen n'est que und n'est . , , se non vorliege.
Vgl. Jean de Cond^, ed. Scheler H 1130 Ofi n^aime fors que
Vavoir non. — '95 ist das Komma, statt nach Zmi, nach felon
zu setzen.
Vom Seneschall heisst es:
3205 II porpensa une folie:
onques nuls hom ne pensa tel
por fere träison mortel.
S' atorne d' aler au plessi^.
'7 gehört zu '8. Der Schlusspunkt gehört nach '6. Da-
durch erhält man Pause nach dem ersten Verse des Couplets,
und — was bei weitem mehr ins Gewicht fHUt — erscheint
Dicht tonloses Pronomen an der Spitze des Satzes.
3321 ,. . . s' 11 vos plesolt, ge verroie
ma damoisele vostre fille'.
,Ce cuit ge bleu*. ,Et ou est ele?^
,En sa chambre o sa pucele'.
,Et, por Deu, dont ne veudra ele?*
' Im Glossare fand das bei erster LectUre nicht gerade leicht verständ-
liche Wort keine Berücksichtigung.
2*
20 VII. Abhftiidluug: Massafitt.
8. stellt am : vostre filhy ma demoisele. Zwei Verspaare
mit gleichem Reime kommen in unserem Gedichte mehrfach
vor; dass in beiden Paaren ele als Reimwort auftritt, bildet
ebenfalls keine Schwierigkeit. Der Vorschlag ist daher an-
nehmbar. Da indessen die Stellung etwas Gezwungenes an
sich hat, so drängt sich die Vermuthung auf, der Dichter
habe *23 die im Escoufle wiederholt vorkommende Form ük
angewandt.
Der Seneschall fragt den Kaiser, der ihm seine Absicht,
Lienor zu heirathen, mitgetheilt hat:
3509 ,Prendrez vos i terre ou avoir^
ou amis, ice i prent on?'
Ich halte ice ... als adfirmativ ,dergleichen pflegt man
zu erhaltend Das Fragezeichen käme nach amis,
3523 Li senescbaus lues li demande
(s* il le porroit nul Lome dire,
25 car quant il avra son empire
assainble, si le savra 1' on)
qui est ele et com el a non.
,Par foi' fet il ,ce sera mon*.
Verbindet man ^27 mit '23, so ist ce sera nicht berechtigt.
Ich würde Klammer (oder Querstrich) erst bei '25 ansetzen;
iHl le por. ist Accusativsatz zu demande^ qui est ele zu porroit
dire; le in '24 proleptisch; ,der Seneschall fragt den Kaiser.
ob er irgend einem Menschen (damit meint er sich selbst)
sagen könnte, wer sie sei'. Der Kaiser antwortet: ,Diess soll
geschehend
3596 com fu ore nee
de fort €ur la damoisele!
Ob nicDt eure? Vgl. Escoufle 3470 de fort ore me fisf
Deus naistre.
Der Kaiser ist über die Enthüllung des Seneschalls tief
betrübt:
* l)<»r Drnck hat hier Komma.
Zur Kritik and Interpretation romanischer Texte. 21
3635 Ha! Dens! cele grant amistiez^ (: desbaitiez)
qu' il avoit au boD cbevalier,
n' ot encor que tierz jor hier,
qu' il r a fete si endurcir !
Die Bedeutung ist klar: ^die Freundschaft des Kaisers
flir Ouillaume ist erkaltet^ Die Interpunction gestattet nicht
35U erkennen, ob Serv. '37 mit *36 oder mit '38 in Verbindung
bringt; que in '38 wäre im ersten Falle exclamativ ,wie sehr',
im zweiten relatives Adverbium mit temporaler Bedeutung
,gestem waren es drei Tage, dass . . / Wahrscheinlich meint
er ersteres, das einen weit besseren Sinn gibt. — Ich möchte
die Stelle etwas verschieden auffassen. Die Handschrift hat
wohl quilla, d. h. qui Va mit der üblichen Gemination nach
Proclitica.* qui ist mir interrogativ; ,wer (oder: ,wa8') hat
jene Freundschaft erkalten lassen, die er noch vor wenigen
Tagen für den Ritter hegte?' Zwar weiss der Leser die Ur-
sache ganz gut; die Frage ist aber ein stilistisches Kunst-
mittel: ,ach! dass jene Freundschaft . . . erkalten musste!' Oder:
die Frage wird vom Standpunkte des Guillaume aus aufge-
worfen, wie denn es gleich darauf heisst:
3639 SMI b' osast de tant enhardir,
il li demandast rochoison.
Guillaume ist über das vermeintliche Vergehen seiner
Schwester verzweifelt.
3764 II descire sa bele face,
et se claime dolerous! las!
Voirement de si haut si bas,
deaorem^fl le puis bien dire,
n' [en] ^ est ei dura, s' il V öist dire,
cui il n' en pr[e8]ist* granz pitiez,
* Nomin. amisUez liesse sich durch Annahme von Anacoluthie rechtfertigen.
Vielleicht aber liegt nur unreiner Reim ez : e yqt.
* Den Boten sollen fdr seine Auslagen deua mars d^eatei-Un» gegeben
werden
897 ou plus encor s" il V en veut prendre.
In der Anm.: ,Corr. *'ä cn?* Gewiss, und es handelt sich da nicht um
eine Emendation, sondern um eine geringftlgige graphische Modification
von »iUa. Man könnte auch si-üa drucken.
' Vielleicht mu\ die Vorlage mag die Abkürzung geboten haben.
* Nach 3736 eher prewL
22 VlI. Abhaadlimg: Mastafia.
70 li plus biaus, li mieus afaitiez;
que nuB nel voit qai trop nel plaigne.
Auf S.. 203 wird mit Recht bemerkt , die Ausruftmgs-
zeichen in '65 seien zu tilgen; sie würden nur bei directer
Rede am Platze sein; dol. et l, sind aber prädicierend zu se.
'70 schliesst sich enge an '65 an; die vier dazwischen liegenden
Verse ^ wären, um die eigenthUmliche Construction deutlicher
zu machen, zwischen Klammern oder Querstrichen zu setzen.
qv^ würde wie oben zu 1283 zu deuten sein.*
3776 uns siens ni^s, qui est reperiez
des chans de jouer a cheval,
que qu' 11 vint la grant rae a val,
il oit en son ostel la noise;
80 ne cuidiez pas que ii s' aoise:
erroinent qu' il i est venuz,
si tost com il est descenduz,
il vient devant lui maintenant.
'81 — '84 heben wiederholt hervor, dass der Neffe sich
unverzüglich zum Onkel begeben hat (,unmittelbar nach seiner
Ankunft', ,80 bald er vom Pferde abstieg', ,all80gleichO; 'SO
muss entweder Aehnliches besagen oder etwa den Gemüths-
zustand des jungen Mannes schildern. Aoire = adaugere
kommt nun dreimal im Gedichte vor, zweimal in der ursprüng-
lichen Bedeutung ,mehren', dann: aoisent le a&uper de binuz
moz de chevalerie ,8ie erhöhen die Herrlichkeit, die Freude des
Mahles', ,sie schmücken das Mahl'. Sollte das Reflexivum im
Sinne von ,sich erhoben fühlen', ,8ich freuen' verwendet worden
sein? '80 würde dann, mit der üblichen rhetorischen Figur,
sagen : ,glaQbet nicht, dass er sich da freue' für ,er war dar-
über bestürzt', ,davon betroffen'.^ — Im Glossare fragt Serv.,
^ Sie dürften, wenn auch an sich recht wirksam, doch den Reimbedärf-
nissen iliren Ursprung verdanken.
* Nocli ein Deutungsversuch sei mitgetheilt: '66 — '67 werden von Gnil-
laume gesprochen. [Wenn se daime die Bedeutung ,er ruft aus* haben
könnte, so lieAse sich die Kode als mit dof, beginnen; die Ausrufun^-
zeiclien wären am Platze.] li pl, A., H pl, af. wäre als eine Art frei«*r
Apposition zu en ■= de lui anzusehen. Dann Hesse sich que in '71 a1>
,denn' auffassen.
* Godofroy bildet sich für unsere Stelle ein amtier ('»V, das er, freilich
mit einem Fragezeichen, ,s'Attarder* übersetzt.
Zar Kritik und loterpretatioD romaciBOher Text«. 23
ob nicht s^acoise^ gemeint sei. Das Verbum wäre entweder
durch »sich beruhige', ,sich ruhig fühle' oder ,8ich ruhig ver-
halte' wiederzugeben. Der Sinn von '80 wäre: ,er wird von
Unruhe befallen' (Qemüthszustand) oder ,er verweilt nicht
lange' (ein vierter Ausdruck fllr ,beeilt sich den Onkel auf-
zusuchen'). Sinnig; nur dass es schwer wird, ein derartiges
Schreiberversehen anzunehmen.^
Guillaume spricht von seiner Schwester,
3800 qui s' est trete d' onor arriere
et a rebours ciaus en avant,
qui a moi erent attendant.
Im Glossar wird zu rebours bemerkt: ,ce vers parait
alt^r^'. Ich möchte Folgendes versuchen. Rehowrs ist Adjectiv
in participialer Verwendung; a = habet, Oder: aus s' est trete
= a trete soi ist für den coordinierten Satz blos a tret zu
erschliessen. In beiden Fällen ist en avant als attributiv zu
ciaiut gebraucht; ,sie hat umkehren lassen jene, die in Aufmerk-
samkeiten gegen mich weit vorgeschritten waren'. Allerdings
hat nur der Kaiser seinen Sinn geändert, indessen meint G., dass
sich dann zugleich die Höflinge von ihm abwenden würden.
Das Metrum fordert tel.
Es spricht Lienors Mutter:
4006 li seneschaus m' a mort enfin.
Selbstverständlich morte.
' Entweder Conjunctiv mit analogischem -e (es kommt zwar kein anderer
Fall vor, doch findet sich einmal anal, -e in der 1. Prfis. Indic; vgl.
unten zu 4907) oder Indicatiy nach negiertem cuidierj wie an ein paar
Stellen des Esconfle.
• Wenn für oi = g + t die Aussprache o4 angenommen werden könnte,
so böte sich etwa aaisier dar: ,er fühlt sich unbehaglich^ oder ,er macht
es sich nicht bequem^ ,er gönnt sich keine Ruhe*. Es läge da kein
Schreiberfehler, sondern ein weiterer Beleg für die Sucht vor, die Reim-
wörter für das Auge anzugleichen. So wenn beim Reime ue : e, statt
hameti (: nues, lue» oder loes), hamues oder hamoes geschrieben wird.
So wenn 5377 — 8 die Verwendung der Nebenform ciaiMy statt der hier
vom Dichter gewählten cci«, den Schreiber zur Unform oiHaiM = oiseua
(otioMu) verleitet.
3840 Se voB morieez per itel oevre |
I
24 VII. Abhandlan«: Xassafia.
Lienor erklärt, sie würde den Seneschall Lügen strafen:
4020 Tot li ferai tenir a songe
quanqu' il a fet le roi coidier.
N' a garde cui Deus veut aidier.
Ne ge ne dout riens se lui non
que j* aie fete mesprison,
25 ou j' aie perdu en avant.
'23 — '25 sind wenig verständlich. Ich möchte drucken:
caidier
— n' a garde cui Dieus veut aidier
ne ge ne dout riens se lui non —
que j' aie . . .
,Ich werde ihn zwingen zu bekennen, es sei alles unwahr
was er den König hat glauben lassen , dass ich nämlich . . /
In '22 — '3 finden wir eine jener Zwischenbemerkungen, die
unser Dichter so gerne anwendet, perdu hat hier prägnanten
Sinn. Der Ausdruck perdu en avant ist mir nicht sehr klar;
soll perdu im prägnanten Sinne (zu ergänzen wäre mon puce-
läge) verwendet sein? Dann wäre en avant , vorzeitig, vor
der Ehe*.
Lienor nimmt Abschied von den Ihrigen;
4070 Nus ne fust a la dessevrance,
quant la pucele dut monter,
s' il dgust larmes emprunter,
qu* il ne convenist que plorast.
Es ist '70 fu zu lesen. Die Conjunctive in '72 und 'T3
verleiteten den Schreiber zu fv^t
Als Lienor ihre Mutter verlässt, ist diese verzweifelt;
4088 Sa joie cuide et aon delit
avoir perdue a toz jors m^s :
,0r n' en iert mie aportez m^s,
90 que la damoisele 1' em porte*,
fönt les genz qui jusqu* a la porte
la convoierent.
Wenn ich '89 — '90 gut verstehe, so bezieht sich ierf
aportez und Vem porte auf delit -^ ,nie wird Freude mehr hier
einkehren, denn mit dem Mildchen ist sie weggezogen^ Dann
Zar KiitSk und Interpretation romanischer Texte. 25
ist wohl perdu zu lesen, was auch zu der Gewohnheit besser
stimmt y das Adjectiv mit dem letzten Substantiv congruieren
za lassen.
Lienors hält an der monjoie von Mainz inne und schickt
ihren Neffen mit einem Knappen in die Stadt, eine Herberge
für sie zu suchen.
4199 Li nies a tant s' en partissoit
de s' antain mout tost, et uns autre,
en la cit4 qui n' estoit aatre
que la plas riebe et la plus bele,
por prendre V ostel la pucele.
4204 S' en vont par les rues d' encoste.
Auf S. 203 wird Punkt nach 4202 gefordert. Damit ist
wohl auch gemeint, dass der Punkt nach '3 getilgt werde.
Letzteres empfiehlt sich ohne weiteres; «', das allerdings si
darstellen könnte, ist dann als tonloses Personale aufzufassen.
Man kann aber an die Construction s' en partissoit de s' antain
en la cite ,er schied von der Tante [und kam] in die Stadt*
zweifeln. Ich zöge vor Punkt nach 4200 und Komma nach
4202; ,Li der Stadt . . .. durchsuchen sie die Seitenstrassen'.^
An die eben angeführten Verse schliessen sich an:
4205 DamedeuB lor dona • i • hoste . . .
7 de deus borjoises
9 r une r en maine a son hostel . . .
18 La chambre hele et envoisi^e
lor mostra
15 ,Seignor* fait ele, je ne puis u. b. w.
Da sonst von Beiden, dem Neffen und seinem Begleiter,
die Rede ist, so ist auffallend, dass '9 nur Einer — der Neffe,
als die wichtigere Persönlichkeit — genannt sei. Ist metrischer
Zwang im Spiele? en ist indessen nicht so nöthig, dass sich
nicht les maine vorschlagen liesse.
Lienor sendet den Knappen mit einer Botschaft zum
Seneschall :
^ Oder ,die entlegeneren StrassenS dem Wunsche Lienors entsprechend,
die möglichst weit von ihrem Bruder wohnen wollte. In der That
wurde ein Haus en une rue auques foraine gewählt.
26 VII. Abhaodlnng: Mnssafia.
4279 Fet el au vallet bei et gent:
fVoB m' en irez au seneschal . . . ;
95 Buer vos ajorna ciz jors hui
se vos fetes bien la besoigne;
se DeuB garist mon coro d' essoine,
ja mar en douterez de rien*.
Fet la pucele: ,Je . . .
S. nimmt also wieder an (vgl oben zu 1060-— 1114), dass
mitten in der Rede noch einmal hervorgehoben werde, wer
die sprechende Person sei. Hier wäre die Wiederholung der
Angabe um so leichter zu verstehen, als die Rede sehr lang ist;
sie reicht nämlich bis zu Ende von 4324. Dem entsprechend
gibt S. im Glossar als Bedeutung von essoine in '97 ,danger*
an; die Verse '95 — '98 würden demnach sagen: ,Eis wird dir
gut ergehen, wenn du meinen Auftrag zur Zufriedenheit
erfüllst; daran sollst du nicht zweifeln, falls mich Gott vor
[der mir drohenden] Gefahr schützt'. Es ist indessen zu be-
merken, dass Lienor sonst mit keinem Worte andeutet, dass
es sich bei der Botschaft um eine abzuwehrende Gefahr handelt.
Man wird daher weit besser V. '97 — '98 dem Knappen zu-
weisen; essoine bedeutet ,H.inderni8s' ; auf die Aufforderung,
die Sache gut zu verrichten, erwiedert der Knappe: ,Wenn
ich nur auf kein Hinderniss stosse, so [will ich, so weit es an
mir liegt, es thun;] zweifelt nicht daran*.
Lienor kleidet sich an, um sich an den Hof zu begeben.
4340 La Boe robe apareille
ses niös, qui est bele a merveille,
d' un samit inde a pene hermine;
onques si blanche ne si fine
ne fu nule ne mieuB ouvree.
5 Sor chemiBe blanche aflour^e
en vesti la cote en puret,
m^8 el estoit d' un cendal vert,
tote forr^e et cors et manches*.
'6 wird emendirt zu ot vesti^ la c, en pure ert, Dass
ert mit vert (ursprünglich vcrt, jetzt bereits v{rt) allenfalls
* Jedenfalls veHUj die wiederholt im Gedichte vorkommende, bei weit«*«!
üblichere Form.
Zar Kritik und Intorpretetioa romanischer Texto. 27
reimen kann, soll nicht bestritten werden;* einen sonst im Ge-
dichte nicht vorkommenden und immerhin seltenen Reim sollte
man aber ohne zwingenden Grund nicht einfahren. Und als
ein solcher Grund kann das Deminutiv en puret nicht gelten.
— Sind robe und cote zwei verschiedene Kleidungsstücke?
Diess scheint S. anzunehmen. Die robe wäre von blauem
Sammte mit Hermelinverbrämung; die cote von grünem ge-
fütterten Zindel^ ohne dass, was sonst immer geschieht^ ange-
geben werde, womit sie gefüttert war. Ich bin geneigt, robe
und cote als ein und dasselbe Kleidungsstück anzusehen; von
blauem Sammte mit Hermelinverbrämung, gefüttert mit grünem
Zindel. Das Komma nach *1 wäre zu streichen. Dieses Kleid
zog Lienor zwar unmittelbar auf dem Hemde (en puret) an ;
doch nicht so, dass der Sammt auf dem Hemde zu liegen ge-
kommen wäre, denn er war mit einem feinen leinenen Stoff
gefuttert.
Der Knappe hat die für den Seneschall bestimmten kost-
baren Geschenke aus dem Tuche, in dem sie eingewickelt
waren, hervorgeholt. Der Seneschall
4401 le fermail, 1' anel, la ceinture
esgarda mout et V aumosniere ;
mout en est d' estrange inaniere
esbahiz, et mout s' en mervelle
5 se c' est miracles oa mervelle,
que li est de lui souvenu-,
mos, comment que soit avenu,
mout aime et prise les joiaus ;
or en demaine ses aviaus
10 a ses oils et entor son chief.
Mout en sot (der Knappe) bien venir a chief
de la man9onge dire et faindre.
'9 — '10 sind mir nicht sehr klar. Nach dem Glossare
würde dem. s, ai\ ,montre sa covoitise' bedeuten; dazu würde
a ses oils gut passen; wie ist aber entor son chief zu ver-
stehen? Könnte man nicht auf den Gedanken verfallen, Sub-
ject von demaine sei ,der Knappe', welcher die begehrens-
werthen Kleinode vor dem Seneschall hin und her blinken
* Vgl. Escoufle 7625—6 ert : pert (jjerditj.
28 VII. AbhaDdlmig: MiiBiafia.
läset? Die Nachlässigkeit^ dass ein neues Subject stillschweigend
eingeführt wird; müssen wir in beiden Fällen dem Dichter zu
gnte halten.
Lienor begibt sich an den Hof;
4517 Toutes les genz, et un et autre,
li vont orant bone a venture.
Tant avoit desouz la ceinture
descovert le piz et le corB,
et 8* avoit andeus les aeors
de son mantel par devant li ;
et savez qui mout Tabeli?^
qu* el ot deecovert son visage.
Tant in '19 lässt sich schwer halten. Der Dichter dürfte
Tout geschrieben haben. Und ist nicht auch desxM statt de$ouz
zu lesen?
Von Lienor, die am Hofe des Kaisers erscheint, heisst es:
4546 Por ce qu' el ne crient qu' el n* i faille,
sachiez de voir sanz devinaille,
en est un poi en esmaiance.
Soll nicht qv/ele (que el) crient gelesen werden? Würde
sie nicht fürchten, so wäre sie nicht en esmaiance} Man wird
nicht in '8 el statt un lesen wollen, so dass poi im Sinne von
,nicht* gebraucht wäre, ,weil sie nicht flirchtet ihr Ziel zu er-
^ Auch anderswo redet der Dichter auf solche Weise die Leser an:
74 Et savez dont ge mout le pris?
sa justice et s* envois^ure
par ert de si grant temprSnre . . .
246 savez qui mout V a emend6e?
Une pucele li atache
de ses mains une bele atache.
Meine Vermuthung betreffs Escoufle 1440 erhält dadurch Bestätigung-
' Es wird wohl nur ein Zufall sein, dass Aehniiches auch im Escoufle
vorkommt:
1306 Por ce que ne criem qu' il anuit
et que j' en men^oigne ne chi^e,
n* OS je dire . . .
wo Meyer mit Recht im Texte qtte je criem setzt. Die awei Stellen
unterscheiden sich von einander nur darin, dass im Esc. das Verbum
des ersten ^ue-Satzes kein ne aufweist.
Zur Kritik and Intorpretatiou romuiischer Texte. 29
reichen, ist sie nicht verzagt^ Der Gedanke wäre Uberaas
matt, und es gienge der feine psychologische Zug verloren,
dass Lienor, trotzdem sie ihres Rechtes wohlbewusst ist, doch
über ihr Verfahren einigermassen in Angst ist.^
4553 L' en i chante et Bona et lais
li menestrel de mainte terre.
S. emendiert gut: [Lora] i chantefnt] . Im Interesse einer
mehr conservativen Kritik Hesse sich fragen, ob li men. nicht
als erklärende Apposition zu V en aufgefasst werden könnte.
4580 D' une chambre ou li baron Bont
öi r empereres cez ^ers*,
com ses pensers estoit divers
de ciauB qu^ il avoit assemblez,
si li est ses solaz einblez ;
5 qu' 11 ne set qu' il die ne face.
Nach dieser Interpunction könnte man glauben, st in '4
stehe in Verbindung mit com in '2. Es ist offenbar so zu
drucken:
. . . assemblez!
Si 11 est ses solaz emblez
qu* il ne set . . .
Lienor ist am Hofe des Kaisers und erblickt da eine
grosse Versammlung.
4614 Cil ples et cele grans assise
li ramentoivent son biau frerc,
qui, por le grant pris dont il ere
de proece et de hardement,
ot li sires tel parlement
assamble por lui fere honor,
10 et si r amoit de tel amor
qu' il la voloit prendre a moullier.
Wer ist mit lui gemeint? Es kann Guillaume sein, denn
wenn auch der Kaiser seine Barone — vor der Enthüllung
des Seneschalls — dazu entboten hatte, um seine Absicht
* Auch mttMte es, da der mit por ee que eingeleitete Satz in der Reg^el
InTersion des Snbjectes des Hauptsatzes nicht herbeiführt, ei en est
heiiwen.
80 VII. AbhandlttOff: HnsBufia.
kundzugeben, Lienor zu heiraten , so war diess zugleich eine
Ehrung des Guillaume. Ist diess der Fall, so iragt sich, ob
da eine ziemlich starke Anacoluthie vorliege,^ oder etwa qvt
zu lesen sei, möge nun der queSatz ein asyndetisch coor-
dinierter zweiter Accusativ zu ram, einleiten oder qtie die Be-
deutung ,denn' haben. — Die Erwägung, dass V in '10 am
besten auf das im vorhergehenden Verse genannte Wesen sich
bezieht und dass die Versammlung doch zunächst zu dem
Zwecke berufen wurde, Lienor zu ehren, berechtigt zur Ver-
muthung, dass lui zu li zu ändern sei.* Dann scheint qtu
statt qin unabweislich. Entweder que ,denn' oder Vorwegnahme
des Subjectes von ere; statt li ramentoivent que por le pru
dont 868 frere ert heisse es • li ram, 8on frere que por le prit
dont il ere.
Lienor sagt, man solle sich überzeugen ob ihre Behaup-
tung, dass der Seneschall ihren Gürtel am Leibe trage, richtig
sei oder nicht:
4824 Se ce n' est voir,^ fetes un char
tornoier pardessus mon cors.
Si verrez m' aumosniere entors,
ce sachiez, au tiessu pendue.
Es ist encor zu lesen;* vgl. 5118 — 19, wo ebenfalls Ad-
verbium ^r mit (^rs reimt.^
Der Seneschall bittet, der Kaiser möge gestatten, dass er
seine Unschuld durch Gottes Urtheil beweisen könne:
^ Der Dichter hätte beabsichtigt zu sagen: ,ihreu Bruder, der durch seinen
grossen Werth den Kaiser veranlasste* und wäre dann auf andere Weg«
gerathen.
" Vgl. unten zu 5246 ff.
■ H«. und Druck veoir,
* Ich hatte einen Augenblick gedacht an ent^rs, erstarrtes Participium toh
ent^rdre, oder an en a^r»^ es cors, en cor ,an den Ecken*, ,an der Ecke*.
* Zur Bindung von Con». -(- Con». mit (hns. vgl. man
2292 o bieu .lx. compaignons
de grant pris, de grant renons.
8. setzt in den Text gran» pria ; er hätte dann auch gram ren, lesen
mtifläen. Besser beidemale Singular ; renon : -om.
Zar Kritik und InterpreUtion ronutnucher Text«. 31
4907 . . 11 m' en let purgier par jüise . . .
8 Et se ge en ce, sanz plus atendre/
eschieve, si me face pendre.
S. fasst eschieve als 1. Präs. Ind. von eschever ,fmr, ^viter'
und emendiert demnach se ge ce. Von einem sich Entziehen
kann nicht die Rede sein, da er sich selbst anbietet. Es könnte
höchstens bedeuten ,wenn ich Ausflüchte suche*, ,beim Ablegen
der Probe mir Unterschleife zu schulden kommen lasse' ; dann
wäre en zu behalten. Da indessen ,wenn ich dabei verunglücke,
wenn Gottes Urtheil zu meinen Ungunsten spricht' einen weit
besseren Sinn gäbe, so fragt sich, ob nicht eine Bildung aus
ex und cap- anzunehmen oder geradezu meschieve zu lesen sei.*
4929 Li baren Bont venu arriere,
tot en plorant fönt la proiere,
le seneschal a genoillons.
Das Komma nach '30 wird wohl nur ein Dnickfehler
sein. Ich erwähne diess nur, um die Verwendung des Genetivs
hervorzuheben : fönt la proiere le seneschal ,bringen die Bitte
um den Seneschall vor*.
Die Ritter fordern, man solle dem Seneschall Glauben
schenken, wenn er behauptete
4956 qu' il onques, ne devant ne ains
fors cest jor, ne V avolt vSue,
n' en atocha a sa char nue.
Lies ne n* at
Guillaume, der Kunde erhalten hat, dass seine Schwester
ihre Unschuld bewiesen und der Kaiser sie zu seiner Frau
erwählt hat, geht an den Hof.
5246 ,Com buer m' ajorua ciz jors d' ui*
fet il ,quant je voi ma seror,
cui miß sire fait tant d' onor,
qui 1* a assise lez sa coste!'
' «. pl. at. gehört zu me J. pendre. Derartige gezwungene Wortstellungen
gestattet sich der Dichter auch anderswo.
* Da« Gedicht weist sonst keinen anderen Fall von analogem -e in der
1. Prfts. Ind.
32 VIL Abhaudlimg: Mnssafia.
50 De 8on biau col son mantel oste,
sil vet saluer a genouz.
,Me8 biaus frere, mes cuers, mes douz/
fet ele ,bicii soiez venuz!'
II puet mout bien a teus saluz
55 aucune lerme avoir plor^e;
mout r a com sa dame honor^.
Et 81 voel que vos sacbiez bieu
c* onques a lui de nule rien,
fors de parole n* atocha ;
60 fii vos di que mout conticha
a ceu8 qui garde 8* en sont pri8;
868 granz senz li a ja apri8
que la hautece de V onor
li defendoit de sa seror,
65 et la hantise^ et le solaz.
£1 a boute parmi le laz
de son mantcl son bras senestre.
Trotzdem an keiner anderen Stelle des Gedichtes l fiir
feminines ic* erscheint, so kann sich das Pronomen nur auf
Lienor beziehen.^ Der Zusammenhang lehrt nämlich, dass die
Bezeagnngen der Ehrfurcht (Mantel Ablegen, knieend Oriissen)
von Guillaume erstattet wurden. Es ist demnach '58 a li zu
lesen;* ,er redete sie nur an, berührte sie aber nicht, denn er
sah ein, dass ihre hohe Stellung jede Vertraulichkeit verbot'.^
Da hantise und solaz Accusative zu defendoit sind, so darf
nach seror kein Komma stehen. — '66 setzt S. in den Text
n statt El ein; ich meine mit Unrecht; Subject zu a baute
kann nur Lienor sein, denn Guillaume hat keinen Mantel an;
auch würde die angegebene Geste, wenn von ihm ausgeführt
im Widerspruch zu dem '57 — '59 Gesagten stehen. Wenn ich
die Situation gut deute, so ist gemeint : ,er traute sich nicht, sie
zu berühren ; sie aber streckte [ihm entgegen] den linken Arm^
^ Hb. hautecej trefflich emendiert auf 8. 204.
' Fem in. le kommt ein paar Mal vor (4093. 4238) ; von S. au la ange-
glichen.
' Wenn man sich nicht entschliessen kann, Femin. 4 zuzulassen, so könnte
man vom Accusativpronomen absehen und / tilgen. H kOnnto dann aurh
als ff' i gedeutet werden.
*• Vgl. 4276 El leßst en la chambre a lui apeler ,zu sich*; \, L a IL
^ de aa »eror Hesse sich auch als von la h. et le a. abhängig ansehen.
Znr Kritik und Interpretation romauiBCher Texte. 33
Der Herzog von Sachsen räth dem Kaiser^ die Sache
nicht in die Länge zu ziehen und gleich zu heiraten. Später
würde es schwer werden, die Barone wieder zusammen zu
bringen, während jetzt
5281 ,nos somes ci or assambl^^
Fet r arcevesques : ,Ce me samble
qu' il V08 done mout bon conseiP.
Auf S. 204 wird gefragt, ob nicht Ce m' a samhU zu lesen
sei. Abgesehen davon, dass a semhU zu done nicht gut passt,
so ergäbe diess neun Silben. Wir werden '2 — mit Anwen-
dung des stereotypen Reimes — assemble lesen und etwa tuit
ergänzen oder statt ci oder or eine zweisilbige Form einführen.
Die Vermälung des Kaisers erfüllt Alle mit Freude:
5306 Puls qu' Alixandre fist a Tyr
le saut dont il ot tant de pris,
n' ot au euer, 9' ai ge bien aprie
tant de joie com il ot la.
S. verweist auf Michelant's Ausgabe, S. 217 — 18. Ich führe
die Stelle an, um nachträglich eine andere im Escoufle zur
Sprache zu bringen. Bei der Abreise Aelis' sind Alle mit
Schmerz erfUUt:
8058 Quant Apollonies fist a Tir
le sanc, ce cuit, n* ot pas tel duel.
Meyer bemerkt mit Recht: ,2e sanc doit avoir 6t6 sub-
stitue k quelque autre mot^ Unwillkürlich denkt man an saut.
Die ,grosse Trauer^ in Tyrus hatte in Folge des plötzlichen
Verschwindens ApoUonius' statt, und da scheint allerdings der
Ausdruck faire le saut wenig angemessen. Sollte Beeinflussung
von Seite des Rosenromans stattgefunden haben ? '
^ Die inhaltlichen und formellen Berührungspunkte zwischen G. de D.
und Esc. sind ziemlich zahlreich. Auf Manches hat Meyer bereits hin-
gewiesen; Anderes ergibt sich aus meinen Erörterungen über den Text
der zwei Werke. Ich komme vielleicht bei anderer Gelegenheit wieder
darauf. Hier sei noch folgender Uebereinstimmung gedacht:
G. de D. von Kaiser Conrad : Escoufle von Guillaume :
44 Des cele höre que il nez fu 2042 onques ne fu ne vis ne n^
n^ öl nus isser de sa boche qui öist issir de sa boche
grant serement ne lait reproche unsairementn'un laitreproche
SitzanfBb«r. d. pbil.-hist. Gl. CKXXVI. Bd. 7. Abb. 3
34 VII. Abbaadlonf: Mnssafia.
5360 Tant baadeqain, tant ciglaton^
tant bon diaspre, tant samit,
onques nus enscmble ne vit,
tant rubiz de plasors fa^ons,
r un a oiseaus, 1* autre a poissons,
5 r autre partie par quartiere.
Zu rubiz fragt das Glossar^ ob die Stelle nicht verderbt
sei. partie in '5 fordert ein feminines Substantiv, daher '4
une zu lesen. Ich lese robes oder robe, tant als Adverbium
,in so grosser Menge^ gewöhnlich beim Verbum (tant ne vit
robes), hier unmittelbar vor dem Substantive, wozu die vielen
vorangehenden tant Anlass bieten mochten.^
Der Seneschall
5392 deust servir ovoec ciaus
qui 8ont fiev^ d' ancesserie,
qui servent por lor seignorie,
5 que lor sire porte corone.
que in '5 als temporal aufzufassen, geht schwer an. Es
ist wohl quant zu lesen.
5486 Mout i en ot don^ plent^.
Hier hat S. die ungewöhnliche SteUung beibehalten, wah-
rend er 2407 das handschr. mout i en ot de bien gamxz zu
mout en i ot änderte. Der Dichter hat gewiss auch hier nur
en i geschrieben; das wiederholte Vorkommen von t «n be-
weist, dass zur Zeit des Schreibers die moderne Stellung bereits
sich zu zeigen begann.
229 DeoBl tant beaus chanz et tant beaus die
0or richea coutes, sor beaus Uz
i ot dit . . .
614 tant larrons avoit eiMorbez,
tant Tobeors fet eMilier
wo freilich es leicht wäre twnz . . tanz anzusetzen.
Zar Kritik und InterpretetioD romanisoher Texte. 35
Lexicalisches zu Escoufle and Gfalllaume de Dole.^
Abandon. Ghiillaume sieht einen Unbekannten auf dem
Maulesel, den er verloren hatte. Ohne ein Wort auszusprechen,
ergreift er das Thier beim Zügel;
6218 eil crient, por ce qu*il ne V aresne,
que ce soit force oa abandons.
Das Wort muss hier die ju>ridische Bedeutung von ,prise de
gage, caution, droit qu'on avait de prendre les meubles et le
catel de son debiteur^ haben.
*Anui in der speciellen Bedeutung ^lästiges Gedränge^.
* 1 735 r escuieraille menue
et li anuis ist dou palais.
Der Kaiser verweilt im Schlosse
* 1325 a poi de gent et sanz anui,
Wohl auch an folgender Stelle. Die MuMer fragt Ouillaume:
quel gent il menra ovoec lui. Er antwortet:
*1073 ,gent sanz anui
si sont mout bon en cest voiage;
je n* i menrai ja . . .
ovoec moi que deus compegnons^
Vgl, zu nuire.
ÄPERgoiVRB. Der Kaiser denkt, es sei an der Zeit, sein
Vorhaben (la besoigne) den Baronen mitzutheilen;
2250 ne la veut pas por aper^oivre
del tont en tont manifester.
,apercevoir, remarquer^, Ist etwa ,wie sie es aufnehmen^ zu er-
ganzen f Vielleicht hat der Infinitiv als Substantiv die Bedeu-
tung ,Umsicht, Vorsicht^; par wäre dann angemessener.
Aprbndrb. Unter diesem Worte oder unter tot hätte Auf-
nahme verdient:
6719 il n* estoit pas tot a aprendre.
Ebenso 7166, hier aber mit der besseren Form tos (= toz).
Beide Male von Ghiillaume, der gut mit Falken und Pferden
umzugehen wusste. Ebenso heisst es von Guillaume de Dole:
* 1 744 n' estoit mie toz a aprendre
^ Worter und SteOm aus G. de D. Hnd mü * beaeiehnet.
36 Vn. AbhMidliiiiK: BCnssafim.
und von dem Boten, der nach Dole geschickt wird:
*942 il n' estoit pas toz a aprendre.
S. verzeichnet beide Stellen unter toz,^ und erklärt ytout entier
vou4 d', f(U8t aUo apr. ala ylemen' auf. Der Sinn der Locu-
tion kann nur sein ,er war vollkommen unterrichtet , sehr ge-
schickt 0. dgU Die Litotes ist klarer, wenn man apr. die Be-
deutung flehren^ zuweist und a apr. als Passiv auffasst : ,er war
durchaus nicht ein [erst] zu Unterrichtender^.
Areondbr. An den sanften Augen Aelis' erkennt Ouillavm
ihre Liebe,
3164 qne fine amors li areonde
tou8 les ieas quant ele m* esgarde.
,arrondir^. Ein sonderbares und unscJilhies Bild. Ist nicht ,«w-
geben'y ,umwehen^ gemeint f
AvoiR.
4162 ja n* ayoit il si bei en terre,
quant il estoit bien acesm^s.
Man zögert nicht, il als neutrales Pronomen anzusehen: ,es gah
nicht^. Zu vergleichen ist indessen:
4124 ja n^avoit ille (Aeliß)
si bele el mont.
wo die Constmction ,8ie hatte keine so schöne^ vorliegt. Es
scheint, als ob ein Verkennen des Wesens von il vorliege,
Chief. Van Aelis , die in Montpellier einen Gasthof /w/,
heisst es:
5508 Si vit de ce qu' ele desert
a laver les chies as haus homes.
Ainc puis cell dont vos disoines
ferne si bien ne lava chief.
Ist die Locution wirklich im figürlichen Sinne ^se rendre agreabk
ä quelqu^un^^ zu ver stehen f Wenn man bedenkt, welche DUmU
Aelis dem Grafen von S. Gilles leistet, und die Sitte des froter
les pies daneben stellt, so dürfte man geneigt sein, dem Aus-
drucke seine eigentliche Bedeutung zuzuweisen.
* Wenn er die erste Stelle zu^iek unter tos anßihrt und diese» dturrh
Jeune gargon* erklärt^ no ist diess ein Versehen.
« Unler laver: 1. le chief Jg. flalterK
Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte. 37
Chibrb, par
3806 le millor anel de son doit
li a bai]li6 la mere en garde
par chiere.
Daneben fünfmal par chiert^ (ciert^). Es wird wohl auch an
dieser einzelnen Stelle so zu lesen sein.^
CoNTB. Die Ritter, die in Aelis' Gasthofe einkehren, sind
mn ihr entzückt;
5492 il ne li donent pas a conte
les deniers.
doner a c. wird ^porter en compte, ne pas payer comptant^ er-
klärt; in unserer Stelle also ,sie zahlen baar^. Ich glaube, dass
der Dichter etwas mehr sagen will; man kann baar und doch
genau das bezahlen, was man schuldet; es heisst aber weiter:
5498 cascunB li baille et abandone
de r avoir tant com ele veut.
Es wird demnach zu übersetzen sein ,ohne zu rechnen^; ne pas
doner a c. sagt dasselbe wie baillier sans c. Aelis gibt der
Isabel Geld, damit sie Lebensmittel einkaufe,
5045 asBÖs 1' en a bailli^ sahs conte.
,sans compter^.
CoDVENiR. Aelis hatte dem Mädchen gesagt: 4964 — 66
,prest^ me huimais rostel. . . sans nule rien doner del vostre*.
Diess berichtet das Mädchen ihrer Mutter mit folgenden Worten:
4982 ,Ele requiert
r oetel huimais et noient plus;
bien li couvenra del sorplus,
b' anuit mais V ostel li prestons^
Das Glosaar meint, coavenir bedeute an dieser Stelle ,prendre
un engagement, et spedalement s*engager en ime d'un paiement^.
Der Dativ li wäre da schwer zu erklären. Die Deutung trifft
wohl nicht das Richtige. Tobler hat (Zeitschr. f. rom. Phil.
II 161) coviegne mit de und Dativ der Person in der Bedeutung
,es stehe bei . . ., es sei anheimgegeben^ nachgewiesen; G. de
Coinsy: Ja puis ne ra' entreraetrai, bien en covigne a son po-
uoir; Rutebeuf : de vous vous conviegne ,kümmert euch um
euch^. Das Futurum finden toir nun im Lai de Vombre. Die
Dame und der Ritter sind einig geworden ; sie herzen und kosen,
' Wie wäre CMch die SubHantimerung des AdjeeUvs zu verstehen f
38 Vl(. AbhaadluDf: MnsBafia.
948 de tel geu com 1' en fait des mains
eBtoit ele dame et i1 maistre,
fors de celui qui ne puet estre ;
de celui lor covendra bien.
Eben so hätte 68 da wie im Esc. heimsen können: bien lor co-
vendra del sarplus. Wir werden also beide Stellen in gleicher
Art interpretieren, Lai: jenes soll ihnen anheimgegeben werdenf,^
ySie werden schon dafür sorgen^ \* Escoufle: ,Aelis wünscht von
uns nichfJ! als die Herberge, das Uebrige wird ihre Sache sein\
yUm das Uebrige wird sie sich selbst kümmemK^
Deport. Der Kaiser schwört ^ dass nach seinem Tode
Gruillaume und Aelis sein Land erhalten werden,
2340 et li baron V ont creante.
L' empereris le loe et veut,
et 8* aucuns autres le dcsveut,
ce metra on en bei deport.
^on le toumera en plaisanterie , on ne le prendra pas au
serieux^ also mit deporter ,amuser, distraire^ zusammenhängetid.
Man vgl,: d&r Kaiser ist über die Enthüllung des SeneschaUs
tief betrübt]
*3730 il ne ae* set en quel maniere,
par biau parier ne par proiere,
il 8' en peust bei deporter.
II li covient a deporter.
yCr weiss nicht, wie er sich darein fügen könne^. Da sich nun die
zwei Locutionen soi deporter bei und metre en bei deport genau
entsprechen, so wird man auch beide Stellen in gleicher Art
interpretieren, im Esc, nicht ohne einen Anflug von Ironie: ,wem
^ ToMer in seiner Reeen&ioni ^ene» wird in ihrem Belieben glehen*.
■ Nicht icA, ßlgi der Dichter »chdmMch hinzu:
952 u' i covient mais beer de rien
Jean Renart a lor afaire . . .
59 del geu qui remaint, ce me semble,
vendront il bien a chief andui.
■ Tobler (a, a. 0. II 143) verzeichnet auch il covient bien (mal) a aucun
,e« ergeht Einem gut (tchlecht)*, Veng. Ragu. Or aillent, bien lor en co*
viegne. Es lieste sich demnach an beiden SteUen übersetzen: ,Was dos
Uebrige betrifft, so wird es ihien (ihr) schon gut ergehen', wobei im Esc.
ptwa der Gedanke zu ergänzen wäre: ,denn sie hat Genügendes^ um ßSr
alle ihre Bedürfnisse zu sorgen.'' Die zwei Deutungen berühren «icA übrigem
sehr nahe,
^ 06 DcUimts ethieus, Oder meinte der Dichter zuerst ne se set . . . deporter?
Zur Kritik and Interpreiation romanisoher Text«. 39
ei nicht recht ist, der wird sich hübsch fein darin ßigea müssen^,
[on statt zu enoartenden il lässt sich durch die allgemeine Be-
deutung van aacunB leicht erklären,] — Noch eine Stelle im
Esc, ist zu erwähnen. Der Falkenmeister klagt in einem Mono-
loge ^ dass während der Graf eine Menge Leute um sich hat,
ihm nicht ein einziger Diener zum Tragen der Falken zv/r Ver-
fügung stehe:
6698 ^rnout 8ui fols qaant jou T en deport
et quant jel sueffre en tel maniere^
je le mSnage, je me montre patient avec lui'. Also dep. auc.
Vielleicht aber ist le dep. zu lesen; le neutral wie bei sneffire;
dep. auc. r. ^etwas ertragen^ wie im G. de D, 3734,
Delivre. Verzeichnet wird nur
394 quant il Bont a 1* oste delivre
jquitte envers qq^, — In anderer Bedeutung: t?on dem Pilger j
der sein Boss verkauft j wofür er am Tage vorher zehn Pfund
hätte erhalten können, heisst es:
6662 or en est pour maius delivres,
qu* il n* en ot que la quarte part.
fSr hat sich dessen entledigt^ wie denn das Verbwm soi delivrer
im Sinne von yVerkaufen^ , jSe d^faire de qc/ verwendet unrd,
Aelis gibt ihr Maulthier der Witwe,
5316 . . s' ele a raison s* en delivre,
a tos les jors qu' ele a a vi vre
avra mais ass^s a despendre.
,wenn sie es um einen angemessenen Preis verkauft^,
Eigenthiimlich ist es auch, wenn es heisst, der Tod
2474 del millor fait le mont delivre,
je cuit, qui i fast a cel jor.
fhefreien^ für ,entblössen, berauben'; delivre hat die indifferente
Bedeutung ,baar',
Efforcibr erscheint in bemerkenswerther Verwendung, Guil-
lawme will das Pferd eines Pilgers kaufen;
6654 Guiliaumes li prie et efiforce
que il li vende.
*f^B80HiER. Der Seneschall holt die Mutter Lienors aus.
Als er ihr das Geheimniss von dem Rosenmale entlockt hat,
verabschiedet er sich; es heisst da:
3363 quant il n' i ot mais qu' empeschier.
40 TU. Abhandlang: Mvssafia.
Godefroy führt aus dem Ren. nouvel: pnis li empeskent dont
il vient ujid erklärt ^action de demander j d'interroger dansun
jeu de mots^. Wohl ^her ausfischen^ .
Endroit. Es verdient Bemerkung ^ dass endr. auc. r. di
ein Begriff aufgefasst wird, vor welchem eine Präposition ein-
treten kann:
2816 car nos dites quel roi
vos prendres d' endroit ceste chose
= quel roi v. pr. de c. eh. Auch im Lai de Vornbre 546 Cil
bei mot . . . la fönt ... en un penser cheir d'endroit ce qu'ele
veut öir sa requeste. Godefroy hat einen Beleg aus einer Ur-
kunde: cum discorde fust... d'endroit de la grange.
Endürer. Man drängt in Guillaume, er möge seine Ge-
schichte erzählen, und verspricht ihm dafür eine grosse Summe.
Nur durch dieses Versprechen lässt er sich dazu bewegen,
7448 Or saci^s que mout endura
la proiere qu' il li ont faite.
,parait signifier, si le passage n'est pas corrompu: accu^ilUt
nvec empressement^. Liesse sich nicht en dura les&fii jlange
währte die Bitte^ = ,er Hess sich lange bitten^ f
ESQÜIPER
400 Les nes esquipent del rivage
nicht jmettre en haute mer (un navirey , denn les nes ist No-
minativ. Vgl, Rom^nia XVIII 606,
*FoisoN. Nicht überflüssig wäre gewesen, n'avoir f. zu
verzeichnen. Die Ritter legen Fürbitte zu Gunsten des Sene-
schalls ein:
*4882 Fet li rois: ,Tot ce n' a foison*,
yDiess Alles nützt nichts^,
*Manaie. Lienors stellt dem Knappen^ den sie zum Sene-
schall schickt, eine Belohnung in Aussicht:
* 4461 ,Ja Deus ne doigne que je joie
ne de moi ne d' ami que j' aie,
se je re<joif mie en manaie
ceste bont6 ne cest Service*.
Die blosse Wiedergabe von manaie durch ,protection, banne
grdce^ erklärt nicht genügend die Stelle, Aus d^r Bedeutung
Zur Kritik und Interpretation romaniBcber Texte. 41
mn jols Gnade^ ^ entwickelt sich die von yohne Entlohnung^
umsonst^.
NuiRE. Die Höflinge halten sich in einiger Entfernung
wn dem Kaiser und dem Grafen,
2088 por ce qu' il ne voelent nuire
lor signor et le conte ensemble)
qu' il voelent parier . . .
et consillier de lor afaire.
Guülaume und Aelis sind in traulichem Gespräche,
3374 et li vall^s d' aus se depart,
qu' il ne lor veut grever ne nuire.
Die Jäger renommieren über ihre Thaten; es entfernen sich
* 454 eil qui ne voelent ciaus nuire
qui recontoient lor men^onges.
Die Bedeutung des Verbums ist hier sehr abgeschwächt ^stören
beim Gespräch^, ^lästig fallen^, also dem Begriffe von anuiier
sehr nahe. So heisst es vom Kaiser und Guülaume, die in
einen Garten gehen:
* 3651 main a main, cui qu' il doie nuire,
i vont.
statt cui qn'il poist, griet, anuit. Sollte die Lautähnlichkeit
von nidre und anuiier einigen Einfluss ausgeübt habend Vgl.
oben anui.
Parhi gibt den begleitenden Umstand an, Ist dieser so be-
schaffen, dass es das Thun oder Sein, welches dwrch das Verbum
ausgedrückt ist, ausschliessen sollte, so gewinnt parmi concessive
Bedeutung.
5240 parmi tote la mesaise
ele a pris en bon gr^ 1' ost^s.
^mitten unter der Unbequemlichkeit ist ihr die Bewirthung an-
genehm^ = ,die Bewirthung, wenn auch an sich wenig Bequem-
lichkeit bietend, ist ihr angenehm^
5036 parmi tot le doel qui la serre
bonement la meschine apele.
Vgl. unten zu serrer.
/
' V^. Eacovfte: ,Wie ich por vostre amor die Juiode annahm,
5778 ausi vos requier en manaie
quG vos reprendöfl per amor
ceste robe.
SteM ,protection^, besser ygrdctf.
42 VII. Abhudlmig: Xussafi».
Parmi tot gb que. Die Ritter bitten den Kaiser^ er möge
um ihrer Willen dem Seneschall verzeihen^
'^4933 face por aus ce qu' il diront,
parmi tot ce, qu' il garderont
sa seignorie.
So interpungiert S,; qu' in '34 wäre ^denn^; was bedeutet oJer
parmi tot ce, etwa ^in Bezug auf diese Angelegenheit^ t Ich
nehme eine Conjunction parmi tot ce que an ybei Dem, dca^^
ygegen Dem, dass^. — Eine besondere Nuance nimmt diese Cm-
junction im Escoufle an. Zu den Höflingen, die Ghiillaume d^
zu niedrig stehend bezeichnen, sagt der Kaiser: Jch habe mein
Wort gegeben, und somit ist O. mein Reich gesichert;
2760 et s' il estoit encor pires,
si r avra il, ne puet autre estre,
parmi tot ce qu* ainc ne fist nestre
Dieus ne plus bei ne plus adroit*.
,selbst wenn er noch schlechter wäre [als ihr ihn hinstellt], wird
er es haben, während doch Gott nie u, s, u?/.
Prendre. Jeder Ritter sagt zum Kaiser
2 2 70 qu' il eslise
son avoir u sei a despendre;
ja tant que il aient que prendre
ne li faudront jusqu* a la mort
,so lange sie ihrer Habe etwas zu entnehmen haben' = ,so lange
sie etwas besitzen'.
Pol* Die Bedeutung ^toenig' schlägt in die von ,selten' um:
6180 pol voit on venir a un home
un anui qu* il n' en ait lues deus.
Poom. Zu bemerken:
1010 mout a vasselage en son cors
qui tant puet paine de combatre.
,aushalten kann', — Wie ist folgende Stelle zu verstehen f Man
bereitet die Bette für die Neuvermälten. Zuerst das von Adis:
li cuens meisme et la contesse fn au faire.
* Wenn e» sich auch bloss um einen lapsus calami.AandeU, so sei (Mi er-
wähnt, dass metre en bon poi ,meUre ä un rang ilev4* zu streichm ist;
es liegt point vor. Auch palais ,fcomteJ palatin* in 2231 rassembl^ n'^
paa petlte des barons el riebe palais ist zu streichen.
Zur Kritik und Interpretetion romuiiseher Texte. 43
7862 On ne fist pas celni plus lait
a o4s Guilliaume son ami :
n* ot pas -zxx* pi^ et demi
entre les deus lis,^ s' ele puet.
Sollte sich ele auf la contesse beziehen j und s' ele pnet bloss
ein Füllsel seinf
*RArBMBRE jTacheter^, Nur an der ersten Stelle — 2910
baron ... lor compegnons vienent querre por raiembre — hat
das Verbum die Bedeutung , Lösegeld zahlen^. An der gleich
darauf folgenden^ wo es von Guillaume heisst :
* 2913 li prodom a plus chier,
de ceuz qu' il a a sa main pris,
que ß' onor i soit et son pris,
ce sachiez, qu* il les raensist.
bedeutet es yLösegeld annehmen'. Daraus in potenziertem Sinne
die Bedeutung .brandschatzen'.
* 2927 boijois i sout mal paie
et lor ostel ^ raiens et pris.
Remordre. Die Ritter erklären sich bereit, Alles für den
Kaiser zu opfern;
227 ii Nature les prent et remort
qu' il les a norris et il lui.
nicht yCauser du remords'j denn sie haben keine Ursache Ge-
wissensbisse zu fühlen. Vgl.
* 128 Nature les prent et remort
qu' il a entr' aus norriz est^
wo S. richtiger ^admonester' erklärt.
Rbscoure ,recoimr, venir ä la rescousse'. Also intransitiv,
während es an beiden Stellen transitiv ist. Die Uebersetzung ist
iiberdiess wenig zutreffend. Guillaume gibt sich wahnsinnigem
Schmerze hin; Jeder weint darüber y Niemand aber
6941 ne 1' ose pas a soi meesme
rescoure
,ihn zu sich wiederrufen' , ,f An zu ermahnten , Verstand anzu-
nehmen'. — Richart räth dem Kaiser , sein Vertrauten nur in
' LU0U9; denn e» heüH apäier:
7880 li lit sont si prös a pres
qu' il n^ i a, je cnit, c* une plance.
' H9. und Druck osteus.
44 YII. AbhMidluiig: ItfQssafift.
die Barone zu setzen; er schildert wie ein hochgestellter Mann
sich zu betragen hat;
1654 ses sire ne se puet plas taire,
an^ois li rescoust sa parole
et se H diflt . . .
Reveler 44. 1488. 2963 ydevoiler, mettre en lumiere', Dx^m
gilt wohl für die erste Stelle — li contes qai est revel^s par
moi et mis en escriture — , schwerlich für die zwei anderen.
1488 ,0r eat si revel^s
li grans orguels de ma servaille
ydass ich e^ nicht wage, ohne Bedeckung von einer Stadt in di*-
andere zu gehen'. — Wie traurig, dass der Kaiser an die Wohl
thaten, die ihm Graf Richart erwiesen, sich nicht erinnert!
2962 mais ce fait envie
et pechi^s qui V a reveli^.
Worauf bezöge sich Y in 2963 f Es liegt hier rebellare vor, das
im altfranz. reveler, subst. revel, im ital. arrovellare so viel
fältige Bedeutungen annahm. ,Der Stolz des Gesindes ist »o
hoch gestiegen^. ,Sünde hat ihn angestachelt', ,hat ihn gegen
seine Pflichten sich auflehnen lassen',
Roi. Es verdiente Erwähnung savoir de son roi. ,Bescheid
wissen', ,sich zu verhalten wissen'. Tristan und Isolde
3128 mout sorent andui de lor roi,
qu' il ert hardis et ele sage.
ne savoir son roi:
* 5109 V08 doutVez de mon roiame
qu* il n' eschäist a autre roi,
qui ne seust pas si son roi
de V08 honorer et servir
com faz.
,der es nicht so verstünde'. In gesteigertem Sinne bedeute ne
sav. s. r. ,sich nicht zu rathen wissen', ,rathlos da- stehen':
* 4730 si desconfite . . .
se let cheoir as piez le roi
cele qui ne savoit son roi.
Se. P. Meyer versäumt es nicht, im Glossare ,se condi-
tionnel^ ayant pour correspondant si affirmatif* zu verzeichnen.
Er spielt offenbar auf jene Constructionen an, die Tobler tri
Zur Kritik und Interpretation romftnischer Texte. 45
den VB. II 92 besprochen hat. Nicht alle Belege sind indessen
glnchartig. In Fällen wie
6072 se la grant nie fust esprise,
8' i gust ii as68 grant noise.
r en donast tant, si fust ce asses
UeMt^ streng genommen j die Construction nichts Bemerkens-
werthes : ^selbst wenn es sich um eine grosse Feuersbrunst ge-
handelt hättey wäre der Lärm gross genug gewesen'; ^selbst wenn
[nicht eine fremde Dame^ sondern] ihre eigene Mutter ihr so
viel gegeben hätte j wäre es genug gewesen'. — Nicht anders^
wenn {statt assez) grant, mont o. dgl. erscheint.
6240 a' on a i feist une carole,
8* i ?ast il grant assemblöe.
8858 Se Dieu8 venist de la deseure,
s' en fust la joie grant.
^selbst für einen Ball wäre die Ansammlung [als] gross [zu
bezeichnen]' ^selbst für den Fall, dass Gott auf die Ei^de hinab-
geMiegen wäre, wäre die Freude gross'. — Es kann endlich der
Begriff der Grösse im Substantiv enthalten sein. So in der oben
besprochenen Stelle
* 550 Se sire Oedes de Ronqneroles
ti'ovast tel roi, ce fust barnez.
Oder dort, wo es von Guillaume heisst:
* 1432 Si tient ad^s trop riebe hoetel:
8* uns bien bauz bom le tenoit tel,
si i avroit il parlement.
ySelbst wenn ein sehr hochgestellter Mann solche Pracht entfal-
tete, so würde man davon sprechen'.^ Anders, wenn der Haupt-
satz in der Form einer asserirenden Aussage erscheint. Von den
Stellen, die Meyer anführt, gehört hieher:
7814 se ce fust en un jour d' est^,
s' est cle asses clere et vermeille.
Dazu die nicht angeführte:
^ Die9» ist, wie mir scheint, der Sinn vom parlement. Man könnte es aher
mit 8, in der Bedeutung ^cusembUe* , und zwar in prägnantem Sinne auf-
fassen; riebe ostel würde auf die Vielen, die da hewirthet werden, hin-
weisen; ^selbst wenn es sich um einen sehr hochgestellten Mann handeÜe,
Hesse sieh die dort versammdle Menge als gross bezeichnen*.
I
7958 se sa mere Temperöis I
46 Va. Abhaodlang: Massftfik
1414 B* il fuBt Ott 868 fieu8 oa ses frere,
86 ' li fist on a88^ d' onor.
Hier sind zwei Gedanken andkoluthisch mit einander verbunden:
jSie ist hell und roth; seihst wenn für einen schlmen Sommer-
monat wäre solche Schönheit genügend^; ^man erwies ihm Ehre;
selbst wenn er des Kaisers Sohn oder Bruder gewesen wdrt^
wäre die Ehrung genügend gewe^en^. Und mit mout:
'^ 2479 86 ce fast cora Bains ou tresore,
ses portoit T 6U mout richemeiit.
^Man trug die Schilder mit grossem Pomp ; selbst wenn e^ Reli-
quien gewesen wären j u>äre der Pomp als recht gross zu be-
zeichnen^.
* Sechier. In G» de D, wird ein prächtiges Fest beschrieben.
Lieder werden gesungen;
* 2383 Einsi s' envoisent eil genvre home.
N* i ot si large, c* est la some,
cui ceste feste mout ne siece. ( : piece)
siece soll Präs, Conj, von sechier ,dess^chery ^puiser^ sein. Schon
von lautlichem Standpunkte toäre ie aus e nicht zu erklären.
Auch mit dem Sinne verträgt sich diese Deutung nicht; man
würde erwarten: ^es gab keinen so reichen Mann^ dessen Mittel
ein solches Fest nicht erschöpft häUe^. Dass siece Conjunctiv
von seoir ist, unterliegt keinem Zweifel; ^selbst für den frei-
gebigsten Mann wäre ein solches Fest angemessen gewesen* ^ ^selbst
der Freigebigste hätte kein prächtigeres Fest veranstalten können*.
Serrbr. Es werden zwei Stellen verzeichnet: 1914 ^serrer.
itreindre^; 8753: le sens indiqui par le contexte est ,se taire
(serrer les lh>re^fy. Letztere Stelle lautet:
8750 Li quens n* en desist un sol mot . . .
53 Dieus et piti^s V a fait serrer.
Auch an ersterer Stelle handelt es sich um ein Gefühl,
das zu sprechen hindert:
1914 Les remanans prent et si serre
piti^s qu* il ne pueent parier.
Nicht anders:
328 II ne lor puet un seul mot dire,
que dolors le destraint et serre.
Da^ Hindemiss wird doch besiegt:
^ 86 »tatt si vor fdtgendem li.
Znr Kritik und Intorpretoftion romanischer Text«. 47
5036 parmi tot le docl qui la serre
bonemetit la meschine apele.
Et kann all&i'dings ^trotz des Schmerzes, der sie bedrängt^ ge-
meint sein; der Vergleich mit den anderen Stellen gestattet in-
dessen dem Verbum eine speciellere Bedeutung beizulegen: ^trotz
des Schm,y der sie [beinahe] der Sprache beraubt^ findet sie so
viel Kräfte das Mädchen anzureden^. Also dreimal dolore, dieus,
piti^s serre ancun und einmal fait serrer auc. Es ist nicht ge-
rade nöthig, fait serrer = serre aufzufassen; serrer nach fait
kann Reflexiv sein: fait qu'il se serre.
Tkl wird in manchen bemerkenswerthen Locutionen ver-
wendet Eine vyu/rde bereits zu G, de D, 1697 besprochen. Dazu
je le oder la ai pris oder empris (prise) en tel. Es folgt ent-
weder paratactischer Hauptsatz oder qjxe-Satz.
918 bien sachi^s qu' en tel V ai empris . . .:
a ceet brant qne j' ai ^aiiit au l^s
i trencherai ja xnainte corde.
1546 sacbi^s qu*en tele V ai prise
que je jamais n' irai en France.
In folgenden Stellen hat n' estre tens die Bedeutung ^nicht so
kühn sein^ :
1490 je n* iere teus que je aille
de vile a autre sans conduit.
2856 . . . caBCuns . . .
ne soit teas qu* il en parolt plus.
2860 Des remanans n' en fu uns tens
qu' il en osast ains puis parier.
2950 il ne soit mais teus por a pendre
qu' il voise sans vos.
3068 jamais la ou ele soit
ne sera teus qu* il voist ne yiegne.
3100 Si vallet ne füren t pas tel
por son anui, por son contraire,
c* onques la nuit osassent faire
en r ostel dances ne Caroles.
3119 qu*il se gart
qu' il ne soit teus qu' il la regart.
3187 n' iere ja teus que j' aille
la ou ele est.
Un^ tot d' Es wird nur 5342 angeführt Isabel hat ein
neues Oewand:
48 VII. Abb.: Mossafia. Zar Kritik und Inierpretoftion ronuuuach«r Text«.
Cote ot tot d* an et cape bele
ftout dune pihce ou d'une couleur'. Anderswo nun wird über
GuillatMne und Aelis berichtet:
2004 Andui ont il robe tot d' an,
oa il n' a gi'aine ne bresil,
... de 8oie et de chainsil,
d' emperiaus et de samis.
Die Stoffe des Geicandes sind also jedenfalls verschieden. Waren
sie alle von einer und derselben Farbe f Könnte nicht gemeint
sein^ dass Beide mit gleichen Stoffen bekleidet waren f
VIII. Abb.: Fr. Haller. Beitr&ge sor Textkritik und Erkl&mng etc.
VIII.
Beiträge zur Textkritik und Erklärung des
Andarz i Äturpät i Mahraspandän.
Mit einer deutschen Uebersetzung dieses Tractats.
Von
Dr. Friedrioh MüUer,
wirkl. MitgliiMlo der kain. Akademie der Wissenschaften.
Der dem berühmten Aturp<at, dem Sohne Mahraspands,
zugeschriebene Tractat (iKO»ö*rf ^ «J»ö»iOMr)v ^'^)r * -»iKy^öi d^r),
auf welchen die nachfolgenden textkritischen und exegetischen
Bemerkungen sich beziehen und von welchem auch eine deutsche,
nach dem Originaltext gemachte Uebersetzung beigegeben ist,
wurde, nachdem das Werkchen bereits im Jahre 1869 in Bombay
als Haug's Prize Essay erschienen war, im Jahre 1885 mit
noch drei anderen Tractaten von dem Destur PeSutan Beh-
ramdii Sand2ana herausgegeben. Der Titel der betreffenden
Publication lautet: Ganjeshäyagdn, Andarze Ätrepdt Märdspan-
diu, Mddigdne Chatrang, and Andarze Khusroe Kavätdn. The
original P6hlvi text; the same transliterated in Zend characters
and translated into the Gujarati and English languages; a Com-
mentary and a Glossary of select words. By Peshutan Dastur
Bchramji Sanjana. Bombay, in the year 1254, of Yezdezard
and 1885 of Christ. — Meine Arbeit soll blos dem Pahlawi-
Texte des oben erwähnten Tractates zu Gute kommen; ein
näheres Eingehen auf den Inhalt und den Zusammenhang des
Werkes mit anderen Werken habe ich vermieden, da mir das
Gebiet der vergleichenden Literaturgeschichte etwas fern liegt.
Jedermann, der sich eine gründliche Kenntniss des Pahlawi
aneignen will — und diese ist fUr jeden Iranologen nothwendig
— möchte ich den Ilath ertheilen — vorausgesetzt, dass er
Neupersisch und Aramäisch genügend versteht und auch mit
Sitnagtbtf. d. phiL-hist. Ol. CXXXVI. Bd. 8. Abb. 1
2 VIII. AbiM&dliihK: Pr. Hfillor.
dem Armenischen einigerraassen vertraut geworden ist — zu-
erst das Kärnämak i Arta^dlr i Papakän und dann den vo^
liegenden Traetat durchzuarbeiten, dann auf den Minölg jpX
und das Artni-wlräfnämak übereugehen und zuletzt es mit der
oft — wegen der eingestreuten Glossen — sehr schwierigen
Huzwaresch-Uebersetssung des Awesta zu versuchen.
A) Tt^xtktttlsehc und exegetische Bemerknng^en.
n.
(Otyir^ ^ -tj^ü» r*ii» -^w* ^»«i ^^o ^ TO»wJtey ts tC »^ ^* r»5 »wo ^i
Der Destur fasst (Glossar, S. 11) (0»-5 *ir als ein Com-
positum = ,8elf created, born of its own kind^ Dies ist nicht
richtig, »ir * Wo ist = ,leiblicher Sohn' (neup. ^^ *^i/*) ^^^
«)»-5 ist mit r«»KO zu verbinden = neup. »>-S» «>\j. — mr'er er-
klärt der Destur (Glossar, S. 2) als ,praycr, entreaty, blessing'.
Ich fasse das Wort als identisch mit armen, «••jf-»««.«* (vgl.
Hubschmann, Armen. Gramm., S. 104, Nr. 4ö) und übersetze
rij ifOO ^1 ir^*»0' durch: ,er nahm seine Zuflucht zu Gott/*
Die Worte rqpfoo* ^ «wir^ ^ sind zu tilgen, da sie offenbar
eine später hinzugefügte Glosse sind. Man übersetze: ,Eb ist
bekannt, dass dem Aturpät ein leiblicher Sohn nicht geboren
ward und deswegen nahm er zuletzt seine Zuflucht zu Gott.
Es dauerte nicht lange, dass dem Atnrpät ein Sohn ward. Da
legte er ihm wegen seiner tüchtigen Naturanlage den Namen
Zartudt bei.'
IIL
Und er sprach: ,Eomm her mein Sohn, dass ich dich in
der Lehre unterweise/ »ff 5 von «r»|C^ = aram. >or*, tnp'^ der
Destur übersetzt nach PPGl., S. lö, Z. 12 ^erhebe dich'.
^ Doch kftnn möglicher Weise if^o» auch ^Bitte, Gebet* bedeaten. Ygl.
altind. uptuthäna- ,dafl Hinzutreten, Aufwarten, Verehrend Dann könnte
man auch die Etymologie von y^^^fy = altind. uptuthä — im Sinne
▼on up4iMäna — annehmen, so Akub das Wort Awesta so viel wie ,Qebet*
bedeaten wftrde (vgl. WZKM., Bd. X, & \U),
Beitrftge sa Anditrz i AInrpBt < Mabratpandfin. B
V,
In dieser Form gibt der Satz absolut keinen rechten Sinn.
DerDestnr übersetzt: (,In this world) do not forget that thing
which is more suitable and more eligible for the world here-
after/ Dies müsste aber lauten; — j^üy^-o» ^»rC ^ ^ ^ irf
»VI ^» «tH^ö fonw VjtO^r K — Ich vermuthe: ^irf * ^ * ^H (^
yDenn eine Sache^ welche für die andere Welt noth-
wendiger ist als jene, welche es für diese Welt ist^ mögest du,
nachdem du sie bedächtig gewählt hast^ nicht vergessen/
VII.
,Loye your master and superior and do not be careless
(towards him)/ Die Uebersetzung ,careles8^ ist unrichtig. »Kyr*»
ist = neup. ^^-***^ = armen, ^««»o»^ und bedeutet ,kühn, ver-
trauend*, dann ,frech*. Hier bildet es den Gegensatz zu ^*5p«r.
Der Sinn ist: ,Sei sein Freund, werde aber nicht keck.' Vgl.
LXXXVIII.
XI.
,In the boly creator let your hopes rest for ever and at
oll times.* ir^p-^ steht in der Huzwaresch-Uebersetzung für das
awest. häij bäda, entspricht aber lautlich awest. bädüta-, ^o^
hat im Pahlawi (gleich dem neup. <^) die doppelte Bedeutung
von ,Ort' (altp. gä^Ur = awest. gätu-) und ,Zeit*. Im Neu-
persischen wird bekanntlich »^ im Sinne von ,Ort' nur als
letztes Compositionsglied gebraucht (VuUers, Lexicon Pers.-
Lat II, 948, a). Der Destur fasst ^oi) im Sinne von ,Zeit^
Mir scheint aber in »r^p^jy und o«ti «15 eine Überflüssige Tauto-
logie zu liegen, so dass ich lieber iyo «13 noi ^und auf jedem Orte,
überall' lesen möchte.
XII.
Man lese: & (ci»ä* V^r^w )^ »o ^ \Hy) ^ s?*r ,Zum Freunde
mache jenen, der dir am nützlichsten werden kann.'
1 Mf^Mfy üt gleich dem neup. ^^^y 3^^- Neriosen^li ttbersetst es mit
9pi}uiifij€t-f äkähk^atflja-.
1*
4 YIII. Abhaadlims: Fr. M All er.
XV.
Der Destnr liest -tr*fO)»» = •tj^-'r^wfr und Übersetzt: ,do
not mention as seen hy yourself what you have heard (from
others).*
Diese Interpretation ist ganz unrichtig; da das Nomen
agentis mit dem Suffix -tär von der Wurzel (altp. dl), nicht
aber vom Präsensstamme (altp. waina-) abgeleitet werden kann.
Es mlisste demnach -t)W* heissen.
Ich vermuthe: V^Ter ,alles, was du gehört hast, erzähle
nicht anders (als du es gehört hast).'
XXI und XXIV.
^ iüHHo =»* iy^^^jy r^JO• f^ 21.
j^ 'n3)^f^^ ^* ^ro^rVjm yr^Q M 24.
Vgl. Mlnölg /rat II, 62: Ä»(o^ t- iy^ ho *>jf yr^ f^
XXV.
,Incur not debts from or enter no into transactions with
a person of evil disposition and of evil birth; for you will
have to pay him heavy interest, he will every day stand at
your door, or will always send men to your place to demand
payment and thus do you a world of härm.*
Das was der Destur mit ,or will always send men to
your place to demand payment' tibersetzt, lautet wörtlich: ,und
immer fasst ein Bote an deiner Thür.' Ji^r»»^ ,to have, to possess,
to keep, to hold' (von aram. .^Ja-i, jon ,8ich einer Sache bemäch-
tigen, von ihr Besitz ergreifen') ist das Aequivalent von i»«x>^,
neup. c?^\>. — Dieses Verbum erfordert aber einen Accusativ
als Object. Dieses kann nur y ^ J^ sein. Man lese daher:
!0iH5-t) y ^^jTt©ö ^-yy^p ,und immer hält ein Bote deine Thiir
in der Hand'. — Wegen des Sinnes vgl. man: Minöig xratll, 63:
Beitrig« xu Anders i Atarpät i Mn^raBpandAn. O
XXVII.
^Display not your wealth to jealous eyes/ Hier ist»ij
= neup. ^ (Dativzeichen). Gewöhnlich kommt es mit »i vor
als *n =»i.
XXVIII.
,Give not wrong judicial opinions to kings.* — ii5pif?(0»,
welches der Destur (Glossar, p. 5) mit i-^pi^Crfr" umschreibt und
dem er die Bedeutung ,to give, to bestow' gibt, kann nur auf
aram. >q:^ ,gustayit, percepit, usus est' (Brockelmann), ore
^kosten, wahrnehmen', als Aph*el bezogen werden. Im sasanidi-
sehen (von Hoshangji-Haug herausgegebenen) Farhang (S. 17,
Z. 5), ebenso in dem Farhang, der dem in Bombay 1228/1859
erschienenen Chordah Awesta beigegeben ist und im Glossar An-
quetil du Perron's wird \)^fi^ mit ^;,XÄ»US\ übersetzt, ^^r^^^^ ^^'
deutet ,anflülen, anhäufen*. Justi (Bundehesch-Glossar, S.54,b)
fasst es als ,sammeln', erklärt es aus syr. >Qiö4 und vergleicht
chald. poo ythesaurus'. Syr. >a:a4 bedeutet aber blos ,obturavit,
obstruxit' (Brockelmann, p. 135, b, Brun, p. 193, a) und chald.
reo ist statt jröö verschrieben, welches nach Levy (Neuhebr.
und chald. Wörterbuch, Bd. II, S. 166, a) das griechische Tafjiieiov
,Vorrathskammer, Schatzkammer' ist. — Keine der beiden Be-
deutungen von ^^^x^USl gibt aber einen passenden Sinn; weder
,imter Königen fliUe ja nicht das Urtheil mit Lüge' noch ,unter
Königen sammle ja nicht das Urtheil mit Lüge' kann richtig sein.
Daher möchte ich lieber statt i^^io» »*: mfi »» lesen.
XXIX.
,Give not your ear to the words of wrong-doers and liars.'
^->^* liest der Destur y-e^. Dabei kann er nur an neup. c^>*^
gedacht haben, welches Vullers = ^x^ erklärt, oder von
>t^ = }^ ableitet, ^j^ scheint aber richtiger i^y^ = Pahl.
-V-^o* zu sein. Ich möchte darnach statt ^^»: ^^o-i lesen.
* Vgl. Minoig x"^t n, 58: ^ y^Sy bü iro-HXJ^tcye) ^ ^ !*iy ^^^ '^
6 VIII. A¥bMidl«nff: Fr. XftUer.
Man übersetze: ^Höre nicht aqf das Wort eines verläiunderischen
und lügenhaften Mannes/
XXXL
.Fight not with (your) soul/ Der Destor fasst ivr, welches
er l»»^> umschreibt, als gleichbedeutend mitinv = neup. o^^»>
was mir bedenklich vorkommt. — Ebenso ist (g (= aram. rf^,
l'a), welches dem neup. jJ^\i j> entspricht, in dieser Verbin-
dung verdächtig. — Ich lese demnach statt i^r: irV, von
V = neup. j^, im Sinne von <jij>Ä-» \jy^ oder iA»tV und
übersetze: ,Unter Zechenden fange keinen Streit an!^
XXXV.
,To prevent your meeting with heavy disaster in war, be
in great dread of revengeful persons and if you can, avoid
them.' Dieser Sinn dürfte in dem Spruche liegen, aber er ist
nicht grammatisch ganz richtig. Er sollte lauten: ^^ r^ei iio
(oder -HX)»!!©»« tT) -«üü-üü^io»« \jy ^ii^ f ^ ^^o» (0»nw> ^ -CC )A^ ^
Hier ist •HX)*»(0»e) ein Adjectivum im Sinne von ,permitted,
allowable^, (awest. x^f^^j^^^^)- Falls man nicht «•cxHomr'o,
sondern -njo^^'^c liest, dann müsste man übersetzen: ,Dass dir
im Kampfe ein schwerer Unglücksfall nicht zustosse, dafür
mögest du besonders zittern; von einem rachsüchtigen Mann
und einem Könige mögest du dich fem halten.^ Wegen des
Sinnes vgl. man Mlnöig xrat II, 54: i)i« »» t^c» *iy \ri ^A
XXXXIV.
foiiw) «i j) ^ ^ ir-5 'yy») ^ »4fÄi I -^C r*n fo«w ^^r^r w»
Äfonwj iraC J10J1) i»*
,If you have wealth, purchase with it water and arable
soil which, if it will not (immediately) give forth fruits, will at
any rate make a fair beginning (of producing fruits).' — Hier
ist vielleicht am Anfange statt (Cf = ^(Cf zu lesen. Wie mir
scheint, hat der Destur den Schluss nicht ganz richtig gefasst.
Beitr&c« xn AndaR i Aturpftt i MaUmpuidAD.
Ich ttbersetze !0«po iwC »iö m: ,der Grund und Boden bleibt/
Vgl. nenp. ^^>yi o^ j^ ~ O^^ >y^y^ Unter -tjC ist ein Wasser-
werk an verstehen, »r-5, welches der Destur IfA*-^ liest, lese
man zaban (== aram. ^1, pt).
xxxxvn.
A ibMPO -^ ^iCrr^^ W «pi HT »Hyi »• -tr'ro^ö •^« o» -ff
,Deceive no one so that you are not in distress.* — Der
zweite Theil des Spruches kehrt XCVI wieder.
,In any assembly sit not close to a liar, least you in-
stantly become unhappy.' Man lese in beiden Fällen entweder
•t)n«> ^ *(rr^ ^^o* t|y ^1 oder tilge ^ vor -^iiho am Schlüsse
des Absatees.
XXXXVIII.
^ ^^^•fi -^0» -ti^i iio-u -oC •löo' »ir^ -»^j^iy )»oit)^»
yHave respect for the chief man (of your religion and
Community), consider him your head, and accept his words.^
Wenn die Uebersetzung grammatisch richtig sein soll, dann
muss man lesen: ijo-u -oC -tJO' »f^^jy y^ört^ö. Aber -oC ist hier
wohl ebenso zu fassen wie in Mlnölg xtslI II, 4 — 5: y ( ^ ^
nach Neriosengh: 4. tö Jdl twatö laghü samänBna tuljä dhä-
raja samänä-6a tan-mahattarena. ö. mahaüarä-^a tad-culhi'
patinä adhipat%'6a rägnä tnljä dhäraja. Der Sinn ist: ,Be-
handle den Mann als um eine Stufe höher stehend.^
j^ lOllfÖ^ -»f^ yf ^Vf * "^^
,LfOve a modest woman and get her maried to an intel-
lig^it and leamed man; for as seeds dropped into fertile seil
prodace variettes of eatable frnits, so does the union of an in*
telligent and learned man with such a woman beget children.^ —
Kan lese: wjfo *Mf y^m 1 ji^ *i -iMijifo*» "«» oder ^6^|fO*i «u «titf
lifo «if fm 1 )^ ^1. Darunter ist wohl das gemeint, was in
8 VIU. Abhmodlang: Fr. Mftll«r.
XXXXIII steht: ih/i inaC wo y€^ t^-^i nnj -^o •vrn^ tT
,If you wish to marry any woman, do you avail yoursclf
of Bome choice man as your go between and propose to the
woman throngh him/
Vgl. XCijy yro » ^^ rf^jjjo -ijr yw» ^^-^ **! ,roö» ^ *^
& füll«) (j3 yA_i)5 ■t>o' ^»"lod ■tjro -Fir »^ jri ^ *-f «b«^ yrfr irr
yMarry yonr danghter to an intelligent and leamed man;
for her nnion with such a person is like the seed sown in a
fertile soil and producing grain of snperior qaality/
LH.
^ )}fi »* »») nr* füü»r f for )io
,Speak always (to those around yoa) about religious works/
Der Destur liest »nxj^r = <*-t>^^*; fasst es also als Plural von
•t>*r. Ich mochte iwo*r = i»*o^*r lesen und ihm die Bedeutung,
welche in »»io^*r ^-= neupers. ,^*x;^.w)i\ liegt, beilegen. Ich
übersetze demnach: ^Sprich nicht über das, worüber du nicht
nachgedacht hast/
LV.
A Dvi •Tjtütfo o^-v «y^Pr »i5-t> y%^ iKyjy -0*5-^-5 t 5r*ir» ^cr
,Let your son-in-law be a man good-natured, healthy,
and well-experienced in his work, never mind though he be
poor/ — Das Wort «ij-ib ist ein Substantivum und bedentet
,mi8ery, wretchedness, privation, destitution, penury.* (West-
Haugy Glossary and Index of the Pahlavi texts, p. 184). Daher
ist zu lesen: igyfr 'tj-t) no aii^ «y.
LVI.
,If you acquire wealth from god, do not ridicule the poor;
for you to will soon be poor/ — ^leJO^C umschreibt der Destur
mit >»»T^vC und erklärt es (Glossar, p. 18) als ,poor, impecn-
nious/ Ich glaube, dass statt \ie)O^C: \^^( gelesen werden moss;
\r*^ von r*f = neup. d*-«**-« ,querela* (vju^li^) ist synonym
mit ^(r^^^ = neup. iX-U-5:-**-o, dem neben ,querulus' auch die
Bedeutung ,egens, indigens' (*>^^^>^ c^^^*^) zukommt
Beiträge sa Andarz i AtnrpSt i Ma^ngpandän. 9
LVII.
V^r» •5r)»or ■»^'i^n jfOflji ibin^i ^» ipor-^ hö »rC^o» ^ jijr fO«|^f^
,If any respectable person be guilty of crime, commit him
not to prison bat let a man of intelligence and rank saper-
intend over bim dnring bis term of imprisonement/ — Das Wort
■^wr ist hier überflüssig und ^ -ff und ^ na sind Synonyma,
daher eines als Qlosse des anderen zu tilgen. Ich lese demnach:
^u ^ijy ^-tj-tjn ^^»0(1 5!OÄ,5 -tjiKr» ^» )yor^ »o irC^o» •» «ijp ^^^
$9 -tJJKyi irö)H3|»-5 — tlüÄ^f^ ist einer, der ,nicht pardonnirt',
daher ,verurtheilt' worden ist.
LIX.
,Be cantions in the ase of sharp words, for it is as good
to utter as no to ntter them : hence it is better that yon should
keep them in than that yon sbonld give them ont.' Man lese:
•ii^i^r» ^^ö-H^ 10*1 ^-»o-tj to* ))ror -nyf f^
LX.
^ S»))^»r -ff i»-t> ^**i^ ir-5 -^iKn })V^ojy )rs)rv'»^
,Let your message (to any one) be delivered through a
man of truthfal habits. Put not any faith in nnreliable man.'
J5p = neup. *>} gibt keinen passenden Sinn. Ich lese statt
desselben r,$ = neup. >^j im Sinne von ,eilig, hastend^
LXX.
,Be not proud of and indifferent to every person and
every thing.* Man lese: i)Krr*i 1 ^*5r^r und übersetze: ,Sei
nicht Freund jeder Person und jeder Sache, und setze nicht
Vertrauen in sie.^ Der Destur hat in der Transscription das
Wort ^*^) ausgelassen.
Sitnagsbtr. d. pbU.-liiBt. Gl. CXXXVI. Bd. 8. Abh. 2
10 Vm. Abhudlviif : Fr. MftlUr.
LXXX.
& -tj»«) -wt»«! ist -t^tipo ^•i©*iie> irjy
yAcquire knowledge aboat (the happiness of) the sool
80 that you obtain your place in Paradise. — Man lese statt
LXXXII.
Vgl. Minölg xrat II, 50—51:
■t>n«) ^-oo^Wo ifüü*« ^ ^1 iP 50.
^VT)) 4pi nr 4P» jr^-r -T »irjj f©--t> jjrf •»} ^r r<^ 51.
LXXXV.
j.jj|jj ^e)0)o ,1^)94» o<» f ^ -tjir* o<» -hxjö^ o» »»töi» » »»r»} rrT
,Whenever you have anything to do or speak to anybody
let yoür deed or speech be sweet and civil; for neither doth
civility break one's back nor sweet speech befonl the breath
of one's mouth.* — Man lese statt »r: »r (= nenp. ^^^)
oder \sß^»r (= nenp. cuiu^) nnd übersetze: ,Wenn dir der
Wunsch (o» = neup. j^) ist zu handeln und zu sprechen, dann
bringe freundlich die Bitte vor: denn durch das Vorbringen
der Bitte wird der Rücken nicht gebrochen und durch das
freundliche Fragen fällt der Mund nicht ein wenig (oder ent-
zweigebrochen) herunter. Das erste Wort sollst du ja nicht
mit unfreundlichem G-esichte sprechen.'
Lxxxvm.
»»*r *r» •*»)«» 55r*»r ^ -tj»»«) ^* »nrr*» *^ *_})^ 5r**r »»e»
Vgl. Mtaölg xrat 11,98:
5«Kr »»to* -vr^ * ibjr» {fi -t?»»»^ ^* »»kt^» «v^ •» -^r» o* »»e»
^ fyvh) ^ ^fA o»5 o* »»0 »f w»»«»^ Cr »f«^-^o» »»e» ^ V »>e^
Hier ist »»kt^» im Gegensatze zu VII richtig mit ,proud*
übersetzt.
Beitr&ge xn Andan i Itnrpät i UahratpandSn. 1 1
Lxxxxn.
In dieser Form kann der Satz unmöglich richtig sein.
Das Ende muss lauten : ^i fee^io J^o^- 5*^? loror irr*5-^i {O r^p
Lxxxxin.
Hfl iftx) r^ -^npo »* ^51» r)wr »^i ^)fy V[T •t3»f*»)p t^ ^rv
A ^«jHj »J^ C^»-t>f» -^^r -tj^ ^r^ rw soikmö *^^*
,Do not have any dealings with him with whom his pa-
rents are annoyed and displeased ; for at the time of justice
you will lack the recompense of good deeds and none will
show any love or regard towards you.' Ich vermag ^y« in
dem Sinne y wie der Destur es fasst, nicht zu erklären. Ich
vermuthe statt dessen ^^o» = neup. j^}\. Dieses ^«o» weist
aber auf r^o» zurück, ebenso wie ■d«-t>r ) ■t>r*i' auf ripor *^ sich
znriickbeziehen.
C— CI.
Die beiden Absätze sind nicht richtig abgetheilt. C geht
bis «enoü und CI lautet: ^^ ^rts; ikhj »pojt »io fij^ « »h>i »fio» w»
CIL
& ^Y^r ir*Ha*
,Do not utter curses against your king; for he protects
the city and intends to make his subjects happy.* Die Ueber-
setzung ist richtig, aber der Text ist fehlerhaft. Der Destur
umschreibt ^fr iro*«o mit 5^»C>o' • i«ö*»*ö, hält es also für ein
Wort. Es sind aber zwei Worte und ^(r ist die Copula =
50i)PO. Statt ^rty^r ist entweder *cy^r oder ^ty^r (= neup. >j\s>j\^
von ^2.^*=*- ^^^ ,intendere, aggredi') zu lesen, da das Subject des
Verbums im Singular steht.
CHI.
12 YIII. Abhudlooff: Fr. MftlUr.
J have also to teil yon mj son, that good sense is the
helper of mankind : for if — Heaven forefend such a thing! —
a man's wealth be lost or (bis) quadrapeds die, still bis good
sense will remain witb bim/ — Hier ist statt t^ (der Destur
amscbreibt es mit <jC, nicbt mit \li) nyrror iiö i;x>* ^fo^ zu
lesen: i^ny^rpor ne» i^ü* iKO^-t> f ,von den Scböpfungen, welche
den Menseben Hilfe bringen, ist das Ding der Intelligenz das
beste/ r*yo ist = neup. «JXmJ^, «jXmJ^, das so viel bedeutet
wie ^^ >^-A4« ^b >yMj,
CIV.
foCr fijo^ f^ -t)}*«) r*^»C t)*»*ir f^ -tj*»? -ff » iorö^p^ 110
,Do you try to stick firm to your faitb; for tbe best
contentment as well as tbe best bope conceming tbe fntore
World Springs from religious wisdom/ Man lese statt <p»*tr,
welches der Destur mit ^5^**^>ci^(= neup. ^j^-^^) umscbreibt
-iö*H3r (hvdinigi). -tjrör** ^ kommt von irör*« = awest. ästa-
wana-, armen, ^w-m»»^«* (vgl. Hiibscbmann, Armen. Gramm.
S. 160, Nr. 283).
cvn.
Äjo»)* iy^^ö^ö io»H>i -0*1» »iP» loir^-v» tw*-t><o*o fow) 5015 »^^f^»«^
,Prevent your bands from stealing, your feet from idle
sauntering, and your mind from evil tbougbts; for be wbo
does good deeds gets good recompense, wbile be wbo commits
sins is punisbed for tbem.' Hier kann nur •H)tA*)^w steben
oder es muss das folgende »rn<o** getilgt werden. Das erster«
scbeint mir besser zu sein.
CXI.
Man lese: yf^too) irCrei dö -o* (vgl. XVIII: \ny\ irCrö 110 »r*o)
frCro ist = neup. o^^^*; entspricht aber dem Qebraucbe nach
eigentlich ^U<ij..
^ Vgl. die Hazwaresch-Uebersetzang za Vend. III, 40 (Ausgabe von Darab
Destar Peshotan Sanjana. Bombay 1895, S. 46): t|iii|5^jM ^^a ^^y ==
•»PO )» •'^O-t).
Beitr&g« xa Andan i Atorpftt i Hk^rMpandin. 13
CXIV.
j^ Wf5ffo *J^ -^jr r*ö ^ ^ rts: ■t>»>v» ^* ^«^^ rmf yny o- 110
^Breek no kind of promise whatsoever so as to tarnish
your good name.' -wr vermag ich nicht zu erklären. Ich ver-
muthe -wjr. Dasj» muss hier ebenso wie in inv, wy gelesen
werden.
CXVI.
Hier ist statt fOArr )ai)) am Schlüsse rowr )0)) zu lesen;
da es den Nachsatz zu den beiden vorangehenden Sätzen bildet
(so liest auch der Destur^ wie aus seiner Transscription her-
vorgeht).
cxxv.
Man lese statt -tji^v-tj^e) : ^ro^f^^ö • Vgl. CXXXI, wo das-
selbe Wort, aber y^rov-^^o geschrieben, wiederkehrt.
CXXXIII.
,Through it, whose Standard of valuation is worth being
praised, Springs the wisdom of the helper of religion.^ Ich
vermag den Satz nicht zu construiren. Ich vermuthe: ^yny 1»
CXXXIX.
Hier ist am Ende «j-o» hinzuzufügen.
CXXXX.
,You ought therefore to think that, if you at that time
have a large family, that family will separate from you but
the good you may have obtained from the presence of good
sense will accompany you thither and thereby every man and
14 VUI. Abhandlang: Fr. Müller.
woman will enjoy virtnous and superior recompense/ — Diese
Uebersetzung ist nicht ganz genau. Man übersetze: ^Bedenke:
wenn die mächtige Familie von Dir sich trennt und zu dieser
Zeit mit Dir nicht denselben Weg geht^ welch' ein Nutzen
wird Dir aus dem guten Werke gesammelt! Dieses begleitet
Dich auf dem Wege und ist ein grosser Vorrath für den
Gatten und seine Frau.^
CXXXXII.
5v^5 lOiY^i »1) Müü^ö «r ^^ y^ ^j-H) rJo^ I »rofo» nr ^ ^
Hier lese man ioo-ht rio^»5 ^^ ^^^j. Vgl. CXXXXITT 5^5
cxxxxni.
Dieser Absatz muss lauten: leir-^» \w nj rieP*^ f iwv-^» )Y^^
Hier lese man fenoia ^unbinSd (= neupers. oiU-la.), nicht
wie der Destur: töw^^'c^. Ebenso ist -tjMr-^ ^^^, welches der
Destur -»^-»Jr^'-tj j-^*»^« liest, = neupers. s3^ vs^y^-*» zu fassen.
CXXXXVI.
j^ i)o«j ^r^»v) ^iff ^1 {0 «j) ^ ^^o» ^^^1 1 ^115*0 ir^r^f ro^« ^r^ö
,Then he who may have violated the directions and Orders
of pious men (i. e. the religious preceptors) will be sent, just
as a son who has acted in disobedience to bis parents is sent,
to a place of inferior Order (i. e. to hell) in the other world.'
Man lese: ^-»a^ 1 ^115*0 »r^C «y-^« •» riö )(.
Beitrig« sa Andan i Ztwplt i lU^nMpendln. 15
B) Uebersetzüng.
1. Dies ist die Ermahnung (oder ^das Vermächtniss') und
die Lehre des seligen Aturpät^ des Sohnes Mahraspand's.
2. Es ist bekannt, dass dem Aturpftt ein leiblicher Sohn
nicht geboren ward and deswegen nahm er zxdetzt seine Zuflucht
zu Gott. Es dauerte nicht lange, dass dem Äturpät ein Sohn
ward. Da legte er ihm wegen seiner tüchtigen Naturanlage
den Namen Zartufit bei.
3. Und er sprach: Komm her mein Sohn! dass ich dich
in der Lehre unterweise.
4. Mein Sohn! gib dich der Betrachtung der guten That
und nicht der Betrachtung der SUnde hin, denn der Mensch lebt
nicht ewige Zeit.
5. Denn eine Sache, welche für die andere Welt noth-
wendiger ist als jene, welche es für diese Welt ist, mögest
du, nachdem du sie bedächtig gewählt hast, nicht vergessen.
6. Und — ,diese Sache ist nicht eingetroffen* — deswegen
mögest du nicht Qual und Kummer tragen.^
7. Mit dem Herrn und Obersten sei Freund — werde
aber nicht keck!
8. Alles was für dich nicht gut ist, dies sollst auch du
einem anderen nicht zufügen!
9. Mit Herrn und Freunden mögest du einträchtig ^ sein.
10. Deinen Leib überliefere Niemandem in Knechtschaft;
von Jedermann, der Zorn oder Rache gegen dich hegt, mögest
du dich fernhalten.
11. Immer und überall mögest du deine Hoffnung auf
Oott setzen.
12. Zum BVeund mache denjenigen, welcher dir am meisten
nützlich sein kann.
13. In Angelegenheiten Gottes und der Heiligen mögest
du dich bemühen und mit ganzer Seele hingeben.
14. Ein Geheimniss trage Weibern nie zu!
» Oder = ^))m b« ^mJI^) ^ mS ^i^p r( »^ ^ ift ^\- Und wegen
einer Sache, die nicht eingetroffen ist, mOgest du nicht Qnal und
Kammer tragen?
' AjMigr ist = neup. dölJo «consentiens, amicus* (^t^)-
16 VIII. Abkaodluig: Fr. MftlUr.
15. Alles was da gehört hast; sollst du nicht anders (als
da es gehört hast) erzählen.
16. Weih and Kind und den Landsmann und dich selbst
lass nicht ohne Lehre^ damit nicht Kummer und schweres Leid
über dich komme, damit es dich nicht reue.
17. Lache nicht zu viel zu unrechter Zeit.
18. Betrachte die Frage und gib massvoU die Antwort
19. Spotte über Niemanden.
20. Einem Manne von schlechter Einsicht theile ein Ge-
heimniss nicht mit.
21. Mit einem zornmüthigen Manne begib dich nicht zn-
sammen auf den Weg.
22. Mit einem gemeinen Manne pflege keine Berathung.
23. Mit einem reichen Manne speise nicht zusammen.
24. Mit einem Trunkenbold speise nicht zusammen.
25. Von einem Manne schlechter Anlage und aus schlech-
ter Familie nimm kein Darlehen und gewähre ihm auch keines,
denn schwere Zinsen musst du bezahlen und jeden Augenblick
steht er an deiner Thür und immer hält ein Bote deine Thar
in der Hand und es wird dir daraus schwerer Schaden.
26. E^nen boshaften Mann nimm nicht in deine Freund-
schaft auf.
27. Einem neidischen Manne zeige nicht deinen Reichtham.
28. Unter Königen sprich ja nicht ein lügenhaftes Urtheil.
29. Von einem verläumderischen und lügnerischen Manne
höre kein Wort an.
30. Strafe über die Menschen zu verhängen — darauf
sei nicht erpicht!
31. Unter Wein-Trinkern fange keinen Streit an.
32. Einen Menschen schlage nicht!
33. Um den Platz kämpfe nicht!
34. Mit einem Manne^ der ein offenes Antlitz hat, ge-
schäftskundig^ klug und vortrefflichen Charakters ist, magst
du dich besprechen und sein Freund sein.
35. Damit im Kampfe kein schwerer Unfall über dich
komme, fürchte dich sehr vor einem rachsüchtigen Manne und
wenn es möglich ist, halte dich von ihm fern.
36. Mit einem Manne, der auf die Schreibkunst sich ver-
steht, fUhre keinen Process.
Beitr&ge zu Andan i Atvrpkt i Ma^nspandsn. 17
37. Einem Manne, der gemeine Rede im Munde führt,
erzähle nicht dein Geheimniss.
38. Einen Mann, der von hervorragender Stellang nnd
weise ist, halte hoch, frage ihn und höre ihn.
39. Zu Niemandem sprich eine Lüge.
40. Von Einem, der keine Scham im Leibe hat, nimm
nichts an.
41. Einem selbstsüchtigen^ Manne mögest du für irgend
etwas ja nicht etwas als Pfand hinlegen.
42. Weder über eine Wahrheit noch über eine Lüge mögest
du einen Eid ablegen.
43. Wenn du einen Hausstand zu gründen wünschest,
so nimm zunächst eine wohl ausgewählte Person als Vermittler
an; du selbst in eigener Person freie nie um dein Weib.
44. Wenn du Vermögen besitzest, so kaufe zuerst Wasser
und guten, bebaubaren Boden, denn wenn dies auch keine
Frucht trägt, so bleibt doch der Grund und Boden vor-
handen.
45. So viel als es möglich ist, kränke einen Menschen
nicht durch Worte und übe nicht Rache und Schädigung der
Menschen.
46. Mit dem Vermögen übe, so viel als es möglich ist,
Freigebigkeit.
47. Uebe gegen Niemanden Betrug, wenn du auch sehr
Schmerz empfindest (oder: damit auch du nicht sehr Schmerz
empfindest).
48. Einen angesehenen Vorstand halte für grösser als er
ist und nimm sein Wort an (lass dir von ihm etwas sagen).
49. Ausser von Angehörigen und Freunden nimm nichts
als Darlehen.
50. Einem schamhaften Weibe sei Freund und gib sie
einem klugen und weisen Mann zur BVau, denn ein kluger
und weiser Mann gleicht einem guten Erdboden, auf den man
den Samen hinwirft und aus dem dann leicht mannigfache
Arten von Früchten entstehen.
^ So fasst das Wort der Destur. Könnte ^^»m^a nicht bedeuten , Jemand,
den man nur yom blossen Sehen her kennt*?
18 Vin. Abhindlwif : Fr. M ftlUr.
51. Führe offene Rede.
52. Sprich nicht über etwas worüber da nicht (Yorher)
nachgedacht hast.
53. Ohne Uebereinknnft gewähre nie ein Darlehen.
54. Einem gescheidten nnd schamhaften Weibe sei Freund
und begehre es znr Frau.
55. Einen Mann von gutem Charakter^ der gesnnd und
geschäftskundig ist^ mögest du^ wenn er auch in Dürftigkeit
sich befindet, schliesslich zum Schwiegersohn machen.
56. Wenn dir Beichthum von Gott zu Theil wurde, mögest
du ja nicht über einen armen Mann spotten, da auch du sehr
arm werden kannst.
57. Einen geachteten Mann, der verurtheilt (nicht be-
gnadigt) worden st, mögest du nicht (gleich) ins Gefängniss
werfen, sondern einen ausgewählten, yornehmen und einsichts-
vollen Mann als Geftlngnissaufseher über das Gefängniss des-
selben einsetzen.
58. Wenn dir ein Sohn wird, so gib ihn in der Jugend
in die Schreibschule, ^ denn ein leuchtendes Auge ist die Kunst
des Schreibens.
59. Ein scharfes Wort sprich nur nach genauer Betrach-
tung, denn ein Wort sprechen ist schön und es bewahren ist
auch schön — es bewahren ist aber schöner als es sprechen.
60. Einen wahr redenden Mann mache zum Abgesandten;
einen hastigen Mann halte nicht ftlr zuverlässig.
61. Einen vertrauenswürdigen Mann mache, wie es dein
Brauch sein mag, nach diesem zu deinem Auserwählten.
62. Sprich freundliche Worte.
63. Führe freundliche Bede.
64. Und filhre gute Gedanken.
65. Lobe dich nicht selbst, wenn du eine gute That voll-
bracht hast.
66. Unter Herrn und Königen lass dich ja nicht ver-
urtheilen.
67. Eünen Mann, der hoch gestellt und gebildet ist, be-
frage (hole dir bei ihm Bath).
^ Vgl. KärnSmak i Artax&lr i PApakftn I, 23.
Beitiftge sn Andara i AtorpAt i Ma^nupandftn. 19
68. Von einem Diebe nimm nichts an und gib ihm nichts;
dadurch wirst du diese Leute bestürzt machen.^
69. Aus Furcht vor der Hölle verhänge die Strafe nach
genauer Erwägung.
70. Jedes Menschen und jeder Sache mögest du nicht
Freund sein und dich auf sie verlassen.
71. Ertheile gute Befehle, auf dass du gute Früchte erntest.
72. Sei sündenloS; damit da furchtlos seiest.
73. Sei dankbar, damit du des Guten für würdig befunden
werdest.
74. Sei einträchtig, damit du vertrauenswürdig werdest.
75. Sei wahr, damit du fest (vertrauenswürdig) werdest.
76. Sei einsichtsvoll, damit du viele Freunde besitzest.
77. Besitze viele Freunde damit du berühmt werdest.
78. Sei berühmt, damit du gut lebest.
79. Sei zufrieden mit deinem Lose und ein Freund des
Glaubens, damit du heilig werdest.
80. Gehe mit deiner Seele zu Rathe, damit du ins Para-
dies gelangest.
81. Werde ein Spender, damit du in den Himmel kommest.
82. Das Weib eines anderen verführe nicht, denn dies
ist für die Seele eine grosse Sünde.
83. Einen niedrigen Mann halte nicht für besonders noth-
wendig, denn er wird dir dafür nicht Dank wissen.
84. Um des Zornes und der Rache willen (um deinen
Zorn und deine Rache zu befriedigen) mögest du deine Seele
nicht zu Grunde richten.
85. Wenn du zu handeln und zu sprechen den Wunsch
hast, dann trage auf freundliche Weise die Bitte vor, denn
durch das Vortragen der Bitte wird der Rücken nicht ge-
brochen und durch das freundliche Fragen fällt der Mund
nicht ein wenig herunter (fällt der Mund gebrochen nicht her-
unter); das erste Wort mögest du nicht mit finsterem Gesichte
sprechen.
* Oder = ,8chlageu, besiegen*? — Vgl. die Hazwaresch-Uebersetzung Yon
Yend. XIX. 8 und 9 (Spiegel 28 und 32) wo awest. kake wtUa toanäi
und ana waca wanäni mit (^\ny) '*n ni^<* i^t) VD yVISSY ^"5^^ lltl (tS!
and ((if(X) MiT^ ^ffs) Ifn \YO)Y ^^ ^MO übersetzt werden.
20 Tin. Abhudlnng: Fr. MftlUr.
86. Wenn du in einer Versammlung dich niedersetzest, so
setze dich ja nicht neben einen dummen Menschen hin, damit
du nicht als dummer Mensch bekannt (ausgerufen) werdest.
87. Wenn du in einer Hochzeitsfest -Versammlung^ dich
auf einen Platz niedersetzen willst, so setze dich nicht auf einen
Platz oben hin, damit man dich nicht von diesem Platz weg-
zieht und auf einen Platz weiter unten niedersetzt.
88. Auf das Vermögen und den weltlichen Besitz hin sei
nicht übermüthig stolz, denn das Vermögen und der weltliche
Besitz sind ähnlich einem Vogel, der von diesem Baum auf
einen zweiten Baum sich niederlässt, aber auf keinem Baume
sitzen bleibt.
89. Deinen Vater und deine Mutter fllrchte, folge ihnen
und vollführe ihre Befehle, denn ein Mann ist, so lange als
Vater und Mutter am Leben sind, ähnlich einem Löwen, der^
wenn er im Walde ist, von Niemandem etwas fürchtet; derjenige
aber, welcher Vater und Mutter nicht mehr hat, ist ähnlich
einem verwittweten Weibe, dem man alles wegnimmt, das nichts
dagegen machen kann und das Jedermann gering achtet.
90. Deine eigene Tochter gib einem klugen und weisen
Manne hin, denn ein kluger und weiser Mann ist ähnlich gatem
Erdboden, auf den man Samen hinwirft und auf dem dann
viel Getreide wächst.
91. Wenn du willst, dass du von Niemandem ein Schimpf-
wort hörest, so gib auch Niemandem ein Schimpfwort.
92. Wiederhole deine Rede nicht zum zweiten Male, denn
ein Mensch, der seine Rede zum zweiten Male wiederholt, ist
ähnlich dem Feuer, das, wenn es auf einen mit Wald bewach-
senen Ort fällt, alles Ungeziefer verbrennt, aber zugleich Vogel
und Fisch verbrennt.
93. Mit einem Manne, dessen Vater und Mutter von ihm
gekränkt worden und mit ihm nicht zufrieden sind, vereinige
dich nicht zu einem gemeinsamen Werke, damit das Gericht
dich nicht zur Kränkung erfasst und dir von Keinem Freund-
schaft und Freundlichkeit zu Theil wird.
1 j)^ = neup. .yu» yfestum s. dies festus, nuptiae, festum circumcisionis
BimiV
Beitiftge sn Andan i Atnrpät i MabnBpandAn. 21
94. Um der Scham und Schande eines Bösewichts willen
überliefere deine Seele nicht der Hölle. ^
95. Ein doppelsinniges Wort sprich nicht!
96. In einer Versammlung^ wo dn Platz nimmst, setze
dich nicht neben einen Lügner hin^ damit auch da nicht sehr
Schmerz empfindest.
97. Sei leichtfllssig, damit du helläugig werdest.
98. Steh' in der Nacht auf, damit dein Werk vorwärts gehe.
99. Einen alten Feind mach nicht zum neuen Freunde,
denn ein alter Feind ist ähnlich einer schwarzen Schlange,
welche 100 Jahre ihre Rache nicht vergisst.
100. Einen alten Freund mach zum neuen Freunde, denn
ein alter Freund ist ähnlich altem Weine, der, je älter er wird,
bei den Gastmählern der Könige immer besser und geschätzter
werden kann.
101. Danke Gott und lass einziehen Freude in dein Herz,
damit du von Gott Vermehrung des Guten erlangest.
102. Ueber einen Fürsten stosse keinen Fluch aus, denn
er ist der Wächter des Landes und streut Gutes über die Be-
wohner aus.
103. Zu dir spreche ich mein Sohn! Von den Dingen,
welche den Menschen hilfreich sind, ist der Verstand das beste,
denn wenn — was Gott verhüten möge! — das Vermögen zu
Grunde geht oder das Nutzvieh dahinstirbt, so bleibt der Ver-
stand übrig.
104. Im Bekennen des Glaubens sei eifrig, denn gute
Religiosität ist die grösste Weisheit, da sie ^die grösste HoflF-
nung auf den Himmel ist.
105. Zu jeder Stunde erinnere dich deiner Seele.
' Der Destur übersetzt: ,Comiiiit not yoar sonl to hell from vicioas stab-
bonmess and ahame.' jd neup. ^^J3 bedeutet aber nicht »stabbomnessS
sondern ,dedeca8, iguominia, yitiam; yerecnndia, pudor*. ^^J3 ist der
GTegensatz zn ^\i und dc^USLü ist ,Satire*. — Wenn man das auf j}t
folg^ende j^« als Adjectivum fasst, dann ist zu übersetzen: ,Um der
Scham und bOaen Schande/ Ich ziehe aber yor .^^^jo als Substantivum
zu fassen. Der Sinn ist dann: ,Kümmere dich nicht um das Urtheil des
Bftoewichtes. Um der Scham vor ihm und der üblen Nachrede seiner-
seits SU entgehen — dafür opfere nicht das Heil deiner Seele.'
22 VIII- Abbandlnng: Fr. Xflller.
106. Deines Namens wegen gib deine eigene Thatkraft
nicht anf.^
107. Die Hand halte vom Diebstahl^ den Fnss vom müssigen
Hemmgehen und das Denken von böser Begierde zurück, denn
jener, welcher eine gute That vollbracht hat, findet Belohnung,
und jener, welcher eine Sünde begangen hat, trägt die Strafe.
108. Jeder, der seinen Gegnern eine Grube gräbt, Mit
selbst hinein.
109. Ein guter Mann findet Ruhe, ein schlechter Mann
trägt Qual und Betrübniss.
110. Ein junges Weib mache zu deiner Frau.
111. Wein geniesse mit Mass, denn jener, der den Wein
unmässig geniesst, begeht viele Arten der Sünde.
112. Wenn du auch viele Beschwörungsarten* der Schlange
gut kennst^ so lege dennoch die Hand nicht allzuschnell auf
die Schlange, damit die Schlange dich nicht beisse und da auf
der Stelle sterbest.
113. Wenn du auch das Schwimmen im Wasser gut kannst,
so steige doch nicht allzuschnell in den FIuss und das reissende
Wasser, damit das Wasser dich nicht fortreisse und du auf
der Stelle sterbest.
114. Brich in keiner Weise dein Versprechen, da dadurch
dein Nachruhm vernichtet wird.
115. Das Vermögen anderer plündere nicht, nimm es
nicht und vermische es nicht mit dem deinigen, denn deines
verschwindet und wird zunichte, wenn du nämlich ein Ver-
mögen, welches du nicht selbst geschaffen hast, dir aneignest.
116. Wer durch seine eigene gute Bemühung ein Ver-
mögen gesammelt hat und mit diesem Vermögen arbeitet, der
sammelt sich ein Verdienst.
* Der Destar übersetzt: ,Do not for the sake of yoor fame ^ve np yoar
industry (in other words, keep np jonr industrious habits and yonr fame
will be increased thereby)^ Er hätte statt fame lieber name setxen
sollen. Der Sinn ist: ,Wenn dn einen berühmten Namen hast, so bilde
dir darauf nicht viel ein, so dass du glaubst dn seiest damit jeder Arbeit
überhoben.'
' In Betreff des Wortes ij^^ = neup. ^^^m^^ ,carmen magicnm, in-
cantatio' vgl. die Hnzwaresch-UebersetEung zu Vend. VII, 44 (Ausgabe
von Darab Destnr Peshotan Sanjana. Bombay 1895, 8. 122): HO ^
Beitrige %a Andan i Atorpit i lU^nspandin. 23
117. Wer von der Thatkraft nicht abläset, der wird durch
das Schicksal glücklich.
118. Wer anf sich selbst nicht keck vertraut und mit
der mindersten Sünde unzufrieden ist, der strebt nach der
höchsten Macht.
119. Mit der That wirkt nicht die Faulheit, das Schicksal
zieht die That nicht in Rechnung.
120. Der zum Nutzen sich Anstrengende gelangt zum
Siege durch das Schicksal, der Waghals nimmt auf das Schick-
sal keine Rücksicht.
121. Denn ich habe es durch Erfahrung erprobt: alles
Schlechte lässt sich von der ganzen geschaffenen Welt durch
den Verstand wegbringen.
122. Und Glanz und Hilfe wird durch den Verstand.
123. Denn der Mann gelangt durch den Verstand zu
grosser Erhebung.
124. Und aus aller grossen Gefahr erlöst der Verstand.
125. Der Verstand ist der Erhalter und Beschützer des
Geistes, der Verstand ist der Erlöser und Helfer des Leibes.
126. Wenn man mächtig ist, ist der Verstand eine Zierde
und wenn man arm ist, ist der Verstand ein um so grösserer
Schutz.
127. Hier ist der Verstand eine herrliche Hilfe und dort
(jenseits) durch die Beschützung ein um so grösserer Schutz.
128. Durch den Verstand wird die Macht kräftiger.
129. Der Name wird geziert durch den Verstand.
130. Die Freigebigkeit entsteht durch den Verstand.
131. Man wird mehr Hilfe bringend durch den Verstand.
132. Die Erleuchtung der Familie sieht ihre Macht im
Verstände.
133. Jenem, welcher der Religion Hilfe bringen will, ge-
bührt Weisheit, jenem, welcher bei dem geschlossenen Ver-
trage bleiben will. Verstand.
134. Durch den Verstand wird die Weisheit offenkundiger.
135. Durch den Verstand wird man praktischer.
136. Denn jeder, der Verstand besitzt, kann gute Arbeit
schaffen.
137. Denn jeder, der Verstand besitzt, besitzt auch Ver-
mögen.
24 yill. AbhaDdlimff: Fr. Müller.
138. Denn jede gute That soll im Verstand ihre Grund-
lage finden.
139. Denn Jeder auf der Welt, wenn er auch 100 Jahre
gelebt hat, muss zuletzt den Weg zur Brücke wandeln.
140. Bedenke: wenn die mächtige Familie von dir sich
trennt * und zu dieser Zeit mit dir nicht denselben Weg geht
— welch ein Nutzen wird dir aus dem guten Werke* ge-
sammelt! Dieses begleitet dich auf dem Wege und ist ein grosser
Vorrath flir den Gatten und seine Frau.
141. Denn der Weise sieht auf den Anfang der That,
der Thor auf deren Ausgang.'
142. Denn wenn der Körper zerfilllt und die Körperfonn
zerbricht und die Seele aus dem Körper sich entfernt, da steigt
das Gedächtniss (das individuelle, aus der Summe des Erlebten
zusammengesetzte Bewusstsein) aus der Körperform heraus
und die Körperform bleibt als ein nutzloses Ding zurück.
* jjt^ = neiip. .\*\, iAA ,amLssus, perditus*. Vgl. die Glosse zur Hu«-
waresch-Uebersetzung Vend. V, 9 (Spiegel V, 30 — 34): «Oy mjf*
^ror-^) •^''^r^ ^^^»r^ -»i-^joi ^jj" teifii-f uto* i^ lo* ^ iwiij m ^ri
^o W)ffi ^"O' ib^T ^11)^ iCK*5'0*»1f no -'Wy. ^*ö Vf^Xt wird einem
durch das Schicksal za Theil, der Himmel durch die That Es gibt
welche so sagen : Weib und Kind, Vermögen und Herrschaft und Leben
werden durch das Schicksal zu Theil, das Uebrige durch die That Ein
Mann gelangt zu einem Gute, das für ihn nicht geschaffen worden ist,
niemals, zu jenem aber, das für ihn geschaffen worden ist, gelangt er
durch eigene Thatkraft; es geschah durch Sünde, wenn ihm dieses Gat
verloren geht.
' Das Wort P^jtJ verstehe ich nicht. Der Destur umschreibt es im Glossv
mit QiJ\^ 3 (gjO und übersetzt: ,knowledge, wisdom.* Unter («J^ meint
er offenbar das arab. A^. Aber was ist y^ oder (gjü? — Vielleicht
ist zu lesen: j^Jjt^^^j^jiJ ts neup. ^JSSjuAJ^
' \)\ und ^-»v sind Gegensätze. J^y bedeutet so wie j» (j^m»)« eigentlich
,Kopf (im Gegensatz zu })i = ^ ,Anfang* eigentlich ,Gruud*), da« Ende
einer Sache. — Vgl. die Huzwaresch - Uebersetzung von Vend. H, 8
(Ausgabe von Darab Destur Peshotan Sanjana. Bombay 1896, S. 13):
^flt^ 't) f^T "^ ^( -T ir ^^^ Spiegel Traditionelle Literatur der
Parsen, S. 425, 445, 460.
Beitr&ge sa Andars i Atarpät i Mnl^raspandilii. 2ö
143. Das Heraassteigen des Gedächtnisses aus der Körper-
form geht schmerzvoll vor sich, und wen die Zeit einge-
sammelt hat, dessen Aage hebt sich nicht um die Function des
Sehens auszuüben, sein Herz vermag der über dasselbe ge-
kommene Schmerz nicht in Bewegung zu setzen; die ge-
brochene Hand wächst nicht empor; der gebrochene Fuss geht
nicht; — kräftig bist du gekommen, ohne Leiden ziehst du
nicht fort, und das über einen gekommene Schicksal aufzuhalten
ist man nicht im Stande.
144. Nun liegt der Leib auf der Bahre und die Leiche
auf der Da/ma-Stätte, da, wo die eine Familie mit der anderen
sich mischt; Reichthum und Befehl gehen auf einen zweiten
Herrn über und (nur) das Weib hält den Gatten in Erinnerung!
145. Das Vermögen geht auf den Herrn des Vermögens
über; die Seele gesondert, der Leib allein und die Leiche auf
ihrem Orte, und Hund und Vogel streiten sich darum; ob gross,
ob klein, ob Herr, ob Sclave, und Bettler und Edelmann und
selbst der niedrigste Mensch gehen in dieses Haus ein.
146. Wer den Befehl und die Entscheidung der edlen
Männer bricht, den schickt man hinunter in der anderen Welt,
gleich wie man es jenem Sohne macht, der sich von Mutter
und Vater abgewendet hat.
147. Vorwärts zum Steige dieses Weges streben sie, hin
zur Brücke Tdinwat, der hohen und glänzenden; alles, was der
Körper gewirkt hat, kommt auf die Seele.
SüsttDgsber. d. pliU.-liist. Ol. CXXXVI. Bd. 8. Abb.
n. Abb.: ScböDbacb. üeber die Sage von Biterolf und Diotleip.
IX.
0
üeber die Sage von Biterolf und Dietleip.
Von
Anton E. Sohönbaoh,
corrtep. Mitgliede der kau. Akademie der WissenBcbaflen.
1.
JJer Inhalt des mittelhochdeutschen Epos ^Biterolf nnd
Dietleip^ (von mir angeführt nach Oskar Jänicke's sorgsamer
Ausgabe im ersten Bande des ^Deutschen Heldenbuches', 1866;
häufig citiert man ,Biterolf*, nur Wilhelm Grimm in der ,Ge-
schichte des Reimes' nannte das Werk jDietleip*) lässt sich trotz
seines bedeutenden Umfanges (13.510 Verse) in wenige Sätze
zusammenfassen.
Biterolf, der Herrscher eines spanischen Landes (von den
Bergen), als dessen Hauptstadt Toledo angegeben wird, erfährt
durch einen alten Pilger (276 ff.), dass Etzel im Hunnenlande der
mächtigste König der Welt sei: nirgend sonst finde man so
zahlreiche und tapfere Ritter beisammen, nirgend anders gebe
es 80 viel ritterliche Eampftibung. Da nun Biterolf sich bisher
selbst flir den in diesem Betrachte hervorragendsten Fürsten
gehalten hat (395 ff.), beschliesst er, sich zu Etzel zu begeben
und dort die Wahrheit des Berichtes zu erproben. Er muss
das heimlich thun, weil er sonst von seiner Gemahlin Dietlinde,
seinem zweijährigen Sohne Dietleip und den Pflichten seines
Herrscheramtes (418 ff.), nicht hätte abkommen können. Erst
nach sieben Jahren gelingt es ihm, selbzwölfl verlässt er wohl-
gerüstet sein Land und reitet nach einem Besuche bei seinem
Neffen, dem Könige Walther von Kärlingen zu Paris, und nach
kurzen Kämpfen mit den Reckenpaaren Gelfrat und Else in
Baiem, Wolfrat und Ästolt in Oesterreich, unversehrt an den
SiteaiiStb«. d. pba.-biat. Gl. CXXXVI. Bd. 9. Abb. 1
2 IX. AbhandliiDg: SchSobseh.
Hof Etzels. Dort meldet er sich als ein Held, der durch Feinde
aus seinem Lande vertrieben sei; macht, ohne Lohn zu nehmen,
Etzels Heerfahrten bis ins dritte Jahr mit und auch einen Zag
ins Land der Preussen, bei denen er mit Rüedeger von Beche-
laren durch vier Jahre gefangen bleibt, aber sich und die Seinen
befreit und für die Hunnen den Sieg gewinnt. Etzel und Helche
halten ihn nun in grossen Ehren. — Inzwischen ist daheim
sein Sohn Dietleip herangewachsen, er&hrt von seines Vaters
Verschwinden, will ihn aufsuchen und reitet mit drei anderen
Knaben wohlgertistet, ebenfalls heimlich, aus. Auf der Fahrt
wird er von Hagens Burgleuten vor Tronje, dann von den
Hetzern, endlich bei Worms von den aus dem Sachsenkriege
heimkehrenden Hagen, Gemot, Günther feindselig angegriffen,
schlägt sich überall heldenhaft und siegreich und gelangt zn
Etzel, wo er mit den Königssöhnen spielt, aber auch in den
Krieg mit den Polen zieht, sich ungemein durch seine Tapfer-
keit auszeichnet und während der Schiacht mit seinem Vater
zusammentrifft. Durch Rüedegers Vermittlung erkennen sich
die Helden, auch vor dem Könige Etzel müssen sie nun ihr
Incognito ablegen. Dietleip soll Ritter werden, will aber vorher
noch die Unbill sühnen, welche die Burgunderftirsten durch
ihren Angriff ihm zugefügt haben. Etzel, beiden Recken zu
Danke verpflichtet, tritt für sie ein und lässt durch Boten
dem Könige Günther in Worms Fehde ansagen. Dieser ver-
schafft sich die für den Kampf nöthigen Mannen durch eine
List Hagens, indem er eine Anzahl wackerer Helden zu einem
Feste nach Worms lädt. Als nun die Hunnen und ihre Ver-
bündeten unter Rüedegers Leitung heranziehen und die Gefahr
deutlich wird, können die Gäste ehrenhalber ihren Wirth nicht
verlassen und nehmen mit ihm und für ihn den Kampf auf.
— In drei Stadien entwickelt sich der Streit, der dazu bestimmt
ist, die Kräfte der vornehmsten Recken der deutschen Helden-
sage zu prüfen. Am ersten Tage findet ein Turnier statt, dessen
Bedingungen nachmals verschärft werden, am zweiten Tage
eine Feldschlacht, bei der die Helden mit ihren Schaaren in
einer von dem alten Hildebrand bestimmten Ordnung gegen
einander fechten, am dritten Tage soll Rüedeger das von
Brünhild ihm geschenkte prachtvolle Banner in das Thor der
Stadt Worms bringen, geleitet von fürstlichen Kämpfern, was
üeber die Sage Ton Biterolf and Dietleip. 3
wiederum zu einer Art Schlacht sich ausweitet. Ohne dass einer
der beiden Theile entscheidend gesiegt hat^ schlägt Günther, als
der Schwächere, Frieden und Sühne vor, die denn auch ange-
nommen werden. Bei festlichem Trunk und heiteren Spottreden
löst sich der Streit. Die Helden kehren heim, Biterolf und
Dietleip empfangen von König Etzel das Land Steiermark,
behalten zwar ihren alten spanischen Besitz, wohnen aber bei
Etzel und in Steiermark, wo es ihnen ganz besonders gefüllt.
Auf den ersten Blick schon zeigt sich, dass diese Erzählung
eigentlich in drei Theile zerfällt: Biterolfs Ausfahrt, Dietleips
Ausfahrt, der Kampf bei Worms; fasst man die beiden Aus-
fahrten der Helden zusammen, so geben sie eine Vorgeschichte
von Biterolf und Dietleip. Diese natürliche Gliederung des
Stoffes hat Wilhelm Grimm längst erkannt (HS. 126. 128; vgl.
Zinnow in v. d. Hagen's Germania 5, 31. 42; Jänicke, Einleitung
S. XXIX), er hebt auch (HS. 125) schon hervor, dass Diet-
leip auf der Suche nach dem Vater (besonders in der Polen-
schlacht) ,mit einer unnatürlichen und deshalb abgeschmackten
Tapferkeit die bewährtesten Helden alle ohne Ausnahme nieder-
wirft'. Widersprüche zwischen Biterolfs Ausfahrt (bis V. 1988)
und dem ,Hauptgedichte* hat W. Grimm bereits angeführt
(HS. 128), und Jänicke hat, daran anknüpfend (Einleitung
S. XV ff.) sehr eingehend über die sachlichen Differenzen, die
Unterschiede in Technik, Stil und Sprache zwischen diesen
beiden Theilen gehandelt. Nicht beachtet scheint mir bisher,
dass die Auffassung der beiden Helden, insbesondere die Vor-
stellung von Dietleip im Verlaufe des Werkes sich bedeutsam
verändert.
Das Lob Biterolfs wird schon V. 32ff. verkündigt, bezieht
sich aber hier mehr auf Reichthum und Freigebigkeit, denn auf
Tapferkeit. Das wird aber V. 95 ff. durch den Hinweis auf
seinen Ruhm ergänzt, und 102 ff. heisst es von ihm: awie sin
eilen und sin hant dicke wunder hete getan, swä ieman künde
ikt des begdn, da von man recken loben sol, daz künde er vlizicli-
chen tool. Auch die Beschreibung seiner Waffen 107 ff. dient
diesem Zwecke. Er selbst weist sich die höchste Stelle zu,
denn als der alte Pilger durch das Lob Etzels ihn beunruhigt
hat, sagt er von sich: ich wände über mich mit lobe nieman
wcBve komen, und die Art, wie er den Zweikampf mit Walther
1*
4 IX. AbhMdlQBff! Sebftnbftch.
von Aqnitanien besteht 613 ff. 654 ff. ^ wie er mit Gtolfrat und
Else 872 ff. ^ mit Wolfrat nnd Astolt 1061 ff. streitet, zeigt, dass
er sich nicht weit überschätzt hat. Bei Etzel bewährt er sieb
als der tüchtigste Kämpe 1338 ff.: swenn aber den künic dei
gezam daz er herverten reit, der gast vor ^nen recken streit
sam er ervehten wolt diu lant: die besten die man bi im vant,
so was er einer drunder unde iedoch besunder der beste den man
do vanL den sige warp ie des heldes hant tnl dicke lobeliehen
vor Etzeln deme riehen. Im Preussenkampf wird Biterolf aller-
dings gefangen (mit Rüedeger) 1421 ff.; ans Etzels Klage ent-
nimmt man, welchen Werth der Held für ihn hatte 1434 ff.,
der Hunnenkönig macht sich selbst auf 1443 ff. und kämpft
persönlich 1626 ff. an Biterolfs Seite. Die Rettung sowohl als der
Sieg wird wiederum Biterolf verdankt 1659 ff.: diu etat wcbt
immer fri gelegen, niutoan durch den einen degen, der lost sich
selben üz der not, und Etzel sagt über ihn 1788 ff.: daz ist allez
komen von unserm küenen gaste, landes hundert raste hete ver-
dienet wol sin hant, ich enhete die stat noch daz lant äne in nikt
betumngen. daz uns ist gelungen, daz ist von stnen eilen komen.
In der Polenschlacht haut er sich eine lange Gasse durch das
Heer der Feinde 3686 ff. 3620 ff., erschlägt eine Masse 3840 f.
und wird besonders gerühmt 3734: nieman tete sd groze not
dem fürsten üzer Pdldn, so der unkunde man der sich da Dielt
hete genant. Beim Kampfe mit Walther 583. 632. 656 und
den Baiem 879 heisst Biterolf schlechtweg der alte, und in
der Beschreibung, die Dietleip den Burgleuten aus Metz von
ihm gibt 2624 ff. und die freilich mit Absicht sehr imdeutlich
ist, weil doch der Held nicht verrathen werden soll, wird auf
die Frage in welker mäze er tocere 2631 geantwortet: des
enhän ich niht vernomen. iedoch ist er ze stete komen gewahsen
ebenmeeze ein man, dar zuo ich daz vernomen hdn daz im grdtce
nu der barU Davon ist bei dem grossen Kampf vor Worms
nicht die Rede, dort erscheinen alle Helden bis auf Hildebrand in
einem gleichmässigen Alter höchster Kraft, und Biterolf entbehrt
des Kennzeichens. Uebrigens' zeichnet er sich in dem Wormser
Streit auch gar nicht so aus, wie man nach seinen ausser-
ordentlichen Leistungen in der Vorgeschichte erwarten durfte.
Noch auffallender ist der Abstand bei seinem Sohne Diet-
leip. Dieser wird schon bei der ersten Ankündigung bedenisam
üeber die 8«ge Ton Biterolf und Dietleip. 5
eingeflihrt 1976: nu milezen wir verkSren die rede die mr
gesprochen hdn. nu wil ich iuch hceren län umb einen den
küenesten degen: da man ze prise aolde tcegen tüsent künege
riche, man funde im niht geliche, Dietleip ist sehr jung^ als
er auszieht, den Vater zu suchen. Freilich ist es nicht leicht,
sein Alter aus dem Gedichte bestimmt festzustellen. Es heisst
zwar sehr deutlich 203: uns kündet ouch daz modre in welhem
alter wcere der vil junge tvigant, do sin vater stniu lant rümte
unde dannen reit: als uns daz mcere hat geseit, do was der
junge degen halt niuwan zweier jdr alt. Und da seine Mutter
DietUnde auf die Frage, wo der Vater hingekommen sei, 2058
antwortet: der frage ich selten fr% bin gewesen zehen jdr und
Dietleip darnach heimlich abzieht, so wäre er 12 Jahre alt ge-
weseuy als er in die Welt gieng. Zu anderem Ergebniss führt
es, wenn wir Folgendes bedenken: Biterolf theilt Rüedeger 4202
mit, dass er liez dd heime in gotes phlegen zwei vil kleiniu
kindelin, einen sun und oiAch ein tohterlin (von der sonst in
dem öedichte nirgends gesprochen wird), minem sune was niht
mer gezalt, wan drithalp jdr toas er alt, der zit do ich von
danne reit Ungefähr drei Jahre weilt Biterolf vor dem Preussen-
zuge bei Etzel 1349: daz treip der fürste, daz ist war, vil
mthen in daz dritte jdr daz im der dienste nie gebraut: dar umbe
diente dd der gast daz er die recken gerne sach. Vier Jahre
ist er bei den Preussen gefangen 1449: si muosten sider, daz ist
war, gevangen ligen wol vier jdr in der etat ze Gamalin, Darnach
erscheint Dietleip, der also erst 9^/, Jahre alt zu sein brauchte.
Die Differenz wird sich ausgleichen, wenn wir erwägen, dass
die Fahrt Biterolfs ihre Zeit brauchte, dass der Zeitraum nach
der Befreiung aus der Gefangenschaft bis zu Dietleips Ankunft,
die Dauer des preussischen Feldzuges selbst nicht genauer ange-
geben sind: aus alledem fügen sich noch leicht die 2Vs Jahre
zusammen, die Dietleip nach dieser Reihe von Stellen bedarf,
nm die 12 Jahre der anderen zu erreichen. Mit diesen zwei
Berechnungen steht aber in klarem Widerspruch eine weitere
Angabe. Biterolf fasst den Entschluss, sein Königreich heim-
lich zu verlassen 462: er geddht: ,sune hie mtn volc getuo, ez
ensi dazz nimmer müge geschehen, ich wil der Hiunen künic
sehend Er kann das aber nicht sofort 465: doch wart er
geirret, daz ist war, einer verte siben jdr mit strtte und mit
b IX- Abliu41oii((: SchADbacb.
hervart daz ie bt ime ze tuonne wart daz er er niht künde
komen dan. s6 manegen aige der künec gewatiy daz fride nu
heten siniu lant. Darnach rüstet er sich and seine Mannen
nnd 478: nach einen mnahten tagen der herre von den Bergen
reit Inzwischen mnss das Söhnchen Dietleip 9 (nach 210)
oder noch mehr OVs (nach 4206) geworden sein, und die an-
deren Stellen y die blos 2 nnd 27^ Jahre filr das Knäblein
ansetzen y sind damit nicht zu vereinigen. Die Behauptung
462 ff. könnte man leicht als fehlerhaft oder als interpoliert
bezeichnen. Aber gerade durch sie gelangen wir, da nach
ihr Dietleip 9 Jahre alt ist bei seines Vaters Ausfahrt , sofern
wir noch die beiden Angaben aus Biterolfs Leben (3+4
Jahre) dazuschlagen , fllr das Alter des Knaben selbst hä
seinem Auszuge zu der Bestimmung von 16 Jahren, die ans
später zu erörternden Gründen wichtig scheint. Für jetzt
genügt es, wenn wir Dietleip am Beginne seiner Fahrt ab
sehr jung ansehen, was ja schliesslich durch alle Stellen zu-
gelassen und behauptet wird. Diese Auffassung dauert in dem
Werke noch lange fort. So heisst Dietleip kint 3242, gar
kindeltn 2778, der kindische man 2773. 3306, junger knabe
3245; als kint wird er 3471 nicht auf die Polenfahrt mitge-
nommen, noch darnach heisst es von ihm 4275: der knabe vor
in beiden stuont, als noch kint vor den helden tttont. Wenn-
gleich die Bedeutung von mhd. kint weiter reichen mag als
die des neuhochdeutschen Wortes, so spielt doch Dietleip mit
den Königsknaben 3332 ff. 3375 ff., und noch* 4214 wird von
Rüedeger erzählt: den jungen helt den vant er hie spilnde bi
den kinden. Dem entspricht auch Dietleips Gestalt, die folgen-
dermassen beschrieben wird 3254: do was der vier de degen
balt niht halp gewahsen zeinem man, und 3265: er truoc ouch
hdr aham ein m>aget, der junge degen unverzaget, daz für den
swertfezzel hie: swanne erz ungebunden lie, vor regene mohte
er sich da mite decken nach des valken site; vil schone golt-
var ez schein, (Vgl. dazu Wolfdietrich B, ed. Jänicke, Str. 2
von Hugdietrich: er was klein an dem Übe, wol geschaffen über
al, gedrol alse ein kerze über die hüffe hin ze tal. sin hdr
was im reide^ dar zuo lanc unt val: ez gienc im über die
ahsel üf die hüffe hin ze tal.) Trotzdem gibt der Knabe, der
sich heimlich Kenntniss, des Gebrauches der Waffen verschafft
üeber die Sage von Biterolf und Dietleip. 7
hat 21 16 ff.; sofort ganz angemeine Beweise seiner Kraft und
Tüchtigkeit, als er seine Fahrt antritt: er überwindet die sechs
Barglente von Tronje 2407 ff., unmittelbar darnach in passender
Steigerung die zwölf ans Metz 2532 ff., und als er von den
Bargundenfbrsten angerannt wird; besiegt er nach einander die
tapfersten Helden und verwundet sie alle drei: Hagen 2854 ff.,
Gemot 2894 ff., Günther 2950 ff. Seine Tapferkeit bewährt sich
auch in der Polenschlacht 3594 ff. 3602: d6 muosten helde guote
sUrben von des kindes hant; und ob er eine daz lant ze Pdlän
solde ersirtten, ad künde er in den ztten nimmer baz gevehten^
3738: dd worhte des jungen heldes hant noch mere dar under
der mnde besunder^ danne viere der besten die si inder M in We-
sten; der Bote berichtet an Etzel 3836: swaz allez iuwer her je-
streit, daz was wider in ein wint s6 wol gestriten hat daz kint daz
manz nimmer mac volsagen (Jänicke: immer wol mac sagen),
Vater und Sohn werden von Rüedeger gepriesen 3933 ff., ebenso
allgemein gelobt 40 13 ff., wobei Dietleip besonders herausge-
strichen wird 4018: dd bi man dicke mohte sehen disen kindischen
man der ouch vil hohen prts gewan: der ervaht Etzelen sU ein
lantj daz ist Pomerdn genant swie ofte man imz werte, die wige
grimme herte vor des küneges volke er vaht. Das geschieht
aber Alles, während Dietleip, der 2977 ff. zu jung zum Fürsten
war, noch gar nicht Ritter ist, sondern nur kneht, was immer
wieder nachdrücklich betont wird: 2566. 2588. 2590. 2782.
2980 ff. 3034 ff. 3063 ff.; ja die Kränkung, die durch die Bur-
gunden ihm widerfährt, besteht zum guten Theile darin, dass
er als Ejiappe von Rittern angegriffen wird 2980 ff. Dietleip
zieht sogar in den Wormser Kampf, ohne Ritter zu sein, denn
auf Helches Anerbieten sagt er 4512: ja muoz ich einen unge-
mach, liebe frouwe, verenden S, e daz ich under kröne ste ode
ritterliche enphähe swert Merkwürdiger Weise wird er aber
auch später nicht zum Ritter geschlagen, und das Gedicht
schliesst in der That, ohne dass Dietleip diese Würde aus-
drücklich erlangt hat.
Die Bedeutung der beiden Helden bleibt dann noch
weiter insofeme aufrecht erhalten, als um ihretwillen der ganze
Zug gegen Worms unternommen wird und dessen sich auch
die Anderen bewusst sind, z. B. der Scharmeister Hildebrand,
der 7624 von Dietleip sagt: von dem wir die arbeit hän. Vgl.
8 IX. Ablumdlnn«: Sohftnbfteh.
11402£F. Auch sammeln sich offenbar anf ihr Ansehen hin
so zahhreiche Recken um sie, dass Etzel 5256 bemerken kann:
stoaz mir sin künege undertän, ich möht die helfe nimmer hdn
diu tu ist hie vor genant, ir mähtet wol durch alliu lant riien
unhetwungen vor alten und vor jungen. Das danert aber nur
so lange, bis der Kampf bei Worms wirklich beginnt. Zwar
werden sie von Hildebrand gleich nach Siegfried und Dietrich
gepaart und bezeichnender Weise Dietleip zuerst, nämlich mit
Günther, dann Biterolf mit Gernot 7621 ff., aber damit ist ihre
Bevorzugung ftir die Dauer des Streites auch schon zu E^de,
sie werden hinfort nur genannt wie Andere auch und treten so-
gar sichtlich hinter manchen der übrigen Recken zurück. 9024 ff.
geht die Anregung, den Tumierfrieden aufzugeben, von Diet-
rich aus^ der Wolfhart befreien möchte; Dietleip stimmt 9032 ff.
nur zu. Rüedeger ermahnt seine Hunnen vor der Schlacht zor
Tapferkeit und sagt- 9663: min herre si tu bevolhen hat der
dinc in grozen sorgen etat: bi den sult ir ez hie bejagen des
si iu immer danc sagen und dem künege üz Hiunen lande,
Biterolf und Dietleip erscheinen hier als Schutzbefohlene der
Hunnen, ein Verhfiltniss, das von dem in der Vorgeschichte
dargestellten sehr wesentlich abweicht. Dietleip und Günther,
Biterolf und Gernot kämpfen mit einander, es heisst 10082:
die viere wurden funden in s8 beweger ritterschaft, daz man
von der helde kraft die stiche h6rte erhellen, sich gesamente
nach den snellen ir volc mit einer grozen kraft, d6 ir ietwedert
Schaft ze stücken wart über sie, dö bertens ir gesmtde hie mit
also ritterlichen siegen, als die wol strites künden pflegen. Das
klingt nicht gerade ausserordentlich ^ besonders wenn man es
mit dem vergleicht, was über andere Helden: Siegfried, Dietrich,
Walther, Rüedeger, Heime u. s. w, berichtet wird. Die eigent-
liche dpiaTe{a Biterolfs und Dietleip schildern 11 179 ff: nu was
ouch komen Dietleip, da von unmüezic beleip Chmthir der künic
rtche: zesamene hezzicliche die zwene helde Sprüngen, Dietleip
den jungen sach man striten so, den degen: hcet im mit künsU
niht gewegen Grunther, so hete er in erslagen, hie mu^get ir wun-
der hoeren sagen: Bitrolf zuo Gemöte sprancy helme diezn unt
swerter klanc hört man von in beiden sä. In dem Ganzen der
Eampfbeschreibung werden die beiden Helden durch diese
Verse nicht sonderlich herausgehoben. Nur erwähnt wird noch
üeber die Sage Ton Biterolf nnd Dietleip. 9
ein Zasammentreffen zwischen Biterolf und Gemot in den vier
knappen Zeilen 12052—12055. Biterolf wagt sich in den Versen
9745 — 9770 allerdings sogar an Siegfried, aber nur unter der
Bedingung, dass Heime im Nothfalle ihm beispringt und ihn
deckt. Das wird 10799 ff. auch wirklich ausgeführt, Biterolf
Fersetzt seinem Gegner ein paar tüchtige Hiebe, muss aber
dann weichen 10844: d6 hete höhe üf er wegen Sifrit der degen
junge den starken Balmunge: er sluoc den kreftigen man daz
er niht mohte vor geatän dem Sigemundes kinde. Nicht anders
ergeht es Dietleip 10512: tßie dicke ez Dietleibee kant versuochte
hi Dietriche! ei gestuonden friuntltche in dem strtte einander bt.
8wie man welle daz niht ei ieman kilener da gewesen, si liezen
manegen da genesen, die eilen truogen (mch als sie: der sach
man dort unde hie vil manegen küenen tvtgant. Vgl. noch 11965ff.
Das klingt sehr viel bescheidener als die Aeusserungen der
Vorgeschichte und wird gar nicht verstärkt durch die spätere
Stelle 10723: si (Wolfrat und* Astolt) drangen vaste darewert
da si an den stunden Dietleihen funden stende vil herliche bi
dem herren Dietriche. Das ist ja Alles an sich nicht zu ver-
wundem, denn wir stehen in der Beschreibung des Kampfes
vor Worms auf dem Boden der Heldensage; nur im Vergleiche
zu der Art, wie die Berichte der Vorgeschichte das Verdienst
Biterolfs und besonders Dietleips dem Vorgange der höfischen
Epen gemäss einseitig heraustreiben, erkennen wir hier eine
andere Beurtheilung. So ist eine Aeusserung, wie sie beim
Kampf um die Fahne vorkommt 12160: wer da tcete daz beste,
daz künde nieman gespehen, der Tendenz des ersten Theiles
geradezu entgegengesetzt. Auch 11605 ff. setzt zwar die Kennt-
niss der früheren Verhältnisse der beiden Recken aus Spanien
voraus, gibt ihnen aber nicht ihre alte Stellung. Der Abstand
springt so in die Augen, dass er sogar eine von Jänicke (Ein-
leitung S. XXI f.) schon richtig erkannte Interpolation hervor-
gerufen hat. In der rühmenden Aufzählung von Helden 10641 ff.
vermisste ein Bearbeiter den Preis der beiden Kämpen und
schaltete 10663 zehn Verse ein, die durchaus in dem früheren
Tone abgefasst sind: do kam der degen Dietleip. der ditze mcere
erste schreip, dem muose ez (erf) wesen wol bekant. hei wie Bite-
rolf es hont half da sinem kinde! ja wcen man inder vinde an
deheinem mcere da sd vil recken wcere von maneger fürsten landen
10 IX. AbhandliiDg: Sehönbach.
80 mit disen wtganden. Erst als der Kampf beendet ist (noch
11402 ff. kränkt sich Dietleip, dass keine rechte Entscheidung
fällt und nur die Alten rathen zu Sühne und Frieden 11410 ff.),
erinnert sich die Dichtung der früheren Rolle ihrer Helden,
12372 heisst es: Günther der vil küene, awaz anders ieman da
gesprach, des prises er Dietleibe jach, dd mite was gesenflot
dd der guoten helde not. 12513 ff. wird eine besondere Genng-
thuung für Dietleip ausgemacht, vgl. 12659 ff. Dann schliessen
12770 ff. und 12790 ff. die beiden Helden die Wormser Zu-
sammenkunft, und in dem Endstücke des ganzen Gedichtes, nach
13041, vornehmlich von 13236 ab, nehmen sie wieder aus-
schliesslich das Interesse in Anspruch.
Noch muss eines merkwürdigen Umstandes gedacht werden.
Erinnern wir uns der Vorstellung, welche der erste Theil des
Werkes von Dietleip, seiner Jugend, seiner Erscheinung u. s. w.
darlegte (vgl. oben S. 6). Da nimmt es sich wunderlich aus,
wenn Dietleip auf die Frage Rüedegers wegen des von den
Wormser Königinnen vorgeschlagenen Fahnenkampfes mit der
Miene des wohlerfahrenen Mannes antwortet 7534: ich wtene,
selten noch beleip in der werlde ie kein frum man^ da man
iht des solde hegdn daz frouwen solden hdn für guot, em kerte
dar an sinen muot. Und der Jüngling, der noch nicht Ritter
ist, spricht sich bei der Berathung über die Bedingungen des
Turnieres 8247 — 8272 mit vollster Sachkenntniss aus. Ebenso
wenig als bei Biterolf ist bei Dietleip, so oft er in der Beschrri-
bung der Kämpfe erwähnt wird, von der Besonderheit des
Eindruckes seiner Person die Rede ; das ist Alles nicht weniger
vergessen, als dass er überhaupt niemals ausdrücklich zum
Ritter geschlagen wurde und somit eigentlich turnierwidrig ficht.
Er und sein Vater gelten für den Haupttheil des Gedichtes nur
so viel wie andere Helden zweiten Ranges, und erst, als das
Werk in den Schluss einbiegt, gewinnt es die Auffassung der
beiden Recken wieder, welche die Vorgeschichte erfüllt hat.
Durch diese Auseinandersetzungen ist, wie ich denke,
klar geworden, dass das Gedicht ,Biterolf und Dietleip^ nicht
als ein einheitliches Werk gedacht und entworfen wurde. (Das
hat, wie es scheint, Müllenhoff bereits gefühlt, wenn er Kudrun
S. 102 darüber sagt: ,In seinem letzten Theile zeigt es einen
jener unseligen Versuche, die östlichen Helden mit den west-
Uober die Sage von Biterolf und Dietleip. 1 1
liehen znsammenznbringen , besonders Siegfried und Dietrich.
Dabei treten die eigentlichen Helden des Gedichtes, Biterolf
und Dietleip, so sehr zurück, dass während des Kampfes fast
gar nicht von ihnen die Rede ist und man gar nicht mehr,
sobald die Heunen und Amelunge vor Worms sind, sieht, dass
ihretwegen der Zug unternommen sei/) Vorgeschichte und
Schluss behandeln die beiden Kämpen, vornehmlich Dietleip,
wie ritterliche Helden eines höfischen Epos; der Kampf vor
Worms wird ohne Rücksicht auf ihre besondere Stellung be-
schrieben, beide Recken werden einer, wie es scheint, bereits
fest gewordenen Ueberlieferung eingegliedert. Das Bewusstsein
des Unterschiedes fehlt wenigstens in einem Betrachte dem
Werke nicht. Wir wissen, dass die deutsche Heldendichtung
den Artusromanen gegenüber sich als eine historische Ueber-
lieferung fühlte, als sichere Wahrheit gegenüber phantastischen
Lügen. Dieser Standpunkt tritt unverkennbar auch in der Stelle
hervor 11367: äne lop wart niht getan, swaz da ir iegelicher
man hete begän in Sturmes not da so vil lac der helde tot, so
wir daz mcere hosren jehen, so grozer dinge niht gesehen hete
ir aller keiniu e. ich wcen ouch nimmer mer erge daz under
helden daz geschehe daz man so manegen recken sehe stns Itbes
in der freide, daz im diu tageweide des tödes als nähen mohte
kamen, vod solde man daz hdn vemomen, daz ez ie wcere ge-
schehen, des man mit tvdrheit möhte jehen^ stürm oder veitstritt
ez ist ouch nach den tagen sit vil selten ergangen. Verhält es
sich so und schöpft, woran ja Niemand zweifelt, die Be-
schreibung des Wormser Kampfes aus der Heldensage, so ist
es wichtig, zu wissen, in welcher Gestalt der Verfasser des
Werkes diesen Stoff überkommen und wie er ihn ftlr die Zwecke
seiner Dichtung umgebildet hat. Dieser Frage soll nunmehr
näher getreten werden.
Wir besitzen in den Dichtungen der deutschen Helden-
sage drei Berichte über die Kämpfe zwischen den beiden
Gruppen von Streitern, die sich um Siegfried und Dietrich von
Bern gesammelt haben: unser Epos ,Biterolf und Dietleip*,
die Erzählung der Thidrekssaga Cap. 170—225 (Unger S. 171
bis 208) und die Darstellung in der Gnippe der ,Rosengärten'
12 IX. Abbattdlnng: BoliAnbaeh.
ADF (ed. Holz 1893). Soll das Verbältniss dieser Berichte zn
einander untersucht und vielleicht nach ihrer gemeinsamen
Grundlage geforscht werden, so ist es noth wendig , zunächst
die Hauptpunkte der einzelnen Fassungen festzulegen. Wir
beschäftigen uns vorerst mit dem ^Biterolf , dessen Darstellong
sich folgendermassen entwickelt:
A. Botschaft König Etzels an die Burgundenkönige, Biterolfs
und Dietleips an ihre Verwandten und Freunde 4648 ff.
B. Heerfahrt nach Worms 5263 ff.
C. Botschaft Rüedegers an die Burgunden, Bestimmung der
Kämpfe 5933 ff.
D. Rtiedeger bei den Frauen 6779 ff.
E. Paarung der Kämpfer durch Hildebrand 7573 ff.
F. Dietrichs Angst und Streit mit Hildebrand 7801 ff.
G. Das Turnier wird abgemacht und ausgeführt 81 70 ff.
H, Die Feldschlacht 9685 ff.
7. Der Fahnenkampf 11475 ff.
K, Die Sühne 12372 ff.
Folgende Punkte scheinen mir in der Erzählung der
Thidreksaga wesentlich:
a. Gastmahl Dietrichs fUr die Nibelungenkönige ; Rüstungen
Dietrichs und seiner Helden, Cap. 170 ff.
b. Herausforderndes Berühmen Dietrichs, Cap. 189 ff.
c. Ausfahrt Dietrichs und seiner Helden unter Herbrands
Führung, Witege erschlägt den Riesen Etgeir, Cap. 192 ff.
d. Siegfried meldet dem König Isung Dietrichs Ankunft,
Cap. 200.
e. König Isung fordert Zins von Dietrich, Cap. 201.
/. Dietrich bietet durch Siegfried Kampf an, Cap. 205.
g. Paarung der Kämpfer, Cap. 206.
A. Zwölf Zweikämpfe, Cap. 207—218.
i. Zweikampf zwischen Dietrich und Siegfried, Cap. 219 f.
k. Abmachung zwischen Dietrich und Witege, Cap. 221.
l Sieg Dietrichs, Cap. 222.
m. Sühne, Vermählung, Cap. 223 ff.
Im Rosengarten A sind folgende Punkte hervorzuheben:
of. Kriemhilds Rosengarten, ihre Herausforderung, Str. 1 — 26.
ß. Festmahl Dietrichs, die Botschaft und der Brief, Str. 27—92.
üelMr die Sage ron Biterolf und Dietleip. 13
f. PaarnDg der Kämpfer durch Hildebrand, EiDladung, Str.
93—164.
i, Dietrichs und seiner Helden Fahrt, Empfang in Worms,
Str. 166—191.
€. Die Kämpfe, Str. 192—321.
^. Dietrichs Angst und Streit mit Hildebrand, Str. 322—348.
»/. Dietrichs Sieg über Siegfried, Str. 349—370.
^. [Ilsan, Str. 371—376. 383—390] Sühne und Heimkehr,
Str. 377—382.
Im Rosengarten D ist anzumerken:
a. König Gibeches Rosengarten, Herausforderung, Str. 8 ff.
§>. König Etzel kommt zu Dietrich von Bern, Str. 15 ff.
/. Kriemhildens Brief, Str. 21 ff.
i\ Dietrichs Reise mit Etzel ins Hunnenland, Rüstung, Str. 129 ff.
«'. Fahrt gen Worms, Str. 164 ff.
r. Rtiedegers Botschaft nach Worms, Str. 208 ff.
rl, Vorkampf Sigestap-Rienolt, Paarung der Kämpfer durch
HUdebrand, Str. 261 ff.
»\ Die Kämpfe, Str. 288 ff.
i\ Dietrichs Angst und Streit mit Hildebrand, Str. 469 ff.
x'. Dietrichs Kampf mit Siegfried und Sieg, Str. 501 ff.
r. Nachkampf zwischen Hildebrand und Qibeche, Str. 552 ff.
iu'. Sühne, Str. 567 ff.
V . Scherzreden der Helden, Str. 579 ff.
o'. Abschied und Heimkehr der Helden, Str. 605 ff.
Die Umgestaltung der Sage im Rosengarten F ist durch
Holz in der Einleitung seiner Ausgabe S. XXIX ff. CXH
erörtert worden. Hier kommt in Betracht, dass im Eingange
gleichfalls Botschaft und Brief Kriemhilds an Dietrich von Bern
vorkommen. Die Kämpfe dauern jedenfalls zwei Tage IV 29,
zuerst findet ein Vorkampf statt IV 16, im Abschnitt V scheint
nach den Einzelnkämpfen ein grösseres Gefecht erzählt worden
zu sein. Die Sühne wird V 23 ff. durch Frauen vermittelt.
Es muss der Versuch gewagt werden, durch Vergleichung
der verschiedenen Berichte eine älteste und einfachste Gestalt
der Erzählung zu gewinnen, die vermuthlich ihnen zugrunde
gelegen hat; denn dass Biterolf, die norddeutschen Lieder
der Thidrekssaga und die früheste Fassung des Rosengartens
14 IX. Abbaadlaiif : Sehönbaeh.
in unmittelbarem Zusammenhange stehen, wird kamn ange-
nommen werden dürfen ; Einzelnheiten sind noch besonders zu
besprechen. Betrachten wir zuvörderst das Verhältniss des
Biterolf zu der Erzählung der Thidrekssaga und lassen die
Rosengärten einstweilen weg, so ergibt sich manches Gemein-
same, das vielleicht einer ältesten Fassung des Stoffes zage-
rechnet werden darf.
Vor Allem gehen beide Berichte von dem poetischen Be-
dürfnisse aus, Siegfried und Dietrich einander gegenüberza-
stellen, ihre Kräfte im Zweikampf sich messen zu lassen. Der
Wunsch nach einer solchen Erzählung kann nicht aus Franken,
West- und Norddeutschland hervorgegangen sein, denn dort
war Siegfrieds höchstes Heldenthum ganz unbestritten, dafbr
bürgen die aus dem Mythus ihm anhaftenden Eligenschaften.
Das Bedürfniss des Vergleichens zwischen Siegfried und Diet-
rich muss in einer Gegend begonnen haben, wo die Ueber-
lieferung der Sage den späteren Helden Dietrich von Bern
vornehmlich begünstigte und von seiner Tüchtigkeit ungemeine
Vorstellungen ausbildete. Das ist der Südosten Deutschlands,
Oesterreich. Hier allein konnte die Neigung entstehen, Dietrich
neben Siegfried zu rücken (mit dem ein ungefährer Zusammen-
hang schon durch Etzel und die Nibelungensage zustande ge-
kommen war) und beide im Kampfe auf die Probe zu stellen.
Darum muss auch in der ältesten Gestalt der Sage die Heraus-
forderung von Dietrich ausgegangen sein. (Allerdings vielleicht
auch dann von Siegfried, wenn sein Uebermuth gestraft werden
sollte.) Das hält die Thidrekssaga ganz richtig fest (auch die
dänischen Lieder in Svend Grundtvigs Sammlung, vgl. Rass-
mann, Heldensage 2, 513 — 524), wenn sie Dietrich beim Gast-
mahle mit den Nibelungen sagen lässt Cap. 182 (Unger S. 182):
mikit ofrefli er her saman comit i eina holl af pessum hinum
dyrura drengium. hvat manna mundi sa vera, er sva diarfr
mundi vera, at kann myndi etia sinn kappi her vid. Wenn
es solche verwegene Männer gäbe, schliesst er seine Rede: pa
mundo peir dcema sec bratt til bana. Es versteht sich von
selbst, dass Siegfried nicht unverwundbar sein durfte; wenn
verschiedene spätere Fassungen (auch die Thidrekssaga selbst)
die Hornhaut annehmen, so ist das nur eine Zuthat aus anderen
Ueberlieferungen.
üeber die Sage Ton Biterolf und Dietletp. 15
Die späteren Schicksale der beiden Helden zwingen der
Sage die Nothwendigkeit auf, den Zweikampf in ihre Jagend zu
verlegen. Dietrich gilt im Biterolf noch als jong^ das geht wohl
schon aus seinem Gespräch mit Hildebrand hervor 7954 — 8000;
überdies ist er noch nicht mit Ermenrich entzweit, und dessen
Mannen kämpfen an der Seite der seinen. In der Thidrekssaga
ist er erst Cap. 131 König geworden und steht noch gut mit
Ermenrich, dem er Cap. 147 ff. Hilfe gegen Rimstein leistet.
Siegfried ist nach dem Biterolf mit Kriemhilde vermählt und
von König Günther nach Worms geladen worden; schwerlich
meinte die Sage damit jene Einladung, die mit Siegfrieds Tode
enden sollte, aber selbst dann wäre der Held ja noch jung
gewesen. Siegfried fUhrt in der Thidrekssaga das stehende
Beiwort sveinn Cap. 185. 189. 200 ff. und befindet sich als merkis-
mann am Hofe des Königs Isung von Bertangaland. Auch diese
seltsame Verbindung erklärt sich aus dem Umstände, dass
Dietrich in der ältesten Ueberlieferung der Herausfordernde war.
Denn Dietrich ist ohne seine Amelungen nicht zu denken, stets
ist er von den jungen Helden seines Geschlechtes oder wenig-
stens seiner Verwandtschaft im weiteren Sinne umgeben, vgl.
W. Grimm HS. 101 f. 190 f. 209. 296 f. Siegfried aber ist ein
einsamer Held, und wenn er Dietrich im Zweikampfe gegenüber-
treten sollte, so musste auch ihm eine Zahl von Recken (am
liebsten zwölf) beigegeben werden, die denen Dietrichs ent-
sprechen. Das geschieht in der Thidrekssaga durch seine An-
knüpfung an König Isung, im Biterolf durch das Gastgebot der
Burgundenkönige. Die grosse Verschiedenheit in den Persönlich-
keiten von Siegfrieds Genossen zeugt bestimmt dafür, dass sie
nicht ursprünglich der Sage angehörten; ebenso muss anderer-
seits die allgemeine Uebereinstimmung der Ueberlieferungen
über Dietrichs Kämpfe (bei Verschiedenheiten im Einzelnen)
als Zeugniss ftir ihre alte Zugehörigkeit angesprochen werden.
So versteht es sich auch, weshalb die elf Söhne Isungs namenlos
sind: sie haben keine persönliche Geltung und stehen nur für
elf bezifferte Recken. Deutlich bilden die zwölf Zweikämpfe
eine Gruppe ft&r sich, ebenso wie Dietrich und Siegfried für
sich im Kampfe gegen einander stehen. Das ersieht man am
klarsten aus Thidrekssaga Cap. 218, wo es heisst, nachdem
Witege den elften Königssohn besiegt hat: oc Icßypr nu Vidga
16 IX. AbbMiAliing: 8eh6nbacli.
til par sem hana felagar eru bundnir oc hagrr i sundr hocert
spiozskapt at odru par til er nu hcBvir kann IfBysia alla iina
mcenn. — oc hevir Vidga nu sua Imyst alla aina menn. Wenn
Witeges Tapferkeit den Kampf der G^enossen Dietrichs gegen
Isung nnd seine Söhne anf diese Weise entscheidet, dann ist
diese Sache ftlr sich zu Ende, nnd es offenbart sich, dass der
Zweikampf zwischen Dietrich nnd Siegfried davon abgelöst ist
Er besteht {)lr sich als Hauptsache, die übrigen Kämpfer sind
eine Znthat, die ans der festen alten Verbindung Dietricb
mit den Amelnngen erwuchs.
Die besondere Gestalt, welche die Kämpfe in beiden Erzäh-
lungen annehmen , wird durch deren eigenthümliche Zwecke
und die Umstände ihrer Abfassung bestimmt: im Biterolf sollten
sie ritterlich stilisiert werden, in der Thidrekssaga sind sie durch
die norwegische Auffassung gegangen. Gemeinsam ist Eines,
das unbedingt der ältesten Fassung der Sage angehört: Dietrich
muss siegen. Um seine Ueberlegenheit zu erweisen, dazu war
er ja überhaupt mit Siegfried zusammengebracht worden. Dem
Berichte, der sowohl der Thidrekssaga als dem Biterolf in
letzter Linie zugrunde lag, ist es auch eigen gewesen, dass in
den Einzelnkämpfen der Sieg schwankt und keineswegs sofort
und leicht den Leuten Dietrichs zufällt, nicht minder wird Sieg-
fried nur mit grösster Anstrengung von Dietrich überwunden.
Dietrich sollte gewinnen, aber die Ehre seines Gegners, dessen
glänzende Stellung auch die südostdeutsche Sage anerkannte,
durfte nicht erniedrigt werden; überdies stieg das Ansehen
Dietrichs, wenn Siegfried sich bei dem Kampfe wie sonst aus-
zeichnete. Die Thidrekssaga hat die Lage dann noch etwas
zu Gunsten Siegfrieds verschoben, indem sie Dietrich durch
eine Lüge die Oberhand behalten lässt. Vielleicht aber enthält
die Abmachung zwischen Dietrich und Witege Cap. 221, wo-
durch Dietrich das siegende Schwert Mimung bekommt, eine
Umbildung der Scene von Dietrichs Angst und seiner Heilung
durch Hildebrand. Denn diese Scene ist sicherlich alt, sie ent-
spricht durchaus der von der besten Heldensage festgehaltenen
Auffassung des Königs Dietrich von Bern, des historischen Theo-
dorich, der nicht selbst angreift, sondern nur aufs Aeasserste
getrieben sich wehrt, dann jedoch zweifellos siegt. Und sie
schickt sich weiters vortrefflich zu der in Biterolf und Thidreks-
üeber die Sage von Biterolf and Dietleip. 1 7
saga vertretenen Meinung^ es sei für Dietrich sehr schwierig
gewesen, Siegfried zu überwinden.
Noch ein Umstand soll erwähnt werden, in dem Biterolf
und Thidrekssaga übereinstimmen. Der Charakter des Unter-
nehmens von Etzel, Biterolf, Dietleip und Genossen wider die
Borgundenkönige ist anfangs durchaus ernst, es ist auf Krieg
abgesehen (4915: iuwer lant muoz drvmbe brinnen) und Günther
lässt Etzel antworten 5138: da wellent si niht abe komen de-
keiner ritterlicher wer. ob ir in sendet tüsent her, durch nie-
man rüment si ir lant; ez wil ouch ir keines hant iu zinsen
sines vater guot. si wellent, swaz man in getuot, zuo in warten
an den Ein, In der Forderung Etzels war nicht ausdrücklich
davon die Rede gewesen, dass die Burgundenkönige zur Sühne
der Beleidigung Dietleips Zins an Etzel zahlen sollten, aber die
Ausdrucksweise ist dort 4872 ff. überhaupt vag und jedenfalls
hat Günther ein solches Verlangen Etzels verstanden. Die
Situation bleibt ernst während der Heerfahrt nach Worms, auch
noch bei Rüedegers Botschaft 5933 ff., erst als Rüedeger zu den
Königinnen geht 6779 ff., eröffnet sich die Aussicht auf friedlichen
Ausgang der Kämpfe. Auch in der Thidrekssaga wird, aber
von König Isung, Zins gefordert (Zoll und Schätzung), denn
Cap. 200 beauftragt König Isung seinen Bannerträger Siegfried
an Dietrich zu melden: (ek vil senda til peirra (ßinn kappa
saman oc at bera peim pau ord:) ef peir vilia hallda sinu
Uviy at peir senndi mer toll oc skatt, sua sem log var standa til.
nu ma sa kappi spyria fniy hvasrir peir ero eda hvadan peir
komu eda hvar peir vom foeddir oc hvert peir vilia fara, oc
hvcert peirra oerendi er annat en giallda skatt eda luta oss.
Siegfried richtet die Botschaft Cap. 201 demgemäss aus und er-
hält die Forderung zum Kampfe als Antwort Dietrichs. Darnach
scheint die Zinsforderung einen alten Bestandtheil der Sage
gebildet zu haben. Ferner: Biterolf 5801 ff. heisst es, als das
Heer in die Nähe von Worms kommt: die helde spienen üf
daz velt hatten unde ouch gezelt. ir snüere wären sidin, wan
si heten under in vil manegen üz erweiten degen, die hiezen
des her es wol phlegen, — si wdm im nü so nähen, daz si den
rouch wol sähen da bi in sehs milen. So sieht auch Siegfried
von König Isungs Burg aus Cap. 200 die Prachtzelte Dietrichs
und beschreibt sie und die Schilde der Helden seinem Herrn
Sitzangsber. d. phil.-hist. Ol. CXXXVI. Bd. 9. Abh. 2
20 IX. Abbondlan^: 8 oh 6 nb ach.
Biterolfs und Dietleips sowie die Unterstützung durch Etzel
das nicht anders erlauben. Dass die Paarung in der Thidreks-
saga durch Einvernehmen beider Parteien geschieht^ ist gewiss
das Alte und Richtige; im Biterolf lässt die Situation der Helden
vor und in Worms nur einseitige Auswahl zu. Dieser Umstand
hat zur Folge, was übrigens auch zu dem Kostüm der ganzen
Dichtung gehört, dass die Kämpfer auf Seite der Burgunden-
könige von ihren Gegnern nur an den Wappen erkannt werden.
25 Paare sind im Ganzen bestimmt, wobei Stuotfuhs zwei
Gegner in Rienolt und Randolt erhält. Das gleicht sich dadurch
aus, dass bei den Burgunden Hunolt überschüssig ist 7745 fF.
Rechnet man noch die an dem Streite regelmässig theilnehmen-
den Amelungen mit ihren Gegnern hinzu, so erhält man 32
Kämpferpaare. Wolfhart muss dabei mit dem unberühmten
Gere vorlieb nehmen, weil die ausgezeichneten Streiter der
Burgunden an Biterolf, Dietleip und anderen Mannen Etzels
vergeben werden; aus demselben Grunde finden sich die übrigen
sieben Amelungen nur im Nachtrab. Alles das bezeugt, wenn
es dessen bedürfte, dass erst der Dichter des Biterolf die Helden
Etzels mit den Amelungen zu der Fahrt nach Worms ver-
bunden hat. Nun gilt diese Paarung merkwürdiger Weise nur fiir
das zweite Stadium der Wormser Kämpfe, für die Feldschlacht
am zweiten Tage, wohl auch noch für den Anfang des Fahnen-
kampfes am dritten Tage, der darnach in ein Getümmel über-
geht. Dagegen gilt sie gar nicht fiir das Turnier am ersten
Tage, das also sein Entstehen wahrscheinlich einer späteren
Ueberlegung des Dichters verdankt und einem ursprünglich
festen Plane nachmals eingefügt wurde. Die Entscheidung ist
mit dem Ende der Feldschlacht gefallen, das geht schon aus
den Worten hervor 11406: um an den dritten morgen u>art
der haz dannoch niht län, swaz si da heten alle getan, des
gap man ir legltchem prts. do rieten die da wären ms daz
siz liezen gestän, möht ez an einen fride gän ode an stcete süene:
daz lobten helde kilene, daz ez wol mit eren tooere. Bestimmt
wird es ausgesprochen 11472: do begunde Ghinthir verjehen,
er wolde ez gerne süenen. daz tete er durch die küenen. Und
der Abschluss wird nur retardiert durch das Verlangen Rüe-
degers, dem gegebenen Worte getreu, Brünhildens Fahne nach
Worms bringen zu dürfen. Der Kampf, welcher darum geführt
Uebor die Sage rotx Biterolf und IMetleip. 31
wird^ ist nicht mehr ernst; die Helden tragen zwar Beulen davon,
aber keine schweren Wnnden. Die drei Kampftage der alten
Ueberlieferung sind also im ,Biterolf* geblieben, aber in einer
den besonderen Zwecken des Gedichtes gemässen Weise und
den ritterlichen Verhältnissen entsprechend umgebildet worden.
Vielleicht gind auch die scherzhaften Wechselreden der Helden
beim Mahle 12499 ff. als Rest alten Gutes anzusehen (ähnlich
im Waltharius manufortis und im Kosengarten D), jedenfalls ist
aber die Sühne und die Heimkehr der Helden so ausgemalt
worden , wie es die vorhandene Verknüpfung der Wormser
Kämpfe mit der Geschichte Dietleips begehrte. Noch sei be-
merkt, dass Brünhild natürlich im Vordergrunde steht: sie
fordert den Kampf, freut sich ihn zu schauen und fürchtet dar-
nach Strafe von Günther 12598 ff. Kriemhild spielt keine grosse
Rolle, sie bemüht sich 12532 ff. um die Versöhnung Siegfrieds
mit Dietrich. Es hängt dies Alles mit der dem Biterolf eigen-
thümlichen Annahme zusammen, dass die Burgundenkönige zu
Worms die Helden, deren sie zum Kampfe bedürfen, nur durch
die List der Einladung herbeiziehen. Das bestimmte dann ihr
Verhältniss zu Siegfried und erhöhte ihre Stellung.
Viel weniger klar sind die Veränderungen, welche die
Thidrekssaga mit dem alten Stoff vorgenommen hat, und ihre
Gründe. Vor Allem ist die Verbindung zwischen Siegfried und
König Isung ganz äusserlich und nirgends im Zusammenhange
der Sage motiviert. Sie hat dem Anscheine nach nur deshalb
stattgefunden, damit Dietrichs Genossen auf Seite Siegfrieds eine
entsprechende Zahl gegenüberstehe. Isung mit seinen elf Söhnen
(Berhtungen?) passt dazu vortrefflich. Man könnte denken,
weil Isung ebenso wie Artus (den die Thidrekssaga kennt
Cap. 233 — 239 und an dessen Stelle in Cap. 245 Isung treten
lässt) in Britannien herrscht, sei die Vorstellung von ihm und
seinen Söhnen durch die Tafelrunde der französischen Artus-
romane beeinflusst worden. Aber König Isung kommt auch
sonst vor und scheint eine selbständige Sage gehabt zu haben,
die, abgesehen von den in sie verflochtenen Helden, auch nach
dem ausdrücklichen Zeugniss der Thidrekssaga über die Hexen-
königin Ostacia (Cap. 352: sua scegir i kvcedom pydcBrskoniy at
hennar hcerr vmri likr fiandom aialfom) deutschen Ursprunges
war. Bei ihm ist der junge Siegfried Bannerträger, wie es bei
22 II' Abhandlung*. 8ch6nbacb.
Dietrich Herbrand ist, der an die Stelle des alten Hildebrand
trat (wie sein Platz nach Dietrich Cap. 173 und das aas-
zeichnende Capitel 187 beweist) und die Verrichtungen über-
nimmt, welche diesem zukommen, im Biterolf aber wegen der
Verknüpfung mit Etzel dem Markgrafen Rüedeger anvertraut
werden. Die Gegend des Kampfes liegt in Bertangaland und
wird nicht genauer bestimmt. Als weitere Folge des Umstandes,
dass Siegfried an König Isung gelehnt wird, muss es angesehen
werden, wenn der Burgundenkönig Günther (und Hagen) nun
von ihm abgelöst ist; es scheint mir ein Zeichen der grossen
Freiheit, welche die Thidrekssaga sich in der Behandlung des
alten Stofifes gestattet, dass sie nunmehr einfach zu Dietricli
hinübertreten, mit dem sie ja in der Nibelungensage nur ganz
zuletzt (beim Empfange im Hunnenlande freundlich, dann) feind-
lich zusammentreffen. Unter Dietrichs bekannten Helden tritt
Witege besonders hervor, der natürlich (wie Heime) hier nqch
des Berners Freund sein darf. In wie weit die von der Thidreks-
saga bei diesen Kämpfen ihm zugewiesene Bedeutung (auch
Cap. 201 — 204) auf alte Ueberlieferung zurückgeht, weiss ich
nicht zu sagen: hier rettet er Dietrichs Mannen vor dem Ver-
derben. Der Kampf Witeges mit dem Riesen Etgeir im Walde
(Breciliande?) hat allerdings nordisches Aussehen^ er kann aber
auch für einen Vorkampf stehen, welcher der eigentlichen Sage
angehört haben mag. Unter Dietrichs Helden fehlt einer der
wichtigsten, Wolfhart ; steckt er vielleicht hinter dem bloss pa>
tronymisch benannten Amelung (Aumlungr)^ der in den Capiteln
202 — 204, welche über seinen Streit mit Siegfried handeln,
Eigenschaften des Charakters zeigt, die mit den wohlbekannten
des deutschen Wolfhart nicht übel zusammenpassen, Cap. 212
siegt und Cap. 223 bei der Sühne vermählt wird? Gerade diese
Capitel sind übrigens recht lehrreich in Bezug auf die Meinung,
welche die Thidrekssaga von Siegfried hegt: er stellt sich hier
als ein Bild der Treue, des Edelmuthes und der bis zur Auf-
opferung getriebenen Liebenswürdigkeit dar. Die zwölf Zwei-
kämpfe werden in nordischer Weise berichtet, das lehren schon
die Speerschäfte, an welche die Sieger ihre überwundenen
Gegner binden. Ausser Witege siegen von den Mannen Diet-
richs nur Amelung und, was mir bezeichnend scheint, Dietleip
der Däne. Dagegen wird Günther besiegt und auch Hagen;
Ueber die Sago von Bitorolf nod Diotleip. 23
dies konnte freilich dem Erzähler nicht schwer fallen, der bei
Wiedergabe der Walthersage Cap. 244 Hagen so übel ankommen
und gebaren Hess. Isungs Söhne haben nirgend in der Thidreks-
saga Namen, weil man von ihnen keine persönlichen Schicksale
weiss nnd sie nnr das Geschlecht repräsentieren. Der Zwei-
kampf zwischen Siegfried nnd Dietrich ist mangelhaft erzählt,
denn beim zweiten Tage Cap. 220 wird der Eid nicht erwähnt,
den Dietrich leisten mnsste, dass er Witeges Schwert Mimung
nicht habe. Dieser Eid ist aber in den folgenden Capiteln 221.
222 ungemein wichtig. Er ist, wie ich meine, allerdings nur
eine unpassende Folge des Umstandes, dass die Thidrekssaga
hier und schon Cap. 190 Siegfried wegen seiner Hornhaut für
unverwundbar hält, was gewiss nicht zu dem Bestände der
alten Ueberlieferung gehört hat. Die besondere Abmachung
Cap. 221 zwischen Dietrich und Witege gehört wohl allein der
Thidrekssaga, die ja hier für Siegfried eintritt und Dietrich
nicht begünstigt, gemäss den von ihr benutzten norddeutschen
Liedern. Der Zug kann nicht alt sein, weil er der ursprünglichen
Absicht widerspricht, mit der Siegfried und Dietrich im Zwei-
kampfe zusammengebracht werden.
Betrachten wir nun die Fassung des Stoffes, welche den
Dichtungen vom Rosengarten bei Worms zugrunde liegt. Holz
hat in der Einleitung seiner Ausgabe S. Cff. meines Erachtens
mit Recht angenommen, dass erst in diesen Gedichten das Motiv
des Rosengartens mit dem der Zweikämpfe verknüpft wurde,
was natürlich sehr erleichtert worden wäre, wenn wir Worms
für das Local des Streites schon in der alten Ueberlieferung
halten dürften; dann wäre ja auch schon ELriemhild die Ge-
mahlin Siegfrieds. Prüfen wir den Bestand der Sage in diesen
Epen und lassen dabei das Motiv des Rosengartens weg, so
ergibt sich , was auch schon Holz S. CIV für wahrscheinlich
ansieht, dass die zugrunde liegende alte Ueberlieferung in den
wesentlichen Zügen mit der übereinstimmt, welche früher für
Biterolf und Thidrekssaga als gemeinsame Voraussetzung er-
mittelt wurde. Halten wir die (oben S. 12 f.) hervorgehobenen
Punkte der Erzählungen in den Rosengärten mit denen des Bite-
rolf (S. 12) und mit der Uebersicht der alten Motive (S. 18)
zusammen, so ergibt sich, dass die Rosengärten Ä und D der
Grundlage des Biterolf näher stehen als der Thidrekssaga. Das
24 U. Alihftndlvng: Schftabach.
zeigt sich in den Hauptsachen : Festmahl bei Dietrich, Paarung
der Kämpfer durch Hildebrand, Empfang in Worms, Personen
der Kämpfer, Beschreibung der Wappen von Dietrichs und
£tzels Helden, Ausgestaltung von Dietrichs Angst und Streit
mit Hildebrand (vgl. Holz S. CXHI), Versöhnung. Noch wich-
tiger sind aber f)ir die Beurtheilung dieses Verhältnisses einige
Nebenumstände, in denen die Rosengärten mit dem Biterolf
zusammentreffen. Da ist einmal die Bedeutung Dietleips, die
besonders im Rosengarten A 106 ff. hervortritt, der den Helden
auch als ganz jung auffasst (wie der Biterolf), was man ersieht
aus Str. 267 f.: Do sprach der von Wdsgensteine: fitst du Bitt-
rolf es bamf wer hat dich ze strite her gein mir erkomt du
bist niht getcahsen noch ze eime man: wie wilt du eime recken
mit strite vor gestdnf Dd sprach gar zornliche der junge Diet-
leip: ,waz weit ir, wer der recke, miner kintheitf des bringe ich
iuch wol innen/ sprach der junge man, ,nu enschonet minei
libes niht, so tv^n ich tu daz sam,* Aber auch in D 87: Do
sprach ze Diethere von Beme her Dietrich: ,r%t wir nach Diet-
leibe, dem degen lobelich, er sol uns kamen schiere, daz solt
du in wizzen Idn — '. In A ist der junge das Prädikat Dietleips,
in D der hochgemuot. Auch die Art wie die beiden Streiter
in A einander an Kräften gleich sind und nach dem unent-
schiedenen Kampfe von ihnen 276, 4 gesagt wird: do wurden
eitgesellen die stolzen recken wolgetdn stimmt zu ihrer Verwandt-
schaft im Biterolf, die hier vielleicht sogar durch die vorwurfs-
vollen Worte Walthers angedeutet wird 269, 2 f.: waz hilf et
guotiu triuwe, der darwider übel tuotf guotiu triuwe an toren
liitzel helfen kan. Im Rosengarten A 165 ff. wird das Land
bei Worms von Dietrichs Mannen ebenso wenig verwüstet wie
Biterolf 5781 ff. 6410. 7316. 9423. 9572 ff. Die schönen Zelte
der fremden Heerschaar erwähnt A 177, D 174 ff. 203, wie
Biterolf 5801—5811 (Thidrekssaga Cap. 200). Die Episode A
59 — 68, wo die Boten für die Botschaft von Dietrich gezüchtigt
werden sollen, aber Wolfhart und Hildebrand es verhindern,
ähnelt sehr Biterolf 6662 — 6669, wo Hagen wider König Gün-
thers Zorn für Rüedeger eintritt. -4 127. 8 enthalten Wendungen
wie Biterolf 4577—4604. 4745—4774. 5163-5255, nur dass
im Rosengarten Dietrich bittet, der im Mittelpunkte steht, indess
Dietleip es seiner Rolle gemäss im Biterolf thut. Siegfried und
Ueber die Sage tod Biterolf und Dietleip. 25
Dietrich bilden im Rosengarten A schon dadurch die Haupt-
personen^ weil sie allein zu Pferde streiten^ die anderen zu
Fuss; nur Usan ist 371 ff. beritten^ denn es handelt sich da um
Tjoste, nicht um eigentliche Zweikämpfe.
Dass im Rosengarten D die Uebereinstimmungen mit dem
Biterolf noch weiter gehen als in Ay hat auch Holz schon gesehen
S. CIX. Etzel ist da mit Dietrich verbunden Str. 14 ff., er sucht
diesen zwar in Bern auf, aber 129 ff. ziehen sie alle mit ein-
ander ins Hunnenland, wo sie von Frau Helche ausgerüstet
werden, und erst von da aus wird der Zug nach Worms an-
getreten; im Biterolf ist Etzel der Schutzherr des Unternehmens
und die gemeinsame Heeresfahrt seiner Mannen und der
Schaaren Dietrichs beginnt am Lechfeld 5635. Wichtig scheint
mir, dass in D Rüedeger die Botschaft nach Worms tibernimmt:
Str. 208 ff. die Motivirung dessen, Schilderung der Kleider
[D VI, 2ff..S. 182 ff.), Darstellung seiner Rückkunft 251 steht
den entsprechenden Partien des Biterolf 5933ff. 7249ff. inhaltlich
recht nahe. Erinnert die Verbindung von Dietleip und Fruote
D 161, If. an die Einleitung des Biterolf 1912 ff? Der Streit
zwischen Sigestap und Rienolt D VII bedeutet wohl auch eine
Zerlegung der Kämpfe, wie sie im Biterolf stattfindet, und Sige-
stap spricht 261 wie Wolf hart Biterolf 8 170 ff. Die Kämpferiiste
stimmt in D mehr mit dem Biterolf als in A, Die Wappen
der Helden werden wie im Biterolf anlässlich ihrer Kämpfe
beschrieben. Auch die Schlusspartie weist viele Aehnlichkeiten
mit dem Biterolf auf: so die Wechselreden der Helden nach
dem Kampf Str. 579—604, vgl. Bit. 12532 ff.; der Abschied
Str. 605, Bit. 12762 ff.; die Wege der Heimfahrt Str. 626 ff.,
Bit. 13041 ff. Holz lehnt es a. a. 0. ab, anzunehmen, dass der
Rosengarten D unmittelbare Beziehungen zum Biterolf habe;
ich wage kein bestimmtes Urtheil, nur so viel scheint mir klar,
dass die von Holz vorgebrachten Gründe die Sache nicht ent-
scheiden. Vom Biterolf sagt er, das Gedicht sei ,nur wenig
bekannt gewesen und habe gewiss nicht über seine Heimat
hinaus gewirkt.' Woher weiss er das? Von den anderen
Werken, die uns nur in der Ambraser Handschrift überliefert
sind, ist uns nichts derart bekannt, und was den möglichen
Kinfluss des Biterolf auf andere Dichtungen anlangt, so hat
ihn meines Wissens bisher noch Niemand untersucht. Um einen
^6 IX. AbhaodluQg: SchÖnbuch.
Zug gegen die Wormser Könige handelt es sich wirklich so-
wohl im Biterolf als im Rosengarten D, und dass im Biterolf
Etzei nicht die Fahrt persönlich mitmacht^ ist unwesentlich: er
gilt ja in der Heldensage überhaupt mehr als Vertreter der Macht
der Hunnen, Avaren und Ungarn, denn als thätige Persönlich-
keit. Die Aehnlichkeit zwischen Kosengarten D und der Wal-
thersage, die Holz annimmt, beschränkt sich auf einen för die
Sache nicht bedeutenden Punkt, und Rüedegers Botschaft mag
im Biterolf ebensowohl durch die Nibelungen angeregt sein als
im Rosengarten D. Ich meine, eine gewisse Wahrscheinlichkeit
spreche für die Bekanntschaft des Rosengarten D mit dem Bite-
rolf, zur Gewissheit jedoch vermag ich sie auch nicht zu erheben.
Vom Rosengarten F kann ich nur sagen, dass die Ver-
theilung der Kämpfe auf zwei, vielleicht drei Tage (IV 16. 29. V)
eine Entwicklung ähnlich wie die des Stoffes im Biterolf be-
zeichnet. Ob -F V 12, 3 (S. 231) etwas wie den Fahnenkampf
Rüedegers im Biterolf schildert, bleibt unklar.
In sämmtlichen uns überlieferten Gedichten vom Rosen-
garten ist die Einleitung des Berichts über die Wormser Kämpfe
dadurch verändert worden, dass ein Rosengarten zu Worms,
den Kriemhild besitzt, vorangeschoben und zum Lokale der
Kämpfer bestimmt worden ist. Wie das zustande kam und wie
dieser Rosengarten aufgefasst werden muss, habe ich hier nicht
zu erörtern. Jedenfalls ist dadurch die Herausforderung zum
Kampfe endgiltig auf Kriemhild übergegangen. Wie das bewerk-
stelligt werden sollte, darüber war sich der Dichter, welcher
die beiden Stoffe verband, nicht klar: die Botschaft nach Bern
und der Brief der Kriemhilde bilden im Rosengarten A eben-
sogut eine Doublette wie Qibeches Herausforderung und der
Brief in D* hei F sind Eingang und Schluss der Erzählung
durch die Uebernahme von Motiven des höfischen Epos noch
weiter umgestaltet worden. Aber der Stoff des alten Rosengarten
selbst ist bei der Verschmelzung nicht ungeschädigt geblieben.
Aus dem Laurin und hauptsächlich aus dem ursprünglichen
Gehalte des Motives ergibt sich, dass der Rosengarten nicht
durch Betreten und durch Abreissen der Rosen u. s. w. verletzt
werden darf, der seidene Faden darum ist das Symbol dafür
(vgl. Bezzenberger, Zeitschr. fUr d. Philol. 6, 42 ff.). Die selbst-
verständliche Folge davon ist, dass der Conflict in der alten
Ucber die Sage tod Biterolf und Dietleip. 27
Erzählung dadurch hervorgerufen wird, wenn Jemand den Faden
zerreisst und den Garten beschädigt. Dieser Punkt wird im
Rosengarten A thatsächUch noch erwähnt 10. 52, 2. 58, während
der Kämpfe und darnach wird das Gehege mit den Rosen brutal
zertreten, aber ohne dass daflir Strafe oder Genugthuung erfolgt.
Es ist also das Motiv vom Rosengarten insoferne nicht zweck-
mässig gebraucht worden, als es nicht, wie es sollte, den Aus-
brach des Kampfes begründet. Diese Einbusse wird sich voll-
zogen haben, als der Rosengarten vom eigentlichen und ur-
sprünglichen Beherrscher an Kriemhild übergieng und dabei
zugleich mit den Kämpfen zwischen Siegfried und Dietrich
und ihren Genossen verknüpft wurde. Die Riesen unter den
Wormser Streitern stammen entweder aus der Ueberlieferung
des alten Rosengartens oder sind in der alten Dichtung von
den Wormser Kämpfen schon bei Siegfried gewesen: vielleicht
als Reminiscenz an seine Jugend. Im Biterolf ist Stuotfuhs ein
Rest davon, in der Thidrekssaga gehören Isungs Söhne wohl
dazu und der von Witege besiegte Etgeir, in den Rosengärten
finden sie sich in allen Fassungen.
UeberbHckt man die Entwickelung des Stoffes von den
Zweikämpfen um Siegfried und Dietrich in den verschiedenen
üeberlieferungen, so kann man sie vielleicht durch folgendes
Diagramm versinnlichen:
Alte KampfdichtuDg Alte Rosengarten dich tun g
/X X^ ■
Thidrekssaga x y^ Laurin
Biterolf Rosengarten A
^ \ '
\Rosengarten D
Dass die alte Kampfdichtung und x im Südosten Deutschlands
entstanden seien, haben wir bereits (S. 14) vermuthet. Welche
Zeit dafür ungefähr anzusetzen ist, wird erst klar werden,
wenn uns die Geschichte der Entstehung des in der Ambraser
Handschrift überiieferten Gedichtes ,Biterolf verständlich ge-
worden ist.
28 IX. Abhandlung: Schön bach.
3.
Dietleip, dessen Fahrt auf der Suche nach dem Vater
in dem ersten Theile des mittelhochdeutschen Gedichtes erzählt
wird, kommt auch in der Thidrekssaga vor und die Thaten
des jugendlichen Kämpen Thetleifr bilden den Inhalt der Ca
pitel 111 — 121) (von Unger überschrieben: Thetleif Danskes
Bedrifter). Wilhelm Grimm stellt HS. 126 jeden Zusammenhang
zwischen beiden Stücken in Abrede: ,Ein eigenes Gedicht von
Dietleip bewahrt die Vilkinasaga in einer ausführlichen und hier
vorzüglich schönen Erzählung, die gar nichts mit unserer Com-
position gemein hat.* S. 128 betrachtet er ,das Gedicht im
Ganzen und mit Ausnahme von Einzelheiten als eine Erfindung^
und S. 356 äussert er sich noch bestimmter über (Klage und)
Biterolf : ,Ihr Dasein betrachte ich mehr wie einen Zufall und
ihren Inhalt wie eine äusserliche und willkürliche Zuthat, welche
auf die Sage selbst keinen Einfluss gehabt hat. Ungeachtet
aller Anstrengung ist keine lebendige Regung, kein Fortschritt
darin. ^ Diese Ablehnung eines Bezuges zwischen dem mittel-
hochdeutschen und dem nordischen Berichte ist dann mass-
gebend geworden. Uhland beruft sich darauf (Schriften 1, 410),
Müllenhoff sagt (Kudrun S. 102): ,Den ersten Theil seines Ge-
dichtes hat der kecke Sinn des ersten Dichters (Müllenhoff
hält Klage und Biterolf für Bearbeitungen älterer Werke durch
eine Hand) aber ohne Zweifel selbst erfunden^ Gödeke (Mittel-
alter S. 305**) nennt ,Dietleips Nachreiten . . . geradezu erfunden*,
und so wäre noch eine Reihe von Forschern anzuführen, die
sich zu dieser Meinung bekennen. Auch Symons in seinem
Abriss der Heldensage spricht sich (Pauls Grundriss 2, 17) dahin
aus, dass die Fabel des Biterolf und des Rosengarten ,auf will-
kürlicher Erfindung* beruhe. — Nebenbei: ist die Annahme, der
Dichter des Biterolf habe den Stoff für den ersten Theil seines
Werkes einfach frei erfunden, wohl vereinbar mit der von allen
Forschern anerkannten Thatsache, dass dieser Dichter über eioe
Kenntniss der deutschen Heldensage verfügt, die ihres Gleichen
innerhalb der altdeutschen Poesie nicht findet? — Gervinus, der
auch (P, 310) ,die Mähre als ganz willkürlich erfunden' ansieht,
scheint dagegen zu glauben, dass der Bericht der Thidrekssaga
auf den Biterolf zurückgehe, denn er sagt (S. 311): ,üie Thict-
üeber die Sage vod Biterolf and Dietleip. 29
rekssage kennt die beiden Helden (Biterolf und Dietleip); nur
die Kriege in Preussen und Polen ^ die Ringkämpfe zwischen
Amelangen und Burgunden^ konnten dem Sammler nicht dienen^
der in seinem Norden zwischen Deutschland und den Ostländem
eigene Verhältnisse und für den Zusammenstoss Dietrichs mit
Siegfried andere Sagenverbindungen hatte — ^
Vorsichtig äussert sich Lachmann in den Anmerkungen
zu den Nib. 1141 (S. 151): , — wie es der Dichter des Biterolf
zu thun liebt, der darin oflfenbar seiner Quelle, jüngeren und
willkürlicher gedichteten Heldenliedern, folgt*. Und in seiner,
von mir schon anderwärts des öfteren angezogenen Vorlesung
über Geschichte der altdeutschen Litteratur (1840) meinte er
von Biterolf: ,Es liegen wieder alte Sagen zugrunde, aber
schon in besonderen Bearbeitungen^ Auch Mullenhoff hat sich
später anders besonnen und sagt Z£. XXXHI, 1 (Zeitschr. f\ir
das Alterth. 12, 337): ,Die Sage aber, die in der Thidrekssaga
CHI ff. noch in älterer Gestalt vorliegt, ist augenscheinlich
von deutschen oder sächsischen Sängern in Dänemark den
Dänen zu Liebe localisiert, und zwar so, wie es nur bei voll-
kommener Vertrautheit mit Land und Leuten möglich war^
üeber diese, flir die Entstehung des Gedichtes ,Biterolf
und Dietleip^ bedeutsame Frage ist es nur dann möglich, zu
urtheilen, wenn vorher die darin enthaltene Geschichte von
Dietleips Jugend und ersten Thaten mit dem Berichte der Thid-
rekssaga genau verglichen wird.
Die Heimat des jxmgen Dietleip wird im Eingänge des
bezüglichen Abschnittes der mittelhochdeutschen Dichtung nicht
bestimmt angegeben, es heisst nur 1989: von dem ich tu nu
teil sagen, der umoha in sinen jungen tagen in einem riehen
lande. Erst 2294 f. folgt die Mittheilung, er sei mit seinen
Knaben vor die Stadt Toledo vorbeigeritten. Allerdings wird
seine Mutter Dietlinde genannt, was ja im Zusammenhange mit
dem ersten Abschnitte von Biterolf keinen Zweifel über die
Abstammung des Helden lässt; ob jedoch dieser erste Abschnitt
und die mit ihm übereinstimmenden Angaben dem. Gedichte
ursprünglich angehörten, wird noch zu untersuchen sein. Da
bleibt es merkwürdig, wie Biterolf sein Pseudonym wählt 1909:
er toaa ein recke üz Tenelant, Fruote so was er genant, do sprach
der degen guote, ffrouvce, ich heize Fruote'. Denn in der Thict-
30 IX. AbhMidliiiig : Schftnbaeb.
rekssaga wohDt Biturulfr (dessen Ruhm gepriesen wird wie von
dem mittelhochdeutschen Gedichte: er allra kappa mestr ok
berserkia, vgl. oben S. 3) auf Schonen in Dänemark und zwar
in Tummaporpj wie MüUenhoflF (Zeitschr. für d. Alterth. 12,
387) sagt: Jetzt ein Kirchort, vormals ein Handelsplatz — ver-
muthlich weil man den Namen flir einen tcerschen knaben wie
Thetlef bezeichnet fand*. Seine Frau heisst Oda: hon var dottir
jarls af Saxlandi, Auch an einer anderen Stelle, in der
Beschreibung Thetleifs als Dietrichs Kämpen, Cap. 180 wird
seine edle Abstammung mütterlicherseits hervorgehoben: firxr
]roi hcevtr kann gull a sinum skildij at hans modir er figinborin.
Im Biterolf ist Dietlinde verwandt mit Ermenrich und Fran
Gotelinde, Rüedegers Gemahlin, (dessen Tochter in der Klage
auch Dietlinde heisst). Die Thi(trekssaga schildert dann Thet-
leifr, Biturulfs Sohn, als einen jungen Tölpel und Bärenhäuter
{der tumbe gast heisst Dietleip unauflftlllig Bit. 3413), der des-
halb von seinen Eltern missachtet wird: en firir pat hit sama
ann hvarki hanom mikil fadir ne modir, oc litt rcekia J>au
kann, oc fol oc sciptingr hyggia pau oc hverr annarra at kann
se. Vgl. Cap. 112 und besonders 113 Thetleifs Vorwürfe: ncer
sem fadir minn eda modir ccemr eftir mer , pa eigu pau litla
fosirbaun ydr upp at luca, firir poi at litla rcect have per a
mic lagt oc litinn costnad ah pil pessa dags, Spuren von dieser
AuflFassung enthält auch der Biterolf; dort wird der Knabe von
seinen Erziehern nicht gut behandelt 2015: die in heten under
in erzogen, von den er üf den regenbogen vil selten wart ge-
setzet, (Dieser bildliche Ausdruck bedeutet somit etwas anderes,
als was die Wörterbücher auf Grund von W. Grimms Anm.
zu Freid. 1, 10 annehmen: ,Luftschlösser bauen*. Wie Belage
1095 bezeichnet der Regenbogen ein ideales Land des grössten
Glückes und hängt mit anderen volksthümlichen Vorstellungen
dieser Art zusammen. Bezzenberger hat in der Anm. zur
PVeidankstelle die Sache durch Verwechslung der Citate ver-
dorben), si wolden sich ergetzet ir herren mit dem kinde hdn,
(ä. h. die vornehmen Herrn, denen der Knabe anvertraut war,
wollten sich für die Strenge ihres abwesenden Gebieters Bite-
rolf an dem Kinde schadlos halten), allez daz wart wol get^tn
2{}2{\. liwie man im gap die lere (= disciplina, Züchtigung),
dm KHohs er nach ir ere. si zugen in vlizicliche (sie hielten ihn
Ueber die-Sage Ton Bitorolf and Dietleip. 31
scharf): sinem vater vil geliche gebären er begunde. — den
jungen recken u)ol gebom bi Helden do man wesen hiez: vil gerne
er sich scheiden liez von ammen die sin phldgen e. Auch in
der bitteren Klage wider die Hofherren, welche Dietleips Mutter
nach seinem Entweichen 2320 ausspricht, klingt dieses Verhält-
niss an: habt ir ze valkencere erweit den minen einigen suon,
80 moht ir nimmer wirs getuon. Deutlich wird die Ueberein-
stimmung beider Fassungen, wenn es im nächsten Satze der
Thidrekssaga heisst: en po hevir hann set hestna ridna oc spio-
iom scotidy iverdom scylt oc steini orpitj oc mar gar adrar id-
rottir set frammi hafdar^ oc mcetti hann firir ])vi ntmiit hava,
ef hann vildi gaum at geva. allir hyggia at hann geymi sliks
ecki, firir Jjvi at eigi er hann mioc bradgcerr i upruna sinum.
Das findet sich beinahe wörtlich Bit. 2116: so er tougenlichest
künde, so nam er helde kleider war, unz daz er erkunde gar
wie man gen strite hamasch truoc. niemanne er des zuo gewuoc.
er lernte rtten umbe dazy üf frevele ros er dicke saz; Schilde
nam er an die hant, die tjost er kündeliche ervant. sin muoter
sin do hüeten hiez daz man in ze rehte rtten liez, wd vonf
ez dühte si ze fruo. do greif ab er so kindisch zuo, daz von
siner tumben hant vil der schefte wart verswant. stcaz er die
wisen sach begdn, des enwolde er niht verlän, em lemete ez
sd zehant Und wie dann in der Thidrekssaga Alle überrascht
werden durch Thetleifs Tüchtigkeit, so übertrifft auch der junge
Dietleip alle Erwartungen. In der Thidrekssaga will dann
Biturulfr zu dem Gastmahle Ulfs, des Sohnes Sotis, fort und
Thetleif zurücklassen; im Biterolf ist er wirklich fortgezogen.
In der Thidrekssaga Cap. 112 f. ersucht Thetleif r um die Er-
laubniss, die Fahrt mitmachen zu dürfen, will aber auch ohne
Erlaubniss mitziehen; im Biterolf fragt Dietleip seine Mutter
207 7 ff., ob er seinen Vater suchen dürfe, und thut es dann,
trotzdem es ihm 2081 ff. abgeschlagen wird. In dem Streite
Thetleifs mit seinem Vater Cap. 113 sagt dieser, er glaube, was
ihm gesagt wurde, dass Thetleifr nicht sein Sohn sei: oc pat
(Btla ec sannast vera, hvat sem engi segir, pa cetla oec pec al-
drigi minn sun vera^ pvi at adra hafda ec idn i cßscu minni en
per hevir i pinni, Thetleifr erwidert auf diese Beschuldigung
seiner Mutter sehr heftig und ist kaum zu beschwichtigen.
Vielleicht kann das mit einer sonst dunklen Stelle des mittel-
32 IX. Abhandlung: Sohönbaeh.
hochdeutschen Gedichtes zasammengehalten werden 93: Diet-
leip also was er genant: der hell was des ungeschant, sin mm-
ter hiez frou Dietlinty diu was eins riehen küneges kint; in
erbte an ere deste baz. Wenn 94 nicht bloss durch den Reim*
zwang hervorgerufen ist, dann weist es auf ilble Nachrede
über Dietleips Abstammung. (Dazu halte man die Verse 424öff.,
Dietleips Selbstgespräch in der Unterredung mit Rüedeger: er
mant mich eines mbes; des ir vil werden libes des bin ich im-
mer ungeschant,) Oder sollte es mit einer Deutung des Namens
zusammenhängen: die Wurzel leib bezeichnet in althochdeut-
schen Zusammensetzungen ,Rest' (Graff 2, 47 — 50); könnte
yDietleip^ als ,Ueberbleibsel des Volkes', ein letzter und schlech-
tester, aufgefasst worden sein? Wenn Thetleifr Cap. 112. 3
Ross und Waffen verlangt und sich dann selbst verschafft;, so
thut Aehnliches auch Dietleip, und sogar den guten Waffen de«
Vaters, die Thetleifr dann für seine schlechten erhält, entspräche
im Gedichte 2144: der junge starke degen guot vant ein ge-
wcßfen riche daz e ml ritterliche sin vater dicke hete getragen,
und einen heim wol geslagen von gesmidigem stdle u. s. w. (Vgl.
übrigens auch die Bemerkung Heimes zu den Räubern im Falstr-
walde Cap. 116: her rida II menn oc hava svarta hialma oc
neglda saman med storom naglum, oc pat hygg ec, at vist m(Btti
fiandinn sialfr hava gort pessa hialma, sva ero peir sterclega
gervir.)
Biturulfr und Thetleifr reiten nun mit einander zu Gast-
mählern, auf der Heimfahrt kommen sie durch den Falstrwald;
wo sie von zwölf Räubern angefallen werden, die sie sämmtlich
tödten, nur Heimir entflieht. Neben dieses Abenteuer könnte
man die Angriffe stellen, welche (abgesehen von der Fahrt Bite-
rolfs) Dietleip vor Metz (wo auch zuerst sechs, dann zwölf ihm
entgegenreiten 2407 ff., 2490 ff.) und vor Worms erftlhrt. Und
noch bezeichnender scheint mir die Erzählung wie Dietleip mit
seinen Knaben durch Lothringen an den Waskenwald gekommen
ist; dort heisst es 2678: do sprach der junge degen balt: ,nu
reichet mir den heim her unde schiftet mir das sper wider an
den minen schaft ez sint Ithte hie mit kraft schächcere in disem
tiefen tan: an den kan nieman lop begdn, wan swaz man ir
slilege tot, daz wcere lande und Hüten not^. Es wird nun zwar
nichts daraus und sie bleiben diesmal unbelästigt, aber gerade
üeber die Sag« tod Biterolf und Dieüeip. 33
das Bcheint mir die Spur einer älteren Ueberlieferung, die nur
aus Rücksicht auf den hier geplanten Fortgang der Erzählung
bloss angedeutet wurde. Vgl. übrigens noch Biterolfs Ueberfall
durch die Baiem 840ff. besonders 916 ff.
In der Thidrekssaga verabschiedet sich Thetleifr nach der
Heimkehr von seinen Eltern, um seinen Grossvater mütter-
licherseits, den Jarl in Sachsen, aufzusuchen. Er spricht dar-
über zunächst seine Mutter an, so thut auch Dietleip, wie wir
schon gesehen haben. Die Uebereinstimmung der Motive hat
schon Gervinus a. a. O. bemerkt. Vater und Mutter statten ihn
mit Waffen, Ross und Geld aus (vgl. Bit. 2366 f.) und geben ihm
den Rath (Cap. 117): oc bidia kann vera mildan oc stör giof tan
h(p,di vid rika menn oc vid orika. Das ist nun in dem Be-
richte der Thidrekssaga schon verschmolzen mit dem Eingange
eines dem Stoffe einverleibten Märchens, das die Fahrt des
starken DümmÜngs in ein Zauberschloss und den Kampf schil-
dert, den er dort siegreich mit einem exotischen Helden besteht.
Die Geschichte, die ich als Einschaltung in die deutsche Fas-
sung ansehe, welche von der Thidrekssaga benutzt wurde, ist
nur dadurch interessant, dass der Gegner, der in dreitägigem
Kampfe überwunden wird, ebenfalls Sigurdr = Siegfried heisst;
das legt den Gedanken nahe, Thetleifr — Sigurdr stellten eine
Parallele zu Dietrich — Siegfried dar. Das wird durch eine
Bemerkung am Schlüsse der Erzählung Cap. 129 bestätigt: nu
tekr pidricr kann (petleif) til felaga oc kallar kann sinn
jafningia — .
Den ausdrÜckUchen Rath seines Vaters, sofort seinen
Namen zu nennen, befolgt Thetleifr nicht, er widerspricht viel-
mehr Sigurds richtiger Vermuthung und legt sich einen falschen
Namen bei. Erst nach dem Siege offenbart er sich Cap. 121.
Bei Thidrek gibt er dann wieder Cap. 124 einen anderen fal-
schen Namen an, den er erst am Schlüsse Cap. 129 gegen
seinen richtigen eintauscht. Auch Dietleip weigert sich wieder-
holt. Näheres über sich mitzutheilen vor Metz 2520 ff. und bei
Worms in drei Stufen und in gereizter Wechselrede gegen
Hagen, Gernot und Günther. Als er an den Hof König Etzels
kommt, ist wunderlicher Weise davon gar nicht die Rede, dass
er namenlos bleibt, wir erfahren das erst nach der Polenschlacht
aus Rüedegers Munde 4221: heimlichen fragen er began: ,wie
Sitivngtber. d. pbiL-hiit. Gl. CXXXYI. Bd. 9. Abb. 3
34 IX. Abbandlnng: Schön bacb.
lange weit ir^ junger man, iuvcer geslehte vor uns helnf tcwnei
ir Etzeln an versteln wie iuwer name si genant f ich weiz icol
wd ir habet lant und Hute vil darinnen Auch darnach sträubt
sich Dietleip noch, und erst als Rtiedeger ihm seine Familie
auf den Kopf zu sagt, räumt er es ein, doch bleibt der Name
selbst ungenannt bis zur Zusammenkunft mit dem alten Biterolf
In dessen Geschichte wiederholt sich die Sache: in der Ein-
leitung nennt er sich Fruote 1912 ff., im Hauptgedicht Dkk
3408 — 4501; vielleicht war der zweite Name als Koseform das
ursprüngliche Pseudonym Dietleips. Auch die Vergleichung
dieses Zuges lehrt, dass die Thidrekssaga im ganzen der alten
Dichtung näher steht, aus welcher der Biterolf gleichfalls
schöpfte. Denn in die Geschichte des starken Dümmlings
passt es sehr wohl, dass er seinen Namen verbirgt, der seine
edle Abkunft verräth und die Erwartungen auf seine Tüchtigkeit
spannt: durch Namen losigkeit oder falschen Namen wird die
Ueberraschung erhöht, welche dann seine Thaten hervorbringen.
In dem Berichte, den die Thictrekssaga von Thetleifs Auf-
enthalt bei Sigurd dem Griechen liefert, findet sich Cap. 120
merkwürdig erzählt, wie Sigurds Tochter mit dem Gaste das
Lager theilt; dazu bemerkt der Erzähler: pat munu ]jeir hyggia^
er heyra saguna oc noir sitia oc flestu vilia a ferlegra tej
snua, at hon mundi sialva sec fr am bioda. nei pat for sva
ßarri. til pess gecc hon pangatj at skemta hanom med fagrom
doemisagom oc adrom kurteislegom rcedom, Dass hinter diesen
Sätzen, die an Episoden Hartmanns und Wolframs erinnern,
ein alter Zug steckt, wird, glaube ich, wahrscheinUch gemacht
durch eine nicht minder auffällige Stelle über den jungen Diet-
leip 2250: vil selten man in släfen hiez ninder wan da lägen
wip und stolzer juncfrouwen Up: künde er minne hdn gephlegen,
so wcere er sanfte da gelegen, dö was im minne unerkant, da
von vil selten si sin hant hete gerileret inder an, swaz im d4
liebes was getan ^ des wart in niene habedanc: in düht daz
wesen bi in lanc. Auch diese Blödigkeit schickt sich sehr wohl
in eine Erzählung von dem grossen Helden, der aus dem jungen
Tölpel herauswächst. Uebrigens trägt der ganze mittelhoch-
deutsche Biterolf die Spuren seiner Abstammung aus der Helden-
sage, denn es ist ein Männerroman, in dem die Frauenhebe
keinen Platz findet.
Ueb«r die Sage ron Biterolf und Dieticip. 35
Nach der Geschichte von Sigurd dem Griechen widmet
die Thidrekssaga das ganze 122. und 123. Capitel der Reise
Thetleifs zn Thidrek und das erste der beiden gar nur der
Frage des Helden nach dem Wege. Schon der erste Satz
passt auch auf die Fahrt Dietleips: ftrr nu Thetleifr veg sinn
oc ridr pingat sem kann keinr cetlat langar leidir bygdir oc
ohygdir. Und der weitläuftig und wichtig behandelten Frage
entspricht auch Dietleips Reise 2356: der junge degen vil ge-
meit begunde fragen durch diu lant: vil geime hete er daz
erkant wa er stnen vater solde suochen, den er wolde vil
gerne und williclichen sehen: daz mohte sanfte niht geschehen.
Die Frage wird dann wieder vorgetragen 2624 — 2639 (3134ff.)
und die Antwort, in der Dietleip an Etzel gewiesen wird 2640 ff.,
seine Rede, die darauf eingeht, 2653 ff., sie klingen fast wie die
Ueberlegung, vermöge deren Thetleifr Cap. 123 den Weg zu
Thidrek einschlägt: meiri forvitni er mer a pidriki af Bcem
oc a hans felagum en mer er a modorfedr minum afgamlum^
enda mcßtti ec po hann finna at ec finna pidric fyrri. Wie
Thetleifr Cap. 124, sucht auch Biterolf in der Einleitung einen
Häuptling.
Cap. 125 — 127 der Thidrekssaga wird die wunderliche
Geschichte von Thetleifs Gastmahl und seinem Aufwand erzählt,
die mit den Worten beginnt: nu vill pettleifr eigi ganga i
konongsgard at krefia ser matar oc dryckiar arla oc sidla, oc
geinr pat i hug ser, at heldr scal hann vela um pat er sialfr
n hann, medan er pat vinnz, oc segir at ce man noccot firir
handom verda, pegar pat er tippi. Dem entspricht es, wenn
in dem mittelhochdeutschen Gedichte weder Biterolf noch Diet-
leip von Etzel Gut und Lohn annehmen wollen. Auf sie beide
beziehen sich die einleitenden Verse der 6. Aventüre 4067:
dise rede sul wir bellhen Idn^ swaz si tuon od hdn getdn^ und
sagen ein ander mcere wie bi dem kiinege wcere vil manic ritter
unerkant, der golt bürge noch lant an im erdienen wolte niht.
In dem Sinne wird man dann auch die Klagen Helches und
Etzels 4399 ff. 4451 ff. zu verstehen haben, dass die beiden
Helden an ihrem Hofe nicht gut behandelt worden seien. Auch
in der Einleitung des Werkes nimmt Biterolf keine Gabe von
dem Hunnenkönig an und begründet das in einem Gespräch
mit Kelche 1321 ff., worauf es heisst 1336: sit wart daz frouwen
3*
36 IX. Abbudlunf : SehAnbftch.
Heichen klage daz er niht von in beiden nam. Und Etzel
klagt 1365: ,ich wetz vil wol wie ich den hell versolden srA.
iedoch hdn ich des immer schäm daz er nie niht von mir genam\
Nach dem Prenssenzuge flihrt das sogar zu einer unangenehmen
Erörterung zwischen Etzel und Biterolf, weil dieser erklärt
1935: yher kilnec, nu Idt michs dne sin unz daz ez baz dk
hende min verdienen^ als ich willen hdn. — die wtle ich aUe4
wol enbir, daz niht ensprechen iuwer man, diu gebe si umk
sus getdn^. Biterolf schliesst 1952: ,die wtle ich hdn des ick
da brdhte in iuwer lant, so nime ich schaz noch gewant*. In
der Thittrekasaga hat die Zurückhaltung Thetleifs guten Sinn,
weil sie seine Verschwendung erklärt und daraus der Anlass
erwächst, seine Tüchtigkeit ins hellste Licht zu stellen. Im
mittelhochdeutschen Gedicht ist der Zusammenhang verdunkelt
denn Biterolfs und Dietleips unbekannte königliche Stellung
und Abkunft reicht nicht aus für die Erklärung^ zumal Biterolf
ausdrücklich von sich sagt 1923: ,ich bin ein eilender man,
durch vtnde haz hdn ichz Verlan' (sein Land nämlich, vgl. 1201).
— Die Pracht von Etzels (der ja auch in der Thidrekssaf^a
bei Ermenrich weilt) Gastmählern rühmt Bit. 772 ff.
Die Capitel 128 und 129 der Thidrekssaga schildern die
Herausforderung Thetleifs durch Valtari af Vaskasteini. Da-
von enthält der Biterolf schon deshalb nichts, weil Walther in
den Wormser Kämpfen vorkommt und dort. Rüedeger gegen
über gestellt wird, den das mittelhochdeutsche Gedicht einge
schaltet hatte. Dagegen sind die Kampfspiele, in denen sieh
Thetleifr und Valtari erproben, skajHi skiota und steini verpa,
wozu dann noch Cap. 129 das Springen kommt, die alten der
Heldenzeit, bei denen auch Dietleip sich auszeichnet 3378: er
sach da maneger hande spil von helden mit vil grozer kraft:
dicke schuzzen si den schaft^ da bi würfen si den stein, dv
was under in dehein der ez tete für den gast, solher IcrefU
im niht gebraust, si liefen oder Sprüngen, die alten zuo den
jungen: s6 verre brach er in diu zil, ir wcere lützel oder vil
daz man im prises muoste jehen (vgl. 5941 ff.). Im übrigen
vollbringt Dietleip in dem ihm gewidmeten Abschnitte des
mittelhochdeutschen Werkes (z. B. 2425 ff.) ebenso wie Thetleifr
in der Thidrekssaga hauptsächlich Kraftthaten, nicht Kunst-
thaten. (Vgl. oben S. 6 f.).
üeber die Sage tod Biterolf imd Dietleip. 37
In der Thidrekssaga wird Thetleifr nach diesen Aben-
tenern von König Erminrek zum Ritter geschlagen Cap. 129:
— oc par a ovan gefr kann hanom hinn gafuglegsta bunad,
oc 8va mikit fe gefr kann hanom sidan aem kann koatadi af
sialfa sins, oc eptir pat dubbar konongrtnn kann til riddara.
Aach Dietleip ist Knecht^ als er an Etzels Hof kommt und
macht so den Polenzug mit, darnach heisst es dann 4506: dö
sprach frou Helche: ,ir (Biterolf) sult gewem mich und ouch
den herren min: imver sun sol ritter sin. uns enbreste des wir
bediu Aan, daz sol in kurzer zit ergän, Dietleip dankt , will
sich aber vorher noch Genugthuung für den Angriff durch die
Burgunden verschaffen, das wird erzählt, darüber jedoch ver-
gisst der Dichter auf den fehlenden Ritterschlag (vgl. oben S. 7),
den Dietleip thatsächlich in dem Gedichte nicht erhält. Hier
ist deutlich die Naht, durch welche die beiden Stoffe von Diet-
leip und den Wormser Kämpfen verbunden wurden; dabei
musste der erste um seiner weiteren Entwicklung und um den
Schluss, den die Thidrekssaga Cap. 351 — 354 berichtet, ver-
kürzt werden.
Noch gibt die Thidrekssaga Cap. 180 eine Beschreibung
Thetleifs als Genossen von Thidrek. Diese stimmt in einigen
Punkten mit den dürftigen Angaben des Biterolf, in anderen
nicht. So heisst es von ihm: pettleifr Biturulfs son var jarpr
a hdr oc retthdrr oc Pyct meoc, womit der üppige Haarwuchs
Dietleips (vgl. oben S. 6) wohl gemeint sein kann, aber schwer-
lich die goldblonde Farbe des Haares, heisst es doch dann
ausdrücklich von ihm, dass er cecki leoslitadr gewesen ist.
Wenn dort ferner die dreiste Sprechweise Thetleifs hervor-
gehoben wird, so passt das nicht zu seinen bescheidenen Reden
Cap. 124. 8 (vgl. Bit. 4540 ff.), die freilich bloss formelhaft sein
mögen. Das Lob, welches in diesem Capitel Thetleif gespendet
wird (auch Cap. 215 heisst er enn moesti ofmmtnadarmadr),
ertheilt auch Dietleipen das mittelhochdeutsche Gedicht vgl.
oben S. 7. Die sonstige genaue Charakteristik Thetleifs findet
sich in den vagen Angaben über Dietleip nicht wider. Dass
Thetleifr, der sich in der Saga Cap. 121 mit der Tochter Si-
gurds des Griechen verlobt, als älter angesehen wird denn
zwölf Jahre, die ihm eine Berechnung des mittelhochdeutschen
Werkes beilegt, ist hier noch zu erwähnen.
38 IX< Abhandlnng: SchAnbaoh.
Aus all dem vorgebrachten erhellt, wie ich glaube, die
Thatsache, daas den Berichten der Thidrekssaga über Thetleifr
und der mittelhochdeutschen Dichtung eine gemeinsame Ueber-
lieferung zugrunde liegt, die, mit oder ohne Zwischenglieder^
in jedem der beiden Werke seinem besonderen Zwecke gemäss
ausgestaltet und umgebildet worden ist. Der Dichter des Biter-
olfs hat dabei entschieden weniger von dem ursprünglichen
Bestände der Geschichte in seine Arbeit aufgenommen als der
Erzähler der Thidrekssaga, der auch in diesem Falle wohl ans
einem norddeutschen Liede schöpft. Das ist auch ganz be-
greiflich: für den Biterolf waren nur gewisse allgemeine Züge
einer Heldengestalt nothwendig, zuviel charakteristische Einzel-
heiten, individuelle Zeichnung und Farbe hätte sich zu dem
Rahmen dieser Jugendgeschichte wenig geschickt, den doch
das Vorbild der Artusromane hergab. Wie der Dichter nun
gerade darauf verfiel, Dietleip flir diese Rolle zu wählen, das
scheint unschwer zu erkennen. Dietleip musste seine Auf-
merksamkeit schon durch seinen Zusammenhang mit Dietrich
und durch seine Bedeutung in diesem Kreise auf sich gezogen
haben. In den Rosengärten ist er den Kämpfern vor Worms
unentbehrlich, in der Thidrekssaga wird sein Ansehen schon
dadurch gekennzeichnet, dass er allein (ausser Siegfried nnd
Dietrich) zwei Tage lang kämpft und schliesslich siegt. Ausser-
dem hatte Thetleifr einen ähnlichen Zweikampf wie den Wormser
mit Sigurd dem Griechen bereits bestanden. Vielleicht waren
es weitere Anknüpfungspunkte ftir den Dichter, wenn er in
dem Schicksal des jugendlichen Helden Dietleip die Aehnlich-
keit mit Parzivals Anfängen, in seiner Fahrt nach dem Vater
die Verwandtschaft mit Wigalois erkannte und würdigte. Und
ein weiterer Antrieb mochte für ihn durch sein (oben S. 11)
Urtheil über die Heldensage gegeben sein, worin er diese als
historisch dem fabulierten höfischen Epos gegenüber stellte. Bei
der Verknüpfung mit dem Stoff der Wormser Kämpfe ward
die Erzählung von Dietleip wesentlich verdünnt. Alles auf
Frauen Bezügliche fiel weg, der Schluss wurde abgeschnitten
und der Falz für beide Stücke dadurch hergestellt, dass am
Beginne der Wormser Kämpfe die Herausforderung (durch
Dietrich) beseitigt und dafür Etzels Absage wegen der Belei-
digung Dietleips eingesetzt wurde. Diese Beleidigung ist vom
üeber die Sage von Biterolf and Diotleip. 39
Dichter schon, als er sein Werk unternahm, als Motiv des
späteren Zuges gegen Worms geplant gewesen, das ersieht
man deutlieh aus den Worten Dietleips, die er trotz Günthers
Reue 2990 — 2995 diesem auf seine Einladung, mit ihm nach
Worms zu reiten, erwidert 3005: do sprach der junge: ,ich
enwil, hcBt ich der järe noch so vil als ich der noch ze lebenne
hdn, ich wil ez nimmer tac Verlan ich enreche daz mir ist
geschehen^.
Es ist nun klar, in welcher Weise zwei Stoffe der deut-
schen Heldensage von dem Dichter des Biterolf in einander
gefügt und zu einer Composition verarbeitet wurden. Wollen
wir aber wissen, durch welche Mittel dies geschah, und dann
das Vollendete an seiner Absicht messend, die Gaben des Dich-
ters erkennen und seine Leistung abschätzen, so sind, bevor
das dargelegt werden kann, noch eine Anzahl schwieriger Vor-
fragen aufzuwerfen und zu beantworten.
X. Abb.: Fr. HftUer. Di« semitlsehen Elemente der PahUwi-Sprache.
X.
Die semitischen Elemente der Pahlawi-Spraehe.
Von
Dr. Friedrich MüUer,
wirU. Mitgliede der kaie. Akademie der Wissenschaften.
Die Pahlawi-Sprache , welche lange Zeit fUr ein sprach-
wissenschaftliclies Räthsel galt; wurde in der neueren Zeit als
ein acht iranisches Idiom erkannt, dessen Wortschatz mit einer
bedeutenden Anzahl von semitischen, speciell aramäischen Lehn-
wörtern gesättigt ist. Obschon im Vergleiche mit dem Neu-
persischen, welches von arabischen Elementen wimmelt, die
aramäischen Elemente im Pahlawi nichts besonders Auffallendes
an sich haben, so wurden dieselben doch zu einer bedeutenden
Streitfrage der heutigen Iranologen, und zwar nicht aus einem
inneren, sondern aus einem äusseren Grunde.
Dieser äussere Grund beruht auf einer Nachricht des
zum Islam übergetretenen Persers Ibn-al-Muqaffa' (mit dem
vollen Namen g-a-'O^ ^:^ ^\ *^); eines arabischen Schriftstellers
der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, welche in Muhammad
bin Isbaq's o^j^\ v-jU^ aufbewahrt ist. Dieselbe lautet (nach:
An old Pahlavi-Pazand Glossary edited with an aJphabetical Index
by Destur Hoshangji Jamaspji Asa, revised and enlarged, with
an Introductory Essay on the Pahlavi language by Martin Hang.
Bombay-London 1870. 8«. Hang, Essay on the Pahlavi p. 38):
J>-^ Jy^y* ^^A-^ W? o>?^. uS^^JJ ^ J^ '^ (^^
^^ »>?^ O^ b^^^^ ^J^*^^y --«^ J^^^ »^ ij^ O^ *^y^5
Sitnugettf. d. pkU..1iist. OL CXXXVI. Bd. 10. Abk. 1
2 X. Ahhaaümgt Fr. HftU«r.
,Thej (the Persians) possess also a kind of spelling, which
they call zeväresh] they write by it the characters connected
as well as separated (i. e. the characters appear sometimes joined,
sometimes separated). It consist of about a thoosand words
(with are put together) in order to distinguish those which have
the same meaning. For instance, if somebody intends to
write gösht, that is meat (lakhm) in Arabic, he writes bUrä,
but reads gösht, according to this example «jf) ; and if some-
body intends to write nän^ what is bread (khubz) in Arabic^
he writes lahmä, but reads nän^ according to this example »^^
And in this manner they treat all words that they intend to
write. Only things which do not reqoire such a change, are
written just as they are pronounced.'
Diese Stelle macht ganz den Eindruck des Berichtes eines
Mannes, der von einer Sache zwar weiss , aber von derselben
eigentlich nichts versteht. Was soll man sich unter den
Ol^USJU ,den einander Aehnlichen^ vorstellen? Wie ich
glaube, hat Ibn-al-Muqaffa' an ^ und »T^ gedacht, welche ein-
ander gleich sind, aber ganz Verschiedenes bedeuten. Wäre
dies nicht der Fall, so würde er gewiss andere Beispiele znr
niustrirung seiner Angabe gewählt haben.
Doch dies ist alles flir uns nebensächlich; uns interessirt
blos die Angabe, dass die Perser ein aramäisches Wort
(wie *J5, *-P) schrieben und beim Vorlesen daftlr das
ihm gleichwerthige iranische Wort (cxÄ»^, ^Ü) aus-
sprachen. Diese Sitte sollen noch heutzutage die Parsen-
Priester befolgen, wie der Destur Hosbangji (a. a. O. Preface
p. X, Note) bemerkt: ,Most of the Desturs have a practice,
when seeing Huzvärash words in the text, of pronouncing them
in Päzand; thus for inxj *^jo no they will simply pronounce jw
näm-e yazdaUy and not pavan sham-e yadadän^ as it is written;
and so in all other similar cases.'
Aus diesen Angaben geht hervor, dass die Parsen-Priester
— denn nur an diese kann gedacht werden — im 8. Jahr-
hundert unserer Zeitrechnung die im Pahlawi vorkommenden
aramäischen Fremdworte nicht aussprachen, sondern die ira-
nischen Aequivalente an deren Stelle setzten, und dass diese
Sitte noch heutzutage von den meisten der Parsen-Priester be-
folgt wird.
Die MBÜtisehra Elemente der F«Uawi-Spracbe. 8
Auf dieser unanfechtbaren und sicheren Thatsache fuasend;
schreibt Th. Nöldeke in seinem Buche ^Aufsätze zur persischen
GeschichteS Leipzig 1887. 8». S. 151: ,Das Pehlevi ist eine
Schrift ^^ welche ßXr die persischen Wörter zum Theil die
semitischen begrifflichen Aequivalente setzt^ die aber
persisch auszusprechen sind'; S. 152: ,wie man also im Eng-
lischen £, d. i. ylibra' schreibt und ^pound' spricht, im Deutschen
und EiigUschen & (Ligatur aus et) schreibt und ,und', resp. ;and'
spricht, so machte man es einst im Persischen, nur in weit
ausgedehnterem Masse'; S. 153: ,Jetzt, wo wir wissen, dass
die wunderlichen semitischen Formen nur für die Schrift
Yorhanden sind, nicht für die Aussprache, ist diese
Schwierigkeit fürs Lesen fast ganz verschwunden. Allerdings
steht es noch nicht in allen Fällen fest, welches semitische
Wort durch eine mehrdeutige Buchstabengruppe ausgedrückt
werden soll, auch kennen wir noch nicht den Ursprung aller
dieser ^Ideogramme^; aber die persische Aussprache, welche
beim Lesen allein in Betracht kommt, ist durchweg sicher.
Freilich nicht in allen lautlichen Einzelheiten.'
Obschon den Meisten diese Darlegungen Nöldeke's mit
Bezug auf die Stelle des Fihrist und den Gebrauch der heutigen
Parsen-Priester als vollkommen begründet und richtig erscheinen
dürften, so sind sie dennoch ganz unbegründet und unrichtig.
Und zwar aus den folgenden Gründen:
Es ist vor allem anderen nicht gestattet, eine Sache, die
dem 8. Jahrhunderte n. Chr. angehört, ohne weiteres auf das
3. Jahrhundert n. Chr. zu übertragen. Die Hädiläbad-Inschriften
des Königs Sapor L (240 — 270) wimmeln von aramäischen Aus-
drücken, wären also in lauter Ideogrammen abgefasst, eine
Annahme, an die man gar nicht denken kann. Mögen nun die
heutigen Parsen-Priester diese Inschriften nach dem Recepte
Ibn-al-Muqaffa's lesen; fbr uns ist immer die eigentliche Frage
diese: ,Wie hat man diese Inschriften zur Zeit Sapor's I. gelesen?'
Nehmen wir an, ein orientalischer Reisender der Jetztzeit
schreibe: ,Die Engländer haben in ihrer Sprache eine Menge
^ Diese Beschränkang ist wiUkürlich. Dass das Pablawi (^^Jl^ nicht
blos eine Schrift ist, dies znOge man aus Spiegel, Gramm, der Haz-
yAresch-Sprache, S. 14 ff. ersehen.
4 X. AbluMdloBf : Fr. Malier.
von Worten ; welche sie ganz anders aussprechen ab sie ge-
schrieben werden. So schreiben sie z. B. ,clongh, enongh,
knight, nature', sprechen aber ,klöf, inöf, nait, nätsr^ — Auf
Grund dieser Nachricht würde dann ein orientalischer Gelehrter
schreiben: ^Die englische Schrift ist keine solche Schrift wie
die unsere, sondern mehr eine Gedankenschrift, mit der man
die Aussprache der Worte, welche den Gedanken entsprechen;
blos andeutet/
Geht wohl daraus, dass man im Englischen heutzutage
clough wie klöf, enough wie inöf, knight wie nait, nature wie
nätdr ausspricht, hervor, dass man von allem Anfang an
die Worte so ausgesprochen hat? Wäre ein solcher Schlnss
nicht der grösste logische Fehler, den man sich denken kann?
Als ganz unrichtig muss ich Nöldeke's Bezeichnung der
aramäischen Elemente als ,Ideogramme' ^ bezeichnen. Ibn-al-
Muqaffa's Nachricht gibt zu diesem Ausdruck absolut keinen
Anlass. Er sagt blos, dass man fUr das aramäische Wort das
ihm entsprechende persische Wort ausspricht. Dies ist ebenso,
wie wenn ich in einer Gesellschaft eine Reisebeschreibung vor-
lese und statt der darin vorkommenden Ausdrücke ,Jüz-baa
Kadi, WaKde, Odalik' jene unserer Sprache ,Hauptmann,
Richter, Mutter des Sultans, Kammerzofe^ einsetze. Sind in
diesem Falle die Worte ,Jüz-badi, Kadi, Walide, Odalik^ Ideo-
gramme ?
Als völlig unpassend muss ich aber die von Nöldeke an-
geführten Beispiele, welche gleichsam den Ausdruck ,Ideo-
gramm* erläutern sollen , bezeichnen. Während £ und & bis
zur Verflüchtigung gelangte Abkürzungen sind, in denen
die Allerwenigsten, welche sich derselben bedienen, die ur-
sprüngliche Form ,Libra* und ,et* zu erkennen vermögen,
sind die im Pahlawi erscheinenden aramäischen Ausdrücke
^ Unter Ideogramm yersteht mau die Dantellung eines Begriffes darcb
das Bild der ihm zu Grunde liegenden Anschauung (Ideenschrift), nicht
aber durch die das Wort, beziehungsweise die dasselbe constitairenden
Laute ausdrückende Schrift (Lautschrift). Ob m mS^ ,Hund% ^^^'n
,PferdS «))^ ,Rind*, die Bilder dieser Thiere Jemand zu entdecken ver-
mag, weiss ich nicht; ich kann sie bei der grOssten Anstrengung meiner
Phantasie nicht herausfinden. Nach N0ldeke*8 Auffassung konnte man
diese Elemente nur , mnemotechnische Hilfen' nennen.
Die Beinitlsebeii Elemente der Pahlawi-Spnobe. 5
vollständig geschriebene Formen, die Jedermann der die
Pahlawi-Scbrift kennt und mit dem Aramäischen einigermassen
vertraut ist, leicht zu lesen und zu verstehen vermag. Und
während bei £, & Niemand zu wissen braucht, wie sie aus-
zusprechen sind (so kann mancher ganz ungebildete Börseaner
im Courszettel das Zeichen £ verstehen, ohne zu wissen, dass
man ,pound^ sprechen muss, und es auch gebrauchen), müssen
die Schreiber der Pahlawi-Manuscripte ganz genau gewusst
haben, wie man die aramäischen Elemente auszusprechen
hat, da die Orthographie derselben genau eingehalten wird;
und die Verhunzungen dieser Elemente ursprünglich nicht etwa
im Mangel an Verständniss von Seite der Schreiber, sondern
nur in der Vieldeutigkeit der einzelnen Schriftzeichen und noch
mehr der sogenannten Ligaturen der Pahlawi- Schrift ihren
Grund haben.*
Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie Jemand z. B.
HX)0 I1H>0Ü0, das nach Ibn-al-Muqaffa's Recepte detoän dew zu
sprechen ist, zu schreiben vermag, ohne zu wissen, dass es
lautlich die aramäischen Worte hi^ |MKn''t^ repräsentirt. Ich
glaube, dass man alles Andere sich eher merken kann als
diese sinnverwirrenden gleichmässigen Zeichen, die nicht
etwa bedächtig und langsam gemalt, sondern keck mit einem
schnellen frischen Zuge aufs Papier hingeworfen werden.
Doch wenn wir auch von allen diesen Schwierigkeiten
absehen, welche sich bei der Betrachtung der Pahlawi- Schrift
unter der Voraussetzung, dass die in derselben erscheinenden
aramäischen Ausdrücke ,Ideogramme' sind, darbieten, so bleibt
noch immer die eine Frage — und dies ist die Hauptfrage —
übrig: Wie sind die Perser zur Zeit der Sasaniden zu der
ganz und gar unbegreiflichen Sitte gekommen, ihre geschriebene
Sprache mit aramäischen Ausdrücken zu überladen, welche
sie aber nicht aussprachen, sondern an deren Stelle sie die
persischen Ausdrücke setzten? Das ist etwa so, wie wenn
man sich folgenden Stil aneignen würde: ,Ich estimire Ihre
^ Wenn £ und & so wie es ursprünglich der Fall war, auch gegenwärtig
»Libra* und ,et' geschrieben würden, dann würde sie auch wohl Jedermann
hbra und et aussprechen. Der Vergleich dieser beideil Zeichen mit den
aramäischen Elementen des Pahlawi ist daher ganz unpassend, weil er
unrichtig ist.
6 X. AbkMdluig: Fr. XtUor.
Inclination, ich habe aber nicht das Pouvoir Ihnen ein Ren-
dezvous zu concediren/ So ist zu schreiben, aber zu sprechen:
Jch schätze Ihre Neigung hoch, ich vermag aber nicht Ihnen ein
Stelldichein zu gestatten/ Ein solcher Stil, wie der in dem ange-
fahrten Satze zu Tage tretende, war einmal bei uns wirklich
vorhanden; es war jene Zeit, wo es f)ir fein und nobel galt,
seine Redeweise mit einem französischen Mäntelchen zu be-
kleiden. So kannte noch Friedrich der Grosse keine ^Verdienste',
keine ^Nachsicht', sondern nur ,Meriten' und ein ,Pardoniren^;
Gellert's Stil nannte der König ^coulant^ Die französischen
Elemente unserer Muttersprache der damaligen Zeit wurden
aber, wie man weiss, nicht blos geschrieben, sondern auch
gesprochen.
Nehmen wir nun an, Schiller und Göthe wären zur Zeit
des französischen Einflusses, etwa zur Zeit Ludwig XIV., zur
Welt gekommen, hätten unsere Sprache in dieser RichtuDg
ausgebildet und ihre Werke in derselben geschrieben. An
dieser Sprache wäre dann von den Nachfolgern Schiller's und
Göthe's festgehalten worden, so dass sie sich endlich als die
mustergiltige Sprache unserer classischen Literatur festgesetzt
hätte. Nehmen wir weiter an, es wäre zur Zeit Napoleons 1.,
nachdem das Nationalgefühl im deutschen Volke erwacht war,
ein gründlicher Umschwung eingetreten, der auf die Beseitigung
aller französischen Elemente unserer Muttersprache hinausging,
ein Reinigungs-Process, den wir heutzutage am Öechischen,
Magyarischen, Rumänischen ganz deutlich beobachten können.
Gewiss wtirde es heutzutage, wo wir eine ,germanische Philo-
logie^ haben, als pietätlos und unwissenschaftlich gelten, die
Werke unserer Classiker von den fremden französischen Ele-
menten zu säubern, aber kein ,kerndeut8cher^ Mann würde
es sich nehmen lassen, beim Vorlesen der Producte unserer
Classiker die ,hä8slichen^ französischen Brocken durch echt
deutsche Worte zu ersetzen. Und vollends in der Schule würde
der stramme deutsche Schulmeister seine Schüler anhalten, fiir
den eingedrungenen Fremdling den richtigen deutschen Kem-
ausdruck gleich einzusetzen und seinen Mund durch das ,häss-
liehe französische GenäseP nicht zu entweihen.
UngefUhr in dieser Weise müssen wir den Ursprung und
die Entwicklung der Pahlawi- Sprache uns vorstellen. Das
Die soaitiMliMi Elemente der PolilAwi-Spnehe. I
Pahlawi war arsprünglich eine Hof- nnd Amts- Sprache , die
auf einer Q-esohmacksrichtong basirte, deren eigentlichen Grund
wir nicht kennen, die aber zumeist mit der Lage der Residenz
der sasanidischen Könige zusammenhing. Dies beweisen die
Hädii&bfid-Inschriften^ zu Ghenttge. Die Hof- und Amtssprache
wurde auch die Sprache der officiellen theologischen Literatur
and dadurch die Sprache der Literatur überhaupt.
Nach dem Sturze der einheimischen Dynastie und dem
Verschwinden der Staats -Religion mag auch der literarische
Geschmack sich gründlich geändert haben, und es wurden dann
die eingedrungenen aramäischen Memente den Meisten unver-
ständlich. Man musste dieselben beim Vorlesen von Erzeug-
nissen der Pahlawi- Literatur übersetzen, woraus sich mit der
Zeit die Sitte des ,yom Blatt weg Uebersetzens' bildete. Statt nun
zu lesen »f^ ßaxmä)^ d. i. o^ (nän)^ las man gleich «p^: nan.
Ganz derselbe Vorgang lässt sich noch heutzutage am
Osmanisch - Türkischen beobachten . Die osmanisch -türkische
Schrift- und Literatur -Sprache ist bekanntlich mit arabischen
und persischen Elementen derart imprägnirt, dass man ein
ganzes Buch schreiben kann, ohne ein einziges türkisches
Wort zu gebrauchen. Die fremden arabisch -persischen Ele-
mente werden aber nur von den Uterarisch gebildeten Efendi's,
von dem Volke der Städte blos theilweise, von der Land-
bevölkerung aber gar nicht verstanden. Wenn nun irgend ein
zeitunglesender Türke einem illiteraten Kreise einen Zeitungs-
Artikel, der in der Sprache der Efendi abgefasst ist, vorliest,
so setzt er beim Lesen für die arabisch -persischen Ausdrücke
gleich die entsprechenden türkischen ein, d. h. er übersetzt
gleich vom Blatte weg.
Interessant und damit völlig übereinstimmend ist die Mit-
theilung, die mir vor einigen Jahren Herr Dr. Desider Butyka,
^ Vgl. Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes Bd. VI, S. 71.
Bas Factnm, welches den beiden Inschriften zu Grande liegt, dürite
folgendes sein. Der EOnig wollte einmal in Gegenwart seiner Grossen
seine Kunst im Bogenschiessen zeigen; der Versuch fiel aber nicht
glücklich aus. Man schob dafür die Schuld auf den nicht ordnungs-
gemifls eingerichteten Schiessplatz. Da befahl der KOnig einen eigenen
Schiessplatz zu bauen, der nur von Sr. Majestät selbst benutzt werden
sollte.
8 X. Abhudluf : Fr, MftlUr.
Bataillons- Arzt in der türkischen Armee; gemacht hat Der
türkische Offizier ist — wie Dr. Batyka sagt — in der R^
ein ^Haudegen', welcher der literarischen Bildnng ziemlich fern
steht nnd daher mit der Sprache der Ejfendi nicht sehr rer-
tränt ist. Jedes Regiment hat aber seinen Kjatib; welcher die
Rechnungen fUhrt nnd die Correspondenz besorgt. Derselbe ist
ein gebildeter Mann, der mit der Feder umzugehen versteht^
Wenn nun der Kjatib der Regiments-Mannschaft einen in
der feinen Amtssprache abgefassten Erlass mitzutheilen hat, so
übersetzt er vom Blatt weg, indem er statt der arabischen und
persischen Ausdrücke die entsprechenden türkischen vorliest
Er liest dann cxS»,? ^Fleisch', o^ ,Brod', c-^J»*^ ,Holz*, gleich-
wie wenn OU »äC^, ^2^^>^\ dastünden, und umgekehrt, wenn
ihm OU d^^, ca^>5^ in die Feder dictirt werden, so schreibt
er dafür cxi>^, ^^J3, <-^^laa., da die vulgären türkischen Aus-
drücke als der feinen Schriftsprache nicht angemessen erachtet
werden.
Aus diesen Darlegungen dürfte der aufmerksame Leser
die Ansicht gewonnen haben, dass die aramäischen Elemente
des Pahlawi wahrscheinlich nicht wie Nöldeke will ,Ideo-
gramrae* oder richtiger blosse ,mnemotechnische Hilfen' sind,
sondern dass sie, wenigstens damals als das Pahlawi die Hof-
und Gelehrten-Sprache der Sasanidenzeit war, wirklich ge-
sprochen wurden. Diese Wahrscheinlichkeit würde zur
Gewissheit erhoben, wenn es uns gelingen könnte, nachzu-
weisen, dass es Fälle gibt, wo echt iranische Ausdrücke durch
aramäische Worte erklärt werden. Und solche Fälle gibt es
genug, wie ich im Folgenden nachweisen will.
Vendid. II, 80 (29) wird awest. frakawo mit joi) ©»»O"
übersetzt; dazu lautet das Scholion ir^ =>f, d. h. das iranische
wo (neup. jy) wird durch das aramäische ir^ ^» erklärt.
} AehnUches finden wir im beatigen Indien. Vgl. B. N. Cust im Jonrnal
of the Royal Asiatic Society of Qreat Britain and Ireland 1897, p. 51:
,A11, who know the practice of India, can testify, that the preszdisg
officer glves bis orders in the roughest angrammatical way, and the
flcribe renders this on paper in smooth, grammatical , and official, form,
in wbatewer Langnage, or form of Script, is required for the reci{Hent.'
' Der Gtogensats ist awest. apakawa = Haivaresch-Uebersetzong jeil) ^*f^>
Die aemiftliohen EUm«nt« der Pahlawi*Sprmche. 9
Vendid. III, 44 (14) wird awest. irist^ mit i^p*»^ (vgl.
neup. y^^r^J^ übersetzt. Zu vf^ lautet aber das Scholion
WHDf t;, d. h. das acht iranische y^^ wird durch das ara-
mäische miiD^ erklärt.
Vendid. IV, 1 ist awest. paiii-baraiti — >^ W^. Dies wird
dann durch teim» erklärt.
Vendid. IV, 155 (54) wird awest. mi^ahe^6a aivi-drux^m
mit fö^^ -fC a^irC übersetzt. Dazu lautet das Scholion^) t;
lowiff. Das acht iranische teav* -JC (-ff = aitn) wird durch das
aramäische loiw^jjy^ erläutert.
Für yVfna Vendid. V, 14 (4) setzt die Huzvaresch-Üeber-
setzung -ty^r^'^o no. Das Scholion erklärt dies als -^j*^ f. Das
acht iranische -xjr*»*^« (Abstractum von r*-**'© = awest. frcOäta-
= griech. icXeTtno;) wird durch das aramäische -^j erklärt.
Vendid. V, 27 (8). Der Grundtext hat: äf8 uzwazaitiy
wozu die Huzvaresch-Uebersetzung toröv» "^ö^f- I^iös wird
im Scholion als teirtoib fftyr ^» '^'^ t)«; * erklärt.
Vendid. V, 39 (11) wird fraSha pädaSibja in der Huz-
varesch-Uebersetzung durch^öWö (= neup. <3^3^/*) wieder-
gegeben. Dazu lautet das Scholion: ^iff»* t^o ^>^ -xj^. Es
wird also ein acht iranischer Ausdruck durch einen aramäischen
erklärt.
Vendid. V, 42 (12). Der Grundtext hat: frä wajo patän,
die Huzvaresch-Uebersetzung: -»rrö *i o^o. Dies erklärt das
Scholion als = *r))^f^j^. Es wird also die acht iranische Phrase
>nro 0^0 (vgl. neup. }^ji und die Wurzel pat = griech. -jcet)
durch das aramäische ^riifo»* erklärt.
Vendid. V, 58 (19). Im Grundtext steht: jaöidja tadinti
äpo. Davon lautet die Huzvaresch-Uebersetzung -»r^r -v'-t^^r "ö
•Df. Dazu, speciell zu •ib)""Mö^r »iö, lautet das Scholion -iy^y no.
Es wird also die acht iranische Form •^••'^■xjr (ein Abstractum
vom awest. jaöidadror ,ReinigungsmittelO durch das aramäische
•lö-tjy erklärt.
Vendid. VI, 10 (6) gibt die Huzvaresch-Uebersetzung das
awest. kar§tajaS'6a durch ))wyy wieder. Dabei steht das Scholion
^ Von Jnsti (Z«nd- Wörterbuch 8. 264, b) nicht richtig gefawt.
10 Z. Abhudluf : Fr. MftlUr.
fm^c Es wird also das acht iranische f}fOO>)^ (= awest. kaHh,
altind. kfs) durch das aramäische nrivo' erklärt
Vendid. VI, 67 (31). Awest. äß ajaöidja lautet in der
Huzvaresch-Uebersetzung ^-^-^ny -^C. Dabei steht das SchoKon
^y j^ ^^ j)^ ^^^^ iranische ^^md^kx (hervorgegangen ans
einem awest. ajaöidä&ra-) wird durch das aramäische -tjy ^
erklärt.
Vendid. VI, 67 (34) wird das awest. anaivüqar^^a- von
der Huzvaresch-Uebersetzung durch \y^Avr wiedergegeben.
Dies wird im Scholion als = »r»^«X)i Jie-o» «^ erklärt. Es wird
also zur Erklärung des acht iranischen iirV (= neup. ob^)
das aramäische nri^fOOi herangezogen.
Vendid. VII, 32 (12) wird das awest. fra6a kfr§nt^ in
der Huzvaresch-Uebersetzung durch ^f\ wö wiedergegeben.
Dabei steht das Scholion >))y»Qj^, Es wird demnach das acht
iranische ^y\ durch das aramäische ^iij*« erläutert.
Vendid. VII, 37 (16). Das awest. jaözdadäiti lautet in der
Huzvaresch-Uebersetzung xöY^^-fy^r. Dies erklärt das Scholion
als = tow-^ -t)y. Also die Erklärung eines acht iranischen Aus-
druckes durch einen aramäischen.
Vendid. VII, 144 (56) hat der Grundtext upahhacaiti.
Die Huzvaresch-Uebersetzung setzt dafllr ^ryty -K. Dies er-
klärt das Scholion als ^))ty »)).
Vendid. VIH, 284 (100) steht im Originaltexte: üaeia me
jaöidäitlm. Dazu lautet die Huzvaresch-Uebersetzung: tow)
-^^•^-^r ^ »r. Dazu das Scholion: toiY^* *i) C^.
Vendid. VIII, 301 (104). Der Grundtext hat äß 6%&äm
fraöirisjeiti. Dazu lautet die Huzvaresch-Uebersetzung: -ifi
W^\ ^yo t>«o«ir. Dies wird im Schohon als = fOino»r {^ ^^^ -Dr
erklärt.
Vendid. IX, 5 (2) wird das awest. ar§-wa6o in der Huz-
waresch-Uebersetzung durch ^^or ^^"^ wiedergegeben. Das
Scholion erklärt dies als ifoiy^ri« ror ^5 ^^ ib«;. Es wird dem-
nach das acht iranische ^-^or r**^ (= neup. ^UiS ^^>-^^j) durch
die Phrase ifotffi* ror 4^^ J^^ erklärt, worin die aramäischen
Elemente _y 5 und ito^ffi* stecken,
^ })XÜO^^ verhftlt sich zu awest. kar.^k wie i|<^A bu awest. karihwar-.
Die semitiscben Elemente der Pfthlawi-SprMhe. 1 1
Vendid. XIV, 72 (17). Hier wird g^uS tvä qar§d'ahs wa
hurajä %Dä maS^uS wä des Originaltextes durch *-F^ irt^r r-^r
-(>• V wiedergegeben. »^ ist Scholion zu ihoV. Es wird also
ein iranisches Wort durch einen aramäischen Ausdruck erklärt.
Vendid. XV, 1 ist w§r§zjeiti des Grundtextes durch -rÄj
in der Huzvaresch-Uebersetzung wiedergegeben. Dazu lautet
das Scholion ^))0) ^. Es wird also das acht iranische ntedt
(= neup. o*^.3j^) durch das aramäische n^iwi erklärt.
Vendid. XV, 30 (9). Der Originaltext hat jo kainin§m
upäiti. Dies gibt die Huzvaresch-Uebersetzung durch ir »^
^<H -ff fryi^. Dazu lautet das Scholion fonteP* ii^ifüü^. Es
wird demnach das acht iranische -»o^ -JC* (-ff = upa) durch das
aramäische to»»!©^* erklärt. .
Vendid. XVIII, 70 (30) wird ajäxtät paiti wazrät von der
Huzvaresch-Uebersetzung mit ^\ JHOftKT f wiedergegeben. Dabei
steht das Scholion: yiiypT *») ^» •'Wit- Es wird das iranische
iHOC^KX durch das aramäische rnre)*r erklärt.
Vendid. XVIII, 101 (46) steht im Grundtext: jat na qapto
X^hudrä fra-raöSajeüe. Die Huzvaresch-Uebersetzung hat: -^
«JW y^ 0*10 J-'t^.* Dabei steht das Scholion : fO»i^M0*Mj ^-»j-o ■^^.
Vendid. XVIII, 136 (69). Das awest. baddo-wldwä lautet in
der Huzvaresch-Uebersetzung *üü5*p. Diesen leicht verständ-
lichen iranischen Ausdruck ()*r» = neup. U^) erklärt das
Scholion als = toii^*.
Vendid. XXI, 25 (6). Awest. frä . . jaöida&äni übersetzt
die Huzvaresch-Paraphrase mit ir^^-f^r. Und dies erklärt das
Scholion als = C»»-X) -x^y.
Ich denke wohl, dass diese aus der Huzvaresch-Ueber-
setzung des Vendidad geschöpften Fälle, welche sich leicht
noch vermehren Hessen, hinreichen werden, um Jedermann die
üeberzeugung beizubringen, dass die im Pahlawi vorkommenden
^ Durch die Form ^^i wird Hübschroann^s Bemerkung (Persische Studien
8. 67, Nr. 619), der altpers. rab als Wurzel vom neupers. ^^J^j aufstellt,
berichtigt. Die Wurzel lautet altpers. hrctp ([a]h[rapat]ä Inschrift von
Behistän I, 9ö) = altind. «rp, griech. Ipnu), lat. aerpo.
* Vgl. Jasna IX, 35: Jim upairi wii raöSat, Huzvaresch-Uebersetzung:
12 X. Abb.: Fr. Xftllor. Die Mmltisohen Elemaat« d«r PahUwi-Spoelie.
aramäischen Elemente keineswegs Jdeogramme^ oder, riehtiger
ansgedrttckt, ^mnemotechnische Hilfen^ waren, sondern dasB
sie wirklich so ausgesprochen wurden, wie sie ge-
schrieben werden, und dass die von Ibn-al-Muqaffa' herrüh-
rende Notiz über dieselben auf das in der späteren Zeit übliche
,yom Blatt weg Uebersetzen^ sich bezieht. Wenn nun Jemand
bei der Erklärung z. B. von nriO durch \myii fortfiüirt zu be-
haupten, fi^nyo müsse wie nr^ ausgesprochen werden, dann
macht er die in einem Witzblatte stehende Anecdote von dem
jüdischen Schulmeister, der seinen Schülern die Frage vorlegt
,was heisst correspondiren?^ und als dieselbe keiner beantworten
kann, mit verwundert überlegener Miene ihnen mittheilt: ,Nnn
— correspondiren heisst correspondiren !' — zu einer wahren
Geschichte.
XI. Abh.: Jireöek. Dm ehrittlicbe ElAment in der topogr. Nomenclatnr etc.
XI.
Das christliche Element in der topographischen
Nomenclatur der Balkanländer.
Von
Dr. Constantin Jire6ek,
corresp. Mitgliede der Icais. Akademie der Wissenschafken.
Der tiefgreifende Einflnss des Christenthums auf die
Namensgebung des Mittelalters ist eine bekannte Thatsache
nicht nur bei Personennamen, sondern auch bei Ortsbezeich-
nangen. Zu den älteren Ortsnamen, welche von den wech-
selnden Schichten der landesüblichen Sprachen Zeugniss geben,
gesellten sich neue Elemente, entlehnt den Büchern der heil.
Schrift und der hagiographischen Literatur. Die zahlreichen
kleinen auf Fluren und Anhöhen zerstreuten oder bei Anker-
plätzen und auf den Vorsprüngen der Seeküste errichteten
Kapellen boten bei der Abfassung von Urkunden im Osten
und im Westen die nothwendigen Anhaltspuncte zur Beschrei-
bung der einzelnen Grundstücke und zur Feststellung der
Grenzen. Einen wichtigen Theil der localen Topographie
bilden die Namen der Klöster, der Stadtkirchen und der
ländlichen Pfarrkirchen. Auch die bewohnten Orte selbst,
Dörfer y Märkte, Burgen und Städte, erhielten oft Heiligen-
namen, nicht nur in den Alpenländern, in Deutschland oder in
Ungarn, wo die Besiedelung relativ jünger ist, sondern auch
mitten unter der antiken Nomenclatur Italiens, wie in Toscana
(vgl. die jetzigen Städte San Miniato, San Giraignano, Borgo
San Sepolcro u. s. w.), im Neapolitanischen (u. A. das grosse
San Severe, im Mittelalter civitas S. Severi), in Kalabrien oder
im Adriatischen Küstengebiet, wo der Name der Gemeinde des
heil. Marinus (castellum Sancti Marini schon im 8. Jahrhundert)
heute als Staatsname einer souveränen Miniaturrepublik welt-
SitsnngBber. d. pbU.-liist. Ol. CXXXYI. Bd. 11. Abb. 1
^ XI. Ablundlmix: Jir«eek.
bekannt ist. Dazu gesellen sich geographische Namen ans
dem heil. Lande. Die Stadtgeschichte z. B. von Prag kennt
ein Prämonstratenserkloster ,de monte Sion^ auf dem Berge
Strahov, ein auch in der slavischen Literaturgeschichte be-
merkenswerthesy jetzt als Emaus bekanntes Benedictinerkloster^
das in der Zeit Karls IV. für dalmatinische Glagoliten errichtet
wurde (monasterium Sclavorum), und eine in der Vorgeschichte
der hussitischen Bewegung berühmte Bethlehemskapelle in der
Nachbarschaft eines Nazarethcollegiums. In der Hussitenzeit
gründete man in Böhmen eine Stadt Tabor, geschlitzt durch
einen Teich Jordan, und eine Bergfeste Oreb.
Im Folgenden wollen wir einige Fragen besprechen,
welche für die Untersuchung der geographischen Namen in
den griechischen und südslavischen Ländern von Interesse sein
dürften. Neben der Nomenclatur illyrischen, thrakischen, hel-
lenischen, lateinischen, slavischen, türkischen und anderen
Ursprungs Ist die Verbreitung und das Alter von Ortsbe-
nennungen aus Heiligen- und Kirchennamen bei historisch-
geographischen Studien nicht ausser Acht zu lassen. Es war
vor Allem die ungleiche Vertheilung der Namen dieser Art,
z. B. der grosse Gegensatz zwischen Dalmatien und Bosnien^
welche den Verfasser zur näheren Untersuchung dieser Orts-
namen bewogen hat. Daran schliessen sich einige merkwürdige
Fälle von Uebertragungen geographischer Namen aus Asien,
welche durch die Legendenlectüre bewirkt wurden. Obwohl
bei diesen Erscheinungen die Namen unbewohnter Orte, Vo^
gebirge, Hafenbuchten, Berggipfel und einzelner Felder und
Culturen stark vertreten sind, wird unser Augenmerk vorzugs-
weise auf die bewohnten Plätze aller Grössen gerichtet sein, da
dieselben sowohl bei historischen Untersuchungen als bei dem
Studium der heutigen Bevölkerungsverhältnisse eine grössere
Bedeutung haben.
Das elirUtlielie Element in der topograpbiscben Nomenolatiiir der Balkanl&nder.
I. Ansiedlnngen mit Helllgennamen.
Christliche Umnennungen alter Städte seit dem 5. Jahrhundert. Burgen mit
christlichen Namen schon bei Prokopios. Die Namen kirchlichen Ursprungs
in den altchristlichen Küstengebieten der Balkanbalbinsel zahlreicher als in
den Lftndem der später christianisirten Slaren im Binnenland. Assimilirung
der Heüigennamen mit anderen Ortsnamen. Griechenland. Nach Fallme-
rayer die Orte mit Heiligennamen in Morea Zeugnisse einer durch MOnche
geleiteten Neucolonisation bei der Christianisirung der Slaven. Unrichtigkeit
dieser Hypothese, mit Hinweis auf die Inseln und das griechische Asien.
Epirus. Albanien. Dalmatien. Die dalmatinischen Ortsnamen auf Sut-, Su-
(aus Sancto, San) seit dem 13. Jahrhundert und die angeblichen auf Sat-
in Istrien. Wenige Spuren in der Hercegovina, Seltenheit solcher Namen
in Bosnien, eine Folge der Vorherrschaft der Patarener. Spärlich in Serbien
und Bulgarien. Makedonien den altchristlichen Qebieten verwandter. Beste
selbst in jetzt mohammedanischen Landstrichen.
Dem Historiker drängt sich die Frage auf, ob die An-
siedlungen mit Heiligennamen insgesammt NeugrUndungen des
Mittelalters nnd somit Beweis einer neuen Colonisation sind.
Zahlreiche Beispiele sprechen klar dagegen und zeigen, dass
auch Umnennungen alter Gemeinden, oft grosser Städte erfolgt
sind. Dies geschah entweder sofort in den ersten Zeiten nach
dem Siege des Christenthums , besonders wo die Stadt nach
einer heidnischen Gottheit benannt war, oder langsam durch
das allmählig wachsende Uebergewicht des Namens der Haupt-
kirche über den alten Stadtnamen.
Die Beispiele der ersten Art betreflFen besonders die
Städte, die den Namen Apollo's und der Aphrodite führten.
Das pontische Apollo nia im jetzigen Fürstenthum Bulgarien
auf der Südseite des Golfes von Burgas wurde um 400 — 430
n. Chr. zu Sozopolis umgenannt. Man wollte bei dem Um-
schwung der Zeiten den alten heidnischen Gott im Stadtnamen
los werden.^ Denselben Namenswechsel erlebte, wohl zu der-
^ lieber Sozopolis, seine Denkmäler und Qeschichte vgl. meine Reise-
berichte: Archäologische Fragmente aus Bulgarien in den Archäol. epigr.
Mitth. X, 162; Cesty po Bulharsku (Prag 1888) 660; Fürstenthum Bul-
garien (Prag, Wien, Leipzig bei F. Tempsky 1891) 618. Neu hinzu-
gekommen sind 1889 zwei byzantinische Kaiserurkunden von 1363 und
1437 aber die InselklOster der Stadt, herausgegeben von J. Sakkelion
im AcXiCov der bist, ethnogr^ Gesellschaft von Athen II, 609 f.
1*
4 XI. Abhaadlong : Jire6ek.
selben Zeit, ein zweites Apollonia in Pisidien, das gleich£BJk
den Namen Sozopolis, der ,Stadt des Heiles, der Erlösung*
erhielt.* Ebenso wurde ein Apollonia in Kyrene zu 2ci!;o'j72
umgenannt, unter welchem Namen es im 5. und 6. Jahrhundert
vorkommt.' Apollonias in Bithynien nannte man im 7. Jahr-
hundert Theotokiana. Aphrodisias in Karien wurde um-
genannt zu Stauropolis, der ^Kreuzesstadt^'
Die langsamen Namensveränderungen der zweiten Art
giengen bis in das späte Mittelalter schrittweise vor sich. In
Bulgarien kann man gut verfolgen, wie im 14. — 16. Jahr-
hundert die grosse, noch jetzt in Ruinen bestehende Metro-
politankirche der heil. Sophia den Namen des römischen Serdica
und des altbulgarischen SrjÄdec (Tralitza, Triaditza der By-
zantiner) allmählig verdrängte und wie die alte Stadt der
thrakischen Serden zu Sofia umgenannt wurde.* Das römische
Sirmium erscheint noch bei den Byzantinern als SipiJiwv, Si2;jii:v,
bei den Slaven als Stadt Srjäm. Im späteren Mittelalter er-
weiterte sich der alte Stadtname auf die ganze umliegende
Landschaft, die heute noch slavisch Srem genannt wird, magya-
risch Szerem, deutsch seit der Vertreibung der Türken Syr-
mien; die auf den Ruinen der Römerstadt aufblühende nene
Stadt selbst hiess nach einer noch aus der spätrömischen Zeit
stammenden St. Demetriuskirche civitas Sancti Dcmetril
magyarisch Szava-Szent-Demeter, in serbischen Quellen
des 15. Jahrhundert Dimitrovci, Dmitrovica, jetzt Mitro-
vica.* Solche Umnennungen begannen mitunter recht frühzeitig.
Die Stadt Drizipera im einstigen Gebiet der thrakischen
' Tomaschek, Zur historischen Topographie von Kleinasien im Mittelalter
(Sitzungsb. der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. 124,
S. 100) verlegt dies ,etwa unter Theodosius II., als die letzten Sparen
der Götterculte auch aus der Nomenclatur getilgt wurden*.
' Georgii Cyprii Descriptio orbis romani. Ed. Henricus Geizer, Leipzig
1890, p. 144.
' ,Moris enim fuit Byzantinis, in locum nominum, gentilem cultum osten-
tantium, christiana nomina substituere, velut Aphrodisiadia Cariae in
Stauropolin, Apolloniadis Bithyniae in Theotociana, Prusae et Antiocbiae
in Theupolin nomina mutarunt*. Qelzer 1. c.
^ Die Belege: Arcb. epigr. Mitth. X, 48, Cesty po Bulharsku S. 9, A. 36
FUrstenthum Bulgarien 364, A. 2.
^ S. Anhang HI.
Das ebriatliolie Element in der topographischen NomeneUtnr der Balkanltoder. 5
Odrjser zwischen Constantinopel und Adrianopel (bei dem
jetzigen KariStiran), mit einer im 5. und 6. Jahrhundert be-
rühmten Kirche des heil. Alexander, eines römischen Soldaten
und localen Märtyrers, heisst bei Theophanes (schrieb 810 — 815)
"X-^ioq 'AXs^avJpo? Zourcapöv oder blos 'Ayto? 'AXe^avSpo^.^ Zahl-
reich sind die von Ramsay hervorgehobenen Beispiele einer
yinfluence of religion on nomenclature in Byzantine time* in
BLleinasien, Myriangeloi für Genua, Plotinos für Troknades,
Hagios Agapetos für Myrika, Hagios EomeUos für Skepsis
u. s. w.^ Sogar in Ephesos hat die grosse Kirche des heil.
Apostels Joannes den altberühmten Stadtnamen überflügelt;
die einstige Stadt der Artemis hiess bei dem byzantinischen
Volke einfach "Ayio? ÖsoXö^o?, woraus die Italiener ihren aus der
Handelsgeschichte wohlbekannten Namen Altoluogo formten.^
In Italien wird eine nicht unbedeutende Anzahl Städte an-
tiken Ursprungs oder römischer Ruinen jetzt mit Kirchen-
namen bezeichnet: Forum Flaminii — San Giovanni in Fiä-
mina oder Profiamma, Forum Cassii — Santa Maria di Forcassi,
Forum Clodii — San Liberato, Falerii — Santa Maria di
Fallen, Falacrinum — San Silvestro di Falacrino, Peltuinum
im Vestinerlande — San Paolo di Peltuino, Fagifulae — Santa
Maria di Faifoli, Sipontum — Santa Maria di Siponto, Atella
— San Elpidio (bei Aversa), Bantia — Santa Maria di Banzi,
Veretum — Santa Maria di Vereto u. s. w. Das im Hanni-
balischen Kriege erwähnte Plestia besteht nur noch als Kirche
S. Maria di Pistia.* Das römische Casinum bei dem Kloster
* Theophanes ed. De Boor I, 234, 269, cf. 279. Bei Theophylaktos Simo-
kattes im 7. Jahrhundert nur Drizipera. Zur Geschichte der Stadt y^l.
ineine Heerstrasse von Belgrad nach Constantinopel (Prag 1877) 60, 67,
100. Nach der Zerstörung durch die Avaren unter Kaiser Mauricius
scheint Drizipera eingegangen zu sein; ihr Nachfolger wurde die bischöf-
liche Stadt M£aa/jy/], jetzt Dorf Messini bei KariStiran.
' W. M. Ramsay, The historical geography of Asia Minor. Royal geogra-
phica! society's supplementary papers, vol. IV (1890) 220 A., 227 A. u. A.
3 Ueyd, Geschichte des Levantehandels I, 690—694. Tomaschek a. a. O.
32—34. Ramsay 227 Anm. Auf der Karte des Fra Mauro ist Altoluogo
gesetzt auch für Visoko in Bosnien, eine Uebersetzung des slavischen
Namens, wie Falcon für Sokol ebendaselbst.
* Julius Jung, Das Treffen am See von Plestia, Wiener Studien, Bd. XVIII,
1896, 99 f. Die anderen Beispiele nach Kiepert. Prof. Jung macht
6 XI. AbhMidluif: JireSek.
Monte Cassino hiess im Mittelalter San Germano nnd wurde
erst neuerdings wieder zn Cassino nmgenannt. Bei yielen
dieser Fälle kommt übrigens die bekannte Erscheinung znr
Geltung, dass die Kirchen yerfallende Städte su überdauern
und deren Namen im Gedttchtniss zu erhalten pflegen.
Andere Ansiedelungen sind sicher erst mittelalterlichen
Ursprungs. Die Invasionen der germanischen, alttürkischen
(Hunnen und Avaren) und slavischen Völker, später die See-
züge der Araber mussten zu einer neuen Gruppierung der Be-
Yölkerung fUhren, in der Nähe neu gegründeter Castelle oder
in den Burgen selbst. Prokopios (de aedificiis, ed. Bonn.
p. 268) berichtet über das System- der Burgbauten Kaiser Ju-
stinians auf der Balkanhalbinsel; die Burgen an der Donan-
grenze wurden in Stand gesetzt und im Binnenland zahlreiche
Befestigungen angelegt, derart, dass jeder o-fpöi; entweder selbst
ein fpo6ptov erhielt oder einem ummauerten Platz benachbart
war. Das Eindringen der Langobarden in Italien fährte auch
dort am £jide des 6. Jahrhunderts zur Anlage zahlreicher neuer
,castra^ Die Festsetzung der Slaven südlich der Donau
veranlasste neue Burgbauten selbst in dem bisher vom ge-
wöhnlichen Kriegsschauplatz entfernten Griechenland. Ebenso
machten die Einfälle der Perser und später der Araber die
Anlage neuer Befestigungen in Kleinasien nothwendig. Bei
diesen Castellbauten und Umsiedlungen der Bevölkerung kam
oft eine neue topographische Nomenclatur von ganz christlichem
Tjpus zur Geltung.*
Eine wichtige Frage betrifft das Alter dieser Art von
Ortsnamen. In Kleinasien führen einige Beispiele bei Städten
mich noch aufmerksam auf Furcona des Paulos Diaconns, eine Biscfaof-
stadt in den Abnizzen, 1187 civitas S. Maximi in Furcone, 1204 ecclesia
S. Maximi cum villa, quae vooatur Civitas, jetzt Civita di Bagno, und
auf Fidentia = Borgo S. Donnino.
^ Ueber die Gründung von castra in Italien L. M. Hartmann, Unter-
suchungen zur Qeschichte der byzantinischen Verwaltung in Italien (540
bis 760), Leipzig 1889, 69, 166. Zur damaligen Geographie Italiens vgl
Charles Diehl, £tudes sur Tadministration byzantine dans Texarehat de
Rarenne (668—761), Paris 1888 (Biblioth. des Äcoles fran^aisee d'Athin«
et de Rome, fasc. 63) 48 f., und Julius Jung, Organisationen Italiens ron
Augnstus bis auf Karl den Grossen, Mitth. des Inst, fär Osterr. Gesch.,
y. Ergftnzungsband, I. Heft (1896).
Du chriatliolie Blement in der topographiMben Nomonclatnr der BalkanUnder. 7
mit ursprünglich heidnischen Göttemamen bis in die Zeiten
des Kaisers Theodosias II. (408 — 460) zartick. Ramsay verlegt
die Umnennong der Stadt Skepsis nördlich von Adramyttion
zn "A-xw^ Kop^Xioq in den Anfang des 5. Jahrhunderts, als
dort die Gebeine des Centurio Cornelius entdeckt wurden. Bei
den Umnennungen der Städte nach einem Stadtpatron yer-
weist er auf zwei Stadtbezeichnungen nach dem heil. Theodor,
^Joannes episcopus Colonensium sive Theodoriadis civitatis^
553 und hdanuTKoq t^q Beo^pia^m ^toc Tepiuonm (icöXeü)^) 692.^
In Italien erbauten die Byzantiner nach der Eroberung des
Ostgothenreiches eine Burg Christopolis auf einer Insel
des Corner Sees.^ Paulus Diaconus (1. IV, cap. 3) nennt bei
den Ereignissen um 591 einen ,dux de insula Sancti Ju-
li ani^ Wie man aus den Urkundensammlungen des Marini
und Fantuzzi ersehen kann, wurden bei der Bezeichnung der
einzelnen fundi und massae allmählich nicht nur die städti-
schen Territorien genannt, sondern yom 7. — 8. Jahrhundert
an stets auch die plebs mit dem Kirchennamen der Pfarre,
wie denn die Organisation der ländlichen Pfarren auf die
Gruppierung der Dorfschaffcen überall einen tiefgreifenden Eün-
fluss hatte.^
Auf der Balkanhalbinsel ist es nothwendig festzustellen,
ob Ansiedlungen mit Heiligennamen schon in der Zeit vor den
grossen Umwälzungen nach des Kaisers Mauricius Tod (602)
nachweisbar sind oder nicht. Denn mit diesem Datum beginnt
f&r das oströmische Kaiserthum das wahre Mittelalter, in der
politischen Geschichte ebenso gut, wie in der Literaturgeschichte
und der Ethnographie. Mauricius ist der letzte Kaiser, welcher
die seit Justinians Regierungsantritt fortdauernden Invasionen
der transd annbischen Slaven durch eine kräftige Offensive
jenseits der Donau einzustellen und die Donaulinie gegen
Slaven und Avaren zu behaupten sich bemühte. Die bleibende
Niederlassung der Slaven auf der Halbinsel und der Unter-
> Bamsaj a. a. O. 161, 820 A., 322.
* Diehl 44. Chrutopolis hiess nach den Notit episc. auch Tyana in Kappa-
dokien, und in Europa das makedonische Neapolis bei Philippi.
* Ueber diese Frage ygl. Imbart de la Tour, Les paroisses rurales dans
Tancienne France du lY* au XI siöcle, Revue historique 1896.
8 Xi. AblwiidliuB: Jiref ek.
gang eines grossen Theiles der bis dahin lebenden antiken
geographischen Nomenclatur gehört in die Zeiten des Phokas
und des Heraklios.^
Die ersten Bargen mit Heiligennamen erscheinen auf
dem Boden der Halbinsel unter Jostinian I. (526 — 56ö) in des
Prokopios Bach über die Baaten dieses Kaisers. Da diese
Burgen damals zum Theil nur erneuert wurden, dürften manche
derselben ihre Namen schon in viel früherer Zeit, im 5. Jahr-
hundert erhalten haben. Es sind allerdings in dem ganzen
Verzeichniss der Castelle nur sieben. In der Provinz von
Dyrrhaehion, in Epirus nova, nennt Prokopios (de aedificiis,
ed. Bonn. 277, 26 und 278, 21) die Castelle o :\YtO(; ioßiav:;
(neu) und toö 'Ay^oü ^Ixe^avou (erneuert), in der Provinz Epirus
vetus die älteren Burgen toö 1\y^ou 2aß{voü (277, 19) und wj
•Ay{ou AoviTOü (279, 24), dieselbe, welche unter den festen
Plätzen des epiroüschen Küstengebietes auch im späten Mittel-
alter oft genannt wird, 6 'Ayio; Aovocto; des Kantakuzenos
(1. n, cap. 34), heute noch ein Fort Hagios Dhonatos west-
lich von Suli, zwischen den Flüssen Vuvos und Fanariotikos
(Mavropotamos). An der Donau wurde in der Provinz Scy-
thia (Dobrudia) eine Burg toö Ay^o« KupfXXou restaurirt (293).
In der Provinz Thracia nennt Prokopios ein Castell toö 'Ay'cj
TpaVavoö (306, 5), das nicht zu den Namen dieser Art zu
rechnen ist, wohl ein castellum divi Traiani, nach dem Kaiser
so genannt, da es einen Heiligen dieses Namens in den
Kalendern und Vitae nicht gibt. In der Provinz Haemimontus
werden endlich die Burgen toö Ay(ou 'loyXiavoö (306, 22) und
TOÖ Ay{oü e£oS(J)pou (306, 19 = 42) erwähnt, ohne Notiz, ob
sie neu oder nur restaurirt waren. Man darf wohl voraos-
setzen, dass es damals in denselben Provinzen neben diesen
kleinen befestigten Plätzen auch andere unbefestigte Orte, offene
Dörfer gab, die gleichfalls ähnliche Namen christlichen Ur-
sprungs führten.
^ Vor dem 7. Jahrhundert sind ständig^e, zusammenhängende Ausiedlnngen
von Slaven südlich von der Donau nicht nachweisbar. Ich habe keinen
Grund von den in meiner Studie über die Heerstrasse von Belgrad nach
Constantinopel (Prag 1877, besonders S. 64— 68) dargelegten Ansichieo
über die Chronologie der ethnographischen Wandlungen dieser Zeiten
abzuweichen.
Dm cbriBtliclie Elom«at in der topognpUscheo NomeaoUtiir der Balkuilinder. 9
Was die locale Ausbreitung der Heiligefinamen als Orts-
namen in den einzelnen Ländern der Balkanhalbinsel anbelangt,
werde ich die Hauptresaltate meiner Untersuchungen gleich
hier vor der Erörterung des Details kurz mittheilen. Die
Namen dieser Art sind stärker vertreten in den altchristlichen^
durch die Einwanderung der slavischen Heiden weniger er-
schütterten Gebieten, als in den erst später christianisirten
Ländern der Slaven. In den ursprünglich romanischen (Istrien,
Dalmatien), albanesischen , griechischen Gegenden sind sie
daher viel häufiger, als bei den Serben und Bulgaren. Aus
demselben Grunde kommen sie in allen Küstengebieten von
Istrien angefangen rings um die ganze Halbinsel herum bis
zum östlichen Ende des Haemusgebirges in grösserer Anzahl
vor, als im Binnenlande, in Bosnien, Serbien oder Bulgarien.
Eine Uebergangsstellung nimmt Makedonien ein. Aus diesen
Erscheinungen ist keineswegs auf eine geringere Intensität des
neugepflanzten Christenthums an der Donau und in den Land^
Schäften an deren Nebenflüssen zu schliessen. Die Ortsnamen
dieser Art gehören grösstentheils einer bestimmten historischen
Periode an, den ersten Jahrhunderten des Christenthums. Sie
waren, wie aus den Daten bei Prokopios zu sehen ist, vor
den grossen Umwälzungen des 7. Jahrhunderts auch im Innern
des Landes und an der Donau nicht aussergewöhnlich. Als
sich die Lehre Christi seit dem 9. Jahrhundert wieder über
das inzwischen von den Slaven besiedelte Binnenland aus-
breitete, war diese Art der Namensgebung für Städte, Burgen
und Dörfer nicht mehr so gebräuchlich. Daher sind die Bei-
spiele aus dem Innern viel spärlicher; die wenigsten findet
man in Bosnien, was in der ReUgionsgeschichte dieses Landes
seine Erklärung findet.
Eine zweite Erscheinung ist die, dass die Heiligennamen
langsam ihre Bedeutung verlieren und sich anderen Ortsnamen
assimiliren. Aber auch darin ist Dalmatien und Nord -Albanien
conservativer als Serbien und Bulgarien. Dieser Process beginnt
schon im Mittelalter. Hatzidakis verweist in seiner Abhandlung
über den Namen von Misithra, des Nachfolgers des alten Lake-
daimon, auf ein Dorf in Kreta, b 'Acwiioroc , wohl von einer
Kirche twv "A^f^v 'AawiJLaTwv , der ,leiblosen' Erzengel Michael
und Gabriel, so genannt, und auf eine Avap-^upo? rorj-pj in Elis, die
10 XL Abhandluiff! JireSek.
ihren Namen von den 'A^iot Avi^r^upot (St. Eoamas und Damian)
erhalten hat.^ Bei Kantakazenos erscheint eine Barg am S&d-
rande der Rhodope in der Landschaft von Qümürdfina mit
dem ersten dieser eben erwähnten Namen, schon ohne 3rpo^:
yoXXa 9po6pia icpoo€X(>>pt2aav ^epi ixefwjv (d. h. nm KouiiouTsijvi)
(üX(j]xiva, x6 xe icpoaarYopeuötxevov Aa«li>)ji.aTO{ xat i^ napa$Y;{Jul> , x6 is
Kpavoßo6vtov xat SiuXflEptov' (1. III, cap. 67).
Die Uebersicht der einzelnen Länder beginnen wir mit
Griechenland. Die dortigen Ortsnamen kirchlichen Ursprungs
haben in der historischen Literatur bisher die meiste Beachtung
gefanden, allerdings vorzagsweise die des Festlandes, aof Mores.
Kloster- und Eirchennamen yerdrängten mitunter selbst die
antiken Namen der Inseln. Thera wurde von den italienischen
Seefahrern umgenannt zu San torin, auch neugriechisch %
lovTopi^vT), wie allgemein feststeht,' von der heil. Irene, die
Insel ,sancti Herini (sic)^ in Dandolo's Erzählung über die
Eroberung der Eykladen durch die Venetianer 1207, ,in8ulft
sancte Reni' in einem venetianischen Protokoll über See-
räubereien in der Levante von 1278.' Der Name von Leokas,
neugriechisch LevkAda, kam nie ganz ausser Gebrauch, aber
zu Ende des Mittelalters und in der venetianischen Zeit war
die Insel bekannter als Santa Maura, auch bei Phrantzes
Ay{(x Ma6pa genannt. Der Name von Samothrake erlebte laut-
liche Veränderungen, welche schliesslich einen sonst unbe-
kannten Heiligen daraus machten; aus Samandrachio der Par-
titio 1204 wurde bald ein Sanctus Mandrachius.^ Die
Insel Chalke (jetzt Charki) auf der Westseite von Rhodos
wird in einem Verzeichniss der Inseln Sanctus Nicola de
Locarchi genannt.^ Unter den Alterthttmem der Inseh
Ithaka und Kephallenia ist das bei dem Tode des Robert
^ Hatzidakis im ruBS. Yisantijskij Yremennik II (1895) 73.
* Vg^l. z. B. Kiepert, Liehrbnch der alten Geographie 250.
' Dandolo bei Muratori Xu, a34. Tafel und Thomas, Urkunden zur Siteren
HandeU- und Staatsgeschichte der Republik Venedig III (= Fontes
remm austr. XIY) 185.
« Cursarü de sancto Mandrachi 1278, Tafel und Thomas III, 205. Ad
sanctum Mandrachi ib. 207, 222. Sanctus Mandrachius in einem Inael-
catalog bei Hopf, Chroniques gröcoromanes 176. Bei Buondelmonti bloss
Mandrachi.
* Hopf, Chroniques 175.
Du ehristliohe Element in der topogiaphbelien KomencUinr der Balkanlinder. 1 1
Qniscard (1086) erwähnte Jerusalem zu erwähnen^ die an-
gebliche i76Xt<; IspouaaXi^fx auf Ithaka der Anna Eomnena (1. VI,
cap. 6); auch aus späteren Urkunden unter den Flurnamen auf
Kephallenia bekannt.^
In den griechischen Urkunden über Grundstücke und
deren Grenzen im alten Hellas kommen zahlreiche kirchliche
Namen vor zur Bezeichnung der einzelnen [xet^xta, xi»>pdifia^
oYpC^ta, selbst auch der xaariXXca. In den ^Acta et diplomata
graeca medii aevi' von Miklosich und Jos. Müller findet man
in den Denkmälern der Klöster vri<; uxepiyvou Beofxi^Topoq tij^
MooLpiyi'zidürfi und tou Ttfxbü IIpoJpöjjLou -rij^ Niaq Illtpa; bei Deme-
trias in Thessalien aus dem 13. Jahrhundert z. B. ein [astöxiov
6 "AYioq AtjfjLi^Tptoq (IV, 331), ein anderes 6 !\y*®? 'Ovo6fpto; (355),
eine XffjLvt) ei? tov "Afiov Ztdtpovov (344). In der Urkunde des
Kaisers Joannes Kantakuzenos von 1350 für das peloponnesische
Kloster yon Megaspiläon, zf,^ ^avuxepi-fvou 8e(73ro{vY]; xal ^€0[t,'fy:opo^
xal e^rtxfixXTQfjLevt)? MeYaoxTjXaiwTfjsr^^ , werden aufgezählt ixetoxt«,
in Lapata des heil. Antonios des Grossen, in Vostitza der
Muttergottes vf^q ne<paveph){xevY)^, xepl tbv Ap^-ptov der Muttergottes
TTj^ 2uvoßy|pta)T{ff(n)^, ein Grundstück bei dem x.acTdXXtov xbv "Ayiov
'IwfltwTQv (ib. V, 191). Dasselbe beobachtet man in der aus-
führlichen Beschreibung des Grundbesitzes des Bisthums yon
Kephallenia vom Jahre 1262 (V, 16—67),« sowie in den Ur-
kunden über die Kirche von Monembasia 1293 flf. (V, 154 ff.).
Ein Name in den monembasiotischen Denkmälern ist
von Interesse. Es hat auf ihn bereits S. Lampros in der
Byzantinischen Zeitschrift II, 73 — 75 aufmerksam gemacht. Im
Jahre 1293 erscheint in der Grenzbeschreibung ein vabq toO
'Ay{oü Aewvtöou (V, 159), in der Nachbarschaft der Kirche,
genannt Astros (des jetzigen Städtchens Astros), der Kirchen
Twv 'Ay^wv 'AvapY6pü)v und tou 'Ayioü EüOüfjiteü, des Klosters xoö
'Ay^ou TewpYteu mit Beinamen tou Auxoßouvoö u. s. w. In einer
Urkunde des Despoten Theodoros II. Palaiologos (1407 - 1443)
werden die Einwohner von dreizehn Landschaften und Ort-
^ Hopf, Geschichte Griechenlands im Mittelalter, Ersch-Grabers Encyklo-
pftdie Bd. 86, S. 144, A. 97.
' Za dieser an Ortsnamen so reichen Urkunde yg\. die Liesarten in der
Recension der Acta von P. Bezobrazov, im Journal des russ. Unterrichts-
ministeriums 1888, Juni 410 ff.
12 XI. AbliaadlQng: Jire^ek.
Schäften aufgezählt, voran zm Bot^kuv, 'ctJ; Tl^oxovfa^;, zuletzt loO
Ilpacrroü, vf^q KaoTflcvtTiiou; xal toö 'Ay^ou AewvfSou (V, 172 — 3). Die
Kirche der Gemeinde führte ihren Namen von dem heil.
Leonides, einem Bischof von Athen und Märtyrer von Korinth
(16. April). Schon ein Zeitgenosse des Despoten Theodoros II.,
der byzantinische Staatsmann und Historiker Georg Phrantzes
(1. II, cap. 10), nennt den Ort in einer Form, die den Typus
eines Heiligennamens ganz abgelegt hat. Als 1435 der Herzog
Antonio Acciajoli von Athen starb, bot der Despot Eonstantia,
der spätere letzte Kaiser, durch seinen Gesandten, den Phrantzes,
der Witwe Maria Melissena zehn Ortschaften {yßpoa xat r.okv.;
xal )uI)(jLat) in Morea für die Abtretung des Herzogthums an,
darunter "k-^ioq OsTpo;, 'Ayio? 'IwavvT)? und AewvfSaj;. Die ersten
zwei Orte sind heute noch grosse Dörfer (Hagios Petros an
3700 E.) auf dem Wege von Argos über Astros nach Sparta;
Lenidi, gegenwärtig ein Städtchen mit 4900 Einwohnern, ist
der Hauptort Tzakoniens. In diesem Falle kann man die
Entwicklung einer grossen Gemeinde um eine Kirche hemm
seit dem 13. Jahrhundert gut verfolgen, ebenso wie die Um-
änderung des Heiligennamens zu einem gewöhnlichen Orts-
namen.
Für Attika haben wir ein Privilegium des Papstes Inno-
cenz HI. vom Jahre 1209 mit Aufzählung der Kirchen, Klöster
und Dörfer des Erzbisthums von Athen; unter den ziemlich
verderbten Namen der casalia hat schon Tafel Alianastasis
als 'A-^ia 'Ava(jTaai<; erklärt.^ Unter den Lehen des Fürstenthums
Achaja werden 1364 genannt die Castelle Sancto Nicola de lo
Flacto, Sancto Elya, Sancto Salvatore, Sancto Archangelo,
Sancto Basile, Sancto Georgio de Polifengno, Angelocastrc*
Die Burgen S. Zorzi Tropico. S. Zorzi de Scorta, S. Lauro,
S. Biasio u. A. sind in einem Verzeichniss der befestigten
Plätze von Morea während des venetianisch-tiirkischen Krieges
1463 und 1467 erwähnt.»
^ Gregorovius, Geschichte der Btadt Athen im Mittelalter I, 335 A. Tafel,
De Thessalonica ejiisque agro S. 460.
' Hopf, Chroniques 228 Desselben Geschiclite Griechenlands im Mittel-
alter, Ersch-Grubers Encyklopädie Bd. 86, S. 7.
■ Hopf, Chroniques 202, 205.
Das cluukliGhe Eletnent in der topognphiachen Nomenelatiir der Ballnol&nder. 13
Namen wie Ilagios Andreas ^ Hagios Georgios^ Hagios
JoanniSy Hagios Nikolaos^ Hagia Marina, Hagios Petros, Hagios
Vasilios und dgl. sind, wie aus allen genaueren Karten zu
ersehen ist, heute unter den Dorfnamen von Morea ziemlich
stark vertreten. Diese Erscheinung wurde von Fallmerayer
als ein gewichtiges Argument für den angeblichen Untergang
der alten hellenischen Bevölkerung des Peloponnesos hervor-
gehoben. Zur Erklärung stellte er die Hypothese auf, es sei
in Folge der Bekehrung der eingewanderten Slaven im 9. und
10. Jahrhundert eine systematische, von griechischen Mönchen
geleitete Neucolonisirung des Landes erfolgt. ,Um das Land
zu zähmen, wurden an den Küsten häufig feste Orte, im
Innern aber Klöster nach Sanct Basilius Regel angelegt, ge-
wöhnlich auf steilen Felsen oder in schwer nahbaren Felsen-
klüften, um von gesicherten Haltpunkten aus die Slaven in
den Künsten des gesitteten Lebens, sowie in der neuen Lehre
zu unterrichten und zu stärken. Ortschaften mit Heiligen-
namen, z. B. Sanct-Georg, Sanct-Isidor, Sanct-Basil, Sanct-Peter,
Sanct-Nicola, Sanct -Demetrius, Sanct- Adrianus und Sanct-
Trinitas entstanden von dieser Zeit an in allen Gegenden der
Halbinsel durch Mühe und Sorgfalt der Mönche, welchen der
barbarisch gewordene Peloponnes ebenso gut als viele nörd-
liche Länder Europa's Gesittung, Ackerbau, Lebenskünste
und besseren Gottesdienst zu verdanken hat^^ Diese Ansicht
Fallmerayer's wurde von neueren Bearbeitern der griechischen
Geschichte des Mittelalters ohne Bedenken acceptirt. Man
liest bei Hopf: ,Byzantinisches Recht und orthodoxe Kirche
zähmte die wilden Söhne des Nordens. Massenhaft erhoben
sich die Basilianerklöster , Wartthürmen gleich, auf steilen
Höhen oder festungsartig verschanzt in felsigen Klüften; mit
Kapellen, um die bald Dörfer entstanden, die den Namen des
betreffenden Heiligen annahmen, ward ganz Griechenland
überschwemmt. Die Reste der Slaven wurden mit dem Christen-
thum zugleich vollständig gräcisirt^* Hertzberg ist derselben
Meinung: ,In dieser Art sind aus den neuen Missionsplätzen
^ Fallmerayer, Geschichte der Halbinsel Morea während des Mittelalters I
(Stuttgart und Tübingen 1830) 231—232; vgl. auch S. 325.
* Hopf a. a. O., Bd. 85, S. 127 B.
14 XI. AbhaDdliinc : Jirea«k.
seit dieser Zeit sehr zahlreiche Ortschaften entstanden, mit
Namen, wie Hagios Georgios, H. Petros, H. Andreas, H. Isidoros,
Hagia Triada, Uagion Oros, Christiano and Christianopolis,
von denen manche bis auf diesen Tag sich erhalten habend
Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschliessen. Fall-
merayer's Hypothese konnte aufgestellt und recipirt werden^
weil man die Frage der Heiligennamen als Ortsnamen nur
auf dem Boden des Peloponnesos allein in Betracht zog, ohne
Rücksicht auf andere Gebiete des christlichen Kaiserthoms
von Constantinopel. Die oben angeführten Burgnamen bei
Prokopios zeigen, dass diese Art von Ortsnamen sicher in die
Zeiten vor dem Auftreten der Slaven zurückreicht. Allerdings
gibt es aus der Zeit Justinians wenig topographisches Detail
über das alte Hellas. Die Spferrforts der Thermopylen, die
restaurirten Mauern der grossen Städte Nordgriechenlands und
die befestigte Linie am Isthmos schienen damals für die Sicher-
heit dieses Landes hinlänglich zu sein; von der See war seit
der Eroberung des Vandalenreiches nichts zu befürchten. Des-
halb hatte Prokopios bei Griechenland nicht Gelegenheit so
viele Ortsnamen zu nennen, wie in den nördlichen Provinzen.
Der Zustand der Nomenclatur wird aber kaum anders gewesen
sein, als in Epirus oder Thrakien. Fallmerayer hat ausserdem
übersehen, dass Ortsnamen aus Heiligennamen in den von dem
Slavensturm nicht berührten Provinzen, auf den Inseln, in
Eleinasien und im byzantinischen Unteritalien nicht minder
stark vertreten sind, als im alten Hellas. Auf den Eykladen
fuhren z. B. auf Amorgos die Berge, Thäler, Fluren, Quellen,
Vorgebirge, Häfen und dörflichen Häusergruppen meist Heiligen-
namen; der höchste Berg der Insel heisst Ilpotpi^TOj HXjoj, es
gibt Häfen "Afiot Zapirta^ 'Afta "Awa, ein Thal heisst *2t7jv 'Aifiav
TpiiJ«, eine Quelle ^tj-pi toö 'Ay^ou rewpYfou BaXaajjitTOü , einzelne
Weiler (oYpoxoroixiat) toö 'Ay^ou IwoEwoü toö BpoOTOYj, KaXußta ti;;
*A'>(iaq eixXij? und dgl., alles mit Kapellen (vflTioxoi) oder Ruinen
derselben (6pr<{i.oxxXT^(Tia).* Denselben Character der Nomenclatur
^ G. F. Hertzberg, Geschichte Griechenlands (in der Geschichte der euro-
pSischen Staaten Ton Heeren, Ukert und Giesebrecht) I, 223—224.
' Beschreibung von Amorgos (mit Karte) yon Ant Miliarakis im AeX^ov
Tii( lotopuc^c mX idvoXoYtx^c hatp(a< t^c 'EXXaSo( I (1884) 669—656.
Dm ebristlielie El«meot in der topognphisclieii NomencUinr der BalkanUnder. 15
findet man auf der Insel Pholegandros^ deren höchster Berg 'Ay^ou
'EXeuOepbu heisst.^ Dieselben Erscheinungen bietet schon ein
Verzeichniss der Besitzungen des Constantinopler Patriarchates
auf der Insel Lemnos um 1320: ti luepi -cijv 'Ay(«v M6Xitt)vt)v x<»>P^«
ToO Biaff{vou, oder *Ay^ö? NixoXao^ toO T^axaT^T), nebst einer Menge
Kirchennamen.'
In EJeinasien zeugen alle Details der mittelalterlichen
Topographie von der Intensität des Heiligencultus^ der eifrigen
Verehrung der zahlreichen Localpatrone der einzelnen Ge-
meinden und Landschaften^ welche überall Spuren hinterlassen
hatte, Yon den Stadtnamen angefangen bis zu den Flurnamen
und den Ankerplätzen an der Küste.' Unter dem Metropoliten
von Ankjra gab es ein Bisthum toD ZtaupoO, unter dem von
Kyzikos ein toO 'Ay^ou KopvTjXfou, unter dem von Smyma ein
ToO Apxirn's^ou, also nicht nur Dörfer , wie in Morea^ sondern
auch bischöfliche Städte mit solchen Namen.^ In Armenien
waren der Metropolie von Keltzene oder Taron untergeordnet
21 Bischöfe, darunter 6 toö Afteu NixoXöwü, 6 'Eüo^ t^^ 6eot6xoü,
6 ApTli€ff{oü f|Y®^^ Ayteü NtxoXfltoü, 6 toö 'Ayio\j rewp^fou, 6 toö 'Affou
*EX(9Ga(ou, 6 TOÖ ZeSpox t^^ 6eoT6xou.^ Unter den Namen der ßocvSa,
der Fahnen oder localen Gruppen der OiiJLOTa im Innern Klein-
asiens, nennt Kaiser Constantinos Porphyrogennetes (de admin.
imp. cap. 50, ed Bonn. III p. 225) bei der Erwähnung einer
Neuformation der Truppen des Ostens zwei ToicoT7)pr|ff<at, toö
'A^Cou AyoxtjtoÖ* und toö Tt{i.{ou STOupoö, nach Castellen oder
Stadtgemeinden so bezeichnet. Sehr viele Beispiele dieser Art
findet man an der Küste. Von einer St. Georgsburg hatte der
Hellespont seinen mittelalterlichen lateinischen, auch dem Idrisi
^ Beschreibung von Pholegandros von Zafirios Gayalüs, AsXiCov II (ISS 7)
476-'516 (mit Karte).
' Acta patriarcbatOB I, p. 96.
' ,The coimtry was divided and apportioned to yarions saints, who where
not merely respected and venerated, bat adored as the bearers and em-
bodiments of the Divine power in their special district* W. M. Ramsay,
The chnrch in the Roman empire before A. D. 170 (London 1893) 467.
* Vgh die alten Kataloge in Gelzer*B Ausgabe des Georgias Cyprios.
* Hieroclis Sjoecdemns et Notitiae graecae episcopatuum ex recognitione
Gnstayi Parthej (Berolini 1866) p. 128.
* S. Agapet nach Bamsay, Hist. geography of Asia Minor 226 das alte
Myrika.
16 • Abhandiong: JireSek.
bekannten Namen ,brachium Sancti öeorgii'.* An der West-
küste gab es zwischen Constantinopel nnd Nikomedia einen
Landvorsprnng i^ x^P^^^^^q i^ toö 'Af^ou TpO^wvo^ (Vita Theodori
Studitae), eine Insel 'AvSpeoü xoO 'AwcröXou (Genesios), zwischen
Nikomedia und Nikaia ein Castell toö 'Afioü Tptn'opfoy (Pachy-
meres); in Troas erscheint auf den italienischen Seekarten
ein Ort Santi Quaranta, ein Cap Santa Maria, südlich von
Adramyttion Küstenstationen S. Anania und S. Zorzi, südlich
von Smyma ein Porto di Sosanto, Sozente, Sozont des Idrisi,
von einer piov^ -coü £d)^ovTO(;, bei Samos eine Burg tcD 2a]if^
mit Kirche desselben Constantinopler Heiligen (j. Samson
kalessi); in Lykien nennt Uzzano die Stadt Patara als Santo
Nicola della Patera, während Myra von den Italienern nach
dem berühmten Stadtheiligen als S. Nicolaus de Stamiris, S. Ni-
coiao de la Stamira ('$ -a M6pa) bezeichnet wurde.* Denselben
Erscheinungen begegnet man in dem topographischen Detail
der Klosterurkunden aus der Gegend von Smyrna im 13. Jahr-
hundert, über die Besitzungen der ßaaiXtx^i fjLovY) x^q xyKtpdrp^j
0£O|jLT^iTopO(; Twv AdjjLßwv (Acta et dipl. graeca IV): ein fjLST6xtcv c
"Ayio; reü)pYto; 6 'E^üMtaarpfTTf;? (p. 3, 43), ein anderes des 'Afts:
navTeA£i^fji,ü)v (p, 7, 23), eine ToicoOe(j{a toö 'Ay{ou KwvOTonrrivou (1235)^
eine zweite vr^q 'Affa^ Bapßipa?, ein yjüipd^io'* toö 'Ay^oy 'HXfou (8),
eine Toxo6s<j(a twv 'Ay^wv 'AvapY'ipwv, ein axpcon^^piov toö 'A^^cu 8ec§ü>pw
(14), ein jjieToxtov 6 "Ay^®? FewpYto; 6 IlaoTwapicjTTQ? (25), ein anderes
der Muttergottes, e7rix6xXr^;ji.evov Ti}? 'AfxovapiwTfffot;? (31, 263), ein
Xcopi^iov Tij; 'Affa? Ilapaaxsui;; (31), eines Ti5<; 'Af{a^ 'EXIvr^; (237),
ein i^^T^xiov toö 'A^^ou FecopY^ou toö 'AoxoüpßouXwliTOü (31), ein Grund-
stück 6t? TYjv 'A^tav x\Iap(vTjv tcXtjjiov tt}? 'Ay^«^ ''^5 '08ou (268) u. s. w.
Im Innern Kleinasiens heisst ein See (j. Ebergöl) zwischen
Amorion und Ikonion bei Anna Kommena XijjLvr, twv Tsffcapaxcvra
jjwtpTupwv, auch dem Idrisi als See der ,vierzig Väter' bekannt.^
Im byzantinischen Kalabrien endlich verweisen wir des
Beispiels wegen auf die Burg der 'Ay^« KupiaxTJ, das jetzige
' Tomaschek, Zur Kunde der Hämus-Halbinsel II (Idrisi) S. 50 (Sitzung>'
berichte der kais. Akademie der Wissenschaften Bd. 113, S. 332).
* Diese Beispiele aus der oben erwähnten Abhandlung^ von Tomaschek
llber Kleinasien im Mittelalter S. 5, 9, 17, 24, 31, 35, 45, 48.
' Ramsaj, Bist, g^eo^raph. 140. Tomaschek ib. 104.
Das ehristliolio Element in der topographiscben Nomenclstnr der Balkanl&nder. 17
Gerace, erwähnt bei Konstantinos Porphyrogennetes (de thema-
tibns, ed. Bonn. III, p. 60), und auf die als Bischofsitz oft ge-
nannte Stadt T»j? 'A^ta; SeßYjpivr^^.
Ansserdem weisen selbst die Flurnamen der oben er-
wähnten Urkunden von Morea mitunter auf eine frühchristliche
Zeit, mit Namen von Heiligen, deren Verehrung später von
anderen verdrängt wurde. In der Bestätigung der Besitzungen
der Kirche von Monembasia von Kaiser Andronikos II. 1301
wird z. B. (Acta V, 164) ein orfpi^iov XsYOfxevov toO ar(io\j KoupvouTou
genannt, so bezeichnet nach dem heil. Comutus, einem Mär-
tyrer von Ikonion oder Nikomedia, dessen Name im späteren
Mittelalter selten zu lesen ist und der auch von den slavischen
Uebersetzern und Abschreibern des 10. — 14. Jahrhunderts mit
dem heil. Kondrat (Codratus, Condratus) und Kurunat (Coro-
natus) verwechselt wurde. ^
E^ ist demnach mit grösster Wahrscheinlichkeit anzu-
nehmen, dass die starke Verbreitung der Heiligennamen in
der Topographie von Griechenland nicht in das 9. oder
10. Jahrhundert gehört und nicht im Zusammenhang mit der
Bekehrung der in Morea angesiedelten Slaven steht, sondern
dass sie aus dem 4. — 6. Jahrhundert stammt, als man mit
dem Heidenthum überall aufräumte und an Stelle der Tem-
pelchen der alten Götter auch auf den Dörfern, Feldern, Vor-
gebirgen und bei den Häfen überall Kirchlein der Märtyrer
und Heiligen errichtete. Bei manchen von den oben erwähnten
Burgnamen von Morea (S. Zorzi de Scorta u. s. w.) und bei
vielen der urkundlichen Flurnamen ist ausserdem zu sehen,
dass der Heiligen- oder Kirchenname oft noch mit einem alten
Ortsnamen verbunden war. Dasselbe bemerkt man in Con-
stantinopel selbst, wo z. B. bei Theophanes die Kirchen meist
nach den Stadtvierteln oder den Stiftern genannt werden ('Avap-fi-
pwv ev TOt«; Aapsbü, 'Avap-ppwv vabi; 6 asy^iasvo? IIauX(vY3^, Ösotökoü
iv -zoiQ 'Ovwpixoi^;, 0eot6xoü ev toT<; XaXxoxpaTsfoi^ U. s. w.), wie es
auch in Rom und Ravenna, sowie in deren Umgebung üblich
war. Aehnlich dürften auch die jetzigen mit Heiligennamen
bezeichneten Dörfer und Märkte Griechenlands einst daneben
^ Vgl. das Evangelium des Assemani ed. Baöki 148 (Komata episkopa
Konska für Ikonska) nnd die Kalendertexte bei Srezneyskij, ^P^^Hie
dasaucKie naMATiiHKn ixx)Baro uHCbMa (Petersburg 1868) 77, 101.
Sifoimgsbtf. d. phU.-hUt. Gl. CXXXVI. Bd. 11. Abh. 2
18 XI. AbhudlaBc: Jire6ek.
meist noch einen Ortsnamen, Gau- oder Thalnamen antiken
Ursprungs gefUhrt haben , der mit der Zeit ausser Gebrauch
kam und wegfiel.
In Epirus sind Ortsnamen dieser Art seit altersher be-
zeugt, voran die obenerwähnte, heute noch bestehende Burg
des heil. Donatus, zuerst bei Prokopios genannt, dann der
aus mittelalterlichen Seekarten bekannte Hafen der Vierzig
Märtyrer, jetzt die Ortschaft Hagii Saranda gegenüber Eorfa.
In den wenigen Urkunden des 14. Jahrhunderts sind die Bei-
spiele seltener; z. B. in dem Diplom des Kaisers Andronikos II.
1321 für Janina (Acta graeca V, p. 85) [xsTo/ta wie -coö 'A^b
rswpYtoü oder xoö *Ayioü Ni/.oXaou toö "Opou;. Heutige Dorfhamen:
Kato-Panagia bei Arta, Hagios Georgios bei den Ruinen yon
Rogus am Flusse Luros, Pantanassa (IlavTavaaaa die Mutter
Gottes) und Varlam nördlich davon, Hagios Dimitrios bei den
Ruinen von Dodona, Phaneromeni (aus BeoTCxoi; fj IleoovepwpisvT,)
nordwestlich von Janina, Hagios Minäs (Mr^vac) zwischen Janina
und Konitza, Hagios Vlasis am Fluss Kalamäs u. s. w.^ Die
grosse von Rumänen bewohnte Gemeinde Samarina im Pindns
ist wohl von der heil. Marina genannt, ein Ortsname roma-
nischen Ursprungs; Pouqueville schreibt den Namen San Marino,
Heuzey Santa Marina.*
Albanien weist in dem topographischen Material bei Hahn
und auf den Karten zahlreiche Composita mit äin, de sanctus
auf: Sin Gjergj, Sin Ghin (S. Joannes), Sin Njin, Sin Inga,
Se Meri (8. Maria) und dgl., dazu Ränja (S. Veneranda).*
An der Küste gibt es Ortsnamen wie S. Elias in der Ebene
Musakja, S. Stefano an der Mündung des Drim, S. Giovanni
^ II. Kiepert, Ethnog-raphische Karte von Epirus, vorzüglich nach den An-
gaben von Aravandinos. Ztschr. der Oea. für Erdkunde, XIII. Bd., Taf. V.
' Picot, Les Kouniaius de la Mac6doine (Paris 1875, S.-A. aus der Bevae
d'anthropologie) 17, 19. Dr. Gustav Weigand, Die Aromunen I (Leipzig
1895) 134, 281 gibt die Einwohnerzahl von Samarina mit 3000 Seelen
an; es soll aber früher an 10.000 Einwohner gehabt haben.
' Nach Hahn, Reise durch die Gebiete des Drin und Wardar, Wien 1867
(Deukschr. der kais. Akademie, Bd. XVI), soll sowohl Sin Inga (S. 7), als
§en Njin (S. 194) beides St. Andreas (in der Bibelübersetzung nur Andren)
bedeuten, was ich bezweifle. Albanesische populäre Heiligengeschichten,
sowie handäcbriftliche oder gedruckte Schematiamen der dortigen Bis-
thümer sind mir nicht zugänglich.
Das christliche Element in der topognphisehen Nomencia tnr der Balkanl&nder. 19
di Medna (Sin Ghin), dann S. Nicolo, S. Giorgi und etwas
oberhalb die Ruine der altberühmten Abtei S. Sergio, alle drei
an der Mündung der Bojana. In der Umgebung von Elbassan
Iiaben sich trotz des Glaubenswechsels der gegenwärtig moham-
medanischen Einwohner Ortsnamen erhalten, wie Se Meri, Se
Mechil (S. Michael), Sen Jerk, Se Nikola u. s/w.* Die Ver-
breitung derartiger Namen war im Mittelalter noch intensiver,
ein beredtes Zeugniss für das alte Christenthum der Gebiete
von Epirus nova und Praevalis, das ohne Unterbrechung in
die spätrömischen Zeiten zurückreicht. In den Diversa des
ragusanischen Archivs werden zahlreiche Geistliche aus dem
Bisthum und der Landschaft von Polatum, Polato oder
Ypolato, Ippolato (altserb. Pilot) erwähnt, die ein viel
grösseres Territorium umfasste als das heutige Pulati.' Pres-
byter oder dompnus Paulus 1349 — 1366, dompnus Marcus
Radoba 1349, presbjter Androe 1367, dompnus Georgius
1398 (in Novo Brdo), dompnus Alexius 1401, der capellanus
Michael Martini 1405 (in Novo Brdo) und dompnus Demetrius
1418 stammten alle ,de S. Paulo de Polato^ Dompnus Marcus
1405 (in Novo Brdo) war ,de S. Stephane Maiori de Ypolato^;
gleichzeitig wird ein ,dompnus Nicola de S. Cruce Pogi de
Poilato* genannt, während bei anderen Albanesen nur ,de Po-
lato maiori* (1392) und ,de Polato minori* (1382) ohne nähere
Ortsbezeichnung zu lesen ist. Das jetzige Cap Rodoni (im
Mittelalter auch Redoni) wird in den ragusanischen Aufzeich-
nungen nach den dortigen zwei Klöstern auch Santa Nastasia
de li Rodoni (1324, 1335) und Sancta Maria de Rodono
(1418) genannt. An den Mündungen des Drim und der Bojana
heissen die Hafenplätze: Sanctus Petrus in flumine Drini
1278, Sanctus Theodorus in flumine Drini 1282, S. Maria
de Gori5 de Ludrino 1387, S. Nicolaus de Oldrino 1330 iÖF.,
derselbe auch in flumine Boyane, schliesslich das schon
erwähnte grosse Benedictinerkloster der heil. Sergius und
Bacchus (San Serzi, Sveti Srgj), Jahrhunderte lang der
1 Hahn, Albaneeiache Studien I, 82.
« Vgl. Novakovi<5 in der GodiSnjica I (Belgrad 1877), 209 über die Lage
und die Grenzen von Pilot. Ueber das Bisthum von Polatum Farlati,
Illjricum sacrum VlI, 261 sq.
2*
20 XI. Abhandlaog: Jireiek.
Flusshafen der Stadt Scutari.^ Das yenetianische Elataster des
Territoriums von Scutari von 1416* nennt die Dörfer: Sancto
Auracio (sie)," Sancto Alexandro soto Balezo,* San
Nicolo de Chacharichi ouero Blinisti und das eben er-
wähnte San Serzi. Kirchlichen Ursprungps ist auch Spa§,
wo im 14. Jahrhundert eine wichtige ZoUstätte ,bei dem heQ.
Erlöser' auf dem Wege von Scutari nach Prizren bestand,
,carina u svetago Spasa* altserbischer Urkunden.*
Aehnlich ist die Verbreitung dieser Namen in Dalmatien.
Für die ältere Zeit bis zum 7. Jahrhundert fehlt es an topo-
graphischem Detail. Das Buch des Prokopios enthält nichts
über die Bauten in Dalmatien , Italien und auf Sicilien. Der
Doge Petrus Tradonico schloss 839 einen Vertrag mit dem
kroatischen Fürsten Mojslav ,ad locum, qui vocatur Sancti
Martini curtis% dessen Lage nicht bekannt ist^ an der
Küste nördlich von den Inseln der Narentaner. In der ersten
genaueren Feldzugsgeschichte aus diesem Gebiet, in der Be-
schreibung des Zuges des Dogen Peter II. Orseolo im Jahre 1000
^ Zur Handelsgeschichie dieser Flnsshftfen vgl. meine «Handelsstraflsen und
Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters* (Abh. der
kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften' VI. Folge, 10. Band, Prag
1879), S. 65.
* Auszug von Ljubid, Skadarski zemljiSnik od god. 1416, ,Starine* dersüdsluT.
Akademie XIV, 33, 39, 46, 47. Eine vollständige Ausgabe dieses widi-
tigen Denkmals war von F. Miklosich geplant; nicht lange vor seinem
Tode zeigte er mir eine druckfertige collationirte Copie dieses Katasten.
' Einen heil. Auracius gibt es weder in der Acta Sanctorum, noch in den
griechischen und slavischen Menologien. Wahrscheinlich ist der Name
(cf. mlat. Aurana, sl. Vrana bei Zara) aus dem slav. Sveti Vra^i (oder
Vra^eve) entstanden, die ,heiligen Aerzte'; so nennen Serben und Bal-
garen den heil. Kosmas und Damian, welche die Icnpvt^ 'C^vvp» V^^}'
(J4V01 . . . iOepdbcEuov avapyupcoc tou( aoOevouvio; (Menolog^um Basilii II imp.)-
* Der russische Consul Jastrebov (Glasnik der Belgrader gelehrten Ge-
sellschaft, Bd. 48, S. 382) fand die Ruinen von Balezo als eine grosse
Burg mit Kirche, jetzt mit Wald bewachsen, auf einem noch immer
Baleza genannten Hügel im Gebiet des Stammes der Rioli, drei Stunden
nördlich von Scutari. — Die zahlreichen St. Alexanderkirchen sind eine
Eigenheit Nordalbaniens: bei Antivari, in Seiita, ,8Upra montem Hiridi-
tarum' (1702), de Bocchiano et Gaibbi bei Alessio u. s. w., Farlati, HIj-
ricum sacrum VII, 141, 162, 204.
* Darüber Novakovid im ,Rad' der südslav. Akademie, Bd. 37, S. 20. Jire6ck
Handelsstrassen 67.
Das eliristlicbe Element in der topographisclien Nomeaclatnr der Balkanl&nder. 21
vom Diaconus Joannes; wird bei der Unterwerfung der Inseln
Cnrzola und Lagosta als Hauptquartier erwähnt eine Sancti
Maximi ecclesia.* Dies ist um so bemerkenswerther, weil
die grossen Inseln des mittleren Dalmatiens damals den Naren-
tanern gehörten, welche länger als ihre Nachbarn bei dem
Heidenthum ausgeharrt haben. Man kann annehmen, dass
dies eine altchristliche Kirche der spätrömischen Zeit war,
welche als wichtiger Platz den Seefahrern stets bekannt blieb.
Ihre Stätte ist die unbewohnte Felsinsel Masan oder Majsan
(Maiian der Generalstabskarte), 4300 Meter östlich von der
Stadt Curzola mitten in einer Gruppe ähnlicher Scogli gegen-
über Orebi6 (Sabbioncello) gelegen, in der Strasse zwischen
der Insel Curzola und der Halbinsel von Stagno. Das öde
Eiland wird jetzt nur als Viehweide benützt. An einem Lan-
dungsplatze liegen die Fundamente einer kleinen Kirche und
eines Klosters, bei welchen auch Gefässscherben gefunden
werden (von Amphoren u. dgl.); Inschriften sind keine vor-
handen. Auf der Höhe der Insel bemerkt man die Spuren
eines zweiten Gebäudes, das jedoch wahrscheinlich aus einer
neueren Zeit stammt.^
Eine Eigenthümlichkeit der Küste von Antivari bis Istrien
sind die vielen Ortsnamen mit der Anfangssilbe Sut-, Su-, aus
dem ital. Santo, San-. Fällt der Accent näher dem Wortende,
wird Sut- in St- zusammengezogen. Diese Ortsnamen lassen
sich bis zum 12. Jahrhundert zurückverfolgen und sind ein
klares Zeugniss für die engen Beziehungen zwischen den ein-
gewanderten Slaven und den älteren romanischen christlichen
Küstenbewohnem. Der Ersatz von an durch u entspricht
nach den Ausflihrungen von Miklosich dem Uebergang des
* Bei Ra^ki, Monumenta Slavorum meridiönalium VII, 336, 427—428.
Neue Ausgabe des Joannes Diaconus von Monticolo, Fonti per 1a storia
d* Italia (IX), Cronache veneziane antichissime I (Roma 1890), 113,
156—160.
' Diese interessanten Mittheilungen Über die Stätte der alten St. Maximus-
kirche verdanke ich Herrn Vid Vuletid-Vukasovid in Curzola; er meint,
dass die Kirche aus dem 8. Jahrhundert stammen kann, vielleicht aber
noch älter war. ,Scoglio vicino di S. Massimo, vulgo Massan' erwähnt
auch Nicolo Ostoich, Compendio storico delP isola di Curzola, Zara 1878,
p. 10.
32 XI. AbhftndlQDK: Jirefielc.
altsl. ^ in serbokroat. u.^ Dass das Serbokroatische nrspr&ng-
lich den Nasalismns gekannt hat^ ist nach Jagi6 ans den
Namen nnd Worten in lateinisch nnd griechisch geschrie-
benen Denkmälern fast als sicher anzunehmen.* Auch die
recipirten romanischen Wörter mit an, on, un im Inlaut sind
wohl eine Zeitlang in dieser Gestalt im Gebrauch gewesen
und erst langsam bei der Umwandlung der Nasallaute nach
der allgemeinen Regel verändert worden. Neben sanctas
gehört zu diesen Beispielen Mutogras Monte Crasso, der
Name eines Hügels zwischen Almissa und Stobre^^ in der
Landschaft Poljice.* Die Localität ist aus historischen Denk-
mälern gut bekannt. In der Zeit des kroatischen Königs
Zvonimir schenkte der Edelmann Peter Crne 1080 dem von
ihm gegründeten St. Peterskloster in Selo ,tertiam partem eccle-
sie sancti Martini, que est sita in Monte Grasso^^ In einer
Spalatiner Urkunde um 1106 wird eine ^insula, que infra
Montem Qrassum est*, erwähnt.^ Im Jahre 1180 wurde der
Erzbischof Raynerius von Spalato bei einem Streit über Grund-
stücke der Spalatiner Kirche, die unter dem Mons Massarus
(j. Mosor) von den Slaven occupirt waren, von den Nachbarn
unter Anführung des Nicolaus aus dem Adelsgeschlecht der
Ka6i6i erschlagen, ,ad Montem Crassum*.* Eine Kapelle Sveti
Arner bei dem Dorf Dubrave bezeichnet heute noch die Stelle
^ Miklosich, Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen, 3. Aafl.,
I (1879), S96 über den Uebergang von ont in ^t, nt: ,1t. santo gebt in
sut, 8U, in Istrien in sat ttber: snt stipan mon. serb., sut Ivan ON.; sn
gjaraj, sn martin; sat ivanac, sat Lovre^ ON.* Miklosich, Etymologisches
Wörterbuch der slavischen Sprachen (1886), S. 288 unter sanitu: ,Mit
sanctus, s. sat, hangt auch kr. sut, su zusammen: sat Ivanac, sut Iran,
SU Stipan/ — lieber das istrische sat s. unten.
* Jagic, Ein Capitel ans der Geschichte der südslavischeu Sprachen, Ardiiv
f. slav. Phil. XVII, 79. Ueber dieselbe Frage, unter Hinweis auf snt =
sanctus, auch Prof. Lj. Stojanoviö in seiner akademischen Antrittsrede,
,Glas' der kgl. serb. Akademie LII (1896), 15—16.
' Im ,Topographischen Post-Lexicon des Königreiches Dalmatien' von Hieb,
von Fehringer (Wien 1878): Mutokras einzelne Hütte, Steuergemeinde
Jesenice, Ortsgemeinde Spalato.
* Ka2ki, Documenta (Monumenta VII) 133.
» Kukuljevid, Codex dipl. II, 13.
^ Thomas archidiaconus ed. Ra^ki 74.
Das cbristlicbe Elemenft in der topogr&phiBohen Nomenclatnr der Balkanl&nder. 23
dieser Unthat. £in anderes Beispiel ist Sansagns, eine 844
bei Joannes Diaconas zuerst erwähnte Insel bei Lussin PiccolO;^
jetzt ital. Sansego, slavisch Sudak^ eigentlich SuSag^ aus * Sqäag^
lautlich angepasst an die slavischen, von suh siccus abge-
leiteten Ortsnamen.
Von den Ortsnamen auf Sut- wird zuerst Sut-^ulijan
erwähnt, Sanctus Julianus, jetzt Gjulijana (ital. Giuliana), Pfarr-
dorf und Steuergemeinde an der Südküste des Stonski Rat,
der Halbinsel von Stagno, in der Nähe des grossen Dorfes
Janjina. Die erste Nachricht ist erhalten in einem ChrysobuU
des Königs Stephan Uroä I. an das St. Peterskloster am Lim
(c. 12Ö4 — 1264), mit Bestätigung älterer Schenkungen von
König Stephan dem Erstgekrönten und von Nemanja's Bruder,
dem Grossflirsten (veliki knez) der Landschaft von Chlm 'Miro-
slav (c. 1180 — 1195): neben Grundstücken in Ston, Ponikve
u. s. w. auch ein Grundstück Sud-2elijan am Meer, ,3(<UAa Ha
Aiopu Goy'A>^'^<^(h)>'h>^-^ Eioö (nicht unverdächtige) Ur-
kunde des Königs Stephan des Erstgekrönten um 1222 an
das Benedictinerkloster auf der Insel Meleda schenkt dem-
selben: *&HHNO\- H Ck nonOROMk Al0KO/Uk H CRfTarO Gr%^AHA
H cRcxaro FeivprH'k, a /uere H/Uk Rk Go^Tk-SKcyakiiüHk ivTk
MOpa A^ ^^P4 H WTk M^^^ CTpaHS IVTk MoTpoy^HHi^f
UTTk Mopa A^ /uopa' (JaniDam cum Popova Luca et S. Stephanum
et S. Georgium, et confinia eorum in Sut-^ulyjan a mari ad
mare et ex altera parte a Motrui^nica a mari ad mare).^ In
^ Ra£ki, Documenta (Monamenta VII), p. 89, 356. Mit einem St. Michaels-
kloster.
' AoBg. Yon Stojanovid, Spomenik der kgl. serb. Akademie der Wissen-
schaften m, S. 10.
' Miklosich, Mon. serb., p. 10, mit einem Interpunctionsfehler (bk co^tk:
3K«YAuuNk). Der Text der Urkunde scheint interpolirt zu sein, besonders
die Stelle von einem angeblichen Grundbesitz auf der Halbinsel von
Stagno von Meer zu Meer. Die päpstliche Bestätigung der Schenkungen
der serbischen Könige von 1324 (von mir herausgegeben im Spomenik
XI, 25) erwähnt nur ganz allgemein ,qua8dam terras et possessiones,
sitas in eadem insula Melite et Jan ine (sie), Ragusine diocesis*. Warum
hat das Kloster von Meleda nach der Besetzung der Halbinsel von Stagno
(1333) durch die Ragusaner Janina, Popova Luka und Gjulijana auf Grund
dieser Schenkung nicht für sich reclamirt und erhalten? Die Ortschaften
bestehen noch heute, nur Motruinica (in ragusanischen Documenten des
24 XI. Abhandlung: Jire£ek.
späteren ragusanischen Docamenten erscheint diese Ortschaft
nur als Qoliana^ Gioliana, ohne das Attribut eines Heiligen-
namens. Am Meer liegt dort eine kleine yer£allene Kirche,
Sveti ^ulijan oder Sveti Gjulijan genannt, vom Volk wie alle
alten Bauten dieser Landschaften als ^griechisch^ bezeichnet.^
Mehrere Namen dieser Art liest man in dem ursprünglich
,Liber rubeus^ oder ,Libro rosso^ genannten, später als ,Matizza^
bezeichneten Pergamentband des ragusanischen Archivs, mit
Katastralaufzeichnungen des 14. und 15. Jahrhunderts. In
den ,Sententie uiarum communis in uilla Qoncheti', im Thal
von Zon Ghetto, in der nächsten Umgebung von Ragusa, wird
1428 (f. 20t) ein ,loco chiamato Suthuid' genannt, Sutvid
(S. Vitus). In einer Aufzeichnung von 1444 wird bei der
ecclesia S. Georgii in dem benachbarten Thal von Breno eine
,aqua de Sutiuragh' erwähnt (f. 29t), Sutgjuragj (S. Georgins),
ebenso die nahe ecclesia Sancti La9ari als ,chesia chiamata
Suthla9ar^ (f. 30a). Eines der Decena von Canale hiess
,Suth Petcha e Ternoui T>oV (das 21. Decen der Planine),
von der heil. Petka (IlapaaxeuTJ). Vom Jahre 1460 ist ein Testa-
ment in glagolitischer Schrift datirt, verfasst von ,dom Petar,
sin Mikule Kr&avi6a, a parohijan v Sustipani Luci, Velom
Otoci^, das jetzige Luka auf der Isola Grossa oder Isola Longa
bei Zara.^ In einer anderen glagolitischen Urkunde von 1497
wird eine Ortschaft Sutpetar in der Lika erwähnt.^ König
Mathias Corvinus schenkte 1465 dem ragusanischen Mönch
Alexander, Abt von Telki in Ungarn, der für ihn viele Q^sandt-
schaftsreisen nach Dalmatien und Albanien unternommen hatte,
zahlreiche Dörfer, darunter in der ^upa von Dra^evica GSt
GTHnaH, das heutige Dorf Sustjepan oder Sufi6epan bei Castel-
nuovo.* Der Name des Dorfes Sutvara in der ^upa von
16. Jahrb. Matarughe) fehlt in den Yerzeichniasen der jetit bewohnten
Orte Dalmatiens; auf den Karten hier ein Bach und Beig Motorainice.
^ Mittheilung des Herrn Prof. Georg Devid in Ragusa; die Einwohner
nennen das Dorf Bulijana (nach der Orthographie der aüdslav. Akademie),
aber auch 2ulijana.
' Aus der Sammlung des Ivan BrÖic bei Kukuljevid, Acta croatica, Agram
1863, S. 87.
^ Kukuljeriö, Acta croatica, S. 168.
* Miklosich, Mon. serb., p. 494. Zahlreiche Urkunden über die Missionen
des Frater Alexander, deren ohne Zweifel ursprünglich aus dem Archiv
Dm chriBtliohe Element in der topogispbiBolien Nomenclatnr der BalkuUnder. 25
Orbalj bei Cattaro^ schon 1430 in einem Notariaibuche des
k. k. Ereisgerichtes von Cattaro erwähnt (terras in contracta
Sathnarie), ist aaf Sancta Barbara zurückzuführen, die (s. Vuk
Karadii6, Serb. Wörterbuch) im Gebiet von Cattaro Sveta
Vara genannt wird (ihr Festtag Varin dan). Die Pfarrkirche
des Ortes heisst in der That Sveta Varvara. Stammt der
Name Santorini in Qriechenland von Santa Irini, so kann
von demselben Heiligennamen lautlich ohne Bedenken auch
Sutorina abgeleitet werden , G^TOpHHa (die Belege siehe bei
Daniöiß), wie eine seit 1383 oft erwähnte und heute noch
als ein zum Meere reichender Streifen des bosnisch-hercego-
vinischen Territoriums wohlbekannte Landschaft bei Castel-
nuovo heisst. Die Schreibweise Sotorina, Sottorina ist seltener;
Subtorina (nur einmal 1414) entstand durch Etymologie der
meist aus Italien stammenden Urkundenschreiber , in der Art,
wie Cactarum, Captarum für Catarum, Cattaro (nach der Ana-
logie von notte lat. noote, atto lat. actus, rotte lat. ruptas,
battezato lat. baptizatus u. dgl.). ^ Es ist nicht unwahr-
scheinlich, dass auch der bekannte Pass von Sutorman auf
dem Wege, welcher aus der Küstenebene bei Antivari in das
Thal von Crmnica am See von Scutari führt, hieher zu rechnen
ist. Der Name, der schon 1408 und 1409 vorkommt, kann
aas Sut-German oder eher aus Sut-Roman entstanden sein.^
Die jetzt noch im Gebrauche befindlichen Namen dieser
Art sind, so viel mir bekannt ist, u..A. die folgenden: Su6urac
(San Giorgio) oder Castel Su6urac, Pfarrdorf und Steuer-
gemeinde bei Spalato. Sujuraj, Su6urje Castel San Giorgio
di Lesina, Markt- und Steuergemeinde mit Seehafen. Su-
gjnragj San Giorgio di Giuppana, Dorf auf dem Südende
der grössten Insel der antiken Elaphiten, nördlich von Ragusa.
von Ra^Aa stammenden Originale 1860 durch den neapolitanischen Consul
in Ragnsa Natale Bozoviö in das ungarische Nationalmuseum gelangten,
im Cod. dipl. patrius III, p. 419 sq. Im Jahre 1474 war Alexander rector
monasteriorum S. Marie in Bribirio et S. Johannis penes Scardonam
(ib. 431).
^ Vgl. Jireiek, HandeUstrassen und Bergwerke, S. 23. CastelnuoYo selbst
erscheint 1383 als castram uovum Satorine.
' El passe de Suterman 1408, Ljubid, Listine V (Mon. spect. bist. Slav. V),
119; a Sntormano versua lacum 1409 ib. VI (Monnm. IX) 4.
26 XI. Abbudlnn;: Jtr«ceb.
Sakodan San Cassiano^ Pfarrdorf and Steuergemeinde mit See-
hafen bei Zara. Sumratinj Bucht S. Martino bei Oravosa.
Supavö (S. Paulus) einzelne Häuser südlich von Stagno, auf dem
östlichen Ufer der Bucht, gegenüber dem Dorf Broci (Genitiv
Brodaca).^ Supetar San Pietro della Brazza, Markt mit See-
hafen, Sitz eines Bezirksgerichtes. Supetarska Draga Valle
San Pietro, Pfarrdorf auf der Insel Arbe. Dorf Sustjepan
(Santo Stefano): 1) im Gebiet der PaStrovi^i südlich von Cattaro,
2) bei Castelnuovo, 3) an den Ombla bei Ragusa; ausserdem
Susiepan eine Localität bei Kagusa vecchia. Sutikla (S. Theela)
Friedhof des Dorfes Podgora im Küstenland bei Makarska.
Sutmiholj (S. Michael) eine Bucht mit einigen Hütten anf
der Südküste der Insel Meleda. Aus Sutivan zusammengezogen
Stivan San Giovanni della Brazza, Markt. Sutomore (aas
Santa Maria) Weiler bei Budua. Stomorija (Santa Maria)
eine Kirche zwischen Trau und den Castelli, mit viel besuchtem
Kirchweihfest am 15. August.' Stömrata (Santa Marta) eine
uralte Kirche, schon in einer 892 ,in Biaci ante fores ecclesiae
Sanctae Marthae martyris' datirten Urkunde des kroatischen
Fürsten Muntimir genannt,* unter dem Hügel Biad bei Trau,
auf dessen Gipfel an Stelle einer aus den Urkunden des
9. Jahrhunderts bekannten Burg jetzt nur eine Kapelle des heil.
Onufrius steht. Sutomi§6ica Santa Eufemia, Pfarrdorf auf
der Insel Uljan bei Zara; der slavische Name kann lautlich
nicht aus dem lateinischen hergeleitet werden. Sutvara
Pfarrdorf bei Cattaro (s. oben) und eine Felsinsel bei Curzola
Sutvid einzelne Häuser in der Steuergemeinde Ta6epi bei
^ In der Gegend des aus den ragnsanischen DenkmEtem des 14. Jahr-
hunderts bekannten ^Griechischen SandesS mit Sparen ron Häusern,
heute noch Grdki pjesak genannt. In Supav6 steht jetzt am Meeresufer
eine isolirte Villa des ragusanischen Edelmannes und Landtagsabgeord-
neten Marino di Giorgi, in der ich 1890 einige fröhliche Standen in
Gesellschaft der Nachkommen der alten Ragusaner zugebracht habe.
' Im Jahre 1891 war ich mit Herrn Dr. F. Bulic, Director des Museams
von Spalato, dem ich viele Belehrung Über die AlterthÜmer und Er^
innerungen dieses Gebietes verdanke, bei diesem ländlichen Feste an-
wesend. Ueberhaupt muss ich in Dalmatien die stets bereitwillige For-
derung wissenschaftlicher Interessen von Seite der Landeseinwohner mit
Dank erwähnen.
' Radki, Documenta (Monumenta VII), p. 16.
Das ohristliche Elonent in der topogrftphjseben NomencUinr der Balkul&nder. 27
Makarska. Sudvid Rainen an einer Meeresbucht bei Janjina
aaf der Halbinsel von Stagno.^
Miklosich führt eine angeblich in Istrien heimische Neben-
form Sat- an. Von seinen Beispielen stammt Sat-Ivanac ans
der grossen, in drei Texten vorliegenden Grenzurkunde, dem
,Razvod istarski', deren Authenticität allerdings bestritten wird.
Der kroatische Text hat einmal Gen. Sativanca, zweimal Dat.
Sativancu, der lateinische San-, Satt- und Sant-Ivanatzt (sie),
der italienische Sant Ivanaz.^ Woher das zweite Beispiel Sat
Lovreä stammt, ist mir nicht bekannt. Die Form mag nur
durch mechanische Auflösung der Abbreviatur st entstanden
sein. Jetzt ist in Istrien kein Name mit Sat zu erfragen.
DaAir gibt es Formen mit Sut- und Su-: Supetar66ina, Supe-
tar San Pietro in Selve im Bezirk Pisino, Sut-Lovreö (oder
auch Sveti Lovre6 Pazenatiöki) im Bezirk von Parenzo. San
Giovanni di Stoma bei Montona heisst Svet-Ivan od Sterne;
San Lorenzo di Daila zwischen Umago und Cittanuova nennt
das Volk Lovreöica, San Martine auf der Insel Cherso Mar-
tin66ica. San Giovanni, eine Gemeinde derselben Insel Cherso,
heisst Stivan, Stivan.^
Eine viel recentere Formation repräsentirt der Name
Adamarak aus ,a San Marco^ bei Cattaro. So wird jetzt ein
Hügel mit Resten einer Capelle auf einer der Inseln der Baja
di Krtole genannt, der ,insula Sancti Gabrielis' des Diocleas,
jetzt als San Marco oder Stradioti bekannt, so bezeichnet nach
den arpoTicotai, griechischen und albanesischen Reitern im Dienste
der venetianischen Republik, die hier im 16. Jahrhundert
ein Standquartier hatten.^
^ Mittheilungen Ton Hovorka von Zderas in der Zeitschrift für Osten*.
Volkskunde 1895, 338.
' Kaknljevid, Acta croatica, p. 15, 16. Lat und ital. heraus^, von Ljubic,
,8tarine' der südslar. Akademie VI, 200—202. Der kroatische Text ist
geschrieben 1546, der lateinische (im Archiv zu Venedig) 1526; der ita-
lienische ist neu, von 1717.
' Diese Mittheilungen verdanke ich meinem ehemaligen StudiencoUeg^n,
dem istrischen Reichsrathsabgeordneten Prof. 8pin5id. — SupetarSöina und
Stivan sind auch im ,Topogr. Post-Lexikon des Osterreichisch-illTrischen
Küstenlandes*, Wien 1866 bei San Pietro imd San Giovanni angegeben.
* Diese Inselgruppe ist ausführlich beschrieben von Mladen Cmogor^evid
in der Belgrader archaeol. Zeitschrift ,8tarinar' X (1893), 47 f. In ASa-
28 XI. AbkaodlBDg: Jir«cek.
Die Anzahl der Ileiligennamcn in der topographischen
Noinenclatur des mittelalterlichen Dalmatiens ist so gross, dass
wir uns nur mit der Auslese einiger Beispiele begnügen müssen.
Selbst die kleinsten Inseln an der Küste, seinerzeit von Ere-
miten oder Benedictinem bewohnt, führten Namen dieser Art,
wie Sanctas Georgias in medio mari oder de cnlpho
Catari im innern Becken des Oolfes von Cattaro gegenüber
Ferasto, in unserem Jahrhundert lange ein Fort San Qiorgio,
Sanctus Petrus de medio mari in der Nähe des alten
Epidaurum, im 13. Jahrhundert mit einem kleinen Kloster,
Sanctus Andreas de Pelago, jetzt Insel Sveti Andrija mit
Leuchtthurm bei Ragusa, vor dem Eingang in die Bucht von
Qravosa im offenen Meer ausserhalb der Inseln,* S. Silvester
de Busi auf der jetzt wegen ihrer blauen Grotte öfters be-
suchten Insel Busi südwestlich von Lissa,^ S. Johannes de
Planca auf den öden Felsenriffen an der Ecke der Küstenlinie
zwischen Trau und Sebenico, jetzt Vorgebirge und Leuchtthurm
Planca, oder die weithin sichtbare Burgruine des Castrum
Sancti Michaelis (San Michele) auf einem öden Felsberg
der Insel Uljan vor Zara.-* Dasselbe war an der italienischen
Küste der Fall: 1431 ,in aquis Sancte Marie de Trimidi^
(Ragus. Lamenta), bei den Tremiti- Inseln an der apoÜBchen
Küste, die jetzt statt eines Klosters eine Strafanstalt beher-
bergen.*
marak ist der Auslaut gebildet wie in punat ans ital. punto, testamenat
aus testamento; vgl. Miklosicb, Yergl. Gramm, der slav. Sprachen X', 405.
» Vgl. Archiv für slav. Phil. XIX, 45.
^ Die Beuedictiner des monasterium Sancti Silvestri de Busi besaasen Ur-
kunden von Papst Alexander III. (1181) angefangen. Vgl. Farlati, Illj-
ricum sacrum IV, 243, 249; Ljubid, Listine V (Monumenta XII) 223.
' Castrum S. Michaelis seit 1346 oft genannt. Die Ruine San Michele ist
mit ihren Thürmen gut erhalten; im Innern befindet sich eine romanische
Kapelle. Der Aufstieg 1^/4 St. durch eine SteinwQste ist schwierig. Die
Aussicht bietet ein höchst belehrendes Bild der langgedehnten, in drei
Reihen läng^ der Küste gruppirten Inseln von Zara, wie mich ein Aus-
flug am Pfingstsonntag 1890 in der liebenswürdigen Gesellschaft des
Qrafen Colano da Fanfogna aus Trau und des Prof. Aranza überaeugte.
* Fünf Urkunden 1063—1142 für das Marienkloster von Tremiti, das Mutter-
kloster von Lacroma bei Ragusa, herausgegeben von L. von Heinemann,
Zur Entstehung der Stadtverfassnng in Italien, Leipzig 1896.
Das ehristliehe Elem«nt in d«r topogiupliisehen NomeDcUtar d«r Balkftal&ader. 29
Was die Namen der bewohnten Orte anbelangt ^ lassen
sieh dieselben mitnnter weit zurückverfolgen. Snstjepan (Santo
Stefano) im Gebiet der PaStrovidi wird 1350 erwähnt: ^gentes
terre de Badoa^ Saneti Stepbani et Spifi^ (Ragnsaner ,Di-
versa* des Gerichtsarchivs 1349). Bei Cattaro erscheint Sveti
Petar (BogdaSi6) schon im ältesten Notarialbnch von Cattaro
um 1330, wo Leute de Sancto Petro genannt werden, ebenso
das jetzige Fort Trinita in den Ragusaner ,Lamenta' 1454 als
Santa Troiza, damals Zollstätte des Fürsten Stipan CrD0Jevi6.
Auch bei Teodo, slav. Tivat könnte man an Namen wie
St. Theodorus, Theodosius, Theodotus oder Theodulus denken;
im ältesten Notarialbuch von Cattaro heisst der Ort Theudo,
Teudo, aber auch (1331) ,latu8 Tiueti^ In der 2upa Draöevica
bei dem jetzigen Castelnuovo ist das oben erwähnte Sud6epan
(mit einer St. Stephanskirche) in den ragusanischen Aufzeich-
nungen seit 1411 bekannt als villa Saneti Stefani; eine
1378 in Draöevica (in den Ragusaner ,Diver8aO erwähnte villa
Saneti Nicolai besteht heute unter diesem Namen nicht mehr.
Nach dem Zeugniss des bosnischen Königs Stephan Tvrtko I.
in seiner Urkunde von 1382 sollte auch die von ihiti neu ge-
gründete Burg von Dra^evica, das jetzige Castelnuovo, ursprüng-
lich den Namen einer St. Stephansburg führen, denn er baute
das Castell unter Anrufung des Protomärtyrers Archidiakon
Stephan und nannte es St. Stephan (h N4p6K0)^k HMe i€iu8
Gurru 6T64^Hk).^ Drei Beispiele aus der benachbarten
Landschaft von Canale zeigen abermals, wie der Typus der
Heiligennamen langsam abgestreift wird. In den Ragusaner
,Diversa^ 1345 wird ein ,Serdan Dobricinich de Chanali de
Monte Saneti Pauli' genannt, 1381 ein Mann nur ,de Monte
Pauli'5 1377 heisst das Dorf Pauleberda, 1401 caxalle Pagle-
berdo, ebenso in dem ,Liber rubeus' des .15. Jahrhunderts Paugle
Bardo, mit einem Feld der Paulskirche, ,gniua Pauuglia 9arqua^
Ohne urkundliche Belege würde man bei dem heutigen Palje
brdo (mit einer St. Paulskapelle) kaum so leicht an einen
Mons Saneti Pauli denken. Seit 1330 wird in Canale oft ein
Dorf Sanctus Martinus genannt. Eine ecclesia Saneti
Martini da Canal beanspruchten die katholischen Bischöfe
^ Miklosicb, Mon. serb., p. 201.
30 XI. AbbADdlang: Jiredek.
von Cattaro ftir sich, und der Papst hat in einem Schreiben
an den Garen Stephan Do&an 1346 ihr Ansuchen unterstatzt.^
Bei der ragusanischen Occupation des Gebietes 1427 wurde
,apud S. Martinum' das Haus des ragusanischen Comes der
Landschaft errichtet^ ebenso 1429 ^apresso di Santo Martine'
das noch bestehende Franziskanerkloster des heil. Blasins.
Jetzt heisst die Ortschaft Pridvorje, wörtlich ,apud curiam'
(dvor curia). Ebenso ist die seit 1383 erwähnte villa Sancti
Georgiiy noch im 15. Jahrhundert öfters genannt, jetzt unter
diesem Namen nicht mehr aufzufinden. Die Partitio Yon
Canale nennt als 28. Decenum, zwischen Viggni (jetzt Vignji
bei Komaj) und Chochoti (jetzt Kokoti), San Georgio in
Dogna Gera. Es ist die jetzige, im 15. Jahrhundert nicht
genannte Gemeinde Popovi6i, in welcher sich wirklich eine
St. Georgskirche befindet.' Auf der Südseite der Stadt Bagusa
steht noch der Bau des 1222 von dem altberiihmten Adels-
geschlecht Gondola gegründeten und in der Napoleonischen
Zeit aufgehobenen Benedictinerklosters St. Jacobus (San Gia-
como); aber seine Beinamen, ,in loco qui Brelus vocatur'
(1222, 1234),8 wahrscheinlich Vrelo (slav. Quelle), und ViSnjica
(Uisniza 1235, Vi8ini9a 1284 u. s. w.) sind seit dem Mittel-
alter vergessen. Auch die ganze Umgebung des Hafens von
Gravosa führt Flurnamen nach Kirchen und Klöstern, so eine
jetzt Giman genannte Stelle von einem Kirchlein Sancti
Geminiani 1282 (S. Gymanoi im 13. Jahrhundert, de Ghim&no
1318, ecclesia S. Gimani 1396), die Bucht San Martino, bei
der jetzt ein Wintercurort gegründet werden soll, von einem
1265 ff. genannten Kloster und Hafen Sancti Martini; die
bekannte Klirche des heil. Michael, unter deren Cypressen die
hervorragenden Mitglieder des Stadtadels von Ragusa bestattet
sind, hiess Sanctus Michael de Arboribus und hatte einst
(Urkunde 1282) unter dem Patronat des Geschlechts der Ballis-
claua (Boleslavi6) einen Abbas. In Stagno ist die jetzige Stadt
* Theiner, Mon. Slavorum merid. I, p. 216.
' Auf der Qeneralstabskarte, wie mich Herr Prof. DeTi6 aufmerksam macht,
zwischen Kokoti und Zoro bei der Hdhenzlffer 193 venseichnet Auch
im Schematismus cleri dioecesis Kagusinae pro anno 1896 (Venetiis 1896),
p. 86 : in Popoviöi (299 Seelen) capella 8. Geoi^i.
' Stiftungsurkunden bei Farlati, IllTricum aacmm VI, 93 — 96.
Das christliche EUmont ia der topographisehea Nomenclatar der Balkanl&oder. 31
(Stagno Grande) auf der Südseite des IstbmoSy der Prevlaka,
eine Nengründung der Ragasaner nach der Erwerbung dieser
Landschaft 1333^ die Burg der früheren serbischen Zeit lag
etwas weiter südlich auf dem Felshügel des heil. Michael^ den
Luccari (1605) ganz richtig als den Sitz der alten Herren von
Chelmo bezeichnet and der jetzt von einem kleinen Nonnen*
kloster eingenommen wird.^ Noch der ,Liber rabeas' kennt in
Aufzeichnungen von 1433 ^lo monte del castello de S. Hi-
ebe le', ^monte de S. Michiel, che fo castello antichamente^^
Auf der Insel Brazza wird in der merkwürdigen cyrillisch
geschriebenen Urkunde von 1185 das Benedictinerkloster des
heil. Johannes bezeichnet als i^pKRH c(R6)Tdro HoaNa 8 Ha-
Raaji^ky was zu einem ohne Zweifel von Paulus abgeleiteten
Ortsnamen Pavljane (Plur.) führt. Jetzt heisst das Dorf
Povlje (Sing.), Povje.* Im Jahre 1422 schrieben die Edelleute
VukaSin und Baran, die Herren des Küstengebietes bei Ma-
karska, den Ragusanern über einige Seeräuber, darunter einen
aus Poljice (hc lloaHUk), mit der Bemerkung, diese Leute
wohnen npH CB6T0Mk Bapxoat^.^ Ein Dorf Sveti Bartol
besteht heute nicht, aber in der Ortsgemeinde Almissa gibt
es eine Häusergruppe Bartulovi6; dies wäre ein isolirter Fall
der Umänderung eines Kircheunamens in ein Patronymicon.
Weitere Beispiele aus der Landschaft des römischen Salonae, der
Umgebung der Städte Spalato und Trau, wo der grösste Theil
der Localitäten nach Kirchen und Klöstern bezeichnet wurde,
findet man in reichlicher Fülle in dem von Lucius, Farlati,
Kukiiljevi6, Raöki und Ljubi6 herausgegebenen Urkunden-
^ Einiges über diese Landschaft in meiner Skizze ,Ston i Mljet', in der
Monatscbrift Osv£ta 1891, 8. 16->18.
' Meine Ragasaner Freunde machen mich aufmerksam, dass der Dorfname
Poiomnje auf der Halbinsel yon Stagno ,sub ecclesla S. Thomae* bedeute
(* Pod-ton^e). Es ist der Schauplatz eines derben satirischen Gedichtes
(18. Jahrb.) ,Viede Potomanjsko' (der Rath von F.) von Franc. Pietro di
Sorgo (Sorko^evic), herausgegeben von Kurelac in der Sammlung Kunje
i pahuljice, Agram 1866—1868.
' Die Urkunde herausgegeben von Raöki, Starine XIII. lieber die Plural-
formen der Subst. auf -in, -janin vgl. Danit^id, IIcTopHJa o6dHKa cpncKora
EAM xpaaTCKora jesHiui (1874) 95, 135 (Decah, Papradah, gradjah u. s. w.)-
* Spomenik XI, 74.
32 XI. Abbaadliuff: Jire(«k.
material. Es ist bekannt, dass das heutige Finme (kroat. Rieka)
einst lateinisch Flamen Sancti Viti, deutsch Sanet Veit
am Pflaum hiesS; auch kroatisch Reka Svetoga Vida,^
Namen, die jetzt von den Einwohnern fast vergessen sind.
Wie viele von diesen Namen im KUstenlande noch fort-
leben, ist aus den angeführten Beispielen unschwer zu ent-
nehmen. Unter Hinweis auf die gedruckten Ortsrepertorien
wollen wir unsere Studie nicht mit Namensverzeichnissen be-
lasten und verweisen nur auf einige grosse Gemeinden des
heutigen Dalmatiens: San Filippo e Giacomo (Sveti Pilip i
Jakov) bei Zara vecchia (Biograd primorski), San Martino
(Sveti Martin) auf Brazza, San Michele (Sveti Mihovil), Santa
Barbara (Svete Bare) und Santa Domenica (Pod svetu Nedeljn),
alle drei auf Lesina.
Noch grösser ist die Anzahl der Heiligennamen als Orts-
namen auf den Quarnerischen Inseln, in Istrien, bei Triest
und im Gebiet von Görz und Gradisca, wobei manche einen
offenbar älteren Typus bekunden, wie z. B. Santa Fosca, San
Saba, San Quirino, San Pelagio, San Maure oder Moro.'
Ebenso sind Namen kirchlichen Ursprungs zahlreich in
Kroatien, im Bisthum von Agram, dessen mittelalterliche Geo-
graphie besonders aus den von Radki und Tkal6i6 veröffent-
lichten reichhaltigen Denkmälern bekannt ist. Dieses Gebiet
war auch nie den Türken unterthan und hat deshalb die alte
Nomenclatur besser conserviren können. Von den" wichtigen
Plätzen des Landes hat die Burg und Stadt von Cris, Crisiam,
im Mittelalter von den Umwohnern wohl Kri2 genannt, jetzt
Krizevci, deutsch Kreutz, ihren Namen von einer Kirche Sveti
KriÄ (S. Crucis). Doch eine nähere Untersuchung der mittel-
alterlichen Ortsnamen der Länder nördlich von der Save, in
Kroatien ebenso wie in Ungarn, würde uns aus den Grenzen
der vorliegenden Aufgabe hinausfllhren.
Sehr gross ist der Unterschied, wenn wir uns von der
adriatischen Küste Dalmatiens ostwärts ins Binnenland ent-
fernen. Schon im nächsten Hinterland von Ragusa sind solche
* Kukuljevic, Acta croatica (Agram 1863), 8. 248 (Nr. 251).
' Topographisches Post-Lexikon des Osterreichisch-illy fischen Küstenlandes,
Wien 1866, S. 84--88.
Dm ebxistliehe Elem«iit in der topogimpbisehen NomenoUtor der Balkanl&nder. 33
Namen kirchlichen Ursprungs sehr selten. Die Landschaft
von Trebinje (ursprünglich Trebinja, im 13. und 14. Jahr-
hundert lat. Tribigna, Tribunia, neben Tribunium) hat zwei
alte Ortsnamen dieser Gattung aufzuweisen. Die Schrift des
sogenannten Presbyter Diocleas, ftir die Geschichte eine wenig
zuverlässige Quelle, aber reich an werthvoUen geographischen
Daten, kennt in Tribunia ein ,monasterium Sancti Petri de
Campo^^ Nach Orbini wurde Nemanja's Vater Dessa bestattet
in Trebinje ,nella chiesa di S. Pietro del Campo^* Unter den
vom Bischof von Cattaro reclamirten Kirchen wird 1346 die-
selbe ,ecclesia S. Petri de Campo^ genannt. In den ragu-
sanifichen ,Lamenta' ist 1401 eine ,ecclesia Sancti Petri de
Tribigna* erwähnt, ebenso 1411. Das sind die jetzt Petrov
manastir, ,Peterskloster* genannten Ruinen bei dem Dorf Öidevo,
südlich von der Stadt Trebinje, welche Arthur John Evans
bei der Römerstrasse von Epidaurum nach Trebinje gefunden
hat.' Daneben wird in den Büchern von Ragusa im 14. und
15. Jahrhundert eine Ansiedlung Sanctus Stephanus de
Tribunia (133öf.) erwähnt, auch Stiepane pogle (Lamenta
1420) genannt, gelegen ,ad paregium fluminis Tribigne' oder
,ad traiettum (sie) fluminis', jetzt nicht mehr bekannt.* Es
lag wahrscheinlich bei dem damaligen Mittelpunct der Land-
schaft, dort, wo jetzt das Oastell Trebinje steht, am rechten
Ufer der TrebinjS6ica, gegenüber der neuen Stadt Trebinje,
die sich am linken Ufer ausdehnt.* Aus dem Lande von
* PreBbyter Diocleaa ed. Örnöid (Kraljevica J874), S. 63.
' Orbini p. 246. Luccari p. 101 (Ausg. von 1606) erwähnt ,canonici di
S. Pietro di Ciceuo' im Bisthnm von Trebinje noch im 16. Jahrhundert,
was SU bezweifeln ist; dieselben wären jedenfalls in dem Crossen archi-
valischen Material von Ragusa aus diesen Zeiten irgendwo erwähnt
* A. J. Evans, Antiquarian Researches in lUjricum I, p. 100 mit Karte
(aus der Archaeologia vol. XLVIII, 1883).
* In der Urkunde von 1376 bei Pncid U, 8. 27 (vgl. Spomenik XI, S. 101)
GifTN Gri^ANk als Sitz des nonk rpissKNCKH, des Popen von Trebinje.
* Herr Hofirath Constantin Hörmann in Sarajevo hatte die Güte, mir die
Ergebnisse einer Nachfrage in Trebinje selbst mitzutheilen^ Im Castell
sollen noch vor 60 Jahren die Mauern einer Kirche oder eines Klosters
sichtbar gewesen sein, dort^ wo jetst der vor 100—160 Jahren von der
mohammedanischen Familie Dizdarevic erbaute Uhrthurm (sahatkula) und
das Pulvermagazin (barutana) steht. Die Katholiken behaupten, es sei
Sürangsber. d. phU.-hist. Gl. GXXXVI. Bd. 11. Abh. 3
34 XI. Abhudlsag: Jir««6k.
Chl'm kann ich nar ein Beispiel ans dem Mittelalter nennen:
in den ^Diversa' von Ragnsa wird 1306 Sanctns Georgias
de Brochina in comitatu Chelmi erwähnt, in der Land-
schaft Browne nördlich von der Narenta, in den Verzeichnissen
der jetzt bewohnten Orte nicht vorhanden. Im 15. Jahrhundert
führte hier der Landesftirst seinen Titel von einem Heiligen,
dux Sancti Sabbae, in slavischen Urkunden ,herceg (Her-
zog) od svetoga Save', von den Reliquien des serbischen
Erzbischofs St. Sava im Kloster Milefteva.
Die grosse Verbreitung der Patarener und später die
daminirende Stellung des Islam sind die Ursachen, warum in
Bosnien, neben einer Fülle von intei^essanten Ortsnam^s alter
slavischer Art, Benennungen christlichen Ursprungs eine solche
Seltenheit sind.^ Aus dem Mittelalter besitzen wir allerdings
sehr wenige Urkunden mit topographischem Detail aus dem
Binnenland; die Namen der Hauptkirchen des Landes sind
eine katholische St. Af ichaelskirche gewesen, die Serben halten es fnr
ein ehemaliges Kloster der Mutter Gottes. Der Name einer St. Stephans-
kirche ist ganz vergessen. Es wäre von Interesse, Beschreibungen oder
Pläne von Trebiuje aus der Zeit der venetianischen Occupationen 1694 bi5
1699 und 1716—1718 einzusehen. Garzoni, Istoria della repubblica di
Venezia in tempo della sacra lega etc. (Veuezia 1712) I, 461 beschreibt
bei dem Feldzug 1694 in der provincia Trebigpie den ,ponte di piA
archi, che solo coneede il passe all* altra riva' mit einem festen Wach-
thurm, sowie ein nahes ,monistero de' calogeri, fabbricato in nn* erta
coUina della stessa linea, cinto di mura quadmplicate e d* ogn* intomo da
grossa e perfetta palificata^ Es wurde von den venezianischen Tmppen
unter Cavaliere Giovanni Burovich sammt dem BrQckenthurm erobert
und auf Befehl des Proveditore Marcello zerstört, damit sich die Tfiiken
nicht abermals darin festsetzen. Dieses Kloster lag nicht dort, wo die
jetzige Stadt Trebinje steht, sondern flnssabwärts unterhalb der grossen
tBrkischen Brücke. Es ist das Muttergotteskloster von Tvrdol, der Vor-
gänger des jetzigen Klosters DuÜ; die MOnche gr&ndeten nach der
Zerstörung Ende des 17. Jahrhunderts das jetzige Kloster Savina bei Castel-
nuovo (vgl. Archimandrit Nikifor Dudid, KftiuKewH pa^OBR I, If., 27 f.).
Die Patarener verwarfSen die Verehrung der Heiligen gänzlich, ebenso
wie alle Bilder, ^anotonim venerandas reliqoias derident et damp-
nant .... Venerationem sanctomm, que in ecclesia per fideles fit,
dampnant et derident dicentes, quod solns deos sit adorandus et oolendns.'
Des Cardinais Joannes de Turrecremata 1461 verfasste Schrift gegen
die bosnischen Patarener, aus dem Codex Vaticanas 974 mitgatheilt von
Kadki, «Starine* der sttdsUv. Akademie, Bd. XIV (1882), IS.
Dm ehrUtliche Element in der topognphieehen NomeneUtnr der fiftlkanUnder. 35
bekannt aus einem Docament von 1244.^ Die Landschaften
im Nordwesten des Landes gehörten lange za Kroatien, anter
das Bisthnm von Agram. Ein Verzeichniss der Kirchen in
den dortigen drei Districten von Dnbica, Sana und Vrbas
vom Jahre 1334 ist erhalten. Daraus erfahren wir, dass in
der Landschaft an der Sana eine Ortschaft mit einer ecclesia
S. Crucis Podcrisie (Podkriije, ,sub cruce*) hiess. In den
Verzeichnissen der heutigen Orte Bosniens ^bt es keine Namen
auf Sveti, Sut- o. dgl * Ein Rest christlicher Nomenclatur
könnte mit Hinweis auf die oben besprochenen dalmatinischen
Namensformen allenfalls Stomorina (aus Sveta Marina?) im
Bezirk von Sarajevo sein. Jedenfalls sind Varvara (von
S. Barbara) im Bezirk von Prozor und Marina Glava (caput
sc. collis Mariae) im Bezirk von Donja Tuzla bieher zu rechnen.
Die Burgruine Pavlovac bei Fra&i heisst so nicht nach dem
heil. Paulus, sondern nach dem hervorragenden bosnischen
Dynasten Paul Radenovi6 (f 1415).' Auch der Dorfoame BlaÄ
im Bezirk Videgrad ist nicht unter die Ortsbezeichnungen
kirchlichen Ursprungs zu rechnen; Blai ist zwar die in Kroatien
übliche Form für Blasius, doch in Bosnien sagte man im Mittel-
alter, wie aus den Urkunden in den Monumenta von Miklosich
ersichtlich ist, Vlasij (Vlasin dan, Vlasini svetci), in Ragusa,
wie heute noch, Vlaho.
In Serbien ffahren Namen von Heiligen nur kleine Klöster,
wie z. B. Sveti Roman bei Alexinac, Petkovica (von der heil.
Petka) im Bezirk Pocerje oder Nikolja unter dem Kablar,
dann isolirte Kirchen und Kapellen, sowie Stellen, wo es einst
Kirchlein gegeben hat, bei Quellen, auf Berggipfeln, vor Eng-
pässen (wie der bekannte Uebergang Sveti Nikola im Balkan
zwischen Pirot und Vidin). Bewohnte Orte mit Namen kirch-
lichen Ursprungs sind selten ; Dörfer mit vollständigen Heiligen-
namen (Sveti-) fehlen sogar gänzlich. Die grossen Klöster der
> Tbeiner, Mon. slar. I, p. 298. Vgl. Jireiek, HandeUstrassen 30—31.
* Vgl. OrtBchafts- und BevOlkerongsstaüatik von Bosnien und der Herce-
goyina, Sarajevo 1886. Blau, Reisen in Bosnien und der Hercegovina,
Berlin 1877, S. 219 hat eine Pfarre Eri2 bei Bihad; in dem genannten
Ortsrerzelchnin ist sie nicht angegeben, aber auf den Karten findet man
eine Kirche Kriiovo bei der Stadt. .
' Ueber diese Burg vgl. Jiredek, Handelsstrassen und Bergwerke, S. 38, 86.
3»
36 XI. Abhudloikf : Jir^iek.
serbischen Länder sind unter den Namen benachbarter Bäche,
flüsse oder Dörfer bekannt, wie Studenica, MileSeva, Moraöa,
Gra^^anica, Dedani (eigentlich DMböani); Banjska, Ravanica,^
Resava. Das vom Despoten Stephan Lazarevi6 1407 gestiftete
Dreifaltigkeitskloster am Flnss Resava heisst schon in den
serbischen Annalen des 15. Jahrhunderts Manasija, aber die
Erklärung dieses Namens fehlt.' Uebrigens wird ja auch ein
Theil der Athosklöster blos mit topischen Namen bezeichnet
(Chilandar, Vatopedi, Xeropotamu u. s. w.), während andere
ihre kirchlichen Namen behaupten (wie St. Paul, Pandokrator).
Ebenso sind in unseren Ländern die Kirchennamen der be-
rühmten Abteien von Klostemeuburg, Melk, Göttweih u. A.
ausserhalb der Umgebung derselben wenig bekannt, während
das Kloster Sanct Galleu in der Schweiz der Stadt und ihrem
Canton seinen Namen gegeben hat. Diese Verschiedenheiten
hängen mit localen Verhältnissen zusammen, besonders mit
dem Umstand, ob die Oertlichkeit schon vor der Kloster*
gründung unter einem althergebrachten, bestimmten Namen
allgemein bekannt war oder nicht.
Aus mittelalterlichen Denkmälern ist in Serbien eine
einzige Burg mit Heiligennamen bekannt. Es ist die Borg
des heil. Prokopios, grad svetago Prokopia, in welcher
1395 Eugenia (Milica), die Witwe des SerbenfÜrsten Lazar
mit ihren Söhnen Stephan und Vlk dem St Panteleimonskloster
(Russikon) auf dem Athos ein Haus schenkte.' Diese Burg
ist die heutige Stadt Prokuplje an der unteren Toplica, am
Ausgang aus dem Engthal dieses Flusses in das Becken von
Nid, Procopia bei Dlugosz (1444), Prochupie der Ragusaner,
die hier im 16. und 17. Jahrhundert eine Colonie hatten, oft
* Aus dem 1380—1381 vom Fürsten Lazar (f 1389) gestifteten, noch be-
stehenden Kloster Ravanica im Moravathal, mit einer Kirche der Himmel-
fahrt des Herrn, wurde Ende des 17. Jahrhunderts während der damaligen
österreichisch -türkischen Kriege der Leib Lasars in das Kloster Vrdnik
in der Fruska Oora übertragen, das jetzt allgemein auch als Bavanica
bezeichnet wird.
' Darüber Ilarion Ruvarac in der Belgrader archäoL Zeitschrift ^tari-
nar* VI (1889), 44. Vgl. den Ortsnamen Manassia auch in der Walachei
Jedenfalls vom Personennamen Manasses, aber der nähere Zosammeo-
hang bleibt unklar.
* Qlasntk der ehemaligen serb. gelehrten Gesellsdiaft, Bd. 24, 273.
Du christliche Element in der topogxmphischen Nomenclatiir der Balkaol&nder. 37
genannt in den alten Reisebeschreibungen, da hier die Route
aus Constantinopel über Niä nach Dahnatien vorttberfllhrte.^
üeber die Ernenerang einer Kirche des heil, grossen Märtyrers
Prokopij in Prokuplje 1734 hat sich eine ausführliche Auf-
zeichnung erhalten. Jetzt ist der Ursprung des Namens so
▼ergessen, dass Prokuplje von den Enwohnern meist vom
Verbum prokopavati ,durchgraben' abgeleitet wird, von einem
angeblichen Durchbruch der Toplica.* Der heil. Procopius,
ein ägyptischer Märtyrer der Diocietianischen Zeit, war im
Mittelalter der Patron der Hauptstadt dieses Gebietes, von Ni§,
dem römischen Naissus. Seine Reliquien wurden 1072 von
den Ungarn bei einer Invasion ins byzantinische Reich aus
Ni§ weggeschleppt nach der St. Demetriuskirche auf den Ruinen
von Sirmium^ aber 1162 von Kaiser Manuel Komnenos von
dort wieder zurückgebracht.^ Eine ,ecclesia beati et glorio-
sissimi magni martyris Procopii de Niso' wird 1203 in der
Correspondenz zwischen dem bulgarischen Caren Kalojan
und dem Papst Innocenz III. erwähnt. Diese Kirche besteht
nicht mehr; die Kathedralkirche von Nid vor der serbischen
Occupation 1877 war den Erzengeln Michael und Gabriel
geweiht.*
Aus einer Ansiedlung um eine Kirche hat sich Mitrovica,
der jetzige Endpunct der Eisenbahn von Salonik gegen Novi-
pazar, entwickelt. Die St. Demetriuskirche unter der Burg
Zvedan, ein Zeugniss des weiten Einflusses der Verehrung des
Thessalonicher Stadtpatrons bis in diese fernen Binnenländer
hinein, wird in der Stiftungsurkunde des St. Stephansklosters
zu Banjska von König Stephan Uroö IL Milutin (1282— 1321)
' Ragusanische Briefe von dort im Spomenik XI, 91 — 95. Procnpie be-
schreibt auch der ErzbiBcbof Marino Bizzi von Antivari 1610, dessen
Reisebericht Ra£ki herausgegeben hat, Starine XX, 123—124.
' Die Notiz von 1734 im Glasnik 49, 11, wiederholt auch bei Miliöevid,
Kraljevina Srbija 378—379. Ueber die Volksetymologie Derselbe 376
und Riznid im Starinar II, 126. — Milidevid, Kraljevina Srbija 179
nennt eine Burgruine Atanas bei Pirot, von St. Athanas, aus geschicht-
lichen Denkmälern sonst nicht bekannt
* Kinnamos ed. Bonn. 227. Vgl. Anhang III.
* Theiner, Mon. Slavorum I, p. 29. Ueber die jetzigen Kirchen von Ni5
Miliaevic, Kraljevina Srbija 103 ff.
38 n. Abhaadlnng: Jire^ek.
erwähnt: ,H upkKkBi^ CBiT4ro Jü^hMHTfHU m^X^ BsiNaNieMk^^
In den Bagosaner ,Lamenta de foris 1446^ f. 249 klagt Giaichus
Braissich; er sei von seinem entlaufenen Diener ,in Sclaaonia
in Sassi' bestohlen worden; der Zenge Radach Iffcoaich hörte
daselbst davon^ als er mit seinem Patron Zinan Seroeoich zurück-
kehrte ^de Dimitrou9; videlicet de nundinis^ Abo damals
hiess der Ort Dimitrovci und hatte Jahrmärkte.
In den ragusanischen Bliebern werden einige serbische
Erlöster ab Stationen der Handebkarawanen angegeben, be-
sonders die am Lim gelegenen , das vom Fürsten Mirosbv su
Ende des 12. Jahrhunderts gestiftete St. Petersklofiter am Lim,
ecclesia S. Petri de Limo (1405 — 1408), sodann S. Nico-
laus de Limo, entweder der Bischofsitz am unteren Lim
(,contrata S. Nicolai de Bagna partium Bossine^, Diversa 1395;
,Bagna ad ecclesiam S. Nicolai prope Lim', Diversa 1401) oder
am mittleren Lim das spätere Nikolj-Pazar, jetzt Nikoljac
bei Bielopolje.^ Auch der serbische Bischof von Zeta wird
nach seinem Sitz im Kloster von Prevlaka am südlichen Gestade
des Golfes von Gattaro im 14. Jahrhundert bezeichnet ab
episcopus Sancti Michaelis.'
Aus einem solchen Bischofsitz hat sich die jetzige Ge-
meinde Arilje im Ejreis von Uiice nahe am Zusammenfluss
des Rzav und der Moravica entwickelt, Centrum eines Bezirkes
(serb. srez), mit einer grossen alten Kirche, deren Festtag der
,Ariljev dan' am 15. Mai ist.^ Der Name ist ein interessantes
Zeugniss für die mittelalterlichen Wanderungen der Heiligen-
culte auf der Halbinsel. Der heil. Achilleus, Bischof von
Larissa in Thessalien unter Kaiser Constantin dem Grossen,
war Patron der thessaliscben Hauptstadt. Der bulgarische
Car Samuel brachte um 983 nach der Eroberung von Larissa
In der Ansgabe von Jagi<5, CBerocre^aHCKH xpHCOByJb, Wien 1890, S. 9.
Im Spomenik der kgl. serb. Akademie IV, S; ib. 16 yon Lj. Kovacenc
auf Mitrovica gedeutet.
lieber Nikolj-PaKar vgl. Novakovid in der Belgrader »GodiSojica* lY,
322 f.
Vgl. Handelsstrassen und Bergwerke, S. 21, Anm. 57. Die dort ange-
führten Stellen könnte ich jetst noch mit einigen Belegen vermehren.
Vgl. Kanitz, Serbien (Leipzig 1868) 142. Miliievic, Kneievina Srbija
687—590.
Dm christliche Element in der topographischen NomeneUtar der BalkonlAnder. 39
den Leib des Heiligen in sein Land and erbaute ihm eine
Kirche auf einer der Inseln des Sees von Prespa^ die noch
heute den Namen Ahil ftlhrt. Bei dem grossen Einfluss der
autokephalen Earche von Ochrid in den umliegenden Ländern
verbreitete sich die Verehrung des heil. Achilleus, slav. Achilij,
später Archilij genannt, nicht nur in den Bisthümem Make-
doniens,^ sondern auch weit in die serbischen Bergländer des
Nordens, wo der Bischof von Ras (in der Landschaft RaSka
bei Novipazar) im 11. — 13. Jahrhundert dem Erzbischof von
Ochrid untergeordnet war. Von den Bisthümern, welche der
erste autokephale serbische Erzbischof, der heil. Sava, ungefähr
1220 in Serbien stiftete, befand sich eines in der Landschaft
Moravice (Plur., oy MopaBHi^ajfik) bei einer ,Kirche des heil.
Vaters Archilij', Bk X^^^ CBfraro OTki^a !lp)fHiiHii^^ Nach
Mili£evi6 zeigt man jetzt in der Kirche von Arilje das Grab
des thessalischen Heiligen, welcher demnach, wir wissen nicht
wann, aus der Seeburg von Prespa bis in das Quellengebiet
der westlichen Morava übertragen worden sein soll. Der Fest-
tag des Heiligen zu Arilje ist derselbe, der einst in Thessalien
gefeiert wurde und der in den griechischen Menäen angegeben
ist. Der Bischofsitz von Arilje, vor 1650 in das nahe Uiice
übertragen, bestand bis ungeftlhr nach 1738, wo er mit der
alten MetropoUe von Maöva mit dem Sitz jetzt in Sabac an
der Save vereinigt wurde.^ Die Bischöfe schrieben sich im
Mittelalter als die von Moravica (/«lopaBHHkKHH), wie z. B.
in der Urkunde des Klosters Banjska aus dem Anfange des
14. Jahrhunderts, aber langsam gewann der Name der Residenz-
^ Von einer Kirche oder Kloster des heil. Achilij oder Archilij hatte im
14. Jahrhundert die jetzt nicht mehr hestehende Ortschaft Archiljevica
in der Landschaft von 2egligoyo im nordostlichen Makedonien den
Kamen (Mon. serh. 143, 191).
* Keaeste Ausgabe der serb. Annalen von Lj. Stojanoviö, Glasnik der
serb. gelehrten Gesellschaft, Bd. 68 (1883), S. 85, 47. Nach einer güUgen
Mittbeilnng des Herrn Prof. Dr. Gj. S. Gjorgjeviö in Belgrad ist in dem
seinerzeit von Joannes Safarik und Lamanskij beschriebenen Sjnaxar
von 1330 (Cod. Nr. 1)3 der kgl. serb. Akademie) weder bei Achilleus
(HXiMHie, BK AApkct f. 223 v.) noch bei Prokopios (f. 267 y.) etwas über
die Schicksale von deren Reliquien bemerkt.
' Ueber diese Bisthtlmer vgl. Novakovic in der Godiinjica IX (Belgrad
1887), S. 21f.
40 XI. AbbaodloAf : Jir^e^k.
kirche die Oberhand; 1433 heisst der Metropolit Kyr Marko
in einer Urkunde einmal ^mitropolit ahilski', weiter unten zwei-
mal ^arilski^^ Am 16. Juli 1405 verpflichtete sich der Wlache
Kerach Millossenich ^de cathono Malleseoaz' dem Ragusaner
Ser Bencho de Gondola ,et soeiis mercatoribas, eontibiUB in
societate ad viagium^, am folgenden Tage 46 Pferdelasten (sal-
mas) in Fracht zu nehmen ^nsqne ad locnm vocatam Archilia
in Morauiza partium Sclauonie', zum Preise von je 6 Perpen
wovon die eine Hälfte voraus^ die andere ,ad locum supra-
dictum Archillie' zu zahlen ist (Diversa Cancellarie von Ra-
gusa 1403—1405).
In dem topographischen Detail der altserbischen Urkunden
werden zahlreiche Kirchen und Kirchlein genannt (der HeiBgen-
name oft in Adjectivform^ z. B. Ivanja crLkBvb, Nikolina crBkBVL
u. dgl. in der Urkunde von Banjska); aber von den Dorfhamen
könnten nur wenige zu der hier besprochenen Kategorie ge-
hören, z. B. die beiden Ivanja (wB'k HBaHH) in der Inschrift
von 2iöa um 1220 und Pavlje in der Urkunde von Banjska,
vielleicht von S. Joannes und S. Paulus abgeleitet.
Unter den heutigen Namen bewohnter Orte Serbiens'
gehören nicht viele hieher: Petka (von der heil. Petka, 'A^z
üapaoxeuii)), eines im Bezirke von Kolubara und ein zweites in
dem von Poiarevac, sowie das Dorf Petkovada im Bezirk von
Cer; Mitrovica im Bezirk von Madva, Ostatija im Bezirk von
Moravica, von Jevstatij, dem heil. Eustathios,' Pavlica mit
einer merkwürdigen mittelalterlichen Kirchenruine östlich von
Studenica im Bezirk von JoSanica, Kreis von Krudevac, dann die
in der Art von Arilje geformten Namen Jelenja (St. Helena)
im Bezirk von Kosanica, Jovanje im Bezirk von Valjevo,
^ Urknndensammltmg von Lj. StojanoTid« Spomenik III, 36 — 36.
' Verzeichnisse der Ortschaften Serbiens: Gayrilovid, P^vhbi reorpa«icKo-
craTHCTHHHHfi CpÖle, Belgrad 1846; Miliöevid, KHexeBBBa Gpöqa, Bel-
grad 1876 und desselben Kp&ftBBHHa Cp6iya, Belgrad 1884; Beilie,
HajlIOB^jH peHHHK MecTa y KpaAesEHH Gp6HJH, Belgrad 1884.
' Vgl. zur Namensform den seit 1421 oft erwähnten Berg Ostas beiPolitz
an der Mettau in Böhmen, nach W. W. Tomek in dessen Oesdiichte
dieser Stadt und ihres Klosters (PHbShj kliültera a m^sta PoUce nad
Metuji, Prag 1881, S. 2) so genannt von St. Ostach — Enstachins, dem
Patron der Jäger.
Dm chriBtliche Element in der tepogimphischeii Nomenclator der BalkanlAnder. 41
Ivanje und Mijajlica im Toplicagebiet, Grgure im Bezirk
von Prokuplje, Gjuri selo (eigentlich Gjurje selo, Georgsdorf) im
Bezirk von Groia^ vielleicht auch Öirikovac bei PoÄarevac (vom
heil. Kyrikos)^ und das durch eine Schlacht in den serbischen
Befreiungskriegen berühmte Varvarin (von der heil. Varvara)
im Bezirk von Temniö nahe am Zusammenfluss der beiden
Morava. Grgurovac, Petrovac u. A. können auch von einem
Personennamen eines Gregor, Peter ihren Ursprung haben.*
In Montenegro kann Miolje polje «(Michaelsfeld) bei Nikgi6
zu einer St Michaelskirche fUhren. Singjon in der jetzt nur
von Serben bewohnten Rijedka Nahija am See von Scutari
zeugt von ehemals albanesischer Bevölkerung, im Anschlass an
die oben angeführten Beispiele aus Albanien (alb. Sin Gjon
Sanctus Joannes). Genaue Localuntersuchungen auf urkund-
licher Grundlage könnten uns belehren, ob nicht auch einigen
patronymisch geformten Namen alte Kirchennamen zu Grunde
liegen. Professor Ljubomir Stojanovi6 in Belgrad macht mich
auf den Zusammenhang des Namens der Öekli6i (der einzelne
Mann Öekliö), eines Geschlechtes (pleme) der Katunska Nahija
in Montenegro, mit einer Kirche der heil. Öekla aufmerksam.
Öekla ist eine auch im Wörterbuch der südslavischen Akademie
belegte nationale Umformung des Namens der auch an der
adriatischen Küste wohlbekannten heil. Thekla, deren Cultus
sich aus dem Süden Kleinasiens weit verbreitet hat.' Wie die
^ Eine vielleicht unbewohnte Oertlichkeit KupHAkt^k (ÖirilBc von S. Cyrillus)
wird l^.ei einer Grenzbeschreibnng aus der Gegend von Prizren in einer
Urkunde des KOnigs Stephan Dragutin genannt. Spomenik III, S. 11.
* Der Badeort Arangjelovac, Centram des Bezirkes Jasenica, in den Ge-
birgen nordwestlich von Kragujevac, ist aus diesen Beispielen aus-
zuschliessen; der Ort hiess Yrbica und ¥mrde vom Fürsten MiloS, der
hier eine steinerne Erzengelkirche stiftete, mit Decret vom 1. August
1869 umgenannt. Der Name ist somit ganz recent Miliöevid, EneSe-
vina 293—294.
' lieber die Liegende der heil. Thekla und ihren historischen Hintergrund
vgl. Ramsay, The chnrch in the Roman empire before A. D. 170 (London
1893) 375 f. Eine altslavische Uebersetzung (kroat Beoension) der
Legende hat sich in einem Fragment ungefähr aus dem 13. Jahrhundert
in glagolitischer Schrift erhalten (dafaffk, Pamitkj hlaholsköho pisem-
nictvi, Prag 1863, S. 58->61). Bei Ragusa 1263 upkuik ninre TkKkAS
Mon. serb. 38 = 1399 eine Kirche 8. Tecla bei Groma6a zwischen Ragusa
und Slano. In Spizza bei Antivari war im 17. Jahrhundert eine Kirche
42 XI. Abbudlaof : Jiree«k.
meisten Namen der Bergstämme des heutigen f^retenthams
Montenegro, lässt sich auch der der Öekli6i bis ins Mittelalter
verfolgen; in den ,Diversa^ des Ragusaner Archivs wird 1381 cid
^Boychns loanouich Teclich de Ledenice super Catharum^ ge-
nannt, ebenso in den Notarialbttchem von Cattaro 1431 f. Leute
,de villa Tiecliti*, ,de catnno Tiecliti', de Tieclitis, de Tiechlichi.
Das mittelalterliche Makedonien besteht aus zwei Gebieten
von etwas verschiedener Entwicklung, einem stets byzanti-
nischen Küstengebiet bei Salonik und Seres und einem seit
dem 7. Jahrhundert von den Slaven occupirten Binnenland, das
im 11. — 14. Jahrhundert allerdings auch zum grossen Theil von
Griechen beeinflusst und beherrscht wurde. In den Ortsnamen
Makedoniens ist ein auffallender Gegensatz zu den nördlichen
Ländern, zu Bosnien, Serbien und Bulgarien bemerkbar. So-
wohl in mittelalterlichen Quellen, als in den Berichten über
die jetzigen Ansiedlungen sind bewohnte Orte mit Heiligen-
namen keine Seltenheit, allerdings näher zur Küste häufiger
als im Innern. In den drei Urkunden, mit welchen Kaiser
Basilios II. nach 1018 die Rechte des i^iedaiiuoKo^ BcuX^opia:
von Ochrid bestätigte, erscheinen zwar keine Namen solcher
Art, aber diese für die mittelalterliche Geographie so wichtigen
Denkmäler zählen nur die grossen Burgen und Städte anf^
keineswegs aber die Wohnsitze der einzelnen xAv;ptxo( und
'Kdpotrjoi der Bisthümer.^ Später findet man Dorfnamen ans
Heiligennamen nicht nur in den byzantinischen Urkunden des
Athos und der Klöster bei Seres,* sondern auch in den Docu-
8. Theclae ,aeqae catboUcis atque scbismaticls communiaS Farlati, lUj-
ricum sacnim VII, 13 B, 141 B. In SchematiBmus der griech.-orient
DiOcese von Cattaro 1896, S. 28 ist in Papani, einem Dorfe der Land-
schaft Spid, eine Kirche der heil. Thekla angegeben.
* Die Texte dieser Urkunde des Kaisers BasUios II. jetst am sog&nglichsten
in der Abhandlung von Geizer, Byz. Zeitschr. U, 42 f. Kirchlichen Ur-
sprungs ist nur "Aonpi) *ExxX)]o(a im Bisthum von Belgrad an der Donaa,
slavisch also Bela Crkva, unter diesem Kamen oder in tOikischer
Uebersetaung als Ak-klissi noch im 16. Jahrhundert bekannt, das jetzige
Palanka (Hassan Pascha P.)» 6 Stunden sttdlich von Smederevo. Vgl.
Jiredek, Heerstrasse von Belgrad nach Constantinopel 77, 124. ,Bfijück-
oder Gross »Palancka, sonsten Aklisa, das ist Weisskirchen genant'
1578 in Stephan Qerlaeh's Tagebuch, Frankfurt 1674, S. 526.
* Vgl. P. N. Papageoigiu in der Bja. Zeitsohr. lU, 295, 298 f.
Dm ehrirtliebe Blement ia dtr topognphiiolMn Nom«ncUtiir der ItelksnULnder. 43
menten ans dem Innern des Landes, z. B. in den Urkunden
des Caren Stephan DoSan für das Kloster Treskavec bei Priiep
zwei Dörfer Sveti Dimitrije und Sveta Varvara.^ Ebenso
wie in Griechenland und in Elleinasien sind derartige Benen-
nungen zahlreich an der Küste; so hiess der Golf von Kassandra
der Gegenwart, der Meerbusen von Torone des Alterthuins,
zwischen den beiden westlichen Halbinseln der Chalkidike, im
Mittelalter der Golf der "Aytot; Moeijux^, ,culfus de Aiamania in
partibus Salonichi^ einer venetianischen Urkunde von 1278^
nach einem noch jetzt Hagios Mamas genannten Dorf in der
Nähe der Ruine des antiken Olynth. Was die heutigen Orts-
namen' anbelangt, gibt es eine Ortschaft Hagia Anastasia
bei Zichna, Ghristos bei Seres, Trojica (Dreifaltigkeit) eben-
daselbst, Hagios Vasilios bei Salonik u. A. Auch Alistrati
zwischen Seres und Drama iUhrt seinen Namen von einer Kirche
des heil. Eustratios, eigentlich Ai-Strati.^ Im Binnenland hat
eine ganze Reihe von Namen nicht unbedeutender Dörfer den
voUstftndigen Typus der Heiligennamen, ohne Abstreifung des
Sveti:* Sveti Todor bei Bitolia und Florina, Sveta Petka
in den Kaza's von Skopje, Palanka, Bitolia, Demir-Hissar
(ValoviSta), Sveti Nikola bei Stip, Sveti Ilija bei Voden,
Sveti Spas in der Kaza von Ochrid, Sveta Nedelja in der
Gegend von Kastoria (Kostur), Sveti Vraö (Sing. fUr den
Flur, Vradi, -eve, oder eigentlich den Dual -&i: die ,heil. Aerzte',
Kosmas und Damian) bei Melnik, Kiöovo und Kastoria u. A.
Dazu gehört der in Serbien fehlende, in Makedonien sich öfters
wiederholende Dorfname Bogorodica oder Bogorojca (Mutter
Grottes) bei Salonik, in der Kaza von Gevgeli, bei Petrid, in
der Landschaft Pijanec. Ail, jetzt sechs Häuser mit Ruinen
* Urkande im Glasnik, Bd. XI, 134; XHI, 371.
s Tafel und Thomas IQ, 268, cf. 216, 242.
* Verzeichnisse von Dorfnamen aus Makedonien in den rassischen MaTepijiJiiii
AMÄ vsjHtEUi Boarapia, gedruckt in Bukarest w&hrend des Krieges
1877, III. Theil, 5. Heft, in verschiedenen Aufs&tzen im ,Sbornik* des
balg. Unterrichtsministeriums, Bd. IV, X— XII und im ,Periodidesko Spi-
sanie* der bulg. literarischen Gesellschaft in Sofia. Weniger verlässlich
ist die Broschtlre ^Ethnographie de la MacMoine' (Philippopel 1881),
deren Namensverzeichnisse offenbar aus Steuerlisten stammen und in
den Lauten oft ein tOrkisches Medium verrathen.
* Papageorgiu a. a. O. 246 A. 2. Vgl. oben S. 12 Alianastasis.
44 XI. AbhaBdliuv: Jirtöek.
des einstigen St. Achilleusklosters auf einer Insel des Sees yon
Prespa, haben wir schon erwähnt.* In der Nähe liegen die
Dörfer German und Asamati, wohl einst des heil. German
und Tü)v 'Ay^cov 'A9ü>|jLiT(i>v. Aehnliche Namen^ mit Abstreifiing
des Epithetons des Heiligen, sind Varvara in TetoTO, KlimeD-
to vo und Spasj e bei Ochrid, Pantalej in der Kaza von Kocani;
Marino pole (Marienfeld) bei Demir-Hissar u. A. Aber alle
genannten Orte sind nur Dorfgemeinden. Borgen oder Städte
mit Namen dieser Art sind in Makedonien nicht vorhanden,
ausser Christopolis (slav. Krstopol), wie im Mittelalter das
jetzige Eavala, das alte makedonische Neapolis hiess; der Name
ist schon in den älteren Notitiae episcopatuum zu lesen.
In Bulgarien ist das Verhältniss ebenso wie in Serbien.
Allerdings gibt es für kein Gebiet der Halbinsel so wenig
mittelalterliche Nachrichten wie für West-Bulgarien, wegen der
geringen Anzahl der bisher gefundenen einheimischen Ur-
kunden. Am wenigsten bekannt ist die mittelalterliche Geo-
graphie der Landschaften zwischen dem Timok und der Jantra.
Wir wissen, dass Kaiser Joannes Tzimiskes das feste Drsster
(Durostorum der Römer, jetzt Silistria) nach der Eroberung
971 dem heil. Theodor zu Ehren Theodoropolis nennen liess:
,t6 t6 Aop6oToXov Beo$(i)po67coXtv 1% öv^jaoti toO oxpaxrfkdnoti xal fiip-
Tupoq 6soS<ll)pou (i.£Tovo[xd(7a(;' (Leo Diaconus 1. IX, cap. 12). Doch
der Name hat sich nicht behauptet und ist vielleicht nie zur
wirklichen Geltung gekommen. Ueber die zahlreichen Burgen
des Haemus haben wir die reichhaltigsten Nachrichten in dem
Gedichte des Manuel Philes (um 1305) an den Protostrator
Michael Glaväs.* Darin erscheint in der Landschaft von Kotel
(türk. Kazan) tb ©eo^üXöhtTou sc. (£(jtu (V. 215), wohl eine Burg
des heil. Theophylaktos, denn eine ScoTräpo; 1:6X1; (V. 223),
deren Lage bei dem Dorfe Sotir am Eingang in eines der
Balkanthäler östlich von Sliven zu suchen ist. In der Urkunde
des Caren Joannes Sidman 1378 fUr das Kloster des heil. Jo-
hannes von Ryla wird ein jetzt nicht mehr bestehendes Dorf
^ Ueber diese Insel vgl. Hahn, Reise durch die Gebiete des Drin und
Wardar 242 und einen Ungenannten im Sbomik des balg. Untorricbto*
ministeriums IV, 39.
* Siehe Anhang I.
DsB ehriitliehe Element in der topognpliieeben Nomenclatar der Balkanlinder. 45
Varvara (von St. Barbara) genannt, nebst Oertlichkeiten
Svetyj Hia, Sv. Georgij , Sv. Archangel, wohl mit Kapellen
dieser Heiligen.^ Der südlichste der drei grossen Mündnngs-
arme des Donandeltas, der heutige St. Georgsarm, wird schon
auf den italienischen Seekarten des 14. — 15. Jahrhanderts als
Sancti Georgii oder San Zorzi bezeichnet, ohne Zweifel
nach einer Kirche mit einer kleinen Ansiedelung.^
Im jetzigen Bulgarien' sind die Namen mit Sveti fast
alle nur EJoster- und Kirchennamen, gewöhnlich noch mit dem
Adjeetiv des Ortsnamens näher bezeichnet, wie bei Sofia die
Klöster Sveti Nikola Seslavski, Sveti Georgi Kremikovski u. s. w.,*
oder Namen von ,parakli8' (Kapellen), ,derkovi6ta' (Kirchen-
rainen) und ,obrodiiSta^ (heiUgen Stätten, gewöhnlich nur mit einem
Steinkreuz) in der Umgebung der Städte und Märkte. Als Dorf-
namen von offenbar kirchlichem Ursprung sind nennenswerth
Ger man (mit Kloster und Burgruine) am Isker bei Sofia,^
^ Ueber die topographischen Daten dieser Urkunde vgl. Jiredek, Cestj
po Bulharskn 469.
* Vgl. die Zosammenstellang der in den Seekarten genannten Oertlichkeiten
der Pontnskliste .bei Tafel, Constantinns Porphjrogenitns de provinciis,
Tübingen 1846, S. 37—41.
* Ueber die of&cielle Literatur mit den Venseichnissen der bewohnten
Orte des Landes vgl. Jiredek, Fttrstenthum Bulgarien S. 45 und
M. K. Sarafoy im ,Periodi£esko Spisanie* der literarischen Gesellschaft
von Sofia, Bd. VIII (Heft 41— 42, 1893), S. 709 ff., der auf zahlreiche
Lücken und Mängel dieser statistischen Publicationen aufmerksam macht.
* Die 25 kleinen Klöster bei Sofia s. Jireöek, Cesty po Bulharsku, S. 12.
* Den heiL Qerman feiern die Bauern bei Sofia, wie mir Prof. Mileti^
bestätigt, am 12. Mai, als Beschützer besonders gegen Hagelschlag
(g^radobitnina). Die Acta Sanctorum, Mai III haben zu diesem Tage den
Constantinopler Patriarchen Germanos (7 15—730) und den Hegumenos
Germanos, Stifter des Klosters von Kosinitza bei Seres, dessen Zeitalter
sich aus der dort mitgetheilten Legende schwer bestimmen lässt. Erz-
bischof Theophjlaktos bemerkt in der Legende der Märtyrer von Tiberio*
polis (Migne vol. 126, col. ^01), unter dem FUrsten Boris sei der heil.
Germanos in Bulgarien erschienen: i^ivi) [iJbt h Syto^ rept&avb« inX xffi
BouXyopüöji X^P^'f dann seien Erscheinungen der genannten Märtyrer
der Julianischen Zeit gefolgt. An die gallischen und italienischen heil.
Germani des 5. und 6. Jahrhunderts ist dabei kaum zu denken, aber
der Personenname Germanus war im 6. Jahrhundert unter Justinian
(Germanus auch einer der Neffen des Kaisers) und Mauricius in diesen
Ländern sehr häufig. Nichts damit zu thun hat Germaneia, Belisars
46 XL IbbAttdlu« : Jireiek.
Eliaejna (sc. äerkva)^ und Roman bei Vraca, ein zwates
von Türken bewohntes Roman bei Trnovo, ferner Trojica,
tttrk. Tnrndia zwischen dornen und Preslav^ noch bei Nie-
bahr 1767 ySfetta Troiza'^ mit einer Höhlenkirche , wie sie
im Pontusgebiet nicht selten sind, Sava bei Novoselo (Kreis
Varna), Bogoslov (Sveti Ivan B. = "Ayto? 'Icoiwyjg 660X67»;)
and Ilija bei Küstendil, Varvara (St. Barbara) im Bezirk
von Tatar-Pazard£iky Sotir bei Philippopel, Panaja (novorf^a) bei
Stanimaka.' Daza gehört aach Marnöpole, im 17. Jahrhondert
eine theilweise zam römischen Ritas bekehrte Bogomilencdonie
Marianopoli oder Marinopolci aof der Südseite von TrnoYO;
jetzt eine Vorstadt dieser Stadt.' Zahlreicher trifft man solche
Namen in dem stets von den Byzantinern mehr beeinflossten
Rhodopegebiet. Das Türkendorf Ustina am Nordrand des
Gebirges in der Nachbarschaft einer Borgroine heisst bei Kanta-
kozenos (1. III, cap. 66) 'Ayta louorCva, damals eine der neun
Haaptbargen der Provinz von Philippopel and Stenimachos.^
Kantakozenos nennt aach im Innern der Rhodope in der
Landschaft Mep6nf] im oberen Ardathal eine Barg 'AyCa Etpi^vy;.
Aach die Barg *Efpa{(jL des Akropolites, ^chftteaa rEfraim'
des ViUehardoain, an der anteren Arda, vielleicht bei dem
heatigen Ewremköi| hatte ihren Namen wohl vom heiL Ephraim
Qeburtsort, jetzt die Therme Saparevska Banja am Fluas Diermen (Arch.
epigpr. Mitth. X, 71; Füretenthnm Balgarien 4S7), von Tomaschek mit
sanskr. garma, pen. garm, heiss, warm, suBammengestellt.
* Eine Kirche des heil. EliBäos gab es z. B. im Bregalnicathal im Dorf
Drdrdno (es luikiciHie ciiTAr« Sahciu, Urkunde 1347, Glasnik Bd. 27,
8. 290).
* Kirchlichen Ursprungs sind allerdings anch die oft vorkommenden Mo-
nastir, Monastiriftte (Klosterruine), Cerkva, Öerkovnja, dann Popoyjane
(bei Samokov), Protopopinci (Belgraddik), Djakovo (Dupnica), Kalngeroro,
Metohija. — Von neuestem Datum seit 1878 sind die vielen AlezandroTo,
Nikolajevo, Borisoro, oder Klimentovo (frdher Kapakli bei Vama), Car
PetroYO und Car Siimanovo (bei Kula), sämmtlich moderne Umnennungeo,
für historische Untersuchungen belanglos.
" Zahlreiche Nachrichten bei P. Eusebius Fermendiin, Acta Bnlgarifte
ecclesiastica (^ Monum. spect historiam Slavorum merid. XTUI),
Agram 1887.
* Der Abfall des j im Anlaut ist alt; in slav. Chroniken mitunter UstinUn
statt Justinian. Vgl. bulg. Abilka, igne, ^en für jabilka, jagne, juen
(Fraxinus).
DsB ehrisiliche Element in der topogn^hisehen NomenclAior der BaUunlinder. 47
(dem Syrer, 28. Jänner).^ Dabei ist gleich zu erwähnen ein
St. Georgsflnss, toö äyloü Tt(apy{o\j ^üöbttov bei Provaton öst-
lich von Adrianopei, bekannt ans der griechisch-bulgarischen
Kriegsgeschichte des 8. Jahrhunderts bei Theophanes.* Die
einzigen Dörfer des Filrstenthums Bulgarien mit vollständigen
Heiligennamen sind in der Umgebung des Golfes von Burgas
za finden, in der Nähe der dortigen uralten griechischen
Küstenstädte: Sveti Nikola oder Ai-Nikola ("Ayio? NtxoXao?)
bei Sozopolis und Hagios Vlasios (türk. Küötik-Monastir)
bei Mesembria, von einem urkundlich im 14. Jahrhundert er-
wähnten Kloster so genannt.^ Dazu gesellen sich Hagia Anna,
ein Landungsplatz bei Mesembria, und die Namen der Fels-
inseln bei Sozopolis: Kirikos, Hagios Jannis, Hagios Petros,
anf welchen sich im Mittelalter gleichfalls aus Urkunden be-
kannte Klöster befanden.
Selbst in mohammedanisirten Gebieten leben Spuren des
christlichen Mittelalters fort, nicht nur in Albanien, auch im
Osten. Eine Häusergruppe der von mohammedanischen Bul-
garen bewohnten Landschaft Babek in der Rhodope an der
bulgarisch -türkischen Grenze zwischen Tatar -Pazard^ik und
dem Mestathal heisst Sveta Petka.* Ein Türkendorf der
Kaza von-Gümürd^ina im Küstengebiet südlich von der Rhodope
fuhrt den Namen Ajazma (*Ay^(X(7{juz, heil. Quelle).^
Dies erinnert an die Fortdauer mittelalterlicher byzanti-
nischer Ortsnamen dieser Art bei den Tataren der Krim:
* Nach einer Bereisnng der Nordseite des Rhodopegebirges 1883 habe ich
die mittelalterliehe Geographie dieses Gebietes bulg. im ,Periodi£esko
SpLaanieS Bd. IH, Heft X, S. 14—80 eingehend behandelt, ebenso in Cesty
po Bnlharsku 281 — 293, die Hauptsachen auch im Fürstenthum Bul-
garien 441 — 443.
' Theophanes ed. De Boor I, p. 467.
' Acta patriarchatus U, p. 87. Vgl. Arch.-epigr. Mitth. X, 173—177 mit
Daten, die ich in Mesembria 1883 gesammelt habe. Gute Abbildungen
der alten Kirchenbauten der Stadt sind bei einer Abhandlung der Brüder
Skorpil erschienen, Sbornik des bulg. Unterrichtsministeriums IH (1890),
nebst einigen Plänen der Bauten und der Stadt Mesembria selbst.
* Beschreibung von Babek von Chr. P. Konstantinov im Sbomik des bnlg.
Unterrichtsministeriums IX, 730.
^ Periodiöesko Spisanie, Bd. VII, S. 129. Ein griechisches Dorf *X^aa\La
besteht bei Enos, AeXtiov der bist. (Gesellschaft H, 83.
48 XI. Abhandluiv: Jirei^k.
Vorgebirge Ajabnraii (Cavo de Lagia, Laya im Mittelalter,
von 'Ay^«), Berg Aj-Petra, Felsen Aj-Vlas fAYto« BXicioq), Vor-
gebirge Aj-Todor (Cavo Santi Todari, San Todaro der alten
italienischen Seekarten) a. s. w.^ Bei den mittelalterliclien
Griechen der Gebirge der Krim stammt der Name Bes^ps*.
fllr die Bergfeste Mangap' höchstwahrscheinlich von einer
Kirche der beiden heil. Theodore, des Stratilaten nnd des Tiro^
der Märtyrer von Euchaita im Pontns.
II. Uebertragang Ton Ortsnamen durch Heiligen-
legenden.
Einflass der hagiogmphischen Literatnr. Das syrische Rosnpha der St. 8er*
giufllegende als Burg von Bcutari. Der heil. Therapon Yon Sardes in Ser-
dica (Srödec) nnd der Indische Hermos als Fluss Jerma in dem BerglinH
Ton Tm zwischen Sofia nnd NU. Ijocalisimng der heil. Petka (Paraskeue)
aus der Umgebung von Constantinopel in Tm. Das makedonische Seres
als Euchaita, Stadt der beiden hell. Theodore. Das mittelalterliche Velbnid
und jetzige Kfistendil als Colossae. Tiberiopolis, identificirt mit Strumics.
Velika nnd Vama. Andere Anklinge zwischen Kleinasien nnd den Balkao-
ländem. Verbreitung von Namen aus der Topographie von Constantinopel
und der Umgebung. Namensübertragungen durch Colonisimng byzantinischer
Gefangener in Donau- Bulgarien.
Die Biographien von Märtyrern und Heiligen gehörten
im Mittelalter zu den am eifrigsten gelesenen Schriften, sowohl
im Osten, als im Westen. Die Legendenlectüre hat auch in
der topographischen Nomenclator einige Sparen hinterlassen.
Nicht selten führte die Stadtkirche den Namen eines Heiligen,
der zwar in fernen Ländern gelebt hat, aber als Stadtpatron
mit der Geschichte des Ortes im Lanfe der Zeiten unzertrennlich
verbunden blieb. Mitunter wurden in der Kathedrale auch
Reliquien desselben verwahrt und gezeigt, die ihn der Be-
völkerung noch näher brachten. Selbst den intelligenteren
Häuptern der wenig gereisten und wenig belesenen Einwohner
schien es nicht widersinnig, auch den Schauplatz der Lebens-
geschichte des verehrten Localpatrons sammt den Ortsnamen
seiner Lebensbeschreibung in ihre Stadt und ihre Landschaft
^ W. Tomaschek, Die Goten in Taurieu, Wien 1881, S. 70f.
* lieber Mangup Tomaschek ib. 61—66.
Dm christliche Element in der topogrftphisohen NomencUtor der Balkanlinder. 49
za übertragen. In Folge dessen tauchen auf der Balkanhalbinsel
einige Ortsbenennungen auf, die aus Kleinasien oder Syrien
stammen. Aber ihr literarischer^ dem praktischen Leben fremder
Ursprung liess dieselben nie recht Wurzel fassen. Die Spuren
solcher Umnennungen sind deshalb oft nur in wenigen, meist
kirchlichen Denkmälern bemerkbar. In juridischen, weltlichen
Urkunden begegnet man ihnen nicht.
1. Das syrische Bosapha der St. Sergiuslegende als Burg
von Soutari (Soodra).
Der serbische König Stephan der Erstgekrönte beschreibt
in der um 1215 verfassten Biographie seines Vaters, des Gross-
iupans Stephan Nemanja, dessen Eroberungen bei dem Vor-
dringen der Serben auf byzantinischem Gebiet nach dem Tode
des Kaisers Manuel Komnenos (1180). Unter den Städten
Dioklitiens nennt er dabei ,die Burg Rosaf, genannt SkBdbr',
das römische Scodra (im Mittelalter Scutarum, Adj. Scutarensis,
im 13. Jahrhundert auch Scodrinensis) und jetzige Skodra
der Albanesen, serbisch Skadar, italienisch Scutari (Poca;|^k
rfid/^h, pfKOAiUH CKkA^P^? cap. VII ed. SafaMk). Derselbe
Name für die Burg vgn Scutari erscheint in einer Geschichte
der Eroberung dieser Stadt durch die Türken 1478, verfasst
von Marinus Barletius, einem einheimischen Geistlichen. Dieser
albanesische Autor verlegt die Gründung der Stadt in die
Zeiten vor Alexander dem Grossen und bringt nach einigen
Bemerkungen über die Römerzeit und das dunkle Mittelalter
folgende Notiz: ,Verum nuper ad manus nostras fragmenta
quaedam verius quam annales pervenerunt, quae instaurationem
potins urbis huius, quam aedificationem ad attavorum nostrorum
memoriam referant. In bis enim vernacula lingua scriptum
est, Rosam quendam cum Pha sorore sua primos fundatores
urbis Scodrae fuisse, unde eius arx Rosapha appellabatur. Qui
diu feliciter quieteque regnaverunt.' Der Nachfolger dieser
von der Volksetymologie durch Zerlegung des Burgnamens in
einfachster Weise construirten Personen soll dann ,Nemagnanus
quidam Imperator' gewesen sein, der Serbe Nemanja.^ Die
* Maiini Barletil Scodrensis sacerdotis de Scodrensi obsidione et expi^pia-
tione, Abdruck bei Lonicerus, Chron. Türe. (Frankfurt 1678) III, 235.
SitsQDgsbM'. d. phiL-hist. Cl. CXXXYI. Bd. 11. Abb. 4
50 XI. Abbaadlmig: JireSek.
Reisenden des 19. Jahrhanderts, Bou^^ Dr. Jos. Müller, Hahn,
Gopöevi6 u. A. kennen gleichfalls alle den Namen Rosafa,
theils für die Barg von Scutari, theils für die FelshOgel, auf
denen dieselbe erbaut ist.^
Auf den Ursprung des Namens hat zuerst der um die
kritische Würdigung der serbischen Qeschichtsquellen sehr
verdiente Archimandrit Hilarion Ruvarac aufmerksam gemacht
in seinen 1881 veröffentlichten Beiträgen zur Erklärung dieser
Quellen;* der Name Rosaf stammt aus der Legende der Mär-
tyrer Sergius und Bacchus (Festtag 7. October), denen ein
grosses Kloster an der Bojana nahe unterhalb Scutari geweiht
war, und ist nichts Anderes als die syrische Stadt Rosapha,
auch Sergiopolis genannt, der Schauplatz der Sergiuslegende.
Dieses Rosapha (syr. RusÄfa) lag rechts vom Euphrat,
östlich von Apameia und nördlich von Palmyra, bereits am
Rand der Wüste. Der Name erscheint, mit verschiedener
Vocalisation der Anfangssilbe, schon bei Ptolemaios, auf der
Tabula Peutingeriana und in der Notitia dignitatum. Ihren
Ruhm verdankt die Stadt den Märtyrern Sergius und Bacchus
aus der Zeit des Kaisers Maximinus. Die Stadt, in der Le-
gende der Heiligen (ppojpiov oder TzÖMq 'Paxja^oiv genannt, in den
lateinischen Texten Ruzaphata,^ hiess auch eine Zeitlang Ser-
giupolis und war im 6. Jahrhundert eine Metropolie mit vier
bis fünf Bisthümern. Georg von Cypern, ein Zeitgenosse des
Kaisers Mauricius, nennt I^ep^ioxj^okn; ^xoi 'Ava(rwaaio67:oXi^, i^ (si^u^m
Tarcafi, ?v9a e[jLapT6pY)cev 6 Si.^io(; Zip^ioq,^ Die Blüthezeit des
^ yChftteaa de Rosap?a': Bon^, La Turqui^ d^Eorope (1840) I, 580» ebenso
Recueil d' itin^rair )s dans la Turquie d* Europa (Vienne 1854) II, 168.
Dr. Jos. Müller, Albanien, Rumellen und die Österreichisch- monte-
negrinische Grenze (Prag 1844), S. 48: die Citadelle ,auf einem 372 Wiener
Fuss über dem Spiegel der Bojana sich erhebenden nackten Kalkfelsen
Rosafa*. Hahn, Albanesische Studien (Wien 185S) I, 94: ,eine felsige
Hügelreihe, welche Rosafa genannt wird und deren westlicher Gipfel
die Citadelle der Stadt trägt'; ebenso ,die Rosafahtigel', S. 95, 97, 137
bis 138. Spiridion Gop(Seyi6, Oberalbanien und seine Liga (Leipzig 1881]
69: ,Rosafa, so heisst der Berg, der das Castell trägt'.
* Glasnik der serb. gelehrten Gesellschaft, Bd. 49 (1861), S. 39—41.
* Migne, Patrologia graeca, Bd. 115, p. 1026—1030. Acta Sanctonun, OctIII
(Antwerpen 1770), p. 868 E ,in castrum nomine Ruzafatam*.
* Georgius Cyprius, p. 46 ed. Geizer. Vgl. Gelzer*s reichhaltige Noten, ib.
p. 161 (auch Vorrede, p. XVI).
Das ehiiatliche Element in der topognpbiiehen NomeneUtnr der Balkanl&nder. 51
Caltus dieses Heiligen war das Ende des 6. Jahrhunderts. Der
Perserkönig Chosroes IL sendete nach seiner Einsetzung (591)
auf den Thron Trophäen, welche einst Chosroes I. in der Zeit
Jnstinians sich hatte aus der Kirche des heil. Sergius ausliefern
lassen, dorthin zurück und bewies dem Heiligen überhaupt
grosse Verehrung. Euagrios und Theophylaktos Simokattes
berichten über die Devotion dieses königlichen Feueranbeters
vor dem syrischen Märtyrer manche merkwürdige Einzelnheiten.
Der Cultus der Heiligen Sergius und Bacchus verbreitete
sich aus Syrien weit nach Westen. In Constantinopel erbaute
Kaiser Justinian eine Kirche dieser Heiligen, ein interessantes
Bauwerk, welches noch als Moschee Kütschük Aja Sofia
besteht. Nach der Eroberung des ostgothischen Reiches durch
die Byzantiner verbreitete sich dieser Cultus nach Italien, wo
es z. B. in Neapel auf einer Insel des EUfens eine Kirche
dieser Märtjrrer gab, und nach Dalmatien. In der Diöcese
des Erzbischofs von Antivari wird schon im Schreiben des
Papstes Alexander U. 1067 an den Erzbischof Petrus der
Festtag ,Sanctorum Sergii et Bachi' unter den localen Feier-
tagen genannt. In Scutari selbst, dessen Kathedralkirche auf
der Burg dem heil. Stephan geweiht war, ist keine Kirche
dieser Heiligen bekannt. Berühmt war dagegen das ,monaste-
riam sanctorum martyrum Sergii et Bachi^ an der Bojana
unterhalb Scutari. Es wird schon in der Schrift des so-
genannten Presbyter Diocleas öfters als Grabkirche oder Zu-
fluchtsstätte der serbischen Fürsten und Könige des Küsten-
landes im 11. — 12. Jahrhundert erwähnt, doch ohne die geringste
Notiz über das Alter und die Gründungsgeschichte dieser
Abtei. Die von Nicolaus Alemanni (1624) in den Anmerkungen
zu seiner Ausgabe von Prokop's Anecdota citirte und erst 1883
von James Bryce wiederentdeckte apokryphe Vita Justiniani
eines angeblichen Theophilus, um 1601 — 1604 in Dalmatien
von einem ikavisch sprechenden Slaven mit Benützung der
Texte des Prokopios, des Comes Marcellinus und des Diocleas
compilirt, schreibt die Gründung dieser ,Kirche' (ecclesiam in
lUyrico sub Scodrensi urbe supra Barbenam fluvium Sergio et
Bacho martyribus extructam) Justinian in seinen Jugendjahren
zu, noch unter Kaiser Justinus I. Der Verfasser dieses Stückes
wosste also nicht mehr, dass dies ein Kloster, nicht nur eine
4»
52 XT. Abhandlnoff: Jireöak.
Kirche war.^ Die Bedeutung des nach den dortigen Inschriften
vom Serbenkönig Stephan UroS IL Milutin (1282—1321) und
dessen Matter Helena erneuerten St. Sergiusklosters an der
Bojana als Flussliafen für Scutari und als Ausgangspnnct der
Karawanenwege nach dem Binnenland ist aus der Handels-
und Kriegsgeschichte dieser Gebiete im 13. — 15. Jahrhundert
wohlbekannt. Die Abtei verödete mit der türkischen Eroberung.
Die Ruine der grossen dreiscliiffigen Kirche, von dem reissenden
Strom der Bojana fast untergraben, steht noch am linken Ufer
oberhalb des jetzigen Flusshafens Oboti, auf türkischem Boden,
nahe der montenegrinischen Orenze.^ Demselben HeiUgenpaar
oder wenigstens dem heil. Sergius allein begegnet man auch
weiter nördlich. Eine Kirche Sancti Sergii de Flumine gab es
im Mittelalter in Cattaro. In der Umgebung besteht eine kleine
katholische St. Sergiuskirche in Theodo und eine Kirchenraine
desselben Namens am Slijepöevo Brdo bei Prevlaka. Eine
^ James Bryce, Life of Jastinian bj Theophilus, Englisli Historical Review,
Oct. 1887 und desselben ,La Vita Justiniani di Teofilo abbate' im Archirio
della R. SocietA Romana di Storia patria, vol. X (1887). Das ist die
Quelle, aus welcher Alemanni einen angeblichen slavischen Namen des
Justinian kennen lernte, Upravda, den schon Dobrowsky verworfen bat
und der noch in Ranke's Weltgeschichte (1883) angeführt wird. Neuer-
dings erörtert diese Schrift V. Vasiljev, Die Frage über den slavischen
Ursprung Justinians im Vizantijskij Vremennik I (^1894) 469 — 492 (russ.).
* Ueber den St. Serginshafen vgl. meine ^Handelsstrassen und Bei^^erke'
65 — 66. Dass es ein Benedict] nerkloster war, unterliegt keinem Zweifel;
vgl. z. B. das Schreiben des Papstes Urban II. 1370, mit welchem er an
Stelle des verstorbenen Abtes Petrus den Benedictiner Marinus Francisci
aus dem Inselkloster der heil. Maria von Lacroma bei Ragusa zum ,abba«
monasterii Sancti Sergii ordinis Sancti Benedict! Scutarensis diocesis* be-
stellt, bei Theiner, Mon. Slav. I, p. 266 — 267. Die jetzigen Rainen be-
schreibt Jastrebov, Glasnik, Bd. 48, S. 366 — 370, als einen Bau von
30 Schritt Länge und 20 Breite, ohne Dach, innen ganz mit Fresken
ausgestattet, angeblich orientalischer Art mit cyrillischen Inschriften.
Als ansehnliche Ueberreste inmitten einer Wildniss von B&omen und
Schlinggewächsen, mit Rund- und Spitzbogen und Sänlenstümpfen be-
schreibt sie auch Dr. Bernhard Schwarz, Montenegro, 2. Aufl., Leipzig 1888,
204 — 205. — Das altslovenische Evangelistarinm des Pop Sava hat nach
der Ausgabe von Sreznevskij S. 126 zum 20. September die Randglosse:
A Hf-cRNn-GfprH H Eax^v doch ist nach Jagid, Archiv für slav. Phil. V,
603 dieser Zusatz ,ganz neu' und steht demnach in keiner Verbindung
mit den St. Scrgiuskirchen der südslavischen Länder.
Du ehriBtliche Element in der topognphiteben NomencUtnr der Balkanl&nder. 53
dem Bau nach ans dem 14. Jahrhundert stammende serbische
Barche der Heiligen Sergius und Bacchus besitzt das Dorf
Podi nördlich von CastelnuoYO.^ Ein mons oder montanea Sancti
Sergii mit einer Kapelle überragte die Position von Ragusa,
seit dem 13. Jahrhundert oft erwähnt; der Berg, auf dem jetzt
das in der Napoleonischen Zeit gegründete Fort Imperial steht,
wird noch immer Srgj genannt. Eine kleine Kapelle der
Heiligen Sergius und Bacchus wurde mir in der Umgebung
Yon Stagno gezeigt. Im 14. Jahrhundert wird eine ,ecclesia
S. Ser$i extra muros' vor der Stadt Curzola erwähnt.*
Auch der Personenname Sergius war im östlichen Mittel-
meergebiet sehr verbreitet. Es ist zwar nie ein Mann dieses
Namens auf den kaiserlichen Thron von Constantinopel erhoben
worden, aber zwei Sergii waren Patriarchen der Stadt, be-
sonders der bekannte Zeitgenosse des Kaisers Heraklios. Ebenso
gab es unter den Päpsten seit 687 vier Sergii. Bekanntere
Männer sind ausserdem z. B. Sergius, Sohn des Bacchus und
Neffe des Solomon, ein Syrer, Kaiser Justinians Feldherr in
Afrika,* und der persische Dolmetscher Sergius, der Gewährs-
mann des Agathias. Erst bei Anna Komnena, Einnamos,
Kantakuzenos u. A. erscheinen keine Sergii mehr; der Name
war aus der Mode gekommen. Sehr verbreitet war dieser
Name in den letzten fünf Jahrhunderten des Mittelalters im
dalmatinischen Küstenland, in den Städten Dulcigno, Anti-
vari, Cattaro, Ragusa, Zara, Arbe und Veglia. Auf die Vor-
liebe fUr denselben mögen bei den Altbürgem romanischen
Ursprungs vielleicht noch Traditionen aus der Römerzeit einen
gewissen Einfluss gehabt haben; auf den römischen Inschriften
aus den Bocche di Cattaro, Risano und Prevlaka werden zahl-
reiche Sergii genannt (Sergius Firmianus, Sergius Vitellinus,
Q. Sergius Rufus, eine Frau Sergia u. s. w.), wie denn die
römischen Bürger der dortigen Landschaft zur Tribus Sergia
* QeoTg von Stratimirovid, lieber die Vergangenheit und die Baukunst der
Bocche di Cattaro, Spomenik der kgl. serb. Akademie XXVUI (1895),
25 f. und Mitth. der k. k. CentralcommiBsion 1896, Heft III.
' Ueber die Reliquien und den Cultas des heil. Sergius im Occident, in
Frankreich u. s. w., vgl. Acta Sanctorum, Oct. m, 865 sq.
■ üeber diesen Sergius vgl. Diehl, L'Afrique byzantine (Paris 1896), 340,
344 f.
54 XI. Abhuiaiwiff: JlreSek.
gehörten. Bei den Slaven des Landes kommt der Name im
15. Jahrhundert als Patronymicon Srgjevi6 (Sergii filius) vor:
1403 ein Gesandter des bosnischen Königs Ostoja in Ragosa,
Namens Stanichna Sergeuich^ 1452 ein Edelmann von Oacko
Dabisinos Sergeuich^ 1465 ein Bote des Herzogs Stipan Vuk6i6,
Radoje Srgjevi6.^
Die IdentificiniDg der Burg aof dem Schlossberg vod
Scodra mit Rosapha der St. Sergins- and Bacchnslegende er-
folgte wahrscheinlich durch die Mönche des nahen St. Sergins-
klosters noch vor den Eroberungen Nemanja's und vor dem
Regierungsantritt seines Sohnes, des Gross2upans und später
Königs Stephan, also yor dem Ende des 13. Jahrhunderts.
König Stephan nennt Rosaf als einen seinen Lesern bekannten
Namen. Die Namensform w^eist auf die griechischen Texte
der Legenden; die lateinischen haben die Form Ruzaphata.
2. Der heil. Therapon von Sardes in Serdioa und der lydische
Hermes als Fluss Jerma in dem Bergland von Tm.
Ein zweites Beispiel dieser Art findet man in Sofia und
in dem benachbarten Bergland von Trn.* In einer der kleinen
mittelalterlichen Kirchen der bulgarischen Hauptstadt^ in der
sogenannten ^Kleinen' oder ,Alten Sveta Petka', welche sich in
der Türkenzeit, vor den Demolirungen und Strassendurcli-
brüchen der neuesten neubulgarischen Zeit, in dem Quartier
der spanischen Juden befand, zwischen der jetzigen Metro-
polie und der thurmartigen Rundkirche Güldiami, der alten
St. Georgskirche, in der heutigen Ulica Stborna nahe bei dem
Platz Sveti Kral, wird der Besucher durch eine auflfallende
Antiquität überrascht. In der Vorhalle, in welche man an zwei
Meter tief hinabsteigt, steht links in einer Ecke ein uralter
gewaltiger Baumstumpf, angeblich eine Eiche, halb eingemauert
und an der Vorderseite stark zersplittert. Das ist der ,Bauni
des Sveti Terapontij^, an welchem dieser Heilige den Märtyrer-
tod erlitten haben soll. An seinem Feiertag (27. Mai) werden
^ Der Letztere in den Mon. serb. von Mlklosicb, p. 492.
^ Auf den Zusammenhang dieser Namen habe ich schon in Cesty po
Bulharsku 11, 365 und FUrstenthum Bulgarien 365, 462 aufmerksam ge-
macht.
Du ehriatUohe Element in der topognphieelien NomeneUtnr der BalkanUnder. 55
von dem gläubigen Volk anfi der Stadt und der Umgebung
einzelne Splitter als heilkräftiges Mittel abgebröckelt. Es ist
eine Namensähnlichkeit nebst einem Missverständniss^ welche
den Heiligen hieher übertragen hat. Der heil. 6epai7(i)v lebte
in dem lydischen SardeS; welches, wie die Legende zum
25. Mai im Menologion des Kaisers Basilios II. sagt, in dem
späteren byzantinischen ^iy/x w^t 6p0EKrja£b>v lag, das die Land-
schaften des einstigen loniens, Kariens und Lydiens nmfasste.^
An der Stelle, wo der Heilige gemartert wurde, erwuchs nach
der Erzählung in derselben Legende eine gewaltige wunder-
thätige Eiche, welche in den Tagen des genannten Kaisers
(976 — 1025) angeblich noch aufrecht stand: ex ^k toö atfAoroq
xjToö ictouff« IQ -pj ^üTbv ßaXfltvou dxeScoxev ji^fcffiov X{«v, 2h:ep [x^xp^
T»;<; (7i^;Aepov ^{veTac, asi^üXXov 5v, waaav voaov xac icaaav (JiaXaxfav
Toiv xpoaepxo(A^v(i)v i()l>{xevov. Altslavische Legendenleser versetzten
Sardes nach Serdica, in das altbulg. Srjädec, wozu der byzan-
tinische Provinzname der Thrakesier in der Legende einen
weiteren Anhaltspunkt bot, da man dabei an Thrakien dachte,
und fanden in ihrem Vaterlande auch den Wunderbaum. Wann
diese Uebertragung geschah, lässt sich nicht mehr feststellen;
jedenfalls ist die St. Petkakirche älter als der locale St. Thera-
poncultus, da man sonst die Kirche selbst auf den Namen
dieses HeiUgen geweiht hätte.
Demselben Heiligen mit einem eigenthümUchen Einfiuss
seiner Geschichte auf die geographische Nomenclatur begegnet
man in dem nahen Bergland von Trn, nordwestlich von Sofia.
Im Sommer des Jahres 1883 wanderte ich von Caribrod an
der bulgarisch -serbischen Grenze über das St. Johanneskloster
von Poganovo nach der Bezirksstadt Trn.* Der Weg führt
' Migne, Patrologia graeca, vol. 117, col. 475; ein ähnlicher Text in den
Acta Sanctorum, Mai VI (Antwerpen 1688) p. 680—681. Der Güte des
Herrn Prof. Gj. S. Gjorgjevid in Belgrad verdanke ich Nachrichten über
die slaviflche Uebersetzung in dem Synaxar von 1330 (vgl. Glasnik,
Bd. 16, 8. 84), jetzt Cod. der kgl. serb. Akademie Nr. 58. Dieselbe ist
ganz getreu. Terapont war c(BATH)TiAk Gapahhckkia i^pKsc; die Eiche
erscheint als Buche: NAnHHkiuH ca SMikA-k KpkSH tere, AP'bto soy-Koso biahko
3iM0 nposSsi, mKf a« N(y)H-kuJK-kro A{k)m MSA-kieTk ca npHCNo AHcrskSkNO
cki, BckKk NiA«v>*^ Hc^iumk h RkdeK6 coAisskHk.
* Vgl. meinen Reisebericht, Cesty po Bulharsku, S. 357 f. und Fürsten-
thum Bulgarien 458 f.
56 XI. AbhMidlukgf Jir«S«lc.
durch die malerischen Engen und Dnrehbrüche des Flusses
von Trn, welcher bei seiner Wassermenge den eigentlichen
Quellfluss der Niäava bildet. Ich fragte überall nach dem
Namen des Flusses und fand eine merkwürdige Unsicherheit
und Verwirrung in den Angaben. Dieselbe hat unzweifelhaft
in der Unwegsamkeit des Flussthaies ^ welches keinen einheit-
lichen Thalweg bietet und demnach kein Ganzes bildet, ihren
Grund. Am untersten Lauf auf serbischem Boden im Kreise
von Pirot nennt man ihn Sükovska Reka; nach dem Dorfe
Sukovo nicht weit von der Strasse von Pirot gegen Sofia (Suxoßs;
im Bisthum von Sofia in der Urkunde des Kaisers Basilios IL);
es ist der Fluss Zuccoua des Venetianers Benedetto Ramberti
1534^ und anderer Reisenden derselben Periode. In dem bol-
garischen, am Flusse gelegenen Grenzdorfe Drfina sagt man
VlaSka Rekä nach dem nahe flussaufwärts in einem pracht-
vollen Felsenamphitheater unterhalb eines sehr engen Schlundes
gelegenen Dorf Vlasi. In Vlasi sagten mir die Bauern, der
Fluss heisse Trnska RekA, der Fluss von Tm, einige be-
haupteten aber, er heisse eigentlich KiäAva, und wieder andere
sagten ganz einfach: wir nennen ihn ,tdja reki', ,dieser Flnss^
Oberhalb der Felsengen, in dem Thal von Znepolje bis zu
den Quellen gilt der Name Golöma Rekä, der ,gros8e Fluss*.
Mich interessirte es vor Allem zu erfahren, was filr ein Bewandt-
niss es mit dem Namen J^rma habe, welcher auf der Karte
des österreichischen militärgeographischen Institutes und auf der
neuen russischen Generalstabskarte erscheint und auch von
serbischen und bulgarischen Schriftstellern der neuesten Zeit
öfters angeführt wird.* Aeltere Reisebeschreibungen kennen
denselben nicht; er fehlt auch bei Bouö und Hochstetter, welche
in unserem Jahrhundert auf geologischen Reisen durch dieses
Bergland gekommen sind. Ich bemerkte bald, dass der Name
dem Landvolk unbekannt ist; es kannten ihn nur die intel-
ligenten Classen, die Städter, Popen und Lehrer, aber auch diese
mit einer gewissen Unsicherheit. In Caribrod sagte mir der
^ yitiggi fatti da Vinetia alla Tana etc., Vinegia 1545, p. 115.
> Raki<5, Zeitschrift ,Otadibina< n, 1880, 107; Milidevid, Kraljevina Srbijs
(Belgrad 1884), S. 7; Slavejkov, Period. Spifianie IX (1884), 116. Anf
der Karte Bulgariens von A. KrivoSiev (7 Bl., 1 : 420.000), herausgegeben
von Danov 1893, ist nur Trnska Reka und Sükovska Reka angegeben*
Das ohristlieh« Element in der topognphifloben Nomenclatnr der BalkanlAnder. 57
Finanzbeamte Herr Staniäev (aus Galiönik in der Dibra), ein
guter Kenner der Gegend und Verwandter des verstorbenen
Bischofs Parthenij von Pirot^ der Name Jerma sei alt und man
lese ihn in einem gedruckten Prolog in der Kirche der heil.
Petka in Trn selbst. Diese Mittheilung wies mich auf eine
literarische Quelle.
Diese Kirche liegt in dem westlichen ^ Bdrinci genannten
Viertel des Städtchens Trn, welches sich in einem engen Thale
längs des Flusses in die Länge zieht. Die dreischiffige Kirche
ist ein Neubau aus dem Jahre 1856 an der Stelle einer alten
Korche, deren Plan dem des nahen Klosters Sveti Rangel
ähnlich gewesen sein soll. Neben der Kirche steht noch die
uralte Kiefer, welche schon 1837 die Aufmerksamkeit Bouö's
erregt hat und hier, wie an vielen Orten West- Bulgariens,
wohl bei der Gründung des Gebäudes künstlich gepflanzt
wurde, als ein sonst in diesen Gegenden seltener Waldbaum.*
An alten Büchern fand ich nur ein handschriftliches Evangelium
auf Papier vor, ohne Datum, aus dem 16. — 17. Jahrhundert,
serbischer Recension, mit Accenten und mit gemalten Bild-
nissen der Evangelisten, sowie des heil. Prochor, ohne Zweifel
des bekannten Nationalheiligen Sveti Prochor Pdinski, dessen
Kloster noch am Flusse Pdinja auf türkischem Boden unweit
des Triplex confinium zwischen Serbien, Bulgarien und der
Türkei steht. Auf dem Ikonostas ist rechts zwischen anderen
Heiligen der heil. Terapontij in Lebensgrösse und mit langem
Eremitenbart dargestellt. Er geniesst in der Landschaft von
Trn eine grosse Verehrung, noch mehr als in Sofia. Gegen-
über der Kirche zeigte man mir am anderen, rechten Ufer des
Flusses einen Felsen, auf dem der Heilige gelebt haben soll.
Angeblich an der Stelle, wo er den Märtyrertod erduldete, ist
eine kleine Höhle hoch auf der Felswand zu sehen, aus welcher
zeitlich Morgens ein weisslicher Dampf auszuströmen pflegt, in
Folge der natürlichen Ausgleichung der wärmeren Luft im
Lineren der Höhlung mit der hier mitunter auch im Sommer
empfindlich kalten Morgenluft des Gebirges.
^ Vgl. die Kirche des heil. Joannes Prodromos in Seres, türkisch Öamly-
kliss^ genannt, von fAm, Tanne, ix icov oXkoxi hat Gimp^ouacov iceuxcov.
Papageorgia, Byz. Zeitschrift UI, 264.
68 XI. Ablwadliuf: Jir«2ek.
Dieser Localcnltus des heil. Therapon war im vorigen
Jahrhundert schon ganz eingebürgert. Er moss noch aus den
Zeiten vor der Gründung des 1879 aufgehobenen Bisthoms
von Pirot datiren, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts (nm
1760) erfolgt ist. Er reicht in die Zeit, als Tm noch znr
Eparchie von Sofia gehörte, zurück, denn er steht mit der
Verehrung dieses Heiligen im alten Serdica oder Srjädec jeden-
falls in einem nahen Zusammenhange. Nach einer Notiz in
dem gleichfalls mit Miniaturen verzierten Evangelium von
Businci, einem von Töpfern bewohnten Dorfe bei Tm (jetzt
in der Nationalbibliothek zu Sofia), liess sich der dortige Pope
Philipp 1759 zu NiÄ von dem Patriarchen von Pe6 Gavril die
Priesterweihe ertheilen am Tage des heil. Terapontij, also an
einem geachteten Localfeiertage.^ Der Mönch Paysij fuhrt in
seiner 1762 verfassten bulgarischen Chronik den heil. Terapontij
sogar als einen bulgarischen Nationalheiligen an, der in Tm
Priester gewesen ist und von den Türken getödtet wurde.*
Die Uebertragung des Heiligencultus eben nach Tm und
der räthselhaffce Name Jerma hängen wieder mit den Ortsnamen
der Legende zusammen. Dieselbe erwähnt die Stadt l\mz;
in dem Bergland des asiatischen Mysiens (nach der späteren
Eintheilung in Phrygia Pacatiana), das jetzige Simaw sttdlich
von Brussa, dessen Name durch Missverständnisse der slavischen
Leser zur Landschaft Zn^polje führen konnte, wie das längliche,
grüne, von Waldkuppen umgebene Becken des vielnamigen
Flusses westlich von Tm heisst. Znepolje wird schon bei
Constantin dem Philosophen in seiner Biographie des serbischen
^ npHHHeAX ABK Hhkoaa i«pfH. npInlcA^'k «Sk MHororpfiUHM lipfl <Mi1nk, aa ^
SKAi lUKo et 3An«nlxk ha HTuik wTk nATpHXApA (bIc) HniHciuro FaipIaa ha m"^
CTAFO csci|JOHOMSHfHtiCA (sic) 6fpAnoNTA| ik A('k)TW r(o)c(iio)AHf a4^a« Eraiig.
von Businci (Nr. 6 der Handschr. der Nationalbibliothek von Sofia) f. 215.
Mittheilung des Herrn Prof. Alex. Teodorov in Sofia.
* Unter den neuen Märtyrern von Sofia ans der Türkenzeit, neben dem
heil. Georg von Kratovo (f 1515) und dem heil. Nikola aus Janina
(t 1555), nennt Pajsij den ,heil. Therapontija, der Geistlicher in Tem
war, wo jetzt viel Volk der Heilung wegen hingeht; an der Stelle, wo
ihn die Türken niederhieben, ist eine Eiche gewachsen, und durch seine
Gebete wird bei dieser Eiche viel Heilung verliehen'. Ansgabe der
Chronik des Paysij von Longinov im XYI. Bd. der ,Zapiski* der Odessaer
hist. und archäolog. Gesellschaft, S.-A., p. 58.
Dm dhrialUohe EUment in der kopognphiselian NomencUtor der BalfatnliDder. 59
Fürsten Stephan Lazareyi6 (1389 — 1427) und in der Reise-
beschreibnng des Kuripeäiö 1530 genannt.^ Das letzte Mar-
tyrium erlitt der heil. Therapon iüXtj(j{ov toö xoTaiioö *Epfiiou, in
den slayischen Texten BAH3k piiKhi K^fihMA, in neueren ha
piLi^is 16pM% also *£ppt.6^ oder besser ''Ep(JLO(; slav. Jerm' masc,
KpkAik. Aus dem Gen. oder Local dieser slavischen Umfor-
mung des lydischen Hermos wurde fiir den Fluss von Trn der
Nominativ Jerma (fem.) construirt.*
In Tm finden wir noch ein zweites Beispiel solcher Ueber-
tragungen von Legenden. Auf einem andern Felsen soll in einer
kleinen Höhle, einer Art Eremitenwohnung mit Mauer und Thür
davor, die heil. Petka gewohnt haben. So heisst slavisch (von
petbk'B, Freitag) die 'X-^iot napacnteüij (St. Freitag) aus Epibatai (jetzt
Pivados) bei Selymbria, eine Schwester des heil. Euthymios,
Bischofs von Madytos bei Kallipolis im 10. Jahrhundert. Die
Reliquien der HeiUgen wurden vom bulgarischen Caren Joannes
AsSnII. (1218 — 1241) nach einer Uebereinkunft mit den, Franken*
von Constantinopel aus Epibatai nach Trnovo gebracht, von wo
sie nach dem Falle des Bulgarenreiches des Caren Sidman (1393)
nach Vidin zum Caren Sracimir gelangten; nach dem Falle dieser
Stadt (1396) brachte man sie nach Brussa, von dort nach Serbien,
nach der Eroberung von Belgrad (1521) nach Constantinopel
und endlich (1641) nach Jassy, wo sie sich noch heute befinden.'
Die heil. Petka von Trnovo, von der man in den Legenden las,
^ Ueber die Landschaft Jiredek, Fürstenthum Bulgarien, 463 f. Znepolje
hiess türkiscli Iznebol, die Stadt Tm Taran-Palanka oder Iznebol-Kasa-
bassi; ygl. Iznebol das alte Zenonopolis in Isaurien, Tomaachek a. a. O.
Über Kleinasien 69.
' Im Sjnazar von 1330: h no chx^ npmiAiNk sycTk Sk wskAACTk O^akhckS
(sie) BAHSk p-kxy IBpkAu, noA^ lenHCKonHieM GATAAkCKOM (/fx^^ ^^< '^ ^^H^
xw 6p4[X]f)a(ciJV, nXvjoCov tou TCOTa(jLOu 'Ep(xou, &ic& t:^v l}a9xoir^v SatoXcov,
Menolog^. Basilii II imp. bei Migne, Patr. graeca, vol. 117, col. 476), h
■k MHOry mSkU IkAOXUHk ByCTk H Bk WdkAOCfNH Al(S)H(f)HHM «-kNIUk WTk
crpACTonoAO^KHTiA-k s«rA npHi6A«k. Zuvor Synaon als GoyHAWKk. Mittheilung
des Herrn Prof. Dr. Gj. S. Gjorgjevid in Belgrad.
' Der Name der heil. Paraskeue ist ein Gegenstück zur 'AfCa Kupunn) (St.
Sonntag), slar. Sveta Nedelja. Ueber die griechischen Legenden vgl.
Bjt. Zeitschr. II, 314 — 315 und Krumbacher, Gesch. der bjz. Literatur,
2. Aufl. (1897), S. 196, 199; ttber die slavischen P. A. Syrku im Sbomik zu
Ehren Lamanski's, Petersburg 1883, S. 352, 380—401, wo auch das Histo-
rische über die Translationen der heil. Petka zusammengestellt ist. Die
60 XI. AbhMidliiiif : Jire««k.
einer der Landespatrone Bulgariens im 13. und 14. Jahrhundert,
wurde bei der Namensähnlichkeit in Trn heimisch. Es gibt in
diesen Ländern sogar ein Sprichwort: ,Tuj Tm, tuj sveta
Petka' (hier Trn, hier die heil. Petka), dessen Sinn ungefthr
dem lateinischen ,hic RhoduS; hie salta' entspricht.^
3. Das makedonisohe Seres als Euohaita.
In einem zu Anfang des 16. Jahrhunderts yerfassten Theil
der serbischen Annalen, dessen Verfasser auch durch den
^amen Sauromatia für die Walachei seine Gelehrsamkeit docu-
mentiren will, wird erzählt, dass Mara, die Tochter des ser-
bischen Despoten Georg Brankovid und Gemahlin des Sultans
Murad II., nach dem Tode dieses türkischen Kaisers als Be-
schützerin der Athosmönche in der Nähe von Jefaiti (sAH3k
I64^aHTk) gelebt habe.* Der Ort, wo die Kaiserin Mara bis
zu ihrem Tod (f 1487) gewohnt hat, ist uns aus anderen
Denkmälern gut bekannt. Es war Jeievo, jetzt ein grosses
marktartiges christliches Dorf Jeiovo auf der Südseite des
vom Strymon durchflossenen Tachynossees, sechs bis sieben
Stunden von der Stadt Seres entfernt.*
8ttd-Dalmatiner des Mittelalters Übersetzten den Namen der Heiligen
nach Venerdi, Freitag, als Santa Venera. In Bergatto bei Ragosa im
XV. Jahrb. ecclesia S. Venere de Vergato, de Sca Vinera de Breno, ad
S. Veneram, sab monte S. Veneria. Dieselbe wird im XIV. Jahrb. noch
als Sancta Petcha bezeichnet. Später fand man diese heil. Veniu zu
heidnisch und machte eine Santa Veneranda daraus. Rumänisch hel«5t
die 'Afia JlapaoxeuiJ heute noch Sfinta Vinere. Ueber die heil. Venen
in den rumänischen Volkssagen vgl. Hasdeu, Cuvinte din bötr&ni 18S0
(Texte vom J. ca. 1600) und Alex. Veselovskij in dessen UntersuchuDgen
aus dem Gebiet der russischen geistlichen Dichtung VI, 12 f. (Beilage
zum 46. Bd. der Zapiski der kais. russ. Akademie, 1883, russ.).
^ Milidevid, Eraljevina Srbija 1S8 aus der Landschaft von NiS, mit der
Deutung: Sag' mal hier, Aug' in Aug\ wie war die Sache? — Stark
interpolirt, offenbar in neuester Zeit, ist das von MiIojevi<^ angeblich
aus einer alten Handschrift im Glasnik, Bd. 31 (1871), S. 311—347 her-
ausgegebene slavische Officium der heil. Petka, nebst anderen Nachrichten
über dieselbe (Epibatai wiedergegeben als Epidaur bei Ragusa!)
* Safai'fk, Pam&tky, S. 63. Ausgabe von Stojanoviö im Glasnik, Bd. 53,
S. 42. Ueber die Carica Mara eine Monographie von Novakovid im
,Letopis' der Serb. Matica zu Neusatz, Heft 174 (1893,11), S. 1—35.
» "ECioßa, NiCtoßa, Ni^ß« mit 376 Christen und 176 Türken, 6 Stunden von
Seres nahe am See, Papageorgiu, Byz. Zeitschr. UI, 299. Exobo mit
Das christlich« EUment In der topognphischen NomencUtur der Ballauil&Dder. 61
Der Name Jefaiti (Hur.) erinnert sofort an xa El/^dixa im
Helenopontus, in der Provinz von Amaseia und Sinope, berühmt
in der Märtyrergeschichte als Stadt der beiden heiligen Theo-
dore, des STpaTrjXfltTDQj; und des T6p(üv. Nach Ramsay lag
Euchaita an der Stelle des heutigen Tschonmi; zwischen Amasia
und Gangra, östlich vom Halys.^ Nun wird in Seres von 1321
angefangen urkundlich ein vabq Tb>v d-ificüv BeoScIjpcov erwähnt
(Acta et dipl. graeca V, p. 93). Bjrumbacher hat in der zweiten
Aasgabe seiner byzantinischen Literaturgeschichte (S. 486) auf
die Seres betreffenden Schriften des Theodoros Pediasimos aus
der Mitte des 14. Jahrhunderts aufmerksam gemacht, im
Cod. gr. phil. 219 (Nessel) der Wiener Hofbibliothek. Eine
"ExOeatq xtvwv Oau(JLaT(ov twv dt^^wv (Ae^iXiov fjiapTiipwv xal Oaü(JiaTo6pY(»)v
Beb>3<[>p(i>v (f. 123a — 129b), ohne Zweifel vor der Eroberung von
Seres durch die Serben (1345) verfasst, erzählt Wunder aus
der Zeit der Eltern des Verfassers (toc y^kv eiA twv TF^(ji6Tdpo>v
Yoviwv exTeXo6[JL£va xal 6p(I)fji6va). Die heil. Theodoroi verhalfen
dem Kaiser Theodoros Laskaris II. (1254—1258) zu einem
Sieg über die Bulgaren und zur Vertreibung derselben aus
dem nahen Melnik (MsXdvixo?); die Geschichte dieses Feldzuges
ohne wunderbare Zuthaten ist aus der Erzählung des Akropo-
lites (cap. 58, ed. Bonn. p. 121 — 124) bekannt. Nach dem Sieg
Hess der Kaiser die Bilder der Heiligen reich mit Gold und
Silber schmücken und einen Kanon der Heiligen von einem
seiner Begleiter verfassen. Ebenso hat eine nächtliche Er-
scheinung beider Heiligen zu Pferde die Catalanen mit ihren
türkischen Verbündeten von einer Belagerung der Stadt (1307)
abgeschreckt und sie zum Abmarsch bewogen, worauf die
Serräer Gott und toTv Oepixoiv -repofjiaxotv, den Rettern ihrer Stadt,
60 balgarischen und 60 griechischen Häusern, Sbornik des bulg. Unter-
richtsministeriums X, 499. Dorf Esobo fast eine ,palanka* (Markt), 1 Stunde
vom See, 7Yi Stunden von Seres, mit Märkten, einem Marktplatz (ÖarSija)
mit Kaufläden und Einkehrhäusern, 60 bulgarischen und 60 griechischen
Häusern, griechischer Schule und Kirche, Period. Spisanie, Bd. YH,
8. 844. Auf den Karten ab Diova verzeichnet.
^ Ramsaj, Hist geography 20—21, 268, 318—322. Dass Euchaita früh
auch als Theodorosstadt bezeichnet wurde, dazu vgl. auch Theophanes
ed. De Boor I, p. 126: unter Kaiser Zeno floh der abgesetzte Patriarch
von Antiochia Petrus Knapheus eic xbv ayiov 8e^$copov EO)^atxa>v.
62 XI. AbhuidlQiif : Jirec«k.
warmen Dank zollten. Die Kirche lier Heiligen besteht noch
heute als Kathedralkirche und ist in der Monographie über
Seres von P. N. Papageorgin eingehend beschrieben. In der
Kirche zeigt man die Schädel und die Schwerter (al xapat xai Ta
^i^iBia) dieser einstigen Soldatenheiligen der Byzantiner. In
einer von Papageorgin entdeckten Akoluthie der Heiligen aus
dem 16. Jahrhundert werden dieselben ganz als Stadtpatrone
gefeiert: li^ppC^^ xpo^oE/oK; xpo9au$(i5 Ta x^P^^P^^ '^^^ 66o3a>poi;
zöiq xotvot? xac xw 6v6|xaTi ouv tw aXyLOcxij tw Tijpwvi, STpaTTjXflbtj n. s. w.
oder: Xafpexe MaxeBov(a(; ?riaif](; inu^pfiiaxot.^ Die Städte Asiens
waren um 1500 in türkischem Besitz und fast yergessen, die
Reliquien der Heiligen wurden in der ihnen geweihten Haupt-
kirche der grossen Stadt des unteren Strymonthales gezeigt,
und so konnte Euchaita leicht ab ein veralteter Name der make-
donischen Stadt Zippai (slav. S^r) gelten.
4. Velbu&d, das Jetsige Küstendll, als Ck>los8ae.
Die phrygische Stadt Colossae^ an deren Bewohner der
Kolosserbrief des Apostels Paulus gerichtet war (toT? ev KoXcc-
(joiq, Tzpo^ KoXoaaaei;), war den mittelalterlichen Slaven der Halb-
insel aus der Uebersetzung der Apostelbriefe wohlbekannt als
Kolosai, Kolasai.* Im 15. — 17. Jahrhundert erscheint aber anch
ein Kolasai^ Kolasijski grad in den Balkanländern. In
einer apokryphen Erzählung über den Tod der Mutter Gottes,
* P. N. Papageorgiu in der Byz. Zeitschr. III, 247 f., 260 über die EeHqnien,
277 die Akoluthie in einer Abschrift von 1547. Als Verfasser der Ako-
luthie wird (8. 276) der Metropolit ÜEpptüV Gtonnadios angegeben, wohl
der in der ausfQhrlichen Recension dieser Schrift des Papageorgia von
A. PapadopuloB-Kerameus im Vizantijskij Yremennik (russ.) I, 678 tu
den Jahren 1517 — 1537 erwähnte. — Eine 1354/55 während der serbischen
Herrschaft in der Kirche der heil. Grossmftrtyrer Christi, der Theodore,
vom Mönch Kaiist für den Metropoliten Jakob von Seres, einen Serben,
geschriebene slavische Evangelienhandschrift befindet sich in der Biblio-
thek des Lord Zouche in London und ist von Dr. Gudev im Sbomik
des bulg. Unterrichtsministeriums YIII, 163 beschrieben. — Ueber die
heil. Theodori als byzantinische Soldatenheilige vgl. die Bemerkungen
von Schlumberger, Mölanges d'arch^ologie bjzantine (Paris 1895) 76—77.
' In den Codices von Slep^e und Ochrid (Sreznevskij a. a. O. 327): n
KoAOCdiM'v. Apostolus e codice monasterii Sisatovac, ed. F. Miklosich
(Wien 1853) von 1324, p. 141: coyqjHMk sk Koaacanxw.
Du chrisiliehe Element in der topognphisehen NomeneUinr der Balkanl&nder. 63
welche an die legendäre Oeschichte des Berges Athos anknüpft^
werden drei weise Bischöfe erwähnt, Dionysios und Hierotheos
Yon Athen und Timotheos ,aus Makedonien aus der Stadt
Kolasij' (wTk rpdfi^A Koaac7»).^ Constantin der Philosoph, ein
Gelehrter am Hofe des serbischen Fürsten Stephan Lazareviö
(1389 — 1427), gebürtig ans Kostenec im Quellgebiet der Marica,
berichtet in seinem grammatischen Werk, er habe in Kolasaje
(sk KoAac46)^k) einen Miniaturpsalter gesehen, auf wenigen
Blättern geschrieben mit Hilfe von Abbreviaturen.* In Venedig
wurde 1566 ein kirchenslavisches Horologium (Öasoslovec) ge-
druckt von Jakob, gebürtig aus Kamena Reka am Fuss des
grossen öebirges Osogov nahe bei der Stadt jKolasiskij grad^
Diese genaue Angabe führt zur Nordseite des Osogovgebirges,
zu dem 1330 bei dem serbischen Erzbischof Daniel als Ka-
menöa genannten Fluss und zu dem jetzigen Ländchen Eime-
nica oder Eimeniöko pole am Oberlauf der Sov6l6tica oder
Grlenska Reka, westUch von Eüstendil.^ Im Jahre 1586 kamen
,der MitropoUt Kolossejski' Visarion und der Igumen Gervasij
des EJosters des heil. Joakim von Osogov* aus der Gegend des
* Novakovic, IIpHMepH KUHxeBHOcTH H jesHKa CTapora h cpncBO-caoBeBCKora
(Belgrad 1877), S. 431.
' Auszug von Dani£i6 in den Starine I, 25. Der Text yoUständig heraus-
gegeben von Jagid in seinem Corpus der slavischen Grammatiker, Hs-
ci^AOnaHin no pyccKOMy asHsy (Schriften der kais. russ. Akademie der
Wissenschaften, Petersburg 1895) I, 424.
* Näheres über diese Landschaften: Jire^ek, Cesty po Bulharsku 393 — 394,
418, sowie Jiredek, Fttrstenthum Bulgarien 478.
* Das Kloster des heil. Joakim von Osogov oder Sarandapor (TeadapdSxovta
iR^poc, die ,40 Furthen', ebenso wie das gleichbedeutende türkische Kyrk-
getschid ein in Berglandschaften nicht seltener Ortsname) liegt unweit
südlich von der Strasse von Küstendil nach Krivoreöna Palanka, türkisch
Egri-Palanka, auf türkischem Boden, eine Stunde von der bulgarischen
Grenze, gegenwärtig verfallen und nur von einem Mönche bewohnt.
Der Heilige soll im 10. Jahrhundert gelebt haben, das Kloster ist aber
erst unter Kaiser Manuel Komnenos gegründet worden. Eine um 1400 ver-
fasste Vita ist herausgegeben von Novakovi($, Glasnik, Bd. 22, S. 242—264.
Ein Officium befindet sich in einem Pergamentcodex der Nationalbiblio-
thek von Sofia (in einem der 48 Codices, die der selige Metropolit Meletij
von Sofia über meine Bitten 1882 der Bibliothek geschenkt hat); ich
bedauere sehr seinerzeit mir keine Abschrift davon gemacht zu haben.
In der Türkenzeit sammelten die Mönche Almosen auch in Bagusa: am
19. December 1474 beschloss das Consilium Rogatorum 20 yperpyri zu
64 Xr. Abhandlang: Jirec«k.
yKolossijski gorod' nach Rassland, um eine Unterstützung zam
Wiederaufbau des durch ein Erdbeben zerstörten Klosters za
erbitten. In einer Urkunde von 1653 wird genannt «Michail
mitropolit bansky, glagoljemja Kolasija, kratovski i Stipski^
Eratovo und Stip sind wohlbekannte Städte des nordöstlichen
Makedoniens; Banja ist der heute unter dem Landvolk am
besten bekannte Name der Thermenstadt Küstendil, des rö-
mischen Pautalia und des mittelalterlichen Velbuid.^ Nach
dem Titel ist also Banja oder Küstendil identisch mit Kolasija.
SafaMk deutete seinerzeit den Namen des ^Kolasiskij
grad^ bei dem Buchdrucker Jakob auf Koladin an der Tara
in Montenegro, doch haben Golubinskij, Jastreboy und Ruvarac
klar erkannt, dass dieses makedonische Colossae mit Küstendil
zu identificiren ist.'
Die Uebertragung kann sich nur an die bekannte Legende
von dem Wunder des Erzengels Michael knüpfen (6. Sept.).
Colossae lag unterhalb der schon von Herodot und Strabo er-
wähnten Durchbrüche des Flusses Lykos, in einer offenen
Ebene, und war militärisch wenig brauchbar. Deshalb wurde
wahrscheinlich während der Kriege mit den Arabern 3 Kilo-
meter gegen SSO. auf steiler Höhe das feste Chonai (jetzt
schenken als ,elemo8inam monasterio Sancti Joachim partiam Bulgarie*
(Lib. Rog. 1473—1476 des Ragusaner Archivs). Eine Notiz fiber einen Be-
such des Sultans Mohammed II. in diesem Kloster 1463 auf dem Zage
nach Bosnien (,monastir Sarandapor na Krivoj Rec^*), sowie über den
Tod des ,igumen Sarandaporskyj kyr Arsenije' 1489 enthält ein von
Br. Truhelka veröffentlichter Text der serbischen Annalen in ,Glasnik'
des Sarajevoer Maseums 1894, S. 461, 462. Ueber die Reliquien des
heil. Isaias in diesem Kloster siehe Anhang IL
^ Daten über die Geschichte und die Denkmäler von Küstendil, in welchem
ich öfters verweilt habe, habe ich mitgetheilt in den Archäolog.-epigr.
Mitth. X, 58—69, Cesty po Bulharsku 392—426, Fürstenthum Bulgarien
470—483. Ueber Ulpia Pautalia vgl. Tomaschek, Zur Kunde der Hämu»-
halbinsel I, Wien 1882, S. 13—32 (Sitzungsberichte der kais. Akademie,
Bd. 99). Yelbuid stammt (Miklosich, Personennamen 42) vom Personen-
namen Yelbud, wie Dragobuzd von Dragobud, Radobuftd von Radobud,
nicht von velblud, Kameel, wie in manchen südslavischen Büchern selbst
aus neuester Zeit zu lesen ist; vgl. Dorf Yelebudice in Böhmen.
■ Qolubinskij, Geschichte der südslav. Kirchen (russ.) 499, 712. Jastrebov im
Glasnik, Bd. 40, S. 188 (Notiz von 1653). Ruvarac, ib., Bd. 47, S. 196--199,
wo nur die Stelle bei Constantin dem Philosophen unerwähnt blieb.
Dm obristlicb« Element in der topographiechen Nomenclatnr der BalVanlinder. 65
Cbonis) gegründet^ wo schon im 8. Jahrhundert der Bischof
von Colossae residirte. Das alte Colossae war der Ausgangs-
panct des Caltus des heil. Michael. Die Legende berichtet^
wie die Heiden die Heilquelle, das von einem christlichen
Priester gehütete d^Caaiia des Heiligen, durch eine künstliche
Ueberschwemmung zerstören wollten, und wie sie deshalb
den Fluss in einen eigens errichteten Graben leiteten, aber
der Erzengel führte die heranstürmenden Fluthen durch ein
Erdbeben in tiefe Schlünde. Nach Ramsay befand sich die
berühmte^ im 11. Jahrhundert von den Türken zerstörte
St. Michaelskirche nicht oben im neueren Chonai^ sondern
unten im alten Colossae am Lykos.^
Wahrscheinlich hat Eüstendil im Mittelalter bei seinen
Thermen (Temperatur bis + 75® C.) auch eine St. Michaels-
kirche gehabt, die mit dem Sagenkreis der Heilquellen in
irgend einer Beziehung stand.' In der Stadt gibt es, so viel
ich erfragen konnte, noch dunkle Sagen über ehemalige starke
Ausbrüche der warmen Wässer und deren wunderbare Ein-
stellung, doch haben diese Erzählungen bei der langen Vor-
herrschaft des Islam in Küstendil den christlichen Typus ver-
loren. Nicht ein Heiliger, sondern eine Kaiserstochter soll die
herausbrechenden Thermen gebannt und die Quelle mit einem
Seidenkleid verstopft haben. Die Einwohner fürchten noch
heute eine solche heisse Ueberschwemmung; am Tage der
40 Märtyrer (9. März) zünden deswegen Bulgarinnen und
Türkinnen an einer Kyrklyk (kyrk türk. 40) genannten Stelle
40 Wachskerzen an.
6. Tiberiopolis als Strumioa, Velika und Vama.
In Eleinasien gab es zwei Tiberiopolis. Das eine, das
seine Rechte wohl von Kaiser Tiberius erhalten hatte und von
* Die anprüngliche Legende Über das Wander yon Chonae, herausgegeben
von Max Bonnet, Analecta BoUandiana VIII (1889), 287—328. üeber
die ganze Frage Ramsaj, Tbe church in the Boman empire before A. D.
170, London 1893, chapter XIX, Tbe miracle at Kbonai, S. 465 f. mit
Karte.
* Kllstendil hat jetzt, nach einer Mittheilung des Herrn Prof. L. MiletiS, nur
drei Kirchen, die Hauptkirche der Mutter Gk>tte8, eine Kirche (auch als
,manastir' bezeichnet) Sveti MinA (M9]vac) und eine St Demetriuskirche.
Sttrangsbtf. d. plül.-liigt. Gl. CXXXYl. Bd. 11. Abh. 6
66 XI. Abhwidliing: Jireiek.
Traians Zeit angefangen Münzen prägte, lag nach der Ansicht
von Ramsay bei Egri Göz, Amed (Emed) und Assarlar, in der
antiken Abrettene im Qnellgebiet des Rhyndakos, südlich vom
bithjnischen Olymp.* Hierokles und die Verzeichnisse der
Bischofsitze nennen es unter den Städten von Phrygia Pacatiana.
Eine zweite aus Münzen und Inschriften bekannte Ttßeptoö^oX:;;
nach Ramsay identisch mit Pappa, erscheint unter den Städten
Pisidiens.* Eine dritte Tiberiusstadt, früher Monokarton ge-
nannt, erwähnt Theophylaktos Simokattes (L I, c. 14, 6) in
Armenien.
In Europa wird ein angeblich in Bulgarien oder Make-
donien gelegenes Tiberiopolis mit drei Städten^ mit Stmmica,
mit dem räthselhaften Velika und mit Vama identificirt. In
der römischen Zeit, bei Prokopios, in den vielen byzantinischen
Feldzugsgeschichten und in den Urkunden ist es nirgends
genannt; selbst in den geographisch so reichhaltigen Chiyso-
buUen des Kaisers Basilios IL sucht man es vergeblich. Es
erscheint nur in einigen kirchlichen Quellen.
Die eine Version schliesst sich an die Heiligen von
Strumica an, von denen im Menologion des Kaisers Basilios 11.
und in anderen griechischen Quellen keine Rede ist. Sie kommen
nur in Schriften vor, welche auf dem Boden der autokephalen
Kirche von Ochrid entstanden smd. Eines der ältesten sla-
vischen Denkmäler in glagoUtischer Schrift, das sogenannte
EvangeUstar des Assemani (in der Vaticana), das man in das
10. — 11. Jahrhundert verlegt, nennt in den Kalenderdaten zum
29. August die Märtyrer von Strumica.' Desgleichen werden
dieselben, aber zum 28. November, genannt in dem Ochrider
Apostol, einem Codex in cyrillischer Schrift ungefilhr aus dem
13. Jahrhundert.* Andere altslavische Kaiendarien, wie hei
^ Ramsay, Hist. g'eograpby of Asia Minor 147 und Karte; vgl. 98.
* Ramsay S98.
' Zum 29. August: »pameti svetymi», iie na Stmmici, Timoten, Teodora,
Evsevijn i dru^And ibi.* Assemanov lli Vatikanski evangelistar, ed. Ba6ki,
Agram 1866,^. 202 (s. Vorrede, S. CVII).
* (November) kh. cc. wm ha Gtpo\*mhi;h, Thmo^iHi Kaamchi, SicaieY OiwaoNs
IlfTpA H Hirfex. Sreznevskij, ^peBHie CdiaB. naiumisH »coiiaro bhcuo,
S. 84. Das Kalendarium der Savina kniga ib. 9 f., des Apostol von Slep5e
ib. S. 101 f.
Das ebristliobe Element in der topogrspbischen Nomenelatur der Balkanl&nder. 67
dem Eyangeliam des Pop Sava nnd bei dem aus Makedonien
stammenden Apostel aus dem St. Johanneskloster von Slepöe
im Bisthum von Ochrid, erwähnen diese Märtyrer nicht. Eine
Legende der 15 Märtyrer von Tißepto6xoXi? = STpoüjxvhlia ver-
fasste der Erzbischof Theophylaktos von Ochrid (um 1084 bis
1108), mit demselben Festtagsdatum, dem 28. November.* Er
nennt seine Quellen nicht. Die Schrift zerfällt in zwei Theile.
Der erste Theil bewegt sich ganz auf römischem Boden, in
der Zeit des Kaisers Julian und seiner Vorgänger. Der zweite
Theil, der die Wunder dieser Heiligen unter dem Bulgaren-
fiirsten Boris und seinen Nachfolgern schildert, dtlrfte einer
slaviscli geschriebenen Quelle entnommen sein; dafür spricht
schon der Name "Ofxßpot (Obri des Nestor u. A.) für die Avaren.
Theophylaktos schildert die Christenverfolgungen des Kaisers
Julian. Charakteristisch ist es, dass Theodulos und Tatianos
(der dritte Makedonios fehlt), die sich nach allen anderen
Quellen in Phrygien dem Cultus der Idole widersetzten, bei
ihm (Cap. 12) auf europäischem Boden, h MaxeBov^a er-
scheinen.* Die Verfolgung wurde auch in Nikaia eingeleitet.
Eine Anzahl hervorragender Männer der Stadt, darunter der
Bischof Theodoros, einer der 318 Väter des Concils von Nikäa,
begaben sich nach Thessalonich und von dort nach Ti3epto6-
xoXt^, ,£Wi TW ßope((i) [Lipei Tqq 6eGffaXov{xY;(; SiaxetjjLivYjv xat 'zaiq
ipymq vf^q töv 'IXXuptwv -pj? wpOGexw<; ou'pcEiixdvYjv*. Einer derselben,
Timotheos, wurde Bischof der Stadt; die übrigen verbreiteten
als Geistliche und Mönche das Christenthum aufs Eifrigste in
der umliegenden Landschaft. Nach einiger Zeit kamen zwei
Beamte des Kaisers Julian, Namens Valens und Philipp, aus
Thessalonich nach Tiberiopolis, beriefen die 15 heiligen Männer
vor ihr Tribunal und Hessen sie hinrichten. In der Folge
wurde die Stadt mit den Gebeinen der Märtyrer angeblich ein
Mittelpunct des Christenthums in diesen Ländern. Weiter wird
über die völlige Zerstörung von Tiberiopolis durch die Avaren
* Ausgrabe von Moschopolis 1741, cf. Mikloaich, Vita S. Clementifl, Vindo-
bonae 1847, p. IX.' Abgedruckt bei Migne, Patrologia graeca, Bd. 126,
col. 151 — 222. Auszug bei Martinov, AnuuB ecclesiasticus graecoslayus,
p. 210—213.
' lieber diese phrjgischen Mftrtyrer vgl. Gerald Henry Rendali, The emperor
Julian (Cambridge 1879), S. 181.
6»
68 XI. AbUBdlanff: Jireiek.
berichtet, wobei die Reliquien unter den Trümmern der Kirche,
in der sie bestattet waren, verschüttet worden. Als sich der
Bulgarenftirst Boris zum Christenthum bekehrte, wurden die
Gebeine nach einigen wunderbaren Erscheinungen feierlich
ausgegraben, wobei man auf dem Sarg (XoEpva^) eines jeden
der Heiligen eine Inschrift mit dessen Namen und Stand vor-
fand. Boris wollte die Reliquien in eine eigene, diesen Mär-
tyrern geweihte neue Kirche in der iwtöxow^ von BrÄgalnica
(BpoYaXiQvhi;«) übertragen lassen, doch sein Comes Taridenos
wurde durch einen Tumult der Tiberiopoliten bewogen, die
Gebeine nur von drei der Heiligen mitzunehmen, Timotheos, Eo-
masioB und Eusebios. Unter Boris' Sohn Symeon wurden noch
zwei Märtyrer aus Tiberiopolis an die Bregalnica übertragen.
Es folgt eine Reihe von Wundern. Das Bisthum an der
Bregalnica, einem starken linken Zufluss des oberen Vardar^
ist wohl mit dem in der Urkunde des Kaisers Basilios H. ge-
nannten Bisthum von Morozvizd identisch, das die Landschaften
von Pijanec, MaleSovo und Zletovo umfasste; 1347 hat der
serbische Car Stephan Dufian das damals seit vielen Jahren
verfallene Bisthum von Morozvizd mit dem neugegründeten
Bisthum bei dem Erzengelkloster von Lßsnovo in derselben
Landschaft vereinigt.^ In Strumica gab es ebenfalls ein Bis-
thum. Die von Geizer aus einem Codex des 15. — 16. Jahr-
hunderts veröffentlichte, jedenfalls vor den Umwälzungen 1186 f.
verfasste Tal^i^ xwv 6p6v(i)v Ttj; Ilpcü'n;^; 'Iou(rciv{avi35, welche die
Namen der Bischofsitze oft mit antiken Namen erläutert (wie
Singidunum bei Belgrad), pennt ab achten Bischof: 6 T(ßepiG>
x6as(i>(; ^|Tot Itpou|jl(tI^t2<;, während ein etwas älterer Katalog ein-
fach sagt: 6' ii ZTpo6{x{xiTl^a.^ Ohne Zweifel aus dieser Quelle ist
* Urkunden herausgegeben von Novakoviö, Glasnik, Bd, 27, S. 287—296.
Das Kloster von Lesnovo besteht heute noch mit 15 Mönchen, der bul-
garischen Exarchie von Constantinopel untergeordnet. Morodvis ist jetzt
ein unbedeutendes Dorf der Kaza von Ko2ani mit 56 Hftusern, davon
40 türkisch, 12 bu^arisch und 4 zigeunerisch. (Ivan A. Georgov in der
Monatsschrift BiwirapcRH HpiueAi» in, December 1896, Heft 12, S. 92;
ein Ungenannter im Sbomik Xu, 310, 312).
* Byz. Zeitschr. I, 257, nebst Gelzer's Erlauterangen n, 60. Qelser (11, 41)
meint, die Theorie, welche die Kirche von Ochrid mit dem ertbiscbOf-
liehen Stuhl von Justiniana Prima identificirte, komme zuerst bei Theo-
dor Balsamen um 1200 vor. Die erste Spur ist aber bei Wilhelm von
Du cbristliobe Element in der topographieehen NomencUtnr der BaHmnländer. 69
Tiberiopolis als das jetzige Stmmica auch in die spätbyzanti-
nischen Verzeichnisse der Städte mit veränderten Namen gelangt.^
Eine Kirche der 15 Märt3rrer bestand in Strumica noch
im 14. Jahrhundert^ wo sie Gar Stephan Dadan seinem nen-
gestifteten Erzengelkloster in Prizren unterordnete: ,und noch
die ELirche in Strumica mit dem Namen der heiligen Fünfzehn
(upkKORk oy Crpo^AiHi^H Ha Hiue cBCT¥H)fk niTk Ha /^ecere),
mit den Leuten und Grundstücken und Weinbergen und Mühlen
und mit allem, was diese Kirche seit alter Zeit hatte (i|JO ch
16 HMAAA UpkKBk Taa WTk HcnpkKa)^'
Die Einwohner der Landschaft behaupten, das alte Ti-
beriopolis sei eine halbe Stunde westlich von Strumica gelegen
gewesen, bei dem jetzigen theils von Christen, theils von
Mohammedanern bewohnten Dorfe Banica, in dessen Nähe sich
die Ruine eines alten Klosters des heil. Leontios befindet.^
Stmmica identificirt mit Tiberiopolis auch der Metropolit Meletios
(f 1714) in seiner Geographie.* Papageorgiu berichtet über
eine Inschrift vom Jahre 1080 (?) über die Erneuerung einer
KJosterkirche öeoxoxou vfiq 'EXeouoTjq bei Strumica durch Manuel,
er{cxoxo<; TtßepiowjöXeax;, sowie über ein Handschriftfragment aus
dem 14. Jahrhundert mit dem Namen eines [iri'zpo'KdkiTriq Teße-
p(ouJc6X£(i>(; Kak'khvMq und fügt hinzu, dass die Ruinen der Akro-
poüs von Strumica von den Bulgaren (y£o twv BouXYctpwv) Carova
Kadta (,Kaiserhaus^) oder angeblich Tiverio genannt werden.^
Ein in der Zeit der Komnenen verfasstes Verzeichniss
der Erzbischöfe von Bulgarien identificirt Tiberiopolis mit
Tynu (20, 4), der als Gesandter des Königs Amalrich von Jerusalem
den Kaiser Manuel 1168 in der provincia Pelagonia in der Stadt Butella
(jetzt Bitolia) antraf, ,luxta illam antiquam et domini felicissimi et in-
victissimi et prudentis Augusti patriam, domini Justiuiani ciTitatem,
quae vulgo hodie dicitur AcredaS
^ Neueste Ausgabe von Aug. Burckbardt bei Hierokles (Leipzig, Teubner,
1893), p. 62 Nr. 20, p. 68 Nr. 99. Vgl. darüber Geizer, Bjz. Zeitscbr.
n, 61.
* Urkunde in Glasnik XV (1862), 303.
' Beschreibung der Landschaft von Strumica vom Archimandriten Gerasim
in der bulgarischen Zeitschrift ,Biblioteka* III (Philippopel 1896), Heft
16—17, S. 78.
* MeXetCou y&o^potffia icoXauc xal vea. Venedig 1728, S. 394.
» Byz. Zeitschr. IH, 288.
70 XI. Abbandloncr: Jirecek.
Velika, dem Bischofsitz des heil. Clemens, des Slavenapostels
des westlichen Makedoniens (f 916): KXTjfxr^t;, fevojjievoi; ezioxo^s;
TißepiovnröXeox; yJtoi BsXiyjxqA Doch ist dieses Velika selbst ein
räthselhafter Name. Clemens erscheint als ,episkop veliötskjj'
im Evangelistar des Assemani und in anderen Denkmälern,
als iizifjY.oTzoq Apefi.ß{Ti;a<; yJtoi BeXfx^a? in der angeblich vom Erz-
bischof Theophylaktos verfassten oder redigirten Clemenslegende
(ed. Miklosich p. 26). Drinov erklärt den Titel als ein Miss-
verständniss ans dem Namen Gross-Mährens, da im bnlgarischen
Synodikon Clemens als ,episkop Velikije Moravi*, als Bischof
von Gross-Mähren genannt wird. Novakovi6 suchte einen Zu-
sammenhang mit dem Titel des Bischofs ApuvouxcXew^ xat tt^
B£Xa(; in Epirus. Man könnte auch an den makedonischen
Fluss Velika in Denkmälern des 13. — 14. Jahrhunderts denken,
der mit dem oberen Vardar oder mit dess'en Nebenfluss Treska
identisch ist.' In den Urkunden des Kaisers Basilios 11. und
in den alten Verzeichnissen der Bisthümer der Barche von
Ochrid kommt ein Velika nicht mehr vor. Ein BeXtxsCa wird
unter den Bisthümern der Metropolie von Philippi genannt,
wahrscheinlich in dem benachbarten Rhodopegebiet gelegen,
doch dieser Bischofsitz lag auf dem alten Boden des Con-
stantinopler Kaiserthums, während die Thätigkeit des heil.
Clemens, des Schülers der Heiligen Cyrill und Method, auf dem
Gebiet der Bulgarenfürsten Boris und Symeon ihren Schauplatz
hatte, wo auch das Andenken dieses Glaubensboten in Ochrid
bleibend geworden ist.'^
^ Dieser von Ducange zuerst herausgegebene Bischofskatalog wurde von
Zachariae von Lingenthal ausführlich commentirt in seinen Beitragen
zur Geschichte der bulgarischen Kirche, in den Mömoires de Tacad^mie
imperiale des sciences de St. P^tersbourg, sörieVII, t. YIII, Nr. 3 (1864);
Clemens ebend., S. 13.
^ DrinoY über eine neue kirchenslavische Quelle mit Erwähnung der Slaven-
apostel, im Journal des russischen Unterrichtsministeriums 1885, April.
Norakovid, Die ersten Grundlagen der slavischen Literatur unter den
Balkanslaven (serb.; Belgrad, serb. Akademie der Wissenschaften, 1893),
8. 87. lieber den Fluss Velika: Jire(^ek, Geschichte der Bulgaren 42,
Anm. 66.
* ß&Xixeta (slav. wohl Velikaja) in den Not. episc. bei Parthej, sowohl unter
Philippi als unter Philippopel. Nach den Nova Tactiea in Gelzer's Aus-
gabe des Georgius Cyprius, p. 80 (cf. 7U) eher unter Philippi.
Du cbristliehe Blement in der topographisehen NomeneUtar der BalkanULnder. 71
Die späteren Kataloge der Bischofsitze des Constantinopler
Patriarchates identificiren Tiberiopolis mit Varna: i^ Bdpva,
Xirxoooi 'rv€(;, axrr^ eirrtv i^ T(ßepto6TCoXt^ , in einem anderen ; aus-
drücklich in die Zeit des Kaisers Andronikos 11. Palaiologos
verlegten Verzeichniss kurzweg: 6 TtßeptouwöXeox; yStoi BdlpviQ^,
T% TtßepioOicoXt? fj vuv Bipva.^
Diese Unsicherheit zeigt an und ftir sich; dass alle diese
Identificationen nur auf Hypothesen beruhten und schon den
Leuten des Mittelalters nicht genug verlässlich schienen. Die
von Theophylaktos verarbeitete Legende geht auf Ausgrabungen
in Strumica in der Zeit des Bulgarenfürsten Boris zurück, bei
denen Särge mit Inschriften gefunden wurden. Daran ist aus
nicht bekannter Quelle eine Märtyrergeschichte aus der Zeit
des Kaisers Julian angegliedert worden. Der angebliche Bischof
Theodor unter den Auswanderern von Nikaia erscheint am
Concil von Nikaia weder in Bithynien, noch in Phrygien,
Galatien oder in der Provinz Asia; Bischöfe dieses Namens
sind unter den Vätern von Nikaia nur aus Pisidien, Isaurien
und Kilikien angegeben.^ Bemerkenswerth ist es, dass Theo-
phylaktos phrygische Märtyrer der Julianischen Zeit, von denen
einer allerdings Makedonios hiess, nach Makedonien verlegt.
Dies lässt die Vermuthung aufkommen, dass der gelehrte
Erzbischof von Ochrid auch hier eine Geschichte, die ihren
Schauplatz im kleinasiatischen Tiberiopolis südlich von Nikaia
hatte, auf makedonischen Boden übertragen hat. Uebrigens
hat schon Tafel die Identification von Strumica mit Tiberiopolis
in Zweifel gezogen.^
Andere Anklänge zwischen weit von einander entfernten
Ortsnamen sind meist nur zufällig. AtoxXsfa, eine bischöfliche
Stadt in Phrygia Pacatiana, erinnert nur scheinbar an die in
^ Hieroclis Synecdemns et Notiüae graecae episcopatunm. Ex recognitione
Gostavi Parthej, Berolini 1866, p. 135, 231, 241.
' Mansi, Sacr. concil. nova et amplissima collectio (Florenz 1759) n, 691 f.
* ^tnunpitza Bnlgaricum nomen esse narrat inscriptio martyrii XV mar-
tymm, anctore Theophylacto, Bulgariae archiepiscopo, ubi additur olim
dictam foisse Tiberiopolin, quod posterius mihi dubium videtnr.' Tafel,
De Thessalonica einsque agro dissertatio geographica (Berolini 1839),
294, Anm. 10.
72 XI. Abhaadlmif : Jireiek.
den Stürmen des 7. Jahrhunderts untergegangene Römerstadt
des mittelalterlichen Dioklitiens und des heutigen Montenegro,
die in den Denkmälern Doclea heisst (Einwohner Docleates,
,res publica Docleatium^ der Inschriften; Dioklea ist nur eine
späte Form); die phrygische Stadt hiess tlbrigens auch Dokela^
das jetzige Doghla.^ In Kleinasien gab es zwei bedeutende
Städte Namens Klaudiopolis, die eine in Honorias auf ehemals
bithynischem Boden (jetzt Bolu), die andere in Pamphylien
oder Isaurien. Im 13. Jahrhundert erscheint bei Akropolites
in der Küstenebene unter der Rhodope bei dem jetzigen G&-
mürdiiina gleichfalls ein Klaudiopolis, das sonst nicht bekannt
ist. Doch gibt es fUr eine Uebertragung des Namens ans
Asien keinen Beweis. In derselben Landschaft wird im 13. bis
14. Jahrhundert noch eine zweite Stadt mit einem römischen
Kaisernamen genannt, i^ FpaT^^iavi bei Akropolites, ^ FparCulvsu,
meist rpocTtavou iu6Xi<; bei Kantakuzenos, ebenso i^ FpoxioEvoO 76X1:
bei Nikephoros Gr egoras, die auch ein Gegenstück in Asien
hat.^ Prokopios kennt in der Provinz Rhodope diese Bargen
nicht, obwohl die Namen entschieden auf eine vorjustinianische
Zeit hinweisen; er verzeichnet ein FpoTtavi neben Carsum in
der Provinz Scythia an der Donau, Hierokles ein Fpanava bei
Singidunum in der Provinz Moesia superior. Doch ist die Topo-
graphie der europäischen Provinzen des byzantinischen Reiches,
selbst derjenigen, welche stets im Besitz des Reiches waren,
wie das Küstenland der Rhodope, nicht so genau bekannt, um
aus dem NichtVorkommen der Namen in den erhaltenen Quellen
vor den letzten Jahrhunderten des Mittelalters weitgehende
Schlüsse ziehen zu dürfen. Mt%pk Ntxafa, Ntx{Tl^a, das jetsdge
Hafsa vor Adrianopel, ist keineswegs ein Gegenbild des grossen
und berühmten kleinasiatischen Nikaia, des Nikä la Grande
des Villehardouin, sondern verdankt seinen Namen, an Stelle
des thrakisch-römischen Ostudizus, dem Sieg Kaiser Constantins
über Licinius im Jahre 315.' Zu den Anklängen zwischen
^ Bamsay, Hist. geo^raphy 139.
' Gratianopolis nach Kamsay, p. 246, ,a temporary name of some town'
im Innern Kleinasiens, vielleicht (p. 226) Akkilaion in Galatia.
* Parthey in der Vorrede su den Itinerarien, S. Vn. Jireiek, Heerstrwse
von Belgrad nach Constantinopel, S. 49, 100. Jadeich in der DeutBchen
Zeitschrift ftir Geschichtswissenschaft 1891, VI, 1, S. 9.
Dm ehrUtliohe Element io der topogniphieehen NomeneUtnr der BalkanUnder. 73
den Namen in Asien und Thrakien gehört auch Apameia^
in Syrien, in Pisidien, in Bithynien und das vierte in der
Nähe von Athjra (jetzt Büjtlk Tschekmedsche) in der nächsten
Umgebung der Reichshauptstadt, ein jetzt verschwundener Ort,
bei weichem Kaiser Basilios I. (886) auf der Hirschjagd ver-
unglückte,^ und der noch von Niketas Akominatos und Eanta-
kuzenos genannt wird.
Andere Uebertragungen sind verbunden mit dem Einfluss
der grossen Chilturcentren. Namen von Stadtvierteln und Vor-
städten von Constantinopel wiederholen sich nicht nur im Osten,
sondern selbst in Italien unter der byzantinischen Herrschaft.
Auf dem Aventin zu Rom hiess eine Oertlichkeit Blachemae;
in Ravenna gab es einen Palast Chalki, nach der XaXxTj, den
Propyläen des Constantinopler Eaiserpalastes so genannt, und
eine Kirche S. Maria ad Blachemas.* Ebenso nannte man
Vorstädte nach dem um das einstige Castell toD FaXorrou ent-
standenen Genuesenviertel jenseits des Goldenen Hernes. Ein
Galatas, Kalathas, jetzt Dorf Galata am Cap Galata-Burun
mit Leuchtthurm, wird seit dem 14. Jahrhundert gegenüber
Varna auf der Südseite des Stadthafens erwähnt. Vororte
Galata gab es und gibt es in Jassy, in Pirot, ja ich war erstaunt,
ein solches Galata, bewohnt von Zigeunern, die sich mit der Er-
ziehung von Tanzbären beschäftigen, in dem kleinen Städtchen
Karnobad zwischen Burgas und Sliven zu finden.' Es ist
demnach nicht auffällig, wenn im 14. Jahrhundert eine Oert-
lichkeit bei der Bulgarenhauptstadt Trnovo Pera hiess, nach
dem zweiten Namen des Constantinopler Galata; in dem noch
heutzutage hoch auf der waldigen östlichen Lehne des Jantra-
thaies unterhalb der Stadt bestehenden Dreifaltigkeitskloster
zu ,Pera^ hat sich Euthymij, der nachmalige letzte Patriarch
von Trnovo vor der Eroberung der Stadt durch die Türken
(1393), mit der Revision der altslavischen Uebersetzung der
heil. Schrift beschäftigt.*
^ Vita des Patriareben Euthjmios ed. De Boor, cap. 1.
' Diehl, ^tndes sur radministration byzantine dans Texarcbat de Raveone
(Paris 1888) 278.
* Jire^k, Fürstentbum Bulgarien, S. 516.
* Biographie des Eatbymij von dem späteren Metropoliten von Kiev, dem
Balgaren Grigorij Camblak : ho üipo^ HiKoyio ciainIi TBopHTk, OTCTouiiioyio
74 XI. Abhaadlur: JireSek.
Zum Schlüsse noch etwas über NamenBübertragiingeii
durch Colonisimng von Gefangenen. Nach Akropolites hat der
bulgarische Car Kalojan (1196 — 1207) Gefangene aus Thnüden
an der Donau angesiedelt in Colonien, welche die Namen der
eroberten Städte und Dörfer fährten: ,Tbv ^k Xobv aexotpaq ixeiBr»
icept t3(^ icapappo^a^ ra^il^tt tou lorpou, ex töiv !d((i>v tuv i^vdpOEicoStojiivüiv
x(i)(jL(üv xal zoXewv xic; xX^^tck; dirtOeiq taig oixi^ffefftv* (ed. Bonn p. 26).
In den Briefen des Erzbischofs Demetrios Chomatianos ist zu
lesen ; wie damals von den Bulgaren auch einige Einwohner
des makedonischen Berrhoia zur Donau übersiedelt wurden:
j^üffTu^u)? axotxicOivre^ ei^ toü? :capa xbv iroTa{i.bv xbv Aav6ßt9v tsp-
[M^aqf'A Es gibt in Bulgarien einige Namen , die von diesen
Colonisationen herrühren können. Die Stadt Rudöuk heisst
bulg. Rusä (Einwohner Rüsnenec), Russy in den ungarisch-
türkischen Verträgen 1503^ 1519 (gedruckt Rwcz, Kusly), Rosi
bei Domenico Negri, Russi auf den Karten des Mercator und
in den Acta Bulgariae ecclesiastica; Ruse in einer slavischen
Vita des heil. Georg von Ejratovo aus dem 16. Jahrhundert^
Der in seiner Umgebung fremdartige Name weist auf *Pc6919y
(Tcoatov der Acta patriarchatus)^ Rüsiö des Idrisi, Rossa der
Kreuzfahrer y Rousse zur Zeit des lateinischen Kaiserthums,
einen bedeutenden Ort im südöstlichen Thrakien auf der Strasse
von Rhaidestos nach AinoS; Sitz eines Erzbischofs, mit einer
bei Akropolites und Kantakuzenos Ktaaö;; genannten Burg. Tür-
kisch hiess die Gerichtsbarkeit Kedan, der Hauptort Rusköi,
Urusköi; jetzt nennt man das Dorf nur Kedan. Auch das
Dorf Pirgos an der Donau oberhalb Ruö6uk, schon 1431 ur-
kundlich genannt,' dürfte seinen Namen von irgend einem fernen
II6p7o<; haben. Ebenso stammt der Dorfname Kalakästra
zwischen Pleven und Trnovo von einer griechischen Colo-
nisation ferner Zeiten.
r^AACKHA H BCAKHA HHOA MOABu, in dor Ausgabe des Archimandriten Leonid,
Glasnik, Bd. 31, S. 270.
^ Ausgabe von Cardinal Pitra in den Analecta sacra et claasica, Joris eccl.
Graecorum selecta paralipomena (1891), col. 217 (Nr. 48).
' Ausgabe von Jagid, Glasnik, Bd. 40 (1874), S. 125: im A^VI*'^!' ** ^^^
P«yci Bkck PAAroAieAua AlioHAcrypk. lieber dieses Dorf Monastir (jeUt
Gorni i Dolni Monastirci) Jire6ek, Cestj 190.
' In einer walachiscben Urkunde, Sbomik des bulgarischen Unterriehts-
rainisteriums IX, 879.
Das ehristlicbe Element in d«r topographischen NomencUtnr der BalkanUnder. 75
Vielleicht gehört dazu auch das erst im 14. Jahrhundert
auftauchende Nike pol an der Donau, in der Gegend des zu-
letzt bei Theophylaktos Simokattes in den Slavenkriegen des
Kaisers Maurieius genannten römischen Securisca. Es fehlt
in den reichen Daten des Arabers Idrisi im 12. Jahrhundert
und in dem mit Ortsnamen nicht sparsamen Gedicht des
Manuel Philes an den Feldherrn Glavas (um 1305). Als die
Invasionen der Türken aus Thrakien den Haemus zu über-
schreiten begannen, gewannen die Donaufestungen flir die
Bulgaren einen grösseren Werth. Damals taucht Nikopol zuerst
auf. Car Joannes Alexander datirte 1352 ein Privilegium an
die Yenetianer ,in Nicopoli^^ Zu Ende des bulgarischen Reiches
war Kikopol die Hauptfestung desselben; nach türkischen Be-
richten wurde Car Joannes SiSman hier bezwungen und ge-
fangen, worauf es für Jahrhunderte die türkische Hauptstadt des
centralen Bulgariens blieb. Nikopol, Vidin und Silistria waren
Hauptorte der drei Sandäaks an der unteren Donau. In der
Zeit des Königs Sigismund wird es als ,castrum Maioris Nico-
polis' erwähnt, gegenüber ,Kys Nycapol* (magy., Klein-Nikopol)
auf dem ugrovlachischen Donauufer, dem jetzigen Turnu Ma-
gureli, das ab wichtiges Vorwerk der grossen Donaufestung
bis 1829 in türkischem Besitz war.^ Dem Namen nach zunächst
liegend wäre die Annahme eines Zusammenhanges mit dem
von Kaiser Traian gegründeten Nicopolis, 3 St. nw. von Trnovo
bei dem heutigen Dorfe Nikjup, einer auch in ihren Trümmern
grossen Stadt, bekannt durch die fast 400 Typen der Münzen
NtxoxoXtTwv Tcpb? "IdTpov, mit Personificationen sowohl des Haemus
mit einem Bären als des Ister als Flussgott, zuletzt erwähnt
unter Kaiser Maurieius. Doch ein Zusammenhang zwischen
Nicopolis unter den Vorhöhen des Haemus bei Trnovo und
Nikopol an der Donau ist schwer anzunehmen, denn der Ab-
* Ljubic, Listine m (= Monumenta spectantia historiam Slavorum meri-
dionalium III), S. 247. HHKonoAk bei den slavischen Schriftstellern um
1400, Camblak (Per. SpiB. II, 1, 61), Konstantin dem Philosophen u. s. w.
* Ueber Bruun's einst auch von mir wiederholte Theorie vgl. meine Notiz
Archiv fttr slav. Phil. XIV, 271. Ueber das heutige Nikopol und dessen ,au8-
nahmslos aus benachbarten antiken Niederlassungren' stammenden römi-
schen Funde vgl. Kanitz, Donau-Bulgarien und der Balkan n (Leipzig
1877), 175 f.
76 XI. Abbandlimf: Jir«««k.
stand vom Ende des 6. bis zum 14. Jahrhundert ist zu gross.
In der Zwischenzeit erscheint der Name in einer einzigen Schrift,
welche die Gründung von ^Nikopol an der Donau' in die zweite
Hälfte des 10. Jahrhunderts verlegt; es ist eine Visio des Pro-
pheten Isaias, eine apokalyptische Mischung von Orakel und
Geschichte; als historische Quelle nicht ernst zu nehmen.^
Die Notiz des Akropolites könnte auf eine andere Traia-
nische Siegesstadt weisen , die im Innern der Rhodope noch
im Mittelalter vegetirte und im 14. Jahrhundert bewohnt war,
auf Nicopolis ad Nestum (0&Xx(aq NtxoTcoXscoq Tzpbq Mi<5w der
Münzen aus dem 2. und 3. Jahrhundert). Unter den Bischof-
sitzen der Metropoliten von Philippopolis und Philippi, welche
den grössten Theil der Rhodope verwalteten, wird dieses Niko-
polis der Rhodope in den alten Katalogen nicht genannt, aber
eine eigene Kirche NixarciXew? in der ii:apyjia Bpobct}^ erwähnt
die Notitia des Basilios.' Zu Anfang des 14. Jahrhunderts
war sie der Metropolie von Philippi untergeordnet Im Februar
1329 hat Kaiser Andronikos IQ., nachdem er das bisher zur
MetropoUe Zeppcov gehörige Bisthum ZixvöSv zu einer eigenen
Metropolie erhoben, zum Ersatz daftir der Kirche von Seres
jTYiv drfiwTflrnjv eic(9xoic^v NixoicöXeo)? , ^ti^ Ixik&i wpÖTSpov web -or^
drfuoTiTyjy |JLif)Tp67oXtv ^iX£wffa)v^ zugetheilt. Das kaiserliche ?p>
(rz<xr{[M wurde im April dieses Jahres durch einen Synodal-
beschluss genehmigt, der wieder vom Kaiser durch eine neue
Urkunde bestätigt wurde.^ Die Ruinen, heute noch allgemein
als Nikopol bekannt, liegen am linken Ufer der Mesta bei
den Dörfern Isirlyk (wohl Hissarlyk) und Mar6ov Öiflik, in
der Nähe einer Therme (ungefähr + 60^ C.) auf einem wassei^
reichen Thalboden; sichtbar sind Trümmer der Stadtmauern,
1 — 2 Meter hoch und 1*5 breit, mit Spuren von Thttrmen, die
Grundmauern einer Akropole und Stätten von Kirchen, Sveta
Nedelja (Kuptax.i^), Sveti Kostadin, Sveta Bogorodica.* Der Sage
^ Siehe 'Anhang n.
' GeoigioB CTprius ed. Geiser, p. 4, Nr. 67.
' Acta patriarchatas ed. Miklosich et Müller, I, p. 146—149.
* Beschreibung in dem anonymen Reisebericht über die ThXler der Stnuiu,
Mesta und Bregalnica im bnlg. Sbomik XH (1895), S. 228—231 (8. 830
eine griechische Inschrift von dort mit dem Namen eine« Thraken
Du chrirtlieli« Element in der topognpbisehen NomeneUtar der BalkMiUnder. 77
nach ist die Stadt von den Türken zerstört worden. An Stelle
des türkischen Lagers soll dann am rechten Ufer gegenüber
den Rninen die heutige Stadt Nevrokop entstanden sein^ erst
in der Türkenzeit erwähnt, aber bald als Sitz eines Bischofs
genannt,^ heute ein bedeutender Ort mit 1310 grösstentheils
mohammedanischen Häusern.
Anhang.
I. Die bulgarischen Burgen bei Manuel Philes,
Das ungefähr 1305 verfasste Lobgedicht des Manuel Philes (Aber
diesen Dichter vgl. Kmmbacher, Geschichte der byzant. Literatur, 2. Aufl.,
774 — 779) an den Feldherm Michael Glaväs Tarchaniotes war mir in
den Jahren, wo ich Gelegenheit hatte, die Landschaften längs der Balkan-
ketie öfters zu bereisen, leider unzugänglich. Die Eenntniss der zahl-
reichen darin enthaltenen geographischen Namen hätte bei dem Besuch
der vielen scheinbar geschichtslosen Burgruinen des östlichen Haemus
manche nützliche Winke geben können. Die Existenz der Ausgabe der
Werke des Philes von E. Miller (Paris 1855 — 1857) blieb mir nicht un-
bekannt, jedoch war dieses, wie es scheint, seltene Druckwerk in den mir
damals zugänglichen Bibliotheken nicht aufzuti'eibon. Das ganze Gedicht
an Glaväs ist darin im U. Bd., S. 240 — 255 (Nr. 237) abgedruckt; einen
Theil der Namen hat der Herausgeber mit Hilfe Ton Hase zu erklären
versucht. Seitdem hat der Secretär der kais. russischen Gesellschaft der
Bibliophilen, Herr Chrysanth Loparev (lies Loparjöv), diesem Lobgedicht
eine eigene Monographie gewidmet: ,Der byzantinische Poet Manuel Philes
zur Geschichte Bulgariens im 13. — 14. Jahi'hundert' (EnsaHTificBifi
no9TB ManyBdaii» <^iLa'b kb ncTopin Bo^irapin vh XIII— XIV Bißi),
Petersburg, Buchdruckerei der kais. Akademie der Wissenschaften, 1891,
8®, 54 S. (Text S. 47—54). Dem russischen Gelehrten ist die Feststellung
der Ortsnamen theilweise besser gelungen als Hase und Miller, aber er
muBste dennoch vieles unaufgeklärt lassen. Ein Versuch, die Burgnamen
^ £iii BiBchof NeupoxojcCou 1606 Bjz, Zeitschr. m, 276. Vereinigang der
Biflihanier von Nerrokop und Zichna 1655, Sathas, Bibl. graeca medii
aevi m, 691.
78 XI. AbhMdliiBg: Jir«6ek.
Bulgariens bei Philes nenerdings za rx)mmeiitiren, wird daher nicht über-
flüssig sein, obwohl auch ich trotz meiner Eenntniss des Landes nicht alles
zn erklären yermag.
Zur Geschichte dieser Zeit, die wir ans den nüchternen Berichten
des Zeitgenossen Pachymeres im Ganzen recht gut kennen, bietet das
schwülstige Gedicht des Gelegenheitspoeten aus Ephesos wenig Neues,
und auch dieses Neue ist mit Vorsicht zu gebrauchen. Dagegen sind die
geographischen Namen von grossem Wei*th, ein förmlicher Katalog z. 6.
der Burgen des Balkan Ton Eotel. Der Protostrator Vka^ä^ wird als ein
neuer Herakles gefeiert, besonders durch Aufzahlung von Namen der von
ihm angeblich eroberten Burgen. Philes weicht darin von anderen By-
zantinern der Renaissance ab. Sonst pflegten die griechischen Schrift-
steller seit dem 11. Jahrhundert den barbaiischen Namen mit einer
gewissen Prüderie aus dem Wege zu gehen und bezeichneten sogar iia
gleichzeitigen Nachbai-völker mit Benennungen aus der antiken Völker-
kunde. Was das Historische anbelangt, gehören die Heldenthaten des
Glaväs in die Kriege des Kaisers Michael Palaiologos mit dem bulgarischen
Garen Oonstantin Äsen (1258 — 1277), den Glaväs angeblich bei Agatho-
polis besiegt hat, mit dem Despoten und später nominell auch Garen
Jakob Svetislav (2f6VTic6Xißo(; V. 166) ^ und besonders mit dem Usur-
pator Lachanäs. Bemerkenswerth sind (V. 201 — 205) die Namen einiger
bulgarischen Edelleute und Feldherren dieser Zeit: Kuman (Rc|ji2V5;),
K'bndo (ein in Bulgarien noch jetzt verbreiteter Name, KovtI^y;^), Mom^ilo
(Mofi.ti;{Xa(;), Stan QLxdyGq) und Damian von Belgrad. Es folgen Feldzoge
* Dieser Svetislav, ttuv xät« tov Atpiov opEivwv apx«^^ (Pachymeres, Mich. Pal-
l. m, cap. 6), der sich bei der Uebersendung eines Nomokanons an den
Erzbischof von Kiev ausdrücklich als Nachkommen russischer Fürsten
bezeichnet, war höchstwahrscheinlich ein Verwandter des aus der russi-
schen, ungarischen und bulgarischen Geschichte bekannten BostislaT
Michailovid, eines Sohnes des Fürsten Michail von Öernigov. Dass er
in Kriegen gegen die Griechen von den Ungarn unterstützt wurde, er-
hellt aus einer Urkunde des späteren KOnigs Stephan V., in welcher
die Sendung der Vojvoden Nicolaus und Ladislaus «contra Grecos in
auxilium Zuetizlay* erwähnt wird (Cod. dipl. patr.VI, p. 166 — 167). In
der Friedensurkunde zwischen König Premysl 11. Otakar von Böhmen
und KOnig Stephan V. von Ungarn 1271 wird unter den Bundesgenossen
Stephans auch ,Swetizlaus Imperator Bulgarorum* genannt. Vgl. meine
Geschichte der Bulgaren 276 (Odessaer russ. Ausgabe, 8. 365) und Paulers
Abhandlung über die bulgarischen Feldzüge Stephans Y. im bälg.
Sbornik, Bd. VU.
Das christlich« Element in der topographischen Nomenclatnr der Balkftnl&Dder. 79
gagen Karl I. von Anjou und seine Bundesgenossen (1281) in Albanien,
dann gegen die Serben unter König Stephan (Dragntin) und ürod 11.
(Milutin) und deren Verbündeten, den abtrünnigen byzantinischen Edel-
mann Koteanitzes, in Makedonien.^ Auch die bulgarischen Oai'en
Terterij I. (TepTepi3(;) und Smil oder Smilec (£|jlTXo{) werden erwähnt.
Endlich wird 61av4s wegen seiner Feldzüge gegen den merkwürdiger
Weise nicht mit Namen genannten Garen Theodor Svetislay gefeiert
(1304). Loparev (S. 45) verlegt die Abfassung des Gedichtes um 1307.
Es ist aber jedenfalls vor dem Ausbruch der Kriege zwischen den Byzan-
tinern und der Söldnercompagnie der Katalanen im Jahre 1305 (über die
Chronologie G. Caro, Byz. Zeitschr. VI, 124) verfasst.
In Thrakien sind Bt^6v] (Viza) und Bp6a(q (Bunar Hissar) wohl-
bekannt. ZxoxoO <ppo6ptov (V. 76) ist das jetzige Skopo, türk. Üsküp,
rechts vom Wege von Bunar Hissar nach Kyrkkliss6. II^Tpa (V. 79) hat
schon Miller gut bestimmt als das Dorf Petra nw. von Kyrkkliss^. Die
Lage von 2x6xeXo^ (V. 84) unterliegt auch keinem Zweifel : eine grosse
Burg, einst auch Bischofsitz bei dem jetzigen Skopelos, türk. Eskipolos,
nördlich von Petra, drei Stunden von Kyrkkliss6. Der polnische Beisende
Oswi§cim sah hier 1636 noch die Mauern eines Schlosses mit fünf
Thürmen, mit einer Kirche und einigen Brunnen (bulg. Übersetzung im
Period. Spisanie, Bd. V, Heft 19, S. 68); eine Beschreibung der Buinen
von Consul Tissot ist in der BeTue arch^ologique 1868, 465 mitgetheilt.
Bekannt sind auch die Küstenstadte Agathopolis, Sozopolis,
Anchialos, Mesembria. Wichtig ist die letzte Erwähnung der einstigen
Vespasianischen Veteranencolonie Colonia Flavia Pacis Deultus, AeßeXT6^
der Byzantiner, als deren letzte Spur man bisher die Notiz bei Niketas
Akominatos betrachtete, welcher berichtet, wie Kaiser Alexios HI. vor den
Lateinern 1203 aus Constantinopel hieher floh. Nun erfahren wir, dass
die Stadt, deren Trümmer bei Jakyzly am Westende der südlichsten der
drei Lagunen von Burgas von äkorpil gefunden wurden (vgl. Arch. epigr.
Mitth. X, 1 6 7 ; eine ausführliche Beschreibung von den Brüdern äkorpil mit
Plänen im bulg. SbornikIV, 184 f.), noch im Anfang des 14. Jahrhunderts
' KoTavCtC^)« des Pacbymeres, KoteovCi^tjc bei Philes. Auch bei Eantakttzenos,
1. ni, cap. 39 ein KotsovCtCii; ans Thessalonich während der Kriege zwischen
den Parteien der Kantakuzenen und Palaiologen nach 1341. Ein Laskar
Kotanic wird als ehemaliger Besitzer eines Grundstückes bei Stip er-
wähnt in einer Urkunde des Garen Stephan bei Florinskij, naHflTHHKH
3aaoH04aTau»Bofi fljbmejihEOCTE fijm&aSL (russ. Denkmäler der gesetzgebe-
rischen Thätigkeit Du&an's, Kiev 1888, 8. 36).
80 XI. AbUBdlon«: Jireöek.
bewohnt war: tb ^hp A&ßeXTbv piapTupet xal [Ji.axp60ev xaXü>y (jfK o^oO
wpooreö^v toIi; wpaxT^ot? (V. 180 — 131). Gleich daneben wird Kav^rpCT^wv
genannt; das bei Pachjmeres (Mich. Pal., l. Y, cap. 4) neben Sozopolis
und Agathopolis gestellte Kav9TpKt(o)v ist also nicht Gastrifi der ital.
Seekarten, die jetzige Bnine Kesterid-kalessi an der Küste zwischen
Varna und Baläik, sondern eine Burg auf den YorhGhen des Strandla-
Gebirges südlich von den Lagunen von Burgas. Bekannt ist Sxoe^Si;
(I. ßLQ^akih^ iyma\U^oq Y. 183), Scafida der alten italienischen Seekarten,
jetzt Dorf Skefa auf der Südseite der südlichsten Lagune, an der Mündung
des l%(x<fiBä(; 'kox(X[l6^ des Pachymeres (Andr. Pal., 1. Y, cap. 28), jetst
Fakijska Beka. Den dabei erwähnten n6p*fO(; deuten Miller und Loparev
auf das neue Burgas, das griechisch Pyrgos heisst und jeden£edls einem
festen Thurm seine Entstehung verdankt. In der Geschichte der Grenz-
kriege mit den Bulgaren wird oft erwähnt *Pa>a6xaTpov, dessen Buine auf
einem steilen Felsen bei dem heutigen Dorfe Busokastro steht. Ta
KpiQ|i.vi (Y. 153) wird auch bei einer Zusammenkunft des Kaisers An-
dronikos des Jüngeren mit dem Garen Michael ev Toiq XefOH'^oi^ Kpr^-
(AvoT(; zwischen Sozopolis und Anchialos bei Kantakuzenos (1. ü, cap. 5)
genannt, wie es Loparev gut hervorhebt.
Nördlich von Mesembria werden A?|jl(i>v (Emona) am äussersten
Ostende der Haemuskette und Ko!^(axo(; Aovj xas x6Xi(; (Kozjak, jetzt türk.
Gözeke) auch sonst oft genannt. Bu^a (V. 180 — 183: hztvza B6<av
filXe T^,v Sopdu; üya icXoxetaav u^pai? tw öew 8ie§68oi(;, teeü^ drfix&b^
e6pe0si( tlq xä iup6a(«>), zu lesen Yitza, halte ich für Lauiza, Laui9a, Yi^A,
auf den italienischen Seekarten 1318 f. nördlich von Cauo de Lemano
(Cap von Emona) verzeichnet. Keinem Zweifel unterliegt die Lage von
Tb KiXa6o(; äotü (V. 174), Galata bei Yarna, von tb üeTpfou, der Felsen-
burg Petriö bei der Eisenbahnstation Gebedi&e und von der i^ Hpoßir&ü;
ic6Xt(;, dem Städtchen Provadija (türk. Pravadi).
Nun kommt die wichtigste und schwierigste Partie, die Borgen
von der Pontusküste bis zum Gentral-Balkan bei den Quellen der Tundia.
Gleich nach dem pontischen Kozjak wird das Gefilde von Karya genannt
(V. 186 — 187 xaT^ox^ Xotxbv xat xb Kap6a? xäBov, & fpor(\ib^ wpYivüW£v
iv o^aipoiq T6^a), XetjjUova zuxvbv 6{X9UTe6(i>v toi^ vfxat^). Loparev verweist
neben Mvfakri Kap6a des Kantakuzenos und Dukas (Megecharr^e des
Henri de Yalenciennes), jetzt Migalgara, Malgara auf der Strasse von
Enos nach Bodosto im südlichen Thrakien, auf Kaiyäs, den in meinen
Beiseberichten mitgetheilten traditionellen älteren Namen von Kozludia
in der Okolija von Kavakli, südwestlich von Jambol. Doch ist diese Burg
Du ehiutlwbe Element in der topognpbiMlien Nomencl»tar der Balkanlinder. 81
dea Philes nicht so weit im centralen Thrakien zn suchen. Ich halte
Earya für identisch mit Staro und Novo Or^hovo, türkisch Dervid Jovan,
nahe oberhalb der Mündung derKamöija in das Schwarze Meer. Bulgaiisch
orech (orjach) und griechisch tapda bedeuten dasselbe, die Nnss; gleich-
bedeutende Oiisnamen in zwei Sprachen, wie Bjala Aspro u. A., sind an
dieser Küste nicht selten (Tgl. meine Abhandlung über die Petschenegen
und Kumanen in Bulgarien, Sitzungsber. der kgl. böhm. Gesellsch. d.
Wissensch, 1889, S.-A. 17, 21). 2t6v6v (V. 191), eine Passbefestigung,
lässt sich nicht bestimmen. Der sonst unbekannte naT^ifi'fffxou 6 -z&jcoq
(V. 193) erinnert LopareT an den Personennamen Tzimiskes. Die Burg
lag jedenfalls im Thal der vereinigten Eamöija, denn die Namen sind in
einer gewissen geographischen Beihenfolge mitgetheilt. Die Bildung des
Namens scheint mir klar zu sein: PademyslLsk'b von einem Personen-
namen Pademysl (Tgl. Pademil in der Inschrift Ton 2ida, Mon. serb. 12,
Pademira im Evangelistar von Cividale, Badki Docum. 384), wie die Burg
2itomisk, eigentlich JtitomyslBsbb, im oberen Strumagebiet und das Kloster
2itomiSll6 an der Narenta von einem ^tomysl, nach Miklosich, Die
BUdung der slavischen Personennamen, Denkschr. der kais. Akad.,
X. Bd., S. 64.
(Kn^drpux (V. 211) ist Ovdaga, der bulgarische, auch von dem
polnischen Beisenden Otwinowski 1557 erwähnte Name für das Balkan-
dorf Öenge (mit Burgruine) auf dem Wege von Provadija nach Karnobad
(Jire^ek, Gesty po Bulharsku 634, 670). OOpßhCiov (Y. 211) bestimmte
Loparev ganz richtig als Vrbica, das Centrum der Landschaft Gerlovo
im Balkan südlich von der altbulgarischen Hauptstadt Preslav, am alten
Wege von Preslav nach Thrakien. Tb Koi;(axo? acnu (V. 212) ist ver-
schieden von der gleichnamigen Burg an der Pontusküste. Es ist ohne
Zweifel die Burgruine Közjak, 1 St. nö. von Kote! (Kazan) auf dem Wege
nach Vrbica (Arch.-epigr. Mitth. X, 150, Cesty 537). Neuerdings würde
dort ein Stück einer mittelalterlichen bulgarischen Inschrift auf einer
Ziegelplatte gefunden und von V. D. Stojanov im ,Periodi£esko Spisanie'
der bulg. liter. Gesellschaft in Sofia, Bd. YII (1890), S. 795 ver-
öffentlicht: AfiX^ I *kCTOA I Klk CTBlVpH
^ Vielleicht (nATpH)ApX'^? Vgl. die zwei im Kloster von Batoievo im
Balkan bei SeylijeTO unlängst entdeckten and vom Director des National-
mnsenms in Sofia Herrn Dobniskj^ im Sbomik des bnlg. Unterrichts-
ministerioms Xm, 440 — 442 veröffentlichten Inschriftenfragmente: ein
»Patriarch aller Balgaren' (nArptupxy irfcM'k SA-krApoM-k) hat mit Qottes
Sitnikgibtr. d. p^iL-hiBt. GL GXIXVI. Bd. 11. Abb. 6
82 XI. Abkandlnnf: Jireiek.
r|(p4)Ai^ Kwa'kK'k lUl^kcAua^ iOH*k . k . h . a • I A(>^N*k}i A(^)m^
CBATaro HjwaNa h i^pi^KOB CB|ATaro NNKOAaiL Es erbaate also
ein Balgare, dessen Name nicht erhalten ist, den grad Eozjak (StojanoT
liest KlV3'kN'k, Kozjan, nennt aber die Bargstelle aach Eoisjak) am
24. Juni, am Tage des heil. Johannes, and eine Kirche des heil. Nikolaus.
Aiaßacva hält Loparev für Deyna (D^vAa), Devina der Bagasaner Giorgi
1596 and Laccari 1605, hei den Rainen von Harcianopolis westlich von
Varna. Der Name ist allerdings derselbe, ein Adjectiv Ton döva, d^Taja
napB^vo^, die Lage ist aber in der Nähe von Eozjak za Sachen. Es ist
höchst wahrscheinlich der steile Berg Grad oder Vida, tOrk. Eyz-tep6
(Mädchenhügel) genannt, mit Besten einer kleinen Barg am Gipfel, auf
der Westseite des tiefen, türk. Demir-kapu (Eisernes Thor) genannten
Passes von Eotel, welcher der Sage nach seinerzeit darch eine Kette
gesperrt zu sein pflegte (Arch.-epigr. Mitth. X, 149). Das türk. Eyztepö
wird wohl nur eine freie Uebersetzung eines slayischen Devina, aus-
gesprochen Djayina (sc. gora), sein; die giiechische Form ist überdies ron
dem anklingenden 8taß(z{vo> beeinflasst. Der Name ist nicht ans Philes
allein bekannt. Lachanas hat den Protovestiarites Murinos mit 10.000
Mann iiA to) Aiaßaiva an der Spitze eines schwächeren Balgarenheeres
geschlagen (Pachymeres, Mich. Pal., 1. VI, cap. 19). rpafiÄ{vT| (vfy; Aia-
ßaivdcg, vfiq rpa(ji.a{vT)^ xbv t6tcov ¥.213) ist Agerminl des Idrisi auf
der Strasse von Migali-Beriskläfa (Gross-Preslav) nach Sliven; Tomascbek
(über Idrisi in den Sitzungsber. der kais. Akad., Bd. 113, S. 313) suchte
es bei Hassanfakj in der Landschaft Tozluk, was zu abseits liegt; zum
Namen vgl. Girmen bei Nevi'okop. Unbekannt bleiben Oivcüxo^, slar.
Inok ,der Mönchs IleTpoßoOvo^, ^PetershügelS bulgarisch wohl Petro?
vbrh oder Petrovo b'brdo, Öeo^uXixxou , wohl eine Burg des heil.
Theophylaktos, Namen, die yielleicht zn den grossen Burgruinen am
Joch von Vrbica gehören. Daför ist 'AT!;epa<; tötco^ (V. 216) nach meiner
Meinung mit dem jetzigen löera (türk. Venera) zusammenzustellen,
einem Dorfe an der Rakovska Beka in einem engen Waldthale südlich Ton
Eotel. Nach Oswi^cim (1636) nannte man damals den ganzen Deli-
Hilfe den Wald in dieser Einöde ausgerodet (hsHekox r^pjk s cih nSrruHH]
und eine Eirche der Matter Gottes and des heil. Joannes BogosloT (Tbeo-
logos) gegründet, unter dem Garen Michael (Michael Asin 1246— 1257),
,8ohn des grossen Garen Asdn und Enkel des alten As^n Gar'.
^ Die Worte M'kcAivA und chatapo ganz ausgeschrieben, obwohl sie in Ur-
kunden fast immer abgekürzt zu lesen sind und Inschriften sonst an
Ligaturen sehr reich zu sein pflegen.
Daa cliristlicbe Element in der iopographiseben Nomenclatnr der BalkanULnder. 83
EamSik bulgarisch Idera, türkisch Eand^i-snjn, wobei zu beachten ist,
dass dieser polnische Beisende den Fluss in dessen Unterlauf weit abwärts
bei Öenge passirte. Da ich Ton einer Barg in löera selbst nichts hörte,
kann Aöera des Philes das gegenwärtig von Eichenwald bewachsene
Castell von Gradec sein, am linken Ufer der Bakovska Beka vor ihrem Zu-
sammenflnss mit der Eotleänica (Arch.-epigr. Mitth. X, 149; Cesty 541),
5 — 6 Kilometer von Ißera abwärts. ToXo^X^vrou z&noq (V. 217), bulg.
also Gologled (ungeföhr der ,kahle Anblick^, ist unbekannt. Das darauf
folgende 'Ä6Ka (V. 217, 327) befand sich meiner Ansicht nach bei dem
grossen Dorf Tißa (türk. Öatak), nördlich von Kotel am Oberlauf des
Akylly Eam^ik, der bulgarisch heute allgemein gleichfalls Tiöa genannt
wird. Tb xpataibv äavj töv BeXXeYpfliSwv (V. 218), wohl der Geburtsort
des bulgarischen Peldherrn \a\kiaybq Ix BeXXsYpiSwv (V. 205), ist weder
das serbische noch das albanesische Belgrad oder Berat, sondern wahr-
scheinlich die Burgruine Bjälgrad, die eine Stunde westlich von Preslav
gezeigt wird. Das benachbarte ZTouBociva, bulg. Studena, ist an den-
selben Haemustibergängen bei Preslav zu suchen.
Es folgen Burgen am Südabhang des Haemus. Uup'^h^io^ (V. 220)
suche ich bei dem Dorf BurgudÄuk, jetzt officiell Gerne Alexandrovo
genannt, wo sich die Strassen von Sliven nach Burgas und von Jambol
nach Kotel kreuzen. Kifjiaiva (in Loparev's Abdruck K6fi.aiva), also
Kamena, die ,Steinburg*, ist unbekannt. Die daneben genannte Soynjpoq
roXt^ lag westlich von Burgudiuk bei dem jetzigen Dorf Sotir, ^l^^t
ö. von Sliven am Südfuss des Gebirges , wo sich ein Beitpfad über löera
und 2eravna nach Kotel in die Waldberge wendet. Dann folgt im Ge-
dichte Tfi<; Mo>tpsdtvou; Tbv t^tcov fSj? IIaT!J6ßou (V. 224) , das jetzige Dorf
Mokr^ni (Cesty 540) nördlich von Bargud*uk; der zweite Name Paöovo
ist mir als Ortsname nicht bekannt. K'cevCcov äcvjy auch aus anderen
Quellen gut bekannt, lässt sich nicht sicher feststellen. Dafür besteht
'A€t6(;, das jetzige Aitos, noch zu unserer Zeit. Hier springt die Be-
schreibung zurück. OÖ(7Ttov (V. 230), das vor i^ IIpoßäcTou; (Provadija)
und der alten Hauptstadt HpeoOXißa erscheint, dürfte im Engpass XJstie
bei Preslav an der Tiäa zu suchen sein, wo der Bulgarenfürst Symeon
Tor 907 ein Kloster gegründet hat (Ha oycTYH TkiHA, Epilog einer alten
Handschrift von 907 in einer Copie des 15. Jahrhunderts, Gorskij und
Nevostrujev 11, 2, 32 f.). Das Wort bedeutete im mittelalterlichen Bul-
garien nicht Mündung, sondern Enge, üstie heisst auch ein Engpass
(im Dialekt chüste-to) an der Jantra oberhalb Trnovo, ebenso in alt-
bolgarischen Uebersetzungen der Bosporus (xb Zirevöv) bei Constantinopel.
84 XI. AbhMdluc: Jireiek.
Nun kommt das obere TüDdi^athal. Merkwürdig ist, dass das den
Byzantinern sonst bekannte SÜTen (Istlifnos des Idrisi, ZT(Xßvoc des
Pacbymeres und Kantaknzenos) die Heldentbaten des Glaväs nicht ziert.
T;epße7(o6a (Y. 234) ist unbekannt, aber nach meiner Ansicht ist das
daneben genannte Bep$(<a Tvbrdica, eine grosse Ortschaft mit einer
Fahrstrasse über den Balkan nach Elena, und MoyxX(Ciov (V. 236) west-
lich davon der jetzt bedeutende Ort M'bgliA (von m^k, Nebel) in
einem Seitenthale des Tund2athales, ebenfalls Ansgangspunct eines Weges
über das Gebirge nordwärts nach Tijayna. Rp (v6(;, das gleich nachfolgt,
KpY;v6^, Kfouv6^ anderer Byzantiner, altbnlgarisch Er'bn'B (die Provinz
Ei^niska choi*a in der Urkunde As6n*8 II.), Akrenos oder Akmnos de«
Idrisi auf dem Wege von Beroe nach Loved und von Beroe nach Serdica, habe
ich als die grosse Burginiine bei Oolemo Selo am Westende des Beckens
von Kazanlyk in der Balkanschlncht der T'b2a (türk. Monastir-deressi),
eines Quellfiusses der Tundia, am Ansgangspunct eines Saumpfodee nach
Sevlijevo und Loved bestimmt (Arch.-epigr. Mitth. X, 102, Anm. 88; Cesty
151, Anm. 14). Bepp(I> ist das bekannte Beroe, Bepdij, Berna des Henri
de Yalenciennes, altbnlg. Boruj, heute Stara Zagora, tfirk. Eski Zaara.
KcoXiva (V. 237: Beppb> ik tt;v K(J[>XtvoEv ex BeoEvhCT^g) ist bei dem Dorf«
Kolena, 9 Kilometer nördlich von Stara Zagora, am Eingang in ein Thal
der östlichen Sredna Gora (türk. Karad2a Dag) zu suchen. BtoM^a (so bei
Miller; Loparev schreibt, ich weiss nicht warum, Bea^xiv^a) ist B'kNkUk
Kranz, Krone, YjänbCB, sonst unbekannt. Zum Namen vgl. die bei
Giorgi und Luccari erwähnte Burg Yendan (wörtlich ,der GekrönteOt
jetzt ein Dorf zwischen Öumen und Provadija (Cesty 635), und Yiena6ac
(Diminutiv) bei Nevesinje (Handelsstrassen und Bergwerke 83).
Nun folgt eine Beihe von Städten des Donangebietes, die Haupt-
städte Trnov^ und Preslav, dann A<o^^6^ (LoveÖ, Aoßi<6^ anderer By-
zantiner, Loflsa des Idrisi), T21epßev6^ (der Bischofsitz Öerven bei Bnä6ak),
Bü8{vTj (Yidin) nebst der Donauebene (tijv xepi Aiwoüßtv e6pux<>>p^)- Tb
Neubulgarisch sagt man Timovo oder mit yocalischem r Tmovo (nentr.).
Die mittelalterlichen Quellen haben aber stets TrinoT (mase.), sc. -grad,
die ,Domenbu rgS b Tdpvoßo^ bei Niketaa Akominatos, ^ T^voßoc bei Pacby-
meres, Tamow ungarischer Urkunden, auch in altnusischen Schriften
TemoT. In Bulgarien wird es jetzt oft als Yeliko Timovo (Groes-T.) be-
zeichnet, zum Unterschied von zahlreichen Malko T. (Elein-T., TibmoTO
sc. selo, Domendorf). Merkwürdig ist K^a (so aus griech. täija) Temovo
in einem Yolkslied aus der Landschaft Bazlog, Sbomik Y, folklorist. Thml,
S. 78, 79, vgl. diSmanoY ib. IX, 604.
Du elirlftlieh« Element in der topograpbleeben NomencUtnr der Balkanlinder. 85
Uptaxpla^ fpo6p(ov (V. 261), in welchem Glavä« angeblich den Bulgaren
Lachanäs drei Monate lang belagerte^ und das er damals eingenommen
hatte, wenn er nicht durch Krankheit zur Eückkehr nach Gonstantinopel
gezwungen worden wäre, kommt sonst nicht vor. Ich denke eher an das
grosse Ap{GTpa, -(oc, altbnlg. DrBster (Dorostorum der Bömer, türk. Sili-
Stria), als an das römische Sexaginta Prista, 'E^evtixptaTa des Prokopios,
bei Budduk. Schon die lange Belagerung zeigt, dass dies kein unbe-
deutendes Gasten, sondern eine gi'osse Festung war.
Im Kriege gegen die ,Italer^ werden genannt Dyrrhachion, Kpoa{
(Kroja, Plural auch bei Demetrios Chomatianos und Akropolites), Kflh^viva
(Burg bei Yalona) und die unbekannten Apeavoßioxö^ und "Aorpov.
Im serbischen Kriege (V. 306 f.) erscheinen E^l^dmokiq (Ovdepolje)-
Mopößt98c^ (der Bischofsitz Morozvizd im Gebiet der Bregalnica, s. oben
S. 68), 2x<kta (Skopje), 2eXaß(<a (SXaßfoxYj in der Urkunde des Ba-
sUioB II. im Bisthnm von Horozyizd, jetzt verschollen), IUovtI^o^ (Land-
schaft Pijanec im Quellgebiet der Bregalnica), ZTp6fi.o^ (Stinima?), ^TpoupL-
[kiT^a (Strumica), AeOpt^ (Dibra, slav. Debr, von dLbLrL Schlucht).
Zum Schluss kehi*t Philes auf den bulgarischen Kriegsschauplatz
zurück und nennt Bdpvoc, dann nochmals npoßirou^, üpeoOXißa, 'Adhl^oc
(Tito, s. oben). Teix^ßo? ist das von Pachymeres (Andr., 1. V, cap. 28)
bei einem Feldzug Michaels, des Sohnes und Mitregenten des Kaisers
Andronikos 11. gegen die Bulgaren 1304 genannte Teixouß^ oder hypo-
koristisch Teo^oßK«; das ich in den Monatsberichten der kgl. Akad. der
Wissensch. in Berlin 1881, 454 mit Rjächovica (tflrk. Küdirbe), einem
Dorfe mit Burgruine, 16 Kilometer nö. von Stara Zagora^ zusammengestellt
habe. KurcfXou xiSov ist wohl nicht Kipilovo im Balkan von Elena, sondern
eine Burg südlich vom Haemus in den Landschaften von Stara Zagora
oder Sliven; ebendahin gehört wahrscheinlich auch Kir^oßo^ (Kadovo)
und ZTeav{oxo<; (GriHkCirk). To6yci;T)^ tc6X(^, die Stadt an der Tundra,
lag vielleicht an der Stelle des römischen Gabyle und des alttürkischen
Taudanli innerhalb der grossen Biegung des Laufes des Tundra am Ost-
ende der Sredna Gera (Arch.-epigr. Mitth.X, 135, 208; Gest7 495 — 496).
Es folgen Adrianopel, A(ifi.icoX(^ (jetzt Jambol) und endlich das von Anna
Komnena, Niketas Akominatos und Pachymeres bei Diampolis erwähnte
Aapiia^^ über dessen Lage ich auch jetzt nichts Bestimmtes sagen kann
(vgl. Arch.-epigr. Mitth. X, 158; Gesty 552); der Name ist gegenwärtig
verschollen.
86 XI. Abbaadliuc! Jirecek.
n. Die geographisohen Namen in der bulgarisohen Visio
des Propheten Isaias.
Diese confuse Mischung balgarischer, byzantinischer und römischer
Geschichte ist aus einer Handschrift (serb. Becension) des Preobraiens-
kischen Klosters der Altgläubigen in Moskau , die ans den Sammlungen
Hilferding's stammt, herausgegeben von Professor Ljubomir Stojanovic
im ,Spomenik' der kgl. serb. Akad. der Wissensch. III (1890), S. 190 bis
193. Historisch fast ganz werthlos, hat sie dennoch ein Interesse f&r geo-
graphische Studien und für die Kenntniss der mittelalterlichen Sagen
des Landes.
Der Titel lautet: »Erzählung (Skazanije) des Propheten Isaias, wie
er vom Engel bis zum siebenten Himmel getragen wurde.' Es wird
erzählt, wie der Prophet durch alle Stufen des Himmels bis zur obersten
gelangte, wo er die Stimme Gottes vernahm : ,Isaias, mein Geliebter, gehe
und sage dem Menschengeschlecht auf Erden alles, was du gesehen und
gehört, und wie es in den letzten Zeiten dem letzten Geschlecht ergehen
wird.' Darauf trug ihn der Engel des Herrn wieder auf die Erde nieder.
Die geschichtlichen Daten eröffnet eine ürsprungsgeschichte der
Bulgaren, die mit den Kumanen identificirt werden. Isaias nimmt den
dritten Theil ,der Rumänen, die Bulgaren genannt werden' (OTk Koyii/uiHH,
fiiMMH BAkrapi) und führt sie auf Geheiss Gottes Ton der ,linken Seite
Roms' über die Flüsse Zatisua (sie) und Ereusa in die zemlja Ear-
Yunska, welche von den Bömem (Eimljane) und Griechen (Elini) ver-
ödet worden war, oder wie es weiter unten heisst, ,Yon den Elini verödet
war seit 130 Jahren'. Hier siedelte er sie an ,von der Donau (Dunav) bis
zum Meere'. Die ,Earvun:bskaja chora' (vom giiech. x<*>P^) is^ bekannt aus
der Urkunde des Garen Joannes Asönll. an die Bagusaner (Mon. serb. 3);
es ist die Landschaft von Balöik, das im Mittelalter Kapßu>va, Kopß^^va
hiess, Carbona der alten Seekarten (über die Localgeschichte vgl. meine
Bemerkungen in den Arch.-epigr. Mitth. X, 183). Isaias setzte auch den
ersten Garen ein, Namens Slav, der in der Geschichte nicht bekannt
ist. ,ünd dieser Gar errichtete 100 Hügel im Bulgarenlande (ckTKOpH
. p . lUoriüAk Bk 3fMAH EiikrapkCTiLH) ; deshalb nannte man ihn
den Garen der 100 Hügel (. p . lUorHAk Hapk ). Und in diesen Jahren
gab es üeberffuss an allem. Und es waren 100 Hügel in seinem Caren-
reich. Und dieser war der erste Gar im Bulgarenlande und regierte
119 Jahre und starb.' Die hundert Grabhügel, sto mogili, sind wohl die
*ExaTbv ßouvo{, welche Kedrenos (II, p. 594) während des Petschenegen-
Difl ebristUcbe Element in der topognphiseken Nomenotoinr der BalkenUnder. 87
krieges (1048 — 1058) unter Kaiser Constantin Monomachos in Bulgarien
erwähnt. Diese Ortsbezeichnnng nach den in den Pontuslandschaften so
massenhaft vorkommenden Tamnli scheint auch sonst üblich gewesen zu
sein; in der Abhandlung über die Petschenegen in Bulgarien (Sitzungs-
berichte der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissensch. 1889, S. 29) er-
wähnte ich eine Landschaft am Prut, die noch jetzt rumänisch ,0 Suta de
MoTile'^ »hundert Hügel' genannt wird. Das lange Lebensalter der ersten
Regenten in dieser Visio entspricht auch den Ziffern in dem bekannten,
historisch allerdings viel werthvolleren Katalog der heidnischen Bulgaren-
fürsten (Text in meiner Geschichte der Bulgaren, S. 127).
Slav's Nachfolger Ispor, dem vielleicht eine Erinnerung an den
Bulgarenfürsten (um 670 — 680) Asparuch, Isperich des genannten
Fürstenkatalogs, Aspai*-chruk, Sohn des Chubraat in der armenischen
Bearbeitung des Ptolemaios (Patkanov im Journal des russ. Unterrichts-
ministeriums 1883, März, S. 26) zu Gininde liegt, lebte 172 Jahre. Dieser
bulgarische Car gründete die Burgen Dr'ster (Durostorum, j. Silistria)
und Pljuska. Das letztere ist nXfox^ußa bei Leo Diaconus zwischen
Preslav und Dristra, IIX(axoßa in der Nähe von Preslav bei Kedrenos und
Zonaras, ebenso nördlich von den Haemuspässen bei Anna Eomnena,
Pliska in der altbulgarischen üebersetzung der Yerschronik des Constantin
Manasses; die Lage ist bei den Ruinen von Abeba in der Landschaft von
§umen (türk. Öumla) zu suchen, üeberdies erbaute dieser Herrscher ,die
grosse Quermauer von der Donau zum Meere' (OHk CkB/^a H BfAHKk
nplLSHAk OTk /^cyNasa a^ ^^opO» worunter offenbar der alte
Trajanswall in der Dobrudüa zu verstehen ist. Er vernichtete viele
,Ismaeliten< und wurde von ihnen an der Donau getödtet. Wäre nicht
die Donau genannt, könnte man hier eine dunkle Beminiscenz an die
Kämpfe der Bulgaren mit den Arabern während der arabischen Belagerung
von Ck>n6tantinopel zur Zeit Kaiser Leo des Isauriers 717 — 718 ver-
muthen (Theophanes ed. De Boor I, p. 397 ; Paulus Diaconus, 1. VI, cap. 47,
arabische Nachrichten über die damaligen Kämpfe mit den Burdi^an und
Sakalibe bei Weil, Gesch. der Kalifen 1,569 Anm.). Erst seit Gar Ispor sollen
die Kumanen den Namen der Bulgaren geführt haben; nach der Visio
waren sie damals ein gottloses Volk, Feinde des griechischen Kaiserthums
durch viele Jahre. Ganz mythisch ist Ispors Sohn Izot, der 100 Jahre
und 3 Monate in Pljuska residirte und den östlichen Garen Ozija,
sowie Goliad, den Franken aus dem Küstenland, geschlagen haben soll.
Eine klai*e historische Person ist dagegen dessen Sohn Boris,
fromm und rechtgläubig, der das ganze Bulgarenland taufte und Kiichen
88 XI. AbluBdliuift Jiradek.
baate, darunter auch am Flusse Brdgalnica, wo er seine Be^enmg an-
trat. Diese Notiz geht auf einen localen Sagenkreis des nordöstlichen
Makedoniens zurück. An der Bregalnica, einem Nebenfluss des oberen
Yardar, soll Boris auch nach des Theophylaktos Legende Ton den Mär-
tyrern von Tiberiopolis (Migne, Patrologia graeca, yoI. 126, col. 201) ein
Bisthum errichtet haben (s. oben S. 68) ; auch eine späte, von Hilferding,
Eunik, BilbasoY überschätzte Obdormitio des heil. Gyrillus, sowie die
sogenannte Thessalonicher Legende lassen diesen Slayenapostel sein
Bekehrungswerk an der Bregalnica eröffnen. Einen ähnlichen localen
Ursprang hat die folgende Notiz der Visio: Boris erbaute die sonst an-
bekannten »weissen Kirchen* auf dem Ovde Polje (slav. Scha&feld), wie
heute noch die Ebene nördlich von ätip zwischen der unteren Bregalnica
und der Pfiinja heisst (h4 Obhh noAH Ck3AA KiiAH upkKBH). Boris soll
zu Dobriö gestorben sein; dabei ist wahrscheinlich die schon im Mittel-
alter (bei dem serbischen Erzbischof Daniel) so genannte Ebene an der
Mündung der Toplica in die Moraya gedacht. Seine Begierungszeit ist
nur mit 16 Jahi*en angegeben. Ein Zusatz, der bogomilische Anschauun-
gen veiTäth, Boris habe gelebt ,ohne Sünde und Frau' (rp'k)['4 Hf
HM'ki HH skihYh, peccatum non habens neque uxorem) ist der drund,
warum in dieser Yisio des Boris Sohn Symeon als sein Brader erscheint.
Oai* Symeon, welcher nach der Yisio 130 Jahre regierte , soll
grosse, nicht genannte Städte am Meere gegründet haben, sowie zahlreiche
Burgen bis Zvedan (eine bekannte Burg am Zusammenfluss des Ibar
und der Sitnica) und bis Solun (Thessalonich), vor allem Pröslav, die
bekannte Hauptstadt Bulgariens im 10. Jahrhundert, an der nach dieser
Erzählung 28 Jahre lang gebaut wurde. Die Steuern, die Symeon vom
Lande bezog, waren nur je ein Bund Flachs (povösmo, ein auch im Neu-
bulgarischen vorhandenes Wort), ein Löffel Butter und ein Ei, ,and es
gab viel Ueberfiuss in jenen Zeiten unter diesem Car Symeon'. Die langen
Eriegszeiten waren also späteren Generationen als eine Art goldenes
Zeitalter überliefert. Symeons Nachfolger war sein heiliger und gerechter
Sohn Peter als Car der Bulgaren und Griechen (uapk BAkrapoMk,
fL|Jf 9KI N FpkKOiUk), durch 12 Jahre (der historische Car Peter,
Symeons Sohn, regierte 927 — 969), die abermals als eine Zeit des
Ueberflusses an Weizen, Butter, Honig, Milch, Wein und allen Ge-
schenken Gottes geschildert werden. Peter lebte wie Boris ,ohne Sünde
und Frau'. Sein Freund war der Kaiser ,Constantin der Purpurgeborene'
(Bagrenorodni) , nämlich sein historischer Zeitgenosse, der bekannte
Constantinus Porphyrogennetes (913 — 969). Da, kamen gewisse Unter-
Du ehilBtlidb« BlemeDt in d«r topognpbiMb«n Nomenelatiir der B«lkuilinder. 89
drücker, wie Biesen (HiLKOTOpki HacHAkHHUH, ttKO HcnOAHHH), und
verwüsteten das Balgarenland am Meere, und der bulgarische Car Peter,
der gerechte Mann, verliess das Carenreich und floh nach Westen, nach
Born, und beschioss dort sein Leben'. Diese Invasion der Biesen ist eine
Anspielung auf den Einfall der Bussen Svjatoslav's. Dass Gar Peter in
Born gestorben sei, liest man auch in einem Apokryph über den Tod der
Mutter Grottes, denNovakoviö in den ,Starine' der südslavischen Akademie,
Bd. 18 (1886), S. 179 herausgegeben hat. Dies erinnert an die bekannten
Nachrichten in der Gorrespondenz des Papstes Innocenz III. mit dem
Garen Kalojan, nach welchen Peter, wie Symeon, seine Krone aus Born
erhalten hatte.
Eine der sonderbarsten Stellen der Yisio ist die vielleicht später
interpolirte Identification des GonstantinPorphyrogennetes mit Gonstantin
dem Grossen! Gonstantin, Sohn Gonstantin des ,6rünen< (Ghlorus) und
der Helena, einer Witwe aus dem Bulgarenland, war geboren in Viza
(Bi^uT} in Thrakien), zog nach Jerusalem zur Auffindung des Kreuzes
des Herrn, gründete sodann (im 10. Jahrhundertl) an Stelle der ,kleinen
Stadt Yizantija' das neue Gonstantinopel und übersiedelte auch die Bömer
von Bom in dieses neue Jerusalem. Er zog dann an die Donau und
gründete dort die Burg Bdin (B/^HHk), das jetzige Yidin. Diese Gom-
bination stammt aus den Berichten der byzantinischen Weltchroniken
über die Züge Gonstantins gegen die Gothen an der Donau. Uebrigens
galt Kaiser Gonstantin der Grosse auch in der Tradition noch im 10. Jahr-
hundert als der Gründer der Donaust&dte. Nach Gonstantin Porphyro-
gennetes (ed. Bonn. LH, p. 173, de adm. imperio cap. 40) gab es damals
in Belgrad einen idipyoq toO dr^^ou tm [uyiko^ K(i>vGTavT{vou tou ßaaiX^u»^.
Nach Leo Diaconus (1. YIII, cap. 8) hat Gonstantin der Grosse Dorystolon
nach dem Sieg über die ,Skythen' vom Grund aus aufgebaut.
Als Peters Nachfolger nennt die Yisio einen Kaiser im Westen
Bulgariens, den sonst unbekannten Sele vkia mit dem Beinamen (poreklo)
Simeklit. Er ging vom Berge Yitoda bei Sofia aus (OTk ropu fliMMH
fiHTOiua), übernahm das Garenreich im Felde Bomania (dieser Name
des oströmischen Beiches blieb mit der Zeit auf die Ebenen Thrakiens
beschrankt, vgl. Jiredek, Gesty 95 und Fürstenthum Bulgarien 8), gründete
im Bulgarenlande fünf Städte, Plodiv (sie, Philippopel; über die Namen
Plovdin und Plovdiv für die alte Philippsstadt vgl. die Ausfahrungen von
Professor Kahiiniacki und von mir im Archiv f. slav. Phil. XYI, 694 f.),
Srem (Sirmium), Brdznik (bei Sofia, sonst vor dem 16. Jahrhundert
nicht genannt), SrödBC, Nid;er residirte in Srddec, regierte 37 Jahre
90 XI. Abbanaiuff! JireSak.
und starb unter der Borg Brdznik. HiBtoriscb ist es richtig, dass nach
Car Peters Tod der Westen Bulgariens in den Vordergrund trat. Dann
folgt in der Visio 12 Jahre lang ein ganz unhistoriscber zweiter Sjmeon,
vielleicht aus Boris n. gebildet. Sein Nachfolger war angeblich 43 Jahre
lang Car Nikifor, wohl der byzantinische Kaiser Nikephoros Phokas; er
erbaute Motik (Didymoteichos; in der Urkunde des Garen Asön U. an
die Bagusaner Dimot), Morunec (der sonst nur aus einer serbischen
Handschrift aus der Zeit des Garen Stephan DuiSan, Glasnik, Bd. 56, S. 100
bekannte slavische Name für Ghristopolis, das jetzige Eavala gegenüber
der Insel Thasos), Sdr, im Westen Belgrad (wohl Berat in Mittel-
Albanien) und Kostur (Kastoria) und an der Donau Nikopol (h Ha
y^oyHask NHKOnOiik). Sein Nachfolger war durch vier Jahre sein Sohn,
der weise Symeon (GHiUfOHk iip'kiUOY'APH), eine ganz erfundene
Persönlichkeit, angeblich ein schlechter und böser Begent. Dann folgte
aus einem anderen Geschlecht der Car Vasilie, nämlich der historische
Basilios II. (976 — 1025), ein tapferer Mann (lUO^HCk jfpacpk), der alle
kriegerischen Länder und heidnischen Völker besiegte und 80 Jahre
regierte, wieder ,ohne Frau und Sünde^; Basilios n. war in der That
nicht verheiratet.
Der Verfasser hat die bulgarischen Gegner des Basüius n. nicht
Yerschwiegen, obwohl er von den Bulgarenkriegen dieser Zeit keine Notiz
nimmt. ,ünd in den Tagen des Garen Vasilie fanden sich Garen, drei
Brüder Ton einer Witwe, einer Prophetin (proroöica): Mojsej und Aren,
Samoil.' Das sind die historischen xo[jlv)t6xouXoi, nur Dayid fehlt. Apo-
kryph ist ein Sohn Samuels Avgustian, der das Reich der Bulgaren
und Griechen 37 Jahre beherrschte, yielleicht entstanden aus dem histo-
rischen Alnsian, Sohn Arons und Neffen des Garen Samuel. Auf ihn
folgt durch 3 Jahre ein Ungenannter, sodann 9 Jahre lang Roman, wohl
der historische Kaiser Boman III. Argyros 1028 — 1034, der erfolglos
gegen den ,öst]ichen Garen' zog (eine Anspielung auf den missglflckten
Feldzug des Kaisers nach Syrien 1030) und aus dem Osten wieder nadi
der bulgarischen Hauptstadt Pröslav zurückkehrte. Dann regierte durch
23 Jahre ein ungenannter rechtgläubiger und frommer Gar, Sohn der
»gerechten TheodoraS der im bulgarischen und griechischen Lande grosse
Klöster stiftete; yielleicht ist damit Kaiser Gonstantin Monomachos ge-
meint (1042 — 1055), Gemahl der Zoe und Mitregent und Schwager der
Kaiserin Theodora. Als dessen Nachfolger erscheint der schöne Gagan
(Xd^avo^?) mit dem Beinamen Odelön, Odeljan; der Name weist aof
Deljan (AeXecEvoq, noch jetzt Personenname De^anov in Bulgarien und
Dm christliche Element in der topognpbiechen Homendatiir der BelkenUnder. 91
Bassland), den Garen des bulgarischen Anfstandes 1040 — 1041 gegen
den Kaiser Michael den Paphlagonier. Er soll in Bulgarien drei Städte
gegründet haben, Örven (den bekannten Bischofsitz Öerven bei Buiönk),
Nesebr (die slav. Form des Namens der uralten Seestadt Mesembria) und
§tip, und wurde nach 28 jähriger Begierung auf dem Ovde Polje von
einem Fremdling getödtet. Dann wird die 7 jährige Begierung eines
Arev auf dem Throne Constantin des Grossen erwähnt und die 17 jährige
eines Garen von Süden, Herrn des ganzen bulgarischen und griechischen
Landes, namens Turgij. Die Yisio schliesst mit den Worten: ,Und
darauf kamen abermals Unterdrücker und Betrüger, genannt Pedenedzi,
Ungläubige und Sünder.' Dies würde auf die Petschenegenkriege in
Bulgarien 1048 — 1053 hinweisen, die sich nach 1081 unter Kaiser
Alexios I. Komnenos abermals erneuerten und vor Ablauf des Jahr-
hunderts zur Vernichtung dieses kriegerischen Steppenvolkes führten.
Da zuletzt das bulgarische Beich als vereinigt mit dem griechischen
erscheint, die Herrscher beider durcheinander gereiht sind und die Grün-
dung des zweiten selbständigen bulgarischen Beiches durch die Garen Peter
und As^n I. (1186) auch annähernd nicht berührt wird, dürfte die Ab-
fassung dieser Schrift in die Zeiten der byzantinischen Herrschaft in
Bulgarien (1018 — 1186) zu verlegen sein. Das Ganze ist loyal gegen
die Gonstantinopler Kaiser gehalten, ohne Spur von Feindschaft gegen
die Griechen. Da auch kein Slaiser aus der Familie der Komnenen, auch
nicht Alexios, der Sieger über die Petschenegen, erwähnt wird, könnte
diese Arbeit eines bulgarischen Mönches in den Anfeuig der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts gesetzt werden. Allerdings wissen wir nicht,
ob der Text in der einzigen bekannten Handschrift voUständig erhalten
ist und wie viel dai*an spätere Gopisten geändert haben. Dass diese Yisio
dem bulgarischen Ghronisten Paysij (1762) bekannt war, habe ich schon
im Archiv für slav. Phil. XIY, S. 277, Anm. 60 gelegentlich bemerkt.
Diese Schrift ist nicht vereinzelt. Eine kürzere Yisio des Isaias
in zwei stellenweise übereinstimmenden Yersionen haben veröffentlicht
Prof. Sreökovio aus einem alten Godex misceUaneus im Spomenik Y,
15 — 16^ und Prof. Stojanovi6 aus einer jüngeren Handschrift ebend.
III, 193 — 194. Nur der Anfang, die Auffahi-t in den Himmel, ist mit
' Die Handschrift (die sogenannte Sammlung des Popen Dragolj) verlegen
Sredkoviö und M. Sokoloy ins 13., Jagic in den Anfang des 14. Jahr-
hunderts (im Bericht über die 33. Yertheilung der Uvarov^schen Prämie,
Petersburg 1892, S. 6, S.-A., russ.). Die Uebersetzung selbst stammt nach
Jagid aus dem 12. — 13. Jahrhundert, und zwar aus Makedonien.
92 n. AbkHidliuif } Jir«2ek.
der oben erörterten Fassnng identisch. Einzelne Stellen, wie der Wind
liv, Ton X(({^, Xiß6(, yerrathen ein griechisches Original; dass die slariscbe
Bearbeitung im nördlichen Makedonien entstanden ist, sieht man aus der
Stelle, wo eine apokalyptische Schlange ihr Lager auf dem Ovöe Polje
aafschlagen wird. Zahlreich sind auch die Zusätze des slarischen Be-
arbeiters in einer von Sre6koyi6 aus demselben Codex (ebend. S. 10 — 13)
mitgetheilten Visio des Propheten Daniel. Da werden balgarische
Herrscher genannt, der ,Kagan* Michael (Boris), Symeon, der 30 Jahre
regierte, und Peter. Viele der apokalyptisch yerwon'enen Ereiguiss«
werden localisirt, bei Srddec, bei dem nahen Bojana^ und auf dem
die Stadt dominirenden Berge Vitoäa, einem Sammelplatz ,yieler Heiligen
aus allen Ländern', in dem aus den Feldzügen Basilios ü. bekannten
Pernik im Queligebiet der Struma, in Mraky (Landschaft Mraki bei
dem jetzigen Badomir), in Yelbuid (j. Eüstendil), am Ovde Polje, wo
man an der Quelle des Kij (Eijev studenBC, S. 13) eine Schlacht
schlagen wird, in Skopje, in Strumica und in Glay'nica (rXoßcvfr^a
der griechischen Quellen; ygl. darüber Geizer, Byz. Zeitsch. U, 49). Die
Inyasionen der durch Gottes Fügung mächtigen Ismaeliten über die
Donau bis Srddec sind wohl auf die Züge der Ungarn oder Petschenegen
zu deuten. Auch in einer südslayischen Bearbeitung der unter dem Namen
des Methodios yon Patara cursirenden Orakel, die meist den Islam und
die Araber zum Gegenstand haben (aus demselben Codei, Spomenik Y,
18 — 19), ist yom üebersetzer eine Stelle eingeschaltet, eine Begegnung
yon Leuten zwischen Srddec und Solun (Thessalonich) bei Veter (sonst
unbekannt) zur Zeit einer Hungersnoth, also auch im nordöstlichen
Makedonien.
Diese Localisirungen mit Ortsnamen meist aus den Grebieten zwischen
Serdica und Skopje und die Bolle des Lsaias als Kenner der künftigen
Geschichte dieser Länder gewinnen eine Erklärung, wenn man eine
Notiz in einem serbischen Verzeichniss der Klöster aus dem 17. Jahr-
hundert liest. In dem Kloster des heil. Joakim yon Osogoy (ygl. oben
S. 63, Anm. 4), das nahe an der Strasse yon Srödec (Sofia) über Yelbuid
(Küstendil) auf das Oy^e Polje gelegen ist, wurde damals neben anderen
^ Die Ismaeliter plündern das ganze Bnlgarenland, der ungenannte Kagan
(nach Car Peter) trifft sie in 8r6dec: ckCTAiNTk t tu GptA^iM«) " '■'•V
CTBOplTk ctHA AM N plHITk «y BoHN'k: ^WCTAKHTf TOy HA'blk, HA'fcTf 3Ki
AOMOMk\ H IMHH«yTk TAAr^AATH ÜMUNAkTf : NfAAHMk My, Hk SKMMk Cf. DOT
Herausgeber (Spomenik V, 13) liest: pt*uTk «yco m HinvcTASHTi, was keinen
Sinn gibt.
Dm ehiiatlidbe EleneDt io d«r topogmpliitehan Komenelfttiir dir Balkmaliodw. 93
Beliquien aach ,d^br Leib des heil. Isaias des Propheten' verwahrt (Spo-
menik Y, 80). So kam es, dass Isaias eine Art Landespatron der Gebiete
im Gentrum der Halbinsel wurde. Auch das weiter südwestlich gelegene,
im 10. Jahrhundert yom heil. Gabriel von Ldsnovo (kurze Vita im Glas-
nik, Bd. 16, S. 36) gestiftete St. Michaelskloster von LdsnoTo (s. oben
S. 68) im Gebiet der Bregalnica mag an diesen Producten der mittel-
alterlichen sfidslayischen Literatm* einen Antheil haben.
m. Sirmium und die oivitaB SanoÜ Demetrii.
Aus einigen Texten der Thessalonicher St. Demetriuslegende erhellt,
dass in Sirminm die Yerehmng des Patrons der Hauptstadt Makedoniens
noch in die spätrömische Zeit zurückreicht. Diese Nachrichten knüpfen
sich an den Namen des Leontius, praefectus praetorio lUyrici, den schon
Cornelius Byeus in seinem Commentar zur Demetriuslegende mit dem
412 — 413 genannten als identisch erklärte. Alle Texte nennen Leontius
als den Gründer der ersten grossen Demetriuskirche in Thessalonich
selbst (vgl. Tafel, De Thessalonica eiusque agro p. 115). Die anonyme
Legende und die Bearbeitung des Symeon Metaphrastes aus dem 1 0. Jahr-
hundert (Migne, Patrologia graeca, vol. 116, col. 1181 — 1184, 1300 bis
1201) berichten, Leontius habe sich dann nach Sirmium (Zipfjuov, S{p-
{xiov) begeben. Von den Beliquien des Thessalonicher Stadtpatrons nahm
er, von dem Heiligen gewarnt, nicht dessen Gebeine selbst, sondern nur
die blutige Chlamys und einen Theil seines 5pip(ov in einem kostbaren
Schrank mit. Unter Mitwirkung des Heiligen geUingte er glücklich über
die eben hoch angeschwollenen Fluthen der Donau (so, statt der Save)
hinüber. In Sirmium angelangt, erbaute der Präfect eine Ejrche des
heil. Demetrius, in welcher er den Beliquienschrank deponirte. Diese
Kirche des Leontius befand sich neben der £jrche der heil. Anastasia,
einer localen Märtyrerin, deren üeberreste später in Folge der hunni-
schen Kriege, wie Kedrenos zum Jahre 467 berichtet, nach Constantinopel
übertragen wurden und der, was für die alten Wechselbeziehungen
zwischen Sirmium und Thessalonich bezeichnend ist, nach den Erzäh-
lungen des Erzbischofs Theophylaktos (Migne, vol. 126, col. 188) auch
in Thessalonich eine Kirche geweiht war {vf^q xaXXiv^xou 'A^aoxaala^
xivTt|AOv T^(j[£voO* Wir haben keine Kenntniss, ob die Nachrichten über
die spätrömische und über die spätmittelalterliche Kirche des heil. Deme-
trius in Sirmium ein und dasselbe Gebäude betreffen. Die Fortdauer dieser
alten Heiligenculte an der unteren Save, sowohl des heil. Demetrius, als
94 XL Abhandlmf : Jireiek.
auch des heil. Irenaeus, von dem wir noch sprechen werden, selbst nach
dem Fall der römischen Herrschaft, ist aber jedenfalls eine bemerkens-
werthe Ei-scheinnng. Sie ist erklärlich nur durch das Fortleben eines
Theiles der alten Bevölkerung, sowie durch die ununterbrochene Existenz
eines, wenn auch schwachen Christenthums bei den hiesigen ünterthanen
der heidnischen Avaren.
Sirmium erscheint dann nach langer IJnterbrechnng erst nach dem
Fall des Avarenreiches, in der Zeit, wo das Christenthum an der mittleren
und unteren Donau wieder herrschend wurde. Während der Franken-
herrschaft unter Karl dem Grossen liest man von Sirmium in dem
bekannten Gedicht des Patriarchen Paulinus von Aquilela anf den Tod
des Herzogs Erich von Friaul (799) : ,Hericum mihi dulce nomen plangite
Sirmium, Polla, tellus Aquileiae' etc. (zuvor: ,Istris Sausqne, Tissa, Culpa,
HaruaS bei Einhardi Vita Earoli H. ed. G. H. Pertz, Hannover 1863,
p. 37). Die von Albert von Aachen, Idrisi und Ansbert im 13. Jahr-
hundert genannte Francavilla ist kaum identisch mit der Bömerstadt,
aber jedenfalls ein Andenken an die Franken, wie der Name der frucht-
baren, ebenen Landschaft <l>porffox(^piov bei Niketas Akominatos und der
heute noch lebende Name des Höhenzuges der Frudka Goi-a (*Opo^kC-
Katt ropa mons Francorum, von den Op^rH, serb. Opo^BH <I>pirY-0-
Nach den Franken gehörte dieses Gebiet den Bulgaren. Der Bulgaren-
f&rst Omortag hatte seit 824 Auseinandersetzungen mit den Franken ,de
terminis et finibus' ; 827 und 829 zogen bulgarische Bootsflotten sogar die
Drau aufwärts, um die ,Sclavos in Pannonia sedentes' nach Vertreibung
der von den Franken abhängigen ,duces* unter ,buIgaricos rectores' zu
stellen. Wir wissen nicht seit wann, am Ende des 9., gewiss aber im
Laufe des 10. Jahrhunderts bestand in Sirmium ein Bisthum der bul-
garischen Kirche, das äusserste gegen Nordwesten. Unter den Bischöfen
der bulgarischen Kirche in der Urkunde des Kaisers Basilios n. wird
einer tt)^ BpifAou genannt, was schon Tomaschek in der Oesterreichischen
Gymnasialschrift 1877, S. 677 richtig auf Sirmium gedeutet hat; in den
unlängst von Geizer entdeckten und in der Byz. Zeitschr. I, 256—257
edirten Katalogen erscheint derselbe Bischof klar als der von Tb ^Tpcd^v,
im zweiten Verzeichniss als 6 Iipfxfou ^toi ZTpiifAou. Wie die bischöfliche
Kirche der Stadt hiess und ob es die St. Demetriuskirche war, ist un-
bekannt. Die slavische Namensform Srjam'b oder mit eingeschobenem t
(cf. mak. strebro ffir sLrebro, argentum, stred für sred [a^tov) Strjim'B
kennen wir aus dem Codex Suprasliensis, einer L^enden- und Predigten-
sammlung, welche zu den ältesten cyrillischen Denkmälern gehört (Aber
Das clirisiliche Element in der topognpbiaohen Nomenelatnr der Balkanlinder. 95
die bulgarische Heimat des Codex Dr. W. Yondrak in den Sitzungs-
berichten der kais. Akad., Bd. 124 und Dr. Y. Oblak im Archiv fOr slay.
Phil. XY, 338 f.). Dort liest man vom Gp'kiU'^ rp4A'^ in der Yita des
Abtes Isaak vom Dalmaterkloster (ed. Miklosich p. 146), B^k Gp'kii/I'fc in
der Yita des heil. Lrenaeus von Sirminm (p. 186). Eine Stadt Gpi^k
nennt anch die oben besprochene bulgarische Yisio des Propheten Isaias.
Gonstantinns Porphyrogennetes (de adm. imp. cap. 40, ed. Bonn. p. 173)
kennt Z^pjjuov, von BeXoYpocSa zwei Tagereisen entfernt. Aach ££pfi.(ov
des Kedrenos und des Nikephoros Bryennios scheint eine Stadt zn sein,
bei Einnamos aber bedeutet der Name schon die ganze Landschaft, wie
ja bei ihm Zeugme (Semlin) ev Z(p(jL{(i> liegt (I. I, cap. 4) nnd üorfiT^tov
(Bacs) als {i.iQTp6icoX(( tuv ht £tpfi.{(i> bezeichnet wird (I. Y, cap. 8). Niketas
Akominatos identificirt sodann Sirmion irrthflmlich mit Zeugminon (Sem-
lin). Die römischen Buinen der Stadt waren aber noch bekannt, als 1 189
die Kreuzfahrer des dritten Zuges vorüberzogen , nach dem sogenannten
Ansbert ,Sirmium, famosam quondam civitatem, nunc paret rninis sat
miserandam transeuntes' (so nach der Handschrift von Graz, A. Chroust,
N. Ai-chiv für Mtere deutsche Gesch. XYI, 1891, 511 — 526).
Die St. Demetriuskirche von Sinnium erscheint wieder im 11. Jahr-
hundert. ,Monasterium meum Sancti Demetrii supra Zauam fluuium,
quod bellicis laboribus cum tota provincia illa sancte corone rectificaui
et iterum acquisiui,' schenkte der bischöflichen Kirche von Fünfkirchen
1057 der ungarische Palatin Bado. Yon kroatischer Seite (Kukuljevi6,
Codex dipl. I, 117; Ba^ki, Monumenta Slav. mer. YII, 455) wird die
Echtheit der Urkunde bezweifelt; Huber, Geschichte OesteiTeichs I, 196,
Anm. 1, sieht ,k6inen genügenden Grund, diese Urkunde für unecht zu
erklären'. Klar ist die Nachricht des Kinnamos 1. Y, cap. 8: kurz vor
der Begierung des Kaisers Alerios Komnenos nahmen die Ungarn Sir-
mion und brachten von einem Zug nach Naisos (Nid) die Hand des heil.
Prokopios dorthin, Iv I,ip\d(j^ ^k ysyovöts«; C'irl Tbv xf^Be toO fxcEpTupo^ AiQfJiT}-
Tpfoü raxi^erco vsäiv, Sv Iv Tot? dHvo) xp^^^t^ 6 t^v toO *IXXupi)ioO St^mav
£So(Jii{9orco ipx^'^. Der ungarische Name Szava Szent- Demeter ist schon
im 14. Jahrhundert bezeugt: ,civita8 nostra Zawazenthdemeter' in einer
Urkunde des Königs Sigismund 1388, Cod. dipl. patrius YII, p. 425.
Nachrichten über die römischen Buinen in einer Urkunde von 1347
(ib. YII, p. 400) : das Capitulum ecclesie S. Iriney martiris beurkundet
einen Yergleich zwischen Gomes Beke, filius Ladislaj, civis de Wylak (Ujlak,
jetzt Bok). seiner Tochter Elena, Witwe des Benedictus, filius quondam
coniitis George), civis de Sancto Demetrio und deren Tochter Elisabeth
96 XI. AbluDdliiof : JireiAk.
von einer Seite, und Comes Mathyas filias Cosme de eodem Sancto
BemetriOy seiner Frau Bagy, Mutter des genannten Benedictns aas ihrer
ersten Ehe, und deren Sohn Demetrius von der anderen Seite; die ,por-
ciones' der Elena und Elisabeth ,m pallacio et balneo in cinitate Sancti
Demetrij situate' werden der zweiten Partei verkauft ,pro septui^nta
marcis conpoti Syrmiensis et duobus equis'. Möglich, dass dieses balnenm
das von Menander fr. 27 erwähnte ßaXovetov der Stadt war, dessen hohe
Söller in den Avarenkriegen eine weite Aussicht ins Land gewährten.
Bagusanische Daten fiber die St. Demetrinsstadt vgl. in meinen Handels-
strassen und Bergwerken von Serbien und Bosnien (Abh. der kgl. böhm.
Gesellschaft der Wissensch., VI. Folge, 10. Bd., Prag 1879), S. 82. Der
Verfall der mittelalterlichen Stadt begann mit der WegfOhrung der
Einwohner durch die Türken nach der Schhicht bei Nikopol 1396
(/^HMHTpOBki^f in der Biographie des serbischen Forsten Stephan Laza-
revi6 von Konstantin dem Philosophen, ed. Jagiö, Glasnik, Bd. 42, 271:
Mitrotz bei Schiltberger ed. K. F. Neumann, S. 57). Eine Beschreibung
befindet sich in dem Beisebericht des Marcantonio Pigafetta 1567 (ge-
druckt in London 1585, von Prof. Dr. Peter Matkovic 1890 ganz repro-
dncirt in den ,Staiine' der südslav. Akademie, Bd. XXII): ,Mitroz over
Mitrovizza in Basciano, et in üngaro Sava S. Demeter, cio^ S. Demetrio
della Sava, cittä, la quäle fa giä chiamata Sirmium da Latini', in der
Nähe des monte Fruscagora gelegen, damals fast dorfartig (piu tosto nn
casale che cittä), mit römischen Inschriften und Alterthümem, sowie der
schönen Buine einer Art Burg mit Elrche: ,Si vede ancora la ruina d'nn
bellissimo edificio, come di qualche rocca con una chiesa congiunta' (ed.
Matkoviö, p. 183 — 184). Graf Marsigli (Danubius pannonico-mysicus etc.
Hagae 1726, vol. II, p. 46, Taf. 19) sah in Mitrovitz, von dem er einen
Plan mittheilt, die noch 3 — 4 Ellen hohen Mauern eines viereckigen
Palastes oder eines ähnlichen Gebäudes, in dessen Innern sich eine
yCavitas subterranea' mit einem ,sacellnm rotundum' be£Euid (Abbildang
auf Taf. 39, wie eine Apsis), sowie andere Mauerreste, gepflasterte
Strassen und einen ,reductu8 super colle positus'.
Die Ruinen von Sirmium, noch im Anfang des 18. Jahrhundeits
bedeutend, sind seitdem als Steinbruch arg ausgebeutet und planlos durch-
wühlt worden. Das Corpus inscr. lat. bietet verhältnissmässig wenig
Inschriften aus dieser einst so bedeutenden Stadt. Gering sind auch die
Besultate der 1894 unternommenen Grabungen^ des jetzigen Directors
^ Einer der merkwürdigsten Funde der neueren Zeit ist die griechiMhe
Au&chrift auf einem Ziegel aus den Tagen der Bedrangniss yon Sirminm
Das ehrutliehe Element in der topographwehen Komenclatur der BalhaaUndAr. 97
des Agramer Museums Dr. Jos. Brunnmid, über die er im ,Viestnik
hrTatskoga arheoloäkoga drostva', Neue Serie I, Agram 1895 — 1896,
161 — 167 berichtet. Fundamente an der Ostseite, welche die Tradition
als die Ueberreste der alten Demetriuskirche betrachtete, wurden 1878
bei dem Bau der Strasse nach Buma aufgewühlt und weggeräumt; es ist
nur die Grube übrig, an 19 Meter lang! Die katholische Demetriuskirche
der Stadt ist ein Neubau des 18. Jahrhunderts. Mittelalterliche Bauten
sind nicht mehr vorhanden. Dafür erhielt ich durch Dr. Brunämid*s
Güte den Abdruck eines im Belgrader Museum befindlichen, aus Mitro-
yica stammenden goldenen Siegelringes, darauf eine Fa^ade mit zwei
Thfirmen und £[reuz (12. — 13. Jahrhundert) und ringsherum eine In-
Bchi'ift (mit einigen verkehrten Buchstaben), die ungefähr zu lesen ist:
-h S(igillum) Sofronie aba(tis)de s(ancto) Demit(ri).
Von den localen Heiligenculten Sirmiums behauptete sich besonders
der des heil. Irenaeus. Er wird auch in der bulgarischen und byzanti-
nischen Zeit erwähnt. Erzbischof Theophylaktos erzählt von einem durch
unersättlichen Hunger geplagten Bulgaren, der zuweilen durch acht
Brote von der grössten Art (5xtü) (jieY^aTou^ dlpTou^ 9^^^^ ^'^^ eTcüOe ib
TÄv BouXY^pwv l6vo^ wotetv, &c; elvat Tbv ?va apTov Ixavbv etq 8^xa Mpaq
fi xai tcX£(ou^ cTCXiQa6iivai ei<; xopov) nicht gesättigt werden konnte, ja sogar
ein ganzes Schaf verzehite und der weite Pilgerfahrten unternahm, um
von diesem Leiden befreit zu werden. Vergeblich pilgerte er nach Bom
zum heil. Petrus. 'Exel^Ti^'^aE 8e xal -rbv &y^ov EtpTjvatov, ttoXüv xai a&xbv
a$6(jLevov ev toT^ 6a6[juxaiv (Migne, vol. 126, col. 220), wahrscheinlich
den heil. Irenaeus von Sirmium. Endlich fand er seine Heilung bei den
Märtyi'em von Tiberiopolis. Dass das Maiiijrium des heil. Irinej von
Srjam'B in der Auswahl der Legenden des Codex Suprasliensis aufge-
nommen ist, haben wir schon oben bemerkt (Monumenta linguae palaeo-
slovenicae e codice Suprasliensi edidit Fr. Miklosich, Yindobonae 1851,
p. 184 — 186). Das ,capitulum ecclesie S. Irinei martyris^ ist bekannt
aus der Geschichte des um 1229 wieder errichteten katholischen Bisthums
von Sirmium, das heute noch besteht, allerdings vereinigt mit dem be-
nachbarten ursprünglich bosnischen Bisthum von Djakovo in Slavonien.
Durch die Güte des ungarischen Akademikers, des Hofrathes Dr. Ludwig
V. Thallöczy erhielt ich Mittheilungen über die Resultate der Unter-
suchungen ungarischer Historiker, die sich mit der mittelalterlichen Geo-
dnrch die Avaren (um 580 — 682), yerOffentlicht von Dr. BrunSmid im
EranoB Vindobonenais 1893, wiederholt auch in der Byz. Zeitschr. HI, 222.
Sitnmgaher. d. phU..hiflt. Cl. CXXXVI. Bd. 11. Ahh. 7
98 XL Abb.: Jirecek. Das ohristUelifl ElemAOt in der topogr. KomenelAtnr ete.
graphie des Landes beschäftigten. Es sind neben Pestj besonders Desider
Osänki, Ungarns Geographie in der Zeit der Hnnjaden, and Theodor
Ortyaj, Geographia ecclesiastica Hnngariae (Anfang des 14. Jahrhunderts] ;
wichtig sind auch die Monumenta Vaticana des St. Stephan -Vereines.
Das Domcapitel S. Irinei sammt der Residenz des Bischofs Yon Sirmiam
war nördlich von Mitrovica gelegen^ an der Donau zwischen Ilok nnd
Peterwardein in der civitas de Ku, Key =c Monasterium Bani, Bäjimo-
nostra, jetzt Banostor. Nach dem Mongoleneinfall residiiie der Bischof
sammt dem Praepositus nnd den Canonici S. Irinei auch in der villa
8. Yr i n e i (Szent-Erenye), die mit dem alten Sirmium (magj. Szerem) iden-
tificirt wird. Dabei sind die ungarischen Hisloriker der Ansicht, dass diese
Villa S. Irinei in der Nähe der civitas S. Demetrii lag und mit ihr Dicht
identisch war, besonders mit Hinweis darauf, dass Mitrovica nie im Be-
sitz des Sjrmier Bischofs war, sondern zum Sprengel von Kalocsa gehdrte.
Ortvaj (1, 349 — 350) identificirt Francavilla mit Nagjolasz, j. Mandjelos;
villa S. Trenoi kann nach ihm Irig sein. Jedenfalls war der Name des
heil. Irenaeus im näheren Umkreis des römischen Sirmium bis in das
späte Mittelalter hinein nicht vergessen.
Inhalt.
Seite
Einleitung 1
I. Ansiedlangen mit Heiligennamen S
II. Uebertragung von Ortsnamen durch Heiltgenlegenden 4S
Anhang 77
I. Die balgarischen Burgen bei Manuel Philes 77
II. Die geographischen Namen in der bulgarischen Visio des Propheten
Isaias 86
in. Sirmium und die civitas Sancti Demetrii 93
Xir. Abhaadlnng: Meyer. AllMinesische Stadien. Vf.
XII.
Albanesische Studien.
Von
Gustav Meyer,
corresp. Mitgliede der Icais. Akademie der WissensebafteD.
VI.
Beiträge zur Kenntniss verschiedener albanesischen MundarteiT.
Vorbemerkung.
JJie in diesem sechsten Theile meiner ^Albanesischen
Studien' herausgegebenen Texte zerfallen in zwei Hanptab-
theilungen^ von denen die erste nordalbanesische oder gegische,
die zweite südalbanesische oder toskische enthält. Zu den
letzteren gehören im Allgemeinen die Dialekte der in Griechen-
land wohnenden Albanesen^ und ebenso die der in Unteritalien
und Sicilien jetzt noch vorhandenen albanesischen Ansiede-
lungen^ die gerade mit den Mundarten der griechischen Alba-
nesen au£Pallend viele sprachliche Erscheinungen gemeinsam
haben. Man wird dadurch zu der Annahme geführt, dass
die Albanesen in den italienischen Dörfern wenigstens zum
grösseren Theile aus Griechenland stammen, wofür ja auch
das in Italien in allen albanesischen Colonien bekannte Lied
zeugt, welches die Sehnsucht nach der alten Heimat Morea in
rührenden Worten zum Ausdruck bringt. Mit der Theilung
in Gegisch und Toskisch ist aber die Eintheilung nicht er-
schöpft, und auf jeden Fall muss man Uebergangsdialekte an-
erkennen, die man die mittelalbanesischen nennen kann. Es
gibt ja auch sonst haarscharf gezogene Dialektgrenzen nirgends,
und wo zwei oder drei Mundarten sich in den Grenzgegenden
in täglichem Verkehr berühren, entstehen Dialektmischungen,
die eben diesen Uebergangsdialekten eigenthümlieh sind. Leider
SitrangBber. d. pUL-Ust. Gl. CXXIVI. Bd. 18. Abb. 1
2 XIL Akhuidliiiiff: M«r«r.
sind aber diese mittelalbanesiscben Dialekte eigentlich am wenig-
sten bekannt; eine kleine, freilich von einem sogenannten
yDicbter^ verfasste Probe ans Berat habe ich am Schlüsse dieses
Heftes mitgetheilt. Sie ist mir vor langen Jahren einmal in
Venedig von einem Beratiner Albanesen, den ich kennen ge-
lernt hatte, geschenkt worden, zusammen mit einer Menge
anderer Mannscripte, die poetische Uebersetzongen aus ver-
schiedenen fremden Sprachen, sogar aus einer italienischen
Oper (das bekannte Donna h mobile ans ,Rigoletto') enthalten.
Ich habe von ihrer Veröffentlichnng abgesehen, da ich nicht
den Eindruck gewonnen habe, dass sie den Berater Dialekt
wirklich unverfillscht darstellen. Der Verfasser hat mich seiner-
zeit gebeten, bei einer etwaigen Veröffentlichung seiner Gedichte
seinen Namen nicht zu nennen, weil er wegen einiger unter
ihnen, z. B. das unten mitgetheilte Gedicht über ,die Wunden
von Berat^, das eine sehr deutliche und verhöhnende Beur-
theilung der türkischen Verwaltung enthält, Unannehmlichkeiten
von Seiten der Türken fürchtete. Ich könnte jetzt auch beim
besten Willen ihn nicht mehr nennen, da ich ihn längst ver-
gessen habe.
In der ersten Abtheilung sind sehr werthvoll die 206
Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten aus Skutari,
die ich an den Anfang gesetzt habe. Dann folgen eine An-
zahl Lieder aus Skutari, Scherzlieder, Liebeslieder, epische
Lieder. Am allerwerthvollsten aber ist die darin mitgetheilte
Reihe von 21 Mirditenliedem , und zwei mirditische Hexen-
geschichten, so wie zwei Lieder, ein längeres und ein kürzeres,
in der Mundart der Mal'tsören. Denn von diesen beiden Dia-
lekten, die mit noch anderen von den katholischen und von der
Türkei niemals ganz vollständig unterworfenen Bergstämmen
gesprochen werden, hatten wir bis dahin gar keine Kenntniss.
Die Reihe beschliesst eine gereimte Biographie eines Albanesen,
der vor einigen Jahren in Dulcigno starb, und die von ihm
selbst in der Form eines Testamentes verfasst ist, und eine
Anzahl Fragmente und Varianten zu Hochzeitsliedem, epischen
Liedern, die zum Theile in der Sammlung von Jubany stehen,
theils überhaupt noch nicht bekannt waren, wie die am Schlosse
mitgetheilten Varianten und Fragmente. Alle diese Schätze
verdanke ich dem liebenswürdigen, mühevollen und sich auf-
▲Ibanesiiche Stndleo. VI. 3
opfernden Sammeleifer des k. n. k. österreichisch -ungarischen
Viceconsnls Herrn Rappaport in Skutari. Er trat im Jahre
1896 mit mir in Verbindung, indem er mich durch die Zu-
sendung eines durchschossenen Exemplares meines Etymolo-
gischen Wörterbuches überraschte, in das er eine grosse Menge
mir unbekannter skutarinischen Wörter, Verbesserungen u. s. w.
eingetragen hatte; ich habe diese reiche Förderung unserer
Kenntnisse des skutarinischen Wortschatzes bis jetzt noch nicht
zusammen zu stellen vermocht, werde das aber wahrscheinlich
im nächsten Hefte dieser Studien thun, wo ich auch die Aus-
beute aus dem kleinen, aber manches Neue enthaltenden
skutarinisch-lateinischen Wörterbuche von Jungo und die neuen
Worte aus den Texten des vorliegenden Heftes verarbeiten
werde. Auch bei der Bearbeitung dieser reichhaltigen Samm-
lung, die er mir vollständig mit der liebenswürdigsten Bereit-
willigkeit zur Verfügung stellte, hat er mir niemals seine Be-
lehrung versagt, wenn mir etwas unklar oder unbekannt war.
Ich drücke Herrn Rappaport auch an dieser Stelle noch einmal
meinen ergebensten und herzlichen Dank aus für die grosse
Mühe, der er sich bei der Sammlung des reichhaltigen und
interessanten Materiales unterzogen hat, und fdr die stete und
immer sich gleich bleibende Liebenswürdigkeit in der Beant-
wortung meiner Fragen.
Ich habe diesen Sammlungen Herrn Rappaport's eine
Anzahl gegischer Lieder aus einer handschriftlichen Sammlung
des bekannten Herausgeber der "AXßavtxYj MeXtaaa' (Alexandria
1878), E. MiTKOs, angefügt. Er stammte aus GortSa in Mittel-
albanien, südlich vom Ochrida-See, ein Name, der jedenfalls vom
albanesischen gofiUa ,Holzbirne, wilder Birnbaum' abzuleiten
ist, das, ein slavisches Lehnwort (Etym. Wtb. S. 127), auch
ins Neugriechische in Makedonien (gorUs), Epirus (gortsa) und
im Peloponnes (yxograid ,wilder Birnbaum', y^ö^ao ,seine
Frucht') eingedrungen ist. Der neugriechische Name der Stadt
ist Köritsa, vielleicht mit volksetymologischer Anlehnung an
x6pt<; ,Wanze'. Es ist mir aus eigener Erfahrung bekannt,
dass es in der Türkei überall eine Menge dieser angenehmen
Thierchen gibt; ob sich in Gortäa mehr als anderswo finden,
konnte ich bei meinem kurzen Aufenthalte dort statistisch nicht
feststellen. Mitkos hat seine Heimatsstadt früh verlassen und
1*
4 XII Abhuidlniif : Meyer.
in Beni-Saef in Aegypten ein grosses Handelshans gegründet.
Dort hat er den grössten Theil seines Lebens zugebracht und
dort ist er vor einigen Jahren gestorben. Vor einer Ungen
Reihe von Jahren — ich war noch in den Anfängen meiner
Beschäftigung mit dem Albanesischen — erhielt ich von ihm
ein grosses Paket mit verschiedenen albanesischen Texten, mit
der Bitte sie, wenn möglich, zu veröflFentlichen. Es wäre ein
ziemlich umfangreiches Buch geworden und die Herstellungs-
kosten wären sehr theuer gewesen. Ich fand also, trotz einiger
Versuche, keinen Verleger, der das Risico übernehmen wollte,
ein theures Werk zu drucken, dessen voraussichtlich sehr
geringer Absatz die Kosten jedenfalls nicht decken würde.
Ich theilte dies Mrncos mit, und er bat mich vorläufig seine
Papiere zu behalten; und damals habe ich ziemlich viel davon
abgeschrieben und in meine Transcription umgeschrieben, was
bei der sehr klaren und leicht verständlichen Schreibung von
MiTKOs keine grosse Mühe war. Ich habe daraus drei toskisebe
Märchen in meiner ,Eurzgefassten Albanesischen Grammatik mit
Lesestücken und Glossar' (Leipzig 1888) S. 67 — 67 abdrucken
lassen, und auch die in demselben Buche auf S. 75 — 77 heraus
gegebenen 21 Hochzeitslieder aus Eor^sa stammen aus der-
selben Quelle. Dann blieben diese Sammlungen liegen, and
ich nahm sie erst wieder in die Hand, als ich dieses Heft zu be-
arbeiten anfieng, zunächst um zu sehen, ob sich auch Gegisches
darin fände. Das war allerdings der Fall und ich habe diese
gegischen Lieder (die Heimat der einzelnen war leider von
MrrKOS nicht beigesetzt worden), eine Todtenklage, ein Hochzeits-
lied, 25 Liebeslieder und ein Scherzlied den Rappaport 'sehen
Texten angehängt.
Ausserdem habe ich aber geglaubt auch die toskischen
Lieder, die ich aus dem Manuscript von Mttkos abgeschrieben
hatte, veröffentlichen zu sollen, und so habe ich daraus eine
zweite Abtheilung dieser Studie gemacht. Es sind 8 Lieder
verschiedenen Inhalts, 7 Klagelieder (eines ein Fragment),
7 Hochzeitslieder, dann ein Weihnachtslied (kolendre, s. Etym.
Wtb. S. 196), dann drei Fassungen des weit verbreiteten
Lazarus-Liedes (die erste ohne Angabe der Herkunft, die zweite
aus Epirus und die dritte aus Athen): dann ein dreizeiliger
Spruch, der beim zweiten Zahnen der Kinder gute Dienste
Albuesisebfl Sindian. YI. Ö
leisten soll. Endlich habe ich 56 Liebeslieder ans einer grösseren
Anzahl aasgewählt. Es schliessen sich an zwei Lieder ans
den albanesischen Ansiedelungen in Unteritalien^ darunter eine
Variante des dort verbreiteten ,ö e bükura Mari* und ein Liebes-
lied; auch diese ans dem Manuscript von Mitkob. Einem ge-
druckten Flugblatt habe ich das Gedicht — sein Verfasser ist
mir nicht bekannt — Bsja (der Schwur) entnommen; über die
,Wunden von Berat' habe ich schon oben S. 2 gesprochen.
Es ist noch ein gedrucktes Flugblatt mit einer albanesischen
Uebersetzung der Marseillaise in meinem Besitz; da dieser Text
aber schon von Pedbrsbn in seinen ^Albanesischen Texten'
(Leipzig 1895) S. 102—104 abgedruckt ist, so habe ich ihn
nicht zum zweiten Mal drucken lassen.
Ein Glossar habe ich diesem Hefte nicht angefügt. Es
soll dem siebenten Hefte dieser ^Albanesischen Studien' ein^
verleibt werden, über dessen anderen Inhalt ich oben S. 3
eine vorläufige Mittheilung gemacht habe.
Erste Abtheilung.
Nordalbanesische (gegische Texte).
L Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten
aus Skutari.
1. m^ mir me te fah i jotiy se me te pu& i hui.
Besser, dein (Mann) schlägt dich^ als dass dich der
fremde (Mann) küsse.
2. per nevojs duket me i ^r ^ut dai
oder:
ktbr e kan nevojs^ i drasin d-iut dai.
In der Noth heisst man das Schwein Onkel.
3. se höhet pata pä fäten.
Ohne Braut isst man keine Gans.
4. ku kß9 Ne Domen. — äka na pr%ne^ Krumen.
Wo warst du? In Domni. — Was hast du uns mit-
gebracht? Die Krätze. {Dome ist albanesische Bezeichnung
6 Xn. Akhudlaiiff: M«jttr.
eines türkischen Dorfes Dcmniy das am Abhänge des Ma-
ranai liegt. Der Einwohner heisst Domnür. -ort.)
5. me ätilp üi ne havän,
Wasser im Mörser stampfen.
6. iii pläk me M dqm kä hqngsr M Hütet,
Eine Greisin mit einem Zahn hat eine Stadt aufgefressen.
7. % kä hl lepri ne bark.
Der Hase ist ihm in den Bauch gekrochen (d. h. er hat
Angst bekommen).
8. malt me mal nuk perpUcety ae ülri me nlr perpiket.
Der Berg trifft mit einem Berge nicht zusammen^ aber
der Mensch trifft mit einem Menschen zusammen.
9. kuS nuk ha hudre, nuk i kelbet göja.
Wer keinen Knoblauch isst, dem stinkt der Mund nicht
10. tamahkäri ha mütin e vet
Der Geizhals frisst den eigenen ünrath.
11. pune 8% e Kimia priftit.
Ein Ding wie der Beischlaf des Priesters (d. h. ohne
Ziel und Zweck).
12. flok ^ata, mpin $kürtuna.
Haar lang, Verstand kurz.
13. pu§ka trimit e söfra gümertit nuk priten.
Die Flinte des Tapfern und die Tafel des Grossmüthigen
lassen auf sich nicht warten.
14. pvet »h* kin vet,
e ban si t di$ vet,
Frage hundert Leute und handle, wie du es selbst weisst.
15. 81 ts ^atS, aStü per gegen.
Wie du rufst, so antwortet man (= wie man in den
Wald schreit, so schallt es wieder heraus).
16. ku§ nuk nigön nänen^ nigön nefken.
Wer auf die Mutter nicht hört, muss auf die Stief
mutter hören.
17. haruS ja keine mötat.
Den Bären gefallen die Aepfel.
18. ni gär z ban mür.
Ein Stein macht keine Mauer aus.
19. murlqni qH zdbiti höfave.
Der Frostwind ist der Büttel der Armen.
Albuwisohe 8tiidi«i. VI. 7
20. me leh 8% £|nt ne han.
Bellen wie der Hund im Wirtshaas.
21. mos patS bordi, hin Uefily
mos pat§ pune, hanu veUil.
Wenn du keine Schniden hast^ leiste Bürgschaft; wenn
dn nichts zn thnn hast, werde Vertreter vor Gericht (dann
wird dir beides zn Theil werden).
22. kuT hori rmbä barkun me büke, ts miit me fpi.
Wenn der Arme sich den Bauch mit Brot anflillt, bringt
er dich durch Farzen um.
23. peiku Kelbet prei krejet.
Der Fisch stinkt vom Kopfe.
24. m^ mir M mik
se M UiftUk.
Besser ein Freund, als ein Meierhof.
25. me kap ni puns per bütit.
Ein Ding beim Schwanz (d. h. verkehrt) anfassen.
26. si mutsa per m|, aätü Miskövi per Turk,
Wie die Katze der Maus (gesinnt ist), so der Russe dem
Türken.
27. pvet per fii iäri si qH. kküre me k^ ikon; z bau idizd
me pvet.
Du fragst über einen Menschen, wie er sei. Schau, mit
wem er geht; nicht braucht man (dann) zu fragen.
28. me pas mizen ne ksuL
Eine Fliege in der Mütze haben.
29. i diig miza.
Die Fliege brennt ihn.
30. gergäsi mq i zi se doräsi.
Der Verleumder ist schlimmer als der Mörder.
31. nuk dl dijoy ska qSt ta^ija.
Nicht weiss die Ziege, was das Pferdefutter ist.
32. kuS ngutety permutet
Wer sich beeUt, besudelt sich.
33. at tSi ngutet, pemgutet.
Der, welcher eilt, übereilt sich.
34. m^ mir ne kuü^ se mbild' att
Besser in der Schachtel, als der Hintere darauf (mbüd^
= bü»e).
8 XII. AbhAndlnng: Heyer.
35. pret diten me i ngul ^ken.
Er erwartet den Tag^ ihm das Messer hinein zu stossen.
36. ulen malet e tSohen sukat
Die Berge sinken ein und es erheben sich die Hügel.
37. miir bqsi e lum duriui,
Elend (ist) der Thäter und glücklich der Erdulder.
38. bqsi ßäsL
Der Thäter (ist oft) der Weinende.
39. gqja Sum e zeza ts zot.
Viel Habe Unglück dem Herrn.
40. lisi i ma& mef Br Sum.
Die grosse Eiche fängt viel Wind auf.
41. qH diig pläka buzeS (Variante: hiiS) e i ka fr^ kosit
Die Alte hat sich die Lippen (Variante: die kleinen
Kürbisse) verbrannt und hat auf die saure Milch geblasen.
42. moti i mir duket nädje.
Das schöne Wetter zeigt sich früh.
43. me i St} üjin n^n hü^.
Jemandem Wasser unter den Hintern setzen.
44. kä U tüta pära Mrit
Die Furcht ist vor dem Menschen auf die Welt ge-
kommen.
45. na do me pord^, §ko ns kalaidH,
ne do me f^n, §ko na kasdp.
Willst du laut farzen^ so gehe zum Klempner; willst du
leise farzen^ so *gehe zum Fleischhauer (nämlich, um beide
Male nicht bemerkt zu werden).
46. mos han kis pä pas ptUa,
Rufe die Hühner nicht, wenn du keine hast.
47. ^i&küS ts veteriy e mulisi t vjit.
Jeder (treibe) seine Sache, und der Müller die des
Wassers.
48. me bq päl me m^nn.
Mit dem Geiste pflügen.
49. hera her, Ska bär mizay nuk e tSon biili.
Zuweilen kann, was eine Fliege trägt, ein Büffel nicht
heben.
Albanwischfl Stadiaii. YI. 9
50. foli viehfa per me nije e reja.
Die Schwiegermutter sprach^ damit die Schwiegertochter
es höre.
51. bane ne dst^ 86 e ^^ ne krüp.
Gib es ins Meer, und du findest es im Salz wieder.
52. haid mor4y lagu ne Bune,
Geh und bade in der Bojana.
53. 9i t Jen vo/ta^ aStü do te ketsehet.
Wie die Melodie ist, so muss getanzt werden.
54. kumöna hi^ me nije.
Die Glocke schlägt, damit man sie höre.
55. fjal pak e Hati rahdt.
Wenig Worte und der Körper ruhig.
56. §um ha fufa.
Viele frisst der Backofen.
57. kerküS ae t a ban, sä vehtja.
Niemand macht es dir, wie du selbst.
58. fulterja ne zierm e peSku ne dU,
Die Pfanne im Feuer und der Fisch im Meer.
59. ne veneSte te mäde me? iport te vogel.
In einem grossen Weinberg nimm einen kleinen Korb.
60. me kap leprin me Her,
Den Hasen mit einem Ochsenkarren fangen.
%\, me ets me kqm plumit.
Mit bleiernem Fasse gehen.
62. iilri i kek te len ne balte.
Der schlechte Mensch verlässt dich im Schlamme.
63. 1 kä knue UüUa ne der.
Der Kukuk (Unglücksvogel) hat ihm vor der Thür
gesungen.
64. pord gaetorja e fpi betorja.
Laut farzt der Witzbold und leise der, welcher zuviel
schwört.
65. tokmadSija Skon per gi&künn.
Der Parasit geht überall hin.
66. Turku kä dqmt e bard^ z^ren e kä katrdn; sä e do ti, at
te do tü.
Der Türke hat weisse Zähne, aber ein pechschwarzes
Herz; sowie du ihn liebst, liebt er dich auch.
10 XU. AbteDdlviif : U^jBt.
67. mir 8 q§t me fol kelc per ken.
Nicht gut ist es von irgend Jemandem übles zu reden.
68. 8ä ts munnei ban mir^ se §pi mir; ne pun6iS keky g^ kdc.
So viel da kannst, handle gut, dann ergeht es dir wohl;
wenn da böses thast, ergeht es dir schlecht.
69. 86 keHü kam pcu me8tm prei bähet, prei nänet.
So wurde mirs vom Vater, von der Mutter gelehrt
70. kur 88 fola, kuf 8e gabova.
Niemals habe ich geredet, niemals habe ich gefehlt.
71. at Ui flet §i&min, glnet gabü8.
Wer immer spricht, verfllllt in Irrthom.
72. ^ha ka 88 kä qSt, ^en faSten e vet.
Die Zunge, die keine Knochen hat, zerbricht den eigenen
Schädel.
73. M ülri ka ban bs, c^t r^U; nuk i dz(ket be88.
Ein Mensch, der schwört, ist ein Lügner; man glaabt
ihm nicht.
74. mir q ^iri mos me pl, 8e priS mpmen e vet e Brzin e vet.
Es ist gut, dass ein Mensch nicht trinkt, denn es zer-
stört seinen Verstand und seine Ehre.
75. i\i koS pleh nuk r^n e det vet r^.
Eine Butte Dünger lügt nicht, und zehn Leute lügen.
76. rakija ne futÜ fi rahdt; kur t a plS, Skon ne krüe e veiön
8i üi ne ziirm e bie Brzin e jqn.
Der Branntwein sitzt im Fasse still ; wenn du ihn trinkst,
geht er in den Kopf und siedet wie Wasser über dem
Feuer und zerstört Ehre und Habe.
n, 8ä te kqne me te bq kek kuS tu, ak bani äokit.
So viel dir gefällt, dass einer dir übles anthue, so viel
thue deinem Nächsten an.
78. kur ke noi pune, se ke $olc; kap vet skopin, me kadale iko.
Wenn du zu thun hast, findest du nie einen Genossen;
nimm allein den Stock und gehe langsam.
79. Uohet M mär, ket M gär n üi; tiohen Set vet o Uin vet me
t a dziif^ z munnen.
Ein Thor steht auf, wirft einen Stein ins Wasser, zehn
Leute oder hundert Leute stehen auf, ihn herauszuziehen,
sie könnens nicht.
▲IbtBMiBelie Stuaien. YI. 11
80. grät kur jan tui nn^iy ßaain ium e lan Spin pä pune.
Wenn die Weiber (beisammen) sitzen, reden sie viel
nnd lassen das Hans ohne Arbeit.
81. iüri fiel per kpfi; vet kä trä mml krüe e keJcür fijet e flokut
tieterkui.
Der Mensch spricht über Jemanden : er selbst hat einen
Balken anf dem Kopfe nnd sieht die Fäden des Haares
bei den anderen.
82. tui kekür punen e hüi, len punen e vet mangut
Während dn anf die Sache eines andern schanst, ver-
nachlässigst dn deine eigene.
83. me ^et M ioUM, a hkoi e H mbi rjn? un po vf, por ne
punöH mH sflj une tSohem me Speit ^ Skoi ns pune t eme e
8 n me jü.
Mich rnft eine Gesellschaft; ob ich hingehe nnd am
Orte (d. i. dort; bei ihnen) sitzen will. ;Ich komme ; doch
wenn ihr übles thnt, stehe ich schnell anf, gehe zn meiner
Arbeit nnd bleibe nicht mit ench^
84. me del fri}ma per bil&.
Mir geht der Athem znm Hintern hinans (nach Rapp.:
= mir geht der Athem ans, ich habe keine Lnft).
85. ßet viehfa per me nije e reja.
Die Schwiegermutter spricht, damit es die Schwieger-
tochter höre (gebraucht, wenn auf etwas auf einem Um-
wege angespielt wird).
86. Spija baSk, bil&a jait.
Das Haus gemeinsam, der Hintere draussen (d. h. wenn
man zusammen wohnt, wird jedes Geheimniss den Mit-
bewohnern bekannt).
87. 8 ka Ke han kälitj e hie samäriL
Er weiss nicht, was er dem Pferde anthun soll, und da
schlägt er auf den Sanmsattel.
88. mo8 pati pune, lui deren.
Hast du nichts zu thun, so mache die Thüre auf nnd zu.
89. büd'a e Hergüme pjerd dü her.
¥An zusammen gepresster Hintere farzt zweimal (d. h.
wer zu viel spart, gibt das Doppelte aus).
12 XII. Abhudliiiiff: Meyer.
90. u derd voji e rä nner lakna.
Das Oel ist ausgegossen und fliesst in den Kohl.
91. %' i büt did^ du tstUa.
Ein sanftes Lamm saugt zwei Zitzen.
92. tafija e hard, e kc^mt e leta.
Weisses Pferdefutter, und leichte Beine.
93. maraku q§t rnq sü se §aku.
Der Hass ist schlimmer als der Mord (eig. das Blut).
94. darda kä biitin mrapa.
Die Birne hat den Schwanz (= Stiel) hinten.
95. dü päre mi§ ne biSt
Um zwei Parä (verlangt der Geizhals) Fleisch vom
Schweife (des Schafes).
96. me §et hat ne perpdi,
£^e Gräte im Kuchen finden.
97. idnlmin e mrames lene per nädje.
Den Zorn von heut Abends lasse auf morgen früh.
Vgl. Nr. 154.
98. se nglhet me ^q^ sä irllci me 6S.
& sättigt sich nicht an seinem Besitz, (so wenig), wie
der Igel an der Erde.
99. rüpi del prei leküret.
Der Riemen stammt yom Leder.
100. bane va^ e vife ne veS.
Mache es ein Ohrgehänge und hänge es ins Ohr (=
schreib dir's hinters Ohr).
101. me fovey te fova, brisku i berberit
Du hast mich rasiert, ich habe dich rasiert, das Scher-
messer bleibt dem Barbier, (nach Rapp.: viele Arbeit ohne
Erfolg und ohne Schaden).
102. i ngiSmi nuk ja dl t i^Smit.
Der Satte weiss nichts vom Zustande des Hungrigen.
103. teopa duket e mäde ne dör iolcit.
Das kleine Stück erscheint gross in der Hand des
Nachbarn (von einem Neidischen gesagt).
104. per häter te SoKit qH martue frati.
Dem Genossen zu Gefallen hat der Mönch geheiratet
(d. h. was thut man nicht alles einem Freude zu Gefallen).
Albttnesisohe Studien. TT. 13
105. päret n ark e dreHi ne dark.
Geld in der Brauttruhe und der Teufel beim Abend-
essen (von einer reichen Frau, die aber ihrem Manne
durch ihre Unverträglichkeit jeden Lebensgenuss verdirbt).
106. uikut i ikeltsin kümeja^ pse Skon vet ns pune.
Dem Wolfe glänzt das Haar, weil er selbst zu seiner
Arbeit geht (d. h. man soll sich nicht auf andere ver-
107. K^i kur terbohet^ m^ pär se te zön ksrk^n ss ha.
Wenn der Hund toll wird, beisst er Niemanden früher,
als seinen Herrn (d. h. die Verwandten und Hausgenossen
sind oft die schlimmsten Feinde).
108. kaSata e mäde U dzen fütin.
Der grosse Bissen verlegt dir den Schlund.
109. däsi Käsi.
Der Vertheiler, der Weinende (d. h. der, welcher bei
der Tafel das Essen austheilt, kränkt sich, weil er den
Andern die besten Bissen geben muss).
110. Mri kapet (oder Udet) per guhet e lopa per brinaä.
Der Mensch wird bei der Zunge (d. h. beim Worte)
gefasst (gebunden) und die Kuh bei den Hörnern.
111. 8€ ma fjalen, sä lopa baglen.
Halte dein Wort nicht so (wenig), wie die Kuh den Mist.
112. muri po ss loty por füri lot.
Die Mauer rührt sich nicht, aber der Mensch rührt sich.
113. e jep me dör e e ksrkdn me kqm.
Er gibt es mit der Hand und sucht es mit den Beinen (von
einem Gläubiger, der seinen Schuldnern nachlaufen muss).
114. nuk dähet Uäfet, sä rilina lopss.
Er trennt sich nicht von deinem Halse, wie die Zecke
(nicht) von der Kuh.
115. kur d'ehet huka, nuk üitet mq.
Wenn das Brot gebrochen wird, wird es nicht mehr
zusammen gefügt (von aus einander gegangener Freund-
schaft oder Liebe gesagt).
116. mialHn ne ^he e zehrin ne zfmer.
Honig auf der Zunge und Gift im Herzen.
14 XII. Abbandluc: M«7«r.
117. i 7*1 punes, st vai pemU üftU,
Er sitzt bei seinem Geschäfte, wie das Oei auf dem
Essig (von einem ordentlichen und aufmerksamen Ge-
schäftsmanne gesagt).
118. hiJca Lfnes e futja Pr^s.
Nimm es der Helene und steck es der Anna zn (an-
gewendet auf jemanden, der neue Schulden macht, um
die alten zu bezahlen).
119. hilc täcUe e v^ Uüläh,
Lege den Fes ab und setze die Derwischmütze auf
{täd^e und Uülah sind zwei verschiedene Arten von Kopf-
bedeckung; der Sinn des Sprichworts ist gleich dem von
Nr. 118).
120. üi Hin Ice? kaaavit nuk i lain du päre bordi.
Einhundert Wagenladungen Sorge tilgen nicht zwei
Para Schulden.
121. e da ni päre me ä^ n^ vate^ e da tri e ss muit me dal.
Er gab einen Para um in den Reigen zu kommen,
und (dann) gab er drei und kann nicht heraus kommen
(Wird gesagt von einem, der sich unbedacht in eine An-
gelegenheit einlässt, die er später vergeblich los zu werden
trachtet).
122. e kä Ipl lopa.
Ihn hat die Kuh geleckt (von einem, der sich fein
herausgeputzt hat).
123. ^ ngreh si piöi ne darsem.
Er steht gerade wie die Fut bei der Hochzeit.
124. M hers ja pau dija deles, e i &a M tcin here: t a pa^y
t a pctS,
Einmal sah es [die Fut] die Ziege beim Schafe und
sagt ihm (dann) hundert Mal: ich hab's bei dir gesehen,
ich hab's bei dir gesehen (von Jemanden, der seine Fehler
nicht bemerkt, aber die anderer tadelt).
125. zöra te ban m u bq ür.
Die Noth bringt dich dazu als Brücke zu dienen (d. li.
dich von den Leuten mit Füssen treten zu lassen).
126. Icja m|t;e, goata mitsave.
Das Spiel der Mäuse, das Gastmahl der Katzen.
▲IbUMiMh« StodiMi. Tl. 16
127. qit 8% mesaia me du faJie,
Er ist wie ein Tischtuch mit zwei Oberflächen (das
man aof beiden Seiten brauchen kann; gesagt von einem
unbeständigen und unzuverlässigen Menschen).
128. i eis fati mär o mrapSte.
Das Loos fkllt ihm günstig oder ungtinstig.
129. kuS luiti giStin, luti KriHin.
Wer den Finger rührt, betet zu Christus (d. h. wer
muthig ist und die Flinte abdrückt, der findet Heil).
130. kaurit kur te dalin prei meikemety % vjn üb m^L
Dem Gjaur fUllt es [nämlich seine Beweisgründe] erst
ein, wenn man aus dem Gerichtshof heraus kommt (aus
Furcht und Unerfahrenheit; der bekannte Treppenwitz).
131. hekuri me dzet fahet.
Das Eisen soll man schlagen, wenn es heiss ist.
132. fjalt e mira e gürt ns Straitse,
Schöne Worte und Steine im Brotsack.
133. käli i mir e Stan tagin vetit.
Ein gutes Pferd vermehrt von selbst sein Futter (durch
Sparsamkeit).
134. ku§ 88 kä prdBj te han 80f€.
Wer kein Huhn hat, wird eine Krähe essen.
135. kaSata e hüi te met ne füt
Der fremde Bissen bleibt dir im Halse stecken.
136. 8% te Hröü, aStü te mlöin.
Wie du dich bettest, so deckt man dich zu (= wie
du andere behandelst, so behandelt man dich).
137. do me te pud- e te ha ne dqm.
Er will dich küssen und beisst dich.
138. lüga dl Ska kä vekH.
Der LöflFel weiss, was der Topf enthält.
139. tu nüeeja hän e pln, e tu dqnri gq ee dln.
Bei der jungen Frau isst man und trinkt man, und
beim jungen Ehemann weiss man nichts davon.
140. i bqhet fera Brahim,
Ihm kommt der Dornstrauch als Ibrahim vor (von
einem, der sich unnütz fürchtet).
16 XII. AbbudloDc: Meyer.
141. ku hän e nuk te japitiy ku flet e nuk te nigöjn, mos te JHUi.
Wo man isst und dir nichts gibt, wo du sprichst and
man dich nicht anhört^ da halte dich nicht auf.
142. me bq kuldU rie A|.
Äschenkachen in der Asche backen (d. h. etwas am
richtigen Orte thun).
143. mq mir me te &ir Icfn se hör.
Besser (ist's) dich ,Hund' zu nennen als ,arm'; ironisch
anfznfassen^ nach Rapp.; etwa im Sinne von ^Armuth ist
keine Schande^ Dann würde ich glauben, dass das Sprich-
wort in der Frageform steht: ist es besser , dass man
dich ,Hund' nennt, als ,arm*?
144. nuk Skohet me koket te hüja ne strat.
Man geht nicht mit fremden Hoden ins Ehebett (d. h.
es gibt Lagen, wo man sich nicht mit fremden Federn
schmücken kann).
145. nuk Kihet pidi me gut.
Die Fut wird nicht mit dem Finger coitiert, (d. h.
man muss jedes Ding mit dem richtigen Mittel than).
146. me rH ei datei ne gavik.
Fallen wie der Kater ins Weinfass (Rapp. vergleicht
das niederösterreichische ,wie der Floh in der Buttermilch^).
147. i Skon tümi nreit o Hr^mt.
Der Rauch steigt gerade oder schief auf.
148. tsefiiti kur bqhet hof\ kerkön teftirt e motiem.
Wenn der Jude arm wird, so sucht er alte Schuld-
bücher (Forderungen) hervor.
149. kä kek sä Skon mini neper mieker^ pee i täil fuge tierve.
Es ist schlimm, wenn die Maus über den Bart läuft,
denn sie öflFnet den andern den Weg.
150. do me dit ku kä pleHi eünin.
Er möchte wissen, wo der Floh sein Auge hat (von
einem, der alles wissen möchte).
151. §en Anr^Uy mieker t bardi.
Heiliger Andreas, weisser Bart (eine Bauernregel, nach
der dieser Feiertag Schnee bringt).
152. s e kä hqnger kur mofi i hüi.
Noch nie hat ihn eine fremde Laus gebissen (von einem,
der noch nie einem fremden Herrn gedient hat).
AUwuMiaeh« Stodira. YI. 17
153. ban ri t^ja ne pruS.
Er benimmt sich wie das Ei in der Eohlengluth (von
einem jähzornigen Menschen gesagt).
154. hüjin e mramea äfreje nädje.
Den Zorn des Abends lasse am andern Morgen ans-
toben (eigentlich ,schnanbe ihn aus*). Vergleiche Nr. 97.
155. mq mir p6eS e kesy se pildf e Käi,
Besser Polenta und Gelächter, als Pilaf und Weinen.
156. nevojtärit der mini i hqngsr pälen.
Dem Armen frisst sogar die Maus die Pflugschar auf
(d. h. den Armen triflFt immer wieder noch grösseres
Unglück).
157. kur diali nes du br^za^ nuk pvet kerkün.
Wenn der Knabe zwei Leibgttrtel angelegt hat, fragt
er Niemanden mehr (um Rath). Die hier erwähnte Mlindig-
werdung eines jungen Albanesen findet gewöhnlich in
seinem zwanzigsten Lebensjahre statt.
158. i büti si müti.
Der Sanftmüthige gleicht dem Kothe (d. h. er lässt
sich treten, wie dieser).
159. qit Mri: ku do rä§a, mos u vrasa.
Es ist ein Mann (der spricht): wo immer ich falle,
möchte ich nicht getödtet werden (von einem Waghalsigen
gesagt).
160. me i rä dHit ne menöt.
Das Meer schwimmend Übersetzen (d. h. sein Leben
in Gefahr bringen).
161. i bi4 punas: o käfa o nafäka.
Er wagt es auf gut Glttck.
162. jp|ni kspütet ku qät mq i hol.
Man schneidet den Faden (dort) ab, wo er am dünn-
sten ist.
163. buH i keß as t pret as t vret.
Der schlechte Mann ersticht dich nicht und erschiesst
dich nicht.
164. me i rä mürit me krüe.
Mit dem Kopfe an die Wand rennen.
Sitsiinctber. d. phiL-lÜBt. GL CXXXYI. Bd. 18. Abb. 2
18 Xn. AbhMdliWf : M«76r.
165. me e ^ue me mal te TaraboHt
Auf Jemanden mit dem Berge Tarabofi schiessen (Tara-
bofi ist der Name eines Berges gegenüber von Skatari.
Die Redensart bedeutet, Jemandem Furcht einjagen wollen).
166. Mri pä kuf fär krüpet.
Ein Mann ohne jedes Salz.
167. nlri si hqna Bairämit
Ein Mann wie der Mond des Bairäm (das ist wetter-
wendisch).
168. kuS pvetf nuk tret.
Wer fragt, verliert nichts.
169. e kä godü Zoti 8% malin me bore.
Gott hat ihn beglückt wie den Berg mit Schnee (d. h.
in hohem Masse).
170. e3^ böra qSt e barde, por det K^i mrfti.
Auch der Schnee ist weiss, und doch besudelt ihn der
Hund (wörtlich: scheisst der Hund hinein).
171. pupla äum e müa pak.
Viele Federn und wenig Fleisch.
172. KeS e ^eS!
Lache und greife an (eigentlich ,umgttrte dich^ Man
sagt dies, wenn man Jemanden durch Scherze kränkt).
173. mtJe pu&et döra e d^t.
Die trockene Hand wird nicht gekttsst (d. h. eine
solche, an der kein Geld klebt).
174. e ka baßin H m^ni ne mür.
Er hat das Glück wie die Maus in der Mauer (d. h.
er ist in Sicherheit).
175. trimi me spol e grüja me lüg, e mün buHn,
Der Mann mit der Schaufel (zum Mehlmessen) und
die Frau mit dem Löffel, und sie besiegt den Mann (d. h.
die Frau macht durch Sparsamkeit gut, was der MEann
zuviel ausgibt).
176. vet e Skrün e vet e kncm.
Er schreibt es selbst und liest es selbst (von einem
wiUkürlich handelnden Beamten).
177. nuk Set Kösa, por Kosja.
Nicht die Ecke (d. h. die Lage), sondern der Bart-
lose verkauft. Das heisst: für den Elrtrag eines Kaufladens
AlbuesiBolie Stndiati. VI. 19
ist die Person des Verkäufers wichtiger als seine Lage.
Die bartlosen JtLnglinge (tUrk. ^^^^ U&ae ^bartlos') sind
im ganzen Orient als Lastknaben verdächtig.
178. (iSt i Ȋt nuk leplhet.
Ejin trockner Knochen wird nicht beleckt (d. h. ohne
Geld sieht einen Niemand an).
179. ^net st pSSku n€ &äl.
Er klebt fest(?) wie der Fisch im Ufersande; d. h. er
ist ohnmächtig nach Kapp.
180. i§ ja k^ne mltses pBikunf
Warum gelüstet es die Katzen nach dem Fische?
181. pik per atrSh e mördeja per der.
(Der) Tropfen durch (das) Dach, und der Tod durch
(die) Thür (d. h. dem Tode entgeht Niemand).
182. nuk hifcet Spijety sä pldi prei ääPoe.
Er rührt sich nicht aus dem Hause, wie die Fut nicht
von den Schenkeln.^
183. ks meni e foli hakun,
Hasse und sprich die Wahrheit (d. h. bei aller Feind-
schaft soll man aufrichtig bleiben).
184. pirdi mil& e IsSöi Ji^t
Der Hintere farzte, und er Hess die Hunde los (in der
Bedeutung ,einen Unsinn machen^.
18ö. duhet me pas ku me me? puSken,
Man muss etwas haben, um die FUnte aufzuhängen
(d. h. eine Stütze, eine Protection).
186. sä silt, dk Splrti,
Wie die Augen, so der Geist.
187. kurva nuk futet prei karit t ma&.
Die Hure macht sich nichts daraus, von einem grossen
Penis coitiert zu werden (wird auch sonst von Leuten
gesagt, auf die nichts mehr einen bedeutenden Eindruck
macht).
188. parija ipon detin.
Das Geld übersetzt das Meer (Bezeichnung seiner
überall herrschenden Macht).
^ Rapp. hat ialvef was mir als ,Schenkel* nicht bekannt ist.
2*
20 Xn. Abhsodliin«:: M«7«r.
189. ne pveti si iste jeta: höh e nän üte kuleta.
Wenn du fragst, wie die Welt war: Vater und Mutter
waren Geldbeutel (von ähnlichem Sinne wie Nr. 188).
190. 8ä pure t kSä ns diep^ aU päre t ban §aku.
Wie viel Geld du in der Tasche hast, so viel Gdd
macht die Blutbusse für dich aus.
191. mos e perzi mütin, se Uelbet.
Rühre nicht den Koth durcheinander, denn er stinkt
192. 8 kä te ngim^ me ts pä ne hi^n.
Er wird nicht satt, dich auf dem Pfahl zu sehen (d. h.
er ist schadenfroh).
193. ts do n krüpen ne si}.
Er liebt dich wie eine Salzkrume im Auge.
194. me iii «§ mW Sef düHiän,
Mit einem Äuge sieht der Mensch die Welt (d. h. ein
einziger Sohn oder ein anderes theures Wesen ist Glück
genug).
195. Uoft ku vetdß e humulöft.
Er sei dort, wo es blitzen und donnern möge (Ver-
wünschungsformel).
196. lerg iH}8 e lerg z^ret.
Weit von den Augen und weit vom Herzen (= aus
den Augen, aus dem Sinn).
197. nuk kapet dilHiäja me dör.
Die Welt kann man nicht in die Hand nehmen (d. h.
man darf nicht das Unmögliche anstreben).
198. mördeja po mef e 8 jep, ee Mri mef e jep.
Der Tod nimmt und gibt nicht, der Mensch aber nimmt
und gibt (wird von schlechten Zahlern gesagt).
199. me kenrue me pu§k bo§.
Mit ungeladenem Gewehre sich wehren (von einem
Kaufmann, der ohne Capital arbeitet).
200. bäb, bdb! ban se t ^cte edi M pertäik t a per^ds.
Vater, Vater, mache, dass ich wachse und dich um
eine Spanne überwachse (= was du Anderen anthust, wird
man dir in höherm Masse anthun).
AlbtnadMtae Stndira. 71. 21
201. me pas harkun sä i gaM^ me p&rpi lopsn me gid- viR
Einen Bauch wie ein Fass haben, die Kuh mit dem
ganzen Kalbe verschlingen (von einem, der viel Geduld
und einen guten Magen hat).
202. me dal lüg e läme.
Herauskommen als gewaschener Löffel (d. h. arm
und bloss).
203. o ti Marisi em veld^ m i jep du dit uhd, t a ngri pläken
me §%& § kä,
O März, mein Bruder, leihe mir zwei Tage, damit sie
die Alte mit Allem, was sie hat, erfrieren lassen (Scherz-
reim mit Bezug auf das in Albanien früher als in Mittel-
europa eintretende sogenannte Aprilwetter).
204. 'me dal Bunen n k^m (=^ me kam).
Die Bojana zu Fuss passieren (d. h. waghalsig sein).
205. katüni ke duket nuk do kolduz.
Das Dorf, das sichtbar ist, braucht keinen Wegweiser
(d. h. notorische Dinge brauchen keines Beweises).
206. m u §et n halt.
Sich im Schlamme befinden (d. h. in Verlegenheit).
Erklärungen und Yerglelchungen.
Bei den Vergleichungen habe ich mich auf die anderen
albanesischen Sammlungen (s. Verf. Byzant. Zeitschrift DLI 398)
und auf griechische und türkische beschränkt. Zusammen-
stellungen neugriechischer Sprichwörter hat EotUMBACHER, Mittel-
griechische Sprichwörter (München 1893) S. 28 ff. aufgeführt,
die ich in der Byzantinischen Zeitschrift III (1894) S. 397 f.
vermehrt habe. Dort ist auf die Ausgaben türkischer Sprich-
wörter, auf rumänische, serbische und bulgarische Sammlungen
hingewiesen und die Wichtigkeit der Zigeunersprichwörter be-
tont worden.
Nr. 2. Aehnlich toskisch bei Mitkos Nr. 124: in^n dita
k i ^one derit Tevint: es kommt der Tag, wo man das Schwein
Cavalier nennt. Man kann auch Osmanische Sprichwörter
Nr. 381 vergleichen: gojun bulunmadighi jerde kedije 'abdür-
rahman 6elebi derler: wo Schafe fehlen, tituliert man die Ziege
,Junger Herr Abdürrahman*.
22 Xn. Abbandlmir: Meyer.
Nr. 6. Aach toskisch bei Mitkos Nr. 298: pTaka me nz
demp hangri üs KütSt.
Nr. 8. Toskisch bei Mitkos Nr. 363 : maR me mal «
pifietSy po jo Aeriu me fieri (Mitkos hat hinter po ein falsches,
wahrscheinlich aus Dittographie entstandenes jOy das den Sinn
des Sprichworts zerstört). Osmanische Sprichwörter Nr. 287:
dhägh dhägha uläsmcus insän insäna uläiür: der Berg nähert
sich nicht dem Berge^ der Mensch nähert sich dem Menschen.
Vgl. Reinsbero-Dürinosfbld I, Nr. 173. Wakder I, Sp. 312,
Nr. 9—14.
Nr. 9. Toskisch bei Mitkos Nr. 250 : pä ngrene h^den^
8' UeSbeii wenn man keinen Knoblauch ist, stinkt man nicht.
Nr. 12. Toskisch bei Mitkos Nr. 83: grüaja eHe lei-gfat
e men-ikürtere: die Frau ist langhaarig und von kurzem Ver-
stände. Türkisch (nach Rappaport) ^awreüü aaös üzün, ^agk
gssa: die Frauen haben die Haare lang, den Verstand kurz.
Wandbr II, Sp. 221, Nr. 82: Langes Haar, kurzer Verstand.
Nr. 13. Toskisch bei MrrKos Nr. 423: SpcUa e trimit ede
sofra e zemerbardit nuku pritet kure : das Schwert des Tapfem
und die Tafel des Gutherzigen versagen sich niemals.
Nr. 15. Vgl. REiNSBERG-DüRmasFELD n, Nr. 653: Wie man
in den Wald schreit, so schallt es wieder heraus, mit zahl-
reichen Parallelen. Wandbr IV, Sp. 1769, Nr. 46 — 50, eben-
falls mit Vergleichungen.
Nr. 17. Vgl. Wandbr III, Sp. 881, Nr. 70: Jedem Narren
gefUlt seine Kappe wohl.
Nr. 18 steht schon bei Blanghus S. 213, Nr. 66: Aa gür
z ban mür. Rossi S. 340: M gür z ban mür; JarnIk Nr. 24
M gur z ban mür. Vgl. Wandbr IV, Sp. 810, Nr. 52, wo das
gleiche türkische Sprichwort aus Cahibr, Quelques six mille
proverbes et aphorismes usuels, Paris 1856 (mir nicht zu*
gänglich) angeführt wird.
Nr. 23. Rossi S. 340: pei^ku po ßlön me u KeJhei prei
krejety der Fisch fängt an vom Kopfe aus zu stinken. Slam-
CHUB S. 210, Nr. 39: peiku mä pare UeJbeie nde krüetj der
Fisch stinkt zuerst am Kopfe. Dozon S. 123, Nr. 12: peiku
nga koka Ketbet, der Fisch stinkt vom Kopfe aus. Mrncos
Nr. 375: nga krüet Ketbets peiku. Türkisch: balsk baidon
kokär, Osmanische Sprichwörter Nr. 133: der Ksch riecht
▲ItaDMiaoli« StodUn. Tl. 23
vom Kopfe. Vgl. RBiNSBBao-DORiNaBFBLD I, Nr. 466. Wandbr I,
Sp. 1028, Nr. 21 : Der Fisch fahet am Kopf an zu stincken.
Nr. 27. Toskisch bei Mitkos Nr. 352: ^imi ma setS $oks
ke, ts U d-om 86 taiti jS: sage mir, was ftLr Genossen da hast,
so will ich dir sagen, wie beschaffen du bist. Zahlreiche Ver*
gleichangen bei Rbinsbbro-Dürinosfbld X, Nr. 498 und bei
Wanbbr IV, Sp. 1410, Nr. 13: Sage mir, mit wem du um-
gehst, ich will dir sagen, wer dn bist.
Nr. 28. Nach Rappaport entspricht diese Redensart der
nnsrigen: ,Einem einen Floh ins Ohr setzen^, zn der Wandbr I,
Sp. 1076, Nr. 57 einige Parallelen anführt, z. B. französisch:
on lui a mis la puce ä Voreille oder on lux a mis martel en
tete; holländisch: hij heeft eene vloo (oder luis) in het oor.
Nr. 29 hat dieselbe Bedeutung wie Nr. 28.
Nr. 32. Das Gegentheil ist ausgedrückt in italienischem
chi ya piano, va sano, kürzer in unserem Eäle mit Weile
(REnüSBBRO-DüRmosFBLD I, Nr. 339). Das im Germanischen
(Wandbr II unter ,Hündin': ,Die eilende Hündin wirft blinde
Junge' oder ,Wenn die Hündin nicht eilte, würfe sie nicht
blinde Junge', wo eine lettische und eine kleinrussische gleich-
bedeutende Wendung verglichen wird) und Romanischen (Rbins-
BBRo-DüRiNGSFBLD I 340) Vorkommende Sprichwort von der
Hündin, die aus Uebereilung blinde Junge wirft, ist auch im
Orient verbreitet; mittelgriechisch bei Erümbachbr, Mittel-
griechische Sprichwörter S. 118, Nr. 16: 'H oxuXa (ncouffa!I6[iL6viQ
vy^'kk xouXoüXta xivet, die Hündin wirft in der Eile blinde Junge;
vgl. auch S. 153 mit neugriechischen Parallelen, denen ich in
der Byzantinischen Zeitschrift IH 402, Nr. 16 aus dem Pelo-
ponnes zugefügt habe: 'H ax6X' dncb x^ ß{a vti^ ^ewocet orpaßi
xaiStd Tv)^ (so ist PAPAZA-FmopuLOs 350 zu verbessern). Dort
habe ich das Sprichwort auch aus dem Albanesischen nach-
gewiesen : Blanchus 45 : bu^tra Ui ngütete me piele bqn kelÜSt
te verbene, d. h. die Hündin, welche sich mit dem Wurfe beeilt,
bringt blinde Junge zur Welt. Rossi S. 340: mitSiga ngutsme
bqn klüSat t verbüeme (diese beiden scutarinisch) ; toskisch bei
MiTKOS 367: büHera Ke ndzitön iuma, piel keliiist te vMere,
die Hündin, welche sich sehr beeilt, bringt blinde Junge zur Welt.
Nr. 41. Der Sinn ist: Ein gebranntes Kind fürchtet das
Feuer.
24 XII. Abbandluf : M«y«r
Nr. 42. Toskisch bei Mitkos Nr. 332: du e mir« duket
nde men^h: der schöne Tag zeigt sich in der Frühe.
Nr. 46. Bei JarnIk Nr. 33: moH s ke pula^ ii mos ban:
da da keine Hühner hast, so mache nicht ^isch^ is ist wie
hier hü ein Rnf, um Hühner zu locken.
Nr. 47 hat die Bedeutung ^Schnster^ bleib bei deinem
Leistend Schon altgriechisch ^Sot xi<; ^v haazoq ti^dr^ xe/yr^t.
Wandbr IV, Sp. 399, Nr. 10 hat zn dem dentschen Sprichwort
die Variante: Der Schuster geh' zu seinem Leder, und der
Schreiber behalte die Feder. Dem deutschen Sprichwort ent-
spricht genauer das lateinische Ne sutor ultra crepidam. Zahl-
reiche romanische Parallelen, wo die genannten Handwerke
mannigfach wechseln, führen Rbinsbbro-DOrinqsfbld II, Nr. 338
an. Ein orientalischer Ausläufer steht bei M. Lewin, Aramäische
Sprichwörter und Volkssprüche (Erlanger, Doctordissertation
1895), S. 55, Nr. 8: Man bläst auf einem Hom in Rom: Sohn
des Feigenhändlers, verkaufe deines Vaters Feigen.
Nr. 48 bedeutet nach Bappaport ,Un8inn redend Diese
Erklärung ist ihm wohl von seinen albanesischen Gewährsr
männern mitgetheilt worden und verdient deshalb Glauben.
Nr. 50. Vgl. unten die Bemerkungen zu Nr. 85.
Nr. 51. Dasselbe scutarinisch bei Blanchus Nr. 52: kui
diet nde det^ e yan nde krüpet (Wer ins Meer scheisst, findet
es im Salze). Ganz identisch mit unserer Fassung ist die
ebenfalls scutarinische bei JarnIk Nr. 29: ban e n det, ae e g(n
(jARNtK schreibt d'en) n krüp.
Nr. 52. Rapp. weist auf die gleichbedeutende wienerische
Redensart ,geng'ns bad'n' hin.
Nr. 56. Rapp. fasst hier fuve ,Backofen^ als ,Hölle'. Mir
ist diese Bedeutung sonst nicht bekannt, und ich glaube, der
Sinn kann einfach der sein, dass manche Leute arm werden,
weil sie zu viel Geld in den Backofen stecken, d. h. weil sie
zu viel und zu theuer essen.
Nr. 58. Der Sinn ist, vorzeitige und überflüssige Vor-
bereitungen für etwas treffen.
Nr. 63. Der Kukuksruf bedeutet für die Albanesen
(und auch sonst vielfach) Unglück.
Nr. 09. Gewöhnliche Redensart, mit der die Albanesen
alle Neuerungen, auch die nützlichen, ablehnen. Rapp.
AlVuiesisebe Stndien. YI. 25
Kr. 72. Scutarinisch bei JarnIk Nr. 23: ^ha pä aH
&en kriiet me fait^ die Znnge, die keine Knochen hat, zerbricht
den Kopf mit dem Schädel. Toskisch bei Mitkos Nr. 341 : §uha
e§te 8 käy e eitera -^iien, die Zunge hat keine Knochen und
zerbricht Knochen. Türkisch, Osmanische Sprichwörter 232:
dilsfi gemigi jokdir ammä gemigi geräTy die Zunge ist ohne
Knochen, aber sie bricht den Knochen. Griechisch: i% YXcocaa
rJ)%tak(x 8ev iy&i r.a\ K6x>taXa Taoxil^st. Germanische und romanische
Parallelen bei Rbinsbbrg-Düringspbld II, Nr. 744, und bei
Wander V, Sp. 632, Nr. 45; Sp. 633, Nr. 49. 50.
Nr. 74. Vgl. das aramäische Sprichwort (Moses Lbwin
S. 29, Nr. 4): Berausche dich nicht, so wirst du nicht stln-
digen, wozu Lewin noch einige Parallelen aus Sentenzen der
rabbinischen Litteratur beibringt.
Nr. 79. Toskisch bei Mitkos Nr. 301 : g^ie neri he» i^e gür
nde Pume, e ne kint z mundin t a ndziefsn, öin Mensch wirft
einen Stein in den Fluss, und hundert vermögen ihn nicht her-
auszuziehen.
Nr. 80. Quando conveniunt Catharina, Camilla, Sibylla,
Sermones faciunt et ab hoc et ab hac et ab illa.
Nr. 81. Eine Variante der biblischen Sentenz, Matthabüs
VII 3 t( Ik ßXdxei; TO %dp<^o<; to Iv tw 5(pOaX|JLw toO d^eX^oO «rou,
Ttjv 8^ iv TW cw ö(pOotX|xw 5oxbv oh xaTapost; (vgl. Lukas VI 41).
ZüNZ, Gesammelte Schriften, Berlin 1876, III 294 will nach-
weisen, dass der Priester und Mischnalehrer Tarfon diesen
Spruch zuerst gebraucht hat.
Nr. 85. Rapp. hat nicht ganz richtig übersetzt: statt ,die
Schwiegermutter spricht, damit man die Schwiegertochter höre',
muss es heissen ,damit es die Schwiegertochter (e reja ist No-
minativ) höre^ Darum habe ich auch Nr. 50, das mit Nr. 85
den nämlichen Sinn hat, geändert; Rapp. hat aufgezeichnet:
foli per me nije rejan, und tibersetzt: Er [wer?] sprach, um
seine Schwiegertochter zu hören, e rejan ist keine Accusativ-
form, diese heisst te rensy es muss, wie in 85, e reja als No-
minativ heissen. Als Subject foli ,sprach' habe ich ebenfalls
viehra eingeschoben: Die Schwiegermutter sprach, damit es die
Schwiegertochter höre. Diese zwei also identischen Fassungen
beruhen auf dem Missverständnisse eines bekannten griechi-
schen Sprichwortes, tlber das E. Kürtz, Die Sprichwörter-
28 Xn. Abbudlviiff: M«y«r.
austoben. Es ist einer von den drei Rathschlägen , die in
vielen Märchen ein weiser Mann einem in die Fremde ziehen-
den Jünglinge mit auf den Weg gibt^ manchmal sogar ihm
verkauft. Ich beschränke mich darauf; drei Beispiele anzniführen,
die ich in diesen Tagen gelesen habe: 1) in einem neugriechi-
schen Märchen, al Tpsi^ (rj{jLßouXa{ [statt dieses scheusshchen
Litteraturgriechisch muss es heissen ot TpsT<; oupißouX^g], das in
der kleinen Volksausgabe t^c v£a 50 icapaiAuOia -coO Xaou av6iBo7z^
ouXXeY^vT« x.at ^poL^irza wo 'Avrwvioü Et. Tetapylon^ Athen 1894, auf
S. 44 ff. (als Nr. 21) steht. ^ Hier lauten die drei Rathschläge:
1. Frage nicht nach Dingen, die dich nichts angehen; 2. Biege
nie von der Strasse ab, die du gehst; 3. Wenn du zürnst, so
schiebe die Vergeltung für das dir angethane Unrecht bis zum
nächsten Morgen auf. Nachdem die Erinnerung an die zwei
ersten Rathschläge den jungen Mann reich gemacht hat, kehrt
er in sein Haus zurück und bittet seine Frau, die ihn nicht
wieder erkennt, um gastliche Aufnahme. Sie sagt ihm, ihr
Mann wäre schon längere Zeit verreist, und deshalb könne sie
ihn nicht ins Haus lassen, er ipüsste im Stalle schlafen. Jannis
— so heisst der Held — begab sich dahin und sieht von
dort einen Mann mit einem Rucksack auf der Schulter ins
Haus gehen. Er dachte, dass das ohne Zweifel ein Räuber
sein müsste, und erhob das Gewehr, um ihn zu tödten. Da
fiel ihm aber der dritte Rath ein, und er stellte die Flinte weg.
Am andern Morgen erfuhr er, dass er, wenn er Abends, seiner
Aufwallung nachgebend, geschossen hätte, er seinen eigenen
Sohn getödtet hätte, denn dieser war es, der während der
langen Abwesenheit des Vaters gross und schlank geworden war.
Identisch sind diese drei Rathschläge in dem Märchen
,Die drei Rathschläge', das Erzherzog Ludwig Salvator in
seinen ,Märchen aus Mallorca' (Würzburg und Leipzig 1896,
Leo Woerl) bekanntgemacht hat. Nur der dritte ist in eine
allgemeinere Sentenz gekleidet, kommt aber in der Erzählung
^ Das Büchlein ist eine Fortsetzung oder eine Concnrrenzarbeit sa den
38 JC«pa|jLu6ia tou XaoO ovIxSpra auXXrjfivxa xat ypo^ivta et« Sij(iei8ij yXtuw«
uno A. A£p(ou. Athen ohne Jahresangabe. Hier ist die Volkssprache besser
festgehalten als, in der anderen Sammlung; beide haben aber etwaige
dialektische Unterschiede verwischt, und beide geben nirgends die Orte
an, wo diese wirklichen Volksmärchen aufgezeichnet sind.
Albftnesisch« StadMn. VI. 29
ganz auf dasselbe heraus wie im griechischen Märchen. Sie
heissen hier: 1. er solle nie die alten Wege für neue vertauschen;
2. er solle nie fragen^ warum eine Sache sei und warum nicht;
3. er solle, bevor er eine Sache beginne, dreimal darüber nach-
denken. Auch er kommt unerkannt nach langer Zeit in sein
Heimatsdorf; von der Terrasse eines Nachbarhauses sieht er
am Fenster seine Frau an der Seite eines Geistlichen. Er
vermuthete ein Verhältniss zwischen beiden und wollte sie er-
schiessen; da dachte er an den dritten Kathschlag und setzte
das schon erhobene Gewehr auf den Boden. Dann frug er
die Nachbarin, was man in seiner Abwesenheit seiner Frau
nachgesagt hätte, und sie antwortete, dass sie eine sehr recht-
schaffene Frau sei und nach ihres Mannes Abreise einen
Knaben geboren hätte, der, nachdem er erwachsen war, Geist-
licher geworden sei und am nächsten Tage die erste heilige
Messe lesen werde. In diesem Märchen bekommt der Mann
die drei Warnungen als Ersatz seines Lohnes für mehrjährige
Dienstleistung.
Ein drittes Beispiel von drei Rathschlägen, die ein junger
Mann theuer kauft, findet sich in der Sammlung ,Lieder und
Geschichten der Suaheli, übersetzt von G. Büttner' (Berlin
1894), in einem Märchen ,Die drei Worte' (S. 100 ff.). Hier
stimmen aber nur zwei von den ,Worten' mit den Rathschlägen
der zwei besprochenen Märchen im Allgemeinen überein, das
dritte ist ganz verschieden. Sie lauten nämlich: 1. Wenn du
etwas siehst, so sprich kein Wort darüber, und wenn du ein
Wort sprichst, wird etwas über dich kommen; 2. Wenn du
auf der Reise bist und die Sonne untergeht, so lagere da, wo
du gerade bist, und selbst wenn du den Ort schon sehen
kannst, wohin du willst, lagere dich da; 3. Wo man dich drei
mal zum Bleiben nöthigt, da bleibe. Dieses letzte Wort wird
in einer Erzählung verwendet, die in den besonders durch
ScHiujaR'B Gedicht ,Der Gang nach dem Eisenhammer^ be-
kannt gewordenen Geschichtenkreis gehört. Ein indisches
Vorbild hat A. Wbbbr nachgewiesen (,üeber die Geschichte
vom Kaufmann Campaka^ Sitzungsberichte der Berliner Aka-
demie 1883, S. 567 ff., Nachtrag dazu S. 885 ff.). Eine andere
Parallele aus dem Indischen ist die im 20. Capitel des Kathä-
saritsägara von Somadeva (üebersetzung von Tawnby I 152ff.)
30 Xn. Abhudliuiff! Meyer.
erzählte Geschichte von dem Brahmanen PhalabhQti UDd dem
KönigssohnC; der für den vom König zum Tode bestimmten
Brahmanen durch einen Zufall selbst sterben muss; schon Bbnfet
hat im Pancatantra I 321 an dieses Märchen die Elrinnenmg
an den yGang nach dem Eisenhammer' geknüpft. Zahlreich
sind die Bearbeitungen des Stoffes in der italienischen Novelli-
stik, schon in den Cento Novelle antiche, Nr. 66 in der Re-
cension von Borghini, von Biaoi in seiner neuen Ausgabe
nicht aufgenommen; in den Hecatommithi von GmALDi Cinthio
VIII 6; bei Bandbllo I 24. Auch der Spanier Timonbda hat in
seiner XVII. Patrana den Stoff behandelt. Weitere Nachweise
findet man bei D'ancona Studi (Bologna 1880), S. 346 f. und bei
Oesterlby zu Gesta Romanorum 283 auf S. 749 seiner Ausgabe.
Ebenda S. 727 zu 103 sind zahlreiche Behandlungen der Ge-
schichte von den drei verkauften Weisheiten zusammengestellt.
Nr. 102. Toskisch bei MrrKos Nr. 135: t ngöpuri s kuitan
te üretin; der Gesättigte denkt nicht an den Hungernden.
Osmanische Sprichwörter Nr. 300: &oq ne bilür ädien hälin-
dauj was weiss der Satte vom Zustande des Hungrigen.
Nr. 103. Toskisch bei MrrKOs Nr. 3: put e hüaje duket
me e maimsj die fremde Henne erscheint fetter. Scutarinisch
bei JarnIk Nr. 52: Uopa n nor ioUit duket e made; das kleine
Stuck erscheint gross in der Hand des Nachbarn. Osmanische
Sprichwörter Nr. 375: qomSu &äught qomsuja qäz görinur; des
Nachbarn Huhn scheint dem Nachbar eine Gans. Wander HI,
Sp. 823 ff. hat mehrere hieher gehörige Sprichwörter, z. B.
3 Auf des Nachbars Felde steht der Flachs immer am schön-
sten; 111 Nachbars Kirschbaum trägt immer bessere Kirschen
als unserer.
Nr. 108. Auch bei JarnIk Nr. 45 gleichlautend: kaiata
e made t dzen fötin ^ der grosse Bissen nimmt dir die Kehle
ein. Osmanische Sprichwörter Nr. 205: 6oq qojunun ioq quzusu
olur; wer zu viel umfasst, heimst wenig ein. Französisch:
Qui trop embrasse, mal etreint; vgl. die romanischen Parallelen
dazu bei Rbinsberg-Doringsfeld II, Nr. 552.
Nr. 109. Toskisch bei Mitkos Nr. 278: kui ndän, Kän;
wer vertheilt, weint.
Nr. HO. Vgl. Osmanische Sprichwörter Nr. 25: adam
iqrärindan haivän julärindan; Menschen nimmt man beim
AlbanoBiMhe Studien. YI. 31
Worte y Thiere beim Zügel. Genauer stimmt überein das tos-
kische Sprichwort bei Mitkos Nr. 407: kau lidet per bnreS e
Äeriti lidet per §uhe. Die Kuh wird an den Hörnern gefesselt
und der Mensch an der Zunge.
Nr. 120. Scutarinisch bei Blanchus S. 212, Nr. 60: na
Kind [es fehlt Uefs] te kuituem [Bl. hat geschrieben teucituern]
8 pagu^ene M U paguem, und bei Rossi S. 340: ni leint leere
t kuitimevet 8 län fii hordzi; einhundert Wagenladungen Ge-
danken bezahlen nicht (bei Rossi waschen nicht weg) ^ine
Schuld. Osmanische Sprichwörter Nr. 171: hlh ^äae hir hordi
ödemezj tausendfacher Kummer zahlt nicht ^ine Schuld. Tür-
kisch bei Decoürdemanche Nr. 216: Mille larmes n'acquittent
pas une dette. Mit der albanesischen Fassung stimmt überein
die lombardische und bergamaskische : ii car de penser no
paga ü quatri de debet] ein Wagen voll Gedanken bezahlt
nicht einen Quattrino Schulden, und genauer noch die neapoli-
tanische: cento carra di pensieri non pagano un quattrino di
dehito. Eine reiche Fülle von Varianten aus dem Germanischen
und Romanischen findet sich bei Reinsbbro-Dürinosfeld II,
Nr. 366. Wander IV 632 flF., 17 Ein Pfund Sorgen bezahlt
kein Quentlein Borgen; 30 Hundert Pfund Sorgen bezahlen
kein Loth Borgen; 31 Hundert Wagen voll Sorgen zahlen
nicht eine HandvoU Schulden. Auch Wander bringt viele
ausserdeutsche Varianten.
Nr. 121. Scutarinisch bei JarnIk Nr. 32: e nep M pare^
me hl n vaie, por nep M Jcinn e z munn daU; du gibst einen
Para, um zum Tanz Eintritt zu bekommen, aber du gibst
hundert, und du kannst nicht hinausgehen.
Nr. 123. Rappaport vergleicht das italienische Sprich-
wort: 8ta dritto come un cazzo di Turco,
Nr. 125. Aehnlich toskisch Mitkos Nr. 322: mos uhin ür
e mk te SkoA i mir e i tik; werde nicht zur Brücke und zum
Stege^ über den der Gute und der Böse geht.
Nr. 131. Toskisch Mitkos Nr. 261: h^vH rihet sä sSt i
ndzihets; das Eisen wird geschlagen, so lange es heiss ist.
Deutsch: Man soU das Eisen schmieden, weil es heiss ist, und
dazu viele germanische und romanische Parallelen bei Rbinsbero-
DüRiNOSPELDl,.Nr. 405 und bei Wandbr I, Sp. 801, Nr. 36.
32 Xn AMuAnff: M«j«r.
Nr. 135. Bei JakkIk steht Nr. 11, ebenfalls scutarinisch:
kcdit mir ito i tadHuy das heisst, dem guten Pferde vermehre
das Futter. Ich glaube , dass JakxIk den ihm von seinem
Scutariner mitgetheilten Satz ungenau aufgezeichnet und dann
einiges geändert hat. Das Sprichwort wird gerade so gelaatet
haben wie unsere Fassung, mit Fehlen des letzten Wortes
vetit; denn diese Bedeutung gibt der Sentenz einen viel vor-
nehmeren und eigenthümlicheren Inhalt.
Nr. 134. Toskisch bei Dozon Nr. lö: kui 8 kä puhn,
ha [Dozon unrichtig kd] «oPen; wer kein Huhn hat, isst eine
Krähe. Der Sinn ist: In der Noth frisst der Teufel Fliegen.
Nr. 135. Vgl. das türkische Sprichwort bei Dbcocrde-
MANCHE 381: Le pain (Tautrut ne rassaaie pa$ le venire.
Nr. 136. Vgl. das toskische Sprichwort bei MrrKOs Nr. 2^1:
U kerkai e getj slü Hroi fjet; was er suchte^ findet er, wie
er sich bettete, schläft er.
Nr. 140. Rapp. vergleicht die Redensart: c€ n'egt que U
premier pas qui coüte,
Nr. 154. Vgl. Nr. 97.
Nr. 158. Aus Fjeri bei Dozon S. 122, Nr. 2: % buti i
humti; der Sanftmüthige, der Verlorene. Von Dozon wird es
mit dem französischen Sprichwort qui se faxt moutoriy le hup
le mange verglichen.
Nr. 159. Toskisch bei Mptkos Nr. 155: ku rafia, mos u
vrafia; wo ich falle, möchte ich nicht getödtet werden, eben-
falls mit der Erklärung erl pi^oxivduvcüv ayOpcEnrcov.
Nr. 162. Mitkos Nr. 257 hat als toskische Form: tek eiU
pBri i hoUj atie kspütete; wo der Faden dünn ist, da wird er
abgeschnitten.
Nr. 170. Toskisch bei Mitkos Nr. 224: debora sH e barde,
po e djesin Icenat; der Schnee ist weiss, und doch bescheissen
ihn die Hunde.
Nr. 196. Wlislocki, Armenisches Sprichwort aus der
Bukowina: Aus den Augen, aus dem Herzen. Auch sonst
sehr weit verbreitet. W ander I, Sp. 170, Nr. 25, 26. Reinsberg-
Düringsfeld I, Nr. 126.
Nr. 205. JarnIk Nr. 38 (scutarinisch): katunni ki dukä,
kollauz nuk doy das Dorf, das sichtbar wird, braucht keinen
Wegweiser.
AlbuMiMba Studien. YL 33
n. Lieder.
A. Scherzlieder.
1.
1. ne /li mal dü eda baSk
haiHn gi& e pUin uj ;
jata, ku i kan tretun, oh!
Hl nuk del me ^Stun^ oh!
del e drei e zoja Lerne.
2. ,w u hcfi e reja nänes s eme!^
,t€ päSa ne votra t eme!^
^amdn, näna^ me /e/rf/'
,pri<, moi hlJBy sä piUet Tnqni/
3. ybesa! nän me ^er tagäni,
mori nänay me fejö!*
jprit, moi blje, sä plKet mola.^
fiesa, hese, me kä §kue koha}
2. Spottlied einer Maltsörin über ihren Mann
(im Maltsörendialekt).
mori darda dimenore,
Ue bane burin Jii mofef
voita, Kova na mut^n-e
per me mlue do me elpi te zl-e;
pritay prita dere fte kini-e, 5
ei se m erd as kpi as d%-e.
imna furken ne br^s-e,
voitOj Skova ne wi^/fn-«,
mitin e Kita nner d-es-e,
buHn e Itda per br^a-e, 10
mitin e Kita ne mage^
buHn mrama s arket-e.
erd mitea m a gerdiStiy
erd mfai e perpfni,
erdi datsi e fv/rfutatsi, 15
e m a len fii grim te vogely
e po m duket ei kuts i vot8ei\
Sitaangsber. d. phil.-hist. Gl. CXXXYI. Bd. 12. Abh. 3
34 Xli- AbbaadliiBf: Meyer.
3. (Aus Scutari.)
qSt i koS e t {oj,
leS mr^ e lei jaStj
qH t koJ^ e i lai
ngerda u lets e ifQnt mr^,
t kuKin e mlmn,
leS per lei perpücena,
4. (Aus Scutari.)
mori pidi rokatü!
i &ot karij a m delf
une t delj mori fai-zij
8 je i zöti me m a ^t|.
Afnf fort, del i 6wi,
iHn derd t^ns tri^.
5. (Maltsorisch.)
mori e mlra Ue ri ns ßr,
a m a fal nay Üb permir.
tsiUi^ mitsi!
t u ngwt Utf^ü te ka&itai.
B. Liebeslieder.
L
1. une er da prei gerbetity
e m u bq du 0 tri viety
zoti i Ht iimri dauletit —
kena bq kai her terbijet.
2. allähu ka bq emr^
per me hl na kapsäne^
mue me fi dima ne z^mr,
e me tSü ne hastahäne.
3. erd heJcimi per me me päy
me da iii bar per me pl,
plasa i mirit tuje kjä:
m u doy z^mer e mu,ikenL
▲Ibftoesiaehe Studien. VI. 35
4. ,2>a nigöy mori heßim,
mli sift e 7ns Hkö mir/
/nie hin idin fitil;
8% t% a bq, halt se dl,'
5. fpara pema piKet Uerstja^
edi di t a vien tui dze;
kur z mafojin hcHet e mlja,
dere sa te des e ts hj, na deJ
6. pa t a Ues kqngen me säze^
kabahetin me m a-fal,
pei bukurtjet m i bcpi näze^
e ms flet 81 papagal.
2.
mori lüle! moi bsrbfitSe!
a 8 na Uilni^ na gszonif
8ä jeHle e sä ts küUe
düHiAn Üb zbukuroni!
mori lüle! k u ^et simj^t? 5
pritme boren, ders sä u tret,
dimnit me i fal me Snet,
vien behäri nuk na nyet
mori lüle, §i9' sä jeni,
Toq ts pären tsilen keni? 10
vezir kemi dranafiten,
padiSäh kena karaifilen.
gi& malet ns ätat ms kan rä,
me mue ss po flet diilbSri,
§okt e ml rid&ä e kan bq,
nuk kam baß un i mieri,
m^t e mlja tsöhen talds, 5
me gazep v}n si dMi.
buzen m a kB ind£iy elmds,
ns i§kodsr sä v^het kilm&ti.
fievay dial, se t ka dal lija,
ede erda me ts päy 10
3»
36 Xn. Abkudlmr: ]f«7«r.
mos t u priH bukwrija —
sebdb t u bqji e mira »eodä.
4.
na bastüi cLÜkrija,
88 kemi kui t a vim fax;
veK t a riß Perennija;
mori zftnr, se te kam dan:
6 ban u gur e durö ium,
8 Jena, s Jena ne di t on,
jabandii ne dS t hüt,
5.
kur t a päi silni bard, bre dial f
jUy bre iok, tSe m a rotulönf
81 8ahäti kiste dal,
pertSen arit kur m a Uiönf
5 mor^ iok t jam u diftuej
na let blni sunt e zi^
ai H/cön me na harue^
8% me wifi pa^e vrä iMrin.
8Üni bard qH i Hjem,
10 kur m i ul atö tSerpdl,
oHku e vrave färe,
e 8 i le Tnq te §al,
6.
1. §kova ms pre M jfpi kumül,
m u padit M vää e bukur,
yhik m Uj väSe, e Spor m u mejet,
8e mi dzare m^ prei krget/
2. ,n« ti dzjeHa m^t prei krejet,
ed4 daltia fejet,
daltsa fejei e imanit,
me vraft näta Ramazänit/
3. fBamazänin e Mnoäa,
Bairämin mos e gezoSa,
Ramazäni vien per viet,
dülbärat zoti na i treV
AlHnesiMhe Stadien. VI. ' 37
ydülberat zoti na i trety
lii 88 na nepin muhah4t;
muhabeti M kesdi bule8y
pod langu zogut pules/
^muhabeti kssdi kaureieSy
poH rü6i % venSStes,
muhabeti dielmvet t8 rl^
posi rüSi redzi0.^
1. mori e vogla! 8% florina
perml hazna dzevahira,
aStü m je mml SoJcet t üja — medet!
2. 8Üni s^ posi fildiqni^
buzen kuU posi merd&äni,
aHü m jB mml SoJcet t üja — meddt!
3. me dit ti 8ä fort ts du,
8Ü e veüa e t ü,
aStü m je mml SoKet t üja — medet!
8.
1. 8% te kam daätun tü,
moi zülüf e zeza!
nuk ts kam nrue per 8Ü,
moi fäk e zEza.
2. medit! se jam kuitue,
m^i z^mer jalane !
8e me ban hile per mue,
moi e pä — im^nel
3. ketä dielte e rl,
mori e pä beea!
per tü 88 Jan u iftrf
mori fdJc e zBza,
4. beli M pertSik
te jam kpi bq aSik,
beli M pelam,
e kB djeg dürMn.
38 Xn. AbkaaaioBc: Mey«'-
9. Der verliebte Hod2a.
1. ms biamilli dülbBrity
per M roh, Üb qH insdn,
ti lütem — rahmäni rahim —
eSku % ti ts b^t imdn.
2. ni^ö dialf Üb '9ot musüni:
aäik zSza z jinet kudö,
Jan xspätet e rahlmitj
riy moi goJBy e mos bisedö.
3. hoKa herkj v^na külahj
ksai sevdd ss ^eia tSäre^
k^ka d'an: el-hüUmu lilldh
m u SOS e m u humb färe,
4. fiektö beita mir e fola,
permbi kqngs e rnfna mret —
fiB fäStB meidänit edi dola,
po nlsem psr at jet.
10. (Scutari.)
1. daim se m kB rä tib firdk^
se i^skStü §kohet gsrheti,
yarpnin nen gur e helmön,
Jena tretun pe vilajetit.
2. lU me daltisun ner tespth^
si billbül d-rasin e Jcäiy
riy mori z^mBr, e del e Sikon,
se tS po hieki i Sumi insdn.
C. Epische Lieder aus Seatari.
1. AU der Pulverthurm der Festung von Seatari vom
Blitz getroffen in die Luft flog.
l. M tB dÜB ffija f5—
ns Venedik u müf veSt —
diebhdneja u nnSz ne kald —
zoti ms fal äkodrsn nB doH.
AlbanesiBche Studien. VI. 39
2. atö Skret nobettH
fär niiänit ne to 8 u jet,
hiitiln i hoK ne i>rj,
bai böy per ahJcamBt,
3. w' at dakikj ki Skrepi moti,
tdbäki i§uli me temdlj
na ta dlm, ki fiikü zoti
na hien deken pa adzü,
4. n' at dakiky ki u nnez teböjay
dürhäja u frikue,
fd Uin vet Uene ne hapedneja
madnlja zotit e kiSe peHue.
5. te keSt^t ne pazär e kan Uilue,
86 iS bq Tnq gazep;
du mui Slju pä puiue
atü k^nka M hükmet.
6. gurt u hodin per havd,
88 lan Mri pä zaptuCy
KU 08 toke nuk u päy
pazär kj6 tu r^nue,
7. nuk Jane fial per tu fol
Jan per kiSe dJtami;
deri Sp^nt jan habity
§ka ban i mädi PerennL
8. spia i pä Jcilue n' ajazme,
ter kanen tui e hqnger dzet;
paS kalds pat kepüt Jcäfen,
eii pedzeret i kan rä krU,
9. ai u ul me ^i^ tabörit,
müf fugen tui ngä;
Häeim MlüHt e Palok korit
m füSe käf i kiäe rä.
10. kepütet i Hini nnan ijHv^j
gäti e ka per kit ^Iva,
ngan ne Serig e §ete Tepen^
muS me §üi o karaki 8 u ßka.
40 XltAbbMidlaiig: Meyer.
2. Der Heldentod des Osa Küka auf der Inselfestung
VraAlna.
1. t€ merkuren ne du sahätin,
krisi töpi edi püska,
ne Skoder erd dieväpi,
q radue Osa Küka,
2. §ka po d^ot e miera moi Skoderf
Mm e pätHm Perennin;
me lot Uai e mad' e vogsl —
u dog Osa na VraMn,
3. me dieväb voiti älclna
pa nigöy mori Nikol!
pa ne dieg gi9 Vranlnay
Osman äga z hie ne dör.
4. pa nigöy mor4 Nikol popi,
nuk ks pä Skodrän me sü;
m u me &on Osa Baroti^
Ui dieg vedin edd tu.
5. ku voitme ne malskut kules
krui top e kumaräja,
Osman äga u do§ nur
e rahmet i nep giS^ dürHäja.
6. Osman äga le M fial^
mos ja hifcni goid e dSres:
jala hufa! der n maly
Jane U^a te pä bes.
3. Kqnga se bis Hadii BegteSit.
,moi Bakoy moi blf
te ka fit näna nazliy
^ idüja ne kuti,
ner id&ija e ner hergü.
5 ti Selmänit mos i deV
Ska po flet e zSza nän!
yUn Selmänit i kam dal,
i kam tnj buk me ngran/
se Selmänit ki$te &an:
10 ^v/ne Bakon do t a maf.
▲Ibanesisehe Siadien YI. 41
do t a mar näten pa hqn,
na jelik e ne dzamadin,
p§tielun ne taiagdn.
do t a tSoi na Tirdny
ne Itrdn e dSr ne LeL' 15
,te mer zögu ^äk ne fJeS
tiy Selmdn, se po tr&ney
mos t' dlmet §qja jeme.
haide, Skojim ne metüeme,
ne meilceme dör ne dör: 20
tSoUf kadljuy na v^ kunör!
na t?|n kunör, mori kadi,
86 t nap ruSpo nemtselL
na vfn kunör, kadlja i LeSit,
per hak t a nap flxyr\t e vesiV 25
kus u nrüe n han me dek,
Bdkoja me Hat vet,
,une e miera nöda t et/
dul Bäkja jaH me pä,
po vien apa per me m vrä, 30
apa Beg t KoSa true,
prei gämert kam gahue,
4. Kqnga Mores.
moi kul! e miera kul!
me tilfik s u more kur,
me tilf&c i AnadoUs,
na me §üsa Rumelis.
fölca e hard e SUüpenis, 5
fäka e zez e Orümls.
n pendiere t saräjit
del e blja ^enerälit,
tut dan git dijalit,
tut hiek florit e haiit, 10
tui Kit asUerin malit,
tui i &an: fiini, hlni!
ju haidlf ju Uoft tajlni!
kah M ru§po ne dit kini/
42 Xn. Abbftodliuig: Meyer.
15 dalin zöjat e Morisj
t ^i&a me fttta kr6s;
me §amlja H$in dierH:
ymori Mori e zeza More
,Sum dielmt te rf iia i bore!
20 Sum nänat % verbavef
Sum motrat i zSzove!
Sunt vaSat i mortove!
Uoft e zSz MoreUja^
Ha hani plakat t fSja^
25 Icoß e zez MareUäa,
lu hani zöjat gogSSa,
Ska Jan ketö rS t bar da f
atö 8 Jan rB t baröa^
Jan §emljat me kraila.
30 Ska Jan ketö rB t zBzat
atö z Jan rB t zeza^
Jan jemljat te FrantsBza.
5.
voit Tatäri ne Stamöt:
fMueta PäSa na rä ns dör,
na rä ns dör e ban amdn;
a e miieim^ a e lämf
5 a e veHm si nizämV
Musta Päia! t räft zqna.
mir t mesöi iilemäja
illemäje me reäp^r:
,wio« e msr Skodren per dBr^
10 as per der^ as per Spl,
ee po Kiäjin grä e femi,
lot e tünve hin me tu;
t ban mreti f&rmänlij
te Skon ^qja per minV
6.
Mueta PäSa ne Vidim^
i tion däjes gelätin:
AIlMuiesiscIie Stadien. VI. 43
/latö düy ÜB din ti
Dervü bsgun e Tahir päSen!^
DerviS bBgu e Tähir päsa 5
klSin nfi kräha kräha.
i vien Serbeti ner masträpa:
fPlJBy DerviS beg, lum äpa!^
jbesay apj z mun t a pl!^
poT duröi tagdn ne irj. 10
kuS i bani kstd pun^
pe diamlja Uoft kerdzun,
Uoft kerdzün, e Uoft e zez:
müti PaSaldrt tib bes;
Uoft e zez e Uäft Miistäfen, 15
Ua e müti Tähir päSen,
Uoft e zBz e vijft Uiildh,
müti PaSaldrt me tüga.
Afiz PäSa tSoi ne LeSy
me Latin ms luftue;
gid" asUerin e la p§e§y
fäUe zlu U u tv/rpnue.
Däut Päia me tet toböre 5
nat e dit po ban lagöre,
gi& asUerin e faröve,
me Sköder gq 8 ßtöve,
Däut Päsa del ns köder:
,lai harätSin, m>ori Sködsr!^ 10
yUn harätiin nuk e lai,
der Üb t bqhet §ak e vai.*
8 e löja ner kokmedM:
,gel bwrddy mor6 emSeri!^
,guhen türtSe nuk e dt, 15
ns pazdr nuk t lä me &j/
,mor4 Seloy mori dial!^
miraläjat kan M ßal^
bain amdn^ don me dal.
morS Selo Karaimänij 20
44 Xn. AbbMk4i«]iff: M^yer.
ku t ra domüz haväniy
psrmi br^j ku (fSt ßttäni.
8.
7^71 viet ns gürhit
^q e lig nuk m jet
erda ns sardit t emet
Hrliva düSekun e me ßet,
5 ^ivs korden me m psrhiik
ai Harapi Uidi deri^
Karaimänin me &ik e &eri.
Karaimdriy mor4 Karaimdn!
t voit gqma n Elbasdn,
10 Karaimdn^ Kardiman beg,
ku ja le kalän e hkret ?
Uta maririy ktb$ t a din,
urdnöft e rafi n det,
Ali päies mos % met,
15 Ue 8 Ke küsm^t me gezue vet
9.
Amanata, mori näny
ku ka ßet TütH mrämf
n bat t üres ne methdn,
tut piy tut ngrän,
5 po §et püäken porH zän^
porsi hqnay porri pika,
Üsen kröjss ner Sirtta,
ner Siritay ner gaitäna,
Üsin kröjes mir ja bäna.
10 ktbS % del TutSit perpärat
Üsin kröja me ärmt te barda.
haide, haide, Üsin kröja!
Ka kü qSt TütS belöjaf
ika po % »ot Uka TüfUt^
15 tiit e matin daidm kvHity
daldm küJcity §ilp jeSilit;
tSit e bieri m^ te mlrit.
Albuesisehd Stadieo. 71. 45
dalAm küIHt e datam morit;
Uit e bierij mar£ zog maltsöriL
mor4 Tati e mar 6 Lekl 20
8ot e kS diten me dek.
TütH t?fn doren n füt:
m a prB wir, mor£ magüp.
Amanataj mori nan^
m a ban M vor te g^n; 25
do te hl bctSk me Suleimdn,
mos me Kai nän, as grue
se un vSdin e kam pague
tre 8ahdt üb kam luftue.
10.
Dulo Lutea fin n §kal,
prite plümin aznatär,
aznatävy kus te mütif
Dülo LuUa vet i düti,
Dülo Lutea i bii-i trimit, 5
i bien Seyelm deres vezirit,
Dülo Lutsa i blri Ic^nit,
i bien seg^lm dSrss harämiU
Dülo Lutsa ni grim femi
bani luft e trimni. 10
Dülo Lutsa Jcäf zamäku
i rä plümi te mustäku^
gulfa gulfa po i del §äku,
11.
Tom Kola nn tu dera,
prite plUken Nots DBda;
t i Isäöi plumat lid me tela;
i vien vezirit dÜ habera:
kä met Oeku e Nots Dsda. 5
Nots Dsda hoK tagdn,
ymos kuitö se jam i iSähiAn,
jam Toma i HotAdn,
mir t a küHa d&amadan.
46 XII. Abbudluf : Meyer.
10 diamadänin e jelekun.
mos kuitö 86 q^t Toma dekun,
por ka rä ne §wm. me fietun^
nuk q dekufiy por q gcij
du sokola i kä vrä,
15 (rek Ivdn del ner zo^.
mor4 Pöir, m a Uo M ioJc.*
Gek Ivani rüde göjefiy
Sok te tiOva Tom Kolen.
Tom Kolen Soli s e due,
20 kam ül fax e kdc e drue^
kam M fax e kdi e drue^
kam fil ^ak pä paittie.
Tom Kola ns kEmii,
kuf me Infi mos u n^i,
25 kB rä (jfekun ns badÜ.
mori Gek a tu prii keß,
kur t rä püSka te veH.
se kam mlkun probotin,
probotin m a fal Spin,
30 une Spin t a kam fal:
pBr ^id' tcöSe epi ziart.
D. Hlrdltenlleder.
(Nach dem Hersagen eines Mirditen aus Ungrei im Bairak Dibrits
aufgei^chrieben. )
1.
KUin Kan tre vlazen bahk,
kUin marun tred6t ostaldr,
dün me bqmun fie kald
ne kaläja 8 po eenrön,
5 nuk senrdn, a8 nuk po ban,
per pä i Hl ni 8en kurbän.
te tre viazen besedöin,
grävet veta mos m u kaltsuej
'Aa tSs te v\je me prt^ büke,
10 t a bain kurbdn, te fta ep ne mftr.
AUMmwiBehe Stadien. VI. 47
^amanit kunati i pär^
^a, po ka bufi em si Här^
n ai ka tret mahiirx % giStity
te mos Uai mor^ buf,
86 me hejs per §i9- dugdL 15
amaneta morS lall
ti me püik nuk je t u m vrä
ti me Spat nuk je tum präy
par m Uet n d'emelta kaläa;
tsitsen e dia&t ma Uni jaSty 20
kwr te bqhet e treta dit,
bini dialin te m pain zity
por s^n t em Zoti mos e iterpöfty
ket kald Zoti e fortsofty
diali em, e gezöft 25
e kral u bqft e mrpn, luftöfi.
Das vorsteheDde Lied gehört in den Kreis des Liedes
von mehreren (gewöhnlich drei) Baumeistern, die so lange mit
ihrem Bau (Festung, Palast, BrUcke) nicht fertig werden , bis
ihnen Jemand sagt, sie müssten diejenige von ihren Frauen,
die am nächsten Morgen ihnen das Essen brächte, in die Grund-
mauer einmauern. Alle andern verschweigen das ihren Frauen
und halten sie ab Morgens hinauszukommen; nur der Jüngste
theilt seiner Frau alles mit, und sie ist bereit sich zu opfern.
Sie bittet nur, dass eine Oeffnung in der Mauer gemacht
werde, durch die sie ihre rechte Brust herausstrecken könnte,
um ihr neugeborenes Kind zu stillen. Diese Ballade ist in
Varianten, die, trotz manchen wesentlichen Verschiedenheiten,
doch im allgemeinen grosse Uebereinstimmung zeigen, allen
Balkanvölkern bekannt. In unserem Liede handelt es sich
wahrscheinlich um die alte Sage der Erbauung Scutaris, die
auch den Inhalt eines serbischen Volksliedes (Talvi, Volks-
lieder der Serben, Leipzig, Brockhaus 1853. I, S. 78)^ bildet.
Nur ist die Darstellung auf den Bau der Festung beschränkt.
Sonst knüpft sich die Sage an den Bau einer Brücke, z. B.
der Fuchsbrttcke in der Nähe von Dibra, in einer albanischen
* Auch bei Dozon Chanta popnlatres Rorbes p. 189.
48 Xn. Abkaadluif : ]l«7«r.
sehen Prosafassung, die Mitkob 'AXßovtx); MfMQoa als das dritte
seiner Märchen auf S. 167 f. mitgetheilt hat; sie ist von Dozos
Contes albanais S. 255 ins Französische übersetzt worden.
Gewöhnlich handelt es sich aber um die Artabrücke; in grie-
chischen Liedern, z. B. in Epims (MvT;]xeia des Syllogos in
Constantinopel I 82), im Peloponnes (bei Papazafiropdlob 122
und im AsXtiov t>;<; laropixT;; xai eOvoXoYtxij; hatpia^ Tf;c 'ED^XiSs;
I Ö55), in Rappadokien (ebenda I 716 und bei Laoarde, Neu-
griechisches aus Kleinasien S. 37, Nr. 43 und 44 in zwei Ver-
sionen); früher schon bei Passow Nr. 511. 512; bei Jannarasis
"AicixaTa KpYi-tx,a Nr. 271. Die jüngste vergleichende Behand-
lung dieses Stoffes steht im ersten Bande von Wsioand's Jahres-
berichten über das Institut für rumänische Sprache (Leipzig
1894), wo S. 79 — 121 von Kurt Schlaobbach die aromunische
(d. h. südrumänische) Ballade von der Artabrücke recht ober-
flächlich und skizzenhaft behandelt wird. Er kennt die neueren
von mir eben angeführten griechischen Fassungen nicht, ob-
wohl sie alle vor seiner Abhandlung veröffentlicht sind. Durch
sie wird aber die Behauptung von Soblaobbaob S. 95 a. a. 0.
widerlegt, dass in griechischen Fassungen nie von einem Kinde
der geopferten Frau die Rede sei. Das Kind kommt vor in
den beiden Fassungen aus dem Peloponnes. Auch in Ungarn
wird ein Lied über diesen Vorgang gesungen: Aioner, Unga-
rische Volkslieder 82. Ueber das Bauopfer bei den Südslaven
handelt F. S. Krauss in den Mittheilungen der Anthropologi-
schen Gesellschaft in Wien XVII, 20. In weiterem Zusammen-
hange haben darüber Andres in seinen ,Ethnographischen
Parallelen und Vergleichen', I. Band, S. 78 ff.; Libbrbcht, Zur
Volkskunde S. 284. 296; A. Wbbbr, Indische Streifen S. 58 ff.
Untersuchungen angestellt.
2.
del veztri n ati koder^
Iqn t€ merUy mori Skoder^
d'a, te ma ke bq hizmin te vogely
,, te ma ke bq hizmin me hlle,
5 „ pr^nk Mark Kola, « jet per 6fr«,
„ pr(nk Mark Kola, me tri z^mery
„ u maröSy o more tr^ma.
Albanesisehe Stadien. VI. 49
^a, si te mala §q^nuk d^ka,
„ Uafka prpika si z vikät^
„ i ja mu§ göja me gak. 10
3.
Kai Nue Goni, veS jeUkun^
hip me tel kuvfn me mretin,
psr je t^n Icär ma dertim,
falmi fajet per Dod Gegen}
&a, z mi pes bairdkt mi ka diegun^ 5
mi ka diegun^ mi ka bq hi;
mer po vg hötin per sai,
&a, po i hik prefti tui vikdt,
tui vikdty tui &an ürätj
d-a; maröSj DodaV po i pvet; 10
^a, vol bimbäSit z ma ka zet,
&a, ne kret livädit e kan pStet,
4.
7wi Mark Goka, hipi kälit,
po i ^ete Sah-Äbäzit,
Sah-Abäzit po i ^ef,
d^a: ök e lardit sä m a $etf
„ nan pes groS nuk t a jep. 5
„ Muho Hodza hole kesuten,
„ Said dt fial kam me Muhen ^
kam me Muhen fia dl fial.
^a: aferim, more Maltsör!
„ aferim, mori Maltsöi! 10
„ §ak per ^ak, kese — d^amöi.
„ kur vait Hod&d me fal miezdlten,
„ ene der e dredi bistiny
„ pik Hodi defit 'hi käfe,
,y 8 paihet käfe pä duhdn. 15
„ nep ja, Hodita, kamläin t an,
yy po m a ^en defi me dqm.
po 8 kam Kb bqi,
^ Ein erschossener MirditenbimbaSi.
Sitrangsber. d. phil.-hist. Cl. CXXXYl. Bd. 12. Abta. 4
50 XII. Abhandlung: Keyer.
4a. Scutarinische Version dieses Mirditenliedes.
miraleM trim da h},
ve^ e fieS po hie n Dri,
gak per yak — fcwe diami. -
mos mi prek krüyat te mh
5 mos mi prek kriicjat te ml —
po ka ard^ M höd£ i rl;
nuk (ij^t höd^a, Ue kan i^an,
k^nka xHu me kdter kam,
paska Uurkun plot me rä&e —
10 kit ja ^ut ni fildidn kafe!
Kit ja kafen ne ßldMn,
z munnet piy mori^ pa duhdn.
nep ja, höd^y kamhsin t qn,
se 8 t a &e7i plpin me dqm.
Die beiden Lieder beziehen sich auf ein historisches Er-
eignisa. Die Molianiniedaner hatten eine Kirche entweiht und
einen christlichen Friedhof durch Zerbrechen von Kreuzen ge
schändet; dafür rächten sich die Mirditen durch Schlachten
eines Schweines in einer Moschee und durch ihre Besudelung
mit dem Blute dieses unreinen Thieres. Vgl. Hecquard, Histoire
et description de la Haute Albanie, Paris 1858.
tsoi LeS Groni zoit akilferij
sai fort azgdn ke bq i neri.
d'a: näna LeHt i &ot M ßaL
„ diali em q nal kaddl.
5 „ se prenk Mark Kaien e kam kumdr,
„ te tre dielmve flokt e ka mar.
„ te tqn Vq^ai baine Surd,
„ per ket märe si ju kä rä,
„ per ket märe s Ute hiekun.
10 ,, pr^nk Mark Kolen m bq te dekun,
„ £ag j)er kämet me t hiekun;
e let 81 neri mos t a Iq me dekun.
Albonesisclie Studien. YI. 51
6.
&a: Uoi Päl ölnit tr^mt drangue,
„ fort i ssitet malit §Blhue,
„ fort po i zltet tui lußue
„ tui luftue tui i del kereHi,
„ po i Skue kokra «I breHi. 6
„ Zot kerkün s i Uartet k^fi,
„ kur kan dal kerSSti i lärit,
„ lipin nnöre (rok Simonit,
„ öok Simoni nnören tui lipun,
*„ puhka Pälit fort tui kresun, 10
„ föi*t tui kres puSka st zqua,
„ 8 lidet Päli, velc kur e kä lid^ nana. .
^a: Bets Batqni^ dial i H,
„ veS jeleku pä zwrdl,
„ kur ka kresun puSka ti,
„ m Seirö Zötin^ dugaidÜ
„ t as kan vrä te Skretin Ali^ 5
„ n ziarm kan diegun tröpin e ti,
„ po ksrset top, kersit huiri
„ po ksrset top, ksrset po i pqna;
„ po i d-oty Taheira Mala,
„ Misir PäSa^ po tsue ns kam! 10
„ te Haidar Agd i Krutän,
„ M habSr i zl ke m kä ard mräm;
„ BetB Batqni 8 Ute dzan,
„ plot me jak kä län 8tan.
8.
Mneia SpätSit Skroi ni leter,
do t a tsoin katünt te vieter;
n katünt te vieter ke kapedäni,
aferinij Bib Gok Hasäni;
aferim, te ^id" te ^äHn, 5
si pagöve Vläsa öoken.
Vläsa Goke tr^m sadik.
&a öok Perlas ka dek magip,
4»
52 XII. AbhamUnDf: Mej«r.
ka dek ma^ip e dek marue^
10 nrets kan Note tr^ drangtie,
^aj nimon Zotij 8% m ka nimuey
^a, tr^m mori daiy te karpague,
9.
^a: Tsok Pr^ka kUte &an.
„ une 8 leva ne ket v^n 8 kam Ican;
„ ka Skue däja e m ka lan;
„ ti more dai, mo8 kl dert psr mue,
5 „ une vet e kam pague,
„ m ikal koUy ku kam UeluSy
„ gid^ Zadrlma m ka ra&ue,
„ po vien kei*i tui Uingtie,
n* Stamöl po duhet me m tsue;
10 d^a; MiHr Päia kiiU »an^
^a: dimdet US8e duhet me i dan,
„ mont ta tioi täopin kam^
^a; dial me vedi keHü t mar,
10.
&a: Tüup Mehmeti kiste ^an,
&a, hesen e Zotit mikvet ja u kam dan^
ke, n u diegte Mreti, gqn 8 ja u mar^
^a, te n€ Speine ke ngarkue kazdn^
5 ,, i Pr^k Päi88 8 kiSte kan,
„ (jrerg dfenäze per kazdn ja bq,
„ (jrerg dzenäzen iHe prB^
„ trekin den e trekin daiy
„ e ke kazdn tui bq rakdiy
10 „ per verteil t barivet t tl,
IL
&ay drit ka dal e dieii nuk ka räy
„ drit me malet nuk ka bqy
„ Jane mleöun ägait e kuv^in,
,. po kuv^7iin e kuvgnoin;
^ M ts ati Hilstni po preimöin:
„ t^ ke ti Ilüsiny ke nuk m^rt^öfief
AlbanMisoIi« Stadien. VI.
53
^a, kam po hcj, M he t rän^
„ t bin e Turkut mos me mar,
„ por ms mar dillbsrin Dzelin,
„ mos e fol ti Hüsin ts at fialj 10
„ se jo qSt e motra kapitänit,
„ se q nr^ n ni kot prei gurit,
„ tes Hat dirt e ka prei hikurity
yy te§ Hat bravat prei tSellkety
„ teS Hat tsiltsat Venedikut. 15
12.
^a, po del Pä§a ne kravet,
„ po kta topa kus po i ketf
„ i Ket Tahairi ne kol te vet,
„ Mrahim T§äku n' at Küt^ty
„ s po vien iJ^ as po vien ety 5
„ tson malöin said tri net,
„ atd Iq t€ vrasa pet.
„ gid' urdlja m ka re&ue;
„ s ka t5a m ban urdlja mue^
„ s ka tsa m ban kjo urddi, 10
„ per pä ardun n Malizi.
„ se flakt kuice e temt te «i,
,, mos e Uit per gid' frangöi.
13.
^a, frfni era, u tsel taräba
„ tsue AvdilUy Avdil äga,
,, me trekin^ soimen per mrapa
„ te tqn opänge pa Uaräba,
„ te tqn tsaräba pa opänga, 5
„ Mutäa i vogel: m tsue n kam,
„ m lipi armt e netagän,
„ ne i ka sefun mlku mram^
„ se ka m^n me na i dan,
„ bedesila iM k^n t§a ßli, 10
„ bq M golden e tsoi na d'eri,
,, mUe, plt€ bot na Uite.
„ miSde, paSes, se u dzi^ Hallli,
54 XII. Abliaiidliing: Meyer.
d^a^ u dzi{ Haldiy tui kenne.
15 „ dtigaidzit ne kam jan tsue,
„ as po ban ni ridiä per mue^
„ un 8 po ^<ym per me m pHue;
„ pren je Mutsen perpara muej
^ Mutseil e vogel e fali Päia;
20 ^ por un prei Halilit mos u dä&a,
„ Amanätay eme moter^
f, mos t u reit dial na voter,
„ mos m u left dial, as mos m u Uft tiike,
„ un ket pune ne patM dit
25 y, mos kl derd vlau % moters,
„ dot t % prese U^nt e Skoders,
„ per ni jäv u bq di dit,
„ preu te ioin me dit te bU.
„ kur ja iyt{na Heiken butit,
30 „ si kur ti dzerke^ vläznit prei vafit.
,, kur ja tn{na Heiken diality
„ si te verbiß kes s^t e halit,
14.
&ay Tsoi Noe Vokli Ueseli
,f mu m kan ard do misteri^
„ se s i iiof as i s i dl,
„ Tsoin Noe Vokli Pjeter, Kola,
5 ,^ u kan pn mifcoet si sokoia,
„ si sokoia kUin Uq,
„ u kan prei milcvet naten pa häne.
„ koi pertseün Noen kta nizdmf
„ dalin Zapteja— nuk te na lan —
10 „ Lipiü leters — s klmi m u dan —
„ tsoi üzbäH — dielmvet u ka &an:
,, nisni armt me m i San!
„ s tmi dielmt iizbääit me u dan,
„ 8 Imi dielmt lizbäH me u nal
15 r p^ j(t i dan Elbasanit zär;
„ tä at üzbäSin e kan vrä.
yy ne $peine koletes i kan rä.
Albaaesische StudieD. VI. 55
da, i kan rä ne Spein te koletes,
,y 8% kö 'floß, katsdkt e Lekeß!
15.
/>a, Nots kadeliy bur i mer^
„ kam gr abitun üi Turklne,
„ opeSkvi u vi te mer^ po d^on: per heir,
„ Gin Grin Parjaka u daft me mare,
„ 86 ieite mekun ni ml groS pare^ ^
„ 86 äeite mekun J^an dubärey
„ ja n 6 a ngarkue ni koü me märe.
1().
^a, Nin Haldt^y dial zotnl,
,y di tsallna e ni leüf
„ Skon me rah üi Uap kalt,
„ tsap kallja Jce jan üi Frang.
„ kaimakämin näm po ftaw, 5
„ näm po ban tui luftue,
„ na ha defi tui Hngujue,
,y tsa po &otj ö Mehmet, defij
,y n hän t em nuk mePet neH.
„ Bairam Age8 i voit haberi, 10
„ i voit haberi 8ald n spai,
,, dzer ma, loke, Frqntsen e zl,
,n skuJB t a dzerS at fäket e zl;
f, fäJie zl k^ni ki§ Uän,
yy hti n nör, tagdn ner dqm, 15
„ po Skon ati per fian qn;
„ kresi reja ner nizäm,
„ ner nizäm^ ner sofari;
yy fort i ik üzbäH i rl,
„ fort i ik üzbäsi drömet, "^0
„ fort po lut Zotiln t lümin;
yy falmi kräht si kur ptumit,
„ 8i kv/r ptumit me flüturuey
„ prei haläkit 8ot me pStue,
56 XII. Abhftodlaiif : Meyer.
17.
v>a, Tsoi Noe Marku^ keite d-an ni fidl;
„ m kan tsue fidl do zabitldry
,f ^ue Noe Markut t biei pcudr,
„ tei Noe Markut % hiekü ärmt,
5 „ 86 t kan frSige zabitldry
„ U U me hiekun Noet ärmt.
„ 86 6 kam gaksin n pazdr,
„ Arjipeikvi Ute dan üi fidl:
„ 8a ta kern Noe Marku ner pazdr^
10 „ mos i kerkoni ku$ ^ak e värs,
„ i zoti i yakut ka kaltsue:
„ mer se t pri{ zoti tai urdfitLe^
„ tei nt gak, Ks m ke pas mue^
„ 80t ka ard dlta me t pagtie,
15 „ ien n düUdn e kan redztte,
„ plot me §ak e ka mui düMn,
„ m^ap n kräh, mori Krütdn!
„ prek siläfin me dzer tagdn^
,, dzer tagdn prek siläfin^
20 ,, ArgipBikviy t u H\ tu gakuy
y, 8% m i höke kto arm pri barkuy
„ 8 em bes nuk prUet odidku.
18.
^a, Kol kadelij fäke «l,
„ 81 na ka vrä ni preft te ri;
„ 8 e ka pa8 R&ma §oin e ti,
„ voiti fiala Dt} m Drjy
5 „ Dri m Dri, Vä m Vä,
yy papa s(it e ban iurdy
„ per ket preft. Üb na kan vräy
„ nana vet po rein tui Ka,
„ por tui Kä e tui lutuey
10 „ 86 ar e v{M e kan häuey
„ si t nep tqn mali ja r^nue.
Albanesische Studien. YI. 57
19. Spottlied auf die Mohammedaner.
^a, del telinga psr tei Dri^ tsinglingtsing^
„ i vrän Hodi i Toroldij
„ Toroldi ne Bairäminy
„ vrän te vogliriy vrän ts mädin^
„ i Ahmet äga po ban pun^ 5
„ po ban pun, po tok M kosB,
„ Hödia vet po rop ni dose;
„ rop ai dose me käter dlHS,
„ Hödia vet: po piet täerpitS,
20.
^a, Marka Pr^ka peliväni
„ hkoi e Mje Bets Batäni,
„ Bets Batäni didl i fi
„ Skon TW meihäne me pei raköi,
,y m re&iie Pääa me zaptdi, 5
„ 8 loi meihänen pä frangdi,
,f pOy pä frangdi, meil daläpi,
,y fort po re^et telegräpi,
„ telegräpi vet te mrUi,
y, se n Skoder tut u bq gazepi, — 10
„ Marka Pr^nka kfäte d-an:
„ Amanäta, o mori nän,
fy di tsallna m a kan maVy
„ por pä dekun z ja ju kam San;
,f me m stei petkat n d£am; 15
„ Hai si mvSy si Bets Batäni,
„ po ket lüfte, kuS e banif
„ Marka Pr^ka, Bets Batäni;
fy si karakol po rt nizämi,
,y luft po ban sa Mark Miläni. 20
21.
^a, spi zly 0 tsermali!
,f ku te zy; n rüd&i §li
Wird am Ende jeder Zeile wiederholt.
58 XII. Abhandlnng: Meyer.
^a, Slu rä$e, ne une rftn^
„ räne molat asdi väS.
5 ,f po me? vest ika ^ot e miera.
„ x^ot: kus ka grüen te keUef
y, kuS me morte, mos e d-er,
„ ea mort e (jqm e ka per dit^
„ kur »koin n« strat me rä,
10 f* po i vien si Icen i vrä,
„ flurüi zögil iamti,
„ me laröSke e me dul[,
„ po mer vest .ska ^^ot e miera.
,, d'Ot: kuS ka grüen ie meraf
15 „ AttiP ne darssm mo8 e i^«r,
„ darssm e gaz e ka per dit;
,, kur t ven strat me fiety
,, po i vien kl i piek.
E. Zwei mirditisehe Hexengesehichten.
1.
Streigat S-on Jce kan iii spät pa blre e hlUdk mr(n e gülpdn
e p^n, masaniti kv/r ven na pei Hreiga^ me kkue me ngr^tu
musknin e dielmve, t?f per ket Spot ma tasi ede ^ot trei her:
para te m bU^
se te m tsois.
masanaei i bqhet Jii magdr miedis n Spoi^ u nezet sä kantl,
korpin e le at4i,
kä bq vak4i ke s ka muit me ä| mq n §poi kur e kesin
k&ei krüen ku ka pas bid^en, e bi&en ku ka pas kräen.
2.
Tui kä nana vet, e po pveti i biri: tsa ke, mort nän^ k£
Uän? po i &ot näna: more bir, e kam ngrqns dielmt e Söfcevet
e te§ m kä arö vakti me i ngrqne tei t märten e t lidnave, e
po i &ot: mori nän, mos Kai por m kaltsöy se ns Ks daldp
vini. e po i d'Ot: teja mq i mramja e Isin pes baska,
ki diali me gi& naten tsuhet e i vq ni des dreit daiäpit
e rän te pesa mren e u lldi griken.
Albanesisohe Stndieu. VI. 59
e kan nej ts pesa per dekun. vien neser e dalin n katün
kuü^n per sebetin ka na kan dek pes grä, e po mer ki dial
at 3^68 e del n kuv(n e po 3ot Ue: a t u umjdl ktö grä, e ka
maf e u ka Spsr^eje griken. e maaan^i mrapa jan gai e i
kä bq ispdt gid" katünit ke jan itreigat atö grä e mrapa mq
nuk jan dal,
F. Gereimte Biographie eines ilbanesen,
der vor einigen Jahren in Duicigno starb , vei*fasst von ihm selbst in
Form eines Testamentes.
1. häiin t em psr me ju kalistbe,
8ot ßs u däva uns prei jus,
jeta e jeme mu m, ka skvs^
tut u munnue ^ pak kuS.
2. heren e par Ue kam Jüuey
Tne kan 'fiit pr\nBJa na äkoty
e nqn viet kur m jan ajrue^
na Hak prynaja m kan nit gakue,
3. gakue kam n^i par Sum viety
tut hkue poH e parpiit,
kur gq z muita per me dzan,
veJc me bq priftneve hüzmet.
4. kur u bqna p^semdet viets^
gakoniekun hoJca e lata,
e u v^nova na pazdr segert,
tatagäna punen e paU,
5. n^ja pak e jo üum viet
na pazär tut Segerttb€y
por jUova krüet parpiet,
8 elametin me karkue.
6. mora Skova na koativdr^
me ni mieSter fort zotni^
e z m a prini Zoti mar,
8e e kUe m^nen femi.
7. n^a pak e jo tri viet
ika e dola prei kai deut,
mora rugat per me §kue,
per me ik e me dal ne Serb,
60 XII. AblModloDg: Meyer.
8. pd bsklmin e kerküi,
mora rügen tut kenue^
Heg ne iteg e rüg ne rüg,
^&kün zfmra tui Senue.
9. kur mrita fis Beligrdd,
per pak viet un ato hüzmety
tui da käfe^edi koüdk,
prei anü deäta me tret
10. vek ee Baldja u bq sehet,
mos me na lanun ku me ik,
sali klrit amanet,
kudö t jemi me muit me m §et.
11. e me m pri{ ms pare t veta,
masanei me ja pague,
ed4 ropt ne Ullcin i ^«fa,
m mori Baldja §eg4rt mue.
12. per M viet nya me t^
masanei prei *t u däva,
t tqn, §ka hardäöi per mtie, i nali,
bqm hesdp, me ff u däva.
13. tSila punen vet n vedi
per dil viet manifatür,
per Hat viet mekanedH,
per 7j/jn viet lokqnadM,
14. krüe pazärit deri ne rän,
kam punen kapdk kapdk;
kur erd vakti mfw me dzan,
erd e m dzü ni taksirdt.
15. w dirne ne Mii per kumard&ij
per me §kue e me m bq kumdr,
unei Bkova n at §epi,
por se se m doli puna mär,
16. kur u k&eva rügs me ar&,
e u nita Skai muhks perpiet,
atü qSt rii Skrep i barS-,
atil mora e hüpa ne käL
17. hüpa kälit e fiiova,
rüg me bq fort rahdt,
düzgilnin kälit n Uäf ja UfH)ay
▲Ibuiesische Stadien. VI. 61
per me bq fix duhdn,
18. por 8 kälova dü dekike,
käli poH mue m Kitij
gid" Ska pata nnei n t^^
veU 86 n kam m u met zenlja.
19. Mzet pa§ m a nuk kalöi,
edi kama doli vet,
Speit n kam mora e u Uöva,
e pa§ kaiin ka kalöi.
20. n v^n te keks un Uiläva,
ner miet males pä kerken,
e n flrin atü u nalöva,
i lupa Zötit nim do k^.
21. Hköi malet qn per qn,
lerg por äof 8ald do tSobdn^
me dor ßiöi anei ban^
8 kuitöin hatin, un Ke kam.
22. ner miet maleS n firin
kä kalue bakt ikini,
atü 8 pre8 mq kus Ue t rln^
k8ai pun vet m duhet me ja h}.
23. t gid- teSat ke pat ml t^.
t gi&a i kit kah ni kah ni,
deri Sälen n tok e holi,
vek n krüe i met fr^ni,
24. e kam rä si 7ii menim,
8e 8 i kam ms ja bq,
ner miet maleS u §et iii trim,
m ni ar Uljet iSte tui ngq,
25. unei mloöa ts tqna t&Sat,
hoUa br^8in per me i lid',
i datS krahin me i ngarkue,
i m tSue perdi{m, m doli korJ8i.
26. 1 bärta pak e jo fort lerg,
8ä u afröva äfer är8,
atü i höda ne toks prep^
8a prei dierset me 8Ü 8 päS,
27. ju afröva ärs n^et,
e i dira: puna mär!
62 XII. AbkMdluDf : Mayer
at dieväpin m a k9ei ipet,
e pveta: a m ke pä ^i kälf
28. e kam pä^ ^a, fort ka htr^
ka kalue tei m sahät,
veli ne krile, Ice klSte frfn^
86 ^i^kün iSte tHptdk.
29. more mik, a ban sevdpf
me m Uue dialin m e dzan,
edi häkun t mir t a napy
kstä nata mos te m dzan,
80. ai psr din na lUMi turk,
Ute ken forte fisnik;
näli kijet e i la Htl,
u nis e nkoi kälin ms dzan.
31. ikoi e pri\ni per fix sahdt,
cu pak tiper & u vanue —
edi deSta m e i San hak,
sä ai vet kls urdnus,
32. ai Icelifi ni z^mer-bar&y
as dest hak, as m san;
veli sa dekta vet me % fal^
ui kuti per duhdn.
33. mofa kälin, i vv^a iölen,
edi tesat, ke kä pas,
e 8 tergova, mofa, i hUpa,
d€ri n Pistut Ue u nalova.
34. äkova ne Pietut tu (xerg Nreka,
at6 fieta fort rahät,
si Ice m §et, kur^q 8 nieva,
dSr sä m herd i sin (f) sah dt,
35. n^a ni jäf per pä u ankue,
per pä nlje kur far dimet,
n krü3 m xf'ime n darsem me äkue,
atÜ m a fiiüne dimat,
36. tuje ngä per mos hairakut,
si adeti malit U iHe,
te tqn diers m u bq §tatiy
ka i iku ksai pun nuk klie.
37. veU m u deH me kenrue,
AlboDcsische Sfcudieu. VI. 63
dsri at nat, Üb tnjn kunör^
n nesre me ik, me Skue;
me asken z doiSa me foL
3H. deri sa er da n dugdi
e u Strina sa ^qn, ßat^ —
fitoin dlmat per me m ar&f
fiiöi kortsi me bq ispdt,
39. at nat ven si qH adeti,
prei dugajetf ^kova n $pl,
me n^i mr^ ae m la düseku,
ßiöin dlmat M me üi,
40. ßiöin Slmat teper forte,
per me m bqmun me bertit,
kusdo Jc€ m nlte lerge,
kUte &an po beriet lope.
41. kaJc n hai m Jciti e Itga,
8ä 8 qst goi per me u diftue,
se 8ä prinen i moH friga,
Ice une 8 kam j>er Tne ju pHue,
42. e gurata nen tui m bq hiizm/ii,
ed4 baba tui pri^ dri^
vdc n dugdi kise ni ^eg^rt,
Ice munnohei me pune,
43. 7ii guHim, Ue m ka dan lengäta,
deri heJcim tui pa8 te krilety
i hardiova paret, Ue pata,
8 lats pa bq e &a i biri iilrit
44. vek kur^q ee m bani /aide,
Zotif dedi e femeti — ,
ke m da ni grim Snet,
Jce do pak munt nreJcem (?).
45. veJc kio lengdt m la me gqa^
per me hiek ea t jem giS'möny
m la me gfigun e me kot,
ka i iku s kam kerkün.
46. eS^ jeten ma bartöiy
ijid' ket zor, ke jam tui hiek,
n laft t Zötit wn po i tSoi
per mekäte Ue kam bq vet.
64 Xn. AbkMidlvDg: M^yer.
47. t modi Zot me §ü^ te dreity
gi&m6n keStü e kä addt,
niBkätin e kastigdn vet,
edi rqnU ja pret §id^kün,
48. keitü me mue kä puntte
i mädi Zot me meirir t vet,
kaMigimin ma ka tiue,
per iiatö mskäte^ Us kam bq vet,
49. Bot po ju Intern gi& juve,
Ice m jeni mied afer düäekuty
t i luteni Zötit per mue,
hari t ma fall n at jet.
50. me m Ua keküS, mos käni,
m ka pae 6kue vakti me dek,
as me ma lä korpin, mos ma lani,
velc ma leni aitü st t jlt,
51. m^ pititni me fit täartidf,
as te bukur, as te kelc,
por tSartiafi t Jen % bar&,
m pärse m veni iii krüg.
52. gid^ sa t jeni po ni§Qni,
kqngen e lavdes Zötit knöni,
korpin t em mos m a liatröni,
iplrtin t em mos m a haföni,
53. t Iqm tu mir, o ju vlazni,
Ue n iekut m keni daH,
ma sodit per mue ner m^n t ju bin,
t a bani ispät da$tnin, Ke keni pas,
54. mos Hlcöni ^q e mal,
por Hlcöni Splrtin t üi,
se kjo jet ^^kui i tion mal,
por menöni vlaznin t üi.
55. m^s menöni kusüret t ona,
se ede nä kena n sekui,
por vlaznin gi^mön t a döna,
sidomös atö Ice jan dekun,
56. ti kuitöni ner urdt,
edi ner gi& t lütuna t uja,
ti kuitöni fukardt,
▲Ibanesiscbe Studien. VI. 65
sidomos ner ts Suma.
57. 86 n patSim at ikbat^
Jc€ m ken ns burgatür,
kv/r t vin vakti per me daly
kur na ju nuk ju haröim.
58. Iqm tu mir, o ju nipni!
Ke u däva prei juS 8otj
lutni ju Zötit ns par}8 me m St},
makäre ns burgatür.
59. Iqm tu mir, mor^ ff^*«^?
lüte Zötin me daUni^
mos gabö ti me m hafue,
8 at m t§a8 n vof me m Hl,
60. por menö ti pak per mue,
si kur ^liy lie ke ftfn,
n at jet baSk kemi äkue^
ma ks b^ hiizmetin n v^n.
61. ^ixhnön ner e erz ke lan,
tui m vieft e hiizmehie,
edi une gi& ika kam,
tu po due ms t a lan,
62. kerküS pun me tu nuk ke,
vek 86 Zöti t u bqft nim,
8 ktiiön ku^ §q met per kä,
86 edi hükmin e ke nim,
63. 86 ner t llga e ner kelbds,
6 ner t §i& atö pHÜma,
(M M flje t nüt nuk ke pas,
ei me pas ken karaifiia,
64. iSaiä! Zöti e t a hafön,
at hüzm^t Ke mue m ke bqy
mv/rädet te ti mafön,
ke me erz me jetue n dürfiä.
65. moe u trem, moe u frigö,
86 kl metun ti pä mue,
por ei trimat ti Uenrö,
Ke §ikuli mos me t turpnue.
66. 86 ti ke metun e rS,
n veimin te düten her.
Sitaungsber. d. pbiL-liiat. Ci. CXXXYI. Bd. 18. Abb. 5
66 XII. AbhBBdluif: Me7«r.
por mos teHt tilli 9Qt
e kedolin mos e mer.
67. mePe^ hari^ üAri te inoHy
Ice t jin i zöti me puntie,
bukurin vfn« t pöH,
veK Ic8 t dm me jetue.
68. lüie Zötin ti §%&man,
psr ^ atö, Ke 8 ka kui lüUty
9i kur na lU Jena t vetumj
e ner t iuma s ka kuä lütet
69. mos i hafö prinen t ane^
edi hufaty Ha ke pas^
edd vlän m^ te mädin,
Ke aJc fort tü te ka daSt
70. m ket guhuiHnf Ue m ka guhuStue,
kerküi äfer nuk m a getj
edi deka m u afrusy
ma tioi üplrtin n at jet.
71. veU se tine^ mar 4 grüej
tui m bq ^i& ket hiizmAy
eöd baret tui m i kue^
n rait kelbdst ti popui pret
72. 0 Sekul, i r^sm iekuly
Sum köUa un me tü^
sot erd dita per me t pHuey
mos me pasun pun me tÜ.
73. M mfn deka kpika zori,
se n §ekul kuS s e dl^
na kä dan i mädi Zot,
per me bq per häter t ti,
74. Icoß levdue i mädi Zot,
Üb deken mlräz na ka lan,
prei Adämit bqhet t on^
M kah M do t desim t tqn,
75. t tqn do t vlni ju mos n6äy
per me arö e me na ^ety
pse deka per§ok6n ipei
kuS tui kä e ktiä tui IceS.
76. mieri aiy Ice ban keJCy
▲llMiiMisehe Stadien. Tl. 67
ed4 Sökin e §ikdn,
i mädi Zot <iätü ka ^an,
kuS t ^ikön^ un e §ik6L
11. e ai tietri Üb nuk gikön,
por SiJcön vBprat te veta,
ai Ka jeten ja nrariy
ja ban bar& ai fatsuleta.
G. Yarianten und Fragmente.
L Varianten n JUBANT, Raocolta di oanti popolari e rapsodie
di poemi Albanesi, tradotti nell' idioma italiano. Trieste 1871.
a. Hochzeitslieder.
1. JüB. 8. 108.
8ä e bukur n duel nuaja : maiaidy maicUdl
paaka baiin periSane : m. n».
paaka vitwten gaitane : n. s. w.
paska aünin ai ßldzäne,
paaka faJcen ai bakäme,
paaka hundert miakaiiey
paaka gojen ai kutüe
paaka damte ai idSiSy
paaka Statin ai aelvie.
Variante bei Rapp.
aa bukur na duket nuaeja : maräald, marSaid!
paaka bcUin periSdny u. s. w.
paaka veüan ai gaitdn^
paaka aünin ai fildidn^
paska hünen muakali,
paaka fäUet guraMj
paaka göjen ai ind£i,
paska guien farfuriy
re& a red- me manduhi,
paaka Statin ai aelid,
5*
68 Xn. AblModlimg: Meyer.
Fragmente von Hochzeitsliedern.
2. ti ke nüse t Uän me lotf
i ha latS hoben^ öf
i ka laU vlaiuy öf
und Bo weiter durch alle Verwandten.
3. moi nüsSy kunäta e jön,
mir 86 erde n serdi t ön.
^atj4 Jan Hl tube päta,
mos kuitö ae jane päta^
por Jan zöjat tu kunäta,
Nummer 2 wird gesungen, wenn die Braut das Pferd be-
steigt, um nach dem Hause ihres Mannes zu reiten, Nummer 3,
wenn sie dort ankommt.
b. Epische Lieder.
1 . Zu JüB. S. 86 : kqnga e Hafiz-PäScs ns mot 1836; wahr
scheinlich ist der Zusatz vor dem Anfange des Liedes bei Job.
zu setzen.
1. t g%& rasin ja ma büdes,
jemi Turkt e fax 8 te kernig
ban vüküf Sultan Mahmitd^
t€ ^t^ ropt e Zotit jemi.
2. ns Skodsr tiiH)e üi valiy
Hafiz Päia ni nädän^
ai 8 ken zalim ddij
me m^ §rep ebusifjdn,
3. me tabij4t pasi Jezid,
keai 8i eS razi sübhäni^
tu Zotni i bani iehid^
me zehr i miiti Merväni.
4. ktu q§t bölAk evlijdy
faide z ban ktu tu bidaii,
Skodra nuk dro eUcija,
8e ktu punön Serijäti,
ö. me serijdt duhet nizämi^
se ktu nuk cfitB hUü ner reng,
kte z ban kab&l islämiy
m u veS Turkun n tieter reng.
AlbMMische Studien. YI. 69
6. Aus einer bei Jub. fehlenden Strophe:
Hafiz PäSa krüe-löpa^
§%& Skoder e ra&ön me töpa,
7. Für Strophe 1 bei Jüb. :
Tb ittünen u knue fermäni — das andere wie bei Jub.
8. In Strophe 4 bei Jüb. ist eine Variante zur dritten Zeile :
mos kuitöni ju vesAr, wodurch der Reim hergestellt wird.
9. Für Strophe 8 bei Jüb.:
Hafiz PäSa me siivari
i del pära Hamz Kazazi,
tet tobörin e i ka ngriy
neu StamiSl Skoi d£evapi.
10. Für Strophe 10 bei Jüb.:
Kasemhegu nip vezlrit
gaxrit bani ju tabäky
dül nizämi na brekt Jcirity
iirÜS ban tu haiakdt,
11. Für Strophe 12 bei Jüb.:
kta garlbet e tabäkut,
ku ti läS, ati Kenröin;
me kai puik ms güS kanäkut,
msterizin nuk hSöin.
2. Zu Jüb. S. 84: kqnga e Rediep Ages.
1. Zu Strophe 2 bei Jüb.:
Rediep äga d-a M fial:
Sok t maim ioUe Soin^
ed^ dJtengut m men märe^
kah M näm do t a fitdin.
2. Zu Strophe 3 bei Jüb.:
aferim mori Red£ep ägay
je i pari i^küptariSj
ti m u b^ vezir me tüga^
me duvd te vorfenü,
3. Eine bei Jüb. nicht vorhandene Strophe:
le t ta dln Pä§ e veziri,
Red&ep äga qSt i tSaiäk,
8 e los kamen per Mislritj
pa e dzie? häkut me Spat
70 xn* AbhftDdliiDg: Meyer.
IL Andere Fragmente nnd Varianten.
1. Fragment eines Liedes Über einen Kampf der
Albanesen mit General Bonaparte in AegypteD.
1. Diesdr Ahm4t PäSa evlijdy
vet vsdin e ban ispStt
kaurit me ilrÜS i rö,
FranUerin e ihm n ipät
2. pa mos ^mi iUerndfiy
kete pun ti t a vendin;
por pvet mi atd Skodrän,
a po fin, a po ikoin.
3. ed^ na Jena Skodran^
pundim si kur kena adin^
kur häm buk, krüet e läm,
pse maröim vilajin,
4. Frantsebiia e Orahabüra
hkenderlje voite n derd-,
Balapartei i kite iura,
kur e Hini Turku ns red'.
ö. ium ezd&et ka holt i ngräti,
nuk e bane hltS tahminy
thi per mure Baiaparti
ku i keU4 Turku na ipine.
2. Fragment eines Liedes über Ali PäSa von Tepcl^n.
1. t hanen töpi kriei,
kalds qn ed4 per ^n,
^id^ päSaldrt i nlei,
permi vedr Ali Osmdn,
2. sultdn Mahm&d bane vuküf,
per vezir Ali PäSdn,
keai punes ti v^§ i\% hudüd,
i e bane haräb diirnnn.
3. sultdn Mahmud t u b^n kurbdn,
mos e nigö ieth-iilrislämin,
Ali Päien e ke üi arsldn,
i vien hakut aH e duimänit
Allwaesiflche Stadien. VI. 71
4. tSe bqni suitin Mahmüti,
bqni PäSs Aliheg Sefiuj
m u m d'On Ali Baritij
ÜB do§ di^en ne Janina.
3. Fragment einer zweiten Scutariner Version des
Mirditeniiedes Nr. 4.
krüet e 9iuft na diami,
Ute bq ni hödi i ri;
8 Ute hödi, por Ute dly
Ska kä höd£a He bertdtf
kä h} diu me krsvA. 6
8 Ute höd£a, Jcs kan dan^
Ute diu me kater kam.
hödia §üpin näfe^ näfe:
tiit ja &iuft Ai fildidn käfe,
tSit ja käfen ne fildJtan. 10
8 e pl 9%u pä duhdn,
nepi, hödij tiubükun t an,
4. Fragment eines Liedes über JTün, den Kawassen des
französischen Consulats^ in zwei Versionen.
a) krtsi püSka na divänhäney
Icenrö Kün kopiläne!
Kanrö kün kopil kopülit!
% fitove ärmt ßorinit,
Hamzäga ff ner &q%: 5
hiHi ärmtj mtyi^i Kün!
(jräja PäSa po bartdt,
ärmet Künit mos ja prek,
se na nln zotnlja i vet.
i tSon letrat ne dauleL 10
per tri dit e per tri net
gid" Sködren e ban fet
b) krlsi Sköpi na dlvänhäney
Kanrö f Kün^ more kopiläne!
se z duröi me m Sä nUdn^
72 XII. AbkaadloDg: Meyer.
me m Sä niädn e fesity
5 m a kä vil kör§ula i FrantsBsit.
Hamza äga u tiü na ^ij
po i pvet Sokt e vet:
ärmt e Künit mos ja preky
86 ja kä m{ zotnlja i vet,
10 Uon iii leter ne daul4ty
86 §id' Sködren 6 bau f6t,
5. Fragment eines Spottliedes der Scutariner Moham-
medaner über die Jesuiten, die ein Kloster zu bauen
angefangen hatten, das jene zerstörten.
kah po vlni ju mei 1c6f6
me bau fäUy m6 bait keüUref
me bq kUen ms huner6y
'me »t Kin 6 det pend^r6^
5 m6 iM Hin 6 d6t baikusy
kui (?) pendiere per dJtakue.
kaurUat KoHn malkvSy
ÜB lan varzat pä f6JU6y
JcoSin ta zSza reSperSSaty
10 Ics lan varzat vir^neäat,
ku§ po Mt6t na kcUdf
D&eziviti tuje kä:
ma tu, PäSy kena riditd,
net kiä mos m6 na ngä;
15 1^6t kU mos m6 na ngä,
86 8 t a baim p6rmi kald.
H. Oeglsche Lieder
aus den Sammlungen von Mitkos.
1. Todtenklage.
kandön ^eliy u bä sabdhy
tso mUy beiy mos bau tamdhy
urdenOy tHt süt 6 zeSy ö Spürt,
AlbanesiBche Studien. VI. 73
ksndön geli pika pika,
tso mu, hir, se dzbardi dita. 5
urdenö, UU 8Üt e zea^ ö spürt,
kendön ^eli, u bä mezdit^
t§o mUy bir, kan ard koüiL
v/rdenö, UU süt e zes^ ö Spürt.
ksndön geliy u bä Uindi, 10
tio muy bir, kan ard' te rt . . .
2. Der junge Ehemann zieht in den Krieg.
80t ms morey nessr dote^
zoteni. —
une po iköi ne sefer,
zo'ha eme. —
a m ed uns me tu, 5
zoteni f —
aSte Tark e 8 po vim dot,
zoüa eme. —
banem mot e hün na gij
zotani. — 10
mos gab&A e ta kaf$&A,
zona eme. —
kam goj ed4 R^erön,
Liebeslieder.
1.
tWu, moia prei Ohrie^
pa ksUÜr pe haimalie;
ajö haimaU tSe ka &otef
&ot€ &ote e mlre &ot€.
8% Jan vaSat mb ate jetsf
poei karafiR vete.
81 Jan pTakat mb ata jetaf
81 bretkoaat nda kaneta.
74 XIL AbkMidliiag: Meyer.
2.
Samins m a mbän mbi sä,
tiim TaTa üb te kä tü.
nde qnder m u kä rEftüy
posi kür kam ßet me tü.
ke dJtamia ta rä peS/Hri,
me tot po te kän Tahiri,
mua ta ngrätit z m u ndod^ teka,
pa ta Hfte Abaz-Skrepa.
1. m u nise^ diäte, per Kahbdy
Zoti ms t a hefte mbäre,
kur do te SköSf as me fefi,
te te perteiil tuke Uäre.
2. jeTik'kadife mbSSure,
dJtühin e kS boje die,
me buzen tuke k^Sure,
jei t vdekv/r, ti me n§äle.
3. (M vdekur kam, ee paskam dit,
po jam rare n mes te detit,
kür ti me SkSn posi petrit,
ö moi TuTez e dienetit,
4. §oke, eetS kam iie mote mot,
me Tuten 8 kam kuvenduar.
as amdn! se me z durön döt,
ptaga ime s kä te ^eruar.
5. karte fuien e Seherit,
meldn kam §ot e Ohrlse,
t i Sikruaü karte dütberit,
beitete te jaranlse,
6. u biSe per te rüane,
tiani te vüie berberi;
ptdgete pä ieruare,
kuS dot i a beri ün e miBri.
AlbueBisobe Siodlen. VI. 75
4.
1. n mes te vitulavet tua
nüanet e Kametit,
pse 8 u §ent Ssrim per mua^
Ue rase nde fant te dBtit
2. nde z4mere kam fie pTage^
Ue X häna Spürtit! e z dsty
pSeretita e doli fTage
e i voiti tiimi ne Kel.
3. Käniy mori süt e ml, Jcäni,
Uäniy mos kini te puSuar,
käniy 86 po me del dianij
§ök pik&n nde kraheruar.
5.
1. kiri ke hän naten dite
e i a Stön nurin diilheritj
täop e grime m i bän mniknlte,
eiy tiari mä z m u jent te mierit.
2. mola prei dSenetit dälsj
kenke nwr i bukurtse;
kuS te Sefj tu bähet koile,
bagetiz e perentse.
6.
1. teu dieli n buz te mäCity
sükiir t i bajem perenisey
tieTen Pulet e beharit,
u fa ziarm oMkenise.
2. früri Sra, na u täiC dera,
na u muS hoda me dütberay
do dütberaj do esmera^
karaßt u vHnte Sra.
3. nde hie t asdi KerSisey
8ä nde ment ün e kam vue!
do t i bau ridzd kadleey
te ftase tSuni me mue.
76 XII. AbhaDdlwif : ll«j«r.
4. ün i mieri me ium hole
jabandü nds de ts huai!
as me foX^ d Uun Tiraney
86 dita m u hä ^ muai.
1. jJaniriy e miera Janina!
emrin e ke Angeline.
U kä deti ke bau taldeV
d^ot Janina: ,kam mards/
2. ytSa kä deti Ke po bän ikummeP
9ot Janina: jjam eemüre^
,Janin, e miBra Janine
banu buf e Skoim ÜCliüne.
8.
1. vaiza me tiöi letre:
inoS e mir po jam.
keMr e zer ne ketre^
86 un ngS 8 po kam.
2. Fetra aH e taga,
z munnem me kendue.
ti, moi Jcaf'Zamakey
p86 po tceS me musf
3. te fu6 6 m^idanit
Skoin 6 vln dilifiäja,
Kit 6 krüet mae diamit
di§en fukarOja.
9.
vranet na iSt e na binte il
nder malet e Janineee,
na kiite ndo& im zot ati4,
i kiSnin narde düarte,
doje me §kü en une mbrap
me i a Hl duart ne gl tem.
Albanttischo Studien. YI. 77
10.
1. heren e koPen M vaH.
puna miäTy e bar da vaSe!
a ti ü te karim baSkef
hilcmu Jcafet tin, ö piakf
aäperdn dora e piakut,
§69 e üom e d'ats bähet
2, heren e kofsn fix vctäe,
puna mbäry e mbaröa vaSe!
a ts VI te korira baSkef
te turnte gojay ö ^aTe!
te pelUin tu dora e yatitf
bär i d^at i Home bähet,
11.
sümbula n du böjena^
&uai a, mot, ^ai a!
Tum! te mlren ku§ e kä^
&uai a, moi, dual o.
12.
1. amdn^ ö im ate,
Te t i fTa» vn trimit ngräte,
taS tre viit e kam pervue,
in te kek 8 i a kam diyue,
2. amdny mori nane,
päS zotin ki na kä däne!
m a nep ti mue Suleimäne,
po mb ati kam äti eevdäne.
3. nate, more diele^
päi zotin ki vran e kdiele^
e Setit mbe State kiehy
z m a pe ti dilTberin temef
4. amdn, mori hane,
päS ab zot ki te kä bänef
kalezö m ti Suleimäne,
te ikön e t i vete prane.
78 XII. Abhaaihuiffx ll«jer.
13.
711« nep M gern trendaftr^
t a boA mehf4m e fitüj
vdravet Ui ms kä zembra.
14.
portokdl ed6 lirnua^
haide, Spürt^ a viSn me muaf
te kam daSt edi ts dua,
8Üt e vdtulat e tua.
te m i tiönte zoH mual 5
bisa besi 8 t i kam harua,
nde Mislr do t i kern tSua,
pör 8 ka hodie ms i kendua.
15.
irandafiTeja bän me dore:
jam e vogst per kunöre,
bän me dor e he& ne gure:
jam e vogst per it at bure.
trandafite^ mori M;«, 5
mui m ibrikun me roKL
trandaßFejay dil n hobor,
po vln kruSiHt 8% tabir,
trandaßlißja dir ke dera :
tu mire mbetii, ju dütbera. 10
trandaftteja deC ke üra :
tu mlre mbetii^ diagaidura,
trandafiteja pa nafake^
po vlne kruitc pa bairake,
ti kadiay mieker-kuk, 15
pee Pen boten ee jan Turk t
ti kadia, faJce-zlj
Uit Jcitapen^ Hf me 8Ü:
8% jan grät ne kahuH^
Ici pln ven e pln rakiy 20
Albaneeisehe Studien. VI. 79
miSt e derit na tSini,
a dö ti me i ba TurKif
16.
buke-vate ngale
nder mbJHit e tut,
goja mos ts ft^asB,
buri mos te vrase.
17.
ta deSa, ö tSun^ ts deSa,
mä teper Uäva se JceSa,
ydrperi me State veäa
vi6n e hä na zembra teme.
18.
jeTek kadife veäura,
mi4r un i ziu plasa par tu,
me buzan tuka KeSure,
urdanöy tSun, ma Sih me sÜ.
19.
1. oala paSk a po tS aSta sott
bitbitata po kandäina,
un i mieri po Uäfi me tot,
e dütberat z ma besöina.
2. tSelhi Iure jü, bubvMe,
iielni, moi, ta na gazöni,
tsa ta barda, tsa ta kuKe,
bötana t a zbukuröni,
20.
ndar du mite, ndar du ara
iS fii vaS tue punue.
kapardzeu ni ptak bujdr:
puna mär, sü-zeza va§sl —
80 XIL Abhandluf : Meyer.
5 te mär mos patSy ö ptdk bujdr.
a vlA tB te ndimön pakf —
ndihma jote u Gift me gak. —
kapBrdzeu iii dial i ri:
puna mäVy e barda vaSel —
10 te Pumts gojay ö diare . . .
21.
moriy Mine, bukuroSey
ai fidte doJB U t d^oie,
Minßy ku po vS keHunsf
nd Etbasdn, se kam iii pune.
Cy ruhu mos ts baine dune,
se atii Jan bandiöa Sume,
plns raUlne me Skumme,
kaperdzeve kafs-krabs,
harove nan edi babe.
1. Duda i$ prei ETbasani,
trekint groS % bän gerdatii.
ö moi Dvde, moi sü-fuiey
ßorinte Ki ke pcu guSe.
2. Duda üy e ikoi e vate,
voH i u mui manuiaJte.
moi Dude, Duditeja,
buze-karafileja.
23.
1. iis zok na msn^is ms difi:
na vi&a behari me ndzitim,
keStü na Uene-Uei takdiri,
Kai t a Kaime me ngaSerim.
2. Hasdn e HAsene te du
i kam zoteniy i dua^
driten teme ne ketd sü,
pune eme u marua.
AlbuiMiMhe Stndieo Vt. Sl
3. dot bahem derviS me haha
ta däF te Setis dühane,
SpÜrtinB e bana d^aba,
braktisa Sok e jarane.
24.
tS deSe ti nde Kamenitsef
se atii Jana b^jsra Sume. —
vaitSe se me d'ä im ats^
m uSKeins me ruS te d'äte.
tanana e tenena, 5
8ä bukur ketsüe-kef
mesdin fort e ^erJcS,
25.
pril e maji ^kuan e väne,
trsndafiUi u mbarua,
ku& kd pars jargaväns,
te Sohs fallet e tun,
Scherzlied.
tir, tir, ndneja e DuHt,
a dö vSn a dö Tank ruHtf
tir e tir neiie foUt^
hoH e müi, e kets e vi6t.
tre vieta, M par te Rna, 5
ed atö 8 i bäni vets,
po me Soicey me karoKe.
SiUQDgBber. d. phiL-hist. Cl. CXXXYI. Bd. l2. Abb.
82 XII. Abhudlang: Meyer.
Zweite Abtheilung.
Südalbanesische (toskische) Texte.
Toskische Texte, aus den Sammlungen von
Mitkos.
unis prcJcu ede dialif
na ^eten fU vaSs mV ude.
ptaku S'ots: t a mar uns.
diati 9otB: jo^ pö uns.
6Üne Skurtsn kuit t t biers,
Skurta i rä pTdkuUj
vaSa i vaiti didKte»
or4 pTaky ö rokomine,
tu s ts gän per gercJcim.
me tri den e me tri dl^
dia& e gaTpB nde fU &n,
grua keis nde stepiy
1)86 vdUce^ ö derezi.
priftit i ngordi gomäriy
mbi kufiet i mhet samäri.
prifiereSa u helmua:
t§ me pate, gomäri mua! —
* Dieser Text ist von mir zuerst mitgetheilt worden in der GratulatioD.«-
Schrift von vier Grazer Frennden zum 60. Geburtstage Reihholo Köbles's
am 24. Jnni 1890. Ich habe dort anch daraaf hingewiesen, dass diese»
Gedicht ein abgeschwächter Niederschlag des unter dem Namen ,TesU<
mentum asini' bekannten Ubermüthigen und satirischen lateinischpn
Liedes ist. Da jenes Blatt an Köhlbr wohl Wenigen bekannt gewordco
ist, habe ich den Text hier wieder abgedruckt
Albanesisch« Stadien. VI. 83
prifi€re§e, pse rsnkönf 5
86 nS gomäri na 5Aön.
köksne i a beime kupe
veäste i a beime luge,
MStine % a beime druge,
brinete i a beime furke, 10
kembet i a beime patSd,
zofet terktire per grä.
5 Variante zu Mitkos 'AXßavtKti MiXiaaa S. 55, Nr. 35.
1. tS kerkön ti, ö i §ori plakf
mos dö tsa büke te t apt —
moi zofie. Sah z&hene!
büke kam plbt törbene.
2. pö tS kerkön j ö i gori ptak?
mos dö tsa vere te t apf —
moi Zone, Sah zönene,
vSre kam pTot plöskene.
3. e pö tS döj ö i mieri ptak f
mos dö ne nvse te t ap? —
moi Zone, Sah zöfiene,
m embeTsöve göjene,
6.
erd e me däne mUidi:
se mua m u Unt im ate,
vaitS e päS ed aü me pä,
zume JieS a{t, JceS une.
zune tSiKmi'h Ue jaSte, 5
na hi^in gur ed6 de,
brenda nde fiB guask afe
na dualn dii pende Ks,
lerüame ede mbüalme.
ne fuSe sä ne stagön, 10
^ korm e Stme, mbtodm e matme,
muarm pese koke meT.
mora ^eV e i a ngarköva
du k&fidä e tri and4i,
6*
84 XU. Abhandlnnf : Meyer.
15 hilpa eS un€ vete nde mest
ed i Spura nde muli.
mulxne e ^etie mbülturj
^f e ^>, muUri s kä,
hüra ndeper ver te ktütiit
7.
testemeli kei e Tot,
tS ks, luTcj Hb Uän me tötf —
kam babdn e 8 e Te döt,
peranddi po Uäü me Ibt —
5 mer babdn e pTas psr dS^
haide ti, TuZe^ me n&.
8. Ksng e Beratit (Lied über Berat).
1. mot*a mdtete perpiets,
^ä$e se u aosUe Berdt,
IUn€'kei diihenemi rete^
Sok, e pass'kemi taksirdt,
2. e kur doTa ne MaUndtj
Hlra süty paSB kaTäiis;
ö Berdty i mieri Berdt!
kens-ke psr AR pctSäns.
3. Ibratm paSa /le bual
gi&B trimave u da dene,
tSuadarst ^& u mbtuad',
tB §i& ikn e mB 8 i veoB,
4. po 8a dota mun te ura,
pTasi US dudi ne Berdt
me siFahen te farkuar,
Hanan bei, ö fcafs-ZBmbdk.
Klagelieder.
1.
mun ne mäT tB Hoeteoiätet
u vrä i pain Progonätet.
AllKinesisebe Studien. VI.
more TarOj ku§ te vräuf —
TseVo'Nikaj ia Vslahu, —
mord TarOj sä te ränef — 5
m me rän edd me vränsj
koken mes per mss m a ndänsy
trute m i hode mb n ans,
ö moi nüseja, rigs-zezef
St€pi88 m i vure fieas. — 10
sa doy moi Theney e Mve;
86 ü 8 jeSß rige-zezsy
pö ü jeäe rige-bards.
mots moi dola me diale.
tS pat aü Ka vat atUf 15
118 miJB po den, po He
du trefcint po enjeU.
kuS vaße per kuieriy
e pe8ofte sä aä.
2. Fragment.
dü pTumha me tel
nde bale te ränBy
me ne testemil^
neneja te fsin yakne.
te benet Azbiu 5
8 te gakne pa mars.
per babdn i ziu
peVtsit tuke Uäre.
bir! or6 Dervis,
ö kaTe^ i bar de ... 10
3.
kur me veje ne veii^
me ne mije den e dl,
ziar-Hari Ke s kä hl!
kui kui kui te kekene.
kur me vSje mbe kuröre, 5
posi D^afer-Beu ne Vtorey
85
86 XU. Abhaiidlaii«: M«yer.
ZeneT-lidreja, iah tu!
kui hui kui u. s. w.
Zenet-T§drejay more,
10 kuS te d'ä 8e jam e f>Bt
kui u. 8. w.
ü jam va6€ tne ßindGrej
ti js diaü me katdre
kui u. 8. w.
15 ata naU lU räm baike,
posi luteja na haitSy
kui u. 8. w.
^t me TüpSy ü 8 te däSe,
t§ hera, korha! ße a te TäH.
20 kui u. 8. w.
mhaae mbdteSa me bare
8 kiS^a dale nga Ko fafe.
kui u. 8. w.
ZeneC'Tiarey ö haitd^
25 vale KüS u ndo9me na,
te mir e te zgidure,
81 briiim i drd&uref
Hasdn, me i\e mije den,
me kater, me peae Jean,
me pese, yaSte tiobane,
mun ku drdc e keSe atanef
5 sipare mbe PoFitSane
me te drdure ke erde,
per na daS gdkune derde,
kahurat banin aehire
Hakane (juhabitbila.
10 perae 8 t u ndod^ ne bid&dk
te paakaie lana narkl
Arbar ö, §arper ö
tei-kora, bir öf
AlbaoesUche Studien. YI. 87
5.
kembe-zez e ugu/rsuze,
Jc8 diten ßa rüre nuse!
uns jeSs kembe-mbärSf
86 Ue mba mot bera diaJk,
pö kuS beßs ktiSeriy 5
e pesöße sl dt.
mos e Kai lart e mba dB,
po Kai e sinakür Ks,
dera-mutf itapi-hati,
ö i list e i muristaj 10
ö i fräst e i tofaSta,
ö ^esi me baiga jaSta,
tS Seitän na mbafodi baika,
6.
Ka mba pesa dit ta majit
u ba uhrima väjit.
x>äny u vrä Majdn-Agaji,
K iS 81 Zatüftdr-PaSäji.
e ganeu mik Keratäji. 5
e gerieUj i vü kambora
e e vräu veta me dora.
8 kä hunda Ua 8 kulön aera
psr Majana, kaTa-verda,
Ua 8 u vra ndapar beilera, 10
atid tek bante hilnere
nda kwrb4t vera par vera.
ta züna nda tuk ta ^^Bla,
ta ra&oana tei, kateja,
pa ta vüna batarena, 15
me jatagane ta prena.
vate haberi Bolena,
Ua pargünana Majdn-Beina,
moi'S fSati ora-zlf
pae vräta Uati neri, 20
Kafa-jata 8i doii,
88 XII. Abhandlimg: Meyer.
viiure nd aUS peaR^
fustdnete humat^
Uaij ö brekf e Uai, ö hunda!
Kai, divän-hane e kuh!
25 Kai, ö muri me tSobanel
Hai, kcUiy Ice kaptön mäHs.
BeiUrBei zotl
karavi javäS, javdS,
te vine Söksts pas.
gi&e fCasin, kuvendoinsj
mbs fiahn tande kendroine —
5 kruSku ime me niSän!
krüikese t i roine diemte.
8. Schwester und Mutter des Erschlagenen
im Wechselgespräch.
1. ö im zotj ö vedrs-pfbti,
8s 8€ te vräu Timokdiniott,
nde Kapokudas Kirhati^
pö te vräu Kalarati.
2. hest, ö motrs, aadö Kave
Kalaratin fort e ääve.
Kalarati, jelek-ffünate,
pret edi vret jetek-kukts.
3. Kalarati, derku i derkut,
me te tretsn e ßSekut,
jü vS7ii te memi ^äke
e atd jü vrasin prape,
4. ti je rU bije Terbatäs
ü jam bije KalaratSe.
mo na ben te käim inatSe,
pö le na te Käims ßatSe.
Albftoesisehe Stadien. Tl. 89
Hochzeitslieder.
Diese Lieder schliessen sich an die 21 Lieder, die ich in
meiner ^Albanesischen Qrammatik' (Leipzig 1888), S. 75 — 77
ebenfalls aus den Sammlungen von Mptkos aus Koritsa mit-
getheilt habe. Auch die folgenden sind aus Koritsa, bis auf
das erste, das aus Perm^t stammt.
L Die junge Frau geht nach Wasser.
1. HSnine gürat e baröa^
fi^ins SeJc^r e mialte,
8l fi&niriy e ku na hirin?
ne gojs te dsndsr-trimit
2. a kane ui atö güraf —
ujs kansy vere 8 kam.
Tev4nd i Berdtite,
moi zon e Stambölite,
2.
anddi te öäSs pdjenej
te mos me mundös vdizene.
anddi te dä§e mijeney
te mos me mundöS bijene.
3.
dinderi ndeper limüü,
e zu gumi e UeTöi,
vate nineja e ngöi:
ngreu, diaTey per krüet tat,
te kan ardur Sökete. 5
dir, babäy u foTe ti,
86 un jam Sender i H,
da te Pos sä rotte ti.
90 XII. AbhAodlvjig: Meyer.
ku ms fiele sonte,
moi ftlsndza ime f —
nder mät e nder piile,
moi e miSra nens,
fieia me ^e diäte —
bähte 8 i a däSey
iüty ö dSTy i &ä§e.
5. viihefiL
beri Senderi goeüj
me du matse ne tepei;
vate viihefi pse 8 na er&f
rene-kei iuP pas zidHte,
diegur-kei mtiStdUete.
e po vidherene U e §etf
rene-kei los pas vätrsve,
diegur-kei tsuldfete,
6.
vene-kei vidheri ^ daule^
dramber, drumber ndeper fSat.
i vaiti Sendrit nde dere:
ymefe m, ö dender, hiiemekdr/ -
dzbriti dinderi e i foli:
yti me Uene-ke ne bujdr,
hai te te kem per menddr.
7. nüseae.
kejö nusey Ue na erd-y
z dite-kä te na bene nder,
po sa erd'y e tev/te ne vatre.
kejö nuee e made, grua^
Uiien pase-kä mafe hua.
z dite-kä te na beiU ndSr.
AlbMWsisch« Studien. Tl. 91
Yersebledene Lieder.
1. KoTdndraiit (aus KoToAs),
ff, moi zoins, Se-Meriy
me Ae fron te äH e t akult
mbä üTBj mbä körcy
mbä zone-Kriät mbe dore. 5
moi zonSy zoü e StepUs,
ndzef na fo^en e raUlse,
t u a ndäims dietmureis.
mos na e Uit nga e Rga,
se te jid^a behl Hriga. 10
2. Sen-Läzerit
Ldzeri! Ssn-Ldzeri!
tS e bere Lazüaref —
nds kroi i farküare,
ndek farköntei Spdtene,
Spdtena ta zotit-KriH. 5
ö i zoti Sen-eliy
ruai e keti §tepi,
8ä Kepra edi drasa,
dUe trimaj ake vaSa.
8ä Kirne me treUint buaiy 10
ake f torin me Yie muai.
8ä kirne mbe trekint de^,
ake te mira te kSä,
nemni na tri koke ve,
aHü patH fie pZug de. 15
3. Sen-Ldzarit (aus Epirus).
Ldzarsy ö Ldzaref
ngreUy ngreUj es u ef .
^ Da bei der Majuskel das c und e sich nicht unterscheiden, habe ich
den Namen des Heiligen mit kleinem Anfangsbuchstaben drucken müssen ;
die Majuskel von Hn ,heilig* muss auch für Elias genügen.
XII. Abbandlnag: Meyer.
erdem ts kerköim M t?ö.
U na böje nüaeja nd6r.
5 ti, moi Tute kumbulaisey
nderö me, moi bukuraise,
nga ^ hers moi per moi,
zofi e itepis, per iume moi.
nem me ti iU koke ve,
10 aHü köß §i9'mon e re,
zoti t böfl mi mir se je,
n dätS na kiel^ n däU na de,
riä ms dänti Ae koUa ßk,
aSt u göiß sä 1^e UaKk;
15 ni fiw dönU üs dor barötj
Uuni jüt u böft öespöt.
ne ms däntS fis koks baU,
Uuni jüt u böft deuikdC.
8ä re$ mbi atd d6§^
20 kake ts mira is keS;
8ä furka mb atö katsole,
kaUe nuse punetore;
8ä ge&e ka aä V/li,
ake Uüpa me fCori,
25 per $um motj per sum vi^t,
buH jüt u böft ÜB mbret
4. Sen-Ldzerit (aus Athen).
erdi Edzsri per ve,
jep i a L'dzsrit ns ve.
86 u er e 8 kemi nge,
86 u er e do ts vS,
5 ts ksndisim nga ifis vS,
t a dsrgöjsm ns MorB,
ku Jan tuti te ksSt^r;
ku Jans Turk e ts prers,
an6i §drpsri Ta ts vejs.
10 fot i dria drtss
zdnsss Stsplss.
ts na japs ven,
AlbMiMiaobe Stadiw. VI. 93
86 8 i a kSmi ngen,
an4i po na m4n n andare,
Se-Msria iuke Uärs 15
p8e karfosen mono-bire.
ne, du mötera po d-ifin,
fie vsld ed aü vdekur!
8% te hejin te mafe jeten f
86 8 nduToinSj 8 jans h6kurf 20
a vsStöni angönatSy
dikat 6 perdnats.
atö TuJsta ts mältt,
U m i a vini tors vafit;
atö türets te dButj 25
ta m i a vini tors krSut,
aJce fteta sä kä darda^
a1c6 zimera ta harda;
aK6 ftet 8ä kä uliriy
aUe zsmra nikoJciri, 30
5. Beim zweiten Zahnen.
moi Taraska kamba-kaska,
na kati damp t eHarta,
ta ma sielaS ^ t arganda.
Llcbeslieder.
1.
tSup 6 bif 6 ninasa^
skeP mbi &önt 6 kimbasa,
81 zogu i faUndzasa,
di6T8a jot 6 bdiitay
er 6 jargavdnita : 5
diersa jot 6 fdkeaa,
er e manu§dlc68a.
2.
tSa ta humbi Ka po karkön,
buza-dalandüSeja ime.
94 XII. Abbttidluif : Meyer.
buze-Uen^erüäeja imef
ved- t ärtB nds lU karte. —
5 more dicUiy bir ftai trimiy
Uun e vögele il fldriri. —
tS me nep mua te t a gei^f ■
te t ap bdlete ne nate.
3.
ö moi kiksy moi Spürt^^
guSen me du rad^ e ke
kur me ikön^ poel rufi,
mhän kesuTe me pari,
5 ufi e permbi vitula,
8Ü e Hunde d^rdv/ra!
mee&in e fdlceee kuUe
pTo^e mar, ke nuk e pu&e.
mäti jüt, moi man jüt,
m u be det üemin me mbilt,
tieter nie 8 me rün nde eüt
per ^ nate sikür tä vl^?
pandeha se do te Hüe,
ti dilmbejat mir m i dlüe.
pee Tne li §al e 8 me vräve,
prei eäSite kur me ndäve?
te dü krdhete m i d^äve,
5.
nde jB Türke, nde ke din,
hik dore nga buH im^
86 tani po te m4n jüti.
kufe mo8 ar&te ev^iti,
86 u züra mik te rl,
te vögele mituri,
me klet kökene nde gl,
te du teiteate m i p%.
Albanesische Stadien. YI. 95
6.
rumbuldkeja si karpuzi,
mb at ans Mmeney
me vien 8l gemi korfuziy
me prUe gümene.
ms martöi nenötseja,
Jc8 ndß vogefi,
pa ms da Yis huTSj
dials mituri.
uns ruh ns mage, 5
aü ms vien pcus,
pa ms &ots: ^nsne,
bsi ms /ifi kutäti/
mua 8 ms ke nsne,
mbs Kafs ms pätS, 10
uns jam jot-SoKe,
nds Soks mos dalU,
pso m a, nsnSj pso m a,
86 nuks ms di,
kur me det psr jaHa^ 15
tu trumbeladJti.
8.
1. birbiR ksndön Uaf Uaf Uaf^
ts mef väji kur t a ds^öntS,
ö trsndafit as bsn insdf,
mo8 u bsn kait t a verböntS.
2. gi^s moti ms Sköi me tu
möRts 8 i §eUs meditj
lis dit ts mos ts t §oh me aü,
ms duket n m mijs vidt.
3. aStü m a SköfS jetsn rehät,
ms ts dsntSin ^^s tä ksrköfif
dots ts jap US nasidt
e ts lutem ts m a dsgöS,
96 Xn. AbkM41«iif : Meytr.
9.
1. vets ti me paie Sine:
4nwrin t moM m a hafinis,
ti U m a kandönti kingane,
H Urbit ts Uänti t renkönti.
2. vien me vitviaiB räVBy
H hena kur e zent rBte;
mieri uns! tuke Kare,
Uü§ dot a SköA keti jete.
3. vije poÜBf ^mi, z me mef,
me z ms hiUet as ßlciri,
un e deSa per buraz^r^
t§ pat me te Mula-BeHerit
4. me viSn morti, me ben vare,
zemra ime d^erit e Uän
nde grüke te Sah Rtäre,
prei teje 8 heU dor, ö eultdn.
5. ö zot, ö zot, ts me pän süte!
mieri un, si jam i gale ?
ketü dreit §kuan dudite,
me düfik düane wäre.
10.
dir me Tai ne gur te tumit
aik e kumeStitl
dir me Tai fuetdn e tSunit
m i heK tumanet pae kumit,
me t i märte vaT e Tumit!
te gotite koU e pVambit!
me kte goditur tei e teiy
me räne ptümbate me teT,
11.
züra üe bitbit ne viee,
kam frike ee mos me vdese,
nde vdektea keei Fengimi,
nd ate bar Ke te me vini.
Albuasische Stadittii. Tl. 97
te me Rni 1^B pendzSre^ 5
t e äoh 8Üt asdi se miSre.
12.
nds väfii per manuSaUej
memi me edi mua,
pa nde mos ditSa t i mbled'y
psoni ms eSe mua/
nde mo8 dltsa t i bM tufa, 5
paoni me edd mua.
tufs tufe manuSaJce,
t i rendüime mbi falle,
13.
1. Äume, ms dole kaUdke^
ms more DombrBns,
atid ku m$ SkeTine,
si kür ms ksrtseAsy
Uunat i ge^eiie.
2. Hüsdn, pa m ep SüanBns,
do ts mar Dombr&ns.
at%4 ku m^ Skefinef
posi kür ksrtse^s,
Uunat i gs'heüs,
3. Hüseni te Spü ns SeVtsksy
ms more DombrBns ....
Hier bricht die Aufzeichnung ab; das Lied ist ein
Fragment.
14.
t erdi heTmi nga Korfuzi
nds IIS sümbuts prei guHit,
moi ASe, karaputans,
vait e heTmöve vsläns.
ti turpsröve dUüäns^ 5
MargsUUn ed4 Fitanns,
döje ti kussrin e parsy
HamO'Drizs Ueratäns.
SiUangBber. d. phil.-hist. Ol. CXXXTI. Bd. 12. Abb. 7
98 XII. Abbaadlnsg: Meyei.
u kspiit US ül e rä
10 mbi saraet e mbedn^
TuTe! AhmÜ-GrdvBza,
15.
vetulats pae t u ndzinef
mos u k& bens mcuHne? —
jo jo jo^ per perendine^
pö kam vete bukurine. —
5 bukurin anddi t a däns,
t a traSegönti me jaräne.
trengelin biät % tiganit^
i ben p4tula jaränit.
ö jardn, ö jete-gate,
10 siel me bdrens iie nate.
16.
me geriSvey te ge^Sva,
moi tuTez e kuja j6f
moi Tuhj haide me nS.
bukurine t a petkBva,
5 me gei^eve pas jungärit
si SePegeja pas bärit.
me geiieu pas gem^ndzese,
sl diati pas fermeCise,
17.
ö jungdr! ö di^ü pe mäTiy
Ue dSdefrenete jaräni.
ö jungdr! ö drü pe fiku^
Ue didefr4nete asiku,
18.
mora düfekd-in e dola^
naten dot Tiie s e pertsola,
nda e mora pazare,
itseiia posi % mafs.
libanesische Stadien. YI. 99
ti moi hena^ Ua he rare, 5
8 mfc pe tuTen ku kä Hruaref
nd ate kosk me dil tri Skale
eHe Hriturs sl ngare,
u rfzöfsy ö more UoSk!
t€ biere tüteja perpöSy 10
ts ^ileiia ksmben a {juns,
hekim t i bineSa une.
19.
ö didi Ue ndritsön
Stepit e bar da ns hön!
moi ätspia mbi korie!
det vasa e fi ne hie,
8i pa^di me tevabie. 5
vaSa me Uibük-veziriy
TeU e Bäi si fkoU liri,
Sume i uTutae fdkiri,
nga e k&ceja, jo se miri.
20.
Eine Variante steht bei Dozon S. 106, Nr. 51.
Käimsni^ Soke, ts zlns
8€ te Tigata z m u tsJcinne;
nga dö vete, pas me vlne^
m i ben zoti vetetime.
tS doli kejö düfiä zahme! 5
8 lafo8e döt dil kuvende
as me kuSeriren tende.
d^one bota: ytsotS i bere^.
ö moi diinde, tS me semüre!
vade te Targe me vüre. 10
ne je Türke, u befs kahure,
ne je kahure me bese,
ben amin, moi dere-zeze,
ben amin, buH te vdese;
te vdese e te märtsa vete, 15
te hköime m tsope jete,
7*
100 XII. AbhandloQf : Meyer.
Jätens te mlre e Sköva,
tek dit dielt Ksndröva.
21.
Eine Variante bei Dozom 8. 107, Nr. 53.
dola ins dite na mäJBj
iilojiseS e po Udjs.
M mards do U ma häje!
marazi üt setS ms hsngri,
5 moi heik e bards nga vsndi,
nga haRa Ics cter ergendi.
amän, beiks sarka-verSsf
babait ep % nafenns.
M bufs ns fiat 8 t a §ennSf
10 po ts dan poSfs MüzeUens,
kundmal me TepeTenSj
ö ti Jes dsF me kapels^
vSts e bards e koKa stefs.
22.
ioks^ ju märsa ts ketceti!
per mua dialit t i d'Oiii:
se nem^nt vras vets vehten;
jüy nds däUij na paitsöni,
5 ts sH e Hg aSksria,
kur ts mos ts döjs diati,
m i ard'ts nga persndia!
jam verbüars ss käri.
ms mlrs t a vrat§ m« diißk,
10 8ä t i fratS fiatsn e Ugs,
si kaliu kur rün n dienet
münafikut s ia Seh stits,
23.
Uai e, moi Pure, jaräns,
posi motra ts vsläns.
sadöj TuTsy ms mundöve,
Albanwische Studien. Vi. 101
se me trete^ ms bere dülsy
me de mähj me de püie. 5
tü, moi TuTtj nds t u ndäfSa,
8l drüri tnba kemb u &äfSa;
drasa per Skernbü u tSäfia^
te flns tSupa e vaSa.
24.
ö vul e gakut aermd,
e bukur sa SoKe 8 kä,
vetem M ts tigs kä,
Jc8 bsn me kedö Sakä,
OS hodi mbe üi sevdd. 5
se sevdäja giindh 8 kä^
8l per bufa de per grä.
ö mor zogu verveK,
te bera e Sket mbe öS.
dot a heöim nde iurdy 10
pcis nizamit kam diezd.
25.
vanne tSunat vanne,
vanne ne kurbit;
mbenne tSupat mbenne
nde diiert e tet,
e t i mam bandilat 5
Jce t i hen kesmü.
Jane du kunata,
duhen posi motra,
fake zat e kuke^
setS u a pu&in bota. 10
une 8 artSe vete,
pö me prüri hali.
per zoterine tsnde
8eU me mori mcUi,
kür ngite nde Skale, 15
me dzveS ferediene.
102 XII. AbbaDdlong: Heyer.
vanne ment e m'ia
nde zotrote mbenne,
26.
kstö motst e OhrUe
sets bsine psr te ssmüre,
Sefmän i bir i Dadiistf
kolun mos e ngrits küPe.
5 ö SeTmdn nga nuri Üty
jam bare dett divane;
kür m a ve festin mbi süt,
ahere me vräve fare.
mb uds kam dal e po pres,
10 pres ati tSune SermanSf
z dua te rön pö da te vdes,
^ kur z m a pret tsuni Sefmane.
fafcet te kuKe 81 mola,
anddi t i peTUeu aSiku.
15 för^ ö tsuUy te lumte goja^
te peTtiase miinaßku.
ö SeTmdnj päS tene zonsj
mos e hard milcetstne,
i bukur UöfS gid^e mone,
27.
HSe je e barda me vere^
ne t a täSa moi e rniers!
u befsa Frenk me kapeU,
Tir e Frengut nd EngTite^*e,
28.
ku m u nise e dot me vetsj
ieJcir i barde^ ku dot me feäf
do te vete nde Janine,
te te siel bas-terezine,
5 goja-miaTie^ foT e keS!
te te Uepne pirpirlne,
pirpirlne boje-gake.
Albanesische Studien. VI. 103
29.
nd' atö pendiere t argenda
päHB m te bukur brsnda,
b^ra kräh e rüra branda,
yet§ ati Ks ms ki§ snda;
me da buk e miaTt e hengra, 5
ms Hroi Silt^, ras e fieta,
kür u ngriUey gs mi z §eta;
zura dnene te detity
§etSe te bijen e mbretit,
züra dnene te Pumit, 10
getSe guSen e pulumbit.
30.
der ne pend^ere^ po me Sekön^
Samia Ke ekuUöny
me 8Ü me äeh^ e 8 me kuvendön^
kralle ke s kam te ftuturöü,
zu mäli e po na §e&ön, 5
züri fuia e ^etberön,
zu baiteja e po kendön.
31.
ö moi kaperode,
me gezdis ^tege mbe Stege.
me t u befia rode!
t u n^itsa paa feredzeje.
kuS te kä Uertuar 5
ke me n me kasavetef
te mbaitSa ne duar^
kaperdiefia tum e dete.
32.
t ardi koha
te kend&ntS iie here^
Spürt! kwrbdn t u befsa^
ö bitbil i miere!
104 XII. Abbuidluic: Meyer.
5 po ma §ezd{8
fera parmbi fera,
SpüH! [Lttcke],
ta zu dhoraj
ta mhuToi fotena . . .
10 [Lücke]
nga dimri ikreta
U zoKta pa ndziePa.
33.
tSupa pe Parmetty nuae na Janina,
nga aevdäja jote braktisa itaplna^
dole mbi Koikuay aetS pi L'ibivane,
ö mot Rr e frankut! ata dUa pahana.
5 kur ma Skön aokakut al muSka kafüaay ,
taitaat aguridey JcumaH dalandüäe.
34.
ö aoke, ti u prii düMja,
düah taitaa me mäjay
me maja «i mäi e §ambit,
aä 8 e zi aa mäi e dambit.
35.
ta gafieu üuTuieja me fia Sami mota,
iane Ibratm-beut Hata vi4t berona!
tumxinet atlaze vartur te diamiay
Sana Ibratm-beuty t u trampna famia.
5 tu ngitna katiakat aipar nga tiaüay
nda krv^i ta Vatakaa t u n§it takurla,
36.
nda mahala tena prifii,
aü prifty aü ev^itiy
pat iiik puXa iterp e aitiy
lia kiS Kiarat pata paTa,
5 bdUta poai gaitanay
Albanesisohe Stadien. YI. 105
8Ün e ZI posi fitdzane,
hündsns posi Uirlne,
göjena posi kutlne,
büzets posi UerSlne,
dimbstß posi indMna 10
güSens si farfturtnsy
hüte barkun fa&e fa&Sy
nden ate üe poUke miaute.
37.
me derde, me meUtiime
t i foXa beitaty Sultdn.
8 kam tS i bsii zimbrsse simey
lU me ksrkön düTbir me nam.
jüy malCy ms beni kabüly 6
«e dot jü bsnem müsafivy
set§ kam ndezur me üe foduly
nat e dits po hek zindiir.
38.
erti e te 9ifa nde porUy
e te &ä$e: hat t i vemi.
8 miret dudi me te forUy
ji^e rop i zotit jemi.
ti moi felend^a mitärey 6
per tu Haine fuS e maTey
ae m a x^uai aHkarey
ndo me vraiy ndo me bin tSare.
39.
eevdäjay Sokey sevdäja
mi e keke se fukaräja,
amdn! tsitsa-protokaley
e&et e guHit me hale,
e&et e guStit me züncy 5
setS me Iren e me kepune.
106 XU. Abhftndliing: Ueyer.
40.
Skön me bukuri mbi krile^
ms te faVu perendia,
H hsna kür det me üje,
setS m i Toits mint e mlja.
5 mal mhs mat do U perptlcem,
^ersd te humbds §ekundi.
81 perväni do te di^em^
do te tretem posi pTumbi.
bukuria me nam t u däy
10 v4Uene e ke ioKerlne;
zotüne te däH edi mä
e te Stöfle daSurine.
iie üeri ke 8 kä muhab^t,
est armik i perendise;
15 de ketü, de mbe hairü
eSte Sofi % jezitiee,
41.
tum küs punön bauten e vet,
m4n koha Ue tielin tutet;
me mer mäli e po me tret,
kür zen e kendöin bütbütet.
5 me püesen e me 9one:
küS ks Skuar me dütberef
be t u bM per tene zone,
fax 8 i kam asiku i miere.
teu dieii maje mäRt
10 e mbutöi gi&e dilMne^
kür i ^et zogu jaranit:
eja te Kaim te dü eevdäne.
42.
rhi e trendafiUt fefe^
me mar-kei ^umi dütbere.
mo8 e ngisni, JTe te fisre,
u ndäm, o ipürt^ targ mergüarej
Albanesische StudicD. VI. 107
fdUeja jote pa kapHare. r>
mos e nyisni nie te mars^
sSts stire mbs behärs,
mi z munt te i a heJc kahare.
un i mieri sets raiiHta,
sevdäne mhe tü e ngita, 10
m er& ne mot e dot s e prita.
43.
hin e drid" e vdlene,
ngre e tsa tumdnene.
me nga daTe vdlene,
pluhurön tumdnene,
ed aü zot Ice m£ kä, 5
kür m e preu, a$tu me d'ä:
mbai e se te beii te ra.
hiJc e mos e Maje,
ksmi dieTm te hüaje,
vdleja po dri^ete, 10
pPiihuri po tirete.
44.
pa Sekonif soke, Sami-dlene^
me sä sume hie m a Tot vdlene,
st e paS'ka Udure kaTemkdrene,
tSulufeja e zeze zene fdfcene.
sa here kam ardur e ti z me kB priturf 5
me ruska te &äta setS te kam gostitur.
du tri here me ke genüere,
si Kenge manäre te kam usUuere.
du tri here te jam nisure,
pö det e «w nk^en ne bai'-biOisure. 10
45.
me humbij Soke, me humbi,
ms humbi guse-putumbi,
humbi e z duket gekundi.
108 XU. AbhMidlniic: Meyer.
nds Süi pihete rumbi.
5 ma humbi guäez e ptLlünJ>it€f
vet edi vi4n fds anes rümite.
46.
baH e zotris vate stolisur me tute^
po ts viin hilhiR e po te bin kuje.
une nuk e fiöva, vet ungrit e erdi,
fort ms maleAeu me tsa löt JU derdi.
5 trendaßt i barde Ridi ftete Sumay
mos ki keüy moi nene^ aä te benem une.
ne baStez e vögele^ düzit reiie mote^
na u rite-kei Uv/pa e na bin me dore.
47.
ae te &ääey moi e müre,
te mos dättS atii,
frün beHUf te ngre tSembere,
pa diküS te Seh.
5 dikü5 te Seh e diküä te pikdSy
v^tula jote po te ben talds.
48.
pse je nkuJcur kaUef nd mät, a ku ke kenef
ritu^ tSupe, ritu, se t u mbTak jot eme.
mbe te kater anet kalaüs kam bene.
ritUy tSupe, ritUy se t u mbtak jot eme.
5 ndeper ii efesire t a de^öva zene^
zine sl bitbit, e t etSur sl felendie.
me vaite nde krua, me Täne tsa ro^e,
&äS se iSiie veteme, pö Uen-ke me Soke.
49.
züra fie bitbiT nde vese,
kam frike se mos me vdese,
nde vdektSa keH len^imi,
nd ati var Ue te me vini,
AlbanesiBche Stndidn. Y1. 109
Ä« pencUere te ms liniy 5
Ue ts me viiU bitbiU.
50.
1. miir aii ropi Ke Kän!
ger ns Bagddt u dsgua.
mos u hsn kait^ Sultan,
ts ßän 80t mbs dit e tua,
2. diu 6 Uieti Uta dins,
86 un mbs tu jam bsr aHk;
z mun t a fSeh asiksrlns,
mbs fis düTbir k asts sadik.
3. buza jote kulön mialtSy
fallet m i ks pTot rl t mavi.
ms z munt ts t i heJc berats,
kuS sSt m i bukur se tif
61.
mbs Uafs ms patS, moi msms,
Us ms Ti ts däV nds tsms,
86 ms zu ins trim ms dsmbs.
ika, pö 8 paS'ksSa ksmbs,
62.
ku veröve versnsf
nds mäV ts Janinsss.
ruhu mos ts Sk^lsns
kruSicit e Detvinsss.
53.
u &ans trsndafifatSj
wi 8 ksndöin as bitbifets,
psr hatsr ts mehriimits,
mos ms ngo prei gümits,
86 jam diaV e tr^mbems, 5
ku§ 6 dl si gendems.
110 XII. AbbaodlQng: Meyer.
54.
Sköva tnbrem asai u^tss,
pä8€ iis te bükurB,
e bükura ms pd mua,
fiolc e mbäli derene
5 mos e mbülj moi bija iwie,
86 viin trim i lödurs,
mer ms m rizs ne dore,
du e m i fH diersete.
pa mer üb krfle SeKeri^
10 dif e m % tdk göjane,
DO.
ö bitbity ö zogu i pars,
fiaTa jote 8 kä ts Sare,
kendo na, bitbUy ksndö na,
nde na zente gumi, ngö na.
Albano - Italisches.
Variante zu Camarda, Appendice al Saggio di Gramma-
tologia comparata sulla lingua Albanesc. Prato 1866, S. 126;
De Rada, Rapsodie d'un poema Albanese raccolte nelle colonie
del Napoletano. Firenze 1866, S. 91; Vigo, Raccolta amplissima
di Canti popolari siciliani. Catania 1870, S. 695.
ö e bükura Morel
tSekür te Ti, mi nsnk te ps.
ö e bükura GreJci!
teku riji urtest
5 atie kam ü zotin tate^
ati4 kam ü zöüen meme,
atid kam tim veld.
ö e bükura More,
tSekür te le, nie nenk te pe.
Albnnosiscbe StndieD. Y[. 111
kür te päs e para here,
ti ms gezöve, ms psticeve,
dfl tsöpazs ti ms preve
zsmsrsn tim, ö bujareSs.
pö ti vetsm, ö Uli im, 5
rieh e bsn ts Soh$
ksts t humbur di§srim,
sä ts smTaz dit ms iktian
nd ans tBJe^ ö gela imef
8ä pat ahirena gszime, 10
kür fiaC am nds veSs,
pö ti vetsm, ö gzimi im^
neh e bsn ts Sohs
ksts t humbur diSsrim,
Verschiedenes.
1. Beja (toskisch).
Auf einem gedruckten Flugblatt.
1. ö mbreti i düfiasSj
bsns mbs w« imsrin tat,
nds urdrit Padi^äss,
mos me i rän imtdt
2. urdrit e iradets
Jorji kur i ket,
un i bsns ibadets
ms tsoft edS tos vdek.
3. as Sfcauny as Haldüpin^
as tietsr mbret as kral
kabui 8 e bs^s t ms hiipin
mbi Spin sa ts jem jat.
4. Mor4a ka diturins,
iSlcipsria trimsrin,
baSk t a baim mbretsrins
me taftin ns Janin.
112 Xn. AbhMkdlanff: Meyer.
5. fu daltSa kH jemini
rufene tiom mbi krü,
ms hefte por si hini^
ö Zot, te Tutem tu.
2. PTdgete te Beratit (mittelalbanesisch).
1. Berati nder maTet
eH e bukur kasabd
por e mbulüane holet
prei niirezü Jce kä,
OS prei TurkiS as te krUterej
ae prei laue as prei beilere
kur hairin s i a pä,
2. ne SköfS ne HuUumete
per ndo M hat, ei mi9ri ti;
ee lipset ruSfete.
per Pas e per kadi
pak haket e dMäse
prapa e ti biM daväee
ru§fetin po e u de,
3. kemi ifie beledie,
Ue ruina Zot prei sai,
ee gezainagdlen
t a me? de kur e ke fai.
ae ude nuk goditi
ae ndo M ur e e ngriti,
as Skol as ndo n meit^p,
4. kemi ^ tud£arete
ed^ ne reis me^elis,
Ue tieter §e nuk prete
por kuS te dar miflis;
Hindin pes-mbe-öietej
kusurin e mban vete,
te zot nuk i nep ga.
5. dü veta kur ziin
e biin mbe davd,
Sköine te miftia,
te ndzienn nga n fetfd.
Albanosiflche Stadien YI. 1 13
por ai 8 k€ndön ßitape
e ts düvet ju nep hake
hur i u mef pard.
6. urat kuS i ngriti,
Ab her mbe ^e vaht —
rehdt m i pasts ipirti —
i u lä de variddt
po 8ot v/rat na räUB
ed4 ts giS" varidane
hodialarst na i hane,
7. präge e kcuabase
Jan de ketö mültezim,
Ue pine §akun fukaräee,
as kuitöine perendin.
te dieten e maHn mbe tety
i itöine Jcesen e mbret,
fikin bukit e ikret.
8. % mad' i\e takSirate
Jan tSifutit ke ne Janin,
Ice vlne ne Berate
per eunduUemin,
riepin tu e huaite,
me du per kint ne miuiite
te mierit milltezim,
9. 1 wwVr, ö Ipokrate,
ku m a ke Ten zandnf
se ketö Ue jan n Berate
per hekimbdS nuk jan.
te semurit presin tSare,
ketö zihen n pazare
de ioKi iokin Sain,
10. Ute ^e here moti
pa fog pa kur ^a,
% Senti deepoti
me vetem tixirdy
por 8ot 8 i bein idare,
ee % Tipeen sarandare^
foga de tixirdt,
11. dimojerondia
ffitrangsber. 4. ptaiL-liitt. Cl. CXXXYI. Bd. IS. Abb.
114 XII. AblMnaiang: Meyer. AibMieneche Stadien. VI.
eit % bukur igdt,
Ue mblidet pleKesia
per ta Hkuar davdt.
por atö hur s peHüen
per ndo Ae haereile (f)
veU per te ndare grät.
12. ketö ptage kä Beratif
kuit nuk i vlne Totj
Ue e kä zene takiirati
ti tma^ mbe dite eotf
por üaia per ee Speitit
vi4n dita e eelametity
Ue te ndefiyhe zot
XIII. Abb.: L. T. Boekinger. Ber. fiber Hudsobr. d. s. Sebwabenspiagela. XYI.
xin.
Berichte ober die Untersuchung von Handschriften
des sogenannten Schwabenspiegels.
Ton
Dr. Ludwig Bitter von Bockinger.
(Mit einer Karte.)
XVI.
Der siebente Bericht über die Untersuchung von Hand-
schriften des kaiserlichen Land- und Lehenrechts^ der philoso-
phisch-historischen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften
am 5. März 1884 erstattet, im Bande CVII, S. 3-82 gedruckt,
hat von S. 19 — 59 ein gedrängtes alphabetisches Verzeich-
niss der dahin einschlagenden Handschriften aufge-
nommen, weltshe nachweisbar vorhanden gewesen oder
welche hauptsächlich jetzt noch, sei es vollständig, sei
es nur mehr bruchstückweise, in Staats- wie öffent-
lichen Anstalten oder im Privatbesitze vorliegen.
Von ihrer näheren Beschreibung wurde damals abgedehen^
einmal weil der Hoffnung Raum gelassen werden wollte, dass
die Zusammenstellung des handschriftlichen Stoffes, wie man
sie da mit einem Male vor Augen hat, möglicherweise hier
und dort noch zu weiteren Erfolgen führen dürfte, was auch
— allerdings, mit Ausnahme etwa von der Nr. 172^/, oder der
Nr. 313*/g, nicht in einem irgendwie erheblichen Grade — der
Fall gewesen, sodann aber auch weil die Rücksichtnahme kxd
besondere Fragen den Umfang jenes Berichtes ganz ausser-
ordentlich vergrössert haben würde.
Diese Beschreibung von 500 Handschriften wie
Bruchstücken von solchen liegt nun, wieder in der Reihen-
Sitsnngsber. d. pbil..bist. Cl. CXXXYI. Bd. 18. Abb. 1
2 XIII. Ablmodlang: L. t. BockingAr.
folge nach dem Alphabet, in den Berichten VIII bis XV ein-
schliesslich vor, im Bande CXVIII, Abh. X, S. 25—70, im
Bande CXIX, Abh. VIII, S. 1—54 und Abh. X, S. 1—62, im
Bande CXX, Abh. IV, S. 1—46 und Abh. VII, S. 1—70, im
Bande CXXI, Abh. I, S. 1—62 und Abh. X, S. 1—58, endlich
im Bande CXXII, Abh. III, S. 1—80. An den je treflFenden
Stellen sind da auch Gegenstände, welche sonst das kaiser-
liche Land- und Lehenrecht berühren, miteingeflochten
worden.
Seit dem letzten Berichte sind — abgesehen von einem
zur Zeit nicht näher bekannten Reste einer Handschrift im
Staatsarchive von Zürich — noch drei Handschriften und ein
weiteres Pcrgamentdoppelblatt zxx schon bis dahin bekannt ge-
wesenen Bruchstücken einer schönen Handschrift des 14. Jahr-
hunderts aufgetaucht, worüber ich dem Herrn Bibliothekar
P. Gottfried Vielhaber des Prämonstratenserstiftes Schlägl in
Oberösterreich Nachricht verdanke, die am besten gleich hier
verwerthet sein mag.
339 V,.
Prämonstratenserstift Schlägl in Oberösterreich, Nr. 35.
Auf Papier in Folio in zwei Spalten im Jahre 1450 von Achaz
Prenntner im genannten Stifte^ gefertigt, in Holzdeckel mit
braunem Lederüberzuge und Buckeln gebunden.'
Von Fol. 1 — 33 enthält sie das oberbaierische Landrecht
des Kaisers Ludwig IV. vom 7. Jänner 1346.
Daran reiht sich das kaiserliche Land- und Lehen-
recht von Fol. 33' — 95 in der Weise, dass nach dem Ver-
zeichnisse der Artikel ,des andern tails des rechtpuch das vns
dye päbst vnd künig Cbarel vnd ander fürsten als hernach
gescriben stet geben habent' mit dem Schlüsse:
Hie hat das reig^ister ein end,
Got vna sein genadt sendt. Amen.
^ Nach der Bemerkung am Schiasse des sogenannten Schwabenspiegeh:
Qui me scribebat Achacius Prenntner nomen habobat, sacerdos et cano-
nicus in Plaga Mariae virginis, anno M® CCCC® L°, in die Cleti.
Vgl. über ihn des F. Lorenz Pro 11 Catalogiis canonic. regni.
ordinis s. P. Norberti canoniae Plagensis vulgo Schlägl in Anstria sup.
ab anno fundat. nsque ad praesens tempus (Linz 1887), Nr. 52.
Berichte über Hftndtebriften des sog. Schmtbenspiegels. XVI. 3
das ^rechtpuech das künig Cbarel^ die pUbst vnd ander chünig
vnd herczogen aus dem dccret vnd decretal gennmen habent
vnd yn ym concilij' mit dem Schlüsse folgt:
Das puch hat ein end.
Stoss man allen Verrätern ans zang vnd zend.
Nach lateinischen Notae juridicae auf Fol. 96' schliesst das
,Rechtpuch von tewfel Belial wider Jesum' von Fol. 97 — 145'.
339»/,
♦ ♦
Prämonstratenserstift Schlägl in Oberösterreich. Per-
gamentdoppelblatt in Folio in zwei Spalten gegen die Mitte
des 14. Jahrhunderts fallend^ früher als Umschlag eines ^Brief-
vnnd Inuentur Prothocoll bey der Herrschafft Roith. Vom
ersten Janarij biss lessten Decembris anno 1647' verwendet,
von Pfarrer Ernst Klinger von Taufkirchen a. d. Trattnach
(an der Wels-Neumarkter Eisenbahn)^ in dessen Pfarrbezirk
sich die genannte Herrschaft befindet, am 22. August 1891
geschenkt.
Weiteres Doppelblatt zu den beiden der Nr. 156**. Vgl.
über diese Rockinger im Anzeiger für Kunde der deutschen
Vorzeit 1876, Nr. 9, Sp. 277/278.
Hiezu ist das Verhältniss des neuen Doppelblattes fol-
gendes. Das erste Blatt schliesst sich unmittelbar an das erste
jenes zweiten Doppelblattes: LZ. (Art. 323 b) = i (284) dar an,
so ist es doch stet, vnd di daz goteshus an hant gesprochen,
die suln u. s. w. 324 = k (285). 325 = 1 (286). 325 1 = m (287).
326 = n (288). 327 = o (289). 327 I = p (290). 328 = q (291).
(329) = r (292) bis: daz sol er tun vnd sol gute gewis[heit].
Das andere Blatt fkllt vor das zweite jenes zweiten Doppel-
blattes: LZ. (Art. 347 b) = a (297): er die wortzichen seit, so
sol er zen heiligen swern daz es sin si. vnd ist er u. s. w.
348 -}- 349 = ß (298) bis: vnd allen irn vriunden. 349 = ^ (299)
Von plegem. Swas ein phleger den ze schaden tut bis an
den Schluss von LZ. Art. 349. 349 1 a = 8 (300). 349 1 b = £ (301).
350 — i; (302). 350 I == r, (303) bis: so wer der vil die ez teten
durch haz vnd durch ubeln willen der meintetigen.
4 IUI. Abkudlaiif : L. t. Bockinger.
3397,.
Cisterzienserstift Sclilierbach in Oberösterreich, Nr. 20.
Auf Papier in Quart im Jahre 1450 von Johann Teisbeck^
gefertigt, fi-üher im Besitze des bekannten Job Hartmann
Enenkel* von Albertsberg, Freiherrn von Hoheneck, dessen
handschriftlicher Nachlass zum grössten Theile vom Stifte
Schlierbach erworben wurde. Xenia Bemardina, die Hand-
schriftenverzeichnisse der Cisterzienserstifte (Oesterreichs), Ab-
theilung n, S. 488.
Von Fol. 1 — 66 — 84' ist das Land- und Lehenrecht
mit den Verzeichnissen ihrer Artikel enthalten.
Daran schliessen sich noch österreichische Rechtsgegen-
st&nde, bezüglich deren auf die Mittheilung v. Meiller's im Archive
filr Kunde österreichischer Geschichtsquellen X, S. 88 u. s. f.
hingewiesen ist.
417 V,.
Wiener-Neustadt, Cisterzienserstift Neukloster, Nr. 8.
Auf Papier in Quart in zwei Spalten im 15. Jahrhundert ge-
fertigt. Xenia a. a. O. Abtheilung I, S. 282.
Wie es scheint, ist hier zunächst das österreichische
Landrecht enthalten, an welches sich sodann der sogenannte
Schwabenspiegel bis Fol. 187' mit dem Schlüsse:
,Hie habent che jserl eichen recht ein end,
Gott vns genad send.
Register' anschliesst, das dann vielleicht die folgenden Blätter
bis 192, welche Zahl a. a. O. angegeben ist, ftlllt.
463 V,**.
Von dem oben S. 2 erwähnten Reste einer Handschrift
im Staatsarchive von Zürich spricht Dr. Schweizer in der
Geschichte dieses Archives im Neujahrsblatte für 1894, S. 22.
* Das pnech ist gpeschribn worden nach Kristi ^epnrd viertaehenhnndert
▼nd in dem fUnfzigisten jare an sambstags nach sannd Augnstinstags des
hejling Bischolff. Johannes Teispekch.
" Ihm gehorten auch die Nummern 34 und 204. Ausserdem findet sich
im zweiten Bande seiner CoHectaneen aus dein Jahre 1603 im nieder-
Österreichischen Landesarchiye zu Wien die Nummer 413.
Berichte 4ber Handsohrifken des sog. Schwftbenspiegels. XVI. 5
Wenn seinerzeit Gründe der Zweckmässigkeit ftir die alpha-
betische Einrichtung entschieden haben, so hat hiebei die Möglich-
keit unberücksichtigt bleiben müssen, mit Einern Blicke gleich
die Zeit der Handschriften von den ältesten bis zu den
jüngsten zu überschauen, und ebensowenig tritt mit öinem
Male eine Gesammtübersicht des Verhältnisses in Be-
ziehung auf die Sprache entgegen, wobei wir es doch nicht
allein mit deutschen, ober-^ mittel- und niederdeutschen, zu Jthun
haben, sondern auch eine in französischer Sprache aus dem
14. Jahrhundert, drei beziehungsweise vier einer lateinischen
Uebertragung gleichfalls aus diesem Jahrhundert, eine Beihe
von böhmischen und wenigstens eine mährische in Betracht
kommen. Es werden daher eigene Zusammenstellungen hierüber,
wie weiter auch über den Hauptinhalt unserer Hand-
schriften im grossen Ganzen wie nicht minder über die
Gestaltung namentlich des Land- und Lehenrechts im
Besonderen nicht zu umgehen sein. Insoferne ausserdem
verschiedene von ihnen einen Bilderschmuck aufweisen und
man hier an ein ähnliches Verhältniss wie bei den Bilder-
handschriften des Sachsenspiegels denken mag, dürfte auch
diese Frage in Kürze zu berühren sein. Endlich möchte man
zum Schlüsse wohl gerne das Auge auf einem Kärtchen weilen
lassen, welches das ganze Gebiet der Lagerorte unserer
Handschriften und Bruchstücke von solchen veranschau-
licht, woran leicht Erläuterungen geknüpft werden können,
welche zu einem guten Theile bereits auch für das Geltungs-
gebiet des so weit verbreiteten Rechtsbuches diese und jene
Anhaltspunkte gewähren.
Das soll nunmehr zur Berücksichtigung gelangen und so
ge Wissermassen den Abschluss der Berichte VU bis XV
einschliesslich bilden.
Genauer werden da die Handschriften, welche in alpha-
betischer Folge vorgeführt worden sind, jetzt im § 1 nach ihrer
Zeit und im § 2 nach ihrer Sprache zusammengestellt. Handelt
es sich hiebei um alle, welche überhaupt für das kaiserliche
Land- und Lehenrecht in Betracht kommen, so scheidet
der § 3 jene aus, welche nicht dieses im engeren Sinne aus-
schliesslich bieten, und gelangt hienach zur Aufzählung der-
jenigen, welche nur dieses im eigentlichen Sinne enthalten.
ti XIJI. AbhaadlaDg: L. ▼. Rock io gor.
Mit den BezeichnaDgen^ welche fiir dieses in ihnen erscheinen^
beschäftigt sich dann § 4. Ihren Hauptinhalt fahrt im grossen
Ganzen der § 5 vor, während der § 6 das äussere Erscheinen,
der § 7 Einzelnes innerhalb des Land- und Lehenrechts,
der § 8 bei einem Blicke auf den Gesammtumfang des
Kechtsbuches auch stärker oder gar auffallend gekürzte
Gestalten, der § 9 Absonderlichkeiten bespricht, welche
da und dort auftauchen. War man wegen der Schwierigkeit
des schnellen Auffindens des zusammengehörigen Inhalts der
Handschriften der alten im grossen Ganzen auf dem — Sachsen-
spiegel beziehungsweise — Deutschenspiegel fussenden An-
ordnung bald auf Abhilfe in dieser Beziehung bedacht, so
handelt der § 10 von besonderen Inhaltsverzeichnissen und
befasst sich der § 1 1 mit den Handschriften, welche gleich ohne
Weiteres aus einem Umstürze der alten Ordnung des Stoffes
zu Gunsten einer Art systematischer Gestalt wenigstens
des Landrechts hervorgegangen sind. Da mitunter auch
Bilderschmuck angebracht worden, ist davon im § 12 die
Rede. Insofeme nun aber das Land- und Lehenrecht häufig
nicht allein begegnet, sondern auch mit anderen Schriften,
wenn auch vorzugsweise aus dem Gebiete des Rechts,
wirft der § 13 einen Blick auf diese nicht uninteressante Seite
der Erscheinung. Ist sodann unser Werk auch in anderen
deutschen RechtsbUchern des Mittelalters zur Berück-
sichtigung wie namentlich auch zur Benützung gelangt, so fUlirt
der § 14 Verweisungen in diesen auf dasselbe an und
macht der § 15 auf die Schlüssel des Landrechts wie der
§ 16 auf die umfassenden Rechtswörterbücher aufmerksam,
in welchen dasselbe eine Rolle spielt. Zum Schlüsse ermög-
licht der § 17 einen allgemeinen Ueberblick auf das Gesammt-
gebiet der Lagerorte der überhaupt namhaft gemachten
Handschriften.
§ 1-
Was nunmehr zunächst die Zeit anlangt, in welche die
jetzt bekannten Handschriften fallen, reichen sie vom 13. Jahr-
hundert bis in das unsere.
1. In das 13. Jahrhundert fallen die theils noch er-
haltenen und theils leider zu Grunde gegangenen oder wenig-
Beriohte fib«r Hsaawhriften des sog. Sehmbenspiegels. ZVI. 7
stens im Augenblicke nicht zu Gebote stehenden Nrn. 27^ ^(V);
62(?), 73, 89, 90(?), 91, 92(?), 171(?), 176(?), 177(?), 180(?),
201(?), 216, 267, 284, 299, 313 V^, 335, 436, 437(?), 438—444,
445(?), 446, 4467», 447, 448(?), 449, 4497^, 460, 451, 4517, (?)/
452V, (?), 463.
Daraus fiel die Nr. 216 vor das Jahr 1268 oder jedenfalls
nicht später als in dieses. Vgl. Rockinger A,^ S. 413—449,
weiter die Untersuchung über die Abfassung des kaiserlichen
Land- und Lehenrechts in den Abhandlungen der historischen
Classe der Akademie der Wissenschaften in München XVIII,
S. 285—309 und 659/660.
Aus bestimmten Jahren weisen ausserdem auf 1282 hin —
vgl. Rockinger A in dem da zuletzt berührten Vortrage vom 9. Fe-
bniar 1889, S. 181/182 — die Nrn. 121, 193, 396, 406, 419, 441.
Aus dem Jahre 1287 stammte die Nr. 73, von welcher
sich Abschriften in den Nrn. 2 und 8 erhalten haben. Dem
genannten Jahre sodann gehört die Nr. 89 an, vielleicht auch
die Nr. 463. Ob man etwa gerade mit ihr die vorhin erwähnte
Nr. 73 aus dem Benedictinerstifte Einsiedeln — vgl. Rockinger
a. a. O., S. 182 bis 184 — als zusammenfallend ansehen darf?
Die Textesgestaltung der Nr. 463 ist dieselbe, welche den beiden
namhaft gemachten Abschriften der Nr. 73 zu Grande liegt,
die allerdings schon mit dem Art. LZ 114 des Laudrechts ab-
brechen. Ob wirklich die Vorlage hier auch zu Ende war,
oder ob nur die Abschriften nicht weiter gefUhrt wurden, ist
nicht bekannt. Will man das letztere annehmen, so liesse sich
nicht schwer an die Nr. 463, die jetzt in der Bibliothek der
juristischen Gesellschaft in Zürich befindliche Handschrift,
denken. Sie mag auch, das Wort des in der Bibliothek von
Einsiedeln gewiss genugsam bewanderten P. Gall Morell voll-
kommen in Ehren, der mir an Ort und Stelle auf das Be-
stimmteste versicherte, dass man da von einem anderen Exem-
plare als dem zur Zeit noch vorhandenen, der Nr. 72, nicht
die mindeste Kunde habe, doch dem Stifte gehört haben, nur
nicht in der Bibliothek dortselbst aufgestellt gewesen sein,
* Die Abkürzungen durch die lateinischen Buchstaben des ABC beziehen
sich auf die Untersuchungen, welche unter denselben im Berichte VIII,
Bd. 118 der Sitzungsberichte der phil.-hist Classe der kais. Akademie
der Wissenschafton in Wien, Abh. X, S. 3 — 6 namhaft gemacht sind.
8 XIII. Abbaodlnnff: L. ▼. Boekinger.
sondern sich irgendwo anders befanden haben^ etwa in Babikon,
wo Statthalter — wie er sich nennt — Felix Lindinner die
Abschriften fertigte. Ist sie in zwei Spalten geschrieben^ und
sind diese Spalten je oben von einer späteren Hand gezählt,
so ist gerade das — Toraosgesetzt, dass hier die Erinnernng
nicht getäuscht hat — auch in der noch in der Stiftsbibliothek
selbst verwahrten Nr. 12 der Fall^ und es würde das anf eine
seinerzeitige gleichmässige Behandlang deaten. Ob etwa früher
der Codex Hindeatangen aaf Ort and Zeit gehabt hat, die
bei Gelegenheit seiner neuen Gewand ang, die er wohl in unserm
Jahrhunderte im Besitze des Rathsherrn Johann Heinrich Schinz
in Zürich erhielt^ von wo er dann in die Bibliothek der juristi-
schen Gesellschaft gelangte , zu Verlust gegangen sein mögen,
lässt sich nicht mehr bestimmen. Die Schrift wenigstens wider>
spricht dem in der Abschrift der Universitätsbibliothek von
Basel C HI 2* bemerkten Jahre 1287 in keiner Weise-
Auf eine Vorlage aus dem folgenden ftlhrt die Nr. 19
zurück; während in Nr. 336 == jetzt 363 7j in der Universitäts-
und Landesbibliothek zu Strassburg, diese Jahrzahl ohne Zweifel
durch einen Ausfall ^thusent jn dem achtesten jare^ lautet, in
Nr. 362 ,tusen ior in dem achten yore' lautete. Der Wortlaut
der ganzen Stelle in Nr. 19 ist: Djs buch ist dor umb gemäht
und geschriben: wer sich nüt woll verrihten kan von maniger
sach, das der dis buch gern horre lesen^ wand es bewert aUe
Sache der man bedarff ze weltlichem geriht. Und wart es
gemäht und voUenbraht ze Nüremberg in eim berdffiiem hofe,
do man zalt von gottes geburt tusent zweihundert und aht und
ahzig jor. Wohl handelt es sich bei dem Ganzen einmal über-
haupt um eine falsche Beziehung, weiter aber auch wahr-
scheinlich um eine Unrichtigkeit in der Jahrzahl. Die ganze
Fassung; wenigstens in den Nrn. 336 (= 363^/j) und 362, deutet
ohne Weiteres auf eine Urkunde, deren Ausstellungsort Nürnberg,
deren Zeit ein königlicher Hoftag nach Nr. 19 vom Jahre 1288,
nach den Nrn. 336 (== 36372) ^nd 362 genauer am Montage
nach dem Feste des Bischofs Martin 1008 beziehungsweise 1080,
im ersten Regierungsjahre des betreffenden Königs ^ ist- Diese
^ Disse satzuDge und dis reht als hievor geschriben ist geschach su N&ren-
berg in dem gebotten hofe an dem meutage nach sant Martins tag des
Bariclite Aber HftndMhriflen des log. SchmibeitfpiegeUi. XVI. 9
letzte Bestimmniig passt nun freilich für keines der drei Jahre. ^
Dagegen stimmt sie vollkommen zu dem bekannten Reichsland-
frieden des Königs Albrecht von diesem Tage des Jahres 1298.
Sein Schlnss lautet beispielsweise in der alten Abschrift im
Nürnberger Stadtbuche des Kreisarchives von Mittelfranken
— S. 14, R. 1, Nr. 314 — aus dem Schlüsse des 13. bis in das
zweite Viertel des 14. Jahrhunderts auf den jetzigen Fol- 107'
bis 111 Sp. 1: Die' satzunge dises frides vnd dises rehtes
die sol man in allen steten behalten vnd sol auch dar nach
rihten, wan sie von alter her komen sint vnd mit reht vnd
mit gunst und mit rate der churfursten alle gesetzet sint. Dirr
brif vnd disiu satzunge als da vor geschriben ist geschach datz
Nurenperch in dem gepoten hove an dem mantage nach sende
Martines tag do man zalte von Christes gepurte zwelf hundert jar
neuntzik iar vnd in dem ahten iare, des ersten iares unsers riches.
Finden sich häufig gerade in Handschriften des sogenannten
Schwabenspiegels diese und jene Reichs- wie andere Land-
frieden gewissermassen als ergänzender Anhang beigeftigt, wie
beispielsweise in den Nrn. 34, 121, 151, 235, 257, 293, 308,
313 u. a. der des Königs Rudolf vom Jahre 1287, so begegnet
auch der des Königs Albrecht von 1298, der ja sozusagen
eine eigene Geschichte^ hat, in diesen und jenen Handschriften,
wie in den Nrn. 251 oder 254. Wurden bei einer Abschrift-
nahme dergleichen Zuthaten weggelassen, so konnte immerhin
ein Schreiber gerade den betreffenden Schluss anstatt auf den
Landfrieden auf das Rechtsbuch beziehen und so demselben
auch ohne den Landfrieden einen Platz anweisen. War in
der Vorlage der Nr. 19 etwa die Schlusszahl xxxxviij ge-
schrieben, so ist beim Uebersehen von einem x deren Anführung
von 1288 einfach erklärt. Haben die beiden Nrn. 336 (= 3637,)
und 362 noch gerade die genauere, ganz und gar zutreffende
bischofffl do men zalte von gottes geburte tusen ior in dem achten yore,
des ersten yores nnsers richa.
^ Vgl. Bejflcher in der Vorrede zu der von ihm vollendeten Ausgabe
des sogenannten Schwabenspiegels des Freiherrn Friedrich v. Lassberg
8. 18/19.
* In der Handschrift steht: Dise. Aber unter dem s ist der Tilg^ngspunkt
sichtbar.
' Vgl. Dr. Hugo BOhlau, Nove Constitvtiones Domini Alberti, d. i. der
Landfriede v. J. 12S5, mit der Qlosse des Nicolaus Wurm, Weimar 18öä.
10 XiU. AMtettdlwif : L. ▼. Boekingtr.
Tagesbestimmiingy so ergibt sich in ihrer Zahl ein Ans&Il, ihre
weitere Anftihrung des ersten Regierangsjahres aber stimmt
wieder vollkommen zu König Albrecht und dem mehrberührten
Jahre des Hoftages in Nürnberg. Abgesehen von der Jahr*
zahl, aber mit Beziehung auf ihn heisst es in der rothen Ueber
Schrift vor dem Landrechte der Nr. 379: das keiser recht bach
und das lantrecht und das rechtbnch das der konig zu Nfiren-
berg mit den f&rsten bestetiget hett.
In das Jahr 1295 ftihrt uns die Nr. 299. Da sie jener
Familie angehört, von welcher die bereits aufgezählten Nrn. 193^
396, 419 sich auf das Jahr 1282 beziehen, da auch die Jahr
zahl an demselben Orte begegnet, so wird es sich wohl hier
um nichts weiter als eine Umsetzung dieser Jahrzahl der Vorlage
in die der Abschriftnahme, 1295, handeln. Auf diese sodann
beziehen sich wieder die Nrn. 98, 160, 166. Vgl. Rockinger
a. a. O., S. 184/185.
Nicht früher endlich als erst aus dem Schlüsse des Jahres
1298 könnte nach dem, was S. 8— 10 zu 1288 bemerkt worden
ist, an die Vorlage von den Nrn. 336 (= 3637«) und 362 ge-
dacht werden. Was hier freilich die angebliche BestätigaDg
gerade des sogenannten Schwabenspiegels betrifft, welche man da
und dort an den glänzenden Reichstag zu Nürnberg im Jahre
1298, den ersten unter dem Könige Albrecht, hat knüpfen
wollen, dürfte es doch schwer fallen, aus den alten Nachrichten,
welche über ihn^ auf uns gelangt sind, aus dem Ausdrucke
^ In der Chronik des Ellenhard von Strassbarg, Monam. Genn. hUtor.
Script tom. XVII, S. 140 am Schlasae: Convocavit Albertus Romanomm
res principe« tarn clericos qaam laycos apud Nuerenberg, et de ipsoram
consensu malta bona statuta statuit, per Alsaciam Sweriam et totam
terram Alamaniae publicari juasit, quae omnia utilia et necessariA fnenuit
In der Regensbnrger Fortsetzung der Niederaltacher Annalen des
Abtes Hermann, ebendort S. 419/420: Albertus res Romanoram cele-
bravit curiam sollempnem cum principibus Alamaniae apud Nambercb.
Cui interfuerunt Coloniensis, Treverensis, Moguntinns et SaUpurgensis
archiepiscopi, et Ratisponeusis , Pataviensis, Frisingensis et alii epxscopi
multi; item rex Boemiae, dux Bawariae, Rudolfus comes palatinus Renif
duces Karintbiae, et alii nobiles multi. Et in eadem curia edixit leges,
qnae inferius continentur. Das ist aber leider nicht der Fall. Neque
vero leguntur in codice, ist in der Note zur Stelle selbst bemeriit
Wiederholungen dieser Nachricht, dass der KOnig auf dem Nürn-
berger Tage im Jahre 12U8 edixit leges, finden sich weiter in den
Barichle Aber üandsehriflen des sog. SchwabenspiegeU. XVI. 11
statuta stataere des Ellenhard Ton Strassbarg oder aus dem
Ausdrucke leges edicere in der Regensburger Fortsetzung der
Annalen des Abtes Hermann von Niederaltach etwas Anderes
als den Erlass von Bestimmungen hauptsächlich in Bezug auf
den Landfrieden ; die bekannte Erneuerung des berühmten
Mainzer Reichsgesetzes aus dem Jahre 1235 und; wenn man
will, des Landfriedens des Königs Rudolf vom 24. März 1287,
herauszudeutein, welche eben auf dem Tage von Nürnberg im
November 1298 erfolgt ist. Sie kennt man ja auch zur Genüge.
Und wenn in der berührten Fortsetzung der Niederaltacher
Annalen bemerkt ist, dass eben die Leges, welche König
Albrecht erliess, dortselbst unten aufgenommen sind, so dürfte
wohl Niemand hierin etwas stark Befremdendes finden, denn
einen ganz ausserordentlich ungewöhnlichen Raum beansprucht
der neue Reichslandfriede, der doch wohl allein gemeint ist,
gerade nicht; aber wird im Ernste Jemand glauben wollen,
dass so etwas mit dem in Süd- und Mitteldeutschland seit
beinahe 40 Jahren verbreiteten umfangreichen kaiserlichen Land-
und Lehenrechte so gewissermassen anhangsweise beabsichtigt
gewesen sein könnte? Soll neben diesen alten Nachrichten
noch einer Mittheilung aus den erst der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts entstammenden Aügsburger Annalen des
Achilles Pirmin Gasser von Lindau^ gedacht werden, einer
insbesondere wegen der Bezeichnung Jus provinciale und wegen
der unzweifelhaften Bezugnahme auf den Schluss des Art. LZ. 3,
dass der Pabst am uralten deutschen Land- und Lehenrechte
nichts zu ändern vermöge, in hohem Grade interessanten Mit-
theilung über die fragliche Bestätigung, so ist sie für uns wieder
ohne Belang. Es ist wenigstens bisher nicht nachgewiesen
worden, dass sie auf anderen als den schon bemerkten Quellen
Aunalen yon Osterhofen, ebendort S. 553, und in denen des Archidiakons
Eberhard von Regensburg-, ebendort S. 597.
^ Er bemerkt — in Mencken^s Scriptores rerum Germanicarum I, Sp. 1468
— bei Gelegenheit der Erwähnung, dass die ,1iberao civitates per totam
Sueviam* auf Albrechts Seite gestanden: cui terrae jam dictus Caesar,
imperata inviolabiliter servanda pace, privatas leges, quas vulgo provin-
ciale jus vocant, ad quod infringendum nee ipsum papam posse leges
ferre expressis verbis cantum est, non tarn de novo talerat quam multis
jam 8<ieculis receptas confirniaverat.
12 Xin. AbhiDdlonff: L. ▼. Boekioger.
beruht; and wir haben es demnach mit nichts Anderem zu
thnn als mit einer persönlichen Anschauung Gasser's, die freilich
in jener Zeit ungleich verzeihlicher ist als heute etwa die
gleichfalls nur persönlichen Anschauungen Stobbe's^ und darauf
gestützt Franklin's* wie Lindner's.^ Indessen — lässt sich am
Ende einwenden — nehmen ja gerade Handschriften unseres
Rechtsbuches selbst in der unzweideutigsten Weise auf einen
Nürnberger Reichstag und wohl keinen anderen als den von
1298 Bezug. Diese Auslassungen sind vielleicht nicht so einfach
zu beseitigen. Und doch möchte es nicht schwer fallen, ihre
Unhaltbarkeit darzuthun^ denn sie beschränken sich — mit
Ausnahme der Stelle der Nr. 379 — nicht auf eine Bestätigung
des Rechtsbuches auf demselben, sondern sprechen ohne Weiteres
von seiner Abfassung daselbst, woran gewiss jetzt Niemand
mehr glauben kann. Und eine Bestätigung, wie man da und
dort vermeint hat, was hätte denn allenfalls durch sie bezweckt
werden wollen? Fassen wir nur einige ganz naheliegende
Fragen ins Auge. Von wem hätte eine Anregung hiezu aus-
gehen sollen? Wäre sie aus dem deutschen Süden erfolgt,
würde fUr den Sachsenspiegel, dessen weites Geltungsgebiet
im Norden bekanift ist, nicht auch von irgend einer Seite her
etwas Solches beansprucht worden sein? Und wenn in Wirklich-
keit nicht, hätte man von Reichswegen einseitig eine Bestätigung
gerade nur des sogenannten Schwabenspiegels vornehmen wollen
oder können? Ganz abgesehen davon, hätte man von Reichs-
wegen ohne Weiteres Sätze des bekanntermassen neben dem
Civil- und Strafrechte wie dem gerichtlichen Verfahren im
Rechtsbuche auch ausführlich behandelten Reichs- und öffent-
lichen Rechts, die natürlich den Zuständen der Zeit seiner
Entstehung in noch voller Lebendigkeit der Eindrücke der
verhängnissvollen Doppelwahl des Jahres 1257 entsprechen,
sich schon bei der Wahl des Königs Rudolf vielfach geändert
hatten und dann während seiner Regierung wie weiterhin mehr
oder minder geändert haben, im November 1298 bestätigen,
^ ^ Geschichte der deutschen Rechtsquellen I, S. 347/348.
' Beiträge zur Geschichte der Keceplion des römischen Rechts in Deutsch-
land, S. 35/36.
* Im Bande VI der germanistischen Abtheilang der Zeitschrift der Sa*
vigny- Stiftung für Rechtsgeschichte, S. 112.
Berichte fiber Handschriften des sog. SchwabonBpiegeU. XYI. 1 3
gewissennassen als zu Recht bestehend gesetzlich anerkennen
können? Hat nur beispielsweise der Verfasser des sogenannten
Schwabenspiegels ganz nach den Verhältnissen seiner Zeit im
Art. 120 in sichtlicher Umänderung des Wortlautes des Sachsen-
wie des Deutschenspiegels von den vier deutschen Hauptländem
nicht einfach wieder von Ländern, sondern ganz ausdrücklich
als von Herzogthiimern sprechen können und auch wirklich
so gesprochen, darunter von Schwaben, was ja eben nach dem
Tode des Königs Konrad IV. in so starkem Hervortreten gegen-
über den Zuständen bis daher unter seinem Sohne Konradin
wieder bis zu seinem traurigen Ende am 29. October 1268
seine vollste Richtigkeit^ hatte, würde das 30 Jahre nach der
allbekannten Zersplitterung dieses Herzogthums Jemand im
November 1298 noch als zutreffend zu erkennen oder gar von
Reichswegen zu bestätigen vermocht haben? Oder wenn
nach demselben Artikel jedes von jenen vier deutschen Stamm-
ländem einen Pfalzgrafen' hat, wo war dann am Schlüsse des
13. Jahrhunderts etwa der von Baiern? Wenn im Art. 121b
die Theilungen von Fürstenthümern als unzulässig gebrand-
markt sind, hat das nach den verschiedenen Fällen, welche
dem entgegen gerade in der zweiten Hälfte des 13. Jahr-
hunderts' vorgekommen waren, an dessen Ende durch den
König als geltendes Recht erklärt werden können? Wenn
dann der Art. 130 a die Einladung zu den Königswahlen ausser
an die sieben hiezu bevorrechteten Fürsten auch noch an
andere* ergehen lassen konnte, so war hievon schon bei der
nächsten Wahl, der Rudolfs, und seit ihr keine Rede mehr.
Bleiben wir noch einen Augenblick gleich bei den Königs-
wahlen selbst stehen. Wenn überall im ganzen kaiserlichen
Land- und Lehenrechte einzig und allein die Verhältnisse bei
der bereits berührten vom 13. Jänner und 1. April 1257 uns
entgegentreten, dem Verfasser des Rechtsbuches die nächste,
die Rudolfs, noch ganz und gar unbekannt ist, wie sollen jene
^ Vgl. Rockinger, Ueber die Abfassung des kaiserlichen Land und Lehen-
rechts in den Abhandlungen der bist. Classe der baierischen Akademie
der Wissenschaften, Bd. 18, 8. 684—587.
* Ebendort S. 649—651.
» Ebendort 8. 657.
« Ebendort 8. 623/624.
14 XIII. AbkaadlBag: L. w. Boekingsr.
nichts weniger als erhebenden Verhältnisse am Anfange des
Jahres 1257 nach den inzwischen erfolgten, durch nnd dorch
anders gestalteten Wahlen Rudolfs, Adolfs, Albrechts selbst
durch diesen bestätigt worden sein? Wenn im sogenannten
Schwabenspiegel Baiem eine Kurstimme und das Schenkenamt ^
hat, so ist ja kein Geheimniss, dass König Rudolf, nachdem
ihm mehr als an Baiem an Böhmen gelegen gewesen, gerade
an dieses am 4. März 1289 beziehungsweise 26. September 1290
die Kurstimme und das Schenkenamt vergab, und dass gerade
zu Nürnberg im Jahre 1298 König Wenzel II. persönlich in
der denkbar höchsten Pracht* das berührte Ehrenamt versah.
Oder will man daran denken, dass das kaiserliche Landrecht
nicht an ^iner Stelle, sondern an verschiedenen Orten das
Verhältniss der unmittelbaren Folge der Acht auf den Bann
und umgekehrt nach Umlauf von 6 Wochen und l Tage* nach
dem früheren Rechte betont, so wissen wir wieder, dass Rudolf
in der Bestätigung der sogenannten Confoederatio cum princi-
pibns ecciesiasticis am 13. März 1275 gerade die dahin zielende
Bestimmung ausdrücklich ausgenommen hat Von einer nach-
träglichen Wiederaufnahme des damals für anstössig befundenen
Satzes ist nichts bekannt. Soll vielleicht jetzt der Sohn durch
ein Hinterthürchen, eine Bestätigung des sogenannten Schwaben-
spiegels, auf dem allerdings einfachen Wege eines stillschwei-
genden Zugeständnisses das alte Recht wieder haben aufleben
lassen wollen? Und bei solchen wie anderen Verschiedenheiten
des Rechts nicht lange nach dem Beginn der zweiten Hälfte
des 13. Jahrhunderts und bei ihrem Ausgange soll auf einem
Reichstage kurzweg eine Bestätigung eines Rechtsbuches erfolgt
sein, welches jene zur Zeit seiner Abfassung in Geltung ge-
wesenen Zustände schildert, selbstverständlich keine anderen
schildern kann? Und was sollte denn auch überhaupt eine
dergleichen Bestätigung bei deutschen Rechtsbüchern für einen
Sinn haben? schriftstellerischen Darstellungen des Rechts, gegen-
über den von der öffentlichen Gewalt gegebenen Ordnungen,
* Rocking^er a. a. O., S. 629—636.
* Vgl. die Chronik von Colmar in den Monnm. Qerm, histor. Script
tom. XVII, S. 267 : Cum pretiosisstma Teste et eqno qoi ad mille marcas
aestimabatur sedens vinum in scypho aureo poirexit.
* Vgl. Rockinger a. a. O., S. 658/659.
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspieirelfl. XYI. 15
wobei ferner vorausgesetzt ist, dass sie auf ganze Rechtsgebiete,
nicht auf einzelne Lehren sich erstrecken, nicht minder dass
sie von ihren Verfassern zu allgemeiner Belehrung bestimmt
waren, also bei Privatarbeiten, über deren ^wunderbaren Erfolgt
so unvergleichlich der Altmeister auf diesem Felde äusserte:
In zahllosen Abschriften, selbst über das Gebiet der
deutschen Zunge hinaus verbreitet, leiten und lenken diese
Bücher die Ueberzeugungen des Volkes, die Findung des
Rechtes. So vermögen sie den Mangel ihrer Zeit an ein-
heimischen umfangreichen Reichs- oder Landesgesetzen, wenn-
gleich in zwangloserer Weise zu decken; so verbinden sie
überhaupt Eigenschaften, welche bei unseren sonstigen Haupt-
rechtsquellen nie zusammen wiederkehren. Vor dem fremden
geschriebenen Recht haben sie den heimatlichen Boden und
Laut, vor den deutschen Reichsgesetzen die Ausdehnung
des Stoffes, vor den neueren Codificationen endlich eine
Geltung voraus, welche durch politische Gränzen nirgends
gehemmt wird.
Diese grossartigen deutschen Rcchtsdenkmaler , welchen Ho-
nieyer* ein solches Zeugniss hat ausstellen können, darunter
nicht an letzter Stelle unser kaiserliches Land- und Lehenrecht,
dessen Verfasser neben dem Gewohnheitsrechte aus den hervor-
ragendsten Gesetzgebungen, der mosaischen, der justinianischen,
der karolingischen, das gemeine Recht seiner Zeit' darzustellen
^ Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels, in den Abhand-
lungen der phll.-hist Classe der Akademie der Wissenschaften in Berlin
1859, S. 83.
' In der Aufzählung der Könige und Kaiser, ,die ir herze und ir sin mit
allem vlize und mit ganzen triwen stalten nach rehtem gerihte als6 daz
ez got lobelich wsere und den lüten nuzlich an übe und an gute und
an allen saeldenS sind hauptsächlich genannt: der edel keiser Justinian,
nnde der heilig und der werde keiser Karle, und sin sun der werde
keiaer Ludewich, und des sun der edel Leuther. die minten und vorhten
got. nnd dar nmme sazten si mit wol yerdfthtem sinne und mit wiiser
meiBter ISre elliu diu lantreht und ellia diu Ißhenreht diu an disem
buche sint
Und also — heisst es dann — stSt euch an disem buche keiner-
slahte lantreht noch IShenreht noch keinerslahte urteil wan als ex von
dirre getriwen keiser geböte unde von römischer phahte genomen ist
16 XIII. AbkandluKs I>. t. Boekinftr.
unternommen hat, sollen einer Bestätigung durch die schwind-
süchtige Königsmacht und die verkommene Beichsgewalt der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bedurft haben?
2. Sollte die Nr. 92 nicht mehr dem 13. Jahrhanderte
zufallen, so würde sie, wie weiter auch etwa noch die Nrn. 44,
90, 201, den Reigen der Handschriften unseres Rechtsbuches
aus dem folgenden erö£fnen.
3. Die Zahl gerade dieser ans dem 14. Jahrhunderte
ist auch schon beträchtlich bedeutender.
Es faUen dahin die Nrn. 5(?), 6, 7, 16, 22, 30, 34, 41—43,
44(?), 45, 48, 49, 57, 58, 62(?), 65, 72(?), 81, 82, 85, 90(?),
91«/,, 92(?), 93, 101, 109, 110, 113, 126, 130, 148, 149,
150(?), 155, 159, 163, 168, 170, 171(?), 172V„ 174'/,, 176(?),
177(?), 181, 184, 185, 189(?), 201(?), 207(?), 208—210, 214,
219(?), 221, 222, 226(?), 227, 229, 230, 231(?), 234—238,.
268, 269, 278, 279, 283(?), 285, 287, 288, 298, 303, 305,
309, 332, 339'/,, 354, 357(?), 358(?), 360(?), 367(?), 369,
375, 376, 378, 385, 388, 395, 398, 407, 415, 416(?), 418—420,
421'/,, 428, 434, 435, 437(?), 445(?), 448(?), 451'/,(?), 451'/,,
452, 452'/,(?), 453, 454, 455(?), 456(?), 462, 463'/,(?).
Bestimmten Jahren gehören hieraus an: dem Jahre 1320
die Nr. 208; 1355 die Nr. 298; 1356 die Nrn. 6 und 420;
1365 die Nr. 7; 1378 die Nr. 48; 1379 die Nr. 287; um 1380
die Nr. 418; 1388 die Nr. 65; 1398 die Nr. 148.
4. In die Gränzscheide dieses und des folgenden Jahr-
hunderts stellen sich die Nrn. 5, 72, 150, 189, 231, 360, 367,
416, 455, 456.
5. Namentlich in das 15. Jahrhundert föllt die Haupt-
masse der Handschriften des kaiserlichen Land- und Lehen-
rechts, die Nrn. 1, 5(?), 8, 9, 9'/,, 10—15, 17, 19-21, 24—26,
28, 29, 31, 32, 32'/,, 33, 37—40, 44'/,, 46, 47, 50—52,
54—56, 59-61, 62'/,, 62«/,, 63, 64, 68, 69, 70'/,, 72(?), 74—76,
Unde onch elliu reht diu an disem buche stönt diu habent die
keiser unde die kunge also gesezzet, daz si aber ellia lant reht ande
gewser snln stn. wan swer et r6xnisch keiser und kanc ist, dem sint
oiich Ton rehte elliu lant undertftn diu cristenlichen gelouben hftnl
Unde swaz ouch die römischen keiser und kunge lantreht and
lehenreht gesezzet unde geboten habent, diu suln ouch Ton rehte ge-
meine und gewonlich sin in allen den landen diu under in sint.
Berichte Aber Handschriften des sog. Schw&benspiegels. XYI. 17
77(?), 78, 79, 81»/,, 83(?), 84, 86-88, 94—98, 99(?), 100,
102, 1027,, 103, 104, 105(?), 106, 108, 111/112, 114-117,
118(?), 119—121, 134r-139, 142, 143, 145, 146, 147(?), 150(?),
151—154, 157 (==64V,?), 158(?), 160—162, 1627,, 164—166,
169, 1697,, 172, 173, 174(?), 175(?), 178, 179, 182, 183, 186,
187, 189(?), 1897,, 190—193, 1937,, 194, 196-198, 200,
202—204, 206, 207(?), 212, 2147,, 215, 218, 219(?), 220, 223,
2237,, 224, 225, 226(?), 228, 231(?), 233, 239—257, 260—266,
2697,, 270—274, 276, 277, 280, 281, 283(?), 286, 289, 292—
297, 300-302, 304, 306—308, 310(?), 31 1(?), 314, 315, 316(?),
317(?), 318, 319(?), 321(?), 322, 330, 331, 333, 334, 3357,,
336—338, 339(?), 3397,, 3397^, 340—342, 345, 347, 348,
349(?), 350—353, 355, 356, 357(?), 358(?), 359, 360(?), 361
—366, 367(?), 368, 370-374, 377, 379(?), 380, 383, 384, 386,
387, 389—394, 396, 397, 399—402, 404—406, 4067,, 414,
416(?), 417, 4177,, 4187,, 421,422, 426, 427, 429, 431—433,
465(?), 456(?), 461, 4637,(?), 464, 465.
In bestimmte Jahre fallen hieraus: in 1401 Nr. 8, in 1402
Nr. 627,, «> 1403 Nr. 387, in 1404 Nr. 194, in 1406 Nr. 64,
in 1407 Nr. 29, in 1408 Nr. 396, in 1409 Nr. 286, in 1410
Nr. 87, in 1412 Nr. 391, in 1415 die Nrn. 14 und 203, in
1415/1416 Nr. 306, in 1416 Nr. 338, in 1419 die Nrn. 114,
245, 356, in 1420 Nr. 204, in 1421 Nr. 9, in 1422 die Nrn. 33
und 54, in 1423 die Nr. 433, in 1423 (oder 1426) Nr. 389,
in 1424 Nr. 380, in 1424/1425 Nr. 263, in 1425 die Nrn. 10 und
401, in 1426 die Nr. 2147, und die Aufzeichnung der Ent-
erbungsgrUnde in der Nr. 275, in 1426 (beziehungsweise 1423)
Nr. 389, in 1428 die Nrn. 202 und 262, in 1429 die Nrn. 102,
162, 255, in 1430 die Nrn. 139, 151, 182, 294, in 1431 die
Nrn. 86 und 116, in 1432 Nr. 296, in 1434 die Nrn. 363 und
405, in 1435 die Nrn. 247, 330, 417, in 1436 die Nrn. 26 und
250, in 1438 Nr. 138, in 1439 Nr. 281, in 1440 Nr. 392, in
1442 Nr. 98, in 1444 die Nrn. 28, 32, 264, in 1445 Nr. 137,
in 1446 Nr. 121, in 1447 Nr. 399, in 1448 die Nrn. 314 und
340, in 1449 die Nrn. 50, 56, 1027,, 136, 289, 3357,, »" 1450
die Nrn. 3397,, ^°d 3397^, in 1452 Nr. 15, in 1452 (oder 1454)
Nr. 362, in 1454 (beziehungsweise 1452) die gerade erwähnte
Nr. 362, in 1454/1458 Nr. 233, in 1455 Nr. 352, in 1458 die Nrn.
95, 169 beziehungsweise 233, dann 248, in 1459 die Nrn. 46,
SitnmgalMr. d. phil..U«t. Cl. CXXXVI. Bd. 18. Abb. 2
18 J.U\. Abhoodlnng: L. t. Bockioffer.
272, 293, 414, 426, in 1461 die Nrn. 218, 249, in 1461/1462
(and 1464) Nr. 145, in 1462 die Nrn. 257 nnd 397, in 1463
die Nrn. 94 und 353, in 1464 (und 1461/1462) Nr. 145, in
1464/1465 Nr. 241, in 1465 die Nrn. 164 und 242, in 1467
Nr. 186, in 1469 Nr. 421, in 1471 Nr. 115, in 1472 die Nrn.
111/112, 220, 280, 300, in 1473 die Nrn. 61 und 243, in 1474
die Nrn. 63, 84, 144, in 1475 die Nrn. 215, 240, 355, in
1475/1476 Nr. 193, in 1480 die Nrn. 66V„ 97, 422, in 1482
Nr. 400, in 1485 Nr. 198, in 1489 Nr. 52, in 1491 Nr. 1, in
1499 (?) Nr. 99.
6. Dem Schlüsse dieses Jahrhunderts oder dem Anfange
des folgenden lassen sich die Nrn. 99 und 199 zuweisen.
7. Aus dem 16. Jahrhunderte sind aufzuzählen die
Nrn. 4, 80 (=53?), 99(?), 167, 1757,, 199(?), 217, 320, 327
—329, 403, 408(?), 409, 41 0(?), 412, 425.
Aus ihnen gehören bestimmten Jahren an: 1504 Nr. 167;
1513 Nr. 175V,; 1518 Nr. 320; 1531 die Nrn. 4 beziehungs-
weise 217; 1547 Nr. 403.
8. In das 17. Jahrhundert fallen die Nrn. 185»/,, 4ll(?),
413, wovon diese dem Jahre 1603 angehört, die Nr. 185»/,
dem Jahre 1628.
9. Hiemit schliesst gewissermassen die Reihe der eigent-
lichen Handschriften des kaiserlichen Land- und Lehenrechts.
Zu ihnen gesellen sich sodann noch Abschriften aus der
Folgezeit, vorzugsweise zu wissenschaftlichen Zwecken hei^
gestellt, wie aus dem 18. Jahrhunderte die Nrn. 2, 16*/,,
18, 66, 107, 122—125, 127—129, 131—133, 140, 232, 258,
259, 282, 346, 381, 402V„ 457—460, von welchen Nr. 122 in
das Jahr 1765 fäUt, Nr. 258 in 1782, die Nrn. 2 und 18 in
1787; endlich aus unserem Jahrhunderte die Nrn. 35, 36,
156, wie Abschriften im Besitze des Berichterstatters, deren
im Bande CXXI, Abh. 10, S. 9 gedacht ist.
§2.
Wirft man nun die Frage auf, in welcher Sprache all'
diese Handschriften und Bruchstücke von solchen vom 13. Jahr-
hundert an abgefasst sind, so wird wohl Niemand eine andere
Antwort erwarten, als dass die weitaus überwiegende Mehrzahl
Berichte Aber Handschriften des sog. Schwahenspiegels. XVI. 19
der deutschen anheimfällt. Doch liegt auch eine in französischer
Sprache aus dem 14. Jahrhundert vor, kennen wir eine latei-
nische Bearbeitung aus dem ersten Jahrzehnt der zweiten
Hälfte dieses Jahrhunderts, ist weiter kein Mangel an Hand-
schriften der Uebertragung in die böhmische Sprache, und
wissen wir endlich noch von einer mährischen Uebersetzung
wenigstens eines kleinen Theiles des Lehenrechts.
1. Die Handschriften in deutscher Sprache sind
zum grössten Theile oberdeutsch. Sie vertheilen sich Über
das baierische wie das alemannisch -schwäbische Sprachgebiet.
Aus dem letzteren mag als auf ein besonderes Beispiel flir die
s. Gall'sche Schweizermundart — nach Schmeller in den Q-e-
lehrten Anzeigen der baierischen Akademie der Wissenschaften
1837, Nr. 30, Sp. 250 — auf die Nr. 257 verwiesen sein. Nach
dem Vocalismus ist der Schreiber der Nr. 1 aus den inneren
Cantonen der Schweiz gebürtig gewesen, wo anstatt des hoch-
deutschen u noch jetzt stabil ein mundartliches ii gesprochen
wird. Die schwäbische Mundart zeigt ausser anderen die Nr. 272.
Ist nun, insoferne die oberdeutschen Handschriften die
entschiedene Mehrzahl bilden, bei den dorthin fallenden eine
besondere Bemerkung nicht nöthig, so ist das dagegen bei den
mitteldeutschen und niederdeutschen der Fall.
Zum Theile oberdeutsch und zum Theile auch mitteldeutsch
ist die Nr. 49. Wenigstens auf eine mitteldeutsche Vorlage
dürfte bei der Nr. 284 zu schliessen sein.
Zu den mitteldeutschen zählen die Nrn. 4^/g, 8, 16,
24, 28, 31, 37, 42, 45—47, theilweise 49, 50—52, 58, 62, 65,
71, 74—76, 8IV2, 111/112, 116, 119, 136, 137, 142, 144, 148,
150, 169, 162 V„ 173, 184, 189, 194-196, 200, 214, 223V8,
298, 302, 341, 345, 372, 386, A2\% 422/423, 425, 428, bei
weiterem Eingehen nach der Richtung auf die Sprache wohl
auch noch einige andere.
Was hieraus die Nr. 159 betrifft, mischen sich in ihr auch
niederdeutsche Formen ein, während von der Nr. 214 die
beiden anderswoher stammenden Schlussartikel des allein dem
sogenannten Schwabenspiegel angehörigen Landrechts — und
das dann folgende sächsische Lehenrecht — niederdeutsch sind.
Den oberdeutschen und mitteldeutschen Handschriften
gegenüber ist die Zahl der niederdeutschen nur gering. Es
2*
20 )^ni. Abhaodlang: L. t. Bookinger.
sind nämlich blos die Nrn. 5, 9, 40, 41, 44V„ 108, 139, 140,
157, 163/168, 187, 190, 208—213, 225, 236, 333, 334, 338,
342, 385, 430, 461.
Als niederrheinisch sind bezeichnet die Nrn. 57, 95,
141, 183, 289.
2. Die lateinische Bearbeitung des kaiserlichen Land'
und Lehenrechts durch den Benedictinerbruder Oswald zu An-
hausen an der Brenz vom Jahre 1356 aus der Nr. 171 enthalten
die Nrn. 6, 274, 276, 277.
3. Eine Uebertragung unseres Rechtsbuches in die fran-
zösische Sprache, und zwar des ,Livre8 dou droit de la
cort lo rois d'Alamangnie' wie des ,Liyres dou droit des fiez'
wohl nicht tief aus dem 14. Jahrhunderte, welche Matile als
,Miroir de Souabe' im Jahre 1843 veröflFentlicht und hienach
V. Daniels in seiner Ausgabe des ,Land- und Lehenrechts-
buches' in der zweiten Spalte wieder hat abdrucken lassen,
findet sich in der Nr. 43.
4. Zahlreich sodann begegnen uns Handschriften mit
böhmischen Uebertragungen theilweise des ganzen soge-
nannten Schwabenspiegels wie meist nur einzelner Bestandtheile
desselben, wovon im Bande CXVIII, Abh. X, S. 18—20 die
Rede gewesen.
Daher fallen die Nrn. (53? =) 80, 99, 186, 188, 189V8,
198, 199, 205, 290, 291, 312, 314—329, 343, 344, 408—410.
5. Eines mährischen Textes endlich von einem kleinen
Theile des kaiserlichen Lehenrechts ist in der Nr. 106 gedacht
worden.
Nach Mittheilungen der böhmischen Gelehrten Hanka und
Schaffarik in Prag an Homeyer — vgl. Die deutschen Rechts-
bücher des Mittelalters und ihre Handschriften, S. 53/54 unter
ZiflFer 4 — stammt auch von den böhmischen Uebertragungen
die jüngere nach der Sprache aus Mähren, ist freier und klarer,
umfasst das Land> und Lehenrecht, letzteres in 151 Artikeln
bis LZ 154: daz er des herschiltes darbet.
§3.
Umfasst die bisherige Gesammtaufzählung auch Hand-
schriften, welcho nicht ausschliesslich solche des kaiserlichen
Berichte über Handschriften des so;?* Schwabenapiegels. XVI. 21
Land* und Lehenrechts im eigentlichen Sinne sind, sondern
welche für dasselbe insoferne in Betracht kommen ^ als es in
ihnen — abgesehen von besonderen Rechtsbüchern oder gar
von eigenen Land- und Stadtrechten wie sonstigen anderen
deutschen Bechtserzeugnissen — in grösserem oder geringerem
Masse theils berücksichtigt und theils auch ohne Weiteres be-
nützt ist, so mag jetzt eine bestimmtere Ausscheidung erfolgen,
nach welcher sich einfach die wirklichen Handschriften
des sogenannten Schwabenspiegels selbst wie die
Bruchstücke von solchen ergeben.
Nach dem, was bemerkt worden ist, kann hier beispiels-
weise keine Rede etwa von der Menge von Handschriften des
sogenannten alten Kulm^ sein, welcher in Preussen Zusätze
aus unserem Rechtsbuche erhalten hat, oder von den Hand-
schriften der sogenannten neun Bücher Magdeburger Rechts,*
oder von der des Eisenach'schen Rechtsbuches. ^ Ebenso wenig
von den Handschriften des Wiener Stadtrechtbuches,* oder von
denen des Freisinger Stadtrechts des Vorsprechers Ruprecht^
von da, oder von den so zahlreichen Handschriften von Kaiser
Ludwigs rV. oberbaierischen Land- und Stadtrechten ,^ oder
von jenen des steiermärkischen Landrechts.'
^ Vgl. Dr. Emil Steffenhagen, Deutsche Rechtsquellen in Preussen vom
13. bis zum 16. Jahrhundert, S. 201—205.
« Ebendort 8. 138—200, insbesondere S. 158/159 unter IV und V.
• Vgl. in der Ausgabe von Dr. Friedrich Ortloff (hinter dem Rechts-
buche nach Distinctionen), S. 627—756 beispielsweise Buch I, Art. 90
bis 93; Buch II, Art. 38, 39; Buch lU, Art 73, 83, 85, 107, 108, 111—116.
^ Dr. Heinrich Maria Schuster, Das Wiener Stadtrechts- und Weich-
bildbuch, 8. 1—16.
* Georg Ludwig v. Maurer in der Einleitung zu seiner Ausgabe des
Stadt- (und des Landrechts-) Buches Ruprechts von Freising, § 7—26,
8. 12 — 49. Vgl. hiezn auch in Homejer^s Deutschen Rechtsbüchern
des Mittelalters und ihren Handschriften noch die Nummern 49 und 37 1"*.
• Vgl. die Einleitung zu Franz v. Paula An er 's Stadtrecht von München
S. 47—68; Dr. Ludwig Rockinger im Oberbaierischen Archive für
vaterländische Geschichte XXIII, S. 218—283; im Berichte der Sitzung
der bist. Classe der Akademie der Wissenschaften zu München vom
7. Juni 1873, S. 399—448; in den Abhandlungen dieser Classe XI,
S. 13—49; des Freiherrn Dr. Ludwig v. d. Pfordten Studien zu Kaiser
Ludwigs oberbaierischem Stadt- und Landrechte, S. 17—87.
* Vgl. Dr. Bisch off, Steiermark isches Landrecht des Mittelalters, S. 6—49.
22 Xin. Abhandlung: L. t. Boekinger.
Abgesehen hievon sind nun zunächst die Codices der
sächsischen Rechtsbücher bei Seite zu lassen, welche lediglich
Verweisungen theib auf das Landrecht und theils auch auf das
Lehenrecht des sogenannten Schwabenspiegels enthalten. Dahin
fallen ausser anderen die Nrn. 210, 211, 430.
Eine grössere Zahl entfällt in den beliebten alphabetischen
Nachschlagewerken über das Recht, wenn man will Rechts-
encyklopädien, aus welchen hauptsächlich zwei hervorragen.
Zunächst in den sogenannten Schlüsseln des Landrechts,
welche unser Rechtsbuch ausgiebig benützt haben, in den Nrn.
9, 31, 46, 64V, (= 157), 108, 137, 147, 157 (= 64V,), 1^3,
212, 334, 341, 342, 465.
Noch bedeutender ist die Zahl der alphabetischen Arbeiten
aus den sächsischen Rechtsbüchern, dem sogenannten Schwaben-
spiegel, und anderen einheimischen wie fremden Rechtsquellen,
insbesondere der umfangreichen alphabetischen Rechtswörter-
bücher, in welchen das kaiserliche Landrecht eine höchst wich-
tige Rolle spielt, nämlich in den Nrn. 40, 56, 61, 76, 84(?),
IO2V2, 111/112, 165, 220, 223V„ 227, 248, 295, 364, 400.
Als vereinzelte ferne Erscheinung solcher Art mag da
auch noch das ,Rechtsbuch der 13 Zipser Städte' von dem
Notar Balthasar Apel in Kirchdrauf aus dem Jahre 1628 in
der Nr. 185V, gelten.
Als eine eigene Bearbeitung ist das sogenannte Elbinger
Rechtsbuch zu betrachten, die Nr. 74.
Nur ein Verzeichniss der Ueberschriften der Artikel des
Landrechts — vgl. auch die Nr. 70 — ist die Nr. 213, ein
dergleichen — und theilweise der Anfänge einzelner Absätze
namentlich der Vorrede — des Landrechts aus der Nr. 387
die Nr. 107, wieder nur ein Verzeichniss der Ueberschriften
der Artikel des Land- und Lehenrechts mit den Anfängen und
dem Schlüsse derselben aus der Nr. 399 — nur der Artikel
,welich den kunig welln suUen' ist auf einem besondern Blatte
eingelegt — die Nr. 282.
Nichts als eine Vergleichung der Nr. 406 mit der Nr. 121
vom Freiherrn Heinrich Christian v. Senckenberg sammt Ab-
schrift ,derer in ersterer als Anhang befindlichen Documenten'
enthält die Nr. 133.
Berichte über Handsehriflen des sog. Schwabenspiegels. XVI. 23
Ein knrzgefassteS; aus dem sogenannten Sehwabenspiegel
und dem kleinen ELaiserrechte gebildetes Gerichtshandbuch
findet sich in den Nrn. 195 und 423.
Nicht vollkommen sicher lässt sich endlich das genauere
Verhältniss der Nrn. 4 beziehungsweise 217, 4V„ 23, SP/g,
84, 175V2, 188, 1937^, 208, 246, 304, 369 bestimmen.
Nach Abzug dieser Handschriften — mit Ausnahme der
zuletzt berührten — bleiben demgemäss als solche, welche
nur den sogenannten Schwabenspiegel selbst betreffen,
sei es, dass sie nur sein Land- und Lehenrecht oder zum
Theil nur das eine oder andere enthalten, wie als Bruch-
stücke solcher Handschriften, endlich als kleinere Stücke,
welche ausschliesslich aus dem kaiserlichen Land- oder
Lehenrech.te gezogen sind, folgende mehr als fUnfthalb-
hundert, welche hier ohne die von S. 18 — 20 namhaft gemachte
Ausscheidung nach der Sprache in der Weise aufgezählt sind,
dass bei den vollständig oder nahezu vollständig erhaltenen
ihren Ziffern nichts beigefügt ist, dagegen jene mit grösseren
Lücken mit einem Sternchen versehen sind, den blos geringeren
Bruchstücken je zwei Sternchen beigesetzt sind, die überhaupt
verlorenen oder wenigstens zur Zeit verschollenen sich durch
drei Sternchen kenntUch machen, während die in Klammern die
nicht in deutscher Sprache abgefassten bezeichnen: 1, 2, 3***,
4***, 4V,***, 5, [6***], 7, 8, 91/2, 10-14, 15*, 16, 16% 17-21,
22*, 23***, 24—26, 27**, 28—30, 32, 327,, 33—36, 37*, 38,
39, 41**, 42**, [43], 44**, 447^***, 45, 47-52, 52V8***, [53 (=
80?)],54, 55, 57, 58*, 59*,60,62***,62V„62V8, 63—65, 66*, 667«*,
67(?), 68***, 69***, 70V2*** (= 336?), 71***, 72, 73***, 75,
77***, 78***, 79***, [80(=53?)], 81**, 81V3***,82,83***,84***,
85*, 86—88, 89*, 90**, 91**, 91V,**, 92—98, [99], 100—104,
105***, [106], 109, 110, 113*, 114—122, 123*, 124*, 125*,
126—129, 130**, 131, 132, 134—136, 138—141, 142*, 143—146,
148, 149, 150***, 151—154, 155**, 156***, 158***, 159—162,
1627,, 163, 164, 166-169, 169V„ 170**, 171***, 172, 172V2,
174***, 174V,***, 175***, I75V2***, 176***, 177***, 178—180,
181*, 182—184, 185**, [186], 187, [188], 189, [I89V2***], 190,
191***, 192, 193, 193V,***, IH 196; 19'; [198], [199], 200,
201***, 202—204, [205], 206, 207***, 208***, 209, 214***,
2147,, 215***, 216***, 217***, 218, 219***, 221***, 222—225,
24 Xni. Abbudlnng: L. t. Koekinger.
226***, 228***, 229**, 230**, 231**, 232***, 233—237, 238**,
239—245, 246***, 247, 249—266, 267**, 268**, 269**, 269»/,**,
270-272, 273*, [274], 275, [276], [277], 278, 279**, 279«/,»*,
280*, 281, 283***, 284, 285*, 286, 287, 288**, 289, [290],
[291], 292—294, 296—302, 303*, 304***, 305—308, 309*»*
310***, 311***, [312], 313, 313V,**, [314—329], 330***,
331*** 332***, 333*, 335**, 335»/« 336 (= 70»/,***?), 337***,
338*, 339***, 339»/,, 339»/,**, 339»/^ 340, [343], [344], 345,
346***, 347, 348, 349***, 350—355, 356***, 357***, 358***,
359***, 360, 361***, 362***, 363***, 365***, 366***, 367***,
368***, 369, 370***, 371-375, 376**, 377, 378**, 379, 380,
381***, 382, 383—399, 401, 402, 402»/,, 403—406, 406»/,, 407*»,
[408—410], 411***, 412, 413, 414***, 415—417, 417»/,, 418,
418'/,, 419*, 420***, 421, 421»/,**, 422, 425-429, 431—433,
434*, 435*, 436***, 437***, 438***, 439***, 440***, 441***,
442*** 443*** 444*** 445*** 446*** 446»/ *** 447*** 448***
449***, 449»/,***, 460***, 451***, 451»/,***,451»/,***,'452**%
452»/,***, 454***, 455***, 456***, 457—463, 463»/,**, 464.
Der Zeit nach fallen hieraus in das 13. Jahrhundert
die Nrn. 27**, 44**(?), 62***(?), 73***, 89*, 90**C?), 91**,
92(?), 171***(?), 176***(?), 177***(?), 180(?), 201***(?).
216***, 267**, 284, 299, 313»/,**, 335**, 436***, 437***(?j,
438***_444***, 445***(?), 446***, 446»/,***, 447***,
448***(?), 449***, 449»/,***, 450***, 451***, 451»/,***(?),
452»/,***(?), 463.
Was hiebei solche aas bestimmten Jahren anlangt, mag
in Kurze auf die AnfQhrung von S. 7 — 10 verwiesen sein.
Dem Schlüsse dieses Jahrhunderts oder dem Anfange
des folgenden gehört die Nr. 92 an.
Ausser ihr kennen wir aus dem 14. Jahrhunderte die
Nrn. 5(?), 6***, 7, 16, 22*, 30, 34, 41**, 42**, 43, 44**(?),
45, 48, 49, 57, 58, 62***(?), 65, 72(?), 77***(?), 81**, 82,
83***(?), 85*, 90**(?), 911/,**, 92(?), 93, 101, 105***(?),
109, 110, 113*, 126. 130**, 148, 149, 150***(?), 155**
158***(?), 159, 163, 168, 170**, 17 !***(?), 172»/,, 174***(?1,
174»/,***(?), 175***(?), 176***(?), 177***(?), 180(?), 181»,
184, 185**, 189(?), 201***(?), 207***(?), 208***, 209, 214***,
219***(?), 221***, 222, 226***(?), 229**, 230**, 231**(?)
234—237, 238**, 268**, 269**, 278, 279**, 283***(?), 285'
Bmehte Aber HuidMhriflen des sog. SohwabonspiegeU. XVI. 25
287, 288**, 298, 303*, 305, 309***, 310***(?), 31 !***(?),
332***, 339«/,**, 354, 3Ö7***(?), 358***(?), 360(?), 367***(?),
369(?), 375, 376**, 378**, 385, 388, 395, 398, 407**,
415, 416(?), 418, 419*, 420***, 421 V^, 428, 434, 435,
437***(?), 445***(?), 448***(?), 451V,***(?), 451V,***,
452***, 452V,***(?), 454***, 455***(?), 456***(?), 462,
4637»** (?).
Bestimmten Jahren gehören hievon an: dem Jahre 1320
die Nr. 208***; 1355 Nr. 298; 1356 die Nrn. 6*** und 420***;
1365 Nr. 7; 1378 Nr. 48; 1379 Nr. 287; um 1380 Nr. 418;
1388 Nr. 65; 1398 Nr. 148.
In die Gränzscheide dieses und des folgenden Jahrhunderts
stellen sich die Nrn. 5, 72, 150***, 189, 231**, 360, 367***,
416, 455***, 456***.
Dem 15. Jahrhunderte gehören an die Nrn. 1, 5(?),
8, 9»/,, 10-15, 17, 19—21, 24—26, 28, 29, 32, 32»/,, 33, 37-39,
44V„ 47, 50—52, 54, 55, 59*, 60, 62V„ 62%, 63, 64, 66»/,*,
68***, 69***, 70»/,*** (= 336?), 72(?), 75, 77***(?), 78***(?),
79***, 81»/,***, 83***(?), 84***, 86^88, 94—98, 99(?), 100,
102—104, 105***(?), 106, 114—121, 134^136, 139, 142, 143,
145, 146, 150*** (?), 151—154, 158***(?), 160—162,162»/,, 164,
166, 169, 169»/,, 172, 174***(?), 175***(?), 178, 179, 182, 183,
186, 187, 189(?), 189»/,***, 190, 191***, 192, 193, 193»/,***, 194,
196, 197, 198, 199(?), 200, 202—204, 206, 207***(?), 214»/,,
215***, 218, 219***(?),223, 224, 226***(?), 228***, 231**(?),
233, 239—245, 246***, 247, 249—257, 260-262, 265, 266,
269»/,**, 270—272, 273*, 274, 276, 277, 280, 283***(?),
286, 289, 292—294, 296, 297, 300—302, 304***, 306—308,
310***(?), 311***(?), 314—319, 321, 322, 330***, 331***,
333,* 335»/,, 336, 337***, 338*, 339***, 339»/,, 339»/^ 340,
343—345, 347, 349***, 351-353, 355, 356***, 357***(?),
358***(?), 359***, 360(?), 361***, 362***, 363***, 365***,
366***, 367***(?), 368***, 370***, 371—374, 377, 379, 380,
383, 384, 386, 387, 389—394, 396, 397, 399, 401, 404—
406, 406»/,, 408(?), 410 (?), 414***, 416(?), 417, 417»/,,
418»/,, 421, 422, 426, 427, 429, 431, 455***(?), 456***(?),
461, 463»/,(?), 464.
Hieraus fallen in bestimmte Jahre : in 1401 Nr. 8 ; in
1402 Nr. 62'/,; in 1403 Nr. 387; in 1404 Nr. 194; in 1406
26 XIII. Abhudlnog: L. t. BockiDger.
Nr. 64; in 1407 Nr. 29; in 1408 Nr. 396; in 1409 Nr. 286;
in 1410 Nr. 87; in 1412 Nr. 391; in 1415 die Nrn. 14 und
203; in 1416/1416 Nr. 306; in 1416 Nr. 338; in 1419 die Nrn.
114, 245, 356***; in 1420 Nr. 204; in 1422 die Nm. 33 und
54; in 1423 Nr. 433; in 1423 (oder 1426) Nr. 389; in 1424
Nr. 380; in 1424/1425 Nr. 263; in 1425 die Nm. 10 und 401;
in 1426 Nr. 2147,; in 1^26 (beziehungsweise 1423) Nr. 389;
in 1428 die Nrn. 202 und 262; in 1429 die Nm. 102, 162,
255; in 1430 die Nrn. 139, 151, 182, 294; in 1431 die Nm.
86 und 116; in 1432 Nr. 296; in 1434 die Nrn. 363*** und
405; in 1435 die Nm. 247, 330***, 417; in 1436 die Nm. 26
und 250; in 1440 Nr. 392; in 1442 Nr. 98; in 1444 die Nm.
28, 32, 264; in 1446 Nr. 121; in 1447 Nr. 399; in 1448 die
Nm. 314 und 340; in 1449 die Nm. 50, 136, 289, 335»/,; in
1450 die Nm. 339»/, und 339»/^; in 1452 Nr. 15; in 1452 (oder
1454) Nr. 362***; in 1454 (beziehungsweise 1452) die eben
erwähnte Nr. 362***; in 1454/1458 Nr. 233; in 1455 Nr. 352;
in 1458 die Nm. 95, 169 beziehungsweise 233; in 1459 die
Nm. 272, 293, 414***, 426; in 1460 Nr. 66»/,*; in 1461 die
Nm. 218 und 249; in 1461/1462 (und 1464) Nr. 145; in 1462
die Nm. 257 und 397; in 1463 die Nm. 94 und 353; in 1464
(und 1461/1462) Nr. 145; in 1464/1465 Nr. 241; in 1465 die
Nrn. 164 und 242; in 1467 Nr. 186; in 1469 Nr. 421; in 1471
Nr. 115; in 1472 die Nm. 280, 300; in 1473 die Nr. 243; in
1474 die Nm. 63, 84***, 144; in 1475 die Nm. 215***, 240,
355; in 1475/1476 Nr. 193 ; in 1480 die Nm. 97, 422; in 1485
Nr. 198; in 1489 Nr. 52; in 1491 Nr. 1; in 1499 (?) Nr. 99.
Dem Schiasse dieses Jahrhunderts oder dem Anfange des
folgenden lassen sich die Nm. 99 und 199 zuweisen.
Aus dem 16. Jahrhunderte sind aufzuzählen die Nm.
4***, 80 (= 53?), 99 (?), 167, 175»/,***, 199(?), 217***, 320,
327—329, 403, 409, 412, 425, von welchen in bestimmte Jahre
fallen: in 1504 Nr. 167, in 1513 Nr. 175»/,***, in 1518 Nr. 320,
in 1531 Nr. 4*** beziehungsweise 217***, in 1547 Nr. 403.
Erst dem 17. Jahrhunderte gehören an die Nm.
411*** (?) und 413, die letzte aus dem Jahre 1603.
Hiemit ist gewissermassen die Reihe der Handschriften
des kaiserlichen Land- und Lehenrechts geschlossen.
Berichte ftber Handschriften dea sog. Schwabenspiegels. XVI. 37
Doch gesellen sich zu ihnen noch Abschriften aus der
Folgezeit, meist zu wissenschaftlichen Zwecken gefertigt , wie
aus dem 18. Jahrhunderte die Nrn. 2, IB^j^ 18, 66,
122, 123*, 124*, 125*, 127—129, 131, 132, 140, 156***(?),
232***, 258, 259, 346, 381***, 4027,, 457—460, von
welchen Nr. 122 in das Jahr 1765 Mt, Nr. 258 in 1782, die
Nrn. 2 und 18 in 1787; endlich aus unserem Jahrhunderte
die Nrn. 35, 36, 156***(?), wie Abschrifi»n im Besitze des
Berichterstatters, deren im Bande CXXI, Abh. 10, S. 9 ge-
dacht ist.
In der Qesammtzahl dieser Handschriften des soge-
nannten Schwabenspiegels im engeren Sinne, zwischen
460 und 470, sind natürlich auch die oben S. 20 auf-
geführten Bearbeitungen in fremden Sprachen mitbegriffen.
Liesse sich da allenfalls bei der grösseren Menge von ihnen,
bei jenen in böhmischer Sprache, die Frage aufwerfen, ob nicht
die der ,Präwa myesta Pra/sk^ho w6täiho^ oder des Rechts-
buches der grösseren beziehungsweise der Altstadt Prag, näm-
lich die Uebertragung vom Art. 160 über den Wucher bis
an den Schluss des Landrechts der sogenannten Vulgata unseres
Rechtsbuches, in den betreffenden Nummern durch den Buch-
staben b gekennzeichnet und dadurch im Augenblicke bemerk-
bar, eben als ein Stadtrecht, wie beispielsweise S. 21 beim
Freisinger Stadtrechte des Vorsprechers Ruprecht von dort
oder beim Wiener Stadtrechtsbuche geschehen ist, nicht in
die Zahl der Handschriften des kaiserlichen Landrechts auf-
zunehmen seien, so ist doch einmal hier die Sache insoferne
anders gelagert, als es sich nicht um die Einsetzung von nur
mehr oder weniger dorther herübergenommenen Artikeln ban-
delt, sondern um die Uebertragung in dem ganzen vorhin
bemerkten Umfange, während anderntheils doch billig die ge-
nauere Behandlung der Handschriften in böhmischer Sprache
einem Juristen zu überlassen ist, der ausser der mittelhoch-
deutschen auch ihrer mächtig ist. Demgemäss sind hier die
Handschriften der ,Präwa myesta Pra^skeho wötäiho* nicht aus-
geschieden worden, um so weniger, als die böhmischen Hand-
schriften unseres Rechtsbuches mitunter dieses ganz enthalten,
meistens aber auch noch ein Stückchen der ,Präwa manska'
oder xles Lehenrechts, sie also doch an und ftir sich schon
28 XIII. AbbBDdliinK: L. t. Ruektngcr.
hätten aufgenommen werden müssen. Was übrigens gerade
die ,Präwa myesta Pra2sköho wfitiiho' betrifft, ist es auch nicht
mit der geringsten Schwierigkeit verbunden, sich über ihre
Gestalt rasch näher zu vergewissern, nachdem aus einer wort-
getreuen Zusammenstellung des Textes der Haupthandschrifi
des Pergamentcodex des Stadtarchivs von Prag IV 1, der
Nr. 322, welche seinerzeit der erste Präsident des Vereins
für Geschichte der Deutschen in Böhmen, Dr. Franz Pelzel,
mit dem Drucke LZ gefertigt hat, in der Nr. 322 auszugsweise
S. 36 — 58 von dem hier obwaltenden Verhältnisse gehandelt
worden ist.
Interessirt sich Jemand nicht für den ganzen Vorrath
der Handschriften des kaiserlichen Land- und Lehenrechts,
worüber wir Kunde haben, sondern wünscht nur zu wissen,
wie viele daraus noch jetzt als vorhanden bekannt
sind, so lässt sich ohne besondere Mühe das Ausscheidungs-
geschäfit noch weiter, als bisher im § 3 geschehen ist, fortsetzen.
Bringt man die verlorenen oder wenigstens im
Augenblicke verschollenen Handschriften, welche bei
der Aufzählung von S. 23—27 je mit drei Sternchen bezeichnet
sind, in Abzug, also die beinahe hundert Nrn. 3, 4, 47sy 69
23, 4414, 52V„ 62, 68, 69, 70V„ 71, 73, 77—79, 81V„ 83, 84,
105, 150, 166, 158, 171, 174, 1747,, 175, 175V„ 176, 177, 189V„
191, 1937«, 201, 207, 208, 214—217, 219, 221, 226, 228, 232,
246, 283, 304, 309—311, 330—332, 337, 339, 346, 349,
356—359, 361—363, 365—368, 370, 381, 411, 414, 420,
436—446, 446V„ 447—449, 4497,, 450, 451, 4517,, 4517,,
452, 45272? 454—456, so erübrigen als jetzt vorhanden bekannt
noch über 360.
Von ihnen enthalten die Nrn. 275 und 402 nur je einzebe
Artikel, nur kleine zu irgend welchem Zwecke angefertigte
Zusammenstellungen von solchen die Nrn. 138, 225, 281, 348,
350, 382, welche — wie es den Anschein hat — entschiedene
Zusammenstimmung mit 281 zeigt, so dass nach ihrer Ab-
rechnung etwas über 350 Handschriften des eigent-
lichen kaiserlichen Land- und Lehenrechts oder des
einen wie anderen davon zur Zählung gelangen, die noch
miteingeschlossen, von welchen S. 23 bemerkt worden ist,
dass sich das genauere Verhältniss nicht mit voller Sicherheit
Bericht« über Handscbriftea des sog. Sebwabenspiegels. XVI. 29
bestimmen lasse. Sollten sie zum Theil für den sogenannten
Schwabenspiegel nicht in Betracht kommen, so würden für
ihn noch nahezu vierthalbhundert erübrigen.
Aus dieser Oesammtzahl haben hier und dort kleinere
oder grössere Lücken die mit einem Sternchen gekennzeichneten
Nm. 15, 22, 37, 58, 59, 66, 66V2, 85, 89, 113, 123—125, 142,
181, 273, 280, 285, 303, 333, 338, 367, 419, 435.
Nur mehr kleinere Bruchstücke, die aber mitunter trotz-
dem noch ganz oder ziemlich sicher einen Schluss auf die
Gestalt der vollen Handschrift gestatten , finden sich in den
mit zwei Sternchen aufgeführten Nrn. 27, 41, 42, 44, 81, 83,
90, 91, 9IV2, 130, 150, 155, 170, 185, 214, 229—231, 238,
267—269, 269V8, 279, 2797^, 288, 313V2, 335, 339V3, 376,
378, 407, 4211/«, 463 V^.
Handelt es sich bei diesen Handschriften mit Lücken
oder bei den nur mehr bruchstückweise auf uns gekommenen
noch um alte und ältere des kaiserlichen Land- und Lehen-
rechts, so sind die nur jüngeren Abschriften aus dem 18. und
unserm Jahrhunderte auf S. 27 bereits zusammengestellt.
Eine freilich nicht nennenswerthe Minderung tritt endlich
an dem ganzen Bestände der erwähnten Handschriften
und Bruchstücke von solchen noch dadurch ein, dass die
Nrn. 27** und 313^2** ursprünglich nur einer Handschrift
angehört haben, ebenso die Nrn. 155** und 339^2**; ferner
die Nrn. 238** und 378**, vielleicht auch die Nrn. 130**
und 170**.
Mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit darf man sodann
wohl die Nr. 39 als =191 betrachten, flir den Fall des Zu-
treffens dessen, was S. 7/8 bemerkt worden ist, auch die Nr. 73
als = 463, weiter die Nr. 80 als = 53, endlich die Nr. 336
(= jetzt 3637^) als = 7OV2.
Sollte die im Berichte IX nach der Nr. 55 erwähnte Hand-
schrift der Bodmann-Habel-Conrady 'sehen Sammlung im all-
gemeinen Reichsarchive zu München mit der Nr. 23 zusammen-
fallen, so wäre diese dort nach S. 6/7 zu streichen.
Weiter sind die seinerzeit eigens gezählt gewesenen Nrn.
70, 213, 282, 424 bereits in die Hauptzählung von S. 23/24
nicht mehr aufgenommen. Die Nr. 70 war in ZiflFer 1 daselbst
nur ein ,Register des spiegeis keyserlicher und gemeiner land-
30 Xlfl AbhaadloBf: L t. Bockin f er.
recht' ohne ii^nd nähere Angabe; ans 215 tkUt hieher nichts
als ein Verzeichniss von Artikehi des kaiserlichen Landrechts.
Was sodann insbesondere das in 424 befindlich gewesene so-
genannte kleine Kaiserrecht anhingt^ ist dasselbe in der Nr. 153
der vorhin berührten Bodmann-Habel-Conrady'schen Sanimlnng
enthalten, wie in der nenen Folge der Archivalischen Zeit-
schrift II, S. 36/37 angefahrt ist.
§4.
Was begegnen nun in diesen von S. 23 an berührten
Handschriften selbst für Bezeichnnngen unseres Werkes?
Zunächst in ihm selber hören wir — je mit Bezug
auf das Landrecht oder das Lehenrecht — von dem
Landrechtsbuche oder dem Lehenrechtsbuche wie auch
Lehenbuche, oder auch für das Ganze ohne besondere
Rücksichtnahme auf seine beiden Theile einfach von dem Land-
rechtsbuche. So heisst es in der geschichtlichen Einleitung
bei der Erwähnung der Einsetzung der Kurfürsten durch den
Kaiser Karl den Grossen S. 179 Z. 20/21: Welhiu ambet si
suln haben, und wer si sin, daz seit uns daz lantrehtbuocb
beschcidenliche. Bei Besprechung der Versammlung zu Mainz,
in welcher sein Sohn Ludwig der Fromme zum Könige ge-
wählt wurde, hören wir Sp. 179 Z. 48: Diu reht diu Karle
und andere künige gemacht h&nt, diu vint man an dem lant-
rehtbuoche. Bald nach dessen Beginne äussert der Verfasser
bei der Aufzählung der Könige und Kaiser^ die als Gesetz-
geber wohlthätig wirkten: Di minten und vorhten got. und
dar umme sazten si mit wol verdähtem sinne und mit wiser
meister l^re elliu diu lantreht und elliu diu lehenreht diu an
disem buche sint. Und wie wird alsbald näher sein Inhalt
gekennzeichnet? An disem buche stSt niht wan werltlichez reht.
unde dar umb heizzet dize buch daz laut reht buch, daz ez
über elliu laut reht unde gewser ist. Insbesondere an Bezie-
hungen im Landrechtsbuche auf das Lehenrechtsbuch und um-
gekehrt fehlt es nicht. So nur beispielsweise am Schlüsse des
^ Der kunc Constantin, unde dor edel keiner Justinian, nnde der heilig
und der werde keiser Karle, und sin sun der werde keiser Ladewich
und des sun dor edel Leuther
Berichte Aber Handselirifleii des sog. SebwabenspiegeU. XVI. 31
Art. LZ 2 des Landrechts: jdoch gebristet im vil rehtes der
des herschiltes darbet; als wir her n&ch in dem IShenbüche
wol gesagen. Oder am Schlüsse des Art. LZ 142: unde vellet
in den sibenden. daz seit nu wol daz IShenbüch her nach;
weih reht die habent die in dem sibenden herschilte sint. Oder
umgekehrt im Art. LZ 41b des Lehenrechts: Der ktmc sol
vil wol wizzen, wem er den ban gelihen müge, daz er ze rehte
rihter müge sin. da sol er sehen an daz lantrehtbflch. d& vindet
er innc; wer mit rehte rihter mac gesin.
Im Texte des Rechtsbaches hat sich diese Aasdmcks-
weise regelmässig fort und fort fbr das Ganze oder fUr dessen
einzelne Theile erhalten.
Daneben aber begegnen bald und weiter im Verlaufe
der Zeit in den Handschriften gewisser massen als Haupt-
titel ausserordentlich naheliegende Bezeichnungen; hergeleitet
insbesondere von der Betrachtung des in dem Werke ent-
haltenen Rechts als gemeinen Rechts des mittelalterlichen
Kaiserreiches; als kaiserlichen oder sozusagen allgemein im
Reiche gang und gäben Rechts. Hören wir nar gleich wieder
das Werk selbst! Da heisst es unumwunden nach der vorhin
bei den als Gesetzgeber namentUch hervorgehobenen Königen
und Kaisem mitgetheilten SteUe: Und also stM euch an disem
bftche keinerslahte lantreht noch IShenrecht noch keinerslahte
urteil wan als ez von dirre getriwen keiser geböte und von
römischer phahte genomen ist. unde ouch elliu reht diu an
disem buche stdnt diu habent die keiser unde die kunge also
gesezzet; daz si über elliu lant reht unde gewesr suln sin.
wan swer et römisch keiser und kunc ist; dem sint ouch von
rehte elliu lant undertftn diu cristenlichen geloaben h&nt. unde
swaz ouch die römischen keiser und kunge lantreht unde
löhenreht gesezzet unde geboten habent, diu suln ouch von
rehte gemeine und gewonlich sin in allen den landen diu
under in sint. So tritt uns dann beispielsweise der sogenannte
Schwabenspiegel als ;kayserlich und königlich Landt* und
Lehenrecht^ in der Nr. 429 entgegen, oder stossen wir in der
Nr. 280 beim Landrechte auf die Bezeichnung als kaiserliches
Rechtsbuch; am Schlüsse der böhmischen Uebertragung in der
Nr. 198 auf die Erwähnung der alten Kaiserrechte, die ge-
wöhnlich Landrechte heisseU; in der Nr. 261 auf ,das Lanndt-
32 XIII. AbhandlQDK: L. v. RockiDger.
recht puechy dar jnne diu gemain lanndtrecht begri£fen sind als
die aus den kaiserlichen rechten vnnd annderer geschrift geczogn
sindt' mit dem Lehenbache, und Nr. 16 bietet uns fkir beide
Bestandtheile ein alphabetisches ^Register über die keyserliche
rechte Die Handschriften, welche das Landrecht in einer Ein-
theilung in vier Bücher — jedoch ohne Abänderung in der
alten Ordnung des Stoffes — enthalten, die Nrn. 24, 37, 47,
136, 200, sprechen von demselben als Kaiserrecht und ver-
wenden theilweise diesen Ausdruck als üeberschrift auf den
einzelnen Seiten dieser vier Bücher, wie Nr. 47, 200, was auch
weiter die Nr. 338 thut. Wieder das Kaiserrecht finden wir
in den Nrn. 5, 139, 209, 223, 338, 385, 461. Sehr bestimmt
drückt sich auch Nr. 60 aus: Dis buch heysset keyser recht,
und ist genomen us den keyser rechtbüchen und usser den
bäbschlichen gey schlichen rechtbüchen, und begriffet auch in
ym u. s. w. Als Kaiserlehenrecht ist das Lehenrecht&bach in
den Nrn. 338 und 345 benannt, als kaiserliches Lehenrechts-
buch erscheint es in der Nr. 29. Am Schlüsse des Landrechts
der Nr. 338 hat der Schreiber die Benennung ,Jus caesariae'
gebraucht, jener der Nr. 385 am Ende des Ganzen die: Jos
imperiale. Die äussere Aufschrift auf dem Vorderdeckel des Ori-
ginaleinbandes der Nr. 256 lautet: ,Lege8 imperiales in vulgaris
Auch in der böhmischen Bearbeitung des sogenannten
Schwabenspiegels stossen wir auf die Bezeichnung der ,Prawa
ciesafskä gich2 u2iwa6e rytie^stwo i mfista po wäem kfestian8twi^-
die Kaiserrechte, welche Ritterschaft und Städte in der ge-
sammten Christenheit gebrauchen.
Weiter wird in den Handschriften des sächsischen Rechts,
welche Verweisungen auf den sogenannten Schwabenspiegel
enthalten, derselbe als Kaiserrecht angeführt. So beispielsweise
in den Nrn. 210, 211, 430.
Dasselbe ist der Fall in den sogenannten Schlüsseln
des Landrechts, wie in den Nrn. 9, 31, 46, 64^/^ (= 157),
108, 137, 147, 157 (= 64Va), 173, 212, 334, 341, 342, 465,
und in den alphabetischen Arbeiten, wie insbesondere den
grossen alphabetischen Rechtswörterbüchern aus dem Sachsen-
spiegel, unserem Rechtsbuche, den fremden Rechten u. s. w.
in den Nrn. 40, 56, 61, 76, 84(?), 1027^, 111/112, 165, 220,
223^„ 227, 248, 295, 364, 400.
Berichte über HBodsehrifton des sog. Sckwabenspiegels. XVI. 33
Betrachtet sich, wie wir gesehen liaben, der sogenannte
Schwabenspiegel in seinem Texte selbst als das allgemein im
deutschen Reiche in Uebung stehende Land- und Lehenrecht,
erscheint es dann in den Handschriften ohne Weiteres als kaiser-
liches oder Kaiserrecht, kann es da Wunder nehmen, wenn
oft genug geradezu auf eine bestimmte Person, eben auf den
Kaiser Karl den Grossen als den Schöpfer der mittelalter-
lichen Rechts- und Staatsordnung Bezug genommen ist? Gewiss
deutlich genug spricht sich da in der Nr. 51 gleich das Ver-
zeichniss von ,des büches cappittel, das da saget von dem
keiserlichen recht das do gesetzet ist von keiser Karle, durch
den alle recht bestattet sint, wenn got von hymel yme das oben
herab gesant hat mit dem engel, die recht zu haltende diu har
nach geschriben stant' aus. Auch die Nr. 13 redet ohne Weiteres
von ,des saeligen kayser Karols rechtpuech', die Nr. 392 von
,des heiligen kayser Karelo rechtpuch', die Nr. 396 von ,chtinig
Kareis recht'. Die Nrn. 197, 239, 254, 260, 262, 285, 399,
405 sprechen von Kaiser Karls Landrecht und Lehenrecht.
Den Anfang der Nr. 152 bildet ein ,Registrum super leges
Karoli regis et etiam aliorum plurimorum legisperitorum. In
Nr. 102 stossen wir auf ,die kaiserlichen recht als sie gemacht
hat kaiser Karl der groß.' Die Nr. 197 spricht am Schlüsse
des Landrechts: Hie habent ein endt die Landtrecht kayser
Karls, und bemerkt dann als Uebergang: Hie hebent sich an
die gesetz[t]en Lehenrecht kayser Karls. In der Nr. 239 tritt
uns die Bezeichnung entgegen: des heiUgen kanges Kareis
Lanntrech puch und kayserliche recht gantz und gerecht und
gut bewärt, und sodann: des heiligen kayser Kareis Lehen
recht puch gerecht und gantz. In den Nrn. 29 und 285 lesen
wir beim Lehenrecht: daz lehenbfich, daz awch chönich Karel
gemachet hat. Das in der Nr. 169 allein enthaltene Lehen-
recht heisst da: kayser Kareis lehenrechtpüch. In einer Reihe
von Handschriften endlich ist er bildlich verwerthet, wie etwa
in den Nrn. 1, 54, 251.
An der Stelle dieses gewaltigen Herrschers begegnet in
der Nr. 23 Friedrich. Sie erscheint als , Kaiser Friedrichs Land-
recht' betitelt. Ich unterlasse es, hieran eine Folgerung zu
knüpfen, da möglicherweise der Nachricht die uns darüber zu
Gebot steht nicht zu trauen ist. Sie stammt nämlich — die
Sitonngsber. d. phil.-hut. a. CXXXVI. Bd. 18. Abh. 3
34 XIII. Abhanaittiig: L. t. Roektoffer.
Haiidschrift selbst ist yerschollen oder scheint wenigstens ver-
schollen — nirgend anderswoher als aas dem Kataloge der
Bibliothek ihres seinerzeitigen Besitzers ^ des Reichshofrathes
Dr. Christoph Heinrich Edlen v. Berger, und ist hiernach von
Homeyer in Nr. 22 und mit ihm von mir in Nr. 23 als soge-
nannter Schwabenspiegel betrachtet worden. Nan findet sich
in der Bodmann-Haberschen Handschriftensammlang des Kreis-
richters a. D. Wilhelm Conrady auf der Miltenburg, zur Zeit
im baierischen allgemeinen Keichsarchive in München, eine
Papierhandschrift, welche Professor Dr. Bodmann im Jahre
1795 aus dem bibliothekarischen Naclilasse des Prof. Dr.
Johann Bernhard Hoffer in Altdorf bei Nürnberg erwarb, an
deren Spitze, theilweise weggeschnitten, von einer Hand des
17./18. Jahrhunderts steht: Keyser Fridrichs Landt-Recht. Ein-
mal nun ist diese Ueberschrift erst in später Zeit hingesetzt,
und ausserdem ist sie nicht richtig, indem die Handschrift
selbst ^ entfernt kein weder sächsisches noch kaiserliches Land-
recht enthält, sondern die Glosse zum sächsischen Lehenrechte,
und zwar dem Kaiser Friedrich zugeschrieben, von Homeyer
unter Nr. 279 aufgeflUhrt, und den Richtsteig des Lehenrechts.
Sollte nun diese Handschrift mit der nicht näher bekannten
V. Berger's zusammenfallen, so wäre einmal wenigstens von
einem Landrechte des Kaisers Friedrich keine Rede, und auf
der anderen Seite würde auch kein sogenannter Schwaben-
spiegel vorliegen, sondern wäre Homeyer's Nr. 22 und meine
Nr. 23 aus dem Verzeichnisse der Handschriften eben dieses
Rechtsbuches zu entfernen.
In einigen Handschriften ist sodann — trotzdem dass in
der Einleitung des Werkes* ausdrücklich betont ist, dass das-
selbe nur das weltliche Recht enthalte — neben der welt-
lichen gesetzgebenden Gewalt auch an die geistliche
gedacht. So in Nr. 29: das Rechtpuch als es die heiligen
Päbst und die römischen Kunig in den Concilien^ geseczt
haben nach der Weisen Rat. Oder in Nr. 280: das kayserlich
* Vgl. in der Archivalischon Zeitschrift, Neue Folge, Band II, S. 34/35,
Ziffer 2.
* An disem buche stSt niht wan werltliches reht. inide dar umb heixzet
dize buch daz lantreht buch, daz ez u. s. w.
' In der Handschrift steht: conczleyeu.
Beriolite Aber Handschrifton des sog. Scbwabenapiegels. XYI. 35
Recht Pacht als es die Bähst Kayser und auch der Kung ge-
macht und bestetigüt haben und als auch yrew Pucher sagend.
Mit Bezugnahme wieder auf bestimmte liier hervorragende
Persönlichkeiten heisst es am Schlüsse des Landrechts der
Nr. 296: Diese recht hat geseczt pabst Leo und kunig Karl
sein prüder in den concilien mit ander forsten rat über ein
itzlich sach zu richten richtiklichen nach der sele heil etc. In
der Nr. 300 — wozu 339^/g gezogen sein mag — bezeichnet
sich unser Land- und Lehenrecht als ^das rechttpuech das
chfinig Ch&rel^ die päbst, und ander chflnig und herczogen aus
dem decrett und decretall genummen habentt und in yrem concily.
Diesem sozusagen grossen Kaiserrechte gegenüber heisst
dann ein anderes bekanntes deutsches Rechtsbuch des Mittel-
alters das kleine Kaiserrecht. So hat die Nr. 338 aus dorn
Jahre 1416 fUr dieses ; das in ihr auf den sogenannten
Schwabenspiegel folgt, diese Bezeichnung: des Keysers Bok,
unde men mach id heten luttik Keyser Recht.
Ausser Ansatz haben natürlich Bemerkungen zu bleiben,
welche in keinerlei Zusammenhang mit den Handschriften
selbst stehen, nur durch Zufall anderwärts in dieselben gerathen
sind. So etwa der blos bibliothekarische Vermerk einer spä-
teren Zeit zu der schon erwähnten Aufschrift ,Leges imperiales
in vulgari' der Nr. 256: In usum F. F. Aspacensium. Vgl.
Rockinger in L S. 559—561.
Dagegen mag noch, wenn es auch auf die eigentlichen
Bezeichnungen unseres Rechtsbuches keinen Einfluss hat, er-
wähnt sein, dass mitunter eine Handschrift sich in Geltend-
machung einer besonderen bald weiter und bald enger be-
gränzten Beziehung gefüllt. So beispielsweise, wenn die Nr. 102
für unser Lehenrechtsbuch die Bezeichnung als ,payrische
Recht' hat, oder die Nr. 403 dasselbe als das ,Lehenpuch des
loblichen hausz Österreichs' bezeichnet, oder die Nr. 420 die
gleichzeitige Ueberschrift jSteyerisches Landrecht' trug. Vgl. hie-
zu auch noch die Nrn. 4 und 217. Eigenthümlich erscheint weiter
,das Registrieren des kayserlichen Landtrecht Püches zu Swaben
Artickelle' nach dem Texte der Nr. 29, oder die Bezeichnung
des Landrechts als ,Nfierenpergisch Recht' am Beginne des
Verzeichnisses der Artikel in der Nr. 112^ j^y was indessen zu
ihm selbst in keinerlei Zusammenhang steht, sondern wohl eine
3»
38 XIII. AbbADdlaog : L. t. Rockin ger.
es einer eigenen Aufzählung der HandBchriften nicht, in welchen
sich eben diese regelmässige Erscheinung zeigt. Dagegen treten
hieran folgende Ausnahmen entgegen. Nur das Landreckt
findet sich in den Nrn. 2, 4, 4«/^, 5, 97,, 10, 18, 24, 37, 47,
49, 52, 54, 58, Q2^l^, 73, SP/,, 123, 125, 126, 136, 144, 159,
167, 172V„ 175, 200, 202, in deren Vorlage aber das Lehen-
recht gewesen zu sein scheint, 204, 214, worin sich das säch-
sische Lehenrecht anknüpft, 221, wozu aller Wahrscheinlichkeit
nach 222 gehörte, 243, 250, 289, 293, 304, 333, 339, 359,
366, 387, 404, 413, 425, 435, 461. Nur das Lehenrecht in
den Nrn. 11, 62 V3, 106, 146, 169, 207, 222, wozu aber wahr-
scheinlich vor ihrem Raube aus München das Buch der Könige
alter Ehe und das Landrecht der Nr. 221 gehörte, 336, 345,
369, 403.
Nur Artikel in einer Auswahlsammlung enthalten
die Nrn. 138, 225, 275, 281, 348, 350, 382, 402.
Eine besondere Erscheinung ist sodann mitunter das vor-
zeitige Abbrechen sowohl des Land- als auch des Lehen-
rechts vor dem gewöhnlichen Schlüsse. So des Landrechts in
den Nrn. 2 und 18 bereits mit dem Art. LZ 144, ohne dass be-
kannt ist, ob die Vorlage Nr. 73 nicht weiter gereicht oder der
Abschreiber nur auf eigene Faust hier Halt gemacht hat. In
der Nr. 85 reicht das Landrecht nur bis in den Art. LZ 323,
das Lehenrecht gar nur bis in den Art. 28. In der Nr. 101
schliesst das Lehenrecht bereits mit dem Art. 63 = LZ 72 a,
während es nach dem Verzeichnisse der Artikel noch keines-
wegs zu Ende sein soll, indem dieses noch weiter eine Menge
von solchen namhaft macht. In der Nr. 172 reicht es nur bis
zum Art. 56 = LZ 79. Mitten im Satze mit den Worten
,und biutet der herre dem man sein gut, er sol es zchant'
des Art. LZ 42 c bricht die Nr. 253 ab.
Sind das regellose Vorkommnisse, so verhält sich die
Sache wenigstens zum Theil anders bei einer Reihe von Hand-
schriften, welche nur den ersten Theil des Landrechts
enthalten, also bis Art. LZ 313 einschliesslich, aber nicht
mehr den zweiten von da ab, und nur noch einen kleinen
Theil des Lehenrechts. Es fallen dahin die Nrn. 36, 39,
44\'3, 85, 98, 113, 118, 166, 180, 193, 214, 273, 299, 307,
333, 387, 396, 399, 419, 436, 437, 438, 441, wozu auch noch
Beriehte Aber HandschrifteD des sog. Schwabeiupiegels. XVI. 39
der erste Theil des vervollständigten Landrechts einzelner
Nummern zu zählen ist, wie 9^1^, 121, 406 und ohne Zweifel
noch anderer.
Welches ist dann die äusserliche Abtheilung des
Rechts- und anderen Stoffes, welche die einzelnen Hand-
schriften bieten? Nur ausnahmsweise — wohl noch auf ursprüng-
liche Fassung hindeutend — erscheint eine solche in bloss unge-
zählte Absätze mehr oder weniger ohne Ueberschriften in den
Nm. 194 und 422, in der ersten von 1080 für das Landrecht und
427 für das Lehenrecht, in der anderen von 1126 für das Land-
recht und 393 für das Lehenrecht an der Zahl. Auch die
Nr. 214, weiter die Nr. 333, welche wie jene nur den ersten
Theil des Landrechts enthält, bietet ihn wieder ohne Ueber-
schriften mit Ausnahme einer einzigen auf Fol. 272 Sp. 1 ,von
der scepinge der werlde' nur in grösseren oder kleineren Ab-
schnitten, wovon die grösseren rothe Anfangsbuchstaben haben,
die anderen nur jedesmal ein rothes Paragraphenzeichen. Dem
entgegen bildet die Regel eine Abtheilung in eine grössere
oder geringere Anzahl von Artikeln oder Capiteln, je nachdem
ihr Inhalt so wie so zusammengezogen oder so wie so getrennt
ist, sowohl mit besonderer Beifügung der treffenden Zahlenfolge
als sehr häufig auch ohne sie, nicht minder sowohl mit eigenen
Ueberschriften als bisweilen auch ohne sie. Im grossen Ganzen
lässt sich sagen, es bewege sich — abgesehen von Ausnahmen,
wie sie im § 8 zur Sprache kommen — die Zahl dieser Artikel
oder Capitel im Landrechte hauptsächlich zwischen 360 bis
etwas über 380, im Lehenrechte zwischen 140 bis gegen 160.
Einige Beispiele mögen das erhärten. Das Landrecht besteht aus
360 Artikeln in Nr. 43; aus 361 in Nr. 390; aus 363 in den Nm.
47 und 244; aus 364 in 24 und 57; aus 36ö in 240 und 340; aus
3(37 in 337; aus 368 in den Nrn. 64, 149, 151, 235, 247, 389,
416; aus 369 in 223; aus 369 beziehungsweise 370 in 384; aus
371 beziehungsweise 372 in 65; aus 373 in 1 und 379; aus
374, unter welchen aber die Artikel des Lehenrechts 47 — 51
einschliesslich wie 178 und 179 stehen, in der Nr. 92; aus 375
in 21; aus 377 in den Nrn. 93, 179, 266; aus 378 in den
Nrn. 241, 263, 427, 462; aus 380 in den Nrn. 17, 242, 464.
Das Lehenrecht enthält 142 Artikel in den Nrn. 218, 249,
371; 144 in Nr. 43; 145 in den Nrn. 8, 57, 65, 251, 260, 270,
40 MII. AbhandloBg: L. t. Sockinger.
337; 146 in den Nrn. 197, 254, 262, 405; 147 in den Nrn. 236,
338, 385; 148 in 252, 265, 340; 149 in 386; 150 in 1 und
264; 150 beziehungsweise 152 in 427; 151 in den Nrn. 21,
149, 179, 241; 151 beziehungsweise 152 in 301; 152 in den
Nrn. 38, 93, 223, 242, 244, 462; 153 in 17, 19, 203, 263; 154
in 96 und 377; 155 in den Nrn. 28, 390, 463; 156 in 224
und 4187s; 157 in 95. Hie und da reicht auch die bisher
bemerkte Zahl der Artikel im Landrechte wenig ttber 360
und im Lehenrechte über 140 zurück, wie nicht minder im
Landrechte über 380 und im Lehenrechte über 160 herab.
So entziffert beispielsweise der Umfang des Landrechts 343
Artikel in Nr. 385; 347 in den Nrn. 239 und 270; 348 in
Nr. 5; 349 in 197, 251, 254, 262; 350 in 260; 351 in 96;
363 in 257; 355 in 236 und 338; 356 in 385; 358 in 377
und 463; 359 beziehungsweise 361 in 32; dann 381 bezie-
hungsweise 382 in 289; 382 in 394; 383 in den Nrn. 28,
38, 415; 384 in 19; 385 in den Nrn. 203, 256; 387 in 45;
389 in 418; 392 in 95 und 224. Das Lehenrecht zählt 121
Artikel in Nr. 385; 125 in Nr. 257; 127 in den Nrn. 151,
235, 247, 416; 137 in 72 und 379; 139 in 464; dann 165 in
33; 166 in 394; 169 in den Nrn. 63, 256, 416, 418; 170 in
Nr. 12.
Meistens sind sie für das Landrecht wie für das
Lehenrecht eigens gezählt oder zu zählen. Doch begegnen
auch Handschriften, in welchen von dem einen Theile auf den
anderen gleich durchgezählt ist, wie in den Nrn. 97, 115,
121, 141, 152, 183, 215, 255, 293, 380, 388, 396, 406, 433.
Abgesehen von dieser Abtheilung in Artikel oder Capitel
stösst man in einigen Handschriften sowohl beim Land- als
beim Lehenrechte auch auf eine Scheidung in Theile oder
Bücher.
Ohne Weiteres, wie es den Anschein hat, tritt eine solche
des Landrechts in drei Bücher in der Nr. 45 entgegen. Aber
sie ist keine ursprüngliche, sondern — wie bei ihr bemerkt
worden — erst im Laufe der Zeit auf künstlichem Wege her-
gestellt.
Andere Handschriften zeigen, aber wieder ohne eine
Aenderung an der gewöhnlichen Ordnung des Inhalts, in ver-
schiedener Weise dergleichen Abtheilungen. So erscheint das
Berichte ftber HAndsehriften des sog. Schwftbenspiogels. XYI. 41
kaiserliche Landrecht der Nr. 461 in drei Büchern. In der
Nr. 169Yg begegnet es in drei als Capitel bezeichneten Haupt-
stücken. Die Nr. 72 trennt das Landrecht in drei und das
Lehenrecht in zwei Bücher. Letzteres ist auch der Fall in
der Nr. 143. Das ausschliesslich in der Nr. 345 enthaltene
Lohenrecht zerfUIlt in drei Theile.
Sodann scheiden die Nrn. 24, 37, 47, 136, 200 die ganze
Folge der Artikel des in ihnen ausschliesslich enthaltenen
Landrechts, gleichfalls ohne eine Aenderung an ihrer gewöhn-
liehen Ordnung, in vier Bücher. Wie es den Anschein hat,
waren die Handschriften mit dieser Einrichtung insbesondere
in Schlesien verbreitet. Sie auch sind es, welche als ,das
Kaiserrecht' fllr die sogenannten Schlüssel des Landrechts —
vgl. § 15 — benützt erscheinen.
In der Nr. 71 endlich zerfiel das Landrecht in acht und
das Lehenrecht in fünf Bücher. Vgl. Homeyer in seiner Schrift;
über die deutschen Rechtsbücher S. 46 unter Ziffer 6.
War bisher nur vom Land- und Lehenrechte selbst die
Rede, so steht nicht selten hiemit noch anderer geschicht-
licher wie Rechtsstoff in unmittelbarer Verbindung.
Vor Allem ist der umfangreichen geschichtlichen oder
wenn man will rechtsgeschichtlichen Einleitung zu dem Rechts-
buche selbst, des Buches der Könige der alten wie der
neuen Ehe, zu gedenken. Hauptsächlich das der alten Ehe
begegnet in den Nrn. 7, 13, 19, 20 erst von Naaman an, 27,
30, 39 (= 191 ?), 45, 50, 51, 54, 64, 68, 82, 87, 92, 102, 145,
160, 161, 171, 187, 189, 190, 216, 221, 238, 239, 251, 254,
260, 262, 263, 270, 335, 336% 337, 358, 362, 365—367, 379,
421, 426. Das der neuen Ehe fiir sich in den Nrn. 66 und 435.
Das der alten und neuen Ehe zusammen in den Nrn. 86, 162,
196, 245, wohl auch 246. Buch der Patriarchen und der Kö-
nige ist diese Arbeit in der Nr. 7 genannt. Vgl. auch die
Nr. 102. Puech der heiligenn Patriarchen und Vätter der Weys-
sagenn in der Nr. 68. Vitas patrum heisst sie die Nr. 50.
Biblische Geschichten vom Anfange der Welt bis Jakob und
Esau sind auch in der Nr. 428 erwähnt. Den Schluss solcher
von Josef in Aegypten enthält die Nr. 38. Biblische Erzäh-
lungen endlich von Elisäus bis Judith finden sich in der Nr. 401.
Da mehrere der angeführten Handschriften des kaiserlichen
42 XIU. Abluttdliiiig: L. ▼. Bookinger.
Land- und Lehenrechts^ wie aas dem 13. JaHrhnndert Nr. 27,
wozu 313Vj, gehört, 335, aus dem 14. Jahrhundert Nr. 238,
wozu 378 gehört, nur in Bruchstücken erhalten sind, sich aber
in diesen das Buch der Könige findet, ist die Muthmassung
kaum unbegründet, dass das auch weiter noch in verschiedenen
jener Handschriften, die in oft nur höchst unbedeutenden Resten
auf uns gekommen sind, der Fall gewesen.
Von anderen besonderen Zuthaten in einer Reihe von
Handschriften ist eine die sogenannte gute Herrenlehre, die
Geschichte von der Zählung des Volkes Israel durch den König
David. Vgl. Rockinger in F S. 298—300. Sie hat ihren Platz in
den Nrn. 7, 56, 102, 160, 172, 252, 264, 266, 373, 374 gefunden.
Theils in Verbindung mit ihr, wie theils auch ohne sie
findet sich dann eine Reihe von Artikeln des Landrechts, die
in der Mehrzahl der Handschriften nicht aufgenommen sind,
Artikel, welche zum Theil aus dem Deutschenspiegel und der
Nr. 85 gezogen sind, gleichmässig als ein Ganzes, wenn man will
als ein eigener Anhang oder als Zusatz zum Landrechte —
vgl. Rockinger in F S. 319 bis 335 — in den Nrn. 7, 32V8,
102, 160, 172, 189, 252, 261, 264, 265, 373, 374, 386, 435.
Nicht minder sind insbesondere einer mehrfach verbrei-
teten Gruppe von Handschriften des kaiserlichen Land- und
Lehenrechts die sogenannten Articuli generales oder ge-
meinen Artikel — vgl. Rockinger in K S. 175/176 — eigen.
Sie finden sich beispielsweise in den Nrn. 13, 251, 254, 260,
262, 270, 405, 426.
An die namhaft gemachten Hauptbestand theile unseres
Werkes, die geschichtliche Einleitung und das Rechtsbuch
selbst, reihen sich sodann in so und so vielen Handschriften
noch sozusagen als nothwendige oder jedenfalls wünschenswerth
erachtete Ergänzungen diese und jene Reichslandfrieden und
andere Reichsgesetze, von dem berühmten Mainzer Hof-
tagc des Jahres 1235 an bis zur goldenen Bulle in deutscljer
und lateinischer Fassung, wie sonst dahin allgemein oder
örtlich einschlagende Gegenstände bis zur sogenannten
Karolina und noch darüber hinaus bis in das Jahr 1467. Es sei
hierüber in Kürze auf § 13 in den Ziffern 5, 6, 13 verwiesen.
Zum Schlüsse mag noch erwähnt sein, dass abgesehen
von den blossen Verzeichnissen der Artikel des Land-
Berichte Aber BuidMliriften des sog. Schwabenspiegels. XYI. 43
wie Lehenrechts diese and jene älteren und jüngeren Hand-
schriften mit besonderen alphabetisch oder auch syste-
matisch eingerichteten Inhaltsnach weisen ausgestattet
erscheinen. Vgl. unten § 10.
Bezieht sich das alles auf die grosse Masse der Hand-
schriften der gewöhnlichen Gestalt, so ist die Sache einfacher
bei den Gestalten, welche die alte Ordnung des Landrechts so
oder so umgeändert haben. Hievon im § 11.
§ 7.
Abgesehen von diesen Verschiedenheiten in dem äusseren
Erscheinen des kaiserlichen Land- und Lehenreclits in seinen
Handschriften, kommen auch einzelne besondere Erschei-
nungen innerhalb desselben in Betracht. Darüber hier
Folgendes.
Nicht selten zeigt sich im ersten Theile des Landrechts
bis zum Art. LZ 313 einschliesslich eine Abtheilung zwi-
schen den Art. 219 und 220. So beispielsweise in den Nrn.
19, 20, 21, 26, 28, 104, 120, 263, 337, 358, 359, 362, 365,
372, 391, 401, 421, 434 und anderen. Sie ist weder ursprüng-
lich, indem da wie in einer Menge von Handschriften diese
beiden Artikel nicht getrennt, sondern nur einer sind, noch
auch deutet irgend etwas auf einen inneren Grund, der hiezu
Veranlassung gegeben haben könnte. Dagegen hat es den An-
schein, als ob der zufällige Umstand, dass die Ucberschrift
,Lehcnrecht' oder ähnlich, welche öfter der Art. 220 trägt, bei
dem Hersteller einer späteren Fassung die Meinung erweckt
haben mag, es beginne hier wirklich das Lehenrecht als solches.
Hat es ja, wie schon S. 37 bemerkt worden, ohne Weiteres
auch hier die Nr. 1 eingeschoben. Abgesehen von dieser ganz
ausnahmsweisen Erscheinung ist aber in einer beträchtlichen
Zahl von Handschriften die Abtheilung selbst ganz bestimmt
durch die Anfllhrung gekennzeichnet, dass mit dem Art. 219
das Landrecht zu Ende sei. Man denke nur an die bekannte
alte Nr. 89, in welcher nach dem Art. 219 ,Hie ist daz laut
reht buch uz' steht, und dann der Vermerk über die Fertigung
der Handschrift für seinen Herrn Gregor von Falkenstein im
Höllenthale bei Freiburg im Breisgau durch den Diakon KonraJ
44 XEU. AbhMidlaDg: L. t. Sookinffer.
von Lützelnheim im Jahre 1287 zu Freibarg und Vörstätten
in dessen Nähe folgt^ worauf dann mit dem Art. 220 in der
gewöhnlichen Folge derselben weiter gefahren wird.
In Wirklichkeit weist auf eine Scheidnng, nämlich auf
die des ersten und zweiten Theiles eben wieder des
LandrechtS; in einer Reihe von Handschriften eine Stelle am
Schiasse des Art. LZ 331 hin^ die sogar fast immer sozusagen
als Regel durch rothe Schrift ganz besonders kenntlich gemacht
ist: Disü reht saste der habest Leo und der künig Karle sin
brüder ze einer concilie ze Rome, und der andern rehte vil
du her nach den ketzern stänt untz an daz lehen büch.^ Diese
Stelle ist wieder nicht ursprünglich, aber wenigstens richtig,
indem ganz zutreffend der zweite Theil des Landrechts, als
nach dem Art. LZ 313 von den Ketzern beginnend, bis zum
Anfange des Lehenrechts' abgegränzt ist. Es mögen als Bei-
spiele hiefür die Nrn. 97, 115, 117, 244, 351, 391, 433 dienen.
Eine ganz eigenthUmliche Erscheinung ist sodann, dass
die Nrn. 49 und 58 die Art. LZ 118— 144 b des Landrechts,
zum grossen Theile von ganz ausserordentlicher Wichtigkeit,
noch mit den schon früher vorhanden gewesenen Art. 147 und
148 nicht an ihrer regelmässigen Stelle enthalten, sondern
sie erst den Schluss bilden lassen.
Innerhalb der gewöhnlichen Reihenfolge der Artikel stossen
wir zunächst auf zwei Störungen in derselben, zwei Stö-
rungen, die nicht blos vereinzelt, sondern mehrfach erscheinen.
Die eine beginnt in einer nicht etwa unbedeutenden
Gruppe von Handschriften bereits bei dem Art. LZ 27 des
Landrechts und zieht sich in mehr oder minder um-
fassenden Theilen durch dieses, nicht aber auch im
Lohenrechte hindurch. Rockinger in K S. 182 — 198. Da
sich bestimmte innere Gründe hiefür nicht geltend machen
lassen, ist sie wohl auf eine Stammhandschrift zurückzuführen,
deren Lagen und Blätter in Unordnung gerathen gewesen. Sie
* In der Nr. 244: Dise recht saczt der babst Leo und der Chwnig — im
Verzeichnisse der Artikel heisst es: und cbwnig Karl — sein brüder ze
einem concily cze K9me, und ander recht vil dew ymmer mer steud von
dorn capitel das da sagt da vor von den cbeczern huncs her nach an
das lehen pUch.
B«ricbte ftber Handschriften des sog. Schwabenspiegels. XYI. 45
begegnet uns in den Nrn. 13, 134, 145, 197, 239, 251, 254,
260, 262, 269Va, 270, 297, 405, 426, 431.
Eine geringere Zahl von Artikeln trifft eine Störung vom
Art. 174 des Landrechts an, die aller Wahrscheinlichkeit
nach ihren Grund auch nur in einer unrichtigen Aufeinander-
folge der betreffenden Blätter der ursprünglichen Vorlagen hat.
Rockinger in Q S. 444 — 448. Auf sie stossen wir beispiels-
weise in den Nrn. 17, 19, 50, 54, 144, 183, 302, 421, 427, 434.
§8.
Ist auf S. 39/40 geäussert worden, es bewege sich im grossen
Ganzen die Zahl der Artikel im Landrechte zwischen 360 bis
etwas über 380, im Lehenrechte zwischen 140 bis gegen 160,
so ist auch bereits dort von Handschriften die Rede- gewesen,
in welchen diese Zahlen sowohl über jenes Minimum mehr
oder minder herabgehen, als auch über jenes Maximum hin-
aufsteigen. Aber es ist hiemit noch keineswegs schon die
äusserste Gränze gezogen, welche da und dort sich zeigt. Will
man einige Beispiele auch hiefür, so mögen folgende sprechen.
Nur 168 Artikel enthält das Landrecht der Nr. 193; ihrer 179
finden sich in den Nrn. 94 und 192; 209 in der Nr. 425; 210 in
243; 223 in 8; 239 in den Nrn. 204 und 250; 283 ohne Zählung
der besonderen Anhangsartikel in 265; 285 in den Nrn. 100
und 252; 287 in 418V,; 290, ohne Einrechnung der beson-
deren Anhangsartikel, in 264; 292 in 360; 293 in den Nrn.
218 und 237; 296 in 202; 296 in 249; 301 in den Nrn. 101
und 386; 302 in 58; 303 in 49; 307 in 388; 311 in 72; 317
in 371; 325 beziehungsweise 327 in 301; 332 in 405; 339 in
33; dann 424 in 63; 430 in der gleichfalls dieser Gestalt an-
gehörigen Nr. 12; 439 in 234; 447 in 296; 457 in 9^,; gar
562, wovon aber 534 — 562 nur in rein zufälliger Verbindung
mit dem kaiserlichen Landrechte ^ stehen, in 112^1^, Im Lehen-
rechte bieten nur 57 Artikel, bis LZ 128 einschliesslich, die
Nrn. 94 und 192 ; 63 hat, aber wie es scheint nicht mehr voll-
ständig, die Nr. 63; 80 die Nr. 193; 82 die Nr. 64; 84 ent-
halten die Nrn. 240 und 384; 84 beziehungsweise 86 zählt die
* Vgl. die Sitzting-sberichte der historischen Ciasse der Akademie der
Wissenschaften in München 1894, S. 140—145.
46 XIII. AbbandlaBg: L. ▼. Boekinger.
Nr. 32; 90 die Nr. 266; 102 die Nr. 360; 108 die Nr. 100;
119 die Nr. 296; dann 198 die Nr. 234; 213, wovon aber 47
bis 51 einschliesslich wie 178 und 179 im Landrechte stehen,
die Nr. 92. An und iPÜr sich berechtigt das aber keineswegs
schon etwa zu einem Schlüsse auf ein mehr oder weniger des
Gesammtumfanges unseres Rechtsbuches selbst. Je
nachdem der Inhalt eines Artikels in mehrere getrennt oder
der Inhalt mehrerer Artikel in einen zusammengezogen ist,
rouss sich ihre Zahl verschieden gestalten, ohne dass der Um-
fang des Werkes selbst hiedurch beeinträchtigt wird. So zählt
beispielsweise die Nr. 100 im Landrechte nur 239 Artikel, aber
mit wenigen Auslassungen von solchen im ersten Theile doch
wieder namentlich im zweiten ein nicht unbedeutendes Mehr
gegen andere Handschriften wenigstens der in den seitherigen
Forschungen ganz vorzugsweise berücksichtigten Vulgata, wie
LZ 314 I, 314 II, 314 IV, 319 I, 349 Ib, 363 I, 364 I, 367 I,
368 I, 374 I, 375 I und V, 377 I. Auch die Nr. 101 besteht
aus nicht mehr als 301 Artikeln, hat aber doch wieder im
zweiten Theile LZ 314 I, 314 ü, 314 IV, 327 I, 363 I, 368 L
Entgegen finden sich 385 Artikel in Nr. 256, während eine
höchst bedeutende Zahl der sonst gewöhnlichen sowohl im
ersten als auch im zweiten Theile mangeln. Weiter stossen
wir in der Nr. 234 auf nicht weniger als 439 Artikel, ohne
dass doch auch nur einer mehr vorhanden wäre als sonst in
der Vulgata, deren Art. LZ 284 sogar fehlt. In Nr. 296 steigt
die Zahl auf 447, und doch fehlen ihr unter anderen die Art.
LZ 34, 35, 66 c, 67, 109, 148 c, 153, 154, 167, 168 b, 190 und
noch weiter, so dass sie trotz ihrer grösseren Artikelzahl dem
Inhalte nach unvollständiger ist. Im Lehenrechte hat die
Nr. 100 nur 108 Artikel, während doch von denen der Vulgata
nur wenige mit dem Schlüsse von LZ 151 — 159 mangeln. Ent-
gegen bietet 169 Artikel die Nr. 256, trotzdem dass von den
sonst gewöhnlichen eine ganz ausserordentliche Menge nicht vor-
handen ist. Ferner besteht Nr. 234 aus 198 Artikeln, ohne
irgend ein Mehr gegenüber der Vulgata, während Art. LZ 121,
132 a, 155 — 158 einschliesslich sogar fehlen.
Es bildet also, wie bemerkt, lediglich die Zahl der Artikel
noch keineswegs einen Grund für die Annahme eines geringeren
oder grösseren Umfanges des Inhalts. Ja gerade die Hand-
Berichte über Handschriften des sog. SchwahenspiegoUi. XVI. 47
Schriften der vollsten wie noch der volleren Gestalten des
Rechtsbuches schwanken häufig trotz ihres umfassenderen In-
haltes in Folge Zusammenziehens von Artikeln im Landrechte
zwischen etwas über vierthalbhundert bis etwas über 390 Ar-
tikeln^ im Lehenrechte zwischen gegen 150 und etwas über
160, erreichen also bei Weitem nicht die Zahl der Artikel von
gegen oder über fünfthalbhundert — ja in der Nr. 1727« von
562 — im Landrechte und rund 180 im Lehenrechte, wovon
gelegenheitlich Beispiele angeführt worden sind. So zählt
von den volleren Gestalten ohne Einrechnung der besonderen
Anhangsartikel 283 des Landrechts die Nr. 265, 285 die Nr. 252,
290 die Nr. 264, 293 die Nr. 237, 295 die Nr. 202, 296 die
Nr. 249, von den vollsten Gestalten 358 die Nr. 377, 363 die
Nr. 294, während die Nrn. 16 und 278 deren 384 haben; im
Lehenrechte 142 die Nr. 249, 148 die Nrn. 252 und 265, 150
die Nr. 264, 153 die Nr. 222, von den vollsten Gestalten 161
die Nr. 294, während die Nrn. 16 und 21S deren 163 haben.
Was nun gerade nicht mehr blos die Zahl der Artikel,
sondern die Frage nach der volleren oder kürzeren Ge-
stalt des Ganzen anlangt, ist es seit vier Jahrzehnten
allgemein bekannte Thatsache, dass bereits das 13. Jahrhundert,
und zwar sehr bald nach der Abfassung unseres Werkes
der Verkürzung der ursprünglichen Gestalt geneigt gewesen.
Es geht das schon aus Fassungen hervor, von welchen sich
noch Handschriften aus jenem Jahrhundert selbst erhalten
haben, beispielsweise in den Nrn. 89, 284, 299. Fort und fort
ist das aus verschiedenen Gründen mehr oder weniger der
Fall gewesen. Ist ja gerade die Nr. 284 aus einer Verkürzung
der vollsten Gestalt, die bis jetzt bekannt ist, hervorgegangen.
Als eine solche der sonst auch noch volleren Gestalten, und
zwar in nicht weniger als dreierlei Abstufungen, erweist sich
das Rechtsbuch, welches vermeintlich dem Vorsprecher Ruprecht
von Freising beigelegt worden ist, worüber Rockinger in H
S. 471—501, in den Nrn. 116, 181, 182, 202, 204, 218, 237,
243, 249, 250, 305. Dass die Vulgata nur eine zahlreich ver-
breitete Kürzung aus den vollsten und volleren Gestalten ist,
wird nicht mehr bezweifelt. Aber hier ist noch keineswegs
schon Halt zu machen. Eben sie hat allmälig nicht unwesent-
liche Auslassungen in der Gestalt des Rechtsbuches erlitten.
48 XIII. AbbuidlDog: L. ▼. BoeVinf«r.
welche in des Freiherrn v. Freyberg Sammlang hifitorischer
Schriften und Urkunden IV, S. 505 — 718 aus einer Abschrift
der Nr. 356 allgemein zugänglich ist, ausser welcher sie noch
beispielsweise in 258, 259, 306, 308, 354, 389, 394, 395, 398,
415, 418 vorhanden ist. Weiter findet sich eben diese Gestalt
— nicht unmittelbar aus einer der namhaft gemachten Hand-
schriften, sondern aus einer gemeinsamen Vorlage — wieder
in einer Menge von Handschriften, wie in 25, 34, 151, 154,
235, 247, 257, 404, 4067,, 416, 417, verkleinert, worüber
Rockinger in L S. 523—558.
Ist diese Frage der Kürzung der ursprünglichen Gestalt
hier nicht weiter zu verfolgen, so mögen immerhin doch einige
der stärker oder gar auffallend gekürzten Gestalten
eine beiläufige Erwähnung finden.
Das merkwürdig kurze Landrecht der Nr. 167 in rund
30 Artikeln hat Zöpfl. als ,das kleinste Eaiserrecht' in seinen
Alterthtimern des deutschen Reichs und Rechts II, S. 410—429
mitgetheilt.
Von der nur aus 168 Artikeln des Landrechts und aus
80 des Lehenrechts bestehenden Nr. 193 hat Rockinger in C,
S. 92—150 gehandelt.
Ebenso von den nur 179 des Landrechts und 57 des
Lehenrechts umfassenden Nrn. 94 und 192 in O, S. 389—399
^400— 420.
Desgleichen über den Landrichter von Witzenhausen in
der Nr. 425 in 209 Artikeln des Landrechts in N, S. 271—281
—284^296.
Von den vielfachen Auslassungen des in der Nr. 54 allein
enthaltenen Landrechts ist bei ihr gesprochen.
Eine Menge von Auslassungen hat dann das Landrecht
wie auch das überhaupt nur bis zum Art. LZ 79 reichende
Lehenrecht der Nr. 172.
Hie und da mag als Grund dieser Erscheinung anzu-
nehmen sein, dass gewisse Handschriften filr einen bestimmten
weiteren oder engeren örtlichen Zweck hergestellt wurden.
So stand nachweislich die Nr. 8 in amtlichem Gebrauche in
Eltvill beziehungsweise im Rheingau. Die aus einer Vorlage der
vollsten Fassung gezogene, sowohl um ganze Artikel als auch
um Theile von solchen gekürzte Nr. 284, worin ausser anderem
Berichte &b«r Handschrift«!! des sog. Schwabenspiegels. XYI. 49
fast Bäramtliche Bestimmungen des Rechtsbuches über dieGottes-
urtheile des heissen EisenS; des siedenden Wassers, des Zwei-
kampfes ausgelassen sind, in 489 beziehungsweise 490 durch-
gezählten Artikeln, wovon 335 beziehungsweise 336 auf das
Landrecht treffen, war vom 13. Jahrhundert an beim Stadt-
gerichte von München in Gebrauch. Die Nr. 425 bezeichnet
sich selbst als den ,Landrichter' von Witzenhausen. Bei ver-
schiedenen anderen — wie den Nrn. 4^2, 81 V» — mag man an
ähnliche Verhältnisse denken dürfen.
Dass man übrigens dieses etwa bei der Gestalt der Nr. 256,
welche Freiherr v. Freyberg a. a. O. S. 504 als zum Gebrauche
im Gebiete des Benedictinerstiftes Asbach in Niederbaiem be-
arbeitet erklärt hat, oder bei der Gestalt etwa der Nrn. 204,
243, 250, welche dem Vorsprecher Ruprecht von Freising bei-
gelegt worden ist, nicht anzuerkennen hat, darüber handelt
Rockinger in L, S. 559—562, und in H, S. 491—496.
§9.
Ist uns bisher namentlich das Landrecht, weniger das
Lehenrecht, schon in sehr verschiedenartigem Farbenspiele
entgegengetreten, so erscheint doch darin im grossen Ganzen
die regelmässige Ordnung des Rechtsstoffes, wenn auch theil-
weise stark gekürzt, wovon gerade die Rede gewesen, nicht
wesentlich verändert.
Dem entgegen weisen diese und jene Handschriften mehr
oder minder gewisse Absonderlichkeiten auf.
Was hier beispielsweise die Stellung der Art. LZ 118
— 144 b des Landrechts anstatt ihres gewöhnlichen Platzes am
Schlüsse des Landrechts in den Nrn. 49 und 58 betrifft, war
hievon bereits S. 44 die Rede.
Ebenso von Störungen der gewöhnlichen Reihenfolge der
Artikel in je einer grösseren Zahl von Handschriften auf
S. 44/45, nämlich von einem kleineren Durcheinander vom
Art. 174 des Landrechts an, und dann von einem bedeutenderen
bereits vom Art. 27 an. Beide Störungen beruhen aller Wahr-
scheinlichkeit nach auf einer falschen Folge von Lagen be-
ziehungsweise Blättern der Stammhandschriften. Ist das ja auch
bei einzelnen anderen Handschriften nachweisbar der Fall. So
Sitznngsber. d. phiL-hist. Ol. CXXXVI. Bd. 13. Abh. 4
50 Xin. Abhaodlnng: L. v. Rocklnger.
im Lehenrechte der Nr. 388, wovon Finaler in Dr. Falck's Eranien
zum deutschen Rechte II, S. 15 — 17 handelt, und welche aus der
jSynopsis' in der Ausgabe v. Lassberg-Reyscher's S. 250 — ^256
in der Spalte 6, wie aus dem Drucke des Freiherrn v. Sencken-
berg in seinem Corpus juris germanici publici ac privati II,
Abtheilung 2, S. 75 Art. 24 u. s. w. zu ersehen ist. In umge-
kehrter Reihenfolge sind die ersten neun Lagen in der Nr. 347
gebunden. Auch da und dort mögen Absonderlichkeiten, welche
sich zeigen, etwa darin ihren Grund haben.
EligenthUmliche Verstellungen zeigt im Landrechte die
Nr. 32.
Merkwürdig ist die Einschiebung des Lehenrechts zwischen
die Art. LZ 1 und 2 des Landrechts in der Nr. 152, oder
zwischen die auch im § 7 S. 43/44 eigens berührten Art. 219
und 220 des Landrechts in der Nr. 1.
In welch' sonderbarer Durcheinandermengung Land- und
Lehen recht in der Nr. 153 entgegentreten, ist aus der Zu-
sammenstellung des ganzen Inhalts bei ihr zu ersehen. Ob
hier vielleicht auch an eine falsche Stellung von Lagen be-
ziehungsweise Blättern zu denken?
In der Nr. 33, woselbst das Landrecht in 339 wie das
Lehenrecht in 165 Artikeln manchmal ausserordentlich be-
deutende Kürzungen im Texte zeigt, macht sich weiter ein
Ueberspringen vieler Artikel bemerkbar, welche sodann im
Landrechte nach Art. LZ 377 und im Lehen rechte nach Art.
LZ 154 zum Theil mit solchen, die schon ursprünglich vor-
handen, nachgeholt sind.
Einen besonderen Reiz verleihen der Nr. 272 noch Hin-
weise auf ihren eigenen Inhalt und Beziehungen zu demselben,
dann Verzeichnungen von diesen und jenen Abweichungen
anderer Codices, weiter theilweise sozusagen Vorschläge zu
Aenderungen der Fassung. Vgl. hierüber die Mittheilangen
bei ihr im Bande 120 der Sitzungsberichte der philosophisch-
historischen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften VII,
S. 39—50.
§ 10.
Ist die Auffindung des für die praktischen Zwecke be-
nöthigten Stoflfes in der gewöhnKchen Gestalt des Rechtsbuches
Berichte aber Handschriften des sog. Schwabenspiegels. XVI. 51
nach der im grossen Ganzen auf dem — Sachsenspiegel be-
ziehungsweise — Deutschenspiegel fussenden Ordnung insbe-
sondere im Landrechte fiir denjenigen^ welcher nicht hinreichend
im Ganzen zu Hause ist, keineswegs eine nur leichte Sache,
so ist fllr diese Gestalt unseres Werkes die Möglichkeit
einer Erleichterung in solcher Beziehung schon frühzeitig ins
Auge gefasst worden. Man hat alphabetisch wie auch
systematisch eingerichtete Inhaltsverzeichnisse hier-
über, hauptsächlich unter Berücksichtigung des Landrechts,
gefertigt.
Alphabetische finden sich in den Nrn. 16; 141; 183; 276
zur lateinischen Bearbeitung des Bruders Oswald aus dem
Benedictinerstifte Ahausen an der Brenz; 278; 284 in lateini-
scher Fassung; 425.
Gewissermassen systematisch eingerichtet ist das Register
der Nr. 55.
Ebenso das in einer Abtheilung in fUnf Hauptabschnitten
— wie es in der Nr. 380 heisst: divisum in quinque di-
stinctiones, ut illud quod quaeritur eo citius poterit inveniri;
oder in deutscher Fassung : mit ettlichen guten unter-
schaiden in fünff Capitel gesetzet, umbe das man dester ee
nach begerunge vinden mügen das darinn st^t — in den Nrn.
255 und 380.
Nicht minder ein kurzes und ein längeres über das Land-
recht in je zwölf Theilen in den Nrn. 384 und 432. Das
kürzere der ersten Handschrift ist bei ihr im Bande 122 der
Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kais.
Akademie der Wissenschaften III, S. 3 — 5 in der Note 1 mit-
getheilt.
§ 11-
Wesentlich anders verhält es sich mit den Handschriften,
welche für das Landrecht die gewöhnliche Folge der Artikel
einer Art systematischer Aneinanderreihung des mehr
oder minder zusammengehörigen Stoffes zum Opfer
gebracht haben. Es ist hievon schon oben S. 37 die Rede
gewesen. Hier möge darüber Folgendes bemerkt sein.
Ausschliesslich das Landrecht in vier Büchern mit Um-
stellung der gewöhnlichen Artikelfolge findet sich in der
4*
52 XIII. Ablumdlong: L. t. Bockinger.
Nr. 159. Vgl. Homeyer in den deutschen Rechtsbüchem u. s. w.
S. 47 in Ziffer 1.
Das Landrecht der Nr. 175 in 275 Artikeln hat Joh. Friedr.
Schannat im ersten und einzigen Theile seiner Sammlang alter
historischer Schriften und Documenten S. 163 — 322 zum Drucke
befördert.
Eine Bearbeitung wieder des Landrechts in neun be-
sonderen Abschnitten enthält die Nr. 103. Vgl. Homeyer a. a. O.
S. 47 in Z. 2.
Weit verbreitet war eine auch sonst interessante Qe*
stalt, welche das Landrecht in zwei Theilen behandelt^ wovon
Rockinger in P handelt. Sie begegnet in den Nrn. 114, 130,
170, 233, 271, 280, 292, 353, 383, und ist unter Anderem auch
dadurch eigenthUmlich, dass sie von der verschrobenen Auf-
fassung des kaiserlichen Landrechts bezüglich der Verleihung
der zwei Schwerter, welche unser Herr beide dem heiligen
Petrus vertraut haben soU, welcher erst — beziehungsweise
der als seinen Nachfolger sich betrachtende Pabst — das
weltliche dem Kaiser übertragen habe, ebensowenig etwas
wissen will als der Landrichter von Witzenhausen — vgl.
Rockinger in N, S. 283 — in der Nr. 425. Vgl. Rockinger
in U, S. 212/213 in der Note 121.
Wichtig ist sodann noch die Gestalt in den Nrn. 86, 110,
162, 196, 245, wohl 246, 429, welche auch dem sogenannten
Grossfoliodrucke und den aus ihm stammenden älteren Druck-
ausgaben zu Grunde liegt. Sie muss auf einer sehr alten
Handschrift beruhen, da sich an verschiedenen Orten Anklänge
an — den Deutschenspiegel und — die Nr. 85 finden. Vgl.
Homeyer a. a. O. S. 48/49 in Ziffer 4. Eine vergleichende Zu-
sammenstellung der Artikel des Land- und Lehenrechts von
LZ und dem berührten Grossfoliodrucke findet sich in der
,Synopsis* der Ausgabe v. Lassberg-Reyscher^s S. 226—256*,
eine der Artikel des Landrechts der Nr. 86 und des Druckes
vom Jahre 1480 gibt Haiscr, Zur Genealogie der Schwaben-
spiegelhandschriften II, S. 10/11.
Auf die Absicht endlich einer Art systematischer Bear-
beitung des Sachsen- und sogenannten Schwabenspiegek wie
vielleicht vom Weichbildrechte scheint die Nr. 369 zu deuten.
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegols. XVI. 53
§ 12.
Schon auf S. 5 und 6 ist im Allgemeinen bemerkt worden,
dass verschiedene unserer Handschriften einen Bilderschmuck
anfweisen. Einiger Beispiele hieflir ist S. 33 gedacht worden.
Hier mag überhaupt an die Nrn. 1, 49, 51, 54, 87, 159, 163,
209, 222, 223, 239, 240, 251, 260, 3357», 355, 379, 380, 389,
427 erinnert sein.
Manches deutet darauf hin, dass auch bei Handschriften,
in welchen sich nichts dergleichen findet, wenigstens die Ab-
sicht hiezu bestanden hat. So sind hie und da leere Räume
gelassen, wohl zu keinem anderen Zwecke als flir die Einfügung
von Zeichnungen oder Bildern, welche seinerzeit nicht mehr
erfolgt ist, wie in den Nrn. 223, 239, 240, 355. Zum Theile
ist das sogar in der Nr. 389, welche schöne Bilder enthält,
der Fall. Wie da flir den Artikel von der Sippe zwei ganze
Seiten mit den betreffenden Ringen zur Einzeichnung der
Verwandtschaftsnamen bestimmt sind, ohne dass indessen diese
noch gemacht worden, ist zu dem Artikel vom Reiche und
von den Schwaben der Raum von ungefähr zwei Drittheilen
der Seite für ein Bild leer gelassen, welches jedoch wieder
nicht mehr hineingemalt wurde.
Mehrfach stehen die bildlichen Darstellungen, welche da
und dort begegnen, in keinem näheren Zusammenhango mit
den Gegenständen, bei welchen sie sich finden. Zum grösseren
Theile ist das aber allerdings, wenn auch meist nur in ent-
fernterem Grade, der Fall.
Lediglich zur Abscheidung der einzelnen Bestandtheile
— ausser dem kaiserlichen Land- und Lehenrechte noch
Magdeburger, Iglauer, Brtinner, Prager Recht — der Nr. 49
sind die dortigen ftlnf je auf einem besonderen Pergamentblatte
gemalten Bilder bestimmt. Vgl. Rockinger G, S. 64/65 in der
Note 1.
Mit ^iner Reihe farbiger Darstellungen ohne künstlerischen
Werth ist das Buch der Könige alter Ehe der Nr. 54 je am
Anfange der einzelnen Capitel am Rande bei ihren Anfangs*
buchstaben ausgestattet, während das Bild bei Arfaxat sich
über das obere Drittel der Seite erstreckt.
54 IUI. Abkaadluif : L. r. BoekiB^er.
Ein Bild der Nr. 335*/, zeigt die ,drey patriarcben'
Abraham, Isaak, Jakob in sitzender ätellang, den letzten mit
dem bekannten Jadenhute grün.
Zierliche farbige Miniatorbilder finden sich bei den Hanpt-
stücken des Ganzen, dem Buche der Könige alter Ehe wie
dem Land- und Lehenrechte, in der Nr. 87. Vgl. Rockinger
im Bande 119 der Sitzungsberichte der philosophisch-historischen
Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Abhandlung VTII,
S. 35 in den Noten 2 und 3, S. 36 in der Note 1.
Soll ein Beispiel von Bilderschmuck auch zu anderweiten
Bestandtheilen unserer Handschriften namhaft gemacht werden,
so findet sich vor der deutschen Bearbeitung des sogenannten
Belial in der Nr. 251 die wieder in Farben ausgeffthrte Dar-
stellung des zu Gericht sitzenden Königs Salomon, welchem
Moses und Belial ihre Streitschriften darreichen.
Bleiben wir nun bei unserem Rechtsbuche selbst stehen.
80 flihrt uns Fol. 18 des sächsischen Landrechts und des
sogenannten Schwabenspiegels der Nr. 163 Christus und die
zwei Schwerter vor, rechts und links Pabst und Kaiser, über
dem ersteren ,Sanctus Petrus papa' beigesetzt, den Kaiser
ohne Ueberschrift.
An die bekannte Gesetzgebung des BLaisers Constantin
und Pabstes Silvester erinnert ein Bild der Nr. 335^/j, welches
den Kaiser mit dem Scepter in der Linken und den Pabst
mit einem Buche in der Linken in sitzender Stellung zeigt,
Dass überhaupt im kaiserlichen Land- und Lehenrechte
der König oder Kaiser als das Haupt der Staats- und Rechts-
ordnung da und dort bildlich entgegentritt, wie etwa in den
Nrn. 87, 159, 240, 379, wird wohl nicht befremden. Eine
prachtvoll theilweise in Goldgrund in glänzenden Farben aus-
geflihrte Rechtsverleihung, welche er durch Uebergabe eines
mit Schliessen versehenen Buches vornimmt, ziert — vgl.
Rockinger im Bande 120 der Sitzungsberichte der philosophisch-
historischen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften IV,
S. 31 in der Note 1 — das Blatt 13 der Nr. 209. Bildet das
Lehenrecht einen wesentlichen Bestandtheil unseres Rechts-
buches, so kommt es auch hier in Betracht. Nach dem Schlüsse
des Landrechts ist auf der Rückseite des betreffenden Blattes
vor dem Lehenrechte der Nr. 335^/, der König oder Kaiser
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegels. XYI. 55
in einem Stuhle oder auf dem Throne sitzend, den Scepter
in der Linken haltend, abgebildet, vor welchem zwei Lehenleute
mit Fahnen in der Rechten bereits knieen, die Hüte in der
Linken, welchen eine grosse Anzahl anderer wieder mit
Fahnen und meist noch mit Kopfbedeckung nachfolgt. Wieder
gewissermassen als Titelblatt zum Lehen rechte zeigt in der
Nr. 222 ein auf Pergament in Farben ausgeführtes Bild das
im kaiserlichen Stuhle sitzende Reichsoberhaupt mit der Krone,
den Scepter in der linken Hand haltend, hinter welchem der
Träger des Reichsschwertes steht, während aus der rechten
Hand der Herzog von Baiern in knieender Stellung die Fahne
des Herzogthumes mit den silbernen und blauen Wecken em-
pfängt, hinter welchem vier Gestalten Fahnen ohne Wappen
und nur an kürzeren Stangen halten. Das Pergament blatt 62
zwischen dem Buche der Könige alter Ehe und dem Land-
wie Lehenrechte der Nr. 260 bietet auf der zweiten Seite das
wieder in Farben ausgeführte Bild des Kaisers auf dem Throne,
die Krone auf dem Haupte, in der Linken den goldenen Reichs-
apfel, mit der Rechten einem zu den Stufen des Stuhles
knieenden Herrn in grünem unten mit Pelz verbrämtem Ge-
wände die Fahne von Baiern-Pfalz hinreichend, während gegen-
über eine geharnischte Figur kniet, welche in beiden Händen
ein grüngebundenes Buch mit fünf Goldbuckeln hält.
Dass unter dem Könige oder Kaiser in den meisten Fällen
oder wohl überhaupt Karl der Grosse zu verstehen ist, bedarf
nach dem, was schon S. 33 berührt worden ist, keiner besonderen
Erörterung. Er erscheint aber auch mitunter geradenwegs
genannt. So ist auf Fol. 48' der Nr. 251 ,der salig kaiser
Karl^ in Farben auf dem Throne abgebildet, die Krone auf
dem Haupte, den Scepter in der Rechten haltend, den Reiclis-
apfel in der Linken, mit einem zu den Füssen hingestreckten
Löwen. Die Nr. 1 stellt als Titelblatt eine colorirte Feder-
zeichnung in Folio voran: der grosz keyser Karolus, zu Gericht
sitzend, umgeben von den sieben Kurwappenschilden von Mainz,
Trier, Köln, der Pfalzgrafschaft am Rhein, Sachsen, Branden-
burg, Baiern. Vor dem Landrechte der Nr. 54 auf Fol. 65
steht über seinem Bilde roth: Keyser Karle richtet noch rechtem.
Dem gegenüber, was bisher berührt worden ist, wonach
der eigentliche Inhalt des sogenannten Schwabenspiegels als
56 Xni- Abbudlang: L. r. Bockinger.
solcher nicht oder nur wenig in Betracht kommt^ ist die Nr. 51,
abgesehen von dem Titelbilde, durchlaufend im Land-
rechte mit 50 und im Lehenrechte 14 Gemälden zu
diesen und jenen der 380 beziehungsweise 149 Artikel versehen.
Es sei hierüber auf die Abhandlung von Lamprecht ,Bilder-
cyklen und Illustrationstechnik im späteren Mittelalter* im
Repertorium für Kunstwissenschaft VII, S. 10/11 unter Ziffer 2
verwiesen, woselbst auch das Bild zum Judeneide im Art. 269
= LZ 263 in vierfacher Verkleinerung mitgetheilt ist.
Wirft man nun die naheliegende Frage auf, ob von
Bilderhandschriften des kaiserlichen Land- und Lehenrechts
in dem Sinne die Rede sein kann, wie solche des Sachsen-
spiegels vorhanden sind, so ist sie zu verneinen.
§ 13.
Haben wir schon im § 5 und namentlich 6 S. 42 zeitweilige
Ergänzungen zum kaiserlichen Land- und Lehenrechte kennen
gelernt, so interessirt es wohl, abgesehen hievon, überhaupt
die Gesellschaft, in welcher wir dasselbe in den so
zahlreichen Handschriften treffen, zu betrachten.
Bei nur ganz oberflächlichem Durchblättern ihrer alpha-
betischen Zusammenstellung in den Berichten VIII— XV ein-
schliesslich zeigt sich bereits eine ausserordentliche Fülle von
zunächst wieder rechtlichem wie auch theilweise anderem Stoffe,
welcher da mitunter nur äusserlich und mehr zuflülig, häufig
aber in einer gewissen Absicht zusammengerathen ist.
1. Von der vielfach mit dem kaiserlichen Land- und
Lehenrechte verbundenen umfangreichen geschichtlichen be-
ziehungsweise rechtsgeschichtlichen Einleitung, dem Buche
der Könige der alten wie neuen Ehe, wenn man so will
dem ersten Theile des Werkes, also nicht einem fremdartigen
Ganzen, sondern einem innigen Bestandtheile vop so und so
vielen älteren wie jüngeren Handschriften des Rechtsbuches
selbst, war schon S. 41/42 die Rede.
2. Was die sächsischen Rechtsbücher betrifft, ist schoH
S. 22 berührt worden, dass Handschriften des Land- wie auch
zum Theil des Lehenrechts Verweisungen auf entsprechende Ar-
tikel des sogenannten Schwabenspiegels als Kaiserrecht haben.
Berichte Aber Hudschrifteu dos Mg. SchwftbenspiegelB. XVI. 57
Den einzelnen Artikeln des sächsischen Landrechts sind
die je betreffenden des kaiserlichen Landrechts in besonderer
zweiter Spalte beigesetzt in der Nr. 163, ebenso dem hiezu
gehörigen Lehenrechte in der Nr. 168.
Artikel des Sachsenspiegels finden sich als eine Art
Anhang vom Art. 378 an in Nr. 109 verarbeitet. Vgl. Ficker
über einen Spiegel deutscher Leute u. s. w. S. 247/248.
Auch die Art. 534—562 der Nr. 2727^ gehören dem
Sachsenspiegel an. Vgl. Rockinger in den Sitzungsberichten
der historischen Classe der Akademie der Wissenschaften in
München 1894, S. 140—143.
Sonst ist das Land- und Lehenrecht des Sachsenspiegels
in den Nrn. 5, 163/168, 225, 333, 461 zu finden; das Land-
recht allein in den Nrn. 163, 289; das Lehenrecht allein in
den Nrn. 37, 47, 168, 200 mit der Glosse, 214; ein Verzeichniss
seiner Artikel in Nr. 345.
Der Aufsatz über der Herren Geburt vom Sachsenlande
steht in den Nrn. 209 und 461.
Das Stück vom Mustheil findet sich in der Nr. 289.
Ein Aufsatz über Erbe in 7 Distinctionen — vgl. Buch I
Cap. 7 des Rechtsbuches nach "Distinctionen in der Ausgabe
von Ortloff S. 27/28 — in der Nr. 144.
Das sächsische Weichbildrecht enthalten die Nrn. 37, 49,
167, 172V2, 333.
Der Richtsteig des Landrechts ist in den Nrn. 5, 139, 144,
225, 289, 333 vertreten; der des Lehenrechts in den Nrn. 47
und 345.
Die Weise des sächsischen Lehenrechts bietet uns wieder
die Nr. 47.
Sächsische Rechte werden erwähnt von Fol. 182 — 201
der Nr. 206.
Die Gedächtnissverse ,Her8child' u. s. w. — vgl. Homeyer
in der Ausgabe des Landrechts-Richtsteiges, S. 11 — finden
sich in den Nrn. 144, 209.
3. Auf Spuren des Sachsenspiegels beziehungsweise
des Deutschenspiegels stossen wir in den Art. 534 — 562
der Nr. 172V2, worüber Rockinger in den Sitzungsberichten
der historischen Classe der Akademie der Wissenschaften in
München 1894, S. 140 — 143 gehandelt hat: auf solche des
58 XIII. AbhMdlung: L. t. Rockio^er.
Deutschenspiegels in den Nrn. 39, 272, in welcher sich
seine Art. 32, 36 in zwei Artikeln, 38 finden, weiter in den
Znsatzartikeln, welche sich zum Landrechte in einer Reihe
von Handschriften finden, wovon S. 42 die Rede gewesen.
Ob der in der Nr. 272 vielfach erwähnte ,Liber antiquus'
auf den Deutschenspiegel zu beziehen?
4. Das sogenannte kleine Kaiserrecht begegnet in
den Nrn. 50, 119, 138, 209, 289, 290, 338. Vgl. auch die
Nr. 281.
5. Im Einklänge mit dem Gedanken der Darstellung
des kaiserlichen Rechts, des gemeinen Reichsrechts, sind auch
unserem Rechtsbuche gewissermassen in entsprechender Ver-
vollständigung seines eigenen Inhaltes häufig Reichsgesetze
und namentlich Reichs landfrieden von dem berühmten
Mainzer des Jahres 1235 beziehungsweise 1236 an bis in das
dritte Viertel des 15. Jahrhunderts angehängt worden, theils
einzeln, theils auch gleich in einer grösseren Anzahl. So in
den Nrn. 13, 25, 34, 121, 145, 151, 154, 167, 197, 216, 235,
243, 251, 254, 257, 260, 262, 293, 296, 308, 313, 347, 390,
402V2, 406, 4067,, 416, 417. Vgl. auch noch die Nrn. 65
und 281.
Einzeln mag hieraus auf ,Settinge keiser Frederiks von
StoufFen 1228^ in der Nr. 461 hingewiesen sein.
Dann auf den schon namhaft gemachten Mainzer Land-
friedenserlass in den Nrn. 13, 167 unter Beilegung an den
Kaiser Otto, 216, 251, 254; in eigenthüralicher Mischung mit
dem gleich zu erwähnenden Nürnberger des Königs Rudolf
aus dem Jahre 1281 in der Nr. 197.
Auf diesen stossen wir dann auch in den Nrn. 251 und
254. Weiter auf den Wirzburger aus dem Jahre 1287 in
Nr. 25, mit der Jahrzahl 1087; in Nr. 33 nicht mehr voll-
ständig; in Nr. 121 zwischen dem Lehen- und Landrechte ;
in Nr. 151; in Nr. 154 mit besonderer Jahrzahl, nämlich 1356;
in Nr. 235; 257; 293; 308; 313; 347; 390; 402Vs,; 406; 4067^.
Oefter begegnet auch der des Königs Albrecht, der ja
— wie S. 9 bemerkt worden ist — seine eigene Geschichte
hat. So in den Nrn. 109, 134, 197, 251, 254.
Der des Königs Ludwig des Baiers aus dem Jahre 1323
findet sich in den Nrn. 134, 197, 251, 254,
Berichte tkber Handschriften des sog. dchwabenspiegels. XVI. 59
Uebergehen wir hier die goldene Bulle des Kaisers Karl IV.
mit den Zuthaten des Metzer Reichstages von 1366, welche
in Ziffer 6 zur Sprache kommt, so ist eine Satzung des Königs
Sigmund von 1433 enthalten in der Nr. 164; die sogenannte
Reformation des Kaisers Friedrich III. von Frankfurt am Main
aus dem Jahre 1442 in den Nrn. 164, 248; weiter wieder von
Friedrich III. ein Landfrieden aus dem Jahre 1467 in Nr. 164.
6. Die bekannte goldene Bulle des Kaisers Karl IV.
findet sich in ihrer deutschen wie lateinischen Fassung nicht
selten. In der ersten in den Nrn. 13, 15, 16, 138, 145, 164,
197, 206, 243, 248, 251, 254, 255, 260, 262, 295, 297, 307,
356, 431. Die lateinische Fassung bieten die Nrn. 16, 64, 164.
7. Auch auf besondere Landrechte stossen wir in unseren
Handschriften in Verbindung mit dem sogenannten Schwaben-
spiegel.
Das alte oberbaierische des Kaisers Ludwig IV. enthält
die Nr. 218. Die zweite Ausgabe vom 7. Jänner 1346 begegnet
in den Nrn. 11, 29, 64, 98, 134, 135, 174, 193, 206, 240,
241, 256, 261, 300, 3397», 394, 399, 404. Ausser diesem
Landrechte finden sich noch Auszüge aus dem oberbaierischen
Stadtrechte in den Nrn. 241, 256, 394, 399, 404, wovon der
in Nr. 256 auf Neustadt an der Donau, der in Nr. 241 auf
Wasserburg hinweist.
Das österreichische Landrecht enthalten die Nrn. 203,
307, 417 ^/8(?). Die österreichische Landesordnung vom 10. April
1510 findet sich in Nr. 247. Die zweite kleinere Hälfte der
Nr. 412 sodann, von anderer Hand als die erste grössere
geschrieben, bildet der Entwurf einer Landesordnung für
Niederösterreich von Kaiser Ferdinand I. aus dem Jahre 1524.
Eine deutsche Bearbeitung der ältesten steierischen Land-
handfeste findet sich in der Nr. dVj^. Das steiermärkische
Landrecht enthält die Nr. 153. Ueber das ,recht und allt be-
stätt Lehenrecht puech in Steir gebräuchig* s. die Nrn. 4
und 217. Vgl. auch nocli Nr. 420.
8. Auf besondere Verhältnisse einzelner Länder und
Landstriche bezieht sich Folgendes.
Was Baiern betrifft, enthält einen baicrischen Landfrieden
wohl aus den Siebenzigerjahren des 13. Jahrhunderts, den
Vorläufer des vom Könige Rudolf am 6. Juli 1281 bestätigten.
60 XIII. Abhwidlung: L. t. Rockin^er.
die Nr. 93. Von Fol. 92—93' der Nr. 166 steht die ,recht
iandstifit armen und reichen, als recht und gewonhait ist jn
unser gnadigen fnrsten land jn obern Wairen*. Bezüglich eines
Erlasses des Herzogs Ludwig wegen unbilliger Weisung und
Zeugschaft, der sich die Leute in den Gerichten verfangen
haben, vgl. Nr. 282.
Eine Reihe von böhmischen Rechtsquellen verschiedenster
Art bietet die interessante Nr. 322, wie sie sich weiter auch
in andere der auf S. 20 berührten böhmischen Handschriften
aufgenommen finden.
Eine Gerichtsordnung des Bischofs Johann von Eichstätt
aus dem Jahre 1467 steht in der Nr. 248.
Die Verhältnisse der Zentgrafen zur Stadt und zu dem
Gerichte von Forchheim, wie die dieser Stadt zum Zentgrafen
und Zentgerichte wie der Mark sind amtlich aus einer früheren
Aufzeichnung in die Nr. 278 übertragen.
Ein Stück vielleicht aus einem fränkischen Zentbachc
findet sich in der Nr. 52.
Das Hildesheimer Dienstrecht und Jus litonicum sieht
in der Nr. 209.
Eine interessante Auseinandersetzung ,von hertzogen von
Kaemdem rechten' enthalten die Nrn. 103 und 110.
Die deutsche Fassung der Kulm'schen Handfeste vom
Jahre 1251 ist in die Nr. 58 aufgenommen.
Bestimmungen aus dem ,Lfineb&rger recht' stehen in der
Nr. 236.
Das Magdeburger Dienstrecht ist in die Nr. 209 aufge-
nommen. Das Magdeburger SchöflFenrecht wie Sprüche der
SchöflFen von dort in die Nrn. 49 und 58. Vgl. auch oben
S. 57 in Ziffer 2 das sächsische Weichbildrecht
Auf österreichische Verhältnisse beziehen 'sich ausser dem,
was in den Ziffern 7 und 9 bemerkt ist, Stücke in den Nrn. 25,
33, 48, 63, 247, 308, 330, 331, 3397^, 347, 348, 350, 402,
4061 2, 414, 415, 417, 418.
Das Rheingauer Landweisthum ist in die Nr. 8 eingetragen.
Wirzburgische Gerichtsordnungen aus den Jahren 1446
und 1447 enthält die Nr. 422.
9. Sehr zahlreich sind weiter verschiedene Stadtrechte und
städtische Satzungen in unseren Handschriften vertreten.
Berichte ftber HftDdscbriften dos sog. Sehwabenapiegels. XVI. 61
Das Stadtrecht von Augsburg enthalten die Nrn. 14, auch
daselbst geschrieben; 287; mit den Zusatzartikeln Nr. 380.
Einzelne Capitel aus diesem Stadtrechte sind mit dem Schlüsse
des Landrechts der Nr. 109 verbunden, welche ausserdem eine
Reihe von Äugsburg'schen Rechtssatzungen enthält.
Das Stadtrecht von Brunn in Mähren ist in die Nr. 49,
dann in die Nr. 322 und andere böhmische Handschriften auf-
genommen.
Rechtsbestimmungen der ehemaligen Reichsstadt Dinkels-
bühl sind in der Nr. 375 verzeichnet.
Das sogenannte Elbinger Rechtsbuch findet sich in der
Nr. 74.
Die Eschweger Statuten stehen in der Nr. 119.
Das Stadtrecht von Freising von dem dortigen Vor-
sprecher Ruprecht ist in die Nrn. 243 und 250 aufgenommen.
Vgl. auch nach der Nr. 246, was zum Cod. germ. 320 be-
merkt ist.
Das Stadtrecht von Heimburg in Ungarn ist in den
Nrn. 406^/8 und 415 enthalten.
Das Stadt- und Bergrecht von Iglau in Mähren findet
sich in den Nrn. 49, 58, 167, 1727^, dann in der Nr. 322 und
weiter in anderen der auf S. 20 berührten böhmischen Hand-
schriften.
Das Stadtrecht von München, beziehungsweise die häufig
dem oberbaierischen Landrechte des Kaisers Ludwig IV. an-
gehängten Auszüge aus dem berührten Stadtrechte, enthalten
die Nrn. 6273, 134, 193, 240, 261, 394, 399, 404. Vgl. auch
noch die Nrn. 241, 256. Zusatz- oder Anhangsartikel zu
diesem Stadtrechte haben auch die Nrn. 62^37 261.
Das Stadtrecht von Neustadt an der Donau, beziehungsweise
den dem oberbaierischen Landrechte des Kaisers Ludwig IV.
angehängten Auszug des oberbaierischen Stadtrechts in der
Fertigung eben flir Neustadt, bietet die Nr. 256.
Das erwähnte oberbaierische Stadtrecht in den Fer-
tigungen für München, Neustadt an der Donau, Wasserburg
findet sich in den Nrn. 62V3, 134, 193, 240, 241, 256, 261,
394, 399, 404.
Das des Bischofs Wernhart für Passau vom 2. Juli 1299,
der sogenannte Bemhardinische Stadtbrief, steht in der Nr. 27978-
62 XIII. AbhAQdliuiK: L. v. RocklDger.
I)«*i8 Recht des Königs Ottokar IL von Böhmen fiir Pra«:
— nach Dr. Franz Pelzel* ftir dessen Kleinseite — aus dem
Jahre 1261) in der Nr. 49 hat Kössler in der Beilage 3 seiner
im Jahre 1847 in Prag erschienenen Schrift ,über die Be-
deutung und Behandlung der Geschichte des Rechts in Oester-
reich' Ö. IX — XXVII mitgetheilt. Das seinerzeit ausführlich
berührte Recht der Altstadt Prag, die Präwa welik^ho mösta
Pra^sk^ho, die böhmische Bearbeitung des kaiserUchen Land-
rechts von Art. LZ 160 an bis 377 beziehungsweise 377 II ein-
schliesslich, enthält die Nr. 322, wie weiter die Mehrzahl der
auf S. 20 erwähnten böhmischen Handschriften.
Das Stadtrecht von Strassburg bieten die Nrn. 70*/^, 336,
362, 363.
Das von Wasserburg, beziehungsweise der dem ober-
baicrischen Landrechte des Kaisers Ludwig IV. angehängte
Auszug des oberbaierischen Stadtrechts in der Fertigung eben
für Wasserburg, findet sich in der Nr. 241.
Das von Wien haben aufgenommen die Nrn. 25, 63, 121,
247, 347, 348, 350, 353, 390, 406V„ 414, 416, 417. Noch
weiteres Wiener Recht enthalten die Nrn. 25, 63, 121, 152,
247, 308, 313, 330, 331, 347, 348, 350, 353, 390, 406, 4067.,
414, 416, 417.
Das von Wiener-Neustadt findet sich in den Nrn. 48, 355,
389, 402, 403 und anderen.
Wirzburg'schc Rechtssatzungen enthält die Nr. 149.
Das Stadtrecht von Worms ist in die Nr. 162*/^ auf-
genommen.
10. Nicht minder ist das Gebiet des gerichtlichen Ver
fahrens wie weiter sonst gerichtlicher Verhältnisse aus-
giebig berücksichtigt.
Aus dem Kreise der sächsischen Recbtsbücher ist des
Richtsteiges des Landrechts wie des Lehenrechts schon oben
in Ziffer 2 gedacht worden.
Sonst mag da im Ganzen gleich auf die deutsche Bear-
beitung des Rechtsbuches über den Prozess des Teufels gegen
unseren Herrn, nach der Nr. 241 auf das ,Recht puech Belial
' In dem in Nr. ,^22, 8. 36 in Not« 1 Ziffer 2 erwähnten Vortrage: D»>
dtadtrecht der kleineren Stadt Pra^.
Berichte über Handflchriften des sog. Schwabenspiegels. IVI. 63
genannt zu latein, das auszogen ist aus dem Decretal geistlicher
recht', in den Nrn. 39, 621/3, 135, 172, 191, 241, 251, 3397^,
422 hingewiesen sein.
Der Ordo judiciarius des Aegid de Fuscarariis findet sich
in der Nr. 180.
Die deutsche Bearbeitung des früher dem Johannes An-
dreae zugeschriebenen Lehrbuches über das Verfahren bei den
geistlichen Gerichten, den aus des Freilierrn v. Senckenberg
Corpus juris germanici I, Abth. 2, S. 147 — 155 bekannten
Liber judiciarius sive Gerichtsblichlein, daraus in Verbindung
mit dem Heidelberger Drucke vom Jahre 1490 von Hubert
Hörn neu zu München 1837 herausgegeben, bieten die Nrn.
61, 94, 280, 429.
Ein kurzes, aus dem Landrechte des sogenannten Schwa-
benspiegels und dem kleinen Kaiserrechte gebildetes Gerichts-
handbuch — vgl. Rockinger W, S. 191 bis 225 — ist in die
Nm. 195 und 423 aufgenommen.
Die Fragen, welche bei der altherkömmlichen Besetzung
des Landgerichts oder ,Landrechtes' zu stellen waren, finden
sich auf Fol. 224 der Nr. 56.
Eine ,Reformation des heymelichen gerichtes' u. s. w. aus
der Osteroctave des Jahres 1437 ist von Fol. 137 — 139 in die
Nr. 119 aufgenommen.
Gerichtsformeln aus der Zeit des Kaiser Karl IV., deren
Sprache auf Baiern weist, hat aus der Nr. 102^2 StefFenhagen
in den Sitzungsberichten der phil.-hist. Classe der kais. Aka-
demie im Bande CXI, S. 613 — 619 § 6 mitgetheilt.
Eine Gerichtsordnung des Bischofs Johann von Eichstätt
aus dem Jahre 1467 ist in die Nr. 248 aufgenommen.
Zwei Wirzburg'sche Ordnungen, eine der geistlichen Ge-
richte im Stifte vom Samstage vor Judica 1446, die andere
der Zentgeriol te daselbst vom Freitage vor Dionys 1447, sind
in die Nr. 422 aufgenommen.
Von den weltlichen und geistlichen Gerichten des Hoch-
stiftes Wirzburg wie von dem bambergischen Rottbach und
dem Landgerichte zu Nürnberg mit einer besonderen Anspie-
lung auf das kaiserliche oder Reichsgericht zu Rothenburg an
der Tauber handelt am Schlüsse die Nr. 272.
64 XIII. Abhandlaor: L. v. Bockin^er.
11. Auch besondere Rechtsgebiete und einzelne
Rechtsverhältnisse haben da and dort Berücksichtigung
gefunden.
Die Verhältnisse der Verwandtschaft behandeln eigene
Sippbäume, nämlich der ,Pawm der sipsal und frewntschaffi'
in Bild und Erklärung, wie der ,Pawm der nifffclschafft' ebenso,
in den Nrn. 239 und 426 ; Verwandtschaftstafeln mit Erklärung
in der Nr. 248 ; der ,Bom der gesipten früntschafit in teuscli'
u. s. w. in einem Augsburger Drucke von 1474 in der Nr. 193;
Arbor consanguinitatis, aftinitatis, compatemitatis in der Nr. 47;
ein jSippbüch luter und gerecht zu rechen die syppe' in der
Nr. 138; Arbor consanguinitatis mit Erläuterungen über Erb-
recht in der Nr. 293.
Gerade ein Erbrecht in vier Büchern ist in der Nr. 461
erwähnt.
Ein Aufsatz über Erbe in 7 Distinctionen — vgl. Buch I
Cap. 7 des Rechtsbuches nach Distinctionen a der Ausgabe
von Ortioff S. 27/28 — in der Nr. 144.
Zwei besondere Artikel über Leibgedingsrecht finden sich
in der Nr. 307 S. 63. S. hiezu auch nachher S. 65.
Ein Gutachten ,Etlich underschaide von kaufFen essender
ding, wie man das zimlich kn sunde tun müge' bietet ^ die Nr. 55.
Rechtsgatachten des Heinrich von Hax[t]hausen, Dr. beider
Rechte und Deehant des Hochstifts Paderborn, finden sich in
der Nr. 139.
Die bekannten Regeln beim gerichtlichen Zweikampfe
stehen beispielsweise in der Nr. 49, von Rockinger in G, S. 79
bis 83 mitgetheilt; in Nr. 85, in der Ausgabe des kaiserlichen
Landrechts von Wackemagel in den Art. 348, 350 — 352; im
Art. 6 [a] und 7 [b] des eigenen Anhangs zum Landrechte in
den auf S. 42 erwähnten Handschriften, von Rockinger in F,
S. 325 — 330 abgedruckt, wie da ersichtlich ist in 6 [b] wie
7 [a und c] nicht blos den gerichtlichen Zweikai ->f betreffend,
sondern auch Anderes.
Eine Auseinandersetzung ,von dem kampff, seinen rechten,
und wie der nach ordenung volbracht sol werden' findet sich
in der Nr. 55.
^ Vgl. in der neuen Folge der Archivalischen Zeitschrift Bd. II, S. 42—44.
Berichte ftber Handschriften des sog. SehwabenspiegeU. XYI. 65
unter der Ueberschrift ,von Chemphen^ enthält die Nr. 307
S. 59 — 62 von Cap. 136 — 150^ nicht etwa blos Kampfrechts-
bestimmnngen , sondern anch Anderes, insbesondere die Ver-
hältnisse des Eigenthums berührend, worauf die Cap. 151 und
152 vom Leibgedingsrechte handeln, wovon schon S. 64.
Einige ,abergläubische Regeln für den Zweikampf mit der
Schlussbemerkxmg : Explicit dat Kamprecht' enthält die Nr. 50.
Die paraphrastische Uebersetzung des Landfriedens des
Kaisers Friedrich I. vom Jahre 1156 aus den Libri feudorum
II, 27 und der dazu gehörigen Glosse, sozusagen den frühesten
Ansatz zu einer deutschen Bearbeitung der Libri feudorum,
weiche lange vor die erste vollständige Uebertragung des Jodok
Pflantzmann ftlllt, enthält beispielsweise die Nr. 10272-
Eine ,Frag und entschidung der gelerten, wann ein lehen-
herr abgeet und etwe vil stine lest, von wem man die lehen
empfahen, und :— ob der herr den man besweren wölt — wie
man sich darjnii halten sülle' findet sich * in der Nr. 55.
Auf Bestimmungen über Mühlen, Zehenten, auch wie man
Höfe verleihen solle, in Unger's Ausgabe des Richtsteiges
S. 107—111 gedruckt, stösst man in den Nrn. 61, 143, 280,
392, 429.
Nicht minder sind Verhältnisse der Juden da und dort
besonders berücksichtigt. So finden sich die Rechte derselben
in Böhmen in der Nr. 322 und weiter in anderen böhmischen
Rechtshandschriften. Eigene Judeneide — ausser jenem im
Art. LZ 263 des Landrechts — enthalten beispielsweise die
Nrn. 39, 65, 142, 272. Unter denen der letztgenannten Nummer
ist einer derjenige, welcher ,ad jurandum per magistrum Jo-
docum de PfuUendorff prothonotarius regalis ac civitatis in
Rotwil' gegeben wurde, dann ein anderer in Rotweil üblich
gewesener.
Ein Bisdiofseid aus dem Jahre 1453 ist in die Nr. 307
aufgenommen.
^ Das erste davon, dass Niemand den Kampf zu verweigern hat der über
24 und nicht über 60 Jahre alt ist Das zweite, dass man auch wegen
Krankheit ihn nicht verweigern solle oder wegen Körpergebrechen,
wenn man mit diesen die That begangen.
' Vgl. in der Archivalischen Zeitschrift a. a. O. 8. 88—42.
Sitsnsgaber. d. phiL-hist. Gl. GXXXYI. Bd. 13. Abb. 5
66 XIII. AbbaadUDg: L. t. Bock in (er.
EndUch sind auch die Jauner nicht unvertreten. Von
ihnen handeln die Nrn. 707^ und 336 (= jetzt 363V,), welche
übrigens vielleicht zusammenfallen.
12. Zu Bergrechten und Weinbergsordnungen mag
Folgendes namhaft gemacht sein.
lieber das Bergrecht von Iglau vgl. oben S. 61 in Ziffer 9.
Des Kaisers Karl IV. Weinbergsordnung vom Jahre 1370
ist in die im höchsten Grade werthvoUe Sammlung böhmischer
Rechtsquellen in der Nr. 322 Fol. 263'— 266' aufgenommen,
und findet sich auch in anderen Handschriften derselben.
Bergwerksordnungen wahrscheinlich fUr Tirol fanden sich
in der Nr. 78.
13. Gewissermassen als Anhang zu den in Ziffer 5 aufge-
zählten Reichsgesetzen mag auch der sogenannten Karlina
oder Karolina gedacht sein, nach der Nr. 295 geben zu
Costentz anno a nativitate domini millesimoquadringentesimo-
decimoseptimo, ij nonas septembris, do der bebstlich stul ledig
stund, in den Nrn. 111/112 Fol. 244-246', 248, 295. Vgl
Rockinger A ,über die Abfassung des kaiserlichen Land- und
Lehenrechts^ I, S. 310 in der Note.
14. Der in Handschriften wie in Drucken weit verbreitete
,Modus legendi in jure^ steht in der Nr. 240 gleich von
Fol. 1 — 4, lateinisch und deutsch in der Nr. 248.
16. Formeln fanden sich in der Nr. 304.
Der Formelsammlung des Johann Gentzinger von Neuburg
an der Donau aus Aktenstücken der herzoglich baierischen
und der städtischen Kanzlei von Ingolstadt sind in der Nr. 281
die daselbst S. 59 — 62 mitgetheilten Artikel aus dem kaiser-
lichen Landrechte vorgeheftet.
16. Da häufig mit den späteren Formularien auch deut-
sche rhetorische Einleitungen in Verbindung gebracht
sind, mag hier einer deutschen Rhetorik und einer Sammlung
deutscher Synonyma aus der Aufschreibung des unstäten
Deutschenschulmeisters Christof Hueber^ in Niederbaiem in
der Nr. 240 gedacht sein.
^ Vgl. Dr. JoachioiBohn in der Zeitschrift für deutsches Alterthom nnd
deutsche Literatur, Bd. 37, S. 78/79.
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegels. IVI. 67
17. Ausser diesen in den Ziffern 2 bis hieher namhaft ge-
machten in das Gebiet des Rechts fallenden oder wenigstens
dasselbe mehr oder minder streifenden Gegenständen begegnen
uns in den Handschriften des sogenannten Schwabenspiegels
auch geschichtliche Werke.
Von dem Buche der Könige alter und neuer Ehe, der
umfangreichen geschichtlichen oder wenn man will rechts-
geschichtlichen Einleitung zum kaiserlichen Land- und Lehen-
rechte, war schon S. 41/42 die Rede.
Eine eigenthümUche Weltgeschichte enthält von Fol. 1 — 8
die Nr. 103.
Eine ,Coronikca' findet sieh in der Nr. 392.
Auf geschichtliche Stücke stossen wir auch an Stellen
der Nr. 436.
Aufzeichnungen über baierische und deutsche Fürsten
und Ereignisse des (14. und) 15. Jahrhunderts stehen von
Fol. 212—214 der Nr. 254.
Eine böhmische Chronik in deutscher Sprache enthält
die Nr. 264.
Eine Chronik für Gmünd ist in der Nr. 280.
Die Magdeburger Chronik beispielsweise in den Nrn. 49,
58, 333.
Der Herzoge in Oesterreich jgeslächt, herchomen und
begrebnusz' von Rudolf von Habsburg bis zum Tode Emsts
1424 enthalten Fol. 130-135 der Nr. 307.
Eine Chronik von Zürich von 1267 — 1446 findet sich
von Fol. 101—124 der Nr. 257.
Will man noch an die sogenannten Reichstetralogien oder
Quatemionentheorien oder wie man sonst sagen mag denken,
so enthalten solche die Nrn. 166, 401.
18. Sind aus den Art. 29 c und 80 b des Deutschenspiegels
zwei Gedichte des Strickers in die Nr. 85 übernommen worden,
finden sie sich auch in Nr. 39, allerdings hier schon der Fassung
des Rechtsbuches selbst entrückt, steht ebenso das erste in
Nr. 272, ist an die Stelle eines dritten Gedichtes wieder des
Strickers über die Wucherer in Nr. 85 dann in den Nrn. 39
und 273 eines des Freidank gesetzt, ist das zweite der be-
rührten Gedichte bei den Richtern mit acht lateinischen Hexa-
metern über die ,mala copia dandi' oder die falsche Miethe^
6*
68 HU. Abhandlvnf! L. t. Rockiager.
von Rockinger in Cb, S. 343/344 mitgetheilt, in einer Anzahl
der auf S. 38/39 erwähnten Handschriften nur des ersten Theils
des Landrechts bis Art. LZ. 313 einschliesslich vertauscht, wie
in den Nrn. 98, 299, 307, 406 und anderen, so stossen wir auf
Sprüche wieder Freidanks in den Nrn. 244 und 375. Ueber
andere deutsche Oedichte vgl. auch die Nrn. 225, 363, 375.
19. Von vorzugsweise kirchlichen Schriften endlich sei
— abgesehen von der bereits in Ziff. 13 berührten sogenannten
Karolina — an den Tractatus papae Clementis VI de vita et
honestate dericorum' vom Jahre 1355 in der schon in Ziff. 12
erwähnten grossen Sammlung böhmischer Rechtsquellen der
Nr. 322 Fol. 249 — 253 wie in anderen Handschriften derselben
gedacht.
Weiter ist die deutsche Bearbeitung der Summa confessorum
des ,Johannes Friburgensis dictus Lector' gleichfalls durch den
Dominikanerbruder Berchtold in den Nrn. 66*/,, 202, 250,
404 zu finden.
Es mag jetzt hier Halt gemacht werden. Dinge wie
über Geschützwesen u. dgl. in Nr. 134 Fol. 118—131, über
Fechtkunst in Nr. 257 Fol. 126—136, vom Habichte und dessen
Pflege ebendort Fol. 141 — 150, von der Natur und dem Ein-
flüsse der sieben Planeten in Versen sammt Aderlass- und
Diätregeln ebendaselbst Fol. 151 — 160 stehen doch unserer
Aufgabe zu ferne.
Wie schon S. 56 angedeutet worden, ist die Verbindung
dieser und jener der angeführten Schriften mit dem kaiser-
lichen Land- und Lehenrechte in so und so vielen Handschriften
desselben nur eine äussere mehr zufällige. So ist beispiels-
weise der in der Nr. 94 auf das Land- und Lehenrecht folgende
Processus judiciarius von einer zeitlich früheren Hand ge-
schrieben. Ebenso stammt der sogenannte Belial in deutscher
Fassung in der Nr. 241 von anderer Hand als die vorangehenden
Werke, der sogenannte Schwabenspiegel mit dem oberbaierischen
Landrechte des Kaisers Ludwig und dem Stadtrechte von
Wasserburg, ist diesen nur beigebunden. Auch sonst ist das
so und so oft der Fall. Aber auch wenn die Fertigung von
derselben Hand stammt, berechtigt das noch keineswegs ohne
Weiteres zur Annahme einer engeren Zusammengehörigkeit.
Es brauchen ja die je treffenden Bestandtheile nur in der
Berichte Aber Huidschrifften des sog. Schwabeiupiegels. XVI. 69
Vorlage beisammen gewesen za sein^ um dann als ein doch
nur zufälliges Ganze abgeschrieben worden zu sein. Dagegen
lässt sich allerdings hier und dort ein innigerer Zusammen-
hang nicht in Abrede stellen, indem die Rücksichtnahme hier-
auf manchmal geradezu auf das Bestimmteste ausgedrückt ist.
So etwa, wenn in der Nr. 300 — wozu auch SSD^/a beigezogen
sein mag — von dem oberbaierischen Landrechte des Kaisers
Ludwig vom 7. Jänner 1346 als dem ersten Theile und dem
sogenannten Schwabenspiegel vom zweiten gesprochen wird.
Eis heisst nämlich am Schlüsse jenes Gesetzbuches: Hie hatt
der taill des ersten recht puechs ein end, das unns die hoch-
geporen und die erlewchten kunig und fUrsten die oben genendt
und geschriben sind — Kaiser Ludwig und seine Söhner
Markgraf Ludwig von Brandenburg, Stephan, Ludwig der
Römer, Wilhelm — gegeben habent. Das nun auf einem
neuen Blatte beginnende Verzeichniss der Artikel des folgenden
sogenannten Schwabenspiegels sodann bezeichnet sich als ,d7
tafel der capitel des anderen tails des rechtpuechs das unns
die päbst und chünig Charell und ander fairsten als hernach
geschriben stett geben habentt' etc. Oder denkt man an die
Nr. 261, so ist der Inhalt des ganzen grossen Bandes unter
der rothen Ueberschrift ,In dem gegnburtigen volumen oder
puech sindt geschriben vier hauppt puecher von den rechten,
und mit nam^ gleich an der Spitze folgendermassen bezeichnet:
von erst das lanndtrecht puech, dar jnne die gemain
lanndtrecht begriffen sind als die aus den kaiserlichen rechten
und annderer geschrift geczogn sindt;
das annder puech ist das lehen puech;
das dritt ist das lanndrecht puech als es in der herren
von Mtlnichn oberlanndt gehalltn wirdt;
das vierd sindt dy statrechten zu München.
§ 14.
Mehrfach wird — abgesehen von den besonders zu
erwähnenden Schlüsseln des Landrechts und den grösseren
alphabetischen Rechtswörterbüchern — in Handschriften des
Sachsenspiegels insbesondere mit der Glosse wie in den so-
genannten Abcdarien des sächsischen Rechts auf das kaiserliche
70 XHI. Abhuidlong: L. t. Boekiaf er.
Land- nnd Lehenrecht Bezug genommen. Mit einem Worte,
wir treffen da hier und dort Verweisungen auf unser
Kechtsbuch als Kaiserrecht^ meistens nur auf das Land-
recht, wie etwa in Nr. 211, theilweise aber auch auf das
Lehenrecht, wie in Nr. 210.
Es ist solcher Fälle schon S. 22 und 32 bezüglich der Nrn.
210, 211, 223V„ 430 gedacht.
Auch das alphabetische ,Recht8buch der 13 Zipser Städte'
von dem Notar Baltasar Apel in der Nr. 185 7» gebraucht in
verschiedenen seiner Artikel Beziehungen auf das ,Kay8errecht*
und auch ,Landrecht^ oder den sogenannten Schwabenspiegel.
Weiter kommen zu den vorhin schon genannten Hand-
ischriften noch andere, die nicht unter besonderer 2älhlung
aufgefllhrt sind. So das Manuscript. germ. in Fol. 631 der
königl. Bibliothek in Berlin, nach der Nr. 27; die Hand-
schrift II F 7 der Universitätsbibliothek von Breslau, nach der
Nr. 46; die Handschrift A c 38 der Universitätsbibliothek von
Groningen, nach der Nr. 154; die Handschrift W 4 der königl.
Bibliothek im Haag, gleichfalls nach der Nr. 154; die Hand-
schrift M 65 des Domgymnasiums in Halberstadt, wieder nach
der Nr. 154; Nr. 236 der Bibliothek der Stadtkirche von
Sondershausen, nach der Nr. 348; ausser der schon erwähnten
Nr. 430 in Wolfenbüttel noch drei Handschriften daselbst, nämlich
Cod. Gud. lat. 4, Hehnst. 208 und 421, nach der Nr. 435.
Aus den berührten Glossenhandschriften finden sich gleich
in der Nr. 210, welche — vgl. auch zum Theile die Nr. 430 —
das sächsische Landrecht mit der Glosse und das Lehenrecht
ohne solche enthält, in dem ersteren Verweisungen auf das
,Keyserrecht' oder unser Landrecht, wie zu I Art. 67, zu H
Art. 4, und weiter, sodann gleichfalls im Lehenrechte am Rande
solche auf unser Lehenrecht als Kaiserlehenrecht.
Was die Abcdarien betrifft, worunter die Nr. 2237» ^'*>
werden wohl noch weitere derselben hieher zu zählen sein.
§ 15.
Stärker als hier tritt die Verwerthung unseres Rechts-
buches in den sogenannten Schlüsseln — Slossiln oder
Slotiln — des Landrechts entgegen.
Berichte ftber HandachriftoD des sog. Schwabenspiegels. XYI. 71
In der Nr. 137 wird der Inhalt dieses im grossen Ganzen
alphabetisch — noch der schicknnge der buchstaben jn dem
alphabeto a b c d e etc. — eingerichteten Werkes, das in
ihr ,der Slossil des lantrechtis adir der Land-Slossil' heisst, in
Kürze folgendermassen gekennzeichnet: Hyrynne ist das keiser-
recht unde der sachsenspigel mit der glosen jn eyns brocht.
und vor yczHch wort ist seyn register gesaczt. unde waz
czu der materien des wortis me gehöret, do seyn die relacien
mete jn gesatczt, off das man snellc vinde das recht von
welcher materien eyn man suchen wil. wenne das keiserrecht
unde der sachsenspigel mit der glosen gegleichet wirt eynem
kästen do vil edils schatczis unde mancherleie mftntcze ynne ist,
und doch durchenander gemenget ist: wes eyn ydermann bedarff,
so her dorczu geet, das her schire das selbe vinde, nu jn desem
buche wirt von stundan also mit eynem slossil uff geslossen
der käste, so mag man dor aws nemen was ydermanne not ist.
Was hier Kaiserrecht heisst, ist die wie es scheint nament-
lich in Schlesien verbreitet gewesene Fassung des sogenannten
Schwabenspiegels mit der Eintheilung in vier Bücher ohne
Aenderung der alten Ordnung des Stoffes, wovon oben S. 41
die Rede gewesen.
Unser Werk enthalten die Nrn. 9, 31, 46, 647« (= 157),
108, 137, 147, 157 (=6472), 173, 212, 334, 341, 342, 465.
§ 16.
Nicht minder ausgiebig ist das kaiserliche Land- wie
auch theilweise Lehenrecht mehrfach flir die oft ausserordentlich
umfangreichen deutschen alphabetischen Rechtswörter-
bücher hauptsächlich des 15. Jahrhunderts ausgebeutet worden,
die in den Nrn. 40, 56, 61, 76, 84(?), 1027^, 111/112, 165,
220, 2237» (?), 227, 248, 295, 364, 400 vorliegen.
Sie sind vorzüglich aus dem Sachsenspiegel mit seiner
Glosse, der Gestalt des Landrechts des sogenannten Schwaben-
spiegels als Kaiserrecht in vier Büchern, wovon S. 41 die
Rede gewesen, den sächsischen Distinctionen gebildet, weiter
mit bedeutender Benützung des römischen wie des kanonischen
Rechts. Namentlich die ungemein umfangreichen derselben,
wie die Nrn. 56, 61 in 2200 Abschnitten, 1027^, 111/112 in
72 XIIL Abhaodlnng: L. t. fiockinfor.
2197 beziehungsweise wieder 2200 Abschnitten; 248, 295 aber-
mals in 2200 Abschnitten, 364, 400, stellen gleich den herr-
lichen Eingang des kaiserlichen Landrechts an die Spitze.
Im Allgemeinen hier nur Folgendes.
Eigenthümlich ist anter unseren Werken die Nr. 165, ins-
besondere aus dem Sachsenspiegel, dem sogenannten Schwaben-
spiegel, den sächsischen Distinctionen gezogen.
In ungefähr 1400 kleinere wie grössere Abschnitte zer-
fUUt die Nr. 76.
Den bedeutendsten Umfang endlich haben die schon in
dieser Beziehung erwähnten Nrn. 56, 61, 1027^, 111/112,
248, 295, 364, 400. Näheres über ihren Inhalt ist theilweise
bei ihnen angemerkt.
§ 17.
Ist zum Schlüsse das Verlangen nach einem allgemeinen
Ueberblicke auf das ganze Gebiet der Lagerorte all'
der Handschriften, wovon gehandelt worden, nicht ungerecht-
fertigt, so veranschaulicht dieses die zu dem Behufe nach
den betreffenden Verzeichnungen entworfene gedrängte lieber-
sichtskarte, wofür dem Collegen Friedrich Kcinz hier der Dank
ausgesprochen sei.
Es weisen zu ihr die in der folgenden alphabetischen
Zusammenstellung mit Durchschuss gedruckten Namen
auf die jetzigen Lagerorte, während die nicht durchschossenen
besondere Andeutungen über das Vorhandensein der einzelnen
Handschriften an früheren Orten geben. Wo öfter auch bei
den unterstrichenen Namen an Handschriften, welche nicht
da aufbewahrt sind, aus bestimmten Gründen erinnert wird,
beispielsweise wenn sie im Laufe der Zeit ihren Standort
geändert haben, oder weil sie dort geschrieben sind und sich
hienach mitunter auf eine Vorlage daselbst schliessen lässt,
sind diese Mittheilungen zum Behufe der bequemeren Scheidung
in Klammern gesetzt.
Bei Handschriften in Staats- wie Universitäts- und Ge-
meindearchiven oder Bibliotheken ist den Namen nichts bei-
gefügt, dagegen bei solchen im Privatbesitze der betreffende
Vermerk gemacht, beispielsweise: Gerau, im Besitze des
Inspectors Wiener; Hannover, aus dem Nachlasse Grupen's.
Berichte fiber Ilaodsclirifton dos sog. Schwabeospiegels. XVI. 73
Endlich sind^ um den Raum nicht unnöthig vergrössern
zu müssen, Paris, London, Eaton in dessen Nähe nicht be-
sonders berücksichtigt worden.
Aarau die Nrn. 1, 2, [3].
Admont, im Benedictinerstifte, 4.
Albrechtsberg, im Besitze des Geschlechts der Enenkel, 34,
204, 413.
Alsfeld 4V,.
Altdorf bei Nürnberg: seinerzeit im Besitze des Prof. Dr. Hoffer
23, 55; des Prof. Dr. Schwarz 342; des Prof. Dr. Sieben-
kees 364.
Altenburg 293.
Schloss Ambras bei Innsbruck 388, 397, 400, 401.
Amsterdam 5.
Anhausen an der Brenz, im Benedictinerstifte, 6.
Ansbach, in der ehemaligen Schlossbibliothek, 75.
Asbach, im Benedictinerstifte, [232], 256.
Aschaffenburg 8. 9. [Vormals im Besitze des J. Hektor
Faust 225.]
Aspang 97^.
Augsburg 13 — 15. [Ehedem in der Bibliothek eines Fürst-
bischofs und Cardinais, also wohl des Otto Truchsess
aus dem Geschlechte der Truchsessen von Waldburg,
64; im Besitze des reichsstädtischen Rathsconsulenten
Dr. Prieser 94; in dem des Theophil und Gabriel Spitzel
109 und 114; nach dahin bezüglichen Einzeichnungen 162;
vielleicht wieder im Besitze der Spitzel 191; in dem des
Leonhard Christof Rehlinger, von der bekannten Augs-
burgerin Clara Hätzlerin geschrieben, 192; zum Reichsstifte
St. Ulrich und Afra sei ausser 15 noch weiter auf den
Vermerk nach der Nr. 206 verwiesen; vielleicht im
Besitze des Christof Jakob Lauber 207; in der Bibliothek
des fürstbischöflich geheimen Käthes und Kammerdirectors
V. Behr, dann in der Prieser's 250; im Heiligkreuz-
kloster 251; wieder im Reichsstifte St. Ulrich und Afra 255;
im Jesuitencolleg 257; im Besitze des Georg Rebhuhn 287;
in dem wieder Prieser's 332; in dem des Freiherrn Veit
August V. Holzschuher 364.]
74 Xai. AbhaDdlanf : L. t. Boekioger.
Baden bei Wien, im Nachlasse des Freiheim August v. Koller,
189V8.
Baireut y vormals im Besitze des brandenburgiscben Hofrathes
Stelzer, 144.
Bamberg 16, 167,. [Vielleicht da ist gefertigt 383.]
Bartenstein, im Besitze des Hans von Wilten, 74.
Basel 17—22.
Berlin 24—32, S27„ 33—36, 37—42 aus dem Nachlasse Ho-
meyer's. [Einstmals im Besitze Karl Friedrich Eichhom's
71.] 350 bis 355, aus der gräfl. beziehungsweise (Ürstl. Star-
hemberg'schen Bibliothek zu Riedegg und später Elfferding.
Bern 43, 44.
Bernburg 4472-
Biberach, ehedem im Besitze der Schopper'schen Familie, 110.
Bischofhof, im Besitze des Kastners Leonhard Prindlinger von
Judendorf, 404.
Blaubeuren 101.
Bonn, im Besitze des Prof. Dr. Böcking 38; des Prof. Dr. Hasse
156.
Braunschweig 430.
Brenz-Anhausen 6.
Breslau 45—47. [Im Besitze des Gymnasialdirectors Schön-
born 341.]
Brieg, im Besitze des Dr. Über, 45.
Brunn 48, 49.
Brüssel 50—52.
In Bubigheim oder Bubikon sind geschrieben 2, 18.
Camenz 47.
Cannstadt, im Besitze des Rechtsanwalts Prof. Dr. Reyscher,
336, jetzt = 36378.
Coblenz, im Besitze des Grafen de Renesse, 51.
Colmar 54.
Constanz 56. [Im Besitze des Ulrich Ainbom wohl von
dort 85. Hier hat wohl auch, wie Johann Frauenlob der
Aeltere die Nr. 56, so Johann Frauenlob der Jüngere einen
Theil von 1027, gefertigt.]
Cudrefin am Neuenburgersee 43.
Cues, aus der Bibliothek des Cardinais Nikolaus von da, 57.
Dan zig, aus der Bibliothek des Valentin Schlieff, 58.
B«richte ftber HMidschrifMfi doB sog. Schwabenspieg«!«. XVI. 75
Darmstadt 59—61.
Delmenhorst, für den dortigen Landesheim, Probst Christian
von St. Willehad in Bremen^ gefertigt, 62.
Dieburg bei Darmstadt, im Besitze des Philipp Ealner oder
ülner, 77.
Dietershausen im Hildburghausen'schen, im Besitze des Pfarrers
Phüipp Hopfstätter, 422/423.
Dillingen 64. [Von einem Bücheroinbande daselbst ist ab-
gelöst 229.]
Dinkelsbühl 375/376.
Donaueschingen, in der fürstl. Fürstenberg'schen Hofbiblio-
thek, 89—91, 917,, 92-98.
Dresden 647^ = 157, 65, 66, 667,.
Eaton bei London beziehungsweise Windsor 67.
Ebersberg, im Besitze des Ottenhofers 7, im JesuitencoUeg 242,
244.
Efferding, in der gräfl. beziehungsweise fürstl. Starhemberg-
schen Bibliothek, 350 — 355, jetzt in der königlichen Biblio-
thek zu Berlin.
Einsiedeln 72, dereinst im Besitze des würtembergischen
Protonotars Peter von Rammingen, [73].
Elbing 74.
Ellwangen 374.
Eltvill 8.
Ens, von dem dortigen Schreiber Mathes von Straubing ge-
fertigt, 306.
Erlangen 75, 76.
Eschwege 119.
Essen 369.
Falkenstein im HöUenthale bei Freiburg im Breisgaue, für
Gregor von Falkenstein geschrieben, 89.
Falkenstein im niederbaierischen Gerichte Mitterfels, im Be-
sitze des Pflegers Erasm Mäuslein, 405.
Fiecht im Unterinnthale 78, 79.
St. Florian 81.
Forchheim 278.
Frankenberg 81 72-
Frankfurt am Main 82—84. [Im Besitze des Schöffen
Georg von Holzhausen 93; des Notars Georg KraflRt von
76 IUI. Abbandlnnp L. ▼. Bocktn^or.
Eronenberg 121; des Schöffen Zacharias Konrad von
Uffenbach 121, 422/423.]
Fraaenzell in der baierischen Oberpfalz, einst im dortigen
Kloster, 262.
Freiburg im Breisgane 85, 86. [Für Gregor von Falken-
stein geschrieben 89; vormals im Besitze des Prof. Dr.
Hug 95.]
Freiburg im Uechtlande 87, 88.
Freising, im Besitze des Chorherrn Georg Parzner von St. Veit
240; des Georg von Lerchenfeld und später des Fürst-
bischofs Johann Franz Elgkher 243.
Füssen, St. Mang, 384.
Fulda 100—102, 1027,. [Im Besitze des fiirstl. Fulda'schen
Rathes Johann Volpracht 422/423.]
St. Gallen, aus dem Nachlasse des Gilg Tschudi, 103 und 104.
[Bartolomä Hurler von da hat geschrieben 172, Othmar
von Gossau bei St. Gallen 257.]
Gars 32.
St. Georgenberg = Fiecht 78, 79.
Gerau im Darmstädtischen, im Besitze des Inspectors Wiener, 59.
Gewitsch 106.
Giessen 107-135.
Gmunden, im Besitze des Pfarrers Friedrich Koch 155, zum
Theile 407.
Görlitz 136, 137.
Göttingen [aus dem Nachlasse des Gymnasialprofessors
Meyer 119], 138—144.
Göttweich 145, 146.
Goslar 147.
Gotha 148, 149.
Graz 151—154.
Gross-Wardein 419.
Hagenau [von Hans Windeberg daselbst geschrieben 160;
ehedem im Besitze des Diebold Lauber 19378]-
Zu Haina unweit Römhild? oder im Cisterzienserkloster an der
Wohra in Kurhessen? sind geschrieben 52, 422/423.]
Halberstadt, im Besitze des Oberlandgerichtsrathes Hecht,
157 = 64 Vj.
Hall im unteren Innthale 98.
Berichte Aber Handschriften des sog. Schwabenspiegels. XTI. 77
Hanan [im Besitze des Scliöffen Georg von Holzhausen 93;
des Vicekanzlers Wolfarth 120].
Hannover, aus dem Nachlasse des Consistorialrathes Qrupen,
457—460.
Havelberg, in der Dombibliothek, 24.
Heidelberg. [Hier ist — vielleicht aus 111 beziehungsweise
220 — geschrieben 84.] [158.] 159—162, 162V„ 163—169,
169V„ 170.
Heiligenberg am Bodensee 89—91, 91V„ 92—98.
Heilsbronn, im Cisterzienserstifte, 75.
Heimburg in Ungarn 415.
Helfenberg bei Biberstein, im Besitze des Martin Hammer-
schmied, 145.
Helfenstein, im Besitze der verwitweten Agnes von Schlüssel-
berg beziehungsweise Gräfin von Helfenstein, 171.
Herisau 172.
Hermannstadt 1727».
Herren-Chiemsee 273.
Hildesheim 173. [Vgl. auch den Vermerk nach der Nr. 480.]
Höchstädt an der Donau 279.
Hohenems 234.
Hohengeroldseck 160.
Jena, im Besitze des Präsidenten Schwarz, 37.
Imelkam oder Imelkaim im alten Gerichte Mauerkirchen, im
Besitze des Dr. Sebastian Höflinger, 389.
Ingolstadt 175. [Ehemals in der Universitätsbibliothek llö^j^.
Einträge des Johann Gentzinger daselbst in 281. Aus
der Universitätsbibliothek 285—287.]
Innsbruck [einstmals in der Burg 176, 177]. 178—181.
Kaschau 182.
Kassel 183, 184.
Kiel, im Besitze des Etatsrathes Prof. Dr. Gramer, 92.
Kirchberg, im Besitze des Grafen Konrad von Kirchberg,
[192?], 234.
Kirchdrauf in der Zips 18572-
Kislegg, im Besitze des Geschlechts von Schellenberg, 427.
Klattau 186.
Köln [einst im Besitze v. Oitmann's 141], aus dem Nachlasse
WaUrafs 187.
78 XIU. AbkandloBf: L. ▼. Boekinfer.
Königgrftz 188.
Königsberg 189.
Komburgy im ehemaligen Reichsstifte, 373.
Kopenhagen 190.
Laibach, in der fUrstl. Anersperg'schen Fideicommissbiblio-
thek im sogenannten Fürstenhofe, 10 — 12.
Lambach 192.
Landshut, in der Bibliothek des historischen Vereines, 193,
[ehedem im Besitase des Regimentsrathes Rnland 250],
ans dem dortigen Kreisarchive 2797s, [aas der Universitäts-
bibUothek 286—287].
Lehnin, im Cisterzienserkloster Himmelpforte, 466.
Leipzig [von Christian Czttden hier geschrieben 9, anf
Antiqnariatswegen da veräossert 32, 34, 62], 194^197.
Leitmeritz 198, 199. [Daselbst ist geschrieben 320.]
Lentkirch, im Besitze der Susanne Salzer, 421.
Liegnitz 200.
Lilienberg, im Besitze des Reichsfreiherm Johann Christof
von Abele, 203.
Lindenhofen, im Besitze des Zacharias Praeschenk, 134.
Linz 202—204.
London [vgl. 67.] 206. [Vgl. auch den Vermerk nach dieser
Nr. 206.]
Ladwigsbarg 370.
Lübeck [im Besitze des Oberappellationsrathes Dr. Cropp, 336], 208.
Lttnebarg 209 — 213. [Im ehemaligen Michaeliskloster 214.]
Lnzern 214*/,. [Vgl. auch 1.]
Magdeburg, im Besitze des Oymnasialdirectors Wiggert, 40.
Maihingen, in der fUrstl. Oettingen-Wallerstein'schen Fidei-
commissbibliothek, 383, 384.
Mainz 8, 9. [Ehedem im Besitze des Prof. Dr. Bodmann 66].
Mallersdorf, im vormaligen Benedictinerstifte, 249, 274.
St. Mang zu Füssen, einst im Benedictinerstifte, 384.
St. Mang zu Stadtamhof bei Regensburg, in der Probstei, 263.
Mannheim 168, 236.
Marburg oder Marchburg in Steiermark 217.
Marienberg in Tirol, im Benedictinerstifte, 218.
Meiningen [221], 222-- 226.
Metz, im Besitze des Freiherm von Hardenberg, 166.
Berichte Aber Handschriften des sof. Schwabenspiegels. XYI. 79
Michelstadt im Erbach'schen 226, 227.
Miltenbnrg oberhalb Miltenberg 55, jetzt im allgemeinen Reichs-
archive in München.
Mörsburg am Bodensee, im Besitze des Freiherrn Josef v.
Lassberg, 89—91, 94.
In Möskirch ist geschrieben 401.
Mondsee, im ehemaligen Benedictinerstifte, 228 (=394?), 399.
Moosbarg, im Besitze des Stadtschreibers Bart, 265.
München:? in der gräfl. Arco- Valley 'sehen Fideicommiss-
bibliothek; [ß2^l^ aus Rosenthars Antiquariat]; 55 in der
Bodmann-Habel-Conrady'schen Sammlung im allgemeinen
Reichsarchive; [97 einst im Besitze des Hanns Stupf];
229—231 aus dem Besitze des Berichterstatters, [232],
233—245, [246], 247-269, 269»/,, 270—279, 279»/,,
280—282, [283], 284—288; [292 aus BrisseFs Antiquariat].
Münster 289.
Nikolsburg 62V„ 62V8, 63, [356].
NördUngen, im Besitze des Rathsherrn Dolp, 110.
Nürnberg [ehemals in der Bibliothek der Ebner von Eschen-
bach 68—70, 70V, (= 336?), 92; in der des Patriziers
Ch. J. Imhof 1747,; vgl. auch den Eintrag in 275]; 292
— 297; [309 — 311 einst im Besitze des Isaak Peyer von
Flaach und Haslach; 375/376 in dem Hässleins].
Oldenburg, in der grossherzoglichen Privatbibliothek, 298.
Ortenburg in Niederbaiem, in der gräfl. Ortenburg'schen Fidei-
commissbibliothek, 7, 299—301.
Osnabrück, im Besitze des Freiherrn FVanz von Weichs, 141.
Paderborn, im Jesuitencolleg, 139.
Paris [in der Colbert'schen Bibliothek 52^/,, im Besitze des
Buchhändlers Tross 292], 302, 303.
St. Paul im Lavantthale 304.
Buda-Pest 305—308, aus dem Besitze des Nikolaus Jankovich,
[dem auch noch 419 gehörte].
Pilsen 312.
Plassenburg, ehemals im Archive, 16, 167,.
St. Polten 313.
PoUing, im einstmaligen Stifte der regulirten Chorherren, 277.
Pommersfelden, in der gräfl. Schönborn'schen Fideicommiss-
bibliothek, 340.
80 XIII. Abhandlukg: L. t. Boekingar.
Prilckendorf, im Besitze dieses Geschlechtes, 216.
Prag, [in der ftlrstl. CoUoredo-Mannsfeld'schen Bibliothek 53
(= 80?), in der fürstl. Fürstenberg'schen 99, in der forstl.
Lobkowitz'schen 205, im Besitze des Ritters Johann von
Neuberg 290, 291; 3137^, 314-328; [in der Bibliothek
in Wissehrad 329].
Quedlinburg 333/334.
Regensburg [seinerzeit im Besitze des Handelsgerichtsassessors
Kräner 34; in dem des jungen Rudeger von oder bei
der Kapelle 92; in dem der Familie Plass 93; in dem des
Stadtgerichtsbeisitzers Qabriel Mair 215; in dem der ober-
pfälzischen Familie v. Präckendorf, dann des Bathsherm
Urban Trinkl oder Trünkel, weiter eines Rathsherm A 216;
[in der hochstiftischen Pflege Wörth unterhalb Regens-
burg 238], wozu auch 378 ftUt; [in der Probstei St. Mang
in Stadtamhof 253; im Besitze des Secretärs Hanns
Schilcher von St. Emmeram und später des Johann Gteorg
Treuttwein 261; im Reichsstifte St. Emmeram 264; im
Besitze des Oberlieutenants Schuegraf 268; in dem des
Maurus Qandershofer 269; gleichfalls in Privatbesitz 270;
in der Bibliothek des Minoritenconventes und später in
der Stadtbibliothek 271; in der des Conventes der an-
beschuhten Carmeliten und später gleichfalls in der Stadt-
bibliothek 272]; aus dem Archive des Reichsstiftes Ober-
münster und der Bibliothek des Dr. Proske in der des
Domcapitels 335; in Privatbesitz 3357«; ini fUrstl. Thurn
und Taxis'schen Archive die zu 238 gehörigen Bruchstücke
von 378.
Reichenschwand, einst im Besitze des Georg Kalb, 55.
Rheinau 337.
Riedegg, einst in der gräfl. beziehungsweise fürstl. Starhem-
berg'schen Bibliothek 350—355.
Rom, aus der berühmten Palatina zu Heidelberg wieder zurück,
159—162, I62V2, 163—169.
Rostock 338.
Rothenburg an der Tauber, früher im Archive, 294.
Sarnen, im Besitze des Prof. Dr. Kiem, 185.
Schäftlarn, im ehemaligen Prämonstratenserkloster, 260.
Schierstein, in der Bodmann-Haberschen Sammlung, 55.
B«riekte Aber Hudsehriften des sog. Schwftbeospiegels. XVl. 81
Schlägl, im Prämonstratenseratifte, 339»/,, 3897^.
Schlierbach, im Cisterzienserstifte, 339^4.
Scbnab, in der Elarthause, 180.
Schwäbisch-Hall, im Besitze des Prof. Dr. Gräter, 150, 375/376.
Schweidnitz 345.
Seitenstetten, im Benedictinerstifte, 347, 348.
Sigmaringen, im Besitze des Freiherrn Dr. Friedrich v. Lass-
berg, 92, 93.
Soest? 225.
Sondershansen, in der BibHothek der Stadtkirche, vgl. vor
der Nr. 349.
Speinshart, im Prämonstratenserstifte, 349.
Stadtamhof bei Regensborg, in der Probstei St. Andreas nnd
Mang, 253.
Stockholm 356, 357.
Strassburg 336, aus dem Besitze des Prof. Dr. Reyscher,
= jetzt 363 Vj-, [358, 359]; 360 im Hospitalarchive; [361
bis 363]; 364 aus dem Besitze des Freiherm v. Holz-
schuher in Augsburg; [365 — 368].
Stuttgart [370], 371—377.
Suben 202.
Tambach, in der grää. Ortenburg'schen Fideicommissbibliothek,
früher in Ortenburg, [vgl. 7], 299—301.
Tegernsee, im ehemahgen Benedictinerstifte, 241.
Trier 379.
Tübingen [im Besitze des Prof. Dr. Reyscher 336], 380.
Ulm, von Peter Feszer geschrieben 72; im Besitze des Rai-
mund Krafft von Delmensingen 109; in dem des Raths-
consulenten Bürgermeister 110; wieder in dem des Rai-
mund Krafft 114, 191 (= 39?).
Unterensingen, vom Pfarrer Konrad Früe geschrieben, 86.
Utrecht, im Besitze von Stratenus, 369.
Varel, in der gräfl. v. Bentinck'schen Bibliothek, 298.
Villingen 103.
Voran 382.
Vordernberg, im Pichelhofe, 153.
Weilheim 193.
Weinfelden, in der ehemaligen Burg der Rucken v. Tanneck, 89.
Weingarten, im vormaligen Benedictinerstifte, 102.
SitsimgBlMr. d. pbU.-hut. Cl. CXXXYI. Bd. 13. Abb. 6
82 XIII. Abh. : L. T. Bocki Dger. Ber. Ab«r Hudschr. d. b. SchwabMupiegeU. XVI.
Wertheim, einmal im Besitze des Ambros Mensel, 194/195.
Wernigerode, in der gräfl. Stolberg'schen Bibliothek, 385; aus
dem Nachlasse des Archivsecretärs Zeisberg daselbst 386.
Wien [vielleicht da geschrieben 25; an der Brandstatt gekauft
126; vielleicht wieder da geschrieben 247; im Besitze des
Handelsmannes Wolf Prämer 293; in dem des Freiherm
V. Prandau 330 and 331; vielleicht wieder da geschrieben
347]; 387^2, 402Vjj, 403-406, 406V„ 407—413; [im
Schottenkloster 414]; im Servitenkloster in der Vorstadt
Rossau 415; 416, 417; in der gräfl. Wilczek'schen Biblio-
thek 419.
Wiener-Neustadt [im Besitze der Familie Roll 402, 403];
im Cisterzienserstifte Neukloster 417^/,; im Stadtarchive
418, 418V,.
Windhaag, in der Bibliothek des Joachim Enzmtiller, Reichs-
grafen von Windhaag, 396, 420.
Winterthur 421.
Wirting, flir den Ritter Kaspar Bergheimer geschrieben, 355.
Wir z bürg [wohl seinerzeit dort befindlich gewesen 100, 149;
im Besitze des Prof. Dr. Ickstadt 196]; 421V„ 422/423.
Wittingau, im flirstl. Seh warzenberg' sehen Archive, 343, 344.
Witzenhausen 425.
Wörth donauabwärts von Regensburg, früher im Archive der
hochstiftischen Pflege, 238, 378.
Wolfegg, in der flirstl. Waldburg - Wolfegg - Waldsee'schen
Bibliothek, 426, 427.
Wolfenbtittel 428—435.
Xx? 436—455.
Zangberg im ehemaligen oberbaierischen Gerichte Neumarkt,
von Erasm Reutter geschrieben, 204.
Zelle, in der Bibliothek des Oberlandesgerichts, 457 — 460.
Zerbst 461.
Zittau 462.
Zürich [dereinst im Besitze Rudeger's des Manessen des
Aelteren 216, im Schweizer Antiquariate 346], 463 in der
Bibliothek der juristischen Gesellschaft, 464.
Zug, im Besitze der Familien Segisser und PfyflFer, 1.
Zwickau 465.
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V. ROCKINGER Bericbto Ober
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SSTPHed^cSi*
^ÖHcbte fl|)e2' XIV. Abb.: Fr. Müller. Die Transscription fremder Alphabete.
XIV.
j
•«^o^j ' j)ie Transscription fremder Alphabete.
Yen
Dr. Friedrich Müller,
wirkl. Hitgliedo der kais. Akademie der Wissenschaften.
'^\^ Ueber die Transscription fremder Alphabete ist schon
^-u— -^^viel geschrieben worden. Die meisten der hieher gehörenden
Arbeiten stammen von Philologen , und zwar von Indianisten
und Awestaforschern, die wenigsten von Sprachforschern. Die
' ersteren verfolgen in der Regel einen praktischen Zweck, in-
dem sie blos eine billigere Herstellung von Texten, als dies in
den Original-Typen möglich ist, anstreben.^ Damit in Ver-
bindung wollte man auch die Transscription der fremden Aus-
drücke und Eigennamen, sobald man sie in der lateinischen
Schrift wiederzugeben gezwungen war, regeln. Einen ganz
anderen Standpunkt nimmt in dieser Frage der Sprachforscher
ein. Für ihn handelt es sich zunächst nicht um praktische
Zwecke, respective um die Transscription von Texten, sondern
um ein rein theoretisches Bedürfniss, nämlich die genaue
y. Wiedergabe der Laute einer Sprache, welche entweder eines
'^' nicht-lateinischen Alphabets sich bedient, oder noch gar kein
^ Alphabet besitzt. — Während die Arbeiten der ersten Rich-
^ tung ziemlich zahlreich sind, kann ich, abgesehen von einigen
^ Special-Arbeiten, nur die Publication von R. Lepsius, Standard
A Alphabet for reducing unwritten languages and foreign graphic
^ * Ich glaube, dass gegenwärtig blos an den Druck von Sanskrit-, Zend- und
; malayischen Texten in Transscription gedacht werden kann. Armenische
1 Texte oder Texte in einer der semitischen Sprachen, wird wohl Niemand
in Transscription herausgeben wollen. Die ganze Frage geht also nicht
f so sehr den Philologen als vielmehr den Sprachforscher an.
SitznngBbor. d. pMl -hist. Cl. CKXXVI. Bd. 14. Abh. 1
/
2 XIY . Abliaodlang : F r. M fi U e r.
Systems to a uniform orthography in European letters. II Ed.
London & Berlin, 1863, 8" als eine den wissenschaftlichen An-
forderungen entsprechende Leistung anerkennen.*
Mehr in die erste als in die zweite Kategorie gehört die
soeben erschienene Schrift von E. Kuhn und H. Schnorr v.
Carolsfeld: ,Die Transscription fremder Alphabete. Vorschläge
zur Losung der Frage auf Grund des Genfer „Rapport de la
Commission de Transscription" und mit Berücksichtigung von
Bibliothekszwecken'. Leipzig, 1897, 8®. 15 8. Die Verfasser
beziehen sich auf den am 10. September 1894 am Genfer
Orientalisten-Congress erstatteten Rapport der ^Commission de
Transscription', der auf einen im Jahre 1893 in der General-
Versammlung der Deutschen morgenländischen Gesellschaft in
Halle gestellten Antrag auf Regelung der Transscriptions-Frage
zurückgeht. Daneben wollen sie aber auch rein praktischen
bibliothekarischen Zwecken dienen, indem sie auch die von
der königl. Bibliothek in Berlin gewählte Art der Umschreibung
berücksichtigen. Sie halten aber ihre Vorschläge für durchaas
nicht definitiv. Sie erwarten und wünschen eine möglichst
allseitige Kritik, durch welche sie hoffentlich einem Definitivnm
näher kommen werden.
Indem ich nun eine möglichst eingehende Kritik der an-
geführten Broschüre versuche, wende ich mich in der vorlie-
genden Abhandlung ausschliesslich der theoretischen Seite der
Frage zu^ und hoffe, dass die Praktiker den Resultaten meiner
Untersuchung alles dasjenige, was ihne» annelimbar zu sein
scheint, selbst entnehmen werden.
Die Hauptgrundsätze, welche mich in der Transscriptions-
Frage fremder Alphabete leiten, sind die folgenden:
L Jeder einheitliche Laut soll durch ein Zeichen, jeder
zusammengesetzte Laut durch die entsprechenden Buchstaben-
Zusammensetzungen des lateinischen Alphabets wiedergegeben
werden.
Ob ein Laut einfach oder zusammengesetzt ist, dies lässt
sich durch eine höchst einfache Probe leicht feststellen. Jeder
' Diäter Arbeit habe ich mich im Grossen und Ganzen auch in meinen)
Werke: ,Grundriss der Sprachwissenschaft', Wien 1876 — 1888, ange-
schlossen.
Die Traosscription fremder Alphabete. 3
einfache Laut, wenn er nicht ein Verschluss- (oder Momentan-)
Laut ist, lässt sich produciron (verlängern), beim zusammen-
gesetzten Laute kann blos ein Bestandtheil desselben producirt
üverden. So kann ich a zu aaaa, i zu iiiij u zu uuuu ver-
längern; dagegen lässt sich ai, falls es verlängert werden soll,
nur wie aaaai oder aiiii, nicht aber wie aiaiaiai sprechen,
da dann im letzteren Falle nicht ein Diphthong, sondern vier
Diphthonge vorhanden wären.
Ebenso lässt sich % zu %x%Xy S zu §§SS, 8 zu ssss, f zu
jyffy l zu Hilf r zu rrrr verlängern, dagegen lässt kh blos
eine Verlängerung zu khhhh, U blos eine Verlängerung zu
tH6il zu. Während also x, i, 8, /, l, r einfache Laute sind,
müssen kk^ tä fUr zusammengesetzte Laute gelten. Da man
aiy au u. s. w. mit dem Namen ,vocalische Diphthonge' be-
zeichnet, so kann man dem entsprechend auf die Laute kh =
k -{- hj ti = t -\- § den Namen ,consonantische Diphthonge' ^
anwenden.
IL Zum Zwecke der Transscription ist das lateinische
Alphabet zu verwenden, und durch die zwei dem Tschechischen
entnommenen Zeichen S, i zu erweitern. Jedes Zeichen des
lateinischen Alphabets ist so auszusprechen, wie es im Lateini-
schen gelautet hat, nicht aber so wie es innerhalb der späteren
Entwicklungen des Lateinischen (in den romanischen Sprachen)
ausgesprochen wird. Man vermeide daher c wie ts auszu-
sprechen, da dieses eine erst später aufgekommene Aussprache
ist, noch mehr hüte man sich vor dem j als einem von un-
serem j verschiedenen Zeichen, da hier selbst im Romanischen
keine Uebereinstimmung herrscht, und dieses j von den Fran-
zosen wie iy von den Engländern wie di, von den Spaniern
wie X ausgesprochen wird.
in. Wenn das lateinische Alphabet nicht ausreicht, dann
nehme man die Zeichen aus dem griechischen Alphabet her-
über. So ist z. B. unser ch deshalb nicht zu verwenden, weil
es einen einfachen Laut (gutturaler stummer Fricativ-Laut)
repräsentiren soll, aber selbst zusammengesetzt ist (c + Ä),
fCousonantische Diphthonge' sind demnach zusammengesetzte Laute,
deren erster Bestandtheil ein Verschluas-Laut, und deren zweiter Be-
standtheil ein Hauch-Laut oder ein Fricativ-Laut ist.
1*
4 XIY. Abliandluiig: Fr. Maller.
man nimmt daher zum griechischen x (&ber ja nicht x) seine
Znilacht. Ebenso ist th nach englischer Aussprache nicht zu
.gebrauchen, sondern dafür das griechische & einzusetzen.
IV. Die verschiedenen Dental-Reihen (alveolare, cacumi-
minale, dorsale, reine Dentale) sind durch den Buchstaben
untergesetzte Punkte (cacuminale: f, 4} ?) oder wagrechte
Strichelchen (alveolare: *, d, s) zu unterscheiden.
Darnach stelle ich für I. Sanskrit und Hindüstäni, II. Awe-
Rtisch, Neupersisch und Avghänisch, III. Armenisch, IV. Ara-
bisch, Türkisch und Malayisch, V. Hebräisch, Syrisch und
Aethiopisch, VI. Koptisch, VII. Gruzinisch, VIII. Altslavisch
die folgenden Transscriptions-Tabellen auf:
I. Sanskrit und Hlndustani.
a) Sanskrit.
^
a
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ö
U
t^h
^
dh
W
W
^
a
^
äu
^
i'i
W
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^
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^
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X
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*
ka
TT
ai
^
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^
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m
l
Xi Ifft drücke ich durch e, ö aus , da es lange, aus
Diphthongen (ai, au) zusammengezogene Vocale sind. Ebenso
bezeichne ich ^ ^ als äi, äu, da sie vor Vocalen in o/, äw
übergehen. ^ T sind gewiss t$, di (^ manchmal auch = dif
* Höchst sonderbar klingt bei Kuhn— Schnorr v. Carolsfeld S. 4, AbsatE4:
,c = ti (ausser im Armenisclien und in den slaviscben Sprachen, wo
= uy Dazu noch Hübschmanu's j = dz {A) gegen Absatz 5, wo es
heisst: J ist in der Transscription orientalischer Alphabete immer =
dz.* — Wozu diese grenzenlose Verwirrung?
Die Transscription fremder Alphabete. O
da aus cT + xf = ^, aus ^ + ^ == ^ wird, wobei W
sicher wie tt^, ^ wie dd!t gesprochen werden müssen. Dass
^ in dem Falle als es der Tönende zu 'T ist, wie 4^ gelautet
hat, dies beweist z. B. TT^i welches im Nominativ zu TT^ re-
spective TTC^wird. In transscribirten Texten (aber nicht in
sprachwissenschaftlichen Arbeiten) kann man fiir ^ ^ T U
statt Uy Uh, di, d&h auch ^, dÄ, ^, §h oder (5, (5Ä, ^, gh in An-
wendung bringen.^ y möchte ich aus dem linguistischen Al-
phabet ganz entfernen. Für ^ schreibe ich lieber w als v.
^ ist ein reiner Lippenbuchstabe, da es mit ^ wechselt, was
nicht möglich wäre, wenn in demselben unser v (Labio-Dental)
stecken würde.
^ muss ursprünglich der Stummlaut zum tschechischen f
gewesen sein, wurde aber später mit IT vertauscht (vgl. dwi§:
dioeksjämi wie praweksjämi von wn^), so dass es wie § klingt.
35 ist Ih, was der Wechsel desselben mit ¥ im Weda beweist.
Vgl. WZKM. Bd. IX, S. 141 flF.
b) HindÜLStäni.
Vgl. das neupersische Alphabet.
m = ^ ^=^> ^ = -H
Z = OL; V = Ä>
Wegen r = bind. '} darf Sanskrit ^ nicht durch r
wiedergegeben werden. Ich habe deswegen oben für ^ f
gewählt.
Die Umschreibung von ^ ^ durch <^» ^ beweist schla-
gend, dass ÄÄ, gh == k -\- hy g + h, also Consonanten-Diph-
thonge sind. Zwischen dem ä in ''ST und "^ muss doch ein
feiner Unterschied bestanden haben, wie man aus meinen Dar-
legungen in WZKM. Bd. VII, S. 111 ersehen kann. Wahrschein-
lich sind ^ ^ "5 ^ ^ = A J, i^/i, {J, ^, ph (mit stummem A),
"^ ^ <S V ^ dagegen gh, dJth, ^ä, dh, bh (mit tönendem ä).
> Vgl. die Note oben auf S. 1.
XIT. AbluBdlaiif : F r. M A 11 « r.
IL Awentlseh, Nenpergiseh nnd iTcrhiniseh.
»)
▲westisch.
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r
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^
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Vgl. WZKM. Bd. IX, S. 140. Für r, e^ können auch (wie
fllr Sanskr. ^ ^ T U ^, dÄ, ^, ^A oder c, cä, y, yh) in irans-
scribirten Texten statt ts^ dit: ö (6), § (y) angewendet werden.*
b) Neupersisch.
Y^l. das arabische Alphabet.
VJ? E« 'S i J^ y
Die arabischen Zeichen Jp und ^ werden im Neuper-
sischen wie z ausgesprochen, z. B. i^^ qädj laila. hafiz.
Arabisch «i klingt ganz so wie u^, z. B. <t>jy^^ = ,j-»^^^.
C klingt im Neupersischen nicht so hart wie im ArabischeD.
Arabisches » kommt im Neupersischen nicht vor. Eis wird ent-
weder » oder O geschrieben, z. B. AäIS, ^juar^"**^ = arab. ^^*^'
iaei:^^. a klingt im Westen Irans wie ä und ä wie ä, ö
(dialektisch sogar wie fl). 5 und ö werden in der Schrift
ebenso bezeichnet wie I, ö. Die ältere Sprache (Firdausi)
unterschied noch beide, und die Grammatiker nennen e, ö ^b
J>f^ y_5, dagegen I, ö ^^y*-« ^^^ ,3^1. In der neuen Sprache
ist der Unterschied zwischen e, ö und f, ö ganz verwischt
^ Vgl. die Note obeu auf 8. 1.
Die TnmsscriptioD fremder Alpbabete.
c) Avghaniach.
Vgl.
das ueapersische Alphabet.
^
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t ts t dz
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> f J^ ^yX
O»
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ni. Armenisch.
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§
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i
n 0
P
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Für A» schreibe ich lieber x als §, da der unten stehende
Halbring leicht abspringt. Wenn man ^ dz schreibt, so soll
man auch ^ ts, jy tsh schreiben, und ebenso wenn man ^ = di
transscribirt, dann auch jf tS, i tSh transscribiren. Die Reihen :
c, dzj f und 6y di, 6 nehmen sich gar sonderbar aus ; man ver-
muthet in (J, d eher cacuminale Dentale (oder wie sie die
Sanskrit- Gelehrten nennen, Cerebrale) als die Aspiraten von
c, ö. Neben ^ h ist auch j als h aufzunehmen. Man spricht
ata^tguy obeldhj ^aaa^aaaiaaaaj qohaTidh , anpa^aaaanaay tvdcttdh UUd Uicht
abetajy qal^anaj , trdataj] Ä/t^^ mardök und nicht mardoj.
Auch j'^*m*.tr wird wohl mit Hinblick auf ^'i't hisun und nicht
jisun zu sprechen sein.^ Für ^ möchte ich lieber q statt kh
deswegen setzen, weil es dieselbe Entwicklung wie awest. r,
neupers. y^ (mit aj^»xä-ö ^\3) durchgemacht hat. Vgl. WZKM.
Bd. IX, S. 142.
^ Auch ay in einer geschlossenen Silbe, welches man gegenwärtig wie
ui ausspricht, wurde ursprünglich gewiss wie ö (n o -\- j h aU Dehnungs-
zeichen) gesprochen. Man sprach daher aaaiTpa^tapa mardön, ffMj^ ^^^t
»MaUaaf2_ o^öi. Gleichwie ^ e in einer nicht betonten (nicht letzten) Silbe
zu yt t ward, ebenso wurde ty ö zu nt. u: ^^aaa.^tfa.p-fit.fa zguiuikiun,
aaa'iaaaa.^aaa.p-fiaÜa OmUhUhiun.
XIV. AbhAndlaag: Fr. MftUer.
IV.
Arabisch, Tarkiseh und Halayiseh.
a) Arabifloh.
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Für ^ t möchte ich die Zeichen ;|, \\ einführen, da die
Zeichen * und * mir allzu gebrechlich erscheinen. ^ Sy ^ d,
t f, fe 2 sind entschieden besser als s d t z. Für ^3 schreibe
ich j schon deswegen, weil man dann auch in den hebräischen
Eigennamen, die uns nur mit J geläufig sind (Jernsalem, Jakob,
Josef) das Y anwenden müsste (Yerusalem, Yakob, Yosef).
b) Türklfloh.
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Der Gebrauch von JJ — *ä^* £. — ^2^, t — O» ^ sj> '~ ^y^
liängl von dem den Consonanten begleitenden Vocal (hart oder
weich) ab. Man schreibt JJ^ njak^ 3^^. hakmdkj eX-c^^ gev-
meky *--ol^ kjatihj s^^ k<ypek, Jj^^ giizel, säX* bej, cAU> <a5,
j\^^ toprak, ^ tepe, ^ß^ tehri, g.U» toy oder day, ^^j^-^^**^^
* Arabischas ^ ( r;^=** x^irun) ist nicht mit nenpem. ^ (^-L /«»*) identisch.
Das letztere ist unser c/i, das erste ist das ch der Tiroler, Schweizer
und der polnischen Juden.
Die Tranatcription frtmder üphabete. 9
dayestan, j^> demir, ß> dehiz, ,^,> dii, j;.*^^ boimakj j;^'U>
satmakj ss^y^ sevmeky ^^^ siidy Cjy*» sert. Für ^ c C & ^^at
der Türke kein Gefühl und Sprachorgan. J» spricht man bald
wie d bald wie z, je nachdem das betreffende Wort aus dem
Arabischen (seltener) oder aus dem Persischen (häufiger) ins
Türkische eingedrungen ist. So spricht man ^^^ kadi (^01*17.),
seltener kazl (^t-^ii), ^^U madl (J^u,^)^ seltener mazi {'^fc)
vsTUr^ dehhak {-^ir^^utf), v^jU> darib («««/»^-y); yß^ dalal,
(«"**/f«7.), aber i»^ zabt (^«•tyii.)^ j^^ z(xrar {jutpBMtp), (3^ui^ zaif
{v"'^^)} j^y^ zamir (^«fti^/f). ^ lautet wie s und > wie 2,
z. B. v-i*^ bahaSj iS'>^ diemazi. Arabisches au spricht der
Türke ev aus, z. B. 0>-« wier«.
0) Malaylsoh.
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^ & wird im Malayischen wie 8 gesprochen. ^ ^ sind
mouillirte Dentale (wie im Tschechischen), mit einem leise nach-
klingenden j\ Für c C t tu ^^^ der Malaye kein geübtes
Ohr und kein gelehriges Sprachorgan ; sie klingen bei ihm wie
h, ky ;|, k, J»» 1» sind wahrscheinlich nichts anderes als ein
stummes L Jj und < werden am Schlüsse der Wortformen gar
nicht ausgesprochen. Bei dem ersteren scheint eine Art von
Aspiration einzutreten (vgl. meinen Grundriss der Sprach-
wissenschaft Bd. II, 2, S. 403). Man spricht j33\ ,Kind', ^j
,Haus' wie ana\ rüma.
Wenn schon die arabische Schrift (wegen mangelnder
oder ungenauer Bezeichnung der Vocale) ftir die Darstellung
des Neupersischen unzulänglich erscheint, so ist dies beim Tür-
kischen und Malayischen (wegen gänzlicher Verschiedenheit der
beiderseitigen Lautsysteme) noch mehr der Fall.
10 UV. AbhMidluiiK: Fr. M filier.
y. HcbriCiseli, Syrisch und Aethioplselu
a) Hebräisch.
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Ich möchte für d a n a b n ohne Dagesch lieber 6ä, jA, dA,
ÄÄ, ^A, ^A schreiben statt /Jy(J;fy^, day= arab. t» <^ =
arab. 3, ^ = arab. ^ doch nicht mit hebr. 3 i n identisch sind.
Ueberdies ist 5A, dA, jA, AA, pA, f A die ursprüngliche, und ß y
d % (p & die neuere Aussprache (vgl. unten beim Syrischen).
Für -T I T I TT genügen g, ^, q.
b) Syrisch.
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Die neusyrische Aussprache ist wohl von der altsyrischen
zu trennen. In der ersteren sind die alten Aspiraten JA, jA,
dÄ, ftA, pA, th in die Fricativlaute ß y d % q) & (vgl. griech.
yf ^ (p = urindogerm. r/A, dA, 6A) übergegangen.
o) Aethiopiaoh.
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Die Transscription fremder Alphabete. 11
Die ursprlinglicLe Aussprache der äthiopischen Lante ist
heutzutage vielfach alterirt. f| und gh werden gegenwärtig
lieide wie h ausgesprochen. Ebenso sind ^ und 0 zusammen-
gefallen; beide klingen wie ,*| (vgl. das Türkische und Malayische).
Zwischen ip und A ist in der heutigen Aussprache kein Unter-
schied; beide sind einfach 8. Ebenso werden X und 0 jetzt
beide wie i (arab. ^) gesprochen.
VI. Koptisch.
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n p 0) ö
Wenn man tp ps schreibt, dann kann man auch z ks
schreiben, t = y Igsst glauben, dass dieses unser j ist (vgl.
S. 5: y ist in den Transscriptionen orientalischer Alphabete
niemals = deutschem jy das durch y wiedergegeben wird).
^ durch & zu umschreiben und zu bemerken es sei eigentlich
diy ist ein allzu gemüthliches Verfahren.
TU. Grazinlsch.
0
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12 Xiy. Abh. Fr. M AlUr. Dm Tnaiacriptioa frender Alphateta.
i 0 A 3 ^ scheinen ursprünglich die Kürzen zu den Längen
d 3 n M) ci gewesen zu sein. Nach Verkürzung der Längen (im
Gruzinischen gibt es gegenwärtig nur die kurzen Vocale tt e
i o u) wurden die alten Kürzen ebenso weiter gekürat, und
mit Zusatz eines Hauches ausgestosscn.* — Dadurch näherten
sich V> ?' einem A.
Till. AltslaYlscli.
Hier schreibe ich statt l, u = j, v? 8^»^ y = ü (guttu-
ralisirtes t/), statt ^ = e, statt e, q =^ ^y ^ und statt h oder
Im Allgemeinen möchte ich bemerken, dass eine Trans-
scription, welche einer speciellen Belehrung bedarf, keine
Transscription ist. Jede genaue Transscription soll und muss
für sich selbst sprechen.
Sobald wir in der Transscriptions-Frage einzelnen Völkern
Concessionen zu machen anfangen, z. B. den Engländern f)ir
die indischen Sprachen und das Chinesische, dann dürfen wir
keine Ausnahmen statuiren und müssen z. B. dasselbe den
Holländern für die malayischen Sprachen, den Spaniern für
die Tagala-Sprachen der Philippinen u. s. w. gewähren. Dann
kommen wir aber aus dem endlosen Wirrwar nicht hinaus. In
der Wissenschaft darf es kein Privilegium geben; hier muss
der Mächtigste dem Kleinsten, wenn dieser Recht hat, sich
willig unterordnen.
^ Diesen Hauch-Zasatz definiren die Grammatiker so, dass sie dem jewdiligen
Vocal ein e zusetzen, also 0 = q/j, a = oq, 3 = 30Q, ^ = ^Q, * = <n«j
(vgl. Schuchardt in WZKM. Bd. X, S. 317).
Voo aUen grösseren, sowohl in den Sitzungsberichten als
in den Denkschriften enthaltenen Aufsätzen befinden sich
Separatabdrücke im Buchhandel.
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' WIEN, 1897,
^ DRUCK VON ADOLF HOLZHAUSEN
K. UNO X. ROr- DITO UnTlllSITln-BDOHOBOOKIK.
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