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Full text of "Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe"

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SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISERLICHEN. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 


NATHEMATISCH - NATUR WISSENSCHAFTLICHE GLASER. 


FÜNFUNDNEUNZIGSTER BAND. 


WIEN, 


AUS DER K.K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN GOMMISSION BEI GARL GEROLD’S SOHN, 


BUCHHANDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


NTHENATISCH-NOTURWISSENSCHAFTLICHEN CLASE 


DER KAISERLICHEN 


AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


XCV. BAND, I. ABTHEILUNG. / / 


JAHRGANG 1887. — Herr 1 Bıs V. f 


(Mit 12 Tafeln und 1 Tabelle.) 


| WIEN. 
AUS DER KK. HOF- UND STAATSDRUOKEREI. 


IN COMMISSION BEI GARL GEROLD’S SOHN, 


BUCHHANDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, 


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INHALT. 


I. Sitzung vom 7. Jänner 1887: Übersicht .. ..- .... 


v. Ettingshausen, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Neu- 
seelands. (Auszug aus den Denkschriften.) [Preis: 5 kr. 
— 10 Pfg.] EN EORENGH O RC AROT REN ER OO EEE RE HE RO NL, 


II. Sitzung vom 13. Jänner 1887: Übersicht. . .. ».... 


v. Wettstein, Zur Morphologie und Biologie der Cystiden. (Mit 
Beletolnipreis- 2b 50 Biel 20... 00 


III. Sitzung vom 20. Jänner 1887: Übersicht ......... 
IV. Sitzung vom 3. Februar 1887: Übersicht . . . . . 2... . 
V. Sitzung vom 10. Februar 1887: Übersicht 


Krasan, Über regressive Formerscheinungen bei Quercus sesst- 
Kllora Sm Preises l2rkr =>24. Pia. Sa. 


VI. Sitzung vom 3. März 1887: Übersicht . . . 2 2 2.2... 
VII. Sitzung vom 10. März 1887: Übersicht... ..» 2... 
VIII. Sitzung vom 17. März 1887: Übersicht . .. 2.2.2.2... 


IX. Sitzung vom 31. März 1887: Übersicht . . .. . . 2... 


v. Ebner, Über den feineren Bau der Skelettheile der Kalk- 
schwämme nebst Bemerkungen über Kalkskelete über- 
haupt. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 1 fl. 60 kr. = 3 RMk. 
ae a Era a a A 


X. Sitzung vom 21. April 1887: Übersicht . .. 2... 2... 


Neumayr , Die natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse der 
schalentragenden Foraminiferen. (Mit 1 Tabelle.) [Preis: 


Sr EL, — ODER en. 0 a a ne 
Frisch, Anatomisch-systematische Studien über die Gattung 
Rubus. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 45kr. = WPfg.]). .. . 


XI. Sitzung vom 5. Mai 1887: Übersicht . . .. 2. 22... 


55 
153 


156 


187 
217 


VI 
Seite 
XI. Sitzung vom 12. Mai 1887: Übersicht . . . 2.2 222.2.2.919 
Molisch, Über einige Beziehungen zwischen anorganischen Stick- 
stoffsalzen und der Päanze . . . Sam 2 zn 221 
XIII. Sitzung vom 20. Mai 1887: Übersicht . . 2 22 2 2. 244 
Handlirsch, Monographie der mit Nysson und Bembex ver- 
wandten Grabwespen. (Mit 5 Tafeln.) [Preis: 2 fl. 4 RMk.] 246 
® Verzeichniss der an die mathematisch - naturwissenschaftliche 


Classe vom 1. Jänner bis 30. Juni 1887 gelangten perio- 
dischen Druckschriften. . . .. . . a. 422 


 NATIBNATISCH- a 
2 ah, [56 - 


(Mit 12 Tafeln und 1 Tabelle.) 


ERSTE ABTHEILUNG. 


Geologie und aaa 


WIEN. 


 AUSDERK.K.HOF- UND STAATSDRUCKEREI 


IN COMMISSION BEI KARL GERDLD’S SOHN, 


1887. 


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INHALT 


des 1. bis 5. Heftes Jänner bis Mai 1887 des XOV, Bandes, I. Abtheilung 
der Sitzungsberichte der mathem,-naturw, Classe, 


Seite 
I. Sitzung vom 7. Jänner 1887: Übersicht . . .. Du, 
v. Eitingshausen, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Nen- | 
seelands. (Auszug aus den De [Preis:2& kr Tesgene 
= VI Pfg] 2% 3 24022 ee da 
II. Sitzung vom 13. Jänner 1887: Übersicht. NN. 55% 
v. Wettstein, Zur Morphologie und Biologie der Oystidan, Mit = 
1 Tafel.) [Preis; 25. kr. = 50 Pig... wese 19 
III. Sitzung vom 20. Jänner 1837: Übersicht +. Am 22. 
IV. Sitzung vom 3. Februar 1887: Übersicht . . . . . . nn 27 
V. Sitzung vom 10. Februar 1887: Übersicht ..... ... 29 
Krasan, Über regressive Formerscheinungen bei Du Ssegst- 
Iflora Sm.-[Preis: 12: kr. — 24 Pig.) . ass ea 
VI. Sitzung vom 3. März 1887: Übersicht .... 2... A 
VII. Sitzung vom 10. März 1887: Übersicht... > et ge 
L, VII. Sitzung vom 17. März 1887: Übersicht .... 2.2.2... 2 
H' IX. Sitzung vom 31. März 1887: Übersicht .. ... .. 2... EA 
A v. Ebner, Über den feineren Bau der Skelettheile der Kalk- vr 
Be... schwämme nebst Bemerkungen über Kalkskelete über- R% 
: haupt. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 1 fl. 60 kr. = 3 RMk. | 
Br BD-Pies] 2 u ae ne 
X, Sitzung vom 21. April 1887: Üben Nr 153 


Neumayr , Die natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse der 
schalentragenden Foraminiferen.- (Mit 1 Tabelle.) es 
SUakr-—60.PfR.]... "2. 2 ae „= ın8 

Fritsch, Anatomisch- systematische Studien über die Gattung 
Rubus. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 45 kr. = Pig]... . 1877 

XI. Sitzung: vom 5. Mai 1837:. Übersieht „ee 244.3 
XII. Sitzung vom 12. Mai 1887: Übersicht . ........ 2. 222295 

Molisch, Über einige Beziehungen zwischen anOTEUmIS EN a 

stoßsalzen und der Pflanze ... 7, Wo Ser 221 
XII. Sitzung vom 20. Mai 1887: Übersicht ... 2... .0... 44 

Handlirsch, Monographie der mit Nysson und BeiheR ver- 
wandten Grabwespen. (Mit 5 Tafeln.) [Preis: 2 fl. 4 RMk. 246 

Verzeichniss der an die mathematisch - naturwissenschaftliche 
Classe vom-1. Jänner bis 30. Juni 1837 gelangten perio- 
dischen Druckschriften. ; . x... ee 


Preis des ganzen Heftes: 4 fl. 50 kr. = 9 RMk. 


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SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISERLICHEN AKADENIE DER WISSENSCHAFTEN 


MATHENATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE GLASSE. 


XCV. Band. 1. Heft. 


ERSTE ABTHEILUNG. 


Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, 
Zoologie, Geologie und Paläontologie. 


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I. SITZUNG VOM 7. JÄNNER 1887. 


Der Vorsitzende gedenkt des Verlustes, welchen die Aka- 
demie und speciell diese Classse durch den am 26. December 
v. J. erfolgten Tod ihres wirklichen Mitgliedes Herrn Hofrath 
und Professor Dr. Theodor Ritter v. Oppolzer erlitten hat. 

Die anwesenden Mitglieder geben ihrem Beileide über diesen 
Verlust durch Erheben von den Sitzen Ausdruck. 

Das w. M. Herr Prof. L. v. Barth übersendet eine Abhand- 
lung von Herrn Leon Brodsky in Bern: „Über die Einwir- 
kung der Aldehyde auf Rhodanammonium“. 

Das ce. M. Herr Regierungsrath Prof. Dr. Constantin Freih. 
v. Ettingshausen übersendet eine Abhandlung, betitelt: „Bei- 
träge zur Kenntniss der fossilen Flora Neuseelands“. 

‚ Herr Prof. Dr. M. Holl in Innsbruck übersendet eine Ab- 
handlung unter dem Titel: „Zur Anatomie der Mundhöhle 
von Rana temporaria“. 

Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 

1. „Anwendung der Taylor'schen und Mac Lau- 
rin’schen Reihe auf die Ermittlung des Werthes 
bestimmter Integrale“, von Herrn Prof. Reinhard 

Mildner an der Landesrealschule in Römerstädt (Mähren). 


2. „Über das Verhältniss von Energie und Arbeits- 
leistung beim Condensator“, von Herrn Dr. Gottlieb 
Adler in Wien. 


Herr Director J. Hann überreicht eine Abhandlung von 
Herrn Prof. Dr. A. Wachlowski in Czernowitz, „Die Hagel- 
verhältnissein der Bukowina“. 

Herr Dr. Richard v. Wettstein in Wien überreicht eine 
Abhandlung, betitelt: „Zur Morphologie und Biologie der 
Cystiden“. 

1* 


Herr Dr. Gustav Kohn in Wien überreicht folgende zwei 
Abhandlungen: 
1. „Zur ‚Theorie der rationalen Curven vierter 
Ordnung“. 
2. „Über die zu einer allgemeinen Curve vierter 
Ordnung adjungirten Curven neunter Classe*. 


Belbständige Werke, oder neue, der Akademie bisher nicht 
zugekommene Periodica sind eingelangt: | 


Ebstein, W., La Goutte, sa nature et son traitement. Paris, 
BEN 5S, 

Koristka, K., Professor Gustav Schmidt. Eine biographische 
Skizze. Prag, 1886; 8°. 

Ludwig, C., Arbeiten aus der physiologischen Anstalt zu Leipzig. 
Jahrg. 1886. Leipzig, 1886; 8°. 

Mueller, F. v., Description and illustrations of the Myoporinous 

' plants of Australia. II. Lithograms. (75 plates). Melbourne, 

1886; 4°. 


Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Neuseelands, 


Von Reg.-Rath Prof. Dr. Constantin Freih. v. Ettingshausen, 


correspond. Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 


(Auszug aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.) 


Durch die Güte der Herren Prof. Dr. J.v. Haast in Christ- 
chureh und Prof. T. J. Parker in Dunedin erhielt ich die reichhal- 
tigen Sammlungen fossiler Pflanzen, welche die Genannten in Neu- 
seeland zu Stande gebracht haben, zur Untersuchung. In diesen 
Sammlungen sind 15 Localitäten, die sich auf drei Formationen 
vertheilen, repräsentirt. Die fossile Flora derselben zeigt einer- 
seits den Anschluss an die Jetztflora, anderseits reicht sie bis zur 
Kreidezeit, während erst nach einer grösseren Lücke in den 
tieferen Schichten und ohne Anschluss die Triasflora erscheint. 

Die aus sieben Localitäten (Shag Point, Dunstan, Landslip 
Hill, Malvern Hills I, Racacliffgully, Wekapass und Murderer’s 
Creek) zu Tage geförderte Tertiärflora umfasst bis jetzt 51 
Arten, die sich auf 37 Gattungen und 25 Ordnungen vertheilen. Es 
enthalten die Kryptogamen 3, dieGymnospermen 10, die Monoco- 
tyledonen 2, die Apetalen 22, die Gamopetalen 3, die Dialy- 
petalen 9 Arten. Was den allgemeinen Charakter dieser Flora 
betrifft, so weicht derselbe von dem der bisher genauer unter- 
suchten Tertiärflora keineswegs wesentlich ab; es zeigt sich der 
gleiche Mischlingscharakter wie in der Tertiärflora Europas, 
Nordamerikas und Australiens, deren Analogien mit der neu- 
seeländischen in einer Tabelle übersichtlich zusammengestellt sind. 

Wiewohl die Tertiärflora Neuseelands von der jetzt daselbst 
lebenden Flora sehr verschieden ist, so finden sich doch engere 
Arten-Anschlüsse zwischen beiden. Ausserdem sind einige 
Gattungen in beiden Floren repräsentirt, andere können mit 
Gattungen der Jetztflora Neuseelands insofern in Beziehung 
gebracht werden, als diese letzteren aus einer Transmutation der 


6 . WO. veEttingeshausen, 


ersteren hervorgegangen zu sein scheinen. Hingegen vermissen 
wir in der gegenwärtigen endemischen Flora Neuseelands eine 
grosse Reihe von Gattungen seiner Tertiärflora, wie z. B. Loma- 
riopsis, Sequoia, Araucaria, Seaforthia, Casuarina, Myrica, Alnus, 
Quercus, Ulmus, Planera, Ficus, Oinnamomum, Dryandra, Dios- 
pyros, Aralia, Acer, Sapindus, Elaeodendron u. A. 

In einer Abhandlung über die „genetische Gliederung der 
Flora von Neuseeland“ (Sitzungsber. 58 Bd. 1 Abth. S. 953) ver- 
suchte ich auf indireetem Wege aus der Beschaffenheit der 
endemischen Flora nachzuweisen, dass dieselbe aus einer Flora 
hervorgegangen ist, welche ausser dem Hauptelement, dem das 
Hauptglied der lebenden Flora seinen Ursprung verdankt, auch 
noch andere Elemente (Neben-Elemente) enthalten haben musste; 
denn die Überreste solcher lassen sich in der lebenden Flora 
deutlich erkennen und bilden die Nebenglieder derselben. Hiemit 
in vollem Einklang stehen die Hauptergebnisse der vorgelegten. 
Abhandlung: | 

1. In Neuseeland ist ein Zusammenhang zwischen 
seiner Tertiärflora und seiner Jetztflora nach- 
weisbar. 

2. In der Tertiärflora Neuseelands sind die Elemente 
verschiedener Floren enthalten. 

3. Die Tertiärflora Neuseelands bildet einen Theil 
derselben universellen Flora, von welcher sämmt- 
liche Floren der Jetztwelt abstammen. 

4 In Neuseeland istnurein Theilseiner Tertiärflora 
in die jetzige Flora übergegangen, der andere 
aber ausgestorben. | 

Man hat bisher die Dicotyledonenreste führenden Schiehten 
Neuseelands unter der Bezeichnung „Cretaceo-tertiary Formation“ 
zusammengefasst. Die Untersuchung der Flora hat jedoch gezeigt 
dass einige Lagerstätten dieser Schichten zur Kreideformation 
gehören, während andere dem Tertiär zufallen. 

Die Kreideflora Neuseelands ist bis jetzt aus vier Locali- 
täten (Pakawau, Grey River, Wangapeka und Rufton) zum Vor- 
schein gekommen. Die 37 Arten derselben vertheilen sich auf 
29 Gattungen und 17 Ordnungen. Von den Arten fallen auf die 
Kryptogamen 4, die Phanerogamen 33, und zwar auf die Coni- 


Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Neuseelands. 7 


feren 8, die Monocotyledonen 4, die Apetalen 13 und die Dialy- 
petalen 8. Die Abtheilung der Gamopetalen ist bis jetzt nicht 
vertreten. Eine Reihe von Arten stehen als unmittelbare 
Vorläufer im engen Anschlusse an Arten der Tertiär- 
flora und zwar der Gattungen Aspidium, Podocarpium, Dacrydi- 
nium, Haastia, Casuarinites, Quercus, Fagus, Ulmophylon, Fieus, 
Cinnamomum, Dryandroides, Ceratopetalum, Cupanites und Palaeo- 
cassid. 

Die Eingangs erwähnten Sammlungen enthalten auch zahl- 
reiche Pflanzenreste ausälteren mesozoischen Lagerstätten, welche 
ich jedoch sämmtlich als zur Triasformation gehörig betrachte, 
einestheils da die Arten am meisten solchen der Triasflora analog 
sind, anderntheils, da eine wesentliche Altersverschiedenheit 
dieser pflanzenführenden Localitäten durch die gemeinsamen 
Arten ausgeschlossen erscheint. 

Die Triasflora Neuseelands ist aus fünf Localitäten (Mount 
Potts, Haast Gully, Malvern HillsII, Mataura und Waikava) gewon- 
nen worden und enthält bis jetzt 23 Arten, die zu den Gattungen 
Equisetum, Sphenopteris, Hymenophyllites, Pecopteris, Taeniopteris, 
Macro-Taeniopteris, Camptopteris, Asplenium, Lycopodites, Cyca- 
dites, Podozamites, Zamites, Pterophyllum, Nilssonia, Thinnfeldia, 
Protocladus, Baiera und Palissya gehören. Schliesslich muss ich 
bemerken, dass die Angabe J. Hector’s!, es fänden sich in Neu- 
seeland mit Alethopteris, Taeniopteris und anderen Pflanzen- 
formen alter Floren auch Dicotyledonen-Blätter in denselben 
Schichten, auf Irrthum oder Verwechslung beruht. Abgesehen von 
der grossen Unwahrscheinlichkeit eines solchen Zusammenvor- 
kommens müsste doch bei der Untersuchung der ausgedehnten 
Sammlungen, in welchen die Fundorte genau verzeichnet sind, 
irgend eine hierauf bezügliche Wahrnehmung von mir gemacht 
worden sein. Dies war aber durchaus nicht der Fall; allerdings 
sah ich Maecro-Taeniopteris- und Camptopteris-Reste, welche in 
mangelhaftem Zustande immerhin für Dieotyledonen-Blätter ge- 
halten werden könnten. 


1James Hector, New Zealand Court. Indian and Colonial Exhibition. 
London 1886. 


SITZUNG VOM 13. JÄNNER 1887. 


—[ 


Der Secretär legt das erschienene I. und II. Heft (Juni 
bis Juli 1886), IL. Abtheilung des XCIV. Bandes der Sitzungs- 
berichte vor. 

‘ Das w. M. Herr Prof. E. Hering übersendet eine Arbeit 
aus dem physiologischen Institute der deutschen Universität zu 
Prag: „Beiträge zur allgemeinen Nerven- und Muskel- 
physiologie. XX. Mittheilung. Über die Innervation der 
Krebsscheere“, von Herrn Prof. Dr. Wilh. Biedermann. 


Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. L. Boltzmann über- 
sendet eine Mittheilung von Herrn Prof. Albert v. Ettingshausen 
in Graz: „Über eine neue polare Wirkung desMagnetis- 
mus aufdie Wärme in einer vom galvanischen Strome 
 durehflossenen Wismuthplatte“. 


Das e. M. Herr Prof. L. Gegenbauer in Innsbruck über- 
sendet eine Abhandlung: „Uber die Anzahl der Prim- 
zahlen“. 


Der Seceretär legt folgende eingesendete Abhandlungen 
vor: 


1. „Über Raumeurven mter Ordnung mit (m—2)fachen 
Secanten“, von Herrn Dr. Karl Bobek in Prag. | 


2. „Über die Untersuchung von Acetylverbindun- 
gen und eine neue Methode zur Analyse der 
Fette“, Arbeit aus dem chemischen Laboratorium der 
technischen Hochschule in Wien, von den Herren Dr. R. Be- 
nedikt und F. Ulzer. 


9 


Das w. M. Herr Hofrath Prof. C. Claus macht eine 
Mittheilung: „Über die morphologische Bedeutung der 
lappenförmigen Anhänge am Embryo der Wasser- 
assel“. 

Das w. M. Herr Prof. V. v. Lang überreicht eine Abhand- 
lung von Herın Prof. E. Edlund in Stockholm: „Über uni- 
polare Induction“. 

Herr Prof. v. Lang berichtet ferner über weitere Versuche: 
„Über die elektromotorische Gegenkraft des elektri- 
schen Lichtbogens“. 


10 


Zur Morphologie und Biologie der Cystiden. 


Von Dr. Richard v. Wettstein. 


(Mit 1 Tafel.) 


Die von Leveill& mit dem Namen „Cystiden“ belegten 
Organe der Hymenomyceten haben schon seit lange die Aufmerk- 
samkeit der Mycologen auf sich gezogen; anfänglich, weil man 
ihnen bestimmte Functionen mit Bezug auf die sexuelle Vermeh- 
rung zuschrieb, in neuerer Zeit, weil man in ihnen Organe 
erkannte, die durch ihre constant gleiche Ausbildung ein gutes 
Mittel zur Unterscheidung der Species darbieten. 

Die ersten Beobachter hielten, wie schon erwähnt, die Cy- 
stiden für männliche Befruchtungsorgane und Micheli! und 
Corda* nannten sie geradezu Antheridien, demgemäss ihren 
Inhalt Spermatien. 

Beeinflusst durch diese Auffassung hielt Corda das ein oder 
das andere Mal vorkommende Zerreissen der Cystiden für einen 
regelmässig eintretenden Vorgang, dessen Zweck die Entleerung 
der Spermatien wäre. — Schon Hoffmann? wies die Unrich- 
tigkeit dieser Angaben nach; neuerdings haben Brefeld und 
De Bary seine Beobachtungen bestätigt. Die für Spermatien 
angesehenen Körperchen erklärte Hoffmann für Bacterien. 
Derselbe stützte sich bei seiner Deutung der Cystiden auf einen 
anderen Unstand, nämlich auf die feuchte schleimige Beschaffen- 
heit der Aussenseite der Zellwand und erklärte die Cystiden für 
in ihrer Function den Drüsenhaaren der Phanerogamen analoge 
Haargebilde. Corda gab die Cystiden als von den Basidien und 


1 Nova plantar. genera in Flora 1829. 
2 Icon. fung. hucusque cognit. I. p. 26. etc. 


3 Die Pollinarien und Spermatien von Agarieus. Botan. Zeitung 1856, 
S. 137 ft. 


Morphologie und Biologie der Cystiden. 11 


Paraphysen wesentlich verschieden an und schildert sie als 
„aufsitzend kleinen basalen Zellgruppen, den Cyphelien.“ 
Hoffmann erklärte die Cystiden bereits für eine „besondere 
Entwicklungsform der Pallisaden-Zellen.“ 

Noch weniger Werth als Hoffmann legte Phoebus! den 
Cystiden bei, der in ihnen bloss abnorm veränderte Basidien 
erbliekte und sie als „Nebenkörper, Paraphysen im engeren 
Sinne“ bezeichnete. 

Eingehende Untersuchungen verdanken wir Brefeld, der 
in dem III. Hefte seiner „Botanischen Untersuchungen über 
Schimmelpilze“* (Leipzig 1872) nicht nur die Vertheilung der 
Cystiden an den Lamellen, sondern auch deren Entwicklung aus 
Basidienanlagen an Coprinus stercorarius feststellte. Was die 
Funetion der Cystiden anbelangt, so erklärte sie Brefeld für 
Schutzeinrichtungen für die in Ausbildung begriffenen Sporen, 
denen die Aufgabe zufällt, die Lamellen als „Schutzpfosten* 
auseinander zu halten. 

Auch De Bary? schloss sich dieser Auffassung an, aller- 
dings mit der Einschränkung, dass die angedeutete Function 
nicht die einzige sei. 

Trotzdem wurde in neuerer Zeit nochmals von Worth. 
G. Smith? der Versuch gemacht, den sexuellen Charakter der 
Cystiden zu beweisen, und wenn auch diese Deutung keine 
Anhänger mehr fand, so hat sich doch noch bis heute die Über- 
zeugung von der wahren Natur der Cystiden und ihrer Function 
nicht allgemeine Geltung verschafft.* 

Bei einer vergleiehenden Betrachtung der heimischen Co- 
Pprinus-Arten hatte ich auch Gelegenheit den Cystiden meine Auf- 
merksamkeit zuzuwenden und die Resultate dieser Beobachtungen 
lege ich in den folgenden Zeilen nieder, die im Wesentlichsten die 


1 Deutschl. kryptogam. Giftgewächse. Berlin 1838, p. 11. 

2 L. e. p. 328. 

3 Reproduction in Coprinus radiatus. Grevillea IV, p. 53, Tat. 54—61. 

4 Wir finden dies auch in den meisten neueren Handbüchern und ich 
erwähne nur beispielsweise, dass Luerssen in seinem vortreffichen Hand- 
buche d. system. Botanik I. Bd, p. 291, eine Erklärung der Bedeutung 
der in Rede stehenden Organe offen lässt, andererseits sie als morphologisch 
gleichwerthig mit den Paraphysen hinstellt. 


12 R. v. Wettstein, 


Untersuchungen und Anschauungen Brefeld’s bestätigen, iw 
mehrfacher Hinsicht sie aber erweitern. Hervorgehoben mag nur- 
werden, dass alle im Folgenden ausgesprochenen Verallgemeine- 
rungen sich nur auf die Gattung Coprinus beziehen, da einerseits, 
wie schon De Bary hervorhob, bei den verschiedenen Gattungen 
dieselben Organe sehr verschiedene Functionen haben können, 

andererseits auch morphologisch sehr verschiedene Gebilde unter 
dem Namen Cystiden zusammengefasst werden. 


Zur Morphologie der Cystiden. 


Der Bau des Hymeniums zeigt bei den Coprinus-Arten eine 
im Vergleiche mit den anderen Hymenomyceten: sehr grosse 
Regelmässigkeit. Das subhymeniale Gewebe in jeder Lamelle 
lässt drei Schichten leicht unterscheiden, eine centrale und zwei 
ihr beiderseits angelagerte, die jedoch, wie Brefeld zeigte, 
eines Ursprunges sind. Erstere besteht aus mehr oder minder 
isolirter Hyphenfäden, die aus eylindrischen oder tonnenförmigen 
Zellen zusammengesetzt in der Ebene der Lamelle verlaufen, 
sich vielfach verzweigen, stets aber isolirt bleiben (vergl. 
Fig. 4a); letztere stellen ein Scheinparenchym dar, welches in 
der bereits herangewachsenen Lamelle dadurch entsteht, dass die 
Enden der centralen Hyphen sich senkrecht auf den bisherigen 
Hyphenverlauf erheben und mit ihren Spitzen die Pallisaden- 
schichte bilden, während die Fadenstücke zwischen den Pallisa- 
den und den Oentralhyphen sich in Zellen theilen (conf. Fig. 45) 
und dadurch zum Parenchym werden. Parenchym und centrales 
Gewebe bilden jenen Theil der Lamelle, der mit dem Namen 
„Irama*“ belegt wurde. Alle Zellen der Pallisadenschichte sind 
demgemäss gleichwerthig, dies ist ganz besonders in jenen Fällen 
deutlich zu sehen, in denen ausnahmsweise die Entwieklung 
einer Parenchymschichte unterbleibt, wie z. B. bei Coprinus 
atramentarius. | 

Im weiteren Verhalten der Pallisaden macht sich bald eine 
Verschiedenheit bemerkbar. An genau quer geführten Schnitten 
sehen wir jede zweite Zelle sich verlängern und die dazwischen 
liegenden in der darauf senkrechten Richtung in der Breite 
zunehmen; erstere werden zu Basidien, letztere zu Paraphysen. 
Die Weiterentwicklung beider will ich nicht darstellen und 


Morphologie und Biologie der Cystiden. 13 


verweise diesbezüglich auf die bereits mehrmals erwähnten 
Beobachtungen Brefeld’s (l. e. p. 50 ff... — Einzelne der als 
Basidien angelegten Zellen unterscheiden sich von den übrigen 
bald durch ihr bedeutend stärkeres Wachsthum; sie werden zu 
Cystiden. 

Diese Cystiden-Anlagen sind bei den Formen ohne sub- 
hymeniales Parenchym (z. B. bei Copr. atramentarius) von den 
Basidienanlagen morphologisch überhaupt nicht verschieden, bei 
den Arten mit subhymenialem Parenchym lassen sie sich jedoch 
schon im jungen Hymenium daran erkennen, dass sie an der 
Parenchymbildung nicht theilnehmen. Die betreffende Hyphe 
bildet dann eine freie Fortsetzung einer centralen Hyphe (vergl. 
z. B. Fig. 6 a), theilt sich aber ebenfalls in 2—3 Zellen, von 
denen die oberste zur Cystide wird, während die anderen zu den 
im Parenchym eingebetteten „Stielzellen“ werden. Von den 
Stielzellen ist oft die oberste blasig vergrössert (z. B. bei ©. 
micaceus Fig. 2, C. extinctorius u. a.), und dann stets leicht in 
‚der durchscheinenden Trama zu erkennen. Sie entwickelt sich 
niemals weiter, ihr Inhalt zeigt zahlreiche und grosse Vacuolen, 
Während an Querschnitten die Gleichwerthigkeit der Cystiden 
mit Basidien leicht erkannt werden kann, geht sie mit voller 
Sicherheit in den hier besprochenen Entwicklungsstadien aus der 
Flächenansicht der Hymeniums hervor. (Vergl. Fig. 1.) Die 
Paraphysen bilden ein sehr regelmässiges Gewebe abwechselnd 
mit den Basidien, deren bedeutend geringere Breitendimensionen 
am Flächenbilde deutlich hervortreten. Nur überaus selten 
stossen mehrere Paraphysen unmittelbar aneinander (wie dies 
z. B. De Bary in seiner Morph. und Pbysiol. d.. Pilze, p. 112, 
abbildete). Hie und da zeigt sich nun an Stelle einer Basidie 
eine Oystide eingeschaltet. Hiebei ist auch das vollständige 
Fehlen.des von Corda! beschriebenen und abgebildeten „Cyphe- 
liums“ leicht zu erkennen. 

Von diesem Entwicklungsgange der Cystiden fand ich bei 
keiner Coprinus-Art eine Ausnahme, woraus die Gleichwerthig- 
keit der Cystiden mit den Basidien wohl zweifellos 
hervorgeht‘. 


1 Corda Icon. fung. I. p. 26. Tab. VII. Fig. 300 etc. 
2 Conf. Brefeld, 1. ce. p. 54. 


14 R. v. Wettstein, 


Dass die Cystiden nicht bloss auf der Fläche der Lamellen, 
sondern in grösserer Menge an den Kanten derselben entwickelt 
werden, hat Hoffmann betont. Brefeld nannte die letzteren 
„Grenzeystiden“. Sie finden sich insbesondere an dem Theile 
der Kante, der dem Stiele zugewendet ist und unterscheiden sich, 
wie ich weiter unten darlegen werde, in mehrfacher Hinsicht von 
den übrigen. (Vergl. Fig. 8 und 9.) 

Was die Form der ausgewachsenen Cystiden anbelangt, so 
lassen sich bei den Coprinus-Arten 2 Typen unterscheiden, 
einerseits blasige Formen, die zwischen der Kugelform und der 
eines gestreckten Ellipsoids schwanken (z. B. Fig. 2 und 3), an- 
dererseits langeylindrische bis haarförmige (Fig. 4.) Erstere 
finden sich bei der Mehrzahl der Arten (C. ewtinctorius 
Bull., tergiversans Fr., micaceus Bull., fuscescens Schaeff., 
stercorarius Bull., petasiformis Cda., domesticus Pers., velaris 
Fr., ovatus Schaeff. und lagopus Fr.); die letzteren sind relativ 
seltener, ich beobachtete sie bei €. atramentarius Bull., tomen- 
tosus Bull. und soboliferus Fr. Nur bei wenigen Coprinus-Arten 
fehlen Cystiden ganz oder treten wenigstens in Folge ihrer 
Seltenheit in den Hintergrund, so z. B. bei €. Sceptrum Jungh., 
comatus Fl. Dan., ovatus Schaeff. und nach Brefeld C. ephe- 
merus Bull. Schon aus diesen Angaben lässt sich entnehmen, 
dass im Grossen und Ganzen nahe verwandte Arten auch im Baue 
des Cystiden übereinstimmen und dass wenigstens bei Unter- 
scheidung der Coprinus-Arten denselben nicht jene Bedeu- 
tung zukommt, die ihnen vielfach zugeschrieben wird. 

Bei aller Formverschiedenheit stimmen die Cystiden in der 
Art ihrer Befestigung immer überein, sie sind gegen die Basis 
verschmälert und durch eine zarte Membran gegen die, wie schon 
erwähnt, häufig blasige Stielzelle abgeschlossen (vergl. Fig. 2, 
3, 4, 6). Die Basis der Cystiden befindet sich meist in gleicher 
Höhe mit jener der Paraphysen, respective Basidien, selten ist 
sie über diese erhoben und dann erheben sich auch die umliegen- 
den Paraphysen, einen kleinen, von der Cystide gekrönten Hügel 
darstellend. | | 

Die Membran der ausgewachsenen Cystide ist eine sehr 
zarte, vielfach und insbesondere bei den eylindrisch-schlauch- 
förmigen Formen von überall gleicher Dicke. (Vergl. Fig. 4.) 


Morphologie und Biologie der Cystiden. 15 


Eine eigenthümliche Seulptur besitzt die Membran bei einigen 
eiförmigen Cystiden z. B. von (©, micaceus, esxtinctorius u. a., die 
in Form äusserst zarter ringförmiger Verdiekungen auftritt. 
(Vergl. Fig. 2 und 3.) An einer frisch präparirten Cystide ist 
diese Verdiekung nur schwer zu sehen, doch tritt sie sehr deut- 
lich bei Ausfärben der Präparate, besonders nach vorhergehender 
Behandlung mit einem schwach wasserentziehenden Reagens 
hervor. Bei Herabsetzung des Turgors der Cystidenzellen, erfolgt 
dieselbe nun künstlich oder in Folge Vertrocknens des Pilzes am 
Orte seines natürlichen Vorkommens, legt sich die Membran 
zwischen je 2 ringförmigen Verdiekungsleisten in Falten und 
erhält dann jenes schwach wellige Aussehen, das sich auch in 
den Zeichnungen älterer Beobachter ! angedeutet findet. 

Immer aber ist die Membran der Cystiden geschlossen, ein 
Öffnen derselben kann nur ein zufälliges sein, etwa durch rasche 
Wasserabgabe oder durch den Druck des Deckgläschens ver- 
ursacht; ich habe es überhaupt nie beobachtet. 

Was den Inhalt der Cystiden anbelangt, so ist derselbe in 
der Jugend, d. h. vor Differenzirung der Elemente der Pallisaden- 
schichte ein dem der übrigen Hyphenenden gleicher, d. h. plasma- 
tischer. In dem das ganze Lumen erfüllenden Plasma konnte ich 
niemals einen Zellkern finden. Zugleich mit dem Wachsthume der 
Oystide treten Vacuolen auf, die sich rasch vergrössern und ver- 
mehren und schliesslich den grössten Theil des Zellinnern ein- 
nehmen. (Vergl. Fig. 3.) Das Protoplasma bildet entweder bloss 
einen zarten Wandbeleg, von dem aus hie und da zarte Fäden 
das Zellinnere durchqueren oder es theilt sich in einen diehteren 
centralen Plasmakörper und einen periphären, die durch zahl- 
reiche überaus zarte Stränge verbunden sind. In den Strängen 
zeigt sich manchmal eine lebhafte Plasmaströmung, die in Prä- 
paraten, welche in Wasser liegen, jedoch schon in kürzester Zeit 
aufhört. Im Innern des centralen Plasmakörpers, dessen schon 
De Bary a.a. O0. Erwähnung thut, findet man häufig einen leicht 
tingirbaren dichteren Theil (siehe Fig. 3), der wohl als Zellkern 
aufgefasst werden kann; in alten Cystiden liegt er der Membran 


1 Vergl. Hoffm. ]. ec. Taf. V.d. — Corda, Icon. fung. I, Tab. VII, 
Fig. 30. 


16 R. v. Wettstein, 


an, von einem reducirten Plasmakörper umgeben. Die Angaben 
der älteren Beobachter über den Inhalt der Cystiden sind vielfach 
falsch, niemals findet sich ein „körniger, im Alter gelblicher 
Inbalt“, wie ihn Corda beschreibt; niemals aber war es mir auch 
möglich eine Ausscheidung der Cystiden wahrzunehmen, wie sie 
Hoffmann angibt. 

Mit der geschilderten Ausbildung der Meinbran und der 
Differenzirung des Inhaltes haben die Cystiden der meisten Co- 
prinus-Arten den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht, sie 
bleiben erhalten, so lange bis die Sporenbildung vollendet ist, 
dann verflüssigt sich die Membran und die Cystiden zerfliessen 
gleichwie die übrigen Theile des Hymeniums. 

Bei einer kleinen Anzahl von Coprinus-Arten fand ich noch 
weitere Entwicklungsstadien der Cystiden. Zunächst finden 
sich Cystiden, die bei Berührung mit einander ver- 
wachsen; ich sah solche häufig bei ©. fomentosus und dessen 
Verwandten. Zwei einander entgegenwachsende Oystiden benach- 
barten Lamellen berühren sich, platten sich an der Berührungs- 
stelle ab und verwachsen innig, indem die trennenden Mem- 
branen nicht nur erhalten bleiben, sondern in Kürze bedeutend 
verdickt werden, ohne Durchlässe zu zeigen. (Vergl. Fig. 7 a.) 
Nur als Ausnahmsfälle finden sich Verwachsungen von 3 oder 4 
Cystiden. (Vergl. Fig. 8.) 

Ein anderes Verhalten weisen häufig die lang- 
gestreckten schlauchförmigen Cystiden auf. Ich wähle 
als Beispiel die an C. atramentarius. Schon Brefeld erwähnt, 
dass bei ©. stercorarius sich oft die Cystiden in die gegenüber 
liegende Lamelle „hineindrücken“ (l. ec. p. 57). Bei den obgenann- 
ten Coprinus, ferners bei ©. soboliferus Fr. ist dies die Regel. Die 
wachsende, anfangs eiförmige, bald keulige Cystide erhält ein 
schnabelförmiges Ende, drängt sich mit diesem zwischen 
die Paraphysen der gegenüber liegenden Lamelle ein 
und wächst oft ziemlich tief in die Trama derselben. 
(Vergl. Fig. 4.) Hierauf verdickt sich das Cystiden-Ende, die 
benachbarten Zellen verdrängend. Es ist in einem solchen 
Falle oft sehr schwer zu entscheiden, an welcher der beiden 
Lamellen die Oystide entsprungen ist, ausser, wenn es gelingt 
die Stielzelle zu erkennen, oder wenn man mechanisch die 


Morphologie und Biologie der Cystiden. 17 


beiden Lamellen trennt, wobei das Cystiden-Ende aus dem 
Gewebe der angebohrten Lamelle unverletzt weicht. Damit ist 
auch zugleich der Beweis hergestellt, dass keinerlei Verwachsung 
der einander berührenden Zellen eintrat. Die mechanische 
Befestigung der Cystiden-Enden in der fremden Lamelle, die 
immerhin eine ziemlich starke ist, wird nur durch den Druck der 
umliegenden Pallisaden, sowie durch die oft kopfige Anschwellung 
des Cystiden-Endes bewirkt. 

Eine vierte Form von Cystiden finden wir endlich bei einer 
kleinen Zahl von Coprinus-Arten mit walzlichen Hüten, z. B. 
bei C. tomentosus. Dieselben dringen nicht bloss in das 
Hyphengewebe der gegenüberliegenden Lamelle ein, 
sondern verwachsen geradezu mit derselben. Die 
junge Cystide ist von länglich-eiförmiger Gestalt und legt 
sich mit dem stumpfen Ende an einige Pallisaden der in 
diesem Entwicklungsstadium noch sehr genäherten Nachbar- 
lamelle. Das Cystidenende dringt nun entweder in geringem 
Masse in das Pallisadengewebe ein oder die berührten Pallisa- 
den zeigen verstärktes Wachsthum und umgeben in Kürze das 
Ende der Cystide. (Vergl. Fig.5.) In beiden Fällen verwächst 
dasCystiden-Ende mit den Pallisaden, aber ohne dass eine offene 
Communication zu Stande käme. Dass die Verwachsung eine 
sehr innige ist, zeigt nicht nur das Verhalten in kochendem 
Wasser, indem hiedurch keine Lösung des Verbandes bewirkt 
werden kann, sondern auch mechanische Auseinanderzerrung der 
Lamellen bewirkt eher ein Zerreissen der Pallisaden oder der 
Cystide, als eine Trennung derselben. (Vergl. Fig. 7 b.) 

Noch häufiger und allgemeiner finden sich diese Verwach- 
sungen bei den oberwähnten „Grenzeystiden“ Brefeld’s. Ich habe 
sehon hervorgehoben, dass sich eine bedeutendere Ansammlung 
von Oystiden an den Kanten der Lamellen, besonders an dem 
dem Stiele zugewendeten Theile findet. Diese Cystiden verwach- 
sen nun bei vielen Arten (z. B. C. tomentosus, Ü. sociatus u. a.) 
ganz regelmässig und bilden geradezu ein zusammenhängendes 
Gewebe, das scheidenförmig den oberen Theil des Stieles umgibt. 
Fig. 8 und 9 zeigen beispielsweise die Entwicklung dieser 
Scheide bei C. tomentosus. Dieselbe erfolgt manchmal dadurch, 
dass nahe dem Lamellenrande stehende Cystiden verwachsen 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCY. Bd. I, Abth, 2 


18 R. v. Wettstein, 


(Fig. 8 C.); an diese verwachsenden Zellen legen sich benachbarte 
Paraphysen (Fig. 8 P), die ihr Volum bedeutend vergrössern, 
an und verwachsen nun gleichfalls mit ihnen. Dies ist der ein- 
zige Fall, indem Paraphysen zu Cystiden werden. Viel 
häufiger werden alle am Ende der Lamelle stehenden Basidien 
zu Cystiden, verwachsen, und bilden ein sehr weitzelliges paren- 
chymatisches Gewebe. An der nach einem Präparate angefertig- 
ten Fig. 9 ist deutlich zu sehen, wie nur Basidien zu Cystiden 
(C.) werden; die rudimentären Paraphysen (P) finden sich überall 
zwischen denselben. Es ist natürlich, dass bei diesen weitgehen- 
den Verwachsungen die einzelnen Cystiden ihre urprüngliche 
Form verlieren, sich gegenseitig in der Gestalt anpassen und 
gleich den Zellen eines parenchymatischen Gewebes mannigfach 
abgeplattet werden. Auch hier ist der Zusammenhang der ein- 
zelnen Elemente ein sehr inniger, die im Alter eintretende Los- 
lösung erfolgt durch die Verflüssigung der Membranen. 


Zur Biologie der Cystiden. 


Aus der vorangegangenen Schilderung der Formverhältnisse 
und der Entwicklung der Cystiden geht hervor, dass sich in 
natürlicher Weise zwei Arten von Cystiden unterscheiden lassen, 
einerseits freie, andererseits mit ihren Enden befestigte, mag nun 
diese Befestigung durch Verwachsung zweier Oystiden oder durch 
Eindringen der Cystiden-Enden in das Gewebe benachbarter 
Lamellen oder endlich durch das Verwachsen derselben mit den 
Pallisaden der fremden Lamelle erfolgen. 

Die freien Cystiden zeichnen sich vor Allem durch hie 
frühzeitige Entwicklung, sowie durch ihre Grösse aus. Betrachten 
wir den jungen Hut eines Coprinus-Fruchtkörpers, so sehen wir 
an demselben die überaus zarten Lamellen enge aneinanderliegend. 
Es ist hier die Ausbildung von Organen nöthig, welche die La- 
mellen bei fortschreitender Entwicklung auseinander drän- 
gen, um den zur Bildung der Sporen nöthigen Raum 
zu schaffen; diese Function kommt den Cystiden zu. 
Wir finden sie daher schon an der jungen Lamelle und erst 
wenn sie eine Länge erlangt haben, die jene der mit Sporen 
 gekrönten Sterigmen weit übertrifft, beginnt in dem freige- 
machten Raume die Ausbildung der Sporen. Nun tritt an 


Morphologie und Biologie der Cystiden. 19 


die Cystide noch die zweite Aufgabe heran, es zu 
verhindern, das die meist zarten, häutigen, dabei 
feuchten Lamellen aneinanderschlagen und haften 
bleiben; indem sie die Lamellen von einander entfernt halten, 
erfüllen sie diesen Zweck, und wie wichtig diese Aufgabe ist, geht 
aus einem Umstande hervor, der häufig beobachtet werden kann. 
Bei Arten, deren Cystiden in grossen Abständen von einander 
stehen, kommt es vor, dass zwischen je zweien Flächenstücke 
der Lamellen sich aneinanderlegen. An solchen Stellen unter- 
bleibt dann die Ausbildung der Sporen oder dieselben bleiben 
mindestens in der Entwicklung zurück. Mit Rücksicht auf diese 
Funetion bezeichnete Brefeld sehr treffend die Cystiden als 
„Sehutzpfosten.“ 

Sehen wir uns nun um, wie diese Schutzeinrichtung bei 
den einzelnen Arten ausgebildet ist, so lässt sich leicht die 
Beobachtung machen, dass je weiter entfernt die Lamellen 
angelegt werden, desto geringer auch die Ausbildung der Cysti- 
den ist, dass ferner ihre Anwesenheit ganz entfällt, sobald die 
Lamellen so weit entfernt sind, dass eine gegenseitige Berührung 
sehr unwahrscheinlich wird, wie z. B. bei dem der Cystiden ganz 
entbehrenden (©. Sceptrum Jungh. oder bei ©. ephemerus u. a. 
Bei all’ den Arten mit freien Cystiden ist die Anzahl der Sporen, 
die frei werden, so lange der Hut noch ganz, d. h. glockenförmig 
oder gewölbt ist, eine sehr geringe. Breitet man weisses Papier 
unter solehe Hüte, so überzieht es sich niemals mit einer Sporen- 
schichte, nur einzelne Sporen fallen ab. Erst dann, wenn der 
Hut sich ausgebreitet hat, die Lamellen zum grössten Theile 
zerspalten sind, erfolgt die allgemeine Abschleuderung der 
Sporen. An diesen Vorgängen, ebenso wie an der nun folgenden 
Umrollung des Hutes sind die Cystiden nicht betheiligt; sie 
haben ihre Aufgabe im Momente der vollständigen Reife der 
Sporen erfüllt und zerfliessen dann bald, gleich den übrigen 
Theilen des Hutes. 

Anders gestalten sich die Functionen jener Cystiden, die nicht 
frei sind, sondern in einer der erwähnten Formen die Lamellen 
mit einander verbinden. Anfangs fungiren sie allerdings ebenso, 
wie die freien Cystiden, indem sie die Lamellen auseinander 
drängen; später kommt hiezu aber noch die weitere Aufgabe, 

2% 


20 R. v. Wettstein, 


die Lamellen auch fest mit einander zu verbinden. Die 
Festigkeit dieser Verbindung ist so gross, dass die Hüte solcher 
Coprini sich nicht, wie jene mit freien Cystiden, flach ausbreiten, 
dann zurückrollen oder zerreissen, sondern eine walzlich glockige 
Form erlangen und auch behalten. Alle diese Arten werfen auch 
die Sporen im halbgeöffneten Zustande ab und wenn wir hier 
das erwähnte Experiment mit dem untergelegten weissen Papiere 
wiederholen, so überzieht sich dieses in Kürze mit einer dichten, 
schwarzen Sporenschichte. Ein Zerreissen des Hutes erfolgt erst 
nach dem Auswerfen der Sporen, wenn die Cystiden schon zu 
Grunde gegangen sind, ist dann aber auch nicht mehr eine 
Erscheinung, die mit der Sporenausstreuung im Zusammenhange 
steht, sondern eine bloss secundäre. 

An diesen verschiedenen Functionen der Cystiden lässt sich 
schon der formbestimmende Einfluss derselben entnehmen. 
Wir können im Voraus vermuthen, dass die Coprinus-Arten mit 
bald sich ausbreitenden Hüten blasige freie Oystiden haben 
(z. B. ©. domesticus Pers., tergiversans Fr., velaris Fr., lagopus 
Fr., ewtinctorius Bull., micaceus Bull. u. a,); diese Vermuthung 
wird auch durch die Beobachtung bestätigt. Andererseit zeigen alle 
Coprini mit walzlichen, lange intact bleibenden Hüten (C. atra- 
mentarius Bull., soboliferus Fr., tomentosus Bull., u. a.) lange, 
verwachsende Cystiden. Auch innerhalb jeder dieser beiden 
Abtheilungen zeigt sich die Ausbildung der Oystiden in Form 
und Grösse als parallel mit der Consistenz und Entfernung der 
Lamellen; wir sehen also, dass Unterschiede in den Cystiden 
sich als die Folgen grösserer Unterschiede im Baue des ganzen 
Hutes darstellen, die ihrerseits wieder den einzelnen Arten ein 
bestimmtes habituelles Gepräge geben. Ich hebe dies hervor mit 
Rücksicht auf die heute vielfach übersehätzte Bedeutung 
der Cystiden für die Systematik, die wenigstens in 
Bezug auf die Unterscheidung der Coprinus-Arten keine grosse 
Rolle spielen kann. 


Rv.Wettstein: Zur Morphologie u. Biolo gie der Cvsliden. 


Aut. ad nat. delin. Lith. Anst.v. Th. Bannwarth ‚Wien. 


Sitzung sb.d.kais. Akad.d. Wiss. mafh. naturw. C1.XCV. Ba. 1. Abth. 1887. 


Morphologie und Biologie der Cystiden. 21 


Tafelerklärung. 


Fig. 1. Flächenansicht eines Lamellenstückes von Coprinus atramentarius 


Bull. P. Paraphysen ; dazwischen die Basidien, links ohne, rechts 
mit Sporen. C. eine Cystide. Vergrösserung 200. 


2. Cystide äus dem Hymenium von C. micaceus Bull. Vergr. 390. 
3. Cystide von ©. extinetorius Bull. Vergr. 400. 
4. Cystide und die daran grenzenden Hymeniumstücke zweier benach- 


barter Lamellen von CO. atramentarius Bull. Vergr. 350. 


5—9. C. tomentosus Bull. 
5. Eine Cystide ist bis zu den Paraphysen der nächsten Lamelle ge- 


wachsen. Drei der Paraphysen haben sich an die Oystide angelegt 
und sind mit ihr verwachsen. Vergr. 300. 


. Eine Cystide mit einigen Paraphysen der gegenüber liegenden La- 


melle verwachsen. Vergr. 300. 


.a. Zwei Cystiden verwachsen. b. Eine mit den Paraphysen einer 


anderen Lamelle verwachsene Cystide mechanisch losgerissen. Die 
Membranen der Paraphysen hängen zerrissen der Cystide an. 
Vergr. 300. 


. Verwachsung einer Cystide mit einer anderen und Paraphysen der 


benachbarten Lamelle. C. Cystiden, P. Paraphysen, B. Basidie. 
Vergr. 300. 


. Bildung des centralen, die Lamellen verbindenden Ringes aus Cysti- 


den. C. Cystiden, P. Paraphysen. Vergr. 300. 


22 


II. SITZUNG VOM 20. JÄNNER 1887, 


Der Secretär legt das erschienene I. und II. Heft (Juni bis 
Juli 1886), III. Abtbeilung des XCIV. Bandes der Sitzungs- 
berichte, ferner das X. Heft (December 1886) des VII. Bandes 
der Monatshefte für Chemie vor. 


Der Secretär verliest ein Schreiben des Prof. ©. B. Brühl, 
welches den Inhalt der von Prof. Brühl eingesendeten Fortsetzung 
des Werkes: „Zootomie aller Thierelassen“ bespricht. 


Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. L. Boltzmann in 
Graz übersendet eine Abhandlung von Herrn H. A. Lorentz in 
Leyden: „Über das Wärmegleichgewicht unter Gas- 
molekülen“ und eine Abhandlung von ihm selbst: „Über 
einen neuen Beweis zweier das Wärmegleichgewicht 
unter mehratomigen Gasmolekülen betreffender 
Satze!. 


Herr Regierungsrath Boltzmann übersendet ferner eine 
Abhandlung von Herrn Dr. E. Aulinger in Graz: „Über 
Membranen, deren beide Hauptspannungen durchaus 
gleich sind“. 


Das w. M. Herr Prof. L. Gegenbauer in Innsbruck über- 
sendet eine Abhandlung unter dem Titel: „Die Bedingungen 
für die Existenz einer bestimmten Anzahl von Wurzeln 
einer Oongruenz“. 


Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen 
vor: 
1. „Bestimmung des Siedepunktes des Ozons und 
der Erstarrungstemperatur des Aethylens“ und 


23 


2. „Uber das Absorptions-Spectrum des flüssigen 
Sauerstoffs und der verflüssigten Luft“, vorge- 
nannte beide Arbeiten von Herrn Prof. Dr. K. Olszewski 
in Krakau. 


3. „Beiträge zur Kenntniss der Azoverbindungen“, 
von Herrn Prof. J. V. Janovsky in Reichenberg. 


4. „Die Darstellung der harmonischen Reihen durch 
Factoren, Folgen und Beziehungen derselben zu 
den Reihen der Potenzen der reciproken Prim- 
zahlen“, von Herrn Franz Rogel, Ingenieur und Assistent 
an der Staatsgewerbeschule in Salzburg. 


5. „Über die Energie und die Gleichgewichtsver- 
hältnisse eines Systemes di-elektrisch polari- 
sirter Körper“, von Herrn Dr. Gottlieb Adler in Wien. 


Das w. M. Herr DirectorE. Weiss überreicht eine Notiz von 
Herr» Prof. Dr. O.Stolz in Innsbruck unter dem Titel: „Bemerkun- 
gen zu der Abhandlung des Herrn Prof. Dr. E. Weiss: Entwick- 
lungen zum Lagrange’schen Reversionstheorem etc“. 
(Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. XLIX. Bd. I. Abth. 133.) 


Herr Dr. Eduard Mahler, Assistent der k. k. österr. Grad- 
messung in Wien, überreicht eine Abhandlung: „Uber den 
Stern miSri der Assyrer“. 

Herr Dr. Mahler überreicht zugleich sein vor Kurzem er- 
schienenes Werk: „Biblische Chronologie und die Zeit- 
rechnung der Hebräer“. 


Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht 
zugekommene Periodica sind eingelangt: 


Annales du Musee d’Histoire naturelle de Marseille: 
Zoologie. Tome II. 1884—85. Herausgegeben von der Stadt 
Marseilles, 1836; Folio. 


Brühl C. B., Zootomie aller Thierelassen. Lief. 34—39: Rep- 
tilien-Kopf (Crocodile, Eidechsen, Schlangen), Text und 
Tafeln Nr. 133—155; ad Lief. 37—38: Hatteria-Kopf, 


24 


Text und 2 Tafeln; ad Lief. 39: Schnecken-Anatomie, Text 
und 1 Tafel. (Sämmtliche Tafeln vom Verfasser nach der 
Natur in Stein radirt). Wien, 1886; Folio. 

Mahler, E., Biblische Chronologie und Zeitrechnung der He- 
bräer. Wien, 1386; 8°. 

Ministeres de la Marine et de P’Instruetion publique 
a Paris, Mission seientifique du Cap Horn 1832—83. 
Tome III Magnetisme terrestre. Recherches sur la consti- 
tution chimique de l’atmosphere. Paris, 1886; 4°. 


Saint-Lager, Histoire des Herbiers. Paris, 1885; 8°. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISRLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, 


MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE, 


XCV. Band. II. Heft. 


ERSTE ABTHEILUNG. 


Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, 


Zoologie, Geologie und Paläontologie. 


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27 


IV. SITZUNG VOM 3. FEBRUAR 1887. 


Der Secretär legt den eben erschienenen fünften Theil 
des von der kaiserlichen Akademie herausgegebenen Werkes 
über die österreichische Jan Mayen- Expedition vor. 
Derselbe bildet die II. Abtheilung des II. Bandes dieses Werkes 
und enthält die „Magnetischen Beobachtungen“, bear- 
beitet von dem Linienschiffs-Lieutenant Herrn August Gratzl. 


Nachdem die übrigen Publicationen des aus acht Theilen 
bestehenden Jan Mayen-Werkes bereits im abgelaufenen 
Jahre zur Ausgabe gelangt sind, so ist nun mit dem vorliegen- 
den fünften Theil das ganze Werk vollendet. 

Ferner legt der Secretär den erschienenen LII. Band der 
akademischen Denkschriften vor. Dieser Band enthält aus- 
schliesslich die Publication des „Canon der Finsternisse“ 
von dem verewigten Akademiker Theodor v. Oppolzer. 

Der Seceretär theilt mit, dass von Herın Dr. Eduardo 
Abreu, Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften zu 
Lissabon, ein Schreiben an die kaiserliche Akademie gelangt ist, 
worin derselbe berichtet, dass er zum Zwecke des Studiums 
des Pasteur’schen Heilverfahrens gegen Lyssa im Auftrage 
der k. portugiesischen Regierung nach Paris entsendet wurde und 
dass er infolge seiner Mission sich veranlasst sieht, Zweifel gegen 
die Zweckmässigkeit dieses Verfahrens auszusprechen. 

Die Direetion des k. k. militär-geographischen Institutes 
übermittelt die 34. Lieferung (12 Blätter) der neuen Special- 
karte der österr.-ungar. Monarchie (1:75000). 

Das w. M. Herr Prof. v. Barth übersendet eine Mittheilung 
aus dem chemischen Laboratorium der deutschen technischen 
Hochschule zu Prag von den Herren Prof. Dr. W. Gintl und 
L. Storeh: „Zur Chemie des Eegonins“. 


28 


Derselbe übersendet ferner drei Abhandlungen aus dem 
Laboratorium der Staatsgewerbeschule in Bielitz: 
1. „Über die Einwirkung von Brom auf Harnstoff“, 
von Herrn Alois Smolka. 
2. „Über die Natur der Zuckerarten in der Soja- 
bohne“ und 
. „Über das Fett der Sojabohne%, letztere beiden Arbei- 
ten von den Herren Th. Morawski und J. Sting]. 
Das ec. M. Herr Prof. L’. Gegenbauer in Innsbruck über- 
sendet eine Abhandlung: „Uber ein Theorem des Herrn 
Bugajef“. 
Herr Dr. M. Wilckens, Prof. an der k. k. Hochschule für 
Bodeneultur in Wien, übersendet eine Mittheilung: „Über ein 
fossiles Pferd Persiens“. 


Sb) 


Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen 
vor: 

1. „Über Curven vierter Ordnung vom Geschlechte 
Zwei, ihre Systeme berührender Kegelschnitte 
und Doppeltangenten“,. von Herrn Dr. Karl Bobek in _ 
Prag. | 

2. „Über das Normalsystem und die Centralfläche 
der Flächen zweiter Ordnung“, von Herrn Emil 
Waelsch in Prag. 


Das w. M. Herr Hofrath A. Winckler überreicht eine für 
die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: „Uber den Multi- 
plieator der allgemeinen elliptischen Differential- 
sleiehung“. 

Das w. M. Herr Director E. Weiss berichtet über die 
Auffindung von drei neuen Kometen. 

Das w. M. Herr Hofrath A. Ritter v. Kerner bespricht eine 
auf den Schneefeldern der Alpen vorkommende Bac- 
teriacee, welche er Micrococcus frigidus nennt. 

Das w. M. Herr Hofratı G. Tschermak berichtet über eine 
Arbeit des Herrn Prof. F. Beeke in Czernowitz: „Ätzversuche 
am Pyrit“. 


V. SITZUNG VOM 10. FEBRUAR 1887. 


Die süd-slavische Akademie der Wisseuschaften 
und Künste in Agram macht der kaiserlichen Akademie 
Mittheilung von der am 14. Februar d. J. aus Anlass der Wieder- 
kehr des hundertsten Todestages von Roger Boscovich statt- 
findenden Feier. | 

Das w. M. Herr Prof. v. Barth übersendet eine Abhand- 
lung: „Über das Verhalten der drei isomeren Nitro- 
benzaldehyde im Thierkörper“, von den Herren N. Sie- 
ber und A. Smirnow aus dem chemischen Laboratorium des 
Prof. Nencki in Bern. 

Das c. M. Herr Prof. L. Gegenbauer in Innsbruck. über- 
sendet folgende zwei Abhandlungen: 

1. „Über die Function FY' (@)“. 
2. „Arithmetische Notiz“. 

Herr Prof. Dr. J. Puluj in Prag übersendet eine Abhand- 
lung, betitelt: „Objeetive Darstellung der wahren Ge- 
stalt einer schwingenden Saite“. 

Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen 
vor, und zwar: 


Von Herrn Dr. Otto Biermann, Privatdocent an der deut- 
schen Universität zu Prag: 

1. „Über die regelmässigen Punktgruppen in Räu- - 
men höherer Dimension und die zugehörigen 
linearen Substitutionen mehrerer Variabeln“. 

2. „Analytische Darstellung eines besonderen al- 
gebraischen Gebildes zweiter Stufe im Gebiete 
dreier Grössen“. 

Ferner von Herrn Anton P. Schott in Holletitz (Böhmen): 

1. „Das gegenseitigeVerhältnissderQuadratzahlen“. 


0 


2. „Theorien zur Berechnung der Entfernung und 
Grösse der Sonne“. 
3. „Drei noch unbeschriebene im Böhmerwalde vor- 
kommende Pflanzenarten“. | 
Herr Dr. B. Igel, Docent an der k. k. technischen Hoch- 
schule in Wien, überreicht eine Abhandlung: „Zur Theorie der 
Combinanten und zur Theorie der Jerrard’schen Trans- 
formation“. | | 
Herr Dr. Eduard Mahler, Assistent der k. k. österr. Grad- 
messung in Wien, überreicht eine Abhandlung: „Über eine in 
einer syrischen Grabinschrift erwähnte Sonnen- 
finsterniss“. 


Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht 
zugekommene Periodica sind eingelangt: 


Jahrbuch der königlich Preussischen geologischen 
Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für 
das Jahr 1885. Berlin, 1886; 8°. 

Abreu Eduardo, ARaiva. Lisboa, 1886; 8°. 


Sl 


Über regressive Formerscheinungen bei Quercus 
sessihflora Si. 


Von Franz Krasan, 
Professor am k. k. II. Gymnasium in @raz. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 3. Februar 1887.) 


Man findet bei Eichen sehr häufig ausser dem gewöhnlichen 
Blatt, dessen Form vorzugsweise der Diagnose der Species zu 
Grunde gelegt wird, auch andere Blattformen, auf welche der 
Diagnostiger keine Rücksicht zu nehmen pflegt; was ganz 
natürlich ist, da durch die Einbeziehung solcher Blätter die Be- 
schreibung an Präecision verlieren und das Erkennen der Pflanze 
als Art nur erschweren würde. 

Was hat es für eine Bewandtniss mit diesen Blättern? 

Ich wurde vor drei Jahren bei Betrachtung derjenigen Er- 
scheinungen, welche der Maifrost durch Veranlassung eines 
zweiten Triebs bei den Eichen herbeiführt, zuerst darauf auf- 
merksam und kam dabei auf die Vermuthung, dass hereditäre 
Ursachen hier im 'Spiel sein könnten. Seitdem liess ich diese 
Frage nicht mehr aus dem Auge. Das verflossene Frühjahr 
brachte mir die gewünschte Aufklärung, d. h. es kamen Er- 
scheinungen dieser Art in solcher Fülle ans Tageslicht, dass es 
nun keinem Zweifel unterworfen ist, in welcher Weise die Frage 
ihre definitive Erledigung finden wird. 

Schon Prof. v. Ettingshausen hat an mehreren Stellen in 
diesen Schriften auf die von ihm öfters beobachtete Thatsache 
hingewiesen, dass die jetzt lebenden Arten unter Umständen 
Blattformen hervorbringen, welche in gewissen fossilen Typen 
ihr Ebenbild, man könnte sagen, ihr Urbild haben.! Besonders 


1 Man vergleiche zunächst: Vorläufige Mittheilungen über phyto-philo- 
genetische Untersuchungen. Bd. LXXX, I. Abth. Dec.-Hett, Jahrg. 1879. (Im 
Separatabdrucke), S. 7 — 8, 9. — Beiträge zur Erforschung der Pbylogenie 
der Pflanzenarten III—VII. Denkschriften Bd. XLIII 1880. 


ILS r v 
32 F. KrasSan, 


durch die Cultur werden solche regressive Formerscheinungen 
häufig, und zwar bei den verschiedensten Gattungen der Lignosen 
veranlasst. Die Zahl der einschlägigen Beobachtungsfälle ist eine 
so beträchtliche geworden, dass die Frage nach der Natur und 
dem Ursprung derselben längst nicht mehr in jenen. primitiven 
Stadium sich befindet wie etwa die Frage nach dem Entstehen 
der Thierpetrefacte zur Zeit Leonardo da Vinei’s. 

Wohl verdienen derartige Anomalien im Pflanzenleben eine 
viel eingehendere Beachtung als sie ihnen bisher von Seite der 
Botanikerzu Theil wurde, und Aufgabe der folgenden Auseinander- 
setzung soll es daher sein, Einiges zum besseren Verständnisse 
und zu einer richtigeren Würdigung derselben beizutragen. 

Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, dass die Eiche, 
wenn sie ungestört sich belaubt, also unter normalen Verhält- 
nissen, nur einerlei Laub hervorbringt. Von einigen unwesent- 
lichen Abweichungen abgesehen, gleicht da ein Blatt dem anderen, 
wie etwa bei einer gewöhnlichen Linde, Weide oder Esche. Wir 
sehen in einem solchen Falle am Baum das Normalblatt. 

Dasselbe ist ziemlich lang gestielt, im Umriss verkehrt- 
eiförmig, gegen die Basis verengt, am Grunde bald mehr, bald 
weniger zusammengezogen, Selten ganz spitz, nie herzförmig 
ausgebuchtet; die Lamina ist buchtig gelappt mit 4 — 7 kurzen, 
gewöhnlich stumpfen Loben auf jeder Seite, deren Länge unge- 
fähr den fünften Theil des Querdurchmessers der Lamina beträgt; 
die dazwischen liegenden Buchten sind stumpf. 

Ganz anders verhält sich die Sache, wenn der Baum im 
Frühjahr zu einer Zeit einen Frost erleidet, wo das Laub im 
Zustand seiner grössten Wachsthumsfähigkeit sich befindet. Im 
vergangenen Sommer (1886) habe ich vielfache Gelegenheit 
gehabt, die Folgen eines Maifrostes an den Eichen kennen zu 
lernen. Ich siudirte die Erscheinungen, welche eine solche gewalt- 
same Unterbrechung der Vegetation mit sich brachte, zunächst 
im Sausalgebirge bei Leibnitz (30 Kim. südlich von Graz) und 
im Herbst v. J. bei Graz, hier vorzugsweise an einem unweit 
der Stadt in der Ebene stehenden Baume, welcher der Q. sessili- 
flora Sm. angehört. | 

Das noch ganz junge, nieht einmal zur Hälfte erwachsene 
Laub dieses Baumes war sammt den Sprossachsen durch den 


Regressive Formerscheinungen bei Quere. sessiliflora. 33 


empfindlichen Frost am 8. Mai völlig abgefroren. Eine Woche lang 
war derselbe von dem verdorrten eingeschrumpften Laub an den 
getödteten Sprossen schwarzgrau zu sehen, aber er belaubte sich 
nach einigen Tagen (zwischen dem 20. und 25. Mai) von neuem. 

Zuerst öffneten sich jene Knospen, welche vorher schon da 
waren, die aber der Frost verschont hatte. Sie lieferten ganz 
kurze Sprosse mit dem Normalblatt; doch erschien dieses hin 
und wieder grösser als gewöhnlich; auch zeigte sich die Basis 
der Lamina mitunter mehr erweitert als sonst, beinahe herzförmig. 
Besonders dort, wo eine Verletzung durch ein Insect stattgefunden 
hatte, nahm die Entwicklung eine andere Formrichtung an: die 
Basis wurde breitherzförmig, der Umriss länglich, die 
 Buchtung trat zurück, indem nur sehr kurze, rudimentäre Loben 
in der Zahl 2— 6 jederseits erschienen. Mit einem Worte, das 
Blatt nähert sich dem Typus von 0. infectoria Oliv. (Q. Lusi- 
tanica DC.), einer zwar vielgestaltigen, im Ganzen aber durch 
die charakteristischen Dimensionen, nämlich länglich-elliptische 
Umrisse desBlattes, ausgezeichnete Gruppe des Eichengeschlechts. 

Nur selten begegnete ich einem ganz symmetrischen, voll- 
kommen ausgebildeten Blatte dieser Art. Gewöhnlich ist der 
vordere Theil verstümmelt; aber in dem Maasse als die Verletzung 
tiefeingreifend ist, erweitert sich bei gleichzeitigem Schwund des 
Vordertheils der Basistheil der Spreite zu einer herzförmigen 
Fläche auf langem, scharf abgesetztem Stiel. 

Der Frost hatte die in der Entfaltung begriffenen Sprosse in 
dem Stadium ihrer grössten Empfindlichkeit und Reizfähigkeit 
überrascht, und ich habe deutlich constatiren können, dass Ver- 
letzungen, wenn sie an dem Mittelnerv angebracht waren, den 
wirksamsten Impuls zu jener Formrichtung gaben, aus welcher 
die dem Infeetoriablatt so nahe stehende Form hervorgeht. 

Während des Sommers entstehen aus Adventivknospen 
unmittelbar unter den abgestorbenen Trieben neue Sprosse. Diese 
sind wegen der Form und Aufeinanderfolge der daran sich ent- 
wickelnden Blätter der eingehendsten Betrachtung werth. Zunächst 
sind es schmale, lineal-längliche Niederblätter am Grunde des 
Sprosses, die unsere Aufmerksamkeit mit Recht in Anspruch 
nehmen. Man findet sie in der Zahl 1 oder 2, selten mehr an 
demselben Sprosse. 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl, XCV. Bd. I. Abth. B) 


2 vV 
34 F. KraSan, 


Gewöhnlich ist das unterste sehr kurz gestielt, gegen die 
Basis allmählich verschmälert. Auffallend ist die grosse Zahl der 
ziemlich gleichmässig hervortretenden Secundärnerven (12—20), 
von denen die in der Mitte und gegen die Spitze des Blattes 
befindlichen meist unter nahezu rechten Winkeln abstehen. 
Häufig kommt ein Niederblatt vor, das unter Beibehaltung dieses 
Formtypus an der Spitze jederseits eine schwache Bucht besitzt. 
Oder es nimmt die Spreite gegen die Spitze rasch an Breite zu 
und gestaltet sich zu einer verkehrt-eiförmigen Fläche. In allen 
diesen Fällen ist die Textur des Blattes zart, membranös. 

Gelangt nicht eine oder die andere dieser Formen des 
Niederblattes an demselben Adventivsprosse zur Entwicklung, 
so erscheint dafür ein anderes Blatt, grösser und massiger als. 
die eben beschriebenen, an deren Stelle. 

Manches Niederblatt präsentirt den Übergang zu diesem 
Typus, der sich durch die länglich-elliptischen und länglich- 
lanzettlichen Umrisse, derbere Textur und stärker verzweigte, 
aber weniger gleichmässig hervortretende Secundärnerven aus- 
zeichnet. Nicht selten bemerken wir ein oder mehrere stumpfe 
Buchtenzähne jederseits oder nur auf einer Seite. Dieses Blatt 
nimmt mitunter beträchtliche Dimensionen an: ich habe Stücke 
zu sehen bekommen, deren Länge 11—13 Ctm. und deren Breite 
4 — 6 Ctm. betrug. | 

Auf das eben beschriebene Blatt folgt in der Regel ein 
verkehrt-eiförmiges, oft keilig gegen die Basis verengtes, vorn 
einfach gerundetes oder mit 1 bis 2 ungemein kurzen sehr 
stumpfen Loben versehenes, meist von derber, bisweilen lederiger | 
Struetur. Hin und wieder reicht die Buchtung vorn etwas tiefer, 
und das Blatt zeigt die Dreilappenform. 

Alle diese Blattformen sind von Prof. v. Ettingshausen 
an der nordamerikanischen Q. aguatica W.alt., welche von Florida 
und Arkansas bis Maryland verbreitet ist, nachgewiesen worden. 
Wenn man die Fig. 3—9, Taf. I; 2—5, Taf. II; 1, 7, Taf. II; 
1 — 3, Taf. IV! mit den ungebuchteten Formen des Blattes an 
unserem öfter erwähnten Baume vergleicht, so findet man fast 


ı Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. In diesen 
Schriften Bd. LXXXVIL, I. Abth., Märzheft 1883. 


Regressive Formerscheinungen bei Quere. sessiliflora. 35 


durchgehends eine überraschende Ähnlichkeit. Allerdings ist das 
Blatt der O. aquatica von zäherer Structur, das Adernetz ist eng- 
maschiger, der Stiel kürzer als bei den erwähnten Blättern des 
obigen Baumes; die Hauptformen oder Typen, soweit dieselben 
in den charakteristischen Umrissen begründet sind, kehren aber 
getreulich wieder. Man könnte sagen, unsere Eiche hätte sich bei 
der amerikanischen ein Muster genommen. ! 

Durch die zunehmende Zahl der Loben geht das stumpfe 
Dreilappenblatt nach oben in die Prinus-Form über. Für diesen 
Typus möchte ich eine solche Bezeichnung in Vorschlag bringen, 
weil sich dieselben Umrisse und dieselbe Buchtung am Blatt der 
Q. Prinus L., einer von Florida und Loüisiana bis Ohio und 
Missouri vorkommenden nordamerikanischen Eiche wiederfinden. 
Das Prinusblatt ist gegen die Basis keilig gespitzt, vorn jederseits 
mit 1 — 7 kurzen, gerundeten abstehenden Loben und stumpfen 
offenen Buchten versehen. 

Nun hört die Reihe der Übergangsformen plötzlich auf, denn 
an der Spitze des Sprosses stehen 1 — 4 kurzgestielte, verhält- 
nissmässig kleine Blätter von länglich-lanzettlichen oder verkehrt- 
eilanzettlichen Umrissen, gegen die Basis allmählich verengt, 
überhaupt nach unten mehr gespitzt als nach vorn. Bei diesen 
ist die Spreite jederseits in 3—8 längliche, spitze Loben zertheilt, 
deren Länge etwa dem dritten oder vierten Theile des Quer- 
durchmessers des Blattes gleichkommt. Ich nenne diesen Typus 
Pinnatifida-Form, weil derselbe mit dem Terminus fieder- 
spaltiges Blatt am besten gekennzeichnet ist, und weil letzteres 
auch als selbstständiges Blatt hin und wieder, nämlich bei 
Q. pedunculata var. pinnatifida, Q. sessiliflora var. pinnatifida ete., 
vorkommt. 

Keineswegs ist damit die Zahl der an demselben beob- 
achteten Blattformen erschöpft. Betrachtet man die im Wipfel 
gewachsenen Blätter genauer, so findet man darunter an den 
Adventivsprossen sehr zahlreich eine Schmalform vertreten, deren 
Lamina länglich oder länglich-lineal und am Grunde rasch 
zusammengezogen, mitunter gerundet ist, so dass der verhältniss- 

1 Diese Formähnlichkeit ist bei den unter gleichen Umständen sich 
entwickelnden Niederblättern des Sommertriebs der 0. peduneulata Ehrh. 


noch grösser, 
3% 


86 F. KraSan, 


mässig ziemlich lange Stiel ohne herablaufende Blattsubstanz 
plötzlich aus der Spreite entspringt. Hierdurch, sowie auch durch 
die zähe, derbe Struetur nähert sich dieses Blatt in unverkennbarer 
Weise der Phellos-Form, ohne mit ihr wirklich identisch zu sein, 
weil die Nervatur nicht ganz jener des Blattes von Q. Phellos L. 
entspricht. Durch Hinzutreten einzelner spitzer Loben und 
successive Vermehrung der Zahl derselben, wobei sich die Basis 
mehr und mehr verengt, ist der Übergang zur Pinnatifida-Form 
deutlich nachweisbar. | 

Im Sommeı d. J. beobachtete ich ähnliche Erscheinungen 
an Q. sessiliflora und Q. pedunculata bei Leibnitz. Weil aber dort 
wegen des etwas milderen Klimas die Vegetation am 8. Mai 
weiter vorgeschritten war, als bei Graz, so hatte der Frost die 
Eiche in einem Stadium der Laubentwicklung überrascht, in 
welchem sie sich minder empfindlich zeigte. Das Laub wurde 
‚meist nur an den Blattspitzen versengt und funetionirte der am 
Leben gebliebene Theil noch durch den ganzen Sommer. Es kam 
wohl hin und wieder zu Adventivsprossen, allein diese erschienen 
in viel geringerer Zahl als bei dem in Rede stehenden Baume, 
und sie hatten sich meist in den unteren Theilen der Pflanze in 
Form von Stockausschlägen entwickelt. 

Ich komme nun zu jenem Theil meiner Erörterung, wo ich 
mir die Frage vorlegen muss: Was hat das zu bedeuten? Wie 
finden diese wunderlichen Erscheinungen ihre Erklärung? 

Da glaube ich zunächst, dass Niemand ihren pathologischen 
Ursprung leugnen wird. Denn einerseits ist es die gewaltsame 
Unterbrechung und Störung des Entwicklungsganges der in Rede 
stehenden Organe, andererseits sind es die zum Theil wirklich 
deformirten Umrisse sehr vieler Blätter, also Missbildungen, 
welche eine solche Auffassung vollkommen rechtfertigen. Nichts- 
destoweniger liegt den fraglichen Formerscheinungen eine tiefere 
Bedeutung zu Grunde; denn wenn wir auch von den missbildeten 
Formen absehen, so ‚bleiben noch Tausende von Blättern da, 
denen eine vollkommene, oder nahezu vollkommene Symmetrie 
eigen ist, und deren Gestaltung auf einen gesetzmässigen Formen- 
trieb hinweist. 

Wo die Störung eine allzu tief eingreifende ist, da kommt es 
zu keinem stabilen typischen Gebilde, wo die Störung sehwächer 


s Regressive Formerscheinungen bei Quere. sessilifliora. 37 


war, zeigt sich Tendenz nach einer bestimmten Gestaltung, 
und wo die störende Ursache nicht mehr direct eingreift, kommen 
thatsächlich Formen zum Vorschein, welche durchaus den 
Charakter gesunder Organe an sich tragen. 

Aber dürfen wir diese Organe normal nennen? Wir können 
sie in Beziehung auf die Species des Baumes nicht normal nennen, 
weil sie nicht diejenige Form haben, welche der Q. sessiliflora 
entspricht. Sind sie nun nicht normal, aber dennoch symmetrisch 
und gesund, so fragt es sich, ob wir sie für zufällige, d. i. plan- 
lose Bildungen halten können, oder ob man sie vielmehr als den 
Ausdruck eines der Eiche innewohnenden, den Zeitverhältnissen 
entsprechenden Formtriebes anzusehen hat. 

Diese Frage lässt sich unter Benützung eines ausgiebigen 
Vergleichsmaterials mit befriedigender Klarheit und Entschieden- 
heit beantworten. 

Es wurde ja bereits darauf hingewiesen, dass die ganze 
Gestaltungsreihe am Adventivspross bis zum Fiederblatt hinauf 
mit den Formenkreisen der nordamerikanischen Q. aquatica und 
0. Prinus congruirt. Wenn sich also bei unserer Eiche unter den 
beschriebenen abnoimen Verhältnissen die Tendenz zeigt, Formen 
hervorzubringen, die an zwei weit verbreiteten amerikanischen 
Eichenarten beobachtet werden, so kann von einer Planlosigkeit 
bei den ungewöhnlich gestalteten, jedoch symmetrischen und 
gesunden Blättern der Adventivsprosse des mehrfach erwähnten 
Baumes kaum mehr die Rede sein. Auch die unverkennbar aus- 
gesprochene Neigung, an den Sprossen der ersteren Art (aus den 
vom Froste verschonten Knospen) unter gewissen Umständen, 
namentlich bei vorausgegangenen mechanischen Verletzungen 
des Primärnervs die Infectoria-Form zu erzeugen, harmonirt 
mit dieser Anschauung. 

Noch mehr: Prof. Unger hat in den Miocenschichten von 
Radoboj in Croatien und von Parschlug in Obersteiermark Blätter 
einer Eiche gefunden, welche mit dem verkehrt-eiförmigen, vorn 
ganz schwach gebuchteten Blatt der Aquatica-Form sowohl an 
der amerikanischen Art als auch an unserem obigen. Baum, ins- 
besondere wo es von derber, lederiger Textur ist, vollkommen 
übereinstimmen. Er nannte die Eiche, der sie angehörten, Q. 
tephrodes, und es hat sich später das Tephrodesblatt auch im 


38 F. KraSan, 


Tertiär der Wetterau und bei Öningen gefunden. Ich konnte mich 
selbst durch die Vergleichung obiger Formen mit Original- 
abdrücken der O. tephrodes Ung. von der Coincidenz derselben 
überzeugen. 

In den länglich-linealischen oder länglichen, am Grunde 
rasch zusammengezogenen oder gerundeten, ziemlich lang ge- 
stielten Blättern, welche im Wipfel des Baumes wuchsen, erblicken 
wir Anklänge an Q. Phellos, die in den Vereinigten Staaten Nord- 
amerikas heimische Eiche mit gleichförmig schmalem weiden- 
ähnlichem Blatt. Auch an den Niederblättern der Adventivsprosse 
der unteren Aste und selbst an denen der Stockausschläge ist 
nicht selten eine Annäherung an die Phellos-Form bemerkbar. 

Solche Blätter, wie sie uns so getreulich das Blatt der 
. tertiären Q. tephrodes Ung. ins Gedächtniss rufen, sind nicht etwa 
vereinzelte Erscheinungen an unserem Baume, nein; wir können 
sie zu Hunderten sehen. Ich habe nicht weniger als 2000 Stück 
meiner Sammlung beigelegt, und noch einmal so viel hätte man 
davon einsammeln können. | 

Die Anomalie ist hier also keineswegs als ein gesetzloses 
Spiel der Natur, sondern als eine durch die abnormen Umstände 
bedingte Wiederkehr einer schon dagewesenen Blattform zu 
betrachten, als eine Regression oder ein Zurückgreifen zur 
miocenen Q. tephrodes Ung., von der sich an der nordameri- 
kanischen Q. aquatica Walt. viel mehr bis auf den heutigen-Tag 
erhalten hat, als bei unserer Q. sessiliflora. Q. aquatica wäre 
demnach als eine stabile Species anzusehen. Sie hat es vom 
Miocen bis zum heutigen Tag, wie mir scheint, nicht weiter 
gebracht, als dass die Hochblätter jederseits ein oder zwei scharfe 
Lobenzähne bekonımen haben. 

Noch stabiler ist die Urform der Q. Phellos geblieben; denn 
die heutige Eiche dieses Namens weicht von ihrem Urbilde, der 
0. Daphnes Ung. (Parschlug) nur durch eine weniger derbe 
Textur und eine geringere Zahl von Secundärnerven ab. Ähnlich 
wären Q. chlorophylla Ung. und Q. elaena Ung., wenn sie sich 
überhaupt specifisch von der ersteren trennen lassen. In den 
wärmeren Theilen der Vereinigten Staaten lebt dieser Typus 
(in seinen Hochblättern verändert) fort als Q. vörens Ait. Bei 
dieser Art ist insofern ein Fortschritt wahrnehmbar, als die Hoch- 


Regressive Formerscheinungen bei Quere. sessiliflora. 39 


blätter verkehrt-eilänglich und deutlich gezähnt erscheinen, 
während die Niederblätter, welche die Hauptmasse des Laubes 
bilden, noch lineal-Jänglich und lederig-verdickt, also sehr 
substanzreich sind, wie in der Urzeit. 

Es scheint also, dass auch unsere Eiche in den buchtigen 
Blattformen ihre fortschrittlichen Elemente besitzt. Es sind nicht 
umsonst gerade diese Blätter weiter vorn am Sprosse gestellt 
und gewiss ist, möchte ich sagen, dem Umstande, dass gerade 
das am meisten zerschlitzte Blatt — die Pinnatifida-Form — just 
an der Spitze desselben steht, mit dieser Auffassung am besten 
in Einklang zu bringen. Ist aber letztere Form gleichsam die 
jüngste Schöpfung an dem Sprosse, so harmonirt damit voll- 
kommen auch der geologische Befund, indem nämlich das 
Pinnatifida-Blatt nicht über das Pliocen zurückreicht. ! 

Eine weitere wesentliche Stütze findet diese Anschauung in 
der Blattfolge an der Keimpflanze. Um mich in der Deutung der 
vorliegenden Erscheinungen besser orientiren zu können, habe 
ich mehrere Keimpflanzen der ®. sessiliflora und Q. pedunculata 
diesbezüglich untersucht, und wahrgenommen, dass die ersten 
(untersten) Blätter derselben dem Formenkreise der Q. aquatica, 
respective Q. tephrodes, angehören, denn sie sind fast sitzend, 
ungebuchtet, ganzrandig. Ihre Umrisse sind bald verkehrt- 
eilänglich, bald mehr lineal-länglich, sich an die Phellos-Form 
anschliessend. Erst die folgenden 1 oder 2 haben ein Paar 
schwache Zähne, und die obersten sind bald seicht- bald tief- 
gebuchtet. Weiter bringt es die Pflanze im ersten Jahre nicht. 

Diesem gleichsam embryonalen Formzustande entspricht 
auch der Befund an den Adventivsprossen und Stockausschlägen, 
die sich erst im Sommer entwickeln, an den älteren Pflanzen am 
meisten. 

Aber ich bin beim Studium der Keimpflanzen der beiden 
genannten Arten auf einen Umstand aufmerksam gemacht worden, 
der mir für die Erklärung der Regression von der grössten 


ı Das am Grunde gespitzte Pinnatifida-Blatt mit einfachen gespitzten 
Loben, wie es bei obiger Eiche vorkommt, ist meines Wissens bisher noch 
nicht fossil gefunden worden; dagegen kennt man ein anderes Schlitzblatt, 
nämlich jenes der Q. Farnetto Ten., aus der Periode des Elephas meridionalis 
in Südfrankreich (Gf. v. Saporta. Le monde des plantes, p. 350). 


40) F.Krasan, 


Wichtigkeit zu sein scheint. Ich habe nämlich wahrgenommen, 
dass diejenigen Pflänzchen, welche spät im Frühjahr, etwa erst 
gegen Ende Mai oder im Juni die Keimungsperiode abschliessen, 
in ihrer Formentfaltung viel weiter zurückbleiben als jene, 
welche schon anfangs Mai Stengel und Blätter getrieben haben. 
Im ersten Falle erhebt sich die Pflanze nicht über das echte 
Niederblatt, das oberste (jüngste) Blatt ist von der Prinus-Form. 
Im zweiten Falle erscheint die Lamina des obersten Blattes 
merklich tiefer gebuchtet und dasselbe unterscheidet sich vom 
normalen bei Q. sessiliflora nur darin, dass es fast ungestielt, von 
0. pedunculata aber nur darin, dass es am Grunde nicht aus- 
gebuchtet, sondern spitz zulaufend ist. Nie zeigen sich im ersten 
Jahre Anklänge an Q. infectoria. Beide Arten sind im ersten 
Jahre ihres Alters einander so ähnlich, dass es nicht möglich ist, 
sie von einander zu unterscheiden. Der Artunterschied tritt erst 
im späteren Alter auf. | 

Erinnert das nicht an die den Zoologen geläufige Vorstellung 
von den Beziehungen der Embryonalzustände eines Individuums 
zu den Phasen der Entwicklung, welche der Typus als Art oder 
Gattung in den aufeinander folgenden geologischen Perioden 
durchlaufen haben mochte? 

Um nun auf unseren Baum zurückzukommen, welche Vor- 
stellung wäre in Bezug auf die obigen Thatsachen der Beob- 
achtung die natürlichste und würde einen Fingerzeig geben, um 
von da an nicht planlos weiter zu forschen? Ich glaube diese: 

Der Baum ist als Typus infolge des abnormen (zweiten) 
Triebs in seine Formelemente aufgelöst worden. Unter diesen 
sind ältere und jüngere vertreten. Das älteste, einigermassen 
nachweisbare ist die Daphnes- oder Phellos-Form, das jüngste die 
Pinnatifida Form. In diesem Zustande der Decomposition zeigt 
uns der Baum gleichsam, was er einmal alles gewesen ist. Er ist 
in der unabsehbaren Folge von Generationen durch die Daphnes- 
Form in die Tephrodes-Form, von dieser in die Prinus-Form, von 
dieser in die Infeetoria-Form und schliesslich von der Infeetoria- 
Form in die gegenwärtige übergegangen. Sein Normalblatt ist 
eine Combination oder Resultirende aus dem Prinus-, Infectoria- 
und Pinnatifida-Typus. In demselben ist das Niederblatt nicht 
erkennbar, letzteres kommt aber zum Vorschein und tritt im 


Regressive Formerscheinungen bei Quere. sesstiliflora. 41 


‚grosser Zahl auf, wenn der Baum nicht mehr unter normalen 
Verhältnissen wachsen kann, namentlich wenn die Vegetation 
gewaltsam unterbrochen wurde, wie in unserem Falle. 

Da der zweite Trieb in eine Jahreszeit fällt, wo bereits eine 
beträchtlich höhere Temperatur auf die Assimilationsproducte 
einwirkt, so finden wir es begreiflich, wenn um diese Zeit jene 
seltsamen Blattformen auftreten, welche auf längst vergangene 
Durchgangsstadien des Eichentypus hinweisen, weil letztere auch 
nur bei höheren Temperaturen (wie sie im Miocen und früher 
herrschten) möglich waren. 


Fassen wir nun die Ergebnisse der vorliegenden Unter- 
suchung kurz zusammen. Vor Allem lässt es sich als sicher 
aussprechen: 

1. Dass die fraglichen Erscheinungen pathologischen Ur- 
sprungs sind. 

2. Dass der pathologische Zustand gewisse Formentriebe in 
Bewegung setzt, die im normalen (gesunden) Organismus 
zu ruhen scheinen. 

3. Dass diejenigen Gebilde, welche sich nach dem Gesetze 
der Symmetrie an den affieirten Ästen und Zweigen des 
Baumes entwickelt und bis zum Schluss gleichmässig ent- 
-faltet haben, nicht mehr pathologisch genanntwerden können. 
Als sehr wahrscheinlich dürfen wir es bezeichnen: 

1. Dass die durch den pathologischen Zustand wachgerufenen 
Formentriebe regressiver Natur sind, d. h. dass die Pflanze 
in der Continuität der vorausgegangenen Generationen der 
Vorzeit sich in diesen Bildungsriehtungen bewegte, und 
zwar in jenen geologischen Perioden, wo der Trieb bei 
ähnlich hohen Temperaturen erfolgte, wie gegenwärtig der 
Nachtrieb im Sommer. Nur das Schlitzblatt gehört der 
Gegenwart und Jüngsten Vergangenheit an; es ist das fort- 
schrittliche Formelement der Eiche. 

2. Dass Q. aquatiea Walt. in Nordamerika sich gegenwärtig 
ungefähr in demselben Formzustand befindet, wie unsere 
Q. sessiliflora in der Miocenzeit, als sie noch (die supponirte) 
Q. tephrodes Ung. war. 


42 F. KraSan, Regressive Formerscheinungen u. s. w, 


3. Dass wir durch das Studium solcher abnormer Zustände 
der Eichen allmählich auch zum Verständniss der Ent- 
wicklungsgeschichte anderer Arten und Gattungen von 
Lignosen gelangen können. ! 

Es erübrigt mir noch zum Schlusse, dem Herrn Prof. 
Dr. Const.Freiherrn v. Ettingshausen, k. k.Regierungsrath, für. 
die freundliche Unterstützung, die er mir beim Studium der vor- 
liegenden Frage vor allem dadurch angedeihen liess, dass er mir 
das reichhaltige Material seiner pbytopaläontologischen Samm- 
lung in liberalster Weise zu den nöthigen Vergleichungen zur 
Verfügung stellte, meinen tief gefühlten Dank auszusprechen. 
Zum verbindlichsten Danke bin ich auch dem Herrn Dr. Sigm. 
Aichhorn, Museumsvorstand hier am Joanneum, und dem Herrn 
Dr. Ed. Hatle, Adjuneten daselbst, verpflichtet, dafür, dass sie 
mir bei der Benützung der dortigen Petrefactensammlung freund- 
lichst an die Hand gingen. 


1 Von den entsprechenden Belegstücken (Naturobjecten) bin ich gern 
bereit, jedem Forscher, der sie zu sehen wünscht, 20 — 40 Stück portofrei 
zuzuschicken. Franz KraSan. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KALSERLICHEN ANADENIE DER VEISSENSCHAFTEN, 


MATNEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE GLASSE. 


XCV. Band. III. Heft. 
ERSTE ABTHEILUNG. 


Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, 
Geologie und Paläontologie. 


E. . 


VI. SITZUNG VOM 3. MÄRZ 1887. 


Der Vorsitzende gibt Nachricht von dem am 27. Februar 
d. J. erfolgten Ableben des correspondirenden Mitgliedes Herrn 
Prof. Dr. Leopold v. Pebalin Graz. 

Die anwesenden Mitglieder geben ihrem Beileide durch 
Erheben von den Sitzen Ausdruck. 

Der Secretär legt den eben erschienenen LI. Band der 
Denkschriften vor. 

Herr Direetor B. A. Gould in Cambridge (Mass.) dankt 
für seine Wahl zum ausländischen correspondirenden Mitgliede 
dieser Olasse. 

Herr B. G. Jenkins, Mitglied der königl. astronomischen 
Gesellschaft inLondon, übersendet eine Mittheilung über die Vor- 
herbestimmung des Wetters auf Grund einer vom Monde 
abhängigen 62jährigen Periode der Wiederkehr gleicher Witte- 
rungsverhältnisse. 

Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. E. Hach übersendet 
eine Arbeit von Herrn Dr. ©. Tumlirz in Prag: „Über die 
Fortpflanzung ebener Luftwellen endlicher Schwin- 
gungsweite*. 2 

Herr Dr. M. Löwit, Privatdocent und Assistent am Institute 
für experimentelle Pathologie der deutschen Universität in Prag, 
übersendet eine Abhandlung: „Über die Umwandlung der 
Erythroblasten in rothe Blutkörperchen. Ein Beitrag 
zur Lehre von der Blutbildung und der Anämie“. 


Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen 
vor: 
1. „Versuche über das Verhalten der Thiere gegen 
die Wärme“, IL, von Herrn Prof. Dr. V. Graber in Czer- 
nowitz. 


46 


2..„Die Magsna-Theorie“, von Herın Kar Haneise 
Antwerpen. 

3.,Die Qurven dritter und yiereen ng, welche 
durch die unendlich fernen Kreispunkte gehen“, 
von Herrn Prof. Em. Czuber in Brünn. | 

4. „Zum Normalenproblem der Ellipse“ 
Prof 0. Pelz in Graz. 

5. „Die Entwicklung der Exponentellen mit echt 
gebrochenen Exponenten in ein unendliches 
Produet“, von Herrn F. Rogel, Ingenieur und Assistent 
an der k. k. Staatsgewerbeschule zu Salzburg. 

6. „Über das algebraische Gebilde n-ter Stufe im 
Gebiete von (n+1) Grössen,“ von Herrn Dr. O. Bier- 
mann in Prag. 

7. „Über eine Strahlencongruenz beim Hyper- 
boloid“, von Herrn E. Waelsch, Assistent an der k. K. 
deutschen technischen Hochschule in Prag. 

8. „Die Entwicklung der Sporogone von Andreaea 
und Sphagnum“, von Herrn Dr. M. Waldner in Inns- 
bruck. 

9. „Über das speetroskopische Verhalten ‘des 
Blutes nach Aufnahme schädlicher Gase“, Mit- 
theilung aus dem pharmaceutischen Institute der Hoch- 
schule in Bern von Herrn G. Bider. 

10. „Über Leinölsäure“, Mittheilung behufs Wahrung der 
Priorität von Herrn K. Peters in Brünn. 


,‚ von Herrn 


Ferner legt der Secretär behufs Wahrung der Priorität 
vor: , 

Ein versiegeltes Schreiben von Herrn Alfred Ziegler, 
Chemiker in Pilsen, mit der Inhaltsangabe: „Grundzüge 
neuer Fabriksweisen von Bariumchlorid und Stron- 
tiumchlorid, der Carbonate von Amon, Natrium und 
Kalium, der Alkalihydrate, des Aluminiums, des 

Ferroaluminiums und des Natronsulfates“. 

Zwei versiegelte Schreiben von Herrn Alexander Kräsza, 
Heizhaus-Chef der Südbahn in Bares (Ungarn), das erste mit der 
Inhaltsangabe: „Neuartiger Schmiedeguss“, das zweite 


47 


mit der Inhaltsangabe „Talikmotor, ein neues Motor- 
System“. 

Das w. M. Herr Hofrath Dr. E. Ritter v. Brücke überreicht 
eine Abhandlung über die Frage: „Ist im Harn des Menschen 
freie Säure enthalten ?“ 

Das w. M. Herr Prof. Ad. Lieben überreicht eine von Prof. 
Radziszewski aus Lemberg zugesandte Abhandlung des Herrn 
Dr. J. Schramm: „Über den Einfluss des Lichtes auf 
gewisse chemische Reactionen“. 

Herr Guido R. v. Alth, Supplent an der k. k. Oberreal- 
schule im zweiten Bezirke Wiens, überreicht eine Abhandlung: 
„Uber die Reduction einer Gruppe Abel’scher Inte- 
grale“. 

Herr J. Liznar, Adjunct der k. k. Centralanstalt für Meteo- 
rologie und Erdmagnetismus, überreicht eine Abhandlung: 
„Uber die 26tägige Periode der erdmagnetischen 
Elemente in hohen magnetischen Breiten“, | 


48 


VII. SITZUNG VOM 10. MÄRZ 1887. 


Die Societe Ouralienne d’amateurs des sciences 
naturelles übermittelt das Programm für die wissen- 
schaftliche und industrielle Ausstellung von Sibirien 
und dem Ural zu Jekatherinenburg im Jahre 18837. 

Das w. M. Herr Prof. E. Hering übersendet eine Abhand- 
lung des Herrn Dr. Alois Maschek in Prag: „Über Nerven- 
ermüdung bei elektrischer Reizung“. 

Das ce. M. Herr Prof. L. Gegenbauer in Innsbruck über- 
sendet eine Abhandlung: „Über die Bessel’schen Func- 
tionen“. 

Herr Prof. Dr. Ph. Knoll in Prag übersendet eine Abhand- 
lung: „Beiträge zur Lehre von der Athmungsinner- 
vation“. (VII. Mittheilung). 

Der Secretär legt zwei eingesendete Abhandlungen von 
Herrn Anton P. Schott in Holletitz vor: 

1. „Das gegenseitige Verhältniss der Cubikzahlen“. 
2. „Hypothesen über die Entstehung unseres Pla- 
netensystems“. 

Die Direetion der k.k. Central-Anstalt für Meteoro- 
logie und Erdmagnetismus macht eine Mittheilung über die 
Zeit des Eintrittes des Erdbebens vom 23. Februar, dessen 
Centrum bekanntlich an der ligurischen Küste lag. 

Das w. M. Herr Director J. Hann überreicht eine Abhand- 
lung von Herrn Ladislaus Satke: „Über den täglichen 
Gang der Windgeschwindigkeit und derWindrichtung 
in Tarnopol“. 

Herr Adolf Meese in Wien übereicht eine Abhandlung 
unter dem Titel: „Die Verschiebbarkeit der geodäti- 
schen Dreiecke“. 


49 


VIH. SITZUNG VOM 17. MÄRZ 1887. 


Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. Ludwig Boltzmann 
in Graz übersendet eine Mittheilung: „Versuch einer theo- 
Beiischen Beschreibung der, won Prof... Albert 
v. Ettingshausen beobachteten Wirkung des Mas- 
netismus auf die galvanische Wärme“. 

Ferner übersendet Herr Prof. Boltzmann eine zweite 
Mittheilung des Herrn Prof. Albert von Ettingshausen „Über 
die neue polare Wirkung des Magnetismus auf die 
galvanische Wärme in gewissen Substanzen“. 


Das w. M. Herr Prof. v. Barth übersendet folgende drei 
Abhandlungen: 

1. „Studien über Reaetionen des Chinolins“ (I. Ab- 
handlung), von Herrn Prof. Dr. H. Weidel. 

2. „Untersuchungen über die Hanfölsäure“* (I. Ab- 
handlung), von Herrn K. Hazura. | 

3. „Über troeknende Ölsäuren“, von den Herren 
K. Hazura und A. Friedreich. 


Ferner übersendet Herr Prof. v. Barth folgende drei Ab- 
handlungen aus dem chemischen Laboratorium des Herrn Prof. 
Nencki in Bern: | 

1. „Über die Menge des bei der Spaltung des Hämo- 
globins in Eiweiss und Hämatin aufgenommenen 
Sauerstoffes“, von Herrn Max Lebensbaum. 

2. „Indol aus Dichloräther und Anilin“, von Herrn 
J. Berlinerblau. 

3. „Über die bei der Indolbildung aus Dichloräther 
und aromatischen Aminen entstehenden 
Zwischenproducte“, von den Herren J. Berlinerblau 
und H. Polikiev. 


Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 4 


50 


Ein Anonymus, gezeichnet mit den Initial-Buchstaben 
4A. P., ddo. Wien 15. März 1. J., übersendet eine Mittheilung 
unter dem Titel: „Ein Beitrag zur Lösung des Flug- 
problems“. 

Das w. M. Herr Prof. Ad. Lieben überreicht eine in seinem 
Laboratorium von Herrn Dr. G. A. Raupenstrauch ausge- 
führte Arbeit: „Uber Condensation des Normal-Butyr- 
aldehydes“. . 

Herr Gottlieb Marktanner- Turneretscher in Wien 
überreicht eine Abhandlung unter dem Titel: „Photometrische 
: Versuche über die Lichtempfindlichkeit verschie- 
dener Silberverbindungen“. 


51 


IX. SITZUNG VOM 31. MÄRZ 1887. 


| Der Secretär legt Dankschreiben für die Betheilung 

mit den von der kaiserlichen Akademie herausgegebenen Publi- 
cationen über die österreichische Polarstation Jan Mayen 
vor, und zwar von Sr. Excellenz dem königl.-ungar. Minister- 
präsidenten Herrn Koloman Tisza von Borosjenö und von 
St. Excellenz dem königl.-ungar. Gouverneur von Fiume Herrn 
Grafen August Zichy von Väsonykeö. 


Se. Excellenz der Herr Reichs-Finanz-Minister 
spricht seine Bereitwilligkeit aus, die von dem Director der k. k. 
nautischen Schule in Lussin piecolo, Herrn Eugen Geleich, mit 
Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 
beabsichtigte Bereisung von Bosnien und der Herzegowina zum 
Zwecke erdmagnetischer Untersuchungen durch die 
Behörden und öffentlichen Organe dieser Länder in thunlichster 
Weise fördern lassen zu wollen und übermittelt gleichzeitig eine 
zu Handen des Herrn Geleich ausgefertigte offene Ordre des 
k. und k. Reichs-Finanz-Ministeriums. | 


Das Harvard College Observatory in Cambridge, 
Mass., U. S. A., macht die Mittheilung, dass der dort verstorbene 
Mr. Uriah A. Boyden diesem Institute eine Summe von 
230.000 Dollars (Boyden-Fund) gewidmet habe, und zwar zum 
Zwecke der Errichtung eines so hochgelegenen astronomischen 
Observatoriums, dass dasselbe den atmosphärischen Einflüssen 
gewöhnlicher Observatorien nicht ausgesetzt ist. Zugleich ersucht 
das genannte Institut die kaiserliche Akademie um gefällige Mit- 
theilung solcher Informationen, welche für die Lösung dicser 


Aufgabe nützlich sein könnten. 
4* 


52 


Das w. M. Herr Prof. v. Barth übersendet eine Arbeit: 
„Zur Kenntniss der Oxydationsproducte des Pya- 
Pya-Dichinolyls“, welche von den Herren Prof. Dr. H.Weidel 
und Dr. Jul. Wilhelm ausgeführt wurde. 

Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. E.Mach in Prag über- 
sendet eine Arbeit des Herrn H. Luggin: „Eine einfache 
Methode zur Vergleichung magnetischer Felder“. 


Ferner übersendet Herr Prof. Mach eine im physikalischen 
Institute der deutschen Universität zu Prag ausgeführte Arbeit 
des Assistenten Herrn @. Jaumann: „Über ein Schutzring- 
elektrometer mit continuirlicher Ablesung“. 


Das w. M. Herr Professor E. Weyr übersendet eine Ab- 
handlung von Herrn Regierungsrath Professor Dr. F. Mertens 
in Graz: „Über invariante Gebilde ternärer Formen“. 

Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. L. Boltzmann 
übersendet eine Abhandlung des Herrn Prof. Albert von Ettings- 
hausen in Graz: „Die Widerstandsveränderungen von 
Wismuth, Antimon und Tellur im magnetischen 
Felder, 

Ferner übersendet Herr Prof. Boltzmann eine Abhandlung 
des Herrn Dr. Franz Streintz in Graz: „Experimental- 
Untersuchung über die galvanische Polarisation“. D. 

Das w. M. Herr Prof. J. Loschmidt übersendet eine im 
physikalisch-chemischen Laboratorium der k. k. Universität in 
Wien ausgeführte Arbeit von Herrn Julius Miesler, betitelt: 
„Die elektromotorischen Verdünnungsconstanten von 
Silber- und Kupfersalzen“. 

Das ce. M. Herr Prof. V. v. Ebner in Graz übersendet eine 
Abhandlung: „Über den feineren Bau der Skelettheile 
der Kalkschwämme, nebst Bemerkungen über Kalk- 
skelete überhaupt“. 

: Das e. M. Herr Professor L. Gegenbauer in Innsbruck 
übersendet folgende drei Abhandlungen: 
1. „Über ein arithmetisches Theorem des Herrn 

J. Lionville“. 

2. „Über Consequenzen“. 
wor „Über Zahlensysteme“. 


53 


Herr Prof. Dr. J. Horbaczewski in Prag übersendet eine 
Abhandlung: „Uber eine neue Synthese und die Con- 
stitution der Harnsäure“. 


Der Secretär legt eine von Herrn R. Brabbe&e in Penzing 
eingesendete Mittheilung über die Regeln und Formeln 
der Potenzlehre vor. 


Das w. M. Herr Pröf. v. Lang überreicht eine Abhandlung 
des c. M. Herrn Prof. Franz Exner, betitelt: „Zur Contact- 
theorie“. 

Ferner überreicht Herr Prof. v. Lang eine Abhandlung von 
Herrn Dr. E. Lecher, Docent an der k. k. Universität in Wien: 
„Uber Edlund’s Disjunetionsströme“. 

Das w. M. Herr Director E. Weiss überreicht eine Abhand- 
lung von Herrn Prof. Dr. O. Stolz in Innsbruck: „Über die 
Lambert’sche Reihe“. 

Herr Dr. R. v. Wettstein in Wien überreicht eine Ab- 
handlung unter dem Titel: „Monographie der Gattung 
Edrajanthus“. | 


Herr Wilhelm Peukert, Ingenieur am elektrotechnischen 
Institut der k. k. technischen Hochschule in Wien, überreicht 
eine Abhandlung: „Über die Erklärung des Waltenhofen’- 
schen Phänomens der anomalen Magnetisirung“. 

Herr Dr. J. v. Hepperger, Privatdocent an der k. k. Uni- 
versität in Wien, überreicht eine Abhandlung: „Bahnbestim- 
mung des Kometen 1846 IV (De-Vico)“. 

Herr Dr. Karl Fritsch überreicht eine im pflanzenphysio- 
logischen Institute der k. k. Universität zu Wien ausgeführte 
Arbeit unter dem Titel: „Anatomisch-systematische Stu- 
dien über die Gattung Rubus“. 


Belbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht 
zugekommene Periodica sind eingelangt: 


Brüch, J. A., Projeet einer neuen Berechnungsart der Flächen- 
inhalte zum Zwecke der Grundbesteuerung. Wien, 1887; 8°. 

Claus, C., Die Platysceliden. (Mit 26 lithogr. Tafeln). 
Wien, A. Hölder, 1837; 4°. 


54 


Duval, E., De l’intervention du medeein dans les Applications 
hydrotherapiques. Paris, 1887; 8°. 

Katzerowsky, W., Die meteorologischen Aufzeichnungen des 
Leitmeritzer Rathsverwandten Anton Gottfried Sehmidt aus 
den Jahren 1500—1761; ferner des Leitmeritzer Stadt- 
schreibers aus den Jahren 1564—1607. Beiträge zur Me- 
teorologie Böhmens. Prag, 1886 und 1887; 8°, 

Loewenberg, B., Contribution au traitement du coryza chro- 
nique simple. Paris, 1831; 8°. 

Voyage of H. M. S. Challenger 1873—76. Report on the 
scientifie results. Botany — Vol. II; Zoology — Vol. XIV. 
London, 1886; 4°. 


DD 


Über den feineren Bau der Skelettheile der Kalk- 
schwämme nebst Bemerkungen über Kalkskelete 
überhaupt. 


Von dem ce. M. Prof. Y. v. Ebner in Graz. 


(Mit 4 Tafeln.) 


I. Einleitung. 


Nach Abschluss der Untersuchungen über die Ursachen der _ 
Anisotropie organisirter Substanzen ! interessirte mich die Frage, 
welchen Einfluss die Natur des Materiales auf die doppelbrechen- 
den Eigenschaften der Gewebe ausübe. Sehr geeignete Objecte 
für derartige Studien schienen die Spongien zu sein, bei welchen 
bekanntlich bald eine eigenthümliche organische Substanz, das 
sogenannte Spongin (Hornschwämme), bald colloidale Kiesel- 
säure (Kieselschwämme), bald endlich kohlensaurer Kalk (Kalk- 
schwämme) als hauptsächliches Skeletmaterial verwendet wird. 
Ich fühlte mich zu derartigen Untersuchungen um so mehr 
ermuthigt, als mein verehrter Freund und früherer College Prof. 
Franz Eilb. Schulze mir mit grösster Zuvorkommenheit syste- 
matisch bestimmtes Material, zum Theil in fertigen Präparaten 
zur Verfügung stellte. Die Untersuchung der Horn- und Kiesel- 
schwämme ergab im Allgemeinen ein Resultat, wie es von vorn- 
herein zu erwarten war. Die Hornschwämme, von welchen 
Euspongia zimocca, Cacospongia cavernosa, C. scalaris und Dar- 
winella aurea untersucht wurden, zeigten deutliche Doppel- 
brechung, welche sich kurz damit charakterisiren lässt, dass 
überall die kürzeste Axe des Elastieitätsellipsoides — im Sinne 


1 Leipzig, bei W. Engelmann, 1882. 


56  W.vw. Ebner, 


Nägeli’s— senkrechtzur Oberfläche der Skelettheile, beziehungs- 
weise der Schichten derselben, orientirt ist. 

In der Regel scheinen die Hornskelete optisch zweiaxig zu 
sein, nur die sechsstrahligen Sterne von Darwinella aurea sind 
vielleicht negativ einaxig. 

Vom Standpunkte der Spannungshypothese ergäbe sich, dass 
bei der Bildung der Hornskelete ein Druck senkrecht zur Ober- 
fläche der Skelettheile vorherrscht, was mit dem geschichteten 
Baue und der successiven Auflagerung von Substanz durch die 
Spongoblasten- nach Art einer Cuticularbildung wohl vereinbar 
ist.! Dabei wird die Voraussetzung gemacht, dass die Horn- 
substanz bei ihrer Bildung durch Druck optisch negativ, durch 
Zug optisch positiv doppelbrechend in Beziehung auf die Due 
oder Zugaxe werde, eine Annahme die ja sehr wahrscheinlich 
ist, da nur ganz wenige Substanzen bekannt sind, welche eine 
Ausnahme von dieser Regel bilden. 

Von den Kieselskeleten ist seit Ehrenberg’s Untersuchun- 
gen bekannt, dass sie im Allgemeinen keine deutlichen Er- 
scheinungen von Doppelbrechung zeigen. 

Nach Max Schultze* bricht aber die organische Substanz 
der Hyalonemen, welche er sich schichtweise zwischen der 
' unorganischen Substanz eingelagert denkt, das Licht doppelt, 
und zwar so, wie ein Hohleylinder, der von aussen gedrückt 
wird. | 

Bei der Mehrzahl der von mir untersuchten Kieselschwämme 
konnte ich keine merkliche Doppelbrechung finden, so bei: Pla- 
kina marginata, Reniera aquaeductus, Geodia conchilega O. S., @. 
placenta O.S., Suberites flavus Lieberk., Tethya lyncurium 
Lbk., Caminus vulcani OÖ. S. und Dactylocalyx callocyathus O. S.; 
nur bei Spongelia avara und einer Species Farrea mit dicken 
deutlich geschichteten Skeletbalken war eine sicher nachweis- 
bare schwache Doppelbrechung vorhanden, deren Charakter mit 
jenem der Hornschwämme übereinstimmt. Im Ganzen ergab sich 
also, dass die Hornschwammskelete deutlich doppelbrechend 


1 Vergl. hierüber: F.E. Schulze, Untersuchungen über den Bau und 
die Entwicklung der Spongien, VII. Mittheilung. Zeitschr. f. wiss. Zool., 
XXXM. Bd., S. 635. 

2 Die Hyalneman‘ Bonn 1860, S. 18. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 57 


sind, die Kieselschwammskelete schwach oder gar nicht, dass 
aber bei beiden — wenn Doppelbrechung erkennbar wird — die- 
selbe durch eine Druckspannung senkrecht zur Oberfläche sich 
erklären lässt. Ferner müsste man annehmen, dass die colloidale 
Kieselsäure gegen Spannungen viel weniger optisch reagirt, als 
das sogenannte Spongin. Ich erwartete nun auch bei den Kalk- 
schwämmen die Doppelbrechung in analoger Weise zu finden, das 
heisst so, dass die kürzeste optische Elastieitätsaxe überall senk- 
recht zur Oberfläche der Nadeln orientirt wäre und war nicht 
wenig: überrascht, statt dessen in allen Kalkspieulis, mochten 
dieselben was immer für Formen haben, eine durchaus parallele 
Lagerung der optischen Elastieitätsaxen zu finden, indem jede 
Kalknadel sich so verhielt, als wäre sie aus einem einzigen 
Kalkspathindividuum herausgeschnitten. Diese anfangs ver- 
blüffende Thatsache forderte zu sorgfältiger Untersuchung heraus, 
und da der Gedanke nahe lag, es handle sich in der That um eine 
Kıystallbildung, so legte ich zunächst die Kalkschwämme bei 
Seite, um das Verhalten des Kalkspathes und des Aragonites, ins- 
' besondere gegen Ätzmittel, eingehender zu studiren.! 

Während ich mit diesen Arbeiten beschäftigt war, erschien 
eine wichtige Abhandlung von Sollas, * deren wesentliches 
Ergebniss sich kurz dahin aussprechen lässt, dass die Spieulae 
der Kalkschwämme nicht aus Aragonit, sondern aus Kalkspath 
bestehen, dem etwas organische Substanz beigemischt ist. 

Die von Sollas gewonnenen Resultate decken sich zum 
Theile, insbesondere was die optische Untersuchung anbelangt, 
mit den im Folgenden mitzutheilenden Beobachtungen. Die 
‘ Vorstellungen jedoch, die Sollas über die innere Structur der 
Nadeln gewonnen hat, sind in manchen Einzelheiten nicht auf- 
recht zu erhalten. Eine zusammenhängende Darstellung der Mit- 
theilungen von Sollas dürfte nicht nothwendig sein, da dieselben 
bei den einzelnen zu erörternden Fragen Berücksichtigung finden 
werden. 


1 Diese Ber. Bd. LXXXIX, S. 368 und Bd. XCI, S. 760. 

2 On the physical characters of. calcareous and siliceous sponge. 
spicules and other structures. Scientif. proceedings of the Royal Dublin Soc. 
Vol. IV (N. S.) 1885, S. 374. 


58 ha V.v. Ebner, 


Dagegen dürften einige Worte über die Formverhältnisse 
der Skelettheile der Kalkschwämme zum besseren Verständnisse 
des optischen Verhaltens und der Ätzversuche von Nutzen sein. 
Haeckel! berücksichtigt bei seiner Eintheilung der drei- und 
vierstrahligen Nadeln in reguläre, sagittale und irreguläre 
. vorzüglich das Verhalten der Winkel und die Länge der 
Schenkel der Strahlen, legt aber im Ganzen bei den Dreistrahlern 
wenig Gewicht auf das Verhalten der Ebenen, in welchen 
je zwei Strahlen liegen. Zwar hebt er hervor, dass nur bei ganz 
regulären Dreistrahlern mit gleichen Schenkeln und gleichen 
Winkeln auch alle drei Schenkel in einer Ebene liegen, während 
in der Regel die Schenkel, wie die Kanten einer dreiseitigen 
Pyramide sich verhalten. Haeckel erwähnt, dass bei dieser 
Flächendifferenzirung stets die Spitze der Pyramide nach der 
Dermalseite, die Basis aber gegen die Gastral-, respective Canal- 
seite gewendet sei. Da nun Haeckel Winkelangaben ohne 
Berücksichtigung der Flächendifferenzirung macht, so beziehen 
sich dieselben offenbar auf die Projectionswinkel, welche die drei 
Strahlen bilden, wenn ihre Spitzen auf dem Objectträger des 
Mikroskopes als Basis aufruhen. Es ist klar, dass diese Art Mes- 
sung nicht die Winkel angibt, welche je zwei Strahlen mit ein- 
ander bilden, und dass ferner die Projectionswinkel sich bei 
ungleicher Länge der Strahlen als verschieden ergeben müssen, 
selbst wenn die Winkel,. welche je zwei Strahlen unter sich 
bilden, einander gleich wären. Um nun diese bei starker Flächen- 
differenzirung der Dreistrahler bedeutende Ungenauigkeit zu ver- 
meiden, wären stets die Winkel zu messen, welche je zwei 
Strahlen in der ihnen allein gemeinsamen Ebene bilden, und es 
wären demgemäss bei sagittalen Dreistrahlern, wie ein solcher 
in Fig. 1 in perspectivischer Seitenansicht abgebildet ist, die 
Winkel «db und adc die wahren Lateralwinkel und der 
Winkel d de der wahre Oralwinkel (wenn ad den Basalstrahl, 
db und dc aber die Lateralstrahlen darstellen). Man sieht 
leicht ein, dass man zur direeten Bestimmung dieser Winkel 
den Dreistrahler nacheinander in drei verschiedene Lagen bringen 
' muss, in welchen je zwei Strahlen in der Ebene des Object- 


1 Die Kalkschwämme. Eine Monographie. 3 Bde, Berlin (Reimer) 1872. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 59 


trägers liegen; dass dagegen die Bestimmung der oralen und 
lateralen Projectionswinkel, wenn derDreistrahler mit den Spitzen 
abc auf dem Objectträger ruht, zu keiner Kenntniss der wahren 
Winkel führen kann. 

Wenn im Folgenden einfach von Lateral- und Oralwinkeln 
die Rede ist, so sind immer die wahren Winkel gemeint. Kolossale 
Dreistrahler — wie z. B. jene von Leucaltis solida, an welchen 
ich die meisten Untersuchungen machte — kann man leicht unter 
dem Präparirmikroskope successive auf die drei Flächen (adb, 
bdc,adc) zur Winkelbestimmung legen. Bei den kleinen Drei- 
strahlern ist man dagegen auf den Zufall, oder auf methodisch 
geführte Schnitte angewiesen, um die wahren Winkel, ‘welche 
‘zwei Strahlen in deren gemeinsamer Ebene bilden, zu ermitteln. 
Isolirte Dreistrahler legen sich in überwiegender Zahl stets so, 
. dass sie mit den Spitzen der Strahlen auf dem Objectträger ruhen, 
wenn das Präparat zur Ruhe kommt. Diese Lage soll im Folgen- 
den mit Haeckel als Faciallage bezeichnet werden und die ihr 
entsprechenden Projectionswinkel — welche also von den wahren 
Oral- und Lateralwinkeln bei einigermassen ausgesprochener 
Flächendifferenzirung verschieden sind — als faciale Winkel. 
Wichtig ist ferner die Unterscheidung der Dermal- und Canalseite 
eines Dreistrahlers und — namentlich bei den Atzversuchen — 
die betreffende Seite der einzelnen Strahlen. Mehrfach ist im 
Folgenden gleichbedeutend mit Dermalseite: convexe Seite und 
gleichbedeutend mit Canalseite: concave Seite des Dreistrahlers, 
beziehungsweise des Strahles gebraucht. Bei den Vierstrahlern 
kann man ähnliche Betrachtungen anstellen, indessen -ist bei 
diesen die Flächendifferenzirung der facjialen Schenkel meistens 
eine geringe. 

Was die Stabnadeln betrifft, soll hier nur ein Punkt berührt 
werden, den Sollas vor Allem für diese, aber auch für die Drei- 
und Vierstrahler in Frage stellt: Ob nämlich der Querschnitt der- 
selben kreisrund oder aber elliptisch oder überhaupt nicht kreis- 
förmig ist. Sollas scheint das Vorkommen von Nadeln mit nicht 
kreisrundem Querschnitte als ein häufiges zu halten, was jedoch 
nicht derFall ist. Der Ausspruch Haeckel’s, dass die Kalknadeln 
in der Regel eylindrisch, spindelförmig oder konisch, selten aber 
abgeplattet sind, ist gewiss riehtig; es wird dies auch durch die 


60 .V.w. Ebner, 


zahlreichen Querschnitte bestätigt, welche Pol&jaeff! abgebildet 
hat. Wenn Sollas sich auf geätzte Stabnadeln beruft, welche in 
der That eine mehr rhomboidale Querschnittsform zeigen können, 
so hat dies mit der normalen Form der Nadel direet nichts zu 
thun. Ausnahmsweise kommen allerdings stark abgeplattete, fast 
bandförmige Nadeln vor. Unter den von mir untersuchten Objeeten 
zeigten insbesondere die Apicalstrahlen der gastralen Vierstrahler 
und die feinen Nadeln im Distalkonus der Radialtuben von 
Sycandra (Dunstervillia) elegans eine exquisite Abplattung. (Vergl. 
Fig. 12 und 4, Taf. I.) 

Was die zur Untersuchung verwendeten Kalkschwämme an- 
belangt, so stammen dieselben grösstentheils aus dem adriatischen 
Meere. Ich zähle dieselben mit den Namen auf, welche Haeckel 
in seinem natürlichen System angewendet hat, obwohl die Syste- 
matik der Kalkschwämme seit dem Erscheinen von Haeckel’s 
Monographie wesentliche und begründete Veränderungen erfahren 
hat. Allein da es sich hier nur um die Skeletstructur handelt und 
Haeckel’s System der Gattungen gerade auf das Skelet gegründet 
ist und ausserdem seine Diagnosen und Abbildungen eine sichere 
Bestimmung ermöglichen, so glaube ich der Haeckel’schen 
Artbezeichnungen in seinem natürlichen Systeme mich bedienen 
zu dürfen, Die untersuchten Arten umfassen 14 Repräsentanten 
aus den drei Familien der Kalkschwämme. 

1. Asconen. Ascetta Clathrus, A. sagittaria, Ascaltis cere- 
brum, A. Gegenbaueri, Ascandra falcata, A. variabilis. | 

2. Leuconen. Leucaltis solida, Leucandra aleicornis,* L. 
aspera. | 

4. Syconen. Sycortis quadrangulata, Sycandra raphanus, 
S. elegans, S. Schmidtü, S. Bucchichit n. sp.? 


1 Report on the Calcarea. The Zoology of the Voyage of H.M. S. 
Challenger. Vol. VIII, Part. XXIV (1883). 

2 Diese Art fand sich in drei Exemplaren unter einer grösseren Partie 
von Kalkschwämmen, welche Herr Gregorio Bucchich inLesina mir gütigst 
überliess. L. aleicornis war bisher aus der Adria nicht bekannt. Prof. F. E. 
Schulze hatte die Gefälligkeit die Art zu bestimmen. 

3 Diese neue Art wird demnächst als Amphoriscus Bucchichü in 
Spengel’s zoologischen Jahrbüchern kurz beschrieben werden. Sie ist der 
Syeilla chrysalis H. nahe verwandt, unterscheidet sich aber von derselben 


Skelettheile der me | 61 


I. Optisches Verhalten der Nadeln. Axenkreuz, Brechungs- 
quotienten, Untersuchung mit Einem Nicol. 


Es wurde bereits in der Einleitung bemerkt, dass sich die 
Spieulae der Kalkschwämme optisch wie einheitliche Krystalle 
verhalten, gleichgiltig, ob es sich um Stabnadeln, Drei- oder Vier- 
strahler handelt. | 

Folgende Thatsachen beweisen dies. Bringt man eine belie- 
bige Nadel unter das Mikroskop zwischen gekreuzte Nicols und 
dreht man dieselbe durch alle Azimuthe, so erscheint sie bei vier 
Stellungen schwarz, bei vier Stellungen aber im Maximum hell, je 
nach der Dicke in mehr weniger hohen Farben bis zum gleich- 
mässigen Weiss, wie es bei etwas beträchtlicheren Dicken der 
Substanz immer auftritt. Die Nadeln sind also stark doppel- 
brechend und ausserdem sind die beiden Schwingungsrichtungen 
durch die ganze Nadel hindurch wie in einem Krystall gleich- 
gerichtet, denn sonst könnte man nicht stets vier Stellungen 
finden, bei welchen die Nadeln absolut schwarz wie das Gesichts- 
feld erscheinen, wobei zunächst abgesehen wird von jener 
Orientirung der Spiceulae, bei welcher die optische Axe der 
Nadeln senkrecht zum Objectträger steht. Ferner muss bemerkt 
werden, dass es nothwendig ist, um sich von dem absoluten Licht- 
ausfall in vier von einander um 90° verschiedenen Stellungen zu 
überzeugen, die Untersuchung in stark lichtbrechenden Flüssig- 
keiten, am besten Monobromnaphthalin oder auch Nelkenöl, 
Dammarlack etc. vorzunehmen, weil sonst die Reflexe an den stets 
gekrümmten Oberflächen zu Depolarisirungen an den Rändern 
und dadurch zu Täuschungen Anlass geben können. Um nun 
den Charakter der Doppelbrechung zu bestimmen — ob ein- 
oder zweiaxig, ob positiv oder negativ — bedient man sich in 
diesem Falle am besten der Untersuchung im convergenten Lichte, 
um das Axenbild aufzufinden. 

Bei mehreren Asconen gibt es reguläre Drei- und Vier- 
strahler, deren optische Axe senkrecht steht auf der Facialebene, 
in welche sich die mit Hilfe von kurzer Maceration in Kali- oder 
Natronlauge isolirten Gebilde, wenn sie in einen Tropfen Flüssig- 


sofort durch die Existenz subgastraler Dreistrahler. Sie wurde von Herım 
G.Buechich im Canale von Lesina gefunden. 


62 Vev.DDbner, 


keit gebracht werden, meist von selbst legen. Derartige Drei- und 
Vierstrabler findet man z. B. bei Ascaltis Gegenbaueri und Ascaltis 
Cerebrum. Zur Untersuchung bediente ich mich eines Systems 
von Convergenzlinsen, welches Reichert in Wien für den Polari- 
sator eines Zeiss’schen Mikroskopes angefertigt hatte. Ausser 
diesem, wie ein Condensor über dem Polarisator angebrachten 
Linsensysteme— statt dessen im Nothfalle ein gewöhnlicher Con- 
densor verwendet werden kann — braucht man zur Untersuchung 
des Axenbildes nur noch einNicol, das für sich allein, ohne Ocular, 
als Analysator verwendet werden kann. Die Untersuchung wird 
nun folgendermassen vorgenommen. 

Man sucht zunächst, nachdem man ein mittelstarkes Objectiv 
angeschraubt hat — etwa System Z von Zeiss — einen isolirt 
liegenden Drei- oder Vierstrahler auf und stellt denselben mög- 
lichst genau in die Mitte des Gesichtsfeldes. Hierauf nimmt man 
das Ocular fort und bringt statt desselben das analysirende Nicol 
auf den Tubus und stellt dessen Polarisationsebene senkrecht zu 
der des Polarisators und erblickt nun ein schwarzes Kreuz, 
zwischen dessen Armen vier helle Quadranten zu sehen sind. 
Von isochromatischen Ringsystemen bemerkt man bei Ascaltis 
Cerebrum und den Dreistrahlern von Ascaltis Gegenbaueri nichts, 
weil diese Gebilde zu dünn sind, dagegen kann man an den 
etwas dickeren Vierstrahlern von Ascaltis Gegenbaueri bereits 
das erste Ringsystem in der Farbenfolge, wie sie der Kalkspath 
zeigt, sehen. Dass das Kreuz das Axenkreuz eines einaxigen 
Kıystalles ist, davon überzeugt man sich, indem man über dem 
feststehenden Polarisator und während man das analysirende 
Nicol festhält,' den Objecttisch des Mikroskopes um seine Axe 
dreht, wobei das Kreuz stets unverändert stehen hleibt zum 
Beweise, dass es nicht etwa einer zweiaxigen Substanz angehört. 
Mit Hilfe einer Viertel-Undulations-Glimmerplatte kann man 
ferner ohne Schwierigkeit den negativen Charakter des Axen- 
kreuzesfeststellen. Istes auf diesem Wege verhältnissmässig leicht, 


ı Ein drehbarer Objeettisch mit feststehendem Polarisator ist zu 
solchen Untersuchungen nach meiner Erfahrung besser, als die gewöhnlich 
sehr unvollkommene Einrichtung drehbarer Ringe, auf welche die Objeete 
aufgelegt werden, wobei die Centrirung während des Drehens fortwährend 
Schwierigkeiten macht. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 63 


sich zu überzeugen, dass die genannten Objecte optisch negativ 
einaxig sind, wie der Kalkspath, so macht dies bei anderen 
Objeeten, bei welchen die optische Axe nur mit grosser Mühe 
oder gar nicht vertical gestellt werden kann, grössere Schwierig- 
keiten. 

Es war jedoch möglich, an Skelettheilen aller untersuchten 
Arten das Axenkreuz zu sehen, wenn es auch nicht immer mit 
seiner Mitte in das Centrum des Gesichtsfeldes gebracht werden 
konnte, das heisst wenn es auch nicht immer gelang, die optische 
Axe genau vertical zu stellen. Da jedoch der benützte Convergenz- 
apparat mit System E von Zeiss noch das Axenbild deutlich, 
obwohl nahe dem Rande des Gesichtsfeldes zeigt, wenn die 
optische Axe 30° gegen die Verticale geneigt ist, so war eine 
völlige Verticalstellung der Axe durchaus nicht nothwendig. 

An diekeren Objeeten, so an den kolossalen Dreistrahlern 
von Leucaltis solida, an den kolossalen Stabnadeln von Leucandra 
aspera und alcicornis kann man bei entsprechender Stellung nebst 
dem Axenkreuze auch die ganze Reihe isochromatischer Ringe, 
genau wie am Kalkspathe sehen. Wenn nun demgemäss feststeht, 
dass jede Kalkschwammnadel, wie ein einheitlicher negativ ein- 
axiger Krystall sich verhält, so muss doch noch auf einige Unvoll- 
kommenheiten der Kreuze hingewiesen werden, welche sie in 
Folge der Krümmungen und Unebenheiten der Oberflächen der 
Skelettheile erleiden. Verzerrungen entstehen z. B., wenn man bei 
Vierstrablern von Ascaltis Gegenbaueri gerade auf den vertical 
. stehenden Apicalstrahl einstellt, ferner bei den Dreistrahlern von 
Leucaltis solida, bei welchen man den Basalstrahl abbrechen 
muss, um die beiden Lateralstrahlen zur Beobachtung des Axen- 
kreuzes horizontal stellen zu können. Stellt man nun mit einem 
schwachen System, z. B. B Zeiss auf die Bruchfläche des Basal- 
strahles ein, so kann man mitunter starke Verzerrungen des 
Axenkreuzes sehen, die jedoch viel weniger merklich werden, 
oder auch ganz verschwinden, wenn man ein stärkeres Objectiv- 
system benützt. 

Ganz analoge Verzerrungen erhält man aber auch von Kalk- 
spathstückchen mit unebenen Bruchflächen, die mit der optischen 
Axe vertical gestellt werden. Abgesehen von diesen Verzerrungen 
bei Vierstrahlern und an Bruchflächen ist es aber im Ganzen 


64 V.v. Ebner, 


überraschend, wie wenig die natürlichen Krümmungen der Nadel- 
oberflächen, wo diese allein in Betracht kommen, das Axenbild 
beeinträchtigen. Verschiebt man eine Nadel, während man das 
Axenbild beobachtet, so behält das Centrum desselben, wenn die 
Verschiebung rein seitlich ohne Drehung erfolgt, stets dieselbe 
Lage, nur die Distanzen der isochromatischen Ringe verändern 
sich fortwährend, je nachdem die dickeren oder dünneren Partien 
der meist konischen oder spindelförmigen Strahlen ins Gesichts- 
feld kommen. Wenn nun dies Alles zweifellos beweist, dass die 
Kalkschwammspieulae sich genau so verhalten, als wären sie je 
ein einziges Krystallindividuum, so könnte man, bei der Unter- 
suchung im parallelen Lichte allein, leicht zu der irrthümlichen 
Vorstellung gelangen, dass die Spieulae unter Umständen depo- 
larisirend wirken. 

Nach der Theorie steht es fest, dass ein mit der optischen 
Axe senkrecht zum Objectträger orientirter, einaxig doppel- 
brechender Körper, unter dem Mikroskope zwischen gekreuzten 
Nicols im parallelen Lichte untersucht, in allen Azimuthen dunkel, 
wie das Gesichtsfeld erscheinen muss, vorausgesetzt, dass es sich 
nicht um Erscheinungen der Cireularpolarisation handelt, die hier 
nicht in Frage kommen. Beobachtet man nun einen Dreistrahler 
von Ascaltis Gegenbaueri oder A. Cerebrum, der im convergenten 
Licht ein centrales Kalkspathkreuz zeigt, so erscheint derselbe 
im parallelen Liehte allerdings nicht sehr hell, aber doch nicht 
vollständig dunkel. Man sieht vielmehr über das ganze Object 
einen silbergrauen Schimmer ausgebreitet. An den grossen Vier- 
strahlern von Ascaltis Gegenbaueri sieht man die facialen Strahlen 
viel heller wie an den kleinen Dreistrahlern, der apicale Strahl 
aber, der senkrecht nach oben gerichtet ist, leuchtet in jeder 
Stellung in sehr hellem Weiss. 

Nimmt man nun dickere Objecte, z. B. die kolossalen Drei- 
strahler von Leucaltis solida oder die dieken Stabnadeln von 
Leucandra aspera, und bringt sie in eine Stellung, in welcher die 
optische Axe senkrecht oder nahezu senkrecht steht, so sieht 
man dieselben stets sehr hell leuchten im dunklen Gesichtsfelde 
in jedem Azimuthe. Dieser Umstand verwirrte mich sehr, ehe ich 
die Untersuchungen im convergenten Lichte in ausgedehntem 
Masse anstellte, und schien mir ein Beweis zu sein, dass die Kalk- 


Skelettheile der Kalkschwämme. 65 


schwammspiculae, trotzdem sie sich in den Stellungen, in welchen 
die optische Axe horizontal oder stark geneigt war, bei der 
- Untersuchung im parallelen Lichte wie ein einziger Krystall ver- 
hielten, dennoch aus vielen kleinen Individuen mit etwas diver- 
gsenter Axenstellung zusammengesetzt seien. 

Diese Erscheinung würde mir nicht so viel Schmienitkeil 
gemacht haben, wenn ich — was mir sonderbarerweise erst 
sehr spät einfiel — eine senkrecht zur optischen Axe geschliffene 
Kalkspathplatte oder kleine, mit der Axe vertical gestellte 
Kalkspathkrystalle! früher, als ich es thatsächlich gethan, 
zwischen gekreuzten Nicols im parallelen Lichte untersucht 
hätte, Solche Kalkspathpräparate zeigen nämlich genau dieselbe 
Erscheinung; sie erscheinen hell zwischen gekreuzten Nicols bei 
jeder Stellung. Es ist damit der Beweis geliefert, dass eine Sub- 
' stanz, welche bei jeder Stellung zwischen gekreuzten Nicols hell 
erscheint, dessenungeachtet ein einheitlicher Krystall sein kann, 
wie .ja das Experiment am Kalkspathe beweist. Es ‘wird sich 
also nur darum handeln, diese anscheinend der Theorie wider- 
sprechende Erscheinung zu erklären. 

Die Theorie fordert zur völligen Dunkelheit, dass die durch 
das betreffende Präparat hindurchgehenden Strahlen wirklich 
parallel untereinander und zur optischen Axe aus dem Polarisator 
herauskommen. Diese Bedingung ist aber bei der gewöhnlichen 
Art der Beobachtung mit sogenanntem parallelem Lichte keines- 
wegs erfüllt; es fällt auf jeden Punkt des Präparates ein Licht- 
kegel, dessen Basis im Allgemeinen durch den Beleuchtungs- 
spiegel gegeben ist und dessen Spitze in die Nähe des Objectes 
fällt, ein Kegel der eine noch grössere Öffnung erhält, wenn — 
wie dies bei den Polarisatoren der Mikroskope gewöhnlich der 
Fall ist — ein Condensor unter der Tischöffnung angebracht ist. 
Allein auch ohne Condensor sind es immer Lichtkegel, nicht 
parallele Lichtstrahlen, welche das Object beleuchten, wenn ohne 
besondereVorrichtungen mit sogenanntem parallelem Lichte unter- 
sucht wird. Da nun jeder Punkt des Objectes nicht nur von Strahlen 
parallel der Axe, sondern von schiefen, wenn auch wenig 


1 Ich benützte kleine wasserhelle Rhombo@der — !/, R von einer Stufe 
von Piibram. 
Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I: Abth, 5 


66 V.v. Ebner, 


geneigten Strahlen in allen Azimuthen durchsetzt wird, so kommt 
es annähernd auf dasselbe hinaus, als wenn in jedem Punkte des 
Objectes die optischen Axen nach allen Seiten hin etwas geneigt 
wären. Dies muss aber zur Folge haben, dass jeder Punkt des 
Objectes insbesondere am meisten von denjenigen Strahlen er- 
leuchtet wird, welche in Ebenen, die unter + 45° zu den Polari- 
sationsebenen des Nicols orientirt sind, dahingehen. Dass man 
unter diesen Umständen trotzdem kein schwarzes Kreuz — ent- 
sprechend den Polarisationsebenen der Nicols, in welchen ja kein 
Licht durch das Objeet geht — sehen kann, wird man begreifen, 
wenn man bedenkt, dass ja nicht das Bild der Blendungsöffnung 
zur Beobachtung kommt, sondern das Object selbst, das Punkt für 
Punkt in gleicher Weise Licht aussendet. Nimmt man aber das 
Oecular fort und beobachtet man mit einem einfachen Nicol das 
Polarisationsbild in der hinteren Focalebene des Objectives, so 
kann man mit starken Objectiven in der That das Axenkreuz sehen. 
Dasselbe ist aber meistens sehr matt und undeutlich, wenn man 
ohne Condensor untersucht. Dass die genannte Erscheinung bei 
den Kalkschwammnadeln und am Kalkspathe zur Beobachtung 
kommt, liegt an der ausserordentlich starken Doppelbrechung 
dieser Objecte; es ist begreiflich, dass bei einer geringen Diffe- 
renz der Breehungsquotienten eine schwache Neigung der das 
Objeet durchleuchtenden Strahlen keinen merklichen Effeet 
erzielen kann; ebenso ist es begreiflich, dass die Erscheinung 
umso mehr zurücktritt, je dünner das Object, je kleiner mithin 
der Gangunterschied der im Object polarisirten Strahlen wird. 

Nachdem nun durch Beobachtung der Axenkreuze im con- 
vergenten Lichte feststeht, dass die Skelettheile der Kalk- 
schwämme negativ einaxig doppelbrechend sind, handelt es sich 
zunächst um die Bestimmung der beiden Brechungsquotienten. 
Da die Spieulae negativ sind, wie der Kalkspath, ist ihr ordent- 
licher, im Hauptschnitte polarisirter Strahl der stärker brechbare, 
der ausserordentliche senkrecht zum Hauptschnitte polarisirte 
aber der weniger brechbare. 

Sollas bediente sich zur Bestimmung der Brechungs- 
quotienten der Spieulae der Vergieichung mit Flüssigkeiten von 
bekanntem Brechungsindex. Zu diesem Zwecke wurde zwischen 
die gekreuzten Nicols des Mikroskopes eine Quarzplatte, welche 


Skelettheile der Kalkschwämme. 67 


helles Gesichtsfeld gab, eingeschoben und nun eine Flüssigkeit 
gesucht, welche die Nadeln unsichtbar macht, wenn ihr Haupt-. 
schnitt parallel der Polarisationsebene des oberen Nicols steht 
(w», ordentlicher Strahl), und dann eine zweite Flüssigkeit, welche 
die Nadeln auslöscht, wenn ihr Hauptschnitt senkrecht zur Pola- 
risationsebene des oberen Nicols gerichtet ist, wobei ausserdem 
die optische Axe horizontal, parallel der Ebene des Objectträgers 
liegen muss. (s, ausserordentlicher Strahl.) Sollas kommt vor- 
züglich durch Untersuchung von Stabnadeln von Grantia (Sycan- 
dra) ciliata und compressa auf diesem Wege zu dem Resultate, 
dass der Brechungsindex des ordentlichen Strahles nahezu gleich 
jenem eines schwefelhaltigen Schwefelkohlenstoffes (2 = 1.650) 
und derjenige des ausserordentlichen Strahles gleich jenem des 
Leinöles (a=1.485) ist. Diese Brechungsquotienten stehen also 
denjenigen des Kalkspathes für die Linie D (w = 1.658 
e— 1.486) sehr nahe. 

Die von Sollas angewendete Methode ist einer bedeutenden 
Verbesserung fähig durch Benützung des Mikrorefractometers von 
Exner.' MitHilfe dieser Methode zeigte sich, dass die Brechungs- 
quotienten der Kalkschwammnadeln mit jenen des Kalkspathes 
für die Linie Din den drei ersten Deeimalstellen übereinstimmen. 
Als Vergleichungsflüssigkeiten wurden für den ordentlichen Strahl 
Monobromnaphthalin, dessen Brechungsquotient mit einem grossen 
Abbe’schen Refractometer mit 1.6591? bestimmt wurde, und für 
den ausserordentlichen Strahl ein Gemisch von etwa8Theilen Rici- 
nusöl und einem Theile Nelkenöl mit einem Brechungsquotienten 
von 1.485 angewendet. Dievon Sollas angegebenen Flüssigkeiten 
haben noch erheblich kleinere Brechungsquotienten als die Nadeln.? 

Die Versuchsanordnung, deren ich mich bediente, war fol- 
gende. Aneinem grossen Zeiss’schen Stativemitdrehbarem Object- - 
tisch wurde ein polarisirendes Nicol unter die Tischöffnung in die 
Fassung für die Cylinderblendungen, welche beim Drehen des 


1 Arch. f. mikroskop. Anatomie Bd. XXV, S. 97. 

2 Dippel gibt den Brechungsquotienten mit 1.658 (Botanisches Cen- 
tralbl. 1880, II. Semester. S. 1149), Exner (l. c.) mit 1.6608 an. Die oben 
angegebene Bestimmung wurde bei eirca 17° Celsius gemacht. 

3 Der Brechungsquotient des von mir benützten Leinöles betrug nur 
1.483. 


H*# 


68 V.v. Ebner, 


Objeettisches fest stehen bleibt, eingeschoben. Das Mikrorefracto- 
. meter wurde anfänglich dadurch improvisirt, dass aus derFassung 
eines Nachet’schen Zeichenprismas die Axe mit dem Prisma 
entfernt und statt derselben eine gleiche Axe mit einem daran 
befestigten Stück schwarzen Cartons, welches den Schirm, den 
wesentlichen Theil des Refractometers bildete, eingefügt wurde. 

Da die Fassung des Apparates auf den Tubus des Mikro- 
skopes aufgesteckt werden kann, ferner eine verticale und eine 
horizontale Verschiebung des Schirmehens zur Einstellung auf 
halbe Verdunklung der Spitze des aus dem Oculare ausfahrenden 
Lichtkegels gestattet, so erfüllte sie alle wesentlichen Bedin- 
gungen. Später benützte ich dann allerdings das bequemere und 
vollkommenere, nach den Angaben Exner’s von Reichert ange- 
fertigte Mikrorefractometer. 

Zur Abhaltung des seitlichen Lichtes von den oberen Theilen 
des Mikroskopes und den Augen des Beobachters, wurde ein 
grosser, gegen das Fenster gewendeter, se! Papierschirm 
vor das Mikroskop gestellt. 

Zur Untersuchung wurden meistensisolirte, etwas gekrümmte 
Stabnadeln verschiedener Schwämme verwendet, weil bei diesen 
die optische Axe stets in der Ebene der Krümmung und daher 
im Präparate fast immer horizontal liegt, da ja die Nadeln 
meistens von selbst sich in die Ebene der Krümmung legen. 

Die Nadel wird nun annähernd parallel dem Rande des 
Refraetometerschirmes gestellt und nun der Objecttisch, oder 
auch das Nicol durch alle Azimuthe gedreht. So kommt die 
Nadel successive in alle möglichen Stellungen zur Polarisations- 
ebene und in zwei aufeinander senkrechten Richtungen wird das 
eine Mal der ordentliche, das andere Mal der ausserordentliche 
Strahl ganz unwirksam. Man erkennt leicht, dass bei der Unter- 
suchung in Leinöl die Nadel stets einen hellen Rand nach der 
Seite des Schirmes beziehungsweise gegen die blaue Seite des 
Gesichtsfeldes behält, welcher am hellsten leuchtet und am 
breitesten wird, sobald der ordentliche Strahl im Maximum wirk- 
sam ist, dagegen schmal, aber noch deutlich erkennbar ist, wenn 
dies beim ausserordentlichen Strahl der Fall ist. Es ist also der 
ausserordentliche Strahl noch etwas stärker brechend als Leinöl. 
Macht man den Versuch mit Schwefelkohlenstoff, so sieht man, 


Skelettheile der Kalkschwämme. 69 


wenn der Hauptschnitt der Nadel der Polarisationsebene parallel 
ist, einen deutlichen, ziemlich hellen Streifen an der blauen Seite 
des Gesichtsfeldes; es bricht also der Schwefelkohlenstoff noch 
merklich schwächer als der ordentliche Strahl. Steht der Haupt- 
schnitt der Nadel senkrecht zur Polarisationsebene, so sieht man 
einen hell leuchtenden breiten Streifen auf der braunen Seite des 
Gesichtsfeldes zum Zeichen, dass der ausserordentliche Strahl 
viel schwächer bricht, als Schwefelkohlenstoff. Bei dem Wechsel 
der Beleuchtung der Ränder gibt es eine Zwischenstellung, in 
welcher beide Ränder hell sind. Es ist dies auch bei anderen 
Flüssigkeiten der Fall, deren Brechungsquotient zwischen jenen 
des ordentlichen und des ausserordentlichen Strahles liegt, wie 
Nelkenöl und Dammarlack. Man kann bei einer gewissen Winkel- 
stellung des Hauptschnittes gegen die Polarisationsebene an 
beiden Rändern eine gleich helle Linie sehen, eine Erscheinung, 
weiche insoferne interessant ist, als sie an einem doppelbrechen- 
den Körper ganz unmittelbar die Charaktere einer Substanz 
erkennen lässt, welche gleichzeitig das Licht stärker und 
schwächer bricht, als die umgebende Flüssigkeit. 

Bei der Untersuchung mit Monobromnaphthalin im Tages- 
lichte, macht sich der Unterschied der Dispersion der Flüssigkeit 
und der Nadeln sehr bemerklich. 

Die Dispersion zwischen den Linien F und C von «a des 
Kalkspathes beträgt 0.0135, beim Monobromnaphthalin dagegen 
0.0325, also nahezu 2!/, mal mehr. Es müssen daher im stärker 
brechbaren Theile des Spectrums die Brechungsquotienten 
von » des Kalkspathes viel kleiner, im schwächer brechbaren 
aber voraussichtlich grösser sein als diejenigen des Monobrom- ° 
naphthalins. Untersucht man nun eine Kalknadel oder ein kleines 
Kalkspathprisma bei empfindlichster Stellung des Mikrorefracto- 
meters, so erscheint der dem gelben Theile des Gesichtsfeldes 
zugewendete Rand des Objectes blau bis hellgrünlich (am äusser- 
sten Rande), dagegen der dem blauen Theile des Gesichtsfeldes 
zugewendete Rand roth bis rothgelb, woraus zu erschliessen, 
dass eben Roth stärker vom Kalkspath, Grün bis Violett stärker 
vom Monobromnaphthalin gebrochen wird. Die Erscheinung ist 
deutlicher an den Nadeln, wegen ihrer gleichmässigen Rundung, 
als an einem kleinen Kalkspathprisma zu sehen. 


70 V.v. Ebner, 


Ob die Linie D vom Monobromnaphthalin oder von den 
Nadeln, respective dem Kalkspathe, stärker gebrochen wird, lässt 
sich erst bei der Untersuchung im Natriumlichte feststellen. Man 
sieht dann bei möglichst sorgfältiger Einstellung von Nieol und 
Mikrorefractometer einen schwachen lichten Saum an der dem 
Sehirme abgewendeten Seite des Objeetes, welcher bei einer 
Nadel deutlicher ist, als beim Kalkspathprisma. Monobrom- 
naphthalin bricht also im Natriumlichte noch eben merklich 
stärker als » des Kalkspathes und der Nadeln, obwohl die 
Differenz für Kalkspath nur 5 Einheiten der vierten Decimalstelle- 
beträgt. Um die Versuche mit kleinen natürlichen Kalkspath- 
prismen, die voneinerStufe von Andreasberg abgebrochen wurden, 
möglichst vergleichbar mit jenen an Nadeln zu machen, benützte 
ich Basalstrahlen kolossaler Dreistrahler von Leucaltis solida, 
welchen durch Wälzen mittelst Verschiebung des Deckglases 
eine solehe Stellung gegeben wurde, dass der optische Haupt- 
schnitt mit der morphologischen Axenrichtung zusammenfiel. 

Viel schwieriger sind die Versuche bezüglich des ausser- 
ordentlichen Strahles zu machen, da es nicht möglich ist, mit 
absoluter Sicherheit die Nadeln in eine solche Stellung zu bringen, 
dass die optische Axe genau horizontal in der Ebene des Objeect- 
trägers liegt, was für das Minimum von e Bedingung ist, während. 
»ö bekanntlich von der Neigung der optischen Axe unab- 
hängig ist. 

Doch legen sich, wie bereits erwähnt wurde, gekrümmte 
Stabnadeln nach einiger Zeit — in dicken Ölen freilich oft sehr 
langsam — meist in die Ebene der Krümmung, welche zugleich 
ein optischer Hauptschnitt ist. Es wurden zur Bestimmung von e 
vorzüglich stärker gekrümmte Stabnadeln von Leucandra aspera 
verwendet. Leinöl (a=1'483) bricht deutlich schwächer als g, 
Xylol dagegen (”n=1'496) deutlich stärker. Ein Gemisch von 
circa 8 Theilen Rieinusöl und einem Theile Nelkenöl (n = 1.485) 
gab bezüglich des ausserordentlichen Strahles analoge Erschei- 
nungen im weissen Lichte, wie Monobromnaphthalin bezüglich 
des ordentlichen; nämlich blaugrüne Färbung gegen die gelbe, 
röthlichgelbe Färbung gegen die blaue Seite des Gesichtsfeldes. 
Die Dispersion der Vergleichungsflüssigkeit ist wiederum eine 
stärkere als diejenige des ausserordentlichen Strahles im Kalk- 


Skelettheile der Kalkschwämme. TI 


spathe. Die Differenz der Breehungsquotienten für die Frauen- 
hofer’schen Linien € und F beträgt für « des Kalkspathes 0.0062, 
für das verwendete Ölgemisch aber 0.010 und die Erscheinungen 
im weissen Lichte sprechen wiederum dafür, dass die schwächer 
brechbaren Farben im Kalkspathe, die stärker brechbaren aber 
in dem Ölgemische stärker gebrochen werden. Die Untersuchung 
im Natriumlichte ergiebt bei sorgfältiger Einstellung von Nicol 
und Mikrorefractometer eine deutliche helle Lichtlinie an dem 
dem Schirmrande zugewendeten Theil der Nadel, woraus folgt, 
dass das Licht der Linie D in der Nadel noch stärker gebrochen 
wird, als von der Vergleichungsflüssigkeit. Das Resultat dieser 
Untersuchungen lässt sich nun dahin zusammenfassen, dass die 
Brechungsquotienten der Nadeln höchstens in der vierten Decimal- 
stelle von jenen des Kalkspathes verschieden sein können, wahr- 
scheinlich aber genau mit denselben zusammenfallen. 

Untersucht man Präparate mit mannigfaltigen Skelettheilen 
in einer Flüssigkeit, deren Brechungsquotient zwischen jenem 
des ordentlichen und des ausserordentlichen Strahles der Nadeln 
liegt, so ergeben sich je nach der Stellung der Nadeln wechselnde 
Erscheinungen, und man wird unter den Drei- und Vierstrahlern 
auch auf solche treffen, bei welchen der ausserordentliche Strahl 
z. B. durch Dammarlack gerade ausgelöscht wird, ein Zeichen, 
dass die optische Axe eine Neigung hat, bei welcher der 
Breehungsquotient für den ausserordentlichen Strahl der Nadel 
dem des Dammarlaks gleichgeworden ist. So liesse sich dann mit 
Hilfe dieser Methode die Neigung der optischen Axe annähernd 
berechnen. 

Dieser umständliche Weg wurde jedoch nicht eingeschlagen; 
es schien vielmehr genügend in Fällen, wo die Beobachtung des 
Axenkreuzes nicht möglich war, aus dem Ansehen von Dammar- 
lackpräparaten bei Untersuchung mit einem Nicol einen an- 
nähernden Schluss auf die Lage der optischen Axen zu ziehen, 
ohne Exner’s Refractometer zu verwenden. 

Die Untersuchung mit einem Nicol wurde von mir bereits 
früher zur Untersuchung des Knochengewebes in Anwendung 
gebracht.! Sie scheint mir vortheilhafter zu sein, als die von 


1 Diese Ber. Bd. LXXV (1877), IIL. Abth., S. 155. 


12 V.v. Ebner, 


Sollas zu ähnlichem Zwecke angewendete Erhellung des Ge- 
sichtsfeldes zwischen gekreuzten Nicols durch eine Quarzplatte. 
Das eine Nicol und die Quarzplatte sind überflüssig und insoferne 
schädlich, als dadurch sehr viel Licht verloren geht, was nament- 
lich bei der Untersuchung mit starken Vergrösserungen nicht 
unwesentlich ist. Am besten bringt man das Nicol feststehend 
unter einem drehbaren Objecttische an; weniger zweckmässig, 
wenn auch häufig ganz genügend, ist es, das Nicol in Verbindung 
mit dem Oculare anzuwenden, weil namentlich bei blauem Himmel 
das vom Spiegel reflectirte Licht oft so stark polarisirt ist, dass 
beim Drehen des Nicols das Gesichtsfeld sehr wechselnde Hellig- 
keit zeigt, was eine genaue Beurtheilung der Brechungsverhältnisse 
der untersuchten Nadeln sehr erschwert. 

Die Untersuchung mit einem Nicol ist, wie ich glaube, auch 
für denjenigen Mikroskopiker, der sich mit den Polarisations- 
erscheinungen nicht eingehender beschäftigt hat, eine leicht an- 
zuwendende Methode, während die Untersuchung zwischen 
gekreuzten Nicols im dunklen Gesichtsfelde und mit eingelegten 
Gypsplatten, welche freilich viel empfindlicher ist, bei so stark 
doppelbrechenden Körpern, wie es die Spiculae der Kalk- 
schwämme sind, eine genaue Bekanntschaft mit der Farbenfolge 
der Newton’schen Ringsysteme und den damit zusammen- 
hängenden Erscheinungen zur Voraussetzung hat. Da mit steigen- 


der Dicke die verschiedenen Farbenordnungen auftreten, so hat 


man dieselben an jeder Nadel in Form von Curven, deren 
Scheitelpunkte gegen die Spitzen der Nadeln gerichtet sind und 
sich an den Rändern der Nadeln diesen parallel zusammen- 
drängen. Die Scheitelpunkte der Curven folgen sich gegen die 
Mitte der Nadel durch alle Farbenordnungen, bei diekeren 
Nadeln, umdort in eingleichmässiges Weiss überzugehen, während 
bei dünnen Nadeln die Mitte von einer mehr gleichmässigen Farbe 
irgend einer Ordnung bedeckt erscheint. Dies alles bedingt ein 
zwar prächtiges, aber wirres Bild, auf dessen Einzelheiten, 
obwohl sie im Ganzen dem Verständnisse keine Schwierigkeiten 
bereiten, ich nicht eingehen will. 

Die Untersuchung mit einem Nicol gestattet mit ziemlicher 
Annäherung die Lage der Nadeln zu bestimmen, in welcher die 
optische Axe senkrecht zum Objectträger steht. Dies hat für das 


5) 


Skelettheile der Kalkschwämme. 13 


praktische Arbeiten grosse Vortheile, da die Aufsuchung des 
Axenkreuzes bei Schnitten gewöhnlich desswegen nicht anwend- 
bar ist, weil die Skelettheile dicht aneinander liegen und daher 
auf einander so störend wirken, dass ein Axenkreuz nicht zu 
Stande kommen kann. Allein auch abgesehen davon, ist diese 
Untersuchungsweise desswegen die empfehlenswertheste, weil 
man, wie bei der Beobachtung im gemeinen Lichte, alle Details 
genau sehen kann. Zur Erläuterung des Gesagten möchte ich 
zunächst auf Fig. 14 (Taf. I) verweisen, welehe die Änderung des 
mikroskopischen Bildes eines in Dammarlack liegenden sagittalen 
Dreistrahlers von Sycandra elegans darstellt, dessen optische Axe 
mit der Ebene des Objectträgers keinen sehr grossen Winkel 
bildet. In der Stellung, in welcher der Basalstrahl des Drei- 
strahlers der Polarisationsebene des Nicols PP’ parallel ist, 
erscheint derselbe mit dunklen Contouren und mit einer hellen 
Lichtlinie über der Mitte der Strahlen bei hoher Einstellung, die 
deutlichen Zeichen, dass das Object viel stärker das Licht bricht, 
als die Umgebung. Stellt man nun den Dreistrahler so, dass der 
Basalstrahl zur Polarisationsebene PP’ seukrecht steht, so wird 
das Object matt, bekommt einen röthlichen Schimmer und helle 
Ränder, zeigt eine helle Lichtlinie unter den Strahlen bei tiefer 
Einstellung, kurz verhält sich wie eine Vacuole oder überhaupt 
wie ein Körper, der das Licht viel schwächer bricht, als die Um- 
gebung. In den Zwischenstellungen ist weder das eine noch das 
andere Bild scharf ausgeprägt. 

Man sieht aus einer derartigen Beobachtung sofort, dass der 
Hauptschnitt, der die optische Axe enthält, in dieser Facialstellung 
des Dreistrahlers dem Basalstrahl parallel ist, denn der stärker 
- breehende ordentliche Strahl, der ja im Hauptschnitt polarisirt 
ist, zeigt seine eclatante Wirksamkeit, wenn der Basalstrahl der 
Polarisationsebene des Nicols parallel ist; er wird aber unwirk- 
sam und an seine Stelle tritt der schwach brechende ausserordent- 
liche Strahl, wenn der Basalstrahl senkrecht zur Polarisations- 
ebene steht. Um nun die Kenntniss der optischen Axenrichtung 
zu gewinnen, hat man diejenige Stellung des Dreistrahlers aus- 
zusuchen, in welcher derselbe stets in gleicher Weise stark licht- 
brechend erscheint, wenn man das Präparat, beziehungsweise das 
Nieol, durch alle Azimuthe hindurch dreht, denn alsdann steht die 


74 f V.ı2.<Ebuer) 


optische Axe senkrecht zum Öbjectträger, indem nur dann stets 
Licht von der Brechbarkeit des ordentlichen Strahles durch das 
Präparat geht, mag das Nicol wie immer orientirt sein. Ziemlich 
rasch kommt man in der Hauptsache zum Ziele — wenigstens bei 
den regelmässig gebauten Syconen — wenn man Schwämme in 
drei aufeinander senkrechten Schnittrichtungen untersucht; meist 
rascher, als wenn man sich darauf einlässt, isolirte Skelettheile 
aufzusuchen, welche zufällig gewünschte Lagen eingenommen 
haben. Zur Erläuterung einer derartigen Untersuchung mögen 
Fig. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8und 12 (Taf. I) dienen, welche das optische 
Verhalten der Skelettheile von Sycandra elegans, zum Theil aller- 
dings nach Isolationspräparaten, darstellen. Fig. 5 stellt einen 
radialen Querschnitt durch einen Theil der Körperwandung zur 
Übersicht der Anordnung der Theile dar. a, « sind die dermalen 
Endschöpfe der Radialtuben mit den kleinen platten Stabnadeln 
(Fig. 4), darauf folgen plumpe Dreistrabler, dann die grau 
gehaltenen Radialtubenmit den tubaren Dreistrahlern; dazwischen 
die bei d, b mit eigenthümlich, wie zu einer Glocke zusammen- 
neigenden Dreistrahlern beginnenden Intercanäle. Zu unterst 
kommt die Lage der gastralen Vierstrahler, deren Apicalstrahlen 
frei in die Magenhöhle ragen. Letztere sind in Fig. 12 in ver- 
schiedenen Stellungen dargestellt, die tubaren Dreistrahler da- 
gegen in Fig. 2 und 3 (Fig. 2,5 und 3,c auf dem Oralwinkel 
liegend). Fig. 6 und 7 stellen Stücke tangentialer Längsschnitte, 
und zwar Fig. 6 etwa durch die Mitte der Radialtuben, Fig. 7 
durch die Enden der Radialtuben in der Gegend der plumpen 
Dreistrahler dar. In diesen beiden Figuren sind wie in Fig. 5 
a, a die Radialtuben, b, d die Intercanäle. Die Analyse mit einem 
Nicol ergibt nun an radialen Quer- und Längsschnitten, dass die 
optischen Hauptschnitte der tubaren Dreistrahler stets parallel der 
Canalaxe gerichtet sind, und ebenso jene derDreistrahler am Ende 
der Intereanäle. Dies lässt schon schliessen, dass die optische Axe 
dieser Dreistrahler in der Hauptsache radiär verläuft, was durch 
die Untersuchung des tangentialen Längsschnittes sich bestätigt. 
An diesem erscheinen viele Dreistrahler bei jeder Stellung gleich 
stark lichtbrechend, wie immer auch das Nicol stehen mag. 
Anders die Schicht der gastralen Vierstrahler. Bei diesen ergibt 
die Analyse mit einem Nico] am radialen Querschnitt, dass sie in 


Skelettheile der Kalkschwämme. "5 
jeder Stellung stark lichtbrechend erscheinen, dass dagegen am 
radialen Längsschnitt der Hauptschnitt in den Durchschnitt der 
Gastralfläche fällt, woraus folgt, dass die optischen Axen an- 
nähernd der Längsaxe der Gastralhöhle parallel sind. Für die 
Stabnadeln der Endschöpfe ergibt sich, dass die optische Axe in 
jeder einzelnen Nadel etwa 71°—84° gegen die Längsaxe der- 
selben geneigt und zugleich in der Ebene der Abplattung gelegen 
ist, dass aber im Ganzen die optischen Axen in einem Nadel- 
schopfe von allen Seiten her radiär und senkrecht auf die Längs- 
axe der Radialtuben gerichtet sind. In den plumpen Dreistrahlern 
endlich sind die optischen Axen so gerichtet, dass sie mit der Axe 
des Radialcanales etwa Winkel von 45° bilden. 

Alle diese Ergebnisse sind in der halbschematischen Fig. 3 
ersichtlich, in weleher durch Pfeile die Richtung der optischen 
Axen angezeigt ist. Starke Neigung der Axen gegen die Ebene 
des Schnittes ist durch starke Verkürzung der Pfeile, beziehungs- 
weise Ersetzung derselben durch einen Punkt angedeutet. Der 
Vierstrahler bei A entspricht einem radialen Längsschnitte, der 
Vierstrahler bei B einem radialen Querschnitte. 

Zur Controle wurden die Schnitte, namentlich zur genaueren 
Feststellung der Hauptschwingungsrichtungen der Nadeln, auch 
zwischen gekreuzten Nicols im dunklen Gesichtsfelde untersucht 
und ausserdem auch mit Hilfe von Alkalilaugen isolirte Nadeln in 
verschiedenen Stellungen beobachtet. 


III. Optische Untersuchung der einzelnen Skelettheile. 

Nachdem nun an einem Beispiele die optische Untersuchung 
etwas eingehender dargestellt ist, können die Ergebnisse an den 
einzelnen Skelettheilen in zusammenfassender Weise wieder- 
gegeben werden. 

i. Dreistrahler. 

Die Dreistrahler zerfallen bei der optischen Untersuchung 
in zwei Hauptgruppen. Erstens in solche, bei welchen die optische 
Axe senkrecht steht auf der Facialebene der drei Strahlen, 
zweitens in solche, bei welchen die optische Axe schief zur 
Facialebene gerichtet ist. Die erste Art Dreistrahler zeigt bei der 
Untersuchung in Dammarlack mit einem Nicol in der reinen 
Faciallage stets dasselbe stark liehtbreehende Ansehen bei jeder 


76 V.v. Ebner, 


Stellung des Nicols, die zweite Art Dreistrahler lässt aber bei 
derselben Untersuchung stets eine ausgezeichnete Stellung 
erkennen, in welcher der Dreistrahler im Maximum stark licht- 
brechend ist und eine zweite, zur früheren senkrechte, in welcher 
derselbe im Minimum schwach lichtbrechend erscheint (vergl. 
Fig. 14). Entsprechend diesen beiden optischen Unterscheidungs- 
zeichen verhalten sich die beiderlei Dreistrahler bei der Unter- 
suchung in der Faciallage auch verschieden zwischen zwei 
gekreuzten Nicols und: im convergenten Lichte, was, nach den 
früheren Bemerkungen über das optische Verhalten der Kalk- 
schwammnadeln überhaupt, keiner besonderen Auseinander- 
setzung bedarf. Diese zweierlei typisch verschiedenen Dreistrahler 
hat bereits Sollas erkannt, Mit der Eintheilung Haeckel’s in 
reguläre, sagittale und irreguläre, deckt sich diese optische 
Hauptverschiedenheit nicht vollkommen. Die Dreistrahler, deren 
optische Axe senkrecht steht auf der Facialebene der Strahlen, 
sind zwar — soweit das untersuchte Material einen Schluss 
gestattet — alle perregulär im Sinne Haeckel’s, mit lauter 
gleichen Winkeln und Strahlen. Unter den Dreistrahlern mit 
schief zur Facialebene gerichteter optischer Axe finden sich aber, 
neben sagittalen und irregulären im Sinne Haeckel’s, auch 
geometrisch reguläre, mit lauter gleichen Winkeln und Schenkeln. 
Daraus folgt, dass die Grösse der Winkel und Strahlen kein 
sicheres Kennzeichen für die Regularität sein kann, da offenbar 
nur in dem Falle, wo die optische Axe senkrecht steht auf der 
Facialebene, alle drei Schenkel vollständig gleichwerthig sein 
können, während ein Schiefstehen der optischen Axe bereits ein 
deutliches Zeichen einer Seitlichkeit ist, das eine Gleichwerthig- 
keit von allen drei Strahlen ausschliesst. Nach diesen Vorbemer- 
kungen sollen nun die beiden Hauptgruppen der Dreistrahler 
näher ins Auge gefasst werden. 


A. Reguläre Dreistrahler. 


Dieselben sind gleichwinkelig und gleichschenkelig und die 
optische Axe steht senkrecht auf ihrer Facialebene. Solche wirk- 
lich reguläre Dreistrahler fanden sich bisher ausschliesslich unter 
den Asconen, und zwar bei Ascetta Clathrus, Ascaltis cerebrum, 
A. Gegenibaueri und Ascandra falcata. Dabei muss aber betont 


Skelettheile der Kalkschwämme. 77 


werden, dass gerade eine Reihe von Leuconen und Syconen, bei 
welchen sich nach der Angabe Haeckel’s nur reguläre Drei- 
strahler finden, zur Untersuchung nicht zugänglich waren. Facial- 
ansichten regulärer Dreistrahler sind in Fig. 9, « und 10 darge- 
stellt. Eine Projectionsansicht nach den Prineipien der Darstellung 
der Krystallformen gibt Fig. 15, Avon Ascetta Clathrus, während 
Fig. 18, B einen pseudoregulären Dreistrahler aus der Gastral- 
fläche von Sycortis quadrangulata wiedergibt. Da die optische 
Axe für beide Dreistrahler gemeinsam gezeichnet ist, springt 
der prineipielle Unterschied sehr deutlich in die Augen. Ausser 
bei Sycortis gwandrangulata habe ich pseudoreguläre Dreistrahler 
mit einer so schwachen Flächendifferenzirung und mit wirklich 
gleichen Winkeln zwischen je zwei Strahlen unter den unter- 
suchten Schwämmen sonst nirgends gefunden. Die regulären 
Dreistrahler, welche bei Leucandra aspera und Leucaltis solida 
anscheinend vorkommen, sind nur in der Projeetion regulär; da 
aber bei denselben stets eine starke Flächendifierenzirung vor- 
handen ist, stellt sich bei der Messung der wirklichen Winkel, 
wenn je zwei Strahlen in einer Ebene sind, heraus, dass die 
Winkel paarweise gleich, der dritte aber davon verschieden ist, 
dass sie also in Wahrheit auch geometrisch sagittale Dreistrahler 
sind. Dieselben verhalten sich in der Regel wie der in Fig. 19 
dargestellte Dreistrahler von Leuealtis solida. Einer besonderen 
Erwähnung sind noch die aberranten Formen von Dreistrahlern 
werth, welchen man, wenn auch selten, zwischen den normalen 
Formen bei Ascefta Clathrus und Ascandra falcata begegnet. 
Dieselben zeigen eine winkelige Brechung eines oder mehrerer 
Strahlen unter einem Winkel von 120° (Fig. 9, d) oder nur zwei 
Strahlen, welche unter einem Winkel von 60° zusammenstossen, 
wobei der eine Strahl auch jenseits der Verbindungsstelle sich 
gerade fortsetzen kann (d und c), endlich vierstrahlige Nadeln, 
welche, wie eine Zwillingsverwachsung zweier Dreistrahler, 
mittelst eines stark verkürzten gemeinsamen Strahles sich dar- 
stellen (e). Alle diese aberranten, monströsen Formen, welche 
keinerlei Beziehungen zu anderen normalen Nadelformen der 
Kalkschwämme erkennen lassen, haben die optische Axe senk- 
recht auf der Ebene der Strahlen. 


78 V.v. Ebner, 


B. Sagittale Dreistrahler. 

Haeckel unterscheidet die sagittalen Dreistrahler als 1. 
gleichwinkelige und paarschenkelige, 2. gleichschenkelige und 
paarwinkelige, 3. paarwinkelige und paarschenkelige. Für diese 
Unterscheidungen gibt die optische Untersuchung keine Anhalts- 
punkte. Alle sagittalen Dreistrahler sind dadurch charakterisitt, 
dass erstens die optische Axe niemals senkrecht steht auf der 
Facialebene der Strahlen, und zweitens dadurch, dass die Axe 
des Basalstrahles stets in einen optischen Hauptschnitt fällt, 
welcher zugleich den wahren Oralwinkel halbirt. Ein Blick auf 
die Projectionszeichnungen von sagittalen Dreistrahlern, wie sie 
in Fig. 19, 20, 21, 22 und 23 dargestellt sind, lässt diesen gemein- 
samen Charakter sofort erkennen, man sieht aber auch, dass der 
pseudoreguläre Dreistrahler in Fig. 18, B ebenfalls unter die 
gegebene Definition fällt und als Form eines sagittalen Drei- 
strahlers aufgefasst werden muss. Da die Haeckel’sche Ein- 
theilung sich auf das Ansehen der Dreistrahler in der Facial- 
ebene bezieht, in dieser aber wegen der meist starken Flächen- 
differenzirung die Winkel durch die relativen Längen der Strahlen 
sehr beeinflusst werden, so hätte die Unterscheidung Haeckel’s 
einen strengen Sinn nur für den im Ganzen seltenen Fall einer 
gänzlich fehlenden oder kaum merklichen Flächendifferenzirung. 
Wenn wir aber diese berücksichtigen, so finden wir als einen 
sehr häufigen Fall sagittale Dreistrahler, deren wahrer Oral- 
winkel eirca 120° beträgt und gleichzeitig nahezu in einer Ebene 
liegt, welche senkrecht zur optischen Axe steht (Fig. 19, 20, 21). 
Solche Dreistrahler finden sich bei Syconen mit gegliedertem 
Tubarskelet- (Sgcortis quadrangulata, Sycandra raphanus zum 
Theil, S. elegans ete.) und bei den Leuconen (Leucaltis solida). 

Der Basalstrahl verhält sich insoferne verschieden, als 
seine Neigung bei verschiedenen Arten sehr wechselt und er 
Winkel mit der optischen Axe bilden kann, welche zwischen 
10—50° schwanken. Sind solche sagittale Dreistrahler in ihrer 
Faciallage, so ergibt sich eine grosse Verschiedenheit des oralen 
Projeetionswinkels, der, je nach der relativen Länge und Nei- 
gung des Basalstrahles, zwischen nahezu 120°— 170° schwanken 
kann, obwohl der wahre Oralwinkel nur wenig von 120° ver- 
schieden ist. Ist zufällig ein Lateralstrahl einmal etwas kürzer, 


Skelettheile der Kalkschwämme. 19 


so resultirt dann ein anscheinend ganz irregulärer Dreistrahler 
mit lauter ungleichen Schenkeln und Winkeln in der Faciallage, 
obwohl thatsächlich, abgesehen von der Verkürzung eines 
Strahles, derselbe alle Charaktere eines sagittalen Dreistrahlers 
besitzt. Umgekehrt kann bei entsprechender Länge und Neigung 
des Basalstrahles eine Projeetionsansicht zu Stande kommen, 
welche einen Dreistrahler fast regulär mit lauter gleichen Winkeln 
und Schenkeln erscheinen lässt, obwohl wiederum der oben 
gekennzeichnete Charakter der sagittalen Dreistrahler nicht 
geändert ist. Die Reihe dieser sagittalen Dreistrahler kann man 
sich aus einem optisch regulären Dreistrahler (geometrisch) so 
entstanden denken, dass ein Strahl allmälig in seinem Haupt- 
schnitt emporgehoben wird, bis er nahezu parallel der optischen 
Axe wird, wärend die beiden anderen Strahlen in ihrer ursprüng- 
lichen Lage bleiben. Man denke sich z. B. an dem regulären 
Dreistrahler, Fig. 18, den Strahl bei A allmälig emporgehoben, 
während die beiden anderen Strahlen ruhig liegen bleiben, so 
würden successive Dreistrahler entstehen, wie sie in Fig. 19, 
20 und 21 (abgesehen von den Krümmungen) dargestellt sind. 
Die sagittalen Dreistrahler dieser Art können auch gekrümmte 
Strahlen besitzen (Fig. 20 und 21). Doch scheint die Ebene der 
Krümmung gewöhnlich — sowie es in Fig. 20 für die Lateral- 
strahlen, in Fig. 21 für den Basalstrahl dargestellt ist — mit 
einem optischen Hauptschnitte zusammen zu fallen. 

Eine weitere Variation dieser Dreistrahler besteht darin, 
dass die Ebene des Oralwinkels nicht nahezu senkrecht auf der 
optischen Axe steht, sondern mehr oder weniger gegen dieselbe 
geneigt ist. 

Wie man die bisher besprochenen sagittalen Dreistrahler 
sich geometrisch aus regulären Dreistrahlern ohne Flächendiffe- 
renzirung hervorgegangen denken kann, durch Aufbiegen eines 
Strahles, so kann man die jetzt zu besprechenden Dreistrahler 
ähnlich hervorgegangen betrachten aus regulären Dreistrahlern 
mit mehr weniger starker Flächendifferenzirung. Während beim 
regulären Dreistrahler die Ebene des Winkels zweier Strahlen 
mit der Facialebene und daher der wahre (Oral-) Winkel mit dem 
Projeetionswinkel zusammenfällt und genau 120° beträgt, wenn 
keine Flächendifferenzirung vorhanden ist, missen die wahren 


80 V.v.Ebner, 


Oralwinkel umso mehr von dem stets 120° betragenden Projec- 
tionswinkel verschieden werden, je mehr die Spitze der Pyra- 
mide sich erhebt, beziehungsweise, je kleiner die Winkel werden, 
welche die Ebenen der wahren Oralwinkel mit der optischen 
Axe bilden. Bezeichnet man mit o den wahren Oralwinkel, mit 
p den Winkel, welchen die durch die Axen zweier Strahlen 
gelegte Ebene (Ebene des wahren Oralwinkels) mit der optischen 
Axe bildet, so besteht folgende Beziehung: cot .— a ie 

2 sin pP, 
heisst, je kleiner der Winkel wird, den die Ebene zweier Strahlen 


mit der optischen Axe bildet, um so kleiner und umso mehr der 
Null sich nähernd wird der wahre Oralwinkel. Dabei bleibt aber / 


der Projectionswinkel stets 120°. Stark in der Fläche differenzirte, 
wirklich reguläre Dreistrahler kommen, wie es scheint, nicht vor. 
Doch ist z. B. bei Ascetta Clathrus immerhin eine geringe Flächen- 
differenzirung, wobei die Strahlen mit der optischen Axe Winkel 
von circa 83° bilden, zu bemerken. Denkt man sich nun von einer 
Reihe in der Fläche differenzirter regulärer Dreistrahler durch 
Aufbiegen eines Strahles Reihen von sagittalen Dreistrahlern ab- 
geleitet, so haben dieselben das Gemeinsame, dass die Projection 
ihrer Oralwinkel auf eine zur optischen Axe senkrechte Ebene 
120° beträgt, während der wahre Oralwinkel im Allgemeinen 
kleiner als 120° ist. Ein ausgezeichnetes Beispiel dieser Art fand 
sich in den kolossalen Dreistrahlern eines Exemplares von Leu- 
caltis solida, bei welchen der wahre Oralwinkel im Mittel 118° 
betrug, während die Neigung der Oralebene zur optischen Axe 
(durch Beobachtung des Axenkreuzes gemessen) eirca 74° im 
Mittel beträgt. Berechnet man daraus den Projectionswinkel nach 
obiger Formel, so ergibt sich derselbe mit 120°. Bei den kolossalen 
Dreistrahlern eines anderen Exemplares von Leucaltis solida, von 
welchen einer in Fig. 19 abgebildet ist, war die Neigung der Oral- 
ebene zur optischen Axe meist grösser und näherte sich mehr 90°. 

Während sich die bisher besprochenen sagittalen Drei- 
strahler geometrisch (ob auch phylogenetisch ist eine ganz andere 
Frage) durch eine verhältnissmässig einfache Operation — Auf- 
biegen eines Strahles in seinem Hauptschnitt durch die Axe — 
aus regulären ableiten lassen, ist dies bei einer Reihe anderer 
sagittaler Dreistrahler nicht möglich. Diese zweite Hauptform 


ern Las 


Skelettheile der Kalkschwämme. 81 


sagittaler Dreistrahler lässt sich dahin charakterisiren, dass die 
Projeetion des Oralwinkels auf die Ebene senkrecht zur optischen 
Axe bedeutend mehr als 120° meist 150—180° beträgt. Dabei 
kann der wahre Oralwinkel die verschiedensten Werthe zeigen, 
und entweder mit der Ebene senkrecht zur optischen Axe zusam- 
menfallen (vergl. Fig. 23) oder nicht (Fig. 22). 

Solche Dreistrahler finden sich sehr verbreitet, namentlich bei 
den Leueonen (Leucandra aspera, Gastralläche von Leucaltis), 
aber auch bei Asconen und Syconen. 

‘  Hieher mnss auch die schon früher erwähnte pseudoreguläre 
Dreistrahlerform aus der Gastralfläche von Sycortis quadrangulata 
(Fig. 18,5) gerechnet werden, deren wahrer Oralwinkel 120° 
beträgt, während der Projectionswinkel auf die Ebene senkrecht 
zur optischen Axe nahezu 180° beträgt. 

Die sagittalen Dreistrahler, deren Projection des wahren 
Oralwinkels auf die Basisebene (Ebene senkrecht zur optischen 
Axe) mehr als 120° beträgt, kann man sich aus regulären Drei- 
strahlern geometrisch so abgeleitet denken, dass zunächst der 
Basalstrahl emporgehoben wird — wie im ersten Falle — dann 
aber ausserdem noch die beiden Lateralstrahlen um die optische 
Axe um gleiche Winkel successive bis 180° gedreht werden. Nur 
für den pseudoregulären Dreistrahler ohne Flächendifferenzirung 

wäre die einfache Ableitung denkbar, dass ein regulärer Drei- 
strahler ohneFlächendifferenzirung an einem Strahl emporgehoben 
wird, bis er vertical steht. 


C. Irreguläre Dreistrahler. 


Als optisch irreguläre Dreistrahler müsste man diejenigen 
bezeichnen, bei welchen kein optischer Hauptschnitt aufgefunden 
werden kann, der durch die morphologische Axe eines Strahles 
geht und zugleich den Winkel, welchen die beiden anderen Strahlen 
miteinander bilden, halbirt. Höchst wahrscheinlich gibt es solche 
Dreistrahler, wie aus vielen Abbildungen Haeckel’s zu ver- 
muthen ist. Unter den Objeeten jedoch, welche hier zur Unter- 
suchung kamen, wurde kein sicheres Beispiel dieser Art auf- 
gefunden. Man darf sich nicht durch den Umstand täuschen lassen, 
dass gar nicht selten Dreistrahler beobachtet werden können, bei 
welchen die Polarisationsebene des ordentlichen Lichtstrahles mit 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl, XCV. Bd. TI. Abth, 6 


82 V.v. Ebner, 


keinem Schenkel des Dreistrahlers genau zusammenfällt. Da 
der Basalstrahl der sagittalen Dreistrahler im Allgemeinen ziem- 
lich bedeutende Winkel mit der optischen Axe bildet, so kann, 
falls der Dreistrahler in der Ebene eines Lateralwinkels liegt, die 
Polarisationsebene des ordentlichen Lichtes nicht mehr in die 
morphologische Axe des Basalstrahles fallen; ebenso müssen sich 
schon in der Faecialansicht Abweichungen ergeben, falls die 
Lateralstrahlen ungleich lang sind. Nur die Untersuchung in einer 
Stellung, in welcher eine durch den Basalstrahl gelegte, auf der 
Projectionsfläche (Objeetträger) senkrechte Ebene den wahren 
Oralwinkel halbirt, könnte zu einer sicheren Entscheidung führen, 
ob ein Dreistrahler wirklich optisch sagittal oder irregulär ist. 
Da es namentlich bei kleinen Dreistrahlern kein Kriterium gibt, 
ob diese Bedingung genau erfüllt ist oder nicht, und es auch bei 
sehr kleinen Objeeten nicht leicht denkbar ist, die gewünschte 
Stellung künstlich herzustellen, so ist es selbstverständlich nicht 
möglich, den strengen Beweis zu liefern, ob ein durch die Axe 
des Basalstrahles gelegter Hauptschnitt den Oralwinkel halbirt 
oder nicht. Es dürfen daher die gemachten Angaben über sagittale 
Dreistrahler keineswegs: darauf Anspruch machen, als exact er- 
wiesen zu gelten; sie scheinen mir aber ohne Zwang den Beobach- 
tungen zu entsprechen. Dieselben Schwierigkeiten ergeben sich‘ 
natürlich auch bezüglich der sagittalen Vierstrahler und ist dasüber 
diese zu Bemerkende unter denselben Vorbehalten zu betrachten. 


Kurz zusammengefasst, würde sich auf Grund der optischen 
Untersuchung eines allerdings beschränkten Materiales folgende 
Eintheilung der Dreistrahler ergeben: 

A. Reguläre Dreistrahler. Optische Axe senkrecht auf 
der Facialebene der drei Strahlen. Alle drei Strahlen optisch 
gleichwerthig, gleich lang, gleiche Winkeln bildend. 

B. Sagittale Dreistrahler. Durch die morphologische 
Axe eines (Basal-) Strahles kann ein optischer Hauptschnitt 
gelegt werden, der zugleich den Winkel, welchen die beiden 
anderen Strahlen miteinander bilden (Oralwinkel), halbirt. 

a) Sagittale Dreistrahler, bei welchen die Projeetion des Oral- 
winkels auf die Ebene senkrecht zur optischen Axe (Basis- 
ebene) 120° beträgt. Primäre sagittale Dreistrahler. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 83 


b) Sagittale Dreistrahler, bei welchen die Projection des Oral- 
winkels auf die Basisebene mehr als 120°, meist 150— 180° 
beträgt. Secundäre sagittale Dreistrahler. 

C. Irreguläre Dreistrahler. Es lässt sich durch die 

- morphologische Axe keines der drei Strahlen ein optischer Haupt- 

schnitt legen, der zugleich den Winkel der beiden anderen 

Strahlen halbiren würde. . 

Wenn in dieser Eintheilung der Dreistrahler nach ihrem 
optischen Verhalten keine Rücksicht genommen wurde auf die 
Länge und Krümmung der Schenkel, so soll damit nicht gemeint 
sein, dass dieselbe nicht von grossem systematischen Werthe 
sein kann. Aber für die Symmetrieverhältnisse der Dreistrahler, 
soweit sie sich aus den optischen Verhältnissen ergeben, ist die 
Länge der Strahlen von keiner entscheidenden Bedeutung, wovon 
man sich insbesondere durch die Untersuchung der kolossalen 
Dreistrahler von Leucaltis solida leicht überzeugen kann. Bei 
aller Verschiedenheit, welche diese Dreistrahler in der Facial- 
ansicht in Folge der Variabilität der Länge der Strahlen zeigen, 
so dass sie bald völlig regulär, bald deutlich paarwinkelig und 
paarschenkelig, bald völlig irregulär erscheinen können, zeigen 
die Oral- und Lateralwinkel und damit im Zusammenhange die 
Neigung der optischen Axe zur Oralebene nur geringe Schwan- 
kungen, und stets ist der optisch sagittale Charakter deutlich 
ausgesprochen. Dass auf die Grösse des Oralwinkels und auf die 
Neigung desselben zur optischen Axe bei der Eintheilung Gewicht 
gelegt wurde, wird seine weitere Rechtfertigung in den später 
folgenden Erörterungen finden. 


Il. Vierstrahler. 
Wie unter den Dreistrahlern, kann man auch unter den 
Vierstrahlern, als die beiden Hauptformen, reguläre und sagittale 
nach dem optischen Verhalten unterscheiden. 


4. Reguläre Vierstrahler. 

Dieselben besitzen drei gleiche Schenkel und Winkel in der 
Facialebene und einen auf dieser senkrecht stehenden Apical- 
strahl, dessen Axe mit der optischen Axe zusammenfällt. Sie 
verhalten sich also ganz analog wie die regulären Dreistrahler. 
Eine Facialansicht gibtFig. 11,a von Ascaltis Gegenbaueri, Profil- 

6* 


84 V.v. Ebner, 


ansichten sind inFig. 11,5 und Fig. 15 dargestellt. Optisch reguläre 
Vierstrahler wurden bisher wiederum nurbei Asconen, undzwar bei 
Ascaltiscerebrum, A. Gegenbaueri und Ascandra falcata gefunden; 
es ist aber wahrscheinlich, dass nur der Mangel an geeignetem 
Material den Nachweis bei Leuconen und Syconen bisher ver- 
missen lässt. | 

B. Sagittale Vierstrahler. 

Dieselben sind dadurch charakterisirt, dass die optische Axe 
schief gegen die Facialebene gerichtet ist, und dass durch den 
Basal- und Apicalstrahl sich eine optische Hauptschnittsebene 
legen lässt, welche den Oralwinkel der Lateralstrahlen halbirt. 

Unter den sagittalen Vierstrahlern lassen sich prineipiell die- 
selben Unterscheidungen machen, wie unter den Dreistrahlern, 
doch scheinen solche Vierstrahler, bei welchen die Projeetion des 
Oralwinkels auf die Basisebene 120° beträgt, und welche sich 
durch Aufbiegen des Basalstrahles und Neigen des Apicalstrahles 
in derselben Ebene geometrisch aus regulären Vierstrahlern ein- 
fach ableiten lassen, selten zu sein. Ich glaube hieher die gastralen 
Vierstrahler von Sycandra elegans, welche in drei verschiedenen 
Ansichten in Fig. 12 und in Projection in Fig. 16 dargestellt sind, 
rechnen zu dürfen. Bei weitem die Mehrzahl der sagittalen Vier- 
strahler zeigt jedoch einen oralen Projecetionswinkel auf die 
Ebene senkrecht zur optischen Axe, welcher viel grösser als 120°, 
meist über 150° ist und sich nicht eigentlich messen lässt, weil 
die Lateralstrahlen in dieser Steliung fast immer eine Krümmung 
zeigen. Dabei ist die Ebene des Oralwinkels meist beträchtlich 
zur optischen Basisebene geneigt. Nur ausnahmsweise liegen die 
gekrümmten Strahlen annähernd in der Basisebene selbst (Fig.17). 
Die gewöhnliche Ansicht, welche ein sagittaler Vierstrahler in 
der Stellung darbietet, in welcher die optische Axe senkrecht 
steht auf der Fläche, auf welche er projieirt erscheint, ist die 
eines Kreuzes mit zwei gekrümmten Schenkeln, welche den 
Lateralstrahlen entsprechen und zwei gerade erscheinenden 
Schenkeln, welche dem Basal- und Apicalstrahl entsprechen, wie 
dies in Fig. 13, ce dargestellt ist. Dies ist ein typisches Bild. Ein 
Projeetionsbild dieser häufigsten Form sagittaler Vierstrahler 
wurde aus dem Grunde nicht gegeben, weil sich die gekrümmten 
Lateralstrahlen in einer sehr ungünstigen Verkürzung darstellen 


Skelettheile der Kalkschwämme. 85 | 


würden. Man kann sich aber diese Projeetion wohlvorstellen, wenn 
man sich die Lateralstrahlen des in Fig. 16 dargestellten Vier- 
strahlers in die Lage gerückt denkt, welche die Lateralstrahlen 
des in Fig. 22 dargestellten Dreistrahlers einnehmen. 

- Solche Vierstrahler finden sich insbesondere in der Gastral- 
fläche von Leuconen und Syconen, so z. B. bei Leueandra aspera 
und bei Sycandra Bucchichiü, aber auch die grossen dermalen 
Vierstrahler der letztern Art zeigen dieses Verhalten. Obwohl der 
Apicalstrahl häufig stark gekrümmt ist, so erscheint er doch in 
der Aufsicht auf die optische Axe stets gerade; seine Krümmung 
fällt daher in einen optischen Hauptschnitt, während dies bei 
den Lateralstrahblen auffallender Weise nicht der Fall ist. Diese 
— in der Facialansicht oft ganz gerade — erscheinen vielmehr in 
der Aufsicht auf die optische Axe in einem meist flachen Bogen 
gekrümmt. Die Neigung der optischen Axe zum Basal- und 
Apicalstrahl ist wechselnd, doch ist erstere constanter als letztere. 
An den kleinen gastralen Vierstrahlern von Sycandra Bucchichü 
(an einem radialen Längsschnitt gemessen) schwankte die Neigung 
des Basalstrahles zur optischen Axe zwischen 24°—29°, dagegen 
die des Apicalstrahles zwischen 64°—88° (bei 5 Messungen). 

Ähnliche Differenzen ergaben die Vierstrahler von Leucandra 
aspera, bei welchen übrigens der Basalstrahl meist eine Neigung 
über 30° hat, Constantere Zahlen geben die grossen dermalen Vier- 
strahler von Sycandra Bucchichii für den Apicalstrahl. Es betrug 
bei 5 Messungen die Neigung des Basalstrahles zur optischen 
Axe 22— 28°, die des Apicalstrahles 71°—76° (bei 5 Messungen). 


C. Irreguläre Vierstrahler. 


Als solche müsste man diejenigen bezeichnen, bei welchen 
ein durch den Basalstrahl und Apicalstrahl gelegter optischer 
Hauptschnitt den Oralwinkel der Lateralstrahlen nicht halbirt, 
sondern in ungleiche Theile theilt, ferner solche, bei welchen 
Basal- und Apicalstrahl mit ihren morphologischen Axen nicht in 
einen gemeinsamen optischen Hauptschnitt fallen. Dass derartige 
Irregularitäten vorkommen, ist nach den Abbildungen Haeckel’s 
höchst wahrscheinlich; unter dem hier in Betracht kommenden 
Materiale wurden keine sicher hieher gehörigen Beispiele beob- 
achtet. 


86 V.v. Ebner, 


Il. Stabnadeln. 

Alle Stabnadeln haben das Gemeinsame, dass denselben 
eine optische Axe zukommt, welche mit der Länrgsaxe der Nadel 
einen grossen Winkel bildet, welcher wohl stets 60° übersteigt. 
Dies gilt für die feinen langen geraden Stricknadeln am Peristom 
kranzmündiger Syconen gerade so, wie für die dicken Stabnadeln 
bei Leucandra, und die feinen Nadeln der mannigfachsten Form 
wie sie im Dermalskelete vorkommen. Diese Thatsache ist inso- 
ferne bemerkenswerth, als sie eine Analogie im optischen Verhalten 
der Stabnadeln mit den Lateral- und Apicalstrahlen, nicht aber 
mit den Basalstrahlen von sagittalen Drei- und Vierstrahlern 
erkennen lässt. Bei gekrümmten Stabnadeln entspricht, wie es 
scheint immer, die Ebene der Krümmung einem optischen Haupt- 
schnitte, die Nadeln erscheinen daher, wenn sie auch noch so 
stark gekrümmt sind, in der Aufsicht auf die optische Axe ganz 
gerade. Dies macht es begreiflicher Weise auch schwer die Nadeln 
in eine solche Stellung zu bringen, in welcher die optische Axe 
senkrecht steht. Das Gesagte gilt zunächst für die kolossalen 
Stabnadeln von Leucandra aspera und aleicornis (Fig. 51, 52, 53, 
Taf. IV), welche meist ziemlich stark gekrümmt sind, aber auch 
für die sichelartig gekrümmten einfachen Nadeln von Ascandra 
falcata (Fig. 44) und für die feinen gekrümmten Nadeln von 
Ascandra variabilis. 

Da die optische Axe in die Ebene der Krümmung fällt, so 
ist dieselbe horizontal, wenn die Nadel sich von selbst in die 
Ebene der Krümmung legt, es sind daher auch die krummen 
Stabnadeln für die Bestimmung des ausserordentlichen Brechungs- 
quotienten besonders gut geeignet. Aus dem Umstande, dass die 
optische Axe in die Ebene der Krümmung fällt, folgt aber ferner, 
dass sich eine Bestimmung des Winkels, welchen dieselbe mit 
der morphologischen Axe der Nadel bildet, nur für bestimmte 
Punkte ausführen lässt, indem ja die Richtung der Tangente der 
Krümmung von Punkt zu Punkt wechselt. Nimmt man ungefähr 
die Mitte einer kolossalen Stabnadelvon den genannten Leucandra- 
Arten so findet man die optische Axe etwa unter 75°— 80° geneigt. 
Bei Grantia eiliata bestimmte Sollas diesen Winkel mit ungefähr 
70°. Wenn man die gekrümmten Nadeln von Leucandra au ihren 
beiden Enden untersucht, so ergibt sich, dass an diesen die 


Skelettheile der Kalkschwämme. 87 


Neigung der optischen Axe sehr verschieden ist. Während an 
dem einen Ende die Neigung der optischen Axe sich 90° 
nähert, sinkt am entgegengesetzten Ende, infolge der Krümmung, 
der Winkel unter 80° vorausgesetzt, dass die Krümmung der 
Nadel eine einigermassen bedeutende ist. Dieses ungleiche Ver- 
halten der beiden anscheinend gleichwerthigen Nadelspitzen 
soll später noch exörtert werden. Zunächst wird ein Blick auf 
Fig. 51 genügen um einzusehen, dass, wenn man die Richtung 
der optischen Axe 00’ parallel zu sich selbst nach unten verschiebt, 
der Winkel, welchen 00’ mit der Mittellinie der Nadel bildet, 
fortwährend grösser werden muss, während umgekehrt, wenn 00’ 
nach oben parallel zu sich selbst verschoben wird, der genannte 
Winkel stetig kleiner wird. 

Messungen an je zehn Stabnadeln von Leucandra aspera 
und alicornis gaben folgendes Resultat: 


Die Mittel Neigung der optischen Axe zur Mittellinie der 
beziehen sich kolossalen Stabnadeln 
auf 10 
Messungen Anfang Mitte Ende 
Maximum 903 87° 86° 
ER Leucandra 
Minimum 80° 15° 3 
ne aspera 
Mittel 854° 802° 765° 
Maximum 302 88° gas 
Minimum 76° 68° EN RS Ra 
Mittel 83° 75-1° 69° ai onlıE 


Ähnliche Zahlen ergaben auch die grossen Stabnadeln von 
Sycandra raphanus und die kleinen Nadeln von Ascandra variabılis, 
an welchen jedoch nur einzelne Messungen ausgeführt wurden. 

Erwähnenswerth sind die von F. E. Schulze! genauer 
beschriebenen und abgebildeten, rudimentären, dreizähnigen 
Anker von Sycandra raphanus. Sie verhalten sich ganz ähnlich, 
wie die Stabnadeln in optischer Beziehung. Nahe der Verdickung 
mit dem ankerförmigen Ende mass ich bei einer Nadel die 


1 Zeitsch. f. wiss. Zool. Bd. XXV, Suppl. $. 254 u. Taf. XIX, Fig. 1. 


88 V.v. Ebner, 


Neigung der optischen Axe mit 78°, bei einer zweiten mit 88°. 
Vergleicht man damit die früher angegebenen Zahlen für die 
Apicalstrahlen von Vierstrahlen, so sieht man, dass vom optischen 
Standpunkte gegen die Auffassung Haeckel’s und Schulze’s, 
dass solche Nadeln als kolossale Apicalstrahlen sonst rudimentärer 
Vierstrahler zu betrachten seien, nichts einzuwenden ist. 

Von den kleinen Stabnadeln eigneten sich besonders gut zu 
Messungen die schon früher erwähnten platten, geknöpften 
Nadeln im Distaleonus der Radialtuben von Sycandra elegans 
(Fig. 4). Da, wie aus der Untersuchung von Quer- und Längs- 
schnitten sich ergab, die optischen Axen der in einem Kegel 
divergirenden Nadeln ihre optische Axe in einem zur Kegelaxe 
senkrechten Richtung haben, müssen die einzelnen Nadeln ver- 
schiedene Neigungen zur optischen Axe haben. Unter zehn 
Nadeln ergaben sich als Extreme der Neigung 84° und 71°, das 
Mittel aus allen zehn Messungen betrug 75°. 

Sucht man auf Grund der optischen Untersuchung der ver- 
schiedenen Nadelformen nach Vergleichungspunkten zwischen 
den Dreistrahlern, Vierstrahlern und Stabnadeln, so lassen sich 
die einzelnen Strahlen der morphologisch mehraxigen Nadeln 
zunächst unterscheiden als solche, welche mit der optischen Axe 
kleine Winkel bilden zwischen 0°—50° und in solche, welche 
mit der optischen Axe grosse Winkel bilden zwischen 60°—-90°. 
Zu den ersteren gehören die Apicalstrahlen der regulären Vier- 
strahlen und der sagittalen zum Theile; ferner die Basalstrahlen 
der sagittalen Drei- und Vierstrahler (10°—50°); zu den letzteren 
gehören alle Strahlen der regulären Dreistrahler, die Facialstrahlen 
der regulären Vierstrahler, die Lateralstrahlen der sagittalen Drei- 
und Vierstrahler, die Apicalstrahlen der sagittalen Vierstrahler 
(grössten Theils), und endlich die Stabnadeln. Unter den 
gekrümmten Formen ist bemerkenswerth, dass die Basalstrahlen 
von sagittalen Drei- und Vierstrahlern, die Apicalstrablen der 
sagittalen Vierstrahler und die Stabnadeln stets in einem optischen 
Hauptschnitte (d h. in einer Ebene, welche der optischen Axe 
parallel ist) gekrümmt sind, dass dagegen bei den Lateralstrahlen 
sagittaler Drei- und Vierstrahler auch Krümmungen in anderen 
Ebenen vorkommen. Berücksichtigt man das Verhalten der 
Neigung der optischen  Axe und das Verhalten der Krümmungs- 


Skelettheile der Kalkschwämme. 89 


ebene zusammen, so ergibt sich, dass die Stabnadeln am meisten 
Ähnlichkeit mit der verbreitetsten Form der Apiealstrahlen 
sagittaler Vierstrahler haben. Stabnadeln, bei welchen die optische 
Axe in die Längsrichtung fiele, oder doch mit dieser nur 
einen kleinen Winkel bilden würde, wie dies bei den Basal- 
strahlen der sagittalen Drei- und Vierstrahler der Fall ist, konnten 
unter dem benützten Materiale nicht aufgefunden werden. 

Um jedem Missverständnisse vorzubeugen, muss ausdrücklich 
bemerkt werden, dass diese Vergleichung der Stabnadeln und 
der häufigsten Form der Apicalstrahlen der. sagittalen Vier- 
strahler sich rein nur auf das analoge Verbalten in optischer 
Beziehung stützt und dass daraus noch keineswegs gefolgert 
werden soll, dass etwa alle Stabnadeln aus Apicalstrahlen von 
Vierstrahlern hervorgegangen seien, wenn dies auch in einem 
Falle — die rudimentären Anker von Sycandra — sehr wahr- 
scheinlich ist. Ebenso muss noch speciell bemerkt werden, dass 
die früher entwickelten Beziehungen der Dreistrahler unter 
einander nur rein geometrisch gemeint sind; ja dass eine 
Ableitung der Formen auseinander, wie sie oben gegeben wurde 
phylogenetisch schon aus dem Grunde nicht wohl zulässig 
wäre, weil beim Aufbiegen eines Strahles bei einem nach der 
Fläche differenzirten regulären Dreistrahler, die ursprüngliche 
Canalseite des regulären Dreistrahlers zur Dermalseite des sagit- 
talen sich umwandeln müsste. 

Am Schlusse dieser Erörterungen über das optische Ver- 
halten der Kalkschwammnadeln möge noch ein flüchtiger Blick 
auf die Beziehungen der optischen Orientirung der Skelettheile 
zum ganzen Organismus des Schwammes geworfen werden. 

Eine überraschende Regelmässigkeit zeigt sich bei den 
Syeonen mit gegliedertem Tubarskelete (Sycandra raphanus, 
elegans, Schmidtiü, Sycortis quadrangulata). Bei allen diesen 
Syconen sind die optischen Axen in der Gastralfläche in der 
Hauptsache der Längsaxe der Person parallel; in den Radial- 
tuben aber parallel den Längsaxen dieser letzteren. An der 
Dermalfläche zeigen sich allerdings wechselnde Verhältnisse, 
die jedoch bei einzelnen Arten wieder typische Regelmässigkeiten 
zeigen, wie früher bei Sycandra elegans (vergl. Fig. 3) genauer | 
ausgeführt wurde. Bei Sycandra Bucchichii verhält sich die 


90 V.v.Ebner, 


Gastralfläche, wie bei den früher genannten Syconen; es sind 
aber auch die grossen dermalen Vierstrahler, deren lange Apical- 
strahlen bis in die Magenhöhle hineinragen, mit ihren optischen 
Axen annähernd parallel der Längsaxe der Schwammperson 
orientirt. Dagegen zeigen wiederum die subgastralen Dreistrahler, 
deren Basalstrahlen sich an die Apicalstrahlen der grossen 
dermalen Vierstrahler anlegen, eine fast radiär zur Körperwand 
orientirte Anordnung der optischen Axen. 

Was die Leuconen anlangt, so ist es wegen der complieirten 
Anordnung des Skeletes schwer, genauere Angaben zu machen; 
nur das lässt sich feststellen, dass auch bei diesen an Personen 
mit Mundöffnung in der Gastralfläche die optischen Axen sich 
wie bei den Syconen verhalten. 

Bei den Ascetta- und Ascaltis-Arten mit regulären Drei- und 
Vierstrahlern stehen die optischen Axen durchaus fast senkrecht 
auf der Körperwand, bei den mit sagittalen Drei- und Vier- 
strahlern und mit Stabnadeln ausgestatteten Asconen ist dies aber 
nicht der Fall. Bei Ascandra variabilis sind die Drei- und Vier- 
strahler grösstentheils optisch ähnlich orientirt, wie die gastralen 
Vierstrahler der Syconen; häufig liegt aber die optische Axe auch 
fast quer tangential zur Längsaxe der Person und bei den Stab- 
nadeln ist eine gesetzmässige Orientirung der optischen Axen 
nicht in die Auge fallend. 

Wenn man nur die Ergebnisse an den Syconen im Auge 
hält, könnte man vermuthen, dass ein causaler Zusammenhang 
zwischen der optischen Orientirung der Skelettheile und der 
Richtung des Wasserstromes bestehe, doch scheinen einer solchen 
Vorstellung die Erfahrungen an den Asconen nicht günstig zu 
sein. Immerhin wäre ein solcher Zusammenhang für die Zeit der 
ersten Anlage der Skelettheile möglich; hat aber die Bildung 
einer Nadel einmal begonnen, so treten, wie aus den im Schluss- 
capitel zu erwähnenden Thatsachen über fossile Echinodermen- 
skelete wahrscheinlich wird, wohl die richtenden Einflüsse der 
einmal gegebenen Krystallstructur entscheidend ein. 


IV. Atzerscheinungen. 


Die optischen Erscheinungen an den Skelettheilen der 
Kalkschwämme lassen sich in einfachster und nächstliegendster 


Skelettheile der Kalkschwämme. el 


Weise so deuten, dass jeder Skelettheil ein Individuum eines 
einzigen Kalkspathkrystalles darstelle, das man sich künstlich 
aus einem Stücke Doppelspath herausgeschnitten denken könnte. 
Allein, wenn man die Bildungsweise dieser so charakteristischen 
Skelettheile bedenkt, welche zweifellos ein Product lebendigen, 
speeifischen Protoplasmas sind, so muss eine solche Vorstellung 
als kaum zulässig erscheinen, und wenn man sich eine Structur 
ausdenken will, welche mit dem, was wir sonst vom Baue 
organisirter Bildungen wissen, möglichst harmonirt, so scheint 
es wahrscheinlicher, dass jeder Skelettheil aus einer grösseren 
Zahl von Kalkspathindividuen besteht, die zwar alle eine 
. parallele Stellung ihrer optischen Axen besitzen, aber desshalb 
noch nicht mit ihren krystallographisch gleichwerthigen Rich- 
tungen parallel orientirt zu sein brauchen. 

Die optische Untersuchung allein kann nicht entscheiden, 
ob ein polysynthetischer Zwilling mit paralleler Stellung der 
optischen Axen, oder ein einheitliches Krystallindividuum vorliegt, 
wohl aber können Ätzversuche Anhaltspunkte dafür ergeben, ob 
eine durch und durch parallele Anordnung aller krystallo- 
graphisch gleichwerthigen Richtungen durch die ganze Substanz 
vorhanden ist. | 

Sollas hat bereits Ätzversuche ‚gemacht, doch ist es ihm 
offenbar nicht gelungen, gut entwickelte Ätzfiguren zu erhalten, 
und was die von ihm versuchte Deutung der Ätzstreifungen 
anbelangt, so geht sie von der Voraussetzung aus, denselben 
liege das Spaltungsrhomboäder des Kalkspathes zu Grunde; eine 
Voraussetzung, deren Unrichtigkeit durch meine unterdessen 
mitgetheilten Ätzversuche am Kalkspathe sich ergeben hat.! 

Ich darf daher wohl darauf verzichten, die Einzelheiten der 
von Sollas auf dieser Grundlage gewonnenen Beine ein- 
gehender zu besprechen. 

Da bei den Ätzversuchen am Kalkspathe und Aragonite die 
besten Resultate mit Ameisensäure erzielt wurden, schien es am 
zweckmässigsten zu sein, diese Säure bei Untersuchung der 
Kalkschwammnadeln vorzüglich anzuwenden. Es wurde daher 
meistens mit dieser Säure experimentirt. Nur die grossen Nadeln, 
nämlich die kolossalen Stabnadeln von Leucandra aspera und 


1 Diese Ber.]. ce. 


92 V.v. Ebner, 


aleicornis und die kolossalen Dreistrahler von Leucaltis solida 
wurden mit Erfolg benützt. Nur an diesen gelang es, deutliche 
Ätzfiguren darzustellen und das Verhalten herein auf den 
verschiedenen Flächen einigermassen zu verfolgen. Bei den 
kleinen Nadeln erhält man nur Streifungen, deren Deutung 
keineswegs ganz leicht ist. 

Das Verfahren beim Ätzen bestand meistens darin, dass ein 
Tropfen concentrirter Ameisensäure zu der Nadel, die ohne 
Deckglas auf dem Objeetträger lag, hinzugebracht und nun 
mit einer schwachen Vergrösserung beobachtet wurde, bis, meist 
nach Minuten, deutliche Ätzeffecte auftraten. Hierauf wurde rasch 
unter einer Präparirlupe die Nadel aus der Ameisensäure entfernt, 
anhängende Säure mit Filterpapier abgesaugt. Die auf diese 
Weise von der Hauptmasse der Säure befreite Nadel kam nun 
in einen Tropfen Wasser, der wieder abgesaugt wurde, und wurde 
dann nach nochmaligem Wasserzusatz mit einen Deckglas 
bedeckt und genauer untersucht. Behandelt man auf diese Weise 
kolossale Dreistrahler von Leucaltis solida, so erhält man oft, 
wenn auch bei weitem nicht immer, namentlich nicht, wenn man 
die Ätzung gar zu lange fortsetzt, deutliche Ätzfiguren, welche, 
wie schon von vornherein zu erwarten war, auf dem Basalstrahl 
und den Lateralstrahlen verschieden sind. 

Um zunächst die Ätzfiguren der Lateralstrahlen zu unter- 
suchen, ist es nothwendig, den Basalstrahl nahe an der Basis ab 
zubrechen, was meistens leicht gelingt, weil derselbe — im 
Gegensatze zu den Lateralstrahlen, welche stets eine unregel- 
mässig muschelige Bruchfiäche ergeben — in ‚der Regel einen 
reinen Querbruch zeigt. 

Betrachtet man nun die convexe (Dermal-) Seite der Lateral- 


strahlen, so findet man diese in günstigen Fällen überdeckt mit 


lauter Ätzfiguren von der Form eines fast gleichseitigen Drei- 
eckes. Die Dreiecke sind alle parallel orientirt und wenden eine 
Ecke den Spitzen der Strahlen zu, während eine Seite der 
gemeinsamen Wurzel derselben entgegen sieht (Fig. 25a). Dreht 
man nun die beiden Lateralstrahlen auf die entgegengesetzte 
concave (Canal-) Seite, so findet man dreieckige Ätzfiguren wie 
früher, aber von entgegengesetzter Lage, indem alle Dreiecke 
nun eine Seite gegen die Spitze der Strahlen und eine Ecke 


Skelettheile der Kalkschwämme. 953 


gegen die Wurzel derselben hinwenden (Fig. 25, b). Die 
Anordnung dieser Ätzfiguren entspricht im Allgemeinen den 
Ätzfiguren, wie man sie auf den beiden Flächen einer parallel 
zur Basis geschliffenen Kalkspathplatte erwarten müsste. 

Sieht man von dem Umstande ab, dass die Dreiecke nicht 
überall gleich regelmässig, namentlich gegen die Seitenränder 
und Spitzen hin, ausgebildet sind — es handelt sich ja um eine 
gekrümmte stark gewölbte Fläche — so ist die frappante 
Ähnlichkeit mit gewissen Ätzfiguren von der Basis des Kalk- 
spathes! nicht zu verkennen. Freilich ist es mir gerade mit 
Ameisensäure nicht gelungen, auf der Basis des Kalkspathes 
deutliche dreieckige Ätzfiguren darzustellen. Es entstanden dort 
rundliche oder unregelmässige Figuren, die meist sehr dicht 
standen und nicht zu regelmässigen Dreiecken sich ausbildeten. 
Solche Figuren erhält man auch oft an den Schwammnadeln, 
wenn man unter dem Deckglase ätzt, es treten dann aber auch 
manchmal gleich im Beginne der Ätzung deutliche Dreiecke 
auf, die gerade entgegengesetzt, wie die früher beschriebenen 
orientirt sind, indem sie auf der Dermalseite der Lateralstrahlen 
von Leucaltis Ecken gegen die Wurzel der Strahlen, auf der 
Canalseite aber Ecken gegen die Spitze der Strahlen wenden. 
Diese Dreiecke entstehen im Gegensatze zu den früher erwähnten 
ganz im Beginne der Ätzung und bleiben stets klein. Wir haben 
also auch hier wie beim Kalkspath zweierlei dreieckige Ätz- 
figuren, welche zu einander verwendet sind und von welchen 
die einen einem negativen, die anderen einem positiven Rhom- 
boöder entsprechen. Die zuletzt geschilderte Form von Ätz- 
figuren tritt nach längerer Ätzung stets zurück. Sie entspricht 
wohl der instantanen Form? der Ätzfiguren der Basis des Kalk- 
spathes, deren Umriss der hohlen Spitze eines positiven Rhom- 
bo@ders verglichen werden kann, während die grösseren zuerst 
beschriebenen, bei längerer Ätzung sich einstellenden der 
retardirten Form der Ätzfiguren angehören dürften, deren Umriss 
der hohlen Spitze eines negativen Rhomboä@ders verglichen 
werden kann. 


1 Vergl. diese Ber. Bd. XCL, S. 786 u. Taf. IV, Fig. 62, 67 u. s. w. 
2 Vergl.1l. c. S. 26 u. 29. 


94 V.v.Ebner 


Die Symmetrie- und Formverhältnisse von beiderlei Atz- 
figuren sind solche, wie sie der Basis eines rhombo&drischen 
Krystalles entsprechen, und wir können unter der ganz plausiblen 
Voraussetzung — die Seiten der Dreiecke entsprächen den 
Combinationskanten eines Rhomboöders mit der Basis — sogar 
den Schluss ziehen, dass die der optischen Axe parallelen 
Tangirungsflächen der Lateralstrahlen annähernd dieLage von 
Deuteroprismenflächen haben müssen. Denn wären diese Tan- 
girungsflächen dem Protoprisma entsprechend, so müsste eine 
Dreiecksseite der Axe des Lateralstrahles parallel sein, was nie 
der Fall ist. Zur Untersuchung der Seitenansichten eignen sich 
die Lateralstrahlen schlecht, weil sie im Zusammenhange nicht 
gut untersucht werden können, beim Versuche aber einen Strahl 
abzubrechen, in der Regel unregelmässige Zertrümmerung erfolgt. 
Immerhin konnten wiederholt solche, der Deuteroprismenfläche 
entsprechende Ätzfiguren, wie sie sogleich an den kolossalen 
Stabnadeln von Leucandra genauer beschrieben werden sollen, 
beobachtet werden. 

Aus den Beobachtungen der Ätzfiguren an den Lateral- 
strahlen der kolossalen Dreistrahlen von Leucaltis geht zunächst 
hervor, dass dieselben gegen Ätzung, wie ein einziges Krystall- 
individuum sich verhalten, und dass daher wirklich ein solches 
vorliegt. | 
Dies wird noch weiter durch die Beobachtungen am Basal- 
strahl bestätigt. Da dessen Axe mit der optischen Axe ungefähr 


einen Winkel von 45°—52° bildet und zugleich in einem Haupt- 


schnitte liegt, welcher um 120° von den axialen Hauptschnitten 
der Lateralstrahlen absteht (vergl. Fig. 19), so müssen die 
Tangirungsebenen der convexen (dermalen) und der concaven 
(eanalen) Seiten die Lage von Rhombo&derflächen haben, welche 
durch ein Zone von Scalenoedern in die wieder einer Deutero- 
prismenfläche entsprechende Tangirungsebene übergehen, welche 
dem der Axe parallelen Hauptschnitte entspricht. In der That 
sieht man nun auf der dermalen und canalen Seite des Basal- 
strahles monoklinische AÄtzfiguren von deltoidischem Umrisse 
(Fig. 24, «a dermale, b canale Seite), welche nur Rhombo&der- 
flächen entsprechen können, während man beim Herumrollen des 
Strahles auch irreguläre triklinische, seltener hemirhombische 


Skelettheile der Kalkschwämme. 95 


Ätzfiguren sieht, welche der Zone bis zum Deuteroprisma 
angehören müssen, 

Sehr gut eignen sich zu Ätzversuchen die kolossalen Stab- 
nadeln von Leucandra. Wenn die Nadeln, wie gewöhnlich nicht 
gerade, sondern in einem optischen Hauptschnitte gekrümmt 
sind, so gestatten sie die Beobachtung derjenigen Tangirungs- 
ebene, welche diesem Hauptschnitte parallel ist und welche gerade 
an den Lateralstrahlen von Leucaltis schwer zu beobachten ist. 
Auf dieser Seitenfläche entstehen ziemlich leicht triklinische Ätz- 
figuren, welche aber gewöhnlich so sehr dem hemirhombischen 
Charakter sich nähern, dass ihre Ähnlichkeit mit den Ätzfiguren, 
wie man sie auf der Deuteroprismenfläche des Kalkspathes erhält, 
sofort in die Augen springt (Fig. 33). Wenn man die Neigungen 
der längeren Seiten, beziehungsweise der vertieften Kante, diesen 
Figuren zur optischen Axe misst, so erhält man, wie beim Kalk- 
spath, das Resultat, dass sie ungefähr jener der Mittelkante des 
Lösungsrhombo&ders — 2 R (45° 23°) entsprechen, und man wird 
daher nieht zögern, diese Ätzfiguren als solche der Deutero- 
prismenfläche anzuerkennen um so mehr, als auf der Seite der 
Stabnadeln, welche der Basisfläche nahezu entsprechen, drei- 
eckige Ätzfiguren, welche jenen auf den Lateralstrahlen von 
Leucaltis ganz ähnlich sind, gleichzeitig zu sehen sind und zwar 
so, dass wiederum keine Dreiecksseite der Nadelaxe parallel, 
wohl aber eine darauf senkrecht steht, woraus folgt, dass eben 
die Seitenfläche einer Deuteroprismenfläche annähernd ent- 
sprechen muss. Wenn man ein möglichst gerades oder ein 
abgebrochenes Nadelstück durch methodisches Verschieben des 
Deckglases wälzt, so kann man sich— wie wiederholte Versuche 
lehrten — überzeugen, dass die Ätzfiguren sich im Wesentlichen 
so verhalten, wie dies im Schema Fig. 36 dargestellt ist. Geht 
man von der Stellung 1 aus, in welcher Dreiecke zu sehen sind, 
so werden zunächst hemirhombische Ätzfiguren nach 90° Drehung, 
sichtbar (2); nach weiterem Wälzen in derselben Richtung um 
90°, sieht man abermals Dreiecke, aber in verwendeter Stellung 
gegen die frühere (3) und schliesslich, nach abermaliger 
Drehung um 90°, wieder hemirhombische Figuren, die entgegen- 


1]. c. Taf. V., Fig. 99—111. 


96 V.y. Ebner, 


gesetzt zu den erst gesehenen orientirt sind. Dies ist wiederum 
nur begreiflich, wenn eine parallele Anordnung der gleich- 
werthigen krystallographischen Richtungen durch die ganze 
Substanz der Stabnadel vorhanden ist. Diese Beobachtungen 
erlauben nun auch den Charakter der dreieckigen AÄtzfiguren 
näher zu bestimmen. 

Da auf der Basis des Kalkspathes je nach Umständen, die 
sich nicht genau übersehen lassen, bald positive, bald negative 
Dreiecke auftreten, d. h. solche, die man sich als Hohlabdruck 
der Spitze eines positiven oder negativen Rhombo&ders vorstellen 
kann, so war nicht sicher zu entscheiden, wie die Dreiecke zu 
deuten sind. | 

Der Wälzversuch mit geätzten Leucandra-Nadeln spricht 
aber unzweideutig dafür, dass die Dreiecke hier bei längerer 
Ätzung directe, negative Dreiecke des Lösungsrhomboäders sind, 
weil die Ätzfiguren, welche dem Deuteroprisma entsprechen, 
immer in der Richtung der Mittelkante des Lösungsrhomboeders 
geneigt sind. Die neben die schematisch gehaltenen Nadeln in 
Fig. 36 gezeichneten Rhombo&derprojectionen, geben eine Vor- 
stellung, wie man sich die Flächen des Lösungsrhombo&@ders in 
die Nadel daneben hinein zu denken hat. In Fig. 1 und 3 sind 
die punktirten Rhombo&derkanten unten, die ausgezogenen oben 
zu denken und man sieht leicht ein, wie allemal die Stellung des 
darüber stehenden Rhomboöders aus der des darunter stehenden 
hervorgeht, wenn man letzteres um eine von links nach rechts 
gehende Axe, wie die Stabnadel, in der Richtung von unten nach 
oben wälzt. Zur Erleichterung der Auffassung dieser Rotations- 
bewegung ist die linke Seite des schematischen Nadelstückes 
durch eine Spaltungsfläche schräg abgeschnitten gedacht, so dass 
der am weitesten nach links vorspringende Punkt «a in jeder von 
unten nach oben folgenden Stellung um 90° gegen die vorher- 
gehende gedreht erscheint. 

Auf Grund der durch die Ätzfiguren gewonnenen Anhalts- 
punkte ist es nun möglich, die Lage anzugeben, welche ein, 
einem kolossalen Dreistrahler von Leucaltis, oder einer kolossalen 
Stabnadel von Leucandra ähnliches Kalkspathstück, das in 
krystallographischer Beziehung mit den genannten Skelettheilen 
übereinstimmen würde, in einem Kalkspathkıystalle haben müsste. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 97 


Eine solche Construction ist in Fig. 35 (Taf. III) aus- 
geführt. Der gezeichnete Kalkspathkrystall stellt in der üblichen 
Projeetion die Combination des Deuteroprismas ooP 2 mit dem 
Rhombo&der —2R (dem Lösungsrhombo&der) dar. Die Lage der 
in Fig. 36 schematisch dargestellteu Ätzfiguren, welche in beiden 
Nadelformen nachgewiesen sind, kann man sich vorstellen, wenn 
man die dreieckigen an den nach oben gewendeten, der Basis 
parallelen Flächen der Nadeln durch Hineindrücken der unteren 
Rhomboäderspitze des Krystalles entstanden denkt, die drei- 
eckigen Ätzfiguren der unteren Flächen der Nadeln aber um- 
gekehrt durch Hineindrücken der oberen Rhomboöäderspitze, d.h. 
so, als ob man den Kıystall in die Hand genommen hätte und 
mit den Rhombo&derspitzen in den angegebenen Stellungen einen 
Abdruck des Umrisses in die Nadeln gepresst hätte. Ähnlich 
kann man sich die Lage der rhomboidischen Ätzfiguren räumlich 
vorstellen, indem man sich die längeren Seiten dieser Figuren 
parallel den Combinationskanten des Rhomboöders mit den der 
Nadel, oder dem Strahl parallelen Deuteroprismenflächen denkt. 
Die nähere Begründung der gegebenen Stellung ergibt sich für 
den Dreistrahler aus dem früheren, insbesondere aber auch aus 
der Stellung der retardirten Ätzfiguren in der nach einem Präparat 
gezeichneten Figur 25. Für die Stellung der Stabnadel in Bezug 
auf ihre Krümmung ist der bisher noch nieht erwähnte Umstand 
entscheidend, dass die Neigung der, den Deuteroprismenflächen 
entsprechenden, Ätzfiguren, in demselben Sinne in Bezug auf die 
Axe der Nadel gerichtet ist, wie die der optischen Axe, was aus der 
ebenfalls nach einem Präparat gezeichneten Fig. 33 zu ersehen ist. 
Es bilden also die Längsrichtungen der Ätzfiguren und die 
. optische Axe nach derselben Seite hin mit der Nadelaxe spitze, 
. respective stumpfe Winkel, wie in dieser Figur. 

Die Nadeln sind in je zwei möglichen Stellungen gezeichnet, 
man sieht aber leicht ein, dass diese Stellungen vermöge der 
rhombo@drischen Symmetrie dreimal durch Drehungen von 120° 
um die Hauptaxe wiederholt werden können, indem z. B. die 
Nadelspitze bei d nach d und weiterhin nach f gedreht wird. 

Es sind daher für jede Nadel im Ganzen sechs Stellungen 
denkbar, in welcher sie aus dem Kıystall gewissermassen heraus- 
' gemeisselt werden könnte. 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd., I. Abth. { 


98 V.v.Ebner, 


Die Betrachtung der Figur ergibt nun noch einige weitere 
bemerkenswerthe Folgerungen. Man sieht leicht ein, dass 
sowohl die concave als convexe Seite des Basalstrahles des 
Dreistrahlers direct gegen die Flächen des negativen Rhom- 
bo@ders sieht und daher selbst einem negativen Rhombo&der 
entsprechen muss, dass dagegen die concaven und convexen 
Seiten der Lateralstrahlen, wenn sie, wie es bei Leucaltis ja 
thatsächlich der Fall ist, etwas gegen die optische Axe geneigt 
sind, positiven Rhombo&derflächen entsprechen müssten. 

Ebenso ist es klar, dass die den Kanten des negativen Rhom- 
bo&öders entgegen sehenden convexen und concaven Krümmungen 
der Stabnadeln ebenfalls positiven Rhombo&derflächen entsprechen 
müssen. Dass die Seitenflächen, welche der optischen Axe parallel 
sind, durchwegs Deuteroprismenflächen entsprechen, wurde schon 
hervorgehoben. Auf eine Besprechung aller Flächenzonen einzu- 
gehen, welche die ganze Rundung einer Nadel ausfüllen und die 
man erhielte, wenn man an einen beliebigen Punkt der Nadel eine 
Tangirungsebene gelegt denkt, welehe man dann um die Nadelaxe 
dreht, hat wohl kein besonderes Interesse. Nur das möchte ich 
betonen, dass hiebei keineswegs alle möglichen Krystallllächen 
heraus kommen, dass z.B. für den horizontal, eylindrisch gedachten 
Lateralstrahl von Leucaltis nur eine Reihe von Deuteropyramiden 
zwischen 00 P2 und OR die Zone darstellt, und dass für keinen 
Strahl das Protoprisma ooOR in irgend einer Zone vorkommt, da 
nur die Spitzen der Nadeln in eine solche fallen würden. 

Nachdem einmal diese Ergebnisse gewonnen waren, schien 
es von Interesse zu sein, nachzuforschen, ob etwa allgemein die 
Nadeln so beschaffen sind, dass ihre den optischen Hauptschnitten 
parallelen Tangirungsebenen Deuteroprismenflächen, die darauf. 
senkrechten tangirenden Ebenen aber der Basis. oder Rhombo&der- 
flächen entsprechen, wie es bei den besprochenen kolossalen 
Nadeln der Fall ist. Leider konnten auf kleineren Nadeln keine 
gut gebildeten Ätzfiguren dargestellt werden, um mit Hilfe der- 
selben die krystallographische Orientirung der Nadeln zu bestim- 
men. Trotzdem geht aus den schon früher besprochenen und zum 
guten Theile gerade mit Rücksicht auf diese Frage angestellten 
optischen Untersuchungen hervor, dass eine allgemeine Geltung 
des bei den kolossalen Nadeln gefundenen Gesetzes nicht besteht. 


“ Skelettheile der Kalkschwämme. 99 


Bei Drei- und Vierstrahlern wäre zur Erfüllung der bei den 
kolossalen Nadeln ermittelten Gesetze unbedingt erforderlich, 
dass die Projeetion des Oralwinkels auf die krystallographische 
Basis 120° beträgt. Dies ist aber, wie bereits gezeigt wurde, 
sehr häufig nicht der Fall. Es leuchtet dies sofort ein, wenn man 
die Projeetionszeichnungen in Fig. 15—23 ansieht. Wenn die 
Axen aa’, bb’, cc’ in Fig. 15 und in gleicher Weise für die 
folgenden Figuren den Deuteroprismenflächen parallel sind, so 
können nur in den Figuren 15, 16, 18A, 19, 20 und 21 alle 
Strahlen so gestellt werden, dass ihre morphologischen Axen in 
um 60° von einander abstehenden Hauptschnitten liegen, wie es 
bei den Deuteroprismenflächen der Fall ist. Für die in Fig. 17, 
18B, 22 und 23 abgebildeten Drei- und Vierstrahler ist dies aber 
nicht möglich. Zwei Strahlen müssen nothwendig in Haupt- 
schnitte fallen, welche nicht mehr Deuteroprismenflächen 
entsprechen. Es wurde nun bei diesen Projectionszeichnungen 
als das wahrscheinlichste angenommen, dass der Basalstrahl, 
respective der Basal- und Apicalstrahl in einen der Deutero- 
prismenfläche parallelen Hauptschnitt fallen. Diese Annahme 
ist wenigstens für die grossen dermalen Vierstrahler von Sycandra 
Bucchichii bestimmt richtig, wie eine zufällige Beobachtung 
beim Abbrechen eines Basalstrahles ergab, wobei eine unver- 
kennbare rhomboädrische Spaltungsfigur entstand — (ähnlich 
jener, die in Fig. 32, «a abgebildet ist und die später noch 
besprochen werden soll) — deren Stellung keinen Zweifel liess, 
dass der noch vorhandene Apicalstrahl mit seiner morphologischen 
Axe — und somit auch diejenige des Basalstrahls — in einen 
deuteroprismatischen Hauptschnitt fallen müsse. Da nun die 
Wurzeln der Lateralstrahlen in diesem Falle mit diesem Haupt- 
schnitte einen Winkel von ungefähr 90° in der Projeetion auf die 
Basis bilden, so ist klar, dass die Hauptschnitte durch die Wurzel 
der Lateralstrahlen den Protoprismaflächen parallel sein müssen. 

Da die Lateralstrahlen ferner in ihrer Projectionsebene auf 
die krystallographische Basis (ähnlich, wie Fig. 13, c) gekrümmt 
sind und zwar so, dass die Spitzen der Strahlen annähernd einen 
Winkel von 60° mit der Basal-Apicalstrahlebene bilden, so folgt 
daraus, dass tangirende Hauptschnittebenen, welche man an 


diese Lateralstrahlen der Krümmung entsprechend legen würde, 
7* 


100 V.w.Ebneir, 


(die ganze Zone zwischen Proto- und Deuteroprisma, also alle 
möglichen dihexagonalen Prismenflächen durchlaufen würden. 

Ähnliches müsste für die Lateralstrahlen in Fig. 17 gelten, 
während die Hauptschnitt-Tangirungsebenen für die Lateral- 
strahlen in Fig. 18, B und Fig. 22 dem Protoprisma ooOR, für 
Fig. 23 aber einem dihexagonalen Prisma entsprechen würden. 
Immerhin sind die Zonen, welche man erhält, wenn man sich 
Ebenen um Linien gedreht denkt, die in einen, durch eine 
sogenannte Zwischenaxe des rhombo&@drischen Krystallsystemes 
gelegten Hauptschnitt fallen, in den Oberflächen der Nadeln 
bevorzugt. 

Hieher gehören wahrscheinlich die Facialstrahlen aller 
optisch regulären Drei- und Vierstrahler, ferner alle Basal- und 
Apicalstrahlen sagittaler Drei- und Vierstrahler, alle Lateral- 
strahlen, deren Basisprojection 120° beträgt, ferner jedenfalls ein 
grosser Theil; vielleicht alle einfachen Stabnadeln. 

Dagegen gehören sicher nicht hieher: Die grosse Mehrzahl 
der Lateralstrahlen von sagittalen Vierstrahlern, die Lateral- 
strahlen jener Dreistrahler, deren Basisprojectionen andere 
Winkel als 120° einschliessen und die wahrhaft irregulären 
Drei- und Vierstrahler. 

Während die Ätzfiguren von grosser Wichtigkeit sind für 
den Nachweis eines einheitlichen krystallinischen Aufbaues der 
Nadeln und dort, wo sie in deutlich erkennbaren Formen auftreten, 
die krystallographischen Symmetrieverhältnisse ziemlich klar zu 
überblicken erlauben, sind andere Ätzerscheinungen, denen nun 
Aufmerksamkeit geschenkt werden soll, er zu be- 
urtheilen. 

Dahin gehört zunächst das Verhalten der Lösungsgestalten, 
jener erhabenen krystallartigen Ecken, welche am Kalkspathe 
bei Ätzungen mit Ameisensäure sehr leicht und in solchen 
Dimensionen, dass sie der Messung zugänglich sind, sich ent- 
wickeln. Trotz oft wiederholter Versuche wollte es nicht gelingen, 
an den kolossalen Nadeln grössere Lösungsgestalten darzustellen. 
Sie bleiben selbst im günstigsten Falle mindestens vier- bis 
fünfmal kleiner, als die bei continnirlicher Ätzung mit eoncentrirter 
Ameisensäure am Kalkspath sichtbar werdenden Lösungs- 
gestalten; in der Regel aber sind sie so klein und dabei so dicht 


Skelettheile der Kalkschwämme. 101 


aneinander gedrängt, dass ihre Form selbst mit starken Ver- 
grösserungen meistens nicht genauer festgestellt werden kann. 
Die grössten Gestalten, die überhaupt zur Beobachtung kamen, 
sind bei ungefähr 700facher Vergrösserung in Fig. 23 (von 
Leucaltis) abgebildet. 

Dieses constante Kleinbleiben und die dicht gedrängte 
Stellung der Lösungsgestalten ist ein bemerkenswerther Un- 
terschied im Vergleiche zum Kalkspathe und deutet auf eine die 
Nadeln vom reinen Kalkspathe unterscheidende Struetur hin. 

Immerhin sind die Lösungsgestalten ein weiterer Beweis für 
die krystallinische Structur und die grosse Ähnlichkeit der 
Nadeln mit Kalkspath. Obwohl an den Lösungsgestalten eine 
genauere Bestimmung von Flächen meistens nicht möglich ist, 
so lässt sich doch manchmal erkennen, dass ihre Symmetrie- 

verhältnisse jenen der Ätzfiguren entsprechen. Am Basalstrahle 
_ von Leucaltis solida erscheinen die Lösungsgestalten wie kurze, 
erhabene, der Axe des Strahles parallel gerichtete Stäbchen, 
welche nach dem einen Ende in eine scharfe Ecke — wahr- 
scheinlich eine secundär umgewandelte Polecke des Lösungs- 
rhombo@ders —2R — auslaufen, am entgegengesetzten Ende 
sich aber allmählig in der Oberfläche der Nadel verlieren. Diese 
Gestalten zeigen ihre Spitze auf der Canalseite (concave Seite) 
der Nadel gegen die Spitze des Strahles gewendet (Fig. 26, b); 
auf der Dermalseite aber gegen die Wurzel des Strahles, was ja 
im Allgemeinen dem Verhalten zweier paralleler Gegenflächen 
eines Rhombo&ders entspricht. Die Gestalten entstehen übrigens 
etwas leichter auf der Canalseite und werden auch etwas grösser, 
als auf der Dermalseite. 

Diese Ungleichheit hat nichts Auffallendes, wenn man 
bedenkt, dass die Nadel nicht eylindrisch, sondern kegelförmig 
ist und dass daher die Ebenen, welche die Canal- und Dermal- 
seite der Nadel tangiren, keineswegs genau parallel sein können 
und daher verschiedenen Rhombo@ädern — auf der Canalseite 
einem relativ stumpferen, auf der Dermalseite einem relativ 
spitzeren negativen Rhombo@der — angehören müssen, wie die 
Betrachtung der Fig. 19 leicht ergibt. Die Lateralstrahlen zeigen 
in der Faciallage, in welcher sie in Fig. 26, 5, dargestellt sind, 
Lösungsgestalten, welche eine Hauptkante zeigen, die der Axe 


102 V.v.Ebner, 


des Basalstrahles parallel ist und daher die Axe der Lateral- 
strahlen schief schneidet. Die Gestalten erscheinen ohne deut- 
liche Symmetrie (triklinisch), wie es den Symmetrieverhältnissen 
in dieser Lage entspricht. Ähnlich zeigen auch die Seitenansichten 
von kolossalen geätzten Stabnadeln im Allgemeinen Lösungs- 
gestalten von triklinischem Charakter (Fig. 31). Stellt man 
die Lateralstrablen von Leucaltis so, dass die optische Axe 
nahezu senkrecht steht, so erkennt man günstigen Falles kleine 
Höcker, die sich bei starker Vergrösserung als deutliche 
Pyramidenspitzen darstellen, deren Ähnlichkeit mit den auf der 
Basis des Kalkspathes mit Ameisensäure entstehenden Spitzen! 
unverkennbar ist. Die Pyramiden erscheinen meist nach einer 
Seite stärker entwickelt, weil die krystallographische Hauptaxe, 
wenn die Lateralstrahlen horizontal auf dem Oralwinkel liegen, 
niemals genau senkrecht steht. Von besonderer Wichtigkeit ist, 
dass die Richtung der Kanten der Pyramiden — wie sich in 
günstigen Fällen deutlich erkennen lässt — mit der Symmetrie der 
der Ätzfiguren genau harmonirt, indem zwei Kanten der Längsaxe 
Nadel parallel, aber keine Kanten senkrecht auf die Nadelaxe 
projieirt erscheinen. Diese Lage der Deuteropyramiden beweist 
wiederum, dass die den Lateralstrahlen parallelen Hauptschnitte 
Deuteroprismenflächen entsprechen müssen. (Vergl. Fig. 28, 5.) 

Eine Winkelmessung, auf welche einiges Gewicht gelegt 
werden kann, war nur in einem Falle ausführbar. Abgesehen 
von der Kleinheit der Lösungsgestalten, steht einer Messung 
die Schwierigkeit entgegen, dass man in der Regel die Krystall- 
fläche nicht kennt, auf welche die Gestalt projieirt erscheint. Die 
Basalstrahlen sind zwar meistens in einem Winkel zur optischen 
Axe geneigt, der etwa 45° beträgt, doch schwankt derselbe nicht 
unbeträchtlich. In dem einen Falle jedoch waren an der Wurzel 
des mit seiner Kanalseite genau nach oben liegenden Basalstrahles 
die in Fig. 28,a, abgebildetenPyramidenecken entstanden und mit 
starken Vergrösserungen ergab sich, dass die der Axe des Basal- 
strahles parallele Kante fast genau horizontal liegen musste, wie 
aus ihrer ganz gleichmässigen Deutlichkeit bei einer und derselben 
Einstellung der Mikrometerschraube hervorging. Da die häufigste 


ı Diese Ber. Bd. LXXXIX., Taf. II, Fig. 15. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 103 


secundäreLösungsgestalt desKalkspathes diePyramide*®/, P2 ist, 
so lag die Vermuthung nahe, dass die Kante dieser Pyramide 
angehöre. Dann würde die Fläche, auf der die Kante projieirt 
erschien — da es sich um ein negatives Rhombo@der handeln 
muss— dem Rhombo&öder —R entsprechen, was jaim Allgemeinen 
annähernd zutreffen muss, weil die Flächen —R mit der 
krystallographischen Hauptaxe einen Winkel von 45° 23’ bilden. 
War nun dies richtig, so mussten die beiden anderen sichtbaren 
Kanten der vermutheten Pyramide mit der horizontal liegenden 
Kante einen Winkel von 39° 33’ bilden. Wiederholte Messungen 
mit dem Oculargoniometer ergaben in der That Winkel von 
39°—41°, im Mittel 40°. 

Hält man dies zusammen mit der Beobachtung der Deutero- 
pyramidenspitzen auf der Basis, so erhält die Annahme, dass die 
an den Nadeln auftretenden Lösungsgestalten mit jenen des 
Kalkspathes in der That übereinstimmen, grosse Wahrschein- 
lichkeit, wenn auch nicht absolute Sicherheit. 

Während die Beobachtung von gut entwickelten retardirten 
Ätzfiguren selten, diejenige von deutlich entwickelten Lösungs- 
gestalten wenigstens bei Weitem nicht immer gelingt, tritt 
dagegen bei Ätzung mit concentrirter Ameisensäure unter dem 
Deckglase fast regelmässig eine andere Ätzerscheinung, nämlich 
die Bildung von feinen Streifungen auf, die auch jedesmal dem 
deutlichen Hervortreten von Lösungsgestalten vorausgeht. 

Es ist dies eine sehr feine Streifung mit fast parallelen 
Linien, die bei ihrem ersten Auftreten etwa 1—1'5 u. von 
einander abstehen und an Nadeln, deren optische Axe horizontal 
liegt oder wenigstens mit der Ebene des Objectträgers keine 
sehr grossen Winkel bildet, nur wenig von der Richtung des 
optischen Hauptschnittes abweichen. Sieht man aber Lateral- 
strahlen der kolossalen Dreistrahler von der Canalseite in’ der 
Stellung an, in welcher die optische Axe nahezu senkrecht zum 
Objeetträger steht, so bemerkt man statt dessen in der Mitte der 
Strahlen meist eine feine Punktirung und an den Rändern der 
Nadel wiederum eine Streifung, welche aber von beiden Seiten 
her gegen die Wurzel der Nadel so convergirt, dass die mit ihrem 
Scheitel gegen die Nadelwurzel gewendeten Winkel etwa 
90°— 100° betragen. | 


104 V.v. Ebner, 


Derartige Streifungen und Punktirungen sind in Fig. 33 
über den dort befindlichen Ätzfiguren und in Fig. 29a und d an 
den Lateralstrahlen von Leucaltis dargestellt. Diese Streifungen 
sind eine Erscheinung, welche am Kalkspathe keine strenge 
Analogie findet und die zum Theil in der eigenthümlichen 
Structur der Nadeln begründet sein könnte. Solche Streifungen 
und Punktirungen sind es wohl auch, welche v. Lendenfeld! 
mit Goldehloridkalium auftreten sah und aus welehen er den 
Aufbau der Nadeln aus zur Axe radiär gestellten Prismen 
erschloss. Indessen ist es doch keineswegs leicht, auseinander 
zu halten, wie weit diese Streifungen in der eigenthümlichen 
histologischen Structur der Nadeln und wie weit sie mit der 
Existenz von dem Kalkspath analogen Lösungsflächen zusammen- 
hängen, da sie sich vielfach so mit dem Auftreten von schlecht aus- 
gebildeten Ätzfiguren und von kleinen Lösungsgestalten eom- 
biniren, dass die wechselvollsten und schwierigst zu deutenden 
Bilder entstehen, auf deren detaillirte Schilderung und Deutung 
"einzugehen nicht möglich ist. 

Sicher stehen aber die Streifungen wesentlich mit der 
krystallinischen Structur in Beziehung, da ihre Anordnung den 
Symmetrien der Ätzfiguren und Lösungsgestalten analog ist, wie 
insbesondere aus dem Verhalten an den Lateralstrahlen von 
Leucaltis sich ergibt. 

Dauert die Ätzung einige Zeit, so verschwindet in der Basal- 
ansicht die anfängliche Punktirung (Fig. 29, a, Wurzel der 
Strahlen) und macht einer reinen Streifung Platz, die, unter dem 
früher erwähnten Winkel convergirend, längs einer deutlich 
erhabenen, der Strahlenaxe parallelen Kante zusammenstösst 
(Fig. 29, a gegen die Spitzen der Strahlen). Der Scheitel der 
von beiden Streifensystemen gebildeten Winkels ist gegen die 
Wurzel der Strahlen gerichtet. 

Dreht man nun die Lateralstrahlen um, so erbliekt man auf 
deren Dermalseite eine ganz analoge Streifung, die ebenfalls 
längs einer Kante zusammenstösst; aber die Spitze des Winkels 
erscheint gegen die Strahlenspitzen gerichtet; also in analoger 
Weise verwendet, wie die Ätzfiguren (Fig. 29, b). Dies weist 


ı Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, Vol 9. P. 4. S. 977 (1885). 


Skelettheile der Kalkschwämme. 105 


entschieden darauf hin, dass auch diese so feinen Streifungen — 
die später häufig wahren Lösungsgestalten Platz machen — keine 
histologischen Structurbilder, sondern ebenfalls Lösungsbilder 
einer Krystallsubstanz sind. 

Der Richtung nach können auf den Lateralstrahlen von 
Leucaltis die Streifen den Polkanten eines positiven Rhombo&ders 
oder einer Pyramide angehören und sie stehen wohl in naher 
Beziehung zu der bemerkenswerthen Kantenbildung, wie sie in 
Fig. 30 an einer Stabnadel und wie sie an den Lateralstrahlen 
von Leucaltis der Fig. 29, in etwas schräger Ansicht, in weiterer 
Ausbildung sich zeigt. 

Eine ähnliche Kante, aber bei weitem nicht so scharf, 
tritt an den Seitenflächen der Lateralstrahlen und der Stab- 
nadeln in der Gegend, die der Deuteroprismenfläche entsprechen 
muss, auf, so dass bei den Ätzungen die genannten Nadeln 
- immer einen mehr weniger deutlichen, freilich nicht regel- 
mässigen rhombischen Querschnitt erhalten, wie es in Fig. 33 an 
dem Bruchende rechts zu sehen ist. Dieses Rhombischwerden 
des Quersehnittes der Stabnadeln beim Ätzen hat bereits Sollas 
hervorgehoben. 

Ich glaube, dass diese Erscheinungen durch die Beobachtungen 
von Lavizzari! über das Verhalten von Kalkspathkugeln bei 
Lösung in Säuren sich begreifen lassen. Aus der Kugel wird vor 
der völligen Auflösung eine ziemlich spitze Deuteropyramide. 
Denkt man sich nun statt der Kugel einen liegenden Cylinder, 
dessen optische Axe senkrecht zur Cylinderaxe steht und dessen 
der optischen Axe parallelen tangirenden Ebenen Deuteroprismen- 
flächen entsprechen, so müssten entsprechend den Berührungs- 
linien dieser Flächen zwei Kanten — Mittelkanten von Deutero- 
pyramiden, — statt der Pyramidenspitzen aber ebenfalls zwei der 
Cylinderaxe parallele Kanten in der Berührungslinie der Basis 
auftreten. 

Die Basis ist nach den Versuchen von Lavizzari diejenige 
Fläche des Kalkspathes, welche der Lösung in Salpetersäure den 
grössten Widerstand entgegensetzt. Dass bei einem Cylinder von 
der krystallographischen Orientirung, wie sie oben angenommen 


1 Nouveaux phenome£nes des corps cristallises. Lugano, 1865. 


106 V.v.Ebner, 


ist, für die Entstehung von einheitlichen Polkanten einer Deutero- 
pyramide keine günstigen Bedingungen vorhanden sind, ist klar. 
Einem Kalkspatheylinder von der oben angenommenen ÖOrienti- 
rung entsprechen nun in der Hauptsache die Lateralstrahlen der 
kolossalen Dreistrahler von Leucaltis und die kolossalen Stab- 
nadeln von Leucandra. 

Die mit den besprochenen Kantenbildungen im Zusammen- 
hang stehenden Streifenbildungen könnten nun vielleicht als 
Ansätze zur Bildung von vielen einzelnen Polkanten jener 
Deuteropyramide gedeutet werden, die aus einer geätzten Kugel 
hervorgeht, für deren einheitliche Bildung an einem liegenden 
Oylinder aber keine günstigen Bedingungen vorhanden sind. Wie 
dem sei, so viel ist sicher, dass die genannten Streifungen nicht 
direct mit einer besonderen histologischen Structur der Nadeln 
in Zusammenhang gebracht werden können. 

Von den Ätzungen mit anderen Säuren verdienen besonders 
jene mit Essigsäure Erwähnung. Mit Essigsäure treten stets sehr 
deutliche Ätzstreifungen auf, welche jedoch an den gekrümmten 
Stabnadeln in der Lage, welche dem Deuteroprisma entspricht, 
viel stärker zur optischen Axe geneigt sind, als dies mit den von 
Ameisensäure herrührenden Streifungen der Fall ist. Der Winkel 
mit der optischen Axe beträgt eirea 55°—65°. Kleine deutliche 
dreieckige Ätzfiguren auf der Basis entstehen ebenfalls ziemlich 
leicht. Ebenso Ätzfiguren, welche der Deuteroprismenfläche ent- 
sprechen, welche jedoch zum Unterschiede von jenen der Ameisen- 
säure nicht circa 45°, sondern etwa 63° mit ihrer vertieften 
Kante zur optischen Axe geneigt sind. Es entspricht dies ganz 
den analogen Erfahrungen am Kalkspathe. Ausnahmsweise 
erhält man auch mit Essigsäure Atzfiguren, die jenen der Ameisen- 
säure ähnlich, unter etwa 45° mit der vertieften Kante gegen die 
optische Axe geneigt sind. Im Ganzen sind die Ätzungen mit 
Essigsäure sehr leicht unter dem Deckglase auszuführen und 
haben jenen mit Ameisensäure gegenüber den Vortheil, dass man 
nicht, durch oft massenhafte Ausscheidungen von kleinen 
Kryställchen (ameisensaurer Kalk), gestört wird. Dagegen ist 
mit Essigsäure keine deutliche Bildung von Lösungsgestalten, 
aber oft eine schuppige Abblätterung, welche im Zusammenhange 


zu 


Skelettheile der Kalkschwämme. in 


mit der später zu bespreehenden Schichtung der Nadeln steht, zu 
bemerken. | 

Der Umstand, dass die Ätzstreifungen mit Ameisensäure 
und Essigsäure verschieden ausfallen, beweist zur Genüge, dass 
diese Streifungen wohl mit dem Krystallbau, nicht aber mit einer 
bestimmten histologischen Structur im Zusammenhang stehen. 

Besondere Erwähnung verdienen die Ätzerfolge mit Essig- 
säure an den Querschnitten der Basalstrahlen der kolossalen 
Dreistrahler von Leucaltis solida. Es ergibt sich schon aus dem 
früheren, dass diese Querschnittsebene annähernd der Fläche des 
Spaltungsrhombo@ders des Kalkspathes entsprechen muss. Die 
Querschnitte wurden einfach in der Weise hergestellt, dass ein 
abgebrochener Basalstrahl in einem kleinen Tropfen Gummi- 
lösung auf einen Objeetträger gebracht wurde und nachdem die 
Gummimasse durch Erwärmen halb trocken geworden, unter dem 
Präparirmikroskope mit dem Messer Plättchen abgespalten 
wurden. Ätzt man ein solckes Plättehen mit Essigsäure, so erhält 
man ziemlich leicht zwar sehr kleine, aber oft sehr deutliche, 
lang rechteckige, oder nach einer Seite zugespitzte Ätzfiguren, 
die jenen auf der Spaltungsfläche des Kalkspathes, wie sie früher 
abgebildet wurden, sehr ähnlich sind. ! Dieselben sind durchwegs 
parallel orientirt und zugleich mit ihrer langen Seite dem 
optischen Hauptschnitte parallel. (Vergl. Fig. 27.) Es ist dies ein 
weiterer Beleg dafür, dass die untersuchte Fläche in der That 
+R entspricht. Neben den Ätzfiguren tritt aber sehr bald die 
Schichtung ungemein deutlich hervor, indem abwechselnd helle, 
glänzende, concentrische Streifen und dazwischen matte Spalten 
sich zeigen. Es sind dann die Ätzfiguren nur mehr dort, wo sie 
annähernd senkrecht zur Schichtung stehen, gut zu sehen und 
verschwinden endlich ganz. Ausser den Spalten zwischen den 
Schichten, bildet sich auch im Centrum des Plättchens, dem so- 
genannten Centralfaden entsprechend, ein Loch, welches meist 
aus einer vier- oder fünfeckigen Ätzfigur, die sich dann in eine 
tiefe Grube umwandelt, hervorgeht. Das ganze Bild ist desshalb 
höchst merkwürdig, weil man in einem gewissen Momente gleich- 
zeitig die Krystallstructur (Ätzfiguren) und eine histologische 


1 Diese Berichte Bd, XCI, Taf. II, Fig. 16. 


108 V.v. Ebner, 


Struetur (eoncentrische Schichtung) gleichsam handgreiflich vor 
sich hat. (Fig. 27.) 

Bemerkenswerther Weise zeigen die Nadeln ausser mit 
Säuren auch mit Alkalien Ätzerscheinungen; und zwar ist dies 
desshalb bemerkenswerth, weil Kalkspath in Kali- und Natron- 
laugen, welche die Nadeln schon sehr merklich angreifen, keine 
Spur von Ätzerscheinungen zeigt und man daher vermuthen 
könnte, dass durch Ätzungen mitLaugen nur jene Structur zum Aus- 
drucke kommt, welche die Nadeln vom Kalkspathe unterscheidet. 

Bringt man kleine Kalkspathrhomboäder oder zertrümmerten 
Doppelspath in eine10—15procentige Kalilauge durch 24Stunden 
und kocht man während dieser Zeit die Lauge ein- oder zweimal 
durch kurze Zeit um die Wirkung zu erhöhen, so zeigt sich bei 
der mikroskopischen Untersuchung keine Spur einer Ätzung. 
Alle Kanten der Kalkspathrhomboäder erscheinen scharf, . die 
Flächen glatt und selbst längs der so häufigen Zwillings- 
streifungen nach —'/,R in keiner Weise verändert. Nadeln der 
Kalkschwämme dagegen werden durch eine gleiche Behandlung 
stark angegriffen. Haeckel hat der ätzenden Wirkung der 
Alkalien bereits gedacht und erwähnt, dass die Nadeln zerfressen, 
oft wie siebartig durchlöchert nach Maceration in Laugen sieh 
darstellen.* Die Wirkung der Laugen ist eine ziemlich energische 
und deutlich bemerkbar, wenn noch die Spieulascheide voll- 
kommen intact erhalten ist. Um sieh nicht zu täuschen ist es gut, 
vor Anwendung der Laugen die Skelettheile des zur Unter- 
suchung verwendeten Schwammes vorher auf ihr vollkommen 
glattes, intactes Aussehen zu prüfen, da hie und da unter dem in 
Alkohol conservirten Materiale Exemplare mit unebenen, wie 
arrodirt aussehenden Nadeln vorkommen. | 

Bei längerer Einwirkung von Laugen kann schliesslich die 
ganze Nadel in eine körnige Masse zerfallen und sich innerhalb 
der wohl erhaltenen Spieulascheide auflösen. Untersucht man 
nach einer Behandlung, wie sie oben angegeben wurde, so er- 
scheint das Bild verschieden, je nachdem man die Nadel in der 
Aufsicht auf die krystallographische Basis, oder in einer Lage 
untersucht, in welcher die optische Axe der Ebene des Object- 


154 10>Bd, 1,8 380: 


Skelettheile der Kalkschwämme. 109 


trägers ganz, oder nahezu parallel ist. Zur Untersuchung eignen 
sich besonders Asconen mit regulären Dreistrahlern und Vier- 
strahlern, die ausserdem gekrümmte Stabnadeln enthalten, bei 
welchen also die beiden optischen Hauptrichtungen in den ver- 
schiedenen Skelettheilen ohne Weiteres vorliegen, wenn diese in 
ihrer gewöhnlichen Lage sich befinden. Das beste Objeet dieser 

Art, das mir zu Gebote stand, war Ascandra falcata. Untersucht | 
man die flach liegenden regulären Dreistrahler bei starker Ver- 
srösserung, so erkennt man an der Oberfläche der Nadel inner- 
halb der noch wohl erhaltenen Spieulascheide eine schwer zu 
deutende Zeichnung, die den Eindruck einer sehr feinen Körnung 
oder Punktirung macht, ähnlich wie dies in Fig 43 (Taf. II) 
dargestellt ist. Bald erhält man den Eindruck, dass schwach 
 liehtbreehende Punkte in einer um dieselbe netzartig angeord- 
. neten, stark lichtbrechenden continuirlichen Masse eingetragen 
sind, bald wieder umgekehrt den Eindruck, als ob isolirte glän- 
zende Körner von matten Contouren umgeben seien. Die Ränder 
der Nadel erscheinen uneben wie crenelirt. Sieht man dagegen 
eine der stark gekrümmten Stabnadeln an, deren optische Axe 
in der. Ebene der Krümmung liegt, so zeigt sich ein wesentlich 
anderes Bild (Fig. 44). Die Mitte der Nadel erscheint fast so glatt 
wie an einer nicht geätzten Nadel; nur bei sehr genauem Zu- 
sehen bemerkt man an derselben eine sehr feine Streifung an- 
nähernd in der Richtung der optischen Axe. Dagegen sind die 
Ränder der Nadel rauh und wie von lauter der optischen Axe 
fast parallelen feinen Stäbchen zusammengesetzt, die nach der 
Mitte der Nadel hin zu einer einheitlichen Masse verschmelzen. 
Das Bild kann aber auch so aufgefasst werden, dass dicht 
stehende feine Porenkanälchen von den Rändern her gegen die 
Mitte vordringen. An den Spitzen der. Nadeln sieht man einen 
Zerfall in eine körnige Masse und insbesondere an den Spitzen 
der Dreistrahler bemerkt man häufig einen centralen Hohlraum, 
wie er an der Spitze in Fig. 43 dargestellt ist; eine Erscheinung, 
die man übrigens häufig auch beim Ätzen mit Säuren beobachtet 
und deren auch v. Lendenfeld als einer Wirkung des Gold- 
chloridkaliums Erwähnung macht. Ähnliche Bilder, wie man sie 
durch Kalilauge bei Ascandra falcata erhält, zeigen auch die 
Skelettheile anderer Kalkschwämme. Sehr complieirt gestalten 


/, 


/ 


110 V.viEbner, 


sich die Verhältnisse bei Nadeln mit ausgesprochenem Schichten- 
baue, der, wie vorläufig bemerkt werden muss, nur bei dicken, 
vor Allem bei den kolossalen Nadeln sich findet. Bei solchen 
Nadeln wird durch die Einwirkung der Lauge die Schichtung 
deutlicher, aber ausserdem zeigt sich ein der bei Ascandra be- 
schriebenen Ätzzeichnung analoges Bild, das sich auch auf 
Querbrüchen von kolossalen Nadeln an den einzelnen Schichten 
bemerkbar macht zum Zeichen, dass die Kalilauge bei stärkerer 
Einwirkung auch in die Tiefe der Nadelmasse vordringt. 
Ein Bruchstück eines so behandelten Lateralstrahles von Leucaltis 
solida ist in Fig. 45 dargestellt, wie es mit Immersion von Zeiss 
angesehen sich darstellte. Man sieht, wie auf der Querbruchfläche 
ausser den concentrischen Schichtungslinien auch' noch eine 
zackige, crenelirte Beschaffenheit der einzelnen Schichten, 
besonders in den Radien, welche der optischen Axe annähernd 
parallel sind, sich bemerkbar macht. 

Sucht man nun über die Bedeutung der Ätzerscheinungen 
mit Laugen sich klar zu werden, so ist vor Allem, wie bereits 
erwähnt wurde, darüber kein Zweifel, dass diese Erscheinungen 
ein unterscheidendes Merkmal der Kalkschwammnadeln gegen- 
über dem reinen Kalkspathe sind. Es geht daraus mit Sicherheit 
hervor, dass die Nadeln nicht reiner Kalkspath sein können, 
trotzdem sie optisch, krystallographisch und im Verhalten gegen 
Säuren demselben so ungemein ähnlich sind. Es muss dem 
massenhaften kohlensauren Kalk eine Substanz beigemischt sein, 
welche die Nadelmasse für Kalilauge angreifbar macht. Das ist 
aber auch das einzig Sichere, was aus diesen Ätzungen erschlossen 
werden kann. | 

Die einzelnen Möglichkeiten wären nun: 1. Dass die 
beigemischte Substanz für sich getrennt als ein histologischer 
Formbestandtheil in den Nadeln existirt; 2. dass die beigemischte 
Substanz entweder eine chemische Verbindung mit dem kohlen- 
sauren Kalke bildet, oder wenigstens mit demselben so innig 
gemenst ist, dass sie nicht in selbständiger Form neben dem 
kohlensauren Kalke existirt. Über die Natur der fraglichen 
Substanz gibt das Verhalten gegen Laugen keinen nähern Auf- 
schluss; wir müssen uns daher auch hüten, dieselbe kurzweg als 
organische Grundlage anzusprechen. 


\ . Skelettheile der Kalkschwämme. 111 
Wax nun die grössere oder geringere Wahrscheinlichkeit 
der ersten und der zweiten Annahme anbelangt, so könnte man 
zunächst geneigt sein, aus den Ätzerfolgen mit Laugen auf eine 
Stäbchenstructur der Nadeln zu schliessen, und die Punktirung 
auf der krystallographischen Basis als Aufsicht und die Streifung 
in der Richtung der optischen Axe als Profilansicht der feinen 
Stäbchen, welche etwa einen Durchmesser von ein bis höchstens 
zwei u. hätten, ansehen. Man könnte dann weiter die Frage auf- 
werfen, ob die Stäbchen aus Kalkspath und der Kitt, der sie 
zusammenhält, aus einer anderen Substanz bestehe, oder ob das 
Umgekehrte der Fall sei. Allein alle diese Speeulationen haben 
das grosse Bedenken gegen sich, dass die fraglichen Stäbchen 
krystallographisch orientirt sind. Dies lässt zunächst die 
Annahme nicht ausschliessen, dass es sich um eine Ätz- 
erscheinung einer einheitlichen krystallinischen Substanz handle 
analog, wie bei den Streifungen in Säuren, und dies um so 
mehr, als schliesslich die ganze Masse der Nadeln in Körner 
zerfällt, die endlich ganz aufgelöst werden. Zudem liessen sich 
die Ätzerscheinungen mit Säuren, die zweifellos ergeben, dass 
jede Nadel ein einheitliches rhombo&@drisches Krystallindividuum 
ist, nieht leicht mit der Vorstellung vereinen, dass eine besondere 
histologische Faserstructur neben der krystallinischen vorhanden 
wäre. Was speciell die mögliche Stäbchenstructur anbelangt, so 
wäre dieselbe ohne alle histologische Analogie, der zu Folge 
man eine zur Axe der Nadel radiäre oder eine derselben 
parallele oder irgend wie complieirt verflochtene Faserung 
erwarten müsste, nicht aber eine solche, deren Richtung in einem 
so unverkennbaren Zusammenhange mit der bisher aufgedeckten 
Krystallstructur steht. Ehe nun auf diese Fundamentalfrage des 
Baues der Nadeln weiter eingegangen werden kann, müssen 
noch einige wichtige Erscheinungen besprochen werden. 


V. Spaltbarkeit. 


Sollas gibt an, dass an geglühten Nadeln Spaltungsflächen 
gesehen werden können. Dies ist richtig, jedoch muss bemerkt 
werden, dass die rhomboädrische Spaltbarkeit bei Weitem nicht 
so ausgesprochen ist, wie am Kalkspatbe, und wenn man die 
Spaltbarkeit des Kalkspathes im Sinne der mineralogischen 


A 


Terminologie als „sehr vollkommen“ bezeichnet, so könnte die- 
jenige der Nadeln höchstens als „vollkommen“, also mindestens 
um eine Stufe tiefer rangirt werden. Ein einfacher Versuch lässt 
hierüber keinen Zweifel. Nimmt man ein kleines Kalkspath- 
stückehen und zerdrückt dasselbe mehrmals mit einer flachen 
Messerklinge in einem Wassertropfen auf einem Objeetträger, so 
findet man neben wenigen kantigen Stücken von rein muscheligem 
Bruch eine Unzahl kleiner Rhombo&der mit und ohne Streifung nach 
—!/,R oder wenigstens Bruchstücke, an denen mehrere deutliche 
Spaltungsflächen zu sehen sind. Macht man denselben Versuch 
mit einer kolossalen Nadel von Leucaltis solida oder Leucandra, 
so erhält man eine weitaus überwiegende Mehrzahl von kleinen 
Trümmern mit muscheligem Bruche, und man muss oft lange 
suchen, ehe man eine Rhomboöderfläche zur Ansicht bekommt. 
Viele anscheinende Rhombo&@derecken erweisen sich als Bruch- 
stücke, welche zufällig eine täuschende Form haben, wie ins- 
besondere die Analyse mit dem Polarisationsapparat ergibt, aber 
es gibt auch manchmal stumpfe Rhomboöderecken, die durch den 
optischen Hauptschnitt gerade halbirt werden und die bei gonio- 
metrischer Messung Winkel zeigen, welche mit jenem der Kalk- 
spathrhombo&derfläche naheübereinstimmen. Eine genaue Messung 
lässt die unsichere Orientirung an den meist sehr kleinen Stücken 
nicht zu. Die relativ meisten Spaltungsflächen erhielt ich bei 
Zertrümmerung der grossen Vierstrahler von Ascaltis Gegenbaueri. 
Da das Zertrümmern kein eigentlicher Spaltungsversuch, 
aber immerhin beim Vergleiche mit Kalkspath von Werth. ist, 
wurden auch wirkliche Spaltungsflächen darzustellen versucht. 
Dazu eignet sich nun vor Allem der Basalstrahl der 
kolossalen Dreistrahler von Leucaltis solida, wie bereits bei den 
Ätzversuchen erwähnt wurde. Da derselbe meist annähernd 
unter 45° zur optischen Axe geneigt ist und mit seiner canalen 
und dermalen Seite annähernd der negativen Rhombo&der- 
fläche — R entsprechen muss, so muss der Querschnitt des 
Strahles nahezu der Spaltungsfläche +2 entsprechen. In der 
. That bricht nun dieser Strahl, wenn man die senkrecht auf- 
gesetzte Messerschneide aufdrückt jedesmal quer ab, während 
dies bei den Lateralstrahlen, deren Spaltungsflächen stark 
schräge gegen die Nadelaxe stehen müssen, nicht der Fall ist. 


22 V.v. Ebner; 


Skelettheile der Kalkschwämme. 713 


Der Querschnitt erscheint häufig ganz eben, seltener etwas 
uneben durch theilweise muscheligen Bruch, während die Lateral- 
strahlen bei gleichem Verfahren stark uneben muschelig ab- 
brechen. Da es immerhin einige Schwierigkeit macht, das Messer 
rein quer zur Axe des Basalstrahles und senkrecht auf die Ober-. 
fläche aufzudrücken, so war ein anderes Verfahren, das sich 
durch zufällige Beobachtung darbot, willkommen. Legt man einen 
kolossalen Dreistrahler von Leucaltis solida mit den Spitzen auf 
einen Objectträger mit einen Tropfen Flüssigkeit und drückt 
man nun langsam das Deckglas auf, bis die Nadel bricht, so 
findet man fast immer den Basalstrahl rein quer abgebrochen, 
während die Lateralstrahlen in der Regel im Zusammenhange 
bleiben. Noch leichter gelingt der Versuch mit in Paraffin ge- 
kochten Nadeln. Bei starkem Drücken brechen natürlich auch 
die Lateralstrahlen, aber stets entweder muschelig oder mit 
schrägen Flächen, ähnlich, wie dies auch bei den Stabnadeln der 
Fall ist. Doch sind diese schrägen Flächen, wie solche im Profil 
in Fig. 32 5b, von einer Stabnadel zu sehen sind, niemals voll- 
ständig eben. Da der Basalstrahl der Dreistrahler von Leucaltis 
bei gut ausgeführtem Verfahren stets quer abbricht — wovon ich 
mich oft überzeugte beiGelegenheitder Herstellung von Präparaten, 
wie sie z. B. in Fig. 24, 25, 27 und 29 dargestellt sind, — ander- 
seits aber feststeht, dass sein Neigungswinkel gegen die krystallo- 
graphische Hauptaxe um mindestens 10° schwanken kann, so 
kann der Querschnitt nicht in allen Fällen der reinen Spaltungs- 
fläche entsprechen. Es ist daher fraglich, ob dieser leicht erfolgende 
Querbruch nur ausschliesslich auf Rechnung der Existenz einer 
Spaltungsfläche zu setzen ‚sei. Basalstrahlen von sagittalen Drei- 
strahlern brechen überhaupt leicht quer ab, auch wenn ihre Neigung 
zur optischen Axe eine geringe, nur 10°—20° betragende ist. 
Nach den noch zu besprechenden Erscheinungen beim Glühen der 
Nadeln zu schliessen, scheint neben der Spaltungsfläche nach Z, 
auch eine basische Spaltbarkeit vorhanden zu sein, und es würde 
sich dann das leichte Entstehen von reinen Querbrüchen an den 
Basalstrahlen von Drei- und Vierstrahlern durch die gleichzeitige 
‚Existenz dieser Spaltungsrichtungen erklären, während das 
seltene Vorkommen solcher reiner Querbrüche an Laäteralstrahlen 
und Stabnadeln ebenfalls seine Erklärung fände. Beim mässigen 
ehem. natur. Ci, XOV: Bd., I. Abth. 8 


14 Vin: Ebner; 


Erhitzen werden die Nadeln sehr brüchig, so dass beim Rollen 
von Stabnadeln ganze Stücke ausfallen. Solehe Nadeln zeigen 
meist das Ansehen von Feuersteinsplittern, also exquisit musche- 
ligen Bruch. Selten sieht man eine Rhombo&derecke ausspringen, 
wie eine solche von einer Stabnadel von Zeucandra in Fig. 32 a, 
neben muscheligen Bruchflächen zu sehen ist. Solche aus- 
gesprungene Ecken zeigen aber dann wieder sehr deutlich die 
ÖOrientirung, wie sie der Parallelismus der Nadelaxe mit einer 
Deuteroprismenfläche erfordert. Bei den Ätzversuchen mit Säuren 
entstehen manchmal zufällig ebenfalls solche ausgesprungene 
Rhombo&derecken, namentlich wenn ein Präparat einzutrocknen 
beginnt und der Druck des Deckglases allmälig die Nadel 
zerprengt. Eine derartige Ecke zeigte mir, wie schon früher 
erwähnt wurde, ein Apicalstrahl eines sagittalen Vierstrahlers, 
was zur richtigen Auffassung der krystallographischen Orientirung 
desselben von Werth war. Fassen wir Alles zusammen, so ist eine 
rhombo&drische Spaltbarkeit nach R zwar vorhanden, sie ist aber 
bei Weitem unvollkommener als beim Kalkspathe, und daher der 
muschelige Bruch deutlicher hervortretend. Bemerkenswerth als 
Unterschied vomKalkspathe ist noch die Thatsache, dassman beim 
Zerquetschen von Nadeln keine Gleitlamellen nach — '/,R erhält, 
welche beim Kalkspathe so leicht und in so grosser Zahl sich 
einstellen, dass die kleinen Rhomboo&der oft ganz dicht parallel 
den langen Diagonalen, gestreift sind. 

Noch muss ich einer Erscheinung gedenken, die mir in den 
oberflächlichen Schichten an geglühten, zertrümmerten, kolossalen 
Nadeln von Leucandra aspera öfter vorkam, ohne dass ich sie 
jedoch eingehender verfolgte. Man sieht nämlich manchmal viel- 
fach sich durchkreuzende und durchschlingende Furchen feiner 
Art, welche einen sehr gleichmässigen Querdurchmesser von eirca 
2 u haben und die in ihrer Gesammtform an ein Pilzmycelium 
erinnern. Welche Bedeutung diesen Furchen zukommt, ist mir 
unklar; unmöglich wäre es aber nicht, dass es sich in der That um 
eine Algen- oder Pilzvegetation handelt, die petrifieirte und als Ein- 
schluss in die Nadel hineingelangte, wie ein Einschluss in einen 
Kıystall, und nun erst beim Glühen und Zertrümmern sich als 
etwas fremdartiges erweist. Ich stelle dies nur als eine Ver- 
muthung hin, die nur das für sich hat, dass ich 'keine andere 


Skelettheile der Kalkschwämme. 115 


annehmbare Erklärung für die beschriebenen Furchen zu geben 
weiss. 


VI. Über die Natur der dem kohlensauren Kalke bei- 
semischten Substanz. 

Die bisherigen Untersuchungen haben als wesentliches 
Resultat ergeben, dass die Kalknadeln wie einheitliche Krystall- 
individuen sich verhalten, die sich vom Kalkspathe nur wenig 
unterscheiden, dass aber dennoch einige unterscheidende Merk- 
male vom Kalkspathe existiren: so das Kleinbleiben der Lösungs- 
gestalten, das Auftreten sehr feiner Ätzstreifungen in Säuren, die 
weniger vollkommene Spaltbarkeit und endlich, als eclatantester 
Unterschied, die Angreifbarkeit der Nadelsubstanz durch Laugen. 
Zu diesen Unterschieden können wir noch als ein bemerkens- 
werthes, von Sollas gewonnenes Resultat hinzufügen, dass das 
 speeifische Gewicht der Nadeln (2:61 — 2:63) bedeutend 
geringer ist! als jenes des reinen Doppelspathes (2:72). Es 
wurde jedoch noch nicht die Frage im Zusammenhange erörtert, 
ob und welche histologische Structur in den Nadeln neben der 
rein krystallinischen existirt. 

Ein genaueres Eingehen auf diese Frage soll auf später 
verspart werden, nachdem erst ein hiefür wesentlicher Punkt, 
nämlich das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer 
organischen Substanz in der Nadel erörtert sein wird. 
| Oscar Schmidt und insbesondere Haeckel, dem wohl alle 
Neueren (auch Sollas) in der Hauptsache folgen, nehmen auf 
Grund der Glühversuche eine organische Substanz in den Nadeln 
an, die von Haeckel als Spieulin bezeichnet wird, während 
Kölliker auf Grund der Thatsache, dass die Nadeln in Säuren 
— abgesehen von den Spieulascheiden — sich vollständig auf- 
lösen, die Existenz einer organischen Substanz bezweifelte. Da 
Haeckel sich allein eingehend mit dieser wesentlichen Frage 
beschäftigt, so ist es angezeigt, seine Hauptargumente kritisch zu 
besprechen. Haeckel unterscheidet spieulinreiche und spieulin- 
arme Nadeln, deren extreme Formen sich auf den ersten Blick 
dadurch unterscheiden sollen, dass die einen matt, blass, schwach 


1 Dabei muss allerdings bemerkt werden, dass die Spiculascheiden 
der Nadeln nicht entfernt waren. 
g* 


116 vv. Ebner, 


lichtbrechend (wegen geringem Kalkgehalte), die andern dunkel, 
glänzend, starklichtbrechend (wegen überwiegendem Gehalte an 
kohlensaurem Kalke) erscheinen sollen. Beiderlei Formen sollen 
durch mannigfache Übergänge verbunden sein. Die ganz richtige, 
aber falsch gedeutete Beobachtung, dass es stark und schwach 
lichtbrechende Nadeln gibt, scheint mir der Schlüssel zum Ver- 
ständnisse von Haeckel’s Darstellung des Spieulingehaltes. der 
Nadeln zu sein. Da die Nadeln ebenso stark doppelbrechend 
sind wie der Kalkspath, müssen dieselben auch im gewöhnlichen 
Lichte ein merklich verschiedenes Ansehen zeigen — wenn sie 
z.B. in Oanadabalsam untersucht werden — je nachdem die optische 
Axe senkrecht oder parallel zum Objectträger gerichtet ist. Im 
ersten Falle geht nur Licht von der starken Brechbarkeit des 
ordentlichen Strahles durch die Nadel; sie erscheint daher sehr 
stark glänzend bei hoher Einstellung und mit breiten dunklen 
Rändern eingesäumt. Im zweiten Falle ist nur ein Theil des 
Lichtes, das die Nadel passirt, von der Brechbarkeit des ordent- 
lichen Strahles, die andere Hälfte ist von der viel geringeren 
Brechbarkeit des ausserordentlichen Strahles, die unter jener des 
Canadabalsams steht, und es muss daher die Nadel in der zweiten 
Stellung auch im gemeinen Lichte viel blasser, schwächer licht- 
brechend erscheinen, als in der ersten Stellung. Der Unterschied 
ist freilich nicht so enorm, wie bei der Untersuchung mit einem 
Nicol, aber immerhin deutlich genug, dass er bei einiger Auf- 
merksamkeit nicht übersehen werden kann. Thatsächlich führt 
nunHaeckelunter den spieulinarmen (also stark lichtbrechenden) 
Nadeln gerade die regulären Dreistrahler an (bei welchen die opti- 
sche Axe senkrecht auf der Ebene der Strahlen steht) und unter den 
spieulinreichen (schwach lichtbrechenden) die sagittalen Drei- und 
Vierstrahler, bei welchen die optische Axe annähernd in der Ebene 
der facialen Strahlen liegt. Es ist eine begreifliche und der histolo- 
gischen Tradition angemessene Deutung, aus dem verschiedenen 
Lichtbrechungsvermögen zweier Körper unter dem Mikroskope 
auf eine verschiedene stoffliche Natur derselben zu schliessen 
und man kann Haeckel daraus keinen Vorwurf machen, dass er 
ähnlich, wie Ranvier es bei den Knochenlamellen versuchte, ! 


ı Vergl. hierüber: Diese Ber. Bd. LXXV (1877), 8. 155. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 117 


aus dem verschiedenen Lichtbrechungsvermögen auf stoffliche 
Verschiedenheit schloss, ohne die Möglichkeit zu bedenken, dass 
eine und dieselbe doppelbrechende Substanz je nach ihrer Orien- 
tirung ein deutlich verschiedenes Lichtbrechungsvermögen im 
gemeinen Lichte zeigen kann. Was nun Haeckel sonst für den 
Spieulingehalt der Nadeln vorbringt, scheint nur eine weitere 
Ausführung der anscheinend schlagenden Beobachtung von dem 
verschiedenen Lichtbrechungsvermögen der Nadeln zu sein und 
es lässt sich nicht verkennen, dass die einzelnen Beobachtungen 
manchmal der leitenden Grundidee, als wäre der Reichthum an 
Spieulin in Zusammenhang mit der Höhe der Organisation, viel- 
fach in einer Weise untergeordnet werden, welche einer strengen 
Kritik nicht Stand halten kann. 

. Der entscheidende Punkt für den Nachweis des Spieulins, der 
organischen Substanz, liegt in den Glühversuchen. Bei diesen soll 
sich deutlich Kohle zeigen, was ja ein vollgiltiger Beweis für das 
Vorhandensein organischer Substanz wäre. Trotz aller Bemühungen 
ist es mir nie gelungen, durch Glühversuche Kohle nachzuweisen, 
wenn ich von ganz vereinzelnten schwarzen Körnern absehe, die ab 
und zu in einer geglühten Nadel gefunden werden konnten und 
die als zufällige Verunreinigung betrachtet werden mussten. Das, 
was Haeckel beiden Glühversuchen als Spieulinkörner, als ver- 
kohlten Centralfaden etc. erklärte, ist durchwegs auf eine Gas- 
entwicklung in den Nadeln beim Glühen zurückzuführen, welche in 
Form kleiner Bläschen in der Substanz der Nadeln bei schwächerem 
Glühen auftritt und bei stärkerem Glühen zur Zerstäubung der 
Nadeln unter der Erscheinung des Decrepitirens führt. Haeckel 
hat die Erscheinungen beim Glühen gut beschrieben, aber die 
Darstellung des Beobachteten mit nicht annehmbaren Deutungen 
vielfach so vermischt, dass es schwierig ist, Thatsachen und 
Schlüsse auseinander zu halten. Bei mässigem Glühen werden die 
Nadeln, die anfänglich glashell sind, bläulich-weiss bei auf- 
fallendem, bräunlich bei durchfallendem Lichte, bei stärkerem 
Glühen werden die Nadeln noch undurchsichtiger, bleiben aber 
stets bläulich-weiss für das freie Auge, und niemals sieht man 
eine Schwarzfärbung bei auffallendem Lichte. Wenn man 
Schwarzwerden der Nadeln in auffallendem Lichte zu bemerken 
glaubt, so rührt dies sicherlich nur von der verkohlten Spieula- 


118 V.v. Ebner, 


scheide oder überhaupt der Nadel oberflächlich anhaftendem 
Gewebe her. 

Bei entscheidenden Versuchen kann man ja kein eingrei- 
tendes Macerationsverfahren, insbesondere nicht Laugen zu Hilfe 
nehmen, weil sonst eingeworfen werden könnte, das Spieulin 
sei durch die Laugen schon zerstört. Ohne eingreifende Macera- 
tion lässt sich aber die sehr widerstandsfähige Spieulascheide 
„icht zerstören, die dann allerdings beim Verkohlen den Nadeln 
ein wirklich schwarzes Ansehen geben und insbesondere bei 
kleinen Nadeln täuschen kann. Bei genauer Untersuchung lässt 
sich aber erkennen, dass die Kohle stets nur oberflächlich der 
Nadel anhaftet. | 

Die bläulich-weisse Farbe im auffallenden Lichte und die 
dazu complementare bräunlich-gelbe Farbe im durchfallenden 
Lichte hat mit einer Verkohlung nichts zu thun; es ist dies eine 
Zersetzungserscheinung, wie man sie an Salzen, die bei stärkerem 
Erhitzen deerepitiren, ebenfalls beobachtet. Kalkspath deerepitirt 
auch bei starkem Glühen nicht und hierin liegt wieder ein 
wesentlicher Unterschied von den Nadeln, aber er brennt sich in 
starker Hitze bläulich-weiss und erscheint im durchfallenden 
Lichte dann ebenfalls bräunlich-gelb. Allein dies geschieht erst 
auf dem rothglühenden Platinbleche bei einer Temperatur bei 
welcher die Nadeln schon längst zu Staub zerfallen sind. Die 
Kalkschwammnadeln zersetzen sich bereits bei einer Temperatur 
die am Kalkspathe noch keine merkliche Veränderung hervorruft, 
schon siedendes Paraflin (Temperatur circa 370°) ruft bei den 
Nadeln bläulich-weisse, beziehungsweise bräunliche Färbung 
hervor. Der einfachste Beweis, dass diese Braunfärbung nicht 
von Kohle herrühren kann, ist das Verhalten schwach geglühter 
Nadeln bei der Untersuchung mit einem Nicol. Es zeigt sich dann 
deutlicher Pleochroismus, und zwar so, dass die Braunfärbung im 
Hauptschnitte polarisirt ist. Stellt man die Nadel mit ihrem 
Hauptschnitte parallel der Polarisationsebene des Nicols, so 
erscheint sie ziemlich dunkel gelbbraun; steht dagegen der 
Hauptschnitt der Nadel senkrecht zur Polarisationsebene des 
Nicols, so ist die Färbung kaum mehr merklich, wie dies in 
Fig. 46 an einem abgebrochenen Basalstrahl eines kolossalen 
Dreistrablers von Leucaltis solida, dessen optische Axe (oo) 


Skelettheile der Kalkschwämme. 119 


horizontal liegt, dargestellt ist (PP’Polarisationsebene desNicols). 
Die Erscheinung des Pleochroismus zeigt sich bekanntlich bei 
optisch einaxigen Krystallen am reinsten, wenn die optische Axe 
genau horizontal liegt. Steht die optische Axe senkrecht auf dem 
Objectträger, so erscheint die Nadel in jedem Azimuthe bei Unter- 
suchung mit einem Nicel gleichmässig braun gefärbt. Die 
Erscheinung ist nur gut an grossen Nadeln mit deutlich geschich- 
tetem Baue zu sehen, während kleine und winzige Nadeln bei 
mässigem Glühen, abgesehen von dem deutlicheren Hervortreten 
_ eineraxialen Linie nur eine ganzschwache Braun-, beziehungsweise 
Bläulichfärbung erkennen lassen. 

Glüht man die Nadeln stark auf dem Platinbleche, so zer- 
springen sie und zerfallen in Staub. Da es unbequem ist, von dem 
Platinbleche die wenigen noch vorhandenen Nadelreste zu 
sammeln, so verfahre ich gewöhnlich so, dass ich die mit Hilfe 
kurzer Maceration in schwacher Lauge und nach allfälligem Auf- 
kochen in derselben möglichst isolirten Nadeln, nach vorherigem 
Auswaschen, mit einem Tropfen Wasser auf einen Objectträger 
bringe und nun das Wasser langsam zur Trockene verdampfe. Die 
Nadeln adhäriren dann am Glase. Es wird nun stärker erhitzt und 
hierauf der Objectträger umgedreht, so dass die Flamme direct 
gegen das Präparat gerichtet ist. Dies wird mit Hilfe einer Tiegel- 
zange unter fortwährender Bewegung des Objeetträgers über der 
nicht zu hoch gehaltenen Flamme ausgeführt, um das Zerspringen 
des’ Glases zu verhüten. Die kurze Einwirkung von Kali- oder 
Natronlauge schadet nicht und der Versuch verläuft im wesent- 
lichen ebenso, wie wenn man die Nadeln direct aus Spiritusmaterial 
in Wasser präparirt; man hat nur den Vortheil etwas reinlicherer 
Präparate. Man bricht das Erhitzen ab, sobald man bemerkt, dass 
der Objectiräger sich mit feinem Staub zu beschlagen beginnt und 
brivgt dann einen Tropfen Dammarlack auf das Präparat und 
bedeckt mit dem Deckglase. 

Untersucht man nun solche Präparate von. kleinen und 
winzigen Nadeln, so erscheint an vielen der sogenannte 
Axenfaden deutlich, an andern bemerkt man in der Axe eine 
anscheinend dunkel, fast schwarz aussehende körnige Masse, an 
noch anderen ist endlich die Masse der Nadel wie von Körnern 
durchsetzt. Ausserdem sieht man zahllose feine Schüppchen und 


120 V.v.Ebner, 


Plättehen, welche von den zerstäubten Nadeln herrühren, und 
welche ebenfalls wie von dunklen Körnern durchsetzt erscheinen. 
Bei starker Vergrösserung überzeugt man sich, dass diese 
anscheinend dunklen Körner lauter Gasbläschen oder wenig- 
stens kugelige Hohlräume sind, die von einer farblosen, das 
Licht, ähnlich wie Luft, sehr schwach brechenden Substanz ein- 
genommen werden. Die Kügelchen erscheinen schwarz bei hoher, 
hell röthlich bei tiefer Einstellung. Sie verhalten sich also wie 
Luftbläschen. Noch sicherer wird dies bei der Untersuchung im 
dunklen Gesichtsfelde mit dem Abbe’schen Beleuchtungs- 
apparate erkannt, wobei die Bläschen alle glänzend weiss 
erscheinen. Verschiebt man mittelst des Zahntriebes die Blen- 
dungsvorrichtung etwas nach der Seite, so kann man jeden 
Moment helles Gesichtsfeld zum Vergleiche schaffen. Haeckel 
hat diese Gasbläschen auch gesehen, er glaubt aber, dass sie 
verbrannten Kohlenkörnern entsprechen. 

Mir ist es aber in keinem Stadium des Glühens gelungen, 
diese Kügelehen als Kohle zu sehen. Es kommt ausnahmsweise 
vor, dass wirklich ein schwarzes Korn, das also bei auffallendem 
und durchfallendem Lichte schwarz erscheint, in einer geglühten 
Nadel oder in einem Bruchstücke einer solchen sich findet, aber 
dies ist eine solche Seltenheit, dass es wirklich nur als Bestäti- 
gung der Regel und zum Beweise dienen kann, dass das Glühen 
nicht so lange fortgesetzt wurde, um Kohle zu verbrennen. Solche 
seltene Einschlüsse von verbrennbarer Substanz müssen wie die 
zufälligen Verunreinigungen eines Krystalles betrachtet werden. 
Von dem Aussehen solcher geglühter Nadeln geben Fig. 34 (Stab- 
nadel von Sycandra raphanus), Fig. 39 (Dreistrahler von Sycandra 
raphanus), Fg. 41 (Dreistrahler von Ascaltis cerebrum)und Fig. 49 
(Dreistrahler von Leucandra aspera) ein annäherndes Bild. 

Was den Zerfall in Plättchen anbelangt, so geschieht der- 
selbe ungefähr in der Richtung der Spaltungsfläche, doch so, dass 
die Basalstrahlen sagittaler Drei- und Vierstrahler in reine Quer- 
brüche (Fig. 39, 5) zerstäuben und somit ein genauer Parallelismus 
mit der Spaltfläche nicht stattfinden kann. Jedenfalls ist aber 
sehr beachtenswerth, dass die Lateralstrahlen sagittaler Drei- 
strahler und die regulären Dreistrahler niemals in Querbrüche 
zerfallen. Dies ist freilich für die sagittalen Dreistrahler nicht 


Skelettheile der Kalkschwämme. 121 


strenge zu beweisen, da man sich keine Präparate machen kann, 
die nur Lateralstrahlen kleiner Dreistrahler entbalten. Schlagend 
ist aber der Versuch beispielsweise mit Ascetta Clathrus, wobei man 
niemals kreisrunde, einem reinen Nadelquerbruche entsprechende 
Plättehen durch Glühen erhält. Einen im Plättchenzerfalle befind- 
lichen Dreistrahler von Sycandra elegans sucht Fig. 42 wieder. 
zugeben. Zwei Plättchen, das eine (a) von einem Basalstrahl, das 
andere (b) wahrscheinlich von einem Lateralstrahl eines Drei- 
strahlers von Leucandra aspera bei starker Vergrösserung mit 
den eingeschlossenen Gasbläschen gibt Fig. 40. 

Nachdem mit den Glühversuchen der Nachweis von Kohle in 
der Nadelsubstanz nicht gelungen war, war noch immer die Mög- 
lichkeit denkbar, dass die Bläschen von der Zersetzung einer 
organischen Substanz ohne Verkohlung herrühren, obwohl dies a 
priori nicht sehr wahrscheinlich ist. Ein Versuch, durch eoncentrirte 
Schwefelsäure eine Verkohlung der Nadeln zu erzielen, misslang 
ebenfalls; indessen hat auch dies nichts Beweisendes, da ja nicht 
jede organische Substanz mit Schwefelsäure schwarz wird. Um nur 
ein sehr nahe liegendes Beispiel anzuführen, werden Stücke des 
semeinen Badeschwammes in concentrirter Schwefelsäure wohl 
braun, aber nicht schwarz. | | 

Ich bemühte mich nun mit der Verfolgung der Lösung in 
Säuren, bei welcher man nach Haeckel bei vorsichtigem 
Verfahren das Spieulin als blassen Rest erkennen soll. Bei 
. solehen Versuchen sind die Spieulascheiden sehr hinderlich. 
Wenn man aber nach kurzer Ätzung mit Säure auf das 
Deckglas stösst, gelingt es meist leicht, grössere oder kleinere 
Nadelstücke ganz frei zu bekommen. Allein an solchen sah ich 
niemals beim Lösen einen zusammenhängenden Rückstand, 
mochte ich Essigsäure, Ameisensäure, verdünnte Salzsäure oder 
auch Pikrinsäure — von weleher ich noch am meisten hoffte — 
anwenden.! 

Eben so wenig gaben Tinetionsversuche einen Erfolg. Am 
besten schien es zu sein, das Färbemittel sofort mit der Säure zu 
combiniren. Bei Anwendung von Bismarckbraun in Essigsäure 


1 Einzelne kleine Körnchen, die hie und da, aber keineswegs constant 
bei der Lösung in Säuren zurückbleiben, können wiederum nur als 
unwesentliche, zufällige Beimengungen betrachtet werden. 


122 V.w:’Ebmer, 


schien es nun in der That, dass während der Lösung der Nadel 
sich membranöse Bildungen färben, die einer organischen Sub- 
stanz angehören. Allein die Beweiskraft dieses Bildes zerfiel in 
nichts, da Kalkspath dasselbe zeigte und die scheinbare Färbung 
nur darauf beruht, dass dort, wo der Farbstoff mit dem kohlen- 
sauren Kalk in direete Berührung trat, er theilweise — wie bei 
Zusatz eines Alkali — ausgefällt wurde. Auch andere Anilin- 
farbstoffe wurden ohne Erfolg angewendet; ausser der Spieula- 
scheide, deren Existenz ja ohnehin allgemein anerkannt ist, war 
an der Nadel nichts Färbbares zu finden. 

Nachdem alle Versuche, eine organische Substanz in den 
Nadeln nachzuweisen, vergeblich waren, anderseits aber die 
Nadeln unmöglich aus reinem Kalkspathe zusammengesetzt sein 
können, lag die Vermuthung nahe, dass die Nadeln aus einem 
Gemenge oder einer Verbindung von kohlensaurem Kalk und 
anderen unorganischen Salzen bestehen, wodurch sich das eigen- 
thümliche Verhalten derselben um so mehr begreifen liesse, als 
ja auch die Erscheinungen beim Ätzen mit Laugen und beim 
Glühen unverkennbar mit der krystallinischen Structur im ° 
Zusammenhange stehen. Eine einwurfsfreie chemische Analyse 
der Nadeln ist aber schwierig zu machen, da sie ohne eingreifende 
Macerationen sich nicht rein isoliren lassen. 

Immerhin glaubte ich durch folgendes Verfahren annähernd 
zum Ziele zu kommen. Einige grössere Exemplare von Leucandra 
aspera wurden, nach Reinigung von Fremdkörpern, in kaltem, 
destillirtem Wasser unter öfterem Wasserwechsel 24 Stunden 
lang ausgelaugt und hierauf, wieder unter öfterem Wasserwechsel, 
so lange in destiliirtem Wasser gekocht, bis das Wasser beim 
Verdampfen keinen Rückstand ergab. Hierauf wurde ein grösserer 
Theil des Materiales in kalter verdünnter Salzsäure, ein kleinerer, 
zur Untersuchung auf Chloride, mit verdünnter kalter Salpeter- 
säure behandelt und die von den Sehwammresten abfiltrirte 
Flüssigkeit qualitativ untersucht. Vor allem wurde auf Phosphor- 
säure geprüft, aber die empfindliche Probe mit molybdänsaurem 
Ammoniak gab keine Spur derselben. Ebenso war kein Chlor, 
überhaupt keine Trübung der salpetersauren Lösung mit salpeter- 
saurem Silber nachzuweisen. Dagegen ergab sich ein deutlicher 
Niederschlag mit Chlorbaryum. Das Vorhandensein von Schwefel- 


Skelettheile der Kalkschwämme. 123 


säure wurde nun auch noch dadurch nachgewiesen, dass ein 
Tropfen der salzsauren Lösung auf dem Objectträger zur 
Trockene verdampft wurde, worauf, nachdem das vorhandene 
Chlorecaleium durch Anziehen von Feuchtigkeit wieder flüssig 
geworden war, charakteristische Gypskrystalle unter dem Mikro- 
skope gesehen wurden, deren Natur durch ihre Unlöslichkeit in 
Alkoho! noch weiter ausser Zweifel gestellt wurde. Der Versuch 
gelang auch mit einzelnen isolirten Nadeln, es ist also sicher, 
dass neben dem kohlensauren Kalke auch Schwefelsäure in den. 
Nadeln enthalten ist. Von Basen wurde nach Ausfüllung des 
Kalkes mit oxalsaurem Ammoniak ein deutlicher Niederschlag 
mit phosphorsaurem Natron erhalten. Es ist also neben Kalk 
auch eine geringe Menge Magnesia in den Nadeln. Ausserdem 
gibt die Lösung der Nadeln eine lebhafte Gelbfärbung der 
Flamme und die speetroskopische Untersuchung eine intensive 
Natronlinie. Sonst wurde an Basen nichts gefunden, insbesondere 
war keine Thonerde und kein Eisen nachweisbar, überhaupt 
keine durch Schwefelammonium fällbare Basis. Auf Kali wurde 
nieht untersucht. Die chemische Untersuchung ergibt also, dass 
in den Nadeln der Kalkschwämme ausser einer überwiegenden 
Masse von kohlersaurem Kalke auch deutlich nachweisbare 
Mengen von Schwefelsäure, Magnesium und Natrium enthalten 
sind. Diese Beimischungen können nun wohl allein die Ursache 
des eigenthümlichen Verhaltens der Nadeln sein, das man bisher, 
ohne hiefür beweisende Thatsachen zu haben, auf Rechnung 
einer organischen Substanz setzte. 

Ein paar Worte über den Vorgang des Zerstäubens der 
Nadeln glaube ich noch beifügen zu sollen. Das Decrepitiren von 
Salzen wird bekanntlich auf mechanisch eingeschlossenes Wasser 
oder Mutterlauge zurückgeführt. Untersucht man abgeknistertes 
Kochsalz, so findet man in den kleinen Krystallen zahlreiche, oft 
ungemein dicht gedrängte gashaltige Räume, die theils rundlich, 
theils aber deutlich kubisch sind. In den zerstäubten Nadel- 
lättehen der Kalkschwämme sind die Räume immer rundiiche, 
meist rein kugelig. Es ist also im Ganzen eine unverkennbare 
Ähnlichkeit zwischen abgeknistertem Kochsalz und den zer- 
stäubten Kalkschwammpadeln vorhanden und daher eine analog 
Ursache beider Vorgänge wahrscheinlich. Bemerkenswerth ist 


124 V.v. Ebner, 


dass beim Glühen nur grosse Nadeln unter hörbarem Geräusch 
zerspringen, während kleine und winzige Nadeln ohne ein solches 
zerstäuben. Beim Erhitzen in einem kleinen Glasröhrchen bildet 
sich eine weisse Wolke, die beim Erkalten an den Wänden sich 
niederschlägt und aus den früher besprochenen feinen, von Gas- 
bläschen durchsetzten Plättehen besteht. 


VII. Schiehtung und Centralfaden. 


Die in der Literatur über die histologische Structur der 
Nadeln vorliegenden Angaben sind, abgesehen von jenen 
Haeckel’s, nicht sehr eingehend und zum Theil widersprechend. 
Ziemlich allgemein wird wohl jetzt für die Nadeln der Kalk- 
schwämme ein geschichteter Bau angenommen, wofür zuletzt 
insbesondere Haeckel und später Vosmaer ! eingetreten sind, 
während Ose. Schmidt, Kölliker und Carter denselben 
leugneten. Dieser Widerspruch erklärt sich dadurch, dass der 
grösste Theil der Kalkschwammnadeln keinerlei nachweisbare 
Schiehtung besitzt, während ein kleinerer Theil, und zwar nur 
grosse, insbesondere kolossale Formen einen leicht nachweisbaren 
Schiehtenbau erkennen lassen. Es kommt also auf das unter- 
suchte Material sehr wesentlich an; nicht alle Nadeln haben 
denselben Bau. 

Ein wesentlicher Differenzpunkt ist ferner die Frage nach 
dem Centraleanal oder Centralfaden, der von Ose. Schmidt und 
Kölliker geleugnet, von Haeckel aber allgemein angenommen 
wird und nach ihm ein aus organischer Substanz bestehender 
axialer Strang sein soll, der sogar durch die Nadelspitzen 
hindurch mit der Sareodine des Syneytiums zusammenhängen soll. 

Richtig ist gewiss, dass man fast in jeder Nadel, theils ohne 
weitere Präparation, theils nach mässigem Glühen in der Axe 
eine feine Linie sehen kann. Der Centralfaden erscheint schon 
an den unversehrten Nadeln manchmal als feine Linie, ist aber 
sewöhnlich nicht zu bemerken. An den kolossalen Dreistrahlern 
‚von Leucaltis solida erkennt man ihn in der Regel, und zwar am 
deutlichsten im Basalstrahle, weniger deutlich in den Lateral- 
strahlen. Durch mässiges Glühen, auch durch Kochen in Paraffin 


' Tijdschr. d. Ned. Dierk. Vereen. Bd. V, p. 144. 


Skelettheile der Kalkschwämme, 125 


und bei kleinen Nadeln auch durch Maceration in Kali wird der 
Faden in der Facialansicht der Nadeln fast immer deutlich. Bei 
Dreistrahlern stossen die Centralfäden der drei Strahlen im 
Mittelpunkte ihrer Vereinigungsstelle zusammen; man sieht aber 
namentlich an geglühten, grossen Dreistrahlern noch eine Art 
Fortsetzung des Centralfadens über die Vereinigungsstelle hinaus 
bis an den der Spitze des Strahles entgegengesetzten Winkel der 
beiden anderen Strahlen. (Vergl. Fig. 47 und Fig. 10.) Bei den 
kolossalen Dreistrahlern ist jedoch diese Fortsetzung am Basal- 
strahle nur undeutlich zu sehen. An sehr kleinen Nadeln vermisst 
man den Centralfaden oft ganz. Bei Stabnadeln ist derselbe 
meist nach einer Seite hin nieht bis ans Ende der Nadel zu ver- 
folgen (Fig. 51 und 53). Dass es sich nirgends um einen Canal 
oder um ein scharf begrenztes Axengebilde handeln kann, 
beweist der Querschnitt, an welchem man niemals einen Canal 
oder etwas dem ähnliches sehen kann, und die beim Zerstäuben 
dureh Glühen von kleinen sagittalen Drei- und Vierstrahlern in 
Unzahl entstehenden sehr dünnen Querbruchplättehen von Basal- 
strahlen, an welchen stets, wie in Fig. 40, a, wohl kleine Gas- 
bläschen, aber nie ein centrales Loch oder ein scharf begrenztes 
axiales Gebilde zu sehen ist. Bei den kleinen, ungeschichteten 
Nadeln ist der sogenannte Centralfaden wohl in folgender Weise 
zu erklären. Die Axe der Nadel besteht aus einer durch Glühen, 
sowie durch Säuren und Laugen etwas leichter angreifbaren, 
also anders zusammengesetzten Substanz als die peripheren 
Theile, doch geht diese axiale Substanz ohne scharfe Grenze in 
die widerstandsfähigere der Peripherie über. Insofern diese 
axiale Substanz auch noch merklich von der übrigen durch ihr 
Liehtbrechungsvermögen sich unterscheidet, ergibt sich die Mög- 
lichkeit, einen Centralfaden an der intacten Nadel zu sehen; ist 
dies aber, wie gewöhnlich, nicht der Fall, so ist kein Centralfaden 
bemerkbar. 

Beim Ätzen mit Säuren und mit Laugen bildet sich häufig 
von der Spitze der Nadel herein, ähnlich wie dies in Fig. 43 
angedeutet ist, ein mehr weniger weit eindringender centraler 
Hohlraum, ein Beweis, dass eben im Centrum der Nadel ein 
weniger festes Material ist, als an der Peripherie. Noch schöner 
sieht man dies-beim Ätzen eines Querschnittes vom Basalstrahl 


126 V.v.Ebner, 


der grossen Dreistrahler von Leucaltis mit Essigsäure. Jedesmal 
entsteht im Centrum ein Loch, ehe die Peripherie gelöst ist. Beim 
Glühen beginnt die Zersetzung ebenfalls zuerst in der weniger 
dichten Substanz in der Axe der Nadel, wesshalb bei mässigem 
Glühen der Centralfaden stets sehr deutlich wird. Bei stärkerem 
Glühen bilden sich im Oentralfaden zuerst Gasbläschen (vergl. 
Fig. 41 und 39), aber bei fortgesetztem Glühen breitet sich der Vor- 
gang von innen nach aussen fortschreitend über die ganze Nadel- 
substanz aus; ein Beweis, dass nur ein gradueller Unterschied 
zwischen Mitte und Peripherie existiren kann, nicht aber ein 
scharfer, qualitativer Gegensatz. Dem entsprechend verschwindet 
auch der Centralfaden später, wenn einmal die Gasblasen in der 
ganzen Dicke der Nadel auftreten, gänzlich. An ganzen Nadeln 
ist das freilich nicht mehr zu .constatiren, weil sie zu undurch- 
sichtig werden; aber ganz scharf sieht man dies an den reinen, 
äusserst dünnen Querbrüchen (Fig. 39, b, Fig. 40, a). 

Höchst merkwürdig ist das Verhalten des sogenannten 
Centralfadens bei den kolossalen geschichteten Nadeln, wo er oft 
schon an der unversehrten Nadel nebst der Schichtung sehr 
schwach sichtbar ist. Bei mässigem Glühen oder nach Kochen in 
Paraffin erscheint der Centralfaden bald als eine braune, bald als 
eine weisse Linie in durchfallendem Lichte (Fig. 46,47,505,51,53 
braun, Fig. 50 a, Fig.52 weiss). Den Aufschluss über dieses sonder- 
bare Verhalten erhält man durch Untersuchung von Querschnitten, 
respective auch reinen Querbrüchen geglühter Nadeln. Das com- 
plieirteste Verhalten zeigten Querbruchplättehen vom Basalstrahle 
von Leucaltis solida. Man sieht an einem solchen Querbruche ein 
zierliches Kreuz, bestehend aus vier braun gefärbten Abtheilungen, 
zwischen welchen vier helle, weiss erscheinende Abtheilungen 
eingeschoben sind (Fig. 48, a). Betrachtet man dieses Bild bei 
auffallendem Lichte, so erscheinen nun die früher braun gefärbten 
Arme bläulichweiss, die früher weiss erscheinenden Arme aber 
fast in der dunklen Farbe des Gesichtsfeldes (Fig. 48, b). Die 
braunen (respective im auffallenden Lichte bläulich-weissen) 
Kreuzarme reichen von der Peripherie bis zum Centrum, sie ent- 
sprechen der theilweise durch das Glühen zersetzten Substanz, 
die hellen, im auffallenden Lichte dunklen Arme, welche offenbar 
durch das Glühen noch kaum veränderte Substanz sind, reichen 


Skelettheile der Kalkschwämme. 227 


nicht ganz bis zum Centrum. Untersucht man den Querbruch im 
polarisirten Licht, so erkennt man, dass der optische Haupt- 
schnitt einem Durchmesser der braunen Substanz parallel ist. 
Die Winkel, welche den braunen und hellen Abtheilungen 
angehören, sind sehr schwankend, doch nimmt die gebräunte 
Substanz stets mehr Raum ein. Sieht man nun einen Basalstrahl 
in der Längsansicht an, so erscheint ein brauner oder heller 
Centralfaden, je nachdem man in der Richtung eines braunen 
oder eines hellen Kreuzesarmes auf den Strahl hinblickt, und 
wälzt man einen Strahl unter dem Deckglase, etwa in Nelkenöl, 
um seine Axe, so sieht man den Centralfaden viermal hell und 
viermal dunkel werden. Braun erscheint der Centralfaden, wenn 
die Axe des Strahles in den Hauptschnitt fällt (Fig. 47 und 50, 5), 
und wenn er um 90° gegen diese Stellung gedreht ist (Fig. 46), 
im Maximum hell dagegen, wenn die Drehung +45° im Vergleich 
zu den vorhergehenden Stellungen beträgt. Dabei ändert sich 
auch im Übrigen die Vertheilung der Braunfärbung in einer 
dem Querschnittsbilde entsprechenden Weise, indem in jenen 
Stellungen, in welchen der Centralfaden braun erscheint, an ihn 
eine stark braune Zone sich anschliesst, die gegen die Peripherie 
ziemlich plötzlich heller wird (Fig. 50, b), während in den 
Stellungen, in welchen ein weisser Centralfaden erscheint, an 
denselben zunächst beiderseits lichtbraune Partien, dann tief- 
braune und dann wieder lichtbraune Partien sich anschliessen 
(Fig. 50, a).' 

Ein Querschnitt eines Lateralstrahles zeigt von alledem 
nichts. Er erscheint ziemlich gleichmässig braun, die Mitte aber 
am tiefsten braun (Fig. 48, c). Dementsprechend zeigt auch ein 
geglühter Lateralstrahl beim Wälzen stets dasselbe Bild und 
immer einen braunen, aber weniger deutlich hervortretenden 
Centralfaden. | 
1 Die geschilderte Structur des Basalstrahles von Leucaltis solida 
wurde andeutungsweise bereits an nicht geglühten Nadeln erkannt, indem 
. die noch nach dem Glühen weissen (im auffallenden Lichte schwarzen) 
Kreuzesarme am Querschnitte als stärker glänzende Gebilde hervortreten. 
Beim Rollen sieht man bei vier Stellungen den sogenannten Centralfaden 
deutlich — wenn man eben in der Richtung der stark glänzenden Kreuzes- 


arme des Querschnittes auf die Nadel blickt — in den Zwischenstellungen 
verschwindet aber der sogenannte Centralfaden fast vollständig. 


128 V.v.Ebner, 


Wieder ein anderes Bild gaben die Querschnitte von 
kolossalen Stabnadeln von Leucandra aspera, an welchen 
statt der je vier braunen und weissen Segmente nur je zwei vor- 
handen waren, wie Fig. 54, a im durchfallenden, Fig. 54, b im 
auffallenden Lichte darstellt. Die Querschnitte stammen von der 
darüber stehenden Stabnadel, bei welcher ein heller Centralfaden 
zu sehen ist. Auch hier fällt der optische Hauptschnitt des Quer- 
schnittes annähernd in die Halbirungslinie der braunen Seg- 
mente. Bei solchen Nadeln erschien beim Wälzen der Central- 
faden zweimal hell und zweimal dunkel. Bei anderen Nadeln, 
namentlich stark gebräunten, wurde die Erscheinung vermisst, 
sie verhielten sich wie die Lateralstrahlen von Leucaltis. Die 
besprochenen Erscheinungen sind mit der geäusserten Auffassung 
des sogenannten Centralfadens sehr wohl vereinbar, sie zeigen 
aber ausserdem noch, dass nicht nur im Centrum der Nadel, 
sondern auch in der übrigen Nadelsubstanz eine besondere Ver- 
theilung von leichter und schwerer zersetzbarer Substanz vor- 
handen sein kann. 

Was nun die Schichtung betrifit, so wurde schon bemerkt, 
dass sie an kleinen Nadeln durchwegs fehlt; nur hie und da 
glaubte ich an mittelgrossen Nadeln eine undeutliche Spur einer 
oder der anderen Schichtlinie an geglühten Präparaten zu sehen. 
Die Abwesenheit der Schichtung glaube ich für kleine Nadeln 
um so bestimmter behaupten zu dürfen, als beim schwachen 
Glühen und beim Kochen in Paraffin die Schichtung an den 
kolossalen Nadeln ungemein deutlich zu Tage tritt, während an 
den kleinen Nadeln gar nichts davon zu entdecken war. Es 
bezieht sich das nun zu Besprechende ausschliesslich auf die 
kolossalen Dreistrabler von Leucaltis solida und die kolossalen 
Stabnadeln von Leucandra aspera und aleicornis. Zum Studium 
des Schiehtenbaues ist das Erhitzen ein ausgezeichnetes Mittel, 
doch ist es schwer, den richtigen Hitzegrad beim Behandeln der 
trockenen Nadeln über freier Flamme genau zu treffen. Bei etwas 
zu starkem Erhitzen zerspringen die Nadeln und gehen dann 
leicht verloren. Mit Vortheil kann man sich des siedenden 
Paraffins bedienen, indem man die Nadeln mit Paraffin in ein 
kleines, als eine Art Eprouvette hergerichtetes Glasröhrchen 
bringt und nun, indem man das Röhrchen mit einer Tiegelzange 


Skelettheile der Kalkschwämme. - 129 


über die offene Flamme hält, einige Minuten kocht. Man wird 
auf diese Weise durch das verdampfende Paraffin nicht belästigt. 
Die Untersuchung nimmt man am besten in stark liehtbrechenden 
Flüssigkeiten vor, für starke Vergrösserungen empfiehlt sich 
Monobromnaphthalin. Die Schichtung erscheint in Form abwech- 
selnder, hellerer und dunklerer Linien, welche, wie bereits Vos- 
maer erwähnt, nicht ganz gleichmässig sind. Da und dort ist 
eine schärfer hervortretende, breitere, dunkle Linie zu bemerken, 
namentlich an Querschnitten (vergl. Fig. 37, 48 ete.). An einem 
Querschnitte einer Stabnadel von Leucandra wurde die mittlere 
Dicke zweier Schichten, also einer dunklen und hellen Abtheilung, 
zusammen mit 1'6 u bestimmt. Davon entfällt der weitaus 
grössere Antheil (vergl. Fig. 37 und 45) auf die hellen Schichten. 
Es kann nun die Frage aufgeworfen werden, ob dunkle und helle 
Abtheilungen als differente Schichten aufzufassen seien, oder ob 
die dunklen Linien nur die Folge einer periodischen Ablagerung 
der Substanz, nur feine Spalten darstellen zwischen den einander 
innig adhärirenden hellen Schichten. Dafür spricht die gewöhnlich 
ausserordentliche Feinheit der dunklen Linien und die That- 
sache, dass stellenweise bei Ätzung mit Säuren und Alkalien, 
sowie beim Glühen eine schuppige Abblätterung der Schichten 
erfolgt. Beim Ätzen in Kalilauge kann man mitunter eine deut- 
liche Abblätterung erkennen, wie sie in Fig. 45 dargestellt ist, wo 
die rechts dargestellte helle Fläche auf eine relativ grosse Strecke 
durch — einer Schichte parallele — Abblätterung entstanden 
ist, wie das rechts oben noch anhaftende, dunkel gezeichnete 
Substanzstück erkennen lässt. Dass dieses Moment für die 
Schichtung von Bedeutung ist, lässt sich nicht in Abrede stellen, 
doch reicht es für sich allein nicht zur Erklärung aller Erschei- 
nungen aus. Mit der Krystallstruetur als solcher hat die Schich- 
tung nichts zu thun, da sie ohne jeden Zusammenhang mit 
bestimmten krystallographischen Richtungen oder Flächen und 
ausschliesslich nur concentrisch zu den morphologischen Axen 
der Strahlen angeordnet ist. 

Die Erscheinungen beim Erhitzen und Ätzen weisen darauf 
hin, dass die einzelnen Schichten nicht durch und durch homogen 
sind, sondern dass in denselben ein ähnlicher Unterschied in 
Bezug auf die Zusammensetzung sich geltend macht, wie zwischen 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I, Abth, I 


130 V.v.Ebner, 


Centralfaden und Peripherie einer ungeschichteten Nadel. Die 
beim Glühen und Ätzen auftretenden Linien entsprechen wahr- 
scheinlich einer relativ leichter zersetzbaren Substanz, die ohne 
scharfe Grenze in dichte helle, aus relativ reinerem Kalkspathe 
bestehende Substanz übergeht. Da aber die Schichtung offenbar 
durch eine periodische Ablagerung zu Stande kommt, so muss 
beim Beginne der Bildung einer neuen Schicht jedesmal das 
relativ unreinste Material direct auf das relativ reinste der zuletzt 
abgelagerten Schicht zu liegen kommen, wodurch scharfe 
Schichtengrenzen entstehen müssen. Für die geschilderte Auf- 
fassung sprechen insbesondere auch die Ätzerfolge mit Essig- 
säurean den Querschnitten der Basalstrahlen von Zeucaltis (S. 107) 
und die bereits erwähnte Thatsache, dass die dunklen Abthei- 
lungen der Schichten von ungleicher Breite sein können, was 
nicht möglich wäre, wenn die dunklen Abtheilungen nur Grenz- 
linien darstellen würden. Die Struetur des Centralfadens und der 
Schichten hätte nach dem Gesagten viel Analoges; in der That 
werden auch Schichtung und Centralfaden unter denselben Um- 
ständen deutlich. 

Die successive Ablagerung der Schichten scheint insbeson- 
dere dadurch deutlich markirt, dass dieselben gegen die 
Spitzen der Nadeln hin, kappenförmig übereinander greifend 
gegen den Centralfaden auslaufen. Sehr auffallend sind die 
Schichten der kolossalen Stabnadeln, die stets nur nach der einen 
Seite hin gegen den Centralfaden kappenartig übereinander 
greifen, während sie nach der entgegengesetzten Seite frei an 
der Oberfläche auslaufen (Fig. 51, 52, 53). Es scheint dies keine 
andere Deutung zuzulassen, als dass die Nadel nur einseitig fort- 
wächst. In dem Ende der Nadel, welches den ältesten Theil 
darstellt, kann man nach dem Glühen stets um den Axenfaden 
einen hellen, nicht gebräunten, ungeschichteten Theil erkennen, 
der sich wie eine kleine oder winzige Stabnadel verhält, und die 
Spitze dieses ältesten Theiles zeigt überhaupt keine Schichtung. 
Ein Stück Stabnadel mit eingeschlossenem ungeschichtetem 
Theile ist in Fig. 38 für sich dargestellt. Bemerkenswerth ist bei 
gekrümmten kolossalen Nadeln, dass die optische Axe auf dem 
ältesten Theile der Nadel nahezu senkrecht steht, oder wenigstens 
mit diesem keine Winkel bildet, welche viel unter 80° herab- 


Skelettheile der Kalkschwämme. 131 


gehen; während die Neigung der optischen Axe gegen die ent- 
gegengesetzte Spitze, welche den jüngsten Theil der Nadel dar- 
stellt, immer mehr zunehmen muss. (Vergl. Fig. 51 und 53.) 

Wenn die gegebene Darstellung der Schiehtung richtig ist, 
so ist es selbstverständlich, dass an den Spitzen der Nadeln, an 
welchen dieselben fortwachsen (also an den Dreistrahlern alle 
drei Nadelspitzen, an den Stabnadeln die eine Nadelspitze) die 
kalkärmere Substanz des Centralfadens bis zum Abschlusse des 
Wachsthumes frei auslaufen muss, weil sich die kappenartigen 
Enden der Schichten an den Centralfaden anlegen; erst bei 
Abschluss des Wachsthums kann vielleicht der Centralfaden 
selbst noch von Schichtenenden überwölbt werden. 

Was nun endlich die scheinbaren Fortsetzungen der Central- 
fäden über den Mittelpunkt der Dreistrahler und Vierstrahler bis 
in die Winkel an den Strahlenwurzeln anlangt, so sind dieselben 
wohl ebenfalls auf eine ähnliche Beschaffenheit der Nadelsub- 
stanz an diesen Kniekungsstellen, wie in den Centralfäden zurück- 
zuführen, ohne dass jedoch eine strangartige, sondern vielmehr 
eine scheidewandartige Bildung vorhanden ist. Es sind dies, 
wenn man Sich so ausdrücken darf, eine Art Löthstellen, 
die insbesondere den Basalstrahl von den Lateralstrahlen ziem- 
lich scharf absetzen (vergl. Fig. 47). 

Ausser der Schichtung und den Centralfäden scheint es 
. keine histologische Struetur in den Kalknadeln zu geben; die 
Zusammensetzung aus kleinen Individuen, wie sie die Ätzung 
mit Alkalien und mit Säuren zu ergeben scheint, lässt sich 
mit mehr Recht, da es sich um eine krystallographisch orientirte 
Erscheinung handelt, in den Rahmen der reinen Kıystallstruetur 
unterbringen. Centralfaden und Schichtung zeigen aber, dass der 
Kıystall, welchen jede einzelne Nadel darstellt, nicht absolut 
homogen sein kann; dass er vielmehr an bestimmten Stellen eine 
andere chemische Zusammensetzung haben muss als an anderen, 
ohne dass jedoch hiedurch die Einheitlichkeit des Kıystalles 
gestört würde. | 


VIII. Zusammenfassung. 


Die Untersuchungen, welche in den vorhergehenden Capiteln 
niedergelegt sind, haben zu ganz anderen Resultaten geführt, als 
9 3 


182 V. v. Ebner, 


beim Beginne derselben erwartet wurden. Der anfängliche 
Gedanke war der, dass den, in ihrer Form ganz das Gepräge 
ciner specifischen, organisirten Bildung tragenden Nadeln der 
Kalkschwämme, eine organische Grundlage zukommen müsse, 
welche trotz der massenhaften Beimischung von kohlensaurem 
Kalke das Bestimmende für den Aufbau der Nadel — nach Art 
einer Cutieularbildung sein würde. Es schien das Wahrschein- 
lichste, dass alle Nadeln geschichtet seien, und dass die Richtung 
senkrecht auf die Schichtung überall gleichwerthig sei, etwa in 
der Weise, dass der beigemischte krystallinische Kalkspath in 
zahllosen kleinen Prismen, welche radiär zur morphologischen 
Axe der Nadeln gestellt sind, abgelagert wäre. Statt dessen hat 
sich ergeben, dass jede Nadel wie ein einziges Kıystallindi- 
viduum sich verhält, und dass eine organische Substanz in der- 
selben nicht nachgewiesen werden kann. Es hat sich aber weiter 
ergeben, dass die Nadel keineswegs aus reinem kohlensauren 
Kalke in Form des Kalkspathes bestehe, obwohl sie demselben 
in krystallographischer Beziehung sehr ähnlich ist, sondern dass 
der Nadelsubstanz auch beträchtliche Mengen von anderen unor- 
ganischen Bestandtheilen, unter welchen Natrium, Magnesium 
und Schwefelsäure nachgewiesen sind, und wahrscheinlich auch 
Wasser, beigemischt seien. Diese Beimischungen sind es, welche 
den Kalkschwammnadeln jene Eigenschaften verleihen, welche 
sie vom Kalkspathe unterscheiden, so: die unvollkommenere 
Spaltbarkeit, die Löslichkeit in Alkalien, das Deecrepitiren und 
das Auftreten von Gasbläschen im Innern der Substanz beim 
Erhitzen, endlich das geringere specifische Gewicht. Dass die 
Beimischungen etwa als isomorphe Salze — im Mitscherlich’- 
schen Sinne — den Kalkspath theilweise substituiren, ist schon 
aus dem Grunde nicht anzunehmen, weil man sich kein 
schwefelsaures Salz denken kann, dessen . Molekül aus der 
gleichen Anzahl Atome bestünde, wie der kohlensaure Kalk. 
Viel näher liegend scheint es, die Kalkschwammnadeln als 
Mischkrystalle zu betrachten und sich vorzustellen, dass die 
beigemischten Salze, ohne irgend welche durch Isomorphie 
gegebene Beziehungen desshalb in den molecularen Aufbau des 
Kalkspathes hineingezogen werden, weil sie mit diesem gleich- 


Skeletiheile der Kalkschwämme. 158 


zeitig ausgeschieden werden. Wie insbesondere Brügelmann! 
betont, ist aber gerade gleichzeitige Ausscheidung zweier Salze 
aus einer Lösung oder Schmelze ete. Bedingung für die Entstehung 
eines Mischkrystalles. Es würde ferner unter dieser Annahme die 
Existenz des Centralfadens und der gelegentlich vorkommenden 
Sehichtung und der damit zusammenhängenden histologischen 
Structurverhältnisse darin eine Erklärung finden, dass das 
Mischungsverhältniss der von dem Bildungsplasma ausgeschie- 
denen Salze ein nach Zeit und Ort wechselndes ist, und zwar im 
Allgemeinen so, dass der zuerst ausgeschiedene Kalkspatı am 
meisten Beimengungen enthält (Centralfaden), und dass beim 
Fortwachsen der Nadelspitzen zunächst stets eine dem Central- 
faden entsprechende Substanz sich bildet. Ganz reiner Kalkspath 
scheint nirgends abgeschieden zu werden, doch dürften die Ober- 
flächen der ausgebildeten, ungeschichteten Nadeln, sowie die 
äusseren Partien der einzelnen Schichten kolossaler Nadeln aus 
kohlensaurem Kalke bestehen, der nur minimale Beimengungen 
enthält. 

Obwohl die Nadeln der Kalkschwämme in ihrem inneren 
Baue ganz zweifellos die Eigenschaften einer Krystallsubstanz, 
die dem rhombo&@drischen Systeme angehört, erkennen lassen, so 
würde man doch durch die einseitige Betonung dieser Thatsache 
das Wesen dieser Bildungen nicht riehtig definiren. Man muss 
Gewicht darauf legen, dass neben der Krystallstruetur noch eine 
eigenthümliche Vertheilung verschiedener Bestandtbeile, wie der 
Centralfaden, die eigenthümliche Kreuzstructur an den Basal- 
strahlen der Dreistrahler von Leucaltis, die davon abweichende 
Structur der kolossalen Stabnadeln von Leucandra ete. beweisen, 
vorhanden sein muss, welehe bei Krystallen, die sich unabhängig 
von lebender Substanz bilden, nicht vorkommt, ganz abgesehen 
von der speeifischen äusseren Begrenzung der Nadeln, welche 
zunächst den Gedanken an einen Krystall ganz unzulässig 
erscheinen lassen könnte. 

Diess Alles berücksichtigend wäre man vielleicht berechtigt, 
die Nadeln als organisirte Krystalle zu bezeichnen, wenn es nicht 


1 Berichte der deutsch. chem. Ges. in Berlin, Bd. XV, S. 1883. sowie 
eine Reihe späterer Mittheilungen, deren letzte (4) „Uber Krystallisation 
und physikalische Bindung“, Leipzig 1886, erschienen ist. 


154 V,v. Ebner, 


üblich geworden wäre, die — denselben offenbar fehlende — 
Quellungsfähigkeit als ein wesentliches Kriterium einer organi- 
sirten Substanz zu betrachten. Unbedenklich kann man diesen 
Structuren aber den von Haeckel gebrauchten Namen Bio- 
krystalle lassen, obwohl in denselben eine organische Substanz 
nicht nachweisbar ist. Eine kurze Charakterisirung dieser Bio- 
krystalle liesse sich vielleicht mit folgenden Worten geben: 

Die Nadeln derKalkschwämme sind hauptsächlich 
aus Kalkspath bestehende, keine organische Substanz 
enthaltende Individuen von Mischkrystallen, deren 
äussere Form — ohne Begrenzung durch wahre Kıy- 
stallflächen — von der specifischen Thätigkeit eines 
lebenden Organismus bedingt ist und deren innere 
Struetur, obwohl vollständig krystallinisch, dureh 
eine eigenthümliche Vertheilung der Gemengtheile 
mit der äusseren Form in Beziehung steht. 

Indem diese Definition ausdrücklich besagt, dass die äussere 
Form mit der krystallinischen Structur als solcher nichts zu thun 
hat, so ist es vielleicht noch am Platze, der Beziehungen zu 
gedenken, welche Haeckel zwischen den unter Winkeln von 
120° zusammentretenden Strahlen eines regulären Dreistrahlers 
und den Axen des hexagonalen Kıystallsystemes geahnt hat. 

Kıystallaxen sind physikalisch ausgezeichnete Richtungen 
eines Krystalles, welche parallel zu sich selbst verschoben, durch 
die ganze Substanz des Krystalles hindurch denselben physika- 
lischen Werth haben, die aber nicht als wirkliche morphologische 
Axen auftreten. Es können daher die morphologischen Axen eines 
Dreistrahlers unmöglich einer Krystallaxe verglichen werden. 
Wohl ist aber in der häufigen Winkelstellung 120°, insoferne 
eine Beziehung zur rhombo&drischen Krystallstruetur, als die 
Zonen zwischen © P2 und + mR an den Oberflächen der Nadeln 
bevorzugt sind. Aber es ist dies eben kein durchgreifendes Gesetz, 
wie im III. Abschnitte bereits ausführlich erörtert wurde. 


IX. Bemerkungen über Kalkskelete bei Korallinen, Fora- 
miniferen, Anthozoen und Echinodermen. 

Nach Abschluss dieser Untersuchungen hatte es ein grosses 

Interesse, unter den im Thier- und Pflanzenreiche so häufigen 


Skelettheile der Kalkschwämme. 135 


Skeletbildungen aus kohlensaurem Kalke Umschau zu halten, ob 
etwa die bei den Kalkschwämmen vorkommenden Stucturver- 
hältnisse auch anderwärts sich finden. Eine eingehende Unter- 
suchung dieser Art war nicht geplant, es wurden nur einige, vor- 
züglich optische Beobachtungen, gewissermassen Stichproben 
vorgenommen, deren Ergebnisse hier kurz aufgeführt werden 
sollen. 


1. Korallinen und Lithothamnien. 


.Aus der Gruppe der Kalkalgen wurden Corallina offieinalis 
und Lithophyllum eristatum (beide aus der Adria) untersucht, und 
zwar an mit dem Messer angefertigten Schnitten. Die Zellwände 
dieser Algen sind sehr stark negativ doppelbrechend und zwar so, 
dass die optische Axe senkrecht steht auf der Oberfläche der Mem- 
bran. Hier ist also eine Art der Kalkeinlagerung wirklich repräsen- 
tirt, wie ich sie bei den Kalkschwämmen anfänglich fälschlich 
vermuthet hatte. Der kohlensaure Kalk fügt sich einfach in das 
gewöhnliche Schema des Baues der Zellmembranen ein. Axen- 
kreuze ete. konnten begreiflicher Weise ebenso wenig beobachtet 
werden, als dies sonst bei Gewebezellen mit radiär orientirten 
optischen Axen möglich ist. Von den Kalkschwammskeleten 
unterscheiden sich die Kalkalgen auffällig durch die massenhafte 
organische Substanz, welche beim Lösen des Kalkes zurück- 
bleibt. 


II. Foraminiferen. 


Es wurde nur ein von Prof. F. E. Schulze mir geschenktes 
Präparat vom Strand bei Porto bello untersucht, welches zahl- 
reiche Exemplare von Polystomella striato-punctata und Rotalia 
Beccarii enthielt. Die Kammern dieser beiden Arten verhielten 
sich wesentlich verschieden. Bei Polystomella zeigte jede Kammer 
bei der Untersuchung zwischen gekreuzten Nicols und mit ein- 
gelegter Gypsplatte im parallelen Lichte in der Hauptsache ein 
sogenanntes negatives Kreuz, woraus zu folgern ist, dass analog, 
wie bei den Korallinen, optisch negativ einaxige Kıystall- 
individuen senkrecht zur Oberfläche der Schale orientirt sind. 
Rotalia dagegen zeigte eine fleckige unregelmässige Erhellung 
des Gesichtsfeldes bei jeder Stellung und bei Untersuchung im 


136 V.v. Ebner, 


convergenten Lichte keine Spur eines Axenkreuzes. Es ist daher 
bei dieser Art eine ganz unregelmässige Depolarisation vorhanden 
und daher eine nach allen möglichen Richtungen sich dureh- 
setzende Anordnung von Krystallinischen Individuen anzunehmen. 
Doch scheinen nicht alle Rotalia-Arten sich ebenso zu verhalten. 
Nach Valentin ! ergab eine nicht näher bestimmte fossile Rotalia- 
Art Erscheinungen, welche mit den oben von Polystomella mitge- 
theilten übereinstimmen. 


III. Coelenteraten. 


Aus diesem Thierkreise wurden eine Reihe von fertigen 
Präparaten untersucht, welche mir Herr Dr. Arthur v. Heider 
freundlichst zur Verfügung stellte, und welche theils von ihm 
selbst, theils von Möller angefertigt sind. 

A. Anthozo£n. 

Aus der Ordnung der Zoantharia wurden Schliffe untersucht 
von: 1. Madrepora poeillifera und einer zweiten unbestimmten 
Madrepora; 2. Seriatopora hystris; 3. Pocillopora Humprichiü; 
4. Balanophyllia spee.; 5. Cladocora Bene 6. Galawea Spec.; 
7. Hydrophora rigida. 

Die Skelete aller dieser Korallen zeigen eine sehr complieirte 
Faserstructur, deren Elemente einigermassen an Schmelzprismen 
erinnern. Zur ÖOrientirung verweise ich auf die Abbildungen, 
welche A. v. Heider von Oladocora gegeben hat. * Entsprechend 
der deutlich ausgeprägten histologischen Faser- oder Nadel- 
struetur wirken die Schliffe im Ganzen unregelmässig depolari- 
sirend, nirgends wie einheitliche Krystalle. Bei der Untersuchung 
mit einem Nicol lässt sich aber an günstigen Stellen beobachten, 
dass die einzelnen Fasern oder Nadeln sehr stark doppelbrechend 
sind und zwar so, dass der stärker brechbare Strahl parallel der 
Längsaxe der Fasern, der schwächer brechbare aber darauf 
senkrecht polarisirt ist. Querschliffe von Nadelgruppen sind bei 
Jeder Stellung stark lichtbrechend. 

Daraus ist zu schliesen, dass die einzelnen Nadeln oder 
Fasern ähnlich wie Kalkspathprismen sich verhalten, nämlich 


1 Untersuchung der ete. Gewebe in polarisirtem Lichte. Leipzig 1861, 
S. 207. 
2 Diese Ber. Bd. LXXXIV (1831), S. 634, Taf. II, Fig. 14 und 15. 


[4 


Skelettheile der Kalkschwämme. 137 


stark negativ einaxig sind, und dass die optische Axe in der 
Längsrichtung dahin geht. 

Aus der Ordnung der Alcyonaria wurden isolirte Kalkkörper 
untersucht von: 1. Muricea fungifera; 2. Plexaura Antipathes; 
3. Melithaea .ochracea. Diese Kalkkörper verhalten sich nicht 
durchwegs gleich. Bei allen drei Arten finden sich zackige, 
höckerige Sklerodermiten, welche bei Melithea roth und gelb 
pigmentirt erscheinen, bei den beiden anderen Arten aber farblos 
sind. Bei Muricea und Plexaura haben diese Kalkkörner ein 
faserig-streifiges Ansehen. Sie erweisen sich zwischen gekreuzten 
Niecols nicht als einheitliche Krystallkörper, doch zeigt die Unter- 
suchung mit einem Nicol, dass der stärker brechbare Strahl im 
Allgemeinen nach der Faserung polarisirt ist, welehe nach der 
Längsrichtung der Kalkkörper der Hauptsache nach orientirt ist 
und gegen die Zacken seitlich abbiegt oder in complieirter Weise 
sich verflicht. 

Bei Melithaea ochracen kommen aber neben den farbigen, 
zackigen Sklerodermiten noch kurze, einfach stabförmige Kalk- 
körper vor, welche wie einfache Krystalle sich verhalten und 
zwischen gekreuzten Nicols absolut dunkel erscheinen, wenn ihre 
Längsaxe einer Polarisationsebene parallel ist, während sie in 
den Zwischenstellungen sehr hell erscheinen. 

Bei Untersuchung mit einem Nicol ergibt sich, dass der 
stärker brechbare Strabl parallel der Längsaxe polarisirt ist. Daher 
ist, wenn es — wie wahrscheinlich — um Kalkspath sich handelt, 
die optische Axe in der Längsrichtung. Doch konnte das Axen- 
kreuz im convergenten Licht nicht untersucht werden, weil alle 
Stäbehen im Profil sich darboten. Dies ist der einzige Fall von 
wahrscheinlich einheitlicher Krystallstructur, der unter den Skelet- 
theilen der untersuchten Anthozoön zur Beobachtung kam. 

-B. Hydromedusen. 

Von Hydrokorallinen wurde nur ein Schliff von einer Disticho- 
pora spec. untersucht. Er verhielt sich ganz ähnlich wie die echten 
Korallen. 


IV. Eehinodermen. 


Während bei den Coelenteraten Skelettheile, welche in ihrer 
inneren Structur mit jener der Nadeln der Kalkschwämme Ahu- 


138 V.v. Ebner, 


lichkeit haben, zu den Seltenheiten zu gehören scheinen, kommen 
solche in grösster Verbreitung bei den Echinodermen vor. Dies 
muss um so mehr überraschen, als die äussere Form und der meist 
netzartige Bau der Kalkablagerungen, insbesondere bei den 
Crinoiden, Echinoiden und Asteroiden mit den Nadeln der Kalk- 
schwämme gar keine Ähnlichkeit hat. Eher erinnern gewisse 
Kalkkörper der Holothurien, so die Anker der Synapten und 
mannigfaltige Stäbchenbildungen an Dreistrahler und Stabnadeln. 

Zur Untersuchung dienten theils von Dr. A. Penecke und 
von mir selbst angefertigte Präparate, theils zwei bewunderns- 
werthe Probeplatten von Möller in Wedel, welche dem hiesigen 
zoologischen Institute gehören, und von welchen die eine die 
Kalkkörper von 34 Arten von Holothurioiden in schön geordneten 
Reihen darbietet, die andere aber Querschliffe der Hautstacheln 
von 12 verschiedenen Echinoiden. Von der Platte mit Stachel- 
querschliffen stand mir noch ein zweites, im Besitze Dr. A. 
v. Heider’s befindliches Exemplar zur Verfügung. 

A. Holothurioiden. Die durchlöcherten, ellipsoidischen Plätt- 
chen aus der Haut von Holothuria tubulosa legen sich beim 
Präpariren in einem Tropfen Dammarharz meist so, dass eine 
abgeplattete Seite nach oben liegt. In dieser Stellung erscheinen 
die Plättehen im parallelen Lichte, bei gekreuzten Nicols bei jeder 
Stellung ziemlich gleichmässig hell und bei Untersuchung mit 
convergentem Lichte mit System E. Zeiss zeigen sie ein schönes 
deutliches Axenkreuz, welches sich ganz wie jenes bei den Kalk- 
schwämmen verhält. Es liegt meist etwas excentrisch, zum 
Zeichen, dass die optische Axe nicht genau senkrecht steht. 
Kalkkörper von der schmalen Seite gesehen erscheinen zwischen 
gekreuzten Nicols im parallelen Licht viermal hell und viermal 
dunkel. Sie verhalten sich also wie einheitliche Krystallkörper. 

Unter den Holothurien der Möller’schen Platte fanden sich 
zahlreiche Kalkkörper, welche schöne Axenkreuze ergeben, 
sowohl unter den Aspidochiroten als den Dendrochiroten; ja es 
war sogar eine Ausnahme, wenn nicht der eine oder der andere 
Kalkkörper einer Art ein Axenkreuz zeigte. Daneben fanden sich 
auch zahlreiche Skelettheile, bei welchen die optische Axe fast 
horizontal lag und die daher kein Axenbild geben konnten, dafür 
aber zwischen gekreuzten Nicols ım parallelen Lichte je nach der 


Skelettheile der Kalkschwämme. 139 


Stellung vollständig dunkel oder sehr hell erschienen. Von den 
Synaptiden der Platte sind besonders die Anker hervorzuheben. 
Alle Anker zeigen ein sehr schönes Axenkreuz und ausserdem 
eine Reihe isochromatischer Ringsysteme, deren Zahl bei dicken 
Ankern (Synapta Besselii) bis zu sieben ansteigen kann. Die 
optische Axe steht also nahezu senkrecht auf der Ebene, welche 
durch die Spitzen der drei Strahlen gelegt wird, verhält sich also 
trotz der nur seitlichen Symmetrie der Anker, wie bei einem 
perregulären Dreistrahler eines Kalkschwammes. 

In dem grossen Anker von Synapta Besselii war ein Gebilde 
zu sehen, das ganz wie der Centralfaden einer Kalkschwamm- 
nadel aussah. Sehr schön kann man an den Ankern die Thatsache 
constatiren, dass stark doppelbrechende Körper in der Aufsicht 
auf die optische Axe zwischen gekreuzten Nicols im sogenannten 
parallelen Lichte bei jeder Stellung hell erscheinen, wenn die 
Dicke etwas bedeutender ist. Die Anker von Synapta Besselii 
sind bei jeder Stellung hellglänzend, die kleinen Anker von 
S. similis, glabra ete. grau oder grauschwarz. Nicht alle Anker 
des Möller’schen Präparates liegen genau gleich, bei einigen 
steht die optische Axe ziemlich schief. 

Wie die Anker, verhalten sich auch die Stützplatten derselben 
und die Räder von Myriotrochus Rinkii und Chirodota panaensis 
und variabilis. Optische Axe senkrecht auf der Fläche. Axenkreuz 
im eonvergenten Lichte. 

Weniger geeignet zur Untersuchung erwiesen sich die auf 
der Möller’schen Platte befindlichen sehr kleinen Kalkkörperchen 
der Moipadiden. Sie liegen zu nahe beisammen, als dass sie für 
sich isolirt ins Gesichtsfeld gebracht werden könnten. Wenn wir 
von diesen Gebilden absehen, so lässt sich für die übrigen Kalk- 
körper der Holothurien der Möller’schen Platte allgemein sagen, 
dass sie sich wie einheitliche Krystallindividuen, ganz wie die 
Kalkschwammnadeln, verhalten. 

B. Echinoiden. Die zierlichen Querschliffe der Echinoiden- 
stacheln verhalten sich, trotz der ausserordentlich mannigfaltigen 
Anordnung ihrer Kalkbalken und Gitter, im convergenten Lichte, 
durchwegs wie parallel zur Basis geschliffene Kalkspathplatten. 
Man kann den Querschliff der grösseren Stacheln hin und her 
dureh das Gesichtsfeld schieben, das Axenkreuz bleibt stehen, 


140 | VIvX2Ebnez; 


wie bei einer Krystallplatte. Nur ein Stachelquerschliff (Boletia 
maculata Lam.) machte insoferne eine Ausnahme, als um eine 
centrale, gitterartig angeordnete Masse, welche sich wie die 
anderen Querschliffe verhielt, ringsum eine Kalkmasse angelagert 
ist, welche, wie es scheint, so orientirt ist, dass die optischen 
Axen in radiär gestellten Verticalebenen schief gegen die centrale 
Masse verlaufen. Die Axenkreuze der Eehinoidenstacheln werden 
beim Verschieben der Schliffe mehr weniger deutlich, je nachdem 
serade eine Lücke oder ein Balken im Centrum des Gesichts- 
feldes steht, ausserdem wird das Kreuz im Allgemeinen weniger 
deutlich, wenn das Kalkgitter sehr fein und engmaschig ist. 
Selbstverständlich sind die Querschliffe der Möller’schen Platte 
nicht alle genau senkrecht auf die Längsaxe, beziehungsweise 
optische Axe geführt. Es sind daher die Axenkreuze etwas, doch 
meist wenig excentrisch, Isochromatische Ringe sind ebenfalls zu 
sehen, ihre Zahl hängt von der Dicke des Schliffes ab und 
schwankte zwischen 3—5. Nach diesen Erfahrungen versuchte 
ich nun auch an Schnitten und Schliffen anderer Skeletstücke, 
ob auch diese eine einheitliche Krystallstructur aufweisen. In 
der That waren die optischen Axen an Schnitten durch eine 
Zahnpyramide von Strongylocentrotus lividus durchwegs parallel 
orientirt und die Richtung der optischen Axe steht ungefähr 
senkrecht zur äusseren Oberfläche, denn an Schnitten, parallel 
zu dieser äusseren Fläche geführt, konnte ein fast centrales 
Axenkreuz gesehen werden. Die Zähne selbst haben aber eine 
andere, complieirtere Structur, die jedoch nicht genau unter- 
sucht wurde. | 

Schnitte und Schliffe der Interambulacralplatten von Psam- 
mechinus microtuberculatus Blainv. ergaben ebenfalls eine dureh- 
wegs parallele Orientirung der optischen Axen in den Kalknetzen; 
ein Schliff durch eine Ambulacralplatte zeigte dagegen eine 
Zusammensetzung derselben aus zwei hintereinander liegenden 
Theilen, deren Axenrichtungen etwas. divergirten. Die optische 
Axe war in den Ambulaceral- und Interambulacralplatten meri- 
dional in den Radien beziehungsweise Interradien orientirt. 

C. Crinoiden. Aus dieser Classe lagen mir eine Reihe schöner 
Längs- und Querschliffe vor, welche Herr Dr. A. Penecke aus 
Objecten, die von der Challenger Expedition stammen, angefertigt 


Skelettheile der Kalkschwämme. 141 


hat und mir freundlichst zur Untersuchung überliess. An Quer- 
schliffen der Stielglieder von Pentacrinus maresianus, Wyville- 
Thomsoni, Metacrinus angulatus und Wyvillii liess sich überall 
das Axenkreuz im convergenten Lichte nachweisen, wie an 
parallel zur Basis geschliffenen Kalkspathplatten. Das Kreuz war 
nur häufig etwas verwaschen theils wegen der namentlich in den 
Sternen sehr feinen Balkengitter, theils weil da und dort noch 
abgelöste Schliffsplitter den Präparaten auflagen. Im Grossen 
und Ganzen aber waren die Erscheinungen dieselben wie an 
Ecehinoidenstacheln. Die Längsschliffe der Stielglieder der 
genannten Crinoiden ergaben im parallelen Lichte vollständig 
einheitliche Axenrichtung parallel der morphologischen Axe. 
Am Längsschiffe des Stielgliedes von Metacrinus Wyvillii war 
ein Seitenast mitgeschliffen; dieser zeigte die optische Axen- 
richtung, analog wie der Stamm, parallel der morphologischen 
Längsaxe. 

D. Asteroiden. Die Stacheln von Asteracanthion rubens und 
 Ophiothrix fragilis verhalten sich, wie jene der Echinoiden; wie 
einheitliche Krystalle, deren optische Axe der Längsaxe des 
Stachels parallel st: Die Stacheln von Ophiothrix fragilis haben 
ziemlich massive Kalkbalken und sind abgeplattet. Stacheln eines 
kleinen Exemplares wurden desshalb zu Ätzversuchen benützt. 
Es wurden mit Ameisensäure sehr deutliche Atzfiguren erhalten, 
welche der flachen Seite des Stachels angehörig, die Form von 
schief liegenden irregulären Dreiecken hatten, zum Theile auch 
hemirhombische Formen. An einem mit Essigsäure geätzten 
Querschnitt entstanden sehr zierliche, parallel orientirte, regulär 
dreieckige Ätzfiguren, die so gestellt waren, dass eine Dreiecks- 
seite senkrecht stand auf dem längeren Durchmesser des Quer- 
schnittes, woraus zu folgern ist, dass die diesem Durchmesser 
entsprechende durch die Längsaxe des Strahles gelegte Ebene, 
die also der flachen Seite des Stachels entspricht, eine Deutero- 
prismenfläche sein muss. Damit stimmt die Form der dort beob- 
achteten Ätzfiguren, die natürlich der äusserst unebenen Ober- 
fläche des Stachels entsprechend, ziemlich mannigfaltig sind, recht 
gut überein. 

Beim Ätzen trat am Querschnitt zugleich eine deutliche, zum 
Theil wellige Schichtung zu Tage. 


142 V.v. Ebner, 


Beim Ätzen mit Ameisensäure gelang es, einzelne Stachel- 
stücke ganz frei aus dem umhüllenden Gewebe heraus zu be- 
kommen. Diese lösten sich dann ohne Rückstand auf. Löst man 
Stacheln im Ganzen, oder Kalknetze anderer Skelettheile auf, so 
bleibt eine organische Grundlage zurück, die ganz die Form der 
verschwundenen Kalkbalken hat. Die obige Beobachtung ergibt 
aber, dass dieses Gewebe dem Kalkgerüste nur oberflächlieh innig 
anliegt und sich zu demselben so verhält, wie die Spieulascheiden 
der Schwammnadeln zu diesen. Wahrscheinlich ist allgemein 
auch bei den Echinodermen ebenso wenig eine organische Sub- 
stanz dem Kalke beigemischt, als bei den Kalkschwämmen. Doch 
kann ich dies, bei den nicht sehr umfangreichen Untersuchungen, 
nur mit Reserve aussprechen. Beim Glühen verhalten sich die 
Stacheln und Kalknetze von Echinodermen ganz wie Schwamm- 
nadeln; sie bräunen sich, es treten Gasbläschen im Innern auf 
und schliesslich zerstäuben sie in feine Plättchen. 

Dass beim Lösen der Echinodermenskelette mit verdünnten 
Säuren keine organische Grundlage sichtbar wird, hat schon 
Carpenter! angegeben; trotzdem hält er es, auffallender Weise, 
für wahrscheinlich, dass die Netzbälkchen durch Verkalkung eines 
fibro-areolären Gewebes, ähnlich wie die Knochen, entstehen. 

Besonders verdient noch hervorgehoben zu werden, dass die 
Kalknetze der Eehinodermen ausgezeichnete Objeete für die 
Untersuchung mit einem Nicol sind. Bringt man einen annähernd 
parallel zur optischen Axe geführten Schnitt, etwa meridional 
durch eine Interambulacralplatte oder einen kleinen Stachel von 
Asteracanthion in Nelkenöl, so erscheinen bei einer Stellung die 
Kalkbalken ganz grau und dunkel, in der darauf senkrechten 
aber die dazwischen befindlichen Lücken. Die Erscheinung ist 
viel eclatanter als die analoge bei den Nadeln der Kalkschwämme, 
weil die zahlreichen Lücken der Kalknetze die Unterschiede des 
Brechungsvermögens begreiflicher Weise sehr gut hervortreten 
lassen. Es empfiehlt sich daher vor Allem, solche Präparate zu 
besichtigen. 

Die optischen Untersuchungen weisen jedenfalls bei einer 
grossen Zahl von Skeletstücken der Echinodermen darauf hin, 


1 Todd’s Cyelopaed. of anat. and phys. Vol. IV, part. I, S. 567. 


2 


Skelettheile der Kalkschwämme. 143 


dass dieselben aus einheitlichen Krystallindividuen bestehen, und 
für die Stacheln von Ophiothrix fragilis ist dies auch durch die 
Ätzerfolge positiv sicher gestellt, während für andere Skelettheile 
immerhin auch die Möglichkeit besteht, dass sie sich aus poly- 
synthetischen Zwillingsbildungen mit paralleler Axenstellung 
zusammensetzen, worüber die optische Untersuchung allein niclıt 
entscheiden kann. Es muss einigermassen befremden, dass die 
Kıystallstruetur der Echinodermenskelete bei den Histologeu 
bisher keine Beachtung fand, namentlich muss es auffallen, dass 
Valentin! dieselbe nicht klar erkannte, obwohl er sowohl Anker 
von Synapten, als Kalkkörper von Holothurien, sowie Quer- 
schliffe von Echinoidenstacheln, welche ihm Carpenter zur Ver- 
fügung stellte, im polarisirten Lichte untersuchte. Dagegen ist es 
eine den Mineralogen und Paläontologen bekannte Thatsache 
dass fossile und lebende Echinodermen Skelettheile aufweisen, 
die sich wie Kalkspathkrystalle verhalten. Schon vor 60 Jahren 
wies Hessel? nach, dass viele fossile Skelettheile der Eeliino- 

dermen, wie die Stacheln der Echinoiden, jedes Säulen- und 
Kronenglied eines Crinoiden ete. einem Kalkspathindividuum 
entspreche, und dass bei den Säulengliedern der Crinoiden und 
den Stacheln der Cidariten die krystallographische Hauptaxe der 
morphologischen Längsaxe parallel sei. Im Jahre 1841 wies 
Haidinger? den schon von Hessel angenommenen Zusammen- 
hang dieser merkwürdigen Kıystallstruetur fossiler Echinodermen 
mit dem Skeletbaue der lebenden Organismen nach, indem er 
zeigte, dass die charakteristischen Theilungsflächen des Kalk- 
spathes auch an recenten Cidaritenstacheln sich finden. Im 
Jahre 1864 führte dann Stelzner* den interessanten Nachweis, 
dass — trotz der anscheinend einheitlichen Kıystallstruetur — 
die fossilen Echinodermen noch ganz deutlich die ursprünglichen, 
netzartig angeordneten Kalkbälkchen mikroskopisch erkennen 
lassen, dass mithin beim Versteinerungsprocesse derin die Lücken 


1. kre.8.,205 4.206. 

2 Einfluss des organischen Körpers auf den unorganischen. Marburg, 
1826. 
3 Abhandl. d. k. böhm. Ges. der Wissenschaften, Prag 1841, S. 14. 
4 Neues Jahrb. f. Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Jahrg. 
1864, S. 565. 


144 V.v. Ebner, 


der ursprünglichen Kırystallskelete eingelagerte Kalkspath in 
paralleler Verwachsung mit diesen krystallisirt. Diese Thatsache 
zeigt, wie leicht an die Krystallstructur der Biokrystalle sich noch 
weiter Kalkspath in derselben krystallographischen Orientirung 
anschliesst, auch wenn er nicht vom Organismus selbst aus- 
geschieden wird. Dafür spricht auch die jüngst von Sollas! mit- 
getheilte Beobachtung, dass auf die Nadeln von Kalkschwämmen 
— wenn sie in Wasser liegen, das kohlensauren Kalk gelöst 
enthält — eine Incrustation von Kalkspath sich ablagern kann, 
deren optische Orientirung mit jener der Nadeln übereinstimmt. 
Diese und ähnliche Erfahrungen lassen vermuthen, dass bei der 
Bildung der Biokrystalle die krystallographische Orientirung der 
zuerst abgeschiedenen Substanz allein entscheidend ist, und dass 
alle übrige Substanz nach den Gesetzen der Krystallisation, ohne 
besondere Thätigkeit des lebenden Protoplasmas, sich an die erst- 
gebildete anlagert, während von der lebenden Substanz nur ein 
modellirender Einfluss auf die äussere Form und auf die jeweilige 
Mischung des abgeschiedenen Materiales genommen wird. 
Anders verhält sich aber die Sache, wenn mit dem kohlen- 
sauren Kalke zugleich geformte organische Substanz ausgeschieden 
wird, wie in den verkalkten Zellhäuten der Korallinen oder in den 
Nadeln oder Prismen der echten Korallen ete. Dann kommt es 
nicht mehr zur einheitlichen Krystallbildung, es ordnen sich viel- 
mehr die Molecüle des kohlensauren Kalkes einer Structur unter, 
wie sie im Allgemeinen auch in nicht verkalkten doppelbrechenden 
Geweben gefunden wird. Doch scheint auch in diesem Falle der 
koblensaure Kalk stetsalskrystallinische Abscheidung zu existiren, 
wofür insbesondere die viel diseutirte Struetur der Mollusken- 
schalen * spricht, auf die hier einzugehen, zu weit führen würde. 


1 Note on the artifieial deposition of erystals of caleite on spieules of 
a calei-sponge. The scientif. proc. ofthe Royal Dubiin soc. 1886, N. S. Vol.V. 
S. 73. (Diese Notiz wurde mir erst während der Correetur dieser Abhandlung 
bekannt.) 

2 Vergl. hierüber insbesondere G. Rose: Über die heteromorphen 
Zustände der kohlensauren Kalkerde, I. Vorkommen des Aragonits und 
Kalkspaths in der organischen Natur. Abhandl. der kön. Akad. d. W. zu 
Berlin aus dem Jahre 1858. Berlin 1859, S. 63. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 145 


Tafelerklärung. 


In allen Figuren, in welchen ein mit HH’ bezeichneter Strich vor- 


kommt, bezeichnet dieser die Richtung des optischen Hauptschnittes. Wo 
die optische Axe in die Ebene der Zeichnung fällt, ist dieselbe mit 0 0’ 
bezeichnet. j 


Tafel I. 


Fig. 1. Kolossaler sagittaler Dreistrahler von Leucaltis solida. Perspec- 


N 


tivische Profilansicht. ad Basalstrahl, d 5 und dee Lateralstrahlen, 
abc Facialebene, a db Lateralwinkel, 5 de Oralwinkel. 


. Sagittale (tubare) Dreistrahler von Sycandra elegans. a Faciallage 


b auf dem Oralwinkel liegend, ce auf einem Lateralwinkel liegend, 
d Profilansicht. Ver. 150. 


. Sagittale (subgastrale) Dreistrahler von Sycandra elegans. a Profil- 


ansicht, 5 Faciallage, e auf dem Oralwinkel liegend. Ver. 150. 


. Geknöpfte, platte Stabnadeln aus einem dermalen Endschopfe von 


Sycandra elegans. a von der Kante gesehen, 5 und e Flächenansicht. 


. Querschnitt durch einen Theil der Körperwand von Sycandra ele- 


gans. 2 Radialtuben (grau gehalten) und 2 Intercanäle (weiss 
gelassen). aa dermale Endschöpfe der Radialtuben, 55 dermale 
Enden der Intercanäle. An dem entgegengesetzten Ende der Tuben 
die mit ihren Apicalstrahlen in die Gastralhöhle hineinragenden 
gastralen Vierstrahler. Ver. circa 70. 


. Tangentialer Längsschnitt von einem Theile der Körperwand von 


Sycandra elegans. «a. Querschnitte vonRadialtuben, 55. Querschnitte 
von Intercanälen. 


. Tangentialer Längsschnitt ähnlich wie der vorige, aber weiter nach 


auswärts durch das dermale blinde Ende der Radialtuben in der 
Gegend der plumpen Dreistrahler. Bezeichnungen wie in Fig. 6. 
An den Intereanälen die Dermalporen bemerkbar. 


. Schema zur Erläuterung der Richtung der optischen Axen an den 


Nadeln der Radialtuben und Intercanäle von Sycandra elegans. Mit 
Fig.5 zu vergleichen. Die Pfeile geben die Richtung der optischen 
Axe an. a derwaler Endschopf des Radialtubus. Da die optischen 
Axen radiär zur Längsaxe des Tubus verlaufen, ist in der Mitte des 
Schopfes statt des Pfeiles ein Punkt zum Zeichen der verticalen 
Stellung der optischen Axe, 5 glockenförmig zusammenneigende 
Dreistrahler am Dermalende eines Intercanales, ce plumpe Drei- 
strahler am blinden Ende des Radialtubus, dd’ Radialtubus und 
Intercanal nur zum Theile gezeichnet, d’d’ gastrales Ende der 


Sitzb. d. mathem.-naturw, Cl, XCV, Bd., I. Abth, 10 


146 


% 
Fig. 
n 
N 


N 


14. 


Vi hBibinfens 


Tuben; A gastraler Vierstrahler im Profil, wie er am radiären Längs- 
schnitte erscheinen würde, 2 gastraler Vierstrahler am Querschnitte. 
Skelettheile von Ascetta Clathrus. Ver. 290. a regulärer Dreistrahler, 
b—e monströse Nadelformen. 


. Regulärer Dreistrahler von Ascaltis Gegenbaueri. Ver. 150. 
. Regulärer Vierstrahler von Ascaleis Gegenbaueri. a Facialansicht, 


b Profilansicht. Ver. 150. 


. Sagittale Vierstrahler aus der Gastralfläche von Sycandra elegans. 


a Faciallage mit dem in der Aufsicht als schmal elliptischer Durch- 
schnitt erscheinenden Apicalstrahl, 5 Aufsicht auf den Basalstrahl, 
ce Profilansicht. 


. Gastraler Vierstrahler von Leucandra aspera. a Faciallage, 5 Auf- 


sicht auf den Basalstrahl, ce Stellung, bei welcher die optische Axe 
senkrecht auf der Zeichnungsebene steht. 

Sagittaler (tubarer) Dreistrahler von Sycandra elegans, wie er sich 
bei der Untersuchung mit einem Nicol in zwei aufeinander senk- 
rechten Stellungen zeigt. PP’ Polarisationsebene des Nicols. Das 
Nähere im Texte S. 73. 


Tafel IE. 


Die Figuren 15—23 sind perspectivische Ansichten nach Art der 
Kıystallzeichnungen. Da sich aber in der gewöhnlichen Projection die 
Nadeln sehr ungünstig darstellen würden, so wurde eine Projection gewählt, 
in welcher die Figuren um eine von links nach rechts gehende Axe 11!/,° 
nach vorne gedreht sind. Die Bezeichnung der Figur 15 gilt auch für die 
folgenden. Die Fläche a b ca’ b’ ec’ entspricht der Basis des rhombo&@drischen 
Krystallsystems, oo’ der optischen Axe; aa’, 5b’, ce’ sind die Richtungen 
der Zwischenaxen, respective die Richtungen deuteroprismatischer Haupt- 
schnitte. Die Axe cc’ ist aus der von vorne nach hinten gehenden Richtung 
um 221/,° nach rechts gedreht. 


15. 
16. 
UT. 
18. 


19, 
20. 
21. 
22. 


23. 
24. 


Regulärer Vierstrahler von Ascaltis Gegenbaueri. 

Sagittaler Vierstrahler aus der Gastralfläche von Sycandra elegans. 
Sagittaler Vierstrahler aus der Körperwand von Leucandra aspera. 
A regulärer Dreistrahler von Aseetta Clathrus, B pseudoregulärer 
Dreistrahler aus der Gastralfläche von Sycortis quadrangulata. 
Sagittaler, kolossaler Dreistrahler von Leucaltis solida. 

Tubarer, sagittaler Dreistrahler von Sycandra elegans. 

Grosser Dreistrahler von dem glockenförmigen Dermalende eines 
Intercanales von Sycandra elegans. 

Plumper Dreistrahler vom Ende eines Radialtubus von Sycandra 
elegans. 

Sagittaler Dreistrahler von Leucandra aspera aus dem Parenchym. 
Ätzfiguren auf dem horizontal liegenden abgebrochenen Basalstrahl 
eines kolossalen Dreistrahlers von Leucaltis solida mit Ameisen- 
säure. a dermale (eonvexe) Seite des Strahles, 5 canale (concave) 


Fig. 25. 


1087: 


„ 28. 


Fig. 29. 


„30. 
Inst 


39: 


34. 
N 
. Dreistrahler von Leucaltis solida und Stabnadel von Leucandra 


Skelettheile der Kalkschwämme. 147 


Seite des, Strahles, beide negativen Rhomboäderflächen ent- 
sprechend. 

Retardirte Ätzfiguren auf den Lateralstrahlen eines Dreistrahlers 
von Leucaltis. Die Strahlen annähernd in der Projeetion auf die 
krystallographische Basis. Ameisensäure. a dermale, 5 canale 
Seite. Ver. 150. 


. Lösungsgestalten auf einem kolossalen Dreistrahler von Leucaltis 


solida. Facialansicht, nach 8 Minuten langer Ätzung mit concen- 
trirter Ameisensäure. a dermale, 5 canale (concave) Seite. Ver. 150. 
Bei a ist nur der Basalstrahl gezeichnet, an welchem nahe der 
Wurzel auch Ätzfiguren zu sehen sind. 

Ätzfiguren auf dem Querschnitte (Spaltungsfläche) des Basalstrahles 
eines kolossalen Dreistrahlers von Leucaltis solida. Kurze Ein- 
wirkung concentrirter Essigsäure. Schichtung sehr deutlich, im 
Centrum, wo sich die Substanz am leichtesten löst, eine Lücke. 
Mit Ameisensäure dargestellte Lösungsgestalten von einem 
kolossalen Dreistrahler von Leucaltis solida. a canale Seite des 
Basalstrahles. 5 canale (concave) Seite eines Lateralstrahles in 
der Aufsicht auf die krystallographische Basis. NX-Rich- 
tung der Nadelaxe, X gegen die Spitze des Strahles gerichtet 
Ver. 700. 


Tafel III. 


Basisprojection der Lateralstrahlen eines kolossalen Dreistrahlers 
von Leucaltis solida. Ätzung mit concentrirter Ameisensäure. 
a Canalseite, 5 Dermalseite. Ver. 60. Die Punktirung und Streifung 
jedoch gezeichnet, wie sie sich bei etwa 400maliger Vergrösserung 
darstellt. 

Stabnadel von Leucandra aspera. Optische Axe nahezu senkrecht 
auf der Zeichnungsebene. Ameisensäureätzung. 

Stück einer Stabnadel von Leucandra aspera. Lösungsgestalten mit 
Ameisensäure dargestellt. Profilansicht. Ver. eirca 500. 
Bruchstücke einer geglühten Stabnadel von Leucandra alcicornis. 
a Aufsicht mit einer ausgesprungenen Rhomboöderecke, 5 Profil- 
ansicht mit grösstentheils muscheligem Bruch. Ver. 150. 


. Stabnadel von Leucandra aspera. Mit concentrirter Ameisensäure 


geätzt. Profilansicht mit Streifung und hemirhombischen Ätzfiguren. 
Ver. 150. 
Geglühte Stabnadel von Sycandra raphanus. 


aspera krystallographisch orientirt in die Combination des Deutero- 
prismas mit dem Rhombo&der — 2R eingezeichnet. Vergl. Text 
Seite 43. 


. Schematische Darstellung der Erscheinungen, welche eine mit 


Ätzfiguren bedeckte Stabnadel von Leucandra beim Rollen um die 
10* 


148 


V.v. Ebner, 


Längsaxe zeigt. Daneben rechts die entsprechenden Stellungen des 
Lösungsrhombo&@der’s — 2 R. Vergl. Text Seite 95. 


Fig. 37. Gruppe von Schichten am Querschnitte einer schwach geglühten 


Fig. 


Stabnadel von Leucandra aspera. Ver. 520. 

38. Schichtung ‚einer schwach geglühten Stabnadel von Leucandra 
aleicornis. Profilansicht. Ver. eirca 200. 

39a. Geglühter Dreistrahler von Sycandra raphanus. Ver. 150. 

5. Querbruchplättchen eines Basalstrahles. Ver. 300. 

40. Plättchen aus dem durch Glühen erhaltenen Staub der Dreistrahler 
von Leucandra aspera. a Querbruch eines Basalstrahles, 5 Schräg- 
bruch eines Lateralstrahles mit Immersion gezeichnet. 

41. Schwach geglühter Dreistrahler von Ascaltis Cerebrum. Ver. 300. 

42. Geglühter Dreistrahler von Sycandra elegans im Plättchenzerfall 
begriffen. 

43, Dreistrahler von Ascandra falcata nach 24stündiger Maceration und 
zeitweiligem Kochen in 10°, Kalilauge. Spieulascheide erhalten, 
körnige Structur sichtbar. Ver. 510. (Von den drei Strahlen nur 
einer ganz dargestellt.) 

44. Stabnadel von Ascandra falcata, wie das in Fig. 43 dargestellte 
Präparat behandelt. Ver. 510. 

45. Bruchstück eines Lateralstrables eines kolossalen Dreistrahlers von 
Leucaltis solida wie die in Fig. 43 und 44 dargestellten Präparate 
behandelt. Gezeichnet mit Zeiss. Immersion J. 


Tafel IV. 


46. Geglühter Basalstrahl eines Dreistrahlers von Leucaltis solida wit 
einem Nicol untersucht. Pleochroismus. PP\ Polarisationsebene des 
Nicols. 

47. Geglühter kolossaler Dreistrahler von Leucaltis solida in durch- 
fallendem Lichte. Faeialansicht. Ver. 75. 

48. Querschnitte der Strahlen eines schwach geglühten kolossalen 
Dreistrahlers von Leuealtis. a Basalstrahl im durchfallenden, 5 in 
auffallendem Lichte, e Lateralstrahl in durchfallendem Lichte. 

49. Geglühter Dreistrahler von Leucandra aspera. Durchfallendes Licht. 

50. Schwach geglühter Basalstrahl eines kolossalen Dreistrahlers von 
Leucaltis in durchfallendem Lichte bei zwei durch Rollung um 
circa 45° von einander verschiedenen Stellungen. Vergl. Text 
Seite 73. 

51. Geglühte Stabnadel von Lexcandra -aleicornis in durchfallendem 
Lichte, 

52 und 53. Geglühte Stabnadeln von Leucandra aspera in durch- 
tallendem Lichte. 

54. Querschnitt der darüber stehenden Stabnadel Fig. 52. a in durch- 
fallendem, 5 in auffallendem Lichte. 


Tat. I. 


Vy. Ebner: Skeleitheile der Kalkschwämme. 


Men. 


Lith. Anst. v. TA.Bannwarrä, 


Sitzungsb. d. kais. Akad.d.Wiss.math.naturw. (1. XCV. Ba.1. Abth.1887. 


‘V v. Ebner del. 


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Taf. I 


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285 


Vv. Ebner del Sitzungsb. d. kais. Akad. d.Wiss.math.naturw. Ü. XV. Ba.l. Abth.1887. Lit. Ansı.v. Tr.Bannwarth, Wien. 


Vv. Ebner: Skelettheile der Kalkschwämme. 


V v. Ebner del. Sitzungsb. d. kais. Akad. d.Wiss.math.nalurw. Ol. XCY Ba.l. Abth.1887. Lith.Ans4 vw Th.Sennwarrk, Mien. 


lv. 


Tat 


amme. 


Skelettheile | der Kalkschw 


Vvw Ebner 


Lith. Anst. v: Th.Bannwarth, Wien. 


Sitzungsb. d. kais. Akad.d.Wiss.math.naturw. (1. X(V. Bd.I. Abth.1887. 


V.v. Ebner del. 


Skelettheile der Kalkschwämme. 149 


Tohart. 
Seite 
Besligleitune ee. nee 59 
II. Optisches Verhalten der Nadeln. Axenkreuz, Brechungsquo- 
tienten, Untersuchung.mit Einem Nicol. . . . . 2... a 
III. Optische Untersuchung der einzelnen Skelettheile . . . .. . 219 
De Nigerschenmeen men .....,. ER GE 90 
Dre palharkere ee Ir 
VI. Über die Natur der dem kohlensauren Kalke beigemischten 
SIE ERTL ee ne 115 
BEI Schtektrungv und Gentralfaden . 2. 2.00% „use 388. 124 
Berumenlassune 22... een 131 
IX. Bemerkungen über Kalkskelete bei Korallinen, Foraminiferen, 
Hazoen und Echmodermen . . 2... 2 2,3 ui a. 134 
145 


SASELSTELDENDEN SLR ee Re RER 


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LS 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


NAISERLIGHEN ANADEILE DER WISSENSCHAFTEN 


MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. 


XCV. Band. IV. Heft. 


ERSTE ABTHEILUNG. 


. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, 
Geologie und Paläontologie. 


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153 


X. SITZUNG VOM 21. APRIL 1837. 


Der Secretär legt das erschienene III. Heft (März 1837) 
der von der Akademie herausgegebenen Monatshefte für 
Chemie vor. 


Das Ehrenmitglied der kaiserlichen Akademie Herr Ch. 
Hermite in Paris übermittelt sein Druckwerk: „Cours de la 
Facult& des Sciences sur les Integrales definies“. 
ame Edition; ‘1887. 


Se. Excellenz der Herr Curator-Stellvertreter theilt 
mit, dass die k. k. niederösterreichische Statthalterei die Errich 
tung der Dr. Ami Boue£’schen Stiftung auf Grund des von 
dem Präsidium der kaiserlichen Akademie ausgefertigten Stift- 
briefes und der hierauf bezüglichen Actenstücke mit Note vom 
11. April d. J. stiftungsbehördlich genehmiget habe. 

Se. Excellenz der Herr Curator-Stellvertreter theilt 
ferner mit, dass das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht 
dem Delegirten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 
bei der gegenwärtig zu Paris stattfindenden internationalen 
Astronomen-Conferenz Herrn Prof. Dr. E. Weiss, Director 
der Wiener Sternwarte, zugleich auch die Vertretung dieser 
Anstalt in der Pariser Conferenz übertragen habe, und dass 
ferner auch die von der kaiserlichen Akademie angeregte Bethei- 
ligung des Professors der Staatsgewerbeschule in Wien Dr. J. 
M. Eder an dieser Conferenz ermöglicht wurde. 


Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. Dr. A. Rollett in 
Graz übersendet eine für die Denkschriften bestimmte Abhand- 
lung: „Beiträge zur Physiologie der Muskeln“. 


154 


Das w. M. Herr Regierungsrath Professor E. Mach in Prag 
übersendet eine mit Herrn Professor P. Saleher in Fiume aus- 
geführte Arbeit: „Photographische Fixirung der durch 
Projectile in der Luft eingeleiteten Vorgänge“. 

Ferner theilt Herr Professor Mach mit, dass bei einer gemein- 
schaftlich mit Herrn Med. Cand. F. Halsch ausgeführten Arbeit 
die durch den Stoss elektrischer Funken in Glasstäben erzeugten, 


mit einer Geschwindigkeit von etwa 4800 — fortschreitenden 


Schallwellen in polarisirtem Licht bei Moin enthe PER 
graphisch fixirt werden konnten. 


Das ce. M. Herr Prof. M.Neumayr übersendet eine Abhand- 
lung unter dem Titel: „Die natürlichen Verwandtschafts- 
verhältnisse der schalentragenden Foraminiferen.“ 


Das c. M. Herr Prof. L, Gegenbauer in Innsbruck tber- 
sendet folgende drei Abhandlungen: 


1. „Über ein Theorem des Herrn Pepin“, 
2. „Über primitive Congruenzen“. 
3. „Note über die Exponentialfunction“. 


. Herr Max Klumak (Firma Brüder Klumak), Chronometer- 
macher in Wien, übersendet behufs Wahrung der Priorität 
eine versiegelte Rolle, welche angeblich die Zeichnung und 
Beschreibung eines von ihm erfundenen Compensations- 
pendels für astronomische Uhren enthält. 


Das w. M. Herr Hofrath Prof. E. Ritter v. Brücke überreicht 
eine im physiologischen Institute der Wiener Universität aus- 
geführte Arbeit des Cand. med. Herrn E. J. Hoffmann: „Über 
den Zusammenhang der Nerven mit Bindegewebs- 
körperehen und mit Stomata des Peritoneums, nebst 


einigen Bemerkungen über das Verhalten der Nerven 
in dem letzteren“. 


Ex 


Das w. M. Herr Intendant Hofrath Fr. Ritter v. Hauer 
überreicht den achten Bericht der prähistorischen Com- 


mission der kaiserlichen Akademie der Wissen- 
schaften. 


155 


Das w. M. Herr Prof. Ad. Lieben überreicht zwei Arbeiten 

aus dem chemischen Laboratorium der Universität in Lemberg: 

1. „Über das Vorkommen alkaloidartiger Basen im 

galizischen Roh-Erdöl“, von Herrn F.X. Bandrowski. 

2. „Uber Glyoxalönanthylin und dessen Abkömm- 
linge“, von Herrn Dr. M. Karcz. 


Ferner überreicht Herr Prof. Lieben eine Arbeit aus dem 
chemischen Laboratorium der technischen Hochschule in Wien: 
„Zur Kenntniss der Türkischrothöle“, von den Herren 
Dr. R. Benedikt und F. Ulzer. 


156 


Die natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse der 
schalentragenden Foraminiferen, 


(Mit 1 Tabelle.) 


Von dem c. M. M. Neumayr. . 


1. Bisherige Eintheilung der Foraminiferen. 


Bekanntlich hat die Gruppirung der Foraminiferen von jeher 
ausserordentliche Schwierigkeiten geboten, und man hat nach 
sehr verschiedenen Methoden die gegenseitigen Verwandtschafts- 
verhältnisse festzustellen versucht. Die hauptsächlichsten Arbeiten 
in dieser Hinsicht sind allgemein bekannt, und erst in neuerer 
Zeit von Brady! in seinem grossen Werke über die von der 
Challengerexpedition erbeuteten Foraminiferen übersichtlich 
zusammengestellt worden. Es ist daher nicht nothwendig, diesen 
Gegenstand eingehend zu besprechen; wir werden uns mit den 
früheren Eintheilungen nur so weit befassen, als das zum Ver- 
ständnisse des Weiteren nothwendig ist. 

Dass die älteren Olassificationen von d’Orbigny und Max 
Schultze, welche nur die äusseren Formverhältnisse berück- 
sichtigen, den natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen nicht ent- 
sprechen, bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung. Die 
Anbahnung einer anderen Auffassung durch Berücksichtigung der 
Schalenstructur ist hauptsächlich das Verdienst von Reuss, sowie 
der englischen Mikroskopiker und in erster Linie von W.B. Car- 
penter. Reuss” gab auf dieser neuen Grundlage im Jahre 1861 
eine Eintheilung der Foraminiferen, in welcher er zunächst poröse 


.1 Brady, Report on the Foraminifera dredged by H.M.S. Chal- 
lenger. Report on the seientifie results ofthe ..... Challenger. Bd. IX. 

2 Reuss, Entwurf einer systematischen Zusammenstellung der Fora- 
miniferen. Diese Sitzungsberichte 1861, Bd. XLIV, 8. 35. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 157 


und compactschalige Typen, innerhalb der letzteren sandschalige 
und kalkschalige Formen trennte, und engere Familien nach den 
Einzelheiten der Struetur und der äusseren Form unterschied. 
Diese Gruppirung bezeichnet einen ganz ausserordentlichen Fort- 
schritt, der aber von den meisten späteren Forschern auf diesem 
Gebiete nicht hinreichend gewürdigt zu sein scheint, und bietet 
namentlich in der Beachtung der äusseren Form und der Zusam- 
mensetzung der Schale Vorzüge, die den Versuchen der nächsten 
Nachfolger fehlen. 

Ein Jahr später erschien in dem für den Schalenbau der 
Foraminiferen grundlegenden Werke von Oarpenter, Jones 
und Parker! eine andere Eintheilung, welche in manchen Haupt- 
punkten mit derjenigen von Reuss übereinstimmt, aber es werden 
überhaupt nur fünf Gruppen unterschieden, die nun so vag und 
unbestimmt ausfallen, dass von einer Charakterisirung bei einem 
grossen Theile derselben gar keine Rede sein kann und in 
Folge des übertriebenen Umfanges die Abgrenzung nur um so 
schwankender wird. Der Zusammensetzung und Form der 
Schalen wird fast gar keine Rechnung getragen. 

In den nun folgenden allgemeineren Arbeiten herrscht die 
Carpenter’sche Eintheilung ziemlich unumschränkt, es wurden 
aber einige Verbesserungen angebracht und die Gruppen etwas 
vermehrt; ganz andere Wege schlug erst ©. Schwager in 
seinem im Jahre 1377 erschienenen Aufsatze”* ein, welcher eine 
sehr entschiedene Reaction gegen die herrschende Methode dar- 
stellt. Dieser ausgezeichnete Kenner gesteht nicht nur der 
Zusammensetzung der Schale wieder grössere Bedeutung zu, 
sondern er berücksichtigt auch die Gestalt des Gehäuses in sehr 
weitgehendem Masse, so dass er nur die vier Hauptgruppen nach 
Zusammensetzung und Structur abgrenzt, innerhalb dieser aber 
die weitere Anordnung nur nach der äusseren Form vornimmt. In 
dieser letzteren Beziehung scheint mir dieser Versuch etwas zu 
weit zu gehen und, wie Brady hervorhebt, Verwandtes ausein- 


1 W.B. Carpenter, W. Parker und Rupert Jones, Introduction 
to the study of Foraminifera. London. Ray society, 1862. 

2 0.Schwager, Saggio di Classificazione dei Foraminiferi, avuto 
riguardo alle loro famiglie naturali. Bolletino del comitato geologico d’Italia, 
13004 31,12: 1871, 1,2. 


158 M. Neumayr, 


ander zu reissen und Verschiedenartiges zu vereinigen.! Dagegen 
enthält derselbe einen grossen Vorzug, indem der Verfasser zum 
ersten Male untersucht, ob denn die höchst organisirten Schalen, 
mit Zwischenskelet und entwiekeltem Canalsystem, die man 
bisher stets als eine zusammengehörige Gruppe behandelt hatte, 
in Wirklichkeit mit einander verwandt sind, oder ob man nicht 
nur die obersten Glieder sehr verschiedener Reihen zusammen- 
fasst. In dem Streben, die einzelnen Reihen auseinander zu halten, 
schliesst sich die vorliegende Arbeit an diejenige von Schwager 
an, wenn auch die Wege, dieses Ziel zu erreichen, vielfach ver- 
schiedene sind. | 

Die neueste Eintheilung der Foraminiferen verdanken wir 
Brady, welcher die ganze Menge der Formen in zehn 
Familien bringt und innerhalb derselben wieder Unterfamilien 
unterscheidet; die Mehrzahl der Abschnitte, welche dieser 
erfahrene Forscher aufstellt, entsprechen gut oder wenigstens 
annähernd genau natürlichen Gruppen, wenn auch in manchen 
Punkten Abweichungen nothwendig sind; es ist jedoch kein 
befriedigender Versuch gemacht, die verwandtschaftlichen 
Beziehungen der Hauptfamilien zu einander zu klären, oder die 
von Schwager gegebene Anregung weiter zu verfolgen. Jeden- 
falls aber stellt Brady’s Eintheilung den praktisch brauchbarsten 
und in den Einzelheiten richtigsten Classifieationsversuch dar, 
den wir bis heute haben. 

Da ich mich fortwährend auf diese Eintheilung berufen und 
deren Namen verwenden werde, so muss ich dieselbe hier kurz 

wiedergeben und die wesentlichsten Abweichungen hervorheben, 

_ welche in der Umgrenzung der Abschnitte nothwendig sind. 

I. Gromiden. 

I. Milioliden. 1. Nubecularinen. 2. Miliolininen. 3. Haue- 
rininen. 4. Peneroplidinen. 5. Alveolininen. 6. Keramosphaerinen. 

Bemerkungen. Die Nubecularinen sind eine unbedeutende 
Untergruppe von Formen, die durch Festwachsung stark verändert 


1 Brad yalie 85%; 

2 Brady, We78.'60. 

3 Die Gromiden, deren chitinöse Hülle fossil nicht erhaltungsfähig 
ist, müssen hier natürlich ebenso wie alle nackten Formen unberücksichtigt 
bleiben. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 159 


sind und keinesfalls an die Spitze der ganzen Abtheilung gestellt 
werden dürfen. Die Hauerininen bilden eine durchaus unnatürliche 
Gruppe, in welche man einerseit Übergänge zwischen Cornu- 
spirinen (s. unten) und Miliolininen ( Ophthalmidium, Planispirina), 
andererseits Formen gestellt hat, welche von den Miliolininen zu 
den Peneroplidinen hinüberführen (Vertebralina, Hauerina). 
Cornuspira muss von den anderen Peneroplidinen getrennt und 
als Typus einer selbstständigen Unterfamilie an die Spitze der 
Milioliden gestellt werden. Die Stellung der Keramosphaerinen 
ist noch durchaus unsicher. 

II. Astrorhiziden. 1. Astrorhizinen. 2. Pilulininen. 
3. Saccammininen. 4. Rhabdammininen. 

IV. Lituoliden. 1. Lituolinen. 2. Trochammininen. 3. En- 
dothyrinen. 4, Loftusinen. 

Bemerkungen. Die Gruppirung dieser Formen in Unter- 
familien muss umgestaltet werden. Trochammina stellt, wie 
Bütschli bemerkt, eine Ansammlung sehr verschiedenartiger 
Dinge dar. Die Foraminiferennatur von Parkeria und Loftusia 
ist noch zweifelhaft. 

V. Textilariden. 1. Textilarinen. 2. Bulimininen. 3. Cas- 
sidulininen. 

Bemerkungen. Es erscheint nicht consequent, die kiese- 
ligen und sandigen Textilarinen vereinigt zu lassen, wenn man 
z.B. Nodosinella von Nodosaria trennt und zu den Lituoliden stellt. 

VI. Chilostomelliden. 

VII. Lageniden. 1. Lageninen. 2. Nodosarinen. 3, Poly- 
morphininen. 4. Ramulininen. 

VII. Globigeriniden. 

Bemerkungen. Die Gattung Sphaeroidina, welche diese 
Abtheilung mit den Polystomelliden verbindet, wird wohl besser 
bei den letzteren untergebracht. 

IX. Rotaliden. 1. Spirillininen. 2. Rotalinen. 3. Tino- 
porinen. 

Bemerkungen. Spirillina muss ausgeschieden werden, sie 
bildet mit Involutina und Problematina eine ganz selbstständige 
Familie. Die angeblich durch Patellina vermittelte nahe Ver- 
wandtschaft zwischen Spirillina und den Rotaliden lässt sich nieht 
nachweisen, da die erstere Gattung so überaus wenig bekannt und 


160 M. Neumayı, 


das Wenige, was man von deren Bau weiss, so ganz abweichend 
ist, dass man weder eine nahe Beziehung zu den Spirillinen noch 
zu den Rotaliden behaupten kann. Patellina ist ein durchaus 
isolirter Typus, dessen Stellung ganz zweifelhaft ist. 
X. Nummulitiden. 1. Fusulininen. 2. Polystomellinen. 
3. Nummulitinen. 4. Cyeloclypeinen, 5. Eozooninen. 
Bemerkungen. Abgesehen von Eozoon, dessen Zugehörig- 
keit zu den Foraminiferen sich kaum mehr halten lassen dürfte, 
umschliesst die Abtheilung der Nummulitiden, wie sie hier gefasst 
wird, mehrere ganz heterogene Elemente. Die Fusulinen haben 
mit den anderen hier genannten Gruppen nichts zu thun; ebenso 
müssen Nonionina und Polystomella als selbstständige Familie 
betrachtet werden, die mit Endothyra und mit den Globigeriniden 
am nächsten verwandt ist. Mummulites und Operculina (Nummu- 
litiden im engeren Sinne) sind unter einander innig verwandt, 
. zeigen aber keine zweifellosen Beziehungen zu den anderen hieher 
 gerechneten Typen, und dasselbe gilt für Cycloclypeus und Orbi- 
toides, die complieirtesten Schalen, welche unter Foraminiferen 
überhaupt auftreten. 


In den wesentlichsten Zügen wurden die Abweichungen von 
der Brady’schen Eintheilung in Familien und Unterfamilien dar- 
gelegt, um von vorneherein festzustellen, was auf den folgenden 
Seiten unter den einzelnen Namen verstanden wird. Ein Vor- 
wurf gegen das System von Brady ist darin nicht gelegen, es 
ist im Gegentheile die Verschiedenheit die natürliche Folge 
des Umstandes, dass ich von einem wesentlich anderen 
Gesichtspunkte an die Frage herantrete. Ich glaube im Gegen- 
theile die grosse Brauchbarkeit dieser Classification dadurch zu 
bekunden, dass ich sie zum Ausgangspunkte meiner Auseinander- 
setzungen wähle. Ganz besonders möchte ich hervorheben, dass 
die Feststellung der Familie der Astrorhiziden durch Brady einen 
sehr bedeutenden Fortschritt darstellt. 


2. Das Verhältniss der agglutinirenden zu den kalkschaligen 
| Foraminiferen. 


Der Kernpunkt einer richtigen Auffassung der Verwandt- 
schaftsverhältnisse der einzelnen Foraminiferengruppen zu ein- 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 161 


ander scheint mir in der richtigen Beurtheilung der agglutiniren- 
den Typen gelegen; es lässt sich dabei nicht leugnen, dass in 
dieser Beziehung die Behandlung häufig eine für verschiedene 
Gruppen sehr ungleiche und unconsequente ist, und das gilt 
namentlich von den neueren Arbeiten in dieser Beziehung. Es ist 
eine auffallende Erscheinung, dass die meisten Gestalten der 
kalkschaligen Foraminiferen unter den sandschaligen in Parallel- 
formen oder „isomorphen“ Typen auftreten, und stellenweise ver- 
einigt man beide in eine Familie (Textilariden), stellenweise 
dagegen verbindet man verschieden aussehende kieselschalige 
Formen in eine Familie (Lituoliden) und trennt sie von den ihnen 
ähnlichen Kalkschalen. 

Natürlich lässt es sich von vorneherein nicht entscheiden, ob 
dieses Verfahren berechtigt ist oder nicht, wir müssen zunächst 
die einzelnen Fälle etwas näher ins Auge fassen und wenden uns 
zunächst zu den Formen mit compacter, nicht poröser 
Kalkschale. Unter diesen (Imperforata calcarea, Familie der 
Milioliden im weiteren Sinne) gibt es einige Abtheilungen, zu 
denen wir keine sandigen Paralleltypen kennen, und zwar gilt 
das von den Peneroplidinen und den Alveolininen, d. h. von den 
hoch organisirten Schalen, während bei den einfacheren, weniger 
differenzirten Vertretern nahe Beziehungen zu den agglutinirenden 
Typen vorhanden sind. 

In erster Linie gilt das von Cornuspira, der ungekammerten 
einfachen Spiralform, über deren Bedeutung als Ausgangspunkt 
der ganzen Abtheilung der Milioliden kein Zweifel bestehen 
kann; diese wichtige Grundform steht mit dem sandigen Am- 
modiscus in allerinnigster Beziehung, es lässt sich überhaupt 
ausser der Zusammensetzung kein wie immer gearteter Unter- 
schied zwischen beiden angeben. Es ist dies Verhalten darum 
von besonderer Bedeutung, weil sich noch eine dritte, durchaus 
isomorphe Gattung findet, nämlich Spirillina unter den porösen 
Foraminiferen. 

Sehr eigenthümlich gestalten sich die Verhältnisse bei den 
_ Miliolen im engeren Sinne, bei Spiroloeulina, Triloculina, Quinque- 
loculina u. Ss. w.; die meisten Angehörigen dieser Gattungen 
haben normale Kalkschalen;; in brakischem Wasser aber verlieren 
die Schalen den Kalk und sie bestehen aus Chitin oder aus Sand- 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl, XCV. Bd. I. Abth, 11 


162 M. Neumayr, 


körnern, welche durch chitinöse Substanz verkittet werden. In 
der Tiefsee ist bisweilen statt des Kalkes ein dünner kieseliger 
Überzug vorhanden. Manche Formen nehmen in ihre Kalkschale 
Sandkörner auf, diese werden so massenhaft, dass die Schale 
äusserlich ganz sandig erscheint, aber es ist innen noch ein Beleg 
von porzellanartigem Kalk vorhanden;! endlich aber gibt es 
Formen mit der charakteristischen Schalengestalt der Miliolinen, 
die sich von den eben erwähnten nur durch das Fehlen des 
inneren Kalkbeleges unterscheiden, also rein sandige Miliolinen 
sind, die aber sonderbarerweise in der Regel zu den Lituoliden 
gestellt werden, und hier als miliolidiforme Arten der Gattung 
Trochammina figuriren, einer Sippe, die überhaupt die verschieden- 
artigsten Dinge umfasst, und dazu bestimmt scheint, alle sand- 
schaligen Formen zu umfassen, die man anderwärts nicht unter- 
bringen zu können glaubt.” (Vergl. unten die Beschreibung der 
Gattung Agathammina.) 

Endlich können auch für die durch Anwachsung stark 
veränderten Milioliden, für die Nubecularien in Placopsilina 
sandige Parallelformen angeführt werden. Diesen Verhältnissen 
gegenüber sind wir zu der Behauptung berechtigt, dass die por- 
zellanschaligen Milioliden mit sandschaligen Typen in unmittel- 
barer Beziehung stehen, und dass dies besonders von den ein- 
facheren und niedrigeren, nicht aber von den höheren, stark 
 differenzirten Formen der ersteren gilt. 

Weit auffallender als hier finden wir die innigen Beziehungen 
zwischen Sandschalern und Kalkschalern bei der grossen Familie 
der Textilariden unter den porösen Foraminiferen. Einzelne 
Gattungen umfassen hier allerdings nur agglutinirende, andere nur 
poröskalkige Arten, aber daneben treten auch Sippen auf, ın 
welchen beiderlei Schalenzusammensetzungen bunt mit einander 
wechseln, die grösseren Arten sind meist sandig, die kleineren 
meist kalkig; die letzteren sind stets deutlich porös, aber einige 
etwas grössere Formen haben undeutlichere Porencanäle. Bei 
noch weiterer Grössenzunahme finden sich die verschiedensten 


1 .Brady,Le.». 131. 
?2 Bütschli, in Bronn’s Classen und Ordnungen des Thierreiches, 
Ba. I. Protozoen, S. 189. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 163 


Übergänge von der Kalk- zur Sandschale, indem zuerst der Sand 
nur eine dünne Kruste auf dem kalkigen Gehäuse bildet, dann 
findet man andere, bei welchen nur der Sand durch kalkiges 
Bindemittel verkittet ist, weiterhin wird auch der Kalk als Binde- 
mittel entweder nur aus einem Theile der Schale oder aus deren 
gesammter Ausdehnung verdrängt, und ebenso verschwinden all- 
mälig die Poren. Man hat nun echt kieselschalige, undurchbohrte 
Gehäuse vor sich, die man recht wohl nach Art der Lituoliden 
als selbstständige Familie betrachten könnte, allein der durch 
Übergänge vermittelte Zusammenhang mit den Textilarien ist so 
innig, dass neuerdings Niemand mehr eine Trennung versucht hat. 

Etwas weniger eng sind die Beziehungen bei der grossen 
Familie der Lageniden oder richtiger gesagt Nodosariden; 
wohl gibt es hier ausgezeichnete sandige Parallelformen zu den 
Gattungen Lagena, Dentalina, Nodosaria, Cristellaria Marginu- 
lina u. s. w., welche zu den Lituolidensippen Rheophax, Haplo- 
phragmium, Haplostiche gerechnet werden, aber man würde in 
der Jetztwelt sowohl, als in der tertiären oder mesozoischen Fauna 
vergebens nach einem Bindeglied zwischen den beiden Parallel- 
reihen suchen. Anders aber verhält es sich in der paläozoischen 
Zeit, wo in der Kohlenformation die Gattung Nodosinella einen 
Übergang der ausgezeichnetsten Art herstellt; damals standen 
die nodosariformen Lituoliden zu den Nodosarien in demselben 
Verhältnisse, wie heute die sandigen zu den kalkigen Textilarien. 

Im Kohlenkalke, welcher uns die erste reiche Foraminiferen- 
fauna geliefert hat, finden sich noch andere Typen, bei welchen, 
wie bei Nodosinella, ein Schwanken zwischen sandiger und 
kalkiger Entwicklung zu bemerken ist, ! und unter ihnen verdient 
namentlich die Gattung Endothyra genannt zu werden, welche in 


1 Für Nodosinella, Endothyra und ihre Verwandten vergl. namentlich 
Brady, A monograph of Carboniferous and Permian Foraminifera. Trans- 
actions of the palaeontogr. Society, 1876. — v. Möller, Die spiralgewun- 
denen Foraminiferen des russischen Kohlenkalks. M&moires de l’academie 
de St. Pötersbourg 1878. Ser. 7, Vol. 25, Nr. 9. — v. Möller, Die Fora- 
miniferen des russischen Kohlenkalks. Ebenda 1879. Ser. 7, Bd. 27, 
Nr. 5. — Schwager, in Bütschli, Protozoen, Bd. I von Bronn’s Classen 
und Ordnungen des Thierreiches, 5. 244. — Steinmann, Mikroskopische 
Thierreste aus dem deutschen Kohlenkalke. Zeitschrift der deutschen geo- 
logischen Gesellschaft 1880, S. 399. 

11* 


164 M. Neumayr, 


ihren rein kalkigen Ausbildungsformen sich sehr eng an die 
einfachsten Typen der Gattung Nonionina, der mit ihr verwandten 
Sphaeroidina, sowie in ihren unsymmetrischen Vertretern an die 
am wenigsten differenzirten Rotalien anschliesst, so dass auch 
diese Gattungen und mit ihnen die drei Familien der Globigeri- 
niden, Rotaliden und Polystommeliden in der Vorzeit mit agglu- 
tinirenden Formen in unmittelbarer Beziehung stehen, und zwar 
sind es auch hier, wie nochmals besonders hervorgehoben werden 
muss, die einfachsten Typen, welche die Verwandtschaft zu den 
Sandschalern zeigen. Heute besteht ein solches Verhältniss nicht 
mehr, wohl aber finden sich unter den Angehörigen der Gattungen 
Haplophragmium und Trochammina noch zahlreiche Parallel- 
formen zu Rotalia, Nonionina, Globigerina, Sphaeroidina u. Ss. W. 

Im Gegensatze zu den bisher betrachteten Fällen ist kaum 
eine Spur von Übergängen oder Parallelformen zu den höher 
organisirten Kalkschalern vorhanden; wir kennen keine agglu- 
tinirende Form, welche mit Peneroplis, Orbitolites, Alveolina, 
mit Polystomella, mit einer höheren Rotalide, mit Amphistegina, 
Operculina, Heterostegina, Nummulites, Cycloclypeus oder Orbr- 
toides verglichen werden könnte. Nur eine einzige Ausnahme ist 
bekannt, und diese findet sich bezeichnender Weise in paläozoi- 
schen Sehichten; unter den Fusuliniden der Kohlenformation 
finden sich nämlich Vertreter der Gattung Fusulinella, welche 
nach den Untersuchungen von Schwager und Steinmann 
agglutinirende Schale zeigen, wie das namentlich bei Fusulinella 
 Struvei aus dem russischen Kohlenkalke der Fall ist.! Jedenfalls 
bildet auch Fusulinella innerhalb der Gruppe der Fusuliniden, wie 
aus der Beziehung der Septa zur Schale hervorgeht,? den ein- 
fachsten Typus, und speciell Fusulinella Struvei ist kaum höher 
organisirt, als eine beliebige Endothyra. 


1 Schwager,l. c. 8. 249: 

2 Ich stelle Fusulinella im Einklang mit Brady zu den Fusuliniden, 
während ich eine tnmittelbare Verwandtschaft mit Pullenia (vergl. 
Schwager, Carbonische Foraminiferen aus China und Japan. Richt- 
hofen, China, Bd. IV, S. 144) nieht erkennen kann. Durchaus ablehnend 
muss ich mich gegenüber der vollständigen Abtrennung von Fusulinella 
und ihrer Unterbringung bei den porzellanschaligen Formen verhalten. 
Vergl. unten 8. 182—184. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 165 


Fassen wir das bisherige Ergebniss zusammen, so sehen wir, 
dass alle einfacheren und ein etwas complieirterer Typus der. 
kalkigen Foraminiferen mit den Sandschalern in unmittelbarer 
Verbindung stehen, und zwar ist das mit Gliedern der folgenden 
Familien der Fall: Milioliden, Textilariden, Nodosariden, Spirilli- 
niden, Globigeriniden, Rotaliden, Polystomelliden und Fusuliniden. 
Es ist das eine grosse Zahl sehr wohl von einander geschiedener, 
stark differenzirter Typen von ausserordentlicher Mannigfaltig- 
keit; fassen wir aber die sandigen Parallelformen ins Auge, so 
sehen wir einen auffallenden Gegensatz, indem hier die den ver- 
schiedenen Kalkschalern analogen Formen sehr viel weniger dif- 
ferenzirt sind. Während z. B. Globigerina, Nonionina, Cristellaria 
und Rotalia ausserordentlich weit von einander verschieden sind, 
können Parallelformen derselben ohne irgend welches Missver- 
hältniss in der Gattung Haplophragmium vereinigt werden. 

Alle diese Umstände, die morphologischen Beziehungen, wie 
das früher geschilderte geologische Vorkommen, machen es im 
höchsten Grade wahrscheinlich, dass die verschiedenen, einfacher 
gebauten Typen der kalkschaligen Foraminiferen von agglu- 
tinirenden Formen abstammen, und dass es in der That wenig- 
stens in der Regel wahre Verwandtschaft ist, nicht bloss äussere 
Ähnlichkeit, welche die Parallelgruppen verschieden zusammen- 
gesetzter Foraminiferengehäuse mit einander verbindet, eine An- 
sicht, welche schon von Zittel kurz angedeutet worden ist. ! 

Dafür spricht auch die Verbreitung der verschiedenen Ab- 
theilungen in den alten Formationen; sowohl in der Jetztzeit, als 
im Tertiär und in den mesozoischen Bildungen sind sandschalige 
Foraminiferen zwar in grosser Zahl vorhanden, sie bilden aber 
doch im Vergleiche zu den kalkigen Formen nur eine geringe 
Minderzahl; dieses Verhältniss ändert sich aber sehr bedeutend, 
wenn wir die paläozoischen Vorkommnisse, und namentlich die 
einzige reichere Fauna dieser Periode, die Kohlenkalkfauna, ins 
Auge fassen. Hier bildet die ausserordentliche Menge agglu- 
tinirender Formen geradezu einen hervorragenden und über- 
raschenden Charakterzug, der diese Vergesellschaftung wesent- 
lich von allen jüngeren unterscheidet. Unter den karbonischen 


1 Zittel, Handbuch der Palaeontologie, Bd. I. Abth. 1, S. 727. 


166 M. Neumayr, 


Gattungen sind Haplophragmium, Lituola, Endothyra, Trocham- 
mina, Saccammina, Nodosinella, Climacammina, Tezxtilaria, Tetra- 
tazis, Valvulina, Bradyina, Stacheia ganz oder vorwiegend agglu- 
tinirend, und hieher gehören auch einzelne Fusulinellen, während 
nur 11 bis 13 rein kalkige Gattungen vorhanden sind, unter denen 
einige nur durch eine oder zwei überaus seltene Arten vertreten 
sind. Schon im Lias ist die Zahl der kalkigen Gattungen mehr 
als doppelt so gross, als die der sandigen; und im Tertiär beträgt 
die Zahl der ersteren das Drei- bis Vierfache. 

Über das Verhältniss in den älteren paläozoischen Bildungen 
wissen wir leider nur wenig; silurische und devonische Fora- | 
miniferen sind in so geringer Zahl bekannt, und auch unter diesen 
ist wieder das Meiste zur Bestimmung und zur Feststellung der 
Scehalenzusammensetzung viel zu schlecht erhalten, wie schon 
daraus hervorgeht, dass viele dieser Reste Steinkerne sind. Unter 
dem Wenigen aber, was wir in dieser Hinsicht etwas näher 
kennen, spielen die agglutinirenden Formen eine verhältniss- 
mässig sehr grosse Rolle; so haben wir Girvanella (= Hyper- 
ammina?) aus dem schottischen Silur,' aus dem amerikanischen 
Silur erwähnt Terquem drei Arten der Gattung von Placopsilina, 
und dieselbe Gattung fand dieser Forscher im Devon von Gerol- 
stein.” Nach der äusseren Form dürfte auch das von Tietze aus 
dem Clymenienkalke von Ebersdorf als Problematicum abge- 
bildete Fossil zu Succammina gehören und daher ebenfalls hier 
: anzuführen sein,” doch wird noch eine nähere Untersuchung der 
Originale zu einer sicheren Deutung nöthig sein. 

Ein absoluter Beweis für die Abstammung der kalkschaligen 
Foraminiferen von den sandigen ist allerdings nicht möglich, da 
sehon in der Kohlenformation die Differenzirung vollzogen ist; 


1 Nicholson and Etheridge, Monograph of the Silurian Fossils 
of the Girvan Distriet in Ayrshire, 1878. — Brady, Challengerbericht (s. 
oben), 8. 257. 

?2 Terquem, Observations sur quelques fossiles des &poques pri- 
maires. Bulletin de la Societe geologique de France. Ser. 3, vol. VII, 
S. 414. — Vergl. auch Gaudry, Enchainements du monde animal. 
Fossiles primaires. S. 52. 

3 Über die devonischen Schichten von Ebarsdorf unweit Neurode in 
der Grafschaft Glatz. Paläontographieca, Bd. XXIX, 8.152, Taf. XV, Fig. 42. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 167 


soweit sich aber innerhalb der gegebenen Verhältnisse aus der 
Morphologie und dem geologischen Vorkommen ein Schluss über- 
haupt ableiten lässt, sprechen alle vorhandenen Anhaltspunkte 
mit grösster Entschiedenheit dafür, dass die agglutinirenden 
Formen den ursprünglichen Typus darstellen. 


3. Die agglutinirenden Formen. 


Wenn wir im Allgemeinen die sandschaligen Formen als die 
ursprünglicheren Typen betrachten, so ergibt sich sofort die 
weitere Aufgabe, innerhalb dieser Abtheilung Umschau zu halten, 
die Beziehungen der einzelnen Gruppen zu einander festzustellen, 
und zu untersuchen, welche Abtheilung hier wieder die primitive 
ist. Wir betrachten dabei vorläufig die sandschaligen Formen als 
eine gegebene Gruppe, ohne weitere Rücksicht auf die Frage, ob 
dieselbe bei einer richtigen Eintheilung der Foraminiferen als 
eine natürliche Abtheilung wird aufrecht erhalten werden können, 
diese Frage wird uns später beschäftigen. 

Wenn man die agglutinirenden Formen in naturgemässer 
Weise anzuordnen strebt und nach Merkmalen sucht, welche in 
dieser Richtung leiten können, so findet man in erster Linie, dass 
dasjenige Kennzeichen der Schalenstructur, welchem bei den 
Kalkschalen in erster Linie Wichtigkeit zugemessen wird, die 
compacte oder poröse Ausbildung, seine Bedeutung grösstentheils 
verliert; man trifft innerhalb einer und derselben Gattung Formen 
mit und ohne Poren, wie das bei Valvulina, Tetratawis, Textilaria 
(Plecanium), Endothyra, Nodosinella, Stacheia der Fall ist. Offen- 
bar ist, wie auch in der äusseren Gestalt der Schalen, so auch in 
dieser Beziehung die Differenzirung noch nicht vollendet, welche 
dann bei den kalkschaligen Formen fast vollständig durchgeführt 
erscheint, und wir sehen also hier eine weitere Bestätigung der 
Ansicht, dass die erstere Gruppe die ursprüngliche, die zweite 
die abgeleitete ist. 

Das geschilderte Verhältniss zwischen porösen und com- 
pacten Sandschalen findet aber nieht bei allen agglutinirenden 
Foraminiferen statt, sondern nur bei jenen, welche man in der 
Regel in den Familien der Lituoliden und Textilariden 
unterzubringen pflegt. Anders ist es mit der grossen Familie der 
Astrorhiziden, welche bisher nur beiläufig genannt worden 


168 M. Neumayr, 


ist, und welcher wir nun unsere Aufmerksamkeit zuwenden 
müssen. Wohl waren einzelne Typen dieser Abtheilung schon 
seit längerer Zeit bekannt, aber man hatte sie bisher wenig 
beachtet und in der Regel bei den Lituoliden untergebracht. Erst 
in neuerer Zeit sind sehr zahlreiche Gattungen und Arten durch 
die Forschungsreise des Challenger zu Tage gefördert worden, 
und es ist das Verdienst von Brady, nicht nur die Formen 
beschrieben, sondern auch deren Bedeutung als selbstständige 
Familie erkannt zu haben. ! Seither hat man nun auch den älteren 
Vorkommnissen grössere Aufmerksamkeit geschenkt, und Vertreter 
dieser Abtheilung auch in früheren Formationen? bis hinab zum 
Silur nachgewiesen, wo die oben erwähnte @Girvanella als die 
erste Astrorhizide und gleichzeitig als die älteste sicher bestimm- 
‚bare Foraminifere erscheint. 

Poröse Schalen kommen bei den Astrorhiziden nicht vor, 
sondern die Gehäuse sind gleichmässig bald fest, bald locker 
aus Sandkörnern zusammengebacken; wenn aber auch eine 
eigentliche Porosität fehlt, so sind doch oft unregelmässige Lücken 
zwischen den Sandkörnuern vorhanden, durch welche die Sarecode- 
fäden der Pseudopodien austreten können, ja bei manchen Formen 
genügen diese Lücken, um die Verbindung des Thieres mit der 
"Aussenwelt herzustellen, und eine Mündung ist bei diesen nicht 
vorhanden (Psammosphaera, Sorosphaera). Es ist das also eine 
Einrichtnng, welche ihrer Function und physiologischen Bedeu- 
tung nach der Porosität entspricht, welche aber morphologisch 
sehr viel einfacher ist, und die ursprünglichste überhaupt denkbare 
Art der Communication nach aussen darstellt. Es ist aber auch 
eine Einrichtung, aus welcher sich sehr wohl mit dem Überhand- 
nehmen des Cementes die Porosität entwickeln kann. 

Was die äussere Gestalt anlangt, so sind die Astrorhiziden 
theilweise grosse Formen, mit sehr unregelmässigem, meist 
1 Das Hauptwerk ist: Report on the Foraminifera dredged by H.M. 
S. Challenger. Report on the scientifie results of the....... Challenger, 
Bd. IX. Ausserdem sind mehrere vorläufige Berichte von demselben Ver- 
fasser erschienen, deren einzelne Anführung hier nicht nothwendig ist. 

2 Vergl., abgesehen von den Arbeiten von Brady über die paläo- 
zoischen Foraminiferen, namentlich: R. Häusler, Die Astrorhiziden und 
Lituoliden der Bimammatuszone. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 
1883. I, 8. 55. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 169 


ungekammertem und nicht mit echten Scheidewänden versehenem 
Gehäuse; das in seiner Gestalt ausserordentlich wechselt; einzelne 
Gattungen sind unregelmässig kugelig, elliptisch, eylindrisch, 
schlauchförmig, oder ganz regellos verzweigt oder sternförmig. 
Auch hierin sehen wir die einfachste und unentwickeltste Stufe, 
die ein Gehäuse überhaupt zeigen kann, während einzelne Formen, 
' die sich über diesen niedersten Stand erheben, sich in der Gestalt 
gewissen Lituoliden, wie Rheophax und Verwandten nähern. 
Dem gegenüber stellen die regelmässig geformten Gehäuse 
der Lituoliden und Textilariden schon’ eine ziemlich weitgehende 
Differenzirung dar, die dann bei den kalkschaligen Formen ihren 
Höhepunkt erreicht, und von diesem Standpunkte aus, wie nach 
den oben geschilderten Verhältnissen der Schalenstruetur müssen 
wir daher Astrorhiziden, und zwar solche von einfacherem, nicht 
sternförmigem oder verzweigtem Baue, als die Grundformen 
betrachten, auf welche nach allen Gesetzen morphologischer 
Betrachtung die übrigen Foraminiferen zurückgeführt werden 
müssen, und von welchen diese nach den Anschauungen der 
Descendenzlehre abstammen, ein Ergebniss, mit welchem die That- 
sachen des geologischen Vorkommens gut im Einklange stehen, 
wenn auch die Menge der Beobachtungen in dieser Beziehung 
"zu gering ist, um entscheidend ins Gewicht fallen zu können. 
Wir sehen auf diese Weise die Möglichkeit einer einheit- 
lichen Auffassung des ganzen Formengewirres der Foraminiferen 
gegeben, und können die grosse Mehrzahl aller bekannten Gruppen 
mit den einfachsten Stammtypen mittelbar oder unmittelbar in 
Verbindung bringen. Allerdings ist die Reihenfolge nicht so 
weit erhalten, dass man alle Abtheilungen richtig deuten und an 
der ihnen gebührenden Stelle unterbringen könnte; es gilt das 
namentlich von einigen der höchst organisirten Gattungen, z. B. 
von den Alveolinen und Nummulitiden und selbst unter den 
einfacheren sind einige, die Schwierigkeiten bereiten, wie das 
namentlich mit der ziemlich seltenen und noch immer etwas 
räthselhaften Gruppe der Chilostomellen der Fall ist, aber es 
sind das doch ziemlich wenige Formen, und wenn wir dieselben 
auch nicht genau einzupassen vermögen, so ist doch der Spiel- 
raum, welcher dem Irrthume in dieser Richtung offen ist, ein 
ziemlich geringer. Es ist durchaus nieht schwer, an der Hand der 


170 M. Neumayr, 


hier auseinandergesetzten Auffassung, die Verwandtschaftsverhält- 
nisse klar zu legen, dagegen finden sich sehr zahlreiche Schwierig- 
keiten bei der Durchführung im Einzelnen, und diesen Verhält- 
nissen müssen wir zunächst unsere Aufmerksamkeit zuwenden. 

Bekanntlich zeigen die Foraminiferen unter allen Thieren, 
welche fossile Reste hinterlassen haben, die stärkste Variabilität, 
in einem Grade, dass manche Merkmale, welche man als charak- 
teristisch für Gattungen und selbst für Familien gehalten hatte, 
durch indiviauelle Abänderung sich in tiefgehender Weise beein- 
flusst zeigen. Die Folge davon ist, dass es weit schwerer als in 
anderen Abtheilungen gelingt, die einzelnen Stämme von ein- 
ander zu sondern, indem namentlich bei den einfacheren Typen 
derBetrag individueller Variation weit grösser ist, als die dauernde 
Umgestaltung, der Betrag der Mutation, welcher in einer Reihe 
selbst im Verlaufe eines langen geologischen Zeitraumes eintritt. 
Es ist bekannt, in welche Verlegenheit dadurch die Systematiker 
bei Beschreibung der Arten gerathen, aber selbst bei Betrachtung 
sehr viel weiterer Formenkreise machen sich ähnliche Schwierig- 
keiten geltend. Es gilt das z. B. in hohem Grade von der Beur- 
theilung der einzelnen Fälle der oben besprochenen „isomorphen“ 
Typen; es wurde wohl in genügender Weise nachgewiesen, dass 
es sich in der Regel um wirkliche Verwandtschaft handelt, aber. 
die Möglichkeit einer Täuschung ist im Einzelnen durchaus 
nieht ausgeschlossen und es ist daher grosse Vorsicht nöthig, wo 
derartige Erscheinungen isolirt auftreten. So liegen Anhalts- 
punkte für die Annahme vor, dass die globigeriniformen Haplo- 
phragmien mit Globigerina nicht wirklich verwandt sind, sondern 
dass es sich um eine mehr zufällige Ähnlichkeit handelt, und vor 
Allem muss mit Bestimmtheit die analoge Form der Buliminen 
einerseits, der Polymorphinen und Uvigerinen andererseits, in 
dieser Weise aufgefasst werden. 

In derselben Art macht sich diese weitgehende Veränder- 
lichkeit in der störendsten Weise bemerkbar, wenn man die 
Foraminiferen in grosse Hauptabtheilungen zu bringen sucht, 
indem sich die neuen Charaktere einer sich entwickelnden 
Gruppe so langsam befestigen, dass die Zahl der auf der Grenze 
zwischen je zwei Gruppen schwankenden Zwischenformen eine 
übergrosse ist. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 171 


Wenn wir es versuchen, auf Grund der bisherigen Ausein- 
andersetzung ein natürliches System der Foraminiferen herzu- 
stellen, so werden wir zunächst drei grosse Entwicklungsstufen 
festhalten können; die unterste Stufe stellen die ganz undifferen- 
zirten agglutinirenden Formen mit irregulärem Gehäuse, die 
Astrorhiziden, dar; die zweite Stufe nehmen die regulären agglu- 
tinirenden Typen ein, bei welchen der Anfang einer Scheidung 
in poröse und compactschalige Formen hervortritt. Aber auch 
ausserdem lassen sich hier noch Gruppen unterscheiden, welche 
nur durch die äussere Gestalt der Schale ausgezeichnet sind, und 
die sich auch noch weiter bei den kalkschaligen Foraminiferen 
verfolgen lassen; es sind das die grossen Hauptstämme, 
deren Unterscheidung die erste Bedingung einer richtigen 
Auffassung darstellt, deren wesentlichste Merkmale aber nicht in 
der Schalenzusammensetzung, und nicht in der Schalenstruetur, 
sondern vorwiegend in der äusseren Gestalt liegen. 

Der erste Typus, den wir unter den regulär agglutinirenden 
Foraminiferen unterscheiden können, ist der Cornuspiriden- 
typus, bei welchem das Gehäuse entweder eine ungekammerte 
Spirale darstellt, oder die Kammerung nach Miliolidentypus 
gebildet ist. Hieher gehört in erster Linie die Gattung Ammodiscus, 
sowie ein Theil derjenigen Formen, die man in ganz unnatürlicher 
Weise in die Gattung Trochammina vereinigt hat, nämlich die 
Miliola-ähnlichen Gehäuse, für welche ich die neue Gattung 
Agathammina vorschlage. ' 


1 Der Name Trochammina ist von Parker und Jones ursprünglich 
für sehr heterogene Formen angewendet worden, die theilweise schon unter 
anderen Namen als selbstständige Gattungen ausgeschieden worden sind. 
In dem Challengerwerke hat Brady den Umfang von Trochammina sehr 
beträchtlich eingeschränkt, aber trotzdem umfasst dieselbe noch immer zu 
ungleichartige Elemente. Trochammina mag fortan auf die Rotalia-ähnlichen 
und die ihnen zunächst stehenden Formen beschränkt bleiben; hier ist es 
nothwendig, für die in Frage stehenden Typen von Milioliden-Bau eine 
Bezeichnung zu haben und ich schlage für dieselben die Gattung Aga- 
thammina vor. Ich fasse unter diesem Namen Formen zusammen mit 
unregelmässig miliolider Aufrollung, unvollkommener Kammerung und 
sandiger Schale mit kalkigem Cement. Vorwiegend carbonische. und 
permische Arten; Agathammina pusilla Geinitz sp. (Serpula pusillaGeinitz, 
Trochammina pusilla Brady), Ag. milioloides Jones, Parker und Kirkby 


172 M. Neumayr, 


Der zweite ist der T extilaridentypus, dessen Gestalt 
allgemein bekannt ist; es gehören hieher alle die agglutinirenden 
Textilarien mit zwei- oder mehrreihig angeordneten Kammern, 
welche vom Kohlenkalke bis auf den heutigen Tag verbreitet sind. 

Weit verwickelter gestalten sich die Verhältnisse bei dem 
Lituolidentypus; eine .wesentliche Schwierigkeit beruht auf 
der eigenthümlichen Gruppirung der hieher gehörigen Gattungen 
in vielen neueren Werken. Wenn man von den ganz zweifelhaften 
Loftusien und Parkerien absieht, so werden drei Unterfamilien 
angenommen, die Lituolinen mit festen dieken Gehäusen, 
welche aus viel grobem Sand und wenig Cement aufgebaut sind, 
die Trochamminen mit dünnen Schalen, mit viel Cement und 
feinen Sandkörnern und die Endothyriden mit sehr viel Cement 
und wenig Sand. In erster Linie hat man hier die Cornuspiriden- 
formen (vergl. oben) mit den echten Lituolinen vermengt, aber 
auch nach Ausscheidung jener ist die Anordnung noch immer 
eine ganz unnatürliche; in erster Linie hängt die Beschaffenheit 
und auch die Menge des verwendeten Sandes ganz wesentlich 
von der Beschaffenheit des Bodens ab, auf welchem das Thier 
lebt; überdies ist es bekannt, dass das Verhältniss zwischen 
Cement und Sand ein so überaus unbeständiges ist, dass selbst 
verschiedene Stellen an einem und demselben Gehäuse sich in 
dieser Beziehung durchaus verschieden verhalten können. Endlich 
sind die Charaktere solche, welche sich bei der allmäligen 


sp., Ag. Robertsoni Brady sp. Aus jüngeren Ablagerungen ist jedenfalls . 
Agathammina jurassica Häusler sp. hieher zu stellen. Die Abgrenzung 
von Agathammina gegen die Milioliden mit sandiger Schale und innerem 
Kalkbeleg muss eingehenden Untersuchungen an grossem Material vor- 
behalten bleiben. Bindeglieder, welche Agathammina mit Ammodiscus ver- 
binden, finden sich innerhalb des Formenkreises, welchen man unter dem 
Sammelnamen Ammodiscus oder Trochammina gordialis vereinigt; man 
bezeichnet so fast alle Ammodiscus-ähnlichen Schalen mit unregelmässiger 
Aufrollung, gleichgiltig, ob es sich dabei um individuelle Verzerrungen 
oder um den Beginn einer ganz neuen Entwicklungsrichtung einer be- 
ginnenden Formenreihe handelt; genaue Betrachtung lässt unter diesen 
sogenannten Ammodiscus gordialis sehr wohl unterscheidbare Typen 
erkennen. Besonders gilt das von den carbonischen Exemplaren, wie sie 
Brady (l. c. Tab. III, Fig. 1 bis 3) abbildet; hier ist die Hinneigung zu der 
Milioliden- Aufrollung schon unverkennbar ausgesprochen, so dass sich diese 
paläozoischen Formen Agathammina schon auffallend nälern. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 173 


Annäherung an die kalkige Entwicklungsstufe umgestalten, man 
scheidet also im besten Falle nicht Verwandtschaftsgruppen, 
sondern analoge Entwicklungszustände aus. Im Ganzen muss 
diese Art der Anordnung als eine unnatürliche bezeichnet werden, 
deren Fehler die nothwendige Folge der einseitigen und über- 
triebenen Betonung der Structureigenthümlichkeiten sind. Eine 
erneuerte Bearbeitung der Lituoliden von diesem Gesichtspunkte, 
wäre wohl sehr erwünscht, aber sie wäre nur mit sehr grossem 
Material möglich, das mir nicht zur Verfügung steht. 

Im Einzelnen können wir unter den Lituoliden vorwiegend 
zwei ziemlich weit abweichende Typen unterscheiden, welche 
namentlich in den Grenzgebieten gegen die kalkige Entwicklung 
aufs schärfste geschieden sind, und hier in den Gattungen Nodo- 
sinella und Endothyra ihre typischen Vertreter finden; unter den 
rein kieseligen Formen dagegen lassen sich zwar auch schon sehr 
bezeichnende Glieder der einen wie der andern Reihe finden, 
aber diese sind durch eine solche Menge von Übergängen und 
Zwischenformen aufs innigste mit einander verbunden, dass mir 
eine durchgreifende Scheidung nicht durchführbar scheint. Wohl 
schliesst sich Rheophax und Haplostiche aufs engste an Nodosi- 
nella an, während Cyclammina, ferner die Trochamminen und 
Haplophragmien dem Endothyrentypus zuneigen, aber eine grosse 
Zahl von Haplophragmien und Trochamminen stehen vollständig 
in der Mitte. 

Im Allgemeinen kann man den Charakter der Lituoliden 
dahin bestimmen, dass sie die regelmässig gebildeten oder durch 
Festwachsung deformirten, einreihig gekammerten, agglutini- 
renden Formen umfassen. Die beiden Reihen, deren Differenzirung 
wir in ihren Anfängen kennen gelernt haben, lassen sich eben- 
falls sehr einfach kennzeichnen, die Reihe, welche in Nodosinella 
gipfelt, umfasst in ihren typischen Vertretern gestreckte oder 
wenig gebogene Schalen mit endständiger Mündung, die Endo- 
thyrenreihe begreift regelmässig spirale Formen mit columellarer 
Mündung; die Gattungen mit siebförmiger Mündung bilden 
Seitenreihen. 

Ausser den erwähnten drei Haupttypen der regulär agglu- 
tinirenden Foraminiferen, dem Cornuspiriden-, dem Textilariden- 
und dem Lituolidentypus sind noch Andeutungen einer vierten 


174 M. Neumayr, 


Gruppe vorhanden, welche allerdings den eben genannten durch- 
aus nicht gleichwerthig gegenübersteht, sondern sehr viel 
beschränktere Bedeutung hat. Es wurde schon oben erwähnt, 
dass in der Familie der Fusuliniden gewisse Fusulinellen, 
namentlich Fusulinella Strüuvei, sandige Schalen besitzen, und 
wir sehen also auch diese Familie bis in die agglutinirende 
Stufe zurückgreifen; hier schliessen sich die sandigen Fusuli- 
nellen nahe an Endothyra und Haplophragmium an, ja sie 
wurden anfangs geradezu verwechselt, und wenn wir die oben 
gegebene Definition des Endothyrenzweiges ins Auge fassen, so 
passt dieselbe durchaus auf Fusulinella Struvei. Allein voll- 
ständige Übergänge sind denn doch nicht vorhanden und ich 
muss daher bis auf Weiteres darauf verzichten, auch die Fusuli- 
niden mit voller Bestimmtheit auf den Lituolidentypus zurück- 
zuführen, so wahrscheinlich eine solehe Annahme auch ist. Ich 
führe daher in der Schlusszusammenstellung einen gesonderten 
Fusulinidentypus an, der vermuthlich weiteren Untersuchungen 
neuen Materials aus dem Kohlenkalke gegenüber bald seine 
Selbstständigkeit verlieren wird. 


A. Die kalkschaligen Formen. 


Die dritte nnd oberste Stufe der Entwicklung bilden die 
kalkigen Foraminiferen; bei diesen vor Allem gilt in der 
Regel die Schalenstructur, das Vorhandensein oder Fehlen von 
Poren als ein Merkmal ersten Ranges und die Eintheilung in 
Perforaten und Imperforaten ist fast von all’ denjenigen als unbe- 
dingt richtig anerkannt, welche nicht bei dem Systeme von 
d’Orbigny geblieben sind. Nur Brady, Carter und Stein- 
mann machen in dieser Richtung eine Ausnahme, und letzterer 
stellt Spirillina nicht, wie es gewöhnlich geschieht, in die Nähe 
(ler Rotalien oder Globigerinen, sondern trotz der Poren neben 
Cornuspira unter die Porzellanschaler.” Dieses Verfahren ist 
unbedingt richtig und ich schliesse mich demselben an, und damit 
kann ich auch die beiden Abtheilungen der Perforaten und 
Imperforaten nicht mehr festhalten, zumal sich auch in der 


1 Steinmann, Die Foraminiferengattung Nummoloculina. Neues 
Jahrbuch für Mineralogie 1881. I, S. 31. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. | 175 


Familie der Fusuliniden derselbe Fall wiederholt, wie unten 
gezeigt werden soll. Im Gegentheile muss der äusseren Form- 
entwicklung grösseres Gewicht beigelegt werden, als in der 
Regel geschieht. 

Wir können im Allgemeinen, wenn auch mit viel weit- 
gehenderer Differenzirung der einzelnen Abtheilungen, bei den 
Kalkschaligen all’ die oben genannten Typen unterscheiden; wir 
beschäftigen uns zunächst mit dem Cornuspiridentypus, welcher 
im agglutinirenden Stadium hauptsächlich durch Ammodiscus und 
Agathammina vertreten ist; unter den kalkigen Formen schliessen 
hier zunächst zwei Gattungen an, welche mit Ammodiscus in der 
ganzen äusseren Gestalt und in der sehr eigenthümlichen An- 
ordnung der langen ungekammerten Röhre übereinstimmen und 
sich nur dadurch unterscheiden, dass die eine aus compactem 
(Cornuspira), die andere aus porösem Kalke besteht (Spirilina). 
Wir haben also zwei von sandigem Ursprung gemeinsam aus- 
gehende Reihen, eine durchbohrte und eine undurchbohrte; ein 
unmittelbarer Übergang der porös-kalkigen in die compact-kalkige 
Entwicklung ist dagegen hier nicht vorhanden und kann auch 
sonst, so weit meine Erfahrung reicht, nirgends wahrscheinlich 
gemacht werden. | 

Sowohl Cornuspira als Spirillina bilden den Ausgangspunkt 
für weitere Entwicklung, allerdings von sehr ungleicher Bedeu- 
tung, denn während sich an Cornuspira zahlreiche wichtige 
Gattungen anschliessen, können wir auf Spirillina nur die beiden 
seltenen Sippen Involutina und Problematina zurückführen. Zu 
der compactschaligen Reihe dagegen gehören die grossen und 
wichtigen Familien der Milioliden und der Peneropliden. 

Die Art des Zusammenhanges zwischen diesen äusserlich so 
grundverschiedenen Typen ist durch die Arbeiten von Carpenter 
und Steinmann so schön festgestellt worden,! dass ein näheres 
Eingehen auf diesen Gegenstand nicht nöthig ist; bis zu den 
höchst entwickelten Formen lässt sich die Entwicklung der 


1 Carpenter, Jones und Parker, Introduction u. s. w. — Stein- 
mann, Die Foraminiferengattung Nummoloculina 1. ec. — Carpenter, On 
an abyssal type of the genus Orbitolites, 1. c. — Vergl. ferner Häusler, 
Bemerkungen über einige liasische Milioliden. Neues Jahrbuch für Minera- 
logie u. s. w. 1887. Bd. I, S. 190. 


176 M. Neumayr, 


Anfangswindungen als ungekammertes Spiralschälchen ver- 
folgen, das sich zunächst zur knäuelförmigen Miliolide entwickelt; 
ebenso kann von hier aus der Übergang zu Peneroplis und von 
da zu den überaus hoch entwickelten Orbitoliten und Orbiculinen 
verfolgt werden. Nur in einem Punkte, in welehem mannigfach 
Meinungsverschiedenheit herrscht, muss ich die von mir getroffene 
Anordnung rechtfertigen, und zwar was die Stellung derGattungen 
Planispirina (Nummoloculina), Vertebralina, Hauerina und 
“ Ophthalmidium anlangt. Bald werden diese Sippen als eine selbst- 
ständige Unterfamilie der Hauerininen betrachtet, bald zu den 
Cornuspirinen gestellt u. s. w. In erster Linie kann ich diese 
Formen nicht als näher mit einander verwandt betrachten, indem 
die gemeinsame Eigenthümlichkeit derselben lediglich darin 
besteht, dass sie in der Anordnung der Kammern vom typischen 
Baue der Milioliden abweichen; die Art der Abweichung aber 
geschieht nach verschiedener Richtung. Hauerina und Vertebralina 
(sammt Articulina) gehen über die Miliolen hinaus, sie zeigen in 
der Anordnung der letzten Kammern schon den Peneropliden- 
charakter in seinen Anfängen deutlich entwickelt, sie bilden die 
deutlicken Übergänge von den Milioliden zu den Peneropliden. 
Für solche Zwischenformen eine selbstständige Familie aufzu- 
stellen, hat keine Berechtigung, man muss sie zu einem der beiden 
Formenkreise bringen, an welche sie grenzen, und zwar wird es 
besser sein, sie bei den Peneropliden unterzubringen, deren Merk- 
male sie doch schon erkennen lassen. 

Anders ist dagegen die Stellung von Ophthalmidium und 
Planispirina; beide sind dadurch ausgezeichnet, dass die Zahl 
der inneren, cornuspirinen, ungekammerten Windungen eine 
verhältnissmässig grosse ist, und namentlich Ophthalmidium 
behält dieses Anfangsstadium sehr lange bei. Dadurch stellen 
sich die beiden Gattungen als solehe dar, welche in ihrer Ent- 
wieklung nieht über den Miliolinentypus hinausgehen, sondern 
denselben noch nicht voll erreicht haben; in der Anordnung der 
späteren Kammern zeigen sich Abweichungen darin, dass nicht 
genau zwei Kammern auf einen Umgang fallen, und zwar ist 
dieser Unterschied ein derartiger, dass Ophthalmidium als eine 
beginnende Miliolide betrachtet werden kann, welche den Typus 
der Gruppe noch nicht in voller Reinheit zeigt, während allerdings 


Verwandtschaftsyerhältnisse der Foraminiferen. 177 


Planispirina nicht in dieser Art aufgefasst werden kann. Von 
dieser Gestaltung aus ist keine fortschreitende Entwicklung zu 
der echten Miliolidenform möglich, wir müssen die Gattung als 
eine aberrante und spät gebildete Seitenreihe betrachten, die aber 
in eine andere Familie als in die der Milioliden einzureihen, eben- 
sowenig wie bei Ophthalmidium ein Grund vorhanden ist. 

Als eine letzte Abtheilung wird dem Cornuspiridentypus oder 
der Abtheilung der Porcellanea in der Regel noch die Familie 
der Alveoliniden angefügt, welche in der That dieselbe Schalen- 
structur zeigt, aber in äusserer Form, Aufrollung und Kammerung 
so vollständig von allen anderen Porcellanschalern abweicht, dass 
deren Hiehergehörigkeit mindestens zweifelhaft ist. 

Die beiden nächsten grossen Typen der kalkschaligen Fora- 
miniferen, der Textilaride und der Lituolide umfassen ausschliess- 
lich poröse Formen; die Textilariden sind so gut durch ihre 
äussere Gestalt gekennzeichnet, dass ich kein Wort darüber zu 
verlieren brauche; der Zusammenhang der sandigen mit der 
kalkigen Entwicklungsstufe ist hier ein so inniger, dass man in 
einer Reihe von Gattungen Arten von verschiedener Schalen- 
zusammensetzung vereinigt lassen muss. Eine Aufzählung der 
Gattungen ist um so überflüssiger, als eine solche in Zittel’s 
Handbuch der Paläontologie oder in Brady’s Challengerbericht 
ausführlich zu finden ist.! } 


1 Hier mag kurz eine sehr isolirt dastehende Gruppe von Formen 
erwähnt werden, deren Bedeutung noch unklar ist, nämlich die kleine 
Familie der Chilostomelliden mit den Gattungen Allomorphina, Chilostomella 
und Ellipsoidina. Allen anderen Formen mit poröser Kalkschale stehen 
diese Typen ganz fremd gegenüber, dagegen stellen allerdings Trochammina 
galeata Br. und pauciforata Br. sandige Parallelformen zu Allomorphina 
dar, wie das von Brady treffend hervorgehoben wurde. Es wird dadurch 
natürlich die Vermuthung nahegelegt, dass die Chilostomellen einen selbst- 
ständigen Stamm darstellen, der sich unmittelbar aus agglutinirenden 
Formen entwickelt hat, wie dies mit einer Anzahl anderer Reihen der Fall 
ist. Trotzdem sind hier die Schwierigkeiten für eine bestimmte Folgerung 
sehr viel grösser als bei irgend einer der anderen Gruppe, denn einerseits 
fehlen alle direeten Bindeglieder, wie wir sie sonst zu finden gewohnt 
sind, anderseits tritt Allomorphina schon in der Kreideformation auf, während 
die von Brady entdeckten sandigen Parallelformen nur lebend bekannt 
sind. (Vergl. Brady’s Challengerbericht, S. 344, Taf. XL, Fig. 19 bis 23; 
Taf. XLI, Fig. 1 bis 2.) Bei der Seltenheit und sehr geringen Grösse dieser 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 12 


178 M. Neumayr, 


Verwickelter gestalten sich die Verhältnisse bei den kalkigen 
Vertretern des Lituolentypus; wir haben gesehen, dass aus der 
Menge der normalen Lituolen sich namentlich zwei Gattungen 
herausheben, bei welchen die Zusammensetzung der Schale 
zwischen kalkiger und agglutinirender Bildung schwankt, und 
welche gleichzeitig gewissen weitverbreiteten Typen der rein 
kalkigen Entwicklung nahetreten. Diese beiden Gattungen sind 
Nodosinella und Endothyra, und in der That können wir auf diese 
eine Menge von weiter ausgebildeten Formen zurückführen. Nodo- 
sinella besteht, wie oben erwähnt, aus einer gestreckten Kammer- 
reihe mit endständiger Mündung, Endothyra aus einer spiralen 
Kammerreihe mit columellarer Mündung. 

An Nodosinella schliesst sich die grosse Familie an, welche 
man in der Regel mit dem Namen der Lageniden belegt, von 
der Ansicht ausgehend, dass die einkammerige Gattung Lagena 
den Ausgangspunkt für diese ganze Abtheilung bilde; allein 
diese Ansicht scheint nach dem heutigen Stande unserer Kennt- 
niss als unrichtig; unter den Übergangsformen zwischen kalkiger 
und sandiger Entwicklung kennen wir keine einzellige Lagena- 
ähnliche Foraminifere, sondern nur gestreckte Typen, an welche 
sich unter den rein kalkigen Gattungen Nodosaria zunächst an- 
schliesst, diese müssen wir als den Ausgangspunkt betrachten, 
und demgemäss ist auch der Name der ganzen Familie in Nodo- 
sariden umzugestalten. / | 

Auf die Zusammensetzung der Familie der Nodosariden 
brauche ich nicht einzugehen, eine Änderung in der gewöhnlich 
üblichen Fassung ist nicht nothwendig, dagegen müssen wir uns 
hier mit den Merkmalen beschäftigen, welehe dieselbe ihren Ver- 
wandten gegenüber auszeichnen. In der Regel liest man, dass die 
Veränderlichkeit der Nodosariden so gross ist, dass man kaum 
ein allgemein giltiges Merkmal angeben kann. Allerdings ist die 


Formen ist es allerdings nicht unwahrscheinlich, dass ältere Trochamminen 
von Allomorphinengestalt bisher nur der Aufmerksamheit entgangen sind 
und noch gefunden werden, vorläufig aber sind die Anhaltspunkte zu 
gering, um eine Folgerung zu gestatten. Ich führe vorläufig in der Schluss- 
tabelle die Chilostomelliden nach dem Vorgange von C. Schwager hinter 
den Textilariden au, ohne damit irgend eine nähere Beziehung zwischen 
beiden Gruppen andeuten zu wollen. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 179 


Mamnigfaltigkeit in der Gestalt eine überaus grosse, und viele 
nehmen spirale Gestalt an, so dass im Umrisse kein wesent- 
licher Unterschied von Endothyra mehr vorhanden bleibt. Da- 
gegen ist die Stellung der Mündung immer sehr charakteristisch 
und unterscheidet die Nodosariden mit Schärfe von allen Typen, 
die sich an Endothyra anschliessen; die Mundöffnung ist bei 
allen geraden oder gebogenen Formen ausnahmslos endständig, 
bei den spiraligen stets ganz an die Externseite gerückt, was 
weder bei den Rotaliden, noch bei den Globigerinen, Nonioninen 
oder irgend einer der Gruppen der Fall ist, die verwechselt 
werden könnten. Höchstens die seeundäre Mündung von Episto- 
mina könnte bei oberflächlicher Betrachtung möglicherweise 
Anlass zu einem Irrthume geben." Auch von den Buliminen, 
welche manchen Polymorphinen sehr ähnlich werden, unter- 
scheiden sich letztere stets durch die endständige Mündung. 
Ausser der Stellung der Mündung können in zweiter Linie als 
Merkmale gelten die glänzende Beschaffenheit und sehr feine 
Porosität der Schale, deren einfacher Bau ohne Canäle und 
Zwischenskelett, endlich die Verbindung der Kammern unter- 
einander, welche so beschaffen ist, dass die Aussenwand der 
älteren Kammern als Innenwand der jüngeren Kammern dient. 

Für die zweite kalkige Hauptreihe des Lituolidentypus 
bildet, wie schon erwähnt, die Gattung Endothyra den Ausgangs- 
punkt, welche, abgesehen von der noch theilweise agglutinirenden 
Schale, mit den einfachsten Formen sowohl von Nonionin« als 
der Rotaliden in inniger Beziehung steht, so dass wir diese 
unbedingt auf jene zurückzuführen berechtigt sind. In erster 
Linie haben wir also die grosse Gattung Nonionina und die aus 
ihr sich entwickelnden Polystomellen als Abkömmlinge der Endo- 
thyren zu betrachten, und wir gelangen dadurch schon zu sehr 
hoch entwickelten Foraminiferengehäusen; mit Nonionina steht 
aber auch die Gattung Sphueroidina in engster Verwandtschaft, 
welche sich anderseits aufs Innigste an Pullenia, Globigerina und 
Orbulina anschliesst, so dass Sphaeroidina bald bei den Polysto- 


1 Carpenteria hat endständige Mundöffnung die Bedeutung dieser 
ganz abnorm gebildeten Gattung und ihre Stellung bei den Rotaliden ist 
noch in hohem Grade zweifelhaft, ja dies gilt sogar von der Zugehörigkeit 
zu den Foraminiferen. 

12* 


180 M. Neumayr, 


melliden, bald bei den Globigeriniden eingereiht wird. In Wirk- 
lichkeit stehen alle diese Typen in inniger Stammesverwandt- 
schaft, so dass eine scharfe Scheidung nicht möglich ist, wenn 
auch die extremsten Formen, wie Polystomella und Globigerina, 
sich sehr weit von einander entfernen. In gleicher Weise sind 
auch die Rotaliden diesem Stamme ausserordentlich genähert, 
und das Auftreten von Formen wie Cymbalopora, welche Merk- 
male von Globigeriniden und Rotaliden mit einander vereinigen, 
zeigt, dass die vollständige Differenzirung all dieser Stämme ver- 
hältnissmässig spät erfolgt ist. | 

Über die Ausdehnung der drei Familien, welche sich aus 
den Endothyren entwickeln, und über ihre Merkmale ausführlich 
zu sprechen, ist wohl überflüssig, es sind diese Gruppen so genau 
bekannt, dass eine nähere Besprechung überflüssig erscheint. Ich 
hebe nur hervor, dass nach meiner Ansicht Sphaeroidina noch 
bei den Polystomelliden untergebracht werden sollte, dass Spi- 
rillina, Involutina und Problematina, die man bisweilen zu den 
Rotaliden gestellt hat, wie oben gezeigt wurde, mit diesen nichts 
zu thun haben, und dass die Gattung Patellina, deren Bau noch 
äusserst unvollkommen bekannt ist, ebenfalls, wenigstens vor- 
läufig, von der genannten Familie ausgeschlossen werden muss; 
dagegen schliesse ich mich der Ansicht derer an, welche Amphi- 
stegina bei den Rotaliden unterbringen. 

Grosse Schwierigkeit bietet die richtige Deutung der beiden 
boch organisirten Foraminiferenfamilien, der Nummulitiden 
und der Cyeloelypeiden. Die letztere Abtheilung mit den 
Gattungen Cycloclypeus und Orbitoides ist, ähnlich den imper- 
foraten Orbieulinen und Orbitoliten, in erster Linie durch die ver- 
wickelte eyklische Anordnung der Kammern, ferner durch das 
sehr entwickelte Canalsystem ausgezeichnet; in jeder Richtung 
weichen diese Gattungen so weit von allen anderen ab, dass eine 
unmittelbare Verbindung mit irgend einer bekannten Sippe voll- 
ständig fehlt. Immerhin tritt schon bei manchen Formen von 
Planorbulina unter den Rotaliden cyklischer Bau der Kammern 
auf, und noch weit mehr erinnern die aberranten Rotaliden 77no- 
porus und Gypsina in der sehr verwicekelten Anordnung ihrer 
Kammern an die Cycloclypeiden, so dass deren Herkunft von den 
Rotaliden wenigstens sehr wahrscheinlich wird. 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 181 


Weniger bestimmt können wir uns über die Nummulitiden 
äussern; als sehr wahrscheinlich darf angenommen werden, dass 
mit dem typischen Vertreter dieser Familie, mit Nummulites, die 
Gattung Operculina sehr nahe verwandt ist, wie das gewöhnlich 
angenommen wird. Dadurch wird allerdings die Frage wesentlich 
vereinfacht, indem wir nur die Beziehungen dieser einfacheren 
Formen, nicht die der überaus hoch differenzirten Nummuliten 
zu untersuchen brauchen; allein trotzdem ist eipe Entscheidung 
kaum möglich. Von den verschiedenen Ansichten, welche in diese 
Beziehung geäussert worden sind, bringt die eine die in Rede 
stehende Familie mit den Nodosariden in Verbindung, die Num- 
muliten wären also sehr hoch entwickelte Cristellarien; allein 
obwohl auf den ersten Blick sehr viel für diese Auffassung zu 
sprechen scheint, steht derselben doch in der columellaren Lage 
der Mundöffnung bei Operculina ein unbedingtes Hinderniss ent- 
gegen, und dieser Charakter würde die Nummulitiden eher an die 
Endothyridenreihe anschliessen. In der That finden sich hier 
manche Typen, die in wichtigen Merkmalen Anklänge zeigen, und 
man kann ebensowohl einzelne Beziehungen zu Nonioninen als zu 
Rotaliden, und namentlich zu Amphistegina herausfinden, allein 
überzeugend und beweisend ist keine derselben, und wir müssen 
in dieser Beziehung um so vorsichtiger sein, als Nammuliten schon 
in der Kohlenformation vorzukommen scheinen, also in einer sehr 
alten Zeit, in welcher die Differenzirung der Nonioninen wie der 
Rotaliden noch nicht sehr weit fortgeschritten scheint. Anderseits 
findet sich im Kohlenkalke die sehr sonderbare Gattung Archaeo- 
discus, welche meist ebenfalls zu den Nummulitiden gestellt 
wird. Allerdings weicht sie von diesen durch das Fehlen einer 
eigentlichen Kammerung, eines verzweigten Canalsystems und 
eine Reihe anderer Merkmale ab, und bei der ganz fundamentalen 
Bedeutung dieser Unterschiede von den echten Nummulitiden 
kann die Einreihung bei diesen nicht etwa bedeuten, dass wir 
es in Archaeodiscus mit Formen zu thun haben, welche der De- 
finition dieser Familie entsprechen und normale Glieder derselben 
darstellen. Diese Anordnung kann nur den Sinn haben, dass 
Archaeodiscus ein sehr wenig abgeändertes Überbleibsel jener 
einfach organisirten Stammgruppe darstellt, aus welcher sich die 
Nummulitiden entwickelt haben. Damit wäre natürlich die 


182 - M. Neumayr, 


Annahme einer Abstammung der letzteren von den Nonioninen 
oder von den Rotaliden unvereinbar. Immerhin scheint mir trotz 
gewisser unverkennbarer habitueller Übereinstimmungen der 
"Abstand zwischen Archaeodiscus einerseits und einer Operculina 
oder einem Nummulites anderseits so gewaltig, dass ein genetischer 
Zusammenhang, wenn auch möglich, doch noch nicht als wahr- 
scheinlich bezeichnet werden kann. So sehen wir uns bei dem 
Versuche einer Deutung der Nummuliten einer Reihe von Mög- 
lichkeiten gegenüber, ohne dass es vorläufig gestattet wäre, sich 
für eine derselben zu entscheiden. | 

Die letzte Gruppe der Foraminiferen, mit der wir uns zu 
befassen haben, ist die merkwürdige Familie der Fusuliniden, 
deren’ hoch entwickelte Formen schon in der Kohlenformation 
ihre grösste Blüthe erreichen und von denen es noch nicht 
erwiesen ist, ob irgend ein Vertreter sich bis in die Trias erhalten 
hat. Die grosse habituelle Ähnlichkeit und das geschlossene 
geologische Auftreten hatte von jeher dazu veranlasst, die ver- 
schiedenen Typen, welche man heute in die vier Gattungen 
Fusulinella, Fusulina, Hemifusulina und Schwagerina scheidet, 
als zusammengehörig zu betrachten, ja man vereinigte dieselben 
bis zu den wichtigen Arbeiten von V. v. Möller sogar in eine 
einzige Gattung. Um so befremdender musste die Angabe dieses 
Forschers erscheinen, dass Fusulinella sich in einem Merkmale 
ersten Ranges von den drei anderen Gattungen unterscheide, 
dass Fusulinella undurchbohrte, Fusulina, Hemifusulina und 
Schwagerina poröse Schale besitzen. Demnach lag nach dem 
Standpunkte der üblichen Eintheilung die Nothwendigkeit vor, 
die Gruppe, welche alle Anzeichen natürlicher Zusammen- 
gehörigkeit zu zeigen schien, zu zerreissen, und deren Theile in 
durchaus verschiedenen Abtheilungen des Systems unterzubringen, 
Fusulinella zu den Imperforaten, an die Seite von Alveolina, 
Fusulina dagegen und ihre nächsten Verwandten zu den Per- 
foraten und in die Nähe der Nummuliten zu stellen. 

Dieser Weg wurde consequenterweise von Möller und 
Zittel eingeschlagen, während Andere, namentlich Brady und 
Schwager sich zu einer so einschneidenden Operation nicht ent- 
schliessen konnten; sie fanden unter den Imperforaten keineForm, 
mit welcher Fusulinella als verwandt betrachtet werden könnte, 


\ 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. 183 


während die Beziehungen zu den Fusulinen, oder nach Schwager 
zu Pullenia zu auffallend erschienen, um eine Absonderung von 
den Perforaten zu gestatten. In dieser Richtung stimme ich mit 
den genannten Forschern ganz überein, dagegen kann ich deren 
Ansichten über die Art der Beziehungen nicht theilen. Brady 
und Schwager nehmen an, dass Fusulinella in Wirklichkeit 
doch porös sei, dass aber die Poren zu fein und die Erhaltung 
zu ungünstig sei, um die Beobachtung der Durchbohrung zu 
gestatten, aber Niemand hat die Poren trotz der massenhaften 
Untersuchungen gesehen. Unter diesen Umständen ist die ganze 
Annahme nur eine ÖConcession an die herrschende Auffassung, 
dass die Structur der Schale das wichtigste Merkmal bei den 
Foraminiferen bilde und die Trennung in Perforaten und Imper- 
foraten die Grundlage des ganzen Systems bilden müsse. Die 
Fusulinellen sind nicht schlechter erhalten, als andere Fora- 
miniferen des Kohlenkalkes, an denen man die feinsten Structur- 
eigenthümlichkeiten mit voller Sicherheit beobachtet, und wenn 
Poren vorhanden wären, so wäre auch deren Beobachtung ge- 
lungen, zumal es an Anstrengungen in dieser Richtung durchaus 
nicht gefehlt hat. Es ist keine Berechtigung vorhanden, an der 
Richtigkeit der Angaben von Möller zu zweifeln, und wir stehen 
auch durch Anerkennung derselben durchaus vor keiner uner- 
klärlichen Ausnahme, sondern wir finden hier nur die Bestätigung 
der schon von Carter und Steinmann und an einer früheren 
Stelle dieses Aufsatzes vertretenen Ansicht, dass der Porosität 
der Schale nicht jene ausserordentliche Bedeutung zukommt, die 
man ihr in der Regel beilegt. | 

Die Deutung dieser scheinbar so verwickelten Verhältnisse 
ist in Wirklichkeit eine sehr einfache; ein unmittelbarer Über- 
gang zwischen Foraminiferen mit poröser und solehen mit com- 
pacter Kalkschale scheint allerdings nirgends vorzukommen, 
dagegen haben wir oben bei dem Cornuspiridentypus gesehen, 
dass sich aus dem sandschaligen Ammodiscus einerseits die com- 
pacte Cornuspiridenreihe, andererseits die poröse Spirilliniden- 
reihe entwickelt und offenbar haben wir es hier mit einem durch- 
aus analogen Falle zu thun. Wie früher erwähnt wurde, kommen 
im Kohlenkalke auch sandige Schalen vor, welche mit Fusulinella 
soweit übereinstimmen, dass sie von dieser Gattung nicht getrennt 


184 M. Neumayr, 


werden, und wir befinden uns also hier abermals an dem Über- 
gange von der agglutinirenden zur kalkigen Entwicklungsstufe; 
Fusulinella stellt die compacte, Fusulina mit Verwandten die 
poröse Reihe dar, welche sich beide aus gemeinsamer Wurzel 
entwickeln. So sehen wir auch hier wieder, dass die Auffassung, 
welche die Sandschalen als die ursprünglichen Typen betrachtet, 
allein eine einfache und naturgemässe Deutung dieser scheinbar 
so verwickelten und schwierigen Verhältnisse gestattet. 


5. Zusammenfassung. 


Aus den älteren paläozoischen Ablagerungen sind nur 
überaus wenige Foraminiferen bekannt, in grösserer Menge treten 
dieselben zuerst im Kohlenkalke auf und diese älteste reichere 
Fauna enthält eine sehr grosse Menge weit von einander ver- 
schiedener und hoch differenzirter Typen, ja fast alle wichtigeren 
Abtheilungen sind hier schon in wohl charakteristischen Ver- 
tretern nachgewiesen. Es ist demnach der Versuch vollständig 
aussichtslos, einen Stammbaum der Foraminiferen durch unmittel- 
bare Zurückverfolgung aller einzelnen Reihen auf eine gemein- 
same Stammform herzustellen, eine Erscheinung, welche sich bei 
allen Classen der Wirbellosen wiederholt, welehe in dieser 
Richtung näher geprüft worden sind. 

Trotzdem liegen zahlreiche Anhaltspunkte zur Beurtheilung 
der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse vor, es zeigte sich, 
dass inderKohlenkalkfauna eine verhältnissmässig überaus grosse 
Menge von agglutinirenden Formen vorhanden ist, dass ferner 
eine Anzahl von Gruppen, die heute scharf von einander geschieden 
sind, in der paläozoischen Zeit durch vollständige Übergänge 
verbunden sind. Die nähere Untersuchung ergab, dass die kalk- 
schaligen Formen weit mannigfaltiger entwickelt und theilweise 
mit viel höher ausgebildetem Gehäuse ausgestattet sind, als die 
sandschaligen, und dass Übergänge zwischen beiden Gruppen 
nur in der Weise stattfinden, dass die tiefststehenden Kalkschalen 
mit agglutinirenden Formen in Zusammenhang stehen und dass 
alle Verhältnisse dafür sprechen, dass die ersteren sich aus den 
letzteren entwickelt haben. Die einzelnen Formenreihen der 
kalkigenTypen konnten in die sandige Entwieklungsstufe zurück- 
verfolgt werden, und es zeigte sich in zwei Fällen, dass sich von 


Verwandtschaftsverhältnisse der Foraminiferen. | 185 


ein und derselben sandigen Grundform einerseits eine poröse, 
anderseits eine compactschalige Reihe von kalkigen Gehäusen 
entwickelt. Endlich ergibt sich, dass die ganz unregelmässig 
gestalteten Astrorhiziden als der ursprünglichste Typus der Fora- 
miniferen betrachtet werden müssen. 

Auf diese Weise konnte ein den natürlichen Verhältnissen 
entsprechendes System der ganzen Abtheilung aufgestellt werden, 
welches sich von den jetzt in der Regel üblichen Eintheilungs- 
arten vorwiegend durch die Berücksichtigung der Bedeutung der 
agglutinirenden Typen und durch die Ablehnung einer aus- 
schliessliehen oder ganz vorwiegenden Berücksichtigung der 
Schalenstructur kennzeichnet. Wir sehen eine Anzahl von Formen- 
reihen sich von dem ursprünglichen Ausgangspunkte einer 
irregulär agglutinirenden Form entfernen, und parallele Abän- 
derungsrichtung einschlagen, so dass die höchst organisirten 
Vertreter der einzelnen Stämme in vielfacher Beziehung Analogie 
und Ähnlichkeit zeigen. Natürlich maeht sich aber eine solche 
Differenzirung und ein Fortschritt durchaus nicht bei allen Fora- 
miniferen geltend; die Astrorhiziden scheinen nach der Schale zu 
urtheilen, von Silur bis heute keine namhafte Ausbildung zu 
höherer Gestaltung erlitten zu haben. Auf jedem Entwicklungs- 
stadium ist eine namhafte Zahl von Formen zurückgeblieben und 
hat sich so bis heute erhalten, und da bei der ausserordentlichen 
'Veränderlichkeit aller dieser Thiere sich um jeden Typus ein 
Varietätenkreis von grösster Vielgestaltigkeit gruppirt, so gewinnt 
es in der That den Anschein, als ob die ganze Menge der Fora- 
miniferen eine chaotische Masse schwankender Gestalten dar- 
stellte. In Wirklichkeit aber ist auch hier eine einfache genetische 
Gliederung und eine Anzahl fester Typen vorhanden, deren 
Existenz um so merkwürdiger erscheint, als hier das die Bestän- 
digkeit der Gruppen unter den höheren Thieren festigende Band 
der sexuellen Fortpflanzung zu fehlen scheint. 

Die Frage, ob die erzielten Ergebnisse über das morpho- 
logische Verhalten der einzelnen Gruppen zu einander und das 
geologische Vorkommen der einzelnen Übergangstypen, sich der 
Annahme eines Abstammungsverhältnisses günstig gestalten, 
kann entschieden in bejahendem Sinne beantwortet werden, da 
die Verwandtschaftsverhältnisse eine einfache Verzweigung, ent- 


186 M. Neumayr, 


sprechend den Linien eines Stammbaumes zeigen, die wichtigsten 
Übergangstypen, wie Endothyra, Nodosinella, Agathammina, 
Fusulinella Struvei sich schon in sehr alten Schichten finden und 
in diesen die agglutinirenden Formen stark zunehmen. 

Ein zusammenfassender Rückblick auf die Verwandtschafts- 
verhältnisse der einzelnen Foraminiferengruppen zu einander 
scheint hier überflüssig, alle wiehtigeren Beziehungen treten in 
der nachfolgenden Tabelle genügend hervor, welche die einzelnen 
grossen Hauptreihen zu verfolgen gestattet. 


INHALT. 
1. Bisherige Eintheilung der Foraminiferen. . ... 2. 2. 2. 2.2. 156 
2. Das Verhältniss der agglutinirenden zu den kalkschaligen Formen . 160 
3. 2A&sglutinirende Kormen jun .ieriinieja ei sand A En 167 
4. Kalkschalise Mormen, . 5.0.2. s4ndlen ne ee Kae 174 
SPA USAMMERTASSUNE are N a ee ..: 


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Zu Seite 186. 


Tabelle der natürlichen Verwandtschaftyerhältnisse unter den Foraminiferen. 


Irregulär 
agglutinirende Altrorhiziden 
Entwicklungsstufe 
4A. Cornuspiriden-Typus. pus €. Lituoliden-Typus. D. Fusuliniden-Typus. 
Ammodisceus. Agglutinirende Textiyriden. Lituola im weitesten Sinne Fusulinella p. pP: 
Silieina. (Haplophragmium, Haplo- Agglutinirende Formen. 
Regulär Agathammina. stiche, Reophax u. 8. W.) (Vermuthlich an Endothyra 
agglutinirende Trochammina. anschliessend.) 
Entwicklungsstufe ‚Endothyra. 
Stacheia. 
Nodosinella. 
u.8.W. 
4A. Cornuspiriden-Typus. B. Textilariden-" pus. €. Lituoliden-Typus. E. Fusuliniden-Typus. 
(Perforat und imperforat.) (Pexforat.) | (Perforat.) (Perforat und imperforat.) 
1. Imperforate Reihe. Kalkschalige Textariden. | 1. Nodosarien-Reihe. 1. Imperforate Reihe. 
a) Cornuspirinen. ? Chilostomellh ? Nodosariden. Fusulinella. 
Cornuspira. | (Lageniden.) ‘ 2. Perforate Reihe. 
b) Miliolinen. | ln getkyzen- Reihe: Fusulina. 
Ophthalmidium. | @) EN DE AErEON- Hemifusulina. 
rag, | Bi ii elliden. Schwagerina. 
Spiroloculina. | onomun 
Biloculina. | Sphaeroidina. 
Triloculina. Bolstomellz, 
© ; bh) Zweigreihe der Glo- 
Quinqueloeulina. i B EEE 
bigeriniden. 
ce) Peneroplidinen. Globigerina, 
Hauerina. EIER 
Vertebralina. \ Rh 
Pneroplis. c) Zweigreihe der Rota- 
Kalkige Orbieulina. | alenn, 
Entwicklungsstufe Orbitolites. 1 aa) Rotaliden. 
?2d) Alveolinen. Cymbalopora. 
2. Perforate Reihe. Discorbina. 
Spirilliniden. Planorbulina. 
Spirillina. Truncatulina. 
Involutina. | Pulvinulina. 
Prohlematina. | ‚Rotalia. 
| Calcarina. 
| Amphistegina. 
| Tinoporus. 
Carpentaria? 
? bb) Cyeloclypeiden. 
Oycloclypeus. 
Orbitoides. 
| Nummulitiden. 
| Opereculina. 
| Nummulites. 


Sitzb. d. mathem.-naturw. Ol. XCV. Bd. I. Abth, 


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187 


Anatomisch-systematische Studien über die Gattung 
Rubus. 


Von Dr. Karl Fritsch. 


(Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes der k. k. Wiener Uni- 
versität. XXXV.) 


(Mit 2 Tafeln.) 


(Vorgelegt in der Sitzung am 31. März 1837.) 


Eine Monographie der Gattung Rubus, d. h. eine solche, 
welche sich nicht entweder auf einzelne Artengruppen oder auf 
bestimmte Theile der Erdoberfläche beschränkte, existirt nicht. 
Es ist auch zweifellos, dass eine allen Anforderungen entspre- 
chende Monographie heute nur sehr unvollständig sein könnte, 
da in Gebieten, die im Allgemeinen längst botanisch durchforscht 
sind, noch fortwährend neue Formen entdeckt werden; und in 
Europa tritt doch nur eine Untergattung (EubatusFocke) in zahl- 
reichen Formen auf, während die übrigen Gruppen, die zum 
Theil gleichfalls sehr formenreich sind, hier ganz fehlen (z. B. 
Malachobatus Focke) oder doch nur einzelne Vertreter haben (wie 
Idaeobatus Focke). Die erwähnte Untergattung Malachobatus, 
welche dem ostindischen Florengebiete angehört, wurde aller- 
dings nebst den übrigen „einfachblätterigen und krautigen Brom- 
beeren“ von Otto Kuntze monographisch bearbeitet; ! aber 
diese Monographie müsste erst umgearbeitet werden, um mit 
den allgemein üblichen systematischen Prineipien in Einklang 
gebracht zu werden. 

Fasst man die Gattung Rubus im weitesten Sinne, so um- 
fasst sie sehr heterogene Formen; man denke nur an Rubus Dali- 
barda L., R. geoides Sm,, R. Chamaemorus L., R. Moluccanus L., 
R.IdaeusL., und R. australis Forst. Diese sechs Pflanzen wird jeder 
unbefangene Beobachter für Vertreter eben so vieler Gattungen 


1 Methodik der Speeciesbeschreibung und Rubus. Leipzig 1879. 


183 K. Fritsch, 


erklären, vorausgesetzt nämlich, dass ihm nur diese sechs Arten 
bekannt sind. Mir scheint auch thatsächlich die Auflösung der 
Gattung Rubus in mehrere Gattungen nur eine Frage der Zeit zu 
sein; jedoch sind mir viele ausländische Arten noch so unvoll- 
ständig bekannt, dass ich in dieser Beziehung keine positiven 
Vorschläge zu machen wage. Der erste Schritt in dieser Richtung 
ist ja bereits gemacht worden, indem man Untergattungen auf- 
gestellt hat. Die meisten Verdienste hat sich hierin Focke 
erworben, welcher in seinen „Batographischen Abhandlungen“ ! 
zwar nicht die Gattung Rubus als Ganzes, aber doch die Rubus- 
Arten der einzelnen Erdtheile in Sectionen gruppirt, deren einige 
er später * selbst mit dem Namen Subgenus bezeichnet. Voll- 
ständig ausgearbeitet ist nur die Eintheilung der amerikanischen 
Arten; wir finden da folgende zehn Sectionen: Dalibarda, 
Chamaebatus, (R. pumilus Focke), Coptidopsis (R. pedatus Sm.), 
Comaropsis (R, geoides Sm.), Chamaemorus, Cylactis (R. sawa- 
tilis L.u. a.), Anoplobatus (bekanntester Vertreter R. odoratus L.), 
Idaeobatus, Batothamnus (R. spectabilis Pursh u. a.) und 
Eubatus. Die letzte Section zerfällt wieder in drei Untergruppen: 
Oligogyni, Moriferi (die eigentlichen Brombeeren) und Stipulares. 
In Europa sind von allen diesen Seetionen nur Chamaemorus, 
Cylactis, Idaeobatus und Eubatus vertreten. In Asien kommt vor 
allem die umfangreiche Section Malachobatus (Typus: R. Molue- 
canus L.) dazu; ausserdem führt Focke als selbstständige 
Gruppen noch an: Oligococci, Crataegifolüi, Corchorifolii und 
Aesculifolü, von denen die beiden ersten sich an Malachobatus 
anschliessen, während die dritte Beziehungen zu Batothamnus 
zeigt; die vierte steht ziemlich isolirt. Afrika besitzt keine 
endemischen Untergattungen. In Australien finden wir ausser 
Vertretern der Sectionen Malachobatus und Jdaeobatus noch den 
R. australis Forst. und seine Verwandten, welche ich mit dem 
Sectionsnamen Micranthobatus bezeichne,? und (in Tasmanien) 
den R. Gunnianus Lindl., dessen Stellung noch unklar ist. 


1 Abhandlungen, herausgegeben vom naturw. Verein zu Bremen. 
Band IV. 1874. 

2 Synopsis Ruborum Germaniae. Bremen 1877. gi 

3 Siehe meine Abhandlung: „Die Rubi Neuseelands“. Osterr. bot. 
Zeitschr. 1886. Nr. 8. | 


Studien über Aubus. | 189 


Zu einer vollständigen Monographie gehört meines Erach- 
tens auch das Studium des anatomischen Baues der betreffenden 
Pflanzen. Wenn auch gegenwärtig die „anatomische Methode“ 
von vielen Systematikern kaum der Beachtung gewürdigt wird, 
so ist es doch ausser Zweifel, dass man in nicht allzu langer Zeit 
darüber anders denken wird und denken muss.! Gegenwärtig ist 
der anatomische Bau sehr weniger Pflanzen auch nur annähernd 
genau bekannt; von vielen finden sich zerstreute Angaben in der 
anatomischen Literatur; sehr viele wurden aber überhaupt noch 
nicht anatomisch untersucht. Wer das Literaturverzeichniss der 
„anatomischen Systematik“ in Wigand’s „Botanischen Heften“? 
ansieht, wird daraus ersehen, wie viel in dieser Sache noch zu 
erforschen übrig bleibt. 

Über die Anatomie der Gattung Rubus sind’ bis jetzt nur 
sehr spärliche Angaben zu finden; die wichtigeren derselben 
werden im Verlaufe meiner Arbeit angeführt werden. Mein Ziel 
bei den vorliegenden Untersuchungen war zunächst das, einen 
allgemeinen Überblick über den histologischen Aufbau der 
Vegetationsorgane bei Rubus zu gewinnen; ich untersuchte daher 
eine Reihe von Arten, welche als mehr minder typische Vertreter 
der grösseren Untergattungen angesehen werden können. Ich 
vermied die krautigen Arten vorläufig ganz, weil diese vom 
eigentlichen Typus der Gattung abweichen. Erst wenn der für 
die Gattung typische Bau bekannt ist, dann können erhebliche 
Abweichungen auffallen und systematisch verwerthbar sein. Ein 
zweiter Gesichtspunkt, der sich während meiner Arbeit ganz von 
selbst fand, war der, nach anatomischen Unterschieden zwischen 
den Untergattungen, beziehungsweise Artengruppen und ein- 
zelnen Arten zu suchen. Ich werde also eine allgemeine 
Beschreibung des Baues der Vegetationsorgane unserer Gattung 
zu geben versuchen, hiebei aber ganz besonders auf jene Merk- 
male Rücksicht nehmen, welche sich als systematisch verwerthbar 
erwiesen, wie der Verlauf der Gefässbündel in den Blattstielen, 
der Bau des Markes, die secundären Veränderungen der Rinde 


ı Vergl. Radlkofer’s bekannte Festrede: „Über die Methoden 
in der botan. Systematik, insbesondere die anatomische Methode.“ 
München, 1883. 

2 Marburg, 18855. 


190 K: Fritsch, 


und die Trichome. Ich muss noch bemerken, dass ich über den 
Bau der Wurzeln keine Mittheilungen machen kann, da mir zu 
diesbezüglichen Untersuchungen kein genügendes Material zur. 
Verfügung stand. 

Da die Mehrzahl der Untergattungen bei uns gar nicht ver- 
treten ist, so war ich grösstentheils auf Herbarmaterial und 
eultivirte Pflanzen angewiesen. Letztere stammen zumeist aus 
dem hiesigen k. k. botanischen Garten, die getrockneten Exem- 
plare dagegen aus dem Herbarium des k. k. Hofmuseums. Für 
die Erlaubniss der Benützung dieses werthvollen Materials spreche 
ich hiemit dem Director des botanischen Gartens, Herrn Hofrath 
Prof. v. Kerner, und dem Custos der botanischen Abtheilung 
des Hofmuseums, Herrn Dr. Beck, meinen besten Dank aus. 

‚Ich lasse nun das Verzeichniss der von mir untersuchten 


Arten folgen. 
I. Malachobatus. 


Rubus alceaefolius Poir. 
—  chrysaphyllus Reinw. 
—  Fairholmianus Gard. 
— KHili FF. Müll. 

— reflewus Ker. Lebend aus dem Gewächshaus. 
— Hasskarlii Mig. | 


 Herbarmaterial. 
— acerifolius Wall. | DEREN 


II. Oligococci. 
Rubus acuminatus Sm. Herbarmaterial. 
III. Crataegifolii. 


Rubus crataegifolius Bge. Herbarmaterial. 


Herbarmaterial. 


‚IV. Anoplobatus. 


Rubus odoratus L. 


See Lebend aus dem Garten. 


V. Idaeobatus. 
| Rubus Idaeus L. Lebend an verschiedenen Standorten. 
—  strigosus Mchx.! Lebend aus dem Garten. 


1 Nach Focke Subspecies des A. /daeus L., mit dem er auch ana- 
tomisch vollständig übereinstimmt. 


Studien über Rubus. 191 


Rubus phoenicolusius Maxm. Lebend aus dem Garten. 
—  macropodus Ser.! Herbarmaterial. 


VI. Batothamnus. 


Rubus Hawaiensis A, Gr. 
—  spectabilis Pursh. Herbarmaterial. 
— macropetalus Doug]. 


VII. Eubatus. 
Rubus urticaefolius Poir. Herbarmaterial. 
—  plicatus Wh. et N.? 
— thyrsoideus Wimm.? 
— macrostemon Focke* 
—  tomentosus Borkh.’ 
— vestitus Wh. et N.® 
—  glandulosus Beil.’ 
—  dumetorum W h.°® 


—  caesius L. 


} Lebend. 


VIII. Micranthobatus. 
Rubus australis Forst. 
—  cissoides A. Cunn.’ » Herbarmaterial. 
— -schmidelioides A. Cunn? 
— squarrosus Fritsch. Lebend aus dem Gewächshaus. 


1 Nach Focke = A. triphyllus Thunb. 

2 Ich bin entschieden gegen den Gebrauch des Namens R. fruticosus 
L., bei dessen Nennung man nie weiss, was für eine Pflanze gemeint ist. 

3 Nomenclatur nach Focke’s Synopsis. Nach Halacsy wäre der 
Name AR. candicans W eihe zu gebrauchen. Vergl. Kerner, Schedae ad fl. 
exs. Austr.-Hung. III. S. 37. 

* Über den Namen AR. discolor Wh. et N. vergl. Focke, Synopsis 
S. 182—183. 

5 R.tomentosus Willd. nach Kerner, Novae plantarum species III, 
©... 

6 Streng genommen hat der höchst unpassende Name R. leucostachys 
Schleich. die Priorität. Vergl. Focke, Synopsis, S. 294. 

” Ich wähle diesen Collectivnamen, da ich mehrere Formen von 
Glandulosen untersuchte, die nicht alle genau bestimmbar waren. 

8 Auch hierunter sind verschiedene „Sepincoli“ einbegriffen. 

9 Originalexemplare! 


192 K. Fritsch, 


Die einheimischen Arten habe ich hier zum Zwecke einer 
einheitlichen Nomenclatur alle nach Focke’s Synopsis benannt; 
die ausländischen meist mit den Namen, unter denen ich sie im 
Garten, beziehungsweise im Herbar vorfand, jedoch nicht, ohne 
mich von der Richtigkeit der Bestimmung zu überzeugen. Die 
Autornamen lasse ich in der folgenden Darstellung weg, da die- 
selben hier zu finden sind. 


Im Allgemeinen stimmt der anatomische Bau der Vegetations- 
organe bei der Gattung Rubus mit dem für dieDicotylen typischen 
überein. Die Epidermis besteht aus relativ kleinen Zellen, deren 
Aussenwände manchmal (R. australis) sehr bedeutend, meist 
aber nur schwach verdickt sind.! Unter derselben ist im Stengel 
und Blattstiel stets ein Hypoderm von mindestens zwei Zelllagen 
vorhanden, welches in den allermeisten Fällen als Collenchym 
entwickelt ist (besonders schön z. B bei R. odoratus), manchmal 
aber nur Andeutungen collenchymatischer Verdickung zeigt (so 
im Blattstiel des R. squarrosus, Fig. 7). Nicht selten erscheinen 
die Collenchymzellen am Querschnitt auffallend tangential 
gestreckt und auch hauptsächlich an den Tangentialwänden ver- 
‚ diekt, ähnlich wie in den Zweigen von Sambueus nigra L. 
(R. alceaefolius, vestitus u. v. a., Fig. 10.) In den Kanten des 
Stengels, die bei vielen Arten vorkommen, ist der Collenchymring 
oft zu mächtigen Strängen erweitert. Jedoch entstehen diese 
Kanten durchaus nicht hiedurch, sondern durch den Verlauf der 
Blattspurstränge, worauf ich noch zurückkomme. Auch im Blatt- 
stiel finden wir den Collenchymring an den Kanten — wo solche 
vorhanden sind — breiter. Häufig führt das Collenchym sparsam 
Chlorophyll, namentlich in den inneren Schichten, die oft allmälig 
in das darunter liegende Parenchym übergehen. 

Chlorophyllreiches Rindenparenchym ist in der Regel nur in 
1—2 Zelllagen entwickelt, Fig. 10; reichlicher z. B. bei R. fomen- 
tosus und anderen Eubatus-Arten, wo der Collenchymring stellen- 
weise durch Gruppen chlorophyllführender Zellen unterbrochen 


1! Manchmal erscheinen einzelne Epidermiszellen durch perikline 
Wände getheilt, so dass die Epidermis stellenweise aus zwei Schichten 
besteht (R. /deaus). 


Studien über Rubus. 193 


‚ist. Auch im Blattstiele finden wir nur spärliches Chlorophyll- 
parenchym unter dem Collenehym, mit einziger Ausnahme des 
R. squarrosüs, bei dem die Blattstiele zu Assimilationsorganen 
geworden sind, da dessen Blätter fast gar keine flächenförmig 
ausgebildeten Theile besitzen.* Bei dieser interessanten Pflanze 
finden wir an der Oberseite des Blattstieles unter einem in der 
Regel zweischichtigen, ziemlich dünnwandigen Hypoderm zwei 
bis drei Lagen typischer Pallisadenzellen, welche an den Seiten 
in die beiläufig isodiametrischen, etwas chlorophyllärmeren und 
eine schmälere Schichte bildenden Parenchymzellen der Unter- 
seite übergehen.” Diese letzteren Zellen entsprechen jenen, die 
in den Blattstielen anderer Arten allein relativ reichlich Chloro- 
phyll führen. Das Hypoderm zeigt an der Unterseite des Blatt- 
stieles deutliche collenchymatische Verdickungen.? Schon makro- 
skopisch fällt die dunkelgrüne Färbung der Blattstiele gegenüber 
den hellgrünen Zweigen sehr auf; an der Unterseite sind die 
Blattstiele etwas heller. Die Blättchenstiele, oder wenn man so 
will, die von den Laminartheilen allein zurückgebliebenen Mittel- 
rippen sind ähnlich gebaut, wie der gemeinsame Blattstiel. In 
Figur 2 ist ein Blatt dieser merkwürdigen Pflanze abgebildet; den 
anatomischen Bau des Blattstieles zeigen die Figuren 3 und 7. 
Der grössere (innere) Theil des Rindenparenchyms im 
Stengel der Rubus-Arten ist sehr arm an Chlorophyll; an ihn 
schliesst sich, so lange kein Phellogen gebildet ist, direct die 
Bastfaserzone an. Die Bastfasern sind in der Regel an die 
Gefässbündel gebunden, jedoch breiten sie sich im Blattstiele 
des R. squarrosus weit mehr aus als Weichbast und Xylem und 
erscheinen daselbst sogar stellenweise als kleine selbstständige 


1 Die in der anatomisch-physiologischen Literatur und in Gewächs- 
häusern unter dem Namen „Rubus australis“ figurirende Pflanze ist grössten - 
theils R. squarrosus. Aufgestellt habe ich diese Art in meiner oben eitirten 
Abhandlung (Österr. bot. Z. 1886). 

2 Sehr häufig findet man auch an der Unterseite Pallisadenparenchym, 
aber immer in schwächerer Entwicklung als an der Oberseite. Es ist dies 
auch in jedem einzelnen Blattstiel an der Basis anders als weiter oben. ‚ 

3 Heinrich Pick sagt mit Unrecht: „Kein Collenchym“. Seine kurze 
Beschreibung des Blattstielbaues von „R. australis“ (recte squarrosus) ist 
in der Inaug. Diss. „Beiträge zur Kenntniss des assimilirenden Gewebes 
armlaubiger Pflanzen“ (Bonn 1881) enthalten. 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl, XCV. Bd. I. Abth. 13 


194 K. Fritsch, 


Bündel (Fig. 7). Im Stengel besitzt bei allen untersuchten Arten 
jedes Gefässbündel an der Aussenseite Bastfasern. Den im Blatt- 
stiel verlaufenden Bündeln fehlen die Hartbastbelege oft stellen- 
weise vollständig, so namentlich dort, wo sich zur Zeit des Laub- 
falls die Trennungsschichte ausbildet (vergl. Fig. 4 und 5); ähn- 
liche Beobachtungen haben bei vielen Pflanzen Wiesner ! und 
Molisch ? gemacht. Vielleicht könnte man auf Grund obiger 
Beobachtungen histologische Unterschiede zwischen den winter- 
grünen und sommergrünen Rubus-Arten finden.’ 

Ich kann es nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit über 
einige Eigenthümlichkeiten der Rubus-Arten in Bezug auf den 
Laubfall zu sprechen. Stets bleibt ein kurzes Stück des Blattstiels 
zum Schutze der Axillarknospe stehen. Häufig kommt es auch 
vor, dass wenigstens bei einem Theil der Blätter der ganze 
Blattstiel stehen bleibt, während sieh die Blättchen ablösen 
(R. plicatus, strigosus, caesius u. a.). Bei R. caesius trifft man oft 
auch die vertrockneten Nebenblätter noch im Frühjahre zu beiden 
Seiten der jungen Knospe an, zu deren Schutze offenbar auch sie 
beitragen. 

Über die Beschaffenheit der Bastfasern ist wenig zu sagen. 
Die Wandverdiekung ist oft eine sehr bedeutende (in welchem 
Falle die Mittellamelle sich meist sehr deutlich abhebt, Fig. 9 
' und 10), manchmal aber auch sehr schwach, namentlich in Blatt- 
stielen (R. squarrosus). In der Regel findet man in den Wänden 
zahlreiche Porencanäle. 

Die zwischen den Bastfasern verlaufenden Markstrahlen 
bestehen sehr häufig aus diekwandigen Zellen mit zahlreichen 
Porencanälen (so bei allen untersuchten Arten der Section Mala- 
chobatus), die sich oft auch in den Weichbast hineinziehen 
(R. chrysophyllus) oder die Bastfaserbündel theilweise auch nach 
aussen umgrenzen (R. macrostemon, Fig. 9). Diese Markstrahl- 


1 Untersuchungen über die herbstliche Entlaubung der Holzgewächse. 
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Band 64. 

2 Untersuchungen über Laubfall. Sitzungsber. d. kais. Akademie d. 
Wiss. Band 93. 

3 Über das verschiedene Verhalten der einheimischen Brombeerarten 
in Bezug auf den Laubfall vergl. Focke, Synopsis, $. 19—20. Noch auf- 
fallendere Unterschiede zeigen hierin die exotischen Arten. 


Studien über Rubus. 195 


zellen erscheinen am Querschnitt zum Theil isodiametrisch, in 
der Regel aber (und oft bedeutend) tangential gedehnt, selten 
schwach radial gestreckt; diesbezügliche Verschiedenheiten 
kommen aber innerhalb einer Art, ja selbst in einem und dem- 
selben Stengel vor. Auch in axialer Richtung sind diese Zellen 
meist etwas in die Länge gezogen. In anderen Fällen sind diese 
Markstrahlzellen dünnwandig oder es sind nur wenige dick- 
wandige Zellen eingemischt (R. Idaeus). 

Der Weichbast besteht aus Bastparenchym, Siebröhren und 
(ob immer?) Längsreihen von kıystallführenden Zellen, die naclı 
Hartig Krystallfasern, nach De Bary !' gekammerte Krystall- 
schläuche zu nennen wären. Dieselben enthalten bei manchen 
Arten Einzelkrystalle, bei anderen Drusen von Kalkoxalat, 
worauf ich noch später zurückkomme. Kommen Drusen vor, so 
sind dieselben gewöhnlich auffallend kleiner als die z. B. im 
Mark vorkommenden, dasselbe gilt von den Zellen, welche sie 
enthalten. 

Das primäre Xylem besteht aus Schraubengefässen und 
Holzparenchym; beiderlei Elemente bilden radiale Reihen. 

Schon in sehr jungen Stengeltheilen liegen die Gefässbündel 
enge neben einander, die primären Markstrahlen sind also sehr 
schmal. An den Stengeln der meisten einheimischen Arten lassen 
sich die Blattspurstränge äusserlich weit hinab verfolgen, da sie 
nicht vollständig in den Bündelring eintreten, sondern Vorsprünge 
desselben gegen aussen bilden; manchmal entstehen dadurch 
sehr auffallende Kanten? (besonders schön an jungen Schöss- 
lingen von R. tomentosus, Fig. 8), denen in der Regel auch eine 
bündelartige Erweiterung des Collenchymringes entspricht. In 
manchen Fällen kommt es sogar vor, dass ein Blattspurstrang 
überhaupt erst dann in den Bündelring eintritt, nachdem er 
nahezu 1 Ctm. weit oder darüber durch das Rindenparenchym 
verlaufen ist, was dann dem Stengelquerschnitt ein ganz fremd- 
artiges Aussehen gibt. Ich beobachtete solche Fälle (welche als 
Anomalien anzusehen und durchaus nicht für die Species constant 


1 Vergl. Anatomie der Vegetationsorgane, S. 145. 
2 Entsprechend der Blattstellung 2/, finden wir einen fünfkantigen 
Stengel. 
13* 


196 K. Fritsch, 


sind) bei R. Idaeus, strigosus und einem vorläufig noch unbe- 
stimmten Rubus aus der Gruppe der Corylifolii. Bei letzterer Art 
fand ich ein solches Bündel vollständig concentrisch gebaut: mit 
centralem Xylem und peripherem Phlo&m (Fig. 10 und 11).! 
Als sehr charakteristisch für viele einzelne Arten 
und Artengruppen erwies sich der Verlauf der Gefäss- 
bündelin den Blattstielen. Aus dem Stengel treten in den 
allermeisten Fällen drei Bündel in den Blattstiel ein (Fig. 8); ein 
centrales (mit dem Phlo&m nach der Unterseite des Blattstiels 
gekehrt) und zwei seitliche.” Es kommt übrigens häufig vor, dass 
das centrale schon bei seinem Eintritte in den Blattstiel deutlich 
aus drei unmittelbar aneinanderschliessenden Bündeln besteht. 
Stets aber theilt sich jedes der beiden seitlichen Bündel nahe der 
Basis des Blattstieles in zwei getrennte Bündel, deren eines sich 
gleich darauf mit dem centralen vereinigt.” Im einfachsten Falle 
verlaufen nun diese drei Bündel, von denen das centrale nach 
Aufnahme der eben erwähnten Äste stets bedeutend grösser ist 
und häufig einen halbmondförmigen Querschnitt hat, unverändert 
bis in unmittelbare Nähe der Lamina, beziehungsweise bei 
getheilten Blättern bis nahe zur Abzweigung der ersten Seiten- 
blättchen. Daselbst spaltet sich regelmässig das centrale Bündel 
in drei, deren mittleres bei einfachen Blättern den Medianus 
bildet, während die beiden anderen, nachdem sie sich mit je 
einem Ast der seitlichen Bündel vereinigt haben, als Seitennerven 
weiter verlaufen.* Bei drei- bis fünfzähligen Blättern, wie sie 
allen einheimischen Brombeeren zukommen, geht das mittlere 


1 Concentrische Bündel ohne Hartbast fand ich bei R. Nutkanus am 
oberen Ende des Blattstiels; Übergänge zum concentrischen Bau in einem 
Blattstiel von R. odoratus. 

2 „Medianstrang“ und „Lateralstränge“ Nägeli’s. Vergl. dessen „Bei- 
träge zur wissenschaftlichen Botanik“. Heft I. Leipzig 1858. 

3 Bei R. reflexus sind die’ seitlichen Bündel schon bei ihrem Eintritte 
in den Blattstiel in je zwei gespalten. 

* Einfache Rubus-Blätter sind in der Regel handnervig. Die Nervatur 
verhält sich dann oft genau so, als ob die Blätter getheilt wären. Ein Blatt 
von R.reflexus z. B. braucht man sich nur noch tiefer eingeschnitten zu 
denken, so hat man ein fussförmig-fünfzähliges Blatt vor sich. Übergänge 
von getheilten zu einfachen Blättern kommen bekanntlich bei vielen ein- 
heimischen Arten (namentlich an Blüthenzweigen) häufig vor. 


Studien über Rubus. 197 


Bündel in den Stiel des Endblättehensweiter, während die beiden 
seitlichen Äste die Seitenblättehen innerviren. Bei gefiederten 
Blättern wiederholt sich derselbe Vorgang bei jedem Fiederpaare 
(Idaeobatus). Der eben geschilderte Gefässbündelverlauf ist für 
R. Idaeus und seine Verwandten charakteristisch, kommt aber 
auch bei R. acerifolius Wall., acuminatus Sm., ferner nicht selten 
bei R. caesius und bei schwach entwickelten Blättern anderer 
Arten (A. dumetorum) vor. Bei den meisten Rubus-Arten jedoch 
verzweigen sich die drei Gefässbiündel während ihres Verlaufes 
im Blattstiel in der mannigfachsten Weise; diese Verzweigungen 
nun im Verein mit der Form des Blattstielquersehnittes sind oft 
gute Merkmale für Arten und Artengruppen. In manchen Fällen 
dürfte ein Querschnitt durch die Mitte des Blattstieles genügen, 
um die Gruppe zu erkennen (vergl. die Fig. 1, 3, 4 und 6); mit 
Sicherheit kann ich das nicht behaupten, weil ich lange nicht 
alle Rubus-Arten untersucht habe. Man verwendet bereits in der 
Systematik das Merkmal, ob die Blattstiele oberseits rinnig oder 
flach sind; in letzterem Falle sind gewöhnlich zwischen den 
beiden seitlichen Bündeln an der Oberseite des Blattstiels andere 
eingeschoben (R.glandulosus). Bei annähernd eylindrischem Blatt- 
stiel finden wir meist einen ganzen Kranz von Bündeln 
(R. squarrosus). Es eignen sich jedoch zur Untersuchung nur gut 
entwickelte Blätter, bei zweijährigen Arten am besten solche von 
Schösslingen,! da die Blätter der blüthentragenden Sprosse in der 
Regel kleiner sind und auch eine einfachere (weniger charak- 
teristische) Vertheilung der Gefässbündel zeigen. Im Allgemeinen 
gilt die Regel, dass der Verlauf der Bündel um so constanter ist, 
Je einfacher er ist; bei R. Idaeus habe ich in keinem einzigen 
Blatte mehr als drei Bündel gesehen (an einem nahe der Mitte 
des Blattstiels geführten Querschnitt), bei R. squarrosus dagegen 
bietet fast jeder Blattstiel einen etwas anderen Bündelverlauf, 
da bei dieser Art sehr eomplieirte Verzweigungen vorkommen. 
Meine diesbezüglichen Beobachtungen gedenke ich noch durch 
weitere Untersuchungen (namentlich einheimischer Arten) zu 
vervollständigen und dann bei einer anderen Gelegenheit mit- 


1 „Normalblätter* Focke’s; vergl. dessen „Synopsis Ruborum Ger- 
maniae“, S. 12—13. 


198 K. Fritsch, 


zutheilen. Ich glaube, dass der Verlauf der Blattspurstränge, 
beziehungsweise deren Anzahl und Anordnung, ganz im All- 
gemeinen für die Systematik verwerthbar sein dürfte; es liegen 
hiefür schon manche interessante Belege in der Literatur vor; 
ich erinnere z. B. an Haustein’s ! Untersuchungen vieler 
Rubiaceen und anderer Pflanzen. 

Bezüglich des Markes muss ich vor Allem auf die Unter- 
suchungen von A. Gris”* hinweisen. Derselbe unterscheidet 
active und leere Zellen im Marke der dicotylen Holzgewächse, 
deren erstere Jahre hindurch Inhalt führen (namentlich Stärke 
und Gerbstoff), während die letzteren schon während des ersten 
Vegetationsjahres inhaltsleer werden und dann nur noch Luft 
führen. Ein Mark, in welchem sich (von den krystallführenden 
Zellen abgesehen) nur active Zellen finden, nennt er homogen, 
ein solches, in welchem auch leere Zellen vorkommen, heterogen. 
Er hat Pflanzen aus zahlreichen Familien untersucht, unter 
anderen auch 60 Arten von Rosaceen (aber, wie es scheint, nur 
Arten der Gattung Rosa). Das Mark der Rosaceen ist heterogen, 
wie auch sämmtliche von mir untersuchten Rubus-Arten bestätigen. 
Trotzdem finden sich aber sehr bedeutende Verschiedenheiten in 
der Vertheilung der activen und leeren Zellen. Gris bringt die 
Rosen hiernach in drei Gruppen, als deren Hauptrepräsentanten er 
Rosa dumalis, Rosa myriantha und Rosa spinosissima bezeichnet. 
Ähnliche Beobachtungen über Rubus finden wir bei Treeul. 
Derselbe hat zwar (von dem krautigen R. arcticus abgesehen) 
nur Arten aus den Gruppen Idaeobatus und Eubatus untersucht, 
aber doch schon zwei Typen in Bezug auf den Bau- des Markes 
unterschieden. Den einen Typus repräsentirten AR. fruticosus, 
glandulosus DC. und laciniatus, den zweiten R. corylifolius und 
strigosus. Bei den ersteren bilden die activen Zellen („les cellules 
& tannin“) zahlreiche Längsreihen, welche überall durch hori- 
zontal gestreckte Zellen verbunden sind; zwischen ihnen befinden 


1 Über gürtelförmige Gefässstrangverbindungen. Abhandl. der Ber- 
liner Akademie 1857, 8. 77. 

2 Me&moire sur la mo&lle des plantes ligneuses. Nouvelles archives du 
mus6&um d’histoire naturelle, T. VL 

3 Du tannin dans les Rosacees. Comptes rendus de l’acad. d. sc. & 
Paris, T. LX. - 


Studien über Rubus. 199 


sich viel grössere luftführende Zellen. Bei den beiden Arten 
R. corylifolius und strigosus jedoch sind diese Längsreihen viel 
weniger zahlreich, meist nicht mit einander verbunden, und man 
sieht daher am Querschnitt nur einzelne oder zu zwei bis drei 
gruppirte active Zellen, nicht aber ein ganzes Netz von solchen, 
wie bei R. fruticosus. Bei R. arcticus und rosaefolius sind diese 
Zellreihen auf einzelne, ganz isolirte Schläuche („utrieules“) 
zurückgeführt.! Trecul denkt auch schon daran, diese Ver- 
schiedenheiten systematisch zu verwertben, indem er sagt: „Les 
Rubus presentent deux types qui peuvent ötre utilises pour la 
reunion ou la distinetion d’especes que certains botanistes 
reunissent, tandis que d’autres veulent les separer, telles que les 
R. fruticosus, glandulosus et corylifolius.“ Nach meinen Unter- 
suchungen ist, wie aus der folgenden Darstellung ersichtlich ist, 
der Bau des Markes nicht für die Unterscheidung einzelner 
Arten, sondern ganzer Sectionen von Wichtigkeit. Die beiden 
Typen Tr&cul’s entsprechen den Untergattungen Eubatus und 
Idaeobatus. Zur letzteren Gruppe gehört R. strigosus Mchx. und 
R. rosaefolius Sm.; über diese Arten ist wohl kaum ein Zweifel 
möglich, obwohl Tr&cul keine Autornamen angibt; ebensowenig 
über R. arcticus L. aus der Gruppe Cylactis. R. fruticosus, 
glandulosus und laciniatus sind jedenfalls Vertreter des Subgenus 
Eubatus; was für Arten dieser Gruppe Tre&ecul eigentlich unter- 
suchte, ist hier gleichgiltig. Nur bezüglich des R. corylifolius 
stehen Tr&cul’s Angaben mit meinen Beobachtungen in Wider- 
spruch; alle von mir untersuchten Corykfolü haben nämlich den- 
selben Bau des Markes wie die übrigen Brombeeren, nicht aber 
den der Himbeeren.” 

Die aetiven Markzellen sind mit Sicherheit natürlich nur 
dann zu erkennen, wenn sie Inhalt führen, was von der Jahres- 
zeit abhängig ist. Die Stärke ist selbstverständlich leicht nach- 
weisbar; gerbstoffreiche Zellen aber fallen an frischem Material 


1 Treceul hat ganz ähnliche Differenzen in der Vertheilung der gerb- 
stoffhältigen Zellen in der Rinde gefunden; auf diese Verhältnisse habe ich 
in meiner Arbeit keine Rücksicht genommen. 

? Allerdings ist die Anzahl der horizontal gestreckten activen Zellen, 
namentlich bei R. caesius relativ gering. 


200 K. Fritsch, 


in der Regel sofort durch ihre gelbbraune Färbung auf, welche 
nach Behandlung mit Eisenoxydsalzen einer blauschwarzen Fär- 
bung weicht. Sonstige Kennzeichen der activen Zellen, die aber 
nieht immer scharf ausgeprägt sind, bieten ihre relative Kleinheit 
und ihre mehr minder verdickten, reichlicher getüpfelten Wände. 
Jedoch sind sie in manchen Fällen (R. odoratus) an Alkohol- 
material kaum mehr zu erkennen. 

An der Peripherie des Markes bilden active Zellen einen 
continuirlichen Ring, welcher die Markstrahlen durch das Xylem 
entsendet; diese peripheren Zellen sind auch dann etwas dick- 
wandiger, wenn der centrale Theil des Markes aus durchwegs 
dünnwandigen Zellen besteht (R. odoratus). 

Im centralen Theil des Markes bilden die activen Zellen 
entweder ein ziemlich dichtes Netz, d. h. zahlreiche Längsreihen 
. mit vielen Anastomosen (Section Eubatus), oder sie bilden nur 
wenige, selten anastomosirende Längsreihen (Section Jdaeo- 
| batus).! Bei der Section Micranthobatus sind die activen Zellen 
bedeutend in der Überzahl, so dass die leeren nur einzeln 
zwischen ihnen auftreten. Bei R. australis sind sie dabei noch 
ganz ausserordentlich verdickt, geradezu sklerenchymatisch zu 
nennen, und von zahlreichen Porencanälen durchzogen. Auch bei 
der Section Eubatus fallen sie schon im ersten Vegetationsjahre 
durch dickere Wände und reichlichere Poren auf; bei der Section 
Malachobatus sind sie aber oft nur durch keinere Dimensionen 
zu erkennen und bei Anoplobatus gleichen sie den leeren Zellen 
fast vollständig. Ich halte den Bau des Markes für eines 
der wichtigsten Kennzeichen der Sectionen unserer 
Gattung; die Resultate meiner diesbezüglichen Beobachtungen 
sind bei der Übersicht der Seetionen am Schlusse dieser Arbeit 
zusammengestellt. Hier will ich nur noch bemerken, dass auch 
die Form der leeren Zellen verschieden ist; bei den Malacho- 
batus-Arten sind sie ungefähr isodiametrisch, bei Jdaeobatus aber, 
namentlich gegen die Peripherie zu, auffallend radial gestreckt 
und dabei axial verkürzt (exel. R. macropodus). Bei der letzteren 
Section sind auch die activen Zellen nur sehr spärlich getüpfelt, 
während sie z. B. bei R. reflexus stellenweise so grosse, quer- 


1 Diese beiden Fälle entsprechen den zwei Typen Tr&eul’s. 


Studien über Rubus. 201 


gezogene Tüpfel besitzen, dass man ihre Membranen geradezu 
netzförmig verdickt nennen kann. 

Gewöhnlich hat der eentrale Theil des Grundgewebes im 
Blattstiele einen dem Marke des Stengels entsprechenden Bau; 
namentlich dann, wenn ein ganzer Kranz von Gefässbündeln vor- 
handen ist. Besonders schön abgegrenzt ist dieses „Mark“ des 
Blattstiels z. B. bei R. urticaefolius. 

Das secundäre Holz besteht bei Rubus der Hauptmasse nach 
aus Faserelementen, die häufig theilweise gefächert sind; zwischen 
denselben befinden sich Gefässe mit behöft getüpfelten Wänden 
und (relativ spärlich) Holzparenchym. Sanio! gibt für R. IdaeusL. 
einfaches und gefächertes Libriform an, nebst Tracheiden, 
Gefässen und Holzparenehym. Ich konnte einen Unterschied 
zwischen Libriform und Tracheiden nicht finden, da alle faser- 
artigen Elemente des Holzes Hoftüpfel zeigen.” Schrauben- 
förmige Verdickungen, wie sie an den Tracheiden von Rosa-Arten 
zu sehen sind, sah ich bei keinem Rubus; ob dieses Merkmal 
aber für die ganze Gattung Rosa charakteristisch ist, weiss ich 
nicht. Wir haben es bei Rubus und den Rosaceen überhaupt mit 
einer augenscheinlichen Mittelform zwischen Libriformfasern und 
typischen Tracheiden zu thun. Solereder? gibt die Ausdrücke 
„Libriform“ und „Tracheiden“ vollständig auf, und unterscheidet 
nur einfach getüpfeltes und behöft getüpfeltes Holzparenchym. 
Letzteres gibt er auch für die Rosaceen an.* Ob das „gefächerte 
Libriform“ bei allen Rubus-Arten vorkommt, kann ich nicht ent- 
scheiden; ich fand es übrigens bei sehr heterogenen Arten (so 
R. alceaefolius, macropodus u. s. w.). Die Gefässe sind in der 
Regel einfach perforirt; doch gibt schon Sanio und ebenso 
Solereder für R. Idaeus L. das Vorkommen leiterförmiger 
Perforation neben der einfachen an. Sehr stark geneigte, typisch 
leiterförmig perforirte Querwände (wie bei unseren Betulaceen) 


1 Botan. Zeitung 1863. 

?2 Die Membranen wachsen nach Bildung der Hoftüpfel noch beträcht- 
lich in die Dicke, wie man z. B. bei R. Hawaiensis, Hilki u. v. a. sehr schön 
sehen kann. 

3 Über den systematischen Werth der Holzstructur bei den Dicotyle- 
donen. München 1885. 

re. 111: 


202 K. Fritsch, 


beobachtete ich bei A. macropodus. Zwischen den behöft ge- 
tüpfelten Gefässen des secundären und den schraubig verdickten 
des primären Xylems kommen zuweilen einzelne Gefässe mit 
netzförmiger Verdiekung oder mit sehr in die Quere gezogenen 
Hoftüpfeln ! vor (R. Hawaiensis u. a.). 

Die Markstrahlen des Holzes sind sehr ungleich breit — in 
der Regel verlaufen zwischen je zwei breiten, primären Mark- 
strahlen mehrere schmale, die häufig nur aus einer Zelllage 
bestehen. Vielleicht könnten auch diese Verhältnisse zur Unter- 
scheidung der Arten benützt werden; wenigstens fand ich z. B. 
bei R. alceaefolius grösstentheils mehrreihige, bei dem nahe ver- 
wandten R. Fairholmianus aber sehr viele einreihige Mark- 
strahlen. Die einzelnen Markstrahlzellen sind mindestens ebenso 
diekwandig wie die peripheren Markzellen, meist etwas radial 
und noch mehr axial gestreckt (z. B. bei R. alceaefolius am 
Tangentialschnitt bis zu zehnmal höher als breit). 


Bekanntlich werden die Stengel unserer einheimischen, 
strauchigen Rubi gewöhnlich nur zwei Jahre alt; leider hatte ich 
aber auch von den ausdauernden Formen aus der Section Mala- 
chobatus keine älteren Stämme zur Verfügung. Bei den Micran- 
thobatus-Arten sind die Jahresringe im Holze dadurch leicht zu 
erkennen, dass (im Frühlingsholze) plötzlich relativ viele und 
weite Gefässe auftreten; eine scharf markirte Grenze ist aber 
nicht vorhanden, sondern es gibt fast an jedem Querschnitt 
Partien, wo dieselbe ganz verwischt ist. Bei R. Idaeus aber sieht 
man nur mit grösster Mühe (und nicht bei jedem Stamm!) eine 
schmale Zone mit engeren Gefässen, die der (einzigen) Jahres- 
Yinggrenze entspricht; makroskopisch ist dieselbe zuweilen als 
heller Ring deutlich sichtbar. Bei den Micranthobatus-Arten findet 
man im Weichbast mehrjähriger Stämme Gruppen von Bast- 
fasern, die jedoch keine auch nur annähernd geschlossenen 
Ringe bilden; ob dieselben zu Beginn jedes Jahres entstehen und 
daher Jahresringe im Baste markiren, konnte ich nicht mit 
Sicherheit feststellen. Bei anderen Rubus-Arten fand ich den 
Weichbast niemals durch Bastfasern unterbrochen. 


1 Fast wie bei Vitis vinifera L. 


Studien über Rubus. 203 


Die Peridermbildung hat Höhnel! bei R. odoratus L. genau 
_ studirt und.im Wesentlichen Folgendes gefunden: Das Phellogeu 
bildet sich unmittelbar über dem Bastfaserring aus und erzeugt 
in jedem Jahre mehrere Korkblätter, die sich ablösen und deren 
jedes aus drei Zellschiehten besteht; die Zellen der mittleren 
Sehichte sind diekwandig und verkorkt, die der beiden anderen 
relativ dünnwandig und stark verholzt. Dieser letzteren Angabe 
widerspricht Klebahn,? indem er angibt, dass die Phelloid- 
zellen aus „reiner Cellulose“ bestehen. So lange ihre Wände 
farblos sind, geben sie auch thatsächlich sehr deutlich die für 
Cellulose charakteristische Reaetion mit Chlorzinkjod. Bei Be- 
handlung mit Phlorogluein und Salzsäure färben sich jedoch nur 
die Mittellamellen der Korkzellen roth. 

R. ldaeus hat im Wesentlichen denselben Bau des Periderms. 
Auch hier entsteht das Phellogen, wie schon Sanio° angibt, tief 
in der Rinde, und zwar unmittelbar ausserhalb des Hartbastes; 
auch hier bildet dasselbe abwechselnd eine Lage diekwandiger 
Zellen mit farblosen Wänden (Korkzellen) und zwei Lagen dünn- 
wandiger Zellen mit gelblichen Wänden, die zu jener Kategorie 
des Phelloids zu stellen sind, welche Höhnel Il. c. als passives 
Trennungsphelloid bezeichnet. Unregelmässigkeiten in der Aus- 
bildung dieser zweierlei Zellschichten, wie sie Höhnel für 
R. odoratus angibt, kommen bei R. Idaeus noch häufiger vor. 
Jedoch haftet das Periderm von R. Idaeus weit fester am Stamme 
als das von R. odoratus; die primäre Rinde löst ich im Laufe 
des Winters mehr minder vollständig von den einjährigen 
Stämmen ab; das Periderm aber löst sich nicht in einzelne leicht 
abziehbare Blätter auf, obwohl eine solche Bildung von drei- 
schichtigen Blättern anatomisch ebenso vorgebildet erscheint, 
wie bei R. odoratus. 

Leider war das mir zu Gebote stehende Material nicht hin- 
reichend, um bei allen untersuchten Arten auch den Bau des 
Periderms studiren zu können — namentlich jene Arten, von 


1 Über Kork und verkorkte Gewebe. Sitzber. der kais. Akad. der 
Wissensch. Bd. 76. 

2 Die Rindenporen. Inaug. Diss. Jena 1884. 

3 Vergleichende Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung 
des Korkes. Pringsh. Jahrb. I. 


204 K. Fritsch, 


denen mir nur Herbarmaterial zur Verfügung stand, sind mir in 
Bezug auf die späteren Entwicklungsstadien ihrer Stämme fast 
ganz unbekannt. Die Arten der Section Malachobatus, welehe 
ausdauernde Holzgewächse sind, haben gewiss einen ganz. 
anderen Bau des Periderms als z. B. R. odoratus, da ihre Rinde 
sich nicht ablöst.! Das eine konnte ich für zahlreiche Arten aus 
allen Untergattungen feststellen, dass das Phellogen stets tief in 
der Rinde entsteht, und zwar unmittelbar oder fast unmittelbar 
ausserhalb des Hartbastes (s. Fig. 9). In Bezug auf die 
Weiterentwicklung desPeriderms aber verhalten sich 
die verschiedenen Arten, beziehungsweise Gruppen 
ausserordentlich ungleich, was bis jetzt von den 
Systematikern sehr wenig beachtet wurde, obwohl es 
auch makroskopisch sehr auffallendist. Ich muss mich 
hier auf eine kurze Übersicht dieser Verschiedenheiten be- 
schränken. 

Meine Beobachtungen erstrecken sich, wie bereits bemerkt, 
fast nur auf diejenigen Arten, die mir lebend zur Verfügung 
standen, also ausser den einheimischen Formen auf R. odoratus, 
Nutkanus, phoenicolasius und squarrosus. R. refleeus kenne ich 
nur in jungen Exemplaren. Die beiden untersuchten Arten der 
Anoplobatus-Gruppe unterscheiden sich im Bau des Periderms 
erheblich; bei A. Nutkanus haftet dasselbe — so wie bei 
R. Idaeus — fest am Stamme und nur die Epidermis wird sammt 
dem darunter liegenden Collenchym und Rindenparenchym 
abgestossen. Auch finden wir bei R. Nutkanus nicht eine Differen- 
zirung des Periderms in regelmässig gelagerte Korkzellen und 
Phelloidzellen, wie sie bei R. odoratus vorkommt. Bei R. phoeni- 
colasius fand ich nur an den ältesten Theilen dieker Schösslinge 
die primäre Rinde abgestossen — darunter ist ein vollkommen 
entwickeltes Periderm vorhanden — aber ebenfalls ehne die für 
R. odoratus und R. Idaeus charakterisiische Differenzirung. Die 


1 Kuntze (Methodik der Speciesbeschreibung) unterscheidet R. Molue- 
canus L. (im weitesten ’Sinne) durch die festhaftende Rinde von „R. Anoplo- 
batus (Focke),“ dessen Rinde sich ablöst. Soweit meine Beobachtungen 
reichen, schliesst sich im Allgemeinen die Section Idaeobatus in dieser 
Beziehung an Anoplobatus an (wie auch im Bau der Früchte und des Markes!) 
— Eubatus und Mieranthobatus dagegen an Malachobatus. 


Studien über Rubus. 205 


Rinde des R. squarrosus haftet im Allgemeinen fest am Stamme, 
wird aber später sehr rissig und unterscheidet sich hiedurch 
wesentlich von der aller bisher besprochenen Arten, deren 
Peridermoberfläche stets eine glatte (wenn auch der Länge nach 
gestreifte) ist. Auch bei dieser Art finden wir keine Phelloid- 
zellen vor. 

Unter den einheimischen Eubatus-Arten kommt meines 
Wissens nur bei R. caesius eine Ablösung der primären Rinde 
vor! — wahrscheinlich auch bei anderen ihm nahestehenden 
Formen der Corylifolii. Alle übrigen Arten behalten zeitlebens 
die Epidermis; gleichwohl kommt es bei ihnen zur Anlage eines 
Periderms (Fig. 9), was phylogenetisch interessant ist.” Das 
Verhalten des R. caesius weist auf eine Verwandtschaft mit /daeo- 
batus hin, welehe auch Focke hervorhebt.” Auch der Verlauf 
der Blattspurstränge und die relativ geringe Anzahl activer 
Markzellen bestätigen dieselbe. * 

Physiologisch”merkwürdig ist das Fehlen der Lenticellen 
bei allen meiner Untersuchung zugänglichen Arten. Für R. odo- 
ratus und R. caesius hat Stahl’ diese Thatsache constatirt. 
Klebahn hat in seiner erwähnten Arbeit bei einer Anzahl 
lenticellenfreier Gewächse andere Durchlüftungsvorrichtungen im 
Periderm gefunden;® bei AR. odoratus aber gelang es ihm nicht, 
irgendwelche Intercellularen zwischen den Korkzelien nachzu- 
weisen. Es lag nun der Gedanke nahe, sich experimentell davon 
Zu überzeugen, ob das Periderm der genannten Pflanze that- 
sächlich für Luft undurchlässig sei. Ich stellte daher nach den 
von Wiesner’ angegebenen Methoden Versuche an. Zuerst ver- 
schloss ich das obere Ende einer T-Röbre mit einem Stück 


1 Stahl, Entwieklungsgeschichte und Anatomie der Lenticellen. 

Botan. Zone 1873. Höhnel, Sitzber. der Akad. Bd. 76. 
2 Weitere eh mögen lehren, ob auch krautige Rubi, 

z. B. unser R. sawatilis L., ein Phellogen bilden. 

3 Batographische Abhandlungen, S. 195. 

* Interessant wäre eine anatomische Untersuchung der Bastarde von 
R. caesius und J/daeus, namentlich in Bezug auf die Peridermentwicklung. 

3iL.-e: 8.615: 

6 L. e. 8. 582—587. 

” Versuche über den Ausgleich des Gasdrucks in den Geweben der 
Pflanzen. Sitzber. der kais. Akad. der Wissensch. Bd. 79. 


206 K. Fritsch, 


Periderm von &. odoratus und saugte Quecksilber auf; dasselbe 

blieb tagelang auf derselben Höhe stehen. Dasselbe Resultat 
lieferten Versuche mit Stammstücken, welche an der oberen 
Schnittfläche verklebt, luftdieht in den kürzeren Schenkel einer 
U-Röhre eingepasst waren. Ich verwendete anfangs absichtlich 
ein Stammstück mit einer Blattnarbe, um mich zu überzeugen, 
ob durch diese eine sehr lebhafte Transpiration möglich sei; 
thatsächlich traten sofort bei Herstellung eines Überdruckes 
Luftblasen aus — aber nicht durch das stehen gebliebene Stück 
des Blattstiels, sondern seitwärts davon zwischen der primären 
Rinde desselben und dem Periderm des Stammes. ! Stammstücke 
ohne Blattnarbe liessen keine Luft durch das Periderm austreten 
— beizu starkem Drucke bildeten sich manchmal Risse in der 
Rinde. R. odoratus ist also zur Transpiration im Winter auf die 
Blattnarben angewiesen. 

Die Periderme der übrigen Rubus-Arten habe ich bisher 
nicht auf ihre Durchlässigkeit geprüft; ich will dieselben im Zu- 
sammenhang mit anderen lenticellenfreien Gewächsen noch ein- 
gehender anatomisch und physiologisch studiren. So viel dürfte 
aus meiner Darstellung gewiss zu entnehmen sein, dass die 
secundären Veränderungen der Rinde bei unserer Gattung sowohl 
dem Systematiker, als auch dem Physiologen eines näheren 
Studiums werth erscheinen müssen. Nebenbei bemerkt, ist über 
dieses Capitel auch von vielen anderen Rosaceen sehr wenig oder 
gar nichts bekannt. 

Die Blattlamina, welche bei der ausserordentlichen Mannig- 
faltigkeit ihrer Ausbildung dem Systematiker sehr viele Unter- 
scheidungsmerkmale bietet?, zeigt im anatomischen Bau wenig 
Variabilität. Wenn auch Grösse, Anzahl und Vertbeilung der 
Spaltöffnungen z. B. nicht immer gleich sind, so dürfte eine aus- 
zedehntere Verwendung dieser Merkmale für die Systematik doch 
kaum möglich sein. Vom typischen Bau der Dicotylenblätter 


ı Das Periderm ist offenbar dort unterbrochen, wo die Gefässbündel 
in den Blattstiel einbiegen. 

2 Die Blätter mancher einheimischen Arten werden oft als „lederig“ 
bezeichnet (z. B. die des R. macrostemon); mit Rücksicht auf die derben, 
wirklich 1:derartigen Blätter des AR. ausiralis können dieselben aber 
höchstens als „subcoriacea“ bezeichnet werden. 


Studien über Rubus, 207 


weichen unter den untersuchten Arten nur die lederig-blättrigen 
der Section Micranthrobatus (R. australis und cissoides) ' erheblich 
ab, indem sich zwischen der oberen Epidermis und dem Pallı- 
sadenparenchym der Lamina eine Schichte chlorophyllloser Zellen 


ausbildet. | 
Die Trichome sind bei Rubus von anerkannter 


systematischer Bedeutung; ? jedoch von grösserer Wichtig- 
keit für die Unterscheidung von Arten und kleineren Arten- 
gruppen, als für die Abgrenzung der Sectionen. Man sollte aber 
stets auf den Bau der Haare Rücksicht nehmen, wie 
dies zwar theilweise geschieht, aber noch immer nicht in aus- 
reichender Weise. Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf hin- 
weisen, dass es ganz im Allgemeinen für die Systematik von 
grossem Vortheile wäre, wenn man — anstatt ein Organ einfach 
als „zerstreut behaart“ oder „filzig“ zu bezeichnen — immer 
angeben würde, ob die betreffenden Haare einzellig oder mehr- 
zellig, dünnwandig oder diekwandig sind, ob der Filz nur aus 
einerlei oder aus verschiedenen Haaren gebildet wird u. s. w. 
Man würde dadurch gewiss häufig neue Gesichtspunkte für die 
Unterscheidung der Pflanzen gewinnen. 

Bei den untersuchten Rubus-Arten fand ich (ausser den 
Stacheln) drei Hauptformen von Trichomen: 

1. Einzellige, einfache Haare (Fig. 1, 5, 6). Sie fehlen wahr- 
scheinlich keiner einzigen Art gänzlich, denn selbst bei solchen, 
die später fast ganz kahl erscheinen, findet man sie doch zahl- 
reich an den jungen Stengel- und Blattanlagen (R. squarrosus). 
Dieselben variiren sehr an Grösse, sind bald gerade, bald 
schlangenartig gewunden, in der Regel ziemlich diekwandig und 
mehr minder verholzt. Sehr häufig ist das Lumen an der etwas 
zwiebelartig angeschwollenen Basis relativ weit und verengt sich 
dann plötzlich zu einem linienförmigen. Häufig gehen zwei oder 
mehrere dieser Haare aus einer Epidermiszelle hervor (R. thyr- 
soideus, tomentosus u. v. a., Fig. 8). Die als Striegelhaare, 
Büschelhaare, Sternhaare u. s. w. beschriebenen Formen gehören 
durchwegs in diese Kategorie. 


1 Von R. schmidelioides hatte ich keine Blattlamina zur Untersuchung. 
2 Vergl. Focke, Synopsis, 8. 17. 


208 K. Fritsch, 


2: Mehrzellige, zartwandige Haare (Fig. 5). Dieselben be- 
stehen aus einer Zellreihe und haben ein wenig auffallendes, oft 
zweizelliges Köpfehen. Im collabirten Zustande sehen dieselben 
oft sehr merkwürdig aus, manchmal z. B. wie mehrere über ein- 
ander gestellte Sanduhren. Ich fand diese Haare bei den Mala- 
chobatus-Arten und bei R. urticaefolius. Bei den einheimischen 
Arten scheinen sie nicht vorzukommen. 

3. Vielzellige Köpfchenhaare (Fig. 1). Sie werden in der 
Systematik gewöhnlich als Stieldrüsen u. s. w. bezeichnet. Sie 
sind bald sehr zart und klein (R. squarrosus), bald sehr mächtig 
entwickelt (R. phoenicolasius). Eine Beschreibung ihres Baues 
gibt Martinet.! Sie fehlen zahlreichen Arten, kommen jedoch in 
allen untersuchten Untergattungen vor. Bei R. urticaefolius be- 
sitzen die Borsten kein distinetes Köpfchen. 

Was die Stacheln anbelangt, so haben die Untersuchungen 
von Uhlworm? (an „AR. Hofmeisteri“? und R. Idaeus) und 
Delbrouck* (an „R. fruticosus L.“, caesius L., Idaeus L.) das 
interessante Resultat ergeben, dass dieselben echte Triehome 
sind. Es ist dies ein sehr bemerkenswerther Unterschied gegen- 
über den Stacheln der Rosen, welche als Emergenzen aufzufassen 
sind, da auch das Periblem sich an ihrer Bildung betheiligt. 
Ob das nicht bei den sehr kräftigen Stacheln mancher Rubus- 
Arten auch der Fall ist, scheint mir noch nicht sicher festgestellt 
zu sein.? Ich selbst habe mich mit der Entwicklungsgeschiehte 
der Stacheln nicht beschäftigt. Jedenfalls bilden die kräftigeren 
Stacheln — wenn auch selbst aus dem Dermatogen allein 
entstanden — an ihrer Oberfläche häufig ein secundäres Derma- 
togen, aus welchem dann wieder Trichome hervorgehen können. 
Einfache Haare finden sich auf Stacheln häufig (namentlich nahe 
dem Grunde derselben), zuweilen sogar lange, vielzellige Borsten 
(R. urticaefolius). Bei dieser Art hätten wir also — wenn auch 


1 Organes de secretion des vegetaux. Annal. d. sc. natur., serie 5. 

2 Beiträge zur Entwicklung der Triehome. Bot. Zeitung. 1873. 

3 Soll wohl heissen R. Hofmeisterianus Kth. et B. 

4 Über Stacheln und Dornen. Diss. Bonn 1873, — Die Pflanzen- 
stacheln. Bonn 1875. Bot. Abhandl. aus dem Geb. d. Morphol. und Physiol. 
Herausg. v. Haustein. 

5 Vergl. auchSuckow, über Pflanzenstacheln u. s. w. Diss. Breslau 1875. 


Studien über Rubdus. 209 


hier die Stacheln echte Triehome sind, ein Trichom, welches an 
seiner Oberfläche selbst wieder zweierlei (vielleicht auch dreierlei) 
Triehome trägt, die den Triehomen an den benachbarten Partien 
des Stengels (oder Blattstiels) vollständig gleichen. Dazu kommt 
noch, dass die (secundäre) Epidermis des ausgebildeten Stachels 
eontinuirlich in die benachbarte primäre Epidermis übergeht. Es 
liegt eben hier wieder ein Fall vor, den wir in unser der Natur 
aufgedrungenes Schema nicht einzupassen vermögen. 

Eine ausführlichere Beschreibung aller an den untersuchten 
Arten beobachteten Triehomformen wäre hier wohl nicht am 
Platze. Eine solche ist nur dann von Werth, wenn man sie direct 
zur Unterscheidung der Arten verwendet; die von mir aus den 
einzelnen Sectionen gewählten Arten sind aber ohnedies durch 
viele andere Merkmale genügend charakterisirt. Noch will ich 
erwähnen, dass Uhlworm in seiner oben eitirten Arbeit nicht 
nur Stacheln, sondern auch einige andere Trichome beschreibt 
und abbildet. | 

Anhangsweise will ich hier über einige Inhaltsbestandtheile 
der Zellen sprechen. Bei allen untersuchten Arten fanden sich 
Stärke und Gerbstoff sowohl in der Rinde, als auch in den Mark- 
strahlen und im Mark; sogar in den Stacheln kommen manch- 
mal Reihen stärkeführender Zellen vor (R. dumetorum). Gleich- 
_ falls in sämmtlichen Arten fanden sich Krystalle von oxalsaurem 
Kalk: im Stengel hauptsächlich in Mark und Rinde, im Blatt im 
Grundgewebe des Stieles und in gewissen Zellen der Lamina. 
Eigenthümlich ist es, dass manche Arten fast aus- 
schliesslich einfache Krystalle oder höchstens 
Drusen von 3 bis 4 Individuen führen, während 
andere nur typische Krystalldrusen zeigen. Ersteres 
gilt für alle untersuchten Arten der Section Micranthobatus, 
letzteres für die der Sectionen Anoplobatus, Idaeobatus, Batho- 
ihamnus und Eubatus. Die Arten der Section Malachobatus 
verhalten sich in dieser Beziehung verschieden; häufig ist der 
' oxalsaure Kalk im Weichbast in einfachen Krystallen, dagegen 

im Mark und im Blatt in Drusen abgelagert (R. Fairholmianus 
Gard.). Bei R. acuminatus Sm. finden sich besonders grosse 
Krystalle in der Blattlamina. 


Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth, 14 


210 K.Pritsch, 


Behandelt man einen beliebigen Querschnitt durch einen 
Rubus-Stengel mit Phlorogluein und Salzsäure (ich wendete zur 
Controle wiederholt auch andere Reactionen an), so färben sich 
intensiv roth die Elemente des Xylems und der Markstrahlen, 
etwas schwächer die Bastfasern,' noch schwächer die Mark- 
zellen.” Zuweilen werden die Bastfasern ebenso intensiv roth 
wie das Xylem (R. acuminatus). Bei der eben genannten Art 
erwies sich auch das Collenchym schwach verholzt, was eine 
sehr interessante Thatsache ist. Noch muss ich bemerken, dass 
in vielen Fällen die Färbung schon bei Anwendung von Salzsäure 
allein eintritt (besonders schön bei R. odoratus, aber auch bei 
R. Idaeus u. a.). 
| Es folgt nun die anatomische Charakteristik der unter- 
suchten Seetionen, welche übrigens noch der Vervollständigung 
und Bestätigung durch Untersuchung weiterer Arten bedaıf. 


I. Malachobatus Focke.? 
(Anzahl der untersuchten Arten: 7.) 

Active Markzellen meist mit grossen Tüpfeln versehen, 
ziemlich dünnwandig, in nicht selten anastomosirenden Längs- 
reihen angeordnet; leere Markzellen ungefähr isodiametrisch, auf- 
fallend grösser, sparsamer und feiner getüpfelt. Der Blattstiel- 
querschnitt* zeigt in der Mehrzahl der Fälle fünf Gefässbündel. 
Rinde festhaftend, Peridermbau unbekannt. Oxalsaurer Kalk in 
Drusen oder einfachen Krystallen abgelagert. 


IV.° Anoplobatus Focke. 
(Anzahl der untersuchten Arten: 2.) 
Active Markzellen dünnwandig, sehr spärlich und fein 
getüpfelt, in selten anastomosirenden Längsreihen angeordnet; 


1 Die Mittellamellen derselben färben sich stets intensiver als die 
übrigen Wandschichten. 

2 Von Phelloid und Trichomen sehe ich hier ab. 

5 Nach einjährigem Material. 

* Unter „Blattstielquerschnitt“ verstehe ich hier immer einen nahe 
der Mitte des Blattstiels geführten Querschnitt. | 

5 Eine auffallende Ausnahme bildet R. reflexus. Vergl. Fig. 4. 

6 Ich numerire hier die Sectionen wie vorne Seite 190—191. 


Studien über Rubus. 211 


leere Markzellen wenig grösser, am Querschnitt isodiametrisch 
aber etwas axial verkürzt. Der Blattstielquerschnitt zeigt meist 
(sechs bis) sieben Gefässbündel. Rinde in Form von Häuten sich 
ablösend; Periderm aus regelmässig gelagerten Korkzellen und 
Phelloidzellen bestehend.* Oxalsaurer Kalk in Drusen abge- 


lagert. 
V. Idaeobatus Focke. 


(Anzahl der untersuchten Arten: 4.) 

ActiveMarkzellendünnwandig, spärlich getüpfelt, in wenigen, 
selten anastomosirenden Längsreihen angeordnet; ”* leere Mark- 
zellen bedeutend grösser, die meisten auffallend radial gestreckt. 
Der Blattstielquerschnitt zeigt (in allen beobachteten Fällen) drei 
Gefässbündel. Primäre Rinde sich ablösend; Periderm fest- 
haftend, bei AR. Idaeus aus Korkzellen und Phelloidzellen 
bestehend. Oxalsaurer Kalk in Drusen abgelagert. 


VII. Eubatus Focke. 
(Anzahl der untersuchten Arten: 9.) 

Active Markzellen mehr minder diekwandig, reichlich 
getüpfelt, in zahlreichen, überall netzartig anastomosirenden 
Längsreihen angeordnet;? leere Markzellen bedeutend grösser, 
annähernd isodiametrisch. Der Blattstielquerschnitt zeigt in der 
Regel einen ganzen Kranz von Bündeln, selten nur drei bis fünf 
(R. caesius). Rinde festhaftend; Periderm sehr schwach ent- 
wickelt.* Oxalsaurer Kalk in Drusen abgelagert. 


VIII. Micranthobatus Fritsch. 
(Anzahl der untersuchten Arten: 4). 

Active Markzellen in der Überzahl, in älteren Stämmen oft 
sehr diekwandig, reichlich getüpfelt; leere Markzellen wenig 
grösser, ungefähr isodiametrisch. Blattstielquerschnitt mit einem 
Kranz von Bündeln, welche übrigens oft die Tendenz haben, sich 
zu drei grossen Bündeln zu vereinigen (R. cissoides). Rinde fest- 


1 Das von der Rinde Gesagte gilt nur von R. odoratus als Typus der 
Section. 
2 Auch AR. rosaefolius Sm. hat nach Tre&cul diesen Bau. 
3 Relativ wenige Anastomosen finden sich z. B. bei R. caesius. 
* Auch hierin bildet R. caesius eine Ausnahme. 
14* 


212 K. Fritsch, 


haftend; Periderm mächtig entwickelt. Oxalsaurer Kalk vor- 
wiegend in Einzelkrystallen abgelagert. 

Die Section Bathothamnus habe ich hier übergangen, weil 
ich von den dahin gehörigen Arten nur sehr mangelhaftes Material 
zur Verfügung hatte; in Bezug auf den Bau des Markes verhält 
sie sich annähernd wie Eubatus. R. acuminatus Sm. als Vertreter 
der Oligococci Focke’s) weicht von Malachobatus kaum ab; er 
wird auch von Otto Kuntze zur „Gregiform R. Moluccanus“ 
gestellt. Auch R. erataegifolius Bge. (als Vertreter der Kuntze’ 
schen „Ramiform AR. versistipulatus“) rechtfertigt anatomisch 
seine Stellung unweit Malachobatus. | 

So fragmentarisch auch meine hier gegebenen Mittheilungen 
sind, so hoffe ich doch, dass dieselben zu weiteren Unter- 
suchungen anregen werden. Besonders interessant wäre die ana- 
tomische Untersuchung der krautigen Rubus-Arten, die zum Theil 
sehr erheblich vom Typus der Gattung abweichen. Dann sollte 
man die Untersuchung auf verwandte Gattungen ausdehnen 
(Geum, Potentilla, Fragaria, Comarum — Rhodotypus, Kerria 
u. 8. w.) und nach anatomischen Charakteren der Gruppen 
(Rubeen, Dryadeen etc.) suchen. 

Für die Unterscheidung der einheimischen Formen aus der 
Eubatus-Gruppe wird man freilich anatomische Merkmale wenig 
verwerthen können; höchstens der Verlauf der Blattspurstränge 
könnte vielleicht für manche Untergruppen einigermassen constant 
sein. Nur AR. Idaeus ist leicht und sicher anatomisch von allen 
anderen einheimischen Arten zu unterscheiden;! R. caesius nur 
desshalb nicht, weil die Formen des A. dumetorum ihm oft sehr 
nahe stehen. Zwischen Arten, die überhaupt nicht streng von 
einander abgegrenzt sind, wird man gewiss keine sicheren ana- 
tomischen Unterschiede finden. Es wäre aber möglich, dass die 
charakteristischeren Formen, wie R. fomentosus oder R. ulmifolius 
Schott, R. sanetus Schreb. u. a. auch an anatomischen Eigen- 
thümlichkeiten zu erkennen sind. Der Systematiker wäre dann 
in der angenehmen Lage, auch nicht blühende Sträucher oder 
unvollständige Herbarexemplare bestimmen zu können. Versuche, 


1 Wahrscheinlich gilt dasselbe von R. sawatilis L. und R. Chamae- 
morus L. 


Studien über Rubus. 213 


sehr nahestehende Formen, wie z. B. die zahllosen „Arten“ 
unter den Glandulosen, anatomisch zu unterscheiden, müssen 
freilich von vorneherein als fruchtlos bezeichnet werden. Dagegen 
könnte man vielleicht auf theilweise anatomischer Grundlage, 
namentlich unter Rücksichtnahme auf den Bau der Triehom- 
formen, eine bessere Eintheilung unserer Brombeeren in Unter- 
gruppen erzielen. ! 

Überhaupt kann nicht genug betont werden, dass 
der Werth anatomisch-systematischer Studien haupt- 
sächlich darin liegt, dass man durch sie Aufklärung 
über die natürliche Verwandtschaft der Ordnungen, 
Familien, Gattungen und eventuellen Artengruppen 
erhält; dass dieselben aber für die Abgrenzung der 
Arten — wenigstens bei der jetzt herrschenden Auf- 
fassung des Artbegriffes — keine neuen Gesichts- 
punkte schaffen werden. 

Hiermit schliesse ich diesen kleinen Beitrag zur anatomischen 
Systematik, jedoch nicht, ohne Herrn Prof. Dr. Wiesner für die 
mannigfache Unterstützung bei meiner Arbeit meinen innigsten 
Dank abzustatten. 


1 Übergangsformen zwischen den einzelnen Gruppen werden allerdings 
immer in grosser Zahl vorhanden sein. 


Erklärung der Figuren. 


— [2 


Tafel I. 


Fig. 1. Querschnitt durch einen Blattstiel von Rubus odoratus L., nahe der 
Mitte desselben. Schematisch. Die Behaarung nur oben angedeutet. 
Bezeichnung der Gewebe wie in Fig. 6. Vergrösserung circa 20, 

„ . 2. Blatt von Rubus squarrosus Fritsch in natürlicher Grösse. 

„» 3. Querschnitt durch einen Blattstiel von Rubus squarrosus Fritsch, 
beiläufig im ersten Viertel desselben. Schematisch. chlp —= Chloro- 
phyliparenchym, 5==isolirte Bastfaserbündel. In den Gefäss- 
bündeln ist der Hartbast radial schraffirt, der Weichbast weiss 
gelassen, das Xylem tangential schraffirt. Vergrösserung eirca 50. 


214 


Fig. 


10. 


dit 


K. Fritsch, Studien über Rubus. 


. Querschnitt durch die Mitte eines Blattstiels von Rubus reflexus 


Ker. Schematisch. Epidermis und Hypoderm dunkel gehalten. 
Hartbast punktirt, Weichbast radial, Xylem tangential schraffrt. 
Behaarung weggelassen. Vergrösserung eirca 40. 


. Querschnitt durch einen anderen Blattstiel von Rubus reflexus Ker., 


nahe der Basis. Schematisch. Bezeichnung wie in Fig. 4. Hart- 
bast fehlt an dieser Stelle ganz. (Text p. 194.) Behaarung 
an einer Stelle angedeutet. Vergrösserung circa 40. 


. Querschnitt unterhalb der Mitte eines Blattstieles von Rubus stri- 


gosus M chx.; könnte ebenso gut von A. /daeus L. sein. Schematisch. 
Behaarung auf einer Seite angedeutet. st = Stachel (abgebrochen). 
Hartbast dunkel, die übrigen Gewebe wie in Fig. 4. Vergrösserung 
eirca 25. 


Tafel II. 


. Stück eines Blattstielquerschnittes von Rubus squarrosus Fritsch, 


ep — Epidermis, Ayp = Hypoderm, chl = Chlorophyliparenchym. 
hb = Hartbast, wd = Weichbast, x = Xylem, Abb —= Hartbast- 
bündel. Vergrösserung eirca 150. 


. Querschnitt durch einen jungen Schössling von Rubus cedrorum 


Kotschy (nach Focke, Synopsis, p. 230, Form des R. tomen- 
tosus Borkh.). Schematisch. Der Schnitt ist unmittelbar unter der 
Einfügung eines Blattes geführt; le das centrale und 1s, 1s die 
seitlichen Gefässbündel dieses Blattes; ebenso 2s, 2c, 2s die Bündel 
des nächst höheren und 3s, 3c, 3s die des folgenden Blattes. Be- 
haarung oben rechts angedeutet. Hypoderm durch eine Linie 
abgegrenzt. Vergrösserung eirca 16. 


. Stück eines Querschnittes durch einen einjährigen Schössling von 


Rubus macrostemon Focke. rp=Rindenparenchym, ph—=Phellogen, 
mst —= Markstrahlgewebe, Ab = Hartbast, wb = Weichbast. Ver- 
grösserung eirca 240. | 
Stück des in Fig. 11 abgebildeten Querschnittes. ep = Epidermis, 
coll = Collenchym, cAl = Chlorophyliparenchym, fp = farbloses 
Parenchym; 4b = Hartbast, «5 = Weichbast, x = Xylem des con- 
centrischen Gefässbündels (ce in Fig. 11). Vergrösserung circa 220. 
Stengelquerschnitt einer Form aus der Gruppe der Corykfolit (vergl. 
Text, p. 196.) Schematisch. s— Stachel, seitlich durchschnitten. 
ce = Concentrisches Gefässbündel, A —= Hartbastbündel (anomal). 1, 
2, 3, 4, 5 die fünf kantenständigen Gefässbündel. 1, 2, 3 und e 
gehen in das nächste Blatt. Hypoderm durch eine Linie abgegrenzt. 
Hartbast schraffirt. Vergrösserung eirea 15. 


Ba ınwarth Wien. 


Lith. Anst.v. Th. 


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| K.Fritsch: Studien über Rubus. Taf. I. 


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‚Sitzungsb. d. kais. Akad.d.Wiss.math.naturw. (1. XCV.Bd.L. Abfh 1887, 


SITZUNGSBERICHTE 


NAISERLICHEN ANADENNE DER WISSENSCHAFTEN, 


MATHEMATISCH-NATORWISSENSCHARTLICHE CLASSE, 
xXCV. Band. V. Heft. 
ERSTE ABTHEILUNG. 


Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, 
Zoologie, Geologie und Paläontologie. 


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217 


XI. SITZUNG VOM 5. .MAI 1887. 


Der Secretär legt das erschienene I. bis V. Heft (Juni bis 
_ December 1886) der I. Abtheilung, ferner das IV. und V. Heft 
(November und December 1886) der II. Abtheilung und das Ill. 
bis V. Heft (October bis December 1886) der III. Abtheilung des 
XCIV. Bandes der Sitzungsberichte vor. 

Die Direction des k. k. militär-geographischen Insti- 
tutes setzt die Akademie in Kenntniss, dass das Mittags- 
zeichen der Sternwarte dieses Institutes vom 1. Mai d. J. an- 
gefangen nieht mehr nach dem Meridiane des St. Stefans-Thur- 
mes, sondern nach jenem der Wiener Universitäts-Sternwarte in 
Währing (demnach um 9 Secunden später als bisher) abgegeben 
wird. 

Das Geschäfts- Comit&E der deutschen Naturforscherver- 
sammlung übermittelt ein Circularschreiben, laut welchem die 
60. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 
vom 18. bis 24. September 1887 inWiesbaden stattfinden wird. 

Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. E. Mach in Prag 
übersendet eine Arbeit der Herren Dr. OÖ. Tumlirz und A.Krug: 
„Über die Änderung des Widerstandes galvanisch 
glühender Drähte mit der Stromstärke“. 

Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. L. Boltzmann in 
Graz übersendet eine Mittheilung: „Über einen von Prof. 
Pebal vermutheten thermochemischen Satz, betref- 
fend. nicht umkehrbare elektrolytische Processe“. 

Herr Dr. M. Löwit in Prag übersendet die zweite Mittheilung 
seiner Beiträge zur Leukämie: „Uber die Beschaffenheit der 
weissen Blutkörperchen bei der Leukämie“. | 

Der Secretär legt eine eingesendete Abhandlung von 
Herrn Prof. Dr. A. Puchta in Prag: „Über einen Satz von 
Euler-Brioschi-Genoechi“ vor. 


218 


Herr Prof. V. v. Lang überreicht eine Arbeit von Herrn Dr. 
E. Lecher: „Neue Versuche über den galvanischen 
Lichtbogen‘. 

Das w. M. Herr Prof. v. Barth überreicht eine in seinem 
Laboratorium ausgeführte Arbeit von Herrn Dr. J. Herzig, 
betitelt: „Notiz über Isoduleit“, 

Der Vorsitzende Herr Hofrath Prof. Stefan überreicht eine 
für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: „Uber ver- 
änderliche elektrische Ströme in dicken Leitungs- 
drähten“. | 

Herr Dr. Hans Molisch, Privatdocent an der Wiener Uni- 
versität, überreicht eine im pflanzenphysiologischen Institute 
ausgeführte Arbeit: „Über einige Beziehungen zwischen 
anorganischen Stickstoffsalzen und der Pflanze“. 


Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht zu- 
gsekommene Periodica sind eingelangt: 


Goethe H.,Handbuch der Ampelographie. Beschreibung und 
Classification. der bis jetzt cultivirten Rebenarten und 
Trauben-Varietäten mit Angabe ihrer Synonyme, Cultur- 
verhältnisse und Verwendungsart. Zweite, neu verbesserte 
Auflage, Herausgegeben mit Unterstützung des k. k. Acker- 
bau-Ministeriums. (Mit 99 Lichtdrucktafeln). Berlin, 1887; 4°. 

Voyage of H.M. S. Challenger 1873—1876. Report of the 
scientifie results. Zoology — Vol. XVII in two Parts, with 
a Volume of Plates; Vol. XIX. London, 1887; 4°. 


21% 


X1I. SITZUNG VOM 12, MAI 1887. 


Se. Excellenz der Herr Curator-Stellvertreter setzt 
die Akademie mit hohem Erlasse vom 10. Mai in Kenntniss, 
dass Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste 
Herr Erzherzog-Curator in der diesjährigen feierlichen 
Sitzung am 26. Mai erscheinen und dieselbe mit einer An- 
sprache eröffnen werde. 

Das Curatorium der Schwestern Fröhlieh-Stiftung 
in Wien übermittelt die diesjährige Kundmachung über die Ver- 
leihung von Stipendien und Pensionen aus der bezeichneten 
Stiftung. 

Das w. M. Herr Prof. v. Barth übersendet eine Arbeit 
aus dem Laboratorium für allgem. und analyt. Chemie der k.k. 
technischen Hochschule in Wien: „Über troeknende Ölsäu- 
ren“ (IV. Abhandlung), von Herrn K. Hazura. 

Das e. M. Herr Prof. C. Senhofer übersendet eine im che- 
mischen Institute der Universität Innsbruck von dem Assistenten 
Herrn Josef Zehenter ausgeführte Arbeit: „Über Brom- 
derivate des Resorecins.“ 

Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen 
vor: | 

1. „Über einige Anwendungen der periodischen Rei- 
hen“, von Herrn Prof. R. Mildner in Römerstadt. 
2. „Uber die Mechanik des Muskels,“ von Herrn A. 

Jarolimek in Hainburg. 

Das w. M. Herr Intendant Hofrath F. Ritter von Hauer 
überreicht eine für die Denkschriften bestimmte Abhandlung 
unter dem Titel: „Die Cephalopoden des bosnischen 
Muschelkalkes von Han Bulog bei Sarajewo“. 


220 


Das w. M. Herr Prof. Ad. Lieben überreicht eine in seinem 
Laboratorium ausgeführte Arbeit des Herrn Dr. W. Fossek: 
„Über Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Luft 
in Schulzimmern“. 


Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht zuge- 
kommene Periodica sind eingelangt: 


Auwers, A., Die Venus-Durchgänge 1874 und 1882. Bericht 
über die deutschen Beobachtungen. Herausgegeben im Auf- 
trage der Commission für die Beobachtung des Venus- 
Durchganges. IV. Bd. Berlin, 1887; 4°, 

Ganser, A., Die Entstehung der Bewegung. Eine Kosmogonie. 
Graz, 1887; 8°. 

Vogl, A. E., Anatomischer Atlas zur Pharmakognosie. 60 Tafeln 
in Holzschnitt. Heft I—IV (Schluss). Wien u. Leipzig, 1887; 
7182. 


Über einige Beziehungen zwischen anorganischen 
Stickstoffsalzen und der Pflanze. 


Von Dr. Hans Molisch, 


Privatdocenten an der k. k, Wiener Universität. 


(Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes der k. k. Wiener 
Universität XXX VL) 


(Vorgelegt in der Sitzung am 5. Mai 1887.) 


Die im Boden vorkommenden Nitrate, Nitrite und Ammoniak- 
salze gehören zu den werthvollsten Nahrungsmitteln der Pflanze, 
denn sie bedeuten für die meisten Gewächse die Hauptquelle, aus 
welcher der Stickstoff zur Ernährung entnommen wird. 

Bei der ausserordentlichen Wichtigkeit dieser Stickstoffsalze 
für die ganze Entwicklung einer Pflanze muss es wohl sehr 
befremden, dass manche ziemlich einfache und naheliegende 
Beziehungen zwischen den genannten Stickstoffsalzen und der 
Pflanze entweder noch völlig unbekannt geblieben oder nur 
unvollständig klar gestellt sind: wir wissen, um nur auf einige 
Lücken hinzuweisen, auf Grund der bisherigen Untersuchungen 
nicht mit Sicherheit anzugeben, ob Nitrite in der Pflanze vor- 
kommen, wir wissen nicht, welche Wandlungen die salpetrige 
Säure und das Ammoniak nach ihrem Eintritte in die Pflanze 
erfahren, ob dieselben hier, bevor sie zum Aufbau complieirter 
Stiekstoffverbindungen (Eiweiss, Amidosäuren etc.) herangezogen 
werden, erst eine Oxydation zu Salpetersäure durchzumachen 
haben oder nicht. Desgleichen sind die in letzter Zeit von 
Berthelot und Andre&! gemachten Angaben über die Entstehung 
des Salpeters in der Pflanze einer Nachprüfung werth und ebenso 


1 Sur la formation du salpetre dans les vegetaux. Comptes rendus 
de l’Academie etc. Paris 1884, T. XCVIII und T. XCIX. 


222 H. Molisch, 


die bisherigen Versuche, die Gegenwart von Nitraten und Nitriten 
im Gewebe der Pflanze zu erweisen, einer nachträglichen, 
ergänzenden Untersuchung bedürftig. | 

Alle die angedeuteten Fragen und eine Reihe von anderen 
müssen gelöst werden, wenn die ersten Veränderungen, welche 
die aufgenommenen mineralischen Stickstoffsalze in den pflanz- 
lichen Geweben erleiden, erkannt werden sollen. Sind diese 
Fragen beantwortet, dann ist eine wichtige Vorarbeit gelöst und 
der erste Schritt zu einer genauen Kenntniss jener Stoffwandlungen 
gemacht, welche mit der Aufnahme des Stickstoffsalzes beginnen 
und mit dem Aufbau von Eiweiss enden. 


I. 
Über Vorkommen und Nachweis von Nitraten und Nitriten 
in der Pflanze. 


Vor etwa vier Jahren habe ich das von den Chemikern zur 
Auffindung von Nitraten und Nitriten im Brunnenwasser ange- 
wandte Diphenylamin und Brucin in die Histochemie eingeführt, 
um die genannten Stickstofiverbindungen direet in der Pflanze 
nachzuweisen. ! ! 

Von diesen beiden Reagentien hat sich ganz besonders das 
Diphenylamin seiner grossen Empfindlichkeit für Salpetersäure 
und salpetrige Säure wegen treffllich bewährt, im Gegensatz zum 
Brucin, welches, wie ich schon seinerzeit betonte, minder gute 
Dienste leistet. 

Die Art und Weise der Bereitung des Diphenylaminreagens, 
die Ausführung und der Verlauf der Reaction in Pflanzenschnitten 
wurde von mir schon früher an anderen Orten genau angegeben, 
weshalb ich einfach darauf verweise. Hier sei nur darauf hinge- 
wiesen, dass mit Hilfe des Diphenylamins Salpeter in fast allen 
geprüften krautigen phanerogamen und kryptogamen Pflanzen 
nachgewiesen werden konnte, dass namentlich die Vertreter der 
Ruderalflora sich als ungemein salpeterreich, als wahre „Salpeter- 
pflanzen“ zu erkennen gaben, und dass schliesslich die Nitrate 
sich vorzugsweise im Mark und Parenchym des Stengels in 


1Über den mikrochemischen Nachweis von Nitraten und Nitriten in 
der Pflanze mittelst Diphenylamin oder Brucin. Ber. d. deutsch. bot. Ges. 
1883, Bd. 1, S. 150 u. e. w. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 223 


grösster Menge vorfanden; in den unteren Stengeltheilen jedoch 
im Allgemeinen in grösserer Menge als in den oberen. 

Bei der Untersuchung der verschiedensten Pflanzen zeigten 
die Holzgewächse insoferne ein eigenthümliches Verhalten, als 
ihre Stengel die Reaction mit Diphenylamin nicht gaben. Ich 
glaubte daraus auf den Mangel von Salpeter in den Holzgewächsen 
schliessen zu können. Dieser Schluss war jedoch nicht berechtigt, 
da, wie ich mich durch nachträgliche Untersuchungen überzeugte, 
durch die Gegenwart grösserer Mengen von Holzsubstanz, bezie- 
hungsweise der daraus unter dem Einflusse von Schwefelsäure ! 
rasch entstehenden Huminkörper die Reaction verhindert wird. 

Imprägnirt man einen Fichtenspahn oder irgend einen Quer- 
schnitt eines Baumzweiges mit einer verd. Salpeterlösung, welche 
für sich allein die Reaetion mit Diphenylamin prompt gibt, und 
tropft man hierauf Diphenylamin darauf, so färbt sich der Schnitt 
braunschwarz, aber nicht blau. Und doch ist Salpeter vorhanden. 
Reagirt man dagegen auf ein salpeterhältiges, unverholztes 
Parenchym, so erhält man deutliche und schöne Blaufärbung. Im 
ersteren Falle liegen viele verholzte Zellwände vor, der Holzstoff 
gibt im Contacte mit concentrirter Schwefelsäure sofort Humin- 
substanzen und diese verhindern die Reaction. 

In einem Querschnitte durch einen krautigen Stengel (Ur- 
tica, Amarantus, Capsella ete.) kommen namentlich im Xylem 
wohl auch verholzte Zellen vor, allein diese treten gegenüber der 
überwiegenden Masse unverholzter, salpeterführender Parenchym- 
zellen so sehr zurück, dass eben nur kleine Mengen von Humin- 
substanzen gebildet werden, welche die Reaction nicht sehr beein- 
trächtigen können. Ich habe mich durch besondere Versuche 
von der hemmenden Einwirkung der Huminkörper auf unsere 
Reaction überzeugt. Erzeugt man sich solche aus krystallisirtem 
Rohrzucker mittelst SO,H, und fügt man etwas davon einer ver- 
dünnten Salpeterlösung bei, so gelingt mit dieser die Reaction 
nur schwach oder gar nicht. Eingetretene Blaufärbung kann sogar 
durch Schütteln mit Huminkörpern zum Verschwinden gebracht 
werden. All diess erscheint begreiflich, wenn man bedenkt, dass 


1Das Diphenylamin kommt nämlich in dieser Säure gelöst zur An- 
wendung. 


224 H. Molisch, 


den Huminkörpern redueirende Eigenschaften zukommen, der 
blaue, bei der Diphenylamin-Salpeterreaction entstehende Körper 
aber ein Oxydationsproducet ist. ! 

Will man sich trotzdem überzeugen, ob Nitrate in den 
Zweigen von Holzgewächsen auftreten, dann empfiehlt es sich, 
von einem etwa 10 Ctm. langen Zweigstück Rinde und Mark zu 
isoliren, beide in einer Schale mit wenig Wasser zu verreiben, 
das Extraet zu filtriren, auf dem Wasserbad bis auf ein paar 
Tropfen einzuengen und hierauf nach vollständiger Abkühlung 
etwa ebenso viel Diphenylaminlösung als Flüssigkeit vorhanden 
ist, hinzuzusetzen. - 

In der beschriebenen Weise wurden Zweige verschiedener 
Holzgewächse im Monate März, also noch im unbelaubten Zu- 
stande, auf ihren Salpetergehalt geprüft und zwar mit folgendem 
Resultate: 


Fraxinus excelsior gab eine Spur der Reaction, 
Sambucus nigra 5 H: “ „ » 
Philadelphus coronarius ,„ f x „ 
Acer Negundo „ ” ” ” ” 
Populus nigra ION, FERE 2) 
Lonicera Sp. : . „ „ » 

Syringa vulgaris gab keine Reaction, 

Ligustrum vulgare Bi " „ 

Corylus Avellana 4 h 

Salix daphnoides H R " 


Unter den untersuchten Zweigen gaben die einen schwache 
Reaction, mithin ein positives Resultat, die anderen ein negatives. 
Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass selbst in das 
filtrirte Extract mitunter soviel von organischer, leicht in Humin- 
körper überzuführender Substanz mitgeht, dass hiedurch die 


1 Abgesehen von Salpetersäure und salpetriger Säure geben noch 
andere stark oxydirende Körper mit Diphenylamin Blaufärbung z. B. Eisen- 
chlorid, Kaliumpermanganat und Chromsäure. In der Pflanze kommen jedoch, 
mit Ausnahme der Salpetersäure, so stark oxydirende Substanzen nicht vor, 
weshalb wir die in den vegetabilischen Geweben durch Diphenylamin her- 
vorgerufene Blaufärbung beruhigt auf Salpetersäure zurückführen können. 
Auch von salpetriger Säure kann man absehen, da, wie ich zeigen werde, 
diese in keiner der vielen geprüften Pflanzen aufgefunden werden konnte. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 225 


Reaction zweifelsohne behindert wird. Aus einem negativen 
Befund darf also auch hier noch nicht auf die Abwesenheit von 
_Salpeter geschlossen werden. 

Mit Rücksicht auf die Thatsache, dass man durch Hinzufügen 
einer geringen Spur von Salpeter zu dem Extraet deutliche Blau- 
färbung hervorrufen kann, zumal wenn der Schwefelsäure durch 
Vermeidung jedes Schüttelns nicht sehr viel Berührungspunkte 
mit der organischen Substanz geboten werden, folgt aus den 
gemachten Beobachtungen jedenfalls das Eine mit Bestimmtheit- 
dass im Allgemeinen die Menge des Salpeters, wenn 
derselbe überhaupt vorhanden, in Holzzweigen im 
Gegensatze zu zahlreichen einjährigen Gewächsen 
eine geringeist.! 

Worin der Grund für dieses verschiedene Verhalten ein- und 
vieljähriger Gewächse liegen mag, darüber habe ich schon früher ? 
eine bestimmte Vermuthung geäussert, indem ich sagte: „Wenn 
man erwägt, dass die obersten Schichten des Bodens vorzüglich 
Nitrate enthalten, und dass diese in den tieferen zu Nitriten und 
diese schliesslich in noch tiefer gelegenen Bodenschichten zu 
Ammoniak redueirt werden, so erscheint esnicht unwahrscheinlich, 
dass die Bäume deshalb keinen (oder nur geringen) Salpeter- 
gehalt aufweisen, weil diese mit ihren tiefgehenden Wurzeln zu- 
meist nur Ammoniakverbindungen, aber keine Nitrate vorfinden“. 


Das Eintreten einer Blaufärbung in Pflanzenschnitten nach 
Behandlung mit Diphenylamin könnte entweder von Nitraten 
oder von Nitriten oder von beiden zugleich herrühren. Ein posi- 
tives Ergebniss mit unserem Reagens lässt also vollständig unent- 
schieden, ob das eine oder das andere oder ob beides vorhanden 
ist. Es wäre jedoch in vielen Fällen z. B. bei der Frage, ob 
Nitrite überhaupt in der Pflanze vorkommen oder ob dieselben in 
Nitrate übergehen oder aus den letzteren entstehen können, von 
Wichtigkeit, Mittel zum Nachweis der salpetrigen Säure in der 


1Für nur geringe Mengen Salpeters in Holzgewächsen sprechen auch 
Beobachtungen von Monteverde. Vergl. darüber meine bereits eitirte 
Abhandlung, S. 154. 
2]. ec. 8. 154. 
Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 15 


226 H. Molisch, 


Pflanze zu besitzen. Die ersten Versuche, Nitrite in Pflanzen zu 
constatiren, rühren meines Wissens von Schönbein her. ! 

Ihm verdanken wir die Kenntniss der sehr interessanten 
Thatsache, dass angesäuerter Jodkaliumstärkekleister von vielen 
Pflanzensäften sofort mehr minder gebläut wird. Der genannte 
Autor hielt ursprünglich Nitrite für die Ursache der Bläuung, 
später gab er jedoch diese Ansicht auf und schrieb dem im 
Pflanzenzensafte vorhandenen activen Sauerstoff die bläuende 
Wirkung zu. 

Da Schönbein’s Beobachtungen über das angebliche Vor- 
kommen von Nitriten in der Pflanze ganz in Vergessenheit gerathen 
zu sein scheinen, halte ich es für passend, aus dessen Abhand- 
lung * Folgendes wörtlich anzuführen: „Unter allen von mir bis 
jetzt untersuchten Pflanzen zeichnet sich das Leontodon taraza- 
cum durch seinen Nitritgehalt ganz besonders aus, weshalb auch 
von ihm zuerst die Rede sein soll. Ein Gewichtstheil der 
frisch gepflückten und zerquetschten Blätter dieser Pflanze mit 
100 Theilen reinen Wassers zusammengerührt ertheilt dieser 
Flüssigkeit die Eigenschaft, durch schwach mit Schwefelsäure 
angesäuerten Jodkaliumkleister sofort auf das Tiefste gebläut zu 
werden. Auch die frischen Blätter von Lactuca sativa, Senecio 
vulg. und erucaefolius, Lapsana commaunis, Sonchus oleraceus, 
Dactylis glomerata, Plantago major, Mentha piperita, Thymus 
serpyllum, Echium vulgare, Menispermum canadense, Magnolia 
obovata, discolor, Yulan, glauca..... ., Syringa vulgaris, Hedera 
Helix und viele Andere liefern wässerige Auszüge, welche durch 
angesäuerten Jodkalium-Stärkekleister sofort mehr oder weniger 
stark gebläut werden.“ 

Der Saft zahlreicher anderer Gewächse erhält nach Schön- 
bein erst nach längerem Stehen an der Luft (12 bis 24 Stunden) 
das Vermögen, Jodkalium-Stärkekleister zu bläuen (Blätter von 
Spinacia oleracea, Datura Strammonium, Hyoscyamus niger, 
Conium maculatum ete.), während wiederum der Saft anderer 
Pflanzen, welchem Bläuungsvermögen von Anfang an zukömmt, 


1 Über das Vorkommen salpetricht- und salpetersaurer Salze in der 
Pflanzenwelt. Münchener Sitzungsber. 1862, 2, S. 320 u. 8. w 
21.0.8. 321. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 227 


diese Fähigkeit sehr bald, oft schon nach einigen Minuten verliert, 
um sie nach längerer Zeit wieder in erhöhtem Masse zu gewinnen. 

In allen diesen Fällen sollte — so dachte ursprünglich der 
senannte Forscher — die Bläuung durch Nitrite bewirkt werden, 
mithin salpetrige Säure im Pflanzenreiche weit verbreitet sein. 
Wenn Schönbein später auf Grund von ihm selbst aufgefundener 
Thatsachen diese seine Ansicht vollständig fallen liess und die 
bläuende Wirkung obiger Pflanzensäfte auf das Vorhandensein 
von erregtem Sauerstoff zurückführt,' so kann ich nach meinen 
Erfahrungen dem nur beistimmen. Bevor ich überhaupt bei 
meinen Literaturstudien auf jene Abhandlung kam, in welcher 
Sehönbein seine ursprünglichen Behauptungen über das Vor- 
kommen salpetriger Säure in der Pflanze widerruft, hatte ich 
bereits folgende Einwände gegen seine erste Auffassung geltend 
zu machen vermocht: 

1. Bläuen abgesehen von Nitriten noch zahlreiche andere 
oxydirende Substanzen, Jodkalium-Stärkekleister. Mit Rücksicht 
auf unseren Fall ist vor Allem zu betonen, dass die Bläuung 
ebenso gut von activem Sauerstoff herrühren kann, dessen Vor-. 
kommen in der Pflanze nach den Untersuchungen von Schön- 
bein? selbst, ferner von Traube,? Hoppe-Seyler* und 
Reinke ° bewiesen ist. 

2. Spricht der rasche Verlust des Bläuungsvermögens gegen 
das Vorhandensein salpetrigsaurer Salze, wie aus nachstehendem 
Versuche hervorgeht. Frisch, aus Blättern von Cineraria maritima 
bereitetes Extract, welches Jodkalium-Stärkekleister bis zur Un- 
durchsichtigkeit sofort bläute, wurde in zwei Theile getheilt. Der 
eine wurde mit einer Spur einer 0°05/, Kaliumnitritlösung, 
welche eben zur Bläuung des Jodkalium-Stärk ekleisters ausreichen 
würde, versetzt, der andere wurde ohne derartigen Zusatz 


1ÜÜber das Vorkommen des thätigen Sauerstoffs in organischen 
Materien. Journal f. prakt. Chemie, Leipzig 1868, 8. 206 u. s. w. 

2]. e. Vergl. ferner die Abhandlung: Über einige chemische Eigen- 
schaften der Pflanzensamen, ebenda, S. 214 u. s. w. 

3 Theorie der Fermentwirkungen, Berlin 1858. 

4 Physiolog. Chemie, Bd. IV, $S. 838 u. s. w. 

5 Die Autoxydation in der lebenden Pflanzenzelle. Bot. Ztg. 1883, 
S. 65 u. s. w. 

15* 


228 HB. Molisch, 


Janeben aufgestellt. Noch nach drei Tagen liess sich die zugesetzte 
Menge von Nitrit mit Jodkalium-Stärkekleister nachweisen, wäh- 
vend die nicht mit Nitrit versetzte Probe schon nach einer Viertel- 
stunde ihr Bläuungsvermögen eingebüsst hatte. Würde Schön- 
bein’s ältere Ansicht, die Pflanzenauszüge verlören deshalb ihre 
Bläuungsfähigkeit, weil die darin vorhandenen Nitrite in kurzer 
Zeit redueirt würden, richtig sein, dann wäre es nicht gut begreif- 
lich, warum sich absichtlich zugesetzte Spuren von Nitriten ver- 
hältnissmässig so lange in den Extracten halten sollten. 


3. Ergaben unsere feinsten Reactionen auf Nitrite bei allen 
etwa 100 darauf geprüften, sowohl kryptogamen, als phanero- 
Samen Pflanzen, darunter auch viele, welche Jodkalium-Stärke- 
kleister auf’s Intensivste bläuten, ein negatives Resultat. Es 
wurden die drei besten Reactionen auf salpetrige Säure, welche 
die heutige Chemie kennt, zur Prüfung herangezogen, ohne in 
irgend einem der gewonnenen Pflanzensäfte auch nur die leiseste 
Spur eines Nitrits auffinden zu Können. 

Ich benützte die Reaction von A. Jorissen,! ferner die 
beiden ausgezeichneten Proben von P. Griess mit Metadiamido- 
benzol* und Sulfanilsäure-Naphtylamin. Bei meinen Versuchen 


1 Vgl, Fresenius, Zeitsch. f. analyt. Chemie, 21. Bd., S. 210. 
Nitritlösungen rufen, mit einer Fuchsinlösung in Eisessig (0:01 Grm. 
Fuchsin in 100 CC. Eisessig) versetzt, eine Farbenwandlung hervor von roth 
zu violett, blau und gelb, welch letztere Farbe bei Zusatz von Wasser im 
Wesentlichen unverändert bleibt. 

2 Berichte d. deutsch. chem. Ges. XI., pag. 624. Salpetrige Säure gibt 
sich mit Metadiamidobenzol, das in verdünnter Schwefelsäure gelöst zu- 
gesetzt wird, durch Gelbfärbung zu erkennen. Nach Griess kann noch 
- Mgr. im Liter und noch weniger salpetrige Säure erkannt werden. Für 
phytomikrochemische Zwecke eignen sich diese sowie auch die beiden 
anderen Proben nicht, da die bei der Reaction auftretenden Färbungen, 
obwohl in der Eprouvette selbst bei geringen Mengen sehr deutlich, unter 
Mikroskop zu wenig intensiv sind. 

Bei meinen Versuchen, das Metadiamidobenzol auch direct unterm 
Mikroskop zu erproben, machte ich eine Beobachtung, die nicht ohne 
interesse ist. Ich fand, dass alle verholzten Zellwände sich damit 
schön dottergelb färbten; ei@ens in dieser Richtung angestellte Unter- 
suchungen machten es gewiss, dass Metadiamidobenzol thatsächlich die 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 229 


leistete mir gerade die letzte Reaction, häufig combinirt mit 
der Schönbein’schen Jodkalium-Kleisterreaction, vortreffliche 
Dienste.! Ä 

4, Ist das Vorkommen von Nitriten schon deshalb sehr 
unwahrscheinlich, weil dieselben, wie ich ausführlich nachweisen 
werde, gleich nach ihrer Aufnahme durch die Pflanze im Gegen- 
satze zu den Nitraten mit auffallender Schnelligkeit zerstört 
werden. 

Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergibt sich, dass 
bisher in keiner einzigen Pflanze salpetrige Säure 
(Nitrite) aufgefunden werden konnte und dass dieser 
Befund vorläufig in der merkwürdigen Fähigkeit der 
Pflanze, die Nitrite bei der Aufnahme sofort zu ver- 
ändern, seine Erklärung findet. 

Als weitere Consequenz dieser Thatsachen ergibt sich aber 
ferner, dass, wenn bei Behandlung eines Pflanzenschnittes mit 
Diphenylamin eine Blaufärbung eintritt, diese nicht von 
Nitriten, sondern bloss von Nitraten herrührt. 

Bevor ich dieses Capitel schliesse, will ich noch einige Beob- 
achtungen mittheilen, die für die Kenntniss von der Vertheilung 
sauerstofferregender und gleichzeitig Jodkaliumkleister bläuender 
Substanzen von Interesse sind. Bisher hatte man gewöhnlich 
ganze Pflanzen oder ganze Theile derselben mit Wasser verrieben 
und das filtrirte Extraet mit Jodkaliumkleister zusammengebracht. 
Trat Bläuung ein, so schloss man auf das Vorhandensein von 


geringsten Spuren von Holzstoff (Lignin) und zwar durch Gelbfärbung 
auzeigt, ähnlich dem von Wiesner vor längerer Zeit eingeführten Anilin- 
sulfat. Metadiamidobenzol leistet als Holzstoffreagens in fünfpercentiger 
wässeriger Lösung die besten Dienste. 

1 Über diese Reaction von Griess vergl. Fresenius, Zeitschr. £. 
analytische Chemie 18, 1879, pag. 597. Versetzt man eine Flüssigkeit, 
welche nur eine Spur salpetriger Säure enthält, nachdem man sie mit reiner 
S0,H, angesäuert, mit etwas Sulfanilsäurelösung und nach etwa 10 Minuten 
mit einigen Tropfen einer durch - Thierkohle entfärbten schwefelsauren 
Naphtylaminlösung, so tritt je nach der vorhandenen Menge entweder schon 
nach wenigen Augenblicken oder erst nach längerer Zeit, oft erst nach _ 
mehreren Stunden eine schön rothe Färbung auf. Diese schöne und ausser- 
ordentlich empfindliche Reaction wird durch organische Substanz nicht 
behindert. 


230 | H. Molisch, 


Sauerstoff erregenden Substanzen, ob dieselben in dem betref- 
fenden Organe gleichmässig vertheilt sind oder nicht, blieb 
vorderhand unbeantwortet. 

Ungemein lehrreich erscheint gerade mit Rücksicht auf den 
letzteren fraglichen Punkt die ruhende Kartoffelknolle. Hier sind 
nämlich jene Substanzen, welche Jodkaliumkleister zu 
bläuen vermögen, auf eine ganz bestimmte Zone 
und zwar auf das knapp unter der Schale liegende 
Phellogen und die darangrenzende Krystalloide 
führende Schicht beschränkt. 

Ein parallel zur Oberfläche erzeugter und die beiden eben 
genannten Gewebelagen enthaltender Schnitt färbt sich mit Jod- 
kaliumkleister fast momentan, bei manchen Kartoffelsorten erst 
nach einigen Minuten blau, während ein aus tieferen Partien der 
Knolle stammender Schnitt in gleicher Weise behandelt, farblos 
bleibt.! | 

Dass die Kleister bläuenden Stoffe nur unterhalb der Schale, 
auf eine verhältnissmässig dünne Zone beschränkt, vorkommen, 
kann auch leicht gezeigt werden, wenn man die Schale so dünn 
als möglich abträgt, mit wenig Wasser verreibt und das Ganze 
filtrirt. Ein solcher Auszug bläut nach kurzer Zeit Jodkalium- 
kleister auf's Intensivste. Dagegen vermögen Auszüge aus dem 
inneren Kartoffelparenchym nicht nur Jodkaliumkleister nicht zw 
bläuen, sondern die Bläuungsfähigkeit des Schalenextraetes 
sogar zu vernichten, was um so auffallender ist, als in der ganzen 
Kartoffelknolle, wie aus der Bläuung mit Guajakemulsion her- 
vorgeht, Sauerstofferreger vorkommen. Im Inneren der Knolle 
scheinen aber gleichzeitig Körper anwesend zu sein, welche die 
Reaction des Phellogens auf Jodkaliumkleister behindern. 

Warum gerade die Phellogenschicht und ihre unmittelbare 
Umgebung verhältnissmässig so stark oxydirend wirkt, ob 
deshalb, weil activer Sauerstoff hier in bedeutender Menge 
oder weil er in besonderer Form auftritt oder aus anderen 
Gründen, wage ich nicht zu entscheiden. Davon aber, dass das 
Korkkambium der Kartoffelknolle in Contaet mit atmosphärischer 
Luft Sauerstoff in erregter Form enthält und auffallend stärker 

ı Eine Ausnahme machen im Innern vorkommende Fäulnissherde. 
Diese bläuen sich gleichfalls intensiv. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 231 


oxydirend wirkt als das tiefer liegende Gewebe, davon kann 
man sich leicht mit Hilfe des neuen Wurster’schen! Reagens- 
papieres überzeugen. 

Der genannte Autor machte vor Kurzem die Chemiker und 
Physiologen mit einigen neuen empfindlichen Reagentien zum 
Nachweis minimaler Mengen activen Sauerstoffs bekannt, von 
welchen bereits das Tetramethylparaphenylendiamin in Form von 
Reagenspapieren im Handel ist. Die Papiere sind weiss und 
färben sich im Contact mit activem Sauerstoff sofort blau, um 
sich bei weiterer Oxydation wieder zu entfärben. Legt man nun 
ein solches Papier so zwischen die beiden Hälften einer eben 
aufgeschnittenen Knolle, dass das eine Ende tief im Innern liegt, 
das andere aber über die Schale hervorragt, so entsteht bei Druck 
genau da, wo das Korkkambium liegt, ein tiefblauer Streifen, 
während sich das Innenparenchym erst viel später färbt. 

Bei Kartoffeltrieben vermag nur die unterhalb der Vege- 
tationsspitze liegende, aus sich theilenden oder noch streckenden 
Zellen bestehende Zone Jodkaliumkleister zu bläuen, die älteren 
ausgewachsenen Internodien jedoch nicht. 

Bei Hypocotylen von Helianthus annuus haben — und dies 
gilt auch für viele andere Pflanzen — die Kleister bläuenden 
Sauerstofferreger vornehmlich in der Epidermis und deren 
unmittelbarer Umgebung ihren Sitz. 

Im Gegensatze zu den Kartoffeltrieben tritt jedoch bei den 
basalen Stengeltheilen von Helianthus-Keimlingen die Bläuung 
deutlicher ein als bei den oberen. Wurster’s Papier gibt, sobald 
man den Sonnenblumenstengel mit einer frisch gemachten Quer- 
fläche sanft aufdrückt, ein eigenthümliehes, ich möchte sagen, 
anatomisches Bild: Epidermis und Gefässbündelkreis rufen blaue 
Ringe hervor, während Mark und innere Rinde sich auffallend 
weniger färben. Ähnliche Versuche mit Keimlingsstengeln von 
Phaseolus multiflorus, Vicia sativa, Curcurbita Pepo und Zea Mais 
durchgeführt, ergaben, dass die genannten Pflanzen Kleister 
bläuende Stoffe nicht enthalten, Wurster’s Papier viel weniger 
bläuen als Helianthus, dagegen Guajakemulsion durchwegs bläuen. 

1 Berichte der deutsch. chem. Ges. 19. Jg. Berlin 1886, S. 319. 


Uber einige empfindliche Reagentien zum Nachweise minimaler Mengen 
activen Sauerstoffs. 


232 H. Molisch, 


Es liegt nicht im Plane meiner Arbeit, auf das mehr minder 
localisirte Auftreten von Substanzen, welche Jodkaliumkleister 
bläuen, näher einzugehen. Allein die vorangehenden Beobach- 
tungen glaubte ich nicht verschweigen zu sollen, da sie eine neue 
Thatsache zu Tage förderten und gleichzeitig anzeigen, in welchen 
Organtheilen oder Geweben Oxydations-, beziehungsweise 
Reductionsprocesse besonders energisch verlaufen. 


11. 


Über die auffallend rasche Veränderung von Nitriten inner- 
halb der Pflanze. 

Es ist hinlänglich bekannt, dass im Boden neben Nitraten 
und Ammoniaksalzen auch häufig Nitrite vorkommen und dass 
alle diese Salze je nach den im Boden herrschenden Bedingungen 
ineinander übergehen können: bei mangelhaftem Sauerstoffzutritt 
kann Salpetersäure bis zu Ammoniak redueirt, bei reichlichen 
Sauerstoffzufluss dagegen wieder Ammoniak bis zu Salpetersäure 
oxydirt werden. Bei den beständigen Wandlungen der anorgani- 
schen Stickstoffsalze des Bodens wird die Pflanze zweifelsohne 
oft in die Lage kommen, Nitrite aufnehmen zu können. Was 
geschieht nun mit diesen Nitriten, werden dieselben in der Pflanze 
zu Nitrat oxydirt oder werden sie redueirt? Über diese Fragen 
sind bisher keine Untersuchungen angestellt worden, das Wenige, 
was sich darüber in der Literatur vorfand, betrifft lediglich Ver- 
muthungen, die sich als unriehtig herausstellen werden. 

Nach einem in Liebig’s Agriculturchemie! mitgetheilten 
Versuch von Goppelsröder könnte man auf den Gedanken 
kommen, dass die von der Pflanze aufgenommenen Nitrite inner- 
halb derselben eine Umwandlung in Nitrate erleiden. Goppels- 
röder begoss nämlich eine in nitratfreier Erde wachsende 
Runkelrübe von Zeit zu Zeit mit einer schwachen Lösung von 
salpetrigsaurem Kali, fand jedoch im Rübensafte immer nur 
Nitrate. Auf den ersten Blick scheint der erwähnte Versuch sehr 
für eine Oxydation der Nitrite in der Pflanze zu sprechen, allein 
wenn man bedenkt, wie rasch oft im Boden ein Umsatz von 
salpetriger- zu Salpetersäure erfolgt, so ist klar, dass die Runkel- 


1 9. Aufl. 1876, pag. 65. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 253 


rübe, obwohl nur mit Nitriten begossen, doch Nitrate vorgefunden 
haben könnte. 

Soll daher die erste Veränderung der Nitrite bei ihrem Ein- 
tritt in die Pflanze constatirt werden, dann darf ihr der Stickstoff 
während der ganzen Dauer des Versuches eben nur in Form 
salpetrigsaurer Salze geboten werden, eine Bedingung, die bei 
Cultur in Erde nicht realisirbar ist. Ich dachte ursprünglich, der- 
artige Versuche in Nährstofflösungen durchführen zu können, 
allein auch hier stiess ich auf eine fast unvermeidliche Schwierig- 
keit: die von den Wurzelhauben abgestossenen Zellen locken 
nämlich sehr bald Bakterien an, unter deren Einfluss Fäulniss 
und in weiterer Folge Nitrate entstehen können. Wenn auch nur 
Spuren davon vorhanden sind, bemächtigt sich doch die Pflanze 
ihrer ausserordentlich rasch, und so kommt es, dass auch hier 
wieder salpetersaure Salze in der Pflanze gefunden werden, 
ohne dass sie jedoch innerhalb derselben entstanden zu sein 
brauchen. 

Die Resultate, die.ich bei derartigen Culturen! in Nitrit- 
lösungen erhielt, stimmten durchwegs in dem einen Punkte 
überein, dass die Versuchspflanzen ( Phaseolus multiflorus, Vicia 
sativa, Helianthus annuus, Zea Mais, Hordeum vulgare und 
Cucurbita Pepo) niemals Nitrite, auch nicht in den geringsten 
Spuren enthielten. Verschieden waren jedoch die Resultate darin, 
dass unter zahlreichen Versuchspflanzen einzelne kleine Mengen 
von Nitrat führten, was jedoch, wie durch nachstehende, nach 
anderer Methode ausgeführte Versuche näher begründet werden 
wird, nicht etwa auf eine Oxydation der Nitrite innerhalb der 
Pflanze zurückgeführt werden darf, sondern auf die Aufnahme 
von Nitraten, die in der Nährlösung in Folge der oben angedeu- 
teten Einflüsse erst entstanden sind. 

Bevor ich zu meinen weiteren Versuchen übergehe, sei noch 
auf eine, nicht uninteressante Erscheinung hingewiesen, die ich 
bei der Cultur von Keimpflanzen in Nitritlösungen oft zu beob- 
achten Gelegenheit hatte. Es zeigte sich hiebei, dass bereits ver- 
hältnissmässig verdünnte Lösungen von salpetrigsaurem Kali 


. 1 Die Culturbedingungen waren abgesehen von der Nährlösung ebenso 
wie bei den auf S. 240 mitgetheilten Versuchen. 


254 H. Molisch, 


(0:1 —0:05 °/,) auf verschiedene Pflanzen giftig wirken. Bohnen- 
Sonnenblumen- und Maiswurzeln sterben in derartigen Lösungen 
entweder vollständig ab, oder sie wachsen mindestens sehr lang- 
sam. Diese Thatsache erscheint um so auffallender, weil die 
Pflanze Nitrate in solcher und auch noch höherer Concentration 
ganz gut verträgt, wie beispielsweise Culturen in Knop’schen 
Nährstofflösungen beweisen, die ja 0:125°/, Salpeter enthalten, 

Die schädliche Wirkung verhältnissmässig verdünnter Nitrit- 
lösungen erkannten bereits Birner und Lucanus,? als sie Hafer- 
pflanzen in Lösungen von 0:132°/, zogen. Nach meinen Beobach- 
tungen wirken jedoch schon bedeutend verdünntere Lösungen 
(0-1—0:01°/,) wachsthumhemmend. Bietet man hingegen ver- 
schiedenen Keimpflanzen Nitrit in sehr geringen Mengen, etwa in 
Lösungen, welche nur 0:005—0:002°/, KNO, enthalten, so 
gedeihen sie wochenlang ganz gut, die Wurzeln bleiben gesund 
und bilden reich verzweigte Wurzelnetze. 

Schon oben wurde betont, dass bei der Entscheidung der 
Frage, welche Veränderung Nitrite innerhalb der Pflanze erlei- 
den, in erster Linie darauf geachtet werden muss, dass während 
der ganzen Dauer des Versuchs der Pflanze nur Nitrite geboten 
werden. | 

Diese Bedingung zu erfüllen ist bei Culturen in Erde ünmög- 
lich, bei Culturen in Nährlösungen, selbst bei häufigem Wechsel 
derselben, aus bereits mitgetheilten Gründen schwer möglich. 
Ich schlug daher einen anderen sehr einfachen Weg ein. Ich 
tauchte Keimlingswurzeln bis zum Wurzelhalse auf wenige 
Augenblicke in verdünnte Kaliumnitritlösungen (0 1°%/,—0:05°%%,) 
und eultivirte sie sodann im dunstgesättigten Raume weiter. Beim 
Herausziehen einer Wurzel aus einer solchen Lösung adhärirt 
ziemlich viel Nitrit an der Oberfläche, wovon man sich leicht 
durch Eintauchen der Wurzel in angesäuerten Jodkalium-Stärke- 
kleister überzeugen kann. Sie wird hiebei momentan tief indigo- 
blau. Eine derartige Bläuung unterbleibt jedoch vollständig, 
nachdem die Wurzel 8 bis 24 Stunden im feuchten Raume ver- 
weilt hatte; nach dieser Zeit ist weder an der Oberfläche, noch 


1 Wasserculturversuche mit Hafer. In den landwirthschaftlichen Ver- 
suchsstationen Bd. 8, Jahrg. 1866, S. 128 u. s. w. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 235 


im Inneren der Wurzel, noch in den anderen Organen der Pflanze 
eine Spur von Nitrit nachzuweisen. Aber auch nach Nitrat sucht 
man vergebens. Daraus geht aber hervor, dass Nitrite durch die 
Wurzel rasch zerstört, hiebei aber nicht oxydirt, sondern redueirt 
werden. Zur Stütze des Gesagten sei folgende Versuchsreihe hier 
mitgetheilt. | 

Je zehn Keimlinge von Phaseolus multiflorus, Vieia sativa 
und Zea Mais, deren Wurzeln eine durchschnittliehe Länge von 
3 bis 5 Ctm. besassen und sich bisher auf feuchtem Papier ent- 
wickelt hatten, wurden in der oben angegebenen Weise mit ihren 
Wurzeln in eine 0:5°/, Kaliumnitritlösung getaucht und hierauf 
im feuchten Raume aufgehängt weiter eultivirt. Nach 14 Stunden 
war bei 26 Wurzeln nach Ausweis der Jodkalium-Stärkekleister- 
und der Griess’schen Reaction alles Nitrit verschwunden, bei den 
vier übrigen aber nur mehr in Spuren vorhanden. 

Wesentlich dieselben Resultate erhielt ich bei Wurzeln von 
Hordeum vulgare ‚und Cucurbita Pepo. Auch durch siedendes 
Wasser getödtete Wurzeln zerstören in gleicher Weise, wenn 
auch etwas weniger rasch, Nitrite, während mit Nitriten imbibirte 
Filterpapierstreifen oder Baumwollfäden viele Tage, oft Wochen 
lang eine derartige Zerstörung nicht vollbringen. 

Versuche, welche mit Mais bei verschiedenen Temperaturen 
(1—6° ©.) und (18—22° C.) durchgeführt wurden, lehrten, dass 
die Reduction auch bei ziemlich niederer Temperatur, hier jedoch 
etwas langsamer stattfindet. 

Gegen den vorhin gezogenen Schluss, es werden Nitrite 
durch die Wurzel zerstört und hiebei redueirt, könnte vielleicht 
der Einwand erhoben werden, dass möglicherweise nicht eine 
Reduction sondern eine Oxydation der Nitrite erfolge, dass 
jedoch die Nitrate nur deshalb nicht nachgewiesen werden 
können, weil sie sofort assimilirt werden. 

Ein solcher Einwand wäre nur dann berechtigt, wenn that- 
sächlich ein auffallend rasches Verschwinden von salpetersauren 
Salzen in der Pflanze zu constatiren wäre. Dies ist aber durchaus 
nicht der Fall, im Gegentheile, ich werde sogleich zeigen, dass 
gerade Nitrate im grellen Gegensatze zu Nitriten sich 
in der Pflanze verhältnissmässig auffallend lange 
Zeit als solche erhalten. 


236 H. Molisch, 


Taucht man verschiedene Keimlingswurzeln in der kurz vor- 
hin besprochenen Weisein eine wässerige O0 ' 1procentigeLösungvon 
Kaliumnitrit, eine andere Partie davon in eine Kalisalpeterlösung 
derselben Concentration und cultivirt sodann beide unter ganz 
gleichen Bedingungen in feuchter Luft weiter, so kann man sich 
leicht überzeugen, dass alles Nitrit innerhalb 24 Stunden ver- 
schwindet, der Salpeter dagegen noch nach 3 bis 7 Tagen, mit- 
unter noch länger in der Wurzel vorhanden ist. Obwohl also nur 
eine Spur von Salpeter der Wurzel geboten wurde, so erhielt sich 
derselbe doch gegen alle Erwartung auffallend lange, was offen- 
bar gegen den erhobenen Einwand spricht. 

Im Anschlusse hieran seien noch einige Versuche mitge- 
theilt, welche gleichfalls für den langen Bestand salpetersaurer 
Salze innerhalb der Pflanze sprechen. 

Bohnen- und Maiskeimlinge wurden von Anfang her durch 
12 Tage in Knop’seher Nährstofflösung, von starkem diffusen 
Licht bestrahlt, gezogen, bis sie recht viel von Salpeter gespeichert 
hatten. Hierauf zog ich die Keimlinge, nachdem ihre Wurzeln mit 
destillirtem Wasser sauber abgespült worden waren, in eben 
solchem Wasser weiter und zwar eine Partie im Lichte, eine 
andere im Finstern. Von Zeit zu Zeit wurden nun Stengel und 
Blattstiele auf Salpeter geprüft. 

Nach 20 Tagen, während welcher die Keimlinge bedeutend 
gewachsen waren, fand sich bei den Licht- wie bei den Finster- 
pflanzen Salpeter noch in Menge vor, bei den letzteren jedoch, 
nach der Intensität der Reaction mit Diphenylamin zu schliessen, 
mehr als bei den ersteren. Wesentlich dasselbe zeigte sich nach 
30 Tagen, nur war der angedeutete Unterschied zwischen den 
Pflanzen im Lichte und den im Finstern etwas auffallender; 
offenbar ein Beweis, dass die Assimilation des Salpeters durch 
das Licht begünstigt wird. 

Abgeschnittene und mit ihren Schnittflächen in destillirtem 
Wasser eingestellte salpeterreiche Zweige von Tradescantia Sp., 
Goldfussia isophylla, Eupatorium adenophorum Sprgl. Boehmeria 
polystachya, Hedera Helix und Selaginella Martensii verbrauchen 
gleichfalls sowohl im Liehte als im Finstern ungemein langsam 
den aufgespeicherten Salpeter. Trotzdem sich viele der Zweige 
bewurzeln und nicht unbedentend wachsen, bleibt Salpeter noch 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 237 


nach 1 bis 2 Monaten nachweisbar. Dies ist nur durch den lang- 
samen Verbrauch des bereits in den Zweigen vorhandenen 
Salpeters und nicht etwa durch eine innerhalb derselben erfolgende 
Neubildung von Nitrat zu erklären, da, wie in einem besonderen 
Capitel noch näher auseinandergesetzt werden soll, eine Ent- 
stehung: von Nitraten in der Pflanze nicht vorkömmt. 

Ich kehre nun wieder zur Zerstörung der Nitriten durch die 
Pflanze zurück und gehe an die Schilderung anderer neuer Ver- 
suche, welche die reducirende Wirkung der Pflanze auf Nitrite 
ebenfalls deutlich demonstriren. / 

In kleine Bechergläser, welche etwa 20-30 CC. einer 
0:002°/, Kaliumnitritlösung enthielten, wurden drei Wochen alte, 
im Brunnenwasser erwachsene Bohnenkeimlinge (Phaseolus 
multiflorus) mit ihren, in destillirtem Wasser gut abgespülten 
Wurzeln eingesenkt. In jedes Becherglas kam eine Bohne mit 
reich entwiekeltem Wurzelnetz. Je verzweigter das letztere ist und 
je geringer die vorhandene Menge der Nitritlösung, desto besser 
gelingt der Versuch. Die Experimente verliefen im Lichte bei 
einer Temperatur von 18—22° C. Zur Controle wurde eine 
Nitritlösung derselben Concentration ohne Bohne aufgestellt. Von 
Zeit zu Zeit wurde nun mit angesäuertem Jodkaliumkleister und 
der Griess’schen Reaction anf Nitrit geprüft, wobei sich zeigte, 
dass nach 5 Stunden bei einzelnen und nach 20 Stunden bei 
allen alles Nitrit aus der Lösung verschwunden und auch in den 
Bohnen nicht nachweisbar war. 

Die Controllösung aber gab wunderschöne Nitritreaction. 
Die Zerstörung der Nitrite ist, wie man sich durch ganz analoge 
Versuche mit salpeterffeien! Bohnen- und Maiskeimlingen über- 
zeugen kann, auch hier nicht mit einer Entstehung von Nitraten 
verknüpft. Die Nitrite werden mithin nicht oxydirt, sondern 
reducirt. 

Die Reduction der Nitrite ist nicht etwa einer specifischen 
Eigenschaft der Wurzelzellen zuzuschreiben, sondern scheint 
allen lebenden Parenchymzellen überhaupt zuzukommen.: Dies 
lehren Versuche mit abgeschnittenen Zweigen. Krautige Sprosse 


1 Derartige Keimlinge erhält man, indem man dieselben von Anfang 
an in destillirtem Wasser zieht. 


233 H. Molisch, 


z. B. von Phaseolus multiflorus, Cucurbita Pepo, Plectranthus fruti- 
cosus, Eupatorium adenophorum Sprgl., Blätter von Primula 
chinensis, Piper macrophyllum und Pelargonium zonale zerstören, 
wofern sie mit ihren Schnittllächen in eine O-Olprocentige Kalium- 
nitritlösung gestellt und darinnen Tage oder eine Woche lang 
belassen werden, alles aufgenommene Nitrit. Selbst knapp ober- 
halb der Schnittfläche sucht man vergebens darnach. Nicht so bei 
Holzzweigen (Pinus Laricio Poir., Abies pectinata DC., Taxus 
baccata, Laurus nobilis, Syringa vulgaris). Hier steigen salpetrig- 
saure Salze oft zu bedeutenderen Höhen (1—40 Ctm.) auf, offen- 
bar weil der wohl ausgebildete Holzkörper eine rasche Saft- 
leitung bedingt und den Elementen desselben in Folge von 
Protoplasmamangel das Reductionsvermögen für Nitrite an- 
scheinend nur in sehr geringem Grade zukommt. Solche Bedin- 
gungen, wie sie in den eben geschilderten Experimenten mit 
Holzzweigen realisirt waren und unter welchen thatsächlich 
Nitrite einige Zeit sich in der Pflanze erhalten können, kommen 
jedoch unter normalen Verhältnissen nicht vor. Für gewöhnlich 
werden die salpetrigsauren Salze in sehr verdünnten Lösungen 
in die Wurzelrinde eintreten und hier beim Zusammentreffen mit 
leicht oxydablen Körpern der Reduction verfallen, bevor sie viel- 
leicht den Holzkörper erreicht. 


III. 


Woher stammen die Nitrate der Pflanze? Stammen sie von 
aussen oder können sie auch in der Pflanze entstehen? 


Bei ihren ausgedehnten Untersuchungen über die Verbrei- 
tung des Salpeters im Pflanzenreiche suchten Berthelot und 
Andre! auch die Frage zu lösen, woher der Salpeter, der in 
vielen Pflanzen in so auffallender Menge auftritt, herrührt. Um 
darüber ins Klare zu kommen, bestimmten die genannten Autoren 
die Salpetermenge der auf einer bekannten Fläche cultivirten 
Pflanzen, ferner die des dazugehörigen Culturbodens und ver- 
glichen beide Mengen unter Berücksichtigung der im Dünger 
enthaltenen und durch die Atmosphäre zugeführten Salpetersäure. 


1 1.c. T. 99, p. 688. 


"Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 280 


Sie fanden pro 25 Quadratmeter folgende Salpetermengen 
in den Pflanzen: 


Inrkorano Damen... like, 
Belmürontus DENE... 1. OUNZORN, 
a a ERELEIEES a  3 . 
n . DEREN 2 2. 2. LOaEN, 
= ß Taemens 7... ©. ... o2le, 


Da der Dünger des betreffenden Culturbodens nur wenig 
Salpeter enthielt, da überdies der Boden bis zu einer Tiefe von 
0-325 Mtr. nur ungefähr die Hälfte des in den Boragopflanzen 
und gar nur !/, des in Amarantus giganteus vorkommenden 
Salpeters ausmachte, so gelangen die beiden Autoren unter 
schliesslicher Berücksichtigung der Annahme, dass die aus der 
Atmosphäre in den Boden tretende Menge von Salpetersäure nur 
eine geringe sein kann (etwa 4:40 Kg. pro Hektar), zu dem 
Schlusse, dass der Salpeter zum grössten Theile an Ort und 
Stelle, das heisst, in der Pflanze entstehe und dass die Salpeter- 
bildung durch bestimmte Zellen vermittelt werde. 


Wie wenig berechtigt ein derartiger Schluss ist, liegt klar 
auf der Hand. Die zur Zeit der Bodenanalyse gerade vorhandene 
Menge salpetersaurer Salze darf doch nicht als Ausgangspunkt 
der Berechnung genommen werden, da ja der von der Pflanze 
aufgenommene Salpeter in Folge der nitrificirenden Thätigkeit 
des Bodens auf die stiekstoffhältigen Zersetzungsproducte des 
Düngers allmälig wieder restituirt wird. Wenn also in der 
Pflanze schliesslich mehr Salpeter ist als ausserhalb derselben, 
so darf dies nicht im mindesten Wunder nehmen — der Salpeter 
wurde eben gespeichert, wie dies mit vielen anderen Stoffen 
gleichfalls geschieht. Ich erinnere nur an das Jod des Meer- 
wassers. In minimalen Mengen hier vorhanden (kaum 1 Million- 
theil in einem Gewichtstheil Wasser) wird dasselbe in verschie- 
denen Tangen doch in so grossen Quantitäten vorgefunden, dass 
sich die Gewinnung desselben aus diesen Gewächsen verlohnt. 
Niemand wird behaupten wollen, das Jod sei, weil es sich in den 
Tangen in grösserer Menge vorfindet, als im Meerwasser, erst in 
den Pflanzen entstanden. Was vom Jod gesagt wurde, gilt auch 
vom Phosphor, dem Kalium u. s. w. 


240 H. Molisch, 


Wenngleich demnach die Schlussfolgerung der genannten 
Autoren als unberechtigt bezeichnet werden muss, so darf doch 
nicht geleugnet werden, dass möglicherweise in der Pflanze, sei 
es durch Spaltung complieirter Stickstoffverbindungen (Eiweiss- 
körpern und deren Abkömmlingen), sei es durch Oxydation von 
Ammoniak Nitrat entstehen könnte. Eine experimentelle Prüfung 
des angedeuteten Gegenstandes scheint mir für die Lehre der 
Stoffwandlungen in der Pflanze von grosser Wichtigkeit. 

In allen meinen diesbezüglichen Versuchen wurde den 
Pflanzen keine Spur eines Nitrats geboten. Ich eultivirte Pflanzen 
1. im destillirten Wasser, 2. in ammoniakhältigen Wasser und 
3. in einer completen, aber nitratfreien Nährstofflösung. 

Versuche im destillirten Wasser. Keimlinge der ver- 
schiedensten Pflanzen (Zea Mais, Phaseolus multiflorus, Pisum 
sativum, Oucurbita Pepo, Vieia sativa, Hordeum vulgare), welche 
auf einer mit feuchtem Filterpapier belegten Thonschale aus- 
keimten, wurden, nachdem ihre Wurzeln eine durchschnittliche- 
Länge von 2—4 Otm. erreicht hatten, in mit destillirtem Wasser 
gefüllten Glasgefässen, starkem diffusen Licht ausgesetzt, weiter- 
eultivirt. Über die beschickten Gefässe wurden grosse Glas- 
glocken gestülpt, um atmosphärischen Staub, durch welchen 
leicht Spuren von Nitraten zu den Keimlingen gelangen konnten, 
möglichst abzuhalten. Der Abschluss von der atmosphärischen 
Luft war jedoch absichtlich ein sehr unvollkommener, so dass 
die Pflanzen auch ziemlich energisch transpiviren konnten. Von 
Tag zu Tag wurde das Wasser gewechselt, wodurch Fäulniss- 
processe so gut wie verhindert waren, und einzelne Keimlinge 
theils mikroscopisch, theils makroscopisch auf Nitrate und neben- 
bei auch auf Nitrite geprüft. Das Resultat war bei allen Pflanzen 
ein negatives.! Die Versuche dauerten in der Regel zwei, läng- 
stens drei Wochen und mussten dann eingestellt werden, weil 
die Pflanzen aus Nährstoffmangel zu Grunde gingen. 


1 Nurdann, wenn das Wasser nicht oft gewechselt wird und die Wurzeln 
aus irgend welchen Gründen absterben, fand ich zuweilen Spuren von 
Nitraten. Offenbar sind dieselben aus den Eiweisskörpern und anderen stick- 
stoffhältigen organischen Substanzen faulender Zellen unter dem Einflusse 
von Bacterien entstanden und sodann von derPflanze aufgenommen worden. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 241 


In vollständiger Übereinstimmung hiemit stehen Versuche, die 
mit austreibenden Kartoffelknollen angestellt wurden. Lässt man 
eine Partie davon im feuchten Raume auskeimen, wo sie von Zeit 
zu Zeit nur mit destillirtem Wasser besprengt werden, eine andere 
Partie in salpeterhältiger Erde, so wird man in den ersteren 
vergebens nach Nitraten suchen, nicht aber in den letzteren, 
da hier Nitrate alsbald in grösserer Menge gespeichert werden.! 

Versuche mit Ammoniaksalzen. Ich operirte mit 
folgenden Lösungen: 

1. Die Lösungen enthielten in 100 Theilen destillirten Wassers 
0:05—0-01 Grm. kohlensaures Ammoniak; 
2. die Lösungen enthielten in 100 Theilen destillirten Wassers 

0-01 Grm. CINH, ; 

3. die Lösungen enthielten in 100 Theilen destillirten Wassers 

0-01 Grm. PO,(NH,),- 

Art der Versuchsanstellung und der Versuchspflanzen ganz 
wie vorher. Wachsthum der letzteren besser als im destillirten 
Wasser. 

Bei den von Zeit zu Zeit — die Versuche dauerten 2—3 
Wochen, während welcher die Lösungen jeden zweiten Tag 
gewechselt wurden — vorgenommene: Prüfungen konnten auch 
hier nicht die leisesten Spuren von Nitraten oder Nitriten nach- 
gewiesen werden. Zu ganz denselben Ergebnissen gelangte ich 
auch, als ich Keimlinge in einer, analog der Knop’schen Nähr- 
lösung? zusammengesetzten Flüssigkeit zog, bei welcher jedoch 
der salpetersaure Kalk durch schwefelsauren Kalk und das 
salpetersaure Kali durch Chlorammonium ersetzt war. In 
einer solchen Lösung, die den Pflanzen die unumgänglich noth- 
wendigen Grundstoffe, den Stickstoff aber nicht in Form eines 
'Nitrats, sondern in Form des Chlorammoniums bot, zog ich 
wochenlang Keimlinge oben genannter Pflanzen, ohne jedoch 
während dieser Zeit Nitrate in denselben constatiren zu können. 

Es ist bereits mehrfach die aus verschiedenen Gründen 
wirklich naheliegende Vermuthung ausgesprochen worden, dass 


1 Zu demselben Resultate gelangte ich bereits im Jahre 1883 (1. c.8.153) 
bei Versuchen mit Kresse. 
2 Knop, Lehrbuch der Agriculturchemie, Leipzig 1868, S.605und 606. 
Sitzb d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Ba. I. Abth. 16 


242 | H. Molisch, 


möglicherweise Ammoniak in der Pflanze zu Nitriten, beziehungs- 
weise Nitraten oxydirt werden könne.! Da in der Pflanze Oxy- 
dationsprocesse etwas ganz Gewöhnliches sind, hegte auch ich 
ursprünglich diese Vermuthung. Die vorhergehenden Versuche 
haben jedoch das übereinstimmende Resultat ergeben, dass 
Pflanzen, welche innitrit- oder nitratfreien Lösungen 
gezogen werden, niemals dergleichen Salze enthalten. 
unddasssomit dieAnschauung Berthelot’sund Andre’s, 
es werde für gewöhnlich Salpeter auch in der Pflanze? 
gebildet, nicht richtig seinkann. Kommt also Salpeter 
in einer Pflanze vor, so stammt derselbe von aussen 
und enthält die Pflanze mehr davon als ihr Substrat, 
auf dem sie gedeiht, so ist dieses Plus einfach durch 
Speicherung zu erklären. Die meisten Pflanzen müssen 
geradezu als Sammelapparate für Salpeter betrachtet werden 
und zwar in Folge ihrer merkwürdigen Fähigkeit, aus den ver- 
dünntesten Lösungen noch die geringsten Spuren von Salpeter 
an sich reissen und in unverändertem Zustande längere Zeit hin- 
durch aufstapeln zu können. 


Die wichtigeren Ergebnisse. 

1. Nitrate sind im Pflanzenreiche allgemein verbreitet; in 
krautigen Gewächsen findet sich gewöhnlich auffallend mehr 
davon vor als bei Holzgewächsen. 

2. Nitrite konnten, trotzdem dieselben im Boden häufig 
vorkommen, in keiner einzigen der geprüften (etwa 100) Pflanzen 
aufgefunden werden. Die bisherigen Angaben über das angeb- 
liche Vorkommen von Nitriten in verschiedenen Gewächsen 
beruhen auf Täuschung und unrichtiger Interpretation. 

Die Pflanze besitzt das Vermögen, Nitrite bei ihrer Auf- 
nahme mit überraschender Schnelligkeit zu reduciren und dies 


1 Knop, Lehrbuch der Agriculturchemie, Leipzig 1868, S. 126. 

?2 Eine Ausnahme davon dürften vielleicht die Spaltpilze machen, 
da denselben nach den Beobachtungen zahlreicher Forscher (Schlösing, 
Müntz u. s. w.) die Fähigkeit zukommen soll, Ammoniaksalze zu Nitriten, 
beziehungsweise zu Nitraten zu oxydiren. Frank dagegen bezweifelt dies 
und neigt zur Ansicht, dass die Nitrification des Ammoniaks in der Acker- 
erde kein Fermentations-, sondern ein rein anorganischer Process sei. 
Berichte d. deutsch. bot. Ges. Jg. 1886, S. CVIIL. 


Bezieh. zw. anorgan. Stickstoffsalzen u. d. Pflanze. 243 


ist offenbar auch der Grund, warum man dieselben in der 
Pflanze stets vermisst. Nitrate Können hingegen auffallend lange, 
Wochen, ja’Monate lang innerhalb der Pflanzenzelle verweilen, 
bevor sie zerstört werden. 

3. Nitrite wirken im Gegensatze zu den Nitraten schon in 
verhältnissmässig verdünnten Lösungen (0:1—0:01°/,) auf ver- 
schiedene Gewächse schädigend. 

4. Pflanzen, denen der Stickstoff nicht in Form von Nitraten, 
sondern nur in Form von Nitriten oder Ammoniak geboten wird, 
enthalten niemals Nitrate. Daraus geht hervor, dass weder die 
salpetrige Säure noch das Ammoniak in der Pflanze eine Oxy- 
dation zu Salpetersäure erfahren. 

Die Pflanze hat — vielleicht mit Ausnahme der Bacterien 
— entgegen der Ansicht von Berthelot und Andr& nicht die 
Fähigkeit, aus Stickstoffverbindungen Nitrate zu erzeugen.! Alles 
Nitrat der Pflanze stammt von aussen und wenn sie mehr davon 
enthält als ihr Substrat, so ist der Überschuss Siniach durch 
Speicherung zu erklären. 

5. Diphenylamin, in Schwefelsäure gelöst, eignet sich vor- 
trefflich zum Nachweis von Nitraten unterm Mikroscop. Es ist 
jedoch hiebei zu beachten, dass da, wo bei Einwirkung der 
Schwefelsäure rasch Huminkörper entstehen, wie dies bei ver- 
holzten Geweben (Holzzweigen) in besonderem Grade der 
Fall ist, die Reaction hiedurch mehr oder minder behindert wird. 

6. Die Arbeit enthält ferner einige Beobachtungen über das 
localisirte Auftreten von solchen Substanzen, welche Guajak- 
emulsion und gleichzeitig Jodkaliumstärkekleister bläuen. 


1 Nachträgliche Anmerkung des Verfassers. Kurze Zeit nach 
Veröffentlichung meiner Abhandlung erschien in den Ber. d. deutsch. chem. 
Ges. 1887, Nr. 8, S. 1500 eine Arbeit von E. Schulze, in welcher der 
obige Satz durch Versuche mit Lupinenkeimlingen eine neue Stütze erhält. 


16 * 


244 


XII. SITZUNG VOM 20. MAI 1887. 


Der Vorsitzende gedenkt des am 18. Mai erfolgten Ab- 
lebens des wirklichen Mitgliedes Herrn Dr. August Pfizmaier 
in Döbling. 

Die anwesenden Mitglieder geben ihrem Beileide durch 
Erheben von den Sitzen Ausdruck. 

Das Harvard College Observatory in Cambridge 
(U. S.) spricht den Dank aus für die Mittheilung der kaiserlichen 
Akademie über wissenschaftliche Beobachtungen auf Hochgipfeln 
in Österreich. 

Das w.M. Prof. E. Mach in Prag übersendet eine vorläufige 
Mittheilung des Herrn H. Luggin über dessen Untersuchung 
der elektrischen Kraft des Lichtbogens. 

Das ce. M. Herr Prof. Franz Exner in Wien übersendet eine 
Abhandlung: „Über transportable Apparate zur Beob- 
achtung der atmosphärischen Elektrieität“. 

Herr Prof. Dr. A. Wassmuth an der Universität in Ozer- 
nowitz übersendet eine in Gemeinschaft mit Herrn Dr. G. A. 
Schilling verfasste Abhandlung: „Über eine Methode zur 
Bestimmung der Galvanometerconstante“, 

Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen 
von Herrn Stiftseapitular Prof. P. C. Puschl in Seitenstetten 
vor: 

1. „Über das Verhalten der Gase zu den Gesetzen 
von Mariotte und Gay-Lussaec“. 

2. „Über den höchsten Siedepunkt der Flüssig- 
keiten“. 

Ferner legt der Secretär ein versiegeltes Schreiben behufs 
Wahrung der Priorität von Herrn Franz Pabisch, Maschinist in 
Währing bei Wien, vor. 


245 


Das w. M. Herr Regierungsrath Dr. Steindachner über- 
reicht den IV. Theil einer gemeinschaftlich mit Herrn Dr. L. 
Döderlein ausgeführten Abhandlung: „Beiträge zur Kennt- 
niss der Fische Japan’s“. | 

Herr Regierungsrath Steindachner überreicht ferner eine 
Abhandlung des Herrn Anton Handlirsch, welche den Titel 
führt: „Monographie der mit Nysson und Bembex ver- 
wandten Grabwespen“. 

Das w. M. Herr Direetor E. Weiss bespricht die Kometen- 
entdeckung, welche am 12. Mai Herrn Barnard zu Nashville 
(U. S.) gelungen ist. 

Das w. M. Herr Director J. Hann überreicht eine Abhand- 
lung des Herrn Friedrich v. Kerner unter dem Titel: „Unter- 
suchungen über die Schneegrenze im Gebiete des 
mittleren Innthales“. 

Herr Friedrich Bidschof in Wien überreicht eine Abhand- 
lung: „Bestimmung der Bahn des Kometen 1848 I“. 


246 


Monographie der mit Nysson und Bembex 
verwandten Grabwespen, 


Von Anton Handlirsch. 


(Mit 5 Tafeln.) 


In den folgenden Blättern soll es versucht werden, einen 
Verwandtschaftskreis aus der grossen Familie der 
Sphegiden einer eingehenden Besprechung zu unterziehen. 

Ich habe bei meiner Arbeit das Hauptgewicht auf die Kritik 
gelegt, von der Ansicht ausgehend, dass ohne sichere Deutung 
der beschriebenen Formen nicht nur die Kenntniss der neuen 
auf keinen erfreulichen Standpunkt zu bringen ist, sondern es, 
bei der geradezu erdrückenden Last von Synonymen, dem Autor 
fast unmöglich wird, Formen, und seien sie noch so ausgezeichnet, 
mit Sicherheit als neue hinzustellen. Von diesem Gesichtspunkte 
betrachtet, hoffe ich, wird meine Arbeit bei den Fachgenossen 
freundliche Aufnahme finden und es nicht Wunder nehmen, wenn 
auch eine Anzahl in neuerer Zeit beschriebener Arten dem 
Schicksale so vieler älterer anheimfällt, nämlich als Synonym zu 
früher beschriebenen gezogen zu werden. Habe ich doch selbst, 
trotz des wirklich sehr reichlichen Materiales, das mir zur Ver- 
fügung stand, mit den grössten Schwierigkeiten zu kämpfen 
gehabt, wenn es galt, Formen aus Faunengebieten, deren Arten 
in den europäischen Sammlungen spärlicher vertreten sind, wie 
z. B. aus Amerika, mit Sicherheit, allein nach den vorhandenen 
Beschreibungen, zu deuten oder als neue hinzustellen. 

Möge es mir, wie bei diesem Versuche, auch in Zukunft 
gestattet sein, von den in den verschiedenen öffentlichen und 
Privatsammlungen befindlichen typischen Exemplaren recht aus- 
giebigen Gebrauch zu machen und so zur Klärung der Synonymie 
mein Schärflein beizutragen. ; 


Grabwespen. | 247 


Leider gelang es mir trotz meiner Bemühungen nicht, die 
Originalexemplare zu den Beschreibungen einiger Autoren zum 
Studium zu erhalten, so die von E. T. Cresson, A. Costa, 
G. Gribodo, ferner einige im Besitze des Herrn H. Tournier 
befindliche Typen Chevrier’scher Arten und viele im Museum 
der Moskauer Universität hinter Schloss und Riegel wohl ver- 
wahrte Originalexemplare zu Radoszkowsky’s Beschreibungen 
der Hymenopteren von Fedtschenko’s Reise nach Turkestan. 

Um so freudiger ergreife ich daher die Gelegenheit, allen 
jJenenHerren, welche mich beidieser Arbeitin der uneigennützigsten 
Weise nnterstützten, an dieser Stelle meinen wärmsten Dank 
auszusprechen. In erster Linie bin ich meinem lieben Freunde 
F. Kohl verpflichtet, der mich zu dieser Arbeit anregte und mir 
seine reiche, jetzt in den Besitz des hiesigen k.k. naturhistorischen 
Hofmuseums übergegangene Sammlung, in der sich ausser den 
Typen der von ihm beschriebenen Arten solche von Chevrier, 
Wesmael und Moesäry befinden, überliess, und der mir auch 
stets mit gutem Rathe zur Seite stand. Den Herren Custoden 
Prof. Dr. Fr. Brauer und A. Rogenofer verdanke ich viele 
wichtige’ Aufschlüsse, ersterem besonders in morphologischen, 
letzterem in Literaturfragen, deren einige ausserdem Herr Prof. 
Dr. C. v. Dalla Torre in Innsbruck, Herr Edm. Andre in 
Beaune und Herr Paul Loew in Wien mir auf das Bereitwilligste 
beantwortete. Herr A. Mocsäry sandte mir das reiche Materiale 
des Pester National-Museums mit den Typen des weitaus. 
grössten Theiles der von ihm beschriebenen Arten; General 
O0. Radoszkowsky in Warschau zahlreiche Originalexemplare 
seiner und der Eversmann’schen Arten, nebst zahlreichen un- 
determinirten und ganz neuen Formen. Dr. H.L. OÖ. Schmiede- 
knecht in Gumperda und Herrn W. Wüstnei in Sonderburg 
verdanke ich ausser unbestimmtem Materiale auch einige Typen. 
Von den Herren Prof. Dr. G. Mayr, P. Magretti, Edm. Andre 
V.v. Röder, H. de Saussure (durch die freundliche Vermitt- 
lung Herrn Emil Frey-Gessner’s), sowie von meinen werthen 
Freunden J. Kolazy in Wien und H. Friese in Mecklenburg- 
Schwerin wurde ich gleichfalls durch Überlassung des ein- 
schlägigen, zum Theile sehr reichlichen Materiales zum Studium 
auf das Thatkräftigste unterstützt. Grösstentheils unbearbeitetes 


248 A. Handlirsch, 


Materiale erhielt ich aus dem Museum der königlichen 
Universität zu Berlin durch die Güte der Herren Dr. Dewitz 
und Dr. Karsch, aus dem zoologischen Museum in Braun- 
schweig durch meinen Freund K. Heller. Durch Intervention 
des Herın Edm. Reitter in Mödling wurden mir höchst inter- 
essante asiatische, von Dr. Walter gesammelte Formen aus dem 
Caucasischen Museum zur Bearbeitung anvertraut. Typen 
Taschenberg’scher Arten konnte ich bei meinem Freunde 
Kohl untersuchen, sowie die damals in dessen Händen befind- 
lichen Exemplare aus dem Münchener Museum, Originale von 
Saussure, Sichel und Giraud aus den reichen Sammlungen 
des Wiener Hofmuseums, die mir durch die Liberalität des 
Directors der zoologischen Abtheilung, Herrn Regierungsrath 
Dr. Steindachner zur ausgiebigsten Benützung zur Verfügung 
stand und die einen grossen Theil der Typen zu den von mir 
abgefassten Beschreibungen enthält. | 

Einige Vorbemerkungen mögen hier noch ihren Platz finden. 
Bei den synonymischen Citaten der Arten und Gattungen sind nur 
Beschreibungen, Abbildungen und Bestimmungstabel- 
len berücksichtigt worden. So weit es nach den vorhandenen 
Beschreibungen möglich war, habe ich auch die mir in natura 
unbekannten Arten dort eingefügt, wo mir ihre Stellung am natür- 
lichsten erschien. Sind die Beschreibungen jedoch zu mangelhaft, 
so dass ein sicherer Schluss auf die nähere Verwandtschaft nicht 
möglich war, so fügte ich die Originalbeschreibungen in deutscher 
Übersetzung am Schlusse jeder Gattung bei, wodurch den 
Hymenopterologen das keineswegs mühelose Nachschlagen inzum 
Theile schwerzugänglichen Werken und Zeitschriften erspart wird. 

In dem Literaturverzeichnisse, das wohl Anspruch auf mög- 
lichste Vollständigkeit machen kann, habe ich die wenigen 
Arbeiten, die ich trotz meiner Bemühungen nicht selbst ver- 
gleichen konnte, mit einem -F bezeichnet, und dasselbe Zeichen 
auch stets zu den Citaten in den Synonymenlisten gesetzt, die 
sich auf solche Publieationen beziehen. Die Mittheilung neuer 
oder mir entgangener Publicationen über die von mir bearbeiteten 
Hymenopteren wird mir stets willkommen sein, da ich von Zeit 
zu Zeit Nachträge zu dieser Arbeit zu bringen gedenke. 


Grabwespen. 249 


Literaturverzeichniss, 


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Naturalistes de Moscou, LV. 1880. p. 150. 

Berthold, Arn. Ad., Latreille’s „Natürliche Familien des Thierreiches“, 
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Grabwespen. a8 


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17 # 


260 A. Handlirsch, 


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262 


A. Handlirsch, 


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Smi 


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Grabwespen. 265. 


Einleitung. 


Die Gattungen, die ich mir aus der so überaus formen- 
reichen Familie der Grabwespen zum Studium ausgewählt 
habe, bilden einen engeren Verwandtschaftskreis, 
keineswegs aber eine oder gar mehrere abgeschlos- 
sene Familien oder Unterfamilien, wie sie bisher von der 
Mehrzahl der Autoren in dem Bedürfnisse nach systematischen 
Einheiten, meist ohne stichhältige Begründung, angenommen 
wurden, 

Wie Kohl! mit Recht hervorhebt, kann von einer Zer- 
spaltung der Sphegiden in solche Familien oder Sub- 
familien überhaupt nicht die Rede sein; es lassen sich wohl 
manche Gattungen vermöge ihrer gemeinsamen Charaktere zu 
natürlichen Complexen (Gattungsgruppen) vereinigen, wäh- 
rend andere ganz isolirt stehen oder Zwischenglieder 
zwischen den einzelnen Gattungsgruppen bilden. 

Von den in dieser Arbeit behandelten Gattungen bilden die 
folgenden engere Verwandtschaftsgruppen: Bothynostethus 
Kohl und Scapheutes n. g.; Alyson Jur. und Didineis Wesm.; 
Stizus Latr. und Sphecius Dahlb.; ferner Bembex Fabr., Mone- 
dula Latr., Bembidula Burm. und Steniolia Say.; die übrigen 
Gattungen: Nysson Latr., Mellinus Latr., Entomosericus Dahlb., 
Gorytes Latr. und Ereirus Shuck. stehen mehr oder weniger 
isolirt. 

Zwei der Gattungen, Gorytes und Stizus, unterscheiden sich. 
in Bezug auf ihren Inhalt sehr wesentlich von den anderen; sie 
enthalten eine grössere Anzahl heterogener Formen, die 
jedoch alle durch Zwischenformen derart miteinander ver- 
bunden sind, dass eine Zerlegung in mehrere Gattungen 
nicht durchführbar ist, man wollte denn auf jede Zwischen- 


1 Die Gattungen und Arten der Larriden Autorum. Verh. d. k. k. 
zoolog. bot. Ges. in Wien. XXXIV. 1884. 


266 A. Handlirsch, 


form eine eigene Gattung gründen, die aber, mit dem Auffinden 
neuer Formen in Zukunft, gewiss wieder unhaltbar werden 
würde. | | 

Diese artenreichen Gattungen erscheinen mir als in der 
Spaltung begriffene, die mit dem Aussterben der zahlreichen, 
jetzt noch lebenden Zwischenformen, in eine grössere Anzahl 
von Gattungen zerfallen werden, die dann zusammen je einen 
solchen Complex bilden werden, ähnlich wie der, welcher 
gegenwärtig von den Gattungen Bembex, Monedula ete. gebildet 
wird. Auf die Details dieser Verhältnisse werde ich bei der 
Besprechung der einzelnen Gattungen zurückkommen. 

Die von den Autoren in der grossen Familie der Sphegi- 
den vorgenommenen Eintheilungen in Familien und Unter- 
familien sind schon von Gerstäcker! und Kohl? besprochen, 
und die hieraus hervorgegangenen systematischen Einheiten als 
künstlich und infolge dessen als unhaltbar hingestellt 
worden. Es erübrigt mir daher nur, einige Worte über die wich- 
tigsten, speciell bei den in dieser Arbeit behandelten Gattungen 
in Betracht kommenden derartigen Versuche, meine Ansichten 
auszusprechen. 

Bei Latreille finden wir in den einzelnen Werken stets 
verschiedene Eintheilungen. 

In seiner Histoire naturelle desInsectesete., vol. XIII, 
nimmt er als gleichwerthige „Familles“ die Mutillaires, 
Scolietes, Pompiliens, Sphegimes, Bembeciles mit den 
Gattungen Bembex, Monedula und Stizus, Nyssoniens mit 
Nysson, Ozxybelus, Gorytes, Psen und Trypoxylon, Philan- 
theurs mit Philanthus, Cerceris und Mellinus und Crabronites 
mit Crabro und Pemphredon an. Mellinus enthält auch den 

Gorytes laevis Latr. und Didineis lunicornis Fabr. | 
| In dem 1809 erschienenen IV. Bande seiner Genera Cru- 
staceorum et Insectorum redueirt Latreille die Zahl seiner 
früher angenommenen Familien und zieht die Pompiliens zu 
den Sphegimes, welche in der Histoire naturelle ausser 
den mit Sphex und Ammophila näher verwandten, noch andere 


i Über die Gattung Oxybelus Latr.; Zeitschr. f. d. ges. Naturw. XXX. 
Halle. 1867. | 
Zeig: 


Grabwespen. 267 


Gattungen enthielten, die er jetzt mit den Nyssoniens und 
Philantheurs zu den Crabronites stellt; die früheren Bem- 
beeiles werden in dem alten Umfange mit dem in Bembeeci- 
des umgeänderten Namen beibehalten. Seine Crabronites ent- 
halten in ihrer neuen Form die Gattungen Astata, Larra, Lyrops, 
Miscophus, Dinetus, Palarus, Tachybulus, Trypozylon, Nitela, 
Ozxybelus, Crabro, Pemphredon, Stigmus, Mellinus (s. nostr.), 
Alyson, Gorytes, Nysson, Psen, Cerceris und Philanthus. 

Den Fehler, den Latreille durch Vereinigung der Pompi- 
liden mit den Gattungen aus dem engeren Verwandtschafts- 
kreise von Sphex gemacht, corrigirte er in der im nächstfolgen- 
den Jahre erschienenen Arbeit, Consid&rations generales 
ete., durch deren abermalige Trennung; was durch Erweiterung 
der Familie Crabronites gewonnen war, ging durch Abtren- 
nung der Larratae hier wieder verloren. Zu dieser letzteren 
Familie stellte er die Gattungen Gorytes, Nysson, Psen, Astata, 
Palarus, Larra, Lyrops, Dinetus, Miscophus, Pison, Trypozylon, 
Nitela und Oxybelus, so dass bei den Crabronites nur Crabro, 
Stigmus, Pemphredon, Mellinus, Alyson, Cerceris und Philanthus 
verblieben. Mellinus, Alyson, Gorytes und Nysson, die früher 
richtig beisammen standen, wurden durch diese ganz willkürliche 
Spaltung weit von einander getrennt. Wie in den anderen Arbeiten 
hielt Latreille auch in dieser die Bembecides in demselben 
Umfange als Familie aufrecht. 

Blanchard ! lehnte sich in vielen Punkten an Latreille’s 
Eintheilungen. Er fasst als gleichwerthige Familien mit den 
Larriens ete. die Crabroniens und die Bembeciens auf 
und theilt die Crabroniens weiter in zwei „Groupes#, 
Nyssonites und Crabronites, von welchen die erste die Gat- 
tungen Astata, Nysson, Oxybelus, Nitela und Pison, die zweite 
Trypozxylon, Gorytes, die mit Crabro und Pemphredon näher ver- 
wandten Gattungen, ferner Mellinus, Alyson, Psen, Mimesa, Cer- 
ceris und Philanthus enthält. Den Werth dieser Eintheilung 
charakterisirt die Einschiebung der mit Crabro und Pemphre- 
don näher verwandten Formen zwischen Gorytes und Mellinus, 
sowie die weite Entfernung von Pison und Trypozylon, die in 
zwei verschiedene „Groupes“ gebracht werden, zur Genüge, 


1 Histoire naturelle des Insectes. 


268 A. Handlirsch, 


Dahlbom, an dessen System viele seiner Nachfolger, bis 
in die neueste Zeit, sich anschlossen, unterscheidet Nyssonidae, 
Bembecidae und Mellinidae als gleichwerthige Familien. 
In die erste stellt er die Gattungen Alyson, Harpactes, Stizus, 
Sphecius, Lestiphorus, Euspongus, Hoplisus, Gorytes, Nysson und 
Entomosericus, in die zweite Bembex und Monedula, in die dritte 
nur Mellinus. 

Nyssoniden und Bembeciden werden durch die bei 
letzteren stark verlängerte Oberlippe (mit der eine entspre- 
chende Entwicklung der übrigen Mundtheile einhergeht, was 
Dahlbom übrigens nicht ausdrücklich erwähnt) unterschieden. 

Was das erste Merkmal anbelangt, die Verlängerung der 
Mundtheile, so scheint dasselbe auf den ersten Blick wohl 
bestechend und kann leicht zur Abtrennung einer Familie ver- 
leiten. Vergleicht man aber die einzelnen Formen, denen dieses 
Merkmal zukommt, so ergeben sich schon starke Differenzen 
in Bezug auf die Ausbildung desselben, so ist z. B. zwisehen 
Steniolia Say. und Bembidula Burm., die beide von Bembex und 
Monedula erst in neuerer Zeit abgetrennt wurden, der Unter- 
schied in der Länge der Maxillen und der Zunge viel grösser, 
als zwischen Bembidula und gewissen Arten der Gattung Stizus, 
bei denen die Oberlippe ebenfalls verlängert ist, allerdings nie 
in dem Maasse wie bei Bembex und seinen Verwandten. Man sieht 
also, dass die von der Länge der Mundtheile genommenen Merk- 
male nur graduelle Unterschiede liefern, die für sich 
allein zur Trennung von Familien nicht berechtigen. 

Haben uns die Mundtheile bei einer solchen Eintheilung im 
Stiche gelassen, so ergeht es uns nicht besser, wenn wir ver- 
suchen, dieselben Familien durch andere Unterschiede zu trennen. 

Das Flügelgeäder erweist sich für eine Trennung der 
Dahlbom’schen Bembeeiden und Nyssoniden als Fami- 
lien als ganz unzulänglich, solange die Gattung Stizus bei 
den Nyssoniden bleibt, da zwischen dem Geäder dieser Gat- 
tung und dem der Bembecidae Dahlbom absolut kein Unter- 
schied zu finden ist, der nur zu einer generischen Trennung 
berechtigen würde; man vergleiche die Flügel von Bembidula 
discisa Taschenb. (Tab. III, Fig. 13) und Stizus tridens Fabr. 
(Tab. II, Fig. 19). Viel mehr verschieden ist das Geäder von 


Grabwespen. 269 


Gorytes, Alyson und den anderen Gattungen, die Dahlbom mit 
Stizus in eine Familie stellt, von dem Geäder dieser Gattung. 
Das unentwickelte Flügelmal und die kleine, von der Medialader 
sehr weit entfernte Radialzelle geben dem Flügel der Bembe- 
ciden Dahlb. und jenem der Gattung Stizus einen so präg- 
nanten gemeinsamen Typus, dass bei einer Trennung der 
Nyssoniden und Bembeciden nach dem Flügelgeäder 
Stizus entschieden zu letzteren gestellt werden müsste. Nun 
liefern aber die Gattungen Sphecius Dahlb., die nach ihren 
übrigen Merkmalen mit Stizus sehr nahe verwandt ist, und Exei- 
rus Shuck. in ihrem Geäder sehr schöne Übergänge zwischen 
dem Flügeltypus von Gorytes und dem von Stizus und Bembew. 
Somit wäre auch der Versuch einer Begründung obiger Einthei- 
lung nach dem Geäder als ein missglückter zu betrachten. 

Sehr unnatürlich ist die Reihenfolge der Gattungen 
der Nyssoniden bei Dahlbom, in erster Linie die Stellung 
von Stizus und Sphecius zwischen Harpactes und die übrigen 
von mir zu Gorytes gezogenen Gattungen. Er legte viel zu grossen 
Werth auf die Länge der Analzelle der Hinterflügel, die 
bei den einzelnen Gattungen selbst sehr grossen Schwankungen 
unterliegt, wie z. B. bei Nysson und Gorytes s. nostr. 

Seine Melliniden unterscheidet er von den anderen Fami- 
lien durch das stielförmige erste Abdominalsegment, das 
sich jedoch in gar nichts von dem vieler @orytes-Arten, z. B. den 
von Smith als Megalomma abgetrennten, unterscheidet. Zwischen 
seine Melliniden und Nyssoniden stellt Dahlbom seine 
Philanthiden. 

Dahlbom’s Zeitgenosse, Lepelletier, unterscheidet als 
gleiehwerthige Familien Crabronides, Bembecides, Sphe- 
gides, Scolides, Eumenides etc. Zu den Bembecides 
stellt er auch Sfizus und Hogardia (= Sphecius Dahlb.), gründet 
aber auf eine Sfizus-Art die Gattung Bicyrtes, die er zu den 
Crabronides bringt, welche auch die schon bei Dahlbom 
genannten Gattungen der Nyssoniden und Melliniden dieses 
Autors enthalten. Nysson und Bicyrtes stellt Lepelletier in die 
erste „Tribu“ seiner Crabronites, die Cercerites; die zweite 
„Iribu“ umfasst das Genus Gorytes in meinem Sinne, sie führt 
den Namen Gorytites. In die dritte Unterabtheilung gehören 


2TO A. Handlirsch, 


als Mellinites Alyson (einschliesslich Didineis), Mellinus, neben 
Cemonus und Pemphredon. 

Dass Lepelletier's Familien äusserst ungleichwerthig 
sind, beweist wohl am besten der Umstand, dass er die mit Sphex 
verwandten Gattungen und alle Pompiliden als Sphegides 
in einen Topf wirft. Seine Orabronides enthalten alle übrigen 
Sphegiden, mit Ausnahme der mit Bembex und Stizus ver- 
wandten Gattungen. 

Es scheint also, dass auch Lepelletier viel zu grossen 
Werth auf die Verlängerung der Mundtheile gelegt hat. Dass er 
seine eigenen „Familles“ nicht im Stande war zu unterscheiden, 
zeigt am besten die Stellung von Bieyrtes in seinem Systeme, 

Eversmann'! hält sich ganz nach Dahlbom, nur nennt 
er die einzelnen Abtheilungen Subfamilien. 

Wesmael fasst in seiner gediegenen Revue critique? 
als gleichwerthig mit Pompilidae, Mutillidae ete., die Sphe- 
cidae, Larridae, Bembeeidae, Nyssonidae, Cerceridae, 
Pemphredonidae und Crabronidae auf. Seine Bembeeci- 
den enthalten nur das Genus Bembex. (Stizus, als in Belgien 
nicht vorkommend, wird in der Arbeit nicht erwähnt.) Die Nys- 
soniden enthalten die Gattungen Nysson, Gorytes, Mellinus und 
Didineis. Alyson wird merkwürdigerweise zu den Cerceriden 
gestellt, die er von den Nyssoniden dadurch unterscheidet, 
dass sie nur einen Sporn an den Mittelschienen besitzen. Der 
zweite Sporn wurde von Wesmael bei Alyson einfach über- 
sehen, da er rudimentär ist. Die Eintheilung ist, bis auf die Auf- 
fassung der Gattungscomplexe als abgegrenzte Familien, 
als eine glückliche zu bezeichnen. 

Wesentlich dieselben Abtheilungen, wie bei Dahlbom, 
finden wir bei Schenck ? wieder, nur bezeichnet er sie als 
Unterfamilien. Er unterscheidet: Nyssonidae mit den Gat- 
tungen Alyson, Nysson, Stizus und Gorytes (in meinem Sinne), 
Bembecidae mit Bembex .und Mellinidae mit Mellinus. Als 
Merkmale zur Unterscheidung werden, wie von Dahlbom, der 
Hinterleibsstiel und die Länge der Oberlippe verwendet. 


1 Fauna hymenopterologiea Wolgo-Uralensis, Bull. Mose. XXII. 1849. 
2 Acad. royale de Belgique XVII. 1851. 
3 Die Grabwespen des Herzogthums Nassau. 1857. 


Grabwespen. 211 


Der Amerikaner Packard bringt zu seiner Unterfamilie 
Nyssoninae ausser den Gattungen Gorytes, Nysson, Stizus 
(— Sphecius nob.) Larra (= Stizus nob.) auch die isolirt stehende 
Gattung Oxybelus und unterscheidet ausserdem Mellininae mit 
Mellinus und Alyson Ss. lat. | 

Im selben Jahre machte Gerstäcker in seiner Monogra- 
phie der Gattung des Oxybelus, ! wie schon oben bemerkt, 
aufmerksam, dass die Theilung der Sphegiden in abge- 
srenzte Familien nicht thunlich sei und bezeichnete die früheren 
Systeme als unnatürliche. 

Thomson? nennt jedoch wieder seine Abtheilungen Fami- 
lien und hat Nyssonidae mit Nysson und Gorytes s. lat., Mel- 
linidae mit Mellinus. Zu seinen Cercerides stellt er neben 
Cerceris wieder den Alyson, wozu ihn derselbe Grund wie Wes- 
mael bewog. 

Der gründlichste Kenner der Sphegiden, Kohl, spricht 
sich in seinen Arbeiten ebenfalls wie Gerstäcker gegen die 
Trennungin Familien und gegen die Systeme der früheren 
Autoren zu wiederholten Malen aus. 

Ich halte mit obigen dafür, dass derartige künstliche 
Abgrenzungen höherer systematischer Gruppen unter den 
Sphegiden, sei es als Unterfamilien oder Familien, seies 
mit den Ausgängen ides, ites, iles, inae, idae oder wie immer, 
die Kenntniss dieser Gruppen keineswegs fördern, einer natür- 
lichen Gruppirung der Gattungen aber stets als Hinder- 
niss entgegentreten werden, weil man durch Beibehaltung 
solcher abgeschlossener Familien stets gezwungen sein wird, die 
mehr isolirt stehenden Gattungen in eine oder die andere 
dieser in Wirklichkeit nicht existirenden Familien zuzwängen 
oder auf jede eine neue zu errichten. 

Ebenso wie die Gattungscomplexe wurden die einzelnen 
Gattungen von den früheren Autoren sehr verschieden aufgefasst. 
Besonders Gorytes und Stizus wurden vielfachen Spaltungen 
unterworfen, ein Umstand, der in dem Inhalte dieser Gattungen 


1 Zeitschrift f. d. g. Naturw., herausgegeb. von Giebel und Siewert, 
XXX. Berlin, 1867. 
2 Opuseula entomologica II. 1870 und Hymenoptera Scandinavia. II. 
1874. 


212 A. Handlirsch, 


seinen Grund hat. Bei blosser Berücksichtigung der Formen 
eines einzelnen Faunengebietes, z. B. des verhältniss- 
mässig am besten bekannten palaearctischen, wäre es auch 
ganz gut möglich, diese Gattungen in mehrere aufzu- 
lösen, es ist aber ein richtiges Urtheil über sie ohne Berücksich- 
tigung der Formen aller Faunengebiete ganz unmöglich, 
da oft gerade die vermittelnden Formen zwischen den ein- 
zelnen, sonst abgrenzbaren Artgruppen in verschiedenen Faunen- 
gebieten leben. | 

Bevor ich mich zum kritischen und systematischen Theile 
meiner Arbeit wende, glaube ich es nicht unterlassen zu dürfen, 
die Resultate meiner Untersuchungen über den Bau des Hy- 
menopteren-Thorax mitzutheilen, die ich anstellen musste, 
um über die einzelnen Theile desselben, sowie über deren 
Nomenelatur mir Klarheit zu verschaffen. 

Der Thorax ist bei allen Hymenopteren aus drei Seg- 
menten zusammengesetzt, an die sich noch, wie schon Latreille 
nachgewiesen, ein vierter Leibesring, das Mittelsegment 
anschliesst, von dem jedoch nur die Rückenplatte ent- 
wickelt ist. | 

Brauer hebt in seinem Werke „Systematisch-zoolo- 
gische Studien“! hervor, dass diese Bildung allen Haut- 
flüglern zukommt, mit Einschluss der von Gerstäcker? 
als Hymenoptera symphyta abgetrennten Tenthrediniden- 
Auch bei diesen ist das erste Hinterleibssegment (als welches 
dieser Abschnitt bei anderen Insecten ? erscheint) mit dem Meta- 
thorax innig verwachsen und nur dessen Dorsalplatte entwickelt, 
mithin ein Segmentum mediale vorhanden. 

Der Unterschied der Hymenoptera symphyta von den apo- 
critis bei der Imago beschränkt sich daher darauf, dass bei 
den letzteren der Hinterleib an seiner Insertion am Segmentum 
mediale stark verengt ist, während bei den Hymenopteris 
symphytis der Hinterleib an das Mittelsegment breit ange- 
wachsen ist. 


1 Sitzungsber. der. k. Akad. der Wissensch. XCI. Wien, 1885. 8.237. 
und ff. 

2 Die Gattung Oxybelus ete. 

3 Cf. Brauer. ce. $. 309. 


Grabwespen. 273 


An dem Prothorax, der bei den Hymenopteren nie sehr 
mächtig entwickelt ist, lässt sich nur die Rückenplatte, das Pro- 
notum und die Bauchplatte, das Prosternum, unterscheiden. 
Eine weitere Differenzirung dieser Theile konnte ich bei den mir 
zugänglichen Formen nicht erkennen. Der Prothorax besitzt 
kein Stigma, sein Sternaltheil trägt die Coxen und ist mit dem 
Pronotum nicht fest verwachsen. | 

Der Rückentheil des zweiten Thoracalsegmentes, des Meso- 
thorax, zerfällt in mehrere hinter einander gelegene Theile, von 
denen der vorderste, das Praescutum, bei Tenthrediniden 
und vielen Ichneumoniden gut erhalten, bei den Aculeaten 
Jedoch mit dem zweiten Theile, dem Seutum, verschmolzen ist; 
in meiner Arbeit werde ich diese vereinigten Theile mit dem 
herkömmlichen Namen „Dorsulum“ bezeichnen. Der dritte, bei 
ungeflügelten Formen häufig nieht gesonderte Theil des Meso- 
thorax ist das Seutellum. Nach den Seiten und nach unten 
wird der Mesothorax durch die Pleuren und das Sternum ab- 
geschlossen. Die ersteren bestehen wieder aus zwei Theilen, von 
denen der vordere als Episternum, der hintere als Epimerum 
bezeichnet wird. 

Gerade diese Theile sind es, die bei den einzelnen Formen 
so verschieden entwickelt sind und in Folge dessen sehr häufig 
verkannt wurden, 

Es ist, um ihre Grenzen richtig festzustellen, unbedingt 
nothwendig, eine grössere Reihe von Formen aus den verschie- 
denen Familien der Hymenopteren zu vergleichen, wobei man 
beobachten kann, wie durch das Verschwinden einer oder der 
anderen Naht, die Zusammensetzung des Thorax sich 
scheinbar ändert. So z. B. können Episternum und Epi- 
merum nur mit einander verschmolzen sein (Camponotus 
ligniperdus ?, Tab. I, Fig. 57) oder auch mit dem Sternum 
(Nysson, Tab. IV, Fig. 1) und selbst mit dem Dorsulum bei 
ungeflügelten Formen; in anderen Fällen wieder ist nur einer 
dieser Theile mit dem Sternum verschmolzen, der andere davon 
getrennt (Bembex tarsata, Tab. IL, Fig. 3, Vespa orientalis. Tab. I, 
Fig. 3). 

Die Stigmen des Mesothorax liegen knapp an der 
Grenze des Prothorax, bei den Aculeaten unter den seitlichen 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 17 


274 A. Handlirsch, 


Lappen des Prothorax, den sogenannten Sehulterbeulen, ver- 
borgen. Sie sind an den Nymphen viel leichter zu erkennen, als 
an den entwickelten Insecten. 

Der Metathorax ist meist nur sehr schmal entwickelt. Der 
Rückentheil desselben lässt nur eine grössere Platte erkennen, 
ich nenne sie Metanotum; es ist derjenige Theil, der sich 
unmittelbar an das Scutellum des Mesothorax anschliesst und der 
von den meisten Autoren „Postsceutellum“ genannt wurde. 
Die Pleuren des Metathorax zeigen in der Regel keine 
weitere Theilung, das Sternum ist in vielen Fällen klein und 
bildet oft nur einen schmalen Streifen an den Seiten ober den 
Hintereoxen, manchmal aber (Ammophila affinis, Tab. I, Fig. 9, 
Camponotus ligniperdus, Tab. I, Fig. 7) übersteigt es doch die 
Grösse der Metapleuren. 

Gleich denen des Mesothorax liegen die Stigmen des 
Metathorax, die meist sehr schwer zu sehen sind, am Vorder- 
rande des Segmentes, d. i. an der Grenze von Meso- und Meta- 
thorax, nahe unter der Flügelinsertion. 

Der Thorax findet nach hinten zu durch das Mittelseg- 
ment seinen Abschluss, welches, in seiner Gestalt sehr mannig- 
fach, bei den Aculeaten stets viel mehr entwickelt ist als der 
Metathorax. Sein Stigma liegt stets nahe dem Vorderrande und 
ist. sehr gut sichtbar. 

Ausser den hier angeführten, der Zusammensetzung ent- 
sprechenden Differenzirungen treten am Thorax und Mittelseg- 
ment noch viele Falten, Furchen und Kanten auf, die aber mit 
der morphologischen Zusammensetzung des Hautskeletes 
ar nichts zu thun haben und entweder blossen Hautfalten ent- 
sprechen oder der Seulptur angehören. Als Beispiele mögen die 
verschiedenen Leisten und Furchen, durch welche die soge- 
nannten „Felder“ am Mittelsegmente vieler Hymenopteren 
begrenzt werden, oder die durch Knickung des Mesosternums 
entstandene Kante bei Gorytes-Arten (Tab. H, Fig. 1, 2) ete. 
dienen. Für die Erklärung des Thoraxbaues haben diese Dinge 
ebensowenig Bedeutung, wie die Punktirung oder Runzelung, in 
der Systematik jedoch sind sie, so wie diese, als Unterscheidungs- 
merkmale gut zu verwenden. 


Grabwespen. 275 


Das Letztere gilt selbstverständlich in erhöhtem Maasse von 
den durch den Bau des Thorax bedingten Verschiedenheiten, 
und ich glaube, dass an deren seltener Benützung in erster Linie 
die Confusion in ihrer Deutung die Schuld trägt, so dass ein 
Arbeiter, der nicht selbst in der Lage ist, durch Untersuchung 
zahlreicher Formen sich Aufschluss zu verschaffen, die am Thorax 
vorhandenen Merkmale kaum in ausreichender Weise benützen 
kann. 

Um so bedauerlicher ist es daher, wenn in einem der neue- 
sten allgemeinen Werke, das nach den Intentionen des Autors 
sowohl, als nach seiner ganzen Anlage, zum Leitfaden und Hand- 
buch für Hymenopterologen bestimmt ist, wieder eine unrichtige 
Anschauung über diesen Gegenstand dem entomologischen Publi- 
cum geboten wird, obgleich schon in gewiss maassgebenden 
Abhandlungen von Gerstäcker! und Brauer”? Thatsachen 
vorliegen, die nur der speciellen Ausarbeitung für die einzelnen 
Zweige der Entomologie bedürfen, um auch in der Systematik 
ihre Anwendung zu finden. In den einzelnen Theilen der Species 
des Hymenopteres d’Europe etc., von Edm. Andre, wird nämlich 
nicht einmal die in der Einleitung gegebene Bezeichnungsweise 
consequent angewendet. | 

Ich will hier die Bezeichnungen, die Andre anwendet, den 
von mir angenommenen gegenüberstellen. 


Andre: Einleitung, Vol. I, 
Pl. III. (Vespa Crabro.) 


Pronotum. 
Pronotum. | & ; 
‚Episternum mesothoraeis. 
Prosternum. Prosternum. 
Praescutum + scutum meso- | Sceutum mesothoraecis. 
thoraeis. 
Sceutellum mesothoraeis. Seutellum 
Episternum A 
Epimerum ® ‚Epimerum „ 
Sternum R 


1 Die Gattung Oxybelus. Zeitschr. f. d. g. Naturw. XXX. 1867. 8. 1. 
2 Über das Segment mediaire Latreilles. Sitzungsb. d. k. Ak. der 
Wissensch. zu Wien. 85. Bd. 1. Abth. S. 218 u. ft. 


15* 


276 A. Handlirsch, 


Metanotum. Seutum metatloracis. 
Episternum + epimerum meta- | Episternum „ 
thoraeis. 
Sternum metathoracis. Epimerum „ 
Segmentum mediale. en 
Segmentum mediale, 
Stigma segm. medialis. „Faux stigmate“. 


Segmentum mediale nennt Andre bei dieser sehr ten- 
denziösen Abbildung des Thorax von Vespa crabro ! nur den 
kleinen aufgeworfenen Hinterrand des Mittelsegmentes, dem 
er auch ein eigenes Stigma verleiht, das in Wirklichkeit 
absolut nicht existirt. — Eigenthümlich ist auch der Umstand, 
dass Andre die zwei vorhandenen Thoraxstigmen ganz weglässt 
und nicht einmal das ausserordentlich deutliche Mittelseg- 
mentstigma, von dessen Vorhandensein man sich leicht durch 
eine feine Borstensonde überzeugen kann, als solches aner- 
kennt. — Allerdings! ein Seutellum kann kein Stigma tragen, 
und so erklärt sich ein Irrthum aus dem anderen. 

Auf derselben Tafel hat Andre einen Thorax von Torymus 
abgebildet, bei dem er das Mittelsegment ganz in dem rich- 
tigen Umfange auffasst. — In Vol. II, Pl. I bei Camponotus 
liyniperdus* existirt aber wieder gar kein Mittelsegment, es 
heisst einfach Metanotum, die übrigen Complexe Pronotum 
und Mesonotum; Vol. III, Pl. XXIV bei Vespa germanica heisst 
das. „scutum metathoracis“ seiner Vespa crabro (Vol. I) 
wieder Postscutellum, das Mittelsegment heisst Meta- 
thorax, der dort als Mittelsegment gedeutete Saum bleibt hier 
namenlos. 

Mit Gerstäcker stimme ich vollkommen überein, nur halte 
ich den öfters durch eine Furche abgetrennten vorderen Theil der 
Seiten des Mittelsegmentes nicht für zum Metathorax gehörig, 
wie dies von Gerstäcker bei Oxybelus angegeben wird. Ich lege 
auf die obigeFurche keinen Werth, dasie, wie meine Abbildungen ? 
zeigen, in ihrer Lage grosse Verschiedenheiten aufweist und nur 


1 die ich mir des bequemeren Vergleiches halber zu copiren erlaubte, 
v. Tab. 1 Pig. 4. | 

2 V. Tab. 1. Fig. 5. Copie nach Andre. 

s Tab. 1. Fig. 2, 10,11 et Tab.’ IL. Fig. 2. 


Grabwespen. 21T 


in verhältnismässig wenigen Fällen auftritt. Was die Verschieden- 
heit der Sculptur anbelangt, die Gerstäcker für seine Deutung 
als bestärkend annimmt, so vergleiche man den sogenannten 
herzförmigen Raum, dessen Zugehörigkeit zum Mittelsegmente 
gewiss keinem Zweifel unterliegt, trotz der sehr verschiedenen 
Seulptur. | 

Vom Hinterleibe nenne ich das morphologisch zweite 
Segment, also dasjenige, welches sich direet an das Mittel- 
segment anschliesst, erstes Segment; ist es ja doch das erste 
Segment des Hinterleibes, wie er sich als eigener abgegrenzter 
Complex dem Auge darbietet. 


Conspectus diagnosticus generum. 


1. Labrum breve, longitudinem clypei nunquam aequans. 
Maxillae et lingua breves, ut in plurimis hymenopteris fos- 
sorüs. (Tab. IV, fig. 27, 28.) Stigma alarum anticarum aut 
integrum, aut obsoletum. Area radialis longitudine varia, 
distantia eius a coniunctione venae medialis et subcostae 
eiinaine malor yel minorsg 3... .s.. wie sn 


— elongatum, rostriforme (tab. IV, fig. 4), semper elypeo 
longius. Maxillae et imprimis lingua, ut in apibus, elongatae. 
(Tab. H, fig. 3—11.) Stigma alarum anticarum semper obso- 
letum, id est angustissimum etin aream radialem non pro- 
duetum. Area radialis plus minusve brevis, a coniunctione 
venae medialis et subcostae longe remota. (Tab.IIl, fig. 12.)12 


2. Area cubitalis secunda petiolata, interdum abortu venae cubi- 
talis primae incompleta. Distantia areae radialis a coniunc- 
tione venae medialis cum subcosta semper longitudine areae 
Badsalia.bresion i 3. Aus rel allen 


— — -— non petiolata, si (in paucis speciebus generis 
Stizus) petiolata est, distantia areae radialis semper a puncto 
coniunctionis venae medialis cum subcosta multo maior longi- 
tudine huius areae, praeterea stigma obsoletum et segmentum 
mediale lateribus compressis, postice excavatum. (Tab. III, 
BER RT ARTNET I. B. 


9) 


ad 


18 
3. 


A. Handlirsch, 


Stigma alarum anticarum obsoletum, angustissimum, vix in 
aream radialem produetum. (Tab. III, fig. 17.) Segmentum 
mediale inerme. Corpus magnum, robustum ; longitudo 
25—30 mm. | | 
(Pedes robusti, longissimi; area radialis longissima, eubi- 
talis tertia superne latior quam inferne. Caput temporibus 
validis. (Tab.IV, fig. 6.) Tibiae intermediae calcaribus duobus 
instructae) (Australia.) Exeirus Shuck. 
— — — distinetum, in cellulam radialem produetum, si non, 
segmentum mediale spinis lateralibus distinetissimis muni- 
tum. Corpus parvum vel medium, longitudinem 15 mm vix 
superans, ":".. 2. MER RT Du 


. Area radialis apice costam non attingens, oblique truncata, 


appendice obsoleto instructa. (Tab. III, fig. 3.) Tibiae inter- 
mediae calcare unico instructae. Area eubitalis tertia superne 
non coarctata. 

(Segmentum mediale spinis haud instructum. Antennae 
maris duodecim — articulatae, segmentum ventrale septimum 
conspicuum, octavum bifurcatum) (Regio neotropica.) 

Scapheutes n. 8. 
— — acuminata, apice costam attingens, non appendiculata. 
Tibiae intermediae calcaribus duobus vel unico instructae. 
Area eubitalis tertia superne coaretata, interdum petiolata. 5. 


. Segmentum mediale longum (tab. IV, fig. 7), eius superfieies- 


horizontalis declivi longior, area dorsalis semper latitudine 
sua multo longior. Oculorum marginesinterni paralleli. Vena 
transversa alarum posticarum post originem venae eubitalis 
terminata. (Tab. III, fig. 2.) Femorum posticorum apex inferne 
in dentem latum, porreetum produetus. u .7...1.00.6. 
— — breve, eius superficies dorsalis deelivi multo brevior 
(tab. IV, fig. 1), aut area mediana dorsalis latitudine sua 
multo brevior, vena transversa alarum posticarum ante ori- 
genem venae cubitalis terminata (tab. II, fig. 19) et femora 
postica apice dilatata et oblique truncata, aut oculorum mar- 
ginesinterni ad os convergentes femorumque apex simplex. 7. 


. Vena transversa humeralis alarum anticarum multo post 


originem venae medialis’sita. (Tab. III, fig. 1.) Mas et femina 


Grabwespen. | rk, 


nigra, abdominis basi rufa; thorax et abdomen non flavopicta. 
Maris segmentum ventrale septimum conspieuum;; antennarum 
artieulus ultimus valde ineurvatus vel contortus. 
(Regio palaearctica, neartica et neotropica.) 
Didineis Wesm. 


_—_ paulo ante originem venae medialis, (Tab. III, 
fig. 5.) Mas et femina nigra, segmento abdominis secundo 
maculis duabus flavis, plerumque etiam thorace flavopicto; 
femina saepissime thoraeis vel abdominis basi pro parte rufis. 
Maris segmentum ventrale septimum oceultum, antennarum 
artieulus ultimus modice ineurvatus. 

\Regio palaearctica et nearctica.) Alyson Jur. 


. Segmentum mediale inerme. Tibiae intermediae calcare uno 


instructae. Femora postica apicem versus dilatata, externe 
oblique truncata. Pterostigma satis magnum. (Tab. LI, 
fig. 17, 18.) 

(Reg. neotropica.) Bothynostethus Kohl. 
Latera segmenti medialis dente vel spina armata. (Tab. IV, 
fig. 1.) Tibiae intermediae calearibus duobus instructae. Fe- 
mora postica apicem versus neque dilatata, neque truncata. 


‚Pterostigma parvum. (Tab. II, fig. 14.) 


(Genus cosmopoliticum.) Nysson Latr. 


. Tibiae intermediae calcare unico instructae. Magines poste- 


riores segmentorum dorsalium impressionibus latis instructi, 
tomento denso, sericeo impletis. 
(Regio palaearctica.)  Entomosericus Dahlb. 


— — calcaribus duobus munitae. Segmentorum dorsalium 
margines fasciis sericeis impressis haud instructi.. . . 9. 


Distantia areae radialis a coniunetione venae medialis cum 
subeosta longitudine illius areae distinete minor. (Tab. II, 
fig. 12; tab. III, fig. 9, 10, 15.) Feminae segmentum dorsale 
sextum area mediana distincta, triangulari, longa; maris seg- 
mentum ventrale oetavum nunquam trispinosum. . . . 10. 
— — — a coniunctione venae medialis cum subcosta longi- 
tudine illius areae distinete, saepe multo maior. (Tab. III, 
fig. 19.) Feminae segmentum dorsale sextum area mediana 
haud instruetum vel solum apice extremo carinulis brevibus 


280 


10. 


i. 


12. 


13. 


A.Handlirsch, 


lateralibus munitum; maris segmentum ventrale octavum 
semper trispinosum. (Tab. V, fig. 23.) 

(Genus cosmopolitieum.) Stizus Latr. 
Area eubitalis prima exeipit venam transversam discoidalem 
primam, tertia secundam. (Tab. I, fig. 12.) Margo anterior 
elypei dentieulis tribus munitus. Maris segmentum septimum 
ventrale conspicuum. (Abdominis segmentum primum coarc- 
tatum, petioliforme; fronslatissima, versus os non convergens.) 

(Omnes regiones, australi excepta.) Mellinus Fabr. 
— — secunda excipit ambas venas transverso — discoidales 
(tab, III, fig. 10), rarissime prima primam (tab. III, fig. 9), 
dein autem oculorum margines interni versus 08 convergentes. 
Mas solum segmentis sex ventralibus conspicuis, septimo 
oceulto; margo anticus elypei edentatus. . ... . . 11. 
Stigma alarum anticarum distinete dilatatum et inerassatum. 
(Tab. III, fig. 9, 10.) Species staturae minoris vel medioeris. 

(Genus cosmopoliticum.) Gorytes Latr. 
— — — obsoletum, angustissimum. (Tab.III, fig. 15.) Species 
maiores, habitu Stizorum. 

(Omnes regiones, orientali excepta.) Sphecius Dahlb. 
Stemma anterius lineare, transverse arcuatum. (Tab. IV, 


fo, AN 2 20 ee 
— — ea rotundatum seu reniforme. (Tab. IV, 
Ne. 2,8.) . a 


Palpi ae sex — nn N IL, ae 10.), labiales 
quatuor — articulati. (Tab. II, fig. 11.) Segmentum mediale 
lateribus compressis, itaque postice excavatum. Maris seg- 
mentum ventrale octavum trispinosum. Vena radialis cum 
transversa eubitali tertia angulum acutum formans. (Tab. III, 
fig. 13.) 

(Regio nearetica et neotropiea.) Bembidula Burm. 
— — quatuor — (tab. II, fig. 5), labiales biartieulati (tab. II, 
fig. 4), segmentum mediale postice planum vel convexum, 
lateribus non compressis. Maris segmentum ventrale oetavum 
Spina unica munitum (ut in tab. V, fig. 22). Vena radialis 
cum transversa-cubitali tertia angulum recetum seu obtusum 
formans. (Tab. III, fig. 12.) 

(Genus eosmopoliticum.) Bembex F abr. 


Grabwespen. 281 


14. Palpi maxillares tri- (tab. LI, fig. 8), labiales uni-artieulati. 
(Tab. II, fig. 9.) Stemma anterius longitudinaliter elliptieum. 
(Tab. II, fig. 3.) Maxillae longissimae, sub thorace pedes 
posteriores attingentes. (Tab. I, fig. 8.) 

(Regio nearctica et neotropica.) Steniolia Say, 
— — sex- (tab. II, fig. 6), — labiales quadri-artieulati. 
(Tab. II, fig. 7.) Stemma anterius rotundum seu reniforme. 
(Tab. IV, fig. 2.) Maxillae multo breviores, pedes posticos 
non attingentes. 

_ (Regio nearetiea et neotropica.) Monedula Latr, 


Ich beginne mit der Besprechung der Gattung Nysson Latr. 


Nysson Latr. 


? < Vespa, Linn&, Systema Naturae Ed. XII. 948. 1767. 
?< Vespa, Fabrieius, Systema Entomol. 362. 1775. 


< Crabro, h. A 31. 11.09. 

?< Vespa, x Min tibsn Insecetorum. I. 362. II. 287. 1787. 
< Crabro, 5 5 5 I. 373. IL. 294. 1737. 
< Sphex, 4 : 11.239 1787. 


< Sphex, Villers, Caroli liege Entomol. III. 219. 1789. 
< Sphex, Gmelin, Systema Naturae (Linne). 2723. 1789. 
< (Crabro, Rossi, Bacna Etrusea. I. 90. 1790. 

?< Vespa, Christ, Naturgeschichte der Insecten, 8. 212. 1791. 
< Crabro, Olivier, Encyclopedie methodique. VI. 509. 1791. 
< Crabro, Petagna, Institutiones entomologicae I. 383. 1792. 
< Crabro, Rossi, Mantissa Insectorum. 136. 1792. 


< Sphex, s x 127. 1792. 

< Sphex, Fabricius, tesoloria systemat. II. 198. 1793. 

< Mellinus, > R ” Il. 285. 1793. 
< Crabro, ni y II. 233. 1733. 


Nysson, Latreille, Br des caract. generiques. 125. 1796. 
< Pompilus, Fabricius, Entomol. system. supplem. 246. 1798. 


< Mellinus, 2 N 265. 1798. 
Nysson, Latreille, Eiaipıre N III. 340. 1802. 
Nysson, N 2 5 V. 308. 1803. 


< Ceropales, Fabrieius. Systema Piezatorum. 185. 1804. 
< Pompilus, 5 " “ 137. 1804. 


282 A. Handlirsch, 


< Mellinus, Fabricius, Systema Piezatorum. 297. 1804. 
< Crobro, n x a 307. 1804. 
< Oxybelus, E * M| 316. 1804. 
Nysson, Latreille, Histoire naturelle. XIII. 305. 1805. 
Nysson, Panzer, Kritische Revision. 183. 1806. 
< Crabro, er Fauna Etrusca. Ed. 2. II. 145. 1807. 
Nysson, Jurine, Nouvelle meth. de class. les Hym. 197. 1807. 
Nysson, Latreille, Genera Crustac. et Insectorum. IV. 90. 1809. 
Nyssan, = Consid6rations generales. 321. 1810. 
Nysson, Olivier, Enceycelop. möthod. VII. 407. 1811. 
< Larra, Lamarck, Hist. nat. des anim. sans vertebres IV. 116. 1817. 
Nysson, Latreille, Familles naturelles. 457. 1825. 
Nysson, Latreille, in Cuvier, Le Regne Animal. 2. Ed. V. 327. 1829. 
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Nysson, Labram und Imhof, Insecten der Schweiz. III. 1842. 

Nysson, Dahlbom. Dispos. method. Hym. Scand. 4. 1842. 

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Nysson, Chevrier, Neck du bass. du Leman. 10. 1867. 
Nysson, Packard, Revis. of Foss. Hym. Proc. Ent, Soc. Phil. VI. 438. 
1867. 
Nysson, A. Costa, Prosp. sistem. Ann. mus. zool. Napoli. V. 67. 1869. 


Grabwespen. 283 
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Trans. Ent. Soc. Lond. III. ser. III. 306. 1869. 
Nysson, Thomson, Opuseul. Entomol. II. 243. 1870. 


Nysson, ® Hymenopt. Scandinav. III. 224. 1874. 
> Synneurus, G. Costa, Fauna Salentina. 586. 1874. 
> Nysson, 3 A 589. 1874. 


Nysson, Taschenberg, Nysson. u. Crabron. d. Mus. Halle. Zeitschr. 
f.d. g. Nat. 365. 1875. 
Nysson, Saunders, Synops. of Brit. Foss. Hymen. Trans. Ent. Soc. 
Lond. 267, 1880. 
> Paranysson. subgen., Cresson, Deser. of Nysson. Trans. Am. Ent. 
Soc. IX. 273. 1882. 
> Nysson, subgen., Cresson, Descr. of Nysson. Trans. Am. Ent. Soe. IX. 
273. 1882. 
> Hyponysson, subgen., Cresson, Deser. of Nysson. Trans. Am. Ent. 
Soc. IX. 273. 1882. 
Nysson, Provancher, Faune Canadienne. 655. 1883. 


Die Gattung Nysson umfasst kleine bis mittelgrosse Arten 
von ganz eigenthümlichem, gleichförmigem Typus. 

Der Kopf (Tab. IV, Fig.5) ist niemals in der Richtung der 
Längsachse des Körpers stark entwickelt, immer mehr oder 
weniger flach mit gleichmässig gewölbtem Scheitel. Die Stirne 
ist in verschiedenem Maasse, niemals aber stark gewölbt, häufig 
in der Mitte knapp ober der Fühlerinsertion durch einen kiel- 
artigen oder stumpf pyramidalen Höcker ausgezeichnet. — Die 
Schläfen sind gleichfalls verschieden stark gewölbt, hinten ent- 
weder nur im oberen Theile, oder bis zum Munde herab gerandet.! 
— Wangen nieht entwickelt. — Der Kopfschild ist stets breiter 
als lang, sein Vorderrand jedoch sehr verschieden gestaltet, meist 
abgerundet, bei einigen Arten vorne gerade abgestutzt oder 

bogenförmig ausgeschnitten. In der Mitte zeigt er bei einigen 
Arten einen queren Eindruck, manchmal zwei verschieden aus- 
gebildete Längsstriemen oder Höckerchen, bisweilen auch eine 
Reihe kurzer, zahnartiger Fortsätze. 

Die stets sehr nahe am Kopfschilde inserirten Fühler 
zeigen sehr mannigfache Formen und sind, wie bei dem weitaus 


1 Viele Autoren nennen diese untere Partie der Schläfen „Wangen“ 
(genae). Ich schliesse mich der in den meisten Zweigen der Entomologie 
gebräuchlichen Bezeichnungsweise an, und nenne Wangen nur den Theil 
zwischen den unteren Rändern der Facettaugen und den Oberkiefern. 


284 A.Handlirsch, 


grössten Theile der Sphegiden, beim J’ dreizehn-, beim ? zwölf- 
sliedrig. — Ihr Schaft ist mehr oder weniger dick und kurz, die 
Geissel von sehr verschiedener Beschaffenheit. Bei den Weibern 
zeigen ihre einzelnen Glieder keine besonderen Auszeichnungen, 
im männlichen Geschlechte hingegen ist das dreizehnte meist 
von abweichender Bildung, bald am Ende abgestutzt, bald stark 
gekrümmt, bald unten in verschiedenem Maasse ein- oder zwei- 
fach eingedrückt. 

Die Kiefer sind am Aussenrande nicht ausgeschnitten, von 
gewöhnlicher Bildung, mässig stark; die Oberlippe ist kurz, 
kaum vorragend; die Maxillen (Tab. IV, Fig. 27) zeigen ein 
kurzes dreieckiges Basalglied (cardo), ihr Stielglied (stipes, 
Stamm) ist ungefähr doppelt so lang als breit, der Kautheil 
(Lade) kurz und breit, seine Lappen (lobi) deutlich begrenzt. 
Das Ende des Stieles trägt den sechsgliedrigen Taster (palpus), 
der reichlich länger ist als die ganze Maxille; das erste Glied 
desselben ist im Vergleiche zu den übrigen, die nicht sehr stark 
von einander verschieden sind, sehr kurz. -- Die Unterlippe 
(Tab. IV, Fig. 28) ist ungefähr zweimal so lang als breit, ihre 
viergliedrigen Taster sind kurz, das erste Glied reichlich länger 
als das zweite, die Zunge (ligula, glossa) ist kurz und breit, die 
Paraglossen sind etwas länger als dieselbe. ! 

Der Thorax (Tab. IV, Fig. 1) ist kurz und kräftig, stark 
gewölbt. — Der Prothorax niemals stark entwickelt, entweder 
gleichmässig abgerundet, oder oben abgeflacht, wodurch er bis- 
weilen vorne kantig und an den Seiten eckig wird. — Die 
Schulterbeulen reichen nicht bis zur Insertion der Vorderflügel. — 
Das Dorsulum ist in verschiedenem Grade gewölbt, in der Mitte 
meist eine deutliche Längsstrieme zeigend, seine Seitenkanten 
häufig ober den Flügeln etwas aufgerichtet. Vom Seutellum, 
welches schwach oder gar nicht gewölbt ist, ist es stets durch 
eine deutliche Naht getrennt. — Dieses zeigt in mehreren Fällen 
an der Basis verschieden entwickelte, flache Eindrücke und 
gleichfalls oft aufgebogene Seitenränder. — Die Seitenfelder des 


1 Gerstäcker gab in seiner Monographie dieser Gattung eine ein- 
gehende Beschreibung der Mundtheile von Nysson maculatus, auf die ich 
hier wegen des weiteren Details speciell verweise. 


Grabwespen. 285 


' Mesothorax sind unter einander und gegen das Sternum undeut- 
lich abgegrenzt. Der ganze Mesothorax erscheint in Folge der 
starken Wölbung seiner Seiten sehr breit. — Das Metanotum ist 
bei den meisten Arten flach, unbewehrt, bei mehreren jedoch 
zeigt es zwei verschieden stark entwickelte, nach oben und 
hinten gerichtete Läppchen. — Die Metapleure ist vom Meso- 
thorax und vom Mittelsegmente deutlich geschieden, in Folge der 
starken Entwicklung des Mesothorax mit der Fläche mehr nach 
hinten gekehrt; das Metasternum ist sehr klein und nur einen 
schmalen, vom Mittelsegmente nicht scharf geschiedenen Rand 
oberhalb der Coxen des letzten Beinpaares bildend. 

Das rückwärts steil abfallende Mittelsegment ist an den 
Seiten je in einen, in Bezug auf Grösse, Form und Richtung sehr 
verschiedenen Dornfortsatz ausgezogen. — Die Seulptur des 
Mittelsegmentes lässt ein sehr deutliches Mittelfeld erkennen, in 
welchem meist eine kleine höckerige Erhöhung die Grenze von 
horizontaler und abschüssiger Fläche bezeichnet. Die Seiten des 
Mittelsegmentes sind bei Nysson nicht durch eine Furche getheilt. 
— Die grossen Stigmen liegen nahe am Vorderrande an der 
Grenze zwischen Seiten- und Rückenfläche. 

Die Flüge] (Tab. II, Fig. 14) sind im Verhältnisse zum 
Körper mässig gross. — Die Radialzelle der Vorderflügel mässig 
lang, spitz, ohne Anhang; das Randmal ist deutlich, doch nicht 
sehr gross, die Medialader nahe bei demselben mündend. — Die 
erste Cubitalzelle sehr lang, ungefähr von der Länge der Radial- 
zelle, die zweite gestielt, klein; die dritte stets viel kleiner als 
die erste, nach oben immer mehr oder weniger verschmälert; 
manchmal mündet das obere Ende der dritten Cubitalquerader in 
den Stiel der zweiten Cubitalzelle, wodurch die dritte selbst 
gestielt erscheint. — Bei einzelnen Arten ist die erste oder dritte 
Oubitalquerader ausgefallen, wodurch scheinbar die Zahl der 
Cubitalzellen vermindert ist; die Stelle der Abortivader ist jedoch 


stets leicht zu erkennen. — Die beiden Discoidalqueradern 
münden stets in die zweite Cubitalzelle, doch in verschiedenen 
Abständen von deren Enden. — Die Discoidalzellen, besonders 


aber die erste, sind sehr lang gestreckt. — Die vordere Schulter- 
querader steht immer hinter dem Ursprunge der Medialader. — 
An den Hinterflügeln (Tab.II, Fig. 15, 16) ist die vordere Schulter- 


286 A. Handlirsch, 


zelle mässig lang entwickelt, die hintere in Bezug auf ihre Länge 
sehr wechselnd, sie reicht bald über den Ursprung des Cubitus 
hinaus, bald bis zu diesem, bald ist sie auch kürzer. — Die 
Häkehen des Retinaculum stehen in einer ununterbrochenen 
Reihe, die mittleren am lockersten, die wurzelwärts stehenden 
am dichtesten. 

Die Beine sind stets von gewöhnlicher Grösse; von den 
kurzen und breiten Coxen sind die mittleren am kleinsten und 
stehen am weitesten von einander ab, die hinteren sind die 
grössten. — Die Trochanteren der zwei ersten Beinpaare 
bestehen aus zwei Ringen, von denen der zweite sehr klein, 
jedoch schon bei Lupenvergrösserung deutlich sichtbar ist. ! — 
Die Schenkel sind stets unbewehrt, am Ende immer ohne Zahn- 
fortsätze und Erweiterungen, wie sie bei vielen anderen Gattun- 
gen, z. B. Alyson, Cerceris, Entomosericus u. a. auftreten, die 
Schienen der ersten zwei Beinpaare sind bei allen Arten schwach 
bedornt, die hinteren an ihrer Aussenseite öfters mit verschieden 
stark entwickelten und in der Zahl sehr wechselnden Dornen 
oder Kammzähnchen besetzt. (Tab. IV, Fig. 8.) — Die Vorder- 
schienen tragen am Ende einen schwach S-förmig gebogenen 
Endsporn, der über die Hälfte seiner Länge innen mit einem 
Hautsaume versehen ist. Die Mittelschienen tragen immer zwei 
deutlich entwickelte, gerade, einfache Endsporne, ebenso die 
Hinterschienen. — Die Tarsen sind schlank, der Metatarsus des 
ersten Paares zeigt an der Innenseite der Basis einen sehr dicht 
mit Börstehen besetzten, bogigen Ausschnitt; an den Vorder- 
tarsen stehen niemals lange Cilien (wie z. B. bei Gorytes-Arten 
oder bei Bembex ete.). — Klauen klein, ungezähnt, Pulvillen 
entwickelt, doch nicht sehr gross. 

Der Hinterleib (Tab. V, Fig. 1,2, 3) ist eiförmig bis 
kegelförmig, das erste Segment niemals zu einem Stiele ver- 
schmälert, immer breit und in der Regel wenig schmäler als das 
zweite. — Die Rückenplatten tragen häufig am Hinterrande 
wulstartig abgeschnürte Säume; die Bauchplatten sind sehr ver- 


1 Gerstäcker hat den Bau der Beine in seiner Monographie aus- 
führlich besprochen und daselbst auch zuerst auf die eigenthümliche 
Trochanterenbildung hingewiesen, die nicht allen Grabwespen in gleichem 
Maasse zukommt. 


Grabwespen. | 237 


schieden geformt, die erste ist bei vielen Arten in der Mitte 
gekielt, die zweite entweder gleichmässig gewölbt, oder an ihrer 
Basis mit einer, von der Seite gesehen einen, manchmal selbst 
einem rechten sich nähernden Winkel bildenden Ecke vor- 
springend. — Bei einigen Arten springen die Seitenecken der 
Bauchplatten eigenthümlich zahnartig nach unten vor. — Ausser 
den eben angeführten, zeigen die Bauchplatten der Hinterleibs- 
segmente beim Weib keinevon der Norm abweichenden Bildungen, 
beim Mann öfters eine eigenthümliche Behaarung, indem nämlich 
bei mehreren Arten die Endränder derselben lang bewimpert 
sind, was auf den ersten Blick fast an den Sammelapparat 
mancher Bienen erinnert (Tab. V, Fig. 2). — Die Dorsalplatte 
des sechsten Segmentes, beim Weib des letzten sichtbaren, ist 
oben abgeflacht und zeigt ein, durch deutliche Kiele begrenztes, 
mit von der Umgebung verschiedener Sculptur versehenes Mittel- 
feld (Tab. IV, Fig. 9, 10, 11), beim Mann ist dieselbe entweder 
einfach, oder sie zeigt gegen den Hinterrand zu zwei kleine, 
zahnartig vortretende Kielchen (Tab. IV, Fig. 20); die siebente 
Dorsalplatte (Tab. IV, Fig. 12— 24) ist im männlichen Geschlechte 
stets deutlich sichtbar, oben häufig abgeflacht und an den Seiten 
gekielt; am Ende und an den Seiten ist sie mit zahnförmigen 
oder rundlichen, in der Zahl von zwei bis fünf wechselnden Vor- 
ragungen versehen. Die entsprechende (7.) Bauchplatte ist stets 
unter der vorhergehenden verborgen, wodurch am Bauche nur 
sechs Segmente sichtbar sind. 

Der achte Ventralring des Mannes ! ist in seiner Grundform 
spatenförmig, an der Basis mit drei ungefähr gleich langen, 
einander genäherten Fortsätzen, an der Spitze mit einem tiefen, 
fast halbelliptischen, an den Seiten gegen die Spitze zu jederseits 
mit einem seichten bogigen Ausschnitte versehen; die dadurch 
gebildeten Endlappen sind spärlich mit Dörnchen besetzt. 

Von den Genitalien ?* sind die Stipites einfach, am Ende 
abgerundet, am Innenrande ohne Auszeichnungen und reichlich 
länger als die Sagittae, diese wieder etwas kürzer als die 
Spatha. Der Cardo ist reichlich breiter als lang. 


1 Untersucht bei Nysson spinosus Forst. vide: Tab. IV, Fig. 25. 
2 IV yuri0 20% 


n n n ” R>] N 


288° | A.Handlirsch, 


Die Seulptur ist bei den einzelnen Arten eine sehr ver- 
schiedene, sie wechselt von feiner, körniger Punktirung bis zur 
grob-narbigen oder selbst netzartig-grubigen Form; am Thorax ist 
sie in der Regel am stärksten und gröbsten, wechselt im Übrigen 
sehr mit den einzelnen Köpertheilen und zwischen den beiden 
Geschlechtern. 

Ähnlich mannigfaltig ist die Behaarung. — Man hat hiebei 
zwischen einem anliegenden, goldig oder silbern glänzenden, 
seidenartigen Toment und einer aufrechten, nicht glänzenden 
Behaarung zu unterscheiden. Das erstere bedeckt meist die Stirne 
und den Kopfschild, die Basis des Hinterleibes, vom Thorax die 
Seiten und die Brust, vom Mittelsegmente die Partie ober den 
Seitendornen. — Zur Unterscheidung der Arten ist die aufrechte 
Behaarung weniger verwendbar als dieses Toment, sie ist 
gewöhnlich am Scheitel und Thoraxrücken am dichtesten. 

Die Färbung endlich besteht aus der schwarzen, oft durch 
Roth mehr oder weniger verdrängten Grundfarbe und lichten, 
gelben oder weisslichen Zeichnungen. — Metallglanz habe ich 
niemals beobachtet. — Das Roth ist in den meisten Fällen nur 
auf die ersten Hinterleibsringe beschränkt, die gelben Zeichnun- 
gen dagegen haben sehr verschiedene Ausdehnung; in der Regel 
sind es Binden am Hinterleibsrücken, am Prothorax und Schild- 
chen, Flecken an den Schulterbeulen, selten auch an den Pleuren, 
am Kopfschild, am Fühlerschaft und am Mittelsegmente. Fühler 
und Beine wechseln in der Farbe zwischen schwarz, roth, braun 
und gelb, die Flügel zwischen hyalin und dunkel braun- 
schwarz. — | 

Bei derselben Art ist die Färbung nicht so grossen Schwan- 
kungen unterworfen, wie z. B. bei gewissen Arten anderer 
Gattungen, wie Mellinus, Stizus u. a., immerhin ist sie aber zur 
Unterscheidung der Arten erst in letzter Linie zu verwenden, 
da sie ja doch bei weitem nicht jene Constanz aufweist, wie die 
übrigen Merkmale, an denen diese Gattung verhältnissmässig 
reich ist und unter denen die plastischen den ersten Rang ein- 
nehmen. 

Die Gattung Nysson ist eine sehr gut abgeschlossene und 
steht im Systeme ziemlich isolirt. — Durch das Geäder nähert 
sie sich einigermassen den Gattungen Alyson und Didineis, durch 


Grabwespen. 289 


den Bau des Thorax erinnert sie fast an Oxybelus, der Hinterleib 
ähnelt dem einiger Gorytes-Arten. Im Habitus erinnern einige 
Arten an gewisse Schmarotzerbienen (Epeolus etc.). 


Über die Biologie der Nysson-Arten ist noch fast gar nichts 
bekannt. — Von vielen Autoren wurden sie für Schmarotzer 
gehalten, welche Ansicht ich entschieden nicht theile. -—— Die 
‚Arten sind meist selten oder sehr klein, so dass ihre Beobachtung 
im Freien mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist, man fängt 
sie am häufigsten auf. verschiedenem Buschwerk, wo sie sich 
gerne in der Sonne herumtreiben, oder auf Doldenpflanzen. — 
Shuckard sah ihr Eindringen in Sandlöcher, hielt sie aber 
für Parasiten, da er sie nie mit Beute beobachten konnte. — 
Gerstäcker traf Nysson maculatus in grösserer Zahl und 
erwähnt des Umstandes als auffallend, dass er die beiden 
Geschlechter niemals unter denselben Verhältnissen gefunden 
habe, die Männchen flogen in grosser Zahl in der zweiten Hälfte 
des Juni auf Gesträuch von Corylus, Rhamnus und Rubus, wo sie 
sich stets gesellig in der Sonne herumtrieben, und verscheucht 
immer wieder auf den früheren Platz zurückkehrten, die Weib- 
chen dagegen traf er viel später, Mitte Juli bis Mitte August, in 
viel geringerer Zahl auf Umbelliferen. 


Bis jetzt sind Nysson-Arten aus allen Regionen bekannt 
seworden. Die meisten Arten beherbergen die gemässigten 
Regionen der nördlichen Hemisphäre, die Tropen eine viel 
geringere Anzahl. Es sind aus der palaearctischen und nearetischen 
Region je über 20 Arten bekannt, aus der australischen, orien- 
talischen und äthiopischen nur je zwei und aus der neotropischen 
ungefähr zehn Arten. Die Arten mit stark bedornten Hinter- 
schienen und zweilappigem Metanotum scheinen fast nur dem 
tropischen Amerika eigenthümlich zu sein, doch dringen einige 
Arten in die südlicheren Partien der nearctischen Region vor; 
den beiden australischen Arten fehlt die erste Cubitalquerader. 
Viele der nordamerikanischen Arten stehen den europäischen 
nahe und dürften sich manche derselben als identisch erweisen; 
leider standen mir zu wenige der aus Nordamerika bekannt 
gemachten Arten zur Verfügung, um deren Identität mit den 
europäischen nachweisen zu können, von einer Art jedoch 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 19 


290 A.Handlirsch, 


(Spinosus) ist es mir Een ihr Vorkommen in Nordamerika 
nachzuweisen. 

Um über die allmäligen Fortschritte in der Kenntnis 
dieser Gattung sich zu orientiren, dürfte es sich empfehlen, 
besonders die älteren Autoren in chronologischer Reihenfolge zu 
besprechen. 

Zuerst beschrieb Linne in seinem Systema Naturae,. 
1767, eine Art, die sich auf einen Nysson beziehen lässt, als 
Vespa bidens ; die kurze Beschreibung stimmt mit Nysson spino- 
sus am besten, ist jedoch zu unvollständig, um mit Sicherheit 
behaupten zu können, dass Linne wirklich einen Nysson vor 
sich gehabt hat. 

Ungleich sicherer lässt sich die Beschreibung, die Forster 
1771 in seinen „Novae species Insectorum“ für seine 
Sphex spinosa gab, auf die gleichnamige Nysson-Art der späteren 
Autoren beziehen. 


Die erste grössere Confusion wurde, wie fast überall, auch 
hier von Fabricius angerichtet, der im Systema Ento- 
mologiae, 1775, Linne’s Beschreibung der Vespa bidens ein- 
fach unverändert reproducirt, im Jahre 1781, Species Insec- 
torum, plötzlich die Worte „seutellum bipunetatum“ hinzu- 
fügt, welche er aber im ersten Bande der Mantissa Insec- 
torum, 1787, wieder weglässt. Es ist wohl nie mehr zu eruiren, 
ob Fabricius hier wirklich Thiere vor sich hatte, oder ob die 
Ergänzung der Linn&’schen Beschreibung nur seiner Willkür 
entsprungen ist; jedenfalls ist durch obige Hinzufügung, ver- 
bunden mit der übrigen Beschreibung, die Zugehörigkeit seiner 
Vespa bidens Speec. Ins. zur Gattung Nysson widerlegt. In allen 
drei obgenannten Werken von Fabrieius findet sich auch ein 
Crabro spinosus, der mit dem gleichnamigen Nysson identisch 
ist, und im zweiten Bande der Mantissa eine zweite Art als 
Sphex maculata. 


Villers und Gmelin vereinigen im Jahre 1789 Linne’s 
Angaben über Vespa bidens mit dem Zusatze von Fabrieius, 
es war also beiden diese Art nicht aus Autopsie bekannt. Ausser- 
dem findet sich bei beiden wieder eine Beschreibung der 
Forster’schen Sphex spinosa. 


Grabwespen. 291 


Im folgenden Jahre, 1790, beschrieb Rossi in der Fauna 
Etrusca eine neue Art dieser Gattung als Crabro trimaculatus, 
abermals ein Jahr darauf reprodueirte Christ, Natur- 
geschichte der Insecten, wieder Linn&’s Beschreibung der 
Vespa bidens ohne den von Fabricius gemachten Zusatz, und 
gab Olivier im VI. Bande der Encycelopedie eine Charak- 
teristik unseres N. spinosus, den er in seine Gattung Crabro 
stellte, was auch in den im folgenden Jahre erschienenen Insti- 
tutiones entomologicae von Petagna der Fall ist. In das- 
selbe Jahr (1792) fällt auch noch die Publication von Rossi’s 
Mantissa Inseetorum, worin ausser dem Crabro spinosus 
auch die Sphex maculata Fabrieius erwähnt wird. 

Die im Jahre 1793 von Fabrieius in der Entomol|. 
systematica gegebene Beschreibung der Vespa bidens (1. 
269) schliesst durch den Zusatz: „Labium et antennarum 
articulus primus subtus flava. Scutellum immacu- 
latum“ die Deutung auf eine Nysson-Art jetzt vollkommen aus. 
Fabricius hatte offenbar wieder ganz eine andere Art vor sich 
als früher, wo er das Seutellum als „bipunctatum“ bezeich- 
nete. Dasselbe Werk enthält ausserdem noch Beschreibungen 
der Sphex maculata, des Crabro spinosus und des Mellinus 
fricinctus, der aber ebenfalls mit N. spinosus identisch ist. 

Blicken wir auf die bis jetzt angeführten Publicationen 
zurück, so finden wir, dass durch sie erst drei sichere Nysson- 
Arten bekannt wurden, Spinosus Forst, Maculatus Fabr. und 
Trimaculatus Rossi. 

Im Jahre 1796 begründete Latreille in den Preeis des 
caracteres generiques, pag. 125, das Genus Nysson; doch 
wurden noch durch ein Decennium die Arten in den ver- 
schiedensten Gattungen untergebracht, bis endlich auch die 
anderen Autoren das Latreille’sche Genus acceptirten. 

Fabriecius beschrieb zwei Jahre nach der Publication der 
Gattung Nysson eine neue Art dieser Gattung, den interruptus, 
als Mellinus, seine frühere Sphex maculata verwies er nun in 
das Genus Pompilus. Im selben Jahre gab Panzer in der 
Fauna Germanica Beschreibung und Abbildung des Männ- 
chens von unserem maculatus mit dem Namen „Crabro trima- 
culatus Rossi“, 1799 brachte er den Crabro spinosus, 1801 das 

19, # 


292 A. Handlirsch, 


Weib unseres maculatus wieder unter dem Namen frimacu- 
latus; das d', das er früher Crabro trimaculatus genannt, nennt 
er nun Mellinus dissectus. 

In das Jahr 1800 fällt Sturm’s Verzeiehniss mit einer 
Abbildung und Beschreibung des Pompilus maculatus. 

In seinem letzten Werke, dem Systema Piezatorum 
(1804), bemüht sich Fabrieius, um allem die Krone aufzu- 
setzen, die Nysson-Arten in möglichst viele Gattungen zu ver- 
theilen, und es gelang ihm sogar, drei Arten in fünf Gattungen 
unterzubringen! Maculatus kam in das Genus Pompilus, inter- 
ruptus zu Oxybelus, spinosus glänzt durch sein Erscheinen als 
Ceropales spinosa, Mellinus trieinctus und Crabro spinosus !! 

In dem im Jahre 1817 erschienenen IV. Bande der Hist. 
nat. des anim. sans vertebres von Lamarck ist Nysson 
spinosus in der Gattung Larra untergebracht, ebenso in der von 
Dehayes und Milne Edwards verfassten zweiten Auflage 
dieses Werkes. 

Die Arbeiten, in denen das Genus Nysson anerkannt wurde, 
will ich hier nicht einzeln besprechen, ebensowenig das all- 
mählige Bekanntwerden weiterer Arten, und hier nur erwähnen, 
dass im Ganzen bis jetzt nicht weniger als 39, allerdings zum 
grössten Theile sehr unvollständige Beschreibungen 
dieser Gattung vorliegen, bevor ich auf die Versuche über- 
gehe, die zur Zertheilung derselben unternommen 
wurden. 

Der erste Versuch, die so ausgezeichnet abgeschlossene 
Gattung zu spalten, wurde 1846 von Gu&rin in der Icono- 
graphie du Regne Animal unternommen, der auf eine von 
ihm beschriebene, afrikanische Art, abdominalis, das Subgenus 
Paranysson, auf die stärkere Bedornung der Hinterschienen hin, 
gründete. 

1859 bemühte sich Achill. Costa in seiner Fauna del 
Regno di Napoli, die Gattung in mehrere aufzulösen; er unter- 
schied Synneurus durch die gestielte dritte Cubitalzelle von 
Nysson und Brachystegus, diese zwei wieder von einander durch 
den Aderverlauf der Hinterflügel. 

Im Jahre 1866 erschien Gerstäcker’s ausgezeichnete 
Monographie, worin er die von Costa und Gu6rin vorge- 


Grabwespen. 295 


nommene Zertbeilung einer eingehenden Kritik unterzog und die 
früheren ‚Beschreibungen der Gattung in vielen Punkten er- 
weiterte und ergänzte. 

Drei Jahre später liess auch A. Costa, Prospetto 
sistematico, seine früher aufgestellten Genera selbst wieder 
fallen, und führte alle Arten als Nysson auf. 

Im selben Jahre (1869) beschrieb Smith ! eine australische, 
von Gerstäcker schon als mysticus beschriebene Art, unter 
dem Namen Acanthostethus- basalis, ohne in der Beschreibung 
etwas über die Verwandtschaft mit Nysson zu sagen. Zur Auf- 
stellung dieser Gattung bewog Smith offenbar nur das 
Fehlen der ersten Cubitalquerader, ein Merkmal, das 
Gerstäcker bei Beschreibung seines mysficus ebenfalls schon 
erwähnt hatte. ! 

Giuseppe Costa hielt 1874 in einer, im Übrigen unbe- 
deutenden Arbeit, Fauna Salentina, abermals das Genus 
Synneurus A. Costa neben Nysson aufrecht 

Zwei Jahre später trennt Cresson° die Gattung in drei 
Subgenera, Paranysson, Nysson und Hyponysson. Hyponysson 
wird von den anderen durch die geringere Zahl, zwei, der 
Cubitalzellen unterschieden. Es fehlt hier im Gegensatze zu 
Acanthostethus nicht die erste, sondern die dritte Cubitalquer- 
ader. Zur Unterscheidung der zwei anderen Subgenera wird die 
Bezahnung der Hinterschienen und die Form des Schildehens 
und des Metanotum, sowie die Gestalt des Endsegmentes beim 
S gebraucht. 

Die Werthlosigkeit der von Gu&rin und Costa zur 
Spaltung verwendeten Merkmale hat bereits Gerstäcker zur 
Genüge nachgewiesen. In Bezug auf das Geäder will ich nur 
noch hinzufügen, dass bei Nysson grandissimus Rad., einer Art, 
die dem epeoliformis Sm. ausserordentlich nahe steht, die dritte 
Cubitalzelle nicht gestielt ist, mithin müssten nach Costa diese 
Arten generisch getrennt werden. Bei epeoliformis scheint 
übrigens diese Stellung der Adern ziemlich constant zu sein, 


1 Deser. of new genera and species of exotic Hymenopt. Trans. Ent. 
Soc. Lond. 3. ser. III. 307. 
2 Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 1882. 


294 A.Handlirsch, 


wenigstens stimmen beide Exemplare, die ich sah, in diesem 
_ Merkmale überein. Bei anderen Arten, z.B. bei aegualis Patton, 
ist dasselbe Merkmal inconstant. Was die übrigen, dem Geäder 
entnommenen Merkmale betrifft, kann ich nur Gerstäcker’s 
Ansicht von deren gänzlicher Unbrauchbarkeit zur generischen 
Trennung der Nysson-Arten beipflichten. 

Das sogenannte Fehlen einer oder der anderen Cubi- 
talzelle beruht einfach darauf, dass in einem Falle, Acanthos- 
tethus Smith., die erste, im anderen, Hyponysson Cress., die 
dritte Cubitalquerader abortirt, wodurch sie bei ober- 
flächlieher Betrachtung nicht sichtbar ist. Es kann 
dieser Umstand, der ja auf die Anlage des Geäders gar keinen 
Einfluss hat, denn von dem thatsächlichen Fehlen obiger Zellen 
kann füglich nicht die Rede sein, für eine generische Ver- 
schiedenheit nicht in Betracht kommen. Ich besitze mehrere 
Apiden, bei denen als Abnormität ähnliche Fälle vorkommen, 
und zwar auf beiden Flügeln ganz symmetrisch, so zum Beispiel 
bei einer männlichen Andrena mucronata Mor. und bei 
mehreren Halictus-Arten. 

Es sei hier bemerkt, dass das Verschwinden einer 
Ader auch auf andere Weise erfolgen kann, als durch ein- 
fachen Abortus, ohne dass es dadurch einen höheren Werth 
für die Systematik bekäme. Als Beispiel sei die Gattung Pison 
angeführt (ef. Kohl: Die Gattungen und Arten der Larriden). 
Den Vorgang hiebei stelle ich mir so vor, dass die zweite 
Cubitalzelle dadurch, dass sich die erste und zweite Querader in 
ihrem oberen Theile immer mehr und mehr mit einander ver- 
einigen, immer kleiner, der Stiel aber immer länger wird, bis die 
Zelle endlich ganz verschwindet (Parapison Smith). In diesem 
Falle entspricht dann die scheinbar erste Querader der ersten 
und zweiten zusammen, die zweite der dritten, die scheinbar 
zweite Oubitalzelle aber der dritten. Es ist also hier die zweite 
Cubitalzelle wirklich ausgefallen, und die Zelle, die als erste 
Cubitalzelle erscheint, auch wirklich die erste. Der Vorgang bei 
Nysson ist nach dem oben Gesagten von dem bei Pison voll- 
ständig verschieden, es entspricht daher hier, wenn die erste 
Querader abortirt, die scheinbar erste Cubitalzelle der ersten und 
zweiten zusammen, die scheinbar zweite der dritten; die schein- 


Grabwespen. 295 


bar erste Querader ist die zweite, die scheinbar zweite die 
dritte. Es liefern somit zwei ganz verschiedene Vorgänge ein 
ganz ähnliches Resultat. ! 

Das von Gu6rin zur Abtrennung der Untergattung Para- 
nysson verwendete Merkmal, die Bedornung der Hinterschienen, 
wurde schon von Gerstäcker hinlänglich erörtert; als Über- 
gangsform möchte ich hier noch den N. Braueri n. sp. anführen. 
Dieses Merkmal tritt nicht immer mit den von Cresson ver- 
wendeten zugleich auf. Die Lappen des Metanotum sind übrigens 
bei den einzelnen Arten sehr verschieden entwickelt, zum 
Beispiel bei nitens n. sp. weniger auffallend als bei Texanus 
Cress., bei Braueri und Capensis n. sp. nur angedeutet. Die 
Zahl der Fortsätze am siebenten Dorsalringe des J beträgt 
2 bis 5; es sind nämlich zwei davon deutlich und auffallend, 
die Fortsetzung der häufig auftretenden Seitenkiele bildend; 
zwischen diesen Spitzen befindet sich häufig ein Fortsatz, der 
verschieden ausgebildet ist (vide Figuren), und oft, in Form einer 
dritten Spitze, ebensoweit vorragt, als die zwei seitlichen. In 
wenigen Fällen tritt aussen, neben den zwei obgenannten Fort- 
sätzen noch jederseits ein kleinerer auf. Zur Abtrennung von 
Gattungen oder selbst Untergattungen sind diese Merkmale 
gleichfalls nicht anwendbar, da sie, wie ein Blick auf meine 
Abbildungen zeigt, durch sehr zahlreiche Übergänge ver- 
bunden sind. 

In Gerstäcker’s Monographie dieser Gattung wurden im 
Ganzen 23 Arten aufgeführt, eine Zahl, welche sich durch das 
Bekanntwerden der amerikanischen Formen seither bedeutend 
‘vermehrt hat, so dass, mit Einschluss der von mir neu auf- 
gestellten zehn Arten, die Gattung nunmehr 64 Arten zählt; 
allerdings dürften sich noch einige Arten im Laufe der Zeit 
als synonym erweisen, und dadurch deren Zahl vermindert 
werden. 

Zwei als Nysson beschriebene Arten gehören entschieden 
nicht in diese Gattung, und zwar der schon von mehreren 


1 Dass sogar beide Fälle bei einer Gattung vorkommen können, hat 
Kohl für die Gattung Pompilus nachgewiesen; cf.: Die Gattungen der 
Pompiliden. Verh. der k. k. zool.-botan. Gesellsch. Wien, XXXIV. 1884. 
S. 34. | 


296 A.Handlirsch, 


Autoren besprochene Nysson quinquespinosus Say und Nysson? 
(sie) inerme Cresson, beides nordamerikanische Arten. Die 
kurze Beschreibung von guinquespinosus bietet genug Anhalts- 
punkte, um die Zugehörigkeit zur Gattung Nysson sicher auszu- 
schliessen: „Mittelsegment mit ungefähr fünf Dornen“, ferner: 
„Vordertarsen mit langen Cilien“. Die fünf Dornen liessen sich 
zur Noth noch erklären, wenn man die bei manchen Arten auf- 
tretenden Blättchen des Metanotum und die kleine Erhöhung im 
Mittelfelde des Mittelsegmentes dazu rechnet, wozu die Angabe 
Say’s: „der mittlere Dorn der unteren Serie abgestumpft, 
manchmal undeutlich“ berechtigen könnte. Die langen Cilien 
der Vordertarsen schliessen jedoch die Annahme, Say hätte 
wirklich einen Nysson vor sich gehabt, aus. Die zweite Art, 
. deren Autor selbst sagt, sie scheine zwischen Harpactes und 
Nysson zu stehen, gehört bestimmt weder zu dem einen noch zu 
dem anderen Genus; die doppelte Vorragung in der Mitte der 
Stirne, das gerundete, feinkörnige, unbewehrte Mittelsegment, 
das abweichende Flügelgeäder mit der „schiefen, fast qua- 
dratischen“ dritten Cubitalzelle „wie bei Harpactes“, der an der 
Basis contrahirte zweite und dritte Hinterleibsring und die nicht 
vorragende zweite Ventralplatte, die glänzende, am Thorax 
schwach punktirte Körperoberfläche, lassen keineswegs auf einen 
Nysson schliessen. Es ist wohl auch nur die gestielte zweite 
Cubitalzelle gewesen, die Cresson bewog, die Art in dieses. 
Genus einzureihen; dieses letztere Merkmal schliesst die Zuge- 
hörigkeit zur Gattung Gorytes ebenfalls aus. Ob die Art über- 
haupt in diesen Verwandtschaftskreis gehört, wage ich nach der, 
nach einem einzelnen Exemplare verfassten Beschreibung 
Cresson’s weder anzunehmen, noch von der Hand zu 
weisen. ! 


1 Hier die Original-Beschreibungen dieser zwei Arten in der Über- 
setzung: 

Nysson quinquespinosus Say. West. Quart. Rep. U. 78. 1823. — 
Körper schwarz. Fühler unten weisslich; Clypeus weiss, mit einer schwarzen 
Längslinie; Kiefer schwarz. Rand des Prothorax, Schulterbeulen, eine 
schiefe unterbrochene Linie ober den Flügeln, Linie am Schildehen und 
Spitzen der Mittelsegmentsdornen (Say nennt den Theil Metathorax) weiss- 
lich. Von diesen sind ungefähr (sie) fünf vorhanden, die oberen am grössten, 
der mittlere der unteren Serie abgestumpft, manchmal undeutlich. Vorder- 


Grabwespen. 297 


Die Arten 1 bis 10 haben auf der Stirne, oberhalb der 
Fühlerinsertion , einen Längshöcker,, ein zweilappiges Meta- 
notum, stark bedornte Hinterschienen, und auf den Hinter- 
fNügeln entspringt der Cubitus weit hinter dem Ende der 
Analzelle. 


1. Nysson Texcanus Cresson. 


Nysson Texanus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IV. 223. Z' 9 1873. 
Nysson (subg. Paranysson) Texanus, Cresson, ibid. IX. 273. Z' 7 1882. 


Pars inferior temporum postice marginata, non Spinosa; 
frons supra antennarum insertionem tuberculo longitudinaliter 
carinato instructa; elypeus media parte marginis anterioris sinua- 
tus. Prothorax superne deplanatus; scutellum horizontale, basi 
bifovealatum, marginibus lateralibus sursum flexis; metanotum 


schienen vorne weiss; Vordertarsen mit langen Cilien. Die Hinterränder der 
Abdominalsegmente graublau (glaucous), oben etwas irisirend. Länge 
weniger als ?/, Zoll. — „Arkansas.“ 

Nysson (?) inerme Cresson. Trans. Amer. Ent. Soc. V. 224. 1876. 
DO. Schwarz. Seiten des Gesichtes, Clypeus und Schläfen hell silberglänzend, 
Spitze des Clypeus glänzend; Kiefer schlank, spitz, weisslich, Spitzen 
schwarz. Kopf etwas breiter als der Thorax, quer, eine doppelte Vorragung 
in der Mitte der Stirne, gerade oberhalb der Fühler, die knapp an der Basis 
des Kopfschildes inserirt sind. Fühler kurz und kräftig; Nebenaugen in 
einem Dreieck. Thorax glänzend, schwach punktirt; eine in der Mitte unter- 
brochene Linie am Prothorax, Schulterbeulen, Tegulae, eine Binde am 
Metanotum (Postscutellum) weiss; Mittelsegment (Metathorax) matt, fein- 
körnig, gerundet, unbewehrt, seitlich mit silberglänzenden Haaren bedeckt. 
Flügel glashell, am Rande wolkig; Radialzelle lang, fast lancettförmig, an 
der Spitze abgestumpft; erste Cubitalzelle lang, breit, breiter als bei Nysson, 
die erste Discoidalader an ihrem äussersten Ende aufnehmend; zweite 
Cubitalzelle schmal, fast dreieckig, gestielt, die zweite Discoidalader, die 
sehr stark nach aussen gekrümmt ist, ungefähr in der Mitte aufnehmend; 
dritte Cubitalzelle schief, fast quadratisch, wie bei Harpactes. Beine kurz, 
schlank, Endhälfte der vier vorderen Schenkel unten, und eine Linie an 
allen Tibien hinten weisslich; Tarsen bräunlich. Abdomen fast sitzend, 
convex, glänzend, Ende spitz. Zweites und drittes Segment an der Basis 
zusammengezogen, erstes Segment oben vorragend gewölbt; die folgenden 
Segmente besonders seitlich mit silberner, bloss in gewissen Richtungen 
betrachtet, sichtbarer Beliaarung bedeckt. Ovipositor vorgestreckt; zweiter 
Bauchring nicht vorragend. 6 mm. 1 Exemplar. Scheint zwischen Harpactes 
und Nysson zu stehen. (Coll. G. Belfrage.) 


298 A.Handlirsch, 


bilobatum. Spinae laterales segmenti medialis longissimae. 
Alarum posticarum area analıs multo ante originem venae cubi- 
talis terminata. Tibiae posticae externe dentibus eireiter 
novem munitae. Segmentum ventrale secundum aequaliter con- 
vexum. 

Nysson grosse punctatus, facie, prothorace, callis hume- 
ralibus, foveolis sceutelli, parte superiore laterum segmenti medi- 
alis, basi abdominis et marginibus segmentorum postieis tomento 
denso, aureo obtectis. Niger spinis lateralibus segmenti medialis 
apice, fasciisque, medio late interruptis, segmentorum abdomi- 
nalium 1—3 flavis, pedibus rufis, basi extrema solum nigris. 
Longitudo corporis 8—11'5 mm. 

Maris segmentum ultimum lateribus carinatis, apice dentibus. 
quatror, quorum laterales minores, mediales maiores sunt, muni- 
tum. Antennarum articulus ultimus forma communi. 


Species regionis nearcticae. 


Kopf breit, Hinterhaupt nicht stark entwickelt, der 
Scheitel gerundet. Die Ocellen stehen in einem stumpf 
winkeligen Dreiecke; die hinteren liegen in der Verbindungs- 
linie der Facettaugen und sind etwas weiter von diesen entfernt 
als von einander, neben jedem liegt nach innen zu ein flacher, 
rundlicher Höcker. Die Stirne trägt in der Mitte einen, von 
der Fühlerinsertion bis gegen die halbe Höhe reichenden, 
stark erhabenen, gratartigen Höcker. Die Facettaugen sind 
gegen den Kopfschild mässig convergent, von der Seite gesehen 
bedeutend breiter als die hinten bis zum Munde herab gerandeten 
Schläfen. Der Kopfschild ist entschieden mehr als doppelt 
so breit als lang, mit einer, das mittlere Drittel seines Vorder- 
randes einnehmenden Ausbuchtung versehen. Kiefer un- 
gezähnt. 

Fühler knapp an der Basis des Kopfschildes und sehr 
nahe bei einander inserirt, bei d’ und ? ziemlich gleich lang; der 
Schaft kurz; beim ? das dritte Glied kürzer als das vierte, dieses 
wieder kürzer als das fünfte, die folgenden ziemlich gleich lang, 
das letzte einfach, länger als das vorhergehende; beim d’ sind 
die einzelnen Glieder im Verhältniss zur Dicke bedeutend 
kürzer als beim ?, das dritte Glied ist kürzer als das vierte, das 


Grabwespen. 299 


Endglied einfach, unten nicht ausgeschnitten, am Ende kaum 
abgestutzt. 

Der obere Theil des Pronotum liegt etwas unter dem 
Niveau des Dorsulum, ist oben flachgedrückt und dadurch nach 
vorne zu kantig, an jeder Seite eckig vortretend. Das Dorsulum 
flach, in der Mitte mit einer deutlichen Längsfurche versehen, 
seine hinteren Ecken gross und etwas aufgerichtet. Meso- 
pleuren stark vorragend, unter der Flügelwurzel mit kleinem 
spitzem Höcker; die von den Schulterbeulen nach unten ver- 
laufende Kante ist nur im unteren Theile gut entwickelt. Das 
Scehildehen liegt horizontal, ist sehr leicht gewölbt, hinten 
etwas breiter als vorne, seine Seitenränder sind aufgerichtet; die 
Basis zeigt an jeder Seite einen, mit der Spitze nach innen 
gerichteten, keilförmigen Eindruck. Das Metanotum ist schmal 
und trägt in der Mitte einen blättchenförmigen Fortsatz, der nach 
hinten ausgeschnitten ist. 

An dem abschüssigen Mittelsegmente ist das Mittelfeld 
gut entwickelt, die Seitendornen sind aussergewöhnlich gross 
und lang, schief nach hinten und aussen gerichtet. 

Die Vorderflügel sind leicht gebräunt, am Saume etwas 
dunkler, das Geäder ist braunschwarz; die Radialzelle reicht 
etwas näher zur Flügelspitze als die dritte Cubitalzelle, diese ist 
nach oben stark verschmälert, ohne dass sich jedoch die zweite 
und dritte Querader in einem Punkte vereinigen; die zweite ist 
langgestielt, klein fünfeckig, und nimmt die erste Diseoidalquer- 
ader nahe ihrem Anfange, die zweite ungefähr in ihrer Mitte auf. 
An den Hinterflügeln endet die Analzelle weit vor dem An- 
fange des Cubitus. 

Beine schlank, die Vorderschienen mit einem gekrümmten 
Sporn, der die Mitte des Metatarsus erreicht, Mittelschienen mit 
zwei kurzen Endspornen, die ungefähr den dritten Theil der 
Länge des Metaiarsus erreichen. Die Hinterschienen tragen an 
der Aussenkante durchschnittlich neun kräftige Zähne, ihr Ende 
ist in eine kurze Spitze ausgezogen. Der längere der zwei End- 
sporne ist reichlich einhalbmal so lang als der Metatarsus. Alle 
Klauen sind ungezähnt. 

Der Hinterleib ist schlank, die zweite Ventralplatte stark 
gewölbt, nicht winkelig vortretend; die Endränder der Rücken- 


300 A. Handlirsch, 


platten sind mit einem feinen, abgeschnürten, wulstigen Endrande 
versehen, die sechste zeigt beim ? ein flaches, gut begrenztes, 
‚dreieckiges Mittelfeld mit abgerundeter Spitze. Im männlichen 
Geschlechte ist die siebente Dorsalplatte seitlich gekielt, am 
Ende vierzähnig; die mittleren Zähne sind lang und spitz, 
die seitlichen, die die Verlängerung der Kiele darstellen, sind 
kürzer. | 

Kopf etwas feiner punktirt als der Thorax, die Stirne 
dichter als der Kopfschild. Dorsulum, Seutellum und Meta- 
notum sind dicht grob punktirt, ebenso die Mittelbrust- 
seiten und Coxen; die Metapleuren sind im unteren Theile 
glatt, im oberen mit einigen Querrunzeln versehen. Die Seiten 
des Mittelsegmentes sind im vorderen unteren Theile glatt, 
hinten und oben grob punktirt, dessen Mittelfeld ist vorne längs- 
runzlig, nach hinten zu verschmelzen die Runzeln zu einem Netz- 
werke. Eine ähnliche Seulptur zeigt auch der ganze hintere 
Theil des Mittelsegmentes. 

Der Hinterleib zeigt eine sehr feine Grundpunktirung, die: 
von der Basis nach hinten zu deutlicher wird, die groben Punkte 
dagegen nehmen nach hinten zu an Grösse und Zahl ab; das 
Mittelfeld des sechsten Segmentes ist lederartig punktirt, mit 
eingestochenen gröberen Punkten; an der Unterseite ist die 
Punktirung ähnlich wie am Rücken. Die Seulptur des ganzen 
Körpers und besonders des Hinterleibes ist beim J’ viel gröber 
und dichter als beim 2. | 

Der Körper ist, besonders beim J, ziemlich reichlich 
behaart und stellenweise mit einem schönen Tomente bedeckt; 
so erscheinen die untere Hälfte der Stirne, der Kopfschild, der 
Rand des Pronotum, die Schulterbeulen, ein Fleck auf den Meso- 
pleuren, die Mittellinie des Dorsulum, die zwei Grübchen an der 
Basis des Schildchens, das Metanotum, das Mittelsegment ober- 
halb der Seitendornen, die Basis des ersten Abdominalsegmentes 
und die Endsäume der Hinterleibsringe hell goldigglänzend. Die 
ganze Unterseite ist bei schief auffallendem Lichte verschieden 
stark silberglänzend; der Rücken ist bräunlich behaart, stellen- 
weise schwach seidenartig schimmernd. | 

Die Grundfarbe des Körpers ist schwarz, die Kiefer sind 
bräunlich, die Beine rothgelb mit schwarzen Coxen; die Spitzen 


Grabwespen. 301 


der Dornen des Mittelsegmentes und breit unterbrochene Binden 
auf den drei ersten Hinterleibsringen, von denen die erste die 
breiteste ist,.gelb. 

Untersucht wurden drei ? und zwei d. 

Diese nordamerikanische Art war bisher aus Texas und 
Montana bekannt; die von mir untersuchten Exemplare stammen 
ausserdem aus Georgia und Süd-Carolina (Coll. Saussure). 
Das Territorium Montana bezeichnet bis jetzt die nördlichste 
Grenze ihrer. Verbreitung. 


2. Nysson fuscipes Cresson. 
Tab. IV. Fig. 23. 


Nysson (subg. Paranysson) fuscipes, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. 
IX. 274. J 9 18322. 


Pars inferior temporum postice distinctissime marginata, 
inferne in spinulam producta; frons supra antennarum inser- 
tionem tubereulo longitudinaliter carinato instructa; margo 
interior elypei media parte late sinuatus. Prothorax superne 
deplanatus; seutellum basi bifoveolata, lateribus sursum flexis; 
metanotum bilobatum. Spinae laterales segmenti medialis longis- 
simae. Alarum posticarum area analis multo ante originem venae 
eubitalis terminata. Tibiae posticae dentibus longioribus I—10 
munitae. Segmentum ventrale secundum aequaliter con- 
vexum. 

Vaide punctatus, abdomen partius quam in specie praece- 
dente. Margo superior prothoraeis cum callis humeralibus, foveae 
seutelli, metanotum, latera segmenti medialis supra spinas 
laterales et margines posteriores segmentorum dorsalium aureo-, 
pectus et basis abdominis argenteo tomentosa. 

Niger, apice spinarum segmenti medialis et faseiis inter- 
ruptis segmentorum dorsalium 1—5 %, 1—6 d‘, flavis, pedibus 
nigris vel nigro-fuseis, genieulis et parte anteriore tibiarum anti- 
carum et intermediarum pallidioribus. Longitudo corporis 
10—11 mm. 

Maris segmentum dorsale septimum lateribus carinatis, 
apice dentibus quatuor munitum, quorum laterales medialibus 
multo breviores sunt. Antennarum artieulus ultimus simplex. 


302 A.Handlirsch, 


Species regionis nearcticae. 

Dem N. Texanus nahe stehend und in Bezug auf die 
plastischen Merkmale sehr ähnlich. | 

Die Höckerchen zwischen den Ocellen sind deutlicher 
erhaben; die Schläfen stark gerandet, die Randung nach 
unten in einen kleinen spitzen Zahn ausgezogen; der Kopf- 
schild und der Höcker auf der Stirne ähnlich wie bei der vor- 
hergehenden Art, ersterer mit etwas breiterem Ausschnitte, 
letzterer weniger stark vorragend. | | 

Die Fühler sind gleichfalls ganz ähnlich wie bei 
Texanus. \ 

Die Mittelstrieme des Dorsulum ist etwas deutlicher aus- 
geprägt, das Blättchen des Metanotum hinten stärker aus- 
geschnitten. 

Der Hinterleib ganz ähnlich wie bei der vorigen Art, 
desgleichen die Bewehrung des männlichen Endsegmentes. Die 
zwei mittleren Spitzen des letzteren sind bedeutend länger als die 
seitlichen. 

Der Bau der Beine weicht von dem des Texanus nicht 
wesentlich ab, die 9 bis 10 Dornen der Hinterschienen sind gut 
abgesetzt und etwas länger als bei dieser. 

Die Flügel sind gleichmässig gebräunt, der Aderverlauf 
wie bei Texanus. 

Die Seulptur ist auf Kopf und Thorax eine gröbere, am 
Hinterleibe sind die groben Punkte etwas weniger scharf 
eingestochen und spärlicher, die Grundpunktirung dagegen ist 
deutlicher. 

Die Behaarung ist etwas spärlicher, der Kopfschild, die 
untere Hälfte der Stirne, die Brust, die Basis des Hinterleibes 
und die Coxen silbern-, der Rand des Pronotum, die Schulter- 
beulen, die Mittelfurche des Dorsulum, die Basis des Schild- 
chens, das Metanotum, die Flecken ober den Seitendornen des 
Mittelsegmentes und die Endsäume der. Segmente goldig 
tomentirt. | 

Sehr leicht ist die Art von der vorhergehenden durch die 
verschiedene Färbung zu unterscheiden. Wie bei dieser ist die 
Grundfarbe schwarz, die Spitzen der Mittelsegmentsdornen 
sind gelb, ebenso Binden auf den Endrändern der Segmente 


Grabwespen. 303 


1 bis 5 beim $ und 1 bis 6 beim Z, die erste derselben sehr 
schmal unterbrochen, die zweite bis sechste gleichbreit, etwas 
breiter als die erste; die ersten Binden sind die breitesten und 
nach den Seiten etwas erweitert. Die Beine sind sehr dunkel 
schwarzbraun, die Kniee röthlich, die Vorderseite der zwei ersten 
Schienenpaare und der Tarsen dunkelrothbraun; die Kiefer zum 
Theile röthlich. 2 J’. 1 

Die Art scheint dem Westen Nord- Amerikas anzu- 
gehören, sie ist bisher in den Staaten Washington und 
Oregon (Cresson) und in Californien (Coll. Saussure) 
aufgefunden worden. 


3. Nysson Mexicanus Cresson. 


Nysson (subg. Paranysson) Mezxieanus, Cresson, Trans. Am. Ent. Soc. 
IX. 275. $ 9. 1882. 


Dorsulum mit gut ausgeprägter Mittelstrieme; Meso- 
pleuren mit kurzem, ziemlich spitzem Zahn unter den Flügeln ; 
Seutellum mit aufgeriebteten Seitenrändern; Metanotum 
zweilappig. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind scharf, stark 
vorragend und divergirend. 

Flügel fast glashell; an den Hinterflügeln endet die 
Analzelle weit vor dem Anfange des Oubitus. 

Die Hintersehienen sind bedornt. 

Beim Jg ist das Endsegment seitlich gekielt, am Ende 
vierzähnig; die zwei mittleren Zähne sind länger als die seit- 
lichen und leicht divergirend. 

Kopf tief, Mesothorax tief und grob, Scutellum und Meso- 
pleuren grob, zusammenfliessend punktirt. Die Seulptur des 
Hinterleibes ist spärlicher und weniger stark ; das zweite Ventral- 
segment ist tief punktirt. 

Das 2 ist mit sehr kurzer, dichter, gelblich silberner 
Behaarung bedeckt, am dichtesten und häufig goldig glänzend 
auf der Stirne, dem Kopfschilde, den Schläfen, dem Pronotum, 
den Schulterbeulen und am oberen Theile der Mittelsegment- 
seiten. Das Mittelfeld des Mittelsegmentes ist anliegend, gelblich 
behaart, der Hinterleib goldig-gelb, an der Basis des ersten 


304 A. Handlirsch, 


Segmentes gelblich, die Endsäume der Segmente goldig, der 
Bauch gelblich-silbern. 

Beim J ist die Behaarung ganz ähnlich wie beim 2, nur 
sind Kopfschild und Unterseite des Thorax dicht silbern 
tomentirt. 

Die Grundfarbe ist mattschwarz, die Spitzen der Mittel- 
segmentsdornen und schmale, nach den Seiten leicht erweiterte 
Binden an den Endrändern der Segmente 1 bis 5 gelb. Das 
sechste Segment trägt beim ? einen grossen gelben Fleck, der 
fast die ganze Oberfläche bedeckt, beim J’ eine ziemlich breite 
gelbe Binde; das Endsegment ist beim JZ mit Ausnahme der 
Basis röthlich. Die Kiefer sind röthlich pechbraun, die Spitzen 
der vier vorderen Schenkel und ihre Tibien vorne dunkel roth- 
gelb, Tarsen und Hintertibien mehr oder weniger rostbraun. 
10 mm. 

Diese mir unbekannte Art wurde von Cresson nach neun 
von Sumichrast in Mexiko gesammelten Exemplaren 
beschrieben; sie scheint den beiden vorhergehenden sehr nahe 
zu stehen. 


4. Nysson marginatus Spinola. 
Nysson marginatus, Spinola, Ann. Soc. Ent. Fr. ser. 1.X. 113. Nr. 68. 
pl. 3.£.2. 2.1841. 


— — Gerstäcker, Nysson. Abh. d. Nat. Ges. Halle. X. 119. Nr. 19. 
1866. 


Unseren einheimischen Arten in Bezug auf das Geäder, das 
Gesicht und die Beine ähnlich, aber relativ schlanker. 

Die Stirne trägt eine Erhöhung mit runder Basis und kiel- 
förmigem Rücken. 

Das Schildehen ist quer-rechteckig, horizontal, nicht nach 
hinten geneigt, und bleibt im Niveau des Dorsulum. Das Meta- 
notum ist ähnlich wie bei Oxybelus, ein aufgehobenes Blätt- 
chen, so breit als das Schildehen, rückwärts leicht ausgeschnitten, 
mit spitzen, durchscheinenden Hinterecken. 

Die hintere Fläche des Mittelsegmentes ist mehr ein- 
gedrückt, die Seitendornen stärker, mehr vorspringend, 

Die fünf ersten Hinterleibsringe haben einen wulstigen 
Hinterrand. 


\ | Grabwespen. 305 


\ Die Punktirung ist auf Kopf und Thorax viel stärker als 
' am Hinterleibe. 

Gesicht; Schläfen, Rand des Pronotum, Mittellinie des Dor- 
sulum, Mittelsegment an der Basis der Seitendornen, Seiten und 
Brust seidig tomentirt; alle anderen Stellen dunkelbraun 
behaart. 

Schwarz; ein mässig breites Band am Hinterrande der 
ersten fünf Segmente und zwei dreieckige Seitenflecken am 
sechsten gelb, Hinterrand der vier mittleren Ventralplatten rost- 
farben. Beine roth mit schwarzen Hüften. Fühler schwarz. 
Flügel glashell, etwas beraucht, Geäder schwarz. Länge 9 mm., 
Breite 33 mm. 

Diese mir unbekannte Art scheint nach der Beschreibung 
dem Mexicanus sehr ähnlich zu sein. Spinola beschrieb sie 
nach einem einzelnen ?, das aus Cayenne stammte, und keiner 
der späteren Autoren hat sie neu untersucht. 

Auf Spinola’s Abbildung ist entschieden kein Werth zu 
legen, da sie mit der Beschreibung in mehreren Punkten nicht 
übereinstimmt, und gewiss schlecht ist. ! 

Dass die Bedornung der Hinterschienen nicht erwähnt wird, 
ist allerdings auffallend, doch möchte ich keineswegs daraus 
schliessen, dass sie wirklich fehlt; Spinola hat sie vielleicht 
übersehen, möglicherweise auch haben die Hinterbeine bei 
dem einzigen Exemplare, das er untersuchte, gefehlt. Ich reihe 
die Art ohne Bedenken in diese Gruppe ein, da die Überein- 
stimmung so prägnanter Merkmale, wie der Stirnhöcker, die 
Form des Metanotum, dieEndsäume der Segmente u.s.w. 
aus Analogie auch auf bewehrte Hinterschienen schliessen lässt. 


5. Nysson luteipennis Gerstäcker. 
Nysson luteipennis, Gerstäcker, Nysson, Abh. Halle X. 120. Nr. 21. 
2. 1866. 

Pars inferior temporum postice marginata et spina acuta 
munita; frons supra antennarum insertionem tuberculata; elypeus 
margine anteriore fere recto. — Prothorax margine superiore 
lateribus angulosis; sceutellum deelive, marginibus lateralibus 


1 C£. Gerstäcker,l. e. 
Sitzb. d, mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I, Abth, 20 


306 A.Handlirsch, 


leviter sursum flexis. — Metanotum breviter bilobatum. — Seg- 
menti medialis spinae validae, acutae. — Alae luteae, margine 
infumatae; alarum posticarum area analis multo ante originem 
venae eubitalis terminata. — Tibiae posticae 6—9 dentatae. — 
— Segmentum ventrale secundum valde prominens, basimversus 
oblique truncatum. 

Corpus punetatum, umbrino pubescens, facie, prothorace, 
maculis segmenti medialis et pectore pallidioribus, marginibus 
postieis segmentorum aureis. 

Niger, abdominis segmentis 1.—D. fasciis interruptis, 6. ma- 
eulis lateralibus eroceis. — Pedibus nigro-piceis, genieulis, tibiis 
et tarsorum artieulis apice rufofuseis. Longitudo corporis 
9: mm.7 2. 

Species regionis neotropicae. 

Der Clypeus ist am Vorderrande fast gerade abgeschnitten, 
ohne aufgeworfenen Rand; der untere Theil der Schläfen 
hinten gerandet und am Mundwinkel in einen scharfen Zahn 
ausgezogen. 

Die Vorderecken des Pronotum scharf winkelig hervor- 
tretend; Mittelbrustseiten ziemlich stark vortretend, dicht 
unterhalb der pechbraunen Tegulae mit einem deutlichen 
Höcker. Schildehen abschüssig, mit leicht aufgebogenen 
Seidenrändern; Metanotum kurz, stumpf, zweilappig. — Die 
Seitendornen des Mittelsegmentes sind lang, scharf zugespitzt, 
gekielt und an der Spitze rothbraun durchscheinend. 

Der Buckel an der Basis der zweiten Ventralplatte 
stark hervortretend, steil, aber schräg gegen das erste hin ab- 
fallend. Der Saum der fünf vorderen Ringe deutlich aufgeworfen. 
Das Endsegment des ? kegelförmig, an der Spitze stumpf 
abgerundet, beiderseits scharf gekielt. 

Die Flügel sind bis auf das graubraun getrübte Spitzen- 
dritttheil deutlich rothgelb tingirt, die Adern ebendaselbst leb- 
haft rostgelb; die Radialzelle ist längs der Costa stark gebräunt. 
Der Stiel der zweiten Cubitalzelle ist fast ebenso lang als die 
pentagonale Zelle selbst hoch ist; die langgezogene dritte 
Cubitalzelle reicht ebenso weit gegen die Flügelspitze hin als die 
Radialzelle. Die beiden Discoidalqueradern münden weit von 
einander entfernt in die zweite Cubitalzelle, so dass die zweite 


\ Grabwespen. 307 


Discoidalzelle nach der Spitze hin fast quer abgeschnitten 
erscheint. An den Hinterflügeln endet die Analzelle weit vor 
dem Ursprunge des Cubitus. 

Die Spitze der Hinterschenkel ist unmittelbar vor der 
Einlenkung der Schienen vorne in einen längeren, hinten in 
einen kürzeren, dreieckigen, auf der Fläche ausgehöhlten Zahn 
ausgezogen; die Hinterschienen sind an ihrer Aussenseite 
mit sechs bis neun scharfen, bis zum untersten Viertheil reichen- 
den Zähnen bewaffnet, zwischen welchen längere Borstenhaare 
entspringen. | 

Kopf dicht gedrängt, Thorax vereinzelter grob punktirt, 
dazwischen sehr fein und dicht gekörnt. 

Seiten des Prothorax glänzend, Mittelbrust grob- 
körnig punktirt; die vertieften Metapleuren sehr glänzend und 
durchaus glatt, nur ganz oben mit zwei bis drei scharfen Längs- 
kielen. Schildcehen grob runzlig punktirt. — Mittelsegment 
durch scharfe Längsrunzeln in Felder getheilt und diese 
wiederum durch schräge Linien gegittert. — Hinterleib dicht 
und fein chagrinirt, auf dem ersten Ringe mit gröberen, auf den 
übrigen mit feinen eingestochenen, isolirten Punkten besetzt. 

Kopf und Thorax durch kurze Behaarung umbrabraun 
schimmernd; der Kopf an den Seiten des Hinterhauptes ausser- 
dem mit längerer, greiser, auf der Stirne mit aufrechter, fuchs- 
rother Behaarung bekleidet. Das Toment der Gesichtsseiten 
und des Olypeus erscheint weissgrau mit einem Stich ins Bräun- 
liche. Rand des Pronotum und der Schulterbeulen fein gelbgrau 
behaart; Mittelbrustseiten nach unten dünngreis, dasMittelsegment 
nur beiderseits der Seitendornen dünn gelbbraun behaart. Der 
Hinterleib ist oben mit goldig braunem, unten mit greisem 
Seidenschimmer übergossen; die Endsäume der Segmente sind 
auf Rücken und Bauch goldig tomentirt, auf letzterem überdies 
mit spärlichen längeren Haaren besetzt. Beine greis behaart. 

Grundfarbe schwarz; ein ganz schmaler Querstrich jeder- 
seits am Hinterrande des ersten Segmentes, sehr schmal unter- 
brochene Binden auf den vier folgenden Ringen und je ein 
grosser Seitenfleck am sechsten Segmente, ausserhalb “ des 
Mittelfeldes, rothgelb. Die derben Fühler sind schwarz, die 


beiden Basalglieder derselben unterhalb mit braunrothem 
20* 


308 A. Handlirsch, 


Spitzenfleck. Beine schwärzlich pechbraun, greis behaart, die 
Kniee, Spitze der Schienen und der einzelnen Tarsenglieder 
rothbraun; die Schienensporne des ersten Paares licht rostgelb, 
die der beiden hinteren schwarzbraun. 


Die Art wurde von Gerstäcker nach zwei weiblichen 
Exemplaren aus dem Berliner Museum, die in San Joäo0 
del Rey in Brasilien gesammelt waren, beschrieben; ich 
selbst habe sie nicht gesehen. 


6. Nysson armatus Cresson. 
Nysson armatus, Cresson, Proc. Ent. Soc. Philad. IV. 145. J' ? 1865. 


Nysson (subg. Paranysson) armatus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc.IX. 
273. 2. 1882. 

Fühler kräftig. Seitliche Ecken des Prothorax vorragend 
und ziemlich spitz; Mesothorax mit eingedrückter Mittellinie; 
Schildehen an der Basis abgeflacht; Metanotum mit zwei 
kurzen, stumpfen, flachen, leicht zurückgebogenen Spitzen. 
Mittelsegment mit grossen, jederseits in einen langen, 
starken, spitzen, nach hinten stark divergirenden Dorn aus- 
gezogenen Hinterecken. 

Flügel bräunlich, in der Radialzelle und an den End- 
rändern dunkler; Geäder schwärzlich. 

Hinterschienen bedornt. 

Das Endsegment des Hinterleibes zeigt beim ? ein ab- 
geflachtes, jederseits gekieltes und am Ende stumpfes Mittelfeld; 
beim JS ist es mit zwei kleinen, abstehenden, flachen Zähnen 
versehen. | 

Thorax matt, dicht und ziemlich grob punktirt; Schild- 
chen runzelig. Das Mittelfeld des Medialsegmentes ist vor der 
Mitte unregelmässig gefurcht. Der Hinterleib ist etwas glänzend, 
ziemlich dicht punktirt; gegen die Basis zu etwas gröber, gegen 
die Spitze zu feiner und undeutlicher. Bauch tiefer punktirt, 
glänzend. | 


Scheitel, Wangen, Rand des Pronotum, Schulterbeulen, 
Mittellinie, Seiten. und Hinterrand des Dorsulum, Pleuren, Basis 
des Schildehens, Seiten des Metanotum und des Mittelsegmentes, 
in geringerem Grade auch dessen Mittelfeld, die Beine und die 


Grabwespen. 309 


 Endsäume der Hinterleibsringe goldig, Gesicht, Kopfschild, 
Coxen, Basis und Unterseite des Hinterleibes silbern tomentirt. 

Schwarz; ein Fleck jederseits an den drei ersten Seg- 
menten und die äussersten Hinterränder aller Segmente blass 
gelbroth; der letzte der Flecken ist der kleinste; beim J hat 
auch das vierte Segment noch jederseits einen sehr kleinen, 
dunkelbraunen Fleck. Die Spitzen der Mittelsegmentsdornen 
sind blassgelb. Fühler pechbraun beim ?, braun beim d’; 
Tegulae roth. Beine dunkelroth, die Coxen sind schwarz mit 
rother Spitze. S 9, ? 8 mm. 

Diese, mir unbekannte, neotropische Art, wurde von 
Cresson nach zwei aus Cuba stammenden Exemplaren 
beschrieben, die sich in der Sammlung der Entomological 
Society in Philadelphia befinden. Sie scheint der folgenden 
Art ähnlich zu sein, das zweispitzige Endsegment des d 
schliesst jedoch eine Identifieirung aus. 


1. Nysson dives n. sp. 
Tab. IV. Fig. 8. 24. 


Pars inferior temporum postice marginata, in spinam obtu- 
sam producta; frons supra antennarum insertionem valde tuber- 
eulata; elypeus media parte marginis anterioris sinnatus. Pro- 
thorax superne deplanatus, angulis lateralibus acutis; scutellum 
horizontale, basi impressione transversa profunda munita, margi- 
nibus lateralibus leviter sursum flexis. Metanotum bilobatum. 
Spinae laterales segmenti medialis longissimae et robustissimae. 
Alarum posticarum area analis multo ante originem venae cubi- 
talis terminata. Tibiae posticae dentibus 7”—8 validis munitae. 
Abdominis segmentum ventrale seecundum valde convexum. 

Caput et thorax dense, grosse punctata, abdomen partius; 
facies, elypeus, pars inferior totius corporis cum pedibus dense 
argenteo, margo prothoracis, fovea scutelli, latera segmenti 
medialis parte superiore, abominisque basis et margines poste- 
riores segmentorum dorsalium aureo tomentosa. 

Niger, segmentis abdominis primo et secundo maculis 
flavis lateralibus, pedibus obseure rufis, posterioribus basim 
versus nigrieantibus. Mandibulae, pars inferior articuli primi 


310 A.Handlirsch, 


antennarum, tegulae spinarumque segmenti medialis apices rufo- 
vel fusco-testacea. Long. corp. 8—10 mm. 

Maris segmentum dorsale septimum lateribus carinatis, 
apice quinquespinosum; spinae laterales et mediana reliquis 
minores sunt. Antennarum artieulus ultimus praecedenti multo 
longior, nec curvatus, nec apice truncatus. 

Species regionis neotropicae. 

Den Arten 1 und 2 in Bezug auf den Körperbau nahe 
stehend, etwas schlanker und kleiner. 

Der untere Theil der Schläfen ist hinten mit einer 
starken, an den Mundwinkeln in eine stumpfe Spitze aus- 
gezogenen Randung versehen; die Stirne ist ziemlich gewölbt, 
der Höcker oberhalb der Fühlerinsertion nach oben etwas ver- 
breitert, stark vorragend. Die Ocellen stehen sehr nahe bei 
einander, und die dazwischen liegenden Höcker sind schwach 
entwickelt. Der Kopfschild ist sehr breit und kurz, am Vorder- 
rande beim ? breiter ausgebuchtet als beim J’. 

Die Fühler sind kurz und dick, das dritte Glied ist beim 
? nur halb so lang als das vierte, das letzte bedeutend länger 
als das vorletzte; vom vierten bis zum elften nehmen die Glieder 
allmälig an Länge ab. Beim / sind alle Geisselglieder mit 
Ausnahme des letzten breiter als lang, die drei vorletzten sind 
nach unten etwas erweitert, das letzte ist bedeutend länger als 
das vorhergehende, gerade, am Ende abgerundet; das dritte Glied 
ist deutlich kürzer als das vierte. 

Der Thorax ist ähnlich gebaut wie Be den übrigen Arten 
dieser Gruppe, der Rand des Prothorax oben abgeflacht, seine 
Seitenecken scharf vorspringend. Dorsulum mit deutlicher 
Mittelstrieme, seine hinteren Ecken kaum aufgerichtet. Das 
Schildchen zeigt an der Basis einen breiten Quereindruck, 
und ist der Länge nach durch eine feine Linie getheilt, seine 
Seitenkanten sind leicht aufgerichtet. Das Metanotum trägt in 
der Mitte ein ähnliches zweilappiges Blättchen wie alle Arten 
dieser Gruppe. Die Mittelbrustseiten sind mässig vortretend, 
unter der Flügelbasis mit kleinem scharfem Höckerchen ver- 
sehen. Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind ausser- 
gewöhnlich stark und lang, nach hinten und etwas nach den 
Seiten gerichtet. 


Grabwespen. 311 


Flügel ziemlich gleichmässig gebräunt, Geäder dunkel- 
braun; an den Vorderflügeln reicht die dritte Oubitalzelle näher 
zum Spitzenrande des Flügels als die Radialzelle, die zweite 
Cubitalzelle ist lang gestielt, breiter als hoch, und nimmt die 
erste Discoidalquerader etwas vor dem ersten Drittel, die zweite 
hinter der Hälfte auf. An den Hinterflügeln endet die Anal- 
zelle weit vor dem Ursprunge des Cubitus. 

Beine mässig kräftig; die Hinterschienen sind mit sieben 

bis acht sehr starken, aufrechten Dornen bewehrt. 
| Der Hinterleib ist schlank, der zweite Bauchring stark 
sewölbt, an der Basis nicht scharf abgestutzt; jede Dorsal- 
platte zeigt einen gut abgeschnürten Endsaum. 

Das Endsegment ist beim 2 oben mit einem halb- 
elliptischen Mittelfelde versehen, beim S zeigt es am Ende fünf 
Zähne und deutliche Seitenkiele. Die seitlichen Zähne entstehen 
durch die Verlängerung der Kiele und sind kurz, dazwischen 
stehen zwei längere Zäbne, und in der Mitte noch ein kleiner, 
kurzer und breiter Zahnfortsatz. 

Der ganze Kopf ist grob und dicht punktirt, gegen den 
Kopfschild zu und auf demselben feiner und zerstreuter. Rücken 
und Seiten des Thorax sind sehr grob und dieht punktirt, 
die Metapleuren im unteren Theile glatt, oben runzelig, 
Seiten des Mittelsegmentes unten vorne glatt, im Übrigen 
punktirt. Das Mittelfeld des Medialsegmentes ist grob 
genetzt und gut begrenzt. Mit der Lupe ist die Grundpunktirung 
des Hinterleibes nicht zu bemerken, die groben Punkte stehen 
ziemlich zerstreut und nehmen gegen das Ende an Grösse ab 
Das Mittelfeld des Endsegmentes beim ? zeigt eine feine, fast 
 nadelrissige Sculptur. 

Der Rand des Pronotum, die Grube an der Basis des 
Seutellum, die Seiten des Mittelsegmentes oberhalb der Dornen 
und die Endsäume der Dorsalplatten, sowie die Basis des Hinter- 
leibes sind dicht mit sehr hellem goldigem Tomente bedeckt; 
das Gesicht, der Kopfschild und die ganze Unterseite mit Ein- 
schluss der Beine zeigt ein dichtes silberglänzendes Haarkleid. 
Kopf und Thorax tragen an der Oberseite dunkel braunschwarzes 
mattes Haar, von dem sich die hellen Tomentflecken sehr 
scharf abbeben. | 


912 A. Handlirsch, 


Die Grundfarbe ist rein schwarz; die gelbe Farbe ist auf 
seitliche, mässig breite Flecken auf den zwei ersten Ringen 
beschränkt. Die Kiefer, ein Fleck an der Unterseite des Fühler- 
schaftes und die Beine sind röthlich, die letzteren, besonders 
das hintere Paar, sehr dunkel, gegen die Basis zu schwärzlich; 
Tegulae braungelb, ebenso die Spitzen der Mittelsegmentsdornen. 

Ich habe ein und ein ? dieser schönen Art aus der 
Sammlung des Herrn H. de Saussure erhalten, die beide aus 
Orizaba in Mexico stammen. 


8. Nysson Gayi Spinola. 


Nysson Gayi, Spinola, Historia fisica y politica de Chile. Zoolog. VI. 
347. 2 1851. 
— — Gerstäcker, Nysson, Abhandl. d. nat. Ges. Halle. X. 120. 20. 


Z 9. 1866. 


Stirne stärker vorragend als bei marginatus, ähnlich wie 
bei scalaris. Der Körper ist im Verhältnisse zur Länge ent- 
schieden breiter als bei N. marginatus. (Länge 4 Lin., Breite 
zwischen den Flügeln 1'/, Lin.) 

Der Hinterrand der Rückensegmente ist wulstig auf- 
gerichtet, ebenso der der vier mittleren Bauchplatten; die Säume 
sind blassgelb, mit diehtem Haarkleide von derselben Farbe 
bedeckt. 

Das Endsegment des ? ist von gewöhnlicher Form, beim 
Männchen trägt es ein trapezförmiges Mittelfeld, das vorne 
flach und nach rückwärts zu eingedrückt ist; sein Hinterrand ist 
mit drei gleichlangen, kurzen, geraden und parallelen Spitzen 
versehen. 

Flügel hyalin, leicht gebräunt, ihr Geäder dunkel, gegen 
die Basis zu röthlich. Die zweite Cubitalzelle nimmt beide Dis- 
coidalqueradern auf. $ 

Kopf und Thorax sind stark punktirt, auf dem Mittel- 
segmente und an den Mesothoraxseiten zusammenfliessend 
und runzlig. Der mittlere Theil des Prothorax ist stark und 
zerstreut punktirt, ohne Spur von Längsstreifen. 

Hinterleib mit mittelgrossen Punkteindrücken spärlich 
besetzt. 


Grabwespen. ag 


Der Körper ist spärlich weisslich tomentirt, an der 
Stirne dicht goldig, am Kopfschilde, am Metanotum und am 
Hinterrande des Pronotum dicht silbern tomentirt. 

Die Grundfarbe ist schwarz, die drei ersten Segmente 
tragen knapp vor dem Endsaume je eine breit unterbrochene, 
lichtgelbe Binde. Lippe, Palpen, Basis der Kiefer, Vorder- und 
Mittelbeine fast rostroth gefärbt; Coxen, Trochanteren, Basis 
der Vorderschenkel, hintere Fläche der mittleren Schenkel und 
Schienen und die Hinterbeine schwarz; die Endglieder der 
Tarsen und die Tegulore röthlich. 

Länge des Körpers 9 mm. 

Die Art stammt aus den centralen Provinzen von Chile 
und gehört nach den Angaben des Autors in dieselbe Gruppe 
wie N. marginatus. Mir ist sie unbekannt. 


9. Nysson foveiscutis Gerstäcker. 
Nysson foveiscutis, Gerstäcker, Nysson, Abh. d. Nat. Ges. zu Halle. X. 
116. Nr. 17. 1866. | 

Pars inferior temporum postice marginata; frons tuberculo 
carinato instructa; elypeus transverse carinatus. Pronotum angulis 
lateralibus acutis; scutellum basi bifoveolata. Metanotum biloba- 
tum. Spinae laterales segmenti medialis elongatae, acutissimae. 
Alarum posticarum area analıs multo ante originem venae media- 
lis terminata. Tibiae posticae externe dentibus 6—7 munitae. 
Abdominis segmentum ventrale secundum rotundatum, parum 
prominens. 

Thoraeis et segmenti primi sculptura grossa, reliqui cor- 
poris subtilior. Clypeus, pectus et coxae argenteo-, facies, margo 
pronoti, tegulae, scutelli basis et margines posteriores segmen- 
torum aureosericea. 

Niger, segmentis tribus primis faseiis interruptis luteis; 
pedes rufi, coxis solum nigris, femoribus anterioribus et postieis, 
tibiisque postieis piceis. Long. corp. 6°'5 mm. ?. 

Species regionis neotropicae. 

Von schlanker Statur. In der Mitte der beiderseits ein- . 
gedrückten Stirne tritt ein kleiner, der Länge nach scharf 
gekielter Höcker oberhalb der Insertion der Fühler über den 
Augenrand hervor. Der Clypeus ist nach vorne mit einer deut- 


314 A. Handlirsch, 


lichen Querkante versehen und fällt von dieser aus gegen den 
Vorderrand senkrecht ab; der untere Backenwinkel ist kurz. 
höckerig ausgezogen. Die Fühler sind derb, das erste Glied 
kurz. 

Seitenecken des Pronotum in Form eines spitzen Zähn- 
chens hervortretend; Dorsulum mit vertiefter Längsstrieme; 
Sceutellum an der Basis mit zwei tiefen viereckigen Gruben. 
Die Mesopleuren tragen unterhalb der Tegulae ein spitzes 
Höckerchen. Metanotum hinten tief ausgeschnitten, spitz 
zweilappig. 

Die beiden Seitendornen des Mittelsegmentes sind lang 
und scharf zugespitzt. 


Die zweite Ventralplatte des Hinterleibes ist ab- 
gerundet, schwach vorragend. Die Segmente 1 bis 5 sind mit 
‘ wulstigem Endsaume versehen, das sechste ist kegelförmig, 
an der Spitze abgerundet und beiderseits scharf gekielt. 


Die Flügel sind über die Fläche hin leicht, in der Radial- 
zelle und am Hinterrande stärker braun getüncht, das Geäder 
ist schwarzbraun; in den Vorderflügeln ist die zweite Oubital- 
zelle rhombisch, merklich höher als ihr Stiel lang, die dritte von 
der Flügelpitze weiter entfernt als die Radialzelle; in den 
Hinterflügeln endet die Analzelle weit vor dem Anfange des 
Cubitus. 


Die Hinterschenkel sind beiderseits von der Einlenkung 
der Schienen zahnartig ausgezogen, die Hinterschienen rück- 
wärts mit sechs bis sieben scharfen, fast bis zum letzten Vier- 
 theil herabreichenden Zähnen und zwischen diesen mit längeren 
Borstenhaaren bewehrt. 


Der Kopf ist dicht körnig, der Thorax mit dem Schildehen 
beträchtlich gröber und runzelig punktirt, matt. Die Mittel- 
brustseiten dieht körnig punktirt, die vertieften Meta- 
pleuren glänzend und glatt, nur ganz oben fein längsrunzlig. 
Das Mittelfeld des Medialsegmentes ist glatt und glänzend, 
. mit vier scharfen Längskielen versehen. 

Der glänzende Hinterleib zeigt ausser der äusserst 
feinen, chagrinartigen Grundpunktirung auf dem ersten Ringe 
zahlreiche, grosse, grubenartige, auf dem zweiten viel kleinere, 


Grabwespen. 315 


fast verloschene Punkte. Das Mittelfeld der oberen Afterklappe 
ist gedrängt punktirt. ! 

Der Scheitel ist russschwarz, die Stirne über den Fühlern 
fein staubartig goldgelb behaart, die Gesichtsseiten lebhaft 
goldig, der Clypeus silberweiss seidenhaarig. Der Hinterrand 
des Pronotum, die Längsstrieme des Mittelrückens, die Tegulae 
und eine Querbinde des Seutellum messingglänzend seidenhaarig. 
Die Mittelbrustseiten sind gelblichgrau, die Seitentheile des 
Medialsegmentes greis seidenhaarig. Hinterleib kaum greis 
schillernd, auf der Endhälfte sparsam mit rothgelben Börstchen 
besetzt, an den Endrändern der Segmente 1 bis 5 goldig tomen- 
tirt, unten auf den Endrändern der Segmente 2 bis 4 dicht gelb 
gefranst. Brust und Beine sind stark silberschimmernd. 

Schwarz; Mandibeln licht rothbraun mit dunkler Spitze; 
der Fühlerschaft an der Spitze röthlich durchscheinend; Tegulae 
röthlich pechbraun. Die drei ersten Segmente zeigen oberhalb 
jederseits vor dem Hinterrande einen rothgelben Querfleck, 
welcher auf dem dritten nur von geringer Ausdehnung ist. 

Die Beine sind mit Einschluss der Trochanteren rostroth, 
nur die Hüften schwarz; an den Vorderbeinen ist die Aussenseite 
der Schenkel, an den Hinterbeinen eine Längsstrieme derselben 
und die Schienen bis auf die Spitze, ausserdem das Endglied 
aller Tarsen und die Schiendornen der beiden hinteren Paare 
pechbraun. 

Gerstäcker hat diese Art nach einem einzelnen ? aus 
Brasilien beschrieben; mir ist sie unbekannt. 


10. N ysson chrysozonus Gerstäcker. 


Nyssen chrysozonus, @erstäcker, Nysson, Abh. d. Nat. Ges. zu Halle. 
X. 117. Nr. 18. 1866. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons supra 
antennarum insertionem tuberculo valido, carinato instrueta. 
Clypeus transverse carinatus, margine anteriore sinuatoe. — ° 
Seutellum horizontale, marginibus lateralibus paulo sursum flexis. 
Metanotum bilobatum. — Segmenti medialis spinae laterales 
validae. — Alarum posticarum area analis multo ante originem 
venae cubitalis terminata. — Tibiae posticae spinis 4 munitae. — 


316 A.Handlirsch, 


Abdomen segmento ventrali secundo valde prominente, basim 
versus truncato, a latere visum angulum fere reetum formans. 

Sculpturamedioeris; facieseum elypeo albido flavo—, pectus, 
coxae et mesopleurae argenteo —, margo prothoraeis et callorum 
humerelium, latera metanoti et segmenti medialis, basis abdo- 
minis eiusque segmentorum dorsalium et ventralium faseiae 
apicales aureo — tomentosa. 

Niger, pedibus concoloribus; genua et spinae tibiarum posti- 
carum solum rufo-fusea. Long. corp. 11 mm. 

Maris artieulus ultimus antennarum dimidio praecedenti 
longior, inferne leviter sinuatus. Segmentum dorsale septimum 
apice tridentatum. 

Species regionis neotropicae. 

Der Kopf ist verhältnissmässig klein, nur von der Breite des 
Thoraxrückens, die Schläfen in den Hinterhauptrand unter 
einem abgerundeten rechten Winkel übergehend, die beiden 
hinteren Ocellen an ihrer Innenseite von einer erhabenen Leiste 
‚ überragt, die Netzaugen sehr deutlich ausgerandet und nach 
unten stark convergirend, so dass das Gesicht abwärts sehr viel 
schmäler wird. Die Stirne mit einem die Insertion der Fühler 
überragenden Mittelhöcker, welcher drei in einem Punkte zusam- 
menstossende, scharfe Kiele zeigt, von denen der untere senkrecht 
bis zu den Fühlergruben hinabsteigt. Der Clypeus ist am Vor- 
derrande bogenförmig ausgeschnitten und vor dem Saume mit 
einer Querleiste versehen. | 

Die Fühler sind ziemlich lang und derb, schwarz, die 
Glieder vom dritten an so lang wie breit, das vorletzte beim 
Männchen etwas schief eingefügt, das accessorische dreizehnte 
um die Hälfte länger und schmäler, gekrümmt, innen leicht aus- 
gebuchtet. | 

Die Mittelbrustseiten sind seitlich nur mässig hervor- 
tretend; das Schildehen nicht schräg nach hinten abfallend, 
sondern in gleicher Ebene mit dem Mittelrücken liegend, nach 
hinten trapezoidal erweitert, die Seitenränder etwas aufgebogen, 
die Hinterwinkel abgerundet, die Mitte der Scheibe grubig ver- 
tieft. Das sich vom Mittelsegmente frei abhebende Metanatum 
ist hinten tief ausgeschnitten und daher zweilappig; beide Lappen 
spitz, am Ende gelb durchscheinend. 


Grabwespen. 317 


Die Seitendornen des Mittelsegmentes sehr stark ent- 
wickelt, an der scharfen Spitze gelb durchscheinend, flachgedrückt, 
seitlich und oberhalb scharf gekielt. 

Die Endsäume der Hinterleibsringe sind wulstig abge- 
schnürt; der siebente Ring des J ist an der Spitze dreizähnig. 
Der Vorsprung des zweiten Bauchsegmentes ist stark 
und fällt fast in rechtem Winkel gegen das erste hin ab. 

Die Flügel sind wässerig braun getrübt, der Costalraum und 
die Adern auf der Basalhälfte rostgelb, die Radialzelle deutlich 
gebräunt; der Stiel der zweiten Cubitalzelle ist sehr viel kürzer 
als die Zelle selbst hoch, diese quer rhombisch und mit stark 
genäherter Einmündung der beiden Nervi recurrentes in ihren 
Hinterrand; die dritte Cubitalzelle stark verlängert, so dass sie 
an die Flügelspitze weit näher heranrückt als die Radialzelle, die 
zweite Discoidalzelle gegen den Hinterrand hin rechtwinkelig 
ausgezogen. In den Hinterflügeln endet die Analzelle weit 
vor dem Anfange des Cubitus. 

Die ausgezogene Spitze der Hinterschienen ist gelb 
durchscheinend, ihre Aussenseite mit vier Zähnen besetzt, von 
denen der oberste (dieht unter dem Knie) nur höckerartig und 
stumpf, die übrigen länger und scharf zugespitzt sind. 

Kopf und Thoraxrücken dicht körnig, Mittelbrust- 
seiten sehr grob und dieht runzlig punktirt; die vertieften 
Metapleuren glatt und glänzend. Mittelfeld des Mittel- 
segmentes glänzend, von fünf starken Längsrunzeln durchzogen. 
Der Hinterleib ist ausser der sehr feinen chagrinartigen Grund- 
punktirung mit tief eingestochenen, vereinzelten, grösseren 
Punkten besetzt, welche jedoch auf dem zweiten und den folgen- 
den Ringen beträchtlich schwächer und sparsamer sind, als auf 
dem Basalringe. Am Bauche sind die eingestochenen Punkte auf 
allen Ringen gleich grob, auf den hinteren sogar noch tiefer. 

Kopf und Thoraxrücken mit kurzer, aufrechter, grau- 
brauner Behaarung bekleidet. Gesicht und Clypeus dicht 
gelblichweiss, der Rand des Pronotum goldig, der Saum der 
Scehulterbeulen und die Vorderbrustseiten mehr messing- 
glänzend tomentirt; Brust und Coxen-silberweiss schimmernd. 
Die Seiten der Hinterbrust, des Mittelsegmentes und die 
Lappen des Metanotum goldig, ebenso die Basis des 


315 A.Handlirsch, 


Hinterleibes, der schmale Hinterrand des ersten Ringes 
und breite Endbinden auf den Segmenten 2 bis 6. Die 
ganze Oberseite des Hinterleibes ist ausserdem mit reifartiger, 
silbergrauer Seidenbehaarung überzogen; am Bauche ist diese 
Behaarung besonders am zweiten Ringe stark, während der 
Hinterrand des zweiten bis fünften auch hier goldig tomentirt 
erscheint. 

Der Körper ist schwarz; Oberlippe und Mandibeln 
schwärzlich pechbraun, Taster lichter braun, Tegulae licht rost- 
roth, Beine schwarz, Kniee und Schiendornen rothbraun. 

Gerstäcker sagt von dieser, nach einem männlichen 
Exemplare aus Montevideo (Mus. Berol.) beschriebenen Art, 
sie sei in einer Reihe plastischer Merkmale, wie dem gekielten 
Stirnbuckel, dem horizontal liegenden Schildehen, dem 
zweilappigen und vom Hinterrücken abgehobenen Meta 
notum, den stark hervortretenden Seitendornen des Mittel- 
segmentes und dem abgesetzten, erhabenen Saume der 
Hinterleibsringe mit dem Nysson marginatus Spin. über- 
einstimmend, zeige aber anderseits wieder durch den 
sewöhnlich geformten, auf der Grenze der einzelnen Seg- 
mente nicht eingeschnürten Hinterleib die quere, rhombische 
zweite Cubitalzelle, in deren Hinterrand die beiden Nervi 
recurrentes dicht neben einander einmünden, die der Flügel- 
spitze stark genäherte dritte Cubitalzelle, das Geäder der Hinter- 
flügel, besonders aber durch die starke Zahnung der Hinter- 
schienen Abweichungen von dieser Art. 

Mir ist die Art unbekannt. 


11. Nysson abdominalis Guerin. 


Nysson (Paranysson) abdominale, Gu&rin, Iconogr. du r&gne animal. Ins. 
p. 441. 1840. 
Nysson abdominalis, Gerstäcker, Abhandl. Halle. X. 122. Nr. 22. 1866. 


Hinterbeine stark bedornt. Flügel violettschwarz, stark 
glänzend, mit blauem Reflex. Schwarz, Prothorax, Tegulae, 
Hinterrand des Mesothorax und Schildchens, Beine und Hinter- 
leib röthlich. Länge 12 bis 17 mm. 

Senegal. (Mion.) 


Grabwespen. | 19 


Leider wurde diese auffallende, von Gu&rin so unzuläng- 
lich charakterisirte, afrikanische Art von keinem späteren Autor 
untersucht; es lässt sich daher nach dem einzigen plastischen 
Merkmale, das Gu6rin anführt, der Bedornung der Hinter- 
schienen, kein völlig sicherer Schluss auf die nähere Verwandt- 
schaft dieser Art ziehen. Ich reihe sie vorläufig als eigene 
Gruppe an die amerikanischen Arten mit bedornten Hinter- 
schienen; die ansehnliche Grösse und die eigenthümliche, von 
der Norm abweichende Färbung, besonders der Flügel, lässt 
wohl darauf schliessen, dass sie auch in Bezug auf plastische 
Merkmale viele Eigenthümlichkeiten aufweist und vielleicht sogar 
dieser Gattung gar nicht angehört. Eswurden jedoch von Gue&rin 
keine Merkmale angegeben, die eine Einfügung in das Genus 
Nysson ausschliessen würden. 

Die drei folgenden Arten haben mit den vorhergehenden 
die Bedornung der Hinterschienen, jedoch in schwächerem 
Grade, gemeinsam; das Metanotum ist nicht zweilappig, oder 
höchstens in sehr geringem Maasse; der zweite Ventralring ist 
gewölbt, nicht winkelig vortretend; Kopfschild ohne Längskiele, 
Schläfen auch im unteren Theile hinten gerandet, Stirne mit 
gekieltem Längshöcker. S (wenigstens bei den Arten 12 und 13) 
mit lang bewimperten Endrändern der Ventralplatten 2 bis 5; 
7. Dorsalring am Ende zweispitzig, der sechste vor dem Hinter- 
‘rande mit zwei Längskielchen. 

Endglied der Fühler stark gekrümmt. 


12. Nysson scalaris Llliger. 
Tab. IV. Fig. 20, Tab. V. Fig. 2, 4. 


7 Nysson interruptus, Latreille, Nouv. diet. d’hist. nat. XV. 550. 9. 1803. 
— — — Hist. nat. XII, 306. 3. 2. 1805. 
— scalaris, Illiger, Ed. Rossi, Fauna Etrusca. II. 157. 1807. 
— interruptus, Latreille, Genera Crust et Ins. IV. 91. 2. 1809. 
— rufipes, Olivier, Ene. method. VIII. 408. 5. 1811. 
— interruptus, Percheron, in Guerin’s Dict. pittoresque. VI. 172. 1838. 
— Dufourüi, Dahlbom, Hym. Eur. I. 485.8. Z 2.1845. 
— — Lepelletier, Hist. nat. III. 51. 7. pl. 25. f.4. Z' 9. 1845. 
+ Nysson Dufouru, Cuvier, Regne animal (Ed. Masson) Ins. pl. 122. f. 2. 
Q. 1849, 
— — Eversmann, Bull. Mose. XXI. (2) 395. 3. 1849. 
— scalaris, Wesmael, Revue crit. 77. (Note) 1851. 


320 A. Handlirsch, 


Brachystegus Dufourii, Costa, Fauna delr. d. Napoli. 25. Tab. 12. £. 2. 
d 1859. 
Nysson scalaris, Gerstäcker, Nysson, Abh. Halle, X. 100.6. 5 2. 1866. 
1)— — Chevrier, Essai sur les Nyss. du bass. du Leman. 14. 3. Q. 1867. 
— -- Costa, Annuario ete. Napoli V. 33. 12. 5. 1869. 
Brachystegus Dufourii, Marquet, Bull. Soc. Toulouse. XII. 182. 1879. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons supra 
antennarum insertionem tuberculo magno prominente, longi- 
tudinaliter carinato instructa; elypeus margine anteriore depresso. 
— Prothorax superne haud deplanatus, lateribus non angulosus, 
a latere visum rotundatum; scutellum et metanotum simplieia. — 
Segmenti medialis spinae laterales satis magnae, robustae. — 
Alarum posticarum area analis longe ante originem venae eubita- 
lis terminata. — Tibiae posticae margine exteriore spinulis 
brevibus munitae. — Abdomen segmento secundo ventrali 
aequaliter convexo, a latere visum non angulatum. 

Corpus medioeriter punctatum, abdomen thorace subtilius. 
— Faeies, pectus, segmenti medialis pars supra spinas laterales 
sita, abdominisque basis argenteo tomentosa. 

Niger, prothoraeis faseia medio interrupta, macula seutelli, 
abdominisque segmentorum 1—5 vel 1--6 fasciae pallido- 
flavae; faseiae anteriores latiores et saepissime interruptae. — 
Pedes basi extrema excepta rufi. — Long. corp. 7—10 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus valde curvatus, apice 
non obtusus; segmentum dorsale sextum apicem versus carinulis 
duabus lateralibus, in dentem parvum productis, munitum, — 
septimum apiee rotundatum, dentibus duobus lateralibus munitum, 
— Margines posteriores segmentorum ventralium 2—5 eiliis 
longissimis pallidis. 

Species regionis palaearcticae. 

Von sehr kräftigem und gedrungenem Körperbau. 

Vorderrand des Kopfschildes niedergedrückt, in der 
Mitte etwas ausgehöhlt; Stirne oberhalb der Fühlerinsertion 
mit einem stark vorspringenden, fast gratartigen Höcker ver- 
sehen, der nach oben zu allmählich abfällt und durch eine feine 


1! bedeutet, dass mir die Art in Typen des betreffenden Autors 
vorgelegen. 


Grabwespen. 321 


Linie mit dem vorderen Nebenauge verbunden ist. Die Schläfen 
sind auch im unteren Theile hinten gerandet, aber nicht beson- 
ders scharf. Fühler in beiden Geschlechtern ziemlich diek und 
kurz; die einzelnen Glieder sind beim kürzer als beim ?, das 
13. ist stark gekrümmt, gegen das Ende verschmälert und da- 
selbst nicht scharf abgestutzt. 

Der Thorax ist kurz und robust; das Pronotum von der 
Seite gesehen, oben abgerundet; seine seitlichen Ecken nicht 
vortretend. Schildehen und Metanotum einfach. Die Seiten- 
dornen des Mittelsegmentes sind sehr kräftig, gegen die Spitze 
allmählig verjüngt. 

Die Vorderflügel sind am Spitzenrande getrübt; an den 
Hinterflügeln endet die Analzelle weit vor dem Ursprunge 
des Cubitus. 

Die Beine sind kräftig; der Hinterrand der Hinter- 
sehienen erscheint durch eine Reihe zahnartiger Dörnchen fast 
gesägt. 

Die Endränder der Hinterleibsringe sind wulstartig 
abgeschnürt. Die zweite Ventralplatte ist gleichmässig, 
ziemlich hoch gewölbt, von der Seite gesehen, gar nicht winkelig 
hervortretend. Das Endsegment des 2 zeigt ein gut ent- 
wickeltes, dreieckiges Mittelfeld. Beim J bietet der Hinterleib 
einige Eigenthümlichkeiten; das sechste Dorsalsegment 
trägt vor dem Endrande jederseits einen kurzen scharfen Kiel, 
der nach hinten in ein scharfes Zähnchen ausgezogen ist; das 
siebente Segment ist am Ende abgerundet und trägt jeder- 
seits eine mässig entwickelte Spitze; die Endränder der Ven- 
tralplatten 2 bis 5 tragen je eine Reihe dicht gestellter, langer, 
nach innen und vorne etwas eingekrümmter Cilien von weiss- 
licher Farbe. 

Der Kopf ist matt, mit groben, nicht scharf ausgeprägten 
Punkten dicht bedeckt; am Kopfschilde stehen die Punkte be- 
deutend weitläufiger als auf der Stirne. Der Thoraxrücken 
erscheint gleichfalls matt, seine groben Punkte sind nicht tief 
eingestochen; die Mesopleuren und das Sternum sind viel 
leichter, fast netzartig punktirt, dieMetapleuren, besonders in: 
der unteren Hälfte, deutlich horizontal gestreift. Das Mittel- 
segment zeigt verworrene und sehr grobe Seulptur. 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 21 


322 A.Handlirsch, 


Der Hinterleib ist mit sehr dichter, verhältnissmässig 
grober Grundpunktirung bedeckt, in welcher flache, gröbere 
Punkte eingestreut sind, die besonders in schiefer Richtung 
betrachtet, deutlich hervortreten; auf der Bauchfläche ist die 
Grundpunktirung fein, die groben Punkte, besonders auf Segment 
zwei sind scharf ausgeprägt. Mittelfeld der oberen Afterklappe 
beim 2 mit diehter Punktirung versehen; beim J ist das vorletzte _ 
und letzte Dorsalsegment sehr scharf punktirt. | 

Der Kopf zeigt ausser der aufrechten, gelbgrauen Behaa- 
rung, noch ein feines, anliegendes Toment, das am Scheitel und 
im oberen Theile der Stirne bräunlich, am inneren Augenrande, 
in der Gegend der Fühlerinsertion und am Kopfschilde, mit Aus- 
nahme des Vorderrandes, silberglänzend ist. Beim 5 ist das 
Silbertoment stärker und erstreckt sich fast über das ganze 
Gesicht. 

Der ganze Thorax ist mit sehr kurzem, bräunlichem Haar- 
kleid bedeckt, oberhalb der Dornen des Mittelsegmentes und auf 
den Schulterbeulen silberglänzend. 

Die Behaarung des Hinterleibes besteht aus einem sehr 
feinen, lichten Toınent, welches an der Basis des Rückensegmen- 
tes silberglänzend erscheint. 

Die Grundfarbe ist schwarz; der Rand des Prothorax 
trägt eine unterbrochene, gelblichweisse Binde, das Seutellum 
einen Fleck und die ersten fünf bis sechs Segmente am Hinter- 
rande Binden von derselbe Farbe, von denen die vorderen breiter 
und in der Mitte in den meisten Fällen unterbrochen sind. Fühler 
schwarz, höchstens beim Z das Endglied etwas röthlich; Kiefer 
dunkelbraun, in der Mitte röthlich: Tegulae licht, am Rande stark 
durchscheinend. Die Beine sind rothgelb, die Coxen und die 
Sporne der hinteren Beinpaare schwarz. 

Die Unterschiede von den nächstverwandten Arten sind bei 
diesen hervorgehoben. Untersucht wurden 20 JS, 15 2. 

Nachdem Gerstäcker dieSynonymie dieser Artvollkommen 
klargelegt hat,. erübrigt mir nur zu erwähnen, dass dieselbe von 
Percheron in seinem Artikel „Nysson“ des Gu&rin’schen 
Dietionnaire pittoresque, als Nysson interruptus mit den 
falschen Autoren Fabrieius und Panzer, angeführt und kurz 
‚beschrieben wurde. 


Grabwespen. 323 


Marquet gebrauchte, zehn Jahre, nachdem Costa durch 
Gerstäckers Argumente überzeugt, seine Gattung Brachysteyus 
selbst aufgegeben hatte, wieder diesen Namen, und ebenso den 
nieht prioritätsberechtigten Namen Dufourii für diese Art. 

Nysson scalaris ist über einen grossen Theil der palae- 
arktischen Region verbreitet; am häufigsten scheint er in 
dem mediterranen Gebiete aufzutreten. Die südlichsten Orte, 
an denen er bisher beobachtet wurde, sind Süditalien und 
Nordarabien (Olivier), die östlichsten die Dobrudscha 
(Tultscha, Mann), die Krim und der Ural, im Westen geht er 
bis Portugal. Dem Norden scheint die Art ganz zu fehlen, doch 
steigt sie bis nach Norddeutschland (Berlin, Achen, Glogau) 
hinauf, gehört hier aber-entschieden zu den Seltenheiten. Dass 
die Art in dem südlichen und mittleren Europa nirgends ganz 
fehlt, ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, nachdem sie bisher, 
ausser den obgenannten Orten, auch aus Frankreich, aus der 
Schweiz, ganz Italien, Tirol, Ungarn und Siebenbürgen 
nachgewiesen wurde. Die Flugzeit fällt in den Juni und Juli. 


13. Nysson Braueri n. sp. 


Pas inferior temporum postice marginata; frons supra anten- 
narum insertionem tubereulo magno, prominente, longitudinaliter 
carinato, instructa; elypeus margine anteriore depresso. — Pro- 
thorax superne valde deplanatus, a latere visum fere angulum 
acutum formans; seutellum simplex; metanotum paulo prominens, 
medio subimpressum. Segmenti medialis spinae laterales satis 
magnae, robustae. — Alarum posticarum area analis longe ante 
originem venae eubitalis terminata. — Tibiae posticae margine 
exteriore Spinoso; spinae maiores et minus numerosae quam in 
N. scalari. — Abdomen segmento ventrali secundo aequaliter 
convexo. 

Corpus valde punetatum. — Facies, segmenti medialis latera 
abdominisque basis dense argenteo tomentosa. 

Niger, prothorace, callis humeralibus, angulis posterioribus 
dorsuli, maceulis in mesopleuris, toto scutello, spinis segmenti 
medialis, faseiisque latis segmentorum dorsalium 1—5 anguste 
interruptis obscure flavis, interdum fere aurantiacis. Antennae 

21* 


324 A.Handlirsch, 


testaceae; mandibulae flavae apice obscuriores; pedes rufi. — 
Long. corp. 9 mm. d. | | | 

Maris antennarum articulus ultimus valde curvatus, apice non 
obtusus; segmentum dorsale sextum apicem versus carinulis 
lateralibus, in dentem productis, munitum, — septimum apice 
bidentatum. — Margines posteriores segmentorum ventralium 
2—5 eiliis longissimis flavidis. 

Species regionis palaearcticae. 

Dem scalaris sehr nahe stehend, von gleichem, gedrungenem 
und kräftigem Körperbau. 

Kopfsehild und Stirnhöcker ganz wie bei dieser Art, 
die Schläfen gleichfalls, aber stärker gerandet. Der Stirn- 
höcker ist nach oben etwas erweitert. 

Das Pronotum ist oben stark abgeflacht und erscheint in- 
folge dessen, von der Seite gesehen, nach vorne zu fast spitz- 
winkelig, während bei scalaris der ganze obere Rand des Pro- 
thorax gleichmässig abgerundet ist. Das Metanotum ist etwas 
aufgerichtet und in der Mitte mit einem leichten Längseindrucke 
versehen; es erscheint daher sehr stumpf zweilappig. 

Vorder- und Hinterflügel stimmen mit scalaris überein, nur 
ist die dritte Cubitalzelle am Radius etwas breiter als bei dieser Art. 

Die Sägezähne an der Kante der Hinterschienen sind 
stärker und grösser als bei scalaris, jedoch in viel geringerer 
Zahl vorhanden, und erscheinen dadurch mehr isolirt. 

Der Hinterleib ist dem der vorhergehenden Art ganz 
ähnlich, die Kielchen am sechsten Segmente sind etwas kräftiger, 
die Cilien an den Endrändern der Ventralplatten 2—-5 gelb. 

Die Seulptur ist eine sehr grobe, scharf ausgeprägte. Die 
Punktirung des Kopfes ist sehr grob und scharf, gleich der des 
Thorax ungleich gröber als bei scalaris. Der ganze Thorax 
erscheint fast netzartig, grubig punktirt, mit Ausnahme der Meta- 
pleuren, die viel glatter, und nicht so deutlich querrunzelig sind 
als bei scalaris. Auch die Runzeln und Falten des Mittelsegmentes 
sind schärfer ausgeprägt als bei dieser Art. Die Punkte des 
Hinterleibes sind sehr grob und scharf eingestochen. 

Das Gesicht ist, mit Ausnahme des kahlen Vorderrandes des 
Kopfschildes, sehr dieht silberweiss tomentirt; die Beine viel 
reichlicher und länger behaart als bei scalarıs. 


Grabwespen. ö 325 


Die Grundfarbe ist schwarz: Kiefer an der Basis gelbroth, 
die Spitze dunkler; Fühler durchaus röthlichgelb, oben ein wenig 
dunkler als unten. Die Beine sind, mit Ausnahme der Sporne der 
Hinter- und Mittelschienen, roth, selbst die Coxen und Trochan- 
teren sind fast ganz von dieser Farbe. Die hellen Zeichnungen 
sind viel reichlicher als bei scalaris und viel dunkler gelb, stellen- 
weise fast orangeroth; ein breites Band über den Prothorax, die 
Schulterbeulen, die Hinterecken des Dorsulum, ein Fleck an den 
Mesopleuren unter der Insertion der Flügel, das ganze Scutellum 
und die Seitendornen des Mittelsegmentes, ausserdem breite 
Binden der fünf ersten Rückenplatten, von denen die ersten vier 
schmal unterbrochen sind, zeigen diese Farbe. 

Eine Verwechslung dieser Art mit scalaris oder Capensis ist 
wohl durch die angegebenen plastischen Merkmale und durch die 
auffallende Färbung ausgeschlossen. Ich widme diese schöne Art 
meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Fr. Brauer. 

Ein 9 aus Setif in Algerien (Mus. Caes. Vindob. Coll. 
Kohl.) 


14. Nysson Capensis n. Sp. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons supra 
antennarum insertionem tuberculo magno, prominente, longitudi- 
naliter carinato, instructa; elypeus margine anteriore depresso. 
— Prothorax superne valde deplanatus, a latere visum fere 
angulum acutum formans; scutellum simplex: metanotum paulo 
prominens, medio subimpressum. Segmenti medialis spinae late- 
rales satis magnae, robustae. — Alarum posticarum area analis 
multo ante originem venae cubitalis terminata. — Tibiae postieae 
margine exteriore spinis 12—14 distinetis munitae. — Abdominis 
segmentum ventrale secundum aequaliter convexum. 

Corpus valde punetatum. — Facies, pectus, latera segmenti 
medialis et basis abdominis argenteo tomentosa. 

Niger; margo anterior elypei, mandibulae basi flava excepta, 
margo prothoraeis cum eallis humeralibus, anguli posteriores 
dorsuli, tegulae abdominisque apex rufa; maculae laterales seg- 
menti primi et fasciae angustae, medio vix interruptae, segmenti 
secundi et tertii flavae. Antennae nigro-fuscae, basi rufa; pedes 
maxima pro parte rufi. Long. corp. 10 mm. 9. 


326 A.Handlirsch, 


Species regionis aethiopicae. 

Von sehr robustem und kräftigem Körperbau; mit N. Brauer: 
am nächsten verwandt. 

Der Kopf ist breit; die Schläfen gleichmässig gewölbt, 
von der Seite gesehen bedeutend schmäler als die Augen, ihre 
untere Partie so stark gerandet wie bei Braueri, entschieden 
stärker als bei scalaris. 

Die Ocellen stehen in einem stumpfwinkeligen Dreiecke, 
dessen Basis ungefähr in die Verbindungslinie der Facettaugen 
fällt; von den seitlichen liegt jedes knapp an der Aussenseite 
eines kleinen, fast spitzen Höckerchens. Bei Braueri sind diese 
Erhebungen ganz flach, unscheinbar, bei scalaris fehlen sie ganz. 
Die Entfernung der seitlichen Ocellen von den Facettaugen ist 
grösser als ihre Entfernung von einander. Die Stirne trägt in der 
Mitte, oberhalb der Fühlerinsertion einen stark vorspringenden, 
kantigen Längshöcker, der nach oben zu nicht verbreitert ist, 
wie bei Braueri; der Kopfschild ist ganz ähnlich gebildet wie 
bei dieser Art. 

Die Fühler sind mässig kurz, knapp an der Basis des Kopf- 
schildes inserirt. Ihr Schaft ist sehr kurz, eiförmig, das dritte 
Glied so lang als das vierte, die folgenden sind etwas länger; 
das letzte ist das längste. Jedes Glied ist länger als breit. 

Der Thorax ist sehr ähnlich gebaut wie bei Braueri; das 
Pronotum oben abgeflacht, nach vorne zu scharf kantig und 
ziemlich viel unter dem Niveau des stark gewölbten Dorsulum 
gelegen. Dieses zeigt in der Mitte eine sehr. deutliche Längs- 
strieme. 

Das Schildehen ist vom Dorsulum durch eine scharf aus- 
geprägte, jederseits in ein Grübehen endende Furche getrennt, 
seine Seitenränder sind deutlich, aber nicht aufgerichtet. Das 
Metanotum ist vorragend; in der Mitte eingedrückt, und 
erscheint dadurch stumpf zweilappig, ähnlich wie bei Braueri. 
Die Mittelbrustseiten tragen vorne eine scharfe Kante, unter- 
halb der Flügelinsertion einen sehr spitzen dornartigen Höcker. 

Das Mittelsegment trägt zwei kräftige, spitze, schief nach 
hinten und nach den Seiten gerichtete Dornen. 

Die Flügel sind, besonders gegen denRand, stark gebräunt; 
das Geäder ist schwärzlich, die dritte Cubitalzelle oben nicht ganz 


Grabwespen. 32T 


zusammengezogen, sie reicht näher zum Spitzenrande als die 
Radialzelle. Zweite Cubitalzelle breiter als hoch, so hoch als ihr 
Stiel; sienimmt die zwei Discoidalqueradern in gleichen Abständen 
von ihren Enden auf. An den Hinterflügeln endet die Anal- 
zelle weit vor dem Anfange des Oubitus. 

Die Beine ähnlich wie bei Braueri; die Hinterschienen 
tragen an der Kante ungefähr 12—14 kurze, spitze, unregel- 
mässige Zähne; bei scalarıs sind diese Zähne viel undeutlicher 
und zahlreicher, bei Braueri ähnlicher, aber nicht so deutlich wie 
bei Capensis. 

Der Hinterleib ist sehr breit und dick; die Endränder der 
Segmente mit sehr breiten, aufgerichteten Endsäumen versehen, 
viel auffallender als bei den Verwandten. Die zweite Ventral- 
platte ist ähnlich gewölbt wie bei Braueri und scalaris, die obere 
Afterklappe mit schmal dreieckigem, gut gekieltem Mittelfelde 
versehen. | 

Der ganze Kopf ist sehr dieht mit groben, nicht gut aus- 
geprägten, stellenweise fast zusammenfliessenden Punkten 
bedeckt. 

Thoraxrücken und Seiten ausserordentlich grob und 
dieht punktirt, Metapleuren und ein Theil des Mittelseg- 
mentes glatt, das Mittelfeld des letzteren im vorderen Theile 
mit geraden Längsfalten erfüllt, die sich nach hinten zu ver- 
schlingen. 

Der ganze Hinterleib zeigt mit der Lupe sehr deutlich 
sichtbare Grundpunktirung und sehr grobe eingestochene Punkte, 
die gegen die Basis am grössten und zahlreichsten sind. Das 
Mittelfeld der oberen Afterklappe ist runzlig punktirt. Die Unter- 
seite des Hinterleibes zeigt weniger scharf ausgeprägte Punkte 
als die Oberseite. 

Im Gesichte, an den Seiten des Mittelsegmentes, an der 
Basis des Hinterleibes und an der Unterseite tritt silbernes 
‚Toment auf, im Übrigen ist der Körper ähnlich behaart wie bei 
scalaris. | 

Die Grundfarbe ist schwarz; Fühler dunkel schwarzbraun, 
die ersten drei Glieder röthlich, desgleichen der Vorderrand des 
Kopfschildes, die Kiefer mit Ausnahme der Basis, die gelb ist, 
der Rand des Pronotum mit den Schulterbeulen, die Hinterecken 


328 A. Handlirsch, 


des Dorsulum, die Tegulae, der grösste Theil der Beine und die 
Hinterleibspitze. Von den Beinen sind die Hinterschenkel und die 
Coxen am dunkelsten. Der Hinterleib zeigt sehr spärliche gelbe 
Zeichnungen, am ersten Segmente zwei breite Seitenflecken, am 
zweiten und dritten je eine schmale, in der Mitte kaum unter- 
brochene Binde. 

Diese Art bildet in Bezug auf die Form des Schildehens, 
des Metanotum und auf die Bedornung der Hinterschienen einen 
Übergang zu der ersten Gruppe, steht aber entschieden dem 
scalaris und Braueri näher. Es ist zur völlig sicheren Entscheidung 
über die Stellung einer Art die Kenntniss des Z’ unbedingt noth- 
wendig; ich zweifle nicht, dass es sich in diesem Falle auch den 
Arten der scalaris-Gruppe ähnlich erweist, und habe deshalb die 
Art hier untergebracht. 

Ich erhielt ein ? aus der Sammluug des Herrn Saussure 
zur Untersuchung mit der Fundortsangabe „Cap“. 

Die Arten 15 und 16 haben viele Beziehungen zu den vor- 
hergehenden, so die gezähnten Hinterschienen, den Höcker der 
Stirne und das gewölbte zweite Ventralsegment nebst dem Geäder 
der Hinterflügel. Die Fransen an den Endrändern der Ventralringe 
des J’ treten bei der zweiten Art schon in viel geringerer Aus- 
bildung auf. Beiden gemeinsam ist das Verschmelzen der ersten 
und zweiten Oubitalzelle durch Abortus der ersten Querader, der 
vorne ausgebuchtete und jederseits der Ausbuchtung mit einem 
Längskiele versehene Clypeus und das dreizähnige Endsegment 
des J‘, dessen sechste Dorsalplatte keine Längskiele zeigt. 


15. Nysson mysticus Gerstäcker. 


Nysson mystieus, Gerstäcker, Nysson, Abh. d. N. Ges. in Halle. X. 112. 


13. J. 1866. 
Acanthostethus basalis, Smith, Trans. Ent. Soc. London. (3.) III. 307. 


pl. 6.f.3. 2. 1869. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons supra anten- 
narum insertionem tubereulo magno, prominente, fere pyramidali, 
instructa; elypeus margine anteriore sinuato, carinis duabus latera- 
libus instruetus. — Prothorax superne rotundatus, vix deplanatus 
vel angulosus; seutellum paulo declive; metanotum simplex, con- 
vexum. — Spinae laterales segmenti medialis latae, longitudine 


Grabwespen. 329 


medioeri. — Alarum anticarum vena cubitalis prima obsoleta; 
alarum posticarum area analis multo ante originem venae eubi- 
talis ierminata. — Tibiae posticae margine exteriore spinoso- 
serrato (fere ut in N. scalari). — Abdominis segmentum ventrale 
secundum aequaliter convexum. 

Corpus valde punctatum. Facies, latera segmenti medialis 
et eorporis pars inferior argenteo (in JS’ nonnihil aureo) tomentosa. 

Niger, antennarum basi, margine prothoraeis, callis humera- 
libus, pedibus fere totis, abdominisque basi, lateribus et margini- 
bus apicalibus segmentorum, anoque rufis, Segmenta 1—4 vel 
1—5 apice faseiis plerumque interruptis flavis munita. Long. 
corp. 8—9 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus simplex, inferne vix 
exeisus; abdominis segmentum septimum lateribus carinatis, apice 
tridentato; margines posteriores segmentorum ventralium 2—D5 
ciliis pallidis instructi. 

Species regionis australis. 

Von sehr gedrungenem Körperbau, den Arten der vorher- 
gehenden Gruppe ziemlich ähnlich. 

Der Kopf ist mässig breit, die Schläfen sind gerundet, 
hinten bis zum Munde herab gerandet. Die Nebenaugen stehen 
in einem stumpfwinkeligen Dreiecke, dessen Basis vor der Ver- 
bindungslinie der Facettaugen liegt, sie sind von einander kaum 
so weit entfernt als von den Facettaugen; der Raum zwischen 
ihnen ist beiderseits etwas erhöht, aber nicht stark höckerig. Die 
Stirne trägt oberhalb der Fühlerinsertion einen eigenthümlichen, 
kantigen Längshöcker, von dessen oberem Ende zwei Kiele im 
Bogen gegen die Facettaugen hinziehen. Der Kopfschild ist 
flach, etwas vorgezogen, in der Mitte breit ausgerandet und jeder- 
seits der Ausbuchtung mit einem kurzen, in ein Zähnchen enden- 
den Kiele versehen. 

Die Fühler sind in beiden Geschlechtern schlank, der 
Schaft beim J’ so lang als die Glieder 3, 4 und 5, beim 2 3 und 
4 zusammen. Das zweite Glied ist ziemlich gross, das dritte nach 
derBasis zu stark verschmälert, bedeutend länger als das folgende. 
Beim ? sind alle Glieder länger als breit, das letzte ist merklich 
länger als das vorhergehende; beim JS sind die meisten Glieder 
breiter als lang, das letzte ist unten kaum ausgebuchtet, einfach. 


330 A.Handlirsch, 


Der Thorax ist sehr breit und kurz; die unteren seitlichen 
Ecken des Pronotum sind sehr spitz eckig vorragend, der obere 
Rand dick, gewölbt, kaum kantig oder eckig; er liegt wenig unter 
dem Niveau des Dorsulum. Schief über die Schulterbeulen ver- 
läuft jederseits eine kurze Kante. Das Dorsulum ist fast 
quadratisch und zeigt in der Mitte eine sehr feine, glänzende 
Längstrieme; seine Hinterecken sind etwas aufgerichtet. Die 
Mittelbrustseiten sind sehr stark gewölbt; sie zeigen im rück- 
wärtigen Theile, unter der Flügelwurzel, einen scharfkantigen, 
kleinen Höcker; nach vorne zu sind sie mit einer gut entwickel- 
ten Kante versehen. Das Schildchen ist einfach, etwas ab- 
schüssig, seine Seitenränder sind nicht aufgerichtet. Metanotum 
gerundet, stark gewölbt. - 

Mittelsegment, von oben gesehen, ungemein kurz und 
steil abfallend; die sehr breiten, mässig kurzen Seitendornen sind 
schief nach hinten und aussen gerichtet; an der hinteren Seiten- 
kante des Segmentes befindet sich jederseits unter dem u 
Dorn noch ein kleiner, kurzer, stumpfer Höcker. 

Die Flügel sind Teich esta mit schwärzlichem Geäder; 
die dritte Cubitalzelle reicht näher zum Saume als die Radial- 
zelle; bei den drei von mir untersuchten Exemplaren vereinigen 
sich die zweite und dritte Cubitalquerader entweder oben mit dem 
Radius in einem Punkte, oder sie laufen noch vor der Einmündung 
in den Radius ein kleines Stück gemeinsam und bilden so einen 
kurzen Stiel der dritten Cubitalzelle. Die zweite Cubitalzelle ist 
in der Anlage vorhanden, doch ist bei allen Exemplaren die 
erste Querader abortirt, und die Zelle erscheint daher mit 
der ersten vereinigt; die beiden Discoidalqueradern münden nahe 
den Enden dieser, gegen die Flügelwurzel zu offenen, zweiten 
Cubitalzelle. An den Hinterflügeln endet die Analzelle weit vor 
dem Ursprunge des Cubitus. 

Die Beine sind ähnlich gebaut wie bei scalaris; der längere 
Sporn der Hinterschienen ist reichlich mehr als halb so lang wie 
der Metatarsus desselben Beinpaares; die Aussenkante dieser 
Schienen ist scharf, und erscheint fast wie zerhackt, oder unregel- 
mässig gezähnt (ähnlich wie bei scalaris). 

Die zweite Ventralplatte des kurzen und dicken Hinter- 
leibes ist gleichmässig, flach gerundet, nicht höckerig vortretend. 


Grabwespen. al 


Die Endränder der Segmente tragen ähnliche Säume wie bei 
scalaris. Beim ? zeigt die obere Afterklappe ein gut gekieltes, 
stumpf dreieckiges Mittelfeld; beim 9 trägt das siebente Dor- 
salsegment zwei hinten stark convergente Seitenkiele, die in 
winzige Zähnchen enden; in der Mitte zwischen diesen Kielen 
tritt der Hinterrand desSegmentes in drei gleich langen, grösseren 
Zähnen vor, von denen der mittlere der breiteste ist. Die End- 
ränder der Ventralplatten 2—5 tragen im männlichen Ge- 
schlechte eine Reihe aufrechter, nicht eingekrümmter, lichtgelber 
Cilien. 

Der Kopf ist, mit Ausnahme der Partie unterhalb des Stirn- 
_ höckers, grob und dicht punktirt, die Gegend der Fühlerinser- 
tion ist fein runzelig, der Kopfschild matt, spärlich grob punktirt. 

Der Thoraxrücken und die Mittelbrust sind grob und 
sehr dicht grubig punktirt, die Metapleuren querrunzelig, 
oben gröber, unten feiner, die Seiten des Prothorax endlich, gleich- 
falls querrunzelig. Das grosse Mittelfeld des Mittelsegmentes ist 
nur im vordersten Theile mit Längsfalten erfüllt, dahinter netz- 
artig gerunzelt; die Seiten des Medialsegmentes sind 
unten fein lederartig, nach oben und hinten zu grob runzelig 
punktirt. 

Der ganze Hinterleib zeigt eine feine, mit der Lupe leicht 
kenntliche Grundpunktirung mit zahlreichen grösseren Punkten, 
die auf den ersten Segmenten am gröbsten und dichtesten sind. 

Der untere Theil der Stirne und der Clypeus sind silberweiss 
tomentirt, nach oben zu beim Z etwas goldig; die hinteren 
Augenränder und ein Fleck oberhalb der Seitendornen des Mittel- 
segmentes in diesem Geschlechte gleichfalls goldig; die Unter- 
seite zeigt reichliches Silberhaar. Sonst ist die Behaarung nicht 
besonders reichlich. 

Die Färbung ist einigen Schwankungen unterworfen; der 
Grund ist schwarz. Basis der Fühler in verschiedener Ausdehnung, 
Kiefer, Rand des Prothorax, Schulterbeulen, Schüppchen, Hinter- 
ecken des Dorsulum und Spitzen der Mittelsegmentsdornen, 
Beine mit Ausnahme der Basis der Coxen und eines Theiles der 
Hinterschenkel, das erste, die Seiten und Endränder der folgen- 
den, und das letzte Segment, in mehr minder reichem Maasse, roth. 
Die ersten vier bis fünf Dorsalringe tragen vor dem Endrande je 


332 A.Handlirsch, 


eine gelbe Binde; die am ersten Segmente ist am breitesten 
unterbrochen, die an den folgenden sind viel schmäler, in der 
Mitte schwach oder gar nicht unterbrochen; diese Zeiehnungen 
sind hie und da mit Roth etwas untermischt. 

Diese interessante Art wurde nach einem einzelnen männ- 
lichen Exemplare von Gerstäcker beschrieben. Auf das ? 
gründete Smith später seine Gattung Acanthostethus; er nannte 
die Art basalis und hat offenbar gar nicht an die Möglichkeit 
gedacht, dass sie schon als „Nysson“ beschrieben sein könne, da 
er auf das „Fehlen“ einer Cubitalzelle viel zu grossen 
Werth legte. 

Ich untersuchte zwei ? undein J’ aus der Sammlung Saus- 
sure, die aus Süd-Australien stammen; ausserdem ist die Art 
vom Schwanenflusse in West-Australien (Gerst.) bekannt. 


16. Nysson Saussurei n. sp. 
Tab. IV. Fig. 14. 

Pars inferior temporum postice marginata; frons supra 
antennarum insertionem tuberculo magno prominente, fere pyra- 
midali, instructa; elypeus margine anteriore sinuato, carinis 
duabus lateralibus instructus. Prothorax superne rotundatus, vix 
deplanatus; scutellum et metanotum simplieia. Spinae laterales 
segmenti medialis satis breves. — Alarum anticarum vena cubi- 
talis prima obsoleta, posticarum area analis multo ante originem 
venae ceubitalis terminata. — Tibiae posticae margine exteriore 
spinoso-serrato, sed minus distinete quam in specie praecedente. 
— Abdominis segmentum ventrale secundum aequaliter convexum. 
Latera segmentorum ventralium in dentes satis longos produeta. 

Corpus valde punctatum. Facies, margo pronoti, latera 
segmenti medialis et pectus argenteo-tomentosa. 

Niger, antennis, pedibus et abdomine fere toto rufis, seg- 
mentis 1 bis 5 maculis angustis lateralibus flavis. Long. corp. 
5:5 bis 6 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus inferne leviter exeisus, 
apice haud truncatus. Abdominis segmentum ultimum lateribus 
carinatis, apice tridentato. Margines posteriores segmentorum 
ventralium 2 bis 5 minus distinete et longe ciliati quam in specie 
praecedente. 


Grabwespen. 335 

Species regionis australis. 

Merklich kleiner als mysticus, aber von gleich gedrungenem 
Körperbau, und in vielen Merkmalen übereinstimmend. 

Der Kopf ist sehr ähnlich gebaut wie bei dieser Art, de 
Stirnhöcker weniger kantig vorragend, nach oben erweitert, 
aber nicht durch Kiele mit den Augen verbunden. Der Clypeus 
ist vorne ausgebuchtet, die zwei Seitenkielchen sind sehr 
deutlich. — Schläfen gerandet. — Die seitlichen Ocellen 
sind etwas weiter von den Facettaugen, als von einander entfernt, 
dazwischen liegen zwei wenig vorragende Höckerchen. 

Die Fühler sind nicht so schlank wie bei mysticus, der 
Schaft kürzer, die Geissel etwas keulig; drittes Glied viel länger 
als das vierte, die folgenden vier bis fünf Glieder sehr kurz und 
breit, die folgenden werden wieder länger; das Endglied ist 
länger als das vorhergehende breit, unten leicht ausgeschnitten 
und am Ende nicht abgestutzt. 

Der Thorax ist ganz ähnlich gebaut wie bei mysticus; der 
Höcker unter den Flügeln kaum entwickelt. 

Seitendornen des Mittelsegmentes etwas nach oben 
gerichtet, das Höckerchen darunter kaum zu bemerken. 

Die Flügel stimmen im Geäder ganz mit mysticus überein; 
sie sind schwach tingirt, die Adern bräunlich, die erste 
Cubitalader ist, wie bei mysticus, abortirt. 

Der Sporn der Hintertibien ist im Verhältnis zum Meta- 
tarsus kürzer als bei mystieus, die Zahnung der Schienen noch 
undeutlicher und unregelmässiger. 

Der Hinterleib ist kurz und dick, die Endränder der Seg- 
mente sind abgeschnürt, aber flach; die Seitenecken der 
Ventralringe zwei bis fünf tragen je einen starken, ziemlich 
langen, nach hinten gekrümmten Zahn; das letzte Ventral- 
segment ist seitlich gekielt, der Kiel tritt in der Mitte stumpf 
und breit, zahnartig vor. Der letzte Dorsalring ist sehr breit, 
seitlich gekielt, am Ende mit drei gleichen, kurzen, breiten 
Zähnen bewehrt. — Auch die erste Ventralplatte trägt unterseits 
gegen den Hinterrand je einen sehr spitzen, zahnartigen Fortsatz, 
der nach hinten gerichtet ist. Das zweite Ventralsegment ist wie 
- bei mysticus sehr gleichmässig, flach gewölbt. Die Endränder 
dieses und der folgenden drei Ringe sind nicht in dem Maasse 


334 A.Handlirsch, 


bewimpert, wie bei mysticus; sie tragen nur sehr feine, auf- 
rechte Härchen, die bei Betrachtung mit der Lupe wenig 
auffallen. | | 

Die Seulptur ist noch gröber und dichter als bei mysticus, 
besonders am Hinterleibe. Gesicht silberhaarig, ebenso der 
Rand des Pronotum, die Unterseite des Körpers und Flecken 
ober den Dornen des Mittelsegmentes. 

Grundfarbe schwarz; der grösste Theil der Fühler, die 
Beine, Kiefer, Schüppchen und fast der ganze Hinterleib roth; 
auf letzterem sind nur die Segmente zwei bis fünf oben an der 
Basis und das zweite Ventralsegment gegen die Mitte schwarz; 
die Segmente eins bis fünftragen schmale, nach innen zugespitzte 
gelbe Seitenflecken. | 

Die Art ist von mysticus auf den ersten Blick an der 
geringen Grösse, den Seitendornen des Hinterleibes 
und den schwach entwickelten Bauchwimpern zu unter- 
scheiden. 

Ich widme sie Herrn H. de Saussure, aus dessen Sammlung 
ich durch die gütige Vermittlung Frey-Gessners 2 d zur 
Untersuchung erhielt, die beide aus Süd-Australien stammen. 

Die folgende Art hat mit den vorhergehenden die Cilien am 
Bauche des d' gemeinsam, mit der folgenden Gruppe die zwei 
Längskielehen am Vorderrande des Clypeus und die unbewehrten 
Hinterschienen. An den Hinterflügeln endet die Analzelle etwas 
hinter dem Anfange des Cubitus. Der zweite Ventralring ist 
gleichmässig gewölbt, die Stirne ohne Höcker, die Schläfen sind 
durchaus gerandet. 


17. Nysson fulvipes Costa. 
Tab. V. Fig. 5. | 
Nysson fulvipes, A. Costa, Fauna del Regno di Napoli. 18. tab. 12. f.3 Z' 
1859. 
— —_ Gerstäcker, Nysson, Abh. Halle. X. 93. 2. 5‘ 1866. 
— _- A.Costa, Annuario del Mus. zool. Napoli. V. 68. und 2. 


d‘ 1869. 
— — G. Costa, Fauna Salentina. 590. 1874. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons inermis; 
clypeus margine anteriore carinulis duabus approximatis, longitu- 


Grabwespen. 335 


dinalibus munitus. Prothorax, seutellum et metanotum forma 
communi. Spinae laterales segmenti medialis parvae, acutae. 
Alarum posticarum area analis paulo post originem venae cubi- 
talis terminata. — Tibiae posteriores haud dentatae. — Abdo- 
minis segmentum ventrale secundum Aa convexum, & 
latere visum haud auguloso-produetum. 

Valde punctatus, parce pallido pilosus, facie argenteo 
tomentosa. 

Niger, pedibus, basi excepta, nigris, callis humeralibus, 
fascia abbreviata pronoti, macula sceutelli, abdominisque fascis 
3 vel 4, late interruptis, flavis. | 

Long. corp. 6 bis 7:5 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus leviter curvatus, apice 
haud truncatus, longitudine duorum praecedentium. Abdominis 
segmentum ultimum apice bidentatum; margines segmentorum 
ventralium eiliis brevibus instructi. 

Species regionis palaearcticae. 

Die Stirne ist flach, in der Mitte ohne Höcker; die Ocellen 
stehen weiter von den Facettaugen entfernt als von einander. 
Die untere Partie der Scehläfen ist hinten scharf gerandet. 
Kopfschild etwas vorragend, mit zwei kurzen genäherten 
Kielehen in der Mitte. Die Fühler sind ziemlich kurz und dick; 
das Endglied ist leicht gekrümmt, nicht scharf abgestutzt, unge- 
fähr von der Länge der zwei vorhergehenden zusammen; die 
Glieder drei und vier sind gleichlang, die Glieder fünf bis zwölf 
einzeln breiter als lang. 

Der Thorax zeigt keine besonderen Auszeichnungen. Die 
Seitendornen des Mittelsegmentes sind kurz, gut abgesetzt, 
ihre Basis ist breit, die Spitze ziemlich fein. 

Die Flügel sind mässig getrübt, der Stiel der zweiten 
Cubitalzelle ist kurz; an den Hinterfügeln endet die Anal- 
zelle etwas hinter dem Ursprunge des Oubitus. 

Die Hinterschienen sind ganz unbewehrt, ihr längerer End- 
sporn überragt die Mitte des Metatarsus. 

An den Endrändern der Segmente treten keine deut- 
lichen, abgeschnürten Säume auf; das letzte Dorsalsegment 
trägt zwei ziemlich lange, nicht weit von einander entfernte 
Spitzen; die zweite Ventralplatte ist gleichmässig gewölbt, 


336 A. Handlirsch. 


ihr Endrand und ebenso der der drei folgenden Ringe, mit kurzer, 
goldig glänzender Behaarung bedeckt, ausserdem aber auch mit 
einer Reihe duuklerer, steifer, schwach nach vorne gekrümmter 
Cilien versehen. 

Kopfgrob punktirt. Der Thorax am Rücken mit ziemlich 
flachen, grossen Punkteindrücken versehen, zwischen denen die 
‘ feine Grundpunktirung kaum wahrnehmbar ist; gegen das 
Schildehen zu und auf demselben fliessen die Punkte stellen- 
weise zu Runzeln zusammen; die Mittelbrustseiten sind 
etwas unregelmässiger punktirt als das Dorsulum, die M eta- 
pleuren ziemlich glatt. Das Mittelsegment trägt grobe 
Längsrunzeln, zwischen denen der Grund sehr fein lederartig 
erscheint. Die Punktirung des Hinterleibes ist stark aus- 
geprägt und, besonders am Hinterrande der Segmente, dicht; 
das erste Segment erscheint an der Basis etwas gestreift. 

Die Behaarung des Körpers ist nicht sehr reichlich; der 
Scheitel trägt aufrechtes braunes Haar, die inneren Augenränder 
und der Kopfschild silberweisses Toment; der Thorax ist ober- 
seits mit kurzem, nach gewissen Richtungen betrachtet, bräunlich 
glänzendem Haar bedeckt, an den Seiten und oberhalb der 
‚Dornen des Mittelsegmentes leicht weisslich tomentirt. 

Die Grundfarbe ist rein schwarz; Kiefer braunroth, an der 
Spitze und Basis dunkler; Beine rothgelb, die Coxen und die 
Basis der Schenkel dunkel, ebenso die Sporne der zwei hinteren 
Paare. Die Schulterbeulen, ein kurzer Strich, oft nur ein Fleck, 
am Rande des Pronotum, ein Fleck am Vorderrande des 
Schildehens und gleichbreite, stark unterbrochene Binden an den 
Endrändern der Segmente eins bis drei oder vier sind lichtgelb. 

Diese Art ist an den plastischen Merkmalen von allen 
ähnlich gefärbten leicht zu unterscheiden; sie scheint 
überall ziemlich selten zu sein und istbisher aus Italien (Otranto, 
Calabrien, Neapel, Toscana) und aus Norddeutschland 
(Glogau) bekannt gewesen. Ich erhielt drei aus Ungarn 
(Budapest 13 und 27. VI.) von Friese und Mocsäry. 

Die Arten 18 und 19 haben mit der vorhergehenden die 
zwei Längskielehen am Kopfschilde, die unbewehrten Hinter- 
schienen und die flache Stirne gemeinsam. Das zweite Ventral- 
segment ist an der Basis abgestutzt und ragt, von der Seite 


Grabwespen. 3al 


gesehen, winkelig vor. Bei den Z ist das Endglied der Fühler 
einfach, die Endränder der Ventralplatten tragen keine Cilien. 


18. Nysson spinosus Forster. 
Tab. IV. Fig. 5, 17, 25—28. Tab. V. Fig. 11. 


? Vespa bidens, Linne, Syst. nat. XII. 951. 16. 1767. 
Sphex spinosa, Forster. Novae species Insect. 87. 87. 1771. 
? Vespa bidens, Fabricius, Syst. Ent. 368. 1775. 
Crabro spinosus, Fabricius, Syst. Ent. 373. 1775. 
— . — — Species Ins. I. (2) 469. 17831. 
? Vespa bidens, Fabriecius, Mantissa Ins. I. 368, II. 290. 1787. 
Crabro spinosus, Fabricius, Mantissa Ins. I. 373, II. 294. 1787. 
Sphex spinosa, Villers, Linnaei Entomol. 3. 246. 71. 1789, 
— — Gmelin, Syst. nat. XIII. 2734. 86. 1789. 
? Vespa bidens, Christ, Naturgeschichte d. Ins. 245. 1791. 
Crabro spinosus, Olivier, Encyel. meth. VI. 512. 2. 1791. 
— — Rossi, Mantissa Ins. 139. 308. 1792. 
— — Petagna, Institut. Ent. I. 383. 1792. 
Mellinus trieinetus, Fabrieius, Entom. syst. emend. II. 287.5. Z' 1793. 
Crabro spinosus, Fabricius, Entom. syst. emend. II. 293. 1. 1793. 
— — Panzer, Fauna German. fasc. 62. 15. J' 179. 
Mellinus interruptus, Panzer, F. G. fasc. 72.13. Q 1799. 
Ceropales spinosa, Fabricius, Systema Piezat. 186.5. @ 1804. 
Mellinus tricinetus, — — 299. 8. g' 1804. 
Crabro spinosus, — _ Z— 307. 1. 1804. 
Nysson spinosus, Latreille, Hist. nat. XIII. 305. 1. 1805. 
— — Panzer, Krit. Revis. I. 189. 1806. 
— — Olivier, Eneyel. method. VIII. 408. 1811. 
Larra spinosa, Lamarck, Hist. nat. IV. 118, 7. 1817. 
Nysson spinosus, Van der Linden, Observations. M&m. Brux.V. 32. 1829. 
Larra spinosa, Deshayes und Milne Edwards 2. Ed. v. Lamarck. IV. 
331. 7. 1835. 
Nysson spinosus, Shuckard, Essay on Fossor. Hym. 100. 1. Z' 2 1837. 
Nysson spinosus, Blanchard, Hist. nat. III. 359. 1840. 
— — Dahlbom, Hymen. Eur. I. 169. 100. et 484.1. J' ? 1845. 
— geniculatus, Lepelletier, Hist. nat. III. 47. 3. J' 1845. 
—  spinosus, Eversmann, Fauna. Bull. Mosc. XXH. (2) 395. 1. 1849. 
— — Wesmael, Revue erit. 74.1. J' 2 1851. 
— — Kirschbaum, Jahrb. Nassau IX. (2) 44. 1853. 
— — Schenck, Grabwespen Nassaus. 155. 1. 1857. 
— — Smith, Catal. Brit. Fossor. Hym. 97. 1. 1858. 
— — Toaschenberg, Zeitschr. f. d. ges. Nat. XI. 91. 1. 1858. 
— — — Hymen. Deutschl. 192 et 193. 1. 1866. 
— — Gerstäcker, Nysson. Abh. Halle. X. 96. 4. 1866. 
Sitzb d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I, Abth. 22 


338 A. Handlirsch, 


! Nysson spinosus, Chevrier, Nysson 28. 4. 1867. 
— — Costa, Annuario del Mus. d. Nap. V. 69. 4. 1869. 
— — Thomson, Opuse. Ent. I. 244. 1870. 
— — ..— Hym. Scand. II. 225. 1. 1874. 
— — Saunders, Synops. Tr. Ent. Soc. Lond. 267. 1880. 


Pars inferior temporum postice marginata; clypeus margin® 
anteriore carinulis duabus brevissimis munitus. — Spinae laterales 
segmenti medialis mediocres, acutae. — Alarum posticarum cellula 
analis paulo ante originem venae cubitalis terminata. — Abdo- 
minis segmentum ventrale secundum basi truncatum, a latere 
visum augulum fere rectum formans. 

Medioeriter punetatus: pilosus, facie argenteo tomentosa. 

Maris antennarum articulus ultimus simplex, nee truncatus, 
nee eurvatus. — Segmentum dorsale ultimum apice bidentatum. 

Mas et femina nigra, margine prothoracis (interdum indis- 
tinete), fasciisque 3 — 4 abdominis, saepe interruptis, flavis, 
pedibus rufis, in maribus maxima parte nigris. | 

Longitudo corporis 7 — 12mm. Species regionis palae- 
arcticae et nearcticae. 

Von ziemlich schlankem Körperbau. Schläfen durchaus 
gerandet; Clypeus am Vorderrande mit zwei kleinen, genäherten 
kielartigen Höckern. Die Fühler sind schlank, die Geissel- 
glieder beim ? sämmtlich länger als breit; beim 5’ nehmen sie 
bis zum 12. an Länge allmälig ab, an Breite zu, das 13. ist nur 
leicht gekrümmt, am Ende nicht abgestutzt und kaum so lang 
als die zwei vorletzten Glieder zusammen. 

Die Dornen des Mittelsegmentes sind ziemlich spitz 
und kräftig. 

Flügel mässig getrübt, in der Radialzelle am stärksten; 
die Analzelle der Hinterflügel endet vor dem Anfange des 
Cubitus. 

Beine einfach ohne stärkere Bedornung. 

Das zweite Ventralsegment ist an der Basis scharf abge- 
stutzt, von der Seite gesehen daher fastrechtwinkeligvorspringend; 
die Linie von der Spitze des Winkels zum Hinterrande des Seg- 
mentes ist gerade, nicht convex. Das siebente Dorsal- 
segment zeigt beim Z am Ende’ zwei Spitzen; die Ventral- 


Grabwespen. 339 


platten sind in diesem Geschlechte nicht bewimpert, sondern 
nur kurz, fast wollig behaart. 

Der Kopf ist dieht und fast runzlig punktirt, am 
diebtesten auf der Stirne; der Kopfschild zeigt zerstreute Punk- 
tirung. Thoraxrücken dicht und grob, dieMittelbrustseiten 
etwas zerstreuter punktirt; Seiten des Prothorax unregelmässig 
längsrunzelig, Metapleuren fast ganz glatt und glänzend, 
Metanotum und Mittelsegment grob runzlig. Der Hinter- 
leib ist durchaus mit ungemein feiner Grundpunktirung ver- 
sehen; die eingestreuten Punkte sind am ersten Segmente am 
gröbsten und fliessen gegen die Basis fast zu Längsrunzeln 
zusammen, an den folgenden Segmenten viel feiner und 
besonders gegen die Basis der Dorsalplatten sehr zerstreut. Die 
zweite Ventralplatte ist grob und zerstreut, das Mittelfeld der 
oberen Afterklappe beim 2 sehr dicht und fein punktirt. 

Kopfschild und untere Partie der Stirne mit silbernem 
Tomente bedeckt, der übrige Theil des Kopfes mit aufrechter 
gelbgrauer Behaarung; Thorax ziemlich reichlich, dunkel 
behaart, an den Seiten des Mittelsegmentes am längsten. Hinter- 
leib schwach tomentirt. 

Die Grundfarbe ist schwarz; die gelben Zeichnungen 
sind einigen Schwankungen unterworfen; der Rand des Prothorax 
ist in den allermeisten Fällen gelb, die Schulterbeulen schwarz; 
der Hinterleib trägt drei oder vier, häufig unterbrochene, gelbe 
Binden. An den Beinen ist im weiblichen Geschlechte die rothe, 
im d die schwarze Farbe vorherrschend. 

Es liegt mir ein Exemplar dieser Art vor, welches aus Nord- 
Amerika stammt und in Grösse und Form ganz mit unseren 
einheimischen Stücken übereinstimmt; die Seulptur des Dorsulum 
erscheint ganz wenig markirter, die Färbung und die Pubescenz 
sind wie bei den europäischen Exemplaren. 

Dem N. interruptus steht die Art am nächsten, ist jedoch 
leicht an der Form des zweiten Ventralringes, der 
Punktirung der zweiten Rückenplatte, dem Bau der 
Fühler und an der Färbung der Schulterbeulen zu unter- 
scheiden. 

Nysson spinosus ist über einen grossen Theil des palae- 


aretischen Gebietes verbreitet, und entschieden eine der häufigsten 
22# 


340 A. Handlirsch, i 


Arten. — Er wurde bisher aus Scandinavien, England, 
Kurland, Nord-und Süddeutschland, Österreich, Tirol, 
Ungarn, Frankreich, Schweiz, Südrussland, Italien, 
von den griechischen Inseln und aus Kleinasien nach- 
gewiesen und dürfte wohl innerhalb dieses Gebietes nirgends 
fehlen. Nach Norden steigt die Art bis zum 64.° hinauf; sie 
fehlt auch in der Bergregion nicht und wurde von Kohlin 
der Schweiz in einer Höhe von 1300 M. noch angetroffen. — 
Flugzeit: Mai bis Juli. In der Sammlung des Herrn Saussure 
findet sich ein ? aus Nord-Amerika. (45 ? 30 J.) 


19. Nysson interruptus Fabrieius, 
Tab. II. Fig. 15; Tab. IV. Fig. 1, 9; Tab. V. Fig. 1, 16. 


Mellinus interruptus, Fabricius, Ent. syst. suppl. II. 266. 4. 1798. 
Oxybelus interruptus, Fabrieius, Syst. Piezat. 316, 1. 1804. 
< Nysson interruptus, Olivier, Encyel. meth. VIII. 408. 2. 1811. 
— — Shuckard, Essay on foss. Hym. 101.2. Z' 2 1837. 
— — Dahlbom, Hym. Eur. I. 170, 102 et 485.7. J' 2 188. 
— Panzeri, Lepelletier, Hym. Ill. 52.8. Z' 2 1845. 
—  interruptus, Eversmann, Bull. Mose. XXI. (2) 395. 2. 1849. 
— Shuckardü, Wesmael, Rey. Crit. p. 75.2.5 2 1851. 
— — Schenck, Grabwespen Nassaus 155. 2. d' 2 1857. 
—  ünterruptus, Smith, Catal. fossor. Hym. 98. 2. Z' 2 1858. 
— — Toaschenberg, Zeitschr. f. d. g. Nat. Halle. XII. 91. 6. 
d 2 1858. 

— — — Hymen. Deutschl. 193. 6. SZ 91866. 
— — Gerstäcker, Abh. Halle. X. 95.3. J' 21866. 

! —  Shuckardi, Chevrier, Nysson p. 13.2. J' Q 1867. 
—  interrruptus, Costa, Annuario del Mus. di Napoli V. 69,3. f? 

1869. 

—  Shuckardiü, Thomson, Opuse. Ent. II. 244. 2. 1870. 
— — — Hym. Scand. III. 227. 2. 1874. 
—  interruptus, Taschenberg, Z.f.d.g. N. 365. 1875. 
—  Shuckardii, Marquet, Bull. ete. Toulouse XIII. 182. 1879. 
—  interruptus, Saunders, Trans. Ent. Soc. London 268. 1880. 


Pars inferior temporum postice marginata; elypeus margine 
anteriore carinulis duabus brevissimis munitus. — Spinae laterales 
segmenti medialis mediocres. Alarum posticarum area analis paulo 
ante originem venae cubitalis terminata. — Abdominis segmentum 
ventrale secundum basi truncatum, a latere visum angulum 
obtusum, apice paulo rotundatum, formans. 


Grabwespen. 341 


Mediocriter punctatus; facie argenteo-tomentosa. 

Niger, pronotifaseia, callis humeralibus, abdominisque faseiis 
3 — 4 integris, vel medio interruptis, flavis, pedibus, basi 
excepta rufis. Long. corp. 6°5 — 9 mm. 

Maris antennarum artieulus penultimus incrassatus, ultimus 
duobus praecedentibus longior. Segmentnm dorsale ultimum 
apice bidentatum. 

Species regionis palaearcticae. 

Ähnlich gebaut, aber etwas kleiner 'als die vorhergehende 
Art. Der Kopfschild wie bei dieser am Vorderrande mit zwei 
kielartigen Höckerchen, die Schläfen durchaus gerandet. Die 
Fühler sind kürzer als bei spinosus, die vorletzten Glieder 
beim ? nicht viel länger als breit; beim Z ist das vorletzte 
ziemlich stark verdickt und das letzte etwas länger als die zwei 
vorletzten zusammen. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind ähnlich 
wie bei spinosus. 

Flügel am Saume etwas verdunkelt, das Geäder wie bei 
spinosus. 

Das zweite Ventralsegment ist bei J und ? weniger 
scharf winkelig vortretend als bei spinosus, der Winkel ist hier 
ein stumpfer, seine Spitze ist etwas abgerundet, die Linie von 
derselben bis zum Hinterrande des Segmentes ist von der Seite 
gesehen convex. 

Kopf dieht punktirt; Thorax mit Ausnahme der 
glänzenden Metapleuren und der unregelmässig. gerun- 
zelten Seiten des Prothorax, ziemlich gleichmässig stark, 
grubig punktirt, Mittelsegment runzelig. Der Hinterleib 
ist auf den zwei Segmenten und den folgenden, gröber punktirt 
als bei spinosus, es ist daher der Unterschied zwischen der 
Punktirung des ersten und der folgenden Segmente nicht so 
auffallend wie bei dieser Art. | 

Die Behaarung ist etwas weniger entwickelt als bei 
spinosus; UOlypeus und die untere Partie der Stirne silbern 
tomentirt. 

Die Grundfarbe ist schwarz, der Rand des Pronotum, die 
Sehulterbeulen (manchmal sehr undeutlich), häufig auch ein 
Fleck an der Basis des Schildehens und drei bis vier ganze oder 


342 A. Handlirsch, 


mehr weniger unterbrochene Binden am Hinterleibe sind gelb, 
die Beine in beiden Geschlechtern grösstentheils roth, nur an 
der Basis schwarz. 

Diese Art ist dem spinosus am ähnlichsten, durch die ange- 
sebenen Merkmale jedoch sicher zu unterscheiden; in der Färbung 
zeigt sie einige Ähnlichkeit mit niger Chevr. und mit dem d’ von 
maculatus, ausserdem aber auch mit Kolazyi. Die Form der 
zweiten Ventralplatte, der Fühler und des Kopf- 
schildes schliessen jedoch eine Verwechslung aus. 

Die schwierige Synonymie dieser Art hat Gerstäcker 
fast vollkommen geklärt; der von ihm angezogene N. interruptus 
Liepelletier (?) lässt sich auch auf niger Chevr. beziehen und 
es spricht dafür auch der Umstand, dass Lepelletier unseren inter- 
ruptus (d’ und?) als Panzeri beschrieb. — Nach dem Erscheinen 
der Gerstäcker’schen Monographie nannten Chevrier, 
Thomson und Marquet die Art wieder N. Shuckardi, Saunders, 
Taschenberg und Costa gebrauchten den Namen interruptus ; 
Costa eitirt bei derselben den Mellinus dissectus Panzer 
(77.18.), obwohl schon Gerstäck er mit Sicherheit nachgewiesen, 
dass Panzer’s Abbildung sich auf einen Sf des maculatus 
bezieht. 

Die Artist gleich der vorhergehenden über einen grossen 
Theil der palaearetischen Region verbreitet, und bisher in 
Schweden, England, Frankreich, Portugal, Belgien, 
den Niederlanden, Nord-und Süddeutschland, Schweiz, 
Italien, Tirol, Österreich, Ungarn, Rhodus, Süd- 
russland (Kasan) und in Brussa (Kleinasien) gefunden 
worden. Die Flugzeit fällt in die Monate Mai bis Juli. (Unter- 
sucht: 20 ? 45 JS‘). 


20. Nysson Kolazyi n. sp. 
Tab. V. Fig. 3. 


Pars inferior temporum postice marginata; elypeus margine 
anteriore tubereulis duobus carinatis munitus; frons tubereulo 
haud instructa. — Thorax forma communi; segmenti medialis 
spinae laterales maiores, acutae. -- Alarum posticarum area 
analis ante originem venae eubitalis terminata. Tibiae posticae 


Grabwespen. 843 


inermes. — Abdominis segmentum ventrale secundum rotundatum, 
valde prominens. 

Mediocriter punctatus, parce pubescens. 

Niger, margine prothoraeis, fasciisque duabus, late inter- 
ruptis abdominis flavis, pedibus nigris, tibiis tarsisque pallidio- 
 ribus. ?. 6 mm. 

Species regionis palaearceticae. 

In Bezug auf den Körperbau den beiden vorhergehenden 
Arten ähnlich, aber schlanker und zarter. 

Die Dornen des Mittelsegmentes sind dünn und 
ziemlich lang, gut abgesetzt. — Die Flügel sind getrübt, am 
Rande und in der Radialzelle am dunkelsten; im Geäder sind sie 
sehr ähnlich wie bei den beiden vorhergehenden Arten; die 
Analzelle der Hinterflügel endet mässig weit vor dem 
Ursprunge des Cubitus. 

Die zweite Ventralplatte ist hoch gewölbt, nicht 
winkelig abgestutzt. 

Der Kopf ist dieht punktirt, auf der Stirne ziemlich fein; 
der Clypeus zeigt zerstreute gröbere Punkte. Die Sculptur des 
Thorax ist ähnlich wie bei N. interruptus, die Punktirung 
ziemlich gleichmässig, am Rücken etwas runzelig. Prothorax- 
seiten lederartig, Metapleuren matt, Mittelsegment glänzend, 
grob runzelig. Der Hinterleib ist, ausser der feinen Grund- 
punktirung, mit groben, eingestreuten Punkten versehen, die am 
ersten Segmente am gröbsten sind; auf dem zweiten Segmente 
ist diese Punktirung gleichmässig vertheilt, auf den folgenden 
beschränkt siesich bloss auf die Hinterrandshälfte. Afterklappe 
fein und dicht punktirt. 

Der Kopf ist ziemlich kurz, mässig dicht bräunlich 
behaart, im Gesichte schwach silberglänzend, der Hinterleib 
schwach to mentirt. 

Die gelben Zeichnungen sind sehr spärlich, sie bestehen 
aus einer Binde am Pronotum und schmalen Seitenflecken am 
ersten und zweiten Segmente. Tegulae gelbbraun, am Rande 
durcehscheinend; Schenkel und Coxen fast ganz schwarz, Schienen 
und Tarsen röthlichbraun, die Mittelsehienen etwas gebräunt. 
Die Sporne der Mittel- und Hinterschienen sind dunkel, die der 
Vorderschienen licht. 


344 A. Handlirsch, 


Die Art gehört entweder in die Gruppe des fulvipes oder in 
die des spinosus; die Entscheidung ist öhne Kenntniss des J' 
nicht möglich. — Von interruptus und spinosus unterscheidet 
sie sich durch das gerundete zweite Ventralsegment, von 
maculatus und niger durch das Geäder der Hinterflügel und 
den Kopfschild von fulvipes durch die bedeutend feinere 
Punktirung, das höher gewölbte zweite Ventralsegment 
und das Geäder der Hinterflügel, sowie durch die 
schwarzen Schulterbeulen. 

Ich untersuchte nur ein einzelnes ? dieser Art, welches aus 
Ullrich’s Sammlung stammt und sich im Wiener Hofmuseum 
befindet. — Ich widme sie meinem lieben Freunde J. Kolazy. 

Die Arten 21 und 22 sind durch ihre Grösse von allen 
palaearetischen verschieden. Die Schläfen sind durchaus gerandet, 
die Stirne trägt keinen Längshöcker, der Kopfschild ist am 
Vorderrande mit vier kleinen Höckerchen bewehrt. Schildchen 
und Metanotum sind einfach; die zweite Ventralplatte ist gleich- 
mässig gewölbt, die Hinterschienen sind am Aussenrande nicht 
mit starken Dornen besetzt. Beim J ‚sind die Endränder der 
Ventralplatten nicht mit Cilien versehen, das siebente Segment 
ist am Ende zweispitzig. 


21. Nysson epeoliformis Smith. 
Tab. IV. Fig. 16; Tab. V. Fig. 6. 


Nysson epeoliformis, Smith, Catal. Hym. IV. 354.8. 2 1856. 
Synneurus procerus, A. Costa, Fauna del Regno di Napoli 16. 1. Tab. 12. 
Fig.1. Z' 1859. 
Nysson epeoliformis, Gerstäcker, Nyss. Abh. d. Nat. Ges. Halle, X. 93.1. 
1866. | 
— — A.Costa, Annuario del Mus. di Napoli V. 67. 1 1869. 
Synneurus procerus, G. Costa, Fauna Salentina. 586. 1874. 


Pars inferior temporum postice marginata; eclypeus margine 
anteriore tuberculis quatuor munitus: frons inermis. — Thorax 
forma communi; segmenti medialis spinae breves, robustae. — 
Alarum anticarum venae cubitales 2. et 3. prope radium con- 
fluentes; area analis alarum posticarum post originem venae 
eubitalis terminata. Tibiae posticae haud fortiter spinosae. — 


Grabwespen. 845 


Segmentum ventrale secundum aequaliter convexum, haud valde | 
prominens. 

Opacus, valde et erebre punctatus, brunneo tomentosus, facie 
argenteo sericea. | 

Niger, elypeo (saltem pro parte), fascia interrupta pronoti, 
callis humeralibus, faseia interdum interrupta scutelli, abdomi- 
nisque fasciis 4 — 6 semper late interruptis, flavis, pedibus et 
antennis maxima parte rufo-testaceis. 

Long. corp. 12 — 14 mm. | 

Maris antennarum articulus ultimus duobus praecedentibus 
longior, distinete eurvatus et apice truncatus. Abdominis seg- 
mentum ultimum apice bidentatum. 

Species regionis palaearcticae. 

Der Kopfsechild zeigt am Vorderrande vier ungefähr gleich 
grosse Höckerchen, er ist gleichmässig gewölbt. Die Fühler 
sind im Verhältniss zum Körper kurz; beim Z ist das Endglied 
deutlich gekrümmt, länger als diezweivorhergehenden zusammen, 
am Ende abgestutzt, sämmtliche Geisselglieder, mit Ausnahme 
des dritten und letzten Gliedes, sind breiter als lang; beim ? 
sind die Fühler dick, die einzelnen Geisselglieder fast gleich lang. 

Der Thorax ist robust; die Seitendornen des Mittel- 
segmentes sind kurz und dick, nicht scharf abgesetzt. 

Die Flügelsind beim 3° mit Ausnahme des Spitzenrandes 
ziemlich hell, beim ? stärker gebräunt. Die zweite und dritte 
Cubitalquerader vereinigen sich am Radius in einem Punkte; an 
den Hinterflügeln endet die Analzelle etwas hinter dem 
Anfange des Oubitus. 

Die Endränder der Hinterleibsringe sind mit einem 
sehr schmalen wulstigen Saume versehen; die Wölbung der 
zweiten Ventralplatte ist flach, gleichmässig. Beim I ist 
die siebente Dorsalplatte am Ende abgerundet und mit 
zwei dieken, kurzen Seitenspitzen versehen. 

An den Hinterschienen sind ungefähr zehn kurze 
Börstehen zu bemerken. | 

Der Kopf ist matt, deutlich aber nicht tief grob punktirt; 
derThorax zeigt durchaussehr feine Grundpunktirung, amRücken 
und an den Seiten der Mittelbrust deutliche, grobe Punkte, die 
nirgends zu Runzeln zusammenfliessen. Der Hinterleib zeigt 


346 A. Handlirsch, 


eine ungemein feine und dichte Punktirung, die nicht besonders 
reichlich mit gröberen Punkten untermischt ist. 

Kopf und Thorax sind mit feinem bräunlichem Tomente 
überzogen, die untere Hälfte der Stirne und der Clypeus silber- 
glänzend, ebenso die Brust und das Mittelsegment oberhalb der 
Seitendornen. Am Hinterleibe schimmert das Toment etwas 
weisslich. 

Der Kopfschild, beim ? manchmal nur zum Theil, eine unter- 
brochene Binde des Pronotum, die Schulterbeulen, eine Binde 
oder zwei Flecken an der Basis des Scutellum und vier bis sechs 
auf allen Ringen gleichbreit unterbrochene, nach innen nicht stark 
verschmälerte Binden des Hinterleibsrückens sind gelb; die 
Fühler sind rothgelb, beim ? dunkler als beim J’, unten, gegen 
die Basis zu, oft gelblich, oben mehr weniger weit schwarz, die 
Kiefer sind an der Basis gelb, gegen die Spitze braunroth. An den 
Beinen ist die schwarze Farbe auf einen Theil der Coxen, 
Trochanteren und beim 5 auch der Schenkel beschränkt, die 
Sporne sind gebräunt, alles Übrige ist rothgelb. 

Diese schöne Art steht dem grandissimus Rad. sehr nahe, 
ist aber schon an der Färbung leicht zu unterscheiden; die 
plastischen Merkmale schliessen jede Verwechslung mit 
anderen Arten aus. 

Ich sah ein ? aus der Krim (Radoszkowsky) undein S 
aus Kleinasien (Mocsäry); ausserdem wurde epeoliformis in 
Albanien, Neapel und Otranto gefunden. 


22. Nysson grandissimus Radoszkowsky. 


Nysson grandissimus, Radoszkowsky, Fedschenkos Reise nach Turke- 
stan. Hym. 44. 1. tab. V.f.9. ZP. 1879. 


Pars inferior temporum postice marginata; elypeus margine 
anteriore tuberculis quatuor munitus. Segmenti medialis spinae 
breves, robustae et carinatae. Alarum anticarum venae cubitales 
2 et 3 prope radium non confluentes; area analis alarum posti- 
carum post originem venae cubitalis terminata. 

Tibiae posticae haud fortiter spinosae; segmentum ventrale 
secundum aequaliter convexum. 

Nitidus, valde punctatus, parce tomentosus. 


Grabwespen. Sal 


Corpus maxima parte flavo pietum, antennis pedibusque 
concoloribus. Long. corp. 13—15 mm. 

Maris antennarum artieulus ultimus duobus ee deubns 
longior, distinete curvatus et apice truncatus. — Abdominis seg- 
mentum ultimum apice bidentatum. 

Species regionis palaearcticae. 

Dem epeoliformis in Bezug auf die plastischen Merk- 
male ungemein ähnlich; Kopf, Fühler, Thorax, Beine 
und Hinterleib wie bei dieser Art. Die Seitendornen des 
Mittelsegmentes sind nach oben zu gekielt. Die Flügel ziemlich 
gleichmässig, gelblich tingirt, das Geäder grösstenthei!s licht; die 
dritte Cubitalader mündet ziemlich weit von der zweiten in den 
Radius. 

Der Thorax ist am Rücken und an den Mittelbrustseiten 
glänzend, mitsehr groben, nicht zusammenfliessendenPunkten; 
die Metapleuren zeigen mit der Lupe keine Punktirung. Das 
Mittelsegment ist ähnlich gerunzelt wie. bei epeoliformis; der 
Hinterleib ist, durch feine Grundpunktirung, matter als der Thorax, 
mit schwach ausgeprägten, gröberen Punkten. Der zweite Ventral- 
ring ist glänzend mit tiefen, groben Punkteindrücken. 

Kopf und Thorax sind (wenigstens bei dem mir vorliegenden 
Exemplare) viel spärlicher behaart als bei epeoliformis. 

Die gelbe Färbung ist vorherrschend; bei dem erwähnten 
cd Exemplare erstreckt sie sich auf die Fühler, den Kopfschild, 
einen Theil der Augenränder, die Basalhälfte der Kiefer, die 
Beine, den oberen Theil des Pronotum mit den Schulterbeulen, 
auf die Mittelbrustseiten, die seitlichen Partien des Dorsulum, das 
Seutellum, Metanotum und die Seiten des Mittelsegmentes, ferner 
auf den ganzen Hinterleib, mit Ausnahme der Basis der Rücken- 
platten und eines Theiles der oberen Afterklappe. An den unteren 
Partien des Mittelrückens und an den Seiten des Dorsulum neigt 
die Färbung zum Röthlichen. 

Die Untersuchung zahlreicherer Exemplare wird wohl erfor- 
derlich sein, um die Constanz der Merkmale zu beweisen und 
dadurch das Artrecht ausser Zweifel zu bringen. Mir stand leider 
nur ein einzelnes Z’ (Type des Autors) zur Verfügung, welches 
schon ziemlich abgeflogen war. Als Fundorte sind der Berg 

Karak und die Wüste Kisil-Kum (Turkestan) bekannt. 


348 A. Handlirsch, 


Die Arten 23 und 24 stimmen in der Grösse fast mit denen 
der vorhergehenden Gruppe überein; ihre Stirne ist unbewehrt, 
der Kopfschild am Vorderrande ohne Höckerchen, der Thorax 
von gewöhnlicher Bildung, die Beine sind nicht stark bedornt, die 
zweite Ventralplatte erscheint stark gewölbt, nicht winkelig. Beim 
J' ist das Endsegment zweispitzig, am Rande mit langen Wimper- 
haaren besetzt. 


23. Nysson plagiatus Cresson. 
Tan. IV.-LKle 11.21, Tan. ve Rio, 


Nysson aurinotus, Packard, Proc. Ent. Soc. Philad. VI. 440. SZ. 1867. 
— plagiatus, Cresson, Trans. Am. Ent. Soc. IX. 276. J'Q. 1882. 


Pars inferior temporum postice marginata; margo anterior 
elypei paulo exeisus, haud tubereulatus. — Metanotum transverse 
carinatum; spinae segmenti medialis breves, robustae. Alarum 
posticarum area analis post originem venae cubitalis terminata. 
— Abdominis segmentum ventrale secundum, valde convexum. 

Valde punctatus; mediocriter pilosus, facie et segmenti 
medialis maeulis aureo sericeis (imprimis in d’). — Niger, abdo- 
minis basi saepe rufa, margine prothoracis cum eallis humeralibus, 
seutelli basi, faseiisque (prima lata, secunda et tertia late inter- 
ruptis) segmentorum 1—3 flavis, pedibus maxima parte rufis, 
antennis nigris, basi rufa. Long. corp. 11—14 mm. 

Feminae area mediana segmenti sexti latissima, apice 
truncata. 

Maris segmentum dorsale septimum bidentatum, margine 
apicali ciliato, intra dentes non prominente. Antennarum artieulus 
ultimus paulo arcuatus, praecedenti longior et apice truncatus. 

Species regionis nearcticae. 

Kopf nicht sehr breit, Schläfen flach gewölbt, hinten 
gerandet, Stirne einfach, weder ober der Fühlerinsertion, noch 
zwischen den Ocellen mit Höckern. Der Kopfschild ist mässig 
gewölbt, in der Mitte leicht ausgekerbt. Die Fühler sind nicht 
sehr schlank, das erste Glied ist sehr kurz und dick, das dritte 
bedeutend kürzer als das vierte, dieses wieder etwas: kürzer als 
die folgenden; das letzte ist länger als das vorhergehende, gegen 
die Spitze leicht verschmälert, Beim 7 sind die Fühler gegen das 


Grabwespen. 349 


Ende sehr wenig verdickt, das dritte Glied ist etwas kürzer als 
das zweite, das vorletzte am dicksten, nach unten nicht erweitert, 
das letzte länger, leicht gebogen und am Ende abgestutzt. 

Der Thorax ist stark gewölbt; das Pronotum gerundet, 
ohne Ecken und Kanten; das Dorsulum zeigt eine deutliche, 
aber nicht tief eingedrückte Längsstrieme. Das Schildehen ist 
flach, an der Basis mit zwei leichten schiefen Eindrücken, das 
Metanotum kantig aufgerichtet. Das kurze, steil abfallende 
Mittelsegment zeigt starke, kurze, nach hinten und nach den 
Seiten gerichtete Dornen. 

Die Flügel sind stark gebräunt mit schwarzem Geäder; die 
Radialzelle der Vorderflügel reicht nicht so weit zum Spitzenrande 
als die dritte Cubitalzelle; die zweite Cubitalzelle ist breiter als 
"hoch, höher als ihr Stiel lang, und nimmt beide Discoidalqueradern 
in ziemlich gleichen Entfernungen von ihren Enden auf. Die 
zweite und dritte Cubitalquerader münden, entweder in einem 
Punkte, oder doch sehr nahe bei einander, in den Radius. An den 
Hinterflügeln endet die Analzelle hinter dem Ursprunge des 
Cubitus. 

Die Hinterschienen tragen an der Aussenkante eine 
Reihe dünner, aber ziemlich langer Borsten, die sich von der 
übrigen Behaarung sehr gut unterscheiden; ihr längerer Sporn ist 
ungefähr '/, so lang als der Metatarsus. 

Die Segmente des kräftigen und gedrungenen Hinterleibes 
sind nicht mit abgeschnürten Endsäumen versehen; die zweite 
Ventralplatte ist stark gewölbt, nicht winkelig vorragend. Das 
Mittelfeld der oberen Afterklappe des 2 ist durch deutliche 
Kiele begrenzt, sehr kurz und breit, am Ende stark abgestutzt; 
beim J zeigt die siebente Rückenplatte ziemlich parallele Seiten- 
ränder mit schwachen Kielen und zweikräftige Endzähne, zwischen 
denen der Hinterrand der Platte concav erscheint. Die Ränder 
dieses Segmentes sind dicht mit lichten, nach innen gekrümmten 
Borstenhaaren besetzt. | 

Kopf und Thoraxrücken sind dicht und grob punktirt, 
ebenso die Mittelbrust. Das Mittelsegment ist an der Basis längs- 
runzelig, zwischen den Seitendornen mit schiefen Querleisten 
erfüllt, im übrigen Theile runzelig und punktirt, mit Ausnahme 
des unteren Theiles der Seiten, die so wie die Metapleuren glatt 


350 A. Handlirsch, 


erscheinen. Die Punktirung des Hinterleibes ist mässig grob und 
nicht sehr dicht. 

Behaarung nicht besonders reichlich; Stirne und Kopf- 
schild sind beim Z goldig tomentirt, ebenso die Partie des 
Mittelsegmentes oberhalb der Seitendornen. Die Unterseite ist 
leicht silbergrau schimmernd, beim ? undeutlicher als beim d. 

Die Grundfarbe ist schwarz, häufig (?)) an der Basis des 
Hinterleibes, besonders unten und an denSeiten röthlich; der Rand 
des Pronotummitden Schulterbeulen, die Basis des Schildehens, die 
Seitenecken des Dorsulum, die Dornen des Mittelsegmentes, zwei 
sehr grosse Flecken an den Seiten des ersten Segmentes, die bis 
auf die abschüssige Fläche reichen, und in der Mitte nicht sehr 
breit unterbrochen ‚sind, sowie schmälere, breit unterbrochene 
Binden auf den Segmenten zwei und drei gelb. Die Zeichnungen 
sind stellenweise röthlich tingirt, die Flecken des ersten Ringes 
von der rothen Grundfarbe nicht scharf geschieden. Die Basis der 
Kiefer und der Fühler und fast die ganzen Beine sind roth, die 
letzteren beim J’ an den Schenkeln mehr oder weniger schwarz. 

Mit aequalis am nächsten verwandt, durch die bei dieser Art 
hervorgehobenen Unterschiede aber mit voller Sicherheit zu unter- 
scheiden. 

: Die Art scheint über die Vereinigten Staaten verbreitet 
zu sein und wurde bisher aus den Territorien Washington, 
Nebraska, Illinois, Texas und Louisiana angeführt. Ich 
erhielt dieselbe aus Illinois (Radoszkowsky) und aus New- 
Orleans (Saussure) — ein 9, zweid. 


24. Nysson aequalis Patton. 
Tab. IV. Fig. 10. 22. 


Nysson aequalis, Patton, Canadian Entomologist XI. 212. Z'. 1879. 
— — Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 277. 1882. 


Pars inferior temporum postice marginata; margo anterior 
elypei medio paulo exeisus, haud tubereulatus, earinatus seu 
depressus. — Metanotum transverse carinatum; spinae segmenti 
medialis satis longae, tenues. — Alarum posticarum area analis 
post originem venae cubitalis terminata. Segmentum ventrale 
secundum valde convexum. 


Grabwespen. 351 


Valde punctatus; mediocriter pilosus et tomentosus. 

Niger, faseia interrupta prothoraeis, callis humeralibus, 
macula seutelli, spinis lateralibus segmenti medialis, fasciisque 
3— 4 interruptis, satis angustis abdominis flavis, antennis nigris, 
basi testacea, pedibus testaceis, flavovariegatis. Long. corp. 
8-5—12 mm. | 

Feminae area mediana segmenti sexti angustior quam in 
specie praecedente, apice haud truncata. 

Maris segmentum septimum apice late triangulariter pro- 
ductum et ciliatum, lateribus dentibus munitis et carinatis. 

Species regionis nearcticae. 

Dem plagiatus sehr ähnlich, etwas kleiner und schmächtiger. 

Die seitlichen Ocellen liegen an der Aussenseite je eines 
sehr flachen Höckerchens. Die Fühler sind etwas schlanker als 
bei plagiatus, die einzelnen Geisselglieder sind beim ? länger 
als breit; das dritte Glied ist kürzer als das vierte, das letzte 
länger als das vorhergehende. Beim J’ ist das Endglied etwas 
mehr gekrümmt und am Ende etwas abgerundet. 

Das Metanotum zeigt über die ganze Breite eine zerknitterte 
Querfalte. Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind 
etwas länger und dünner als bei plagiatus, scharf abgesetzt. 

Die Flügel sind stark gebräunt; die Radialzelle und die 
dritte Cubitalzelle sind vom Spitzenrande ungefähr gleichweit 
entfernt; zweite und dritte Cubitalguerader münden in einem 
Punkte in den Radius. Die zweite Cubitalzelle ist breiter als hoch, 
so hoch als ihr Stiel lang. Hinterflügel wie bei plagiatus, 
ebenso die Beine. | 

Die zweite Bauchplatte ist hoch gewölbt; die End- 
säume der Rückenplatten etwas deutlicher als bei plagiatus. 
Beim 2 ist das Mittelfeld des Endsegmentes viel spitziger 
und schmäler als bei der verwandten Art, beim J’ trägt das 
Endsegment zwei starke Seitenkiele, die in kurze Zähne enden, 

zwischen denen sich ein breit dreieckiger Vorsprung befindet. 
Der Saum dieses Segmentes ist wie bei plagiatus bewimpert. 

Kopf und Thorax mit sehr feiner Grundpunktirung und ein- 
gestreuten groben Punkten; die Seiten des Prothorax sind nach 
unten zu querrunzelig, die Metapleuren glatt. Das Mittelsegment 
ist im Mittelfelde mit verschlungenen Runzeln, dahinter mit 


352 | A.Handlirsch, 


Längsfalten bedeckt. Der Hinterleib zeigt, ausser der feinen 
Grundpunktirung, gleichmässig vertheilte, gröbere Punkte, die 
nur auf dem ersten Segmente die Grösse der Thoraxpunktirung 
erreichen. Die zweite Ventralplatte ist weitläufig und sehr grob 
punktirt, der Hinterrand der übrigen Bauchplatten dichter und 
feiner. 

Kopf und Thoraxrücken sind ziemlich dicht und sehr kurz, 
bräunlich tomentirt, der Clypeus etwas länger. Der Hinterleib 
schimmert oben bräunlich, unten silberweiss. 

Die Grundfarbe ist rein schwarz, nirgends durch Roth 
verdrängt; eine unterbrochene Binde am Pronotum, die Schulter- 
beulen, ein Fleck am Scutellum, die Seitendornen des Mittelseg- 
mentes und drei unterbrochene Binden auf den entsprechenden 
Hinterleibsringen, beim 9 auch noch zwei kleine Flecken am 
vierten gelb. Die gelbe Färbung ist überall rein und hell, nicht 
mit Roth untermischt; die Binde des ersten Segmentes ist viel 
schmäler als bei plagiatus. Kiefer, Oberlippe und ein Theil 
der Fühlerbasis rothbraun. Die Coxen sind, mit Ausnahme 
der Spitzen der zwei vorderen Paare und eines gelben Striches 
an der Aussenseite des dritten, schwarz, ebenso der grösste Theil 
der Aussenseite der Vorderschenkel und die Sporne der 
Hinterschienen; der übrige Theil der Beine ist hell röthlichbraun. 

Von plagiatus in beiden Geschlechtern durch die verschiedene 
Form des Endsegmentes sehr leicht zu trennen, ausserdem 
auch noch durch Grösse und Färbung sowie durch minder 
auffallende plastische Merkmale verschieden. 

Die ausgezeichnete Beschreibung von Patton, die von 
Cresson copirt wurde, lässt keinen Zweifel an der Identität 
meiner drei Exemplare (ein ?, zwei Z‘) mit der von ihm unter- 
suchten Art. Cresson hielt die Art für identisch mit dem, ihm 
gleichfalls unbekannten, aurinotus Say, jedoch mit Unrecht. ! 

N. aequalis ist bisher erst von der Ostküste Nord- 
amerikas bekannt; Patton’s Exemplare stammten aus East- 
hampton (Massachusetts), die von mir untersuchten Stücke 
sind aus Baltimore (Mus. Vind.), Süd-Carolina und Georgia 
(Coll. Saussure). Flugzeit im Juli. 


1 Of. Nysson aurinotus p. 108. 


Grabwespen. 353 


Bei den Arten 25 und 26 ist die Stirne oberhalb der Fühler- 
insertion nicht höckerig, der Kopfschild nicht gekielt, der Thorax 
einfach; die Hinterschienen sind unbewehrt; die zweite Bauch- 
platte ist abgerundet, nicht winkelig vortretend. Die Analzelle 
der Hinterflügel endet hinter dem Ursprunge des Cubitus. Beim 
g' tragen die Endränder der Segmente keine Cilien. 


25. Nysson aurinotus Say. 
Tab. V. Fig. 13. 


Nysson aurinotus, Say, Boston Journ. of nat. hist. I. 368. 1837. 

— — Leconte, Complet writings of Th. Say I. 752. 1859. 

— — Gerstäcker, Nysson, Abh. d. nat. Ges. zu Halle. X. 115. 1866. 
— — Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 277. 1882. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons inter stem- 
mata tubereulata; margo anterior elypei medio haud excisus, haud 
tuberculatus, solum paulo depressus. — Spinae laterales segmenti 
medialis breves, obtusae. — Alarum posticarum area analis post 
originem venae cubitalis terminata. — Segmentum ventrale 
secundum valde convexum, haud truneatum. 

Valde punctatus, facie argenteo-, margine prothoraeis, callis 
humeralibus et segmenti medialis lateribus aureo-tomentosis. 

Niger, pedibus rufis, spinis lateralibus segmenti medialis 
faseiisque tribus, late interruptis abdominis flavis. 

Long. eorp. 9 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus apice truncatus, inferne 
leviter exeisus. Segmentum dorsale ultimum bidentatum, 

Species regionis nearcticae. 

Schläfen ziemlich schmal, nicht stark gewölbt, hinten 
undeutlich gerandet; Stirne zwischen den zwei seitlichen 
Ocellen mit zwei deutlichen, aber stumpfen Höckerchen versehen. 
Die Ocellen stehen einander deutlich näher als den Facettaugen. 
Der Kopfschild ist flach, etwas vorgezogen, am Vorderrande 
leicht niedergedrückt. Die Fühler sind verhältnissmässig lang, 
etwas keulig; ihr Schaft ist kurz, eiförmig, das dritte Glied ein 
wenig kürzer als das vierte. Die folgenden Fühlerglieder sind in 
Bezug auf die Länge nicht stark verschieden; das vorletzte ist das 
grösste, das letzte kaum so lang und merklich dünner als das 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 23 


354 A.Hardlirsch, 


vorhergehende, nach dem schiefabgestutzten Ende zu verschmälert 
und unten leicht eingedrückt. 

Der Thorax ist robust; Pronotum wenig unter dem Niveau 
des Dorsulum gelegen, abgerundet, ohne Kanten und Ecken; 
Dorsulum leicht gewölbt, in der Mitte mit gut ausgeprägter 
Längslinie, an den hinteren Ecken etwas aufgerichtet. Schild- 
chen flach, seine Seitenränder deutlich. Metanotum mit einer 
schwachen Querkante versehen. Mittelbrustseiten gewölbt, 
vorne scharf gerandet. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind dick, 
kurz und stumpf, aber sehr scharf abgesetzt, schief nach aussen 
gerichtet. 

Flügel leicht gebräunt, gegen den Saum etwas dunkler, 
mit schwarzbraunem Geäder. Die zweite Cubitalzelle ist viel 
breiter als hoch, lang gestielt und nimmt die Discoidalqueradern 
ziemlich nahe ihren Enden auf. Die dritte Cubitalzelle ist nach 
oben zu stark verschmälert und reicht ungefähr so nahe zum 
Saume als die Radialzelle. An den Hinterflügeln endet die 
Analzelle etwas hinter dem Anfange des Cubitus. 

Die Hinterschienen tragen nur einige feine Börstchen, 
die von der übrigen Behaarung wenig abstechen, ihr längerer 
Endsporn ist kaum halb so lang als der Metatarsus. f 

Endränder der Hinterleibsringe nicht deutlich ab- 
geschnürt; die zweite Ventralplatte stark gewölbt, aber an 
der Basis nicht abgestutzt. Das Endsegment trägt zwei weit 
abstehende, längere Seitenspitzen und dazwischen einen breiten, 
kurzen Vorsprung. 

Kopf dicht punktirt, feiner als der Thorax, dessen Ober- 
seite und Mittelbrust sehr grobe und dichte Punktirung zeigen; 
die Metapleuren und Mittelsegmentseiten sind, im Gegensätze zu 
den meisten übrigen Arten, grob punktirt, allerdings weniger 
dicht als der übrige Thorax. Das Mittelfeld des Medialsegmentes 
zeigt eine Anzahl paralleler Längsfalten, die bis gegen die Mitte 
zu deutlich sind. Die Punktirung des Hinterleibes ist an der 
Basis und an den Hinterrändern der übrigen Segmente besonders 
grob und dicht, im Übrigen mittelmässig; der Grund ist matt. 

Das Gesicht ist fahl silberglänzend, der Rand des Pronotum 
mit den Schulterbeulen und grosse Flecken am Mittelsegmente 


Grabwespen. 53, 


sind hell goldig tomentirt, die Unterseite ist leicht silber- 
schimmernd; die Behaarung ist sonst nicht reichlich. 

Der Körper ist schwarz; die Spitzen der Mittelsegment- 
dornen und breit unterbrochene Binden an den ersten drei Seg- 
menten gelb, die Beine mit Ausnahme der Coxen, Trochanteren 
und des grössten Theiles der Vorderschenkel nebst den End- 
gliedern der Tarsen röthlich, Mandibeln und Spitze des ersten 
Fühlergliedes dunkel rothbraun. 

Say’s kurze Beschreibung stimmt ganz gut mit dem mir vor- 
liegenden Exemplare dieser Art, die weder Cresson noch Ger- 
stäcker bekannt war. 

Cresson spricht die Vermuthung aus, dass, aurinotus Say 
mit äqualis Patton identisch sei, und Packard ging so weit 
unter dem Namen „aurinotus Say“ den N. plagiatus zu be- 
schreiben; beide Autoren legten eben viel zu wenig Werth auf 
den Unterschied zwischen goldiger Behaarung und 
gelber Farbe. Say sagt in seiner Beschreibung ausdrücklich: 
„eollar with an abseure golden margin, terminating in a spot“ 
und „posterior margins of the 1., 2. and 3. segments each with a 
yellow band“, sowohl bei wequalis als bei plagiatus sind 
Schulterbeulen und Rand des Pronotum gelb und nicht goldig 
tomentirt. Ausserdem ist plagiatus um die Hälfte grösser 
als aurinatus. 

Mir lag ein einzelnes Z aus der Sammlung Saussures zur 
Untersuchung vor, das aus Illinois stammte; Say führt die Art 
aus Indiana an. 


26. Nysson Freyi-Gessneri n. Sp. 
TabzV.. Fig, 12. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons inter stem- 
mata haud tuberculata; margo anterior elypei paulo depressus. — 
Spinae laterales segmenti medialis breves, obtusae. Alarum posti-. 
carum area analis post originem venae cubitalis terminata. — 
Segsmentum ventrale secundum mediocriter convexum. 

Valde punctatus, facie abdominisque basi argenteo-, protho- 
race, callis humeralibus maculisque segmenti medialis aureo 
tomentosis. | 

23 * 


356 A. Handlirsch, 


Niger, spinis segmentimedialis, abdominisque fasciis quinque, 
late interruptis, flavis, pedibus basi excepta rufis. Long. corp. 
5:5 mm. 

Maris antennarum artieulus ultimus apice haud truncatus, 
mediocriter eurvatus; segmentum dorsale ultimum breviter biden- 
tatum. | 

Species regionis nearticae. 

Der Kopf ist ähnlich gebildet wie bei aurinotus, die Ran- 
dung der Schläfen nicht scharf, die Stirne, weder ober den 
Fühlern, noch zwischen den Ocellen, höckerig; die Entfernung 
der letzteren von einander ist ein wenig geringer als die von den 
Facettaugen. Der Clypeus ist ganz ähnlich wie bei der vorigen 
Art, die Fühler dagegen sind schlanker und dünner. Ihr Schaft 
ist kurz, eiförmig, das dritte und vierte Glied ziemlieh gleich lang, 
das letzte etwas länger als das vorhergehende, mässig gebogen 
und ziemlich gleichmässig dick, am Ende abgerundet, 

Das Metanotum nicht kantig; die Seitendornen des 
Mittelsegmentes ähnlich wie bei aurinotus. 

Die Flügel stimmen gleichfalls mit denen der vorhergehen- 
den Art, nur sind sie lichter. 

Die Endsäume der Segmente sind deutlicher, die zweite 
Ventralplatte flacher gewölbt, die Spitzen des Endseg- 
mentes kürzer und weiter abstehend, der Endrand des Segmen- 
tes dazwischen nur etwas rundlich vortretend. 

Der Kopf ist glänzend, so wie der Thorax und Hinterleib 
schärfer und gröber punktirt als bei aurinotus, die Grund- 
punktirung des Hinterleibes ist deutlich. 

Prothorax und Schulterbeulen matt goldig behaart, die 
Flecken am Mittelsegmente weniger hell als bei aurinotus; 
Gesicht, Unterseite und Basis des Hinterleibes silberschimmernd. 

Sehwarz; Spitzen der Mittelsegmentsdornen und breit 
unterbrochene Binden auf den ersten fünf Segmenten gelb, davon 
die erste sehr breit, die letzte stark redueirt; Beine mit Aus- 
nahme der zwei ersten Schenkelpaare, eines Streifens auf dem 
letzten und der Mittel- und Hintersporne röthlich. 

Diese Art, die ich mir erlaube Herrn Emil Frey-Gessner 
zu widmen, durch dessen Freundlichkeit mir das Materiale der 
Saussure’schen Sammlung zugänglich wurde, ist dem aurinotus 


Grabwespen. 357 


ziemlich ähnlich, lässt sich aber durch die angegebenen plasti- 
schen Merkmale sicher unterscheiden. Ein % aus 
Georgia. (Collect. Saussure.) 

Die folgende Art hat mit denen der vorhergehenden Gruppe 
die meisten Merkmale gemeinsam, unterscheidet sich aber durch 
die vor dem Ursprunge des Cubitus endende Analzelle der Hinter- 
flügel, durch die sehr auffallenden Höcker zwischen den Ocellen 
und durch die gelben Zeichnungen des Thorax. Es dürften wohl 
noch mehrere der von Cresson beschriebenen amerikanischen 
Arten hieher zu stellen sein. 


27. Nysson opulentus Gerstäcker. 


 Nysson opulentes, Gerstä cker, Nysson, Abh. d. nat. Ges. zu Halle. X. 
114. 14. Z'. 1866. 
— — Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 279. J'?. 1882. 


Pars inferior temporum postice marginata; frons inter stem- 
mata distinetissime tubereulata; margo anterior elypei simplex. — 
Sceutellum lateribus carinatis; metanotum paulo carinatum. Segmenti 
medialis spinae brevissimae. — Alarum posticarum area analis 
longe ante originem venae cubitalis terminata. — Segmentum 
ventrale secundum valde convexum, haud truncatum. 

Corpus valde punctatum, facie, temporibus, pectore, lateribus 
segmenti medialis, abdominisque basi dense argenteo tomentosis. 

Niger, margine prothoracis cum callis humeralibus, seutelli 
basi, abdominisque fascia completa segmenti primi et maculis 
lateralibus segmentorum 2—5 flavis, basiantennarum, pedibusque 
fere totis rufis. <—9 mm. 

Maris antennarum artieulus ultimus leviter curvatus, apice 
oblique truncatus, penultimo distinete longior et angustior. Dee 
mentum dorsale septimum bidentatum. 

Species regionis nearcticae. 

Kopf breit, Stirne leicht gewölbt, Schläfen verhältniss- 
mässig schmal, hinten gerandet. Die seitlichen Ocellen liegen 
an der Aussenseite je eines stumpfen Höckers, ihre Entfernung 
von einander beträgt kaum weniger als die von den Facettaugen. 
Oberhalb der Fühlerinsertion ist die Stirne flach. Kopfschild 
nicht besonders breit, in der Mitte etwas vorgezogen. Fühler 


358 A. Handlirsch, 


kurz, schwach keulenförmig;; ihr Sehaft kurz und breit, das dritte 
Glied länger als das vierte, das vorletzte am dicksten, merklich 
kürzer als das letzte; dieses ist gegen das Ende leicht ver- 
schmälert und schwach gebogen, am Ende schief abgeschnitten. 

Der Thorax ist kurz und dick, das Pronotum gerundet, 
weder kantig, noch eckig, und nicht viel unter dem Niveau des 
Dorsulum gelegen. Schildchen seitlich gerandet, Metanotum 
etwas aufgerichtet. Die sehr kurzen Dornen des steil abfallenden 
Mittelsegmentes sind etwas aufwärts gerichtet. Die Mittel- 
brustseiten sind stark erhaben, nicht gerundet und vorne und 
hinten scharf begrenzt. 

Flügel schwach gebräunt, mit dunklem Geäder; zweite 
Cubitalzelle kurz gestielt, beide Discoidalqueradern in gleichen 
Abständen von den Enden aufnehmend; zweite und dritte Cubital- 
querader in einem Punkte in den Radius mündend. An den Hin- 
terflügeln endet die Analzelle weit vor dem Ursprunge des 
Cubitus. | 

Hinterschienen unbewehrt, ihr Sporn nicht halb so lang 
als der Metatarsus. 

Die Hinterleibsringe tragen flache Endsäume; die zweite 
Bauchplatte ist stark gewölbt, aber nicht winkelig abgestutzt; 
das Endsegment ist mit zwei weit von einander abstehenden, 
dünnen, mässig langen Spitzen versehen. 

Kopf ziemlich grob und tief punktirt, matt. Thorax- 
rücken und Mittelbrust mit aussergewöhnlich tief ein- 
gestochenen, groben Punkten versehen, Metapleuren und 
Mittelsegmentseiten glatt; der übrige Theil des Mittelseg- 
mentes ist grob punktirt, oben runzlig uud an der Basis des Mittel- 
feldes mit kurzen Längsfalten versehen. Die Grundpunktirung des 
Hinterleibes ist deutlich, die groben Punkte sind dicht 
gestellt. i 
Schwarz; Kiefer, Basis der Fühler, Beine, mit Ausnahme 
eines Theiles der Coxen und der Sporne, Tegulae und Seitenecken 
des Dorsulum röthlich; Rand des Pronotum mit den Schulter- 
beulen, Basalhälfte des Seutellum, eine breite, ununterbrochene 
Binde am ersten Segmente, eine ähnliche, schmal unterbrochene 
am zweiten und kleine Seitenflecken auf den drei folgenden 
Ringen gelb. 


Grabwespen. 359 


Der Körper ist mässig tomentirt; Gesicht, Schläfen, 
Pleuren, Unterseite, Basis des ersten Segmentes, Seiten des 
Medialsegmentes und Beine silbern tomentirt, stellenweise leicht 
goldglänzend. 


Untersucht habe ich ein Z aus der Sammlung Saussure’s; 
das von Oresson beschriebene ? stammte aus New-York. 


28. Nysson mellipes Oresson. 


Nysson mellipes, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 279. J' 2. 1832. 


Die hinteren Ocellen sind durch zwei fast nierenförmige, 
glatte, glänzende Längshöcker getrennt. Dorn des Mittel- 
segmentes abgestutzt. Flügel subhyalin, an der Spitze 
beraucht; an den Hinterflügeln endet die Analzelle weit vor 
dem Ursprunge des Cubitus. Der Endrand der Hinterleibs- 
segmente trägt eine Franse von dicht goldiger Behaarung. 
Beim JS ist das letzte Fühlerglied abgestutzt, aber unten 
nicht ausgerandet, das Endsegment abgestutzt mit kurzem, 
gelbrothem, spitzigem Zahn an jeder Seite. 


Mesothorax grob narbig; Mittelfeld des Mittelsegmentes mit 
acht bis zehn gleich distanzirten Längsrunzeln, dessen hintere 
Fläche grob genetzt. Der Hinterleib ist tief und ziemlich dicht 
punktirt, am zweiten Bauchringe sehr grob. Beim J ist die 
Punktirung>dichter und tiefer. 


Der Körper ist mit sehr kurzer seidenartiger Behaarung 
bedeckt, die oben blass bräunlich, unten im Gesichte und an den 
Schläfen silberartig, am Mittelsegmente oberhalb der Seiten- 
dornen goldig ist. | 

Die Grundfarbe ist matt schwarz, der Hinterrand des 
Pronotum, die Schulterbeulen, eine geschwungene Linie an der 
Basis des Schildehens, Spitze der Mittelsegmentsdornen und 
Endbinden an den ersten vier Segmenten gelblichweiss; die 
Binde am ersten Segmente ist kaum unterbrochen, die am 
vierten am stärksten; beim J’ ist auch am fünften Segmente 
jederseits ein kleiner gelber Fleck sichtbar. Die Kiefer sind, mit 
Ausnahme der Basis, gelbbraun, die Tegulae und die Beine, mit 
Ausnahme der vier vorderen Schenkel, beim ?, beim’, mit Aus- 
nahme der Coxen und Trochanteren. Die Spitze der vier vorderen 


360 A. Handlirsch, 


Schenkel ist beim ? unten gelb gestreift, das Endsegment pech- 
braun. 7 bis 3 mm. 

Diese mir unbekannte Art wurde von Cresson nach drei 
Exemplaren aus Colorado, Dakota und Montana be- 
schrieben, sie scheint dem opulentus sehr nahe zu stehen. 


29. Nysson Zapotecus Üresson. 
Nysson Zapotecus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 280. Q. 1882. 

An der Innenseite eines jeden hinteren Nebenauges 
befindet sich eine kurze Längsstrieme. Die Flügel sind 
hyalin, an der Spitze beraucht; am hinteren Paare endet die 
Analzelle weit vor dem Ursprunge des Cubitus.. Seitendornen des 
Mittelsegmentes kurz, ziemlich spitz. 

Dorsulum, Seutellum und Mittelbrust tief und grob 
punktirt; das Mittelfeld des Medialsegmentes oben mit kurzen 
Längsrunzeln, die abschüssige Fläche glänzend, mit vier gegen 
die Spitze convergenten Falten. Der Hinterleib ist glänzend, 
spärlich punktirt, an der Basis und Spitze dichter. 

Silbergrau tomentirt, Clypeus und Flecken des Mittel- 
segmentes dicht silberhaarig. 

Schwarz, Hinterrand des Prothorax mit den Schulter- 
beulen, Fleck auf den Schüppchen, Querlinie an der Basis des 
Seutellum und ein ziemlich breites Endband an der Oberseite der 
Segmente 1 bis 5, in der Mitte des vierten und fünften fast unter- 
brochen, gelb, Beine schwarz. 65 mm. Nach einem % aus 
Mexico beschrieben. Scheint mit den beiden vorhergehenden 
Arten am nächsten verwandt zu sein. Mir ist die Art unbekannt. 


30. Nysson moestus Cresson. 


Nysson moestus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 280. 5. 1882. 
Jd. An der Innenseite der seitlichen Ocellen befindet sich 
eine mässige Erhebung. Die Dornen des Mittelsegmentes. 
sind ziemlich spitz. | 
Flügel leicht gebräunt; an dem hinteren Paare endet 
die Analzelle weit vor dem Anfange des Cubitus. 
Das letzte Dorsalsegment trägt zwei kurze Zähne. 
Kopf und Thorax sind grob narbig, das Mittelseg- 
ment ist grob genetzt, das Abdomen spärlicher und feiner 


361 


Grabwespen. 


punktirt, an den Endsegmenten dichter und tiefer; der Bauch 
ist glänzend, spärlich punktirt. 

Der Körper ist mit blassem Seidenhaare bedeckt, an den 
Gesichtsseiten und am Ölypeus silberweiss tomentirt. 

Matt schwarz, schmale Endbinden an den Hinterleibs- 
ringen 1 bis 3, von denen die erste am schwächsten, die dritte 
am stärksten unterbrochen ist, blassgelb; Beine sehwarz, die 
äussersten Spitzen der Schenkel und die Tarsen mehr weniger 
gelbbraun. 6°5 mm. 

Nach einem Exemplare aus dem Territorium Washington 
der Vereinigten Staaten Nordamerikas beschrieben. 

Diese mir unbekannte Art dürfte wohl am besten hier ein- 
zureihen sein, sie hat mit aurinotus den ganz schwarzen Thorax 
gemeinsam, mit opulentus das Geäder und die Ocellenhöcker. 


31. Nysson Aztecus Cresson. 


Nysson Aztecus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 279. 9. 1832. 


?. Der Raum zwischen den Ocellen ist nicht erhaben. 
Seitendornen des Mittelsegmentes abgestutzt. Flügel 
blass bräunlich, am hinteren Paare endet die Analzelle weit 
vor dem Anfange des Oubitus. | 

Kopf spärlich punktirt, Mesothorax mit tiefen, mässig 
dichten Punkten, die Mittelbrustseiten feiner punktirt; das 
Mittelfeld des Medialsegmentes trägt einige Längskiele, von 
denen der mittlere am deutlichsten ist. Der Hinterleib ist etwas 
glänzend, stark und zerstreut punktirt, an den Endsegmenten 
dichter. 

Kopf und Thorax anliegend gelblich behaart; oberhalb 
der Mittelsegmentsdornen jederseits ein Fleck von dichtem 
blassem Seidenhaar. 

Grundfarbe schwarz; Hinterrand des Prothorax, Schulter- 
beulen, Querlinie an der Basis des Schildchens, breites Band am 
Endrande des ersten Segmentes, in der Mitte verschmälert und 
ein schmales Band am Ende des zweiten, in der Mitte unter- 
brochen, gelb; Beine schwarz, Vorderschenkel unten und der 
grösste Theil ihrer Tibien und Tarsen röthlich. 8 mm. 


362 A. Handlirsch, 


Cresson beschrieb diese mir unbekannte Art nach einem 
einzelnen, von Sumichrast inMexico gesammelten Exemplare. 
Sie stimmt mit der nächstfolgenden Art in dem Geäder der 
Hinterfligel und in der unbewehrten Stirne überein. 


32. Nysson albomarginatus Cresson. 


Nysson albomarginatus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soe. IX. 278. Z'2. 
1882. 

Der Raum zwischen den Ocellen ist nicht erhaben. 
Seitendornen des Mittelsegmentes vorragend und spitz. 
Flügel subhyalin; an dem hinteren Paare endet die Anal- 
zelle vor dem Anfange des Oubitus. 


Beim J sind die Fühler ähnlich gestaltet wie beim ?, das 
Endsegment abgestutzt, jederseits mit einem vorragenden 
Zahn versehen. 


Kopf und Thorax sind dicht und etwas zusammenfliessend 
punktirt, die Mittelbrustseiten runzelig. Das Mittelfeld des 
Medialsegmentes ist mit groben Längsrunzeln erfüllt. Der Hinter- 
leib fein und ziemlich spärlich punktirt, die zweite Bauchplatte 
tiefer. 


Hinterleib leicht tomentirt, der Clypeus beim d silber- 
haarig. | 

Der Körper ist matt schwarz, der Rand des Prothorax, 
die Schulterbeulen, eine geschwungene Linie am Schildchen, 
zwei quer-ovale Flecken gegen die Basis des ersten Segmentes 
und der Hintergrad der Segmente 1 bis 5 (nach den Seiten 
mehr weniger erweitert), ausserdem noch ein Fleck in der Mitte 
des Endsegmentes beim ? weiss. Beim J’ sind die Flecken an 
der Basis des Hinterleibes sehr redueirt, die Endränder der Seg- 
mente seitlich nicht erweitert, auf Segment 2 bis 5 leicht unter- 
brochen; die zwei Endringe ungefleckt. Kiefer gegen die Spitze 
rostroth, Fühler schwarz, Schaft beim 5° unten mit weisser 
Linie, Beine schwarz, Fleck an den Seiten der Coxen, Linie an 
der Spitze der vier Vorderschenkel unten und ein Strich an der 
Oberseite aller Tibien weiss. 65 bis 8 mm. Von Cresson nach 
zwei Exemplaren aus Nevada (Morrison) beschrieben; mir 
unbekannt. 


4 


Grabwespen. 165 


Die drei folgenden Arten ! sind in den wesentlichen plasti- 
schen Merkmalen dem opulentus Gerst. sehr ähnlich; sie 
besitzen deutliche Ocellenhöcker, eine abgerundete zweite 
Bauchplatte, unbewehrte Hinterschienen, und die Analzelle ihrer 
Hinterflügel endet vor dem Anfange des Cubitus. Die Schläfen 
sind gerandet, die Stirne trägt oberhalb der Fühlerinsertion 
keinen Längshöcker. Alle drei sind an der rothen Hinterleibs- 
basis leicht von den vorhergehenden, mit Ocellenhöckern ver- 
sehenen Arten zu unterscheiden. 


33. Nysson tuberculatus n. sp. 


Pars inferior temporum postice indistinete marginata; frons 
inter stemmata distinetissime tuberculata; celypeus margine 
anteriore simpliei. — Seutellum lateribus marginatis; pronotum 
angulis lateralibus acutis; metanotum transverse carinatum. — 
Spinae laterales segmenti medialis breves, acutae et robustae. — 
Alarum posticarum area analis longe ante originem venae cubi- 
talis terminata. — Segmentum ventrale secundum valde con- 
vexum, basim versus haud truncatum. 

Corpus valde punctatum, parce pilosum et tomentosum. 

Niger, abdominis basi rufa, fascia abbreviata prothoraeis, 
maeulis seutelli, faseiisque tribus abdominis, prima integra vel 
anguste interrupta, 2. et 3. latissime interruptis, albido flavis, 
pedibus nigris, rufo variegatis. 

Long. ceorp. 7:5 bis 8:5 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus duobus praecedentibus 
fere aequalis, apice oblique truncatus et haud curvatus; segmen- 
tum dorsale ultimum bidentatum. 

Species regionis nearcticae. 

Der Vorderrand des Kopfschildes ist einfach, nicht ein- 
gedrückt, die Schläfen sind hinten undeutlich gerandet. Die 
Ocellen liegen auffallend nahe bei einander, die seitlichen an 
der Aussenseite je eines länglichen Höckers. 


1 Trotz der ungemein kurzen Beschreibung, die Cresson von den 
zwei mir unbekannten Arten (34 und 35) gibt, glaube ich doch auf eine 
Übereinstimmung ihrer wesentlichen, von Cresson nicht erwähnten Merk- 
male, mit denen des ihnen sehr ähnlichen tZxderculatus m. mit Sicherheit 
schliessen zu können. 


364 A. Handlirsch, 


Die Fühler sind diek und kurz, beim 2 ist das Endglied 
gerundet, etwas länger als das vorletzte, das dritte etwas länger 
als das vierte; beim J’ist das Endglied fast so lang als die 
zwei vorhergehenden zusammen, gerade und am Ende schief 
abgestutzt, das dritte Glied kaum so lang als das vierte. 

Der obere Rand des Pronotum ist an den Seiten scharf 
geeckt, das Scutellum seitlich gerandet. Die spitzen Seiten- 
dornen des Mittelsegmentes sind kurz und stark, schief 
nach oben und aussen gerichtet, am Ende durchscheinend. 

Die Flügel sind stark gebräunt mit schwärzlichem Geäder; 
die Radialzelle ist lang und spitz, die zweite Cubitalzelle nicht 
viel höher als ihr Stiel lang; an den Hinterflügeln endet die 
Analzelle weit vor dem Anfange des Cubitus. 

Beine unbewehrt, die Hinterschienen gleichmässig fein 
behaart, ihr längerer Sporn kaum halb so lang als der Metatarsus. 

Die zweite Dorsalplatte des Hinterleibes ist gegen 
die Basis stark verschmälert, die zweite Bauchplatte hoch 
gewölbt, nicht winkelig vortretend; alle Segmente tragen einen 
feinen, wulstigen Saum. Beim $ ist das Endsegment mit 
schmalem Mittelfelde versehen, beim S’ seitlich nieht gekielt und 
mit zwei dünnen, ziemlich langen und weit von einander ab- 
stehenden Spitzen versehen. Die letzten Bauchplatten des JS 
tragen ein dichtes, ziemlich langes, lichtes, wolliges Haar, aber 
keine Cilien. 

Kopf matt, grob punktirt; Thoraxrücken dicht und sehr 
grob punktirt, die Mittelbrust fingerhutartig. Metapleuren und 
der untere Theil der Mittelsegmentseiten glatt, der übrige Theil 
des letzteren grob runzelig. Der ganze Rücken des Hinter- 
leibes zeigt ausser der sehr feinen, mit der Lupe sichtbaren 
Grundpunktirung, sehr grobe Punkteindrücke, die an der 
Basis des ersten und zweiten Segmentes etwas zerstreuter, im 
Übrigen sehr dicht stehen; die zweite Bauchplatte ist ähnlich 
punktirt wie der Rücken, die übrigen Bauchringe sind nur am 
äussersten Hinterrande mit einigen gröberen Punkten versehen. 
Die obere Afterklappe des ? ist dicht runzelig punktirt. 

Die Grundfarbe ist schwarz, am ersten Ringe des Hinter- 
leibes roth, oben in der Mitte schwarz gefleckt; beim ? ist eine 
kurze Binde am Pronotum und zwei Flecken am Vorderrande 


Grabwespen. 365 


‘des Schildehens, in beiden Geschlechtern eine kaum unter- 
brochene Binde am ersten Segmente, eine unterbrochene am 
zweiten und kleine Fleckehen am dritten gelblichweiss. Die 
Fühler sind ganz schwarz, ebenso beim ? die Beine mit Aus- 
nahme der rothen Hinterschenkel und der Spitzen der übrigen 
Schenkel; beim J’ ist der grösste Theil der Beine roth, die 
Tarsen und Hintertibien schwarz. Tegulae dunkelbraun, am 
Rande durchscheinend. 

Ich habe nur zwei Exemplare dieser Art untersucht, von 
denen eines aus Wisconsin (Mus. Caes. Vindob.), das andere 
aus Süd-Carolina (Coll. Saussure) stammt. 


34. Nysson basilaris Cresson. 
Nysson basılaris, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 281. @. 1882. 

? An der Innenseite eines jeden seitlichen Nebenauges 
befindet sich ein vorragender, glänzender, fast nierenförmiger 
Höcker. Die Flügel sind bräunlich, durchscheinend; am 
hinteren Paare endet die Analzelle vor dem Ursprunge des 
Cubitus. Die Endränder der Segmente des robusten Hinter- 
leibes tragen schmale Fransen von gelblicher Behaarung. 

Der Körper ist matt, Kopf und Thorax tief, grob und 
etwas zusammenfliessend punktirt; Schildehen und Basis 
des Mittelsegmentes sind längsrunzelig; der Hinter- 
leib ist stark punktirt, an den Endsegmenten dichter. 

Gesicht und Clypeus silberhaarig. 

Grundfarbe schwarz, am Basalsegmente rostroth; ein 
ziemlich schmales Band am Hinterrande des ersten bis vierten 
Segmentes gelblichroth, das erste schwach, das dritte und vierte 
stark unterbrochen. Schulterbeulen, Tegulae und Beine, mit 
Ausnahme der Coxen und Hintertarsen, rostroth. 6°5 mm. 

Diese mir unbekannte Art wurde von Cresson nach einem 
einzelnen Exemplare aus Georgia in Nord-Amerika beschrieben, 
sie scheint dem fuberculatus ziemlich ähnlich zu sein. 


39. Nysson bellus Cresson. 
Nysson bellus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 280. ©. 1882. 


®@ Der Raum zwischen den Ocellen erhaben. Mittel- 
segmentsdornen spitz. Flügel fast hell, am hinteren 


366 A. Handlirsch, 


Paare endet die Analzelle weit vor dem Anfange des Cu- 
bitus. 

Der Kopf ist dicht punk ttirt, der Thorax ziemlich tief 
und grob punktirt, an den Mittelbrustseiten zusammenfliessend. 
Das Mittelfeld des Medialsegmentes trägt kurze Längsrunzeln, 
der Hinterleib an den Basalsegmenten ziemlich zerstreute, 
tiefe Punkte, an den Endsegmenten gröbere und dichter 
gestellte. 

Gesicht, Kopfschild und Seiten des Mittelsegmentes sind 
dicht silberhaarig. 

Der Grund ist matt schwarz, das erste und manchmal 
auch die Seiten der Bauchplatte des zweiten Segmentes röthlich; 
der Hinterrand des Prothorax, die Schulterbeulen, eine ge- 
schwungene Linie an der Basis des Schildehens, der Hinterrand 
der Segmente 1 bis 4 oben, mehr weniger unterbrochen an den 
Ringen 2 bis 4 und ein Fleck an den Seiten des fünften Seg- 
mentes sind weiss. Die Binde des vierten Segmentes ist manch- 
mal stark reducirt. Spitze des Schaftes, Mandibeln, Palpen, Te- 
gulae und Beine rostroth. 6-5 bis 7 mm. | 

‘ Die Art wurde von Cresson nach sechs aus Montana und 
Texas stammenden Stücken beschrieben und dürfte sich von den 
beiden vorhergehenden schon durch die viel reichlichere lichte 
Zeichnung unterscheiden lassen; mir ist sie unbekannt. 

Die folgende Art steht sehr isolirt und erinnert durch die 
Bildung der zweiten Ventralplatte an die Arten spinosus und 
interruptus, durch die übrigen Merkmale weicht sie jedoch stark 
‚von den Arten dieser Gruppe ab. 


36. Nysson trimaculatus Rossi. 
Tab. I. Fig. 14., Tab. V. Fig. 14. 


Crabro trimaculatus, Rossi, Fauna Etrusca II. n. 892, p. 95. J. 17%. 
Nysson trimaculatus, Latreille, Hist. nat. XIII. 306. 2. Z’. 1803. 
Crabro trimaculatus, Illiger, Ed. 2. Fauna Etrusca II. 156. 892. 5. 1807. 
Nysson nigripes, Spinola, Insecta Liguriae II. 45. Z'. 1808. 
< — interruptus, Olivier, Eneycel. method. VII. 408. 2. (var.) 1811. 
> — geniculatus, Olivier, Encyel. method. VIII. 408. 3. @. 1811. 
— trimaculatus, Van der Linden, Obseryvations Il. 32.2. 9. 1829. 
— — Shuckard, Essay on fossor. Hymen. 102. 3. et 252. J'?. 1837. 
— nigripes, Labram und Imhoff, Insecten der Schweiz. Fig. 1842. 


Grabwespen. 367 


Nysson trimaculatus, Dahlbom, Hymenoptera Europae. I. 169, 101, 485. 
2.0.2. 1845. 

 — nigripes, Lepelletier, Hist. nat. Hymen. III. 46.2. Z’Q. 1845. 
— trimaculatus, Eversmann, Bull. Mosc. XXII. (2). 396. 4. 1849. 
— — Wesmael, Revue critique. Bull. 18. 77.3. J 9. 1851. 
— — Schenck, Grabwespen Nassaus. 164. 5. J'. 1857. 
— — Smith, Catal. brit. fossor. Hym. 99. 3. Z'Q. 1858. 
— — Taschenberg, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. XII. 91.2. Z' 2.1858. 
— — A.Costa, Ric. entom. su Monti Partenii. 20. 1858. 
— — — — Fauna del Regno di Napoli 20. tab. 12. f. 5.6. J'Q. 1859. 
— — Taschenberg, Hymenopteren Deutschlands 193.2. SQ. 1366. 
— — Gerstäcker, Nysson. Abh. d. nat. Ges. Halle. X. 98. 5. J'2. 

1866. 
! — — Chevrier, Nysson du bassin du L&man. 16. 4. 3’ ?. 1867. 

— — A.Costa, Annuario del Mus. di Napoli V. 70.5. g’?. 1869. 
— — 1 Thomson, Opuscula entomol. II. 244. 1870. 
— — — Hymenoptera Scandinaviae III. 228. 3. 1874. 
— — 6. Costa, Fauna Salentina 590. 1874. 
— — Taschenberg, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. XI. (45.) 365. 1875. 
— — Saunders, Trans. Ent. Soc. London. 268. 1880. 


Pars inferior temporum postice marginata; elypeus margine 
anteriore depresso; frons inermis. — Thorax forma communi; 
spinae laterales segmenti medialis brevissimae. — Area analis 
alarum posticarum post originem venae cubitalis terminata. — 
Tibiae posticae inermes. — Segmentum ventrale secundum valde 
prominens, versus basim valde truncatum, a latere visum angu- 
lum fere reetum formans. | 

Corpus medioeriter punctatum, parce pilosum, facie seg- 
mentique medialis lateribus pallide argenteo tomentosis. 

Niger, faseiis tribus late interruptis abdominis, in ? etiam 
faseia pronoti et callis humeralibus flavis; pedes nigri, genieulis 
feminae plus minusve rufis. Long. corp. 6 bis 8 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus forma communi et prae- 
cedente longius, articulus penultimus incrassatus; segmentum 
ultimum bidentatum. 

Species regionis palaearcticae. 

Die Randung der Schläfen ist sehr deutlich, der Clypeus 
abgerundet, am Vorderrande etwas niedergedrückt. Fühler 
mässig schlank, beim 9 das Endglied länger als das vorher- 


1 InFolge einesDruckfehlers entstand aus trimuculatus quadrimaculatus. 


368 A. Handlirsch, 


gehende, bedeutend schmäler als dasselbe und nicht merklich 
gekrümmt. | 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind klein, 
unscheinbar. 

Flügel ziemlich dunkel, besonders am Rande; an den 
Hinterflügeln endet die Querader hinter dem Ursprunge des 
Cubitus. 

Die zweite Bauchplatte ragt scharf, fast rechtwinkelig 
vor; das siebente Segment des J ist-mit zwei sehr feinen, 
weit von einander abstehenden Spitzen versehen. 

Der Kopf zeigt eine feine Grundpunktirung und ein- 
gestreute gröbere Punkteindrücke. Die Sculptur des. 
Thorax ist am Rücken und an den Seiten ziemlich gleichmässig, 
nicht sehr scharf ausgeprägt; das Medialsegment ist runzelig; 
die Metapleuren sind glänzend. Der Hinterleib trägt ausser 
der feinen Grundpunktirung sehr weitläufig gestellte, gröbere 
Punkteindrücke. Beim ® ist das Mittelfeld der oberen After- 
klappe sehr fein punktirt. 

Der ganze Körper ist spärlich behaart, im Gesichte und 
an den Seiten des Mittelsegmentes licht, aber sehr schwach 
silberglänzend tomentirt. 

Die Grundfarbe ist matt schwarz, breit unterbrochene 
Binden an den drei ersten Segmenten und beim ? auch noch der 
Rand des Pronotum, die Schulterbeulen und häufig eine Linie an 
der Basis des Scutellum sind gelb; ausnahmsweise treten auch 
im männlichen Geschlechte geibe Zeichnungen am Thorax und 
am vierten Segmente auf. Die Kiefer sind dunkelbraun, an der 
Spitze etwas lichter, die Fühler schwarz, die Beine schwarz, 
beim ? an den Knieen mehr oder weniger röthlich. 

Die Synonymie dieser Art wurde von Gerstäcker voll- 
kommen aufgeklärt. 

In Bezug auf die geographische Verbreitung gleicht 
trimiculatus dem spinosus und interruptus, d. h. sie ist über 
ganz Europa verbreitet, und nicht besonders selten; sie wurde 
bisher aus den meisten Gegenden mit Ausnahme der pyre- 
näischen Halbinsel nachgewiesen, so aus Scandinavien, 
England, Russland, Finnland, Belgien, Deutschland, 
Frankreich, Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, 


Grabwespen. 369 


Corfu, Rhodus. Die Flugzeit fällt in die Monate Juni bis 
September. 

Zur Untersuchung lagen mir 15 d' und 12 % vor. 

Die folgende Art steht gleichfalls ziemlich isolirt; dureh die 
ungerandeten Schläfen weicht sie von den vorhergehenden ab 
und nähert sich anderseits wieder durch das winkelig vortretende 
zweite Bauchsegment den Arten spinosus, interruptus und trima- 
culatus, durch die Höckerchen zwischen den Ocellen der Gruppe 
des opulentus. Die Stirne trägt ober der Fühlerinsertion keinen 
Höcker, die Hinterschienen sind nicht mit starken Dornen 
besetzt, das Metanotum ist einfach. 


31. Nysson tomentosus n.Sp. 


?. Pars inferior temporum postice haud marginata; celypei 
margo anterior depressus; frons inter stemmata tuberculata. — 
Latera sceutelli marginata; spinae laterales segmenti medialis 
robustae, satis longae. — Alarum posticarum area analis multo 
ante originem venae eubitalis terminata.— Tibiae posticae inermes. 
— Segmentum venträle secundum valde prominens, basim versus 
truncatum, a latere visum angulum obtusum formans. 

Corpus valde punctatum, densissime tomentosum, nigrum, 
margine prothoracis, callis humeralibus, margine anteriore scu- 
telli, abdominisque faseiis quinque  obscure flavis, pedibus rufo- 
fuseis. Long. corp. 7—8 mm. 

Species regionis neotropicae. 

Schläfen ungerandet, die Ocellen sehr genähert; 
zwischen den beiden seitlichen befinden sich zwei längliche 
Höckerchen. Die Fühler sind keulenförmig, ihr Schaft ist kurz 
und breit, das dritte Glied erscheint nicht viel länger als das 
vierte, das letzte ist an der Spitze etwas abgestutzt. Der Cly- 
peus ist am Vorderrande beiderseits etwas eingedrückt. 

Seitenränder des Scutellum leicht aufgebogen; Dornen 
des Mittelsegmentes kräftig, mässig lang und nach den 
Seiten gerichtet. | 

Die Flügel sind stark gebräunt, am Saume wenig dunkler. 
Radialzelle des vorderen Paares lang und spitz, ihr Ende tritt 
näher zum Spitzenrande als die dritte Cubitalzelle. Der Stiel der 
zweiten Cubitalzelle ist nicht so lang als die Zelle hoch. 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCV. Bd. I. Abth. 24 


370 A. Handlirsch, 


An den Hinterflügeln endet die Analzelle sehr weit vor 
dem Anfange des Cubitus. 

Die Beine sind fast von jeder längeren Behaarung frei, 
nur an der Aussenseite der Hinterschienen stehen einige zarte 
Börstehen. 

Der Hinterleib ist schlank, die Endränder der Segmente 
sind etwas abgeschnürt, der zweite Bauchring ragt stumpf- 
winkelig vor, ähnlich wie bei N. interruptus, das Mittelfeld der 
oberen Afterklappe ist lang, runzelig punktirt. 

Der Kopf zeigt, ausser der feinen Punktirung, gut distanzirte, 
aber nicht sehr scharf ausgeprägte gröbere Punkte; der Kopf- 
schild ist im oberen Theile matt, im unteren etwas glänzend. 
Der Rücken des Thorax ist mit sehr gleichmässiger Grund- 
punktirung versehen, gleichmässig mit grossen, gut ausgeprägten 
Punkteindrücken besetzt; der Vorderrand des Seutellum ist 
frei von diesen groben Punkten, an seinem rückwärtigen Theile 
dagegen sind sie um so grösser und zahlreicher. Die Seiten des 
Prothorax sind sehr grob längsrunzelig, des Mesothorax fingerhut- 
artig punktirt, des Metathorax glatt. Das Mittelfeld des Mittel- 
segmentes ist längsrunzelig, zwischen den einzelnen Falten 
glänzend; die Seiten des Medialsegmentes sind im unteren Theile 
glatt, im Übrigen ähnlich punktirt wie die Mittelbrust. Der 
Hinterleib zeigt eine viel feinere Grundpunktirung als der 
Thorax; die groben Punkte nehmen vom ersten Segmente nach 
hinten an Grösse und an Zahl zu. An der Unterseite trägt nur 
die zweite Platte reichliche, grobe Punktirung, die übrigen Ringe 
zeigen nur am Hinterrande einige gröbere Eindrücke. 

Der ganze Körper ist mit feinem, bräunlich-grauem To- 
ment dicht bedeckt, im Gesichte matt goldig schimmernd. 

Schwarz; die gelben Zeichnungen variabel; bei allen . 
vier untersuchten Exemplaren ist der Rand des Pronotum, ein 
mehr weniger breiter Saum der Schulterbeulen und je eine Binde 
am Hinterrande der Segmente 1 bis 5 gelb, bei drei Exemplaren 
auch eine schmale Linie am Vorderrande des Scutellum. Die 
Binden des Hinterleibes sind verschieden breit und einige der 
letzten manchmal schmal unterbrochen, Alle lichten Zeichnungen 
sind unrein und vom schwarzen Grunde, in Folge des reichen 
Tomentes, nicht scharf abgehoben. Unterseite des Schaftes und 


Grabwespen. S7l 


Spitze der Kiefer röthlichbraun, Beine mehr oder weniger dunkel 
braunroth, an der Vorderseite der ersten Schienenpaare meist 
etwas lichter.. 

Ich beschreibe diese Art nach vier weiblichen von Hetschko 
in Blumenau (Brasilien) gesammelten Exemplaren, die sich 
in der Sammlung des k. k. Hofmuseums in Wien befinden; sie 
ist nach den angegebenen Merkmalen von allen übrigen Arten 
sicher zu unterscheiden. 

Die Art 38 näherf sich in vielen Punkten den darauffolgen- 
den, so in den gerandeten Schläfen, der unbewehrten Stirne, 
dem Geäder der Hinterflügel, ist aber anderseits wieder durch die 
viel gröbere Sculptur, die Form des Endsegmentes und der Fühler 
beim Ö wesentlich verschieden. 


383. Nysson militaris Gerst. 
Tab. IV. Fig. 13, Tab. V. Fig. 20. 
Nysson militaris, Gerstäcker, Nysson; Abh. d. nat. Ges. Halle. X. 103. 
0. 1866. 
— — A.Costa, Annuario del Mus. di Napoli V. 70. 6.59. 1869. 

Pars inferior temporum postice marginata; clypeus medio 
paulo exeisus; frons inermis. — Thorax forma communi; spinae 
laterales segmenti medialis breves, latae et acutae. — Area analis 
alarum posticarum post originem venae cubitalis terminata. 
Tibiae posticae haud dentatae. — Segmentum ventrale secundum 
aequaliter convexum. 

Corpus valde punctatum, parce pilosum et tomentosum. 

Niger, abdominis basi, antennis, pedibusgue maxima pro 
parte rufis, fascia interrupta prothoracis, callis humeralibus, 
fasciisque 4—5 interruptis abdominis flavis. Long. corp. 6°5— 
8 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus apice truncatus, duobus 
praecedentibus brevior et inferne exeisus; segmentum dorsale 
ultimum spinis duabus longis, approximatis munitum. 

Species regionis palaearcticae. 

Schläfen gerandet, Kopfschild in der Mitte seines 
Vorderrandes mit einem kleinen Ausschnitte. Die Fühler sind 
kurz und dick, beim Z die Glieder 3 bis 6 einzeln länger als 


breit, die weiteren 7 bis 11 breiter als lang, das 12. ist am 
24* 


12 A. Handlirsch, 


breitesten, das 13. am Ende scharf abgestutzt, kürzer als die 
zwei vorletzten zusammen, an der Unterseite ausgeschweift und 
gegen das Ende nicht verschmälert; beim 2 ist das letzte Glied 
so lang als das vorhergehende, kegelförmig. Die Stirne ist mit 
einer Längsstrieme versehen. 

Die Dornen des Mittelsegmentes sind kurz und breit, 
mit scharfer Spitze und etwas nach oben gerichtet. 

Flügel am Spitzenrande stärker gebräunt; die zweite 
Cubitalzelle lang gestielt; an den Hinterflügeln endet die 
Analzelle hinter dem Ursprunge des Cubitus. 

Die Hinterschienen sind an ihrer Aussenseite mit 
ungefähr zehn zarten lichten Börstehen besetzt, ihr längerer End- 
‚sporn ist mehr als halb so lang als der Metatarsus. 

Die zweite Bauchplatte des kurzen, gedrungenen Hinter- 
leibes ist gleichmässig abgerundet, die sechste beim J mit 
wolligem Haar bedeckt. Das Mittelfeld des Endsegmentes 
beim 2 ist spitz und schmal dreieckig, gut gekielt. Die siebente 
Dorsalplatte endet beim Z/ in zwei lange, von einander nicht 
weit abstehende, röthlichgelb durchscheinende Spitzen. 

Der Thoraxrücken und die Mittelbrust sind sehr grob 
srubig punktirt, viel gröber als der Kopf. Die Metapleuren 
sind glatt, das Medialsegment ist mit groben Runzeln bedeckt. 
Auf dem ganzen Hinterleibe, insbesondere aber auf dem ersten 
Dorsal- und dem zweiten Ventralringe ist die Punktirung sehr 
grob; der Grund erscheint durch feine Grundpunktirung voll- 
kommen matt. 

Der Scheitel und die obere Partie der Stirne sind bräunlich, 
die inneren Augenränder und der Clypeus silberweiss behaart. 
Vom Thorax ist der Rücken bräunlich, die Brust weisslich 
tomentirt, am dichtesten die Stelle oberhalb der Mittelseg- . 
mentdornen. 

Die Grundfarbe ist schwarz, an der Basis des Hinter- 
leibes mehr weniger weit, roth; die blassgelbe Färbung erstreckt 
sich beim J’ auf zwei Flecken am Clypeus, auf die Basis der 
Kiefer und die Unterseite der ersten 5 bis 6 Fühlerglieder, in 
beiden Geschlechtern auf eine unterbrochene Binde am Prothorax, ° 
die Schulterbeulen und zuweilen einen Fleck an der Basis des 
Schildchens, sowie auf 4 bis 5 unterbrochene Binden des Hinter- 


Grabwespen. 273 


leibes. Die Fühler und Beine sind mit Ausnahme der Basis 
rostroth. 

Diese ‘von allen anderen palaearctischen Arten sehr leicht 
zu unterscheidende Art wurde bisher ausschliesslich in dem 
Mediterrangebiete beobachtet; sie ist von Rhodus, Naxos, 
Corfu, Dalmatien, Süditalien (Otranto) nachgewiesen; 
ihre Flugzeit fällt in den Monat Juni. 

Gerstäcker kannte nur das ?, Costa untersuchteg’und 2 
aus Süditalien. Ich untersuchte fünf und ein ? aus der 
Sammlung des k. k. Hofmuseums,. 

Die Arten 39 und 40 stimmen mit den vorhergehenden in 
den gerandeten Schläfen, dem Geäder der Hinterflügel, an denen 
die Analzelle hinter dem Anfange des Cubitus endet, in der 
unbewehrten Stirne, den unbewehrten Beinen, dem einfachen 
Thorax und dem abgerundeten zweiten Bauchsegmente überein. 
Durch die viel feinere Sculptur, die verschieden gestalteten 
Fühler und das Endsegment des Z sind sie von militaris ver- 
schieden. 


39. Nysson niger Chevrier. 
Tab. H. Fig. 16 Tab: V. Fig, ®. 


< Nysson maculatus, Van der Linden, Hym. Fouiss. II. 33. 4. (var. a 2). 
1829. 
< — — Dahlbom, Hymenoptera Europae 1. 170. 103. (Z' 2). 1845. 
?< — interruptus, Lepelletier, Hymenopteres IH. 45. 1. (9). 1845. 
?< — maculatus, Eversmann, Fauna. Bull. Mosc. XXI. (2). 396. 5. (var. 


ß. 2). 1849. 


— interruptus, Wesmael, Revue critique Hym. fouiss. 80. 5. J'2. 
ite3 ' 
< — maculatus, Gerstäcker, Nysson, Abh. Halle. X. 104. 8. (var. a u. 
ce. 2). 1866. 


! — interruptus, Chevrier, Nysson du bassin du Leman. 17.5. Z'9. 
1867. 

! — niger, Chevrier, Oxybelus du bass. du Leman. 383. (Amm.). 1868. 

< — maculatus, Costa, Annuario del Mus. zool. di Nap. V. 71.7.(Z'9). 
1869. 

Pars inferior temporum postice marginata; margo anterior 

- elypei depressus, imprimis in lateribus; frons inermis. Thorax 

forma communi, spinis lateralibus segmenti medialis longis et 

robustis; latera segmenti medialis ubique rugulosa. Alarum posti- 


374 A. Handlirsch, 


carum area analis post originem venae eubitalis terminata. Pedes 
inermes. Segmentum ventrale secundum rotundatum. | 

Corpus mediocriter punctatum, parce pilosum et tomentosum, 
nigrum, margine pronoti, callis humeralibus, fasciisque tribus 
interruptis abdominis flavis. Pedes rufi basi nigra. Long. corp. 
6:5—8'5 mm. 

Maris antennarum articulus penultimus parum incrassatus, 
ultimus mediocriter eurvatus, apice rotundatus; abdominis seg- 
mentum ultimum apice dentibus duobus distantibus munitum. 

Species regionis palaearcticae. 

Die Vorderrandshälfte des Kopfschildes ist eingedrückt, 
besonders deutlich an beiden Seiten. 

Die Fühler sind beim 2 ziemlich gleichmässig dick; beim 
d' sind die Glieder 4—12 einzeln deutlich breiter als lang, gegen 
die Fühlerspitze werden sie allmälig immer dicker, das 12. ist 
nach unten nicht stark erweitert, das 13. nicht sehr stark 
gekrümmt, am Ende fast abgerundet. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind lang und 
stark, ziemlich deutlich abgesetzt. 

Die mässige Trübung der Flügel wird gegen den Spitzen- 
rand allmälig.- dunkler. 

Der zweite Bauchring ist ziemlich hoch gewölbt; das 
siebente Dorsalsegment des J’ endet in eine etwas zugespitzte, 
‚kurze, mittlere Vorragung und zwei ziemlich weit von einander 
abstehende, dünne Spitzen. 

Kopf sehr dieht und ziemlich feinkörnig punktirt, am 
Vorderrande des Clypus stark glänzend, mit einigen groben 
Punkten besetzt. Der Thoraxrücken zeigt eine nicht sehr fein- 
körnige, dichte Grundpunktirung, die sehr zerstreut mit gröberen 
Eindrücken untermischt ist; die Mittelbrust ist fast netzartig 
runzelig-punktirt, ihre vordere Längskante undeutlich, durch die 
Punktirung stellenweise verwischt; die Metapleuren sind im 
unteren Theile glatt, oben mit einigen horizontal verlaufenden 
Falten versehen. Das Mittelsegment zeigt sehr grobe, scharf 
runzelige Sculptur; an den Seiten gegen die Hinterhüften zu ist 
dieselbe etwas schwächer, die Oberfläche jedoch nicht glatt. Der 
Hinterleib ist ausser der feinen Grundpunktirung am ersten 
Dorsalsegmente und auf der zweiten Bauchplatte am höbsten 


Grabwespen. : 375 


und dichtesten punktirt; an der Basis des ersten Ringes fliessen 
die Punkte zu Längsrunzeln,zusammen. Vom zweiten Segmente 
an wird die-grobe Punktirung immer schwächer und ist auf den 
letzten Ringen äusserst spärlich. Beim ? ist das dreieckige 
Mittelfeld des Endsegmentes etwas schärfer punktirt und mit 
einigen gröberen eingestochenen Punkten versehen. 

Die Behaarung des Kopfes ist spärlich, die untere Partie 
der Stirne und die obere Hälfte des Olypeus sind silberweiss 
tomentirt, beim JS deutlicher als beim ?. Thorax und Abdomen 
sind sehr spärlich mit liehtem Tomente überzogen, an den Meso- 
pleuren und oberhalb der Mittelsegmentsdornen etwas dichter. 

Die Grundfarbe ist bei d und ? durchaus schwarz, an der 
Hinterleibsbasis niemals roth. Der Rand des Pronotum, die 
.Schulterbeulen und drei unterbrochene Binden am Hinterleibe 
sind gelb; bei einem Exemplare fand ich schwarze Schulter- 
beulen. Das Schildcehen ist immer schwarz, ebenso die Fühler. 
Die Kiefer sind in der Mitte braunroth; die Beine licht röthlich- 
braun an der Basis, beim J’ weiter als beim ?, schwarz. 

N. niger ist mit der folgenden Art sehr nahe verwandt und 
derselben, besonders im männlichen Geschlechte, ungemein ähn- 
lich, nur bei sehr aufmerksamer Untersuchung sicher zu unter- 
scheiden; die Unterschiede sind bei N. maculatus angegeben. 

Wesmael war der erste Autor, der diese Art als solche 
erkannte, aber irrthümlich auf den Mellinus interruptus von 
Fabricius bezog; ausser Wesmael wurde dieselbe nur von 
Chevrier, anfänglich gleichfalls unter dem falschen Namen 
„interruptus“, später aber, von der Unrichtigkeit desselben über- 
zeugt, als N. niger festgehalten. Van der Linden, Dahlbom, 
Gerstäcker und Costa hielten die Art für eine Varietät des 
N. maculatus. Lepelletier beschrieb als N. interruptus eine 
Mischart, deren d dem maculatus entspricht, und deren ? wahr- 
scheinlich dem niger angehört; wenigstens stimmt die Beschrei- 
bung. mit dieser Art ebenso gut überein als mit interruptus, in 
dessen Synonymie Gerstäcker das betreffende Citat auf- 
genommen hat. Nachdem aber Lepelletier Z und ® der letz- 
teren Art kannte und als Nysson Panzeri beschrieb, halte ich die 
Zugehörigkeit seines interruptus ? zu unserem niger für wahr- 
scheinlicher. Sichere Entscheidung ist nur durch Vergleich der 


376 A.Handlirsch, 


Typen möglich. Auch Eversmanns’ N. maculatxs J var. B. 
mit ungeflecktem Schildehen glaube ich auf N. niger beziehen zu 
können, allerdings nicht mit voller Sicherheit, da auch bei macu- 
latus, obwohl äusserst selten, das Schildehen dunkel ist. 
Die geographische Verbreitung scheint ähnlich zu sein wie 
die des maculatus. Als mit Sicherheit nachgewiesene Fundorte 
sind Belgien (Wesm.), Schweiz (Nyon, Ohevr.) und Süd- 
Tirol (Klobenstein, Kohl), Niederösterreich (Arnsdorf, 
Kolazy; Piesting, Tschek.), Böhmen (Prachatitz, Handl.) 
und dieDobrudscha (Tultscha, Mann.) anzunehmen; zu diesen 
kommen noch mehrere von den Autoren bei N. maculatus ange- 
gebene Fundorte, u. a. Italien (Costa), Russland (Eversm.) 
und Frankreich (Paris, Lep.). Die Flugzeit fällt in den Juli. 
Untersucht wurden acht 9, drei J.. 


40. Nysson maculatus Fabriecius. 
Tab. V. Fig. 7. 


Sphex maculata, Fabrieius, Ent. syst. II. 215. 70. ©. 1793. 

Pompilus maculatus, Fabricius, Ent. syst. supplem. 251. 32. 9. 1798. 
> Crabro trimaculatus, Panzer, Fauna Germanica. fasc. 51. 13. (J'). 1798. 
7 Pompilus maculatus, Sturm, Verzeichniss der Insecten tab. III. fig. 2. 

1800. 
Mellinus dissectus, Panzer, Fauna Germanica. fasc. 77. 18. (Z'). 1801. 
Crabro trimaculatus, Panzer, Fauna Germanica. fasc. 78.17. (2). 1801. 
Nysson maculatus, Latreille, Nouv. Dict. XV. 580. 9. 1803. 
Pompilus maculatus, Fabricius, Syst. Piezat. 196. 42. Q. 1804. 
Nysson maculatus, Latreille, Hist. nat. XIII. 306. 4. ©. 1805. 
— — Panzer, Kritische Revision. I. 189. ZQ?. 1806. 
— — Latreille, Genera Crust. et Ins. IV. tab. 14. fig.2. 2. 1809. 
— guttatus, Olivier, Encyel. method. VII. 409. 7. (9). 1811. 
— dissectus, Vlivier, Encycl. method. VIIL 409. 8. (Z'). 1811. 
— maculatus, Van der Linden, Il. 34. 4. Z?. 1829. 
— — Dahlbom, Hymen. Europae I. 170. 103. (Z ?). 1845. 
omissus, Dahlbom, Hymen. Europae I. 485. 3. (J'). 1845. 
— maculatus, Dahlbom, Hymen. Europae 1. 485. 5. (9). 1845. 
— interruptus, Lepelletier, Hist. nat. Hymen. III. 45. 1. (JS). 1845. 
— maculatus, Eversmann, Bull. Mosc. XXL. (2). p. 396.5. (J' 2). 1849. 
— interruptus, Masson, Ed. Cuvier: Regne animal. pl. 122. fig. 3. J. 
1849. 

— maculatus, Wesmael, Revue crit. Hym. fouiss. 78. 4. Z'2. 1851. 

> — — Schenck. Grabwespen Nassaus. 156. 3. (J'Q). 1857. 


N 


HK ENAMNAN NV 
| 


Grabwespen. oT 


> Nysson lineolatus, Schenck, Grabwespen Nassaus. 161. 7. (9). 1857. 
— maculatus, A. Costa, Ric. Ent. su Monti Part. 20. 1858. 
— omissus, Taschenberg, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. XII. 91. 3. 1858. 


B>_ 

> — maculatus, Taschenberg, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. XI. 91. 4. 
1858. 

> — — A. Costa, Fauna del Regno di Napoli 22. 4. tab. 12. fig. 3. (9). 
1859. 


> — dubius, A. Costa. Fauna ete. 19. 2, tab. 12. fie. A, (2).11859: 
— omissus, Schenck, Nachträge etc. 160. 1861. 
— maculatus, Gerstäcker, Nyss. Abh. Halle. X. 104. 8. (Z'Q). 1866. 
omissus, Taschenberg, Hymenopt. Deutschl. 193. 3. 1866. 
— maculatus, Taschenberg, Hym. Deutschl. 193. 4. 1866. 
— — Chevrier, Nysson du Bass. du L&man 20. 6. 1867. 
— — — A.Costa, Annuario del Mus. di Nap. V. 71. 7. 1869. 
— — Thomson, Opuscula Enthomol. H. 244. Z' 2. 1870. 
— -— — Hymenoptera Scandinav. II. 228.4. J'?. 1874. 
— — G. Costa, Fauna Salentina. 589. 1874. 
— omissus, Marquet, Bull. Toulouse. XIII. 182. 1879. 


Pars inferior temporum postice marginata; elypei margo 
anterior depressus; frons inermis. Thorax forma communi; pars 
inferior laterum segmenti medialis laevis, eiusdem spinae late- 
rales longae et robustae. Alarum posticarum area analis post 
originem venae cubitalis terminata. Pedes inermes. a 
ventrale secundum rotundatum. 

Corpus mediocriter punctatum et parce pilosum, nigrum, 
abdominis basi in ? semper rufa. Margo pronoti, calli humerales, 
macula scutelli et fasciae interruptae segmentorum 1—3 flava. 
Pedes rufi, basi nigra. Long. eorp. 6—8 mm. 

Maris antennarum articulus penultimus valde incrassatus, 
ultimus valde eurvatus, abdominis segmentum ultimum apice 
_ dentibus duobus distantibus munitum. 

Species regionis palaearcticae. 

Der vorhergehenden Art sehr ähnlich. Die Fühler des / 
sind im Ganzen etwas dünner, das 12. Glied ist bedeutend stärker 
erweitert und das 13. stärker gekrümmt als bei niger. Das End- 
segment des JZ ist am Ende abgerundet, mit zwei seitlichen 
Spitzen versehen. | 

Die Seulptur ist ähnlich wie bei niger, an den Endseg- 
menten aber merklich dichter. Der untere Theil der Mittel- 
segmentseiten glatt; die Vorderkante der Mittelbrustseiten ist 
nicht durch die Punktirung verwischt. 


VVA 
| 


378 A.Handlirsch, 


Die Mehrzahl der Exemplare ist schmächtiger und kleiner 
als die der vorhergehenden Art. 

Im weiblichen Geschlechte ist der Hinterleib an der Basis 
(erstes Segment) immer roth, beim f ganz schwarz. Der 
Rand des Pronotum, die Schulterbeulen, drei unterbrochene 
Binden am Hinterleibe und eine Binde an der Basis des Schild- 
chens sind gelb; die letztere tritt hier mit sehr grosser Constanz 
auf, so dass sie unter 35 Exemplaren nur in einem einzigen Falle 
ganz fehlt; öfters ist sie wohl ziemlich reducirt. Die Flügel und 
Beine sind ganz wie bei niger. 

Diese Art ist in Bezug auf die Färbungsverhältnisse ungemein 
constant; die zahlreichen Exemplare, die Gerstäcker und 
Chevrier untersuchten, stimmen mit den 80 mir vorliegenden 
Exemplaren so gut überein, dass wohl mit Sicherheit anzunehmen 
ist, die Basis des Hinterleibes sei beim ? immer roth, beim / 
immer schwarz und dass die vereinzelten Behauptungen, das J 
komme gleichfalls mit rother Hinterleibsbasis vor, auf Verwechs- 
lungen mit anderen Arten beruhen. 

Die von mehreren Autoren angeführten Varietäten ohne 
gelben Fleck an der Basis des Schildehens und mit schwarzer 
Hinterleibsbasis beim 2 beziehen sich auf den N. niger; von 
letzterer Art wurden bis jetzt von Wesmael, Chevrier und von 
mir zusammen 22 Exemplare untersucht, die alle in dem ganz 
schwarzen Schildehen übereinstimmen. 

Die Art gehört entschieden zu den häufigsten und ist fast 
über ganz Europa verbreitet; bisher wurde sie in Scandina- 
vien, England, Russland, Kurland, Belgien, Deutsch- 
land, Frankreich, Schweiz, Österreich-Ungarn, in 
der Dobrudscha (Tultscha), Italien und Sardinien auf- 
gefunden. Die Flugzeit fällt in die Monate Juni bis A ugust. 

Von den Autoren Van der Linden, Dahlbom, Lepelle- 
tier, Eversmann, Gerstäcker und Costa wurde N. niger 
und maculatus zusammengeworfen, die betreffenden Citate sind 
daher bei beiden Arten mit dem Zeichen < angeführt; Dahl- 
bohm, Taschenberg und Costa beschrieben J’ und ? separat 
unter den Namen omissus (Dahlb., Taschenb.) und dubius 
(Costa) für das J', maculatus für das ?. Der erstere Name 
wurde auch von Schenck und von Marquet benützt. Die von 


Grabwespen. 819 


Gerstäcker angezogenen Citate des N. guttatus d' Shuckard’s 
und Smith’s bezichen sich entschieden nicht auf unsere Art; 
beide Autoren hatten ein und dasselbe Exemplar, das sich im 
Britischen Museum befindet, vor sich, ein d’ mit gelber Binde 
am Prothorax und mit rother Hinterleibsbasis, 4:5 Linien lang. 
Wenn von N. maculatus männliche Exemplare mit rother Hinter- 
leibsbasis überhaupt vorkämen, so müssten sie doch gewiss auch 
irgend einem der Autoren, tie zahlreiche Exemplare dieser Art 
untersuchten, vorgekommen sein, und es wäre gewiss ein sonder- 
barer Zufall, wenn gerade das einzige Stück, welches Shuckard 
untersuchte, einer solchen Varietät angehörte. Ich stelle die Citate 
der genannten zwei Autoren zu dimidiatus, allerdings mit Zweifel, 
da die Angabe der Grösse und die gelbe Binde am Prothorax 
keineswegs vollkommen auf die genannte Art passen; nachdem 
aber Smith, nach Einsicht der Shuckard’schen Type, mit 
Sicherheit behauptet, die Art sei mit dimidiatus identisch, glaube 
ich die endgiltige Entscheidung einer nochmaligen Untersuchung 
der Typen vorbehalten zu müssen. 

Die folgende Art nähert sich den beiden vorhergehenden in 
sehr vielen Punkten, so durch die gerandeten Schläfen, die Form 
des Clypeus und der zweiten Bauchplatte, die unbewehrte Stirne 
u. S. w.; verschieden ist sie in erster Linie durch das dreispitzige 
N des JS’, durch dessen, von der normalen Form nicht 
abweichende Fühler und durch die geringere Grösse. 


41. Nysson tridens Gerstäcker. 
Tab. IV. Fig. 19, Tab. V. Fig. 15. 


Nysson quadriguttatus, Spinola, Insecta Ligur. II. 43. 37. ©. 1808. 

— — Olivier, Encyel. möthod. VII. 409. 9. 1811. 

— — Van der Linden, Observations. 1I. 36. 7. 1829. 

— — Dahlbom, Hymen. Europ. I. 172. 106. 2. 1845. 

— — Schenck, Grabwespen Nassaus. 160. 6. Z'. 1357. 

— tridens, Gerstäcker, Nysson. Abhandl. Halle. X. 106. 9. Z’?. 1866, 

? — quadriguttatus, Chevrier, Nysson du bassin du L&man. 23.8. Z'9. 
1867. 

? — — Costa, Annuario del Museo di Napoli. V. 73. 11. ©. 1869. 


Ada VL 5 Eu Ur Vz 6] 


Pars inferior temporum postice marginata; elypei margo 
anterior depressus; frons inermis. Thorax forma communi, spinis 
lateralibus segmenti medialis satis longis, tenuibus. Alarum posti- 


380 A. Handlirsch, 


carım area analis in origine venae cubitalis terminata, rarius 
ante ve] post originem. Pedes inermes. Segmentum ventrale 
secundum rotundatum. 

Corpus mediocriter punetatum in segmento primo ee: 
fere cicatricosum, parce pubescens et tomentosum, nigrum, 
abdominis basi plus minusve rubra, rarissime fere tota nigra. 
Calli humerales nigri vel flavi, faseiae late interruptae segmenti 
primi et secundi pallide flavae; pedes obscure rufi, nigro varie- 
gati. Long. corp. 4+5—6°5 mm. | 

Maris segmentum dorsale ultimum apice tridentatum; 
antennae forma communi, articulo ultimo Ne 

Species regionis palaearcticae. 

Die Schläfen sind deutlich gerandet, der Clypeus ist am 
Vorderrande etwas niedergedrückt. Fühler beim 2 ziemlich 
schlank, beim 9 kürzer und gegen das Ende stärker verdickt; 
in diesem Geschlechte sind die Glieder 3 und 4 einzeln länger 
als breit, die folgenden nehmen allmälig an Breite zu, so dass 
die vorletzten bedeutend breiter als lang sind; das letzte ist etwas 
länger als das vorhergehende, weder gekrümmt, noch aus- 
geschnitten oder verdickt, am Ende vollkommen abgerundet; es 
zeigt überhaupt gar nichts Auffallendes. 

Thorax und Hinterleib sind schlank; die Seiten- 
dornen des Mittelsegmentes ziemlich lang und dünn, scharf 
abgesetzt. 

Die Flügel sind gegen den Spitzenrand zu stärker beraucht; 
der Stiel der zweiten Cubitalzelle ist mässig lang. An den Hinter- 
flügeln endet die Analzelle meistens an dem Anfange des Cubitus, 
manchmal ist sie kürzer, manchmal auch wenig länger. 

Das zweite Bauchsegment ist gleichmässig gewölbt, 
das Endsegment des J endet in drei Spitzen, von denen die 
mittlere am längsten und breitesten und am Ende abgerundet ist. 

Kopf sehr dicht und fein punktirt, Clypeus glänzend, 
zerstreut mit gröberen Punkten besetzt. Der Thorax ist auf der 
Oberseite ähnlich punktirt wie der Kopf, gegen den Hinterrand 
des Schildchens jedoch etwas gröber; Seiten des Prothorax fein 
runzelig, des Mesothorax gröber und unregelmässig punktirt, 
des Metathorax glatt. Das Mittelsegment ist im oberen Theile 
scharf, unregelmässig längsrunzelig, an dem unteren Theile der 


Grabwespen. 381 


Seiten fast glatt. Der Hinterleib trägt ausser der feinen Grund- 
punktirung am ersten Segmente zahlreiche gröbere, stellen- 
weise zusammenfliessende, narbenartige Punkteindrücke, 
in der Nähe der Basis besonders dicht stehend; am zweiten 
Ringe finden sich ähnliche Punkte, aber in viel geringerer Zahl. 
Die folgenden Ringe sind nur mit der feinen Grundpunktirung 
versehen, die zweite Ventralplatte mit scharf eingestochenen, 
sroben Punkten und das Mittelfeld des Endsegmentes beim ? 
mit chagrinartiger Sculptur. 

Kopf und Thorax sind kurz bräunlich behaart, auf der 
Stirne und am Kopfschilde, sowie oberhalb der Seitendornen des 
Mittelsegmentes ist die Behaarung anliegend, sehr matt silber- 
glänzend. 

Die Färbung ist bei dieser Art sehr vielen Schwankungen 
unterworfen; der Grund ist schwarz, an der Basis des Hinter- 
leibes in mehr oder weniger reichem Maasse roth. Bei der Mehr- 
zahl der Exemplare ist das erste Segment ganz roth, das zweite 
an der Basis und an den Seiten; oft ist die zweite Rückenplatte 
nur an den Seiten roth oder selbst ganz schwarz; auch das erste 
Segment ist in wenigen Fällen verdunkelt, bei einem Exemplare 
nur an den Seiten roth. Von meinen 12 Exemplaren zeigen sechs 
grössere gelbe Flecken an den Schulterbeulen, bei zweien sind 
nur ganz kleine lichte Punkte vorhanden und bei vier Stücken 
sind die Schulterbeulen ganz schwarz; alle 12 Exemplare zeigen 
übereinstimmend breit unterbrochene Binden von lichtgelber 
Farbe am ersten und zweiten Segmente. Die Mandibeln sind in 
der Mitte röthlichbraun, die Beine von derselben Färbung, Coxen, 
Trochanteren und ein Theil der Schenkel schwarz, Hinterschienen 
und Tarsen mehr oder weniger verdunkelt. 

Diese Art ist von den folgenden leicht an den gerandeten 
Schläfen, von den vorhergehenden an der geringen Grösse, 
der Färbung, Sceulptur und der verschiedenen Gestalt 
der Fühler und des Endsegmentes zu unterscheiden. 

Gerstäcker hat nur Exemplare dieser Art mit gelben 
Schulterbeulen gekannt und daher an eine Identifieirung mit dem 
N. quadriguttatus Spin., Dahib. ete. nicht gedacht, sondern 
unter dem Namen guadriguttatus eine andere Art mit ungeran- 

- deten Schläfen beschrieben, deren Schulterbeulen gleichfalls 


382 A. Handlirsch, 


der gelben Zeichnungen entbehren. Auf beide Arten passt die 
Beschreibung des N. quadriguttatus der übrigen Autoren gleich 
gut; nachdem aber die Varietät des N. tridens mit schwarzen 
Sehulterbeulen offenbar häufiger vorkommt als N. quadriguttatus 
Gerst., möchte ich eher der Ansicht beipflichten, dass auch die 
anderen Autoren oder doch wenigstens einige derselben den N. 
tridens vor sich hatten. Bestärkt werde ich in dieser Ansicht 
dadurch, dass ich die letztgenannte Art stets unter dem Namen 
quadriguttatus zugeschickt erhielt oder in Sammlungen vorfand. 
Namentlich die Beschreibungen des 5 von guadriguttatus der 
Autoren Schenck und Chevrier scheinen mit N. tridens Gerst. 
identisch zu sein; der letztere Autor (Chevrier) erwähnt sogar 
eines Exemplares mit der Andeutung gelber Flecken auf den 
Schulterbeulen. 

Nachdem aber in diesem Falle eine sichere Entscheidung 
ohne Vergleich der Typen und ohne Kenntniss des d von Ger- 
stäcker’s quadriguttatus nicht möglich ist, ziehe ich es vor, der 
Art vorläufig den ihr von Gerstäcker gegebenen. Namen zu 
lassen, da es bisher einzig und allein nach seiner Beschreibung 
möglich war, die Art zu erkennen; der Name quadriguttatus mag 
einstweilen der von Gerstäcker damit bezeichneten Art ver- 
bleiben. 

N. tridens scheint ziemlich weit über Europa verbreitet 
zu sein; Gerstäcker fand ihn in Freienwalde (Mark Bran- 
denburg); ich untersuchte Exemplare aus Schleswig-Hol- 
stein (Sonderburg, W. Wüstnei), Sachsen-Altenburg 
(Gumperda, Schmiedeknecht), Ungarn (Sajo, Mocsäry), 
Österreich (Brühl, Kolazy; Türkenschanze bei Wien, 
Handlirsch). Schmiedeknecht fing die Art auf Anethum. 
Flugzeit: Juni-August. 

Die Arten 42—47 unterscheiden sich von denen der beiden 
vorhergehenden Gruppen durch die im unteren Theile, nicht 
gerandeten Schläfen. 


42. Nysson quadriguttatus Gerstäcker. 


? Nysson quadriguttatus, Spinola, Insecta Liguriae Il. 43. 37. 9. 1808. 
? — — Olivier, Eneyclop. method. VIII 409. ©. 1811. 
? — — Vander Linden, Observations. II. 36. 7. 1829. 


Grabwespen. 383 


? Nysson quadriguttatus, Dahlbom, Hymenoptera Europae I. 172. 106. 2. 


1845. 
? — — Schenck, Grabwespen Nassaus. 160. 6. Z'. 1857. 
— — Gerstäcker, Nysson. Abh. Halle. 108. 10. 9. 1866. 
? — — Chevrier, Nysson du bassin du L&man. 23. 8. J'Q. 1867. 
? — — Costa, Annuario del Museo di Napoli. V. 73.11. 2.1869. 


? Pars inferior temporum postice haud marginata; frons 
inermis. Thorax forma communi, spinis lateralibus segmenti 
medialis satis longis. Alarum posticarum area analis ante originem 
venae cubitalis terminata. Pedes inermes. Segmentum ventrale 
secundum rotundatum. 

Corpus mediocriter punctatum, in segmento primo fere cica- 
tricosum, parce pubescens et tomentosum, nigrum abdominis seg- 
mentis duobus primis rufis, utringue albo-maculatis. Long. corp. 
5 mm. 

Species regionis palaearcticae. 

Bei gleicher Länge etwas schmächtiger als N, tridens 
‚und dimidiatus, mit letzterem in den ungerandeten Backen 
übereinstimmend. Die Seitendornen des Mittelsegmentes ebenso 
lang und dünn abgesetzt wie bei N. tridens. 

Das abgerundete zweite Bauchsegment tritt etwas 
stärker hervor als bei der vorhergehenden und folgenden Art. In 
den deutlich gebräunten Vorderflügeln ist der Stiel der 
zweiten Cubitalzelle beträchtlich kürzer als die Zelle selbst hoch, 
die dritte Cubitalzelle verhältnissmässig klein; in den Hinter- 
flügeln endet die Analzelle vor dem Anfange der Cubitalader. 

Kopf viel feiner und dichter punktirt als bei N. dimidiatus, 
matt glänzend. Die Punktirung der Thoraxoberfläche 
stimmt mit derjenigen des dimidiatus überein, die des Schild- 
chens dagegen ist bedeutend dichter und gröber; die Punk- 
tirung des Hinterleibes gleicht mehr derjenigen des N. tridens, 
nur sind die narbenartigen, zusammenfliessenden, grösseren 
Punkte des ersten Dorsalringes weniger tief und grob, die ein- 
gestochenen Punkte des zweiten feiner; auf den drei folgenden 
rostroth gesäumten Ringen zeigt sich wie bei N. tridens nur eine 
feine gleichmässige Punktirung. Das Gesicht schimmert- silber- 
weiss. 

Die Grundfarbe ist schwarz, an den beiden ersten Hinter- 
leibsringen durchaus licht rostroth; die beiden gelblichweissen 


884 A.Handlirsch, 


Querflecke des zweiten sind mehr als doppelt so gross als die des 
ersten. Die Spitze des Endsegmentes und die Unterseite der vier 
letzten Ringe sind röthlich pechbraun. An den Beinen sind . 
Hüften, Trochanteren und Schenkel schwärzlich pechbraun, 
Schienen und Tarsen rostroth, die Aussenseite und die Endsporne 
der Hinterschienen schwärzlich. Mandibeln in der Mitte licht 
rostroth, Fühler schwarz, die beiden ersten und das letzte Glied 
röthlich pechbraun, Tegulae licht rostroth, Schulterbeulen schwarz. 

Diese mir unbekannte Art wurde von Gerstäcker nach . 
' einem einzigen, von Klug bei Berlin gefangenen, weiblichen 
Exemplare beschrieben und mit dem gquadriguttatus der anderen 
Autoren identifieirt. Meine Ansicht über diesen Punkt habe ich 
bei N. fridens ausgesprochen, und will hier nur noch bemerken, 
dass Gerstäcker’s quadriguttatus vielleicht eine Varietät des 
Chevrier’schen variabilis oder das ? meines Gerstäckeri ist; 
beides lässt sich jedoch ohne Vergleich zahlreicher Exemplare 
und der Typen höchstens vermuthen, keineswegs aber behaupten. 
Wenn durch Vergleichung der Typen zu Spinola’s guadriguttatus 
die Identität dieser Art mit Gerstäcker’s fridens festgestellt 
würde, müsste Gerstäcker’s guadriguttatus entschieden neu 
benannt werden; so lange dies nicht geschehen ist, halte ich es 
für das Einfachste, beiden Arten die von Gerstäcker benützten 
Namen zu belassen. 


43. Nysson Gerstäckeri n. Sp. 
Tab 1V.:Rig,,18::Fah. V. Eig.i9, 


S Pars inferior temporum postice non marginata; elypei 
margo anterior depressus; frons inermis. Antennarum artieulus 
ultimus duobus praecedentibus fere aequalis, distinete curvatus 
et apice truncatus. Thorax forma communi, spinis lateralibus 
segmenti medialis satis longis, tenuibus. Alarum posticarum area 
analis ante originem venae cubitalis terminata. Pedes inermes. 
Segmentum ventrale secundum rotundatum, segmentum dorsale 
septimum apice tridentatum. 

Corpus medioeriter punctatum et pilosum, nigrum, lateribus 
segmenti primi et secundi rufis, albido-flavo maculatis. Pedes 
ferruginei, basi nigra. Long. corp. 5 mm. 

Species regionis palaearcticae. 


Grabwespen. 885 


Fühler schlank, das dritte Glied fast doppelt so lang als 
breit, die folgenden allmälig breiter und kürzer werdend; die 
zwei vorletzten sind etwas breiter als lang, das letzte ist fast so 
lang als die zwei vorhergehenden zusammen, deutlich gekrümmt 
und am Ende abgestutzt. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind dünn, 
scharf abgesetzt. 

Die Vorderflügel sind gegen den Spitzenrand etwas ver- 
dunkelt, ihre Radialzelle ist kurz und breit, der Stiel der zweiten 
Cubitalzelle kurz. 

Die zweite Ventralplatte ist gleichmässig gewölbt; das 
Endsegment des JS trägt am Ende drei Spitzen, von denen die 
seitlichen länger sind als die mittlere; der Endrand des Segmentes 
ist mit längeren, gelblichen Haaren besetzt. 

Kopf mit chagrinartiger Punktirung, Clypeus matt, zer- 
streut mit gröberen Punkten besetzt. Der Thorax ist auf glattem 
Grunde ziemlich dicht und mässig grob punktirt; die Punkte 
fliessen stellenweise zusammen und sind am Seutellum und auf 
der Mittelbrust gröber als am Dorsulum. Die Seiten des Prothorax 
sind matt und runzelig, die Metapleuren und die Seiten des Mittel- 
segmentes fein runzelig; der obere Theil des letzteren ist nach 
vorne zu deutlich, nach hinten verworren längsrunzelig. Der 
Hinterleib trägt ausser der feinen Grundpunktirung am ersten 
und zweiten Segmente gröbere Punkte, von denen die des ersten 
Ringes grösser sind als die des zweiten und dicht gestellt, jedoch 
nirgends zusammenfliessend oder narbenartig. Die zweite Bauch- 
platte ist durchaus grob punktirt. 

Kopf und Thorax sind mässig stark gelblichbraun behaart, 
das Gesicht, die Mittelbrust und Flecken oberhalb der Seiten- 
dornen des Mittelsegmentes sind silberglänzend tomentirt. 

Die Grundfarbe ist schwarz, an den Seiten und am Hinter- 
rande der ersten zwei Segmente dunkel rothbraun; die lichten 
Zeichnungen sind auf zwei breit unterbrochene gelbliche Binden 
an den ersten Dorsalringen beschränkt. Fühler ziemlich dunkel 
pechbraun, das Endglied unten lichter, Kiefer in der Mitte lichter 
. mit dunkler Basis und Spitze, Tegulae gelbbraun durchscheinend. 
' Die Beine sind zum grössten Theile rostroth, die Coxen, Tro- 
chanteren und die Basalhälfte der Schenkel schwaız. 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCY. Bd. I. Abth. 25 


386 A.Handlirsch, 


N. Gerstäckeri ist von tridens durch die Form der Fühler 
und dieungerandeten Schläfen, von dimidiatus und variabilis 
durch das Geäder der Hipterflügel, die Gestalt des End- 
segmentes, der Fühler und durch die Seulptur zu unter- 
scheiden. Durch die Sculptur und die schwarzen Schulterbeulen 
nähert sich die Art einigermassen der vorhergehenden und ist 
auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass hier die beiden 
Geschlechter einer Art vorliegen. Nachdem aber guadriguttatus 
Gerst. nach einem ? aus Berlin beschrieben wurde und mein 
Gerstäckeri d' aus Rhodus stammt, nachdem ferner die Färbung 
und Sculptur doch etwas verschieden ist, glaube ich die Art 
mit vollem Rechte als neu hinstellen zu dürfen, und widme sie 
dem ersten Monographen dieser Gattung, Herrn Professor Dr. A. 
Gerstäcker in Greifswalde. 

Das einzige von mir untersuchte Exemplar wurde von Erber 
auf der Insel Rhodus gesammelt und ist Eigenthum des k.k. 
Hofmuseums in Wien. 


44. Nysson variabilis Chevrier. 
Tab. V. Fig. 9. 
? Nysson maculatus, Lepelletier, Hymen. III. 48. J 2.1845. 
— variabilis, Chevrier, Nysson du bassin du L&man. 27.10. Z'9. 1867. 

Pars inferior temporum postice haud marginata; celypei 
.margo anterior vix depressus; frons inermis. Thorax forma com- 
muni, spinis lateralibus segmenti medialis satis robustis. Alarum 
posticarum area analis paulo post originem venae eubitalis ter- 
minata. Pedes inermes. Segmentum ventrale secundum aequaliter 
convexum. 

Corpus mediocriter punctatum et pilosum, nigrum, abdominis 
basi rufa. Calli humerales, faseiae tres interruptae abdominis et 
interdum etiam maculae pronoti flava, pedes rufi, nigro et flavo 
variegati. Long. corp. 6‘5 mm. 

Maris antennarum artieulus ultimus leviter curvatus, segmen- 
tum ultimum apice bidentatum. 

Species regionis palaeareticae. 

Von sehr schlankem Körperbau. Kopfschild am 
Vorderrande nicht merklich eingedrückt, Schläfen nicht geran- 
det. Die Fühler sind beim J ziemlich schlank, ihr Schaft ist 


Grabwespen. 387 


kurz, die Glieder 3—5 einzeln länger als breit, die übrigen werden 
allmälig etwas breiter als lang, das Endglied ist leicht gekrümmt, 
ziemlich gleichmässig dick und an der Unterseite nicht wie bei 
dimidiatus zweikerbig. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind ziemlich 
stark und gut abgesetzt. 

Vorderflügel gleichmässig getrübt, ihre Radialzelle 
schlank, der Stiel der zweiten Cubitalzelle kürzer als die Zelle 
selbst Bon) An den Hinterflügeln endet die Analzelle nahe 

hinter dem Anfange des Cubitus. 

/ Das zweite Ventralsegment ist gleichmässig gewölbt, 
das Endsegment des Z’ mit zwei kurzen, breiten Spitzen ver- 
sehen, zwischen denen noch die Andeutung einer dritten bemerk- 
bar ist. 

Kopf matt, fast chagrinirt. Dorsulum auf glänzendem Grunde 
mässig grob, nicht runzelig punktirt; am Schildehen fliessen 
die Punkte zusammen. Die Seiten des Prothorax sind lederartig 
runzelig, — des Mesothorax gröber punktirt als der Rücken, — 
des Metathorax sehr fein lederartig, ebenso die untere Hälfte der 
Seiten des Mittelsegmentes, dessen obere und hintere Flächen 
unregelmässig längsrunzelig erscheinen. Der Hinterleib zeigt 
sehr feine Grundpunktirung, am ersten Segmente ausserdem 
scharfe, aber nicht gedrängt stehende gröbere Punkte, am zweiten 
ähnliche Punkteindrücke, aber in noch weitläufigerer Vertheilung. 
Die zweite Ventralplatte ist glänzend, überall mit gleichmässig 
vertheilten groben Punkten besetzt. 

Kopf und Thorax sind zerstreut gelblichgrau behaart, an 
den inneren Augenrändern, in der Mitte der Stirne und am Kopf- 
schild, sowie auf der Brust, auf den Coxen und oberhalb der 
Dornen am Mittelsegmente anliegend, silberglänzend tomentirt. 

Grundfarbe ist schwarz, das erste Segment ganz, das 
zweite an den Seiten und am Vorderrande der Ventralplatte roth, 
Schulterbeulen und drei breit unterbrochene Binden auf den drei 
ersten Segmenten hellgelb. Nach Chevrier kommen auch am 
Rande des Pronotum zwei gelbe Fleckchen vor. Die Fühler sind 
schwarz, an der Unterseite der zwei Basalglieder manchmal 
gelb gefleckt; Kiefer in der Mitte gelblich, Tegulae am Rande 
durchscheinend, gelbbraun. Coxen, Trochanteren und Schenkel 

25 * 


388 A.Handlirsch, 


mit Ausnahme der Kniee schwarz, Schienen und Tarsen röthlich- 
gelb, das hintere Paar dunkler. Die beiden vorderen Schienen- 
paare sind an der Aussenseite fast ganz lichtgelb. Chevrier 
gibt beim ? die Tarsen als dunkel an. 

Die Art ist von maculatus durch die geringe Grösse und 
die ungerandeten Schläfen, von {ridens durch das letztere 
Merkmal, die Form des Endsegmentes und der Fühler beim 
g', von quadriguttatus und Gerstäckeri durch die Färbung des 
Thorax und Hinterleibes, von Gerstäckeri überdies durch die 
Gestalt der J Fühler und des Endsegmentes, von dimidia- 
tus durch die Fühlerbildung beim J, die Färbung und 
Seulptur beim ? verschieden. 

Dass sich Lepelletier’s N. maculatus auf diese Art bezieht, 
ist wohl möglich, aber keineswegs sehr wahrscheinlich, da einige 
Angaben, z. B. die der schwarzen Schulterbeulen, nicht gut auf 
unsere Art passen. Chevrier eitirt bei der Synomie auch Ger- 
stäcker’s var. b. d (abdominis segm. primo rufo) des N. macu- 
latus; da aber Gerstäcker selbst keine Varietät des maculatus 
mit rother Hinterleibsbasis kannte, sondern blos Shuckard’s 
und Smith’s N. guitatus als solche auffasste, so hätten entschie- 
den diese Namen citirt werden müssen. Ich selbst halte dafür, 
dass sich die genannte Art ebensowenig auf variabilis bezieht 
als auf maculatus, es spricht dafür die Grösse (4-5 Linien) und 
der gelbe Rand des Pronotum. 

Die Art scheint wohl mit unter die seltensten zu gehören; 
Chevrier hatte ein Dutzend 5 und ein einzelnes ? aus Nyon 
in der Schweiz; ich selbst untersuchte ein J’, das seinerzeit von 
Erber in Österreich gesammelt worden war. 


45. Nysson dimidiatus Jurine. 
Tab. IV: Be! 152 Vab. ur TR: 


Nysson dimidiatus, Jurine, Nouvelle methode. pl. 10. f. 22. 2. 1807. 
— — Olivier, Eneyel. method. VII. 409. 9. 1811. 
> — maculatus, Van derLinden, Observations Il.34.4.(Q var.).1829. 
> — dimidiatus, Van der Linden, Observ. II. 35. 6. J'?. 1829. 
? — guttatus, Shuckard, Essay on indig. Foss. hym. 103. J'. 1837. 
(sec. Smith). 
— dimidiatus, Shuckard, Essay ete. 104. n.5. JQ. 1837. 
— — Dahlbom, Hymen. Europae I. 171,105 et 485. 6. J'?. 1845. 


Grabwespen. 389 


> Nysson dimidiatus, Lepelletier, Hymenopt. III. 49.5. Q. 1845. 
> — Wesmaeli, Lepelletier, Hym£nopt. III. 50. 6. J’?. 1845. 
— dimidiatus, Wesmael, Revue critique 82. 6. Z'?.1851. 
— — Schenck, Grabwespen Nassaus 158. 4. J'Q. 1857. 
? — guttatus, Smith, Catalogue of brit. foss. Hym. 100. 4. Z'. 1858. 
sec. Smith). 
— dimidiatus, Smith, Catal. of brit. foss. Hym. 101.5. JZQ. 1858. 
— — Taschenberg, Zeitschr. f. d. g. N. 91.5. ZJ'Q. 1858. 
— — A.Costa, Fauna del R. di Napoli 23.5. Tab. 13.£.1.2. J'2. 
1859. 
— — Taschenberg, Hymenopteren Deutschl. 193. 5. 1866. 
— — Gerstäcker, Nysson, Abhandl. Halle X. Z 2.109. 11. 1886. 
!> — distinguendus, Chevrier, Nysson du bass. du Lem. 22.7. J'?2. 
1867. 
!> dimidiatus, Chevrier, Nysson etc. 26. 9. Z'Q. 1867. 
> — — A. Costa, Annuario del Museo di Napoli V. 71.8. 92 . 1869. 
>< — decemmaculatus, A. Costa, Annuario etc. V. 72.8. (9). 1869. 
— dimidiatus, Thomson, Opusc. Ent. II. 245. J'2. 1870. 
— — — Hymenoptera Scandinav. III, 229. 5. Z 9. 1874. 
— — Marquet, Bull. Soc. Toulouse XIII. 182. 1879. 
— — Saunders, Synopsis. Trans. Ent. Soc. Lond. 269. 1880. 


Pars inferior temporum postice haud marginata; celypeus 
margine anteriore depresso; frons inermis. Thorax forma com- 
muni, spinis lateralibus segmenti medialis satis brevibus. Alarum 
posticarum area analis post originem venae cubitalis terminata. 
Pedes inermes. Segmentum ventrale secundum rotundatum. 


Corpus mediocriter punetatum et pilosum, nigrum, abdominis 
basi saepissime rufa, callis humeralibus faseiisque 2—3 abdominis 
late interruptis, flavis. Pedes rufi, nigro variegati. Long. corporis 
4—6 mm. 

Maris antennarum articulus ultimus tribus praecedentibus 
- longitudine aequalis, inferne bi-exeisus, segmentum dorsale ulti- 
mum apice bidentatum. 


Species regionis palaearcticae. 


Von zartem, schlankem Körperbau. Kopfschild an den 
Seiten des Vorderrandes leicht eingedrückt. Beim d’ ist das 
dritte Fühlerglied etwas länger als das vierte, die folgenden 
Glieder nehmen allmälig an Länge zu, sind jedoch alle länger 
als breit, das 12. ist am dicksten, nach unten etwas erweitert. 
Das Endglied ist so lang als die drei vorhergehenden zusammen, 


390 A.Handlirsch, 


gekrümmt, am Ende nicht scharf abgestutzt und an der Unterseite 
mit zwei Auskerbungen versehen. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind an der 
Basis breit, nicht besonders lang und spitz. 

Flügel ziemlich stark, gleichmässig getrübt; das Ende der 
dritten Cubitalzelle ist dem Spitzenrande näher als die Spitze der 
Radialzelle; der Stiel der zweiten Cubitalzelle ist nicht so lang 
als die Zelle selbst hoch. 

An den Hinterflügeln endet die Analzelle etwas hinter 
dem Ursprunge des Cubitus. 

Die zweite Bauchplatte ist gleichmässig gewölbt; das 
Endsegement des d ist mit zwei weit von einander 
abstehenden, kurzen Spitzen versehen und zwischen denselben 
schwach spitz vortretend. 

Der Kopf ist dicht, ziemlich gleichmässig punktirt, der 
Clypeus viel zerstreuter. Das Dorsulum zeigt auf glattem Grunde 
ähnliche Punktirung wie der Kopf, das Schildehen unregel- 
mässigere Sceulptur. An den Mittelbrustseiten ist die vordere 
Kante deutlich, die Episternalnaht in der oberen Hälfte entwickelt, 
die Punktirung gröber und flacher als am Rücken; der untere 
Theil der Metapleuren und der Mittelsegmentseiten ist matt, ohne 
gsröbere Punkteindrücke oder Runzeln; der obere Theil des 
Medialsegmentes ist mit groben ziemlich regelmässigen Längs- 
falten versehen, im Mittelfelde am dichtesten. 

Der Hinterleib ist mit sehr gleichmässiger, ungemein 
feiner Grundpunktirung versehen, am ersten Segmente sind 
gröbere eingestochene Punkte ziemlich gleichmässig vertheilt, 
nirgends zusammenfliessend, das zweite Segment trägt ähnliche 
Punkte in viel geringerer Zahl, die folgenden Ringe entbehren 
fast jeder gröberen Seulptur. Das Mittelfeld der oberen After- 
klappe des 2 ist sehr dicht chagrinirt, die Unterseite des 
zweiten Segmentes grob und ziemlich weitläufig punktirt. 

Kopf und Thorax sind nicht sehr stark behaart, an den 
Sehläfen etwas länger; die inneren Augenränder ein Streif in der 
Mitte der Stirne und der obere Theil des Clypeus nebst der 
Gegend ober den Seitendornen des Mittelsegmentes anliegend, 
seidenartig behaart, beim 5 bedeutend stärker als beim 2. 


Grabwespen. 3a 


. Die Färbung ist bei dieser Art mannigfachen Schwankungen 
unterworfen. Der Hinterleib ist im weiblichen Geschlechte am 
ersten Ringe und in der Regel am Vorderrande, an den Seiten 
und am Bauche des zweiten Ringes roth; es kommen jedoch ein- 
zelne Exemplare vor, bei denen das Roth des zweiten Segmentes 
nur auf die Seiten und die Bauchplatte beschränkt ist. Beim J 
ist die grösste Ausdehnung der rothen Farbe ähnlich wie beim 9; 
von dieser Färbung sind alle Übergänge bis zur ganz schwarzen 
vorhanden. So ist zum Beispiel bei einigen Exemplaren nur das 
erste Segment roth, bei anderen (typischen Exemplaren von 
Chevriers N. distinguendus), sind nur zwei seitliche, grosse 
Flecken auf der ersten Rückenplatte roth, bei einem dieser 
Exemplare ist diese Färbung bloss auf einige kleine Fleckchen 
am Rande der gelben Binde des ersten Segmentes beschränkt. 
Niemals ist das Schwarz der ersten Segmente so rein wie bei 
anderen Arten, zum Beispiel bei Nysson niger ?. 

Die Ausdehnung der gelben Zeichnungen ist gleichfalls 
nieht unbedeutenden Schwankungen unterworfen. Unter 15 J 
konnte ich bei einem einzigen zwei kleine gelbe Fleckcehen auf 
dem Kopfschilde bemerken, und zwar bei einem Exemplare mit 
dunkler Hinterleibsbasis; an der Unterseite des Fühlerschaftes 
tritt in diesem Geschlechte meistens ein gelber Fleck auf, beim 
‘ 2 ist die Unterseite höchstens etwas bräunlich. Von 35 Weibchen 
zeigen acht kleine, gelbe Flecken am Rande des Pronotum, zwei 
auch am Scutellum einen sehr kleinen Strich von derselben Farbe, 
und eines kleine, gelbe Flecken am ersten Segmente; von den 
übrigen 27 Weibchen zeigen acht soche Flecken auf dem ersten 
Ringe, die in Bezug auf ihre Grösse sehr variabel sind. In diesem 
Geschlechte ist das zweite Segment immer, das dritte in vielen 
Fällen mit gelben Seitenflecken versehen. 

Von den erwähnten 15 Männchen fehlt bei vier Stücken die 
lichte Zeichnung des ersten Segmentes bei sieben die des dritten, 
bei einem einzigen konnte ich gelbe Punkte am Rande des Pro- 
notum bemerken, und zwar bei einem Exemplare mit rother 
Hinterleibsbasis. 

Die Schulterbeulen sind in derRegel in beiden Geschlechtern 
ganz gelb; es kommen jedoch Fälle vor, in denen diese Färbung 
von der dunklen allmälig verdrängt wird; bei einem Z und 


392 A.Handlirsch, 


einem ® der mir vorliegenden Exemplare sind die Schulterbeulen 
ganz schwarz. 

Tegulare durchscheinend, mehr oder weniger dunkel röth- 
lichbraun. Bei einer Anzahl Exemplaren sind die ganzen Beine, 
mit Ausnahme der Coxen und eines Theiles des Tarsen, roth, 
bei anderen fast die ganzen Beine dunkel, nur ein Theil der 
Vorder- und Mittelschienen nebst den Knieen der Hinterbeine 
roth. Zwischen diesen Extremen habe ich alle Übergänge beob- 
achtet. 

Ich habe am selben Platze an einem Tage Stücke mit und 
ohne gelb gefleckten Prothorax, mit und ohne gelbe Flecken am 
ersten Segmente gefangen, die in allen anderen Merkmalen voll- 
kommen übereinstimmen. 

Ich glaube durch diese detaillirte Beschreibung der Fär- 
bungsverhältnisse dargethar zu haben, dass sie in diesem Falle 
zur Abtrennung von Arten ohne Vorhandensein plastischer Merk- 
male nicht zu verwenden ist, da, im Gegensatze zu anderen 
Arten (zum Beispiel N. maculatus, niger u. a.) hier keinerlei 
Constanz herrscht. Ein sorgfältiger Vergleich der Original- 
exemplare zu Chevrier’s N. distinguendus und dimidiatus 
lieferte keinen wesentlichen, mit den Färbungsverschiedenheiten 
irgendwie correspondirenden Unterschied in den plastischen 
Merkmalen, und ich sehe mich daher veranlasst, die beiden ob- 
genannten Arten Chevrier’s zu vereinigen. 

N. dimidiatus ist von maculatus und tridens durch die un- 
gerandeten Schläfen, von Chevrieri durch das gleichmässig 
gewölbte zweite Ventralsegment, von dem Manne des 
variabilis, maculatus, niger, tridens und Gerstäckeri durch das 
lange, doppelt ausgeschnittene Endglied der Fühler, von den 
beiden letztgenannten Arten überdies durch das zweispitzige 
Endsegment und durch das Geäder der Hinterflügel 
verschieden. Von N. variabilis Chevr. ? (welches mir unbekannt 
ist), dürfte sich die Art durch die Beinfärbung und die 
feinere, regelmässigere Sculptur des Hinterleibes 
unterscheiden lassen. Von N. quadriguttatus G erst. unterscheidet 
sie sich durch das Geäder der Hinterflügel und durch die 
Seulptur des ersten Segmentes, von N. Friesei durch die 
viel feinere Seulptur des ganzen Körpers, sowie durch die 


Grabwespen. 393 


niemals auffallenden oder breiten Binden des Prothorax und 
Sceutellum und durch den viel schlankeren Bau. 

N. dimidiatus gehört nicht zu den selteneu Arten und ist 
über einen grossen Theil Europas verbreitet; bisher wurde er in 
Seandinavien, England, Russland, Deutschland, 
Belgien, Frankreich, Schweiz, Oesterreich-Ungarn und 
Italien aufgefunden, in Süd-Tirol aufdem Monte Baldo in 
einer Höhe von 1700 Meter. Die Flugzeit fällt in die Monate 
Juni bis September. 

Die schwierige Synonymie dieser Art wurde zum grössten 
Theile von Gerstäcker aufgeklärt. Ich habe Shuckards und 
Smiths N. guttatus in die Synonymie aufgenommen, nicht weil 
ich der Überzeugung bin, diese Art sei mit dimidiatus identisch, 
sondern bloss weil Smith sie mit dieser Art identifieirt und weil 
ich sie ebenso wenig sicher zu irgend einer anderen Art stellen 
kann. Das 2 des N. dimidiatus Costa der Fauna di Napoli 
gehört wirklich zu dieser Art und keineswegs, wie Costa später 
Annuario, V) behauptet, zu N. decemmaculatus Spin. (Chevrieri 
Kohl; ich habe ein von Costa bestimmtes Exemplar aus der 
Sammlung des Herrn P. Magretti untersucht, das mit dimidiatus 
vollkommen übereinstimmt und der ziemlich häufigen Varietät mit 
gelb geflecktem Prothorax und Schildchen angehört, Gerstäcker 
hielt das obgenannte ? (Fauna di Nap.) auch für eine andere 
Art als dimidiatus. Chevriers distinguendus ist, wie ich oben 
bereits nachgewiesen habe, synonym mit dimidiatus. 


46. Nysson Friesei n. sp. 


? Nysson decemmaculatus, Chevrier, Nysson du bass. du Leman. 
25. 11. Z' 1867. 


Pars inferior temporum postice haud marginata; margo 
anterior elypei simplex, haud depressus, haud carinatus; frons 
inermis. Thorax forma communi, spinis lateralibus segmenti 
medialis tenuibus, satis longis. Tibiae posticae inermes. 
Alarum posticarum area analis paulo post originem venae 


eubitalis terminata. Segmentum ventrale secundum rotundatum. 


Corpus mediocriter punctatum (fortius quam in N. dimidiato), 
parce pilosum, nigrum, abdominis basi rufa. Calli humerales, 


394 | A. Handlirsch, 


fascia interrupta pronoti, basis sceutelli et faseiae 2-4 abdominis, 
late interruptae, flava. Pedes nigri, rufoet flavovariegati. 

Long. corp. 6—7 mm. 

?(Secundum Chevrier!) Maris antennarum artieulus ultimus 
duobus praecedentibus aequalis, arcuatus et apice truncatus, 
Segmentum quintum flavo-maculatnm. 

Species regionis palaearcticae. 

Der Körper ist viel gedrungener gebaut, als bei N. dimi- 
diatus. Der Kopfschild ist am Vorderrande weder eingedrückt, 
noch gekielt, bloss ein wenig ausgeschnitten. Die Fühler des 2 
sind diek und kurz, ihr Endglied ist etwas länger als das Vorher- 
gehende, 

Seitendornen des Medialsegmentes dünn, mässig 
lang und stark abgesetzt. 

Die Beine sind einfach, der längere Sporn der Hinter- 
schienen ist reichlich länger als die Hälfte des Metatarsus. 

Flügel schwach getrübt, gegen den Spitzenrand zu etwas 
stärker; die dritte Cubitalzelle ist im oberen Theile ungemein 
verschmälert, so dass die beiden Queradern fast in einem Punkte 
in den Radius münden. Radialzelle und dritte Cubitalzelle sind 
ungefähr gleich weit vom Spitzenrande entfernt. An den Hinter- 
flügeln endet die Analzelle sehr nahe hinter dem Anfange der 
Cubitalader. 

Die zweite Ventralplatte ist ziemlich hoch gewölbt, 
nicht winkelig vorragend, 

Die Sceulptur ist viel besser ausgeprägt und merklich 
gröber als bei dimidiatus. 

Kopf sehr dicht, unregelmässig punktirt, der Clypeus in der 
unteren Hälfte zerstreuter als im übrigen Theile. Die Punktirung 
des Thoraxrückens ist unregelmässig, dicht und grob, nach 
hinten zu und am Schildchen stellenweise zusammenfliessend; 
die Seiten des Prothorax sind fein lederartig, mit einer Anzahl 
gröberer Querrunzeln versehen, die des Mesothorax fast netzartig 
punktirt; die Metapleuren sind ziemlich glänzend; im obersten 
Theile mit einigen Runzeln versehen. Das Mittelsegment ist im 
Mittelfelde glänzend, sonst matt und verhältnissmässig leicht ver- 
worren runzelig. Der Hinterleib trägt ausser der feinen Grund- 
punktirung am ersten Ringe grobe, nicht zusammenfliessende 


Grabwespen. 395 


Punkte, am zweiten etwas kleinere; die übrigen Ringe sind nur 
gegen den Hinterrand zu gröber punktirt. Die zweite Bauch- 
platte ist glänzend, unregelmässig grob punktirt, die folgenden 
sind mit regelmässiger, feiner Punktirung versehen. 

Der ganze Körper ist nicht sehr reichlich behaart, die 
inneren Augenränder und der Kopfschild sind leicht silber- 
glänzend. 

Die Grundfarbe ist schwarz, an den zwei ersten Hinter- 
leibsringen mit Ausnahme des Hinterrandes des zweiten roth. 
Die Schulterbeulen, eine breite, in der Mitte unterbrochene 
Binde am Pronotum und eine schmale Binde am Vorderrande 
des Schildehens sind gelblichweiss, ebenso mehrere unterbrochene 
Binden am Abdomen, bei einem Exemplare am zweiten und 
dritten, bei dem anderen am ersten bis vierten Ringe. Kiefer 
in der Mitte röthlichbraun, Beine dunkel, an der Innenseite 
der zwei vorderen Schienenpaare, an den Hinterschenkeln 
und Schienen und an den Tarsen röthlich; bei einem Exem- 
plare ist an der Aussenseite der Vorderschenkel ein kleiner 
gelber Fleck. 

Chevrier beschrieb unter dem Namen N. decemmaculatus 
ein Z Exemplar aus der Jurine’schen Sammlung, das sehr 
wahrscheinlich zu unserem Friesei gehört. 

Die Originalbeschreibung lautet: „Cette espece, peu connue, 
ressemble assez & la ? du maculatus, surtout par la disposition 
des couleurs; seulement sa taille est peut-&tre moins forte, la 
ponetuation de tout l’insecte infiniment plus prononc&e, et les 
bandes de l’abdomen sont au nombre de eing. 

Femelle . 

Mäle. Le dernier article des antennes est un peu plus etroit 
que le p@nultieme, un peu att&nue vers le bout, aussi long que 
les deux pr&eedents r&unis, un peu arque, F’extr&mite m&me forte- 
ment tronquee, son dessous deprime, surtout & Vapproche du 
sommet, ce qui, & ’aide de la troncature, semble rendre l’extr&mite 
de Vartiele quelgque peu crochue. Le thorax comme celui 
du maculatus seulement, le trait eitrin de la tranche du prothorax 
est interrompu dans son milieu. Abdomen encore semblable & 
celui du maculatus 2, & l’exception pres que le 4”° et le 
5w° segment ont Eegalement une bande; ces bandes, & partir 


396 A.Handlirsch, 


de la 2me graduellement plus interrompues en leur milieu, la 
derniere se trouvant presque reduite & un fort point. Pattes 
noirätres: les genoux des deux dernieres paires et la partie 
basilaire des tibias quelgque peu brunätre; les tibias de la 1’® 
paire ayant un peu de jaune non loin des femures.“ 

Sollte die Zusammengehörigkeit dieses Z' und der von 
mir beschriebenen Weibchen sicher festgestellt werden, so kann 
die Art den Namen N. decemmaculatus behalten, aber mit dem 
Autor Chevrier, niemals mit dem Autornamen Spinola, da 
sich die Beschreibung des letzteren zum Theil auf eine ganz 
andere Art, den N. Chevrieri Kohl bezieht und überhaupt als 
Mischart ganz aufzulassen ist. Um allen Irrthümern vorzu- 
beugen, habe ich die beiden Weibchen unter einem neuen Namen 
beschrieben. 

N. Friesei ist von dimidiatus durch den kräftigeren 
Körperbau und durch die Seulptur, auf den ersten Blick 
aber durch die Färbung zu unterscheiden, von maculatus und 
tridens durch die ungerandeten Schläfen. Von dem mir 
unbekannten N. variabilis Chevr. ? dürfte sie sich am leichtesten 
durch die gröbere Seulptur und die Färbung unterscheiden 
lassen. 

Ein Exemplar dieser Art befindet sich in der Sammlung des 
k. k. Hofmuseums, ohne Fundortangabe, ein anderes erhielt ich 
von meinem Freunde, Herrn H. Friese, dem ich die Art widme, 
aus Weissenfelsa.d. Saale (18. Juni 1882). 


47. Nysson Chevrieri Kohl. 
Tab. IV. Fig. 12, Tab. V. Fig. 17. 


<  Nysson. decemmaculatus, Spinola, Insecta Liguriae I. 41. (Z') 1808. 
— — VanderLinden, Observations. II. 35. 5. (5') 1829. 
— -— Dahlbom, Hymen. Europae 1. 171. 104. (Z') 1845. 


< — -— Costa, Annuario del Mus. die Nap. V. 72.8. (Z') 1869. 
!  —  (Chevrieri, Kohl. Verh. d. k. k. zool. bot. Ges. Wien. XXIX. 399. 
(2) 1879. 


JS Pars inferior temporum postice haud marginata; elypei 
margo anterior paulo depressus; frons inermis; antennae brevis- 
simae, articulo ultimo quatuor praecedentibus simul sumptis 
aequali, inferne bi- emarginato, apice truncato. — Thorax ro- 
bustus, spinis lateralibus segmenti medialis robustis, brevibus. 


{2} 


Grabwespen. 397 


Alarum posticarum area analis post originem venae cubitalis ter- 
minata. Tibiae posticae haud fortiter spinosae. — Segmentum 
ventrale secundum valde prominens, medio impressione longi- 
tudinali munitum, a latere visum anguloso-produetum. Segmen- 
tum dorsale ultimum apice spinis duabus brevibus munitum. 

Corpus valde punetatum, satis dense pilosum et tomentosum, 
nigrum, abdominis basi rufa. Fascia interrupta prothoraeis, callı 
humerales et fasciae interruptae segmentorum 1—4 vel 1—5 flava. 
Pedes nigri, flavo variegati. Long. corp. 6— mm, 

Species regionis palaearcticae. 

Von ungemein gedrungenem Körperbau. 

Die Fühler sind auffallend dick und kurz, der Schaft ist 
breit, die ersten Geisselglieder sind ungemein verkürzt; zwölftes 
Glied nach unten erweitert, das dreizehnte reichlich so lang als 
die vier vorhergehenden zusammen, an der Unterseite zweimal 
ausgeschnitten, an dem merklich dünneren Ende abgestutzt und 
nach unten gekrümmt. 

Die Seitendornen des Mittelsegmentes sind nicht be- 
sonders lang und stark. 

Flügel getrübt, besonders gegen den Rand; der Stiel der 
zweiten Cubitalzelle ist kürzer als die Zelle selbst hoch; an den 
Hinterflügeln endet die Analzelle hinter dem Ursprunge des 
Cubitus. 

Die Beine sind sehr kräftig, stark behaart, an den Hinter- 
schienen mit einer Reihe stärkerer Börstehen besetzt. | 

Die zweite Bauchplatte ragt, von der Seite gesehen, 
winkelig vor; in der Mitte ist sie der Länge nach eingedrückt 
und dadurch in zwei kleine Höckerchen getheilt. — Das sie- 
bente Dorsalsegment trägt am Ende zwei kurze, gegen die 
Basis zu erweiterte Spitzen. 

Kopf dicht, sehr unregelmässig, grob punktirt, Clypeus 
auf glänzendem Grunde zerstreut mit gröberen Punkten besetzt. 
— Thoraxrücken auf glattem Grunde dicht, grob und ziem- 
lich ungleichmässig punktirt; am Schildchen sind die Punktein- 
drücke grösser und flacher. Seiten des Prothorax grob längs- 
runzelig, des Mesothorax sehr grob, fast fingerhutartig punktirt, 
gegen die Brust zu undeutlicher; Metapleuren glatt, im obersten 
Theile mit einigen grossen Runzeln versehen. Das Mittelseg- 


398 A. Handlirsch, 


ment ist oben längsrunzlig, in der Gegend der Seitendornen 
etwas unregelmässig punktirt, im unteren Theile der Seiten 
ziemlich glatt. 

Der Hinterleib zeigt, ausser der feinen Grundpunktirung, 
sröbere eingestochene Punkte, besonders auf den ersten zwei, 
und auf den Endrändern der folgenden Ringe, sowie auf der 
zweiten Bauchplatte. Diese Punkte sind überall deutlich und 
scharf ausgeprägt, nirgends zusammenfliessend. 

Kopf und Thorax dicht, bräunlich behaart, am Clypeus, 
den inneren Augenrändern, oberhalb der Seitendornen des Me- 
dialsegmentes und auf der Brust mehr oder weniger hell silbern 
tomentirt. 

Die Grundfarbe ist schwarz, am ersten und an den Seiten 
des zweiten Segmentes roth. Bei dem K ohl’schen Originalexem- 
plare sind gelb: der Rand des Pronotum, in der Mitte unter- 
brochen, die Sehulterbeulen, Basis des Schildehens, vier unter- 
brochene Binden des Hinterleibes, zwei kleine Fleckehen am 
Clypeus; bei dem von Costa untersuchten Originalexemplare 
Spinolas ist das Schildehen ungefleckt, das fünfte Hinterleibs- 
segment mit zwei gelben Seitenflecken versehen. 

Kiefer in der Mitte rötblich, Beine schwarz, die Spitzen der 
beiden vorderen Schenkelpaare, die ganze Vorderseite der zwei 
ersten und ein Fleck auf dem hinteren Schienenpaare und die 
Basalglieder aller Tarsen sind gelb. 

Diese, von allen paläaretischen Arten durch die Form der 
zweiten Bauchplatte und des Endgliedes der Fühler des JS leicht 
zu unterseheidende Art gehört wahrscheinlich ausschliesslich der 
mediterranen Region an; das von Spinola und später von 
Costa untersuchte Exemplar stammte aus Ligurien, das 
Kohl’sche Originalexemplar aus Gries bei Bozen in Süd- 
Tirol 

Spinola’s N. decemmaculatusist eine Mischart, und in Folge 
dessen dieser Name nicht anzuwenden; Van der Linden und 
Dahlbom kannten die Art nicht und benützten nur Spinola’s 
Beschreibung. Die Beschreibung, die Costa nach einem typi- 
schen Exemplare aus Spinola’s Sammlung machte, stimmt 
in den plastischen Merkmalen ganz gut mit Kohl’s Chevrieri 
überein; durch Hinzustellung eines dimidiatus ? wurde jedoch 


Grabwespen. 899 


auch Costa’s N. decemmaculatus zur Mischart. Es ist sehr 
eigenthümlich, dass dieser Autor auf die kleinen gelben Flecken 
des Pronotum viel mehr Gewicht legte, als auf die auffallende 
Verschiedenheit der zweiten Bauchplatte und der Seulptur. 

Die nun folgenden Arten sind mir nicht aus Autopsie be- 
kannt und ihre Beschreibungen zu mangelhaft, um auf die engere 
Verwandtschaft derselben mit Sicherheit schliessen zu können; 
ich führe die Originalbeschreibungen in deutscher Übersetzung 
nach Faunengebieten geordnet, an. 


1. Arten der palaearetischen Region. 


48. Nysson variolatus Costa. 


Nysson variolatus, Costa, Annuario del Museo di Napoli V. 72. 9. 1869. 


Schwarz, Gesicht und Clypeus silberglänzend; Schulter- 
beulen und Querlinie an der Basis des Schildchens bhlassgelb; 
erstes Hinterleibssegment ganz roth, das zweite an den Seiten; 
das erste bis fünfte mit unterbrochener gelber Endbinde; Kniee, 
Basis der Tibien und Tarsen roth; Flügel getrübt; Tegulae pech- 
braun, durchscheinend; Länge des Körpers 65—7 mm., Spann- 
weite der Flügel 11 mm. 

Das Endglied der Fühler des 4 rückwärts, hinter der ver- 
diekten Basis tief, mondförmig ausgeschnitten. 

Das J varüirt mit schwarzen Schulterbeulen. 

Die Art ist von dimidiatus und von maculatus durch die ver- 
schiedene Ausrandung des letzten Fühlergliedes gut verschieden. 
In dem Gebiete von Otranto (Süd-Italien) aufgefunden. 

Diese Art dürfte wohl in eine der letzteren, von mir ange- 
führten Gruppen einzureihen sein, doch wäre zur sicheren Ent- 
scheidung eine genauere Beschreibung der plastischen Merkmale 
sehr wünschenswerth. 


49. Nysson urgenteofasciatus Radoszkowsky. 
Nysson argenteo-fasciatus, Radoszkowsky, Fedtschenko’s Reise nach 
Turkestan. 44. 2. tab. 5. f. 7. Z 1879. 
d' Schwarz; Stirne und Fleck ober den Mittelsegments- 
dornen silbern tomentirt; Fühler, Schulterbeulen, Tibien und 


400 A. Handlirsch, 


Tarsen roth; zwei Flecken am Rande des Pronotum, die Schulter- 
beulen und unterbrochene Binden an den Hinterrändern der Seg- 
mente 1—3 blassgelb; alle Hinterränder der Segmente tragen 
sehr schmale silberne Binden; zweites Bauchsegment „rugulos“. 
Mittelsegment hinten mit einem Längsfelde. Flügel hyalin, am 
Rande beraucht. — 6°5 mm. 

In der Wüste Kisil-Kum (Turkestan) aufgefunden. 


0. Nysson castaneus Radoszkowsky. 


Nysson castaneus, Radoszkowsky, Reise nach Turkestan. 45. 3. tab. 5. 
1.8. 0 1879. 


? Schwarz; Schulterbeulen, Rand des Pronotum und unter- 
brochene Binden auf den ersten drei Hinterleibsringen gelblich- 
weiss; Fühler, der ganze Hinterleib und die Beine röthlich- 
kastanienbraun; zweite Bauchplatte „rugulos“. Stirne und Fleck 
oberhalb der Mittelsegmentsdornen silbern tomentirt. Flügel 
hyalin, am Ende braun. — 7 mm. 

Im Thale Sarafschan (Turkestan) aufgefunden. 

- Diese Art zeigt sowohl nach der Beschreibung als nach der 
Abbildung viele Übereinstimmung mit der vorhergehenden und 
ist die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen, dass hier ver- 
schieden gefärbte Geschlechter ein und derselben Art vorliegen, 
wie dies bei mehreren Arten (maculatus, dimidiatus) der Fall ist. 


51. Nysson incertus Radoszkowsky. 


Nysson incertus, Radoszkowsky, Reise nach Turkestan, 45. 4. tab. 5. f. 6. 
2 1879. 


Schwarz; der ganze Kopf, Prothorax, Pleuren, Metanotum, 
Basis des ersten Segmentes und zweite Bauchplatte silbern to- 
mentirt; Fühler, Schulterbeulen und Beine roth; Rand des Pro- 
notum, Schulterbeulen, Schildehen und Seitendornen des Mittel- 
segmentes gelb; vor dem letzteren ist ein blasser Tomentfleck; 
die Dornen sind sehr kräftig. Der Hinterleib trägt fünf gelbe 
Binden, von denen die beiden ersten ausgerandet und unter- 
brochen sind, die dritte fast ununterbrochen, die vierte ununter- 
brochen und die fünfte an den Seiten abgekürzt ist. Flügel hyalin, 
am Rande braun. 10 mm. 


Grabwespen. 401 


Im Thale Sarafschan aufgefunden.“ 

Nach der Abbildung endet die Analzelle der Hinterflügel 
weit vor dem Ursprunge des Cubitus, was mich in der Ansicht 
bestärkt, dass die Art ihre näheren Verwandten in der Gruppe 
des Scalaris zu suchen hat. 


2. Arten der orientalischen Region. 


52. Nysson basalis Smith. 


Nysson basalis, Smith. Catal. Hymen. Ins. of the Brit. Mus. IV. 355.11. 
d' 1856. 


d. 85 mm. Schwarz; das Gesicht dünn silbern behaart; 
Endglied der Fühler rothgelb; Kopf und Thorax rugos; die Hinter- 
ecken des Mittelsegmentes silberhaarig; Flügel bräunlich-hyalin. 
Basis des Hinterleibes silberhaarig; an den Seiten der Endränder 
der vier Basalsegmente je mit einem langen, fast eiförmigen, 
gselblichweissen Fleck. Die Flecken werden nach hinten zu all- 
mälig kleiner, und findet sich öfters auch ein sehr kleiner am 
fünften Ringe. Die seitlichen Hinterränder des sechsten und 
siebenten Ringes sind in scharfe Spitzen ausgezogen, der End- 
rand des siebenten ist gerundet. 

Indien (Coll. W. W. Saunders). 

Die Form der Endsegmente scheint mir auf eine nähere Ver- 
wandtschaft mit N. scalaris zu deuten. 


53. Nysson Doriae Gribodo. 
Nysson Doriae, Gribodo, Bull. Soc. Ent. Ital. XVI. 277. 2 1884. 


Mittelgross, matt, pechschwarz, grau bereift, im Gesichte 
und am Mittelsegmente silbern tomentirt; Basis der Kiefer, 
Vorderseite der zwei ersten Fühlerglieder, unterbrochene Binde 
am Pronotum, Schulterbeulen, Schildehen, breit unterbrochene 
Binden auf den Endrändern der zwei ersten Segmente und die 
Aussenseite der Vordertibien gelb; Spitze der Fühler, Hinterbeine 
und alle Tarsen rostroth. Kopf und Thorax sehr dicht, unregel- 
mässig punktirt, fast lederartig; Basis des Hinterleibes ziemlich 
spärlich, dessen Ende dicht, zart und ziemlich regelmässig 
punktirt; Clypeus einfach, Stirne und Schläfen unbewehrt; 


Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl, XCV. Bad. I. Abtnh, 26 


402 A.Handlirsch, 


Dornen des Mittelsegmentes gross und scharf. Zweite Bauchplatte 
flach gewölbt. Flügel hyalin, leicht gebräunt. 7-5 mm. 
Von Marchese Doriain Borneo (Sarawak) gesammelt. 


3. Arten der nearetischen Region. 


54. Nysson bicolor Cresson. 
Hyponysson bicolor, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 284. © 1882. 


?. Klein, mattschwarz, dicht und fein punktirt, Seiten des 
Gesichtes und Kopfschild silberhaarig; Kiefer rostroth; Raum 
zwischen den Ocellen nicht höckerig; Mesothorax mit gut ausge- 
prägter Längslinie; Prothorax ziemlich grob punktirt, Meso- 
pleuren runzelig; Metanotum nicht aufgerichtet; Mittelsegment 
grob genetzt, dessen Mittelfeld mit Längsrunzeln versehen; seine 
Seitendornen kurz und spitz; Schulterbeulen weiss; Flügel fast 
glashell, ihre Spitze und Radialzelle beraucht; die letztere ist 
lang und zugespitzt, die erste Cubitalzelle so lang als die Radial- 
zelle, die zweite klein, dreieckig, gestielt und nimmt beide Dis- 
coidaladern auf, eine in der Nähe der Basis, die andere gegen 
die Spitze; ihr Stiel ist ungefähr so lang als die Zelle selbst hoch; 
(dritte Cubitalquerader abortirt); an den Hinterflügeln ist die 
Anal- und Diseoidalzelle durch eine lange Längsader getrennt; 
Hinterleib glänzend, fein und ziemlich dieht punktirt, ganz rost- 
roth. — 65 mm. 

Washington-Territorium (Morrison). Ein Exemplar. 

Cresson gründet auf diese Art in Folge des „Fehlens“ der 
dritten Cubitalquerader ein eigenes Subgenus. Über den Werth 
dieses Merkmales vegleiche man das auf pag. 294 Gesagte. 


55. Nysson compactus Oresson. 
Nysson compactus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 278. S 9 1882. 


?. Robust, kurz und breit, matt-schwarz; Kopf und Thorax 
grob, etwas zusammenfliessend punktirt, mit sehr kurzer, fast an- 
liegender, blasser Behaarung, die am Scheitel und an der Ober- 
seite des Thorax gelblich, im Gesichte, am Clypeus und an den 
Seiten des Mittelsegmentes diehter und mehr silberglänzend ist; 
der Raum zwischen den Ocellen ist nicht aufgerichtet; zwei 


Grabwespen. 403 


Flecken am Hinterrande des Prothorax, manchmal auch auf den 
Schulterbeulen, ein Fleck an der Basis des Schildchens, in der 
Regel eine kurze Linie am Ende der Unterseite der Vorder- 
schenkel weiss, ebenso je eine Linie an den Seiten der vier 
ersten Segmente, am ersten lang und in der Mitte fast zusammen- 
stossend, an den folgenden Segmenten allmälig kürzer werdend. 
— Mittelsegment grob genetzt, dessen Dornen vorragend und 
ziemlich spitz. Tegulae gewöhnlich rothgelb; Flügel subhyalin, 
an den Hinterflügeln sind Anal- und Discoidalzelle durch eine 
kurze, dieke Querader, bei einem Exemplare durch eine Längs- 
ader getrennt. Ein mehr oder weniger grosser Theil der Vorder- 
schenkel, das mittlere und hintere Beinpaar mit Ausnahme der 
Basis und die Unterseite der Tibien rostroth; Hinterleib kurz, ei- 
förmig, gewölbt, glänzend und fein, spärlich punktirt, an den 
Endsegmenten dichter; zweite Bauchplatte tiefer punktirt. Länge 
8—9 mm. 

Beim J' sind Gesicht und Clypeus dichter silberhaarig, die 
Fühler gegen die Spitze verdickt, ihr Endglied abgestutzt und 
unten leicht ausgerandet; Beine schwarz, die Endhälfte der 
Hinterschenkel rostroth; der Hinterleib ist dichter punktirt, das 
Endsegment oben an der Spitze stumpf, mit stumpfen Seiten- 
fortsätzen und blasser, kurzer Behaarung versehen. 8°5 mm. 

Durch die ungewöhnlich robuste Gestalt auffallend. 

Von Morrison im Washington Territorium gefunden. 


56. Nysson fidelis Cresson. 
Nysson fidelis, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 282. 7? 1882. 


?. Schwarz, opak; Kopf fein und dicht punktirt, der Raum 
zwischen den ÖOcellen nicht aufgerichtet; Linie am Rande des 
Pronotum, Sehulterbeulen, Querlinie oder Fleck an jeder Seite 
der Segmente 1 bis 4 weiss; die Flecken des ersten Segmentes 
sind vorne mehr oder weniger ausgeschnitten. Tegulae und alle 
Tarsen mehr oder weniger dunkel gelbbraun. Mesothorax und 
Scutellum fein und sehr dicht punktirt, fast granulirt; Ende des 
Schildehens und Metanotum fein längsrunzlig; Mittelbrustseiten 
runzelig. Mittelfeld des Mittelsegmentes mit groben Längsrunzeln, 
die Seiten dieses Segmentes oberhalb der vorragenden, ziemlich 


spitzen Seitendornen silberhaarig. Flügel fast glashell; am 
26* 


404 A.Handlirsch, 


hinteren Paare sind Anal- und Discoidalzelle durch eine sehr 
kurze, verdiekte Quer- oder Längsader getrennt. Hinterleib 
schwach und spärlich punktirt. 7 mm. 

d' mit sehr kurzem Silbertoment bedeckt, am diehtesten im 
Gesichte, am Clypeus und an den Mesopleuren sowie an den 
Seiten des Mittelsegmentes und an den Coxen; Clypeus, Kiefer 
mit Ausnahme der Spitze, Unterseite des Schaftes, fast unter- 
brochene Linie am Hinterrande des Prothorax, Schulterbeulen, 
Unterseite der vorderen Coxen, Fleck an der Aussenseite der 
vier hinteren Coxen, Vorderseite der Vordertibien, und Tarsen 
und ein schmales Band am Hinterrande der Segmente 1 bis 6, in 
der Mitte mehr oder weniger unterbrochen, weiss; Spitzen der 
Kiefer, Tegulae und alle Tarsen mehr oder weniger dunkel gelb- 
braun; Fühler gegen die Spitze verdickt, ihr Endglied so lang 
als die zwei vorhergehenden zusammen, an der Spitze abgestutzt 
und unten ausgerandet; erste Hinterleibsbinde vorne leicht aus- 
gserandet. Endsegment an der Spitze mit zwei kurzen Zähnen. 
7. mm. 

Montana, Colorado, (Morrison) 4? 1. 

Nahe verwandt mit lateralis, die Punktirung auf Kopf und 
Thorax feiner und dichter, am Hinterleibe schwächer und 
spärlicher als bei dieser Art. 


57. Nysson lateralis Packard. 


Nysson laterale, Packard, Proc. Ent. Soc, Philad. VI. 440. Z' 1867. 
Nysson lateralis, Patton, Canad. Entomol. XI. 213. 2 1879. 
Nysson lateralis, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 282. J'Q 1882. 
Nysson laterale, Provancher, Faune Canad. 635 Z'? 1883. 


Packard gibt folgende Beschreibung des d: 

„Tief schwarz, grob punktirt; Kopf vorne nicht besonders 
convex, Scheitel sehr grob punktirt, nicht behaart. Augen leicht 
ausgehöhlt; Stirne schwarz, Orbita und Clypeus silberhaarig; 
Kiefer und Palpen schwarz; Fühler keulig, vorletztes Glied unten 
stark erweitert, Endglied lang, unten eingedrückt; die Vorragung 
zwischen der Fühlerinsertion ist silberglänzend. Thorax _ tief- 
schwarz, sehr grob punktirt, bei einem Exemplare aus Virginia 
mit Ausnahme der gelben Schulterbeulen. Thoraxseiten vor- 
ragend, gekielt und sehr grob punktirt; Mittelsegment mit un- 


Grabwespen. 405 


gefähr zwölf parallelen Runzeln in dem fast mondförmigen 
Mittelfelde, die durch Querrunzeln verbunden sind. Die mit 
groben, parallelen Runzeln versehenen Seiten des Mittels sind 
in einen Dorn verlängert; auf dem abschüssigen Theile des 
Mittelsegmentes sind ungefähr sechs Runzeln, von denen die 
zwei mittleren parallel und grösser sind. Tegulae dunkel; Flügel 
beraucht, ihr Geäder schwärzlich; Beine gleichförmig und durch- 
aus schwarz, leicht seidenschimmernd. Hinterleib diek und 
kurz, grob punktirt, die Segmente am Hinterrande glatt und 
polirt, am ersten bis dritten Ringe je mit einem Paare entfernter, 
gelber Flecken versehen. Hinterende tief schwarz. 8 mm. 

Virginia, Dublin, N. H., Brunswick, Maine.“ 

Das ? wurde zuerst von Patton beschrieben: 

„Es unterscheidet sich vom Jg’ durch die unregelmässige 
Linie am Prothorax und einen Fleck an jeder Seite des vierten 
Segmentes. Die gelben Flecken am ersten Segmente sind vorne 
leicht ausgerandet. Das vorletzte Fühlerglied ist nach unten nicht 
stark ausgedehnt, das letzte unten nicht deutlich eingedrückt. 
Hinterleib mit grösseren und kleineren Punkten versehen, die 
grösseren Punkte am ersten Segmente zahlreich und tief. — 
Nord-Illinois.“ | 

Diese beiden Beschreibungen wurden von Cresson noch in 
einigen Punkten ergänzt; 

„Zwischen den Ocellen sind keine Höcker; Seitendornen 
des Mittelsegmentes kurz und spitz. Schulterbeulen und drei ge- 
näherte Flecken in der Mitte des Prothoraxrandes gelblichweiss. 
An den Hinterflügeln sind die beiden Zellen durch eine sehr 
kurze, verdickte Querader getrennt. Der J ist schlanker als das 
?, dichter und stärker punktirt; das Endglied seiner Fühler so 
lang als die zwei vorhergehenden zusammen; Endsegment ab- 
gestutzt, jederseits mit ziemlich langem spitzem Zahn. 7 mm.“ 

In Provanchers Faune Canadienne wird die Beschreibung 
dieser Art in keinem Punkte ergänzt. 


598. Nysson pumilus Cresson. 
Nysson pumilus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 283. Z' 1832. 


d. Mattschwarz, fein und dicht punktirt; Clypeus, Mandibeln 
mit Ausnahme der Spitze, Unterseite der Fühlerbasis, kurze 


406 A. Handlirsch, \ 


Linie am Pronotum, Schulterbeulen, Fleck auf den Tegulis, 
Spitzen der vier Vorderschenkel unterseits, alle Tibien und 
Tarsen und ein schmales Band am Hinterrande aller Segmente, 
mit Ausnahme des letzten, gelb. Spitze der Fühlergeissel ver- 
diekt, gelbbraun, Endglied abgestutzt, an der Spitze und unten 
ausgerandet; Raum zwischen den Ocellen nicht höckerig; Mittel- 
feld des Mittelsegmentes mit feinen, radiären Längskielen, 
Seitendornen kurz und ziemlich spitz; Flügel subhyalin, an den 
hinteren sind Anal- und Discoidalzelle durch eine verlängerte 
Längsader getrennt. Die zwei Basalsegmente sind, mit Aus- 
nahme eines schwarzen Fleckes in der Mitte der Oberseite roth; 
die schmalen gelben Binden sind leicht unterbrochen. End- 
segment oben breit, dreieckig, mit zwei kurzen genäherten 
Zähnen versehen. 4 mm. 
Nevada (Morrison) 1 Exemplar. 


59. Nysson rufiventris Cresson. 
Nysson rufiventris, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 283. 9 1882. 


?. Klein, mattschwarz, fein und dicht punktirt, etwas 
tomentirt; Kopf und Thorax ungefleckt; zwischen den Ocellen 
ohne Höcker. Mittelfeld des Mittelsegmentes längsrunzlig, ein 
Fleck von dichter, silbergrauer Behaarung jederseits ober dem 
ziemlich langen, spitzen Dorn. 

Vordere Tibien und Tarsen mehr oder weniger rostroth; 
Flügel hyalin, an der Spitze beraucht, an den Hinterflügeln sind 
die Zellen durch einen kurzen Quernerv getrennt. Hinterleib sehr 
fein und dicht punktirt, rostroth, an den zwei Endsegmenten 
mehr oder weniger schwarz; je zwei gelblichweisse Flecken an 
der Oberseite der ersten vier Segmente. 5 mm. 

Montana, Colorado, (Morrison) 3 ?; unterscheidet sich 
von N. rusticus durch den dicht punktirten Hinterleib. 


60. Nysson rusticus Cresson. 
Nysson rusticus, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 283. Z'Q 1882. 


?. Mattschwarz, Kopf und Thorax sehr fein und dicht 
punktirt; der Raum zwischen den Ocellen ist nicht erhaben; ein 
Exemplar hat die Schulterbeulen und zwei entfernte Flecken am 
Hinterrande des Prothorax gelb; Schildehen mit zerstreuten, 


Grabwespen. 407 


seichten Punkten; Mittelfeld des Mittelsegmentes ungefähr mit 
zehn kurzen Längsfalten; oberhalb der kurzen, spitzen Seiten- 
dornen sind Fiecken von dichter, grauer Behaarung; Flügel sub- 
hyalin, an der Spitze beraucht, Hinterflügel mit kurzer Quer- 
ader; Hinterleib glänzend, zerstreut schwach punktirt, an der 
Spitze deutlicher. Das erste Segment ist ganz roth, das zweite 
unten, an den Seiten und an der Basis; die Segmente 2 bis 4 
sind oben mit gelben Randflecken versehen. 5 bis 6°5 mm. 

Jg dichter seidenhaarig, am Kopfe und auf der Oberseite 
des Thorax bräunlich; Clypeus, Fleck auf den Mandibeln, Unter- 
seite des Schaftes, eine unterbrochene Binde oder zwei Flecken 
am Hinterrande des Prothorax, Schulterbeulen, Fleck auf den 
Sebüppehen, manchmal auch ein Fleck auf der Unterseite der 
vier vorderen Coxen, äusserste Spitzen der Schenkel, die Tibien 
vorderseits an denselben Beinpaaren und eine Querlinie an jeder 
Seite des Endrandes der ersten fünf Segmente gelblichweiss; 
Gesicht, Clypeus, Schläfen, Mesopleuren und Coxen silberhaarig; 
Schaft gross und kräftig, Geissel gegen die Spitze verdickt, ihr 
letztes Glied länger als die zwei vorhergehenden zusammen, an 
der Spitze abgestutzt und unten breit ausgerandet. Manchmal 
ist die rothe Farbe auf das erste Segment beschränkt und die 
gelben Binden der Hinterleibsringe sind auf Querflecken reducirt. 
Das Endsegment trägt jederseits einen kurzen Zahn. 6 bis 65 mm. 

Washington-Territorium (Morrison) 12 Exemplare. 


61. Nysson tristis Cresson. 


Nysson tristis, Cresson, Trans. Amer. Ent. Soc. IX. 281. Z' 1882. 


g. Mattsehwarz, Kopf und Thorax oben dicht und fein 
punktirt; Seiten des Gesichtes, Clypeus, Fleck zwischen der 
Fühlerbasis, Schläfen, Seiten des Thorax und Unterseite mit 
feinen Silberhaaren; Clypeus mit Ausnahme des Endrandes, Fleck 
auf den Kiefern, Schaft in mehr oder weniger reichlichem Masse 
an der Unterseite, eine unterbrochene Linie oder ein Mittelfleck 
am Hinterrande des Prothorax, manchmal auch ein Fleck auf den 
Schulterbeulen, Flecken oder Linien an der Basis der vier Vorder- 
schenkel und Tibien (manchmal sehr klein) und Querflecken am 
Endrande der Segmente 1 bis 4, (die des ersten am grössten und 


408 A.Handlirsch, 


vorne mehr weniger ausgerandet, die des vierten klein), gelblich- 
weiss; der obere Theil der vorderen Augenränder ist manchmal 
goldig; Vordertibien und Basis ihrer Tarsen manchmal gelb- 
braun. Der Höcker zwischen der Fühlerinsertion ragt ungewöhn- 
lich stark vor; der Schaft ist gross, mehr als doppelt so lang als 
breit, die Geissel gegen die Spitze verdickt, das Endglied so 
lang als die zwei vorhergehenden zusammen, unten tief aus- 
gerandet; zwischen den Ocellen keine Höcker;Mittelbrust runzlig; 
Mittelfeld mit ungefähr zehn gleich distanzirten, groben Längs- 
runzeln, die Zwischenräume glatt und glänzend, Dornen vor- 
vagend und spitz; Flügel subhyalin, am Endrande beraucht; an 
den Hinterflügeln sind Anal und Discoidalzelle durch eine kurze 
Querader getrennt; Beine mit silberglänzender Behaarung, beson- 
ders an der Basis; Hinterleib oben fein und ziemlich spärlich 
punktirt, das Ende des siebenten Segmentes abgestutzt, jeder- 
seits mit einem kurzen Zahn versehen. 7 bis 8 mm. 


Washington-Territorium (Morrison) 4 Exemplare. 


4. Arten der neotropischen Region. 


62. Nysson fasciatus Olivier. 


Nysson fasciatus, Olivier, Eneyel. method. VII. 408. 4. 1811. 
— — Gerstäcker, Nysson. Abhandl. Halle X. 115. 16. 1866. 


Schwarz behaart, Thorax gefleckt, Hinterleib mit sechs 
gelben Binden. — In Bezug auf die Form und Grösse dem 
spinosus ähnlich. — Fühler schwarz, die Basalglieder vorne 
röthlich; Endglied gekrümmt. Kopf pubescent, schwarz, Ober- 
lippe gelb, Stirne von den Fühlern bis zum Munde gelb mit einem 
schwarzen Fleck. — Thorax behaart, schwarz, mit einer gelben 
Binde am Pronotum und einer zweiten am Schildchen, die sich 
an den Seiten fortsetzt und bis zur Flügelwurzel reicht; die 
Seitendornen des Mittelsegmentes sind gelb. — Hinterleib be- 
haart, schwarz, mit sechs gelben Binden. Beine gelb, die Schenkel 
fast ganz schwarz, ebenso ein Theil der Tibien. — Flügel durch- 
sichtig. 

Süd-Amerika. 


Grabwespen. 409 


63. Nysson pilosus Smith. 
Nysson pilosus, Smith. Ann. Mag. Nat. Hist. XI. 404. Z'P 1873. 


?. 75mm. Schwarz mit gelben Zeichnungen, mit ver- 
änderlichem lichtem Seidenhaar bedeckt. Kopf stark punktirt, 
vorne blass goldig behaart, jedoch nicht bis zum vorderen Neben- 
auge; Clypeus stark ausgerandet; Kiefer an der Basis weisslich, 
gegen die Spitze rostroth. Thorax stark punktirt, am Dorsulum 
mit deutlicher Mittelstrieme; Scutellum runzelig, seine Seiten- 
ränder sowie die des Metanotum aufgerichtet; das Mittelfeld des 
Mittelsegmentes mit divergirenden Kielen; Seitendornen gross, 
scharf, an der Spitze blass und mit dichtem Silberhaar bedeckt; 
Beine dunkel rostroth; Flügel fast glashell, irisirend ; das Geäder 
schwarz. Basis des Hinterleibes stark punktirt, die folgenden 
Segmente spärlich; Endränder der Segmente blassgelb, mit 
schmalen goldigen Tomentsäumen, 

Der J unterscheidet sich bloss durch das hell silberbehaarte 
Gesicht und die lichter rostrothen Beine. 

Eine Varietät von St. Paulo hat die Beine ganz schwarz 
und von den Segmenten nur das erste an den Seiten gelb. Drei 
Exemplare von Para stimmen mit der obigen Beschreibung 
überein. 

Brasilien (Para). 


5. Art ohne Fundortsangabe. 


64. Nysson rufopictus Smith. 


Nysson rufopietus, Smith, Catal. Hym. Brit. Mus. IV. 356. 13. 
DO 1856. 
— — Gerstäcker, Nysson. Abhandl. Halle. 122. 23. 1866. 


?. 75mm. Kopfund Thorax schwarz; Clypeus, Mandibeln, 
Schaft und 5 bis 6 der ersten Geisselglieder rostroth. Thorax: 
Pronotum, Schulterbeulen, ein grosser Fleck unter den Flügeln 
Tegulae und Hinterecken des Dorsulum, Seutellum, Metanotum 
und Spitzen der Seitendornen des Mittelsegmentes mit silberner 
Behaarung bedeckt; Hinterleib rostroth, an der Basis eines jeden 
Segmentes mit einem dreieckigen Fleck. Der ganze Vorderrand 


410 A. Handlirsch, 


von einem oder von zweien der Basalsegmente ist gleichfalls 
schmal schwarz, mit eckigen, schwarzen Flecken an den Seiten; 
unten ist das dritte, vierte und fünfte Segment schwarz. 

Hab. —? 


Conspectus diagnosticus specierum palaearcticarum. ! 


Mares. 


1. Margines posteriores segmenti ventralis secundi, tertii, 
quarti et quinti distinete eiliati. (Tab. V. Fig. 2)... 2 
— non eilal en rnre RE: 

2. Frons, supra insertionem antennarum, tuberculo a 
tudinaliter carinato instrueta. Ciliae segmentorum ven- 
tralium longissimae. Alarum posticarum area analis 
ante originem venae cubitalis terminata . .. . u 
.———— — —— haud instructa. Ciliae si: 
torum ventralium breves. Alarum posticarum area 
analis post originem venae cubitalis terminata. 

(6 bis 7’d mm.)-.. a. sera nrz nal ere Wenn Fe DaS 

3. Antennae testaceae. Margo superior pronati transverse 
carinatus, a latere visum antice angulatus. Mesothorax 
valde punctatus. (9 mm. — Africa borealis.) . Braueri n. sp. 
— nigrae, artieulus ultimus interdum colore pallidiore. 
Margo superior pronoti non carinatus, a latere visum 
rotundatus. Mesothorax punetis medioeribus. (7 bis 
10 mm. — Europa centralis ad Berolinum usque et 
tota subregio mediterranea.) . . . . . . scalaris Illiger. 

4. Antennarum articulus ultimus forma simpliei, nunquam 
inferne exeisus, apice truncatus, valde elongatus seu 
euryatus. (Tab. V. Fig, 11, 14,15, 16)... vessgees 
— — — forma singulari, inferne exeisus, apice trun- 
catus, valde elongatus seu curvatus. (Tab. V. Fig. 6 
bis) 9,17 bis 20.) E- rt a een 


ı In die Bestimmungstabellen wurden selbstverständlich nur Arten 
aufgenommen, die ich selbst gesehen habe, oder deren Beschreibung die 
Aufnahme in die Tabellen mit voller Sicherheit gestattet. 


DL 


Grabwespen. | 411 


. Segmentum ventrale secundum antice rotundatum. 


(Tab. V. Fig. 3) Segmentum dorsale septimum apice 
dentibus tribus aequalibus munitum. (Tab. IV. Fig. 19.) 
Species parva, abdomine ad basim plus minusve rubro. 
4-5; bis 65 m)lhden wukeeihtrdens Kerst. 
— — — antice truncatum, a latere visum angulum 
prominentem formans (Tab. V. Fig. 1.) Segmentum 
dorsale septimum dentibus duobus aequalibus munitum. 
(Tab. IV. Fig. 17.) Species plerumque Ban abdo- 
inne ad hasım semper mero . I Kr...” 6 


. Olypeus margine anteriore tuberculis seu Barmoh 


duobus instructo. Antennarum articulus duodeeimus vix 
inerassatus. (v. Tab. V. Fig. 11, 16.) Spinae segmenti 
medialis maiores. Alarum posticarum area analis ante 
originem venae cubitalis terminata . .. . - | 
—_— oo haud instructo. nn ee 
ceulus duodeeimus valde incrassatus. (Tab. V. Fig. 14). 
Spinae segmenti medialis parvae. Alarum posticarum 
cellula analis post venae cubitalis terminata. 
(6 bis 8 mm.) .. „2.2... Trimaculatus Rossi. 


. Antennarum Arironipi nonus, decimus, undecimus et 


duodecimus distincte rend latior. (Tab. V. Fig. 16.) 
Calli humerales saepissime flavi. Angulus segmenti 
ventralis secundi obtusus, apice subrotundatus. (Tab. V. 
Bee a WllinierrupiisFabr. 
—_— rei non latior. (Tab. V. 
Fig. 11.) Calli humerales saepisssime nigri. Angulus 
segmenti ventralis secundi fere rectus, apiece non rotun- 
datus. (7 bis 12 mm.) . MIT NSTBEROSUSTE or St. 


. Basis segmenti ventralis sec tubereulo prominente, 


impressione longitudinali bipartito, munita. (Antennae 
brevissimae et robustissimae, articulus ultimus quatuor 
praecedentibus simul sumptis aequalis) (Tab. V. Fig. 17.) 


(6 bis 7 mm. Subregio mediterranea.) . . Chevrieri Kohl. 
Segmentum ventrale secundum ai gg ns 
tubereulo destitutum . . . 9 


. Longitudo corporis 12 bis 15 mm. Be RE semper 


davoametie.Ionenzisen y ul ir 


412 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


A. Handlirsch, 


Longitudo eorporis 4 bis 9 mm. Olypeus nunquam 
Hayo-pietus' sr sel Ahead a NR 
Venae cubitales secunda et tertia prope radium eon- 
fluentes. Faseiae abdominis omnes medio late inter- 
ruptae: venter totus niger. (12 bis 14 mm. — Subregio 
mediterranea!) N, 7 AUERRTE, epeoliformis Sm u 
_— oo — non confluentes. Abdomen 
fere totum Havum, solum segmenta dorsalia basi 
maculis triangularibus nigris. (13 bis 15 mm. — 


Turkestan.) .. ... 0°. 9... Doorandssi 
Pars inferior temporum versus 08 postice marginata. 
Species majores, longitudo corporis 6'5 bis 8b mm. . 12 


— — — — — — non marginata. Species mini- 
mae generis, longitudo corporis raro 65 mm. 
altingens !. . . 0 0.0 ee 2 


Antennae testaceae. Segmenta ultima abdominis simul 
cum toto corpore valde punctata. (Articulus ultimus 
antennarum duobus praecedentibus simul sumptis 
distinete brevior, apice truncatus. (Tab. V. Fig. 20.) 
Fascia prothoraeis medio interrupta; abdominis basis 
rufa. 6° bis 83mm. — Subregio mediterranea.) militaris Gerst. 
— nigrae. Corpus et imprimis segmenta ultima plus 
minusve snbtaliter punctata . 2.24, zu nern. A 
Scutellum totum nigrum. Antennarum artieulus ultimus 
mediocriter curvatus, penultimus modice incrassatus. 
(Tab. V. Fig. 8.) Latera segmenti medialis etiam parte 
inferiore rugosa. (6°5 bis 85 mm.) . . . ... niger Chevr. 
— fere semper macula fJava plus minus extensa. Anten- 
narum articulus ultimus distinetissime curvatus, 
penultimus valde incrassatus. (Tab. V. Fig. 7.) Pars 
inferior laterum segmenti medialis laevis. (65 bis 
I:-mm.).%. de ln/sifennsaieitranm krosit nkimacnle 
Area analis alarum posticarum ante originem venae 
cubitalis terminata. Segmentum dorsale septimum apice 
tridentatum. (Tab. IV. Fig. 18.) Antennarum artieulus 
ultimus apice truncatus, medioeriter curvatus. (Tab. V. 
Fig. 19)5 mm. Rhodus . ... 2... .. Gerstäckeri n. Sp. 


15. 


Grabwespen. 413 


Area analis alarım posticarum post originem venae 
eubitalis terminata. Segmentum dorsale septimum apice 
bidentatum.»(Pabb EVH PIE. .15) 1 WHR0I arg... 15 
Antennarum articulus ultimus inferne bis emarginatus, 
tribus praecedentibus fere longior. (Tab. V. Fig. 18.) 
(4bis6mm.) .. . Dame}, Sdanidiatas: JUT. 
— — — — haud een, duobus praecedentibus 
paulo longior. (Tab. V. Fig. 9.) (6°5 mm.) variabilis Chevr 


Kemimae. 


. Segmentum ventrale secundum a latere visum angulum 


prommentem formans'(Tab.'V. Pig. JE. AM PUR. 2 
— — — rotundatum (v. Tab. V. Fig. 3) EAN 4 


. Margo anterior elypei carinulis seu tuberculis ins 


distinetis munitus. Alarum posticarum area analis ante 
originem venae cubitalis terminata. Spinae laterales 
segmenti medialis mediocres. Pedes testäcei, basi solum 
BROT DRLE BONN BEDDBIT DINTAIG. IBINOBER . 3 
— oo. nullis. Alarum posticarum area 
analis post originem venae cubitalis terminata. Spinae 
laterales segmenti medialis parvae. Pedes maxima pro 
parte nigri. (6 bis 8mm.) . . . . . . trimaculatus Rossi. 


. Calli humerales fere semper nigri. Segmentum dorsale 


secundum multo subtilius punetatum, quam primum. 
Angulus segmenti ventralis secundi reetus, apice non 
rotundatus. (7 bis 12 mm.) . „2. spinosus Forst, 
u EU RET ha BlehnäifkEm ddrsalke secundum non 
multo subtilius punetatum, quam primum. Angulus seg- 
menti ventralis secundi obtusus, apice paulo rotun- 
datus. (Tab. V. Fig. 1.) (6°5 bis 9 Mm.) . interruptus Fabr. 


. Frons supra insertionem antennarum tubereulo longi- 


tudinaliter carinato instructa. (7 bis 1O mm. -— Subreg. 

mediterran. et Europa centralis ad Berolinum usque.) 
48; scalaris ne 

_— Han le karte 3) 


. Species maximae, semper PRBABEETE 11 mm. super- 


ankessil .duanlı EN LE, 
— minores, Ion 10 mm. non eitigenee urn d 


414 A.Handlirsch, 


6. Abdomen solum superne fasciis flavis, medio late inter- 
ruptis. Venae transversae cubitales secunda et tertia 
prope radium confluentes. (12 bis 14 mm. — Subregio 
mediterranea.) . . . 202... epeoliformis Smith. 
— fere totum en tan segmentorum dorsa- 
lium nigra. Venae cubitales secunda et tertia non con- 
fluentes (13 bis 15 mm. — Turkestan.) . grandissimus Rad. 

7. Pars inferior temporum, os versus, postice marginata . 8 
un all ya SE 2er 2 non marsımala, 202 or 

8. Antennae maxima pro parte testaceae. Se en 
simul cum toto corpore, valde punctata. Prothorax faseia 
interrupta flava. EA bis 8 mm. — Subregio medi- 
terranea.) . “44 gertränlergpine MILDE 
— nigrae, en RN segmentorum posticorum, 
multo subtilior. Prothorax seu sine fascia seu fascia 
medio noninterrupta . . . . 9 

9. Margo anterior celypei thesen Atos ist 
Abdomen nigrum maculis luteis. Alae posteriores area 
anali ante ee venae cubitalis terminata. (6 mm.) 

ek . Kolazyi n. sp.! 
— — — — car er a shdnken basi ne aut cellula 
analis alarım posticarum post originem venae eubitalis 


terminata,.. rin ee ae Te ee 
10. Species parva, prothorace nunquam flavofaseciato. 
(4+5—65 mm.) . . . nn. . tridens /Gerst. 


— majores, prothorace See Ag fasciato ige 
11. Abdominis basis rufa. Pars inferior laterum segmenti 
medialis laevis; scutellum flavo-maeculatum. 6-5 bis 
SR) EEE .. .. . maculatus Fabr. 
— — Eu an Fe eiligki ubique rugulosa. 
Sceutellum immaculatum. (6°5 bis 85 mm.) . .niger Chevr. 
12. Alarum posticarum cellula analis ante originem venae 
cubitalis terminata. Prothorax totus niger. Segmentum 
abdominis primum grosse punctatum. (5b mm.) 
quadriguttatus Gerst. 


ı N. fulvipes Costa, dessen © ich nicht gesehen habe dürfte jeden- 
falls hier einzufügen sein, und sich von Kolazyi durch die hinter dem 
Ursprunge des Cubitus endende Analzelle der Hinterflügel unterscheiden. 


Grabwespen. 


Alarum postiearum cellula analis post originem venae 
eubitalisterminata. Aut prothorax fasciainterrupta flava, 
aut segmentum abdominis primum subtilius puncetatum 
13. Prothorax fascia flava, lata, interrupta. Corpus robustius 
quam in speciebus sequentibus. Thoraecis et abdominis 


415 


13 


seulptura validior. (65 mm.) . . . . . . .. Friesei mihi. 


— nunquam fascia lata flava, interdum punctis duobus 
parvis, vel strigulis pallidis. Corpus gracilius quam in 
specie praecedente. Thoracis et abdominis sculptura 
multo subtilior . 

14. Tibiae anteriores et intennelle Ha nn 


14 


Kr segmenti primi subtilis et aequalis. (1 bis 
GSMIR.). .. Snut 20... dimidiatus Jur. 


—_— oo a iatae, Selptura segmenti primi 
minus aequalis et subtilis. (sec. Chevrier) (65 mm.) 


. variabilıs Chevr. 


416 A.Handlirsch, 


INDEX. 
Pag, Pag. 
Acanthostethus basalis........ 328 Nysson fasciatus.......... 408 
Brachystegus Dufourü ....... 320 —  fidelis -:.: 22222220... 403 
Ceropales spinosa ........... 397 — . foveiscultis... .z..n. 313 
Crabro'8PiNGSUS ... .-... ... 0: 397 — _ Freyi-Gessnerio .. 355 
— :. Trimaeulatus. ........ 366 — "Friesei..... 1... 393 
Hyponysson bicolor .......... 402 —  fulvipes ........... 334 
Larra spinosa Haar. ei 397 — (NVfuscipes ... 301 
Mellinus dissectus ........... 376 — u  FaUGE een ee 3l2 
— _ interruptus..... 337, 340 —  geniculatus...... 337, 366 
= N DUERICIDEIUS ek 337 —  dGerstaeckeri ...... 384 
Nysson abdominalis ...... 318 —  grandissimus ..... 346 
—  aequalis .......... 350 — gultatus... 376, 388 
—  albomarginatus .. 362 —  incertus........... 400 
— argenteo fasciatus 399 —  . ?inermis ee 297 
—  armatbus .......... 308 —  interruptus 319, 340,366, 
—  aurinotus..... 348, 353 313, 376 
=... Azlecus.....2...00m 361 — . Kolazyi ... 22 10 342 
—  basdlis ............ 401 —  dlateralis........... 404 
21, Dpellus .. MBirBr ER 365 —  Hlimeolatus ©..2.2...... 377 
— bicolor ........ ... 402 —  Iluteipennis........ 305 
— Braueri........ .u..823 — maculatus .... 313,376, 
—  (Capensis.......... 325 386, 388 
—  castaneuüus ......... 400 —  marginatus......- 304 
—  Chevrieri ......... 396 —  mellipes..... 359 
—  chrysozonus ...... 315 —  Mexicanus........ 303 
—  compactus ........ 402 — 2 militaris .......... 371 
—  decemmaculatus . .389, 393, —  moestus ........... 360 
396 — Mystbicus .......... 328 
— dimidiatus........ 388 —— MÜUJER 2: 373 
— Sec. orneus ee 376 =. Migripes”. .W.. Se 366 
—  distinguendus...... ...389 — UNOTNSSUB N ER 376 
des ri 309 — opulentus ........: 357 
— + mDoriae.....1::.J.%4 401 — . \ Panzeri .. 2.2 2 340 
EN UDIUE N MIER LE 317 —  PÜosus ............ 409 
N DEE Ne. 319 —  plagiatus ......:... 348 


—  epeoliformis....... 344 — pumiüus........... 405 


Grabwespen. 417 


Pag. 


Nysson quadriguttatus 379, 382 
— ? quinquespinosus .... 296 


ae Brufipes . . m 2: ER: 319 
—  rufiventris ........ 406 
—  rufopictus......... 409 
EZ rusticeus ...-..2.2.2. 406 
—  Saussure ......... 332 
Zr scealaris.z...20. 00... 319 
ee »Shuckardü 2... ..*... 340 
— 7 8PÄNOSUs ......:... 337 
— Texanus .......... 2a 
—  tomentosus........ 869 
— tridens............ 379 
—  trimaculatus...... 366 
u maStlS: .: Ser lanesne 407 
—  tuberculatus ...... 863 


Sitzb, d, mathem.-naturw. Ol, XCV. Bd. I, Abth, 


Pag. 

Nysson variabilis ......... 386 
—  väriolatus ........ 399 
— Wesmaeli........... 389 
—  Zapotecus......... 360 
Oxybelus interruptus......... 340 
Paranysson abdominalis ...... 315 
— N OTRUS he nee 305 

— FAseIDes 32. aan s01 

2 Mezxicanus ....... 303 

—_ PELaNUSE ERS 297 
Pompilus maculatus........... 376 
Sphex maculata............. 316 
NNBDINOSET IT RN 331 
Synneurus procerus.......... 344 
Vestrarbidens IR UNn 397 


N 
| 


418 


7 


N 


A.Handlirsch, 


Erklärung der Tafeln. 


n 
n Segmentum mediale 
s; Stigma mesothoracis 


Tafel I. 
1. Thorax von Cimbex femorata Lin. ? 
a Prosternum 
b Pronotum 
ce Praescutum mesothoracis 
Dorsulum 
d Scutum “ 
e Episternum e | Pleur 
f Epimerum y Ar 
g Sternum n 
h Scutellum ” 
ti Metanotum 
k Episternum Metathoracis 
. Pleura 
! Epimerum 5 
m Sternum 


s5 "„' „metathoraeis 
Ss  „  segmenti medialis 
er »„ segmenti primi abdominalis 


3. n N 
4. n N ” 
a Pronotum 
b Prosternum 
ce Scutum du m6sothorax 
d Scutellum du m&sothorax 
e Division du scutum for- 
mant parapsides 
f Eeaillette 
g Episteınum du 
thorax 
h Epimeres du mesothorax 
‘ Articulation de l’aile an- 
terieure 
k Scutellum 


m&SsO- 


2. Tborax von Oxybelus sp. (Bezeichnung wie bei Fig. 1.) 
Vespa orientalis Fabr. (Bezeichnung wie bei Fig. 1.) 
crabro Lin. nach Andre. 


k, Episternum du metathorax 

! Epimere e 5 

m Articulation de l’aile postörieure 

n Faux stigmate 

o Hanche anterieure 

p „ Intermediaire 

q 4 posterieure 

r Segment mediaire ou premier 
segment abdominal 

s Funieulus 

t Abdomen 

y Stigmates du segment mediaire 


5. Thorax von Camponotus ligniperdus Latr. 8 nach Andre. 


a Pronotum, 


ö Mesonotum ce Metanotum 


Grabwespen. 419 
6. Thorax von Camponotus ligniperdus Latr. 8 (Bez. wie bei Fig. 1.) 
. n n n n n ? n et ne? 
8. „ Eumenes sp. 5 a Sy 
9: k „ Ammophila affinis Kirby > a 
10. 5 „ Mellinus arvensis Lin. = nl Bims 
I; E „ Sphex mazillosus Fabr. = ie en 
Tafel II. 
1. Thorax von @orytes mystaceus Lin. (Bez. wie bei Tab. I. Fig. 1.) 
ze ap 4 » . quinquecinctus Fab. (Bez. wie bei Tab.I. Fig.1.) 
3. n „ Bembex tarsata Latr. an, a a a 
4. Zunge „ 2) n n 
5. Maxille ;, a a n 
Se „  Monedula signata Lin. 
7. Zunge „ n 2) n 
8. Maxille „ Steniolia longirostris Say. 
9. Zunge n n n ” 
10. Maxille „ Bembidula discisa Burm. 
11. Zunge n 2] n n 
12. Vorderflügel von Mellinus arvensis Lin. 
13. Hinterfügel „ “ 5 » 
14. Vorderflügel „ Nysson trimaculatus RosSi. 
15. Hinterfügel „ »„  interruptus Fab. 
16. = E m», miger Chevr. 
17. Vorderflügel „ Bothynostethus Saussurei Kohl. 
18. R " : nitens Handl. 
19. Hinterflügel „ 5 Saussurei Kohl. 
Tafel III. 
1. Vorderflügel von Didineis lunicornis F ab. 
2. Hinterflügel „ # R - 
3. Vorderflügel „ Scapheutes Mocsaryi Handl. 
4. Hinterflügel „ „ & 5 
5. Vorderflügel „ Alyson fuscatus Panz. 
6. a „  Entomoserieus concinnus Dahlb. 
7. Hinterflügel „ “ e 2 
8. 5 „ .Gorytes campestris Lep. 
9. Vorderflügel „ h Gayi Spin. 
10. fl „.  quinquecinetus Fab. 
11. Hinterflügel „ quadrifasciatus Fab. 
12. Vorderflügel „ Bembex tarsata Latı. 
13. # „  Bembidula discisa Burm. 
14. : „  Bembex monodonta Say. 
19. = n„ Sphecius speciosus Drury. 
16. = „  Steniolia longirostris Say. 
17. - Exeirus lateritius Shuck. 


27* 


Fig. 


SIE SEITE Su 


S 


3 33 3 3 3 


SS 3 3 3 3 


SS 33 


18 

19. - 

1 

2. Stime 5 
3. n n 
4, Kopf „ 
>. - 
62.05 n 
7. Thorax „ 
8 

9 

1 05 

2 5 a 

12. Siebente 
13. - 

14. > 

15. - 
16. r 

17. 4 

18. a 
19. 5 
20. a 
21. a 
22. * 

23. 3 

24. 
25 
26 

27. Maxille 
28. Unterlippe 
3 

2. 5 

3. 

4 

5. 
6. n ” 
7. n n 
8. n 2) 
9. n n 
10.:#% 14 
11 n n 
12. 


A.Handlirsch, 


. Vorderflügel von Monedula signata Lin. 
Stizus tridens F ab. 


Tafel IV. 
. Thorax von Nysson interruptus F ab. 


Monedula signata Lin. 
Steniolia longirostris Say. 
Bembex tarsata Latr. 
Nysson spinosus Forst. 
Exeirus lateritius Shuck. 
Alyson fuscatus Panz. 


n 


n 
n 


N 
n 
N 


S 


n n 
. Achte Ventralplatte 
. Aussere Genitalanhänge von Nysson spinosus Forst. g' 


33 3 38 


n 


. Hintertibie von Nysson dives Handl. 
. Sechste Dorsalplatte von Nysson interruptus Fab. ? 


„  aequalis Patt. ? 

»„  Plagiatus Cress. P 
„  Chevrieri Kohl. Z' 

„  Mmilitaris Gerst. g' 

»„  SaussureiHandl. g’ 
»  dimidiatus Jur, g' 

„ epeoliformis Sm. g’ 
n„  spinosus Forst. 5 

»  Gerstäckeri Handl. g' 
„  tridens Gerst. Z' 

„  sealaris Illig. g’ 
plagiatus Cress. g' 
„ aequalis Patt. g' 

n„  Fuseipes Cress. g’ 

n„ . dives Handl. g' 

„ spinosus Forst. g' 


N n n n 
n N n n 
Tafel V. 


. Hinterleib von Nysson interruptus Fab. ? 
scalaris Illig. 5’ 
Kolazyı Handl. 2 
s Fühler des g' von Nysson scalarıs lllig. 


fulvipes Costa. 
epeoliformis Smith. 
maculatus Fab. 

niger Chevr. 

variabilis Chevr. 
plagiatus Cress. 
spinosus Forst. 
Freyi-Gessneri Handl. 


A.Handlirsch: Grabwespen. Taf.l. 


/ 75 S e n R ! x \ \ Ne ä rd 
ae, NN A es; 
| ler / ee \ e Sr I De 


Autor delin. | Lith.Anst.v ThBannwarthWien. 
Sitzungsb. d. kais. Akad.d.Wiss.math.naturw. (1. XV. Bd.1, Abth.1887. 


PN. 
Er 
we 


Fa n. 
#365 


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et 18 


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Fa ze manner: a 
12 


Autor Hein. Zn | Lith.Anst.v. Th.Bannwarth Wien. 
Sitzungsb. d. kais. Akad.d.Wiss.math.naturw. (1. X(V. .Bd.1. Abth. 1687. 


A. Handlirsch: Grabwespen. | Taf. M. 


Autor delin. en v.Ih.Bannwarth\vien, 


Sitzungsb. d. kais. Akad. AWiss math.naturw. (1. XCV. ‚Bd. 1. Abth. 1887. 


A.Handlirsch: Grabwes pen. 


Autor delin. r Lith.Anst.v.ThBannwarth Wien. 
. Sitzungsb. d. kais. Akad.d.Wiss.math.naturw. (1. XCV. Bd. I. Abth.1887. 


A. Handlirsch: Grabwespen. 


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Lith.Anst.v. Th.Bannwarth Wien, 


Sitzungsb. d. kais. Akad.d.Wiss.math.naturw. (1. XCV. .Bd.l. Abth. 1887. 


22. 
23. 
24. 
25. 


n ” n ” 
Achte Ventralplatte 


3 


33:3 


n 


N ae > Sr ERS Yen} 


n 


n 


N 


n 


7 SENT I 1 


Grabwespen. 421 


.13. Fühler des Z' von Nysson aurinotus Say. 
14. 
15: 
16. 
11. 
18. 
19, 
20. 
21. 


trimaculatus Rossi. 
tridens Gerst. 
interruptus F ab. 
Chevrieri Kohl. 
dimidiatus J ur. 
Gerstäckeri Handl. 
militaris Gerst. 


von Stentolia longirostris Say. g' 


N 


n 


N 


n 


Monedula signata Lin. Z' 
Stizus tridens Fabr. Z' 
Gorytes quinquecinctus Fab. 
Alyson fuscatus Panz. 


422 


Verzeichniss 


der an die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe der 
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vom 1. Jänner 
bis’30. Juni 1887 gelangten periodischen Druckschriften. 


Agram, Societas historico-naturalis eroatica: Glasnik. Godina I. 
Broj. 4—6. 
Amiens, Societe Linneenne du Nord de la France: Me&moires. 
Tome VI. 1884—85. 
— — Bulletin. Tome VII, Nrs. 139—150. 
Baltimore, Johns Hopkins University: American Chemical 
Journal. Vol. VIII, Nr. 6. Vol. IX, Nrs. 1 & 2. 
— — American Journal of Mathematies. Vol. IX, Nrs. 2—3. 
— — Studies from the Biologieal Laboratory. Vol. III, Nr. 9. 
Basel, Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft. 
VII. Theil, 1. Heft. | 
Batavia, s’Hage, Regenwaarnemingen in Nederlandsch-Indie. 
1885. Zewende Jaargang, 1886. 
— — ÖObservations made at the Magnetical and Meteorological 
Observatory at Batavia. Vol. V, part. I—V. pp. 1—320, last 
part 321—380; Vol. VI, Supplement; Vol. VII. 
Berlin, Akademie der. Wissenschaften: Sitzungsberichte. 
Nr. XXII—XXXIX. 
— Berliner astronomisehes Jahrbuch für 1839 mit Ephemeriden 
der Planeten (1—258) für 1887. 
— Berliner medieinische Gesellschaft: Verhandlungen aus dem 
Geschäftsjahre 1885— 86. Band XVII. 
— Deutsche Chemiker-Zeitung: Centralblatt. I. Jahrgang. 
Nr. 48 —52; I. Jahrgang Nr. 1— 23. 


425 


Berlin, Deutsche Medieinal- Zeitung: Centralblatt. 1886. 
Nr. 102104; 1887. Nr. 1—50. 

— Deutsche. Entomologische Gesellschaft: Zeitschrift. XXX. 
Jahrgang, 1886, 2. Heft. 

— Elektrotechnischer Verein: 1886, Nr. XII; 1887, Nr. I—V. 

— Entomologischer Verein, Berliner: XXX. Band, 2. Heft. 

— Deutsche chemische Gesellschaft: 1886, Nr. 17—19; 1887, 
Nr. 1—9. 

— Deutsche geologische Gesellschaft: XXXVIIH. Band, 4. Heft. 

— Fortschritte der Mediein. Band IV, Nr. 24; Band V, 
Nr. 1—12. 

— Jahrbücher über die Fortschritte der Mathematik: Band XVI, 
Heft 2. 

— Königlich geologische Landesanstalt und Bergakademie: 
Jahrbuch; Jahrgang 1880 bis 1885. Katalog der Bibliothek, 
Nachtrag 1875—1886. 

— Physikalische Gesellschaft: Die Fortschritte der Physik im 
Jahre 1879. XXXV. Jahrgang, 1.—3. Abtheilung. 

— Zeitschrift für Instrumentenkunde. 1886, 12. Heft; 1887, 
1.—)D. Heft. 

— Zoologische Station zu Neapel: Mittheilungen. VII. Band, 
1.& 2. Heft. 

Bologna, Memorie della R. Accademia delle Scienze dell’ Istituto 
di Bologna. Ser. IV, Tomo VI. 

Bonn, Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der 
preussischen Rheinlande, Westphalens und des Regierungs- 
bezirkes Osnabrück: XLIH. Jahrgang, II. Hälfte. 

Bordeaux, M&moires de la Societe des Sciences physiques et 
naturelles. 3° serie, tome I et II. 1° Cahier. 

— et Paris, M&moires et Bulletins de la Societe de Medecine et 
de Chirurgie. Annee 1885. 

Boston, American Academy of Arts and Sciences: Memoirs. 
Centennial Volume. Vol. XI, part. IV, Nr. 5. 

— Society of Natural History: Memoirs. Vol. II, Nr. 12 & 13. 

Bremen, Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins. 
IX. Band, 4. Heft. 

— Geographische Gesellschaft: Deutsche geographische Blätter. 
II.—IX. Band; X. Band, Heft 1. 


424 


Brescia, Commentari dell’ Ateneo di Breseia per l’anno 1886. 
Brünn, Verhandlungen des Naturforschenden Vereines. XXIV. 
Band, 1. & 2. Heft und IV. Bericht der meteorologischen 
Commission: Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen 
im Jahre 1884. 
Bruxelles, Extrait du Bulletin du Musee royal d’Histoire na- 
turelle de Belgique. Tomes IV & V; Bulletin. Tome IV, Nr. 4. 
— Annales de la Societe royale malacologique de Belgique. 
Tome XX. 
— — Proces verbaux. Tome XV et Statuts. 


Budapest, Akademie der Wissenschaften, Ungarische, in Buda- 
pest: Almanach 1887. Budapest 1886; kl. 3°. — Emilek- 
beszedek: Frankenburg Adolf&s Tärkänyi Bela Jözsef, 
tagok felett. Budapest 1887; 8°. — Ertesitö. 1886, Nr. 6, 
7. Budapest; 8°. 

— Ertekez&sek a mathematikai tudomänyok köreböl. 13. Band, 
Nr. 1, 2. Budapest 1886, 1887; 8°. — Ertekezesek a ter- 
meszettudomänyok köreböl. 16. Band, Nr. 1—6. Budapest, 
1886, 1887; 8°, — Ertesitö, mathematikai &s termeszettu- 
domänyi. 5. Band, Heft 1—2, 3—4. Budapest 1386, 1887; 
8°, — Közlemenyek, mathematikai &s termeszettudomänyi. 
21. Band, Nr. 2—5. Budapest 1885; 8°. 

— Anstalt, königlich ungarische, geologische, in Budapest: 
Mittbeilungen aus dem Jahrbuche. VIII. Band, Heft 3, 4. 
Budapest 1886— 1837; 8°. —- Erster Nachtrag zum Katalog 
der Bibliothek. Budapest, 1886 ; 8°. — Jahresbericht für 1885. 

— Central-Anstalt, königlich ungarische, für Meteorologie und 
Erdmagnetismus. XV. Band. 

— Gesellschaft, ungarische geologische in Budapest: Zeitschrift, 
XVI. Band, Heft 3—4, 5—6, 7—9. Budapest 1886; 8°. 
Caleutta, Asiatic Society of Bengal: Journal. Vol. LV, part IL, 

Nos. 3 & 4. | 

— Report on the Administration of the Meteorological Depart- 
ment of the Government of India. 1885 — 86. 

— Report on the Meteorology of India 1884. Tenth year. 

— Indian Meteorologieal Memoirs. Vol. II, part. 1 und Vol. IV, 
part. 1. 


425 


Caleutta, Records of the Geologieal Survey of India. Vol. XX, 
parts 1 & 2. 

— Memoirs-of the Geological Survey of India. Ser. X, Vol. IV, 
parts I & II; Ser. XIV, Vol. 1. 3, Fasec. VI. 

Cambridge, Annals of the Astronomical Observatory of Har- 
vard College. Vol. XV, part 1; Vol. XVI. — Catalog of 
Stars. — 41. Annual Report of the Director of the astro- 
nomical Observatory of Harvard College. 

— Proceedings of the Cambridge Philosophical Soeiety. Vol. V, 
F-art. 6. 

— Bulletin of the Museum of comparative Zoölogy at Harvard 
College. Vol. XIII, Nos. 2 & 3. 

Cassel, 32. & 33. Bericht des Vereines für Naturkunde. 

Catania, Atti dell’ Accademia Gioenia di seienze naturali. 
Ser. III, Tomo XIX. 

Chemnitz, Jahrbuch des königl. Sächsischen meteorologischen 
Institutes. 1885. III. Jahrgang und Resultate der meteoro- 
logischen Beobachtungen auf der Sternwarte Leipzig in den 
Jahren 1884 & 1885. 

Coethen, Chemiker-Zeitung: Centralorgan. X. Jahrgang, 
Nr. 95—97, 101—104, XI. Jahrgang, Nr. 1 & 2, 5—44. 
Davenport, Proceedings of the Academy of Natural Seiences. 

Vol. IV, 1882—84. 

Dresden, Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“: Sitzungs- 
berichte und Abhandlungen. Jahrgang 1886. 

Dublin, Royal geological Society of Ireland: Journal. N. S. 
Vol. VII, part. 1. 

Edinburgh: The Scottish geographical Magazine. Vol. III, 
Nos. 1—6. 

Erlangen, Sitzungsberichte der physikalisch-medieinischen 
Societät. 18. Heft. 

Frankfurt am Main, Jahresbericht des Physikalischen Ver- 
eines für das Rechnungsjahr 1884—85. 

— Senekenbergische naturforschende Gesellschaft: Abhand- 
lungen. XIV. Band, 2. & 3. Heft. Bericht 1886. 

Geneve, Bibliotheque universelle: Archives des sciences pay- 
siques et naturelles. Tome XVI, Nrs. 11 & 12; Tome XVII, 
Nrs. 1—5. 


426 


Giessen, Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie für 
1884. 4. Heft; für 1885. 1. Heft. 

Görz, Atti e Memorie dell’ I. R. Societ& agraria di Gorizia. 
Anno XXV, N. S. Nr. 12; anno XXVI, Nos. 1—5. 

Gotha, D. A. Petermann’s Mittheilungen aus Justus Perthes’ 
geographischer Anstalt. XXXII. Band. XII und Inhalts-Ver- 
zeichniss; XXXII. Band. 1887. I—VI und Ergänzungshefte 
85 & 86. 

Graz, Landwirthschaftliche Mittheilungen für Steiermark. 1886. 
Nr. 24; 1887. Nr. 1—12. 

s’Gravenhage, Tijdschrift van het koninklijk Instituut van 
Ingenieurs. 1886—87. 2. Aflevering, 1. Gedeelte; 3. Afle- 
vering, 2. Gedeelte. 


Habana, Anales de la Real Academia de ciencias medicas, 
fisicas y naturales. Tomo XXIII, Entrega 269— 274. 
Halle a. S., Zeitschrift für Naturwissenschaften. 4. Folge. V.Band, 
3.—06. Heft. 
— Leopoldina. Organ der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen 
deutschen Akademie der Naturforscher. Heft XXII, Nr. 23 
bis 24; Heft XXIII, Nr. 1—10. 


Hamburg, Verhandiungen des Vereines für naturwissenschaft- 
liche Unterhaltung zu Hamburg. 1883—1885. 
Harlem, Soeiet& Hollandaise des Sciences: Archives Ne&erlan- 
daiscs des Sciences exactes et naturelles. Tome XXI, 
2°—3° livraisons. 
— Nieuwe Naamlijst van Nederlandsch sehildolengelige 
Inseeten. (Inseceta coleoptera.) 
Harrisburg, Annual Report of the Geologieal Survey of Penn- 
sylvania for 1885. 
Helsingfors, Acta Societatis pro Fauna et Flora fennica. Vol. II. 
Meddelanden 12 & 13. Häfted. 
— Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen des 
Pflanzenlebens in Finnland 1883. 
— ÖObservations publiees par I’Institut meteorologique central 
de la Societ& des Sciences de Finlande. Vol. I. 
Jekaterinenburg, Bulletin de la Societe Ouralienne d’Amateurs 
des sciences naturelles. Tome V, livr. 3; Tome X, livr. 1. 


427 

Kjöbenhavn, Academie royale: Me&moires. Vol. II, Nr. 11; 
Vol. II, Nr. 4; Vol. IV., Nrs. 2 &3. 

— — Oversigt 1886, Nr. 2. 

Klagenfurt, Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums 
von Kärnten. 35. Jahrgang, 18. Heft. 

— Diagramme der magnetischen und meteorologischen Beob- 
achtungen im Witterungsjahre 1885 & 1886. — Bericht vom 
Jahre 1885. 

Königsberg, Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesell- 
schaft. XXVII. Jahrgang, 1886. 

Krakau, Akademija Umiejetnosei: Rozprawy i Sprawozdania z 
posiedzen wydzialu matematyezno-przyrodniezego. Tom. XV. 

Leiden, Annales de l’Ecole polytechnique de Delft: Tome I, 
3° & 4° livraisons; Tome III, 1’° livraison. 

— Tijdschrift der Nederlandsche dierkundige Vereeniging 
2de serie, Deel I, Aflevering 3 & 4. 

Leipzig, Archiv der Mathematik und Physik. IV. Theil, 4. Heft; 
v. Theil, 1. Heft: 

— Astronomische Gesellschaft: Vierteljahrsschrift. XXIL Jahr- 
gang, 1. Heft. 

— Centralblatt für klinische Mediein. VII. Jahrgang, Nr. 51 
& 52; VII. Jahrgang, Nr. 1— 25. 

— Journal für praktische Chemie 1886, Nr. 22; 1887 N. F., 
85. Band, Nr. 1—8 & 10, 

— Königlich sächsische Gesellschaft der Wissenschaften: Be- 
richte über die Verhandlungen, 1836, Supplement, XIII. Band, 
Nr. VIII & IX. 

Liege, Memoires de la Societ& royale des Sciences de Liege. 
2° serie, tome XII. 

Lisbonne, Commission des Travaux g£eologique du Portugal. 
Vol. I, 1”° serie (1886). 

London, British Museum: Catalogue of Lizards. Vol. III, of Fossil 
Mammalia part IV. — Guide to Reptiles and Fishes. — 
General Guide, 1887. 

— Meteorologieal Office: Quarterly Weather Report. Part III, 
July to September. 


428 


London: Monthly Weather Report, October & November 1886. — 
Weekly Weather Report. Vol. III, Nos. 46—53 and Appen- 
dix II—III; Vol. IV, Nos. 1—11. — Report for the year 
ending 31° of March 1886. 

— Nature. Vol. XXXV, Nos. 894—920. 

— The nautical Almanac and astronomical Ephemerids for the 
year 1890. 

— The Observatory 1887, Nos. 119—124. 

— The Royal astronomical Society. Vol. XLVII, Nos. 2—7. 

— The Royal mieroscopieal Society: Journal. Ser. II, Vol. VI 
part 6; Vol. VII, part 1. 

— The Royal Zoölogieal Society of London: Proceedings for the 
year 1886. Part II. 

— — : The Transactions. Vol. XIL, part 3. 

— The Linnean Society: Proceedings from November 1883 
to June 1886. 


— — : Zoölogy: The Journal. Vol. XIX, Nos. 114 & 115; 

Vol. XX, Nr. 116; Vol. XXI, Nr. 126. — Transactions. 
24 serie, Vol. IV, part 1. — Botany: The Journal. Vol. XXII, 
Nos. 145—147; Vol. XXII, Nr. 151. — Transactions. 
24 series, vol. IL, parts 9, 11 & 12. 

Lund, Acta Universitatis Lundunensis. Tome XXII, 1885 — 1886. 

Luxembourg, Publications de l’Institut royal, grand ducal. 
Tome XX. 

Lyon, Annales de la Societe Linneenne. Annees 1883 & 1834. 
Tomes XXX & XXXI. 


— Annales de la Soeiete d’Agriculture, Histoire naturelle et 
Arts utiles. 5° serie, tomes VI, VII & VIII. 1883—1885. 
Madras, Results of Observations of the fixed Stars made with 

the Meridian Circle in the years 1862— 1864. 
Madrid, Memorias de la Real Academia de ciencias exactas, 
fisicas y naturales. Tomo XI. Aves de Espaüa. 
— Revista. Tomo XXII, Nos. 2 & 3. 
Mailand, R. Istituto Lombardo di scienze e lettere: Rendiconti. 
Ser. II, Vol. XVIIL. — Memorie. Vol. XV, fasc. 4°; Vol. XVI, 
fasc. 1°. 


429 


Mailand, R. Osservatorio astronomico di Bresa: Osservazioni 
meteorologiche nell’ anno 1886. — Publicazioni Nr. XXVII. 

Manchester, Society of Chemical Industry: The Journal. Vol. V, 
Nr. 12; Vol. VI, Nos. 1—)5. 

Marseille, Annales du Musee d’Histoire naturelle: Zoologie. 
Tome II, 1884—85. 

Melbourne, Descriptions and Illustrations of the Myoporinous 
plants of Australia by Baron Ferd. Mueller. 

Mexico, Öbservatorio astronomico nacional de Tacubaya: Co- 
ordenadas geograficas. 1886. 

Montpellier, Academie des Sciences et Lettres: M&moires de 
la section de Medecine. Tome VI, 1° fascicule. 

Montreal, The Canadian Record of Seience. Vol. II, Nos.5 & 6. 

Moscou, Societ& Imperiale des Naturalistes: Bulletin. 1886, 
Nos. 2—4; 1887, Nos. 1 & 2. — Meteorologische Beobach- 
tungen, ausgeführt am meteorologischen Observatorium der 
landwirthschaftlichen Akademie Petrowsko-Razoumowskoje. 
1886. Zweite Hälfte. 

München, Königlich bayerische Akademie der Wissenschaften: 
Sitzungsberichte. 1886. II. & III. Heft. 

— Königliche meteorologische Centralstation: Beobachtungen. 
Jahrgang VII, 4. Heft. | 

— — : Übersicht über die Witterungsverhältnisse im König- 
reiche Bayern während des November und December 1886, 
Jänner bis April 1887. 

— Repertorium der Physik. XXI. Band, 12. Heft; XXI. Band, 
1.—4. Heft. — Einfluss des Widerstandes auf die Pendel- 
bewegung bei ablenkenden Kräften mit Anwendung auf das 
Foucault’sche Pendel. 

Neuchatel, Bulletin de la Soeciete des sciences naturelles. 
Tome XV. 

Newcastle-upon-Tyne, Transactions of the North of Eng- 
land Institute of Mining and Mechanical Engineers. Vol. 
XXXVI, parts 1 and 2. 

New Haven, The American Journal of Science. Vol. XXXIIL, 
Nos. 193—198. 


New Haven, Contributions to Meteorology by Elias Loomis. 
L. L. D. Chapter II. 
— Transactions of the Connecticut Academy of Arts and 
Sciences. Vol. VII, part 1. 
Odessa, M&moires de la Societ&e des Naturalistes de la Apuyele 
Bas, Tome XI, part 2. 
— Zapiski matematiönego otmienia. Tom. VII. 


Oxford, Results of the astronomical and meteorologieal Obser- 
vations made at the Radceliff Observatory in the year 1883. 
Vol. XLI. 


Paris, Academie des sciences: Comptes rendus hebdomadaires 
des seances. Tome CIV, Nos. 1—23. 

— — :.Oeuvres completes de Laplace. Tome VI. 

— — : Oeuvres completes d’Augustin Cauchy. 2° serie, tome VI. 

— Academie de Medecine: Bulletin. Tome XVI, Nos. 1—24. 

— Annales des Mines. Tome X, 5° livraison. 

— Annales des Ponts et Chaussees. 6° serie, 6° anne&e, 10°—12°® 
cahiers. Personnel. 7° annee, 1—-4° cahiers. 

— Archives slaves de Biologie. Tome II, fasec. 3. 

— Comite international de poids et mesures. Tome V. 

— Moniteur seientifique. 31° ann&e, 4° serie, tome I, 541° — 546° 
livraisons. | 

— Nourvelles Archives du Museum d’ Histoire naturelle. 2° serie, 
tome VIII, 2° fasc.; Tome IX, 1% fasc. 

— Revue internationale de l’Electrieit et de ses Applications. 
2° annee, tome III, Nr. 24; 3° annee, tome IV, Nos. 25—32. 

— soeiete de Biologie: Comptes rendus hebdomadaires. 8° serie, 
tome III, Nos. 45—47; Tome IV, Nos. 1—23. 

— Soeiete des Ingenieurs eivils: Me&moires et Compte rendu. 
4° serie, 39° annde, 9° — 12° cahiers; 40° annde, 1887. 1—4® 
cahiers et Annuaire de 1887. | 

— Soeciete entomologique de France: Annales. 6° serie, tome V, 
1° —4° trimestre. 

— Soeiete geologique: Bulletin. Tome XIIl, Nr. 8; Tome XIV, 
Nrs. 2—5, 7. — Memoires. 3° serie, tome IV. 

— Soeiet& math&matique de France: Bulletin. Tome XIV, Nr. 5; 
Tome XV, Nos. 1—4. — Recherches sur la transformation 


451 


par des substitutions r&elles d’une somme de deux ou trois 
carres en elle m&me. 
Paris, Soeiete philomatique de Paris: Bulletin. 7° serie, tome X, 

Nos. 3 & 4; Tome XI, Nos. 1 & 2. 

— Soeiete zoologique de France: Bulletin pour l’annee 1885, 
4° 6° parties. — Pour l’annee 1886 1"°—4° parties. 

— Soeciete des Seiences de Nancy: Bulletin. Serie H, tome VII, 
fascieule 18; Tome VII, fascieule 19. 


Petersburg, Academie Imperiale des sciences: Bulletin. 
Tome XXXI Nr. 4. — Melanges physiques et chimiques. 
Tome XL, livr. 4. 

— 2.3. u. 4. Supplementband zum Repertorium für Meteorologie. 
— Annalen des physikalischen Central-Observatoriums. 
Jahrgang 1885, I. u. II. Theil. 


— Beobachtungen in der russischen Polarstation Novaja Sem]ja. 
II. Theil. Meteorologische Beobachtungen an der Lena- 
mündung. 

— Bulletin der russischen physikalisch-chemischen Gesellschaft. 
Tome XVIH. Nr. 9. — Tome XIX. Nos. 1—5. 

— Geologisches Comite: Bulletin V. Nos. 9—11. VI. Nos. 1—5. 

— Gesellschaft, Naturforschende: Arbeiten. Tome XVL. 

— Horae societatis entomologieae Rossicae. Tom. XX. 

— Nicolai Hauptsternwarte: Sterne-Ephemeriden ‚auf das Jahr 
1887 zur Bestimmung von Zeit und Azimut mittels des trag- 
baren Durchgangsinstrumentes im Verticale des Polarsterns. 

Philadelphia, Proceedings ofthe Academy of Natural Sciences. 
Part. III. | 

— ‚Proceedings of the American Pharmaceutical Association at 

the 34'b annual meeting. 


Pisa, Atti della Societa Toscana di scienze naturali; Memorie 
Vol. VIEH, sfase.' 1°, 
— Processi verbali. Vol. V. Adunanza di 14. Novembre 1886 
e di 9. Gennaio 1837. 
— INuovo Cimento.'Ser. 3°, tomo XIX. Maggio—Agosto, 
Pola, Kundmachungen für Seefahrer und hydrographische 
Nachrichten der k. k. Kriegsmarine. Jahrgang 1886. Heft 8. 
1887, Heft 1—3. 


452 


Pola, Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens. Vol. XIV, 
Nr 12, Vol &V,uNr. 1-20. 
Prag, Berichte der österreichischen Gesellschaft zur Förderung 
der chemischen Industrie. VIH. Jahrgang Nr. 9 u. 10, 
IX. Jahrgang Nr. 1 u. 2. 
— (asopis Musea Krälowstvi Gesk&ho 1886. Roönik LX, 
svazek 4. — Rocnik LXI, svazek 1.und 2. Zprävajednatelsk& 
dne 16. ledna 1887. 
— Listy chemicke. XI. Rocnik, &is. 4—9. 
— Listy eukrovarnicke. 1887. V. Rocnik &is. 3—6. 
— Lotos, Jahrbücher für Naturwissenschaft. N. F. VI. Band. 
— Sbornik lekaisky. I. svazku, seSit 4. 


Regensburg, königl. bayer. botanische Gesellschaft: Flora, 
N. R. 44. Jahrgang. 


Rio de Janeiro, Revista do Observatorio. Anno I, Nr. 12, 
Anno II, Nr. 1, 2&5. 


Rom, Accademia R. dei Lincei: Atti. Anno CCLXXXI. 
1884—85.Ser.4°.Memorie. V01.1,1885. — Anno CCLXXXIIJ; 
Ser. 4*Rendiconti. Vol. II, Fase. 10°—120; Vol. III. Faseicoli 
10°— 9°. 
— Archives Italiennes de Biologie. Tome VII, fase. I. — 
Catalogue des travaux biologiques italiens ex 1885. 
— Bibliographia e Storia delle seienze matematiche e fisiche; 
Bollettino. Tomo XIX. Febbraio— Luglio. 
— Soecietä degli Spettroscopisti Italiani: Memorie. Vol. XV, 
Disp. 8° —122. — Vol. XVI. Disp. 1? & 2%. 
Salem, Peabody Academy of Science. XIX. Annual Report. 
San Francisco, Bulletin of the Californian Academy of Sciences. 
Vol. I, No. 5. 
Santiago de Chile, Annuario de la Offieina central meteoro- 
logiea de Chile, Tomo XVII. 1°—4° Cuaderno. 
Shanghai, Journal of the China Branch of the Royal Asiatie 
Society. N. S. Vol. XIX, part 2. 

Stockholm, Öfversigt af kongel. Vetenskaps-Akademiens För- 
handlingar. Ärg. 43, Nrs. 9—10. — Ärg. 44, Nrs 13. 
Strassburg, Zeitschrift für Physiologische Chemie. XI. Band, 

3,41 &5. Heft. 


433 


Sydney, Journal and Proceedings of the Royal Society of New 
South Wales for 1885. Vol. XIX. 

Trdıs, Meteorologische Beobachtungen des physikalischen 
Observatoriums im Jahre 1885. 3 

Tokio, Imperial University: Journal of the College of Seience. 
Vol. I, parts 1& 2. | 

Torino, Accademia R. delle scienze di Torino: Atti. Vol. XXL, 
Disp. 12—13%. 

— Archivio per le seienze mediche. Vol. XI, fase. 1°. 

— Societä meteorologiea Italiana: Bollettino mensuale. Ser. Il, 
Vol. VI, Nos.11 & 12. — Ser. II, Vol. VIL, Nos. 1—5. 
Toronto, The Canadian Institute: Proceedings. 34 ser. Vol. IV, 

Fasc. Nr. 2. 

Triest, Annuario marittimo. 1887. 

— K. k. Handels- und nautische Akademie: Astronomisch- 
nautische Ephemeriden für das Jahr 1888. 

Upsala, Observatoire meteorologique de l’Universit& d’Upsal: 
Bulletin mensuel. Vol. XVII. Anne 1886. 

Utrecht, Nederlandsch Gasthuis voor Behoeftige Minvermogende 
Ooglijders te Utrecht. 27. Verslag met de 20. Nummer der 
wettenschappenlijke Bijbladen. 

— : Nederlandsch meteorologisch Jaarboek voor 1885, XXXVL. 
Jaargang, II. Deel. — Jaarboek voor 1886, XXXVIIL Jaar- 
gang 1886. — Les Perturbations atmospheriques par 
A. E. Arkenbout Schokker. 

Washington, United States: Commission of Fish and Fisheries: 
Report Parts XI& XU. | 

— — Geological Survey: Bulletin. Nos. 27—29. 

— — Report of the Commissioners of Agriculture 1885. | 

— — Report of the Superintendent of the U. St.: Naval Obser- 
vatory for the year ending October 30—1884. 

— — : Report ofthe U. St. Coast and geodetie Survey during 
the fiscal year ending with June 1885. Parts 1I& II. 

— — Smithsonian Institution: Annual Report to the Board of 
Regents for the year 1884. 

Wien, Ackerbau-Ministerium, k. k.: Statistisches Jahrbuch für 
1835. IIl. Heft, 2. Lieferung. 


Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl, XCV, Bd, I, Abth, 28 


434 


Wien, Annalen der k. k. Universitäts- Sternwarte in Wien. 
IV. Band. Jahrgang 1884. 

— Apotheker-Verein, allgem. österr.: Zeitschrift und Anzeigen. 
1887. Nr. 1—18. 

— Gesellschaft der Ärzte: Medizinische Jahrbücher. Jahrgang 
1886. IX. Heft. Jahrgang 1887. 1.—IV. Heft. 

— Gesellschaft, k. k. geographische in Wien: Mittheilungen 

. XXX. Bd., Nr. 1—6. 

— Gesellschaft, zoologisch-botanische in Wien: Verhandlungen. 
XXXV1. Bd. IV. Quartal, XXX VI. Ba. I. Quartal. 

— Gewerbeverein, niederösterr.: Wochenschrift. XLVIL Jahr- 
gang. Nr. 51 & 52. — XLVII. Jahrgang. Nr. 1—24. 

— Handelsministerium k. k., Statistisches Departement: Nach- 
richten über Industrie, Handel und Verkehr. XXXIIL Band. 
1.—4. Heft. | 

— lllustrirtes österreichisch-ungarisches Patentblatt. X. Band. 
Nr. 1—12. | 

— Ingenieur- und Architekten-Verein, österreichischer: Wochen- 
schrift. XI. Jahrgang. Nr. 51—53. — XII. Jahrgang. Nr. 1 
bis 24. 

— — : Zeitschrift. 1886. Heft II & IV. — 1887. XXX. Jahr- 
gang. Heft I. 

— Jahrbücher der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und 
Erdmagnetismus. Jahrgang 1885. N. F. XXI. Band. 

— Militär-Comite, technisches und administratives: Mit- 
theilungen. 1886. 11. & 12. Heft. 1887. 1.—6. Heft. 

— Militärwissenschaftliche Vereine: Organ. XXXIV. Band. 
1.—4. Heft. 

— Mittheilungen des österreichischen Fischerei-Vereines. VI. 
Jahrgang. Nr. 22 & 23. 

— Naturhistorisches Hofmuseum, k. k.: Annalen. II. Band. 
Nri1&2. 

— Reichsanstalt, k. k. geologische: Verhandlungen. 1886, 
Nr. 15—18. — 1887. Nr. 1—8. 

— — : Abhandlungen. XIL Band, Nr. 4. 

— — : Jahrbuch. 1886. Heft 4. 

— Reichsforstverein, österreichischer. N. F. IV. Band, 4. Heft. 
— V. Band, 1. Heft. 


435 


Wien, Wiener medizinische Wochenschrift. XXXVL Jahrgang. 
1886. Nr. 51 & 52. XXXVIL Jahrgang. Nr. 1—25. 

— Zeitschrift“ für une und Hygiene. 
I. Jahrgang. 1. & 2. Heft. 

— Zoologisch-botanische Gesellschaft k. k. XXXVI. Band. 
4. Quartal. 

Würzburg, Sitzungsberichte der Physikalisch- medizinischen 
Gesellschaft. Jahrgang 1386. | 

Yokohama, Transactions of the Seismological Society of Japan 
N 

Zürich, Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft. 
XXX. & XXXI Jahrgang. 

— Annalen der Schweizer meteorologischen Centralanstalt. 
XXI. Jahrgang. | 

— Astronomische Mittheilungen von Dr. R. Wolf. LXVII. & 
LXIX. 


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Um den raschen Fortschritten der medieinischen Wissen- 


x schaften und dım grossen ärztlichen Lese-Publieum Rechnung zu 


B; tragen, hat die mathem.-naturwissenschaftliche Classe der kais, 
Akademie der Wissenschaften beschlossen, vom Jahrgange 1872 
- an die in ihren Sitzungsberichten veröffentlichten Abhandlungen 


aus dem Gebiete der Physiologie, Anatomie und theoretischen 


, Mediein in eine besondere Abtheilung zu ne und in den 
| Buchhandel zu bringen. 


‘nen daher vom Jahre 1872 (Band LXV) an in folgenden drei 
- gesonderten Abtheilungen, welche auch einzeln ie wer- 


_ Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe erschei- 


den können: 

E Abtheilung: Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete 
der Mineralogie, De ae Er und Paläon- 
tologie. 

33: Abtheilung: Die Arkdiaitzn aus dem Gebiete der 
Mathematik, Physik, Puzmn, Mechanik, Meteorologie und 
Astronomie. 

EIL. Abtheilung: Die edunden : aus dem Gebiete der 

Physiologie, Anatomie und theoretischen Mediein. 


- Dem Berichte über jede Sitzung geht eine Übersicht ke 


| I derselben vorgelegten Manuscripte voran. 


Von jenen in den Sitzungsberiehten enthaltenen Abhand- 


lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichniss ein Preis beigesetzt 


"Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden vom Jahre. 


ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können 


durch die akademische Buchhandlung Karl Gerold’s Sohn 
(Wien, Postgasse 6) zu dem angegebenen Preise bezogen werden. 


‚Die dem Gebiete der Chemie und verwandter. Theile anderer 


1880 an noch in besonderen Heften unter dem Titel: „Monats- 


| ‚hefte für Chemie und verwandte Theile anderer Wissenschaften“ 


herausgegeben. Der Pränumerationspreis für einen ' Jahr gang 


“ ‚dieser Monatshefte beträgt 5 fl. oder 10 Mark. 
“34 ».Der akademische Anzeiger, welcher nur Original- Auszüge 
oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen 


enthält, wird, wie bisher, 8 Tage nach jeder Sitzung ausgegeben. 


Der Preis des Jahrganges ist 1 fl. 50 kr. 


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