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Königl. Sächs, Gesellschaft E53 für Botanik und Gartenbau
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zu DRESDEN
SITZUNGS-BERICHTE
UND ABHANDLUNGEN
Zwölfter und dreizehnter Jahrgang
der neuen Folge 1907—1909.
Im Auftrage der Gesellschaft redigiert und herausgegeben von dem
Bücherwart derselben Garteninspektorr MAX LÖBNER, Dresden.
Mit 12 Tafeln.
ILIBRARY
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SUTANITZAA
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In Kommission von H. Burdach, Königl. Sächs. Hofbuchhandlung.
Dresden 1909.
AN 2 11929
Übersicht
über die Tätigkeit der Gesellschaft
in ihrem 82. und 83. Vereinsjahre
1907 — 1909.
Das 82. Vereinsjahr brachte der Gesellschaft Verluste durch
das Ableben der Herren Apotheker Schobert (1902) und Privatus
Kunst- und Handelsgärtner Berg (1897). Weiterhin bedeutete
für sie der Wegzug ihres Bücherwartes, des Herrn Inspektor
F. Ledien vom Botanischen Garten, einen sehr empfindlichen
Verlust. Herr Ledien erhielt eine ehrenvolle Berufung als Ober-
inspektor an den Botanischen Garten in Dahlem. Sein viel-
seitiges Wissen, das große Verständnis, das er den alten
Dresdner Kulturen entgegenbrachte, seine stete Hilfsbereit-
schaft, Auskunft über fachliche Fragen zu erteilen und seine
Gabe, die vielfachen an der Versuchsstation am Botanischen
Garten gemachten Beobachtungen zu interessanten Vorträgen
zu entwickeln, werden ihm in Dresden für alle Zeiten ein
freundliches Andenken bewahren. Die Gesellschaft gab ihrer
Dankbarkeit Ausdruck, indem sie Herrn Oberinspektor Ledien
zum Ehrenmitglied ernannte und ihm eine Erinnerungsgabe
überreichte.
Von Trauer wurde auch wieder unser Sachsenvolk ergriffen.
Wir sahen Ihre Majestät die Königin-Witwe Carola, die für-
sorgliche Landesfürstin, ins Grab sinken. Ihr war ein stark
ausgeprägter Wohltätigkeitssinn, die höchste Zierde der Herr-
schenden, eigen, und auch für den Gartenbau hatte die Königin
immer Interesse,
Anläßlich der Jahresfeier am 28. Februar 1908 trug die
Gesellschaft Sr. Exzellenz dem Staatsminister Graf von Hohen-
thal und Bergen die Ehrenmitgliedschaft an. Der Herr Minister
nahm diese Ernennung an. Der langjährige Rechnungsführer
der Gesellschaft, Herr ©. Poscharsky in Laubegast, feierte sein
25 jähriges Geschäftsjubiläum, Herr Stadtgartendirektor Werner
Zr
in Chemnitz das 25 jährige Jubiläum als städtischer Beamter.
In beiden Fällen fand sich der Verwaltungsrat zu einer persön-
lichen Beglückwünschung der Jubilare ein. Herr Direktor
Werner wurde zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft ernannt.
Hohe Anforderungen an die Opferfreudigkeit und die Arbeits-
lust stellte die im Mai 1907 eröffnete Ill. Internationale Garten-
bau-Ausstellung; sie ergab in ideeller Beziehung Buchenswertes
und Erfolge, die sich hoffentlich auf Jahre hinaus im Geschäfts-
leben bemerkbar machen werden. (Sitzungsberichte und Ab-
handlungen 1905 /1907.)
Exkursionen fanden infolge häufiger Ungunst der Witterung
nur wenige statt. Besichtigt wurde der Kgl. Schloßgarten zu
Pillnitz, der eine vorzügliche Pflege erkennen ließ, die Herr
Hofgärtner //erzog den weitbekannten Anlagen angedeihen läßt.
Über den Pillnitzer Schloßgarten ist in den Sitzungsberichten
und Abhandlungen 1899 /1900 eine eingehende, reichillustrierte
Abhandlung aus der Feder des Herrn Hofrat Bouche enthalten.
Im Herbst fanden sich die Vereinsmitglieder im Botanischen
Garten zusammen, um einer Abschiedsfeierlichkeit für Herrn
Oberinspektor Ledien und im Anschluß an diese einem Besuche
des Kgl. Großen Gartens beizuwohnen.
Interesse bezeugte die Gesellschaft wiederum dem Vereine
zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs, indem sie
100 M. zur Prämiierung von Leistungen im Balkon- und Fenster-
schmuck stiftete. Die gleiche Summe wurde den Gehilfen-
vereinen „Hedera“ in Laubegast und „Deutsche Perle“ in Leuben
als Beitrag für ihren Gehilfen - Abendkurs gegeben. Der
Bezirks - Obstbauverein Pulsnitz erhielt für seine Ausstellung
eine silberne Medaille.
Im Berichtsjahre 1907/1908 wurden 7 Versammlungen,
die meist mit einem Vortrage verbunden waren, abgehalten.
Anläßlich der Jahresfeier sprach Herr Professor Dr. Correns
aus Leipzig in fesselnder Weise über den „Gartenbau der
Ameisen“ Zweimal hatten sich auch die Mitglieder mit der
Schwestergesellschaft Feronia vereinigt, um die Vorträge an-
zuhören über „Haftpflichtgesetz und Haftpflichtversicherung“
(Vortragender Herr Stadtrat Ahlhelm in Dresden) und „Be-
fruchtung und Zucht edler Rosensämlinge“ (Herr R. Türke in
Meißen).
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Wenn auch das 83. Vereinsjahr unsere Gesellschaft Flora
in altgewohnter Jugendfrische erhielt und deshalb Erfreuliches
berichten läßt, so müssen doch mit Bedauern die ganz ab-
normen Witterungsverhältnisse verzeichnet werden, die unsern
Mitgliedern und den Kollegen fast im ganzen Deutschen Reiche
teilweise überaus bedenklichen Schaden bereiteten. Auf einen
mäßig kalten, doch schneearmen und an starken Temperatur-
schwankungen reichen Winter 1907/1908 folgte ein kaltes
Frühjahr, in dem sich die Entwickelung der Vegetation nur
langsam vollzog. Der Mai war gewitterwarm und schön. Vom
Juni an gab es noch häufiger Gewitter, die vielerorts leichtere
und auch schwerere Hagelschäden im Gefolge hatten. Es
regnete geradezu jeden zweiten Tag, und doch floß nur sehr
wenig der befruchtenden Feuchtigkeit, so daß der Boden trotz
der häufigen Niederschläge ziemlich trocken wurde. In der
zweiten Hälfte des sonnig-warmen Septembers setzte zum
Überfluß noch eine völlige Trockenperiode ein, die in den
Koniferenschulen zur Gießkanne greifen hieß und die Herbst-
arbeiten im gesamten Baumschulbetrieb ganz außerordentlich
erschwerte. In diese dürre und sommerlich warme Zeit trat
ganz plötzlich am 19. Oktober ein Temperatursturz von einer
Heftigkeit, wie ihn die ältesten Leute zu dieser Jahreszeit je
erlebt zu haben sich nicht entsinnen konnten (—10° C). Die
Azaleen in den Japans, Eriken litten ganz beträchtlich. Sehr
empfindlich ist besonders auch der Schaden, der den Rosen,
Rhododendrons und überhaupt allen weniger harten immer-
grünen Pflanzen zugefügt worden ist. In der Zeit vom 6. bis
10. November wiederhelten sich die Frostnächte mit noch
größerer Heftigkeit (— 14° C), so daß Pflanzen, die sich auf
dem Transporte befanden, erfroren. Der Schaden, der überdies
ganz Mittel- und Norddeutschland in ähnlicher Weise heim-
suchte, beträgt für den Gartenbau von Dresden und Umgegend
weit über 200000 M. Da gilt es wahrlich, nun nicht zu erlahmen,
all die Liebe für unsern schönen Beruf wach zu halten, damit
die Schäden wieder ausgewetzt werden können. Anfang
Februar herrschte milde Kälte; auf den stark gefrorenen Boden
fiel endlich der lange erwartete Schnee, dem sich aber leider
nach wenigen Tagen anhaltende Regen zugesellten, die bald
ein rapides Steigen unserer Gebirgswässer und des Elbstromes
bewirkten. Überall Überschwemmungen und mancherorts neue
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Schäden zu den alten. Bis zum 21. März führte ein kohlen-
fressender Nachwinter sein Regiment, um programmäßig mit
Frühlingsanfang dem Frühjahr die Herrschaft zu überlassen.
Zum Bericht über die Vereinstätigkeit übergehend müssen
wir zunächst unserer Toten gedenken. Die Gesellschaft verlor
die Ehrenmitglieder Herrn Geheimer Rat und Ministerialdirektor
a. D. Dr. jur. Vodel (1897) und Herrn Charles Baltet, Baum-
schulenbesitzer in Troyes, Frankreich (1901). Von aktiven
Mitgliedern verstarben die Herren Oberst z. D. Lauterbach,
Lehrer Zooße (1901), Privatus Adolf Nitzsche (1865) und
Gärtnereibesitzer Hoflieferant C. J. Rülcker (1873). Den Ver-
lusten stehen leider nur 4 Neuaufnahmen gegenüber.
Recht rege gestaltete sich im Berichtsjahre die innere Tätig-
keit der Gesellschaft. Es wurden 11 Vereinsversammlungen,
3 Exkursionen und 3 Vorstandssitzungen abgehalten. Einmal
trat der Schulvorstand zusammen, dreimal der Ausschuß zur
Prüfung von Pflanzenneuheiten und mehrfach der Ausschuß
für Handelsinteressen. Die erste Exkursion fand im Frühjahr
nach dem Botanischen Garten und zur Besichtigung des Rhodo-
dendronflors im Kgl. Großen Garten statt, eine zweite im
Sommer in die rühmlichst bekannten Handelskulturen der
Herren O. Poscharsky, T. J. Seidel und Robert Weißbach, alle
drei in Laubegast, und die dritte im Herbst nochmals nach
dem Botanischen Garten, um die vollentwickelte Victoria regia
und die Düngungsversuche in der Versuchsstation in Augen-
schein zu nehmen. Zahlreich waren die Vorführungen von
Pflanzen an den Monatsversammlungen. Es konnten dabei
fünf I. und zwei Il. Preise vergeben, 2 Diplome zuerkannt und
eine Belobigung ausgesprochen werden. Der Ausschuß für
Prüfung von Pflanzenneuheiten erteilte den Herren Robert Hesse
in Rieder für sein Askania-Veilchen, Handelsgärtner Curio in
Weißensee für die Fuchsie „Frau Henriette Ernst“ und Handels-
gärtner Bach in Kötzschenbroda für seine rotbraunblättrige
Dracaena indivisa-Spielart je ein Wertzeugnis I. Klasse; für ein
Cyclamen der Herren Schnurrbusch & Co. konnte eine Be-
lobigung ausgesprochen werden.
Die von der Gesellschaft unterhaltene Floraschule wurde
von 78 Schülern in 3 Abteilungen besucht, denen wöchentlich
je 4 Unterrichtsstunden erteilt wurden. Zwei Schülern konnten
bei ihrem Weggange Bücherprämien verliehen werden. Wenn
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im allgemeinen die Vorbildung der unsere Schule besuchenden
Lehrlinge eine geringe ist, so muß die fleißige Arbeit des Lehr-
körpers um so mehr anerkannt werden, wie sie anläßlich des
Abgangsexamens öffentlich zum Ausdruck gelangte. An Stelle
des’ verstorbenen Herrn Lehrer Zooß übernahm Herr Bezirks-
schullehrer Wittig einen Teil des Unterrichts. Das Friedrich-
August-Reisestipendium konnte Herrn Offo Bäuerle zuerkannt
werden.
Wie alljährlich in der letzten Zeit wurden auch im 83. Ver-
einsjahre dem Vereine zur Förderung Dresdens und des
Fremdenverkehres 100 M. zur Prämienverteilung für Fenster-
und Balkonschmuck und dem Gärtnerverein „Hedera“- Laube-
gast 75 M. zur Einrichtung eines Winterkurses für Gehilfen
überwiesen. Letztgenannter Verein erhielt außerdem zu einem
von ihm veranstalteten Preisausschreiben eine silberne Vereins-
medaille zugesprochen; die silberne Medaille, eine große und
eine kleine, erhielt auch der Bezirks-Obstbauverein zu Kamenz
für seine Ausstellung in Königsbrück. Für die Große Inter-
nationale Gartenbau-Ausstellung in Berlin 1909 stiftete die
Flora einen Ehrenpreis in Form eines Kunstgegenstandes
aus Meißener Porzellan. Eine Sammlung, die zur Gewinnung
eines Fonds zur Unterstützung der Mannschaften des Kreuzers
Dresden in unserer Stadt veranstaltet wurde, ergab bei unsern
Vereinsmitgliedern die hübsche Summe von 160 M.
Dem Rat der Stadt Dresden wurde eine Petition der drei
Dresdner Gartenbauvereinigungen gegen die Einrichtung einer
Wertzuwachssteuer bei gärtnerischen Betrieben eingereicht.
Vom Ausschuß für die Handelsinteressen wurde einem
dringenden Bedürfnis entsprochen und ein Arbeitsnachweis
für Gehilfen in der Herberge zur Heimat zur Einführung ge-
bracht. In der Besetzung der bestehenden 15 Sonderaus-
schüsse hatte sich eine Neuaufstellung als nötig erwiesen; sie
ist auf Seite 21 dieses Berichtes wiedergegeben.
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Sitzungs-Berichte
1907--1909.
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BERICHTE ÜBER DIE EINZELNEN
SITZUNGEN 1907/1908.
1. Monatsversammlung am 9. August 1907.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Unter leider nur schwacher Beteiligung war der Besuch der im vor-
züglichen Zustande befindlichen Anlagen und Pflanzenkulturen im Kgl.Schloß-
garten in Pillnitz zustande gekommen. In der darauf im Dampfschiff-
restaurant in Pillnitz abgehaltenen Monatsversammlung wurde beschlossen,
zur Veranstaltung des Vereins zur Förderung Dresdens und des Fremden-
verkehrs „Dresden im Blumenschmuck“ wieder eine Summe zum Zwecke
der Beschaffung von Ehrenpreisen zu bewilligen.
2. Monatsversammlung am 6. September 1907.
Vorsitz: Herr Geheimer Hofrat Prof. Dr. Drude.
Im großen Kalthause des Botanischen Gartens begrüßte Herr Geheimrat
Prof. Dr. Drude die Versammlung mit der Mitteilung, daß Herr Inspektor
Ledien zum allgemeinen Bedauern seine Stellung am hiesigen Garten am
1. Oktober aufgeben werde, um einem ehrenvollen Rufe als Oberinspektor
nach dem Kegel. Botanischen Garten in Dahlem zu folgen. In anerkennenden
Worten gedachte er dessen seit 18 Jahren entialteter Tätigkeit, die damit
begann, daß Inspektor Ledien bei Übersiedelung des Botanischen Gartens an
seine jetzige Stelle gemeinsam mit dem Vorsitzenden die Ausführung der An-
lage und Pflanzung nach geographischer Zugehörigkeit durchführte. Ihm
wurden liebenswürdige Dankesworte gewidmet und die Beglückwünschung
für die neue Stellung zum Ausdruck gebracht. Tiefbewegt ergriff Herr Inspektor
Ledien das Wort, um für die Ehrung zu danken. Herr Geheimrat Prof. Dr.
Drude machte weitere Mitteilung, daß sich das neue Victoriahaus gut bewähre
und daß das alte „Aquarium“ nunmehr als Haus für die tropischen Nutz-
pflanzen Verwendung finde. Herr Inspektor Zedien führte eine Anzahl
abgeschnittener Blütengewächse und durch Ammoniakalaun blaugefärbte
Hortensien vor. Bei letzteren war das Salz, 25 g per 1 Liter Erde, der
Pflanzerde zugefügt worden. Nach einem Rundgang durch die Gewächs-
häuser und die Anlagen des Gartens wurde der Schmuckplatz im Kgl.
Großen Garten besichtigt, dessen farbenprächtige Bepflanzung inmitten
eines mit Sorgfalt gepflegten Rasens Bewunderung auslöste. Im Restaurant
am Carolasee fand schließlich die Versammlung ihr Ende. Herr Kgl. Ober-
gartendirektor Hofrat Bouche gedachte auch seinerseits in wärmsten Worten
des scheidenden Inspektors Ledien. Die Gesellschaft glaube ihre An-
erkennung und ihren Dank dadurch bekunden zu können, daß sie den
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Scheidenden zum Ehrenmitglied ernenne. Obwohl ihm der Abschied von
Dresden nicht leicht werde, antwortete der Geehrte, so scheide er mit dem
Troste, die hier erworbenen freundschaftlichen Beziehungen auch fernerhin
gewahrt zu wissen.
3. Monatsversammlung am 18. Oktober 1907.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende machte Mitteilung vom Ableben des bisherigen Vor-
standsmitgliedes, des Herrn Apotheker Schobert, und von den Jubiläen der
Herren Poscharsky in Laubegast und Gartendirektor Werner in Chemnitz.
Herr Poscharsky, der allverehrte Rechnungsführer unserer Gesellschaft, feierte
das 25 jährige Geschäftsjubiläum, Herr Direktor Werner sein 25 jähriges Dienst-
jubiläum als Beamter. Der Vorstand hatte beiden Herren persönlich seine
Beglückwünschung überbracht, Herrn Poscharsky eine Ehrengabe überreicht
und Herrn Direktor Werner für seine Verdienste um den Gartenbau zum
Ehrenmitgliede der Gesellschaft ernannt. An Stelle des Herrn Oberinspektors
Ledien wurde seinem Amtsnachfolger, Inspektor Zöbner am Kgl. Botanischen
Garten, die einstweilige Verwaltung der Bibliothek übertragen, und es
wurde dem Bezirks-Obstbauverein zu Pulsnitz eine silberne Medaille zu
seiner Obstausstellung verliehen. Ausgestellt waren von Herrn Hofgärtner
Kleine in der Herzogin Garten Odontoglossum grande, von Herrn Hof-
gärtner Herzog in Pillnitz extra starke Cyclamen, von Herrn Handelsgärtner
Hunger in Laubegast Nephrolepis (eine große Schaupflanze von Nephrolepis
exaltata Piersonii und kleinere Exemplare), die einen I. Preis erhielten, und
Lilien (II. Preis), von Herrn Prinzl. Hofgärtner Simmgen in Dresden eine
Gruppe Chrysanthemum und Asparagus (Il. Preis), von Herrn Handels-
gärtner MHaubold in Laubegast Chrysantremum Mad. Gustave Henry,
Cyclamen und Chineserprimel (Il. Preis). Die Kgl. Hofgärtner scheiden
nach früherem Beschlusse von der Prämiierung aus; der Prüfungsausschuß
konnte es sich jedoch nicht versagen, für die hervorragend schönen Cyclamen
des Herrn Hofgärtner Herzog eine belobigende Anerkennung zum Aus-
druck zu bringen.
4. Monatsversammlung am 15. November 1907.
Vorsitz: Herr Rittergutsbesitzer 7. J. Rudolf Seidel.
Der Vorsitzende gab Mitteilung vom Hinscheiden des Herrn Gustav
Berg. Die Versammlung beschloß einstimmig, an dem Vorschlag des
Gärtnervereins für Dresden und Umgegend festzuhalten, der die Kandidatur
des Herrn Max Berthold für die demnächst stattfindenden Stadtverordneten-
wahlen unterstützt. Das Public Museum of the city of Milwaukee ersuchte
um Tauschverkehr mit unsern Sitzungsberichten, worauf eingetreten wird.
Ausgestellt waren Schaupflanzen von Begonia „Gloire de Lorraine“ und
sehr vollkommene eintriebige Poinsettia pulcherrima, beide von der Firma
T.J. Heinrich Seidel in Laubegast, die einen I. Preis erhielten. Cyclamen
der gleichen Firma erhielten einen II. Monatspreis. Einen II. Preis errang
auch Herr Prinzl. Hofgärtner Simmgen für Cyclamen und Lorraine Begonien
in kleinerer Verkaufsware, und eine ehrende Anerkennung wurde Herrn
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Privatus 4. Tamm in Strehlen für ein großes Asplenum bulbiferum aus
Zimmerkultur zugesprochen. Es ist immer mit Freuden zu begrüßen und
die Interessen unserer Gesellschaft fördernd, wenn sich auch Garten- und
Blumenliebhaber an unsern Aussteliungen beteiligen.
Mit regem Interesse folgte nın die Versammlung einem Vortrage des
Herrn Friedhofinspektors Wilkens „Einiges über Friedhöfe“, der unter den
Original-Abhandlungen dieses Berichtes zu finden ist. — Herr 7.). Rudolf
Seidel-Grüngräbchen machte Mitteilungen über die Wirkung des vergangenen
‘Sommers auf die Entwickelung der winterharten Rhododendrons. Für den
Baumschulenbetrieb war der Sommer 1907 als ein im gleichen Grade sehr
trockener anzusehen wie der vom Jahre 1904. Doch gilt das Gesagte von
der Lausitz nicht. Feuchtigkeit war hier sehr reichlich vorhanden, und
noch jetzt flössen die Quellen trotz des trocken-sonnigen Herbstes. Aber
dem Sommer fehlte die Wärme. Eigentlich waren nur zwei Nächte hinter-
einander warm. Deshalb wuchsen auch die Karpfen nicht, denen sonst
reichliche Regen Nahrung und damit Wachstum bringen. Die Rhododen-
dron trieben auch ein drittes Mal und ließen starke Befürchtungen einer
geringen Ausreife aufkommen. Der überaus schöne Spätherbst hat aber
alles wettgemacht, die Rhododendron haben prächtig Knospen angesetzt.
5. Monatsversammlung am 6. Dezember 1907.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Versammlung beschloß, den Gehilfenvereinen „Hedera“ und
„Deutsche Perle“ einen Beitrag von 100 M. zur Unterstützung ihres Abend-
kurses zu gewähren. Herr Hofrat Fr. Bouche hielt darauf einen Vortrag
über die Vogelschutzstation des Freiherrn von Berlepsch in Seebach. Frei-
herr von Berlepsch hat bekanntlich den schwach glimmenden Funken der
bereits vor 60 Jahren, leider mit wenig Erfolg, in Angriff genommenen
Vogelschutzbestrebungen von neuem angefacht und zum Brennen gebracht.
Unsere Generation muß nun das Feuer unterhalten. Die reich besuchte
Versammlung folgte mit großem Interesse dem ausgezeichneten Vortrage.
Herr Geheimer Oberforstrat Prof. Neumeister machte im Anschluß an den-
selben Mitteilung, daß von den im Kampfe gegen die Nonne in den
fiskalischen Waldungen angebrachten Berlepschen Kästen schon im ersten
Jahre 80 Prozent von den gefiederten Sängern bezogen wurden, während
die tönernen Nistkästen Berlepscher Imitation nur zu 20 Prozent als Nist-
gelegenheit benutzt wurden.
Sehr lehrreich waren die Vorführungen prächtig entwickelter, voll-
blühender Flieder und der sich daran anknüpfende Vortrag des Herrn Hof-
gärtner Kleine aus der Herzogin Garten, Diese Flieder waren teilweise
nach Behandlung mit Äther, teilweise nach 10—12stündigem Einstellen in
warmes Wasser von 28° R getrieben worden und zeigten bei letzterer
Methode ein weitaus besseres Resultat, als es die Ätherisierung ergeben
hatte. Garteninspektor Zöbner machte im Anschluß hieran Mitteilung über
die diesjährigen Versuchsergebnisse der Fliedertreiberei im Botanischen
Garten, die denen des Herrn Hofgärtner Äleine entsprächen. Der Wärme-
grad des Wassers wurde auf 20, 28 und 36° R (25, 35, 45° C) angesetzt.
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Während nun die mit 20° R behandelten Flieder sich wie nicht behandelte
Pflanzen kaum von der Stelle rührten, zeigten die in 28 und 36° R warmes
Wasser eingetauchten ein sehr gutes und ein fast gleiches Treibresultat,
so daß man wohl annehmen darf, daß der für die Wasserbehandlung der
Flieder erforderliche Wärmegrad bei frühester Treiberei zwischen 28 und
36° R liegen möchte.
Die Prüfungskommission für ausgestellte Pflanzen erteilte Herrn
Handelsgärtner Siems in Laubegast für ausgezeichnete Azaleen einen
I. Preis, Herrn Landschaftsgärtner Böhm in Dresden-A. für Chrysanthemum-
neuheiten einen II. und Herrn Simmgen, Hofgärtner Sr. Kgl. Hoheit Prinz
Johann Georg, einen III. Monatspreis für blühende Eucharis amazonica.
6. Monatsversammlung am 10. Januar 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Hofrat Bouche eröffnete die Versammlung mit einer feierlichen .
Ansprache, in der er Ihrer Majestät, der verstorbenen Königin-Witwe
Carola gedachte. Die Königin war eine Fürstin, wie sie sein soll. Zum
Zeichen ihrer Trauer erhob sich die Versammlung von den Sitzen. Am
Sarge Ihrer Majestät war seitens der Flora ein Kranz niedergelegt worden,
für den vom Hofmarschallamt ein Dankschreiben eingegangen war. Darauf
hielt Kgl. Garteninspektor ZLöbner einen Vortrag über Rosensämlings-
Stammzucht, der unter den Original-Abhandlungen zu finden ist. Der Vor-
tragende war der Ansicht, daß der Rosensämlingsstamm gegenüber dem
Waldstamm für deutsche Verhältnisse die Zukunft haben werde und zeigte
an Hand eines Beispieles einer von ihm seit 12 Jahren durchgezüchteten
Caninarasse, welche Vorteile für die Praxis die Verwendung einer gut durch-
gezüchteten Rasse ergeben müsse. Bei der an den Vortrag angeschlossenen
Aussprache wurde die Ansicht geäußert, es habe Wert, eine rostfreie Unter-
lage zu erhalten, und weiterhin wurde über Rosendüngung und Bekämpfung
von Rosenkrankheiten gesprochen. — Schließlich nahm die Versammlung
noch Kenntnis von einer Einsendung des Herrn Stadtgartendirektor a. D.
Degenhardt in der Deutschen Reform über die Rechtsfrage im Gärtnerei-
berufe.
Festversammlung anläßlich der 82. Jahresfeier
am 28. Februar 1908.
Vorsitz: Herr Rittergutsbesitzer 7. J. Rudolf Seidel.
Im prächtig dekorierten kleinen Saale des Vereinshauses hielt Herr
T. J. Rudolf Seidel vor zahlreich erschienener Versammlung eine feierliche
Ansprache, die in ein dreifaches Hoch auf unsern hohen Protektor, Se.
Majestät den König und das gesamte Königliche Haus ausklang, und gab
darauf Herrn Professor Correns aus Leipzig das Wort zu einem Vortrage
über den Gartenbau der Ameisen. Der Vortragende verstand es, sehr
gemeinverständlich zu sprechen und fesselte die Zuhörer über eine Stunde.
Über den Vortrag selbst ist in den Original-Abhandlungen nachzulesen.
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Familienabend am 6. März 1908.
Überaus heiter und ungezwungen verlief der Familienabend, der zur
Nachfeier des 82jährigen Bestehens der Gesellschaft im Konzerthause des
Zoologischen Gartens die Vereinsmitglieder hatte einfinden lassen. Herr
Kgl. Obergartendirektor Hofrat Bouche begrüßte mit warmen Worten die
Festteilnehmer, unter denen sich Abordnungen der Schwestergesellschaften
und -vereine befanden, der Gartenbaugesellschaft Feronia, des Gärtner-
vereins Dresden und Umgegend, des Vereins der Blumengeschäftsinhaber,
des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Der Festausschuß, aus
den Herren Beger, Dauß, Haubold, Schirmer und Steglich bestehend, hatte
fleißig gearbeitet, den Abend zu einem fröhlichen zu gestalten. Die
prächtigen Pflanzendekorationen, Darbietungen von Vorträgen in Gesang,
Musik und Tanz aus dem Kreise der Flora heraus und ein geschickt
arrangierter Kotillon werden die leider nur zu flüchtigen frohen Stunden
in steter Erinnerung halten.
Generalversammlung am 13. März 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Schriftführer, Herr Handelsgärtner //aubold in Laubegast, brachte
den Jahresbericht zu Gehör. Darauf erstattete Herr Baumschulenbesitzer
O. Poscharsky in Laubegast Bericht über die Rechnungsführung und er-
läuterte die dem Protokoll beigefügte Jahresrechnung. Herr Buchdruckerei-
besitzer C. Heinrich in Dresden-Neustadt erklärte namens der Kassenrevisoren,
daß sich das Rechnungswerk in bester Ordnung befunden habe, und be-
antragte, dem Verwaltungsrat Entlastung zu erteilen. Darauf wurde zu
den Wahlen geschritten. Herr //aubold wurde wiederum zum 1. Schrift-
führer, als 2. Schriftführer Herr Buchdruckereibesitzer C. Heinrich und als
Büchermeister Garteninspektor Löbner neugewählt. Zu Kassenrevisoren
wurden ernannt die Herren J. P. Dauß, Carl Knöfel und Gartenbauingenieur
Ed. Bertram.
1908/1909.
1. Monatsversammlung am 13. März 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Bekanntgabe gelangte die Mitteilung von der Verleihung des
Friedrich-August-Reisestipendiums an Herrn Offo Bäuerle. Herr Direktor
Bertram lud zum Besuche der Prüfung an der Gartenbauschule in Laubegast,
Herr Lehrer Mißbach zur Teilnahme am Examen der Floraschule ein. Auf
Vorschlag des Herrn Mißbach wurden zwei Schülern der Floraschule je
eine Bücherprämie bewilligt. Darauf hielt Herr Syndikus Pilz, Redakteur
von „Der Handelsgärtner“ aus Leipzig, einen sehr beifällig aufgenommenen
Vortrag über „Der Gartenbau in seinen Beziehungen zur Volkswirtschaft“.
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2. Monatsversammlung am 22. Mai 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Versammlung fand im großen Kalthause des Kgl. Botanischen
Gartens statt. Herr Geheimrat Prof. Dr. Drude ergriff das Wort zu einem
Vortrag über die diesjährige Centenarfeier und Frühjahrsausstellung der
Societe d’agriculture et de botanique in Gent, die er als Preisrichter besucht
hatte. Der Redner gab eine lebhafte Schilderung der räumlichen Verhält-
nisse dieser nahezu rein belgischen Ausstellung, zu dem ein dem Absatz-
gebiete Belgiens entsprechend internationales Preisrichterkollegium geladen
war, und ging sodann auf Einzelheiten der Ausstellung über. Uns inter-
essierte unter anderm auch der Eintrittspreis, der an den verschiedenen
Tagen 10, 5, 3, 2 und 1 Franken betrug. Als alter Besucher der Genter
Ausstellung schilderte im Anschluß an den Vortrag Herr Handelsgärtner
Olberg in Dresden-Striesen seine Eindrücke. Hervorragend Neues habe er
nicht gesehen. Hierauf wanderte man durch den im späten Frühjahrs-
schmucke stehenden Botanischen Garten nach dem Kgl. Großen Garten zur
Besichtigung des im vollen Schmucke stehenden Rhododendronflors. Eine
Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Im „Carolaschlößchen“ fand die Ver-
sammlung schließlich ihr Ende.
Versammlung des Schulvorstandes am 27. August 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Durch Todesfall ist uns die bewährte Kraft des Herrn Lehrer Zooß
entrissen worden. Dadurch, daß die Herren Lehrer Mißbach und Dufschmann
einen Teil des Unterrichts mit übernehmen zu wollen sich bereit erklären
und für den andern Herr Lehrer Wittig gewonnen werden konnte, ist die
Lücke wieder ausgefüllt. Da der Stadtrat zu Dresden eine Neuregelung
des städtischen Fortbildungsschulwesens anstrebt, wurden mit ihm Ver-
handlungen gepflogen, welche für die Floraschule ein vorläufiges Fort-
bestehen ihrer bisherigen Einrichtungen ergaben.
3. Monatsversammlung am 28. August 1908 im Restaurant
„Zum Ratskeller“ in Laubegast.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Gesellschaft versammelte sich bereits am Nachmittage zum Besuche
einiger Laubegaster Handelsgärtnereien. Bei O. Poscharsky war man über-
rascht über die große Menge tadellos gezogener Koniferen in allen Ent-
wickelungsstadien und die vielen Formen schöner und teilweise sehr
seltener Ziergehölze, die den Ruf der Firma als größte und bestunter-
haltene Ziergehölzbaumschule ganz Mittel- und Süddeutschlands ausmachen.
In den Handelsgärtnereien der Herren 7. J. Seidel und Robert Weißbach
waren die alten Topfpflanzenkulturen zu sehen, denen Dresden seinen Ruf
als Gärtnerstadt von internationaler Bedeutung zu danken hat. Welche
enorme Massen von Azaleen in der Größe, wie sie des Versandes für den
bevorstehenden Herbst harren, und in jüngeren Entwickelungsstufen waren
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zu sehen. Und in welcher Vollkommenheit der Kultur! Viel bewundert
wurden die Riesen-Azaleen des Herrn Seidel, die als „Paradepferde“ der
internationalen Ausstellungen anzusprechen sind. Neben Azaleen noch
Kamelien, Eriken, Palmen, Zierspargel, Rosen, Flieder, Maiblumen, bei
Herrn Weißbach auch Orchideen. Den Fachmann interessierten des be-
sonderen auch die neueren Gewächshausbauten unter Verwendung poröser
Zementplatten.
In der sich der Exkursion anschließenden Monatsversammlung machte
der Vorsitzende Mitteilung vom Ableben der Herren Oberst-z. D. Zauterbach,
Lehrer ZLooß, Hoflieferant Handelsgärtner Carl! Rülcker und des Ehren-
mitgliedes Geh. Regierungsrat Dr. jur. Vodel. Vorstand und .Mitglieder
gaben den Verschiedenen das letzte Geleit. Weiterhin gibt der Vorsitzende
Kenntnis von einem Schreiben des Vorsitzenden der neugegründeten Ver-
einigung der Baumschulenbesitzer für das Königreich Sachsen, Herrn
"Baumschulenbesitzer //auber in Tolkewitz, mit der Bitte um gemeinsames,
freundschaftliches Zusammenwirken der beiden Schwestervereinigungen,
dem gern zugestimmt wurde, und von den Glückwünschen, die dem Ver-
bande der Handelsgärtner Deutschlands zu seinem 25jährigen Bestehen
im August übermittelt wurden. Stoff zu einer längeren Aussprache gab
schließlich noch das in diesem Jahre so verheerende Auftreten der Nonne.
4. Monatsversammlung am 25. September 1908
im Kel. Botanischen Garten.
Vorsitz: Herr Handelsgärtner 3. Faubold in Laubegast.
Dem Bezirks-Obstbauverein zu Kamenz wurde zu seiner am 10. bis
12. Oktober in Königsbrück stattfindenden Ausstellung eine große und
kleine silberne Preismünze gestiftet, dem Verein zur Förderung Dresdens
und des Fremdenverkehrs für die besten Leistungen auf dem Wettbewerbe
„Dresden im Blumenschmuck“ 100 M. und dem Gärtnerverein „Hedera“
in Laubegast 75 M. als Unterstützung zur Einrichtung eines Gehilfen-
Winterkurses bewilligt. Nach einigen weiteren Mitteilungen wurde die
Sitzung geschlossen, und nun gesellte sich die Gartenbaugesellschaft
Feronia der Versammlung zu, um einen Vortrag des Herrn Geheimrat
Prof. Dr. Drude mit anzuhören. Herr Geheimrat Drude dankte den beiden
Gesellschaften, die mit ihrem zahlreichen Besuch ihr Interesse an dem
Garten und seinen Bestrebungen bekundeten, und führte sie in das neue
Viktoriahaus ein. Das Haus wurde bekanntlich anläßlich der letztjährigen
Gartenbau-Ausstellung von privater Seite aus gebaut und durch ein großes
Entgegenkommen der Regierung dem Garten überwiesen. Man folgte mit
Interesse Herrn Geheimrat Drudes Mitteilung über die Wärmezustände in
den Tropen und das Wärmebedürfnis der Viktoria. In beredten Worten
gab der Vortragende noch eine Charakteristik einiger weiterer Gewächse,
die zur Ausschmückung des Hauses Platz gefunden haben, und weiterhin
verwies er auf eine kleine Zusammenstellung herbstblühender Stauden-
gewächse im Vortragslokale. Hierauf begann Herr Dozent Dr. Naumann
einen kleinen Vortrag über eine an unserer Herbstaster aufgetretene
Fusarium-Krankheit, der wir Gartenbauer im eigenen Interesse Beachtung
— A
zu schenken Veranlassung haben. Die Gesellschaft teilte sich nun in drei
Teile. Unter Herrn Geheimrat Drudes Führung begab sich der eine Teil
in die Palmenhäuser und das Viktoriahaus. Im letzteren erschloß zu Ehren
des Tages die Viktoria gerade ihre glänzendweiße, große Blüte, und nun
mußte sie ihre Blätter einer Belastungsprobe unterziehen lassen. Es wurden
Ziegelsteine im Gewichte von 80 kg auf ein Blatt gelegt, um dessen riesige
Tragfähigkeit zu zeigen. Herr Dr. Naumann und Garteninspektor Löbner
führten je einen weiteren Teil in die Versuchsstation zur Besichtigung
einiger Versuchskulturen. Nach späterem gemeinsamen Zusammentreffen
auf dem Schmuckplatz vor dem Palmenhause des Gartens ging die Ver-
sammlung auseinander.
Vorstandssitzung am 19. Oktober 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Beschlossen wurde, in nächster Zeit einen Vortrag des Herrn Lehrer
J. Meyer über Nubien und den Sudan und später einen Vortrag des Herrn
Dr. Roß aus München über Mexiko halten zu lassen. Die Feier des
Stiftungsfestes wird für den 19. Februar festgesetzt, an das sich später ein
Familienabend anschließen möchte. Vom Ausschuß für Gartenbau beim
Landeskulturrate wird vorgeschlagen, in der Gesellschaft über das Auf-
treten des amerikanischen Stachelbeermeltaues und seine Bekämpfung
aufzuklären. Schließlich kam ein Schreiben des Vereins der Landschafts-
gärtner von Dresden und Umgegend zur Verlesung, in dem auf den Verfall
so vieler Dresdner Hausgärten hingewiesen wird.
5. Monatsversammlung am 16. Oktober 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Das Programm der im April 1909 stattfindenden Großen Internationalen
Gartenbau-Ausstellung in Berlin wurde vorgelegt. Darauf sprach Garten-
inspektor Löbner am Kgl. Botanischen Garten über „Die Petroleum-
seifenbrühe und Allgemeines über die Bekämpfung tierischer Schädlinge“.
Es sind bedeutende Summen Geldes, die dem deutschen Gartenbau durch
den Ankauf von Schädlingsbekämpfungsmitteln, die im Verhältnis zu ihrem
Wert viel zu hoch bezahlt werden müssen und oft noch unsere Kulturen
schädigen, jährlich verloren gehen. Und dabei haben wir Bekämpfungs-
mittel, wie sie billiger und in der Anwendung einfacher kaum sein können.
Eins von diesen guten Mitteln ist die Petroleumseifenbrühe. So sehr
unbekannt sollte diese Petroleumseifenbrühe eigentlich nicht sein. Der Obst-
züchter verwendet sie schon seit zwei Jahrzehnten. Aber der Topfpflanzen-
züchter ist mit ihrer Anwendung noch kaum vertraut. Über ihre Zusammen-
setzung kann man zum Beispiel auch im „Kleinen Kirchner“ (Die Obst-
baumfeinde, ihre Erkennung und Bekämpfung. Gemeinverständlich dar-
gestellt von Prof. Dr. O. Kirchner) nachlesen. Dieses Werk ist, das sei
nebenbei bemerkt, eines jener Büchlein, die in der Fachbibliothek eines
jeden Gärtners, und sei sie noch so klein, enthalten sein sollte.
Gewöhnlich wird die Petroleumseifenbrühe zwei- bis dreiprozentig her-
gestellt. Zu diesem Zwecke zerschneidet man drei Stücken weißer Kern-
a
seife, das Stück zu 10 Pfennig, in dünne Scheiben und legt sie in einen
Kochtopf, in den man / Liter etwas angewärmtes Wasser (nicht mehr!)
gießt, damit sich die Scheiben auflösen können. Nach vierundzwanzig-
stündigem Stehenlassen kocht man die nun völlig gelöste Seife einige
Minuten lang auf. Nachdem die Lösung wieder abgekühlt, aber noch nicht
völlig erkaltet ist, gießt man 2 oder 3 Liter Petroleum hinzu, das man
durch Stehenlassen in einem warmen Zimmer oder im Kesselhause vorher
etwas angewärmt hat. Und nun kommt die Hauptarbeit. Mit einer Ge-
wächshausspritze zieht man das Petroleum hoch und spritzt es darauf kräftig
in die Seifenlösung hinein, und damit wird so lange fortgefahren, bis
sämtliches Petroleum von der Seifenlösung aufgenommen und eine dick-
breiige, rahmartige Masse entstanden ist. Wenn Petroleum und Seifen-
lösung etwas angewärmt waren, ist die Emulsion nach fünf bis zehn Minuten
langem Spritzen fertig. Sie sieht ganz so aus wie Schlagsahne und ist
auch so dickflüssig wie diese. Man rührt nun zweckmäßigerweise noch
1 Liter warmes Wasser hinzu, damit die Emulsion mehr flüssig wird und
gießt die jetzt mehr dünnbreiige Masse in zehn bereitstehende Flaschen.
In diesen Flaschen kühl aufbewahrt, hält sich die Emulsion lange Zeit
frisch, und es reicht immer eine Flasche aus, um mit Wasser verdünnt
10 Liter Petroleumseifenbrühe zu geben. Ein Liter der Lösung kostet
dann noch nicht einmal einen Pfennig.
Natürlich will die Herstellung dieser Brühe erst versucht und geübt sein,
aber alles muß ja doch erst erlernt werden. Petroleum darf sich unter
keinen Umständen wieder ausscheiden, sonst gibt es Schädigungen an den
Kulturen. Man wird gut tun, vor Gebrauch der Brühe eine Probe zu
machen. Schlägt man einen Tropfen Brühe in ein mit Wasser gefülltes
Gefäß, etwa in ein Gießbassin, so sieht man sofort, ob die Petroleumbrühe
gut zubereitet worden ist, indem sie sich rasch verteilt, oder ob sie Petroleum
in Form von „Augen“ ausscheidet. Am wirksamsten ist die Brühe im
frisch zubereiteten Zustande. Läßt man sie besonders im warmen Sommer
oder in einem warmen Gewächshause tagelang stehen, so muß sie an
ihrer Wirkung Einbuße erleiden; das Petroleum scheidet sich dann aus.
Herrn Hofgärtner Herzog in Pillnitz wurde für Cyclamenpflanzen in
hervorragender Kultur ein Anerkennungsdiplom erteilt. Herr Dauß, Samen-
handlung (Versuchsfeld in Dobritz), stellte Blütensträuße von Cosmea
bipinnata hybrida aus, die allgemeinen Anklang fanden und einen Il. Preis
erhielten. Die Cosmeen waren früher undankbare Blüher; durch gärtnerische
Zuchtwahl sind sie aber heute zu vorzüglichen Gartengewächsen geworden.
Garteninspektor Lödner führte blühende Chrysanthemum aus den Versuchs-
kulturen der Versuchsstation am Botanischen Garten vor, weiterhin trauben-
blütige Fuchsien und eine Cyclamenkreuzung, die interessante Einblicke
gewährt in die Möglichkeiten, mit denen man bei den für die Wissenschaft
wie die gärtnerische Praxis hochinteressanten Vererbungsgesetzen zu rechnen
hat. Schließlich wurde ein Schreiben des Vereins der Landschaftsgärtner
von Dresden verlesen, das auf das schlechte Aussehen der Dresdner Haus-
gärten aufmerksam macht und die Gesellschaft Flora ersucht, Schritte
zu unternehmen, die zu einer Gesundung der wenig erfreulichen Verhältnisse
führen könnten. Vom Vorsitzenden und anderen Rednern wurde das Tat-
Zargen ze
sächliche des in dem Schreiben Enthaltenen bestätigt. Der Vorsitzende gab
seine Bereitwilligkeit zu erkennen, in der Tagespresse auf die leidigen Zu-
stände hinzuweisen und unser Ehrenmitglied, den Herrn Oberbürgermeister
Geheimer Rat Beutler, zu begrüßen, daß auch seitens der städtischen
Gartendirektion eingeschritten werden möchte. Es sind in früheren Jahren
Bäume in den Straßen gepflanzt worden, die bei ihren Größenverhältnissen
nicht an ihren Platz gehören und bei denen nur durch sehr energisches
Zurückschneiden, teilweise wohl auch durch Fällen Änderung erzielt
werden kann.
6. Monatsversammlung am 30. Oktober 1908.
Vorsitz: Herr Handelsgärtner 3. Haubold in Laubegast.
Der Herr Vorsitzende gab Kenntnis von einem Schreiben des Vereins
der Landschaftsgärtner von Dresden und Umgegend, das die Schaffung
eines Stellennachweises für Gärtnergehilfen als wünschenswert erscheinen
läßt. Weiterhin machte er die freudige Mitteilung, daß laut Beschluß des
Landeskulturrates für das Königreich Sachsen vom 15. Oktober der Ausschuß
für Gartenbau nunmehr die Gartenbauschule in Laubegast übernommen
habe. Dadurch gelangt die Gärtnerschaft Sachsens in den Besitz der Schule.
Den vielfachen Wünschen entsprechend ist auch seit Ostern dieses Jahres
ein Kursus von einjähriger Dauer eingeführt worden, dessen Lehrgang dem
handelsgärtnerischen Bedürfnis angepaßt ist.
Danach ergriff Herr Bürgerschullehrer Julius Meyer aus Dresden-Löbtau
das Wort zu einem Vortrag über „Nubien und der Sudan“. Herr Meyer
verstand es, in schlichten Worten zu schildern und doch farbenfrohe, leben-
sprühende Gemälde an unseren Augen vorübergehen zu lassen. Land und
Leute hat der Vortragende schon zweimal besucht; er schilderte die Wunder
des Nils, die sengende Glut der Wüste; wir sehen die Baudenkmäler einer
alten Kultur neben den Lehmhütten heutiger Negervölker; wir wandern
mit dem Vortragenden aufs Schlachtfeld bei Chartum und durch Durra-
und Dattelpalmenkulturen. Die dortigen Landwirte haben es nicht leicht.
Ein Tag der versäumten Bewässerung würde die ganze Kultur in Frage
stellen. Wo der Vortragende mit der schöngebauten, hochgewachsenen,
heimischen Bevölkerung zusammentraf, lebte er mit ihr; er fuhr mit ihnen
in der Sudanbahn, Mahl und Lagerstätte mit ihnen teilend und nahm ab-
seits der Touristenstrecke an ihren Festlichkeiten und Tänzen teil. Nirgends
zeigte sich ihm Gefahr für sein Leben, aber überall Beschwerden mancher
Art, die wohl nur ein fester Wille, eine kernige Natur und die Liebe zur
Forschung überwinden mögen. Lichtbilder in großer Zahl schlossen sich
an den Vortragan. — Die Beurteilungskommission für ausgestellte Pflanzen
erkannte für Cyclamen in vorzüglichster Kultur und für ein kleines Chry-
santhemumsortiment des Herrn Prinzl. Hofgärtner Simmgen einen 1. bezw.
Il. Preis.
Vorstandssitzung am 27. November 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouch£.
Zur Beratung kam eine Neuaufstellung der bestehenden 15 Sonder-
ausschüsse,
I
7. Monatsversammlung am 27. November 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Herr Vorsitzende gab die Neuaufstellung der 15 Ausschüsse be-
kannt, die er der Wahl der Gesellschaftsmitglieder unterbreitet. Sämtliche
Herren wurden gewählt und nahmen die ihnen zugedachten Amter an.
Zusammensetzung der Sonderausschüsse:
I. Ausschuß für Botanik.
Geheimer Hofrat Prof. Dr. Oskar Drude, Dresden.
Oberinspektor des Kgl. Botanischen Gartens Franz Ledien, Dahlem.
Kgl. Garteninspektor Max Löbner, Dresden.
Bürgerschullehrer Robert Mißbach, Dresden.
Kgl.Garteninspektor a. D. Gustav Poscharsky, Schellerhau i. Erzg.
Il. Ausschuß für Gartenkunst.
Kgl. Gartenbaudirektor Max Bertram, Blasewitz.
Kgl. Obergartendirektor Friedrich Bouche, Dresden.
Gartenbauingenieur Richard Quanz, Laubegast.
Gartenbauschuldirektor Fritz Tamms, Laubegast.
Stadtgartendirektor Wilhelm v. Uslar, Dresden.
III. Ausschuß für Obstbau.
Stadtgartendirektor a. D. Moritz Degenhard, Großsedlitz.
Baumschulenbesitzer Paul Hauber, Tolkewitz b. Dresden.
Privatmann Arthur Pekrun, Weißer Hirsch b. Dresden.
Privatmann Augo Tamm, Dresden-Strehlen.
Gartenbauschuldirektor Fritz Tamms, Laubegast.
IV. Ausschuß für Gemüsebau.
Handelsgärtner Rudolf Hunger, Laubegast.
Privatmann August Leumer, Dresden.
Kgl. Obergärtner Clemens Müller, Dresden.
Stadtgartendirektor Friedrich Pollmer, Großenhain.
Handelsgärtner Rudolf Schrön, Reick b. Dresden-Gruna.
V. Ausschuß für Gehölzkunde und Freilandpflanzen.
Kgl. Forstgarteninspektor C. F. Büttner, Tharandt.
Kgl. Oberinspektor Franz Ledien, Dahlem b. Berlin.
Kgl. Garteninspektor Lödner, Dresden.
Baumschulenbesitzer Oskar Poscharsky, Laubegast.
Rosenschulenbesitzer Victor Teschendorff, Dresden-Strehlen.
VI. Ausschuß für Kalthauspflanzen.
Handelsgärtner Bernhard Haubold, Laubegast.
Handelsgärtner Gustav Knöfel, Dresden-Strehlen.
Handelsgärtner Ernst Rülcker, Dresden-Strehlen.
Handelsgärtner Heinrich Seidel, Laubegast.
Prokurist Rudolf Gäbler, Dresden-Striesen.
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VII. Ausschuß für Warmhauspflanzen.
Kgl. Hofgärtner Heinrich Kleine, Dresden.
Obergärtner Knoderer, Laubegast.
Handelsgärtner 7. J. Rudolf Seidel.
Handelsgärtner Paul Schäme, Dresden-Striesen.
Handelsgärtner Max Ziegenbalg, Leuben b. Dresden.
Vlil. Ausschuß für Treiberei und Binderei. ;
Kgl. Hoflieferant Felix Geyer, Dresden-Neugruna.
Handelsgärtner Herrmann Große, Dresden.
Handelsgärtner Max Müller, Dresden-Strehlen.
Handelsgärtner Rudolf Böhm, Dresden.
Kgl. Hoflieferant Conrad, Dresden.
Kgl. Hofgärtner Heinrich Kleine, Dresden.
IX. Ausschuß für Handelsinteressen.
Handelsgärtner Offo Olbere, Dresden-Striesen.
Handelsgärtner Ernst Drewitz, Coswig b. Dresden.
Handelsgärtner Alwin Richter, Dresden-Striesen.
Handelsgärtner Heinrich Seidel, Laubegast.
Handelsgärtner Theodor Simmgen, Dresden-Strehlen.
Handelsgärtner Robert Weißbach, Laubegast.
Handelsgärtner Max Ziegenbalg, Leuben b. Dresden.
X. Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten und für Versuche.
Kgl. Obergartendirektor Friedrich Bouche, Dresden.
Handelsgärtner Hans Dauß, Dresden.
Handelsgärtner Bernhard Haubold, Laubegast.
Kgl. Hofgärtner Karl Herzog, Pillnitz.
Kgl. Garteninspektor Max Löbner, Dresden.
Handelsgärtner Otfo Olberg, Dresden-Striesen.
Handelsgärtner 7.J. Rudolf Seidel.
Xl. Ausschuß für die Monatsausstellungen.
Handelsgärtner Kurt Beger, Dresden-Seidnitz.
Landschaftsgärtner Rudolf Leubner, Dresden.
Kgl. Garteninspektor Max Löbner, Dresden.
Kgl. Parkinspektor Conrad Pohl, Dresden.
Garteningenieur Georg Wilkens, Dresden.
XII. Ausschuß für die Fachschule.
Kgl. Hofgärtner Gustav Hennersdorf, Dresden-Strehlen.
Handelsgärtner August Helm, Dresden.
Handelsgärtner Moritz Hirschfeld, Dresden.
Kgl. Hofgärtner Adolf Keller, Moritzburg.
Handelsgärtner Gustav Knöfel, Dresden-Strehlen.
Sekretär des Gartenbau-Ausschusses Offo Meckwitz, Dresden.
Gartenbau-Ingenieur Richard Quanz, Laubegast.
= 99
XIII. Ausschuß für die Interessen der Liebhaber.
Privatmann Theodor Gaßmann, Dresden.
Kaufmann Benno Hultzsch, Dresden-Strehlen.
Buchdruckereibesitzer Car! Heinrich, Dresden.
Oberlehrer Fritz Hoffmann, Dresden.
Eisenbahn-Verkehrs-Inspektor a. D. Rudolf Richter, Laubegast.
XIV. Ausschuß für Pflanzenpflege durch Schulkinder.
Kgl. Hofgärtner Adolf Eisenbarth, Großsedlitz.
Kgl. Garteninspektor Max Löbner, Dresden.
Bürgerschullehrer Robert Mißbach, Dresden.
Ingenieur Ferdinand Modes, Dresden.
Handelsgärtner 7. J. Rudolf Seidel.
XV. Ausschuß für Gewerbliches.
Kaufmann Fritz Peschke, Dresden.
Architekt Franz Schirmer, Laubegast.
Kaufmann Edmund Simon, Dresden.
Zivilingenieur Hermann Stöcklein, Dresden-Striesen.
Samenhändler und Handelsgärtner Ludwig Zeiger, Dresden.
Zur Kenntnisnahme gelangte die Mitteilung, daß neben der Festver-
sammlung am 19. Februar die Abhaltung eines Familienabends am 3. März
geplant werde. In den Festausschuß wurden die Herren Beger, Dauß,
Haubold, Schirmer und Steglich gewählt. Weiterhin berichtete der Vor-
sitzende über die Wertzuwachssteuer, welche die Stadtverwaltung einzu-
führen beabsichtigt, und es kam eine Eingabe der Dresdner Gärtner-Ver-
einigungen an den Stadtrat zur Verlesung, in der auf die wohlbegründete
Notwendigkeit hingewiesen wird, die gartenbautreibenden Kreise von der
Zuziehung zur Wertzuwachssteuer auszuschließen. Der Gärtner huldigt
durchaus nicht der Bodenspekulation; er muß mit Rücksicht auf den Absatz
seiner leicht vergänglichen Produkte in direkter Nähe der größeren Städte
kultivieren, und wenn er dann nach 20 oder 30 Jahren infolge von Um-
bauung sein Grundstück verkaufen muß, so hat er so viel in nun völlig
wertlose, kostspielige Baulichkeiten hineingesteckt, daß für ihn in den weit-
aus meisten, ja fast in allen Fällen ein Gewinn aus dem Landverkauf gar
nicht herausspringt. Darauf erteilte er Herrn Dr. Roß, Kustos am Botani-
schen Garten in München, das Wort zu einem Vortrag „Aus der Pflanzen-
welt Mexikos“. Herr Dr. Roß unternahm 1906 im Auftrag der bayrischen
Regierung eine sechsmonatige Studien- und Sammelreise nach Mexiko,
über die er in fesselnder Weise berichtete. Redner schilderte zunächst
die geographische Lage und die Bodenerhebung des Landes, in dem wir
alle Klimate vertreten sehen. Wir folgen ihm durch die mächtigen Gras-
ebenen, die Savannen, die durch Schirmbäume einige Belebung erfahren.
Zahlreiche farbige Lichtbilder zeigen uns die üppige Vegetation des
tropischen Regenwaldes mit seinen interessanten Desmoncus-Kletterpalmen,
den kletternden Lygodium-Farnen, Farnbäumen, Cecropien und den reich
verbreiteten Überpflanzen, den Epiphyten. Die Kulturen des Landes werden
vorgeführt an Kakao, Vanille, Melonenbaum, Banane, den Kautschuk
liefernden Castilloabäumen und mächtigen Agavenpflanzungen, die auch
_ der Gewinnung von Honigwasser dienen, das man in Alkohol übergehen
läßt. Eine völlige Degeneration der dortigen Bevölkerung ist leider die
Folge dieser Kultur. Die Agavenpflanzungen befinden sich bereits im
Hochwaldgebiete, das uns Baumriesen des Taxodium mexicanum zeigt,
deren Alter Alexander v. Humboldt auf 4000, De Candolle sogar auf
6000 Jahre schätzten. Leider sind nur noch wenige Bäume von der Raub-
und Mißwirtschaft der Spanier verschont geblieben. Am meisten charakte-
ristisch für Mexiko ist die Hochlandsvegetation mit ihren an die große
Trockenheit angepaßten Dickpflanzengewächsen, den eintönigen Cereus-
arten von oft 12 m Höhe, den indischen Feigenbäumen, den Agaven,
Nolina-, Dasylirionarten. Wir finden schließlich Gebiete, in denen manch-
mal jahrelang kein Tropfen Regen fällt und die deshalb die spärlichste
Vegetation tragen. Mit 4300 m treten wir endlich in die alpine Region
ein. Von der Flora des Landes ging der Herr Vortragende noch auf die
Gartenkultur der Mexikaner ein und erntete zum Schluß seiner Aus-
führungen reichen Beifall.
Ausgestellt war eine Sammlung Tafelobst des Herrn W. Ziegler aus
Spreetal-Grubschütz, in der prächtige Früchte von Pariser Rambour, Bau-
manns Reinette, Gravensteiner, Wintergoldparmäne neben Riesenfrüchten
des Peasgood Nonsuch und Kaiser Alexander vertreten waren. Herr
Handelsgärtner Aaubold zeigte prächtige Schaublumen eines größeren
Chrysanthemumsortimentes, die, wie auch das Obst des Herrn Ziegler,
einen I. Preis erhielten. Der Botanische Garten hatte Versuchskulturen
einer Azaleendüngung in Blüte und eintriebige Chrysanthemumpflanzen
von Juli Vermehrung, ebenfalls aus einem Düngungsversuche stammend,
ausgestellt, denen ein Ehrenpreis zugedacht wurde.
8. Monatsversammlung am 11. Dezember 1908.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Herr Vorsitzende gibt Kenntnis vom Ableben unseres Ehren-
mitgliedes, des Herrn Charles Balte in Troyes, der sich als Baumzüchter
und Pomolog eines großen Namens erfreut hat. Herr Buchdruckerei-
besitzer C. Heinrich überweist der Bibliothek die „Beihefte zum Botanischen
Centralblatt“. Hierauf hielt Herr Generalsekretär Braun vom Verein zur
Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. Preußischen Staaten einen Vor-
trag über die geplante Gartenbauausstellung in Berlin, indem er zu einer
Beschickung und Besuch der Ausstellung ermunterte.
Als Vorsitzender des Landesverbandes für das Königreich Sachsen
übermittelte Herr 7. J. Seidel, Laubegast, die Einladung zur Teilnahme an
der nächsten Sonntag stattfindenden Landesversammlung. Eine längere
Aussprache knüpfte sich an das Referat des Kgl. Garteninspektors Löbner
am Botanischen Garten über den amerikanischen Meltau der Stachelbeere.
Allgemein wird gewünscht, daß seitens der Regierung keine polizeilichen
Maßnahmen ergriffen werden möchten, denen Wissenschaft und Praxis
bereits einen Erfolg abgesprochen haben. Um so mehr müssen aber die
Baumschulgärtner Selbsthilfe üben. Der Botanische Garten stellte ge-
an
triebene Flieder aus, die der Warmwasserbehandlung unterworfen worden
waren und bewiesen, daß die starken Fröste, die wir im Oktober und
November zu erleiden hatten, auf die Treibfähigkeit der Pflanzen keinen
Einfluß ausgeübt haben. Für riesige Schaupflanzen seiner Adiantum-
Züchtung Matador erhielt Herr Handelsgärtner Zyor, Meißen, einen ersten
Preis. Herrn Zieeler in Grubschütz wurde für prächtiges Tafelobst, das
er in einem Luftschiff zur Auslage brachte, eine Anerkennung ausgesprochen.
9. Monatsversammlung am 8. Januar 1909.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Garteninspektor Zöbner am Kel. Botanischen Garten hielt einen
Vortrag über die Düngung mit Nährsalzen. Nach dem Vortragenden ist
es das Verdienst Prof. Wagners, Darmstadt, die Gartenbauer in die rationelle
Ernährung der Pflanzen eingeführt zu haben. Das Wagnersche Nährsalz
spielt im heutigen Gartenbau eine wichtige Rolle. Die Befürchtung
Wagners, der er in seinem Werkchen „Die Ernährung gärtnerischer Kultur-
pflanzen“ (5. Auflage 1908, P. Parey) Ausdruck gibt, es sei nicht unmöglich,
daß die bei Verwendung von nichtkonzentrierten oder hochkonzentrierten
Nährsalzen sich anhäufenden Mengen an Nebenbestandteilen schädigend
auf die Topfpflanzen einwirken könnten, glaubt der Vortragende für die
gewöhnlichen Kulturen nicht teilen zu müssen, auf Grund langjährig durch-
geführter Düngungen in der Praxis und mit Rücksicht auf die inter-
essanten Konzentrationsdüngungsversuche, die Herr Geheimrat Prof. Dr.
Drude an der pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Botanischen
Garten seit Jahren durchführen läßt. Zu letzteren wird Florasalz genommen,
ein Gemisch verschiedener Salze, die in der Landwirtschaft allgemeine
Verwendung gefunden haben. Seit einigen Jahren wird das Wagnersche
Nährsalz stickstoffreicher zusammengesetzt. Der Vortragende verweist
darauf, daß dementsprechend auch im vergangenen Jahre am Botanischen
Garten vorzüglich an Azaleenversuchspflanzen ein stickstoffreicheres Flora-
salz zur Verwendung kam, das prächtige Resultate ergab. Es sei aber
nötig, die Versuche fortzusetzen und sie vor allen Dingen auf Freiland-
pflanzen auszudehnen, bei denen mit Frostgefahr zu rechnen sei. Im
übrigen verweist er noch auf die Notwendigkeit, auf Grund der Wagner-
schen Versuchsergebnisse, neben der Stallmistdüngung bei Freilandge-
wächsen Nährsalzmischungen zu verwenden. Zum Schluß spricht der
Vortragende über das Mischen der Dünger und bedauert, daß der Gärtner
meist fertige Nährsalzgemische kaufe, die er viel zu hoch bezahlen müsse.
Herr Hofrat Bouche sprach darauf in längerer Rede über die Beitrags-
pflichten zur Land- und Forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft unter
Benutzung eines lehrreichen Zahlenmaterials.
10. Monatsversammlung am 29. Januar 1909.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zu einem Vortrag des Herrn Äiese, Handelsgärtner in Vieselbach bei
Erfurt, über die Verwendung der Rosen für Garten- und Parkausschmückung
und Rosenneuheitenzucht hatten sich neben den unsrigen die Mitglieder
BE
der Schwestergesellschaft Feronia eingefunden. Herr Xiese ist wohl-
bekannt als Rosenpraktiker, der Züchter einer ganzen Anzahl wertvoller
neuer Rosensorten (Leuchtstern, Rubin, Tausendschön, Kronprinzessin
Cäcilie, Otto von Bismarck u. a.). Sein Vortrag, an den sich eine lebhafte
Aussprache namhafter Rosenzüchter anschloß, ist unter den Originalarbeiten
zu finden. ;
Unter geschäftlichen Mitteilungen erwähnt der Herr Vorsitzende, daß
der Ausschuß zur Prüfung von Pflanzenneuheiten kürzlich Herrn Handels-
gärtner Bach in Kötzschenbroda ein Wertzeugnis erster Klasse für einen
braunrotblättrigen Dracaena indivisa-Sämling verliehen hat. Diese Dracaena
ist bereits reichlich vermehrt und auf unserer letzten Gartenbauausstellung
ausgestellt und gewürdigt worden; sie ist in der Leuchtkraft ihres Farben-
tones und in der Wüchsigkeit, wie sie der Stammort dieser Dracaena ja
auch eigen ist, eine Dekorationspflanze ersten Ranges.
Bei den Vorweisungen erhielt Herr Alwin Richter in Striesen für
Cyclamen-Samenträger den ersten Preis. Herr Richter ist Spezialist in
dieser Kultur, und ihm ist die Zucht und Verbesserung einer eigenartigen
Rasse, der gefransten Cyclamen zu verdanken, die sich in den letzten
Jahren mehr oder weniger überall im In- und Ausland eingebürgert haben.
Auch ein neuer Farbenton, eine Vereinigung zwischen Lachsrot und Weiß,
wurde gezeigt und beifällig aufgenommen. Ein Spezialbeitrag über die
Richterschen Cyclamen befindet sich unter den Originalabhandlungen. Der
Botanische Garten zeigte wiederum aus seinen letztjährigen Düngungs-
versuchen vollblühende Azaleen vor.
Festversammlung am 19. Februar 1909.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Hofrat Bouche eröffnete die aus Anlaß der 83. Geburtstagsfeier
unserer Gesellschaft erschienene Festversammlung, an der auch Ehren-
mitglieder und die Vertreter der Schwestergesellschaften teilnahmen. Er
gab seiner Freude Ausdruck, daß die Befürchtungen, es könnten die letzte
internationale Ausstellung und die Witterungskalamitäten des vergangenen
Jahres ungünstig auf die Vereinstätigkeit einwirken, sich nicht bewahrheitet
haben, die Jubilarin stehe heute jung und tatkräftig da. Im Hinblick auf
das hohe Interesse, das die Fürsten unseres Wettiner Hauses allezeit dem
sächsischen Gartenbau entgegengebracht haben, gedachte er des hohen
Protektors der Gesellschaft und brachte ein Hoch auf Se. Majestät den
König und das ganze Haus Wettin aus. Verteilt wurde eine Festschrift
des Kgl. Garteninspektors a. D. Poscharsky in Schellerhau, Ehrenmitgliedes
der Gesellschaft, Bericht über Pflanzenkulturversuche in seinem 750 m hoch
gelegenen Garten. Hierauf erteilte der Vorsitzende den Herren Geh.
Hofrat Prof. Dr. Drude und Prof. Dr. Dietze das Wort zum Festvortrag über
die Flora der Kanarischen Inseln. Herr Geh. Hofrat Drude übernahm es, die
Flora der Kanaren nach pflanzengeographischen Gesichtspunkten zu schildern
und an Hand eines lebenden Pflanzenmaterials aus dem Botanischen
Garten die eigenartigen Typen der dortigen Pflanzenwelt zu erklären. Herr
Prof. Dr. Dietze gab die Eindrücke einer Reise wieder, die er selbst nach
Be,
den Kanaren ausgeführt hatte. Eine sehr große Zahl interessanter Licht-
bilder erläuterte seine Ausführungen. Seit Alexander von Humboldt 1799
Teneriffa besuchte und den Pik bestieg und trotz eines sehr kurzen Aufent-
halts die noch heute gültigen Grundlagen der kanarischen Pflanzengeographie
schuf, sind ungezählte Forschungsreisen nach diesen Inseln gemacht worden.
Teneriffa ist in neuerer Zeit das Ziel vieler Vergnügungsreisender geworden.
Ihr gleichmäßig gestaltetes, warmes Klima und die Fülle der Vegetations-.
bilder machen sie zu einer der gesündesten und schönsten Örtlichkeiten
unserer Erde. Deutlich lassen sich drei Klimaregionen unterscheiden, die
trocken-warme Basaltregion unterhalb der Wolkenzone bis 700 m mit ihrer
ganz merkwürdig gestalteten afrikanischen Sukkulentenflora, den Drachen-
bäumen, Euphorbiagewächsen und vielen anderen, die feuchte Wolkenregion,
die bis 1600 m reicht, mit Lorbeerwäldern und Beständen der baumartigen
Heide, die trocken-kalte Wüstenregion über den Wolken mit den berühmten
„Retama“-Ginsterbüschen. Durch scharfkantiges Lavagestein führt nun der
Weg hinauf auf den Gipfel des Piks 3730 m. Eine eisige Luft umweht
den Besucher. Er genießt aber von hier aus ein wunderbares Schauspiel
des Sonnenaufganges und bei der durch die Kleinheit des Insellandes um
so auffallenderen Höhe des Piks eine Rundsicht, die ihresgleichen sucht,
leider aber häufig durch ein in unendlicher Ferne sich dehnendes Nebel-
meer der mittleren Wolkenregion den Blicken entzogen wird. Reichster
Beifall Iohnte die Ausführungen der beiden Herren Vortragenden. An den
Vortrag schloß sich ein kleines Festessen an.
Familienabend am 3. März 1909 im Konzerthause des
Zoologischen Gartens.
Dem Familienabend war der Charakter eines Sommerfestes zugrunde
gelegt. Vogelschießen, Glücksspiele und Theatertragödien sorgten für Unter-
haltung und Belustigung. Es herrschte eine Fröhlichkeit und Tanzlust bis
in den frühen Morgen hinein. Dem Festausschuß, der seine Sache so
trefflich gemacht hatte, gebührt unser aller Dank.
Versammlung der Kassenrevisoren und des Vorstandes
am 17. März 1909.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Rechnungsführer Poscharsky legte die Jahresrechnung und die
der Gesellschaft gehörenden Wertpapiere vor, dabei Aufklärung über die
verschiedenen in Verwaltung befindlichen Fonds gebend. Die Revisoren
fanden nach eingehender Prüfung die Richtigkeit der Büchereintragungen
und der Vermögensbestände. Vom Zentralausschuß des Gartenbau-
verbandes für das Königreich Sachsen war eine Aufforderung eingelaufen,
in gleicher Weise, als das von den Verbandsgruppen Coswig und Sächsisches
Erzgebirge geschehen ist, Mindestpreise für gärtnerische Erzeugnisse fest-
zusetzen.
Um das Friedrich-August-Reisestipendium für 1909 hatten sich 12 Be-
werber beworben. Das Stipendium wurde an Herrn Wilhelm Rönick aus
a OR
Dresden vergeben, und die Herren S/ummer in Stettin und Schütze in
Niederwalluff sollen benachrichtigt werden, daß der Vorstand ihrer Be-
werbung bei einer späteren Ausschreibung wieder entgegensähe.
Generalversammlung am 19. März 1909.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Schriftführer, Herr B. Haubold, brachte den Jahresbericht zur Ver-
lesung, der dankend abgenommen wurde. Darauf legte der Rechnungs-
führer, Herr O. Poscharsky, den Kassenbericht vor, wobei er die ver-
schiedenen in Verwaltung befindlichen Fonds mit Rücksicht auf die jüngeren
der Vereinsmitglieder näher erläuterte. Namens der Herren Rechnungs-
revisoren berichtet Herr Dauß, daß sie nach eingehender Prüfung die
Richtigkeit der Büchereintragungen und Vermögenslage befunden hätten,
worauf dem Rechnungsführer mit Danksagung für seine Mühewaltung
Entlastung erteilt wird. Ihren Dank gegenüber den Herren Schriftführer
und Rechnungsführer gab die Versammlung durch Erheben von den Plätzen
Ausdruck. Bei der nun folgenden Neuwahl eines 2. Vorsitzenden und
Rechnungsführers wurden die beiden Amtsverweser, Herr 7.J. Rudolf Seidel
und Herr O. Poscharsky, von neuem einstimmig gewählt. Als Kassen-
revisoren gingen aus der Wahl die Herren £. Bertram, Schirmer und
Zeiger hervor.
Jahres-Rechnung
für 1907.
BE al
I. Preis-Fonds der Botanischen
Einnahme.
Kassenbestand. . “du 27 se ee ee 4,60
Zinsen von Staatspapieren usw. s . 2192.25
M. 156,85
Bilanz vom
eos ir am 31. Dezember 1907.
Kassenbestand +... N,
Kurswert von 8 Stück Sache 31, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu :M. 300,— » eo 0.000000 20
Kurswert von 3 Stück 3/, %, Pfandbriefen des landwirtschaft-
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . „» 279,—
Kurswert von 2 Stück 3!/, /, Pfandbriefen des Rileee
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . ». 185,20
Einlage im Sparkassenbuche Nr. 85973 der een
Bank zu Bautzen . u. ».. Se 00. a
M. 4631,50
Il. Reise-Fonds der Botanischen
Einnahme.
Kassenbestand . - .... -. 7. uw. „un Ve 5,31
Zinsen von Staatspapieren usw. „.. A01,25
M. 166,56
Bilanz vom
Denn am 31. Dezember 1907.
Kassenbestand\ 2.2.2.2 2. ee En 7,56
Kurswert einer Sächs. 3 %/, Rente zu EM: 1000, : „ 834,50
Kurswert eines Sächs. 3!/, %, Staats-Schuld - Sc zu
M.. 1500: = 2 2% 2: a ee
Kurswert von 3 Stück Sächs, 317, 0 [o Staats-Schuld-Scheinen
zu M. 300,— . . . a Er Eu
Kurswert eines 31/, 0, Plaudboei: der Landständischen
Hypotheken-Bank zu Bautzen zu M. 500,— .* AS
Kurswert eines 3!/, °/, Pfandbriefes des tandwirtschatiliene®
Kredit-Vereins zu M. 500,— 5 „. 465,—
Kurswert eines 3%/, %/, Pfandbriefes des landwirtschafe
Kredit-Vereins = M. 100,—.. 2. „ 83—
Einlage im Sparkassenbuche der ander Bank zu
Bautzen. . 0000 ee
M. 5206,27
Friedrich- August - Stiftung.
Ausgabe.
Ehrenpreise Be a a N RN OU
Kapitals- Überweisung an die Schramm-Terscheck-Stiftung . „ 60,—
a a N U I TEEN ER REN 2,50
BeRecgene Ausgaben >... 27.2. 1 22 20. urn an 8,85
ann DA NESTENTGN ST Ve ne a RR: |)
M. 156,85
31. Dezember 1907.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1906 . . . » » .. .. M. 4669,80
Vermögensabnahme im Jahre 1907 . . . .» 22 2 2.2.2.» 38,30
M. 4631,50
Friedrich - August- Stiftung.
Ausgabe.
Reise - Stipendium RE M. 150,—
HT ne a et. 9,—
En Tan, ee ee ra 7,56
M. 166,56
31. Dezember 1907.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1906 . . . . . . .. M. 5318,57
Wermosensabnahme im Jahre 1907 °.: » : ...2.2°%.%0 „ 112,30
M. 5206,27
Pr
III. Schramm-Terscheck-
Einnahme.
Kassenbestand. -... ....2...0. Ver. a un er 2
Zinsen von Staatspapieren usw. . . 9.) 17,50
Kapitals- Überweisungen vom Preis- Fondz 1 Een
M. 128,44
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1907.
Kassenbestand. .». .- .. „ae... we 8,44
Kurswert eines Sächs. 3!/, %, Staats-Schuld-Scheines zu
M. 300,—..': 2000. 2 000 ee a BEE
Kurswert eines 3!/, /, Kreditbriefes des landwirtschaftlichen
Kredit en zu-M. 10; .... .. „ 83-
Kurswert eines 31/, 0, Pfandbriefes des lands
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . a a =
Unteranteil bei der Treuhandbank zu De ee Va Me
M. 586,22
IV. Krause-
Einnahme.
Kassenbestiand !...%. 5: % ee ne Sa EEE
Zinsen von Staatspapieren usw. . . . ... 1. u
M. 592,30
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1907.
Kassenbestand. . - mar au 02 me en
Kurswert einer Sächs. 3 %, Rente zu M. 3000,— . . . . . „2503,50
3 > Peso VE 109: TR: ni)
M. 3930,30
V. Fonds
Zur Bestreitung von Verpflichtungen, die aus
Einnahme.
Kassenbestand. . . . . 2 ee EN
Kapitals-Überweisung von 2 I. jenen Ga
Ausstellung Dresden 1907 . er
Darlehns-Rückzahlung durch die Gesellschafts. a N
Zinsen, u ee 2
M 1273,27
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1907.
Kassenbestand. . . ee
Einlage im Bankbuche s. Mattersdorff . ee ee
M. 938,27
Stiftung.
Ausgabe.
Ehrenpreise ER
Kassenbestand .
31. Dezember 1907.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1906
Vermögensabnahme im Jahre 1907
Stiftung.
Ausgabe.
Kassenbestand .
31. Dezember 1907.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1906
Vermögensabnahme im Jahre 1907
von 1896.
Internationalen Gartenbau- Ausstellungen erwachsen.
Ausgabe.
Kapital- Anlagen Be RN
Ehren -Preise \
Repräsentationsaufwand
Bureauaufwand
Kassenbestand .
31. Dezember 1907.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1906
Vermögenszuwachs im Jahre 1907
„
j20: -
8,44
128,44
641,42
55,20
586,22
592,30
. 592,30
. 3941,80
11,50
. 3930,30
471,30
21,40
326,40
31,40
422,77
. 1213.27
551,87
386,40
M.
938,27
VI. Gartenbauschule
Einnahme.
Schuigelder .....en - ee ee BIN
Zuschuß aus der Gesellschafts ee u ee en 2 ee Be
M. 1554,40
VII. Gesellschafts-
Einnahme.
Kassenbestand . 2420 2. 2..4.2) 0.2 0. My e PE
Zinsen von Staatspapieren .... :. . „We ME VE
Hypothekenzinsen ;.:......%1 4.2.2 @,
Miteliederbeiträge ..,%.". =... 2... Mora ee 20.1443, —
Eintrittsgelder . . . 2 Ne te u RR
Eingegangene ee Miekede 7 5,—
Ausschuß fur Flandels-Interessen.. 77.2 SZ 2 Press 3,—
Verschiedene Einnahmen . 733
M. 5903,09
Bilanz vom
Aktiva.
Kassenbestand .-..7. Um, 2 ee EEE 350,64
Hypotheken . . . ee
Kurswert von 4 Stück Sächs. 3 7 Rene zu M. 1000,— . ,„ 3338, —
” „ 9 ”„ ” 3% ”» 2 500, — 2 ” 3757,50
Unteranteil der Treuhandbank zu Dresden . . . 2... y% 40,63
Inventar der Gesellschaft: . ..::-- .. 272. M.2.191948
y »BBliothek®: - 2. „a, 4 ln 1 FREE
= „. der Gartenbauschule . . .... . „.. 99020 ET sog
Außenstehiende Mitgliederbeiträge . . >... 021: sr 30,—
M. 123211,89
MP ER nee
Schuljahr 1. Okt. 1906 bis 30. Sept. 1907.
Ausgabe.
ae A ya en et ae ee nn Mi 50
Lehrmittel 5 u |
U NESÜD EDEL 2: = U RE Be eu REED RR Er RS. 1 1
BeEereuer Anspaben ce 2,90
M. 1554,40
Kasse.
Ausgabe.
a IChaln a: 0. 0a he ee een DA
Mortäge . .-. a a ee
Anschaffungen für ie Bibliothek . N BB
RE jr Su re Pa a ee SE an a ae Ta 5 2 ONE
BEBEBSENAVGTHIRENNEEIE.. N or ae, a et ee ee DO
Buchdruckerarbeiten . . . FE ae \
Bekanntmachungen und Eden a ee Ds LEE IR
Zuschuß zur Gartenbauschule der Flora . . . „. 462,40
Beitrag zu den Kosten der Gartenbauschule des an
Verbandes. . . ee OR
Beitrag zu den Kosten der Gehen. Aero a Aa ar SION.
Bummenpmilegserder Schulkinder .."2)°57 . u..0%:: Adna I M-
Ausschuß für. Handels-Interessen. -*\. .. #2 2a. 52,85
I NE ee er 00,
BUBEN GE 0 RN LEE ER ET N ITD,
sieuem,. . . .. A WE VAN N En an Ar re a EHE ZRE U)
Repräsentations- Abran BE N Re N a A Rare AO
BE ET ERENTO
Beaperim Vereine. 0 sch tn 265,02
A RR ee a I I ZETHE
Lokalmiete . . REN ANNE ON EEE RT ED TR
Darlehns- Rückzahlimg BE I N RED Ge Re
ES a TR ee 3
M. 5903,09
31. Dezember 1907.
Passiva.
4 Stück noch nicht eingelöste Flora- Anteil-
SEIEN 120,— M. 120, —
Vermögensbestand am 31. Dezember 1906 . . M. 123089,22
Vermögenszuwachs im Jahre 19077. . . . . „ 2,67
Vermögensbestand am 31. Dezember 1907. . . . . 2. „ 123091,89
M. 123211,89
rag:
VII. Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung
Einnahme.
Kapital-Überweisung durch die Kommission für die II. ee
Gartenbau-Ausstellung 1907 . - -... ...... ... -2M.25000,-
Zinsen 2 RR HEN) ee ea
Diverse nen N nie oo 12,60
M. 25285,10
Bilanz vom 31. Dezember 1907.
Kassenbestand .' - - = :“- "22.0 42 0 ee ee 21,40
Eiypotllieke.).., 2... ee ee
Kurswert von 6 Stück Shar, 3 o as zu M. 1000,— . . „. 5007,—
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank zu
Bautzen. „ .. ae. le
M. 25253,40
Haupt-Bilanz vom
Aktiva.
I. Preis-Fonds der Botanischen Friedrich-August-Stiftung M. 4631,50
Il. Reise-Fonds ‚, ar u ” 4 2820027
III. Schramm-Terscheck-Stiftung . Re 586,22
IV. Krause-Stiftung . ee
V.Fonds. von 1896... .. . = 2 221..0 2 Ps 938,27
VI: Gartenbausehule‘der Flora: . .. .. » Eee —,—
VII. Gesellschafts-Kasse . . . „ 123211,89
VII. Fonds zur IV. Internationalen Be Aussee zu
Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft Flora. . „ .25253,40
M. 163757,85
Dresden, am 13. März 1908.
ee
zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft Flora.
Kapital-Anlagen .
Ausgabe.
TOR R . M. 25263,70
ESSEN DEN EN LE 21,40
2
31.
L
ll.
II.
IV.
V.
VI.
VI.
Vi.
M. 25285,10
Dezember 1907.
Passiva.
Preis-Fonds der Botanischen Friedrich-August-Stiftung M. u —
Reise- Fonds ” ”„ „ „ ”„ ” Era Ze
Schrawum- Terscheck-Stittung. .- x. 2. ame —,—
BRANSERSTHNHE NS Ende u Ne —,—
TEE GIS Le NE er EEE DE u
earienbausehule,der.Flora:y.. 2. 2. 2a _,—
Be Sellschtafle Kasscht. et ee ee et, 3, 120, —
Fonds zur IV. Internationalen Gartenbau-Ausstellung zu
Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft Flora. . „ u
Vermögensbestand der Gesellschaft Flora
am 31. Dezember 1906 . . . . . M. 138930,98
Vermögensabnahme im Jahre 19070 . . .. „ 546,53
Vermögen der Gesellschaft Flora am 31. Dezember 1907 . . , 138384,45
Vermögen des Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung . . „ 25253,40
M. 163757,85
J. P. Dausz
C. HEINRICH
C. KNÖFEL
| Rechnungs- FRIEDRICH BOUCHE ©. POSCHARSKY
prüfer. I. Vorstand. Rechnungsführer.
Jahres-Rechnung
für 1908.
aan
I. Preis- Fonds der Botanischen
Einnahme.
Kassenbestand 2 022.7. en.
Zinsen von Staatspapieren usw- . = - .2... 2002
ae
M. 227,98
Bilanz vom
Kalle Scene am 31. Dezember 1908.
Kassenbestand. .- .,.. ee ee a Er Es
Kurswert von 8 Stück Sachs. 31, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu M: 300,— 0.0 0 ee ee
Kurswert von 3 Stück 3!/,%, Pfandbriefen des landwirtschaft-
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . »...288,50
Kurswert von 2 Stück 3%/, °/, Pfandbriefen des Ritterachänn
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . „186,60
Einlage im Sparkassenbuche Nr. 85973 der Landsande
Bank zu: Bautzen..." °.. =": m Was DEE
M. 4809,18
ll. Reise- Fonds der Botanischen
Einnahme.
Kassenbestand'..:.... en ee 7,56
Zinsen von Staatspapieren usw. ; ».. 228,36
Kapitals-Überweisung vom Preis- Fonde ; »„ .3—
M. 280,92
Bilanz vom
re am 31. Dezember 1908.
Kassenbestandz Zr 23% ee 121
Kurswert einer Sächs. 3°, Bee zu 1000, 5, „839,50
Kurswert eines Sächs. 31/, 0, Staats-Schuld - en zu
M...1500; .° 8% ee Eu
Kurswert von 3 Stück Sa, 317, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu M. 300,— 0 22 en 6 2 a EEE
Kurswert eines 3%/, 0, Pfandbriefes der Landständischen
Hypotheken-Bank zu Bautzen zu M. 500,—. . . . „. 475,—
Kurswert eines 31/, °/, Pfandbriefes des Tandwirtschante en
Kredit-Vereins zu M. 500,— . . . „ .#12,50
Kurswert eines 3'/, %, Pfandbriefes des Tandwirtscharitenee
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . „94,50
Einlage im Sparkassenbuche der aan Bar zu
Batitzeni en. ven: Ben en N en 2 We 1097,37
M. 5369,68
Friedrich - August - Stiftung.
Ausgabe.
Kapital- Anlagen
Kapitals-Überweisung an 0 Re Fond >
Steuern
Kassenbestand .
31. Dezember 1908.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1907
Vermögenszuwachs im Jahre 1908
Friedrich - August -- Stiftung.
E Ausgabe.
Kapital- Anlagen RE er
Reisestipendium
Bekanntmachungen .
Kassenbestand .
31. Dezember 1908.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1907
Vermögenszuwachs im Jahre 1908
M. 280,92
M. 176,73
” 45, —
„ 3,10
„ 319
M. 227,98
M. 4631,50
Sy ATZ.0B
M. 4809,18
M. 120,11
10:
„9,60
1,21
M. 5206,27
163,41
”
M. 5369,68
RD
III. Schramm-Terscheck-
Einnahme.
Kassenbestand.. .. - -: 2 u a. an
Zinsen von Staatspapieren usw. .. .- =... „u Su a 2
M. 25,94
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908.
Kassenbestand: . - „>. 2: 0. u na gerıe 2 ee
Kurswert eines Sächs. 31/, 0%), Staats-Schuld-Scheines zu
300,—..... 2 1#%e:.2 teen a ee a Eu
Kurswert eines 31/, %, Kreditbriefes des landwirtschaftlichen
Kredit- Vereins zu,M. 100-7748 „94,50
Kurswert eines 3!/, ®/, Pfandbriefes des land wirschaie
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . »...0450
Unteranteil bei der Treuhandbank zu Ba N
M. 608,52
IV. Krause-
Einnahme.
Kassenbestand. . .- = =. 020. 27 mm. Va
Zinsen von Staatspapieren usw. . . . Sue 20. 2 Ve Se
M. 719,80
Bilanz vom
a ee am 31. Dezember 1908.
Kassenbestand. . . ee A
Kurswert einer Sächs. 30), Reite\ zu aM 3000, 2 ne A RE
„ ”„ „ 3 un „ „ „ 1000, — 7 « - - 2 „ 855,50
’, „, >) 3 of, „, „, » 500, — _ ee . ” = ” 428,60
M. 4152,80
V. Fonds
Zur Bestreitung von Verpflichtungen, die aus
Einnahme.
Kassenbestand . -.. = .2-.0u- 2... 2 20. 1 2
Zinsen "2.00 m ia ee
M. 444,27
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908.
Kassenbestand. . . ee ee ee a ee
Einlage im Bankbuche s. ae N
M. 874,75
Stiftung.
Ausgabe.
ee en ne Ne Per NE
M. 25,94
31. Dezember 1908.
Vermögensbestand am 31. Dezember 107 . . . . . . . M. 586,22
Vermögenszuwachs im Jahre 108 . . » . 2 2 2.2.0.0..9.. 22,30
M. 608,52
Stiftung.
Ausgabe.
BE a N HE Tan Ve an EM AT
ee ee N al 30220
M. 719,80
31. Dezember 1908.
Vermögensbestand am 31. Dezember 19070 °. - » » . .... M. 3930,30
Vermögenszuwachs im Jahre 108 . . » - = 2 2 2.2.2.9 222,50
M. 4152,80
von 1890.
Internationalen Gartenbau-Ausstellungen erwachsen.
Ausgabe.
Kapital-Anlage . . . M. 321,50
Zahlungen betreffend die m. ee ee Ken 1.8502
Kassenbestand. . . GE eh De N ee FEED
M. 444,27
31. Dezember 1908.
Vermögensbestand am 31. Dezember 107 . . . . ...... M. 938,27
Vermögensabnahme im Jahre 108 . . . 2.22. 2020, 63,52
M. 874,75
VI. Gartenbauschule
Einnahme.
Schulgelder . & z
Zuschuß aus der Bescnechäfts- Kasse b
M. 1308,—
39.23
M. 1607,23
VII. Gesellschafts-
Einnahme.
Kassenbestand .
Zinsen von Staatspapieren
Hypothekenzinsen
Mitgliederbeiträge
Eintrittsgelder . i
Eingegangene restierende isliederhease
Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten .
Jahresberichte . .
Verschiedene Einnahmen .
Aktiva.
Kassenbestand .
Hypotheken : NN EN
Kurswert von 4 Stück Sache 30, Rene zu M. 1000,— .
” „ = ”„ „ 3% „ 993 500, — ö
Unteranteil bei der Treuhandbank zu Dresden . a
Inventar der Gesellschaft. . . . . ......M. 2496,32
n SABıDHotEk SEN 329, A Ne 13631, —
”
x ss ssartenbausehule' ss sd 607,61
Außenstehende Mitgliederbeiträge
M. 350,64
M. 6261,48
Bilanz vom
M. 71612
„100000, —
age
„3856,50
x 40,63
„.16734,93
„ 40,—
M. 124811,18
Be ee
Schuljahr 1. Okt. 1907 bis 30. Sept. 1908.
Ausgabe.
ae ae a a ee a at METABO
Lehrmittel RE a ae ARE BE a a ie RE A
ELTERN ro) Wale Var SEE en ER ee ee ee. 1 1:1:
Dienstleistungen . »„ ..80,—
Verschiedene Ausgaben " 16,68
M. 1607,23
Kasse.
Ausgabe.
Bameebericht: (vakat). 20.0. an DE EEE
Vorkrave. . . ER Be
Anschaffungen Air = Bibhofick . a Re a 3 5:
Besezirkel ' ..; .'.- Be Eee wa en. ee 2 Er
En Vorkälirungen. EN ag way a lb TE I BE SFR ARTE Gele
Buchdruckerarbeiten. . . . ae ee
Bekanntmachungen und nen EEE EBEN
Zuschuß zur Gartenbauschule der Flora . . . 20923
Beitrag zu den Kosten der Gartenbauschule des ea
Verbandes... ee, 4
Beitrag zu den Kosten 1 Gekilten‘ Nerkane Dr Ta en
Biimennilese- der Schulkinder... .* . .. „U -. = 4.2... ma mn
Ausschuß für Handels-Interessen - 18,25
Preismünzen und Diplome „ 235, —
Besoldungen ae en an KEN a N ad gen 24 N ,t ZONE
SEHE... ,: RE DR Fas Se ee
Repräsentations- Bd sh ne br Sur Au aa FU ER
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M. 6261,48
31. Dezember 1908.
Passiva.
4 Stück noch nicht u Flora - Anteil-
scheine. .. . IE REM... ID Mr 120,
Vermögensbestand am 31. Deenher 1907 . .M.123091,89
Vermögenszuwachs im Jahre 1908 „1599,29
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908 . . . 2... ,„ 124691,18
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M. 124811,18
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VII. Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung
Einnahme.
Kassenbestand. .* U» =... 429 240 SR
Zinsen von Staatspapieren usw. . . ne
M. 1060,27
Bilanz vom
Kassenbestand . ..... 0 „We .atn.e 2 0 N
Hypothek 7: 2 0 20H,
Kurswert von 6 Stück us 30, Re zu M. 1000, ee
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank zu
Bautzen: .. u 0 02.20 2 ee Er)
M. 26399,17
Haupt-Bilanz vom
Aktiva.
I. Preis-Fonds der Botanischen Friedrich- August-Stiftung M. 4809,18
II. Reise-Fonds ,, ie B 5 „5369,68
III. Schramm-Terscheck - Stiftung en. o 608,52
IV. Krause-Stiftung- ..... 00... 2 0 22.0020 2 a a
V.Fonds'von 1896... u... 20 a2 Na 874,75
VI. Gartenbauschule ‘der Floran.''! 2. 27 Ar ee u.
VI. Gesellschafts-Kase . . . „ 124811,18
VII. Fonds zur IV. Internationalen Gärlenban- Ausskilse zu
Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft Flora „ 26399,17
M. 167025,28
Dresden, am 19. März 1909.
er Se
zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft Flora.
Ausgabe.
Kapital-Anlagen . De 22 3 . M. 1028,87
N Na 35 19,10
INASSCHDESTACES ME Rt. 132 En a A ER 12,30
M. 1060,27
31. Dezember 1908.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1907. . . » » . . M. 25253,40
Vermepenszuwachs im: Jahre 1908... ...,°. 22.020... 1145,77
M. 26399,17
31. Dezember 1908.
Passiva.
I. Preis-Fonds der Botanischen Friedrich - August-Stiftung M. —,—
II. Reise-Fonds ,, = e- es er 3 —,—
MesSchrasm- Derseheck-Stifung = m mar Dar, —,—
BUpaRr RE - Stone a ET NE rg —,—
DE ERRGSSUEE SUN Er ENTER, ns
Beeirtenbäuschule"ger-Rlora.202.. 2:10.01 —_—
BARBESENScHatts Kassen EIN rin zZ 120, —
VIN. Fonds zur IV. Internationalen Gartenbau - Ausstellung
.zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft Flora „, —
Vermögensbestand der Gesellschaft Flora
am 31. Dezember 107 . ..... ‘. M. 138384,45
Vermögenszuwachs im Jahre 1908. . . ... „2121,66
Vermögen der Gesellschaft Flora am 31. Dezember 1908 . . ,„ 140506,11
Vermögen des Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung . . „ 26399,17
M. 167025,28
ED. BERTRAM ! :
H. Dausz | Rechnungs- FRIEDRICH BOUCHE ©. POSCHARSKY
F rüfer. ; h 3 |
C. KNÖFEL | P I. Vorstand Rechnungsführer
Zuwachs der Bibliothek von April bis Oktober 1909.
1:
2.
3
4.
18.
19.
Beißner, L, Handbuch der Nadelholzkunde. 2. Auflage. P. Parey,
Berlin 1909. A2.
Bertram, Max, Gärtnerisches Planzeichnen. 2. Auflage. P. Parey,
Berlin 1909. C.
Correns, Prof. Dr. C., Über Vererbungsgesetze. Gebr. Bornträger,
Berlin 1905. A3.
Erdmann, Prof. Dr., und Dr. v. Unruh, Die Fixierung des Luftstick-
stoffs und ihre Bedeutung für Ackerbau und Industrie. Leipzig
1909. A7.
. France, R. H., Die Natur in den Alpen. Th. Thomas, Leipzig 1910. A3.
. Gothan, Dr. W., Entwicklung der Pflanzenwelt. (6. Band aus „Die
Natur“. Eine Sammlung naturwissenschaftlicher Mono-
graphien.) Osterwieck 1909. A3.
. Gräbner, Dr. P., Pflanzengeographie. Quelle & Meyer, Leipzig 1909. A4.
. Hannig, G., Der Friedhof und seine Kunst. Gebrüder Bornträger,
Berlin 1908. C.
. Hiltner, Prof. Dr. L., Pflanzenschutz nach Monaten geordnet. E. Ulmer,
Stuttgart 1909. A3.
. Lange, Willy, Gartengestaltung der Neuzeit. 2. Auflage. ]J. J. Weber,
Leipzig 1909. C.
. Lichtwark, A., Park- und Gartenstudien. Berlin 1909. C.
. Molisch, Prof. Dr, Das Warmbad als Mittel zum Treiben der Pflanzen.
G. Fischer, Jena 1909. A3.
. Nehrling, H., Die Amaryllis. P. Parey, Berlin 1909. B2.
. Pomologenverein, Deutscher, Führer durch den deutschen Obstbau.
Wiesbaden 1909. B4.
. Rümker, Prof. Dr. v., Tagesfragen aus dem modernen Ackerbau.
6. Über Sortenauswahl. P. Parey, Berlin 1909. A7.
. Rümker, Prof. Dr. v.,, Über Organisation der Pflanzenzüchtung. P. Parey,
Berlin 1909. A3.
. Schröter, Prof. Dr., Eine Exkursion nach den Canarischen Inseln.
Zürich 1909. A4.
Westermann, D., Die Nutzpflanzen unserer Kolonien. Berlin 1909. B6.
Woche, Hausgärten, Skizzen und Entwürfe aus dem Wettbewerb der
Woche. A. Scherl, Berlin 1908. C.
Original-Abhandlungen
und Vorträge.
Der Gartenbau der Ameisen.
Vortrag, gehalten von Prof. Dr. C. Correns (Leipzig).
Hochansehnliche Versammlung!
Als Ihr verehrter Vorsitzender die ehrenvolle Aufforderung
an mich richtete, am heutigen Abend vor Ihnen zu sprechen,
fiel mir die Wahl eines Themas nicht ganz leicht. Am liebsten
hätte ich über das Gebiet gesprochen, auf dem ich nun seit
mehr als 10 Jahren arbeite, die Vererbungslehre. Aber da
mir noch rechtzeitig mitgeteilt wurde, daß gerade vor einem
Jahre Herr Geheimrat Wiftmack an dieser Stelle über Vererbungs-
gesetze gesprochen und Herr Geheimrat Drude vor kurzem
über seine eigenen einschlägigen Versuche berichtet habe,
schien es mir besser, darauf zu verzichten. War es doch nicht
sicher, ob ein Bericht über speziellere Versuchsergebnisse ge-
nügend interessieren würde, und Ihnen noch einmal die all-
gemeinen Ergebnisse vorzutragen, nachdem dies schon von
so hervorragender Seite geschehen war, durfte ich nicht wagen.
Ich habe mich deshalb entschlossen, über ein Thema zu
sprechen, das ich nicht selbst bearbeitet habe, das aber ein
allgemeines und hier in der Kgl. Sächs. Gesellschaft für Garten-
bau vielleicht sogar ein besonderes Interesse besitzt, über den
Gartenbau der Ameisen.
Von alters her haben zwei Klassen unter den zahllosen In-
sekten die Aufmerksamkeit des Menschen in besonders hohem
Grade auf sich gelenkt: die Bienen und die Ameisen. Sie
mußten schon frühzeitig durch ihre merkwürdige Staatenbildung
auffallen, und doch ist der Bienenstaat vom Ameisenstaat sehr
deutlich verschieden. Alle die wunderbaren Erscheinungen,
die uns ein Bienenstock zeigt, haben mehr oder weniger etwas
Instinktives an sich. Es ist, wie wenn der „Geist des Bienen-
stockes“, wie Maeferlinck sich ausdrückt, die Handlungen der
Insassen leiten würde. Die Ameisen erwecken umgekehrt den
Eindruck, als ob dem einzelnen Individuum eine größere Selb-
ständigkeit zukäme, als ob die individuelle Erfahrung des
Be
einzelnen Tierchens eine Rolle spielte, mit einem Wort, die
Ameisen sind menschenähnlicher in ihrem Verhalten als die
Bienen. So kommt es, daß wir bei ihnen mancherlei Ein-
richtungen finden, die wir ganz zutreffend mit denselben Be-
zeichnungen belegen können, die wir bei uns Menschen selbst
anwenden).
Allbekannt ist es, daß die Ameisen „Viehzucht“ betreiben,
ihre „Kühe“ sind bald Blattläuse, bald Schildläuse, die von den
Ameisen zur Abgabe ihres süßen Saftes angeregt, „gemolken“
werden, die Kühe werden „auf frische Weide“, an neue Pflanzen
gebracht, im Herbst werden die Wintereier der Blattläuse ins
Ameisennest getragen und im nächsten Frühjahr wieder an
die richtigen Pflanzen gesetzt, ja manche Ameisen sind sogar
zur „Stallfütterung“ übergegangen, indem sie um die Blattlaus-
herden Schutzbauten, „Ställe“, aufführen, die die Kühe gegen
alle möglichen Unbilden schützen sollen. Solche Ställe werden
bei uns gewöhnlich am Grund der Pflanzen angelegt, in den
Tropen aber auch an den Ästen, hoch über der Erde, und
manche Ameise, z. B. Lasius flavus, trifft man deswegen
kaum im Freien an: steckt sie nicht im Nest, so ist sie im
Stalle bei ihren Kühen. So kommt es, daß manche Blattläuse
überhaupt nicht mehr wild, sondern nur als „Haustiere“ von
Ameisen gefunden werden.
Nicht so allgemein bekannt ist der Pflanzenbau der
Ameisen. Schon vor mehreren Jahrzehnten hat man behauptet,
daß es unter ihnen richtige Agrarier gebe, z. B. die Ernte-
ameise von Texas, Pogonomyrmex barbatus, die um ihr Nest
ein bestimmtes Gras, Aristida stricta, den „Ameisenreis“ bauen
sollte, dessen Samen sie sammelt, während alle anderen
Pflanzen in weitem Umkreis um das Nest sorgfältig aus-
gerottet werden sollten 2). Nach den neuesten Untersuchungen
Wheelers scheint es sich aber um kein absichtliches Aussäen
zu handeln, sondern nur um das Entfernen jener Samen, die
unter dem Winterproviant zu keimen anfangen und deshalb
in den Vorratskammern nicht geduldet werden. Solche heraus-
geworfenen, keimenden Samen können dann um das Nest
herum Wurzel fassen und weiterwachsen ?).
Das erwähnte Anhäufen von Samenvorräten im Nest ist
eine weitverbreitete Erscheinung, die bei unseren Ameisen
freilich keine große Rolle spielt, weil sie ja in der Winterszeit
EN
schlafen, die dagegen im Mittelmeergebiet sehr häufig ist.
Auf die „Ernteameise“ Messor barbarus bezieht sich der
berühmte Spruch Salomonis: „gehe hin zur Ameise, du Fauler,
siehe ihre Weise an und lerne; ob sie wohl keinen Fürsten,
noch Hauptmann, noch Herrn hat, bereitet sie doch ihr Brot
im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte“%), — In
einem Nest kann man mehrere Hände voll Körner finden,
gereinigt und geschält. Durch möglichstes Trockenlegen wird
die Keimung verhindert; sollen die Körner aber verzehrt werden,
so werden sie angefeuchtet, um den Beginn der Keimung
und damit die Umwandlung der Stärke in Zucker zu ver-
anlassen. Durch Abbeißen des Keimlings wird dann dieser
Vermalzungsprozeß nach einiger Zeit unterbrochen, und das
Korn ist zum Verzehren reif. Im Norden des Mittelmeer-
gebietes wird im Sommer für den rauhen Winter gesammelt,
in Algier im Winter für den trockenen Sommer?°). Von diesem
Verhalten bis zu einer absichtlichen Aussaat der Pflanzen,
deren Samen geerntet werden, ist natürlich nur ein Schritt,
aber gerade ob dieser Schritt schon getan worden ist, bleibt
noch fraglich.
Ist es so noch fraglich, ob es unter den Ameisen „Acker-
bauern“ gibt, so wissen wir doch aus den Untersuchungen
der letzten Zeit ganz sicher, daß es „Gärtner“ gibt, und
zwar sowohl „Blumengärtner“ als „Gemüsegärtner“.
Die Blumengärten der Ameisen sind von Ule am Amazonen-
strom entdeckt worden®). Es sind Erdnester, die im Über-
schwemmungsgebiet des Stromes hoch oben in den Bäumen
angelegt werden, von einem Bau ähnlich wie ein grober Bade-
schwamm. Die Ameisen wohnen in den Höhlungen und
Gängen. Zusammengehalten wird das Gebilde durch die
Wurzelfasern von Pflanzen, die oft durch ihre schönen Blüten
auffallen. Es sind verschiedene Ameisen, die solche Nester
bauen: eine größere Art, Camponotus femoratus, und
kleinere, Atztekaarten (A.Trailii, oligothrix, Ulei) und auf
ihren Nestern kommen fast nur immer dieselben Pflanzenarten
vor, bei den Atztekaameisen z. T. andere als bei den Cam-
ponotusameisen, so ein Philodendron (Ph. myrmecophilum),
Anthuriumarten, Bromeliaceen, Gesneraceen, Peperomiaarten.
Ihre Früchte sind meist Beerenfrüchte, und ein Garten wird
so angelegt, daß eine Ameise die Samen verschleppt, und
a = Se
dann, wenn in einer Rindenritze oder Zweiggabel der Same
zu keimen begonnen hat, um ihn herum Erde angehäuft wird,
die natürlich vom Boden geholt werden muß. Festgehalten
wird diese Erde durch die sich entwickelnden Wurzelfasern
des Keimlings. Hat sich der Haufen vergrößert, so werden
neue Samen herbeigeschleppt, die ebenfalls keimen, so daß
nach einiger Zeit das Nest aus einer von Gängen durchsetzten
Erdkugel besteht, aus der eine Menge grüner Keimpflanzen
hervorkommen. Der Entdecker, Ule, hat den Ameisengarten
in diesem Stadium mit den bekannten tönernen Schweinchen
verglichen, die mit Kressesamen besät werden und dann über
und über grün erscheinen, sobald der Samen gekeimt hat.
Fig. 1 stellt einen solchen jungen Garten dar. Von den vielen
Pflänzchen, die zunächst zur Befestigung des Erdnestes dienen,
sind natürlich schließlich nur wenige imstande, sich dauernd
zu halten; aus ihnen gehen dann aber z. T. mächtige Pflanzen
hervor, deren Blätter das Ameisennest vor der Glut der
tropischen Sonne und der Wucht der gewaltigen Regenmassen
schützen, während umgekehrt die Ameisen durch Zufuhr von
frischer Erde für die weitere Entwicklung des Nestes und
damit der Pflanze sorgen. Die Kammern des Nestes sind wie
ein stark durchwurzelter Erdballen einer Topfpflanze gefestigt.
Die Tatsache, daß es immer dieselben wenigen Pflanzen
sind, die man in solchen Nestern findet, wenig über ein Dutzend,
die Tatsache, daß die verschiedenen Ameisennester z. T. ver-
schiedene Pflanzen aufweisen, und die Tatsache, daß diese
Pflanzen nie oder nur ganz ausnahmsweise außerhalb der
Ameisennester gefunden werden, zeigen, daß wir in ihnen
wirkliche „Kulturpflanzen“ der Ameisen zu sehen haben,
die natürlich nicht wegen ihrer Blüten, sondern zum Schutz
des Nestes gezogen werden. Es sind Überpflanzen, „Epiphyten“,
wie so viele andere auf den tropischen Bäumen vorkommende
Gewächse, Orchideen, Aroideen, Farne, aber eine besondere
Form davon, die zu ihrer Entwicklung auf die von den Ameisen
herbeigeschleppte Erde angewiesen ist und sich nicht wie die
eigentlichen Epiphyten mit dem Regenwasser und dem herbei-
geschwemmten und zusammengewehten Staub begnügt.
Noch interessanter als diese Blumengärten sind die Gemüse-
gärten der Blattschneiderameisen aus der Gattung Atta, die
on
ebenfalls im tropischen Amerika, in Zentral- und Südamerika,
einzelne Arten bis hinauf nach Texas, beobachtet worden sind.
Sie kultivieren einen ganz bestimmten Pilz, der ihre haupt-
sächlichste,wahrscheinlich sogar ihre ausschließliche Nahrung
bilde. Die ersten einschlägigen Mitteilungen verdanken wir
dem englischen Ingenieur Belf aus Nicaragua’) und unserem
Landsmann Frifz Müller °) in Südbrasilien. Sie stammen aus
dem Anfang der 70er Jahre; aber erst durch die Beobachtungen
eines deutschen Botanikers namens Möller, die ebenfalls in
Südbrasilien angestellt sind°), sind wir in den 90er Jahren
genauer unterrichtet worden. Die letzten, ebenfalls sehr
wichtigen Beobachtungen sind auch in Brasilien von //ermann
von Ihering°) und J. Fluber‘!) gemacht worden.
Versetzen wir uns in Gedanken in den brasilianischen
Urwald. Da werden wir nach dem übereinstimmenden Zeugnis
fast aller Reisenden nicht weit zu gehen haben, bis uns ein
merkwürdiger Anblick überrascht: ein Strom von grünen
Blättern kreuzt unseren Weg. Sehen wir genauer zu, so ent-
decken wir, daß es meist Blattstücke sind, etwa von der
Größe eines 10 Pfennig-Stückes, und daß jedes Stück von
einer Ameise getragen wird, die es mit emporgehobenem Kopf
senkrecht über sich hält. Der Brasilianer hat deshalb für die
Tierchen den bezeichnenden Ausdruck „Sonnenschirm-
ameisen“ erfunden. Die Breite des Blattstromes ist natürlich
starken Schwankungen unterworfen. Bald ziehen nur wenige
Ameisen nebeneinander her, bald viele. Zwischen den Blatt-
stücke tragenden, die alle in einer Richtung laufen, sehen wir
andere Ameisen ohne Last in der entgegengesetzten Richtung
eilen. Es sind verschiedene Arten bei dieser Tätigkeit be-
obachtet worden; da sich aber alle im wesentlichen gleich
verhalten, können sie gemeinsam besprochen werden. Die
Unterschiede liegen zum Teil auch in der Größe; bei den ver-
schiedenen Arten schwankt die Länge zwischen 6!/, und 9 mm.
Wir wollen nun zusehen, woher der Blattstrom kommt,
und brauchen zu dem Zweck ja nur ihm entgegen zu gehen.
Da werden wir nach kürzerem oder längerem Wege zu einem
Strauch oder jungen Baum gelangen, von dem die Ameisen
herunterkommen und dessen Blätter zerschnitten werden.
Es hält nicht schwer, die Tierchen bei der Arbeit zu be-
obachten. Sie klammern sich mit den Hinterfüßen am Blatt-
ENEn
rande fest und beginnen nun mit ihren scharfen Kinnbacken
(Fig. 2) vom Rande her in das Blatt zu schneiden, und da sie
dabei mit den Hinterfüßen stets am gleichen Punkte bleiben,
zirkeln sie so ein halbrundes Blattstück heraus. Dazu brauchen
sie ungefähr 5 Minuten. Die letzten Augenblicke sind sehr
kritisch. Würden die Hinterfüße ihre bisherige Stellung bei-
behalten, so würde natürlich das Tierchen mit dem heraus-
geschnittenen Blattstück zu Boden stürzen. Das ist aber nicht
der Fall. Im letzten Moment wechselt es seinen Standpunkt,
krallt sich an dem stehenbleibenden Blatteil fest und hängt
nun, mit dem Kopf nach unten, in den Kinnbacken das heraus-
geschnittene Blattstück, nur mit den Hinterbeinen sich fest-
haltend, herab. Nun muß es sich heraufschwingen und das
Biattstück in die richtige Lage, senkrecht über sich, bringen.
Das ist keine geringe turnerische Leistung, wenn Sie bedenken,
daß das Gewicht des Blattstückes das Doppelte bis Zehnfache
des Gewichtes des Tierchens beträgt. Bei der geschilderten
Technik des Blattschneidens, bei der sozusagen die eigene
Körperlänge in den Zirkel genommen wird, ist es aber auch
umgekehrt begreiflich, daß im großen und ganzen ein kleineres
Tierchen eine geringere Last erhält. Mit diesem schweren
Blattstück muß nun die Ameise den Rückweg zum Nest an-
treten. Zunächst, solange der Weg den Strauch oder Baum
hinab (Fig. 4) und über den Boden des Urwaldes führt, sind
die Schwierigkeiten groß. Weiterhin aber wird der Transport
wesentlich erleichtert durch die Straßen, die von allen Seiten
her zum Neste führen. Solche Straßen kennen wir auch bei
unseren einheimischen Ameisen. Sie entstehen nicht, wie man
vielleicht meinen könnte, durch das Hin- und Herlaufen der
Ameisen, sondern werden richtig gebaut. Bei unseren Blatt-
schneiderameisen stellen sie glatte Rinnen dar, die schließlich
über einen halben Fuß breit werden können und strecken-
weise richtig überwölbt sind und dann Tunnels darstellen.
Zum Instandhalten der Wege sind besondere, etwas kleinere
Arbeiter da, die man auf den Straßen, zwischen den Blatt-
trägern, besonders eilig, aber leer hin- und herlaufen, zuweilen
auch auf einem Blattstück reiten sieht. Zerstören wir eine
solche Ameisenstraße, etwa dadurch, daß wir einen kleinen
Erdwall querüber errichten, so sehen wir, daß die Blatt-
schlepper sich um die Wiederherstellung der Straße gar nicht
Figur 1.
Figur 2.
Figur 4.
Figur 3.
Figur 5.
Tafel 1.
Der Gartenbau der Ameisen.
FAHBI
kümmern. Wenn sie mit ihren Lasten über das Hemmnis
nicht hinweg können, so werfen sie einfach die Blattstücke
weg und kehren zu dem Baum zurück, von dem sie her-
. gekommen sind. Die kleinen Arbeiter aber machen sich an
die Arbeit und räumen das Hindernis wieder hinweg.
Folgen wir nun dem Blattstrom, so können wir 50-100 m
weit und mehr, selbst einen Kilometer lang ihm nachgehen,
ehe wir an das Nest kommen. Es liegt an einer ziemlich
sonnigen Stelle und bildet einen niedrigen, sehr breiten Hügel,
braun wie ein Erdhaufen, zuweilen fast einen Meter hoch und
30 Schritt im Umfang. Von allen Seiten laufen die Straßen
darauf zusammen, und man sieht die Blattstücke zu Tausenden
in den Tunnels verschwinden, während leere Ameisen heraus-
kommen und andere kleine braune Klümpchen herausschleppen
und auf dem Haufen niederlegen.
Graben wir ein solches Nest auf, so finden wir, daß es
aus einer Menge etwa kopfgroßer Höhlungen besteht, die
sich tief in die Erde hinein erstrecken und durch Gänge unter-
einander verbunden sind (Fig.5). In jeder solchen Kammer
liegt ein lockeres, poröses Gebilde, das man am besten mit
einem Badeschwamm vergleichen kann, das die Decke der
Kammer aber nirgends berührt (Fig. 6). Das ist der Pilz-
garten. Er läßt verschieden gefärbte Teile unterscheiden, die
von gelbrötlich bis blauschwarz variieren; die letzteren sind
für die Ameisen besonders wichtig. Zerstört man einen Pilz-
garten oder ziehen die Ameisen um, so werden diese blau-
schwarzen Teile zuerst in Sicherheit gebracht. — Der Pilz-
garten baut sich auf aus lauter kleinen, weichen Klümpchen,
von höchstens Y, mm Durchmesser; bei mikroskopischer
Untersuchung zeigt sich, daß die Klümpchen nichts anderes
als zerkaute Blattstückchen sind.
Die von den Blattschneidern hereingeschleppten Blattstücke
werden nämlich sofort von anderen Arbeitern von etwas ab-
weichender Größe in Arbeit genommen, zunächst halbiert und
dann weiter zerkleinert bis zu Stückchen, die ungefähr die
Größe des Ameisenkopfes besitzen. Sie werden vom Rande
her von diesen „Blattzermalmern“ mit Kerben versehen, dann
zwischen den Füßen geknetet, dann wieder zerbissen, wieder
geknetet, unter fleißigem Betasten mit den Fühlern, bis endlich
nach einer etwa !/,stündigen Arbeit das Klümpchen fertig: ist
a
und dem Pilzgarten irgendwo eingefügt werden kann. Der
Pilz dringt dann sofort in das neue Stückchen ein.
Ich muß mir nun erlauben, einige Bemerkungen über den
Bau und die Ernährung der Pilze einzuschalten. Was der Laie
gewöhnlich von einem Pilze kennt, z. B. vom Champignon
oder vom Steinpilz, das ist nur ein Teil des Ganzen, der
„Fruchtkörper“, der die der Vermehrung dienenden „Sporen“
bildet und ausstreut. Sie wissen aber gut, zum mindesten
von der Champignonzucht her, daß der Fruchtkörper auf
einem „Mycel“ entsteht, dem Vegetationskörper des Pilzes,
der im Nährsubstrat wächst und lange gearbeitet hat, ehe so
viel Reservestoffe beisammen sind, daß der Fruchtkörper auf-
schießen kann. Die Pilze ernähren sich nun alle von orga-
nischer Substanz: „saprophytisch“, wenn diese Substanz von
toten, „parasitisch“, wenn sie von lebenden Organismen her-
stammt. Sie sind also nicht imstande, wie die grünen
Pflanzen die Kohlensäure der Luft mit Hilfe der Energie des
Lichtes zu organischer Substanz zu verarbeiten. Der Pilz nun,
den die Ameisen in ihrem Neste züchten, ernährt sich von
der Substanz der zerkauten Blätter. Er ist ein Saprophyt, der
mit lebendem Blattgewebe nichts anzufangen vermag. Des-
halb ist die Arbeit des Zerkauens, bei dem das Gewebe
natürlich getötet wird, so besonders wichtig. Dadurch, daß
die Ameisen die verschiedensten Bäume besuchen, ist dafür
gesorgt, daß der Pilz Abwechslung in seinem Futter erhält.
Manchmal tragen die Ameisen auch Mehlgries oder Papier-
stücke ein und verwenden sie zum Aufbau des Pilzgartens.
In den Klümpchen, die die Kammerwände des Pilzgartens
aufbauen, wächst nun das Mycel des Pilzes in Form feiner
Zellfäden, wie etwa das Mycel des Champignons in seinem
Nährboden wächst, und verbindet die Klümpchen untereinander.
An vielen Stellen aber sprossen die Pilzfäden senkrecht zur
Kammerwand hervor, verflechten sich untereinander, schwellen
am Ende kugelig auf und bilden so schneeweiße, stecknadel-
kopfgroße Körperchen, die man bezeichnend den „Kohlrabi“
genannt hat (Fig. 7). Diese Körperchen sind sehr eiweißreich,
lassen sich leicht ablösen und bilden die Hauptnahrung, wahr-
scheinlich sogar die einzige Nahrung der Ameisen. Sperrt
man die Tierchen mit den von ihnen geschnittenen Blatt-
stücken allein ein, so verhungern sie stets, dagegen kann man
a
1 re
sie in der Gefangenschaft leicht mit dem Kohlrabi aus ihrem
eigenen Nest oder mit dem aus einem anderen, fremden Neste
füttern.
Wir haben nun schon dreierlei verschiedene Arbeiter kennen
gelernt: die Blattschneider oder Blattschlepper, die Wege-
bauer und die Blattzermalmer. Nun ist aber noch im
Neste eine 4. Arbeiterklasse vorhanden, die eigentlichen Pilz-
gärtner. Es sind das die kleinsten Arbeiter, die außer der
Brutpflege noch das „Jäten“ im Pilzgarten und die Zucht des
Kohlrabi zu besorgen haben; denn Sie würden sich täuschen,
wenn Sie annehmen wollten, daß der Pilz den Kohlrabi ohne
weiteres hervorbringt.
Was zunächst das Jäten des Unkrautes anbetrifft, so kann
dieses Jäten natürlich nur in dem Wegbeißen aller etwa sich
entwickelnden, fremden Pilze bestehen. Die Chancen dafür,
daß die Keime von solchen eingeführt werden, sind natürlich
sehr groß. Sie brauchen nur daran zu denken, welche Wande-
rungen das Blattstück zu machen hat, ehe es in das Nest
gelangt. Umgekehrt läßt sich leicht zeigen, daß der Pilzgarten
fast immer eine „Reinkultur“ darstellt; wenn man ihn unter
den nötigen Vorsichtsmaßregeln in einer Glasschale weiter-
kultiviert, zeigt sich nur ausnahmsweise einmal Schimmel-
bildung. Neben dem Jäten spielt übrigens auch die Ventilation
im Nest und die Wahl des richtigen Blattmaterials eine Rolle.
Nasse Blattstücke werden z. B. nicht ins Nest gebracht, und
wenn ein Regenschauer die Blattschneider überrascht, werden
die Blattstücke weggeworfen.
Man kann die einzelnen Vorgänge beim Bau des Nestes
leicht verfolgen, wenn man einen Teil eines Pilzgartens mit
den Ameisen in eine Glasschale bringt und ihnen Blätter zum
Zerschneiden dazulegt. Dann richten sie sich in kurzer Zeit
häuslich ein. Entfernt man nun aus einem solchen künstlichen
Nest sämtliche Ameisen, indem man sie einzeln mit einer
Pinzette herausliest, so beobachtet man, daß die Bildung der
Kohlrabihäufchen aufhört und die Kammerwände sich statt
dessen mit einem weißen, schimmelartigen Überzug von Pilz-
fäden bedecken. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
Ameisen die Bildung dieses Überzuges durch fortwährendes
Abbeißen verhindern und so erst die Bildung des Kohlrabis
veranlassen. Es ist also nicht nur der Pilz eine Kulturpflanze
ee er
der Ameisen, die Ameisen bringen sogar durch- ihre Arbeit
erst den Zustand des Pilzes hervor, der ihnen zur Nahrung
dient. Vergleicht man die verschiedenen pilzzüchtenden
Ameisenarten untereinander, so findet man, daß nicht alle gleich
schönen, vollkommenen Kohlrabi zuwege bringen.
Was ist das nun für ein Pilz, den die Blattschneider-
ameisen züchten? Durch die Beobachtungen Möllers wissen
wir, daß es sich um einen richtigen Hutpilz aus der Ver-
wandtschaft des Fliegenpilzes handelt, der den Namen Rozites
gongylophora, von gongylis = Kohlrabi, erhalten hat (Fig. 8).
Man sieht seine großen, bis 16 cm breiten, weinroten Hüte
gruppenweise aus alten Blattschneidernestern hervorbrechen.
Daß dies stete Vorkommen auf den Nestern kein Zufall ist,
sondern daß der Pilz und das Mycel im Pilzgarten wirklich
zusammengehört, hat Möller dadurch bewiesen, daß er die
Sporen des Pilzes in künstlichen Nährlösungen ausgesät hat
und an dem so erhaltenen Vegetationskörper Kohlrabihäufchen
erzielen konnte. Die Ameisen, die sonst jede andere Nahrung
außer dem Kohlrabi verschmähen, lassen sich auch mit Stücken
des Hutes gerne füttern.
Wenn nun die Ameisen einen ganz bestimmten Pilz züchten,
der sonst nirgends vorkommt, wie kommt dann überhaupt
dieser Pilz in jedes neugegründete Blattschneidernest? Von
selber kann er da nicht auftreten, das wissen Sie ja vom
Champignon her. Wenn Sie Champignons züchten wollen,
müssen Sie das Mycel, die „Champignonbrut“, auspflanzen.
Die Bevölkerung eines Ameisenhaufens setzt sich zusammen
aus Arbeiterinnen, Weibchen und Männchen. Die Männchen
sind kleiner, die Weibchen größer als die Arbeiter und ge-
wöhnlich geflügel. Zu einer bestimmten Jahreszeit findet,
meist gegen Abend, der Hochzeitsflug der Ameisen statt, nach
dem die befruchteten Weibchen zur Neugründung von Nestern
schreiten, während die Männchen allmählich zugrunde gehen.
Zuerst streift das Weibchen seine Flügel ab und bohrt sich
in die Erde ein, dann beginnt es, die zukünftige Königin, mit
dem Eierlegen; aus dem Ei kriecht die Larve hervor, die sich
in einen Kokon, das sogenannte „Ameisenei“, einspinnt. Im
Kokon verpuppt sie sich, und aus den von der Königin und
später von den Pflegerinnen geöffneten Kokons schlüpfen die
Figur 8.
Figur 9.
Figur 6.
Der Gartenbau der Ameisen. Tafel 11.
a
fertigen Tierchen heraus. Die Königin fährt mit dem Eierlegen
fort, und so entsteht nach und nach der volksreiche Staat, in
dem dann wieder Männchen und Weibchen auftreten.
Auch bei unseren Blattschneiderameisen gräbt sich das
befruchtete Weibchen nach dem Abstreifen der Flügel in die
Erde ein und beginnt dort mit dem Eierlegen. Neben die
ersten 20—30 Eier kommt auch ein Kügelchen aus Blattsub-
stanz und Pilzfäden zu liegen, die das Tierchen vor dem
Hochzeitsflug in den hinteren Teil der Mundhöhle genommen
und bisher mit sich herumgetragen hatte (Fig. 9. Die Männ-
chen nehmen keine solchen Pilzkügelchen mit. Am Tage
nach dem Eingraben wird nun dieses Klümpchen ausgespuckt,
und der Pilz beginnt weiter zu wachsen, bildet aber keinen
Kohlrabi. — Die Königin hat nun viel zu tun. Sie hat für die
Ernährung und Pflege der aus den Eiern schlüpfenden Larven
zu sorgen. Diese füttert sie mit einem Teil der Eier, die sie
selbst gelegt hat; auch sie selbst ernährt sich von ihnen, so
daß etwa 90 °/, wieder verbraucht. und nur etwa 10 °/, zu
Larven werden. Es muß possierlich anzusehen sein, wie die
Königin die Larven so lange mit ihren Fühlern kitzelt, bis sie
die Kiefern zu bewegen anfangen, wie sie ihnen ein Ei in den
Mund steckt, um es nach einiger Zeit wieder wegzunehmen
und einer anderen Larve zu geben.
Außer für die Pflege der Brut hat die Königin auch noch
für die Pflege des Pilzes zu sorgen. Zerkaute Blattsubstanz
kann sie ihm nicht geben, denn sie bleibt in ihrer unter-
irdischen kleinen Höhle. Sie düngt ihn aber mit ihren eigenen
Exkrementen und bringt ihn so zur Weiterentwicklung.
Sobald die ersten großen Arbeiterinnen da sind, wird das
Nest geöffnet und das Blattschneiden beginnt, das Düngen
hört auf, die Kohlrabibildung beginnt, und damit geht die
Königin von der Eierkost zur vegetarianischen Lebensweise
über. Sie hat nun nur noch Eier zu legen, sie wird gefüttert,
und die Tage ihrer selbständigen Bedeutung sind vorbei.
Damit habe ich Ihnen die Anlage und das Leben in einem
solchen Pilzgarten der Blattschneiderameisen geschildert.
Ähnliche Pilzgärten werden von anderen Ameisen gebaut, so
z. B. von den Haarameisen Brasiliens, die ihren Pilz mit Holz-
spänen ernähren !?).
BR
Auch bei uns gibt es, wie wir durch die Untersuchungen
des längst verstorbenen Pilzforschers Fresenius in Frankfurt und
des schwedischen Botanikers v. Lagerheim wissen, eine pilz-
züchtende Ameise, die schwarze Holzameise, Lasius fuli-
ginosus, die ihr kammerreiches Nest aus morschem Holz
aufbaut. Die Kammerwände sind von den dunkelbraunen,
feinen Fäden eines Pilzes durchzogen und von den senkrecht
abstehenden Fäden desselben Pilzes samtartig bedeckt. Kohl-
rabi wird hier nicht gebildet, aber es ist doch immer derselbe
Pilz, der in den Nestern auftritt. Er dient wohl kaum zur
Nahrung, denn die schwarze Holzameise lebt von Viehzucht
und Jagd. Dagegen spielt er gewiß als Bindemittel zwischen
den feinen Holzspänen, aus denen die Wände aufgebaut
werden, eine wichtige Rolle (Fig. 10.) Eine Fruchtform, wie
wir sie beim Blattschneiderpilz in den fliegenpilzähnlichen
Hüten kennen gelernt haben, ist für diesen Pilz, das Septo-
sporium myrmecophilum, nicht bekannt !?).
Auch andere Insekten als Ameisen sind als Pilzzüchter
in neuerer Zeit nachgewiesen worden; so kennen wir aus der
alten Welt Termiten, die ebenfalls Hutpilze züchten *), und
Holzkäfer, in deren Bohrgängen auch regelmäßig bestimmte
Pilze gefunden werden. Die ersten Nachrichten verdanken wir
dem amerikanischen Forscher //ubbart®’); in neuester Zeit sind
die Verhältnisse durch F. Neger!) weiter verfolgt worden.
Das Muttertier bringt die Keime mit, wenn es sich in die
Rinde einbohrt, in den Larvenkammern entwickelt der Pilz kurze
Mycelfäden, die sich abgliedern und die „Ambrosia“ für die
Larven bilden; in dem Muttergang bringt der Pilz dagegen
wieder Sporen hervor, die die ausschlüpfende Generation mit-
nimmt und weiter verschleppt. Der Pilz selbst ist besser
bekannt als der von Lasius fuliginosus, weil man seine höchst-
ausgebildete Fruchtform gefunden hat, es ist eine Cerato-
stomellaart.
Ich will hierauf nicht näher eingehen, sondern nochmals
zu den Blattschneiderameisen zurückkehren und noch ganz
kurz die Frage berühren, welche Rolle die Blattschneider-
ameisen im Haushalt des brasilianischen Urwaldes spielen.
Wenn man die Menge von Blattsubstanz sieht, die fortwährend
in ein großes Nest eingeschleppt wird, so ist es klar, daß die
EN
Blattschneider wirklichen Schaden anrichten können. Solange
sie sich nur an wildwachsenden Gewächsen vergreifen, ist er
freilich nicht groß. Sie wechseln ja, wie wir es schon sahen,
mit den verschiedenen Pflanzen ab, sie zerschneiden auch die
allerjüngsten Blätter nicht, und die üppige Tropennatur füllt
die entstandenen Lücken rasch wieder aus. Anders kann
die Sache bei Kulturpflanzen sein, wo den Tierchen in einer
Plantage z. B. keine Auswahl geboten ist. Manche Pflanzen,
z. B. die Orange, der Apfelbaum, der Weinstock, werden mit
Vorliebe geplündert, andere, z. B. die Ananas, die Zitrone und
die Banane, sind immun. In manchen Gegenden, z.B. in
Nicaragua, nach Belt, machen die Blattschneider wirklich den
Anbau bestimmter Gewächse unmöglich. Im großen und ganzen
scheint man aber ihre Schädlichkeit übertrieben zu haben.
Bis vor kurzem hat man angenommen, daß es Gewächse
gäbe, die sich gegen die Angriffe der Blattschneiderameise
dadurch zu schützen suchten, daß sie anderen, bissigen Ameisen
in ihren hohlen Stämmen Unterkunft geben und sie durch an
den Blättern dargebotenes Futter zum Abpatroullieren ihres
Wohngebietes veranlaßten. Ich meine die durch Frifz Müllers")
und Schimpers !®) Untersuchungen berühmt gewordenen „Trom-
petenbäume“, die Cecropien Brasiliens. Nach den neuesten
Untersuchungen, vor allem jenen v. /kerings '?), scheint es aber
mit dem Schutz, den die beherbergten und gefütterten Ameisen
der Wirtspflanze gewähren sollen, nicht weit her zu sein, wie
überhaupt der Nutzen, den die Pflanzen vom Hegen und
Füttern der Ameisen haben, viel geringer zu sein scheint, als
man bis vor kurzem angenommen hat. ‘Die Gegenleistung
der Ameisen scheint überall sich in mehr als bescheidenen
Grenzen zu bewegen. Doch kann ich hierauf nicht mehr ein-
gehen. Es liegt das ja auch außerhalb des Rahmens meines
Vortrages, und ebensowenig kann ich die Frage erörtern, wie
weit alle die merkwürdigen Handlungen der Ameisen, von
denen Sie hier gehört haben, die Äußerungen einer Intelligenz
sind. Während auf der einen Seite von manchen Schriftstellern
die Ameisen mit geistigen Eigenschaften ausgestattet werden,
die denen des Menschen gleichkommen sollen, leugnet man
auf der anderen Seite jegliche Intelligenz der Handlungen und
sieht in den Tieren nur Reflexmaschinen, die nur auf äußere
Eindrücke hin so mechanisch handeln, wie wir das Auge
ae
schließen, wenn sich ein Gegenstand auf dasselbe hinbewegt.
Die richtige Beurteilung der geistigen Eigenschaften der
Ameisen liegt gewiß in der Mitte zwischen diesen beiden
Extremen. Wir dürfen ihr mit Zscherich?°) Gedächtnis, die
Assoziation von Sinneseindrücken und die Benutzung indi-
vidueller Erfahrungen zuschreiben. Dabei bleibt doch noch
ein riesiger Abstand vom Menschen bestehen, ein Abstand,
der so groß ist, wie der des kleinen Ameisengehirnes vom
Menschengehirn. Trotzdem können auch wir von der Ameise
lernen, sie gibt uns, wie der berühmte Psychiater und Ameisen-
forscher Forel sich ausgedrückt hatt), die sozialen Lehren der
Arbeit, der Eintracht, des Mutes, der Aufopferung und des
Gemeinsinnes.
Verzeichnis der Abbildungen.
Fig. 1. Kugelförmiger Ameisengarten mit vielen Keinpiaen Kopie
nach Ule. ('!/, der Naturgröße.)
Fig. 2. Kinnbackenpaar von Alfa coronata, a geschlossen, b offen; die
Schere, mit der die Blattschneider das Blatt zerschneiden. Kopie
nach A. Möller. (Etwa 7mal vergrößert.)
Fig. 3. a Blatt von Manihot, von den Ameisen zerschnitten; 5 Schnitt
an einem Cuphea-Blatt, in 5 Minuten ausgeführt. Beides Kopien
nach A. Möller. (*/, der Naturgröße.)
Fig. 4. Ameisen, die Blattstückchen von einer geplünderten Manihot-Pflanze
heruntertragen. Kopie nach A. Möller. (?/, der Naturgröße.)
Fig. 5. Nest der Blattschneiderameise aus Nicaragua, durchschnitten.
Kopie nach «Bell. Man sieht die Gänge (weiß) im Erdreich
(schraffiert) und den aufgeschütteten Hügel (punktiert) und in
den Kammern die Pilzgärten. (Sehr stark verkleinert.)
Fig. 6. Pilzgarten, in der Gefangenschaft innerhalb drei Tagen aufgebaut,
zeigt den schwammigen Bau und die Zusammensetzung aus
Klümpchen von Blattsubstanz. Kopie nach A. Möller. (Schwach
verkleinert.)
Fig. 7. Kohlrabihäufchen aus dem Pilzgarten der Blattschneiderameise.
Kopie nach A. Möller. (Stark vergrößert.)
Fig. 8. Rozites gongylophora, der von den Blattschneiderameisen kultivierte
Pilz im fruchtenden Zustand, in halber Naturgröße; die Hüte
haben sich noch nicht völlig ausgebreitet. Kopie nach A. Möller.
Fig. 9. Schnitt durch den Kopf eines Affa-Weibchens nach dem Verlassen
des elterlichen Nestes. ? die „Pilzkugel“. Kopie nach J. Huber.
(Schwach vergrößert.)
DE
Fig. 10. Schnitt durch ein Stückchen Nestwand von Lasius fuliginosus
(punktiert) mit dem Mycel von Septosporium myrmecophilum Fres.
(schwarz) und den in die Luft ragenden Fäden. Kopie nach
Lagerheim. (Stark vergrößert.)
Einige Literaturangaben.
. Zur allgemeinen Orientierung über die Ameisen empfiehlt sich die
hübsche Monographie X. Escherichs: Die Ameise. Schilderung ihrer
Lebensweise. 1906.
Ein Referat über die einschlägigen älteren Arbeiten von Zincecum und
M. Cook findet sich im „Kosmos“, Bd. III, 1878, und in der Natur-
wissenschaftlichen Wochenschrift, Bd. V, 1890 (p. 192).
Wheeler, W. M.: A new agricultural ant from Texas, with remarks on
the known north-american species. Americ. Natural. Bd.35, p. 87 (1902).
Sprüche Salomonis, Kap. VI, v. 6—8. Weniger bekannt ist eine zweite
Stelle, Kap. XXX, v. 24 und 25: „Vier sind klein auf Erden und klüger
denn die Weisen: Die Ameisen, ein schwaches Volk, dennoch schaffen
sie im Sommer ihre Speise“, weiter kommen Kaninchen mit ihren Bauten,
Heuschrecken mit ihren Schwärmen und die kunstfertige Spinne.
Die wichtige Arbeit Moggridges: Harvesting Ants and Trap-Door
Spiders, London 1873, blieb mir leider unzugänglich.
E. Ule hat über seine Beobachtungen mehrfach referiert. Die wichtigsten
Arbeiten sind: Ameisengärten im Amazonasgebiet, Englers Botanische
Jahrbücher, Bd. 30, Beiblatt Nr. 68, mit 1 Tafel (der Fig. 1 auf Tafel I
entlehnt ist) und: Blumengärten der Ameisen am Amazonenstrome, in
G. Karsten und A. Schencks „Vegetationsbildern“, 3. Reihe, Heft 1 (1905).
Th. Belt: The Naturalist in Nicaragua (1873).
F. Müller hat seine Beobachtungen brieflich Ch. Darwin mitgeteilt, der
sie in der „Nature“, 11. Juni 1874, veröffentlicht hat.
Möller, A.: Die Pilzgärten einiger sidamerikanischer Ameisen. Jena 1893.
Ihering, Fl. von: Die Anlage neuer Kolonien und Pilzgärten bei Atta
sexdens. Zoolog. Anzeig. Bd. 21, p. 238 (1898).
. Huber, Jakob: Über die Koloniegründung bei Atta sexdens. Biolog.
Centralblatt Bd. 25, 1905.
Es ist das die Gattung Apterostigma; ihre Gärten hat ebenfalls A. Möller
(vergl. Anm. 9) untersucht.
. Lagerheim, G.: Über Lasius fuliginosus (Latr.) und seine Pilzzucht.
Entomologisk Tidskrift, 1900.
. Vergl. z. B. Holtermann, C.: Pilzbauende Termiten, in der Festschrift
für Schwendener, p. 411, 1899.
. Hubbart, FH. G.: The Ambrosia Beetles of the United States. U. S.
Dep. of Agric., Dep. of Entomol. Bull. 7 (1897).
16.
17:
18.
19.
20.
21.
Bert pa
Neger, F.: Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, 1908,
p. 279 u. f.
Müller, Fr.: Die Imbauba und ihre Beschützer. „Kosmos“, Bd. 8,
p. 109 ff. (1880).
Schimper, A. J. W.: Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und
Ameisen im tropischen Amerika. Botanische Mitteilungen aus den
Tropen, Heft 1. Jena 1888.
v. Ihering, H.: Die Cecropien und ihre Schutzameisen. Englers Botan.
Jahrb. für System., Bd. 39, p. 666 u. f. (1907).
Escherich, K.: Die Ameise, p. 208.
Forel, A.: Die Ameise, in der „Zukunft“, 1898, zitiert nach Zscherich,
l. c. 209.
I. Über Verwendung,
Pflege und Neuzüchtung der Rosen.
Vortrag, gehalten von H. Kiese, Rosenzüchter (Vieselbach bei Erfurt).
Keine Pflanze hat eine solche Beliebtheit und Verwendung
gefunden als die Rose. Unsere ältesten Schriften und Werke
legen Zeugnis davon ab, wie verehrt dieselbe zu jener Zeit war.
Karl der Große ließ in verschiedenen Städten, in Aachen, Worms
und anderen Rosengärten anlegen, und schon viel früher lesen
wir von Rosenfesten römischer Kaiser. Es möchte manchmal
scheinen, als ob die Liebe zur Rose heute nicht mehr die wäre,
als zu jener Zeit. Doch dem ist nicht so, die Rose, die vor
Jahrhunderten nur in Fürstenhäusern, hinter Klostermauern und
bei Edelleuten zu finden gewesen ist, findet man jetzt vor der
ärmsten Hütte in der schönsten Pflege. Ist doch ein schöner
Rosenvorgarten der Spiegel des Hauses.
Eines läßt sich nicht leugnen, bescheidene Ansprüche mag
man zu jener Zeit an die Rose gestellt haben. Weil die Rosen
zu jener Zeit nur einmalblühende waren und man sich deshalb
nur eines kurzen Rosenflors zu erfreuen hatte, mag man sich
der Rosenblüte besonders gefreut und zu ihr die Feste gefeiert
haben. Außer Centifolien, Gallica- und Cinnamomea-, Capuziner-
rosen, einigen Wildrosenarten mit vielleicht auch einigen wieder
verschwundenen Abarten gab es nichts. Wie alles vergäng-
lich ist, so ist auch mit der Zeit bei der Rose ein solcher
Umschwung eingetreten, daß man von Jahr zu Jahr immer
etwas Besseres, Neueres erwarte. Wenn auch von den vielen
Neuheiten, die jedes Jahr erscheinen, nur einige etwas Neues
bieten, so bieten sie doch etwas. Der Fortschritt ist langsam,
aber sicher. Und was haben wir in den letzten 30 Jahren
nicht für Fortschritte erlebt! In neuerer Zeit fängt man an,
wieder große Rosengärten, Rosarien, anzulegen. Das be-
deutendste derselben ist von Graveraux in Paris angelegt.
Auch das Rosarium in Sangerhausen bietet zur Rosenzeit eine
große Sehenswürdigkeit. Andere Rosarien sind im Entstehen
begriffen. Nur auf Rasenplätzen oder in Anlagen kann die
wirkliche Pracht bei der verschiedensten Verwendung der Rose
Et
als Pyramide, Hecke, Feston, als Gruppe zur vollen Geltung
kommen. Aber man soll bei solchen Anlagen als erste Bedingung
im Auge haben, nicht zu empfindliche Sorten zu wählen, damit
nicht gleich der erste Winter zu große Lücken reißt.
Erhöhte Plätze, mit großen Pyramiden 'bepflanzt, wie man
das in Sangerhausen sehen kann, machen einen wunderbaren
Eindruck. Ich werde nun über einige wenig bekannte, teilweise
von mir selbst in meiner früheren Stellung gezogene Rosen
sprechen, vorzüglich hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit; über
eine künstlerischeZusammenstellungin diesem Kreisezusprechen,
hieße ja Wasser in die Elbe tragen. Wie man eine solche Anlage
macht, haben Ihre bewährten Meister Herr Hofrat Bouche und
Herr Gartenbaudirektor Bertram auf der letzten Internationalen
Ausstellung wieder bewiesen.
Die Rose ist eine Pflanze, die ihre Pracht nach allen Seiten
hin zeigen muß. Infolgedessen darf sie nicht zu dicht gepflanzt
werden, namentlich ist dies bei Hochstämmen der Fall. Bei
einer geschlossenen Rosengruppe von Hochstämmen müssen
diese wenigstens 80 bis 100 cm voneinander stehen, niedrige
50 cm. Bei solchen Gruppen ist es von Vorteil, Sorten
zu wählen, die zu einer Klasse gehören oder wenigstens
solche, welche einen einigermaßen gleichmäßigen Wuchs haben.
Starkwachsende Sorten, wie Marechal Niel, Dijon und ähnliche,
soll man mehr als Einzelpflanzen benutzen. In größeren Gärten,
in denen man die Halb- und Hochstämme auf Rasenplätzen
vereinzelt oder in Tuffs verwendet, ist es von Vorteil, mehrere
Stämme von einer Sorte, wenigstens aber 5 bis 6 Stück, zu
nehmen, da dann die Farbenwirkung immer eine größere ist.
Bei solchen Gruppen und Tuffs spielen die alten dunklen
Remontantrosen immer die bedeutendste Rolle. Bei niedrigen
Rosengruppen in kleinen Gärten sollte man bei der Auswahl
recht vorsichtig sein; je kleiner das Rosenbeet ist, um so kleiner
ist die Auswahl treffen. Man pflanze ja nicht bunt durch-
einander. Man wähle Rosen, welche Effekt machen, reichlich
blühen und dem Besitzer den ganzen Sommer hindurch eine
Freude sind. Als solche Sorten könnte man bezeichnen: die
leuchtende Monatsrose Fabvier, die neue Monatsrose Leucht-
feuer, Cramoisi superieur, in leuchtenden Polyanthas die Rose
MadameN.Levavasseur, Maman Levavasseur, Martha und andere,
in rosa Farbe Mignonette, Gloire des Polyantha, Rosel Dach, in
BET
Gelb Perle d’or, Frau Cecile Walter, in Weiß Paquerette, Anna
Marie de Montravel. Fürgrößere Gruppen in Gärten und Parks
wähle man größere im Wuchs und noch wirkungsvollere Sorten in
leuchtendsten Farben, die Polyantharose Ännchen Müller, die
Monatsrosen Gruß an Teplitz und Leuchtfeuer, in RosaRosalinde,
in Weiß Catherine Zeimet, Schneewittchen. Auch sind auf
solchen großen Beeten Madame Caroline Testout, Kaiserin
Auguste Victoria, Frau Karl Druschki und ähnliche gut zu ver-
wenden. Für Bosketts in größeren Anlagen sind folgende
winterharte ‚Sorten zu empfehlen: Rosa rubrifolia mit rötlich-
violetter Belaubung, Rubrifolia fl. pleno mit ebensolcher Be-
laubung und karminrosa gefüllten Blumen, sehr reichblühend,
Rosa californica „Theano“ mit leuchtend rosafarbigen, Dolden-
blüten, eine Prachtrose, Rosa lucida mit glänzend grüner Be-
laubung und einfach rosafarbigen Blumen, Rosa microphylla mit
zierlicher Belaubung und einfachen, rosafarbigen Blumen, Rosa
californica, einfach rosa blühend, Rosa macrophylla, sehr groß-
blättrig, Rosa carolineana mit violetten, großen Blumen und
andere mehr. Vorstehende Rosen werden alle bis 2 m hoch,
und es sollten bei ihnen nach der Blüte die abgeblühten Zweige
entfernt werden, um den jungen Trieben für nächstes Jahr einen
guten Flor zu sichern. Will man aber für Singvögel im Winter
gleichzeitig Nahrung haben, so schone man einen Teil der
abgeblühten Triebe. Überdies gewähren die roten und dunklen
Früchte auch ein hübsches Aussehen im Herbst. Folgende
Sträucher werden 1 bis 1,25 m hoch: Rosa Beggeriana, Rosa
gymnocarpa, Rosa majalis, Rosa Webbiana, Rosa xanthina und
viele andere noch, dann sämtliche Rugosa- und Lutea-Hybriden,
welche teilweise nur 1m hoch werden. Der Schnitt ist hier auch
wie bei den höher wachsenden. Die Sträucher bringen meistens
Früchte für unsere besten Singvögel. Bei diesen Sträuchern
hat man aber darauf zu achten, daß man die jungen Triebe,
welche im nächsten Jahre Blumen bringen sollen, nicht zu hoch
schießen läßt, sondern auf 1 m Höhe stutzt, damit im kommenden
Jahre nach Entfernung des trockenen und abgeblühten Holzes
nicht zu kahle Stellen unter dem Busche entstehen, was der
Pflanze sonst ein schlechtes Aussehen gibt. Für Böschungen
und Abhänge oder als ganz wildwachsende Hecken sind fol-
gende Rosen zu empfehlen: Rosen, welche auf der Erde wie
ein Teppich sich ausbreiten, haben wir in der neueren Schling-
en
rosenklasse der Wichuraiana. Die schönsten davon sind in
Weiß Mandas Triumph, Francois Guillot, Schneeball, in Rosa
Dorothy Perkins, Lady Gay, Anna Rübsamen, Frau Albert
Hochstraßer, in Gelb Versey Beauty, Alberic Barbier, Professor
Sargent, Rene Andre, in Dunkelrot Hiawatha, letztere in schönen
Dolden, einfachblühend. Diese Rosen sind ziemlich winterhartund
machen Jahrestriebe bis zu 10 m Länge auf gutem Boden. Das
alte, zwei- und dreijährige Holz muß man bei ihnen stets ent-
fernen, wenn die Wildnis nicht groß werden soli. Diese Rosen
blühen fast alle in schönen großen Blumen, die dem Crimson
Rambler ähnlich sind; sie haben prachtvolle Belaubung und
einen recht langen Flor. Um kahle, unansehnliche Abhänge
zu bedecken oder Baumstämme zu beranken, sind diese wie
geschaffen. Auch andere Sorten eignen sich für Abhänge, be-
sonders die ganze Crimson Rambler-Klasse. Davon sind die
schönsten: Crimson Rambler, Non plus ultra, Wallflower,
Tausendschön, Rubin und die einfachblühende Leuchtstern.
Das abgeblühte Holz ist nach der Blüte zu entfernen. Auch
eine recht wilde große Hecke, recht bunt durcheinander gepflanzt,
macht auf den Beschauer zur Blütezeit einen gewaltigen, ver-
blüffenden Eindruck! Es ist wirklich zu bedauern, daß solche
Hecken nicht mehr angepflanzt werden. Für Zäune von 60
bis 80 cm Höhe eignen sich Rosa rubiginosa, die Apfelrose
und die vielen Hybriden des Lord Penzance, unter denen sich
einzelne mit recht leuchtenden Farben und einfachen und halb-
gefüllten Blüten befinden. Für einen höheren Zaun bis 150 cm
Höhe lassen sich die wunderbaren kleinen Pimpinellrosen Alba
plena, Rubra plena, Lutea plena ziehen und auch danach
schneiden. Alle diese Rosen sind winterhart und entwickeln
ihre Blütenpracht schon Mitte Mai, also reichlich 14 Tage früher
als unsere Edelrosen.
Für Steinpartien ist die feinblättrige Rosa Watsoniana wie
geschaffen. Ebenso ist die Rosa rugosa Crispata mit der ge-
drehten Belaubung und einfachen, leuchtend rosafarbigen, großen
Blumen zu gebrauchen; sie ist sehr reichblühend und voll-
ständig winterhart. Für winterharte Pyramiden sind zu emp-
fehlen Rosa californica „Theano“, rosa gefüllt, die Rugosarose
Conrad Ferdinand Meyer, die älteren ungarischen Schlingrosen,
wie Erinnerung an Brod, dunkelschieferfarben, Ännchen von
Tharau, rosa, Himmelsauge, dunkelrot, Gruß an Wien, leuchtend
BE.
rot, Duc de Constantine, rosa, Philadelphia Rambler, karminrot.
Von anderen Sorten, die aber Winterschutz verlangen, sind die
besten Rankende Miniature, rosa gefüllt, kleinblumig, remon-
tierend; die neue Immerblühender Rambler wird sich jedenfalls
auch dazu eignen, Trier, halbgefüllt, rahmweiß mit gelblichem
Schein, remontierend. Ich glaube, mit dieser Auswahl schon
ein genügend großes Sortiment besprochen zu haben. Einige
schöne Rosen möchte ich noch besprechen, die aber leider in
Deutschland zu empfindlich sind; es sind die beiden Schling-
rosen Banksiae alba und B. lutea, die beiden bekannten Riviera-
rosen mit der wunderbaren Belaubung und den schönen großen
Blütendolden. Das gleiche Schicksal teilen die beiden Busch- |
rosen Rosa laevigata alba, weiß, und die Anemonenrose, rosa
blühend. Beide verlangen gute Deckung im Winter. Zu er-
wähnen wäre noch, daß Rosen, je freier und sonniger die Lage
ist, desto gesünder und schöner sich entwickeln.
Der Schnitt ist im allgemeinen bei unseren Edelrosen
folgender: Bei kurz oder niedrig bleibenden Sorten, wie
Monatsrosen, Polyantha-, schwachwachsenden Tee- und Tee-
hybridrosen, muß der Schnitt im Frühjahr auch ein recht
kurzer, auf ein kräftiges Auge sein. Starkwachsende Tee-,
Remontant-, Bourbon- und Noisetlrosen werden möglichst lang
geschnitten, bei einmalblühenden und Moosrosen, Centifolien,
Kapuziner-, Gallica- und Schlingrosen ist so wenig wie möglich
zu schneiden. Nicht vergessen möchte ich, noch zu erwähnen,
daß man Moosrosen von anderen Rosen in der Pflanzung
möglichst fernhält, da dieselben Pilzträger ersten Ranges sind.
Unser Rosensortiment ist ja heute ein so riesengroßes, daß jeder
Rosenfreund seine bestimmten Sorten haben kann und sich auch
von mancher alten Sorte kaum zu trennen braucht. Einer Rose
möchte ich zum Schlusse noch im besonderen das Wort reden:
Vergessen Sie nicht, wenigstens eine Centifolie im Garten zu
pflegen; es gibt nur Centifolienrosen mit Centifolienduft, und
dieser ist der köstlichste Duft unter den Rosen!
II. Über Rosenneuheitenzucht.
Mit diesem Thema betrete ich ein Gebiet, über das zu
sprechen ich eigentlich noch nicht berufen bin, da es größere,
erfahrenere und erfolgreichere Züchter gibt, als ich es bin.
Nun, ich will versuchen, meine Erfahrungen hier. mitzuteilen
und die Ziele, welche ich verfolgt habe. Als im Jahre 1886
in Hamburg der Verein deutscher Rosenfreunde gegründet
wurde, hatten ausländische Rosenzüchter teilweise ein mit-
leidiges Lächeln, da sie sich von einem solchen Vereine nichts
versprachen, wenigstens könne auch eine Spezialzeitung nichts
bieten in einem Lande, wo keine Neuheiten gezogen werden.
Die Zeitung würde also nur ein Steckling einer französischen
oder englischen Rosenzeitung werden. Hierdurch veranlaßt,
machte ich meine ersten Versuche. Auch bei einigen be-
deutenden Rosenzüchtern versuchte ich, etwas über die Ge-
heimnisse der Rosenneuheitenzucht zu erfahren. Doch die mir
gegebenen Mitteilungen waren gleich Null; das deutsche Klima
sei ja viel zu rauh, und man würde nie reife Kapseln von
edlen Rosen erhalten. Die Züchter glaubten ja auch, sich ins
eigene Fleisch zu schneiden, hätten sie ihre jahrelange Arbeit
preisgegeben. Doch, das sei nebenbei gesagt, es war vor
25 Jahren leichter, Neuheiten zu ziehen, als es heute der Fall
ist, wo wir so viel Gutes haben. Die meisten Züchtungen
bis zum Jahre 1880 sind zum großen Teil wohl mehr Zufalls-
sämlinge als Befruchtungen gewesen, und doch wurden für
diese Neuheiten Unsummen von Geld ausgegeben. Die ersten
deutschen Neuheiten waren wohl neben einigen nichtssagenden
Remontantrosen Großherzogin Mathilde und Namenlose Schöne,
beide Sports-, also keine Sämlings-Züchtungen. Erst als im
Jahre 1890 die Rose Kaiserin Auguste Victoria in den Handel
kamen, schenkte man der deutschen Rosenneuheitenzucht einige
Aufmerksamkeit. Rosenneuheiten kann jeder Gartenfreund und
Gärtner ziehen, da ja eine jede Befruchtung eine neue Rose
ergibt. Manche neigen mehr der Mutterrose, manche der Vater-
rose zu, doch ist der größte Prozentsatz der Sämlinge schlechter
als die beiden Eltern; nur wenige sind den Eltern gleich zu
stellen und noch viel weniger übertreffen die Eltern oder stellen
diese gar in denSchatten, was überdies oft auch bei den Menschen
zu beobachten ist. Eine gewisse Norm, wie man befruchten soli,
läßt sich nicht feststellen. Es gehört zu der Neuheitenzucht
von Rosen Fleiß, Intelligenz und Ausdauer. Die Theorie wird
die Versuche niemals ersetzen können. Meine ersten Versuche
gingen auf Verbesserung der Schlingrosen hinaus; ich wünschte
mir Schlingrosen mit Polyanthadolden, die möglichst winterhart
und auch noch mehrmals blühend sein sollten. Zu diesem
BA 2
Ziele glaubte ich ganz einfach gelangen zu können, wenn ich
eine Schlingrose mit Polyantha befruchtete. Das war ja furcht-
bar einfach, aber die lieben Kinder, welche entstanden, sahen
doch ganz anders aus, als ich erwartet hatte, und ich sah gleich
ein, daß die Sache gar nicht so einfach sein könne. Darauf be-
fruchtete ich Schlingrosen auf Polyantharosen, auch Monatsrosen
auf Schlingrosen und umgekehrt. Die Überraschungen waren
großartig; die gewöhnliche Monatsrose Ordinaire mit Daniel
Lacombe und Ruga gekreuzt, brachte wunderbare Schlingrosen
mit prachtvoller Belaubung, ähnlich der Rosa laevigata, die
Blüten einfach und halb gefüllt. Die veredelten Sämlinge er-
reichten eine Höhe von 1!/; m und waren mein erster Stolz,
bis ein starker Frost von 10° R der Freude für immer ein Ziel
setzte. Eine andere Befruchtung, Daniel Lacombe mit Fellem-
berg, brachte die Schlingrose „Rubin“. In dieser Rose sah ich
mich meinem Ziele schon etwas näher gerückt. Die Blüten-
dolden gefielen mir und der braunrote Wuchs auch. Doch im
nächsten Jahre kamen mir Bilder der Schlingrose Crimson
Rambler vor Augen, so daß ich mich in meiner schönen Hoff-
nung wieder recht getäuscht sah. Trotzdem habe ich bis zum
heutigen Tage den Schlingrosen meine Aufmerksamkeit ge-
schenkt, und ich kann doch sagen, die Ausdauer hat mich
belohnt. Mit Crimson Rambler war es ja leichter, Schlingrosen-
neuheiten zu erzielen. Wir besitzen von dieser eine ganze
Anzahl guter Schlingrosen und Polyanthasorten. Auch die
Schlingrose Tausendschön entstammt dieser, und meine weiteren
Versuche mit der letzteren haben mich zu überraschenden
Resultaten geführt. Einige davon versprechen ganz erstklassige
Sorten zu werden. Aber ich will doch nicht bloß Schlingrosen
ziehen, sondern auch bessere Polyanthas, Teehybriden, Rugosa-
sorten usw., denn es gibt ja noch mancherlei zu tun. Wenn
man eine Rosenneuheit betrachtet, so hat man schließlich auch
an der allerbesten etwas auszusetzen.
In den 80er Jahren kamen die ersten kleinblumigen Poly-
antharosen in den Handel. Die ersten älteren Sorten waren
Sämlinge von gewöhnlichen Schlingrosen, welche bei einer
Aussaat immer zu 5 vom Hundert Polyantharosen ergaben;
das trifft auch zu, wenn man keine Befruchtung vornimmt.
Befruchtet man eine kleinblumige Polyantha mit einer Tee-
hybride, so erzielt man meistens großblumige Polyantharosen,
wie die Sorten Schneekopf, Clotilde Soupert, Mosella und
N
andere zeigen. Befruchtet man aber Polyantharosen mit
Crimson Rambler oder anderen Multiflorasorten, so erzielt man
meistens kleinblumige oder auch Schlingrosen, die zu der
Multifloraklasse gehören. Immerhin habe ich bei diesen Sorten
das beste Resultat erzielt. Die Polyantharosen Ännchen
Müller und Rosalinde stammen von Crimson Rambler väter-
licherseits ab. Diese Klasse ist aber schon so vollständig in
allen Varietäten vertreten, daß es schwer ist, noch etwas Gutes
zu bringen. Die Natur ist wunderbar und soll keinen ab-
schrecken, weitere Versuche anzustellen. Wer Lust und Aus-
dauer dazu besitzt, findet immer noch Raum, sich zu betätigen.
Es fehlen noch kleine Moospolyantharosen. Diese würden
auch eine Zierde sein und viele Freunde finden. Nun komme
ich zu den Teehybriden. Die erste Teehybride wurde im
Jahre 1867 von Guillot pere als die bekannte La France gezogen.
Sie wurde anfänglich den Hybrid- oder Remontantrosen zu-
geteilt, und erst später, nachdem der erfolgreiche englische
Züchter Bennett in der Teehybridklasse bedeutende Erfolge
erzielt hatte, wurde auch die La France dieser Klasse zugeteilt.
Was sind Teehybriden, wird mancher fragen. Sie sind eine
Mittelklasse zwischen den Remontantrosen und den Teerosen,
durch deren beiderseitige Kreuzung sie entstanden sind. Be-
fruchtet man eine Remontantrose auf eine Teerose, so erzielt
man meistens Teehybriden. Umgekehrt ist das weniger der
Fall; es bleiben dann meistens Remontantrosen in der Rasse,
wie Marie Baumann, Elisa Bo@lle usw. Doch auch bei ersterer
Befruchtung kommt es oft vor, daß nur Hybrid-Remontantrosen
bleiben. Wenn man z.B. die alten charakterfesten General
Jacqueminot, William Wood und ähnliche Sorten als Vaterrose
nimmt, so wird oft deren Wuchs zum Vorschein kommen und
die Sorte eine Hybrid-Remontantrose bleiben. Eine wirkliche
Teehybride soll immerfort blühen und Teerosenduft haben;
sie soll den kräftigen, aufrechten Wuchs der Remontantrosen
und auch ihre Winterhärte besitzen. Doch ist auch bei dieser
wie bei anderen Klassen vieles anders geworden. Gelbe und
dunkelrote Farben fehlten bis vor einigen Jahren ganz und nun
sind auch diese beiden schon in recht hübschen Varietäten vor-
handen. In Dunkelrot besitzen wir Richmond, Liberty, Etoile
de France, Friedrichsruh; andere werden folgen. In Gelb:
Goldelse, Madame Ravary, Franz Deegen, Antoine Rivoire und
andere. Doch läßt bei den gelben Farben die Winterhärte
2 Ra
noch etwas sehr zu wünschen übrig, wie auch der Wuchs.
Neuerdings ist durch den französischen Züchter Pernet-Ducher
in seiner Lyon-Rose eine wertvolle Bereicherung erschienen.
Ich kann wohl jetzt schon behaupten, daß wir mit dieser Sorte
eine noch bessere Klasse, als sie die Teehybridrosen darstellen,
erzielen werden. Die Pernetiana- oder Lutea-Hybriden werden
ja auch nichts anderes sein als mehrmals blühende Hybrid-
rosen, aber sie sind bedeutend härter und gesünder im Wuchs.
Für jeden Rosenzüchter ist das Wertvollste: gesunder Wuchs
und Belaubung, keine zu große Empfindlichkeit im Winter;
erst in zweiter Linie kommt die Blume. Was nützt eine schöne
Rose, wenn dieselbe einen schlechten Wuchs hat, ihre Blätter
von Meltau befallen werden und die Sorte obendrein noch
sehr empfindlich im Winter ist. Die Liebhaberei in der Rosen-
kultur wird mit solchen Sorten nicht gefördert. Der letzte
Herbst wird mancher solchen Rosensorte das Licht ausgeblasen
haben; es wird sich der Schaden erst im Frühjahr zeigen.
Da in dieser Rosa lutea-Klasse die gelbe Farbe die Grundfarbe
ist, so wird man jedenfalls vorzügliche gelbe und reinfarbige
dunkelrote Sorten erzielen können, und die anderen Farben
werden in Orange- und Lachsfarben große Bereicherungen
erfahren. Die hellen Farben spielen in der Teehybridklasse
noch die Hauptrolle, es ist deshalb erklärlich, daß vielfach bei
Befruchtungen mit gelben Sorten die meisten Sämlinge rosa-
farben oder weißlichrosa fallen.
Die Befruchtung Teerosen mit Teerosen wird fast gar nicht
mehr gemacht. Es sind hauptsächlich einige französische
Züchter, welche noch jährlich solche in den Handel bringen.
Überdies besitzen viele Teerosen auch Teehybridcharakter.
Der Züchter Nabonnand ist einer von denjenigen, die wohl
keine Befruchtungen machen, aber trotzdem schöne Teerosen
dem Handel übergeben haben, z. B. Papa Gontier, Franziska
Krüger, Paul Nabonnand, Agathe Nabonnand, Safrano u. a. m.
Fast seine sämtlichen Züchtungen zeichnen sich durch eleganten
Wuchs, schöne Haltung der Blumen, wenn auch teilweise sehr
leichter Füllungen aus. Mehrere seiner Züchtungen sind von
England aus auch als englische Züchtungen in den Handel
gekommen.
Ich komme nun zu den Rugosa- und Caninasorten. Bei
einfach blühenden Rosen findet eine Selbstbefruchtung schneller
und früher statt als bei starkgefüllten. Schon wenn die
SER TB:
Blütenblätter die geringste Farbe zeigen, hat oft-eine Selbst-
befruchtung stattgefunden. Man muß deshalb recht früh die
Staubfäden bei den zu befruchtenden Rosen entfernen und mit
Seidenpapier umwickeln, wenn man Erfolg haben will. Inter-
essant ist, daß bei einer Befruchtung auf Rugosa sämtliche
Sämlinge Rugosalaub und -wuchs behalten und bei einer
Befruchtung von Rugosa auf Tee- und Teehybridrosen die
Sämlinge die Belaubung, wie sie Thusnelda, Georges Bruant,
Conr. Ferd. Meyer zeigen, annehmen. Die Rugosaklasse ist
namentlich zur Verschönerung der Parkanlagen als Vorstrauch
in Gruppen zu verwenden. Die Rugosasorten sind charakter-
feste Varietäten und verleugnen nie ihre Abstammung. Eben-
so ist es mit unserer Wildrose, der Hundsrose, Rosa canina.
Sämtliche Befruchtungen, welche ich anstellte, lassen deutlich
den Charakter und Wuchs der Canina erkennen, namentlich
Kreuzungen mit Tee- und Teehybridrosen. Die Blüten sind
meistens nichtssagend geworden, teilweise etwas größer als
bei der Wildrose, auch schon leuchtend rote oder weiße, oder
sie zeigen Ansatz zum Gefülltblühen. Rosa rubrifolia nimmt
den Charakter einer anderen Sorte besser an, so erzielte ich
die Rosa rubrifolia fl. pleno durch Kreuzung der Rosa rubrifolia
mit Mons. Boncenne. Meine Versuche Canina gekreuzt mit
Rugosa ergaben folgendes: Caninawuchs, große Rugosa-
blumen und eine ausnahmsweise dunkelgrüne, große Belaubung.
Diese Befruchtung verspricht überdies eine wetterfeste und gute
Unterlage für Hochstammrosen zu werden. Nun, meine Herren,
Sie werden sich gewiß fragen, was soll wohl eine solche Be-
fruchtung unter Wildrosen? Ich wollte winterharte Rosen
ziehen, die man wie Straßenbäume anpflanzen und pflegen
kann. Eine Straße durch den Großen Garten mit 2,50 m hohen
Stämmen, 5 m Kronendurchmesser, in allen Farben, wäre ge-
wiß das Ideal manches Gärtnerrosenfreundes. Ich habe die
Hoffnung noch nicht aufgegeben, dieses Ziel zu erreichen.
Ein anderer Wunsch von mir war der, Pyramiden von winter-
harten Schlingrosen zu erzielen. Dieses Problem wird früher
erreicht werden als das vorhergehende. Denn unsere ge-
wöhnlichen Schlingrosen sind heute alle nur mehr oder weniger
winterhart, bei 21— 25° Kälte strecken alle ihre Waffen. Auch
unsere alten Arvensis-Schlingrosensorten sind charakterfest;
ich habe sie mit Moosrosen befruchtet, kann aber über die
Blüte noch nichts erwähnen, weil sie noch nicht geblüht haben;
IR
aber die Hauptsache ist, daß der rankende Wuchs mit moos-
rosenähnlicher Belaubung und Holz vorhanden ist. Sie sehen,
meine Herren, daß noch vieles zu verbessern ist und daß der
Rosenfreund noch manchen Wunsch hat. Zum Züchten ge-
hört in erster Linie Geduld. Es läßt sich keine bestimmte
Theorie aufstellen, und deshalb ist auch — die Rosenzüchtungen
der ganzen Welt zusammengenommen - der erreichte Fortschritt
ein langsamer; auch der Wunsch nach einer blauen Rose liegt
noch in der Zukunft.
Ich komme nun zu der eigentlichen Befruchtung. Es gehört
ein kleines Studium der Rosen dazu, um einigermaßen einen
Erfolg zu haben. Manche Sorten nehmen die Farbe der Vater-
rose völlig an oder wenigstens doch recht viel davon; andere
dagegen enttäuschen einen so sehr, daß man alle Lust verliert,
mit ihnen zu befruchten. Die Hauptsache ist, nicht zu große
Gegensätze in der Farbe zu wählen, weil es sonst eine zu
große Enttäuschung gibt. Durch Befruchtungen von Gelb mit
Rosa erzielt man meistens weiße oder hellrosafarbige Sorten;
Gelb auf Dunkelrot befruchtet wird meistens einen rein dunkel-
rot blühenden Sämling mit gelbem Grunde geben. Rosa mit
Dunkelrot gekreuzt gibt eine dunkelrosa bis karminrosa Farbe.
Die Hauptsache ist immer, langgestreckte Blumen auch mit
ebensolchen Sorten zu befruchten und Sorten mit kurzer
Knospe, wie Baronne de Rotschild, mit Blüten ebensolcher
kurzen, kugeligen Knospen zu befruchten. Doch haben andere
Züchter gegen diese Regeln auch wieder ein günstiges Resultat
erzielt, z. B. die schneeweiße Frau Karl Druschki von Merveille
de Lyon mit Madame Caroline Testout. Eine der erfolg-
reichsten Befruchtungen war Antoine Ducher mit Persian
Yellow, welcher die Rose Soleil d’or entstammt. Noch nie war
es einem Züchter geglückt, etwas besonderes mit Persian Yellow
zu erzielen. Obgleich Dr. Krüger festgestellt hat, daß Soleil d’or
noch viel schlechtere Pollenbildung hat als Persian Yellow,
überrascht uns der Züchter schon mit einer zweiten Neuheit,
der Lyonrose; andere Sorten werden folgen. Meine neue Rose
„Deutschland“ wird jedenfalls auch überraschen. Sie ist eine
Kreuzung mit Soleil d’or, doch will ich mit einem Urteil noch
warten. Über die Befruchtung selbst sei folgendes gesagt:
Rosen befruchtet man im Freien und im Gewächshaus an
Topfpflanzen. Wer an Freilandrosen Befruchtungen vornehmen
will, kann nur höchstens bis 25. Juni befruchten. Ein späteres
FR
Befruchten hat keinen Zweck, da die Samenkapseln nicht mehr
reif werden. Ein sicheres Resultat erzielt man an Topfpflanzen
im Hause, weil man die Rose gegen alle Witterungseinflüsse
mehr in Gewalt hat. Am günstigsten ist es, im Freien nach
einem regnerischen, schwülen, warmen Tage die Befruchtung
vorzunehmen. Die zu befruchtende Rose kann man 1—2 Tage
vorher dazu vorbereitet haben durch vorsichtige Entfernung
der Staubfäden und Blumenblätter. Diese Manipulation ist in
recht knospigem Zustande vorzunehmen. Alsdann legt man
eine leichte Seidenpapierhülle um, um Insektenbesuch zu ver-
hindern und vor ungünstigem Wetter zu schützen. Diejenige
Rose, welche man auf die vorbereitete Rose befruchten will,
schneidet man am besten abends oder morgens ab, um dann nach
10—12 Stunden damit zu befruchten, welches man mittelst
Pinselübertragung macht. Nach einigen Tagen sieht man schon
den Erfolg; die Kapsel fällt entweder ab bei einer Nichtannahme
der Befruchtung oder sie schwillt an und wächst weiter bei
einer Annahme des Blütenstaubes. Jetzt hat man im Laufe des
Sommers bei schwergefüllten Sorten namentlich dafür zu
sorgen, daß das Regenwetter möglichst von der Samenkapsel
ferngehalten wird, weil sonst diese leicht fault. Leichtgefüllte
Rosen bringen 12—20 Samenkörner und reifen leicht; stark-
gefüllte erzeugen oft nur 1—4 Körner. Nach 5—6 Monaten
sind die Kapseln reif, und man kann sofort mit dem Aussäen
beginnen, entweder in Töpfen oder Kästen. Wenn ein Haus
nicht zur Verfügung steht, muß man die Töpfe oder kleinen
Kästen in einem Mistbeet oder frostfreien Raum unterzu-
bringen suchen. Die im Haus ausgesäten Rosenkerne werden,
wenn im Oktober ausgesät, schon Anfang Januar aufgehen und
im günstigsten Falle im Juli oder August die erste, einiger-
maßen vollkommene Blume bringen. Zeigt der Sämling das
erste vollkommene Blatt, so pflanze man denselben in ein
recht kleines Töpfchen und halte dieses regelmäßig warm und
nicht zu feucht, denn in diesem Stadium ist der Sämling am
empfindlichsten und die Sterblichkeit am größten. Es kann
einem über Nacht die ganze Freude verdorben werden, da
plötzlich die Pflanze von einem Pilz befallen und umgefallen
ist. Haben die kleinen Pflanzen das Töpfchen mit Wurzeln
durchzogen, was nach 3 Wochen in der Regel der Fall ist, so
bringe man diese in einen größeren Topf, bis man Ende Mai
diese kleinen Pflanzen auf ein recht gut vorbereitetes Beet im
a
Freien auspflanzt. Dann zeigt sich recht bald, welch Geistes
Kinder diese sind; meist Überraschungen insofern, als sie
selten das zeigen, was man haben möchte. Doch ist man
zufrieden, nur einige gute und wenn möglich eine recht gute
jedes Jahr darunter zu haben. Die besten dieser Sämlinge
suche man unbedingt im ersten Jahre noch auf Wildlinge zu
okulieren, da man sonst mit einem recht langen Gesichte trotz
vorsichtiger Decke die ausgepflanzten Sämlinge im kommenden
Frühjahr betrachten würde. Nun, als veredelte Pflanze, kann
man sein Meisterwerk betrachten. Wer kein Haus zur Aussaat
zur Verfügung hat, wird die ausgesäten Sämlinge im Mistbeet
erst im März aufgehen sehen, und man hat genau in derselben
Weise wie bei den Hauspflanzen zu verfahren. Nur fragt es
sich, ob bei einem ungünstigen Sommer noch die Pflanzen
stark genug werden, um Okulationsholz für Freilandveredlungen
zu geben.
Zeigen sich bei den Sämlingen beim zweiten Blatt Knospen,
so entferne man diese, da sonst das Pflänzchen zu sehr ge-
schwächt wird. Rosensämlinge, welche gleich Knospen oder
im ersten Jahr keine Blume bringen, kann man getrost fort-
werfen, da die ersten Krüppelrosen und die anderen ganz
faule Blüher werden. Ein guter Sämling muß beim vierten bis
fünften Blatt seine Blüten zeigen. Ausgenommen sind Schling-,
Moos- und einmalblühende Sorten, welche als Sämlinge im
ersten Jahre nicht blühen. Absichtlich habe ich es unterlassen,
auf Theorien einzugehen. Ich wollte Ihnen nur meine Ziele,
meine bisherigen Erfolge und Ideen mitteilen.
Über Rosensämlingsstammzucht.
Vortrag, gehalten von Kgl. Garteninspektor M. Löbner (Dresden).
Im Jahrgang 1905 von Möllers „Deutsche Gärtnerzeitung“
hat Herr Friedrich Harms, neben unserm Herrn //ernpel der be-
deutendste deutsche Rosensortenkenner der Gegenwart, einen
ausführlichen Artikel über die Dresdner Rosenkulturen ver-
öffentlich. arms schreibt: „Dresden und dessen nächste
Umgebung bildet einen Zentralpunkt, ja sogar den ersten, den
bedeutendsten der deutschen Rosenkultur.“ Mir sind die
Dresdner Kulturen noch nicht genügend bekannt, jedenfalls
nicht in ihren Intimitäten, und deshalb vermag ich mit meinem
heutigen Vortrag auch nicht auf dieselben einzugehen. Mein
Vortrag soll vielmehr als allgemein gehaltener über Rosen-
sämlingsstammzucht aufgefaßt werden.
Rosenwaldstamm oder Sämlingsstamm, welcher von beiden
hat für die Praxis die größere Bedeutung? Diese Frage kann
nicht ohne weiteres zu Gunsten des einen oder des anderen
entschieden werden. In Gegenden, wo man noch genug gute
Waldstämme und zu billigem Preise erhalten kann, hat man
den dicken Waldstamm als Unterlage beibehalten. Wo dieser
nicht mehr preiswert und in guter Qualität erhältlich ist, hat
der besser bewurzelte, biegsamere Sämlingsstamm sich verbreitet.
Der gute Waldstamm ist gut, der gute Sämlingsstamm sicher
und mindestens ebenso gut. Aber die Praxis, die so gerne den
einseitigen Standpunkt einnimmt, darf nicht die gute Qualität
des Waldstammes mit kaum bleistiftstarken Sämlingsstämmen
vergleichen wollen oder umgekehrt kräftige Sämlingsstämme
mit halbvertrockneten Waldstämmen.
Sicher ist auch, daß der Wald auf die Dauer nicht mehr
so viel Rosenstämme liefern kann, als Bedarf an solchen vor-
handen ist. Vielerorts gibt es überhaupt kaum noch Wald-
stämme, und künftighin werden wir noch mehr mit Verboten,
Rosenstämme auszugraben, rechnen müssen. Moderne Schlag-
worte: Waldverschönerung, Heimatschutz u.a. beginnen überall
ihre Wirkung auszuüben. Da muß die Zeit kommen, in der
der Sämlingsstamm allgemein das Feld behauptet. Das er-
BR
kannten schon vor Jahrzehnten umsichtige Rosengärtner, auch
in unserem Dresden, wo wohl als erster auf diesem Gebiet
überhaupt der verstorbene Hermann Raue sich der Rosen-
sämlingsstammzucht mit Erfolg annahm.
Rosenunterlagen hat man schon in großer Menge aus-
probiert. Die wenigsten bewährten sich. Ich nenne Rosa
alpina,a cinnamomea, die für Wurzelhalsveredlungen aus-
gezeichnete Rosa Froebelii, Rosa uralensis, die „holländische
Rugosa“ u. a. In neuerer Zeit hat Stadtgartendirektor Pollmer
in Großenhain durch Kreuzung der Rosa setigera mit Rosa
canina eine Unterlage erzogen, die sich in den Dresdner
Kulturen wegen ihrer angeblichen Unempfindlichkeit gegen
den Meltau eingebürgert hat. Diese Unterlage habe ich noch
nicht ausprobieren können und vermag deshalb auch noch
nicht über sie zu urteilen.*) Soweit mein eigenes bisheriges
Urteil dies zuläßt, stehe ich auf dem Standpunkt, daß für
deutsche Verhältnisse unsere alte Heckenrose, Rosa canina,
die beste, für die große Praxis brauchbare Unterlage ist.
: Man kauft in der Regel Caninasamen zur Aussaat oder
läßt aus den großen holsteinischen Baumschulen einjährige
Sämlinge kommen. Für die Zukunft werden wir aber wohl
anders verfahren müssen. Es gibt wenige Pflanzenspezies,
die so variabel sind als Rosa canina. Da gibt es welche, die
fast stachellos sind, andere sind wahre Muster überreicher
Bestachelung. In der Wuchskraft, im Blatt, der Biütenfarbe,
Frucht finden wir die auffallendsten Unterschiede. Man be-
trachte nur einmal aufmerksam holsteinische Caninas, die eine
reine Musterkarte der verschiedensten Caninavarietäten und
-Bastardierungen darstellen. Für die Praxis aber kommt es
darauf an, keine Musterkarte, sondern eine gute Varietät bezw.
Rasse der Rosa canina als Unterlage zu verwenden. Wir dürfen
zur Aussaat nicht den Samen aller möglichen wildwachsenden
Caninas ernten.
Manche Rosenzüchter arbeiten rege in dieser Richtung, so
z. B. Meyer in Markolsheim i. E., dessen „Zukunfts-Canina“,
*) Spätere Anmerkung des Verfassers: Sie wird in einigen Firmen
gerne gezogen, weil sie ein sehr gleichmäßiges Produkt allerdings nur
mittelhoher Stämme ergibt, während wir bei Rosa canina immer mit einem
mehr oder weniger hohen Prozentsatz Ausfall an Stämmen zu rechnen
haben.
ER
wie er sie nennt, in ihrer Eigenart so charakteristisch, so durch-
gezüchtet ist, daß man sie fast als eine besondere Art der
großen Gattung Rosa ansprechen möchte. Ich halte diese neuere
Meyersche Zukunfts - Canina überdies für eine der besten
Caninavarietäten, die ich zum Probeanbau empfehlen möchte,
und die sich wohl überall, wo der Boden nicht trocken ist,
bewähren dürfte“) Auch die sehr charakteristischen stachel-
losen, richtiger gesagt stachelarmen Caninas von Drög und
Kokulinsky habe ich seit Jahren sorgfältig in ihren Eigenschaften
beobachtet. Die Brögsche Canina ist zu markreich, viel fester
ist die gut durchgezüchtete Kokulinskysche Canina. Es kann
sein, daß letztere in Zukunft wegen sehr geringer Bestachelung
mancherorts gerne in die Kulturen anfgenommen wird, in der
Wuchskraft bleibt sie jedoch, wie wohl alle stachelarmen
Varietäten, hinter den gut bestachelten Caninas zurück.
Ich arbeite auch seit 12 Jahren an der Heranzucht einer,
freilich stark bestachelten Caninarose, und über die bisherigen
Zuchtergebnisse möchte ich heute einiges vortragen. Unter
den Caninarosen, die im „Gehölzgarten“ der Schweizerischen
Versuchsanstalt und Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau
in Wädenswil an einem steilen Abhang angepflanzt waren,
wählte ich im Herbst 1895 die kräftigste derselben als Samen-
träger aus; die Samen wurden ausgesät. Nun ist es bekannt,
daß die Samen der Rosa canina überliegen, erst im zweiten
Jahre nach der Aussaat zu keimen beginnen. Wir kennen
zwar Verfahren, die Keimung schon im Jahre nach der Aussaat
zu erreichen; diese sind aber nicht immer sicher. Indessen
kann der aufmerksame Beobachter auch bei ganz gewöhnlicher
Aussaatmethode bemerken, wie unter vielen Samen immer
einige wenige trotz alledem schon im ersten Frühjahr auf-
laufen. Diese haben offenbar individuelle Veranlagung zu
früherer Keimung, wie man das mehr” oder weniger schön
auch bei anderen Aussaaten beobachten kann, und sie wachsen
meist zu den kräftigsten Individuen heran. Durch die Selektion,
deren Lehre wir Darwin verdanken, kann man aber erreichen,
daß sich eine solche individuelle Veranlagung vererbt. Ich
*) Hier in Dresden konnte ich mich davon überzeugen, daß sie für
unsere Böden leider völlig ungeeignet ist. (Spätere Anmerkung des Ver-
fassers.) |
ZNNIN
habe unter meinen Caninasämlingen deshalb immer nur die
beachtet, die schon im ersten Jahre nach der Aussaat zu keimen
begonnen hatten. Unter ihnen wurden wieder die kräftigsten
ausgelesen, aufgeschult, einige Jahre beobachtet, bis ich den
besten unter denselben erkannte, um ihn darauf von neuem
als Mutterpflanze zu verwenden. Neben Wüchsigkeit wurde
natürlich auch auf andere Merkmale Wert gelegt, auf Gesund-
heit des Blattes, Winterhärte der Pflanzen und auf eine ge-
wisse Länge des Wurzelhalses. Bei jeder Aussaat bekommt
man stark und schwächer wachsende Sämlinge. Durch fort-
gesetzte Verwendung nur der stärksten Sämlinge zu
Mutterpflanzen wird aber der Prozentsatz der stark-
wüchsigen Sämlinge gegenüber den schwächer wach-
senden immer größer. Das ist sehr wichtig für die Praxis,
denn die beste, die stärkste Qualität ist es ja, die die höchsten
Verkaufspreise bringt. Aber die schwächere Qualität kann
nicht immer weggeworfen werden. Sie wird in der Rosen-
zucht meist zu Wurzelhalsveredlungen genommen, und da ist
es denn wichtig, daß der Wurzelhals nicht zu kurz ist, um
bequem die Veredlung vornehmen zu können. Im Jahre 1905
hatte ich junge Sämlinge der 3. Generation meiner Canina
dastehen, die ich zur Erprobung ihres Wertes neben anderen
Caninarassen, vorzüglich zum Vergleiche mit aus Holstein
bezogenen Caninasämlingen, aufschulte. Die letzteren waren
als erste Qualität bezogen und vor der Pflanzung noch sorg-
fältig ausgewählt worden. Gepflanzt wurde in gut gedüngten,
kräftigen Böden bei genügend weiter Entfernung. Der Rosen-
züchter sollte meines Erachtens viel mehr auf Qualität hin-
arbeiten, und diese wird nur bei genügend weiter Pflanzung
und reichlicher Ernährung der Sämlinge erreicht. Im Spät-
sommer 1907, also 2 Jahre später, habe ich dann kurz vor
Weggang aus meiner früheren Stellung Messungen der jungen
Stämmchen, die das zweite Kulturjahr hatte hervorschießen
lassen, vorgenommen. Ich maß je 10 der besten Pflanzen
und ermittelte als Durchschnittshöhe bei meinen Caninas
2,93 m gegenüber 2,34 m bei den von Holstein bezogenen
Rosen. Erstere waren also bei ganz gleicher Behandlung um
Y/,m im Durchschnitt höher geworden als letztere. Sie hatten
50 cm über dem Boden gemessen einen Stammumfang von
3,8 cm gegenüber 3,4 cm der Holsteiner Caninas. Diese
BE pe
Sämlinge wurden anläßlich der vom Handelsgärtnerverein
Zürich im September 1907 veranstalteten Gartenbau-Ausstellung
einem größeren Interessentenkreise vorgezeigt. Bevor ich dann
Wädenswil verließ, habe ich noch eine Aussaat der künftigen
4. Generation gemacht und Samen und Mutterpflanzen an einige
Schweizer Rosenzüchter, die der Sache seit Jahren Interesse
entgegengebracht hatten, abgegeben. Einen Posten Samen
nahm ich natürlich mit nach Dresden, um diesen an unserer
Versuchsstation zur Weiterarbeit auszusäen. Die von mir bis-
her durchgezüchtete Caninarasse wird sich gemäß ihrer Ab-
stammung in erster Linie für mehr schwere und genügend
feuchte Böden bewähren. Ich nehme aber mit Rücksicht auf
die allen organischen Wesen innewohnende Fähigkeit, sich
anzupassen, an, daß unter den Sämlingen, die in wenigen
Monaten bei uns auflaufen werden, welche sein werden, die
sich von vornherein den Dresdner klimatischen und Boden-
verhältnissen anschmiegen. Dann denke ich mir die Sache
so: die besten, stärksten dieser Sämlinge möchten in unserm
Garten als Mutterpflanzen aufgepflanzt werden, um von ihnen
Saatgut ernten zu können zur Weiterverbesserung der Rasse,
das auf Wunsch auch an unsere Dresdner Rosenbaumschulen
abgegeben werden könnte. Ich verspreche mir von diesem
Vorgehen einigen Nutzen für unsern Dresdner Gartenbau. Zum
Schlusse gelangt, muß ich bedauern, heute nur das Trockene
eines kurzen Vortrages bieten und nicht zugleich lebendes
Belegmaterial vorlegen zu können. Vielleicht ist mir das möglich,
wenn ich, wie ich hoffe, nach 3 Jahren wieder über das
gleiche Thema sprechen darf. M. Löbner.
Tafel Ill.
Cyclamen persicum splendens giganteum „Richters Gefranste“.
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Richters Gefranste Cyclamen.
Herr Alwin Richter in Dresden-Striesen, dessen Cyclamen
sich als Richters Gefranste eines guten und eines Weltrufes
erfreuen, hat die Cyclamenkultur schon mit Gründung seines
Geschäftes im Jahre 1875 aufgenommen und sie einige Jahre
später zur Spezialkultur ausgebildet. Der Güte der Richterschen
Rasse ist es zuzuschreiben, daß sich der Umsatz von Jahr zu
Jahr vergrößert hat, so daß die Kultur augenblicklich mit einem
Vertrieb von 500000 Korn Samen, 150000 jungen Sämlingen
und einigen Tausend fertigen Pflanzen rechnen muß. Samen
wie Pflanzen werden außer in Deutschland nach Österreich-
Ungarn, Rußland, Italien, Schweiz, Belgien, Schweden, Däne-
mark und Amerika abgesetzt. Keinen Absatz hat Herr Richter
merkwürdigerweise nach England und nur wenig nach
Frankreich.
Es bedeutete einen großen Fortschritt für die damals junge
deutsche Cyclamenkultur, daß Richard Müller in Striesen An-
fang der siebziger Jahre eine Cyclamenzüchtung als Cyclamen
persicum splendens in den Handel bringen konnte. Bei der
heutigen Ausdehnung der deutschen Cyclamenkultur darf man
sich als Dresdner dieser gartengeschichtlichen Tatsache be-
sonders freuen. Kreuzungen des Müällerschen Splendens
Cyclamen mit englischen Sorten bildeten den Ausgangspunkt
für die Cyclamen Alwin Richters. Als dann später Herr Riedel
in Worms die rosafarbige Kriemhilde brachte, benutzte sie
Herr Richter zum Kreuzen mit der bisherigen Rasse. Damit
entstanden die großblumigen Sorten, die heute als Cyclamen
persicum splendens giganteum im Handel gehen. Aus ihnen
ging eine rosablütige Pflanze hervor, deren Blumenblätter ge-
franst waren, und diese Pflanze wurde zu einem weiteren
Ausgangspunkte der Kultur. Durch Weiterzucht und Kreuzung
mit dem vor etwa einem Dutzend Jahren aus Belgien ge-
kommenen Papilio Cyclamen entstand die heute von Alwin
Richter vorherrschend gezüchtete Rasse, fast gleichzeitig über-
Re
dies mit den Rokoko Cyclamen der Firma J. C.-Schmidt in
Erfurt. Wenn sie auch anfänglich noch verbesserungsfähig
waren, so sind sie bis heute doch sehr vervollkommnet worden.
Sie blühen willig auf und zeigen ihren Flor auch schon im
Herbst, wie die älteren Splendens giganteum-Sorten. Als dann
O. Froebel in Zürich das farbenprächtige Salmoneum dem
Handel übergab, benutzte Herr Richfer auch dieses zur Weiter-
verbesserung und Hybridisation und erzog das Rokoko Sal-
moneum. Als eine recht aparte Farbe stellt sich auch die
chamoisfarbige „Schöne Dresdnerin“ vor, die Alwin Richter
erst im Verlaufe dieses Sommers dem Handel übergeben
konnte. Dieses Cyclamen verdankt seine Entstehung einer
glücklichen Kreuzung von Splendens giganteum weiß und Sal-
moneum. Wenn diese Sorte heute auch noch in der Farbe
variiert, so wird dieser Fehler doch sehr bald weggezüchtet
werden, und die „Schöne Dresdnerin“ wird einmal unsern Nach-
kommen von dem Fleiße der älteren Dresdner Gärtner erzählen,
den schöne Erfolge krönten.
Einiges über Friedhöfe.
Vortrag, gehalten von Friedhofsinspektor G. Wilkens (Dresden).
Das lebhaftesteInteresse in unserem Menschenherzen wenden
wir mit Recht dem Orte zu, der die letzte Ruhestätte unserer
abgeschiedenen Lieben bilden soll. Welchem Bekenntnisse der
Mensch auch angehören mag, immer ist er bestrebt, dem Fried-
hofe, dem Gottesacker, eine stille Weihe zu geben, die im Ein-
klang steht mit der Stimmung, die ihn bewegt, wenn er ihn
betritt. Und die Kinder der Natur, die schönen Bäume, die
Sträucher und die freundlichen Blumen sind es insbesondere,
die uns diese Weihe spenden und verklärend unsere eigene
Stimmung beherrschen. Schöne Denkmäler von menschlicher
Hand, wie wir sie besonders auf den Friedhöfen großer katho-
lischer Gemeinden sehen, deren jedes einzelne die Stimmung
eines Meisters zum Ausdruck bringt, vermögen auf uns zu
wirken, wenn wir uns in ihr Studium vertiefen, und es ist nicht
zu leugnen, daß die Tiefe des Seelenausdruckes, den viele
solcher Denkmäler an sich tragen, sich auch auf den Beschauer
überträgt und ihn mitempfinden läßt, was die Ursache ihres
Entstehens gebildet hat. Doch den großen Überblick über das
Ganze, über den Friedhof, vermögen die Einzeldenkmäler schon
im Augenblick des Betretens weniger zu beeinflussen, als etwa
seine Gesamtanlagen, als eine hervorragende Kapelle, schöne
Bäume und Alleen, die schon von weitem den Blick auf
sich ziehen. Darum müßte man auch bei der Anlage der
Friedhöfe so verfahren, daß der Notwendigkeit, dem Betretenden
einen Gesamtüberblick zu bieten, Rechnung getragen wird.
Selbstverständlich ergibt sich daraus aber auch, dabei zu berück-
sichtigen, daß dieser Überblick harmonisch und schön in seiner
Stimmung wirke. Zerrissene Gräberfelder, bis zur Unendlichkeit
aneinandergereihte gleichförmige Leichensteine wirken selbst-
verständlich nicht tröstlich. Es ist also darauf Bedacht zu
a
nehmen, daß man sie nach Möglichkeit verdeckt durch Vor-
pflanzungen, durch Hecken, durch Pergolas, durch Baumgruppen,
und daß man den Vortritt der Blume überläßt, die es nun ein-
mal in ihrem Wesen hat, unsere Freude zu erhöhen und unser
Leid zu mildern. Wir können einer zum anderen keinen schöneren
Ausdruck finden für die Anteilnahme an dessen Leid, als wenn
wir ihm eine Blumengabe in den Stunden schwerer Trauer
spenden. Wer aus irgendwelchem Grunde, vielleicht aus falsch
angebrachter Bescheidenheit für sich und sein Grabgeleit auf
Blumenschmuck verzichtet, bedenke dabei wohl, daß ihm, dem
Toten, zwar die Spende gilt, daß sie aber seinen Angehörigen
das Herz berührt, sie trösten und aufrichten hilft. Geteiltes
Leid ist halbes Leid, und die Empfindung, sein Herzeleid mit
vielen teilen zu dürfen, von vielen mitgetragen zu sehen, ist
ein Trost in schweren Stunden, wie er wohltuender nicht gedacht
werden kann. Aber auch allen denen, die so gern ein Zeichen
des Dankes und der Liebe dargebracht hätten, wird durch die
Bemerkung: „Blumenschmuck wird dankend abgelehnt“ jede
Möglichkeit genommen, auch durch ein äußeres Zeichen ihr
Mitgefühl erkennen zu geben. So wenig schön ein Trauerzug
auf empfindsame Menschen wirkt, der des silbernen Aufputzes
und Beschlages sich nicht genug tun kann, so ernst und würde-
voll erscheint uns Schwarz und Matt in Wagen, Geschirr und
Livree, dafür aber der holde Schmuck der Blumen. Wir können
aber auch dem Besucher des Friedhofes, der zu den Gräbern
seiner Lieben eilt, nicht schöner zeigen, daß wir deren letzte
Ruhestätte zum Beweise unseres Interesses an ihm und den
Seinen mit Blumen schmücken und durch Blumen verschönen.
Es entspricht dies auch in vollem Maße der Anschauung unserer
christlichen Religion, wonach unsere lieben Toten verklärt von
uns gegangen sind. Es ist sonach ein Friedhof nicht nur die
Stätte der Trauer, sondern auch zugleich die Stätte der Er-
hebung in diesem Gedanken.
Nun ist von vornherein zuzugeben, daß es eine Schwierigkeit
ist, ein Gelände, dessen Benutzung unbedingt etwas Uniformes
an sich haben muß, so zu gestalten, daß es zugleich schön und
erhaben wirkt, und nach meiner Ansicht ist unzweifelhaft in
dem Lenötreschen Beispiel der Gartenkunst der klassische Stil
für Friedhofsanlagen gegeben. Er ist zwar von seinem Schöpfer
erdacht worden, um der Entfaltung von Menschenmassen bei
großen Festen nach Möglichkeit Gelegenheit zu schaffen, doch
Er
ist er nicht minder geneigt, der stillen Kämmerlein unserer lieben
Toten eine große Menge zu beherbergen, ohne sich in seiner
Gestaltung einem besonderen Zwange fügen zu müssen. Die
freie parkartige Anlage, wie sie z. B. in Ohlsdorf bei Hamburg
zur Anwendung gebracht worden ist, ist ohne Zweifel ein Werk
großer Schönheit, doch gerade sie zeigt uns, welch ein Reichtum
und welch ein Überfluß von Gelände entfaltet werden muß,
wenn man den englischen Gartenstil zur Anwendung bringen
will; das kann sich nur eine sehr reiche Gemeinde leisten, und
auch die ärmeren und kleineren möchten doch ihre Friedhöfe,
und sie erst recht, schön und stimmungsreich haben. Aus all dem
Gesagten ergibt sich von selbst, daß die Parentationshalle, die
Friedhofskapelle, daß überhaupt alle notwendigen Baulichkeiten
eine derartige Lage haben, daß sie als Ganzes wirken können
und daß sie in einem Stil aufgeführt sind, der dem Ernste der
Örtlichkeit gerecht wird. Es ist deshalb zu wünschen, daß die
Gebäude nicht allzu nahe an den Eingang des Friedhofes zu
liegen kommen und etwa von dort aus den Anblick begrenzen.
Aus technischen Gründen kann man ja wünschen, daß der
Weg zu ihnen von der Straße nicht allzuweit sei; indessen ein
Vorgelände, das mit schönen Blumen geschmückt, entsprechend
bepflanzt und nach den Seiten durch je eine Pergola begrenzt
ist, möchte ich, wo es sich irgendwie schaffen läßt, nicht gern
vermissen. Von dem Gebäude aus muß der Friedhof durch
symmetrische Alleen in allen seinen Teilen leicht erreichbar sein
und zugleich durch diese Alleen seine Einteilung erfahren.
Schon mit Rücksicht auf die bevorzugten Grabstätten, wie auch
zu seiner sicheren Begrenzung und Abfriedigung kann von
der Friedhofsmauer nicht abgesehen werden. Eine Friedhofs-
mauer ist ebenso wichtig wie die Gebäude. An ihr ziehen sich
entlang die Grüfte, die Familienbegräbnisstätten. Im Innern des
Friedhofs aber Mauern aufzubauen, um einem größeren Be-
dürfnis nach bevorzugten Grabstätten entgegenzukommen, halte
ich für unbedingt unschön, da sie das ganze Bild zerreißen.
Eine Mauer ist eine wirkliche Grenze, eine Pergola mit leichtem
Schlingrosengerank oder auch eine leichte Hecke aus edlen
Koniferen sind nur Scheidewände und keine Grenzen. Sie sind
schön an sich und bieten zugleich die Möglichkeit, Platz für
bevorzugte Grabstätten zu schaffen. Auch in den Rabatten, an
denen die Bäume der Alleen zu stehen haben, könnte man
Familiengrabstätten errichten; man müßte nur nach jedem zweiten
BE
Alleebaum einen ausfallen lassen. Dort wären auch dieschönsten
Standorte für die Denkmäler gegeben. Sie stehen frei und können
von allen Seiten betrachtet werden, sie wirken harmonisch von
der Rück- wie von der Vorderseite und geben nicht Anlaß zu
den kleinen Aufsätzen auf die Friedhofsmauer, die diese von
außen meist nicht schön aussehen lassen. Lassen sich Krö-
nungen auf den Friedhofsmauern, die, vom Friedhof aus gesehen,
in ihrer Muschel- und Kreuzform oftmals recht freundlich wirken,
nicht vermeiden, so sollte man wenigstens solche Friedhofs-
umfassungsmauern nach außen hin so dicht umpflanzen, daß
der unschöne Anblick nicht störend wirken kann. Für das
Denkmal selbst, vom Innern des Friedhofs aus gesehen, bietet
eine solche Deckpflanzung einen schönen Hintergrund und er-
höht seine Wirkung. Der Anwendung von Trauerbäumen, ich
meine besonders von Hänge-Eschen und Hänge-Ulmen und
dergleichen, kann ich das Wort nicht reden. Es mag ja dem
Gefühle des Hinterbliebenen entsprechen, seiner Trauer damit
Ausdruck zu geben und zugleich eine gewisse Beschirmung
der Grabstätte des geliebten Verstorbenen zu schaffen, doch
einesteils geben speziell die beiden genannten nach wenig Jahren
so viel Schatten, daß auf dem Grabe selbst ein fröhliches Ge-
deihen ausgeschlossen ist und nur noch Efeu sich grün erhalten
kann. Andernteils aber wirken sie auch, zumal in großer Zahl,
durch ihr schirmmäßiges, gleichartiges Aussehen eher komisch
als stimmungsvoll. Da ist die Trauerrose schon ganz anders,
bei der die Schönheit der Blüte neben der ernsten Form, in
der sie uns dargeboten wird, wiederum verklärend wirkt. Bei
ihr würde das Erscheinen in größerer Anzahl jedenfalls das
schönste Bild eines Friedhofes in seiner regelmäßigen Anlage
darstellen. Besonders wertvoll sind aber für die Ausgestaltung
unserer Friedhöfe alle Schlingpflanzen, und unter ihnen nehmen
die Schlingrosen und die Clematis die erste Stelle ein. Besonders
wertvoll sind sie deshalb, weil man sie gemischt untereinander
pflanzen kann. So ist eine Vereinigung von Ampelopsis Veitchii
mit der Rose Turners Crimson Rambler hervorragend dazu
angetan, die ganze Vegetationszeit hindurch die schönsten Bilder
darzubieten. Im Frühjahr schmücken die jungen Triebe beider
fast gleichzeitig ihren Standort, im Juni, wenn die Ampelopsis
im schönsten Hellgrün prangt, blühen dazwischen die ent-
zückendsten roten Rosen des Turners Crimson Rambler. Ist
die Rose verblüht, so zeigt sich die Ampelopsis im schönsten
a
Dunkelgrün ihrer Belaubung, und gegen das Ende der Vege-
tationszeit nimmt sie eine Herbstfärbung an, die ganz entzückend
ist. Könnte man noch eine weiße Rose, die dem Turners
Crimson Rambler gleichwertig ist, züchten, so würde das Farben-
spiel dadurch besonders gehoben werden. Überall da also, wo
man, sei es nun an Pergolas oder an den Umfassungsmauern,
den Grabstätten eineRückwand geben kann, sollte man unbedingt
dazu schreiten, Schlingrosen und Ampelopsis durcheinander zu
pflanzen. Wenige Drähte genügen, um auch die Rose an der
Wand haften zu lassen, und nach einigen Jahren übernimmt
das Geschäft des Festhaltens die Ampelopsis ganz allein, da
sie vermöge ihrer Fingerchen sich selbst an glatter Wand
äußerst fest halten kann und an unzähligen Stellen über die
Rosentriebe hinweg wächst, an der Wand wieder Halt sucht
und so das Anheften in der lieblichsten Form besorgt. Be-
sonders schön bei der Vereinigung dieser beiden Pflanzen ist
es, daß die Ampelopsis immer von neuem mit grünen Ranken
alle die Stellen überzieht, wo die Rose etwa kahl geworden ist,
so daß tatsächlich alle die roten Blumen aus einem grünen
Teppich hervorschauen. Ampelopsis quinquefolia, unser ge-
wöhnlicher Wein, ist auch sehr schön geeignet, mit der Wald-
rebe, vor allem mit den großblumigen Jackmannii-Sorten, eine
künstlerisch wirkende Einigkeit zu bilden. Die schönen lila
und weißen Farben vereinigen sich hier auf das entzückendste
mit den schön geformten dunkelgrünen Blättern, und im Herbst
ist das tiefe Purpurrot bis zum leuchtendsten Carmoisin die
schönste Bekleidung, die man sich wünschen kann. Torbogen,
Pergolas, Säulen, überhaupt fast jedes architektonische Gebilde,
fordern geradezu heraus, sie mit Schlingpflanzen zu schmücken.
Das Herauf und Herunter in der Anwendung von Schling-
pflanzen von Hochstamm zu Pfahl und von Pfahl zu Hochstamm
scheint mir weniger schön zu sein. Es fehlt bei dieser Ver-
wendung auf Draht entschieden an Anmut und Leichtigkeit.
Man wird dabei nicht recht froh und denkt zu leicht an einen
Formobstgarten. Reben und Ranken müssen klettern oder
dürfen in ungezwungenen Bogen herabhängen. Sie dürfen
Schöpfe auf Säulen bilden, müssen sich aber nach unten zer-
gliedern und auflösen, dann erst sind sie schön. Sorgt man
nun überdies, daß auch die Grabstätten selbst im Frühjahr mit
Blumenzwiebeln, Stiefmütterchen und Vergißmeinnicht, im
Sommer mit Pelargonien, Fuchsien, Begonien, Lobelien, Teppich-
Bi
beetpflanzen u. a., im Herbst mit Astern und Eriken geschmückt
sind, so ist das Gesamtbild ein durchaus freundliches und
stimmungsvolles. Wesentlich erhöhen läßt sich der Reiz der
ganzen Anlage, wenn schöne Koniferen bei den Familienbegräbnis-
stätten die Abgrenzung bilden und wenn an geeigneten Stellen
Azalea mollis und pontica in Bosketts erscheinen, wenn ferner
niedere dunkelgrüne, im Frühjahr herrlich weiß blühende Ein-
fassungen von Rhododendron Cunninghams white (oder Coele-
stinum) geschaffen werden. Es wäre diese Pflanze besonders
geeignet, mit niedergehaktem Efeu zusammen die Bepflanzung
der Rabatten auf den Alleen zu bilden. Im Sommer und im
Winter schmückt beide ein kräftiges Dunkelgrün, und im Früh-
jahr zur Blütezeit der Rhododendron wäre die Efeurabatte auf
das lieblichste weiß begrenzt.
Nicht zu sagen brauche ich, daß man bei der Anlage der
Hauptwege nicht allzu sparsam sein darf inbezug auf deren
Breite, sonst ist natürlich die Ausnutzung der Bepflanzung rechts
und links zu Schönheitszwecken zu sehr begrenzt und die An-
pflanzung von Rhododendron unmöglich gemacht. An Neben-
wegen sollte man daher von einer Bepflanzung überhaupt ab-
sehen, die Hauptwege aber so gestalten, daß die Bepflanzung
auch wirklich zur Geltung kommen kann. Rechnet man 4 m
auf den Weg und auf beiden Seiten 2 m für die Rabatte und
pflanzt die Bäume in die Rabatte, so kann es gehen.
Vom Standpunkte der Gartenkunst aus gibt es eine nicht
kleine Zahl berechtigter Wünsche, die, wie ich zu meiner Freude
annehmen kann, von der Mehrheit der gebildeten Menschen
geteilt werden und denen man besonders bei Neuanlagen von
Friedhöfen Erfüllung wünschen möchte. Von der Zukunft hege
ich daher die Hoffnung, daß die Kirchenbehörden dem Rechnung
tragen werden und neben dem Architekten auch den Oarten-
künstler zu Worte kommen lassen. In einer Zeit wie der unsern,
in der die Sehnsucht nach edler Vereinfachung von Haus und
Garten so groß ist, in der man der Blume überall das hohe
Lied der Schönheit predigen zu lassen bereit ist, wird man wohl
auch dem Gärtner, ihrem Pfleger, das Wort gönnen, wenn es
sich um unsere Friedhöfe handelt.
Zum Schluß erlaube ich mir noch etwas hinzuzufügen, was
mit meinem Thema nur lose iin Zusammenhang steht. Es
betrifft dies die Art der Palmenblätter und -wedel, die wir heut-
zutage unseren lieben Toten spenden. Es ist unter allen Um-
Be
ständen auf das lebhafteste zu bedauern, daß die Blätter der Cycas
revoluta nicht mehr frisch und grün, sondern in der Hauptsache
getrocknet und angestrichen Verwendung finden. Dem Kenner
bietet ein getrockneter und mit Ölfarbe wieder grün angestrichener
Wedel wahrhaftig keinen freudigen Anblick. Es erinnert ihn zu
sehr an die Blech- und Perlenkränze, die ihrer Unverwüstlich-
keit halber auch noch immer ihre Freunde finden, obwohl in
ihrer Spende nicht undeutlich zum Ausdruck kommt, daß der
Spender gern auf einige Zeit einer weiteren Gabe überhoben
sein möchte. Aber selbst der grüne frische Cycas revoluta-
Wedel steht an Grazie und Schönheit weit zurück hinter dem
eleganten Wedel von Cycas circinalis. Nach meiner Ansicht
könnte dessen Kultur nicht schwieriger sein als die von revoluta,
die Anschaffung der Stämme dieser Cycas wird allerdings nicht
unwesentlich teurer sein, doch hätte man dafür auch die Ge-
wißheit, daß ein Import in großen Mengen und in getrocknetem
Zustand aus der Heimat nicht zu erwarten wäre, weil solche
Mengen nirgends existieren. Dieser Wedel, der wohl das
Feinste darstellt, was man sich inVereinigung mit Blumenschmuck
als Beileidsgabe denken kann, ist heute nur ein Luxus und
kommt selten vor. Es wäre ihm aber zu wünschen, daß unsere
Gärtner, die die Einrichtungen dafür haben, sich seiner annähmen.
Die großen Fächerpalmen Livistona sinensis, meist Latania ge-
nannt, werden als Gaben der Vereine bei großen Begräbnissen
gewiß immer eine Rolle spielen. Sie sind durch ihre ungeheuer
langen Blattstiele und die Größe ihres Fächers wie nichts anderes
dazu geeignet, einen gewissen Pomp bei der Bestattungsfeier-
lichkeit zur Geltung zu bringen. Alle die schönen Kränze von
unzähligen Blumen, wie sie die Jahreszeit gibt, vollenden die
Harmonie des Ganzen und sind, wie ich schon eingangs sagte,
als Zeichen der Anteilnahme den Leidtragenden von größtem
Wert. Um eine Bereicherung in den Schmuck der Gräber
zu bringen, möchte ich darauf aufmerksam machen, daß sich
vor allem die Pompom- (Zwerg-) Aster im Wasser als ganze
Pflanze ebenso gut hält wie im Frühjahre das reizende Ver-
gißmeinnicht. Man sollte deshalb Asterpflanzen in zarten Farben
für den Herbst heranziehen und sie dann, wenn die Pelar-
gonien, Begonien usw. verblüht und vom Grab entfernt sind,
in Gläser stellen, die man eingesenkt hat. Dort blühen sie,
jede Pflanze in einem Glas, auf das entzückendste wochenlang
BE ug
weiter und halten sich ausgezeichnet in Farbe und Form.
Diese Astern sind auch zur Ausschmückung unserer Zimmer
von allerhöchstem Werte für den Herbst. Drei, vier Pflanzen
in verschiedenen Farben in die jetzt so beliebten Säulengläser
gesteckt, geben ein ungezwungenes, natürliches Bukett, das
auf das reizendste wirkt. Läßt man dann noch einige Ranken
von herbstgefärbter Ampelopsis die hohe Glassäule herab-
hängen, so ist dieses Herbstbukett eines der vollkommensten,
was wir uns denken können.
Mitteilungen
aus der pflanzenphysiologischen Versuchsstation
am Kgl. Botanischen Garten zu Dresden.
Herausgegeben von der Direktion.
ach einer längeren Pause, die hauptsächlich durch die große
Gartenbau-Ausstellung im Mai 1907 und durch die ander-
weite Inanspruchnahme des Oberinspektors F. Ledien hervor-
gerufen war, dessen ausgezeichneter Tätigkeit auch hier rühmend
gedacht sei, sollen die früheren Mitteilungen über unsere den
Gartenbau betreffenden Versuche und Beobachtungen wieder
aufgenommen werden, soweit sie sich durch das Erreichen
eines gewissen Abschlusses mit nützlichen Winken für die
gärtnerische Praxis zur Veröffentlichung eignen: Über mehr
oder weniger abgeschlossene Dinge oder über wichtige, die
Handelsgärtner zur raschen Teilnahme auffordernde Versuche
soll hier berichtet werden, nicht etwa über alle die vielen Einzel-
gegenstände unserer Versuchstätigkeit, welche wir vielmehr bei
den Besuchen unserer hiesigen Gartenbaugesellschaften nach
Möglichkeit vorführen.
Die gärtnerischen Versuche zerfallen der Natur der Sache
nach in zwei Hauptgruppen, je nachdem ihre besondere Leitung
und Ausführung vom physiologischen Laboratorium ausgeht
oder von Anfang an mehr eine Frage der gärtnerischen Praxis
darstellt. Derjenige, der die Versuche überwacht hat, kann sie
auch am besten schriftlich zur Darstellung bringen, und so
sind in diesem Berichte abweichend von den früheren, welche
die gemeinsame Unterzeichnung der dabei tätig gewesenen
Beamten trugen, die betreffenden Namen am Schlusse jeder
Einzelmitteilung genannt.
Das ist auch der Fall bei denjenigen Versuchen, welche, wie
die über Ätherisierung und Warmwasserbehandlung zu Treib-
zwecken, vom genau geprüften Thermometer und der Dosierung
des Äthers an bis zur vollendeten Blütenentfaltung im Treib-
I
hause so recht das nützliche Zusammenwirken von Laboratorium,
richtigem Behandeln der Pflanzen in der Vorkultur und richtiger
Anwendung der gärtnerischen Mittel zum Treiben zeigen.
Vorangestellt ist dieses Mal, gewissermaßen als Sonderbericht
von Prof. Dr. A. Naumann, die Liste der gutachtlich hier im
Jahre 1908 abgegebenen Urteile über gärtnerische Schädlinge
tierischer und pflanzlicher Art, um auf diesem Gebiete, dessen
Bedeutung — sagen wir leider! — alljährlich zunehmen muß,
eine weitere Anregung zu geben. Dr. Naumann, welcher vor
der Angliederung der Versuchsstation Tharandt der einzige
botanische Assistent am Kgl. Botanischen Garten war, hat
seitdem im besonderen das Ressort des gärtnerischen Pflanzen-
schutzes übernommen, dessen Kenntnis zugleich für die Garten-
bauschule des sächsischen Verbandes durch ihn so nützlich
verwertet wird. Mit besonderer Genugtuung ist hervorzuheben,
wie Dr. J. Simon nach seiner Übersiedelung von Tharandt nach
Dresden sich der chemischen und bakteriologischen Seite des
gärtnerischen Versuchswesens tatkräftig angenommen hat.
Welchen Nachfolger der zu unserer bedauernden Freude nach
Berlin abberufene Inspektor Ledien im jetzigen Bibliothekar der
„Flora“ auch für die vielseitige Versuchstätigkeit erhalten hat,
darüber ist hier kein Wort zu verlieren. Es sollte nur überhaupt
kurz der persönlichen Veränderungen gedacht werden, welche
die Leitung des gärtnerischen Versuchswesens seit dem letzten
in der „Flora“ 1904 gedruckten Berichte erfahren hat.
Dresden, Oktober 1909.
Dr. Drude.
1. Bericht der Station für Pflanzenschutz auf dem
Gebiete des Gartenbaues für das Jahr 1908.
Zum ersten Male veröffentlichen wir in den Flora-Berichten
eine Mitteilung über die Tätigkeit unserer Station für gärtneri-
schen Pflanzenschutz. Stationen für Pflanzenschutz sind ja
nicht neu. Auf landwirtschaftlichem Gebiete haben sie schon
längst ihre segensreiche Tätigkeit entfaltet. In jedem Bundes-
staat des Deutschen Reiches, in fast jeder Provinz des preußi-
schen Staates finden wir solche Einrichtungen. Obenan steht
die Kaiserliche Biologische Anstalt für Land- und Forst-
wirtschaft.
Für den Gartenbau aber, wo ebenso hohe, wenn nicht
höhere Werte interessiert sind, waren bisher nur wenige Stellen
vorhanden, die sich mit Auskunitserteilung über „Pflanzen-
krankheiten und deren Bekämpfung“ befaßten. In Sachsen
wurde im Jahre 1905 eine solche am Kgl. Botanischen Garten
zu Dresden begründet und mir dieses interessante Arbeits-
gebiet übertragen.
Während anfangs die Anzahl der Eingänge im Verhältnis
zur Ausdehnung des Gartenbaues (einschl. Obst- und Weinbau)
nur gering waren, fängt seit zwei Jahren erfreulicherweise das
Interesse an unserer Arbeit und das Vertrauen zu wachsen an,
wie die alsbald folgende Statistik erweisen mag.
Nicht zum mindesten haben auch mehrere Aufsätze: „Einiges
über Pflanzenschutz“, welche ich im „Handelsgärtner“, dem frü-
heren Organ des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen
veröffentlichte, klärend und werbend gewirkt, und der vom
rührigen Redakteur 3. Thalacker gegründete Fragekasten hat
viel zur Unterstützung unserer Bestrebungen beigetragen.
Es gibt allerdings so manche Gründe, welche die
Zahl der Einsendungen verringern helfen.
EN
Vielfach fürchten die leitenden Gärtner, daß ihre Kulturen
durch indiskrete Veröffentlichung in Verruf geraten könnten.
Diese Sorge hat sich als unbegründet erwiesen, denn ich darf
versichern, daß bei etwaigen Veröffentlichungen nur mit be-
sonderer Erlaubnis des Einsenders Namen genannt werden.
Ein anderer Grund für geringe Benutzung der Auskunfts-
station liegt in einer gewissen Bequemlichkeit. Es fehlt an
Zeit und Lust zu sorgfältiger Verpackung, es fehlt die Zeit zur
notwendigen Beschreibung des Krankheitsbildes. Gerade auf
eine genügende Verpackung und auf gründliche Schil-
derung des Krankheitsbildes (Monat des ersten Auftretens,
Schnelligkeit des Ausbreitens, die Wetterlage zur Zeit der Haupt-
entwickelung, Düngung und verwendete Erde, eventuell Import-
land, Größe der Schädigung) kann von den Auskunftsstationen
nicht genug hingewiesen werden. Nur zu oft kommen die
Pflanzen an mit Erdpartikeln überzogen, oder vertrocknet oder
verschimmelt. Wie schwer wird in solchen Fällen die nötige
mikroskopische Untersuchung gemacht! Der Arzt soll seine
Diagnose an einer Mumie stellen! Bei den Schädigungen durch
Tiere wird nur ein Fraßstück eingeschickt, das fressende Insekt
bezw. seine Larve ist nicht beigelegt. Wie unsicher muß
alsdann die Auskunft werden! Möchten die Leser dieser Zeilen
diesen Stoßseufzer berücksichtigen, wenn sie selbst um eine
Auskunft nachsuchen.
Einzelne der Einsender werden auch entmutigt, wenn das
vorgeschlagene Mittel keinen Erfolg zeigt. Sie mögen aber
wohl bedenken, daß in den meisten Fällen erst eine Einsendung
erfolgt, wenn die Krankheit den Gipfel ihrer Entwickelung
erreicht hat, also kaum mehr zu dämpfen ist, daß man also
ein Feuer löschen will, wenn der Dachstuhl in Flammen steht.
Außerdem sei aber zur Ermutigung für die Benutzung der
Bekämpfungsmittel hervorgehoben, daß die meisten der emp-
fohlenen Mittel vorbeugende sind, so daß sie bei richtiger
und gedankenvoller Anwendung die Krankheit im nächsten
Jahre verhindern oder doch beschränken werden.
Daß wie hier so auch außerhalb Sachsens das Bedürfnis
nach einer Auskunftsstelle für Pflanzenschutz im Gartenbau
ebenfalls, und zwar in hohem Maße vorhanden ist, beweisen
die zahlreichen Einsendungen aus allen Teilen des Reiches,
die ich hier um deswillen folgen lasse, weil zum Teil ganz
andere, recht interessante Schädlinge aufgetreten sind,
die allgemein gärtnerisches Interesse beanspruchen.
Es schwebt mir dabei als ein erstrebenswertes Ziel vor,
daß die deutsche Gärtnerwelt sich selbst eine Auskunftszentrale
für Pflanzenschutz schafft — unterstützt von allen deutschen
Gärtnervereinen —, in welche alle Fäden zusammenlaufen, so
daß sie rechtzeitig warnend und helfend eingreifen kann.
Unsere Auskunftsstelle ist vornehmlich für die sächsische
Gärtnerwelt geschaffen. Sächsische Gärtner erhalten die Aus-
künfte unentgeltlich und es wäre zu wünschen, daß uns
nicht bloß der Dresdner Kreis, sondern auch die anderen
sächsischen Gaue vertrauensvoll entgegenkämen.
Nach diesen allgemeinen Ausführungen seien die im Jahre
1908 eingesandten Krankheiten und Schädigung, nach gärtneri-
schen Gruppen angeordnet, mitgeteilt.
Vorbemerkung.
In der ersten Spalte der hier folgenden Tabellen bedeutet:
Klasse A: Anorganische Einflüsse.
Klasse B: Pflanzliche Schädiger (Pilze).
Klasse C: Tierische Schädiger.
100
A. Eingänge aus dem Königreich Sachsen.
Standorts-, Kultur-
2 + Zeit der Be-
= | ee rt Au | Ort des Auftretens und SEN obachtung u.
= o || Kulturpflanzen chädigung durch | en VerBaln SE Bl a
e | a | | a ne
l. Krankheiten an Gemüsepflanzen.
B Gurken Fäulepilz Spori-| Lichtenstein- — 8. VI.
| desmium spec. Callnberg
e1 Gurken Blasenfuß | Dresden — v1.
| Thrips
C Gurken Spinnmilbe, rote Dresden -_ vn.
Spinne
Tetranychus |
es Gurken | Blattlaus Dresden — vn.
| ı Siphonophora |
e@ Gurken Springschwanz Delitzsch Frühbeet, 10. XI.
|| | Lipura fimetaria 300 Fenster
Al Gurken Abgase einer Dresden- ‚AuchanBohnen,, 24. VI.
Dachpappen- Mickten Erbsen, Kohl
| fabrik
B | Kohlpflanzen | Kohlhernie Dresden-Cotta -- MT;
| Plasmodiophora
Brassicae
C Rot- und Weiß- | Rüsselkäfer Schneeberg | in IV.
kraut | Ceutorrhynchus
ı suleicollis |
C || Bohnen Schwarzer Dresden- | = Va.
| Blasenfuß Altstadt
Thrips fusca
G Bohnen Mohn-Blattlaus Dresden- — vn.
Aphis Papaveris Altstadt |
C || Kartoffeln Erdassel Zscheila _ 10.-VI.
Julus terrestris
ll. RT an krautartigen Gewächsen des freien Landes.
(2 und ©.)
B | Callistephus Fusarium Chemnitz- |50—70 %, Bräu-|| 29. VII.
chinensis | Hilbersdorff |nung der Blätter
| bis zu den Hüllen
C _ Fuchsien Schmalwanze | Cossebaude - VI.
| Lygus (Phyto-
coris) campestris,
C | Fuchsien do. Radebeul — 20. VM.
C ‚Chrysanthemum do. Cossebaude — vn.
indicum
C Chrysanthemum do. Dresden- —_ vl.
indicum Altstadt
B Chrysanthemum; Echter Meltau Stetzsch — IX.
indicum Oidium |
— 11 —
2 | Standorts-, Kultur- | Zeit der Be-
Geschädigte | Ort des Auftretens | und Witterungs- obachtung u.
Iturpfl | Schädigung durch | verhältnisse; Ver-
Kulturpflanzen | der Schädigung | lauf und Größe der | Meldung der
(Art und Sorte)
Schädi-
gungsklasse
RER || Schädigung
Ill. Krankheiten an Fe wächshäs- und Topfpflanzen.
B || Kentia | Blattfleckenpilz | Burgk - 117%
| (nur Hyphen) | bei Dresden
@,| Clivia Verkorkungs- | . Zwickau Läuse in den | 28. VIN.
| Flecke infolge | Blattscheiden |
| einer Schmier- | versteckt
| laus-Schädigung) |
B Chrysanthemum Echter Meltau | Dresden, Kgl. — IX.
indicum Oidium ı Botan. Garten
| (Kalthaus)
A | Convallaria | Verbrühen der Laubegast | —_ IV.
Keime | |
@ Convallaria Made Bannewitz | — II.
| (unbestimmt) |
C | Acalypha Rote Spinne | Dresden, Kgl. | = E8.
' Sanderiana Tetranychus Botan. Garten |
€ Arachis ' Rote Spinne Dresden, Kgl. — + IX:
| hypogaea | Tetranychus Botan. Garten |
| (Warmhaus) |
A \, Pelargonium Versockunng: der Dresden- —_ V.
| peltatum (vielleicht Wurzel- | Neustadt
| schädigung durch
Anstrich der Balkon-
| | kästen)
A | Pelargonium | Gelbfleckigkeit Plauen i.V. — I IV.
peltatum | _ durch |
Überdüngung | |
A Fuchsien- Fäulnis infolge | Pirna | — | IV.
| stecklinge schmierigen
| Torfmulls
B Evonymus Echter Meltau Leipzig — V.
japonica Oıdium
B | Evonymus Echter Meltau | Loschwitz E BR. ®
japonica Oidium
€ | Pentstemon- | Fadenwürmer | Dresden, Kgl. — v1.
Sämlinge Nematoden | Botan. Garten |
| | |
C | Cyclamen |, Blattläuse Cradefeld | -- 2.: VI.
persicum Aphiden (viel- | bei Leipzig | |
‚leicht nach vor- | |
'herig. Erkältung)
A | Hydrangea | Übernährung , Laubegast _ | 3. VII.
hortensis ımit Ammoniak-
Alaun
Al Hydrangea | Durch Nacht- Leipzig- = 14. V.
hortensis _ fröste vom Eutritzsch
115./16. Sept. 1907)
102
x 2 | ae | Ss Kultur- || Zeit der Be-
53 eschädigte | Ort des Auftretens | un itterungs-
33 | Kulturpflanzen Schädigung durch > verhältnisse; Ver- He aentung u.
Sal ds | | der Schädigung | Jauf und Größe der | Meldung der
; z, | (Art und Sorte) | Schädigung Schädigung
ne IE = _— < |
—l - -
u Absterben der Leuben E_ ZIERT.
A My ER Blätter durch Reste
un ‚, von Chemikalien im
Transportwagen |
A Myrtus Einseitige Altenburg = xl.
communis Austrocknung
|
B | Azalea indica Blattgallen durch Dresden Vorläufig nur ll.
den Pilz (Belgischer eine Pflanze
Exobasidium Import)
Rhododendri
C Azalea indica | Wickler-Raupen| Laubegast in a E 14. VIN.
von Acalla Co- | vielen Azaleen- | Fressen und Zusam-
mariana (nach kulturen menspinnen junger
Professor Rebel n; von er
| on gıen wird als
Shepherdana) Azaleen-Schädling
angegeben: Acalla
| Schalleriana.
B Camellia Pestalozzia Weißig ‚10000 Stecklinge, 1. VI.
japonica Guepini bei Großenhain
B Tulipa Fusarium |Kötzschenbroda — xl.
Gesneriana |
B Tulipa Sclerotium |Kötzschenbroda _ Xu.
Gesneriana Tuliparum | |
. |
(Treibtulpen) | |
B Pteris serrulata Blattfleckenpilz | Pirna ' Verkrümmung IV.
Ascochyta? und Fleckenbil-
(2zelligeSporen) dung an den
Pteris-Wedeln
C Laurus nobilis Gallen (knorpelige, ı Loschwitz | Nach Aussage der VI.
convex gerollte Gärtner und meiner
Blätter) verursacht , eigenen Wahrneh-
durch Coceiden | mung meist an Py-
, ramiden-Lorbeer
C Laurus nobilis do. Laubegast == NV
C | Verschiedenste | A ul ' Laubegast —_ iR
a eine exotische eu- |
Gewächshaus- RE | |
pflanzen Troglophilus spec.*) | |
C Verschiedene do. | Dresden — 1:
Gewächshaus- '(Kaitzer Straße)
pflanzen
|
B Treibrosen Falscher Meltau‘ Leuben Nicht ee V.
| wurden:
Peronospora | | Kaiserin Augusta
sparsa | | Victoria, Caroline
Testoud, Ulrich
| | Brunner.
| Schädigung mittel-
| stark.
*) Wahrscheinlich identisch mit der Japanischen Diestrammena marmorata.
Belgische Pflanzen.
74
u uns durch
|
103
Standorts-, Kultur- || Zeit der Be-
53 Geschädigte 4 Ort des Auftretens | und Witterungs- |obachtung u.
= & | Kulturpflanzen Schädigung durch | der Schkälkune verhäluigpen NER" Metunaider
2 (Art und Sorte) | 2“ Nee 2) SE | Schädigung
ahkheilen an Obst- an
el Be Rote Spinne | Röhrsdorf _ l. VI:
(Erdbeere) Tetranychus
B Fragaria Blattfleckenpilz Panschwitz ze I VI.
(Erdbeere) Sphaerella bei Trebsen
Fragariae
B, Fragaria Blattfleckenpilz | Cossebaude E= VI.
(Erdbeere) Sphaerella |
| ; Fragariae |
E Fragaria Erdbeermilbe | Grüngräbchen | — IX.
| .(Erdbeere) Tarsonemus |bei Schwepnitz
B Fragaria Blattfleckenpilz Struppen | — 4. VII
(Erdbeere) Marssonia |
Potentillae |
f. Fragariae |
B | Vitis vinifera | Echter Meltau, Dresden- _ X.
Ascherich Striesen
Uneinula necator (an allen |
Spalieren) |
B , Vitis vinifera | Echter Meltau, Dresden- = Era.
Ascherich Neustadt
Uneinula necator
B | Vitis vinifera Falscher Dresden — vl.
Meltau
Plasmopara
viticola
C Ribes Stachelbeer- Mickten | 90 °/, 16. VI.
| Grossularia Blattwespe | l
Nematus |
ventricosus
c Ribes Stachelbeer- Mehren _ VI.
Grossularia Blattwespe bei Meißen
| Nematus
ventricosus
Cı Ribes Glasflügler Zschieren _ X.
| Grossularia Sesia bei Zschachwitz
tipuliformis
C Ribes Stachelbeer- | Zschieren u X.
Grossularia schildlaus bei Zschachwitz | |
Lecanium
Ribis | |
B Ribes ' Rotpustel- Zschieren | — Nr
Grossularia ' Krankheit bei Zschachwitz
Nectria
cinnabarina
|
|
— 104 —
Schädi
gungsklasse
|
C
&
A
A
C
©
Geschädigte
Kulturpflanzen
(Art und Sorte)
Ribes rubrum
Ribes rubrum
Ribes rubrum
et nigrum
Amygdalus
Persica
(Pfirsich)
Pirus
communis
(Rettigbirne)
Pirus
communis
(Klapps
Liebling)
Pirus Malus
Rubus Idaeus
Abies
Nordmanniana
Picea excelsa
(zweijährig)
Pinus silvestris
Pinus Laricio
Picea pungens
argentea
Picea excelsa
Salix viminea
| | Standaelz, , Kultur- |Zeit der Be-
| tt 4 1
Schädigung durch | ae: verhältunseng Nr: obachtung u.
| der Schädigung | laufund Größe der Meldung der
| Schädigung | ‚Schädigung
|Blattwarzen- Pilz Plauen i. V. — IR.
' Gloeosporium |
| Ribis |
| Schwärzepilz |Pausitz bei Riesa = \ 26. IX
| Cladosporium | |
(vielleicht |
secundär) | |
| Johannisbeer- | Postelwitz 90°, ine CK
Rost bei Schandau ‚Die ee
- r nötigen Weih-
Cronartium | ulskteaiu sehr
ribicolum | | weit entfernt.
Echter Meltau | Loschwitz | = 5. VII
Sphaerotheca | |
pannosa | |
ein sehr dickes, Chemnitz Faulstellen vom | 15. IX.
farbloses Mycel 'Kelchansatz aus-
in den Früchten | gehend.
(C Penis er Dresden, _ VI.
ecıidomyıa ırı
| Uneerallie Blatt- Kgl. Bot. Garten
| ränder durch eine |
\ Gallmückenlarve) |
Motte Schönbach i. V. Absterben v1
Laverna junger
' Hellerella Apfeltriebe
| Himbeerkäfer Stetzsch 60°/, der Ernte ,, | che
| Byturus fumatus NE
V. Krankheiten an Park- und Zierschnlaen
Tannenlaus Leipzig | e | Il.
Chermes piceae | |
Zu starke Kunst-| Steins bei — | 6. V
dünger-Gaben | Weischlitz i. V. |
Schüttepilz Dresden — | VI.
Lophodermium | |
Pinastri |
Nadelbrä Eh ag
Ale Pilzmycel use | ER
(Pykniden noch |
unreif) \
Plötzlicher Chemnitz — 19. VII.
Nadelfall durch | |
Trockenheit |
Fichten Dresden _ I Min
gallenlaus |
Chermes abietis |
Raupenfraß vom Chemnitz Ganze Weiden- | 11. VII.
Atlas plantage I
Stilpnotia Salicis gefährdet |,
105
Schädi-
ngsklasse
SIE
N gu
Sr Standorts-, Kultur- ||Zeit der Be-
Geschädigte Kg Ort des Auftretens | und Witterungs- |\obachtung u.
Kulturpflanzen Schädigung durch PIERRE verhältnisse; Ver- Meldung der
(Art und Sorte) | Ole
Salix babylonica|l Weidenblatt- Dresden Blätter völlig | VII
(Trauerweide) wespe abgeweidet
Nematus salicis |
(Larve)
Lonicera Geisblatt- Dresden Verbreitet, 24. VI
Xylosteum Woll-Laus irrtümlich mit SHE
Pemphigus Blutlaus
Lonicerae verwechselt
Tilia parvifolia | Lindenblatt- Zaschendorf a 9. VI
wespe bei Meißen 1 ze
Eriocampa annu-
lipes (Larve)
Parottia Vertrocknung nach Dresden 2 vn.
Wurzelschädigung |
durch Umgraben ||
' Quercus-Arten | Eichen-Laus Laubegast _ x 8;
einer Phylloxera
\ Baumschule coccinea
‚Syringa vulgaris] Fliedermotte Laubegast Sehr verbreitet, IX.
€ Gracilaria Syringella even das Vor-
Andere Syringa- Raupe in blasen- ‚gese
Krankheit vergl. artigen Minier- jahr in Abnahme
Schlußanhang. räumen der Blätter begriffen
Hedera Helix | Blattfleckenpilz Chemnitz Wahrscheinlich | 4. IV.
Epheu Phoma vorher durch
ı Kälte gelitten
Hedera Helix | Blattfleckenpilz Dohna — 17: VD:
Epheu Phyllosticta
hedericola
Hedera Helix | Rote Spinne | Dresden-Plauen Eu 6. v1.
Epheu Tetranychus
Rhododendron- Zeitweise Pauschwitz _ 10%
| Arten Trockenheit bei Trebsen
Rhododendron- | Physalospora- Einsiedel _ 19794
Arten Mycel, ob Phys. bei Chemnitz
alpina?
InselartigesVertrock-
nen der Blätter, keil-
förmig vom Blattstiel)
beginnend und zum
Absterben des
ganzen Zweiges
führend.
Azalea mollis , Rote Spinne | Grüngräbchen —_ IX.
Tetranychus
Rosen Zu starke Azurin- Leuben E= 21#V:
spritzung
Rosen Rosenrost Oschatz _ v1.
Phragmidium
subcortieium
106
2 | Geschädigt | Staudone Kultur- \\Zeit der Be-
| eschädigte t Z
= | Kulturpflanzen | Schädigung durch = = FR verhälnisse ; Ver- Fe
Z 4 (EREH rt SneE Ten ee | Schädigung
B Rosen Rosenrost Gefell i. V. = v1.
Phragmidium
subcorticium
B Rosen Rindenbrand |Kötzschenbroda _ V.
| durch Seiridium
marginatum
B Rosen Strahlenfadenpilz Laubegast u IX.
Actinonema rosae
|| (rötliche, schwarz-
| strahlige Blattflecke)|
|| | |
l
|
Bı Rosen do. Dresden — IX.
B| Rosen | do. Dresden- — IX.
l Striesen
Bi Rosen | do. Leuben - IX.
I |
g Rosen 'Gegürtelte Blatt-- Laubegast = 11.
| wespe Emphytus
| ' einctus (Larve)
Cı Rosen Goldgelber Dresden — 22..V.
| Rosenwickler
| Tortrix
Bergmanniana
(Raupe)
c Rosen do. Dresden- = 20. VI
Mickten
c Rosen Rosenzikade Dresden- — 20. VI
Typhlocybe Mickten
rosarum
C | Rosen Rosenwickler Dresden- _ vn.
Tortrix Striesen
Roburiana
| (Larve)
Cı Rosen Nähfliegenlarvel Dresden- _ v1.
I Hylotoma Striesen
rosarum
||
© Rosen Kleine Rosen- Loschwitz un VI.
blattwespe
Blennocampa
pusilla |
® Rosen Tenthredo Loschwitz = VI.
aethiops |
© Rosen Tortrix | Loschwitz — VI.
Bergmanniana
— 97 —
An den Schluß stelle ich noch eine nicht sicher erkannte Krankheit der
Syringa vulgaris. Die Syringen zeigten eine Blattbräunung, die, anfangs flecken-
weis auftretend, dem Blatt ein versengtes Aussehen gab, sich aber dann über
die Blätter ganzer Zweige verbreitete. Anfangs glaubte ich an eine Trockenheits-
erscheinung; allein an zwei angesetzten Kulturen zeigten sich Gloeosporium-
artige Bläschen mit wurstförmigen, gekrümmten, aber weit kleineren Sporen als
sonst bei Gloeosporium.*)
Eingesandt wurde diese Schädigung aus Laubegast, Dresden, Stetzsch,
Probst-Deuben beiLeipzig, Möckern bei Leipzig, außerdem aus Pinneberg in Holstein.
Sächsische Eingänge: 108. Davon:
I. Gemüsekrankheiten . . . . a
Il. Krankheiten an krautartigen Bew acheeh (Freiland) 6
III. Krankheiten an Gewächshaus- und Topfpflanzen . . 29
IVa Krankheiten an Obstgewächsen ". 2... 200.21
V. Krankheiten an Park- und Ziergehölzen . . . . . 36
Eee een en a ee rd
Summa: 108
Schlußwort zu den Sächsischen Eingängen.
In allen Kulturen waren in diesem Jahre besonders verbreitet:
die sog. rofe Spinne (Tetranychus): Gurken, Acalypha, Arachis, Epheu,
Azaleen, Kastanien und Rosa,
sowie der Thrips: Gurken, Bohnen, Cinerarien, Nelken, Pteris serrulata.
Insgesamt wurden von Sachsen 25 Pilzarten und 32 verschiedene Tierarten
gemeldet.
. I. Bei den Gemüseschädigungen wurden 2 Pilze, 7 Tiere gezählt.
II. Bei den krautartigen Gewächsen des freien Landes; 2 Pilze, 2 Tiere.
Von Interesse ist der starke Befall von Chrysanthemum durch einen
Meltau (Oidium) und das starke Auftreten einer Wanze (Lygus cam-
pestris), welche an Fuchsienstecklingen, an Chrysanthemen usw.
durch Anstechen starke Schädigung hervorrief. Dieselbe trat schon im
Vorjahr auf und es steht zu erwarten, daß sich um Dresden E
Schädigung noch weiter ausbreitet.
II. Unter den Gewächshaus-Pflanzen haben wir: 7 Pilze, 3 Tiere.
Von den Pilzen ist hervorzuheben die starke Schädigung von Evo-
nymus japonica durch ein Oidium. Dasselbe greift immer weiter
um sich. Interessant ist auch das Auftreten einer falschen Meltauart
(Peronospora sparsa) in einer Rosentreiberei. 10000 Kamelien-
Stecklinge gingen zugrunde durch die Pestalozzia Guepini.
Fusarium zeigte sich schädigend an Tulpenzwiebeln und erzeugte in
Chemnitz-Hilbersdorf eine Epidemie an Astern.
Schon seit Jahren ist in unseren Azaleen-Beständen eine Wickler-
Art aufgetreten, welche die jungen Knospen unter Zusammenspinnen
älterer Blätter ausfrißt. Dieser Schädling gehört zur Gattung Acalla
*) Diese Sporen brachen nach meinen Beobachtungen aus winzigen Blattwarzen hervor und
waren stets einzellig.. Die von Klebahn gezeichneten Sporenträger konnte ich nicht bemerken
(Klebahn: Krankheiten des Flieders S. 16).
— 18 —
und nach meiner Bestimmung weder Shepherdan, wie Prof. Rebel meint,
noch die in Belgien aufgetretene Acalla Schalleriana, sondern stimmt
am meisten überein mit Acalla Comariana.
Eine langfühlerige /euschrecke der Gattung Troglophilus ist jetzt in
Gewächshäusern wiederholt durch Anfressen der Pflanzen un-
bequem geworden (vergl. Anmerkung S. 102).
IV. Obstgewächse: 8 Pilzarten, 8 Tierarten.
Von Pilzen war interessant ein starkes Auftreten des Rosenmeltaus an
Pfirsich-Spalieren.
Von Tieren trat schädigend die Erdbeermilbe Tarsonemus Fragariae,
ferner an Stachelbeeren die Blattwespe, an Himbeeren ein Käfer
(Byturus) auf.
V. Park- und Ziergehölze: 6 Pilzarten, 75 Tierarten.
Die Rosen litten dies Jahr besonders unter dem Strahlenfadenpilz
(Actinonema rosae), welcher einen außerordentlich frühen Blattfall erzeugte
B. Außersächsische Eingänge.
r
2 Geschädigt ae Kultur- || Zeit der Be-
= SERUEE j Ort des Auftretens und Witterungs- |opachtung u.
Fr ädi / n E -
33 a Schädigung an Größe der Meldung der
2 Schädigung | Schädigung
l. Gemüsepflanzen.
B Rheum Blattfleckenpilz 'Altstadt b. Zülz |Befallene Sorten:|| 24. VI.
Ramularia Rhei Queen Victoria
u. Amerikan.
| Riesen |
B | Blumenkohl | Kohlhernie | Schirmeck - 1724: >YT.
Plasmodiophora i. Elsaß
Brassicae |
C Apium Wurzelmilbe Gießen _ 10. XI.
graveolens Tyroglyphus | Botan. Garten |
(Sellerie) Sogenannter |
Sellerieschorf
C Junge ı Ameisenfraß Lugos = | VI.
Kohlpflanzen
I 1} |
A Gurken Nährstoff- bez. Bamberg | — I 9. VI.
„Wasser- |
UÜberschuß |
Il. Krautartige Gewächse des freien Landes.
© Cineraria Blasenfuß Oberglogau | _ 9. IX.
Thrips |
® Nelken | Thrips Kissingen | _ 28. VII.
1]
B Nelken | _ Nelken- Kissingen = ‚28. VII.
| Schwärzepilz | |
Heterosporium |
echinulatum
109
Ei R Geschadigte | Senn Kultur- ||Zeit der Be-
33 Kulturpflanzen Schädigung durch | ige ae | en ee
38 Art und Sorte) ı der Schädigung | lauf und Größe der | Meldung der
= ran P R “ | Schädigung Schädigung
III. Gewächshaus- und Topfpflanzen.
C || Cyclamen Schneckenfraß | Neu-Isenburg — | 23. IX.
| persicum Hessen |
B Myrtus Blattfleckenpilz Gartow- | _ | 23. VIII.
communis Cercospora Hannover |
Myrti |
C |Salvia splendens Rote Spinne | Friedrichstadt zu IOFAXL
| Tetranychus au Eider.: :;| |
C | Pteris serrulata Blasenfuß Sechenheim -— 24. IX.
| Thrips bei Mannheim |
IV. Obstgewächse.
€ || Prunus | Rüsselkäfer Alten _ 10V:
domestica Rhynchites- bei Dessau
(Jefferson) cupreus |
B |Prunus Cerasus Laubdürre- | Bollmoor -- 15.. VI.
‚Ostheimer Weichsel-| krankheit bei Lütjensee |
|, u. Schattenmorellen Monilia einerea
B |Prunus Cerasus | Rußtau | Hirschberg i. S. — (VIE
Capnodium | |
C |Persica vulgaris Ausfressen der, Malente- — | 14. V
Staubblätter Gemsmühlen | |
| durch Ameisen | |
C Pirus communis | Birnenblatiwespe Fellbach = 1 0... VIE
| ee bei Stuttgart |
| durch Skelettieren ||
l der Blätter | |
C Pirus Malus Kommalaus Bürgl — ı 18. XI.
(Rinde) Mytilaspis i. Thüringen | |
B Vitis vinifera | Echter Meltau Waldhausen | — 26. X.
| Uncinulanecator bei Hannover |
B Ribes | Europ. Meltau | Bröckwinkel — 20. VII.
Grossularia Microsphaera | bei Lüneburg
Stachelbeere Grossulariae |
B Ribes Amerik. Stachel-- Schlochau — Nadel:
Grossularia beermeltau | (Kassuben) | |
Stachelbeere Sphaerotheca | |
| mors uvae | |
B Ribes | Ellerwald — | Vı.
Grossularia do. | (Kreis Elbing)
Stachelbeere
B ib b do. | Ellerwald — v1.
l > re j (Kreis Elbing)
B | Ribes aureum | do. Ellerwald | ee IE
als Unterlage \ (Kreis Elbing) |
B Ribes ‚Stachelbeer-Rost|; Schlochau E= v1.
Grossularia Puceinia (Kassuben)
, Stachelbeere | Pringsheimiana |
— 10 —
2 EEE, | Stande = Kultur- ||Zeit der Be-
=] eschadig‘ | | - ||
SE Kulturpflanzen | Schädigung durch i5 4r en | verhältmisse» Ver- en
a (Art und Sorte) I as 3 en Schä er = ne
V. Park- und Zier-Gehölze.
A ' Picea pungens | Rote Nadeln Godesberg - 12. VI.
durch a. Rhein
| Trockenheit |
C Abies Tannenlaus Zoppot | _
Nordmanniana Chermes piceae
C || Thuja Baumlaus Riemka | — 26: X.
occidentalis Lachnus ' bei Bochum
Juniperi |
C Quercus Nagelgallen | Hirschberg = ‚20. VII.
i Schl; |
B | Acer Blattschorf Rhy- Hirschberg | = 20. VIN.
platanoides |tisma acerinum i. Schl. |
e Mahonia Berberitzen- Bromberg u | 30. VII.
Aquifosiium Nähfliege |
Hylotoma
Berberidis | |
C, Aesculus Rote Spinne ' Rehau i. Bayern | — | 8 VI.
‚Hippocastanum | Tetranychus |
B Tilia Rußtau Hirschberg | — 20. Vi.
Capnodium i. Schl.
A Rosen Übernährung d. | Berlin | — > VE
Hornspäne, kennt- | |
lich durch gelbe,
chlorophyllarme
| Blattstellen |
B | Rosen Rosenschimmel Berlin | zZ v1.
I | Botrytis |
| | (dumpfe Lage) l
B| Rosen | Strahlenfaden- | Halle a. d. S. AE | 24. VII.
Horace Vernet | pilz |
Actinonema
Rosae |
B Rose | Botrytis Pinneberg | = || 29. vn.
|. ) S F
| (secundär an Wun- i. Holstein
| den durch Nicken
der Knospen)
B Rose ' Rosen-Rost Bröckwinkel _ '20. VII.
Phragmidium | bei Lüneburg
ı subcorticium
e Rose ' Rote Spinne | Halle a. d. S. — 24 V.
Captain Christy | Tetranychus
C Rosa canina | Gallmücke Hallear2d:;S. _ | 24. VII.
(nur die Larve, da- | |
her unbestimmt) |
Diplosis ? |
— 11 —
Außerdem zwei Eingänge gleicher Erikenkrankheit:
1. aus Burgk bei Magdeburg,
2. aus Hamm in Westfalen (45000 Stück).
Ursache unbekannt, sicher zur Gruppe A (Krankheiten durch an-
organische Einflüsse).
Außersächsische Eingänge: Summa 43, davon an I. Gemüsen: 5,
II. Freilandkräutern: 3, III. Gewächshaus- und Topfpflanzen: 6, IV. Obst-
gewächsen: 13, V. Park- und Ziergehölzen: 15, fraglich: 1.
Bei den außersächsischen Eingängen waren folgende Schädigungen
von erhöhtem Interesse: 1. Der durch eine Milbe verursachte Sellerie-
schorf. 2. Eine starke Rhabarberschädigung durch Ramularia Rhei.
3. Die Erzeugung einer Laubdürrekrankheit an Schattenmorellen durch
Monilia cinerea. 4. Das Auftreten des amerikan. Stachelbeermeltaues in
Kassuben und im Kreis Elbing. Am letzteren Orte ging der Pilz über
auf Johannisbeere und befiel sogar das als Unterlage benutzte Ribes
aureum.
In folgendem sei noch eine Übersicht aller Eingänge unserer Station,
angeordnet nach den 5 Pflanzengruppen (I bis V) und den 3 Krankheits-
klassen (A, B, C), gegeben.
I. Gemüsepflanzen : Il. Freilandkräuter: III. Gewächshauspflanzen:
sächs. nichtsächs. sächs. nichtsächs. sächs. nichtsächs.
N 1 0 0 8 2
BE2 2 2 1 10 1
Er :8 2 4 2 11 at
11 5 6 3 29 6
— oo —— oo ——
16 9 35
IND EB BEATEG-TO NEO BEI LE 06 A102 BEUGSE@314
IV. Obstgewächse: V. Park- und Ziergehölze:
sächs. nichtsächs. sächs. nichtsächs.
AO 0 5 2
B 12 9 12 6
cs 4 19 Si
21 13 36 15
038% Bun
404: B521276413 A212. BE182@26
Gesamtsumme der Eingänge 1908: 151, darunter: 36 verschiedene
Pilzarten und 39 verschiedene Tierarten.
Schlußwort.
Nach dieser statistischen Zusammenstellung sei noch darauf
besonders aufmerksam gemacht, daß wir nicht bloß Mitteilungen
geben über die Art und Lebensweise des betreffenden Schäd-
lings, sondern daß wir auch bestrebt sind, aus der reichen
— 112 —
Zahl durch Erfahrung geprüfter oder fabriksseitig angepriesener
Mittel die uns bekannten besten zur Bekämpfung zu
empfehlen.
Eine ganze Reihe von erfahrungsgemäß heilsamen Mitteln
sind ja auf dem Flugblatt Nr. 46 der Kaiserlichen Biologischen
Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in dankenswerter Weise
zusammengestellt, und doch ließe sich diese Reihe nicht un-
wesentlich erweitern. Dabei erwächst aber den Stationen für
Pflanzenschutz die ernste Pflicht, die oft gewissenlos auf den
Markt geworfenen Mittel sorgfältig nachzuprüfen, ihren Chemis-
mus aufzudecken und vor unzulänglichen oder zu teuren
Bekämpfungsmitteln zu warnen. Ist es doch heutzutage
eine mißliche Gepflogenheit geworden, alle Abfälle
chemischer Industrieen dem Landwirt oder Gärtner
als Schädlings-Bekämpfungsmittel anzubieten, und
zwar zu unverhältnismäßig hohem Preise, obgleich die vielfach
leichtsinnig garantierte Wirkung völlig ausbleibt.
Hiergegen soll in Zukunft auch von unserer gärtnerischen
Pflanzenschutz-Station vorgegangen werden. Während ich
diese Zeilen schreibe, sind bereits einfache Einrichtungen zum
Ausprobieren von Räuchermitteln in die Versuchsstation ein-
gebaut und mehrere Mittel sind bereits probeweise angewandt,
über welche alsbald in Fachschriften referiert werden soll.
Eines ist aber wünschenswert: Die Gärtner müssen nicht
nur durch Einsendungen von Schädlingen, sondern auch
durch Mitteilungen über die Wirkungsweise von uns
empfohlener Mittel unsere Bestrebungen unterstützen. Wir
besitzen wohl Mittel und die Möglichkeit, dieselben sachgemäß
in Szene zu setzen, allein es fehlt uns — erfreulicherweise —
nur zu oft der zur Prüfung nötige Schädling. Wir müssen
somit den Einsendern solcher Schädlinge die uns geeignet
erscheinenden Mittel zum Ausprobieren zusenden und von
ihnen einen entsprechenden Wirkungsbericht erhoffen. Dabei
ist aber erforderlich, daß die Anwendung sachgemäß, sorgfältig
und in der vorgeschriebenen Weise erfolgt.
Durch solch einmütiges Zusammenarbeiten von Theorie
und Praxis wird sicher das Allgemeinwohl des Gärtnerstandes
ersprießlich gefördert werden. Dr. Naumann.
2. Ätherisierung
und Warmwasserbehandlung bei Treibfliedern.
Die Treiberei des Flieders, einst eine Pariser „Spezialität“, hat
im letzten Jahrzehnt in Deutschland eine kaum vorauszusehende
Entwicklung angenommen. Flieder ist eine Handelspflanze ge-
worden, deren Kultur für den Gärtner wohl noch als Iohnend
angesehen werden darf. Die Möglichkeit, guten Treibflieder zu
erhalten, ist bedeutend gestiegen, seit mit Beginn des neuen
Jahrhunderts Prof. Johannsen, Dozent für Pflanzenphysiologie
an der landwirtschaftlichen Hochschule in Kopenhagen, mit
einer Broschüre „Das Ätherverfahren beim Frühtreiben“ an die
Öffentlichkeit trat. Unsere Versuchsstation nahm sofort nach
Erscheinen derselben die von Prof. Johannsen angestellten Treib-
versuche mit Flieder in ihr Arbeitsprogramm auf, und die
von ihr erzielten Versuchsresultate bewirkten, daß das Äther-
verfahren willig in Dresdens Gärtnereien Eingang fand. Es
ist besonders im 7. Jahrgang dieses Berichtes 1902/03 eingehend
über die mit der Ätherisierung des Flieders erreichten Resultate
geschrieben worden.
Trotz mancher Umständlichkeiten und der damit verbundenen
Geldkosten erwies sich doch das Ätherverfahren in der Praxis als
im allgemeinen recht zuverlässig und es gestattet, im November
Flieder um 3—4 Wochen früher in Entwicklung zu bringen, als das
vorher der Fall war. Neuerdings scheint es aber, als ob die
Ätherisierungsmethode durch die weit einfachere Warmwasser-
behandlung verdrängt werden dürfte. In Nr. 1 (1905) von Möllers
Deutsche Gärtnerzeitung machte der bekannte Praktiker Philipp
Paulig in Lübeck darauf aufmerksam, daß er bei der Firma
Joh. Daugull in Dorpat ein Verfahren kennen gelernt habe,
Maiblumen mehrere Stunden in warmes Wasser zu legen,
wodurch diese früher und besser treibfähig würden. Er habe
das Verfahren selbst einige Jahre praktisch versucht und bewährt
befunden. Die beschriebene Warmwasserbehandlung verschaffte
sich in der Praxis rasch Eingang wegen der Bequemlichkeit
ihrer Anwendung und der Sicherheit des Erfolges. Mit Wasser
behandelte Maiblumen entwickeln sich in der Treiberei rascher
und vollkommener als nicht behandelte und bringen, ähnlich
—. 14°
wie die Eis-Maiblumen, gut entwickelte Blätter hervor, während
die Maiblumen bei gewöhnlicher Behandlung in der frühesten
Treiberei fast ohne Blattwerk zum Blühen kommen.
Diese Warmwasserbehandlung wurde nun sehr bald auf
Flieder übertragen, und sie zeitigte an verschiedenen Stellen
(hier in Dresden besonders bei Herrn Hofgärtner Kleine im
Herzogin Garten) die besten Resultate. Bei unseren Treibver-
suchen im November 1907 kam es in erster Linie darauf an, den
Wärmegrad des Wassers genauer festzulegen und Vergleiche
der Warmwasserbehandlung zur Ätherisierung und Behandlung
des Flieders mit warmer Luft und Wasserdampf anzustellen.
Die Ätherisierung ergab gegenüber der Warmwasserbehand-
lung ein entschieden weniger günstiges Resultat. „Marie Legraye“
läßt sich jaimmer willig zum Blühen bringen. Am6. und 7.November
im Ätherkasten behandelte Pflanzen dieser Sorte blühten am
27. November auf und standen bei tadelloser Entwicklung am
2. Dezember in Vollblüte, während die gewässerten Pflanzen
um einen Tag früher, am 1. Dezember, zur Vollblüte gelangten.
„Charles X“ zeigte sich aber hartnäckiger: die Pflanzen erhielten
für den 6. und 7. November (48stündige Ätherbehandlung) die
Ätherdosis von 50 g auf den Hektoliter Raum und kamen am
14. Dezember bei geringer Qualität der Pflanzen zur Vollblüte;
mit warmem Wasser behandelte Pflanzen blühten aber schon am
7. Dezember voll und boten wesentlich bessere Gesamtentwick-
lung. Offenbar genügte für den 6. und 7. November die Ätherdosis
von 50 g noch nicht; wir hätten 60 g auf den Hektoliter nehmen
müssen, eine Dosis, bei der aber in anderen Jahren bereits
Schädigungen der Pflanzen vorgekommen sind. Nur acht Tage
später, am 13. und 14. November, unter gleichen Verhältnissen
ätherisierte Charles X-ergaben aber ein den gewässerten Fliedern
nahekommendes und ein im übrigen sehr gutes Resultat, mit
Vollblüte am 16. Dezember gegenüber dem 13. Dezember für
die gewässerten Pflanzen.
Die Behandlung der Flieder mit heißer Luft (eine Stunde lang
auf a) 35°, b) 50°C gehalten) und Wasserdampf (zwei Stunden
von 35—45° C Wärme) zeigte durchaus ungünstige Resultate.
Der Wärmegrad des Wassers wurde auf 25, 35 und 45° C
(20, 28, 36° R) Anfangstemperatur angesetzt. Bei 25° am
7. November gewässerte Pflanzen erblühten genau wie die
keiner Behandlung unterzogenen, bei Marie Legraye nach 6,
q
-Sunjpueyaglosse q Duyo qaug I {I SP !oq g pun v0F I2Q F "GE I2q E "0E PA Z OSsem33 ‘X SOHEUZ” AOPaIlg
"AL ISIeL
@
— 115 —
‚bei Charles X erst nach 10 Wochen und in beiden Fällen nur
kümmerlich. Die bei 35° gewässerten Flieder ergaben das
oben erwähnte, die Ätherflieder übertreffende, günstige Resultat,
das auch von den Pflanzen erreicht wurde, die bei 45° C ge-
wässert worden waren. Letztere kamen aus dem Bade mit
etwas gebräunten Schuppen der Knospen heraus, sie trieben
auch nicht so rasch an als die bei 35° gewässerten Pflanzen;
dann rückten sie aber plötzlich vor und kamen ihnen bis zur Voll-
blüte nach. Es scheint demnach zwischen 35°C und 45° C
Anfangstemperatur, die bei der 1Ostündigen Behandlung langsam
heruntergeht, der für die Wasserbehandlung während der ersten
Novemberhälfte günstigste Erfolg zu liegen.
Im Jahre 1908 wurde, um den Wärmegrad des Wassers
noch etwas schärfer festlegen zu können, am 16. November
je ein Satz Flieder bei 30, 35, 40 und 45° C gewässert,“) der
bei 40° Wasserwärme das beste Resultat aufwies, bei- 45° aber
bereits teilweise ganz verbrühte Knospen ergeben hat (Tafel IV).
Es hat ganz den Anschein, als ob der Wärmegrad des Wassers
um so höher angesetzt werden darf und muß, je früher wir, vom
herbstlichen Laubabfall an gerechnet, mit der Treiberei beginnen,
analog der stärkeren Ätherdosis bei der früheren Treiberei.
Bei einer Treiberei um Mitte November sind bereits Wärme-
grade über 40°C hinaus den Knospen gefährlich, und bei einer
Treiberei, die erst Ende November, Anfang Dezember beginnt,
würde man vielleicht noch niedrigere Grade ansetzen müssen,
wenn man dann überhaupt noch dies Verfahren anwenden muß;
Marie Legraye pflegt ja um diese Zeit bereits ohne jede weitere
Behandlung sicher zur Blüte zu kommen.
Sämtliche mit Wasser behandelten Pflanzen waren 10 Stunden
lang in das warme Wasser eingehängt worden, den Topf mit
dem Wurzelwerk nach oben, unberührt vom Wasser. Ein
kleinerer Satz Kontrollpflanzen wurde am 26. November 1908
mit dem Ballen in Wasser von 35° Wärme eingestellt. Beschädi-
gungen der Wurzeln und somit der Pflanzen für die Weiterbehand-
lung konnten bis zum Herbst 1909 nicht konstatiert werden. Da
das Einlegen der Pflanzen in das Wasser bequemer als das
Einhängen ist, verdienen hier weitere Versuche vorgenommen
zu werden. Immerhin will aber wohl bedacht sein, daß die
*) Also bei 24°, 28°, 32°, 36° R in der veralteten, noch viel im
Gebrauch befindlichen Skala.
— 116 —
Wurzeln gegen höhere Temperaturen unter Wasser weitaus
empfindlicher sind als Knospen und Zweige, und,daß deshalb
der Praktiker mit größter Vorsicht vorzugehen hat.
Die Wasserwärme von 30 bezw. 35, 40, 45° C bedeutet
Anfangstemperaturen, die wir durch Zudecken des Gießbassins,
das wir zum Wässern verwendeten, mit Leinwandtüchern und
durch etwas höheres Anheizen im Gewächshause möglichst
lange auf der Höhe zu halten suchten; sie war aber natur-
gemäß nach Ablauf der 10 Stunden herabgesunken, und zwar
von 45 auf 35° von 40 auf 34° von 35 auf 31° und von
30 auf 28°. Ein Hindurchlegen von Heizröhren durch das
Wasserbassin oder ein Nachgießen warmen Wassers, um die
Anfangswärme gleichmäßig zu halten, ist nach den überaus
günstigen Treibresultaten, die wir hier erzielten, überflüssig
und könnte bei unvorsichtiger Anwendung sogar gefährlich für
die Pflanzen werden.
Bei den Treibversuchen des Jahres 1908 handelte es sich
außerdem darum, die zum Wässern nötige Zeitdauer, die wir
1907 und bei dem vorerwähnten Satze mit 10 Stunden an-
genommen hatten, noch fester zu legen, besonders auch mit
Rücksicht auf Zeitungsnachrichten aus der Praxis, die dahin sich
äußerten, es genüge eine Wässerungsdauer der Pflanzen von
3 Stunden vollkommen, im besonderen, wenn die Flieder vor
Beginn der Treiberei einen leichten Frost durchgemacht hätten.
Am 9. November wurden Charles X bei 350 Wasserwärme je
1,5 und 10 Stunden lang gewässert (Tafel V). Das Resultat war
folgendes: die zehnstündige Wässerung ergab eine Vollblüte der
Treibpflanzen am 8. Dezember, die fünfstündige am 11. Dezember
und die einstündige ein völlig mißglücktes Resultat; der letzt-
genannte Satz kam, wie die keiner Behandlung unterworfenen
Pflanzen, überhaupt nicht zur normalen Blüte.
Eine Wässerung am 23. November ergab für zehnstündige
Behandlung von Charles X Vollblüte am 19. Dezember, für
fünfstündige am 21. und für einstündige am 26. Dezember,
letztere also erst 7 Tage später als bei dem 10 Stunden im
Wasser belassenen Treibsatze. Dabei will in Betracht gezogen
werden, daß sämtliche Treibflieder des Jahres 1908 den ganz
unerwartet strengen Kältenächten vom 19. bis 21. Oktober
(— 10° C) und teilweise auch denen in der Zeit vom 6. bis
10. November (— 14° C) ausgesetzt waren. Die am 9. und
-SUnJpuryIgqIIsse A Juyo qaıgq A9mmmm Juyo Jzuejjdf IP
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— 117 —
16. November ohne Wasserbehandlung aufgestellten, in den
genannten Frostperioden durchfrorenen Flieder ergaben in der
Treiberei überhaupt kein fertiges Resultat, und erst bei dem
Satz vom 23. November war eine langsame Entwicklung der
Pflanzen in der Treiberei möglich.
Es läßt sich auf Grund unserer Versuchsergebnisse aus
der vorjährigen Treibperiode ableiten, daß der Frost, dem die
Gärtner älterer Generation eine große Wirkung auf leichtere
Treibfähigkeit der Gewächse zuschreiben, bei Flieder ohne
merkbaren Einfluß ist, und daß eine Wasserbehandlung von
10 Stunden Dauer bei etwa 35° C Wasserwärme oder einige
Grade darüber (Anfang November) die günstigsten Treibresul-
tate erzielt, die sogar noch besser ausfallen können als bei
Anwendung der Ätherisierung.
Für die Praxis erscheint es zweckmäßig, alle Treib-
flieder, die für die erste Treibperiode, zum Aufstellen
im November, und bis etwa Mitte Dezember bestimmt
sind, schon Anfang bis Mitte November zu wässern.
Es trifft für die gewässerten Flieder das gleiche wie für die Äther-
flieder zu: nach Vornahme der Vorbehandlung können ätheri-
sierte wie gewässerte Flieder wieder an ihren alten Aufstellungs-
ort, in einen Kasten oder sogen. Japan gebracht werden, wo sie
bis zur beabsichtigten Treiberei stehen bleiben oder sie können
auch versandt werden. In den Treibraum gebracht, fangen sie
sofort an auszutreiben.
Prof. 77. Molisch, von dem kürzlich über den Gegenstand
eine kleine, lesenswerte Broschüre „Das Warmbad als Mittel
zum Treiben der Pflanzen“ im Buchhandel erschienen ist (Zu-
wachs der Bibliothek, Seite 48), erwähnt sogar, daß die gebadeten
Pflanzen der gewöhnlichen Temperatur des Winters ausgesetzt
werden dürfen. Derselbe Autor hat auch mit der Warm-
wasserbehandlung gute Resultate erzielt bei Pflanzen von Prunus
triloba, Azalea mollis und pontica, Spiraea japonica sowie mit
abgeschnittenen Zweigen von Salix, Forsythia, Corylus u. a. m.
Warmwasserbehandlung von Maiblumenkeimen.
Gleichzeitig mit den Fliedertreibversuchen wurden im Herbst
1907 Maiblumen dem Warmwasserverfahren ausgesetzt. Es
sollte im besonderen auch hier die zu einem guten Treibresultat
erforderliche Dauer der Warmwasserbehandlung erprobt werden,
nachdem der für Frühtreiberei günstigste Wärmegrad des
— 18 —
Wassers mit ungefähr 37,5°C (=30°R) auf Grund von früher
in den Treibereien ausgeführten Versuchen wohl als fest-
liegend betrachtet werden kann.
Wir setzten am 15. November je einen Satz Maiblumen auf,
die 12, 18 und 24 Stunden in Wasser von genannter Temperatur
gelegen hatten. Das Resultat war derart, daß die nur 12 Stunden
im Wasser gelegenen Treibkeime sich vielleicht ein wenig, doch
kaum bemerkbar langsamer entwickelt hatten als die, welche 18
bezw. 24 Stunden dem Wasserbad ausgesetzt waren, so daß wohl
angenommen werden darf, daß 12 oder 18 Stunden eine völlig
ausreichende Dauer der Warmwasserbehandlung für etwa Mitte
November ist und daß es andererseits kaum von Bedeutung für
das glückliche Treibresultat ist, ob die Keime einige Stunden länger
oder weniger lange im Wasser liegen bleiben. Das gleiche Resultat
ergaben Treibsätze, die am 9. Dezember gemäß der weiter vor-
geschrittenen Jahreszeit niedriger angesetzten Wassertemperaturen
von 8, 14 und 20 Stunden ausgesetzt waren. Die Wasserbehand-
lung von nur 8 Stunden steht im Treibresultat der längeren von
14 und 20 Stunden kaum oder überhaupt nicht nach. Das Ge-
samttreibresultat zeigte aber wieder augenfällig, wie fast alle
gewässerten Keime mit prächtigen Blättern zum Blühen kamen,
während die keiner Behandlung unterzogenen Kontrollkeime
weit weniger Blattwerk neben den Blüten hervorgetrieben hatten
und längere Zeit zu ihrer Entwicklung brauchten.
Versuchsweise wurden auch Keime Wasserdämpfen aus-
gesetzt. Zu dem Zwecke heizten wir einen Waschkessel an,
dessen Flamme durch nur spärliche Zugabe von Holzkohle
gelinde unterhalten wurde Wir erreichten als Höhe des
Wasserdampfes eine Wärme von 37° C, die bis 32° fiel, wie
ein aufgehängtes Minimal- und Maximalthermometer ablesen
ließ. Die Maiblumen wurden auf ein Drahtgeflecht gelegt,
durch das wir die Dämpfe aus dem Waschkessel hindurch-
leiteten. Das Resultat ist recht interessant: Ein wesentlicher
Unterschied zwischen den Keimen, die 8, 14 bezw. 20 Stunden
den Dämpfen ausgesetzt waren, ist nicht zu konstatieren ge-
wesen, alle drei Sätze aber entwickelten sich noch um zwei
bis drei Tage früher als die in warmes Wasser eingelegten
Keime. Immerhin ist die Warmwasserbehandlung gegenüber
der Wasserdampfmethode einfacher und weniger kostspielig,
so daß letzterer wohl nur ein theoretisches Interesse gebührt.
M. Löbner.
3. Düngungsversuche mit Nährsalzgaben
steigender Konzentration.
Schon seit einer Reihe von Jahren widmet bekanntlich die
Dresdner Station Düngungsfragen eine ausgedehnte Versuchs-
tätigkeit. Aber gerade die Ernährungsphysiologie der gärt-
nerischen Kulturpflanzen ist eine außerordentlich komplizierte.
Als sehr wesentliche Faktoren bedürfen die Einflüsse von
Wärme, Licht, Feuchtigkeit, von Natur und Beschaffenheit der an-
zuwendenden Bodenarten, deren Durchlüftung und Wässerung,
bedürfen weiter die außerordentlich bunte und vielgestaltige
Menge von Kulturpflanzen, mit denen der Gärtner hantiert, die
vielen Arten, Sorten und Rassen, die als künstlich gezüchtete
Formen meist von besonderer Empfindlichkeit, dabei von ver-
schiedenem physiologischen Verhalten sind, der beständigen,
verständnisvollen und zielbewußten Berücksichtigung — alles
Momente, die einen klaren Einblick in die Ernährungsbedin-
gungen gärtnerischer Kulturpflanzen und damit die Absicht und
Möglichkeit klar zu gebender und einfacher Anweisungen sehr
erschweren. Es mag deshalb hier besonders darauf hinge-
wiesen werden, daß feste, für alle Fälle passende Düngungs-
regeln überhaupt nicht gegeben werden können, daß vielmehr
planmäßige Düngungsversuche auch von dem Praktiker
ausgeführt werden müssen, um aus der eigenen Erfahrung
heraus im zutreffenden Falle für seine Kulturen das Richtige
zu finden. Der erfahrene Gärtner verfügt meist über eigene,
von der Schablone abweichende und mehr oder minder große
Besonderheiten aufweisende Kulturmethoden; gerade diese be-
dürfen aber bei Wahl der künstlichen Düngemittel selbst und
der Anwendungsform derselben entsprechende Berücksich-
tigung.
Die Düngung gärtnerischer Topfkulturen bezweckt bekannt-
lich die Heranzucht erstklassigen Pflanzenmaterials in möglichst
kurzer Zeit; Aufgabe der Düngung ist es daher, hinreichende
Mengen der benötigten Nährstoffe zur gegebenen Zeit der
Pflanze zur Verfügung zu stellen. Das richtige Maß hier zu
treffen, erscheint ebenso notwendig wie schwierig; es steht zu
— 1720 —
befürchten, daß wie ein Mangel das Zurückbleiben, so jedes
Zuviel eine Schädigung der Pflanzen im Gefolge haben dürfte.
Besonders erscheint die Frage wertvoll, von welchem Kon-
zentrationsgrade an die Nährsalzgaben aufhören, ein dem
Kostenaufwande entsprechendes Mehr an Ernte-
erträgnis (sei es in Fülle schön entwickelter Blätter oder
Blüten, sei es in Masse von Früchten und gut keimendem
Samen) mit Wahrscheinlichkeit zu liefern. Erfahrungen nach
dieser Richtung hin zu vermitteln, war die Aufgabe einer Reihe
von Versuchen, die in den Jahren 1905 bis 1908 an der Ver-
suchsstation in umfassender Weise zur Ausführung gelangten.
Für diese Untersuchungen konnte naturgemäß nur die Ver-
wendung von Nährsalzlösungen in Betracht kommen. Da
gegebenenfalls ein Totdüngen der Pflanzen zu erstreben und
so mit großen absoluten Mengen von im Laufe der Vegetations-
periode benötigten Nährstoffen zu rechnen war, konnte eine
Zugabe der letzteren zum Boden auf einmal, d. h. vor seiner
Bepflanzung, gar nicht in Betracht kommen: Eine derartige
Konzentration von Nährstoffen im Boden hätte ja von vorn-
herein eine normale Entwicklung der Pflanzen unmöglich
machen müssen. Es wurden deshalb flüssige Nährsalzlösungen,
und zwar bei allen Versuchen wässerige Auflösungen
von sogen. Florasalz*), einer schon vor längerer Zeit von
der Versuchsstation zusammengestellten Mischung der not-
wendigen Nährstoffe in geeigneten Mengenverhältnissen, an-
gewandt.
Ohne auf einzelne Details in der Versuchsanordnung
sowohl wie in den gemachten Beobachtungen einzugehen,
seien nachstehend zunächst die gewonnenen Resultate in
möglichster Kürze wiedergegeben. Den zutreffendsten Maß-
stab für die Beurteilung der Wirkung einer unterschied-
lichen Düngung gibt am ehesten die Gesamtmenge der im
Laufe der Entwicklung von der Pflanze produzierten Frisch-
bez. Trockensubstanz. Die jeweils ermittelten Erntezahlen seien
deshalb in erster Linie mitgeteilt, weil sie dem Leser gestatten,
sich selbst ein Bild von dem Einfluß der verschieden starken
Konzentrationen zu machen; gegebenenfalls sollen Photo-
graphien und kurze Beobachtungsnotizen dieses Zahlenmaterial
ergänzen. Bemerkt sei noch, daß jeweils für die verwandte
Pflanzenart geeignete Bodenmischungen Verwendung fanden,
*) Siehe Seite 121.
Tafel VI.
Düngungsversuche 1906: Amarantus, Ricinus.
— 21 —
die an sich schon einen normalen Nährstoffgehalt besaßen.
Für die Wahl der gegebenen Kulturbedingungen, Aufstellung
der Versuchspflanzen, Wässerung der Töpfe u. s. w. waren
ausschließlich praktisch gärtnerische Gesichtspunkte maßgebend.
Versuche des Jahres 1905.
Je drei einander in der Entwicklung ziemlich gleiche Exem-
plare (in 8-Liter-Töpfen) der nachverzeichneten Pflanzen er-
hielten in wässeriger Lösung 1°/o, 2%/00 bez. 4%, Florasalz
folgender Zusammensetzung:
Chilisalpeter. . . . =..." 125. Gewichtstelle
Schwefelsaures Aaonrak ey ®
Ehlarkal (SO er 030 5
Superphosphat (18—20°). . . 30,0 e
und zwar pro Topf erst 100 dann 200 g 1—2—3mal in der Woche.
Bei der Ernte am 26. September lieferten je drei Pflanzen
im Mittel folgende Frischgewichte.
Frischgewicht von je einer Pflanze.
1m B 2/0 4
Nicotiana atropurpurea . 322 g | 425 g 517 g
Ricinus communis . . . 218 g 1205 g 337 g
Coleus virschaffeldi . . | 488g 548g 422g
Die in diesen Zahlen zum Ausdruck kommenden Unter-
schiede waren auch augenfällig unverkennbar: Beim Tabak
erschienen von Anfang an und dauernd die Pflanzen der stärk-
sten Düngung den übrigen überlegen, was besonders in einer
dichteren Belaubung derselben zur Geltung kam. Die Ricinus-
pflanzen von 2°/,. waren erst hinter denen von 4°, wesent-
lich zurück, holten dies aber später zum größten Teil wieder
ein, so daß bei der Ernte ein Unterschied kaum mehr zu
bemerken war. Die Coleuspflanzen jedoch standen bei 4/0
den beiden anderen wesentlich nach, 2,0 lieferte eine sehr
gute Entwicklung, 1%, stand diesen zwar nach, war den
Pflanzen der stärksten Düngung jedoch immer noch überlegen.
Versuche des Jahres 1900.
Zu den Pflanzen des Vorjahres wurde noch Amarantus
hinzugenommen. Alle wurden jedoch in kleinen Töpfen von
je 4 Liter Inhalt kultiviert, damit den Pflanzen aus der Erde
— 12 —
selbst weniger Nährstoffe zur Verfügung stehen und dieselben
möglichst frühzeitig auf die alleinige Wirkung der Düngungs-
salze angewiesen sein sollten. Diese wurden wieder in Gestalt
von Florasalz der gleichen Zusammensetzung wie im Vorjahre
gegeben.
Besonderer Umstände halber konnten die Pflanzen der im
Juni begonnenen Versuche erst in schon etwas weit vor-
geschrittener Entwicklung am 5. Oktober geerntet werden.
Vereinzelt waren bereits Blätter usw. abgefallen; da diese
jedoch gesammelt worden waren, wurde nicht das Frisch-
sondern Trockengewicht von je drei Pflanzen bestimmt.
Trockengewicht von je einer Pflanze im Mittel.
|
|
| Be 1 °/oo | 2 9/00 3 °/oo 4 %/o0 5 O/oo
| |
Rieinus communis 1778| 292 468g 5lg 668g 4959
1098 |277g8 | 3g| 469 |588 | 485
10g | 21g | 349g | 36g|440|578
|
|
|
Nicotiana atropurpurea . . . 22 348g 471g8|57g 6448| 922g
|
Coleus virschaffeldi . |
|
Amarantus
Diese Zahlen sprechen eine so deutliche Sprache, daß ihnen
nichts mehr hinzuzufügen bleibt (s. Tafel VI u. VII). Das Ver-
hältnis der Pflanzen zueinander war jedoch nicht zu allen Zeiten
ein gleiches. Noch im August waren allenthalben die Pflanzen
der stärksten Düngungsreihe (5°/,) die besten. Am 5. September
standen Nicotiana und Ricinus bei 5°/,, noch etwas besser als bei
4°, Amarantus zeigte bei diesen Konzentrationen keine Unter-
schiede, während Coleus 5°, etwas hinter 4°/9, zurück war;
hier deutete auch eine gewisse Schlaffheit der Gewebe bereits
Überdüngung an.
Versuche des Jahres 1907.
Bisher hatten die immerhin starken Düngersalzmengen *)
noch nicht zu erheblich schädigenden Wirkungen geführt, ob-
gleich zu erkennen war, daß ein besonders großer Nutzen
im Aussehen, in der Fülle schöner Blätter u. dgl. schon über
3%o0 Düngung hinaus nicht mehr zu spüren sein würde, aus-
genommen allerdings die Nicotiana, welche in Gedrungenheit
*) Die Totalmengen im Laufe des Sommers.
Tafel VI.
Düngungsversuche 1906: Coleus, Nicotiana.
“
“
Y
0
RT
— 13 —
des Wuchses und Blütenfülle auch bei 5°/,, hervorragte. Da-
her wurde nunmehr in den oberen Düngesalzgaben noch
‚höher gegriffen und in sechs Gruppen bis zu 12°/,, gesteigert.
Von Nicotiana und Ricinus wurden pro Gruppe zwei Pflanzen,
von Coleus und Amarantus je drei gestellt, dazu kamen noch
von Solanum Warscewiczii und Cucurbita maxima je 1 Pflanze.
. Mit den Versuchen konnte erst Anfang Juli begonnen werden.
Schon am 7. August ging der Kürbis bei 12°/,. ein, in den
nächsten Tagen folgten die mit 10 und 8°/,, am 22. August
auch der mit 6%), gedüngte.
Am 7. August ließen sämtliche Coleus einen großen Teil
ihres Laubes fallen, vermutlich infolge des vielen Regens, doch
schienen die Pflanzen bei 12°%/,, bis zuletzt die besten zu sein.
Am 22. Oktober wurde eine Beurteilung der übrigen Pflanzen
des Versuchs vorgenommen, die in den gleichzeitig notierten
Höhenmessungen zutreffenden Ausdruck findet.
Höhe der Pflanzen im Durchschnitt.
| dung Er 6°%/y0 89/0 | 10% 129/90
|| düngt
= ——— m = Ira =— T ———— SI
Nieshanas. =... r2 24 ll00cH 84cm 85cm 85 cm 91cm) 93cm
Ba re 3578 170 5,100 „70 Be
Amarantus |30 905, 3590) ;,2.1.994%.99%,21400%,,
| \ =
Solanum |
\30 „ ‚95 ” ‚58 „ 65 „65 ” 70 ”
Die Cucurbita und Coleus waren schon vorzeitig entfernt
worden, da, wie schon oben gesagt, anormale Störungen
eingetreten waren. Von den übrigen Pflanzen wurden im
frischen Zustande bei der am 13. November vorgenommenen
Ernte nachstehende Zahlen ermittelt.
Frischgewicht von je einer Pflanze im Mittel.
| |
unge- |
| düngt 3%/o0 6°%/s0 89/0 10072107
Nicotiana atropurpurea | 52 | 10g | 185g | 215g | 220g | 3208
Rieins communis . . | 35g 240g | 300g 410g 365g 360g
AEARANU SEAL ar lo | 108g |350g! — |393g|43g | 548
Solanum robustum . . ‚120 g ‚410g 4308 570g 660 8 ı 690 g
ee
Versuche des Jahres 1908.
Da bei den Versuchen des Jahres 1907 bei drei von den
vier angewandten Pflanzenarten selbst bei der außergewöhnlich
hohen Düngesalzgabe von 12°/,, noch eine Förderung gegen-
über den geringeren Konzentrationsgraden zu konstatieren ge-
wesen war, sollte nunmehr mit allen Mitteln ein Totdüngen
erreicht werden, um endlich Anhaltspunkte zu gewinnen, welche
Quantitäten überhaupt noch vertragen werden und mit welchem
Erfolge. Da die Versuchsergebnisse von besonderem Interesse-
und dazu angetan sind, im Verein mit den früheren Unter-
suchungsresultaten die ganze Frage einem spruchreifen Urteil
entgegenzuführen, sollen diese Versuche etwas ausführlicher be-
handelt sein.
Verwendung fanden je drei Pflanzen von
Nicotiana tabac, atropurpurea,
Fuchsia hybr. „A. und H. Henkel“,
Solanum robustum,
Pelargonium zonale Rival.
Die ersten drei wurden in 4-Liter-Tontöpfen, die letzten in
zweilitrigen gezogen, von jeder Sorte 18 Pflanzen, insgesamt
also 72 Töpfe; sie wurden sämtlich am 19. Mai gepflanzt. Am
12. Juni wurde beim Tabak und am 15. Juni bei den übrigen
mit der Düngung begonnen. Diese erfolgte mit Nährsalz-
gemisch h. b. D. No. II, das ist sogen. verbessertes Flora-
salz mit verstärktem Stickstoffgehalt; seine Zusammen-
setzung war:
Chilisalpeter © 2... 0%. „7 2o0 a
Schwefelsaures Ammoniak . . 20,0 „
Chlorkal 80) 2. . - oe
Superphosphat’ 7"... = "2A
Sämtliche Töpfe erhielten vom 12. Juni bis 21. September pro
Woche zweimal je 200 ccm Nährsalzlösung in sechs Gruppen,
nämlich: Tabak, Solanum, Fuchsia 29/90, 6%/oo, 12°/o0, 189/00, 249/00,
30%/g0, Pelargonium (entsprechend den kleinen Töpfen)*) 49/oo,
24900, 36/00, 48/00, 6O%/oo-
*) Bei dieser doppelten Gabe zu Pelargonium sind die Pflanzen und
nicht der Rauminhalt der Töpfe maßgebend gewesen; sie erhielten natür-
lich dieselbe Flüssigkeit, die aber in dem nur halb so großen Topfe hier
als verdoppelt angegeben ist.
— 125 —
Am 23. Juli wurde der Stand des Versuches sowohl in
photographischen Aufnahmen (s. Tafel VII u. IX) wie in fol-
gender Notiz festgelegt:
Pelargonium — am besten bei 4°, stirbt ab bei 60°/oo.
Fuchsia — am stärksten bei 6°/,., stirbt ab bei 30 oo.
Solanum — zwischen 12 und 18°/,, ist kaum ein Unterschied
zu bemerken, dagegen übertreffen beide die Pflanzen
von 6°/o, noch mehr fällt 24°/,, und stark 30°/,. ab.
Nicotiana — gipfelt in großartigen Pflanzen bei 24°), und
30000; der höchste Stand erscheint vielleicht bei 24°/go
erreicht, doch steht 30°%/,, kaum oder doch nur unbe-
deutend nach.
Bis dahin (23. Juli) waren folgende Mengen von Florasalz
gegeben worden:
Bei 2°/,o erhielt jeder Topf insgesamt 9,0 g Florasalz
„ 6°/o0 „ „ ”„ ” 27,0 g „
„ 12 u) ”„ „ » „ 33,0 4 „
„ 18 0/00 ”„ ”„ „ „ 80,0 g „
„ 240/00 „ „ „ „ 106, 0 g „
> 30% 00 „ 130, Ö 2
Die Errpieklune de Srasan und des Tabak Anfang
August zeigen die Tafeln X und XI.
Am 21. September wurde mit Düngen aufgehört. Die
Fuchsien bei 30°/,, waren völlig tot, bei 24°/,. nicht mehr
weit davon entfernt, während die Pelargonien, die eine normal-
gute Entwicklung selbst bei 12°/,, nicht erreicht hatten, sondern
hier schon sichtlich geschädigt erschienen, auch durch die
enormen Gaben von doppelter Menge an 24 und 30°/,. nicht
ganz zum Absterben gebracht waren. Beim Tabak stellten
24 und 30°/,, die besten Pflanzen dar, letztere nur wenig
geringer; Solanum, bei 18°/,, am besten stehend, erwies sich
durch die stärkeren Gaben zwar zunehmend geschädigt, aber
längst nicht bis zum Eingehen. Die Ernte am 10. Oktober
ergab nachstehende Zahlen.
Trockengewicht von je einer Pflanze im Mittel.
| 20/00 69/5 12 9%/00 | 18%/00 | 24 9/0 | 30 Yo
RL. | |
Nicotiana . . . .. |58g [121g | 137g | 140g 146 g | 134 g
. | | |
Eutehsian 3 2 720 BEE TEE 358 15 g | TE.) Sag
Solanın 2. ren 489g 838g 0. Tte-| 10
|
|
— 1726 —
| |
Ä 40/00 | 12 9/90 | 24 9/0 |
|
RT | | RER
Ba en
Gesamtmenge des pro Topf gegebenen Florasalzes.
Bei 2°/,. (bez. 4 °/,,) erhieltjeder Topfbis zum 21. Sept.insgesamt12,8g Florasalz
|
36/0 | 48 %/o0 | 609/00
Pelargonium
” 6%/oo( „ 12/0) „ „ ” ”„ ” ” ” 38,48 ”
„ 129%/,0( „ 24 9/0) „ ” ” „ „ ” „ 76,88 ”„
„ 18%/0 ( ”„ 36/00) ” „ ” ” „ „ „ 115,2g „
„ 24 9/00 ( ”„ 480/00) ”„ ” ”„ ” ”„ ”„ ” 153,6 g ”„
” 30%/o0( ”„ 60°/,0) „ „ „ ” ” ”„ „ 192,0g
Wenn wir diese von uns ausgeführten Düngungsversuche
in ihrer Gesamtheit und vergleichend betrachten, so fällt zu-
nächst ein ganz unterschiedliches Verhalten der kultivierten
Pflanzenarten ins Auge. Nachdem allenthalben zunächst und
fortschreitend bis zu einem gewissen Stadium entsprechend
der stärkeren Düngung auch ein besserer Stand der Pflanzen
erzielt worden war, trat eine Schädigung durch Überdüngen
bei den einen früher, bei den anderen später, allgemein aber
erst bei über Erwarten hoher Konzentration der gegebenen
Nährlösungen*) ein. Auf die Natur und Ursache dieser Schä-
digungen in physiologischem Sinne, ob eine fortgesetzte über-
reiche Ernährung an sich oder die Anreicherung von Nähr-
stoffen in ihrer Gesamtheit oder einzelner Komponenten der-
selben im Boden das Pflanzenwachstum nachteilig beeinilußt
hat, auf diese Fragen soll hier nicht näher eingegangen werden.
Besonders beachtenswert ist weiter, daß die bei den Ver-
suchen wiederholt verwendeten Pflanzenarten sich in den ein-
zelnen Jahren verschieden verhielten. Beim Tabak hatte eine
Steigerung der Düngesalzgabe von 2 auf 4°/, in den beiden
ersten Jahren eine wesentliche Erhöhung der Massenproduktion
im Gefolge (siehe Photographie), erst spät machte sich 1906
schließlich noch ein schädigender Einfluß geltend; 1907 wurde
fortdauernd bis 12°/,o. und 1908 sogar bis 30°, Förderung
der Pflanzen erzielt und erst bei sehr langer Ausdehnung der
*) Wenn auch bei Amarantus eine Schädigung überhaupt nicht erreicht
wurde, sondern bis zum jeweils gegebenen höchsten Quantum 5 bez. 12%/go
noch Ertragssteigerung eintrat, so würde doch bei einer Ausdehnung der
Düngesalzgaben bis zu 30°/,, sicherlich ebenso wie bei allen im Jahre 1908
verwandten Pflanzen auch bei dieser der schädigende Einfluß einer Über-
düngung unzweifelhaft zu beobachten gewesen sein.
“
— 127 —
Vegetationszeit blieb der Tabak im letzteren Falle merklich zu-
rück. Bei Ricinus sehen wir 1905 und 1906 Steigerung bis
40/0 (siehe Photographie), erst sehr spät trat damals bei 5°/go
Schädigung ein; 1907 wurden jedoch die Pflanzen noch steigend
bis zu 8% gefördert, und erst bei 10 und 12°/,, machte sich
eine schädigende Wirkung geltend. Coleus erreichte 1905 den
besten Stand schon bei 2°%/g0, 1906 bei 4°. und erschien erst
bei 5°%/, geschädigt, während dies im ersten Jahre schon bei
40/0 eingetreten war; 1907 konnte selbst bei einer Gabe von
12 %/00 keinerlei Schädigung wahrgenommen werden usf.
Es erscheint uns unzweifelhaft, daß dieses unterschiedliche
Verhalten ein und derselben Pflanzensorte bei unseren Ver-
suchen wesentlich durch die Witterungsverhältnisse bedingt
war und daß in Abhängigkeit von diesen überhaupt ganz allge-
mein die Düngewirkung auch in der Praxis in manchen Jahren
eine sehr verschiedene sein kann. In mäßig trockenen Sommern
(z. B. 1906) ist ein Überdüngen auch nach der Ansicht er-
fahrener Praktiker kaum zu befürchten. — Der Sommer 1908
war etwas feuchter gewesen, wofür hier Zahlen nach unseren
Aufzeichnungen folgen. Besonders der August, welcher
wenig Regen lieferte, zeigt doch durch geringeren Sonnenschein
und niedere Höchsttemperatur Trübungen an, welche keine
besonders hohen Anforderungen an die Verdunstungsgröße
der Pflanzen stellte.
Regen- | Monatliche | gonmensche- | Monats
tage Regenhöhe stunden temperatur
IN Er 15 902 mm 155 130° C Max.
EL ARY 8 TR | 225 EP EL:
I EEE 9 HIN, 26 ei 320 BU Ce
AuUsusSeel,. 2,00 RR 37,5, 145 ‚298 67” 5
Zusammenfassung.
Unter natürlichen Verhältnissen stellt die Bodenfeuchtigkeit
an sich eine Nährlösung dar, aus welcher die Pflanze zum
weitaus größten Teil jene Stoffe entnimmt, derer sie zum Auf-
bau ihrer Körpersubstanz und zum Leben bedarf. Je nach
dem Reichtum des Bodens an sich oder der Menge der dem
Gießwasser zugesetzten Stoffe wird diese Nährlösung mehr
oder minder konzentriert sein. Ein bestimmter Gehalt an Nähr-
stoffen kann jedoch jeweils nur den geeignetsten Sättigungs-
— 18 —
grad darstellen. Ein Zuviel ist ganz besonders zu vermeiden,
wenn auch, wie unsere Versuche deutlich zeigen, eine Gefahr
erst bei relativ hohen Gaben zu befürchten ist; einem Zuwenig
vermag die Pflanze in etwa schon selbst abzuhelfen, indem
sie durch reichlichere Wurzelbildung und die damit verbundene
Beherrschung eines größeren Bodenmaßes eine bessere Aus-
nutzung des letzteren erstrebt. Ein Mangel nach dieser Seite
hin macht sich auch bald, besonders für das kundige Auge,
durch eine hellere Färbung des Blattwerkes u. a. bemerkbar
und kann sofort durch reichlichere Düngegaben behoben
werden. Hingegen machen sich die nachteiligen Folgen einer
zu reichlichen Düngung erst später geltend und sind dann
weit schwerer wieder gut zu machen. Jedenfalls ist besonders
bei Topfkulturen nur ein öfteres Düngen mit schwächeren
Konzentrationen (!/;—1 -2°/,,) anzuraten und nicht der ein-
malige oder seltenere Zusatz höher konzentrierter Lösungen,
da im letzteren Falle fast stets eine Störung des Gleichgewichts-
zustandes im Boden und eine Schädigung der Wurzeln zu
befürchten steht. Im allgemeinen vertragen krautartige Pflanzen
mit größeren Blättermassen höhere Konzentrationen als holzige,
stark verdunstende, ebenso wie an sich schnellwüchsige Pflan-
zen mehr als andere; sie verarbeiten die gegebenen Nährstoffe
schneller und halten dadurch eine Anreicherung im Boden hintan.
Stärke und Häufigkeit der Düngung haben sich vor allem
nach dem Nähstoffbedürfnis der Pflanze zu richten, welches in
den verschiedenen Stadien der Entwicklung bekanntlich ein
sehr verschiedenes ist. Zu der Zeit, wo die Pflanzen am
meisten Zuwachs zeigen, benötigen sie naturgemäß auch der
meisten Nährstoffe und sind alsdann auf eine häufige und
ausgiebigere Düngung angewiesen. Wo es sich ferner darum
handelt, eine üppige Entwicklung des Laubes zu erzielen,
möchte anders gedüngt werden wie dort, wo ein reiches
Blühen angestrebt wird. Die mancherlei Sorten sind ver-
schieden zu berücksichtigen; hier muß der praktische Gärtner
eigene Erfahrungen sammeln, um aus diesen heraus das Richtige
zu finden.
Selbstverständlich ist, daß auch eine sachgemäße und reich-
liche Düngung den erhofften Erfolg nur dann erzielen kann,
wenn die Pflanzen unter sonst günstigen Verhältnissen kulti-
viert werden und die Witterung ihnen die Ausnutzung der
gebotenen Nährsalze in vollem Maße gestattet. Dr. Simon
Tafel VIN.
Düngungsversuche 1908: Pelargonium, Fuchsia, Solanum.
"euelodIN :SO6I Py>nsıaAssundung
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BIsupn] :S06I Pypnsısassundung
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Düngungsversuche 1908: Nicotiana.
4. Über Blaufärbung der Blüten von Hortensien.
Man kann sehr wohl der Ansicht sein, daß die natürliche,
reine Rosafarbe der Hortensien dem Blau der gefärbten Pflanzen
vorzuziehen sei, gleichviel, im Handelsverkehr spielt nun ein-
mal die blaue Hortensie eine wichtige Rolle, und unsere Ver-
suchsstation erwies dem Gartenbau deshalb einen Dienst, als
sie mit den Erfolgen, die der Ammoniakalaun bei der Färbung
der Hortensien in den Versuchskulturen ergeben hatte, erst-
malig an die Öffentlichkeit gehen konnte.
Anfänglich wurde der Ammoniakalaun dem Gießwasser
zugesetzt und als 3prozentige Lösung wöchentlich zweimal
gegeben. Hauptsache dabei ist, daß man rechtzeitig, mindestens
10—12 Wochen vor der Blüte, mit dem Gießen beginnt. Weit-
aus einfacher erweist sich aber ein Zusatz des Ammoniakalauns
in die Erdmischung, die beim Eintopfen der Pflanzen Anfang
September zur Verwendung gelangt.
Im Herbst 1907 wurde einer größeren Anzahl Pflanzen auf
1 Liter Erde je 15 und 30 g gepulverter Ammoniakalaun zu-
gesetzt. Die Gabe von 30 g erwies sich als zu groß; eine
Anzahl Pflanzen litten an den Wurzeln. Sie erholten sich aber
allmählich wieder und zeigten wie die mit 15. g gedüngten
Pflanzen eine auffallend schöne Blaufärbung. Im Herbst 1908
wurden nur Dosen von 15 und 7!/, g gegeben. Letzteres
Quantum reichte entschieden nicht aus, um eine genügend
intensive Blaufärbung zu erreichen. Tadellos in jeder Beziehung
waren aber die Pflanzen, die 15 & Ammoniakalaun erhalten
hatten, so daß wir glauben, empfehlen zu dürfen, der Praktiker
möge sich im allgemeinen an letztere Gewichtsmenge halten.
Bei vorsichtiger Behandlung der Pflanzen und im besonderen,
wenn man das Ammoniakalaunsalz schon 8 Tage vor Gebrauch
der Erde zusetzt, können Gaben von 20 und selbst 25 g wohl
niemals direkten Schaden anrichten. Sie steigern die Intensivität
= a,
der blauen Farbe noch um ein weniges, sind aber durchaus nicht
nötig, da die mit 15 g gedüngten Pflanzen unseren Ansprüchen
vollauf genügen. Die höheren Gaben: möchten vielleicht an-
gebracht erscheinen, wo ein bestimmter Kalkgehalt des Erdreichs
oder Gießwassers eine nicht genügend intensive Färbung er-
geben will.
Das Alaunsalz erzeugt bekanntlich nicht an sich blaue Farbe,
es verwandelt nur die roten Farbstoffträger der Blumen in blaue,
und deshalb können von Natur aus blaßrot blühende Sorten
niemals eine intensiv blaue Färbung annehmen. Je kräftiger
der Rosaton der in Kultur genommenen Sorte ist, um so reiner
ist auch die Blaufärbung. Diese wird von der für den Handels-
gärtner leider weniger brauchbaren Hydrangea rosea am reinsten
angenommen.
Es muß aber auch erwähnt werden, daß nicht in jedem,
Falle die gewünschte Blaufärbung eintritt. Bei entsprechend
kalkhaltigem Erdreich oder bei Verwendung kalkhaltigen Gieß--
wassers gibt es eine unreine Färbung, da der Kalk zersetzend
auf den Ammoniakalaun einwirkt. Kalkhaltige Erden kann
man beim Eintopfen der Hortensien ja leicht meiden, während
die Verwendung eines anderen Wassers als des nun einmal
vorhandenen viel eher auf Schwierigkeiten stößt. Würden
unter den vorwaltenden Umständen auch größere Ammoniak-
alaungaben von 20 und 25 g kein genügend günstiges Resultat
ergeben, so möchte sich freilich die ältere, aber weitaus kost-
spieligere Methode, die Hortensien durch Verwendung „blauer
Erde“ zu färben, weiterhin empfehlen.
Recht überraschend für uns war die so kräftig anhaltende
Nachwirkung des Ammoniakalauns. Von den im Herbst 1907
eingetopften Pflanzen blieben eine Anzahl stehen, ohne ver-
pflanzt und weiter mit Ammoniakalaun gedüngt zu werden.
Sie brachten im Frühjahr 1909 erklärlicherweise nur schwache
Blütendolden, aber von einer Reinheit des blauen Farbentons,
wie er von den im Herbst 1908 mit Alaunsalz gedüngten Pflanzen
nicht übertroffen wurde. Von erstgenannten Pflanzen haben wir
im Sommer 1909 Stecklinge geschnitten, und die alten Pflanzen
wurden auch weiterkultiviert; sie erhielten einige Dunggüsse
mit „Florasalz“, um zu sehen, ob Stecklings- wie Mutterpflanzen
auch im Frühjahr 1910 noch blau blühen werden.
— 131 —
5. Stickstoffreichere Zusammensetzung des
Nährsalzes für Azaleenkultur.
Die Düngung mit Nährsalzen hat im modernen Gartenbau
und vorzüglich für den Großbetrieb je länger je mehr an Be-
deutung gewonnen. Naturgemäß sind aber die Witterungs-
verhältnisse, das für das Wachstum günstige oder weniger
günstige Wetter maßgebend für die Wirkung der Düngung.
Es gibt Jahrgänge, in denen man die Düngung sofort, schon
nach wenigen Tagen, deutlich anschlagen sieht, in anderen
verlangsamt sich ihre Wirkung. Im letzteren Falle sucht sich
der Praktiker häufig damit zu behelfen, daß er in die Nährsalz-
düngung hinein einige Male einseitige, die das Wachstum an-
regenden reinen Stickstoffdüngemittel, meist Chilisalpeter oder
schwefelsaures Ammoniak, verabreicht. Dabei erleidet aber
naturgemäß das prozentuale Verhältnis der im Nährsalz vor-
handenen Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphorsäure und Kali
-eine unberechenbare Verschiebung.
Einen Versuch des Jahres 1907, neben der gewöhnlichen
Zusammensetzung des Nährsalzes von vornherein ein um etwas
stickstoffreicheres Salz zu verwenden und seine Wirkung vor-
züglich bei der Azalee auf Gesamtwachstum und Treibfähigkeit
zu beobachten, ergab die Überlegenheit des stickstoffreicheren
Salzes über das Nährsalz bisheriger Zusammensetzung. Aus
diesem Grunde. und infolge der Tatsache, daß Prof. Wagner
in Darmstadt neuerdings sein Nährsalz gegenüber früher doppelt
stickstoffreich zusammensetzt, gingen wir 1908 auch mit den
Azaleen noch einen Schritt weiter und düngten neben Ver-
suchsreihen, die das Nährsalz, dessen Gemisch wir kurz als
„Florasalz“ zu bezeichnen gewohnt sind, in alter Zusammen-
setzung erhalten hatten — 1 Teil Chilisalpeter, 1,4 Teile schwefel-
saures Ammoniak, 1 Teil Kalisalz (40 %), 2,1 Teile Superphosphat
(18%) —, mit einem Nährsalzgemisch, das besteht aus:
2 Teilen Chilisalpeter,
2,8 ,„ schwefelsaurem Ammoniak,
1 Teil Kalisalz (40 %),
2,1 Teilen Superphosphat (18 9).
Zur Düngung wurden die Sorten Prof. Walter und Sigismund
Rucker als dreijährige Veredelungen, Deutsche Perle, Simon
Mardner und Helene Thelemann in wurzelechten Pflanzen ge-
— 12 —
nommen, die uns die Firma 7. J. Seidel (Laubegast), wie jedes
Jahr, gütigst zur Verfügung gestellt hatte. Die Pflanzen wurden
vom 10. Juni bis zum 23. Juli anfangs mit 1-, später mit 2- und
3prozentigen Lösungen begossen und erhielten proTopfinsgesamt
3 g Salz. Das Endresultat ergab bei allen Sorten ein kräftigeres
Wachstum und dunklere Belaubung derjenigen Pflanzen, welche
die stickstoffreichere Nährsalzlösung gegenüber der bisherigen
erhalten hatten, und auch das Treibresultat sprach zugunsten
der stickstoffreicheren Lösung. Eine Zählung des Blüten-
knospenansatzes soll später zur Veröffentlichung gelangen, so-
bald erst das Zahlenmaterial über einige Jahre vorliegt.
Die Wachstumsverhältnisse des Jahres 1908 waren der
Azaleenkultur und damit der Wirkung der Düngung günstige.
Es bleibt die Frage noch offen, ob weniger günstiges und
besonders feuchtes Wetter im Nachsommer nicht vielleicht ein
weniger gutes Ausreifen und schlechteren Knospenansatz der
mit dem stickstoffreicheren Nährsalz gedüngten Pflanzen und
damit geringere Treibfähigkeit oder auch schon Schädigungen
der Pflanzen auf dem Transporte bewirkt haben würde. Es
darf eben nie außer acht gelassen werden, daß ein Übermaß
an Stickstoffnahrung immer mit Gefahren für die weitere Existenz
der Pflanze verbunden sein kann. Bei der hohen Bedeutung,
die der Azaleenkultur für den sächsischen Gartenbau zukommt,
ist die Fortsetzung dieser Versuche über einige weitere Jahre
hinaus sehr wünschenswert.
Auf den nebenstehenden Bildern (s. Tafel XII) ist die Wirkung
der stickstoffreicheren Nahrung (2) gegenüber dem Nährsalz
früherer Zusammensetzung (3) deutlich erkennbar; 1 blieb un-
gedüngt.
6. Salpetersaurer Kalk als Ersatz des Chilisalpeters
und schwefelsauren Ammoniaks.
Es ist bekannt, daß die Chilisalpeterlager in absehbarer
Zeit völlig erschöpft sein werden, und da auch die Herstellung
von schwefelsaurem Ammoniak, einem bei der Gasfabrikation
gewonnenen Nebenprodukt, eine beschränkte, den Stickstoff-
bedarf von Landwirtschaft und Gartenbau bei weitem nicht
befriedigende ist, hat die Wissenschaft nach weiteren Stickstoff-
quellen gesucht. Im salpetersauren Kalk (Kalksalpeter), der in
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Tafel XII.
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2
— 135; —
Norwegen vermittels kräftiger Wechselströme aus dem un-
erschöpflichen Vorrate an Luftstickstoff gewonnen wird, haben
wir ein brauchbares Stickstoffsalz erhalten, dessen Einführung
zunächst das Gute eines Zurückgehens des Preises von Chili-
salpeter und schwefelsaurem Ammoniak hervorgerufen hat.
Wegen seines hohen Nebengehaltes an Kalk scheint der Kalk-
salpeter für Azaleendüngung jedoch weniger geeignet zu sein.
Wohl brachten die mit demselben in gleicher quantitativer
Zusammensetzung, wie die Pflanzen von 2, gedüngten Reihen 4
ein ihnen völlig gleichkommendes Gesamtwachstum hervor,
aber ihre Belaubung war eine weit weniger dunkle, eine mehr
gelbgrüne, und der Knospenansatz war durchschnittlich sogar
geringer als bei den Kontrollpflanzen (2 und selbst 3, siehe
dieselbe Tafel XII).
Für andere Kulturen und im besonderen für solche, denen
eine gleichzeitige Kalkdüngung nicht schädlich, sondern nur
erwünscht sein kann, ist der Kalksalpeter aber wohl verwendbar,
und er ist offenbar berufen, noch eine Rolle in der Ernährung
der Pflanzen zu spielen.
Der Kalksalpeter zieht stark die Feuchtigkeit der Luft an
und darf deshalb nur in Gefäßen, gut verschlossen und an
einem trockenen Orte aufbewahrt werden. Das gleiche gilt ja
auch vom Florasalz.
7. Zusatz von Nährstoffen zur Pflanzerde bei
Chrysanthemum und anderen raschwüchsigen
Topfpflanzen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Nahrung, die wir
unseren Topfpflanzen bieten, am ausgiebigsten zur Geltung
gelangt, wenn sie mit dem Gießen in wässerigen Lösungen zu
Zeiten gegeben werden kann, wo sich die Pflanze im üppigen
Wachstum befindet. Bequemer und billiger in der Anwendung
zu stehen kommt aber der Zusatz von Dungstoffen in die
Pflanzerde, und es sollte deshalb danach gestrebt werden,
möglichst bei allen Kulturen von vornherein eine entsprechend
dungreiche Pflanzerde zu verwenden. Wo es dann noch er-
forderlich ist, können nebenher immer noch Dunggüsse ver-
abreicht werden.
—. 14 —
Es ist merkwürdig, wie unklar die Anschauungen vieler
Praktiker in dieser Sache zu heutiger Zeit sind, was z.B. auch
deutlich zum Ausdruck kam anläßlich der Aussprache, die sich
an einen Vortrag des Herrn Zierke, Chemiker in Leopoldshall,
über „Neuere Grundsätze für die Düngung der Topfpflanzen“
in der Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner
Deutschlands im vergangenen Jahre knüpfte.
Allerdings ist beim Zusatz von Dungstoffen zur Erdart
einige Vorsicht nötig, wie sie überdies auch bei der Düngung
mit aufgelösten Nährsalzen erforderlich erscheint. Bei noch
jungen und im allgemeinen langsam wachsenden, empfindlichen
Pflanzen können nur kleine Dunggaben gegeben werden, und
im allgemeinen ziehe man die organischen, langsam verwesenden
und langsamer wirkenden Dünger, z. B. Hornspäne, Hornmehl,
Knochenmehl, den Salzen vor. Letztere sind sofort löslich,
und es liegt dann oft die Gefahr vor, daß sie die Wurzeln
der noch nicht im Topf eingewurzelten Pflanze schädigen,
andererseits aber auch durch das Abzugsloch des Blumentopfes
beim täglichen Gießen verloren gehen können. Aus letzterem
Grunde sollte man auch, wo man Salze der Pflanzerde dennoch
zuzusetzen vorhat, nicht sofort wirksame verwenden, beispiels-
weise als Stickstoffdünger nicht den Chilisalpeter, sondern
schwefelsaures Ammoniak. Das schwefelsaure Ammoniak bedarf
erst einer Umsetzung, ehe es von der Wurzel aufgenommen
werden kann. Seine Verwendung zur Pflanzerde für raschwüchsige
Kulturen verdient überdies insofern mehr gewürdigt zu werden,
als es gegenüber den organischen Stickstoffdüngern nicht un-
wesentlich niedriger im Preise zu stehen kommt. Beschädi-
gungen der Wurzeln ist zudem dadurch wesentlich zu be-
gegnen, daß man die beizusetzenden Salze schon mehrere Tage
vor Gebrauch der Erde beimengt. Diese Regel gilt natürlich
auch für den Ammoniakalaun, den wir zum Blaufärben der
Hortensien mit so gutem Erfolge verwenden.
Nach Versuchen, die sich nun schon über mehrere Jahre
Erfahrung erstrecken, sind im allgemeinen Gaben von !/,—!/, g
reinem Stoff auf 1 kg (oder 1 Liter) Erde berechnet für alle
nicht zu langsam wachsende Pflanzen zu nehmen. Demnach
würden bei einem Stickstoffgehalt des schwefelsauren Ammoniaks
von 20%, der Hornspäne, des Hornmehls von rund 121/, %,
von ersterem 11/,—2!/, & (!/„-/2x5), von letzteren 2—4 g
— 15 —
(/,—sx8) und von dem zu einer normalen Ernährung der
Pflanzen noch benötigten Kali und der Phosphorsäure rund
5/,—1!/, g als 4Oprozentiges Kalisalz bezw. 1?/,—3!/, g Thomas-
mehl (oder Knochenmehl) per 1 kg Pflanzerde zu verwenden sein.
Bei den im Jahre 1908 an unserer Versuchsstation durch-
geführten Düngungsversuchen kam es im besonderen darauf
an, die verschiedenen, in der gärtnerischen Praxis für gewöhn-
lich in Betracht kommenden Stickstoffdüngemittel nebeneinander
auf ihre Wirksamkeit zu erproben. Die Stickstoffdünger sind
gegenüber den Phosphorsäure- und Kalidüngern deshalb von
größerer Bedeutung, weil sie im Preis um das Fünf- und Sechs-
fache höher bezahlt werden müssen als letztere. Zur Verwen-
dung gelangten Hornspäne, Hornmehl, schwefelsaures Ammoniak
und Blutmehl in Gaben von !/, und sogar 1 g reinen Stoffes auf
1 kg Pflanzerde. Der Düngungsversuch wurde an gleichmäßig
ausgesuchten Stecklingspflanzen einer Chrysanthemumsorte,
der Fuchsie Andenken an H. Henkel und eines rotbraunblät-
trigen Coleus-Sämlings durchgeführt. Das Endresultat des Ver-
suches ergab keine wesentlichen Unterschiede im Gesamt-
wachstum und in der Blütenvollkommenheit der mit den ein-
zelnen Stickstoffdüngern gedüngten Pflanzen. Am frühesten
dem Auge an der Pflanze sichtbar wurde die Wirkung des
schwefelsauren Ammoniaks; Hornmehl und Hornspäne kamen
etwas später, doch früh genug zur Geltung; sie zeigten dafür
auch eine länger anhaltende Wirkung, und das Blutmehl reichte
nicht ganz an die Wirkung der erstgenannten Stickstoffdünger
heran. Es bleibt sich demnach im großen ganzen für die
Topfpflanzenkultur ziemlich gleich, ob ich Hornspäne, Horn-
mehl, Blutmehl oder schwefelsaures Ammoniak der Erdart als
Stickstoffdünger zusetze. Mit Rücksicht darauf aber, daß das
Kilogramm Stickstoff im schwefelsauren Ammoniak mit nur
1,40 M. gegenüber 1,78 M. (Preislage 1909 Frühjahr) in den
anderen, den organischen Stickstoffdüngern bezahlt werden
muß, dürfte sich eine vermehrte Verwendung dieses Stickstoff-
salzes für den gärtnerischen Großbetrieb, zum wenigsten für
raschwüchsige Kulturen, wohl empfehlen.
Die Gabe von 1 g Stickstoff per 1 kg Pflanzerde erwies
sich als überreichlich; sie kam aber bei dem raschwüchsigen
Chrysanthemum ohne jede Schädigung der Pflanzen noch
deutlich in Erscheinung, wenn auch mehr in der Entwicklung
— 136 —
des Blattwerkes als in der besseren Ausbildung der Blumen.
Kontrollpflanzen, die ihnen gegenüber nur !/, g Stickstoff er-
halten hatten, waren wesentlich weniger üppig entwickelt. Bei
den rotbraunblättrigen Coleus und der Henkel-Fuchsie aber
ergab sich kein wesentlicher Unterschied in der Größenent-
wicklung zwischen den Pflanzen, die 1 g reinen Stickstoff
und denen, die nur !/, g erhalten hatten. Das größere
Quantum würde bei ihnen also mit einer Verschwendung des
teuersten der Pflanzennährstoffe, dem Stickstoff, gleichbedeutend
gewesen sein. Offenbar läßt der das Blattgrün verdeckende
rote Farbstoff in genannten Pflanzen die Stickstoffdüngung
gar nicht in dem Grade zur Wirkung kommen, wie das für
üppig wachsende grünblättrige Pflanzen zutrifft. Ein ähn-
liches Resultat erzielten wir überdies auch an einer Anzahl
riesig entwickelter Coleus-Pflanzen, die die Dungstoffe nicht
der Erde zugesetzt erhalten hatten, sondern, wie unsere Azaleen,
mit Nährsalz (2 und 3) gedüngt worden waren. Trotz der
beträchtlichen Höhe dieser Coleus von 1,20 m war ein Unter-
schied zwischen den Pflanzen, die das stickstoffreichere Salz
neben der gewöhnlichen Mischung erhalten hatten, nicht im
geringsten wahrzunehmen.
Eingehender und unter Beigabe bildlicher Darstellungen ist
über den Gegenstand im „Handelsblatt für den deutschen
Gartenbau“ 45/1908 und in der „Gartenwelt“ 9/1909 berichtet
worden. M. Löbner.
Mitglieder-Verzeich nis.
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Protektor:
Se. Maj. der König Friedrich August von Sachsen.
VERZEICHNIS
DER MITGLIEDER DES VEREINS.
Ehren - Mitglieder.
Andrä, Geheimer Okonomierat, Vorsitzender des Kura-
toriums der Kgl. Pflanzenphysiologischen Versuchs-
station zu Dresden, Braunsdorf b. Tharandt
Beutler, Geheimer Rat a. D., Oberbürgermeister, Dresden
Carlowitz- Hartitzsch, v., Königl. Oberschloßhauptmann,
Wirklicher Geheimer "Rat, Exzellenz, Dresden
Chatenay, Abel, Secr. gen. de la Soc. nation. d’horticulture
der France, Rue, Grenelle 8, Pans»z =. a2
Dibelius, Dr. theol. et phil. Franz, Oberkonsistorialrat,
Superintendent und Pastor prim. an der Kreuzkirche,
Dresden . . EEE ED ee
Drude, Prof. Dr. Oskar, Geheimer Hofrat, Direktor des
Königlichen Botanischen Gartens und der Pflanzen-
physiologischen Versuchsstation zu Dresden
Fiedler, Prof. Dr. med., Geh. Rat, Exzellenz, Dresden .
Fischer v. Waldheim, Wirklicher Geheimer Staatsrat,
Exzellenz, Direktor des Kaiserl. Botanischen Gartens
zu St. Petersburg GE RATEN
Hähnel, Geh. Ökonomierat, Vorsitzender des Landes-
kulturrates f..d. Königreich Sachsen, Kuppritz b. Bautzen
Johannsen, Wilh., Prof. der Botanik an der Landwirtschaft-
lichen Akademie zu Kopenhagen . .
Langsdorff, Prof. Karl v., Geh. Ökonomierat, Tharandt
Feten, Fr., Kal. Obergarteninspektor am Botanischen
Garten in Dahlem b. Steslilzts; ,
Mehnert, Dr. jur. Paul, Wirklicher Geheimer Rat, Rittergut
Medingen b. Dresden . . .
Metzsch-Reichenbach, C. Gg. Vv., "Staatsminister a. D,
Minister des Kgl. Hauses, Exzellenz, Dresden .
Minckwitz, v., General der Inf. z. D., Generaladjutant
Sr. Majestät des Königs, Exzellenz, Dresden
Eintritt
1906
1897
. 1901
1897
1836
‚1891
- 1903
. 1888
1904
. 1902
. 1900
1890
1903
„2891
. 1896
— 12 —
Moßdorff, Otto, Handels- und Landschaftsgärtner, Leipzig-
Lindenau
Münzner, Richard, Geheimer Regierungsrat a. D, Dresden
Neumeister, Prof. Dr., Geheimer Oberforstrat und Ober-
forstmeister, Dresden i
Niethammer, Freiherr v., Königl. Bayrischer Staatsrat und
erblicher Reichsrat der Krone Bayerns, Exzellenz,
Tunzenbers 7.7... 12 2... 2
Nobbe, Prof. Dr., Geheimer Hofrat, Tharandt ANGE:
Poscharsky, G. A., Königl. Garten-Inspektor a. D.,
Schellerhau b. Altenberg .
Raubold, Dr., Königl. Ökonomierat, Sekretär des Landes-
kulturrates, Dresden Yard: 3
Roeber, Prof. Fritz, Düsseldorf . .
Roscher, Dr. jur., Geh. Rat, Ministerial-Direktor im Königl.
Ministerium des Innern, Dresden .
Schroeter, v., Königl. Amtshauptmann a. D., " Königl.
Kammerherr, auf Bieberstein b. Wilsdruff
Schwerin, Fritz Graf v., Vorsitzender der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft, Wendisch-Wilmersdorf
b. Ludwigsfelde, Mark . .
Sorauer, Prof. Dr. Paul, Geh. Reg.- -Rat, Berlin- „Schöneberg
Thun-Hohenstein, Graf v. Wirkl. Geh. Rat, Tetschen .
Uhlemann, Dr. jur., Amtshauptmann und Vorsitzender
des Landes- Obstbauvereines, Großenhain .
Viger, Th., Exzellenz, Senateur, Pres, de la Societe nationale
d’horticulture de France, Paris. .
Vitzthum v. Eckstädt, Graf, Oberstmarschall Sr. "Maje-
stät des Königs und Königl. Kammerherr, Exzellenz,
Lichtenwalde 3
Werner, Städtischer Gartendirektor, Chemnitz
Wittmack, Prof: Dr+E GE: Regierungsrat, Berlin .
Schriftwechselnde Mitglieder.
Beck v. Managetta, Professor Dr. Günther, Prag .
Beißner, L., Inspektor des Botanischen Gartens, Poppels-
dorf b. Bonn . .
Boliche, ]. CE, Handelsgärtner, Königl. Garten- Inspek-
iot a..D, Bonn ’
Cordonnier, "Anatole, Bailleul (Nord), Frankreich
Duval, Leon, Handelsgärtner, Versailles
Fierens, Secr. de la Soc. d’Horticulture de Gand
Fintelmann, G.A., Kgl.Hofgartendirekt., Sanssouci- Potsdam
Gjonowic, Nik. Bar., Apotheker, Kastelnova
d’FHaene, Adolf, Handelsgärtner, Gent: .
Hampel, Carl, Königl. Preußischer Gartenbau - Direktor,
Städtischer Gartendirektor, Leipzig
Eintritt
1898
1904
1904
1901
. 1888
1866
. 1904
1905
1897
1900
1905
1901
. 1878
1904
1900
1836
. 1896
1901
. 1896
1891
. 1898
1901
89T
1898
1899
. 1896
1888
. 1888
— 143 —
Eintritt
Heiler, Königl. Ökonomierat und N
München . 1903
Himer, Dr.L., Kaiserl. Regierungsrat a. D, Königl. Agri-
kulturbotanische Anstalt, München . . U EIUL
Hlasiwetz, Lud., Apotheker, Reichenberg (Böhmen) 3.1878
Flye-Leysen, Jules, GenF-Coupure 2.2... hs);
Bene treace, Oberlehrer, Dresden 7.7". :.0%°-. > + N2@1984
Jürgens, Garteningenieur, Hamburg . . 1901
Kähler, Großherzoglicher Hofgartendirektor a. DE Coburg 1 1903
Kaiser, Ober-Inspektor der Königl. Hofgärten, München 1903
Ker, Wilson P., Handelsgärtner, Liverpool . . „u
Koehne, Prof. Dr., Friedenau- Ber nen
Kolb, Max, Königl. Rat, München . 1878
Läßker, Fritz, Oberlehrer und Organist in Dresden-Striesen 1905
Lüdtke, Hermann, Landschaftsgärtner, Breslalt 73 7 made
Mantin, George, Da EN une, 551000
Bastenet, Mens, Paris 2.02.22 RR re 183
nasters> Maxwell}-Eondon:#.27 "a2. 1307421896
Nikolic, Prof. Emanuel, Ragusa . . 1896
Ortgies, Eduard, bot. Gärtner a. Br Kilchberg b. Zürich . 1867
Pollmer, Stadtgartendirektor a. D., Großenhain . . 1888
Purpus, A., Großherzog]. Garteninspektor am Botanischen
Garten, "Darmstadt . . . 1900
Sander, F,, Handelsgärtner, St. Albans, Herts., England . 1888
Schütze, Jul, Vorsitzender des Zentralvereins schles.
Gärtner, Breslau . . 1898
Schwarz, Charles, Direktor der Baron v. Rothschildschen
Gärten zu Ferrieres b. Paris. . . 1904
Siebert, Königl. Gartenbaudirektor, Palmengarten, Frank-
furt aM. . 1900
Sießmayer, Philipp, i. Fa. Gebr. Sießmayer, Frankfurt a. M. 1901
Steglich, Prof. Dr. phil. Bruno, Vorstand der Versuchs-
"station für Pflanzenkultur am Königl. Botanischen
Garten zu Dresden. . il
Veitch, Harry, Handelsgärtner, Chelsea-London. . . . 1888
Wilkinson, Elliott, Gartenarchitekt, a Amer. 1902
Wobst, Prof. Carl Aug, Dresden. Pe, „1890,
Aktive Mirkirteien
Vorstand und Verwaltungsrat.
l. Vorsitzender: Königl. Hofrat F. Bouche-Dresden.
1. fr Handelsgärtner Rud. Seidel - Grüngräbchen
b. Schwepnitz.
Rechnungsführer: Baumschulenbes. Oscar Poscharsky-Laubegast.
l. Schriftführer: Handelsgärtner 3. Faubold-Laubegast.
ll. A Buchdruckereibesitzer C. Heinrich-Dresden-N.
Bücherwart: Königl. Garteninspektor M. Löbner- Dresden.
I
Bach, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Barteldes, L. M., Privatus, Blasewitz .
Bassenge, H. A, Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch-
Dresden .
Beger, Curt, Kunst- und Handelseärtner, Seidnitz .
Bertram, Eduard, Gartenbau-Ingenieur, Dresden
Bertram, Max, Kol. Sächs. Gartenbaudirektor, Blasewitz
Beyer, Richard, i. Fa. Robert Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen .
Birndt, Fanny, Sprachlehrerin, Dresden-Striesen .
Bley, Johannes, Kunst- und Handelsgärtner, Cunners-
dorf b. Ottendorf-Okrilla .
Böhm, Rudolph, Kunst- und Handelseärtner, Dresden-A.
Böhme, v.,ıi.F.: Franz Fröhlich, Königl. Hoflieferant,
Dresden-A. ENTER
Böhmer, Paul, Gartentechniker, Dresden-A.
Böhmig, Richard, Kaufmann, Dresden-Striesen -
Bouche, J.C.F. ‚Köniel. Hofrat ‚Obergartendirektor, Dresden,
Braunbart, Carl, Gartenbauinspektor, Großenhain
Bröse, Wilhelm, Gartenbauingenieur, Dresden-A.
Büttner, G., Königl. Forstgarteninspektor, Tharandt
Dausz, J. P, Samenhandlung, Dresden-A.
Dedek, Anton, Königl. Hofgärtner, Dresden-A. :
Desenhard, M., Stadtearten- Direktor a. >; Dresden-A.
Denecke, W., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Drewitz, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig 1.S.
Dutschmann, Georg, Bezirksschullehrer, Dresden-A. .
Eidner, R., Lehrer, Laubegast Re E.e
Eisenach, Rud,, Prokurist, Laubegast . s
Eisenbarth, Königl. Hofgärtner, Groß-Sedlitz . FR:
Findeisen, "Th, Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz .
Fuge, 'G: A, Privatus, Blasewitz e „face
Gäbler, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Striesen N -
Gaßmann, Theodor, Privatus, Dresden-N.
Geißler, Guido, Baumschulenbesitzer, Dresden-Strehlen .
Gensel, Frau, geb. Rascher, Dresden-A. .
Geyer, Felix, König]. Hoflieferant, Dresden-Neugruna .
Glieme, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Niedersedlitz
b. Dresden . . E
Oössel, G.M., Mykolog, Dresden-A... .
Große, Herm., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Falke, Fräulein Margarete, Kötzschenbroda
Hauber, Paul, Baumschulenbesitzer, Tolkewitz .
Haubold, Bernhard, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Heinefetter, Carl, Weinhändler, Dresden-A. sa
Heinrich, Carl, Buchdruckereibesitzer, Dresden-N.
Helm, August, Landschaftsgärtner, Dresden-A. .
Eintritt
1903
1885
1897
. 1902
- 1907
1873
. 1900
. 1908
‚“2o07
1902
. 1905
4909
. 1896
1873
4907
. 1904
. 1874
. 1905
. 1893
. 1869
2697.
1902
. 1904
. 1896
..1906
1905
1991
. 1880
. 1898
. 1898
1894
. 1895
. 1890
. 1906
4818
. 1896
. 19309
1894
1884
1908
. 1902
IR
— 15 —
Hendel, Bruno, Städt. Obergärtner, Dresden-Plauen
Hennersdorf, J. C. Gustav, Königl. Hofgärtner, Dresden-
Strehlen .
Flennicke, Hermann, Privatus, Dresden-Striesen .
Fennisch, Moritz, Privatus, Dresden-Plauen
Herrmann, Max, Rentier, Dresden-A. *.
Hertel, Paul, i. Fa. Rud. Seelig & Co., Dresden-Strehlen .
Herzog, Carl, Königl. Hofgärtner, Pillnitz
Hessel, Rich., Kaufmann, Laubegast ae
Hetschold, Eduard, Kunst- u. Handelsgärtner, Radeberg i. S,
Hetzer, G, Hauptmann z. D., Loschwitz b. Dresden .
Hirschfeld, Moritz, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Zschertnitz .
Hoffmann, Fritz, Bürgerschullehrer, Dresden-N. .
Hofmann, Robert, Kunst- u. Handelsgärtner, Radebergi. 5
Flübler, Ernst, Kunsteärtner, Dresden-Striesen
Fuhle, Jul., Königl. Obergärtner, Dresden-A.
Hultzsch, Benno, Kauinamız Driesde-AN N FERN...
Hunger, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Jacobi, Paul, Architekt, Klein-Zschachwitz . ;
Kalau,E. Aug,, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden- Seidnitz
Kaufmann, Schloßeärtner, Burgk b. Dresden
Keller, Adolf, Königl. Hofgärtner, Moritzburg
Kleine, H., Königl. Hofgärtner, Dresden-A. .
Klemm, Br. Inh. d. Fa. Hoyer & Klemm, Dresden- Altgruna .
Knauer, Paul, Königl. Hoflieferant, Dresden-A.
Knoch, O., Kunst- und Handelsgärtner, Chemnitz .
Knoderer, "Carl, Obersarmer-Lauberast 77,27.
Knöfel, C. H., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Ssirehlen ;"".
Knöfel, Gustav H,, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Stiehlen -:;*.
Konrad, Jul., Prinzl. Hoflieferant, Dresden-A.
Kühn, Frau, O., Buchdruckerei, Dresden-A.
Kühnscherf, Emil, Fabrikant, Dresden-A.
Kunde, Arno, Fa. Kunde & Sohn, Dresden-A.
Kunstmann, Dr, Zahnarzt, Dresden-A.
Lauterbach, Bernhard, Obergärtner, Laubegast
Lehmann, Georg, Hofbuchhändler, Dresden-A.
Leidhold, Albert, Wien, IX. Liechtenstein-Str.
Leubner, Rud., Landschaftsgärtner, Dresden-A.
Leumer, August, Privatus, Cossebaude .
Liebig, Frau verw. Sidonie, Dresden-Striesen
Löbner, Max, Königl. Garteninspektor, Dresden-A..
Lorenz, Paul, Königl. Hoflieferant, Zwickau i.S.. .
Lyon, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Zscheila b. Meißen
Marks, H., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Mattersdorff, Richard, Bankier, Dresden-A.
Eintritt
2907
. 1876
1895
. 1876
. 1890
1904
. 1895
1908
1906
1906
. 1900
1902
1901
“1906
„8a
. 1898
1895
1905
1907
1900
- 1890
1909
. 1900
1901
1903
1907
. 1878
. 1904
. 1893
. 1881
1909
3907
IST
. 1873
. 1909
1905
. 1895
- 1893
"1907
1898
1908
1898
. 1893
— 146 —
Eintritt
Meckwitz, O., Sekretär, Dresden-A. . 1896
Meischke, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1894
Meischke, Johannes, Fabrikant, Tolkewitz . . . 1894
Melchior, Richard, Königl. Obergärtner, Pillnitz: 20 24005
Meurer, Friedr., Landschaftsgärtner, Dresden-A... .. 21903
Mietzsch, C. W., Königl. Hoflieferant, Niedersedlitz . . 1887
Mißbach, Robert, Bürgerschullehrer, Dresden-A. . . . 1890
Modes, F. H., Ingenieur, Dresden-N. . ERST
Müller, Clemens, Königl. Obergärtner, Dresden-A. . . 1895
Müller, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen 1896
Müller, Robert, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Strehlen 1899
Münch, Heinr., i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden . 1898
Münch, Walter, i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden 1898
Naumann, Prof. Dr. Arno, Driesden-A are 893
Nitzsche, "Arthur, Ingenieur, Dresden-Trachau . . 1895.
Nitzschner, Obereärtner, Grüngräbchen b. Schwepnitz i. S. 1907
Noack, Ernst, Architekt, Dresden-Löbtau . . 1884
Olberg, O8 Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Striesen 1878
Papsdorf, @2 Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda 1901
Pekrun, A, Privatus, Weißer Hirsch. . 4 . 1888.
Peschke, Fritz, 1. Fa.=Gebr--Hlissch, Dresden-A. . . . . 1904
Platz- Eckelmann, Frau Olga, Dresden-A, . . . .. . 2002
Rohl; 'C., Köniel. Parkinspektor, Dresden-A. . . a es)!
Poscharsky, Oscar, Baumschulenbesitzer, Laubegast 1.1882
Pruggmeyer, Herm,, Privatus, Dresden- Plauen . . . 1875
Püschel, Paul, Kunst- und Handelseärtner, Laubegast 1.893
Quantz, Rich, Gartenbauingenieur, "Laubeoast RE 1908
Raue, William, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden- Strehlen 1908
Richter, Albert, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . ee eo 1899
Richter, Alwin, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Striesen ea 1901
Richter, Emil, Kunst- u. "Handelsgärtner, Dresden-Striesen 1907
Richter, Franz, Lehrer, Markranstädt . . 1903
Richter, Frau fr R., Gartenbaubetrieb, Tolkewitz b. Dresden 1888
Richter, Rud,, Eisenbahn - Verkehrs - Inspektor a. D;;
Laubegast Ei . 1908
Romer, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig | .S. . 1906
Roß, v., Frau Gräfin Louise, Dresden-N. . .... 1906
Roth, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 21
Rülcker, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen, 4 „1898
Ruschpler, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden . 1897
Schäme, Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen 1890
Schirmer, Franz, Architekt, Laubegast .. . 1906
Schöppe, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz 1896
Schrön, Rudolf, Kunst- und Handelseärtner, Dresden-Reick 1905
Schulze, Conrad, Privatus, Blasewitz . . . 1868
— 14171 —
Schwarzbach, Gustav, Baugewerke, Laubegast Au
Schwarzbach, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner,
Dresden-Plauen .
Scriban, Alfr., Geschäftsführer d. Fa. Hoyer & Klemm,
Dresden- Altgruna
Seidel, T.J. Heinr., Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1
Seidel, T.']. Rud., Kunst- und Handelsgärtner, Grün-
eräbchen b. Schwepnitz RE
Seidel, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz
Seidel, Frau Minna, Dresden-Striesen
Seyffert, Theodor, Landschaftsgärtner, Dresden-Plauen
. Siems, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast .
Simmgen, Hugo, Privatus, Dresden-Striesen .
Simmgen, Theodor, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Sirehlen. .- .e% FAR
Simmgen, Wilh,, Prinzl. "Hofeärtner, Dresden-A.
Simon, Edmund, Kaufmann, Dresden-A.
Steglich, Carl, Kaufmann, Laubegast .
Stein, Max, Bankier, Dresden-A. .
Steinkamp, Heinrich, Obergärtner, Wachwitz .
Stöckigt, Alfred, Kunsteärtner, Stetzsch . .
Stöckiget, Wilh., Kunst- "und Handelsgärtner, Stetzsch .
Stöcklein, H,, Ingenieur, Dresden-Striesen .
Stoll, Emil, Prokurist, Laubegast
Tamm, Hugo, Gutsbesitzer, Dresden-Strehlen
Tamms, Fritz, Direktor der Gartenbauschule, Laubegast
Teschendorff, Victor, Rosenschulen, Cossebaude b. Dresden
Tesske, Paul, Ingenieur, Dresden-A.
Thalacker, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leipzie-Gohlis
Thiers, Otto, Fabrikbesitzer, Dresden-Striesen s
Tiemann, Ernst, Obergärtner, Baylbeeast; „2%
Uslar, Wilh. v., Städt. Gartendirektor, Dresden . ’
Voigt, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Wähner, Emil, Kaufmann, Dresden-A.
Walther, Pfarrer, Neschwitz i. S.
Weigel, Gustav, Privatus, Blasewitz . .
Weißbach, Hans, rd. Robert Weißbach, Gartenbaubetrieb,
Laubegast . . ö
Weißbach, Robert, Gartenbaubetrieb, Laubegast .
Wetzold, Otto, Obergärtner, Dresden-A.
Wilkens, Georg, Gartenbauingenieur, Dresden-A.
Zeiger, Ludwig i. Fa. Zeiger & Faust, Dresden-A..
Ziegenbalg, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Ziegler, Wilhelm, jun., Grubschütz- -Spreethal b. Bautzen 1
Zimmer, Heinr., Königl. Obergärtner, Dresden-N.
Eintritt
1908
1904
1908
1889
. 1885
. 1896
1898
. 1899
1897
1889
. 1900
1907
. 1893
- 1901
. 1908
301
. 1905
. 1881
. 1892
. 1900
1875
1893
1904
1909
1901
. 1905
‚1835
1896
1902
. 1894
. 1904
1904
. 1908
. 1887
lt
2901
1901
1889
1907
. 1906
INHALT.
Übersicht über die Tätigkeit der Gesellschaft . . ». 2 2 2.2...3
Berichte aus den einzelnen Sitzungen:
Wirkung des vergangenen Sommers auf die winterharten Rho-
dodendien (72. R Sädel) . ..» =. a,
Warmwasserbehandlung von Tr bee (N. Rd: |
Generalversammlung 1908 . . . . 15
Centenarfeier der Societe d’agriculture et Ge Vote in Gen
(Prof: Dr. Drade) ... : u a N ER
Die Petroleumseifenbrühe (Mm. N N ER
Nubien und der Sudan (J. Meyer) . ».. . SEE Es
Zusammensetzung der Sonderausschüsse. . . . 2.2... .21
Wertzuwachssteuer. . . ED ES A
Aus der Pflanzenwelt Bee (Dr. Ro) Fe 23
Stickstoffreichere Zusammensetzung des Florasalzes (M. ae 25
Die Flora der Kanarischen Inseln (Prof. Dr. Drude u. Prof. Dietze) 26
Generalversammlung 1909 -. ».. ..... een
Jahresrechnung. für 107 . .. = 2 = 2 02 So er
Jahresrechnung für 1908 . . . . ne,
Zuwachs der Bibliothek von April ne Oktaler 1909 . A \.:
Originalabhandlungen und Vorträge:
Der Gartenbau der Ameisen (Prof. Dr. C. Correns) . . . 51
Über Verwendung, Pflege und Neuzüchtung der Rosen (H. Ks 67
Über Rosensämlingsstammzucht (M. Löbner) . . . 80
Cyclamen persicum splendens giganteum „Richters Gefranste“
(Alwin Richter) . . . ee
Einiges über Friedhöfe (@G. Wilkens) 2, 87
Mitteilungen aus der pilanzenphysiologuchel Versu
am Kgl. Botanischen Garten zu Dresden (Prof. Dr. Drude) . 95
SO)
este Schutze Sr. Majestät des Königs v
x On
ss n „FLORA“ u
Königl. Sächs. Gesellschaft
ER ou
ER für Botanik und Gartenbau
>
zu DRESDEN
SITZUNGS-BERICHTE
UND ABHANDLUNGEN
Vierzehnter Jahrgang der
neuen Folge 1909-1910.
Im Auftrage der Gesellschaft redigiert und herausgegeben von dem
Bücherwart derselben Garteninspektorr MAX LÖBNER, Dresden.
Mit 5 Tafeln und 1 Dreifarbendruck.
In Kommission von H. Burdach, Königl. Sächs. Hofbuchhandlung.
Dresden 1910.
Nachdruck ohne Quellenangabe verboten!
Übersicht
über die Tätigkeit der Gesellschaft
in ihrem 84. Vereinsjahre 1909/10.
SR Überblicken des 84. Vereinsjahres müssen wir zunächst
unserer Toten gedenken: Sr. Exzellenz des Staats-
ministers Graf von Fohenthal und Bergen (1908). Obwohl der
Minister in erster Linie als Diplomat seinem Vaterlande Dienste
geleistet hat, wird ihn die Geschichte des sächsischen Volkes
wohl als den Wahlrechtsminister anführen, der seine besten
Kräfte auf dem Altare des Vaterlandes geopfert hat. Das
sächsische Volk ehrt, wie ein warmempfundener Nachruf des
„Dresdner Anzeiger“ sagte, nur sich selbst, wenn es den
Namen des Verschiedenen in die Reihe der Männer stellt, die
auf seine unauslöschliche Dankbarkeit einen gerechten Anspruch
haben; Dr. Karl August Bolle (1899), bekannten Botanikers und
Gartenfreundes, der in Berlin im hohen Alter von 88 Jahren
verstarb; des Herrn Wilhelm Richter-Hameln (1904), eines
Zwickauers. Herr Richter hat 40 Jahre lang Kartoffelsorten-
zucht (Richters Imperator!) betrieben, die ihn um die Landwirt-
schaft verdient und weit über die Grenzen des deutschen
Vaterlandes hinaus rühmlichst bekannt gemacht hat; er besaß
die Königlich Sächsische Staatsmedaille für Verdienste um die
Landwirtschaft; der Herren Privatus Adolf Nitzsche (1865),
Johannes Raue (1908), Direktor Adolf Schöpf (1901) und
Privatus Wilhelm Simmgen (1896).
Wenn auch geräuschlos, so gestaltete sich die innere Tätig-
keit der Gesellschaft im Berichtsjahre doch recht rege: 10 Monats-
und 1 Festversammlung, ein Familienabend, 2 Exkursionen,
5 Vorstands- und verschiedene Sitzungen von Ausschüssen
sind das Fazit derselben. Die Monatsversammlungen waren
meist mit einem Vortrag verbunden; den Vortrag anläßlich der
Festversammlung hielt Herr Bürgerschuldirektor Säurich in
Chemnitz. Der Ausschuß für Monatsausstellungen konnte zu
drei Malen erste Preise zuerkennen und war öfters im Falle,
für hervorragende Ausstellungen der Königlichen Gärten seine
Anerkennung auszusprechen. Auch die Versuchsstation am
AN EL:
Botanischen Garten brachte wiederholt die Produkte ihrer
Arbeiten zur Demonstration. Der Ausschuß für Handels-
interessen hatte im Anschluß an den Zentralausschuß der
hiesigen Gartenbauvereinigungen eine Aufstellung von Mindest-
preisen herausgegeben und eine Einigung in der Erhöhung der
Verkaufspreise in Anbetracht der gesteigerten Produktionskosten
erzielt. Es ist zu wünschen, daß diesem erstmaligen Versuche
eine mit der Zeit völlige Gesundung unserer Verkaufsverhältnisse
folgen werde, denn nur in den Gewinnen ernster Arbeit sollte
die Zukunft und der Segen unser schönen Berufstätigkeit liegen.
Einem Antrage des Zentralausschusses, eine Verschmelzung der
Dresdner Gartenbauvereinigungen herbeizuführen, stellte sich der
Verwaltungsrat unserer Gesellschaft nicht unsympathisch gegen-
über, Name und Rechte der „Flora“ müßten aber fort bestehen
und es müsse der Zusammenschluß von Fachleuten und Laien
sowie auch die Pflege der Botanik aufrecht erhalten bleiben.
Die erste Exkursion führte uns nach Schellerhau auf dem
Kamme des Erzgebirges zur Besichtigung des Versuchsgartens
unseres verehrten Ehrenmitgliedes Garteninspektor a. D.
Poscharsky (Bericht über Pflanzenkulturversuche, 12. u. 13. Jahr-
gang 1907/09), eine zweite, gemeinsam mit der Schwester-
gesellschaft Feronia abgehaltene nach dem Botanischen Garten,
um die dortigen Versuchskulturen und im Anschluß daran die
Schmuckanlagen im Großen Garten in Augenschein zu nehmen.
Das Friedrich-August-Reisestipendium für das Jahr 1909
wurde unter 12 Bewerbern Herrn W. Rönick (Dresden) in
Posen verliehen, dessen Bericht über den Besuch Westdeutsch-
lands und der Pariser Anlagen in der Lesemappe zur Zirkulation
gelangte; das Stipendium für 1910 erhielt Herr EZ. Maurer von
Gohlis bei Dresden, zurzeit an der Gärtnerlehranstalt in
Dahlem. Dem Vereine zur Förderung Dresdens und des
Fremdenverkehrs wurden 100 M. zur Vergebung von Preisen
für hervorragenden Fensterblumenschmuck überwiesen und
namhafte Unterstützungen der Schule des Gartenbauverbandes
in Laubegast und der „Floraschule“ gegeben. Letztere, deren
Besuch von dem der obligatorischen Fortbildungsschule ent-
bindet, wurde von 105 Gärtnerlehrlingen besucht, die teilweise
aus weiterer Umgebung Dresdens kommen.
Ein denkwürdiger Tag für unsere und die Dresdner Schwester-
vereinigungen war der Besuch von 40 Mitgliedern der Societe
Lena, Me
d’horticulture de France. Herrn Ökonomierat Hähnel auf
Kuppritz, Ehrenmitglied, überbrachte die Gesellschaft zu seinem
70. Geburtstage ihre Grüße, ebenso Herrn Geheimer Hofrat Prof.
Dr. Drude und seiner Frau Gemahlin aus Anlaß der 30. Wieder-
kehr ihres Hochzeitstages, und zur Beglückwünschung des
Erzgebirgischen Gartenbauvereins anläßlich seiner 50jährigen
Jubelfeier hatte sich Herr Hofrat Bouche in Chemnitz persönlich
eingefunden.
BERICHTE ÜBER DIE EINZELNEN
SITZUNGEN 1909/10.
1. Monatsversammlung am 28. Juli 1909 im Gasthofe
zu Bärenfels.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Unser Ehrenmitglied, Herr Garteninspektor a. D. Poscharsky in Scheller-
hau, hatte Einladung zur Besichtigung seines Versuchsgartens ergehen
lassen, der die Gesellschaft gerne gefolgt war. Die Bahn führte uns bis
Kipsdorf, von wo aus bis Bärenfels zu Fuß weitergewandert wurde, um
hier das Mittagsmahl einzunehmen und die Monatsversammlung abzuhalten.
Diese nahm im besonderen von der Aufnahme dreier neuer Mitglieder,
der Herren Architekt Jacoby in Kleinzchachwitz, Fabrikant Arno Kunde in
Dresden und Ingenieur Paul Teske in Dresden, Kenntnis. Nach Tisch
ließ uns Herr Poscharsky bis Schellerhau zu Wagen führen, wo er in 750 m
Höhe seinen Versuchsgarten angelegt hat, über den ein Bericht als Fest-
schrift zur Festversammlung am 19. Februar 1909 bereits verteilt worden
war. Mit warmem Interesse wurden die in gesündester Entwicklung
stehenden Stauden- und Alpinengewächse gemustert. Auch Obst-, Beeren-
obst- und Gemüsekulturen waren vorhanden und boten vielfach Anlaß zu
Frage und Antwort. Herr Poscharsky ließ es sich nicht nehmen, uns auf
der Weiterwanderung noch ein tüchtiges Stück zu begleiten. Diese führte
über Georgenfeld, Zinnwald nach Geising. Und als uns dann die Bahn
die vom Mondschein übergossene Müglitz entlang heimwärts führte,
kam das Bewußtsein, einen schönen Tag gelebt zu haben.
2. Monatsversammlung am 24. September 1909 im
Restaurant zum Carolasee.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Mit der Schwestergesellschaft Feronia hatten sich die Mitglieder im
Kalthause des Botanischen Gartens eingefunden. Herr Geheimer Hofrat
Prof. Dr. Drude begrüßte die sehr zahlreiche Versammlung und wies
Treibflieder vor, die, kurz vorher entblättert, am 13. und 14. August ätherisiert
re
bezw. am 14. August 12 Stunden lang in Wasser von 30 und 35° C.
gewässert worden und nach 23 bis 26 Tagen zu völlig befriedigender Voll-
blüte gekommen waren, während entblätterte Pflanzen ohne weitere Be-
handlung sich nicht zum Blühen hatten bringen lassen. Hierauf erläuterte
Garteninspektor Löbner die im Jahre 1909 vorgenommenen Versuchskulturen
an Azaleen, die mit Nährsalz verschieden-stickstoffhaltiger Zusammen-
setzung gedüngt worden waren, und an Chrysanthemumpflanzen, denen
man den Dünger der Pflanzerde zugesetzt hatte. Hingewiesen wurde auf
die vielversprechenden Sämlingskulturen der Gartenmaiblume, und zur
Vorweisung gelangten noch blühende Lobelia „Ilumination‘“ (Lobelia
cardinalis x fulgens) und einige Sämlinge der Birnensorte Gute Luise
von Avranches, deren einer den Namen „Dresdner Butterbirne“ erhalten
solle. Nach einem Rundgang durch den Garten und die gärtnerische Ab-
teilung der Versuchsstation wurde der gewohnte Weg nach dem Schmuck-
platz des Großen Gartens angetreten, dessen musterhafte Bepflanzung und
Unterhaltung alljährlich das Ziel Tausender, Einheimischer wie Fremder,
ist. Im Carolaschlößchen fand sodann die Monatsversammlung statt. Als
Mitglied hatte sich Herr Garteningenieur Böhmer in Dresden angemeldet.
Weiterhin gab der Vorsitzende bekannt, daß dem Vereine zur Förderung
Dresdens und des Fremdenverkehrs wiederum ein Beitrag von 100 M. zur
Preisverteilung für gutgepflegte Fenster- und Balkonschmückung zur Ver-
fügung gestellt sei. Von der Societ€ d’horticulture de France lag ein
Dankschreiben für die ihren Mitgliedern gewährte Aufnahme anläßlich der
Rundreise, die sie durch Deutschland im April unternommen hatten, und
als Erinnerungsgabe eine Plakette vor. Schließlich wurde Herrn Geheimer
Hofrat Prof. Dr. Drude und seiner Frau Gemahlin aus Anlaß der 30jährigen
Wiederkehr des Hochzeitstages ein telegraphischer Glückwunsch über-
mittelt.
3. Monatsversammlung am 22. Oktober 1909.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Hofrat Bouche gedachte der verstorbenen Mitglieder: Sr. Exzellenz
des Staatsministers Graf von Hohenthal und Bergen (Ehrenmitglied 1908),
des Handelsgärtners Wilhelm Richter in Hameln (schriftwechselndes Mit-
glied 1904), der Herren Joh. Raue (1908), A. Schöpf (1901) und Wilhelm
Simmgen (1896). Als neueintretendes Mitglied war Frl. Margarete Halke
in Kötzschenbroda angemeldet worden. Der Verein zur Beförderung des
Gartenbaues in den preußischen Staaten hatte Mitteilung gemacht, daß der
anläßlich der Internationalen Gartenbauausstellung gestiftete Ehrenpreis
der Flora Herrn Richard Günther in Friedeberg bei Berlin für Hyacinthen
verliehen worden sei. Ausgestellt waren von Herrn Hofgärtner //erzog in
Pillnitz Schaupflanzen von Cyclamen, eine ganz vorzügliche Kulturleistung,
und von Garteninspektor Löbner Pflanzen einer wertvollen Semperflorens-
Begonien-Neuheit „Gloire de Chätelaine“. Herr Dr. Simon vom Botanischen
Garten wies Fruchtstände eines Rhododendrons vor, die in der Blüte mit Pollen
bestäubt worden waren, der 13 Wochen lang über Chlorcalcium aufbewahrt
wurde. Für Neuheitenzüchter verdient die einfache Methode Beachtung,
und sie ist ausführlich beschrieben worden in Möllers Deutscher Gärtner-
am
zeitung 1/1910 und in Löbners Leitfaden für gärtnerische Pflanzenzüchtung.
Herr Gartenbauingenieur Quantz brachte Zweige von Quercus alba, die
von amerikanischen Importpflanzen stammten und eine leuchtend rote
Herbstfärbung, ähnlich der der Scharlacheichen, zeigten. Diese Quercus
ist wesentlich verschieden von dem, was sonst in unseren Gärten als
Quercus alba geht, und sie verdient von unseren Landschaftsgärtnern
reichlich verwendet zu werden, sobald erst einmal genügend Anzuchten
vorhanden sind. Den Vortrag des Abends hielt Garteninspektor Löbner
über die im vergangenen Jahre an der gärtnerischen Abteilung der
pflanzenphysiologischen Versuchsstation vorgenommenen Kulturarbeiten.
Dieselben wurdenbereitsinden „Mitteilungen aus der pflanzenphysiologischen
Versuchsstation am Königl. Botanischen Garten zu Dresden“ (Sitzungs-
berichte und Abhandlungen 1907/09) schriftlich niedergelegt. An den
Vortrag schloß sich eine Aussprache an, in deren Verlaufe der Wunsch
Ausdruck fand, es möchte die Versuchsstation auf eine breitere Basis
gestellt werden. Schließlich sprach noch Herr Gartenbauingenieur Quantz
über die Gartenstadt Hellerau bei Klotzsche; es empfehle sich, die hiesigen
Landschaftsgärtner und Baumschulenbesitzer für die im Entstehen begriffenen
gärtnerischen Anlagen zu interessieren und die Angelegenheit durch den
Ausschuß für Gartenkunst in Behandlung nehmen zu lassen.
Vorstandsversammlung und Versammlung des Aus-
schusses für Gartenkunst am 22. November 1909
im Restaurant Artushof.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Aus den vom Gartenbauausschusse beim Landeskulturrate in Vorschlag
gebrachten Vorträgen wurde der von Herrn Oberinspektor Fricke auf-
gestellte über Genossenschaftswesen gewählt und beschlossen, die hiesigen
Gartenbauvereine und die Gruppen Dresden und Coswig des Verbandes
der Handelsgärtner Deutschlands zur Teilnahme an demselben zu ersuchen.
Einladungen lagen vor zum 46. Stiftungsfeste des Gärtnervereins für Dresden
und Umgegend, zum 50. Stiftungsfeste des Erzgebirgischen Gartenbauvereins
und zum Farbenfeste der Hortania (Gartenbauschüler Laubegast). Bezüglich
der Gartenstadt Hellerau wird beschlossen, Herrn Direktor Schmidt, dem
Leiter des Unternehmens, mitzuteilen, daß sich die Gesellschaft Flora für
das Projekt interessiere, sich jedoch zunächst über das bisher Geschaffene
unterrichten müsse, der Ausschuß für Gartenkunst würde mit Herrn
Direktor Schmidt in Verbindung treten. Herr Willy Lange, Garteninspektor
an der Königl. Gärtnerlehranstalt in Dahlem, hatte eine Einladung über-
mittelt zu einer Versammlung am 28. November in der Landwirtschaftlichen
Hochschule in Berlin zwecks Gründung einer „Deutschen Gartenbau-
gesellschaft“. Aus einem Entwurf von Satzungen wurde entnommen, daß
es sich mit Gründung dieser Gesellschaft kaum um eine allgemeine
Interessenvertretung des deutschen Gartenbaues handle. Herr 7. J. Rudolf
Seidel wurde abgeordnet, die Gesellschaft bei der geplanten Zusammen-
kunft zu vertreten und zu erklären, daß ein Anschluß der Gartenbau-
gesellschaft Flora an die neuzugründende Gesellschaft nicht stattfinden könne.
ee
Vorstandssitzung unter Zuladung der Mitglieder
des Zentralausschusses am 26. November 1909.
Vom Zentralausschusse lag ein Schreiben vor, die hiesigen Gartenbau-
gesellschaften zwecks besseren Besuches der Versammlungen zu ver-
schmelzen. Man halte zur Wahrung der Handelsinteressen die Verbands-
gruppe Dresden als die geeignete, während die allgemeinen Interessen
des Gartenbaues den vereinigten Gesellschaften zu überlassen sei. In
längerer Aussprache über den Gegenstand konnten sich die Vorstands-
mitglieder einen längeren Halt der zu einem Ganzen vereinigten Vereine
nicht denken, die verschiedenartigen Interessen würden bald wieder eine
Abgliederung mit sich bringen.
4. Monatsversammlung am 26. November 1909,
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Herr Vorsitzende gibt der zahlreich erschienenen Versammlung
Kenntnis von den Beschlüssen der Vorstandssitzungen vom 22. und
26. November. Darauf hielt Herr Fr. Tamms, Direktor der Gartenbau-
schule in Laubegast, einen lehrreichen und kritisch beleuchteten Vortrag
zu dem Werke des Amerikaners Stringfellow über den „neuen Gartenbau“,
der reichen Beifall fand und eine lebhafte Aussprache, vorzüglich von
seiten namhafter Obstbaumzüchter, hervorrief. Der Vortrag ist unter den
Originalabhandlungen zu finden. Ausgestellt hatte Herr Alwin Richter in
Striesen Cyclamenpflanzen hervorragendster Kultur, die mit einem ersten
Preise ausgezeichnet wurden. Diese stellen eine Spezialität der Firma
dar, die sich als „Richters Gefranste‘‘ besonders auch im Auslande eines
guten Rufes erfreuen (Sitzungsberichte und Abhandlungen 1907/09).
Unter ihnen befand sich auch eine Neuheit Schöne Dresdnerin mit apartem
Farbentone. Herr Obergärtner Müller aus dem Königlichen Orangerie-
garten wies neben Schaupflanzen der herrlichen Lorraine-Begonie, die
lobendste Anerkennung fanden, einen von ihm fixierten Sport dieser
wertvollen Handelspflanze vor, der allerdings Ähnlichkeit mit einem
bereits im Handel befindlichen, der Lorraine superba-Begonie, zeigt, ein
interessanter Beleg dafür, daß ein Sport an verschiedenen Örtlichkeiten zu
gleicher Zeit auftreten kann. Herr 7. J. Heinrich Seidel in Laubegast
hatte einige Pflanzen der eben erwähnten Lorraine superba-Begonie aus-
gestellt und daneben ein Exemplar einer Neuheit Patrie von Victor Lemoine
in Nancy. Diese ist ein Kreuzungsprodukt der Begonia socotrana und
Begonia Pearcei, also eine Schwester unserer so beliebten Lorraine-Begonie
des gleichen Züchters.
5. Monatsversammlung am 10. Dezember 1909.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirekter Hofrat Fr. Bouche.
Der Herr Vorsitzende machte Mitteilung vom Erscheinen des Jahres-
berichtes 1907/09 und erteilte hierauf Herrn Rittergutsbesitzer Seidel das
Wort zu einem kurzen Berichte über die in Berlin abgehaltene Sitzung
zur Gründung einer Deutschen Gartenbaugesellschaft, an der Herr
al rel
Seidel als Abgeordneter der Flora teilgenommen hatte. Hierauf hielt
Herr Oberrevisor Fricke einen Vortrag über das landwirtschaftliche
Genossenschaftswesen und seine wirtschaftliche Bedeutung. Der Vortrag
wurde unter Vorbringung eines großen Zahlenmaterials gehalten und ließ
Ausblicke zu in Möglichkeiten, die Vorteile des Genossenschaftswesens
auch den gartenbautreibenden Kreisen zugängig zu machen. Offenbar sind
die Gartenbauer aber noch nicht für diese vorbereitet, wofür die wenig
lebhafte Aussprache am Ende des mit Beifall aufgenommenen Vortrages
zu sprechen schien. Herrn Handelsgärtner 3. Haubold in Laubegast
wurde für ein schönes und sehr reichhaltiges Sortiment abgeschnittener
Chrysanthemen ein erster Preis zuerkannt.
Vorstandsversammlung am 7. Januar 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Beschlossen wurde, die Jahresfeier am 25. Februar abzuhalten und als
Vortragenden Herrn Bürgerschuldirektor Säurich aus Chemnitz zu ge-
winnen. Beabsichtigt wird eine gemeinsame Tafel nach Schluß des Vor-
trages.. Von einem Familienballe glaubt der Vorstand indessen absehen
zu sollen, da der frühe Termin des diesjährigen Osterfestes alle Festlich-
keiten zusammendrängt und einen schwachen Besuch voraussehen läßt.
6. Monatsversammlung am 7. Januar 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Hofrat Bouche begrüßte die sehr zahlreiche Versammlung mit
Glückwünschen für das neue Jahr. Als Gesellschaftsmitglied hatte sich
Herr Graf Victor v. Rex, Hofmarschall und Kammerherr Sr. Majestät des
Königs, angemeldet. An Eingängen lag eine Druckschrift des Ausschusses
für Gartenbau beim Landeskulturrate über die Zugehörigkeit der Gärtnerei
zu Landwirtschaft oder Gewerbe vor. Von Herrn W. Rönick (Dresden),
Posen, dem Empfänger des vorjährigen Friedrich-August-Reisestipendiums,
war ein Bericht über seine Reise nach Westdeutschland und Paris ein-
gegangen, derin der Lesemappe zirkulieren soll. Entgegen der Anschauung
des Vorstandes, von einer Familienfeierlichkeit für dieses Jahr absehen zu
sollen, wird beschlossen, die beliebte Feierlichkeit abzuhalten. In den
Ausschuß zur Vorbereitung des Familienabends werden gewählt die Herren
Beger, Dauß, Haubold, Peschke und Schirmer. Der Herr Vorsitzende teilte
mit, daß vom Ausschuß für Gartenbau beim Landeskulturrate ein Antrag
um Erweiterung der Versuchsstation durch eine Denkschrift an das Kura-
torium eingereicht sei. An ausgestellten Pflanzen wurden gezeigt voll-
entwickelte und vollblühende Pflanzen seines Gloire de Lorraine-Sportes
von Herrn Obergärtner Müller aus dem Königl. Menageriegarten, die
vollste Anerkennung fanden. Über die Entstehung des Sportes und die
Kultur der Lorraine-Begonie, wie sie bei ihm gehandhabt wird, gibt Herr
Müller in den Originalabhandlungen und Vorträgen freundlichst Auskunft.
Der gleiche Aussteller brachte noch Cyclamenpflanzen der Sorte Ruhm
en
von Wandsbek, denen ein prächtiger Salmton bei gutem Wuchse der
Pflanzen eigen ist. Garteninspektor Löbner zeigte einige Pflanzen des
Cyclamen persicum typicum, wildgesammelte Originalien ‚ der Stamm-
pflanze unseres heutigen Cyclamen und eine interessante Primula chinensis-
Kreuzung vor, die aus einer Vereinigung der Sorten The Duchesse und Crim-
son King hervorgegangen war und ein an die Farbe der Rose Farbenkönigin
erinnerndes Kolorit aufweist. Die Sämlinge dieser Kreuzung fielen aber
wieder auseinander, ein Drittel zeige die Farbe der Mutter treu an, ein Drittel
gleiche der Großmutter und das letzte Drittel dem Großvater. Herr
Handelsgärtner AYaubold in Laubegast legte Blumen des Askania-Veilchens
und Herr Prinzlicher Hofgärtner Simmgen einen Blütenzapfen und Wedel
einer Cycadee, Dioon edule, vor. Hierauf ergriff Herr Königl. Obergärtner
Zimmerer das Wort zu einem Vortrage über Wien und seine Garten-
anlagen, der unter Vorweisung zahlreicher Lichtbilder frisch vorgetragen
wurde und sehr lebhaften Beifall fand.
7. Monatsversammlung am 21. Januar 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Einladungen lagen vor seitens der Vereinigung sächsischer Baum-
schulenbesitzer zu ihrer am 24. Januar in den Drei Raben stattfindenden
Hauptversammlung, der Schwestergesellschaft Feronia zu einem Vortrags-
abend am 26. Januar und dem am 16. Februar abzuhaltenden Familien-
feste und des Gärtner-Vereins Concordia in Striesen. Letzterer feiert am
9. Februar sein 25jähriges Stiftungsfest, dessen zahlreichen Besuch der
Vorsitzende empfahl. Von Herrn Prof Dr. Beck v. Mannagetta in Prag,
schriftwechselndem Mitgliede der Gesellschaft, war eine Schrift, Grundriß
der Naturgeschichte des Pflanzenreiches, 4. Auflage, Wien 1909, ein-
gelaufen, die der Bibliothek überwiesen wurde. Herr Forstgarteninspektor
Büttner (Tharandt) wies Photographien und ein Aquarell eines Philo-
dendron pertusum-Blütenstandes vor. Es ist schade, daß diese herrliche
und anspruchslose Zimmer-Blattpflanze, die freilich nur im Gewächshause
zum Blühen an alten Exemplaren zu bringen ist, heute nicht mehr Be-
achtung findet. Eingehende Mitteilungen machte der Herr Vorsitzende
noch über Unfallversicherung der land- und forstwirtschaftlichen Berufs-
genossenschaft. Den Vortrag des Abends hielt Herr Königl. Garten-
inspektor Löbner über die Verbesserung der gärtnerischen Kulturpflanzen
bei Aussaat. Der Vortrag ist unter den Originalabhandlungen und Vor-
trägen zu finden. Herr Handelsgärtner Meischke in Laubegast hatte
Cyclamen seiner Zucht ausgestellt, die allgemeine Anerkennung fanden
und mit dem ersten Preis bedacht wurden. Die Rasse des Herrn Meischke
ist außerordentlich wuchskräftig und bringt große, schöne Blumen hervor,
zu deren Verbesserung wir Herrn Meischke nur beglückwünschen müssen.
Einen Beitrag über Cyclamenkultur, wie sie bei Herın Meischke betrieben
wird, enthalten die Originalabhandlungen. Dieselben weisen auch ein
Bild der Rasse des Herrn Meischke auf, das leider infolge leichten Welk-
gewordenseins der photographierten Pflanze nicht ganz tadellos ist, aber
neben einem Cyclamen persicum typicum erhöhtes Interesse gewinnt.
en
Vorstandsversammlung am 11. Februar 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouch£e.
Eine Aussprache über die Herausgabe des Jahresberichtes läßt die
Meinung aufkommen, der Jahresbericht möge, um eine engere Fühlung
mit den auswärtigen Mitgliedern und anderen Vereinen zu unterhalten, in
jedem Jahre erscheinen, und es möchten ihm 5 Demonstrationstafeln
beigegeben werden. Beschlossen wurde, die Herren Graf v. Rex, Hof-
marschall und Kammerherr Sr. Majestät des Königs, Graf Silva-Tarouca,
Exzellenz, Präsident der Österreichischen dendrologischen Gesellschaft in
Pruhonitz bei Prag zur Ernennung als Ehrenmitglieder, die Herren Ober-
lehrer Seidel in Zschopau und Kunstmaler Robert Türke in Meißen als
schriftwechselnde Mitglieder in Vorschlag zu bringen. Da von den beiden
Herren, die im vergangenen Jahre vom Vorstande benachrichtigt worden
waren, sie möchten ihre Bewerbung um das Friedrich-August-Reise-
stipendium bei einer späteren Ausschreibung nochmals vorbringen, keine
Neubewerbung eingegangen war, entschied sich der Vorstand, das Stipen-
dium in diesem Jahre Herrn Zrich Maurer (Gohlis-Dresden), Dahlem, zu
verleihen. Wegen der Frage einer Verschmelzung der hiesigen Gartenbau-
gesellschaften sei zu erörtern, in welcher Weise dieselbe erfolgen solle.
Die Flora könne jedenfalls ihren Namen und ihre Rechte nicht aufgeben,
da ein Verein aus Fachleuten und Laien fortbestehen müsse.
8. Monatsversammlung am 11. Februar 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Willy Ziegler aus Grubschütz hielt einen Vortrag über die
Schattenseiten des deutschen Obstbaues, dem eine sehr lebhafte Aussprache
über unsere Baumwärterkurse, Obstmärkte und überhaupt den sächsischen
Obstbau folgte. Herr Professor Hankel weist auf die geringen Mittel, die
dem sächsischen Obstbau zur Verfügung ständen, hin, mit denen das
Möglichste geleistet werde. Seiner Meinung nach seien die Obstbaum-
wärter keine so unbrauchbaren Leute, als der Vortragende angeführt habe;
sie könnten, solange nicht Gärtner für ihre Arbeiten zur Verfügung
ständen, nicht entbehrt werden. Auf gleichen Standpunkt stellten sich noch
die Herren Sföckigt und Hauber. Die Herren Braun und Pekrun gaben
ausführliche Aufklärungen über die Einrichtung und den Betrieb der Obst-
verkaufsstelle des Landes-Obstbauvereins in Dresden. Hierauf wurde durch
Garteninspektor ZLöbner eine Aussprache über die Erfahrungen der dies-
jährigen Treibperiode eingeleitet. Sie wurde von den Herren Hofgärtner
Kleine, Obergärtner Müller, Handelsgärtner /7. Seidel und Stöckigt benutzt
und trug mancherlei zur Klärung der beim Treibverfahren mitwirkenden
Umstände bei. Geklagt wurde über die schlechte Qualität der holländischen
Hyacinthen- und Tulpenzwiebeln, über die schlechtere Treibfähigkeit und
Entwicklung von Maiblumen, die auf trockenem Boden gewachsen waren,
gegenüber denen von feuchteren und Moorböden. Beim Flieder wurde
Frühjahrseinpflanzung gegenüber der Soemmereinpflanzung empfohlen. Aus-
gezeichnet war die Entwicklung der Azaleen, wo genügend hohe Wärme-
En re
grade im Treibraum bei entsprechender Lüftung gegeben werden konnten.
Herr Hofgärtner Kleine stellte dem Erstatter dieses Berichtes noch folgende
Zeilen zu dem Gegenstande zur Verfügung, die unter bester, Danksagung
für die Mühen des Herrn Xleine hier wiedergegeben werden mögen:
„Über die Frühtreiberei der holländischen Blumenzwiebeln hörte man
überall klagen; denn es war kaum möglich, sie zu Weihnachten in Blüte
zu haben. Wahrscheinlich rühren diese Mißerfolge von den ungünstigen
Witterungseinflüssen des Sommers 1909 her.
Da wir für die Frühtreiberei seit 2 Jahren ausschließlich französische
Hyacinthen verwenden, so haben wir mit dem Treiben der holländischen
erst Anfang Januar begonnen, womit wir sehr gute Erfolge erzielten,
namentlich in den Sorten Garibaldi, L’Innocence, Gertrude; die blauen
Sorten aber waren durchweg sehr schlecht. Die holländischen Tulpen
konnte man zu Weihnachten schön blühend haben, obgleich sich diese
auch nicht so treiben ließen wie andere Jahre. Bei Narzissen und anderen
diversen Zwiebeln konnte man nur durch langsames, späteres Treiben
schöne Blumen erzielen, dagegen ließen sich die französischen Tulpen
sehr zeitig treiben; aber von den zeitigen Narzissen sehen wir künftig ab,
da die Blumen zu klein bleiben. Es hat den Anschein, als wenn sich die
holländischen Blumenzwiebeln von Jahr zu Jahr schlechter treiben ließen,
und aus diesem Grunde ist es ratsamer, für die Frühtreiberei nur französische
zu wählen, womit man sichere Erfolge für diese Zeit hat; die späteren
französischen Sorten eignen sich auch nicht für die Frühtreiberei. Will
man französische Sorten Ende Januar noch in Blüte haben, so hat man
unansehnliche Pflanzen, da um diese Zeit die Zwiebeln zu sehr ins Kraut
wachsen und die Blüte kleiner bleibt. Man wähle deshalb für die Früh-
treiberei nur die frühen Sorten, wie Garibaldi, L’Innocence, Gertrude. Die
Witterungsverhältnisse im Jahre 1909 haben auch teilweise auf die Mai-
blumen eingewirkt. Maiblumen aus leichtem und sandigem Boden lieferten
kleine Blüten und sogar noch !/, bis ?/, Ausfall, dagegen die von schwerem
und Moorboden sehr gute Erfolge; daher waren die gewässerten oder
nicht gewässerten Maiblumen von leichterem Boden durchweg mangel-
haft. Vielfach hörte man auch über die Syringentreiberei klagen, was wohl
die Folge der Sommereinpflanzung war. Unsere Erfolge mit der Winter-
resp. mit der Frühjahrseinpflanzung waren sehr gut; wir halten es daher
für vorteilhafter, für die Warmwasserbehandlung nur oben erwähnte Ein-
pflanzung zu nehmen. Bei der Warmwasserbehandlung halten wir es auch
für dringend notwendig, die Temperaturen je nach der Jahreszeit zu er-
höhen oder zu erniedrigen. Wir haben die besten Resultate mit nach-
stehenden Temperaturen gehabt:
In der ersten Woche des Oktobers 26° R bei 12stündiger Wässerung.
., ” zweiten „ ” ”„ 27 y „ „ „ ”
nr sduittene er “ 5. 2. EIER r en
4. „vierten? s, r 5 20.0 a a = ER
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” „ zweiten ” ”„ „ 290 ” ” ”„ „
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In der ersten Woche des Dezembers 28° R bei 12stündiger Wässerung.
zweiten „, 5 5 DIE 5 R.
” „» dritten „ 2) „ 26° „ „ ” „
In der Woche von Mitte Dezember an wird die Warmwasserbehandlung
selten noch notwendig sein. Auch bei den Maiblumen ist es notwendig,
anfangs die Temperatur hoch und später niedriger zu geben, um dadurch
mehr oder weniger der Blüte entsprechende Blattentwicklung zu erhalten.
Wir halten folgende Temperaturen bei 14stündiger Wässerung für zweck-
mäßig:
” „
Vom 6. November bis 15. November 33° R.
„10. # a r 30.09
23. 4 „. 4. Dezember 28°. ,
„5. Dezember“ ‚20, se 260% 5
Schließlich teilte Herr Hofrat Bouche noch mit, daß die Gesellschaft
Flora die Angelegenheit einer Verschmelzung der hiesigen Gartenbau-
gesellschaften im Auge halten werde, und Herr 7. J. Heinrich Seidel gab
Kenntnis von der Einrichtung eines Arbeitsnachweises für Gehilfen in der
Herberge zur Heimat, der gegen Einschreibegebühr von 25 Pfennigen
benutzt werden könne.
9. Monatsversammlung (Festversammlung)
am 25. Februar 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Aus Anlaß der Jahresfeier des 84jährigen Bestehens der Gesellschaft
begrüßte der Herr Vorsitzende die erschienenen Vertreter der Schwestergesell-
schaften und -vereinigungen sowie den Vorsitzenden des Ausschusses für
Gartenbau beim Landeskulturrat und gab einen Überblick über die Ver-
einstätigkeit im verflossenen Jahre. Er führte u. a. folgendes aus: Wenn
wir Gärtner manchmal über Schäden zu klagen haben, die uns Wetter-
katastrophen verursachen, so sind diese Verluste schließlich noch gering
gegenüber denen, die unruhige Zeiten mit sich bringen. Seit über vierzig
Jahren hat uns unsere Machtstellung und der Wille unserer Regierung den
Frieden erhalten, das danken wir Sachsen zunächst Sr. Majestät, unserem
König, auf den er die Versammlung ein dreifaches Hoch auszubringen
bitte. Hierauf machte der Herr Vorsitzende Mitteilung von der Ernennung
der Herren Graf v. Rex, Hofmarschall Sr. Majestät unseres Königs, Graf
Silva-Tarouca, Präsidenten der Österreichischen dendrologischen Gesell-
schaft in Pruhonitz bei Prag zu Ehrenmitgliedern, der Herren Professor
Demker, Middle Village Long Island (Newyork), Oberlehrer Seidel, Zschopau,
und Kunstmaler R. Türke, Meißen, zu schriftwechselnden Mitgliedern.
Das Reisestipendium der Friedrich-August-Stiftung sei für dieses Jahr an
Herrn Erich Maurer aus Gohlis bei Dresden zu vergeben beschlossen
worden. Nunmehr hielt Herr Bürgerschuldirektor Säurich aus Chemnitz
den Festvortrag über die stammesgeschichtliche Entwicklung der Pflanzen-
welt (siehe unter Originalabhandlungen und Vorträge). Eine ruhige Sprech-
weise und lebendige, anschauliche Schilderung der Pflanzenformationen
la —
ihrer Zeiten ließen die Entwicklungsperioden der Jahrtausendmillionen
alten Geschichte der Erde als farbengesättigte Gemälde- vor unseren
Augen aufsteigen und trugen dem Redner einen anhaltenden, wohl-
verdienten Beifall ein. — Schließlich hielt noch ein kleines Festessen die
Gesellschaft fröhlich beisammen.
Familienabend am 2. März im Konzertsaale des
Zoologischen Gartens.
Das Orchester stellte Herr Obermusikmeister Schröder vom 2. Grena-
dierregiment Nr. 101. Herr Schriftsteller Georg Zimmermann bot launige
Vorträge, eigene Arbeiten in sächsischer Mundart, die viel Beifall auslösten,
und einen duftigen Tanzreigen ließ Herr Ballettmeister Friedrich vom
Residenztheater mit seinen Schülerinnen aufführen. Großes Verdienst um
die Fröhlichkeit des Festes hatte sich auch Herr Hoflieferant Konrad
erworben, der die Gaben eines sinnig dekorierten Blumenwagens, prächtige
Maiblumen-, Flieder-, Narzissensträuße in dazu gehörigen Vasen von der
jungen Schar angehender Ballettkünstlerinnen hereinfahren und an die
tanzenden Paare verteilen ließ. Herrn Konrad sowie den Herren des
Festausschusses gebührt unser aller Dank für den prächtigen Verlauf des
Festabends.
Versammlung des Vorstandes mit den
Rechnungsrevisoren am 9. März 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Herren Rechnungsprüfer erkläijen nach Vorlage der Vermögens-
bestände der Gesellschaft das Rechnungswerk als richtig und sprachen dem
Rechnungsführer, Herrn Baumschulenbesitzer O. Poscharsky in Laubegast,
für die vorzügliche Aufstellung desselben ihre Anerkennung aus. Herr
O. Poscharsky brachte zur Mitteilung, daß bei der Bibliothek sachgemäße
Abschreibungen eingehalten würden, die den Wert derselben ständig auf
13000 M. in der Versicherung hielten, wozu die Versammlung ihr Ein-
verständnis kund gab.
10. Monatsversammlung (Generalversammlung)
am 11. März 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Handelsgärtner Haubold in Laubegast verlas den Jahresbericht
und Herr Baumschulenbesitzer Poscharsky in Laubegast den Kassenbericht.
Namens der Rechnungsrevisoren berichtete Herr Gartenbauingenieur
Bertram in Blasewitz, daß sie nach gewissenhafter Prüfung die Richtigkeit
der Eintragungen befunden hätten und für den Rechnungsführer und
Verwaltungsrat Entlastung beantragten, die unter Danksagung für die
Dee
gehabte Mühewaltung gewährt wurde. Bei der Wahl des ersten Vor-
sitzenden und des stellvertretenden Schriftführers gingen die Herren
Königl. Obergartendirektor Hofrat Bouche und Buchdruckereibesitzer
C. Heinrich durch Zuruf und unter freudiger Zustimmung der Anwesenden
von neuem hervor. Herr Hofrat Bouche dankte für die Neuwahl und
erklärte sich bereit, an der schönen Aufgabe der Förderung des heimischen
Gartenbaues durch unsere Gesellschaft auch weiter gerne arbeiten zu
wollen. Als Rechnungsrevisoren für das neue Vereinsjahr wurden die
Herren Hofgärtner Kleine, L. Zeiger und Königl. Obergärtner Zimmerer
gewählt. — In der der Generalversammlung sich anschließenden Monats-
versammlung wurde eine Einladung der Gartenbauschule in Laubegast zu
ihrer am 23. März von 9 bis 12 Uhr stattfindenden Abgangsprüfung und
eine solche der Gartenbauschule der Gartenbaugesellschaft Flora verlesen,
die am 17. März von 5 bis !/,7 Uhr stattfinden soll. Der Vorsitzende er-
munterte zu zahlreichem Besuche beider Prüfungen. Neugewählt wurde ein
Ausschuß zur Vorbereitung von Vorträgen und Ausflügen, bestehend aus
den Herren Bassenge, Ed. Bertram, Drewitz, Kleine, Ledien, Löbner und
Wükens. Herr Rittergutsbesitzer Seidel regte schließlich noch zur Erwek-
kung des Interesses am Gartenbau im Privatpublikum die Bildung eines
Patronatsvereins an.
Jahres-Rechnung
für 1909.
ren
I. Preis-Fonds der botanischen
Einnahme.
Kassenbestand. . . . . as
Zinsen von Staatspapieren usw. . 0. „u. Ve a2
Ausgeloste Staatspapiere. . © . . 2 = 2 2 Sr EEE 0025
M. 796,67
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909.
Kassenbestand. . - - ee Mi. 2,05
Kurswert von 8 Stück Sächs. 31, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu M. 300,— . » - ee a
Kurswert von 3 Stück 3%/; %o Pandbaen des landwirtschaft-
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . „284,40
Kurswert von 2 Stück 3!/, %), Pfandbriefen des Ritters
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . - „ 191,—
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank zu
Bautzen : “se ne lee a
M. 4951,40
II. Reise-Fonds der botanischen
Einnahme.
Kassenbestand. . . - - Dee A SE 1,21
Zinsen von Staatspapieren usw. . » » © » = 2 2 2 0. 163,89
Kapitals-Überweisung vom Preis-Fonds . . » » » 2 2... 7,50
M. 240,60
Bilanz vom
ee am 31. Dezember 1909.
Kassenbestander =... 2 es
Kurswert einer Sächs. 3 /, Be zu M. 1000, . BE „ 852, —
Kurswert eines Sächs. 31/, %, Staats-Schuld - ns zu
M:-1500, 4795025 6 2 ee Stel
Kurswert von 3 Stück Se 31, 01, Staats-Schuld-Scheinen
ZU.1.,300 5. 7 2% ee
Kurswert eines 31/, 9, Pfandbriefes der Landständischen
Hypotheken-Bank zu Bautzen zu M. 500,—. . . . „ 475,—
Kurswert eines 31/, °/, Pfandbriefes des landwirtschaee
Kredit-Vereins zu M. 500,— . . . „ 474,—
Kurswert eines 3!/, %/, Pfandbriefes des landwirtschaiae
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . „94,80
Einlage im Sparkassenbuche der andeehen Be zu
Bautzen. 2... 2 00lu wel ee
M. 5467,47
21.
Friedrich - August - Stiftung.
uogahe:
Kapital-Anlagen .
Kapitals-Überweisung an en Rense Bor 3
Steuern
Verschiedene en
Kassenbestand .
31. Dezember 1909.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908
Vermögenszuwachs im Jahre 1909
Friedrich - August - Stiftung.
Ausgabe.
Kapital- Anlagen SER
Reisestipendium
Bekanntmachungen .
Verschiedene Ausgaben
Kassenbestand .
31. Dezember 1909.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908
Vermögenszuwachs im Jahre 1909
M. 715,32
„75,50
M. 4809,18
a
M. 4951,40
M. 75,89
Ba
„12,60
130
sl
M. 240,60
M. 5369,68
== 191.79
M. 5467,47
Dr
Il. Schramm -Terscheck-
Einnahme.
Kassenbestand.: .. .. = ae. u more mn 2
Zinsen von Staatspapieren. usw: „22027 au.nz WE
M. 43,44
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909.
Kassenbestand . : -* = Em au ne EEE
Kurswert eines Sächs. 3!/, %, Staats-Schuld-Scheines zu
M.23007 1:22 si DIT
Kurswert eines 3!/, %/o Kreditbrieies, Fe Tendwids ee
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . „94,80
Kurswert eines 3!/, %, Pfandbriefes des Landwirtschaft
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . 0 er
Unteranteil bei der Treuhandbank zu Dresden = ee RR
M. 634,62
IV. Krause-
Einnahme.
Kassenbestand : =: “2.02 u. ec ee EEE
Zinsen von Staatspapieren usw. . - ...,.0 10 0 cr De
M. 437,20
Bilanz vom
ee am 31. Dezember 1909.
Kassenbestand. . . : 2)
Kurswert einer Sächs. 30 Beiie, zu nd 3000, 0: 0
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„ ” „ 3 %/o ”„ 29..,39 500, — 2) "BT Tare » 426, —
M. 4271,20
V. Fonds
Zur Bestreitung von Verpflichtungen, die aus
Einnahme.
Kassenbestand.- - . - Varel 2 en a VRR
Erhobene Kapitalien . - . 2... . mer 20 830, —
Zinsen“. Er. er. ee Sr 7,15
M. 875,50
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909.
Kassenbestand. . . 005
Einlage im Bankbuche s. Ma ee ne
M. 27,10
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Stiftung.
Kassenbestand .
31. Dezember 1909.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908
Vermögenszuwachs im Jahre 1909
Stiftung.
Kassenbestand .
31. Dezember 1909.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908
Vermögenszuwachs im Jahre 1909
M. 4271,20
#
von 1896.
Internationalen Gartenbau-Ausstellungen erwachsen.
Ausgabe.
Kapital-Anlagen . . . .
Repräsentations- Aufwand
Drucksachen
Kassenbestand .
31. Dezember 1909.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908
Vermögensabnahme im Jahre 1909 .
Ausgabe.
Ausgabe.
M.
43,44
43,44
608,52
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634,62
437,20
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M. 4152,80
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304,40
551,—
12,35
875,50
874,75
847,65
M.
27,10
ee
VI. Gartenbauschule
Einnahme.
Schulgelder . : :
Zuschuß aus der Gesellechake- Rasse 2
VII. Ges
Einnahme.
Kassenbestand .
Zinsen von Staatspapieren
Hypothekenzinsen
Mitgliederbeiträge
Eintrittsgelder .
Eingegangene nasser teen
Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten .
Verschiedene Einnahmen .
Aktiva.
Kassenbestand .
Hypotheken 5 es. -
Kurswert von 4 Stück Sächel 30, le zu M. 1000,— .
”„ „ 9 ”„ „ 3% ”„ »„ » 500, — 2
Unteranteil bei der Treuhandbank zu Dresden .
Inventar der Gesellschaft 2 rn ZEN: 2462, 12
5 „ Bibliothek Re ea rlsı il
” „ Gartenbauschule . = 580,96
M. 1488,—
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M. 1624,98
ellschafts-
Mk
„ 255,—
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„ 1429, —
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”„ 10,
”„ 20, —
M. 6478,12
Bilanz vom
M. 867,54
„ 100000,—
„3408,
ag
40,63
„. 16574,25
M. 124724,42
u
Schuljahr 1. Oktober 1908 bis 30. September 1909.
Ausgabe.
ee a ne NAT
Lehrmittel . . . - ee ee Mensa ee rg 8,—
Inventarien - Taleshalngn a EN ES ar EEE ER 46,—
Bee Ne er ren > Sn
ee a ee ne ie ie, 0
MErzeluedene Ausgaben... 2 0 vn de ee 9,48
M. 1624,98
kasse.
Ausgabe.
BER ESBeHeT 2 a a Te es serien Me 000
Vorkäse.. ... ER 751,
Anschaffungen für de Bibliothek . Ban a an en Bat ne 20ER
ERS EEE S e E E r e 36,80
Dilanzen- Vorsuhrunsen: Wu 2.2 us. nee ee A
Buchdruckerarbeiten. . . . a ER EN ea DE
Bekanntmachungen und Einladungen a FTSE Er ee 32582
Zuschuß zur Gartenbauschule der „Flora“ . . . „ 1306.98
Beitrag zu den Kosten der Gartenbauschule des en
Verbandes‘. ... ee ee ee en
Blumenpflege der Schulkinder ne ne? Fate ar ea ee tn
nssehub ine Klandels-Interessen... ...e a 21: un a 3er 0 ., 22,85
DES uIzen und Puplome, ., wu a en re
PrSelluine ea Me re Ve ae ee, 2
SieBermm 2. DE ar ee ee ee,
Repräsentations- Kanand, Be TESSEHEET RE. "N a
SDINTELEST Kr AR Pa TR Br Re TREE UCh RE VaE ne 2220
DEIBHEESIBENVErEeNe ei ee d eteen 3097200,20
Beat Award ern 66308
Lokalmiete . EEE N U a SE EN er
BaSSEnbEStre ee ee ne ee ee a ee er 50
BR M. 6478,12
31. Dezember 1909.
Passiva.
4 Stück noch nicht eingelöste Flora -Anteil-
scheine . ! . . .M. 120,— M. 120,—
Vermögensbestand am 31. er 1908° . . M.124691,18
Vermögensabnahme im Jahre 1900 . . ..., 86,76
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909. . . . 2.2... ,„ 124604,42
se ;
M. 124724,42
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VIII. Fonds zur IV. Intern. Gartenbau- Ausstellung
Einnahme. ;
Kassenbestand- . .. = keao er 0: er ern e
Zinsen von Staatspapieren usw. . . » » 2 2° 2.2.0.9 .1071,79
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M. 1084,09
Bilanz vom
Kassenbestand ”. . 2 ehe un) 0 a 2,30
Hypothek . . 29 20000, —
Kurswert von © Stück Sache 30, Reitez zu M. 1000, ||
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank zu
Bautzen "7.28. wre ar re
M. 27369,96
Haupt-Bilanz vom
Aktiva.
I. Preis-Fonds der Botanischen Friedrich- August-Stiftung M. 4951,40
II. Reise-Fonds „, = e v. En „5467,47
III. Schramm-Terscheck-Stiftung . ». - » » ». 2. 2 2. 634,62
IV. Krause-Stiltung” - ..-°. 2’ 02:2 0 000 0 BE
V. Fonds von 189% .=...:7 2% 2 Sur 227 22 Wes 27,10
V1. Gartenbauschiule der '„Elora““ -.. . 7. 7.272 Er ——
VII. Gesellschafts-Kase . . . „„ 124724,42
VII. Fonds zur IV. Internationalen Gardiban- acc zu
Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“ ,‚ 27369,96
M. 167446,17
Dresden, am 11. März 1910.
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zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“.
Ausgabe.
Kapital-Anlagen . FEN . M. 1001,79
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Bersemedene Auspaben.., „me ee 56,—
SE a ee ran 2,30
M. 1084,09
31. Dezember 1909.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1908. . . . . .. .. M. 26399,17
Menmopenszuwachs im Jahte: 1909... cn 24 m 35 .a,800.2.8#0035 970,79
M. 27369,96
31. Dezember 1909,
Passiva.
I. Preis-Fonds der Botanischen Friedrich- August-Stiftung M. —,—
Il. Reise-Fonds ‚, = r nA a yE —,—
BISchrämm-LersehecksStiftung‘ I 7 2 ur... 004 5 —,—
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Brass man 18000 a EN RAT; 1,
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BrEeselischafts-Kasserm ren ae er ea 120, —
VII. Fonds zur IV. Internationalen Gartenbau - Ausstellung
zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“ „, —,—
Vermögensbestand der Gesellschaft „Flora“
am 31. Dezember 1908 . . . . . M. 140506,11
Vermögensabnahme im Jahre 1909 . . .. „ 549,90
Vermögen der Gesellschaft „Flora“ am 31. Dezember 1909 . ,, 139956,21
Vermögen des Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung . . ,„ 27369,96
M. 167446,17
ED. BERTRAM R
FRZ. SCHIRMER a nr De 5 EE
R. ZEIGER | p ; . Vorstan echnungsführer.
des Verwaltungsrats.
20.
21.
I
Zuwachs der Bibliothek von Oktober 1909
bis September 1910.
. Beck von Mannagetta, Dr. G, Grundriß der Naturgeschichte des
Pflanzenreiches. 4. Auflage. Wien 1909. A3.
. Böttner, Joh, Wie züchte ich Neuheiten und edle Rassen von Garten-
pflanzen? Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. ©. 1909. B2.
. Burgeff, Dr. H., Die Wurzelpilze der Orchideen. G. Fischer, Jena 1909. A3.
. Engelhardt, W. Freiherr v, Kultur und Natur in der Gartenkunst.
Strecker & Schröter, Stuttgart 1910. C.
. Felber, Prof. Th. Natur und Kunst im Walde. 2. Aufl. Huber & Co.,
Frauenfeld 1910. C.
. Goethe, R., Deutscher Obstbau (Arbeiten der deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft). P. Parey, Berlin 1909. B4.
. Goethe, R., Naturstudien, Reiseskizzen eines alten Landschaftsgärtners.
E. Ulmer, Stuttgart 1910. C.
. Kölsch, Dr. Ad, Von Pflanzen zwischen Dorf und Trift. Kosmos-
Verlag, Stuttgart 1910. A4.
. Laubert, Dr. R. und Dr. M. Schwartz, Rosenkrankheiten und Rosen-
feinde. G. Fischer, Jena 1910. A4.
. Littmann, H., Die Verschönerungsvereine und ihre gärtnerischen
Aufgaben. Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. ©. 1910. C.
. Löbner, M., Leitfaden für gärtnerische Pflanzenzüchtung (Preisschrift).
G. Fischer, Jena 1909. B2.
. Meyer, Dr. W., Bewohnte Welten. Th. Thomas, Leipzig 1910. A10.
. Naumann, Prof. Dr., Einiges über Rhododendron-(Azaleen-)Schädlinge.
Sonderabdruck. Gebr. Bornträger, Berlin 10. A4.
. Rümker, Prof. Dr. v, Tagesfragen aus dem modernen Ackerbau:
7. Der Saatbau und die Saatvereine. P. Parey, Berlin 1909. A 6.
. Sajo, Prof. Dr, Aus dem Leben der Käfer. Th. Thomas, Leipzig 1910. A6.
. Silva Tarouca, Ernst Graf, Unsere Freilandstauden (Arbeiten der
dendrologischen Gesellschaft fürÖsterreich-Ungarn). G. Freytag,
Leipzig 1910. B2.
. Sokolowsky, Dr. A, Aus dem Seelenleben höherer Tiere. Th. Thomas,
Leipzig 1910. A10.
. Stringfellow, H. M., Der neue Gartenbau. 2. Aufl. Trowitzsch & Sohn,
Frankfurt a. ©. 1901. B2.
. Werner, Prof. Dr. H., lllustriertes Landwirtschaits-Lexikon. P. Parey,
Berlin 1910. B9.
Wilser, Dr. L, Leben und Heimat des Urmenschen. Th. Thomas,
Leipzig 1910. St10.
Zahn, F., Reiseskizzen England. 16 Tafeln. Selbstverlag 1910. C.
Original-Abhandlungen
und Vorträge.
.
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a
a.
Die geschichtliche Entwicklung der Pflanzenwelt.
(Festvortrag anläßlich der 84. Jahresfeier gehalten
von P. Säurich, Bürgerschuldirektor in Chemnitz.)
urch außergewöhnliche Erscheinungen aus dem Bereich
der Pflanzenwelt sind die Namen zahlreicher deutscher Orte
bis in die entferntesten Gaue unseres Vaterlandes gedrungen
und in breiten Schichten des Volkes bekannt geworden. Wir
denken an den tausendjährigen Rosenstock zu Hildesheim, an
das Leuchtmoos in den Grotten der Luisenburg bei Wunsiedel
und an die 800jährige Linde zu Neustadt am Kocher, deren
Äste von 166 Säulen getragen werden.
In Sachsen erfreuen sich weiter Bekanntschaft der Kamelien-
baum zu Pillnitz, die 80 Eichen an Cottas Grab und die heiligen
Hallen von Tharandt, die Linden von Annaberg, Augustusburg
und Saalhausen, die Tabaks- und Königstanne von Stollberg
und Olbernhau, der Efeu von Rochsburg.
Auch meine Heimat Chemnitz besitzt ein Wahrzeichen aus
der Pflanzenwelt, und zwar eins von so seltsamer Art, daß es
würdig wäre, ein Feld im Schilde des Stadtwappens auszu-
füllen. Diese Eigenheit ist der versteinerte Wald am Museum.
Während seine Partner der rezenten Flora angehören, also
der Pflanzenwelt von heute, so baut er sich auf aus den
pflanzlichen Resten einer fernweiten, menschenlosen Ver-
gangenheit.
Versteinerte Wälder sind seltene Erscheinungen. Wir be-
gegnen ihnen noch bei Aachen, bei Radowenz in Österreichisch-
Schlesien und in geringer Ausdehnung am Kyffhäuser. Der
eisige Norden hegt versteinerte Stämme auf König-Karls-Land
bei Spitzbergen, und das großartigste Naturdenkmal dieser Art
liegt im Vellowstonepark bei Arizona am Colorado im Südwesten
der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Die Stämme sind in grauer Vorzeit derart eingebettet
worden, daß sie von der Luft vollkommen abgeschnitten waren.
Auf ihrem Lager wurden sie von Gewässern durchtränkt, in
denen Kiesel, Kalk oder Schwefelkies gelöst war. Da das
et
Wasser diese Mineralien nur in winzigen Mengen enthält, so
mag zu dem Versteinerungsprozeß ein Zeitraum von Jahr-
tausenden, wenn nicht von Jahrmillionen erforderlich ge-
wesen sein.
Der Laie hält die versteinerten Stämme für vorweltliche
Eichen. Der Forscher aber erkennt durchs Mikroskop am Bau
ihres Zellgewebes die Verwandtschaft mit den Zimmertannen
oder Araucarien. Er nennt die Stämme darum Araucarioxylon,
d.h. Holz nach der Bauart der Zimmertanne. Die Araucarien
bewohnen heute die sonndurchglühten Landschaften Australiens
und Südamerikas. Vor Jahrmillionen hoben sie ihre Riesen-
kronen zum deutschen Himmel empor. Wir bezeichnen jene
fernweite Vergangenheit als die Periode des Rotliegenden, und
wir gründen diesen Namen auf die rote Farbe der Erdschicht,
in der sich die organischen Reste jener Zeit bis auf den
heutigen Tag erhalten haben. Das Rotliegende war eine Zeit
gewaltiger Eruptionstätigkeit. In ihren zahlreichen Porphyren
und Tuffen stand jener Periode Kieselsäure als Versteinerungs-
stoff genugsam zur Verfügung.
Araucarioxylon zählte zu den ersten Gliedern, mit denen
die Nadelhölzer oder Coniferen in die Reihe der Pflanzen-
familien eintraten. Sonach gehören die versteinerten Stämme
von Chemnitz zur Vorhut, zum Vortrab, zur Avantgarde des
großen Heeres der Nadelgehölze.
Bevor das Nadelholz sich als neues Glied an die Kette der
Gewächse angereiht hatte, bestand die Pflanzendecke haupt-
sächlich aus Sporenpflanzen, also aus Verborgenblütlern oder
Kryptogamen.
Die Blütenträger waren nur durch die Cordaiten vertreten,
eine Familie aus der Verwandtschaft der Nadelhölzer. Ihre
langgestreckten und längsaderigen Blätter erinnern allerdings
mehr an Monokotyledonen als an Gymnospermen. Doch
findet sich ein analoger Blattbau noch heute beim Ginkgo.
Zur Zeit des Rotliegenden waren die Cordaiten schon im
Aussterben begriffen. Ihre Reste, sowie die ihrer zeitgenössi-
schen Sporenpflanzen sind vorherrschend in den Steinkohlen-
lagern aufgestapelt. Der Periode des Rotliegenden ist sonach
die Steinkohlenzeit oder das Karbon vorausgegangen. Die
Pflanzenreste unserer Steinkohlenbecken entpuppen sich als
Urahnen der Farnkräuter, Schachtelhalme und Bärlappgewächse.
Tafel 1.
Gruppe verkieselter Araucarioxylon- Stämme
(aus dem Rotliegenden von Hilbersdorf in Sachsen), im Garten des König-Albert-
Museums in Chemnitz aufgestellt.
Das Photogramm verdanken wir dem Entgegenkommen des Herrn Prof. Dr. Stenzel,
Direktor der Städtischen Naturwissenschaftlichen Sammlung im König-Albert-
Museum in Chemnitz.
f/
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Nur hatten sie nicht die winzige Gestalt ihrer heutigen Nach-
kommen. Es gab Farne von der Größe haushoher Bäume.
Andere Arten schwangen sich auf armstarken, schlingenden
Stengeln zu den Kronen benachbarter Stämme empor, und
selbst die krautartigen dehnten ihren Umfang ins Riesenhafte
aus. Manch ein Wedel maß in der Länge 6 m, manch ein
Blattstiel im Durchmesser 40 cm. Stämme von Baumfarnen
sind z.B. die Starsteine oder Psaronien, die bekannten Kleinodien
von Chemnitz-Hilbersdorf, die ihrer Zeichnung wegen früher
leider oftmals zu Petschaften und Dosen verschliffen worden sind.
Die Farne der Steinkohlenzeit waren häufig mit Aphlebien
ausgestattet. Aphlebien sind seltsam zerschlitzte große Blätter
am Grund der Spindeln, wo die heutigen Farne Spreuschuppen
tragen. Gleich diesen dienten die Aphlebien der jungen
Pflanze als Schutzorgane. Hemitelia capensis hat die alt-
väterische Einrichtung bis auf den heutigen Tag erhalten. Von
den Kletterfarnen hat unsere Zeit nur die Gattung Lygodium
überkommen.
Das Röhricht der Steinkohlenzeit bestand aus riesenhaften
Schachtelhalmen, also aus Verwandten unseres Scheuergrases.
Ihre gegliederten Stämme schossen bei den zahlreichen Arten
der Calamiten zu einer Höhe von 12 m empor.
An ihrem Grund schwammen Pflanzen vom Geschlecht
unsrer Wasserfarne, die kleinen, aber auffälligen Keilblätter
oder Sphenophylien. Ihre Blätter, zu Quirlen angeordnet,
standen eigentümlicherweise in derselben Linie übereinander,
während es heute Regel ist, daß die tiefstehenden Blätter, um
in den Vollgenuß des Lichtes zu gelangen, in die Lücken der
nächsthöheren treten.
Die Urahnen unseres winzigen Bärlappes oder Schlangen-
mooses, die Schuppen- und Siegelbäume, gediehen zu einem
Stammumfang von 31/, m und zu einer Wipfelhöhe von 40 m.
Die Fruchtzapfen, heute 3 cm groß, erreichten unter günstigen
Verhältnissen eine Länge von !/, m.
Die Schuppen- und Siegelbäume bestimmten das Gepräge
der Steinkohlenlandschaft in erster Linie.
Die Schuppenbäume oder Lepidodendren tragen ihren Namen
nach der Skulptur der Rinde, die durch ihre Blattnarben an
das Über- und Nebeneinander der Fischschuppen erinnert.
Bei den Siegelbäumen oder Sigillarien aber geben die Blatt-
BE)
narben ein Bild, als wären der Rinde mit einem. Petschaft
lauter Siegel aufgedrückt worden.
Die Wurzeln der Schuppen- und Siegelbäume sind unter
dem Namen Stigmarien beschrieben worden. Ihre Stigmen
oder Narben sind die Stellen, wo sich die Seitenwurzeln ab-
gelöst haben. Die Stigmarien sind im Liegenden, also im
Untergrund der Steinkohlenflöze sehr gewöhnliche Erschei-
nungen. Sie breiten sich ausnahmslos in wagerechter Richtung
aus und durchziehen nach Wurzelart den Boden kreuz und
quer. Ihr regelmäßiges Vorkommen im Liegenden ist einer
der Beweise dafür, daß die Pflanzen der Steinkohlenlager am
Ort ihres Wachstums eingebettet, also nicht erst zusammen-
geschwemmt worden sind.
Mit dem Karbon erreichen die Schuppen- und Siegelbäume
das Ende ihres Daseins.
Die ungeheure Menge vegetabilischer Substanz, die in den
Kohlenbecken aufgestapelt ist, zeugt davon, daß die Vegetation
des Karbons überaus üppig gewesen ist. In der Zahl der
Arten aber steht sie hinter dem Formenreichtum der heutigen
Flora entschieden zurück.
Weite Strecken trugen die gleichen Arten. Die Pflanzen-
decke Europas glich im großen ganzen der Flora von Nord-
amerika und Kleinasien. Allerdings gab es auch lokale Formen,
so daß einzelne Arten schon damals an geographische Grenzen
gebunden waren. Lonchopteris z.B. ist eine reichgegliederte
Farngattung in den Kohlenlagern von Nordfrankreich, bei
Aachen, an der Ruhr und in Oberschlesien; sie fehlt aber im
erzgebirgischen Becken und an der Saar. Sie beschränkte so-
nach ihre Verbreitung aufs Meeresufer.
Die Becken der südlichen Halbkugel, also die Kohlenlager
von Südamerika, Afrika, Indien und Australien, lassen ebenfalls
einen einheitlichen Typus der Flora erkennen. Doch bergen
sie Elemente in sich, die der nördlichen Hemisphäre fremd
sind, z.B. den Schachtelhalm Phylliotheca und die Farngattungen
Gangamo- und Glossopteris. Der Unterschied in der Flora beider
Halbkugeln mag darin begründet sein, daß die südliche schon
frühzeitig von einer Eiszeit heimgesucht worden ist.
Trotz dieser Unterschiede besteht im allgemeinen die Be-
hauptung zu Recht, daß in der Steinkohlenzeit die Pflanzen aller
Erdstriche in den Hauptzügen miteinander übereinstimmten.
Nach alledem bestand die Eigenheit der Karbonflora darin,
daß sie zwar außergewöhnlich üppig, aber verhältnismäßig
arm an Formen und in ihren wesentlichen Zügen auf dem
ganzen Erdenrund übereinstimmend war.
Worin war die Üppigkeit begründet? In reicher Menge
gab es Wasser und Wärme. Der Boden glich einem voll-
gesogenen Schwamm. Die ausgedehnten Moore hielten die
Luft feucht. Der Himmel war häufig bewölkt, und aus seinen
Schleusen stürzten gewaltige Wassermassen hernieder. Doch
dürfen wir uns keineswegs eine Stetigkeit des Nebelmeeres
vorstellen. Zwischen den Niederschlägen kam auch die Sonne
zu ihrem Recht. Dafür sprechen unzweideutig die Palisaden-
zellen in den Blättern einzelner Karbonpflanzen. Palisaden-
gewebe, also die Neben- und Hinterordnung säulenförmiger
Zellen, kommt — heute wie ehedem — nur an sonnenbestrahlten
Stellen zu vollkommener Entfaltung.
Das Klima war heiß. Zu dieser Annahme berechtigen uns
die Tatsachen, daß erstens die Blüten der Cordaiten und
Sigillarien stammbürtig waren, wie noch heute beim Kakaobaum
und anderen tropischen Gewächsen, und daß zweitens den
Stämmen der Steinkohlenflora die Jahresringe fehlen. Die
Jahresringe aber entstehen durch den Wechsel von Wachstum
und Ruhe, also durch das Spiel der Jahreszeiten. In der Stein-
kohlenzeit sind sonach periodische Schwankungen im Klima
entweder unfühlbar gering oder überhaupt nicht vorhanden
gewesen. Den Pflanzen war das ganze Jahr hindurch ein
ungestörtes Wachstum gesichert.
Warum waren die Pflanzenarten einander ähnlich? Wasser-
reichtum und Hitze erstreckten sich in gleichem Maße vom
Äquator bis zum Pol.
Würden wir in eine Landschaft der Steinkohlenzeit versetzt
werden, so würden wir meinen, auf einen andern Weltenkörper
entrückt zu sein. So fremdartig, so verschieden von allem
Irdischen würde uns das Bild anmuten. Der durchtränkte
Boden ist beweglich und kaum so hoch, daß er den Meeres-
wellen den Zugang zu den Lagunen wehrt. Das Auge verliert
sich in weiter Ferne. Dichtes Grün umgürtet den Wasser-
spiegel. Es begrenzt ihn in unbestimmten Linien. Alles Land
ist mit riesigen Farnwedeln bedeckt, und über ihre trichter-
förmigen Büsche erheben sich die abenteuerlichen Säulenstämme
=
der Siegel- und Schuppenbäume. Ungezählte Kletterfarne
schwingen sich lianenartig von Krone zu Krone.-
Aus dem Wasser ragen die Riesensäulen der Schachtel-
halme, die Calamiten, empor, und auf dem Wasserspiegel
schwimmen die Quirle der Keilblätter mit ihren ährigen Sporen-
ständen.
Blumen freilich erspäht das Auge nirgends. Nirgends auch
ziert eine eßbare Frucht einen Zweig, und nirgends nistet ein
liederreicher Sänger im Schatten der Kronen. Dumpfes Düster
. brütet in der Fülle der Pflanzen, und der triste Eindruck wird
noch verstärkt durch den Umstand, daß die ungeschlachten
Gewächse sich starr und steif nebeneinander emporrecken.
Nach alledem erinnerte die Physiognomie der Steinkohlen-
flora an die rezenten Zypressensümpfe von Nordamerika, und
wir deuten daher die Steinkohlenflöze als vorweltliche Torf-
lager. Ihre Pflanzen waren Moorgewächse Mit dieser An-
nahme steht im Einklang, daß die Wurzeln der Schuppen- und
Siegelbäume, die Stigmarien, horizontal verliefen. Noch heute
streichen die Wurzeln der Moorkiefer wagerecht aus. Denn
durch -die horizontale Lage der unterirdischen Organe erreicht
der Moorbewohner in dem lockeren Boden einen möglichst
festen Halt.
Da die Steinkohlenpflanzen zum großen Teil Bäume dar-
stellten, so unterschied sich das Steinkohlenmoor wesentlich
von unseren jetzigen Hochmooren, deren Nahrungsarmut nur
zwerghafte Formen aufkommen läßt. Die Moore der Stein-
kohlenzeit waren Waldmoore mit dem Charakter des Urwaldes.
Das Moor ist naturgemäß um ein Mehrfaches dicker gewesen
als das heutige Flöz. Unsere mächtigsten Flöze haben einen
Durchmesser von 16 m. Wie tief müssen deren Moore ge-
wesen sein, und welch unendlich lange Zeit muß ihr Aufbau
beansprucht haben! Bedenken wir weiter, daß im Zwickauer
Becken 11 Flöze sich übereinanderschichten, daß in Nieder-
schlesien sogar 60, in Westfalen 80, bei Saarbrücken 164, am
Donetz in Südrußland 225 Flöze übereinanderliegen, so müssen
wir für die Dauer der Steinkohlenperiode einen Zeitraum an-
nehmen, für den unsere Vorstellungskraft unzureichend ist.
Zwei Epochen haben wir jetzt an unserem geistigen Auge
vorüberziehen lassen, die Steinkohlenzeit und das Rotliegende.
ER
Die Gewächse, denen wir die Steinkohlen verdanken, waren
vorwiegend Sporenpflanzen. Das Karbon war die Aera der
Farne.
Im Rotliegenden gewannen die Nadelhölzer das Übergewicht.
Der Fortschritt von der Steinkohlenzeit zum Rotliegenden be-
stand sonach darin, daß sich den Sporenpflanzen Samenpflanzen
anreihten.
Ein Bindeglied zwischen Farnen und Gymnospermen waren
die Medullosen, sofern ihre Stengel zu sekundärem Dicken-
wachstum befähigt waren, also zwischen Holz und Rinde das
zarte Gewebe des Kambiums eingeschaltet hatten.
Die Reste der Steinkohlenzeit sind eingebettet in dunkeln
Schiefer, die des Rotliegenden in Schichten von rotgelber Farbe.
Der Unterschied in der Farbe der Erdschichten erklärt sich
aus dem verschiedenen Wassergehalt des Bodens. Die Stein-
kohlenpflanzen lagerten sich in einer Zeit der allgemeinen Ver-
sumpfung ab, so daß durch die reichlich vorhandenen Moder-
stoffe Sand, Schlamm und Geröll einen dunkeln Farbton erhielten.
Die Schichten des Rotliegenden hingegen waren langer Trocken-
heit ausgesetzt. Die Moderstoffe verwesten an der Luft, und
es bildeten sich rotes Eisenoxyd und gelbes Eisenhydroxyd.
Unsere ältesten Pflanzenreste von deutlicher Bauart stammen
also aus den Reihen der Farne, Schachtelhalme und Bärlappe.
Diese Pflanzenfamilien, die unter dem Namen Gefäßkryptogamen
zusammengefaßt werden, sind schon hoch entwickelt. Es ist
undenkbar, daß sie die ursprüngliche Pflanzendecke der Erde
dargestellt haben. Zwischen dem Zeitpunkt, wo die Pflanzen
auf der Erde aufgetaucht sind, und dem, wo Farne erschienen,
liegt zweifellos ein Zeitraum von ungeheuer langer Dauer.
Tatsächlich treten schon in den Bodenschichten, die vor
der Steinkohlenzeit entstanden sind, namentlich im Devon,
Vorläufer von Schuppenbäumen und Farnen auf. In noch
älteren Schichten, im Silur, sind Kalkalgen eingebettet. Im
baltischen Silur sind die Algen sogar zu mächtigen Schichten
aufgehäuft.
Auch den Graphit, d. i. das zur Bleistiftfüllung benutzte
Reißblei, deuten die Forscher als Ansammlung ehemaliger
Pflanzenreste.
Im allgemeinen aber fehlen im Silur deutliche Spuren der
Vegetation. Der Mangel erklärt sich daraus, daß die ältesten
RI E
Gesteinsschichten im Meer entstanden sind. Landpflanzen
konnten sich dann höchstens als Einschwemmsel, also in form-
losem Zustand, erhalten. Daß Pflanzen vorhanden gewesen sind,
ist mit Sicherheit anzunehmen. Denn schon das Kambrium, das
noch älter als das Silur ist, umschließt die Reste von hoch
organisierten Tieren, z. B. den krebsartigen Trilobiten. Tiere
aber sind im letzten Grund auf Pflanzennahrung angewiesen.
Die älteste Pflanzenwelt der Erde ist allerdings unbekannt.
Die Undeutlichkeit ihrer Reste deutet darauf hin, daß der Bau
von einfachster Art gewesen ist. Denn auch aus späteren
Perioden sind im allgemeinen nur die entwickelten Formen auf
uns überkommen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die ersten Gewächse
Algen gewesen, also Wasserpflanzen, wie sie heute jedermann
bekannt sind als grüner Anflug an der Wand des Aquariums,
als zartfädige Rasen in Wassertrögen oder als watteähnliche
Flocken an der Oberfläche seichter Tümpel. Ihre Bauart ist
die denkbar einfachste, und offenbar haben am Anfang des
Lebens solche Wesen gestanden, deren Bau zwar wenig ent-
wickelt war, die aber die Fähigkeit besaßen, sich selbständig
zu ernähren, also Kohlendioxyd und Wasser in Stärke um-
zusetzen.
Überdies ist die Annahme, daß die ursprünglichen Pflanzen
den Algen zuzuzählen sind, die einzige Hypothese, die mit
dem feuerflüssigen Urzustand unseres Planeten im Einklang
steht. Das Urmeer war heiß. Die ersten Pflanzen mußten
mithin. hohen Temperaturgraden angepaßt sein. Unter diesem
Gesichtspunkt aber kommen lediglich Algen in Betracht. Noch
heute vertragen einige ihrer Arten Wärmemengen, bei denen
andere Gewächse unrettbar dem Tod anheimfallen. Sogar
der Karlsbader Sprudel beherbergt lebende Algen.
Die Keimkörner mancher Arten bestehen noch bei einer
Hitze von 138° C. Auch finden sich Verwandte jener Kalk-
algen, die im baltischen Silur zu mächtigen Schichten auf-
gehäuft sind, noch heute in warmen Meeren.
Zwei Tatsachen berechtigen uns also dazu, im Vorder-
grund des pflanzlichen Lebens Algen zu vermuten:
1. Die Algen sind die niedrigsten Pflanzen, die sich selb-
ständig zu ernähren vermögen, und
2. die Algen allein sind fähig, in heißem Wasser zu leben.
Burg me
Ein dritter Hinweis auf die Algennatur der ältesten Ge-
wächse liegt in der Eigenart der Verästelung. Die Pflanzen
des Altertums, insbesondere die Farne und Schuppenbäume,
teilen sich gabelförmig, die der Gegenwart fieder- oder rispen-
förmig. Die gabelige Teilung hat sich für die Landpflanzen
als unpraktisch erwiesen. Denn durch sie wurden Wedel
und Baumkronen unförmlich breit und schwer. Daher ver-
schwand die Gabelteilung allgemach, und zwar dadurch, daß
der eine Gabelast den Stengel in gerader Richtung fortsetzte,
seinen Partner also zum Seitenast herabdrückte, ihn übergipfelte.
Der Kampf. der Verzweigungsarten tritt schon in der Stein-
kohlenzeit zutage, am auffälligsten an den mannigfachen
Arten der Farngattung Callipteris.
Die rispige Verzweigung erhöht die Festigkeit des Pflanzen-
gerüstes. Dagegen genügt die Gabelteilung — und zwar noch
heute — bei den Pflanzen, die an mechanische Festigkeit
geringe Ansprüche stellen, nämlich bei den Wasserpflanzen.
Nach alledem ist die Heimat der Pflanzenwelt im Wasser
zu suchen. Gewiß scheint die Kluft zwischen den Wasser-
und den Landpflanzen schwer überbrückbar. Wer jedoch
sieht, daß z. B. an den Riffen von Helgoland lebenstrotzende
Wiesen von Brauntangen zur Ebbezeit täglich viele Stunden
an der Luft zubringen, der findet darin einen Hinweis, daß
die Entstehung der Landpflanzen aus Wassergewächsen wohl
möglich ist.
Rätselhaft mag es für den Augenblick erscheinen, wie aus
den unbeblätterten Algen Gewächse mit Blattflächen hervor-
gehen konnten. Der Sprung ist jedoch durchaus verständlich.
Schon unter den Algen gibt es Arten, die ihn vorbereiten, in-
dem sie ihren Körper in Trag- und Anhangorgane sondern.
Nehmen wir wiederum an, daß von zwei gleichwertigen Gabel-
ästen einer Alge der eine den andern auf die Seite drängt, ihn
also übergipfelt, während der Unterdrückte nur noch zur Auf-
nahme der Nahrung verwendet wird, so sehen wir die Trennung
in Stengel und Blatt vor unseren Augen.
Die Zeit der Pflanzenentwicklung, die wir bis jetzt durch-
eilt haben, heißt das Altertum der Erde, die Primärzeit, die
paläozoische Periode. In ihr entwickelte sich die Pflanzen-
welt von den niedrigsten Formen der Lagerpflanzen bis zu den
ze a
Anfängen der Samenpflanzen, von den Algen bis zu den
Nadelhölzern.
Die pflanzenlose Zeit, die dem Altertum vorausgegangen
ist, heißt die Urzeit der Erde, die archäische Periode oder das
Azoikum, d.h. das Zeitalter der leblosen Natur. Sonach nennen
wir die beiden ersten Perioden der Erde Urzeit und Altertum
oder archäische und paläozoische Periode.
Auf Urzeit und Altertum folgten Mittelalter, Neuzeit und
Gegenwart, also die Sekundär-, Tertiär- und Quartärzeit. Dem-
entsprechend gehen wir nunmehr den Fragen nach: Welche
Entwicklung nahm die Pflanzenwelt im Mittelalter, welche in
der Neuzeit und welche in der Gegenwart?
Der Bezeichnungen Altertum, Mittelalter und Neuzeit be-
dient sich bekanntlich auch die Weltgeschichte. Doch haben
sie dort und hier eine durchaus verschiedene Bedeutung.
Die Weltgeschichte mißt mit Jahrhunderten, die Erd-
geschichte mit Jahrmillionen. Menschen treten in der Erd-
geschichte überhaupt erst am Ende der Neuzeit auf. Sie sind
im Verhältnis zu den Pflanzen ein überaus junges Geschlecht.
Das Mittelalter der Erde, die Se'-undärzeit oder mesozoische
Periode, brachte neue Gesteinschichten: Buntsandstein,
Muschelkalk, Keuper, Jura und Quadersandstein, und im Meer
schufen einzellige Weichtiere den Baustoff für die Kreidefelsen.
Wir nennen darum die letzte Periode des Mittelalters geradezu
die Kreidezeit.
Der Reichtum an Pflanzenresten ist im Mesozoikum ver-
hältnismäßig gering. Am ärmsten ist der Muschelkalk, da er
eine marine Ablagerung darstellt. Die Pflanzenreste des Mittel-
alters sind anderer Natur als die des Altertums. Alte Ge-
schlechter sind ausgestorben, neue erstanden. Noch immer
zählen die jungen Arten zum Teil zu den Sporenpflanzen.
Unter den Farnen erscheinen Formen, die zu unserem Königs-
farı, Osmunda regalis, und zu unseren Wasserfarnen, den
Marsilien, Beziehung haben. Das Übergewicht aber gewinnen
die Gymnospermen. Namentlich die Araucarien entwickelten
eine üppige Mannigfaltigkeit. Als Neuerscheinungen traten
die Voltzien, Cycadeen, Ginkgobäume und Abietineen auf.
Die Voltzien zeichneten sich durch gespaltene Zapfen-
schuppen aus, und wir deuten sie daher als Vorfahren unserer
ag
Taxodien, unter denen insbesondere bei Cryptomeria japonica
die Spaltung der Zapfenschuppen auffällig ausgeprägt ist.
Die Cycadeen, auch Zapfenpalmen oder Palmfarne genannt,
sind Unterholz mit knollen- oder säulenförmigem Stamm. Sie
vereinigen in wundervoller Mischung den Säulenstamm der
Baumfarne, die Fiederwedel der Palmen und die Zapfen der
Nadelhölzer in sich. Sie liefern heutzutage die Palmenzweige
zu Begräbnissen, und Cycas revoluta und circinalis sind da-
her in den Gewächshäusern unserer Pflanzenzüchter ständige
Gäste. Die Cycadeen sind heute eine kleine Gruppe von
70 Arten. : In der mesozoischen Periode bildeten sie einen
hervorstechenden Pflanzentypus. Wären sie heute in dem-
selben Verhältnis wie damals vorhanden, so würden sie an-
statt der 70 etwa 35000 Arten umfassen.
Die Mitte des Mesozoikums ist die Glanzzeit der Ginkgo-
bäume. Sie, die heute nur noch durch Ginkgo biloba vertreten
sind, spielten wegen der Fülle ihrer Formen eine große Rolle.
Unter den Gymnospermen beanspruchen sie unser Interesse
insofern, als die Befruchtung der Eizelle durch Samenfäden
oder Spermatozoen geschieht, also ähnlich wie bei den niederen
Gewächsen, bei Farnen, Moosen und Algen.
Am Ende des Mesozoikums erschienen die Abietineen auf
dem Plan, also jene Coniferengruppe, die heute mit ihren
Tannen, Fichten und Kiefern die nördliche gemäßigte Zone
beherrscht. Ihre Reste, Holz mit Harzgängen sowie Kiefern-
nadeln, sind namentlich aus dem hohen Norden bekannt
geworden.
Im allgemeinen war die Pflanzendecke der Erde im mittleren
Jura wieder so gleichmäßig wie einst im Karbon. Auch fehlten
ihr noch immer die Blumen, die uns an der heutigen Pflanzen-
welt als das Schönste erscheinen. Die Vegetation des Mittel-
alters hat für uns etwas Finsteres, Unfreundliches, Monotones.
Grün sind die Blätter, bräunlich die Rinden und Zapfen, und
damit ist der Farbenreichtum jener Zeit erschöpft. Das Me-
sozoikum hielt sich noch immer in den Grenzen der Gym-
nospermen. Bedecktsamige oder Angiospermen fehlten.
Wie stand es im Mittelalter um das Klima? Die große
Entwicklung der Cycadeen und Araucarien, sowie der Farne
aus den Gruppen der Marattiaceen und Matoniaceen spricht
für die Annahme, daß das Klima tropisch war. Allerdings
Be),
begegnen wir im Mesozoikum den ersten Jahresringen; doch
zeigen sie in unseren Breiten nur schwache Absätze. In den
Holzresten von König-Karls-Land aber, das unter dem 78. Grad
nördlicher Breite liegt, sind die Zuwachszonen schon scharf
voneinander abgesetzt. Sonach setzten im Mittelalter der Erde
klimatische Schwankungen ein. Bei uns waren sie allerdings
weniger fühlbar als im hohen Norden. Im Mesozoikum begann
die Ausbildung unserer Klimazonen.
Gegen das Ende der sekundären Periode, in der Kreidezeit,
erschienen die Laubbäume, und an ihnen die ersten Blüten.
Die Blattkeimer oder Dicotyledonen treten gleich von vorn-
herein in solcher Menge auf, daß die früheren Herrscher, die
Gymnospermen, ganz zu schweigen von den Farnen, in den
Hintergrund gedrängt werden. Zu den ältesten Dicotyledonen
gehören die Magnolien, deren Lilienblüten uns in jedem Frühling
aufs neue entzücken. Ihre nahe Verwandtschaft mit den Gym-
nospermen verrät sich dadurch, daß dem Holz einzelner Arten
die Gefäße fehlen, ein Verhältnis, wie es unter den Dicotyledonen
einzig dasteht, bei den Gymnospermen aber Regel ist.
Ferner zählen zu den ältesten Formen der Blattkeimer der
Tulpenbaum, der Brotfruchtbaum, der Eucalyptus, die Lorbeer-
gewächse, die Teichrosen und das ganze Heer der Kätzchen-
träger, wie Pappeln, Weiden, Erlen, Birken und Eichen.
Nun folgt die Neuzeit, die tertiäre Periode, das Känozoikum.
Durch die soeben aufgezählten Vorboten unserer heutigen
Gewächse hatte die Pflanzenwelt ein Gepräge erhalten, das an
die Zusammensetzung der rezenten Flora erinnert. Der Morgen
einer neuen Zeit war angebrochen. Der Geolog nennt darum
die erste Periode des Tertiärss das Eokän, zu deutsch das
Morgenrot der neuen Schöpfung.
Die Eintönigkeit der Pflanzenwelt machte einer vielseitigen
Abwechslung Platz. Der Pflanzenteppich gestaltete sich bunt
und mannigfaltig.
Wiederum starben alte Geschlechter aus; andere erhielten
sich nur in entlegenen Gebieten der südlichen Halbkugel,
Araucaria excelsa z. B. auf Tasmanien, A. imbricata in Peru.
Die Coniferen hörten auf, die Physiognomie der Landschaft
zu bestimmen. Palmen und Laubbäume machten ihnen die
Herrschaft streitig, und gegen das Ende des Tertiärs erlangten
ur A
unter unseren Breitengraden die Pflanzen der gemäßigten Zone
das Übergewicht.
Die Ursache lag in der fortschreitenden Herabsetzung des
Klimas. Im Süden hatten sich gewaltige Gebirgszüge empor-
gewölbt, die Pyrenäen, die Alpen, der Himalaja. Sie lenkten
die Luftströmungen von den gewohnten Bahnen ab. Die Pole
erkalteten, und auf Grinnell-Land und den übrigen Inseln des
heutigen Eismeeres siechten Palmen, Lorbeer und Ginkgo dahin.
Da in der Neuzeit oder im Tertiär die meisten Vorboten
unserer heutigen Flora erstmalig auf dem Plan erschienen, so
sei es mir gestattet, die Formation der känozoischen Periode
etwas eingehender zu schildern.
Die Pflanzenreste, die in den aufeinanderfolgenden Schichten
des Tertiärs eingeschlossen sind, deuten auf so wesentliche
Unterschiede in der jeweiligen Zusammensetzung der Flora
hin, daß wir gezwungen sind, die Einheit der känozoischen
Periode in vier Abschnitte zu gliedern, in das Eokän, Oligokän,
Miokän und Pliokän.
In der Epoche des Eokäns, als sich die unterste känozoische
Schicht, sozusagen das erste Stockwerk des Tertiärs, absetzte,
herrschte in Mitteleuropa noch ein heißes Klima. Die eokänen
Erdschichten umschließen Reste von Fächer- und Fiederpalmen.
Dem zweiten Stockwerk, dem Oligokän, gehören die Braun-
kohlenflöze von Sachsen, Halle und Altenburg, sowie die Bern-
steinwälder an der Ostsee an. Das Klima war gemildert.
Doch nährte der deutsche Boden noch immer Lorbeer- und
Ölbäume, sowie Palmen mannigfacher Art, z. B. Chamaerops
helvetica, und in Südfrankreich gedieh ein Verwandter des
Drachenbaumes, der heute den nördlichsten Punkt seines
Gebietes auf den kanarischen Inseln erreicht.
Unter den Nadelhölzern gehörten in Europa bis in den
hohen Norden hinauf Taxodium und Sequoia zu den gewöhn-
lichsten Erscheinungen. Stümpfe von Sumpfzypressen bilden
noch heute eine viel bewunderte Sehenswürdigkeit im Tagebau
des Senftenberger Braunkohlenreviers. Auch Glyptostrobus,
Weimuts- und Zirbelkiefer waren Bürger unserer Flora. Den
beiden rezenten Arten der Mammutsbäume, der Sequoia gigantea
und sempervirens, die heute Californien bewohnen und wegen
ihrer riesenhaften Ausdehnungen und ihres außergewöhnlich
hohen Alters die Blicke der gesamten Kulturwelt auf sich
re
lenken, entsprachen im Tertiär Sequoia Couttsiae und Langs-
dorffii. Im Oligokän umsäumte, begünstigt durch,die feucht-
warme Temperatur, der üppigste Wuchs tropischer und sub-
tropischer Gewächse die Ufer unserer Seen. Im Wasser
wucherten Algen, Wassernüsse und eine Unzahl anderer Ge-
wächse. Weil sie alle raschwüchsig und leicht vergänglich
waren, so eigneten sie sich in hervorragendem Maße zu jener
Anhäufung von Kohlenstoff, die zur Bildung der Braunkohlen
geführt hat.
Im Miokän, der dritten Epoche des Tertiärs, ist die Tempe-
ratur gesunken. Die Jahresringe zeigen auch in unseren Breiten
scharf abgesetzte Grenzen. Die Palmen verschwanden aus
den Ländern nördlich von den Alpen. Immerhin gedieh der
Wein noch bis Spitzbergen und Grönland. Im Miokän lagerten
sich die Braunkohlen Norddeutschlands ab.
Die Bildung der Braunkohlenmoore hat lange Zeit angehalten.
Generationen von Wäldern und niederen Pflanzen fielen, über-
einandergehäuft, der Vertorfung anheim. Plötzlich wurde dem
Fortschreiten der Braunkohlenbildung Halt geboten, wahr-
scheinlich durch denselben Vorgang, der :ı Mitteldeutschland
die Gebirge schuf, durch den großen tertiären Faltungsprozeß
der Erdrinde. Er richtete auch in Norddeutschland Gebirgs-
züge auf und verwandelte dadurch die weithin gleichmäßig
ebene, eintönige Braunkohlenlandschaft in eine reizvoll bewegte
Oberfläche.
Daher gingen in der letzten Epoche des Tertiärs, im Pliokän,
die wärmebedürftigen Arten mehr und mehr zurück. Die
Pflanzendecke Mitteleuropas wurde der heutigen ähnlich.
Sie wollen mir gestatten, wie vorhin vom Altertum, so jetzt
von der Neuzeit ein Idealbild zu entwerfen.
Wir versetzen uns in den Anfang des Tertiärs, ins Eokän.
Der deutsche Wald war ein Gemisch von Bäumen und
Sträuchern aller Gattungen. Wer zählt die Arten, die damals
Deutschlands Fluren bevölkerten! Feigen- und Zimtbaum,
Fieder-- und Fächerpalme, Lorbeer und Walnuß, Öl- und
Tulpenbaum, Magnolie und Platane, immergrüne Eichen und
echte Kastanien! Daneben die Arten, die von Norden her
vordrangen, Ulme und Erle, Hasel und Birke, Ahorn und Buche,
Weide, Pappel und Espe. Von den Nadelhölzern gediehen
Bern
Eibe und Zypresse, Taxodium, Lebensbaum, Sequoia und
Ginkgo, daneben Tanne, Fichte und Kiefer, deren Riesenstämme
Jahrhunderten trotzten.
Im dichten Laubdach rankten Efeu und Wein, Waldrebe
und Kletterfarn. Im Unterholz stand neben der Kornelkirsche
der Granatapfel, neben der Hasel das Süßholz, neben dem
Kellerhals die Myrte.e Den Untergrund woben Maulbeere
und Buxbaum, Heidel- und Preißelbeeren. Die Gräser be-
gannen Wiesen zu bilden. Auf den Seen schaukelten Salvinien
und Lotosblumen. Im Schlamm wurzelten Laichkräuter und
Wassernüsse. Schwertlilien und Rohrkolben hoben ihre Blüten
übers Wasser. Schilf und Cypergras umsäumten den glitzern-
den Spiegel. Weiden und Oleander beschatteten die Ufer.
Im Hintergrund wiegten Palmen ihre edeln Fiederkronen, und
zu alledem schmückte eine Fülle von Blumen diesen Hoch-
frühling der deutschen Erde farbig aus. Während also die
Steinkohlen hauptsächlich aus Sporenpflanzen hervorgegangen
sind, so sind die Braunkohlen im großen ganzen aus Samen-
pflanzen entstanden.
Die Mächtigkeit der Braunkohlenflöze geht hier und da ins
Unglaubliche. Bei Köln mißt die Tiefe eines Flözes 100 m.
Wenn nun auch zugegeben werden muß, daß eine Mächtigkeit
von 100 m ein außergewöhnliches Vorkommnis ist, so bleibt
doch als Regel bestehen, daß die Flöze der Braunkohlen
mächtiger sind als die der Steinkohlen.
Wiesind solch turmhohe Aufhäufungen zustande gekommen?
Die Ursache liegt keinesfalls in der Uppigkeit der Vegetation.
Selbst bei üppigstem Pflanzenwuchs können Waldmoore nun
und nimmer zu einer Mächtigkeit von 50 oder gar 100 m an-
schwellen. Denn die Bäume des Moores entnehmen ihre
Bodensalze dem Grundwasser. Dadurch, daß die alters-
schwachen Bäume stürzen und gemeinsam mit den kleinen
Gewächsen des Moores neuen Torf bilden, wölbt sich das
Torflager stetig empor. Das Flachmoor geht ins Hochmoor
über. Endlich erreicht die Torfschicht eine solche Höhe, daß
der Spiegel des Grundwassers den Wurzeln neu aufsprießender
Bäume unerreichbar bleibt. Junge Bäume kommen infolge-
dessen nicht mehr auf, und die alten ersticken. Der Baum-
wuchs verschwindet, und Heide und Torfmoos ziehen auf der
Moorfläche ein. Denn sie nehmen fürlieb mit atmosphärischer
Be
und zufällig herbeigewehter Nahrung. Aus der Kürze der
Baumwurzeln erklärt es sich, daß die Torfschicht ‚des Wald-
moores niemals auf eine Dicke von 100 m anschwillt. Mithin
sind die hundertmetrigen Flöze der Braunkohlen nicht aus
solchen Mooren hervorgegangen, bei denen der Spiegel des
Grundwassers dauernd in gleicher Höhe verharrt.
Wo ein mächtiges Braunkohlenflöz entstanden ist, dort hat
sich der Boden stetig gesenkt. Sank das Land gerade um so-
viel, als die Torfschicht in derselben Zeit anwuchs, so bauten
sich Flöze von unbegrenzter Mächtigkeit auf. Sarık das Land
tiefer, so strömten Wasserschichten herbei, die das Torflager
mit Sand und Schlamm überschwemmten. Auf diesem Boden
siedelte sich der Urwald später von neuem an. Er schuf eine
zweite Torfschicht, die mit der Zeit ebenfalls überschwemmt
wurde, und aus diesem Wechsel erklärt sich die Aufeinander-
folge der Flöze.
Mit den Pflanzen spaltete sich auch die Tierwelt in die
mannigfachsten Formen. Schmetterlinge, Bienen und Schweb-
fliegen belebten die blumenreiche Flur. Mit stillem Zahn be-
nagten die Käfer das Laubwerk der Bäume. Vögel begrüßten
die Schöpfung zum ersten Mal, und Herden riesengroßer
Pflanzenfresser schwelgten im Reichtum der Vegetation.
In den morastigen Niederungen gestalteten sich besonders
die Säugetiere zu gewaltiger Größe und merkwürdigen
Körperformen aus. Neben der edeln Gestalt des Rosses jagte
schnaufend das plumpe Nashorn, neben dem schlanken Hirsch
das schwerfällige Ohiotier, ein riesiger Elefant. Dickhäutige
Tapire und Schweine wühlten die Erde auf. Rinderherden
und Esel weideten auf den Lichtungen. Leichtfüßige Gazellen,
Antilopen und Moschustiere durchstreiften die Fluren. Giraffen
streckten die Hälse zum Blätterdach empor, und in den Baum-
kronen turnten Eichhörnchen und Affen.
Wo aber Mengen von Pflanzenfressern leben, dort findet
auch der Räuber seinen Unterhalt. Was Wunder, daß in der
känozoischen Periodeauch des Löwen mächtige Gestalt Angstund
Schrecken verbreitete, der Tiger blutdürstigen Blickes im Hinter-
halt lauerte und Hyänen und Leoparden nach Aas ausspähten!
Die Flüsse bevölkerten sich mit Knochenfischen, die Seen-
becken mit Schildkröten und Molchen. Der Biber zimmerte
seine Burg, und der Fischotter beschlich die Tiere des Gewässers.
Behr
Welche Fülle von Leben liegt unter den Braunkohlen be-
graben! Eokän und Oligokän waren Perioden von über-
wältigender Mannigfaltigkeit.
Warum konnte sich die Tierwelt gerade in der Tertiärzeit
so üppig entfalten? Tiere sind unfähig, anorganische Nahrung
in organische umzuwandeln. Sie sind mithin auf Pflanzen-
nahrung angewiesen. Selbst die Raubtiere leben, wenn auch in-
direkt, von Pflanzen. Altertum und Mittelalter brachten haupt-
sächlich Farne und Nadelhölzer hervor. Die Neuzeit aber
schuf Laubbäume und blühende Kräuter. Als Nahrungsquellen
für Tiere ‚sind die Pflanzengruppen von sehr unterschiedlichem
Wert. Farne und Coniferen haben harte Blätter, trockene
Blüten, kleine und versteckte Samen, saftlose Stengel, die oft mit
widerwärtigem Harz durchtränkt sind. Beim Laubbaum und
Blumenkraut aber strotzen Blatt und Achse vor Saft, ist die
Blüte nektarhaltig, die Frucht mehl- und ölreich. Die Pflanzen
der Primär- und Sekundärzeit waren der Entwicklung der
Landtiere wenig günstig. Die Tertiärzeit aber teilte den Tieren
aller Art reiche Gaben aus. Die mannigfaltige Ausgestaltung
des Tierreichs beruht auf der hohen Entwicklung der Pflanzenwelt.
Der nächste Abschnitt meiner Erörterungen führt uns in
die Quartär- oder Jetztzeit ein. Wir gliedern sie in das Diluvium
oder die Zeit der Überschwemmungen und in das Alluvium
oder die Gegenwart.
Seit dem Tertiär sind manche Pflanzenarten aus unsrer
Flora verschwunden, obwohl unser Klima ihnen durchaus be-
kömmlich ist. Wir denken an Magnolia, Liriodendron, Ginkgo,
Taxodium, Sequoia, Liquidambar und die Hickorynuß.
Warum haben sie den deutschen Boden verlassen? Die
Eiszeit hat sie vernichtet.
Am Ende der Tertiärzeit, im Miokän, herrschte in unseren
Breiten ein Klima, das dem heutigen gleich war. Beim Beginn
der Quartärzeit aber, also am Anfang der diluvialen Epoche,
stehen wir plötzlich, ohne die Ursache zu begreifen, vor der
überraschenden Tatsache, daß unsere Heimat vergletscherte.
Sinkende Temperatur im Bunde mit unermeßlichen Nieder-
schlägen ließ die ewigen Eismassen Skandinaviens schier ins
Unendliche anwachsen. Sie flossen nach Süden ab und drangen
in Gegenden ein, die zuvor niemals Inlandeis getragen hatten.
Sie überschritten die Ostsee, die, wenn auch in anderer Gestalt
ee
als heute, schon damals vorhanden war. Von Skandinavien
bis zu den deutschen Mittelgebirgen, von der Mündung des
Rheins und der Themse bis tief nach Polen und Rußland hinein,
bis Nischny-Nowgorod, Charkow und Kiew lag alles Land in
eisigen Fesseln, und in Süddeutschland schoben die Alpen
ihre Eismassen bis zur Donau, Rhone und Lombardei. Auch
Riesengebirge und Harz wurden zu Gletscherzentren. Unter
dem heranrückenden Eis versanken die Wälder der Tertiärzeit,
etwa wie die Pinienwälder am Vesuv unter Lava und Asche.
Was nicht zugrunde ging, zwängte sich in das Gelände
zwischen den Gletschern ein. Das eisfreie Gebiet war für die
Pflanzen die Arche Noahs. Dort wurden die Floren des
Nordens und des Hochgebirges vermischt. Die Pflanzen der
Eiszeit waren auffallend niedrig. Weil Kälte, Schnee und Eis
im größten Teil des Jahres das Wachstum hemmten, so beeilten
sich die Pflanzen mit der Samenreife. Sie erzeugten nur kurze
Sproßunterlagen und setzten dann rasch Blüten an. Indem
Sträucher und Stauden sich dem ‚Boden anschmiegten, ver-
mochten sie dem Eishauch des Klimas zu trotzen. Die Zwerg-
weiden, wie Salix polaris, reticulata und herbacea, sowie die
Zwergbirke, Betula nana, hoben ihre Stämmchen nur einige
Zentimeter empor, und auch Empetrum nigrum, Andromeda
polifolia, Scheuchzeria palustris, Carex pauciflora und Dryas
octopetala waren Zwergformen der Eiszeit. Gleich den Bäumen
waren die Tiere vor dem Eis zurückgewichen. Nur einige
arktische Arten hielten am Rand des Eises aus, so das Mammut,
das wollhaarige Rhinozeros und der Moschusochse. Als die
Eismassen zurückschmolzen, bildeten sich in Norddeutschland
die diluvialen Glazialablagerungen, die an vielen Stellen über
100 m mächtig sind, und die wir unter den Namen Geschiebelehm,
Geschiebemergel und Geschiebesand kennen. Woher rühren
diese Massen? Von vielen diluvialen Gesteinen ist mit Sicherheit
erwiesen, daß sie nordischer Herkunft sind. Den rätselhaften
Transport erklären wir uns durch folgende Erwägungen. Das
vorrückende Eis glich in seinem Verhalten einem steifen Brei,
der vom Untergrund alles Material an losem Gestein, Sand,
Kies, Lehm und Ton in sich aufnahm und mit nach Süden
führte. Beim Abschmelzen der Gletscher fielen die Schmutz-
massen an der Stelle nieder, bis zu der das Eis gerade vor-
gedrungen war.
erde
Das Königreich Sachsen ist einmal, die norddeutsche Tief-
ebene wahrscheinlich dreimal vergletschert gewesen.
Die Wiederholung der Eiszeiten erschließen wir aus dem
Wechsel der abgelagerten Schichten. Die glazialen Ablage-
rungen sind naturgemäß frei von Resten gleichzeitiger Lebe-
wesen. Zwischen ihren Schichten finden sich aber Ablage-
rungen eingeschaltet, die die Überbleibsel einer reichen Flora
und Fauna umschließen. Durch das wiederholte Vordringen
der Gletscher wurde immer neues Moränenmaterial herbei-
geschafft, und aus dieser Tatsache erklärt sich die erhebliche,
100 m übersteigende Mächtigkeit der Diluvialdecke.
Das Inlandeis brachte also vom hohen Norden das Oesteins-
material herbei, und die Zeit des abtauenden Eises schuf das
Relief der Landschaft, wie wir es heute haben.
Der eisfrei gewordene Untergrund war zunächst, also beim Be-
ginn des Alluviums, kalt. Er bot den Pflanzen ähnliche Lebens-
bedingungen dar, wie sie heute am Eismeer herrschen. Moose und
Flechten schufen auf dem jungfräulichen Boden die Formation der
Tundra. Sie zog sich streifenartig am Fuß der Eismassen entlang.
Den Pflanzen im Innern des Landes wurde es zu trocken.
Die dortigen Verhältnisse paßten für jene Gewächse, die heute
den Pußten Ungarns und den Steppen Südrußlands eigen sind.
Auf die Tundra folgte die Steppe.
So gleichmäßig wie die russische Steppe war die deutsche
allerdings nicht. Gebirgszüge durchbrachen sie, und auf diesen
Inseln wuchsen Pflanzen anderen Gepräges. Allgemach wurde
die Luft feuchter, die wasserholden Gräser stiegen von den
Gebirgen auf die Hochflächen hinab und schufen neuen
Wiesenschmuck. Die Wiesenflächen lockten Huftiere herbei,
insbesondere zahlreiche Geweihträger. Beim Bau des Teltow-
kanals sind die Reste von Renntier, Elch, Hirsch, Reh und
Rind in Menge zutage gefördert worden.
Im flachen Wasser wuchsen Schilfrasen. Am Rand der
Flüsse und Seen siedelten sich Landpflanzen, Buschwerk und
Bäume an, die ihr Gebiet allmählich erweiterten. Landtiere
folgten, sobald sie durch den Pflanzenwuchs Schutz und
Nahrung fanden.
Zu Weide und Birke gesellten sich Espe, Pappel, Hasel,
Eiche und das ganze Heer der deutschen Laub- und Nadel-
bäume. Die Wiese wurde vom Sumpfwald eingeengt.
Be
Magnolia, Taxodium, Sequoia, Liquidambar, Ginkgo und
Hickorynuß fehlten unter den Zurückkehrenden. “Sie sind in
Europa der Eiszeit erlegen. Nur die standhaftesten Recken
erschienen im Siegeszug. Die Kälte hatte eine Auslese gehalten.
Hiermit sind wir an dem Zustand der deutschen Pflanzen-
welt angekommen, den wir beim Beginn der christlichen Zeit-
rechnung vorfinden, und den uns Plinius und Cäsar mit Ehr-
furcht und Schauer geschildert haben.
Mit dem Eintritt in die historische Zeit sei die Entwicklungs-
geschichte der Pflanzen vor der Hand abgebrochen.
Von den Nachfolgern des Kolumbus sind die ehemals
deutschen Bäume, wie Sequoia, Taxodium, Magnolia und
Liquidambar, jenseits des Ozeans neu aufgefunden und als
fremdländische Seltenheiten zu uns herübergebracht worden.
In gleicher Weise liefern Afrika, Asien und Australien junge
Formen von ehemalig deutschen Bürgern an uns zurück. Japan
sandte den Ginkgo, Afrika die Banane, Australien die Zimmer-
tanne. So kehrt von unserm früheren Besitzstand, soweit er
noch lebt, Stück um Stück in die alte Heimat wieder.
Warum haben sich Sequoia und Taxodium, Magnolie und
Liquidambar gerade in Amerika erhalten können? Als das In-
landeis vorrückte, waren die Pflanzen gezwungen, nach Süden
auszuweichen. In Europa war dieser Rückzug nur in unvoll-
kommener Weise möglich. Denn die Flüchtlinge fanden an
den ebenfalls vereisten Mittelgebirgen und Alpen unüberwind-
liche Hindernisse. Darum fielen sie der Vernichtung anheim.
In Nordamerika ließ sich der Rückzug in glatter Weise bewerk-
stelligen. Denn die bedrohte Flora fand eine Zufluchtstätte
in den weiten Ebenen des Südens. Nach dem Rückgang des
Eises breiteten sich die Geretteten in ausgiebiger Weise wieder
nach Norden hin aus. Daraus erklärt es sich, daß die Pflanzen-
welt Nordamerikas noch heute viele Anklänge an die Flora
des jüngsten Tertiärs aufweist.
Mit diesen Ausführungen haben wir Altertum, Mittelalter,
Neu- und Jetztzeit der Erde durcheilt. Jeder Zeitraum hegt
andere Pflanzenreihen. Doch sind die Entwicklungsstufen
niemals schroff voneinander geschieden. Die Übergänge voll-
ziehen sich allmählich. Eine Art wird langsam seltener und
verschwindet endlich, während eine neue einsetzt und nach
und nach an Ausbreitung gewinnt.
AB
Vorherrschend waren im Altertum die Sporengewächse, im
Mittelalter die Nadelhölzer, in der Neuzeit die Blumenpflanzen.
Die am höchsten entwickelten Wesen jeder Periode stehen
tiefer als die am höchsten entwickelten der nächsten Periode.
Beim Wechsel der Reihen wurde die Form der Pflanzen immer
verwickelter.
Die geschichtliche Reihenfolge der Formen deckt sich mit
den Grundzügen der natürlichen Pflanzensysteme, wie solche
z.B. von Jussieu, Braun und Eichler ausgestellt und aufgebaut
worden sind.
Die Befruchtung wird bei den Sporenpflanzen durchs
Wasser, bei den Nadelhölzern durch den Wind, bei den Blumen-
pflanzen durch Tiere vermittelt. Mithin waren die Gewächse
des Altertums wasserblütig oder hygrophil, die des Mittelalters
windblütig oder anemophil, die der Neuzeit tierblütig oder
zoophil. Der Fortschritt liegt in der steigenden Gewähr für
das Zustandekommen der Bestäubung. Die sichersten Träger
des Blütenstaubes sind die Tiere, weil sie in den Blüten ihr
Tischlein-deck-dich vorfinden. So stieg also auch die Ein-
richtung der Blüten von Periode zu Periode stufenweise empor.
Die Insektenblütler mit ihrer vollkommenen Bestäubungsart
stehen der Jetztzeit am nächsten. Beim Wechsel der Pflanzen-
reihen wurde auch der Blütenbau verwickelter.
Drittens änderten sich die Blattflächen. Sie wurden ein-
facher. Je tiefer wir in die Vorzeit zurückkommen, desto
schmäler, zerteilter und kleinfiedriger werden im allgemeinen
die Spreiten. Die Fiederung sowohl als die lineale Form der
Blätter waren Anpassungen an die gewaltigen Regengüsse des
Altertums. Man könnte in der Vereinfachung der Blattform
einen Rückschritt vermuten. Allein das Wesentliche im Blatt-
bau ist nicht der Umriß, sondern das Aderwerk; denn die
Adern sind die Bahnen für Wasser und Bodensalz. Durch-
schneiden wir während des Wachstums eine Seitenader im
gefiederten Blatt, so stirbt das Fiederchen ab. Führen wir
den Schnitt aber in einem einfachen Blatt mit maschigem Ader-
werk aus, so bleibt die Blattmasse lebensfähig. Mithin ist das
maschige Netz zweckmäßiger als das einfach verästete. Die
gefiederte Aderung ist aber noch nicht einmal die schlichteste.
Noch einfacher ist die Fächeraderung des Ginkgo, wo lauter
gleichstarke Adern, von demselben Punkt ausgehend, neben-
BB
einander hinlaufen. Dort führt jede Verletzung zum Tode
eines Blattabschnittes. Die Aderung des Blattes“hat sich so-
nach in drei Stufen entwickelt: Am tiefsten stehen die Blätter
mit Fächeraderung. Dann folgen die Blätter mit gefiedertem
und zuletzt die mit maschigem Netzwerk. Sonach ist das
maschige Blatt junger Pflanzenreihen trotz seines einfachen
Umrisses verwickelter gebaut als das fächer- und fiedernervige
alter Gruppen.
Bei der Aufeinanderfolge der vorzeitlichen Geschlechter
hat sich der einfache Bau der ältesten Pflanzen zu hoch ent-
wickelten Arten ausgestaltet. Die niederen Organismen haben
sich zu höheren vervollkommnet.
Worin besteht die Vervollkommnung? Nicht in der Größe.
Denn riesenhafte Formen schuf schon das Altertum. Jede
Pflanze hat zwei Aufgaben; sie muß 1. sich selbst und 2. ihre
Art erhalten, mit anderen Worten: Sie muß sich ernähren und
fortpflanzen. Bei den Farnen sind beide Aufgaben dem Wedel
zugewiesen. Er erzeugt die Stärke und trägt die Sporen. Bei
den Nadelhölzern wird von den Blättern nur die Ernährung
besorgt, während die Fortpflanzung den Blüten zugewiesen
ist. Bei den Blumenpflanzen sind Ernäherung und Fortpflanzung
in derselben Weise getrennt; daneben aber besitzen die Blüten
besondere Lockmittel und Gaben für pollentragende Tiere. Je
höher die Pflanze entwickelt ist, desto deutlicher sind die
einzelnen Arbeitsleistungen besonderen Organen übertragen.
Die höhere Entwicklung besteht in der Teilung der Arbeit.
Die Arbeitsteilung schreitet im Verlauf der stammesgeschicht-
lichen Entwicklung immer weiter fort.
Übrigens sind die niederen Geschlechter nicht ausgestorben.
Noch heute trägt die Erde Farne und Moose, Schachtelhalme
und Bärlappe, Pilze und Flechten. Ihr Fortbestand beweist,
daß sie ebenso lebensfähig sind wie die höheren Gewächse.
Warum konnten manche Arten sich erhalten, während andere
Geschlechter ihrer Zeit ausstarben? Sie ertrugen den Wechsel
der Wärme und der Feuchtigkeit, der Bodenarten und der
Tierwelt, während andere Arten außerstande waren, sich
den veränderten Verhältnissen anzupassen. Das Ver-
mögen, Bau und Lebenstätigkeit neuen Verhältnissen anzu-
passen, heißt Plastizität. Erhalten konnten sich nur plastische
Pflanzen.
Eee
Woher kamen immer wieder neue Formen? Sie sind aus
den plastischen Arten hervorgegangen, die sich in die ver-
änderten Verhältnisse zu schicken wußten. Geringfügige Ab-
weichungen wurden, sofern sie sich nützlich erwiesen, weiter
ausgebaut. Der Wechsel der Arten vollzog sich mithin zum
Teil durch allmähliche Übergänge.
Seit Jahrhunderten ist den Botanikern auch bekannt, daß
neue Formen ganz unvermittelt, also sprungweise, auftreten.
Wir erinnern an die purpurroten Blätter der Blutbuche, an die
goldgelben der Goldhasel, an die weißgeränderten und gespren-.
kelten der Ahorne, an die doppelt gefiederten des Petersilien-
holunders, an die eingeschnittenen laciniater Formen. Jeder
Gärtner findet unter seinen Sämlingen Formen, die vom ge-
wohnten Habitus abweichen. Bald sind die Blätter breit oder
schmal, bald die Nerven rot oder weiß, bald die Blüten groß
oder klein, bald die Farben bleich oder satt. Eine solch sprung-
weise Entwicklung, eine Mutation, mag vorgelegen haben, als
in der Kreidezeit die Bedecktsamer, die Angiospermen, speziell
die Blumenpflanzen, entstanden.
Der dritte Weg zu neuen Formen ist die Kreuzung. Der
Handelsgärtner, der seine Kundschaft mit Neuheiten überraschen
möchte, kreuzt verwandte Arten in der mannigfaltigsten Weise.
Auch die freie Natur schafft Kreuzungen oder Bastarde in
hoher Zahl.
Die neuen Arten sind also aus den alten hervorgegangen,
und zwar teils durch Kreuzung, teils durch allmähliche Über-
gänge, teils durch sprunghafte Umprägung.
So, hochgeehrte Festversammlung, sind wir der Entwicklung
der Pflanzenwelt nachgegangen von den ersten Anfängen bis
in die Zeit, wo die Formen der Gegenwart erschienen. Mensch-
liche Überlieferungen standen uns nicht zu Gebote; denn die
ganze Entwicklung liegt vor der Zeit des Menschen. Wenn
aber Menschen schweigen, dann reden Steine. Die Natur hat
das Tagebuch ihrer Jugend in die steinernen Tafeln der Erd-
rinde gegraben.
Einige Rätsel freilich bleiben ungelöst. Keine Wissenschaft
beantwortet uns die Fragen, woher das erste Leben rührt, wie
die erste Zelle entstanden ist, worauf der Trieb zur Vervoll-
kommnung beruht. Vielleicht lichtet die rastlos arbeitende
Wissenschaft mit der Zeit auch dieses Dunkel. Vor der Hand
aber steht hier das Wissen still.
RE
Zum Schluß lassen wir unsere Phantasie hinaufschweifen
in die Berge, wo die Wälder heimlich rauschen. Was raunen
uns die Fichten und Tannen, die Buchen und Ebereschen zu?
Was plaudern die Pflanzen im Waldesdunkel? Was flüstern
die Blumen am Hang? Was klingt von dem schwankenden
Moor?
In der Pflanzendecke, die den Boden des erzgebirgischen
Waldes verhüllt, überwiegen die Sporenpflanzen: die palmen-
ähnlichen Farne, die formenschönen Schachtelhalme, der. schlan-
gengleiche Bärlapp. Ihr Anblick zaubert in unserer Erinnerung
das Bild vom Steinkohlenwald hervor. Nur sind die Riesen-
formen des Paläozoikums zu Liliputanern verkümmert. Monströse
Formen des Frauen- und Rippenfarnes, des Athyrium filix femina
und Blechnum Spicant, gabeln ihre Spitzen. Wir deuten diese
Seltsamkeit als eine Erinnerung an die Gestalt der Vorfahren,
als Atavismus. Der Rückschlag zeigt sich besonders häufig
an jungen Pflanzen. Die Farnkeime wiederholen gewisser-
maßen in aller Eile die Stufenfolge, die ihre Ahnen durchlebt
haben. Sie erinnern uns an das biogenetische Grund-
gesetz.
Hoch über die zwerghafte Welt der Gefäßkryptogamen er-
heben sich die Nadelhölzer. Stolz triumphieren sie über das
blütenlose Geschlecht zu ihren Füßen, obwohl Farn, Schachtel-
halm und Bärlapp ihnen gegenüber ehrwürdige Patriarchen sind.
Denn die Nadelhölzer entstanden erst, als für die Pflanzenwelt
der zweite Schöpfungstag anbrach. Sie verkörpern den Sieg
des Mittelalters über das Altertum.
Die Buchen und Vogelbeerbäume, sowie das ganze Heer
der blühenden Kräuter erinnern an den letzten Ruck, der durch
die Pflanzenwelt gegangen ist, an die Entwicklung in der Neu-
zeit. Ihnen gegenüber fällt die Rolle der Erzväter den Nadel-
hölzern zu. Farn, Schachtelhalm und Bärlapp aber rücken in
ein geradezu fabelhaftes Alter. Überdies sind auch die Kinder
der Neuzeit untereinander keineswegs gleichalterig. Buche und
Birke sind Windblütler. Sie bedienen sich zur Bestäubung
noch desselben Mittels, das die Nadelbäume schon im Mittelalter
angewendet haben. Vogelbeere und Süßkirsche, Glockenblume
und Arnika vertrauen ihren Pollen den Insekten an. Zu diesem
Zweck kleiden sie sich in buntfarbige Hochzeitsgewänder und
bewirten sie ihre Gäste mit Nektar und Ambrosia. Die Insekten-
blütler sind die jüngste Erfindung der Pflanzenwelt.
et Bgrhe,
Gelangen wir endlich auf den Kranichsee oder auf das
Moor von Gottesgab, so haben wir nicht nur die Entstehung
der Kohlenlager, sondern in der eigenartigen Flora auch Ver-
gegenwärtiger der Eiszeit vor uns. Sonach hegt der erz-
gebirgische Wald Urbilder aus allen Entwicklungszeiten.
Das Wachstum der Moore, sowie Variation, Mutation und
Bastardierung lehren uns, daß die Natur noch heute rüstig in
der Weiterentwicklung begriffen ist. Wie gärt es in den Gat-
tungen Rosa, Rubus, Potentilla, Mentha, Viola und Hieracium!
Während in diesen Gattungen das Bestreben vorwaltet, neue
Formen zu festigen, sind andere Arten im Begriff, auszusterben,
wie dieWassernuß, Trapa natans, die in der Unıgebung Dresdens
z. B. in den Teichen von Moritzburg vorkommt. Die Ver-
änderungen, die sich vor unseren Augen vollziehen, sind freilich
von geringfügiger Art. Epochemachende Fortschritte summieren
sich erst aus den Posten der Jahrtausende und Jahrmillionen.
Die einzelnen Etappen der Entwicklung liegen nicht immer
lückenlos vor uns. Denn die Fossilien sind in verhältnismäßig
geringer Zahl und oft nur in unvollkommenem Zustand erhalten
geblieben. Infolgedessen stößt der Forscher in der stammes-
geschichtlichen Entwicklung hin und wieder auf beträchtliche
Sprünge. Trotz aller Fortschritte der Paläobotanik hat Goethe
noch heute recht:
Dem Wechsel gehört das Geschaffene an.
Im kleinen mag jeder ihn schauen.
Im großen aber verbirgt ihn die Zeit,
Wenn darüber Jahrtausende grauen.
Wohin die Weiterentwicklung steuern wird, entzieht sich
unserer Kenntnis.
Außer Zweifel aber steht, daß von der Natur um uns auch
noch in den Tagen der Gegenwart das Wort gilt: Alles fließt.
Und der ewige Wechsel im Leben der Erde ist ein ewiger
Fortschritt.
Über den „neuen Gartenbau“ von Stringfellow.
Vortrag des Herrn F. Tamms, Direktor der Gartenbauschule in Laubegast.
as Thema, mit dem ich die Ehre haben soll, Sie heute
Abend ein halbes Stündchen zu unterhalten, istnicht neu und
bereits seit einer Reihe von Jahren öfters zur Sprache gekommen.
Ich hoffe jedoch einige Erörterungen daran knüpfen zu können,
die vielleicht auch jene Herren interessieren, die den Gegen-
stand meiner heutigen Ausführungen bereits kennen. Es handelt
sich um das Buch des Amerikaners Stringfellow, das den Titel
führt: „Der neue Gartenbau“, in englischer Sprache geschrieben,
von Friedrich Wanniek ins Deutsche übersetzt und im Jahre 1901
im Verlage von Trowitzsch & Sohn in Frankfurt a. ©. erschienen
ist. Es ist ein höchst eigenartiges Werk, das berechtigtes Auf-
sehen erregte und das um so mehr interessiert, weil es nicht nur
die Kritik der Obstzüchter, für die es besonders geschrieben
ist, herausfordert, sondern auch die fast aller Gärtner, die sich
mit Freilandkulturen, vornehmlich Gehölzen, beschäftigen. Wir
erfahren aus ihm eine neue Lehre mit vielen Anregungen, so daß
man das Studium des Buches wohl empfehlen kann, wenn-
schon die darin entwickelten Anschauungen und Praktiken das
Gegenteil unserer alten gewohnten Grundsätze bringen. Es
liegt mir fern, das kleine Werk hier ausführlich oder wissen-
schaftlich zu besprechen, ich will nur die neue Lehre, wie sie
Stringfellow selbst nennt, kurz herausgreifen, zu erklären ver-
suchen, weshalb die hier in Betracht kommende einfache
Methode in Deutschland so wenig Eingang findet und dabei
besonders die rein praktische Seite beleuchten. Da sich der
Autor des Buches hinsichtlich der Bodenbearbeitung mit uns
in sehr starkem Widerspruche befindet, möchte ich mir hierüber
einige einleitende Worte gestatten.
Jedermann, der sich mit Gartenbau befaßtund aus seinem Grund
und Boden eine Renteherauswirtschaften will, gleichvielob Gärtner
oder Laie, muß von vornherein etwas Bodenkunde betreiben und
je tiefer er in diese Wissenschaft eindringt, einen desto besseren
SE
Einblick in die Wachstumsbedingungen der Pflanzen wird er er-
langen. Versuche mit grünen und holzartigen Gewächsen —
Tabak, Rhabarber, Spargel usw. einerseits, Obst- und Forst-
bäumen, Sträucher, Wein usw. andrerseits — haben uns gelehrt,
daß es keine Schablone gibt, daß wir in jedem einzelnen Falle
erwägen müssen, welche Bodenbearbeitung, welche Ernährung
den Pflanzen am zuträglichsten ist. Zunächst müssen wir
wissen, daß der Boden, den wir bearbeiten und düngen wollen,
keine leblose Masse, sondern von kleinsten Lebewesen, so-
genannten Mikroorganismen in schier unfaßbaren Mengen be-
völkert ist. Diese Mikroorganismen, die die im Boden vor-
handenen Pflanzennährstoffe in die am besten aufnehmbare
Form zu bringen vermögen, sind für unsere Kulturgewächse
von unschätzbarem Werte. Unsere Bodenbearbeitung und
Düngung muß deshalb so eingerichtet sein, daß diese kleinsten
Lebewesen in ihren Lebensfunktionen nach besten Kräften
gefördert werden, sind sie doch die Chemiker im Boden, die
ununterbrochen tätig sind, diesen zu verbessern, und je stärker
ihre Vermehrung, je besser wird der Boden sein. Rein praktisch
ausgedrückt, könnte man im allgemeinen sagen: „Der gut ge-
lockerte und durchlüftete und dabei humusreiche Boden ist mit
Mikroorganismen am reichsten versehen, der zähe, feste, krustige
am wenigsten.“ Unter Humus verstehen wir verweste Teile von
Tieren und Pflanzen und verweste Exkremente. Der Stallmist,
den wir dem Boden am häufigsten zuführen — wobei wir
immer eine Bodenbearbeitung vornehmen —, gilt deshalb als
bester Humusbildner. Er lockert den festen Boden, macht den
leichten bündiger, erhöht dessen wasserhaltende Kraft, durch-
lüftet ihn, hebt die Arbeit der Mikroorganismen und schafft
schließlich einen Zustand, den wir Bodengare nennen, ein Zu-
stand, in dem alle Kulturgewächse -— Cerealien, Futter- und
Handelspflanzen, ebenso wie alle Obstarten — am vorzüglichsten
gedeihen. Das, m. H., ist die einfachste Grundlage der Boden-
kunde, die man uns gelehrt, die der Gärtner und Landmann
erprobt hat und die unseren jungen Gärtnern in Fleisch und
Blut übergehen muß!
Ich führe diese Dinge, die Ihnen gewiß bekannt sind, nur
auf, um Sie auf den Kern meines Themas hinzuführen und
möchte nun noch eine kurze Besprechung über Wurzelbildung,
worin wir gleichfalls mit Stringfellow ganz und gar nicht über-
einstimmen, beifügen.
>
Wenn wir eine Pflanze oder einen Pflanzenteil, einen Steck-
ling zur Bewurzelung bringen wollen, so geben wir ihm
möglichst lockere Erde, damit die ersten Wurzeln, und das
sind die feinsten und zartesten, sich möglichst reich ent-
wickeln. Auf das Vermehrungsbeet und in die Samenschalen
bringen wir reinen Sand, stark sandige Heideerde oder
lockere, sandgemischte Erde, um den ersten Würzelchen
das Leben so leicht wie möglich zu machen. Darob ver-
pflanzen wir zwei-, drei- und mehreremal, immer mit der Ab-
sicht, nicht einzelne starke Pfahl- oder Hauptwurzeln, sondern
recht viel Faserwurzeln zu erzielen, von denen wir wissen, daß
gerade sie die Nahrung und Feuchtigkeit am schnellsten auf-
nehmen und die Pflanzen am besten ernähren. Und dieses Ziel
verfolgen wir nicht nur bei krautartigen Topfpflanzen, sondern
auch bei holzartigen Freilandgewächsen. Den Gehölz- und
Obstbaumzüchtern stellt man gelieferte Bäume zur Verfügung,
wenn die Bewurzelung zu gering, oder wenn beim Heraus-
nehmen zu viel Wurzeln abgestochen oder abgerissen sind.
Denn erfahrungsgemäß wachsen solche Gehölze weniger gut
an, wie gut bewurzelte. Der Rosenzüchter bekommt Beschwerden
über Beschwerden, wenn er plötzlich Rosen auf schwach-
bewurzelte Waldstämme veredelt liefert, während er bisher als
Unterlage stark bewurzelte Canina-Stämme gegeben hatte; und in
Wahrheit ist auch bei den Waldstämmen der Ausfall stets größer.
Coniferen und andere immergrüne Gehölze, die einen Teil ihres
Ballens verloren haben und bei denen mit der abfallenden Erde
Wurzeln abgerissen sind, gelten so ziemlich für Todeskandidaten
und sind schwer verkäuflich. Kurzum, unser ganzes Streben als
Gärtner ist darauf gerichtet, neben den erforderlichen starken
Wurzeln eine möglichst große Menge Faserwurzeln zu erzielen
und zu erhalten und das wird allzeit von den Konsumenten
an allen Orten unseres deutschen Vaterlandes und auch in
anderen Ländern verlangt.
Nachdem ich diese beiden für unser heutiges Thema
wichtigsten Punkte erörtert habe, komme ich auf Stringfellow
und seine neue Lehre, die eine Anzahl neuer überraschender
Gesichtspunkte in Bezug auf Baumpflanzung und Baumpflege
bringt und Behauptungen aufstellt, die unsere als richtig an-
erkannten Grundsätze, besonders auch das, was ich soeben
gesagt habe, so ziemlich auf den Kopf stellen. Er lehrt und
behauptet ungefähr folgendes:
ea oe
1. Die beste Art, einen Baum zu pflanzen, ist genau das
Gegenteilvon dem, was von allen Autoritäten seit undenk-
lichen Zeiten und bis heute gelehrt und empfohlen wird.
2. An einem zu verpflanzenden Obstbaum, sei er ein-,
zwei-, drei- oder mehrjährig, sind Wurzeln überhaupt
nicht nötig; man schneide deshalb starke und schwache
Wurzeln bis auf einen Zoll weg, so daß dieser Rest
etwa einem Spazierstocke mit faustdickem Knopfe
gleicht. Der Stamm selbst, sei er nun daumstark oder
viel dicker, wird bis auf einen Stumpf von ca. 30—40 cm
heruntergeschnitten.
3. Die tiefe Bearbeitung oder Ackerung des Bodens, wie
sie allgemein empfohlen wird, ist weit entfernt von der
Wahrheit und Methode der Natur, die überall einen
festen, ungelockerten Boden in Anwendung bringt.
4. Ganz falsch ist es, wenn die Wurzeln der Obstbäume
in der oberen Erdschicht bleiben. Sie müssen senk-
recht hineinwachsen in das tiefere Erdreich, wo sie
Halt, stete Feuchtigkeit, Nahrung usw. finden.
5. Das Beschneiden der Bäume im Herbst, im Winter
und zeitigem Frühjahr, d. h. in der Vegetationsruhe,
widerspricht der Natur und dem natürlichen Verstande.
Das sind im großen und ganzen die Hauptlehren des neuen
Gartenbaus, und wer nur diese hört und das Buch selbst nicht
liest, möchte, wie es mir dereinst ergangen, glauben, es mit
einem Manne zu tun zu haben, der sich bloß einen Namen,
d. h. von sich reden machen will. Dieser Stringfellow steht
aber am Rande des Greisenalters, hat große Erfolge auf dem
Gebiete des Obst- und Gemüsebaues hinter sich und zeigt in
dem ersten Teile des Buches, das den Gemüsebau betrifft, daß
er ein tüchtiger, sehr erfahrener Praktiker ist. Zudem stellt er
in seinem Buche keine Behauptungen auf, die er nicht vor-
züglich zu begründen sucht, er ist also durchaus ernst zu
nehmen und dieser Umstand ist es, der seine Lehre weit be-
kannter gemacht hat, wie z. B. die kostspieligen Versuche seines
Landsmannes Luther Burbank in Santa Rosa.
Bei Begründung des kurzen Wurzelschnitts, der uns als
das gewagteste Experiment erscheint, weist Stringfellow darauf
hin, daß unsere verpflanzten und deshalb flachwurzelnden
Obstbäume viel zu kurzlebig, daß 80—100jährige Exemplare,
wie es deren früher tausende gab, jetzt unmöglich sind. Er
zieht als Beweis die Waldbäume heran, die ihren Samen nicht
in die geackerte Furche, sondern auf festen Boden fallen lassen,
dort tiefgehende, senkrechte Wurzeln bilden, wodurch sie allen
Fährlichkeiten zu trotzen imstande sind und das höchste Alter
erreichen. Mit dem kurzen Wurzelschnitt ahme er der Natur
nach. Diese entwickle den Baum vom Samen, der weder Stamm
noch Wurzeln enthält und die allgemeine Erfahrung lehre, daß
aus Samen oder Stecklingen erzogene Bäume (Stecklinge könnten
praktisch genommen auch als Samen angenommen werden)
die stärksten, gesündesten, langlebigsten und fruchtbarsten
werden, wenn sie nicht verpflanzt würden. Aus den
von ihm kurzgeschnittenen Bäumen entstehen denn auch, wie
er uns im Bilde zeigt und wie es 100 Zeugen beweisen können,
bei ihm sehr tiefgehende, starke Wurzeln, die dem Bereiche des
Spatens und Pfluges, der Winterkälte, Sommerhitze und Dürre
entrücken und die nach seiner Behauptung lange Jahre noch
gute Ernten bringen, wenn unsere verpflanzten und flach-
wurzelnden Bäume längst verdorrt und gestorben sind. Er
sagt: Die Entwicklung der Früchte, deren Qualität und
Quantität hängt besonders von guter, geeigneter Bewurzelung
ab. Unsere flachgehenden, der Oberfläche zu drängenden
Wurzeln würden bei jeder Bodenbearbeitung gestört und seien
mehr oder minder dem Froste, der Hitze, Trockenheit und
Nässe ausgesetzt und alles das nage am Leben des Baumes.
Das bei uns gebräuchliche Untergraben des Düngers mißbilligt
er. Wenn man vom ersten Augenblicke der Pflanzung an die
Grasnarbe öfters mäht, das Gras liegen und verfaulen läßt und
alljährlich eine Düngung obenauf gibt, so genügt dies nach
seiner Meinung vollkommen.
Den 3. Punkt verteidigt er mit der Behauptung, daß eine
tiefe Vorbereitung und Ackerungdes Bodens diesen verschlechtere
und daß schwere Regen ihn selbst bei guter Drainage zu
einem Sumpfe machen, in dem die Wurzeln im Sommer er-
trinken und im Winter erfrieren. Ein 10—12 cm tiefes Auf-
eggen des Bodens genüge vollkommen; in derartig gelockertes
Erdreich stecke er die zurechtgeschnittenen Bäume und träte
sie fest an.
Das Beschneiden der Bäume in der Winterruhe, wie wir
es vornehmen, verwirft er entschieden, weil dadurch ebenso
wie durch das Umgraben die Pflanzen in ihrer Ruhe gestört
und vorzeitige Bewegungen des Saftes verursacht würden.
Be.
Alsdann führt er folgende Vorteile seiner Methode an:
1. Außerordentliche Arbeitsersparnis beim Ausgraben in
der Baumschule, denn er steche die Wurzeln mit
wenigen Stichen kurz ab, während wir sie 30—40 cm
tief ausgraben.
2. Noch größere Ersparnis bringe die Verpackung. Er
vermöge große Massen seiner beschnittenen Bäume in
ein Kollo zu bringen, während wir aus der gleichen
Anzahl eine Menge Kollis machen müßten.
3. Besonders groß sei die Frachtersparnis, die dem Käufer
zugute komme; er führt hierzu folgendes interessante
Beispiel an. In Kalifornien bestellte er 5000 Weinstöcke,
gab genau an, wie kurz sie geschnitten werden sollten
und setzte für die Arbeit des Schneidens noch eine
besondere Summe aus. „Der Lieferant“, so erzählt
Stringfellow, „hielt mich für . verrückt, schickte die
Reben mit ungeschnittenen Wurzeln in drei Riesen-
ballen 1300 Pfund schwer bei 67 Dollars Fracht. Ich
schnitt darauf die Reben nach meiner Methode, bekam
sie in einen Ballen von 227 Pfund Gewicht und
schickte sie 250 engl. Meilen weit an meinen Auftrag-
geber. An Ort und Stelle ist fast jede Rebe ge-
wachsen.“
Zum Schluß gibt Stringfellow noch folgende Erklärungen
über das leichte Pflanzen der von ihm geschnittenen Bäume:
Auf dem flach geeggten Boden werden Reihen gezogen,
mit einem Pflanzholz die wenigen zollgroßen Löcher gemacht,
die Bäume hineingesteckt und mit dem Fuße fest angetreten.
Ungeziefer, das meist an den Spitzen der Zweige und jungen
Stämme sitzt, kommt nicht in die Anlage, da alles weggeschnitten
wird. Der vom ganzen Stamm übrig gelassene 40 cm lange
Stumpf bringt eine ganze Anzahl junger Triebe hervor; von
diesen wird der beste und stärkste stehen gelassen, alle anderen
werden weggeschnitten. Ist man gewillt, den Bäumen Pfähle
zu geben, so kann man den Stamm auch 1 m und darüber
lang lassen.
Das Buch enthält noch eine Reihe anderer interessanter Be-
hauptungen und Begründungen, ich hoffe indessen Ihnen das
Wesentliche der Stringfellowschen Lehre, auf das es hier an-
kommt, vorgetragen zu haben und möchte jetzt die Frage er-
örtern, wie wir uns zu dieser neuen Methode stellen. Ist sie
Zu
füruns durchführbar? Ganzabzuweisen ist siejedenfalls nicht, und
manche der Stringfellowschen Praktiken sind oder- waren bei
uns lange gang und gäbe. Die erste Einwendung, die wir
sofort bei der Hand haben, lautet meistens: „Was sich für
Galveston und sein Klima eignet, paßt für uns noch lange
nicht. Stringfellow will diesen Einwurf nicht gelten lassen, er
ist fest überzeugt, daß seine geschnittenen Bäume im Norden
ebenso gut Wurzeln machen, wie bei ihm. Und doch müssen
wir dem dortigen Klima den Haupterfolg zuschreiben. Galveston
liegt im südlichen Texas, etwa zwischen dem 29. und 30. Grad
nördlicher Breite, also in der Höhe von Arabien, Alexandria usw.
und direkt an dem herrlichen Golf von Mexiko in überaus
milder, stets feuchter Luft. Die trockenen Winde der Ebene
und des Binnenlandes sind dort etwas Unbekanntes. Rechnet
man dazu, daß in Texas zum Teil ein äußerst fruchtbarer
Boden liegt, so können wir uns ein Wachstum, wie es
Stringfellow schildert, wohl erklären. So erzählt er in seinem
Werke, daß er viele tausend Obstbäume (er meint besonders
Pfirsiche) spielend leicht aus Stecklingen erziehe und erzogen
habe, was bekanntlich bei uns ganz unmöglich ist. In anderen
halb tropisch warmen Ländern wird dies viel vorgenommen.
Darwin schildert uns ja, daß man in Chile Pfirsichzweige ab-
schneidet, in den Boden steckt und — weil sie sehr stark
wachsen — dann als Brennholz benutzt. Ein Land aber, in
dem eine solche Vermehrungsart möglich ist, muß hinsichtlich
des Klimas, Bodens und der Luftfeuchtigkeit von dem unsrigen
gewaltig verschieden sein und was dort möglich, ist bei uns
selten durchführbar. Daß der kurze Wurzelschnitt den Bäumen
nicht ans Leben zu gehen braucht, ist auch in Deutschland
vielfach erwiesen. Als vor zirka 8 Jahren dieses Buch mit
seiner überzeugenden Sprache erschien, hat man an vielen
Orten unseres Vaterlands Versuche nach dieser Methode ge-
macht, und überall da, wo man es mit genügend gutem und
feuchtem Boden zu tun hatte, erfolgte das Anwachsen normal
und nicht nur bei Obstpflanzen, sondern auch bei Ziergehölzen.
Ich habe seinerzeit diese Versuche, über die im allgemeinen nur
spärliche Nachrichten in die Öffentlichkeit drangen und an
denen sich befreundete und zuverlässige Fachleute beteiligten,
mit Interesse verfolgt. Das damalige Resultat war etwa
folgendes: „Die Methode ist unter günstigen Verhältnissen,
besonders bei genügend feuchtem Boden auch bei uns mög-
lich, man bediene sich ihrer aber möglichst nur bei jüngsten,
ee
d. h. einjährigen Bäumen. Ein üppigeres Wachstum, wie es
Stringfellow verheißt, war nirgends wahrzunehmen.“ Wir
wollen uns hier fragen: Ist das Erzwingenwollen der Pfahl-
wurzeln für alle Fälle richtige? Wenn alle Wurzeln aus einem
kurzen Quirl entstehen müssen, so bildet sich dort ein Knoten,
eine starke Verknorpelung, und ob solche für den Baum zu-
träglicher sind, wie unsere gleichmäßig verteilten Wurzeln,
erscheint zweifelhaft.
Stringfellow ist zu seiner Lehre über Wurzelbildung unter
anderem auch dadurch gekommen, daß er in seiner Heimat bei
den gewaltigen Wirbelstürmen die hohen verpflanzten, mit
flachen Wurzeln versehenen Bäume am zahlreichsten ent-
wurzelt sah, während die buschigen, aus Samen erzogenen sich
dem Sturme beugten. Er will nun möglichst zur Natur zurück-
kehren, und da bei Obstbäumen dieSamenvermehrung unmöglich,
so sollen wenigstens die Wurzeln neu und so entstehen, wie
es die Natur selbst will, und das geschieht, wenn man die
Bäume nicht verpflanzt. Wir können dem entgegenhalten, daß
auch bei uns nach einem Sturme die Bäume oft strichweise
niedergelegt sind, daß wir dabei aber oft mehr unverpflanzte
Waldbäume, als verpflanzte Zier- und Obstbäume finden. Zur
Regel darf also Stringfellows Behauptung nicht gemacht werden.
Haben wir es mit trockenem Boden zu tun, so sind die Pfahl-
wurzeln die notwendigsten, bei hohem Grundwasserstand sind
es aber sicher die Faserwurzeln. Überall werden die Wurzeln
immer dorthin gehen auch ohne Eingreifen der Menschenhand,
wo sie die meiste Nahrung und den festesten Halt finden.
Wir wissen ferner, daß alle pyramidal wachsenden Birnbäume
in jedem Falle viel stärkere Pfahlwurzeln besitzen, wie die mehr
kugelförmigen Äpfelbäume, und sehen das nicht nur in unseren
Obstgärten, sondern besser noch an den wildwachsenden Äpfel-
und Birnbäumen in deren Heimat, in West- und Südeuropa,
Asien usw. Wir sind der Meinung, daß alle Teile der Pflanze
Luft begehren, auch die Wurzeln. Wir haben übrigens auch
eine Anzahl Bäume, die ihre Wurzeln, ohne Eingreifen des
Menschen, auffallend und sichtbar in die obere Erdschicht
schicken. Wenn wir Stringfellow den kurzen Wurzelschnitt
nachmachen, dann müssen wir auch den oberirdischen Teil
des Baumes, den Stamm stark herunterschneiden. Daß junge
einjährige Veredelungen sich auch bei uns bewurzeln, erwähnte
ich bereits; es ist jedoch auch möglich, daß bei günstigen
Boden- und Witterungsverhältnissen auch zwei- und vielleicht
We:
auch dreijährige Bäume sich bewurzeln könnten. Aber nie
wäre dies möglich, wenn wir einem solchen Baume nur die
Wurzeln nähmen und ihm den ganzen Stamm beließen. Die
in dem stehengelassenen Wurzelstumpf vorhandenen wenigen
Reservestoffe könnten nimmermehr einen etwa 1'!/;, bis 2 m
hohen Stamm mit Kronenästen oder Verstärkungszweigen am
Leben erhalten. Das müssen wir bei Versuchen besonders
beachten.
Ein Bild der texanischen Verhältnisse gibt uns Stringfellow
selbst, wenn er sagt, der tiefgelockerte Boden sei nach schwerem
Regen, selbst wei guter Drainage ein Sumpf, in dem die
Wurzeln im Sommer ertrinken, im Winter erfrieren. Für dortige
Verhältnisse ist dies sicher wahr; denn solch unfaßliche Regen-
massen, wie sie zeitweise am Golf von Mexiko niedergehen,
sind noch etwas ganz anderes, wie unsere sogenannten Wolken-
brüche, dort sollen viele Tage vergehen, ehe sich diese Wasser-
massen nur halbwegs verlaufen haben. Wir sehen jedoch im
allgemeinen den Regenwolken viel öfter mit freudiger Erwartung,
als mit Bangen entgegen.
Haben wir es mit hohem Grundwasserstand zu tun, der
schon beim zweiten oder dritten Spatenstich sichtbar wird, so
gehört dorthin eben kein Obstgarten. Haben wir aber bis
1 m Tiefe brauchbares Erdreich, dann werden wir mit den bei
uns niederkommenden Regenmengen schon fertig werden. Viel
öfter haben unsere Obstanlagen unter Wassermangel wie unter
Wasserüberfluß zu leiden, es sei denn, wir hätten uns in Fluß-
niederungen niedergesetzt.
Unsere trockenen Winde der Ebene verdunsten an den
oberirdischen Teilen des Baumes auch im Winter große
Feuchtigkeitsmengen; die unzähligen Spaltöffnungen der Blätter
bewirken im Sommer eine außerordentlich starke Transpiration
und den Wurzeln liegt hauptsächlich und in beiden Fällen die
Aufgabe ob, die verlorengehende Feuchtigkeit wieder zu ersetzen.
Der Boden soll deshalb das Wasser anziehen, es leicht durch-
gehen lassen, dann aber mittels Kapillarkraft wieder nach oben
bringen, wenn dort die Verdunstung sehr stark ist. Dies ge-
schieht aber nur bei genügend tiefer Bodenlockerung.
Besonders gegen den Strich geht uns die Behauptung
Stringfellows, daß die Obstbäume nicht in der Vegetationsruhe,
sondern in voller Saftbewegung geschnitten werden sollen.
Wir wissen, daß der Obstbaum seinen besten Saft und die
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beste Kraft im Frühjahr daran setzt, die durch Winterruhe und
Kälte scharf eingetrockneten und schlummernden Augen zu
wecken und sie zum Schwellen und Austreiben zu bringen
und daß er dazu viel Zeit braucht. Wir halten es deshalb für
falsch und sündhaft, auch diejenigen Zweige zum Austreiben
bringen zu lassen, die wir — ebenso wie Stringfellow — in
wenigen Tagen oder Wochen als überflüssig doch weg-
schneiden. Wir nennen dies eine unnütze Kraftvergeudung,
ein wirkliches Schwächen. Ferner vermögen wir uns nicht
vorzustellen, daß durch unser Schneiden im Spätherbst nach
dem Laubabfalle, oder im Winter, wenn die Zweige fast ge-
froren sind, der Baum in seiner Ruhe gestört werden kann.
Anders wird es sich am Golf von Mexiko verhalten, in dem
dortigen feuchtwarmen und überaus mildem Klima, wo meines
Erachtens eine absolute Winterruhe, wie wir sie hier kennen,
wohl überhaupt nicht eintritt.
In einem Falle aber tun wir etwas Ähnliches wie Stringfellow,
wenn schon in anderer Absicht. Der Pfirsich gilt als eins
unserer starkwüchsigsten Obstgehölze und am Spalier macht
er meist mehr Holztriebe, wie uns lieb sind. Da wir nun im
Herbst nie wissen können, ob dieser oder jener Trieb, auf den
wir rechnen, den Winter überdauern wird, und ob die kleinen
nur schwach sichtbaren Knospen sich gut oder überhaupt
entwickeln werden, so schneiden wir Spalierpfirsiche gern im
Frühjahr kurz vor oder gleich nach der Blüte, und das ist eine
Zeit, die vielleicht auch Stringfellow gelten läßt. Wir beab-
sichtigen dabei aber auch, den Baum etwas zu schwächen, da-
mit er uns nicht zu viel Holztriebe macht, und das gelingt fast
immer, wenn wir nicht vorher durch zu starke Stickstoffdüngung
gesündigt haben. Bei anderen Obstarten aber, vornehmlich bei
Äpfeln und Birnen, wäre eine solche Schwächung ein Fehler,
ja, auch bei freistehenden Pfirsichbäumen sehen wir von einer
solchen ab.
Die früher vielfach angewandte Dietrichsche Methode zur
Anzucht der Obsthochstämme glich sehr der Stringfellowschen.
Bei dieser wurde der letzte Sommertrieb der jungen Obst-
pflanze auf !/, oder !/, seiner Länge, oft auch bis auf nur
wenige Augen heruntergeschnitten, und es wurde das jährlich so
lange wiederholt, bis ein so starker Trieb herauskam, daß er als
Stamm gelten und auf Krone geschnitten werden konnte. Diese
Methode ist längst als unpraktisch verworfen.
re
Stringfellow tadelt dann die allgemeine Praxis, den Boden
wenigstens einmal im Jahre zu pflügen oder stark zu lockern.
Er will nur Gras und Unkräuter abgemäht haben, diese an
Ort und Stelle verfaulen lassen und Schweine sollen dann das
Fallobst fressen, damit die darin befindlichen Maden vernichtet
werden. Welch guten Unterschlupf das faulende Gras ver-
schiedenen Obstschädlingen bietet, dürfte vielen aus der Praxis
bekannt sein. Er meint ferner, die tiefe Bodenlockerung sei
den Obstbäumen nicht einmal zuträglich und bei Pfirsichen
hat er in gewisser Beziehung recht; denn diese lieben einen
trockenen, mehr festen Boden, aber auch bei diesen ist eine
Übertreibung höchst bedenklich. Für sehr gefährlich hält er
die Verletzung der Wurzeln beim Umgraben oder Pflügen und
vergleicht die auf Wiesen mit den auf Äckern stehenden
Bäumen. Wir beobachten auch oft, daß die Erstgenannten
oft fruchtbarer sind, wie die auf Ackerfeldern stehenden. Hier
mag der Grund vielleicht auch darin liegen, daß die Feld-
gewächse, zumal, wenn sie bis dicht an den Stamm heran
gesät oder gepflanzt werden, mehr Nahrung und Feuchtigkeit
wegnehmen, wie die im allgemeinen feuchtere Grasnarbe;
wahrscheinlich ist es aber auch, daß die Verletzung der
Wurzeln durch ungeschicktes, rücksichtsloses Pflügen eine
Störung hervorruft, die bei Wiesen ausgeschlossen ist. Wo
wir aber mit dem Spaten den Boden bearbeiten oder nur einen
Streifen zwischen den Baumreihen aufpflügen, treffen diese
Behauptungen Stringfellows sicher nicht zu.
Interessant ist es zu erfahren, daß viele feine Birnensorten,
die in Texas vorzüglich und leicht gedeihen, bei uns selbst in
günstigster Lage kaum 2. oder 3. Qualität werden. So las ich
neulich, daß die in Amerika hochgeschätzten Äpfel Baldwin,
Newton Pepping u. a. selbst in dem gesegneten milden Rhein-
gau nur eine geringe Güte erreichen. Schließlich sei noch er-
wähnt, daß Stringfellow auch die Birnensorten Le Conte,
Kieffer (oder Keiffer) und Garber durch Stecklinge vermehrt,
was bei uns ganz undenkbar ist.
Der Standpunkt, von dem Stringfellow ausgeht, ist ein sehr
guter. Er will immer auf die Natur zurückgreifen, das klingt
aus jedem seiner Worte, und wohl nur der genauen Beobachtung
der Natur verdankt er seine Erfolge. Wir dürfen uns aber auch
nicht verhehlen, daß wir mit unserer intensiven Kultur, mit der
fortschreitenden Qualitätsverbesserung der Früchte von der
Stammform des Baumes immer mehr abkommen, daß dadurch
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Dauer und Widerstandsfähigkeit abnehmen, der Baum an-
spruchsvoller wird und größere Mühe bei seiner Pflege be-
ansprucht. Es ist dies eine Wahrnehmung, die wir auch bei
unseren sehr verfeinerten Topfpflanzen (Cyclamen usw.) machen
können. Wir können deshalb von dem Standpunkte ausgehen,
daß das Stringfellowsche Buch nicht für uns Deutsche ge-
schrieben ist und von uns nicht wörtlich genommen werden
braucht. Und wenn der Verfasser meint, daß seine Methode
nicht nur auf Texas und den Oregonstaat (in dem viele An-
lagen nach seiner Methode gepflanzt sind) passe, sondern für
alle Orte, wo Obstbau mit Erfolg betrieben wird, so vermögen
wir diese Behauptung nicht zu unterschreiben. Denn mehr
als von den Verwitterungsprodukten der Gesteine, die wir
überall, wenn auch ungleich verteilt, als Bekannte wieder an-
treffen, hängt das Gedeihen bestimmter Pflanzen von der
Temperatur ab, und wie schon erwähnt, sind die Wachstums-
erscheinungen an dem herrlichen Golfe von Mexiko, in sub-
tropischer Lage von den unsrigen zu weit verschieden, als
daß für beide Länder gleiche Bedingungen aufgestellt werden
könnten. Neue und gewissenhafte Versuche müssen ent-
scheiden, wie weit die neue Lehre bei uns anwendbar ist. So-
lange wir aber keine besseren Resultate haben, wie die bisher
erzielten, bleibe man bei den alten Methoden, die sich bewährt
haben. Jedenfalls hat Stringfellow mit seinem interessanten
Werke viel Anregung zu ernstem Nachdenken gegeben und die
Gemüter tüchtig aufgerüttelt und schon dadurch hat er sich
um den Obstbau verdient gemacht.
Die Kultur der Cyclamen
betreibe ich seit Gründung meines Geschäftes im Jahre 1893
als Spezialzweig. Als Stammpflanzen benutzte ich die am
Dresdner Platze kultivierten Pflanzen, die ich mit aus England
bezogenen Sorten (Williams) kreuzte. Während das damalige
Dresdner Cyclamen sich mehr durch Größe der Blume aus-
zeichnete, die allerdings noch sehr auf Kosten der Vielblumig-
keit ging, besaßen die englischen Züchtungen mehr Reinheit
in den Farben. Durch fortgesetzte peinlichste Zuchtwahl und
eingehendste Beobachtung der einzelnen Individuen hat sich
mein heutiges Cyclamen herausgebildet. Dasselbe besitzt
einen raschen und kräftigen Wuchs bei sehr großer Wider-
standsfähigkeit, eine enorme .Reichblütigket und denkbar
größte Blumen von edlem Bau und Reinheit in den Farben.
Außerdem besitzt meine Rasse eine prächtige Zeichnung der
Blätter. Ein im Jahre 1901 in meinen Kulturen entstandenes,
besonders robust gewachsenes hellrosafarbiges Cyclamen be-
fruchtete ich mit dem Froebelschen „Salmoneum“ und erzielte
hierdurch ein äußerst kräftig wachsendes Salmfarbiges. Dasselbe
variiert allerdings noch etwas in den Farbentönen, doch hoffe
ich in Kürze diesem Mangel abgeholfen zu haben. Den gefransten
Cyclamen habe ich gleichfalls meine größte Aufmerksamkeit
zugewendet, und auch hierin eine große Reichblütigkeit erzielt,
auf welches Prädikat die bisherigen nicht immer Anspruch
machen konnten.
Meine jährliche Anzucht von fertigen Pflanzen beträgt etwa
12000—15000. Von Sämlingen gelangen 150000 und an Samen
etwa das Doppelte der letzteren zum Versand. Hauptabsatz-
gebiete sind Deutschland, Österreich-Ungarn, Rußland, ferner
Dänemark, Schweden, Schweiz, Italien und Bulgarien.
Arthur Meischke, Laubegast.
Über einen großblumigen Sport der Gloire de
Lorraine-Begonie.
(Von Clemens Müller, Königl. Obergärtner, Dresden.)
Im Herbst 1905 zeigte sich unter den hier im Königl.
Menageriegarten gezogenen Lorraine-Begonien an einer Pflanze
ein auffallend starkwachsender Trieb. Die Pflanze wurde
Tafel IV.
Sport der Begonia „Gloire de Lorraine“ von Königl. Obergärtner C/. Müller
aus dem Königl. Menageriegarten in Dresden.
ee
besonders beachtet, und es entwickelten sich dann im Dezember
an dem erwähnten Trieb große, tiefrosafarbige Blumen bis zu
5 cm Durchmesser. An Pflanzen, die von ihm durch Blatt-
und Kopfstecklinge angezogen wurden, konnte man im nächst-
folgenden Herbst feststellen, daß sich die Eigenschaften des
gewonnenen Sportes erhalten hatten.
Im Dezember 1909 verfügte der Menageriegarten über un-
gefähr 300 stärkere Pflanzen, und da sie als schön bezeichnet
wurden, brachte ich 12 Pflanzen in vollster Blüte zur Monats-
ausstellung unserer Gesellschaft „Flora“ (Monatsversammlung
am 26. November 1909, s. S. 8). Besondere Eigenschaften
dieser Begonie sind: starker Wuchs, große Blumen, deren
Blütezeit hauptsächlich in die Monate Dezember und Januar
fällt, und Reichblütigkeit.
Die Kultur ist wie bei der alten Stammform vorzunehmen.
Im April, Mai und Juni schneidet man Kopfstecklinge und
steckt diese in Torfmull, der mit Sand vermischt ist. Sobald
sie Wurzeln haben, pflanzt man sie in möglichst kleine Töpfe,
in Lauberde mit Sand und bringt sie auf einen halbwarmen
Frühbeetkasten bei geschlossenen Fenstern, reichlicher Schat-
tierung und gleichmäßiger Feuchtigkeit. Auf diese Weise er-
zielt man sehr bald wüchsige Pflanzen, so daß sich ein Ver-
pflanzen in größere Töpfe nötig macht. Nun müssen die
Begonien gestutzt werden, damit eine genügende Verzweigung
eintritt. Das Ausschneiden der Spitzen geschieht bis Ende
August, und man bekommt bei dieser Kultur schöne Pflanzen.
Ein anderes Verfahren ist folgendes: Die Begonien werden
aus dem Vermehrungsbeet in kleine Töpfe eingetopft und
später, im Juni, auf halbwarmem Kasten in Lauberde mit Sand,
bei einem Abstand von 18—20 Zentimeter ausgepflanzt, nun
reichlich schattiertt und mäßig feucht gehalten. Hier macht
sich ein Öfteres Ausschneiden der Spitzen nötig, so daß man
bis Mitte August schöne runde Pflanzen bekommt. Um diese
Zeit werden die Begonien in ihrer Größe entsprechende Töpfe
gepflanzt und wieder auf den Kasten gestellt. Bei dieser
Kultur gibt es bis zum Herbst starke Verkaufspflanzen. In
vielen Gärtnereien, die Lorraine-Begonienkultur betreiben,
werden auch Blattstecklinge gemacht. Hierzu nimmt man im
Dezember gesunde, nicht allzuharte Blätter, steckt diese zu
dreien in kleine mit sandiger Lauberde gefüllte Töpfe und
stellt sie im Gewächshause auf warmem Vermehrungsbeet auf,
gießt nach Bedarf aller 3—4 Tage die Töpfe durch und ent-
fernt etwa entstehende fleckige Blätter. So wird man nach
5-6 Wochen durchgetriebene Blattstecklinge haben. Von
diesen verwendet man später die Spitzen als Kopfstecklinge.
Die Kultur der aus Blattstecklingen erzogenen Pflanzen ist im
übrigen genau so, wie bei den Kopfstecklingen angegeben
wurde.
Lobelia „Ilumination“ und Lobelia (hybrida)
dresdensis.
Zu den Aufgaben, die an unserer pflanzenphysiologischen
Versuchsstation am Botanischen Garten einer Lösung entgegen-
gehen sollen, gehört auch das Studium der für den praktischen
Pflanzenzüchter so bedeutsamen Vererbungsgesetze. Als
Gartenbaupraktiker verfolgt man naturgemäß diese Gesetze
gerne an Pflanzen, die für den Gartenbau an und für sich schon
Bedeutung haben und von denen sich deshalb neu gezüchtete
Sorten auch willig, ohne Aufwand von Reklame, verbreiten
lassen. Zu diesen gehören zum Beispiel die „Beet- oder
Gruppenpflanzen“, die in den Parks und städtischen Anlagen
das Auge des Beschauers durch die Leuchtkraft ihres Farben-
tones schon von weitem an sich ziehen. Unsere ausgezeichnete
Lobelia „Ilumination“, die von £. Benary in Erfurt dieses Jahr
in den Handel gebracht wurde, ist auch eine solche. Sie ist
das Resultat einer fast zwölfjährigen Zuchtarbeit und entstammt
einer Kreuzung von Lobelia fulgens „Queen Victoria“ (fälschlicher-
weise meist L. cardinalis „Queen Victoria“ genannt) und Lobelia
cardinalis.. Lobelia fulgens und L. cardinalis sind staudige
Gewächse; erstere ist in Mexiko, letztere in Carolina heimisch.
Sie überstehen deshalb unsere Winter nicht oder nur aus-
nahmsweise unter Decke. Lobelia fulgens, von der eine
Spielart mit dunkelblutroten Blättern als „Queen Victoria“ viel-
fach Verbreitung gefunden hat, ist durch langjährige Kultur
dahin gebracht worden, schon im Aussaatjahre zu blühen;
sie bringt große, leuchtend scharlachrote Blumen hervor, aber
immer in beschränkter Zahl. Lobelia cardinalis dagegen
hat den echten Staudencharakter beibehalten; sie bildet im
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Lobelia dresdensis (Lobelia fulgens x cardinalis x syphilitica).
Zweijährige Sämlingspflanze aus den Versuchskulturen des
Königl. Botanischen Gartens in Dresden.
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Aussaatjahre die Grundrosette und blüht erst im zweiten
Jahre. Die Blumen derselben sind kleiner als die der Lobelia
" fulgens,. erscheinen aber in verschwenderischer Fülle, so daß
der Gedanke, durch eine Kreuzung beider die Blütengröße der
Lobelia fulgens mit der Blütenfülle der L. cardinalis in einer
Pflanze vereinigt zu sehen, recht nahe liegen mußte. Das
Kreuzungsprodukt ergab auch in der Praxis eine glückliche
Vereinigung der elterlichen Merkmale und zur Hälfte Pflanzen,
die wie Lobelia fulgens „Queen Victoria“ schon im Aussaat-
jahre zum Blühen gelangten, während die andere Hälfte im
ersten Jahre nur eine üppige Grundrosette entwickelte. Eine
Auswahl unter den ersteren und mehrfache Weiteraussaat und
Auslese hat das Kreuzungsprodukt bis heute so gefestigt, daß
es zu nahezu 100 Prozent im Aussaatjahre zum Blühen
gelangt.
Als Namen für die schöne Pflanze wählten wir das inter-
nationale „Ilumination“; wir hätten die Neuheit aber auch
„Rakete“ taufen können, denn die lange, unermüdlich blühende
Blütentraube schießt wie eine Rakete aus dem Boden hervor
und leuchtet in ihrem Scharlachrot weithin. Ein prächtiges
Gewächs!
Um auch noch andere Farbenspiele unserer „Ilumination“
zu erreichen, wurde eine Weiterkreuzung mit der winterharten,
blaublühenden Lobelia syphilitica versucht und erreicht. Durch
letztere kamen blauviolette, purpurrote und vereinzelt auch rosa-
farbige Tönungen in die Skala hinein, und auch der überaus
buschige Wuchs der Lobelia syphilitica vererbte sich im
Kreuzungsprodukt. Leider aber waren die herrlichen Sämlinge
unfruchtbar geworden. Eine nochmalige Rückkreuzung der-
selben aber mit unserer „Illumination“ ergab eine üppige blau-
violettblühende Pflanze, die gut stäubt und Samen bringt. Sie
soll nun den Namen Lobelia dresdensis erhalten und verbreitet
werden. Gemäß ihrer Abstammung ergibt die noch nicht ge-
nügend gefestigte Lobelia dresdensis nur einen gewissen Prozent-
satz blauvioletter Pflanzen, aber die anderen Farbenspiele sind
eine so angenehme Beigabe, daß einer baldigen Verbreitung der
Pflanze nichts im Wege stehen darf. Die vorstehende Tafel
gibt ein Habitusbild und die enorme Reichblütigkeit der Pflanze
wieder. Diese ist ein 1909 gewonnener Sämling, der über-
wintert und als zweijährige Pflanze im Sommer 1910 photo-
Br
graphiert wurde. — Von Lobelia „Ilumination“ und Lobelia
dresdensis waren im Sommer 1910 große Rundbeete auf dem
Rasenplatze vor dem Palmenhause im Botanischen Garten an-
gepflanzt. Löbner.
Erna Teschendorf.
(Eine neue Polyantharose.)
Im Jahre 1904 kam Madame Norbert Levavasseur, die eine
Kreuzung von Crimson Rambler und Gloire des Polyanthas
ist, in den Handel und fand bald eine große Verbreitung in-
folge ihres ununterbrochenen Blühens und ihrer Widerstands-
fähigkeit. Aber leider verblauen die Blüten dieser Sorte sehr
leicht, und die Füllung läßt auch viel zu wünschen übrig.
Deshalb ging der Wunsch aller Gärtner und Rosenliebhaber
dahin, daß wir eine Vervollkommnung dieser Sorte mit allen
ihren sonstigen guten Eigenschaften bekämen. Ich glaube,
daß dieser Wunsch jetzt erfüllt wird durch Erna Teschendorff,
die ich im Herbst 1911 dem Handel übergeben werde.
Die Abbildung zeigt einen kleinen schwachen Fußstamm,
welchen ich photographieren lassen mußte infolge des ständigen
Reiserschnittes. Der Wuchs ist sonst gedrungener und die
Blütendolde größer. Die Farbe ist leider auch nicht ganz ge-
troffen, sie ist in Natur mehr dunkelleuchtendrot.
Blüte: In Rispen, ungefähr in der Größe der Madame
Norbert Levavasseur, einzelne Blüte gefüllt, Farbe dunkel-
leuchtend karmesinrot, ähnlich der von Gruß an Teplitz, nie
verblauend. Die Blume behält ihre schöne Farbe auch bei
größter Hitze und bei schlechtem Wetter.
Blütezeit: Mai bis Ende Oktober, ununterbrochen remon-
tierend.
Wuchs: Niedrig bleibend, 30—40 cm werdend, dabei
ebenso gesund und kräftig wie Madame Norbert Levavasseur.
Laub: Dunkelgrün, gegen Krankheiten unempfindlich, sehr
gesund.
Auf der Liegnitzer Rosenausstellung und der Dresdner
Rosenschau zeigte ich sie zum erstenmal, und sie erregte überall
großes Aufsehen. Die Sorte wird vor allen Dingen eine vor-
zügliche Gruppen-, Einfassungs- und Topftreibrose werden.
Victor Teschendorff, in Firma Bernhard Hähnel,
Baum- u. Rosenschule, Cossebaude bei Dresden.
Erna Telchendorff
neue Polyantharole
(Telchendorff ıg1 1)
Naturaufnahme mittels Lumiere-Farbenphotographie.
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Über die Verbesserung der gärtnerischen
Kulturpflanzen bei Aussaat.
Vortrag, gehalten von Max Löbner, Königl. Garteninspektor, Dresden.
ID)" Gärtner haben sich von jeher mit der Zucht verbesserter,
neuer Pflanzen beschäftigt. Früher beschränkten sie sich aber
meist darauf, das Auge zu schärfen, um unter den Sämlingen
das Neue und Bessere herauszusuchen, was die Einwirkungen
der Gartenkultur, ein nährstoffreicher Boden und gute Pflege
der Pflanzen ohne menschliches Zutun hervorzubringen ver-
mögen. Die Eigenschaft der Pflanzen, Variationen zu
bilden, die ebenso auch den tierischen Organismen inne-
wohnt, tritt ja bei der Gartenkultur in verstärkterem Grade in
Erscheinung, als das in der freien Natur zutrifft. Oft mag
auch in Fällen, wo man unter einer Aussaat Individuen mit
besonderen, an der Mutterpflanze nicht wahrzunehmenden
Eigenschaften fand, eine Kreuzung mitgesprochen haben, die
die blütenbesuchenden Insekten vorgenommen hatten. Es gibt ja
gar manche Pflanzen, die ohne unser menschliches Eingreifen
gerne eine Kreuzung mit andern von ihresgleichen eingehen,
wie das z. B. für die Arten und Sorten der Gattung Rosa zu-
trifft. Die vielen, schönen Edelrosen, die um die Mitte des
vergangenen Jahrhunderts gezogen worden sind, sind ja auch
solche unbeabsichtigte Kreuzungsprodukte, Zufallssämlinge
dürfen wir ruhig sagen.
Seit einiger Zeit ist das aber anders geworden. Wir freuen
uns auch heute noch, unter unsern Aussaaten einmal einen
hervorragend schönen Sämling, eine gute neue Pflanze zu
finden, aber so sehr häufig begegnet man solchen nicht. Wer
darauf ausgeht, seine Pflanzensorten zu verbessern und neue
Pflanzen zu gewinnen, muß diese Absicht in ganz bestimmter
Richtung und mit zäher Energie verfolgen. Jede neue Pflanze
sollte vor bekannten älteren gewisse Vorzüge aufweisen; nach
dieser Hinsicht decken sich auch die Wortbegriffe verbessert
und neu.
Es gibt nun zwei Wege, Besseres oder Neues zu züchten:
einmal den der fortgesetzten, durch Generationen hin-
ar Tore
durch fortlaufenden Auslese oder Selektion, wobei
immer diejenigen Sämlinge als Mutterpflanzen ausgelesen
werden, die eine zufällig, vielleicht durch die Einflüsse der
Gartenkultur an einer Pflanze aufgetretene Variation im be-
sonders sichtbaren Grade ererbt haben, wodurch sich diese
Eigenschaft verstärkt, so daß sie immer deutlicher und an
einem größeren Prozentsatz von Pflanzen sichtbar wird; zweitens
den Weg der Kreuzung. Letztere rechnet damit, daß sich
gewisse wertvolle Eigenschaften einer Pflanze mit gewissen
Merkmalen einer andern Pflanze im Kreuzungsprodukt gepaart
zeigen.
Das Ausleseverfahren ist die ältere der beiden Züchtungs-
methoden, ein uraltes Verfahren, das zuerst an unsern Getreide-
sorten zur Anwendung kam, indem man immer die schwersten
und größten Körner zur Aussaat verwendete. Wahrscheinlich
sind unsere heutigen Kulturpflanzen, die Getreidearten, Gemüse,
wie auch unser Edelobst, ursprünglich auf diese Weise aus
wilden, für uns heute völlig wertlosen Formen entstanden. Es
hat viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende gedauert, bis sich diese
Pflanzen zur heutigen Vollkommenheit zu entwickeln ver-
mochten.
Fast möchte man meinen, es seien an den Kulturpflanzen
der Jetztzeit wesentliche Verbesserungen nicht mehr vorzu-
nehmen, und doch haben gerade die letztvergangenen Jahr-
zehnte so außerordentliche Erfolge in der Verbesserung
der landwirtschaftlichen Kulturgewächse erzielt, daß wir
dieselben eingehender besprechen müssen. Denn was für
landwirtschaftliche Kulturen gilt, ist natürlich auch auf die
Pflanzen der Gartenkultur, auf unsere Topfpflanzen, Gemüse
und Obstgewächse anwendbar.
In einem, halb von Bewunderung, halb von Bedauern mit
Rücksicht auf die Verhältnisse im Gartenbau getragenen Gefühle
pflegen wir Gärtner die Landwirtschaft die bevorzugtere
Schwester des Gartenbaues zu nennen. Fragen wir uns aber
einmal, was der deutschen Landwirtschaft die bevorzugte
Stellung verliehen hat, so kann die Antwort auf diese Frage
nicht schwer gefunden werden: es ist ihre frische, fröhliche
Arbeit, die aus einem innigen, zielsicheren Zusammenarbeiten
von Theorie und Praxis entspringt. Aus ihr resultiert schließlich
auch die straffe, mustergültige Organisation ihrer Standes-
Fa ee
vertreter. Der Landwirt vermag heute auf seinem Acker von
1 ha Größe 40 Doppelzentner Körner zu ernten, vom Hektar,
der ihm vor wenigen Jahrzehnten nur 20 Doppelzentner Ertrag
lieferte; dieser um das Doppelte gesteigerte Ertrag ist die
Folge wissenschaftlicher Forschungen, die in die Praxis über-
setzt wurden: Wir düngen unsere Äcker heute mehr und zweck-
mäßiger als früher, und die neuen Getreidesorten sind hoch-
gezüchteter, ertragreicher geworden; sie vermögen mehr Dung-
stoffe aufzunehmen und in Erntesubstanz, in Körner umzu-
wandeln, als das für die älteren Sorten zutraf. (Vergleiche P.Wagner,
„Die Ernährung gärtnerischer Kulturpflanzen“. P. Parey 1908.
Florabibliothek.)
Über die Zucht neuer, ertragreicherer Getreide-
sorten möchte ich einige nähere Ausführungen machen. Sie
weisen uns Gartenbauer auf Bahnen, die auch wir bei der
Verbesserung unserer Gartengewächse gehen müssen. Dabei
halte ich mich an H. de Vries, Pflanzenzüchtung. P. Parey 1908
(Florabibliothek). Das Prinzip, nach dem heute bei der Ver-
besserung der Getreidesorten vorherrschend gearbeitet wird,
nennt man das Prinzip der Einzelauslese. Dasselbe wurde
schon vor 80 oder 90 Jahren praktisch durchgeführt, wenn auch
nicht mit der Energie, die für unser heutiges Erwerbsleben
Bedingung ist. Aber es geriet wieder in Vergessenheit. Da
entdeckte es ein schwedischer Forscher, Dr. Hjalmar Nilsson,
von neuem. Begabt mit einer großzügigen Auffassung der
praktischen Bedürfnisse der Landwirtschaft führte er es mit
außerordentlichem Erfolge für die Verbesserung der Getreide-
sorten durch. In Svalöf, einem kleinen schwedischen Orte,
wurde im Jahre 1886 ein Verein für Anbau und Verbesserung
von Saatkorn, die heutige schwedische Saatzuchtanstalt,
gegründet mit der Hauptaufgabe, neue und ausländische Sorten
landwirtschaftlicher Kulturpflanzen zu beschaffen und zu prüfen,
um die schwedischen Sorten zu ersetzen, die sich damals
langsam, doch deutlich sichtbar verschlechterten. Wurden die
neu eingeführten Getreidesorten als geeignet für die örtlichen
Verhältnisse befunden, so wurden sie vermehrt, weiter durch-
gezüchtet und an die landwirtschaftliche Praxis abgegeben, wie
es für den Probsteier und Ligowo-Hafer, den berühmten
Square-head-Weizen, die Victoria-Erbse und andere mehr zu-
traf. Dadurch wurde der Feldbau des südlichen Schwedens
ee
merklich gehoben. Um auch den weniger günstig gelegenen
nördlichen Teil Schwedens mit verbesserten Getreiderassen zu
versehen, wurden Sorten, die man für dieses und jenes Klima,
für einen bestimmten Boden besonders geeignet hielt, in die
fragliche Gegend gesandt, dort in Feldkultur genommen und
im Vergleich zu den dortigen Ortssorten geprüft.
Die Svalöfer Getreidesorten sind mit der Zeit so verbessert
worden, daß sie nicht nur den Getreidebau Schwedens auf
merkliche Höhe hoben, sondern heute auch auf dem europäischen
Getreidemarkt eine Rolle spielen.
Worin liegt nun der Erfolg, der staunenerregende Erfolg
dieser Saatzuchtanstalt; nach welchen Zuchtprinzipien arbeitet
die genannte Anstalt? Während ihrer ersten Bestandsjahre
folgte die Svalöfer Anstalt den Verbesserungsgrundsätzen, wie
sie zu jener Zeit in Mitteleuropa allgemein Geltung hatten.
Diese liefen darauf hinaus, bei jeder Sorte eine größere
Anzahl der besten und am meisten typischen Ähren auszu-
lesen. Die Landwirtschaft bezeichnet eine solche Auslese als
Gruppen- oder Familienauslese. Verbesserte Sorten machen
nun bekanntlich größere Ansprüche auf Boden, Düngung und
Pflege. Es ist aber ganz unvermeidlich, daß mit dem Stroh
des Düngers einige ausgefallene Körner geringerer Sorten in
die Felder kommen, die dann keimen und, weil die aus ihnen
hervorgehenden Pflanzen anspruchsloser sind, schneller
wachsen, sich ausbreiten und die edleren Sorten eindämmen.
Deshalb ist es nötig, fortgesetzt, Jahr für Jahr eine gute Aus-
lese zu betreiben, wenn die Sorte in ihrer Güte nicht zurück-
gehen soll. Die Methode führt jedoch kaum zu einer Ver-
besserung der Sorte, sondern nur zur Erhaltung ihrer guten
Eigenschaften. Neben dieser Methode lief noch die Veredelung
der Sorte. Man wählte aus den besten Ähren Jahr für Jahr
noch eine „Elite“ heraus zur Fortsetzung des Zuchtstammes
in einer bestimmten Richtung. Recht langsam gelangte man
auf diese Weise zu einer Verbesserung der Sorte nach der
betreffenden Richtung hin, ebenso oft aber wurde wohl auch
das gesteckte Ziel nicht erreicht. Die Sortenverbesserungs-
bestrebungen der Svalöfer Saatzuchtanstalt, die den
alten mitteleuropäischen Grundsätzen folgten, hatten
anfänglich auch keinen merklichen Erfolg aufzu-
weisen. Da wurde im Jahre 1890 Dr. Hjalmar Nilsson zum
Fa
Direktor der Anstalt ernannt. Er wählte eine beträchtliche
Anzahl von Sortenproben auf den Feldern der Anstalt aus,
und es wurden von ihm nach dem alten herrschenden Grund-
satz fast 1000 Probe-Zuchtbeete angebaut. Der Erfolg war
aber auch ein unbefriedigender. Fast alle Beete zeigten das
bunte Gemisch von Ähren, wie es bei der geschilderten Zucht-
methode nicht anders zu erwarten ist. Auf einigen wenigen
Beeten aber war eine auffallende Gleichmäßigkeit
des Bestandeszu verzeichnen. Das würde für eine größere
Anbaufläche natürlich einen bei weitem größeren Ertrag an
Körnern bedeutet haben. Genau geführte Aufnotierungen
ergaben bald die Lösung des Rätsels. Gemäß dem gewohnten
Zuchtverfahren hatte ja jede Probe aus einer mehr oder
weniger größeren Anzahl Ähren bestanden, die einander mög-
lichst ähnlich waren. Bei nur wenigen Beeten aber hatte nur
eine Ähre zur Verwendung gelangen können, und diese Beete
waren es, die das Bild einer ganz gleichmäßigen, reinen Rasse
gewährten. Gegenüber der vorerwähnten Gruppen- oder
Familienauslesse nennt man diese Auslese Einzelauslese;
diese Einzelauslese hatte also über die erstere gesiegt.
Im Herbst 1892 wurden nun gegen 2000 Ähren und Rispen
verschiedener Getreidearten und -sorten unter Einzelauslese
gesammelt. Die nächstjährigen Erfolge übertrafen alle früheren
Erwartungen. Seit dieser Zeit ist in Svalöf die alte europäische
Zuchtmethode verlassen worden, und die Folge davon ist die
Gewinnung der Svalöfer Original-Getreidesorten, die auf dem
europäischen Getreidemarkte so berechtigtes Aufsehen erregt
haben und noch erregen. Auch unsere deutschen Getreide-
züchter züchten heute nach dem Prinzip der Einzelauslese.
Im Gartenbau ist früher wohl auch nach dem Prinzip der
Einzelauslese gearbeitet worden, wenn auch ohne Absicht,
unbewußt des zu verfolgenden Zieles. Aber in den letzten
Jahrzehnten, in denen sich der Gartenbau züchterisch gerade
so außerordentlich rege betätigt hat, wir wollen nur an die
Bewunderung erregende Vervollkommnung unserer Amaryllis,
Cyclamen, Primel u. a. denken, hat man das Prinzip der Einzel-
auslese fast außer Acht gelassen, so daß es uns heute ein
neues zu sein scheint. Man hatte sich allmählich die Lehren
Darwins, des größten Naturforschers aus dem letzten Jahr-
hundert, und teilweise in viel zu weitgehender Auffassung, zu
Be
eigen gemacht. Wir wissen, daß in jeder Zwitterblüte neben
dem Kelch und den schön gefärbten Blumenblättern noch zwei
wichtige Organe vorhanden sind, die Staubblätter und die
Pistille oder Fruchtblätter. In ersteren haben wir den Sitz
des männlichen, in letzteren den des weiblichen Geschlechtes
zu erblicken. Wenn wir uns beide etwas näher ansehen, so
können wir beobachten, daß ihre Stellung in der Blüte räumlich
meist getrennt, also so getroffen ist, daß eine Bestäubung der
Pistille mit dem Staub aus der gleichen Blüte vermieden werden
soll. Eine solche Bestäubung würde man Selbstbestäubung
nennen. Man denke auch an die Blüten der einhäusigen und
zweihäusigen Gewächse, die eine Selbstbestäubung nicht zu
stande kommen lassen, weil Staub- und Fruchtblätter ja in
der gleichen Blüte nicht vorhanden sind. Oder wir sehen die
geschlechtliche Reife der Staubblätter von der Reife der neben
ihnen stehenden Fruchtblätter zeitlich getrennt. Es kann das
Pistill in der Blüte bereits geschlechtsreif sein, während die
Staubblätter der gleichen Blüte noch keinen Staub ausstäuben
lassen oder es haben umgekehrt die Staubblätter vor dem
Pistill ihre geschlechtliche Reife. In allen diesen Fällen ist zur
Befruchtung einer Blüte immer Staub aus einer andern, einer
Geschwisterblüte, notwendig. Die Übertragung des Staubes
bewirken in der Natur der Wind und die blütenbesuchenden
Insekten, in der Kultur geschieht sie durch einen Pinsel, dessen
sich der Mensch bedient. Eine Bestäubung innerhalb zweier
verschiedener Blüten nennen wir Fremdbestäubung.
Bei nur sehr wenigen Pflanzen ist keine Trennung der
männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane in räumlicher
oder zeitlicher Beziehung vorhanden, und diese können eine
Selbstbestäubung der Blüten eintreten lassen. Die Regel bleibt
jedoch die, daß die Natur eine Selbstbestäubung mit
allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zwumerneı
sucht, und deshalb vermeiden wir dieselbe auch in der
Kultur. Die Selbstbefruchtung der Blüten bezeichnet man als
Inzucht, und diese steht in einem schlechten Rufe; sie be-
wirkt, wenn sie öfters hintereinander, durch mehrere Generationen
hindurch, betrieben wird, eine allmähliche Verschlechterung der
Kulturpflanze, Neigung zu Erkrankungen und Unfruchtbarkeit.
Man ist aber noch einen Schritt weiter gegangen und hat auch
die Bestäubung einer Blüte mit dem Staub einer Geschwister-
nee
blüte, also einer andern Blüte an der gleichen Pflanze, als In-
zucht bezeichnet. Man meinte, daß man zu Bestäubungen
immer Blütenstaub von einer andern Pflanze nehmen müsse.
Dabei hat man aber über das Ziel hinausgeschossen. Die er-
wähnten Gefahren der Inzucht treten nur dann schnell sichtbar
in Erscheinung, wenn es sich um eine Inzucht im engern
Sinne des Wortes, also um eine Selbstbestäubung handelt.
Die Gefahren, die mit der Inzucht verbunden sein können,
mögen wohl überhaupt von uns Praktikern überschätzt worden
sein. Nach C, Fruhwirth, die Züchtung der landwirtschaftlichen
Kulturpflanzen, treten sie in der Tierzucht offenbar früher und
stärker zutage als in der Pflanzenkultur.
Daß bei langjähriger Fortsetzung einer Bestäubung unter
Geschwisterblüten mit der Zeit Nachteile entstehen können,
ist freilich nicht abzustreiten; diese Nachteile sind aber meist
nicht so erhebliche und bald eintretende, so daß man sie gerne
in den Kauf nehmen darf in Hinsicht auf die Vorteile, die mit
der Einzelauslese verbunden sind. Zudem würde es uns ja
auch jederzeit freistehen, eine Kreuzung mit anderen Pflanzen
zwecks einer Blutauffrischung vorzunehmen, wenn sich
deutliche Merkmale eines Geringerwerdens der Kulturpflanze
feststellen lassen. Diese zu erkennen, ist aber ein geübtes
Auge nötig. Gar leicht kann auch einmal eine geringere Kultur
die Qualität der Pflanze verschlechtern, und wir könnten dann
die Verschlechterung ungerechterweise auf Konto der Einzel-
auslese setzen. Nichts aber ist verfehlter, als das im Garten-
bau so viel geübte und planlose Zuführen „frischen Blutes“
in die Kultursorte. Es bringt nur eine fast in die Unendlich-
keit zu steigernde Variabilität, nicht aber das, was wir
wünschen, eine Gleichmäßigkeit im Aussehen der Pflanzen
nach der besten Qualität hin, eine Konstanz.
Ich möchte an einem Beispiel erläutern, wie züchterisch vor-
gegangen werden soll, und greife eine unserer wichtigsten
Handelspflanzen heraus, das Cyclamen persicum. Unsere
deutschen Cyclamen stehen ganz gewiß auf einer hohen Kultur-
stufe. Sie sind gute „Wachser“. Wir haben in Deutschland
auch eine Anzahl Züchter, die auf Vollkommenheit der Blumen
das höchste Gewicht legen, so, daß man ihre Sorten sofort
von denen anderer Züchter unterscheiden kann; aber daneben
gibt es leider sehr viele Cyclamen, die nach der Vollkommen-
heit der Blüten hin mancherlei zu wünschen übrig lassen.
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Nach meinem Erachten kommt das vorherrschend daher, daß
wir selten nach dem Prinzip der Einzelauslese arbeiten, sondern
fälschlicherweise meist Wert darauf legen, daß zum Bestäuben
der Blüten immer Staub von andern Pflanzen genommen und
der gewonnene Samen in Mischung ausgesät wird. Und
kommt irgendwo eine neue Cyclamenrasse auf, die nach irgend
einer Richtung hin interessant oder auch schön sein mag, flugs
wird sie angeschafft und zur Kreuzung mit der eigenen Rasse,
zur „Blutauffrischung“ verwendet. Ist nun die betreffende
Neuheit in ihren charakteristischen Eigenschaften noch nicht
genügend beständig, so kann sie die bisherige Rasse so un-
günstig beeinflussen, daß wir von einem völligen Verderben
derselben sprechen müssen. Die Tatsache darf nicht
übergangen werden, daß sich mancher Gärtner mit
der Zufuhr frischen Blutes seine Kultur auf eine
Reihe von Jahren ruiniert hat. Das einzig richtige
Vorgehen ist das, für die Samenzucht zu eigenem
Bedarf nur wenige, die hervorragendsten Samen-
träger auszulesen, bei diesen eine Bestäubung
innerhalb der Geschwisterblüten vorzunehmen und
die Samen jeder Mutterpflanze einzeln, getrennt
von denen der andern Samenträger zur Aussaat und
Kultur zu verwenden. Die Methode der Trennung ist
scheinbar umständlich für den praktischen Betrieb, in Wirklich-
keit aber gewiß völlig mühelos, und sie bewirkt in kurzer
Zeit das Bild völlig konstanter, gleichmäßiger Rassen. Läßt
einmal nach einer bestimmten Anzahl von Generationen die
Verbesserungsmöglichkeit nach, so kann ich durch gegenseitige
Kreuzung zweier Rassen der gleichen Farbe eine Auffrischung
des Blutes oder auch, falls ich einen Konkurrenten in der
Vollkommenheit seiner Rasse mir „über“ weiß, eine Kreuz-
befruchtung mit dessen Rasse vornehmen.
Auf diesem Wege, durch die Auslese oder Selektion, er-
zielen wir eine allmählich, manchmal langsam, doch immer
sicher vorwärtsschreitende Verbesserung, Veredelung unserer
Kulturpflanze. Wir bekommen das, was wir erste Qualität
nennen, und erste Qualität ist es ja, die uns die Preise bringt.
Neuheiten von Gartengewächsen werden zweitens durch
Kreuzung, Hybridisation erzogen. Auch die Landwirt-
schaft hybridisiett. War ursprünglich das Ausleseverfahren,
nach dem Prinzip der Einzelauslese, das in- Svalöf allein ge-
ne
übte, so ging man auch dort allmählich zur Kreuzung über.
Es entstehen in unsern Kulturen manchmal Pflanzen, die sich
in irgend welcher Eigenschaft von der zu verbessernden Sorte
wesentlich unterscheiden. Wir wissen ja, eine Beständigkeit
gibt es im Naturreiche nicht, und in der Kultur tritt die Variation
noch deutlicher, sichtbarer und rascher auf. Ja, wir sehen
manchmal Sämlinge entstehen mit ganz auffallend verschiedener
Eigenschaft gegenüber der Mutterpflanze, von. der sie ab-
stammen. Solche Variationen nennt die Wissenschaft heute
Mutationen. Diese Mutationen werden in Kultur genommen
und bei Einzelauslese verbessert, veredelt, bis sie als voll-
wertige, neue Sorten dem Handel übergeben werden können.
Viel häufiger haben wir aber mit dem Falle zu rechnen, daß
diese Neuheiten, die sich ja in irgend welchen Eigenschaften
von der Sorte, von der sie abstammen, wesentlich und hervor-
ragend unterscheiden können, in einer oder auch mehr als einer
Eigenschaft noch Mängel aufweisen. Wir kreuzen dann gerne
den Neuling mit einer andern Sorte, die gerade in dieser einen
Eigenschaft besondere Vorzüge besitzt. Es tritt noch ein
weiterer Punkt in den Vordergrund, der die Svalöfer Zuchtarbeit
heute wesentlich beeinflußt und im Gartenbau eine noch größere
Rolle spiel. War es anfänglich das Ziel der Svalöfer Saat-
zuchtanstalt, den Getreidebau Schwedens zu heben, so ist heute
ihr praktischer Endzweck, ein großes Saatgeschäft, nicht nur in
Schweden, sondern vor allen Dingen auch in Deutschland und
den übrigen getreidebauenden Ländern zu machen. Dazu ist
aber nötig, daß recht oft Neuheiten gebracht werden, Neu-
heiten, die auf dem sicheren, aber langen Wege der Selektion
nicht oft genug entstehen, bei Kreuzung aber viel häufiger
auftreten. Im Gartenbau sind wir noch weit mehr auf die
Zucht und Verbreitung neuer Sorten angewiesen. Ist die Wert-
bestimmung der landwirtschaftlichen Kulturpflanze ausschließlich
davon abhängig, ob sie besseren Ertrag in quantitativer und
qualitativer Beziehung bringt, so spielt im Gartenbau die Mode
bei der Züchtung neuer Pflanzen eine hervorragende Rolle.
Was gerade gefällt, wird gekauft, ob es besser ist als Altes,
danach fragt man nicht. Wie unübertroffene Gartenpflanzen
waren die alten Köstritzer Georginen! Aber man sah sie
überall, man hatte sich „satt“ an ihnen gesehen, und da hatten
die Neulinge, die Kaktusdahlien, die anfänglich ja so viele
Mängel zeigten, leichtes Spiel, aufzukommen. Die Kaktus-
dahlien sind mittlerweile sehr verbessert worden; sie sind aus-
BR ya
gezeichnete Bindeblumen geworden, als Gartenpflanzen reichen
sie aber heute noch nicht an die Georginen heran; trotzdem
haben sie die letzteren fast völlig aus den Gärten verdrängt.
Ähnliche Beispiele ließen sich viele bringen. Wie viele so aus-
gezeichneter Zimmerpflanzen kennen wir, die vor 30 Jahren
noch Allgemeingut der Nation waren, erinnert sei nur an
Philodendron pertusum oder an den unverwüstlichen Gummi-
baum; fast überall haben sie anderen Pflanzen, so der Kentia
und Araucaria, Platz machen müssen. Hat man die Rose in
roter, weißer und gelber Farbe, so möchte man sie nun am
liebsten blaublühend sehen. So würden auch gelbe Cyclamen
eine Zeitlang ein dankbares Käuferpublikum finden.
Bei den Cyclamen kam vor mehreren Jahren ein neuer
Farbenton auf, der allgemein Anklang fand, die Salmfarbe.
Froebels Salmrotes Cyclamen wies aber anfänglich
manche Mängel auf, die es bis zum heutigen Tage noch nicht
völlig abgelegt hat. Die Sorte ist nicht wüchsig genug, die
Blüte kommt etwas spät, die Blume könnte größer, voll-
kommener sein. Einzig aber in seiner Leuchtkraft ist der
Farbenton. Durch stetige Auslese ist es nun möglich, die
weniger schätzenswerten Eigenschaften des salmfarbigen
Cyclamen wegzuzüchten, und es gibt Züchter, die auf diesem
Wege rege weiterarbeiten. Aber das geht vielen: in unserer
heutigen, raschlebigen Zeit nicht schnell genug. Der Weg der
Kreuzung verspricht ein schneller erreichbares Ziel. Tatsächlich
ist nun auch das Salmfarbige Cyclamen von verschiedenen
Seiten mit mehr oder weniger Erfolg zu Kreuzungen verwendet
worden, so von dem Nestor der deutschen Cyclamenzucht
Stoldt in Wandsbek, der es mit seinem Rosa von Marienthal
kreuzte und die Neuheit als Ruhm von Wandsbek in den
Handel gab. Auch Ruhm von Zehlendorf und Schöne Dresdnerin
sind Salmkreuzungen. Ich beobachte alle drei genannten
Kreuzungen seit ihrem Erscheinen im Handel. Sie sind
wüchsiger und ihre Blüten sind zu einem guten Teil weitaus
vollkommener in der Form als beim gewöhnlichen Salmfarbigen.
Leider aber fehlt diesen Neuheiten eins noch, die Farbe. Die
Leuchtkraft des Salmtones ist mit der Kreuzung zurückgegangen.
Wohl findet man unter Ruhm von Wandsbek und auch Ruhm
von Zehlendorf, die beide unter sich überdies verschieden sind,
Pflanzen, die allen an sie gestellten Anforderungen genügen,
aber diese Pflanzen machen zu wenige Prozent der Anzucht
aus. Die Menge der Pflanzen zeigt eine Unbeständigkeit in
Form und Farbe, eine Variation, wie sie sehr häufig im Gefolge
der Kreuzung auftritt. Nun gilt es weiterzuarbeiten. Das
Ausleseverfahren vermag die neuen Sorten beständig
zu machen, und das Ziel der Veredelung wird um so
eher‘.erreicht,, wenn. ich .nach;.dem Gesetz der
Einzelauslese verfahre. Man sieht hier, wie beide Züch-
tungsverfahren nebeneinander praktiziert werden. Es gibt, wie
Prof. Dr. v. Rümker in seiner Arbeit „Über Organisation der
Pflanzenzüchtung“ (P. Parey 1909, Florabibliothek) treffend sagt,
„überhaupt keine beste Züchtungsmethode, sondern jede
Züchtungsmethode hat ihre bestimmten Zwecke und ihre festen
Grenzen, von und bis zu denen sie ausreicht“.
Eines der interessantesten und für den Pflanzenzüchter
wichtigsten Gebiete ist das der Vererbungsgesetze Wenn
ich eine Pflanze mit einer anderen kreuze, so pflegen im
Kreuzungsprodukte die Eigenschaften der Vater- wie Mutter-
pflanze meist in einem gewissen Gemisch aufzutreten. „Die Kinder
sind das Produkt ihrer Eltern.“ Diese Mischung zeigt sich
jedoch meist nicht in der Weise, daß alle Pflanzen genau
die Mitte zwischen den beiden Eltern halten, sondern derart,
daß die Summe aller Pflanzen, alle Pflanzen zusammen-
genommen, diese Mitte erkennen lassen. Die einzelnen Pflanzen,
für sich betrachtet, können in gewissen Eigenschaften mehr nach
Seite der Mutter, in anderer wieder mehr nach Seite des Vaters
gefallen sein, und auch Eigenschaften der Großeltern pflegen
häufig an den Enkeln wieder zum Vorschein zu kommen.
Für den Züchter ist der wünschenswerte Fall der, in der
Kreuzung diejenigen Merkmale wiederkehren zu sehen, die ihm
an beiden Elternpflanzen als besonders wertvolle erscheinen,
und die wenigen Pflanzen, die bei jeder Kreuzung ein ‚solches
glückliches Gemisch nur der guten Eigenschaften ihrer Eltern
erkennen lassen, sind es dann, die der Züchter zum Zwecke
der Weiterzucht zu verwenden hat. Sie bilden den Stamm der
nun vorzunehmenden Auslesezüchtung, die erst das
Kreuzungsprodukt zu seinem vollen Werte, zu einer verbesserten,
neuen Pflanze zu bringen vermag.
Vater- und Mutterpflanze brauchen aber durchaus
nicht die gleiche Vererbungskraft ihrer Eigenschaften aufzu-
‚weisen. Im Pflanzenreiche müssen wir zwischen Arten
(Species) und Variationen unterscheiden. Erstere sind samen-
‚beständig und vererben deshalb ihre Eigenschaften so, daß die
I
Kinder immer den Eltern „wie ein Ei dem andern“ gleichen.
Die Variationen aber, mit deren Entstehung wir in der Garten-
kultur viel mehr noch als in der freien Natur zu rechnen
haben, sind nicht samenbeständig; ihre Nachkömmlinge zeigen
meist starke Rückschläge zu der Art, von der die Variation
abstammt. Nur wenige unter ihnen geben die Variation treu
wieder, und diese vermögen wir durch das Ausleseverfahren
mit der Zeit völlig samenbeständig zu machen. Es entstehen
dann aus den Variationen allmählich Varietäten. Wir Gärtner
nennen. solche Varietäten in der Regel Sorten, und auch der
Getreidezüchter spricht von Sorten.
Kreuze ich nun eine samenbeständige Pflanzenart oder
auch eine beständig gewordene Sorte mit einer Variation,
die ja ihre Eigenschaften noch nicht zu vererben vermag, so
liegt es sehr nahe, daß die erstere eine viel stärkere Vererbungs-
kraft gegenüber der letzteren haben muß, und daß die letztere
im Kreuzungsprodukt kaum sichtbar zu werden braucht.
Deshalb ergeben auch Kreuzungen zwischen zwei ver-
schiedenen Variationen oder nicht samenbeständigen
Sorten, z. B. zwischen zwei Obst- oder Rosensorten, selten
das erwartete, in der Mitte zwischen den beiden Elternpflanzen
stehende Kreuzungsprodukt, sondern etwas anderes, mehr
oder weniger nach einem der beiden Eltern Schlagendes oder
etwas, das sie noch von ihren Großeltern und Ahnen her
haben. In der Rosenzucht, in der besonders eifrig gekreuzt
wird, legt man darauf Wert, zur Zucht Eltern zu nehmen, die
möglichst gute Vererbungskraft besitzen, und es wird deshalb
Wert darauf gelegt, den Stammbaum der Rose zu führen.
Dieser läßt die Vererbungskraft einer bestimmten Sorte von
einer Reihe von Generationen her verfolgen und einigermaßen
Schlüsse ziehen, wie neue Kreuzungsprodukte mit solchen
Sorten gestaltet sein könnten. Sorten, die ihre Eigenschaften
bis zu einem gewissen Grade gut vererben, sind z. B. Madame
Caroline Testout, Frau Karl Druschki, Richmond u. a. Sämlinge
von diesen ererben ihre Eigenschaften derart, daß wir bei
einer Aussaat der Madame Caroline Testout fast nur rosa-
farbige Pflanzen erhalten, die in der Mehrzahl der Eigenschaften
recht der Madame Caroline Testout gleichen, wenn sich auch völlig
einfachblühende Pflanzen unter denselben mit befinden können.
Aber ich habe noch nichts davon gelesen oder darüber sprechen
BD
hören, daß unter den Testout-Sämlingen einer gefallen wäre,
der der Rose Madame Caroline Testout völlig geglichen hätte.
Auch unter den Obstsorten haben wir welche, die ihre Eigen-
schaften nahezu treu vererben; wir haben fast samenbeständige
Pfirsichsorten, und ich arbeite selbst seit einem Dutzend Jahren
und nicht ohne Erfolg daran, die Birnensorte Gute Luise von
Avranches, die ertragsicherste von allen, samenbeständig zu
machen. — Bei den Hybridisationen haben wir auch damit zu
rechnen, daß im Kreuzungsprodukt gewisse elterliche Eigen-
schaften gar nicht sichtbar werden, die aber in einer nächsten
Generation zum Vorschein kommen können oder daß auch
Eigenschaften auftreten, die an den beiden Eltern äußerlich
nicht sichtbar sind. Es wird in neuerer Zeit von der Wissen-
schaft auf dem Gebiete der Vererbungslehre sehr eifrig ge-
arbeitet; die Vererbungslehre ist für den Botaniker wie Zoologen
eine Wissenschaft für sich, ein Spezialstudium, geworden, das
den praktischen Pflanzenzüchtern für die Zukunft noch manche
wertvolle Anregung zu geben berufen sein wird. Ich muß
hier auf das ganz ausgezeichnete Schriftchen von €. Correns,
Über Vererbungsgesetze, Gebr. Bornträger, Berlin 1905 (Flora-
bibliothek), verweisen und glaube auch, meinen Leitfaden für
gärtnerische Pflanzenzüchtung, G. Fischer 1909 (Florabibliothek),
als geeignete Lektüre für den Praktiker anführen zu müssen. Für
uns Gärtner, die wir die Regungen unserer Zeit verfolgen wollen,
erwächst die Notwendigkeit, uns die Lehren der Vererbung zu
nutze zu machen, daß wir immer hochgezüchtetere, ertrag-
reichere und schönere Kulturpflanzen erhalten.
Druckfehlerberichtigung.
Im 12. und 13, Jahrgang unserer Sitzungsberichte und Ab-
handlungen ist im Beitrag „Stickstoffreichere Zusammensetzung
des Nährsalzes für Azaleenkultur“, S. 132, Zeile 3, zu lesen:
Die Pflanzen wurden anfangs mit Yo, Y/ıo- und ?/,„prozentigen
Lösungen (1 bezw. 2, 3 gr Nährsalz auf 1 I Wasser) statt des
gesetzten 1-, 2- und 3-prozentigen Lösungen begossen.
Mitglieder-Verzeichnis.
Protektor:
Se. Maj. der König Friedrich August von Sachsen.
VERZEICHNIS
DER MITGLIEDER DES VEREINS.
Ehrenmitglieder.
Andrä, Geheimer Okonomierat, Vorsitzender des Kura-
toriums der Kgl. Pflanzenphysiologischen Versuchs-
station zu Dresden, Braunsdorf b. Tharandt
Beutler, Geheimer Rat a. D., Oberbürgermeister, Dresden
Carlowitz- Hartitzsch, v., Königl. Oberschloßhauptmann,
Wirklicher Geheimer "Rat, Exzellenz, Dresden
Chatenay, Abel, Secr. gen. de la Soc. nation. d’horticulture
de France,‘ Rue" Grenelle 8, Paris . 2 — ss
Dibelius, Dr. theol. et phil. Franz, Oberkonsistorialrat,
Superintendent und Pastor prim. an der Kreuzkirche,
Dresden „2 ee. . . .
Drude, Prof. Dr. Oskar, Geheimer Hofrat, Direktor des
Königlichen Botanischen Gartens und der Pflanzen-
physiologischen Versuchsstation zu Dresden
Fiedler, Prof. Dr. med., Geh. Rat, Exzellenz, Dresden .
Fischer v. Waldheim, Wirklicher Geheimer Staatsrat,
Exzellenz, Direktor des Kaiserl. Botanischen Gartens
zu St. Petersburg ee...
Flähnel, Geh. Ökonomierat, Vorsitzender des Landes-
kulturrates #. d. Königreich Sachsen, Kuppritz b. Bautzen
Johannsen, Wilh., Prof. der Botanik an der Landwirtschaft-
lichen Akademie zu Kopenhagen. .
Langsdorff, Prof. Karl v., Geh. Ökonomierat, Tharandt
Ledien,. Fi, Kol: Oberinspektor am Botanischen Garten
in Dahlem b. Steglitz . .
Mehnert, Dr. jur. Paul, Wirklicher Geheimer Rat, Rittergut
Medingen b. Dresden . . .
Metzsch-Reichenbach, C. Gg. v., "Staatsminister a. DB
Minister des Kel. Hauses, Exzellenz, Dresden .
Minckwitz, v., General der Inf. z. D., Generaladjutant
Sr. Majestät des Königs, Exzellenz, "Dresden
Eintritt
1906
1897
. 1901
..1897
. 1896
191
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1904
. 1902
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1890
. 1903
1891
. 1896
Fre
Moßdorff, Otto, Handels- und Landschaftsgärtner, Leipzig-
Lindenau
Münzner, Richard, Geheimer Regierungsrat a. D,, "Dresden
Neumeister, Prof. Dr., Geheimer Oberforstrat und Ober-
forstmeister, Dresden
Niethammer, Freiherr v., Königl. "Bayrischer Staatsrat und
erblicher Reichsrat der Krone Bayerns, Exzellenz,
BEIDEN a se a en are n
Nobbe, Prof. Dr., Geheimer Hofrat, Tharandt A
Poscharsky, G. A., Königl. Garten-Inspektor a. D,,
Schellerhau b. Altenberg
Raubold, Dr., Königl. Ökonomierat, Sekretär des Landes-
kulturrates, Dresden .
Rex, Graf v., Hofmarschall "Sr. ‚Majestät des. Königs,
Exzellenz, Dresden . . i
Roeber, Prof. Fritz, Düsseldorf . .
Roscher, . Dr. jur., Geh. Rat, Ministerial-Direktor im n Königl.
Ministerium des Innern, Dresden .
Schroeter, v., Königl. Amtshauptmann a. D., " Königl.
Kammerherr, auf Bieberstein b. Wilsdruff
Schwerin, Fritz Graf v., Vorsitzender -der Deutschen
Dendroloeischen Gesellschaft, Wendisch-Wilmersdorf
b. Ludwigsfelde, Mark
Silva Tarouca, Graf, Präsident der österreichischen dendro-
logischen Gesellschaft, Exzellenz, Pruhonitz b. Prag 1
Sorauer, Prof. Dr. Paul, Geh. Reg.- Rat, Berlin-Schöneberg
Thun-Hohenstein, Graf v., Wirkl. Geh. Rat, Tetschen .
Uhlemann, Dr. jur, Amtshauptmann und Vorsitzender
des Landes- Obstbauvereines, Großenhain. .
Viger, Th., Exzellenz, Senateur, Pres. de la Societe nationale
d’horticulture de France, Paris. .
Vitzthum v. Eckstädt, Graf, Oberstmarschall Sr. Maje-
stät des Königs und Königl. Kammerherr, Exzellenz,
Lichtenwalde 2 EURE
Werner, Städtischer Gartendirektor, ie
Wittmack, Prof: -Dr. L.,; Geh. Regierungsrat, Berlin .
Schriftwechselnde Mitglieder.
Beck v. Mannagetta, Professor Dr. Günther, Prag . .
Beißner, L., Inspektor des Botanischen Gartens, Poppels-
dorf b. Bonn . .
Bosche, ). C.T., Handelsgärtner, Königl. Garten- ‚nspek-
tor a. D., Bonn . . ;
Cordonnier, "Anatole, Bailleul (Nord), Frankreich ;
Demker, Prof, Middle Village Long Island (New York)
Fierens, Secr. ‘de la Soc. d’Horticulture de Gand
Fintelmann, G.A., Kgl.Hofgartendirekt., Sanssouci- Potsdam
Eintritt
1898
1904
1904
. 1901
. 1888.
1866
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1898
1899
Be
d’Haene, Adolf, Handelsgärtner, Gent .
Hampel, Carl, Königl. Preußischer Gartenbau - Direktor,
Städtischer Gartendirektor, Leipzig .
Heiler, Königl.Ökonomieratu. Stadtgartendirektor, München
Hiltner, Dr. L., Kaiserl. Regierungsrat a. D., Königl. Agri-
kulturbotanische Anstalt, München ;
Hlasiwetz, Lud., Apotheker, Reichenberg (Böhmen)
Hlye-Leysen, Jules, Gent-Coupure . 3
Jüde, Georg, Oberlehrer, Dresden .
Jürgens, Garteningenieur, Hamburg .
Kähler, Großherzoglicher Hofgartendirektor a. D, Coburg
Kaiser, Ober-Inspektor der Königl. Hofgärten, München
Ker, Wilson P., Handelsgärtner, Liverpool
Koehne, Prof. Dr., Friedenau-Berlin
Kolb, Max, Königl. Rat, München .
Läßker, Fritz, Oberlehrer und Organist in Dresden-Striesen
Lüdtke, Hermann, Landschaftsgärtner, Breslau
Mantin, George, Paris . RN) is
Martinet, Henry, Paris .
Masters, Maxwell, London
Nikolic, Prof. Emanuel, Ragusa .
Ortgies, Eduard, bot. Gärtner a. D.,, Kilchberg b. Zürich .
Pollmer, Stadtgartendirektor 2:5 Großenhain
Purpus, A., Großherzogl. Garteninspektor am Botanischen
Garten, Darmstadt . .
Sander, F, Handelsgärtner, St. Albans, Herts,, England .
Schütze, Jul, Vorsitzender des Zentralvereins schles.
Gärtner, Breslau . .
Schwarz, Charles, Direktor der Baron v. Rothschildschen
Gärten zu Ferrieres b. Paris. .
Seidel, ©. M., Seminaroberlehrer a. B% _ Kötzschenbroda
Siebert, Königl. Gartenbaudirektor, Palmengarten, Frank-
furt aM. .
Sießmayer, Philipp, i. Fa. Gebr. Sießmayer, Frankfurt a. M.
Steglich, Prof. Dr. phil. Bruno, Vorstand an der pflanzen-
physiologischen Versuchsstation am Königl. Bota-
nischen Garten zu Dresden ;
Türke, Rob., Kunstmaler, Meißen . . .
Veitch, Harry, Handelsgärtner, Chelsea-London . ;
Wilkinson, Elliott, Gartenarchitekt, Pitisbourg, PEIBE Amer.
Wobst, Prof. Carl Aug., Dresden N
Aktive Mitglieder.
Vorstand und Verwaltungsrat.
l. Vorsitzender: Königl. Hofrat F. Bouche-Dresden.
11.
Eintritt
1888
1888
1903
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130
1888
1902
. 1890
.; Handelsgärtner Rud. Seidel - Grüngräbchen
b. Schwepnitz.
Zug, =
Rechnungsführer: Baumschulenbes. Oscar Poscharsky-Laubegast.
I. Schriftführer: Handelsgärtner 3. F/aubold-Laubegast.
ll. x Buchdruckereibesitzer C. Heinrich-Dresden-N.
Bücherwart: Königl. Garteninspektor M. Löbner- Dresden.
Eintritt
Bach, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda 1903
Bassenge, H. A., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch-
Dresden... E17
Beger, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Seidnitz . . 1902
Bertram, Eduard, Gartenbau-Ingenieur, Dresden ROT
Bertram, Max, Kol. Sächs. Gartenbaudirektor, Blasewitz 1873
Beyer, Richard, i. Fa. Robert Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen . . 1900
Birndt, Fanny, Sprachlehrerin, Dresden-Striesen . . 1908
Bley, Johannes, Kunst- und Handelsgärtner, Cunners-
dorf b. Ottendorf-Okrilla. . . 1907
Böhm, Rudolph, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A. 1902
Böhme, v.i.F.: Franz Fröhlich, Kgl. Hoflieferant, Dresden-A. 1905
Böhmer, Paul, Gartentechniker, Dresden-A. 1909
Böhmieg, Richard, Kaufmann, Dresden-Striesen . 1896
Bouche, J.C.F. , Königl. Hofrat, Obergartendirektor, Dresden 1873
Braunbart, Carl, Gartenbauinspektor, Großenhain . 1901
Bröse, Wilhelm, Garteningenieur, Dresden-A. . 1904
Büttner, G; Königl. Forstgarteninspektor, Tharandt . 1874
Dausz, ). P, Samenhandlung, Dresden-A. i . 1905
Dedek, Anton, Königl. Hofgärtner, Dresden-A. . . . 1893
Degenhard, M., Stadtgarten-Direktor a. D., Dresden-A. . 1869
Denecke, W., Kunst- und Handelsgärtner, 'Dresden-A. . 1897
Drewitz, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i.S. 1902
Dutschmann, Georg, Bezirksschullehrer, Dresden-A. . 1904
Eidner, R., Lehrer, Laubegast AErL ee: . 1896
Eisenach, Rud,, Prokurist, Laubegast . 2 . 1906
Eisenbarth, Königl. Hofgärtner, Groß-Sedlitz . A
Findeisen, "Th, Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz . . 1901
Füge, G. A, Privatus, Blasewitz ne BR
Gäbler, Rudoff, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Striesen 3 Ba NIE BUN
Gaßmann, Theodor, Privatus, Dresden-N. . 1898
Geißler, Guido, Baumschulenbesitzer, Dresden- Strehlen . 1894
Gensel, Frau, geb. Rascher, Dresden-A. . . . 1895
Geyer, Felix, Königl. Hoflieferant, Dresden-Neugruna . . 1890
Glieme, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Niedersedlitz
b. Dresden . . . 1906
Oössel, G. M., Mykolog, Dresden-A... . . 1878
Große, Herm,, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A. . 1896
Halke, Fräulein Margarete, Kötzschenbroda 1903
Hauber, Paul, Baumschulenbesitzer, Tolkewitz . 1894
Haubold, Bernhard, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1884
=: 9 =
Eintritt
Heinrich, Carl, Buchdruckereibesitzer, Dresden-N. . . . 1902
Helm, August, Landschaftsgärtner, Dresden-A. . „ . . 1891
Hendel, Bruno, Städt. Obergärtner, Dresden-Plauen . . 1907
Hennersdorf, J. C. Gustav, Königl. Hofgärtner, Dresden- he
Sirehlen = ee i . 1876
Hennicke, Hermann, Privatus, Dresden-Striesen .“. . ..1895
Flennisch, Moritz, Privatus, Dresden- Pläuen: =. Seat
Herrmann, Max, Rentier, Dresden-A. . . 1890
Hertel, Paul, i. Fa. Rud. Seelig & Co,, Dresden-Strehlen . 1904
Herzog, Carl, Königl. Hofgärtner, Pillnitz . 2... . 1895
Hessel, Rich., Kaufmann, Laubegast . . . 1908
Hetschold, Eduard, Kunst- u. Handelseärtner, Radeberg i. Ss. 1906
Fletzer, G, Hauptmann z. D., Loschwitz b. Dresden . . 1906
Hirschfeld, Moritz, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Zschertnitz . . . 1900
Hoffmann, Fritz, Bürgerschullehrer, Dresden-N. . 1902
Hofmann, Robert, Kunst- u. Handelsgärtner, Radebergi S. 1901
FHübler, Ernst, Kunstgärtner, Dresden-Striesen ...-. . 1906
Fuhle, Jul. Köniel. Obergärtner, Dresden-A.. . . .:. 1897
Flultzsch, Benno, Kaufmann, Dresden-A. . . 2. ....1898
Hunger, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1895
Jacobi, Paul, Architekt, Klein-Zschachwitz .* . . 1909
Kalau, E. Aug,, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Seidnitz . . ; - „1905
Kaufmann, Schloßgärtner, "Burgk b. Dresden ©... . 1907
Keller, Adolf, Königl. Hofgärtner, Moritzburg . . : . 1900
Kleine, H., Königl. Hofgärtner,: Dresden-A. . . 1890
Klemm, Br. Inh.d. Fa. Hoyer & Klemm, Dresden- -Altgruna . 1909
Knauer, Paul, Königl. Hoflieferant, Dresden-A. . . ..... 1900
Knoch, O,, Kunst- und Handelsgärtner, Chemnitz 2 == 22508
Knoderer, Carl, Handelsgärtner, Reick b. Dresden . . . 1903
Knöfel, C.H., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen 1907
Knöfel, Gustav H., Kunst- und a Dresden-
Strehlen: ".» .. . ; . 1878
Konrad, Jul., Prinzl. Hoflieferant, Dresden-A... . 0 . 1904
Kühn, Frau, O., Buchdruckerei, Dresden-A.- . ...°. .. 1893
Kühnscherf, Emil, Fabrikant, Dresden-A. . . 773 T8SL
Kunde, Arno, Fa. Kunde & Sohn, Dresden-A. -. .-. . 1909
Kunstmann, Dr, Zahnarzt, Dresden-A. . . tun), ENT
Lauterbach, Bernhard, Obergärtner, Laubegast ee)
Lehmann, Georg, Hofbuchhändler, Dresden-A. ».,: „1873
Leidhold, Albert, Wien, IX. Liechtenstein-Str. . . . . 1909
Leubner, Rud., Landschaftsgärtner, Dresden-A. . . . . 1905
Leumer, August, Privatus, Cossebaude : . - ! «..1895
Löbner, Max, Königl. Garteninspektor, Dresden-A.. .. „1907
Lorenz, Paul, Königl. Hoflieferant, Zwickau i.S. . . 1898
Lyon, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Zscheila b, Meißen 1908
Marks, H., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda 1898
=r09
Mattersdorff, Richard, Bankier, Dresden-A.
Meckwitz, O., Sekretär, Dresden-A. . .
Meischke, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Meischke, Johannes, Fabrikant, Tolkewitz .
Melchior, Richard, Königl. Obergärtner, Pillnitz .
Meurer, Friedr., Landschaftsgärtner, Dresden-A. . .
Mietzsch, C W., Königl. Hoflieferant, Niedersedlitz
Mißbach, Robert, Bürgerschullehrer, Dresden-A.
Modes, F. H., Ingenieur, Dresden-N. .
Müller, Clemens, Königl. Obergärtner, Dresden-A. .
Müller, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Münch, Heinr., i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden .
Münch, Walter, i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden
Naumann, Prof. Dr. Arno, Dresden-A.
Nitzsche, "Arthur, Ingenieur, Dresden-Trachau . .
Nitzschner, Obergärtner, Grüngräbchen b. Schwepnitz i. S.
Noack, Ernst, Architekt, Dresden-Löbtau ;
Olberg, er Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Papsdorf, O,, Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda 1
Pekrun, A., Privatus, Weißer Hirsch . :
Peschke, Fritz, i. Fa. Gebr. Hirsch, Dresden-A.
Platz-Eckelmann, Frau Olga, Dresden-A.
Pohl, C,, Köniel. Parkinspektor, Dresden-A. :
Poscharsky, Oscar, Baumschulenbesitzer, Laubegast
Pruggmeyer, Herm,, Privatus, Dresden- Plauen Ä
Püschel, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Quantz, Rich., Gartenbauingenieur, Laubegast
Raue, William, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden- Strehlen
Richter, Albert, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . .
Richter, Alwin, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Richter, Emil, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Richter, Franz, Lehrer, Markranstädt . .
Richter, Frau L. R; Gartenbaubetrieb, Tolkewitz b. Dresden
Romer, Car], Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i.S.
Roß, v., Frau Gräfin Louise, Dresden-N. ;
Roth, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Rülcker, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . .
Ruschpler, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden
Schäme, Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Schirmer, Franz, Architekt, Laubegast Br
Schöppe, Reinhold, Kunst- und Handelseärtner, Blasewitz
Schrön, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Reick 1
Schulze, Conrad, Privatus, Blasewitz a
Schwarzbach, Gustav, Baugewerke, Laubegast
Schwarzbach, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner,
Dresden-Plauen > Et:
Eintritt
. 1893
1896
1894
1894
. 1903
. 1903
. 1887
1890
. 1877
. 1895
1896
1898
1898
. 1893
1895
1907
1884
1878
1901
. 1888
1904
. 1902
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. 1882
. 1875
. 1895
1908
1908
1899
1901
1907
1903
1888
. 1906
. 1906
. 1908
5208
. 1897
1890
1906
1896
1905
. 1868
1908
. 1904
— HA
Eintritt
Scriban, Alfr., Geschäftsführer d. Fa. Hoyer & Klemm,
Dresden- Altgruna in 1908
Seidel, T. J. Heinr., Kunst- und Handelseärtner, Laubegast 1889
Seidel, ET. ]: Rud,, Kunst- und Handelsgärtner, Grün-
gräbchen b. Schwepnitz 128,7; - s. 18856
Seidel, Max, Kunst- und Handelseärtner, Blasewitz . . 1896
Seidel, Frau Minna, Dresden-Striesen . . . 1898
Seyffert, Theodor, Landschaftsgärtner, Dresden-Plauen . 1899
Siems, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1897
Simmgen, Hugo, Privatus, Dresden-Striesen . . 1889
Simmgen, Theodor, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . . )
Simmgen, Wilh., Prinzl. "Hofgärtner, Dresden-A. . . . 1907
Simon, Edmund, Kaufmann, Dresden-A. . . . . .. ..1893
Steglich, Carl, Kaufmann, Laubegast . ee. 1,0)
Stein, Max, Bankier, Dresden-A. . 2
Steinkamp, Heinrich, Obergärtner, Wachwitz. . . . . 1901
Stöckigt, Alfred, Kunstgärtner, Sieizscheess . 1905
Stöckigt, Wilh., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch. . 1881
Stöcklein, H., Ingenieur, Dresden-Striesen . . . ea
Stoll, Emil, Prokurist, Laubegastirn DR
Tamm, Hugo, Gutsbesitzer, Dresden-Strehlen . . . . 1875
Tamms, Fritz, Direktor der Gartenbauschule, Laubegast 1893
Teschendorff, Victor, Rosenschulen, Cossebaude b. Dresden 1904
Tesske, Paul, Ingenieur, Dresden-A. . . 1909
Thalacker, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leipzig-Gohlis 1901
Thiers, Otto, Fabrikbesitzer, Dresden-Striesen . . . 1905
Tiemann, Ernst, Obergärtner, Laubegast . . . Wie
Uslar, Wilh. v., Städt. Gartendirektor, Dresden . . 1896
Voigt, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A. 1902
Wähner, Emil, Kaufmann, Dresden-A. . . 1894
Walther, Pfarrer, Neschwitz LS. 2. 10. BEE
Weigel, Gustav, Privatus, Blasewitz . . . 1904
Weißbach, Hans, i. Fa. Robert Weißbach, Gartenbaubetrieb,
Laubegast . 4 . 1908
Weißbach, Robert, "Gartenbaubetrieb, Laubegast . 2 RE
Wetzold, Otto, Obergärtner, Dresden-A. . . EEE
Wilkens, Georg, Gartenbauingenieur, Dresden-A. . . . 1901
Zeiger, Ludwig, i. Fa. Zeiger & Faust, Dresden-A.. . . 1901
Ziegenbalg, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1889
Ziegler, Wilhelm, jun., Grubschütz-Spreethal b. Bautzen 1907
Zimmer, Heinr., Königl. Obergärtner, Dresden-N. . . . 1906
IN HALT. |
Übersicht über die Tätigkeit der Gesellschaft . . : 22 2.2.2..3
Berichte über die einzelnen Sitzungen:
Ätherisierung und Warmwasserbehandlung von Treib-Fliedern
(Prof: Dr. Drude)’ .'.... ee)
Aussprache über die nen der ee Te Li
Warmwasserbehandlung von Maiblumen und Treibfliedern (Kleine) 12
Bereralversammlung: 1910: 02.0.0000 0 a a ee a nl
Jahresrechnung 1909 . . . er
Zuwachs der Bibliothek von Oktober 1909 en ee 1910. a.)
Originalabhandlungen und Vorträge:
Die geschichtliche en der Pflanzenwelt ER Säurich,
Chemnitz) =... 29
Über den „neuen Galenbaut von eis srelow, z ann
kaubegast)». ,: ne Da
Die Kultur der Bee (A: Nee nes, Er, 66
Über einen großblumigen Sport der Glorie de Lorraine- Begonic
(Cl. Müller, Dresden) . . . 66
Lobelia „Ilumination“ und Bohela rss are ohren . 68
Erna Teschendorff. Eine neue Polyantharose. (V. Teschendorff) 70
Über die Verbesserung der gärtnerischen Kulturpflanzen bei
BCHSSAAAISEGDBER) rast aan Kaas reed
BIEpRSEWeRDErIcHlSABE ES. 0 ee ee
Dnlsledei-Werzeichtis u 0 0, es ee a an ie ee un 18
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1 ER A" für Botanik und Gartenbau
in DRESDEN
SITZUNGS-BERICHTE
UND ABHANDLUNGEN
Fünfzehnter Jahrgang der
neuen Folge 1910-1911.
Im Auftrage der Gesellschaft redigiert und herausgegeben von dem
Bücherwart derselben Garteninspektor MAX LÖBNER, Dresden.
Mit 6 Tafeln und 1 Dreifarbendruck.
In Kommission von H. Burdach, Königl. Sächs. Hofbuchhandlung.
Dresden 1911.
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Nachdruck ohne Quellenangabe verboten.
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Übersicht
über die Tätigkeit der Gesellschaft
in ihrem 85. Vereinsjahre 1910/11.
Du Leben der Gesellschaft in ihrem 85. Vereinsjahre war
ein außerordentlich reges; es äußerte sich in der Ver-
anstaltung von 10 Monatsversammlungen, 9 Sitzungen des
Verwaltungsrates, dem Familienabend, 5 Exkursionen und einer
Rosen- und Staudenblumen-Ausstellung.
Der erste Ausflug fand am 13. Mai 1910 zur Besichtigung
des Formobstgartens des Herrn Bankier Pekrun in Weißer
Hirsch statt, der im reichsten Blütenschmucke dastand. Herr
Pekrun führt, begünstigt durch warme Lage und trockenen
Boden unter fortwährender Pflege der Bäume einen strengen
Schnitt durch und erregt mit demselben die Bewunderung der
Formbaumliebhaber. Der zweite Ausflug am 11. August führte
in die sehenswerten Glashütten der Gebrüder Hirsch in Pirna.
Am 9. September fand man sich in Dobritz auf dem Versuchs-
felde des Herrn Dausz (Samenhandlung Pirnaische Straße,
Dresden-A.) und in der Handelsgärtnerei des Herrn 7%. Findeisen
ein. Herr Dausz hatte, veranlaßt durch die Ungunst der
Witterung, im Restaurant „Zur Post“ eine Ausstellung abge-
schnittener Soemmerblumen und Stauden vorgenommen, die Beifall
fand. Aber auch auf dem Versuchsfelde waren prächtige
Sachen zu sehen. Bei Herrn Findeisen, der vorzüglich Eriken
und Azaleen anzieht, fiel der gute Zustand der Kultur und die
Sauberkeit des Betriebes auf. Am 23. September wurde die
außerordentlich gelungene Obstausstellung des Bezirks-Obstbau-
vereins „Oberes Elbtal“, Niederpoyritz, die zur Feier seines
30 jährigen Bestehens in „Donaths Neue Welt“ in Tolkewitz ver-
anstaltet worden war, besucht, und: am 30. September wurden
die Düngungsversuche mit Erica gracilis und andere Versuchs-
ergebnisse der Versuchsstation am Königl. Botanischen Garten
einer Besichtigung unterzogen.
BE
Die Rosen- und Staudenblumen-Ausstellung, die in den
Tagen des 23. und 24. Juli von uns gemeinsam mit der
Schwestergesellschaft Feronia im Kalthause des Botanischen
Gartens durchgeführt wurde, beabsichtigte, beim Blumen liebenden
Publikum Verständnis und Interesse für die genannten Blüten-
gewächse zu erwecken. Dieser Aufgabe wurde sie gerecht.
Die Aussteller arbeiteten freudig am gesteckten Ziele und
brachten ein erstklassiges Blumenmaterial. Offenbar war auch
die Wahl des Ausstellungslokales keine ungünstige, wenn das
Haus auch zeitweise die Besucher, deren insgesamt etwa 6000
gewesen sind, kaum zu fassen vermochte. Wir glauben, daß
die öftere Veranstaltung ähnlicher Schaustellungen dem Ansehen
der gärtnerischen Vereinigungen und der Hebung der Garten-
liebhaberei am Orte nur dienlich sein wird.
In die Gesellschaft traten während des Berichtsjahres
17 neue Mitglieder ein, denen leider auch Verluste gegenüber-
stehen. Wir verloren durch den Tod das schriftwechselnde
Mitglied Herrn Organist Friedrich Läßker, Dresden-A. (1905),
Oberlehrer an der höheren Töchterschule, den Komponisten
unseres Floraliedes, an Mitgliedern: Frau Platz-Eckelmann,
Dresden-A. (1902) und die Herren Handelsgärtner Sidney Joseph,
Coswig (1910) und Rudolf Hunger, Laubegast (1895). Herr
Hunger war als ein vorzüglicher Pflanzenzüchter und fleißiger
Gärtner bekannt. Den Verstorbenen sei ein ehrendes Andenken
bewahrt. Aus Anlaß der 85. Jahresfeier wurde Herr Handels-
gärtner Rudolf Schrön in Reick zum schriftwechselnden Mit-
gliede ernannt.
Die Monatsversammlungen waren an acht Malen mit Vor-
trägen verbunden, den Festvortrag hielt Herr Geheimer Hofrat
Prof. Dr. Drude. Der Ausschuß für Monatsausstellungen konnte
erste Preise zuerkennen den Herren 7... Seidel, Laubegast für
Cyclamen, Königl. Hofgärtner Herzog, Pillnitz für Cyclamen,
Königl. Obergärtner Müller im Menageriegarten für Nelken-
sämlinge und Begonien, Bernhard Haubold, Laubegast für ab-
geschnittene Chrysanthemum, Königl. Hofgärtner Kleine aus
dem Herzogin Garten für Poinsettia pulcherrima, Hyazinthen,
Flieder, neue Croton und Begonien, W. Stöckigt, Stetzsch für
ein abgeschnittenes Flieder-Sortiment, zweite Preise den Herren
Königl. Hofgärtner Fisenbarth und W. Ziegler in Grubschütz
auf je ein Obstsortiment. Auch die Versuchsstation am Königl.
PR
Botanischen Garten brachte des öfteren durch Garteninspektor
Löbner Kultur- und Düngungsversuche zur Schau, die als
solche von einer Prämiierung ausscheiden. Vereinsmedaillen
wurden an den Bezirks-Obstbauverein „Oberes Elbtal“ in
Niederpoyritz zu seiner Jubiläumsausstellung, an die Bezirks-
Obstausstellung in Niedersteina, die Obstaustellung in Wein-
böhla, den Gärtnervereinen Hedera in Laubegast und Deutsche
Perle in Leuben verliehen. Der Verein zur Förderung Dresdens
und des Fremdenverkehrs erhielt wiederum 100 M als Beitrag
zur Preisverteilung für Fenster- und Balkonschmuck, und 50 M
wurden zur Errichtung eines Denkmals für den Fürsten Pückler-
Muskau in Cottbus gespendet. Das Friedrich August-Reise-
stipendium erhielt Herr Gartentechniker S/ummer in Stettin
zugesprochen. Der Ausschuß zur Prüfung von Pflanzen-
neuheiten hatte zweimal in Tätigkeit zu treten und konnte in
einem Falle Herrn Handelsgärtner Clemens Merker in Coswig
für einen bei ihm entstandenen Nephrolepis Whitmanii-Sport
„Saxonia“ ein Wertzeugnis I. Klasse erteilen.
Einen sehr regen Besuch weist die Gartenbauschule der
Gesellschaft auf, und mit Befriedigung konnte man sich wieder
an der Österprüfung der erzielten Erfolge freuen. Im Lehr-
körper derselben trat zweimal ein Wechsel ein, an Stelle des
Herrn Wittig wurde Herr Bezirksschullehrer /Zertel und für
Herrn Gartenbauingenieur Dröse Herr Gartenarchitekt Zberth
gewonnen.
Ein wichtiges Ereignis im Berufsjahre ist die Anbahnung
einer Vereinigung der Gartenbaugesellschaften Flora und Feronia.
Beide verfolgten bisher gleiche Ziele und brachten gleiche
Opfer an Zeit und Mühen. Ein neues Vereinsjahr wird die
Gartenbaugesellschaft Feronia zurückgekehrt sehen zur alten
Gesellschaft, von der sie sich einst trennte. Möge der gemein-
same Weg, der künftighin gegangen wird, zum Nutzen des
sächsischen Gartenbaues führen.
Wir dürfen diesen Bericht nicht schließen, ohne noch
zweier Ereignisse in unserer schönen Stadt Dresden zu ge-
denken, der Einweihung des neuen Rathauses mit seinen
charakteristischen Löwenköpfen und dem Eselreiter und der
neuen, in ihrem Trutz so packenden Augustusbrücke,
die nunmehr, den Namen des hohen Protektors unserer Gesell-
schaft, Sr. Majestät des Königs tragend, Friedrich August-Brücke
Be a
heißt. Aus Anlaß der Einweihung des Rathauses wurde eine
silberne Blumenschale als gemeinsame Spende der Gartenbau-
gesellschaften Flora, Feronia und des Gärtnervereins für Dresden
und Umgegend dem Rate der Stadt überreicht.
Für den Gärtner war das „Kometenjahr“ 1910 ein günstiges
Geschäftsjahr. Der Schweifsterne wurden von den Astronomen
ein halbes Dutzend beobachtet. Ein überwältigendes Interesse
brachten wir dem Wiedererscheinen des Halleyschen Kometen
entgegen, der aber nur kurze Zeit und auch bloß schwach
sichtbar war. Fröhliche Menschen entschädigten sich für das
ihnen entgangene Schauspiel des Erdunterganges beim Kometen-
wein. Vielleicht stand die anhaltend feuchte Witterung des
1910er Sommers im Zusammenhange mit dem Erscheinen des
Halley. Aber die Dresdner Kulturen wuchsen, und mancher
wird das Jahr 1910 als ein gutes gebucht haben.
Berichte über die einzelnen
Sitzungen 1910/11.
1. Monatsversammlung am 23. September 1910 im
Gasthofe „Donaths Neue Welt“ in Tolkewitz.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Versammlung besichtigte zunächst die Jubiläums-Ausstellung des
Bezirks-Obstbauvereins „Oberes Elbtal“, die in den Räumlichkeiten von
„Donaths Neuer Welt“ veranstaltet worden war und einen glänzenden
Beweis der Leistungsfähigkeit sächsischer Obstzucht erbrachte. In der
sich anschließenden Monatsversammlung gelangte zur Mitteilung, daß die
am 23. und 24. Juli im Kalthause des Königl. Botanischen Gartens veran-
staltete Rosenausstellung von 4300 zahlenden Besuchern besichtigt worden
war und einen Gewinn von 215 M nach Abzug aller Unkosten erbracht
hatte. An Stelle des Herrn Lehrer Witfig wurde Herr Bezirksschullehrer
Max Hertel in den Lehrkörper der „Floraschule“ eingestellt. Die Ver-
sammlung gab nachträglich ihre Zustimmung zur Verleihung von zwei
großen silbernen Medaillen an den Bezirks-Obstbauverein „Oberes Elbtal“
aus Anlaß seiner Jubiläums-Ausstellung und beschloß je eine Medaille für
die Bezirks-Obstausstellungen in Niedersteina und Weinböhla zu vergeben.
Vom Herrn Oberbürgermeister Geheimer Rat Dr. Beutler war ein Dank-
schreiben eingegangen für das aus Anlaß der Einweihung des neuen Rat-
hauses von den Gartenbaugesellschaften „Flora“ und „Feronia“ und dem
Gärtnerverein für Dresden und Umgegend gemeinsam überreichte Ehren-
geschenk einer silbernen Blumenschale. Dem Vereine zur Förderung
Dresdens und des Fremdenverkehrs wurden 100 M zur Erteilung von
Preisen für Fensterschmuck bewilligt.
aa EEE
Vorstandssitzung am 28. Oktober 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende machte Mitteilung, daß an Stelle des aus dem Lehr-
körper der ‚„Floraschule“ ausgeschiedenen Herrn Garteningenieur Bröse
Herr Gartenarchitekt Zberth als Lehrkraft gewonnen worden sei. Beschlossen
wurde, auf den von der Gartenbaugesellschaft Como (Societa orticola
della Provincia di Como) und der University of California Library Berkeley
gewünschten Schriftenaustausch einzugehen.
2. Monatsversammlung am 28. Oktober 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende gab die Aufnahme von vier neuen Mitgliedern be-
kannt: der Herren Kaufmann Curt Bergmann, Dresden-A., Kaufmann
Gustav Günther in Oberlößnitz-Radebeul, Oskar Richard Mehlhorn in
Schweinsburg und Handelsgärtner Offo Weißbach in Laubegast. Königl.
Garteninspektor Löbner hielt den Vortrag des Abends über einen Düngungs-
versuch mit Erica gracilis, der in den Kulturen der pflanzenphysiologischen
Versuchsstation am Botanischen Garten ausgeführt worden war und zeigte,
wie durch entsprechendes Eingreifen mit Düngung auf festem und flüssigem
Wege Wuchs wie Blühbarkeit der Pflanzen wesentlich beeinflußt werden
können. Der Vortrag ist in etwas erweiterter Form und unter Beigabe
von Lichtbildern unter „Originalabhandlungen und Vorträge“ zu finden.
Ausgestellt waren an Cyclamen Schaupflanzen ersten Ranges von Herrn
Königl. Hofgärtner Aerzog in Pillnitz und Herrn 7. J. Heinrich Seidel in
Laubegast, die beide einen ersten Preis erhielten, erstere als vorzügliche
Kulturpflanzen, letztere als Handelspflanzen von hervorragender Ausbildung,
für die Herrn Seidel noch die besonderen Glückwünsche der Prüfungs-
kommission ausgesprochen wurden. Der Botanische Garten führte außer
Wettbewerb Kulturen aus seinen diesjährigen Düngungsversuchen, Erica
gracilis und stattliche Lorraine-Begonien, vor. Bei letzteren war ungarischer
Rinderguano als Düngemittel verwendet worden.
3. Monatsversammlung am 11. November 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Aufnahme kamen die Herren Städtischer Gartenarchitekt Zberth,
Dresden-A., Privatier Edgar Gerischer, Dresden-A., Handelsgärtner Sidney
Joseph, Coswig, Ingenieur Dr. Loße, Loschwitz, Obergärtner Offo Thiemer,
Laubegast. Herr Königl. Gartenbaudirektor C. Hampel in Leipzig überwies
der Gesellschaft sein Werk „150 kleine Gärten“, 4. Auflage 1910. Ausgestellt
war ein Sortiment Chrysanthemumblumen von Herrn Handelsgärtner
Haubold in Laubegast, Sämlinge amerikanischer Nelken und Begonien-
neuheiten von Begonia socotrana-Abstammung von Herrn Königl. Ober-
gärtner Müller aus dem Menageriegarten; beide Einsendungen erhielten
einen ersten Preis zuerkannt, ein zweiter Preis wurde einem Obstsortiment
des Herrn Königl. Hofgärtner Zisenbarth in Großsedlitz zugesprochen.
re
Den Vortrag des Abends hielt Herr Obstbaulehrer Wolanke aus Wurzen
über das Thema „Wie ist der Obstbau zu betreiben, daß er rentabel
werde?“ Redner bezeichnete den Obstbau, wie er noch vor 20 Jahren
vorherrschte, als Luxusobstbau, heute habe er sich zum Erwerbsobstbau
entwickelt. Für denselben kämen nur gute Obstlagen in Betracht; man
pflanze vorherrschend Hochstämme, bei geschlossenem Terrain mit Busch-
obst-Zwischenpflanzung an und nütze den Boden durch Unterkulturen aus,
deren Gewinn meist größer sein werde als etwaige Nachteile für das
Wachstum der Bäume zu bedeuten hätten. Die Sortenwahl sei eine sorg-
tältig den örtlichen Verhältnissen angepaßte und beschränkte; man pflanze
kein Wirtschaftsobst, denn letzteres erhält man bei der Sortierung des
Tafelobstes an und für sich. Schließlich bespricht der Redner eingehend
die Ernte, den Versand und die Aufbewahrung des Obstes.
Vorstandssitzung am 25. November 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Dr. Kupper, Kustos am Botanischen Garten in München, er-
sucht um regelmäßige Zusendung unseres Jahresberichtes, worauf ein-
gegangen werden soll. Beschlossen wurde, es der Monatsversammlung zu
überlassen, ob in diesem Vereinsjahre ein Familienabend abgehalten werden
soll oder nicht.
4. Monatsversammlung am 25. November 1910.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Als Mitglieder aufgenommen wurden die Herren Königl. Gartenbau-
direktor C. Hampel, Leipzig und Martin Lindner, Dresden-A., Geschäfts-
führer des Landes-Obstbauvereins. Der Vorsitzende gab Kenntnis von der
Prüfung einer Pflanzenneuheit, des Nephrolepis Whitmanii-Sportes
„saxonia“ von Herrn Handelsgärtner C/. Merker in Coswig. Hierauf kam
eine Mitteilung des Ausschusses im Gartenbau beim Landeskulturrat zur
Verlesung, nach der die Königl. Kreishauptmannschaft Dresden eine für
den Handelsgärtner wichtige Entscheidung getroffen hat, der Gärtner sei
ein Gewerbetreibender im Sinne der Gewerbeordnung nur dann, wenn er
sich ausschließlich oder vorwiegend damit befaßt, fremde Gartenbau-
produkte zum sofortigen oder baldigen Wiederverkauf anzukaufen. Dahach
bilde das Halten eines offenen Ladens in der Regel ein Merkmal der ge-
werbsmäßigen Handelsgärtnerei, alle anderen Gärtnereien unterstehen der
Gewerbeordnung nicht. Der Frauenverein und Albertverein beabsichtigen
im Frühjahr die Abhaltung eines Margueritenfestes in Dresden. Von
Herrn Handelsgärtner Sföckigt wurde der Wunsch geäußert, es möchte
beiden Vereinen nahegelegt werden, zu ihrer Veranstaltung deutsche und
nicht südländische Blumen verwenden zu lassen. An einem Famjlienabend
mit Ball für den 3. März 1911 will man auch im laufenden Vereinsjahre
wieder festhalten. In den Festausschuß wurden die Herren Beyer, Haubold,
Be
Konrad, Peschke, Quantz und Schirmer gewählt und zur Durchführung des
Festes 400 M bewilligt. Den Vortrag des Abends hielt Herr Landschafts-
- gärtner und Rosenzüchter Felix Brix in Kötzschenbroda über Krankheiten
und Feinde der Rosen und ihre Bekämpfung. Der Vortrag ist unter
„Originalabhandlungen und Vorträge‘ wiedergegeben. Ausgestellt waren
Tafelobstsorten des Herrn W. Ziegler von Grubschütz bei Bautzen, die
einen zweiten Preis erhielten und Kamellien aus der Versuchsstation am
Botanischen Garten, die beweisen sollten, daß der glasierte Blumentopf
ein ebenso gutes Gedeihen der Pflanze zuläßt als der gewöhnlich in der
Kultur verwendete.
5. Monatsversammlung am 9. Dezember 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Fr. Bouche.
Der Vorsitzende dankte Herrn Hofgärtner Äleine aus dem Königl.
Herzogin Garten für ausgestellte Pflanzen: Flieder CharlesX. und Andenken
an L. Späth, die nach Warmwasserbehandlung in 21 Tagen zu voller
Blütenentwickelung gekommen waren, prächtige eintriebige Poinsettia
pulcherrima, eine Croton-Neuheit Fred Sander und französische Hyazinthen
der Sorten Garibaldi und L’Innocence, die sich sehr vollkommen entwickelt
hatten. Die Flieder lösten eine Aussprache über die Vorzüge der Warm-
wasserbehandlung gegenüber der Ätherisierung und über die Echtheit der
Sorte Charles X. im Handel aus. Herrn Hofgärtner Kleine wurde für die
ausgestellten Pflanzen ein erster Preis zuerkannt. Der Vorsitzende machte
weiterhin Mitteilung von einem Schreiben des Ausschusses für Gartenbau
beim Landeskulturrat, in dem die Gartenbauvereinigungen ersucht werden,
ihre Vorsitzenden zu einer Zusammenkunft im Januar nächsten Jahres ab-
zuordnen, in der die Wünsche der sächsischen Gärtnerschaft an den Aus-
schuß für Gartenbau vorgebracht werden sollen. Den Vortrag des Abends
hielt Herr Bürgerschuldirektor Säurich von Chemnitz über Ameisen als
Gartenfreunde. Ausgehend davon, daß die Ameisen den Gärtner wohl
oft auch schädigen, indem sie an Erdbeeren und Obstfrüchten nagen und
die Blattläuse wegtragen und schützen, spielten sie anderseits eine wichtige
Rolle im Haushalte der Natur. Sie besorgen das Säuberungsgeschäft im
Walde und schaffen indirekten Nutzen durch Begünstigung des Ver-
wesungsprozesses. Dadurch, daß ihre Puppen vielen Vögeln zur Nahrung
dienen, werden sie zu natürlichen Beschützern der heimischen Vogelwelt.
Der Vortragende ging sodann auf das interessante Auftreten der blatt-
ständigen Honigdrüsen (Nektarien) bei vielen Pflanzen ein, die dazu
dienen, die honigraubenden Ameisen von der Blüte abzuhalten, da sie ihr
keinen Nutzen bringen. Er will in den Nektarien bloße Lockorgane sehen,
die durch auffallende Farbe und durch ihr Hervortreten am Blattstiele zum
Besuche zwecks Aufnahme von Zucker anregen sollen. Sehen wir in den
Ameisen darum die Beschützer einer großen Anzahl von Pflanzen, so
wird auch unser Urteil über dieselben milder und gerechter klingen.
Schließlich brachte der Vorsitzende noch aus dem Bericht der land- und
forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft einige interessierende Mit-
teilungen.
Ze
Vorstandssitzung am 13. Januar 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Mitteilung gelangt, daß die Hypothek von 100000 M, die bisher
auf ein Grundstück der Hermann Seidel’s Erben ausgeliehen war, am
1. Januar zurückgezahlt und vorläufig bei der Bank gegen 4prozentige Ver-
zinsung niedergelegt worden sei. Das Kapital soll möglichst wieder auf ein
Hausgrundstück angelegt werden. Wegen einer Vereinigung der Schwester-
gesellschaften Flora und Feronia soll eine Aussprache mit dem Vorstande
der Feronia erfolgen. Herr Haubold wird als Abgeordneter der Flora zu
der Zusammenkunft der Vertreter der Gartenbauvereinigungen, zu der der
Ausschuß für Gartenbau beim Landeskulturrat für den 24. Januar eingeladen
hat (siehe 5. Monatsversammlung), gewählt. Dem Gärtnerverein Deutsche
Perle in Leuben und Umgegend soll zu seinem Preisausschreiben eine
kleine silberne Medaille verliehen werden.
6. Monatsversammlung am 13. Januar 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Hofrat Bouche begrüßte die zahlreich erschienene Versammlung
und im besonderen Herrn Geh. Ökonomierat Andrä als Ehrenmitglied,
übermittelte seine Wünsche anläßlich des Jahreswechsels und munterte zu
zahlreichem Besuche der Versammlungen auf. Als neue Gesellschafts-
mitglieder wurden die Herren Oberingenieur W. Röder, Dresden-Plauen,
und Handelsgärtner Car! Thomas, Dresden-Striesen, aufgenommen. Die
Versammlung nimmt Kenntnis vom Ableben der Frau Platz-Ekelmann,
Dresden-A. (1902) und des Herrn Handelsgärtner Sidney Joseph, Coswig (1910).
Dem Gärtnergehilfenverein Deutsche Perle in Leuben wurde für sein Preis-
ausschreiben eine silberne Vereinsmünze zugesprochen. Sodann wurde die
Wahl des Herrn Handelsgärtner Haubold als Vertreter der Gesellschaft
zu einer Landesversammlung bekannt gegeben, die am 24. Januar zwischen
dem Ausschusse für Gartenbau im Landeskulturrat für das Königreich
Sachsen und den Vorsitzenden der sächsischen Gartenbauvereine und
Verbandsgruppen stattfinden soll, um deren Wünsche über die künftigen
Aufgaben des Ausschusses entgegenzunehmen. Der Botanische Garten
hatte eine Kollektion blühender Orchideen, Cypripedium-Arten und
-Züchtungen aus den Kulturen der pflanzenphysiologischen Versuchsstation
ausgestellt, die sich durch reiches Blühen und Vollkommenheit der Blumen
auszeichneten. Den Vortrag des Abends hielt mit vielem Humor Herr
Königl. Obergärtner Zimmer aus dem Palaisgarten über eine Wanderfahrt
durch Thüringen und an den Rhein, der durch eine große Zahl von Licht-
bildern unterstützt wurde. Seumes Ausspruch: „Der Wanderstab sei der
beste Lehrer des Menschen“ habe den Vortragenden zum Reisen er-
muntert. Mit Weimar begann die Reise, der geweihten Stätte von Goethes
und Schillers Wirken. Der Vortragende zeigte ihre letzten Ruhestätten, das
Grabmal der Frau v. Stein, Goethes berühmtes Gartenhaus, er führt uns
nach der Blumenstadt Erfurt, nach Gotha mit seinem wildromantischen
Park und dem Krematorium, dem ersten, das in Deutschland errichtet
wurde. Das nächste Ziel ist Eisenach mit Erinnerungen an Martin Luther,
a
Bach, Fritz Reuter und der Wartburg. In Frankfurt sind die einstigen Be-
festigungen in wunderbare Anlagen umgewandelt worden, der Palmen-
garten winkt als Anziehungspunkt für Reisende. Mainz mit dem alten
Dom, Wiesbaden mit den Neroberganlagen ziehen vorüber, und in Rüdes-
heim begrüßten wir den rebenumkränzten Rhein. Niederwald, Rheinstein,
Burg Katz, Stolzenfels, Koblenz sind die nächsten Stationen. In Bonn
steht das Geburtshaus von Lenne, des größten Gartenkünstlers seiner
Zeit, Schöpfers der Potsdamer Parks, des Berliner Tiergartens und unserer
Bürgerwiese. In Köln grüßt der Dom, reizt ein Besuch des berühmten
Volksgartens.. Zum Schlusse führte der Vortrag nach Kassel mit den An-
lagen von Schloß Wilhelmshöhe. — Zur Zirkulation gelangte das Illustrierte
Gehölzbuch von E. Wocke, dessen Anschaffung Gartenfreunden und
Parkbesitzern warm empfohlen werden darf.
Versammlung des Schulvorstandes und
des Verwaltungsrates am 25. Januar 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Vom Rat zu Dresden lag ein Schreiben des Inhaltes vor, daß unsere
„Floraschule“ gleich den gewerblichen Fortbildungsschulen nach ministerieller
Verordnung einem besseren Ausbau zu unterwerfen sei, hinsichtlich Ver-
mehrung der Stundenzahl und Aufnahme einer Höchstzahl von 30 Schülern
für eine Klasse. Es wird bezweifelt, daß unsere Schule den Bestimmungen
gewerblicher Schulen zu unterwerfen sei und beschlossen, eine gemeinsame
Versammlung der Gartenbaugesellschaften außerhalb einer Vereinsversamm-
lung zu veranlassen, um Aufklärung über die Schulverhältnisse zu geben
und auch die Ausbildung der Lehrlinge zur Sprache zu bringen.
7. Monatsversammlung am 25. Januar 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Aufgenommen werden die Herren Walter Olberg jun., Dresden-
Striesen, Gartenarchitekt Fritz Bosch, Tolkewitz und Königl. Obergärtner
Bruno Voigtländer, Dresden-A. Zur Mitteilung gelangt, daß die am 1. Januar
zurückgezahlte Hypothek (Vorstandssitzung von 13. Januar 1911) auf ein
Grundstück in der Krenkelstraße in Höhe von 80000 M auf 10 Jahre un-
kündbar neu angelegt worden ist; die zurückbleibenden 20000 M kämen
in mündelsicheren Papieren zur Anlage. Nach ministerieller Verordnung
mache sich eine Reorganisation unserer „Floraschule‘“ nötig, über die der
Schulausschuß in Beratung getreten sei. Im Verlauf der gemeinschaft-
lichen Sitzung der Vorsitzenden der sächsischen Gartenbauvereinigungen
mit den Mitgliedern des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskulturrat
sei die Anschauung laut geworden, es sollen mit Entschiedenheit die Be-
strebungen bekämpft werden, die den Gartenbau von der Landwirtschaft
trennen wollten; Boden, Lage, Witterung beeinflußten unsere Kulturen, die
lebende Pflanzen und kein totes Material seien, mit dem es der Gewerbe-
treibende zu tun habe. Herr Handelsgärtner Sföckigt aus Stetzsch hatte
ein Sortiment neuerer und älterer Fliedersorten ausgestellt, dem ein erster
Preis zugesprochen wurde, und außer Wettbewerb brachte der Botanische
Be ‚=
Garten Pflanzen der Primula kewensis, einer Neuheit, der vielleicht als
Winterblüher noch einmal Beachtung zu schenken sein wird. Den Vortrag
des Abends hielt Herr Dr. Störmer von der Versuchsstation für Pflanzen-
krankheiten in Halle über Richtlinien zur natürlichen Bekämpfung der
Pflanzenkrankheiten. Redner schildert, wie sich die Anschauungen der
Wissenschafter hinsichtlich der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten noch
schroff gegenüberständen und führt Geheimrat Aderholds Stellungnahme
zum sogenannten Kirschbaumsterben an. Was habe sich bisher in der
Bekämpfung durch künstliche Mittel erzielen lassen? Manchmal schöne
Erfolge, wenn, wie bei der Peronospora, im richtigen Moment und oft
genug mit der Bekämpfung eingesetzt wurde, andererseits Mißerfolge.
Aber infolge der Kostspieligkeit der Kampfmaßnahmen entspräche auch
der Erfolg nicht den Mühen. Die Bekämpfungsmittel schlügen unter ge-
wissen Kulturbedingungen an, unter anderen schadeten sie. Bei einer
großen Anzahl geradezu klassischer Beispiele von Pflanzenkrankheiten
suchte der Redner die erste Ursache des Krankwerdens in den Verhält-
nissen des Bodens, über denen noch ein dichter Schleier ruhe, den wir zu
lüften uns bemühen müßten. Der Vortrag ist in die „Originalabhandlungen
und Vorträge“ aufgenommen worden. In der sich anschließenden Diskussion
betonte Herr Prof. Naumann von der pflanzenphysiologischen Versuchs-
station am Botanischen Garten seinen Standpunkt, der das Heil im Betreten
des Mittelweges sähe. Man müsse im Bestreben, den Bodenfaktor zu be-
achten, das eine tun und dürfe doch das andere, eine direkte Bekämpfung
der Erkrankung vorzunehmen, nicht lassen. Sonst müßte mancher Garten-
baubetrieb seine Kultur aufstecken.
Versammlung der Vorstände der Gesellschaften Flora
und Feronia zur Besprechung einer Verschmelzung
beider Vereinigungen im Viktoriahaus am 7. Februar 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Hofrat Bouche begrüßt die Vertreter beider Gesellschaften. Die
gegenseitigen Beziehungen seien besonders in letzter Zeit recht freund-
schaftliche gewesen, beide Gesellschaften verfolgten das gleiche Ziel, sodaß
die Erfüllung des von Herrn Th. Simmgen ausgehenden Wunsches einer
Verschmelzung nicht nur möglich, sondern auch erwünscht sei. Dabei
äußert Herr Hofrat Bouche folgende Wünsche seitens der Gesellschaft
Flora: Der Titel der Flora möchte bestehen bleiben, der Eintritt der Mit-
glieder der Gesellschaft Feronia solle ohne besondere Aufnahme erfolgen,
die Feronia habe ihre Aktiva der Flora zu überweisen und es sei das Ver-
mögen in einem Fonds anzulegen, der als Feronia-Fonds den Namen der
Gesellschaft weiterführen und dazu dienen solle, frühere Feronia-Mitglieder
zu unterstützen, der Verwaltungsrat der Flora sei um drei Mitglieder aus
der Gesellschaft Feronia zu verstärken und etwaige Duplikate an Büchern
seien der Gartenbauschule in Laubegast zu übergeben. Herr Th. Simmgen
als derzeitiger Vorsitzender der Gesellschaft Feronia anerkennt die Gerecht-
fertigung dieser Wünsche und spricht sich noch dahin aus, es möchte der
Jahresbeitrag auf 8 Mark erniedrigt und für den Übergang der jetzigen
A ae
Feroniamitglieder zur Gesellschaft Flora kein Eintrittsgeld erhoben werden.
Um den sich gern betätigenden Mitgliedern der Feronia Gelegenheit zu
geben, dies auch weiter zu tun, möchte eine Neuaufstellung der jetzigen
Ausschüsse erfolgen. Damit ist man allseitig einverstanden. Herr Simmgen
wird die heutige Aussprache seiner Gesellschaft mitteilen, erwartet von
dieser allgemeine Zustimmung, und nach der Verschmelzung beider Gesell-
schaften ein freudiges und fürden heimischen Gartenbau segensreiches Wirken.
Vorstandssitzung am 11. Februar 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Bouche.
Entsprochen wurde dem Gesuch des Herrn Sföckiet um Gewährung
einer Freistelle an der Laubegaster Gartenbauschule für einen Lehrling.
Dem Gärtnerverein Hedera in Laubegast wurde eine kleine silberne
Medaille zu seinem Preisausschreiben bewilligt. Von Herrn Geheimrat
Prof. Dr. Drude, dem Direktor des Botanischen Gartens, war ein Anerbieten
eingelaufen, die Gesellschaft möchte ein vor dem Palmenhause gelegenes
Stück Rasenfläche zur Aufstellung von Pflanzen und Gartengeräten mit
Rücksicht auf die bevorstehende Hygiene-Ausstellung benutzen. Man war
der Meinung, das Stück Fläche eigne sich besser zur Anbringung kleiner
Blumenbeete und beschloß, Anmeldungen für diese bis zum 15. März zu
erbitten. Das Friedrich August-Reisestipendium wurde an Herrn Friedrich
Wilhelm Stummer in Stettin vergeben.
8. Monatsversammlung am 10. Februar 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende machte Mitteilung von der gemeinsamen Sitzung der
Vorstände der Gartenbaugesellschaften Flora und Feronia zwecks Ver-
schmelzung beider. Dem Gärtnerverein Hedera in Laubegast wurde die
kleine silberne Medaille zu seinem Preisausschreiben zugesprochen.
Die Mitglieder wurden ersucht, Anmeldungen zur Bepflanzung von Beeten
auf dem Rasenplatze vor dem Palmenhause des Botanischen Gartens bis
zum 15. März beim Vorsitzenden einzureichen. Herr Gartenbauingenieur
Quantz berichtete über die Absicht der Verbandsgruppe Dresden vom
Verbande der Handelsgärtner Deutschlands, eine Einkaufsgenossenschaft
am hiesigen Orte zu gründen. Mit der Vorberatung sei eine Kommission
betraut worden, welche die Abhaltung von Vorträgen zur Beleuchtung der
sich aus der Genossenschaft für ihre Mitglieder ergebenden Vorteile an
Hand nehmen soll. Den Vortrag des Abends hielt Herr Oskar Mehlhorn
aus Schweinsburg über das Thema: „Der moderne Gewächshausbau“. Da
dieser Vortrag unter „Originalabhandlungen und Vorträge“ aufgenommen
ist, erübrigt sich ein Eingehen auf die in demselben niedergelegten neuen
Gesichtspunkte an dieser Stelle.
9. Monatsversammlung (Festversammig.) am 24. Febr. 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur 85. Jahresfeier begrüßte der Vorsitzende eine sehr zahlreiche Fest-
versammlung und gab einen kurzen Überblick über den Werdegang der
Gesellschaft, aus der sich die Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis, der
A
Landes-Obstbauverein und die Schwestergesellschaft Feronia schon vor
mehreren Dezennien entwickelt haben. Heute stände eine Wiedervereinigung
mit der die gleichen Ziele verfolgenden Gartenbaugesellschaft Feronia in
naher Aussicht. Möge eine große, mächtige Gesellschaft uns zur Freude
gereichen! Der Vorsitzende schloß die Ansprache gutem alten Brauche
gemäß mit einem Hoch auf unseren hohen Protektor Se. Majestät König
Friedrich August. Den Festvortrag hielt Herr Geh. Hofrat Professor
Dr. Drude über die Palmen in ihrer Heimat. Herr Geheimrat Drude hatte
aus dem Botanischen Garten eine Gruppe Palmen im Saale aufstellen
lassen, um an diesem lebenden Material die außerordentliche Mannigfaltig-
keit in Blatt und Wuchs zu zeigen. Damit war die Verbindung zu den
Lichtbildern geschaffen, die in prächtiger Auslese aufmarschierten. Wir
sahen die Palmen zunächst in Kultur, in stattlichen Exemplaren aus den
Gärten in Kalkutta, Bombay, am Amazonas und zweitens in ihrem Wachs-
tum am natürlichen Standorte. Sehr mannigfach ist der Wuchs der Palmen.
Die einen bilden niedrige Büsche, hohe, schlanke Stämme mit breiten Kronen
die anderen, wie die Kokosnuß-, Dattelpalme, Königspalme. Die Dum-
oder Pfefferkuchenpalme Ägyptens, Hyphaene thebaica, zeigte die bei
Palmen seltene Erscheinung einer gabelig verzweigten, an den Drachen-
blutbaum erinnernden Astkrone. Interessant ist auch die Blüten- und Frucht-
bildung der Palmen; Blütenkolben und Einzelfrucht erreichen oft eine
stattliche Größe, wie die Frucht der „doppelten Kokosnuß“, die sieben
Jahre zu ihrer Reife braucht, zeigt, und die Tausende von Früchten, die
ein einziger Fruchtstand der Corypha umbraculifera trägt. Sehr fesselnd
auf den Beschauer wirkten die Bilder, die die Palmen an ihrem natürlichen
Standorte zeigten, das Zwergpalmengebüsch Südeuropas, die Dattelpalme
in der Oase der Wüste, die „ihren Fuß in den Quell des Bodens und ihre
Krone in das Feuer des Himmels streckt“, wie des Arabers bilderreiche
Sprache sagt, ein Hüttenidyll mit der nützlichen Borassus-Palme, die Öl-
palme aus Togo, die Raphia-Palme vom Kongo und viele andere noch.
Trithrinax campestris, die in Nordargentinien gesellig wächst, sei vielleicht
für die wärmeren Lagen Deutschlands akklimatisationsfähig. Der Vor-
sitzende gab nach dem Vortrag die Ernennung des um den Gemüsebau
verdienten Herrn Handelsgärtner Schrön in Reick zum schriftwechselnden
Mitgliede und die Vergebung des Keisestipendiums an Herrn Garten-
techniker Stummer in Stettin bekannt und lud zu einem zahlreichen Besuche
des Familienabends ein, der am 3. März im Zoologischen Garten als
Sommerfest abgehalten werden soll. Den Schluß der Feier bildete ein
Mahl, für das Herr Hofgärtner Xleine vom Herzogin Garten ein prächtiges
Arrangement von Blattpflanzen und Blütengewächsen geliefert hatte.
Familienabend am 3. März 1911 im Konzertsaale
des Zoologischen Gartens.
Als Shakespeare seinen Sommernachtstraum schrieb, mochten in ihm
wohl Bilder lebendig sein, wie sie am Freitag im Konzertsaale des
Zoologischen Gartens ein Völklein lebensfroher Menschen bot. Unter dem
Schutze eines mächtigen Tannenbaumes lag der Waldwiesenplan, auf dem
a Te
Elfen im Tanz und Spiel ihr Wesen trieben und zum Mittun aufmunterten.
Und um den Plan wogte eine Menge sommerlich gekleideter Gestalten
der Shakespeareschen Muse. Laubengänge mit lebenden Blütengewächsen
und dekorativem Grün in einer Fülle, wie sie nur eine Gartenbaugesellschaft
aufzubringen in der beneidenswerten Lage ist, sorgten für die Regelung
des Verkehrs und für Verbindung der Einzelteile der Festräumlichkeiten,
einem Münchener Biergarten, dem Knusperhäuschen einer Wahrsagerin,
einem Karussell, der Familienlauben und anderen nützlichen Örtlichkeiten.
Herr Hofrat Bouche munterte zur Fröhlichkeit auf. Um die Veranstaltung
der Festlichkeit hatten sich der rührige Festausschuß, sowie die Herren
Beier, Vorsitzender eines dramatischen Vereins, und Ballettmeister Friedrich
vom Residenztheater mit seinen Schülerinnen verdient gemacht.
Versammlung der Vorstände der Gartenbaugesellschaften
Flora und Feronia am 7. März 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Satzungen der Flora wurden einer Durchsicht unterzogen, und
es wurde beschlossen, der Generalversammlung die vorzunehmenden
Satzungsänderungen zu unterbreiten.
Versammlung des Vorstandes mit den Rechnungs-
revisoren am 16. März 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Herren Rechnungsprüfer erklärten, das Rechnungswerk geprüft
und in musterhafter Ordnung befunden zu haben, wofür sie dem
Rechnungsführer, Herrn O. Poscharsky, ihre Anerkennung aussprachen.
Zur Vorlage kamen die verschiedenen Wertpapiere, die mit den Zinsbogen
verglichen und in Übereinstimmung befunden wurden, sowie die Quittung
über die neue Hypothek auf das Grundstück in der Krenkelstraße und der
Ausstellungsfonds an der Internationalen Gartenbauausstellung 1907. Be-
schlossen wurde, einen Beitrag von 50 M zur Errichtung eines Denkmals
für den Fürsten Pückler-Muskau in Cottbus zu bewilligen.
10. Monatsversammlung (Generalversammlüng)
am 17. März 1911.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Den Erschienenen wurde der Jahresbericht des Herrn Aaubold und
die vom Rechnungsführer Herrn Poscharsky aufgestellte Jahresrechnung
verlesen; beide wurden mit anerkennendem Danke angenommen. Aus der
darauffolgenden Wahl des ersten Schriftführers und des Büchermeisters
gingen die bisherigen Amtsinhaber, die Herren Handelsgärtner //aubold und
Garteninspektor Löbner wieder hervor. Als Rechnungsprüfer für das Jahr 1911
wurden die Herren Handelsgärtner Thomas, Obergärtner Wetzold und
BERN ge
Königl. Obergärtner Zimmer gewählt. Darauf folgten Mitteilungen des
Vorsitzenden über die bevorstehende Verschmelzung der Gartenbaugesell-
schaft Feronia mit der Flora und Durchberatung der dazu nötig werdenden
Änderung der Vereinssatzungen. Der Vereinigung beider Gesellschaften
hat noch auf seiten der Feronia die Abänderung eines Satzungsparagraphen
voranzugehen; aber einstimmig und freudig im Hinblick auf das schöne
Ziel einer gemeinsamen regen Arbeit wurde der Beschluß einer Ver-
schmelzung gefaßt. Im Anschluß an die Generalversammlung fand die
Monatsversammlung statt. Der Vorsitzende machte Mitteilung vom Ab-
leben des korrespondierenden Mitgliedes Herrn Organist Läßker (1905),
Komponisten unseres Floraliedes, von einer Einladung zur Teilnahme an
der am 29. März von 5 bis 7!/, Uhr in der zweiten städtischen Fort-
bildungsschule, Johannesstraße, stattfindenden Osterprüfung der Gärtner-
lehrlinge unserer Floraschule und dem Einlaufen des Jahresberichtes der
Dresdner Gartenbauschule in Laubegast. Die Gesellschaft beschloß, einen
Beitrag von 50 M zur Errichtung eines Denkmals zu gewähren, das dem
um die Schaffung von Parks verdienten Fürsten Pückler-Muskau in Cottbus
gesetzt werden soll. An blühenden Pflanzen wurden Hortensien-Neuheiten
der Firma Mouillere (Vendöme) aus dem Botanischen Garten gezeigt,
denen Garteninspektor Löbner Beachtung seitens der handeltreibenden
Berufskreise empfiehlt. Herr Drewitz wies einen Blütentrieb der Polyantha-
rosen-Neuheit Erna Teschendorff (Sitzungsberichte und Abhandlungen
1909/10) vor. Schließlich machte Herr Gartenbauingenieur Quantz noch
Mitteilung von einem Beschlusse der Gruppen Sachsen-Thüringen, Mark
Brandenburg und Schlesien der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst,
anläßlich der Hygiene-Ausstellung in Dresden tagen zu wollen.
Jahres-Rechnung
für 1910.
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l. Preis-Fonds der botanischen
Einnahme.
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Zinsen von Staatspapieren usw. » ... . „2.2 Ve RE
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M. 202,63
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910.
Kassenbestandi. 7. In .@- u ee ie ar Se
Kurswert von 8 Stück Sächs, 31), v/, Staats-Schuld-Scheinen
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Kurswert von 3 Stück 31/,/, Pfandbriefen des landwirtschaft-
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Kurswert von 2 Stück 31/, /, Pfandbriefen des Ritter en
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . . 5:.487.20
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank‘ zu
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M. 5034,33
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Einnahme.
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Zinsen von Staatspapieren usw. . . ee
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M. 284,18
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Kurswert eines Sächs. 3!/, °), Staats -Schuld - Sc zu
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Kurswert von 3 Stück Sachs, 31, 0 /o Staats-Schuld-Scheinen
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Kurswert eines 3%!J, 9], Dirudbrieies der Landständischen
Hypotheken-Bank zu Bautzen zu M. 500,—. . . . „ 465,—
Kurswert eines 31/, 0/, Pfandbriefes des landwirtschaktie
Kredit-Vereins zu M. 500,— . . . „400,23
Kurswert eines 3!/, %, Pfandbriefes des landwirischae
Kredit- Vereins zu M. 10,— ... H 03,25
Einlage im Sparkassenbuche der bandskindischen Bank zu
Bautzen... 2,2% 0000002 ee
M. 5520,64
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Friedrich - August-- Stiftung.
Bezug:
Kapital- Anlagen
Kapitals-Überweisung an den Reise Bonds i
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31. Dezember 1910.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909
Vermögenszuwachs im Jahre 1910
Friedrich - August - Stiftung.
Ausgabe.
Kapital- Anlagen NE FA
Reisestipendium
Bekanntmachungen .
Kassenbestand .
31. Dezember 1910.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909
Vermögenszuwachs im Jahre 1910
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M. 202,63
M. 4951,40
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M. 5034,33
M. 115,87
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M. 5520,64
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Einnahme.
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IV. Krause-
Einnahme.
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Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910.
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M. 12,35
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910.
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M. 27,10
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31. Dezember 1910.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909
Vermögenszuwachs im Jahre 1910
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Kassenbestand .
31. Dezember 1910,
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909
Vermögensabnahme im Jahre 1910
von 1890.
Internationalen Gartenbau-Ausstellungen erwachsen.
Ausgabe.
Kassenbestand .
31. Dezember 1910.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909
M. 60,94
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M. 4271,20
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Einnahme.
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Einnahme.
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Zinsen von Staatspapieren
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Verschiedene Einnahmen .
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Bilanz vom
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M. 124181,27
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Schuljahr 1. Oktober 1909 bis 30. September 1910.
Ausgabe.
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le ne 2 NA 2. rk are Ga ER 9,50
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Verschiedene Ausgaben ER VRR RE 1,58
Mehr-Einnahme, Überweisung Ar neue Sehnilralie ee 70
M. 1614,—
kasse.
Ausgabe.
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Vorträge . £ 7330:80
Anschaffungen Er dee Bibliothek . 61405
Lesezirkel 3 „96,60
Pflanzen -Vorführungen „ 110,—
Buchdruckerarbeiten . rr 28, —
Bekanntmachungen und raletkngen RE = 2539.82
Zuschuß zur Gartenbauschule der „Flora“ . . . „7
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Ausschuß für Handels- Pileeeeen ei 12,30
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31. Dezember 1910.
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Vermögensabnahme im Jahre 1910 . . . . .,„ 543,15
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910. . . . 2 2 .2.. „ 124061,27
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Zinsen von Staatspapieren usw. . 2... 2.000 Ve
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Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank zu
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M. 28319,38
Haupt-Bilanz vom
Aktiva.
I. Preis-Fonds der botanischen Friedrich- August-Stiftung M. 5034,33
II. Reise-Fonds ‚, A ” n „... 3520,04
Ill. Schramm-Terscheck- Stiftung N 0... 649,12
IV..Krause-Stiftung .. .. . » ©. .. 200.0. 200 eo EEE
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VII. Gesellschaftskasse . . . „ 124181,27
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Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“ ‚, 28319,38
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Dresden, am 17. März 1911.
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zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“.
Ausgabe.
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Steuern . . - ea RE Ta 25,70
Verschiedene IR oaben 30. 0 EEE PER > 42,20
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M. 1100,12
31. Dezember 1910.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1909. . . . . . . M. 27369,96
Vermögenszuwachs im Jahre 1910. . . . 2. 22220» 949,42
M. 28319,38
31. Dezember 1910.
Passiva.
l. Preis-Fonds der botanischen Friedrich - August-Stiftung M. —
II. Reise-Fonds ,, n * 2 2 _——
III. Schramm-Terscheck - Skiikng ORT a a RS —,—
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W. Fonds won 1896... .... DE 0.708, u RO EN SE —,—
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VII. Gesellschaftskasse . . . T 120,—
VI. Fonds zur IV. len een Bee
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Vermögensbestand der Gesellschaft „Flora“
am 31. Dezember 1900 . . . . . M. 139956,21
Vermögensabnahme im Jahre 1910 . .. . „ 409,30
Vermögen der Gesellschaft „Flora“ am 31. Dezember 1910 . „ 139546,91
Vermögen des Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung . . „ 28319,38
M. 167986,29
H. KLEINE
C. ZEIGER | Rechnungs- FRIEDRICH BOUCHE OÖ. POSCHARSKY
rüfer. 2
H. ZIMMER P I. Vorstand Rechnungsführer.
des Verwaltungsrats.
20.
2%:
Se:
Zuwachs der Bibliothek vom 1. Oktober 1910
bis 30. September 1911.
. Benary, E., Erziehung der Pflanzen aus Samen. 2. Auflage. P. Parey,
Berlin 1911. B2.
. Betten, R., Die Rose, ihre Anzucht und Pflege. 3. Aufl. Trowitzsch &
Sohn, Frankfurt a. ©. 1911. B3.
. Burgeff, Dr. Hans, Die Anzucht tropischer Orchideen aus Samen.
G. Fischer, Jena 1911. A3.
. Fesca, Prof. Dr., Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 3. Band.
Berlin 1911. B6.
. Förster, Karl, Winterharte Blütenstauden und Sträucher der Neuzeit.
Mit 147 Abbildungen und 20 Farbentafeln. J. J. Weber,
Leipzig 1911. B2.
. France, R. H., Denkmäler der Natur. Th. Thomas, Leipzig 1911. A3.
. Gaerdt, H., Gärtnerische Düngerlehre. 4. Auflage, neubearbeitet von
Max Löbner. Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. ©. 1911. A7.
. Gräbner, Prof. Dr., Lehrbuch der allgemeinen Pflanzengeographie nach
entwicklungsgeschichtlichen und physiologisch-ökologischen
Gesichtspunkten. Quelle & Meyer, Leipzig 1910. A4.
. Gräbner, Prof. Dr, Taschenbuch zum Pflanzenbestimmen. Stuttgart,
Kosmos 1911. A4.
. Junge, E., Obstbauliche Verhältnisse in Norddeutschland. R. Bechtold &Co.,
Wiesbaden 1911. B4.
. Kaiser Wilhelms-Institut für Landwirtschaft in Bromberg, Vorträge über
Pflanzenschutz. I. Forstschutz. P. Parey, Berlin 1910. A3.
. Kirchner, Prof. Dr., Blumen und Insekten, ihre Anpassung aneinander
und ihre gegenseitige Abhängigkeit. B.G. Teubner, Leipzig 1911.
A3.
. Krische, Dr. P., Agrikulturchemie. Aus Natur und Geisteswelt.
B. G. Teubner 1911. A7.
. Lang, Dr. H., Theorie und Praxis der Pflanzenzüchtung. E. Ulmer,
Stuttgart 1910. B2.
. Mecklenburg, Dr. Werner, Grundbegriffe der Chemie. Th. Thomas,
Leipzig 1910. A7.
. Pomologen-Verein, Deutscher, Festschrift zum 50jährig. Bestehen 1910. B4.
. Potonie Prof. Dr., Illustrierte Flora von Nord- und Mitteldeutschland.
5. Auflage. 2 Bände. G. Fischer, Jena 1910. A2.
. Pfannenstiel, A. und Langer, Gust. Ad., Gärtnerische Düngerlehre.
E. Ulmer, Stuttgart 1909. A7.
. Reichenbach, Dr. H.G.L., Deutschlands Flora. Band 19,21: Hieracien.
Band 24: Polygonaceae, Cornaceae, Spiraeaceae, Aizoaceae.
AT.
Schmeil, Prof. Dr. und Fitscher, Jost, Flora von Deutschland. 9. Auflage.
Quelle & Meyer, Leipzig 1911. A4.
Schmitthenner, Dr. F, Weinbau und Weinbereitung. Aus Natur und
Geisteswelt. B. G. Teubner, Leipzig 1910. B4.
22,
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
Ey
Seidel, C.F., Zur Entwicklungsgeschichte der Victoria regia. Dresden 1869.
A3.
Stange, Dr. A, Reformvorschläge für praktische Düngungsversuche.
2. Auflage. Montan-Verlag, Berlin 1910. A7.
Steyer, Dr. Karl, Die Natur am Meeresstrande. Th. Thomas, Leipzig 1911.
A10.
Thesing, Dr. C., Fortpflanzung und Vererbung. Th. Thomas, Leipzig 1911.
A3.
Wagner, Prof. Dr. Adolf, Die fleischfressenden Pflanzen. Sammlung
Aus Natur und Geisteswelt. B. G. Teubner 1911. A3.
Verein Naturschutzpark, Naturschutzparke in Deutschland und Österreich.
Franckh’scher Verlag, Stuttgart 1910. C.
Wocke, Erich, 1llustriertes Gehölzbuch für Gartenfreunde und Gärtner.
Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. OÖ. 1910. B3.
Zimmermann, R., Nutzen und Schaden unserer Vögel. Th. Thomas,
Leipzig 1910. A6.
f#
Original-Abhandlungen
und Vorträge.
74
r
M
Der moderne Gewächshausbau.
Vortrag des Herrn Oscar R. Mehlhorn, Schweinsburg (Sachsen).
enn ich heute die Ehre habe, Ihnen einen Vortrag zu
halten über das Thema: „Der moderne Gewächshausbau“,
so möchte ich an Sie im voraus die Bitte richten, von mir
keine oratorische Glanzleistung zu erwarten, wie auch einleitend
mir zu bemerken erlauben, daß ich sogar befürchte, meine
Darlegungen dürften nicht in allen Teilen die Zustimmung
sämtlicher der sehr verehrten Anwesenden finden. Wenigstens
sind die Angehörigen der Berufsgärtnerei bei der gegenwärtigen
heiklen Geschäftslage ihrer Branche nicht sehr geneigt für
Neuerungen, die doch eventuell nicht ohne Geldkosten sich be-
schaffen lassen, so willig und ungeteilt ihr Gehör zu schenken
oder gar begeistert dafür einzutreten.
Ich bin infolge meines täglichen direkten Verkehrs mit der
Gärtnerschaft so durchdrungen von der Überzeugung, daß in
diesem Berufsstande gegenwärtig ein schwerer Existenzkampf
geführt wird, den in der Hauptsache die politisch- wirtschaft-
lichen Verhältnisse mit sich gebracht haben. Begründet mag
dieser Notstand sehr darin sein, daß durch die so vollendet
ausgebauten Verkehrswege von dem Süden nach dem Norden,
Völkerschaften, die unter einem heitereren Himmel und in
einem wärmeren Klima auf fruchtbarem Boden wohnen,
die Möglichkeit leicht geboten ist, ihre Erzeugnisse an
Blumen, Obst und Gemüse bei uns einzuführen, zu einer Zeit
und zu so billigen Preisen, wie wir sie unter unseren Breiten-
graden gar nicht erzeugen können. Mag es sein, daß der Berufs-
gärtner fortwährend einer zunehmenden Konkurrenz aus Berufs-
und Laienkreisen mehr als je gegenüber steht, die es noch voll-
ständig daran mangeln läßt, die Verkaufspreise ihrer Erzeugnisse
mit den Herstellungskosten nach rationellen kaufmännischen
ae
Regeln, auf Grund einer genauen Kalkulation, in den nötigen
Einklang zu bringen; mag es sein, daß die Rufer in diesem
Existenzkampfe zum Sammeln aller Interessenten nicht das
rechte Gehör und Verständnis finden für die Organisation
einer großzügigen Interessengemeinschaft, die hier recht nutz-
bringend eingreifen könnte; mag es sein, daß deshalb für
gärtnerische Unternehmungen das Großkapital viel schwerer
zu gewinnen ist, als wir es bei ausländischen Unternehmungen
beobachten können, und mag es endlich sein, daß man im
deutschen Gartenbau nicht mit dem nötigen Ernste und der
erforderlichen Energie der Lösung der Frage näher getreten ist,
ob nicht unter besserer Anwendung der von der Technik und
Wissenschaft heute gebotenen Mittel ganz bedeutende Vorteile
in der Ersparung von Produktionskosten erzielt werden
können?
Sehen wir doch, wie heute manche ganz unscheinbaren
Erwerbszweige, die früher nur mühselig ihr Dasein fristeten,
mit der Einführung raffiniert ausgedachter Maschinen und ebenso
praktischer, an Zeit und Raum sparender Betriebseinrich-
tungen sich so erstaunlich gehoben haben, daß sie heute
als achtunggebietende Faktoren im Erwerbsleben anerkannt
werden müssen, die ein vormals groß gewordenes, mit
Schleuderpreisen arbeitendes Pfuschertum beiseite drückte und
denen dieausländische Konkurrenz bis zu einem gewissen Grade
vom Markte zurückweichen mußte, weil man es verstand, die
einheimischen Produkte, wenn auch nicht immer in billigerer,
so doch in besserer Qualität dem Publikum anzubieten. Ja,
der Gartenbau mag nur einmal auf seine ältere Schwester,
die Landwirtschaft, blicken, die sich in ungeahnter Weise durch
moderne Organisation, durch Einführung von Maschinen, fast
unüberwindlich erscheinende Hindernisse aus dem Wege räumte,
um zu ihrer heutigen Blüte zu kommen.
Kopfschüttelnd wird man fragen, ja, wie ist es denn nur mög-
lich, daß auch in unserem Gartenbaubetrieb noch intensiver und
erfolgreicher gearbeitet werden kann? Arbeiten wir nicht auch
schon mit den erforderlichen Hilfsmaschinen und sind denn
unsere Kulturanlagen nicht auch schon wesentlich verbessert
worden? Wenn man nun auch schon bekennen muß, daß unsere
Kulturanlagen wesentliche Fortschritte gemacht haben, und daß die
Leistungen des deutschen Gartenbaues schon recht erstaunlich
genannt werden müssen, so bleibt uns im letzten Grunde doch
immer noch die sehnlichst und allseitig erwünschte Lösung der
Frage:
Kann der deutsche Gartenbau durch verbesserte
Kulturanlagen nicht noch rentabler gemacht werden?
Also die Rentabilitätsfrage ist noch nicht als vollkommen gelöst
zu betrachten!
Ich habe es mir zu meiner Lebensaufgabe gestellt, zur
Lösung dieser Frage mit beizutragen und bin dabei ganz meinen
eigenen Weg gegangen, den mich die allgemeine Theorie des
Gartenbaues, als auch die Erfahrungen aus eigener gärtnerischer
Praxis, die ich im In- und Auslande zu sammeln Gelegenheit
hatte, lehrten und auf Grund deren ich zu der Erkenntnis kam,
daß in technischen Beziehungen unser Gartenbaubetrieb nicht
nur noch recht reformfähig, sondern auch noch recht sehr
reformbedürftig sei, soll er meiner Meinung nach als „ideal oder
modern“ im wahren Sinne des Wortes bezeichnet werden können.
Es macht mir nun außerordentliches Vergnügen, vor Ihnen
einmal meine Ideen über moderne Kulturanlagen darlegen zu
dürfen. — Leider ist der Rahmen eines Vortrages viel zu eng
und zu klein, um es mit der nötigen Ausführlichkeit tun zu
können. Ich muß mir deshalb versagen, auf einzelne Details
einzugehen.
Ich gehe von der Ansicht aus, daß eine Pflanzenkultur-
anlage nur als eine ideale und moderne bezeichnet werden
kann, wenn sie den Pflanzen annähernd gleiche Verhältnisse
zu bieten vermag, wie sie solche zu ihrer normalen Entwicklung
in der freien Natur ihrer Heimat genießen können. Die Mutter
Natur soll also in der Hauptsache bei Errichtung von Glas-
häusern unsere Lehrmeisterin sein. Infolgedessen will ich unter
dem Begriffe „Gewächshaus“ weiter nichts verstanden haben,
als ein Stück überglasten Gartens, in welchem Licht, Luft,
Wärme und Wasser ganz nach Bedarf der Blumen und
Pflanzen, künstlich in möglichst naturgemäßer Weise verteilt sind.
Das Licht, die köstliche Gabe des Himmels, ohne welches
kein höheres organisches Wesen existieren kann, muß für unsere
Glashäuser zuerst in Betracht gezogen werden. Wer sollte
nicht schon die wunderbare Wirkung des Lichtes an den
Pflanzen beobachtet haben? Der erste Strahl der aufgehenden
Sonne weckt jeden Morgen die schlummernde Natur. Die
ER
Dunkelheit der Nacht bringt Ruhe und Erholung, das Licht
regt zu neuem Leben und Schaffen wieder an. Wenn wir nun
sehen, wie in der freien Natur die Pflanzen völlig unbeschränkt
im Genusse des Tageslichtes sich befinden, so sollen wir es
denselben auch im gleichen Maße in unseren Gewächshäusern
zukommen lassen. Daher ist man im allgemeinen auch der
Ansicht, daß die Pflanzen gar nicht Licht genug bekommen
können. Die Gewächshaustechniker tragen diesem Bestreben
in sehr hohem Maße Rechnung, indem sie bei den neuzeitigen
Bauten alle unnötigen, plumpen und schattengebenden Kon-
struktionsteile bis auf das äußerste Minimum reduzieren und
bedeutend größere und hellere Glasscheiben gegen früher zur
Verwendung bringen. Ja, ein großer Teil praktischer Pflanzen-
kultivateure ist zu dem, auch von meiner Firma schon seit
vielen Jahren mit vertretenen Standpunkt gekommen, unsere
Kulturhäuser auch des Nachts nicht mehr zu decken, damit
jeder Lichtstrahl der Sonne und des Mondes den Pflanzen zu
statten kommt, was im Winter bei den kurzen Tagen und den
langen Nächten von nicht zu unterschätzender Wirkung auf
die normale Entwicklung der Pflanzen ist. So schön dies auch
klingen mag, so gibt es doch unter den Praktikern eine sehr große
Strömung gegen dieses Prinzip, die ihre Begründung darin
findet, daß man der irrigen Meinung ist, nur reiche Leute könnten
das Nichtdecken durchführen, bei denen es auf einen größeren
Verbrauch von Brennmaterial zur Beheizung der Glashäuser
nicht ankommt. Dieser Teil der Praktiker schätzt den Wert
des Mehrverbrauchs von Brennmaterial bei Nichtdecken der
Häuser viel höher ein, als den Wert des ausgiebigen und un-
gestörten Lichtgenusses der Pflanzen. In diesen Kreisen können
unseres Erachtens nicht in der wirklichen Höhe die Verzinsung
und die Amortisation des Anschaffungskapitals der stetig teuerer
und dabei noch minderwertiger werdenden Deckmaterialien
richtig kalkuliert und in das Unkostenkonto eingesetzt werden.
Nie und nimmer können. wir glauben, daß in diesen Kreisen
wirklich einmal genau die absorbierte Zeit und der Arbeitslohn
für das tägliche Auf- und Zudecken der Gewächshäuser, sowie
die Reparaturunkosten der dabei unvermeidlichen Defekte an
der Verglasung notiert worden seien, sodaß diese Position dann
auch wirklich richtig in die Jahresbilanz hätte eingetragen werden
können. Man würde in der Tat sehr erstaunt sein, wieviel man
BE: arl
hätte dafür Brennmaterialien mehr kaufen können. Noch
weniger aber wird man sich darüber korrekte Rechenschaft
geben können, wieviel Arbeitskräfte wohl überhaupt in einer
größeren Gärtnerei sich erübrigten, wenn der ganze Betrieb
ohne jegliches Hindernis bei jedweder Witterung von früh bis
abends, jahraus, jahrein nach der Devise: „Zeit ist Geld“ flott
in Gang gewesen wäre.
Um die Abkühlung der ungedeckten Glashäuser möglichst
einzuschränken, verwendet man schon seit mehreren Jahren
in vielen Gartenbaubetrieben 4—6 mm starkes Guß- oder
Rohglas, anfänglich nur das glatte oder sogenannte schlierige,
und zwar mit bestem Erfolge, denn der Wärmedurchgangs-
Koäffizient desselben ist nach praktischen Ermittelungen
nur mit 3,5 anzunehmen, während man bei gewöhnlichen
4/, Glas einen Koöffizient von 5—5,6 annimmt. Dies ist doch
bei großen Dachflächen eine sehr beachtenswerte Differenz.
Außer diesem glatten Rohglas gibt es nun noch ein gleich
starkes, geripptes Rohglas. Ein eigenartiger Zufall fügte es
anfangs des letzten Dezenniums, daß ich die Beobachtung
machte, in welch hohem Maße unter geripptem Rohglas alle
Gegenstände ihre Schattenbilder verloren, wie auch die Räume
unter geripptem Rohglas bei trübem Wetter und bei tiefem
Sonnenstand im Winter merkwürdig viel heller erscheinen, als
es bei glattem Glas der Fall ist. Von diesem Moment an war
mein Augenmerk auf die Verwendbarkeit des gerippten Roh-
glases für Gewächshäuser gerichtet, als deren Resultat die be-
kannte Abhandlung in der ersten Nummer von Möllers
Deutscher Gärtnerzeitung im Jahrgang 1907 zu be-
trachten ist.
Des leichteren Verständnisses halber gestatte ich mir,
durch Lichtbilder die Art des Lichteffektes der drei im Gewächs-
hausbau in Betracht kommenden Glasarten vorzuführen.
1. Bei Hellglas: Hier hat das Licht ungehinderten Durch-
gang, alle lichtbestrahlten Gegenstände haben ihren normalen
Schlagschatten, wie es hier bei dem bestrahlten Stab zu be-
merken ist. Wenn wir diese Erscheinung auf ein mit Stellagen
und Pflanzen ausgestattetes Gewächshaus übertragen, so wird
jeder, dem Lichte entgegenstehender Körper seinen Schlag-
schatten ins Innere, resp. auf seine Umgebung werfen. Nament-
lich fallen solche Schlagschatten bei massiven Mauergiebeln
2’ 7a
oder Mittelbauten, wie hohen Wintergärten, Verbindungs-
häusern usw. auf, die oft sehr große, dunkle Ecken in den
Gewächshäusern erzeugen, weswegen sogar viele Fachleute
diese oft unvermeidlichen Mittelbauten direkt verwerfen.
2. Das glatte oder schlierige Rohglas: Hier wird der
direkte Lichtstrahl durch die Unebenheiten der Glashaut be-
einflußt und gibt ein hell- und dunkelmarmoriertes Bild, welches
sehr deutlich zeigt, daß infolge der welligen Oberfläche des
Glases förmliche Brennpunkte gebildet werden, wie es bei einer
Linse ähnlich ist. Es ist ohne weiteres einzusehen, daß diese
Brennpunkte mehr oder weniger schädlich auf die darunter
befindlichen Pflanzen einwirken müssen, also direkt eine Gefahr
für die Pflanzen bilden, ferner ist das eventuell an das Glas
anschlagende Schweißwasser namentlich bei etwas flachen
Dächern nicht imstande, abzurinnen, sondern es bildet bei
jeder Unebenheit eine Tropfstelle. Der Schlagschatten ist auch
hier vorhanden.
3. Das gerippte Rohglas ist unserer Erfahrung nach das
einzig richtige und empfehlenswerte für die Bedachung der
Gewächshäuser. Sie sehen hier eine Lichtverteilung, wie sie
keine andere Glasart für diesen Zweck hat. Die unter diesem
Glas befindlichen Gegenstände werden förmlich vom Licht
umspült, sodaß jeder Schlagschatten verschwindet, wie es hier
das Lichtbild zeigt. Selbst unter die Stellagen und Pflanzen-
tische fällt noch schönes Licht.
Indem ich dies Ihnen vor Augen führe, hoffe ich Klarheit in
dieser Frage gegeben zu haben, was ich für sehr notwendig halte,
da ja in Fachkreisen eine ziemlich scharfe Meinungsverschieden-
heit sich schon bemerkbar macht. Ein jeder will ja sein Recht
behaupten! Ich und meine Firma, wir lassen uns sofort eines
Besseren belehren, wenn es uns gegenüber in gleich überzeugender
Weise getan wird. Der Einwand, das gerippte Rohglas ver-
schmutze mehr und leichter als das glatte, ist vollständig un-
beachtlich, es sei denn, wie ich es auch schon gesehen habe,
die gerippte Seite wird nach außen gelegt, wo aller Staub und
Schmutz der Luft sich auf das Glas allerdings sehr gut auf-
legen wird.
Wie schwer meiner Firma die Einführung des gerippten
Rohglases gemacht worden ist, wird man mir kaum glauben
können. Seitens der vielen, als maßgebend anerkannten Fach-
AR Tre
leute wurde der Verwendung desselben die größten Schwierig-
keiten entgegengebracht. In der Fachpresse behauptete man,
es sei für diese und jene Kultur, wenn nicht gar für sämtliche
Kulturen, untauglich. Bei dem einen wurden die Rosen dar-
unter mattfarbig, bei dem anderen versagte die Gurken-
treiberei, ein dritter hatte in der Pflanzenvermehrung darunter
keine Erfolge usw., obgleich auch nach und nach sich eine
ganze Anzahl Freunde meiner Firma zur Seite stellten. Aber
ehe man sich mit einer neuen Sache ganz befreunden kann,
will man doch erst praktische Erfolge sehen! Meine Firma
hat durchschlagende Erfolge nach dieser Richtung hin ‘durch
die vielen :von ihr seit Jahren erbauten Anlagen reichlich er-
bracht; öffentlich war ihr solches möglich auf Ausstellungen
und zwar erstmalig 1904 auf der „Großen Gartenbauausstellung in
Düsseldorf“. Hier stand ihrem mit gerippten Rohglas gedeckten
Victoria regia-Haus ein anderes in gleicher Größe, aber mit
Blankglas gedeckt, in Konkurrenz gegenüber. Der Erfolg war
ein vollständiger Sieg des gerippten Rohglases gegenüber dem
Hellglas. Das Lichtbild zeigt ein Vegetationsbild in betreffendem
Hause in der zweiten Hälfte des August.
Dieses Bild zeigt Kulturerfolge, die auf der großen
„Deutsch-Böhmischen Gartenbauausstellung in Reichenberg“
im Jahre 1907 in einem von meiner Firma mit Rohglas ge-
deckten Gewächshaus erzielt worden sind.
Da die Pflanzenwelt nicht allein ein Bedürfnis nach Licht-
genuß hat, sondern unter Umständen auch des kühlenden
erfrischenden Schattens bedarf, so kann auch in einer modernen
Gewächshausanlage die Schattenfrage nicht ungelöst bleiben. —
Wenn der Bedarf der Pflanzen an Licht schon ein sehr großer
ist, so ist er doch nicht, wie man vielfach anzunehmen scheint,
ein unbegrenzter. — Wir können sehr oft auch im Freien sogar
die nachteiligen Folgen einer Überlichtung beobachten, es sei
nur daran erinnert, wie es kommt, wenn in dem schönsten
Frühjahrsmonat Mai in einer ununterbrochenen Reihe von Tagen
aus heiterem Himmel herab die Sonne ihre warmen, überaus
freundlich lichtspendenden Strahlen auf Wiese, Feld und
Garten herniedersendet, die Pflanzenvegetation zu ganz be-
sonderer, erhöhter Tätigkeit angeregt wird, sodaß mit zauber-
hafter Schnelligkeit die Blumenbeete, die Obstbäume usw. in
vollendet entwickeltem Blütenflor unser Herz und Auge erfreuen;
doch leider nur während einer viel zu abgekürzten Zeit. Denn
schon nach wenigen Tagen verfällt die Farbenpracht, z. B. der
Hyazinthen in fahle Tönung, die Baumblüte schreitet überaus
schnell ihrem Ende entgegen, die Wiesen erscheinen zwar wie
bunte Teppiche, aber die Futterkräuter haben sich nicht ent-
wickelt, das Getreide auf dem Felde hat keine Zeit zur Be-
stockung gefunden, sondern treibt nur notdürftig zur Halm-
bildung, sodaß nur eine beschränkte Ernte zu erwarten ist.
In einem gleichen, ja fast noch stärkeren Überlichtungs-
zustand werden auch die Pflanzenkulturen unserer Gewächs-
häuser versetzt; hier sind die Monate Februar und März am
gefürchtetsten. Wenn um diese Zeit eine längere Periode
heiterer, warmer Sonnenscheintage alle übrigen Menschenkinder
erfreut, da kommt für den Treibgärtner, namentlich für den
Schnittblumenzüchter, eine verhängnisvolle Zeit bitterer Verluste.
Durch Entwertung seiner Frühprodukte wird ihm ein Haupt-
teil seiner Jahreseinnahme recht fühlbar geschmälert.
Der durch die Verglasung des Gewächshauses verstärkt
wärmende Sonnenstrahl wirkt auf die Vegetation der der freien
Atmosphäre entzogenen Treibkulturen viel intensiver, als es in
der freien Natur der Fall ist. Und so kommt es, daß zu dieser
frühen Jahreszeit Blumen, die heute noch zu hohenPreisen gesucht
werden und schlankweg ihre Abnehmer finden, oft innerhalb
weniger Tage so massenhaft angeboten werden, daß trotz des
aufs fabelhafteste herabgesetzten Preises noch ein gut Teil
nicht zur Verwertung gelangen kann. Es steht eben jetzt alles
auf einmal in Flor, während kurze Zeit danach meistens eine
wahre Blumennot eintritt, wie es oft zu manchem Oster-
feste recht fühlbar wurde. Der Schaden, den manche Treib-
gärtnerei in wenig Wochen dadurch haben kann, ist oft un-
berechenbar und ganz eminent. Nun, angesichts einer solchen
verlustbringenden Erscheinung ist doch wohl die Frage erlaubt:
„Wo sind denn Eure idealen oder modernen Kulturhaus-
Anlagen, in denen Ihr über Licht, Luft, Wärme nur so nach
Eueren Wünschen verfügen könnt?“ Und da müssen wir uns
mit der Antwort bescheiden: „Daran haben wir noch zu wenig
gedacht.“ Wir haben ja schon die Möglichkeiten, gegen die
schädlichen Sonneneinwirkungen unsere Gewächshauskulturen
zu schützen. Wir brauchen ja nur die Glasbedachung zu
schattieren. Und wodurch geschieht das? Durch Deckbretter,
ER 1 ae
durch die verschiedensten Arten Schattendecken, durch Kalk-
oder Kreideanstrich. Jetzt sind wir an dem Punkte angelangt,
wo die eifrigsten Verfechter der Hellverglasung sich in den
drolligsten Widerspruch verwickeln!
Von den kleinen Anlagen und auch von denen, wo noch
die Glasdächer täglich mit Deckbrettern gedeckt werden, will
ich nicht sprechen, diese können sich zur Not in diesem Falle
helfen. Nein, meine Betrachtungen beziehen sich auf die heutigen
Großanlagen, die man gern schon als „modern“ bezeichnet,
und bei denen eine Bretterabdeckung unmöglich ist.
In den weitaus meisten Fällen sind bei diesen Großanlagen
keine besonderen Schattierungsvorkehrungen getroffen. In der
Hauptsache tüncht man da die Verglasung mit Kreide oder
Kalk und man muß erstaunt und überrascht sein, wie auf einmal
auf den Wert des Hellglases nun gar keine Rücksicht mehr
genommen wird. Denn der Anstrich, wenn er einmal auf so großen
Flächen ausgeführt ist, verbleibt dann während der ganzen Vege-
tationsperiode, während welcher diearmen pflanzlichen Geschöpfe
nun bei einer nicht selten eintretenden längeren trüben Witterungs-
periode mit einem Lichte von sehr zweifelhafter Güte zufrieden
sein müssen. Welch praktischem Fachmann leuchtet dies wohl
nicht ein, daß unsere heutigen sogenannten modernen Anlagen
nach der in Rede stehenden Richtung hin nichts weniger als
ideal bezeichnet werden können’?
Seit Jahren hat sich nun meine Firma mit der Lösung
dieses Problems befaßt, und wenn sie auch schon des öfteren
glaubte, mit einer Idee an dem Ziele bereits angekommen zu
sein, erwies sie sich mehr oder weniger für die Praxis nicht als
allgemein durchführbar. Es galt folgende Wünsche zu realisieren:
Eine Schattierungsvorrichtung zu konstruieren, bei der
die zur Verwendung kommenden Decken durch ein direktes
Aufliegen auf der Verglasung eine Erwärmung der Glashaut
durch die auftreffenden Sonnenstrahlen vollständig ausschließen
und die leicht auf jeder Bedachung sich montieren läßt, dabei
aber sicher funktioniert und ebensogut für Hand-, wie auch
für „maschinellen Betrieb“ verwendbar ist, die solid ist und doch
die Bedachung nicht belastet oder irgendwie erschüttern und
beschädigen kann, die eine längere Lebensdauer gewährleistet
und die endlich sich trotzdem billig in ihren Anschaffungs-
kosten stellt.
_- 40
Es ist nun der Firma Oskar R. Mehlhorn, Schweinsburg,
gelungen, seit zwei Jahren in der eigenen Gärtnerei eine neue
Vorrichtung dieser Art auf ihre Verwendbarkeit hin praktisch
zu prüfen, und nachdem sie sich vollständig zweckdienlich
erwies, auf den Markt zu bringen. Dieses Lichtbild zeigt die
meiner Firma patentierte Schutzvorrichtung für Handbetrieb;
die Schattendecken sieht man deutlich mittelst Gleitrollen an
Gleitdrähten ca. 30 cm über der Verglasung hängen. In diesem
schattigen Luftzwischenraum muß sich die wärmestrahlende
Kraft der Sonne erst brechen, bevor sie mit dem Glase in
Berührung kommt. Für den Fall, daß aber trotz alledem eine
größere Abkühlung sich als erforderlich erweisen sollte, wird
am Firste, unterhalb der ausgebreiteten Schattendecken ein
Wassersprengrohr angebracht, sodaß von Zeit zu Zeit, falls
kritische Wärme den Treibkulturen in der vorhin geschilderten
Weiseverhängnisvollzu werden droht, die Dachflächen mit kühlem
Wasser übersprengt werden können, durch dessen Verdunstung
nicht nur eine sichere Abkühlung, sondern auch für die Pflanzen
eine kräftig erquickende, sauerstoffhaltige Luft stets von neuem
zugeführt wird. Mittelst der auf den Schattendecken liegenden
Zugschnuren lassen sich die einzelner Decken sehr leicht und
bequem in ihrer Bahn, aber zwangsläufig auf- und abziehen,
ohne daß sie, wie hier an dem Lichtbilde zu ersehen, bei den
bis jetzt allgemein üblichen Systemen, sich spiralig zusammen-
rollen und aneinander hängen bleiben. Die Decken der neuen
Schattierung, die ihr Lager ebensogut oben am First, praktischer-
weise aber meistens unten, über der Dachtraufe finden, werden
überhaupt nicht zusammengerollt, sondern nur in Falten zu-
sammengelegt, wie es hier an dieser Detailzeichnung deutlich
zu sehen ist. Es hat dies große Vorteile! Im gerollten Zu-
stande können etwa feuchte Decken nur schwer im Innern
trocknen, sodaß der Farbanstrich fleckig und modrig, bei
längerer Dauer sogar das Holz faulig werden kann, während
hier bei der luftigen Faltenlage jeder Deckenteil trocken und
für längere Dauer erhalten bleiben muß. Um die Decken
im Frühjahr auf- und im Herbste abzubringen, ist eine gefahr-
volle Besteigung des Glasdaches nicht nötig, da die Decken von
unten aus bedient, wie überhaupt jede Betätigung an denselben
bequem vorgenommen werden kann. Eine Inanspruchnahme und
Belastung der Dachsprossen ist vollständig ausgeschlossen, da
Ba Ye
die Gleitdrähte entsprechend straff gespannt, aber leicht regulier-
bar nur oben am First und unten an der Traufe ihre Stütz-
und Befestigungspunkte haben, wie hier am Bild ersichtlich ist.
Mag der Handbetrieb für kleinere Anlagen nicht ganz
abzuweisen sein, so möchte ich für große und namentlich
hohe Dachflächen nur dem maschinellen Antrieb das Wort reden,
wie er hier an einem einseitigen, ziemlich breiten Dache ange-
wandt ist. Ebenso hier, bei einem doppelseitigen Hause. Die
Antriebmaschinen haben eine so vorteilhafte Übersetzung, daß
große Flächen solcher Schattendecken mit Leichtigkeit von einer
Stelle aus in nur wenigen Minuten Zeit über die Glasflächen
sich ausbreiten und wieder abziehen lassen. “Time is
money.“ Doch nicht immer ist uns der Himmel hold, nicht
immer strahlt uns nur das goldne Licht der Sonne. Nein, es
ist als ob dämonische Kräfte mit mächtiger Gewalt uns die
Freude daran vergällen und mit wütendem Sturme gegen alles
vernichtend auftreten wollten. Jupiter pluvius zieht mit seinen
schweren, die Erde erschütternden Geschützen am Himmel
vorüber, nicht selten durch niedergehende Hagelwetter die
Glasdächer unserer Gewächshausanlagen und die darunter
befindlichen Kulturbestände zertrümmernd. War nicht das Jahr
1910 in dieser Beziehung geradezu ein Schreckensjahr und
scheint es nicht, als ob die Gefahr der Bildung schwerer Gewitter
immer größer würde, sodaß wir doch Veranlassung genügend
hätten, dern Schutze unserer Anlagen auch gegen Hagelschäden
mehr Aufmerksamkeit zu schenken? Einen solchen Schutz bilden
zugleich die „Mehlhornschen Schattierungsvorrichtungen“, auf
deren elastisch hängenden Holzstabdecken die Hagelkörner oder
Schloßen ihre zertrümmernde Schlagkraft verlieren. Diese Schutz-
decken werden in den meisten Fällen, schon wegen der jedem
Gewitter vorausgehenden Sonnenglut rechtzeitig auf den Dächern
ausgebreitet liegen; wenn nicht, so läßt sich dies schnell durch
die maschinellen Zentralantriebe bewerkstelligen.
Kleinere Gärtnereien mögen mit Handbetrieb sich auch
noch recht gut und genügend schützen können, doch wenn
wir von modernen Großbetrieben sprechen, so ist das bei ihren
hohen, umfangreichen und oft schwer zugängigen Dachflächen
nicht anders, als nur mit Hilfe von Maschinen möglich.
Es gibt ja Entschädigungskassen, in Form von Hagel-
Versicherungen, denen sich kein vorsichtiger Betriebsinhaber
N
ausschließen wird, bei welchen die Höhe der Versicherungs-
Prämie naturgemäß doch gar nicht anders berechnet werden
kann, als nach der Summe der Hagelschäden. Ein jeder Ver-
sicherter hat deshalb ein direktes Interesse, daß die Schäden
möglichst klein bleiben. Wer also seine Anlagen gegen Hagel-
schäden, trotz Versicherung, schützt, der trägt zum Wohle der
ganzen Versicherungsgenossenschaft bei. Es war daher ein
sehr zeitgemäßer Gedanke, den kürzlich Herr Handelsgärtner
Richter im Handelsblatt für den Deutschen Gartenbau aussprach,
daß die Versicherungsgesellschaften doch etwas mehr auch der
Frage des Selbstschutzes resp. der Selbstversicherung ihrer Mit-
glieder näher treten möchten, ähnlich wie die Feuerversicherungen
bei ihren Versicherten auf das Vorhandensein guter Löschvor-
richtungen großen Wert legen und dementsprechend Prämien-
Ermäßigung bei ihren Versicherten eintreten lassen. Eine Frage,
die so gut wie noch gar nicht auf der Tagesordnung zu finden
ist, obwohl ihr eine sehr hohe Bedeutung nicht abgesprochen
werden kann.
Eine andere Frage gleichen Wertes für erfolgreiche Pflanzen-
kultur, wie die des Lichtes und des Schattens, ist die Frage des
„Luftgenusses“ der Pflanzen in den modernen Gewächs-
häusern.
Auch hier ist unser Bestreben, den Pflanzen gleichgute,
ihrem Gedeihen förderliche Luft zu geben und zu erhalten,
wie sie solche während ihrer Vegetationsperiode in der freien
Natur haben. Diese Bedingung ist ungleich schwerer zu erfüllen
bei den noch viel vorherrschenden sogenannten Erdhausbauten,
als bei den modernen, auf ebener Erde erbauten Gewächs-
häusern. Zur Zeit, da man noch keine Zentralheizung kannte
und gezwungen war, mit der sogenannten Kanalofen-Heizung
seine Pflanzenschätze nicht nur schadlos durch den Winter zu
bringen, sondern ebenfalls Treibkulturen mit Erfolg zu betreiben,
mag es wohl begründet gewesen sein, die Gewächshäuser
nicht selten bis zu 1,10 m vertieft in die Erde zu bauen,
ähnlich, wie es die Skizze auf dem Lichtbilde zeigt.
Waren mehrere solcher Häuser vorhanden, so verband man
dieselben, um den Winterbetrieb zu erleichtern und sie gegen-
seitig erreichen zu können, ohne das Freie betreten zu müssen,
mit noch viel tiefer liegenden, unterirdischen Tunnelgängen.
Manch alter gärtnerischer Berufsveteran denkt wohl heute noch
ae
mit einem gewissen Stolze daran, unter welch primitiven Ver-
hältnissen er doch auch seinerzeit schöne Kulturerfolge erzielte,
mit der Behauptung, dabei mehr Geld verdient zu haben, als
es heute der jüngeren Generation in ihren modernen Anlagen
möglich ist. Ich führe dies nur an, um daran zu erinnern,
wie sich doch die Verhältnisse mit der Zeit verändert
haben. Der Erdhausbau ist in den alten deutschen Gärtner-
familien so traditionell und liebgewonnen worden, daß man sich
von ihm nur schwer trennen kann. Die Macht der Gewohn-
heit ist hier so einflußreich, daß sie vielfach verhindert, die
Vorteile der modernen Einrichtungen anzuerkennen. Anderer-
seits muß aber auch mit Freuden beobachtet werden, daß sich
trotzdem die moderne Richtung gegenwärtig bei der jüngeren
Generation und den mit der Zeit gehenden Gärtnern doch
sehr gewaltig Bahn bricht, denn auch hier erschallt der Ruf
nach Betriebserleichterung, nach weniger Arbeit und mehr
Lohn. Wenn auch ein großer Teil der Gärtner dem Erdhaus-
bau zuneigt, so kann sich derselbe nicht mehr für die Dauer
erhalten. Der moderne Gewächshausbau schreitet immer
weiter vorwärts, und wer nicht zurückbleiben will, muß sich
dem modernen Zug der Zeit anschließen oder muß unterliegen.
Es kann daher heute nicht meine Aufgabe sein, über die
Luftventilationen solcher Erdhausbauten der alten Zeit zu
sprechen. Ich habe mich in meinem Thema nur mit dem
„modernen Gewächshausbau“ zu beschäftigen, und da ist die
Frage der Luftventilation im Grunde genommen eine viel
leichter zu lösende.
Diese Frage ist deshalb leichter zu lösen, weil der Fuß-
boden eines modernen Gewächshauses mindestens in gleicher
Höhe mit dem Außenterrain sein muß; besserist esjedoch, er liegt
noch um 10 cm höher; eine jede, selbst die kleinste Vertiefung
des Gewächshaus-Fußbodens muß im Interesse einer guten
Luftventilation entschieden verworfen werden. In einem frei
über die Erde herausgebauten Hause, wie es das Lichtbild
zeigt, wird sich nie ein so großes Quantum schwerer, kohlen-
säurehaltiger Luft ansammeln können, daß es als kulturschädlich
bezeichnet werden muß. Die Verglasung ist nie so dicht,
daß nicht immer etwas Frischluft eintreten könnte und außer-
dem wirkt die herrliche Lichtverteilung, die das gerippte Rohglas
selbst bei trübem Wetter in allen Winkeln und Ecken des
ee
Fußbodens ausübt, geradezu chemisch reinigend auf die Luft.
Eine so mit Fäulnissporen geschwängerte Erd- oder Kellerluft,
wie sie in Erdhäusern nicht zu vermeiden ist, kann in einem
so gut belichteten Hause überhaupt nicht aufkommen, eine Tat-
sache, durch die die moderne Bauweise sich schon allein empfiehlt.
Das Bedürfnis, einem Gewächshause frische Luft zuzu-
führen, erkennt der praktische Pflanzenkultivateur gemeinhin
erst dann an, wenn er seine Pfleglinge allzuhohen Wärme-
graden ausgesetzt sieht. Dann sagt er: „Es muß gelüftet
werden!“ Und das wollen wir auch als richtig annehmen,
allerdings ist dabei Vorsicht, unter Umständen sogar die größte
Vorsicht, zu üben nötig. Wer hätte nicht schon erlebt, daß
durch ungeschickte Handhabung der Lüftung Mißerfolge bei
Pflanzenkulturen entstanden sind? Extreme Luftabkühlungen
können den Erfolg ganzer Kulturen in Frage stellen. Auch
hier ist die Natur eine gute Lehrmeisterin. Wir haben es ja
schon oft erlebt, wenn Ende Mai, Anfang Juni uns im
Freien wochenlang wunderschönes, warmes, man möchte
sagen Treibhauswetter, erfreute, wodurch die ganze Vegetation
in ein so herrliches Wachstum versetzt wurde, daß es eine
Lust war, die prachtvolle Entwicklung aller Blätter und Blüten-
knospen zu beobachten. Da, mit einem Male umzog sich
wolkenschwer der Himmel und es war, als wollte er seinen
Groll über die herrlich entwickelten Fluren dadurch ausdrücken,
daß er ein mächtiges Gewitter über sie entlud. Mit einem
Male setzte eine intensive Temperaturabkühlung ein. Alle
Vegetation erlitt eine Stockung, und. die zu den schönsten
Hoffnungen berechtigenden jungen Blätter und Knospen,
namentlich auffällig die der Rosen, wurden nach einigen Tagen
teils vom weißen Mehltau, teils von dem feuchtklebrigen Honig-
tau überzogen, nahmen dann verkrüppelte Formen an und
waren plötzlich von Ungeziefer wie übersät heimgesucht. Vor
solchen Unbilden müssen in einem modernen Gewächshaus
unsere Treibkulturen verschont bleiben können. Wenn aber
ähnliche Erscheinungen, wie Mehltau und Honigtau, doch auf-
treten, so kann man ruhig behaupten, daß sie ihre Ursachen
im fehlerhaften Lüften, d. h. in einer zu schnellen, extremen
Abkühlung, also in einer Erkältung haben.
Die Lüftungsanlagen sollen deshalb in einem modernen
Gewächshaus so konstruiert sein, daß die eintretende, kühlere
ze Bine
Luft nicht so unvermittelt die zarten, getriebenen Pflanzen be-
rühren kann. Man sucht sie deshalb möglichst am höchsten
Punkte des Hauses, also direkt am First anzubringen. Da
nach dort auch am leichtesten die Wärme entflieht, so ist auch
mit einer Firstlüftung sehr leicht die überschüssige Wärme
eines Glashauses zu entfernen, ohne daß die zur Ergänzung ein-
strömende Frischluft gleich so nachteilig abkühlend wirken könnte.
Eine geradezu zugfreie, daher mustergültige Firstlüftung ist
die „Mehlhornsche Nizza-Lüftung“, wie sie hier am Licht-
bild zu sehen ist; sie kann bei jeder Witterung benützt werden,
da sie von einer besonderen Dachhaube überdeckt wird, unter
der sich, rechts und links vom Firste, die Lüftungsluken be-
finden, die beim Öffnen der in der Mitte in ihren Angeln
gelagerten Lüftungsfenster in je eine, der Dachneigung ent-
sprechende, tiefere und höhere Luke geteilt werden. Die
Ventilation ist hier eine tadellose, und man kann je nach der
Windrichtung mit großem Vorteil entweder nur die eine oder
andere Seite der Lüftung benützen. Für gute Treibkulturen
gibt es bis heute noch keine anerkannt bessere Lüftung als
diese „Nizza-Lüftung“, die sich, wenn auch in Anschaffungs-
kosten etwas höher, so doch durch leichter und besser zu
erzielende Kulturerfolge baldigst bezahlt macht. Die Bedienung
ist eine zentrale, die von einem Punkte aus durch Kettenantrieb
mittelst Kurbel erfolgt.
Dieses Lichtbild zeigt die ebenfalls patentamtlich geschützte
„Mehlhornsche Duplex-Lüftung“, die direkt den First bildet
und so gelagert ist, daß sie nach Wunsch und Bedarf, ent-
sprechend der Windrichtung, links oder rechts am Dache geöffnet
werden kann. Die Bedienung ist ebenfalls zentral und kann trotz
der zweiseitigen Bewegung mit ein und derselben Maschine be-
tätigt werden. Es ist dies von allen existierenden billigen Firstlüf-
tungen die praktischste, unübertroffenste und bestfunktionierende.
Eine ähnliche, wie auf vorhergehendem Bilde gezeigte Lüftung
ist hier die ebenfalls mustergeschützte „Mehlhornsche Unita-
Lüftung“, die jedoch hauptsächlich nur für kleine, niedrige
Häuser Anwendung findet; sie ist nur einseitig zu Öffnen. Die
Bedienung geschieht auch mittels einer Antriebmaschine von
einer Stelle aus. Diese, wie auch die vorhergezeigte „Duplex-
Lüftung“ geben dem Hausfirste zugleich eine Rohglasabdeckung.
— Eine Ergänzung zur Dachlüftung macht sich bei wind-
= An ee
stillen Tagen oft erforderlich, und zwar müssen wir da mit
tiefer liegenden seitlichen Wandlüftungen zu Hilfe kommen, um
einen Wärme- und Luftabzug in den Gewächshäusern herbei-
zuführen. Diese Lüftungseinrichtung wird, wo Wandverglasungen
bestehen, in der Ausführung vorgesehen, wie sie das Licht-
bild zeigt. Es sind dies Lüftungsfenster, die unten mit Scharnieren
befestigt und oben entweder durch Zentralantrieb im ganzen
oder einzeln mit der Hand geöffnet werden. Um die eintretende
kühlere Luft nicht zu heftig auf die Pflanzen einwirken zu
lassen, sind diese Lüftungsflügel seitlich mit Schutzblechen ab-
geschlossen, sodaß die Luft nur von oben eintreten kann und
zumeist an der Innenseite der Glasfläche die Luft nach den
Dachöffnungen zu in Bewegung setzt.
In den Häusern, wo die Wandverglasung keine Lüftungs-
möglichkeit gestattet, muß allerdings zu der bekannten Mauer-
lüftung die Zuflucht genommen werden, die man sich her-
stellen kann durch eingesetzte Chamotteröhren bis zu 25 cm
Durchmesser, welche außen mit solidem Drahtgewebe und im
Innern des Hauses mit gutschließenden Deckeln zu versehen
sind. Diese Wandlüftung kann im Kleinbetrieb einzeln gehand-
habt werden, während sie im Großbetrieb ebenfalls zentral von
einer Stelle aus bedienbar eingerichtet werden möchte.
Als dritten Faktor alles organischen Wesens ziehen wir
die „Wärme“ in den Bereich unserer Betrachtungen. Hat der
Pflanzenkultivateur schon ein gutes Interesse an Licht und
Luft für seine Kulturen, so ist das Interesse für die Wärme doch
ein viel weitgehenderes. Luft und Licht spendet Mutter Natur
doch genügend umsonst! Anders ist es mit der Wärme.
Wenn auch das Sonnenlicht die Wärme als eine Himmelsgabe
mit sich bringt, so ist doch während der Zeit, wo gerade der
Gärtner der Wärme zu seinen Zwecken am meisten bedarf,
im Winter, die wärmende Kraft des Sonnenlichtes zu
schwach. Er muß daher zur künstlichen Erwärmung seine
Zuflucht nehmen, will er einerseits begehrte und lohnende
Frühprodukte erzeugen oder andererseits auch nur den uns so
interessanten, lieben Kindern Floras aus fernen, wärmeren Zonen
des Erdballes, den Aufenthalt in unseren Gewächshäusern
während der rauhen Winterszeit erträglich machen.
Wer lehrt uns aber nun, auf künstlichem Wege die Wärme
so den Pflanzen zuzuführen und so in den Kulturräumen zu
2 MR
verteilen, wie es die einzelnen Pflanzenorgane, in ihrer Ver-
schiedenheit unter sich, als besondere Lebensbedingung fordern.
Hierüber haben wir weder ein geschriebenes Lehrbuch, noch
irgendwie feststehende theoretische Lehrsätze. Die Natur soll
und muß daher auch hier wiederum unsere Lehrmeisterin sein.
Suchen wir von ihr zu lernen, wie sie während der Vegetations-
periode der Pflanzen im Freien die Wärme auf Luft und Erd-
boden, auf die Belaubung und Wurzeln verteilt. Wir finden
da sofort, daß die Luft stets höher erwärmt ist, als der Erdboden
Und der Dichter besingt nicht mit Unrecht: das „kühle Grab“,
die „kühle Erde“ oder den „kühlen Grund“. Wenn im Früh-
jahre die Atmosphäre wärmer wird und trotzdem noch Eis-
kristalle wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche zu finden
sind, so recken und strecken sich alle Blätter und Blütenknospen
der Wärme und dem Lichte entgegen, und mit der immer höher
steigenden Luftwärme entfalten sich die Blätterkronen immer
mehr, sodaß sie förmlich wie schützend, schirmend und schatten-
spendend gegen die warmen Strahlen der Sonne das Erdreich
decken, wo ihre Wurzeln im Dunkeln Nahrung suchend sich
betätigen und am Aufbau des Pflanzenkörpers teilnehmen.
Wir lernen da von der Natur, daß überall, wo die Wurzeln
ihre Tätigkeit entfalten, es kühler, feuchter und vor allem dunkler
ist, als oben in den Kronen der Bäume und Sträucher, also
oben in der Luft.
Und da es nun so ist, so soll uns das ein Fingerzeig sein,
daß wir auch so naturgemäß unsere Pflanzenhäuser, unsere
Gewächshäuser in der Zeit der Not, in der Winterszeit künstlich
erwärmen. Obgleich dies doch eigentlich ganz selbstver-
ständlich sein sollte, so ist das doch bis heute noch keines-
wegs so allgemein von unsern Gewächshaustechnikern be-
obachtet worden, daß man nun auch in allen Kulturanlagen
dementsprechend die Wärmeverteilung vorfinden könnte. Man
glaubte von früher her, wo man genötigt war, die sogenannten
Kanalheizungen nur auf dem Erdboden hin zu verlegen, daß
auch die Heizröhren der heutigen Zentralheizung, der Warm-
wasser- oder Dampfheizungen möglichst tief am Boden in den
Gewächshäusern anzulegen seien. Lehrte uns doch dazu die
Heizungstechnik: „Soll ein Raum gut durchheizt werden, so
müssen die Heizflächen nach unten verlegt werden, da die
Wärme allein nach oben steigt!“ Allein es gab eine Anzahl
0:
praktischer Gärtner, die es sehr bald als empfehlenswert fanden,
an den Stellen der Gewächshausdächer, wo sich starkes Eis
bildete, einige schwache, sogenannte Abtaurohre, zu legen. Bei
dieser Verwendung der Abtaurohre verblieb es, bis meine Firma
anfangs des letzten Dezenniums Propaganda für ihre „Ober-
heizung“ oder sogenannte „Reform-Heizung“ für Gewächshäuser
machte; damit begann für meine Firma eine Zeit, wechselnd
mit schweren Kämpfen, als auch großen, freudigen Erfolgen. Eine
große Anzahl der Fachgenossen pflichtete diesen Anschauungen
freudig bei, aber ein bedeutend größerer und sehr beachtenswerter
Teil der Gärtner und noch mehr der Heiztechniker machten
meiner Firma das Geschäftsleben recht sauer und schwer.
Heizungsfachmänner von sehr gutem Rufe bezeichneten
die Heizflächenverteilung in den Gewächshäusern nach dem
„Mehlhornschen Reform-System“ unsachgemäß und laienhaft,
und als ich vor einigen Jahren ob der Einführung dieses
Reform-Heiz-Systems vor Gericht zitiert wurde, gab ein
anerkannter Heizungsingenieur sein Gutachten dahin ab, daß es
ganz gleichgültig sei, wie in einem Gewächshause die Heizflächen
verteilt seien, wenn nur dem Luftraume und den Abkühlungs-
flächen entsprechend genügend Heizkörper vorhanden seien.
Wir sehen also aus diesem Gutachten, wie wenig da den Lehren
der Pflanzenphysiologie und Pflanzenhygiene Rechnung ge-
tragen wurde. Mit großem Vergnügen kann man jedoch heute
konstatieren, daß sich das Reform-Heiz-System doch fast all-
gemein Bahn gebrochen hat, und selbst die schärfsten Gegner
können sich gegen dasselbe nicht mehr mit Erfolg auflehnen,
ja sie müssen es heute sogar nachahmen.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden in den Schriften
über Gewächshausbau die Heizungsanlagen in der Form emp-
fohlen, wie ich sie Ihnen durch einige Lichtbilder vorführen
will. Sie sehen, daß hier sämtliche Heizröhren unterhalb
der Stellagen und Pflanzentische angeordnet sind. Bei Be-
trachtung dieser Bilder muß es doch einleuchten, daß, bevor die
Wärme an die Dachfläche resp. an die Belaubung der Pflanzen
kommt, die Tabletten und die darauf befindlichen Pflanzen
nicht allein stark erwärmen und austrocknen müssen, sondern
daß auch die entstandene feuchte Luft an den Glasflächen des
Daches als Schweißwasser anschlägt, um dann beständig als
ein kalter Wassertropfenfall auf die Pflanzen niederzugehen.
BARRT ' ders
In so beheizten Häusern ist entschieden in ganz natur-
widriger Weise die Bodentemperatur ungleich wärmer, als die
der Luft, und es werden die Pflanzen an ihren Wurzeln zu
einer Zeit zur Tätigkeit angeregt, wo die Kronenteile in der
kühleren Luft sich nicht in gleicher Weise mit betätigen können
und in einen krankhaften Zustand verfallen müssen, vor allen
Dingen, wenn denselben durch das Decken der Glasflächen
auch noch das Licht entzogen wird. Bemerken möchte ich
noch, daß die Berechnung der erforderlichen Heizflächen in
den soeben auf den Lichtbildern gezeigten Häusern durch-
aus korrekt ist, bloß die Verteilung der Heizflächen kann
man nicht für richtig halten.
Ich will Ihnen an denselben Bildern zeigen, wie nach
„Mehlhorns Reform-System“ die Heizflächen verteilt sein müßten.
Um aber noch verständlicher zu sein, gestatte ich mir in diesem
Lichtbilde eine graphische Darstellung des „Mehlhornschen
Reform-Oberheiz-Systems“ vorzuführen. Es ist dies ein 7 m
breites Haus mit einer Firsthöhe von 3,60 m, umgeben von einer
1,25 m hohen Sockelmauer, mit daraufstehender 80 cm hoher
einfacher Glaswand; berechnet ist diese Heizungsanlage für
eine Garantie bei — 20°C Außentemperatur von folgenden
Wärmeeffekten in verschiedenen Höhenmessungen und zwar
0,50 m vom First nach unten gemessen + 24° C
1,00 ” „ „ „ „ „ = 220 ®
Be e N + 20° C
Ne TEN i 5 + 17° C
Be, R x + 14° C
ni F + 8°C
Diese so von oben nach unten abfallenden Wärmegrade
versetzen die Pflanzen in ein annähernd natürliches Vegetations-
verhältnis, wobei zugleich der Gesichtspunkt zu beachten ist, daß
bei dieser Reform die Art und Weise der Wärmezuführung vor allen
Dingen auch die Wirkung der Sonnenstrahlen im Winter nach-
geahmt bezw. ergänzt werden soll. Mit anderen Worten: Die
Firma Mehlhorn bewirkt, im Gegensatz zu den bisherigen
Heizsystemen, durch ihre Reform-Oberheizung von oben her
die Wärmezufuhr in das Blattwerk der Pflanzen, wo-
durch zugleich die den Gewächsen oft so verhängnisvolle Ab-
kühlung durch die Glasflächen aufgehoben und das Schwitzen
der Scheiben auf ein Mindestmaß herabgesetzt wird.
—t a
Dieses Reform-Oberheiz-System ist aber auch auf die
„Luftzirkulation“ innerhalb des Gewächshauses gleichzeitig
von bedeutendem Einfluß. Der Wärmeauftrieb erzeugt nämlich
längs der Wand- und Glasflächen eine ganz regelmäßige Luft-
strömung. Diese Luft nimmt bei dem Entlangstreichen die
an den Glasflächen infolge der Temperaturunterschiede nieder-
geschlagene Feuchtigkeit auf, sodaß im Gewächshaus stets eine
den Pflanzen dienliche Atmosphäre herrscht.
Als ich vom Licht sprach, betonte ich den Wert des ununter-
brochenen Lichtgenusses der Pflanzen, also auch während der
Nacht, infolgedessen ich auch das Decken der Häuser ver-
warf. Sie werden mich nun auch verstehen, das man dies bei
Anwendung des Mehlhornschen Reform-Oberheiz-Systems mit
gutem Gewissen tun kann. Die durch das Glas eintretende
Kälte wird parallelisiert, sodaß von einem Frostschaden oder
auch nur schädlichen Abkühlungen von oben her absolut keine
Rede sein kann. — Bei dieser Gelegenheit möchte ich nur
noch kurz darauf aufmerksam machen, daß die Heizflächen
keineswegs bei strenger Kälte die Glasflächen abtauen sollen;
nein, die oberen Röhren werden vielmehr, wie Sie hier auf
dem Lichtbilde sehen, ziemlich weit ab von dem Glase an-
geordnet, damit der Eisbelag des Glases bei strenger Kälte
möglichst geschent wird. Denn wenn bei heiterem Himmel
Kälte und Sturm die Glasflächen tüchtig gefroren und alle die
vorhandenen Fugen der Verglasung gut mit Eis zugelötet sind,
ist es wunderbar, wieviel weniger man Heizungsmaterial ver-
braucht, als bei ungefrorenen Glasscheiben. Lassen wir die
Natur nur ganz gern und ruhig unsere Häuser mit einer Eis-
haut decken und abdichten, das ist in der Tat viel vorteilhafter,
als wenn wir mit schlechtem Deckmaterial und mit viel Zeit-
aufwand uns gegen die Kälte schützen wollten.
Als eine sehr charakteristische Ausführung der Heizung nach
„Mehlhorns Reform-System“ kann die von der Firma vor zwei
Jahren ausgeführte Beheizung eines großen Wintergartens Seiner
Durchlaucht des Fürsten Schwarzenberg auf Schloß Frauenberg
in Böhmen angesehen werden. Vordem war dieser kostspielige
Wintergarten-Bau wegen seines durch Schweißwasserbildung
entstandenen Tropfenfalles im Winter für Menschen und Pflanzen
ein fast unmöglicher Aufenthaltsort. Ebenso zeigt auch das
folgende Bild die charakteristische Verteilung der Heizflächen.
SE .
Außer Luft, Licht und Wärme darf im modernen Gewächs-
hausbau aber auch die Wasserverteilung nicht unberück-
sichtigt bleiben. Trockene Luft und trockene Wärme können
vernichtend auf die Vegetation der Pflanzen wirken. Luft, Licht,
Wärme und Wasser müssen stets im harmonischen Verhältnis
zueinander stehen, wenn alles, was Leben besitzt, sich wohl
befinden soll. Eine der wichtigsten, unerläßlichsten und zeit-
raubendsten, täglich wiederkehrenden Betätigungen im Garten-
baubetrieb ist das Gießen und Spritzen der Kulturen. Je leb-
hafter die Vegetation unserer Pflanzen ist, desto größer ist der
Wasserbedarf, und nicht selten finden wir, daß im Frühjahr
und Sommer in den Gärtnereien die sämtlichen Arbeitskräfte
fast die halbe Zeit nur mit Gießen beschäftigt sind. Um die
Arbeitszeit des Gießens zu verkürzen, ist man in verschiedenen
Großgärtnereien, namentlich bei Spezialkulturen, von dem Gießen
der einzelnen Topfpflanzen abgekommen und hat unter Anwen-
dung von verschiedenen Spritz- und Brauseeinrichtungen die
Pflanzenbestände pauschal bewässert, und wie man sich über-
zeugen konnte, bei vielen Kulturen mit recht gutem Erfolge,
allerdings auch bei einigen Pflanzenarten nur mit beschränkter
Anwendungsmöglichkeit. Dieses Lichtbild zeigt uns eine
neue Regen- und Spritz-Einrichtung in Tätigkeit, die so-
wohl für Gewächshäuser, Frühbeete, als auch Freiland gleich
gut anwendbar ist. Es ist eine Erfindung des Herrn Ober-
gärtner Bloßfeld der Karthaus’schen Orchideen-Gärtnerei in
Potsdam, die patentiert und von meiner Firma käuflich erworben
worden ist.
Um den Gewächshauskulturen den Genuß reiner atmo-
sphärischer Niederschläge teilhaftig werden zu lassen, sammelt
man die auf den Gewächshausbedachungen niedergehenden
Regen- und Schneewässer innerhalb der Häuser in große
Bassins, die vorteilhafterweise heizbar gemacht werden. Von
hier aus wird durch irgend eine Benzin-, Petroleum-, Gas- oder
elektrische Motorpumpe das Wasser in ein Netz von Ver-
teillungsröhren gepumpt, die mit patentierten Sprengdüsen ver-
sehen und durch besondere Kuppelungen drehbar sind. Infolge
Drehbarkeit der Röhren ist es ermöglicht, daß man in den
Gewächshäusern je nach Bedarf die einzelnen Tische, Stellagen,
Hängetabletten oder auch nur die Wege stark bewässern oder
auch nur ganz leicht bespritzen kann, je nach längerer oder
kürzerer Zeitdauer des Spritzens. Die ganze Bedienung ge-
schieht nur von den Eingängen der Häuser aus, ohne jegliche
Anstrengung und ohne daß die bedienende Person naß wird.
Diese Bewässerungs-Einrichtung ermöglicht es, daß in wenigen
Sekunden ein ganzes großes Gewächshaus auf einmal nebel-
artig vollkommen bespritzt oder auch regenartig vollständig
begossen wird; die Bewässerung ist eine so gleichmäßige, wie
sie mittelst keiner anderen Vorrichtung, noch viel weniger mit
der Hand annähernd erreicht wird; durch den feinen, nebel-
artigen Wasserniederschlag wird die Innenluft der Kulturhäuser
vollständig gereinigt und infolge der damit verbundenen, stets
erneuten reichlichen Zufuhr von Sauerstoff die Ungeziefer- und
Krankheitsbildung an den Pflanzen unterdrückt. Es wird eine
Luft im Hause erzeugt, wie man sie ähnlich im Freien nach
einem Gewitterregen empfindet.
Bedenken wir, was es bedeutet, in einer einigermaßen
größeren Obst-, Wein-, Gemüse- und Blumentreiberei an heißen
Tagen die Häuser öfters zu bespritzen, nur um die unbedingt
erforderliche feuchte Luft zu schaffen, sollen nicht Krankheiten
und Ungeziefer die Kulturen gefährden. Alle anderen Betriebs-
arbeiten müssen dieser Betätigung zurückgestellt werden, um dann
mit größerer Kraftanstrengung doch noch nachgeholt zu werden.
Welch aufregende Situationen stellen sich da nicht öfters ein?
Ebenso zeitersparend tritt diese Regeneinrichtung auch bei
der Frühbeetbedienung in die Erscheinung, wo sie es er-
möglicht, ganze lange Frühbeetfensterreihen, ohne nur ein
Fenster zu heben, besser als durch Menschenhand, in nur
wenigen Sekunden zu gießen oder auch nur schwach zu
bespritzen. Dieses Lichtbild zeigt die Mehlhornsche Regen-
einrichtung über Freilandanlagen. Wir sehen hier mit maschinellem
Betrieb große Flächen vollständig regenartig bewässert ohne
jegliche menschliche Anstrengung, ausgenommen derjenigen,
die im Öffnen und Schließen der Ventile besteht. — Wenn in
heißen, trockenen Perioden in der Natur alles nach einem er-
giebigen Regen schmachtet, so kann der Gärtner, der im Be-
sitze dieser Regeneinrichtung ist, abends nach Sonnenuntergang
seinen Kulturen mühelos eine kräftige Erquickung bieten, sodaß
die Pflanzen die ganze Nacht hindurch neu gestärkt dann
getrost der Hitze und Trockenheit des nächsten Tages Wider-
stand zu leisten und die ihnen angetane Wohltat mit freudigem
ae
Wachstum und normaler Entwicklung tausendfältig zu danken
vermögen. WoHochdruck-Wasserleitung vorhanden ist, ist selbst-
verständlich der Motorbetrieb überflüssig, es sei denn für
Gewächshäuser und Frühbeete, bei denen es sich im Winter und
Frühjahr empfiehlt, das Wasser etwas in Bassins anzuwärmen.
Die einmaligen Anschaffungskosten sind so minimal, daß sie
in gar keinem Verhältnis stehen zu den damit erreichten
Vorteilen.
Diese Wasserspreng-Einrichtung gibt uns das beste Mittel,
leichter eine geregelte Arbeitszeit auch in unserem mühseligen
Gärtnereibetrieb zu ermöglichen, wie sie auch ganz entschieden
bei etwa eintretenden Arbeitsstreiks die Unternehmer vor größeren
Schaden bewahren helfen wird. Sie ist aber auch ganz be-
sonders dazu angetan, die ganzen gärtnerischen Lebens-
verhältnisse in wirtschaftlicher, als auch in gesellschaftlicher
Beziehung wesentlich zu bessern und zu heben, worauf ich
hier aber nicht näher eingehen will und kann.
Bezüglich der künstlichen Befeuchtung der Luft in unseren
Gewächshäusern möchte ich nur noch vor allzuviel und zu
wenig warnen, es wird in dieser Beziehung sehr viel gesündigt,
und manche Kulturerfolge sind deshalb schon illusorisch
geworden. — Ob die Luft für die Pflanzen in den Gewächs-
häusern zu trocken oder zu feucht ist, beurteilen wir aus-
schließlich nach unseren Gefühlswahrnehmungen. Ich halte
das nicht für ganz richtig, sondern sogar für sehr irreführend,
ich glaube, es ist besser, wir verfahren hier genau so, wie
wir es bei der Erwärmung der Luft tun, indem wir uns un-
bedingt eines Meßapparates bedienen. Bei der Erwärmung der
Luft richten wir uns nach dem Thermometer, und bei der
Befeuchtung der Luft sollten wir uns stets eines Poiymeters
bedienen. Beide Apparate gehören zusammen, denn nach dem
Wärmegrade der Luft muß stets auch das richtige Verhältnis
der Luftfeuchtigkeit bestimmt werden. Das ist ein Punkt, der
in der praktischen Gärtnerei sehr oft zu oberflächlich berück-
sichtigt wird. Allerdings würde es nicht nur von wissen-
schaftlichem, sondern auch von eminent praktischem Werte
sein, wenn bezüglich der Anforderungen der Pflanzen in ihren
verschiedenen Wachstumsstadien an Wärme- und Feuchtigkeits-
gehalt der Luft für die hervorragendsten Obst-, Wein-, Gemüse-
und Blumenarten dann auch noch das Minimum, Optimum
BE: Rt
und Maximum ermittelt wird. Unter Beobachtung einer solchen
Skala dürfte es dann wohl ein leichtes sein, unter Zuhilfenahme
des Thermometers und Polymeters auf jeden Fall das rechte
Verhältnis zwischen Luftwärme und Luftfeuchtigkeit den
Pflanzen zu bieten und so manche Kulturmißerfolge, die uns
seitens noch nicht genügend ausgebildeter Hilfskräfte oft ent-
stehen, zu verhüten.
Zum Schlusse will ich noch einige allgemein technische
Fragen über den modernen Gewächshausbau streifen. Wie
es bei einem jeden Bauwerk als erste Aufgabe gestellt werden
muß, die Raumausnützung in der praktischsten Weise zu berück-
sichtigen, so gilt das auch im Gewächshausbau. Hier können
ganz besondere Betriebsvorteile gewahrt werden, die zur Ren-
tabilität des Geschäftes ganz wesentlich beitragen. In erster
Linie soll bei einer modernen Gewächshausanlage die Bedienung
derselben eine möglichst wenig zeitraubende sein. Abgesehen
davon, daß Lüften, Schattieren, Heizen, Gießen und Spritzen,
wie schon geschildert, durch praktische maschinelle Ein-
richtungen schnell ihre Erledigung finden sollen, so muß auch
die Gesamtanlage in einer Weise zusammengebaut sein, daß
namentlich der unvermeidliche Transport von Pflanzen, Erde
und sonstigen Materialien leicht durchführbar sich gestaltet.
Alle Entfernungen vom Arbeits-, Lager- und Heizraum zu den
Kulturräumen müssen auf das allermöglichste gekürzt werden,
weil dadurch an Zeit gespart wird.
Aber auch an Bauland und Baumaterial wird dadurch ge-
spart. Durch einige Lichtbilder will ich hier größere und
kleinere Anlagen vorführen, die von diesem Standpunkte aus
errichtet wurden. Wir sehen da, daß stets von einem Ver-
bindungshaus aus alle Häuser, die dicht zusammengebaut,
leicht und schnell erreichbar sind. Leider will sich dieses
Zusammenbauen der Häuser in Deutschland nur sehr schwer
einführen, obwohl es eine Tatsache ist, daß es für Groß-
sowie Kleinbetriebe keine praktischere Bauweise gibt.
Es handelt sich hier nicht allein um Betriebs- und Bau-
landersparnis, sondern auch um Ersparnisse von Baumaterialien,
um viel größere Möglichkeiten zur Installierung praktischer und
gut funktionierender Heizungsanlagen, und endlich auch werden
die Abkühlungsflächen unnötiger Umfassungswände und da-
durch dauernder, unnötiger Heizmaterialaufwand vermieden.
Te
Ein vielleicht wünschenswertes näheres Eingehen auf diese
Bauart muß ich mir der Zeit wegen versagen. Nur möchte
ich an dieser Stelle nicht unterlassen, meiner Freude darüber
Ausdruck zu verleihen, daß das seit dem Jahre 1891 eingeführte
„Mehlhornsche Reform-System“ im Gewächshausbau zu Nutz
und Frommen der Gärtnerei sich so überaus erfolgreich ver-
breitet hat, daß man sagen kann, daß es heute überall bei
Gewächshausbauten, wenn auch oft unter anderen Bezeich-
nungen, Anwendung findet. Selbst das, was die Amerikaner
so stolz als ihre „Iron Fram-Construction“ nennen, ist nichts
anderes, als eine Nachahmung des „Mehlhornschen Reform-
Systems“ zu bezeichnen. Denn vor 20 Jahren kannte man
diesseits wie jenseits des Ozeans noch nicht diese Bauweise.
Ich meine die kombinierte Eisen- und Holzkonstruktion,
die nach Einführung des immer beliebter werdenden „Mehl-
hornschen Reform-Fenster-Systems“ auf ganze Gewächshaus-
bedachungen übertragen wurde. Was nach diesem System
bereits an Anlagen ausgeführt wurde, gestatte ich mir noch
durch einige Lichtbilder Ihnen vorzuführen.
Wir Deutsche sind gern geneigt, das Fremde höher zu
achten, als das Einheimische. Nach dem Sprichworte: „Der
Pfennig gilt am wenigsten da, wo er geschlagen wird“, tritt
auch sehr oft bei uns eine ähnliche Bewertung des deutschen
Gewächshausbaues gegenüber dem amerikanischen, englischen,
belgischen usw. in die Erscheinung. — Alle Hochachtung vor
dem Auslande! — In der Tat geht es in mancher Beziehung
viel großzügiger im Gartenbaubetrieb voran. Das Großkapital
arbeitet dort mehr mit, und der Blumenkultus ist ein mehr
lohnenderer und einer der feinsten Sports der „High-life“-Welt
geworden. Ich wünsche nur, daß es auch bei uns in Deutsch-
land ähnlich werden möchte. Vor allem, daß auch der
moderne Gewächshausbau nach dem heute dargelegten Mehl-
hornschen Grundsätzen so allgemein werde, daß er mit Fug
und Recht charakteristisch „Deutscher Gewächshausbau“ genannt
werden kann und daß der deutsche Gärtner in seiner Leistungs-
fähigkeit kräftiger unterstützt, mit neuer und immer sich
stärkender Berufsfreudigkeit seinem Stande mehr und fester
zuneigen, und endlich der Gärtnereibetrieb mehr ebenbürtig
in die Reihe der rentablen Erwerbszweige eintreten kann.
Praktische Erläuterungen über Rosenkrankheiten,
Rosenschädlinge und deren Bekämpfung.
Vortrag des Herrn Felix Brix,
Landschaftsgärtner und Rosenzüchter, Kötzschenbroda.
\V' im allgemeinen Leben zur Behandlung einer Krankheit
des Menschen die Krankheit erst erkannt werden muß,
um Maßnahmen zu ihrer Heilung zu treffen, so ist es auch
beim Pflanzenschutz unbedingt notwendig, daß man erst die
Krankheiten in ihrer Entstehung, Entwicklung und Aus-
breitung kennen lernt, um eventuelle Schutz- und Abwehr-
mittel in Anwendung zu bringen. Es gehört dazu natürlich
eine gute Beobachtungsgabe, und dem denkenden Gärtner wird
es nicht schwer fallen, sich in dieser Eigenschaft zu üben, das
Gesicht zu schärfen. Darum ist es eine dringende Pflicht und
Notwendigkeit geworden, das Erkennen der Pflanzenkrankheiten
und die Abwehrmittel zu studieren.
Die immer mehr und mehr sich ausbreitenden, heute diese,
morgen jene Kultur bedrohenden Krankheiten lassen sich nicht
mit geringschätzigem Lächeln über diese Angstmeierei, wie von
verschiedenen Seiten die Anwendung von Schutzmitteln genannt
wird, beseitigen, sondern es ist nur mit größter Umsicht und
Energie möglich, seine Kulturen gesund zu erhalten, und wer
zuletzt lacht, lacht am besten.
Um mir eine weitere Erklärung bei den Gegenmitteln zu
ersparen, will ich die Grundbedingungen für ein Pflanzenschutz-
mittel gleich vorher in Erwähnung bringen. Man unterscheidet:
Mittel zur Anwendung gegen pflanzliche Lebewesen, als hier
gemeint sind die Kleinpilze, diese Mittel nennt man Fungicide.
Demgegenüber zur Vernichtung der Insekten Insekticide.
Ein wirklich brauchbares Schutz- und Vernichtungs-
mittel soll folgende Eigenschaften besitzen: 1. es muß die Ver-
nichtung des Schädlings sicher und rasch herbeiführen, 2. es muß
a,
sehr billig sein, 3. es darf den erkrankten Pflanzen keinen Schaden
bereiten, 4. es muß leicht zuzubereiten und leicht anzuwenden
sein, 5. es muß sich leicht auf die Pflanzen verteilen lassen
und an den Blättern und Zweigen lange haften bleiben, 6. es
muß bei der Anwendung für die Ausführenden ungefährlich
sein, 7. es soll möglichst auch den Tieren, welche von den
betroffenen Blättern oder Gras fressen, nichts schaden.
Man sieht hieraus, daß doch ziemlich viel von einem
brauchbaren Mittel verlangt wird.
Ich komme nun zu den Krankheiten selbst, zuerst der Mehl-
tau. Wir unterscheiden hier: den Rosenmehltau und den
falschen Mehltau. Der Rosenmehltau, auch Schimmel ge-
nannt, ist außerordentlich weit verbreitet und auch bekannt.
Er gehört zu den Schmarotzerpilzen. Anfangs entstehen auf
den Blättern kleine weiße Tupfen, welche sich dann über die
ganze Pflanze verbreiten und den Anschein erwecken, als wären
sie mit Mehl bestreut. Bald umziehen starke Polster die Triebe,
besonders stark an den’ Knospen. Das Wachstum stockt und
der Blattfall beginnt. Dadurch, daß der Mehltaupilz seine Saug-
organe, Haustorien genannt, in das Gewebe des Blattes ein-
senkt, entzieht er den Blattzellen den Nährstoff. Bald bilden
sich auf dem Pilzrasen die Sporenträger, Konidien genannt,
welche die Sporen bei günstigem, also feuchtwarmen Wetter,
in die Höhe schleudern, dem bloßen Auge unsichtbar. Diese
Sporen sind kleine ovale Kügelchen, mit 1 oder 2 ansitzenden
Fäden, kleinen Ankern gleich. Sie setzen sich auf die in
der Nähe befindlichen Blätter fest, oder lassen sich vom
Winde weit wegtragen und bilden nach dem Aufsetzen ein
neues Pilzgewebe. Finden sie dagegen die Blätter mit einem
Abwehrmittel, z. B. einer Kupferlösung gespritzt, so werden sie
durch dieses sofort abgetötet. Außer diesen Sporen, den Sommer-
sporen, entwickeln sich auch noch Wintersporen. Man kann
dieselben, wenn sie ausgereift sind, mit bloßem Auge als kleine
schwarze Pünktchen erkennen. Die Wintersporen überwintern
teils an den Pflanzen, an den Dornen, teils an den Abfällen,
um im Frühjahr bei günstiger Witterung aufzuplatzen, und der
Tanz beginnt von neuem.
Ein sicheres Gegen- und Abwehrmittel besitzen wir für
den Mehltau im Schwefel. Natürlich muß er auch zur rechten
Zeit und richtig angewendet werden. Wie fast in allen Fällen
ist Schwefel, als Vorbeugemittel angewendet, von großem Vorteil.
Viel leichter ist es selbstverständlich, das Aufsetzen der Sporen
ae
zu verhindern, als das Bekämpfen der vorhandenen Pilzrasen.
Man verwendet hierzu ventilierten Schwefel. Derselbe kommt
als Ventilato-Schwefel in den Handel. Man begnüge sich auf
keinen Fall, wenn der Drogist Schwefelblume offeriert, das ist
geschlämmter oder sublimierter Schwefel. Das Schwefeln selbst
geschieht mittels Zerstäuber an sonnigen Tagen, am wirksamsten
bei hoher Temperatur und zwar, nachdem die Blätter vom Tau
vollständig abgetrocknet sind. Eine feine, gleichmäßige Ver-
stäubung ist Bedingung. Die Wirkung des Schwefels besteht
darin, daß derSchwefe! in der heißen Luft oxydiert und schweflige
Säure entwickelt, welcher die Pilze abtötet. Öfteres Schwefeln
ist notwendig.
Sollte das Wetter fortwährend ungünstig sein, eine
Schwefelung vorzunehmen, so muß man zur Schwefelkalkbrühe
greifen, man nennt sie auch kalifornische Brühe. Dieselbe her-
zustellen ist nicht gerade leicht; sie würde sich erst dann als
brauchbares Mittel erweisen, wenn Drogisten oder Fabrikanten
die Herstellung der normalen Brühe übernehmen, aus welcher
man sich dann eine entsprechende Lösung, hier in diesem Falle
eine 4 prozentige, zurechtmischen kann. Es empfiehlt sich, erst
schwache Lösungen vorzunehmen, um dann stärkere auszu-
probieren. Besonders vorsichtig zu behandeln sind krautartig
pikierte Canina; denn dieselben sind sehr empfindlich, aber um
so dankbarer, wenn man sie sorgfältig und öfter ganz schwach
schwefelt.
Ich komme nun zu dem falschen Rosenmehltau,
Peronospora der Rose. Derselbe ist ebenfalls ein Schmarotzer-
pilz und zum Heile unserer Rosenkulturen nicht so sehr ver-
breitet. Man findet ihn hier und da in den Rosentreibereien,
auch vereinzelt in Freilandkulturen. Ich bezog vor 8 Jahren
Canina von auswärts und mußte zu meinem größten Schrecken
bemerken, daß sich dieser gefährliche Pilz eingenistet hatte.
In ganz kurzer Zeit hatte mir der Pilz ein Quartier Testout-
Rosen verseucht. Ich wußte mir damals auch keinen Rat; Ver-
suche mit Salzwasser halfen nicht. Darauf wendete ich eine
3%,ige Lysollösung an, die ich mittels einer kleinen Handspritze
aufbrachte, und siehe da, die Blätter meiner Rosen fielen alle
ab. Die Pflanzen trieben aber infolge günstiger Witterung bald
wieder durch, und der Pilz ist bis dato nicht wieder aufgetreten.
Der falsche Mehltau zeigt uns im Gegensatz zum echten auf
der Unterseite des Blattes ein dünnes weißes Pilzgewebe,
welches sich nach den Blattstielen zu hinzieht. Auf der Ober-
a
seite des Blattes treten dagegen Flecken von schmutzig-gelbbrauner
Färbung. Hier tritt bald starker Blattfall ein, und die Rosen
sind so geschwächt, daß sie nur noch sehr schwach austreiben.
Daher ist dieser Pilz sehr gefährlich für große Kulturen niedriger
Rosen.
Als bestes Vorbeugemittel ist hier zu empfehlen: Kupfer-
vitriolkalkbrühe, 1—2 °,ig, oder Kupferkarbonatammoniakbrühe.
Ferner ist uns hier leider nicht fremd: der Rosenrost.
Es gibt einige Rosensorten, welche wohl selten vom Rost
verschont bleiben. Ich nenne nur Sir William Wood und
Prince Camille de Rohan. Von den Teehybriden werden
nur einige Sorten davon heimgesucht. Teerosen bleiben fast
ganz verschont. Die Entwicklung des Rostpilzes beginnt schon
im Frühjahr. Es ist ein ähnlicher Werdegang wie beim Mehl-
tau. Es zeigen sich häufig an der Wurzelkrone scharlachrote
Polster, auch an den Gabelungen der Triebe. Später, im Juli-
August, bemerkt man an der Unterseite der Blätter kleine, gelbe
Pusteln, denen sich dann kleine, schwarze Pusteln, die Winter-
sporen, zugesellen, welche am abfallenden Laube überwintern.
Die Bekämpfung muß auch hier eine vorbeugende sein.
Bei starkem Auftreten sind sämtliche Rosen zu entblättern, das
Laub und sonstige Abfälle sind zu verbrennen. Im Frühjahr
erfolgt eine peinliche Durchsicht, um etwa auftretende scharlach-
rote Pilzpolster mit dem dazugehörigen Triebe oder Wurzel-
stück zu entfernen. Dabei ist zu beachten, daß man die Polster
in ein Gefäß bringt, ohne daß viele der leicht ansitzenden Sporen
verstreut werden. Ferner im unbelaubten Zustande Anwendung
einer 2 "\,igen Lösung eines Kupfervitriolspritzmittels. Weiter-
hin im Verlaufe des Sommers eine 1,ige Spritzung mit mög-
lichster Bemühung, die Unterseite der Blätter zu treffen. Besonders
gilt es, bei feuchtwarmer Witterung eine öftere Spritzung vor-
zunehmen, da selbige der raschen Entwicklung des Pilzes sehr
günstig ist.
Der Sternrußtau, Actinonema rosae, auch Asteroma
der Rosen genannt. Diese Krankheit hat in den letzten Jahren
furchtbar überhand genommen, und zwar ist derselbe nicht nur in
den größeren Rosenquartieren zu finden, sondern ebenso stark auf-
tretend in den Privatgärten und öffentlichen Anlagen. Besonders
Topfrosen sind vielfach schon im Juli vollständig ihres Laubes
beraubt. Fast in allen Städten, welche ich in den letzten 6 Jahren
besuchte, habe ich diesen Pilz stark ausgebreitet gefunden:
Hermosabeete, mitten im Juli, ohne Laub. Und doch wird auf
diesen Pilz noch teilweise sehr wenig geachtet. Es ist mir
z. B. passiert, daß mir ein nicht unbedeutender Gärtner ant-
wortete, als ich auf die abfallenden Blätter wies: „Ach Unsinn,
das ist der Herbst.“ Wie soll nun das Interesse der Garten-
besitzer für Rosen geweckt und gesteigert werden, wenn ihnen
die Rosenkrankheiten immer mehr die Freude an der Rose
rauben und wenn andererseits der Bekämpfung dieses Pilzes
gegenüber große Gleichgültigkeit herrscht. Ein anderer Herr
ließ mir die Antwort zukommen: „Was wollen Sie, wir haben
ja da nur weniger abzublättern.“ Ob solcher Ansichten ist man
einfach sprachlos.
Der Sternrußtau ist eine außerordentlich schwere Krank-
heit der Rosen und zwar dadurch, weil dieser Pilz nicht nur
Remontanten, sondern auch Teerosen, Teehybriden, und zwar
unsere dankbarsten Schnittrosen, als: Testout, Kaiserin und
andere mehr befällt. Ganz besonders aber unsere schöne neue
Klasse: Rosa Pernetiana, als Soleil d’or und die herrliche Lyon-
rose. Der Pilz ist daher so gefährlich, weil derjenige, der ihn
nicht kennt, ihn erst dann gewahr wird, wenn schon fast alles
davon ergriffen ist.
Es ist ein Strahlenfadenpilz, welcher auf der Oberseite der
Blätter große und kleine rotbraune, runde Flecke entwickelt.
Man bemerkt durch die Lupe genau die feine Ausstrahlung
an der Peripherie der Flecke und auf den Flecken dunkle Punkte,
die Pilzrasen.
An den Standrosen beginnt der Pilz bei feuchtwarmer
Witterung schon im Juni zu wuchern. Die Okulate werden
erst durch die zweite Hauptperiode angesteckt. Die Weiter-
verbreitung geschieht ebenfalls durch Sporen, welche sich bei
feuchtwarmer Witterung außerordentlich schnell entwickeln.
Der Schnittrosenzüchter wird bei starkem Auftreten dieser
Krankheit sehr geschädigt. Die Hoffnung auf einen ertrag-
reichen Herbstschnitt wird ihm zunichte gemacht.
Die Bekämpfung muß hier eine vorbeugende sein; Ver-
brennung aller befallenen Blätter. Als Spritzmittel empfehle
ich Kupfervitriolkalkbrühe, Kupfervitriolsodabrühe und Tenax.
Mit letzterem habe ich seit 3 Jahren die besten Erfolge erzielt,
mit Ausnahme der letzten Spritzung im Herbste 1910.
Das Spritzen geschieht erstmalig im unbelaubten Zustande
in 2°/,iger Lösung, das zweite Mal, wenn die Triebe fingerlang
sind, '/, /,ig, darnach, je nach der Witterung, aller 14 Tage,
später aller vier Wochen in 1°/,iger Lösung. Man kann sogar
a SE
auch in 2°/,„iger Lösung spritzen, aber bekanntlich ist eine
schwache und gleichmäßig angewandte Kupferlösung wirk-
samer als eine starke.
Brandfleckenkrankheit der Rosen.
Diese Krankheit tritt am Holze auf und ist besonders dort
als bedeutender Schädiger bemerkbar, wo es sich um die An-
zucht von Caninastämmen und hochstämmigen Rosen handelt.
Ich führe diese Krankheit auch auf einen Pilz zurück, indem
ich beim näheren Betrachten am Rande der Brandflecken Pilz-
wucherungen vermute. Es ist aber noch nicht erwiesen, und
es ist nicht unmöglich, daß diese Pilzwucherungen erst, nach-
dem diese Brandflecken entstanden sind, hinzukommen. Die
Bekämpfung besteht im Abschneiden und Verbrennen der be-
fallenen Teile, und da die Ansteckung durch Pilzsporen sehr
nahe liegt, in einer vorbeugenden Spritzung durch ein Kupfer-
spritzmittel von April bis August und außerdem im Spätherbst
oder Winter mit einer 10 °/,igen Obstbaumkarbolineum-Lösung.
Das wären nun die bekanntesten und schädlichsten Pilzkrank-
heiten, und ich gehe nun zum zweiten Teil, den tierischen Rosen-
schädlingen, über.
Wohl am meisten gefürchtet ist die Nähfliege, Stepp-
fliege, oder richtiger die Bürsthornwespe, Hylotoma
rosae. Die Wespe hat ihre Flugzeit von Mitte Juni bis Mitte
Juli. Bei günstiger Witterung erscheint auch nöch eine zweite
Generation Ende August. Man erkennt an seinem gelben Leib
und den langen, schmalen Flügeln sehr leicht das gefährliche
Weibchen. Die Männchen sind dagegen schwarz und sehr
schlank und schmal. Das Weibchen besitzt die Eigenschaft,
die jungen, zarten Rosentriebe zum Zwecke ihrer Eiablage an-
zustechen. Mittels einer Legeröhre legt es 8-18 Eier in
Steppstichform in den weichen Trieb, welcher sich nun krümmt.
Die Stichstelle, welche einer Naht ähnelt, wird braun, die
sich bildende Kruste wird immer höher, bis die Larven hervor-
brechen und dann sofort zu fressen beginnen. Später puppen
sie sich ein, um im Kokon zu überwintern und im nächsten
Frühjahr wieder als Fliege zu erscheinen. Die Bekämpfung
richtet sich auch hier nach dem Entwicklungsgange des In-
sektes. Zunächst Ablesen der Wespen, wenn dieselben am
frühen Morgen matt unter den Blättern sitzen. Später dann
sofortiges Abschneiden der angenähten Triebe und Ablesen der
Larven. Außerdem habe ich mit Erfolg erprobt eine Bespritzung
ae
des Rosenlaubes mit einer Mischung von 10gSchweinfurter Grün
und 10 g arseniger Säure, 1 Pfd. Zucker und 40 1 Wasser. Ersteres
löst man unter fleißigem Umrühren in 10 | kochendem Wasser
auf, desgleichen 1 Pfd. Zucker in 101; dann gießt man noch
20 I kaltes Wasser hinzu. Die Spritzung muß aber aus-
geführt werden, wenn die Wespen noch jung und schlank
sind und zwar vor und während des Begattungsfluges. Es
ist vielleicht auch ratsam, das Mittel noch etwas zu verstärken.
Als nächste Feinde der Rosen kommen die Rosen-
wickler. Es gibt deren mehrere, am bekanntesten ist der
goldgelbe Rosenwickler, Tortrix Bergmanianna, dessen grüne
Raupen im Anfang der Rosenzeit enormen Schaden durch An-
fressen der Triebspitzen und Knospen anrichten. Hiergegen
hilft eben nur Absuchen. Als Vorbeugemittel Abblättern und
Zurückschneiden der Rosen vor dem Eindecken, Verbrennen
der Blätter und Abschnitte.
Ein ebenso unwillkommener Gast ist die Bohrmade oder
der Röhrenwurm. Hier unterscheiden wir zwei Arten. Beide
Arten sind Larven von Blattwespen, welche bei der ersten Art,
dem abwärtssteigenden Bohrwurm, ihre Eier in den Gipfel-
trieb legen und zwar erstmalig im Mai, später im Juli und
. August. Kaum dem Ei entschlüpft, fängt der „Wurm“ an
sofort zu fressen und den Trieb bis auf 5 cm auszuhöhlen,
um sich dann,später einzupuppen, und im Kokon unter der
Erde und unter dem Laub zu überwintern.
Die Wespe der zweiten Art legt ihre Eier in die Nähe eines
Dornes und halbseitwärts unter den Blattstielen. Der aus-
kriechende „Wurm“ frißt sich sofort nach dem Mark ein, um
einen 10—12 cm langen Röhrengang auszufressen. Auch
dieser Schädling vermehrt sich fast den ganzen Sommer durch.
Zur Bekämpfung empfiehlt sich hier nur Absuchen der ange-
stochenen Triebe und Verbrennen derselben.
Es wäre nun noch von den wichtigen Schädlingen die
Rosenblattlaus zu nennen. Sie ist am meisten bekannt
und gefürchtet wegen ihrer enormen Vermehrungsmöglichkeit,
indem sie sich auch ungeschlechtlich vermehrt. Die Blattläuse
hemmen das Wachstum der Rosen durch Aussaugen und durch
die ausgeschiedenen Exkremente werden die Blattporen ver-
stopft. Bekämpfungsmittel hiergegen besitzen wir im Tabaks-
extrakt, entweder als Spritzmittel mit Seife, auf 100 I 2 Pfd.
Seife und 2 Pfd. Tabaksextrakt oder durch das Verdampfen
des Tabaksextraktes in Häusern.
BEE, ges
Ferner die Rosenzikade. Die Rosenzikade oder Zwerg-
zikade schädigt die Rosen durch Aussaugen der Blätter auf
der Unterseite. Die Blätter erhalten ein weißgebeiztes und
krankes Aussehen. Die Rosenzikade ist ein dem Heupferdchen
ähnliches, gelblichweiß gezeichnetes, kleines Insekt, mit Sprung-
beinen und Flügeln, sie besitzt zum Saugen einen Rüssel, der
dem bloßen Auge kaum sichtbar ist. Eine rationelle Bekämpfung
erreicht man durch Entblättern und Verbrennen des Laubes.
Eine Bespritzung mit einer '/,°/,igen Schwefelkaliumlösung
ist sehr wirksam.
Hiermit will ich die Reihe der Rosenfeinde schließen, es
gibt deren aber noch viele. Ich habe besonders die Arten
hervorgehoben, welche den Rosenkulturen großen Schaden
bereiten und auch dem Rosenfreunde nicht fremd sind.
Ich komme nun zum dritten Teil, zur Herstellung und An-
wendung der hier genannten chemischen Bekämpfungs-
mittel. Zuerst die Kupferkalkbrühe oder Bordelaiser Brühe.
Eine 2°/,ige Bordelaiser Brühe bereitet man folgendermaßen:
2 Kilo Kupfervitriol zerstampft man in einem Mörser,
schüttet dieses dann in ein Leinensäckchen und hängt das-
selbe in ein Holzgefäß mit 50 I Wasser. Ferner bereitet
man sich aus 2 Kilo Kalk und 3—4 I Wasser die Kalk-
milch. Diese hängt man ebenfalls mittels eines Leinensäckchens
in 50 1 Wasser. Nachdem die Kalkmilch sich im Wasser
vollständig aufgelöst hat, gießt man sie in die Kupferlösung,
nicht umgekehrt, und rührt die Mischung mittels eines Holz-
stieles tüchtig durch und probiert die Lösung auf die Neu-
tralität des Kupfers mittels Lackmuspapier. Zeigt dieses eine
rote Farbe, so muß noch mehr Kalk zugesetzt werden, bis das
Papier eine bläuliche Farbe, ähnlich der des gewässerten
Eichenholzes annimmt. Bei 1°/„iger Lösung weiterer Zusatz von
100 1 Wasser.
2. Kupfersodabrühe. Dieselbe wird hergestellt aus:
500 g Kupfervitriol
575 g Soda
100 | Wasser.
3. Durch Beigabe von Ammoniak erhält man die Kupfer-
karbonatammoniakbrühe und zwar, indem man
300 g Kupfer und
350 g Soda,
BR N ES
beides getrennt, in 10 | Wasser löst, und dann zusammen-
gießt. Dann werden 250 g Ammoniak dazu gegossen, innig
verrührt und mit 100 | Wasser verdünnt.
4. Tenax. Besteht aus Kupfer, Soda und Toderde Man
verwendet dasselbe 1- und 2°/,ig. Bei 1%/,iger Lösung 1 Kilo
Tenax auf 100 I Wasser.
5. Schwefelkalium oder Selmeielleban
Man verwendet meist nur '!/; °/,ige Lösung aus !/s Kilo
Schwefelkalium und 100 | Wasser
6. Schwefelkalkbrühe ist ein sehr vorzügliches Mittel, nur
ist die Herstellung zu umständlich, sodaß es nicht ratsam ist,
sich die Normalbrühe selbst herzustellen.
In unseren Fachblättern findet man jetzt oft schätzens-
werte Artikel über Pflanzenkrankheiten, und das ist sehr er-
freulich. Es ist das ein Beweis, daß das Interesse an der
Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten in jeder Branche des
Gartenbaues stetig im Wachsen begriffen ist. Bis vor nicht
langer Zeit kannte man einen organisierten Pflanzenschutz
eigentlich nur innerhalb der Landwirtschaft. Dort hatte man
bald eingesehen, daß den immer mehr und mehr um sich
greifenden und sich ausbreitenden, den Wohlstand unter-
minierenden und alle Mühe und Arbeit zerstörenden Krank-
heiten der Kulturgewächse mit Energie Einhalt geboten werden
müsse. Man schuf Pflanzenschutzstationen dem löblichen Bei-
spiel Amerikas folgend, welches ja in dieser Beziehung allen
Ländern voraus ist.
Jetzt sind nun auch die Pflanzenschutzstationen in Deutsch-
land mit großem Interesse für den Gartenbau tätig, jedoch bedarf
es hier der Mitarbeit jedes einzelnen, des Fachmannes als auch
des Gartenfreundes. Jeder muß seinen Teil dazu beitragen, der
Einzelne ist gegen den Ansturm der Schädlinge ohnmächtig.
Systematisch muß vorgegangen werden. Jeder muß neue Mittel
ersinnen und erproben, damit sie der Allgenenien dienlich
werden.
Richtlinien zur natürlichen Bekämpfung von
Pflanzenkrankheiten.
Vortrag, gehalten von Dr. K. Störmer, Stettin. Mit 1 Abbildung.
ie Beurteilung und die Bekämpfung irgend einer Krank-
heit wird verhältnismäßig vereinfacht, wenn man sie
zurückführt auf die schädliche Einwirkung irgend eines Para-
siten. Man braucht dann nur die Lebensweise des Parasiten
genau zu untersuchen, ferner den Nachweis zu führen, daß
er nach einer „Impfung“ imstande ist, den gesunden Organis-
mus krank zu machen und endlich die Maßnahmen anzugeben,
mit welchen der Parasit durch Feuer oder Eisen, mit Gift oder
Säure vernichtet werden kann. Ist die „Bearbeitung“ der Krank-
heit soweit gediehen, dann können die Akten darüber, mindestens
von seiten des Gelehrten, mit Befriedigung geschlossen werden,
und wenn es dem Praktiker nicht gelingt, nach den wissen-
schaftlichen Vorschlägen der Krankheit Herr zu werden, so
liegt natürlich die Schuld an der unvollständigen Durchführung
der gebotenen Parasitenvernichtung. Man darf sagen, daß nach
diesem Verfahren auch jetzt noch viele Krankheiten bearbeitet
und abgetan werden, und leider wird die Methode unterstützt
durch das Verlangen der Praxis nach einem einfachen Rezept,
um Pflanzenkrankheiten bekämpfen zu können. Tritt z.B. irgend
ein Blattflecken erzeugender Pilz auf einer beliebigen Kultur-
pflanze auf, so wird der Rat, dagegen mit Kupferkalkbrühe zu
spritzen, gern und gründlich befolgt. Weist man aber darauf
hin, daß die Blattflecken eine Folge komplizierter Einflüsse,
ausgehend vom Boden, von der Witterung und abhängig im
Auftreten von den inneren Kräften der Pflanze sind, und er-
teilt den Rat, zu untersuchen, inwieweit falsche Kulturmaß-
nahmen angewendet und ungünstige Bodeneigenschaften nicht
abgestellt wurden, so wird in 9 von 10 Fällen nichts getan
= Sr ee
werden und alles beim alten bleiben. Indessen darf man aber
nicht verkennen, daß gerade auch einsichtige Praktiker, gedrängt
durch ihre eigenen Beobachtungen, die Pflanzenkrankheiten
nicht nach der Parasitentheorie beurteilen, sondern die wahren
Krankheitsursachen tiefer, meistens in Kulturmaßnahmen oder
Witterungsverhältnissen suchen. Es liegt mir persönlich völlig
fern, etwa behaupten zu wollen, daß die Anwendung künst-
licher Bekämpfungsmaßnahmen in allen Fällen ungerechtfertigt
ist, und ein durchgreifender Erfolg nur dadurch erreicht wird, daß
man in dern Pflanzenorganismus möglichst die natürlichen
Kräfte zur selbständigen Abwehr von Pflanzenkrankheiten be-
lebt und kräftigt. Aber ich glaube doch behaupten zu dürfen,
daß der letztbezeichnete Weg noch zu wenig begangen, und
was wichtiger ist, noch zu wenig erforscht ist. Ich möchte es
als eine Selbstverständlichkeit bezeichnen, daß man auch bei
der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten Parasiten und ihre
Keime soweit wie möglich vernichtet, und dazu wird man
immer der künstlichen Hilfsmittel, insbesondere der Gifte
nicht entbehren können, wohl aber bezweifle ich stark, daß
man eine Pflanzenkrankheit nur durch eine Vernichtung des
Parasiten und seiner Keime beseitigen kann. Wenn z.B. selbst
Aderhold, ein von mir persönlich hochverehrter und unge-
wöhnlich tüchtiger Pflanzenpathologe, von derjenigen Krank-
heit, die man das Rheinische Kirschbaumsterben nennt,
sagt, daß mansie um so besser bekämpfen wird, je vollständiger
es gelingt, den beteiligten Pilz, die Valsa leucostoma, zu ver-
nichten, so haben wir darin das Extrem der Beurteilung einer
Krankheit von der reinen parasiteren Seite aus. Und überblicken
wir, was denn mit all den Brühen und Tinkturen, die zur Be-
kämpfung von Pflanzenkrankheiten angewendet werden, erreicht
worden ist, so darf gewiß nicht verkannt werden, daß man
damit Erfolge gehabt hat, aber von einer durchgreifenden Be-
währung in allen Fällen kann doch nicht die Rede sein. Hier
in Dresden hat Pekrun das Lob des Carbolineums gesungen
und in seinem Garten festgestellt, daß bei ausgiebiger An-
wendung in stärkerer Lösung während des Winters, in sehr
verdünnter Form während des Sommers, alle Schädlinge ver-
schwunden und alles gesund „wie im Paradiese“ geworden
sei. An anderen Stellen hat man diesen paradiesähnlichen
Zustand durch die Anwendung des Carbolineums selbst dann
nicht erreicht, wenn es infolge der reichlichen Anwendung des
Mittels sehr wenig paradiesmäßig roch. In Geisenheim konnte
Fe
man eine böse Birnschildlaus, Diaspis falax, nur durch den
Anstrich der Bäume unter Verschonung der Knospen und des
jüngeren Holzes mit 50°/,igem Carbolineum erfolgreich be-
kämpfen, und als dasselbe Verfahren an anderer Stelle ange-
wendet wurde, traten die stärksten Schädigungen auf. Der-
artige Erfahrungen ließen sich in Unzahl aufführen, aber sie
gelten nicht nur für das Carbolineum, sondern ich kann ähn-
liche Beispiele selbst für solche Bekämpfungsmittel angeben,
deren Zusammensetzung man genau kennt, und die hinlänglich
erprobt erscheinen. Durch langjährige Versuche ist es absolut
sicher nachgewiesen, daß man im Provinzialobstgarten Diemitz
selbst dann mit einer Bespritzung der Bäume mit Bordelaiser
Brühe starke Blattverbrennungen hervorruft, wenn die Brühe
unter wissenschaftlicher Kontrolle und mit der doppelten Menge
Kalk als gewöhnlich hergestellt wird. Von anderer Seite, von
Prof. Meier in Graz sind ähnliche Beobachtungen gemacht
und durch die gleichzeitige Einwirkung von schwefliger Säure
aus Essen erklärt worden. Er bezeichnete direkt eine Kupfer-
kalkbespritzung der Bäume als bestes Mittel, um schweflige
Säure in der Luft nachzuweisen. Auch Diemitz wird stark
von den Essenabgängen der Lokomotiven bestrichen und es
ist daher möglich, daß auch dort dieselbe Erklärung der schäd-
lichen Wirkung der Kupferkalkbrühe angewendet werden kann.
Ich persönlich bin anderer Ansicht. Auf jeden Fall versagt
diese Erklärung der exakten Beobachtung gegenüber, daß jede
Anwendung von Kalk, entweder als Anstrich an Stamm und
Asten, oder zur Einpuderung des Wurzelhalses zum Zwecke
der Bekämpfung der Blutlaus verwendet, dieses schädliche
Insekt nicht nur nicht zurückdrängt, sondern sogar so be-
günstigt, daß nach zahlenmäßiger Feststellung die Bäume
ohne Wurzelbehandlung für die Stärke des Blutlausauftretens
die Wertziffer 42, aber bei kräftiger Behandlung des Wurzel-
halses mit Kalk 94 erhielten, wobei je 30 Bäume nach der
Stärke ihres Befalles mit O bis 5 (sehr stark) bewertet wurden.
Oberirdisch waren diese Bäume ganz gleichmäßig mit 10 °/,iger
Carbolineumbrühe bespritzt worden. Die Kalkung des Wurzel-
halses hat also nicht, wie wir erwarteten, das Auftreten der
Blutlaus etwas verringert, sondern über das Doppelte verstärkt.
Diese Wirkung ist nicht erst einmal, sondern schon oft kon-
statiert worden. Aus alledem ist zu schließen, daß die Wirkung
irgend eines künstlichen Bekämpfungsmittels und übrigens
auch jeder anderen Behandulng nicht überall dieselbe ist,
Be
sondern ganz wesentlich von den örtlichen Verhältnissen, ins-
besondere den Bodeneinflüssen, und letzten Endes von dem
Zustande der Pflanzen selbst abhängt.
Die Lehre von der natürlichen Bekämpfung der Pflanzen-
krankheiten verlangt nicht mehr und nicht weniger, als die ein-
gehende Berücksichtigung der Physiologie und Biologie der
betreffenden Pflanze und die Abstellung von Nachteilen, welche
man in dieser Beziehung feststellt. Daneben wird sie niemals
wollen, daß man infektiöse Keime unberücksichtigt läßt, kranke
Baumteile nicht wegschneidet, Strünke von Kohlpflanzen nicht
entfernt, abgefallene Blätter nicht kompostiert oder unterpflügt
und so fort. Die Richtlinien der natürlichen Bekämpfung von
Pflanzenkrankheiten hat wohl zuerst der Pflanzenpathologe
Sorauer immer wieder zur Beachtung empfohlen, und auch
sein literarischer Gegner, Prof. Freiherr v. Tubeuf-München,
leugnet nicht etwa die Bedeutung der Disposition auf seiten
der Pflanze für das Zustandekommen der Infektion. Beide
nehmen vielmehr für sich in Anspruch, sowohl den Zustand
der Pflanze, als auch der Parasiten entsprechend ihrer Be-
deutung zu würdigen, aber wer die Gegensätzlichkeit der An-
sichten kennt, hat daran zugleich ein Beispiel, wie verschieden
die Ansichten über das Wesen und die Bekämpfung der
Pflanzenkrankheiten sein können, je nach dem, ob man das
Schwergewicht der Beurteilung auf die eine oder andere Seite
legt, je nachdem, ob man mehr den Einfluß der Disposition
oder den Einfluß des Parasiten berücksichtigt. Es erscheint
ganz klar, daß jede einseitige Betrachtung die Bekämpfung
irgend einer Pflanzenkrankheit von vornherein aussichtslos
macht und der Erfolg um so besser sein wird, je mehr alle
Krankheit verursachenden Faktoren berücksichtigt werden.
Jedenfalls ist auf die Dauer die Abwehr irgend eines Schäd-
lings ohne die Abstellung der tieferliegenden Ursachen, die zu
seinem stärkeren Auftreten führen, und die in der Regel in der
Pflanze selbst liegen, möglich. Ich erinnere nur an das gerade
recht zeitgemäße Beispiel von den Weinkrankheiten. Wenn man
glaubt, auf die Dauer die Peronospora oder den echten Mehl-
tau (Oidium), bezw. Heu- und Sauerwurm durch die An-
wendung chemischer Gifte niederhalten zu können, so wird
man damit zweifellos schlechte Erfahrungen machen. Das
Auftreten dieser Schädlinge wird nach meiner festen Über-
zeugung begünstigt durch nachteilige Einflüsse auf das Wachs-
tum der Reben, die in erster Linie vom Boden, und an-
—
schließend auch durch die Witterung veranlaßt werden. Führt
man nun, wie es jetzt geschieht, den Kampf ausschließlich
gegen die Schädlinge, so kann man im besten Falle Schein-
erfolge erzielen, aber bei der geringsten Ungunst der Witterung
wird alle Arbeit vergebens sein. Lassen Sie mich an einem
einfachen Beispiele zeigen, wie kompliziert die Verhältnisse
sind, die bei der Beurteilung einer Krankheit in Frage kommen.
Wenn mir das Material zur Verfügung stünde, würde ich als
Beispiel gern eine gärtnerische Pflanze wählen, aber da das
nicht der Fall ist und da mir am meisten daran liegen muß,
Ihnen ganz sichere eigene Erfahrungen vorzutragen, so wähle
ich als Beispiel den Wurzelbrand der Rüben. Die Krankheit
ist dadurch charakterisiert, daß das hypokotyle Glied der jungen
Keimpflanze von Pilzen infiziert wird, die das parenchymatische
Gewebe zerstören, die Gefäßbündel aber im ersten Stadium
unangetastet lassen. Infolgedessen verliert die Pflanze an der
erkrankten Stelle ihre Festigkeit und fällt um. Entweder geht
die junge Keimpflanze zu Grunde oder sie regeneriert das
kranke Gewebe durch gesundes und stößt ersteres ab. Trotz-
dem also im letzteren Falle die Pflanze mit dem Leben davon
kommt, bleibt ihre Entwicklung doch dauernd hinter der von
gesunden Pflanzen zurück, sodaß sie im Mittel nur zwei
Drittel des Ertrages von einer gesunden, nicht befallenen
Pflanze ergibt. Die Krankheit ist also eine ganz ähnliche Er-
scheinung, wie man sie in der Gärtnerei als Wurzelbrand der
Cruciferen oder auch anderer Pflanzen kennt. Als beteiligte
Parasiten kennt man Bakterien und Pilze. Die Infektionsver-
suche sind indessen nur mit 3 Pilzen gelungen, die infolge-
dessen im engeren Sinne als Erreger des Wurzelbrandes be-
zeichnet werden. Es sind dies ein auf Rüben sehr gemeiner
und insbesondere an den Blättern und auf den Früchten der
Samenrüben stets nachweisbarer Pilz, namens Phoma betae,
der infolgedessen auch an jedem Rübensaatgut nachweisbar
ist, und ferner zwei Pilze, die man auf dem Rübensaatgut fast nicht
antrifft, der allverbreitete Keimlingspilz Pythium Debaryanum,
der auch in Gärtnereien ausgedehnte Keimlingserkrankungen
hervorruft und in jedem Boden massenhaft vorhanden ist, so-
wie endlich ein ähnlicher Pilz namens Aphanomyces laevis.
Nach der Parasitentheorie betrachtete man die genannten Pilze
als die Ursache des Wurzelbrandes und suchte die Krankheit
zu bekämpfen, indem man die Pilze nach Möglichkeit beseitigte.
Die Furcht vor den Pilzen ging sogar so weit, daß man in
Be
Lieferungsverträgen mit ungarischen Abnehmern festsetzte, es
sei ein Rübensaatgut nicht lieferbar, wenn es aus 100 Knäulen
auch nur einen Keim hervorbringe, der durch Phoma betae in-
fiziert sei. Diese Bestimmungen charakterisierten so recht die
Auswüchse der Parasitentheorie, namentlich wenn wir damit
die neuere Erkenntnis vergleichen, daß kein Rübensaatgut,
auch das beste nicht, frei von zahllosen Phoma betae- Keimen
ist. Der Pilz, als der am leichtesten zu beobachtende, zog
überhaupt die Aufmerksamkeit auf sich, und man glaubte, allen
Rübenkrankheiten dadurch entgegentreten zu können, daß man
das Saatgut sterilisierte, um den bösen Feind Phoma betae
zu vernichten. Folgende, ganz exakt gewonnenen Versuchs-
ergebnisse schienen dafür die einwandfreien Unterlagen zu
bieten: Sät man ein Rübensaatgut in sterilem Sande aus, ohne
es selbst zu sterilisieren, so erhält man an einem Teil der Pflanzen
Wurzelbrand, hervorgerufen durch Phoma betae. Sterilisiert man
das Saatgut, so tritt der Wurzelbrand nicht oder jedenfalls weit
geringer auf. Also muß die Ursache des Auftretens des Wurzel-
brandes in den den Samen anhaftenden Phomakeimen gesucht '
werden. Dieser Schluß ist, so unanfechtbar er scheint, doch
ein Trugschluß, wie ich später zeigen werde. Aber man fußte
auch noch auf anderen, ganz exakt gewonnenen Unterlagen.
Säte man das nicht gebeizte Rübensaatgut in nicht sterili-
sierten Boden aus, so bekam man unter Umständen gleichfalls
stark Wurzelbrand. Sterilisierte man den Boden, so trat der
Wurzelbrand immer noch auf; er verschwandaberfast vollständig,
wenn in den sterilisierten Boden auch sterilisiertes Saatgut
ausgesät wurde. Auch nach diesen Versuchen scheint der
Schluß unabweisbar, daß nur die Sterilisation des Saatgutes
den Wurzelbrand beseitigt. Und selbst ein noch weitergehender
Versuch schien denselben Schluß nur noch mehr zu stützen.
Verwendet man einen Boden, der Wurzelbrand hervorruft, in
nicht sterilisiertem Zustand und sät man darin sterilisiertes
Saatgut aus, so erhält man Wurzelbrand. Läßt man nun den
Boden in seiner Zusammensetzung genau wie er ist, und be-
seitigt nur seine Organismenflora durch Sterilisation, so erhält
man bei der Aussaat des gleichen sterilisierten Saatgutes ge-
sunde Pflanzen, wodurch gleichfalls wieder der Schluß gerecht-
fertigt erscheint, daß die Beseitigung der infektiösen Keime
das sicherste Mittel ist, um die Krankheit zum Verschwinden
zu bringen. Alle die genannten als exakt und einwandfrei ge-
wonnenen Ergebnisse scheinen klipp und klar zu beweisen,
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daß es nur darauf ankommt, die infizierten Organismen zu
beseitigen, um die Krankheit zu beseitigen. Verfolgen wir nun
die Erfahrungen in der Praxis. Nicht alle Rübenböden leiden
unter Wurzelbrand, sondern nur ein Teil davon, die man des-
halb mit dem nicht ganz richtigen Ausdruck Wurzelbrandböden
von den gesunden Böden unterscheidet. Außerdem beobachtet
man das Auftreten des Wurzelbrandes auf den gesunden Böden
zu einem geringen Prozentsatze in jedem Jahre, ohne daß in-
dessen diese prozentual sehr geringe Erkrankung irgend eine
praktische Bedeutung hätte. Nur im nassen, kalten Frühjahr
und fast noch stärker bei abnormer Trockenheit findet man
auch in solchen Böden einen höheren Prozentsatz kranker
Pflanzen. Verwendet man nun Saatgut, das durch irgend ein
Beizverfahren möglichst von den anhaftenden Keimen der
Phoma betae befreit wurde, zur Aussaat in einem wurzel-
brandigen Boden, so beobachtet man in der Regel nicht den
geringsten Effekt; es werden vielmehr genau soviel Pflanzen
wurzelbrandig, wie von der gleichen Menge eines ungebeizten
Saatgutes, selbst wenn anfänglich etwas mehr Keime auflaufen.
Prüft man vergleichsweise ein derartig gebeiztes Saatgut in
einem gesunden Rübenboden, so wird man bei normalen
Witterungsverhältnissen gleichfalls nicht den geringsten Unter-
schied beobachten, wie die umstehende Abbildung in einem ganz
exakt durchgeführten Versuch beweisen möge. Sind hingegen die
Witterungsverhältnisse abnorm in der Weise, wie es oben ange-
geben wurde, also der Boden zu naß oder zu trocken, so kann in
gesundem Boden die nichtgebeizte Saat sich infolge des Auf-
tretens von Wurzelbrand weit schlechter entwickeln als die
gebeizte Saat. Die Verhältnisse erklären sich folgendermaßen:
Der gesunde Boden läßt die Pflanzen sich so entwickeln, daß
sie von Natur und aus eigener Kraft widerstandsfähig gegen
Wurzelbrand sind, unter der Voraussetzung, daß sie nicht
unter Trockenheit oder Nässe leiden. In demselben Moment,
wo das der Fall ist, leiden die Pflanzen auch in ihnen Not
und verfallen nunmehr dem Befall durch die Parasiten, nament-
lich durch die an dem Samen regelmäßig vorhandene Phoma
betae. Ist der Pilz der Hauptmenge nach durch eine Beizung
beseitigt, so werden sie sich namentlich bei trockener Witterung
länger gesund erhalten, weil speziell Phoma betae-Infektion
vorherrscht, wenn die jungen Pflanzen unter Feuchtigkeits-
mangel leiden. Ist es zu naß, so wird auch der Infektion
durch den in jedem Boden vorhandenen Wurzelbrandpilz
u I
Pythium Debaryanum durch die Beizung des Saatgutes wenig
vorgebeugt. Wir sehen also, daß die Beizung des Saatgutes
unter Umständen von günstigem Einfluß sein kann, aber
nur in einem an sich gesunden Boden und bei ganz be-
stimmten Bedingungen. An eine Bekämpfung des Wurzel-
brandes durch eine einfache Samenbeize ist in denjenigen
Böden, die zu Wurzelbrand neigen, also nicht zu denken.
Könnte man derartige Böden sterilisieren, so wäre man unter
der Voraussetzung der Verwendung von sterilisiertem Saatgut
zwar, wie oben angegeben, von der Krankheit für so lange be-
freit, als der Boden sich steril erhält, aber man würde die
Neigung zur Erkrankung damit nicht beseitigt haben. Darin
liegt der Kernpunkt der Sache. Wenn alles sterilisiert wird,
so können, daran wird niemand zweifeln, Krankheiten nicht
mehr auftreten, ebensogut wie ein Fleisch nicht faulen kann,
wenn es sterilisiert und keimfrei aufbewahrt wird. Damit hat
man aber in dem Fleisch noch lange nicht die Neigung und
die Fähigkeit zur Fäulnis beseitigt, es wird ihr vielmehr sofort
verfallen, wenn die Keimfreiheit nicht mehr besteht. Das Bei-
spiel kann unmittelbar für unsere Zwecke übertragen werden.
Steriler Boden und sterile Knäule befreien uns vom Wurzel-
brand, aber wirken auf den Keimling dieselben Bodenverhält-
nisse wie vorher ein, was übrigens nach einer Sterilisation
meistens nicht mehr der Fall ist, weil sie ohne tiefgehende
Zersetzung des Bodens nicht erreicht werden kann, so bleibt
die Neigung zur Erkrankung bestehen. Da nun weder an eine
vorübergehende noch an eine dauernde Sterilisation des Acker-
bodens draußen im Felde zu denken ist, so können wir eine
Bekämpfung des Wurzelbrandes nur dann erfolgreich durch-
führen, wenn wir diejenigen Ursachen beseitigen, die vom
Boden ausgehend die jungen Pflanzen für den Befall durch
Pilze geeignet machen. Unsere Versuche mit verschiedenen
Bodenarten haben ergeben, daß solche krankheitsverursachende
Einflüsse des Bodens oft in Nährstoffmangel zu suchen sind.
So gelang es uns, einen für Kalk und Kali in hohem Maße
bedürftigen Boden, der infolgedessen das Auftreten des Wurzel-
brandes so klar zeigte, daß er für Rübenbau nicht mehr ver-
wendet wurde, durch eine ausgiebige Zufuhr dieser Stoffe für
den Rübenbau zurückzugewinnen und den Wurzelbrand darin
zur Bedeutungslosigkeit herabzudrücken. Es wäre indessen
falsch, solche krankheitsverursachende Wirkungen immer nur
auf Nährstoffmangel oder selbst auf Kalkmangel, also Boden-
— ma
säure zurückzuführen. Man muß vielmehr sich klar machen,
daß dieselben Wirkungen hervorgerufen werden können von
Wassermangel, Wasserüberschuß, Anhäufung von schädlichen
Salzen, alkalischen oder sauren Verbindungen im Boden, von
schlechter Durchlüftung infolge eines Gehaltes des Bodens an
einem zu hohen Prozentsatz feinsten Sandes oder Tones u.a. m.
Viele dieser nachteiligen Momente, namentlich wenn es sich
um abnorme physikalische Zusammensetzungen des Bodens
handelt oder wenn, wie in gewissen Böden Californiens, der
ungarischen Tiefebene und selbst der Magdeburger Börde, An-
sammlungen von alkalischen Salzen und Stickstoffverbindungen
stattgefunden haben, sind entweder gar nicht oder nur sehr
schwer und erst nach langen Zeiträumen abstellbar. Trotzdem
bleibt das Gesetz bestehen, daß erst dann an eine wirksame
Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten gedacht werden kann,
wenn derartige Bodeneinflüsse nachteiliger Art beseitigt werden.
Oftmals entstehen sie auch erst unter dem Einfluß langjähriger
Kultur, etwa wie die bekannte klassische Kleemüdigkeit bei
Tharandt in Sachsen durch Kalimangel im Untergrund, der
durch den langjährigen Kleeanbau ohne Kalidüngung ent-
standen ist. Auch beim Weinbau dürfen wir annehmen, daß
nunmehr in den betreffenden Böden durch den langjährigen
Anbau derselben Pflanze nachteilige Veränderungen eingetreten
sind, die den Weinstock kümmern lassen oder ihn disponieren
für den Befall durch Pilze und durch Insekten. Wenn dies
wirklich zutrifft, was, wie ich gern zugebe, noch nicht exakt
bewiesen ist, dann ist die jetzt geübte Schädlingsbekämpfung
mit Giften, analog dem Wurzelbrandbeispiel, aussichtslos.
Bei der Fülle der Fragen, die zu besprechen wären, ist es
aussichtslos, in der kurzen Zeit eines Vortrages an eine Er-
schöpfung des Stoffes zu denken. Ich muß mich deshalb
begnügen, Ihnen einige Beispiele vorzuführen, an denen die
Gesetze einer natürlichen Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten
erkennbar sind. Wenn ich das Material aus meinen eigenen
Versuchen entnehme, so wird das — denke ich — auch in
Ihrem Interesse liegen, denn ich sage Ihnen dann nicht, was
Sie besser in der Literatur lesen können, sondern ich kann
mich auf eigene Erfahrungen berufen, über die man doch
wohl selbst am besten berichten kann. In erster Linie möchte
ich berichten über Ergebnisse, die gewonnen worden sind bei
der Untersuchung der Krankheit, die in der Literatur unter
dem Namen Rheinisches Kirschbaumsterben läuft.
Be
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, etwa 1895, be-
obachtete man, daß plötzlich in berühmten Kirschgegenden,
vor allem in der Nähe von Boppard a. Rhein die Kirschbäume
Absterbeerscheinungen zeigten, die ganz gesunde Bäume fast
jeden Alters über Nacht eingehen ließen. Die Krankheit be-
gann meist mit einer helleren Färbung der Blätter, die an ein-
zelnen Asten zur vorzeitigen Herbstverfärbung und zum Ab-
sterben führten. Dabei zeigten Stamm und stärkere Äste
oftmals sehr starken Gummifluß, und so kränkelte der Baum
entweder einige Zeit hin, erholte sich wohl auch wieder oder
er ging, was meistens der Fall war, zur Zeit der Fruchtreife
völlig ein. Die Erscheinung wurde von Männern der Wissen-
schaft wie Praxis eingehend untersucht. Man stellte fest, daß
die Absterbeerscheinungen der Rinde, die den Tod der Äste
oder des ganzen Baumes herbeiführten, verursacht werden
durch einen Pilz namens Valsa leucostoma, den man nunmehr
als die Ursache des Kirschbaumsterbens betrachtete. Ich er-
wähnte schon eingangs, daß namentlich Aderhold diesen
Standpunkt einnahm. Gleichzeitig mußte man aber auch fest-
stellen, daß der Pilz gesunde Kirschbaumrinde nicht anzu-
greifen vermag. Aderhold nahm deshalb an, er siedle sich
in Frost- und Sonnenbrandwunden an und vermöge, dort ge-
kräftigt, nunmehr auf die gesunde Rinde überzugehen. Die
Erscheinungen beschränkten sich nicht auf das Rheinland,
sondern bald kamen aus allen Gegenden Deutschlands ähn-
liche Hiobsnachrichten, so vom Vorgebirge zwischen Bonn
und Köln, vom Alten Lande bei Hamburg, aus Thüringen, aus
Sachsen usw. Man beobachtete auch nicht nur das Eingehen
von Kirschbäumen, sondern vor allem auch von Äpfelbäumen
und schließlich fast von jeder Stein- oder Kernobstsorte. Einen
besonders verderblichen Umfang hat die Krankheit in Apolda
in Thüringen erreicht. Man kann sagen, daß dort jetzt sämt-
liche Obstbäume entweder schon abgestorben sind oder sich
auf dem Weg dazu befinden, und immer sind die Erscheinungen
äußerlich ganz analoge wie beim Kirschbaumsterben. Aller-
dings beobachtet man andere Pilze, je nach der Baumsorte,
um die es sich handelt, aber es sind meist Verwandte der er-
wähnten Valsa, beim Apfelbaum z. B. Valsa piricola.
Solange man in den Absterbeerscheinungen der Rinde
und des Kambiums der Bäume, hervorgerufen durch be-
stimmte Pilze oder auch Bakterien, die Ursache für diejenigen
Krankheitserscheinungen erblickte, die ihren Typus im rheini-
a E
schen Kirschbaumsterben haben, schien der Schluß unabweis-
bar, daß man den verderblichen Pilz samt den erkrankten
Stellen ausschneiden und die Wunde desinfizieren müsse, um
die Krankheit zu bekämpfen. Auf solcher Basis ist auch die
Anschauung Aderholds zu verstehen, daß die Krankheit
um so besser bekämpft werden könne, je vollständiger es ge-
lingt, die Valsa bucostoma, den beteiligten Pilz, zu vernichten.
Bei unseren Untersuchungen über die gleichen Krankheiten
konnten aber Müller-Diemitz und ich den Nachweis führen,
daß sich die krankhaften Erscheinungen nicht nur auf Kambium
und Rinde beschränken, sondern sich in Splint- und Kernholz
fortsetzen und sogar bis in die Wurzeln hinein durch das
ganze Kernholz des Baumes hindurch verfolgen lassen. Viele
diesbezügliche Untersuchungen haben uns die absolute Über-
zeugung gegeben, daß das Obstbaumsterben seine wahre Ur-
sache in Erkrankungen des Wurzelsystems, hervorgerufen durch
Bodeneinflüsse und verstärkt durch Witterungseinflüsse sowie
durch die Zustände des betreffenden Baumes infolge seiner
Sortenzugehörigkeit, der Abstammung, seine Unterlage u. a. hat.
Mit dieser Erkenntnis gewinnt man eine ganz neue Basis für
die Beurteilung derjenigen Abwehrmaßnahmen, die gegen die
Krankheit anwendbar sind und angewendet werden müssen.
Bei solchem Standpunkt hat man in erster Linie für eine Be-
seitigung der schädlichen Bodeneinflüsse durch Düngung oder
noch tiefergreifende Bodenmeliorationen zu sorgen und ge-
winnt die Sortenwahl, die allergrößte Rücksichtnahme auf die
Verwendung gesunder Unterlagen und gesunder Edelreiser,
die gesunde Anzucht des jungen Stammes in der Baumschule
eine entscheidende Bedeutung. Ich brauche kaum hinzuzu-
fügen, wie wichtig bei solchen Gesichtspunkten die Be-
strebungen Ihres Geschäftsführers, des Herrn Königl. Garten-
inspektors Löbner sind, die auf die Züchtung samenechter
Obstbaumsorten hinzielen. Auch die Standortsfrage erlangt im
Obstbau die entscheidende Bedeutung, die sie in der Forst-
wirtschaft seit langem schon hat, denn die Ursache des Obst-
baumsterbens ist im letzten Grunde eben doch in einer un-
genügenden Berücksichtigung und vor allem auch in einer
ungenügenden Kenntnis der Standortseinflüsse auf die Obst-
bäume und ihre Sorten zu suchen. Es wird eine der nächsten
Aufgaben des Obstbaues sein müssen, die wissenschaftlichen
Unterlagen hierfür zu schaffen, damit später mit Sicherheit
angegeben werden kann, welche Obstarten bei einer gegebenen
geologischen Beschaffenheit eines Standorts angepflanzt und
welche vermieden werden müssen. Dann wird _es nicht mehr
vorkommen können, wie es jetzt der Fall ist, daß auf den Ver-
witterungsböden des rheinischen Schiefers, des thüringischen
Muschelkalkes, des unteren Bundsandsteines in der Gegend
von Artern und Sangerhausen als auf den deutschen Lösböden
Obstanlagen geschaffen werden, die nach 12—20 Jahren besten
Gedeihens schneller oder langsamer am Obstbaumsterben zu
Grunde gehen und vorher durch übermäßiges Auftreten von
Mehltau, Schildbüsen und Blutläuse usw. lange Jahre ein Bild
des traurigsten Verfalles bieten. Oder man wird mindestens
gelernt haben, in welch intensiver Weise man von Anfang an
Stallmist und Kali anwenden muß, um den Verfall vorzubeugen.
Es ist meine feste Überzeugung, daß nur durch solche Mittel
bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Eigenschaften des
Pflanzmaterials hinsichtlich Unterlage, Edelreis und Anzucht
in der Baumschule ein gesunder Obstbau zu erreichen ist und
daß nur durch solche Maßnahmen chronisches Auftreten be-
stimmter Schädlinge an bestimmten Örtlichkeiten — ich denke
z. B. an das übermäßige Auftreten der Blutlaus im Provinzial-
Obstgarten in Diemitz — bekämpft werden kann. Jedenfalls
zwingt zur Beschreitung dieses Weges das völlige Versagen
der direkten Parasitenbekämpfung mit Hilfe künstlicher Mittel,
seien es Carbolineum oder Antisual oder was sonst bisher an-
gewendet worden ist.
Ich könnte meine Ausführungen noch mit manchem Bei-
spiel vervollständigen, könnte z. B. darauf hinweisen, daß man
gelernt hat, den schädlichen Kohlkropf, hervorgerufen durch
den Schleimpilz Plasmodiophora brassicae Wor., im Kohlbau
durch intensive Anwendung von Kali und Phosphorsäure
unter Voraussetzung eines genügenden Kalkgehaltes des
Bodens zu bekämpfen, aber ich muß mich beschränken und
will mit dem Hinweis schließen, daß zur Bekämpfung von
Pflanzenkrankheiten im Obst- und Gartenbau, die besonders
damit gesegnet sind, zu allererst notwendig ist, die einfachen
Gesetze des Lebens und der Ernährung der betreffenden
Pflanze zu kennen und bei der Kultur so vollständig wie nur
möglich zu berücksichtigen, getreu der alten Väterweisheit:
„Wie die Saat, so die Ernte“ und „Alle Krankheit und alle
Gesundheit kommt aus der Wurzel“. Das ist es, was ich als
Richtlinien der natürlichen Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten
bezeichnen wollte.
Die Weiß-Eiche Nordamerikas, Quercus alba L.
Mit einer Buntdruck -Tafel.
ei meiner Reise nach Nordamerika im Jahre 1904 fiel mir in
dem bunt zusammengesetzten Walde der nordatlantischen
Staaten New York, New Jersey und Philadelphia neben vielen
Bäumen und Sträuchern, die ich aus unserer europäischen
Gartenkultur ganz ebenso, ja sogar manchmal schöner im
Wuchse kannte, die „White Oak“ als eine Eiche auf, von
deren Pracht im Wuchs ich bisher gar kein richtiges Ver-
ständnis hatte. Die Bewunderung für diese schöne Eiche
steigerte sich dann noch, als ich zu Beginn des Oktobers auf
der Rückreise die Alleghanies im nördlichen Virginien durch-
querte und dort, schon in beginnender herbstlicher Rötung,
die weit ausgedehnten Eichenwälder als tägliches Bild meiner
Wanderungen vor mir hatte, in denen Quercus alba, rubra
und Qu. Prinus (bicolor) die Hauptbäume darstellten, untermischt
mit einigen Hickory-Arten (Carya), Ahorn, Prunus pennsyl-
vanica, Schwarzbirken, ganz selten einmal in feuchter Schlucht
ein wunderschöner Bestand alter Tsuga canadensis mit Sassa-
fras und Hamamelis virginica.
Während die Quercus rubra und auch die viel seltener in
deutscher Kultur zu findenden Prinus-Eichen bei uns schön
gewachsene Bäume darstellen, deren buchtig geschnittene Blätter
einen besonderen Reiz bilden, sind die Blätter der in Deutsch-
land gezogenen Quercus alba derartig nach unten verkrümmt
und hohl, daß weder die grau-weißlich erscheinende Unter-
seite des Blattes zur Geltung kommt, noch das mit steiferen
Blättern hübsch ausgebreitete Gezweig. Auch scheint es so,
als ob die Stämme in Deutschland nicht alt würden, denn ich
erinnere mich nicht irgendwo so alte, hochgewachsene Weiß-
eichen bei uns gesehen zu haben, wie Stämme von Quercus
rubra, palustris, coccinea und sogar Prinus. Aber grade
in
Quercus alba ist die einzige atlantisch-nordamerikanische Art,
welche den Wuchs unserer deutschen Eichen der Qu.-Robur-
Gruppe widerspiegelt, den knorrigen Wuchs mit mächtigen,
aber nicht so sehr ausgereckten Ästen und die malerische
Gestalt der Krone. Das trat nun gerade bei den Weißeichen
der Alleghanies besonders schön hervor; auf den Erholungs-
plätzen in den malerisch und weit angelegten Sommerfrischen
spielten sie eine hervorragende Rolle mit ihrem prächtig bunten
Laube, indem sich zu Anfang Oktober das Weißgrau der
Blattunterseite in ein intensives Rot umzusetzen begann, so
daß die dort noch immer heiße Sonne in den buntesten
Farben spielte. Ich sammelte ein paar Hundert Früchte, um
eine neue Anzucht dieser schönen Eiche im botanischen Garten
zu eröffnen, und nahm dieselben auf dem Boden meines Koffers
mit über das Wasser. Als aber das Gepäck vier Wochen später
über Genua ankam, zeigte es sich, daß eine gefräßige Made
arg in den mehlreichen Früchten gehaust hatte, und nicht eine
von den vielen Eicheln ist zur glücklichen Keimung gelangt.
Um aber nun die Angelegenheit nicht in sich zerfallen zu
lassen, wurden aus einer amerikanischen Baumschule junge
Quercus alba-Sämlinge im nächsten Jahre bezogen, und diese
sind es, die unter Herrn ©. Poscharskys sorglicher Pflege
gediehen sind und zu dieser Mitteilung Veranlassung geben.
Woher die häßliche Erscheinung der in unseren Baumschulen
heimisch gemachten älteren Quercus alba kommt, mag dahin
gestellt bleiben; jedenfalls verdient die White Oak einer er-
neuten Anzucht aus gutem amerikanischen Saatgut.
Bei der weiten Ausdehnung des Areals dieser Eiche von
den Gebirgen Virginiens nordwärts nach Quebec und Ontario
in Canada, wo sie auf sandigen Ebenen und kiesigen Höhen
oft über die Hälfte des Baumbestandes in den Wäldern bilden
soll (viel seltener in schweren Lehmböden und auf feuchtem,
tiefgründigen Waldhumus), und wo sie viel härtere Winter aus-
zuhalten hat als bei uns, kann es ihr in Deutschland und
speziell in Sachsens Ebene und Hügelregion nicht an zahl-
reichen Plätzen für gedeihliche Entwickelung fehlen.
Prof. Dr. O. Drude.
Durch Vermittlung des Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr. Drude,
Dresden, wurden mir im Jahre 1907 einige Sämlingspflanzen
von Quercus alba aus einer amerikanischen Baumschule
überwiesen.
QOPoscharsky,
Laubegast.
Quercus alba £. Herbstfärbung.
Ursprüngliche Form, aus Nordamerika neu eingeführt.
BEN, 4.
Von Anfang an erwiesen sich diese Pflanzen als vollständig
winterhart und zeigten genau die von Herrn Prof. Drude ge-
rühmten Abweichungen von der seither bekannten Form. Vor
allem fiel den Besuchern der Baumschule die prächtige Herbst-
färbung auf, die neben den anderen Eichenarten mit einem
tiefen Purpurrot bis Karminrot hervorleuchtete und einen seit-
her unbekannten stark bläulichen bis violetten Nebenton
führte. (Siehe beifolgende Kunstdrucktafel.)
Durch Veredlung ist es mir gelungen, einen kleinen Satz
von Nachwuchs zu erhalten, der nach eingehender Beobachtung
auch konstant: blieb.
Es dürfte daher zu erwarten sein, daß sich diese neuein-
geführte Form von Quercus alba als echt und besonders wert-
voll für die Weiterkultur gestaltet.
O. Poscharsky, Baumschulenbesitzer, Laubegast-Dresden.
Über einen Düngungsversuch mit Erica gracilis.
Vortrag, gehalten von Max Löbner, Königl. Garteninspektor, Dresden.
Mit 5 Abbildungen.
s ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Versuchsstation,
die beste Möglichkeit in der Ernährung handelsgärtnerisch
bedeutsamer Kulturgewächse ausfindig zu machen. Während
der Gärtner vor einigen Jahrzehnten noch auf die Mischung
und Präparation der zum Eintopfen zu verwendenden Erde
ein mehr als großes Gewicht legte, und der Pflanze infolge
öfteren Umtopfens die Nährstoffe auch meist reichlich zur
Verfügung standen, wird heute auf Erdarten-Gemische vieler-
orts nur noch wenig Gewicht gelegt und naturgemäß jedes
nicht unbedingt nötige Umpflanzen der damit verbundenen
Kosten wegen umgangen. Dafür wird reichlicher als früher
auf flüssigem Wege und vorzüglich unter Verwendung der
„Nährsalze“ gedüngt.
Wir haben aber schon früher (Sitzungsberichte und Ab-
handlungen 1907/09) in einer Arbeit „Zusatz von Nährstoffen
zur Pflanzerde bei Chrysanthemum und anderen raschwüchsigen
Topfpflanzen“ darauf hingewiesen, daß es zur Erzielung bester
Qualität wünschenswert ist, schon der beim Ein- und Ver-
pflanzen benötigten Pflanzerde Dungstoffe in genügender Menge
beizumischen. Wo es erforderlich erscheint, können dann neben-
her die Dungstoffe immer noch in flüssiger Form verabreicht
werden. Bei raschwüchsigen Pflanzen, wie Chrysanthemum,
Pelargonien und anderen ist jedenfalls nur auf diesem Wege
die höchste Leistung in der Kultur zu erzielen.
Wie ein Zusatz von Dungstoffen zur Pflanzerde bei
weniger raschwüchsigen, nicht krautigen Gewächsen
anschlagen würde, war die Aufgabe eines Düngungsversuches,
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Be
die wiran Erica gracilis zu lösen uns bemühten. Schon vor
2 Jahren waren wir dieser Aufgabe nahe getreten. Es zeigten
sich aber am Ende des Versuches hinichtlich der Entwick-
lung der Knospen innerhalb der gleich gedüngten Pflanzen der
einzelnen Versuchskolonnen derartige Unterschiede, daß wir
keine absolut sicheren Regeln hinsichtlich der Wirkung der
Dungstoffe aufzustellen vermochten. Die jungen Eriken, die
dem Versuche gedient hatten, stammten nämlich aus einer
Handelsgärtnerei und wiesen, wie das im Handel mit seinem
regen Austausch öfters vorkommt, keine gleichmäßige Rasse,
sondern ein Gemisch von Variationen auf. Erica gracilis
variiert aber sehr. Abgesehen von der weißblühenden
Varietät unterscheidet der Handel eine herbst- und eine winter-
blühende. Erstere geht unter dem Namen Erica gracilis
autumnalis. Aber auch an dieser sind noch Unterschiede zu
beobachten. Wie die Gartenmaiblume, die auf sandigstem
Boden gezogen wurde, ein anderes Aussehen hat, als die von
Moor- oder Lehmboden, und die Pflanze dieses Aussehen unter
geänderten Kulturverhältnissen, in anderer Lage oder Boden,
zunächst noch für eine gewisse Zeit beibehält, so sehen auch
die Erica gracilis autumnalis aus den verschiedenen Geschäften
in Dresden und seiner Umgebung, Leipzig, Burg usw. unter
sich recht verschieden aus. Es leuchtet deshalb ein, daß ein
Austausch von Pflanzen innerhalb der Handelsgeschäfte, der
nach gewisser Hinsicht auch Vorteile für die Kultur erbringen
kann, die Variation steigern muß, sofern er öfters stattfindet.
Um aber ein ganz gleichmäßig gestaltetes Material zu unserem
Düngungsversuch zu erhalten, schritten wir zur Selbstanzucht
und schnitten im Winter 1908/09 sämtliche Stecklinge
von einer Mutterpflanze, welche als kräftig gewachsene,
herbstblühende, „Autumnalis“ in den Kulturen einer Dresdner
Großfirma ausgesucht worden war. Diese wurden in 18 Kolonnen
zu je 12 Pflanzen ganz gleichmäßig erlesen und in verschiedener
Weise gedüngt.
Den Dünger setzten wir am 1. März 1910 der Pflanzerde
zu, damit er vor dem Eintopfen der Eriken schon etwas in
Verwesung bezw. in bessere Verteilung im Erdreich gehen
sollte. Am 18. März fand das Einpflanzen der jungen Pflanzen
in die der Kultur entsprechende Topfgröße statt. Die Pflanzen
wurden von nun an in normale Kultur genommen, ihre Triebe
u
jedoch nicht noch einmal eingestutzt. Wenn auch zur
Erreichung eines gut verzweigten Wuchses ein Einkürzen der
Triebe im April nochmals hätte vorgenommen werden sollen,
so unterblieb dasselbe jedoch mit Rücksicht auf den Versuch,
um die Einwirkung der Düngung auf das Wachstum der Pflanzen
ungetrübt zum Ausdruck zu bringen.
Die Düngung fand derart statt, daß eine Gruppe der
Pflanzenreihen die Dungstoffe der Erdart beigemischt
erhielt. Bei einer zweiten Gruppe wurde ebenso verfahren,
aber nach dem Einwurzeln der Pflanzen noch flüssige
Nahrung in Form von unserem „Florasalz“ gegeben, die dritte
Gruppe erhielt keinen Dünger in die Erdart, später aber,
wie die Pflanzen der zweiten, Nährsalzlösungen. Eine Reihe
schließlich blieb ohne jede Düngung.
Wir wollen zunächst das mit diesen 4 Gruppen erzielte
Endresultat ins Auge fassen; es ist sehr auffallend und
lehrreich: Tafel I, eine Aufnahme am 15. September, zeigt,
wie die ungedüngten Pflanzen in der Entwicklung am weitesten
voraus sind, bereits in Vollblüte stehen (2). Den Pflanzen
haftet aber etwas Mageres, Krankhaftes an, was das Bild
der Tafel freilich nicht erkennen läßt. Die Pflanze links
davon (1) erhielt unser Florasalz der Erdart beigesetzt (8 gr
auf 1 kg Erde, eine, wie wir später hören werden, zu reiche
Gabe), die Pflanze rechts von ihr (3) Hornmehl (4 gr)
und Knochenmehl (3 gr). Die mit Nährsalz gedüngte Pflanze
ist äußerst buschig gewachsen und geht der Vollblüte ent-
gegen, wie auch die mit Hornmehl und Knochenmehl
gedüngte Pflanze (3), die aber ein schlankeres Wachstum
zeigt. Letzteres wird bei Erica gracilis im allgemeinen gerne
gesehen. Nun betrachte man Tafel II. Die Pflanze in der
Mitte ist die gleiche wie die dritte auf Tafel I. Rechts
davon aber steht eine Pflanze (2), die anfangs die gleiche
Düngung in die Pflanzerde erhielt und nach dem Einwurzeln
von Mitte Mai bis Anfang Juli noch Nährsalzlösungen
(anfangs in %/,0-, dann in 2/yo- und ®/„„prozentiger Verdünnung,
und insgesamt 3,5 gr Salz) bekam. Die linke Pflanze (I)
blieb anfangs ohne Düngung in der Pflanzerde, erhielt
dann aber dasselbe Quantum und zur gleichen Zeit wie
Pflanze 3 in flüssiger Form. Bei beiden Pflanzen ist die
Wirkung der flüssigen Düngung sofort ins Auge springend,
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die in einer Verspätung der Blüte zum Ausdruck kommt,
wenn auch der Knospenansatz nichts zu wünschen übrig läßt,
und beide Pflanzen von außerordentlicher Vollkommenheit sind.
Sie zeigen auch ein weitaus dunkleres Grün ihrer Blätter als
die mittlere Pflanze auf Tafel II. Daß die Pflanze 2, die Horn-
mehl und Knochenmehl der Erdart beigesetzt erhielt und außer-
dem noch flüssig mit Nährsalz gedüngt wurde, überdies
üppiger entwickelt ist, als dienur mit Nährsalzlösungen
gedüngte Pflanze 3, ist deutlicher noch auf Tafel III er-
kenntlich.
Was lehrt nun der Versuch? Erstens: daß ein Begießen
mit Leitungswasser allein nicht ausreicht, eine Erica
gracilis (und ebenso andere Pflanzen) kräftig zu erziehen,
daßaber andererseits eine solche Magerkultur auf früh-
zeitigste Blütenentwicklung hinwirkt (vergleiche „Über
Düngungs-Ergebnisse bei Eriken“. Sitzungsberichte und Ab-
handlungen 1896/97).
Zweitens: Ein Zusatz von Dungstoffen, vorzüglich
von Hornmehl oder Hornspänen und Knochenmehl
zur Pflanzerde gegeben, vermag die Eriken zu weitaus
üppigerer Entwicklung zubringen. Sind diese organischen
Dungstoffe, in einer bestimmten Menge, in feiner Qualität
(nicht grobe Hornspäne!), gleichmäßig in der Erde verteilt und
womöglich schon wenige Wochen vor Gebrauch der Erde
zugesetzt, so werden sie frühzeitig genug und ohne Rest von
der Pflanze aufgenommen, sodaß die Blütenknospenbildung
keine nachteiligen Einwirkungen erfährt. Unsere Pflanzen zeigten
schon im Juli gegenüber den Pflanzen, die Nährsalzlösungen
erhalten hatten, eine ins Hellgrüne gehende Belaubung; deshalb
liegt die Annahme, es möchte schon um diese Zeit der Stick-
stoff des beigesetzten Hornmehls völlig verbraucht gewesen
sein, sehr nahe. Jedenfalls stehen mit Hornmehl und
Knochenmehl gedüngte Eriken früher in Vollblüte als
Pflanzen, die bis Anfang Juli Nährsalzlösungen (oder
auch Jauchegüsse) erhalten. Letztere sind aber üppiger
entwickelt, als erstere.
Drittens: Die höchste Entwicklung der Pflanzen
erreicht man dadurch, daß man der Erdart einige Zeit
vor dem Eintopfen der Eriken in sachgemäßer Weise
Dungstoffe (statt der festen ohne Zweifel ebenso gut flüssige)
Bee a
zusetzt, mit beginnender Durchwurzelung aber außer-
dem noch flüssig nachhilft. Wenn die flüssige Düngung
bis Anfang und spätestens Mitte Juli angewendet wird,
kommen die Pflanzen im Herbst noch zu voller Blüte, aber
doch später als Pflanzen, denen die Dungstoffe nur der
Erdart zugesetzt worden waren. Es würde danach zu
streben sein, die flüssige Düngung möglichst schon früher
als Anfang Juli zu Ende zu führen, in Fällen, wo eine frühere
Blüte der Eriken gewünscht wird, in der Annahme, daß bei
gesunden Pflanzen von vornherein etwas stärkere Dunglösungen
(statt Yo, Y/ıo- bezw. °/prozentiger, vielleicht %/,o-, %/ı0- bezw.
/ nprozentige) gegeben werden dürfen.
Hinsichtlich der Menge der der Erdart zuzusetzen-
den Dungstoffe haben wir uns an unsere frühere, auf mehr-
jährige Erfahrung fußende Anleitung (Zusatz von Nährstoffen
zur Pflanzerde bei Chrysanthemum und andern raschwüchsigen
Topfpflanzen in Sitzungsberichten und Abhandlungen 1907/09,
S. 134) gehalten, nach der Gaben von 4Y,—!/, gr reinem
Stoff auf 1 Kilogramm Pflanzerde das Rechte treffen. Horn-
mehl enthält etwa 121/, Prozent Stickstoff, d. h. in 100 Gramm
Hornmehl sind 12!/, gr (der achte Teil von Hundert,
denn 121/,x8=100) reiner Stickstoff enthalten. Man muß
deshalb, um 1 gr Stickstoff geben zu wollen, 8 gr Hornmehl
verwenden; dem halben Gramm Stickstoff würden demnach
4 gr, einem viertel Gramm reinem Stoff 2 gr Hornmehl ent-
sprechen. Auch für den Praktiker, der nur nach Karre und
Zöllertopf messen zu können glaubt, ist unsere, scheinbar etwas
zu wissenschaftlich klingende, in Wirklichkeit aber nur exakte
Angabe von !/, —!/, gr reiner Stoff auf 1 Kilogramm Erde leicht
in die Praxis übertragbar. Man wiegt einmal das Erdquantum,
das eine Karre faßt, multipliziert die erhaltenen Kilogramm
mit 4, um das erforderliche Grammquantum an Hornmehl
herauszufinden, füllt dieses in einen ihm entsprechenden Blumen-
topf und gibt dann Auftrag, daß für eine Karre Erikenerde ein
So-und-so-viel-Zöllertopf Hornmehl genommen werden soll.
Das Gleiche gilt für das Knochenmehl.
4 gr Hornmehl (oder Hornspäne, die ja den gleichen
Stickstoffgehalt besitzen) und 3 gr Knochenmehl auf 1 Kilo-
gramm Erde dürfte das rechte Maß sein. Die mit diesem
Quantum gedüngte Reihe entwickelte sich von vornherein außer-
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ordentlich üppig, während eine Reihe, die nur die Hälfte der
angeführten Düngung erhalten hatte, ihr gegenüber bald deut-
lich sichtbar im Wachstum und in der Farbe der Blätter zu-
rückblieb. Anderseits aber ist der kleine Vorsprung, den eine
Reihe, die wir mit 6 gr Hornmehl und entsprechend viel Knochen-
mehl düngten, gegenüber der mit 4 gr gedüngten scheinbar
aufwies, ein so unbedeutender, daß wir glauben, empfehlen zu
sollen, im allgemeinem im Düngerquantum für Hornmehl nicht
über 4 gr (!/, gr reiner Stoff) hinauszugehen.
Parallel zu den mit Hornmehl und Knochenmehl ge-
düngten Reihen wurde noch einigen Reihen Hornmehl, Thomas-
mehl und 40°%/,iges Kalisalz zugesetzt. Eine Reihe, die der mit
4 gr Hornmehl und 3 gr Knochenmehl gedüngten entsprach,
unterschied sich wenig und nur insofern von ihr, als die
Pflanzen ein wenig buschiger entwickelt waren, die Reihe aber,
die der mit 6 gr Hornmehl und entsprechend Knochenmehl
gedüngten parallel ging, wies sogar ein geringeres Wachs-
tum und eine entschieden gelblichgrüne Belaubung auf, was
wohl in erster Linie dem im Thomasmehl mit enthaltenen hohen
Kalkgehalte und vielleicht auch dem Kali zuzuschreiben ist. Die
Ericaceen sind durchaus nicht kalkfliehende Pflanzen, wie ein
offener Blick in die Natur lehrt, und es läßt sich überhaupt
die scharfe Trennung, die der Pflanzenbiolog früher vornahm
nach kalkliebenden und kalkfliehenden Gewächsen, nicht auf-
recht erhalten. Aber das steht fest, daß das Kalkbedürfnis der
Heidekräuter nur ein geringes ist. Übersteigt der Kalkgehalt
des Bodens eine gewisse Grenze, so zeigen die genannten
Gewächse und manche ihrer Verwandten nicht das gewünschte
Wachstum und können allmählich zugrunde gehen. Vielleicht
ist ihr Bedürfnis an Kali auch nur ein geringes.
Zwei Reihen wurden mit Fischguano gedüngt und
zeigten eine der Düngung mit Hornmehl und Knochenmehl
geradezu gleichkommende Wirkung. Zwei weiteren Reihen
wurde „Florasalz“ zugesetzt, wie wir es bei Azaleen zu
flüssiger Düngung seit Jahren und mit bestem Erfolge ver-
wenden. Genommen wurden 8 gr auf 1 Kilogramm Erde,
was wieder je !/, gr reinem Stoff an Stickstoff, Phosphorsäure
und Kali entspricht. Da das Nährsalz in Wasser löslich ist,
so steht den Pflanzen sofort eine beträchtliche Menge Nah-
rung zur Verfügung, die aber von langsam wachsenden Pflanzen
Be
nicht alsbald verarbeitet werden kann (während sie von Chrys-
anthemum z. B. nach unseren diesjährigen Versuchen gierig
aufgenommen wird) und dann einen gewissen Stillstand im
Wachstum mit sich bringt. Um einen Vergleich zu bringen,
durch das Übermaß an Nahrung bekommen die Pflanzen einen
verdorbenen Magen. Immerhin ist das Bild der Tafel IV
höchst lehrreich. Es wurde am 5. Mai, also 7 Wochen nach
dem Beginn des Versuches, aufgenommen: die Pflanze 2 in
der Mitte blieb ungedüngt und zeigt ein gelbliches Aussehen,
Pflanze 3 daneben, die mit Hornmehl und Knochenmehl ge-
düngt wurde, ist frisch im Wachsen begriffen, und Pflanze 1,
die 8 gr Nährsalz auf 1 Kilogramm Erde erhielt, ist die üppigste
von allen, die Belaubung ist geradezu schwarzgrün. Wenn
man die Spitzen der Triebe miteinander vergleicht, kann man
deutlich sehen, daß der mit Nährsalz gedüngten Pflanze zur
Zeit der photographischen Aufnahme die Nährstoffe geradezu
überreichlich zur Verfügung standen, überall rücken dicke
Seitentriebe hervor. Aber später ändert sich das Bild: das Horn-
mehl, das die Reihe der Pflanze 3 erhielt, kommt allmählich
immer mehr zur Geltung, Anfang Juni hatten die Pflanzen ein
gleich kräftiges Wachstum als die mit Nährsalz gedüngten,
dabei aber bessere Bewurzelung, und Ende Juni waren sie in
der Höhe bereits über die überaus buschig gewachsene Reihe
der Pflanze 1 hinausgewachsen. Schon um diese Zeit scheint
das der Erde beigegebene Nährsalz von der Pflanze einerseits
völlig aufgenommen und andererseits durch das fast tägliche
Gießen ausgewaschen zu sein. Die Pflanzen sind jetzt buschig
wie bei keiner der andern bisher besprochenen Versuchsreihen,
aber in der Höhe zurückgeblieben; das läßt ein Blick auf
Tafel I deutlich erkennen. Es machte auf den Pflanzen-
kultivateur ganz den Eindruck, als ob das Nährsalz-
quantum, das der jungen Pflanze ja sofort zur Verfügung
steht gegenüber den Nährstoffen in den organischen Dung-
mitteln, Hornmehl und Knochenmehl, Fischguano, die erst all-
mählich, mit fortschreitender Zersetzung voll zur Geltung
kommen können, zu hoch bemessen war. Die Hälfte des
Quantums, also 4 gr Florasalz, würde wahrscheinlich
ein besseres Resultat ergeben haben, worüber uns ein
im nächsten Jahre vorzunehmender Versuch Auskunft geben
soll. Vielleicht ist auch ein Gemisch von 4 gr Florasalz + 2 gr
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Hornmehl und 1!/, gr Knochenmehl eine ganz ausgezeichnete
Düngerkomposition, besonders für Fälle, wo das Hornmehl
nicht schon einige Wochen vor Gebrauch der Erde zugesetzt
werden konnte. Dann kann das geringere Quantum Nährsalz
sofort der Pflanze zur Verfügung stehen, und mit dem Zeit-
punkte, wo es nahezu von der Pflanze aufgebraucht ist, ist
das Hornmehl gerade soweit in Zersetzung übergegangen, daß
es nun auch zur Wirkung kommen kann.
Eine solche Vermengung von Nährsalz mit organi-
schen Stoffen stellt offenbar auch die „Melasse“ der Ge-
sellschaft für Gartenbaubedarf“ Hamburg 21 dar. Mit
dieser Melasse wurde ebenfalls eine Versuchsreihe gedüngt,
die sich fast bis in Einzelheiten genau so verhielt als die zwei
mit Nährsalz gedüngten Reihen, sodaß wir glauben, dieses
Düngemittel, das wohl bei raschwüchsigen Pflanzen schnell
anschlagen muß, dem Gärtner nicht ohne weiteres zur An-
schaffung empfehlen zu sollen, da es doppelt so hoch im
Preise steht als ein selbst zusammengesetztes Florasalz.
Bei der flüssigen Düngung kam unser Florasalz alter
Zusammensetzung, in dem ein gleichgroßes Quantum an Stick-
stoff, wie Phosphorsäure und Kali enthalten ist, neben dem
neueren, stickstoffreicheren Salze zur Anwendung, ohne daß
aber bis Mitte September, der Zeit, zu der die photographische
Aufnahme der gedüngten Pflanzen stattfand, ein deutlich
sichtbarer Unterschied in der Wirkung beider Nährsalzgemische
bemerkbar ‘gewesen wäre, während wir nun schon seit drei
Jahren an Azaleen (und anderen Gewächsen vorzüglich mit
großen, grünen Blättern) wesentliche Unterschiede zugunsten
des stickstoffreicheren Florasalzes konstatieren müssen (Sitzungs-
Berichte und Abhandlungen 1907/09, S. 131). Offenbar läßt
das winzigkleine, der Besonnung zudem nicht allzuviel Be-
strahlungsfläche bietende und deshalb ein weniger großes
Quantum Stickstoff verarbeitende Erikenblatt das ihm gebotene
Mehr an Stickstoff nicht voll zur Geltung kommen.
Ein recht lehrreiches Bild gibt auch Tafel V ab. Die Pflanze
rechts (1) kennen wir schon; es ist die gleiche wie Nr.3 auf
Bild I, sie hat Hornmehl und Knochenmehl der Erde zugesetzt
erhalten, und auch die Pflanze links (2) wurde in gleicher
Weise ernährt. Als aber die Knospen schon ein gutes Stück
vorgerückt waren, erhielt Pflanze 2 noch einige Dunglösungen
N
von Nährsalz. Sie antwortete damit, daß ihre Blätter schon
nach 8 Tagen ein weitaus dunkleres Grün annahmen. Zur
Zeit, wo die Knospen schon weit vorgebildet sind, sind die
Blätter der kleinen Blütenknospen tragenden Seitentriebchen noch
durchaus nicht ausgewachsen, ihnen kommt das Nährsalz
noch wesentlich zugute. Ja, man kann sogar beobachten, daß
sich die bereits völlig ausgebildeten, hellgrünen Blätter am Trieb
durch Nährsalzgaben noch dunkelgrün färben. Auch die Blüten
nehmen eine weitaus dunklere Färbung an, sie kommen rascher
zur Entwicklung und werden vollkommener. Wir möchten
deshalb den Praktiker angelegentlichst auf dieses Moment auf-
merksam machen, das ihm gestattet, nahezu verkaufsfähigen
Pflanzen im letzten Stadium der Kultur ein frischeres, farben-
schöneres Kleid zu geben.
Die schöne Farbe, die manche Eriken gegenüber Pflanzen
aus anderer Kultur zeigen, rührt von verschiedenen Faktoren
her: einmal von der Kultursorte, die gezogen wird, dann von
der Lokalität und dem Standort, in der man die Pflanzen an-
zieht, und drittens von der Ernährung. Reichlich ernährte
Erica gracilis nehmen immer eine intensivere Farbe an als
mager gehaltene Pflanzen und im besonderen dann, wenn die
Kultursorte eine an und für sich kräftig rosafarbige ist und
möglichst frei und sonnig erzogen werden kann.
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NIS.
Mitglieder Verzeichnis.
.
Protektor:
Se. Maj. der König Friedrich August von Sachsen.
VERZEICHNIS
DER MITGLIEDER DES VEREINS.
Ehrenmitglieder.
Andrä, Geheimer Ökonomierat, Vorsitzender des Kura-
toriums der Kgl. Pflanzenphysiologischen Versuchs-
station zu Dresden, Braunsdorf b. Tharandt
Beutler, Dr.ing., Geheimer Rat, Oberbürgermeister, Dresden
Carlowitz- Hartitzsch, Y.; Königl. Oberschloßhauptmann,
Wirklicher Geheimer "Rat, Exzellenz, Dresden
Chatenay, Abel, Secr. gen. de la Soc. nation. d’horticulture
de France, Rue Grenelle 8. Paris 9
Dibelius, Dr. theol. et phil. Franz, Oberhofprediger, Vize-
präsident des Ev.-Iuth. Landes- Konsistoriums, Magni-
fizenz, Dresden. . . .-. ... 0.0 eo
Drude, Prof. Dr. Oskar, Geheimer Hofrat, Direktor des
Königlichen Botanischen Gartens und der Pflanzen-
physiologischen Versuchsstation zu Dresden
Fiedler, Prof. Dr. med., Geh. Rat, Exzellenz, Dresden .
Fischer v. Waldheim, Wirklicher Geheimer Staatsrat,
Exzellenz, Direktor des Kaiserl. Botanischen Gartens
zu=St: Petersburg
Hähnel, Dr., Geh. Ökonomierat, Vorsitzender des Landes-
kulturrates f. d. Königreich Sachsen, Kupritz bei Bautzen
Johannsen, Wilh., Prof. der Botanik an der Landwirtschaft-
lichen Akademie zu Kopenhagen . .
Langsdorff, Prof. Karl v., Geh. Ökonomierat, Tharandt
Ledien, Er..Kel. Oberinspektor am Botanischen Garten
in Dahlem b. Seelilz’
Mehnert, Dr. jur. Ba Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Rittergut
Medingen b. Dresden . . .
Metzsch-Reichenbach, C. Gg. v., "Staatsminister a. D,
Minister des Kgl. Hauses, Exzellenz, Dresden .
Minckwitz, v., General der Inf. z. D., Generaladjutant
Sr. Majestät des Königs, Exzellenz, Dresden
Eintritt
1906
1897
1901
1897
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1903
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. 1896
U
Moßdorff, Otto, Handels- und Landschaftsgärtner, Leipzig-
Lindenau
Münzner, Richard, Geheimer Regierungsrat a. D,, Dresden
Neumeister, Prof. Dr., Geheimer Oberforstrat und Ober-
forstmeister, Dresden . .
Nobbe, Prof. Dr., Geheimer Hofrat, Tharandt 3%
Poscharsky, G. A., Königl. Garten - Inspektor a. D,,
Schellerhau b. Altenberg
Rex, Graf v., Oberhofjägermeiste u. Kammerherr Sr. Mai.
des Königs, Dresden 3 EEE
Roeber, Prof. Fritz, Düsseldorf . .
Roscher, Dr. jur., Geh. Rat, Ministerial-Direktor im Königl.
Ministerium des Innern, Dresden .
Schroeter, v., Königl. Amtshauptmann a. D., " Königl.
Kammerherr, auf Bieberstein b. Wilsdruff
Schwerin, Fritz Graf v., Vorsitzender der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft, Wendisch-Wilmersdorf
b. Ludwigsfelde, Mark
Silva Tarouca, Graf, Präsident der österreichischen dendro-
logischen Gesellschaft, Exzellenz, Pruhonitz b. Prag
Sorauer, Prof. Dr. Paul, Geh. Reg.- Rat, Berlin-Schöneberg
Thun-Hohenstein, Graf v., Wirkl. Geh. Rat, Tetschen .
Uhlemann, Dr. jur., Amtshauptmann und Vorsitzender
des Landes- Obstbauvereines, Großenhain .
Viger, Th., Exzellenz, Senateur, Pres, de la Societe nationale
d’horticulture de France, Paris. .
Vitzthum v. Eckstädt, Graf, Oberstmarschall Sr. "Maje-
stät des Königs und Königl. Kammerherr, Exzellenz,
Lichtenwalde h RR:
Werner, Städtischer Gartendirektor, Chemnitz
Wittmack, Prof.!Dr.B, Geh. Regierungsrat, Berlin .
Schriftwechselnde Mitglieder.
Beck v. Mannagetta, Professor Dr. Günther, Prag . .
Beißner, L., Inspektor des Botanischen Gartens, er
dorf b. Bonn . .
Bouche, ]. C. F,, Königl. Garten- -Inspektor a. D,, "Bonn
Cordonnier, Anatole, Bailleul (Nord), Frankreich . .
Demker, Prof, Middle Village Long Island (New York)
Fierens, Secr. ‘de la Soc. d’Horticulture de Gand
Fintelmann, G. A., Kgl. Hofgartendirektor a. D., Sanssouci-
Potsdam . . En ee 2,
Gjonowic, Nik. Bar,, Apotheker, Kastelnova, Dalmatien .
d’Flaene, Adolf, Handelsgärtner, Gent Au he
Eintritt
1898
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Hampel, Carl, Königl. Preußischer Gartenbau - Direktor,
Städtischer Gartendirektor, Leipzig .
Heiler, Königl.Ökonomieratu. Stadtgartendirektor, München
Hiltner, Dr. L., Kaiserl. Regierungsrat a. D., Königl. Agri-
kulturbotanische Anstalt, München :
Hlasiwetz, Lud., Apotheker, Reichenberg (Böhmen)
Hye-Leysen, Jules, Gand-Coupure .
Jüde, Georg, Oberlehrer, Dresden .
Jürgens, Garteningenieur, Hamburg .
Kähler, Großherzoglicher Hofgartendirektor a. D, Coburg
Kaiser, Königl. Oberhofgärten-Inspektor a. D., München
Ker, Wilson P., Handelsgärtner, Liverpool
Koehne, Prof. Dr., Friedenau-Berlin
Kolb, Max, Königl. Rat, München 3
Lüdtke, Hermann, Landschaftsgärtner, Breslau . .
Mantin, George, botaniste, orchidophile, Nice > (Alpes
Maritimes) e
Martinet, Henry, architecte- -paysagiste, Paris .
Masters, Maxwell, Redakteur von „The Gardeners Chro-
nicle,“ London . . de a
Nikolic, Prof. Emanuel, Ragusa
Ortgies, Eduard, bot. Gärtner a. Dy Kilchberg b. Zürich .
Pollmer, Stadtgartendirektor aD; Großenhain
Purpus, A., Großherzog]. Garteninspektor am Botanischen
Garten, Darmstadt . .
Sander, F., Handelsgärtner, St. Albans, Herts., England .
Schrön, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Reick
Schütze, Jul, Vorsitzender des Zentralvereins schles.
Gärtner, Breslau . .
Schwarz, Charles, Direktor der Baron v. Rothschildschen
Gärten zu Ferrieres b. Paris. .
Seidel, ©. M., Seminaroberlehrer a. 3 " Kötzschenbroda
Siebert, Königl. Landesökonomierat und Gartenbaudirektor,
Palmengarten, Frankfurt a. M. s
Sießmayer, Philipp, i. Fa. Gebr. Sießmayer, Frankfurt a. M.
Steglich, Prof. Dr. phil. Bruno, Vorstand an der pflanzen-
physiologischen Versuchsstation am Königl. Bota-
nischen Garten zu Dresden 2
Türke, Rob., Kunstmaler, Meißen . . .
Veitch, Harry, Handelsgärtner, Chelsea-London . .
Wilkinson, Elliott, Gartenarchitekt, Pittsbonte AS Amer.
Wobst, Prof. Carl Aug,, Dresden .
Eintritt
1888
1903
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a310
1888
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. 1890
BB
Aktive Mitglieder.
Vorstand und Verwaltungsrat.
l. Vorsitzender: Königl. Hofrat F. Bouche-Dresden.
ll. - Handelsgärtner Rud. Seidel - Grüngräbchen
b. Schwepnitz.
11. 5 Rosenschulenbesitzer Ernst Theodor Simmgen-
Dresden-Strehlen.
Rechnungsführer: Baumschulenbes. Oskar Poscharsky-Laubegast.
I. Schriftführer: Handelsgärtner 3. Faubold-Laubegast.
ll. e Buchdruckereibesitzer C. Feinrich-Dresden-N.
Bücherwart: Königl. Garteninspektor M. Löbner- Dresden.
l. Beisitzer: Stadtgartendirektor Wilhelm v. Uslar-Dresden.
ll. e Handelsgärtner Ernst Rülcker-Dr.-Strehlen.
Eintritt
Anders, Friedrich, Herrschaftsgärtner, Dresden-A. . . . 1911
Bach, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda 1903
Bassenge, H. A., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch-
Dresden . . En 1: 7
Beger, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Seidnitz. . . 1902
Berg, Constantin, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
a „on
Berger, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A. . 1911
Bergmann, Curt, Kaufmann, Dresden-A. . BE RRE 1 \1,
Berthold, Max, Gärtnereibesitzer, Dresden-Löbtau.. . . 1911
Bertram, Eduard, Gartenbauingenieur, Diesden v3, 1. 5719007
Bertram, Max, Kgl. Sächs. Gartenbaudirektor, Blasewitz 1873
Beyer, Ottomar, i. F. Rob. Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen . . 1911
Beyer, Richard, i. Fa. Robert Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen. . . ; . 1900
Birndt, Fanny, Sprachlehrerin, Dresden-Striesen . . 1908
Bley, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Cunnersdorf
b. Ottendorf-Okrilla. . . ‚1911
Bley, Johannes, Kunst- und Handelsgärtner, Cunners-
dorf b. Ottendorf-Okrilla . . 1907
Böhm, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz bei
Dresden . . 1911
Böhme, v.,i.F.: Franz Fröhlich, Kal. Hoflieferant, Dresden-A. 1905
Böhmer, Paul, Gartentechniker, Dresden-A. . . ....1909
Böhmieg, Richard, Kaufmann, Dresden-Striesen . . 1896
Bonsack, Max, Kunst- und N Dresden-
Strehlen . . . Br 2
Bosch, Fritz, Gartenarchitekt, "Tolkewitz . 1911
Bouche,). CF. ‚Hofrat, Königl. Obergartendirektor, Dresden 1873
Braunbart, Carl, Gartenbauinspektor, Großenhain . . . 1901
Brix, Felix, Gärtnereibesitzer, Kötzschenbroda . . . . 1911
Büttner, G, Königl. Forstgarteninspektor, Tharandt . . 1874
ro
Dausz, J. P., Samenhandlung, Dresden-A. . .
Dedek, Änton, Königl. Hofgärtner a. D., Dresden-A.
Degenhard, M,, Stadtgarten-Direktor a. D., Dresden-A.
Denecke, W., Kunst- und Handelsgärtner, "Dresden-A.
Döring, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen Te=®
Drenler, Jul. Rob,, “ Handelsgärtner, Radebeul-Oberlößnitz
Drewitz, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i.S.
Drewitz, Martin, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig
Dutschmann, Georg, Bezirksschullehrer, Dresden-A. .
Ebert, Oskar sen., Privatus, Dresden-Kaditz . . .
Ebert, Oskar jun., Handelsgärtner, Dresden-Kaditz .
Eberth, EN Gartenarchitekt, Dresden-A.
Eidner, R., Lehrer, Laubegast Ba,
Eisenach, Rud,, Prokurist, Laubegast. . }
Eisenbarth, Königl. Hofgärtner, Groß-Sedlitz . A
Elsner, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Engelhardt, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Findeisen, Th., Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz
Füge, G. A,, Privatus, Blasewitz
Füssel, Heinrich, Kunst- u. Handelsgärtner, Leuben b. Dr.
Füssel, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben b. Dr.
Gäbler, Rudolf, Kunst- und Dresden-
Striesen . . Wr ;
Gaßmann, Theodor, Privatus, Dresden-N. i
Geißler, Guido, Baumschulenbesitzer, Dresden-Strehlen .
Gensel, Frau, geb. Rascher, Dresden-A.
Gerischer, Edgar, Privatier, Dresden-A.
Geyer, Felix, König]. Hoflieferant, Dresden- -Neugruna .
Gierth, Hans, Städtischer Garten-Assistent, Dresden-A.
Glieme, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Niedersedlitz
b. Dresden . .
Gössel, G.M., Mykolog, Dresden-A. . .
Graupner, Reinh,, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-N.
Große, Herm., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Gruhle, Arthur, Dresden-A. : s
Gruß, Louis, Landschaftsgärtner, Dresden-A.
Günther, Gustav, Kaufmann, Oberlößnitz-Radebebeul
Halke, Fräulein Margarete, Kötzschenbroda !
Hauber, Paul, Baumschulenbesitzer, Tolkewitz .
Haubold, Bernhard, Kunst- und Handelseärtner, Laubegast
Heckmann, H. A,, Rosenschulen, Stetzsch .
Heinrich, Carl, Buchdruckereibesitzer, Dresden-N.
Helm, August, Landschaftsgärtner, Dresden-A.
Hempel, Ernst, Privatus, Dresden-A.. .
Hendel, Bruno, Städt. Obergärtner, Dresden-Plauen
Hennersdorf, J. €. Gustav, Be Dresden-
Strehlen .
Eintritt
. 1905
. 1893
. 1869
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Hennicke, Hermann, Privatus, Dresden-Striesen .
Hennisch, Moritz, Privatus, Dresden-Plauen
Herrmann, Max, Rentier, Dresden-A.
Herschel, Hermann, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-N.
Herzog, Carl, Königl. Hofgärtner, Pillnitz
Hessel, Rich., Kaufmann, Laubegast . .
Hetschold, Eduard, Kunst- u. Handelsgärtner, Radeberg i. S.
Hletzer, G, Hauptmann z. D., Loschwitz b. Dresden .
Hirschfeld, Moritz, Kunst- und at Dresden-
Zschertnitz . Ki
Hoffmann, Fritz, Bürgerschuldirektor, "Dresden-N. ı
Hofmann, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Striesen
Hofmann, Robert, Kunst- u. Handelsgärtner, ch 5;
Hübler, Ernst, Kunstgärtner, Dresden-Striesen
Huhle, Jul., Königl. Obergärtner, Dresden-A.
Hultzsch, Benno, Kaufmann, Dresden-A.
Jacobi, Paul, Architekt, Klein-Zschachwitz . . gs
Jagemann, Paul v., Kunst- u. Handelsgärtner, Radebeul
Jahn, Robert, Kunst- und Handelsgärtner, Meißen III
Jensen, Hans, Handelsgärtner, Dresden-A. . .
Kaufmann, Schloßgärtner, Burgk b. Dresden
Keller, Adolf, Königl. Hofgärtner, Moritzburg
Kernert, Friedrich, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Kleine, H., Königl. Hofgärtner, Dresden-A. .
Klemm, Br., Inh. d. Fa. Hoyer & Klemm, Dresden- Altgruna .
Knauer, Paul, Königl. Hoflieferant, Dresden-A.
Knoch, O., Kunst- und Handelsgärtner, Chemnitz .
Knoderer, Karl, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Reick
Knöfel, C.H., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Knöfel, Gustav H., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . .
Köhler, Adolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . $ BER
Kötz, Paul, Landschaftsgärtner, Dresden-A. .
Konrad, Jul, Prinzl. Hoflieferant, Dresden-A. . .
Korf, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz
Kühn, Frau, O., Buchdruckerei, Dresden-A.
Kühnscherf, Emil, Fabrikant, Dresden-A. :
Kunde, Arno, Fa. Kunde & Sohn, Dresden-A.
Kunstmann, Dr., Zahnarzt, Dresden-A. i
Laue, Bernhard, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Lehmann, Georg, Hofbuchhändler, Dresden-A.
Leumer, August, Privatus, Cossebaude .
Lindner, Martin, Geschäftsführer des Landes- Obstbau-
vereins, Dresden-A... .
Lippert, Hugo, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Löbner, Max, Königl. Garteninspektor, Dresden-A. ..
Lohse, Dr. Ingenieur, Loschwitz ;
Eintritt
. 1895
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. 1907
. 1910
BE.
Lorenz, Paul, Königl. Hoflieferant, Zwickau i.S.. .
Lyon, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Zscheila b. Meißen
Marks, H., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Mattersdorff, Richard, Bankier, Dresden-A. .
Matthes, Friedr., Kunst- u. Handelsgärtner, Ottendorf- Okrilla
Meckwitz, 0), Sekretär, Dresden-A. 3
Mehlhorn, Oskar Richard, Schweinsburg . Ri:
Mehnert, Richard, Kunst- und Handelsgärtner, Brabschütz
b. Cossebaude
Meischke, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Meischke, Johannes, Fabrikant, Tolkewitz.. . .
Melchior, Richard, Königl. Obergärtner, Pillnitz .
Merker, Clemens, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig
Meurer, Friedr., Landschaftsgärtner, Dresden-A. . . .
Mietzsch, C. W., Königl. Hoflieferant, Niedersedlitz
Mißbach, Robert, Bürgerschullehrer, Dresden-A. :
Mühle, August, Kunst- und Handelsgärtner, Dohna .
Müller, Clemens, Königl. Hofgärtner, Dresden-A. . .
Müller, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden- Strehlen
Münch, Heinr., i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden .
Münch, Walter, i. Fa. Münch & Haufe, Leuben-Dresden
Mutscher, Adolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Seidnitz
Nagel, Gustav Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Seidnitz
Naumann, Prof. Dr. Arno, Dresden-A.
Nitzsche, Arthur, Ingenieur, Dresden-Trachau h
Nitzschner, Obergärtner, Grüngräbchen b. Schwepnitz i. S.
Noack, Ernst, Architekt, Dresden-Löbtau .{
Oberst, Albert, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Strehlen
Olberg, O., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Olberg, Walter, i. Fa. Otto Olberg, Gartenbaubetrieb,
Dresden-Striesen . .
Papsdorf, O., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Pekrun, A., Privatus, Weißer Hirsch. : i
Peschke, Fritz, i. Fa-Gebr; Hlicsch; Dresden-A.
Plaeschke, Gustav, Landschaftsgärtner, Dresden-Strehlen
Pötzsch, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Pohl, ei Königl. Parkinspektor, Dresden-A. . 4
Poscharsky, Oskar, Baumschulenbesitzer, Laubegast
Pruggmeyer, Herm,, Privatus, Dresden- Plauen :
Püschel, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Quaasdorf, Louis, Handelsgärtner, Dresden-A.
Quantz, Rich., Gartenbauingenieur, Laubegast
Ramm, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Pieschen
Raue, William, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Reichel, Paul Rud., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschen-
broda . .
Rettig, August, "Landschaftsgärtner, Dresden-Gruna
Richter, Albert, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Strehlen
Eintritt
1898
1908
1898
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Eintritt
Richter, Alwin, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Siriesenlin.i-« . 1901
Richter, Emil, Kunst- u. "Handelsgärtner, Dresden-Striesen 1907
Richter, Frau L. R., Gartenbaubetrieb, Tolkewitz b. Dresden 1888
Risse, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, EFNOEN Pe ii
Röder, W., Oberingenieur, Dresden-Plauen . . . 1911
Romer, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i.S. . 1906
Roolf, Rich. Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Striesen 1911
Roß, v., Frau Gräfin Louise, Dresden-N. . . 1906
Rossig, Bruno, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1911
Roth, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast . . 1908
Rudolph, Franz, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig. . 1911
Rudolph, Wilhelm, Baumschulenbesitzer, Coswig . . . 1911
Rühle, Joh.,. Kunst- und Handelsgärtner, Gauernitz bei
Coswig . 1911
Rülcker, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen: . . 1898
Schäme, Paul, Kunst- u. "Handelsgärtner, Dresden-Striesen 1890
Schirmer, Franz, Architekt, Laubegast . 1906
Schlapoczek, Elisabeth, i. Fa. Schlapoczek & Teichmann,
Hellerau-Rähnitz . . 7
Schletter, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Reick. . . 1911
Schlicke, C. H., Kunst- und Handelsgärtner, Coswig . . 1911
Schmall, Johannes, Kunst- und ee Leuben
b. Dresden . . Pe |
Schmidt, Curt, i. Fa. E. Haufe Nacht, Dresden-N. . . . 1911
Schmidt, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Briesnitz
bDresden‘.!:. N.
Schneider, Adolt, Prinzlicher Hofgärtner, Hosterwitz . . 1911
Schneider, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-N. 1911
Schneider, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-N. 1911
Schönert, Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Leubnitz-Neuostra 1911
Schöppe, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz 1896
Schulze; Carl’ Handelsgärtner, Radeberg. . . . =... 1911
Schulze, : Conrad, Privatus,. Blasewilz 'ı \. 1.1 10%... ;ı1868
Schulze, Max, Handelseärtner, Dresden-N. . 1911
Schwarzbach, Ernst Moritz, Kunst- und Handelsgärtner,
Niedersedlitz . . . TEEN N |
Schwarzbach, Gustav, Baugewerke, Laubegast Hi 1908
Schwarzbach, Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-A. 1911
Schwarzbach, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner,
Sn DR EEE LT!
Scriban, Alfr., Geschäftsführer d. Fa. Hoyer & Klemm,
Dresden- -Altgruna Be 1908
. Seidel, T.J. Heinr., Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1889
Seidel, 2 Rud,, Kunst- und Handelsgärtner, Grün-
gräbchen b. Schwepnitz Sache 04885
Seidel, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz . . 1896
zn
Seidel, Frau Minna, Dresden-Striesen .
Seyffert, Theodor, Landschaftsgärtner, Dresden-Plauen
Siems, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Simmgen, Hugo, Privatus, Dresden-Striesen .
Simmgen, Theodor, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Sirehlen-'. 7 i
Simmgen, Wilh., Prinzl. "Hofgärtner, Dresden-A.
Stammnitz, Friedrich, Blumenhandig. u. Handelsgärtnerei
Steglich, Carl, Kaufmann, Laubegast . ‚PRRE
Stein, Max, Bankier, Dresden-A.
Steinkamp, Heinrich, Obergärtner, Wachwitz .
Stöckert, Otto, Baumschulenbesitzer, Coswig.
Stöckigt, Alfred, Kunstgärtner, Stetzsch. . .
Stöckigt, Wilh., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch .
Stoll, Emil, Prokurist, Laubegast - E
Tamm, Hugo, Gutsbesitzer, Dresden-Strehlen
Tamms, Fritz, Direktor der Gartenbauschule, Laubegast
Teschendorff, Victor, Rosenschulen, Cossebaude b. Dresden
Tesske, Paul, Ingenieur, Dresden-A. . .
Thalacker, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leipzig-Gohlis
Thiemer, Otto, Obergärtner, Laubegast . . .
Thiers, Otto, Fabrikbesitzer, Dresden-Striesen
Thomas, Carl, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Tiemann, Ernst, Obergärtner, Laubegast
Trauwitz, Martin, Handelsgärtner, Dresden- Striesen
Trümpler, Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Zschertnitz
Uslar, Wilh. v., Städt. Gartendirektor, Dresden . -
Voigt, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben bei
Dresden . .
Voigt, Wilhelm, Kunst- und "Handelsgärtner, Dresden-A.
Voietländer, Bruno, Königl. Obergärtner, Dresden-A. .
Wähner, Emil, Kaufmann, Dresden-A. .
Weißbach, Hans, i. Fa. Robert Weißbach, Gartenbaubetrieb,
Laubegast . .
Weißbach, Otto, i. Fa. Robert Weißbach, Gartenbaubetrieb,
Laubegast . ;
Weißbach, Robert, Gartenbaubetrieb, Laubegast .
Wetzold, Otto, Königl. Obergärtner, Dresden-A. .
Wilke, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden- Strehlen
Wilkens, Georg, Friedhofsinspektor, Dresden-A.
Wünsche, Emil, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz bei
Dresden .
Zeiger, Ludwig, i. Fa. Zeiger & "Faust, Dresden-A..
Eintritt
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1901
Ziegenbalg, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1889
Ziegler, Wilhelm, jun., Grubschütz-Spreethal b. Bautzen
Zimmer, Heinr., Königl. Obergärtner, Dresden-N. . .
Zschöckel, Gustav, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz
b. Dresden . er.
1907
. 1906
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INHALT. Br
Übersicht über die Tätigkeit der Gesellschaft . . 2 2 2.2..03
Berichte über die einzelnen Sitzungen:
Vortrag: Wie ist der Obstbau zu betreiben, daß er rentabel
werde (FH. Wolanke, Wurzen) . . . 8
Entscheidung der Königl. ansehe ee er
Nicht-Zugehörigkeit des Gartenbaues zum Gewerbe. - . . 8
Vortrag: Ameisen als Gartenfreunde (?. Säurich, Chemnitz) . 9
Mitteilung des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskultur-
rat an die Gartenbauvereine zwecks Vorbringens ihrer Wünsche
an den Ausschuß . . . 9
Vortrag: Eine Wanderfahrt cs a, el an - ee
(H. Zimmer, Dresden). . . 10
Vortrag: Die Palmen in ihrer ea (Prof. Dr. Drei) 14
Vereinigung der Gartenbaugesellschaft Feronia mit der ES 16
Jahresrechnung für 1910 . . . . er
Zuwachs der Bibliothek von Oktober 1910 Bi Bepleniher 1911. 7.28
Originalabhandlungen und Vorträge:
Der moderne Gewächshausbau (Oscar R. Mehlhorn,Schweinsburg) 31
Praktische Erläuterungen über Rosenkrankheiten, Rosenschäd-
linge und deren Bekämpfung (Felix Brix, Kötzschenbroda) 56
Richtlinien zur natürlichen Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten
(Dr. K. Störmer, Stettin) . . - 65
Die Weiß-Eiche Nordamerikas, Be alba L. (Prof. Dr a
Dresden und Oskar Poscharsky, Laubegast) . . . - 177
Über einen Düngungsversuch mit Erica gracilis (Max EahhEn
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Mitohedler-Verzeichtisi 82,24, .. Ss 2, Are A
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Königl. Sächs, Gesellschaft ESS für Botanik und Gartenbau
8 :
Q no
in DRESDEN
SITZUNGS-BERICHTE
UND ABHANDLUNGEN
Sechzehnter Jahrgang der
neuen Folge 1911-1912.
Im Auftrage der Gesellschaft redigiert und herausgegeben von dem
Bücherwart derselben Garteninspektor MAX LÖBNER, Dresden.
Mit 4 Tafeln.
In Kommission von H. Burdach, Königl. Sächs. Hofbuchhandlung.
Dresden 1912.
Nachdruck, auch im Auszug,
ohne Genehmigung der „Flora“ nicht gestattet.
Übersicht
über die Tätigkeit der Gesellschaft
in ihrem 86. Vereinsjahre 1911/12.
ehn Monatsversammlungen, elf Vorstandssitzungen, ein
iR Familienabend und eine Exkursion nach dem Kgl. Bota-
nischen Garten und Kgl. Großen Garten bezeugen die Tätigkeit
der Gesellschaft im 86. Vereinsjahre.
Dasselbe ist ein höchst bedeutsames gewesen, es brachte
die Wiedervereinigung der Gesellschaft Feronia mit der Flora.
Am 12. Mai 1911 beschloß die Feronia ihre Auflösung und
am 18. Juli 1911 fand in einer Versammlung der beiderseitigen
Vorstände ihr Übertritt in die Flora statt. Mit demselben erhielt
unsere Gesellschaft einen Zuwachs von 72 tätigen Mitgliedern
und einem Ehrenmitglied, Herrn Geheimer Ober-Regierungsrat
Prof. Dr. Engler, Direktor des Botanischen Gartens in Dahlem.
Das Vermögen der Feronia in Höhe von 1380,70 M. wurde
als Feroniafonds zur Unterstützung hilfsbedürftiger Kollegen
bestimmt, die bei dem Übertritt der Feronia ihr als Mitglieder
angehörten. Eine für den 9. August 1911 in Aussicht ge-
nommene Dampferfahrt nach Schandau zur Feier der Ver-
einigung beider Gesellschaften mußte leider wegen zu niedrigen
Elbwasserstandes ausfallen. Möge eine rege Vereinsarbeit und
eine gegenseitige Rücksichtnahme die Wiedervereinigung beider
Gesellschaften als eine glückliche Tat preisen!
An den Monatsversammlungen, die, wie alle Veranstaltungen,
lückenlos im Berichtsjahre von unserm allverehrten Vorsitzenden,
Herrn Hofrat Bouche, geleitet wurden, fanden meist Vorträge
statt. Dieser dürfen wir uns aufrichtig freuen. Öfters wurden
a
auch ausgestellte Pflanzen und Schnittblumen gezeigt, zieht
man aber die großen auswärtigen Schwestergesellschaften zum
Vergleich heran, so wäre unserer Flora eine reichere Beschickung
der Monatsausstellungen mit Pflanzen zu wünschen. Es wurden
im ganzen 6 erste, 3 zweite Preise vergeben und einige lobende
Anerkennungen ausgesprochen. Der Ausschuß zur Prüfung
von Pflanzenneuheiten verlieh an Herrn Baumschulenbesitzer
V. Teschendorff in Cossebaude für eine Rosenneuheit „Erna
Teschendorff“ ein Wertzeugnis I. Klasse.
Neuaufnahmen von Mitgliedern fanden 12 statt; die Herren
Kgl. Gartenbaudirektor //ampel in Leipzig und Handelsgärtner
Hermann Schmidt in Wahren wurden in Anerkennung ihrer
erfolgreichen Betätigung im Dienste des sächsischen Oarten-
baues zu Ehrenmitgliedern ernannt. Leider stehen diesen Neu-
aufnahmen beträchtliche Verluste durch den Tod entgegen.
Wir verloren das Ehrenmitglied Herrn Prof. Dr. Raubold in
Dresden (1904), das schriftwechselnde Mitglied Herrn Apotheker
Hlasiwetz-Reichenberg i. Böhmen (1878), die aktiven Mitglieder
Herren Garteninspektor a. D. Braunbart in Großenhain (1901),
Schloß- und Handelsgärtner Rühle in Gauernitz (1911), Ingenieur
Stöcklein in Dresden (1892). Herrn Garteningenieur Konrad
Freytag in Dresden, ein eifriges Feronia-Vorstandsmitglied, raffte
der Tod noch vor der vollzogenen Vereinigung hinweg und
schließlich verstarb kurz nach Ablauf des Berichtsjahres Herr
Oberinspektor Ledien in Dahlem, der vormalige langjährige
Bücherwart der Gesellschaft (1890). Die Fahne der Flora senkt
sich in Trauer um die Verschiedenen.
Die Verschmelzung der Feronia mit der Flora machte eine
Neuwahl der Sonderausschüsse nötig, deren Zahl von 16 auf 12
beschränkt wurde. Nach der Geschäftsordnung hat jeder Aus-
schuß mindestens einmal im Jahre zu tagen und der General-
versammlung über seine Tätigkeit mündlich und schriftlich
Bericht zu erstatten.
Das Friedrich-August-Reisestipendium konnte im Berichts-
jahre mangels einer Bewerbung um dasselbe nicht vergeben
werden. Dem Verein zur Förderung Dresdens und des Fremden-
verkehrs wurde der übliche Betrag von 100 M. zur Verleihung
von Preisen für Fenster- und Balkonschmuck, den Gärtner-
vereinen Hedera in Laubegast und Deutsche Perle in Leuben
je eine silberne Medaille zu ihren Preisausschreiben zur Ver-
a
fügung gestellt. Dem Gartenbauverbande für das Königreich
Sachsen gewährte die Gesellschaft ein Darlehen von 6000 M.
gegen eine Aprozentige Verzinsung und jährliche Rückzahlung
von 1000 M., für das der Ausschuß für Gartenbau beim
Landeskulturrat Bürgschaft übernommen hat. Auf Einladung
des Bundes der Landwirte war für den 1. Dezember 1911 eine
Versammlung der Dresdner Gärtnervereinigungen einberufen
worden, in der für die Notwendigkeit eines Zollschutzes auf
Gartenbauerzeugnisse eingetreten wurde. Der Besuch unserer
Lehrlingsschule erreichte die Zahl von 115 Schülern und er-
forderte die Bildung einer Parallelklasse der III. Abteilung; der
Unterricht wurde einer Verordnung des Kgl. Ministeriums vom
Jahre 1910 folgend und unter Zustimmung einer zu diesem
Zwecke einberufenen Versammlung von Lehrherren erweitert;
er ist von Ostern 1912 an bei den neu aufgenommenen Schülern
erstmalig in Kraft getreten.
Unsere schöne Stadt stand im Zeichen der Internationalen
Hygiene-Ausstellung, eines großzügigen Unternehmens, das
Dresdens Ruf als Ausstellungsstadt in alle Welt getragen und
einen großen Menschenstrom angezogen hat. Bedauerlicher-
weise kam der Gartenbau, ein wichtiger Faktor zur Erhaltung
des menschlichen Wohlbefindens, bei dieser Ausstellung zu
kurz weg. Unsere Gesellschaft hatte die Freude und Ehre,
die Deutsche Gartenbaugesellschaft zu begrüßen und an einem
Abend zu Gaste zu haben. Herr Geheimrat Prof. Dr. Drude
hatte im Botanischen Garten eine lehrreiche und vielgewürdigte
Pflanzung von volkstümlichen Arzneipflanzen anlegen lassen
und den Mitgliedern der Flora Gelegenheit gegeben, an zwei
Hausgärten auf dem Rasenplatze vor dem Palmenhause Ge-
staltung und Schmückung des kleinen Gartens zu zeigen.
Am 23. Mai fand eine Gärtnereistatistik zur Erlangung
genauer Nachweise über die Verhältnisse des Gartenbaues
im Königreich Sachsen statt, deren zahlenmäßige Ergebnisse
namentlich den Organen und Verbänden, die die Vertretung
und Förderung des Gartenbaues bezwecken, als Unterlage für
ihre Tätigkeit dienen sollen.
Wie das Jahr 1811 das wärmste des vorigen Jahrhunderts
war, so wird hoffentlich kein Jahr des laufenden Jahrhunderts
wieder eine so verheerende Dürre bringen als das vergangene.
Der Elbstrom erreichte einen Tiefstand, der den Schiffsverkehr
N
völlig lahmlegte und bis in den Spätherbst andauertee Noch
am 13. Dezember 1911 wurde am Dresdner Pegel 197 cm
unter Null gemessen! Wenn die überall sichtbar gewordenen
„Hungersteine“ auch in der Zeit des Weltverkehrs nichts
Schreckhaftes mehr an sich haben, so bedeutete der abnorm
trockene Sommer doch für manchen kleinen und mittleren
Gärtnereibetrieb eine schwere Sorge, ein erhebliches Maß an
größeren Betriebskosten und Ernteausfall. Dankbar ist der
erfolgreiche Schritt des Ausschusses für Gartenbau zu begrüßen,
beim Kgl. Ministerium erreicht zu haben, daß den von der
Dürre geschädigten Gärtnern ein Steuernachlaß in Aussicht
gestellt wurde. Die Dürre war gegenüber der Trockenheit
des Jahres 1904 um so empfindlicher, als schon die drei letzt-
vergangenen Winter nur wenig Schnee gebracht hatten. In
der Zeit von Mitte Juli bis Mitte August wurden in der
meteorologischen Station an unserem Botanischen Garten
wiederholt Temperaturen von 36 und 37° C int Schatten und
bis 52° an der Sonne abgelesen. Welcher Erwärmung das
Erdreich während der Sommerszeit ausgesetzt war, mögen
folgende Zahlen bezeugen. Am 2. August wurde als Boden-
wärme gemessen:
in: 2..5:. 15.25 »S02100-cmeErdleie
um 7 Uhr ‚morgens 20 20:23 23.5, 245 2206
um: 2 Uhr: mittags... 37.35. 31.25 BI ZZ
um. 6 Uhr abends; 35:31. 31.287 24 Z2252
Erfreulicherweise brachte der Herbst eine Zeitlang leichtere
Sprühregen, die wenigstens gestatteten, die Kulturarbeiten des
freien Landes vorzunehmen. Viele Alleebäume zeigten nach
einer Art Sommerschlaf Blüten im Herbst, Feigen und Wein
brachten reife Früchte, und in Unmasse sproß der wärme-
liebende Champignon, z. B. auf der Hofewiese, hervor, während
andere Pilze mangelten. Im Erzgebirge wurde bis in den
November hinein eine zweite Ernte Heidelbeeren gepflückt
und verkauft. Merkwürdig erscheint deshalb die ungenügende
Holzreife mancher Freilandpflanzen. In Norddeutschland er-
froren im darauffolgenden Winter vielfach Birnbäume und
Rosen, und zartere Gehölze zeigten schon nach den ersten
Oktoberfrösten Frostschäden. Vielleicht ist diese Erscheinung
auf die bei der zu großen Lufttrockenheit des Sommers stark
verminderte Lebenstätigkeit im Blatt der Pflanze zurückzuführen.
Berichte
über die einzelnen Sitzungen 1911/12.
1. Monatsversammlung am 19. Mai 1911 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende gab Kenntnis vom Ableben des Ehrenmitgliedes
Herrn Ökonomierat Prof. Dr. Raubold, dessen große Dienste bei Errich-
tung des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskulturrate und reges
Interesse für den sächsischen Gartenbau er rühmend hervorhob. Die
Naturwissenschaftliche Gesellschaft in Görlitz hatte eine Einladung zur
Teilnahme an den Festlichkeiten gesandt, die aus Anlaß ihres 100 jährigen
Bestehens vom 8. bis 10. Oktober veranstaltet werden sollen. Vom Vor-
sitzenden der Gartenbaugesellschaft Feronia, Rosenschulenbesitzer und
Stadtverordneter 7A. Simmgen, war ein Schreiben eingelaufen, das von
dem einstimmig gefaßten Beschluß seiner Gesellschaft Mitteilung macht,
sich aufzulösen und der Gesellschaft Flora anzugliedern. Herr Hofrat
Bouche knüpfte an dieses Schreiben die Hoffnung, daß die Vereinigung
beider Gesellschaften dem sächsischen Gartenbau zum Segen gereichen
möge. Dem Vereine zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs
wurden, wie in den vergangenen Jahren, wieder 100 M. zur Prämiierung
seines „Dresden im Blumenschmuck“ zugebilligt. Im Hinblick auf die am
23. Mai zu veranstaltende Gärtnereierhebung betonte der Vorsitzende die
Wichtigkeit der Statistik für den Beruf und bat, die Fragebogen sorgfältig
und eingehend auszufüllen. An blühenden Pflanzen wurden vorgewiesen
von Herrn Handelsgärtner Siems in Laubegast ein Hortensiensport mit
enormen Einzelblüten und vom Botanischen Garten eine mit Ammoniak-
alaun vor drei Jahren blaugefärbte Hortensie, die seitdem ohne weitere Be-
handlung nunmehr zum dritten Male blau blüht, sowie eine Rhododendron-
Züchtung, Rhododendron Fortunei x catawbiense.
Versammlung der Vorstände der Gartenbaugesellschaften
Flora und Feronia am 18. Juli 1911 im Viktoriahaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Hofrat Bouche entbot den Herren der Feronia einen besonderen
Willkommengruß und gedachte des verstorbenen Herrn Conrad Freytag,
eines eifrigen Vorstandsmitgliedes erwähnter Gesellschaft. Der Vorsitzende
der Feronia, Herr Th. Simmgen, dankte für das der Feronia seitens der
en
Flora entgegengebrachte Vertrauen und gab der Hoffnung Raum, daß der
zu schließende Bund beiden Gesellschaften segensreich werde. Von der
am 12. Mai beschlossenen Auflösung der Feronia sei beim Königlichen
Amtsgericht Anzeige erstattet und allen Mitgliedern durch Karte Kenntnis
der Auflösung gegeben worden. Mit dem Eintritt der Feronia in die Flora
wurden letzterer außer den Mitgliedern, die gleichzeitig der Flora schon
angehörten, 72 neue Mitglieder und als Ehrenmitglied Herr Geheimer
Oberregierungsrat Professor Dr. A. Engler, Direktor des Botanischen Gartens
in Dahlem, zugeführt. Die Mitgliederliste der aufgelösten Gesellschaft
wurde mit Rücksicht auf den zu gründenden Feronia-Fonds den Akten bei-
gefügt, und die Bibliothek der Gartenbauschule in Laubegast überwiesen.
Gewünscht wurde, an dem beliebten Sommerausfluge de: Feronia fest-
zuhalten. Herr Schneider teilte mit, daß der Kassenbestand der Feronia
1380,70 M. betrage. Derselbe wurde dem Rechnungsführer der Flora über-
wiesen und soil als „Feronia-Fonds“ hilfsbedürftigen Kollegen, die am
30. Juni 1911 Mitglieder der Feronia waren und noch nicht der Flora
angehörten, im Notfalle Unterstützung gewähren. Beschlossen wurde
außerdem, die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst, die in der Zeit vom
27.—29. August in Dresden tagen wird, festlich zu empfangen, und für
Veranstaltung eines Bierabends 300 M. bereit zu stellen.
Vorstandssitzung am 15. September 1911 im Restaurant
zum Carolasee.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Beschlossen wurde ein Besuch des Kgl. Botanischen Gartens am
22. September; Herr Geheimrat Prof. Dr. Drude soll gebeten werden, einen
in Aussicht gestellten Vortrag über seine Reise nach England an einer
Monatsversammlung zu Gehör zu bringen, da die drängende Herbst-Ge-
schäftszeit ein weniger zahlreiches Erscheinen der Zuhörer befürchten lasse.
Der Ausschuß für Gartenbau beim Landeskulturrat hatte die Abhaltung
eines Vortrages in Aussicht gestellt, zu dem er einen Beitrag von 20 bis
30 M. zu leisten gewillt sei. Man beschloß, sich diesen Vortrag zu sichern
und stellte die im kommenden Winterhalbjahr abzuhaltenden Vorträge auf.
Herr Hofrat Bouche teilte mit, daß der Gartenbauverband für das König-
reich Sachsen nicht in der Lage sei, in diesem Jahre an das Königliche
Ministerium für entliehene Darlehen Rückzahlungsrate zu leisten. Auf ein
Gesuch des Ausschusses für Gartenbau ist dem Verband vom Königlichen
Ministerium eine jährliche Unterstützung von 10000 M. für die Garten-
bauschule in Laubegast zugesichert worden. Außerdem ist eine Ausgabe
von 7000 M. für Einrichtung des Ausschusses für Gartenbau anerkannt
und als Schuld erlassen worden. Die noch bestehende Schuld an das
Bankhaus von R. Mattersdorff in Höhe von 5000 M. und Zinsen habe
jedoch der Verband selbst zu tilgen. Beschlossen wurde, dem Gartenbau-
verbande ein Darlehen von 6000 M. aus dem Genossenschaftsvermögen
zu gewähren, für welches der Ausschuß für Gartenbau Bürgschaft zu
— 9. — ,
übernehmen habe, unter der Bedingung, daß bei einer Verzinsung von
4 Prozent eine jährliche Rückzahlung von 1000 M. zu erfolgen habe. Den
hierüber auszufertigenden Vertrag hätten Herr Weißbach für den Verband
und Herr Simmgen für den Ausschuß für Gartenbau zu unterzeichnen.
Herr Poscharsky spricht den Dank des Kuratoriums der Gartenbauschule
aus für das Entgegenkommen der Flora in Gewährung des Darlehens und
für die Überweisung der Bibliothek der Feronia.
2.Monatsversammlung am 22. September 1911 im Kalthaus
des Königlichen Botanischen Gartens.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende gab vor zahlreicher Versammlung in warmen Worten
seiner Freude über die vollzogene Vereinigung der Gesellschaft Feronia
mit der Flora Ausdruck; er erhoffe von der großen Gesellschaft eine rege
Arbeit und Nutzen für den sächsischen Gartenbau. Darauf brachte er
ein Schreiben des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskulturrat zur
Verlesung, in dem die Gärtner, die Lehrlinge auszubilden vorhaben, ge-
beten werden, ihre Anmeldungen bei den Schuldirektionen noch vor
Michaelis vorzunehmen. Herr Geheimrat Professor Dr. Drude übermittelte
nunmehr der Gesellschaft seine Glückwünsche zu der vollzogenen Ver-
einigung und seinen Dank für die tatkräftige Unterstützung, die die beiden
Gartenbaugesellschaften Flora und Feronia dem Botanischen Garten im
vergangenen Frühjahr gewährt haben, als vor dem Palmenhause zwei
Hausgärtenanlagen geschaffen wurden. Beide Gärten wurden besichtigt.
Der eine ist im regelmäßigen Stile von Gartenbauingenieur £. Bertram-
Blasewitz angelegt. Oskar Poscharsky in Laubegast lieferte das Gehölz-
material und 7. Dausz-Dresden, A. Gruhle-Dresden, B. Haubold-Laube-
gast, Th. Simmgen-Strehlen beteiligten sich an der Besetzung der Blumen-
schmuckbeete. Den andern Garten hat Emil Richter, Landschaftsgärtner
in Striesen, angelegt, unterstützt durch Offo Stöckert, Baumschulenbesitzer
in Coswig, F. Kernert, Handelsgärtner, Dresden, X. Knoderer-Dresden-
Reick, M. Trauwitz-Striesen und Louis Herrmann-Dresden-N. Von letzterem
sind die schönen Gartenbänke. Die beiden hübschen Anlagen sollen Vor-
bilder dafür abgeben, wie man einen Garten gestalten kann. Herr Ge-
heimrat Drude hatte weiterhin die Freundlichkeit, durch die Gewächs-
häuser des Botanischen Gartens die Führung zu übernehmen und die Ge-
sellschaft sodann zu der höchst interessanten Sammlung volkstümlicher
Arznei- und Giftpflanzen zu geleiten, die aus Anlaß der Hygiene-Aus-
stellung im hinteren Teile des Gartens, dem sogenannten Annuellen-
Quartier, untergebracht ist, während Garteninspektor Löbrer in der Ver-
suchsstation Düngungsversuche an Azaleen und Erica gracilis vorwies.
Hierauf wurde unter Führung des Herrn Hofrat Bouche die Wanderung
nach und durch den Großen Garten an den jederzeit prächtigen Blumen-
parterre-Anlagen vorbei angetreten und im Restaurant Carolasee die
Sitzung zum Abschluß gebracht.
ZEN
Vorstandssitzung am 20. Oktober 1911 im Viktoriahaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Vorlage gelangte der Reisebericht des Herrn Fr. Stummer-
Stettin. Einladungen lagen vor vom Verein der Blumengeschäftsinhaber
zu seinem Stiftungsfest und von Herrn Hauptmann a. D. Meinhold in
Leubnitz-Neuostra vom Bund der Landwirte zu einer Versammlung, in der
über den Schutzzoll auf Gärtnereierzeugnisse gesprochen werden soll.
Beschlossen wurde, die neuen Vereins-Statuten in einer Auflage von 500
Exemplaren drucken zu lassen. Auf Antrag des Herrn Mißbach, Dirigenten
der „Floraschule“, wurde Beschluß gefaßt, eine 3B-Klasse einzurichten,
da die Schülerzahl bereits auf 115 angewachsen ist und nach schulgesetz-
lichen Bestimmungen in einer Klasse nur 30 Schüler unterrichtet werden
dürfen. Festgesetzt wurden nach Vorschlag von Garteninspektor Löbner
die über Winter zu haltenden Vorträge.
3. Monatsversammlung
am 27. Oktober 1911 im Restaurant „Drei Raben“.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Verlesung gelangte eine Einladung des Vereins der Blumen-
geschäftsinhaber zu seinem Familienabend und eine solche der Gruppe
Dresden vom Bunde der Landwirte zu einem Vortrage, den Herr Haupt-
mann Meinhold in Leubnitz-Neuostra am 1. Dezember im Palmengarten
über Zollfragen im Gartenbau halten wird. Der Vorsitzende teilte mit,
daß die erfreuliche Entwicklung der von der Gesellschaft unterhaltenen
Fachfortbildungsschule eine Teilung der dritten Klasse in zwei Parallel-
abteilungen bedinge. Behufs Neuwahl von Ausschüssen wurde eine
Kommission bestellt, welche gemeinsam mit dem Verwaltungsrat die
Wahlen vorzubereiten hat; die bisherige Organisation der Ausschüsse habe
sich nicht bewährt. Gewählt wurden die Herren Johannes Bley, Brix,
Ernst Drewitz, Quantz, Schwarzbach, Thomas. An blühenden Pflanzen
waren ausgestellt eintriebige Chrysanthemum von Herrn W. Stöckigt in
Stetzsch, die wegen ihrer vorzüglichen Kultur einen ersten Monatspreis
erhielten und Azaleen-Neuheiten des Herrn Paul Schäme in Striesen,
Kreuzungsprodukte unserer Dresdner Hauptsorte Deutsche Perle x Wil-
helm Scheurer, welche sich durch Frühblüte und Größe der einzelnen
Blumen auszeichnen. Herr Schäme zeigte als Sorten: Paul Schäme, Klara
Schäme und einen rosafarbigen Sport derselben, Reinhold Ambrosius.
Darauf wurde der zahlreichen Damen- und Herrengesellschaft ein Vortrag
„Die Lüneburger Heide in Wort und Bild und ihre Bedeutung als Natur-
denkmal“ mit Lichtbilderaufnahmen von Herrn Fabrikbesitzer Joseph Oster-
maier (Firma Nenke & Östermaier) geboten. Die Künstlerpostkarten ge-
nannter Firma sind weltbekannt geworden, und die Aufnahmen aus der
Lüneburger Heide gehören zum Besten, was die Firma bietet, Bilder von
packender Schönheit. Nur ein nach Schönheit dürstendes Auge vermochte
diese Aufnahmen zu machen, die auf der Wand als wahre Gemälde dem
ME 3
Beschauer erschienen. Der mit reichem Beifall aufgenommene Vortrag
schilderte die Heide nach ihrem geologischen Aufbau, den die von Süd-
schweden und später von Finnland ausgegangenen Gletschervereisungen
bewirkt haben. Auf diesen Sandablagerungen konnten nur die anspruchs-
losesten Pflanzengebilde, wie sie das Heidekraut und der Wacholder, diese
beiden Charaktergewächse der Heide, darstellen, gedeihen. Ersteres bietet
der Heideschnucke die erwünschte kärgliche Nahrung und damit dem
Heidebewohner Beschäftigung und Erwerb. Um diese Schnuckenzucht
dreht sich nun alle Kultur, die im niedersächsischen Bauernhaus, das ge-
wissermaßen aus dem Heideboden herausgewachsen ist, den Sammel-
punkt zeigt. Aber gerade dieser Kultur droht der Untergang. Moderne
Wirtschaftsweise dringt in die Heide ein, und unseren Kindeskindern
würde wahrscheinlich von der Schönheit der Heidelandschaft und der
Heidekultur nicht viel mehr übrig bleiben, wenn nicht in letzter Stunde
die Heimatschutzbewegung kraftvoll eingesetzt hätte. Ein Gebiet von
50 Quadratkilometern soll erworben und der spekulativen und industriellen
Ausbeutung entzogen werden. Als Naturschutzreservat wird es einstens
den späteren Generationen von der Fürsorge ihrer Voreltern zeugen.
Aber auch andernorts müsse sich der Heimat- und Naturschutz betätigen,
bei uns in Sachsen zur Erhaltung des schönen Elbsandsteingebirges, der
Moore und Orchideenwiesen im Erzgebirge und der mit Steppenpflanzen
bestandenen Hänge unseres Elbtales. Herrn Osiermaiers Worten zollte
die Versammlung ungeteilten Beifall.
Vorstandssitzung am 3. November 1911 im Johanneshof.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Es wurden 12 Ausschüsse aufgestellt und die Anwesenden gebeten,
zu einer zweckmäßigen Besetzung der Ausschüsse Umschau in der Mit-
gliederliste zu halten.
Vorstandssitzung am 8. November 1911 im Johanneshof.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die für Besetzung der Ausschüsse in Vorschlag zu bringenden Ge-
sellschaftsmitglieder wurden aufgestellt.
4. Monatsversammlung
am 10. November 1911 im Vereinshause.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Als neue Mitglieder wurden aufgenommen die Herren Handelsgärtner
Reinhard Kalz in Coswig und Gartenarchitekt Röhknick in Dresden-A. Der
Vorsitzende gab Kenntnis von der Veranstaltung einer Internationalen
Baufach-Ausstellung in Leipzig für das Jahr 1913, an der sich zu beteiligen
N
der Gartenbau aufgefordert wird. Sehr reich beschickt war die Aus-
stellung von Pflanzen und Blumen. Herr Handelsgärtner Aaubold in
Laubegast zeigte eintriebige Chrysanthemum von einer wunderbaren Voll-
kommenheit und Größe der Blumen in den Sorten Madame Julian Rey,
Viviand Morel, Anny Hamilton, Rose Poitevine, Mrs. W. Wels, Madame
Paolo Radaelli, Königin Carola von Württemberg, Princesse Alice von
Monaco, Wells Late Pink u. a. Herr Yaubold pflanzt in eine dungkräftige
Erde, hält die Pflanzen in einem ununterbrochenen Trieb, wobei an
Wasser nicht gespart werden darf, und hilft mit dem Beginne der Knospen-
bildung durch Abortdüngung nach. Auch die Pflanzen, die Herr Hof-
gärtner Simmgen ausgestellt hatte, waren ähnlich behandelt worden und
zeigten gute Entwicklung. Hervorragend schön in der Ausbildung waren
vollblühende dreijährige Erica hiemalis des Herrn Handelsgärtner Arthur
Voigt in Leuben. Herr P. Schäme in Dresden-Striesen wies seine Azaleen-
Neuheit Paul Schäme vor, der von seiten der Praxis wegen ihrer früh-
zeitigen Blüte und der schönen Farbe ein gutes Zeugnis ausgestellt
wurde. (Siehe unter Originalabhandlungen und Vorträge) Für die
Chrysanthemum des Herrn Aaubold, die Eriken des Herrn Voigt und
die Azaleen-Neuheit des Herrn Schäme wurde ein erster Preis ver-
geben, die Chrysanthemum des Herrn Hofgärtners Simmgen erhielten
einen zweiten Monatspreis. Aus dem Botanischen Garten wies Garten-
inspektor Löbner eine größere Anzahl teils zur gärtnerischen Verwendung
brauchbarer, teils rein botanischer, doch höchst interessanter Orchideen
vor, wie sie zurzeit in größerer Menge im Palmenhause des Botanischen
Gartens zu sehen sind. Weiterhin zeigte derselbe einige Mesembrian-
themum-Arten, Mimikry-Pflanzen, welche Kieselsteine täuschend nach-
ahmen, und eine größere fruchttragende Pflanze der Erdbeer-Guajave,
Psidium Cattleyanım. Die Guajave gehört zu den verbreitetsten tropischen
Obstgehölzen und bringt alljährlich im Botanischen Garten reife Früchte
zur Entwicklung, die recht angenehm schmecken. Den Vortrag des
Abends hielt Herr Landwirtschaftslehrer Bode aus Chemnitz über die
Ernährung der Pflanze und die wichtigsten Nährstoffe. Herr Bode
wies auf die Notwendigkeit hin, die Pflanzen zur höchsten Entwicklungs-
fähigkeit zu bringen, wobei man vorzüglich auch die physiologische
Bedeutung des Blattes in Betracht ziehen müsse. Er erklärte sodann die
Bedeutung der vier hauptsächlichen Pflanzennährstoffe und wandte sich
den wichtigsten Düngemitteln zu, deren Anwendung er nach Menge
und Zeit erklärte.
Vorstandssitzung am 14. November 1911 im Johanneshof.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Über die in Vorschlag zu bringende Aufstellung und Besetzung
der Ausschüsse wurde nochmals und über eine von Herrn Th. Simmgen
aufgesetzte Geschäftsordnung für die zu bildenden Ausschüsse neu
beraten.
EINEN a
5. Monatsversammlung
am 24. November 1911 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouch£.
Dem Gärtnerverein für Dresden und Umgebung wurde zu seinem
Stiftungsfest ein Glückwunschtelegramm übermittelt. Vom Verein der
Landschaftsgärtner war der Wunsch eingegangen, die Gesellschaft möchte
einen Vortrag über die moderne Gestaltung des Hausgartens halten lassen.
Da für Januar Herr Städtischer Gartendirektor //ampel in Leipzig zu einem
Vortrage bereits gewonnen wurde, soll der Verein der Landschaftsgärtner
zu demselben Einladung erhalten. Eine Anregung des Herrn Th. Find-
eisen in Dobritz, es möchten die Ferien der Floraschule im Dezember ge-
kürzt und auf den Monat März verlegt werden, wurde dem Schulausschusse
überwiesen. Über die Besetzung der Ausschüsse und die aufgestellte
Geschäftordnung hielt Herr 7h. Simmgen Vortrag. Ausschüsse und Ge-
schäftsordnung fanden mit geringen Abänderungen den Beifall der Ver-
sammlung. Darauf hielt Herr Andreas Voß aus Berlin einen Vortrag über
die Grundzüge einer praktischen Wettervorhersage und die Vorhersage
für 1912. Herr Voß, rühmlichst bekannt als Verfasser der ausgezeichneten
3. Auflage von Vilmorins Blumengärtnerei, diesem jedem gebildeten Gärt-
ner unentbehrlichen Pflanzennachschlagewerk, bekannte sich als überzeugter
Anhänger Falbs, dessen Methode der Wettervorhersage er auf Grund lang-
jähriger Beobachtungen ergänzt und weiter ausgebaut habe. Jetzt sei eine
Vorhersage schon auf ein Jahr hinaus möglich, in 25 Jahren werde die
Wetterprognose auf den Tag gestellt werden können. Am Falbschen
System sei zu bemängeln, daß den Sonnenfinsternissen erst in letzter Linie
Einfluß auf das Wetter eingeräumt werde. Redner will die Beobachtung
gemacht haben, daß jede sichtbare Sonnenfinsternis die Luftströmung be-
einflusse, die je nach ihrem Laufe über Land oder Meer trockenes Wetter
oder Regen bringen müsse. Der hochinteressante Vortrag des Herrn Voß
ist unter Originalabhandlungen und Vorträge nachzulesen. — Herr
T. J. Seidel in Laubegast hatte Cyclamen in vollblühenden Schau- und
Handelspflanzen, denen ein erster Preis zugesprochen wurde, und der
Botanische Garten Orchideen und Erica gracilis aus einem Düngungsver-
such ausgestellt. Garteninspektor Löbner erläuterte das Versuchsergebnis.
Versammlung der Ausschußmitglieder
am 29, November 1911 im Johanneshof.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Die Ausschüsse setzten sich zusammen durch Wahl je eines Vor-
sitzenden und Schriftführers. Den Schriftführern wurde je ein Heft zur
Niederschrift der Beschlüsse eingehändigt.
Geschäftsordnung für die bestehenden Sonder-Ausschüsse.
1. Die Ausschüsse dienen zur Vorberatung und Begutachtung aller an sie ge-
wiesenen Gegenstände. Sie können aber auch zu Fragen, die in das Ge-
ERIE cn-
biet des Ausschusses fallen, selbständig Stellung nehmen. 2. Jeder Aus-
schuß wählt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden und einen Schriftführer.
3. Jeder Ausschuß hat jährlich mindestens einmal und zwar spätestens
bis 14 Tage vor der ordentlichen Generalversammlung eine Sitzung zu
halten. Außerdem finden Sitzungen statt: auf Veranlassung des Ver-
waltungsrates oder dessen Vorsitzenden, oder sobald ein Gegenstand oder
ein von einem Mitglied der Gesellschaft gestellter und mindestens von
zehn Mitgliedern unterstützter Antrag von der Monatsversammlung dem
Ausschuß überwiesen wird. 4. In der ordentlichen Generalversammlung
hat jeder Ausschuß einen kurzen Bericht über seine Tätigkeit im ver-
flossenen Geschäftsjahr mündlich und schriftlich zu erstatten. 5. Die Ein-
ladung zu den Sitzungen hat der Vorsitzende des Ausschusses durch den
Schriftführer sowohl an die Mitglieder des Ausschusses als auch an den
Vorsitzenden des Verwaltungsrates unter Bekanntgabe der Tagesordnung
rechtzeitig ergehen zu lassen. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates ist
berechtigt, aber nicht verpflichtet, an den Ausschußsitzungen teilzunehmen.
Finden im Ausschuß Verhandlungen statt, wobei die Kasse der Gesell-
schaft in Anspruch genommen werden soll, so ist auch der Rechnungs-
führer zur Sitzung einzuladen. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates und
der Rechnungsführer haben, wenn sie nicht selbst Mitglieder des Aus-
schusses sind, beratende Stimme. 6. In das freie Ermessen der Ausschüsse
ist es gestellt, zur Erörterung von Spezialfragen andere Herren zur Mit-
wirkung hinzuzuziehen. 7. Alle Gutachten und Beschlüsse der Ausschüsse
sind dem Verwaltungsrat so zeitig bekannt zu geben, daß er noch vor
der nächsten Versammlung, in welcher der Gegenstand zur Besprechung
gelangen soll, darüber beraten kann. Über Anträge, die von einer Mit-
gliederversammlung einem Ausschuß zur Erörterung überwiesen sind, ist
tunlichst in der folgenden Monatsversammlung Bericht zu erstatten. 9. Die
Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßt, bei Stimmen-
gleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden. Über die Beratungen
und Beschlüsse sind Protokolle zu führen. 10. Der Ausschuß zur „Prüfung
von Neuheiten, für Versuche und Gewerbliches“ hat außer diesen noch
besondere Satzungen.
Zusammensetzung der Sonder-Ausschüsse.
I. Ausschuß für Botanik. Vorsitzender: Professor Dr. Drude, Geh. Hofrat,
Dresden-A., Stübelallee 2. Tel. 1223, Schriftführer: Mißbach, Robert,
Bürgerschullehrer, Dirigent der Floraschule, Dresden-A., Grunaer Str.43.
Büttner, Kgl. Forstgarteninspektor, Tharandt. Tel.54, Deuben. Dufsch-
mann, Bezirksschullehrer, Dresden-Plauen, Bernhardstr. 113. Lödner,
Kgl. Garteninspektor, Dresden-A., Stübelallee 2. Tel. 1123. Dr. Nau-
mann, Professor, Dresden-Striesen, Borsbergstr. 26. Poscharsky,
Gustav, Kgl. Garteninspektor a. D., Schellerhau (Erzgeb.).
Il. Ausschuß für Gartenkunst und Gartentechnik. Vorsitzender: Bertram,
Max, Kgl. Gartenbaudirektor, Blasewitz, Schulstraße 13. Tel. 9079.
Schriftführer: Gierth, Städt. Gartenassistent, Dresden, Reinickstr. 7.
Tel. 9746 (Dresdn. Anzeiger). Bertram, Eduard, Gartenbauingenieur,
Dresden-Striesen, Kügelgenstraße 36. Tel. 11935. Bonsack, Handels-
a
gärtner, Dresden-Strehlen, Dohnaische Str. 29. Tel. 7451 (Schneider).
Seyffert, Landschaftsgärtner, Dresden-A., Münchner Str. 37. Tel.5128.
v. Uslar, Stadtgartendirektor, Dresden-Striesen, Borsbergstr.33. Tel.9746
(Dresdner Anzeiger).
IIl. Ausschuß für Baum- und Rosenschulen, Obstbau und Freilandpflanzen.
Vorsitzender: Büttner, Kgl. Forstgarteninspektor, Tharandt Tel. 54.
Deuben. Schriftführer: Lindner, Geschäftsführer des Landes-Obst-
bauvereins, Dresden-A., Grunaer Str. 18. Tel. 18358. Brix, Handels-
gärtner, Kötzschenbroda, Meißner Str. 42. Tel. 64, Kötzschenbroda.
Dausz, Samenhändler, Dresden-A., Pirnaische Str.7. Tel.18151. Quantz,
Gartenbauingenieur, Laubegast b. Dresden, Hauptstr. 32. Tel. 984,
Niedersedlitz. Sföckert, Baumschulbesitzer, Coswig (Sachsen). Tel. 2112,
Kötzschenbroda.
IV. Ausschuß für Topfpflanzen und Treiberei. Vorsitzender: Aaubold,
Handelsgärtner, Laubegast, Hauptstr. Tel. 976, Niedersedlitz. Schrift-
führer: Rülcker, Ernst, Handelsgärtner, Dresden-Strehlen, Dohnaische
Str. 35. Tel.256%. Füssel, Otto, Handelsgärtner, Leuben b. Dresden,
Königsallee. Tel. 1099, Niedersedlitz. Kleine, Kgl. Hofgärtner, Dres-
den-A., Herzogin-Garten, erreichbar durch Tel. 1217 (Joh. Schuster).
Knöfel, Gustav, Handelsgärtner, Dresden-Strehlen, Sedlitzer Str. 3.
Tel. 6577. Knoderer, Handelsgärtner, Dresden-Reick. Rudolph, Franz,
Handelsgärtner, Coswig (Sachsen). Tel. 2192, Kötzschenbroda. Thomas,
Handelsgärtner, Dresden-Seidnitz, Altenberger Str. 21. Tel. 18996.
V. Ausschuß für Binderei und Pflanzenschmuck. Vorsitzender: Konrad,
Großherzogl. u. Prinzl. Hoflieferant, Dresden-A., Bismarckplatz 16.
Tel. 3104. Schriftführer: Schwarzbach, Paul, Handelsgärtner, Dres-
den-A., Struvestr. 7. Tel. 7472. Geyer, Kgl. Hoflieferant, Dresden-
Neugruna, Traubestr. 11. Tel. 2593. Aerzog, Kgl. Hofgärtner, Pill-
nitz a. Elbe. Hirschfeld, Handelsgärtner, Dresden-Zschertnitz, Zelle-
scher Weg 26. Tel. 1611. Rülcker, Ernst, Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen, Dohnaische Str. 35. Tel. 2560. Thomas, Handelsgärtner,
Dresden-Seidnitz, Altenberger Str. 21. Tel. 18996.
VI. Ausschuß für Handelsinteressen. Vorsitzender: Seidel, Heinrich, Handels-
gärtner, Laubegast b. Dresden, König-Albert-Straße. Tel. 982,
Niedersedlitz. Schriftführer: Ziegenbalg, Max, Kaufmann und Gärt-
nereibesitzer, Leuben b. Niedersedlitz, Laubegaster Str. 41b. Tel. 936,
Niedersedlitz. Drewitz, Ernst, Handelsgärtner, Coswig (Sachsen).
Tel.2189, Kötzschenbroda. Füssel, Heinrich, Handelsgärtner, Leuben
b. Niedersedlitz. Tel. 2895. Gäbler, Rudolf, Prokurist der Fa. Otto
Olberg, Dresden-Striesen, Kügelgenstr. 40. Tel.4145. Quantz, Garten-
bauingenieur, Laubegast b. Dresden, Hauptstr. 32. Tel. 984, Nieder-
sedlitz. Richter, Alwin, Gärtnereibesitzer, Dresden-Striesen, Geising-
straße 37. Tel. 4535. Romer, Handelsgärtner, Coswig (Sachsen).
Tel. 2188, Kötzschenbroda. Simmgen, Theodor, Rosenschulenbesitzer,
Stadtverordneter, Dresden-Strehlen, Reicker Str. 44. Tel. 7831. Weiß-
bach, Robert, Handelsgärtner, Laubegast b. Dresden, Moltkestr. 1.
Tel. 990, Niedersedlitz.
re I
VII. Ausschuß für Marktinteressen. Vorsitzender: Schrön, Rud., Dresden-
vi.
Reick, Post Gruna, durch Tel. 11727 erreichbar. Schriftführer:
Stammnitz, Handelsgärtner, Dresden-N., Luisenstr. 21. Tel. 3750.
Berthold, Max, Handelsgärtner, Dresden-Löbtau, Stollestr. 52. Bley,
Johannes, Handelsgärtner, Cunnersdorf b. Ottendorf-Okrilla, Tel. 16,
Hermsdorf (Bez. Dresden). Hofmann, Paul, Handelsgärtner, Dresden-
Striesen, Geisingstr, 29. Tel. 12087. Kernert, Handelsgärtner, Dres-
den-Striesen, Spenerstr. 18. ZLaue, Handelsgärtner, Tolkewitz b. Dres-
den, Bismarckstr. 4. Matthes, Handelsgärtner, Ottendorf - Okrilla,
Tel. 27, Hermsdorf (Bez. Dresden). Mutscher, Handelsgärtner, Dres-
den-Seidnitz, Striesener Weg 54. Tel. 9759. Richter, Albert, Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen, Reicker Str. 49. Tel.8191. Risse, Handels-
gärtner, Coswig (Sachsen). Tel. 2191, Kötzschenbroda. Siems,
Handelsgärtner, Laubegast b. Dresden, Florastraße. Tel. 878, Nieder-
sedlitz. Schlicke, Handelsgärtner, Coswig (Sachsen). Tel. 2164,
Kötzschenbroda.
Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten sowie für Versuche und Gewerb-
liches. Vorsitzender: Simmgen, Theodor, Rosenschulenbesitzer, Dresden-
Strehlen, Reicker Str. 44. Tel. 7831. Schriftführer: Aaubold, B.,
Handelsgärtner, Laubegast, Hauptstr. 82. Tel. 976, Niedersedlitz.
Dausz, Samenhändler, Dresden-A., Pirnaische Str. 7. Tel. 18151.
Hempel, Privatmann, Dresden-A., Canalettostr. 20. Löbner, Kgl.
Garteninspektor, Dresden-A., Stübelallee 2. Tel. 1223. Meischke,
Arth., Handelsgärtner, Laubegast, Leubner Str. 29. Tel. 830, Nieder-
sedlitz. Quantz, Gartenbauingenieur, Laubegast, Hauptstr. 32. Tel. 984,
Niedersedlitz. Rülcker, Ernst, Handelsgärtner, Dresden - Strehlen,
Dohnaische Str. 35. Tel.2560. Seidel, Heinr., Handelsgärtner, Laube-
gast, König-Albert-Straße. Tel. 982, Niedersedlitz. Zeiger, Samen-
händler, Dresden-A., Wettinerstr. 2. Tel. 7555.
IX. Ausschuß für Monatsausstellungen und zur Vorbereitung von Vorträgen
und Ausflügen. Vorsitzender: Löbner, Kgl. Garteninspektor, Dres-
den-A., Stübelallee 2. Tel. 1223. Schriftführer: Brix, Handelsgärtner,
Kötzschenbroda, Meißner Str. 42. Tel. (64). Bley, Johannes, Handels-
gärtner, Cunnersdorf b. Ottendorf-Okrilla. Tel. 16, Hermsdorf (Bez.
Dresden). Drewitz, Ernst, Handelsgärtner, Coswig (Sachsen).
Tel. 2189, Kötzschenbroda. Knöfel, Karl, Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen, Reicker Str. 43. Tel. 6577. Schwarzbach, Paul, Handels-
gärtner, Dresden-A., Struvestr. 7. Tel. 7472. Tamms, Direktor der
Gartenbauschule Laubegast. Tel. (981), Niedersedlitz.
X. Ausschuß für die Fachschule. Vorsitzender: Tamms, Direktor der
Gartenbauschule Laubegast. Tel. (981), Niedersedlitz. Schriftführer:
Wilkens, Friedhofsverwalter, Dresden-A., Trinitatisstr. 1. Tel. 4199.
Füge, Privatmann, Dresden-Blasewitz, Friedrich-August-Str. 10. /lein-
rich, Buchdruckereibesitzer, Dresden-N., Kleine Meißner Gasse 4.
Tel. 3916. Helm, Landschaftsgärtner, Dresden-A., Striesener Str. 24.
Hirschfeld, Handelsgärtner, Dresden-Zschertnitz, Zellescher Weg 26.
Tel. 1611. Hoffmann, Bürgerschuldirektor, Dresden-N., Großenhainer
a;
Str. 133. Keller, Kgl. Hofgärtner, Schloß Moritzburg (Bez. Dresden).
Knöfel, Gustav, Handelsgärtner, Dresden-Strehlen, Reicker Str. 43,
Tel. 6577.
XI. Ausschuß für die Interessen der Liebhaber. Vorsitzender: Jacobi,
Architekt, Kleinzschachwitz, Moltkestr. 7. Tel. 2803, Niedersedlitz.
Schriftführer: ZFleinrich, Buchdruckereibesitzer, Dresden-N., Kleine
Meißner Gasse 4. Tel. 3916. Gaßmann, Privatmann, Dresden-N.,
Forststr.35. Aerrmann, Max, Privatmann, Dresden-A., Schnorrstr. 78.
Tel. 7150. Löbner, Kgl. Garteninspektor, Dresden-A., Stübelallee 2.
Tel. 1223. Schwarzbach, Paul, Handelsgärtner, Dresden-A., Struve-
straße 7. Tel. 7472. Türke, Kunstmaler, Meißen, Postamt 3.
XII. Ausschuß für Gesellige Veranstaltungen. Vorsitzender: Quantz, Garten-
bauingenieur, Laubegast, Hauptstr. 32. Tel. 984, Niedersedlitz.
Schriftführer: Thomas, Handelsgärtner, Dresden-Seidnitz, Altenberger
Str. 21. Tel. 18996. Konrad, Großherzogl. u. Prinzl. Hoflieferant,
Dresden-A., Bismarckplatz 16. Tel. 3104. Rülcker, Ernst, Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen, Dohnaische Str. 35. Tel. 2560. Schirmer,
Architekt, Laubegast, Hauptstr. 64. Tel. 838, Niedersedlitz. Schneider,
Arthur, Handelsgärtner, Dresden-Trachenberge, Friedhofstr.5. Schwarz-
bach, Paul, Handelsgärtner, Dresden-A., Struvestr. 7. Tel. 7472.
Abordnung zur Fahne. Fahnenträger: Trüämpler, Handelsgärtner, Dresden-
Zschertnitz, Zellescher Weg 28. (Tel. 1611 des Herrn Hirschfeld.)
Begleitung: Beger, Curt, Dresden-Seidnitz, Hosterwitzer Str. 17. Dausz,
Samenhändler, Dresden-A., Pirnaische Str. 7. Tel. 18151. Schwarz-
bach, Reinhold, Dresden-A., Chemnitzer Str. 37. Tel. 6662. Weiß-
bach, Otto, Handelsgärtner, Laubegast, Leubner Straße. Tel. 990,
Niedersedlitz.
Adresse des Vorstandes des Verwaltungsrats: Bouche, Kgl. Obergarten-
direktor, Dresden-A., Großer Garten. Tel. 4399.
Adresse des Rechnungsführers und Kassierers: Poscharsky, Oskar, Laube-
gast b. Dresden, Hauptstr. 32. Tel. 984, Niedersedlitz.
6. Monatsversammlung
am 8. Dezember 1911 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouch£.
Der Vorsitzende legte der Versammlung Einladungen zur Teilnahme
an der Landesversammlung des Gartenbauverbandes für das Königreich
Sachsen am 10. Dezember und des Gärtnervereins Loschwitz und Um-
gebung zu einem vom Ausschuß für Gartenbau beim Landeskulturrat unter-
stützten Vortrag am 12. Dezember über Rentabilität der Obstanlagen von
Direktor F. Tamms in Laubegast vor. Der Gartenbauverein für Hamburg,
Altona und Umgegend ersuchte um Austausch des Jahresberichtes, dem
nachgekommen werden soll. Ausgestellt waren an blühenden Pflanzen
Lorraine-, Konkurrent- und Patrie-Begonien in guter Kultur von
Herrn Handelsgärtner v. Jagemann in Radebeul, die einen zweiten Preis
erhielten, und von Herrn Handelsgärtner Bach in Kötzschenbroda zwei
er
hübsche Dekorationspflanzen seiner Dracaena indivisa Bachii. Den Vor-
trag des Abends hielt Herr Erich Maurer aus Baumschulenweg bei Berlin
über eine Englandreise, die er durch Gewährung des Reisestipendiums
der Gesellschaft unternehmen konnte. Der formschöne, inhaltsreiche,
durch Lichtbilder unterstützte Vortrag ließ den Landschaftsgärtner und
warmfühlenden Menschen zu begeisterten Worten kommen. Während
Kriege Deutschland verwüsteten, setzten in England Architekten und Volks-
wirtschaftler mit der Verwirklichung deutscher Gedanken ein, sie schufen
Volksparks, und nun ziehen unsere Lernbeflissenen über den Kanal, sich
Anregungen von drüben zu holen. Der Vortragende schilderte die eng-
lische Landschaft und den von ihr beeinflußten Park; er zog Vergleiche
zum deutschen Volkspark, er behandelte sodann die Gartenstädte, deren
Fundament im Gegensatz zur deutschen Landspekulation die Erbpacht
von 99 Jahren bildet, die wunderbaren Privatgärten mit ihren reichen
Pflanzensammlungen und gab schließlich noch eine kurze Schilderung der
von ihm besuchten Großstädte. Als Mitglied aufgenommen wurde Herr
Handelsgärtner A. Flinsch in Loschwitz.
Vorstandsversammlung am 16. Januar 1912 im Johanneshof.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende teilte mit, daß am 15. Dezember 1911 eine Sitzung
des Schulausschusses stattgefunden habe, in welcher die Anordnungen des
Königl. Ministeriums des Innern hinsichtlich des Fortbildungsschulwesens
zur Beratung standen. Es wurde empfohlen, das Königl. Ministerium um
eine Beihilfe von 1500 M. anzugehen zur Durchführung des erweiterten
Stundenplanes und eine Versammlung der Lehrherren einzuberufen, um
zu erfahren, welche Aufnahme bei ihnen die beabsichtigte Erweiterung
der Unterrichtsstunden (für den Sommer 5, den Winter 10 Stunden) finden
würde. Weiterhin wurde empfohlen, für unbemittelte Schüler möglichst
Freistellen und halbe Freistellen einzurichten, im übrigen es aber bei der
bisherigen Höhe des Schulgeldbeitrages bewenden zu lassen. Der Vor-
stand erklärte sich damit einverstanden.
7. Monatsversammlung am 17. Januar 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Als neue Mitglieder aufgenommen wurden die Herren Handelsgärtner
Arthur Drewitz und Curt Drewitz, beide in Coswig, Privatus Richard
Helke in Dresden-A., Handelsgärtner O/fo Keller in Mockritz b. Dresden,
Carl Poser, Kulturgärtner am Königl. Botanischen Garten in Dresden-A.,
Prokurist //ugo Richter in Laubegast. Zur Verlesung kam eine Zuschrift
des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskulturrat, nach der das Königl.
Ministerium sich bereit erklärt habe, dem Wunsche des Ausschusses zu
willfahren und Gesuchen von Handelsgärtnern, welche unter der Ein-
wirkung der vorjährigen Dürre in Notstand geraten sind, um Steuernach-
jaß eine wohlwollende Beachtung zu schenken. Der Vorsitzende gab sodann
die Beschlüsse der Vorstandssitzung vom 16. Januar 1912 hinsichtlich
wg
einer Erweiterung der Floraschule bekannt. Ausgestellt waren eine Samm-
lung blühender Hyazinthen von Herrn Handelsgärtner Karl Thomas, denen
ein erster Monatspreis zuerkannt wurde, und eine Primelneuheit, Primula
malacoides von Herrn Dausz, welche lobende Anerkennung fand. Herr
Gruhl, Vorsitzender des Gärtnervereins Loschwitz und Umgegend, hatte eine
Sendung von 30 verschiedenen Pflanzen, die eine pommersche Versand-
gärtnerei in unseren Tagesblättern für volle 5 M. bei freier Zusendung in
marktschreierischer Weise als „Frühling auf dem Blumentisch“ anbietet, aus-
gestellt, ein jammervolles Zeug! Herr Handelsgärtner 7h. Simmgen teilte
daraufhin mit, daß der Ausschuß für Gartenbau der Sache bereits seine Auf-
merksamkeit geschenkt und bei der Firma die Zusicherung der Einstellung
der Annonce in sächsischen Zeitungen erreicht habe. Den Vortrag des Abends
hielt Herr Königl. Gartenbaudirektor /ampel aus Leipzig über den Garten-
bau am Hause und bei der Villa. Der Redner stellte zunächst Vergleiche
zwischen den englischen und deutschen Gärten an und wies auf die
schönen deutschen Gärten in und um Hamburg, Berlin, Ballenstedt, Blase-
witz, Godesberg und an anderen Orten hin. Er erläuterte, welche Be-
dingungen bei der Anlage solcher Gärten zu beobachten sind, wie die
Wegeführung sich zu gestalten habe und die Pflanzung dem Charakter
des Gebäudes anzupassen sei. Dem Vortragenden wurde für seine Aus-
führungen großer Beifall gezollt. Der Vorsitzende nahm Gelegenheit,
Herrn Stadtgartendirektor /ampel mitzuteilen, daß der Verwaltungsrat be-
schlossen habe, ihm für seine Verdienste um die Gartenkunst die Er-
nennung zum Ehrenmitglied anzutragen.
Vorstandssitzung am 26. Januar 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Dem Gärtnerverein „Deutsche Perle“ in Leuben wurde eine kleine
silberne Medaille zu seinem Preisausschreiben bewilligt. Der Vorsitzende
gab Kenntnis von einem Schreiben des Ausschusses für Gartenbau beim
Landeskulturrat an das Königl. Ministerium, in welchem demselben die
Verhältnisse der Gartenbaugesellschaft Flora und ihrer Gartenbauschule
klargestellt sind.
8. Monatsversammlung am 26. Januar 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Als Mitglied wurde aufgenommen Herr Friedhofsmeister Max Miß-
bach in Dresden-A. Der Vorsitzende gab Kenntnis von der Bewilligung
der kleinen silbernen Medaille an den Gärtnerverein „Deutsche Perle“
und der Fahnenweihe der Vereinigung „Hortania“ an der Laubegaster
Gartenbauschule, zu der die Gesellschaft eingeladen sei. Über die Ab-
haltung des Familienabends berichtete Herr Gartenbau-Ingenieur Quantz,
und man beschloß einen Beitrag von 650 M. zur Durchführung der Fest-
lichkeit auszuwerfen. An blühenden Pflanzen waren ausgestellt Primula
kewensis von seiten des Herrn Handelsgärtners Aaubold in Laubegast,
die einen zweiten Monatspreis erhielten, und ein Sortiment blühender
Ba en
Orchideen aus dem Botanischen Garten außer Preisbewerb, denen Garten-
inspektor Löbner erläuternde Worte widmete. Den Vortrag des Abends
hielt Herr Kunstmaler, Gewerbeschullehrer Max Starke über die Farben-
welt. Die Farbe spiele eine wichtige Rolle im Leben der Völker wie des
Einzelmenschen und sie walte nicht nach Zufall, sondern nach ewig
gültigen Gesetzen. Durch die Farbe drücken wir Gefühle aus und
empfangen solche, den Städter erfaßt ein Sehnen nach dem ihm fehlen-
den Grün der Natur. Der Redner zeigt an Beispielen, wie sich der Mensch
kleiden, sein Zimmer farbig schmücken kann. Die rote Farbe im Zimmer
zum Beispiel steigere Arbeitskraft und — Appetit, er führte uns in das
Schaufenster des Kaufmannes und Blumengeschäftsinhabers, das die Käufer
anlocken soll, und zeigte die Verwendung der Blumen in Korb und Vase,
auf der Tafel des Speisezimmers, der das weiße Tischtuch den Ton gibt.
Mit einem Appell, die Menschheit möchte mehr mit der Natur verkehren,
um in der Anwendung der Farbe den rechten Weg zu finden, schloß der
Redner seinen mit Beifall aufgenommenen Vortrag.
Vorstandssitzung
unter Zuzug des Ausschusses für die Fachschule
am 13. Februar 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende gab Kenntnis vom Empfange dreier großer und
vier kleiner silberner Feronia - Medaillen, sowie eines silbernen Bechers
von der bisherigen Gesellschaft Feronia. Der Ausschuß für Monatsaus-
stellungen und Vorbereitung von Vorträgen und Ausflügen brachte Vor-
schläge zu einem 2tägigen Ausflug in den Spreewald mit Abstecher nach
dem Park in Branitz oder dem Braunkohlentagebau der Grube „Ilse“,
einem Ausflug in die Lößnitz zum Besuche verschiedener Gartenanlagen
und zu einem Besuch der Obstkulturen des Herrn Mietzsch in Theisewitz.
Geplant werde eine Ausstellung abgeschnittener Rosenblumen im Juli und
eine Herbstblumen-Ausstellung im Oktober. Die Durchführung der Vor-
schläge wurde dem Ausschusse anheimgestellt. Über die Möglichkeit
eines Zuschusses an die Floraschule infolge der beabsichtigten Erweiterung
derselben sprach sich der Rechnungsführer, Herr Poscharsky, dahin aus,
daß bei Einschränkung der Mittel für andere Zwecke ein Beitrag von 800 M.
zugebilligt werden könne. Bei dem Rat der Stadt Dresden möchte man
um Überlassung der nötigen Schullokalitäten vorstellig werden. Herr
Dirigent Mißbach wünschte Auswahl der Schüler nach ihren Kenntnissen
bei der Aufnahme und fand Zustimmung der Versammlung. In der der
Vorstandssitzung sich anschließenden
Versammlung von Lehrherren
gab Herr Hofrat Bouche einen Überblick über die Entwicklung der Schule.
Bis zum Jahre 1907 erforderte sie einen jährlichen Zuschuß von 450 M.,
1910 ergab sich ausnahmsweise ein kleiner Überschuß, und 1911 wurde
infolge Errichtung einer vierten Klasse ein Zuschuß in Höhe von 720M. nötig.
ER};
Der Unterricht werde künftig an wöchentlich 5 Stunden im Sommer und
10 Stunden im Winter erteilt werden und zwar tunlichst an nur einem
(im Sommer) bezw. 2 Wochentagen (im Winter) und nicht Sonntags oder am
Donnerstage. Die Versammlung erklärte ihre Bereitwilligkeit zur Erweiterung
der Schule. Mit Rücksicht auf die jetzt nicht verfügbaren Mittel würden vor-
läufig nur die neu eintretenden Schüler den erweiterten Unterricht genießen.
9. Monatsversammlung (Jahresfeier) am 16. Februar 1912
im Vereinshaus,
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Feier des 86. Geburtstages begrüßte der Vorsitzende die Fest-
versammlung und gedachte der Zeit, da die Flora gegründet wurde. Das ver-
gangene Vereinsjahr brachte die Wiedervereinigung der Gesellschaft Feronia
mit der Flora, die wesentliche Vorteile für die Interessen der Mitglieder
erwarten lasse. Der Vorsitzende gab die Ernennung des Herrn Handels-
gärtner Aermann Schmidt in Wahren zum Ehrenmitgliede und Aufnahme
der Herren Kunstgärtner Alfred Holstein in Dresden-Striesen und Kauf-
mann Hans Grumbach bekannt. Gutem Brauche folgend stimmte nunmehr
die Festversammlung in ein kräftiges Hoch auf den hohen Protektor der
Gesellschaft, Se. Majestät den König, ein. Darauf trat Herr Professor
Bräß, der unermüdliche Streiter im Felde, wo es gilt, der Vogelwelt Schutz
angedeihen zu lassen, ans Pult und fesselte die Zuhörer mit einem Vortrag
über die gefiederten Freunde in Hof und Garten, dem reicher Beifall gezollt
wurde. Der Vortrag ist unter Originalabhandlungen und Vorträge zu finden.
Familienabend am 28. Februar 1912
im Konzertsaale des Zoologischen Gartens.
Vorsitz: Polyhymnia.
Dem überaus rührigen Festausschuß gebührt der Dank der Gesellschaft,
wenn sie sich, die Sorgen und Kleinlichkeiten des Alltags zu Hause lassend, zu
einem durchaus gelungenen „Maienfest beim Hummelwirt“ einfinden konnte.
Versammlung des Verwaltungsrates und der Rechnungs-
revisoren am 7. März 1912 im Artushof.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Vorlage kamen die Wertpapiere, die mit den Zinsbogen ver-
glichen und in Übereinstimmung befunden wurden. Die Herren Rech-
nungsprüfer erklärten die Richtigkeit und musterhafte Ordnung der Rechnungs-
aufstellung, wofür Herrn Poscharsky als Rechnungsführer Anerkennung gezollt
wurde. Herr Thomas fand die Ausgaben für den Jahresbericht sehr hoch und
stellte die Anfrage, ob sich dieser Bericht nicht billiger herstellen lasse.
Hierzu wurde erklärt, daß die Wiedergabe der Vorträge ein bleibendes
Interesse habe, die Kunsttafeln eine angenehme Beigabe bildeten zur Aus-
stattung des Berichtes, den die Gesellschaft benötige zum Verkehr mit
SIDE NZ
den Mitgliedern, Ehrenmitgliedern und Schwestergesellschaften. Eine Ver-
ringerung der Qualität des Berichts könne nicht empfehlenswert sein. Der
Ausschuß für Baum- und Rosenschulen hatte einen Antrag eingereicht, es
möchten an der Versuchsstation am Botanischen Garten künftighin auch
Düngungsversuche an Freilandpflanzen, an Bäumen, Rosen und Stauden
vorgenommen werden. Der Antrag soll der Direktion der pflanzen-
physiologischen Versuchsstation am Botanischen Garten überwiesen werden.
Von Herrn Handelsgärtner Hirschfeld war ein Antrag eingelaufen zur Ver-
sicherung der Gehilfenwohnungen gegen Diebstahl, der der Generalver-
sammlung vorzulegen beschlossen wurde. Inspektor Löbner machte
namens des Ausschusses für Monats-Ausstellungen und zur Vorbereitung
von Vorträgen und Ausflügen Vorschläge zu den im Winter 1912/13 zu
haltenden Vorträgen. Entschließungen bleiben noch vorbehalten.
10. Monatsversammlung (Generalversammlung)
am 8. März 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Königl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Haubold verlas den Jahresbericht, Herr Poscharsky als Rech-
nungsführer die Jahresrechnung. Die Herren Rechnungsprüfer erklärten,
das Rechnungswerk eingehend geprüft und in bester Ordnung befunden
zu haben, sie beantragten, dem Rechnungsführer Entlastung zu erteilen.
Dies geschieht. Der Vorsitzende gibt dem Danke der Gesellschaft für die
Mühewaltung bei Ausstellung des Jahresberichtes und der Jahresrechnung
Ausdruck. Die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Rudolf Seidel,
O. Poscharsky und Ernst Rülcker wurden durch Zuruf wiedergewählt, als
Kassenrevisoren und Rechnungsprüfer für das Jahr 1912/13 wurden die
Herren Bley, Brix und Flirschfeld neu gewählt. Der Antrag des Herrn
Hirschfeld, eine Versicherung von Gehilfenwohnungen gegen Diebstahl
einzurichten, wurde vom AÄntragsteller wieder zurückgezogen. Im An-
schluß an die Generalversammlung fand die Monatsversammlung statt.
Der Vorsitzende ließ die ausgestellten Pflanzen erläutern: blühende Calla-
pflanzen von Herrn Königl. Obergärtner Zimmer, einen weißblühenden
Sport der Rose Madame Caroline Testout, den Herr Rosenschulenbesitzer
Brix in Kötzschenbroda gewann, eine Hyazinthenblumen - Vergrünung,
blühende Orchideen und Hortensien aus dem Botanischen Garten. Unter
den Orchideen befand sich ein stattliches Exemplar einer Ansellia africana,
das Herr Bezirksamtmann Dr. Mansfeld, ein Dresdner, dem Botanischen
Garten aus seinem Sitz in Ossidinge (Kamerun) gesandt hatte. Die
Hortensien waren wertvolle Neuzüchtungen von Mouillere Vendömes.
Ein neues Bindematerial, Draht mit Papierstoffumwicklung von der Firma
Julius Glatz in Neidenfels (Rheinpfalz), das billiger als Bindfaden ist,
wurde vorgewiesen und zur probeweisen Anwendung empfohlen. Den
Vortrag des Abends hielt Herr Dr. Hugo Fischer in Berlin über die gegen-
seitige Beeinflussung von Edelreis und Unterlage, insbesondere die Frage
der Pfropfbastarde. Der beifällig aufgenommene Vortrag ist unter Original-
abhandlungen und Vorträge zu finden.
Jahres-Rechnung
für 1911.
ERLEOY ahynes
l. Preis-Fonds der botanischen
Einnahme. ä
Kassenbestand . . . . ee ee 6
Zinsen von Staatspapieren usw. „. 2 u
Ausgeloste 'Staatspapiere .. ...“. „nn na 2 =
M. 468,12
Bilanz vom
en am 31. Dezember ıg11.
Kassenbestand. . . . . a...) 6,35
Kurswert von 8 Stück Sache. 31, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu M. 300, 2... 2 WE RE es
Kurswert von 3 Stück 317, %, Pfandbriefen des landwirtschaft-
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . „ 276,—
Kurswert von 2 Stück 3!/, °/, Pfandbriefen des Ritterschaft-
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,—. . . . „ 184,—
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Ban zu
Bautzen: .. 2 000/02 00 a0 ne ER
M. 5094,25
Reise-Fonds der botanischen
Einnahme.
Kassenbestand.. .... .. . ee
Zinsen von Staatspapieren usw. . . 2a ee Pe a
Kapitals - Überweisung vom Preis- En N.
Deere —
M. 267,86
Bilanz vom
SE am 31. Dezember ıg11.
Kassenbestand 2.12 2
Kurswert einer Sächs. 3%, Rente: zu M. 1000, A „819, —
Kurswert eines Sächs. 31/, 0), Staats-Schuld- Se zu
M. 1500,— . ee ne Er
Kurswert von 3 Stück Sache. 31, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu M. 300,— . ... en...
Kurswert eines 31], 0%], Prasdbres der Landständischen
Hypotheken-Bank zu Bautzen zu M. 500,—. . . . „ 458,75
Kurswert eines 31/, 0), Pfandbriefes des landwirtschannehe
Kredit-Vereins zu M. 500,— . . . „. 460,—
Kurswert eines 3!/, °/, Pfandbriefes des landwirtschafttieen
Kredit-Vereins zu M.100,— ... »„ . 92,—
Einlage im Sparkassenbuche der ebene Bank zu
Bautzen . en 27657)
M. 5555,74
Friedrich - August - Stiftung.
AERRERE
Kapital- Anlagen
Kapitals-Überweisung an den Beides Fonds 1
Kassenbestand .
31. Dezember ıg1ı.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910
Vermögenszuwachs im Jahre 1911
Friedrich - August - Stiftung.
Ausgabe.
Kapital- Anlagen BERN
Reisestipendium
Bekanntmachungen .
Kassenbestand .
31. Dezember ıgıı.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910
Vermögenszuwachs im Jahre 1911
M. 267,86
M. 386,77
„ in
Se:
M. 468,12
M. 5034,33
590
M. 5094,25
M. 98,25
„ 150, —
1 17,40
2,21
M. 5520,64
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M. 5555,74
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II. Schramm -Terscheck-
Einnahme.
Kassenbeständ: wa... 2 60,94
Zinsen von Staatspapieren- usw... zu... 1 17,50
M. 78,44
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember ıg11.
Kassenbestand. . ... „lee = 200020 0 el
Kurswert eines Sächs. 3!/, %, Staats-Schuld-Scheines zu
M. 300,— : 2 000 #0 De
Kurswert eines 3!/, %/, Pfandbriefes des landwirtschaftlichen
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . s» BI
Kurswert eines 31/, 0, Kreditbriefes des landwirischal
Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . 2 er
Unteranteil bei der Treuhandbank zu De » 96,88
M. 651,37
IV. Krause-
Einnahme.
Kassenbestand. -. 2 2. 0 ru
Zinsen von Staatspapieren „. 135,—
M. 625,20
Bilanz vom
Vermiügensbestagg am 3. Dezeimben 1911.
Kassenbestand. . . 2.0 1, WM 20
Kurswert einer Sächs. 30), Rente zu Ing 3000, e „ 2457, —
55 BE Te) a 1 I > „819, —
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M. 4311,20
V. Feronia-
Zur Unterstützung bedürftiger Kollegen, die am 30. Juni 1911
z Einnahme.
Überwiesenes Vermögen‘... ... =... wu „ ee
Zinsen as ner rn er a ee ee 44,23
”„
M. 1424,93
Bilanz vom
Einlage in zwei Sparkassenbüchern der Sparkasse zu Dresden-
Striesen . . . 2 NE‘
Einlage im Sessenkuehs 2: ae Spa zu
Niedersedlitz . . : .... 2 200 20.
Kassenbestand. :: WR. Wal. Par a Fe 9,77
M. 1424,93
Stiftung.
Ausgabe.
Kassenbestand . er M. 78,44
M. 78,44
31. Dezember ıg11.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910 . . . . » » .. M. 640,12
Vermögenszuwachs im Jahre 1911 N 11,25
M. 651,37
Stiftung.
Ausgabe.
Kassenbestand . EB > M. 625,20
M. 625,20
31. Dezember ıg11. .
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910 . . . . . . .. M. 4263,45
Mermepenszuwachs,im Jahre 1911... nm At 2.2.20. v4
M. 4311,20
Stiftung.
(beider Verschmelzung der Feronia mitder Flora) Mitgliederder Feronia waren.
Ausgabe.
Kapital-Anlagen a a Ne M. 1415,16
a a ea a a 9,77
M. 1424,93
31. Dezember 1911.
Vermögensbestand am 18. Juli 1911. . . » -» 2.2.2... M. 1380,70
Vermögenszuwachs im zweiten Halbjahr 1911. a 823
M. 1424,93
VI. Fonds
Zur Erfüllung von Verpflichtungen, die aus
Einnahme.
Kassenbestand « =»... 0 “We. 2 ne
Erlös aus Preismünzen .... 2 un I 2
M. 38,15
Bilanz vom
de am 3 bezembes 1911.
Kassenbestand. . . a: TEN 3
Einlage im Bankbuche s. Mare dor eh... 14,75
M. 52,90
VII. Gartenbauschule
Einnahme.
Kassenbestand . ...:. ce 2 u lu A
Schulselders, #7, ee ne
Zuschuß aus der Oesellschaffskasse ee ....
_M. 1726,98
VII. Gesellschafts-
Einnahme.
Kassenbestand- .. ... 2
Zinsen von Staatspapieren nl age Kanal 28
Miteliederbeitäge .. . . 2.2 2» 2 2. VE
Eintrittsgelder . . . . a ee
Ausschuß zur Prüfung von Nenheiten BE 5 05; 10,—
Summa der laufenden Einnahmen M. 6584,49
Kapital-Rückzahlungen usw. "2... . 20.2. Se le
M.112658,09
von 1896.
Internationalen Gartenbau-Ausstellungen entstehen.
Ausgabe.
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Vermosensbestand am 31. Dezember 1910. . .- - ..... M.. 27,10
Menosensznwachs. in Jate 1011, : . a nn 05: 23,80
M. 52,90
Schuljahr 1. Oktober 1910 bis 30. September 1911.
Ausgabe.
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BEN EISENSE NEN er ne ee er un: Sl
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Büro- Aufwand und Tape eiren e 100129:95
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kasse.
Ausgabe.
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Anschaffungen für die Bihliothels‘ ‚.. 608,88
Lesezirkel 2032
Pflanzen en „. 110,—
Drucksachen a u e „318,02
Bekanntmachungen ud en a et ee
Zuschuß zur Gartenbauschule der „Flora“ e = 48,26
Beitrag zu den Kosten der Gartenbauschule des Garleian-
Verbandes... ;'. a u So ae N In a Nee) nee a ZEHN =
Ausschuß für Handels- en BRTEE RE en on 5,95
Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten. . -. . 2. 2 2.2: y 6,50
Breismünzen und Diplome 2. a Kr En rn
Honorare und Besoldungen ea 2 FOOD
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Beiträge für Vereine u aha lee Au rt Re, Pen A
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Summa der laufenden Ausgaben M. 6758,54
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M. 112658,09
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Aktiva.
Kassenbestand .- ..? . % ne a A rs 69,56
Hypotheken . '. . '.-. 0 12 ern 0n. m
Darlehen > 222 Ale: »...6000,—
Kurswert von 4 Stück 30, Bachs, Bere zu M. 1000, Be
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lichen Kredit-Vereins zu 2000 M. . . . . „ 12132, —
Kurswert eines 4°/, Pfandbriefes des landwirtschatilieee
Kredit-Vereins zu 1000 M. Benz OL, —
Kurswert eines 4°/, Pfandbriefes des landwirtschatilieh
Kredit-Vereins zu 500 M. a A 505,50
Unteranteil bei der Treuhandbank zu Dresden er. 40,63
Inventar: der‘ Gesellschaft .. +... 2. 2M 292251
= „ Bibliothek ER „ 13143,08
5 „.. Gaärtenbauschulle IH 77. Dr ae 622,78 ,, 16090,37
M. 122815,06
IX. Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung
Einnahme.
Kassenbestand. . =... 2:8. #% 2.2 au ich Ve 14,40
Zinsen von Staatspapieren usw. „ 212563
M. 1140,03
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember ıgı1.
Kassenbestand . : . 2 2.0. zt20o0u 2. 2
Hypothek i =. „20000, —
Kurswert von 6 Stück Sache. 3%, Rente zu 1000,— M. 0 4914, —
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank zu
Bautzen „ 4369,11
M. 29301,91
31. Dezember ıg11.
Passiva.
4 Stück noch nicht eingelöste Flora -Anteil-
ER ITIEE a a MN. - 2,00 0 ME. 20
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910 . .M.124061,27
Vermögensabnahme im Jahre 1911 . . . . . „1366,21
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911. . 27 Ra 122005,06
-M. 122815,06
zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“.
Ausgabe.
DEsBEll Anbaren en ne a et Kara Br Re Mr, 00903
a en El a Tank 25,60
EEE EL 18,80
M. 1140,03
31. Dezember ıgı1.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1910. . . . . . .. M. 28319,35
Vermögenszuwachs im Jahre 1911 . ER 982,53
M. 29301,91
Haupt-Bilanz vom
Aktiva.
I. Preis-Fonds der botanischen Friedrich- August-Stiftung M. 5094,25
II. Reise-Fonds „, 3 = = & 3955.74
III. Schramm-Terscheck-Stiftune .. . . 02. 2 2 se 651,37
IV. Krause-Stiftune.. » . » 2 = 202 0 =. 20 Se
V. Ferornia-Stiftung... ... » “u 0... 000 So
VI. Fonds von 189 ....- 2%.» ..%. „2 52,90
VN. Gartenbauschule‘. .... „0. 2.0. ou —,—
VII. Gesellschaftskasse . . . „ 122815,06
IX. Fonds zur IV. Internationalen Gartenbau - Ausstellung zu
Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“ ,„ 29301,91
Biakaeen
M. 169207,36
Dresden, am 8. März 1912.
31. Dezember 1911.
Passiva.
I. Preis-Fonds der botanischen Friedrich- August-Stiftung M. u,
Il. Reise-Fonds „, . a a, ” _——
III. Schramm-Terscheck- Sterling RE EEE RER m
BUaRKTaBSe-SEHkume 2 ee ae ,
VE FEIONa- SUITBRBIL.T 23 EIER TER aa _,—
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MI®Gatenbasnselulen..o sl a 2,
VIII. Gesellschaftskasse . . . 120, —
IX. Fonds zur IV. Be eknalen Gartenbauk eine
zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“ ‚, —,—
Vermögen der Gesellschaft „Flora“ am 31. Dezember 1911 „ 139785,45
Vermögen des Fonds zur IV. Intern. Gartenbau - Ausstellung . „. . 29301,91
M. 169207,36
C. THOMAS >
O. WETZOLD Rechnungs- FRIEDRICH BOUCHE ©. POSCHARSKY
H. 2 prüler. I. Vorstand Rechnungsführer.
. ZIMMER
des Verwaltungsrats.
[86]
14.
15,
Zuwachs der Bibliothek vom 1. Oktober 1911
bis 30. September 1912.
. Berz-Schilling, Chr. O., Volkstümliche Grabmalkunst und Friedhofs-
gestaltung. Stuttgart 1911. C.
. Braun, Dr.G., Die Erforschung der Pole. Th. Thomas, Leipzig1912. A 10.
. Detmer, Prof. Dr. W., Das kleine pflanzenphysiologische Praktikum.
Anleitung zu pflanzenphysiologischen Experimenten. 4. Auflage.
G. Fischer, Jena 1912. A3.
. Griesebach, Aug., Der Garten. Eine Geschichte seiner künstlerischen
Gestaltung, Leipzig 1911. C.
. Heine, Prof. E., Die praktische Bodenuntersuchung. Gebr. Bornträger,
Berlin 1911. A7.
. Historisch - biographische Blätter. Das Königreich Sachsen. Kultur,
Industrie, HandelundGewerbe. Baumschule von O.Poscharsky,
Laubegast. Ecksteins Verlag, Berlin 1911. A10.
. Kleine, Richard, Unsere einheimischen Schmetterlinge. Th. Thomas,
Leipzig 1911. A10.
. Maurer, Erich, Meine Englandreise. Manuskript 1911. A10.
. Meschwitz, Heinrich, Geschichte der Dresdner Heide. C. Heinrich,
Dresden 1911. BO.
. Naumann, Prof. Dr. A., Charakterpflanzen der Sächsischen Schweiz im
Schandauer Pflanzengarten. Selbstverlag 1912.
. Ostwald, Wilh., Die Mühle des Lebens, physikalisch-chemische Grund-
lagen der Lebensvorgänge. Th. Thomas, Leipzig 1911. A10.
. Siebert-Schöllermann- Krauß, Wie lege ich einen Garten an? Nach
Rogers Gartenbuch im Auftrage der Gesellschaft für Heim-
kultur herausgegeben. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden
19122
. Societe nationale d’horticulture de France, Les plus belles roses au debut
du XX® siecle. Charles Amat, Paris 1912. B3.
Stocker, Leop., Mittel zur Steigerung von Menge und Güte der Ernten.
Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. ©. 1911. B6.
Zahn, F., Unser Garten. Quelle & Meyer, Leipzig 1911. C.
FRANZEEDIENT
(Das Lichtbild verdanken wir dem Entgegenkommen von Möllers Deutscher Gärtnerzeitung in Erfurt.)
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Franz Ledien 7.
n dem am 27. April 1912 verstorbenen ÖOberinspektor des
Königl. Botanischen Gartens zu Dahlem, Franz Ledien,
hat unsere Gesellschaft eines ihrer bewährtesten und treuesten
Mitglieder, der deutsche Gärtnerstand einen besonders hervor-
ragenden Vertreter verloren.
Der Heimgegangene war am 29. April 1859 in Gollnow,
Pommern, als Sohn des Eisenbahn-Betriebssekretärs Christoph
Ledien geboren; seine Knabenjahre verlebte er in Stettin, wo
er die Friedrich-Wilhelm-Oberrealschule bis zur Obersekunda
besuchte. Gesundheitsrücksichten, vor allem aber persönliche
Neigung ließen ihn den Gärtnerberuf wählen, dessen praktische
Grundlagen er sich in der gediegenen Gärtnerei der Gebrüder
Koch zu Grabow in den Jahren 1877 bis 1880 erwarb. Zu
Ostern 1880 trat er in die Königl. Gärtnerlehranstalt in Wildpark
bei Potsdam ein; er verließ sie im April 1882 nach beendigtem
Studium mit der Hauptzensur „vorzüglich“ und dem Prädikat
als „Gartenkünstler“.
Seine nun folgende Gehilfenzeit führte ihn zu Klissing & Sohn
in Barth, nach dem Königl. Botanischen Garten in Breslau und
in den sogen. Fürstingarten zu Sanssouci bei Potsdam, wo er
unter’ Leitung Gustav Fintelmanns, des späteren Königl. Hof-
gartendirektors, bis Ende Juli 1884 gartenkünstlerisch tätig war.
Von dort ging er nach Afrika. Er selbst schreibt folgendes
über dieses bedeutsame Ereignis seines Lebensganges: „Durch
Empfehlung und gütige Vermittlung der Herren Gustav Fintel-
mann und Geheimrat Professor Dr. Wittmack-Berlin gelang es
mir damals, einen lebhaften Wunsch erfüllt zu sehen und die
Tropennatur aus eigener Erfahrung kennen zu lernen. Ich
konnte am 1. August 1884 als Versuchspflanzer zur Erprobung
europäischer und tropischer Garten- und Plantagenkultur in den
Dienst des Kongo-Staates treten und blieb dort bis 1. April 1886.
Mein Wohnort war die damalige Hauptstation des Staates, Vivi
am Mittelkongo, wo ich auch die entsprechenden Versuchs-
REN! pa
pflanzungen einzurichten hatte. Auf längeren Exkursionen ist
von mir das oberhalb Vivi gelegene Gebiet des Staates bis
zum Stanley-Pool auf seine Anbaufähigkeit für Nahrungspflanzen
untersucht und sind die betreffenden Beamten mit Anweisungen
und Sämereien versehen worden. Nach fast 1°), jährigem Aufent-
halt mußte ich aus Gesundheitsrücksichten das Gebiet des
Kongostaates wieder verlassen. Von besonderem Werte waren
für mich die zahlreichen Exkursionen an Land, welche be-
sonders bei der Hinreise möglich waren an den verschiedenen
Haltestellen des zur Ausreise benutzten englischen Fracht-
dampfers; diese ermöglichten es, die Betriebsweise der Plan-
tagen an den Hauptplätzen der afrikanischen Westküste zwischen
Monrovia und der Kongo-Mündung zu studieren.“
Sein nicht mit Unrecht um die Gesundheit seines Sohnes
besorgter Vater löste ohne dessen Vorwissen den auf 3 Jahre
lautenden Kontrakt bereits nach 1°/, Jahren; er selbst hätte,
trotz der schlimmen Fieberanfälle, unter denen er in dem in
höchstem Grade ungesunden Klima litt, bei seiner eisernen
Pflichttreue und großen Strebsamkeit wohl nie daran gedacht,
seinen Posten vor Erfüllung der vertraglich ausbedungenen
Dauer zu verlassen. Dennoch hat er den hohen Gewinn, den
ihm der Aufenthalt in den Tropen für den Beruf brachte, mit
einem bleibenden Schaden für seine Gesundheit bezahlt und
am Kongo wohl den Keim seines frühen Todes erworben.
Von Afrika heimgekehrt, entwickelte Ledien in Breslau
zunächst eine selbständige Tätigkeit als Landschaftsgärtner, die
besonders auch die Einrichtungsarbeiten der 1886 dort statt-
findenden großen Gartenbau-Ausstellung mit umfaßte.
Mit dem Beginn des Jahres 1887 übernahm er in jener
Stadt die Leitung der umfangreichen Obst- und Gemüsetreiberei
der Firma Christian Hansen und wurde später Geschäftsleiter
der Gärtnerei von H. Dammann.
Zum 1. September 1889 folgte er einem Rufe nach Dresden
an den Königl. Botanischen Garten als Kulturobergärtner. Hier
gab es für den jungen, tatkräftigen und auf allen Gebieten des
Berufs wohlbewanderten Gärtner ein willkommenes, reiches
Arbeitsfeld. Die Vegetationsverhältnisse in unserem alten, im
Stadtinnern gelegenen Botanischen Garten hatten sich von Jahr
zu Jahr so verschlechtert, daß eine Hinausverlegung der Ge-
wächshäuser und Freilandkulturen in ein freies Gelände nicht
länger aufgeschoben werden konnte. Ledien entwarf die Planung
für die Gartenanlagen, insbesondere auch für das Alpinum und
BE
führte sie aus; bei der Übersiedlung der Pflanzenschätze nach
den Neubauten stand er dem Garteninspektor Poscharsky hiltf-
reich zur Seite. Dessen Stellung wurde ihm übertragen, als
jener nach langjährigem Staatsdienste in den Ruhestand trat,
um sich fern vom Amtsgetriebe bei der Pflege der scientia
amabilis eines gemächlichen Feierabends zu erfreuen. — Ledien
war wie geschaffen für das ihm hier anvertraute Amt; vereinigte
er doch ein reiches Maß von Tüchtigkeit in der praktischen
Gärtnerei mit gediegener wissenschaftlicher Bildung und mit
der Gabe, seine Kenntnisse und Erfahrungen auch andern,
namentlich den Berufskreisen überzeugend und in leicht faß-
licher Weise mitzuteilen. Er erkannte sehr bald, daß der
Botanische Garten in Dresden, diesem Zentrum des Garten-
baues, sich nicht ausschließlich als wissenschaftliches Institut
betrachten dürfe, sich vielmehr auch in den Dienst der Praxis
zu stellen habe und suchte mit großem Erfolge in der dem
Garten angegliederten Versuchsstation für Pflanzenkuitur in-
sonderheit den hier und in der Umgegend unserer Stadt be-
triebenen Hauptpflanzenkulturen nützlich zu werden; er befand
sich darin in voller Übereinstimmung mit dem Direktor der
genannten Anstalten, des Herrn Geheimen Hofrats Proiessor
Dr. Drude. Seine rastlose und zielbewußte Tätigkeit war von
schönen Erfolgen gekrönt, deren Ergebnis er in den Jahres-
berichten der Flora veröffentlichte; es seien hier nur erwähnt
seine Abhandlungen über Erikendüngung mit Düngesalzen,
über die Wirkung der verschiedenen zum Gießen der Eriken
verwendeten Wässer, über Kalkdüngung bei Maiblumen zur
Erzielung größerer Blühwilligkeit, sowie über die Nachteile der
Stickstoffdüngung im dritten Wachstumsjahre, über die Soemmer-
düngung der Azalea indica mit Nährlösungen von 1—2 %o,
über die Ätherbehandlung von Treibsträuchern usw. Eine große
Vorliebe empfand Ledien für die ebenso schöne wie interessante
Familie der Orchideen. Im Jahre 1900 gab er ein bei Karl
Siegismund in Berlin erschienenes kleines, sehr brauchbares
Werk heraus: „Die Kultur der schönblühenden Orchideen für
Blumenschnitt und Dekoration“ und brachte in Möllers
Deutscher Gärtnerzeitung eine umfangreiche und eingehende
Abhandlung über die Sämlingszucht der Orchideen. Daß er
auch praktisch auf diesem Gebiete gearbeitet hat, beweisen
die schönen Bastarde von Cypripedium Leeanum und die
prächtigen Kreuzungen von Cattleya gigas x C. aurea, die der
hiesige Botanische Garten ihm verdankt.
In unser aller Gedächtnis ist die segensreiche Tätigkeit,
die Ledien 12 Jahre hindurch für die Gesellschaft, Flora ent-
faltete. 1896 nahm er die Herausgabe der nun regelmäßig
erscheinenden Jahresberichte wieder auf; mit Umsicht und
Pflichttreue verwaltete er unsere umfangreiche und wertvolle
Büchersammlung, stets war er bereit, durch Vorträge, Auskünfte
und auf andere Art belehrend und aufklärend zu wirken, dem
Gärtner wie auch dem Laien dienend.
Der außerordentliche Erfolg der Ill. Internationalen Garten-
bau-Ausstellung Dresden 1907 ist zum guten Teil auf Lediens
Wirksamkeit als Vorsitzender des Presseausschusses zurück-
zuführen; meisterhaft war die Art, in der er in deutschen und
ausländischen Fach- und Tageszeitungen auf das Unternehmen
hinwies, das Plakat- und Annoncenwesen leitete und den Ver-
tretern der Presse zu Diensten stand. — „Dresden im Blumen-
schmuck“, dieses vom hiesigen Fremdenverein zuerst in einer
deutschen Stadt ins Leben gerufene Unternehmen zurSchmückung
der Häuserfronten, Balkons, Fenster usw. erfreute sich der be-
sonderen Förderung durch Ledien; in den Zeitungen und durch
Sonderdruckschriften unterrichtete er die beteiligten Kreise über
die zweckmäßigste und schönste Verwendung der Pflanzen
und Blumen, war als Preisrichter und Berater eifrig tätig und
schaffte namentlich dem mittleren und kleinen Handelsgärtner
eine sich noch heute steigernde Gelegenheit, seine Erzeugnisse
an Marktpflanzen und Florblumen zu verkaufen, während er
anderseits an seinem Teile dazu beitrug, unsere schöne Stadt
immer einladender und vornehmer zu gestalten.
Mit Freimut und Entschiedenheit trat er für das ein, was
er als richtig und nützlich erkannt hatte, als Gegner schneidig,
doch niemals gehässig, zuverlässig und aufopfernd als Freund,
scharf von Geist, fröhlich im Herzen, unermüdlich bei der
Arbeit, aber harmloser Geselligkeit zugetan, so kannten wir
ihn, die Floramitglieder, als das Bild eines echten deutschen
Mannes, eines Gärtners rechter Art. —
Es war unter solchen Verhältnissen nicht zu verwundern,
daß ihn unsere Vereinigung, die hiesigen Gärtnerkreise und
alle Dresdner Gartenfreunde mit Wehmut scheiden sahen, als
er im Jahre 1907 nach Dahlem an den neuen Botanischen
Garten berufen wurde, nachdem er vorher die Überführung
der großen Palmen und Kalthauspflanzen aus dem alten Garten
an der Potsdamer Straße nach ihrem neuen Standorte geleitet
und ihre Aufstellung nach gärtnerischen, wissenschaftlichen
= rag
und ästhetischen Grundsätzen aufs glücklichste ausgeführt
hatte. — In dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die
Gesellschaft Flora und den sächsischen Gartenbau wurde ihm
die Würde eines Ehrenmitgliedes verliehen. — Auch in dem
neuen Wirkungskreise bewährte er sich aufs beste. Die auf-
reibende, vielseitige Tätigkeit in dem ausgedehnten Betriebe
untergrub leider zu bald Lediens von jeher nicht allzu feste
Gesundheit. Er selbst ahnte nicht sein nahes Ende. In einem
an seinem Todestage hier eingetroffenen Briefe an seine Freunde,
mit denen er, wie mit der Flora bis zuletzt im engsten und
regsten Verkehr stand, spricht er den Wunsch und die feste
Hoffnung aus, im Mai d. Js. eine Studienreise nach England
unternehmen zu können. Zwei Tage vor Vollendung seines
53. Lebensjahres, während er mit seiner treuen Gattin dem
fröhlichen Sange seiner Kinder zuhörte, trat der Todesengel
plötzlich an ihn heran und’ führte ihn sanft und schneil hin-
über zum ewigen Frieden.
Franz Ledien hat sich in den Kreisen des sächsischen
Gartenbaus und in der Gesellschaft Flora ein bleibendes Denk-
mal geschaffen. Ehre seinem Andenken!
Fritz Bouche.
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Unsre gefiederten .Freunde in Hof und Garten.
Von Professor Dr. Martin Bräß, Dresden.
(Festvortrag anläßlich der 86. Jahresfeier gehalten.)
"A IIgemein klagt man über den Rückgang unsrer heimischen
Vogelwelt, und deshalb suchen in erfreulicher Weise
Private, Vereine, Behörden durch Anlage von Vogelschutz-
gehölzen, Aushängen von Nisthöhlen, auch durch Darreichung
von Futterstoffen im Winter die gefiederten Freunde des Land-
manns, Gärtners und Försters zu mehren und ihnen den Kampf
ums Dasein zu erleichtern.
Wir in Dresden und in der Umgebung unsrer schönen
und parkreichen Stadt haben vielleicht am wenigsten Ursache,
in das allgemeine Klagelied von der Abnahme der Vögel mit
einzustimmen. Wenn ich im Frühjahr meine größeren oder
kleineren Spaziergänge und Ausflüge unternehme, die der Be-
obachtung meiner Lieblinge in Feld und Flur, im Wald, am
Wasser oder auch in der sandigen Heide gewidmet sind, da
geht mir immer von neuem das Herz auf, und ich preise mich
glücklich, so nahe von unsrer Großstadt auch heute noch
ein überaus reiches Vogelleben zu finden. Ich habe wieder-
holt auf ornithologischen Exkursionen im Mai nach den reiz-
vollen Seitentälern unsrer Elbe abwärts von Dresden oder
nach dem Moritzburger Teichgebiet an einem einzigen Vor-
oder Nachmittag gegen 50, oft auch mehr, einmal sogar 63
verschiedene Arten beobachten können. Ich führe darüber ein
Verzeichnis, und diese meine „unblutige Schußliste“, wie ich’s
nenne, gewährt mir dann immer an grauen Novembertagen
und langen Winterabenden ein großes Vergnügen. — Gerade
in diesen Tagen werden es volle 25 Jahre, daß ich in Dresden
weile; von einer wirklichen Abnahme der Vogelwelt innerhalb
dieser Zeit in unsrer Gegend kann ich doch nur in sehr be-
schränkter Weise sprechen. Gewiß, manchen Vogel müssen
BE Ve
wir jetzt weiter draußen suchen, weiter weg vom Zentrum
der Stadt, den Gartenspötter, den Plattmönch, die Dorngras-
mücke u. a., aber sie sind doch da; ja ich kann eine ganze
Reihe von Vögeln nennen, deren Zahl gewachsen ist: die
Amsel und ihre etwas kleinere Base, die Singdrossel,
wenigstens soweit sie unsre Gärten und Parks bewohnen —
denn draußen im Wald hört man diese jubelnden Sängerinnen
etwas weniger oft, als vor einem oder zwei Jahrzehnten; ferner
die Hohltaube — im Gegensatz zu der immer seltener werden-
den Turteltaube —, den Schwarzspecht, der schon seit
mehreren Jahren am Rande der Heide brütet, nur eine Viertel-
stunde von meiner Wohnung entfernt, den winzigen Girlitz,
dessen bescheidenes Lied man im Frühling fast überall hört,
im Wald und in Gärten, wo es hohe Bäume gibt, und dann
auch, wenigstens scheint es mir so, die Laubsänger Fitis
und Weidenlaubvogel. Fitisgesang tönt mir im Mai und
Juni aus jeder Fichtenschonung, aus dem Uhnterholz jedes
Buchenbestandes in der Nähe meiner Wohnung so reichlich
entgegen, daß der weiche, finkenartige Schlag aus all den
Kehlen ein wahres Meer von Tonwellen bildet, von dem die
ganze Luft erfüllt wird. Und des „Zilp-Zalp“ zweisilbig Liedchen
klingt einem schon fast zum Überdruß von jedem hohen Baume
herab. Auch die Mauersegler und die Haubenlerchen, so
scheint mir, haben an Zahl in unsrer Gegend zugenommen.
Aber freilich auch Verluste haben wir zu beklagen. Es
ist wohl kein Zweifel, daß unsre lieblichsten Haus- und Hof-
genossen, die Rauch- und Mehlschwalben, im Laufe der
letzten zehn oder fünfzehn Jahre an Zahl zurückgegangen sind,
und wenn ich auch anfangs meinte, es handle sich nur um
eine vorübergehende Schwankung des Bestandes, so habe ich
mich doch überzeugen müssen, daß manche frühere Ansied-
lung in unsern benachbarten Dörfern verlassen worden ist
oder nur noch wenige Bewohner aufweist. Es hängt dieser
Verlust mit dem Rückgang der Viehhaltung in der Nähe der
Großstädte, mit der Trockenlegung von Sümpfen und Wiesen
und mit der Verseuchung von Fluß und Bach durch die Ab-
wässer der Fabriken zusammen. Auch die Uferschwalben,
von denen vor wenig Jahren noch bei Niederwartha eine ziem-
lich starke Kolonie in einer Lehmwand ihre unterirdischen
Wohnungen hatte, sind recht sparsam geworden.
nee 3
Auffallender aber ist in unserm ganzen Vaterland der
Rückgang einer stattlichen Reihe von Vogelarten, die auch
vor einem Vierteljahrhundert und länger bei uns nicht besonders
häufig waren. Das ist um so beklagenswerter, als diese zum
Teil besonders schönen und besonders interessanten Vögel
dem völligen Untergang, wenigstens in unsrer Heimat, ge-
weiht zu sein scheinen. Wohl in allen Fällen trägt der Mensch
selbst die Schuld an dieser Verarmung der Natur, sei es, daß
er manche Arten durch direkte Nachstellung zu kläglichen Resten
dezimiert hat, sei es, daß die von Jahr zu Jahr fortschreitende
Kultivierung des Bodens, die immer intensiver betriebene Land-
und Forstwirtschaft, die Zunahme von Industrie und Verkehr
den betreffenden Vögeln ihre Existenzbedingungen erschwert,
ja sogar völlig entzogen haben. Nur ein paar Arten, die hier-
her gehören, will ich kurz nennen. Der Eisvogel, der von
den Fischereiberechtigten in rücksichtsloser Weise verfolgt,
die ebenso farbenprächtige Mandelkrähe, die ihres bunten
Kleides wegen von schießwütigen Jägern weggeknallt wird,
und die Wachtel, deren stimmungsvollen Ruf man heute
draußen auf dem Lande überhaupt nicht mehr oder nur ganz
ausnahmsweise noch einmal vernimmt. Um diesen kleinsten
Hühnervogel tut es mir besonders leid. Ein gut Stück Poesie
des Landlebens ist mit ihm dahin. Viele von Ihnen, hoch-
verehrte Anwesende, werden sich gewiß noch gern jener Feier-
abendstunden im Sommer erinnern, da man sich zwischen
den blühenden Weizenfeldern oder den honigduftenden Klee-
stücken erging. Stille, heilige Stille. Selbst die Grillen haben
ihr Zirpen eingestellt, der Lerche Lied ist verstummt. Das
ganze Feld hat sich dem Schlaf überlassen. Da steigt der
Mond am Osthimmel auf, und kaum ergießt sich sein silbernes
Licht auf die ruhende Flur, da tönt es so lustig vom Rande
des Feldes: „Pickwerwick, pickwerwick.“ In einem Atem geht’s
fort, zehn- oder zwölfmal, dann eine Pause. Eine zweite
Wachtel gibt Antwort, ganz in der Ferne schlägt eine dritte,
und je mehr sich die Mitternacht nähert, um so lauter und
hitziger schallt es. Nur in den frühesten Morgenstunden ver-
stummt der muntere Schlag; aber kaum beginnt im Osten der
junge Tag zu grauen, so tönt es wieder so emsig, das freundliche
„Pickwerwick“, als wollten die nimmermüden Tiere hier unten
im Feld mit den jauchzenden Lerchen in der Höhe wetteifern.
a ARE
Aber das sind vergangene Zeiten. Die Wachteln gibt
uns niemand zurück. Nicht die Jagd, selbst nicht der Massen-
fang in den südlichen Ländern hat sie uns geraubt — denn
schon von jeher hat man dem niedlichen Hühnervogel in ge-
radezu fanatischer Weise nachgestellt —, sondern, das ist
wenigstens meine Überzeugung, der moderne Betrieb der Feld-
bestellung hat sie vertrieben. Die Zunahme des Zuckerrüben-
baues, dann aber auch die heute viel reinere Aussaat des Ge-
treides und der Futtermittel haben der Wachtel die Nahrung
genommen. Meine Beobachtungen in Siebenbürgen haben
mich in diesem Urteil bestärkt. Dort gibt es Wachteln noch
in sehr großer Menge, und mancher Jäger geht im Herbst
lediglich auf die Wachteljagd. Indessen, ganz auffallend ist
der Rückgang der Wachteln dort, wo man die alte „Dreifelder-
wirtschaft“ aufgegeben hat und sich auch sonst einer modernen
Feldbestellung befleißigt.
Fast ebenso auffallend ist die Abnahme unsrer Raub-
vögel, sowie der größeren Sumpf- und Schwimmvögel.
Ich will gern zugeben, daß die großen und vielfach schäd-
lichen Räuber nicht mehr so recht in unsre Kulturlandschaft
passen; aber es tut mir doch immer leid, wenn ich höre, daß
hier ein Stein- oder Schreiadler auf seinem Wanderzug, dort
eine Gabelweihe, ein Fischadler oder ein schwarzbrauner Milan
heruntergeknallt worden ist, und ich denke, die wenigen, ge-
radezu kläglichen Reste größerer Raubvögel, die unsre Heimat
gegenwärtig noch besitzt, könnte man bis zu gewissem Grade
schonen — zur Freude jedes Naturfreundes.. Wer in unsrer
Sächsischen Schweiz die herrlichen Flugspiele des Wander-
falken gesehen oder auch nur den Mäusebussard beobachtet
hat, wie er hoch über den Wipfeln des Waldes schwebt, wer
die Königsweihe und den Milan kennt, wie sie sanften, ruhigen
Flugs, gleichsam schwimmend, ohne Flügelschlag in beständi-
gem Kreisen über Seen und Wiesen sich höher und höher
schrauben, bis nur noch ein Punkt an der strahlenden Himmels-
glocke den stolzen Segler verrät, der wird mich verstehen,
wenn ich sage, daß solche Augenblicke einem unvergeßlich
sind fürs ganze Leben, und daß dieser Genuß nicht geringer
ist, als die Freude an des Plattmönchs frohjauchzendem Über-
schlag und an dem seelenvollen Lied der Nachtigall. Schutz
den Raubvögeln, soweit es nur irgend möglich ist! Jedem
ea
Jäger möchte ich diese Bitte immer von neuem an sein tier-
freundliches Herz legen. Ebenso sind sehr viele Sumpf- und
Wasservögel unsres engeren Vaterlandes in arger Bedrängnis:
Rohrdommeln, Taucher, Säger, Reiher u. a. Die letzte kleine
Reiherkolonie am Horstsee bei Wermsdorf ist in den 80er Jahren
verschwunden, und nur im Frühling, namentlich aber im Hoch-
sommer erscheinen die schönen Fischer an den Teichen, wo
man ihnen natürlich das Handwerk zu legen sucht. Selbst
die reizvollen Möwen — bei uns brütet nur die Lachmöwe —
haben unter den Fischereiberechtigten viele Feinde Gewiß,
wollten wir lediglich vom Nützlichkeitsstandpunkte aus urteilen,
da müßten freilich manche der genannten Vögel völlig von
der Bildfläche des Lebens verschwinden; aber es gibt doch
auch idealere Gesichtspunkte, deren Berechtigung jeder ver-
nünftig Denkende gleichfalls anerkennen muß. Es gilt,
unsrer Heimat die ihr eigentümliche Vogelwelt in
ihrer vollen, ungeschmälerten Mannigfaltigkeit zu
erhalten.
Indessen, nicht von den Vögeln draußen in Wald und
Flur, auf Wiesen, am Fluß und am Teich will ich heute sprechen,
sondern von unsern gefiederten Freunden, die in unsrer
unmittelbarsten Nähe ihr Heim aufgeschlagen haben,
im Garten, im Hof, ja selbst am und im Haus ihrer
Beschützer. Es ist eigentümlich und in höchstem Grade
auffallend, wie eine ganze Reihe von Vögeln die Nähe des
Menschen aufsucht. Wird irgendwo in einer unbewohnten
Gegend, selbst mitten im Walde, ein Häuschen gebaut, eine
einsame Blockhütte: das Hausrotschwänzchen stellt sich
gewiß nach ganz kurzer Zeit ein; und wahrscheinlich hat es
jeder von Ihnen auch hier in der Großstadt schon beobachtet,
wie der hübsche Vogel oftmals den Neubau schon dann be-
zieht, wenn Zimmerleute und Maurer noch arbeiten. Er ist
gewöhnlich der erste Bewohner des Hauses. Höchst auf-
fallend ist es ferner, wie sich in den Promenaden und Parks
unsrer Städte die Amseln in geradezu unglaublicher Weise
vermehrt haben. Eigentlich ist die Amsel ja ein Waldvogel
und als solcher außerordentlich vorsichtig und recht scheu vor
dem Menschen. Heute ist die goldschnäblige Sängerin viel
häufiger in den Städten zu finden, als draußen im Forst, wo
man ihr verhältnismäßig selten begegnet. Dieser „Zug nach
BE TEE
der Stadt“ hat unsre Schwarzröcke mit solcher Macht gepackt,
daß, könnte man unter ihnen so eine Art Volkszählung vor-
nehmen, wir sicher überrascht sein würden, welch kleiner
Bruchteil seiner ursprünglichen Heimat noch treu geblieben
ist. Vor 55—60 Jahren scheint die Sache in Stuttgart ihren
erfreulichen Anfang genommen zu haben, wenigstens wurde
damals die lieblichgrüne württembergische Hauptstadt ob ihrer
schwarzen Musikanten von vielen beneidet. Bald machte sich
aber auch in andern Gegenden, besonders im Niederland, ein
Zug der Amseln nach den Städten mit ihren Gärten und An-
lagen bemerkbar. Im Jahre 1870 siedelte sich das erste Amsel-
pärchen im Garten meiner Eltern am Fuße des Erzgebirges
an. In den 70er Jahren mehrten sich auch in Dresden
die Amseln ganz ungemein, ja in einer englischen Reise-
beschreibung aus den 80er Jahren wird Dresden geradezu als
„Amselstadt“ bezeichnet. Von Jahr zu Jahr ist es toller ge-
worden, und möglicherweise ist heute nach Sperling und Taube
die Amsel der häufigste Vogel unsrer Stad. Wir könnten
gern einige tausend Paare abgeben, ohne den Verlust zu
merken oder gar zu beklagen — wenn sie nur jemand haben
wollte!
Jeder, der vom Lande nach der Stadt zieht, ändert ganz
unwillkürlich seine Lebensweise, seine Anschauungen, bis-
weilen auch seinen Charakter, und es sind viele, denen es
nicht gut bekommt. Die Dreistigkeit der Amsel übersteigt
heute jede Grenze. Vor den Augen eines tausendköpfigen
Publikums zieht sie ihre Brut auf, unmittelbar vor unserm
Fuße jagt sie nach Beute, an der verkehrsreichsten Straße singt
sie ihr Morgen- und Abendlied. ° Und wieviel Ärgerliches
wissen Gartenbesitzer und Obstzüchter von der zudringlichen
Keckheit des gefiederten Einwanderers zu erzählen! Es gibt
Gärten, wo die Amseln keine einzige Kirsche auf den Bäumen
lassen, Weinplantagen, die arg gebrandschatzt werden, so arg,
daß man den Ärger der Besitzer voll und ganz versteht. Die
Erdbeerbeete werden zerkratzt, die süßen Früchte angepickt
und mehr noch wird verdorben, als wirklich verzehrt. Im
Großen Garten sind die Gärtner gleichfalls schlecht auf die
Amseln zu sprechen. Noch ist das Blumen- oder Teppichbeet
nicht ganz fertig, da kommen schon die schwarzen Burschen
und ihre rauchbraunen Genossinnen herbei und scharren und
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korrigieren mit ihren Kratzfüßen, als hätten sie die Arbeit eines
Schuljungen vor sich. Auch gegen die Anklage, daß die
Amseln das nackte Nestjunge eines Singvogels bisweilen mit
einem Regenwurm verwechseln, kann ich sie nicht freisprechen,
obgleich die Sache offenbar stark übertrieben wird und ver-
hältnismäßig wenig wirklich einwandfreie Beobachtungen vor-
liegen. Es genügen eben einzelne Unwürdige, den guten Ruf
einer ganzen Familie zu untergraben. Wie sehr die Stadt-
amsel ihre ursprüngliche Natur geändert hat, erkennt man
auch an ihrem Nestbau. Draußen im Wald ein sorgfältig ge-
bauter, nicht allzugroßer, schön gerundeter Napf; hier in den
Gärten meist ein liederlicher, unförmlicher, massiger, mit viel
Erde beschwerter Bau, der oft an den unglaublichsten Stellen,
selbst in dem Winkel einer Fensteröffnung, errichtet wird.
Aber das Eigentümlichste ist doch dies, daß die Mehrzahl
unsrer Amseln die Sitte ihrer Väter, im Herbst nach dem Süden
zu ziehen, vergessen hat. „Ubi bene, ibi patria“, ist ihre Losung.
Und es geht ihnen „bene“ bei uns auch im Winter. Überall
wird den Vögeln von mildtätigen Herzen und Händen Futter
gestreut; überall finden sich in den Promenaden beerentragende
Sträucher, besonders amerikanische Gewächse; das Raubzeug,
das bepelzte, wie das befiederte, ist stark dezimiert; die Winter
in den letzten Jahrzehnten waren mit wenig Ausnahmen einer
immer milder als der andere — warum also erst die gefahr-
volle Reise?
Auch die Verwandte der Amsel, die Singdrossel, hat dem
allgemeinen Zuge der Zeit, nämlich dem nach der Stadt, Folge
geleistet. Einige von ihnen sind auch schon zu Standvögeln
geworden, und was Dreistigkeit und Keckheit betrifft, so geben
sie den Amseln kaum etwas nach. Auf den Rasenflächen
der Bürgerwiese und des Großen Gartens treiben sich die
„Zippen“ — die tropfenartigen, braunschwarzen Flecken der
lichten Unterseite verraten sie uns sofort — in großer Menge
umher, und fast in jedem Gebüsch ist ihr mit zerkautem
morschem Holz wie mit heller Pappe ausgekleidetes Nest, oft
dicht neben einem Amselnest, zu finden. Selbst an den An-
blick grimmiger Raubtiere gewöhnt sich die Singdrossel, wie
mir eine vollbesetzte Kinderstube in der Jungfernrebe am
Bärenzwinger unsers Zoologischen Gartens bewies. Einen
Vorzug aber hat die Drossel: sie ist nicht ganz so laut und
nicht ganz so zänkisch und unverträglich wie die Amsel, über-
haupt ein vornehmerer Charakter; aber was nicht ist, kann
noch werden — böses Beispiel verdirbt gute Sitten.
Ein Charaktervogel unsers Großen Gartens ist auch die
Ringeltaube, die größte unsrer heimischen Tauben. Bei
einem Blick nach der Höhe kann man den schönen Vogel,
der im März von der Reise zurückkehrt, überall in den Kronen
der Bäume beobachten. Aber auch in den größeren Gärten
und Parks unserer Vororte siedeln sich Ringeltauben gern an.
Ebenso sind die kleineren Hohltauben im Großen Garten
recht zahlreich vertreten; sie benutzen die Höhlen alter Bäume
zu Brutstätten. Im Frühling sind sie meist 14 Tage früher
da, als ihre größeren Vettern, wie sie uns auch im Herbste
später verlassen. Selbst überwinternde Hohltauben hat man
schon in Sachsen beobachtet.
Das innigste Freundschaftsbündnis mit dem Menschen haben
aber diejenigen Vögel geschlossen, die sein Haus zur Wohn-
stätte gewählt haben. Eine ganze Reihe gehört hierher. Von
den Rauch- und Mehlschwalben, ebenso von den Mauerseglern,
diesen eifrigen Insektenvertilgern, habe ich schon vorhin ge-
sprochen. Auch das Hausrotschwänzchen wurde bereits
von mir erwähnt; aber es ist ein gar so lieber Kerl, daß wir
noch ein wenig bei ihm verweilen wollen. Nur der Imker ist
schlecht auf das muntere Vöglein zu sprechen, da es ihm
mitunter ein paar Bienen wegschnappt. Ich glaube aber, diese
Schädigung wird oft übertrieben, ebenso wie diejenige, die
Meisen, Buntspechte und Fliegenschnäpper dem Bienenstand
zufügen. Was unser Hausrötel betrifft, so behauptet ein er-
fahrener Bienenzüchter, daß es nur mattfliegende oder krank
und ruhig dasitzende Bienen hole, also eher Nutzen stifte
als Schaden, und Kleinschmidt, der gewiß jeder sentimentalen
Stimmung fernsteht, schreibt: „Ich bemerke dazu 1. daß ich
im Magen vieler Stücke, die ich untersuchte, nie Reste von
Bienen gefunden habe, 2. daß ich zu Zeiten, wo ich Rot-
schwänze für wissenschaftliche Untersuchungen brauchte und
solche an Bienenständen ... zu schießen suchte, stets ver-
geblich dort anstand, obschon die Vögel in der Nähe waren.“
Nach meiner Erfahrung ist der gefleckte Fliegenfänger
den Bienen vielleicht noch etwas gefährlicher; ich habe es
selbst gesehen, wie er hintereinander fünf- oder sechsmal sehr
RE
geschickt die Bienen fing, die zum Stocke zurückkehrten, will
aber trotzdem gern unsrem vortrefflichen Liebe recht geben,
wenn er behauptet, „daß der Schaden, den die Fliegenfänger
dem Bienenstand zufügen, vollkommen unerheblich ist.“ Gegen
den Besuch der Meisen, Kleiber und Buntspechte kann der
Bienenvater seine sechsbeinigen Pflegebefohlenen leichter
schützen. Diese Vögel kommen in der kalten Jahreszeit und
untersuchen die Bienenstöcke und deren wärmende Strohhüllen
nach hier überwinternden Insektenpuppen und -eiern. Durch
das Klopfen und Hämmern werden natürlich die Bienen, bei
denen man ja von einem wirklichen Winterschlaf kaum sprechen
darf, munter, was für das Volk verhängnisvoll werden kann.
Aber durch Läden oder noch einfacher durch ein weitmaschiges
Drahtgitter lassen sich die Störenfriede mit Leichtigkeit fern-
halten. Zu unerlaubten (!) Mitteln zu greifen, wie vor kurzem
in der Deutschen Illustr. Bienenzeitung (1911, S. 190)
empfohlen wurde, dazu liegt keine Veranlassung vor.
Für die Hausrotschwänzchen haben sich die offenen
Berlepsch’schen Nistkästen (Halbhöhle F), dieman recht geschützt
unter einem Dach oder im Innern geeigneter Räume anbringt,
praktisch erwiesen. Besonders aber möchte ich empfehlen,
beim Bau von Gartenmauern und Gartenhäusern für ziemlich
tiefe, vorn etwas verengte Rüstlöcher Sorge zu tragen; sie
werden vom Hausrotschwänzchen mit Vorliebe benutzt. Im
übrigen ist der niedliche Vogel, dessen klirrende, zweizeilige
Strophe vom Dachfirst oder von der Wetterfahne am frühen
Morgen herabklingt, wenn noch alles im Schlummer liegt, bei
der Anlage seiner Kinderstube nicht wählerisch. Die sonder-
barsten Stellen sind ihm bisweilen willkommen: der Brief-
kasten am Tor, die Hängelampe im Gartenhaus, das Staub-
tuchkörbchen im Zimmer, ein in der Wut fortgeschleuderter
Pantoffel, der vielleicht an einem Staket hängen blieb, usw.
Es sind Fälle bekannt, daß Hausrotschwänzchen in das Unter-
gestell von Bahnwagen gebaut haben, die längere Zeit un-
benutzt auf dem Bahnhof standen, daß sie hier die Eier aus-
brüteten und sich auch dann nicht abhalten ließen, die Jungen
zu füttern, als der Wagen weitergeschoben, ja mit in den hin-
und herfahrenden Lokalzug eingestellt ward. So verkehrte z. B.
ein solcher Wagen auf der 13,8 km langen Strecke Greiz—
Neumark täglich sechsmal in jeder Richtung, legte also Tag
BR
für Tag 165,8 km zurück, und es bot sich dabei dem Personal
wie den Reisenden das allerliebste Schauspiel, die treuen Vogel-
eltern jeden Zug begleiten zu sehen, wobei die Tierchen
während des Aufenthalts auf den Zwischenstationen fleißig
fütterten. Die Jungen flogen alle glücklich aus, „Zugvögel“
in einer ganz eigenartigen Bedeutung des Wortes.
Und wie das Hausrötel, so treibt es auch unsre weiße
Bachstelze, das „Ackermännchen“, gleichfalls ein Halbhöhlen-
brüter. Ein Winkel im Gebälk, ein Loch in der Mauer, ein
Fleckchen hinter einer Säule oder sonst einer Verzierung am
Haus ist den graziösen Vögelchen willkommen, und wenn wir
das Hausrötel als „Eisenbahnvogel“ kennen gelernt haben,
so verdient die Bachstelze diese Bezeichnung erst recht. Die
felsige oder lehmige Wand eines Bahneinschnittes, das Pack-
lager der Steine am Bahnkörper, das Gemäuer am Eingang des
Tunnels, die eisernen Träger der Eisenbahnbrücke, Schwellen-
haufen, aufgestapelte Eisenschienen, selbst irgend eine Höhlung
direkt unter dem Gleis, über welches täglich die Züge daher-
brausen, die Vertiefung unter der Unterlagsplatte der Weiche
am Eingang zum Bahnhof, Gesimse und Dachrinnen an
Schuppen, ein ausrangierter Gepäckwagen, dem man die Räder
genommen hat, wie einem ausgedienten Kavalleristen das
Kriegsroß, die offene Bude, in der sich die Weichen- und
Signalhebel befinden, das Stationsgebäude, cder daneben das
kleine stille Häuschen ohne Fenster, mit dem Spalt zwischen
dem Dach und den vier Wänden, mit den beiden Eingängen
an den Schmalseiten und der doppelten Inschrift: wahrhaftig,
auf Bahnhöfen und kleineren Haltestellen bietet der Mensch
den Halbhöhlenbrütern so viel Gelegenheit zum Nisten, daß
hier von Wohnungsnot bei ihnen nicht die Rede sein kann.
Schwieriger fällt den eigentlichen Höhlenbrütern die
Wohnungsfrage, den Staren, Gartenrotschwänzchen, Meisen,
Wendehälsen u. m. a. Da ist es denn sehr empfehlenswert,
diese überaus nützlichen Insektenfresser durch Aushängen von
Nistkästen an unsre Gärten zu fesseln. Die Berlepsch’schen,
der Natur gewissermaßen abgelauschten Nisthöhlen sind so
bekannt, daß ich es nicht nötig habe, sie Ihnen zu beschreiben
oder in empfehlende Erinnerung zu bringen. Aber auch bei
uns in Sachsen können wir recht gute Nisthöhlen kaufen.
Obstgärtner Bruno Braune in St. Michaelis bei Brand stellt
a
sie her. In Dresden hat sie außer mir Herr Fabrikant Oster-
maier und ein Kollege von mir ausprobiert. Sie sind so ge-
baut, daß es einer Katze ganz unmöglich wird, zu dem Flug-
loch hineinzugelangen, was von großem Wert sein dürfte.
In den meisten Gegenden Deutschlands, zum Teil auch
in den angrenzenden Ländern, sind heute die Starenkästen
ein so gewöhnlicher Anblick, daß wir wenig auf sie achten
und es uns nicht recht vorstellen können, wie vor verhältnis-
mäßig kurzer Zeit noch niemand daran dachte, Freund Star-
matz solchen Liebesdienst zu erweisen. Die früheste Er-
wähnung künstlicher Nistgelegenheit für den Star finde ich in
J. Th. Klein’s „Historie der Vögel“, Danzig 1760; dort heißt
es, daß man in Ostfriesland den Staren an den Kaminen Ver-
schläge eingerichtet habe, in denen sie nisten. Wie man den
Haustauben ihr Zwillingspärchen nimmt, so wanderten auch
die halbflüggen Starenjungen in den Kochtopf oder die Brat-
pfanne. Auch der Altmeister unter den Ornithologen, Joh.
Andreas Naumann, sagt in seiner berühmten „Naturgeschichte
der Vögel Deutschlands“ folgendes über die Starenkästen:
„Man behandelt in manchen Gegenden, z. B. im Vogtlande,
die Stare wie die Tauben, hängt ihnen hölzerne Kästchen oder
tönerne Gefäße an die nahen Bäume und an die Häuser,
worinnen sie nisten und nimmt ihnen die Jungen aus. So
sollen sie sich bequemen, zuweilen dreimal zu brüten; aber
die letzte Brut läßt man ausfliegen, sonst würden im folgen-
den Jahre keine wiederkommen.“ Diese Maßnahmen, dem
niedrigsten Egoismus entsprungen, verdienen es natürlich nicht,
als Vogelschutz bezeichnet zu werden; aber sie bilden tatsäch-
lich den ersten Anstoß für diese heute so außerordentlich ver-
breiteten Bestrebungen. Durch Wort und Schrift trat besonders
Lenz (1799 — 1870), der erfahrene Naturhistoriker von Schnepfen-
tal, für den Star ein. Man befolgte seine Mahnungen. So
konnte Liebe im Jahre 1878 berichten, daß in Thüringen, dem
klassischen Lande der deutschen Vogelkunde und des Vogel-
schutzes, die Zahl der Nistkästen während der letzten 50 Jahre
auf das Vierfache gestiegen sei. Im Osten Deutschlands
empfahl besonders Gloger das Aufhängen von Nistkästen;
er berechnete, wie groß das Heer von Insekten, Schnecken
und anderem Ungeziefer sei, welches ein einziges Starenpaar
während der Brutzeit vertilge, und er überzeugte damit viele
EA
Gärtner und Landwirte, so daß der Gebrauch der Starenkästen
immer allgemeiner ward.
Von wie mächtigem Einfluß für die weitere Verbreitung
künstlicher Nisthöhlen die überaus dankenswerten, mit großem
Verständnis und seltener Energie durchgeführten Bestrebungen
des Freiherrn v. Berlepsch in den letzten Jahrzehnten ge-
wesen sind, das haben wir alle selbst mit erlebt. Wirklich,
kaum noch ein Obstgarten, wo nicht eine größere oder ge-
ringere Zahl Starenhöhlen angebracht wäre, kein Landhaus,
unter dessen Dach nicht Freund Star vor seiner Wohnung mit
schnalzender Stimme plauderte und frohlockte, ja selbst im
baumlosen Kraut- und Gemüsegarten auf hoher schwankender
Stange hie und da ein Starenkasten. Aber noch mehr: über-
all in den Städten, in Privatgärten, wie in öffentlichen Anlagen,
oftmals sogar am Rande des Waldes, selbst mitten im Forst
grüßen uns die bekannten Nisthöhlen und ihre munteren Be-
wohner; denn auch Vereine, Behörden, Regierungen haben es
sich in dankenswerter Weise zur Aufgabe gemacht, das Heer
der gefiederten Insektenvertilger zu mehren. Der Star ist in-
folgedessen bei uns heute so an diese künstlichen Brutkästen
gewöhnt, daß gewiß eine viel größere Anzahl von Jungvögeln
in solchen Kästen erbrütet wird, als in den Ast- und Baum-
höhlen des Waldes, welche Mutter Natur unsern Freunden
eigentlich angewiesen hat.
Es ist wohl nicht nötig, in dieser hochansehnlichen Ver-
sammlung den Nutzen der Stare für Gärtnerei, Land- und
Forstwirtschaft hervorzuheben. Durch eine unnatürliche An-
häufung von bestimmten Baumarten und Feldgewächsen hat
die moderne Kultur geradezu Brutstätten für die Feinde dieser
Pflanzen geschaffen — ähnlich wie die Übervölkerung in den
Großstädten leicht zu verderblichen Seuchenherden werden
kann. Wir brauchen nur an die unheimliche Vermehrung der
Nonne, des Kiefernspinners, des Prozessionsspinners, des
Schwamm- und Weidenspinners, ferner des Maikäfers zu er-
innern, und an die Verheerungen zu denken, welche diese
Insekten anrichten. Zwar wird es schwer nachweisbar sein,
daß unsre Kleinvogelwelt den Ausbruch solch einer Epidemie
wirklich einmal verhindert hat, aber daß sie dem Forstbeamten,
dem Obstzüchter und Gärtner wesentliche Hilfe bei der Unter-
drückung der Insektenplage leistet, das ersieht man schon aus
Teen te
dem massenhaften Besuch, den solche vom Kerbtiergesindel
heimgesuchten Örtlichkeiten seitens der Vogelwelt erfahren.
Ich denke da an einen Maimorgen vor ein paar Jahren,
als ich in der Nähe von Moritzburg weilte. Eine schöne,
junge Eichenpflanzung hatte furchtbar unter den Maikäfern zu .
leiden; an jedem Zweiglein, so schien mir, saßen größere Mengen
dieser gefräßigen Insekten als Blätter! Aber da schmausten auch
in schwarzen Scharen die Rächer dieses Unheils: Stare in un-
zähliger Menge! Ein fortwährendes Hin und Her. Denn die
bald flügge Brut verlangte Speise. Aus weiten Umkreis
mußten sie herbeigekommen sein. Den ganzen Tag sah ich
sie von allen Seiten jenem Eichenwald zufliegen und radien-
artig sich von diesem Massenfutterplatz wieder entfernen.
Oder ich denke an einen Herbsttag am Czerneboh, wo die
Nadelholzbestände infolge der Nonnenkalamität einen wirklich
traurigen Anblick boten. Solche Schwärme von Meisen aller
Art, dazu Goldhähnchen und Baumläufer, habe ich in meinem
Leben noch niemals gesehen, und das war nicht etwa nur
eine Massenansammlung an einer Stelle: wohin ich auch kam
-—- ich bin auf halber Höhe und ungebahntem Weg um den
ganzen langgestreckten Rücken herumgegangen — überall in
unschätzbarer Menge diese gefiederten Insektenvertilger. Von
der bekannten Seebacher Versuchsstation schreibt M. Hiese-
mann: „An der am zahlreichsten und schon am längsten mit
Nisthöhlen versehenen Örtlichkeit ... ., dort, wo die meisten
Bäume schon unter dem Schutz der Vögel aufgewachsen sind,
wird seit vielen Jahren stets die gleiche gute Obsternte erzielt.
Obgleich öfters die ganze Gegend durch Raupenfraß zu leiden
‚ hatte, jene von so vielen Meisen und sonstigen Höhlenbrütern
bevölkerten Bäume blieben stets davon verschont. Die Be-
wohner des nächsten Dorfes wurden bald aufmerksam darauf
und fingen auch an, Nisthöhlen aufzuhängen. Bald hingen
alle Gärten voll, und die Leute versichern, daß sich seitdem
auch bei ihnen der Raupenfraß erheblich verringert habe.“ Ich
darf auch eine Stelle aus dem vor kurzem erschienenen „Vogel-
buch“ von Dr. C. R. Hennicke (Stuttgart, Verlag von Strecker
& Schröder) anführen; es heißt dort auf S.36f.: „Ein mir be-
kannter Herr hat in seinem im sonnigen Süden gelegenen
Park eine Art riesenhafter Voliere eingerichtet, indem er mehrere
hundert Quadratmeter mit zwei Stock hohem, engmaschigem
BR
Drahtgewebe und an der Wetterseite mit ebenso hohen Beton-
mauern umgeben und das Ganze mit Drahtgewebe überdachen
ließ. Die Voliere ist als Garten angelegt, auch eine Obst-
plantage findet sich darin, an die sich außerhalb des Draht-
zaunes, und nur durch diesen getrennt, eine andere, aus den-
selben Fruchtsorten bestehende anschließt. Die Voliere ist
mit einer großen Menge Vögeln verschiedenster Arten bevölkert,
die dort nicht nur frei umherfliegen, sondern auch ihrem Brut-
geschäft in völlig ungestörter Weise obliegen. Der Aufenthalt
in diesem „Volierengarten“, in dem Quellen sprudeln und Bäch-
lein rieseln und der mit dem Gesang der Vögel erfüllt ist, ist
ein hoher Genuß. Der glückliche Besitzer versicherte mir nun,
daß der Obstertrag in diesem Versuchsgarten weit größer sei,
als der in der anschließenden Obstplantage außerhalb des
Drahtgitters, die doch bis auf den Einfluß der vielen Vögel
vollständig dieselben Verhältnisse aufweist. Auch seien die
Früchte selbst viel weniger von Ungeziefer befallen.“
Wer aber noch immer den hohen Nutzen der Kleinvögel
für den Obstbau bezweifeln sollte, den kann ich auf die völlig
einwandfreien Fütterungsversuche des Regierungsrats Prof. Dr.
Rörig verweisen, welche die ersprießliche Tätigkeit speziell
der Meisen außer Frage stellen. Und deshalb möchte ich
jedem Gartenbesitzer raten, die Berlepsch’schen Nisthöhlen für
Meisen (Höhle A und Höhle A!) in möglichst großer Anzahl
auf seinem Grundstück anzubringen. Die Ausgabe wird, da-
von bin ich überzeugt, ohne natürlich eine genaue Berechnung
aufstellen zu können, reiche Zinsen bringen und sich nach
ganz kurzer Zeit bezahlt machen. Es kommen für uns be-
sonders vier Meisenarten in Betracht: 1. die Kohlmeise mit
der gelben Hemdbrust und der schmalen schwarzen Krawatte
darüber, 2. die viel kleinere und zierlichere Blaumeise, an
der blauen Färbung der Kopfplatte und des Augenstrichs,
ferner an dem Blau unterhalb der weißen Wangen, an der
Außenseite der Flügel- und an den Schwanzfedern sofort zu
erkennen, 3. die Sumpf- oder Nonnenmeise mit breitem,
kohlschwarzem Scheitel und Hinterkopf, grauer Ober- und
weißlicher Unterseite, und 4., wenigstens ausnahmsweise, die
Tannenmeise, die der vorigen wohl am ähnlichsten ist, sich
aber durch ihren großen weißen, fast quadratischen Nacken-
fleck hinter dem schwarzen Scheitel von ihr leicht unterscheidet.
Br ig
Bewohnt diese Art, wie schon der Name sagt, gewöhnlich
nur den Tannenwald, so gilt dies noch mehr von der Hauben-
meise mit dem keck emporgerichteten Federschopf; sie nimmt
jedoch an geeigneten Stellen ebenfalls künstliche Nisthöhlen
an, während die winzige Schwanzmeise mit ihrer übertrieben
langen Schleppe sich selbst ein allerliebstes freistehendes,
kugelrundes Nestchen baut.
Die Nisthöhlen werden aber nicht nur von Staren und
Meisen bezogen, sondern auch vom Kleiber, Baumläufer,
Wendehals, Trauerfliegenfänger, Gartenrotschwanz, die größeren
vom Grün-. und Grauspecht, obgleich diese sich eigentlich
selbst eine Wohnung meißeln könnten, und die größten von
Hohltaube, Blauracke, Wiedehopf, Turmfalke, Dohle, Käuzchen
und selbst größeren Eulen. Unter den Genannten gehören
Wiedehopf und Blauracke zu den seltensten Erscheinungen
in unsrer Heimat. Mit dem Schwinden der Viehweiden ist
der hübsche langschnäblige, von beweglicher Federholle ge-
krönte Wiedehopf wohl für immer dahin. In meiner Jugend-
zeit brütete er gar nicht weit von hier in alten Kirschenbäumen,
die eine Viehtrift hinter dem Rittergut umsäumten. Es waren
immer mehrere Paare, die mit den Rindern und Schafen ganz
vertraut waren. Jetzt sind die alten Bäume jungem Nachwuchs
gewichen, die Vögel verschwunden. In der Lausitz aber habe
ich noch vor kurzem mehrere Pärchen als Brutvögel ge-
funden, wie auch dort die farbenprächtige Blauracke noch
heimisch ist. Sie brütet gern in den Eichen, die auf den
Dämmen zwischen den zahlreichen Teichen stehen, z. B. am
Quooser oder am Dubrauer Teich der sächsischen Nieder-
lausitz, und es ist ein bezauberndes Bild, wenn einige dieser
herrlichen Vögel vor einem hinfliegen, eine ganze Strecke lang,
immer von Baum zu Baum. Man möchte den Anblick fest-
halten; denn man hat das Gefühl: es ist vielleicht das letzte
Mal, daß man’s sieht.
Weniger Sorge habe ich um den Turmfalken, der sich
in letzter Zeit bei uns sogar vermehrt haben dürfte. Dagegen
sind die Käuzchen und Eulen, die früher unsre Obstgärten
und Bauerngüter bewohnten, in arger Bedrängnis, und es sind
doch die besten Bundesgenossen des Landwirts im Kampfe
gegen die kleinen graufelligen Nager und manches schädliche
Insektengesindel. Was soll man dazu sagen, daß in Sachsen
ee
jede Eule jagdbar ist! Obgleich das Reichsgesetz sie alle —
mit Ausnahme des Uhus — unter seinen Schutz.stellt, so darf
sie doch jeder in Sachsen wegknallen, der in der Tasche die
Jagdkarte führt und auf der Schulter das Gewehr trägt. Ein
weidgerechter Jäger tut’s natürlich nicht; aber unter den Jagd-
berechtigten sind auch „Schießer“ genug, die nach Naturschutz
nichts fragen. Wirklich nur Unverstand kann ein Tier ver-
folgen, das sich so ganz in den Dienst des Menschen stellt,
ohne etwas anderes von ihm zu beanspruchen, als einen stillen
Winkel, wo man’s ruhig gewähren läßt. Man mag die Schleier-
eule aus dem Gehöft vertreiben, wenn man sie nicht dulden
will; aber sie töten, ist ein Frevel an der Natur, eine abscheu-
liche Brutalität. Und daß so mancher Landwirt, trotz der
Bildung, deren er sich rühmt, kein Gefühl dafür hat, welcher
Dummheit und Roheit er sich schuldig macht, davon zeugen
jene getöteten Schleiereulen, die mit ausgebreiteten Flügeln am
Scheunentor oder am Viehstall angenagelt, allen Vorübergehen-
den zurufen: Unverstand, Aberglauben, Undankbarkeit und Bos-
heit, nie sterbt ihr unter den Menschen aus! Es mag auch
sein, daß das Bestreben, mit allem alten Gerümpel auf dem
Lande aufzuräumen und die städtische Bauweise nachzuahmen,
ferner die vergifteten Weizenkörner, mit denen man sich der
Mäuse zu erwehren sucht, viel zur Verminderung der Schleier-
und Steinkäuze beigetragen haben; aber um so mehr sollte
man sich der armen Verfolgten annehmen und ihre Brut nie-
mals stören.
Auch Offenbrüter gehören zu den Bewohnern von Haus,
Hof und Garten. Die Singdrossel und unsre recht zweifel-
hafte Freundin, die Amsel, haben wir bereits erwähnt, noch
nicht aber den an Kopfzahl alle andern weit übertreffenden
Haussperling, den wir ebenso gut der vorigen Gruppe hätten
beigesellen können; denn Höhlen oder Halbhöhlen sind dem
Spatz ebenso lieb wie irgend ein offenes Nest, das er, die
eigne Arbeit scheuend, nicht selten andern Kleinvögeln weg-
nimmt. Der Sperling findet sich eben in alle Verhältnisse, er
ist der Allerweltsvogel, er ist der Gauner, der Spitzbub’, der
Gassenjunge unter den Vögeln. Dem Sperling gegenüber
geht mir’s so wie mit mancher Sorte von Menschen, die ich
nicht näher bezeichnen will. Den einzelnen hab ich ganz gern,
auch zwei oder drei; mit ihnen läßt sich’s gemütlich plaudern,
BE
sie haben ein Einsehen, sind gescheit und nett, kurz Leute,
mit denen man auskommen kann. Aber die Masse, die große
Versammlung — was ist das gleich für ein Höllenspektakel,
wenn man nur eine etwas anders gefärbte Ansicht vertritt.
Jede gute Eigenschaft verschwindet völlig unter dem Massen-
instinkt; alle liebenswürdigen Einzelzüge erstickt er. Der einzelne
Spatz, besonders die hübsch gezeichneten Männchen — in
der Stadt und auch sonst in der Nähe von Fabriken sehen
sie freilich mißfarben aus — sind eigentlich prächtige Kerle:
so keck blickt das Auge aus dem Köpfchen, so hübsch steht
dem Vogel der graue Scheitel und die tiefschwarze Kehle, auch
die Binden am Flügel machen sich zierlich und nett. Kräftig
ist der Körper gebaut, aber nicht plump, alle Maße wohl
proportioniert: der Schwanz paßt zu den Flügeln, der Kegel-
schnabel zu den stämmigen Läufen. Gewiß, Vetter Feld-
sperling mit dem kastanienbraunen Kopf und dem schwarzen
Schönheitspflaster auf der weißen Wange ist zierlicher, über-
haupt angenehmer in seinem ganzen Wesen, nicht so auf-
dringlich und laut, nicht so frech und so höllisch verschmitzt;
indessen wäre unser Hausspatz ein wirklich seltener Vogel,
er würde gewiß viele Freunde haben, ich würde warm für
ihn eintreten und mir vielleicht selbst einen als Stuben-
genossen halten.
Aber nun kommt die Kehrseite: Spatzen ohn’ Ende! Herr-
gott, bewahr’ uns vor solcher Massenversammlung! Nichts,
als Ärger, wohin ich auch schau. Der Gärtner, wie schimpft
er auf die heillose Bande, der Kirschenpächter, der Landmann,
der Vogelfreund, der die Nisthöhlen für Stare und Meisen,
aber nicht für die Spatzen angeschafft hat, und den Löwen-
anteil des Winterfutters in den Schnäbeln der frechen Spatzen-
gesellschaft verschwinden sieht. Wie würde auch das Hof-
geflügel schimpfen, denen die Sperlinge immer die besten
Bissen wegschnappen, oder die Schwalben, denen der Spatz,
wenn sie heimkehren, aus ihrem Nest sein freches „Besetzt,
besetzt!“ entgegenschreit. Ich will nicht soweit gehen wie
Friedrich der Große, der auch gegen die Spatzen sehr auf-
gebracht war. Als großer Kirschenfreund wollte er es nicht
dulden, daß ihm das Diebsgesindel seine königliche Tafel
schmälerte; zwei preußische Dreier zahlte er daher für jeden
Spatzenkopf. Das war ein Blutbad unter den braunbefiederten
A
Untertanen des großen Preußenkönigs! Da lernte mancher
am eigenen Leibe die Wahrheit des Sprichworts erkennen:
mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen. Ein paar
Jahre ging das Morden fort, bis die Diebe aus Sanssoucis
Nähe vertrieben waren. Ein schönes Stück Geld, ein paar
Tausend harte Taler, hat’s den alten Fritz gekostet — er hätte
viel Kirschen dafür essen können! Aber es hat ihm nichts
eingebracht; denn eine andere Bande erschien, schlimmer als
die vertriebene. In Myriaden krochen und flogen die Insekten
herbei und zerstörten schon die Knospen und Blüten, daß
für die königliche Tafel erst recht nichts übrig blieb. Der
Kluge gibt nach, dachte der große Friedrich — denn jetzt für
jeden Insektenkopf als Prämie auch nur einen Pfennig auszu-
setzen, das wäre selbst einem König zu kostspielig gewesen —,
er befahl, die Schießerei und Würgerei einzustellen, und be-
gnügte sich schließlich mit dem, was ihm die wiedereinziehen-
den Spatzen übrig ließen.
Dies ist nur ein Beispiel für viele; denn man hat auch
sonst oft auf kleinem Gebiet die völlige Ausrottung des Spatzen-
volks beschlossen und ziemlich durchgeführt, aber immer hat
man’s wieder aufgegeben. Der Sperling ist, zumal wenn er
Junge im Nest hat, eben auch ein Insektenvertilger, der manchen
angerichteten Schaden dadurch wieder quitt macht. In Sachsen
ist es den Besitzern von Haus- und Gartengrundstücken er-
laubt, die in ihren Häusern, Gehöften und Gärten vorkommen-
den Sperlinge zu fangen und zu töten, auch ihre Nester zu
zerstören und Eier und Junge auszunehmen; auch dürfen die
Jagdberechtigten und solche Personen, denen dazu besondere
Erlaubnis von den Amtshauptmannschaften, bezw. von den
Stadträten erteilt worden ist, die Sperlinge, die in den Obst-
baumanpflanzungen, Gärten und bestellten Feldern Schaden
anrichten, zu jeder Zeit abschießen (Verordnung v. 5. April 1882).
Das ist, meiner Meinung nach, der richtige Standpunkt, den
wir dem Sperling gegenüber einzunehmen haben. Ich möchte
ferner allen, welche unter der Spitzbubenbande leiden, die
Berlepsch’schen Meisenkästen mit engem Flugloch (27, statt
32 mm) empfehlen, ebenso das Wegfangen der Spatzen im
Winter, wenn sie scharenweis auf den Hof, in die Scheunen,
Ställe und Schuppen nach dem ausgestreuten Futter kommen,
das Zerstören ihrer Nester und Brut, wobei man unter An-
EI
wendung von Netzen auch das brütende Weibchen erwischen
kann. Gerade auf die Weibchen hat es Freiherr v. Berlepsch
abgesehen; auf seiner Station Seebach zahlt er 10 Pfennig für
das Stück, dagegen für die Männchen nichts. Dies hat, so
meint er, den Erfolg, daß die Männchen an Zahl sehr bald
stark überwiegen. Sie lassen dann kein einziges Weibchen
mehr ruhig brüten, und so verschwindet allmählich die Nach-
zucht. Etwas Wahres, denke ich, wird an der Sache sein.
Die Verwandtschaft unseres Sperlings, nämlich die andern
Finkenvögel, sind in der Mehrzahl angenehmerer Art. Ihr typischer
Vertreter, der Buchfink, wird gewiß von allen nur gern ge-
sehen, ebenso Girlitz, Hänfling, bis zu gewissem Grade
auch der Kirschkernbeißer und der Grünling. Die Ge-
nannten brüten alle gern in größeren Gärten und Anlagen,
während Zeisig und Gimpel Waldvögel sind.
Aber anınutiger in ihrem ganzen Wesen sind doch die
eigentlichen Singvögel, die Sylvien, von der Nachtigall an
bis herab zu dem kleinen „Müllerchen“, wie wir die Zaun-
grasmücke gewöhnlich nennen. Wir Dresdner wissen es zu
würdigen, wie sich der Vorsitzende Ihrer hochgeschätzten Ge-
sellschaft, Herr Obergartendirektor Hofrat Bouchg, trotz mancher-
lei Mißerfolge und Ärgerlichkeiten immer wieder von neuem
bemüht, die Königin unter den Sängerinnen, die Nachtigall,
im Großen Garten anzusiedeln. Und wenn auch bis heute
diese Bemühungen noch nicht von dauerndem Erfolg gekrönt
worden sind, so danken es doch Hunderte, nein Tausende
unsrer Dresdner Mitbewohner dem Herrn Hofrat, daß er es
ihnen ermöglicht hat, dem Nachtigallengesang in so manchem
Lenz zu lauschen. Ich weiß es, daß Ihr Herr Vorsitzender
sich auch weiter der Ansiedlung der Nachtigall annehmen wird
und hoffe, daß schließlich doch das erstrebenswerte Ziel er-
reicht wird und wir dauernd Nachtigallen haben, wie z. B.
unsre Schwesterstadt Leipzig. Aber die nächsten Verwandten
der Nachtigall, die Rotkehlchen, dann die Gartengras-
mücke, der Plattmönch, die Dorn- und Zaungras-
mücke, ferner der Gartenspötter und manche andere
sind doch auch die liebenswürdigsten Vögel, die es gibt;
sie siedeln sich in kleineren und größeren Gärten, in Parks
und Obstplantagen überall gern an, wo sie geeignete Brut-
plätze finden.
ar
Seit einigen Jahren richtet man für diese und andere Frei-
brüter sogenannte Vogelschutzgehölze ein, wie sie in dem
bekannten Berlepsch’schen Buch: „Der gesamte Vogelschutz“
oder in M. Hiesemanns Schrift: „Lösung der Vogelschutzfrage“
genau beschrieben sind. Die Zeit ist soweit vorgeschritten,
daß ich auf die Anlage dieser bereits ziemlich bekannten Ge-
meinden wie Behörden nicht warm genug zu empfehlenden
Maßnahme nicht näher eingehen kann. Nur soviel will ich
erwähnen, daß der Erfolg oftmals geradezu überraschend ist
und Mühe wie Kosten reichlich lohnt. Die künstlich ge-
schaffenen quirlförmigen Verästelungen werden von den Vögeln
als passende Nestunterlage mit Vorliebe angenommen. Davon
kann man sich nicht nur in Seebach, sondern überall dort über-
zeugen, wo in sachgemäßer Weise solche Vogelschutzgehölze
angepflanzt worden sind. Im Jahre 1906 barg ein solches nur
8 m breites Gehölz in Seebach auf 103 m Länge (d.i. die Hälfte
seiner Längsausdehnung) 73 Nester, also auf 1!/, m ein Nest.
Mehr ist nicht zu verlangen; es war dies allerdings auch der
größte Erfolg bisher. Auf die Anregung unseres Sächsischen
Heimatschutzes hin hat Herr Hofrat Bouch& die große Güte ge-
habt, eine solche Anlage im Großen Garten einzurichten, ob-
gleich sie die Vögel dort vielleicht am allerwenigsten brauchen,
finden sie doch überall Nistgelegenheit in diesem herrlichen
Park und weitestgehenden Schutz. Wir haben uns auch von
vornherein nicht der Hoffnung hingegeben, nun auf diesem
kleinen Raum, ich weiß nicht wieviel Pärchen anzusiedeln —
eine Vogel-Mietskaserne wird diese Anlage niemals werden —,
unsre Meinung war nur: es sollte hier den vielen Tausend
Besuchern des Großen Gartens an einem Beispiel gezeigt
werden, wie eine solche Anlage aussieht, welche Bäume und
Sträucher anzupflanzen und wie sie zu behandeln sind.
Es wird diese Fürsorge im allgemeinen mehr größeren
Gemeinwesen obliegen, als dem Privatmann; aber auch dieser
kann, selbst wenn er nur über einen kleinen Garten verfügt,
manche Einrichtung treffen, die den kleinen Boden- oder Frei-
brütern willkommen ist. Irgend ein geeignetes Plätzchen passen-
den Sträuchern und Bäumen einzuräumen, wird, so denke ich,
jeder Grundstücksbesitzer in der Lage sein. Namentlich wo
es sich um die Neuanlage sowohl größerer Parks, als auch
kleiner, bescheidener Gärtchen handelt, sollte man bei der Aus-
Br ae
wahl der Bäume und Sträucher und namentlich bei ihrer An-
ordnung auch an die zukünftigen Bewohner denken, die dem
Park oder dem Garten erst den schönsten Reiz verleihen. Es
gibt so viele Holzpflanzen, Bäume sowohl wie hohes Busch-
werk und niedriges Gestrüpp, die dem Vogel Gelegenheit zum
Bau des Nestes und Schutz vor seinen Feinden bieten, ja selbst
als Nahrungspflanzen von hohem Wert für ihn sind, daß der
tierfreundliche Besitzer nicht in Verlegenheit kommen wird.
An erster Stelle sind hier Weiß- und Rotdorn zu nennen, die
sich bei ihrem dichten stachlichen Wuchs ebenso wie der
Schlehdorn zur Aufnahme von Vogelnestern eignen. Dazu
kommen von niedrigeren Sträuchern Rosa canina, die wilde
Stachelbeere (Ribes grossularia und R. gross. arboreum),
die Johannisbeere (R. alpinum), die Heckenkirsche (Lonicera
Xylosteum und tatarica), auch Jelängerjelieber und Jungfern-
rebe, Schneebeere, Wacholder, Kreuzdorn (Rhamnus), Holunder
(Sambucus), Schneeball, Goldregen, Liguster, Spirstauden,
Clematis u. a, von höheren Bäumen aber Weißbuche,
Akazie, Eberesche, Lärche, Tanne, Fichte, Birke, Rüster, Eiche,
Rotbuche und besonders die pyramidenförmig wachsenden
Sorten der drei zuletzt Genannten wegen ihres dichten Geästs.
Am besten stellt man kleinere und größere Gruppen
dieser Gehölzarten zusammen. Man beginnt damit, die großen
Bäume zu pflanzen, vier oder fünf Meter von einander
entfernt. Die Zwischenräume werden dann mit stärkeren
Sträuchern ausgefüllt, während man Schlinggewächse und
niedrige Büsche als Randpflanzen benutzt. Auch schon be-
stehende Anlagen wird man durch Hinzupflanzen von dornigen
Büschen und niedrigem Strauchwerk leicht zu einer Art Vogel-
schutzgehölz ergänzen können. Vor einem Fehler aber möchte
ich warnen. So sehr dem Vogel des Schutzes wegen eine
gewisse Dichte des Zweig- und Blattwerks an seinem Brutort
willkommen ist, so kann man doch leicht des Guten zu viel
tun. Durchsonnung und Durchlüftung muß der ganzen An-
lage bewahrt bleiben. Undurchdringliches Gestrüpp, das
jeden Sonnenstrahl fernhält, meidet der Vogel; das Unter-
holz am sonnigen Waldrand, das lichte Feldgehölz, die
Hecke am Weg sind den meisten Arten willkommener, als der
finstere Tannen- und Fichtenwald — das sollte man niemals
vergessen.
er aa
Noch auf einigeEinzelheiten möchte ich hinweisen. Lebendige
Hecken und Zäune sind ein Lieblingsaufenthalt “unserer Klein-
vögel. Aber wie oft werden sie durch langweilige Holz-
schranken, durch Gitter oder gar durch Stacheldrahtzaun ver-
drängt! Ist das wirklich überall nötig, wo es geschieht? Eine
lebende Weißdornhecke ist tausendmal schöner, auch wenn
die einzelnen Sträucher ihrem natürlichen Wuchs nicht folgen
können, sondern alljährlich verschnitten werden. Aber sie ver-
tragen diesen starken Rückschnitt durch die Schere ausgezeich-
net; ihre Äste bilden dann förmliche Quirle, zur Aufnahme
der Nester wie geschaffen. Der Weißdorn ist eben eine ge-
radezu ideale Heckenpflanze. In einer solchen Hecke habe
ich einmal auf 30 Meter Länge ein ganzes Dutzend Nester
gefunden. Amsel und Singdrossel, Buchfink und Grünfink,
Braunelle und Sperling, dazu unten am Boden das Rotkehlchen:
sie alle wohnten hier friedlich nebeneinander. Pflanzt lebende
Hecken zwischen Gärten, Wiesen und Felder, an Bahndämme
und Wege, kurz überall dahin, wo es sich nur irgend mit den
Rücksichten verträgt, die man natürlich auch andern Anforde-
rungen gegenüber nehmen muß! möchte ich allen Grund-
besitzern zurufen. Wer den Weißdorn als Schädlingsherd
fürchtet — er ist es nur dort, wo keine Vögel sind —, der
pflanze Fichtenhecken, die man durch Köpfen niedrig hält.
Dabei möchte ich noch daran erinnern, daß man die Hecken
so zeitig wie möglich im Jahre verschneide, damit die Vögel
nicht gestört werden, sobald sie mit dem Nestbau beginnen.
Von Anfang, spätestens von Mitte März an müßte die Schere
jedem Gebüsch und jeder Hecke unbedingt fernbleiben. Nichts
ist verderblicher, als der noch vielfach geübte „Johannisschnitt“.
Durch solche und ähnliche Rücksichten, die der gesunde
Menschenverstand eigentlich jedem gebieten müßte, der nur
ein wenig nachdenkt, kann der Vogelstand eines kleinen Ge-
biets, ja einer ganzen Gegend gehoben werden. Es ist nicht
nötig, die Holzklafter im Walde, die Holzfeime im Hofe, den
Reisighaufen im Parkwinkel gerade dann abzufahren, wenn
Nester mit Eiern oder Jungvögeln darin sind. Ebensowenig
braucht man, sobald der Frühling naht, überall in Gärten und
Parks unter jedem Gebüsch das abgefallene Laub völlig zu
entfernen. Zwischen ihm siedeln sich doch so gern unsre
Erdsänger an, und die Laubsänger, z. B. Fitis und Waldschwirrer,
a
bauen hier ihre backofenförmigen Nester. Den ganzen Sommer
über birgt das abgestorbene Laub am Boden reiche Insekten-
nahrung, ja auch das leise Rascheln, das hier selbst von dem
sonst unhörbar heranschleichenden Räuber nicht ganz ver-
mieden werden kann, gewährt den Vögeln einen gewissen Schutz.
Besitzer von größeren Parks und ähnlichen Anlagen sind
natürlich imstande, für unsre gefiederten Freunde das aller-
meiste zu tun. Oft birgt eine solche Besitzung auch einen
Teich. Da gilt es, Wasserpflanzen, wie Riedgras, Schwertlilie,
Schilf anzusiedeln und über das Wasser hängende Büsche
anzupflanzen, daß Schilfsänger und Wasservögel hinreichenden
Schutz und passende Nistgelegenheiten finden. Wenn der
Frühling kommt, da wird man nicht gerade um diese Zeit die
Ufer von all dem Pflanzenwust und abgestorbenen Schilf-
gestrüpp säubern, sondern man wird, soweit es mit andern
Rücksichten nur irgend verträglich ist, die Pflanzenwelt hier
ihrer natürlichen Entwicklung überlassen.
Doch ich übergehe diese einzelnen Maßnahmen des Vogel-
schutzes und wende mich zum Schluß noch einem wichtigen
Kapitel zu. Wenn man die kleinen Freunde von Haus, Hof
und Garten, die Schwalben, Stare, Rotschwänzchen, Finken,
Meisen, Grasmücken und wie sie alle heißen, gewissermaßen
einladet, sich an bestimmten Plätzen niederzulassen, so hat
man auch die Pflicht, das Gastrecht heilig zu halten und allen
räuberischen Angriffen zu wehren. Wer sind die Feinde unsrer
Gäste? Der Mensch, die Katze, das kleine vierfüßige Raub-
wild und endlich nestplündernde Vögel. Menschen, be-
sonders Kinder und halbwüchsige Burschen, handeln
aus Unverstand oder aus Bosheit. Andre treibt Gewinnsucht
dazu; sie haben es auf das Gelege seltenerer Vögel oder auf
die singenden Männchen abgesehen. Erziehung und Belehrung,
Verabreichung einer gehörigen Tracht Prügel, Anzeige bei der
Behörde, das sind die Mittel, unter denen der Vogelfreund
auswählen mag, wenn er einen solchen Übeltäter auf frischer
Tat erwischt. Der größte Feind unserer Vogelschutzbestrebungen
ist aber die sogenannte „Hauskatze“, die freilich diesen Namen
kaum noch verdient. Das ist um so bedauerlicher, als es unter
uns Menschen eine große Anzahl passionierter Katzenfreunde
und Katzenfreundinnen gibt, die es als persönliche Beleidigung
auffassen, wenn wir Vogelfreunde schlecht auf dieses Haus-
a
tier zu sprechen sind, da es bisweilen all unsre Bestrebungen
vereitelt. Ich weiß es, daß die Katze ein äußerst nützliches
Tier ist oder wenigstens sein kann; ich weiß es, daß ihre
mäuse-, manchmal auch rattenvertilgende Tätigkeit auf den
Bauerngütern, selbst in der kleinsten Wirtschaft, ebensowenig
zu entbehren ist, wie in dem Haus des Tagelöhners auf dem
Lande, in dem Bahnwärterhaus usw., und ich weiß es, daß
sich sogar in der Stadt, der großen wie der kleinen, diesem
Vierfüßler unter Umständen ein weites Feld seiner nutzbringen-
den Tätigkeit eröffnet. Ich verstehe es auch vollständig, daß
die Katze wegen ihrer Schönheit, ihrer eleganten, weichen Be-
wegungen, unter Umständen auch wegen ihres liebenswürdigen,
anhänglichen Wesens viele begeisterte Freunde hat. Man
gönne doch jedem die Freude an seinen Hausgenossen, ob
sie nun 2, 4, 6 oder gar keine Beine haben, ob sie im Käfig
hüpfen oder in der Sofaecke liegen, ob sie in einem Glas-
kasten herumkrabbeln oder im Goldfischbehälter schwimmen.
Jeder nach seiner Passion!
Aber vom Standpunkte des Vogelschützlers aus rede ich
ganz unumwunden von einer Katzenplage, in der Stadt wie
auf dem Lande. Die Natur der Katze selbst, aber auch die
Unachtsamkeit und Nachlässigkeit, ferner eine überspannte
Empfindsamkeit vieler Katzenbesitzer sind daran schuld. Die
Katze versteht es vorzüglich, ihre Jungen zu verstecken; in-
folgedessen wachsen diese bisweilen heran, ohne daß z. B.
der Gutsbesitzer auf dem Lande von dem Familienzuwachs
eine Ahnung hat. Nach einigen Wochen aber sind die Kätz-
chen so allerliebste, niedliche Tiere, daß man sich schwer ent-
schließen kann, sie zu töten. Sie werden im Dorfe oder nach
der Stadt verschenkt, und wenn sie niemand haben will, so
wachsen sie eben auf dem Gute weiter auf. Unzulänglich
gefüttert, im Mäusefangen ungeschickt, stromern sie in Feld
und Busch umher, plündern die Nester und fangen die eben
ausgeflogenen Jungvögel. In der Stadt ist's ganz ähnlich.
Auch da gibt’s eine Menge herrenloser Katzen, die in Gärten
und Anlagen eine wahre Geißel für die Vogelwelt sind. In
der Stadt darf die Katze nur im Hause geduldet werden; hier
ist ihr Arbeitsfeld. Katzen, die sich in den öffentlichen An-
lagen herumtreiben, sollten unnachsichtlich vernichtet werden.
Und auch dem Gartenbesitzer kann ich es nicht verdenken,
Be
wenn er zur Brutzeit der Vögel die Katzen wegfängt, die von
allen Seiten sein Grundstück bedrohen, durch den Zaun
schlüpfen, über die Mauer klettern und nun die Vogelbruten
zerstören, die man zu schützen bemüht ist.
Im allgemeinen gibt es, das ist gar keine Frage, auf den
Dörfern, namentlich aber in den Städten zu viel Katzen, über-
all unbeaufsichtigte, wenn nicht herrenlose. Es kommt in der
Stadt gar nicht selten vor, daß man bei einem Umzuge die
Katze einfach vergißt, aus Unachtsamkeit oder mit Absicht.
Der neue Bewohner will natürlich von dem Tiere nichts wissen;
der alte Besitzer aber ist oft froh, die Katze los zu sein. So
lungert die Arme draußen umher, halbverhungert, in kläglichem
Zustand, auf Vogel- und Nesterraub geradezu angewiesen.
Unsre Tierschutzvereine erwerben sich große Verdienste, daß
sie auf Wunsch der Besitzer die eben geworfenen Kätzchen
schnell und schmerzlos töten lassen. So werden viele Tier-
quälereien vermieden und manche Vogelbruten erhalten.
Es ist bedauerlich, daß die meisten Katzen — im Gegen-
satz zu den Hunden — so gar kein Wertobjekt darstellen.
Ist die Katze verschwunden, so tröstet man sich schnell. Er-
satz ist bald wieder gefunden, und zwar meist kostenlos.
Durch Einführung einer Katzensteuer hat man mehrfach ver-
sucht, diesem Übelstand abzuhelfen. Ich bezweifle, daß man
damit viel Erfolg haben wird. Die Katze eignet sich nicht so
gut zur Versteuerung wie der Hund; schon das Anbringen
der Steuermarke macht Schwierigkeit. Man hat auch gefordert,
daß die Katze während der Brutzeit an die Kette gelegt werde,
eine drakonische Maßregel, die auch kaum durchzuführen sein
wird. Aber ich möchte es allerdings allen Katzenbesitzern
ans Herz legen, im Mai und den folgenden Monaten doppelt
und dreifach genau auf ihre Pflegebefohlenen zu achten und
ihnen strengen Zimmer- oder wenigstens Hausarrest zu dik-
tieren — nicht nur zum Segen der Vogelwelt, sondern auch
zum Heil des Gefangenen; denn draußen lauert der Tod. Be-
hörden und Private haben in Anlagen und Gärten manche
Katzenfalle aufgestellt. Mit den lieben Nachbarn hat es der
Katzen wegen schon oft Ärger gegeben, und nicht immer ist
die gerichtliche Entscheidung zugunsten des Vogelfreundes
ausgefallen. Aber wer tatsächlich nachweisen kann, daß die
Vernichtung einer fremden Katze mit Rücksicht auf eine drohende
BE are.
Gefahr für einen Vogel und seine Brut geschah, und daß der
durch die Tötung der Katze angerichtete Schaden (wie es in
S 288 des Bürgerlichen Gesetzbuches heißt) nicht außer Ver-
hältnis zu der Gefahr steht, der hat, so denke ich, das Recht
auf seiner Seite. Natürlich durch solche Mittel wie Baldrian
die Katzen anlocken, daß sie in die Falle gehen, das erscheint
auch mir bedenklich. Die besten Fallen sind zweitürige Kasten-
fallen, die gar nicht geködert, sondern nur dort gut aufgestellt
werden, wo die Katzen, die gern an Hauswänden oder Zäunen
hinschleichen, ihren Wechsel haben.
Andre Räuber sind im Vergleich zur wildernden Haus-
katze, was die Schädigung unsrer gefiederten Freunde in Haus
und Hof anlangt, die reinen Waisenkinder; höchstens Ratten
und Mäuse werden noch recht gefährlich, besonders die
ersteren, die nicht nur die Bruten vieler Erdnister, namentlich
von Wasservögeln zerstören, sondern auch auf hohe Bäume
klettern, um hier wie die Eichhörnchen dem Nesterraub ob-
zuliegen. Ich möchte dringend empfehlen, auf diese auch
sonst recht schädlichen Nager ein wachsames Auge zu
haben.
Man hat gesagt, die Bedeutung des Vogelschutzes liegt
auf volkswirtschaftliichem Gebiet. Gewiß, wer wollte dies
leugnen! Aber nicht minder, so meine ich, ist der Vogelschutz
eine Forderung, der ebenso ethische und ästhetische Motive
zugrunde liegen. Denken Sie sich einen Park, eine gärtnerische
Anlage, ja nur ein kleines Vorstadtgärtchen ohne jeden ge-
fiederten Bewohner — wie arm, wie öd, wie tot selbst in der
schönsten Jahreszeit, wenn Blumen und Obstbäume blühen,
wenn die Laubbäume ihre lenzesfrohen Blätter aufrollen und
die herrlichen Koniferen ihre lichtgrünen Maitriebe ansetzen!
Die Frühlingsboten, Blumen und frohschmetternde Vögel, ge-
hören für unser deutsches Gefühl untrennbar zusammen. Des-
halb muß jeder Gartenfreund zugleich ein Freund der Vögel
sein, und er wird sich alle erdenkliche Mühe geben, das leicht
beschwingte Volk an sein Heim zu fesseln; er wird es unter
seinen Schutz nehmen und nicht erst lange fragen: was ist
der Dank für meine Gastfreundschaft? Der Vogel, habe ich
an anderer Stelle gesagt, ist so recht der Liebling der Menschen
zu nennen; denn er ist auch das bevorzugte Kind der All-
mutter Natur, die ihn mit so liebenswerten Eigenschaften aus-
EN
gestattet hat, wie kein anderes ihrer Geschöpfe. Mögen sich
unsre Enkel und Urenkel und die fernsten Generationen, mit
diesem Wunsche lassen Sie mich schließen, in derselben Liebe
und Begeisterung der kleinen Sänger und der ganzen Vogel-
schar erfreuen dürfen, wie wir selbst und mit uns Millionen
von Naturfreunden und wie in grauer Vorzeit unsre Altvordern,
die nicht müde wurden, in hohen Worten die Minne und den
Maien zu preisen, wenn
„diu kleinen vogellin wol singent
in ir besten wise die si kunnen —
waz wunne mac sich dä gelichen zuo!“
Gegenseitige Beeinflussung von Edelreis und Unter-
lage, insbesondere die Frage der Pfropfbastarde.
Vortrag von Herrn Dr. Augo Fischer in Berlin.
1): Kunst, verschiedene Pflanzen aufeinander zu pfropfen,
ist uralt, älter wohl als die ältesten sicheren Daten der
Geschichte. Dem hochkultivierten Griechenvolk war das Ver-
fahren wohlbekannt, darum auch den alten Römern, deren
Kultur ja fast ganz von den Griechen entlehnt war, aber zum
mindesten in Künsten und Wissenschaften nur ein kläglicher
Abklatsch der griechischen Kultur war. Während wir bei den
Griechen sehr anerkennenswerte Grundlagen in naturwissen-
schaftlichen Dingen finden, ist dagegen die Naturwissenschaft
der Römer ein seltsames Gemisch von Wahrheit und törichten
Fabeln, wie denn überhaupt bis auf den heutigen Tag die Be-
völkerung Italiens in sinnlosestem Aberglauben sich wohl von
keinem Indianerstamm hat übertreffen lassen. So wimmelt es
denn auch in der römischen Naturgeschichte von den un-
glaublichsten Märchen über gelungene Pfropfungen zwischen
den allerverschiedensten Pflanzenarten.
Unrichtige Meinungen hierüber haben bis in die neuere
Zeit bestanden; es ist das Verdienst von Lindemuth, hier
viele Irrtümer berichtigt zu haben. Wirkliche Verwachsung
von Reis und Unterlage ist nur unter sehr nahen Verwandten
möglich. Täuschungen waren dadurch herbeigeführt, daß auch
ein nicht angewachsenes Reis noch monatelang von der Unter-
lage aus mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden und so
sich frisch erhalten kann. Die Vereinigung verschiedener Arten
geht selten über den Rahmen einer natürlichen Gattung hinaus,
Vertreter verschiedener Gattungen lassen sich aber doch auch,
z. B. bei Rosifloren, Leguminosen, ganz besonders bei Mal-
vaceen und in noch weiterem Umfange bei Solanaceen er-
folgreich miteinander verbinden.
Die Frage, die uns nun hier eingehender beschäftigen soll,
ist die: findet nach geschehener Vereinigung eine solche Be-
Be ee
einflussung statt, daß aus der Verwachsungsstelle oder in ihrer
Nähe Zwischenformen der beiden verbundenen Arten her-
vorgehen? oder wird das Reis bezw. wird die Unterlage durch
die „Pfropfsymbiose“ direkt in der Weise verändert, daß die
Merkmale und Eigenschaften des einen Teiles an dem andern
auftreten? Auch in dieser Hinsicht gab es manche Irrtümer
richtig zu stellen.
Das war darum sehr erschwert, weil man wirklich einige
Tatsachen kannte, die jene Meinung zu stützen geeignet waren;
aber: es waren das Spezialfälle, die an sich von hohem Inter-
esse, aber nicht geeignet waren zur Verallgemeinerung.
Das prächtigste dieser Beispiele für Beeinflussung von
Reis und Unterlage ist die „infektiöse Panaschüre“ bei Abutilon
und andern Malvaceen. Die Buntblättrigkeit ist eine Art Krank-
heit, es kommt der für die Ernährung der Pflanze so überaus
wichtige grüne Farbstoff, das Chlorophyll, nur stellenweise
zur normalen Entwicklung. Und diese Krankheit läßt sich
durch Pfropfung übertragen, und zwar hat man, da unter
Malvaceen Vertreter verschiedener Gattungen aufeinander ge-
pfropft werden können, auch andere Pflanzen, wie Kitaibelia,
mit der Buntblättrigkeit infiziert; andere Gattungen, wie Lavatera,
sind gegen die Krankheit immun, hier findet keine Ansteckung
statt. An buntblättrigen Zweigen verschwindet die Panaschüre,
die Sprosse gesunden und entwickeln rein grüne Blätter, wenn
man sie eine Zeitlang verdunkelt. Von Interesse ist, daß diese
Krankheit nach allen bisherigen Beobachtungen nicht auf die
Samen und Sämlinge übergeht, im Gegensatz zu den weiß-
bunten Pelargonien (vgl. u.).
Die Panaschüre existiert bei einer sehr großen Anzahl ver-
schiedenster Pflanzen, namentlich von Ziersträuchern finden
sich viele solche Formen in unseren Baumschulen. Die Art
und das ganze Auftreten der Erscheinung ist verschieden, in
manchen Fällen ist die Blattzeichnung nicht durch Pfropfung
übertragbar, aber samenbeständig, wie z. B. bei einem weiß-
randigen Liguster. Eine andere Form, Ligustrum vulgare foliis
aureo-variegatis, ist aber nach Baur*) infektiös wie die Panaschüre
von Abutilon, und das gleiche gilt von zwei gelbscheckigen
Formen des Goldregens, Cytisus Laburnum. Derselbe hat
dann weitere Fälle für Fraxinus pubescens, für Sorbus aucuparia
und Ptelea trifoliata nachgewiesen. Die Erscheinung der in-
*) Ber. Deutsch. Botan. Gesellsch. 1906, B.24,S.416, und 1907, B.25,5.410.
Per. Tor se
fektiösen Panaschüre ist also ziemlich verbreitet, es scheint
nach den bisherigen Angaben, als ob infektiöse Formen der-
selben nicht samenbeständig, samenbeständige niemals infektiös
wären.
Wie nun die Infektion eigentlich zustande kommt, ist noch
nicht sicher bekannt; es spricht so ziemlich alles dagegen,
daß ein Mikroorganismus, etwa ein Bazillus oder dergl. vor-
läge. Es muß wohl allem Anschein nach ein nur in den
lebenden Zellen vorhandener löslicher Stoff sein, der nur in
der Pfropfsymbiose übertragbar ist, denn mit ausgepreßtem
Saft der buntblättrigen Pflanzen hat man noch niemals einen
grünblättrigen Stock infizieren können. Diese Art der Be-
einflussung von Reis und Unterlage ist aber jedenfalls durch-
aus sicher gestellt, über allen Zweifel erhaben, aber es ist eben
ein besonderer Fall, der sich nur bei ganz bestimmten Pflanzen
verwirklicht findet, es ist ein Ansteckungsstofi, der von
einem Pflanzenindividuum auf das andere infolge der Pfropfung
übertragen wird, es ist aber nicht angebracht, aus dieser ganz
besonderen und eigenartigen Erscheinung weitergehende Schlüsse
zu ziehen auf eine allgemeine Beeinflussung von Reis und
Unterlage.
Durch diese Beobachtungen ist aber eins bewiesen: es
können noch andere Substanzen als Wasser oder in Wasser
gelöste anorganische oder organische Nährstoffe, die ja auch
sonst in der Pflanze aufwärts oder abwärts wandern, und die
ganz natürlich auch zwischen Edelreis und Unterlage aus-
getauscht werden — es können, sage ich, auch andere Sub-
stanzen, wie z.B. eben jener Ansteckungsstoff, die Pfropfstelle
passieren und aus dem einen Teil in den andern übertreten.
Um diesen Beweis hat man sich auch in anderer Richtung
bemüht, und ähnliches für manche Giftstoffe aus der Gruppe
der „Alkaloide“ bewahrheitet gefunden. Innerhalb der Solana-
ceen sind, wie schon bemerkt, in sehr weitem Umfange
Pfropfungen möglich, und hier kennen wir auch verschiedene
charakteristische Alkaloide.
Hier konnte z. B. der Übertritt von Nikotin aus Tabak in
die Kartoffelpflanze, oder von Atropin aus der Tollkirsche in
Tomatenfrüchte nachgewiesen werden. Andererseits dringen
Farbstoffe nicht oder höchstens ausnahmsweise über die Pfropf-
stelle hinaus. Einer der schönsten negativen Befunde ist der
von Vöchting mit der Pfropfverbindung der einjährigen Sonnen-
rose mit der knollentragenden Topinamburpflanze; hier sollte
Be
nach älterer Angabe dieSonnenrosenwurzel typische Topinambur-
knollen ansetzen. Das geschieht jedoch nicht, ja von dem
charakteristischen Reservestoff aller perennierenden Kompositen,
dem Inulin, dringt keine Spur in die einjährige Wurzel hin-
über. Überhaupt haben wir aus allen vorliegenden Ergebnissen
exakter Versuche den Schluß zu ziehen, daß eine gestalt-
ändernde Beeinflussung von Reis und Unterlage nicht statt-
findet; ohne Zweifel beruht die spezifische Ausbildung der
Pflanzengestalt auf stofflicher Grundlage, aber von den be-
treffenden Stoffen tritt entweder nichts aus einem Pfropf-
symbionten in den andern über, oder, was etwa herüberkommt,
wird dort aufgesogen, assimiliert, kommt nicht zu seiner
charakteristischen Wirkung.
Von praktisch sehr großer Bedeutung ist die Frage nach
dem Übertritt von Geschmacksstoffen aus einem Pfropfanteil
in den andern, oder eine sonst etwa mögliche Beeinflussung
des Geschmackes. Diese Frage gewann eine sehr aktuelle Be-
deutung durch die Pfropfung der Reben. Bekanntlich hat
man gegen die Reblausgefahr amerikanische Vitis-Arten ein-
geführt, deren Wurzeln gegen den Parasiten unempfindlich
sind, im Gegensatz zur europäischen Rebe. Die amerikanischen
Reben haben aber in ihren Trauben jenen unangenehmen, auch
auf die geschlechtlich erzeugten Kreuzungsprodukte übergehen-
den Beigeschmack, den man als „fuchsig“ bezeichnet. Durch
Pfropfung der edlen Traubensorten auf amerikanische Unter-
lage konnte man der Reblausgefahr begegnen, aber, wenn der
Fuchsgeschmack in die Trauben überging, dann war ja mit
dem ganzen Verfahren nichts gewonnen. Es ist nun darüber,
ob das geschehe oder nicht, viel gestritten worden, aber aus
den z. T. widersprechenden Angaben scheint doch hervor-
zugehen, daß tatsächlich eine solche Geschmacksbeeinflussung
nicht stattfindet, daß die gegenteiligen Behauptungen auf
Täuschung beruhten. Es bleiben eben auch in dieser Hin-
sicht die beiden in der Pfropfung verbundenen Pflanzen selb-
ständig, eine jede behält ihre besonderen Eigenschaften bei,
ganz unabhängig von der andern.
Eine ganz besonders hervorragende Rolle spielt die Ver-
edelung in der Obstkultur, zumal bei Birnen und Äpfeln. Hier
ist ja nun tatsächlich eine nicht gering zu veranschlagende,
weil auch praktisch bedeutende Beeinflussung festzustellen, ja
sie ist längst bekannt und wird entsprechend ausgenutzt, aber
sie liegt auf einem ganz andern Gebiete als dem der „Zwischen-
I
formen“ zwischen den beiden verbundenen Pflanzen. Er-
nährungsverhältnisse sind es, lediglich die ‚Quantität der
Nahrungs- bezw. Wasserzufuhr ist in diesen Fällen maßgebend.
Da muß ich von einem Punkt ausgehen, der den Gärtnern
längst bekannt, in der Wissenschaft erst seit wenigen Jahren
Beachtung gefunden hat, seitdem ich darauf hingewiesen hatte:
es besteht eine ganz charakteristische Gegensätzlichkeit in der
Pflanze, die man in die Worte „Lufternährung“ und „Boden-
ernährung“ zusammenfassen kann. Unter letzterer verstehe ich
die Aufnahme des Wassers und der gelösten Mineralstoffe,
unter „Lufternährung“ die bekannte Aufnahme und Verarbeitung
der atmosphärischen Kohlensäure durch Chlorophyllfarbstoff
und Licht. Und nun wissen Sie: schränkt man einer Pflanze
die Bodenernährung ein und fördert die Lufternährung, so be-
schleunigt man die Blütenbildung; sorgt man für reichlich
Wasser und Düngung, und schränkt den Lichtzutritt ein, so
fördert man die Stengel- und Blattbildung, die Pflanze „geht
ins Kraut“. Ein gewisser Überschuß der in den belichteten
Blättern erzeugten organischen Substanz, der „Kohlenhydrate“,
ist es, der den „blühreifen Zustand“ erzeugt. — Diese so über-
aus wichtigen Vorgänge sind es, die auch in der Obstbaum-
veredelung von größter Bedeutung sind. Pfropft man das
Reis auf einen starkwüchsigen Wildling, so wird eine starke
Krone erzeugt, aber es braucht lange, bis Blüte und Frucht
sich einstellen; veredelt man auf eine schwachwüchsige Unter-
lage, so entwickelt sich die Krone weniger stark, aber es wird
eher Blütenansatz und Fruchtbildung erzielt — eben durch die
Einschränkung der „Bodenernährung“. Darin liegt aber nur
eine quantitative Beeinflussung der Nahrungszufuhr, irgend-
welche spezifische Veränderung der als Edelreis aufgesetzten
Sorte findet nicht statt. Wohl wird in einzelnen Fällen von
einer Veränderung des Geschmackes der Früchte berichtet,
aber solche Behauptungen können von vornherein subjektiv
sein, oder es ist vielleicht der jeweilige Reifegrad, der auf den
Geschmack sehr wesentlich einwirkt, nicht berücksichtigt; jeden-
falls sind solche Berichte derart selten gegenüber der großen
Fülle von Beobachtungen, wonach der Sortencharakter in der
Veredelung streng gewahrt bleibt, daß man wohl annehmen
kann, die etwa tatsächlichen Fälle beruhten auf natürlicher Ab-
änderung, wie sie ja sonst auch oft genug vorkommt. Es ist
viel über das „Altern“ der Sorten, namentlich auch bei Obst-
arten, als Folge der Pfropfung gesprochen und gestritten
ea
worden — ein weitschichtiges Gebiet, mit dessen Erörterung
wir an einem Abend lange nicht fertig werden würden; hier
nur so viel davon, daß ein ursächlicher Zusammenhang mit
der Pfropfung bisher nicht nachgewiesen und auch nicht
wahrscheinlich ist.
An den Obstveredelungen sahen wir also, daß Ernährungs-
bedingungen sehr wohl gewisse Erscheinungen hervorrufen
können, nur keine wirkliche Abänderung der Sortencharaktere.
In dieser Hinsicht sind Versuche von Lindemuth interessant,
dem es gelang, die einjährige Modiola caroliniana als Unter-
lage mit dem strauchigen Abutilon Thompsoni als Edelreis
3!/, Jahre lang am Leben zu erhalten. Unter manchen ähn-
lichen Versuchen erwähne ich nur diesen, welcher zeigt, wie
durch die Pfropfung die Ernährungsbedingungen verändert
und dadurch einjährige Pflanzen oder Pflanzenteile mehrjährig
gemacht werden können, aber natürlich nur so lange, als die
Pfropfverbindung dauert, eine innerliche bleibende Veränderung
des Charakters findet nicht statt.
Zeitliche Verschiebungen verschiedener Art können also als
Folge der Veredelung in Erscheinung treten — insofern findet tat-
sächlich eine Beeinflussung zwischen Reis und Unterlage statt.
Nun gibt es aber eine allerdings sehr eng begrenzte Zahl
wirklicher Zwischenformen, die infolge einer Pfropfung
entstanden sind, die noch heut vielfach so genannten Pfropf-
bastarde Wir werden sehen, daß der Name heut nicht
mehr zutrifft, und daß sie, ganz wie die Fälle von infektiöser
Panaschüre, doch zu vereinzelt dastehen, als daß man von ihnen
allgemein gültige Regeln für das Verhältnis von Reis und
Unterlage ableiten könnte.
Der älteste Pfropfbastard ist der vielberühmte Cytisus
Adami, so genannt nach seinem Erzeuger, dem französischen
Gärtner Adam, i. J. 1826 entstanden. Seine „Eltern“ sind der
bekannte Goldregen, Cytisus Laburnum, mit gelben Blüten in
langen Trauben, und der ganz anders aussehende C. purpureus,
mit rutenförmigen Zweigen, viel kleineren Blättern und stets
nur paarweise stehenden kirschroten Blüten. Die Mischform
hat blaßrosafarbene Blüten in hängenden Trauben, die aber
nur etwa !j, so lang sind als beim echten Goldregen. Das
Gebilde war und blieb bis vor wenigen Jahren rätselhaft, vor
allem war es schwer zu verstehen, warum es öfters Zweige
treibt, die entweder reiner C. Laburnum, oder seltner reiner
C. purpureus sind.
Ba aber
Noch rätselhafter erschienen die Pfropfbastarde von
Bronvaux, entsprungen aus der Vereinigungsstelle einer
Mispel, Mespilus germanica, mit einem Weißdorn, Crataegus
monogyna. Die Mispel hat bekanntlich große, ganzrandige
weichhaarige Blätter, große Einzelblüten und auf den Früchten
lange, spitze, aufrechtstehende Kelchzähne; der Weißdorn be-
sitzt kahle, gelappt-gezähnte Blätter, zahlreiche Blüten in Trug-
dolden und kurze, stumpfe, der Frucht anliegende Kelchzähne.
Von den beiden Pfropfbastarden hat Crataegomespilus
Dardari weichhaarige Blätter, wie die der Mispel, aber nur
halb so groß, die Blüten stehen zu wenigen beieinander, die
Frucht ist der Mispel ähnlich, aber kleiner; Crataego-
mespilus Asnieresii dagegen hat seichtgelappte Blätter,
doch ebenfalls behaart, etwas reichere Blütenstände, die Früchte
ähneln ganz denen des Weißdorns, sind aber etwas größer
und bräunlich von Farbe. Auch diese beiden Formen, die wie
Cytisus Adami durch Veredelung weiter vermehrt wurden,
haben vielfach Rückschläge zu den Stammformen gezeigt, ge-
legentlich hat auch ein Stock der einen einen Zweig der
anderen getrieben — die Frage nach dem Was und Woher
der Pfropfbastarde war nur noch dunkler geworden.
Inzwischen hatte man wiederholt versucht, die Pfropf-
bastarde wiederum zu erzeugen, aber stets vergeblich. Doch
schien der Weg des Experimentes der geeignetste, um den
Schleier zu lüften. Von denen, die sich darum bemühten, war
es Hans Winkler, der zuerst seine Ausdauer von Erfolg
gekrönt sah. Es waren Solanum-Arten, an denen er die be-
sondere Neigung beobachtet hatte, aus dem Wundgewebe
neue Sprosse zu treiben, wenn alle aus den Blattwinkeln
kommenden Knospen entfernt wurden; hier waren am ehesten
derartige Gebilde zu erwarten. Was nun als erstes Resultat
seiner sehr umfänglichen Versuche zutage trat, war freilich
etwas ganz Neues, den bekannten Pfropfbastarden anscheinend
nur wenig vergleichbar. Aus der Vereinigung von Tomate,
Solanum Lycopersicum, als Unterlage, und Nachtschatten,
S.nigrum, als Reis, wuchs ein Gebilde hervor, das an einer
Längsseite Tomate, an der andern Nachtschatten war, beide
gegeneinander scharf abgegrenzt, so daß, wo ein Blatt auf
der Grenzlinie stand, dasselbe auf der einen Seite ein ganz-
randiges Nachtschattenblatt, auf der andern ein gefiedertes
Tomatenblatt darstellte. Anm das Fabelwesen der klassischen
Sage anknüpfend, nannte Winkler sein Erzeugnis eine
BAR.
„Chimaere“, weil aus zwei verschiedenartigen Pflanzen
zusammengesetzt.
War diese Chimaere nun auch nicht direkt den bisher be-
kannten Pfropfbastarden zu vergleichen, so mußte sie doch die
Hoffnung erwecken, auf dem beschrittenen Wege weiter zu
kommen. Und das gelang. Aus einem der späteren Versuche
ging ein Gebilde hervor, wohl dem Nachtschatten ähnlich,
aber doch mit tiefer gezackten Blättern, und ganz mit glas-
hellen Haaren besetzt, wie die Tomate sie besitzt, während sie
dem Nachtschatten fehlen. Dieser einen unverkennbaren
Zwischenform zwischen den beiden Versuchspflanzen folgten
mehrere, es konnten ihrer im ganzen fünf unterschieden
werden, jede wieder anders aussehend als die vorhergehenden.
Höchst seltsam war das Auftreten dieser Formen, oft kamen
wieder Chimaeren wie die oben beschriebene zum Vorschein,
aber auch die neuen Pfropfbastarde traten z. T. in Form von
Längsstreifen an solchen Gebilden auf, manchmal in seltsamer
Vereinigung an dem gleichen Stock; so brachte eine dieser Pfropf-
hybriden eine Chimaere hervor, an der sie selbst, zwei andere
der neuen Formen und die beiden Stammformen, Tomate und
Nachtschatten, beteiligt waren. Alle fünf auf solchem Wege
erzeugten Pfropfbastarde vereinigten in verschiedener Weise
die Merkmale ihrer „Eltern“, teils mehr dem Nachtschatten,
teils mehr der Tomate ähnelnd. Und alle zeigten, wie Cytisus
Adami und die beiden Crataegomespili, häufig Rückschläge zu
den Stammformen.
Nach diesen Erfolgen hat Heuer mit denselben Arten
gleiche Formen erzielt, aber nach derselben Methode auch
Mischformen von Tomate und Eierfrucht, Solanum Melon-
gena, und mit dem kletternden Nachtschatten oder Bitter-
süß, S. Dulcamara.
Die Möglichkeit war also bewiesen, aus der Pfropfstelle
heraus Zwischenformen zu erzielen. Aber wie diese denn
eigentlich aufgebaut und zustande gekommen waren, das war
zunächst noch ganz rätselhaft. Da war esE.Baur, der von ganz
anderer Seite her zu der Lösung des Problems gelangte. Er
hatte bei seinen Studien über buntblättrige Pflanzen, von
welchen schon oben die Rede war, sich auch mit den Weiß-
rand-Pelargonien befaßt und hier einen sehr charakteristi-
schen Aufbau festgestellt; diese jedem Gärtner bekannten
Pflanzen bestehen sozusagen aus je zwei Pflanzen, einer grünen
und einer weißen; die weiße umgibt mit einigen Zellschichten
ur
die grüne, die in jener drinsteckt wie die Hand im Handschuh;
an den Blatträndern ragt der weiße Mantel weit über den
grünen Kern hinaus. Von besonderem Interesse war es, daß
auch an den Weißrand-Pelargonien bald ganz grüne, bald ganz
weiße Zweige auftreten, oder ein Zweig der Länge nach zur
rechten grüne, zur linken weiße, eventuell in grün und weiß
geteilte Blätter trägt. Da war also ein wesentlicher Vergleichs-
punkt gegeben sowohl mit Winklers Chimaere, als auch mit
seinen nachmaligen Zwischenformen oder Pfropfbastarden.
Eigenartig ist die Fortpflanzung der Weißrand-Pelargonien.
Wir wissen, daß die Geschlechtszellen, männliche wie weib-
liche, stets aus derjenigen Zellenschicht entspringen, die die
nächste unter der Oberhaut, also die zweitoberste ist. Der
Chlorophylimangel der Pflanze ist von väterlicher wie von
mütterlicher Seite übertragbar, es verhielten sich in der Regel
weißbunte Äste ebenso wie rein weiße, weil ja die zweit-
äußerste Zellschicht des Farbstoffs ermangel. Wurden nun
Blüten von einem grünen und einem weißen Ast miteinander
gekreuzt, so gingen daraus Keimpflänzchen auf, die aus weiß
und grün marmoriert waren. Im Weiterwachsen ergaben sie
dann entweder rein grüne, oder rein weiße Pflanzen, oder grün-
weiße Chimaeren, oder Weißrand-Pflanzen (zuweilen auch die
Umkehrung: weißer Kern mit grüner Umrandung).
Hiermit schien denn also die Deutung auch für die soge-
nannten Pfropfbastarde gegeben, als eine Vermischung der beiden
Stammpflanzen in der Weise, daß eine den Kern, die andere die
Oberhaut bilde. Und dieser Gedanke Baurs hat sich als
richtig erwiesen, trotz mancher anfänglicher Anfeindungen!
Zunächst konnten die Tomate -Nachtschatten - Mischlinge
(man hat jetzt für solche Formen den etwas schwülstigen
Namen „Periklinal-Chimaeren“ eingeführt, die Gebilde
der zuerst aufgetretenen Art nennt man „Longitudinal-“ oder
„Sektorial-Chimaeren“) auf ihre innere Zusammensetzung ge-
nau geprüft werden. Es sind bestimmte Vorgänge bei der
jeder Zellteilung vorausgehenden Teilung der Zellkerne,
in welchen ein (hier nicht näher zu erörternder) sehr deutlicher
Unterschied zwischen Nachtschatten und Tomate besteht.
Mittels dieses Merkmales konnte denn festgestellt werden, daß
in den Winklerschen Pfropfhybriden folgende vier Fälle ver-
wirklicht sind:
innen Nachtschatten, außen eine Schicht Tomate,
innen Nachtschatten, außen zwei Schichten Tomate,
I
innen Tomate, außen eine Schicht Nachtschatten,
innen Tomate, außen zwei Schichten Nachtschatten.
Die fünfte der Winklerschen Formen ist noch zweifelhaft. Es
könnte wohl sein, daß etwa .noch folgende Kombination mög-
lich wäre: innen und außen Nachtschatten, aber die zweit-
oberste Schicht Tomate; oder dasselbe umgekehrt.
Jedenfalls konnte gezeigt werden, daß nun auch die alten
Pfropfbastarde sich in derselben Weise aufbauen.
Bei Cytisus Adami gelingt es am leichtesten an den Blüten.
Die Blumenblätter des Goldregens führen, am dichtesten in
der Oberhaut, nach innen allmählich abnehmend, goldgelbe
Körnchen in den Zellen; die des Cytisus purpureus besitzen,
ebenfalls am dichtesten in der Oberhaut, einen gelösten roten
Farbstoff. Feine Querschnitte durch Blumenblätter von
C. Adami zeiger, daß alles Innere von C. Laburnum, allein die
Oberhaut von C. purpureus stammt. Darum sind auch die
Laubblätter des C. Adami kahl wie die des C. purpureus, nicht
behaart wie die des C. Laburnum.
Bei den Crataegomespili sieht man die Zusammensetzung
am deutlichsten an den Früchten: die des Weißdorns haben
eine glatte Epidermis mit leuchtend rotem Farbstoff, der
schwächer werdend noch in den nächstobersten 2—3 Zell-
schichten sich findet; die Zellen der Mispel sind farblos, die
Frucht ist von einer braunen Korklage überzogen. Die Früchte
der Pfropfbastarde zeigen nun innen Crataegus-Charakter, zu
oberst die Korkbildung der Mispelfrucht. Der Unterschied
ist der, daß Cr. Asnieresii von einer, Cr. Dardari von zwei
Zellschichten der Mispel überzogen ist, während beide im
Innern Weißdorn sind. Auch die Blätter beider Formen haben
die behaarte Oberhaut der Mispel.
Sehr charakteristisch ist die Samenbildung der Pfropf-
bastarde. Sie ist stets sehr eingeschränkt, selbst die frucht-
barsten unter den Solanum-Mischlingen bringen doch relativ
wenig und nur teilweise ausgereifte Samen, andere waren bis-
her fast oder völlig steril; vom Cytisus Adami und dem
Crataegomespili sind nur zuweilen Samen geerntet worden.
Es hängt das wohl mit Ernährungsstörungen während der Ent-
wicklung zusammen. Alle aufgegangenen Keimpflanzen waren
aber stets nur der einen Stammart zugehörig, niemals
kam hier irgendwelche Mischform zutage. Das kann jetzt nicht
mehr wundernehmen; wir sahen oben, daß die Geschlechts-
zellen stets aus der zweitäußersten Zellschicht hervorgehen
BEE
— diese Zellschicht gehört stets einer der beiden so eigen-
artig verbundenen Arten an, folglich muß auch die Nach-
kommenschaft wieder ganz rein diese Art ergeben; — wenn
nicht etwa doch eine Beeinflussung von einem Teilhaber zum
andern stattgefunden hätte, wie sie aber bisher auch nicht ein-
mal andeutungsweise beobachtet worden ist.
Und was von den Samen gilt, das gilt auch von den
Pflanzen selbst! Trotz der innigen Verwachsung auf breiter
Fläche bewahrt jede Art soviel Selbständigkeit, als eben bei
so inniger Verwachsung möglich ist; trennen sich die beiden
Teilhaber, so ist sofort der volle Rückschlag da, ohne jeden
Übergang. Irgend eine nachhaltige Beeinflussung hat nicht statt-
gefunden, obwohl die Berührung doch so viel ausgiebiger ist,
als an einer kleinen Pfropfstelle. durch welche angeblich Reis
und Unterlage aufeinander einwirken sollen. Darum haben
wir gerade in den Pfropfhybriden einen starken Beweis dafür,
daß eine irgend wesentliche und regelmäßige Beeinflussung
von Edelreis und Unterlage nicht stattfindet.
So sind denn eben auch die paar Beispiele von sogenannten
Pfropfbastarden nur Einzelfälle, die zu allgemeinen Schlüssen
nicht berechtigen.
Mit dem hier Gesagten wäre also die Frage der bisher
bekannten Pfropfbastarde in dem Sinne gelöst, daß es ge-
wissermaßen Zufallsbildungen sind, die in der oben be-
schriebenen Weise in sehr seltenen Fällen von selbst entstehen,
sich aber an manchen Objekten, eben den Solanum-Arten,
künstlich hervorlocken lassen. Von selbst entstanden sind
nur einmal der Cytisus Adami, zweimal an verschiedenen
Stellen (Bronvaux bei Metz und Saujou - in der Charente-
Inferieure) die Crataegomespili. Hierher gehört vielleicht noch
ein dritter Fall, den Dammer im neuesten Band der Mit-
teilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft be-
schreibt: Aus einer Pfropfung der Robinia glutinosa (=R. viscosa)
auf R. Pseudacacia sind Ausläufer entsprungen, deren einer zum
Baum herangewachsen die dornenlosen drüsigen Zweige der
R. glutinosa trägt, zuweilen aber bedornte Zweige hervorbringt,
die ganz der R. Pseudacacia gleichen; die Blüten des Baumes
ähneln denen der letzteren Art, sind jedoch schwächer im Duft.
Die Natur dieses mutmaßlichen Pfropfbastardes bedarf noch
der Aufklärung. — Ein anderes noch rätselhaftes Gebilde*)
*) Beschrieben und abgebildet in Gartenflora, 54. B., 1905, S. 30 u. ff.
<
steht im Hofe Torp in Borge im südlichen Norwegen, eine
eigenartige Zwischenform zwischen Birnbaum und vielleicht
Crataegus, vielfach an Pirus Pollveria, den Bastard von Birne
und Pirus Aria erinnernd. Der Verdacht auf einen Pfropf-
bastard liegt ja nahe, aber es wird erstens nicht der rück-
schlagenden Äste Erwähnung getan, wie sie bei den andern
Pfropfhybriden so bezeichnend sind, zweitens liegt eine Be-
obachtung über Sämlinge vor, die zu denken gibt: Aus den
kleinen, birnförmigen, aber rotgefärbten Früchten wurden einige
Samen geerntet und aus diesen fünf Pflänzchen aufgezogen;
von diesen glichen zwei vollständig dem Birnbaum, die drei
andern hatten unregelmäßig, z. T. einseitig fiederspaltige Blätter.
Dieses Verhalten hat aber entschiedene Ähnlichkeit mit dem
„Mendeln“ eines echten, geschlechtlich erzeugten Bastardes,
nicht mit dem Verhalten der Nachkommenschaft von Pfiropf-
hybriden, welche, wie oben betont, in allen beobachteten
Fällen stets ganz rein die eine der beiden Stammarten wieder-
gibt. Also wird man wohl diesen seltsamen Birnbaum eher
für einen echten Bastard halten dürfen; der Rückschluß vom
Aussehen der Sämlinge berechtigt zu solcher Auffassung.
Eine fernere Frage, die wohl noch erneuter Nachprüfung
bedarf, ist die der Pfropfbastarde bei Kartoffeln. Die Existenz
solcher ist schon seit längerer Zeit immer wieder behauptet
worden; es sollte möglich sein, durch Einführung von Augen
einer Sorte in Knollen einer andern Sorte Zwischenformen,
Pfropfhybriden zu erzeugen, und es sollte die Mittelstellung
der neugewonnenen Form dann besonders deutlich sein, wenn
eine weiße und eine rote Sorte miteinander verbunden worden
waren, die Knollen des „Pfropfbastards“ wurden dann als
mosaikartig gefleckt beschrieben.
Man kann sich nun bei Kartoffel-Pfropfungen etwafolgendes
vorstellen: Entweder es sind in der eben angedeuteten Art die
Knollen mit fremden Augen beimpft; dann kann der etwa einer
schwächeren Sorte angehörende Sproß von der kräftigeren
Knolle gleich zu Anfang besser ernährt werden, kann eine
kräftigere Pflanze und somit reicheren Ertrag geben. Oder es
wäre auf den Stengel einer wenig ertragreichen Sorte eine
reicher tragende Sorte aufgepfropft; dann kann die Unterlage,
die sonst vielleicht wohlschmeckende Knollen, aber in zu ge-
ringer Menge hervorbringt, durch die größere Blättermasse zu
reicherem Ertrag angeregt werden, sie kann mehr, größere
und stärkehaltigere Knollen erzeugen als sonst.
u er
*
Das ist es aber nicht, was den Kartoffel- Pfropfhybriden
nachgesagt wird, vielmehr sollen es im wesentlichen eben
Zwischenformen sein. Es war auch wieder Lindemuth, der
eine große Zahl solcher Impfungen ausgeführt hat, aber auf
Grund seiner Beobachtungen zu einem entschieden ablehnenden
Urteil gelangt ist. Nach seiner Überzeugung beruhen alle An-
gaben über Kartoffel-Pfropfbastarde auf Irrtum, hervorgerufen
dadurch, daß ein Teil der neuen Formen seine Entstehung
der natürlichen Variationsfähigkeit der Kartoffelrassen verdankt,
d. h. daß dieselben Formen auch ohne Impfung entstanden
wären. Die rot-weiß gescheckten Knollen der angeblichen
Mischlinge seien aber einfach noch nicht ausgereift gewesen;
es sei eben sehr häufig der Fall, daß Knollen mit gefärbter
Schale sich zuerst fleckenweise, dann erst über die ganze
Fläche färben.
Trotzdem hat sich die Meinung von gelungenen Pfropf-
hybriden bis in die neueste Zeit erhalten; erst im Jahre 1909
ist seitens eines praktischen Züchters eine Arbeit erschienen *),
in welcher ausführlich — leider doch auch wiederum ungenau
— über solche Versuche berichtet wird. Es sollen von je
100 Knollenimpfungen je go kein Resultat ergeben, d. h. eine
der verwendeten Sorten wieder erscheinen lassen; je etwa 9
sollen Zwischenformen, und etwa eine unter hundert soll
eine Form mit ganz neuen Eigenschaften erzeugen, etwa mit
höherem Stärkegehalt als jede der beiden Stammformen. Die
Angaben lauten bestimmt und recht sachlich; da aber wenig
bis gar nichts davon gesagt ist, wo die „Bastard“-Sprosse
denn eigentlich herkommen und wie sie aussehen, so bleibt
der Fall dunkel. Nach Art der Winklerschen Pfropfbastarde
können sie schwerlich entstehen; auch würde eine Kartoffel-
sorte, die alle ihre Eigenschaften beibehält und nur die Schale
einer anderen Sorte mitbekommt, wie jene „Periklinal-Chimaeren“,
wenig Wert haben. Und die Annahme, daß das eingesetzte
Auge durch den Einfluß der fremden Knolle einen ganz andern
Charakter annehme, ist nach allem, was wir sonst über gegen-
seitige Beeinflussung von Reis und Unterlage wissen, sehr
wenig wahrscheinlich. Indessen ist die Angelegenheit sehr
wohl weiterer Nachprüfung wert.
Es gibt also hinsichtlich der Pfropfbastarde noch genug
Fragen zu beantworten. Vielleicht steht uns noch manche
5 R. Hirche, in Mitteilgn. d. Deutschen Landw.-Gesellsch., 24. Bd.,
1909, S. 422.
a a
Überraschung bevor: nach neueren, allerdings recht kurz und
unbestimmt gefaßten Äußerungen von Winkler soll es noch
zwei andere Klassen von Pfropfbastarden geben: erstens solche,
die aus den beiden nicht der Länge nach nebeneinander ge-
stellten, sondern bunt durcheinander gewürfelten Gewebs-
elementen der beiden Stammarten bestehen — das ist jedoch
nicht sehr wahrscheinlich, denn wir haben solche Mosaik-
Pflänzchen oben in den Keimlingen der Weißrand-Pelargonien
kennen gelernt, die aber stets sehr bald in rein grüne oder rein
weiße Sprosse, oder in grün-weiße Chimaeren übergehen;
zweitens soll es solche geben, die nun wirklich wie ein echter
Bastard durch Verschmelzung zweier artfremder Zellen entstanden
sein sollen, dies wären aber keine Geschlechtszellen, sondern
gewöhnliche Zellen aus dem Wundgewebe der Veredelungs-
stelle; nach letzterer Art hat man sich ja früher überhaupt die
Entstehung des Cytisus Adami und der anderen vorgestellt, ob
es dergleichen gibt, muß die Zukunft lehren.
Fassen wir unser Thema noch einmal kurz zusammen, so
finden wir:
Es gibt eine Art von Krankheit, die „infektiöse Panaschüre“,
die sich in bestimmten Fällen durch Pfropfung von einer
Pflanze auf die andere übertragen läßt.
Es gibt ferner seltsame Gebilde, die nur in seltenen Fällen
aus der Pfropfstelle hervorwachsen, sie stellen wirkliche Zwischen-
formen dar, die aber entstanden sind durch jene eigenartige
Verschmelzung, in der eine Pflanze das Innere, die andere die
Oberhaut bildet.
Weit verbreitet, für alle Pfropfverbindungen typisch ist nur
der Austausch der gewöhnlichen Nährstoffe, dessen Wirkung
aber fast ausnahmslos nur quantitativer Art ist, wie besonders
an den Obstbaum-Veredelungen erläutert wurde. Auf die Er-
nährung geht auch die erwähnte Verlängerung der Lebens-
dauer zurück. In einzelnen Fällen können besondere Stoffe,
wie Nikotin oder Atropin, in geringen Mengen die Verwachsungs-
stelle passieren; der Geschmack von Obstsorten, Weintrauben
usw. wird, wenn überhaupt, nur in seltensten Fällen durch
die Unterlage verändert, ebensowenig wie die für die Art
charakteristische Pflanzengestalt.
Hierauf beschränkt sich, in großen Zügen, das, was wir
zurzeit wissen über eine gegenseitige Beeinflussung von Edel-
reis und Unterlage.
Die Grundzüge einer praktischen Wettervorhersage
und Vorhersage für 1912.
Vortrag (im Auszug), gehalten von Andreas Voß, Berlin-Schöneberg.
ie Wettervorhersage auf längere Zeit wird für un-
möglich gehalten, weil Luftdruck, Temperaturverhältnisse
und Windströmungen allerorten beständig sich ändern. Diesem
halte ich entgegen, daß wie überall in der Natur, auch be-
züglich des Wetters, alles nach unabänderlichen, festen Ge-
setzen sich vollziehen muß, so daß es nur darauf ankommt,
diese Gesetze zu erforschen und alle scheinbaren Aufnahmen
darauf zurückzuführen.
Die Falbsche Theorie ist die Grundlage meiner Vorher-
sagen. Ich habe sie nur durch ein paar wesentliche Punkte ergänzt,
die Falb noch nicht kannte. Bekanntlich bewirkt die Anziehungs-
kraft der Sonne und des Mondes, besonders die des Mondes,
auf die Wassermassen der Erde jene gewaltigen Bewegungen
der irdischen Meere, die wir Ebbe und Flut nennen. Jahr-
zehntelange Beobachtungen führten Falb (geb. 1838, gest. 1903)
zu der Überzeugung, daß Sonne und Mond auch den Luft-
ozean der Erde, ja auch die glühendflüssigen oder gasigen
Massen des Erdinnern in ähnlicher Weise beeinflussen, und
daß an den Tagen, an denen infolge der Stellung von Sonne
und Mond deren flutbildende Wirkung, theoretisch berechnet,
am größten sein müßte, auch andere Naturvorgänge in größerer
Anzahl oder Heftigkeit in die Erscheinung treten müßten, z. B.
Erdbeben, schlagende Wetter, Wirbelstürme, Wintergewitter,
sommerliche Schneefälle, starke Regengüsse usw. — Der
Astronom Bruno H. Bürgel schrieb 1908: „Die meisten Natur-
forscher leugnen zwar auch heute noch den Einfluß des Mondes
auf das Wetter, und ich habe in den astronomischen und
meteorologischen Vorlesungen auf der Universität manch scharfe
Kritik über Falb und seine Vorgänger und Anhänger gehört,
so daß ich selbst ein Gegner jener Theorie wurde. Wir haben
BE N
uns aber später eingehend mit diesen Dingen beschäftigt, die
Untersuchungen von Schübler, Mädler, Everets, Eisenlohr,
Bouvard, Flaugergues, Falb und neuerdings Lamprecht und
ihrer Gegner durchgesehen und müssen mit Lichtenberg (1799)
sagen: „Der Mond sollte zwar keinen Einfluß auf das Wetter
haben; er hat aber einen!“
Die Grundlage der Falbschen Theorie ist richtig!
Dies habe ich (Voß) durch meine Wettervorhersagen seit 1899
genügend bewiesen. (Vgl. „Gärtnerisches Zentralblatt“ 1899,
„Deutscher Gartenrat“ 1903—06 und „Gärtner-Neuzeit“ 1908—12.)
Nur habe ich sie durch meine folgenden Beobachtungsergeb-
nisse ergänzen müssen: 1) Die für unsere Gegenden maß-
gebliche Windrichtung geht von demjenigen Gebiete der
Erde aus, wo eine Sonnenfinsternis endet. 2) Es besteht für
unsere Gegend eine zehntägliche Wetterfolge als Regel.
Ausnahmen hiervon sind vorhanden, die sich aber als gesetz-
mäßige erkennen und somit auch voraussehen lassen. 3) Die
Bewegung und Umlaufszeit der Planeten Merkur (89 Tage —
3 synodischen Monaten a 29!/,; Tage: Windwechsel), Jupiter
(11 Jahre 317 Tage: Sonnenfleckenmaxima und -Minima, dessen
dreimalige Rotation — 35'/s Jahre: Brücknersche Klimaperiode,
zugleich Falbs kritische Mondstellung ) haben ebenfalls Einfluß
auf unsere Witterungsverhältnisse. Sogar der Planet Saturn
(Umlaufszeit 29'!/, Jahre) kommt für die Brücknersche Klima-
periode von 35!/, Jahren, also für das Verhalten des Jupiter
noch mit in Betracht. 4) Die synodische Umdrehung
der Sonne um ihre eigene Achse (in 24—25 Tagen) hat un-
bedingt Einfluß auf Erdbeben, Grubenkatastrophen und Vulkan-
ausbrüche. Diese von mir seit 1903 schon für Erdbebenvor-
hersage praktisch geübte Sonnenstellung wurde unterm 30. No-
vember 1904, 10 Uhr 35 Minuten abends, telegraphisch dem
„Berliner Lokalanzeiger“ aus London als „epochemachende
Entdeckung“ des englischen Astronomen Maunder an der
Greenwicher Sternwarte bekanntgegeben. Aber auf der syno-
dischen Umdrehungszeit der Sonne beruht ja gerade meine
Annahme, daß zur Überführung einer Wetterströmung von
irgend einem Gebiete der Erde aus bis zu uns täglich 15 geo-
graphische Grade (ä 15 geographische oder deutsche Meilen)
erforderlich sind (360:15 = 24 Tage um die Erde hin und
zurück), also nur hin oder her = 12 Tage in äquatorialen oder
10 Tage in unseren Breiten der gemäßigten Zone. (Vergl.
auch „Der Deutsche Gartenrat“ 1904, Nr. 90, S. 406.) — Die
are
Wiederkehr von Erdbeben in Deutschland seit dem
16. November 1911 aus der synodischen Umdrehungszeit der
Sonne ist für das Jahr 1912 hauptsächlich zu befürchten
um den 14. April, 8. Mai, 2. Juni, 22. Juli oder 17. August,
1. September, 20. Oktober, 13. November.
Falbs Gegner haben statistische Prüfungen der Haupt-
stellungen des Mondes im Vergleich zu den Verteilungen des
Luftdrucks vorgenommen und keine Beziehungen zwischen
diesen beiden Klassen von Naturerscheinungen finden können,
auch die Windrichtung und Windstärke zeigte keinen
Bezug auf den Mond. Demgegenüber sei zunächst bemerkt,
daß sogar die Direktion der Deutschen Seewarte in den
Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie 1890,
Heft VII, S. 255, eine auffallende Beziehung zwischen „Luft-
druck und Mondumlauf“ zugegeben hat! Die bisherigen
Statistiken über Falbs Theorie sind völlig wertlos, weil sie
von falschen Voraussetzungen ausgegangen sind. Falb will
seine Theorie ja gar nicht mit dem Barometer, sondern mit
dem Regenmesser geprüft wissen, also nicht der Luftdruck,
sondern die Niederschlagsmengen sollen über den Einfluß der
Mondstellungen entscheiden! Dann kommen ganz andere Er-
gebnisse zutage! Und da nach meinen Beobachtungen eine
zehntägliche Wetterfolge in unseren Breiten als Regel gilt, so
ist jede Statistik, genau nach den Mondphasen aufgestellt, ja
von vornherein hinfällig!
Starke Schwankungen des Luftdrucks sind an und
für sich für unsere Erde verhältnismäßig geringe, von
außen einwirkende Kräfte! Sie können aber unter Umständen
starke Spannungen in der Erdrinde auslösen, so be-
sonders an gewissen Hochfluttagen, und Bruno H. Bürgel
sagt ganz richtig: „Vertauscht ein barometrisches Mininum
mit einem Maximum schnell den Platz, so ist der Druck-
unterschied, den die Erdoberfläche erleidet, ein ganz ungeheurer,
der sehr wohl das labile Gleichgewicht aufheben kann. Auch
die direkte Anziehungskraft des Mondes spielt hier
eine wichtige Rolle; denn es kann selbstverständlich nicht
spurlos vorübergehen, wenn ein Körper, wie der Mond, von
!/,s der Erdmasse um 50000 Kilometer der Erde näher-
rückt, und demzufolge die Wirkung seiner Anziehungskraft
auf die Masse der Erdrinde erheblich steigt.“ Schon aus dem
Jahre 1874 hat Falb selbst durch eine Beobachtung an dem
Krater der Solfatara in Pozzuoli festgestellt; wie empfindlich
ra,
die im Erdinnern vorhandenen Gase und Dämpfe gegen die
Verminderung des äußeren Luftdrucks sind! An solchen Tat-
sachen darf die Wissenschaft doch nicht achtlos vorübergehen!
Vielfache Beobachtungen haben Falb und auch mich zu
der Überzeugung gebracht, daß man die Erde mit einem Aneroid
vergleichen könne, bei dem sich die Abnahme des Druckes
von außen durch eine Zunahme der Gasausströmungen äußert.
Falb sagt: „Wie empfindlich die im Erdinnern vorhandenen
Gase und Dämpfe gegen die Verminderung des äußern Luft-
drucks sind, habe ich im Jahre 1874 in der Solfatara bei Neapel
zu beobachten Gelegenheit gehabt. Die Solfatara in Pozzuoli
ist ein flacher, leicht zugänglicher erloschener Krater, in welchem
nur eine kleine, an der innern Kraterwand befindliche Öffnung
die Verbindung mit der in der Tiefe befindlichen feurigen Masse
verrät. Durch diese Öffnung entweichen noch immer, wenn
auch spärlich, Gase und Dämpfe, während der übrige Teil des
Kraters von solchen vollkommen frei ist. Mein Führer brachte
mich in die Mitte des Kraters und forderte mich auf, jetzt die
Wände desselben genau zu beobachten. Darauf zündete er
auf der flachen Hand ein kleines Stück Papier an. In diesem
Augenblicke vermehrte sich nicht nur der Rauch an der Öffnung
auffallend, sondern es strömte auch plötzlich Rauch aus allen
Wänden des Kraters. Dasselbe Experiment habe ich dann mit
gleichem Erfolge auch auf der Spitze des Vesuvkegels angestellt.
Die Erklärung dieser überraschenden, aber, wie es scheint,
noch wenig bekannten Erscheinung ist sehr einfach. Durch
das brennende Papier entsteht ein aufsteigender Luftstrom.
Zum Ersatz der auf diese Weise nach oben abfließenden Luft
strömt die kältere und daher schwerere Luft von allen Seiten
nach diesem Punkt des geringsten Luftdrucks in der Mitte des
Kraters. Dadurch nimmt der Druck der äußern Luft auf die
Kraterwände ab, und die darin befindlichen, unter dem Drucke
der Luft zuvor zurückgehaltenen Gase und Dämpfe treten heraus.
Wenn nun eine so geringe Störung des Gleich-
gewichts in der Atmosphäre, wie sie ein auf der flachen
Hand abbrennendes Papierstückchen erzeugt, bereits einen
solchen Effekt auf unterirdische Gase auszuüben
vermag, so erklärt sich die statistisch erwiesene Tatsache,
daß große vulkanische Eruptionen und Erdbebenkatastrophen
auffallend häufig mit Finsternissen der Sonne und des
Mondes zusammenfallen, von selbst. Zur Zeit einer Finsternis
ist die Anziehung, welche der Mond und die Sonne nicht nur
a BR
auf die Wogen des Ozeans, sondern auch auf das Glutmeer
in den Tiefen der Erde und auf die dort befindlichen Gase
und Dämpfe ausüben, am größten, namentlich, wenn die
Finsternis mit Hochfluttagen 1. Ordnung zusammenfällt. Es
ist klar, daß an solchen hervorragenden Hochfluttagen sowohl
der Auftrieb der Lava, als auch die Explosionen der aus der-
selben sich entwickelnden Gase, wenn auch nicht in erster
Linie verursacht, so doch befördert und überhaupt Auslösungen
der unterirdischen Spannungen herbeigeführt werden müssen.“
Über die Wetterkarten und den Reichswetter-
dienst haben sich meteorologische Autoritäten, wie Klein,
Grohmann und andere, recht ungünstig geäußert und sehr
mit Recht! Der Reichswetterdienst kostet jährlich etwa 380000
Mark! Und der praktische Nutzen? Dieser steht in gar keinem
Verhältnis zu der kolossalen Summe! Dr. Grohmann-Dresden
sagte im Februar 1907 (Mitt. der D. L.-G. 1907, Heft 6):
„Die heutige Einrichtung ist keineswegs dazu angetan, der
Wetterkarte eine weite Verbreitung zu sichern.“ Prof. Dr.
Gravelius schrieb im „Dresdner Anzeiger“: „Der Mißerfolg
des staatlichen sogenannten landwirtschaftlichen Wetterdienstes
wird um so schwerer empfunden, als gerade in dieser An-
gelegenheit eine ganz merkwürdige offiziöse Preßtreiberei sich
geltend gemacht hat, um die Ausgabe von 386000 M. der All-
gemeinheit plausibel zu machen.“ Und dann: „Wirklichen
Nutzen für die Landwirtschaft würde die Meteorologie erst
gewähren, wenn es gelänge, den Charakter der Jahres-
zeiten vorauszuerkennen.“
Prof. Dr. Klein spricht in einer meteorologischen Umschau
des „Kosmos“ 1907, Heft 3, von wahrhaft beschämend ge-
ringen Ergebnissen des Prognosendienstes auf Grund der
täglichen Wetterkarten. Die großen und plötzlichen Änderungen
im Wetter, die vorher zu wissen allein nur Wert hat, werden
nicht getroffen.“
Das ist alles nur zu wahr. Aber gerade in den bemängelten
Punkten, nämlich den Charakter der Jahreszeiten und plötz-
liche, große Änderungen, Erdbeben usw. vorherzusagen, bin
ich (Voß) dem Reichswetterdienst entschieden voraus, was
auch von andern Seiten schon anerkannt wurde. Meinen
Studien ist aber noch keinerlei Unterstützung zuteil geworden.
Weshalb nicht? Nun, wohl deshalb nicht, weil es — Falb-
sche Theorie ist. Falb und ich gehören nicht zur Zunft,
und der Kastengeist, eins der größten Hemmnisse gesunden
A
Fortschritts in der Wissenschaft, schweigt die Sache tot;
der Mannesmut, begangene Irrtümer zu widerrufen und
Falb Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wird unterdrückt.
Genau so, wie man den eigentlichen Schöpfer der lokalen
Anästhesie in der Chirurgie, Schleich, totzuschweigen
versuchte (s. Berliner Charit&-Annalen 1911, Bd. XXXV, No-
vember 1911)!
Doch, verlassen wir diese Erscheinungen menschlicher
Charakterschwäche, die so oft schon der Wissenschaft ge-
schadet haben.
Die Frage, ob Eisberge des Nordens durch den aus
der heißen Zone nordwärts wandernden warmen Golfstrom
zum Loslösen und Abwandern nach südlicheren Breiten gebracht
werden, ‘der Atlantische Ozean dann durch die Eismassen
mehr erkalte, und somit die Winde auch für Nord- und Mittel-
europa kühleres Wetter bringen müßten, ist nicht so einseitig
zu lösen, wenngleich der Golfstrom und wärmere nordische
Winter dazu beitragen. Vielmehr werden auch hier die mäch-
tigsten und die zahlreichsten Eisberge dann aus den polaren
Gegenden abwandern, wenn gleichzeitig bedeutende flutan-
ziehende Kräfte vorhanden sind, wie dies z. B. im März-April 1912
der Fall sein wird, weil die am 17. April 1912 stattfindende
Sonnenfinsternis auch über weite nordische Gebiete und das
nördliche Eismeer sich erstreckt, und schon fast einen Monat
vorher die Konstellation der Gestirne der einer Sonnenfinster-
nis nahekommt.
Die Regenkarten von Prof. Hellmann sind recht nütz-
lich, viel nützlicher als die täglichen Wetterkarten. Sie geben
Auskunft, ob eine Gegend Deutschlands zu den regenarmen
oder regenreichen zu zählen ist. Regenkarten von Schlesien,
Ostpreußen, Westpreußen, Posen, Brandenburg, Pommern,
Provinz Sachsen und Mecklenburg lagen 1905 schon vor. Sie
geben ein Bild von den Regenfällen, wie sie sich im Mittel
der Jahre 1891—1900 gestaltet haben. Das nordostdeutsche
Tiefland (Ostpreußen, schlesische Ebene, Pommern, Branden-
burg, Posen, Westpreußen, Mecklenburg) bekommt z. B. viel
weniger Regen als das nordwestdeutsche Tiefland und das
mittel- und süddeutsche Gebirgsland. —
Meine Praxis der Wettervorhersage ergibt sich nun
aus der Zusammenfassung aller vorhin genannten Ergebnisse
und Beobachtungen. Nachstehende Anleitung und die daran
geknüpfte, am 5. November 1911 niedergeschriebene Vor-
=
hersage für 1912 sind ein erläuterndes, ee verständ-
liches Beispiel.
Die „allgemeine Wettervorhersage für längere Zeit“ stützt
sich auf die durch eine Sonnenfinsternis direkt bewirkte
Windrichtung, deren Folge die Luftdrucks- und als weitere
Folge die Feuchtigkeitsverteilung auf der Erde ist. Die
örtliche Feuchtigkeitsverteilung hängt dann wieder mit der
verstärkten Anziehungskraft des Mondes um die mittäg-
lichen und mitternächtlichen Hochflutzeiten zusammen (ich
nehme die von Kuxhaven an), nach welchen die Niederschläge
um so ergiebiger sind, das Wetter um so stürmischer wird, wenn
außerdem bei Neumond oder zehn Tage danach, weniger bei
Vollmond, zugleich Mond in Erdnähe stattfindet. — Die für
uns maßgebliche Windrichtung geht nach meiner Ent-
deckung von denjenigen Gebieten der Erde aus, wo eine
Sonnenfinsternis endet. Diese Windrichtung gilt dann für die
Hälfte oder etwas mehr der Zeit bis zur nächsten Sonnen-
finsternis; während für die zweite Hälfte der Zeit die der
vorigen entgegengesetzte Windrichtung gilt. Diese Hälfte der
Zeit, der Wendepunkt der Windrichtung, ist noch nicht
sicher abgegrenzt. Oft tritt er gerade nach einer Umlaufszeit
des Planeten Merkur um die Sonne (nach 89 Tagen = 3 syno-
dischen Monaten) ein! Das erstmalige Eintreffen eines Un-
wettertages infolge der Sonnenfinsterniswirkung findet bei uns
nicht — wie Falb annahm — immer am Tage der Sonnen-
finsternis statt, sondern man muß, um solchen Wettertag zu
finden, stets die Entfernung vom Endgebiet der Finsternis bis
zu uns (15 geographische Grade auf einen Tag gerechnet) in
Betracht ziehen und die Zeit dann hinzurechnen. Aus dem
allgemein bekannten Einfluß einer herrschenden Windrichtung
auf unsere Jahreszeiten ergibt sich dann weiter die allgemeine
Wetterlage der letzteren.
In unseren Breitengraden können wir sodann als weiteren
guten Anhalt eine nach den Hochflutzeiten berechnete (durch-
schnittliche) zehntägliche Wetterfolge schematisch an-
nehmen. Diese begründe ich durch den gegenüber dem
äquatorialen Erdumfang (wo 12!/, Tage gelten würden) ent-
sprechend geringeren Erdumfang unserer Breiten der gemäßig-
ten Zone. Endlich ist auch noch mit einer eventuellen Wieder-
kehr eines gewissen Wettertypus nach Ablauf eines synodischen
Monats — 29'!/, Tage von Neumond zu Neumond zu rechnen.
Auch die Umlaufszeit des Planeten Merkur (89 Tage) hat Be-
.— 91 —
deutung. Auf diesen Grundlagen kann jedermann sein eigener
Wetterprophet werden; um so sicherer, wenn er für die ört-
liche Vorhersage von Tag zu Tag ein gutes Baro-
meter, ein Polymeter, ein Minimumthermometer und
die Windrichtung mit zu Rate zieht.
Wenn nun auch die zehntägliche Wetterfolge mit
dem synodischen Mondlauf von 29!/; Tagen, von Neumond
zu Neumond, zusammenhängt, so ist damit nicht gesagt,
daß bei uns gerade an den Neumondtagen selbst jedesmal
Unwetter, Regen oder Wettersturz usw. kommen müßte. Da-
zu kommen erst noch die synodische Umdrehung der Sonne
(24—25 Tage), Mond in Erdnähe und die Hochflutzeiten in
Betracht. Die Tage sind also oft ganz andere, und abgesehen
vom Vollmond im Zusammentreffen mit Erdnähe oder Erdferne
haben die übrigen Mondphasen keine Bedeutung. Zieht man
aus den Orientierungstabellen für 1912 Durchschnitts-
zeiten aus den Hochflutziffern (um sie leichter zu behalten
und der zehntäglichen Wetterfolge näherzukommen), so liegen
für 1912 die Hauptregen- oder Wettersturztage um den
1, 11. und 21., und eventuell als Ergänzung auch um den
6., 16. und 26. Diese Ergänzung ist deshalb nötig, weil länger
als 5 Tage das gleiche Wetter meist nicht andauert (den Durch-
schnitts- oder Mitteltag, 2 Tage vorher und 2 Tage nachher).
Wenn aber doch am 6. Tage noch, dann kann man (nament-
lich bei gleichgebliebener Windrichtung) es auch noch für
weitere 4 Tage ebenso annehmen. Habe ich — wie z. B. für
Sommer 1911 — andauernde Trockenheit vorhergesagt,
dann können natürlich die schematisch angenommenen Regen-
tage keine Regentage werden, während andrerseits für einen
veränderlich angesagten Sommer (so für 1912!) bei west-
lichen Winden auch alle 5 Tage und häufiger Regenfälle
eintreten würden.
Man wird begreifen, daß die Mittel- oder Durchschnitts-
Regentage (Unwettertage) nicht für Nord- und Süd-, für
West- und Ostdeutschland genau die gleichen sein können.
Dies ist nur bei weitverbreiteten, starken Witterungs-
einflüssen möglich, ganz abgesehen davon, daß Deutschland
von West nach Ost 17 Längengrade breit ist, was schon
einen Tag Unterschied gibt, und von Nord nach Süd sich
hinziehende Gebirge die westlichen Regenwinde oft abfangen
und dem Osten den Regen dann vorenthalten. Man muß
sich also in seiner Heimat erst die Mitteltage der zehn-
— N el,
täglichen Wetterfolge heraussuchen, falls die Tabelle nicht
ohne weiteres gilt.
Besonders zu beachten ist, daß einer da Voßschen
Wettertage dann nicht Niederschläge bringen kann, wenn bis
dahin herrschender Ostwind nicht plötzlich umschlägt, oder
wenn plötzlich Ostwind eintritt. Haben wir in Nord-
und Mitteldeutschland an einem vorhergesagten Unwettertage
auffallend klares oder sonniges Wetter, dann passiert in der
Regel in den Gebieten oder den Breitengraden, wo die Sonnen-
finsternisse vorgekommen sind, etwas Außergewöhnliches:
Erdbeben, Grubenkatastrophen, Überschwemmungen usw. Man
wolle darauf achten und die Zeitungen an solchen Tagen
studieren.
Und nun zum Jahre 1912! Es finden zwei Mond-
finsternisse statt, die aber ganz unbedeutend sind, weil
nur ein kleiner Teil, kaum '/, der Mondscheibe, verfinstert
wird. Die erste in der Nacht vom 1. zum 2. April 1912 von
10 Uhr 26 Minuten bis 12 Uhr 2 Minuten, die zweite, noch
unbedeutendere, am Mittag des 26. September von 12 Uhr
3 Minuten bis 1 Uhr 26 Minuten. Sie werden also kaum für
die Witterung in Betracht kommen, die ohnehin 1912 schon
sehr veränderlich ist. Dagegen sind die beiden Sonnen-
finsternisse sehr bedenklich. Die erste Sonnenfinsternis
in 1912 ist ringförmig, beginnt am 17. April, vormittags
9 Uhr 54 Minuten, in Brasilien (Provinz Piauhy); sie er-
streckt sich über die nördliche Hälfte Südamerikas, die östliche
Hälfte Nordamerikas, die nördliche Hälfte des Atlantischen
Ozeans, über Nordwestafrika, ganz Europa, nördliche
Polargegenden und westliche Hälfte Asiens. Sie endet im
Syr-Darja-Gebiet, südöstlich vom Aralsee, um 3 Uhr 15 Minuten
nachmittags.
Die zweite Sonnenfinsternis 1912 ist eine totale und
findet am 10. Oktober statt. Sie beginnt vormittags 11 Uhr
57 Minuten im Karaibischen Meere (Westindien), erstreckt
sich über Mittel- und Südamerika, den südlichen Teil des
Atlantischen Ozeans, die Südspitze von Afrika und über das
südliche Eismeer! Sie endet 5 Uhr 15 Minuten nach-
mittags 10 Grad südlich von der afrikanischen
Südküste.
Beide Sonnenfinsternisse haben eine lange Dauer; die
Wirkung ist also um so größer; bei der ersten auch, weil sie
in Europa sichtbar ist und zudem über das nördliche Eismeer
=: >
sich erstreckt. Bei der zweiten, weil sie eine totale ist und
das südliche Eismeer mit beherrscht.
Daraus lassen sich für 1912 folgende Windrichtungen ab-
leiten: ab Mitte Januar 1912 Südwest bis Nordwest”); ab
17. April Nord bis Südost; ab Mitte Juli Süd bis Nord-
west; ab 20. Oktober Südwest bis Südost.
Aus diesen Windrichtungen ergibt sich folgendes Wetter-
bild: Bis nach Mitte Januar (ev. bis Mitte Februar, wenn Wind-
richtung Nordwest bis Nordost gilt, s. unten die Fußnote)
sehr kalt und mehr trocken. Ab Ende Januar resp. Mitte
Februar bis Mitte April mäßig kalt, aber sehr rauh und feucht,
häufig Schnee. April rauh, bisweilen ungewöhnlich stürmisch.
Erste Maihälfte ziemlich trocken und sonnig, nachts kalt, öfters
Frost, namentlich zwischen dem 7. bis 14. Mai. Zweite Mai-
hälfte und den ganzen Sommer veränderlich, der Himmel viel
bewölkt, der Sommer deshalb im ganzen nur mäßig warm,
dagegen viele schwere Stürme und häufigere Gewitter mit
Hagelschauern. September und Oktober meist schön, außer
um den 1., 11. und 21. im Monat. Mittlerer Winter in bezug
auf Kälte und Schneereichtum; der Schnee stellt sich schon
frühzeitig ein.
Orientierungstabelle für 1912.
Hochilutzeiten Neumond | ! Tage Mond in Erd-
BEL nähe ferne
Januar 4. 18. 19. 29. 4. 18.
Februar a ya 18. 28. 2. 14.
März 317, 18. 28. 1. 28 13.
April 1. 1070 17. 27. 22. 10.
Mai 16. 30. 16. 26. 19. T.
Juni 15. 28. 13; 25. 16. 4.
Juli 14. 28. 14. 24, 15. 2:20.
August 12. 26. 12. 22, 12. 25.
September 11. 25. 11. 21. 9. 21.
Oktober 10. 25. 10. 20. 7. 19,
November 9. 24. 9, 19. 3. 28. 16.
Dezember 8. 24. 8. 18. 26. Ei 5
Die Durchschnitts-Regen- oder Wettersturztage
würden also um den 1., 11. und 21. und als eventuelle Er-
*) Sollte aber wider Erwarten im Dezember 1911 Südwestwind vor-
herrschen, dann wird ab Mitte Januar wohl Nordwest bis Nordost einsetzen.
u
gänzung 6., 16. und 26. sein. Herrschen östliche Winde, wie
im Sommer 1911, können nur selten Niederschläge eintreten,
ebenso nicht bei andauernd hohem Barometerstande. Ist die
vorherrschende Windrichtung keine östliche (jede zweite
oder dritte Woche nach einer Sonnenfinsternis läßt sich das
leicht für die nächsten Monate beurteilen!), sondern mehr west-
liche, so kommen auch häufiger Regenfälle vor, und wenn
nicht gerade um die mittleren Hochfluttage, dann genau 5 Tage
später, so daß man bei örtlichen Vorhersagen auch mit einer
fünftäglichen Wetterfolge rechnen kann, zumal, wenn Mond
in Erdnähe erst einige Tage später eintritt; denn Mond in Erd-
nähe gibt wegen seiner stärkeren Flutanziehungskraft viel
leichter zu Niederschlägen Anlaß als Mond in Erdferne Man
wird sehr bald schon einen mehr oder weniger gesetzmäßigen
Verlauf der Witterung erkennen lernen.
Im Jahre 1912 dürfte folgendes passieren: In ganz Ost-
asien (und nordwestlichem Nordamerika) große anhaltende
Dürre, deshalb Hungersnot! Die Ernten in Deutschland wahr-
scheinlich trotz der Hagelschauer gut, über mittel; jedoch sehr
schlechtes Weinjahr. In Südeuropa im Sommer verheerende
Wolkenbrüche, hauptsächlich im zweiten Drittel der Monate;
Mittelamerika mit Brasilien und die südlichen Vereinigten
Staaten werden große Überschwemmungen haben. Im
April-Mai wird der Hekla auf Island eine außergewöhnliche
Tätigkeit zeigen, im August-September dürften auch Vulkane
in Zentralasien, Mittelamerika und Südeuropa bedrohlich werden.
So erscheint die Witterung des Jahres 1912 im Gegensatz zu
der von 1911 durchweg veränderlich, im ganzen reich-
lich kühl und ziemlich feucht. Die Anzahl der Unwetter-
katastrophen in der ganzen Welt wird 1912 eine auffallend
hohe sein, weil die Hochflutzeiten der ersten Reihe der vor-
stehenden kleinen Tabelle häufig mit Neumond und (oder)
Erdnähe des Mondes zusammentreffen, und die Sonnenfinster-
nisse sehr gegensätzlich sind. —
Alle Notizen, die für das ganze Jahr nötig sind, lassen
sich in ca. !/; Stunde Nachdenkens zusammenstellen. Sie
bilden zugleich die Grundlage für sichere örtliche
Wettervorhersagen, was ich durch mehrjährige, zahlreiche
Beobachtungen und durch Vergleiche mit den amtlichen Tages-
prognosen der Wetterwarten bestätigt gefunden habe. Für
die volkstümliche, praktische Wettervorhersage ist meine An-
leitung unendlich wichtiger als die täglichen Wetterkarten, die
Tafel II.
Azalea indica „Paul Schäme“,
Kreuzungsprodukt zwischen „Wilhelm Scheurer“ und „Deutsche Perle“,
BE ae
nur als Material zum Nachprüfen und Nachschlagen der ver-
gangenen Witterungsvorkommnisse und zu Studienzwecken
der Meteorologen hohen Wert haben, sonst aber für den Land-
wirt und Gärtner um so entbehrlicher sind, weil wir nach
Bruno Dannebergs Methode die örtliche Vorhersage von
Tag zu Tag sogar auf 4 Tage hinaus für jeden Vierteltag ohne
Wetterkarten mit viel besserem Erfolge selbst leicht aufstellen
können, wie wir später lernen werden.
Azalea indica „Paul Schäme“.
Mit 2 Abbildungen.
3, 76 die weiße, gefülltblühende Azalee „Deutsche Perle“
von früher her kennt, wird sich ihres sperrigen Wuchses
erinnern. An den früh getriebenen Pflanzen blühten auf den
äußersten Ästchen einige spärlich entwickelte Blumen. Auch
heute noch finden wir vielfach solche Individuen, wiewohl sich
die Azaleenspezialisten keiner Mühe verdrießen ließen, diese
bis heute noch nicht überflügelte, frühe, weiße Sorte zu ver-
vollkommnen. Nur von den bestgedrungenen, am frühesten
blühenden Pflanzen mit gleichmäßig sich entwickelnden und
erschließenden, gutgefüllten Blumen wurde vermehrt, und
dennoch kann die „Perle“ noch nicht als frühblühende Ideal-
sorte angesehen werden.
Was Wunder, wenn man da auf den Gedanken kommt,
eine frühblühende, weiße Azalea indica mit gedrungenem
Wuchse aus Samen zu züchten. Der Erfolg war durch eine
Kreuzung der beiden Frühblüher Wilhelm Scheuerer und
Deutsche Perle gedacht. Der gedrungene Wuchs der Scheuerer
sollte durch das Perleblut Leben bekommen, d. h. die Nach-
kommen sollten flotte, dabei gedrungene Wachser werden, so-
wie Frühblüher mit tunlichst weißgefüllten Blumen sein.
Scheuerer mußte den Samenträger abgeben.
In bezug auf das Wachstum blieb der Erfolg auch nicht
aus. Die Sämlinge zeigten hervorragende Schnellwüchsigkeit,
doch die erträumte, weiße Idealsorte kam nicht. Pflanze um
Pflanze brachte eine Enttäuschung; alle ihre Blumen neigten
in das Rot der Scheuerer, die meisten obendrein einfach blühend.
Nur eine tat sich hervor. Es war die Pflanze, die jetzt unter
6,
der Sortenbezeichnung „Paul Schäme“ eingeführt ist und außer
der Farbe die gewünschten Eigenschaften besitzt. Strammer,
aufrechter Wuchs sowie williges Frühblühen sind nicht zu
unterschätzende Werte dieser locker gefüllten, großblumigen,
dunkellachsfarbigen Azalea. Bei entsprechender bekannter Vor-
kultur hat sie als Dezemberblüher noch nie versagt. In der
Sonne verbleicht die Blume etwas, und es wird ihr der Glanz
genommen. Sie zeigt deshalb gerade in dem sonnenarmen
Monate Dezember ihre volle Schönheit. Bei steigender Sonne
ist sie schattig zu treiben.
Ein Veredeln dieser Sorte ist kaum angebracht, da die
Januarstecklinge während der Wachstumsperiode bis zur
Knospenbildung einen Sprößling von durchschnittlich 30 Zenti-
metern erreichen. Selbstredend stutzt man sie eher ein, um
bald eine Krone zu haben.
Die Düngung nimmt die Sorte gut an und entwickelt
dann ein fabelhaftes Wachstum und später einen herrlichen
Blumenflor.
Paul Schäme, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Striesen.
Tafel IV.
Azalea indica „Paul Schäme“, Blume in nahezu natürlicher Größe.
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Mitglieder-Verzeichnis.
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VERZEICHNIS
DER MITGLIEDER DES VEREINS.
Ehrenmitglieder.
Andrä, Geheimer Okonomierat, Vorsitzender des Kura-
toriums der Kgl. Pflanzenphysiologischen Versuchs-
station zu Dresden, Braunsdorf b. Tharandt
Beutler, Dr.jur.et Dr.i ing. GeheimerRat, Oberbürgermeister,
Dresden .
Carlowitz - Hartitzsch, V., Königl. Oberschloßhauptmann,
Wirklicher Geheimer "Rat, Exzellenz, Dresden
Chatenay, Abel, Secr. gen. de la Soc. nation. d’horticulture
de France, Rue Grenelle 8; Paris»; %
Dibelius, Dr. 'theol. et phil. Franz, Oberhofprediger, Vize-
präsident des Ev.-Iuth. Landes- Konsistoriums, Magni-
Daza DEeSleiL. a a an a ill:
Drude, Prof. Dr. Oskar, Geheimer Hofrat, Direktor des
Königlichen Botanischen Gartens und der Pflanzen-
physiologischen Versuchsstation zu Dresden
Engler, Prof. Dr., Geheimer Ober-Regierungsrat, Direktor
des Königl. Botanischen Gartens in Dahlem (Berlin)
Fiedler, Prof. Dr. med., Geh. Rat, Exzellenz, Dresden .
Fischer v. Waldhein, Wirklicher Geheimer Staatsrat,
Exzellenz, Direktor des Kaiserl. Botanischen Gartens
zu St. Petersburg Er
Hähnel, Dr., Geh. Ökonomierat, Vorsitzender des Landes-
kulturrates f. d. Königreich Sachsen, Kupritz b. Bautzen
Flampel, Carl, Königl. Preußischer Gartenbaudirektor,
Städtischer Gartendirektor, Leipzig-Reudnitz (1888)
Johannsen, Wilh., Prof. der Botanik an der Landwirtschaft-
lichen Akademie zu Kopenhagen. .
Mehnert, Dr. jur. Paul, Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Rittergut
Medingen b. Dresden . . .
Metzsch-Reichenbach, C. Gg. v., "Staatsminister a. D,
Minister des Kel. Hauses, Exzellenz, Dresden .
Minckwitz, v., General der Inf. z. SR Generaladjutant
Sr. Majestät des Königs, Exzellenz, Dresden
Eintritt
1906
1897
1901
1897
. 1896
1891
1911
1908
1888
1904
v3
1902
1903
„1891
. 1896
— 12 —
Moßdorff, Otto, Handels- und Landschaftsgärtner, Leipzig-
Lindenau
Münzner, Richard, Geheimer Regierungsrat a. Ds Dresden
Neumeister, Prof. Dr., Geheimer Oberforstrat und Ober-
forstmeister, Dresden . . s
Nobbe, Prof. Dr., Geheimer Hofrat, Tharandt :
Poscharsky, G. A., Königl. Garten - Inspektor a. D;
Schellerhau b. Altenberg
Rex, Graf v., Oberhofjigermeiste u. Kammerherr Sr. Mai.
des Königs, Dresden I.
Roeber, Prof. Fritz, Düsseldorf . .
Roscher, Dr. jur., Geh. Rat, Ministerial-Direktor im Königl.
Ministerium des Innern, Dresden .
Schmidt, Hermann, Handelsgärtner, Wahren b. Leipzig
Schroeter, v Königl. Amtshauptmann a. D., Königl.
Kammerherr, auf Bieberstein b. Wilsdruff
Schwerin, Fritz Graf v., Vorsitzender der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft, Wendisch-Wilmersdorf
b. Ludwigsfelde, Mark t
Silva Tarouca, Graf, Präsident der österreichischen dendro-
logischen Gesellschaft, Exzellenz, Pruhonitz b. Prag
Sorauer, Prof. Dr. Paul, Geh. Reg.- Rat, Berlin-Schöneberg
Thun-Hohenstein, Graf v., Wirkl. Geh. Rat, Tetschen .
Uhlemann, Dr. jur., Amtshauptmann und Vorsitzender
des Landes- Obstbauvereines, Großenhain .
Viger, Th., Exzellenz, Senateur, Pres, de la Societe nationale
d’horticulture de France, Paris. .
Vitzthum v. Eckstädt, Graf, Oberstmarschall Sr. "Maje-
stät des Königs und Königl. Kammerherr, Exzellenz,
Lichtenwalde re
Werner, Städtischer Gartendirektor, Chemnitz
Wittmack, Prof. Dr. L,Geh:. Regierungsrat, Berlin .
Schriftwechselnde Mitglieder.
Beck v. Mannagetta, Professor Dr. Günther, Prag . .
Beißner, L., Inspektor des Botanischen Gartens, ae
dorf b. Bonn . .
Bötiche, ]. CF, Königl. Garten- Inspektor a. D,, "Bonn
Cordonnier, Anatole, Bailleul (Nord), Frankreich
Fierens, Secr. de la Soc. d’Horticulture de Gand
Fintelmann, G. A., Kgl. Hofgartendirektor a. D., Sanssouci-
Potsdam .
Gjonowic, Nik. Bar,, Apotheker, "Kastelnova, Dalmatien
d’Flaene, Adolf, Handelseärtner, Gent N:
Eintritt
1898
1904
. 1904
. 1888
1866
19109
1905
4897
"1912
1900
1905
1910
1901
. 1878
1904
1900
. 1896
. 1896
‚1901
. 1896
. 1891
1898
. 1901
1898
. 1899
. 1896
. 1888
— 18 —
Heiler, Königl.Ökonomierat u.Stadtgartendirektor, München
Hiltner, Dr. L., Kaiserl. Regierungsrat a. D., ZEN a
kulturbotanische Anstalt, München
Hliye-Leysen, Jules, Gand- -Coupure !
Jüde, Georg, Oberlehrer, Dresden .
Jürgens, Garteningenieur, Hamburg .
Kähler, Großherzog]. Hofgartendirektor a. D,, Charlotten-
burg .
Kaiser, Königl. "Oberhofgärten- Inspektor a. Ds München
Ker, Wilson P., Handelsgärtner, Liverpool
Koehne, Prof. Dr., Friedenau-Berlin
Kolb, Max, Königl. Rat, München j
Lüdtke, Hermann, Landschaftsgärtner, Breslau
Martinet, Henry, Landschaftsgärtner, Paris
Masters, Maxwell, Redakteur von „The Gardeners Chro-
a ger 890
nicle“, London . .
Nikolic, Prof. Emanuel, Ragusa i
Ortgies, Eduard, bot. Gärtner a. D; Kilchberg b. Zürich .
Pollmer, Stadtgartendirektor a. D,, Weinböhla b. Dresden
Purpus, A., Großherzog. Garteninspektor am Botanischen
Garten, Darmstadt . . han
Sander, F., Handelsgärtner, St. Albans, Herts,, England .
Schrön, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Reick
Schütze, Jul, Vorsitzender des Zentralvereins schles.
Gärtner, Breslau . ;
Schwarz, Charles, Direktor der Baron v. Rothschildschen
Gärten zu Ferrieres b. Paris. . .
Seidel, ©. M., Seminaroberlehrer a. D., " Kötzschenbroda
Siebert, Königl. Landesökonomierat und Gartenbaudirektor,
Palmengarten, Frankfurt a.M. . .
Sießmayer, Philipp, i. Fa. Gebr. Sießmayer, Frankfurt a. M.
Steglich, Prof. Dr. phil, Regierungsrat, Vorstand an der
Pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königl.
Botanischen Garten zu Dresden . art
Türke, Rob., Kunstmaler, Meißen . . .
Veitch, Harry, Handelsgärtner, Chelsea-London . j
Wilkinson, Elliott, Gartenarchitekt, N Amer.
Wobst, Prof. Carl Aug, Dresden .
Eintritt
1903
. 1902
. 1897
. 1884
1901
1903
1903
. 1901
. 1900
‚1878
. 1898
1896
. 1896
1867
1888
. 1900
1888
1905
1898
1904
1910
1900
1901
. 1900
A910
1888
1902
. 1890
— 104 —
Aktive Mitglieder.
Vorstand und Verwaltungsrat.
I. Vorsitzender: Königl. Obergartendirektor, Hofrat F. Bouche-
Dresden. °
I. er Handelsgärtner Rud. Seidel - Grüngräbchen
b. Schwepnitz.
11. Re Rosenschulenbesitzer Ernst Theodor Simmgen-
Dresden-Strehlen.
Rechnungsführer: Baurnschulenbes. Oskar Poscharsky-Laubegast.
I. Schriftführer: Handelsgärtner B. Haubold-Laubegast.
ll. & Buchdruckereibesitzer C. Feinrich-Dresden-N.
Bücherwart: Königl. Garteninspektor M. Löbner- Dresden.
l. Beisitzer: Stadtgartendirektor Wilhelm v. Uslar-Dresden.
ll. Pr Handelsgärtner Ernst Rülcker-Dr.-Strehlen.
Eintritt
Anders, Friedrich, Herrschaftsgärtner, Dresden-A. . . . 1911
Bach, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda 1903
Bassenge, H. A., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch-
Dresden227% en herchi
Beger, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Seidnitz. . . 1902
Berg, Constantin, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Seidnitz’(."#. 4914
Berger, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden- A. . 1911
Bergmann, Curt, Kaufmann, Dresden-A. . „MINEN
Berthold, Max, Gärtnereibesitzer, Dresden-Löbtau . . . 1911
Bertram, Eduard, Gartenbauingenieur, Dresden. 1% 77262307
Bertram, Max, Kol. Sächs. Gartenbaudirektor, Blasewitz 1873
Beyer, Ottomar, i. F. Rob. Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen . . 1911
Beyer, Richard, i. Fa. Robert Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen. . . . 1900
Birndt, Fanny, Sprachlehrerin, Dresden-Striesen. . . . 1908
Bley, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Cunnersdorf
b. Ottendorf-Okrilla. . . 1911
Bley, Johannes, Kunst- und Handelsgärtner, Cunners-
dorf b. Ottendorf-Okrilla . . 1907
Böhm, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz bei
Dresden . . 1911
Böhme, v.,i.F.: Franz Fröhlich, Kol. Hoflieferant, Dresden-A. 1905
Böhmer, Paul, Gartentechniker, Dresden-A. . . „aus
Böhmig, Richard, Kaufmann, Dresden-Striesen HN 1896
Bonsack, Max, 'Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . . 1911
Bouche, J.C.F. ‚Hofrat, Königl. Obergartendirektor, Dresden 1873
Brix, Felix, Gärtnereibesitzer, Kötzschenbroda . . 77223108
Büttner, G, Königl. Forstgarteninspektor, Tharandt . . 1874
Dausz, ). P, Samenhandlung, Dresden-A. . . ee
— 15 —
Dedek, Anton, Königl. Hofgärtner a. D., Dresden-A. .
Degenhard, M., Stadtgarten-Direktor a. D., Groß-Sedlitz
Denecke, W., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Döring, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen»...\.
Dreßler, Jul. Rob,, “ Handelsgärtner, Radebeul-Oberlößnitz
Drewitz, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig 1. S.
Drewitz, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i. S.
Drewitz, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i.S.
Drewitz, Martin, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i. S.
Dutschmann, Georg, Bezirksschullehrer, Dresden-A. .
Ebert, Oskar sen., Privatmann, Dresden-Kaditz. .
Ebert, Oskar jun., Handelsgärtner, Dresden-Kaditz .
Eberth, E; Städtischer Garten- Assistent, Dresden-A.
Eidhner, R,, Lehrer, Dresden-Striesen .
Eisenach, Rud,, Handelsgärtner, Coswig i. er
Eisenbarth, Königl. Hofgärtner, Groß-Sedlitz . .
Elsner, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Engelhardt, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Findeisen, Th., Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz .
Flinsch, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Loschwitz .
Füge, G. A., Privatmann, Blasewitz
Füssel, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben b.Dr.
Füssel, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben b. Dr.
Gäbler, Rudoff, Kunst- und a le Dresden-
Striesen . ANGEIT Re
Gaßmann, Theodor, Privatmann, Dresden-N.
Geißler, Guido, Baumschulenbesitzer, Dresden-Strehlen .
Gensel, F. G., Garteningenieur, Grimma
Gensel, Frau, geb. Rascher, Dresden-A.
Gerischer, Edgar, Privatmann, Radebeul .
Geyer, Felix, Königl. Hoflieferant, Dresden- -Neugruna .
Gierth, Hans, Städtischer Garten- Assistent, Dresden-A.
Glieme, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner Niedersedlitz
b. Dresden . .
Oössel, G.M., Mykolog, Dresden-A.
Graupner, Reinh,, Kunst- und Handelseärtner, Dresden-N.
Gruhle, Arthur, Kaufmann u. Gärtnereibesitzer, Dresden-A.
Grumbach, Hans, Kaufmann, Dresden-Striesen i
Gruß, Louis, Landschaftsgärtner, Dresden-A. . .
Günther, Gustav, Kaufmann, Oberlößnitz-Radebeul
ne Fräulein Margarete, Gartenbauschule, Holtenau
Kiel 7. 3 N.
Fauber, Paul, Baumschulenbesitzer, Tolkewitz .
Haubold, Bernhard, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast 1
Heckmann, H. A,, Rosenschulen, Stetzsch .
Heinrich, Carl, Buchdruckereibesitzer, Dresden-N.
Helke, Richard, Privatmann, Dresden-A.. ;
Eintritt
1893
1869
BIT
1911
1311
1912
1912
1902
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1894
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13
. 1902
. 1912
— 106 —
Eintritt
Helm, August, Landschaftsgärtner, Dresden-A. . . . . 1891
Hempel, Ernst, Privatmann, Dresden-A.. . saml91l
Hendel, Bruno, Städt. Obergärtner, Dresden- Plaken „1907
Hennersdorf, ). C. Gustav, Königl. Hofgärtner, Dresden-
Strehlen.. ==; . 1876
Hennicke, Hermann, Privatmann, Dresden-Striesen.. . . 1895
Flennisch, Moritz, Privatmann, Dresden-Plauen . . . . 1876
Herrmann, Max, Rentner, Dresden-A. . . 1890
Ferschel, Hermann, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-N. 1911
Flerzog, Carl, Königl. Hofgärtner, Pillnitzi Tees:
Flessel, Rich., Kaufmann, Laubegast . . 1908
Fletschold, Eduard, Kunst- u. Handelsgärtner, Radeberg i. S. 1906
Hetzer, G, Hauptmann z. D., Loschwitz b. Dresden. . 1906
Hirsch feld, Moritz, Kunst- und ee Dresden-
Zscheriniiz 7% . 1900
Hoffmann, Fritz, Bürgerschuldirektor, "Dresden-N. . . . 1902
Hofmann, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Striesen 1911
Holstein, Alfred, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Striesen 4). u. loan RE le
Fluhle, Jul., Königl. Obergärtner, Dresden-A.. . . . . 1897
Hultzsch, Benno, Kaufmann, Dresden-A. . . . .....1898
Jacobi, Paul, Architekt, Klein-Zschachwitz.. . . . . . 1909
Jagemann, Paul v., Kunst- u. Handelsgärtner, Radebeul 1911
Jahn, Robert, Kunst- und Handelsgärtner, Meißen III . 1911
Jensen, Hans, Handelsgärtner, Dresden-A. . . 1911
Kalz, Reinhard, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i. S. 1911
Kaufmann, Schloßgärtner, Burgk b. Dresden "alt. ena207
Keller, Adolf, Königl. Hofgärtner, Moritzburg . . 1900
Keller,Otto, Kunst-und Handelsgärtner, Mockritz b. Dresden 1912
Kernert, Friedrich, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A. 1911
Kleine, H., Königl. Hofgärtner, Dresden-A. . . . 1890
Klemm, Br. Inh. d. Fa. Hoyer & Klemm, Dresden- -Altgruna . 1909
Knauer, Paul, Königl. Hoflieferant, Dresden-A. . . . 1900
Knoch, O., Kunst- und Handelsgärtner, Chemnitz, 0041801
Knoderer, Karl, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Reick 1911
Knöfel, C.H., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen 1907
Knöfel, Gustav H., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen ... 2. 2 18.7 PS
Köhler, Adolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Sirehllen), Ir. 2 ee
Kötz, Paul, Landschaftsgärtner, Dresden-A. . ..... Bl
Konrad, Jul, Prinzl. Hoflieferant, Dresden-A.. . . . . 1904
Korf, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz sa 1
Kühnscherf, Emil, Fabrikant, Dresden-A. . Be; |
Kunde, Arno, Fa. Kunde & Sohn, Dresden-A. . . . . 1909
Kunstmann, Dr., Zahnarzt, Dresden-A. . . . 1907
Laue, Bernhard, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz 1911
Lehmann, = Georg, Hofrat, Hofbuchhändler, Dresden-A. 1873
— 107 —
Leumer, August, Privatmann, Cossebaude . .
Lindner, Martin, Geschäftsführer des Landes-Obstbau-
vereins, Dresden-A. . .
Lippert, Hugo, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Löbner, Max, Königl. Garteninspektor, Dresden-A. .
Lohse, Dr. Ingenieur, Loschwitz
Lorenz, Paul, Königl. Sächs. Kammerrat, "Zwickau i. S.
Lyon, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Zscheila b. Meißen
Marks, H., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Mattersdorff, Richard, Bankier, Dresden-A. .
Matthes, Friedr. ‚Kunst- u. Handelsgärtner, Ottendorf-Okrilla
Meckwitz, % Sekretär, Dresden-A. !
Mehlhorn, Oskar Richard, Schweinsburg .
Mehnert, Richard, Kunst- und Handelsgärtner, Brabschütz
b. Cossebaude
Meischke, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Meischke, Johannes, Fabrikant, Tolkewitz . 8
Melchior, Richard, Königl. Obergärtner, Pillnitz .
Merker, Clemens, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig
Meurer, Friedr., Landschaftsgärtner, Dresden-A. . . .
Mietzsch, C. W., Königl. Hoflieferant, Niedersedlitz
Mißbach, Max, Friedhofsmeister, Dresden-A. . >
Mißbach, Robert, Bürgerschullehrer, Dresden-A.
Mühle, August, Kunst- und Handelsgärtner, Dohna .
Müller, Clemens, Königl. Hofgärtner, Dresden-A.
Müller, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden- Strehlen
Münch, Heinr., i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden .
Münch, Walter, i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden
Mutscher, Adolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Seidnitz
Nagel, E. Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig
Nagel, Gustav Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Seidnitz
Naumann, Prof. Dr. Arno, Dresden-A.
Nitzsche, Arthur, Ingenieur, Dresden-Trachau
Nitzschner, Obergärtner, Grüngräbchen b. Schwepnitz i. S.
Noack, Ernst, Baumeister, Königl. Hofzimmermeister,
Dresden-Löbtau I a
Oberst, Albert, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Strehlen
Olberg, O,., Kunst. und Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Olberg, Walter, Fa. Otto Olberg, Gartenbaubetrieb,
Dresden- Btdeseh ehr
Papsdorf, O., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Pekrun, A., Privatmann, Weißer Hirsch . .
Peschke, Fritz, i. Fa. Gebr. Hirsch, Dresden-A. N
Plaeschke, Gustav, Landschaftsgärtner, Dresden-A.. .
Pötzsch, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Pohl, ei Königl. Parkinspektor, Dresden-A. a
Poscharsky, Oskar, Baumschulenbesitzer, Laubegast
Poser, Carl, Kulturobergärtner, Dresden-A. „At
Eintritt
1895
1910
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1907
1910
. 1898
1908
1898
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. 1888
. 1904
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1911
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. 1882
; 1912
— 108 —
Pruggmeyer, Herm., Privatmann, Dresden-Plauen
Püschel, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Quaasdorf, Louis, Handelsgärtner, Dresden-A. 5
Quantz, Rich., Gartenbauingenieur, Stadtgut-Vorwerk,
Wilsdruff i. S. .
Ramm, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Pieschen
Raue, William, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Reichel, Paul Rud., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschen-
brodasınızyas
Reif, Adalbert, Buchdruckereibesitzer, "Leuben b. Dresden
Rettig, August, Landschaftsgärtner, Dresden-Gruna
Richter, Albert, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Strehlen
Richter, Alwin, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Striesen
Richter, Emil, Kunst- u. 'Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Richter, Hugo, Prokurist, Laubegast . . .
Richter, Frau L.R., Gartenbaubetrieb, Tolkewitz b. Dresden
Risse, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Röder, W., Oberingenieur, Dresden-Plauen .
Röhnick, Wilhelm, Gartenarchitekt, Dresden-A.
Romer, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig 1. S.
Roolf, Rich. "Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Striesen
Roß, v., Frau Gräfin Louise, Dresden-N.
Rossig, Bruno, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Roth, Prof. Dr, Oberregierungsrat, Dresden-A. . .
Roth, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Rudolph, Franz, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Rudolph, Wilhelm, Baumschulenbesitzer, Coswig .
Rühle, Berthold, Kunst- und Handelsgärtner, Gauernitz
b. Coswig
Rülcker, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen
Rülcker, Horst, Blumengeschäftsinhaber, Dresden-A.
Schäme, Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Schirmer, Franz, Architekt, Laubegast . .
Schlapoczek, Elisabeth, i. Fa. Schlapoczek & Teichmann,
Hellerau-Rähnitz . . j
Schletter, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Reick .
Schlicke, C. H., Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Schmall, Johannes, Kunst- und | ander Leuben
b. Dresden . . j
Schmidt, Curt, i. Fa. E. Haufe Nachf., Dresden-N... .
Schmidt, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Briesnitz
b. Dresden x
Schneider, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-N.
Schneider, Ernst, Königl. Hofgärtner, Hosterwitz b. Dresden
Schneider, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-N.
Schönert, Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Leubnitz-Neuostra
Eintritt
. 1875
. 1895
1911
1908
1911
1908
1911
1912
1911
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1912
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. 1908
. 1911
. 1911
1912
. 1898
. 1912
1890
1906
. 1910
» 1911
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1911
1911
1911
1911
1911
— 19 —
Schöppe, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz
Schulze, Carl, Handelsgärtner, Radeberg KA
Schulze, Conrad, Privatmann, Blasewitz .
Schulze, Max, Handelsgärtner, Dresden-N.
Schwarzbach, Ernst Moritz, Kunst- und Handelsgärtner,
Niedersedlitz Mar;
Schwarzbach, Gustav, Baugewerke, Laubegast
Schwarzbach, Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-A.
Schwarzbach, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner,
Brass 2: I
Scriban, Alfr., Geschäftsführer d. Fa. Hoyer & Klemm,
Dresden- -Altgruna Sun:
Seidel, T.J. Heinr., Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Seidel, by Rud., Kunst- und Handelsgärtner, Grün-
gräbchen b. Schwepnitz > i
Seidel, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz
Seidel, Frau Minna verw., Dresden-Striesen
Seyffert, Theodor, Landschaftseärtner, Dresden-Plauen
Siems, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Simmgen, Hugo, Privatmann, Dresden-Striesen .
Simmgen, Theodor, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . . ß
Simmgen, Wilh., Prinzl. "Hofgärtner, Dresden-A..
Stammnitz, Friedrich, Blumenhandlg. u. Handelsgärtnerei
Starke, Max, Kun stmaler u. Gewerbeschullehrer, Dresden-A.
Steglich, Carl, Kaufmann, Laubegast . Ra
Stein, Max, Bankier, Dresden-A. . .
Steinkamp, Heinrich, Obergärtner, Wachwitz .
Stöckert, Otto, Baumschulenbesitzer, Coswig.
Stöckigt, Alfred, Kunstgärtner, Stetzsch . . .
Stöckigt, Wilh., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch .
Stoll, Emil, Prokurist, Laubegast
Tamm, Hugo, Gutsbesitzer, Dresden-Strehlen
Tamms, Fritz, Direktor der Gartenbauschule, Laubegast
Teschendorff, Victor, Rosenschulen, Cossebaude b. Dresden
Tesske, Paul, Ingenieur, Dresden-A. i
Thalacker, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leipzig-Gohlis
Thiemer, Otto, 'Obergärtner, Laubegast . .
Thiers, Otto, Fabrikbesitzer, Dresden-Striesen
Thomas, Carl, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Tiemann, Ernst, Obergärtner, Laubegast
Trauwitz, Martin, Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Trümpler, Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Zschertnitz
Uslar, Wilh. v., Städt. Gartendirektor, Dresden . .
Voigt, Arthur, Kunst-und Handelsgärtner, Leuben b.Dresden
Voigt, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Voigtländer, Bruno, Königl. Obergärtner, Dresden-A. .
Wähner, Emil, Kaufmann, Dresden-A.
Eintritt
1896
„1911
. 1868
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. 1881
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. 1875
1893
1904
1909
1901
1910
1905
1911
. 1895
a!
1911
1896
1912
1902
. 1911
.. 1894
— 110 —
Weißbach, Hans, i. Fa. Robert Weißbach, Kunst- und
Handelsgärtner, Laubegast '
Weißbach, Otto, i. Fa. Robert Weißbach, Kunst- und
Handelsgärtner, Laubegast
Weißbach, Robert, Kunst- und Handelseärtner, Laubegast
Wetzold, Otto, Königl. Obergärtner, Dresden-A. .
Wiedow, Erwin Chr. A., Blumengeschäftsinh., Dresden-A.
Wilke, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Wilkens, Georg, Friedhofsinspektor, Dresden-A. ;
Wünsche, Emil, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz bei
Dresden .
Zeiger, Ludwig, i. Fa. Zeiger. & "Faust, Dresden-A.. .
Ziegenbalg, Max, Kunst- und Handelseärtner, Laubegast
Ziegler, Wilhelm jun, Grubschütz-Spreethal b. Bautzen
Zimmer, Heinr., Königl. Obergärtner, Dresden-N. .
Zschöckel, Gustav, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz
b. Dresden . I
Korporative Mitglieder.
Königl. Botanischer Garten Dresden .
Bezirks-Obstbauverein Dresden .
Eintritt
1908
1911
1887
1907
1912
1911
1901
„1911
1901
1889
1907
. 1906
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1891
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INHALT.
Seite
Übersicht über die Tätigkeit der Gesellschaft... ... 3
Berichte über die einzelnen Sitzungen:
| Vereinigung der „Feronia“ mit der „Flora“ . . . En,
Vortrag: Die Lüneburger Heide in Wort und Bild und
ihre Bedeutung als Naturdenkmal (Jos. Oszermaier,
Dresden-A.) . . 10
Vortrag: Die ae 3 Pe ind die es
Nährstoffe (A. Bode, Chemnitz) . . . . 12
Geschäftsordnung für die bestehenden en a
schüsse. Aufstellung der Ausschüsse . . . . B
Vortrag: Eine Englandreise (Zrich Maurer, Baum-
Sehnlewwes babe). 2 ea... 2,0074 218
„Frühling auf dem Blumentisch“. . . . . 19
Vortrag: Über den Gartenbau am Hause und Bi de
Villa (C. Hampel, Leipzig). . 19
Vortrag: Über die Farbenwelt (Max Starke, Dresden- -A) 20
Erweiterung der Floraschule und Versammlung von
Lehrherren der Gärtner-Fortbildungsschüler. . . 20
Pjahresrechnung für 1911 . .- - 23
Zuwachs der Bibliothek vom 1. Oktober 1911 Di 30, Se
tember 1912 . . . er SS
F. Ledien 7 (F. Bouche, Dresden) . a BR Ar
Originalabhandlungen und Vorträge:
Unsere gefiederten Freunde in Hof und Garten (Prof.
Er Bras, Dresden)..S>:,.+ 43
Gegenseitige Beeinflussung von Eee und ne
insbesondere die Frage der Pfropfbastarde (Dr.
eeseer Berlin)... . 70
Die Grundzüge einer nraktischen WE arllersape aa
Vorhersage für 1912 (A. Voß, Berlin-Schöneberg) 84
Azalea indica „Paul Schäme“ (P. Schäme, Dr.-Striesen) 95
ASS lewzedıl Sy A 7. 1 oe
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Könisl. Sächs, Gesellschaft 2 RR für Botanik und Gartenbau
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in DRESDEN
SIT ZUNGS-BERICHTE
UND ABHANDLUNGEN
Siebenzehnter Jahrgang der
neuen Folge 1912 —1913.
Im Auftrage der Gesellschaft redigiert und herausgegeben von dem
Bücherwart derselben Garteninspektor MAX LÖBNER, Dresden.
Mit 5 Tafeln.
In Kommission von H. Burdach, Königl. Sächs. Hofbuchhandlung.
Dresden 1913.
Nachdruck, auch im Auszug,
ohne Genehmigung der „Flora“ nicht gestattet.
| Bericht
über die Tätigkeit der Gesellschaft
in ihrem 87. Vereinsjahre 1912/13.
ie der Geschäftsmann am Ende eines guten Jahres gerne
W seinen Abschluß macht, so darf auch unsere Gesell-
schaft mit Befriedigung das 87. Vereinsjahr beschließen. Reiche
Arbeit, aber auch ersprießliches Leben! 11 Monatsversamm-
lungen, 6 Vorstandssitzungen, 2 Exkursionen, eine Dampfer-
partie, der Familienabend und eine Rosen- und Staudenblumen-
schau geben ein Bild von der Tätigkeit im Berichtsjahre.
Zu den Toten müssen wir 5 teure Mitglieder zählen, die
Ehrenmitglieder Herren Geh. Ökonomierat Prof. Dr. Langsdorff
in Tharandt (1900) und Kgl. Oberinspektor Fr. Ledien in Dahlem
(1890), die tätigen Mitglieder Herren Kgl. Hofgärtner J. C.
Hennersdorf in Dresden -Strehlen (1876), Kgl. Hoflieferant
P. Knauer in Dresden (1900) und Handelsgärtner Robert Jahn
in Meißen (1911). Ehre ihrem Angedenken! Ein warm
empfundener Nachruf auf Fr. Ledien hat bereits im 17. Jahr-
gang unserer Berichte Aufnahme gefunden. Diesen Verlusten
stehen 17 Neuaufnahmen gegenüber. Unserem Ehrenmitglied,
Herrn Kgl. Garteninspektor a. D. Poscharsky in Schellerhau,
wurde aus Anlaß seines bei körperlicher und geistiger Frische
begangenen 80. Geburtstages ein Orchideenstrauß mit den
herzlichsten Glückwünschen und Grüßen der Flora überreicht.
Die Monatsversammlungen waren meist mit Vorträgen ver-
bunden und hatten sich eines guten Besuches zu erfreuen. Im
besonderen gilt dies für die Versammlung am 21. November
1912, in der die Herren, die auf Veranlassung des Ausschusses
RE u Le
für Gartenbau beim Landeskulturrat und mit Unterstützung
des Kgl. Ministeriums eine Studienreise nach Holland unter-
nommen hatten, über ihre Reiseeindrücke und die Nutz-
anwendung derselben für den heimischen Gartenbau sprachen.
Denkwürdig war auch die Monatsversammlung am 6. Dezember
1912, die zu einer nicht vorher angesagten Schau blühender
Gewächse wurde. Von den 9 ersten und 4 zweiten Monats-
preisen, welche im Berichtsjahre für Monatsausstellungen ver-
geben werden konnten, entfielen allein 7 erste und 3 zweite
Preise auf diese Versammlung. Der Ausschuß zur Prüfung
von Neuheiten konnte einmal in Tätigkeit treten und erteilte
Herrn Handelsgärtner Offo Keller in Mockritz ein Wertzeugnis
auf seine Farnzüchtung Pteris argyraea „Silberblick“.
Dem Verein zur Förderung Dresdens und des Fremden-
verkehrs wurde der übliche Beitrag, mit Rücksicht auf die
durch die ehemalige Feronia nun verstärkte Gesellschaft in
Höhe von 150 M. zur Verleihung von Preisen für hervor-
ragenden Fenster- und Balkonschmuck und dem Gärtnerverein
Hedera in Laubegast die silberne Medaille zu seinem Preis-
ausschreiben gestiftet. Das Friedrich- August-Reisestipendium
wurde infolge Ausfalles im vorvergangenen Jahre zweimal ver-
geben, an die Herren Fritz Schütze in Niederwalluf und Julius
Zeugfang in Hilbersdorf b. Chemnitz.
Auf eine Einladung des Herrn Geh. Rat Oberbürgermeister
Dr. Beutler, die Schmückung des Gartens um das Dresdner
Haus an der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig
von Gesellschafts wegen vorzunehmen, konnte nur verbindlichst
gedankt, aber nicht eingetreten werden, da die räumliche Be-
schränkung des Platzes um das Haus eine Beteiligung mehrerer
ausstellender Mitglieder gar nicht zulassen würde. Herr Blumen-
geschäftsinhaber Horst Rülcker stellte den Antrag, bei dem
Dresdner Architektenverein vorstellig zu werden, daß bei Neu-
bauten mehr als bisher auf den Einbau von Fensternischen
Rücksicht genommen werde. Der heute vorhandene Raum
zwischen den Doppelfenstern reicht kaum aus, um einen auch
noch so kleinen Blumentopf unterzubringen; das Doppelfenster
ist aber der im Zimmer best geeignete Platz zum Aufstellen
blühender Pflanzen, vorzüglich zur Winterszeit. Vom Kgl.
Ministerium war eine Zustellung erfolgt, die die Gründung
eines Ausschusses für Vogelschutz unter Vorsitz des Herrn
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Geh.Ökonomierat Andrä in Braunsdorf, unseres Ehrenmitgliedes,
anzeigt und Maßnahmen zur Ausführung des Vogelschutzes
angibt.
Am 20. März 1913 fand die Prüfung unserer Gärtner-
Fachfortbildungsschule statt, die wiederum Zeugnis einer regen
Arbeit ablegte. Infolge Stundenerhöhung, die erstmalig bei der
3. Schulklasse einsetzte, wurde die Anstellung zweier neuer
Lehrer, der Herren Gräbner und Klemm, erforderlich. An Stelle
des Herrn städtischer Gartenassistent Eberfh mußte ein Ersatz
für den Zeichenunterricht gesucht werden, der in Herrn Lehrer
Karrer gefunden wurde. Das Kgl. Ministerium, dem die Fach-
schule als landwirtschaftliche Schule nunmehr untersteht, ge-
währte dankenswerterweise für das Jahr 1912 eine Uhnter-
stützung von 700 M.
Viel Beifall und einen glücklichen Abschluß fand die
Wiederholung der vor 2 Jahren veranstalteten Rosen- und
Staudenblumenschau im Kgl. Herzogin Garten in den Tagen
des 20. und 21. Juli.
Zu der Gründung des Reichsverbandes für den deutschen
Gartenbau am 11. Januar 1913 in Frankfurt a. M. entsandte
“die Gesellschaft einen Vertreter und sicherte ihren Beitritt zum
Reichsverband zu.
Aus der an der Generalversammlung vorgenommenen Neu-
wahl dreier Mitglieder des Verwaltungsrates gingen die bis-
herigen Stelleninhaber wieder hervor und unter diesen der seit
17 Jahren die Gesellschaft führende I. Vorsitzende, Herr Hofrat
Bouche. Wenn demselben für seine rastlose Arbeit für die
Gesellschaft eine Genugtuung gewährt werden sollte, so konnte
es keine bessere sein als die einmütig vorgebrachte Bitte, er
möchte seine bewährte Kraft der Gesellschaft auch für weitere
Jahre erhalten.
Weniger günstig als das Vereinsjahr war für den Dresdner,
wie für den gesamten deutschen Gartenbau das verflossene
Geschäftsjahr, das von zwei Faktoren nachteilig beeinflußt
wurde, der unsicheren politischen Lage infolge des Balkan-
krieges und der im Gegensatz zu der Witterung des Jahres
1911 um so schärfer ausgeprägten, abnorm kühlen Witterung,
unter der eine Anzahl Kulturen, wie Eriken, Hortensien und
Spätgemüse im Knospenansatz und ihrer Entwickelung zu
wünschen übrig ließen oder ganz fehlschlugen. Auch die Ver-
BE
edlungen im Baumschulbetrieb, insbesondere in der Rosen-
kultur, litten außerordentlich. Die Witterungsgegensätze der
Jahre 1911 und 1912 kommen in den folgenden beiden Tabellen,
die Herr Dr. Grohmann, Assistent an der Kgl. Landeswetter-
warte in Dresden, in der Zeitschrift für Obst- und Gartenbau,
dem Organ des Landesobstbauvereins für das Königreich
Sachsen, veröffentlicht hat, zu deutlichem Ausdruck:
Die Sonnenscheindauer in den Monaten März bis Oktober der Jahre 1911 und
1912 an den Stationen Dresden und Leipzig und deren Unterschiede.
Sonnenstunden | Sonnenstunden Ditferenz Be
| — = weniger
Monate - 1911 | 1912 ee
Dresden | Leipzig Dresden Leipzig | Dresden | Leipzig
März 2... | 118.2] 86.9 |» 1140° |" sLa00) Sana er
Aptıil 2, 1474 | 1134 || 172.3 149.1 + 24.9 | + 35.7
Mai 188.8 | 1859 || 197.2 138.9 + 84| — 470
Jun. 251.6 | 204.2 | 168.2 | 1307. | Ss n
dalı 00. 255.0 218.2 711,,72387 162.3 | — 16.3 | — 55.9
August ... 270.9 2353 | 940 64.3 — 176.9 | — 171.0
September . 172.8 127.8 0 ma 39.0 — 101.4 | — 88.8
Oktober .. | 120.4 2.0 NO 545. | Ben
Summe: | 1520.1 | 1243.3 || 11328 | 820.3 || —387.3 | — 423.0
Der Niederschlag in den Monaten März bis Oktober an den Stationen Dresden
und Leipzig für die Jahre 1911 und 1912 und dessen Unterschied in Millimeter-
Liter auf den Quadratmeter.
Niederschlag | Niederschlag | Differenz a
Monate 1911 | 1912 l — = weniger
+ = mehr
Dresden | Leipzig | Dresden | Leipziy | Dresden | Leipzig
Marz... 29.5 | 20.0. .:93:8 33.1 || + 24.3 12.3
ApPIIIES ME. 33:7 | 151 31:3 28.6 IE 368 13.9
Mai... 14%, 25.3 | 35.9 62.4 3162 + 37.6 1.3
Juniasu.ss$ 13:01: 3483 166.0 | 89.5 + 93.0 55.2
August ... 242. "WAR 1284 112.0 | + 104.2 97.6
September . 66.6 | 49.8 | 56.0 48.2 — 10.6 1.6
Oktober .. 12.4 | 90 ||333.7 7380 I ee 29.0
Summe: | 296.7 | 236.6 602.4 461.7 | + 306.2 225.1
E=
-
E
+
Juli). os. 30.0 | 57.5 65.0 75.1 + 35.0) + 17.6
-
=.
.s
Berichte über die einzelnen Veranstaltungen und
Sitzungen 1912/33.
Ausflug nach Cottbus, Branitz und in den Spreewald bis
Lübbenau am 19. und 20. Juni 1912.
Bei strömendem Regen fand sich am 19. Juni ein Trüpplein
Floramitglieder mit ihren Damen am Hauptbahnhof ein, aber in Cottbus
brach die Sonne siegreich durch. Unter Führung des Herrn Stadtgarten-
inspektor Kurfeß, der uns den ganzen Tag geopfert hatte, fuhren wir
nach Branitz, der letzten Schöpfung des genialen Fürsten Pückler-Muskau.
Großzügige Landschaftsbilder zeugen vom Wirken des Fürsten-Garten-
künstlers, dessen Gebeine in der großen, von den Wassern eines aus-
gegrabenen Sees umspülten Pyramide ruhen. Viel Interesse wurde auch
dem unter der Hand des Herrn Garteninspektor Glum entstehenden Kaiser-
Wilhelm-Auguste-Viktoria-Hain in der Madlower Heide und dem sorg-
fältig unterhaltenen Südfriedhof entgegengebracht. Am Abend wurde die
aufstrebende schöne Stadt Cottbus mit ihren sehenswerten, peinlich wohl-
gepflegten, noch jungen Anlagen besichtigt, die Herrn Äurfeß volles Lob
eintrugen. Am 20. Juli brach man zu einer Spreewald-Kahnfahrt nach
Lübbenau auf. Eine solche Fahrt hat ihre eigenen Reize, wenn es Wasser
gibt, und daran mangelte es nicht. Die Reisestimmung hielt bis zum
Schlusse vor und hätte fast die Minute zur Abfahrt des letzten Zuges
noch vergessen lassen.
Rosen- und Staudenblumenschau im Kel. Herzogin Garten
am 20. und 21. Juli 1912.
Auch unsere zweite Rosen- und Staudenblumen-Ausstellung erfreute
sich der Zustimmung der Floramitglieder und eines regen Besuches von
seiten des Publikums. Das Orangeriegebäude des Herzogin Gartens als
Ausstellungslokal ließ die abgeschnittenen Blumen gut zur Schau kommen
und in voller Frische und Schönheit bleiben; es war geräumig zu freiem
Verkehr. Das reichlich ausgestellte Bluınenmaterial zeigte durchweg aus-
erlesene Schönheit. Als Zugstück für die Besucher war eine Schönheits-
konkurrenz unter Rosenblumen für den ersten Ausstellungstag gedacht,
die viel benutzt wurde und die als die beiden schönsten Rosen Lyon Rose
und Königin Carola bezeichnete.
Eine vom Ausschuß für Monatsausstellung und zur Vorbereitung von
Vorträgen und Ausflügen noch in Aussicht genommene Schau für herbst-
blühende Pflanzen und Binderei mußte leider fallen gelassen werden, da
sich kein den Anforderungen genügendes Ausstellungslokal finden ließ.
Dampferpartie nach Schandau am 24. Juli 1912.
Die von der einstigen Gesellschaft Feronia her so beliebte Dampfer-
partie in die Sächsische Schweiz fand am 24. Juli auf dem gewohnt reich-
geschmückten Schiff nach Schandau statt. In der Ostrauer Scheibe wurde
das Mittagsmahl eingenommen und getanzt. Andere wanderten zu einem
Kaffee in die Schrammsteinbaude und fröhlich kehrten alle am Abend bei
Musik, Tanz und Unterhaltung auf dem Schiffe und Uferbeleuchtung heim.
Vorstandssitzung am 14. August 1912 im Restaurant
Carolasee.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Mitteilung kam, daß vom Kegel. Ministerium der Gartenbauschule
der Flora ein Beitrag von 700 M. für das Jahr 1912 zugesichert worden
ist. Herr städtischer Gartenassistent Eberth ist infolge Festanstellung in
städtischen Diensten genötigt, den Unterricht im Planzeichnen an der
Schule niederzulegen; es kam der Wunsch zum Ausdruck, daß an seine
Stelle, um eine Beständigkeit im Unterricht zu erreichen, möglichst ein
praktisch durchgebildeter Landschaftsgärtner treten möchte. Dem Aus-
schusse IX wurde für die glückliche Durchführung der Rosen- und Stauden-
blumen-Schau der Dank ausgesprochen und beschlossen, die vom Aus-
schuß in Vorschlag gebrachte Herbstblumen- und Pflanzen- Ausstellung
durchführen zu lassen.
Herr Kgl. Garteninspektor a. D. Poscharsky in Schellerhau, Ehren-
mitglied, dankte in einem Schreiben für die ihm anläßlich seines 80. Geburts-
tages übermittelten Glückwünsche und Blumengrüße.
Ausflug in die Lößnitzortschaften mit
angeschlossener 1. Monatsversammlung in der Sektkellerei
am 16. August 1912.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Besichtigt wurde die vorbildlich mit Blumen geschmückte und aufs
sorgfältigste unterhaltene Ziergartenanlage des Herrn Fabrikbesitzer A. Berg-
mann, Marienstraße in Radebeul (Obergärtner Schmidtsdorf), in der mäch-
tige Fuchsien-Kübelbäumchen Erstaunen erregten. Nach einem Gang durch
die freundlichen Lößnitzortschaften fand sich die Gesellschaft in der Sekt-
kellerei Bussard in Oberlößnitz ein, in deren Kellerräumlichkeiten die Her-
stellung und Behandlung des Schaumweines vorgeführt und Kostproben
genommen wurden. In der sich anschließendeu Monatsversammlung kamen
einige Neuanmeldungen und launige Vorträge von seiten des Herrn Rosen-
schulenbesitzer Brix in Kötzschenbroda, der die Exkursion vorbereitet und
geführt hatte, zu Gehör.
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Ausflug in den Kgl. Botanischen Garten mit
angeschlossener 2. Monatsversammlung in derGroßenWirt-
schaft des Kgl. Großen Gartens am 27. September 1912.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Geheimrat Prof. Dr. Drude trug im Kalthause über die abnorm
gegensätzlichen Witterungsverhältnisse der Jahre 1911 und 1912, vorzüglich
während der Sommermonate Juli bis September, an Kartenmaterial vor,
das an der meteorologischen Station am Botanischen Garten hergestellt
worden war. Sodann zeigte er Bastardierungen an Kürbis- (Cucurbita Pepo-)
Rassen vor, mit denen seit 12 Jahren im Botanischen Garten weitgehende
Versuche zum Studium der für eine praktische Pflanzenzucht wichtigen
Vererbungsgesetze gemacht werden. Garteninspektor ZLöbner erklärte an
einem Düngungsversuch mit Erica gracilis, bei dem neue Wege in der
Ernährung begangen waren, wie man auch bei den diesjährigen ungünstigen
Witterungsverhältnissen, die in den Handelsgärtnereien die Blüte der Erica
gracilis stark verzögert haben, schon im September vollblühende kräftige
Verkaufspflanzen erzielen kann, und führte Sämlingsrosen verschiedener
Canina-Rassen vor. Darauf hielt Herr Prof. Dr. Naumann einen Vortrag
über die Hernie oder Kropfkrankheit der Kohlgewächse unter Vorweisung
von Demonstrationsmaterial, das ein Kulturversuch mit dem Steinerschen
Bekämpfungsmittel und mit Ätzkalk ergeben hatte, und zeigte den Krank-
heitserreger im Laboratorium der Pflanzenschutzstation unter dem Mikroskop
Ein Rundgang unter Führung der drei Vortragenden durch die Versuchs-
station gestattete einen Einblick in die vielseitig aufgenommene Tätigkeit.’
In der Monatsversammlung gab Herr Hofrat Bouche vom Ableben des
Herrn Hofgärtner Aennersdorf in Strehlen, eines der ältesten Mitglieder
der Gesellschaft, Kenntnis. Als neue Mitglieder aufgenommen wurden die
Herren Gartenarchitekt G. Gensel in Grimma, Buchdruckereibesitzer Adalbert
Reif in Leuben b. Dresden, Handelsgärtner Berthold Rühle in Gauernitz
b. Dresden, Blumengeschäftsinhaber Erwin Wiedow in Dresden-A. Der Vor-
sitzende machte Mitteilung über die Gartenbauschule der Flora, die als
landwirtschaftliche Schule nunmehr dem Ministerium des Innern untersteht.
Infolge Erweiterung des Stundenplanes wurden 2 neue Lehrer, die Herren
Gräbner und Klemm, angestellt. An Stelle des Herrn Zberth ist noch ein
Ersatz zu suchen. Für das Jahr 1912 gewährte das Kgl. Ministerium eine
Unterstützung von 700 M. Der Vorsitzende ermunterte zum Besuche des
Winterschulkurses an der Laubegaster Gartenbauschule, dessen Neuein-
richtung im Interesse gerade der weniger vermögenden jungen Gärtner
liegt. Dem Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs
wurden 150 M. für Ehrenpreise zur Prämiierung des Blumenschmuckes
am Hause und in den Vorgärten bewilligt. Eine längere Aussprache fand
über ein Schreiben des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskulturrat
hinsichtlich der Beschäftigung von Kindern im Gartenbau statt. Die der-
zeitige, wohl nur vorübergehend festgehaltene Ansicht des Oberlandes-
gerichtes, im Gartenbau ein Produktionsgewerbe zu sehen, kann nicht als
stichhaltig anerkannt werden, eine unter Aufsicht ausgeführte Gartenarbeit
re
kann zudem der Gesundheit des Kindes in körperlicher wie geistiger Hin-
sicht nur förderlich sein und sie übermittelt ihm Kenntnisse und Fertig-
keiten, die fürs ganze Leben vörhalten. Handelsgärtner Thomas in Blase-
witz hatte eine Dahlienneuheit Gertrud Thomas gebracht, der ein 1. Monats-
preis zuerkannt wurde.
Gemeinsame Sitzung des Verwaltungsrates
und des Ausschusses für Gartenkunst und Gartentechnik
am 18. Oktober 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende teilte mit, daß als Lehrer für Planzeichnen an der
Gartenbauschule Herr Lehrer Äarrer angestellt worden sei, ein praktisch
tätiger Landschaftsgärtner habe sich für das Amt nicht gewinnen lassen.
Von Herrn Geh. Rat Oberbürgermeister Dr. Beufler war eine Einladung
eingelaufen, die Umgebung des Dresdner Hauses an der nächstjährigen
Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig, das von Dresdner Architekten,
Industriellen und Behörden gebaut und eingerichtet wird, durch Dresdner
Gartenbaufirmen schmücken zu lassen. Herrn Oberbürgermeister soll unter
Danksagung für sein dem Dresdner Gartenbau bezeugtes Interesse geant-
wortet werden, daß die Gesellschaft Flora der Einladung gerne Folge
leisten würde, sofern die Stadt Dresden die Kosten für die eigentliche
Anlage ohne ihre Bepflanzung und die Stadt Leipzig die für Unterhaltung
derselben übernehmen würde. Zu der richterlichen Entscheidung hinsicht-
lich der Beschäftigung von Kindern in den Gärtnereien gab Herr Rosen-
schulenbesitzer Stadtverordneter 7h. Simmgen die Erklärung ab, daß von
seiten des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskulturrat eine Denk-
schrift an das Kgl. Ministerium in Ausarbeitung sei, die klarlegen soll,
daß gartenbauliche Arbeit der landwirtschaftlichen gleichzustellen sei.
3.Monatsversammlung am 25. Oktober 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Vorlage gelangte der Stundenplan der Gartenbauschule, nach
dem, zunächst mit der 3. Schulklasse beginnend, nunmehr 10 Stunden Unter-
richt während des Winterhalbjahres (im Sommer 5) erteilt werden sollen.
Eine Beteiligung des Dresdner Gartenbaues an der von Herrn Oberbürger-
meister Dr. Beutler angeregten Schmückung des Dresdner Hauses in der
Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig wurde als wünschenswert
erachtet. Hinsichtlich der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft
gab der Vorsitzende Kenntnis davon, daß in nächster Zeit neue Satzungen
zur Ausgabe gelangen werden; es bleibe für uns im Königreich Sachsen
abzuwarten, wie hoch sich die Beiträge für die jüngst ins Leben gerufene
deutsche Gärtnereiberufsgenossenschaft belaufen werden, ehe wir die bis-
her bewährte Zugehörigkeit zur landwirtschaftlichen aufgeben dürfen.
Weiterhin wurde ein Schreiben des Ministeriums des Innern zur Verlesung
BR
gebracht mit dem Ersuchen an die Gemeinden, einem neugegründeten
Ausschuß für Vogelschutz (Vorsitzender Herr Geh. Ökonomierat Andrä),
dessen Ziel die Erhaltung und Vermehrung der einheimischen Vogelwelt
ist, Unterstützung zu gewähren. Ausgestellt waren eintriebige Chrysan-
themumpflanzen von Herrn Handelsgärtner 3. Haubold-Laubegast (1.Monats-
preis), Tafeläpfel von Herrn W. Ziegler-Grubschütz (2. Preis) und eine
Azaleenneuheit „Paul Schäme“ von Herrn Handelsgärtner Schäme in
Striesen, der schon im vergangenen Jahre ein 1. Preis zuerkannt worden
war. Herr Buchdruckereibesitzer Heinrich überreichte der Gesellschaft zwei
Bücher über Witterungskunde. Den Vortrag des Abends hielt Herr Lehrer
Hermann-Dresden-Trachau über die höheren Pilze in gesundheitlicher und
wirtschaftlicher Bedeutung. Der Redner versuchte in seinem Vortrag den
Gründen der- häufigen Pilzvergiftungen im vergangenen Sommer nach-
zugehen. Die Pilze seien in Massen gewachsen und deshalb mehr als
sonst gesammelt worden; der nasse Sommer habe sie schwammiger
werden lassen, wodurch ihre Zersetzung begünstigt wurde. Leider seien
die im Volksmunde verbreiteten Regeln, woran man giftige von eßbaren
Pilzen unterscheiden könne, falsch. Herr Hermann gab seine Pilzregeln
bekannt; sie verdienen, Allgemeingut zu werden. Der Anfänger darf im
Anfang nur wenige Arten sich einprägen, er muß lernen, diese in allen
ihren Merkmalen sicher zu erkennen, denn selbst Geruch und Geschmack
der Pilze täuschen; die fünf giftigsten Pilze seien nicht schlecht im Ge-
schmack. Man sammle nur frische Pilze und ziehe vor der Verwertung
immer die Haut derselben ab. Mit einer Charakterisierung der giftigsten
und Aufzählung von 30 eßbaren Pilzen an Hand von vorzüglichen, vom
Vortragenden selbst hergestellten Aquarellen und Bekanntgabe der zweck-
mäßigsten Zubereitung der Pilze schloß der Vortragende.
Gemeinsame Sitzung des Verwaltungsrates
und des Ausschusses für Gartenkunst und Gartentechnik
am 8. November 1912 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Gartenarchitekt Röhnick-Dresden-A. gab in einem Schreiben
bekannt, daß er sich -auf Veranlassung und gemeinsam mit Herrn Prof.
Hempel mit der Ausarbeitung eines Planes für die Gartenanlage um das
Dresdner Haus an der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig schon
befaßt habe, bevor er von den jüngsten diesbezüglichen Beschlüssen der
Flora Kenntnis erhielt. Da das zu schmückende Gelände nur 1600 Quadrat-
meter beträgt, und deshalb die Ausführung der Anlagen auch nur für einen
einzelnen in Betracht kommen kann, Herr Röhnick zudem als beruflich
tüchtiges Mitglied der Flora bekannt ist, beschloß man, Herrn Oberbürger-
meister Dr. Beutler zu empfehlen, die Planung des Herrn Röhnick zur Aus-
führung bringen zu lassen.
Fer,
4. Monatsversammlung am 8. November 1912
im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Als neues Mitglied wurde aufgenommen Herr Johannes Hartmann,
geprüfter Obergärtner, Dresden-A. Der Vorsitzende gab Kenntnis von
einem Schreiben des Ausschusses für Gartenbau beim Landeskulturrat, in
dem ersucht wird, herrschaftliche Gärtnereien, deren Angestellte noch nicht
bei der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft angemeldet
sind, namhaft zu machen. Gartenanlagen, zu deren Unterhaltung regel-
mäßig fremde Kräfte, also nicht Hausbediente, herangezogen oder die von
einem herrschaftlichen Gärtner ständig in Betrieb gehalten werden, sind
der Berufsgenossenschaft unterstellt. Den Vortrag des Abends hielt Herr
Geheimrat Prof. Dr. Drude über Reisebilder von einer pflanzengeographischen
Exkursion durch England, Schottland und Irland. Auf dem letzten bota-
nischen Kongreß in Brüssel faßten 15 ausländische Botaniker den Beschluß
eines Besuches von Großbritannien, der im Sommer 1911 zur Ausführung
kam. Der Vortragende hat an demselben teilgenommen und gab in leben-
digen, durch zahlreiche Lichtbilder verstärkten Worten ein Bild des Ge-
sehenen. Cambridge war Treffpunkt der Exkursionsteilnehmer. Dann ging
es nach Norfolk mit seinen prächtigen Wasserbildern in der Küsten-
niederung, durchs Herz Englands nach Manchester und ins Penninogebirge
mit vorherrschendem Weidecharakter, über Edinburg ins schottische Hoch-
land. Schon bei 300 m ist die Waldgrenze erreicht. Man ist überrascht
über die natürliche Gras- und Heidelandschaft, die drei Viertel des Landes
bedeckt; bei 400 bis 500 m gleicht der Charakter des Landes bereits dem
des Riesengebirges, und weiter oben ist die Vegetation merkwürdig ark-
tisch-boreal. Welch ein Gegensatz zu den tiefen Lagen, die ein Gedeihen
der Araucaria imbricata im Freien gestatten! Eine Woche wurde in Irland
verbracht. Ein steiniges Land, dessen Kultur nur die Hackarbeit, nicht den
Pflug kennt; aber wechselvoll sind die Bilder an der See. Von Dublin
führte die Reise nach Plymouth, und vom Kap Lizard aus fand die Heim-
fahrt statt.
5. Monatsversammlung am 21. November 1912 im Hotel
zu den „Drei Raben“.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Als Mitglieder aufgenommen wurden die Herren Landschaftsgärtner
Wilhelm Bock-Loschwitz, Eisenbahnassistent Paul Häntch-Dresden-A. und
Blumentopf-Fabrikant Arthur Heber-Dohna. Der Ausschuß für Garten-
bau beim Landeskulturrat hatte in diesem Jahre mit Unterstützung des
Kgl. Ministeriums des Innern zwei Studienreisen sächsischer Gärtner nach
Holland und Belgien unternehmen lassen. Vor einer großen Zuhörerschaft,
die bis über die zwölfte Stunde hinaus den kernigen Worten lauschte, be-
richteten die Teilnehmer an den Reisen (die Herren Handelsgärtner Schmidt-
Wahren, Michel-Zittau, A. Berthold-Leutewitz, Richter-Stetzsch, Baumschulen-
Br
besitzer Pflanz-Böhlen und Gartenarchitekt Gensel-Grimma) über die ge-
wonnenen Eindrücke und entwickelten die sich aus diesen ergebende
Nutzanwendung für den sächsischen Gartenbau: Holland mit seiner aus-
schließlich Landwirtschaft und Gartenbau treibenden Bevölkerung sei für
unseren Frühgemüsebau ein Konkurrent geworden, dem dieser zu unter-
liegen droht, und nicht besser seien die Aussichten für die Schnittblumen-
züchterei. Bis vor 50 Jahren zog Holland nur für seinen Bedarf an Ge-
müsen und Obst, heute exportiert es; es sind 27000 Acker mit Gemüsen
bestellt und über 2 Millionen Quadratmeter Boden mit Gewächshäusern
und Treibkästen bedeckt. Es sei ein Notschrei, der sich dem deutschen
Produzenten entringe, ein Schrei nach einem Schutzzoll. Wird er kommen,
wird er uns nützen? Das sind die Fragen des bange der Zukunft ent-
gegensehenden Gemüse- und Blumentreibgärtners. Die Ausführungen der
Vortragenden forderten eifriges Arbeiten an uns selbst. Da gilt nur Lernen!
Bessere Kulturen und klaren Auges bessere Absatzmöglichkeiten suchen;
und auch der Staat müsse Beihilfen gewähren! Unsere Bevölkerung sei
ebenso arbeitsam als die holländische, der Boden nicht teurer, aber ein
weniger günstiges Klima und teurere und geringere Arbeitskräfte ver-
ringerten den Gewinn und hätten die schweren Zeiten gebracht. Vieles,
was man in Holland gesehen, könne man sich aneignen und verwerten,
wenn die Hoffnung auf einen Schutzzoll erfüllt würde.
6. Monatsversammlung am 6. Dezember 1912
im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Als Vertreter der Gesellschaft zur Gründung des Reichsverbandes für
den deutschen Gartenbau am 11. Januar 1913 in Frankfurt a. M. wurde
Garteninspektor Löbner gewählt. Herr P. Eberth, Assistent bei der städtischen
Gartenverwaltung, hielt einen Vortrag über den Bodensee, die Insel Mainau
und ihre Pflanzenschätze. Der Vortragende war auf der Mainau in Tätig-
keit gewesen und konnte deshalb aus dem Borne eigener Erfahrung
schöpfen und eine Auslese prächtiger Gartenbilder, die die Insel und die
schönen Gestade des Sees in so reichem Maße bieten, im Lichtbild vor-
führen. Herr Horst Rülcker regte an, beim hiesigen Architektenverein vor-
stellig zu werden, daß bei Neubauten die Doppelfenster einen breiteren
Raum zum Aufstellen blühender Pflanzen erhielten. Das Doppelfenster ist
für die Winterszeit der geeignetste Ort im Zimmer zum Aufstellen blühender
Gewächse, wenn es nur Raum für den Durchmesser mindestens eines
mittelgroßen Blumentopfes gibt, was heute leider nicht zutrifft. Noch
besser kann es als eine Art kleiner Wintergarten ausgebaut werden. Was
der heutige Gartenbau an Kulturwerten zu schaffen imstande ist, davon
zeugte eine Ausstellung blühender Pflanzen, wie sie in solcher Reichhaltig-
keit und vollendeter Kultur in der Flora nicht oft zu Gesicht gekommen
ist. Erste Monatspreise erhielten: die Herren Pau! Hofmann-Striesen, Hof-
gärtner Müller im Menageriegarten, Fr. Matthes-Ottendorf-Okrilla, Alwin
Richter-Striesen, alle für Alpenveilchen, vollblühende Schaupflanzen, von
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letzterem in seiner hervorragenden Neuheit „Schöne Dresdnerin“, Cl. Merker
für eine auffallende Begonienneuheit ‚Glory of Cincinnati. Zweite Preise
trugen davon: die Herren B. Haubold-Laubegast für Chrysanthemum und
Chineserprimel, Hofgärtner Müller für Lorraine-Begonien, C. Thomas-
Striesen für blühende Hyazinthen. Der Botanische Garten hatte außer Wett-
bewerb aus seinen Versuchskulturen Treibmaiblumen ausgestellt, die auf
verschiedenen Bodenarten erzogen waren, denen Garteninspektor Löbner
erklärende Worte widmete.
7.Monatsversammlung am 10. Januar 1913 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouch£.
Als Mitglieder aufgenommen wurden die Herren Handelsgärtner
Reinhold Ambrosius in Weinböhla und AH. Werner in Gostritz. Der Verein
für Heimatschutz hatte Einladung zu seinen an 7 Abenden stattfindenden
Lichtbildervorträgen ergehen lassen. Zu der Feier des Familienabends
wurden dem Ausschuß für gesellige Veranstaltungen 600 M. bewilligt.
Hierauf hielt Herr städtischer Garteninspektor Dannenberg-Breslau, als
Geschäftsführer der diesjährigen dortigen Gartenbauaustellung, einen Licht-
bildervortrag über die Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Freiheitskriege
Breslau 1913 unter besonderer Berücksichtigung der damit verbundenen
großen Gartenbauaustellung. Keine Provinz habe größere moralische Pflicht,
das Gedenken an 1813 wachzurufen als Schlesien, keine Stadt mehr als
Breslau. Freudig, zuversichtlich und opferwillig hat sich die Stadtgemeinde
Breslau entschlossen, die Trägerin des großen Gedächtniswerkes zu werden.
Sie veranstaltet zunächst in 55 Sälen eine große kulturhistorische Aus-
stellung, die der Gegenwart die Freiheitskriege eindringlich und anschau-
lich nahebringen soll. Breslau errichtet ferner ein nach menschlichem Er-
messen dauerndes Denkmal, das als Markstein in der Geschichte der
Ingenieur- und Baukunst, als ein Triumph des Eisenbetonbaues ragen
soll: eine Fest- und Ausstellungshalle in bisher ungekannten Abmessungen.
Gleichzeitig ist noch eine große Gartenbauausstellung geplant, die zwar
örtlich und wirtschaftlich mit der Jahrhundertfeier-Ausstellung vereint, aber
sonst selbständig ist, mit einem besonderen Gartenausschuß und einem
besonderen Etat. Das Programm der Gartenbauausstellung umfaßt den
Gartenbau und die Gartenkunst mit dem Leitgedanken: Die Pflanze in
ihrer Anwendung. Unter Vorführung prächtiger Lichtbilder gab der Vor-
tragende einen Überblick über das Gelände und das Geplante, zeigte
hierauf das Entstehen der riesigen Festhalle und der übrigen Ausstellungs-
bauten unter Anwendung der neuesten technischen Hilfsmittel und ver-
anschaulichte dann durch Bild und Wort Einzelheiten der Gartenbau-
ausstellung.
Vorstandssitzung am 24. Januar 1913 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Vorgelegt wurde ein Werk, die Entwicklung der Gärtnerei unter be-
sonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Dresden von Herrn Dr. phil.
Kurt Hofmann. Der Vorsitzende regte an, für die an der General-
a
versammlung vorzunehmende Wahl von 3 ausscheidenden Vorstands.
mitgliedern eine Wahlkommission zu ernennen, ihm selbst sei es unmög-
lich infolge vielfacher Berufspflichten dem von ihm bisher gern geführten
Amte weiter vorzustehen. Inspektor Löbner erstattete Bericht über die am
11. Januar 1913 im „Römer“ in Frankfurt a. M. erfolgte Gründung des
Reichsverbandes für den deutschen Gartenbau.
8.Monatsversammlung am 24. Januar 1913 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Der Vorsitzende machte Mitteilung vom Ableben des Herrn Handels-
gärtner Robert Jahn in Meißen und von der Aufnahme neuer Mitglieder,
der Herren Obergärtner Anton Kobisch-Laubegast, Obergärtner Reinhold
Kürbis-Laubegast, Obergärtner Bernhard Lauterbach-Laubegast, Obergärtner
Curt Reiter-Tolkewitz, Obergärtner Hugo Schmidt-Laubegast und Handels-
gärtner Robert Wachs-Coswig. Kgl. Garteninspektor Löbner berichtete
ausführlicher über die in Frankfurt a. M. erfolgte Gründung des Reichs-
verbandes für den deutscheu Gartenbau. Vorgewiesen wurde eine Farn-
neuheit, Pteris argyraea „Silberblick“ von Herrn Handelsgärtner Keller-
Mockritz, die vom Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten beurteilt werden
soll, eine Cyclamenneuheit (Mutation) von Herrn Handelsgärtner Walter-
Vevey (Schweiz) mit aufrechtstehenden Blüten, Cyclamen persicum
„Lemannia“, Sämlinge der Adnetschen Gerbera-Hybriden aus dem
Botanischen Garten als Winterblüher, aber doch nach dem kalten
Sommer 1912 sehr undankbar im Blühen. Hierauf hielt Herr Walter
Stötzner einen Vortrag über seine Reise durch Zentralasien, der durch
gute Lichtbilder illustriert wurde. Der Vortrag gewährte einen Einblick
in die unendlichen Strapazen und die Gefahren für das Leben, die dem
Forscher auf seiner Reise durch das weite russische Reich, durch die heute
im Vordergrunde des politischen Interesses stehende Mongolei und die
Wüste Gobi bis Peking, drohten.
9.Monatsversammlung am 7. Februar 1913 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Herr Obergärtner Paul Steffens-Laubegast wurde als neues Mitglied
aufgenommen. Zu der Mitteilung des Herrn Hofrat Bouche, er müsse in-
folge der sich jetzt häufenden Geschäfte in seiner Amtstätigkeit darum
bitten, von einer Wiederwahl seiner Person zum I. Vorsitzenden ab-
zusehen und der daraus hervorgehenden Notwendigkeit, eine Wahl-
kommission zu ernennen, wird der Wunsch und die Bitte nachdrücklichst
und -mit innerster Wärme vorgebracht, Herr Hofrat Bouche möchte das
Amt des I. Vorsitzenden auch weiterhin verwalten. Die Gesellschaft sei
überrascht von der Absicht ihres Vorsitzenden und könne sich nicht dazu
verstehen, die Leitung in andere Hände zu geben. Bei der Einstimmigkeit
der Anschauung erübrigte sich die Aufstellung eines besonderen Wahl-
ausschusses. Herr Paul Hauber-Tolkewitz sprach über die günstigen Er-
fahrungen, die mit dem Sprengmittel Romperit erzielt worden seien, er
BE ne
empfahl es als sehr wertvolles Hilfsmittel im Gartenbau. Von Herrn
Curt Reiter wurde der Bibliothek sein Werk „Gewächshäuser und Mistbeete“
überwiesen. Der Botanische Garten hatte neue Cypripedium-Hybriden
(Cypripedium Mastersianum x glaucophyllum=C.Hoechbergianum, C. Latha-
mianum x Spicerianum) und vollblühende Platyclinis glumacea, der Kgl.
Herzogin Garten blühende Prunus triloba, Malus Scheideckeri und Glycine
chinensis in teilweise wirklichen Bäumen ausgestellt. Als Vortrag kam zu
Gehör: Die Blumenbinderei einst und jetzt und die Schmückung der Wohn-
räume. Den Vortrag hatte die Fachzeitschrift „Die Bindekunst‘“ zur Ver-
fügung gestellt. Die Lichtbilder entsprachen aber nicht den an sie ge-
stellten Erwartungen.
Vorstandssitzung am 18. Februar 1913 im Hotel Artushof.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Um das Friedrich-August-Reisestipendium lagen 15 Bewerbungen vor.
Da im Jahre 1912 infolge Ausbleibens von Bewerbungen kein Stipendium
vergeben worden war, konnte dasselbe in diesem Jahre zweimal zur Ver-
gebung gelangen. Aus der engeren Wahl gingen die Herren Fritz Schütze-
Niederwalluf und Julius Zeugfang-Hilbersdorf b. Chemnitz hervor.
10. Monatsversammlung (Jahresfeier) am 21. Februar 1913
im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Zur Feier des 87. Geburtstages der Gesellschaft begrüßte der Vor-
sitzende die zahlreiche Festversammlung mit der Erinnerung an die große
Zeit des Erwachens von Preußen-Deutschland vor 100 Jahren und an die
einzigartige wirtschaftliche Entwicklung unseres deutschen Vaterlandes
nach 1870/71. Begeistert stimmte die Versammlung in ein Hoch auf den
hohen Protektor der Gesellschaft, Se. Majestät den König, ein. Den Fest-
vortrag hielt Herr Professor Dr. Neger- Tharandt über Urwald und
Kulturwald. Der Vortrag wurde von einer großen Anzahl Lichtbilder
begleitet und durch reichen Beifall ausgezeichnet. Er findet sich unter
den Originalabhandlungen und Vorträgen niedergelegt. Ein kleines Mahl
hielt noch vieie Festteilnehmer in der Wandelhalle beisammen, bei dem
fröhlich geplaudert und in alter Weise das Floralied gesungen wurde.
Familienabend am 25. Februar 1913 im Konzertsaale
des städtischen Ausstellungs- Palastes.
Der arbeitsfreudige Festausschuß hatte zu einem Blumenfest der
Gesellschaft Flora geladen, und viele waren dem Rufe gefolgt, als Ehren-
gäste auch mehrere Stadträte und Stadtverordnete. Durch Palmen und
eine Unmenge blühender Pflanzen war der ganze Saal vom Örchester-
podium bis zu den Galerien in einen Blumengarten umgewandelt worden.
„Eine Farbensymphonie, von der man sich nicht losreißen konnte!“ Nach
SENT se
Begrüßung der Erschienenen seitens des Herrn Hofrat Bouche leitete
Fräulein Schwarzbach mit einem Prolog von Herrn Max Neumann einen
Blumenreigen wirkungsvoll ein, der von Elevinnen des Residenztheaters
unter Leitung des Ballettmeisters Herrn Friedrich entzückend dargestellt
wurde. Dann kam ein Blumenkorso, bei dem die reizenden kleinen In-
sassinnen der Wagen eine Blumenschlacht begannen und sich huldigen
ließen. Nach Beendigung dieser von viel Geist und Geschmack zeugenden
Vorführungen gab man sich ganz den Freuden des Tanzes hin, zu
dem die Schützenkapelle aufspielte, oder man lauschte im Vergnügungs-
eck bei einem Glase Sekt den Vorträgen des lustigen Humioristen Artur
Wenzel.
Der Dank für die prachtvolle Aufstellung der Dekoration gebührt
den Herren Hofgärtner Kleine, Röhnick, Ernst Rülker, für den Blumen-
korso den Herren Paul Schwarzbach, Hoflieferant Conrad, Schneider,
Thomas.
Versammlung des Verwaltungsrates und der Rechnungs-
prüfer am 5. März 1913 im Hotel Artushof.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Es wurden die Vermögensbestände der Gesellschaft geprüft und die
Schuldscheine mit den Zinsbogen verglichen. Die Herren Rechnungs-
prüfer erklärten die Richtigkeit und anerkannt musterhafte Ordnung der
Rechnungsaufstellung von seiten des Herrn Poscharsky. Auf Befür-
wortung des Dirigenten der Gärtnerfachfortbildungsschule — so lautet
die jetzige ministerielle Bezeichnung unserer Floraschule —, des Herrn
Lehrer Mißbach, wurden einige Gesuche um Erlaß des Schulgeldes ge-
nehmigt.
11. Monatsversammlung (Generalversammlung) am
7. März 1913 im Vereinshaus.
Vorsitz: Herr Kgl. Obergartendirektor Hofrat Fr. Bouche.
Vom Schriftführer Herrn B. Haubold wurde der Jahresbericht ver-
lesen, von Herrn Poscharsky als Rechnungsführer die Jahresrechnung.
Herr Flirschfeld erklärte im Namen der Rechnungsprüfer, das Rechnungs-
werk geprüft und für richtig befunden zu haben, er beantrage, dem
Rechnungsführer Entlastung zu erteilen. Das geschieht. Darauf gab der
Vorsitzende dem Dank der Gesellschaft für die Mühewaltung in der Auf-
stellung des Jahresberichts und der Jahresrechnung unter lebhafter Zu-
stimmung der Anwesenden Ausdruck. Bei der nun erfolgten Neuwahl
dreier Mitglieder des Verwaltungsrats gingen die bisherigen Herren, Kgl.
Obergartendirektor Hofrat Bouche als erster Vorsitzender, Buchdruckerei-
besitzer C. Heinrich als stellvertretender Schriftführer und städtischer
Gartendirektor v. Uslar als erster Beisitzer wieder hervor. Sämtliche
Herren nahmen ihre Wiederwahl an. Unter allgemeinem, freudigen Bei-
fall sprach Herr Hofrat Bouche den Dank für seine Wiederwahl aus, die
ze
auch mit Rücksicht auf die im Jahre 1917 zu veranstaltende IV. Inter-
nationale Gartenbau -Ausstellung in Dresden von besonderer Bedeutung
für die Gesellschaft ist. Als Rechnungsprüfer für 1913 wurden gewählt:
die Herren Bonsack, P. Hofmann und C. Knöfel. In der der General-
versammlung angeschlossenen Monatsversammlung wurde die Anmeldung
dreier neuer Mitglieder und eine Einladung zum Besuche der Prüfung an
der Gärtnerfachfortbildungsschule der Flora und der Gartenbauschule in
Laubegast verlesen. Darauf berichteten die Vorsitzenden der 12 Aus-
schüsse über die Tätigkeit in ihren Körperschaften im verflossenen Ver-
einsjahre; überall war fleißig gearbeitet worden. Eine lebhafte Aus-
sprache knüpfte sich an den einstimmig gefaßten Beschluß, im Jahre 1917
eine IV. Internationale Gartenbau-Ausstellung zu veranstalten. Dresdens
weiter Ruf als ein wichtiges Zentrum deutscher und europäischer Garten-
kultur gebietet dringend, an dem zehnjährigen Umlauf der großen Aus-
stellungen festzuhalten. Von Herrn Rosenschulenbesitzer Stadtverordneter
Th. Simmgen wurde angeregt, während der Sommermonate des gleichen
oder nächstiolgenden Jahres eine Rosenausstellung zu veranstalten;
Dresdens Rosenkultur habe sich seit dem letztverflossenen Jahrzehnt ganz
bedeutend entfaltet, in der Produktion wenigstens verfünffacht, wenn nicht
verzehnfacht. Ausgestellt waren die neuen französischen Hortensien von
Joh. Bley-Cunnersdorf, die ohne künstliche Blaufärbung offenbar infolge
Verwendung eisenalaunhaltigen Gießwassers, das in Cunnersdorf vor-
handen ist, prachtvoll blau blifhten, und mittels Ammoniak-Alaun blau-
gefärbte Pflanzen aus den Kulturen der Versuchsstation am Kegel.
Botanischen Garten, deren Behandlung Garteninspektor Zöbner eingehend
erklärte.
Berichte der 12 Ausschüsse über ihre
Tätigkeit im verflossenen Vereinsjahre.
(Von den Ausschüssen eingereicht.)
Ausschuß für Gartenkunst und Gartentechnik.
Vorsitzender: Kgl. Gartenbaudirektor Max Bertram.
Schriftführer: Städtischer Gartenassistent Hans Gierth.
Im Jahre 1912 fanden drei Sitzungen statt, am 18. Oktober, 1. No-
vember und 8. November. In allen drei Sitzungen beschäftigte sich der
Ausschuß mit der Frage der gartenkünstlerischen Ausschmückung des ge-
planten sogenannten Dresdner Hauses auf der Baufach-Ausstellung in
Leipzig 1913,
2...
Herr Oberbürgermeister Beutler war in einem Schreiben mit der
Bitte an die Flora herangetreten, im Anschlusse an das Dresdner Haus
auch dem Dresdner Gartenbau eine würdige Stätte zu bereiten.
Im Verlaufe der Sitzungen des Ausschusses stellte es sich heraus,
daß besonders wegen des zur Verfügung stehenden außerordentlich be-
schränkten Geländes eine eindrucksvolle Darstellung des Dresdner Garten-
baues nicht möglich sei, daß ferner der zur Ausführung bestimmte Ent-
wurf des Dresdner Hauses und seiner Umgebung von Herrn Professor
Hempel die Mitarbeit eines Floramitgliedes, des Herrn Gartenarchitekten
Röhnick, aufwies.
Der Ausschuß empfahl dem Vorstande der Flora unter diesen Um-
ständen von einer Beteiligung seitens der Flora abzusehen.
Ausschuß für Baum- und Rosenschulen, Obstbau und
Freilandpflanzen.
Vorsitzender: Kgl. Forstgarteninspektor Büftner, Tharandt.
Schriftführer: Geschäftsführer M. Lindner, Dresden.
Im Jahre 1913 wurde eine Sitzung abgehalten, in der die Frage der
Verwendung des künstlichen Düngers in den Freilandkulturen angeschnitten
wurde.
Man war sich darin einig, daß für das Baumschulenfach insbesondere
Versuche angestellt werden möchten, um demselben die Verwendung des
künstlichen Düngers in rationeller Weise zugängig zu machen. Es wurde
sehr anerkannt, daß derartige Versuche der Topfpflanzenkultur wesent-
liche Vorteile gebracht haben, wie solche auch beim Obstbau zur Er-
zielung guter Früchte mit Vorteil angewendet werden. Bezüglich des
Holzzuwachses bei jüngeren Pflanzen, Obstbäumen, Koniferen, Zier-
bäumen fehle aber noch jede Erfahrung.
De: Baumschulenbesitzer sei meistens nicht in der Lage, exakte
Versuche anzustellen, da es ihm an Zeit, oft wohl auch an den nötigen
Mitteln fehle, und man richtete aus obigem Grunde ein Gesuch an das
Direktorium der Kgl. Gartenbaugesellschaft Flora, in welchem man die
Bitte aussprach: das Direktorium wolle bei den zuständigen Behörden
dahin wirken, daß in der gärtnerischen Versuchsstation im Dresdner
Botanischen Garten diesbezügliche Versuche in die Wege geleitet werden
möchten.
Ausschuß für Topfpflanzen und Treiberei.
Vorsitzender: Handelsgärtner B. Haubold, Laubegast.
Schriftführer: Handelsgärtner Ernst Rülcker, Dresden-Strehlen.
Der Ausschuß für Topfpflanzen und Treiberei hielt am 5. März 1913
eine Sitzung ab, in der zur Aussprache kam, welche Einwirkung durch
die Dürre von 1911 und den feuchten, kalten Sommer von 1912 bei der
a
Treiberei zu beobachten war. Bei Azalea indica erwies-sich die Trocken-
heit besonders günstig für Knospenansatz, weniger befriedigend war die
Blühwilligkeit bei der Frühtreiberei; der feuchte Sommer hat die Früh-
treiberei begünstigt, bei späteren Sorten jedoch mitunter nicht die ge-
wohnte Knospenbildung erzeugt, im allgemeinen war die Ausbildung der
Pflanzen in beiden Jahren befriedigend, da bei dieser Kultur die künst-
liche Bewässerung wesentlichen Einfluß ausübt. Flieder ließ sich in
beiden Jahren gut treiben, auch die Sommereinpflanzung war nicht be-
nachteiligt; Prunus waren nach dem feuchten Sommer nicht besonders
blühwillig, auch der Knospenanisatz bei der Frühtreiberei von Topfrosen
war nicht ganz befriedigend. Zwiebelgewächse, wie Hyacinthen, Tulpen
hatten gute Treiberfolge, diese waren in der Kulturperiode auch nicht so
wechselnder Beeinflussung ausgesetzt als Gewächse von längerer Dauer,
nur war bei Hyacinthen die Bildung des Stutzes etwas geringer gestaltet,
was einer Einwirkung der Trockenheit des Vorjahres zuzuschreiben sein
dürfte. Besonders ungünstig war der feuchte Sommer auf den Knospen-
ansatz der Ericen; Erica gracilis brachten meist erst spät ihre Blüten,
wodurch zur Bedarfszeit im Herbste in diesem Artikel großer Mangel
herrschte. Maiblumen zeigten leichte Blühwilligkeit bei der Treiberei,
in der Kultur war das Ergebnis selbst hinter mäßigen Erwartungen sehr
gering, so daß der Erlös dem Züchter oft nicht die Auslagen einbrachte.
Betreffs der Aussprache über die Vorteile der Treiberei mit Äther-
verfahren oder Warmwasserbehandlung war man allgemein der Ansicht,
der letzteren den Vorzug zu geben, erstlich ist sie billiger, andererseits
sicherer im Erfolg und besonders in der Behandlung nicht gefahrvoll,
wogegen bei Umgang mit Äther große Vorsicht erforderlich ist.
Ausschuß für Binderei und Pflanzenschmuck.
Vorsitzender: Hoflieferant Julius Konrad.
Schriftführer: Handelsgärtner Paul Schwarzbach.
Da im Berichtsjahre kein Beratungsstoff vorlag, so tagte der Aus-
schuß für Binderei nur einmal, und zwar am 20. Februar 1913. Hier-
bei wurde seitens des Herrn Hirschfeld folgender Antrag gestellt und
einstimmig angenommen:
„Der Verwaltungsrat der Kgl. sächs. Gesellschaft Flora wolle beim
Rat zu Dresden vorstellig werden und darum ansuchen, daß bei even-
tuellen baulichen Änderungen oder Erweiterungen des hiesigen Krema-
toriums ein Raum geschaffen werden möchte, in welchem alle Trauer-
spenden aufbewahrt werden können, welche jedesmal zu den Trauer-
feierlichkeiten von den Leidtragenden geschickt werden.“
Da dieser Antrag stichhaltig war und für die Blumengeschäftsinhaber,
sowie auch für die Gärtner von einschneidender Bedeutung ist, so wurde
er auch angenommen und seitens des Vorsitzenden an den Verwaltungs-
rat der Flora weitergegeben.
ee
Ausschuß für Handelsinteressen.
Vorsitzender: Handelsgärtner Heinrich Seidel.
Schriftführer: Gärtnereibesitzer Max Ziegenbalg.
Der Ausschuß für Handelsinteressen ist im Jahre 1899, und wie
sein Name sagt, zu dem Zwecke, die Interessen der Handelsgärtner der
Flora, insbesondere aber auch die der Dresdner Versandgärtnereien zu
wahren und zu vertreten, gegründet worden. Er hat bis heute 38 Sitzungen
abgehalten und einen Zusammenschluß der wichtigsten hiesigen Versand-
gärtnereien herbeigeführt, einheitliche von allen Geschäften anerkannte
und in den Katalogen aufgenommene Handelsbedingungen und Bestim-
mungen festgesetzt und durch diese Beschlüsse wie die Herausgabe einer
schwarzen Liste, die fortlaufend ergänzt wird, große Vorteile für die
Dresdner Exportgärtnerei erreicht. Die jährlich von ihm einberufenen
Zusammenkünfte der Versandgeschäftsinhaber, in denen alle sich im Laufe
des Jahres etwa herausstellende Mißstände wie die allgemeine Geschäfts-
lage und Lohnsätze besprochen werden, sind ein nicht zu unterschätzendes
Bindemittel und tragen wesentlich zur Stärkung des Platzes bei. In seiner
nach der neuen Zusammensetzung abgehaltenen Sitzung am 24. Juni 1912
sind der Obmann und der Schriftführer wieder in ihren Ämtern bestätigt
worden.
Ausschuß für Marktinteressen.
Vorsitzender: Handelsgärtner Rudolf Schrön, Dresden-Reick.
Schriftführer: Handelsgärtner Fr. Stammnitz, Dresden-N.
In der Sitzung vom 9. September 1912 im „Viktoriahaus“ berichtete
Herr Siems, daß das Topfpflanzengeschäft im Frühjahr vorzüglich war.
Pelargonien wurden ganz geräumt, ebenso war es mit Hortensien, welche
im Laufe des Sommers vollständig vergriffen waren. Andere Topfpflanzen,
als Rosen usw., fanden guten Absatz. Herr Matthes erwähnt, daß erst-
klassige Ware stets glatt abzusetzen sei und daß auch gute und hohe
Preise für dieselbe gezahlt wurden. Wenn solche nicht erzielt würden, so
sei der Gärtner mit der leider so oft zu bemerkenden Überproduktion
selbst Schuld daran. Diese Ansicht fand nicht die allgemeine Zustimmung
der Anwesenden.
Herr Schrön gibt ausführlichsten Bericht über den Geschäftsgang
und die Preise auf dem Gemüsemarkte. Es wird erwähnt, daß im all-
gemeinen der Gärtner durch die immer mehr sich ansiedelnden Schreber-
gärten gewissermaßen Einnahmequellen habe; dem Gemüsebau jedoch
bereiteten die meisten Schrebergärten durch Verschleuderung des nicht
benötigten Gemüses eine starke Konkurrenz. Bezüglich der Schnittblumen
berichtet Herr Matthes, daß das Angebot weit größer war als die Nach-
frage und daß infolgedessen auch die Preise sehr gedrückt waren.
Zu Punkt 2: Wünsche und Anträge für den Marktverkehr, regt
Herr Matthes an, daß jeder Kollege bestrebt sein solle, die Gärtner zum
konsequenteren Handeln anzuhalten, es müsse jeder Gärtner dafür sorgen,
daß Überproduktion nicht stattfindet, dann träten bessere Verhältnisse
BR ee
von selbst ein und dieses sei richtiger als alle Schutzzollbestrebungen.
Der ausgesprochenen Ansicht steht starker Widerspruch entgegen, nament-
lich in bezug auf die Überproduktion, denn es könne keineswegs der
Bedarf für das nächste Jahr im voraus festgestellt werden.
Eine weitere Anregung, den Rat zu Dresden zu ersuchen, den
Blumenmarkt auf dem hiesigen Altmarkt einzustellen und in die Markt-
hallen zu verlegen, wird vom Vorsitzenden mit der nötigen Begründung
als nicht praktisch zurückgewiesen.
Zu Punkt 3: Mindestpreise betreffend, ist Herr Schrön der Ansicht,
daß solche sehr wohl in Baumschulartikeln, Topfpflanzen usw. aufzustellen
seien, schwieriger sei es dagegen beim Gemüse, denn diese Erzeugnisse
unterliegen so schnell dem Verderben, daß man Mindestpreise hierin gar
nicht einhalten könne, auch sei nirgends die Qualität mannigfacher als
gerade bei Erzeugnissen des Gemüsebaues; von der oft massenhaften
Einfuhr noch ganz abgesehen. Herr Siems ist der Meinung, daß diese
Frage noch weiter verfolgt werden müsse. Man beschließt, sich mit der
Ortsgruppe Dresden und Umgegend des Verbandes der Handelsgärtner
Deutschlands in dieser Angelegenheit in Verbindung zu setzen.
Eine weitere Angelegenheit, die nicht zu Protokoll genommen werden
soll, findet ihre Erledigung, womit die Sitzung °/,11 Uhr zu Ende ist.
Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten sowie für
Versuche und Gewerbliches.
Vorsitzender: Rosenschulenbesitzer Th. Simmgen.
Schriftführer: Handelsgärtner 3. Haubold.
Nur einmal hatte der Ausschuß Gelegenheit in Tätigkeit zu treten.
Unser Kollege, Herr Otto Keller in Mockritz, hatte eine Abart von Pteris
argyraea zur Prüfung angemeldet. Über das dabei gefällte Urteil gibt
der nachstehende Protokollauszug vom 20. Februar 1913 Auskunft:
Besichtigt wurde in den Gewächshäusern von Herrn Otfo Keller
in Mockritz ein neuer Farn, Abart von Pteris argyraea, welcher im Jahre
1908 bei Herrn Äeller entstanden ist. Charakteristisch ist an diesem
Farn die stark silberglänzende Oberseite der Wedel, welche nach Aus-
spruch von Herrn Keller bei Nachzucht durch Samen sich konstant er-
wiesen hat. Die Pflanze ist als gute Neuheit zu betrachten, welche gern
Aufnahme in Sortimente finden wird, der Wuchs ist gedrungener und
gleichmäßiger als bei der Stammsorte; für Bindezwecke könnten die
Wedel bei Trauerbinderei gut anzuwenden sein. Dem neuen Farn
wurde ein
Wertzeugnis Il. Klasse
erteilt.
Auf Wunsch des Antragstellers ist die Pflanze auch benannt und
als Name
Pteris argyraea „Silberblick“
gegeben worden.
Der Ausschuß beglückwünscht Herrn Keller zu diesem „Silberblick“
und wünscht ihm damit ein recht gutes Geschäft.
alt Dig
Ausschuß für Monatsausstellungen und zur Vorbereitung
von Vorträgen und Ausflügen.
Vorsitzender: Königl. Garteninspektor M. Löbner.
Schriftführer: Handelsgärtner Brix, Kötzschenbroda.
Im Berichtsjahre fanden 5 Sitzungen statt und zwar am 2. Februar,
7. Juni, 11. Juni, 10. Juli und 22. Juli 1912.
In der ersten Sitzung befaßte sich der Ausschuß im wesentlichen
mit den Vorschlägen für Exkursionen im Sommer 1912 und Vorträgen
über Winter.
Bezüglich der Monatsausstellungen kam man zu dem Entschluß,
daß es im Interesse der Gesellschaft Flora wünschenswert und not-
wendig sei, daß die Beteiligung zu den Monatsausstellungen reger und
stärker würde, und man beschloß, hier in Betracht kommende Herren
persönlich darum zu begrüßen und zur Aufmunterung ein Rundschreiben
zu erlassen.
In seinen weiteren Zielen erstrebte der Ausschuß eine Rosen-
ausstellung im Sommer zu veranstalten, und die nachfolgenden Sitzungen
gaben nun viel Stoff und Gelegenheit, diese in Aussicht genommene
Ausstellung vorzubereiten.
Diese Ausstellung fand am 20. und 21. Juli 1912 statt und kann als
vorzüglich gelungen bezeichnet werden. Allen den Herren, welche sich
an der Ausstellung beteiligten und welche zu ihrem guten Gelingen durch
Arbeit und Mühen beigetragen haben, sei hiermit nochmals bestens
gedankt. Für die Mitglieder des Ausschusses erweckte die Freude an der
geglückten Ausstellung Ansporn zu neuen Taten, wie überhaupt das gute
Einvernehmen und Lust und Liebe zur Sache ein ersprießliches Arbeiten
ermöglichten.
Ausschuß für die Fachschule.
Vorsitzender: Direktor Tamms, Laubegast.
Schriftführer: Friedhofsinspektor Wilkens, Dresden.
Sitzung am 15. Dezember 1911.
Gegenstand der Beratung war die vom Kgl. Ministerium gewünschte
Erweiterung der Floraschule.
Herr Mißbach berichtete:
1. über die Schule, die zurzeit 115 Schüler habe und im Sommer
Sonntags 2 Stunden, im Winter 2 mal wochentags je 3 Stunden
Unterricht erteile, und
2. über die geforderte und beabsichtigte Erweiterung des Unter-
richts, der im Sommer 1 mal wochentags 5 Stunden, im Winter
2 mal wochentags je 5 Stunden betragen solle.
Bei der darauffolgenden Aussprache erklärte der Vorsitzende zunächst,
daß das Kgl. Ministerium auch ar den Fachfortbildungsschulen die all-
gemeinbildenden Fächer erweitert wissen möchte, und daß der bisherige
Sonntagsunterricht auf Wochentage verlegt werden müsse.
Be re
Diese letzte Bestimmung und die erhöhte Stundenzahl lassen die
Möglichkeit zu, daß vielleicht einige Prinzipale, die ihre Lehrlinge im
Sommer einen und im Winter zwei ganze Nachmittage nicht entbehren
wollen, zur Abmeldung ihrer Lehrlinge schreiten werden. Durch den
hierbei zu erwartenden Ausfall, noch mehr aber durch die Einstellung
neuer Lehrkräfte bezw. durch die Erhöhung der Stundenzahl, würde eine
Mehrausgabe von über 1000 M. entstehen. Nun sei auch noch der Wunsch
laut geworden, das Schulgeld von 18 M auf 12 M pro Jahr herab-
zusetzen.
Die in jedem Falle entstehenden sehr erheblichen Mehrkosten vermag
aber die Flora nicht aufzubringen.
Der Ausschuß will deshalb dem Direktorium der Gesellschaft Flora
vorschlagen:
1. unter Klarlegung der Verhältnisse das Kgl. Ministerium um
einen Beitrag zu bitten; N
2. auch den Rat der Stadt Dresden um einen solchen anzugehen
und
3. mitzuteilen, daß der Ausschuß für die Fachschule für eine
Herabsetzung des Schulgeldes auf 12 M. nicht eintreten
würde.
Es wurde ferner beschlossen, den Leiter der Schule, Herrn Mißbach,
zu bitten, zuförderst eine genaue Aufstellung aller zu erwartenden Kosten
anzufertigen und bei der Berechnung der Einnahmen nur eine Schülerzahl
von 70 zugrunde zu legen. Ferner soll dem Direktorium der Gesell-
schaft der Vorschlag gemacht werden, alle Prinzipale der jetzigen Flora-
schüler zu einer Versammlung einzuladen, diesen die vorzunehmende Er-
weiterung vorzutragen und eine Aussprache herbeizuführen.
Ausschuß für die Interessen der Liebhaber.
Vorsitzender: Architekt ?. Jacobi.
Schriftführer: Buchdruckereibesitzer C. Heinrich.
Die Schwierigkeit fördernder Arbeiten des Liebhaber-Ausschusses
erkennend, beschloß der Ausschuß in seiner am 21. Februar 1913 ab-
gehaltenen Sitzung zuförderst, im kommenden Jahre Besichtigungen der
Gärten der Ausschußmitglieder vorzunehmen, um die Erfolge und Lieb-
habereien derselben gegenseitig kennen zu lernen und dann dem Vorstand
seine Wünsche aussprechen zu können. — Auch kam in dieser Sitzung
zur Sprache, daß man nicht nur durch die Architektenschaft versuchen
solle, bei Errichtung von Wohnhäusern den Liebhabern für Blumen und
Pflanzen entgegenzukommen, sondern auch beim Rat vorstellig zu werden,
man möge durch Lichtung der Straßenalleen den Wohnhausgärten mehr
Luft und Licht zuführen, ohne die keine Pflanze gedeihen könne.
Auf die in der Generalversammlung dahingehende Vorstellung
erwiderte der städtische Gartendirektor Herr v. Uslar, daß schon für
nächstes Jahr umfassende Vorarbeiten in diesem Sinne getroffen seien.
a
Ausschuß für gesellige Veranstaltungen.
Vorsitzender: Handelsgärtner Paul Schwarzbach.
Schriftführer: Handelsgärtner Carl! Thomas.
Mit Genehmigung des Verwaltungsrates veranstaltete der Ausschuß
am 22. Juli 1912 auf einem mit Blumen, Pflanzen und Wimpeln festlich
geschmückten und mit Musikkapelle besetzten Oberdeckdampfer eine Ge-
sellschaftsfahrt nach Schandau und Wanderungen nach der Ostrauer Scheibe
und der Schrammsteinbaude. Die Beteiligung seitens der Mitglieder war
sehr gut, insgesamt 302 Personen.
Ferner wurde am 25. Februar 1913 in dem prachtvoll mit Palmen
und Blumen dekorierten städtischen Ausstellungspalast ein Blumenfest,
genannt „Unser Blumenfest“, mit Blumenreigen, Blumenkorso und Ball
abgehalten. Auch diese Veranstaltung war sehr gut besucht, Beteiligung
ca. 500 Personen; ein Zeichen dafür, daß die Mitglieder die Geselligkeit
gepflegt wissen wollen.
74
Jahres-Rechnung
für 1912.
u
l. Preis-Fonds der botanischen
Einnahme.
Kassenbestand -. » = - =. ., 2 mr are De 6,35
Zinsen von: Staatspapieren usw. . - . . . 2 2 Er
Ausgeloste Staatspapiere . ee
M. 442,—
Bilanz vom
een am 31. Dezember 1912.
Kassenbestand. . . . . a
Kurswert von 8 Stück Bäche, 31, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu M. 300,— . 02.000000 wo
Kurswert von 3 Stück 317,0, Pfandbriefen des landwirtschaft-
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,— . . . 290,15
Kurswert von 2 Stück 31/, 0), Pfandbriefen des er
lichen Kredit-Vereins zu M. 100,— . „ 180,60
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank, zu
Bautzen ... 02 2 ee we
M. 5137,70
Il. Reise-Fonds der botanischen
Einnahme.
Kässenbestand. : 2 ., 2 u... 20 u 2.0 ee 2,21
Zinsen von Staatspapieren usw. - - . .. .... Sp
Kapitals-Uberweisung vom Preis-Fonds . . . 2» 2 2.2.20 75,—
HE
M. 250,16
Bilanz vom
en am 31. Dezember 1912.
Kassenbestand. . . . . a
Kurswert einer Sächs. 3 9), Be zu M. 1000, ee. ‚180,
Kurswert eines Sächs. 3%/, %/, Staats-Schuld- ee zu
M: 1500, SE. 2 ee a
Kurswert von 3 Stück Ece 31, 0/, Staats-Schuld-Scheinen
zu M. 300,— . es ae her
Kurswert eines 3%, 0], Podder der Landständischen
Hypotheken-Bank zu Bautzen zu M. 500,—. . „ 441,25
Kurswert eines 31/, 0), Pfandbriefes des landwirtschaftliehen
Kredit-Vereins zu M. 500,— . . . „ 451,25
Kurswert eines 31/, 0), Pfandbriefes des landwirischaie
Kredit-Vereins zu M. 100-2. » 90,25
Einlage im Sparkassenbuche der and Bank zu
Bautzen . „ 1607,83
M. 5711,59
Friedrich- August - Stiftung.
ARBRABE-
Kapital-Anlagen . . . ee ER TRRLESMH13A070
Kapital-Überweisung an den. Reise: konde N TE Re N N Di
ASS ERIGE EI I A RW Es
M. 442,—
31. Dezember 1912.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911 . . . . 2... ... M. 5094,25
Wermoeenszuwachsum; Jahre 1912 2 una 00 0 wa ea 5.0 A345
M. 5137,70
Friedrich -August - Stiftung.
Bussabe
Kapital-Anlagen . . . Ba res ar IM 22045
Reisestipendium, wurde nicht en a N sr SEN
ERennknachinger. 0 te ee
ae ee ee ae a
M. 250,16
31. Dezember 1912.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911 . . . . . . .. M. 5555,74
Wermiocenszuwachs um Jahre 19127. . 2-2 ee nr „. 195,8
2
M. 5711,59
Sr age
Il. Schramm-Terscheck-
Einnahme.
Kassenbestand.._ - »: - euere ae ann ar nr Lt
Zinsen von Staatspapieren usw... 2.200 rd
M. 95,94
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1912.
Kassenbestand. -. - "- 2). = 2.0 00m m 2 20 SEE
Kurswert eines Sächs. 3!/, °/, Staats-Schuld-Scheines zu
M. 300,— '-. - „400 sun 2.02 20 2 00 EEE
Kurswert eines 31/, 0), Pfandbriefes des landwirtschaftlichen
Kredit- a zu M. 100,— . . 17790525
Kurswert eines 3!/, 0), Kreditbriefes des landwirtschartlienea
Kredit- Vereins zu M. 100,— . . . 2 a ee
Unteranteil bei der Treuhandbank zu ee, 2 a
M. 663,12
IV. Krause-
Einnahme.
Kassenbestand. ...:.: 2. ae un a 2 ee
Zinsen von Staatspapieren. . = - 1. ne u A
M.: 760,20
Bilanz vom
rg: am 31. Dezember 1912.
Kassenbestand. . . 2
Kurswert einer Sächs. 30, Beni zu SM; 3000, 2
A en » 73) Sn mm. 1000,— > ee
„ „ ”„ 3 0% ”„ 99.033 500, — °...n, Baer „ 394, —
M. 4306,20
V. Feronia-
Zur Unterstützung bedürftiger Kollegen, die am 30. Juni 1911
Einnahme.
Kassenbestand : . 2.2.0.0 un ne
Zinsen „. 453
M. 54,95
Stiftung.
Ausgabe.
Kassenbestand . a M. 95,94
M. 95,94
31. Dezember 1912.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911 . . . . . ....M. 651,37
Vermögenszuwachs im Jahre 1912 , Sis
M. 663,12
Stiftung.
Ausgabe.
Kassenbestand . A de M. 760,20
M. 760,20
31. Dezember 1912.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911 . . . . . . M. 4311,20
Mermosensabnahme im Jahre 1912 . . .,. 2 2. 2.20% 5,—
Bee nn
M. 4306,20
Stiftung.
(beider Verschmelzung der Feronia mitder Flora) Mitgliederder Feronia waren.
Ausgabe.
Kapital-Anlagen 5 M. 45,18
a ee a 9,77
M. 54,95
. Bilanz vom
Einlage in zwei ni der Sparkasse zu Dresden-
Striesen. - - 2 ren 192
Einlage im ee m ee ee zu
Niedersedlitz -. - - -. .. 0%... 2 ED 32;
Kassenbestand - - .:. u wel u 0 9,77
M. 1470,11
VI. Fonds
Zur Erfüllung von Verpflichtungen, die aus
Einnahme.
Kassenbestand: . - 2000 nn nl
M. 38,15
Bilanz vom
2 Vermögensbestand am 31. Dezember 1911.
Kassenbestand. . . ee
Einlage im Bankbuche s. Matiersdorii . a
M. 52,90
VII. Gartenbauschule
Einnahme.
Schülsgelder. : - - 2 en en EEe
Zuschuß aus der Geselächitfikee, ee
M. 814,50
VII. Gärtnerfachfortbildungsschule der Flora
Einnahme.
Schulgelder ; >»: eat a
Beitrag des Kgl. ne Ken ee te A
Zuschuß aus der Gesellschaftskasse .
M. 2825,84
31. Dezember 1912.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911
Vermögenszuwachs im Jahre 1912
von 1896.
Internationalen Gartenbau-Ausstellungen entstehen.
Ausgabe.
Kassenbestand . NEM?
31. Dezember 1912.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911
1. Oktober 1911 bis 31. Dezember 1911.
Ausgabe.
Lehrerhonorare Fk DLR
Dienstleistungen . -
Büro-Aufwand und Prräcksnchen ;
Schuljahr vom ı. Januar bis 31. Dezember 1912.
Ausgabe.
Besoldungen an Lehrer >
In „ Beamte und Be
Besondere Leistungen, Hilfsdienste etc.
Dienststücke, Bibliothek etc.
Geschäftsbedürfnisse
Andere sächliche Ausgaben
”
M
M. 1424,93
„45,18
M. 1470,11
M. 38,15
M. 38,15
M. 52,90
M. 52,90
M. 757,50
„49,50
» 7,50
M. 814,50
M. 2304,—
a
„2334,45
„24,50
„97,65
35,87
. 2825,84
VII. Gesellschafts-
Einnahme.
Kassenbestand . IE4
Zinsen von Staatspapieren a ee Kaprialen :
Mitgliederbeiträge
Eintrittsgelder . = :
Einnahme bei der Rosenschan
Verschiedene Einnahmen
Kapital-Rückzahlungen, Verkauf von Staatspapieren .
Summa der laufenden Een
M. 69,56
0
RARTE—
”„ 100, —
211,67
ee 1}!
M. 6412,57
„ 5000,
M. 11412,57
Bilanz vom
Aktiva.
Kassenbestand . ERS,
Hypotheken
Darlehen :
Kurswert von 4 Stück 30), Sächs. Be zu M. 1000,—
„ „ 9 ”„ 3% ” ” 23099 500, —
* „4 „4% Pfandbriefen des landwirtschaft-
lichen Kredit-Vereins zu 2000 M.
Kurswert eines 4°/, Pfandbriefes des landwirtschatiiiere®
Kredit-Vereins zu 1000 M. Er
Kurswert eines 4°/, Pfandbriefes des landwirtschattkäne
Kredit-Vereins zu 500 M. :
Unteranteil bei der Treuhandbank zu Dresden, Gange
Inventar der Gesellschaft. . .’. ..=”. -. M. 210803
ir „. ‚Bibliothek 37 35% 2 00 5 ADS
Gartenbauschule: 7.27 0 22 ar 603,98
„ ”
M. 6,56
„ 80000,—
„ 10000,—
3152, -
3546,—
7984,—
”„ 998, =?
499, —
40,63
15724,41
”„
M. 121950,60
er ge
kasse.
Ausgabe.
Jahresbericht a. den irre:
Vorträge .
Anschaffungen Er de Bikhöthek .
Lesezirkel k
Re vothrungen
Drucksachen :
Bekanntmachungen And en
Zuschuß zur Gartenbauschule der Flora 1. Okt. _31. De 1911
“ „ 1. Jan.—31. Dez. 1912
Beirag = den en der Gartenbauschule des Gartenbau-
Verbandes . : 2
Ausschuß für Handels- en
Ausschuß zur Prüfung von Neuheiten .
Preismünzen und Diplome
Honorare und en
Steuern Ä
Repräsentations- A
Stiftungsfeier
Sommer-Vergnügen
Beiträge für Vereine
Büro- Aufwand
Lokalmiete . E
Verschiedene een
Kassenbestand . ER ae
Summa der laufenden Ausgaben
Kapital-Anlagen
31. Dezember 1912.
Passiva.
4 Stück noch nicht eingelöste Flora -Anteil-
scheine Be ter 2%
Vermögensbestand am 31. Dessnner 191 .. . M. 122695,06
Vermögensabnahme im Jahre 1912 . . . . .,„ 864,46
Vermögensbestand am 31. Dezember 1912.
M. 6412,57
” 5000, —
M.11412,57
MIO —
- „ 121830,60
M. 121950,60
Ba: >
IX. Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung
Einnahme.
Kassenbestand ı.. 2 ...% ee 18,80
Zinsen von Staatspapieren usw. . . . 2 0 12 EIER 20
M. 1179,—
Bilanz vom
Vermögensbestand am 31. Dezember 1912.
Kassenbestand ... ...+3 „wo. 20.02.02 12. 1a a ee
Hypethek- 7 2.0 6 RIO, —
Kurswert von 6 Stück Sächs. 30, Reden zu . 1000, MM. 24002 —
Einlage im Sparkassenbuche der Landständischen Bank zu
Bautzen „0... sure un ee a
M. 30250,51
Haupt-Bilanz vom
Aktiva.
I. Preis-Fonds der botanischen Friedrich- August-Stiftung M. 5137,70
II. Reise-Fonds ‚, = x e ar „ a11;99
III. Schramm-Terscheck-Stiftung . ... „.. 2
IV. Krause-Stiftung : -- 0.0 20.2020 2 Eee
V.. Feronia-Stiftung‘. = m 202 2 0: We
VE’Fonds von 1896... -. zo srn.! = Ra 22 52,90
V11.:Gartenbauschule‘. . .. = 7%. 4. „ee _,—
VII. Gesellschaftskasse . . . „ 121950,60
IX. Fonds zur IV. era Gare Aussiällene zu
Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“ , 30250,51
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man
M. 169542,73
Dresden, am 7. März 1913.
ey
zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“.
Ausgabe.
En lee are se
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31. Dezember 1912.
Vermögensbestand am 31. Dezember 1911. . . . ...M.
Wertsosenszuwachs im Jahre 1912 ! ...).....0.0 202.8) Ze
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1130,20
25,60
23,20
Fo
29301,91
948,60
M. 30250,51
31. Dezember 1912.
Passiva.
I. Preis-Fonds der botanischen Friedrich - August-Stiftung M.
1. Reise- Fonds „ „ 2) „ „ „
Ill. Schramm-Terscheck - Re RE RER RES
IV. Krause-Stiftung . . . . N 1 A een DET Ren
Ber SUiEEn 5 eek irn _
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BEEtenbauschnleri. :: 2 ee —,—
VIII. Gesellschaftskasse . . . " 120,—
IX. Fonds zur IV. ran are Anesteihine
zu Dresden, in Verwaltung der Gesellschaft „Flora“ ‚ —
Vermögen der Gesellschaft „Flora“ am 31. Dezember 1912 . ,, 139172,22
Vermögen des Fonds zur IV. Intern. Gartenbau-Ausstellung . . „ 30250,51
M. 169542,73
en |Rechnungs- FRIEDRICH BOUCHE ©. POSCHARSKY
M. HIRSCHFELD des Verwaltungsrats.
| prüfer. I. Vorstand Rechnungsführer.
15,
16.
Zuwachs der Bibliothek vom 1. Oktober 1912
bis 30. September 1913.
. Ausschuß für Gartenbau beim Landeskulturrat im Königreich Sachsen,
Bericht über die Informationsreise nach Holland. BOQ.
. Grohmann, Dr. E., Das Klima im Königreich Sachsen. C. Heinrich,
Dresden 1912. AS.
Grohmann, Dr. E. Wetter und Wetterkarten. C. Heinrich, Dresden
1912. A8.
. Kampfmeyer, H., Die Gartenstadtbewegung. 2. Auflage. B. G. Teubner,
Leipzig 1913. C.
. Kunze, Oskar, Kleine Laubholzkunde. 2. Auflage. F. Enke, Stuttgart
1912. B3.
. Lecher, Prof. Dr. E., Physikalische Weltbilder. Th. Thomas, Leipzig
1912. A 10.
. Lindner, M., Grundlagen für den Pfirsichbau im Königreich Sachsen.
C. Heinrich, 1912. B4.
. Naumann, Prof. Dr., Charakterpflanzen der sächsischen Schweiz im
Schandauer Pflanzengarten. Selbstverlag 1912. A 4.
. Naumann, Prof. Dr., Einige Krankheiten gärtnerischer Kulturgewächse.
Sonderabdruck. Gebr. Bornträger, 1912. A3.
. Hartwig, J., Gewächshäuser und Mistbeete. 3. Auflage von C. Reiter,
Obergärtner in Dresden-Tolkewitz. P. Parey, Berlin 1910. D.
. Seidel, T. J., Gartenbaubetrieb Laubegast- Dresden, Erinnerungsblätter
zur Feier des 100jährigen Bestehens der Firma. B9.
. Silva Tarouca, Ernst Graf, Unsere Freiland-Laubgehölze. Anzucht,
Pflege und Verwendung aller bekannten, in Mitteleuropa im
Freien kulturfähigen Laubgehölze. Mit 495 schwarzen und
24 farbigen Abbildungen. G. Freytag, Leipzig 1913. B3.
. Stutzer, Dr. A., Düngerlehre. 12. Auflage. Hugo Voigt, Leipzig 1912. A7.
. Voß, Andreas, Die Grundzüge einer praktischen Wettervorhersage.
Selbstverlag 1913. A8.
Voß, Andreas, Richtige Betonung der botanischen Pflanzennamen.
2. Auflage. Selbstverlag 1913. A 10.
Wilser, Dr. E, Rassen und Völker. Th. Thomas, Leipzig 1912. A 10,
Original-Abhandlungen
und Vorträge.
“* ö f ar 00
*(sEZ 'S II 1P]3u7 'P) "Aneag "ed (PIIM) Suapuess
eIsEIIN) AONapy uaumuejS uap uy "W'P'n 11 069 'eI “epuoyw uOIssıW I9q nındny pnS ur (pfemuasay) peman) "I IPJeL
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N
Urwald und Kulturwald.
Von Professor Dr. Neger, Tharandt.
(Festvortrag anläßlich der 87. Jahresfeier gehalten.)
I.
er die Dresdner Gartenbau-Ausstellung 1907 gesehen hat,
wird sich vielleicht noch des wohlgelungenen Tableaus
erinnern, welches den tropischen Urwald darstellen sollte.
Der Schöpfer dieser Vegetationsgruppe hat es verstanden,
auf dem kleinen Raum eines Ausstellungssaales eine Anzahl
jener Züge zu vereinigen, welche nach landläufiger Vorstellung
das Wesen des tropischen Urwalds kennzeichnen.
Es ist wohl nicht überflüssig, wenn wir zunächst einmal
die Frage aufwerfen, welche Momente sind es, die der Vege-
tation des tropischen Urwalds ihren Stempel aufdrücken.
Wir lassen hier am besten den Altmeister der Pflanzen-
geographie, Alexander von Humboldt, zum Wort kommen,
jenen Mann, der zu einer Zeit, als das Reisen noch nicht so
bequem war wie heutzutage, einen großen Teil der Erde mit
eigenen Augen gesehen hat, und zwar mit den Augen des
Forschers, der tief in das Wesen der Dinge eindringt und das
Charakteristische, das Wesentliche herauszuschälen versteht.
Humboldt sagt in seinem Buch „Ansichten der Natur“,
und zwar in dem Aufsatz, in welchem er das „nächtliche
Tierleben im Urwald“ mit plastischer Naturtreue schildert,
folgendes:
„Die unermeßliche Waldgegend, welche in der heißen Zone
von Südamerika die miteinander verbundenen Stromgebiete des
Orinoko und Amazonas füllt, verdient im strengsten Sinn des
Wortes den Namen „Urwald“, mit welchem in neuerer Zeit
so viel Mißbrauch getrieben wird. -Urwald, Urvolk und Urzeit
sind ziemlich unbestimmte Begriffe, meist nur relativen Ge-
haltes. Soll jeder wilde Forst voll dichten Baumwuchses, an
u y
den der Mensch nicht die zerstörende Hand gelegt hat, ein
Urwald heißen, so ist die Erscheinung vielen Teilen der ge-
mäßigten und kalten Zone eigen; liegt aber der Charakter in
der Undurchdringlichkeit, in der Unmöglichkeit, sich in langen
Strecken zwischen Bäumen von 2—4 m Durchmesser mit
der Axt einen Weg zu bahnen, so gehört der Urwald aus-
schließlich der Tropengegend an. Auch sind es keineswegs
immer die strickförmigen, rankenden, kletternden Schlingpflanzen,
welche, wie man in Europa fabelt, die Undurchdringlichkeit
verursachen. Die Lianen bilden oft nur eine sehr kleine Masse
des Unterholzes. Das Haupthindernis sind die allen Zwischen-
raum füllenden, strauchartigen Gewächse, in einer Zone, wo
alles, was den Boden bedeckt, holzartig wird.“
Als ureigener Zug jedes echten Urwaldes kann also die
unbegrenzte Raumausfüllung angesehen werden. Junghuhn,
der ausgezeichnete Schilderer malayischer Tropennatur, geht
soweit, zu behaupten: der tropische Wald habe eine Art
„Horror vacui“, einen Abscheu vor dem leeren Raum, d.h.
die Raumerfüllung gehe soweit, daß fast kein Raumteilchen
ungenützt bleibe. |
Eine derartige Raumausnützung ist aber nur da möglich,
wo der wichtigste Lebensfaktor, das Wasser, jederzeit in weitest-
gehendem Maß zur Verfügung steht. In der Tat lehrt uns ein
Blick auf die Vegetationskarte der Erde, daß die mächtigsten
Waldgebiete innerhalb der Tropenzone sich da ausbreiten, wo
die Menge der Niederschläge am größten und über das ganze
Jahr verteilt ist. Es sind dies in Amerika die Hylaea, jenes
ungeheure Waldland, von dem oben im Humboldtschen Zitat
die Rede war, in Afrika die Goldküste, Kamerun und ein Teil
des Stromgebietes des Kongo, sowie daran anschließend die
Umgebung des Viktoria Nyansa und endlich ein schmaler
Küstenstreifen in Ostafrika südlich des Äquator. In Asien ganz
Malayisch-Indien, Teile von Ostindien, Philippinen und Neu-
guinea. Die Regenhöhe beträgt in den genannten Gebieten
unter Umständen bis zu 10 m und mehr. Kleinere Zentren so
massiger Vegetationsentwicklung, daß richtige Urwälder zu-
standekommen, finden wir außerdem an vielen Stellen inner-
halb der Wendekreise, z. B. in Zentralamerika an der dem
mexikanischen Golf zugewendeten Seite, in Ceylon, im nörd-
lichen Australien usw.
Fa ae
Nur in wenigen Teilen der gemäßigten Zone erreichen die
Niederschläge eine derartige, das ganze Jahr hindurch andauernde
Gleichförmigkeit, daß Verhältnisse entstehen, welche an die
tropischen Regenwälder erinnern. Solche bevorzugte Gebiete
sind z. B. Neuseeland, Tasmania, sowie das westliche Pata-
gonien, wo die Dünste, welche dem riesigen Wasserbecken
des stillen Ozeans entsteigen, sich an dem Westabhang der
Cordillera de los Andes niederschlagen.
In vielen Teilen Europas und überhaupt der nördlich ge-
mäßigten Zone erreichen zwar die Niederschläge stellenweise
recht ansehnliche Werte, aber sie fallen vorwiegend nur in der
einen Hälfte des Jahres. Im Winter ist die Pflanzenwelt durch
die vegetationsfeindliche Kälte zur Ruhe verurteilt, selbst wenn
es an Wasser nicht fehlt, und ein großer Teil unserer tempe-
rierten Flora, nämlich alle krautartigen Gewächse, verschwinden
in dieser Zeit von der Oberfläche oder ziehen sich, soweit sie
ausdauern, in den warmen Schoß der Erde zurück. Dies ist
einer der Gründe, warum in den Wäldern der gemäßigten Zone
jene weitgehende Raumausfüllung nie oder fast nie zustande-
kommt, welche das Hauptmerkmal jedes echten Urwaldes ist.
Lassen Sie mich nun, meine Damen und Herren, ver-
suchen, Ihnen eine Schilderung des tropischen Urwaldes zu
geben und gleichzeitig damit auseinanderzusetzen, in welcher
Weise und mit welchen Mitteln es die tropische Regen wald-
vegetation verstanden hat, sich den Raum so bis zum äußersten
dienstbar zu machen.
Es ist allerdings gleich schwer, die Fülle der Erscheinungen,
welche den Beschauer fesseln, in Worten zur Darstellung zu
bringen, wie sie bildlich festzuhalten.
Bringen das aller Perspektive hohnsprechende Durch-
einander einer Unmenge von dicht verworrenen Pflanzen-
individuen und die blitzenden Glanzlichter, welche von den
lederartigen, stark spiegelnden Blättern reflektiert werden, den
Photographen zur Verzweiflung, so sieht sich der mit Worten
malende Naturbeobachter außerstande, auch nur einigermaßen
ein treffendes Bild des Geschauten zu entwerfen. Wie arm-
selig muß sich der Botaniker gleich gar vorkommen, wenn er
nichts weiter erreicht als den verworrenen und doch so ein-
heitlich aufgebauten Waldorganismus in eine mehr oder
weniger große Anzahl von Arten zu analysieren.
I A Re
Die Unzulänglichkeit der Sprache hat wohl jeder schon
empfunden, der ein Bild einer anmutigen und formenreichen
Pflanzenidylle zu entwerfen sucht.
Viel besser versteht es der über eine kühne Phantasie
und eine farbenprächtige Darstellungsweise verfügende Dichter
dieser Aufgabe gerecht zu werden, wobei er freilich vor ge-
wagten Wortbildungen nicht zurückschrecken darf*). Rückert
hat in einem seiner Werke: „Nal und Damajanti“ versucht, die
verwirrende Mannigfaltigkeit des indischen Urwalds zu schil-
dern; er beschreibt, wie sich die verlassene Gattin des
Nischaderfürsten im Urwald verirrt:
Und gelangte nun tiefer hinein,
In die einsamen Waldwüstenei’n,
Die von Lüftezug durchklungenen,
Von Grillenheeren durchsungenen,
Wo Baumstrauchgebüsche sich dichteten,
Planzen-Kräuter-Gewächse sich schichteten,
Laubastgezweige rankten
Und dunkle Schatten wankten.
Vielleicht kann das, was die Sprache versagt, die bildliche
Darstellung in Lichtbildern, die ich später vorführen werde,
teilweise ersetzen.
Fragen wir uns nun, auf welche Weise kommt jene ver-
worrene Pflanzenwildnis zustande, in welcher die Unordnung
zu herrschen scheint und in Wirklichkeit der harmonische
Ausgleich aller beteiligten Organismen auf ein gemeinsames
Ziel hinarbeite. Es sind wohl hauptsächlich drei Momente,
welchen der tropische Regenwald seine Eigenart verdankt:
Die unbeschreibliche Mannigfaltigkeit der Arten, das fast voll-
kommene Fehlen krautartiger Gewächse und der große Reich-
tum an Lianen und Epiphyten.
In unserer kühl gemäßigten Zone ist der Wald der Auen,
der Flußniederungen am artenreichsten. Immerhin setzt er
sich — im günstigsten Falle — aus 8—10 Baumarten und
einer Anzahl Straucharten zusammen. Viel artenärmer ist der
Bergwald. So finden wir in der Montanregion unserer deut-
schen Mittelgebirge als herrschende Arten: Fichte, Tanne,
Buche, Bergahorn, daneben — namentlich in tieferen Lagen —
Kiefer, Hainbuche, Spitzahorn, sowie untergeordnet die Birke,
*) Vgl. Haberlandt, Botanische Tropenreise.
ar YA ee
Eberesche, Aspe, Baumweiden und einige Sträucher. Wie
ganz anders ist das Bild, welches uns der tropische — ins-
besondere der Regenwald — bietet. Eine kurze Wanderung
auf einem schmalen Urwaldpfad macht uns mit einer ver-
wirrenden Fülle von Baumarten bekannt. Diesen Zug der
unerschöpflichen Artenfülle hat schon Humboldt als charak-
teristisch für den tropischen Regenwald erkannt, wenn er
sagt: Eine Unzahl von Familien drängt sich hier zusammen.
Selbst in kleinen Räumen gesellt sich kaum gleiches zu
gleichem. Mit jedem Tage, bei jedem Wechsel des Aufent-
halts bieten sich dem Reisenden neue Gestaltungen dar.
Dieser große Artreichtum hat eine Erscheinung im Ge-
folge, welche den an europäische Vegetationsbilder gewohnten
Beobachter zunächst unangenehm oder wenigstens fremdartig
berührt, nämlich die bis zur Bizarrheit sich steigernde Un-
ruhe des Waldbildes, die in auffallendem Gegensatz steht zu
der vornehmen harmonischen Ruhe eines Fichten- oder Buchen-
bestandes, in welchem gewissermaßen das Schema eines oder
weniger Bäume den Grundton der Waldsymphonie angibt.
Dazu kommt, daß die Vegetation des tropischen Regenwaldes
weniger durch die Einflüsse der Jahreszeiten eingeengt und
auf einen bestimmten Entwicklungsmodus zugeschnitten ist
wie in der gemäßigten Zone, sondern sich ungehemmt ent-
falten kann, jede Art den ihr innewohnenden Gestaltungs-
trieben freien Lauf lassen kann und so ein weit wechsel-
volleres Bild zustande kommt.
Was uns an unseren einheimischen Wäldern so wohl-
tuend anmutet, die Einfachheit der Formen und die Ruhe im
Bauprinzip des einzelnen Individuums ist also nichts Ur-
sprüngliches, sondern das Resultat eines in Resignation aus-
klingenden Kampfes gegen die unerbittlichen Faktoren unseres
rauhen und vegetationsfeindlichen Klimas, denen sich alle
Arten ausnahmslos unterworfen haben. Unbegrenzte Freiheit
und Vielgestaltigkeit herrscht dagegen im tropischen Regenwald.
Ein zweites wesentliches Merkmal jedes echten Urwaldes
ist das Vorherrschen der Holzgewächse.
Wer nur die Flora der gemäßigten Zone kennt, wird
leicht geneigt sein, die krautartige Pflanze als Idealpflanze an-
zusehen und in den verholzenden Gewächsen — Bäumen und
Sträuchern — nur Ausnahmen von der Regel zu erblicken.
Eur Dr
So dachte sich auch Goethe die Urpflanze als ein krautiges
Gewächs. Diese Vorstellung ist einseitig und daher un-
berechtigt. Wir müssen uns daran erinnern, daß die Glieder
unserer einheimischen Flora, wie oben ausgeführt wurde, in
allem und jedem den Stempel der klimatischen Verhältnisse,
unter denen sie entstanden sind, an der Stirne tragen. Man
könnte sie vergleichen mit einem Baum, den der Gärtner zu
einem absonderlichen Gebilde zugestutzt hat. Dieser Gärtner
ist das Klima mit all seinen Unbilden und Launen.
Wollen wir Idealpflanzen kennen lernen, so müssen wir
uns in ein Klima verfügen, in welchem jahraus jahrein an-
nähernd gleiche Verhältnisse in bezug auf Licht, Wärme und
Feuchtigkeit herrschen. Solche Gebiete sind eben die nieder-
schlagsreichen Äquatorialgegenden und die Bestandteile der
tropischen Regenwälder können daher als Idealpflanzen gelten.
Was für die meisten Gewächse unserer Zone Veranlassung
war, krautartig zu bleiben, die erzwungene Vegetationsruhe,
in welcher alle oberirdischen Teile der winterlichen Kälte und
Trockenheit geopfert werden, das gibt es im Regenwald nicht,
und das Bedürfnis zur ausschließlich krautigen Entwicklung
fiel somit weg. Alles oder fast alles kann verholzen und aus-
dauernd werden, die Größe eines Strauches oder Baumes er-
reichen und an der Raumausfüllung mitarbeiten. Und in der
Tat ist der tropische Regenwald arm an einjährigen Kräutern
und perennierenden Stauden. Die Holzgewächse haben weit-
aus das Übergewicht.
Wenn auch die Bedeutung der Schlingpflanzen für die
Physiognomie des tropischen Waldes — wie Humboldt
hervorhebt — häufig überschätzt wird, so läßt sich doch nicht
leugnen, daß Lianen — zusammen mit Epiphyten — ihre
Hauptheimstätte im Regenwald haben.
Unter den Lebensfaktoren der vegetabilischen Welt ist das
Licht eines der wichtigsten und in jeder Pflanzengenossen-
schaft, an welcher eine größere Anzahl von Individuen be-
teiligt sind, herrscht ein wahrer Wettlauf um das Licht.
Ist es doch die Quelle jener Energie, welche unerläßlich
ist für das Endziel alles Pflanzenlebens, die Assimilation, d. h.
die Bildung von Stärke aus Kohlensäure und Wasser, ein
Vorgang, von dem in letzter Instanz alles organische Leben
abhängt.
Be
Immer das zum Leben nötige Maß von Licht zu erlangen,
ist ein Problem, zu dessen Lösung die Pflanzenwelt aller
Zonen höchst merkwürdige Wege einschlägt. Wollen wir,
um nur einige Fälle zu betrachten, auch hier wieder die Ver-
hältnisse des tropischen Regenwaldes und des Laubwaldes
der gemäßigten Zone einander gegenüberstellen.
Der Buchen- oder Eichenwald unserer Zone verliert in
der Zeit der Vegetationsruhe sein Laub und steht dann
mehrere Monate, bis in den Frühling hinein kahl, um sich
erst verhältnismäßig spät wieder zu belauben. Diese Zeit des
stärksten Lichtausfalles in dem winterkahlen Laubwald macht
sich die Bodenflora zunutze, um in aller Eile zu blühen und
zu fruchten, und dann — wenn die Belaubung erfolgt ist — sich
wieder in den Boden zurückzuziehen.
Auch die meisten Tropenbäume verlieren von Zeit zu Zeit
ihr Laub; allein diese Vorgänge spielen sich in außerordentlich
regelloser, man möchte fast sagen, planloser Weise ab. Wir
können kurz sagen, jede Art geht hierin ihre eigenen Wege.
Das Kommandowort des Klimas, das alle Arten zu gleich:
zeitiger Entlaubung zwingt, fehlt hier vollkommen; und so
kommt es, daß im tropischen Regenwald ein gleichzeitiger
vollkommener Laubfall niemals stattfindet. Damit fällt aber
auch jener Vorteil des zeitweise stärkeren Lichteinfalls, den
sich die Bodenflora des Buchen- oder Eichenwaldes zunutze
machen konnte, weg. Im tropischen Regenwald herrscht jahr-
aus jahrein im Schatten der meist großblättrigen Bäume ein
trübes Dämmerlicht, das höchstens für äußerst anspruchslose
Schattenpflanzen ausreicht. Nun huldigen aber nicht alle dem
an sich löblichen Grundsatz:
Darum lob’ ieh mir niedrig zu stehen,
Mich verbergend in meiner Schwäche.
Sehr viele Pflanzen sind Streber, die hinter den führenden
Bäumen in bezug auf die Lichtansprüche nicht zurückstehen,
sondern es ihnen gleichtun wollen.
Die Sehnsucht nach dem Licht, das berechtigte Streben,
einen Platz an der Sonne zu erobern, hat jene merkwürdigen
Pflanzentypen erzeugt, welche wir als Lianen und Epiphyten
bezeichnen.
Lianen sind Holzgewächse, welche im Boden wurzeln
und zur lichten Höhe der Baumkronen emporklettern, wobei
age
sie sich anderer Gewächse als Stützen bedienen. In unserer
einheimischen Flora sind die meisten Kletterpflanzen kraut-
artig, weshalb dieselben niemals große Dimensionen erreichen.
Nur der Auwald bietet durch die in ihm herrschenden be-
sonders günstigen Lebensbedingungen einigermaßen ähnliche
Verhältnisse, und im Auwald kommen auch die wenigen
Lianen unserer Zone vor, zZ. B. Lonicera periclymenum. (Eine
Liane, welche zwar aus Nordamerika stammt, aber auch bei
uns im Freien gut gedeiht und uns eine Vorstellung von der
Eigenart dieser ökologischen Pflanzenform geben kann, ist die
bekannte Celastrus scandens.)
Die gewaltigsten Lianen der Tropenzone sind die so-
genannten Rotangpalmen, die wie riesige Schlangen bald eine
Strecke am Boden fortkriechen, bald in mächtigen Windungen
durch das Geäst der Bäume emporsteigen, auf benachbarte
Kronen übergreifen und dabei die ungeheure Länge von 200
bis 300 m erreichen, also die höchsten Bäume der Erde, die
australischen Encalypten, übertreffen.
Epiphyten verschmähen es, den weiten Weg vom Boden
zum Kronendach zurückzulegen; sie siedeln sich gleich in
mehr oder weniger lufliger Höhe an und gelangen so leichter
und schneller zum vollen Lichtgenuß, müssen dabei allerdings
— noch mehr als die Lianen — die große Schwierigkeit der
Wasserversorgung mit in Kauf nehmen. Die einzige Wasser-
quelle sind für sie die atmosphärischen Niederschläge, und
wenn diese einmal längere Zeit aussetzen, so kommen die
meisten Epiphyten in eine sehr prekäre Lage.
Aus alledem geht hervor, daß Lianen und Epiphyten ihre
eigentliche Heimstätte im Regenwald haben, wo die Luft an-
dauernd mit Feuchtigkeit gesättigt ist und die Niederschläge
mit einer nie unterbrochenen Regelmäßigkeit fallen.
Nur sehr austrocknungsfähige Pflanzen, wie gewisse
Flechten und Moose, können auch unter weniger günstigen
Wasserversorgungsverhältnissen als Epiphyten ihr Leben ab-
spinnen. Ich erinnere an die vielen baumbewolhnenden
Flechten, sowie an gewisse, an Baumzweigen rundliche Polster
bildende Moose unserer Wälder. Andererseits kann ich mir
nicht versagen, darauf hinzuweisen, daß gerade in der Nähe
von Dresden, in den Tälern der sächsischen Schweiz, hier
und da Erscheinungen beobachtet werden können, welche
Se ee
sehr an die des tropischen Regenwaldes erinnern. Im Polenz-
tal, in der Edmundsklamm und anderwärts kommt es vor, daß
Bäume, welche sich mit ihrem Stamme über das Niveau des
Talwassers neigen, über und über mit Epiphyten bewachsen
sind und unter diesem fehlen sogar die Gefäßpflanzen nicht
ganz; so fand ich oft, daß das Engelsüß — Polypodium vul-
gare —, zuweilen auch der Sauerklee in der luftigen Höhe ein
recht behagliches Dasein führe. Natürlich ist es die hohe
Luftfeuchtigkeit dieser Täler, welche jene Erscheinung er-
möglicht.
Ungleich formenreicher ist die Epiphytenflora des tro-
pischen Regenwaldes, und zwar besteht dieselbe nicht nur
aus Algen und Moosen, sondern auch aus zahlreichen Farnen
und Blütenpflanzen.
Die meisten derselben verstehen es in ausgezeichneter
Weise, der drohenden Wassernot vorzubeugen, indem sie ent-
weder größere Mengen von Wasser speichern oder mit der
Abgabe derselben sehr geizig sind. Die merkwürdigsten Er-
scheinungen sind in dieser Hinsicht die sogenannten Cisternen-
epiphyten — gewisse Farne und Tillandsien — deren Blätter
sich zu mächtigen Trichtern zusammenschließen, in welchen
eine Anhäufung von Niederschlagswasser, Staub und or-
ganischen Abfällen erfolgt. Die Wurzeln haben bei vielen
dieser Pflanzen eine Arbeitsteilung erfahren, in dem nur ein
Teil derselben noch als Haftorgan tätig ist, während die
übrigen in jene künstlichen Humusansammlungen hinein-
wachsen und dieselben aussaugen. Daß diese Cisternen-
epiphyten mit ihrer absonderlichen Art der Ernährung nicht
schlecht fahren, geht aus der gewaltigen Größe, die manche
von ihnen erreichen, hervor. Ich erinnere nur an das in Ge-
wächshäusern häufig kultivierte Asplenium nidus, das, wenn
es bei Topfkultur die gleichen Dimensionen erreichen soll,
wie in der Natur, gut gedüngt werden muß.
Noch abenteuerlicher ist die Organisation der Tillandsia
usneoides und anderer ähnlicher Arten. Dieselben hängen in
Form langer silbergrauer Strähnen von den Zweigen der Bäume
herab und erinnern in ihrer äußeren Erscheinung sehr an die
Bartflechte unserer Wälder, Usnea barbata.
Diese Tillandsien entbehren vollkommen der Wurzeln.
Die Wasser- und Nährsalzaufnahme erfolgt hier durch eigen-
Is.0:
tümlich gebaute Schuppenhaare, mit Hilfe deren bald Regen-
tropfen, bald Nebelbläschen und darin gelöste Staubteilchen
absorbiert werden.
Von diesen merkwürdigen Gewächsen kann in des Wortes
verwegenster Bedeutung behauptet werden, „sie leben von
der Luft“, denn sie haben sich vollkommen vom Boden emanzi-
piert und sind dadurch mehr als irgend andere Pflanzen in
der Lage, den Raum auszufüllen.
Noch einige weitere Eigentümlichkeiten können als Folge
der überaus günstigen Wachstumsbedingungen angesehen
werden. Unbedenklich darf behauptet werden, daß die Blätter-
last vieler tropischer Waldbäume außerordentlich viel größer
ist als diejenige selbst der laubreichsten unserer gemäßigten
Zone. Es werden daher an die Festigkeit von Stamm und
Ästen sehr hohe Anforderungen gestellt, und um dieser
Forderung gerecht zu werden, sind viele Bäume des Regen-
walds mit einem wahren Stelzenapparat versehen. Bald ent-
springen — wie bei Ficus bengalensis — aus den Ästen
des breit ausladenden Baumes zahllose Luftwurzeln, welche
auf dem kürzesten Weg, d. h. genau vertikal dem Boden zu-
wachsen, und wenn sie ihn erreicht haben, wie Stämme selb-
ständig in die Dicke wachsen, so daß die Baumkrone schließ-
lich durch einen wahren Wald von Säulen getragen wird,
bald wieder ist der Stammanlauf von leistenförmigen Gebilden
umgeben, welche wie riesige Schlangen am Boden verlaufen
und die Stammbasis ins Ungeheure vergrößern.
Man bezeichnet diese Leisten als Brettwurzeln; sie sind
bei manchen Bäumen, z. B. Ficusarten, so mächtig ent-
wickelt und so gleichförmig dick gestaltet, daß sie von den
Eingeborenen direkt als Bretter verwendet werden können. —
Jedes Ding hat seine zwei Seiten. Die treibhausartige Luft-
feuchtigkeit, welche im Regenwald herrscht, und welche so
manche Erscheinungen ermöglicht, die dem temperierten Wald
fehlen, hat auch ernste Gefahren im Gefolge. Die durch
Regengüsse benetzten Blätter verlieren nur sehr schwer ihr
Wasser, weil die Verdunstung in dem mit Feuchtigkeit ge-
sättigten Luftraum außerordentlich verzögert ist. Dann siedeln
sich auf den dauernd benetzten Blättern eine Menge niedriger
Pflanzen, wie Flechten, Algen und Moose an; wir können
geradezu von einer „Epiphytenflora“ sprechen. Um die
TE 3
Trockenlegung der Blätter zu befördern, besitzen viele Bäume
des Regenwaldes sinnreiche, an Dachrinnen erinnernde Ver-
längerungen der Blattspreite — man bezeichnet sie allgemein
als „Träufelspitzen“. Ihre Länge beträgt zuweilen 10—12 mm
und mehr.
Ehe wir uns anderen Dingen zuwenden, möchte ich nur
noch kurz versuchen, Ihnen den Eindruck zu schildern, welchen
ein echter Urwald auf den Beschauer, der ihn zum erstenmal
betritt, ausübt.
Ich habe dabei das über alles majestätische Bild des
südchilenischen Urwaldes vor Augen, der zwar nicht mehr
innerhalb der Tropenzone gelegen, doch fast alle Züge des
Tropenwaldes in reinster Form aufweist, dank der außer-
ordentlichen Menge von Niederschlägen, die hier jahraus jahr-
ein fallen.
Nähert man sich dem Urwald aus den steppenartigen
Niederungen des Längstales zwischen Haupt- und Küsten-
kordilleren, so erscheint er wie eine riesige schwarze Mauer,
welche in einer merkwürdig reinen, geraden Linie den Hori-
zont begrenzt, und nur von den schneebedeckten rauchenden
Vulkangipfeln der Cordillera de los Andes überragt wird. Dabei
heben sich die bleichen, meist borkefreien Stämme der Urwald-
bäume plastisch von dem düsteren Dunkel des Waldesinneren
ab, eine Erscheinung, welche auch vielen anderen Urwäldern
eigen ist.
Hat uns dann der Urwald in seinen Schoß aufgenommen,
so können wir viele Tagereisen weit vordringen, ehe es wieder
einmal gelingt, einen freien Blick über das endlos wogende
Waldmeer bis zu den dahinterliegenden Hochgebirgsgipfeln
zu gewinnen. Auf dem schmalen Pfad, der sich durch die
Waldwildnis hindurchwindet, können wir nun alle jene zaube-
rischen Bilder, die oben geschildert wurden, beobachten, eine
unermeßliche Fülle von Pflanzenarten, als ob wir durch einen
von kundiger Hand zusammengestellten und reich ausgestatteten
Garten gingen, nur daß alles in wildem Durcheinander jeden
freien Fleck ausnützt, die schwebenden Gärten zierlicher Epi-
phyten und die bald bindfadendünnen, bald armdicken Seile
der Lianen, welche vom Boden bis zum Laubdach reichen,
oder sich von Krone zu Krone winden. Im Schatten dieser
Waldwildnis herrscht ein mildes geheimnisvolles Dämmerlicht,
ae
während auf das Kronendach die Subirppiscies Sonne ihre
volle Glut ergießt.
Und über dem Ganzen liegt ein Hauch des Unberührten,
Unentweihten, was so schön in dem Wort zur Geltung kommt,
welches der Spanier für den Urwald gebraucht: Monte virjen —
Jungfräulicher Wald.
Immer, wenn ich diese südchilenischen Waldwildnisse be-
trat, und ich habe mich in ihnen zeitweise wochen- und monate-
lang aufgehalten, kamen mir die Verse in den Sinn, mit welchem
Longfellow den kalifornischen Wald schildert:
Dies ist des Urwalds Pracht!
Die wispernden Tannen und Buchen.
Moosigen Barts, im Kleid, das grün und verschwommen im Zwielicht,
Stehen Druiden sie gleich mit düster prophetischen Stimmen,
Stehen wie Harfner sie grau, mit Barten über die Brust hin.
Laut aus dem Abgrund rauschet die wilde See in der Nähe
Und im Echo verhallt des Waldes Jammer und Klage.
Dies ist des Urwalds Pracht!
Auf den Naturbeobachter macht diese gewaltige Produktion
von Lebewesen, wie sie gerade nur der Urwald fertig bringt,
tiefen Eindruck, er ist hingerissen von der Schönheit der
Formen, der Zierlichkeit der Einzelerscheinungen, und freund-
lich mutet ihn auch an die Stimme des Waldes, die bald einem
geheimnisvollen Flüstern, bald einem feierlichen Orgelton, bald
wieder, wenn der Sturm über die Baumwipfel dahinjagt, einem
mächtig erbrausenden Choral gleicht.
Aber feindlich, unerbittlich feindlich erscheint der Urwald
dem, der in ihm richtungslos umherirrt, der sich stundenlang
durch das undurchdringliche Dickicht des Unterholzes hin-
durcharbeiten muß, ehe es ihm gelingt, eine Lichtung zu er-
reichen, die ihm schließlich doch keine Hilfe bringen kann, der
durch die Masse des Unterholzes, durch umgestürzte und
vermodernde Baumstämme, durch das Netzwerk der Lianen
hundertmal gezwungen ist, die einmal eingeschlagene Weg-
richtung zu ändern und schließlich — wenn er die Ruhe der
Überlegung verloren hat — ziel- und planlos vorwärts hastet,
um vielleicht auf die von ihm selbst hinterlassenen Pfadspuren
zu stoßen.
Wohl dem, der den Urwald nicht von dieser Seite kennen
lernt. Er kann es leicht mit dem Leben büßen.
ee
Ich erinnere mich noch lebhaft der wohlmeinenden War-
nung, die mir ein Gastfreund in Südamerika mit auf den
Weg gab:*)
„Wenn ich Euch einen Rat geben darf, Senor, so hütet
Euch vor dem Urwald. Das ist kein Spazierengehen wie in
Euren Gehölzen in Deutschland, wo man nur eine Stunde oder
zwei fortzugehen braucht, um zu Häusern und zu Menschen
zu kommen. Bei uns ist schon mancher, der in den Wald
ging, nicht mehr zurückgekehrt. Versteht mich recht, Senior,
er ist nicht von Raubtieren überfallen oder von Indianern er-
schlagen worden. Er hat sich nur verirrt im Wald, der schlimmer
ist als die Wüste und man hat hier und da einen gefunden am
Boden liegend, kraftlos zusammengebrochen und verhungert.“
Wenn es auch nur gerade die regenreichsten Gebiete der
Erde sind, in welchen uns die eben geschilderten Züge des
Urwaldes in reinster Form und höchster Ausbildung entgegen-
treten, so kann nicht geleugnet werden, daß auch in der ge-
mäßigten und sogar in einem Teil der kalten Zone Waldungen
vorkommen, welche in bezug auf Unwirtlichkeit und Unberührt-
heit recht gut mit dem tropischen Regenwald konkurrieren
können. Aber entsprechend der geringeren Gunst des Klimas
werden wir uns vergeblich nach jener für den Tropenwald
charakteristischen unbegrenzten Raumausfüllung umsehen.
Man spricht mit Recht von den Urwäldern des nördlichen
Schweden und rühmt ihre ungeheuere Ausdehnung und ihre
Wildheit, bekannt sind die unermeßlichen Wälder des Cana-
dischen Nordamerika, die fast unbewohnten Waldwildnisse der
Magellanländer, ja sogar das waldarme Mittelmeergebiet hat
in den entlegensten und unwirtlichen Gebirgshöhen richtige
Urwälder, freilich von beschränkter Ausdehnung. Einige der-
selben kann ich Ihnen später in Lichtbildern vorführen. Etwas
näher möchte ich nur noch auf die sogenannten Urwälder
Mitteleuropas eingehen, wie sie sich allerdings nur noch in
schwer zugänglichen Gegenden unserer Gebirge finden, z. B. in
den Alpen, Karpathen, im Schwarzwald und anderwärts. Eines
*) In ähnlicher Weise läßt W. Jensen in seinem Roman „Unter
heißerer Sonne“ den venezolanischen Hacendado Don Amedeo zu seinem
nordischen Gastfreund sprechen. Ich gebrauche im folgenden die Jensen-
schen Worte, welche die feindselige Natur des Urwaldes so treffend schildern.
ee
der bekanntesten Beispiele ist der sogenannte Kubany im Böhmer-
wald. Es ist dies eine Art Reservation, in welcher der Mit-
und Nachwelt vor Augen geführt werden soll, wie das mittel-
europäische Waldbild höchstwahrscheinlich in einer fernen
Vergangenheit — als ganz Germanien (nach Angabe der
römischen Geschichtsschreiber) von Urwäldern bedeckt war —
ausgesehen hat.
Der Kubanywald befindet sich im Besitz des Fürsten
Schwarzenberg in Böhmen, nach dessen Anordnung auf einer
ca. 40 ha großen Waldfläche keinerlei forsttechnische Eingriffe
erfolgen. Die Bäume sterben eines natürlichen Todes, ihre
Leichen werden nicht verarbeitet, nicht einmal weggeräumt, sie
vermodern da, wo sie gefallen sind, so daß ein wahres Chaos
von umgestürzten Baumriesen, Unterholz und noch stehenden
Jahrhunderte alten Bäumen sich bildet. Viele der verendeten
Bäume bleiben aber auch noch jahre- und jahrzehntelang
stehen, sie verlieren ihre Rinde und bleichen unter dem Einfluß
von Sonne und Regen. Dies sind die sogenannten „Rannen“,
eine charakteristische Erscheinung des Urwaldes der gemäßigten
Zone, in welcher die Zersetzung vegetabilischer Reste viel lang-
samer erfolgt als in der heißen.
Aber der Urwald von Kubany ist nicht das, was er sein
sollte, er ist ein Bild des Todes und nicht — wie jeder andere
echte Urwald — ein Bild von stetig sich verjüngendem Leben.
Dies hat im folgenden seinen Grund. Die Mehrzahl der an
den Kubany grenzenden und forstlich bewirtschafteten Wald-
bestände sind eingezäunt, um das Wild fern zu halten. Die
Folge davon ist, daß der nicht eingezäunte Kubany von allerlei
Wild reichlich heimgesucht wird und diesem fällt die spärlich
vorhandene natürliche Verjüngung zum Opfer. Was früher,
noch vor etwa 50 Jahren, im Kubany allgemein beobachtet
wurde, daß sich auf einem umgestürzten und vermodernden
Baumriesen hunderte, ja vielleicht tausende von jungen Tannen
und Fichten ansiedeln und so natürliche Alleen entstehen,
davon ist jetzt nichts mehr zu sehen. Der Kubanywald geht
seinem Ende entgegen, wenn nicht bald die zerstörende Tätig-
keit des Wildes durch Einzäunung ausgeschaltet wird. Viel-
leicht ist es schon jetzt zu spät, denn die meisten der noch
stehenden Bäume haben das Alter der Samentragfähigkeit
bereits überschritten.
ERBE DH
ll.
Es ist — man möchte fast sagen leider — eine allgemeine
Regel geworden, daß alles, was die Erde an ihrer Oberfläche
trägt, was sie in ihrem Schoß birgt, dem nimmersatten
Menschen zum Opfer fällt. Der uns jetzt unerschöpflich er-
scheinenden Urwälder der Tropenzone harrt das gleiche
Schicksal. Früher oder später werden sie der Axt des Baum-
fällers weichen. Unter unseren deutschen Schutzgebieten ist
Kamerun die Waldkolonie par excellence. Ungeheure Werte
von Holz fließen von dort dem Welthandel zu, und unbarm-
herzig wird alles dem Boden gleich gemacht; aber die ewig
sich verjüngende Natur läßt sich nicht meistern, sehr bald
bedeckt neuer Wald die Kahlschlagfläche. Dieser zuerst ent-
stehende Wald ist allerdings von anderen — weniger Feuchtig-
keit bedürftigen — Bäumen gebildet als der einstige Urwald;
man bezeichnet ihn deshalb auch allgemein als „Sekundärwald“.
Der Verlauf ist in der Regel folgender: Die Eingeborenen
roden den Urwald, benutzen den Boden landwirtschaftlich
und überlassen ihn dann sich selbst. Auf dem Brachland
siedeln sich dann raschwüchsige Bäume an, wie Musanga
Smithii — ein Schirmbaum mit breiter Krone —, Baumwollbäume
und andere, und Lianen wachsen mit und zwischen den
Bäumen empor. Es entsteht so ein dichter, schwer zu
passierender Buschwald, den einzelne Riesenbäume überragen,
die Vorboten des wiederkehrenden Urwalds.
In ähnlicher Weise spielt sich der Kreislauf zwischen
Urwald und Sekundärwald anderwärts ab. Ein spezieller
Fall, den ich selbst in Chile zu beobachten Gelegenheit hatte,
gibt uns gleichzeitig eine Vorstellung davon, welche Zeit-
räume nötig sind, damit der Urwald in seiner ganzen Pracht
und Herrlichkeit wiederkehrt, wenn er einmal von der Erde
verschwunden war.
Im Jahre 1600 war eine reiche Stadt der spanischen Er-
oberer — Villarica — am Ufer des gleichnamigen Sees und
am Fuß des gleichnamigen Vulkans von den kriegerischen
Araukanern dem Boden gleichgemacht worden. Von diesem
Jahr an bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts hat
jene Stadt in Ruinen gelegen und kein Weißer mehr den blut-
getränkten Boden betreten. Als dann im Jahre 1890 die
Chilenen den letzten Vorstoß gegen die entarteten Söhne der
re
ehemals unüberwindlichen Araukaner unternahmen, fanden sie
die Ruinen der Stadt mit Bosque virjen — mit jungfräulichem
Wald — bedeckt. Immerhin waren die Straßenzüge und die
Grundmauern einzelner Gebäude noch zu erkennen. Gewisse
Erscheinungen ließen darauf schließen, daß es noch die erste
Generation des neuerstandenen Urwaldes war, welche die
Ruinen bedeckte.
Während hier also mehrere Jahrhunderte notwendig waren,
um das durch Menschenhand zerstörte Waldbild wieder
hervorzuzaubern, arbeitet die Natur anderwärts, namentlich in
der Tropenzone beträchtlich schneller. Das zeigen die Kra-
katauinseln in Malayisch-Indien, deren Pflanzendecke im Jahr
1883 durch einen Vuikanausbruch mit Stumpf und Stiel aus-
gerottet worden ist, aber jetzt schon — nach 30 Jahren —
fast wieder die ursprüngliche Üppigkeit erreicht hat, wenn
auch naturgemäß Jahrhunderte alte Baumriesen fehlen.
In den meisten Neuländern wird das gewaltige Holz-
kapital, welches der Mensch vorfindet, in geradezu unverant-
wortlicher Weise vergeudet und verschleudert. Oft ist der
ganze Nutzen der, daß die Asche des niedergebrannten Waldes
den Boden düngt und dem Kolonisten wenigstens in den
ersten Jahren zu außerordentlich hohen Körnerernten verhilft.
Auch in Deutschland ist einmal in ähnlicher Weise ge-
haust worden. Welcher Holzüberfluß bei uns noch zu Anfang
des Mittelalters geherrscht haben muß, geht aus dem Inhalt
eines in Burgund geltenden Gesetzes hervor, nach welchem
der Wald geradezu als Gemeingut der Bevölkerung angesehen
wurde, indem „jeder Waldeigentümer bei Strafe von 6 Schil-
lingen den Hieb von Brennholz jedem gestatten mußte, der
keinen eigenen Wald besaß“.
Erst als sich der Mangel an Holz mehr und mehr fühl-
bar machte, wurde versucht, das Verlorene wieder zu ge-
winnen und an die Stelle des Urwaldes trat der Kulturwald,
oder wie wir auch sagen können — soweit eine geordnete
Forstwirtschaft zugrunde liegt — der Wirtschaftswald.
Der moderne Kulturwald — namentlich der unter dem
Einfluß des Strebens nach einer möglichst hohen Bodenrente
entstandene — ist gerade das Gegenteil vom Urwald. An die
Stelle großer Artenmannigfaltigkeit tritt die größte Einförmig-
keit, indem eine oder nur wenige Holzarten den Ton angeben.
ET
Bei der Schöpfung eines Bestandes steht das Prinzip der
Rentabilität oben an, und aus diesem heraus ergeben sich die
Maßregeln, welche der Forstmann befolgt. Die erste und
wichtigste Frage ist die Auswahl der anzubauenden Holzart.
Nur diejenige, welche am schnellsten wächst und voraus-
sichtlich die besten Preise erzielt, also voraussichtlich das auf-
gewendete Kapital am höchsten verzinst, findet Gnade vor
den Augen moderner Forstverwaltungen, es ist in Mittel-
deutschland vorwiegend die Fichte.
Es sollte dabei freilich nicht übersehen werden, ob auch
der Standort nach Klima und Boden für die betreffende Holz-
art paßt. Sehr oft geschieht dies nicht, und so kommt es,
daß z. B. hier in Sachsen die Fichte auf Standorten angebaut
wird, wo es niemals früher Fichten gab und wo sie nicht
leben und nicht sterben kann, z. B. im sächsischen Nieder-
land, bei Wermsdorf, Grimma, Kolditz usw.
Die bodenständigen Holzarten in diesen Gegenden sind
Kiefer und Laubhölzer. Zuweilen gelingt dieses gewagte Ex-
periment, sehr oft aber rächt es sich bitter, indem die nicht
standortgemäße Holzart allen möglichen Krankheiten unterliegt
und früher oder später vom Schauplatz verschwindet.
Im Erzgebirge sowie in anderen deutschen Mittelgebirgen
ist zwar die Fichte seit Urzeiten heimisch und hat wohl auch
von jeher die führende Rolle behauptet. Immerhin war es
früher anders als heutzutage.
Aus alten Waldbeschreibungen geht hervor, daß die Ur-
wälder des Erzgebirges — wenn überhaupt von solchen die
Rede sein kann — sich aus folgenden Bäumen zusammen-
setzten: Fichte, Tanne, Kiefer, Buche, Bergahorn, Eberesche
und einigen anderen. Und wenn wir jetzt Umschau halten,
so hat sich das Verhältnis der Holzarten derart zugunsten der
Fichte verschoben, daß dieselbe gegenwärtig an vielen Orten
fast 100°/, ausmacht. Ähnlich liegen die Verhältnisse im
Fichtelgebirge. Hier war das Verhältnis der drei Hauptholz-
arten — Fichte, Tanne, Buche — noch vor ca. 300 Jahren:
50:20:25. Gegenwärtig ist-der Anteil der Tanne auf 5°/, ge-
sunken, derjenige der Buche auf etwa 10°%,, der der Fichte da-
gegen auf ca. S0O—90°, gestiegen.
Auch die Wälder unseres Elbsandsteingebirges hatten
nicht von jeher das Aussehen, welches sie uns heute bieten.
Bu. Na
Nach einer aus dem Jahr 1554 stammenden Forstbeschreibung
bestanden die Wälder in den Tälern der sächsischen Schweiz
aus Tanne, Buche und Eiche, während die kahlen Sandstein-
höhen — wie noch heute — Kiefern trugen. Die Fichte,
welche jetzt der weitaus herrschende Baum ist, wird in jenen
Forstbeschreibungen nur wenig erwähnt.
Es wäre nicht schwer, nachzuweisen, daß in vielen anderen
Teilen von Europa und speziell Deutschland ähnliche Ver-
schiebungen in der Zusammensetzung der Wälder statt-
gefunden haben, und zwar derart, daß die Laubhölzer den
Nadelhölzern, und unter diesen wieder die Kiefer und Tanne
der Fichte weichen müssen. Gerade die Tanne ist in ihrer
Existenz aufs schwerste bedroht, und in manchen deutschen
Mittelgebirgen nahe am Aussterben.
Man wird sich fragen müssen, ob diese Verschiebung in
der Verteilung der Holzarten ganz den modernen Forstverwal-
tungen in die Schuhe zu schieben ist, oder ob nicht etwa
natürliche Faktoren dazu beitragen, das Areal der Fichte so
außerordentlich zu erweitern.
In Schweden wird die Beobachtung gemacht, daß die
von Finnland her eingewanderte Fichte wie ein rücksichts-
loser Eroberer nach Süden fortschreitet und dabei die Kiefer
aus ihrer angestammten Heimat mehr und mehr verdrängt,
indem sie eine Versumpfung des Bodens herbeiführt, durch
welche die vorhandenen Kiefernbestände zugrunde gerichtet
werden.
Hieraus geht hervor, daß die Fichte — vielerorts wenig-
stens — ein Todfeind der Kiefer und ihr im Kampf ums Da-
sein überlegen ist.
Es darf uns also nicht wundern, daß die Bestrebungen
der modernen Forstverwaltungen, die Fichte an die Stelle
anderer Holzarten zu setzen, vom besten Erfolg begleitet
sind. Hier wirken zwei Faktoren — ein künstlicher und ein
natürlicher — zusammen, um das mitteleuropäische Waldbild
gewaltsam zu verändern.
Indessen kommt es doch vor, daß sich die Natur auf sich
selbst besinnt, wo der Einfluß des Menschen ausgeschaltet ist.
Im sächsischen Revier Olbernhau ist ein interessanter Ver-
such gemacht worden. In einer vorwiegend mit Fichte und
untergeordnet mit Tanne, Buche und Ahorn bestockten Ab-
a. >
teilung wurde eine kleine Kahlschlagfläche sich selbst über-
lassen und nur zum Schutz gegen Wild eingezäunt. Der Er-
folg war im höchsten Grad überraschend, indem der natürliche
Anflug, der sich hier einstellte und sich jetzt freudig weiter-
entwickelt, aus Tanne, Buche, Ahorn und Fichte in fast gleich-
mäßiger Mischung besteht, trotzdem daß jedenfalls die Samen
der Fichte in weitaus größter Anzahl vertreten waren.
Jene kleine Versuchsfläche zeigt uns also, daß, sofern über-
haupt noch die Möglichkeit der natürlichen Verjüngung vorliegt
— d. h. Samenbäume vorhanden sind —, die ursprünglichen
Bestockungsverhältnisse wiederkehren; d. h. der Kulturwald
würde ohne dauernde Eingriffe des Menschen wieder in den
Urzustand zurückkehren, so wie sich in der tropischen Regen-
region der Urwald — auf dem Umweg über den Sekundärwald
— in alter Herrlichkeit wieder einstellt. Offenbar ist gerade
jene Mischung von Holzarten, welche den ursprünglichen Erz-
gebirgswald zusammensetzen, den natürlichen Faktoren (Klima,
Boden usw.) am besten angepaßt.
Die Mittel, deren sich der Forstmann bedient, um einen
Bestand zu begründen, können außerordentlich verschieden
sein und richten sich sehr nach den lokalen Bedingungen.
Entweder erfolgt die Verjüngung aus Stockausschlägen
gefällter Bäume — diese Methode kann nur für Laubholz An-
wendung finden und es entsteht so der Niederwald, zum Teil
auch der Mittelwald — oder die Bäume des Waldes sind aus
Samen hervorgegangen; sie bilden dann den Hochwald. Soll
ein vorhandener Hochwald verjüngt werden, so kann dies aut
natürlichem oder künstlichem Wege geschehen.
Die natürliche Verjüngung geht aus von den vorhandenen
Bäumen, indem durch bestimmte Maßregeln dafür gesorgt wird,
daß jene oder wenigstens ein Teil derselben zur Samenbildung
kommt und gleichzeitig der Boden in einen für die Entwicklung
der Keimlinge geeigneten Zustand versetzt wird.
Die künstliche Verjüngung geht äußerst radikal vor. Der
vorhandene Bestand wird in seiner Gesamtheit niedergeschlagen
— der Forstmann sagt „die Fläche wird geräumt“ — und die
neue Generation entsteht entweder aus Saat oder aus Pflanzung,
indem die Keimlinge, welche in besonderen Saatbeeten erzogen
worden sind, ins Freie versetzt werden. Gewöhnlich geschieht
die Pflanzung in Reihen — aus hier nicht näher zu erörternden
re
Gründen — und dann kommen jene trostlos einförmigen Wald-
bilder zustande, wie wir sie in so vielen künstlich begründeten
Fichten- und Kiefernbeständen Mitteleuropas und insbesondere
Sachsens beobachten.
Man hat gerade bei den Nadelhölzern zur Methode der
künstlichen Bestandesgründung gegriffen, weil die natürliche
Verjüngung, wie sie z.B. das sogenannte Schirmschlagverfahren
vorschreibt, auf große Schwierigkeiten stößt und sehr häufig
vollkommen versagt. Dann bleibt nichts anderes übrig, als die
Fläche zu räumen und zur künstlichen Begründung durch
Pflanzung zu schreiten. Inzwischen ist viel Zeit verstrichen
und damit — das ist der springende Punkt in der modernen
Forstwirtschaft — viel Bodenrente verloren gegangen.
Die Kosten der künstlichen Verjüngung sind zwar be-
deutend höher als die der natürlichen, aber der Erfolg ist sicher
und die Bodenrente daher bei dieser Art des Betriebes am.
höchsten.
Es ist freilich ein wahres Zwangskleid, welches der Natur
angezogen wird durch die moderne Kahlschlagwirtschaft, und
wie zu erwarten, sie rächt sich gar nicht selten für diese Ver-
gewaltigung. Dem künstlich begründeten Nadelholzbestand, der
in der Regel nur aus einer Holzart — Fichte oder Kiefer —
und aus vollkommen gleichaltrigen Baumindividuen besteht,
drohen von Naturereignissen große Gefahren.
Bald sind es Stürme, welche gerade hier große Ver-
heerungen anrichten, bald der Schnee, der sich auf dem Kronen-
dach des Bestandes ansammelt, dann wieder entwickeln sich
forstschädliche Insekten und Pilze in erschreckender Weise und
vernichten ungeheuere Werte.
Ein weiteres Bedenken gegen die gleichaltrigen und reinen
Bestände gründet. sich auf die Erfahrung, daß bei dieser Be-
triebsart die Eigenschaften des Bodens ungünstig beeinflußt
werden. Dann muß der Bestand frühzeitig geräumt werden,
d. h. die Umtriebe dürfen 80—100 Jahre nicht überschreiten
und der vom Menschen geschaffene Wald ist ein Zerrbild
dessen, was die Natur als Vorbild gab.
Alle diese Nachteile der künstlich begründeten reinen Be-
stände werden in forstlichen Kreisen anerkannt und man hat
eingesehen, daß auch bei der Bestandesgründung Mißerfolge
am besten vermieden werden, wenn die Lehre befolgt wird:
A N
„zurück zur Natur“. Es würde hier zu weit führen, alle diese
Wege zu besprechen, die zu diesem Ziel führen. Nur das eine
sei bemerkt, daß gegenwärtig tätige Strömungen in forstlichen
Kreisen anstreben, natürliche Verhältnisse im Wald zu schaffen,
d. h. ein Waldbild heranzuziehen, welches sich den ursprüng-
lichen Bestockungsverhältnissen unserer Wälder wieder nähert
und eben dadurch allen jenen Gefahren, welche dem Wald
drohen, besser gewachsen ist. Es entspricht diese Betriebsart
im großen und ganzen dem schon früher vielfach geübten
sogenannten Fehmelschlag.
Daß es mehrere Jahrhunderte gedauert hat, ehe diese Er-
kenntnis sich zu allgemeiner Geltung durchgerungen hat — die
Anfänge einer geordneten Waldwirtschaft reichen bis in die
zweite Hälfte des Mittelalters zurück — darf uns nicht wundern,
denn ein Menschenleben reicht ja nicht im Entferntesten aus,
um einen nur einigermaßen hohen Umtrieb — z.B. 80 bis
100 Jahre — zu übersehen. Dieser Umstand, daß das Urteil
über den Wert forstlicher Betriebsmaßregeln oft erst nach
Generationen gefällt werden kann, ist es ja, der einen Einblick
in die Lebensbedingungen des komplizierten Waldorganismus
so sehr erschwert.
Immerhin ist es durch eine Schule von Irrtümern gelungen,
zu erkennen, was dem Wald frommt, was ihm schadet, und
es ist so gewissermaßen auf indirektem Weg der Beweis ge-
liefert worden, daß nur jene Kombination von Baumarten und
Baumindividuen, wie sie im Naturwald verwirklicht ist, eine
dauernde Waldbesiedelung unserer Erde ermöglicht; ein Ex-
periment größten Stils, zeitlich wie räumlich.
Da die Forstwissenschaft im wahren Sinn des Wortes eine
deutsche Wissenschaft ist, so kann das deutsche Volk das Ver-
dienst für sich in Anspruch nehmen, auch in dieser Hinsicht
durch eigene Kraft aus der Dämmerung der Meinungen und
Hypothesen zum Licht der exakten und sicheren Erkenntnis
emporgestiegen zu sein und das Lebensgeheimnis des Waldes
ergründet zu haben. Ist es doch auch ein deutsches Lied,
welches die Frage aufwirft:
Wer hat dich, du schöner Wald,
Aufgebaut so hoch da droben?
Mitteilungen r
aus der pflanzenphysiologischen Versuchsstation
am Königl. Botanischen Garten zu Dresden.
l. Versuche zur Bekämpfung der Kohlhernie.
Von Professor Dr. A. Naumann.
ie die an Rebwurzeln schmarotzende Reblaus (Phylloxera)
bisher fast erfolglos bekämpft worden ist und ihren Ver-
heerungszug durch alle Weinländer der Erde genommen hat, so
ist die Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae Wor.) aus der
Familie der Schleimpilze ein bisher unbesiegter Feind
der Kohlgemüse geworden. In allen Kulturländern der
Welt entfaltet er jetzt seine verderbliche Tätigkeit und überall
hat er einen volkstümlichen Namen gefunden, einen Namen,
der sich bezieht auf die finger- oder kropfähnliche Wurzel-
anschwellung, welche der im Wurzelinnern lebende winzige
Parasit erzeugt.
Die Krankheit wurde im Jahre 1780 zuerst in Schottland
beobachtet. Jetzt ist sie bekannt in England unter dem
Namen finger and toes oder hanbury, in Deutschland
unter dem Namen der Kohlhernie oder „Kropfkrank-
heit“, in Holland als vingerziekte, in Frankreich als
maladie digitoire, in Rußland als Kapoustnaja Bila, in
Nordamerika als clumbfoot, clubroct oder clubbing.
Die Erkrankung zeigt sich äußerlich an durch welkes Aussehen
der Pflanzen im Frühsonnenschein, durch ein Gelben des
Laubes, durch Zurückbleiben von Laub (Kohlarten), Knollen
(Kohlrabi) und Blütenbildung (Blumenkohl).
Der Krankheitserreger lebt in Gestalt äußerst kleiner (0,002
bis 0,004 mm messender) Schleimklümpchen im Kulturboden.
Durch ausgestülpte Fortsätze sog. Scheinfüße können sich
diese Schleimklümpchen nach Art der tierischen Amöben fort-
bewegen, sind aber auch befähigt, mit Hilfe eines wimperartigen
Fortsatzes im Wasser Bewegungen auszuführen. Auf bisher
unaufgeklärte Weise wandern diese Lebewesen in die Wurzeln
jugendlicher Kohlpflanzen ein, vielleicht durch die Wurzelhaare
oder durch von Tieren verursachte Wunden; und wir finden
ZN
sie in den kränkelnden Pflanzen innerhalb stark vergrößerter
Wurzelzellen wieder. Dort zeigen sie sich als zähflüssige
Schleimmassen (Plasmodien), die schließlich in Tausende von
kugeligen Sporen zerfallen. Diese Sporen messen etwa
0,0016 mm im Durchmesser und gelangen beim Faulen der
Strünke wieder in die Erde zurück. Dort entschlüpfen der
platzenden Sporenhülle wieder die amöboiden Schleimklümp-
chen, welche 3 Jahre lang im Boden lebensfähig bleiben, bis
sie wieder in eine Kraut- oder Kohlwurzel eindringen können,
die in ihr unterirdisches Reich sich vorwagt. In der „Wiener
illustrierten Flora“ teilt Patete mit, daß ein Kompost, in welchem
vor 3 Jahren Kohlhernien - Strünke verarbeitet worden waren,
auf den Kulturboden gebracht, alle Kohlpflanzen wiederum
infizierte. Daraus schließt Patete, daß die Keimdauer der
Sporen etwa 2-3 Jahre beträgt; doch könnten u. a. auch die
ausgeschlüpften Schleimmassen, im Winter vielleicht enoystiert,
eine mehrjährige Lebensdauer besitzen.
Nach Potter, M. C.: Notes on some experiments on finger
and toe 1896 „verlieren die Sporen des Pilzes ihre Keimkraft,
wenn sie tiefer als 8 Zoll unter die Erdoberfläche kommen,
während sie in höheren Erdschichten mindestens 2 Jahre keim-
fähig bleiben können“.
Diese biologischen Anmerkungen erschienen mir wichtig,
um daraus notwendige Bekämpfungsmaßnahmen ableiten zu
können. Dieselben würden somit aus folgendem bestehen:
1. Sorgfältiges Entfernen aller Kohlpflanzen-
reste nach dem Abernten.
2. Wechsel mit der Kulturpflanze auf ver-
seuchtem Boden, also Ausschluß jeden Kohl-
gemüses, am besten während dreier Jahre.
3. Tiefes Umpflügen des gereinigten Bodens*)
(vergl. die Erfahrung Potters).
4. Ausrotten alles kreuzblütigen Unkrautes im
Umkreis des Kulturlandes.
Ist doch die Kohlhernie auch an wilden Kreuzblütlern
aufgefunden worden, so durch Magnus an Nasturtium sil-
vestre bei Meißen, durch Hennings - Berlin an Nasturtium
amphibium, durch Rostrup an Ackersenf, durch die biologische
Reichsanstalt an Erysimum und Sisymbrium-Arten usw.
*), Auch Jones, vergl. Referat in der Zeitschrift für Pflanzenkrank-
heiten XI, S. 269, empfiehlt ein tiefes Umpflügen des verseuchten Bodens.
Be
Neben dieser biologischen Bekämpfung wurde schon früh-
zeitig das Augenmerk auf eine chemische Bekämpfung
gerichtet. Es galt, durch Einbringung chemischer Mittel die
im Boden befindlichen Plasmodiophora-Keime abzutöten,
also den Boden zu desinfizieren. Hierzu wurde zuerst un-
gelöschter, beziehentlich gelöschter Kalk an-
gewendet. Derselbe wurde in erheblicher Menge in den
Boden eingegraben. Die Wirkung war vielfach, aber nicht
immer zufriedenstellend, keinesfalls aber durchgreifend. Des-
halb benutzte man andere Chemikalien zur Bodendesinfektion,
vor allem Schwefelkohlenstoff. Dabei sanken in einem
Falle die Erkrankungen von 8 auf 2 Prozent. Pfeiffer und
Staes empfehlen, 500 Liter Jauche mit 1 Liter Petroleum
zu mischen und von diesem Gemisch etwa 60 Tonnen auf
den Hektar zu bringen. In Bayern wandte man Karbolineum
an, doch wirkt Kalk nach Hiltner (vergl. Jahresbericht des
Sonderausschusses für Pflanzenschutz. Arbeiten der Deutschen
Landwirtschafts - Gesellschaft 1907) bedeutend besser. Hulst*)
empfiehlt eine dreifach mit Wasser verdünnte gesättigte Chlor-
kalk-Lösung zum Begießen kurz vorm Bepflanzen. Die
landwirtschaftliche Versuchsstation des Königl. Botanischen
Gartens zu Dresden machte vor etwa 7 Jahren Versuche mit
Schwefelkohlenstoff und Formalin. Dieselben befriedigten
allerdings nicht besonders, zeigten aber eine eigenartige Nach-
wirkung, auf welche ich weiter unten zurückkommen möchte
(vergl. S. 76 u.77). Nach Wagner-Ettelbrück soll sich im Elsaß
Düngung mit 8—16 kg Thomasmehl und 8&—12 kg Kainit pro
Ar, im Spätherbst ausgestreut, neben richtiger Fruchtfolge
und starken Kalkgaben bewährt haben.
So kommt man allmählich von der chemischen Bekämpfung
des Schädlings, auf eine Umänderung des Kultur-
bodens in chemischer oder physikalischer Hinsicht.
Kölpin Raven**), welcher zwei fleißige Arbeiten über die
Bekämpfung der Kohlhernie geschrieben hat, macht die Be-
schaffenheit der obersten Bodenschicht verantwortlich. Be-
sonders scheint ihm wichtig die Säurewirkung des
*) Bull. Agr. Exp. Stat. N. J. Dec. 1888.
**) Kölpin Raven: Kaalbroksvampen (Tidskrift for Landbrugets Plan-
teavl 1908). Kölpin Raven: Försög med Anvendelse af Kalk som Middel
mod Kaalbroksvamp (Tidskr. f. L. P. 1911).
Br 7 ER
Bodens, und er hält ein Abstumpfen etwaiger saurer Reaktion
durch Kalk für besonders geboten. Eycleshymer*) sagt unter
anderem über die nordamerikanischen Kohlhernien -Verhält-
nisse, daß sich auf kalkhaltigem Boden, ebenso auf
sandigem Lehm die Krankheit am wenigsten zeige.
„Manche der Gemüsezüchter in Long Island ziehen ihren Kohl
Jahr für Jahr auf den alten Muschelschalhaufen ohne
eine Spur von Krankheit. Oft findet man die Hernie, wo vor-
her Düngerhaufen gelegen haben, während ringsumher alle
Pflanzen gesund sind.“
Schon hier möchte ich darauf aufmerksam machen, daß
eine gute Bodendurchlüftung die Krankheit hintan-
zuhalten scheint; ich erinnere an das „tiefe Umpflügen“,
an die krümelnde Wirkung der Kalkung, an die Herabsetzung
der Krankheit bei sandigem Lehm, an das stärkere Auftreten
der Krankheit dort, wo Düngerhaufen die Luft abgeschlossen
hatten. Ich werde weiter unten auf die Bodendurchlüftung
zurückkommen, möchte aber hier noch auf die Arbeit Paul
Ehrenbergs aufmerksam machen, welche in der Zeitschrift für
Pflanzenkrankheiten XII. S. 193 u. s. f. erschienen ist unter dem
Titel: „Einige Beobachtungen über Pflanzenschädigungen durch
Spüljauchenberieselung.“ Er sagt darin: „Von den unmittel-
baren Schädigungen sei hier nur das starke Auftreten der
Plasmodiophora Brassicae erwähnt, das, durch den starken,
jahrelang mit nur geringen Unterbrechungen auf dem gleichen
Feldstücke wiederkehrenden Anbau von Kohl und verwandten
Gemüsen hervorgerufen, sich bereits im Jahre 1887 auf den
nördlichen Rieselgütern Berlins unangenehm bemerkbar machte
und auch zurzeit alljährlich namhafte Verluste verursacht.“
Er erzählt weiter unten von einer Auswaschung des Kalkes
und von einer gewissen Verschlickerung, welche mit den auf
den Acker kommenden organischen Stoffen zusammenhängt;
bilden dieselben doch nach dem Trockenen zusammenhängende
für Luft und Wasser schwer durchlässige fußgroße Fetzen.
Hierzu kommt noch eine vom Verfasser als Erstickungs-
vorgang der Wurzel angesehene Erscheinung. Für mein
Empfinden gipfelt die Schilderung des Verfassers: „Die An-
stauung der Spüljauche bis an den Wurzelhals schneidet
die Rübe für längere Zeit von der Luft ab“, in einer Ver-
*) Eycleshymer, A. C., Club Root in the United States. The Journal
of Mycology VII, Nr. 2, p. 79—88.
=
hinderung der Bodendurchlüftung, welche der Ver-
mehrung oder dem Eindringen der Plasmodiophora-Keime
sehr zuträglich zu sein scheint. Es wäre wohl möglich, daß
mit dem Unterbinden der Atmung die Wurzeln geschwächt
und für das Eindringen des Schädlings empfänglicher werden.
Dem scheint allerdings die Mitteilung von Hayunga-
Weener*) entgegenzustehen, daß auf dem tonigen Schlick-
boden die Hernie nicht vorkommt, daß sogar damit be-
haftete Pflanzen dort gesunden. Vielleicht sind es aber andere
Eigenschaften des Schlickes, welche die Hernienfreiheit des
Bodens bedingen, z. B. das Vorhandensein kalkschaliger Poly-
thalamien in dem aus feinstem Ton und Sand bestehenden
Schlickboden.
Wenn man die reiche Literatur über Plasmodiophora und
ihre Bekämpfung — Kölpin führt in der oben zitierten Ab-
handlung etwa 70 einschlägige Veröffentlichungen an, zu denen
etwa 15 neue hinzukommen dürften — kritisch durchmustert,
so läßt sich nicht verkennen, daß bisher das sicherste Kampf-
mittel gegen die Hernie im Kalk gefunden ist. Auch Halsted
gibt in einer Abhandlung über die Bekämpfung der Kohlhernie
in Amerika „dem Kalke den Vorzug vor allen anderen Mitteln,
eingeschlossen Gaskalk“. Trotzdem konnte die Praxis von
diesem Mittel nicht völlig befriedigt werden, da es zwar den
Prozentsatz der Erkrankungen herabsetzte, aber nicht eine völlige
Gesundung herbeiführte.
Da erhielt ich im Jahre 1910 von Herrn Gemüsegärtner
August Steiner zu Sonneberg, S.-M., einen Brief, in welchem
er mir die Mitteilung machte, daß er ein zuverlässiges Mittel
zur Bekämpfung der Kropfkrankheit gefunden habe. Gleich-
zeitig fand über dieses Anerbieten eine Debatte in unserer
Königl. Gartenbaugesellschaft „Flora“ statt.
In dem „Handelsblatt für den Deutschen Gartenbau“ er-
schienen im Jahre 1911 zwei einschlägige Artikel. In Nr. 4:
„Erfolgreiche Bekämpfung der Kohlhernie“, wurde auf die
großen Erfolge des Steinerschen Mittels hingewiesen, und in
dem Artikel „Zur Bekämpfung der Kohlhernie“**) erbot sich
Herr Gottfried Haage sen. in Erfurt „falls das Mittel Steiners
staatlich geprüft würde, als Mitbewerber um einen Preis für
Ankauf eines solchen Mittels aufzutreten“.
*) Der Handelsgärtner, Jahrg. XIV.
**) Handelsblatt, Jahrg. 1911, Nr. 13.
= N
Die Station für gärtnerischen Pflanzenschutz an unserem
Königl. Botanischen Garten hielt deshalb die Zeit für ge-
kommen, sich mit beiden Herren in Verbindung zu setzen
und diese Mittel auszuprobieren. Wenn ich auch in einer Ver-
öffentlichung*) auf die hohen Transportkosten des Steiner-
Mittels aufmerksam machte, wenn auch beide Mittel, da ihre
„qualitative und quantitative“ Zusammensetzung unbekannt
waren, unter den Begriff „Geheimmittel“ fielen, so war es
doch im Interesse des sächsischen Gemüsebaues ge-
boten, eine Prüfung der Mittel vorzunehmen. Gerade in
Dresdens Umgebung ist der Boden durch die Hernie stark
verseucht, so daß ein Ausproben der Mittel in einer der Ge-
müsegärtnereien angängig erschien. Auch das Gemüsequartier
unserer physiologischen Versuchsstation (Abteilung für die
Landwirtschaft) hatte mehrere Jahre hindurch durch die Kropf-
krankheit zu leiden und Herr Professor Dr. Steglich, Vorstand
der landwirtschaftlichen Abteilung, erklärte sich in dankens-
werter Weise bereit, uns zwei entsprechende Parzellen zu
Versuchen zu überlassen.
Es dürfte von Interesse sein, zu erfahren, seit welcher
Zeit in Sachsen das Auftreten der Plasmodiophora wissen-
schaftlich erhärtet ist.
Im Jahre 1893 macht Professor Dr. Magnus-Berlin in den
Sitzungsberichten und Abhandlungen der Isis auf
Seite 118 und 119 in dem kleinen Artikel: „Mykologische Er-
gebnisse eines kurzen Ausfluges bei Meißen“ auf den Schädling
aufmerksam. Er findet ihn an einer wilden Crucifere Nasturtium
silvestre und ist der Ansicht, daß er zum ersten Male die
Krankheit an ihrem natürlichen Standort angetroffen habe; dabei
sagt er weiter: „Dieser Fund läßt mit Sicherheit erkennen, daß
auch die Krankheit unserer Kulturpflanzen sich in den natür-
lichen Standorten mit bestimmten klimatischen und Boden-
verhältnissen (feuchtes Flußbett) auf nicht kultivierten Pflanzen
ausgebildet, und von dort auf nahe verwandte Kulturpflanzen
übergegangen ist und sich dort ausgebreitet hat. Auch möchte
ich (Magnus) die Gärtner Sachsens darauf hinweisen, daß sie
mit doppelter Aufmerksamkeit das Auftreten dieser verderb-
lichen Krankheit in ihren Gärten bewachen und ihr entgegen-
treten müssen, da sie immer wieder vom Elbbette aus aufs
neue eindringen kann.“ Dieser Appell, welcher damals in der
*) Handelsgärtner 1912.
2, ee
Gärtnerwelt ungehört verhallte, ist jetzt um so bedeutungs-
voller, als unsere Gemüsegärtnereien naturgemäß in den Elbe-
auen und früheren Elbbetten gelegen sind. Übrigens hat
Magnus schon 1893 in einzelnen Gärten Dresdens
und Königsteins die Krankheit an Gemüsepflanzen kennen
gelernt.
In dem von Frank, Hollrung, Reh und Sorauer heraus-
gegebenen Jahresbericht des Sonderausschusses für Pflanzen-
schutz wird zum ersten Male im Jahre 1899 auf die Kropf-
krankheit und zwar von Bad Elster aufmerksam gemacht
mit den Worten: Seid vorigem Jahre sind die jungen Pflanzen
im Mistbeet so stark befallen, daß es fast unmöglich ist, hier
in 500 m Höhe noch Kohlgewächse zu bauen.
Im Jahre 1903 wird sie von Striesen gemeldet und vom
Jahre 1905 ab wird Sachsen (ohne genaue Ortsangabe) stets
unter den verseuchten Ländern genannt. Es würde eine
interessante Aufgabe sein, die sich mit Hilfe des
Ausschusses für Gartenbau wohl durch Umfrage-
zettel lösen ließe, das jetzige Verbreitünesgebiet
des Schädlings festzustellen.
Nach diesen biologischen und historischen Bemerkungen
seien in folgendem die Versuchs-Ausstellung und die
Versuchs-Ergebnisse mit den beiden Bekämpfungs-
mitteln, Steiner-Mittel und Haage-Mittel, ausführlich
dargelegt.
Versuchs-Gelände.
Außer auf den landwirtschaftlichen Parzellen im Königl.
Botanischen Garten konnten wir infolge liebenswürdigen An-
gebotes der Herren Gärtner: Rudolf Schrön-Reick und Rosen-
züchter Neubert-Strehlen zwei Außenversuche auf stark ver-
seuchtem Lande vornehmen.
Gleichzeitig sollte aber auch das seit 1911 zur physio-
logischen Versuchsstation unseres Gartens gehörige Laube-
gaster Pachtland in den Versuch einbezogen werden. Da
dieses nahe der Elbe gelegene Gelände früher nur Wiesenland
war, so durfte dasselbe wohl als „jungfräulich“, jedenfalls als
herniefrei angesprochen werden.
Um dort eine verseuchte Parzelle herzustellen,
machte ich folgenden Versuch. Ich ließ auf eine ca. 70 qm
große Fläche 2 Sack Erde zu je 100 kg aus der hernie-ver-
a ee
seuchten Gärtnerei des Herrn Neubert ausstreuen und ein-
graben. Dann bepflanzten wir dieselbe mit Weißkraut und
Rosenkohl. Die Weißkohl- und Rosenkohlpflanzen wurden
allerdings in dem nicht völlig einwandfreien Boden des Bota-
nischen Gartens herangezogen, doch ist der Impfversuch ein-
deutig verlaufen.*)
Ein ebenso großes jungfräuliches Gelände des Pacht-
grundstückes wurde zum Vergleich mit demselben Material
bepflanzt.
Die Ernteergebnisse waren beim
l. Weißkraut.
Geimpfte Parzelle Jungfräuliche Parzelle
verkropft unverkropft verkropft unverkropit
Bere er. 4 — = 54
Bm ee ı...2.0, 2 25:58 1 a 48
SuBeel rt änd, uns Ei 3 50
inbrozenten:...,.:.92.%o 3% 5% 95 %0
Il. Rosenkohl.
Geimpfte Parzelle Jungfräuliche Parzelle
(mit je 2Reihen bepflanzt) (mit je 1 Reihe bepflanzt)
verkropft unverkropft verkropft unverkropft
ERBEERWENG 20 & 28 1 == 13
Zalernunn 2.02 2020 — 1 11
TSBEEL le 28 3 — 15
in rozenten:.. ,.,950), 50% 39, 97 °%io
Dieser Versuch bestätigt aufs neue die leichte Übertrag-
barkeit des Schädlings, so daß schon Erdverwehung, gebrauchte
Gartengeräte, einfaches Begehen eine Bodeninfektion herbei-
führen kann; daß also vom Kultivateur ähnliche Maßregeln
wie bei der Reblaus-Verseuchung getroffen werden müßten.
Wir haben deshalb auch nach dieser Erkenntnis eine Des-
infektion der Gartengeräte und der verseuchten Stellen im
jungfräulichen Gelände mittelst Schwefelkohlenstoff vorge-
nommen.
Diese leichte Übertragbarkeit wird von verschiedenen Autoren
bestätigt. So gibt Jones (vergl. Referat in Zeitschrift für Pflanzen-
*) Übrigens zeigten diese Setzlinge keinerlei Wurzelanschwellungen,
während Herr Neubert bei den in seinem Boden erzogenen Setzlingen
stets Wurzelkröpfe erhielt.
a
krankheiten XI. 5. Jahrg.) an, daß die Kohlhernie.durch Dünger
und Setzpflanzen weiter verbreitc! werde, und W. Sommerville
sagt in seiner Broschüre: An infection Experiment with fingers
and toes: Sie (die Hernie) wird durch Bodenteile befallener
Felder leicht fortgepflanzt.
Jedenfalls bildet unser Versuch eine wichtige
Bestätigung der leichten Übertragbarkeit der Hernie-
krankheit.
Verteilung der Versuche.
l. Das Haage-Mittel wurde angewandt
a) auf dem Felde des Herrn Neubert- Strehlen,
b) auf dem vorerwähnten geimpften Gelände des Laube-
gaster Pachtlandes.
II. Das Steiner-Mittel wurde versucht
a) auf dem Felde des Herrn Gemüsegärtners Schrön-
Reick,
b) auf den Landwirtschafts-Parzellen des Königl. Bota-
nischen Gartens.
I. Versuche mit Haage -Mittel.
Das uns durch Gottfried Haage sen. freundlichst über-
lassene Mittel war ein aschenähnliches Pulver, zum großen Teil
Holzasche von den Erfurter Wursträuchereien.*)
Es wurden 5—8 cm tiefe Pflanzlöcher gestochen und der
eingebrachte Setzling mit dem Pulver allseitig umgeben. Nach
dem Angießen war eine weitere Behandlung nicht nötig.
a) Versuch bei Neubert-Strehlen.
Am 3. Juli wurde Kohlrabi auf völlig verseuchtes Gelände
in oben angegebener Weise gepflanzt. Ein großer Teil der
Pflanzen starb frühzeitig ab (wahrscheinlich infolge mangelnden
Gießens). Die übrigbleibenden geernteten Kohlrabi waren
alle verkropft!**)
*) In der „Erfurter Illustrierten Gartenzeitung‘“ 1893, S. 58, wird
bereits etwas ähnliches empfohlen, indem „ein Acker, der kropfkranke
Pflanzen getragen hat und im nächsten Jahre wieder zum Anbau von
Kohlgewächsen benutzt werden soll, im Herbst und Winter mit Holz-
asche zu beschütten ist“.
**) Der Däne Rostrup (Referat der Zeitschrift für Pflanzenkrank-
heiten III, S. 146) gibt vom Jahre 1893 an, daß „Kohlrabi“ vom Pilze
nicht befallen wird, während er ihn 1896 auch an Kohlrabi beobachtet hat.
— MiZ
b) Versuch auf dem Laubegaster Pachtgrund.
Hier wurden Weißkraut und Rosenkohl nach Haages Vor-
schrift gepflanzt. Die Pflanzen im Haageschen Mittel welkten
anfangs leicht und waren öfter zu gießen. Der Stand der
Pflanzen war nach 10 Tagen bedeutend besser, als bei den
Nichtbehandelten, doch zeigte sich bei der Ernte, daß alle
Pflanzen verkropft waren.
Il. Versuche mit Steiner-Mittel.
Das Steinersche Bekämpfungsverfahren beruht auf dem
Einbringen einer von ihm hergestellten stark kalkhaltigen Erd-
mischung. Die Mischung enthält etwa ein Drittel gebrannten
Kalkes. Die Herstellung ist Geheimnis des Erfinders und seit
dem 13. Januar 1913 im Deutschen Reiche unter Nr. 255682,
Kl. 451, Gruppe 2, patentiert.
Herr Steiner überließ uns kostenlos 1 Waggon = 200 Ztr.
seines Mittels. Dieses Quantum genügt zur Behandlung
eines Ars. Die Transport- und Abfuhrkosten betrugen für
uns allein 100 Mark. Dem Augenschein nach bestand das
Mittel aus Müll, Hausasche, grobem Schutt mit starker Kalk-
beimengung.
- Die von der landwirtschaftlichen Versuchsstation unseres
Gartens freundlich ausgeführten Analysen, welche sich be-
sonders auf die Kalkmenge und die dadurch hervorgerufene
Bodenalkalität bezogen, ergaben in dem Siebprodukt eines
3 mm-Siebes 17,90%, Kalk (löslich in 10°/,iger Salzsäure mit
dreistündiger Digestion bei 100%. Die durch Titrieren er-
mittelte Alkalität von 100 g Boden entsprach einer solchen
von 2,51 g Ätzkalk. Es kamen also von dem im Mittel befind-
lichen Kalk nur 14°, zu alkalischer Wirkung.
a) Versuche bei Schrön-Reick.
Nach Durchwerfen des Mittels zur Befreiung von Glas-
resten etc. wurde es am 13. Mai 1912 nach Steiners Angabe 10 cm
hoch auf zwei 18 m lange Beete gebracht, eingegraben und
mit „Blauem und weißem Wiener“ Kohlrabi bepflanzt. Zwei
gleich lange Nachbarbeete links waren unbehandelt, zwei Nach-
barbeete rechts waren gekalkt (vergl. Versuchsplan Fig. 1a mit
den eingetragenen Ergebnissen).
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Bei der am 8. Juli erfolgten Ernte war ich selbst zugegen.
Das Ergebnis war folgendes:
Auf unbehandelten Beeten: 75 und 60°/, verkropft.
Auf gekalkten Beeten: 17°/, verkropft.
Auf behandelten Beeten: 0°, verkropft.
Auch bei einer zweiten Pflanzung hat sich nach Mitteilung
des Herrn Schrön das Steinersche Mittel vortrefflich bewährt.
„Auch nicht eine einzige Pflanze war“, so schreibt Herr Schrön,
„von der Kohlhernie befallen und im Wachstum waren die zwei
Fig. 2. Bewurzelung an Kohlrabi.
a= in unbehandeltem Boden, 5 = bei Kalkung, c = beim Steiner-Mittel.
Beete allen übrigen bedeutend vor.“ Diesmal war zur Be-
pflanzung eine von ihm selbst gezogene Goliathsorte verwendet.
Von besonderer Wichtigkeit erschien mir die großartige
Ausbildung des Wurzelsystems infolge des Steiner-
schen Mittels, das wir auch bei dem Botanischen-Garten-
Versuche bewundern konnten. Ich habe die Bewurzelung im
Bilde festgehalten und Fig. 2 zeigt bei
a) die Wurzelbildung verkropfter Kohlrabi,
5.5 „ bei gekalktem Boden,
Eh? x bei Steinerschem Mittel.
Hieraus geht hervor, daß mit der Anwendung des Steinerschen
a ai;
Fig. 3. Goldlack.
a = in unbehandeltem Boden (verkropft), 5 = bei Steinerschem Mittel (unverkropft).
Mittels eine entsprechende Bodenauflockerung und
infolgedessen eine ausgiebige zur Gesundung und
zu hohem Ertrag führende Bewurzelung verbunden ist.
b) Versuche auf den Landwirtschafts-Parzellen
im Königl. Botanischen Garten zu Dresden.
Die Versuchs- Anordnung ist aus Fig. 1b zu ersehen.
Das Mittel wurde am 10. Mai bei hellem Wetter staub-
trocken 10 cm hoch aufgebracht auf die beiden Flügel (siehe
Schraffierung) zweier gleich eingeteilter Parzellen. Die-
selben waren etwa 20 m von einander entfernt, aber sonst auf
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derselben Bodenklasse gelegen. 95 kg des Steinerschen Mittels
kam dabei auf ein Quadratmeter. Nach nochmaligem Um-
graben am 14. Mai mittelst der Grabgabel wurden bei beiden
Parzellen die 6 je 1 m breiten Beete abgeteilt und, wie auf Fig. 1b
angegeben, am 18. Mai bepflanzt.
Wahrscheinlich infolge des erheblichen Kalkgehaltes der
Steiner-Beete welkten die Pflanzen stark und mußten zum Teil
ergänzt werden. Aussaaten liefen auf Steiner-Beeten etwa
5 Tage später auf, als auf dem unbehandelten Mittelstreifen.
Der Kohlrabi war auf den behandelten Beeten 8—10 Tage
später zum Schneiden fertig als auf den unbehandelten.
Am 5. August wurde die Levkoje „Dresdner Remontierende“,
da sie verblüht war, herausgenommen, und zeigte keinerlei Ver-
kropfung. Dies war um so interessanter, als Woronin*) in
seiner ausführlichen und gründlichen Arbeit angibt, daß die
Herniekrankheit alle Kohlsorten befällt und in Rußland auch
auf Iberis und Levkoje gefunden wurde. Im Gegensatz hierzu
und übereinstimmend mit unserem Versuch gibt Halsted
(Pflanzenkrankheiten VIII, S. 31) an, daß in Nordamerika Mat-
thiola gar nicht befallen wurde. Jedenfalls scheint die von
uns angewandte Sorte „Dresdner Remontierende“ gegen Kohl-
hernie immun zu sein **).
Die abgeernteten Levkoje-Beete wurden nachträglich mit
Braunkohl bepflanzt (vergl. Versuchsergebnisse).
Der Goldlack zeigte auf dem unbehandelten Mittelstreifen
starke Verkropfung***). Vergl. Fig. 3.
Unter Hinweis auf die lehrreiche Tafel II sei hier eine über-
sichtliche Zusammenstellung der Versuchs-Resultate gegeben.
Dabei sei mit „behandelt“ die Anwendung des Steiner-
schen Mittels ausgedrückt.
*) Pringsheim, Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik XI, S. 551.
**) Ebenfalls unbefallen waren bei unserem Versuche dazwischen
gesäte Erysimum Perowskianum, während im verseuchten Lande Lunaria
biennis starke Verkropfung schon als junge Pflanze zeigte.
***) Laut Bericht für Pflanzenschutz waren in Frankfurt a.O. starke
Goldlack-Erkrankungen durch Plasmodiophora zu bemerken. Von Gemüse-
pflanzen wurden auch Radieschen und nach Schleyer 1905 selbst Meer-
rettich befallen.
Be
Parzelle A Parzelle B
Gesamt- ge- | ver- [Gesamt-| ge- | ver-
zahl sund| kropft | zahl |sund| kropft
Goldlack
behandelt . . 40 | 40) — 38 35 3
unbehandelt. . 147 10 7 15 Zu.
Blumenkohl
behandelt . . 40 38 2 23 21 2
wnbehandelt.. ...| 14. |: 5|,: 9.) ae
Weißkraut |
behandelt . . 32. Sa 32 30 2
unbehandelt. .| 29 | 20| 9 26 ee
Braunkohlnachgepflanzt
behandelt . . 58 4| 14 60 45| 15
unbehandelt. .[| 9 151 4 28 | ı5| 13
Rosenkohl |
behandelt. . | 33 | 241 9 25 |ı16| 9
unbehandelt. . 12 7 5 12 — | 12
Summa [behandelt . 203 |ı7zs| 25 | 178 |147| 31
| unbehandelt 91 | 571 34 95 TR
|
Unverkropft in Prozenten:
ME 7
behandelt . . 87% 83 0%0
unbehandelt. . 66 9/9 17 90
Auffallend wirkt bei dieser Zusammenstellung, daß im ver-
seuchten Anteil auf Parzelle A 66°/, Pflanzen gesund blieben
gegen 17°, auf Parzelle Be Da kaum anzunehmen ist, daß
bei gleicher Bodenart und durchgängig gleicher Bodenbehand-
lung eine verschieden starke Verseuchung Platz gegriffen hat,
so kann ich dies nur darauf zurückführen, daß, wie oben mit-
geteilt, Parzelle A vor etwa 7 Jahren eine Formalin- und Schwefel-
kohlenstoff-Behandlung erfahren hat; freilich eine etwas be-
denkliche Erklärung, aber im Interesse weiterer Versuche sei
sie doch ausgesprochen. Folgende Gegenüberstellung mag
diese Erscheinung noch spezieller beleuchten:
Er
Parzelle A Parzelle B
früher mit Schwefelkohlenstoff ?
und Formalin behandelt nicht behandelt
Goldlack . . 40°, verkropft 86°/, verkropft
Blumenkohl . 64° x 100°, R
Braunkohl. . 27% n 860, E
Rosenkohl . 41° ® 100°), n
Einer weiteren Diskussion bedürfen die in der Tabelle dar-
gestellten Ergebnisse beim Braunkohl (Nachpflanzung) der
trotz Steinermittels 14 bez. 15 Verkropfungen aufwies. Die An-
zucht der Braunkohlsetzlinge war in dem verseuchten Boden
der Landwirtschaft geschehen, so daß diese Setzlinge den
Schmarotzerpilz schon in sich aufgenommen haben dürften,
unerreichbar für eine etwa pilztötende Wirkung des Steiner-
mittels. Übrigens sei hier auf eine, auch von Klebahn bestätigte
Erscheinung aufmerksam gemacht, daß „sich die Hernie bei
früher geernteten Pflanzen weniger als bei spät geernteten zeige“.
Dies läßt sich vielleicht daraus erklären, daß die Hernie ihre
Hauptvirulenz (Befallungskraft) erst in den Monaten Juni / Juli
erhält.
Ähnlich überraschend wirkt die Verkropfung von je 9 Rosen-
kohlpflanzen trotz des Steinermittels. Hierzu sei erwähnt, daß
die Kropfknoten an diesen Pflanzen (welche naturgemäß am
spätesten geerntet wurden) nur an den zutiefst eingedrungenen,
aus dem Bereiche des Mittels gewachsenen Seitenwurzeln vor-
handen waren.
Durch diesen Versuch würde allerdings die Pottersche An-
nahme, daß der Pilz seine Keimkraft verlöre, wenn er tiefer als
8 Zoll unter die Erdoberfläche käme, widerlegt sein.
Nach Ausschaltung der hier besprochenen Braun- und
Rosenkohlergebnisse würde sich also der Erfolg des Steiner-
schen Mittels, gemessen an Goldlack, Blumenkohl
und Weißkraut, folgendermaßen ausdrücken:
Parzelle A Parzelle B
verkropfte Pflanzen
auf Steinermittel' ..; .2.’=% 15.95 7%
„ unbehandeltem Boden 41°), 96%
Hierzu sei noch das Resultat der nur auf Parzelle B aus-
geführten Blumenkohlpflanzung gefügt:
Steinermittel . . . 0°}, verkropft,
unbehandelt . . . 40% E
m
Aus alledem ergibtsich, daß sowohlbeim Außen-
versuch als bei den von uns ständig kontrollierten
Versuchen aufdenLandwirtschaftsbeeten des König].
Botanischen Gartens das Steinersche Mitteleine aus-
gezeichnete Wirkung erkennen ließ, nicht allein in-
bezug auf dieEinschränkung der Krankheit, sondern
auch inbezug auf Stand der Kulturen und deren
Ertrag.
Diese günstige Wirkung scheint mir auf folgendem zu
beruhen:
1. Durch die starke Kalkgabe (Ätzwirkung) wird der Schäd-
ling teilweise vernichtet.
2. Die starke Kalkgabe, ohne Müll eingebracht, würde die
Setzlinge nicht aufkommen lassen, es wirkt somit die
Asche gleichsam als Verdünnung des Kalkes.
3. Durch den lockeren Müll (Asche usw.), sowie durch
die geforderte Umarbeitung wird der Boden durchlüftet.
Durch diese Bodendurchlüftung kann einesteils das Ge-
deihen des Schädlings gehindert werden, andernteils
wird die Bewurzelung der Kulturpflanze so gefördert,
daß sie widerstandsfähig gegen den Befall und ertrags-
reicher werden kann.
Diese Gesichtspunkte dürften bei dem Steinerschen Mittel
maßgebend sein, und wir haben für 1913 dahinzielende Nach-
prüfungen angestellt.
Noch während ich diese Mitteilungen ausarbeitete, erschien
das 14. Heft der Mitteilungen aus der Kaiserlichen Biologischen
Anstalt für Land- und Forstwirtschaft, welches auf Seite 18
und 19 ebenfalls Versuchsresultate mit dem Steinerschen Mittel
bekannt gibt, allerdings mit viel geringerem Erfolg. Vielleicht
läßt sich diese Verschiedenheit durch die Auswahl eines Riesel-
feldes als Versuchsgelände erklären.
II. Über einen Düngungsversuch mit Erica gracilis.
Von Max Löbner, Königl. Garteninspektor.
l' den Sitzungsberichten und Abhandlungen 1910/11 haben
wir in einem Beitrag über einen Düngungsversuch mit Erica
gracilis die Erfahrungen niedergelegt, die im Jahre 1910 ge-
sammelt wurden. In den Jahren 1911 und 1912 wurde der
Düngungsversuch wiederholt und weiter ausgebaut. Er be-
stätigte im großen und ganzen die Richtigkeit der 1910 erkannten
Wege, diese für den Dresdner Gartenbauhandel so wichtige
Kulturpflanze zur besten Vollkommenheit zu bringen. In jenem
Beitrag wurden als Leitsätze folgende festgesetzt:
1. Ein Begießen der Erica gracilis mit städtischem
Leitungswasser (ohne jede Düngung) genügt nicht,
kräftige Pflanzen zu erzielen, es wirkt aber auf früh-
zeitigste Blütenentwicklung hin;
2. ein Zusatz von Dungstoffen, z.B. Hornmehl (oder Horn-
spänen) und Knochenmehl (vgl. S. 82) zur Pflanzerde
vermag eine viel üppigere Entwicklung zu bringen und
erzielt auch eine zeitigere Blüte als die gewöhnlich vor-
genommene flüssige Düngung bei beginnender oder
vollzogener Durchwurzelung der Pflanzen;
3. die höchste Größenentwicklung der Pflanzen ist durch
Zusatz der unter 2 genannten Dungstoffe zur Erdart
und unter Nachhilfe mit flüssiger Düngung nach voll-
zogener Durchwurzelung zu erreichen. Mit der flüssigen
Düngung wird aber auch die Blütezeit hinausgeschoben.
Der Versuch vom Jahre 1911 wurde in 15 Kolonnen
zu je 10 Töpfen eingeteilt. Die Kolonnen 1 bis 7 erhielten
die Dungstoffe der Erdart, etwa 14 Tage vor dem Umpflanzen
der Eriken, zugesetzt. Den Kolonnen 8 und 9 wurde die
gleiche Düngung wie Kolonne 1 in die Erde gegeben. Nach
dem Einwurzeln bekamen sie aber noch, zusammen mit den
Kolonnen 10 bis 13 (denen kein Dünger in die Pflanzerde
gegeben wurde), flüssige Nahrung, nämlich insgesamt 3'/,
bezw. 5 g Nährsalz auf den Topf, und zwar in der Zeit vom
Ze
23. Mai bis 10. Juli bezw. 22. Juli in anfangs '/,., später ?/,o,
3/0 und 5/0 /,igen Lösungen (1, 2, 3 und 5 g Nährsalz auf
1 1 Wasser). Kolonne 14 blieb ohne jede Düngung, ebenso
Kolonne 15, der aber „zum Färben“ am 23. und 26. Juli auf
den Topf je !/, | einer ?/],/,igen Lösung (insgesamt also
auf den Topf 1 g Nährsalz) gereicht wurde. (Sitzungsberichte
und Abhandlungen 1910/11 S. 87/88) Betrachten wir die
Einwirkung der Düngung auf Blütezeit und Entwicklung der
Pflanzen in der auf nächster Seite befindlichen Tabelle.
Im Jahre 1911, in dem bei den Spezialfirmen im allgemeinen
schöne Pflanzen gewonnen wurden, trat in einigen Handels-
gärtnereien wiederum die „Erikenkrankheit“, das Erikenstürzen,
stark auf. Dieses noch nicht genügend erforschte plötzliche
Absterben scheinbar völlig gesunder Exemplare fordert öfters
Verluste von Tausenden an Pflanzen. Wir beobachteten es
auch bei uns an jungen Pflanzen von Erica gracilis sowohl
als auch an Eriken unseres Sortiments. Wir machten aber
die Wahrnehmung, daß die Erscheinung gewöhnlich nachläßt,
wenn man den Pflanzen flüssige Nahrung gibt, so daß der
Gedanke aufkommt, diese „Erikenkrankheit“ sei auf eine Wachs-
tumsstockung zurückzuführen, die auf Mangel an Nahrung,
vielleicht auch auf Mangel an einem bestimmten Nährstoff
(Kali), besonders bei einseitiger Düngung mit Stickstoff, z. B.
schwefelsaurem Ammoniak, beruht und die sich naturgemäß
bei abnormer Witterung, starken Temperaturrückschlägen oder
plötzlicher zu hoher Wärme, vielleicht oft in Verbindung mit
einem weniger beachteten Fehler oder ungünstigem Umstande
in der Pflege der Pflanzen, zeigt. Es scheint auch ganz so,
als ob eine fortgesetzte, nicht normale Ernährung oder
Pflege der Pflanzen ein immer stärkeres Auftreten des Eriken-
sterbens, eine Art vererbte Neigung zum Krankwerden
und Absterben, bewirkt. So können wir es uns erklären, daß
in manchen Kulturen die Erscheinung fast alljährlich und in er-
schreckendem Grade, andernorts aber nur wenig oder gar nicht
auftritt. Ein Bezug junger Vermehrung aus einer gesunden
Kultur und richtige Ernährung dieser dürfte in diesem Falle
vielleicht das beste Mittel sein, wieder zu normalen Kultur-
verhältnissen zu gelangen. Bei unserm Düngungsversuch des
Jahres 1911 brachte die „Erikenkrankheit“ Verluste von 1, 2
und selbst 3 Pflanzen in den entsprechenden Reihen, also von
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a
10—30 Prozent des Bestandes derselben, aber doch fast nur
in den Reihen, die entweder ohne Düngung geblieben waren
oder eine Nahrung ohne Kali erhalten hatten oder bei denen
anzunehmen war, daß der der Pflanzerde zugesetzte Dünger
bereits von der Pflanze aufgezehrt sein mußte, während in den
Düngungsreihen 8—13, die zur Zeit des Absterbens von
Pflanzen in den anderen Reihen noch flüssige Nahrung er-
hielten, nicht eine einzige -Pflanze abging. Diese interessante
Wahrnehmung wird durch die folgende Tabelle zum Ausdruck
gebracht:
Reihe: Angewendete Düngung: | Verluste in
i (siehe Seite 81) Prozenten:
1 oline Kali’... +. 7.732209, Rote 30
2 normale, doch rasch aufgebrauchte . . . . . 10
3 „ „ ’ ’ . . . . . 10
- 35 I; RM ” RER 10
5 normale +». „cams. 00 1001 mas —
6 a EN 0. 0 - 10
7 zu wenig Kali. .. ..- 2 21% SuSE 10
8 normale . —
9 „ >
10 = —
11 r —
12 > —
13 —
14 ungedüngt RE > 0 © 30
15 r ‚gegen Ende Juli nachgefärbt . . 20
In den angeführten Sitzungsberichten und Abhandlungen
1910/11 ist Seite 85 bemerkt, daß das Bedürfnis der Ericaceen
an Kali und Kalk offenbar kein großes sein könne. Es möchte
aber doch auf Grund der Versuchsergebnisse des
Sommers 1911 auf eine normale Ernährung der
Pflanzen durch Volldüngung Gewicht gelegt
werden und deshalb ein Düngergemisch von 4g
Hornmehl, 3 g Thomasmehl + 1 g Kalisalz (40°/,)
auf 1 kg Pflanzerde der alten, auch@in Dresden
beliebten Mischung von Hornmehl und Knochen-
mehl (ohne jeden Kalizusatz) vorzuziehen sein,
wie uns auch die Versuchskulturen in den Jahren 1912 und
1913 deutlich bewiesen. Es ist freilich zutreffend, daß bei
Verwendung einer Volldüngung ein buschigeres Wachstum
der Pflanzen erzielt wird (siehe die Bilder auf Seite 84 u. 85), als
EI, 2
bei der einseitigeren Horn- und Knochenmehldüngung, welche
schlankere, mehr gertenartige Triebe hervorbringt. Blumen-
geschäftsinhaber versicherten uns zwar, daß sie für Verkaufs-
zwecke die buschigeren Pflanzen bei weitem vorzögen. Wenn
aber trotzdem der Handelsgärtner nach wie vor das langtriebige
Aussehen einer Erica gracilis aus gewissen geschäftlichen
Gründen vorziehen sollte, so würde auch dieses bei Voli-
düngung zu erreichen sein, wenn er das gewöhnlich letztmalige
Einstutzen der Triebspitzen unterläßt. )
Statt der oben empfohlenen Düngermischung könnte ohne
Zweifel auch ein Gemisch von 15 g ungarischem Rinderdünger,
den wir mit Vorliebe für die Kultur von Cyclamen und Lorraine-
Begonien gebrauchen, und I g Kalisalz (40°/,) Verwendung
finden. Der im Verhältnis zu seinem wirklichen Werte zu
hohe Preis dieses Rinderdüngers würde bei einer so wert-
vollen Kultur, wie sie Erica gracilis darstellt und bei der fast
ausgeschlossenen Möglichkeit, mit seiner Verwendung in der
angeführten und selbst einer um etwas größeren Gewichts-
menge Schaden anzurichten, nicht in die Wagschale fallen.
Ganz zu warnen aber ist vor der Anwendung einseitiger Stick-
stoffdüngung, wie z. B. mit nur schwefelsaurem Ammoniak,
Hornmehl oder Hornspänen.
Im besonderen zu betonen ist, daß die Dünger der
Erdart wenigstens 14 Tage vor Gebrauch derselben
zugesetzt sein sollten.
Im übrigen bestätigte der Düngungsversuch des Jahres 1911
die Richtigkeit der in den vorerwähnten Sitzungsberichten und
Abhandlungen niedergelegten Leitsätze.
Der Versuch vom Jahre 1912.
Für den Sommer 1912 nahmen wir uns vor,
ausschließlich frühblühende Pflanzen zu erziehen,
Solche können natürlich nie so stark werden als reichlich unter
Nachhilfe von flüssiger Düngung ernährte Pflanzen, deren
Blütezeit man erst für Anfang November oder später wünscht.
Immerhin sollte der Versuch auf höchstmögliche Entwicklung
der frühen Blüher hinzielen. Der Sommer 1912 war, ins-
besondere im August, der ja den Ausschlag hinsichtlich der
Entwicklung unsrer Gartenpflanzen gibt, reichlich kühl und
feucht. Die in den Gärtnereien angewendete flüssige Düngung,
Be
die man fälschlicherweise mancherorts noch mehr als in gewöhn-
lichen Jahren ausdehnte, mußte deshalb geradezu eine verspätete
Blüte der Erica gracilis bewirken. Tatsächlich wurden in Dresden
und andernorts die Eriken nicht rechtzeitig für den Versand fertig.
In den Fachzeitschriften konnte man von einer „allgemeinen
Erica-Not“ lesen. Die Dresdner Züchter wurden gezwungen,
die Pflanzen im September und Oktober in den teuren Raum
der Gewächshäuser zu bringen, deren Wärme das Aufblühen
beschleunigen sollte. Einige Tage lang nach dieser Treibkultur
im Freien wieder aufgestellt, nahmen die Pflanzen einigermaßen
Farbe an. Ein großer Teil nichtfertiger Pflanzen blieb leider
auch unverkauft. Unsere Versuchspflanzen, je 10 Stück in
8 Düngungsreihen, wuchsen verhältnismäßig kräftig, und ent-
wickelten sich zu 100 Prozent als reichblühende Frühblüher.
Auffallenderweise trat die Blüte sogar schon Anfang September,
um fast 3—4 Wochen früher ein, als in dem Trockensommer
1911, und die Blumen zeigten eine auffallend lange Haltbarkeit
bis Ende November. Offensichtlich mußte die größere Luft-
feuchtigkeit des Vorsommers 1912 gegenüber der Lufttrocken-
heit des 191ler Sommers eine raschere Anfangsentwicklung
der Eriken bewirkt haben.
Die Pflanzen wurden gedüngt
(die Dungstoffmenge auf 1 kg der
a Erdart berechnet und 14 Tage 3
Reihe: | vor dem Verpflanzen der Versuchsergebnis:
| Erde zugesetzt)
mit:
BE Ungedüngt . sasietiele | Kümmerliche Pflanzen.
ı 4 g Hornmehl \
ı 3 g Knochenmehl . . . .|,Buschiger als’ber
18 Kali 40%) JS
3 |4 g Hornmehl \ 2
13 & Knochenmehl f ' ' * Schlanke Triebe!
4 |4 g Hornmehl \
2 8 nn j ' |Stärker entwickelt als bei 2 und 3.
| 5 (Wohl infolge Wirkung des
5 | s g ner A \ J Kalkes im Thomasmehl.)
g Thomasme
y 1 : nano ' Buschiger als bei 1—5 und noch
kräftiger.
7 7 g Peruguano . . . . . . | Ähnlich als bei 4 und 5, doch
buschiger.
8 | 8 g Lierkes Erikendünger A.L. | Ähnlich als bei 6.
Team eng Fi)
Tafel III. Erica gracilis nach Düngung mit Hornmehl und Knochenmehl,
der Pflanzerde zugesetzt
Kali oder
“ar u
g mit Peruguano und
o-
En
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U
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B}
A
Besonders auffallende Unterschiede innerhalb der Ver-
suchskolonnen 2—8 waren nicht wahrzunehmen bis auf die
Reihe 3, die durchgängig Pflanzen mit schlankeren Trieben er-
geben hatte, wie sie die Dresdner Erikenzüchter gerne sehen.
Das Bild hält eine Pflanze dieser Reihe (in 1) neben einer weit-
aus stärker verzweigten, buschigeren (in 2) der Reihe 6 (Düngung
mit Peruguano + Kali) fest.
Der Versuch wurde nach folgenden Gesichtspunkten durch-
geführt; er darf als wegleitend angesehen werden, um auch in
kalten Sommern eine frühzeitige Blüte zu erreichen:
1. Umgetopft wurde verhältnismäßig früh (am 15. März,
1911 am 25.März). Zu Frühblühern bestimmte Pflanzen
solltenimmerfrühzeitigumgetopftwerden. Wo sich
ein frühes Verpflanzen aus irgend welchem Grunde nicht durch-
führen läßt, gebe man den Eriken vor dem Umtopfen
einige Maleflüssige Nahrung (?/,o bis ?/10 '/, ige Lösungen
von Florasalz, nicht aber von dem einseitig stickstoffhaltigen
schwefelsauren Ammoniak). Diese kann überdies auch den
frühzeitig zu verpflanzenden Eriken vor dem Umtopfen recht
nützlich sein und ist nötig, wenn der Zusatz der Dünger-
mischung nicht rechtzeitig, wenigstens 14 Tage vor Gebrauch
der Erde, erfolgen konnte. Zu Spätblühern bestimmte Pflanzen
können natürlich weitaus später noch verpflanzt werden.
2. Die gedüngten Pflanzen wurden anfangs vorsichtig ge-
gossen; sie wurzeln erfahrungsgemäß langsamer durch als
Pflanzen, die man in ungedüngte Erde gesetzt hat.
3. Ende Juni zeigte sich an den ersten Pflanzen die be-
ginnende Knospenbildung und sie muß bis Mitte, spätestens
Ende Juli sichtbar werden, wenn man mit Sicherheit Frühblüher
erziehen will. Bis zu dieser Zeit sollte eine flüssige
Düngung möglichst unterbleiben. Die flüssige Düngung
vor Beginn der Knospenbildung (Versuch des Jahres 1911) bringt
wohl stärkeren Wuchs der Pflanzen, verzögert aber die Blüte;
diese Düngung sollte deshalb nur bei Sätzen, die man nicht
so zeitig in Blüte, dafür aber in stärkeren Pflanzen sehen möchte,
oder nur dann ausnahmsweise einmal Anwendung finden, wenn
die zu Frühblühern bestimmten Pflanzen über das Maß mager
stehen. Ist die Knospenbildung aber erst überall
sichtbar, so muß durch mehrere Nährsalzlösungen
die Entwicklung der schwachen Seitentriebchen
ga
zu kräftigeren Trieben mit dunkleren Blättern und
größeren, intensiver gefärbten Blüten begünstigt
werden. Unsere Pflanzen erhielten in der Zeit vom 25. Juli
bis zum 3. August viermal Florasalzlösungen in ®/j, /iger
Stärke (5 g Salz auf 1 I Wasser), auf den Topf berechnet
insgesamt also je 2 g Nährsalz. Wer sehr vorsichtig sein will,
gebe jedoch nur ?/,n/,ige Lösungen.
Die hier niedergelegten Angaben beziehen sich auf eine
gewöhnliche, nicht über Winter mit Jauche beschüttete Eriken-
erde und auf Verwendung von Dresdner Wasserleitungswasser.
Wo eine mit Jauche durchdrängte Pflanzerde gewonnen werden
soll, dürfen natürlich nur geringere Düngergaben kurz vor
dem Verpflanzen der Erdart beigegeben werden oder sie
müssen ganz unterbleiben. Ähnlich kann verfahren werden,
wo ein nährstoffreiches Brunnenwasser an die Stelle unseres
nährstoffarmen Leitungswassers tritt. Wo das Brunnenwasser
„hart“, reich an Kalk ist, dürfte dem Knochenmehl vor dem
Thomasmehl als Dünger der Vorzug zu geben sein; letzteres
enthält ja neben der Phosphorsäure noch reichlich Kalk. Und
mancherorts kann auch die Beschaffenheit des Brunnenwassers
geringere Kaligaben, vielleicht nur in der Hälfte der unserm
Versuche zugrunde gelegten Gewichtsmenge, wünschenswert
erscheinen lassen.
Die Nutzanwendung unseres Düngungsversuches soll und
kann dem sächsischen Gartenbau keine für alle Verhältnisse
gültige Schablone in die Hand drücken; sie will aber auf Wege
leiten, die der Praktiker selbst weiter verfolgen und in seinem
eigensten Interesse betreten sollte. Wenn wir die Witterung
eines Kulturjahres in ihren Wesenszügen erst einmal voraus-
sehen und danach unsere Kulturmaßnahmen treffen können
— ein erfolgreicher Schritt dahin scheint nun unternommen
zu sein (Sitzungsberichte und Abhandlungen 1911/12 Seite 84)
— werden Verluste, wie sie das Jahr 1912 an Erica gracilis
zum Leidwesen des Züchters ergeben hat, nicht mehr oder
wenigstens nicht in so fühlbarer Weise wieder eintreten
dürfen. Aber auch ohne sichere Voraussicht der kommenden
Witterung setzen uns die hier niedergelegten Versuchsergeb-
nisse selbst in kalten Sommern in den Stand, entsprechend
kräftige Erica gracilis-Frühblüher und stärkere späte Blüher zu
erzielen. Die Blütezeit der letzteren wird sich aber entsprechend
er
der kürzere oder längere Zeit ausgedehnten flüssigen Düngung
nach erfolgter Durchwurzelung der Pflanzen immer verzögern
müssen. Wervonder bequemen und wirkungsvollen
Methode des Zusatzes von Dungstoffen zur Erdart
nichts wissen will, sollte wenigstens vor dem Um-
topfen (in ungedüngte Erde) mehrere Male flüssige
Düngeuns geben und recht. bald nach dem Ein-
wurzeln der Pflanzen mit der flüssigen Düngung
fortfahren. Findet diese rechtzeitig genug ihren
Abschluß, so können natürlich auch auf diese
Weise in: normalen Sommern Frühblüher erzielt
werden. Wir wollen nach dieser Richtung hin unter Ver-
wendung eines mehr phosphorsäurereichen, die Knospen-
bildung begünstigenden Nährsalzes in den kommenden Jahren
noch einige Versuche anstellen. Das heute hergestellte „Flora-
salz“ ist stickstoffreicher zusammengesetzt als früher und es
muß deshalb auf Verzögerung der Blüte hinwirken.
Die Kultur der Erica gracilis möchte für den Dresdner
Gartenbau eine auch für die weitere Zukunft gewinnbringende
bleiben. Einmal ist eine Pflanze von einer derartigen Schön-
heit und vielseitigen Verwendungsmöglichkeit, wie Erica gracilis,
keine Modepflanze, sondern ein Bedarfsmittel für die Mensch-
heit, und zweitens sollte nach unserm Erachten Dresdens
günstige Lage für den Gartenbau mit ihrem Reichtum an
Sonnenschein und zugleich Niederschlägen, ihrer hohen Jahres-
wärme, den Vorbedingungen erfolgreicher Erikenkultur, eine
Konkurrenz in dieser Richtung an andern Orten kaum auf-
kommen lassen.
III. Maiblumen- Treibkeime aus verschiedenen
Bodenarten.
Von Max Löbner, Königl. Garteninspektor.
m Jahre 1909 wurden in den Kulturen unserer Versuchsstation
Maiblumen auf Beeten verschiedener Bodenart geerntet.
Dabei zeigten die auf Moorboden erzogenen Treibkeime nicht
nur in der Erntemenge und im Aussehen, vorzüglich der Be-
wurzelung, sondern auch in der frühen Treibfähigkeit einen der-
artigen Vorsprung gegenüber den Keimen, die auf den andern
Bodenarten geerntet worden waren, daß es uns nötig erschien,
den Versuch auf den gleichen Beeten nochmals zu wiederholen.
Es standen 6 Beete zur Verfügung von je 45 m Länge
und 0,8 m Breite = 3,6 m? Fläche. Auf Beet 1 war Sandboden
eingebracht worden, auf Beet 2 Lehmboden, Beet 3 Syenit-
boden, Beet 4 Kiesboden, Beet 5 Moorboden, Beet 6 Mergel-
boden. Die Beete wurden im Herbst 1909 normalerweise be-
pflanzt, erhielten aber nicht die in den Gärtnereien übliche
humusbildende Dungdecke, um den Einfluß der Bodenart auf
die Ausbildung der Maiblumenkeime reiner in Erscheinung
treten zu sehen. Die zur Entwicklung der Keime nötige
Nahrung wurde vielmehr auf flüssigem Wege gegeben, indem
die Beete in den Jahren 1911 und 1912 zur Zeit des Aus-
treibens bis zur völligen Ausbildung der Blätter einige Male
5/0 P/oige Nährsalzlösungen, auf einen Quadratmeter insgesamt
50 Gramm gerechnet, erhielten. Im Herbst 1912 wurden die
Beete abgeerntet. Es wurden gezählt bei
auf 1 m? berechnet:
Treibkeime Pflanzkeime Tyreibkeime Pflanzkeime
Sandboden 27 2187 460 55 128
Mergelboden .. . 360 850 100 236
Moorboden. . 390 800 108 222
Syenitboden . . 398 757 iM 210
Kiesboden . . . 420 835 11% 282
Lehmboden. . 479 1120 133 *) 311”)
,„*) Unsere Erträge bei dreijähriger Kultur und guter Düngung er-
reichten 1909 in mittelschwerem humosen Lehmboden einer 20 m? großen
Fläche auf 1 Quadratmeter 175 Treibkeime und 320 Pflanzkeime.
-uapoquuy>7 uoA E ‘uspogqpueg uoA zZ ‘uapogloow uoA [ !aq au) "ZI6L JOqwazag Suejuy uowngrewgmıL "A [OEL
Das Ernteresultat läßt eine gewaltige Differenz zwischen
Sand- und Lehmboden erkennen, während sich alle andern
Böden im Ernteertrag auf der mittleren Linie zusammenfinden.
Es findet seine Erklärung wohl darin, daß der ganz abnorm
trockene Sommer des Jahres 1911 überall in Deutschland die
Maiblumen beträchtlich schädigte.e Der die Feuchtigkeit am
besten bindende Lehmboden mußte naturgemäß die geringsten
Ausfälle ergeben. Das Jahr 1912 mit seiner hohen Luftfeuchtig-
keit war zwar für das Wachstum der Maiblumen nicht un-
günstig, wenn es auch die Schädigungen des vorangegangenen
Trockensommers nicht wieder gut zu machen vermochte und
deshalb eine in der Quantität recht geringe Ernte bei noch
kaum dagewesenen hohen Preisen für gute Ware ergeben
mußte. Der abnorm kalte August aber, dessen Wärmemittel
sich um 3 Grad unter dem normalen hielt, mußte von Einfluß
auf die Ausbildung und Ausreife der Keime und damit auf ihre
frühe Treibfähigkeit werden, derart, daß voraussichtlich die die
Wärme rascher aufnehmenden sandigeren und humosen Böden
bessere Ausreife ergeben mußten, als der kältere Lehmboden.
Die Treiberei unserer Keime fand derart statt, daß nach
zehnstündlicher Wässerung bei 35° C. drei Sätze aufgestellt
wurden mit Beginn des Treibens am 8., 15. und 29. November
1912. Am 3. Dezember (also nach 25 Tagen) wurden drei Durch-
schnittstöpfe des ersten Satzes photographiert, um den Einfluß
derBodenart auf die Frühtreibbarkeit der Maiblumen festzuhalten.
(Abbildung 1: Maiblumen von Moorboden, 2: von Sandboden,
3: von Lehmboden.) Zur Beurteilung der Güte der auf den
verschiedenen Böden erzogenen Maiblumen für die frühe
Treiberei nach Zahlen, wollen wir ihnen Noten von 1 (den
besten) bis 3 (den schlechtesten) erteilen. Es verdienten die
Maiblumen des Satzes
vom 8. November vom 15. November
bei Moorboden Note 1 bei Moorboden Note 1
„ sandboden „1-2 „ Sandboden R: 1
„ Kiesboden a „ Kiesboden „ 1-2
s.Syenitboden. „ 3 „..Syenitboden.. „.. 2-3
„ Mergelboden „ 3 >» :Mergelboden „;,4.,3
». Lehmboden.....;,- 3 „kehmboden ya 3
Der Satz vom 29. November, der am 19. Dezember, also
nach 21 Tagen, eine ähnlich weitere Entwicklung erkennen
ließ, als die der vorangegangenen zwei Sätze, ergab auch ein
— 709
ganz ähnliches, nur nicht mehr so abweichendes Resultat,
eine weitaus bessere Ausbildung der auf Moorboden gezogenen
Maiblumenkeime gegenüber denen von Lehmboden. In der
Treiberei sind die von Moorbodenkeimen erhaltenen Maiblumen
allen andern voraus, gegenüber selbst denen von Sandboden
noch um zwei volle Tage. Bei dem kleineren zweiten Satz,
zu dem nur je fünf Töpfe mit je zehn Keimen verwendet
worden waren, fand auch eine Zählung der Glocken aller
normal ausgebildeten Blütentrauben statt. Die Glocken von
Blütentrauben, die sitzen geblieben waren, wurden nicht mit-
gezählt. Diese Zählung ergab 532 Glocken für die Maiblumen
aus Moorboden gegenüber 408 Glocken, die die auf Sandboden
erzogenen Keime hervorgebracht hatten. Bemerkt sei aber,
daß die Glocken bei den auf Sandboden erzogenen Maiblumen
größer waren, als bei allen andern Maiblumen. Das zu Gunsten
des Moorbodens sprechende Resultat (frühe Treibfähigkeit
trotz kalten Sommers 1912 und doppelter Ertrag gegenüber
dem im Trockensommer 1911 allerdings stark benachteiligten
Sandboden) ist sehr beachtenswert. Als Moorboden hatte uns
die bekannte Torferde von Ottendorf-Okrilla gedient, der noch
etwas Sand zugemischt worden war. Offenbar sind die gegen-
über dem rasch austrocknenden Sandboden höhere wasser-
haltende Kraft und die im Vergleich zum schweren Lehmboden
lockere und damit besser wärmeaufnehmende Eigenschaft des
Moorbodens die Ursachen seiner Eignung zur Maiblumen-
kultur. Die Maiblume ist eine ausgesprochene Humuspflanze.
An Stelle des Moorbodens kann natürlich auch ein in lang-
jähriger voller Kultur stehender dunkelfarbiger Garten- oder
Gemüseboden, der ganz das Aussehen und die Beschaffenheit
eines Moorbodens besitzt, ähnlich günstig für Maiblumenkultur
werden, und der leichte Sandboden wird um so eher für Mai-
blumenzucht brauchbar, je weniger es ihm an einer gewissen
natürlichen Feuchtigkeit fehlt und je mehr er durch Zufuhr
humoser Stoffe (Mist, Kompost, Torfstreu) feuchtigkeitshaltender
gemacht wird. Maiblumenkeime aus Lehmboden sind um so
weniger für frühe Treiberei geeignet, je schwerer dieser Boden
ist und je mehr die Wärme des Sommers im Erntejahre unter
dem Durchschnitt bleibt. Ein lockerer, humushaltiger Lehm-
boden kann andernseits außerordentlich kräftige Treibkeime
und diese in großer Anzahl ergeben, die dann für die zweite
Treibperiode recht gut brauchbar sind.
On
Unser Moorboden ist ein künstlicher, ein aufgebrachter.
Natürliche Moorböden ergeben ähnlich gute Resultate nur dann,
wenn sie ohne stehende Nässe, also entwässert worden sind.
Aus diesem Grunde wird uns der holländische Gartenbau
auch niemals ein Konkurrent auf dem Maiblumen-Markte
werden, welche Tatsache vom deutschen Gärtner scharf im
Auge behalten werden sollte.
Mitglieder-Verzeichnis
nach dem Stande vom 30. September 1913.
Protektor:
Se. Maj. der König Friedrich August von Sachsen.
Ehrenmitglieder.
Andrä, Geheimer Okonomierat, Vorsitzender des Kura-
toriums der Kgl. Pflanzenphysiologischen Versuchs-
station zu Dresden, Braunsdorf b. Tharandt \
Beutler, Dr.jur.et Dr. Ing. Geheimer Rat, Oberbürgermeister,
Dresden . .
Carlowitz - Hartitzsch, V., Königl. Oberschloßhauptmann,
Wirklicher Geheimer "Rat, Exzellenz, Dresden
Chatenay, Abel, Secr. gen. de la Soc. nation. d’horticulture
de France, Rue Grenelle 8; Patis:4@..
Dibelius, Dr. theol. et phil. Franz, Oberhofprediger, Vize-
präsident des Ev.-Iuth. Landes- Konsistoriums, Magni-
MRemebhescenen wen) er
Drude, Prof. Dr. Oskar, Geheimer Hofrat, Direktor des
Königlichen Botanischen Gartens und der Pflanzen-
physiologischen Versuchsstation zu Dresden j
Engler, Prof. Dr., Geheimer Ober-Regierungsrat, Direktor
des Königl. Botanischen Gartens in Dahlem (Berlin)
Fiedler, Prof. Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Dresden
Fischer v. Waldheim, Wirkl. Geheimer Staatsrat, Exzellenz,
Direktor des Kaiserl. Botanischen Gartens zu St. Peters-
burg
Hähnel, Dr., Geh. Ökonomierat, Vorsitzender des Landes-
kulturrates f..d. Königreich Sachsen, Kuppritz b. Bautzen
Hampel, Carl, Königl. Preußischer Gartenbaudirektor,
Städtischer Gartendirektor, Leipzig-Reudnitz (1888)
Johannsen, Wilh., Prof. der Botanik an der Landwirtschaft-
lichen Akademie zu Kopenhagen. .
Mehnert, Dr. jur. Paul, Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Rittergut
Medingen b. Dresden . . .
Metzsch-Reichenbach, BHGE:VE "Staatsminister a. D,
Minister des Kgl. Hauses, Exzellenz, Dresden .
Minckwitz, v., General der Inf. z. D., Generaladjutant
Sr. Majestät des Königs, Exzellenz, Dresden
Eintritt
1906
1897
„ut
1897
. 1896
„1891
1911
1901
1888
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N!
1902
1903
. 1891
. 1896
Be
Moßdorff, Otto, Handels- und Landschaftsgärtner, Leipzig-
Lindenau
Münzner, Richard, Geheimer Regierungsrat a. D,, Dresden
Neumeister, Prof. Dr., Geheimer Oberforstrat und Ober-
forstmeister, Dresden . . ;
Nobbe, Prof. Dr., Geheimer Hofrat, Tharandt 2
Poscharsky, G. A., Königl. Garten - Inspektor a. DB,
Schellerhau b. Altenberg . B
Rex, Graf v., Oberhofjägermeister u. Kammerherr Sr. Mai.
des Königs, Ortmannsdorf, Kreis Lauban i. Schles.
Roeber, Prof. Fritz, Düsseldorf . . .
Roscher, Dr. jur., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Ministerial-
Direktor im Königl. Ministerium des Innern, Dresden
Schmidt, Hermann, Handelsgärtner, Wahren b. Leipzig
Schroeter, v., Königl. Amtshauptmann a. D., Königl.
Kammerherr, auf Bieberstein b. Wilsdruff
Schwerin, Fritz Graf v., Vorsitzender der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft, Wendisch-Wilmersdorf
b. Ludwigsfelde, Mark
Silva Tarouca, Graf, Präsident der österreichischen dendro-
logischen Gesellschaft, Exzellenz, Pruhonitz b. Prag
Sorauer, Prof. Dr. Paul, Geh, Reg.- Rat, Berlin-Schöneberg
Thun-Hohenstein, Graf v., Wirkl. Geh. Rat, Tetschen .
Uhlemann, Dr. jur, Geh. Reg.-Rat, Amtshauptmann und
Vorsitzender des Landes-Obstbauvereines, Großenhain
Viger, Th., Exzellenz, Senateur, Pres. de la Societe nationale
d’horticulture de France, Paris. .
Vitzthum v. Eckstädt, Dr., Graf, Oberstmarschall Sr. Maje-
stät des Königs und” Königl. Kammerherr, Exzellenz,
Lichtenwalde NE
Werner, Städtischer Gartendirektor, Chemnitz
Wittmack, Prof. Dr. L., Geh. Regierungsrat, Berlin .
Schriftwechselnde Mitglieder.
Beck v. Mannagetta, Professor Dr. Günther, Prag . .
Beißner, L., Inspektor des Botanischen Gartens, oe
dorf b. Bonn . .
Bouche, ). CHE Königl. Garten- Inspektor a. D, "Bonn
Cordonnier, Anatole, Bailleul (Nord), Frankreich
Fierens, Secr. de la "Soc. d’Horticulture de Gand
Fintelmann, G. A., Kgl. Hofgartendirektor a. D., Sanssouci-
Potsdam . . wiunat ealart I
Gjonowic, Nik. Bar., Apotheker, Kastelnova, Dalmatien
d’Flaene, Adolf, Handelsgärtner, Gent re.
Eintritt
1898
1904
. 1904
. 1888
1866
‚1910
1905
1897
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1905
1910
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. 1896
. 1901
. 1896
1891
. 1898
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. 1898
. 1899
. 1896
. 1888
One
Heiler, Königl.Ökonomierat u. Stadtgartendirektor, München
Hiltner, Dr. L., Kaiserl. Regierungsrat a. D., Kneh eat
kulturbotanische Anstalt, München Perdhe
Hye-Leysen, Jules, Gand- -Coupure ;
Jüde, Georg, Oberlehrer, Dresden .
Jürgens, Garteningenieur, Hamburg .
Kähler, Großherzogl. Hofgartendirektor a. D,, Großlichter-
felden mtr
Kaiser, Königl. "Oberhofgärten- Inspektor a. BB, München
Ker, Wilson P., Handelsgärtner, Liverpool
Koehne, Prof. Dr., Friedenau-Berlin
Kolb, Max, Königl. Rat, München
Lüdtke, Hermann, Landschaftsgärtner, Breslau
Martinet, Henry, Landschaftsgärtner, Paris .
Masters, Maxwell, Redakteur von „The Gardeners Chro-
nicle“, London ; Rest:
Nikolic, Prof. Emanuel, Ragusa
Ortgies, Eduard, bot. Gärtner a. D* Kilchberg b. Zürich .
Pollmer, Stadtgartendirektor 2.8, Weinböhla b. Dresden
Purpus, A., Großherzogl. Garteninspektor am Botanischen
Garten, Darmstadt {
Sander, F,, Handelsgärtner, St. Albans, Herts., England .
Schrön, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Reick
Schütze, Jul, Vorsitzender des Zentralvereins schles.
Gärtner, Breslau .
Schwarz, Charles, Direktor der Baron v. Rothschildschen
Gärten zu Ferrieres b. Paris.
Seidel, ©. M., Seminaroberlehrer a. D., _ Kötzschenbroda
Siebert, Königl. Landesökonomierat und Gartenbaudirektor,
Palmengarten, Frankfurt aM. . .
Sießmayer, Philipp, i. Fa. Gebr. Sießmayer, Frankfurt a. M.
Steglich, Prof. Dr. phil, Regierungsrat, Vorstand an der
Pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königl.
Botanischen Garten zu Dresden . Karte
Türke, Rob., Kunstmaler, Meißen . .
Veitch, Harry, Handelsgärtner, Chelsea-London .
Wilkinson, Elliott, Gartenarchitekt ae Penns. ‚Amer.
Wobst, Prof. Carl Aug., Dresden .
Eintritt
1903
..1902
TESOT
. 1884
1901
1903
1903
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. 1896
. 1896
1867
1888
1900
1888
1905
1898
1904
1910
1900
1901
. 1900
„41910
1888
1902
. 1890
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Aktive Mitglieder.
Vorstand und Verwaltungsrat.
I. Vorsitzender: Königl. Obergartendirektor, Hofrat F. Bouche-
Dresden.
ll. a Handelsgärtner Rud. Seidel - Grüngräbchen
b. Schwepnitz.
IM. a Rosenschulenbesitzer Ernst Theodor Simmgen-
Dresden-Strehlen.
Rechnungsführer: Baumschulenbes. Oskar Poscharsky-Laubegast.
l. Schriftführer: Handelsgärtner 3. F/aubold-Laubegast.
ll. u; Buchdruckereibesitzer C. Feinrich-Dresden-N.
Bücherwart: Königl. Garteninspektor M. Löbner- Dresden.
l. Beisitzer: Stadtgartendirektor Wilhelm v. Uslar-Dresden.
ll. X Handelsgärtner Ernst Rülcker-Dr.-Strehlen.
Ambrosius, Reinhold, Kunst- und Handeise nz Wein-
böhla . So
Anders, Friedrich, Herrschaftsgärtner,, Dresden-A.
Bach, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Bassenge, H. A., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch-
Diesden 2: 5
Beger, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Seidnitz .
Berg, Constantin, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Seidnitz
Berger, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Loschwitz .
Bergmann, Curt, Kaufmann, Dresden-A. . ;
Berthold, Max, Gärtnereibesitzer, Dresden-Löbtau .
Bertram, Eduard, Gartenbauingenieur, Dresden 1%
Bertram, Max, Kol. Sächs. Gartenbaudirektor, Blasewitz
Beyer, Ottomar, i. F. Rob. Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen . .
Beyer, Richard, i. Fa. Robert Beyer, Kunst- und Handels-
gärtner, Dresden-Strehlen .
Birndt, Fanny, Sprachlehrerin, Dresden-Striesen .
Bley, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Cunnersdorf
b. Ottendorf-Okrilla . ;
Bley, Johannes, Kunst- und Handelsgärtner, Cunners-
dorf b. Ottendorf-Okrilla . Ä E
Bock, Wilhelm, Landschaftsgärtner, Loschwitz . .
Böhm, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz bei
Dresden . .
Böhme, v.,i.F.: Franz Fröhlich, Kal. Hoflieferant, Dresden-A.
Böhmer, Paul, Gartentechniker, Dresden-A.
Böhmig, Richard, Kaufmann, Dresden- Striesen .
Bonsack, Max, 'Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . .
Bouche, J.C.F. ‚Hofrat, "Königl. Obergartendirektor, Dresden
Eintritt
„1913
1911
1903
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1907
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1912
1911
1905
. 1909
1896
1911
1873
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Brix, Felix, Gärtnereibesitzer, Kötzschenbroda
Büttner, G., Königl. Forstgarteninspektor, Tharandt
Dausz, ]. P, Samenhandlung, Dresden-A. . .
Dedek, Änton, Königl. Hofgärtner a. D., Dresden-A. .
Degenhard, M., Stadtgarten - Direktor a. D., Groß- Sedlitz
Denecke, W., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Döring, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen . .
Dreßler, Jul. Rob,., “ Handelsgärtner, Radebeul-Oberlößnitz
Drewitz, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i. S.
Drewitz, Curt, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i. S.
Drewitz, Ernst, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig 1i.S.
Drewitz, Martin, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i. S.
Dutschmann, Georg, Bezirksschullehrer, Dresden-A. .
Ebert, Oskar sen., Privatmann, Dresden-Kaditz .
Ebert, Oskar jun., Handelsgärtner, Dresden-Kaditz .
Eberth, E, Städtischer Garten- Assistent, Dresden-A.
Eidner, R., Lehrer, Dresden-Striesen .
Eisenach, Rud,, Handelsgärtner, Coswig i. SE
Eisenbarth, Königl. Hofgärtner, Groß- Sedlitz .
Elsner, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Engelhardt, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Findeisen, Th., Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz .
Flinsch, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Loschwitz .
Füge, G. A., Privatmann, Blasewitz
Füssel, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben b.Dr.
Füssel, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben b. Dr.
Gäbler, Rudolf, Kunst- und en -Dresden-
Striesen arm
Gaßmann, Theodor, Privatmann, Dresden-N... .
Geißler, Guido, Baumschulenbesitzer, Dresden-Strehlen .
Gensel, F. G., Garteningenieur, Grimma !
Gensel, Frau, geb. Rascher, Dresden-A.
Gerischer, Edgar, Privatmann, Radebeul .
Geyer, Felix, Königl. Hoflieferant, Dresden- -Neugruna .
Gierth,Hans, Städtischer Garten- Assistent, Dresden-Striesen
Glieme, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner Niedersedlitz
b. Dresden . .
Gössel, G.M., Mykolog, Dresden-A. . .
Graupner, Reinh,, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-N.
Gruhle, Arthur, Kaufmann und Gärtnereibesitzer, Dresden-
Striesen iheE
Grumbach, Hans, Kaufmann, Dresden-Striesen .
Gruß, Louis, Landschaftsgärtner, Dresden-A. .
Günther, Gustav, Kaufmann, Oberlößnitz-Radebeul
Hänsch, Paul, Eisenbahnassistent, Dresden-A.
Falke, Fräulein Margarete, Kötzschenbroda
Hartmann, Johannes, gepr. Obergärtner, Dresden- Cotta
Eintritt
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. 1912
1909
1912
— 100 —
Hauber, Paul, Baumschulenbesitzer, Tolkewitz .
Haubolad, Bernhard, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Heber, Arthur, Blumentopffabrikant, Dohna R
Heckmann, H. A., Rosenschulen, Stetzsch .
Heinrich, Carl, Buchdruckereibesitzer, Dresden-N.
Helke, Richard, Privatmann, Dresden-A.
Helm, August, Landschaftsgärtner, Dresden-A.
Hempel, Ernst, Privatmann, Dresden-A.. .
Hendel, Bruno, Städt. Obergärtner, Dresden-Plauen
Hennicke, Hermann, Privatmann, Dresden-Striesen .
FHennisch, Moritz, Privatmann, Dresden-Plauen
Herrmann, Max, Rentner, Dresden-A.
Ferschel, Hermann, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-N.
Herzog, Carl, Königl. Hofgärtner, Pillnitz
Hessel, Rich., Kaufmann, Laubegast .
Hetschold, Eduard, Kunst- u. Handelsgärtner, Radeberg i. S.
Fletzer, G,, Hauptmann z. D., Loschwitz b. Dresden .
Hirschfeld, Moritz, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Zschertnitz . ,
Hoffmann, Fritz, Bürgerschuldirektor, "Dresden-N. :
Hofmann, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Dr. Striesen
Holstein, Alfred, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Striesen 2.0.20 wann
Huhle, Jul.,. Königl. Obergärtner, Dresden-A. .
Hultzsch, Benno, Kaufmann, Dresden-A.
Jecobi, Paul, Architekt, Klein-Zschachwitz .
Jegemann, Paul us Kunst- u. Handelsgärtner, Radebeul
Jensen, Hans, Handelsgärtner, Dresden-A. . .
Kalz, Reinhard, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i =
Kaufmann, Schloßeärtner, Burgk b. Dresden
Keller, Adolf, Königl. Hofgärtner, Moritzburg -
Keller, Otto, Kunst-und Handelsgärtner, Mockritz b. Dresden
Kernert, Friedrich, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Kleine, H., Königl. Hofgärtner, Dresden-A. .
Klemm, Br. Inh. d. Fa. Hoyer & Klemm, Dresden- -Altgruna .
Knoch, O., Kunst- und Handelsgärtner, Chemnitz .
Knoderer, Karl, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Reick
Knöfel, C.H., Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Knöfel, Gustav H., Kunst- und Hauer z Dresden-
Strehlen . 2
Kobisch, Anton, Obergärtner, Laubegast }
Köhler, Adolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Strehlen 7 :*. EL -
Kötz, Paul, Landschaftsgärtner, Dresden-A.
Konrad, Jul, Prinzl. Hoflieferant, Dresden-A. . .
Korf, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Dobritz
Kühnscherf, Emil, Fabrikant, Dresden-A.
Kürbis, Reinhold, Obergärtner, Laubegast .
Eintritt
1894
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. 1901
1911
1907
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. 1904
1901
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A
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— 101 —
Kunde, Arno, Fa. Kunde & Sohn, Dresden-A.
Kunstmann, Dr., Zahnarzt, Dresden-A.
Laue, Bernhard, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Lauterbach, Bernhard, Obergärtner, Laubegast . .
Lehmann, F. Georg, Hofrat, Hofbuchhändler, Dresden-A.
Leumer, August, Privatmann, Cossebaude . .
Lindner, Martin, Geschäftsführer des Landes-Obstbau-
vereins, Dresden-A.. .
Lippert, Hugo, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Löbner, Max, Königl. Garteninspektor, Dresden-A..
Lohse, Dr. Ingenieur, Loschwitz
Lorenz, Paul, Königl. Sächs. Kammerrat, "Zwickau i. S.
Lyon, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Zscheila b. Meißen
Marks, H., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Mattersdorff, Richard, Bankier, Dresden-A. . .
Matthäs, Hans, Ratsweinkellerpächter, Dresden-A.. .
Matthes, Friedr., Kunst- u. Handelsgärtner, Ottendorf- Okrilla
Meckwitz, Ö);, Sekretär, Dresden-A. .
Mehlhorn, Oskar Richard, Schweinsburg e
Mehnert, Richard, Kunst- und Handelsgärtner, Brabschütz
b. Cossebaude
Meischke, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Meischke, Johannes, Fabrikant, Tolkewitz .
Melchior, Richard, König]. Obereärtner, Pillnitz .
Merker, Clemens, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig
Meurer, Friedr., Landschaftsgärtner, Dresden-A. . . .
Mietzsch, C. W, Königl. Hoflieferant, Niedersedlitz
Mißbach, Max, Friedhofsmeister, Dresden-A.. 5
Mißbach, Robert, Bürgerschullehrer, Dresden-A.
Mühle, August, Kunst- und Handelsgärtner, Dohna .
Müller, Clemens, Königl. Hofgärtner, Dresden-A. . .
Müller, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Münch, Heinr., i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden .
Münch, Walter, i. Fa. Münch & Hauffe, Leuben-Dresden
Mutscher, Adolf, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Seidnitz
Nagel, E. Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig
Nagel, Gustav Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Seidnitz
Naumann, Prof. Dr. Arno, Dresden-A. |
Nitzsche, Arthur, Ingenieur, Dresden-Trachau
Nitzschner, Obereärtner, Grüngräbchen b. Schwepnitz i. S.
Noack, Ernst, Baumeister, Königl. Hofzimmermeister, ,
. 1884
Dresden-Löbtau . . I
Oberst, Albert, Kunst- und Handelseärtner, Dr.-Strehlen
Olberg, ch Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Olberg, Walter, Fa. Otto Olberg, Gartenbaubetrieb,
Dresden- Silesen s
Papsdorf, O., Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschenbroda
Pekrun, A., Privatmann, Weißer Hirsch
Eintritt
ln
1907
1911
1913
1873
1895
. 1910
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1898
1911
1911
1911
. 1893
1895
1907
1911
1878
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1901
. 1888
— 102 —
Pekrun, Rudolf, Dresden-Tolkewitz . .
Peschke, Fritz, i. Fa. Gebr. Hirsch, Dresden-A.
Plaeschke, Gustav, Landschaftseärtner, Dresden- P%
Pötzsch, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Tolkewitz
Pohl, E, Köniel. Parkinspektor, Dresden-A.
Poscharsky, Oskar, Baumschulenbesitzer, Laubegast
Poser, Carl, Kulturobergärtner, Dresden-A. -
Pruggmeyer, Herm., Privatmann, Dresden-Plauen
Püschel, Paul, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Quaasdorf, Louis, Handelsgärtner, Dresden-A.
Quantz, Rich., Gartenbauingenieur, Stadtgut Vorwerk,
Wilsdruff i. S..
Ramm, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Pieschen
Raue, William, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Reichel, Paul Rud,, Kunst- und Handelsgärtner, Kötzschen-
breda.. ».
Reif, Adalbert, Buchdruckereibesitzer, "Leuben b. Dresden
Reiter, Curt, Obergärtner, Dresden-Tolkewitz
Rettig, August, Landschaftsgärtner, Dresden-Gruna .
Richter, Albert, Kunst- und Handelsgärtner, Dr.-Strehlen
Richter, Alwin, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden -
Striesen
Richter, Emil, Kunst- u. 'Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Richter, Hugo, Prokurist, Laubegast . .
Richter, FrauL.R., Gartenbaubetrieb, Tolkewitz b. Dresden
Risse, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Röder, , Oberingenieur, Dresden-Plauen
Reh. Wilhelm, Gartenarchitekt, Dresden-A.
Romer, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig i. S.
Roolf, Rich. Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Striesen
Roß, v., Frau Gräfin Louise, Dresden-N. e
Rossig, Bruno, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Roth, Prof. Dr., Oberregierungsrat, Dresden-A.
Roth, Carl, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Rudolph, Franz, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Rudolph, Wilhelm, Baumschulenbesitzer, Coswig a
Rühle, Berthold, Kunst- und Handelsgärtner, Gauernitz
b. Coswig .
Rülcker, Ernst, Kunst-und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Rülcker, Horst, Blumengeschäftsinhaber, Dresden-A.
Schäme, Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Schirmer, Franz, Architekt, Laubegast .
Schlapoczek, Elisabeth, i. Fa. Schlapoczek & "Teichmann,
Hellerau-Rähnitz .
Schletter, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Reick .
Schlicke, C. H., Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Schmall, Johannes, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben
b. Dresden . ; a NEE De en
Eintritt
„1913
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19411
— 13 —
Schmidt, Curt, i. Fa. E. Haufe Nachf., Dresden-N.
Schmidt, Hugo, Obergärtner, Laubegast 2
Schmidt, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Briesnitz
D. Dresden...
Schneider, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, DS.
Schneider, Ernst, Königl. Hofgärtner, Hosterwitz b. Dresden
Schneider, Heinrich, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-N.
Schönert, Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Leubnitz-Neuostra
Schöppe, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz
Schulze, Carl, Handelsgärtner, Radeberg
Schulze, Conrad, Privatmann, Blasewitz..
Schulze, Max, Handelsgärtner, Dresden-N. .
Schwarzbach, Ernst Moritz, Kunst- und Handelsgärtner,
Niedersedlitz IE zei
Schwarzbach, Gustav, Baugewerke, Laubegast AR
Schwarzbach, Paul, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-A.
Schwarzbach, Reinhold, Kunst- und Handelsgärtner
Dresden-A. . . SR
Schwebs, Willy H,, Kakteengärtnerei, Dresden-A. . .
Scriban, Alfr., Geschäftsführer d. Fa. Hoyer & Klemm,
Dresden- -Altgruna
Seidel, T.J. Heinr., Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Sattel... 1:4]. Rud., Kunst- und Handelsgärtner, Grün-
eräbchen b. Schwepnitz 8.
Seidel, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Blasewitz
Seidel, Frau Minna verw., Dresden-Striesen
Seyffert, Theodor, Landschaftsgärtner, Dresden-Plauen
Siems, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Simmgen, Hugo, Privatmann, Dresden-Striesen .
Simmgen, Theodor, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-
Sirenen... i
Simmgen, Wilh,, Prinzl. "Hofgärtner, Dresden-A.
Stammnitz, Friedrich, Blumenhandlg. u. Handelsgärtnerei
Starke, Max, Kunstmaler u. Gewerbeschullehrer, Dresden-A.
Steffens, Paul, Obergärtner, Laubegast Te
Steglich, Carl, Kaufmann, Laubegast .
Stein, Max, Bankier, Dresden-A. .
Steinkamp, Heinrich, Obergärtner, Wachwitz .
Stöckert, Otto, Baumschulenbesitzer, Coswig.
Stöckigt, Alfred, Kunstgärtner, Stetzsch . .
Stöckigt, Wilh., Kunst- und Handelsgärtner, Stetzsch .
Stoll, Emil, Prokurist, Laubegast . : >
Tamm, Hugo, Gutsbesitzer, Dresden-Strehlen
Tamms, Fritz, Direktor der Gartenbauschule, Laubegast
Teschendorff, Victor, Rosenschulen, Cossebaude b. Dresden
Tesske, Paul, Ingenieur, Dresden-A. . .
Thalacker, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leipzig-Gohlis
Thiemer, Otto, 'Obergärtner, Laubegast :
Eintritt
19
1913
1911
1911
1921
1911
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. 1898
. 1899
1897
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1911
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. 1881
. 1900
1875
1893
1904
1909
1901
> 1910
— 104 —
Thiers, Otto, Fabrikbesitzer, Dresden-Striesen
Thomas, Carl, Kunst- u. Handelsgärtner, Dresden-Striesen
Tiemann, Ernst, Obergärtner, Laubegast {
Trauwitz, Martin, Handelsgärtner, Dresden- Striesen
Trümpler, Max, Kunst- u. Handelsgärtner, Dr.-Zschertnitz
Uslar, Wilh. v., Städt. Gartendirektor, Dresden .
Voigt, Arthur, Kunst- und Handelsgärtner, Leuben b.Dresden
Voigt, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-A.
Voigtländer, Bruno, Königl. Obergärtner, Dresden-A. .
Wachs, Robert, Kunst- und Handelsgärtner, Coswig .
Wähner, Emil, Kaufmann, Dresden-A. . .
Weißbach, Hans, i. Fa. Robert Weißbach, Kunst- und
Handelsgärtner, Laubegast . .
Weißbach, Otto, i. Fa. Robert Weißbach, Kunst- und
Handelsgärtner, Laubegast .
Weißbach, Robert, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Werner, H., Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz b. Dresden
Wetzold, Otto, Königl. Obergärtner, Dresden-A. :
Wiedow, Erwin Chr. A., Blumengeschäftsinh., Dresden-A.
Wilke, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Dresden-Strehlen
Wilkens, Georg, Friedhofsinspektor, Dresden-A. ö
Wünsche, Emil, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz bei
Dresden .
Zeiger, Ludwig, i. Fa. Zeiger & "Faust, Dresden-A.. .
Ziegenbalg, Max, Kunst- und Handelsgärtner, Laubegast
Ziegler, Wilhelm jun, Grubschütz-Spreethal b. Bautzen
Zimmer, Heinr,, Königl. Obergärtner, Dresden-N. A
Zschöckel, Gustav, Kunst- und Handelsgärtner, Gostritz
b. Dresden . ne
Korporative Mitglieder.
Königl. Botanischer Garten Dresden .
Bezirks-Obstbauverein Dresden .
Eintritt
1905
1911
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1911
1896
1911
1902
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1907
1912
1911
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. 1891
1899
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INHALT.
Übersicht über die Tätigkeit der Gesellschaft
Berichte über die einzelnen Sitzungen . a Fee
Berichte der 12 Ausschüsse über ihre Tätigkeit im verflossenen
Vereinsjahre
Jahresrechnung für 1912
Zuwachs der Bibliothek vom 1. Okleher 1912 Be 30. Seele 1913
Original-Abhandlungen und Vorträge:
Urwald und Kulturwald (Prof. Dr. Neger, Tharandt)
Mitteilungen aus der pflanzenphysiologischen Versuchsstation
am Königl. Botanischen Garten zu Dresden:
I. Versuche zur Bekämpfung der Kohlhernie (Prof.
Dr. Naumann, Dresden) . RR?
II. Über einen Düngungsversuch mit Erica gracilis
(M. Löbner, Dresden) . ER
III. Maiblumen-Treibkeime aus verschiedenen Bodenarten
(M. Löbner, Dresden) .
Mitglieder-Verzeichnis .
Seite
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93
2
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