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Hebbel. Sämtliche SSerfe,
©tiefe
fünfter »<inb
1852—1856
Sien — SJtarienkb — SBicn — ©rannben
Sien
dlx. 395— 560 a
»ertin 1906
93. öe^r'g «erlag
Stegli^Kflr. 4
8(ltntliff)e Seele
$if)orif(6>(rittM( Utiiait
fieforgt öon
9*ttd^arb 3J?arta Söernev
3)Yiiie 9(l>teiltttt0
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ö. iSe^r'ä «erlag
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fünfter »<inb
1852—1856
a33ien — aJioricnkb — SBicn
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9Jr. 395— 560 a
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J8. »e^r'g Sßerlag
Stegltjetftr. 4
^lle iRecbte foibehaliem
1^*1701
^n^alt^ttetjet^m^.
(Seite
395. ^ingclftcbt, aJlünc^cn. Söien, 1. ^Ipril 1852 .
1
396. ^olb, 5lug§burg.
3. 5lpriri852 .
4
397. ^ingelftebt, 9Jlünc^cn.
3. 5lpriri852 .
7
398. ßaubc, SBicn.
3. 3IpriI1852 .
8
399. ^ingclftebt, 9}lünd^cn.
5. 5lpriI1852 .
10
400. ^id^Icr, 3fnn§brucf.
, 13. 2IprtI 1852 .
11
401. S3ambcrg, $ari§.
, 11. mal 1852 .
14
402. ^mgclftcbt, 9Jiünd^cn.
, 17. mai 1852 .
16
403.
, 12. 3[uni 1852 .
20
404. ßul^, Söten. Wlaila
nb, 12. »Uli 1852 .
23
405. 3[ung, Königsberg. 2öi
en, 31. 3[uli 1852 .
24
406. ©aü, Stuttgart.
, 11. Slug. 1852 .
26
407. $rü§fcr, »cncbtg.
, 15. 2Iug. 1852 .
27
408. ^ingclftebt, 9}lünd^cn.
, 16. Slug. 1852 .
30
409. Bamberg, ^artS.
, 18. 5lug. 1852 .
31
410. ®Iafcr, S3tlin.
, 28. 5lug. 1852 .
35
411. Söcrncr, ^[glau.
, 29. 5lug. 1852 .
37
412. «Rüge, ßcipäig.
, 15. ©cpt. 1852 .
39
413. 3icg^far, Söcimar.
, 23. @ept. 1852 .
57
413 a. ? (ööttg^r ?)
, 30. (Sept. 1852 .
60
414. ^mgclftcbt, aJlünd^cn.
6. Oft. 1852 .
60
415. 3^ung, Königsberg. ,
, 13. Oft. 1852 .
64
416. 3icg^far, 2öcimar.
, 16. D!t. 1852 .
66
417. „
4. mv. 1852 .
68
418. Kül^nc, ficipgig.
8. mov. 1852 .
71
419. ^ic^Icr, ^nnSbrucf.
, 12. Sfloo. 1852 .
74
420. fiaubc, SBicn. ,
, 12. Sfloo. 1852 .
76
421. ^arbtmcpcr, Hamburg. ,
, 17. 9l0D. 1852 .
77
VI anl^artSocracid^ntg.
Seite
422. ^üf)m, ßcipgtg.
Söicn
19. Sfloo.
1852 .
. 80
423. ®aU, Stuttgart.
»>
20. Sloo.
1852 .
. 82
423a. „
tt
25. dlov.
1852 .
. 83
424. ©crolb, Söicn.
tt
3. S)cä.
1852 .
. 84
425. ®cn)tnu§, Scritn.
n
11. S)ca. '
1852 .
. 85
426. ^id^Ier, ^nn^hmd.
it
13. S)cä.
1852 .
. 87
427. 2:aiaanbicr, ajlontpclltcr.
it
31. S)ca. ]
L852 .
89
428. ^u^, Sötcn.
tt
4. 3[an. 1
1853 .
91
429. S)tngclftcbt, SJlün^cn.
n
18. 3an.
1853 .
. 92
430. Jpoltci, ©raa-
tt
30. 3an.
1853 .
. 96
431. pd^lcr, 3[nn§Brucf.
tt
10. f?cbr. "
1853 .
. 96
432. ©ärtncr, 3ötcn.
tt
15. gjlära ^
1853 .
. 99
433. ^ingelftcbt, SJlünd^cn.
tt
22. ajlära 1
1853 .
100
434. „ „
tt
14. 5Iprir ]
1853 .
.101
435. ©d^umann, S)rc§bcn.
tt
10. 9Jlat ]
L853 .
103
436. ©uftfoiD,
tt
9. 3[unt ]
L853 .
105
437. ©crDtnuS, öcrltn.
tt
13. 3uni ]
1853 .
106
438. ©d^umann, ® reiben.
tt
21. ^mi '
1853 .
107
439. ^td^Icr, ^^nnSbrurf.
tt
24. ;3unt ]
L853 .
. 110
440. (S^^^iftinc, Hamburg.
ßctpäig,
3. 3fult ]
L853 .
112
441. „
öcrlin,
6. 3uli 1
L853 .
116
442. Buf), Söicn,
Hamburg,
12. 3[ua ]
1853 .
118
443. „ „
tt
25. 3fua 1
1853 .
118
443 a. @(^ab, ^i^ingen.
Sötcn,
28. 3[ua ]
L853 .
119
444. ®uö!on), ^re§bcn.
tt
20. 5lug. ]
1853 .
121
445. Sötcnbarg, Hamburg.
tt
20. Slug. ]
L853 .
124
446. ^ingclftcbt, SJlünd^cn.
tt
10. ©cpt. ]
1853 .
125
447. %u%loxo, Bresben.
tt
10. Sfloo. ]
1853 .
128
448. ^ül^nc, fictpgig.
tt
13. SfloD. ]
L853 .
129
449. Sflaumann, Bresben.
tt
16. SfloD. ]
L853 .
131
450. ^ic^Icr, 3nn«bruct.
22. Sfloo. ]
L853 .
132
451. ©urlttt, Söten.
tt
23. 9loD. 1
1853 .
133
452. Söcrncr, :3glau.
tt
23. Sdoo. ]
L853 .
134
453. ©d^umann, Bresben.
tt
30. 9loo. ]
1853 .
135
454. ßaubc, Söien.
tt
2. ®ca. ]
1853 .
136
455. ©urlttt „
tt
12. ^ca. ]
L853 .
138
456. ^tc^Icr, 3[nn§bru(f.
tt
13. 3[an. ]
1854 .
139
457. ©ufefoit), Bresben.
tt
26. 3an. 1
1854 .
141
^nl^altgocrgciii^ni«.
VII
458. «Hötfrf}cr, Scritn. SBtcn
10. gebr.
1854 .
©eltc
144
459. SBinflcr, Bresben.
tt
22. gebr.
1854 .
146
460. ©nglänber, $ari§.
n
20. ajlärg
1854 .
147
461. SBcmcr, 3glau.
n
23. aJlära
1854 .
149
462. ©d^Iocnbad^, ßclpgig.
n
19. 5lprir
1854 .
151
463. SBtnücr, Bresben.
n
19. 5IpriI
1854 .
152
464. „
ft
1. mai
1854 .
. 154
465. .ffülömfieijer, Ocbcnburg.
n
2. aJlai
1854 .
155
466. (Sngüinber, «Baris.
n
6.-25. aJlai 1854
. 157
467. @u|foni, Bresben.
tt
31. aJiat
1854 .
161
468. ßolbcnl^cpcr, Oebcnburg.
ft
13. Sunt
1854 .
163
469. ^aiDtfon, Bresben. 9Jlarienbab
4. 3ult
1854 .
. 165
470. 3ung, ßbnigSberg.
5. Sult
1854 .
166
471. liebrDl^, ÜBicn- ,
11. ^uli
1854 .
169
472. Ünlh ^liJTi'
15. 3ult
1854 .
. 171
473. 3Kotir SBefleliJurtn
15. 3ult
1854 .
172
473a. Uedjtnör aJiarknbab.
21. 3fult
1854 .
177
474. 6c^n)arg€nfierg, Söicn.
26. Sfuli
1854 .
178
475. ^u% mm.
29. 3uli
1854 .
180
476. ©lafcr „
1. 5Iug.
1854 .
182
477. S)aTt)ifon, Bresben. ,
6. 5Iug.
1854 .
184
478. $utlt^, «Herten. S
ßicn,
20. (5cpt.
1854 . ,
187
479. ^aiDifon, Bresben.
r»
29. ©ept.
1854 .
188
480. Söinüer,
tt
1. Oft.
1854 .
189
481. Ucc^triö, ^üffelborf.
tt
3. Sfloo.
1854 .
189
482. ßolbcnl^cper, Ocbenburg.
ti
9l0D.
1854 .
198
483. Äul^, Sötcn.
tt
7. ^cg.
1854 .
199
484. ^o(bcnl)C9cr, Ocbcnburg.
II
7. ^cg.
1854 .
200
485. Ucd^trie, ©üffclborf.
II
14. ®C3.
1854 .
201
486. $i(i^Icr, ^nnäbrucf.
11
22. ^cg.
1854 .
207
487. ßaubc, Söicn.
11
8. San.
1855 .
210
488. ©einer, Cjgtau.
II
14. 3an.
1855 .
210
489. ßolbcntje^er, Ocbcnburg.
11
4. ajlärg
1855 .
212
490. ^d^lotnhad), ßctpgig.
tt
10. SJlärg
1855 .
215
490 a. ^irfd^, SBicn.
tf
10. gjlärg
1855 .
217
491. 3orban, ^ranffurt.
11
12. aJlära
1855 .
217
492. Uc^trig, ^üffclborf.
11
19. aJlära
1855 .
218
493. 3ung, Äbnigäbcrg.
II
21. aJlära
1855 .
224
VII l 3"^ö(töoer5cid)JÜö.
Seite
493 a. Bamberg, $ariö. \
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25. aWära
1855 . .
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494. ÄoIbenI)ei)er, Ccbcnbmg.
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26. awära
1855 . .
227
495. Jcnbler & So., Söicn.
,
28. 2ßär5
1855 . .
228
496.
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28. aWöra 18^ . .
229
497. ^ecfcnaft, $cft.
,
1. ^Ipril 1855 . .
230
498.
,
20. «ttpril
1855 . .
231
499. ©cblocnbad^, ßcipälg.
,
6. aWai
1855 . .
231
000. ^J3ic^lcr, 3nn8bru(f.
f
19. aWai
1855 . .
233
501. Sd^iimann, Bresben.
,
12. 3um
1855 . .
236
502. ^DtbfitT, granffurt.
,
22. 3unt
1855 . .
236
503. 3d)Iocnbad), ßcipäig.
»
22. 3uni
1855 . .
238
504. Söerner, ^glau.
f
2. 3ua
1855 . .
240
505. CS^riftinc, SöcttcrSborf.
f
3. 3uli
1855 , .
241
506. 5!ut), „ ©inunbcn,
14. 3[ua
1855 . .
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22. 3[ua
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23. 3ua
1855 . .
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509. Uc(i^tri§, 'Tüffclborf.
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25. 3ua
1855 . ,
249
510. ©lafcr, Söicn.
,
3. 9Iug.
1855 . .
253
511. ftul)
,
4. 9tug.
1855 . .
255
512. ©ärtner „
»
6. 2Iug.
1855 . .
257
513. Äu^
,
9. 9tug.
1855 . .
258
514. ÄoIbcn]^c9cr, Dcbcnburg.
f
9. STug.
1855 . .
260
515. Auf), Söicn.
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18. 9Iug.
1855 . .
262
516. „
•
24.-25. 9tug. 1855 .
264
517. „
t
25. 9tug.
1855 . .
267
518. ^cbroiö „ '
©icn
12. (Bept
1855 . .
268
519. Xaraifon, ^rcöbcn.
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28. ©ept.
1855 . .
269
520. Bamberg, ^ariö.
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1. 0!t.
1855 . .
271
521. ßolbcnf)cr)cr, Dcbcnburg.
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9. Oft.
1855 . .
274
522. $. ajlarggraff, ßcipäig.
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14. gfloo.
1855 . .
276
523. ©railid^, Söicn.
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15. Sfloo.
1855 . .
278
524. Sc^mibt, ßctpjig.
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23. gioo.
1855 . .
279
525. ©u^foiD, ®rc§bcn.
f
25. SfloD.
1855 . .
280
526. Söcrncr, 3[glau.
n
27. gioo.
1855 . .
282
527. ^cinc, $ari§.
tt
18. ®e5.
1855 . .
288
528. ©u^foiD, .Bresben.
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24. ^ea.
1855 . .
286
529. Sc^oppc, 9len)*2)or!.
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29. ®ea.
1855 . .
289
530. $irf)Icr, 3nn§bru(f.
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30. ^ca.
1855 . .
290
^nl^altSDergcid^ntS.
IX
531. Uec^tri^, 5)üffclborf 2öicn, 3.
532. Bamberg, $ari§. „ 13.
533. ©c^Ioenbac^, äRannl^cim. „ 10.
534. Ucc^tri^, ^üffclborf. „ 12.
535. Söcrncr, 3glau. ,, 16.
536. ©c^Iocnbad^, ajlannl^cim. „ 3.
537. Bu^, Xxoppau. „ 5.
538. Bamberg, $ari§. „ 11.
539. ^ctl^IcfS, SBcfTelburcn. „ 29.
540. Äul^, Xxoppau. ©munbcn, 13.
541. ^cbrotg, Sötcn. „ 13.
542. ©lafcr „ „ 18.
543. Ucd^tri^, S)üffeIborf. „ 23.
544. ^uf}, Xxoppau. „, 24.
545. Äolbcnl^cpcr, Ocbcnburg „ 28.
546. ©rciltd^, Söicn. „ 8.
547. ^u^, Sroppau. 9Bicn, 19.
548. 93cümann§ Scrlag, $rag. „ 28.
549. ^ertf)Cö, ©eff er & SJlanf c, Hamburg „ 8.
550. e^riftinc, Söicn. ©rag, 12.
551. ©railt^, Sötcn. ®icn, 19.
552. ^u\), 3:roppau. „ 13.
553. (£ampc, Hamburg. „ 27.
554. Huf), 2:roppau. „ 28.
555. Söerncr, 3[glau. „ 12.
556. ^oltci, ©rag. „ 12.
557. Ucd^tri^, ^üffclborf. „ 21.
558. Hu^, 2:roppati. „ 22.
559. „ „ „ 18.
560. ©cmcr, 3glau. „ 18.
560 a. Gotta, Stuttgart. „ 22.
^In^ang
Hebbel an 2:aiIIanbicr, 9JlontpcIlicr „ 9. 3Iug. l'S52
3an.
3an.
aRärg
^Ipril
9Jlat
3funi
3uni
3uni
3uni
»Uli
3?ult
»Uli
-»Uli
»Uli
3Iug.
5Iug.
5(ug.
(5cpt.
Sept.
Sept.
Oft.
Oft.
Oft.
5R0D.
^ea.
1856
1856
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eeite
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Slbfurjmigen in ben t^ufuoten.
B. == Sricfc nach der dritten Abteilung.
Bw. = JJr. Hebbels Sricfrocd^fel mit grcunben unb Berül^mtcn
gcitgenoffen. herausgegeben non JJ. Sambcrg. ^xdü öänbe.
Nachlese = ^r. ^ebbclS Sriefe. 9laci^Icfc. herausgegeben
non di. 9Jl. 2öemer. groei Sänbe.
a. R. s= am Bande.
üdZ = über der Zeile.
Die Bände der ersten Abteilung sind ohne Titel mit römischen
Ziffern zitiert, die Absätze der Tagebücher (Tgb.) mit arabischen,
die Zeilen mit Nonpareille.
Sc^mabac^cr Ccttern = Gestrichenes. Cursive == Hebbel
Antiqua, h = Hebbel eigenhändig. H = Handschrift.
Nr. 395. An Franz Dingelstodt in München.
SBicn b. 1 ftcn Slpril 1852.
SKein tl^cucrftcr grcunb!
©eftern Slad^mittag ätpifc^cn jiüci unb brci langte ic^ in
5 SBien mtebcr an unb mürbe öon grou unb %b<i)kxUin ouf bem
alten gleifc^morft empfangen. Älopfiocf würbe ouf ben SRoment
gleid^ eine Cbe gemocht l^oben, wenn er i^n erlebt l^ätte; Seute
unfrer ^rt begnügen fic^, ju fagen: er mar fd^ön! J)aS mar
er aber auc^ mirflid^, ein SBieberfe^n mirb mit einer 2^rennung
jo nic^ ju treuer beja^It. 3)ie§ foll un§ aud^ tröften, benn iä)
^bc mid§, tro^ beffen, maö mic^ ermortete, \>on Suc^ nur fd^mer
lo^ geriflen. 9t\m, im Sul^ bin id^ mieber ba!
Sic foII id^ 5Hr unb ©einer lieben grau all bie ®üte unb
Siebe banfen, momit ^i)x mid§ aufgenommen unb bi§ }um legten
IS ^ugenblid überfd^üttet ^abt! Igd^ fofe mirflid^ unter bem
Sunberbaum, ber burt^ ®e6en reicher mirb unb für ©ne SSIüt^e,
bie er auf ben Sauberer ju feinen güßen follen lägt, jmei
neue aus fic^ erzeugt, bie er i^m ebenfalls herunter wirft! Unb
ii^ bebarf beffen fo fe^r, baß hk So^lt^t, mir ertniefen, eine
JO ysDk}Qd^ in, tncnn \df^ mir md^ nur feiten merfen loffe. 9lid)t
ofyit bie ticffre 9hl^ng t)erlie§ ic^ bie lejte 9lad^t Xdn ^u^,
rmb mdft, o^e &u^ au» toodfter Seele gemünfc^t ju ^ben,
n>Q# i(^ mir felbft wün\d^, überfc^ritt id^ int BdfüKÜe. 3(^
5r. 3^. JETbd A. Meyer-Cohn in BcriliL Bw. II 8. 1^-^30,
19 ^ü^lxfyn ober IPoblfobrt
2 395. An Franz Dingelstedt. 1. 4. 52.
gtoubc, ein. \vaf)xtx SBunfc^ ift ein Segen! @enug batjon!
S)a§ SBort, ba§ nid^t \(S)on einmal entmei^t märe, ifl jo nid^t
mel^r ju ftnben!
SKeine SReife ging jo gut tjon Statten, al§ fie nur fonnte,
bis auf einige förperlid^e Slnmanblungen, bie mir jeigten, ba§ b
iä) mid^ boc^ ein menig ju ftarf im SBirbel l^erum gebrel^t l^atte.
®ag SBetter mar fd^ön, ber ganje grül^Ung fufte fc^on l^ie unb
ba aug einem Saum mit fpringenben Äno^pen l^erbor unb id^
erblidEte untermegS nid^t bIo§ ganje Seild^enbeete, ic^ \af) fc^on
einen Schmetterling, einen glänjenb^bunten, ma§ mir eine gon5 to
bejonbre greube machte. 3)u propl^eseiteft ganj rid^tig, bie
lt)rifd^e Stimmung [teilte fic^ t}on felbft ein unb ba§ ©ebid^t
mürbe fertig, ba§ bi§ ba^in jmifd^en Set)n unb 9Ud^tfel)n
fc^mebte. 91I§ fie mieber öerfd^manb, erl^ielt id^ in jener
l^umoriftifd^en, au§ ber nac^ meiner Erfahrung ba§ Srama er:= iß
mdd^f't, ein Surrogat, ^i) fal^ mid^ nämlidE), t}ou Sinj an, mo
man ju SSieren in'§ S^iterieur be§ S. S. Sitmagen§ geparft mirb^
Don lauter menfd^Iid^en ß^arricaturen umgeben, unb fold^ eine
®efellfd)aft ju genießen, bin ic^, mie gemad^t. SSenn id^ mitten
in ber treibenben unb fc^meKenben Unenblic^feit, ber ungefd^affene 20-
aBetten, mie au§ beu ^oren fpri^en, fotd^e Safer ^erum friec^en
fel^e, meldte in bem gansen Slumenftor nur i^r gutter erblicfen
unb in bem 9Keer Don Sonnenftralen eine unentgeltlid^e §eijung§=
^^(nftalt, fo ärgere id^ mid^ nid^t barüber, fonbern e§ gereid^t mir
jum aSergnügen, unb ic^ fud^e mid^ eben fo ficin ju mad^eu, «&
mie fie, bamit fie ein redE)te§ ?Sertraueu ju mir faffen unb fid^
ganj in naturalibus geigen. Sie Stile ju öerfte^en, mad^' id^
mic^ an^eifc^ig; fie ju lieben, gel§t über meine Stäfte, mie manche
anbere d^riftlid^e gorberung aud^. 3d^ traf unter Stnberen
einen Sfert, ber einen 3Ki§mac^§ unb ein ^ungerjafjr munfd^le, aa
12 „Ein Geburtstag auf der Beise" 21 Söeltcn ist Subjekt
1. 4. 52. 395. An Franz Dingelstedt. 3
öerntut^üci^, lüeil er in Som fpecuUrt l^atte; war bog m6)t ein
prächtiges Sjemplar, ba§ eine ©aguerrot^pirung t)on Sean ^aut
ober feinem 9lpofteI S3örne öerbient l^ötte?
Site ^üttetborf (®u fennfl ben Drt bo^ mo griebrid^
«|)atmg 9Kufe tl^ront?) erreicht war, füllte ici^ ntic^ fd^on, roie
ju |)aufe; ^ßenjing unb ^i^ing mürben förmlich genoffen, ber
(StepfionSt^urm, wie ein ®rofeöater begrüßt. Sluf bem 5|Joftl§of
— nun, ba§ weißt ®u fc^on! äRein f leinet SKöbd^en ift
orbenttid^ größer geworben, fie ^ai fo etwa§ 9Käbc^cn]^aft=3Ser:=
io fd^ämte§ befommen, ba§ xf)x (wenigftenS in i^re§ SJaterS 8(ffens=
Singen) atterliebft fte^t! 9lber nad^ ber erften 9tufregung fpürte
id^'g bod^, baß ber Sßenfd^ fid^ nur burc^'§ Sterben ba§ Seben
friftet, unb ti)at einen gefunben ©d^Iaf, ber mid^ wirfUdi) red^t
erfrifd^te unb ftärlte.
iß |)eute morgen war e§ mein ®rfte§, ben 5)octor Serger
aufäufud^en, ben id^ audf) fogleid^ traf. ®r fc^reibt 2)ir morgen
felbft; wenn e§ nid^t gteid^ gefc^a^, fo tag ber ®runb in feiner
Slbwefcnl^eit. S)u fannft feinen befferen Slbtjocaten finben unb
wenn S)u etwa§ bei i-^m auSgerid^tet ^aben willft, fo braud^ft
80 ^n e§ mir nur ju fagen. SSon Seic^mann au§ 93erlin fanb
id^ ein Slöttd^en i)ox, ba§ idE) beifc^tieße. SDu magft barauS
entnel^men, wie leicht unb ungefud^t wir bort, fobalb wir
wollen, 5u unferem Qmd fommen werben; ic^ antworte i^m
morgen. Sarnebelbt liegt fc|on auf meinem Stifd^: id^ ge^e
g5 gleidl) baran.
S)einer lieben grau, bie ic^ außerorbentUd^ §oc^ fd^ö^cn
gelernt l^abe, bitte ic|, ju fagen, baß bie meinige i^ren ^anj
gleid^ am frül^en SOiorgen über meinem Silbe aufgefangen ^at.
Dönniges unb ©emal^Iin bitte ic^ mid^ ebenfalls freunblid^ft in
23 dieser Brief an Teichmann nicht erhalten 24 „Das
Haus des Bameveldt* von Dingelstedt
1*
4 395. An Diiigelstedt.--396. An Kolb. 1.— 3. 4. 52
©rinnerung ju bringen; xä) l^offe, ber ©türm foK fid^ jd^on öer^
jogcn ]§abcn. 9lud^ Schmidt unb Kugler grüße freunbüc^ft Don
mir; e§ t^at mir teib, bie madfern 39Zänner nid^t noc^ ju fe^en.
SKeine grau ^at in meiner Stbmefen^eit fc^r biel ge:=
jpielt! (Selegrop^ifd^e SDepefd^e, bie entjiffert werben mü,) b
Sßorgen fd^idEe id^ S)ir meine „fämmttid^en SBerfe" für Koib; id^
mu§ mein eigene^ Ey. nel^men, aber e§ liegt mir ju biel baran,
baß er fie im ßiif^J^wi^i^-^öJ^Q tonnen lernt unb ®u mei^t au§
eigener ©rfal^rung, ia% bie „neuen 5|Joeten" fid^ nid^t fetbft lefen.
SSerjet^ meinem bumpfen Sopf biefe Quodlibet! lo
Sßit ben märmften ®rü§en bon un§ an ®ud6
^ein
gr. Hebbel.
Nr. 396. An Grustav Kolb in Augsburg.
SSere^rtefler ^err 3)octor! ib
3n Wien mieber angefommen, fann id^ e§ mir nid^t t)er==
jagen, S^nen für ba^^ SBo^tmoHen, momit ®ie mic^ unb meine
3(gne§ ©ernauer be^anbelt ^ben, ^er^IidE) ju banfen.
Soffen ©ie mic^ biefen 5)anf baburd^ an ben Sag legen,
bo§ id^ ^f)mn meine fämmtlid^en bic^tcrifc^en QSerfuc^e für ^Ijxc so
$ßribat^93ibliol^e! überfenbe. ^d) ^abt in S^rem ^aufe ben
Spion gemad^t unb mid^ überzeugt, ba§ @ie un§ SSelletriften
ber neueren S^it nid^t ganj bon ben Slepofitorien auSfc^Iiegen,
auf benen ßift unb 9lbam ©mit^ mit Siedet ben erften Pa^
1 der Sturm infolge der widerstreitenden Stimmen bei der
Agnesaufführung, vgl. darüber Dingelstedt, Lit. Bilderbuch S. 225 ff.
Nr. 396. H in Weimar. Bw. 1 S. 414—416 ohne Angabe
des Adressaten, den Brief Nr. 397 B. V S. 7, 10 ergibt 18 vgl.
B. IV S. 424, 17
3. 4. 52. 396. An Gustav Kolb. 5
einnel^men. 9?un, neben meinen (Kollegen barf anä) ii) um
5)ulbung bitten.
®§ ift l^iebei bon meiner ©eite allerbingS ettüaS ®goi§mii§
mit im Spiele; er bejiel^t fid^ ober nid^t im SKinbeften auf
6 S^T^^ S^ttung, fonbern nur auf ©ie ©elbft. ®§ ift mir fe§r
mo^It^uenb gemefen, Sie nä^er fennen gelernt §u ^aben; benn
in Wien mor mein ßiifQ^wi^^treffen mit S^nen ioäj biel ju
flüchtig, aud^ ging bie See bamal§ für bie ruhige unb reine
Stufna^me irgenb eine§ ®inbrudf§ ju ^oä). Sollten Sie e§ nid^t
iobegreiflid^ unb öeräeil^IidE) finben, ha% and) id^ je^t t}on ^^ntn
gefannt ju merben münfc^e? 3d^ l^offe mirflic^, in S^ren 2lugen
5U gewinnen, menn Sie alle meine Sad^en einmal im gufammen^
l^ang, unb ber Stufeinanberfotge nac^, lefen. Db S^re 3tebaction,
bie Sie me§r in Slnfpruc^ nel^men mu§, mie mand^eS SJiinifterium,
16 ^^mn ba§ erlaubt, ift freilid^ bie Srage; bod^ fommt mo^I ein^s
mal ein günftiger SKoment.
3d^ ^atte ba§ abfonberlid^e SKißgefd^idE, ba§ alle meine
bramatifd^en Silber auf bie übertriebenfte SBeife in'g StKgemeine
gebeutet n?urben unb \>a% mein 5|Sroteftiren 9?ic^t§ ^alf. Sollte
90 hoi) fogar ein l^armtofe§ Stubentenftüd, mein Sifd^Iermeifler
Sc^nocf, ben ic^ ju äRünd^en auf ber Uniberfität au§ reiner
Suft am 3ßi^nen eine§ broKigen 3)ienfd^enfäfer§ entmarf, auf
ba§ ®eutfd^e SSolf unb fein $ß^ilifterium gerid^tet gemefen fet)n.
2tu§ biefer $ßofition, bie man mir aufbrang, gingen bann arge
SB SJä^berftönbniffe l^eröor, benen ä^nlid^, benen 5. 9}. tin Sanb-
fd^aftSmaler auSgefe^t märe, melc^er ber SRatur au§ Suft am
©igentpmlic^en ^ie unb ba eine ge^eimni^botte 3^iclic^t:=
Stimmung ablaufc^te unb in ben SSerbad^t geriet^e, er moKe
bamit gegen ben reinen Sonnenfd^ein opponiren. Sßir fam e§
Äonie in ben Sinn, burdf) Stude, mie Maria Magdalena unb ber
7 wann (wohl 1848?) vermochte ich nicht festzustellen
6 396. An Gustav Eolb. 3. 4. 52.
Jolia, neue $ßrincipien auSfprec^en ju rooUtn; ^öd^ften^ münfc^te
i^, menii man überhaupt etmaS tpünfd^en fonn, inbem man bar=
fleKt, an ba^ Gbanöcliummort ju mo^nen, bog e§ jur Umfel^r
nie JU fpät ift unb ba§ e§ felbft in ber^^öKe nod^ einen SBeg
JU (Sott giebt, unb bo§ mar bod^ gemift eine SSer^errlid^ung be§ ß
ftttlic^en ®efefee§.
3?un, ic^ I)offe, bie jtüeite $ßeriobe meiner bromatifd^en
S^öttgfeit, bie id^ mit bem Herodes begann, mit bem Michel
Angelo unb ber Agnes Bernauer fortfefete, foK alle bieje S)inge
befeitigen unb auc^ über bie erfte ein anbereg Sid^t Verbreiten, lo
S)er SSormurf ber 9lpoftafie, ber mir je^r oft gemad^t mirb,
fd^eint mir ba§ jn beftötigen.
^ä) fprac^ oben Von meinen „fämtlid^en" poetifc^en SSer:=
fuc^en; bie Maria Magdalena fe^It jeboc^, meil xä) jelbft fd^on
lange fein ©yemplar me^r befi^e. ®ie Agnes SSernauer bitte ^ß
id^, nac^fenben ju bürfen, fobalb fie gebrudEt ift.
S)arf ic^ — nun fommt ber ©goift ol^ne Sarbe jum SJor^
fd^ein! — an bie 2tutograp]§e erinnern, bie mir gütigft im
aSairifd^en ^of in Sluffidjt geftellt mürben?
SWit ber Sitte, mid^ S^rer grau ©emal^ün in (Erinnerung »o
JU bringen unb ben ^errn Dr Peschel, fo mie bie Ferren
Obermaier unb Dr Bock grüßen ju motten, bin id^ (öon
meinem fleinen Söd^terlein fortmä^renb geftört, bie unter meinem
S^ifd^ fi^t unb immer gefud^t fe^n miß) in aufric^tigfter ^oi)^
nd^tung 9&
S^r ma^rl^aft ergebener
Wien b. 3 April 1852. gr. ^ebbel.
3 in dieser Form kein Bibelwort 4 vgl. der Bramine
V. 67 (VI S. 436): aud^ nod^ au§ ber ^öEe liefen gü^rt ein Söeg
jurüdf jum ^Reinen 21 Oskar Peschel (1826-1875), zuerst Mit-
arbeiter, seit 1854 Redakteur der AUgem. Zeitung, vergl. E. Heyck,
„Die Allgem. Zeitung" S. 155 ff.
3. 4. 52. 397. An Franz Dingelstedt. 7
Nr. 397. An Franz Dingelstedt in München.
SBicn b. 3 Stp. 1852.
SKcin lieber, tl^urer fjreunb!
9(m geftttgen Sage mar ic^ nic^t im ©tanbe, an Solb ju
« fd^reiben, benn id^ fonnte nid^t aufpelzen. 3d^ I)atte jd^on unter*
meg§ fürd^terlid^eg Sopfttjel^ imb ba§ fteigerte fid^ in ber bor^
legten 9iac^t ju einer fold^en ^ölje, ba§ id^ bejorgt geworben
tt)öre, menn id^ bie ©eforgni^ nic^t für bie 33rüdEe l^ielte, ouf
ber bie ^anf§eiten l^inüber fpa^ieren. §eute ge^fg mir jmar
10 nod^ nid^t gut, aber bod^ beffer, unb fo taffe ic^ meine Sucher
t}om ©tapel laufen. 3Kon erfd^ridEt orbenttid^, menn man ou§
allen ©dfen unb (Snbeu jufammen fud^t, mag man SlHeg gefd^rieben
^at, unb fielet, metd^ einen Raufen baS bilbet. S^ gloube, mir
2)eutfd^c fönnten biel l^öl^er fommen, ofö bie Juanen, ba fie bie
15 Serge auf einanber tprmten, um ben §immel ju [türmen;
mir brandeten nur bie ©rgebniffe unferer Seipjiger SReffen ^n^
fammen ju tragen, ©inmal, ic^ bin nur @iner öon fo SSielen
unb bod^ — mie ^od^ mu§ id^ P^^fifc^ ^erborragen, menn ic^
meine fämmttid^eu SBerfe afö ^iebeftat benu^e!
90 Unfre SKanööer in 9Künd^en l^aben l^ier in SBien \>ox^
trefflid^ gcmirft. 3)a§ Verlangen nad^ ber 2lgne§ Semauer ift
attgemcin; bie ©irection be§ ^. S*. ^ofburgt^eaterS ^at meine
grau längfi bor meiner Slnhinft aufgeforbert, ba§ ic^ i^r gleic^
nad§ ber Stuffü^rung in SRünd^en ba§ Bind in ber bort accep^
j6 tirten (Scftalt fenben möge. Sin anbereS 2Ral me^r 3)etail;
ic^ foQ l^eut äKittag bei ber @oet^e effen unb bie Stunbe ift
faft ba, menn auc^ nic^t ber Slppetit.
&o(b f)aV id) gefd^rieben, mie'§ mir eben au§ bem iperjen
in Me gcber lief; er mirb bo§ nid^t übel nel^men, mie id^ i^n
Xr. 397. ^ bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 30.
8 397. An Dingelstedt— 398. An Laube. 3. 4. 52
iefet 5u fcnnen glaube. ®r erhält mein lefeteS ®yemplar,
borum fte^t bie Sammlung jo buntfc^ecftg au§. Sie§ ben Särief,
er ifl offen, unb fiegle tl^n bonn.
9Keine grau ^at ©einen Sarnebelbt aud^ jc^on gelefen; fie
benft über ba§ ©tüdE, mie ic^. S^^ freue mid^ red^t barauf, b
mit frifd^en Sröften baran ju ge^en. Heftern Slbenb gob ic^
einem meiner greunbe, beffen Urtl^eil id^ ^od^ fc^äfeC/ ba§
®;remplar mit; l^eute 2lbenb bringt er'§ mieber.
®ie Cueerftreid^e finb nid^t burd^gefollen, fonbern burc^-
geftürjt, mie ein 9Kül§lftein, ber bie Siefe fuc^t. SRic^arb III lo
maä)i leere §äufer.
©einer lieben, mir \tf)x rotxi^ geworbenen grau bon un§
ba§ |)erjlic^fte; ben fleinen ^ßreugen fa^ id^ bie ganje 9iac^t
eyerciren, energifd^, mie ber alte gri^.
©anj ber ©einige iß
gr.
Nr. 398. An Heinrich Laube in Wien.
©ee^rter |)err!
Sd^ tuoHte Sie ^eute Sßittag jtnifd^en 1 unb 2 befuc^en,
^öre aber eben bon 3^rem S^eater-^iener, ba§ ©ie, burd^ 5ßroben so
9 von Franz von Braunau nach Moli^res „Etourdi'', nur am 23.
und 24. März 1852 in Wien aufgeführt. Die Wiener Zeitung sagt
im Abendbl. vom 24. März N. 69 von dieser Novität, sie sei in
„einzelneu Theilen mit Zeichen des Beifalls aufgenommen'^ worden,
aber im Ganzen „spurlos'' vorübergegangen, weil sie überlebte
theatralische Formen habe, ebenso urteilten die anderen Zeitungen,
z. B. Der Wanderer, N. 138 Morgenbl. 10 das scheint nicht
richtig, denn Aufführungen fanden am 14. 15. 18. 27. Februar,
4. 7. März, 1. April, 28. September, 7. Oktober 1852 statt, dann
ruhte das Stück bis 1855, vgl. auch Hebbels Urteil XII S. 9 ff.
Nr. 398. H bei Max Kalbeck in Wien, als S. 31 und 32 be-
zeichnet. Neues Wiener Tagblatt, 189 J, N. 159. Nachlese I S. 403 f.
3. 4. 52. 39H. An Heinrich Laube. 9
unb ©i^ungcn in ^njprud^ genommen, fd^tüerltd^ ju fpred^en fel)n
merben. ®a mu§ ic^ benn f(f)on jur gebet greifen.
©te liegen mir, al§ ic^ im begriffe ftanb, naä) SKünc^en
jur 2tuffü^rung meiner 9tgne§ Gemäuer Qb5urei)en, burd^ meine
6 grau fagen, ba§ ©ie ba§ Stüdf gleid^ nad) Statt gehabter ^ar^^
fteöung in ber StRünc^ner ©eftalt ju ^alien münfc|ten. S^otürlic^
fte^t e§ gern ju SDienften, ipenn ic^ bar auf rechnen barf, baß
e§, nad^bem e§ in einer fireng fatl^olifd^en ©tabt unter ben
klugen ätüeier SWonard^en au§ bem |)aufe SSittelSbac^ feine
io Unanflögigleit bemieS, auf bem ^. S. ^ofburgt^eater 5ur ^(uf:=
fü^rung gelangen mirb. Sft ba§ ber gaü, fo laffen Sie mic^'§
tüiffen unb id^ fenbe S^uen, mit allen, in 9Wün(f)en not^tüenbig
befunbenen, freilid^ nid^t eben er^e6IidE)en, Slenberungen ba§ einsige
in meinen §önben befinblid^e ©yemplar. 3ft e§ jmeifel^aft, ob
i6 bie fe^r beftimmt auSgebrüdfte Billigung Sr. 3Waieftät be§
SönigS öon Saiern, ber fic^ namentlid^ mit ber Surnir==@cene
unb bem 2tppeU an'§ SSotf einberftanben erftorte, bem StüdE l^ier
bie 5ßforten öffnen fann, fo antmorten Sie mir gar nidE)t unb
id^ fd^idfe mein ©jemplar fogleic^ an ein§ ber brei Sl^eater ab,
8ohk e§ bereits bei mir befteKten unb bie ic^ nur bann tüarten
laffen barf, tuenn id^ in Wien Stuffid^t ^ab^. ®a§ id^ aud^ 5U
ben Sßünd^ner Stenberungen nod^ in anbere willigen merbe, fo^
balb fie nid^t in^S SBefen fc^neiben unb ben bramatifd^en ^roceg
böttig aufgeben, braud^e id^ nid^t erft §u fagen; mer 32 Sü^nt
96 ^at, löfet fic^ fdbon einen au§5iel^en.
§od^ad^tung§t)olI unb ergebenft
V. H. b. 3 April 1852. gr. Hebbel.
17 3tpeII H 27 darnach fehlt der Brief vom 5. April
1852 an den Intendanten des Kgl. Theaters in Stuttgart Baron
von Gall mit der »Agnes Bernauer" vgl. Kürschner- Bibliothek
Kat. N. 476
10 399. An Franz Dingelstedt. 5. 4. 52.
Nr. 399. An Franz Dingelstedt in München.
SBien b. 5 9lpril 1852.
Sßcin t^curer greunb!
aSenn ber ^ricfbote bei ®ir anffopft, fo bin xä)% ber i§n
belabcn ^at Sic^t'S ni^t faft fo au§? g
3)ie6 äRot freilid^ ^aie xi) einen ®runb. S^ ^öbe 3)tr
€ttDQ§ mit5ut^eilen, mag SDu burc|au§ miffen mu^t.
Voici jmei SWummern ber ^ßveffe, fo mie beS grembenblatt§,
mit SRotijen über bie StgneS SSernauer. ®ie SBiener S^itung
ift, toie id) l^öre, nachgefolgt. w
3)arnad^ ift ba§ ©lücf bnrd^gefatten, alfe S3airif(f)e ^tdtter,
bie 2lIIg. B^itung nid^t aufgenommen, finb mit St^eibilleten er:=
fauft getoefen unb burd^ biefe, bie ®u ba5u commanbirt l)atteft,
bin xä) brei Wal gerufen morben.
S)a§ fott, toie S)u fe^en mirft, au§ ©reeSben nac^ SBien is
gemelbct morben fet)n, ift aber, mie x6) burc^ ben S)octor ®(afer
jufäHig erfuhr, umgcfe^rt t}on l^ier nad^ 2)ree§bcn gegangen, um
bann auf bcm befannten ©d^raubentoege burc^ ben „armen taub*
ftummen" Sorm ^ie^er jurüdE ju gelangen, ^en ®irector be§
ganzen SKanöberö, bei bem nid^t bIo§ ic^, fonbern auc^ S)u, ja bo
bie 3lug§b. Slllg. S^i^ung betl^eiligt ift, tnirft S)u teic^t errat^en.
aWan ^atte ba§ für alle gdlle tjorbereitet.
§ier mirb int SBanberer ein ®egens9(rtifet fommen, ber
fid^ ftreng an bie Facta ^ölt. 5!lber ba§ reid^t faum au§.
SSietteid^t fannft ®u einen Schlag t^un; ein bloßer 5|Srit)atbrief »b
irgenb eincS angefe^enen 9Kanne§, ein SBort uon Saulbad^, ein
Sleferat bon görfter ober 3)?arggraff loürben fieser biet au§==
rid^ten. ®in ßw^fiäfoi"!«^^ '^^^ ^^9- 3» c^wf ^^^ ©egenftanb
Nr. 399. H bei A. Meyer-Cohn. Bw. II S. 31. 7f. das
Nähere im Anhang
5.— 13. 4. 52. a99.AiiDingel8tedt.-400.AnPichler. H
tft tt)o^( nid^t leidet möglich? S^benfaßg mag Dr Solb jel^en,
ba§ e§ gcfäl^rlic^ tft, über einen SWann, ber |)errn Saube im
SBege ftel^t, aud^ nnr S^atfad^en 5l^ melben.
Saft' mid^ batb ein SBörtlein bon S)ir l^ören nnb grüfte
« Seine liebe grou l^erjtid^ft bon un§ Seiben!
©ein
gr.
(in großer ®ite)
Nr. 400. An Adolph Pichler in Innsbruck.
to SBten b. 13. 5!tp. 1852.
ß^ ^at mid^ fe^r gefreut, gleid^ nod^ meiner StüdEfe^r bon
SDZünd^en bon ^l^nen ein Seben^jeid^en ermatten ju l^aben; idE)
banfe 3-^nen fe^r für ^\)x Sieberl^eft unb bie glirfd^e SKono^^
grap^ie unb merbe beibe ^robuctionen felbft am geeigneten Drte
iB anzeigen, mo möglid^ balb. 3^^ S^ren Siebern ift mir t)on
aKem übrigen abgeje^en, befonberS bie @infad^§eit mo^It^uenb;
id^ geftel^e, baft ic^ a)inge, mie bie 3lmarantl§ unb äl^nlid^e
Barbareien, nid^t ol^ne p^ijfifd^en Stampf lefen fann. 3)ie
glirfc^e 9trbeit ift meifter^aft unb ge^t ^ier in SBien auf meine
ao ©mpfel^Iung bon §anb ju §anb; mir ift eine actenmäftige ©ar«
ftettung biefer Strt, meiere bie größte S)etailf{ar^eit mit einer
fotd^en UeberfidE)tIid^feit in einem fo tebenbigen ©tl)I berbinbet,
nid^t leidet borgefommen. Ql^r Stuffa^ über Michel Angelo er-
fd^eint je|t erft im redeten Sichte.
8 darnach fehlt der Brief vom 6. April 1852 an J. J. Weber
in Leipzig
Nr.. 400. H in Weimar, unzugänglich. Euphorien 7, S. 98 f.
Nachlese I S. 404—406. 15 vgl. XII S. 15 17 von 0. v.
Redwitz 19 wohl „Die Mannharter" von Aloys Für (1852)
12 400. An Adolph Pichler. 13. 4. 52.
3Ktr tft e§ in äRünc^en, wo iij fed)^ SBod^cn Ximvtilie,
oböleid^ id^ nur auf 14 Sage l^lnging, gut ergangen, für meine
pl^ijfifd^en ßw^änbe ju gut. 3)er SSirOel, in ben id^ ^inein:^
geriffen mürbe, ift mir noc^ nid^t mieber au§ bem Sopf; id^
leibe an l^eftiger Sßigröne unb l^abe fonft mit biefem Uebel fe^r 5
menig §u fd^affen. ^ein äöunber, mir ift 'i>k einfad^fte Seben§=
meife nid^t bIo§ Sebürfni^, fonbern oud& @enn§ unb bort fam
id^ \)ox lauter 3)in§r§ unb @upp6r§ faum ju mir felbft. 3f)i^ßit
®IüdEtt)unf(^ ju bem Erfolg meinet ©tüdteS fann ic^ ru^ig an^
nehmen, obgleich bie äöiener Subenfc^oft mit einer gred^f)eit, lo
bie noc^ nic^t toorgefommen fet)n bürfte, bie offenfunbigften, bon
Saufenben t)erbürgten S^atfadEjen auf ben Sopf ju fteKen fud)t.
S^ie 9lgne§ SSernauer tüurbe toor einem überfüllten §aufe bei
fdE)(ed^tefter SJefe^ung (Ie^tere§ burc^ meine Sd^ulb, meil id)
brängte unb bie SJüdEfel^r ber ^auptmitgüeber nid^t erwarten iß
moHte) gegeben unb ber SSerfaffer breimal ftürmifcf) l^eröor^:
gerufen. 3)er freie Eintritt mar boHftänbig aufgehoben unb bie
Seute brängten fic^ mal^rlid^ nidEjt blo§ au§ S^eilna^me für mic^
in'§ Sweater; im ©egent^eil, fe^r biele ftättfn mir gern ben
©tab gebrodE)en, meil fie bei i^rem oltbairifd^en gremben^a§ ao
au§ meinem burd^ bie Umftänbe gebotenen etmaS längeren
Slufentl^alt unb au§ meinem Umgange mit bem gefürd^teteu
3)önnige§ ben Sd^Iug jogen, bafe id^ mic^ unter i^nen bomi:^
ciliren, ja — fo meit ging bie SSerrürft^eit — al§ Sabinet§:=
fecretair beim Sönig eintreten mögte. ^ennod^ fonnten fie mir ä5
nid^t an ben Seib, fo ba§ id^, SltteS too^ ermogen, unter anberm
auc^ bie Un§ufrieben^eit mit einem ^rama, ba§ \>en Staat in
feiner fittlid^en 93ered^tigung l^infieHt, ein menig in 'JÄnfc^Iag ge=
brad^t, in Sßünd^en buri^ bie blo^e SWad^t be§ SSerfe§ ein
SlefuUat errungen ^ab^, mie nod^ nie jutoor. ^em literairifd^en 3o
6 fc^offcn] jpaffcn Eiiph
13.4.52. 400. An Adolph Pichler. 13,
Sumpengefinbel gegenüber l^QÜe iä), e§ ntQg'S treiben, roie e§ i^m
gefällt, ein unbebingteS ©tillfd^meigen für not^menbig. 3^"^^
moHte \ä^ ober bod^ fagen, mie fid^ bie ©adfte ber^ielt; übrigen^
mirb ber §aufe auc^ balb aufgeflärt merben, benn fc^on f)aben
6 Stuttgart, SBeimar, SlugSburg unb Königsberg fid^ bie 5lgne§
i)erfd^rieben unb ba^ fprid^t beutlic^ genug.
2)rudfen l^abe id^ ha^ aiifpt nod^ nid^t laffen, \o bog ic^
e§ S^ttCHf fo gern ic^'S aud^ t^öte, nidöt fd^idfen lann. dagegen
fenbe id^ S^nen l^iebei eine „actenmäßige" Slnjeige beffelben, bie
10 §err ®octor ©lafer (rü^mlic^ft belonnt burd^ feine ©d^rift über
Sc^ulb unb Strafe, feine Ueberfefeung 93eccaria§ u. f. m.) nacf)
einmaligem ^n^ören für '^f)x^n bortigen 5ß^önij aufgefegt ^at.
^er Sluffa^ bürfte at§ Seitrag nic^t unmillfommen fet)n; ber
3?erfaffer leiftet auf aKeS Honorar SSerjic^t unb bittet fid^ bloß
iö einen SlbbrudE au§, ben id^ i^m einfenben merbe. ߧ ift gut,
't>a^ ia^ 93Iatt in beffere §änbe übergegangen ift, nun lann
mon fic^ baran bet^eitigen unb ba§ t^ut ma^rttd^ Sf^ot^, bag
bie ©leid^ftrebenben äufammen l^atten. Sul^ mirb näd^ftenS etma§
f(f)idfen, er fd^reitet bebeutenb i)ormärt§.
90 Seben ©ie wolji unb laffen ©ie mic^ balb mieber bon
S^nen ^ören.
aufrid)tig ergebener
S. .^ebbel.
24 darnach fehlen die Briefe vom 17. April 1852 an Franz
Dingclstedt in München, Antwort auf dessen Schreiben vom
9. April, und vom 27. April 1852 an Franz Dingelstedt, in dem
Hebbel dessen Briefe vom 15. und ^4. April 5uglcid^ beantwortete
14 401. An Felix Bamberg. 11. 5. 52.
Nr. 401. An Felix Bamberg in Paris.
SBicn b. Uten 3Jlat) 1852.
Sieber Bamberg!
@§ freute inic^ aufrichtig, in 9J?üuc^en einmal mieber ein
SeOenSjeid^en bon 3^nen ju erhalten; äufällig l^atte iä) im Sag b
jubor burd^ 5)ingelftebt'§ SSermitttung einen bon ^eine an
Äolb gefd^riebenen 93rief gelefen, in bem aud^ S^rer gebadet
mürbe.
Slntmorten fonnte ic^ 3^nen nic^t fo rafd^, mie ©ie e§
münfd^ten, benn in SRünd^en ging id^, mie eine SBilliarblugel, lo
bon §onb ju §anb, unb in Wien traf ic^ in golge bcr ge*
f)abim Slnftrengungen unb 9tufregungen ^alb tobt mieber ein,
fo ba§ ic^ einen boHen 3Wonat brandete, mic^ mieber ju erholen.
9?od^ meniger mar tc^ im ©tanbe, bon SRünc^en nad^
Leipzig ju lommen; id^ marb in SRünd^en biel länger feft 15
gel^alten, atö ic^ gebadet l^atte, unb mufete ben birecteften SRüdfmeg
nac^ Wien nehmen. Sinb ©ie in Seutfc^Ianb gemefen?
Sl^ve Seantmortung meiner Srfunbigung nad^ ben Pariser
5ßreifen lommt ein menig fpät, unb boc^ jur rechten 3^i*- ®^
ift nömlid^ nic^t ganj unma^rfd^eintid^, ba§ ic^ meinen Siebling§:= go
munfd^, meiner grau 5ßari§ einmal ju jeigen, im nä^ften Sult)
ausführe, gd^ fage: e§ .ift nid^t ganj unma^rfc^einlic^! unb
mürbe beftimmter fpred^en, menn nic^t, mie in S)eutfc^lanb je^t
SllleS fte^t unb liegt, nod^ au^er bem ®elbpunct 9Kand§e^ ju
bebenfen märe. S^benfaH^ ift e§ mir bon SBid^tigfeit, einen «s
fioften^Slnfd^Iag in SDetail ju ^aben, unb fo bitte ic^ Sie benn
allerbingS nod^ um fpeciellere eingaben. SBa§ bie $oft betrögt,
meig id^ bereite genau, unb ma§ bic 9tnfpiüd§e meiner grau
Nr. 401. H in Weimar. Bw. 1 S. 333 f.
li. 5. 52. 401. An Felix Bamberg. 15
anlangt, fo ge^cn fie nid^t mcitcr, alß bie meinigen, bie Sie \a
fennen. 9?oc^ bemerfe ic^, bag mir nur Paris feüen motten,
unb ia% bie environs |d^pn beS^alb nid^t für un§ eyiftiren, meil
mir, bie ^in== unb ^erreife mit ein begriffen, auf ben gonjen
5 9lu§f(ug nur bier SBod^en öermcnben fönnen. Sogen Sie mir
bal^er: mie f)0(i) mürbe, erftlid^, ein 3iwmer mit ©abinett ju
[teilen fommen, unb fönnten Sie im SSorauS ein§ miet^en?
SEBaS foftet je^t ber äRittagStifd^ u. f. m., unb mirb bie gT^emben=
ffutl^ gegen Slnfang ^ulij mieber etma§ abgelaufen fe^n? Stuf
10 ba§ „StanbeSgemäge" leifte ic^, ba id^ in 5ßari§ feine SSifiten ju
mad^en unb ju empfangen l^abe, SSerjid^t; e§ ^anbelt fid^ bloft
um bie not^menbigen 93equemlid^feiten. Soffen Sie mic^ oud^
miffen, ob ba§ ®rab be§ Äaifer§ 5RapoIeon je^t fo meit au§=
gebaut ift, bog man bie 3?efte fe^en fonn. Sie merben über
15 bie 9?ait)etclt biefer gwge bietteid^t erftounen, ober Sie muffen
Sid^ ja erinnern, bog id^ lein B^itungölefer bin. SSäenn Sie
mir auf biefc 5ßuncte möglid^ft rofd^ antmorten, merben Sie mid^
fel^r berpfUd^ten.
S)ag Sie berf^eirot^et finb, mußte ic^ löngft; ^err Küken
so fagtc e§ mir einmal. 2)en ^Profeffor Rötscher mürbe id^ ru^ig
mahnen; er ift ein reid^er 9Kann, bem Sie 9?id^t§ ju fd^enfen
braud^en. SSon meiner bidfjterifd^en S^ötigfeit fönnen Sie in
Paris fd^merli^ etmoö 9iic^tige§ erfahren ^aben, feit e§ nid^t
me^r burd^ mid^ felbft gefd^a^; fie ift in ein gonj neue§ Stobium
gB getreten, unb id^ fd^meid^Ie mir, burd^ SBerfe, mie SKic^el 9(ngelD
unb Signet Semouer, ben Seifott einigermaßen ju bejahten,
momit man gegen meine Slnfönge fo freigebig mar; t)on ber
Se^teren nomentlid^ möge id^ ju propl^ejeien, ba^ fie mid^ populoir
mod^en mirb. Vorüber ein anber äRal me^r.
80 S^fit ift SUfreb SKeißner ^ier, ber mir perfönlid^ in fel^r
^o^em ®rabe gefattt. ®§ ift Schabe, baß er feine „5ßarifer
Stubien", bie ja nur eine S)urd^gangS*@pod^ feiner ©ntmidflung
16 401. An Bamberg.— 402. An Dingelstedt. 11.— 17. 5. 52.
beäcic^ncten, mc^t äurücf nehmen fnnn; er ift gans anbcrS, lüie
fein focialiftifd^eS Surf), unb bod§ wirb bic)e§ nod^ lange für fein
^Portrait gelten muffen.
©in für alte SO?aI: mann unb bon wo au§ ©ie mir auc^
fd^reiöen, immer abreffiren Sie nac^ Wien; 3ltteg fommt in meine 5
§änbe, e§ beborf nid§t einmal ber ©tra^enongabe. SBie immer,
gr. Hebbel.
Nr. 402. An Franz Dingelstedt in München.
SBien b. 17ten 3)kt) 1852. lo
9Kein t^eurer greunbl
2)u ßätteft bcn 53rief fd)on, ben ic^ je^t anfange, wenn ic^
®ir nid^t über 9Kei^ner§ 9ieginalb l^ätte berichten wollen, ber
©onnabenb über bie ©retter ging. SBaö meine ©efunb^eit be^
trifft, fo bin id) feit ac^t Sogen wieber gan^ ber 9llte unb fü^Ie is
mic^ in meinen Sinod^en fo niet* unb nogelfeft, xm \t jubor.
^6) ^obt aber bie Seigre erhalten, ba§ man in einem antebi(us=
bianifc^en (Silwogen nid^t ununterbrod^en brei Sage unb ^xoti
9?äc^te hinter einanber fid) fdfjoufeln laffen barf, wenn man feine
9?erben nid^t grünbtic^ berftimmen will, unb werbe mir fie merfen. 20
2)enn bie p^t)fifc^e ©rfc^öpfung war'§ allein, bie midf) in einen
fo jämmerlichen 3uftanb berfe^te; biefe war aber aud^ fo gro§,
baß ic^ neun unb breijig jäl^rigeg S^inb alte^ ®mfte§ glaubte,
ba§ ^Iter Kopfe fc^on bei mir an unb e§ fet) mit bem fc^önen
geuerwerf im ®e^irn für immer borbei. 95
Dr Berger ^at S)ir in deiner ^^Jrocegangelegen^eit am
greitag bor ad§t Sagen gefc^rieben, unb ®ir angejeigt, ba§ ®ein
402. R bei Meyer -Cohn in Berlin. Bw. II S. 33 f.
17. 5. 52.
402. An Franz Diugelatedt.
17
(Selb krdt^ in feinepi ^^ult tkge- ©ariiüc^ fd^cuit bte pnjc
Sad^e ^eenbigt itnb auf etmünf(^te 2Beife. fsaft ®u aber no{^
irgenb einen ttuftrüg füu mid^, fo fprid^ unb i^ metbe au^^n^
blicfiic^ ßuf beE SÜBm jet)iu ®q \^ brefeö ^f*^^ i^ic^t aiif^
5 ßanb ge^e, [o bin icti immer alert, Xük bie ^ofimeiftetiit in
®oet^c^ ©teffa i^re Seute tjcrlangt.
^in ba^ (Saft[^iel Ijahtn tvii (ängft itirf)! mef}r gebadet; iv^
meine üuif), ^ir hü^ f^on 9ejd)tie&en 511 ^akn. HJMne ^xaii
§at nic^t eine einzige ber l)erübret)eten SftoHen angejel^en nnb bnS
/o 'Stubium ber SfabeHa in bit sposa di Messina lüütbe ja allein
eine ^oc^e erfoibem. ^^üjn auc^? 9Bir ienbirten ia Sttd^ts
al§ einige ^Boc^en fuemibfc^o filieren ^eifammenfetin^^ um bte e§
unÖ ollerbingl fe^r leib ift, öuf bte mir aber unter ben etn=
getretenen Umftnnben Ser^ictjt leifien muffen, ba an einen frteb^
i£ lid)en unb frö^lirfjen SebenBgenng in SÖ^ünctjen nidjt p ben!en
ludre, SJBgen bie eblen SBabaren Söicr trinfen unb auf bte
gremben f(ud}en; id) njerbe fie ni(f|t mieber incDmmobiten.
Sßon bem ultrampntanen ©efdjmä^ üüer unfere ,, Berufung''
nac^ 9Jeu^^t^en Ejobe ic^ ^iid^t^ vernommen, aud^ 9(tc^t^ öon
so bem aBiberf^ruc^ ber ^^Iflg. Bettung, ba ict) burc^au^ feine SJtättei
teje. hoffentlich u>ar 2e|jterer nicljt unge^üitg abgefaßt; e^ mürbe
fic^ mit meiner ^iefigen ^^Dfitton fc^led}t Vertragen, menn xd] in
einem fold^en Crgan aB ein ^^lüanturiör (jingefteHt mürbe, ber
ftcEj natfi einer anberen umfalle. ®oc£| ift ba^ idd^I nic^t ^z^
S5 fd^e^en, ba man hk DIotij fiier jonfi gemife augenblictUct) in Um^
lüuf geje^t ^ättc, mie bie eble Dtote be§ *^errn Dr ÄltenhöfFer
über mein ©tücf. ^d^ tjättc bie NL gern angefeljen, aber id)
fonnte fie nitgenb§ me^r auftreiben.
5 Stella 1 1 : ^in S[Birtt)^burfc^e mu^ immer munter, immer
akrt fein 26 nach einem Briefe Eolbs an Dingelstedt hatte
Dr Altenhöfer Kölbs Verhinderung benutzt, um einen AusfaLl
gegen Hebbel einzusehieben
n
18 402. An Franz Dingelstedt. 17. 5. 52.
^crrn Ille lila lUud bitte iä) benn, feine ^oläftödfe nur
nad^ Leipzig ju ejpebiren. ©in junger Dr ber Siedete f)at nad^
einmaligem Slnl^ören ber Signet einen „?(cten'9lu§5ug" geliefert,
ber aU 2ejt bienen mag. ®eine ®üte mögte id^ anber§ in
^nfprud^ nel^men. 9?ad^ meiner SReinung fireid^ft ®u mein ©tücf €
a\i^ bem SJepertoire unb mieber^olft e§ nic^t; fo entfd^iebener
93uben^aftig!eit gegenüber muffen voix olle Seibe ftols fe^n.
SKit ber SBieber^olung be§ @tüdf§ fällt bann aber aud^ ber ®runb
meg, me^^alb ®ein ?lrtifel über boffelbe, ben 3)u für bie
^ßg. 3- fd^reiOen mollteft, öerfd^oben mürbe. Sag' biefen benn jo
je^t öom ©taj3el; gieb 9?id^t§ barin, al§ einen einfad^en Umriß
be§ 3"^)ölt§ unb ber ©runb^gbee unb enthalte ®id^ jcbeS on^^
erfenneuben SSortS über bie 3lu§fü^rung. S)a§ fdfjliefet alle
Cppofition au§, ha boc^ ber erbitterfle ®egner ben ^nf)a\i unb
bie gaffung nic^t in ^brebe ftellen fann; aud^ fdfjueibet e§ ber ib
SRebaction jeben anftänbigen ©inmanb gegen bie Slufna^me ab
unb giebt mir ba§ entfc^iebenfte 9ted^t, ju meiner früheren Sln^
fid^t über fie jurüdf ju feieren, menn fie biefelbe boc^ öermeigern
foHte. gür unmöglid^ ^alte id^ ben galt nic^t, benn Solb ^at
mir für meine gufenbung nid^t einmal gebanit, ttja§ bod^ bie so
bloge ^öflic^Ieit er^eifd^t, aber id^ löme bann hod) böllig .in'§
Slare, unb barauf l^alte id^ biel. §ier ^aft S)u meinen SBunfd;;
t)a^ 5)u i^n erfüllen mirft, menn 3)u lannft, meiß idE), unb ia^
id^ 2)ir für ben blofeen SSerfud^ eben fo banfbar fet)n merbe,
tuie für bie SRealifirung, meigt S)ul *«
3n SBeimar ttJerbe idE) fe^r gern eine ®aftrolle gebrn^ f^on
um ben tobten Siteratur^SDiaieftäten einmal meine SSeöerenj
mad^en ju fönnen. Bicg^far fd|rieb mir neulich unb berid^tete
über bie beiben ©tücfe mand§e§ greunblidEje; ®anf SDir für hk
rafd^e Buf^^^ui^O i^^^ Mspte, megen bereu i^. übrigeng fc^on aa
1 Melchior Meyr 2 Julius Glaser
J7. 5. 52. 402. An Franz Dingelstedt. ig
Qnfe^nlid^ in Seine ©d^ulb gerat^en fet)n mug. 3Rir ftcigen
frcilid^ — aufridfjtig gejagt — bie ^aare ju SSerge, ttjenn id^
baron benfe, ba§ iä) (id^ü!) etma^ in ©cene fe^en fotl, aber
®inigc§ l^abe id) t)on ®ir gelernt unb im Uebrigen mug man
6 \\ä) barauf berlaffen, ba§ alte SKafc^inen immer ^alb t)on fetbft
ge^en.
?flnn ju SReifener. ®r ift feit einiger 3cit ^^^^ wnb gefaßt
mir eben fo gut, roie 2)ir; ein maderer 93urfd^, ber je^t über
feine „5ßarifer ©tubien" unb ben SEBa^nfinn be§ @ociati§mu&
jo meit ^inauS ift. 5lber fein SRid^arb l^at leinen brillanten ©rfolg
gehabt! S^Jar ift er nad^ bem jujeiten unb bem britten Slct
gerufen morben; bod^ ber bierte unb ber fünfte ^aben nid^t fo
gejfinbet, o^ne ba^ barum bon einem eigentlid^en gia^co bie SRebe
fe^n fönnte. Slud^ lögt fid^ bei aller S^eilna^me für ben
j6 ®id§ter nidf)t föugnen, ia^ fein ©türf fd^mad^ ift; baS SSerbienft«:
ttd^e liegt in ben ©injel^eiten, nid^t im ©anjen, unb ba§ ift
immer fd^ümm. Slber auf jeben galt ift er ein refpectable§
^aletft, ba§ 9luf munterung berbient; id^ t^ue atteö äRöglic^e,
um i^ mieber aufjurid^ten, geftern jog id^ ben ganjen ^ad)^
20 mittag im 5ßrater mit i^m ^erum unb ^eute fd^lepjj' id^ i(;n
nac^ ©d^önbrunn.
®aff ^at feinen Seitrag; ic^ erl^iclt geftern bon i^m einen
93rief, morin er bie SlgneS auf§ greunblid^fte acceptirt. 3)anf
®ir, nic^t i^r! Sc^ ftede jefet fc^on mitten im Sarnebelbt unb
2B ge^e gettJö^nlid^ bamit in ben Slugarten; ani) ju ® einer
„e^aracterifti!" fammle ic^, bieHeid^t märe bie ^Ituft. 3- ei«
guter 5ßlafe bafür, menn ®u bort nic^t fd^on parabirft.
101. Sflcginalb 22 Dingelstedt hatte Hebbel geschrieben:
fd^irfc il^m irgcnb eine bramaturgifc^c 3Ip5ori§me mit 2)eincm
Sflamcn für fein „Central* Organ". ®§ ift fein . ©tedcnpferb.
©treidele e§, unb ^u fannft il^n felbft reiten, vgl. XII S. 16
2*
20 402.— 403. An F. Dingelstedt. 17. 5.— 12. 6. 52.
S)ic ^crjüd^flen ®rü§e an S)eine liebe grau!
S)ein
gr. ipebbel.
Riebet ia^ ©rftting^öebic^t eineS jungen St)riIerS. — S)er
Sube Sorm nannte in ber SBiener 3eitung §erm StebttjiJ neulid^ 5
einen smeiten gefaiaS! —
Nr. 403. An Franz Dingelstedt in München.
SBien b. 12ten 3un^ 1852.
^iebei, t^eurer greunb, fenbe id^ 3)ir meine Semerfungen
jum Sarneöetbt; ba xä) mic^ eine§ S)opj3eIcoubert§ bebiene, 10
merben fie, wie iä) mit ßuberfid^t l^offe, bod^ gemiß unmittelbar
in S)eine §änbe gelangen. S)eine Bearbeitung, in Duart gc:=
bunben, ^alte ic^ noc^ jurüdf, meit id^ nic^t ttjeig, auf tüeld^em
SBege ®u fie jurüdE gefanbt ^ahm millft; id^ l^abe nirgenbS auc^
nur ein NB gemad^t unD follte bal^er benfen, ba§ ber birecte is
5)ir red^t mSre, e§ lie^e fid^ ja aber leidet and^ ein inbirccter
fiuben. gür ben gaff, ba§ 3)u (enteren öorjögeft, lönnte id^
mid^ meines greunbeS Gärtner bebienen, itn id^ S)ir Dorgeftetlt
5u ^aben glaube; nur mei§ id^ nid^t, ob er jur ä^it in SKünd^en
ift unb mü§te S)id^ bitten, menn er fid^ bieffeid^t gerabe auf so
einer Keinen 3?eife befänbe, Seinen 93ebienten um ba§ ^aquet
in fein §au§ (Sl^eatinerftrafee, bei feinem SSater, bem SWinifterial-
rat^, i^ glaube N: 43) jur Stb^olung ju frfjidEen. Sag mid^
benu hierüber S)eine SKeinung ttjiffen; S)u tt)irft bie Bearbeitung
4 ein Gedicht von Laube auf den Tod des Schauspielers
Wilhelmi, das in einem Zeitungsansschnitt beiliegt 6 darnach
fehlt der Brief vom 28. Mai 1852 an J. J. Weber in Leipzig
Nr. 403. Jffbei Meyer-Cohn. Bw. II S. 34—36. 8 ^[unp]
3ulp H, es muss: 3funp heissen 10 nicht erhalten
12. 6. 52,
403. An Franz Diflgelatedt.
21
(u'oudjen unb id^ inögtc indji fo D^ne SEBcitere^ mit '^ir an^
neunten, ba| ber liebe Wlii^ mnfonft fci)*
Wkin^ löemerfungcn roerben ®tr geigen, ba| fie au§ bec
eru[fnd))ltetx Se((^aftigung mit deiner Sragöbie fiertiorgegfliifjeit
iinh; ic^ (fobe bo§ ^ert in bdben ©cftolten gemi^ fünf 9)hl
gelefen, iinb fein Sovt niebergejc^riekn, raal ni(|t in allen
feitieii Konlequertgm teiflic^ überbackt u>äre, ^m Mgemeincit
ge^en fie mit ßuf Deranberte 9?^ifrf|uiig ber öoT^anbenen (Stemcnte
QU^; lüo icf) mefir bertangc, gUiube ic^ eS mcf)t ofrnc triftige
la Orünbe p t^un. greitidE) giett c§ in bet bromatifcfieii Sioift
iiuct) gan^ inbtnibueUe ^^uncie, jebcnfatf§ nber ^offe irf), baß ^u
©inigeÄ tinrft Genügen tonnen. 3d^ münfcf)e ^ir für bcr§ Stürf
in deinem SBabe^^ufentf;öIt eine recl)t reine rn^ige Stimmung,
roie fie nur erft int .^erbft fontmt.
ja 3fl) gc(}e am erften Suir) mit meinet grau nacf) ^Benebig,
äfiailanb n. f. m,, unb merbe öon bort ou§ eine 9?ei^e bon
Briefen fc^tciben, um mir bie Sinbtficfe fnfdf) ^u erfialten. ?Im
erften ?lugnft finb mir nneber in Men, ^a ic^ 9?enebig noc^
nii^t \a% jo Ijin icf} Jel^r gefpnnnt, unb leje jetU in meinen
$0 Mufeeftunben bie ©olbonijc^cn Stiide, bie t^eilmeife im SJenetia^
ttifc^en ©ißlect gefc^rieben finb. ©c^aueiboüe Öettüre! So meit
famen bte SDicnfc^en be» ^actiu^ (foff ^acttu^ f)eiBeii!J ^erab!
^a§ ift la Speranza d'ItaliaS
gur ben ßiebe^bienft, bcn ®u ber ^. ©, in ber 9iKg. 3-
js crmeifen miüft, ban!e icf) ®tr im 5Soraii§. S8d|1 ptte id)
90Jandje^ auf bem ^erjen, bod^ bie öerren finb mir nun einmal
nicf)t grün unb fö motten tüit un^ anf einen ?lct einfndifter
(Serccpgfeit bef^ränfen. SSenn Xu in jtpei S^i^tn ben liebet^
gang li&er Herodes nnb Michel Angelo (bie ja thzn Sorgänger
30 bet 3lgne^ finb) nehmen mögteft, mäte e§ mir lieb; in Herodes
17 das ist nicht geschehen
1
22 403. An Franz Dingelstedt. i2. 6. 52.
namentlid^, ju bcm bie SSorftubien mir yoti Sa^rc lofteten, ftcdEt
mcl^r, atö e§ jd^eint, Sine umfaffenberc Slufgabe lann ein
S)id§tcr fid^ gar nid^t [teilen, benn boS ©türf be^anbett fein
SSöIfer^ fonbern ein allgemeine^ SBeltfd^idEfat; freilid^ ift e§ aber
mit einer fold^en Slufgabe, menn man nic^t jnr Srilogie greifen, b
olfo baS 9Ber! für emig bon ber Sü^ne au^fc^tiegen miff, aud^
untrennbar öerbunben, nid^t ju tief in'§ ®etail ^inob ju fteigen;
nun !ann ein ^Referat, ju bem bo^ oft gegriffen merben mug,
nie in fo brennenben garben gtänjen, mie bie unmittelbare, l^ier
aber bei fo meit au^gefpanntem Stammen nur in ben §aupt:s lo
momenten mögüd^e ®arfteffung, unb fo mirb benn lei^t bie
l^öd^fte, auf abfoluter ©oncentration beml^enbe Sunft mit Satte
i)ermed^felt. ®ie§ ^ötte id^ gern unter bie Seute gebrad^t; ba
®u bod^ fo freunblid^ fragft!
©taube \a nid^t, bo^ id) meine äRündfjner Sntereffen leicht ib
oufgab unb aufgebe. Sft e§ möglid^, fie meiter ju Verfolgen,
fo merbe id^ mic^ ^er^Iid^ barüber freuen, ^d) glaubte nur, iaj^
bie Siteraten- unb ^faffen^Sanbe über mid^ ^err gemorben fet),
unb e§ ift bie Sigenfd^aft meiner Statur, burd^ bie id^ mxä) aKein
erhalte, bag id^ gteic^ im ®an5en refignire, um ba^ ©injelneÄ)
nid§t tropfenmeife berfc^Iudfen ju muffen. S^annft ®u bie Genov:
burd^fefeen unb mir fo ju einer 93afi§ Der^elfen, ol^ne bie fein
filrieg möglich ift, fo tt)oHen mir alle unfere DperationSpWne
mieber aufnehmen. S)a6 Dönniges jurüdE fe^rt ift aUerbingö
ein gutes Sdä)^n. 2b
9?un lebe mo^I, t^eurer gi^eunb, unb grü^e ^erjüd^ft ®eine
liebe gi^au. SSiet lieber, mie nac^ SSenebig, mären mir ju (£ud^
gefommen, um ein $aar SSod^en mit ®uc^ 5U Derieben,
boc^, ba§ l^oben bie §unbe Derborben. äRögen fie fortfal^ren.
5 wie Rückert 20 Söirf roeg, bamit ®u nid^t ©er«
licrft", ift bie befte ßebcnSregel. Tgb. I Nr. 442
1 2. 6.— 12. 7. 52. 403. An Dingelstedt— 404. An Euh. 23
mc^r 93icr ju trinfen, mie anbete 3Renfd§en, um ntej^r — ju
fönnen, mie biefe.
SBie immer
3)ein
gr. Hebbel.
Nr. 404. An Emil Kuh in Wien.
äRailanb b. 12. 3ul^ 1852.
Sieber Sul^!
Snt beften SBo^lfe^n finb mir ©onnabenb 9?ac^^
IG mittag l^ier eingetroffen. ®§ märe boc^ ungerecht gemefen, in
SSenebig ju fet)n unb nic^t l^inüber ju ge^en. 3^r Setter mar
fo freunbtic^, mid^ mit einer ®mpfe^lung an einen feiner greunbe
JU berfel^en. SRun berlel^re id^ benn ouc^ l^ier au§fc^Iie§Iic^ mit
bem 3RiUtair, unb e§ ift mir bon ^o^em ^ntereffe, auc^ i^aht
15 xä) in biefem neuen £eben§!reife fd§on SRanc^eö gelernt.
äRon begreift e§ Dottfommen, menn man bie Sombarbei
auc^ nur burd^ffiegt, marum gerabe fie bon ben ölteften Sitten
an ber Sö^^opfet ätüifd^en ^tölicn unb 3)eutfd^Ianb merben mufete.
G§ mar auf beiben Seiten gleid^ öiel 9led^t öor^onben, mie
20 überall auf ben Runden, mo bie Stauen fid^ freujen. Seben«'
falls ift ^ier mit Vereinten Sfräften @rofee§ ju ©taube gebrad)t
morben. S)er ®om ift ein fo gemaltigeS SBerl, bag bem SKeufd^en
ha^ 9Kaa§ au§ ber ^anb faßt, fo mie er i^n nur betritt, ic^
mögte i^n über Set. 5ßeter fefeen. §eute Slbcnb merben mir
BS i^n mit bem ©eneral Marsano, einem fe^r gebilbeten Sötann,
ben mir geftern fennen lernten unb ber fic^ erbot, un§ ^inauf
Nr. 404. H nicht zugänglich. Bw. II S. 85 f. 11 Prüsker
24 404. An Kuh.-405. An Jung. 12.-31. 7. 52.
ju füllten, bepciöcn; man foll o6en jiüifd^en einem SBatb Don
©tatuen manbeln.
gr. Hebbel.
Nr. 405. An Alexander Jung in Königsberg. s
SBien b. 31. gult) 1852.
SSere^rtefter §eer!
SBenn ©ie ben S)anl für bie mir gütigft jugefonbte Sritif
meiner S^üa ettnaS Derjpötet erl^atten, fo bitte ic^ Sie, e§ bem
Umftanb jusiifd^reiben, ba§ ic^ ben legten 9Konat nic^t in SBien, lo
fonbern in SSenebig unb äRailanb jugebrad;t ^abt. ®rfl bei
meiner Slüdfunft lam 3^r liebet 93Iatt mir in bie ^ünit, meil
ic^ mir auf Steifen nie etmaS nad^fdfjiden laffe, unb e§ mar ber
freunblid^fle @ru§ eineS tl^eilnelimenben ©eifteS, ben id) borfanb.
@§ ifl ein harter ^ampf, ben ber bramatifd^e Siebter in unferen i«
Sagen auf ber einen ©eitc mit ber Stumpfheit be§ 5ßublicum§
unb auf ber anberen mit ber S^riöialitöt ber ®irectionen ju
führen ^at, unb mer il^m beifpringt, öerbient fid^ jebeS 9Kat ein
boppeIte§ (Sottet Sol^n. SBäre ba§ bic^terifc^e 3)arftellen ni^t
ber ein5ige 9Iu§at]^mung§==5ßroce6, beffen meine 9?atur fö^ig ift;«o
gäbe e§ für mi^ ein anbereS SKittel, mid§ ber ©lemente 5u ent==
lebigen, bie au§ SEBelt unb B^it übermöd^tig auf mid^ einbringen: ic^
l^ötte biefen Sampf löngft aufgegeben. Slber mir bleibt !eine SBal^I.
S3efonber§ banibar bin id^ Sinnen für bie bortreffüd^e Slu^^
einanberfefeung, ia^ jebe 5ßerfon eineS ®rama§ unmoraüfd^ fet)n ss
4 darnach fehlt der Brief aus Mailand, 12. Juli 1852 an
C. A. S a c h s e 8 Ye r 1 a g in Hamburg, der sich am 15. Juni 1852
um Verlag und Debit der dramatischen Werke bei Hebbel be-
worben hatte
Nr. 405. E nicht zugänglich. Nach Abschrift Nachleae T
S. 407 f.
31. 7. 52. 405. An Alexander Jung. 25
unb bag S)rama felbft bo6) moralifd^ btciOen lanti. ®tc6 toitt
Stiemanb me^r begreifen, unb ba^in mu^te e§ freiließ fommen,.
feit man anfing, ftatt fie organifc^ in gefd^Ioffener Sotaütöt auf
fid§ tt)irfen ju taffen, in ©ituationen unb S^aractere, ja in
5 rl^etorifd^e SSirtuofenftüdEe unb ^^l^rafen ju jersuj^fen. S)a§ ift
ba^ le^te SRefuItat ber ^ßointens^Sagb! @§ mar bei ber Sulia
alterbingS, mie ©ie e§ entmidfetn, meine Slbfic^t, bem gal^rl^unbert,
ober boC§ tt)enigften§ bem ®ecennium, feinen Spiegel borju^alten,.
unb ic^ glaubte, biefe Slbfid^t fet) fo unberfennbar, ba§ man
10 mir unmögüd^ ein S^^tc^^ffe ober gar eine Segeifterung für
ben ©egenftanb unterlegen fönne. S)arin ^atte id) mic^ jeboc^ fe^r
geirrt, unb Je fataler e§ ift, für ben paffionirten gi^ßunb unb-
Semunberer eineö „Sertram" gelten ju muffen, um fo ^ö^er
muJ5 ic^ ben SiebeSbienft anfc^Iagen, ben Sie mir leifteten.
Iß @§ t^ut mir fe^r leib, bafe idf) meine 9lgue§ Sernauer,.
bie xä) in gorm unb ®e^alt für mein befte§ S)roma galten ju
bürfen glaube, noc^ nic^t al§ Mspt bruden tiejs; fonft mürbe
ic^ mir erlauben, ein ©jemplar beizulegen, ba mir S^r Urt^eil
ober biefen Bönfapfel ber ^jJart^eien bon großer SBic^tigfeit möre.
Ä) Statt beffen laffe ic^ S^nen ben SKid^el Slngelo unter ^reujbanb
äugelten, ber im ^erbft in Berlin jur Sluffü^rung gelangen mirb;
öieffeic^t fprid^t er megen ber etl^ifc^en SKomente beffelben Sie an.
Saffen Sie mid^ überhaupt l^offen, ba§ biefe erfte 93es=
rü^rung jmeier, menn aud^ in berfc^iebenen SBeifen, offenbar
26 ©leid^ftrebenben nid^t aud^ bie lefete gemefen fet).
äRit aufrid^tiger §od^adf)tung
ganj ergebender
Dr gr. Hebbel.
29 darnach fehlt der Brief vom 9. August 1852 an Saint»
Ren^Taillandier in Montpellier, Antwort auf dessen Brief vom.
18. Juü (hsl. Notiz Hebbels)
26 406. An Baron von Gall. 11. a 52.
Nr. 406. An Baron von Gall in Stuttgart,
^od^öerel^rtcr ©crr Baron!
SBenn ic^ S^nen nid^t längft meinen ®anl für Sl^re öüttge
^nna^me meiner Agnes Bernauer augfprad^, fo uuterbüeb e§.
<iu§ einem befonberen ©runbe, ben ©ie tual^rfd^einlid^ geal^nt &
^aben werben. 93alb naä) ©mpfang ^f)xtx geeierten gufd^rift
burd^Iief eine @df)redens;:=9?ad^ridf)t äße S)eutfdf)en S^itungen,
meldte ein l^öc^ft bebeutenbeg SKitglieb S^rer 93ü^ne betraf.
Sie tüurbe mit einer fold^en ©id^erl^eit unb Seftimmt^eit mit:=
•get^eitt, bog ber Sefer fid^ faum einen S^^if^I geftatteu fonnte, lo
cnä) !am ber förmUd^e SBiberruf erft fel^r fpöt. Sei meiner SRüdE^
fünft k)on SSenebig erfuhr id^ enbtid^, baß an ber Qaä)t 9tic^t§ ift
unb erlaube mir je^t benn, S^nen neben meinem S)anl für bic
IBerbinblid^feit, meldte ©ie mir auflegten, aud^ meine aufri(^tige
greube über bie ©runblofigleit iene§ ®erü(^te§ auSgubrüdfen. ib
äReinen erften Keinen Seitrag für ba^ Kentral-Drgan
tnerben ©ie red^tjeitig empfangen ^aien. ®r fonnte S^nen nur
meinen guten SBilten jeigen; im $)erbft foll bie S^at nad^f eigen.
®er ©ommer töftt mid§ leiber nie jur 5ßrobuction fommen. SSiel^
leidet luören S^nen regelmäßige Serid^te au§ SSien angenehm; iä) so
fonnte S^nen bafür einen eben fo fenntnigreid^en unb taIenti)olIen,
ate jubertäffigen jungen SRann nac^meifen, ber freilid^ etmaS ftreng
urt^eilt, aber aud^ feinen SKenfd^en ber (£rbe auf fid^ eintnirfen lögt,
fonbern nur feiner Ueberjeugung unb feinem ©emiffen folgt.
9Kit au^gejeid^netfler ^od^ad^tung ss
©m. ^oc^mo^Igeboren
Wien b. 11 Aug: ganj ergebenfter
1852. Sr. Hebbel.
Nr. 406. H in der Kgl. Bibliothek zu Berlin. Nachlese I S. 408 f.
Adressat nicht genannt^sondem von mir nur vermutet^aber zuerst falsch,
vgl. XII S. 366. 16 vgl. XII S. 16ff. 28 darnach fehlt der Brief
Tom 1 1 . August 1852 anFedorLöwein Stuttgart wegen der „Agnes"
15. 8. 52. 407. A^ Major Prüsker. 27
No. 407. An Major Prüsker in Venedig,
^oc^bere^rtcr §err SRajor!
3liä)t o^ne ©c^amröt^e greife ic^ bieg äRat jur gebet!
Sd^. I^dtte 3^neit tängft, löngft fd^reiben jollen unb ©ie finb fo
6 grogmüt^ig, mir ju fd^reiben! ^a, tüö^renb Sie ber ©laubiger
finb, unb in melc^em Sßaage, treiben ©ie bie @üte fo meit,
bie ©prad^e be§ ©d^utbnerS ju reben! SDa§ ift ju Diel, bei
meitem ju biet.
Stvax fann id^ mein bi§^erige§ 3ögctn entfd^ulbigen, unb
10 bQ§ trauen @ie mir ju, o^ne bog id^ e§ erft ju berfid^ern
broud^e. ßum ^JtuSru^en braudfje id^ menig 3^it, felbft menn
e§ fid^ um Stropaäen ^anbelt. 2l6er id^ moHte mid^ bod^ nid^t
gern auf ein 5ßaQr geilen befd^ränlen, unb id^ fanb bei meiner
Slüdffunft eine groge 9Kenge bringenber Slrbeiten bor,, bie mid^
iß faum }um Slufot^men fommen liegen. S)a§ ttiar ber ®runb.
Unfere glüdElid^e 2lnfunft festen ©ie o^ne B^i^^if^^ borau§; toaS
fönnte bei fo kjortrefftid^en ©d^ip:^ unb ^ofteinrid^tungeu bem
SReifenben mo^I begegnen? Unb ic^ l^ätte 3§nen nur biefe
melben fönnen.
»0 3e^t fonn id^ ©ie fogar aud^ entfd^abigen, ic^ fann S^nen
bie neueften unb jubertöffigflen Stad^ric^ten über bie SRüdffe^r
©r. SRajeftät, be§ Saifer^, mittl)eilen, bie ©ie gemig fe^r
intereffiren werben. SSor^er nur: meine grau fomo^I, mie id^
Nr. 407. JI(vgl. GilhoferundEanschburg, Kat. XIV. N. 661)
mir unzugänglich. R. Specht, Die Zeit. XXXV. Bd. N. 453. 8. 121 f.
Adr. nicht genannt und das Datum 1851 fölschlich angenommen;
von mir richtiggestellt ebenda N. 458. S. 184 f. Prüsker (vgl. Tgb. III
N. 5047, 28) war Platzmajor in Venedig, ein Verwandter Emil Kuhs.
Die von Hebbel erwähnte Festlichkeit war der Einzug Kaiser Franz
Josephs in Wien am 14. Angust 1852 nach seiner Rückkehr von
der siebzigtägigen Reise durch Ungarn und Siebenbürgen (vgl.
Wurzbach, Biogr. Lexikon VI S. 238).
28 407. An Major Prüsker. 15. 8. 52.
felbfi, beftnben uii§ iDO^l unb mir ^tten imtem)eg§ nic^t
tne^r ju leiben, al§ ein Seber leiben ntug! 6^r meniger!
SBer geficrn, am 14., ni^t in Sien toax, ^ai Diel Der^
(oren! ^n fol^ einer $ra^t ^ai man unfere @tabt mo^I
feiten erblirft; »ie ic^ ^öre, feit bem Sage ni^t, wo ber ^o6^ s
feiige fiaifer granj na^ ^bfc^Iufe be§ $arifer griebenS au§
Sranfreic^ jurücf lam. S^renpforten nnb Srinmpfbogen t)on
einem ©lanj unb einer ^errli^feit, \>a% mon i^re Sergönglid^feit
bebauem, t>a% man'§ beflagen mag, fte nic^t erhalten ju lönnen!
attc gcnfter öott öon Seppid^en, alle ßäufer öerjiert, unb bie w
gcrabc im 93au begriffenen mit Sannenjroeigen umfleibet! ?lBe
^IS^e, alle Strafen gcbrSngt öoH ERenfc^en, o^ne \>a% bie
minbcftc Unorbnung Vorfiel! Unb »ic ber jugenblid^ äRonarc^,
t)on äSöderfc^üffen unb Dodftimmigem @lodengeIaut angefünbigt,
nun cnblic^ erfd^icn, ein Rubeln unb Saud^jen, ha^ gar fein i«
®nbe nehmen tt)oHtc. SHefe Ic^tere freute mid^ om mciftcn;
id^ ^attc c§ frcilid^ Dörfer gemußt. ?lbcnb§ bann eine SHu^
mination, bie ben Sternenhimmel öcrbunlcltc; g^eubenfeuer
auf aßen bergen unb ein geucnücrf auf bem ©tep^an^t^urm,
tt)a§ bei ben grünen, blauen unb rotl^en glammcn, meiere feine «>
Spige umfpiciten, bem alten Stiefen ein Slnfe^en gab, al§ ob
er öon ©rj märe unb plö^Ud^ ju fc^meljcn anfinge. Si§ nad)
SJ^ttemad^t ftric^ xi) mit meiner grau in ©rnil Su^ Se^
gicitung ^erum unb mar crft gegen Sing ju Saufe. 2Sie öicl
ber Sfaifcr aud^ auf ber Steife gcfc^en ^abcn mag: ic^ glaube, 2b
in feiner Stcfibcnj l^at er bod^ ba§ Seftc gefunbcn!
?ln unfcren Slufent^alt in SScnebig benfen mir mit bem
größten SScrgnügen jurücf, unb nie, o^ne un§ mit ber aufric^tigftcn
©rfcnntlid^teit ber öiclfad^en ®üte ju erinnern, momit ©ic,
lieber §crr SRajor, unb '^f)xt grau (Scma^lin unS ma^r^aft so
überl^äuftcn! 2Sie uncnblic^ mürbe ic^ mic^ freuen, mcnn fic^
un§ ©ctcgcnl^eit barbötc, S^nen unferen S)anf auf anbere SBcife
15. 8. 52. 407. An Major Prtisker. 29
al§ burd^ bloße SBorte, an bcn Sog ju legen! (SlauOen ©ie
mir, ba^ mir eine j[ebc ergreifen merbenl SBer ttjogte in einer
SSäelt, tt)o ha^ Sefte öfter mißtingt, ttjie ha^ ©c^Ied^tefte, unb
tt)o man jutoeilen über ein ©anblorn ftolpert, beftimmtc ^off:^
6 nungen ju »agen, roenn bie SSermirtlici^ung nid^t ganj öon
©inem felbft abl^ängt! Slber öietteid^t finbet fid^ bod^ ein
SBeg jum ^egSminifterl SBie rafd^ njcrbcn ipir i^n bonn
betreten!
3)ie ^ortroit^ u. f. tu. fd^idfe id^ bieg SKal nod^ nic^t,
/otDeit id^ ettt)a§ Segre^ ^u erlangen l^offe, afö id^ fd^on f)abt;
fie ttjerben bei näd^fter (Gelegenheit erfolgen. ®ann icirb auc^
meine grau, bie je^t mit neuen Sioöen unb groben über=:
befc^öftigt ift, \xä) bie greube mad^en, S^rer grau ©e^?
mal^Iin ju fd^reiben; einftmeilen banft fie l^erjlid^ft für ben
iß lieben 93rief.
Unb nun, lieber §err äRajor, leben ©ie fo mo^I, njie mir
e§ S^tt^" n)ünf(^en! 3Kit ben roörmften ©rügen unb ben
- beften ©mpfel^Iungen an ©ie ©elbft unb S^re geeierte grau
(Semal^Un öon un§ beiben bin idf) in aufrid^tigfter §oc^ad^tung
ma^r^aft ergebener greunb
Wien, b. 15. Stuguft 1852. Dr gr. Hebbel.
Siebfte greunbinn
gür l^eute fc^idfe id^ i^nen nur al§ Vorläufer bie beften
25 ©rüge, red^t balb toerben ©ie me^r ^ören öon
S^rer
freunbfc^aftlid^ft Ergebenen
©^riftine Hebbel.
30 408. An Franz Dingelstedt. 16. 8. 52.
No. 408. An Franz Dingelstedt in München.
SBienb. löten Stug: 1852.
Stcbcr greunb!
SBie xä) an^ SScnebig, lüirft S)u mofjl auä) ou§ ^nterlafen
jurüdE gelehrt fel)n. ^(i) tonr\\ä)t öon $)er5en, bag S)u öon «
©einer 9?eife fo aufgefrifd^t fe^n mögeft, tüte ic^ öon ber
nieinigen! 9Kir ^at e§ augerorbentlic^ lüo^I get^an, ber bunten
Sagunenftabt einmal in'§ rät^fel^afte 9(ngefic^t ju blirfen; ic^
l^offe, nun mieber einige ißüffc öertrogen ju tonnen, an benen
e§ aud^ ol^ne B^Jeifel nid^t festen mirb. 3)er Swfctß begünftigte lo
nii(J|' untermegS fe^r; Stegen unb ©onnenfd^ein fteöten fid^
immer jur redeten B^it ein, fo bog id^ fo menig öon ber §i^e,
mie bom Staub ungebü^rlid^ öiel ju leiben l^atte. ©Den fo
lüor mir gegen oöe Siegel unb Crbnung ein mitgenommener
©mpfeljtung^brief n)irf(id^ nü^lic^ unb öer^alf mir 5U einer i6
gan5en Sette ber angene^mften unb intereffanteften Sefanntfd^often,
bie fid^ bi§ nac^ SJJailanb l^inüber fc^Iang. 3n SRaitanb wax
id^ nömlid^ aud^; einmol in SSenebig, märe e§ unt)er5ei^Udf) ge*
luefen, bcn ©prung nid^t ju mad^en. UebrigenS mirfte ba§
Stnliänifc^e Älima bieg 9Kal ganj, mie früher, auf mic^; e§ 20
fpannt mid^ ab. S4 f)af)t bie geber faum in bie §anb ge=
nommen, um nad^ $aufe ju fd^reiben.
9Ser5ei^, menn id^ gleid^ mieber mit einer Sitte fomme;
e§ ift nur eine ganj fleine. 9((§ ic^ .§errn bon hülfen in
Berlin im öorigen ©ommer meinen Sßid^el Slngelo einreid^te, 25
ftcdte id) bie SSebingung, ha^ er erft r\aä) Statt gel^abter
^(uffü^rung in äRünd^en gegeben merben bfirfe. 9(n eine 2luf=
fü^rung in SKünd^en ift nid^t mef)r ju benfen; e§ mu§ mir
Nr. 408. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 3G.
15 von Emil Kuh an Major Prüsker 'i2 Briefe nicht erhalten
16.— 18. 8. 52. 408. An Dingelstedt. - 409. An Bamberg. 3 1
aber öon SBid^tigfcit {e^n, §errn öon hülfen für ben SSegfad
einen plaufibetn ®runb melben jn fönnen, bamit er feinerfett^
an'^ SBer! ge^e. S)en!en muß er baran, benn icf| morb neulich
öon ber geuitteton=^9?ebaction ber EonftitutioneHen ß^itung:
6 erfucl)t, t^r bod^ ein ©jemptar be^ ©tüd'§ 5U fd^iden, \va^
Jbewjcift, bafe bie ^reffc fid^ bamit befd^öftigt, inoäu fie natürlich
feinen (ärunb l^dtte, roenn ba§> Sweater nic^t me^r an bie
^nfcenirung bockte, ©c^idfe mir olfo etmaS ^räfentable^^.
au§ ®runert§ Ungaftlic^feit ober S)a]^n§ übergroßer gö^igfeit
10 hergenommen, bamit id^ mirf| legitimiren lann, unb jtuar je
e^er, je lieber. §err bon hülfen njar in SBien, aber teiber
in meiner Slbmefen^eit; ic^ l^ätte i^n gern gefprod^en.
9Kit ben beften ©rügen bon un§ Seiben an S)id^ unb«
3)eine liebe gran
tB 5)ein
gr. §.
No. 409. An Felix Bamberg in Paris.
Wien b. 18ten August 1852.
Sieber Bamberg!
80 lieber unferen Sriefmed^fet ^at atterbing^ nid^t ber befte-
©tern gemaltet. Sie erhalten meinen 83rief erft fünf S3oc{)en
nacfi ber Slbfenbung unb \6) barum ben S^rigen aucf| erft, al§
id^ mid^ in ©rmangetung ber erbetenen SRad^rid^ten bereit^-
entfd^Ioffen l^atte, meinen SluSfCug narf| $ari§ mit einem nac^
gB SSenebig unb äRailanb ju bertaufd^en. ®§ mar mir immöglid^,.
meinen $Ian no(^ einmal ju berönbern, benn aöe Vorbereitungen
roaren getroffen; aud^ l^at ber biermöd^entlid^e Utufent^alt ini
Nr. 409. H in Weimar. Bw. I S. 334—336..
32 409. An Felix Bamberg. 18. 8. 52
l)cr Sagunenftabt mir unb meiner grau fe^r ttjol^l get^an, nur
^aben mir freiließ auf ber anberen ©eite auc^ biel eingebüßt.
Sd^ moöte S^nen au§ SSenebig antmorten unb l^ätte e§ oud^
iro^ be§ dolce far niente, ma^ in Italien mirllid^ einen
Sinn ^at, \>nxä) gefegt; aber ic^ l^atte mein Slbreffenbüd^Iein ber^ s
^effen, unb 3^r 95rief, ben ic^ bei mir führte, ließ mic| im
<Sti(^.. 93ei ber Ütücffunft nac^ SSien fanb iä) fo biet ®efc|äft=
lic^eS bor, baß iä) erft feit gefteru etmaS freier at^me; ent^
fd^ulbigen ©ie bie unfreiroiöige 3ögerung. ©ie t^at mir felbft
<im meiften leib! lo
©el^r gern l^ätte id^ ©ie enblid^ einmal mieber gefeiten,
lüenn e§ aucf| bei mir burc^auö feiner ^tuffrifd^ung ber S^eil^
ital^me beborf. S)a§ ^abt i^ S^nen boburd^ bemiefen, bcß idft
^^nen bog Seben^äeid^en, ba§^ ©ie mir nad^ fo longer ^oufe
im legten grü^Iing goben, auf ber ©teile ermieberte. ©louben is
©ie mir, fel^r SSäenige bürften ben ^riefmed^fel mit mir für
So^re obbred^en unb bonn plö^li(^ mieber onlnüpfen! ^6) finbe
t)ie menfc^lid^en SSerl^ältniffe überl^oupt nur be^l^olO iDonbelbor,
meil bie SSerfd^iebenortigfeit ber Gräfte oud^ bie SSerfrfiieben:^
crtigfeit ber ßiele bebingt unb meil, mü§ uid^t me^r biefelbe »o
©troße iDonbeln fonn, notürlid^ ou§ einonber ge^en muß. S^re
9?otur mor nun bon je^er mit ©nergie unb ©ntl^ufioSmuS ouf
l)ie ©rgrünbung ber ffunft gerid^tet, mic bie meinige auf i^rc
©rmeiterung; bog ift ein ^öl^epunct ber SKenfc^^eit, ber 9llle§
in firfi foßt unb eben borum oud^ 2ttle§ überragt, fo boß i^n as
deiner, ber il^n einmal erblidtt l^ot, jemotö mieber gonj ouS ben
'^ugen berliert. ©ie muffen bo^er, n)ie biel ober toie menig
Sottoft ha§> Seben ^l^nen ouc^ oufgeloben unb ^f)xt ©d^ritte
baburd^ erfd^mert ober erleichtert l^oben mog, nod^ immer
<iuf gleid^em gunboment mit mir [teilen , unb iDenn mon ao
in ber ^ouptfod^e ®in§ ift, fo lommt auf bie SRebenbinge
uid^t biel an. 2tber freilid^ ift bog Seben furj unb nod^ fo
iS. 8. 52.
409, An Felii; Bamberg.
33
I
10
IS
MQ
lotff^ct Strenmmö märe un§ mo^l ha^ SBieberjcfeeit ju gi3unejt
Hu(^ ift e^ ma^Xf bafe fid) im Sauf htx Qäi bie ßebenl^
tierfiältntffe öetfd^iekit unb l>a§ bie nitige ^nfit^t berfelkn,
JQ bte Semitni| be§ S^etoit^ pi gegenjettigen SBürbigung
2Raiid^c§ beiträgt ^orüfeer lä^t fic^ nun leichter reben, dS
f [^reiben, bocf^ ift le^teie^ auc^ nic^t geicabejii unmi>gli(^. ^^
^öbe Tiüc^ fc^on einmQl gebrung^n gefü|tt, ^i}imi einen Hbrit
meinet Sage ju geben, Sie ^at [ic^ feitbcm menig üerönbert
unb nuc ücrfcijled^tert, inbem e§ bcm günft^eil bon Sung^
beutft^tanb, ba§ fi^ im Sßnrgtbeater bcn 5)irectorpoften erttüc^eit
^a\, butcfi ^muenbung ber atternidf)t§mürbigfkn SJ^ittel geglüclt
ift, mir biefe Sit^ne mteber ju toerft^tiegen* ®a§ tüirb nidjt
eiDig JD &(eiben, aber für langete ßeit ift mtt bic am teii^=^
lic^ften f!ic|enbe örnjer&^queüe üerftopft, unb bieg |abe ic^ liiert
etma ber 3?egierung, fonbeni etn5ig unb üUein ber perföntid^en
SBieberträc^tigfeit etneg litcraitifc^en ®egnerS, ben ber ^bler
bedt, ttiie ienen in ber gäbet bie (Schlange, beijiimeffciu 3c^
ftfireibe }ebe^ SBort tuo^lbebäd^tig itiebet unb ^nbe mir pr ®nt^
ft^ibung jmci bole ^a^te Qtit genommen, tperbe arn^, menti
ber lag ber JBetfjenfc^Qft einmal fornrnt, bie Senseife beibringen,
mcnn i(^ gleic^ au§ nal^e Itegenbeu ©tünben münfc^eu mu^,
bafi mein Urt^eil unter un§ bleibe, 3)te Sac^e ge|t natürlich
nod^ meiier, ba i^ eine boppelte Seite barbiete, idd ein Sweater*
^irector mid| beriefen fann; boc^ sap: sati 9lad^ biefen ©runb^
^ric^en lönnen Sie meine je^tge ©itnation o^ne B^^ifel bofl==
fommen beütt|eilen; fe^en Sie mir nun auc| bie S^rige au^
10 Laube, da Heine, Gntzkow, Wien barg, Hundt und er zum
„Jungen Deutsclilaud" gehörten, vgl. Prölaa, Das junge Deutsch-
land , S, 615 24 schon vor seiner Heirat schrieb Hebbel au
0nrütt älmlich, dass man nur auf Christine die Pfeile richten
müsse und er werde schnell fallen. Bw, III S. B^, 21 ff.
$ ebbet, ittefe V, S
J
34 -^OQ. An Felix Bamberg. 18. 8. 52.
cinanbcr, bie fid^ fcl^r bcrSnbert unb noc^ manchen Stnjcicfien
öcrbcffert Isafen muß. 93ci mir bringen 8ie jcboc^, bamtt Sic
au§ ben gegebenen 5ßrämif}en nic^t einen ju büftem Schlug
jie^en, meine fefte Ueberjeugung mit in Stnfd^Iag, bog bie SBirt^*
fc^aft balb ein 6nbe nehmen ttJtrb. 5
äReine neueren ®ramen fann id^ 3^ncn, bi^ auf ben 2Ric|eI
Slngelo, nic^t fenben. SSom Siubin, bem 2^rauerfpiel in Sic. unb
ber Sulia ^aht iä) felbft faum no(^ ein ©jemplar; bie »gneS
SSemoucr ift noc^ nid^t einmal al§ Mspt gebrudft. 3)en
Michel Angelo fd^ide id^ S^'^^Ji Q^er unter ^eujbanb unb er lo
iDirb Sinnen jeigen, ba§ icf| je^t fd^on mit 3Koncf|em ju fpielen
anfange, toa^ mid^ el^emafö faft erbrüdEte. S^ fcIbft ^abt an
biefcm ©tüdE meine l^erjlid^e greube unb SSiele t^eilen fie mit
mir. Uebrigenö lann id^ fogen, ba§ mein SreiS fi(^ tro^ ber
Slnftrengungen meiner SBiberfad^er immer me^r ertüeitert; nid^t ib
bIo§ aug S)eutfd^Ianb, fclbft aug granlreid^, ©nglanb unb StöUen
erhalte id^ groben baöon, unb ^icr in Defterreic^ fd^Iiegen ftd^
bie S^üd^tigften um mid^ jufammen. SKeine äRariamne ift 5. 95.
nid^t bIo§ für bie 93eIIetriftifer, fonbern aud^ für bie SSiffen^
fc^aft Dbject emftlic^fter Erörterung gelüorben; ic^ l^abe gebiegene so
?lb]^onbIungen !at^oIifcf|er, proteftantifd^er unb jübifc^er %f)co^
logen barüber gelefen. 9lud^ finb mir Ieine§meg§ alleSl^catcr
tjerfrf|Ioffen; mit ber SfgneS lüirb am 12 Sept: bie Weimarer,
am 30 Sept: bie Stuttgarter ^ofbu^ne eröffnet; Michel Ang:
lommt in Berlin, Genoveva in München jur äuffül^rung. SBie «5
gern fc^idEte id^ S^nen bie 2tgne§, tüegen bcrcr bie ©affen^s
jungen mirf| feröil nannten unb btc iöä) nur, freilid^ ettüaS ein*
bringlid^, an ben Siefpect ma^nt, ben ba^ Sni>iöibuum ben
eiüigen S^ftitutionen ber SBelt, tro^ alle§ 9KiPraud^§, fc^ulbig
bleibt. 30
25 jBcrKw über tPien
1^.-28.8.52. 409. An Bamberg.—410. An Glaser. 35
SBenn Heine feine 3tc^e, lüie ©ie <B\ä) au§brürfen, nad^
Sinnen auSmtrft, )o l^abcn @ie feine Urfad^e, J^inein ju ge^en.
®ie§ bie bie Slntmort auf S§rc erfte grage. $err Weil l^at in
,Saif. ©ienften feine StnfteHung. ©ieg bie 2(ntmort auf bie
6 jmeite.
§aben ©ie feine SSerbinbungen mit bem Theatre fran<jais?
®ie Subita lüäre (mit SRobificationen) für 83ü:§ne unb ©d^au*
ft)ielerin mic gemalt, bie Sluffül^rung ein gute^ (Sefd^äft für ben
Uebcrfe^cr unb bie Stüdtoirfung auf Wien fe^r tüünfd^enSlüert]^
10 für mid^. — Sie 9?atur biefeS 93rief§ bebingt eine rafd^e ^nU
wort, i^r fe§e id^ atfo entgegen. SBic immer
gr. Hebbel.
Nr. 410. An Julius Glaser in Bilin.
16 Wien b. 28ften 9lug: 1852.
®g ^at mid^ red^t gefreut, ein SebenSjeid^en t)on Ql^nen ju
erl^olten, unb S^r Srief l^at mir 3^re inneren unb äußeren
3uftänbe auf§ S^reuefte beranfd^auüd^t. SBo^I ift e§ feine an*
genel^me Slrbeit für ben menfcl^Iic§en ®eift, fid^ bie fpröbe,
so trodene äRaterie anjueignen, bie i^m für ben Srei§, in bem er
wirfen miH, nun einmal unentbe^rlid^ ift. ^c^ ttjeig aug eigener
(Srfal^rung, ba§ man babei SJiomente ^abtn fann, mo man ftc^
wie eine SKafd^ine borfommt. S)ennod^ ift biefe 5ßeriobe no(^
golben gegen mand^e fpätere, ober bod^, um nid^t ungered^t ju
1 worauf sich dies bezieht, ist nicht zu ermitteln, da Bam-
bergs Brief nicht erhalten iät
Nr. 410. S im Besitze Ihrer Exzellenz Baronin Glaser in Wien.
Bw. II S. 325f. Tgl. Neue Freie Presse N. 9201 vom 5. Aprü 1890
mit willkürlichen Änderungen.
3*
36 410. An Julius Glaser. 28. 8. 52
fc^n, gegen bte SnterDatte, bie untrennbar mit ben fp&teren öcr^^
bunbcn finb. 28cnn cS f\i) nur nod^ um bie 8?efultatc ^anbctt
unb luenn biefe 8?efuttate fettft »ieber in einem legten, ?UIe§
umfaffenben, aufgeben foUcn, bann erft beginnt bie eigentlid^e
„namenlofc'' 9tot]§ be§ SebenS, bann lommen ©tunbcn, Sage, s
SRonate, öicHeid^t ganje Saläre, tüo ber 2Renfd^ ätüifd^en jtüei
äbgrünben öon gleid^er Sicfe einiger fc^manft unb oft nic^t me§r
lueiß, ob er bie SBelt ober fid^ felbft für ein SWd^tS ju erflören
]§at. ®a jerbred^en alle ©c^Iüffel, ba mirb ^amlet, unb fein ©ol^n
gaup, triöial, ba finfen bie ^Religionen, aber nic^t lueniger aud^ w
bie $ß^Uofop^ien, ju bloßen ant^ropologifc^en SKomenten be§
@efd^Ied^t§ l^erab, ha totdi 3lffe§ unb S^beS, tt)a§ im unenb^^
lid^en Saufe ber 3cit jemals geträumt unb gebälgt ttjurbe, im
gnbiöibuum einen ©egenfag, unb biefer ©egenfog tüirb nur
barum nid^t in öoffer S^^l^eit unb ftlar^cit entiüidfeü, toeil ber ib
SobcSfroft fic^ fd^on in'g ©ebären mifc^t. Sreilid^ ift bieg öor^
jug^iücife ba§ ©d^idffol beS SünftlerS, unb mu§ e^ aud^ fe^n,
aber lein tieferer (Seift bleibt ganj babon berfd^ont, unb baS
gunbament, worauf namentlid^ 3^re SBiffenfd^aft rul^t, fid^ert
am attertüenigften bagcgen. so
Ung, meiner grau unb mir, ift bie Steife nacf| Italien fe^r
gut angef dalagen, wir finb bi§ SRailanb, ober eigentlid^ bi§
©omo gegangen unb l^aben öon bort, toic öon SSenebig, eine gütte
ber mannigfaltigften unb frud^tbarften ©inbrüdfe mit fort ge*
nommen. gd^ fann gar nid^t begreifen, wie ©ie ba^ ©egeu:« »b
ti)tit ffabtn l^ören fönnen, unb beflage ba§ Soo§ be§ SSriefg,
ben Sie, Wie id^ au§ Sl^rcr Sufd^nft an Sul^ wei§, in'ö
geucr geworfen ^abcn, um nid^t unangcnel^me ©rinnerungen
in uns l^crbor ju rufen. Sm ©cgentl^eil, je mel^r unb ie
entl^ufiaftifc^er er über bie barole unb boc^ l^öc^ft bernünftige ao
SaguttCttftabt pl^antofirt l^ätte, je wifffommener Wäre er unS
gewcfen. Scfet berftreic^en unS bie 2:age nid^t fo angenel^m.
28.-29. 8. 52. 410. An Glaser.— 411. An Werner. 37
boc§ auf eine ©pringfCutl^ mu^ ja immer eine ®6be folgen unb
Unfer:=(£in§ eml^finbet baS leiber bopjjclt unb brcifad^, ba ic^,
mie ©ie miffcn, im Sommer nid^t arbeiten lann unb meine grau
nic^t arbeiten barf. UebrigenS glaube ic^ nid^t ju irren, wenn
5 iä) in lefeterer Sejiel^ung biet rafd^er, atö noc^ bei S^rer 2lbs
reife ju beulen erlaubt »ar, einen Umfd^toung ber S)inge
erwarte; öiele Seicffen beuten barauf, unb einige fd^einen mir
untrüglid^, j. 93. bie ftarfe Dppofition ber „treffe", darüber
münblid^ me^r. äReine grau lägt @ie freunblid^ft grüßen; fte
10 teibet eben je^t an einer l^eftigen (Srippe. ®a§ Sitele ift gefunb
unb erffittt feine ^nberpftic^t: e§ wöd^f^t. StRit Äu^§ gort^
fd^ritten bin id^ fel^r jufrieben; @ic lefen rool^l feine Sl^eater*
Iritilen. gn ber Hoffnung, ©ie in nidöt gar ju langer QAi
eines 2lbenb§ »iebcr in bie S^ür treten ju feigen,
16 bin id^ bom ^erjen
ber 3§rige
gr. Hebbel.
Nr. 411. An Karl Werner in Olmütz.
Wien b. 29. Aug: 1852
80 3)en ®anf für ba§ geiftreid^e ®ebid^t, ba§ (Sie mir im
grül^Iing nad^ äRünd^en fd^idtcn, bin id^ 3^nen fd^ulbig ge:=
blieben; ben 3)anl für ^^xm 3fleifebrief ttJitt id^ 3^nen ntd§t
fd^ulbig bleiben, ©ie ^aben ^rag in feiner gansen ©gen::
t^ümlid^Ieit fo lebenbig bor mid^ ^ingefteHt, ba^ id^ e§ nun erft
85 red^t beftage, nie einige Sage bort geblieben ju fe^n, roenn mein
3 lann über barf
Nr. 411. S in Weimar. Ad. auf Kavert: (Sr. SBo^Igeboren,
bem ^erm ^rofeffor Werner in Iglau. (ficKerfd^e Slpotl&efe.)
Poststempel: Wien 29. Aug., Iglau 30 Aug. 21 vgl. B. IV
S. 408, 18
38 411. An Karl Werner. 29. 8. 52.
SBcg mid^ O^mbürd^ fül^rte. greilic^ fel^Ite e§ mir baju nid^t
fötüo^I an Suft, afö an 3cit^ i^^wi^ w^^n fte^t e§ biefcr ©tobt
aud^ beim pc^tigften 99ürf auf ber Steße an, ba% fie au§ ber
bö^mtfd^en ®efc^id^te l^erauS getuad^fen ift unb inie eine organifc^e
^ftanje im SSerlouf ber Sal^re^äeiten nad^ unb nad^ ^oten nai^ s
Sbioten angelegt f)at. 3ticf|t^ aber öergegenlnärtigt un§ bie löngft
vergangenen guftdnbe eine§ SSoIfö fo fel^r, al§ bie 93etrad^tung
fold^er ©tüdEe, bie man, luie ß^i^^eln, fd^älen fann.
Sdf) lüar injlüifc^cn mit meiner grau in Statten unb fußte
bie Surfen au§, bie id^ bei'm erften längeren Slufent^att gelaffen lo
l^atte; id^ befurf|te SSenebig unb Sßailanb. Seiber ift bie S^it/
lt)o id^ meiu ®iarium fo emfig führte, n)ie @ie, löngft Vorüber
tüie irf| benn ttjol^t überfjaupt 5U benjenigen SWenfd^en gehöre
bie am attermenigften fd^reiben unb bie baS btofee ©rgreifen
einer geber fd^on Ueberminbung foftet. aber xd) ^abt einen ib
mäd^tigen, bleibenben ©inbrudE mit mir fort genommen, unb id^
l^offe, io§ er .fid^ aud^ no(^ frurf|tbar ertoeifen ipirb. Mer*
bingg nid^t in bcm ©inn, bag mir irgenb eine S)arfteltung
aSenebigS in ber einen ober ber anberen gorm tjorfd^mebte; ma§
Sl^atefpeare unb Byron ttegen tteßcn, foß SRiemanb aufl^eben 20
e§ ift fogar bei mir fd^on gemagt, ha^ ju t^un. 2lber ic^ l^abe
in eine untergegangene äBcIt l^inein gefi^aut unb 9ti(^tS electrifirt
ben 50Jenfc^en me^r, alS föld^ ein anticipirter iüngfter Sag.
3d^ fann mir ino^I öorfteHen, ba% Sakontala, inenn fie
ba§ ©rfte mar, ma§ @ie au§ ber inbifd^en Siteratur lennen 25
lernten, bebeutenb öuf ©ie getüirft l^aben muß. S)od^ geben bie
epifd^n Sichtungen ein reinere^ 83ilb jener Suftäube, unb id^
mad^e ©ie befonberS auf ^oljmann^ inbifc^e ©agen aufmerffam,
bie mid^ bermagen anjogen, ba§ id^ eine au^fül^rfid^e Sritif ber^
felbcn in bie Wiener Sö^tbüd^er tteferte. S)a§ S)rama ift in so
30 vgl. XI S. 197 ff.
29. 8.— 15. 9. 52. 411. An Werner.— 412. An Rüge. 39
gnbien fein 9?attonaU®ctüäc^§, e§ ift bic in einem 3nbit)itüum
l^eröor getretene, emig frembartig bleibenbe 3(uSna^tne, bie ni<^t
SSurjel {(plagen fann. . >-
©(^reiben ©ie ja 3^re Siteroturbriefe; ber 3^^tt)nnct ift
6 günftig unb Sie bürfen ©id^ nid^t in einen DImüjer (S^mnafials
^rofeffor anflöfen. ^dj ^offe, ©ic in nic^t jn femer 3ett in
Wien ju feigen? Sßit ben beften ©rügen öon mir nnb meiner grau
^^x aufrid^tig ergebener
gr. Hebbel.
10 Nr. 412. An Arnold Rüge in Leipzig.
3c^ bin geboren ju Wesselburen in 3)it§marfd^en, unb
jroar am 18ten äRärj 1813. ©ieg 2)it^marfd^en, feit brei $50^^*
l^unberten jum ^erjogt^um ^olftein gefd^Iagen unb je^t bdnifd^er
Dberl^errfd^aft untermorfeu, bilbete bi§ jum ^af)xt 1559 eine
iß Heine 95auem=9tepubtil, bie fid^ tro^ i^rer geograp^ifd^en SBinjig^
feit in völliger Unabl^ängigfeit, foino^t t)on i^ren neibifc^en
9?ad^baren, mie tjon Saifer unb 9teid^ ju erl^alten öerftanb. Dft
mürbe bie Unterjod^ung öerfud^t, griebrid^ ber S)ritte belehnte
ben Sönig bon 3)änemarf fogar auSbrüdlid^ mit bem Sänbd^en,
90 aber er fd^enfte i^m einen Sömen, ber erft gefangen merben
füllte unb bieg migglüdEte jebeS Mal, am flägürfiften in ber
Nr. 412. B. im Besitze des Herrn Rudolph Brockhaus in
Leipzig, unzugänglich. In Weimar eine für Bamberg hergestellte
Abschrift. Gedruckt in Arnold Ruges anonymem Heft „Friedriöh
Hebbel". Kassel, Ernst Bälde, 1854, S. 1—48, aber in die dritte
Person umgeschrieben, teils gekürzt, teils erweitert; für ihn, nicht,
wie ich zuerst vermutete, für F. A. Bro.ckhaus, war also H bestimmt.
Nach Kollation des Herrn Brockhaus Nachlese 1 S. 409 — 435.
20f. vgl. „Ein Dithmarscher Bauer" V. 19 ff. und ,Auf mein Vater-
land Dithmarschen«, VII S; 233
40 412. An Arnold Rage. 15. 9. 52.
©d^Iod^t 6ci ^emmingfiebt, ttjo 30,000 Säticn unb ^otftcincr
t>on 500 ®it]§marfd^n, frcilid^ unter aKittüirfung bcr ©Icmcntc,
öcrnic^tct unb oufgcrtcbcn wutbcin. aUcrbing^ tnarcn bicfe öaucm
ttic^t mit bcm l^örigcn SKcnfd^cnbic^ ju öerglcicficn, tneld^cS anbcr*
tüärtS bumpf unb gcbanfenloS unter bcr 5ßettfd^e beS SreiberS s
^infeuc^te; fie trugen tl^ren Sopf aufreiht unb tüufeten ttjol^l
tDarum, ja bie ®änen felbft erfanben feit bem §emmingftebter
Sage ben SReim: ®ie ©itl^morfd^er tüären Säuern? fie mögen
lüol^I Ferren fe^n! ®te ©ntiüidelung ®uropa§ ju einem ge==
fd^Ioffenen ©taQt§:=Drgani§mu§ mußte ber Heinen Stepublif tro^ lo
il^rer S^^igfeit jule^t ein ®nbe machen, bod^ fie fiel lüürbig unb
ebel unb tnu^te öiele tnic^tige SSorred^te big auf ben gegen^^
märtigen Sag ju bel^aupten, fo "tc/^ i^r nad^geborener ©o^n, ber
tüdf)tige Niebuhr, nid^t ol^ne ®runb fagte, er tüürbe bie ®efd§id^te
S)it]^morfd^en§ fd^reiben, inenn er nid^t bie ®efd^id^tc SRomS ju ib
fd^reiben angefangen :§ätte. 2tud^ ift bem S)it^marf(^er biS in
bie jüngfte ©egentüart hinein feine Sigentl^ümlid^feit geblieben;
er fielet auf bie übrigen griefen, bie bag 3odE| biel früher trugen,
mie er, mit einem ©tolj §erab, mie bie anberen ©ried^en auf bie
aSöotier unb meig fi(^ überaH, mit ober ol^ne ©eiüalt, ben erften 20
$ßla^ ju öerfd^affen. S^ läugnc nicf|t, id^ bilbe mir auf meinen
SSoIföftamm tiXOQ§> ein, unb \)obt SHd^tS bagegen einjumenben,
tnenn mand^e ^itifer in meinem fdEfriftftetterifd^en S^aracter
feine %^\tt, ttjie feine Sugenben mieber ju erlennen glaubten,
idE| glaube fogar, ba§ biefe Semerlung ®runb ]§at. g^benfattö »
blieb id^ lange genug im Sanbe, um mi(^ öon allen feinen
(Elementen burd^bringen ju laffen unb bie ®efd^idE|te ift bort nod^
lebenbig, bie SSorjeit fprid^t fd^on au§ bem äRunbe ber Slmme
5um ffiinbe unb aud^ ber SSater nimmt ben ©ol^n gerne auf'§
^ie unb erjä^lt i^m öon ben ©dalägen, bie bie ®änen belommen so
^aben. 3d| fonnte mid^ erft in meinem 22ften S^^re ben ©tubieen
inibmen, befanb mid^ im Uebrigen cibtt; in ganj erträglid^en SSer*
15. 9, 52*
412. An Arnold Enge.
41
lältniffen; ic^ ging tidmtic^ einem Beamten, bem Stvi^fpiel^bogt
mcinel ©eburtäort^, in feinem Qu^gebreiteten ©efd^ßft^freife an
bie §ünb, tDurbe bann fein Secretair unb ^atte \ü fiüfj ©elegens
^eit, in bie SJionnigfattigfeit bei menfrf)ti(^en I^un^ unb Sreiüeng
e tiele^renbe SMe ju inerfen. 9lntürlirf) tpu^te ic^ bol bomnll
ni^t gn ftfjäfeen unb, begriff nic^t, tüte e^ jemals bort^eir^afte
golgen für mid) ^aben fönne; tc^ füllte mtc^ im üod^ften ©rabe
nnglücflicf), meil ic^ nac^ ^ü^erer lüiffenfd^afitic^er Sfuabilbung
bürftete, machte aud) bie obent^euetlic^ften SJerfudje, mic^ flu§
10 bcr mid) brücfenben Sage 5U befreien, fa^ ahtt alte mißlingen,
©ütb manbte id) mic^ an einen beruhten ^ic^ter um §ülfe,
bülb cntfc^to^ id^ mi^, anfö ®eratöettJO^[ mit einem jnngen
ao^ufüer in bie SBett ^u ge^en, balb füt^lte i^ midi tjerfud^t,
mic^ einem Sc^aiifpieler^S^rnpl) onjnfifflie^en, boc^ bai Stne ülie&
IS D^ne ©tfolg unb bem ^tnberen fteltten fii^ .^hibeiniffe imbefieg^
barer ^(rt entgegen, Uebrigen^ tann Seiner, ber in einer großen,
an S8ilb»ng§mittetn überreichen ©tabt aufitiud)§, ficfi eine SSor^
fteHung bauon mad^en, löte einem ftrebenben ®eift, einem er=
ttjQC^enben Talent in bcr (Sinöbe eine§ ©itEmiorfifc^en 9Karft=
so f(e(!en§, ben bie dnttur nur in 9KacuIot«r^®eftaIt berül^rt, jn
aHut^e ift. 3€be§ 93ud^, ba§ ber ^?^ufall ba^in Uerfdjlägt, ift
ein ©reignife; au§ bem Siebe, ba§ ein burd)rei|enber ^anbmerB*
bnrfi^e fingt ober ^feift^ erfahrt man bie i^iftenj eineS großen
®ic^ter0, öon bem man bi^ bol^in dTid^i^ ii^ußte; ja (ogar ber
»5 Crgelfafku fommt, be§ beglettenben S^ejte^ megen, mit in
©etrac^t. ©in c£|aracteriftifcf)e§ Seif(>iel biene atS Seiuei^, @§
ging in WesseJburen bie ^rabition, ba§ ber ^auptpaflor im
^eft^ beS ®Det^e'fd)en gouft fet|. Sltemonb öon un§ fungen
Seuten magte, i^n nm bal SBud) gn bitten^ benn er tnor fo
ao unnahbar, lüie ber ^apft, aber er fianb a\^ ^iiter eine^ fold^en
1 Mohr 11 ühland, Oehlenachläger 27 Heyn
42 412. An Arnold Bnge. 15 9. 52.
©(^a^c§ boppclt ffoäf in unfcrcn ?tugcn. einc§ 5(bcnb§ fogt
mir einer meiner 93elanntcn jubelnb: ic^ ^abc bcn gauft! gc^
bitte i^n bringenb um SKitt^eilung. 6§ lann nic^t fe^n, er ^at
i^n fclbfi nur auf Ummegcn für eine 5Rad^t erhalten unb mu§
i^n am näc^ften äKorgcn gonj in ber grü^c jurüd liefern, meil b
ber $aftor bann öon einer ©(^ul*3nft)ection§59teifc njieber feiert.
3c^ öerfprec^e i^m aUeg SRögüc^e. 9'iic^t§ ha, er miß fclbft lefen.
9lm ©nbe fd^Iage ic^ i^m öor, i^ um ben ^^?rei§ be§ Suc^e^,
in ein §au§ ju begleiten, in bem feine Siebfte roo^nt unb baS
er eben be^l^alb auS @cf|üc^tern^eit nie aöein ju betreten magt. lo
®a§ ]^i(ft, er fd^Iägt ein, aber ic^ muß mirf| öerpftid^ten, menigfteng
brei ©tunben ju bleiben, ©o ft^e id^ benn, mein fduä) tt)ie eine
geuerfol^te in ber S^afd^e, bi§ elf U^r bei 'Seuten, bic mir
tüenigften^ in bem Sßoment äugerft gleic^ gültig maren, unb fann
etmaS bor Sßitternad^t ben gauft anfangen. 2lber eine fold^e is
Slbgefd^loffen^eit öon ber ganjen SBelt ^ai, fo fd^toer fie aud^ ju
ertrogen ift, nid^t§ befto njeniger aud^ il^re SSort^eile, unb ma^r^^
lid^, id^ mögte je^t, mo id^ bie ©reffir^^Slnftalten be§ @taat§ auS
eigener ^nfcf)ouung fenne, meinen einfomen unb alterbingg ctmag
muffeligen ®ntn)idflung§gang nid^t mit bem getüö^nlid^en ber^^ ao
toufc^en. ®S fd^abet an unb für fid^ gar 3tid)tg, toenn bie
Säfte in ber SBurjel jiemlid^ longe jurüdf gehalten merben; baS
giebt ^inter^er nur einen um fo fräftigeren @rf|u§. Unb bann
ift e^ ungloublid), \m^ ber SRenfd^, ber gejnjungeu ift, fid^ ber
SBelt unmittelbar gegenüber ju [teilen, ifir mit eigenen Gräften ss
•abäugeminnen öermag. 3c^ ^abt feit meinem 22ften ^al^re, mo
id^ ben gelehrten SBeg einfd^lug unb alle bi§ ba^in öerfäumten
Stationen nacf|]^olte, nid^t eine einjige njirflic^ neue Sbee ge:=
tüonnen; 9llle§, maS id^ fd^on mel^r ober weniger bunfel al^nte,
ift in mir nur toeiter entmicfelt unb linfS unb red^tS beftätigt so
ober beftritten morben. ©o mad^te id^ ju einer Seit, mo id^
Sd^ellingÄ 9tamcn nod^ nid^t fannte, ein (Sebic^t, betitelt:
lö- 9. 52.
412 An Arnold Ruge^
48
b€E ^^ilofcp^eii fd^on getrüffen, ber einen SBetüei^ ntelner tiefen
®uTc|bnngimg be^ erften ©tnbium^ bei' 'Sc^eQmg(ct)en $|Uof Dpf^te
bann erblicftc. ^d) hin ber IDfeinung, büß ^liä:)i^ hm urfprüng:^
6 ticf|cn Ānt, bcn mau mir jugefte^t, fo pfammcn ge^ctlteit ^ai,
al§ jene ©infam feit, mei^ e^ aber freittdf) auct) jii mürbigen, ba^
fie guü re(i)tm 3eit ein (Snbe im^m, niib ha^ e§ mir t^ergörtnt
marb, bcn S^i^ött ber äSelt in mic^ auf^^unefjmen, aB ber
iiibiöibuelle fD^enfdj in mir feine fefte, unjerftijrbare gorm ein
fo für alie Wal gemonnen ^tte. S^aß mir hieß gelting, l^atte
\d) meinem 3^'idt|tertafEnt ^u Uerbanfeit. 3)ief) regte fitfi fe|r
frü|; id) ^abc fc^on SBerfe, menigjteng 9ieime gemacEit, al§ it^
i\üd) ni^t im ©taube inar, fie oufpfcfjreiben nnb tann mid^ noc^
je^t einiger qu^ meinem uicrten ^al^re erinnern, bic freilicfi nie
15 ein S)'2enfcf)enfinb auä meinem 9Sunbe öernet^men mirb. 9Jkn
glaube jeboc^ nttf)t, ba§ icf) mit^ barnm onc^ für einen ®icf|ter
^iett; im ©cgent^eil. Ein großer, jo ber größte Segriff üon
ber Äunft mar, id) nm^ mict) )d auibrücfen, mit mir ge&oren
unb ftieg mit meiner Öntmicflung, fo baß bo^ Souett, momit
30 meine erfte @ebicf|tfammtnng fc^üeßt, bic imüebingtefte fubfectibe
^^rl^eit enthalt, ^itber icfj foiintc bof^ tro^bem nic^t njiber^
fte^en, SSerfc ^u matten, fie festen fidj mir unmitüMid) im
Söpf gufammen unb i(f| fing an, traä ic^ noc^ tt}ne unb ina^
bei mir mit ber poetifc^en ^tjatigfeit unjertrennltd) öerbunben
ssi% fie ^atb ab^nfingen; onc^ mar bon einem 9ieflectiren itber
biefe SSerfe bei foltern 9Jh[t, ja ünn einem Se5iel}en berfelben
auf ben ®icf)ter=33egriff notürlic^ erft in jpäteren, in ben frü^ften
3üng£ing§'3a^ren, bie 9iebc. %xi^ bcn SBcrfen mürben nad^ unb
noc^ ©ebidjte; ^Infangö foIff)C, bic i<^ balb na^ bem Entfteljen
1 ein Gedicht nnter diesem Titel nicht erhalten, vgl. Tg^b. I
N. 1& und die Anm. dazu 2 wer ist das? 14 vgl. YIII
S. 3S8 19 „An die Kunst" VI S. 318
44 412. An Arnold Buge. 15. 9. 52.
unter fc^merälic^flcr ©elbftöerl^öl^nung »ieber jcrri§, bann fold^c,
bie ftc^ titoa^ länger beim Url^eber in Stnfel^en erl^ieüen, borauf
aber auc^ mit um fo größerer Erbitterung öcrnic^tet tourben,
enblic^ folc^e, bie fic^ behaupteten, wenn ic^ il^nen in jenen
^^pod^onbrifd^en ©tunben, too ber SKeufd^ fid^ gern ouf eines
ööttige SRutt rebuciren mögte, aud^ nod^ fo grimmig ju Seibe
ging. SSon ben ®ebid^tcn ber jttjeiten ©attung fd^idfte id^ in
ber $ßeriobe, too xd) fo öiele ®moncipotion§:^SScrfud^e unternal^m,
einige $ßroben an bie ©d^riftfleHerin Amalia Schoppe, geb. Weise,
in ^omburg, bie bort für ©d^neiber unb 9?ä^mamfetten ein w
3KobebIatt l^erouggab. ©ie würben öon ber milben grau mit
einer äSärme unb Stnerfennung begrüßt, bie id^ felbft fc^on
nid^t mel^r begriff, al§ id^ fie gebrudft ju ©efid^t befam; baS
toax aber öerl^ängnißöoH für mic^, benn an baS ^ntereffe, »aö
biefe unreifen $ßrobucte unöerbientertüeife erregten, hiüpfte fid^ ib
bie ®rifi§ meinet SebenS unb fo beftätigten fie ben alten ©a|,
baß ba§ gal^rjeug, »aö bem ©d^iff^anlertau trotte, jutoeilen
burc^ einen ©pinnweböfaben in Semegung gefegt wirb. Stmalia
©d^oppe erfunbigte fid^ nad^ meinen SSerl^öItniffen, id^ nertraute
mid§ il^r an unb fie rul^te nid^t el^er, al§ bi§ fie mir bie $ßforte 20
meines ©efängniffeS, ba§ mir, je älter id§ tourbe, um fo uner^^
tröglid^er »erben mußte (unb jule^t aud^ mit öoHem Siedet)
geöffnet l^atte. ^ä) ging alfo in meinem 22ften gal^re nad§
Hamburg. §ier bereitete id^ mic^ auf bie Uniöerfitdt öor,
fttüpfte aud^ mit ©tubieen^^ unb SllterSgenoffen mand^erlei SSer- x
binbungen an, unb fd^rieb in SJiußeftunben, jur ®rgö^ung ber*
felben, ben ©d^nodf, ber öiel fpäter gebrudEt tourbe, unb jmar
in einer auf ein S)ritt]§eil feinet urfprünglid^en SSolumenS ^
rebucirten ©eflalt; ba§ f leine $ßrobuct ift mir nod^ je|t fel^r
mertl^ unb ein Seber, ber cS jugiebt, baß neben bem Sötoen so
11 „Neue Pariser Modeblätter*
15, 9. 52.
412, An Arnold Euge,
45
öu(^ bet Safer ejriftlrat batf, mixb el ^n mürbigeu nn j|eti, SJoii
^jambuTii bcgnij idtj nüi^ mit meinen Sreunkn nac| §cibe(t»erg,
lüo ic^ aber nur einen Sommer blieb, njeil t^ bort für meine
3it»ccle, bie natürlich nid|t sutiät^ft üvl^ ben SSrotforb, (Diibeni
5 auf eine möglic^ft allgemeine 5lu§btlbinig mc^ aüen Seiten tjin
gerit^tet iparen, fe^r menig fonb nnb inic^ bei ber ©efd^ränft^
^eit meiner SRittel nic^t anf Icinge 3^*^ i" ^^^ ©trübet be§
gtubententeben§, boi mir freiließ gut besagte, ftür5en burfte,
Sd) ging ba^er nod) Tlmd^zn, njo^in mic^ bor ^JUIem ber
10 SBnnfi^ jog, enblid^ einmal bebeutenbe 2öer!e ber bilbenben
^unft JH fe^en. §ier boÖenbete id} meine Stubien, bie fi^
^3lnfan0§ auf ^^ilofo^^^ie, bmvn ober au^fc^UefeUd^ nnf <Sefd^t(^te
unb Siterntnr lenttert, mett it^ bnlb bie (rrfal)rnng machte, ba^
ic^ ber ^^itofopfiie tro^^ aller 9t nftr engungen, an benen x^ t^
jff ma^rM) nicfjt festen lieg, Wid^i^ abäugetomnen bermogtc, 3(|
^abe oft läd^eln muffen, meun eine gemiffe Shriti!, bie ^JtutoiiDmie
be§ menfct^!i[^en (Seiftet öerfennenb, unb ni(^t a^nenb, bag ber
allgemeine ©el^aU ber ^enfd^fjeit jebem beöor fügten ^nbiöibuum
^ugänglic^ fet^n uub in i^m eine neue ^otm finben mug, in
so meiner 5InJ(^Quung ber SSelt unb ber ®ingc ben §egeliani§mng
ju mitteru glaubte. 3Ba^ ic^ üI§ ^ocfie au^fc^mtiien foDE, mnfe
ic|, meun'§ nidjt mein eigen ift, bodj erft at§ ^^itofop^ie ein^
gcfogen ^aben, unb iä) erinnere mid^ nod) be§ 9}Joment§, mn
ic^ bie ^egelfc^e Sogt! unb mit ifjr ben ganjen §eflet für
2 Gravenhorst, Bendtorf, C, W. Patow, alle drei aus Hambtirg,
ausserdem auch A, Scbneidkr- Mit Hebbel wohnten nach dem
Adresabneh der Universität Heidelbergs im Sommersemester 1836
beim Knopfmacber Neuer; K, F. Tb. Föll aus Landau, K Eouaseaa
ans München, J. Schumann aus Ansbach (Bajarn), sämtlich Juristen^
und A. Schneidler aus Hannover, Mediziner (gütige Mitteilung
Professor Karl EeinhardsJ 16 damit meint er wohl vor allem
Wolfgaug Menzel
(
46 412. An Arnold Rüge. 15. 9. 52.
immer quS ber §aiib legte, tpeil ii) bie St^^ntität öon Seijn
unb 3l\ä)i fe^n obfolut nic^t beöteifen fonnte; mer aber auf
ber ©c^meße fc^on flolpert, mirb bie (äel^eimniffe be§ ^aufe§
gemife nid^t entbedfen. SSielmel^r entjünbete fic^ mein Salent
an ber ©efd^id^te unb bal^er xix^xt% ba§ aKen meinen S)ramen 6
Dom erflen bi§ jum legten bie focialen SSerl^öItniffe (freiließ
nic^t im neufranjöfifd^en ©inn) ju ©runb'e liegen, ba fid^ mit
bem l^iflorifd^en 93IidE ba§ klebenbleiben am einzelnen, burd^auS
nid^t Verträgt, tpa§ ber pl^ilofopl^ijd^e ©tanbpuuct nod^ öiel el^er
geftattet, fobalb er abftract bleibt, ^n SKünd^en reifte benn lo
auc^ ber Did^ter in mir, obgleirf) nod§ immer jurüdEgel^alten
burd^ jenen großen Segriff t)on ber S?unft, ber mit mir geboren
mar unb burd^ , bie übergroße SJorfteKung, bie id§ öon ber
S)eutfd^en Siteratur in mir auSgebilbet l^atte; meine beften ®t^
bid^te entftanben unb bie Stid^tung auf§ 3)ramatifc^e fünbigte i5
ftrf) burd^ eine me^r unb me^r l^erDortretenbe ©igenfdjaft meines
®eifte§ an, meldte ben magren ®ramatifer ol^ne 8tt)eifel ju
allen Briten d^aracterifiren mirb, meldte aber in'§ Seben öiel
SWifeöerftänbnife unb SSertoirrung bringt. 3d^ bctrad^te unb be»
l^anble bie äßeufd^en nömüd^ ungeföl^r fo, toie bie K^aractere, 20
bie in einem S)rama auftreten, unb e§ faßt mir, mögen fie
mir Vortragen, ma§ fie moHen, fo menig ein, fie auf anbere
SReinungen ju bringen, aK mir ber ©ebanfe fommt, bem^am*
let, bem Seare, ober bem Dtl^eßo burd§ ben Sinn ju fal^ren.
©a^inter öerbirgt fid^ natürlid^ ber fittxi, ben e§ mir gemährt, »0
ber ungeftörten (gntmidfelung be§ Snbiöibuellen mit fünftlerifd^er
Sefriebigung jujufd^auen unb ba§ SBerben ju belauf d^en; §?
mirb aber oft für ©^mpatl^ie unb unbebingte Uebereinftimmung
genomfnen unb barauS gelten bann, n?enn e§ fid^ plöfelid§ ein*
mal um mein realeS SSerl^Mtnife ju Slnberen unb il^ren lieber:^ «*
jeugungen l^anbelt, nid^t feiten ganj unerttjartete ©onflicte l^er*
öor. SBie gefagt, biefe ©igenfd^aft meinet ®eifteÖ, .b^e fid^
15. 9. 52.
412. An Arnold Buge.
47
jeitbem uod) nnenMicfj geftetgert l)at, ^ctgte ficf) \^m auf ber
Utütierfitdt, pm eigeiüUc£[en ^^rubudren fam td) aber noc|
nic^t, fßnbern erft uaä) meiner tlJrDmotion nnb beu batnit l>er==
buiibenen SMctfe^r imd) Hamburg, ^iet ftffneb tcfi bie ^i^^^^^v
5 unb nun cnbliiJ) tnurbe mir bie ®cmaU ntfiner ^^(jontafie, bie
bil ba^in e^cr bcr gluifi nieiiie§ Sebeng geitiejeii mar, luenig^
ftenS für ^ümente jum ©egen. ®ie[e ^fjnntcifie mar üon
^ngeab auf übermodjtiö niib ift e§ leiber nud); idj fonute al§
St'inb €ui 93uc^ utd^t fc^cn, inDrin eine fiirditerlidje ®efd)id)te
iöftanb, id^ merkte an§ meinem gatec^i^mn^ ba^ SBort 9iiit>pe
aul, meil e§ mir ben mir bamaB grä^tid^ erfi^einenben (Segens
ftanb, ben e§ bejdd^net, fo greÜ V>or bie Seele ftcdte, bafi nur
meiu ^^jfd nic^t fcf)mcdte. ^t^t fam fie mir ^u Statten, bie
3ubitl^ entftanb in uuglaublid^ furjer 3^^*, uämlid) in 14 Sagen,
IG eä mar, al§ du aüe ^ilberrt fic^ auf einmal au§fpri))ten, unb
bieg 2öer! burfte mir tro^l, noc^ ganj ab@efef}cn t)on ber großen
ffiivfung, bie e§ l^otte, SJhit^ unb SSertranen einflößen, I)ätte e^
auc^ nid^tl Steibenbe^ entf}aüeu, al^ bie SSoU^icenen unb ben
ffnmmen Daniel* ^ic ®cnPtJeüa, ber ©egenpül ber 3ubitf>
so folgte gleic^ barauf unb brockte eine SSarfteUung ber mittel^
alterfid^en nnb urbeutfc^en Suftanbe, mie jene ein 33ilb ^ubäai.
®ann bid)tete idj ben Diaraant, beffen ©runb^gbee biet ju ed^t
tomifd) ift, aU bc.^ er in einer 3^1*^ ^^d man bie ®efc^e ber
(Sattung tion ber untergeorbuetften 3(rt abftra^irt, mo man nämtit^,
*5 aB oü ^3triftop^aneg unb S^afefpeare nie in ber SBeÜ geiuefen
trären, tm Söegriff ber SSomöbie nac^ ber Sänge unb 33reite il}re^
k^ten Söaftarb^, be§ rein profaifc^en fogenannten mobernen Sufi^
fpiet^ 5ufc^neibet, bie gebüfirenbe Sirfung (jättc finben fönneu*
Sefet öerlieg ic^ Hamburg, in golge be^ grofien SJranbe^, ben ic^
B hier wieder die unrichtige Nachricht vom damals, er-
IftDgten Doktorat 10 vgl. Tgb. I N. 223 und Amn- dazu
1
48 412. An Arnold Rüge. 15.. 9. 52.
mit tiiad^te unb bei bem id^ fafl erfd^lagen tporben toärc, lücil
bcr $ßöi)cl mid^ für einen gremben, alfo einen geueranleger
l^ielt; miä) rettete blofe mein $ßlattbeutfd^. 3^ 9i«9 ^ö^
Copenhagen, unb fanb l^ier, obgteid^ S)änen unb ^olfteiner fid^
fd^on ju reiben anfingen, bie freunblid^fte Stufnol^me, namenttt^ b
bei bem alten, l^errlid^en Del^Ienfd^Iöger, ber ate SKenfc^ gar
nid^t f)0(i) genug ju fd^ä^en ift. 9{ud^ ber ^onig Christian ber
ad^te, ertpieg fid^ mir geneigt unb id^ l^ötte fidler einen ange=s
nehmen SBinter öerlebt, tüdre id^ nid^t erfronft. ^n ber JSrant
l^eit bictirte iä) ben erften Slct ber Maria Magdalena, bie id§ lo
fpöter in ben erften öier SBoc^en meinet ^ßarifer Slufcnt^altg
öoKenbete; nad^ meiner ©enefung ttjurbe mir auS ber SanbeS*
coffe ein§ ber für junge SRdnner öon ®eift unb S^alent be*
ftimmten 9leifes=@tipenbien angetoiefen, unb id^ ging junöd^ft
nad^ 5Pari§. ®ie SBeltftabt feffelte mid^ bermafeen, bafe id^ t)oKe a
onbertl^alb ^al^re blieb, obgleid^ Stauen lodEenb in ber gerne
ftonb. S)ie6 ift ober nic^t fo ju öerftel^en, olg ob id^ befonbere
©^mpatöien für bie granjofen unb il^r S:^un iinb treiben
«mpfunben l^ätte; im ©egent^eil, ber S)eutfd^e befeftigte ftc^ in
mir burc^ bie SRdl^e be§ ®egenfa^eS nur um fo mel^r unb mein «o
Sel^ogen ging auSfd^Iiefelic^ au§ bem granbiofen, ^oä) gel^enben
SBogenfd^lag be^ Seben§ l^eröor, ber meinem Innern l^omogen
tüar. SSon ^axx^ ou§ liefe id^ bie Maria Magdalena, gleid^
nad^bem id^ fie fertig gemad^t l^atte, brudfen unb öerfol^ fie mit
«iner Sorrebe; biefe SJorrebe mürbe tpid^tig für meine ganje »s
fd^riftfteHerifd^e Sufunft. Si^l^er I;atten meine Sritiler mid§
nämlid^ für fo naiö gel^alten, bofe fie mir oHenfaHS jutrauten,
id) als SSater fönne meine eigenen Sinber nid^t feigen; nun fie
fid^ überjeugten, bafe id^ bie Sunft, ber id^ ba§ ganje Seben ju
mibmcn gebadete, aud§ einigermofeen fannte, fanben fie mid§ so
pl'öl^iiä) reflectirt. ®inS mie baS Slnbere mar mir gleid^gültig,
Jbenn fo menig e§ einen Correggio geben fann, ber ba§ ^öd^fte
15. 9. 52,
412, An Arnold Buge.
49
leij^et, D^ite felbft etmaä ba^on ju TOiffen, eben fo njentg fc^rtjäiit,
mte Sc^tUcrg unb ©oet^eä ^Seifpiel kmei^t, bie Seimtni^ bcr
Sunft unb i^rcr ©efelje baS b^terifd^e Vermögen; el mar eben
nux bantm ju t^un, mir o^ite ®runb ettuaS am B^i^ge ä^^
e fCtif en, lucil ic| ben 'J)ilettantt^mu§ cttDa^ nnfatift au§ bei" 3f2u^e
Qufßeftört fiatte. Son ^oti^ ging ic§ nacf) ^tatien, perft nac^
SRom. S§ baiterte einige Seit, &i^ mit ba§ alte Sffom au§ bem
mobernen entgegen trat, bie einige Stabt ou^ bem ©d^necfen=^
ge^äufe, motln fie je^t ftecft; bann aber mar ber €inbrucf nm
jö fo gewaltiger, je me^r er ein rein objecttüer, ntc^t bnrc^ tim^U
lic^e gr^i^ung rjerüorgerufener twat. ^on 3ftom feegab kt^ m\i^
nac^ 9ieüpe(, ftu^ bem Si^ beg "Jobe^ an ben be§ Sebeng,
!DetdjeS mic^ augenöIidEtic^ in feine bunten ©trubel l^inetn rig.
^n 9iüm begann i(^ meinen Hßolod^, ben i^ atg mein §au)3t=
jß tDcr! betrachte; in ^Jteapel entftanben biele meiner neueren ®e^
bii^te, öefonber^ bie Epigramme unb bie ©onette. Qm Sanken
beftätigte fid^ mir bie allgemeine (Srfol^ntng, ba% man in Italien
etira§ §urüc£ lä^t, tt)a§ man nur bort Io§ mirb unb an% Italien
etiDa^ mit fortnimmt, mn^ mau nur bort erlangt* 31ud^ ic^ batire
A3 feit meinem römifc^en ^^ufent^alt eine neue ©pod^e, ^ü^ i^ ^toli^it
nad^ faft ämeiiä^rigem ^(nfent^att üerlie^, njar e^ meine 5tbfic§t,
nai^ Copenhagen prüd ju fe^ren, wo^u Söuig Christian
mid^ in ber 5lbfc^iebiaubicnä au^briidttid^ aufgeforbert ^attej er
festen mir eine ^rofeffur in Siel gugeba(i^t ju ^abm. ^^
SS na^m ben ffieg über SBien unb foHte in ber §anptftabt Defter^^
reic^S abermüli erfof)ren, bnfe iiTt menfi^lic^en Seben bie f^mer^
ften Entfrf)eibungen oft an ©pinnmeblfäben fangen. 91B i^
nömlic^ eineg ^benb§ in'S 53nrgt|eater ging über btetme^r üon
^elannten bei meiner Slbneignng gegen bie „reale ^iil^ne" mit
i^rem Dtepertoire hinein gefi^leppt löurbe, \a^ it^ ba^ grtiutein
Christine Enghaua nlS ChriemhUde in^ Ernst Raupachs
Niebelungenhort. 9He erlebte id| einen ä^nlid^en (Sinbrud, unb
50
412. An Arnold Rüge*
15. 9. b2.
\ä) ^tte bo^ tiel geje^e«, unter 2lnberem fe|t oft bie Eachel.
ij}ieß Soi^fen be^ ^ömonsi in kr Hnfang§ fo jarteit, lilten^aft
jitternbcn S^ngfrau, bie^ atlmalige ^ujäucfeii, biefe enbtt(^e
furchtbare §eröorbrec^m einer (^ßiiäen Ciiifle in bem 9t ad^^
fc^tyur: e§ mar eing ber bentbar ^ödtiften Ökbllbe ber ©tf^ou^ &
fpieltunft nnb tPurbe ou<^ üDiii ^uöücum mit bem größten, oft
fünf lOiinuten lang fintiaucmben ^u&cl oufgenomracn. S3du
ben SeiftuTiöen ber Radiel unterfrtjteb fic^ bn^ bur(| bic jorte
SDiotiüirung unb bic naturgetreuen Uebergänge; "Oü^ fiel nii^t
plö^lic^ au§ b€K SSßUeu ober (c1}d6 qu^ bet fötbe ^eröor, ha^ m •
entftanb öor ben ^ugen beä 3*11^'!^«^^^ ^o^ fteigerte fic^ auf
faum mcrtli(i)e SS^eife, ha^ bröngte fic^ ct»en be^tnegen attge^^
Jüültig auf. Unter ben beutfi^en ©££)ou|pieferinnen itsurbe ic^
nur flu ble Schröder erinnert, Q&er !)ier gefeilte ficti ju ber
untDiberfletjIidjcn tragifi^en Wüä^t biejer gtou nnb bem ^err^ j^^
tid£)cu Drgon iio^ htt reid^fte 1?tbel ber ®efialt unb bie ebelfte
^lafti! ber Silbung. 3i^ tunr ^ingeriffen unb badjte uicfit
me^r baran, ^ieu \o rajd) gu Dertofieu, mie ic^ ^tnfaugl be^
abfii^tigt tjaiic; ict| ftrcbte Diclme^r, bie ^eIanutfd)Qft ber grofeeu
Künfllerin ju mad^en unb baS gelang mit um fo leidster, als »o
fie langft für bie 3ubit^ erglüht tuar, unb fe^nlid^ münfc^te,
biefe eiumat ju (pielen. ®ie ©tjni^at^ie tDurbe gegenjeltig, im
Wn^ 1846 (c^toffeiir nair beu SBunb ber (£l|e mit einanber unb
m, biefem ebleu !SJBei6e mürbe mir mein größte^ ®Iiic! ^u ^^eU;
jttjor ^iu unb mieber, befonberg in neuefler ßeit, burctj bie fe^r st^
fc^mer^lid^e SrfaljTung verbittert, bü6 Uterairifd^e ®egner üon
Dtbinüirer (Sefinnnng, bie mix nic^t unmittelbar an ben Öeib
fümmeu tonnen, mir in meiner Svan loe^ ^u tf|un fnd^en, 9hin
blieb ic^ notürlid^ tu ^ten, unb te&te, ol}ne an bie Docenten-
äi^ui^ü^n njeiter ju benfen, üu^fd^iiefeUci^ meiner ^unft. ffi§
8 vgl. ^Auf die Beutiche Künstlerin" VI S. 282 f* „Kanst
U|i4 ÄfterJitinat' VI S. 359 26 vgl. B. ITI 8.. 333» 23
15. 9. 52.
412. An ArDold Rüge.
51
etitftankn l^ier nai^ einonkr: bo^ Trauer fpicC Julia; bie
3:ragöbk 0erobeg uiib 5D?ariamne; bie ^ragifomöbte: ®tn
Trauer fpiel in Sicilien unb bo^ mär£|en^fte Suftfpiel: bct
SRubiii, metcfje bem ^ut)!icum jammt ben früher auföesü^Iten
e Aromen, jo imie bem ©c^nocf unb smei Sänben ®ebicf)te, ade
bereite im 5)rucf öorticgen, ©^ tputben tueiter fertig: ba§
Urania Michel Ängeio unb \>a^ S^eutfc^e '^^rouerfpiel ^2lgt!e§
©enmuer, bie nocf) nidjt gcbrucft finb; ebenfalls ein ^dnbt^en
9?oUetJfen im fpaitifrf)£ii unb aftitaltämjc^en Stt|I, bie einjcrn iit
10 Seitjc^riften erjc^ienen unb aEfgemein p meinen beflen ®Qc|en
gerechnet metben; enblic^ noc^ öiele ^Ib^onbtungen unb ^S^itifen,
bie, obgtetd) fd£)cin6ar abgcrtffen unb äerffreut, ben fflern ju einer
ganj neuen Sleft^eti! enthalten bürften unb auc^ bielfac^, o^ne
ba§ man mid) nannte, bon ^^teft^etüern benn^t njurben, nament^
Iß lid£) bie 3?orrebe pr Waxia SJiagbatena unb bie Sd^rtft: mein
SBort über ba% ^romo- ^lu^ ber WIoIdÜ) i[t feinem 9tbfc^lu§
no^, Wlan ^üüe miä) in ^Men bi^ jum 3a^re 1848 jn^ar
^ebnlbet, mir aber htn SScg ^ur ^ii^ne aufS @trengfte Der^
((|lDfjen, unb mii^ über flauet mit mtBtrauifc^en Hu gen onges
30 fe^en. SCl§ nun bie SKär j^^SieboIution au^btüctj, rourbe ic| für
6eibe ^art^eicn, bie ficf) bitbeten, ein ©egenftonb fßlft^er SBe==
red)nung. E§ berfte^t fidt) bon felbft, ba| ic| mic^ bet^eUigte,
\o xodi meine Ueberjeugung nnb meine 5ßrincipien eg mir ge^^
ftutteten; im ftanbijdjen ^au\t mürbe ber erfte EWenfc^ fo bic^t
Ä6 an meiner Seite erfc^offeu, bo^ fei^ 33Iut mid) befpri^te, mo^er
bag (äerüc^t entjprang, ba| id) fe(bft gefallen fe^. 3luc^ mürbe
ic^ in bol jum SJorfc^lage öon Candidaten für gronffurt meber=
gefegte Sa^lcomit6 gen)ü|lt unb bann in bie Candidaten-Sifte
ber ©tübt Wien, bie nur ^mMf 9?amen sohlte, mit aufge=
ao nomraen. ^cf) candidirte mit bem fpäteren Unterftaat^Jecrctair
fae^ 3?eiijj§minifteriumg, Joseph Yon Würthj in ber ^ofeplftabt,
31 vgl, X S. XVIII, es war die »weite Wabl
52 412. An Arnold Buge. 15. 9. 52.
fonntc miä) aber nic^t jur 9lntt)cnbung ber ^l^rofc entfc^Iicßen
unb unterlag itSif)alb bem ®egner. @o tarn ic^ benn ni^t
itt'ö Parlament, too tc^ bei meiner ffienntnife Defterreic^S unb
meinen freunbfd^aftlid^en aSerl^ältniffen ju mand^en ber gü^rer
öon Knfö unb red^tS öicHeic^t einen befd^eibenen SBirfunggfreiS b
gefunben l^ättc. 3^ »dre gern gegangen, »ar aber f|)äter fel^r
aufrieben, nid^t bort ju fe^n, atö eine bange ai^nung, bie mid^
t)om erften Sage an bcflemmte, ju meiner tiefflen S5etrübni§
in ©rfüHung ging, unb bie ^P^rafe, bie in ben SBa§berfamm*
lungen bie erfte Stolle gefpielt l^atte, fie auc^ in granffurt ju lo
fpielen foriful^r. SSon nun an fd^ien mir nur bie SBal^I ju
bleiben, ob man, unter Aufopferung ber gefammten Civilisation,
bog Chaos, bem bereinft eine neue SSäelt entfteigen lönne, mit
l^erauf befd^toören l^elfen ober bie poral^firten frül^eren ®emalten
auf bie ©efal^r l^in, fie nod^ einmal nad§ mieber erlangter a
^äftigung fd^nöbe gemiprauc^t ju fe^en, big ju einem gemiffen
®rabe unterftü^en tooHe. Sc^ §ielt bie lefetere ©efal^r für
geringer, toie biele Slnbere, bog ju bringenbe Kulturopfcr aber
für unerfefelic^ unb l^anbelte bemgemäfe. S)ag ^af)v 1848 ers»
fd^Iofe übrigeng aud^ meinen S)ramen bie Defterreid^fd^en Sül^nen. «o
S)ie Maria Magdalena mürbe fc^on im ©ommer gegeben, unb
mit ungel^eurem SeifaH. ®ie Judith folgte im gonuar 1849,
unb l^atte, grofeentl^eifö tool^I burd^ bie unerreid^bare S)arfteHung
beg ^auptd^aracterg burd^ meine grau, einen fotd^en ©rfolg,
bafe fie in gal^regfrift 25 Sttat mieber^olt »urbe, mie bie Maria «
Magdalena 10 Sttal. Sitte $ßrobinjen ber SRonard^te folgten
nac^, fo mangell^aft aud^ bie ^äfte maren, bie il^ren Sl^eatern
JU ®ebote ftanben; einige gingen öoran, loie benn ber Diamant
jur 3«it beg ffteic^gtagg in Kremsier jur Sluffül^rung fam unb
grofeeg ©rgöfeen erregte, ©g ertoieg fid^, bafe meine X^eorie, ao
29 für diese Tatsache fand ich keine Bestätigung
15. 9. 52. 412. An Arnold Rüge. 53
bie jjüifd^en ben bcred^tigten gorbcrungen ber Saline übcrl^aupt
unb ben unbercd^tigten, oft Knbtfc^s^abgcfd^madEten ber fogenannten
realen Sfil^ne ftreng unterfd^eibet unb jene eben fo unbebtngt
anerlennt, alS fic biefe obweift, au§ ber 9?atur ber Sunft ge*
sfd^öpft ift; bie ^PrayiS bcftegclte fie. greilid^ l^at fid^ l^icbet
ein§ gejeigt, unb faft jebeö 3KaI, »enn meine SBerle auf bie
95ü]^ne lamcn, beöor fie bem ^Publicum burd§ ben S)ru(f belannt
geworben »aren, fanbcn fie eine jttjeifell^afte tlufnal^me. S)ie6
fönnte nun ju betoeifen fd^einen, ba§ id^, »ie mir oft öorge^^
lotüorfen »irb, in ber Concentration ju toeit gel^e. 3d§ glaube
aber nid^t, bafe eS fid^ fo öerl^dlt, eS betoeif t öielmel^r, bafe bie
SRaffe burd^ bie S^enbenjbid^teret unb $ßointens:3Sögi> beS legten
S)ecennium§ ber Eingabe an bie Sotatität eineS SBerfö unb ber
bamit öerbunbenen ©ufpenfion beS Urtl^eite über bie ©injeU
iB l^eiten beSfelben ganj enttt)ö§nt ift; toer aber bie 2tuflöfung
eine§ ifidtl^fetö nid&t abmartet, mu§ e§ freilid^ unerquidEIic^
finben unb mer tie ©runbbebingungen ber Composition nic^t
fa§t, toirb fid§ aHerbingS über bie greÜen 3)iffonanjen ärgern,
bie eine S^itlo^^O ^^^ Harmonie überfd^reien. Heber bie ©ar^*
20 ftettung meiner S)ramen bemerfe id^ nod^ golgenbe^. S)ie Qubit^
fam juerft in SSerlin jur Sluffü^rung unb »urbe lül^I aufge:=
nommen; im Vorigen ^q^xe mürbe fie bort »ieberl^ott unb
erregte, gefpiett öon meiner grau, ©nt^ufiaSmuS. Hamburg,
Söniggberg u. f. m. folgten am grül^ften nad^; fpäter, nad^ bem
25 SSorgang Wiens, mad^te fie faft über aKe Sühnen bie 3Wtnbe
unb ift namentlid^, mie in SBien, aud^ in SRünd^en ein Sieb^
üngSftüdE gemorben. S)ie Genoveva erfd^ien big jefet nur in
Prag, unb jttjar in böl^mifd^er Ueberfegung, öor ben Sampen
unb fanb großen SeifaU; in ©eutfd^Ianb ftanb il^r bi^l^er bie
80 auf bem ^Repertoire befinblid^e 9taupad§fd^e Genoveva im SBege,
bie id^ tDo^l atö ein triöialeS SKad^mer! bejeid^nen barf; auc^
fel^Itc aÜerbingS ber öerfö^nenbe ©pilog, ben id^ jur Seit ber
54 412. An Arnold Rüge. 15. 9. 52.
(gntjicl^uiig beS SramaS nid^t bid^ten lonntc, »eil ic^. ju tief
im Golo öerftridft mar, unb ben iä) fürslid^ in Kühne's Europa
mittl^eilte. ®ie Maria Magdalena tourbc juerft in Seipjig Qt^
geben, iä) glaube mit getl^eiüem 95eifaÜ; barauf in ©erlin,
©otl^a, Königsberg, fogar, tpie aud^ bie 3ubit]§, in Slgram e
nnter ben Kroaten, überall mit bebeutenber SBirlung. ®cS
Diamant ermäl^nte id^ fd^on. Sie Julia mürbe big j[e|t nid^t
aufgefül^rt, §atte ober befeungead^tet fd^on Sül^nensgata; fie^
bie SSorrcbe. S)a§ S^rauerfpiel in ©icilien l^obe id^ nic^t jur
S)arfteIIung beftimmt unb mögte jeben SSerfuc^ miberratl^en; ba§ lo
gro§e ^publicum finbet fic^ fc^merüd^ in eine fo eigent^ümlid^e
SRifd^ung entgegen gefegter ©lemente. Herodes und Mariamne
mürbe in SBien gegeben unb mirfte, nad^ bem Urtl^eil eineS
alten grennbeS öon Beethoven, ungefäl^r fo, mie beffen erfte
Symphonie gemirft l^atte; man l^dtte fid^ o^ne S^i^^ifrf bolb 15
bamit ircrttaut gcmad^t, aber bie ©eiftlid^Ieit bulbete bie l^eiligen
brei Sönige nid^t auf ber SJül^ne. ®er SRubin mürbe in SBien
glcid^faHS bargefteÜt unb mißfiel; man mitt §ier nur Bouber*
märd^en mit SKufif unb läßt fid^ feine 3been bafur gefallen.
S)er Michel Angelo mürbe öon mir big je^t nur einer Sül^ne so
mitget^eilt, nämlic^ ber Serüner unb gel^t bort näd^ftenS in
©cene, übrigen^ mürbe er in SBien burd^ §oIte^ Dorgelefcn
unb fanb, id^ mögte fagen, nod^ mel^r 2tnHang, mie aBe meine
frul^eren $ßrobucte. S)ie Agnes Bernauer fam gteid^ nad^ il^rer
SSottenbung in München jur Sluffül^rung unb l^atte einen 25
mäßigen, ieboc^ unjmeifel^aften ®rfoIg; bie S)arfteHungen in
Weimar unb Stuttgart [teilen nal^e beöor. S^^ redeten SBirfung
mirb bie§ SBerf, ba§ id§, mie e§ mein (e^teS ift, aud^ für mein
befteS l^atten ju bürfen glaube, aber erft gelangen, menn e§ im
S)rudf erfd^eint, benn gerabe biefeS, baS fid§ auf bem politifd^en 90
SJoben bemegt, atfo baS brennenbfte S^ema ber S^t bel^anbclt,
fe^t für ein mobemeS 2:]^eater:s$ublicum öiel ju öiel DbiectiDi:^
15, 3. ,53.
412, An Arnold Enge,
m
tat, b. ^, ©eiteigt^ctt, auf bte tieranfdjaitticfjtEn ©egeiifö^e mit
aSorurt^eit^loftgf^it einjuge^eit, öotau§, ©o öiel ju meiner
SBiDötap^ie unb ju ber meiner Mrbeiien.
(^in ©elbfturt^eil ü&er meine bti^edgen Seiftungen barf
eti^ mit nidjt geftatten, fü^le mid^ au^ um fo meniget baju
tjerfurf^t^ at§ id^ mir feineimeg^ beti)u|t bin, fcl^on Qtii ©nbe
meiner (Sntiüicfetung p fielen, ßinigc ginger^eigc fc^cinen mir
akr om Ort ^vl fet|n. B^^^^äc^ft fmb in meiner SDt(^terIauf&n|n
jtüri ^crioben roo^I ^u unterfdjeiben. ^e erfte ge|t tion bcr
jöSubtt^ bi^ gum öcrobe^j in i^r i)ahz id^ bnS Sit^t gemiß auc^
gemalt, aber aUer^ingg mciftenS biirrf) ben ©chatten, nnb man
fann bte SSierte berfelben öerfö^nungglDS finben, menn man,
freittci^ mit Unrec£|t, burcf)au§ Verlangt, ba^ bie ^Jetföfjnnng
unmittelbar in ben Sttei^ be^ 'iJramal hinein faüen foH. 3)ie
IS jmcite beginnt mit bem ^erobe^ iiub nnifagt aüe§ Sfjätere,
mit ^tu^f^lnß be§ llrauerfpieB in ©iciUen, me^eg oB eht
unienm, menn e§ audE) ju gemagt fei)n mag^ fein eigene^ ®efe^
^at. ^en ^te^er gehörigen SBerten mirb Siiiemanb bie ^5er^
föffnung abfprcd^en !önnen, lüenn er flnberS mit ber in ber
sc XragÖbie iiberfiaupt möglichen pf rieben ift, unb nt^t forbett,
ba^ bie ßonflicte, bie im Slllgemeineu pr ^(u^gteic^iing ge^
brarf)t merben, andt) in ben ^nbit^ibuen, meldte fte üertreten, jnr
Stu^gtcit^ung fammen fotten; bic| |ie^e natnrtid^ bie SnbiDibuen
umbiegen unb auflöfen, ülfo ben ©runb be§ 5)rQma§ gerftoren.
$G Um meinen ©ebanfengang, ben icf| ^ier nii^t nä^er enttDitfeln,
fonbcm nur auf meine Wb^anbfungen termeifen fann, p bets
beutiic^en, bitte ic^ bie Genoveva einmal bem Herodea gegens
öfter 5u fteffen; in ber Genoveva gelangt Qolo gerai§ bnrd§ bie
©ünbe felftft, auf bem SSSege bur(^ ^lut nnb gretoel, ju einem
ao ^nnct, auf bem er biel reiner, fittlic^er unb geläuterter bofte|fr,
mit im 5lnfang, njo er ficf^ in ungeprüfter ^ugenb njiegt, aber
Qu§ ber burdj i^n zertrümmerten Söelt fteigt bie neue, ttielt^
n
56 ^12. An Arnold Enge. 15. 9. 52.
bartn fc^tumnterte, ntd^t me^r ftd^ibar l^erDor; im Herodes ge^
fc^ic]^t% bic ^eiligen brei ßönige treten auf unb toud^en alle
©räber in SRorgenrotl^. SBeiter bebingen biefe jtnei öerfd^ic*
benen $ßcrioben aud^ jtüei öerfd^iebene Sel^anblung^tncifen, unb
ba^ ift tool^I in Slnfc^Iag ju bringen; fonft lönnte bcr gort* 5
fd^ritt atö 9iüdEfd§ritt erfd^einen. ®S feud^tet auf ben erften
SlidE ein, ba§ bcr S)id§tcr, »enn er im S)rama bem Snbu«
öibuum feinen göttlid^cn ®egenfa^, »ie er fid^ religiög^iporifd^
öerieiblid^t, unmittelbar entgegenflettt, bcm SS^biöibuum nid^t fo
t)iel ©pielroum geflatten lann, afö »enn er biefe unteriftfet; lo
baburd^ entfielet natürlid^ ein minus auf ber einen ©eite, unb
ttjer bo§ plus auf ber anberen nid^t bemerft, tDoju fc^on tiefere
Äunft^ßinfid^t gel^ört, ber lann fid^ einbilben, in ber au§ ®rüns:
ben ber Deconomie l^eröorgegangenen Koncentration unb ber
bamit öerbunbenen 95efd§ränlung beS S)etaiK eine Stbfc^todd^ung ib
ber poetifd^en ^raft ju erblidEen. S^iefe toiberful^r j. S. ©d^iHer,
in beffen fpäteren SBerfen bie geuiüetoniften^Sritifer bie grifd^e
unb güüe ber Stäuber vermißten, inäl^renb bie geringeren
©lemente bod^ blofe ben pl^eren getoid^en toaren« 3m Herodes,
um auf einen beftimmten gaH ju fommen, mußte fd^on ber«o
loeitgeftedEte ^ei§, ber eine ©d^Iad^t ber ganjen SWenfd^l^eit um^
faßte, ben ©ebraud^ be§ poetifc^en Sogar^tl^mu^ gebieten; in
ben entfd^eibenben ©ituotionen, ben KoncentrationSpuncten be§
S)ramag, loirb eS tool^I an ber Sebenbigfeit nid^t fel^Ien. S)ie
©ittlid^feitöfrage ift l^offentlid^ für immer burc^ meine SSorrebe ss
jur Julia eutfd^ieben; tuer toeiß, toa^ ©ittlid^feit ift unb bie
gorm fennt, in toeld^r fie im 3)rama attein jum SSorfd^ein
lommen fann, ber toirb mid^ in etl^ifd^er aäejiel^ung unter
leinen meiner SSorgänger fteHen fönnen. 3[d^ felbft meiß am
beften, baß iebcS meiner S)ramen mid^ um eine ©tufe ^b^tx ao
7 f. 3nbit)ium H
15.— 23. 9. 52. 412. An Buge.— 413. An Zieg^sar. 57
gcfül^rt ^ai unb ba§ ic^ öottlommen bered^tigt toax, in einem
I^rifd^en ©ebid^t, ba§ gleid^ nad^ ber Agnes Bernauer entftanb,
}u faßcn:
@o tniH eg ber Serat^er
« »er aSelt, bafe in ber Sunft
S)aS Sinb ben eignen SSater
SJelel^rt burd^ feine ®unft,
Unb für bie l^eifge ©d^üffel
SSott Slut, bie er öergiefet,
10 Sl^m bonlt mit einem ©d^tüffel
SDer il^m bag m erfd^Iiefet!
Wien b. löten Friedrich Hebbel.
Sept: 1852.
Nr. 413. An Baron Zieg^sar in Weimar.
16 ^od^öerel^rter ^err Baron!
S)ie günftigen SRod^rid^ten über ben Slu^fatt meinet ©tndfS,
meldte ©ie bie ©eneigtl^eit l^atten, mir fo rofd^ mitjutl^eilen,
l^aben mic^ fel^r erfreut unb id^ lonn e§ mir nid^t öerfogen,
ginnen gleid§ meinen märmften ®anl bofür ou^äufprec^en. @in
4ff. „Ein Geburtstag auf der Reise" V. 12lff. vgl. VI 8. 251,
aber mit selbständigen Lesarten 13 darnach fehlt der Brief
yöm 16. September 1852 an einen ungenannten Adressaten (betreffend
Genoveva, Julia, Michel Angelo), vgl. Stargarts Kat. 1893 N. 267.
A. Cohn, Mai 1895. N. 577
Nr. 413. H im Besitze der Verlagsbuchhandlung. Nachlese I
S. 426 — 428. Adressat nicht angegeben, doch war er leicht fest-
zustellen. Da es sich um die Aufführung der Agnes ßemauer am
18. September 1852 in Weimar handelt, kann nur der Enkel Goethes
oder Baron Zieg6sar gemeint sein (Brief vom 6. Oktober 1852 an
Dingelstedt B. V S. 63, 7 ff). Weil aber Hebbel seinen Dank auch an
Marr richtet, so ist wohl Zieg^ar der Adressat
58 . 413. An Baron Ziegßsar. 23. 9. 52.
®rama biefer 9trt, ttjeld^cS oHc politifd^c Ißartl^cicn berül^rt, ol^nc
c§ ju tooUtn, f)ai immer einen fd^mercn ©tanb, unb fe|t mcl^r
Dbiectiöität ber Stnfd^auung öoraug, al8 bem gemifd^ten I^catcr*
^publicum in ber SRegel ju ©cbote fielet. 5)arum ^ai bcr
aSerfaffer boppelt Urfad^e, fid^ ®IüdE ju münfd^en, wenn er 6
burd^bringt.
SBo^I fann id^ mir benlen, ba§ iperrn Marr'g treue ^Pflege
beS ©injelnen öiel jum ©eßngen be§ ©anjen beigetragen l^at.
®r l^at mir fd^on einmal einen fold^en SiebeSbienft erliefen,
al§ er t)or ^al^ren in Leipzig meine Maria Magdalena auf bie lo
93ü]^ne brad^te. ©elbft ein SPünftler öom erften SRang, nad^
meiner befd^eibenen SOIeinung j. 93. ein unerreid^ter ©arfteßer
be§ 9Kep!^iftot)]^eIe§, fann er ben fd^öpferifd^en gunlen, ben er
befi^t, aud^ Slnberen, benen er abgel^t, bi§ auf einen gemiffen
®rab einblafen unb fie, menn aud^ nid^t jum SJortrefflid^en is
fteigern, fo bod^ itjenigftenS t)om SSermerftid^en abl^alten. S)amit
ift für bie Siotalität jeber SSorftettung unenblid^ öiel gelüonncn,
benn c8 ift mid^tigcr, bog aße Qfnftrumente gut jufammcn ftimmcn,
tt)enn aud^ baS eine ober i>a^ anbere nid^t jum 93eften bcjogcn
fe^n foKte, ate ha^ irgenb eine glöte ober ®eige fid^ auf Soften bo
ber übrigen §ert)or tl^ut. 3)arf id^ ®tt). ipod^mol^Igeborcn bc^^
mül^en, aud§ iperrn 3)irector Marr meinen beften S)anf an^^
jubrüdEen? SBir lennen unS übrigen^ feit Qal^ren!
3lud^ bie 3Kitt§eiIung über ba§^ Arrangement l^at mid^
ungemein intereffirt. Unftreitig ttjar bie Surnier^Scene, bie für »$
ba§ ©tüd fo cntfd^eibenb ift, bei ^^nen t)iel beffer angeorbnet, tt)ie
in München. SRit ber SRünd^ner Sluffü^rung l^atte e§ überl^aupt
eine eigene 93ett)anbtni§: fie tt)urbe faft improöifirt. ^i) XDOÜie,
mit SRüdEfid^t auf Wien, ben SemeiS liefern, bag bie Agnes
7 Heinrich Marr (1797 — 1871) war erst seit kurzem in
Weimar; über ihn Allgem. Deutsche Biographie 20,417 ff; Eisen-
bergs Bühnenlexikon S. 644 f.
23. 9. 52. 413. An Baron Ziegösar, 59
Bernauer in einer latl^olifd^en ©tabt nnb unter ben ?lugen be§
SBitteBbad^er iperrfd^crgcfd^Ied^tö gegeben lüerben lönne, unb baju
bot mir greunb Dingelstedt bereittüilligft bie §anb. ®§ tt)urbe
in golge beffen SRand^eS übereilt, aber td^ trug allein bie ©d^ulb,
6 benn mein Qtotd lüurbe fo ober fo erreid^t; mir lag baran,
SSorurtl^eile ber unge{^rünbetften Strt au§ bem S35ege ju räumen
unb bag ift mir auc^ geglüdEt.
SBie id^ S^^^«/ l^od^berel^rter §err, für bie anerlennenbcn
unb ermutl^igenben SBorte, lüomit ©ie ©id^ über mein ganjeS
io bramatifd^eS ©treben äußern, meinen 3)anl bejeigen foff, itjeig
id^ nid^t. S^ tüürbe S^^^n ein fd^Ied^te§ Kompliment mad^cn,
tt)cnn id^ ermiebem iDoßte i>a% x6) fie ganj unb gar nid^t ju
t)erbiencn glaubte; nein, id^ bin mir bett)u§t, i>a^ ©d^te ju motten
unb alle meine Sräfte bafür anjuftrengcn. Slber bie Stufgabe,
16 meldte bem 3)id^ter, ber feine Qtit berfte^t unb i^r, um ©d^iHerS
SBorte ju gebraud^cn, nid^t fd^meid^eln, fonbern lüa^rl^aft bienen
mitt, mit Uncrbittlid^Ieit gefteHt ift, fd^eint mir fo riefcnl^aft,
ia^ aHe§ Seiften bc§ Swt^ibibuumS bor i§r ^um 9?id^t§ jufammen
fd^rumpft. Unb bicfe ift eine fo nieberfd^Iagenbe Ueberseugung,
»0 bag jebe Ermunterung boppelt unb breifad^ auf mid^ wirft,
meil id^ il^rer boppelt unb breifad^ bebarf. ®rl^atten @ie mir
S^re ©emogenl^eit aud^ für bie 3iilunft unb fe^en ©ie getüig,
bafe id^ ett)ig fe^n merbe
mit ber größten ^od^ad^tung
«« ®tt). §od^tt)o]^Igcboren
ganj ergebender
Wien b. 23 Sept: gr. ^ebbel.
1852.
60 413a. An(Böttger?)— 413.AnDingel8tedt. 30.9.— 6.10.52.
Nr. 413 a. An einen Ungenannten (Böttger?)
SBien, b. 30. ©cptcmbcr 1852.
meine eigene ©d^ä^ung ftimntt mit einer mir öon It^IanbS
iponb borlicgenben fo jiemlid^ überein. b
Nr. 414. An Franz Dingelstedt in München.
SBien b. 6tett Dct: 1852.
Siedet öon iperjeu, mein t^eurer greunb, freute xä) mid^,
atö id^ 3)eine ©d^riftjüge nad^ fo langer Stxi lieber erblidEte,
unb gleid^ ouf ber ©teße lüottte id^ ®ir antworten. STber ein lo
Sefud^, ben id^ nid^t abmeifen lonnte, berl^inberte mid^ an ber
StuSfül^rung meinet SSorfafee§, unb ma§ nid^t in ber angeregten
SRinute, bie un§ bie gcber in bie $anb brdngt, mirflid^ burd^-
gefegt mirb, baS gefd^iel^t, nad^ unferer menfd^Iid^en SBeife,
fd^merüd^ nod^ benfelbcn Sag. ©o ^aht id^ benn in ber %f)ai «
crft l^eute 9?od§mittag 5)cin officiette§ ©d^reiben in ©ad^cn bc§
95ilb§auer§ SRid^el Stngelo, mofür id^ S)ir beftenS S)anf fage,
nad§ Serlitt obgefanbt unb nufee nun bie Stbenbftunbc jur enb^
lid^en Unterl^altung mit S)ir; ber Siegen, ber in bieten Sropfcn
burd§ einen ^erbftminb öom erftcn Saliber an bie genfter gc:= »o
morfen tüirb, fd^ü^t mid^ öor jebem Ueberfaff unb meine grau
ftubirt inbcffen il^re 5p§äbra.
Nr. 41 3 a. H nicht zugänglich, nur die Stelle in A. Cohns
Kat. 181 N. 155: Würdigung seiner eigenen Gedichte. Er be-
zeichnet diejenigen, welche ihm selbst als die gelungensten er-
scheinen und föhrt fort, wie oben steht. In Bömers Eat. Leipzig,
Dezember 1886. N. 364 als Brief an Böttger verzeichnet, soU
das vielleicht heissen: Rötscher? 5 darnach fehlen die Briefe
vom 4. Oktober 1852 andasHoftheaterWeimar, Bestätigung von
6Louisd'ors für die Agnes, und vom 6. Oktober 1852 an BaronHülsen
in Berlin mit der Anfrage, wann der „Michel Angelo** aufgeführt wird
Nr. 414. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 38 f.
9 Brief vom 18. September 1852 18 Brief fehlt
6. 10. 52. 414 An Franz Dingelstedt. 6l
SBo^t lann id^ had^empfinben, toa^ in ®cmem ipcrjcn öor«
ginö, als 3)u noc^ funfjcfjniä^riger Srcnnung ©einem alten
ajater jum erften Wal lieber guten Sag unb bann — ®ott
aßein lDei§ in fold^en SRomenten, auf wie lange — Sebclüol^I
6 fagtefi 3)a§ finb ©tunben^ bie im Seben immer felt'ner iDcrbcn,
je weiter man lommt; fic fd^ütteln ®inen burd^ unb burd^, mon
mirb einmal grünblid^ lüieber aufgemedEt. SBann mirb Einem
baS fonft nod^ ju Sl^eil! SMan erjöp bon SRapoIeon, bafe in
ben legten Salären feinet ScbenS felbft mörberifd^e ©c^Iac^ten
io feine Sterben nid^t mel^r ju reijen bermogten, gemig aber l^at
er bie alte Lätitia nid^t ol^ne Semegung erbtidft, wenn er au§
einem gribjug juruct lam. 3tcue Slufregung, ©ntfeffelung be§
ftodEenben ©tromS, bafe ba§ |)erj iDieber flopft unb ba^ ipirn
mieber blifet; baS SBie? ift gleid^gültig. SSon ben @^ren, bie
16 5)ir mittlerlüeile bie Seutfd^en S^itungen ju Sl^eil l^aben lüerben
laffen unb bie 3)u red^t appetitlid^ aufjäl^Ift, l^abe id^ burd^auS
3liäjtö bernommen; bie SBiener iBIätter muffen äffe biefe ©r^*
nennungen nid^t gebrad^t l^aben, benn menn td^ fie auc^ nid^t
lefe, fo erfal^re id^ bon Slnberen bod^ SlHeS, ma§ meine
;8o5reunbe betrifft. S)a6 3)ein ^ßrocefe einfd^Iafen ujürbe, f)ait
ii) erwartet, mein alter ?5ruber academicus ©artner fd^rieb
mir bicfen mutl^ma^lid^en SluSgang fd^on bor SKonaten unb
ba§ gacit ift alfo, bafe ber Sump feine 5ßrfigel ipeg l^at
unb ba§ ein l^öd^ft nöt]^ige§ ©jempel ftatuirt iDorben ift.
96 SBir l^aben l^ier in bem eblen Sorm*Sanbe§mann ein äl^n^
lic^eS Snbibibuum, bem, ia nic^t bloß böfe Seifpiele anftedfenb
finb, fonbem. aud^ gute, 8llfreb SKeigner einen &§nlid^en S)enfc
14 Dingelstedt hatte geschrieben: ^[ngroifd^en' fagten mid^
bie beutfd^en ^ziiunqzn abgefegt, dn bie Sibltbtl^e! rerfc^t,
auf 5ßaffau feftgefe^t — meine S^l^eatersßaffe banfroft, meine ©nahe
beim ßönig rerfd^ergt . . . lauter unmütl^ige SBaria^tonen auf baffelbe
mol^Ibelahnte ^l^ema. Alle diese Nachrichten widerlegt er
414 An Franz Diogehtedt*
6. 10. 52.
aettel gu getteit brennt, toie er mir mcnigftm^ bei feinem §ier^
fct^n mc^r mie einmal bet^eiiette* Sreittcf) ^t auc^ ber Wann
biöerje fDr(jerIt(^e ©ebreifilicfjteiten aufpÄ^igen unb id) bin aße^
©rnfieS bereit, fie ül^ 90lUberung§grunb gelten ju lafyeif, tm
ba§ sBeinu6tfei)n, id)Dn im 3[Jhittertcibe ju tur^ gefomm^n ^u b
fe^rt, jene (Sereijt^eit aUcrbingg er^euöeti mag, meiere bei iröenb
einer Iteinen SBo§()cit aniängt unb in Sbntg SRic^arbg Slutburft
enbigt. 9litr ^at 31Ke§ feine ©rän^e nnb e^ Mre bodEj fd^timm,
menii ein ©ucfet ober Sanb^ett unb Jpalbblinb^rit alä Stcipag
für iebe S^ieberträd^tigfeit gelten mü|tc. w
Biegöfari Srief fenbe ii^ fiiebci jurürf. SBenn ic^ bie
§anb onf'^ §er5 lege, fü muß id) fogen: er ^at rec^t getrau,
fo unb ni(f|t anberl gu enifc^eiben. Sieber grennb, f(^lte|e ni^t
mn Sir ouf mtc^; fo jdjrocr bie SelbT>©r!cntni6 fet)n füll,
tpenn ein alter iQteinijrfjer ©|>riic^ ntd^t ou^ ber Üuft gegriffen ib
tft: in biefem ^und fenn* ic^ mic|. ^c^ ^abe ^irf) im legten
grü^iol^r fiufric^tig bemunbert, n^enn ic^ fo aufa^, mie ^u, Dom
3flepertoircmQ(i)en an bi§ jnm 3^^ürabfc^ließen fjerunter ^üe^ am
©c^uxirc^en laufen lie^eft unb mir bobci im ©tiden andj immer
reblict^ gefügt, ha% id}^i nid^t fönne. Will ge^t bie ga^igfeLi, ^
SSielerlei auf einmat p t^un, teiber gon^ ab; c§ ift fc^ümm
genug, aber e^ ift fo, i^ ^obe, menn fid^'^ um mic^ äufammen
1 1 die Stelle in Dtngeletedts Brief lautet nach dem z.T. un-
gedruckten Original dine äroeite niE^t „oftenfible" ©inlage. . . geigt,
meli^eu 3Beg bie ©eft^itfite deiner Berufung nat^ SBcimar genümmcn
^at. ^ie „golbenc" ^rajü ]^at bort mieber einmal bie ,,gmue"
^l^eone, ein Matz einen Hebbel gef erlagen .... 3n ein paar
SJicnaten fcfiün Tu^ih^n mit hk g=rüd^te fotd^ei Siegel etBUcfen.
®0etEief!^e Überlieferungen burt^ einen ©c^auf^ielei fortfe^en laffen,
ift ein ©ebaufe roUrbig be§ (l|)igonent^uin^ an ber ^flrn. Easta coai.
— 5)ein£ fJUqne^** roirb %\t o^uc Qmeifel aKe ©enugt^uung Der*
fi^affen. ßcmutt fie nti^t awi^ in Stuttgart bron? i^iue 9Kaf)nung
an ®aCt, au(^ eine geile an ©runert mirb bort uit^ltt^ fein.
6. 10. b'L
414. An Franz DingelstedL
6^
bxättgt glcic^ m (Sefütjl, at§ üb idj mir bcn Hopf aDrei^eu Ktib
bomit fegein (oüe. g^nitcf) ift eS, meini e^ audj feft ]U% baß baf
Ifoffifc^e SSeiinar an bein Sragieu^, ber biefi fc^reibt, Wid^\^ tietlor,
auc^ noc^ ntc^t au^gemac^t, üb e^ an bem practicua üiel gemannl
£ ^ie %ne§ ift in SOSeimar mirfüc^i mit eiitfEj)icbenftem Sirfötg
(Slp^laitbiffement nad^ jebcm Wct) gegeben morben; ein Enfel
@oet^c§ l^atte bie Sueiinbttc^teit, eS mir noi^ benfelben ?tbenb
in meiben unb Si^öMo^ beftätigte c^ ben folgenben ^log, Ign
Stuttgart muB fie QEei== nÜeniä{^ftEn^ fommen; nadt) ©riefen,
jo bie i(^ aßerbing^ jc^i3n cor Sßmiaten empfing, ^d) taffe fie
ie|t, ha fie me^rfacfi begel^rt n^irb, im Mspt brucfen, l^übe
übxtgeni jd)pn manche Urtt^ette über fie eingefammelt, bie ben
guten SKündjiiern öiel gteube macf)en mürben. §errn Met|t
^offe i^ fetbft in SSerlin bie ©c^Iacf)! nod^ tiefern jn (önnen,
iß ®a§ ^u bie ^ubit^ auf deinem 9tep> ^u erhalten Juc^ft,
ift IHe^, mal ic^ iröenb inünfc^en unb ^offen hnn; babei ift au^
feine (äefal^r, benn bie Seute fönncn fid) hüä^ ni(^t fetbft in^g
®efi{^t f (plagen, lieber morgen bringt Saube fie guc§ mieber,
ber iiber|anpt menfc^licijer mirb. SJJit ber ©enDtjeba moHen
so mh'% un§ fe^r, fe^r, fe^r überlegen itnb Slgneä fe^ in 30? ündjen
begraben, fte mirb überaß aufer fielen.
dUn gute ^^lQc^t unb bie ^er^lii^ften @rü|e m 3Deine fe^r
liebe granl ^^ ge^e an ben 5ten Sb. ber Mittet Dom ®eift,
bte mir gropeg 3fntereffc einflößen. Qu bem Suc^ grotulire ic^
£5 ©u^fom; bal ift fein ^öüben, ^ier ift il^nt gelungen, maS er in
Slafebom begann.
SSon ^erjen
Sein
gl:. ©ebbeL
15 BiDgelgtedt schrieb: fiter ,,mogc" it^ im Dftoberfeft bte
3n&tt| roiebcr aafäiinct)men, SJlit ©enoüeoa ^offe it^ aufß gTÜ^=^
jü^r fierau§äu!umm€n. %^m^ rutjt nod^ im ^rieben. 18 am
9, und 28. Oktober 1852
64 415. An Alexander Jnng. 13. 10. 52»
Nr. 415. An Alexander Jnng in Königsberg.
SSMen b. 13tcn Dct: 1852.
Sängfi, üerc^rtcjicr §crr, »arc cS meine ©^ulbtgfeit ge*
»efen, S^nen für 2^re freunblic^ ©enbung ju banfen unb
g^ren SJrief 5U beantworten. Stbcr gerabe 3]§r Srief war bte «
Urfac^ meiner 3ögerung. @ie matten mic^ in bemfelben auf
jroei 3^rer SRobeHen aufmerifam, bie iä) gern gelefen l^te,
bebor id^ S^nen fd^rieb. 3(^ gab mir bal^er alle möglid^e
SRü^e, fte aufjutreiben, tt)a§ mir jebod^, wie in SSKen fo oft,
bi§ jur ©tunbe nid^t gelang. Dl^ne nun bie ipoffnung, i^rer lo
noi) l^abl^aft 5U werben, aufzugeben, Witt id^ bod§ auf leinen
gatt bie ©rfüHung meiner näd^ften 5ßflid§t länger ]§inau§ fd^ieben.
3^ren 2(rtifel über meinen SRid^el Slngelo l^abe ic^ mit
großem ^ntereffe gelefen. 3)ie eine ©eite beS 3)rama§ l^aben
©ie bortrefflic^ entwidtelt unb bie jwette auf genügcnbe S33eife 15
angebeutet. 3)iefe S)i§pofition war bem ©egenftanb aud^ üott:^
lommen angemeffen. Sie Srieg§fned^te mit i^ren ©piegen unb
©tangen, bie ftd^ überatt einfinben, wo fte einen §eilanb wittern,
fönnen in i§rer SRo^l^eit unb Brutalität nid^t grett genug ^in*
geftettt werben. Safe aber aud^ fie mit jum ®uten wirlen unb so
ba| ber ^cilanb fid^ erft burd^ bie bon i^nen lommenben
Prüfungen läutert unb fittüd^ boffenbet, mufe man il^nen ber*
fc^weigen, weil fie fonft übermütl^ig würben. aWir Bat ba§ Heine
SBerl wä^renb ber SuSfü^rung eine ^o^e ©elbftbefriebigung
gewährt, inbem fid^ mir .ber auf bie Sruft brüdEenbe bumpfe«
©d^waben, ben ber §oud^ bon taufenb ©iftpflanjen erjeugt, faft
in einen "Sfym auflöste, unb nod^ jcfet berfefet e§ mid^ in bie
freiefte, ^eiterfte ©timmung. UebrigenS lommt e§ in iBerlin
Nr. 415. H nnzQgänglich, nach Abschrift Nachlese I
S. 428—430.
13. 10. 52. 415. An Alexander Jung. 65
Ttid^t fo rafd§ jur ©arfleßung, wie ic^ ansuncl^men Ocred^tigt
tüar; ein öor einigen Sagen bei mir eingelaufener S5rief ber
gntenbanj benad^rid^tigt mid^, ba§ e§ ttjegen be§ mit bem
Sd^aufpiell^aufc vorgenommenen Umbaut erft in ber jroeiten
« ipälfte be§ SBinterS gegeben merben lann.
S)er aWid^el Slngelo fül^rt un§ ganj öon felbft auf bie
literairifd^e SKifere be§ S^ag^, beren ©ie gebenlen. 3a ttjo^l ift
c§ ein fd^redlid^eS 3etc^^«f ^^cnn ©ie für ein miffenfd^aftlic^eS
SBerf, auf ba§ ©ie brei gal^re öerroenbeten, einen SSerleger auc^
Äonur ju fud^en brau^enl Slber fo fielet e§ aUerbingg au§; id^
felbft empfahl öor Surjcm einem mir befreunbeten Sud^^änbler
ein ^öd^ft intereffanteö Sagebud^ au§ SSenebig, baS mö^renb ber
Belagerung geführt morben mar unb l^iftorifc^en SBert^ l^atte,
aber er mußte au§ SRüdtfid^t auf bie immer mad^fenbe S^eil*
46 na()mIofigIeit be§ 5ßublicum§ t>tn 2lntrag ablehnen. Unb ma§
nod^ fc^l immer ift: mir ^aben l^ier nad^ meiner 3JJeinung fein
äußeret, fonbern ein innere^ Uebel öor un§, benn ber ®runb
biefeS betrübten BuftanbeS liegt meit meniger in ben aüge*
meinen SScr^ältniffen, ate in ber öon 3a^r ju 3a§r me^r
«0 über^anb ne^menben SSielfd^reiberei, bie not^menbig immer ober-
ftöc^Iid^er merben unb jutegt felbft bie ©rinncrung an eine
Gpod^e, mo iebeS 93ud^ ba§ ©rgebnig eineS me^r ober minber
bcbeutenben Seben§proceffe§ mar, au§Iöfd^en muß. SBir l^aben
ie^t ba§ ^arabie§, öon bem 9?oöaIi§ träumte; bie SKenfd^en
«6 merben balb o^ne äwtigen geboren merben, benn beren bebürfen
]k laum me^r, aber mit einer Sd^reibfeber in ber ^anb. 9Jun,
aud^ ia^ mirb feinen jüngften Sag finben.
3^re greunbin l^abe id^ leibcr bi§ je^t nur einmal ge«
fe^en, al§ fie mir in ^Begleitung i§re§ ©ema^tö S^ren Brief
w brad^te. S)a§ Sanbleben ^ielt bisher 8lße§ in SBien au§ cin^
anber. S)od^ je^t brauf t ber §erbft fd^on mit SRad^t herein
unb mirb micber jufammen führen, ma§ jufammen gel^ört. ^ä)
Hebbel, ©riefe Y. 5
66 415. An Jung.— 416. An Ziegeuur. 13.— 16. 10. 52.
loffe bie ^gne§ Gemäuer, bie für^lic^ in Weimar mit ent^
fd^icbcnftcm ©rfolg aufgeführt lourbc, al§ Mspt brucfen unb
mcrbc Syrern SHrcctor, ber ftc fd^on in SWünc^cn bei mir be^
fteQte, and) ein S;. fc^icfen.
9Rit aufrichtiger ^o(^ad)tung 6.
S^r ganj ergebener
gr. Hebbel.
(9W^erer Slbreffe bebarfS nic^t).
Nr. 416. An Baron Zieg^sar in Weimar.
^od^üere^rter §err Baron! lo
Saffen (Sie ©ic^ für bie fd^önen ©olbftücfe unb bie bciben
Stecenfionen, meldte ©ie mir burd^ S^ren S^l^eater^^Eaffirer 5u*
fommen liegen, juöörberft ben beften ^anf fagen. 5luf ®oIb
finb mir in Wien je^t fo erpid^t, roie bie Stäben unb mad^en
e§, tüenn mir etmaS erroifc^en, aud^ gan5 fo, mie bie: wir i^
tragen e§ an einen bunficn Crt unb entjie^en e§ bem SSerfel^r.
9luf atecenfionen finb mir freilid^ uid^t gan§ fo begierig, meil
fie auc^ auf unferen Säumen mad^fen, aber fte intereffiren uu§
bod^ aud^, menn fie üon brausen fommen, xoarf^ aud^ nur,
meil fie tin§ belehren, ba§ je^t überaü, mie bei un§, nid^t bie 2a
Sunftmerfe, fonbern bie politifd^en Slnfd^aunngen ber Slutoren
ber Sritif unterjogen merben. ©ag nid^t einmal biefe fid§ au§
einem eiu5elnen SBerl mit Scftimmtl^eit abftra^iren laffen, fon*
bem bog man, menn ein fold^er gi(trirung§proce§ uunü^efter
9(rt burd^ au§ öorgenommen werben foH, alle ^ßrobuctioncn be§ ss,
SScrfafferS, bie ja bod^ bie ©lieber einer jufammen ^ängenben
Sette bilben, in'§ Sluge faffen mug, föHt Seinem mcl^r ein.
3 Woltersdorif, vgl. B IV S. 373, 7
Nr. 416. H in Weimar. Nachlese I S. 430-432.
16. 10. 52. 416. An Baron Zieg^sar. 67
©c^eu ©ie nid^t ungel)altcn, mein l^oc^öere^rtcr ©önner,
menn id^ S^tien l^iebei ein ©jemplar meinet Michel Angelo
überfcnbe. S)er Srief be§ Berliner Intendanten, Baron'S von
Hülsen, ben ic^ anlege nnb mir mo^I gclegenllid^ jurüdf erbitten
6 barf, beftimmt mic^ 5U biefem ©d^ritt unb ber fidf) baran
fnüpfenben Sitte. 3c^ burfte nämlid^ mit SBeftimmt^eit ber
S)arflellung biefe§ fleinen S)rama§ auf bem Sönigl ipoft^cater
in Berlin ju Slnfang be§ SBinterS entgegen fe^en, erfahre nun
aber, ba§ ber in5n)ifcf)en eingetretene Umbau be§ ©c^aufpiel^
/ol^aufeS ben geitpunct bi§ lief in ben SBinter l^inein öerrücft. S)ie
gnfcenirung gcrabe biefe§ SBerK liegt mir fe^r am ©erjen, unb
bieg werben ©ie gemi§ begreifen, roenn ©ie e§ gelefen ^aben,
benn e§ prebigt ha^, roaS unjerer jerfa^renen, fic^ felbft 5er'
freffenben 3«t am meiften not!^ tf|ut: ^ietöt! @§ ift aud§
15 bereite, obmol^l jur Qeii nod^ ungebrudft unb ungefpielt, §iemlid^
befannt geworben unb l^at bie übereinftimmenbften Urt^eile, bie
id^ nur beS^alb nid^t anführe, weil id^ nid^t gern mit 9kmen
flappre, öffentlid^, wie priDatim, ^eröor gerufen. 9Kan würbe
c§ nun freilid^ in Wien, attwo id^ e§ nid^t einreid^te. Wie über=
90 ^aupt nirgenbS bi§ auf Berlin, woM geben, benn e§ würbe
Ijier t)on ^olte^ fd^on in gewählterer ©efeßfd^aft — aurf) grau
öon ®oet^e war anwefenb — mit größtem ©rfolg Dorgelefen
unb machte bi§ auf ben l^eutigen Sag Diel öon fid^ reben. Slber
bie fat^olifd^e ©eiftlid^feit ift in Wien je^t fo überempfinbUd^,
«6 ba§ id^ wa^rfd^einlic^ Cpfer bringen mü^te, in bie id^ obne
©elbft5erftürung be§ SBerfö nid^t willigen fann, unb bie man
anberSwo fd^wertid^ für möglid^ l^ölt; id^ fpred^e au§ ©rfa^rung,
benn au§ gleid^em (Srunbe jog id§ im üorigen grü^ling bie
?lgne§, bie fonft öon ^ier au§ bie Siunbe angetreten l^aben
Äo würbe, not^gebrungen surüdt. 3d^ wage bal^er an ©ie bie
93itie, mein SieblingSfinb geneigteft in'§ Seben einführen 5U
wollen; ^rr Marr ift ein SRid^el Slngelo, wie id^ i^n mir
5*
68 416.-417. An Baron Ziegßsar. 16. i 0.-4. 11. 52.
nid^t beffer münfc^c unb id^ benfe, bie 3totte mug auc^ \f)m
paffen, rvk ein bcftettteg SIeib. Sie mürben bem großen 3)tenft,
ben ©ie mir jd^on crtüiefen, einen eben fo großen ^inju fügen,
nnb td^ fd^nteid^Ie mir, ba% bag ©tüdE gerabe 5^re ©efinnungcn
ou^brüdtt. 6
SOJit ber öoßfommenflen §oc^ad^tung
(Sro. ^oc^rool^Igeboren
ge^orfamer
Wien b. löten gr. Hebbel. '
Oct: 1852. 10
Nr. 417. An Baron Ziegösar in Weimar.
$od^bere!^rter §err Saron!
Snbem iäf ^\)mn für 3^re rafd^e SBeontmortung meiner
anfrage l^infid^tlid^ meinet SKid^el 9lngeIo meinen S)anf ah^
flatte, fü^Ie id^ mid^ gebrungen, Ql^nen 9?ad^fle^enbe§ ju er= 15
miebern.
(Sie I)aben gan5 SRed^t, ba§ biefe^ ©tüdt, mie iebcS anbere,
nur bann einen (£rfoIg l^aben fann, menn c§ mit Suft unb
Siebe gegeben mirb. ge^It eS baran bei ber S)irection, \mt i(^
ju öerflel^en gloube, fo fann bon ber ganjen ©od^e nidijt me^r j»o
bie atebe fe^n, benn bie elmaige ©Ijmpat^ie eine§ ein5elnen
©d^aufpieler^ ift ein l^öc^ft jiueifel^after ©rfa^. 3c^ mar barauf
freilid^ bei einem SKanne, ber meine Maria Magdalena in
Leipzig fafl juerfl auf bie Sü^ne brad^te, nid^t gefaxt unb
Nr. 417. H in Weimar, vgl. Sammlung Bovet Et. Chemrey
1885. Nr. 1112. Nachlese I S. 432-434. Antwort auf einen in
Weimar vorhandenen Brief vom 29. Oktober 1852. 22 wie Baron
Zieg^sar schrieb, hatte Marr scheinbar keine rechte Lust, die Bolle des
Michel Angelo zu spielen, weshalb Genast für sie interessiert werden
sollte
4. II. 52. 417. An Baron Ziegesar. 69
niögte e§ nod^ je^t ungern glauben, aber biefer Umftanb allein
reicht ^m, mid^ 5iir ButüdEsie^ung meinet SBerfö 5U beflimmen,
faB§ e§ fic^ beftätigt. 3)te Stitif, bie fid^ mit bem Michel
Angelo fd^on öiel befc^dftigt f)ai, nennt i^n mein ,,^öc^fte§
6 ©rama", unb fie f|at aud^ feine SSorläufer nic^t niebrig geflellt;
fie bejeid^net i^n eben al§ ^ein poetifd^eS Suftfpiel", unb ein
foId^e§ fommt ia nur ju ©tanbe, lüenn bie fomifd^en ©onflicte
fid^ etl^ifd^ löfen. SKe^r, tüie ein ©d^aufpieler, Dom erflen 5Rang,
brennt barauf, ben §auptc^aracter bar5uftetten unb ba§ publicum
to ^at fic^, tüie ^err Don ®oet^e, meld^er ber ^olteifc^en SSor-
lefung in Wien beiroo^nte, gern bejeugen roirb, ebenfalls über
ba§ (Sebidjt bereite auf ba§ ©ntfd^iebenfte au^gefproc^en. 3^
war ba^er öieHeid^t entfd^ulbigt, menn id^ einem ©irector, ber
bie 93ü^ne 5U regeneriren gebenft, burd^ mein ©tüd eine greube
IS 5U mad^en unb feine SJerlegenl^eit 5U bereiten gebadete. 3)od^
aSorauSfe^ungen, mie aud^ in fid^ felbft begrünbet, finb immer
trügerifd^, unb menn §err Marr ben Michel Angelo nid^t gern
in ©cene fe^t, fo bitte id^, mir i^n o^ne weitere JRüdEfid^t auf
§errn Genast gütigft ju remittiren.
so Saffen ©ie mic^, l^od^bere^rter ^err, nun nod^ auf einen
§auptpunct fommen. S4 fnüpfte an bie 5tuffü^rung meiner
Agnes bie Hoffnung, t>a^ ia§> Weimarer §oft^eater fid^ meinen
Slrbeiten überl)aupt je^t öffnen mürbe unb ftü^te biefe Hoffnung
jum S^eil jmar — unb mit greuben, ©ie mögen e§ mir
96 glauben — auf 3^re perfönlid^e ©emogen^eit, jum 3^^eil aber
aud^ auf bie Stellung, bie mir feit Qfa^ren Dom 3n* unb 51ug=^
lanb in ber S)ramatifd^en Siteratur S)eutfd^Ianb^ angemiefen
warb, ©agen ©ie mir, ob id^ mid^ in biefer Hoffnung tdufc^te,
ober nid^t. Söufc^tc id^ mid^ nid^t, fo ift bie S)arfteIIung be§
6 Zieg6sar erklärte den Stoff des Michel Angelo „mehr
für ein poetisches Lustspiel geeignet^
70 417. An Baron Ziegösar. 4. 11. 52.
Michel ADgelo auf 3^rer Sü^ne ein glcid^gültigcr Umftonb,
benn mir !ann e§ ööUig einerlei fet)n, ob ber gaben jmifc^cn
mir unb ^f)x^m ^Publicum burd^ biefen ober burd^ 3ubit^,
©enoüeöa, SRaria SRagbalena, ^erobeS pp fefier gefnüpft mirb.
Söufd^te ic^ mid), fo loerbe id^ bie Slrbeitcn 3^re§ neuen 6
S)irector§ geroife nie mieber burd^ bie 3"f^i^^ui^9 itgenb einc§
©tücf§ bon mir öermefjren; e§ ifl überl^aupt, mie @ie ©elbft
au§ eigener früherer (Srfa^rung miffen, nid^t meine ©ad^e,
3Ranu§cripte l^erum 5U fc^icfen, fonbern i6) l^abe e§ ju allen
Reiten ben SSü^nen-Seitungen überladen, ob fie öon bem, ma§ ^o
id) ber Siteratur übergebe, SRoti^ nehmen moöen, ober nic^t.
Sc^ i)Ci^^ baOei aud) 9Jic^t§ öerloren, benn biefelbe S^i^it^, bie
man in Wien im ^af)xt 1840 o^ne ßroeifet mit größter SRüd*
fic^t^Iofigfeit bei Seite marf, uiurbe neutid^ jum 26ften unb
27ften SRat bei bred)enb Doßem ^aufe mieber^olt, ja fie f)at is
wad) einer SWitt^eilung ber Wiener 5-)of5eitung fc^on bie Sürfifc^e
®rän5e überfd^ritten unb ift Dor Kurzem in 93uc^areft mit
©rfolg gegeben morben. SlüerbingS muß id^ roünfd^en, ^ier
ober bort fiir meine Operationen einen ©tü^punct ju finben
unb ic^ ^offe nod^ ie^t, baß bie 53ü^ne, meldje einem Siic^arb »0
SBagner ju feinem fRed^te Der()itft, aud^ ben bramatifc^en
S)id^ter, meld^er gegen SSorurt^eil unb Sriöiaütöt einen
gleid^en Sampf mit gteid^er äöirtung fämpft, nid^t o[;ne
^ülfe laffen roirb.
§abcn ©ie benn bie ©eneigt^eit meine offene gragc offen »«
§u beantworten; biefen Sßrief al§ einen rein confibentiellen,
nic^t §u ben S()eateracten gehörigen 5U betracfjten; mir ben
SKid^el Slngelo, faH§ ^err Marr ©d^mierigfeiten mac^t, ju
remittiren, unb ©ic^ — ma§ bie ^auptfaCEje ift — überjeugt
5u galten, baß ic^, meld) einen Gntfc^Iuß bie SSer^ältniffc auf so
17 so statt Bukarest
^.—8. 11. 52. 417. An Zieg6sar.— 418, An Kühne. 71
S^rer Seite auä) nöt^ig machen mÖQen, niematS aufhören
roerbe, mit ber aufrid^tigflen unb größten §oc^ac^tung ju je^n
@iD. ^oc^roo^tgcDoren
ge^orfamfler
s Wien b. 4. Nov: 1852. gr. ^ebbel.
Nr. 418. An Gustav Kühne in Leipzig.
SBicn b. 8. 5Roö: 1852.
Sieber Sü^ne!
©ie ^aben mir freunbüd^ft, feit id^ Sinnen meinen ©enoDeüa:^
10 ^rolog fd^idtc, mcl^rmolö ein Sebengjeid^en gegeben. S^ ^offte
©ie biefen ©ommer in Seipjig §u fpred^en. Slber ber SKenfd^
benft nnb ®ott lenft. ©tott nad^ 3)eutf(^tanb luurbe id^ im
3ul9 nad^ Stauen Derf dalagen unb befa^ mir SSenebig unb
äRailanb.
16 S^te le^te Sritif über mid), meifter^aft in ber goffung
roie ^HeS, ma§ öon S^nen au^ge^t, f)abt td^ mir nic^t mel^r
aneignen fönnen. SSiefleid^t mirb fie mir burd^ bie ©rgänjungen,
5 darnach fehlt der Brief vom 7. November 1852 an Hofrat
K. Th. Win kl er in Dresden; Hebbel hatte ihm die , Agnes Ber-
nauer" mit einem Briefe geschickt (wann? war nicht festzustellen)
und Winkler dankte am 2. November dafür, urteilte sehr warm
über das Drama, fürchtete nur für den Schluss des 5. Aktes und
versprach, die Aufführung zu empfehlen, riet aber, Hebbel solle
sich direkt an Herrn von Lüttichau wenden. Darauf antwortete
Hebbel am 7. November, wobei er einen „Tag aus seinen Jugend-
jahren'' erwähnte, der »eine Bekanntschaft mit Winkler (Th. Hell)
bewies, was diesen sehr freute; 7. November 1852. schrieb Hebbel
auch an Herrn von Lüttichau in Dresden, da er die »Agnes
Bemauer" sandte
Nr. 418. H bei A. Meyer -Cohn in Berlin. Bw. I S. 441 f.
10 muss heissen:
72 418. An Gustav Kühne. 8. 11. 52.
weld^c meine fpätcren Slrbeiten mööIic^riDeife ^cröor rufen, ju*
gänglid^. S^atfäc^Iid^e 2^t:tpnier tnitt iä) bod^ in Sfirje berief«
tigcn. S)er 9lu§fprucl^, bog e§ ©tüdfe gebe, benen gegenüber
nur bog 5ßubticum burc^faDen fönne, tl^at id^ aUerbingS, ober
bei (Selegenl^eit eine§ 3)rama§ öon §einric^ Don Steift. §oben b-
bie SBiener ©fribter, unter Slnful^rung be§ ©lenbften oHer
©lenbeu, be§ Mons. SonbeSmonn, bo§ ®egent^etl in bie SBelt
l^inouS gefd^rieben, fo boben fie gelogen, ttjie fie benn über«:
l^oupt feit So^ren mit menigen Slu^nol^men über micf) fein
mo^re§ SEBort me^r fogen. SWein ^erobeS ^ot bei ber erften i*
S)orfteHung in SBien freiließ nid^t beroufc^enb gemirft; ba§
fonnte er nid^t, gan§ obgefel^en öon ber obfonberlid^en 93c:=
fcfjflffenl^eit be§ S)orftelIung§abenb§, megcn ber burd^ ben Stoff
gebotenen ©oncentrotion unb megen ber Dielleid^t ju ftol5en
SSevfd^mä^ung offe§ Seimerfö, oöeS 5ßu^e§ unb oöe^ 5ßrunl§. i^
Slber mo^rlid^, er brong immer nod^ tief genug einl äöieber*
f)oU fonnte er nic^t gleid^ werben, toeit om folgenben Soge eiu
5Paar ber erften SRittoirfenben nocf) DImü5 berufen mürben,
um bort öor'm Soifer 5u fpielen. ®rft ju 5ßfingften mor bo§
bi§ bo^in immer jerriffene ^ßerfonal mieber beifommen unb auf »o
ben jmeiten ^fingfttog fe^te §err Don §olbein mein <Bivid
oud^ gleid^ loieber an. Slber id^ felbft bot, nun e§ bod^ einmol
fo longe gebouert ^otte, um SSerfd^iebung bi§ jum §erbft, unb
im §erbft begonn ein neue§ ^Regiment, melcf)e§ bie SJer*
pflid^tungen be§ oUen nid^t mel^r onerfonnte. 93räd^te mon i^n s»
je^t loieber auf bie Sü^ne, er ^ätte ficfjer ein gan5 anbere§
©d^idffol, olg bie i^m nod^geal^mten „SKoHoböer", bie geftern
Slbenb über bie ^Bretter gingen unb bie eine 9?ieberIoge erlitten,
wogegen feine etrooS fü^Ie Slufnol^me ber glänjenbfte ©ieg mar.
5 vgl XI S. 350 über den „Zerbrochenen Krug" 27 von
Otto Ludwig, bei der ersten Aufführung abgelehnt
8. 11. 5>. 418. An Gustav Kühne. 73
9luf ber Sifte bcr ©id^ter, bic meine ©d^üler fet)n follen, ber^
migte iä) mand^en SRamen, ber ba^in gel^ört, unb finbe ben
bon ©ieömuub ©nölönber. 2l0er ©nglänber mar fertig, e^e er
mid^ fennen lernte unb empfing nie üon mir einen beftimmen*
oben (ginbrudE, mie fid§ 1848 nur ^u beuttid^ jeigte; übrigen^
gab er fid^ nie für einen ^robucenten unb für eine bebeutenbc
Sßatur ^alte ic^ i§n nod^ je^t. SKein 9Wo(oc^, bon bem brei
5lcte bollenbet finb, mag fid^ felbft rechtfertigen; ein ©d^Iug
au§ einer einjigen ©cene auf ba§ (Sanje mar bod^ bießeid^t
io gewagt. S)oc^, hiermit überfc^reite id^ ben Srei§ be§ %f)aU
fäd^Iic^en.
3c^ fenbe S^nen ^iebei ein ©y. ber 5Igne§ Sernauer; erft
in biefen lagen lieg ic^ fie brudfen, meit bie 9?ad^frage fid^
me^rt. $ßrüfen Sie nun felbft, ob ^ier ein SSater an feinem
16 Sol^n ,,^erum ejperimentirt", ober ob ein gürft, ber 2lIIe^ auf*
bietet, mag er fonn, um fid^ ben legten ©d^ritt ju erfparen,
ber einen neuen S^ronfolger ernennt unb Sllbrec^t mit beiben
§änben bie Pforte jum ^ribatleben aufftögt, mit ©c^merj, aber
freilid^ a\\<i) mit ©ruft, feine 5pf(id^t erfüllt. 3d^ glaube ba§
Äo Sediere unb id^ bin aud^ ein äRenfd^, ber fid^ nic^t in unbe*
ftimmten ®efü§Ien ^erum treibt, fonbern e§ fic^ fauer merben
lieg, fid§ felbft unb feine $ßoefie mit ben leitenben ©efe^en ber
SBelt in (ginffang ju bringen.
gür bie ©uropa ein fleine§ ®ebid^t, eine mir felbft fe^r
B6 liebe gruc^t beö $erbfte§; big je^t bie einjige.
SWeiner armen grau ge^t e§ feit SKonaten red^t fd^Iec^t;
fie leibet fortmöl^renb am Äopf unb fc^Iäft faum eine SRac^t.
©e^en ©ie ^erjlid^ gegrüßt!
äo gr. ^cbbel.
74 419. An Adolph Pichler. 12. 11. 52.
Nr. 419. An Adolph Pichler in Innsbruck.
SBien, b. 12. SWobembcr 1852.
Siecht \tf)x f)ai mic^ ba§ §eft ber ^iflorijc^^püUtifc^cn
Slötter ber ^erreu $ß^ilipp§ uitb ®5rre§, maö fic^ mit S^rcn
beibcn Srod^ürcn befc^äftigt, intereffirt. SDcr SSerfaffer ift o^nc*
Bnjeifel ^err S^rcfe; er liefert, mie ic^ burd^ Bi^fott tütx% feit
gal^ren jolc^e Slrtitel, oud^ fc^tiefee id^ e§ au§ bem ©t^I, ber
gebrungener unb marfiger ift, mie gemö^nlid^. SBenn ic^ midj
nic^t irre, fo lief biefer SKonn iiebft feiner ganjen ©c^aar
baDon, Äaifer unb 5Reic^ i^rem eigenen ©c^icffal üOerlaffenb unb m
nic^t einmal S^^Q^ unb geber me^r brauc^enb, al§ @ie ©id§
an bie ©pi^e ^f)xtx SanbSmannfc^aft [teilten unb mit bem
©c^mert au^jogen, um bie ©ränjen Sv)rül§ gegen melfc^e Ueber^
griffe noc^ 9Kanne§ ^rt bert^eibigen p Reifen, unb al§ ic^ ber
„3lug§burger ^lügemeinen Leitung" mit meinet 9?amen^ Unteres i5
fd^rift eine SJei^e Don 9lrtifeln lieferte, um bie immer fteigenbe
SBiener Slnarc^ie in i^re ®ränjen jurüct ^u roeifen.
©ie festen \f)t SeOen ein unb muffen fic^ roacter gehalten
^aben, benn ein aKilitair^Crben fdl)mücft ^f)xt Söruft; aud^ mein
5ßoften roor nidl)t ungefä^rlidl), benn uic^t allein mit ®algen »>
unb SRab mürbe ii) in anoni)men ©riefen bebrol)t, fo bag bie
äReinigen mid^ befd^moren, bie ©tabt ju berlaffen, fonbern in
ben legten S^agcn mürbe auf offener Strafe nod^ mir ge=
fc^offen, fo ba§ bie SSugel mir ^art am Dijxt borbei pfiff. @§
mag für bie S)abonläufer, bie fic^ feig unb c^aracterlo§ an »s
jeber Xi)at Dorbei bröngten, je^t rec^t bequem fein, unferc
Nr. 419. H unzugänglich in Weimar. Bw. II S. 397 f.
;S vgl. Bd. 30. S. 368—392 (und 31, S. 390) über Pichlers oben
B. IV S. 248, 12 genannte Schrift 19 den Orden der eisernen
Krone erhielt Pichler als Hauptmann der Studentenfreiwilligen
für seine Verdienste in den Kämpfen
12. 11. 52. 419. An Adolph Pichler. 75
^anbümgen 511 öcrbre^eh unb ju öcrböc^tigen, um bod^ aud^
i^re eigene roert^e ©yiftenj einmal mieber in ©rinnerung ju
bringen; man brandet ja bloß um ju reüffiren Don ben Vim^
ftänben unb SSer^ättniffen, bie überall bie menfc^Hc^e Il^ötigfeit
6 bebingen, abjufe^en unb un§ ftatt be§ 9teöoIution§=S(l^aupIa^e§
einen ^örfaal oI§ Serrain unter 5U fd^ieben. SSertrauen lüir
aber, bag bie SRänner, bie ba§ @taat§ruber lenfen, ätuifc^en
SBorten unb Saaten p unterfc^eiben miffenl SBcnn ic^ übrigen^
erftaunt war, fold^c ®iatriben an ^f)xe eben fo befonnenen, a(§
io ma^Dodcn Srod^üren gefnüpft 5U feigen, fo merben ©ie ©ic^
ebenfoHg nid^t menig wunbern, menn ©ie beretnft meine „'iMgneS
)öernauer" fennen lernen unb fid^ babei erinnern, bag ba^felbe
Journal über biefe ben ©tab brad^! SSon irgenb einer ®r=
mieberung ober irgenb einer öffentlid^en SRotijnal^me barf unb
15 fann natürüd^ nic^t bie Siebe fe^n; jc^Iimm müßte e§ fielen,
menn e§ nöt^ig märe.
S)iefe Sritif, al§ ein Beiden ber 3^^*^ W i^^c relative
SBid^tigfeit; ebenfo ber Srief be§ Seamten, ber bem „5|5f)ünij"
einen Sßorrourf barau§ mad^tc, baß er feine goi^tfe^ung ber
so SuUa:=Sritif folgen ließ, dagegen motten mir bie SBiener
Siteraten ein für alle 9WaI in unferer S^orrefponbenj begraben;
fie finb ju armfelig unb e§ mäc^ft fd^on ein neueS ©efc^led^t
l^eran, ba§ i^nen balb über ben Sopf fufen mirb. 3d^ fann
faft öon ^ehtm fagen, baß er öor mir gefroc^en ift, natürlid^
«5 mit äRanufcripten unterm 2lrm, benen id) ben ©tempel ber
SKeifter^afttgfeit aufbrüdfen follte. ^er gute alte ©riHpar^er
unb feine Soßegen entlaffen feinen ungetroftet; mer al§ bloßer
Sljpirant jmeifelnb über bie ©d^meüe tritt, ge^t gcroiß al§ §ero§
bon bannen, benn ba§ S)ipIom ber SSortreffUd^feit mirb nie
30 bermeigert. S)a fehlt'S benn natürtid^ nic^t an Seuten, bie ben
SBei^raud^feffel fd^roingen; bie eigene ©jiftenj ift ja bon ber
13 vgl. Historisch-pol. Blätter Bd. 29 S. 572 f.
76 419. An Pichler.— 420. An Laube. 12. 11. 52.
®ottc§ abhängig. ^6) nieincrfeitS fenne bic§ SKittcI, fic^ bcn
Slücfcn toaxm ju galten, and) rec^t gut; ic^ bin aber bcr
SKeinung, bafe neft^ctifd^e Urt^cilc fo gut, toie icbe§ nnbcrc, bic
ct^ifd^c SScranttoortüd^feit in fic^ {daließen, ic^ fc^nub^re bei bcm
©cbnnfen, bafe auf meinen 2(u§fpruc^ ^in irgenb ein unreifer 5
äWenfc^ feine 3"l""ft ciuf ein Salent grünben fönnte, bo§ er
nid^t befi^t, unb lobe nur, roa^ Ibblxd) ift. 2)a§ mac^t mic^
ber^agt unb e§ ift eine einfache go^Ö^, bng man mid^ ju h\^
crebitiren fud^t, benn menn id^ 9Zic^t§ me^r gelte, mirb meine
SKeinung natürlich auc^ nic^t mel^r fc^oben. @§ märe jum lo
Sad^en, menn e§ nid^t feine tragifd^e (Btiiz ^ätte. Uebrigen§
blamiren bie guten g^^eunbe fid^ bei jeber ©elegenl^eit. ©o
pofaunten fie eine JJad^al^mung meinet ^erobe^, ^bie äRocco*
bäer", brei SKonate lang at§ ein nie bageroefeneS äReifterftütf
ou§, unb mie ber Sag ber ^uffü^rung fommt, fällt e§ burd^ is
mie eine $ßred^tleriabe, am eigenen Sombaft erfticfenb. S)agegen
mürbe bie lange jurüdfgefe^te „^ubitl^" in Dierje^n Sagen ^mei
9Kal mieber^olt unb e§ mar iebe§ Wal öoH, mie bei einem
neuen ©tücf. Ku^ moHte bem „$ß[)önij'' ein Steferot über ben
SSorgaug liefern, id^ mei^ nid^t, ob er SBort §ieU. so
Nr. 420. An Heinrich Laube in Wien.
®ern l^fttte id^ ©ie, SSerel^rtefter, gefproc^en, aber e§ mar
mir nid^t moglid^, @ie auf ^f)xzm Süreau ju ermifc^en; ©ic
maren entmeber nod^ nid^t ba ober fc^on fort.
S^ lege 3^nen Riebet meine abgeönberte Slgne§ 93ernouer J6
bor. 3ebe§ NB be§ §errn ©rafen ift berüdffic^tigt unb, mie
13 von Otto Ludwig, vgl. B. V S. 72, 27 17 vgl. B. V
S. 63, 18 20 Schluss fehlt im Bw.
Nr. 420. H bei Max Kalbeck in Wien als S. 33 und 34 be-
zeichnet. Neues Wiener Tagblatt. 1891. N lb9. Nachlese I S. 434 f.
12.— 17. 11. 52. 420 An Laube.— 421. An Hardtmeyer. 77
id^ ^offc, erlebigt morben; xä) ^abt bie bon i§m gwnac^ten
Scmcrfunöen öor 2lbfenbung be§ in feinen §änben be=
finblic^ geroefcncn 9Jtnnn§cript§ uac^ ©tuttgort forgfältigft
notirt unb in bQ§ jc^igc gcbrudEte (Sjemplor übertragen.
s ©eine ©jettenj fann fid^ barnuf uerloffen , bog nid^t bie
Hcinfte übergangen mürbe; faft überall l^abe ic^ bie gemig^^
billigten ©tetten geftrid^en; nur jmei finb fielen geblieben,
obgleid^ nid^t o^ne bebeutenbe SlÄobificationen unb bie finb
gcmig nur beanftänbet morben, meil ber fünfte Slct nod^ nid^t
10 gelefen mar.
S§un ©ie nun ein Uebrige^, id^ erfuc^e @ie barum!
®ieg ©tüdf burd^jubringen , fann ^^nm bod^ unmöglid^
fc^mer faden, unb feine SBirf famf eit , felbft bei mangels
l^aftefter ©arftedung, l^at fid^ erprobt, ©ie mürben mir einen
16 ®ienft bamit ermeifen.
3^r ergebender
b. 12/11/52. gr. Hebbel.
Nr. 421. An Dr. Hardtmeyer in Hamburg.
Wien b. 17 Nov: 1852.
^ ©eel^rtefter §err!
S^re 9?ad§ric^ten l^aben Dor einiger ßtii einen 2tu§5ug au§
einer über mid^ in ber Revue des deux Mondes erfd^ienenen
2lb^anblung be§ §errn 5ßrof. St. Rene Taillandiär gebrad^t.
14 Laube schreibt mit Bleistift an den Rand: „Nein.*'
Nr. 421. Nach einer eigenhändigen Abschrift Hebbels, ^b«
fd^rift. $crrn Dr Hardtmeyer in Hamburg. Nachlese I
S. 435—437. Hardtmeyer war Redakteur der Hamburger Nach-
richten. 23 Le Th(§atre Contemporain en AUemagne. M Fr^d^ric
Hebbel. 1852. IV. S. 519-557
78 42J. An Dr. Hardtmeyer. 17. 11. 52.
SBa^rfd^cinüd^ ^ot er im gcuilleton öcftanbcn; id^ bcfomme S^r
93Iatt nic^t 511 ®efid^t unb bin i§m nur in bcr Dftbeutfc^cn
$ßoft begegnet. 3(^ bin überzeugt, bafe ©ie biefcn 9lu§jug üor
bem SDruc! nic^t gefe^en ober tt)enigftcn§ bod^ mit ber 2lb§anb^
lung felbft nid^t öerglid^en l^aben, benn er ift bon bem einen 5
(gnbe bi§ jum onbern entfleflt nnb berfälfd^t. SBer i^n lieft,
foßte glauben, bafe ^err Prof: Taillandi^r bie gonje 5)eutfc^e
Siterotur ber ®egenlt»nrt in ber Revue des deux Mondes gelobt
unb mid^ oUein getabelt ^obe, möl^renb er, gerabe umgefel^rt,
öon aüen feit Sd^iHer aufgetretenen ^ramatifd^en ^ic^tern faft to
m\6) oHein gelten läfet. 3Ba§ S^r g^uißetonift au§ gejogen
\)ai, finbet fid^ oHerbingS t^eilroeife in ber Slb^anblung, aber
e§ finben fid^ anbere S)inge baneben, unb jnjar folc^e, meiere
bie 5Iu§fteIIungen me^r, al§ aufiriegen. (£§ ge^t ber 9lui$fpruc^
öor^er, ta^ ein einziges ber öier ©tüdfe Subita, ©enobcba, 15
§erobe§ unb 2lgne§ Sernauer ^inreicbe, mid^ ber gamilie ber^^
jentgen 3)ramatifer einzureiben, ber ©dritter angehöre u. f. 10.
e§ folgt ber 9(u§fprudö, bog ic^ nur bie SÖietbobe ju tned^feln
unb ben in jenen öier ©tücfen bereits betretenen SBeg einju^»
l^alten l^abe, um Europa einen ©id^ter ju geben. 2)iefe beiben 20
3lu§fprüd^e, fe§r pofitit) unb l^öd^ft anerfennenb, tnie e§ fc^eint,
l^at 3]§r geuittetonift auSgelaffen unb ben relativen lobel al§
abfoluten ^ingefteUt, ja, bamit nod^ nid^t jufrieben, ein bon
§errn $ßrof: Taillandie'r citirtes SBort üon Gervinus ol^ne
SBeitere§ umgebre^t. ©ieg SBort giebt ^err 5|5rof : Taillandiör, 3/5
ber e§ au§ mir unbefannter OueKe gefc^öpft ^aben muß, freilid^
felbft nid^t bud)ftäblid^, aber man üergleid^e ba§ franj. Original
20 „11 donnera nn podte ä TEurope" schliesst der Aufsatz
24 ,Fr6d6ric Hebbel est un arbre vivace, un tronc plein de s^ve,
qui est press6 et comme 6toafr6 par des lianes, par des bruy^res
et des ronces"
17. 11. 52. 421. An Dr, Hardtmeyer. 79
mit bcr 5)eutfd)cn Ucberjc^unö, unb frage [xä), it»ic e§ um bie
Soiigruenj fielet.
3d^ braudjc ben 3^^^* meine» öeöenmärtiöen 93riefc§ nun
ttjol^t faum nod^ au§ ju fpred^cn. 3^r geuiDetonift mog au§
« eigener SKeid^tboHfommen^eit Urt^eite über mic^ fällen, ttjie e§
i^m beliebt: ic^ l^abe nic^t ba§ SKinbefte bagegen unb fürchte
nid^t einmal, bag fie ouf meine Hamburger greunbe bebeutenb
einroirfen. 2lber id^ laffe e§ mir nid^t gefallen, bag er bie
Urt^eile ö'on 9Kännern, tnie St Een6 Taillandiör unb Gervinus
loberfälfd^t unb entftellt. ©ie mürben nid)t crfrod^en nnb
erfc^Iidjen; id^ fenne Seinen ber beiben SWänner perfönlic^, ic^
flanb mit Keinem öon i^nen in ber entfernteften SSerbinbung,
bis auf bie, t>a^ 16) bem ^errn $ßrof: St Renö Taillandi^r,
bem id^ niemals auc^ nur ein 93u(^ ^ugefc^icft l^atte, auf feinen
16 mir im ^uguft au§ Montpellier gefd^riebenen freunblic^en 93rief
freunblid^ antwortete, ©ie mürben frei nnb au§ eigener 93e:=
mcgung abgegeben unb l^aben beS^alb um fo größeren SBert^
für mic^. 3^^ ^itte baljer, fo ^öf(id§, al§ ernft, um einen ^ct
ber ©erec^tigfeit, natürlid^ barin befte^enb, bag jener ^luS^ug
ao öerbollftänbigt, bo§ bem relatiben Sobel ba§ abfohlte £ob l^in^
ju gefügt unb bafe ba§ mirfüd^e SBort öon Gervinus mitget^eilt
merbe. 3ubiefem Se^ufe lege id^ bd unter Sreujbanb: bie
Nr. ber Dftbeutfd&en 5|5oft, meldte ben ^uSjug ber 5Wad^ric^ten
enthält; bie N: ber Wiener ßeitung, meldte einen unport^ei^^
25 ijc^en StuSjug bringt unb bie N : ber Oftbeutfd^en $ßoft,
1 ©in 2öort t)on ®crt)tnuS , in n)eld)cm Hebbel mit einem
lebcn^fräftigcn S3aum t)crglid)cn roirb, ben üppige ©d^linggcroäd^fc
ntcbcrgubrüicn unb gängltrf) gu erftirfen brol^en 16 vgl. B. V
8. 25, 29, der nicht erhaltene Brief lässt sich aus Taillandiers
Aufsatz zum Teil herstellen, vgl. Anhang 23 |N.;* 264 vom
11. November 1852 24 N. 273 vom 14. November 185?.
8. 317 f.
80 421.AnHardtmeyer.— 422. An Kühne. 17.-19.11.52.
meiere ba§ bem Original - ©rief entnommene SBort öon
Gervinus giebt.
3e fefter xä) noc^ meiner S*enntni^ be§ e^renroert^en §Qm=^
burger Sl^arocterS überjeugt fe^n ju bürfen glaube, baß @ie,
gee^rteper ^err, bem ganjen SSorgctng böttig fremb finb, je &
fic^rer red^ne ic^ barauf, baß bie nöt^ige Serid^tigung in ber
ndd^ften N: 3^re§ 93Iotte§ in angemeffener, neue ©el^dffigfeiten
auSfc^Iiegenber gorm ©tatt finben unb baß mir jum Seroeifc
ein (£j. jugefanbt it»erben mirb. 3n biefer SSorau§fe^ung bin ic^
mit aufrid^tiger ^od^ad^tung lo
S^r ergebender
gr. §. Dr. phil.
Nr. 422. An Gustav Kühne in Leipzig.
SBicn b. 19ten 3?oD. 1852.
2ieber Äü^ne! is
S^ren mert^en Srief empfing ic^ sugleid^ mit ©riefen au§
(Stuttgart öou ®runert, 2öroe unb bem S^tenbanten ®att, bie
mir einftimmig berichten, baß 2lgne§ ©ernauer bort am 14ten
mit größtem ©rfolg über bie ©retter gegangen ift. ®runert,
1 N. 267 vom J 4. November 1852: ®crt)tnu§ über Hebbel.
Söir tl^eiltcn nculid^ au§ ben „Hamburger 9flaci)rtci)tcn" einen 3lu§*
fprud^ oon ®ert)inu§ über ^cbbcl mit, ber bem ncueften $cft ber
„Sfleouc bcS beuj ntonbc§" entnommen mar. tiefer 3lu§fprud^ lautet
aber, mic mir au§ bem Origtnalbrtcf oon ©eroinuS erfüllen, gerabe
umgefcl^rt, unb gmar: „(5ic fragen mid^, c§ fd^cint mit einiger ©e*
forgniß, um meine 9Jleinung über ^cbbcL ^^ müßte mol^I feine
©tnnc gum S3crgleid^cn l^aben, menn id^ nid^t ancrfcnnen foüte, baß
er mie ein 93aum unter bem oielen ©eftrüppe unferer ^ramatifer
i)eroorragt." 12 am Schluss der Seite mit Bleistift: ^n bie
^amb. JJtad^rid^ten
Nr. 422. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. I S. 442.
19. 11 52.
422, An Gustav Kühne.
81
beffm ^erfönlid^e SlnnÜ^eiung mtd^ ungemem erfreut, ft^ncfjt ton
einem gldn^enben ©ieg; 2ötre f^teiöt, feit ^n^ren ^aht fein 3)rama
fü burEffgegriffen; @aH nennt fie ein un^tüeifel^afteS 3fte))ettoites
nnb ^affeftüd S^^ei B^i^B^J' bereifen, unb [)iet finb bret,
B S^ice Stnftßge megen 1>l6brudEj be^ erften 5kt§ ^a&en Sie
geftcßt, bebor ©ie bal ganje ©tud lannten. Sc^ öntroarte
;3f)ncn, bog id^ ÜJIrfjt^ bogegen I^Q&e^ memi ©ie ba§ ©tut! billigen,
mie ben ^tt unb e§ unter S^i^en Sd^ilb ftetten, inbent ©ie eine
(Sinteitung bap [«^reiben, in toelc^er Sie bie§ au^fpred^en. 3)a§
10 ft^eint mir nac^ 5IIIcm, mal Uorl^er ging, notl^iümbig, menn ic^
ein Fragment mm Stapel laufen (äffen füll-
S^re 3icbe über Sc^iHer ^abe i(^, fo fe|r bie ©tunbc üuii^
brängt, rof[f| getefen; fie ift )d )tia^r, qIS fd^on imb bü§ miü
öiel fegen.
jc SBenn Sie ntid^ f, % mit einem ®y. 3C}rer (Juropa
bebenfen n^oHen, Jo merben meine 9la(f|baren, bie ^erreit
Tendier et Scheffer, fie gern für mid^ entgegen nebmen.
!5ubitfj machte mir neulich ben ®paft, bog fie fid^ in bet
dürfet (in ©uc^areft) anf'^ J^eoter \ä)i\ä^.
m S5on §erjen, mie immer,
3r. §e6beL
2 Grunert beginnt seinen Brief: SBir beben einen gftin^enben ©ieg
gefeiert; Löwe, der einen Theaterzettel achickt, schreibt dazu: ha%
bie ^DrfteClung not gang DDtlcm §aufe unb mit bem firöftteti
jtt ent|a[iaftif(^fm SBeifoHe ftattfanb. ^ac^ bem legten xJtillen bess
SBoi:|ang§: ftürmif(!§ei; Stpplauä unb ©ranorufenl , > . 3Ba§ \di
uür^ergcfagt: ink fiepten unb ^abcn glän^enb gefiegtl ... ©dt
JJü^ren b^t fein ©tüdE l^ier f o eingef (plagen I t. Galt meldet n. ä, ; S31it
einem 39ä ort: ©ie bürfen pfncbm feinl ^ufe mir in 3fb^er %neS
ein Sflqjertoir^Stiid ett) alten l^aben, banfe \<^ 3bnen üom ganzen
^et^en. 8 die „Europa"^ brachte am 9. Dezember 1852 den eraten
Akt der „ Agnea" mit einer VorberaerkuDg MhneSt vgh lU S. 440 f.
^ebBet, Briefe T. 6
82 423. An Baron von OalL 20. 11. 52.
Nr. 423. An Baron von Grall in Stattgart.
^od^ücrel^rtcr §crr Saron!
gi^rc geneigte Swfc^rift ^at mir bie größte greubc gemacht.
ffhm, ia^ braud^e ic^ ^f)ntn nid^t erft ju fagen, unb ic^ nel^mc
bie gebcr auc^ feine§tt)cg§ in bie §anb, um bieg ju t^un. aber s
e§ treibt mic^, S^nen fogleid^ au§ öottem ^erjen bnfür ju
banfen, baß @ie ein ©tüd unter Sl^ren Sd^u^ nal^men, bcm ju
Anfang freiüd^ nic^t ber fd^Iimmfte, aber boc^ aud^ nid^t ber
befte ©tem leud^tete. Sc^ meiß gar mo^l, toa^ alle bie S)inge,
bie ©ie in großmütl^iger ©elbftöeriftugnung nur faum ober lo
gar nid^t berül&ren, ju bem ©rfolg eineS bramatifc^en 3Berfö
beitragen, fetbft bann, menn e§ an unb für fic^ nid^t gan§ »er*
merflic^ fe^n mag. S^ ft>cißf tt)a§ eine öortreffüd^e gnfcenirung,
eine angemeffene ^ilu§ftattung unb eine 95efe^ung, mie bie S^rige,
bebeuten; id^ l^abe e§ an biefem nämtid^en (Bind erfal^ren. S)arum ib
t^eite ic^ ben Slbenb in öottfter Slufrid^tigfeit mit S^nen unb
^^xtn au§gejeic^neten ^nftlem unb fürd^te fe§r, bie Sinie ber
Sefd^eibenl^eit fd^on baburd§ ju überfc^reiten, inbem ic^ mir bod^
immer nod^ ein 2)rittel anmaße. S)enn ber S)ic^ter giebt
allerbing§ bie ©eete, aber tt)a§ ift fie o^ne ben Körper, burc^ «o
ben fie allein fid^tbar toirb? SBa§ Reifen 9lbem, Sterben unb
©eignen, nod^ fo lunftreid^ gefponnen unb mit einanber ber*
flod^ten, loenn ber eleltrifc^e gunfe nic^t hinein fäl^rt unb 9ltte§
in ©emegung unb Sil^ätigleit berfe^t! SBie gerne märe i^ an*
Nr. 423. H unzugänglich. Frankfurter Zeitung. N 235.
Abendblatt. Dienstag, 25. August 1903. Am 14. November 1852
war Stuttgart den Bühnen in München und Weimar gefolgt.
13 Gall rühmte, wie Löwe, die Regie Gmnerts und hob die Aus-
stattung hervor 14 Gmnert als Ernst und Löwe als Albrecht
waren yortrefPlich, Dlle. Siber als Agnes gut, die Aufführung fand
an einem Sonntag statt
20.— 25. 11. 52. 423.— 423a. An Baron von Gall. «3
mcfenb gcmefen! aber tro^ ©ifenbal^nen unb ^ampffd^iffen unb-
tro^ ber SSerfid^crungen ber ©eutfc^en ^^üofopl^en finb 3iaum
unb 3^it immer nod^ nid^t übermunben. 3d^ bin überjeugt,
bie 2)arfteIIung ber §auptd§aractere mürbe mir, mie e§ mir nod^
simmer gefd^a^, für mein eigene^ SBerf inftructib gemorben fe^n;
benn auf ben beiben Sühnen, bie üorl^ergingen, f)ai man e§
ttjo^l gegeben, ober nic^t bargeftellt: e§ fel^Iten bie Gräfte.
dloi^ einmol, ^od^bere^rter §err 93aron, genehmigen ©ie für
bie liebeöolle Slufnal^me unb 5ßffege meinet £iebüng§finbe§ —
10 bo§ ift bie 3tgne§ ©ernauer — meinen märmften ®anf, unb-
laffen ©ie mic^ ^offen, ba§ ©ie mir 3^re mert^boßen ©efinnungen
aud^ für bie S^funft erhalten.
SKit ber boHfommenften ^od^ad^tung
®uer ^od^roo^Igeboren
15 gan§ ergebenfter
SBien b. 20. SRobember 1852. gr. ^ebbel.
Nr. 423 a. An Baron von Gall in Stuttgart.
®tt). ^od^mol^Igeboren
l^abe id^ bie (£^re, l^iebei über ha^ mir geneigteft für
;8obie S)arftettung be§ Srauerfpietö Agnes Bernauer auf
bortiger ^ofbül^ne überfanbte Honorar öon 8 Louisd*or
16 darnach fehlt der Brief vom 29. November 1852 an Theodor
von Witt, Nachfolger Haimers am deutschen Theater in Pesth; er
hatte 30 fl. für die „Judith" geschickt
Nr. 423 a. H im Besitze eines Autographensammlers, mir
mitgeteilt von Dr. H. H. Houben in Berlin. Von fremder Hand
steht am Kopf des Blattes: Hebbel 857 prs. 29. Nov, 1852, und
weiterhin: adact. Adressat nicht genannt, es könnte noch Grunert
oder Löwe gemeint sein. 21 sie wurde ausgeboten von Stargardt
Kat. 213 N. 135
6*
84 423a. An von GalL— 424. An Gerold. 25. 11.-3. i 2. 52.
eine duittung ju fibcrmac^cn unb meinen beftcn San! ^inju
ju fügen.
fSlii ber au^gejetc^netften ^oc^ad^tung
(£iD. ^od^mol^Igeboren
Wien b. 25flen Nov: ganj crgebcnfler 6
1852. gr. Hebbel, Dr phil:
Nr. 424. An Karl Gerold in Wien.
Wien b. 3 Dec. 1852.
Stuf bie gefäßige Sujd^rift öom 27ften b. SR. crmiebere
ic^, bafe id^ nteinerfeit§, mie td^ münblid^ fd^on auSfprad^, mein lo
9Kögtid^fte§ t^un iperbe, bie ©efammt^SluSgabe ber geud^terS*:
lebenfc^en SBerfe jum enbUc^en 9tbfc^lu§ ju bringen.
®ie mir jugefd^idEten SJebifionen beförbere id^, inie S^re
©ruäerei ja miffen mu^, faft auf ber ©teile; bie Stbfaffung ber
bon mir ju liefernben ©fijje erforbert aber Sdi, unb um fo 15
mtf)x, afö ber ©egenftanb mir gebietet, ftatt einer leidster l^er ju
ftellenben felbftänbigen Strbeit, ein SRofailftüä au§ ben
mir borüegenben gragmenten unb 9tp]§ori§men jufammen ju
fe^en. 3d^ muß ju bem Stotd alle fieben Säänbc öon 9tnfang
biä (Sttbe mieber burd^Iefen, mag allein 14 Sage loften tovtb,8o
unb in einem SRoment, mo iä) mit eigener $ßrobuction befd^äftigt
bin, ein fd^mer miegenbeS Opfer bon meiner Seite ift. (£§ fott
jebod^ gebrad^t tnerben, unb iä) miß bie ©fijje beginnen, fobatb
id^ mid^ bon ber Unpäglid^feit, an ber id^ feit ad§t Sagen leibe,
l^ergefteöt fül^Ie. 3hir fann ic^ bie ®rö§e ber mir nötl^igen »s
Nr. 424. H unzugänglich. Nach eigenhändigem Konzept
in Weimar: %^n Ferren S3erlag§bud^]^änblem Gerold in Wien,
SBol^Igcb: Nachlese I S. 437 f. 16 f. l^er gu ftcaenben über 5u
fc^retbenben 17 reflccttrcnbe Slrbcit
3.-11. 12. 52. 424. An Gerold.-425. An Gervinus. 85
grift nid^t borauS beftimmcn unb eben fo menig bic Sogenjal^I,
melc^ Sefetcrc über S^rc ©d^d^ung fomol^I l^inauö gelten, ate
unter il^r bleiben fann.
®a§ Honorar bon 150 fl 0. M. ift anflänbig, alfo genfigenb.
ö SBegen ber möglid^en meiteren 9tuflagen finbc \(S) SRid^tS bcntcrft;
id^ mitt ben $ßunct faöen laffen, mu§ mir bagegen aber, toit bei
meinem Srauerfpiel Herodes unb Mariamne, fo aud^ biefe SRqI
baS Siedet ber Slufnal^me in bie frül^er ober fpäter erfd^einenbe
®efammts9tu§gabe meiner ©d^riften üorbel^alten.
10 S^ ^off«^ ^^ntn burd^ biefe (grmieberung bargetl^an ju
^aben, bQ§ id§ ia^ Sntereffe S^rer SSerlag^l^anbtung unb ba§
ber grau Saronin bon Feuchtersieben mit bcreitit»illiger ^int:^
anfe^ung meinet eigenen nad^ Gräften förbem tt)erbe unb jeid^ne
mid§ ate
16 3^r l^od^ac^tung^bott ergebender
Dr gr. H.
Nr. 425. An Georg Gottfried Gervinus in Berlin.
§od^gee]§rter §err!
erlauben @ie mir, ba§ id^ S^nen atö ein Qtiäjm meiner
so ^oc^ad^tung ein ©jemplar meinet 2:rouerft)iefö Signet Semauer
überfenbe.
®er ®efd^id^t)d^reiber ber Seutfd^en 9?ationoIIiteratur
munbert fid^ üieöeid^t einen 9tugenbtiä über biefe Stnndöerung
eine§ neueren S)id^ter§; aber id^ §offe, aud^ nur einen Singen^
85 iM~ SDenn menn auc^ 9lIIe§, toa^ ©ie über bie Ungunft ber
gegenwärtigen 8rit unb ber SBettlage für bie SBeiter^^EntmidElung
Nr. 425. H nicht zugänglich. Nach Hebbels Abschrift in
Weimar: ^erm $rof: Gervinus, Slbfd^rift. Bw. I S. 45.Sf.
86 425. An Georg Gottfried Gervinus. 11. 12. 52.
unferer ^ocfie fagcn, rDaf)x ift, fo unbebingt ma^r, bQ§ id^ c§
mir lange öor ©rfc^einung S^rcS SBerfö in ber entjc^eibenben
^ifi§ meinet Seben^ felbft fogte; fo fällt boc^ anä) ba§ pf^d^o^
logifd^e SRoment, ber nun einmal fo unb nid^t anber^ befc^affene
SRenfd^, ber bie ü)m angeborene SJid^tung nid^t beränbem fann, b
fd^lt»er in bie SBaagfc^aale, unb ha^ Snbibibuum, ba§ bie un*
ttjiberftel^lid^e JJaturnötl^igung abwartete unb fid^ aud^ bann nod^
in gebü^renber 2tnerfennung ber ^iflorifc^en Situation mit
feiner S^ötigfeit im ^intergrunb l^ielt, bürfte feine 5ßflid^t tx^
füHt ]§aben. lo
S)a§ Stüdf, lt»a§ iii ^^mn öorlege, ift im eigentüd^ften
©inne eine ©c^merjenggeburt. Söngft fül^lte ic^ ben S)rang,
bem alten ^eutfd^en SReicf) einmal ein ^enfmat ju fe^en; bie
legten Dier ^a^xt, lt»o^t bie furd^tbarften unferer ganjen ©efd^id^te,
l^aben il^n frampf^aft gefteigert unb ber Job ber SlgneS Sernauer, xe
in meld)em bie allgemein menfd^Iid^en unb bie l^öd^ften gefett:^
]d^aftüd^en Qntereffen auf entfd^ieben tragifd^e SBeife jum unent*
mirrbaren Snoten jufammen laufen, bot mir für mein ©ebilbe
ben lange umfonft gefud^ten natürtid^en äRittelpunct. ®ie
©mpfinbung, au§ melc^er ba§ BiM l^eröorging, treuen ©ie »o
ganj getoife.
3§r Urt^eil it»äre mir öon großem S33ert§; öon um fo
größerem, al§ eine ®efammtau§gabe meiner SDramatifd^en ©d^riften
beborftel^t, bei melc^er id^ jebeS SBort magrer ^itif in meinem
SRu^en berttjenben merbe, fo meit id^ fann. ^ebenfaHg befriebigte $6
id), ©ie mögen e§ mir glauben, ein aufrid^tigeg ^erjen^bebürfniß,
tt)entt id^ biefe ©elegen^eit ergriff, ^f)mn, al§ ©c^riftfteller, für
3^re fettenen lit. SSerbienfte, bie burd^ S^ren ©l^afefpeare noc^
unenbltc^ erl^öl^t, ja popularifirt mürben, meine SSerel^rung, unb
al§ ©c^Ie§lt»ig=^oIfteiner — id^ bin ein geborener ©itl^marfc^er so
29 popularifirt über gefteigert
J i.— 13. 12. 52. 425. An Gervinus.— 426. An Hehler. 87
— für S^rc treuen Semül^ungen um mein SSatcrlanb meinen
®anl auSjubrüäen.
SRit ber größten ^od^ad^tung
gl^r mal^r^aft ergebener
6 38ien b. 11 »ec. 1852. Dr gr. §.
Nr. 426. An Adolph Pichler in Innsbruck.
SSien b. 13. See. 1852.
S^r ©ebid^t l^obe id^ gleid^ am Siage be§ ®mpfange§ bem
SSonberer ju gefanbt; e§ ift freilid^ biet §u fd^ön für il^n, aber
10 too flnbet fic^ je^t ein befferer $Ia^? gär bie ^itif banle
id^ i^erjüd^, fic ^ai mir inal^rlid^ greube gemacht, fo gut ift fie
gefc^rieben. Sie ©nifd^eibung über S^ren legten SRömerfönig
fonnte mid^ nid^t überrafd^en, tröften Sie @ic^ mit mir, meine
3lgne§ Peruaner ift bereite jum jmeiten 9KaI äurüägctoiefen unb
15 jiuar, nad^bem id^ bie beim erften SKal geforberten ^2lenberungen
gemacht l^atte. 3]§r ©tüdf ift fo bortrefflid^ angelegt unb mit
fold^er Sraft unb SBa^rl^eit burc^gefü^rt, baß e§ fein ©d^idEfal
in fic^ felbft trägt unb fid^ früher ober fpäter auf ber Saline,
mie in ber 2iteratur Sal^n brechen muß. 9Kan mol^nt nur
so fieser in ber eigenen Sl^at, überaß fonft fi^t man jur SKietl^e
unb loirb aufgejagt, tS) man'§ benft. ®ag f^aV ii) in meinen
öierjig Salären, bie mid^ burd^ S3erg unb S^al fül^rten, grünbttc^
erfal^ren; ba§ (Sine an mir felbft, ba§ 3^^üc öu Stnberen unb ber
©a^ mirb fic^ aud^ an Ql^nen beftötigen. SBo finb fie geblieben
Nr. 426. H in Weimar unzugänglich. Mir liegt anch eine
Abschrift Pichlers vor. Bw. II S. 398f. Der Schlnss Euphorien
Vn S. 100. 8 „Die alte Zither« 10 aus dem »Phönix« über
Schads Husenalmanach und die darin enthaltenen Epigi*amme Hebbels
12 „Die Tarquinier^ wurden von Laube zurückgewiesen
88 426. An Adolph Pichler. 13. 12. 52.
üH bie ^apierlroncn, bie Knfö unb rechts um niid^ l^erum öcr*
t^ctft »urbcn, toa^ ^at bie Qxo^t So6^8tffcIuranj Qtnü^t, ju
bcr bie eblen SRitöIteber fo reid^Iid^ bei fteuerten? Sanquerottc
an aßen Sdfen unb ®nben waren ba§ Snbe dorn Siebe. SEBerben
©ie nur nid^t ungebulbig ; e^ man'§ fic^ öerfiel^t, fpringt bie 5
^Pforte, an bie man fo oft öergebenS Ilopfte, öon felbft auf unb
wenn fic^ mir eine ©elegen^eit bietet, S^nen nüglic^ ju fe^n, ma§
boc^ roenigftenS nid^t unmöglid^ ift, »erbe xä) fie augenblidflid^ er^
greifen, ©infhpeilen bejiel^en ©ie ©ic^ auf mein Urtl^eil, mo unb
mann e§ S^^i^ gefaßt. Sonnen @ie'§ — bi§ auf bie Stotij über lo
ba§ Surgtl^eater, bie meiner grau megen megbleiben müßte — in
bie 8tHgemeine S^it^^Ö bringen, um fo beffer! Sie 9Kacca6äer
werben bem $ßublicum mit ®emalt aufgebrungen, e§ l^ilft aber
9tid^t§, menn aud^ in biefer 3^* ^^^ böHiger Seere be§ S^^eaterS
nid^t bie Siebe fe^n lann! 9?eulid^ lub mid^ $ßrofeffor ©tel^ ib
berger jur Sßitarbeiterfd^aft an bem Siteraturblatt ein, ba§ bie
SBiener S^iti^ttg öom 1. Soiiiia^ oii begleiten foH; id^ fd^Iug auf
ber ©teile aud§ ©ie öor unb übernahm e§ ©ie einjulaben. S)iefe
gefd^iel^t benn l^iemit; menn ©ie rafd^ etmaS fenben lönnen,
werben ©ie ©i(^ am beften empfel^Ien, wa§ fid^ eignet, fagen so
©ie ©id^ ia fd^on ©elbft. SKid^ freut ba§ ©anje, in fo engen
©d^ranlen e§ fid§ aud^ bewegen wirb; e§ ift bod^ ein Stnfang.
aSaS ©ie ^aben, fd^idfen ©ie nur an mid§; id^ beforg'§. SSor:=
geftem fanbte ic^ S5«^n unter Sreujbanb bie 3lgne§ Semauer
äu, ©ie werben ©id^ meiner Semerhing über bie SKünd^ner Sln^^ »s
griffe auf biefe ©tüdE au§ einem frül^ren Briefe erinnern unb
wal^rfc^einlid) ein wenig läd^eln. UebrigenS gewinnt bie§ 3)rama
überaß ©oben unb fe^r öiele Seute finben'§ je^t gerat^en, ben
§ut wieber abjujie^en, woju ber empfinblid^e ©d^Iag, ben
5ßrofeffor Saint Eene Taillandi^r in feinem Stuffa^ in ber Eevue so
26 vgl. B. V S. 12 f.
13.— 31. 12. 52. 426. An Pichler. -427. An TaiUandier. 89
des deux Mondes über meine S)ramen für mid^ fül^rtc, ftarl mit
beigetragen ^ben mag, benn biefe gnftanj mürbe früher immer
ate eine infaßible l^erauS geftrid^en unb läßt fid) nun nid^t gut
biScrebitiren.
! SSom ©erjen
gr. Hebbel.
Nr. 427. An Saint-Ben6 Taillandier in Montpellier.
^od^dere^rter §errl
10 ©ie muffen unmittig, menigften§ in l^o^em ®rabe befrem«
bet fe^n, bafe id^ S^nen bi§ je^t ben 3)anl für ^^xt augge^
jeic^nete Slb^anblung fc^ulbig blieb. 8tber ©ie merben mir
Derjeil^en, menn ©ie erfal^ren, ba§ id^ ^^xe fd^öne &abt erft
t)or ad^t Sagen empfing. ®ie Revue des deux Mondes ift in
16 S)eutfd^Ianb freilid^ fe^r ftarl derbreitet, aber fie mirb bod^ noc^
ftärler gelefen, unb ba id^ lein äRitgüeb irgenb eine§ Sefe^»
labinettS bin, fo gel^öre id^ leiber immer ju ben Seiten, in
bereu §änbe fie gelangt.
©elten ]§abe id^ eine fo gro^ literairifd^e greube gel^abt,
90 mie ^f)xt e^aracteriftil mir gemährte. Saffen ©ie mid^ S^uen
^iebei ein ©eftänbnife mad^en. ^t ^öber id^ eine Iritifc^e ^n^
ftanj ad^te, je me^r entl^alte id^ mid^ ber perfönlid^en ^n^
uöl^erung. S^ fefee mid^ lieber ber ©efal^r an^, ganj ignorirt
ju merben, al§ ben unmittelbaren SinbrudE meiner Slrbeiten,
gg feij er mir aud^ noc^ fo ungünftig, burd^ einen ©d^ritt ju
ftören, meldfeer boc^ in ber Siegel ju SKobificationen fü^rt.
Nr. 427. H nicht zugänglich. Nach einer Abschrift Hebbels
in Weimar: Herrn Frof: Saint-Bene TaiUandier in Montpellier.
2rbfd^rift.| Bw. I S. 416f.
flO 427. An Saint-Renö Taülandier. 31. 12. 52.
®ainit cntfd^ulbigcn ©ic c§^ »cnn id^ S^nen bic SSerfud^, benen
©ie ie^t eine fo mo^lmoUenbe S^eilna^tne jutDanbten, nic^t
felbft jujanbte. S^^t aber bitte id^ ©ie um bie Srlaitbnig,
3§nen überfenben ju bürfen, roa^ mix nod^ befd^ieben fe^n mag,
benn ben groBen SSort^il, an fo gebiegener SSUbung, mie bie s
S^rige, weld^e bie ©lemente jiDeier Stationen in innigper 3)urc^
bringung umfafet, meine inbiDibuelle 6nttt)irflung ju prüfen,
mögte id^ nid^t gern mieber au§ ber §anb geben. ^ bin
ba^er fo frei, gleich jefet meine 5tgne§ Semauer, bie id^ fürjHc^
al§ SKanufcript brucfen ließ, beijufügen, unb ioürbe mid^ glüdf- lo
üc^ fd^ä|cn, roenn fie nic^t gar ju ioeit hinter ^f^xtn ©r^
martungen jurücf bliebe. Sluf bem X^eater behauptet fie nic^t
bloB i^ren $la|, jonbem erobert fi^ ttnrflic^ t>on äRonat ju
SDZonat mel^r S^errain; fo »urbe fie jule^t in Stuttgart fo
ftürmifd^ aufgenommen, bog ber ^ntenbant fie augenbliAi^ al§ ts'
3tepertoire:= unb Gaffeftüc! bejeic^nete.
©lauben ©ie nic^t, ^oc^Dere^rter §err, ba§ meine greube
über S^re ß^aracterifKf ba^er rü^rt, »eil ic^ mir baS Sob,
ha^ ©ie über einige meiner 2)ramen auSfprac^en, anjueignen
toagte. D^ein, fo fü^n bin ic^ nid^t Sie unDerfennbare Siebe, ^
womit fie gefd^riebeu ift unb bie auf ©rben immer felfner toirb,
l^at mid& fo tief betoegt. Säenn ic^ baS große 3^^ in'§ Suge
faffe, ba§ mir borfc^toebt, fo mufe ic^ mir fagen: 3)u ^aft 9ä^t§
«rreic^t, gar 9äc^t§; unb folc^e Stimmungen finb bei mir bie
^emö^nlid^eren, mie meine näheren greunbe re^t gut »iffeiL sc
SSäenn ic^ aber auf meinen Stnfang jurürffc^ue, unb mir bann
t)ergegen!Därtige, baß aRdnner, bie fid^ auSfd^liefeüc^ mit bem
aSortrefflid^en befd^ftigen, mid^ nid^t ganj öermerfen, fo »age
xä) toieber aufjuat^men unb meinen SBeg fortjufefeen. SReinen
S)anf für bie ©rmunterung, bie ©ie in meine ©eele ftrömtett,»
lann id^ nur burc^ gortfd^ritte abtragen. 3d^ ^abe nid^t ben
9)iut§, fte ju Derfpred^en, benn ber SRen^c^ foH fid| nid^t an:=
31.12.52.-4.1.53, 427.AnTamandier.— 428.AnKuh. 91
maßen, ba§ ju dcrfprec^cn, toa^ er nid^t o6ne ben SSeiftanb ber
©Otter ju galten öermog. Slber am ernfteftcn (Streben foH e§
nid^t fehlen, ba§ mögen ©ie glauben, benn id^ ge^e feit lange
ftreng mit mir felber um.
5 Soffen ©ie ©id^ don mir nad^ altem ©eufcfd^en Srauc^
jum 3a§re§tt)ed^fel §eil unb ©egen münfc^en!
9Kit ber aufrid^tigften ^od^ad^tung
Sl^r ganj ergebenfter
SBien b. 31 S)ec. 1852. gr. ©ebbet.
10 Nr. 428. An Emil Kuh in Wien.
Sted^t fel^r banfe id^ ginnen für bie 9Witt]§eiIung ^^xt^
SReifebilbeg. S^ ^a^^ ^^ nttt SSergnügen gelefen, »eil e§ mir
mand^e (Srinnerung ttjieber auffrifd^te. (£§ ift ^^mn aud^ an
unb für fid^ tuo^I gelungen unb ©ie bürfen e§, ttjenn ©ie bie
iß etroaS riefig aufgefallene §ebe auf il^r natürlid^eS 3Raa§ rebu:=
ciren, ju S^^ren beften Sluffäfeen red^nen. 2tber jur SSeröffent^
lid^ung fd^eint e§ fid^ boc^ nid^t ju eignen; »enigftenS müßten
©ie 5ltte§, mag mid^ betrifft, auSmerjen. S^ gefte^e S^nen
aufrid^tig, ba§ id^ e§ fogar lieber fel^e, n^enn aud^ S^r ©ebic^t
80 auf 3:ied unb mid^ ungebrudft bliebe, fo fe^r id^ e§ fd^ä^e; in
einer ©ammlung, bie ©ie bod§ früher ober fpäter jufammen^^
ftellen werben, ^ätte e§ einen befferen 5ßlafe gefunben. 3d^
meife fel^r njol^I, ha^ SKönner, n^ie Siedf unb ®orneIiu§ ju
y darunter mit Bleistift rj {Briefconcepte unb OTfd^riftcn von
mir, jcbod^ nid^t noEftänbig, ba aJland^c§ neben bie S^riefe in hzn
bef. ^aqueten gelegt ift). Aus dem Jahre 1852 stammen noch ein
Brief und ein Billet aus der Sammlung Halm, nicht näher datiert
im Kat. von List und Francke 1883 N. 701
Nr. 428. B"unzugängHch. Bw. II S. 86, 19 „Ein Lebens-
moment (als ich Tieck und Hebbel beisammen sah) 1851 **
92 428. An Kuh.— 429. An Dingelstedt 4.— 18. 1. 53.
felbftänbiö finb, um fid^ in il^ren Urt^eilen über nitd^ burd^
i^re frcunbfd^aftüd^en SSejicI^ungen ju mir bcftimmcn 5u laffen;
fic finb ja nur meine greunbe geinorben, »eil fte etmaS
Std^tungSinert^e^ an mir ju entbedfen glaubten. 3)ennod^ —
trauen ©ie l^ierin meiner ©rfal^rung — finb berartige 5ßu6H:= «
cationen ber SKißbeutung auSgefefet! 3loä) einmal: beften S)anf!
4. 3an: 53. gr. ©.
Nr. 429. An Franz Dingelstedt in München.
SBien b. 18. ^an: 1853. lo
S)a§ id^, mein tl^eurer gt:eunb, gteid^ nad§ ©mpfang 5)eine§
Sarnedelbt an §ofrat]§ S^eid^mann gefd^rieben unb il^m 3)ein Sinb
»arm an^§ §erj gelegt f)abt, ixani^t id^ S)ir nid^t ju fagen.
(£§ mad^te fid^ um fo beffer, al§ id^ i^m noc^ eine Slntlnort
8 dai^ach fehlen die Briefe vom 7. Jannar 1853 an Hofrat E. Th.
Winkler (Hell) in Dresden, der am 21. Dezember 1852 die Ablehnung
der „Agnes Bemauer" durch das Lesecomitß wegen des untheatra-
lischen Interesses und aus Rücksichten auf den Hof gemeldet und die
, Judith" erbeten hatte, diese muss Hebbel geschickt haben (0. A.
Scholz Kat. 17 N. 370); ferner der Brief vom Januar 1853 an
Hofrat Teichmann in Berlin (vgl. N. 429), durch den Hebbel den
„Bameveldt" von Dingelstedt empfahl und vom 13. Januar 1853 an
einen Ungenannten (Liepmannssohn 1894 Eat. N. 104): ein ganz
bes. schöner Brief, auch von Interesse für die Wiener Theater-
verhältnisse : 3iCöt, roo bie Sflettid^ faum nod^ auftreten !ann, ba
fie S^icmanb mel^r feigen miU — id^ liebe Söien, meine fjrau ift
ber Slbgott be§ ^ublicumS.
Nr. 429. jff bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 40f,
11 Dingelstedt hatte am 3. Januar 1853 den überarbeiteten
,Bameveld* geschickt und um Empfehlung an Hofrat Teichmann
gebeten 12 nicht erhalten
lö, 1. 53.
429, An Franis Dingdstedt
93
fdjutbiö mar, bet Wnla| alfo tii(^t üom 3aun gebrodf^eir gu
merben brauste. ßr mlrb nun getri^ ba§ ©einige t^un,
^ülfen iDiicb Dir fi^on aB SoÖege treu unb geroärttg feljn unb
menn bie barfieHenben ShÖfte ntc|t gar 511 tief unter dluü
3 fielen, rwitft ^u in 93erlin auslaufen. SSon biejeu entmarf mir
2^eic^mann freiti^ in feiner legten ©plftel ein trourigeö 33itb
unb i(^ fann ei au§ eigener Slnfciiauung nur betätigen. ®r
meinte, fie fünnten 6i§ nuf bie orbiitairfte türgerlii^e SRijere,
Qu^ SKanget an grauen^ ^ax SRic^t^ me^r geben unb müßten
10 felbft bie ©tüde bort ©cfjiüer unb ©oet^e ein^ ncc^ bem onbetn
fa£feu tofien; ber gßuft fjklte fi(^ j. SJ. nur nod^ burd^ bie
§ejen!nct(e unb ben übriöen S^jectafeL 3i^ g(aub'^, benn bie
atten 2ts^ter finb na^ unb md^ ausgegangen, neue nic^fc ange^
jünbet roorben unb für Sienfpansgldmmd^en geljt bie B^fl^iift
Iß äu ftari.
S3ai nun ®ein ®rama felbft betrifft, fo l^at e§ meine§
®ra(^ten§ burc^ bie Umarbeitung unbebingt gewonnen. ^^
mögte mic^ eine^ entft^icbenen (Srfolg^ öüflfommen fidler Ratten,
menn bie (Sc£)aufptelcr auc^ nur not^bürftig ba§ S^rige t|uit.
jo SßSten roäre gan§ ber ^lo^. ^(ber ^ier fte^en bie Sad^en no^
immer munberlic^ unb ic^ gettnue mitfi nii^t mc^r, gu entf(^ei^
ben, mos bon ben ^^Jer fönen an^ge^t unb ma% in hm SSerljölt^
niffen liegt äRir ift SlEe^ rät^fet^aft, nur ba§ Eiitc Xüü^ irf)
mit Seftimmt^eit, bn^ el^ei ber le^te Serttaner fdinmtlid|er
t£ Saifcdicf) Sontglii^er ©ijmnaften feine Stürfe Qnf§ 33urgt|eoter
bringt, al^ id^. 9Ketne le^te perfonltd^e i^rfal^tung Wav, bo^
für bie SIgne§ ©ernauer ^nfang^ äenberungen bertangt njurben
unb ba§ i£| bann, al^ ici) fte gemndjt l^ottc, ben Sgefd^eib erfiielt,
ber (Segenftanb paffe überhaupt nic^i. ^icH Öe^tere ^ätte man
27 vgl. m S. 442 f,
Vn 8. 100 f.
29 YgL Lauliefl Brief im Euphorion
94 429. An Franz Dingelstedt. 18. 1. 53.
lüenigftenS g^Uid) tniffen fönncn. S)od^, tnie gefagt, iä) lüciB
nid§t, ob xi) mit beti S)ingen ober mit ben 5ßcrfoncn ju i^nn
]§abc, unb nod^ hjcniger, mit loeld^cr 5ßerfon im einsclncn galt.
S)ic Subit^ tüurbe im 9?oöember stoei 3Kal micber gegeben, unb
unter fo ungeheurem Bwlauf, ba§ bie Santifemen größer au§* s
fielen, loie jelbft bei ben erften SSorfteHungen. S)ie SKaccabäer
bagegen liegen fid§ tro| ber 91. 91. S^itung nid^t burd^brtngen.
S)er Stac^a^mer glaubt ba§ Original oft baburd^ ju überbieten,
bafe er eS im innerften 2eben§nert) berieft, muß e§ aber aud^
bamit bügen, bafe bie ertoarteten SBirlungen ausbleiben. (£§ io
lann barüber geftritten toerben, ob bie alten jübifd^en SM^tl^en,
ungel^euerlid^, toie fie finb, überl^aupt bramatifd^ braud^bar finb.
8tber barüber tauMi nid^t geftritten toerben, bafe ba§ S3eftreben,
fie äu bermenfd^lid^en, nid^t gelingen fann. 3um ©imfon ge*
l^ört ber ®fel§s^nnbadfen unb toer mottte bie mit biefem ib
crfod^tene SSictorie auf ein einf ad^e§ 9?aturgefe| rebuciren? ®ag
ift eitel S^or^eit!
Sd^ arbeite biefen SBinter yiiäjtö, ber Srieb ^at fid^ nid^t
gemelbet unb e§ loirb mir lieb fe^n, toenn er fid^ gar nid^t
loieber einftettt, id^ toerbe fidler 9?id^t§ tl^un, i^n ju medfen. bo
SBerfe, mie 9lgne§ 89emauer unb Sßid^el SIngelo fann id| nid^t
überbieten, aud^ ^ait id§ bie ©atiSfaction, don SRännem erften
9tang§ (j. 89. don htm ftrengen Gervinus) bie anerfennenbften
Urt^eile ju erl^alten. 8tber fie fd^üfeen mid^ nid^t öor ber uit*
toürbigftcn öffentüd^en SSe^anblung unb menn mir ber ööllig «s
glcid^ bleibenbe S^on aud^ fd^lagenber, loie 2ltte§, bemeift, ba§
eS öon je^er mit bem Srieg gegen mid^ nid^t befonberS el^rlic^
gemeint toar, fo toirb man ba§ ©»jiegrutl^enlaufen bod^ am
®nbe mübe. Stlfo: ber .3)ämon muß mir ^art jufefeen, toenn
er mid^ mieber aufftören loill. S^ ^^be in ben testen dier so
14 vgl. Tgb. ni N. 5087 23 vgl. Bw. I S. 454 ff.
18. 1. 53. 429. An Franz Dingelstedt. 95.
SBod^cn meine ©^aractertftif geud^tcrSlcbenS boüenbet unb barin
mand^eS lit. Ui^tl^eil niebergelegt, j. 95. über bie 3)orf-5ßoeten,
über bie SHtter öom ®eift, über ©einen SRad^tttJöc^ter u. f. ttj.
S)a§ maQ befremblid^ Hingen, aber ber gute geud^ter^Ieben n^ar,.
BtDxt ii) mit Staunen au§ feinen 5ßapieren erfal^, ein
grimmiger geinb ber ganjen mobernen Siteratur, unb »enn id^
auf ber einen ©eite feine Slnfid^ten nid^t unterbrürfen burfte,
fo lonnte id§ fie auf ber anberen bod^ nod^ n^eniger ol^ne ®e*
gengettjid^t in bie SBelt fd^idfen. Drbentlid^ »ol^It^uenb mar e^
10 mir übrigeng, mid^ mit ®ufeIom einmal augeinanber ju fe|en;
er gab mir bei (Gelegenheit ber 3ubit]§ einen fd^önen SSorfd^ufe
unb fein Sioman fefete mid^ in ben ©tanb, biefen jurücf ju
jaulen, benn e§ ift ein l^öd^ft bebeutenbe§ 93ud^, ba§ nic^t genug.
empfol^Ien n^erben lann.
16 S)ie l^ief. Journale n^erben über S)eine bramaturg. 3:^ötigs
leit berid)ten; fie nel^men fid§ freilid^ Stxt ©enodeda, über*
l^aupt mein ganjeS S)rama, ift für mid^ nur nod^ eine San^*
ti^men:=grage ; in üt. Sesie^ung bin xä) gänjüd^ biSguftirt unb
mürbe, ttJenn id^ fo reid^ möre, mie Sorb S^ron, jebe 9luf:s
so.fü^rung meiner Slrbeiten, mie er, ber^inbern. Slber ic^ ^abt
feine „alte Slbte^" unb man öerbraud^t in SBien, menn man
für jmei gamilien forgen foH, ®elb, biel ®elb. Sannft S)u
mir alfo aud^ ein 5ßaar S^eater^Slbenbe l^erauS fd^Iagen, fo ber^
bienft S)u S)ir an mir ein ®otte§*So^n. — SDleine grau ruft:
96 xä) bin fertig, nun muß id^ mid^ aud^ in ben gradE merfen, e§
ift. I^alb jel^n, ber SuriftenbaH beginnt. 3Jlit ben ^erjlid^ften.
©rügen öon un§
Sein
treu an^öngtid^er
80 gr. ©ebbet.
80 darnach fehlt der Brief vom 22. Jaguar 1853 anBogumil
Goltz in Thbm, die Antwort auf dessen Zuschrift vom 7. Januar
96 430.AiiHoltcL— 431.AiiPidiler. 30.1.— 10.2.53.
Nr. 430. An Karl von Holte! in Graz.
»ictt b. 30. San: 1852.
Sieber ©olte^!
greunb äRitterbad^erS Sntnefen^ benu^ ic^ S^en t>on
dioitnä) 93enebi; fftmmtUc^ SBerfen ju ben fünf SMnben, b
bie @ie fd^on beji|en, nix^ ben mir angegangenen fed^Sten ju
dberfenben.
3ugleid| erhalten ©ie ein (S^^entplar meiner 9gne§ Semaner,
bie überaQ in ^utfd^Ianb, nnr ni^t in SSien, gegeben merben
tt)irb. @ie l^atte in äRünc^, bei nnplängli^fter SSefe^ung, lo
einen mäßigen Srfolg; in SEBeimar einen großen, »ie mir anger
bem S^tenbanten, oud^ Walther von Goethe melbete; in ©tutt^
gart einen raufc^enben. Soffen @ie mid| iDijfen, oh nnn aud^
nac^ 3§rcr SReinung ber Slubicon überfc^ritten xfi, ber mic§
bisher bon ber SSü^nc trennte. DaS ®j. ip für ©ie, nur is
bitte ic^, t^, 6i§ auf ganj juöerlafftge ^erfonen, ni^t »eiter
}u geben.
9Rit greuben l^öre xä), bafe eS 3^nen ge^t, »ie eS im
Sammertl^al, ba§ bennoc^ Süemanb mit bem ^arobieS ber:^
taufd^en »iQ, eben ge^en !ann. 9[ud^ bei unS fte^fg pa§fabeLjK>
©c^en ©ie l^erjüc^ft gegrüßt!
SBie immer
3§r
gr. $ebbeL
Nr. 431. An Adolph Fichler in Innsbmck. x
SKen b. 10. Sebruar 1853.
Smpfangen ©ie meinen 3)an! für 3§r eingel^enbeS SBort
über bie „9tgne§ Semaucr". ®erabc ba§, »aS ©ie ^erauSs^
Nr. 430. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Nachlese 11 S. 1.
Deutsche Bevue 1888. XXII S. 334. 2 so statt 1853
Nr. 431. H in Weimar, unzugänglich. Bw. n S. 400f.
Schluss Euphorien VII S. 101. 28 im Brief vom 2. Januar 1853
10.2.53. 431. An Adolph Pichler. 97
lieben, toax mir bcr ^aupt^Slugenpunct, unb freilid^ finb bte
jarten Seelen be§ SagS entfe^t über biefe 3(uffaffiinö be§
(Staats unb ber ©efeHfd^aft. S^ mad^e barüber pd^ft tDunber^^
fame, nid^t bloß intereffante unb beluftigcnbe, fonbern fogar
6 inftructiöe unb belel^renbe ©rfal^rungen. So ^at, natürlid^ in
golge ber Stnempfel^Iung be§ ©tüd§ burd^ Saint-Een6-Taillan-
dier, benn fonft »äre e§ i^r fd^roerlic^ eingefallen, eine l^iefige
l^od^geftettte 3)ame, grau eineS unferer erften Diplomaten, mein
Srauerfpiel gelefen. Sie ift im ©anjen fe^r jufrieben gemefen,
lotann ]xä) aber mit ber legten Scene, bereu 3been i^r bod^
öorjuggloeife geläufig fe^n foHten, fo ttjenig auSföl^nen, tüie ber
bünbefte S)emofrat. S)a§ »ieber^olt fid^ nun aßent^alben, bei
allen ^ßart^eien unb gractionen, unb betoeif t fo red^t fd^Iagenb,
bi§ auf »eld^en ®rab ha§^ Stt5)ibibuum unferer Qüi bie allge-
16 meinen Sßäd^te au§ ben Stugen öerloren f)ai, bereu dollfommen
bercd^tigter SRepröfcntant ber ©erjog Srnft bod^ o^ne aßen
Sioeifet ift. 3^ l^attc bie§, au§ l^öl^eren, afö aeft^etifd^en
®rünben, für ein traurige^ Stiä)tn, benn e§ folgt barauS, ba§
wir fo wenig lonfequente S^^rannen, atö confequente SRepubli^
-80 caner erjeugen fönnen, unb bag wir alfo nid^t auf bie ®v^
fd^öpfung ber ©jtreme, fonbern nur auf ben S)re]§Iranipf red^nen
bürfen. @ine anmut^ige 2lu§fic^t für bie jttjeite §ä{fte be§
Sa^r^unbertS.
Sd^ fenbe Sinnen ^iebei für ben 5ߧönij ad^t neue ^pu
26 gramme. SWögtcn Sie bie |)anb ein wenig barüber galten, 'ha^
ber Sefeer ben S)iftid^en alle i^re güge täfet?. JSenu e§ .bie
. Deconomie be§ Stattet nid^t ftört, fo bitte id^ um bie S?ummer,
in ber fie Stufna^me finben. Sie fragten mid^ jugleic^, ob unb
wann bie ®efammt:s2lu§gabe erfd^einen werbe. S^ brenne barauf,
24 »Phönix«, 19. Februar 1853: „Neue Epigramme", ygl.
VII S. 316
^cbJcl, »riefe V. 7
98 431. An Adolph Pichler. 10. 2. 5:^.
fic }u ©tonbe ju brinöen, ftofec ober auf große ^tnbcmtffe.
Sie lüiffcn ©elbft, lote fd^tocr eS ift, in ber crften Seit einen
SScrIegcr Qufjutrciben unb fönnen baronS »o^t ermeffen, ba§
man, tücnn man einen erl^ölt, fid^ nid^t nad^ aßen Seiten öer*
Ilaufutiren lann. S)arau§ folgt bann biet gataleS für bie 3«- ß
lunft. S^ f'i" fßit lönge mit beni Drbnen biefer Slngelegen-
l^eiten bcfd^äftigt unb »erbe bon Sag ju Sag be§perater. 3)od^
öerjttjeifte id^ nur nod^ momentan ! Stber ba ^at man mieber einen
SJcmcij^, mie ei^ trofe aller Suriften mit ber 2(u§bUbung mancher
{Rec^tiJinftitute fte^t. gaft alle meine 3)ramen Werben in w
umgearbeiteter ®eftalt mieber l^eröor treten, fobalb e§ jur ®e^
fammt'Stu^gabe fommt, aber ber neue SSerleger rniH fie bod^
auc^ einsein abgeben fönnen unb ber alte Sampe ^at ?luflagen
gemacht, bie an So^t ber ©ycmplare fedb§ (e§ §Sngt mit ber
9tro. 30 n&mlic^ gan^ eigen jufammen) übertreffen. 2Sic foH is
man fic^ bo l^erau^siel^en? Unb ber S)ic^ter, bie moralifd^
^crfon, bie fid^ mafd^en miff, fommt am meiftcn ju hirj.
UcbrigcniJ l^offc i^ nod^ unb bin id^ mit SBebcr öorcrft einig,
fo fann i(^ aud^ für meine greunbe etmaS t^un, namentlich für
©ic. ©r ift unge^lten auf mid^, »eil er meinem Sägern öcr- 20
Icbrtc ©rünbc unterlegt.
SBic immer
§r. ^6eL
14 TgL »Auf dBen Tidgedmckten LyricuB« VI S. 3531
15 das Tersteh* kh nicht 24 darnmch fehlen die Briefe Tom
14. Fehruar 1853 nn £. Th. Winkler in Dteeden, als Ant-
wort auf die AUdmnng der »Judith*^ mit Übenendnng dea
»Michel Angelo'^ und vom 14. Fehmar an J. J. Weber in
Leipaig
15. 3. 53. 432. An Wilhelm Gärtner. 99
Nr. 432. An Wilhelm Gärtner in Wien.
[Wien] 15 aKärj 53.
^ij fjaiit im ^a^xc 1839 mi) meiner BurüdEIunft bon
ber Uniderfität eine ö^nlid^e 5ßrobe ju befielen, unb mad^te
6 bamafö ©rfa^rungen, bie xi), fo treuer id§ fie aud^ erlaufen
mugte, bod^ um feinen ^rciS im ©omplej meinet SebcnS ent*
beirren mögte. Sine Sungen^®ntjünbung, ber nid^t rafd^ genug
burd^ S5Iut==®ntäie^ungen begegnet tnurbc, brad^te mid^ bem
S:obe fo nal^, atö ber SRenfd^ i§m lommen lann, o^ne i^m
10 mirllid^ ju berfoHcn. 3)a mar e§ mir nun pd^ft merfroürbig,
baß mein 3uftanb, obgteid^ id^ mid§ über bie ©efal^r burd^aug
nid^t tSufd^te, innerlid^ gar nid^t§ 3(engftigenbe§ unb Seflemmen^
be§ für mid^ ^atte, fonbem ba§ id^ bem gortfd^ritt ber ^etbft*
auflöfung, fo tneit ba§ aHerbingS große unb mit j[cbem SMoment
Iß fteigenbe pl^^fifd^e Seiben e§ geftattete, mit greil^eit, ja mit einer
getniffen falten Siul^e jufal^. SKid^ ^ob unb trug ein unbe:=
gränjteS, suberfid^tlid^eS SSertrauen, ia^ ii) jebod^, ttjenn \>a
überhaupt nod^ ju fd^eiben ift, lieber ein aIIgemein*poctifd^e§,
al§ ein fpecififd^-religiöfeS nennen mögte, unb bamit mar ein
20 uniniberftel^Iid^er ®rang berbunben, aße ©puren meinet irbifd^en
Xa\tt)n^, namentlich meine ©ebid^te, ju bertiigen, nic^t »eil fk
mid^ fittüd^ beunrul^igten, fonbern tneil fie mir bi§ auf SBenige§,
meinem SBoHen unb ©oßcn gegenüber, gar ju unjutängüd^
borfamen, ®abei tnar e§ eigen, baß gerabe bieß SBenige, tnaS
86 fid^ mir gegenüber bel^auptete, mid^ am meiften quölte unb
peinigte; id^ toanbte eS unabläffig ]§in unb l^er, um e§ aud|
berurtl^eilen ju lönnen, aber id^ l^ätte e§ o^ne ^inreid^enben
(Srunb berbammen muffen, benn e§ entfprad^ meinen gorberungen
Nr. 432. H unzugänglich, im Tgb. III N. 5086 Abschrift
Ton fremder (Euhs?) Hand.
7*
100 432. An Gärtner.— 433. An Dingelstedt. 15.— 22. 3. 53.
noc^ i^&tf wnb fo ftanb td§ bcnn öon feiner Sßernid^tung ab,
mie t)on einer 9trt Sßorb. Unmittelbar auf biefe ^ranl^eitS*
$ßeriobe folgte meine S^bit^. —
Nr. 433. An Franz Dingelstedt in München.
SBien b. 22 SRärj 53. e
Sieber S)ingelftebt ! ^ä) fenbe ®ir Riebet einen Sogen
don meiner ©üäje über geud^terSleben. ©ntfd^ulbige feine ®e*
ftalt unb Iie§, tnaS pag 341 fte^t. ©rlaubte ®ir S)eine 3eit,
eine furje Slnjeige ber ©ammlung ju geben, fo lönnte i^ S)ir
oHe 7 Sönbe fc^iden; fie enthalten bo^ mand^eS S^tereffante w
unb bie 8trbeit mürbe 3)ir feine befonbcre Sßül^e mad^en, bcnn
3)u bürfteft, ol^ne irgenb eine ©efal^r ju laufen, meine eigene
Stnfic^t über ben SWann aboptiren unb S)ir mit einem fimplen
SluSjug l^elfen. Unter einer anbern Sebingung ftel^t mir aber
fein ©jemplar jur SSerfügung; 3)u fennft ben Sud^^änbler* ts
S3raud§. ^ä) bin ganj gtücflid^, bie ©ad^e enblic^ l^inter mir
ju ^aben; ^ätte id^ geud^teröleben'^ ©teßung, ber mobemcn
Siteratur gegenüber, nöl^r gefannt, fo tt)öre id^ gen^ife auf bie
§erau§gabe nic^t eingegangen; fo ^atte id^ nun ju guter Sefet
nod^ bie aufgäbe, feine ©pifeen mit SaummoHe ju umtoiddn, ao
um nic^t meinerfeitS öerantmorten ju muffen, \ocS> er fagt.
9hin, e§ ift überftanben, foftet mir aber freiüd^ aud^ ben
ganjen SSäinter.
3ur Genoveva toirb e§ mo^t bei ®ud^ nid^t fommen. Sag'
eS mir nur grabeju, lieber greunb, id^ begreife bie SKünd^ner »
SSer^ältniffe fel^r gut unb gehöre nid^t ju ben Seuten, bie ftd^
felbft 9Wd^t§ ejpliciren fönnen. S?ur »ügte id^ \t%i gern ba§
Nr. 433. R bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. H S. 41 f.
8 gemeint ist die Stelle über Dingelstedt, vgl. XII S. 61
22. 3.— 14. 4. 53. 433.-434. An Dingelstedt. 101
3)cfimttt)c unb böte für beu %aEi, ben id^ borauS fefec, um ba§
Mspt, ba id^ im ©ommcr j[ebenfall§ auf Steifen gel^e unb e§
bann öieHeid^t braud^en fann. SSon S^eid^mann in 89erltn l^abe
id^ nod^ 3?id^t§ weiter g^^ört; mie fte§t e§ bort? S^ ^obe
6 meinen Diamant für ba§ ©arförtS^eater bühnengerecht Qtmad^i,
toül eine ©d^aufpielerin i^n ju i^rem Senefice njünfd^te; aud^
^at bie ©enfur i^n paffiren laffen, aber bie SSorfteHung be^
S*aufmann§ in SSencbig, ber iif neulid^ in biefem Sweater bei*
ttjo^nte, bigguftirte mid^ fo, ba§ ic^ ba§ ©tücf jurücf jog. SRun,
10 bie Slrbeit ift nid^t bertpren, benn id^ fd^reite jefet jur ®efammt=s
ausgäbe meiner ©ad^en. 3Kit beftem ®ru6 an S)id^ unb
®ein §au§
S)ein
gr. ©ebbet.
15 Nr. 434. An Franz Dingelstedt in München.
äSien b. 14 Stpril 1853.
©iebei, lieber greunb, remittire id^ bie Tanti^mesDuittung.
©eineSeute l^aben aber öergeff en, bie ©opialien für 9lgne§ Sernauer
unb Siii^it^ i" puncto ber SBeimarer unb Stuttgarter S^^eater
2oiVi bered^nen. 3d^ bitte, bieg nad^su^olen unb ben nötl^igen
Slbjug ju mad^en, ba x(!^ S)ir bod^ unmöglid^ ju ber 3Kü]^e ber
Seforgung aud^ nod^ bie Soften aufbürben fann.
21I§ e§ fid^ öor Sötten um bie Stuffül^rung meiner Sßaria
SKagbalena in Serün l^anbelte, brandete bie ^ntenbans bie eine
gö^ölfte ber Sroigleit, bedor fie fid^ entfd^ieb, unb bie jroeite,
5 vgl. I S. 461 f.
Nr. 434. M bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 43 f.
23 Dingelstedt hatte über Hülsens Zögern, sich wegen der „Barne-
veldt^ zu entscheiden, in seinem Briefe vom 2. April 1853 geklagt
102 434. An Franz Dingelstedt. 14. 4. 53.
beöor bQ§ ©tüd in ©cenc ging, ©ie laffen fid^ bort immer
Seit unb iä) mögte Qn§ ber gögerung leineglüegS auf bie Slb*
lel^nung be§ Barneveldt fd^Iie^en. SKit Teichmann tned^Slc ic^
jöl^rli^ nur jtnei Sriefe; fein ©tittfd^iüeigen, mir gegenüber,
bemeif't bo^er gar SWid^tS, unb au§ feinen 8luffd§Iüffen, Sir ß
gegenüber, ge^t nur l^erbor, baß fein (£inf(u§ fein birecter tft. .
Uebrigen§ finb fie bort fe^r fd^Ied^t befd^Iagen unb Knnen
5ßid§t§ geben. 89auernfelb mirb gerabe fo bel^anbelt, mie S)u
unb ii), unb mad^t bod§ an bie Gräfte hti Weitem nic^t unfere
Stnft)rüd§e. @§ ift nid^t unmal^rfdbeinlic^, baß ic^ nod^ in biefem lo
SKonat l^inüber ge^e; bann wirft S)u erfahren, mie id^ SlHeS
ftnbe. %kä ift mol^I ber eigentüd^e 3)irector, ol^ne beffen dtat^
^ülfen 9?id§t§ tl^ut, unb ber fie^t bie neue SBelt freilid^ mit
bem Siüdfen an, obgleich er ©inige öon un§, j. 83. meine SBenig^
leit, perfönlid^ gern l^at. is
Ueber geuc^terSleben i)ait iä) mid§ loal^rfd^einlid^ ju ftüd^tig
geäußert. Sein ©ebaiife an Jjerfönlid^e S^becliden, nur öer^
biffene, inbirecte ^ßolemif, bie id^ aber aud^ nid^t ol^ne ©ommen^
tar paffiren laffen fonnte, menn id^ ben SSerbad^t nid^t auf mid^
laben moHte, baß id^ fie t^eile. Um eine furje Slnjeige be§ m
S3ud^§ erfud)te id^ S)id§ bloß, meil id§ S)ir dom Verleger ein
(£j. 5U Derfd^affen münfd^te, ba menigftenS id^ ein Urt^eil, ba§
einigen SBert^ für mid^ l^at, gern aud^ ©d^marj auf SBeiß befi^e.
3Kit meiner ©efammt^Sluggabe fielet e§ meitlöufig au§.
3)ie ©öd^fifd^en ^bdocaten meinen, id§ müßte mid^ öorl^er mit «ß
greunb Campe arrangiren. SBa§ ba§ ^eißt, roeißt S)u felbft
am beften. S)od^ merbe id^ mid^ bei il^rem ©prud§ nod^ nid^t
o^ne SBeitere§ berul^igen. ©ben barum hit Steife.
16 Dingelstedt hatte seine aufrichtigste, persönliche wie
literarische Abneigung gegen diesen Halbdichter und Halbdenker
ausgedrückt und eine Besprechung abgelehnt
14.4—10.5.53. 434. AnDingelstedt.— 435. AnSchumann. 103
ffhxn ju Genoveva. ©laubc nid^t, lieber g^eutib, bafe
Smpfinblid^Ieit ben minbeften Slntl^eU an memer aSorfrage ^atte.
^ä) gel^öre nid^t ju ben Seuten, bie für ben erften S)ienft anf^^
l^ören, banlbar ju fe^n, ipenn nid^t ber gipeite, britte u. f. tu.
B barauf folgt. 2t6er id^ bilbc mir ein, (Sure ißerl^ältniffe au§
ber gerne gang rid^tig beurtl^eilen ju lönnen unb mir fd^eint,
ba§ man in SKünd^en, tt)o man feit einiger 3^it f^^^ biel
Sü^igfeiten confunürt, meine Soft bitter finben muß. 3rre id^
mid^ barin, fo ift e§ mir lieb; irre iö) mxcS) aber nid^t, fo lann
ioid^ nid^t rafd^ genug in'g Stare lommen, benn id^ gebe bem
gelfen? ber über mid^ sufammen ftürjen ipill, lieber felbft ben
testen ©to§, atö ba§ id^'§ bem SBinb überlaffe. grag' ®id^
alfo, ob S)u mir ipirfUd^ big jum ^erbft bag ©tüdE l^erau§
bringen fannft. 3ft e§ ber gall — eh bien! Qfft eS aber
15 nid^t, fo remittire mir'S, bamit id^ anberipärtS einen SSerfuc^
mac^e. ©inige Spüren ftel^en mir noc^ offen.
3;n SSeimar leben bie Seute ja fc^on in dulci jubilo. ®g
mar borauä ju fe^en.
®eine arme grau beflagg ic^ bon ^erjen. ®a§ giebt
so immer einen 3ii§, ipenn'S aud^ ju ermarten mar*
^erjlid^ft, mie immer
S)ein
gr. §ebbel.
Nr. 435. An Robert Schumann in Dresden.
»5 SBien b. 10. Wlat) 1853.
SSerel^rtefter ^err,
Sie ]§aben nid^t aufgel^ört, mir bon Qüi ju S^it i^ie
fd^önften 5ßroben ^^xtx fortgefe^ten S^eilna^me ju geben unb
19 ihr Vater war gestorben
Nr. 435. E unzugänglich. Bw. I S. 410 f. Mir liegt eine
Abschrift Clara Schumanns vor, darnach Bambergs Druck korrigiert.
104 435. An Robert Schumann. 10. 5. 53.
S^rc ®üte burd^ bie ©ompofition meinc§ JRac^tliebcS unb beren
SBibmung auf eine mii) \Da^xf)a\t befd^ämenbc SBeife gefrönt.
Sängft l^ätte x^ Sinnen bofür menigfteng meinen S)anl gejagt,
menn unfer junger gteunb Debrois mir nid^t Hoffnung gemad^t
l^ätte, bofe id^ bielleid^t einen SlbbrudE erhalten tnürbe; je^t, ba 5
er S^nen gerabe fd^reibt, mu§ id^ ober burd^auö mein ©cmiffen
erleid^tern. 3^re SBerfe, foipeit fie mir jug&nglid^ lüaren, finb
fd^on feit gol^ren eine Dueöe ^ol^en ®enuffe§ für mid^ geluefen,
benn ©ie eripeitern ben ^teig ber 9KufiI, ol^ne il^n ju jer^^
fprengen, unb jlüar, tuie id^ eg in meiner ^nft ebenfalls öer^ 10
fud^e, auf bem SBege größerer SSertiefung in bie gegebenen
©lemente. "Siefer ®enu§ fteigt nun notürlid^ nod^ um ein Un^^
enblid^eS, trenn S^re ©d^öpfung, um mid^ fo auSjubrüdEen, eine
aSiebergeburt ber SKeinigen ift unb mid^ in meine eigenftcn
frül^eren 3uftänbe jurüdE berfe^t, ja, mir biefelben erft red^t is
eigentlid^ auffd^liegt. ©0 ift e§ mir befonberS mit bem 9tod^t:=
liebe ergangen, obgleid^ td^ e§ bi§ je^t nur fel^r unboUftönbig
bernal^m; id^ l^abe ia^ (Sebid^t immer lieb gehabt unb e§ bi§
auf ben l^eutigen Sag lieb behalten, bin aber erft burd^ 3]§re
2RufiI, bie mtd^ in bie §eibelberger S^ömmernad^t, in ber e§ »0
entftanb, ganj jurüdEfü^rte, 5U ber (Srienntnig gelommen, ba§
ber Sid^ter fo al^nungSreid^en 9?atur= unb ©eelenmomenten
bod^ nur bie öußerften Umriffe abgeminnt unb \>a^ ia^ Seben
burd^ bie bermanbte ^nft l^injugetl^an merben muß. (Smpfangen
©ie meinen trörmften 2)anl für bie Sluferfte^ung^sgeier einer »5
üergangenen 3cit, bie mir burd^ ©ie ju 3:^eil mürbe, unb
laffen ©ie ©id^ benfelben burd^ bie 3ufenbung meinet Michel
Angelo au^brüdEen, ben mol^I (leiber!) 9?iemanb beffer berfte^en
mirb, al§ ©ie. ©r l^at mir gute S)ienfte getl^att unb mic^ nid^t
bIo§ momentan, fonbern für immer ber mibermärtigen SKifcre, 90
mit ber trir in unferem eigenen Sreife lämpfen muffen, entrüdEt;
möge er S^nen gelegentlid^ aud^ einmal afö ^auSmittel ju
10. 5.-9. 6. 53. 435. An Schumann.— 436. An Gutzkow. 105
(Statten fommcn! ©arf id^ bitten, mic^ gl^rer grau ©emal^tin
}u empfel^Ien?
l^od^ad^tunöSöoH ergebener
5 gr. §ebbel.
Nr. 436. An Karl Gutzkow in Dresden.
SSere^rtefter ^err!
SBunbern ©ie @id^ nid^t ju fe^r, ttjenn id^ ben gaben
unferer perfönlic^en Sefanntfd^aft lieber aufnel^me unb S^nen
iol^iebei ein Sud^ (geud^ter§teben§ fämmtlid^e SBerle 7 SSbe.
l^erauggegeben bon mir) überfenbe. (£§ gefd^iel^t ntel^r, um
31^nen ju bemeifen, ba§ aud^ id^ g^re Stitter öom @eift mit
ber aufric^tigften Sl^eilna^me gelefen unb nad^ meiner SBeife
begrüßt l^abe, atö um ^l^nen ia^ 93ud^ ju empfel^Ien. ©ie
iB merben in meiner ©l^aracteriftif beö 9lutor§ ein Urt^eit über
S^ren Stoman finben, bag S^nen bart^un mirb, tt)ie ^oä) iä)
i^n fteöe unb ©ic mögen überzeugt fe^n, ia^ e§ mir jur
magren Sefriebigung gereid^te, e§ in ©rmieberung S^ter frühem
greunblid^Ieit gegen mid^ öffentlich au^äufpred^en. (Sin 93efannter
5 darnach fehlen die Briefe vom 20. Mai 1853 an Fedor
Löwe in Stuttgart, Antwort auf dessen Schreiben vom 26. April,
in dem er die Schwierigkeiten wegen der „Genoveva" mitteilte und
die Bearbeitung der „Judith" erbat, Hebbel muss sie geschickt
haben; vom 4. Juni 1853 an Dr. Köchy in Braunschweig, dieser
hatte am 22. Januar 1853 gemeldet, dass er den Zeitpunkt der
Aufführung für die eingeschickte »Agnes Bernauer" noch nicht fest-
setzen könne, aber gebeten, das Manuskript noch behalten zu dürfen;-
Hebbel bemerkt zum Datum der Antwort: M, Ang. mttgefd^tdft
Nr. 436. H nicht zugänglich, in Weimar Konzept. Bw. II
S. 152. J7— 19 c§ — au§5ufprcd^cn. über id? Jl^rc große Bc=
gaSung jcbcrjcit 3U roürbigcn wn%te. 18f. in — mid^ am untern
Rande
106 436. An Gutzkow.— 437. An Gervinus. 9.— 13. 6. 53.
öon mir, Dr Sritjd^, ber Sic im öorigcn ^erbft fprad^, erjäl^tte
mir SRanc^cg öon S^neti, unb e§ freute mid^, burd^ i^n ju
erfal^re«, ba§ baö Si^tereffe, tt)Q§ ic^ 3^nen burc^ meine Subitl^
aböettjann, ani) in S^nen nic^t gang erlojd^en ift. (£g> wäre
mir red^t ermünfd^t, 3^neu im Seben einmal mieber ju begeg:: s
nen, unb öielleid^t treffe id^ Sie 2lnfang gul^ auf meiner
©urd^reife nod^ in 5)ree§ben.
gd^ l^üffe, ba^ mein Autor ©ie, lüenigftenS burc^ feine
©iätetil ber ©cele, ju einem anerlennenben SBort in S^ren
Unterhaltungen anregen mirb, unb ic^ barf biefe Hoffnung auö- lo
fpred^en, benn fie gilt einem Sobten, bem man ja Sinfeitigleit
unb Befangenheit leichter uergiebt, roie einem Sebenbigen.
SRit magrer ^oc^ad^tung
3^r ergebender
SBien b. 9ten Sun^ 1853. gr. §ebbel. ^ß
Nr. 437. An Georg Gottfr. Gervinus in Berlin.
9?el^men ©ie e§ nid^t für 3ubringlic^feit, ^od)gee5rter $)err,
menn id^ ber 2(gneg 93ernauer je^t meinen SKid^el Slngelo folgen
laffe. Seibe ©tüdEe fupptiren fid^ gegenfeitig in l^ö^erem ©inn
unb waren 3^nen jugleid^ beftimmt; tc^ ^otte aber öon bem «o
einen lein ©jemptar jur Serfügung, alS id^ Sinnen fd^rieb.
gl^re aSemerfungen über bie 2tgne§ 93ernauer finb mir
tüid^tig unb id^ werbe fie öor Verausgabe be§ SSäerfö ju nu^en
fud^en, fo Weit id^ fann. 3^ bin freilid^ ber Ueberjeugung,
3 zuerst mag meine ^ubitl^ 3^nen 4 aud^ üdZ 5 red^t
über äußcrft 11 f. bem — Sebenbigen. später zugesetzt 11 ja
bie 12 unb — leidster über gern
Nr. 437. H unzugänglich. Bw. I S. 456. 22 in seinem
Briefe vom 26. Dezember 1852, Bw. I S. 454ff.
13.— 21. 6. 53. 437. An Gerviiras.— 438. An Schumann. 107
ba§ ber ©toat in einer Situation, mie id^ fie barfteöte unb mie
fie in aöer gorm barfteöbor ntöölid^ ift, bog Siedet auf ein
Dpfer l^at, ttjie c§ il^m in meinem ©tfidE gebrad^t mirb. Stber
iDol^t mog mid^ bie roal^nfinnige @mancit)ation§fud^t beö Qfnbi*
6 öibuum§, bie fid^ in unferen Sagen bei ©emocraten unb (Jon==
feröatiöen gleid^mäfeig äußert, öerfü^rt l^aben, baS ®efe^ ju
fc^arf JU betonen unb id^ ^offe, noc^ einige aKitteltinten ju finbcn.
Qu Sl^rem 5ßroce§ münfd^e id^ S^ncn @IüdE; nid^t jum
SlugfaH, fonbern jum 5ßroce§ fetbft, ber aöerbingS in ben
10 ^Ännalen feinet ©teid^en fud^t. 6r l^at Offnen bie oHgemeine
S^eilnal^me nur in nod^ l^ö^erem ®rabe jugemenbet.
SRe^men Sie bie perfönlid^e Slnnä^erung eineg 9Kanne§,
ber fporfam bamit jü fe^n pflegt, fo auf, wie fie fic^ bietet,
©ie gel^t au§ bem ©efül^I l^erüor, baß aöe geiftigen Gräfte ber
15 Station je^t mel^r, ttjie jemals, auf § Suföwiwi^n^ölten ange*
miefen finb, unb red^net bei S^nen auf bie Ueberjeugung, baß
aud^ ber le^te Soften, atö ben ©ie bie begenerirte ^eutfd^e
Sül^ne gern betrad^ten mögen, nid^t in fd^ted^ten §änben
fe^n füHte.
80 $od^ad^tung§))oII
S^t ergebender
SBien b. 13. ^un^ 1853. Dr gr. ^ebbet.
Nr. 438. An Eobert Schumann in Dresden.
©ie l^aben mir, üerel^rtefter ^err, burd^ ben jungen 2)ebroi§
8B fo mert^öotte @aben julommen laffen, \>a^ e§ längft meine
5ßflid^t gemefen märe, S^nen ju banfen. 2tber ©ie jineifetn
-4
8 der Hochverratsprozess, der wegen seiner „Einleitung in
die Geschichte des 19. Jhs.^ von der badischen Regierung gegen
ihn eingeleitet wurde, vgl. Allgem. Deutsche Biographie X S. 85
Nr. 438. H unzugänglich. Bw. I S. 4 11 f. Hier nach einer
Abschrift korrigiert.
108 438. An Robert Schumann, 21. 6. 53.
gctt)i§ Tiid^t, ia^ cS im ^erjen rebtid^ gefd^eiftcn tft unb al§ ein
äußeret S^if^^n Ktte id^ ©ic jc^t, ein ©jcmplar meiner Agnes
Bernauer entgegen ju nel^men, tt)eld^e§ l^iebei unter Srenjbanb
erfolgt. S)ie§ ©tüdE ift mir unter ben meinigen faft bQ§ liebfte;
nid^t al§ politifc^e ©emonftration, mie eg leiber in grunblid^fter b
SRiglennung ber bem ^id^ter burd^ bie (Sefd^id^te aufgelegten
®efe^e öon ben 5ßart]^eien beö XaQ^ aufgefaßt ipirb, fonbern
al§ eine, mie id^ n)enigften§ l^offe unb gtaube, eigentpmlid^e
®arftellung beg Sragifd^en, bag fid^ an bie blo^e ©rfc^einung
be§ 3Kenfd^en fnüpfen !ann. lo
S)ebroi§ ^at eine Dubertüre baju gefd^rieben, unb bo^
bringt mid^ auf ben iungen 9Wann jurüdE. ©ie glauben nid^t,
wie er an ber Sunft unb an Sitten, bem SKeifter, benn 93eibe§
ift für bie Sfugenb ibentifd^, ^öngt. Sluc^ mögte id^ einen be^
red^tigten 3^9 feiner SRatur barin erblidEen, t>a er mal^rl^aft ib
begabt ju fe^n fd^eint unb fid^ alfo nid^t in einen Jlrei§ hinein
brängt, ber il^m abfotut berfd^Ioffen ift. SRur ^ä^It er bereite
25 ^aS)xt unb Seet^oben in feinen ©tubien meint fogar bon
Weber, ba§ er ju fpät angefangen l^abe, um ganj über ben
S)ilettantigmu§ ]^inau§ ju lommen. ©ntfd^ieben gel^t er bamitso
um, fid^ ber 9Kufif augfc^Uefelid^ ju mibmen, ift aber ol^ne SSer^
mögen, menn gleid^, fo lange fein SSater lebt, berforgt. gd^
bin nun smar ber 3Keinung, bag ber SKenfd^, ber ba§ SSefte,
ma§ iu il^m liegt, in fid^ au^bilben unb au§ fid^ entmidEeln
barf, fe^ eö aud^ im Äampf mit yioti) unb ©orge, immer nod^ ^s
glüctlid^er fe^n fann, al§ berjenige, ber eg erfticfen mu§ unb
bafür einen mo^Ibefe^ten 3:ifd§ jur ®ntfc^äbigung erhält. Slber
bebenflid^ bleibt^ein fold^er Sampf boc^ immer, unb bor Slllem
18 L. von Beethoven, Studien im Generalbasse, Kontrapunkte
und in der Konversationslehre, hg. v. Seyfried: „C. M. Weber hat
zu spät angefangen zu lernen; die Kunst konnte sich nimmer recht
natürlich entfalten.''
21. 6. 53. 438. An Robert SchumanD. 109
bcSl^QlO, tüeil S?icmattb lücife, ob bic inneren Ouellen eipig fliegen
merbcn. S)ebroiS gab nenlid^ ein fleineS ^ßriöatsEoncert, bog red^t
gut auffiel unb tooburc^ er, tt)ie e§ fd^eint, feinen SSoter, ber feinem
Seben^plon bi^^er tt)iberftrebte, l^olb unb ^alb ju fid^ l^erüber
6 gejogen l^at. Sl^r SBort über feine neuen ©ad^en, bem er mit
ängftlid^er Spannung entgegen fielet, mirb nun atö te^teg unb
fd^merfteS ©emid^t in bie SBaagfd^aale faöen. S^i^^wf^H^ tüirb er
nid^t ftreng genug jum SCrbeiten ongel^alten merben lönnen, menn id)
i^n rid^tig beurtl^eile, benn alleö 5ßrobuciren außerhalb ber gormen
10 ift boc^ im ®runbe eine ©d^luelgerei unb fül^rt jur Seriped^felung
be§ allgemeinen ©lementS mit bem inbiöibuetten ©igentl^um.
3^r ,,©d^ön §eblDig'' ift oufeerorbentlid^ fd^ön, meit fd^öner,
atö ba§ meinige, ba§, mie id^ je^t fel^e, bem Sät^d^en Don §eiU
bronn feinen beften 5ßu| abgeborgt ]§at. SJieleg l^ätte id^ 3f)nen
m in Sejug auf 5ßoefie unb 3Kufif mitjutl^eiten, gehörte nur nid^t
leiber eine Steil^e üon ©efpräd^en ober eine ganje Stbl^anblung
baju. Dl^ne Stid^arb SBagner^ 93ud^ im ©anjen ober im @in=
feinen irgenb acceptiren ju lönnen, fd^mebt bod^ auc^ mir, unb
jmar bon meinem erflen Sluftreten an, bie SKöglid^feit einer
20 SSerfd^metjung bon Dper unb 3)rama in ganj fpecieHen gättcn
üor, unb meinen SKoIod^, an btm iä) feit jel^n J^al^ren arbeite,
f)abt i(S) mir immer in Sejug auf bie aJJufif gebadet. 2lber
freilid^ läßt fid^ ia^ SBie nid^t in Sürje au§ einanber fe^en.
9?un bielleid^t begegnen mir un§ nod^ einmal im Seben unb
25 lönnen SSerfäumte^ nad^l^olen.
Empfangen ©ie nod^ einmal meinen beften S)an! unb empfel^Ien
©ie mic^ ^l^rer %xau ©ema^lin ju geneigtem Stnbenfen!
SDJit toal^rer ^od^ad^tung
30 Wien b. 21. Sunt) 53. gr. §ebbet.
13 bei ihrem ersten Znsammensein kam es überhaupt zu keinem
Gespräch 14 „Oper nnd Drama'', 1852
110 439. An Adolph Pichler. 24. 6. 53.
Nr. 439. An Adolph Pichler in Innsbruck.
SaSien b. 24. Sun^ 1853.
gl^re bciben SSriefe entl^oltcn be§ SBtd^tigcn fel^r
öiel, aber meine Slntmort berftel^t fid^ faft bon felbft. (£§ ift
im eigentüd^en SSerftanbe eine ©elbft^Sci^ftörungäfud^t über bie 5
SBclt gefommcn, bie fid^ in allen Greifen auf gleid^c SSäcife
äußert unb bie, fo fel^r fie aud^ alle ©ränjen überfd^reitct, bod^
nur bie gefunbe gotge unferer franfen 3uftänbe ift. 2llle§
iDütl^et in ben eigenen ©ingemeiben unb bie Siteratur, in ber
fid^ bie fämmtlid^en Seben^proceffe concentriren, am meiften unb w
freilid^ aud^ am mibertnärtigflen. SKan mufe eben burd^, unb
tüa§> jufammen gel^ört, mu§ fic^ jufammen fd^tiegen, ntd^t blofe
jum ©d^u^, fonbern aud^ jum %xn^. ®§ ift bie 5ßeriobe ber
(Koalitionen gefommen, benn ipenn bie (Sötter 9?id^t§ mel^r für
ben Sünftler tl^un, menn fie i^m fogar Sid^t unb Suft entsiel^en, /0
bie fie i^m fd^ulbig finb, bleibt t^m nur bie ©elbft^ülfe übrig.
(£in ^albe§ SRenfc^enleben lang l^abe id^ mid^ gegen biefe SBaJ^r-
^eit gefträubt; je^t mu§ id^ fie anerlennen, tnenn id^ aud^ ftart
beäineifle, ba^ iä) fie meinerfeitS practifd^ werben taffcn lann.
S)a§ Sl^eater foll eine Slrena ber 9?uKität fe^n, unb toa^ hk so
Seiter in unferen Slugen l^erabfe^t, er^ö^t fie in benen i^rer
Sorftänbe. S)ie Sournaliftil foll ber (J^or bon ^unbcrttaufenb
SRarren, bereu gauft gebenft, borfteüen unb ber ®runb liegt
auf ber $anb. S)ag S3ud^ foll um feinen (Jrebit gebrad^t
tnerben, ba^cr bie SSegünftigung ber geuiHeton^^Sc^reiberei. ®a§ «5
^ängt SlIIe§ jufammen, unb bie 9iücfu)irlung äußert fic^ in ber
Nr. 439. JS in Weimar, unzugänglich. Bw. II S. 401 f. vom
24. July; Hebbel befand sich damals in Hamburg, auch beweist der
Passus über Fenchtersleben, dass der Brief wohl in den Juni ge-
hört. 2 3ul9 Bw. 23 Hexenküche V. 25751: aRi(^ büntt,
id^ l^ör' ein gangcä ©l^or S3on l^unberttaufenb Sflarren fpred^cn.
24. 6. 53. 439. An Adolph Pichler. m
Sitcratur, bie fid^ gcmi§6rQud^t unb cmiebrigt fül^It, o^tic ftd^
meieren ju fönncn, otS @fel öor fid^ jclbft, ber julefet, tüic bei
förperlid^ öcmal^rloften Swi^iöibucn üon ®cift unb ©^aracter
in @cIbft^S?erfpottung umfcftläöt. ©o entfielet ein 3ulian ©d^mibt,
5 ber frcd^e SluSläufer SSruno SauerS.
3Rit meiner ^efammt^^StuSgabe ftanb e§ eine 3rit lang
fel^r fd^Ied^t. S)ie ©äd^fifd^en Suriften meinten, id^ müßte mid^
mit meinem frül^eren SSerleger Derftänbigen; boS ^ieß nun, mit
bem Seufcl pactiren, o^ne bie ©eele loS ju tt)erben. ®ic Oefter=:
ioreic^fd^en 9ted^t§männer gaben mir einen befferen 3:roft, unb
fo l^offe id^, fie ioä) notS) ju ©taube ju bringen, ©eit id^
S^nen jule^t fd^rieb, l^öbe ic^ meine fd^on 1846 angefangene
©elbft^Siograpl^ie um ein guteS ©tüdE meiter geförbert; id^
l^atte ba§ Sebürfniß, in meine SBurjeln jurüdE ju friec^en, um
ismit ®oIo JU reben. (£§ ift bieg mirflid^ eine ber fd^merften
^ilufgaben, bie man fid^ [teilen lann, borauSgefe^t, ba§ man
nid^t bloß über fic^ felbft raifonniren mill; 3uftänbe unb 5ßer:^
fönen treten, menn man meiter in*§ Seben l^inein lommt, fo
fel^r jurüdE, ia^ man laum mel^r begreift, tuie fie einft it^
ifo ftimmenb unb maßgebenb fe^n lonnten, unb fie iDoIIen barge=^
ftellt fe^n, atö ob fie nod^ in öoöer ©d^mere auf ©inem lafteten.
Xa brandet man benn nod^ mel^r, al§ bie poetifd^e ©timmung, benn
man fott fie jugleid^ ^aben unb nid^t l^aben. Sin eine SSer*
öffentlid^ung bei Sebjeiten beul ic^ natürüd^ nid^t, aber i6) l^abe
s6 fetbft eine fold^e SSorliebe für Siograpl^ien, ba§ id^ glaube, lein
3Renfd&, ber in meinem ©inne eine fc^reibt, lann etmaS Uit*
nü^e§ tl^un.
3Keiu „geud^ter^Ieben" ift fd^on ausgegeben ober luirb e§
näd^fteng tt)erben. 3d^ mar, al§ id^ mid^ ber QacSjt unterjog.
15 vgl. Genoveva V. 11 48 f.: S)a rooUcn mir 5urüdE ^n unfrc
aBurjcIn !ried^cn. 17 vgl. Tgb. III N. 3675
112 439. An Pichler.-440. An Christine. 24.6.-3.7.53.
mit bcr SSorliebc be§ SKanne^ für bte Sriüiaütäten, bic mit
i^m jung gemefcn maren utib mit feiner ?lbneigung gegen alle§
(Spätere tiid^t befannt unb l^otte in meiner ©liäje eine fritifd^e
Ißarentation §u fd^reiben. ®a§ mar nid^t befonberS angenel^m
unb aud^ nid^t leidet, e§ legte mir unter ?lnberem bie SSer^ b
ppid^tung auf, bie fc^luerfte d^riftlic^e Sugenb ju üben unb auf
ben Häuptern meiner ®egner feurige ffiol^Ien ju fammeln, ba
iä) mid^ bod^ nid^t bem SSerbad^t ouSfe^en lonnte, al§ ob td^
mit geud^ter^Ieben mittelmäßige ©eifter ben erften Siepräfen*
tauten ber neueren Siteratur borjöge. lo
Nr. 440. An Christine Hebbel in Hamburg.
Leipzig, (Sonntag b. 3ten gul^ 1853.
3Reine t^euerfte E^riftine!
<£ben fd^Iägt e§ elf, öor einer ©tunbe bin id^ öon S)ree§ben ib
<ingeIommen, xä) l^abe mein SSeofteof Derjel^rt unb iniH, bebor
id^ mid^ nieberlege, ®ir nod^ ein Sebengjeid^en geben, tt)eil S)u
^ett)i§ begierig bift, etmaö bon S)einem SRuy ju ]§ören. ^d) bin
in ber (Stabt Hamburg eingefe^rt unb fi^e in bemfelben 3ttnmer,
ha^ wir fc^on jipei 3KoI mit einonber tl^eitten, ber atte SBirtl^, «o
^err Plätzer, ift nod^, trofe feinet fd^neelDetgen §oupte§, frifd^
unb munter unb empfing mid§ unterm %\)ox, xä) freute mic^
7 Römer 12, 20 9 1. cmften?
Nr. 440. jgrin Weimar. Bw. II S. 587— 589. Schluss Nach-
lese II S. 2. Adr. Der Frau Doctorin JSebbel, HochtooMgeboren,
in JSamburg, Adr: Mad^^ Lensing, ^orftabt ©et ®corg, (Stein*
bamm N: 146, 2 treppen. Poststempel: Leipzig, 4. Juli 53.
Leipzig 4/7 I Magdeburg, Magdeburg 4/7 III Wittenb: Berlin 4/7
I Hamburg. Hamburg 5. 7. 7—8 M.
3, 7. 5a,
440. An Christine Hebbel.
113
örkittric^, t^n mieber ju fel&en, benn ii^ med^BIe ni(f|t gern.
Untermeg^ fu|r i^ mit bet britten (Stoffe, |atte at?er eine tct^t
gute ©efedfc^aft unb unterhielt mic^ 6ei meinem §aitg unb
©rong, mi^ öon oöcn menfc^tidfien 3iif*ä"ben p unterrichten,
ß fe|r gut, namentlich mit einem Hannoveraner, ber feit bieten
3a^rcn im rufftfd^en ^otcn lebt unb je^t, feiner (Sefunb^eit
ttjegen, in'l Sab mufe- So itjar ein origineller SJlann, ber
fd^arf §coba(^tet unb fi(| encrgifd^ au^brücEt, unb id£) berfäumte
bie ©elegenl^eit nid^t, il^n mit beiben ^änben ou§ ju preffen. ®r
io ift Ebmimftrator eine§ fltogen ®utS unb ftefft auf biefcm StUe^
auf einmal bor: ben 9itc^ter, ber, o^ne ba^ corpus juris au^
nur beut 9kmen nac^ p fennen, aüt ^roceffe in erfter unb
k^ter ^nftfi^ä entfc^ibet, ben 9lltmeifter fämmtlic^er ®emerfe,
iubem er bie SJauern burtf) perfönlid^e Einleitung p Itfd^lcrn,
IS SKautern, Biinmerleuten u. f. m. mac§t, unb ä^gleii^ ben SSer?
matter ber fjetrfi^aftlic|en gntereffen. ^ie bortigcu ^oteu
trtulen, totnu fte fugten, ba^ i^nen ber !iö rann tetn ein in ben
Kopf fieigt, rafcfi eine ^ia\^t mit SöaumöT, unt ftc^ nüd^teni
ju l^alteu, anc^ priigetn fie fic^ bei fcber ®etegen|ett ouö ®e=
^0 funb^eit^rüdfi^ten, n>ie onbere Seute Ji>a|ieren gefjen ober
^Ißiarb fpielen, unb fcf)lagen einanbct auB ^Rod^e bie Sd^meine
tobt, ©oc^ genug boDonl ~ ^n Griitzkow ^abe ii^ mic^ nii^t
getan Jd^t, er ift ein ganj an ber er SRenfd^ getror ben unb mir
l^aben un^ üortrefftic^ mit einanber üerftänbtgt. SSJir tnaren
Sä betbe S^age ölet beifammen, geftern a% is^ bei i^m unb fu|r
bann augenbticflid^ auf ben Sifen&al^n^^^of, benn id^ l^atte fc^on
Dorl^er gepatft. (S^ mad^te mir einen eigenen ©inbrucE, jmei
lang auf gejd^of Jene Sö^ne, bon benen bet eine bem SSater \^on
übet ben S'obf fie^t, mir gegenüber li^en p feigen unb id^
50 erinnerte niid) gar n^ol^f, baß idt| in §ambutg getübe mit
Gutzkow o|, al^ et bte Slad^ric^t Don bet ©ebutt be^ iüngften
5 ff. vgl. Tgb. III N. 512Ö
^efiB et, ©riefe Y. g
114 440. An Christine Hebbel. 3. 7. 53.
burc^ einen SBrtef aü§ gronffurt crl^tett. @r moHte e§ nid^t
glauben, otö itS) e§ il^m in'§ ®ebäd^tni§ jurüdE rief unb feine
grou, ein fel^r einfad^e§, noiöeS SBeibc^en, bQ§ S)ir ö^fotten
lüirb, menn ®u e§ fennen lemft, mottte burd^auS bon mir
iDiffen, ttjie er fid^ benn bei ©m^jfang be§ 95rief^ benommen 5
l^abe. 9?atürlid^ fteHte id^ il^m ba§ befte B^ugnife au§. Slud^
ein oIIerüebfte§ fieineS 3Käbd^en ^oben fie, mit itm %iitle \xä)
fel^r gut unterl^olten mürbe. ®§ t^at mir leib, ba^ ®u nid^t
mit ba marft, er unb fie trugen mir bie J^erjlid^ften Orüße für
S)id^ auf, fie münfd^en, bog mir auf ber Stüdfreife jufammen 10
bei il^nen einfpred^en mögen, unb ic^ benfe e§ ju tl^un. Sluc^
bie alte Harkort traf id^ auf ber SSrü^lfd^en Serraffe; fie lägt
SDir ebenfalls ia^ greunblid^fte fagen. ®ufeIom§ Iefete§ SBort
5u mir mar: „in unferö SSaterS §aufe finb biete SBol^nungen!"
unb ba in un§ Reiben bie (Srfenntnig gereift ift, ba^ mir auf ib
berfd^iebenen SBegen baffelbe fud^en, fo mügte ic^ nid^t,
marum mir nid^t bon je^t an foKten jufammen gelten fönnen.
gür fein Slatt ^abe id^ il^m ben S)it]^marfifd^en Sauer gegeben,
-ber fd^on bor mir in Leipzig eingetroffen fe^n mirb. 9Kit
feinem neuen ©tüdf Slntonio ^ßerej l^ielt er jurüdf, meil erio
fid^, mie er fagte, bor mir fürd^te; id^ nal^m e§ il^m aber mit
©ernalt meg, benn id^ bin mirflid^ begierig, il^n nad^ bem Stoman
mieber im S)rama 5U erblicfen. SKünblid^ mel^r. S)en SKic^el
Slngelo ]§abe id^ bei Süttid^au burd^ gefegt unb ein (Saftfpiel ffir'§
näd^fte gal^r, menn e§ S)ir anber§ gefaßt, ebenfalls; ic^ fagte «5
bem alten SBinfler: an bie SKotibe, bk ©ie bei äblel^nung ber
frül^eren ©tücfe borfd^ü^ten, glaub' id^ nid^t unb menn @ie
mid^ iefet mieber jurüdE meifen, fo fe^* id^ perfönlid^e ®rfinbe
borauS unb fomme nid^t mieber, benn ein orbentlid^er EJienfd^
mirft brei 9KaI mit feinem Stein nad^ einem Saum, ob er i^n 90
treffe, aber nur ein SRarr bier 9KaI. ^m Sureau traf id^ ®runcrt
4 CS über fic 14 Job. 14, 2
3,-4. 7. 53. 440. An Christine Hebbel. X15
unb fprad^ il^n ben tiöd^ften 3Korgcti auSfül^rlid^cr; bicSfubitl^ fommt
fidler unb er fpicit bcn ^olofevtie$ wtib bic ©cnobeüa, auf bic
er brennt, fd^eitert, wenn fie fd^eitcrt, fidler nid^t an lird^Iid^en
Sebenfen, fonbern an gemeinem 3loHen:s9?eü), inbem (Siner bem
fi Stnbem ben @oIo nic^t gönnt. ®ut, ba^ td^'^ meiß, nun ^e^'
\ä) btreft an ®all. 3n ber SilbergaHerie toar ic^ nur auf
flfid^tigem SSefud^, benn fie toar ©onnabenb berfd^toffen unb
mürbe (Sonntag erfi um ^alb Sing geöffnet, boc^ fe^e id^
^ier überl^aupt nur ©in ®emölbe an, inbem man alleö
10 Uebrige aud^ an anberen Orten mieber finbet, unb baju mar
benn immer nod^ Qüi genug. SBte bermifete iä) S)id^ unb
©eine Segeifterung, afö itS) bor ber SKabonna ftanb; nie ift
®ein Sluge fd^öner, afö menn bie ®Iut ber inneren S3emegung
mit ber Sl^ränc ber Uebermältigung barin fdmpft unb S)u follft
16 fie auf ber SRüdEreife auf ieben gflH f^^^«/ benn feiten ftel^t
man bor einer ©pi^e ber SKenfd^^eit, unb nie ol^ne innere
grud^t. 9tun mu§ ic^ fd^Iießen, e§ ift neun U^r — id^ enbige
ben Brief SRorgeng — unb id^ mill bei Weber anHopfen! Sd^
l^offe, ia^ S)u mit ©einem Sinbe ol^ne SSerbriepd^Ieiten ange»
80 lommen bift unb baß ^^v ®ud^ befinbet, mie id^'g münfc^e; id|
folge, fobalb id^ lann, l^änge aber bon ben Umftänbcn ab, mie
S)u meifet, unb arbeite, anftatt mid| ju amüfiren. gcuer=»
®Iocfe. StHeg rennt jufammen, e§ brennt in ber ©tra^e, biet*
leidet in meinem Hotel, maS tl^ut'ä, id^ enbige ben Brief, tS) id)
^pfi^inauS fd^aue. ®Iifen fage bon mir, fie foll fid^ ganj ma^r
unb ol^ne {RüdE^ält gegen mic^ geben, fie foII ein Sntereffe, ba§
fie nid^t l^at, unb ia^ menigften^ nid^t tief bei x^x ftfet, aud^
ntd^t an ben Sag legen, fie foII bieg wol^I gemeinte SBort am
atter^allermenigften übel nel^men unb fie mirb jufrieben mit mir
9 die Sixtinische MadoD^a 12 $eine fc^dne 18 am
4. Juli 23 rennt auf ber Stragc
8*
116 44a-441. Am Ouistme Hd>M. 4.-7. 7. f>3.
fe^n! @e9b l^ctilic^it gegrü^ unb glaube Su mir, Shi t^eureS
^ex), bog ic^ S)ic^ unb S^etn Sinb uberaD t>emttffe unb Suc^
auf S<l^ntt unb Xritt begleite! Seuer{)nri|en — @(^oxnftetn«
jeger — bei un§ ift'S nic^, alfo gleichet, »o! — S)ie ^onlM
fc^tift entfc^ulbige mit ber Sto^I-gd^erl i
Sein
gridncic^
Nr. 441. An Christine Hebbel in Hamburg.
Berlin b. 6ten ^ul^ 1853 (Sronner§tag).
äKeine t^crfh Sl^fHne! i^
^a)i!^, benor ic^ felb^ lomme, noc^ ein ^ßitax 3oles. S)cb
langen Srief au^ Leipiig mirfi £u erholten ^oben; bort blieb
ic^ jKDei S^age unb ^be fe^ mel bunl^gefe^ 9tcK^ einem ner^^
gnügten "Sbenb mit Weber, Kühne u. }. m. in Sbierbcul^ Seiler,
ging ifj^ gejiem mit bem ^ru^Srain nafj§ Halle, mo tc^ fc^onjB
um act^ n^r eintraf, unb fuc^ ^ßxu^ auf. Skfer na^ mid^
gleif^ für ben ganzen Sog in 39ef(^la^ fo bat i^ir fimm bk
3eit blieb, bie mir tnm :^ix\^ an feinen S^^tnttgertiater onf»
getragenen ®rü^ ^n be^flen, unb bajs ic^ fa^ ben ^CbenÜ^ng
Mcfe^tt l^ätte. SSbc maren n^mlic^ mit ein ^ßoor ^^rofeff oren »
über Sanb in'^ 9ab Sittdinb unb nafj§ ®tebki^en^ein gejogen,
ttj^ morf mic^ i^Kxi^ über &opf unb :pal^ in eines Sogen unb
lom nod^ mit ^^m^ iß m Inniger, ^^ormlofer SeteOe mtb
^ e^ mir auf§ Xeue bejiatigt^ ba^ 3Kenf(^ ftc^ Sng in "Soge
fc^en muffen, nxnn fte ^ fesnen lernen foQen; ubr^en§ iit m
5 er aehzeäH Tiel gröeser vnd ftäeküger
5r.4il. JiinWdBttr. Nachkae n & 21 9 Donentag
war aber der 7. Jnä 14 am ^ Jili 15 am 6^ Jnü
7. 7. 53. 441. An Christine Hebbel. H?
er erft 37 Saläre alt unb bidE für 50. ^ . freute ntid^, aU
id^ be§ SKorgenS ganj in ber grül^e für miä) bie ©trafen
burd^flrid^, einmal tnicber S)eutfd^e ©tubenten ju feigen, benn e§
begegneten mir fd^on einige Surfd^e mit rotl^en, grünen, blauen
6 unb meinen Sa^jpen, bie mid^ nad^ Heidelberg jurüdE berfe^ten
unb ein ®ebid^t in mir anregten. Stber bie ©d^ilberung, bie 5ßru^
mir nad^er bon bem ©l^aracter biefer 95urfd^e mad^te, bämt)fte
meine greube gar fel^r, benn bie meiften finb Sopf^änger unb
ba§ giebt fd^Ied^te SKänner. 3Kit ipie bieten ©rüfeen id^ überall
io für S)id^ belaben lüurbe, lannft S)u S)ir benfen; id^ tüiH S)ir
ben ganjen ©adE münbtid^ au^fd^ütten. Oeftern Slbenb um
l^alb 11 Ul^r fam id^ in Berlin an unb fi^e je^t, e§ ift ad^t
}Xf)x, im Sönig bon 5ßortugaII, ber mir aK billig unb anftänbig.
cmpfol^Ien iDurbe. §ier bleibe id^ nur, fo lange id^ burd^auS
i«mu§, benn mit iebem Sage treibt ba§> ^erj mic^ mäd^tiger ju.
@ud^, unb id^ benfe, too nid^t morgen, fo bod^ fidler über*=
morgen, nad^ Hamburg fort ju eilen, menn nid|t etma§ ganj a5e==
fonbereS bajmifd^en lommt. S)a6 man ^ier ben SRid^el Stngelo-
einftubirt, tneife id^ fd^on au§ btn ßeitungen; ttjal^rfd^einlid^ foH
80 er in ben ^unb§tagen gegeben merben, maS jebod^ bei biefem
naffen SBetter nid^t fd^abet. SRun, mein t^euerfteg ^erj, tritt
ic^ mid^ anfteiben; lüie fel^ne id^ mid^, meine atterliebften jlDei
Ileinen 5ßinfd^er lüieber ju feigen unb an'^ ^erj ju brüdfen,.
benn bei atter ^^irftreuung ift mir öbe ju SRut^. SSietteid^t
Äffinb' id^ ein 5ßaar B^ücn bon ®ir auf ber 5ßoft, jebenfatt^
frage ic^ an. ©e^b mir Sitte auf§ SSefte gegrüßt unb fommt
mir fröl^tid^ entgegen! ^i) reife l^ier in ber grül^e ob unb treffe
alfo um ^alb vier Uhr in Hamburg ein!
S)ein
90 griebrid^!
1 Prutz war 1816 geboren II am 6. Juli
118 442.— 44iJ. An Emil Kuh. 12.-25. 7. 53.
Nr. 442. An Emil Kuh in Wien.
^amiuxQ b. 12. Sul^ 1853.
^d) banle Sinnen l^cräüd^ft für Sitten 93rtef, bcn ic^ t)ox^
geftern gleic^ bei meiner Slnfunft in Hamburg empfing. SWd^tS
lann mic^ mcl^r freuen, alS bQ§ e§ ^l^nen tüteber gut gel^t; b
forgen ©ie nur bafür, bag Sl^re ©efunb^eit fic^ gehörig befeftige
unb fd^onen ©ie namentlid^ gl^re S3ruft. 3)te §erjenS:=9lnge*
legenl^eit, bie ©ie mir mittl^eilen, finbe id^ ganj in ber Drb^
nung; in S^ren Sorten tüäre nur baS ©egent^eil unnatürlich.
3)od& fürd^ten @ie ©id^ öor bem SSerpIempern unb al^men ©ie lo
SBerner^ SSeifpiel nid^t nad^, ber barin öieöeid^t ju rafd^ ge*
tüefen ift. S)er Sßenfd^ foö fid^, fo lange er nod^ in ber ®nt=:
midElunggs^eriobe ftel^t, ben ®ebanlen an ben materiellen S)rucf
beg Seben§ fo fem galten, atö möglich; §amlet unb gauft
muffen öoflftönbig abget^an fe^n, beöor er fic^ nad^ $au§ unb 15
^eerb umfielet. — — — — — — — — — — —
gr. Hebbel.
Nr. 443. An Emil Kuh in Wien.
Hamburg b. 25ften Sul^ 1853. bo
SKeinen l^erslid^ften S)anf für S^te treuen unb fleißigen
SSerid^te. S)a§ Slpl^oriftifd^e meiner ©egenäußerungen entfd^uU
bigen ©ie mit ber fprungl^aften ©ituation, njorin id^ mic^ be*
finbe. 3c^ l^abe ju öiel ju tl^un.
Nr. 442. Ä unzugänglich. Bw. II S. 86. 11 Karl Werner
hatte sich zum Ärger Hebbels verlobt und heiratete dann am
12. November 1853 ; Hebbel hatte ihm einen Brief geschrieben mit
Warnungen, ihn dann aber zurückerbeten 18 darnach fehlt der
Brief vom 22. Juli 1853 an Robert Prutz in Halle mit dem
Gedicht „Noch ist Polen nicht verloren", vgl. Bw. II S. 380
Nr. 443. E unzugänglich. Bw. TL S. 86 f.
25.-28. 7. 53. 443. An Kuh.— 443a. An Schad. 119
©ic tücrben miffcn moHcn, maS OcrbinuS 93rief cntl^tdt.
®r fd^reibt mir über bcn ajltd^l ängelo unb fagt, baß ba§
©tüdE il^nt einen ganj reinen, einzigen ®cnu§ getnäl^rt l^abe,
unb bafe, tüenn bie äRoral beSfcIbcn gel^örig bel^erjigt toürbe,
5 baS groge beutfc^c Sapitot um ein $|}aar ^al^rl^unberte frül^cr
ju ©tanbe lommen mügte. SSon biefem fpröben äRann ift baS
öicl unb barf mid^ freuen, tüie id^ glaube.
SRit (Sampt bin id^ auc^ auf gutem SBege, mir feigen und
faft alle Sage. 2lm meiften öerlel^re id^ mit SBienbarg, ben
10 ii) eigentlich je^t erft lennen lerne. ®r ift leine probuctiöe,
aber eine tiefe Sttatur, ein 93ergmcrl mit öerfd^üttetem ©d^ad^t.
SBenn bie B^itung für Sttorbbeutfd^lanb, bie er beabfid^tigt, ju
©tonbe lommt, tDirb fie gebiegen fe^n,
§iebei ein jmeiter ateifebrief, öon bem ic^ l^offe, bag er
u intereffant ift. ®in britter unb lefeter über ^elgolanb morgen
ober übermorgen. 3?ad^ S)it^marfd^en fomme id6 nid^t mel^r,
überl^aupt mad^e id^ feiten ben SBeg, megen beffen id^ bie
©tiefel anjiel^e. — — —
3)er äRenfd^ eyiflirt nur burd^ ben Sleflcj feiner felbft in
90 ^anbtung unb %f)at; menigften§ ic^.
gr. Hebbel.
Nr. 443 a. An Christian Schad in Kitzingen bei Würzbarg,
©eel^rtefter $err!
•86 3n biefem SlugenblidE erhalte i^ ^^xt freunblid^e gufd^rift
bom 23ften b. ajl. unb beeile mid^, fie ju beantmorten.
1 dieser Brief nicht erhalten 14 für die Ostdeutsche
Post, vgl. X S. 190ff. 15 vgl. X S. 199ff.
Nr. 443 a. H Schadiana der K. Hof- und Staatsbibliothek in
München. Adr. von fremder Hand auf Kuvert: @r. Sßol^Igeboren
bem ©erm Dr. Schad in Kitzingen, bei WürzJ)urg. Slbf:
Dr. Hebbel in SSHen. Gütige Abschrift von Erich Petzet.
120 443 a. An Christiaii Schad. 28. 7. 53.
3f^c crpc ftufforbcrung entladt bic Semerbutg, bo§ 3^r
SQmanad^ Snfattg 3Rat) gefd^Ioffen merbe. %I3 id^ fte empftttg,
l^atte xä) ntd^t^ S^rifd^e^ [unb big Anfang Wlat) entftattb auci^
9liä)tö, 3)er 3Rat) toax attregenb für mid^ unb brad^te mir ein
^aar ©od^cn, aber id^ mußte glauben, bei ^^tn bamit ju fp&t «
ju lommen unb gab fte Slnberen, benn id^ toerbe öielfad^ in
Stnfprud^ genommen. S^fet l^ab' id^ toteber 9ltd^t§ unb barf aud^
im l^eigen ©ommer auf 9ix6ft^ red^nen.
S)ennod^ fann id^ mtd^ Sinnen gefällig erjeigen unb tl^u'
e§ gern. 3unäc^ft mit einer ungebrucften ateüquie öon SiedE, lo
meiner grau in'S Sllbum gefd^rieben unb öieöeid^t fein SefeteS
in SSerjen. S)a§ ift, toit id^ meine, ein red^t öerftänbigeS ©e-
fd^enl unb tourbe öon mir fd^on SKand^cm abgefc^Iagen. 3)ann
mit einigen ®ebic^ten öon ®mit Su^, beffen SRamen @ie öiet
leidet jum erften SKa( Igoren unb ber nid^tSbeftotoeniger bie is
meiften Defterreic^ifd^en Salente balb überragen tt)irb. S)a§
erfte biefer ©ebid^te, einen SWoment bei SiedE bel^anbelnb, muß
fd^on beS ©egenftanbeS toegen allgemein intereffiren unb bie
übrigen finb gemiß tief poetifd^; übrigens ift ber S)id^ter aud^
in Defterreid^ leineStüegS mel^runbelant unb ttjfirbe nod^ öielao
belanter fe^n, toenn er e§ nid^t, unb jtoar mit Siecht, für beffer
4f. welche Gedichte im Mai 1853 entstanden, ist nicht sicher
8 SfHd^tS 3ü 10 der 4. Jahrgang (1854) bringt auf S. 1 und
2: „ßttbttilg Xiedt. (SluS bem SlIBum ber !. !. ^offd^aufpielerin grau
©l^riftine Hebbel geb. (Sngl^auS)" mit folgender Anmerkung: ®iefe
SBerfe gel^ören gu ben legten be§ el^rmürbigen 9lomanti!erS menn
fie nid^t roirüid^ feine legten finb. (Sr fd^ricb fie für bie große
tragifd^e Äünftlerin bei ©elegenl^cit i^rcr S3orftcIIung ber 3ubit5
auf bem !. .^oftl^eater in 93erlin „mit geläl^mter ^anb, in fd^mcrer
ßranfl^eit," wie er felbft auf bem S3Iatt l^ingufügte, gum Slnbenfen
nieber. 14 £nhs Gedichte, die beilagen, aber keine Au&iahme
fanden, sind: 1) ®tn ßebenSmoment. (Sllg id) %Ud unb Hebbel
beifammen fal)) 1851; 2) ßiebe§munfd^; 3) ®er ßloftergarten.
28.7.— 20.8.53. 443a. An Schad.— 444. An Gutzkow. 121
l^icfte, pd^ gtcic^ in öoöftänbtöer SRüftung ju jetgcn, alS fte
©tüdE tncife t)or'm $|}u6Iicum ansulegen.
S)a§ mir beftimmte ©j. be§ Sllmanad^S l^abe id^ enblid^
and) crl^atten, icbod^ crft öor t)ier SBoc^en unb banic bcftenS.
@ie feigen, id^ laffc S^r Untcmcl^men nid^t im @tid^ unb
bitte um gcfäffigc ©mpfanggbcftätfgung.
Sl^r l^od^ac^tungSöott crgcbcnftcr
SBicn b. 28 Dr gr. Hebbel.
3ul5 53.
10 Nr. 444. An Karl Gutzkow in Dresden.
SBien b. 20ften Slug. 1853.
SSerel^rter grcunb!
©ie fammeln feurige Sol^Icn auf meinem Raupte, unb ge^
mig nid^t, um @id^ auf gut ©öangeüfd^ ju märmen. 3d^ l^ätte
ißS^nen längft fd^rciben unb banlen foöen unb ©ie fc^rciben
mir! 8lber menn id^ itö^tx in gl^rer ©d^ulb blieb, fo tnar eS
bloß golge einer getniffen ©onfufion, bie fid^ bei mir nac^ jeber
SReife einjufteHen pflegt. ®§ l^at fid^ SSieleä aufgehäuft, man
tüiH SlHeä auf einmal tl^un unb tl^ut eben barum gar SKc^tS.
80 ©lauben ©ie mir, e§ tl^at mir, mie meiner grau, fel^r
leib, ba§ toir auf ber atürfreife nid^t menigftenS ©inen Sag
nod^ für ©reiben erübrigen lonnten, tnir l^atten un§ S3eibe
barauf gefreut. Slber ein Slbftec^er nad^ ^elgolanb öerfd^Iang
unferen Sleft öon 3rft, benn id^ traf bort aU t^xbax anfäffigen
»5 ajjotl^elcr unb Slatl^mann, einen gugeubfreunb, ber mid^ um fo
weniger rafd^ toieber fort ließ, alS toir un§ feit fiebsel^n Salären
Nr. 444. IT unzugänglich. Bw. 11 8. 155 f. Schlnss im Tgb. m
N. 5159. 25 Hahn Franz, den Apotheker
122 444 An Karl Gutzkow. 20. 8. 53.
nid^t mel^r gefeiten l^atten. S)cr Slnfattö öing einmal mit bem ®nbc
tüiebcr jufammen unb ba§ l^attc um fo größeren ateij für mid^, al§
mein greunb unter ben Slutoren ber Sßeüjeit gerabe ben SSerfaffer
ber 3ubit]^ am meiften ^aßtc unb il^n ouf feine Sugenbleiftungen,
tt)ie fie in biöerfen SKobeblättem niebergelegt finb, atö auf treu* b
log öerlaffene Sbeale mit Unttjiöen l^intoieS. ^ä) tt)ei§ nid^t,
ob @ie meine SSorliebe für berartige ©riebniffe t^eilen; x6)
gerat^e bor SSel^agüd^feit außer mir, toenn mir etnjaS Stel^nlid^eS
begegnet.
3um Söd^terd^en ttjünfc^e ic^ ®lü(f ; ba l^aben @ie alfo lo
S^r aSierblatt beifammen. S)a§ fleine Slonbföpfd^en mit feinem
freunblid^en ®efid^t fte^t mir nod^ lebl^aft öor Slugen; nun l^at'g
bie Spielgefährtin. 9l6er aud^ jur Umarbeitung Sl^reS ^erej
gratulir' id^ unb fann S^nen bie SSerfid^erung geben, baß baS
3)rama unenblid^ burd^ biefelbe gewonnen Iftat. ®§ ttjar, ic^ 25
gefte^' eg S^nen, in ber Oeftalt, tt)orin e§ mir öorlag, fc^toer
ju beurt^eilen, benn ©ie mollten ju oft erratl^en fe^n. 9tun ift
SlHeg Kar unb beutlic^ unb id^ mögte bie Sü^nen^SBirfung, bie
3]§nen bei biefem SBerl borjug^ttjeife öorfd^njebte, für gefid^ert
l^alten. 3eber ?lct l^at eine große ©ataftropl^e, bie bei nur «0
leiblid^er S)arfteIIung padEen muß, unb tro^ ber SSerlür jungen,
bie ©ie ermöl^nen, ift bie pf^c^ologifd^e SKotiöirung faft überall
öoßfommen au§reid^enb. 8tud^ öerbient bie ®runb*3bee ben
ganjen Slufmanb, ben @ie gemad^t §aben, um fie ju öerlörpem
unb ©ie l^aben ba§ S)rama l^ier ganj fo in ber Siefe gegriffen, toit «6
xdf^ md) ^^xtm atoman erttjartete, menn aud^ bie gorm, bie
@ie mahlten, ber boöftänbigen Sriftattifation Ijie unb ba edRge
Tanten fefete. ©elbft einjelne au^Iöufer, tt)ic 5. 89. ba^: „3)lan
fd^eibet nic^t öon $^ilipp", bag ber Sob beS ®§cobebo fo
fd^redElid^ commentirt, muffen unbebingt jünben. Qtpax l^ätt' ic^ so
gerabe l^ier baS SBarum gern ftärfer betont gefeiten, boc^ id^ ttJtH
28 „Philipp und Perez« I 6, Leipzig 1853. S. 13
20. 8. 53. 444. An Karl Gutzkow. 123
meine eigene Sluffaffung beS ©egenftanbcS (ic^ befc^äftigte mid^
bamit, atö er mir im 5ßittaöal öorlam) ber Ql^rigen nid^t
gegenüber [teilen, benn cS lämc 9ti(^t§ babei l^eraug. 3?ur eine
Semcrfung mögte ic^ 3fl^nen mad^en, bie aud^ auf 3^rem ©tanb^
6 punct aufgettjorfen »erben lönnte. 3d^ glaube, ©iie braud^en fo
roenig bie Sette, atö ba§ SKebaiffon, ttjenn @ie gl^re pf^d^ologifd^en
Srümpfe beffcr öermenben unb toürbe 3§nen ratl^en, 93eibe ju
entfernen. 3)a§ be SKeja in einem fold^en Sßoment bei $ßerej
erfc^eint, öcrbäc^tigt biefen genug; unb ber Snl^alt beS Säftd^enS
iottiä)t aud^ ol^ne Sßebaillon l^in, ^^ilippS ßorn unb ©iferfuc^t
äu entflammen, ©dienen @ie bie Slrbeit nid^t, fie ift gering
unb tt)irb fid^ glänjenb belol^nen.
S^re Semerfungen über meine beiben ©tüdEe toaren mir
fe^r intereffant unb gaben mir öiel ju beulen. SBie ©ie bie
16 8lgne§ SSernauer ttjotten, ift fie ungefähr in bem alten S:örringö
fd^en ©d^aufpiel: fertiget SSerJäftniß gleic^ ju Slnfang unb
3)onner unb S3Iife faft unmittelbar ^interbrein. Sd^ fannte
bieg SBerl, id^ achtete eS aud^ al§ eine fe^r gelungene 8lug*
beutung ber l^ift. 8lnecbote, fonnte mid^ aber mit ber Sluffaffung
tfofo ttjenig befreunben, ba§ gerabe fie mic^ öorjugSmeife mit ju
meiner Slrbeit antrieb. SKel^r fag' iä) nid^t, mir l^aben '§ier,
glaub' id^, einen ®runbunterfd^ieb unf'rer gcgenfeitigcn Staturen
öor unS, in ben mir un§ finben muffen, mie in ben ber Singen
unb ber §aare, benn „A. unb B fte^en alle beibe im A. B. C.**
SB ©ie lönnen mic^ ^ier nic^t mifeöerftel^en, mir bändet, ba§ SSer=
]§ältni§ jmifd^en ©exilier unb ©oetl^e, in bem id^ öon jel^er
etmaS ©^mbolifd^e^ erblidEte, mürbe nur baburd^ möglid^, bafe
3eber fic^ in ben Srei§ beS Slnbern ju öerfefeen fuc^te unb
t)on il^m nur forberte, maS inherl^alb beffelben ju leiften mar.
2 vgl. V S. 137 24f. vgl. VII S. 191 und Tgb. II
N. 3073
124
444, Ad Gutzkow.— 445. An Wienbarg, 20. 8. 53.
3^ meine, fuuj gefaßt, mait mu^ fic^ überaK bie Sinteii p=
fjeben, benn bieje ge^en ol^ne ^a^[ mit innerer !J^Dt^ttJcnbiöfeit
aug ber ollgemeineii ^Jtnfc^auung^ttJeife ber ^ttige ^eröor, mä^=
renb man über bie garben unb bie SSertficilung öün Öic^t uitb
©djatten fe^r gut bie Sontrotjerje eröffnen fann, Sollte id^ s
mic^ irren, menn i(f| bo^ für bie befte S3oft§ ^alte?
3c^ rnfe S^nen entgegen, mit ®ie mir: laffen Sic un§
ju einanber galten! SSir fönnen gegenfeitig geben imb nehmen
Dud^ ic^ bin ni(^t fo ejctufiü, n>ie ic^ S^nen tjor Sauren er^
fi^ienen fei)n mag: bie S'no^pen finb e^ ja die, aber wa^ auf= w
fprang, trintt nnb fangt. Unb iütr Rjoßen bie ©ac^e anwerft
einfach f offen! 38a§ ©ie in igl^rem erflen Srief fc^reiben, ift
\ü ma^r, ba^ e^ in @otb gefaxt ^u werben öerbiente: bie
Siteratur ift in einer ^Inarc^ie begriffen, ba^ fie fi(^ anflofen
mu|, menn fidj nic^t ©entraU^nncte finben, tpeldtje ber Sieber^ ts
bemegnng ber ^Jttome einen 5)amm fegen. 91nn, ba^in tüoUm
mx genietiif(^aftti(^ ftreben, unb bie Xriöialitdt anf ber einen
®eüe, bie originett ju fe^n glaubt, mät)renb fie nad)a^mt unb
ftiel^tt, fo Jüie bie ^ü^le ttbftractiün auf ber anbern, bte aßei
Sebenbige erftidtt, fräftig befämpfen, ^a§ S0£ittel: bafe mit un§ so
iiberatt bie Mirena ju öffnen fnc^en, tuo man fie un% öerfc^Iie^t,
ü^ne bem ©pruc^ ber bort ric^tenben Suftans tJor ^n greifen.
. Ni. 445, An Lndolf Wienbarg in Hamburg.
[Wien, 20. August 1853.]
5>le ®cf{^it|ie bringl aHel mieber in§ ©feiere, aber mer ts
fann öon bem ©ebanfen an feine ©rabfc^rift leben?
22 der Bnaf enthielt naclk Nr. 447 Eoch die Bittei ihm in Au-
gelegeülieit eines Gastspiels, das Christine auf dem Dresdner Hof-
theater plante, zu raten^ vgL 14r. 457
Nr. 440. B nicht erhalten, nur diese Stelle Tgb, 111 N, 5160
mit der Bemerkung r *Bricf an Wknbarg.
10. 9. 53. 446. An Franz Dingelstedt. 125
Nr. 446. An Franz Dingelstedt in München.
SBicn b. lOtcn ©ept: 1853.
S)ein ©rief, tiebfter greunb, ^at mtd^ überrafd^t 3d^
red^nete mit Scftimmtl^cit barauf, bag bic ©cnoöeba junt Dctobcr
6 in SKünd^cn öor bcn Sam})en erfd^einen tt)ürbc unb nun ift fTe
mtcber äurüdE gelegt. SSieöeic^t maltet l^ier ein Qrrtl^um ob unb
ben tnill id^ auf ber ©teile berid^tigen; öteHeid^t l^aft S)u
©rünbe, bie fid^ nid^t gut brieflich ejpUciren laffen unb benen
ttjiö id^ mid^ beugen. S)a§ ©urgtl^eater benft gar nid^t baran,
io S)ir juöor ju lommen, ja, baS ift eine abfolute Unntöglic^Ieit,
toenn 3)u bei 2)einem urfprüngtid^en $Iane bleibft. S)a§ Surg^^
tl^eater benft nid^t einmal baran, eine ©enoöeöa ju bringen,
fonbern e§ toiff öerfud^en, bog alte ©tiidE unter einem neuen
Stamen auf bie Sretter ju lootfen. ©S ift auc^ in ben l^icfigen
iß Sföttern nur gefagt toorben, baß ein S)rama öon mir in ©cene
gelten toerbe unb lein SKenfd^, faum meine öertrauteften greunbe
aufgenommen, toeiß big jur ©tunbe, ob öon einer SRoöität ober
öon einem älteren SBerl bie Siebe ift. Sud^ftäblid^ fo fte^t'g
unb id^ xoill feclenöergnügt fe^n, ipenn id^ bi§ Slnfang Cctober
30 nur n)ei§, ob aug ber ©ad^e überl^aupt ettna^ toirb, benn fic
^at aud^ bann nod^ il^re ©d^mierigleiten, toenn id^ bic Genoveva
in eine Kunigunde, Magdalena, Siegelinda, über Mageilona um*
taufe, inbem fie öor smei S^^^en ja auf auSbrücflid^e SReda*
mation ber ©eiftlid^Ieit jurüdgejogen xoerben mu^te, obgleid^ fie
«ß fc^on auSgetl^eilt toar. 3)arauS gel^t l^eröor, ba§ bie ©oncurrcnj
be§ S9urgtl^eater§ 3)eine S'^^^ g^r nid^t beeinträchtigen lann
unb baß 3)u fie nur toieber aufjunel^men brauc^ft, um fie un*
geftört ju reatifiren. Slber S)u fpric^ft aud^, toenn auc^ nur
Nr. 446. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw, II S. 44—46.
126 446. An Franz Dingelstedt. 10. 9. 53.
beiläufig, öon bem Irittfd^en Soben, auf ben fid^ meine ©tüdEe
in SKünd^cn gefaßt mad^en muffen unb baS rüdEt SlHeS unter
einen ganj anbeten ©efid^tSpunct. S)icfer fritifc^e SJoben faßt
fd^mer in'§ ©etüid^t unb id^ ^abe il^n l^inldnglid^ fennen gelernt,
aU xä) bie Stgne§ 93crnauer, bie bod^ jelbft öor bem ftrengen b
Gervinus ®nabe finbet, ©pießrutl^en laufen fal^. SSieffetd^t l^at
irgenb ein äRe^er, ©d^ufter, ©d^neiber pp ebenfalls eine ®eno^
öeöa unter ber geber ober fid^ ben ©toff menigftenS angeäeid^:^
net, tt)ie ber gäger ben ju fäöenben Saum, unb bann bin id^
öerloren, benn ©enoöeöa war ^falsgräfin bei Sil^ein unb ift w
alfo unbeftritten Slltba^rijd^eS SRationaUßigentl^um. 3Sm boUften
©ruft: id^ mögte mit biefem ©efinbel SRid^tS tüieber ju tl^un
l^aben, benn crft öiet fpdter l^abe id^ erfahren, mic toeit bie
eblen Sabaren in i^rer 3?ieberträc^tigfeit gegen mid^ gegangen
finb. SSieHeid^t ift aber 3)ein Haase, über ben id^ tt)enigften§ 15
in greunb Kühnes Europa nid^t biet ®uteS laS, nid^t fo ein*
gefd^Iagen, tuie S)u gebadet ^attefl, unb 3)u bcforgft einen üblen
9lu§gang. 3ft baS ber gaO, fo laß ba§ ©tüdE ru^en unb
magc Sßid^tS, benn eS Idme für un§ S3eibe Sßid^tS babei l^erauS.
Sßur um baS ©ine bitte id^ S)id^: fage mir in jloei Seilen, so
toag S)u ie^t, nun S)u l^infid^tlid^ be§ Surgtl^eaterS im Slaren
bift, ju befc^Iicßen gebenlft; eS ift für mid^ bou SBid^tigleit,
baS JU miffen.
SSon ganjcm ^erjen gratulir' id^ S)ir jum Söd^terlcin;
®ufefom ^at aud^ eiu§. 3d^ fe^e 3)einc ^nberd^en noc^ fo »b
beutlid^, al§ ob ber Heine ^ufar mir erft geftern ettt)a§ öor*
getrommelt l^ätte. 3Wein Sttäbd^en ift jefet fünf Saläre unb l^at
bor ein ^aax Sagen eine ©oubemante erl^alten, toeil eS abfolut
15 Friedrich Haase hatte im Februar 1853 in München gastiert
und trat wenige Monate später sein dortiges Engagement an^ vgl.
Eisenberg, Bühnenlexikon S. 377 28 Fräulein Braunthal trat
am 8. September 1853 ein, vgl. Tgb. IH N. 5177
10.9.53. 446. An Franz Dingelstedt. 127
nid^t anbcr^ mel^r ging; fc^rcdEIid^e SRqtl^tüenbigleit, eine frembc
^ßerfon in'ö §au§ unb an bcn Stfc^ ju ncl^men! Uc5rtgen§
tft cS uit§ in bcn legten ötcr SBod^cn fcl^r übel ergangen.
Buerft crlranite mein Sinb; e§ toar mit in Hamburg unb
6 mogte auf ber ©ifenbal^n bod^ ju fcl^r mit genommen
njorbcn fe^n. S)ann belam meine grou einen Stnbraj,
ein ©efc^mür, ba§ immer l^öc^ft gefäl^rlid^, oft töbtlic^ ift.
©ic litt fel^r unb lann fic^ noc^ faum auf ben Seinen
l^altcn, obgleid^ fte l^eute in einer Keinen dioüt mieber
io auftritt. S)o(]^ ging ber Selc^ nod^ gnäbig genug an
un§ t)orü5er. %udf idf blieb nid^t berjd^ont, boc^ ba$ ift
nid^t ber SRebe mertl^.
Sßid^t fiber SBien, fonbem über Serlin l^ab' ic^ S)ir ^n^
tereffante§ ju fagen. 3^ ßinö ^^^^ S)eine§ @tüdE§ toegen l^in,
ifibenn aud^ id^ l^atte gar SRic^tS mieber borüber gel^ört unb
ärgerte mid^ grimmig. §üljen traf id^ nic^t, ttjo^l aber Teich-
mann unb biejer tl^eilte mir mit, bafe bie S^tenbanj fd^on brei
SRal entfd^Ioffen gettjefen fe^, ben SBarneöelbt ju geben unb
brei SKal lieber, e§ nid^t ju tl^un. 3cfet l^abe hülfen baS
90 ©tücf mit nad^ Paris genommen unb »erbe bort feinen @nt*
fd^Iuß faffen, übrigen^ fe^ er burd^auS untractabel unb l^abe
leiber an ©nfid^t nid^t fo btel gettjonnen, aK an SSonl^ommie
bertoren. 3d^ lieg il^m eine greunblid^Ieit au^rid^ten, für bie
er fid^ fd^merlid^ burc^ ®inlöfung feineS SSerfprec^enS, ben
86 Michel Angelo aufjufül^ren , bebanfen tt)irb , bod^ ift mir
baS aud^ ganj gleichgültig, benn id^ bin überjeugt, bag
eS fel^r balb mit il^m ouS ift. SRid^t blog ba§ 5ßublicum,
auc^ ber ftönig ift bi^guftirt, toit id^ ganj beftimmt
meife unb auf Serlin foH feine SSlidEe richten, »er feine
» S)ircctoriatSSot;ftubien in einem großen Greife jur Geltung
bringen toiH. S)og fe^ ®ir gefagtl Ober ift ©ufctom
ein ©oncurrent?
128 446. An Dingelstedt.— 447.AnGutzkow. 10.9.— 10.11.53.
2Rtt bcn beftcn ©rügen toon unS
3)ein
gr. ^bbel.
Nr. 447. An Karl Gutzkow in Dresdon*
SBten b. lOtcn 3?oö. 53. s
^err grtebric^ U^I, ein S^nen roarm juget^ancr iunger
©d^riftftcHcr öon cntfc^icbenem Salcnt, jugtcid^ Slcbacteur be§
gcutHeton'S ber Dftbcutfd^en $ßoft, münfc^t Sfl^rcn ^ßcrcj neben
etniöen anbeten S)ramen in feinem Statt ju befpred^en unb l^at
mid^ um äRittl^eilunö be§ ©jemplar^ erfuc^t, ba§ iäf burc^ 3^re lo
®üte befi^e.
@ie njerben, ba bei U^I fo ttjenig am SBiffen, njie an ber
©infid^t JU jttjeifeln ift, gegen bieje SKittl^eilung fd^ttjerlid^ ettoa^
einjutt)enben l^aben; id^ bin jebod^ in biefen 3)ingen Mucret unb
frage beSl^alb bei ^^mn um bie ©rlaubnig an. ib
3)en langen ©rief, mit bem id^ ben gierigen gleid^ nad^
®mpfang beantwortete, werben @ie bod^ erl^aüen l^aben? Sei
ber ©id^erl^eit be§ beutfd^en 5ßoftloufe8 ift bie grage eigentlid^
überflüfftg, aber eS fommen bennod^, toie id^ auS leibiger ®t^
fal^rung weig, gätte t)ox, unb bie SBal^rfc^einlic^feit ift l^ier um 90
fo weniger ganj au§gefd§Ioffen, atö id^ ©ie um einen Heinctt
3 darnach fehlen die Briefe vom 3. Oktober 1853 an Wilhelm
Schmitt in Hüneben, Antwort auf die Tantidmenberechnnng für
das letzte Halbjahr, und vom 9. Oktober 1853 an Bobert Prutz
in Halle mit Feochterslebens Schriften, dem „Michel Angelo** und
dem Epigramm „Majestas hominis" (VI S. 340), sowie mit der
Empfehlung Debrois van Bmycks als Korrespondenten fürs
„Museum^
Nr. 447. H unzugänglich. Bw. II S. 156.
10.— 13. 11. 53. 447. An Gutzkow.-448. An Kühne. 129
©efoHen, um einen füai^ in einer ©aftfptelangelegenl^eit erfud^te,
ben ©ie mir öieöeid^t fc^on ertl^eilt l^ätten. greilid^ tnaren ©ie
ouf SReifen unb festen 3^r ©tüdE in ©cene»
«)eräH(^ft 3^r
« gr. Hebbel.
SSergeffen @ie meinen geiid^terSleben auä) nid^t?
Nr. 448. An Gustav Kühne in Leipzig.
©rlauben @ie mir eine Slnfrage. S^ bin, tnie @ie öieU
leicht miffen, Herausgeber ber fämmttid^en SBerfe be§ öeremigten
io geud^terSleben unb öon biefen ]§at ber fiebente unb le^te 93anb
fo eben bie treffe berlaffen. SSerträgt fic^ eine Stnjeige meinet
StutorS mit 3^ren übrigen Slrbeiten unb Sefc^äftigungen?
©agen ©ie mir baS, bamit ic^ im 93ej[al^ung§foII ein (Syemplar
an ©ie beforgen fann; mein SSerleger fc^idft fie notürüc^ nid^t
Ji6 auf§ ®erat^eroo]^l an bie Journale ab unb bei bem SBert^ ber
©ad^en ift e§ i^m auc^ nic^t ju öerbenfen. Sße^en ©ie jebod^
feinen 9lnftanb, bie Stnjeige abjule^nen, menn ©ie ©ic^ nid^t
baju gebrungen füllen, unb am menigften auS SRüdffid^t auf
mid^, id^ bin l^ier bIo& ber SSermittler.
^ ®§ t^at mir fe^r leib, bafe id^ biefen ©ommer nid^t auf
ein $aar Sage nac^ Seipjig äurücf fe^ren lonntc; aber ein Sllu^^
ftug nac^ ^elgolanb foftete ju öiel 3eit. S^ ^ötte ®inige§ auf
bem Hcrjen, maö id^ 3^nen jmar anbeutete, toa^ iä^ aber gerne
grünblid^er mit 3^nen burd^gefprod^en l^ättc, alS e§ im S'cIIer^
« wo mir un§ jule^t fallen, möglid^ tüar. 3)ie fteife geber ift
eine fo fd^Iec^te ©tefföcrtreterin ber 3unge, ba§ id^ in ßebenS*
öcrl^äUniffen faft nie ju il^r greife unb manches atät^fel lieber
Nr. 448. H nicht erhalten. Bw. I S. 443f. 24 Auer-
^achs Keller, vgl. ß. V S. 116, 14
Hebbel, ©riefe V. 9
130 ^'^d* An Gnstay Kühne. 13. 11. 53.
Saläre lang ungelöst ftcl^en loffc, bod^ fc^ c§ bieg ÜRal gctDagt*
6ic miffcn, bafe ic^ nid^t cmpfinblid) bin; roer eine ^tif, tüic
S^rc Ic^tc über mtd^, nid^t b(o§ bcrfd^Iuctt, fonbem aud^ t>ex^
baut, bcr ^at'S bcmicjen. 2^ fürchte bal^cr feine SRigbeutung,
menn id^ S^nen offen befenne, ia^ xä) ^f^xt SRote jum erften &
?lct ber 9lgne§ Sernauer nid^t qI§ ®rfüttung ber S3ebingung
betrad^ten fann, unter tneld^r id^ t^n l^ergab. S33a§ ©ic Iöbüd&
am ©t^I finben, fteöen ©ie l^tn, al§ ob e§ ben ©orfgefd^id^ten*
fd^reibem obgelernt märe, über ba§ Oanjc fogen ©ie gar 9Hd^t§
unb über ben Sül^nen^erfolg in Stuttgart, ber fo cntfd^ieben lo,
toax, bafe §err bon ©au, ber giitenbant, ba§ ©tüdf augenbtidfs:
Kd^ al§ ^Repertoires unb ©affeftüdE bcjeid^nete, äugem ©ie @id^,
al§ ob er bie t^eatrafifd^e SebenSfä^igfeit nod^ jmeifell^aft gc:*
laffen l^ötte. ^ä) antwortete 3^nen aber auSbrüdflid^: bringen
©ie ben 9tct, tuenn ©ie über ba§ ©anjc urtl^eilen, mie über s
bie ©jpofition, unb baju l^attc id^ guten ®runb, benn auf bie
in ber ©uropa ntitgetl^eilte erfte ©cene be§ erften ?lctS meinet
äRoloc^ §in, bie nod^ in bemfclben 3lct i^r rein menfd^Ii^eS
Oegengeroid^t finbet, tuirb bi§ auf ben gegenmärtigcn 3:ag über
ba§ aSSerl ber ©tab gebrochen unb baS ift bem 5ßublicum gegen* *a
über feine Äleinigfeit. gaffen ©ic bieg ?llle§ einmal jufammen,
bringen ©ie in Slnfd^Iag, wie weit, unb au§ welchen SKotiben^
meine geinbe gelten, unb bann fragen @ic ©id^, ob id^ über
SQäerfe, wie ^erobeS, äRid^el Slngelo unb StgneS Sernauer, bon
meinen greunben nid^t aud^ einmal ein warme§, nid^t gar ju $&
genau nad^ bem legten ©prud^ bcr ©efd^id^te bemeffeneS SBort
bcrbient l^abe. ®ie§ mugte id^ 36"^ii faßcn; nel^mcn @ic cS
l^in, wie id^'S biete, nämlid^ l^armloS.
gür bie ®^re, mid^ unter ben 3citgenoffen mit parabiren
JU laffen, banfe id^ S^nen; id^ l^abe mid^ ungemein an meinem «o
5 vgl. III S. 440 f.
13.— 16. 11. 53. 448. An Kühne.— 449. An Naumann. 131
konterfei crgöfet, befonberS an bcm Slrmftu^l unb bem ©anb*
füg. ©troaS langfam crl^dte id^ bte ©uropa nod^ immer, jeboc^
fidler, fo ift boS 5ßortratt nod^ nid^t in meinen ^änben (id^
crl^ielt e§ burcft Ul^I jur Slnfid^t) aber e§ bleibt nid^t au§ unb
5 Dieffeid^t bange ic^'S unter ®Ia§ unb SRal^men auf. gn Seipjig
mar bie 3fubit^, mie id^ l^öre; laffen @ie mid^ miffen, ii) bitte
febr barum, mit meld^em ©d^lu§, mit bem SBiener ober einem
eigenmöd^tig ^injugefügten ; benn iä^ meiß öon Sßid^t^. — —
SBien b. 13ten SKoö. 53.
10 Nr. 449. An Ferdinand Naumann in Dresden.
@m. SBo^Cgeboren
gebe id^ mir bie ©l^re, beifolgenb für bo§ „©eöertbud^" einen
Reinen 93eitrag ju überfenben. ®§ ift ein ©ebic^t, baS id^ im
©inne be§ SSeremigten ju l^alten gefud^t l^abe, unb ba§ fid^ eben
ißbeg^alb für ^l^ren Btüedf beffer, mie mand^e anbere meiner
SIrbeiten, eignen bürfte. ^t kbl^after ic^ mid^ felbft nod^ ber
3cit erinnere, mo id^ mid^ am „treuen $^itaj'' ergö^te ober
„SBie groß ift beS Slllmöc^t'gcn ®üte" au§ bem ©d^Ie^mig*
^olfteinifd^en ©efangbud^ auSmenbig lernte; je l^öber xä) be§
80 öielt^euren äRonne^ SSerbienfte um 3)eutf(^e Kultur unb S)cutfd^e
Nr. 449. JS in Weimar. Adr. auf Kuvert: @r. Söol^Igeboren,
bem ©erm Ferd Naumann, Seigrer am (Sl^rltd^fd^cn ©eftift, in
Dreesden. aJlaricnftragc, 18. Slbfr Dr. Bebbel in Wien. Post-
stempel: Wien 16. 11. St. Post 17. Nov. Nachlese II S. 4.
13 Qellertbuch. Herausgegeben von Ferd. Naumann, Dresden
1854, enthält auf S. 136 ,Das Geheimnis der Rebe** VII S. 223
17 „Der Hund«, Eempel I S. 24 ff. 18 »Die Güte Gottes", II
S. 30 19 vor ®efangbu(^ ein Wort unleserlich gemacht
9*
132 449. An Naumann. - 450. An Pichler. 1 6. - 22. 1 1 . 53.
Silbuitg fd^äfec: mit um fo größerem SJergnügen ^ait iä) mein
befd^eibene? ©c^erflein ju feinem S^enfmat beigefteuert.
9Rit au^gejeic^neter ^od^od^tung
6m. SBol^Igeboren
ergebcufter b
Wien b. 16 Nov. 1853. gr. ^ebbel.
Nr. 450. An Adolph Pichler in Innsbruck.
Sie merben über mein langet ©tifffd^meigen um fo mel^r
öermunbert fe^n, al§ ic^ 3^"«« ^^^ nic^t einmal ben 2)anf
für ^^xt ®ebid^te obgetragen ^abe. aber feit meiner 3urüdE^ w
fünft öon ber SJeife ftatteten foft aöe ®ämonen, bic un§ auf
©rbcn munter l^alten follen, nad^ ber ateil^e einen längeren ober
lürjeren Sefuc^ bei mir ab. äRein ^nb, meine grau, id^ felbft
mürben nad^ einanber franf unb meine grau fe^r ernfl^aft;
bann famen SSerbrieglic^feiten ber mannigfaltigften 9lrt unb is
\ä) bebarf (eiber jum Sleinften, mie jum ©röfeten, ber Stimmung,
ic^ fann entmeber feinen ©rief fc^reiben ober id^ fann aud^
jugleic^ etma§ ganj Slnbere^ fc^reiben. So geriet)^ id^ benn
Sebem gegenüber, ber nic^t gerabeju einen SBec^fel auf Sid^t ju
prdfentiren l^atte, in SRürfftonb, unb g^nen rvoUit id) o^nel^in go
erft antmorten, menn ic^ S^nen jugleic^ meine SSefprec^ung
gi^rer ©ebic^te fenben fonnte. 3)a§ fann ic^ ^mar aud^ jefet
nod^ nid^t, aber id^ fann S^neu bod^ angeben, mo Sie fie näc^ftenS
finben merben. Se^en Sie Sic^ bie göuflrirte S^itung, bic
Seip^iger natürlid^, an, biefe mirb balb einen Slrtifel übcr^s
moberne S^rif au§ meiner geber bringen, in meld^em 3^rer
Sammlung fo au^fü^rlic^, al§ 3:^ema unb 9iaum e§ gcftatteten.
Nr. 450. H in Weimar, unzugänglich. Bw. II S. 402 f.
26 vgl. XII S. 69 f.
22.-23. i 1. 53. 450. An Pichler.— 451. An Gurlitt. 1 33
crtoS^nt roirb. gd^ gebe nämüd^ in bicfc gcitung feit meiner
Stücffunft Don 3rit ju 3cit einen Sluffa^ über ein fßnä) hinein,
tt)enn ba§ S3ud^ geeignet ift, mid^tigc allgemeine Setrac^tungen
baran ju fnüpfen. 3Keinen SRamen füge iä) freilid^ nid^t öinju;
6 ici^ f^abt e§ Saläre lang treulid^ft get^an unb grünbUd^ft bie
©rfal^rung gemacht, baß man babei titn fo fäl^rt, aU menn
man auf ber SRa^ferabe, mo geinbe unb greunbe jufammen
ftrömen, ber ©innige ift, ber feine Sarde trägt: SRedfereien,
fleine unb gro^e S3o§l^eiten, ja S)oId^flö6e unb Vergiftete öimo*
ionaben finb bie unauSbleiblid^en golgen. gdö bitte ©ie bal^er
aud^ um ftrengfte S)i§cretion; einftttjeilen ^abe id^ fd^on \>a^
aSergnügen, \>a^ meine bitterften Oegner mic^ mit SSel^agen
citiren unb fpdter fammte \ä) ol^nel^in 9llle§. — 5ßrof. ©itel«»
berger münfd^t bringenb eine Sritif ber 2lgne§ Sernauer, aber
16 au^fü^rtid^ unb balb, für bie SBiener 3citung. SRögten ©ie \it
DieBeid^t liefern? 9?ur muffen ©ie tief eingel^en unb alle ©itate
üermeiben. ©agen ©ie mir ba§; er fc^reiOt mir fd^on ^um
britten Sßal um SRac^tüeifung eine§ competenten 3left^eti(er§
unb id^ meife i^m feinen ju nennen.
so SBien b. 22. 5Rot). 1853.
Nr. 451. An Ludwig Gurlitt in Wien.
Sieber ©urlitt!
®er auf 2)onner§tag angefe^te König Lear fpielt un§, ba
meine grau barin befd^äftigt ift, in fo meit einen Duerftreid^,
; ate tüir nun unfere ®äfte, ftatt um 8, erft um 9 Ul^r emp*
fangen fönnen. ©e^ alfo fo gut, um biefe ©tunbe ju fommen
Nr. 451. H bei der Familie. Adr. Herrn Louis Gurlitt,
bcrül^mtcr analer. SBol^Ig. Sägergeit N: (Zahl fehlt). Nach Ab-
schrift Nachlese II S. 4. 23 Donnerstag, 24. Novemher
134 -^51. An Gurlitt.— 452. An Werner. 23. 11. 53.
«nb bringe S)cine liebe grau ja mit; e§ mirb, mie 16) glaube,
je^t fo gar um fo el^er gelten, ba mein 5ßatl^d^en bod^ geh)i§
uid^t in bie dlaä)i hinein tDa6)i.
SRit beften ©rügen 3)ein
ü. ö. b. 23 . gr. Hebbel. &
Nov. 1853.
Nr. 452. An Karl Werner in Iglau.
3n biefem 8(ugenblicf, lieber SBerner, empfange ic^ S^ren
S3rief unb l^alte e§ für ^flic^t, il^u fogleic^ ju beantworten.
6r ^at ba§ 2lnbenfcn be§ frütieren bei mir ööttig mieber auS* lo
gelöfd^t; ic^ fann 3^nen ba§ nid^t beffer beroeifen, atö baburd^,
bafe id^ Sinnen benfelben jurüd fenbe unb Sie erfud^e, mir audft
ben meinigen roieber ^ujufd^idfen. 2)amit ift 5llle§ abget^an,
unb nur ben l^erjlid^en (Slüdfmunfc^, mit bem id^ meine feilen
fd^log, bel^alten ©ie in ber ©rinnerung, benn ber mar barum is
nid^t meniger reblid^ gemeint, meil ic^ S^nen auf eine SBeifc
fd^reiben mußte, bie S^nen nid^t angenel^m fe^n lonnte.
@ie finb alfo je^t der^eirat^et unb ^aben ein 2lmt. äReine
^nfid^t, ba§ ©ie baju aud^ in jmei S^^^en nod^ frül^ genug
gefommen fe^n mürben, o^ne ein ju großem Opfer ju bringen sfo
ober 5U Verlangen, fann ic^ 5mar nic^t jurüdf nehmen, obgleid^
id^ mo^l meiß, baß in menfc^lic^en SSerl^ältniffen o^ne bie ge^^
nauefte S'enntnig aller Umftänbe faum ein l^albeS Urt^eil gemagt
merben barf. 3lber gern miß id^ mit Sinnen l^offen, baß eg
Sinnen aud^ je^t noc^ burd^ boppelte Slnftrengung gelingen mirb, »6
2 Fritz, Begründer der bekannten Kunsthandlung in Berlin,
gestorben den 8. Febr. 1893
Nr. 452. H in Weimar. Bw. II S. 416. Adr. auf Kuvert:
Herrn Professor Werner, Wohlgeb: in Iglau, Böhmgasse 102.
Poststempel: Wien 23. 11. Iglau 24. 11.
23.-30. 11. 53. 452. An Werner.— 453. An Schumann. 135
We in @ie gelegten Sräfte ju entmicfdn nnb fo jene Harmonie
jmifd^en Syrern Seiften unb ben gerechten goberungen ber
aSelt l^erjupetten, don ber bajJ ©tficf be§ äRenfc^en auSfc^Iiefelid^
abl^ängt.
5 empfehlen ©ie m\ä) nnb meine grau ber S^^Ö^n ciufö
SSefte unb jögcrn Sic alle Seibe nid^t gar ju lange, @id^
aud^ in SBien einmal blicfen ju laffen.
SBie immer
Wien b. 23 gr. Hebbel.
Nov: 1853.
Nr. 453. An Robert Schümann in Dresden.
SBien b. 30. 5Rot). 1853.
2c^ fann, öerel^rtefter ^err, unferen jungen greunb feine
t5 ©anffagung an ©ie nid^t abfd^idfen laffen, ol^ne auc^ bie meinige
für ^f)xt fd^öne ®a6e ^inju ju fügen. S)er Bufatt fügte e§,
ba§ id) an bemfelben Sage, h)o id^ 3^re SaHaben empfing, bie
3Ku|"if ju ^ören befam, meil id^ mit meiner grau in ein mufi:=
catifd^e^ ^au§ eingraben mar, unb ic^ mürbe don ber ®emaü
so 3^rer Söne namentüd^ ba erfd^üttert, mo im ^aibefnaben bie
©rjä^tung be§ SraumeS eintritt. SBunbern merben ©ie ©id§,
menn ic^ S^en gefte^e, baß biefe S^nen eigent^ümlic^e neue
gorm in mir bie Hoffnung gemeinfd^aftlic^er SSerftänbigung
11 darnach fehlt der Brief vom 29. November 1S53 an
Robert Prutz in Halle, der für die erste Nummer des , Museums"
ein Gedieht erbeten hatte; Hebbel schickte f,ln das Alb am einer
edlen Frau« VI S. 239
Nr. 453. H unzugänglich, nur eine Abschrift. 6w. I S^ 413.
14 Debrois
136 453.AnSchumann.-454.AnLaube. 30.11— 2.12.5a.
jtDifd^en ^f)mn unb mir über ein $ßrot)lem, ba§ mid^ feit laugen
Sauren befd^äftigt, erregt ^at. SBa^ mürben ©ie ju einem
S)rama fogen, bog fid^, feinet ungeheueren Umfangt wegen, bi§
auf menige $ßart]^ien, ganj im 2lffgem einen ^ielte unb beS^alb
burd^ge^enb bou ber SKufil fo ju begleiten loäre, mt 5. S3. bie ^
aSaHabe, bie ©ie melobramatifd^ bel^anbelten? ©in foIc^eS SBerf
mirb mein SKotod^, an bem id^ nun fd^on jel^n Sa^re arbeite
unb ber nid^t§ ®eringere§ barfteHt, al§ ben eintritt ber ©ultur
in eine barbarifd^e SBett. S)od) barüber lägt fid^ nid^t fc^reiben,
nur reben unb ©ie fteHen unS ia einen S3efud^ in SSien in 10
äu§fid^t. ®tbtn ©ie ben ©ebanfen ja nic^t auf; e§ finb ^ier
bod^ nod^ immer öiele äc^t muficalifc^e (Elemente beifammen:
tt)er meiB, ob biefe nid^t burc^ ©ie ia^ i^nen gebred^enbe geiftige
aSanb erhielten? 9Kit ©id^er^eit fann man unterem manbeU
baren Sßonb freiließ auf 9?id§t§ red^nen, aber oft machte id^ i«.
fd^on bie ©rfa^rung, bafe ba§ perfönlid^e Stuftreten Sßunber
tüirlt. ^ier fommt bon mir je^t bie ©enoöeba jur Sluffü^rung,
aber toie? S^x^^i^t, serftüdft, ^erriffen, . jerfrf)Iiffen unb unter
bem SRamen: Mageliooa, meil feine ^eilige auf bie Sretter
fommen barf! »a
empfehlen ©ie mid^ ^f)xtx grau ©ema^üu ju geneigtem
Slnbenfen unb fe^en ©ie l^erjlid^ft gegrüßt.
Sr. ^tbbel
Nr. 454. An Heinrich Lanbe in Wien. j^
§iebei, SSere^rtefter, erfolgt Mageiiona jurüd. Sttten
S^ten Semerfungen i)aie xä) ju entfpred^en gefud^t. ©rfterStct
Nr. 454. H bei Max Kalbeck in Wien, als S. 35 und 36 be-
zeichnet. Die Sonntagszeit. Wien, 22. März 1903. S. 3. 26 so
mnsste für Wien die „Genoveya" umgetauft werden, im Apparat
(I S. 436 ff.) sind die Änderungen des Theatermanuskripts verzeichnet
2, 12, 53.
454. An Heinrich Laube*
137
unb dptlog pfammen finb jc^t tanm m^ Jo ßUD^, tpie em
©liicf, iiifpriingticf) über 4000 3}ei-|e ent^oltenb, tft auf 2300
rebuctrt, unb fein ©cfjtllerfrf)€§ ääljlt in ber ©efialt, rootin e§
6 hier gefptelt tuiib, unter 3000. fetter im Ätütäen ju ge^en,
ift feine S^btfjmenbigtett, aücr au!^ feine SRögtic^feit öorfjanben,
beniT ic^ tun jegt j(f|on ükr'g gteifcfj ^inau^ unb bei ^M^in
unb ®et)neu aitgelauöt. ^DCfj Sie roeibeu jufriebeu jcpn, ba
bn§ mäligfte Xrnuerfpiel in Werfen fo Diel ^u^be^nung braucht.
Jöebenfoaö fiübe id) beu ^ob be§SlQu§, ba^gatfen bei ^altt)aiat
auf ber Sü^ne, bn^ §aarabfct)neiben u, j. lü, befeitigt unb bafür
geforgt, bo§ bei Sa Ig bem ^ubticunt im ©ejängntB ntcf)t in
bie ^ugen fäUt unb i^m im ®albe glcit^ ouS ben klugen
fommt. ^:i[ud) tappt Bruno md)t me^t nodj ber ©jecution
16 im fünften 1?lct auf beu Sü^ne ^etun^ ^Jt'ic^t ttjentger
^abe ic^ BranoS SKouplog im SBülbe üerfürät, ben Dlm ber
®efänguißtljür mu|te id) i^m freiließ 6i§ auf ein ganj ^aai
©tridje loffen, ba er beu Sc^tüffel jn bem ganzen ma^nfinnigcii
Humor bc^ ßf)aracter§ enthält, aber ba^ gd^ieiben unb bie
Sit baburrf) entfte^euben gcfd^rlid)cu ^^oufen fiub befeitigt, inbem
her SBrtcf cil^ bereite gejdjrieOen angenommen mirb.
Soä nun bte Seje^nng ontangt, fo ^eb' icft e§ 3|nen
gonj an^eim, ob ©ie für St^fitl}eiina Mad, Stronfer ober Sri Zeiner
öotäie^en. gür ^erjfelb ift (djDu F. Wagner eingetreten, üuc|
ÄS l^oben Jürgen unb Pistor bereite mit einanber if)i.e 9ioIIen ge^
taufest, id) glaubte, Eiidiger |übe me^r ^u fprec^en, q1^ Gun-
10 Tod dea Klans, vgL zu V. 3364, Balthasar m V. UU
11 Haarabacbneiden, vgl, zu V, 3331 12 vgl zu Y. 3230
14 Bruno ist Golo 15 vgl an V. 3573 16 der Monolog V ?,
Tgl. I S. 453 21 vgl. I a 451 zuY. 3026 23 FrL Zeiner apielte
die Katharina, Wagner den Bruno (Golo) 26 Rüdiger (Hildebrant)
spielte Pifltor 26 f. Guntram (Tristan) spielte Herr Jürgen
138 454. An Laube.-455. An Gurlitt. 2.-12. 12. 53.
tram, c§ tjerl^ätt fid^ ober wmgefcl^rt. ^ä) l^obe bic bc^ufigen
Slcnberungcn bcm ^ßcrfonen^^aScrjcid^nig beigefügt, ©ine fel^r
tüid^tige Semerfung ift nun nod^ biefe. Sluf Davison^S grogc
b&monifd^e Sraft f)aV ii) nur barum SSer5id^t geleiftet, tneil ii^
in öffentlid^en Stättern Ia§, er ginge fort. SBäre ba§ nirf)t ber b
gall, fo bürfte ber Soße eine ?lufgabe für i^n fe^n. SDann
Ratten tüir la Roche für Caspar, ber rofd^er, q1§ Anschütz im
Epilog bon ber ©teile fommen tpürbe, unb Anschütz für Korner,
ber ben ®eift bortrefflic^ft fprec^en fönnte. SDod^, iä) fenne bie
Umftänbe nic^t unb bon benen ^öngt bie Seftimmung nb. lo
S)er S^rige
V. H. b. 2 Sr. ^ttbtl
^ec. 53.
Nr. 455. An L. Gurlitt in Wien.
Sieber ©urlitt!
3)q§ Stepertoire ber SBoc^e ift leiber fo au§gefaffen, ba§ meine
grau jeben Sog befc^öftigt ift. Wogegen ^ai fie ben SRontog
ber nöd^ftfotgenben SBod^e frei unb e§ lägt fid^ ertnorten,
bog ifir Qud^ anbere Sage in berfelben frei bleiben tnerben,
7 den Caspar spielte Franz, den tollen Elans aber La Koche
8 Komer gab den Dankwart, ausserdem Löwe den Sigurd, Frau
Hebbel die Magellona, Frau Eettich die alte Margarethe, Gabillon
den Maler, Eierschner den Eonrad und Leissberger den Hans
13 darnach fehlt der Brief vom 4. Dezember 1853 an Feder Löwe
in Stuttgart, in dem Hebbel die Aufführung der „Judith'' reklamiert
haben muss
Nr. 455. H bei der Familie. Adr. ^erm ÜJJaler L. Gurlitt
SBo^Igeb. ßeopolbftabt, iSögergeil, leötcS ^au8 an ber Iin!cn
©eite. (360?) Nach Abschrift Nachlese II S. 5. 17 Montag,
19. Dezember
12.12.53.— 13.1.54. 455. An Gurlitt— 456. An Pichler. 139
ba ein fotd^eS ®e^e^e öon 3)arflcttungcn «nb aUt möglid^cn
groben, mic bic§ 3WaI, bod^ ju ben ©dtcnl^eitcn gcl^ört. fßt^
ftimmc alfo, ob S)u mit bem ättontag eintjerftanbcn bift ober
ob ®u aud^ ba§ näd^ftc 3*c}>crtoirc iiod^ abwarten tniffft, um
6 ®ir einen anberen Sag au^jufud^en.
Sßit ben beften ©rügen bon unS an ®id^ unb Sein §aug
S)ein
Sonntag b. 12. S)ec. 1853. gr. ^ebbet.
Nr. 456. An Adolph Pichler in Innsbruck.
io 3Bien b. ISten San. 1854.
3ci^ ttjar bie legten öier SBoc^en auf dufecrft unerfreutirf)e
SBeife burd§ ein ©aflenfieber, ba^ eine ftarfe ©elbfud^t im ®t^
folge ^atte unb nod^ je^t nid^t ganj geroid^en ift, in Stnfprud^
genommen, ©onft ^ätte ic^ S^nen früher geantwortet, benn
i6 iä) l^obe S^ncn ju erflären, mo^er eS lam, ba§ mein 2luffa^
über moberne S^rif nid^t ^^xen unb 3tein]^otb§ 9tamen an ber
©tirn trug, mie fid^^S gebührte. 9ln mir lag \>a§> nic^t, ic^
^atte bie Sitel ber beiben Sammlungen, auf bie id^ in ber
gju^^Slnwenbung fommen mottte, fammt bem SSerlagSort unb
so bem ®rfrf)einung§ia]^r an bie Spi^e gefteKt unb mar nid^t menig
8 Sonntag war der 11. Dezember. Damach fehlen die Briefe
vom 16. Dezember 1853 au Franz Dingelstedt in München, die
Antwort auf dessen Nachricht vom 18. September 1853 über die
„Genoveva", Bw. II S. 46; vom 3. Januar 1854 an Ad. Rudolph,
Regisseur am Leipziger Stadttheater; vom 4. Januar 1854 an
H. Marr in Weimar und vom 4. Januar 1854 an Karl Grunert in
Stuttgart
Nr. 456. H in Weimar, unzugänglich. Bw. II S. 403.
12 Folgen des Ärgers aus Anlass der Genovevaaufführung, vgl.
Tgb. III N. 5217 16 vgl. XII S. 6S
140 456. An Adolph Pichler. 13. 1. 54.
öertüunbcrt, ^al§ fie bci'm Slbbrud fcl^ttcn. DO boS au§ bcr
STOorottc bcr SRcbaction ober au§ einem SSerfcl^en beS ©e^erS
l^erdor ging, tvti% \ä) nic^t, iä) fd^rieb aber auf ber ©teile um
SSerid^tigung in ber ndd^flen SRummer unb bie wirb auc^ nid^t
ausgeblieben feljn. S)a§ l^itft einftttjeilen jttjor menig, bod^ s
finbet ein fold^er ?luffa^ ja fpöter aud^ nod^ einen anberen
$ß(a^. UebrigenS l^at mid^ bie ©ad^e um fo mel^r berbroffen,
ttl§ fein SRenfd^ begreifen wirb, tt)ie id^ jum ©d^tufe auf einmal
auf jttjei SRamen !am, bie gar nic^t vorbereitet loaren. gür
Sfjre tiebeöoHe Sefd^öftigung mit 9lgne§ SSernauer banfe iä) tc
S^nen öon ^erjen; $ßrof. ©itetberger bringt bie Slbl^anblung
fidler, benn er l^atte fie bei mir beflellt unb nid^t ein SO?at,
fonbern je^n Sßal. Db er nid^t l^ie unb ba einen gar ju
fc^arfen 3lu§bruc! ein menig milbern wirb, mögte ic^ nid^t öer-
bürgen, ba aBe Siebacteure ber SBett \>a^ t^un, menn e§ fid^ ii^
um $ßerfönlic^feiten l^anbelt; an ©ad^en wirb er getüig nid^t
rürfen. SBegen meiner betrübten SeibeSlage fonnte id^ i§m fo
menig jd^reiben, al§ mit i^m fprec^en, fonbern mugte mid) einer
3KitteI§perfon bebienen, bod^ prte id^, ha^ ©ie i^m ©elbft ge*
fd^rieben ^tten. 3ebenfafl§ ift er ®iner ber Seften. 5Im ^o
näc^flen greitag ge^t ^ier meine SKageHona, b. §. bie öerfappte
©enodeba, über bie S3ü^ne, feit brei S^^^cn ba§ erfte ©tüd
3d^ ^abe, ber ©eiftlid^en öjegen, groge ©onceffionen mad^en
muffen, jebod^ nid^t fo gro^e, mt bei ber Qw^it^, benn bie
Jragöbie ift roenigflenS gerettet, menn aud^ t)ielfad^ an bie ©teile ss
ber garben bloge Sinien traten. Stuf ben 9tu§faK bin irf) fe^r
begierig. SBenn mid^ bie ßeber nid^t balb mieber in Stulpe
lä^t, fo !omm' ic^ bie^ 3Wal um bie SBinterfnirf)t unb id^ ^attc
3 Brief nicht erhalten 21 am 20. Januar, vgl. Tgb. III
N. 5220, Wiederholungen fanden statt am 23. und 26. Januar,
2. 5. und 9. Februar 1854, dann wurde das Stück abgesetzt und
bisher nicht wieder aufgenommen
13.— 26. J. 54. 456. An Pichler.— 457. An Gutzkow. 141
cth)a§ fo Sü^nc§ bor, id^ öJoHtc — ein gricd^ifd^e^ StüdE
f (^reiben! Se6en @ie roo^I unb empfongcn @ie bcn bcftcn
®ru§ jum neuen ga^rl
Nr. 457. An Karl Gutzkow in Dresden.
6 ©ie merbcn, derc^rtefler grcunb, erflaunt barüber fe^n,
bog iä) S^ren lieben S3rief fo lange unbeanttnortet liegen (offen
!onnte. 9tber menn ©ie tniffen, mag ein ©ottenfieber für ein
S)ing ift unb ttjenn id^ S^nen foge, bog id^ fünf SBod^en lang
cin'§ ab5umarten gehabt /f)abt, fo ttjerben ©ie mir derjeil^en.
to^d) fonnte im bud^ftäbtirf)ften ©inne feine geber onfoffen, fo
fe^r ©ie ©id^ oud^ barüber munbern mögen, bo^ im „gemütl^?
lid^en" SBien neben fügen Srauerfpieten unb potriotifd^en ©e*
biegten auc^ ein Seberleiben entfielen, ja fogar eine ©elbfud&t
fid^ QU^büben fonn. ©onft ^ätte id^ ju SReujo^r auf S^rem
iö ^öuSUd^en §eerb iebenfoll^ ein ©trol^feuerd^en anjuäünben
gefuc^t.
S^r 93rief erfreute mic^ junäc^ft fc^on baburd^, bog er mir
eine ©orge öom ^erjen nal^m; e§ märe mir mirlüd^ fel^r fatal
gemefen, rotnn ber meinige in frembe ^änbe gefatten möre. @§
^mar mir ©ruft mit biefem S3rief unb mit 2lllem, ma§ er ent^
ijklt, benn mo^in fott e§ lommen mit unferer Siteratur, menn
bie menigen ^robucenten, bie öor^anben finb, fid^ ber ni^ilifli:s
1 „Gyges und sein Ring«
Nr. 457. H unzugänglich. Bw. II S. 158—160. Tgb. III
N 5221. 6 vom 12. November 1858, Bw. II S. 156ff.
15 Gutzkow hatte geschrieben: S3ergeffen @ie felbft bcn puSlid^en
^erb [die Zeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd"] nid^t!
@tnc glamme unter ben uicicn üeinen ©trol^feucrd^cn, bie tcft an*
günben mu^ unb gulaffen, ha, fo !letn ber Umfang be§ ölattS ift,
bod^ bie geeigneten Beiträge nid^t reii^Iid^ fommen.
U2 457. An Karl Gutzkow. .26. 1. 51.
fd^cn, §ol^n fprcd^cnbcn ^til gegenüber, nid^t jufammen
fd^licfecn, um ben gemcinfcfyxftlid^en S3oben ^u öert^eibigen,
fonbern flott beffen bie ©ommerfproffen uub SBarjen an einan*
ber jä^Ien. Sd^ l^obe m\6), toit ©ie miffen, jur 3^^ meiner
ffinttüidflung ganj für mid^ gel^attcn, meil iä) ia^ Sebürfnig &
fü^tte, ben reinen SBiberllang ber SBett ju Deme^men, um jur
Selbfts®rfenntni6 unb jur rid^tigen ©d^ö^ung meiner Gräfte
5u gelangen. S)aran mag ein geiüiffer ©totj ober 5)ünfel, ber
bon ber S^genb lüol^I unjertrenntid^ ift, feinen äntl^eil gel^abt
l^aben, aber id^ bereue e§ nod^ je^t uid^t, tüeil id^ mir nun lo
fagen barf, bafe fid^ bie jmei unb breijig SBinbe an meinem
ffi^renfranj bereite alle berfud^ten unb baß bie Sl&tter, bie
fi^en blieben, mögen e§ aud§ noc^ fo menige fe^n, feft fi^cn
muffen. 3)od^ biefe 3^it ift öorüber unb mit ber neuen finb
neue ®efe^e in i^r SRed^t eingetreten. i&
®§ ift mir fel^r leib, ba^ ©ie ©etbft nid^t bie SKufee
finben, ©id^ über geud)ter§Ieben ju äußern; möge S^r SKit:^
arbeiter fid^ benn nur menigjien^ beeilen. 2luf ©ie toartet
man gern, aber nid^t auf einen Stnberen. Safe ©ie mel^r, toit
id^, jum rafd^en ©d^reiben gebröngt finb, glaube id^ SÖnen »o
gern, aber bennod^ erblidfen ©ie meine Seben§*©ituation ieben==
falls in einem ju günftigen unb bie S^rige bieHeid^t, iä) tüitt
e§ jum SKinbeften l^offen unb münfd^en, in einem ju ungünftigcn
Sid^t. UcbrigenS weift id^ red^t gut, mie fe^r man bor fieben
Sänben jittert, toenn fie auf einmal an bie I^ür Hopfen. s^
9Keine Slnfrage megen be§ ©aftfpietö mar anberS gemeint,
gd^ tDoIIte miffen, ob bie frembe S'ünftlerin nid^t ate frembe
eo ipso im 5ßublicum unb in ber S'ritif eine 5ßart^ei gegen
8 ober] unb Bw. 11 vgL „Mein Lorbeer" VI S. 366
21 Gutzkow schrieb: 3)ie näd^ftc ©orge für JJl^r ^afctn fennen
Äie nid^ @ie lönnen nad^ 3^ren iRcigungcn unb SBünfd^cn leben.
tlbeite in einer 2:retmül^le. u. s. w.
26. L 54,
457* An Karl GntKknw.
US
fid) fjaben mcrbe ober ob fie auf Unüefangen^it unb einige
greuitbUd^feit reij^nen !öniie< S)arön brtc^te t^ nic^t, bo^ bie
llntcr^anbdmgetv mit bct Sntenbanj bircct ober inbirect hntd^
Sie gc^en joCtten, benn njofit meift id)> meirfie @i)mpat^ieii man
s bei einet ^^ellenj ficrüorrnft lüertn man, mie Sie, tion iljr
H&fct)ieb nimmt unb e^ fann Sie in meinen klugen nur e|ren,
rtienn Sie 9liemanb mef)r etiipfe!)(en fönnen. Ikkr ben erften
^$unct aber fuc|t man gern in'§ Slnre ju fonimen, elje man
bie SadEje ü&eroü onfangt unb borü&er münfcffte ic!^ noc^ ie^t
iore^t feV Sfjre SReinung, 5Bߧ tjie S^bit^ öettifft, fo mirb
ba^ ein (eereä ©erebe fet|n, £D&Itd)e ;3ntenbonj f)atte jc^on im
toürigen hinter bte tlouragc, fidj t>on mir eine 5Ibfct)rift be^
Stücf^ au§5n bitten unb mir biefc noc^ TOonate langem B&Qern
nuter bcm SJormanb gurücf jn fdt)icfen, ba§ fie ben $oIoferneS
iB nidjt befe^en !önne.
^kx ift am legten greitag bon mir bie ©enoDefa nnter
bem Flamen TOageHona (meil Sirt^en^c^ieilige \dol}i auf bem
2;fjeat€t an ber SOSien, mo 9tcupad)^ ©enaDeüa oKe 3a ^re etn=^
mat fnijt, aber ntdEjt onf bcm 53urgt^eater, erfc^einen bürfen)
SQ jur ®orfte]ffung gefommen, feit brei Iga^ren ba§ erfte Stüd
Unenblicf) !>cr!ür3t unb pgeftu^t, nnor ber eben fo uac^fjoltige,
üli glanjeube Srfotg für mtdj nüd^ mef^r nbetraSc^enb, olä et^
frculicf), benn id^ mürbe narl) jebem ^ct unb am Sc^tu^ jmei
ERal gerufen :mb bie ^^eilnofjme fteigerte ficfj bei ben folgen^
ars ben ^orftellungen {Sonntag ift bie bierte) tiac^ me^r, meil bod^
jum SBe^agen am 2)etüil einige ßinfic^t in'§ ®anäe ^inju fam.
gt^ fd^reibe 3^)"^" ^^^t ^^^^ ®i^ ^ö§ Stüd fennen unb mir
beifttmmen n?erben, ba| eä für unfer publicum eine geuer^^^robe
mar, befonber§ im 5afd)ing. — ll^l ^at bi^ je^t ii&et 3^ren
6 vgl. aber ArchiT für Tüeatergescbicbte 11 S. 205 11 dasa
aie im März oder April mit der Damböclc in DreBden aufgeführt
werden solle, \vie Gutzkow in München gebort hatte
144 457. An Gutzkow— 458. An Rötscher. 26. 1.— 10.2.5i,
Slntonio ^ßcrcj nod^ nid^t gcfd^rieben, obgtcid^ t)ielfad^ in JRotijcn
auf i^n l^ingctüicfen; er tüxü ginnen ba§ SBarum fctbft quo
cinonber fe^en. SRcinc grau läßt ©tc l^erjtid^ft flrüßcn unb
xä) fd^ticfee meinen ©rief bieg 3Ra\, tnic @ie ba§ le^te SRot
ben gärigen: betneijen ©te mir burc^ ein batbige§ Seben^s: 5
jeid^en, bofe ©ie mir mein ©d^meigen nid^t t)erübettcrt.
SBien b. 26. San. 54. gr. Hebbel.
Nr. 458. An H. Th. Eötscher in Berlin.
SRein atter treuer greunbl ©0 tbcn — e§ ift 9 U^r 10
SWorgenS — fomme id^ bom S3oben l^erunter, wo xä) einen mit
©riefen unb unnü^cn ^ßopieren öollgeftopften Soffer im Sntereffe
3^rer ?lutograp^ens©ammIung burc^ftöbert l^obe, unb mit öer^^
flammten gingern greife id^ nun jur geber, um S^nen Sf|r
l^erjtic^eä Seben^jeic^en burd^ ein g(eid§e§ ju crtniebern. is
3a, e§ ift mit ber (äenodedasaKagettona fel^r gut gegangen>
obgfeid^ bie Umarbeitutig, bie freitid^ burd^ tl^eatralifd^e yi'6if)u
gungen geboten mar, bie ©ituationen l^ie unb ba ju bloßen
Epigrammen l^erabfe^te unb au§ ben ©^aracteren nid^t fetten
ein SRät^fel machte. SBir batten geftern bereite bie fed^fte 20
8 darnach fehlen die Briefe vom 30. Januar 1854 an U. Marr
in Weimar und vom 6. Februar 1854 an Direktor Wirsing am
Leipziger Stadttheater
Nr. 458. H im Besitze von Alexander Meyer-Gohn in Berlin.
Nach Abschrift des Herrn E. Mandyczewski Nachlese II S. 5 — 7.
Der Brief wohl identisch mit dem als ^ sehr interessant" bezeichneten
vom gleichen Tag an einen Ungenannten, beginnend: Tlzxn alter
treuer greunb und über die Aufführung der Magellone, wie seine
Aussichten beim Burgtheater usw. handelnd in A. Cohns Lager«-
kat. 188. N. 338.
10. 2. 54. 458. An H. Th. Rötscher. 145
SBieberl^oIung unb tro^ bc§ neuen 53affet§ im Särntl^nctsSl^or,
tro^ be§ fürd^tertid^ frf)tcd^tcn SBetter^ unb be§ fjnfd^ingg ein
doIIeS ^au§. SRed^nen ©ie nun nod^ jtnci Unterbrechungen
burc^ Sranf^eit l^iuju, bie fel^r oft über ein neueS ©tüdf boS
s SobeSloo^ ttjerfen, fo fönnen SSerfaffer unb Sirection gemi^ mit
bem SRefuÜat juf rieben fe^n. 9Kan brandet bie SRagcflona nur
feft galten ju motten, unb irf) jmeifle nid^t, t)a^ man e§ t^un
mirb, fo mirb fie fid^ eben fo behaupten, mie bie Subita, bie mir
im §erbft bei ber Slften SBieberl^otung bie benfbor l^öd^ftc
ioSontiäme t)on 93 fl. C. M. eintrug, ©ie miffen, marum id^
l^ier Bohlen anführe: fie finb unmiberleglid^. §iemit ^offe id^
benn, auf bem ^ofburgt^eoter miebcr gufe gefaxt unb SBerfen,
mie Agnes Bernauer unb Michel Angelo, an benen mir un*
enbUd^ biet me^r liegt, mie an ben erften ^wgenbderfud^en, bie
15 S3ot)n gebrod^en ju ^aben. S)a§ ift für mid^ ber ^auptpunct.
HebrigenS mürbe bie SSorftettung S^i^cn greube machen. 9Keine
grau barf irf) nid^t toben, aber Wagner ift, befonberS in ber
erften ^älfte, öortreffUd^ unb ftettt ein fotd^eS S3ilb ber übers=
fd^mettenben unb bod^ frf)eu in fid^ derfc^Ioffenen gugenbfraft
20 i)'m, mie man e§ mo^t fetten auf einer Seutfd^en Sü^ne fa^.
Ser totte SfauS, bon La Roche ^öd^ft d^aracteriftifc^ aufgefaßt,
ruft jebeS SKal einen 93eifaU§fturm l^erbor; überl^aupt mirft baS
©tue! me^r burd^'S detail, at§ in ber Sotatität, benn e§ regt
bie ^^antafie burd^ ben bunten ©cenenmed^fet mächtig an unb
4?5 bie SBiener überlaffen fic^ gern bem 3ug i^rer 5ß^antafie.
^iebei ermatten ©ie bie ^anbfc^rift Walthers von Goethe.
®r ^at mir bei (Selegenl^eit ber Signet- Semauer einen Sricf
gefd^rieben unb biefcn ©inen 53rief ^abe id^ rid^tig au§ bem
5ßapier?SBuft mieber l^erau§ geftaubt. SSon SBoIfgang l^abe id^
^9?id§t§, bod^ merbe id^ auf feine gauft S^gb mad^en! gür3^^c
25 gi^rcr H
Hebbel, »rtefe Y. 10
146 358. An Rötscher.- 459. An Winkler. 10.— 22. 2. 54.
treue Slpoftelfc^aft in ©ac^en meinet 5^orentiner§ banfe id^
3^nen ^erjlid^ft unb bie beobfic^tiQte Bufc^rift ber lit. (SefeHs:
fc^aft foU mir )et)r miniommen jc^n, ii) merbe e§ aber aud^
nic^t übel nel^men, mcnn fie ausbleibt, benn ber SBiöe genügt.
SBoüen Sie Geiioveven gteiö^e @]^re angebei^en laffen, fo rcerben &
©ie S^re SSerbienfte um mid^ nur üerme^ren, unb ic^ merbe
nur bcbauern, bog id^ mic^ felbft nic^t mit unter ben ßu^örern
bcfinben fannl Unb fo mit @ott, tro^ Surfen unb 3tuffen,
tro^ ©ilbcragiü unb onberer SBiber^aorigfeiten ru^ig Leiter!
SDHt ben beften ©rügen t)ou aWogeHonen unb mir felbft to
treulic^ft ergebener
SBien b. 10. gebr. 1854. gr. ^ebbel.
Nr. 459. An Karl Theodor Winkler (HeU) in Dresden.
Scifolgenb, t)ere^rter ^err unb greunb, fenbe ic^ ^^x\tn i&
benn noc^mafö eine Slbfd^rift ber 3ubit^, bie id^, ^i)xtm SBunfd^
gemag, fo rafd^ oI§ möglid^, für @ie machen lieg. SSer^ei^en
©ie nur, bog fie unge^eftet bei S^^^ii eintrifft; mein Slb^
fc^reiber ^ot für gut befunben, ben Sud^binber ju übergel^cn,
unb ba er biefe ©ad^en fonft immer unaufgeforbert für mid^ so
beforgt, fo meiß id^ im Sßomcnt nid^t, mo^in id^ mid^ tnenben fott.
3n Sejug auf bie Sefe^ung empfehle id^ üor Sitten ben
©tummen. SSenu bie 2)amböct, mie id^ annel^me, bie Subita
fpielt, fo bitte idb, ©i^ iebenfottS an ben SSiener ©d^luß ju
LS darnach fehlt der Brief vom 10. Februar 1854 an Hülsen
in Berlin, durch den Hebbel die Aufführung des „Michel Angelo*
reklamierte
Nr. 459. H im Dresdener TheaterarchiT, mir unzugänglich.
Nach Abschrift von Karl Zeiss Nachlese 11 S. ?f. Antwort auf
Winklers Brief vom 9. Februar 1854, Nachlese 11 S. 7 Aum.
22.2.— 20.3.54. 459. An Winkler.— 460. An Engländer. 147
l^altcn unb nid^t ben SRünd^ner ju oboptircn. SarDifon erhält
ot|ne S^^iH ^^i^ ^oloferne§; id^ gratutire ^f)mn ju bem ®c^
tt)inn bicfe§ ougcrorbcntüd^ begabten SKonneS, ben mir l^ier
fd^tner, fe^r fd^tner üermiffcn werben,
greunbfc^aftlid^ft
^od^ad^tung^boll ergebenfter
Sßien b. 22. Sebr. 1854. Dr gr. §ebbeL
Nr. 460. An Sigmund Engländer in Paris.
io Wien b. 20ftcn SJärj 1854.
Sieber ©nglänbcr!
®§ l^at mic^ geftern fe^r gefreut, g^ren otten SSoter einmal
tpieber bei mir ju feigen; er ift h)ci§ gemorben!
Saffen ©ie un§ hen gaben einfad^ fo mteber aufnel^men^
16 mie mir iijn bor bem großen politifd^en ©türm gemeinfd^aftUc^
JU jpinnen pflegten; e§ ift leicht, benn er mürbe ja nid^t abge=
fc^nitten, fonbern er ri§ nur ab, meil fid^ frembe unb, ben
berfd^iebenen SllterSflufen nad^, entgegen gefegte ©ematten an
bie Sni^ibibuen hängten, ^d^ ^abc ha^ Sntereffe für ©ie nie
80 bertoren unb bin eine§ ©leid^en bon S^nen überzeugt; aud^
mögen Sie glauben, baß id^ ©ie pf^d^ologifd^ immer begriffe
menn ic^ gleid^ nic^t mit ^f)ncn gelten fonnte, meil id^ ben
„ftumpfen SBiberftanb ber Sßelt" beffer ju mürbigen tnu^te^
tnie ©ie.
8 darnach fehlen die Briefe vom 24. Februar 1854 an Direktor
Wirsing in Leipzig und vom 13. März 1854 an einen Ungenannten,
vgl. Stargardt, Auktion, Februar 1889. N. 711
Nr. 460. E in Weimar. Bw. II S. J76f. vgl Tgb. III N. 5227.
10»
148 460. An Sigmund Ensrläuder. 20. 3. 54.
Sic iDÜnfdbcn ein ©jemplar bcr ^ulia-j x^ lege e§ bei,
obgleich e§ mein Ie^te§ ift. SJorrebe unb Stb^anblung inerbcn
inflructit) für ©ic fe^n. ßwolci^ erhalten ©ie meinen Wilxd)d
SCngelo, ber S^nen fd^on t)or jroei Sagten jugebod^t mar, unb
jlDor in bem nömlicften ©jemplor, boö je^t in 3^re §önbc 5
gelangt. Sin g^eunb t)on mir berührte Paris auf feiner 9?eife
nac^ England unb foHte e§ S^nen übergeben, er brockte e§ mir
aber lieber jurüdf, benn er fanb Sie nid^t. Tlan erflärt blefe
Heine StüdE allgemein für mein befte§, unb id^ gloube mit
Siedet, gür granlreic^ ift e§ freiließ nid^t. lo
3u S^ren Sü^nen^^Iänen iDünfc^e ic^ ®Iüdf; mir felbft
fann e§ nur in ^ol^em (Srobe ermünfd^t fe^n, menn Sie mir
bort ein Serrain erobern, fe^ e§ aud^ nod^ fo lüinjig, bod^
^alte id^ bie ^Baä^t für fd^wer. ©elingt e§, fo märe id^ im
8tanbc, für ba§ theatre francais auSbrüdEUd^ ein ©tüdt ju ib
fc^rciben, ein ©türf, morin id^ mid^ bcn gorberungen ber fran«
jöfifd^en 93ü^ne fo meit, atö irgenb möglich, bequemte unb ba§
id^ juerft in franjöfifd^er ©prad^e erfd^einen lie^e. 3d^ fönnte
mic^ für einen fold^en gaU fogar entfc^Iiegen, perfönlic^ herüber
ju fommen. 3lid^t, al§ ob ba§ t^eurc SSaterlanb mir fo üer* «i
5tt)eifelte ©ntfc^Iüffe abbrängte, im ©egent^eil, id^ mürbe mic^
al§ unbanfbareu ©ol^n jeigen, benn id^ merbe förmlid^ mit
Honoraren unb Santi^men gemäftet, id^ ineig fd^on au§ Sr*
fa^rung, wie öiele Louisd'ore Weimar unb Stuttgart baran
menben, tüenn fic einen SRann l^oc^ e^rcn moHen, unb aud^ in »b
Wien, IDO bic 3ubit!^ fd^on 30 3KaI tanjte, ging bie Genoveva
neulid^, in eine SRageHona umgetauft unb jum Epigramm Der*
fd^nitten, im ©türm über bie iöü^ne. (£§ fann ba^er blop
Caprice in mir fe^n, tnenn id^ e§ nac^ fo ftaunenömürbigen
©iegen mit ben granämönncrn üerfud^en xoxU, aber biefe Caprice so
ftedft fe^r feft, unb fie mirb realifirt.
15 wohl „Gyges und sein Ring" 28 bloß für
20.— 23. 3. 54. 460. An Engländer.— 461. An Werner. 149
©c^en ©ie Heine? 3^^ benfc e§ mir, unb tnenn nic^t,
fo richten ©ie bod^ gemife gern einen ficinen Stuftrog an i^n
au§. SReuIid^ l^atte l^ier S^manb bie Courage, ben Lenau für
ben größten S^rifer ber 5Reujeit ju erflären, ben Lenau, ber
ß nid^t einmal eine I^rifd^e 3lber ^at. 3(^ fonn öiel Vertragen
unb l^abe nic^t bog SRinbefte eingetnenbet, al§ t)or einiger Qüi
mein ©önner Laube ben atten fc^tnac^müt^igen Grillparzer atö
Rex dramaticus proclamirte, aber ba§ tnar mir boc^ ju arg.
Sd^ ^abe bal^er in meinem Sterger nad^brüdflid^ft für Heinrich
10 Heine bie Srone redamirt unb tnerbe i^m ben Stuffo^, in bem
e§ gefc^ie^t, burcf) feinen ©ruber fc^icten; er mirb in Eitel:*
bergerS Siteratutblatt erfd^einen. ©agen ©ie i^m baö unb
t)er fidlem ©ie i^n meiner innigften S^eilna^me; e§ ift nic^t
meine Slrt, öiete SBorte jn mad^en, aber er ^ai in 5)eutfd^Ianb
15 SRiemanb, ber fid^ lebl^after für i^n intereffirt, mie ic^. — Unb
nun laffen ©ie balb t)on ©id^ ^ören! SBie immer
3^r
gr. Hebbel.
Nr. 46 L An Karl Werner in Iglau.
20 Sieber SBerner!
Sd^ banfe 3^nen ^erjtid^ für ben iörief, in bem ©ie mir ju
meinem ©eburtStage ®IüdE münfd^en; tnir l^ötten ©ie gern unter
un§ gefe^en.
3Keine grau ift aud^ nod^ in ^^vtx ©c^ulb unb nur i^rer
»5 übermäßigen SSefc^äftigung bitte ic^ e§ äujufc^reiben, bag fie
S^nen unb Sl^rer tieben ®attin i^ren S)anf für bie S^eilna^me,
10 bie ^one üdZ 12 vgl. XII S. 76ff.
Nr. 461. H in Weimar. Adr. Herrn Professor Werner,
Wohlgeboren, in Iglau, SBöl^mgaffc N: 102. Poststempel: Wien 22. 3.
Iglau 23. März. Bw. II S. 417 f.
150 461. An Karl Werner. 23. 3. 54.
bie @ie beibe i^r bezeigten, nod^ nid^t au§ft)rad^; fie tütrb bieg
2RaI ein ^^aar 3^^^^" beifd^Iic§en ober l^inju fügen.
S)en 9luftrag an 3^re faumfeligen greunbe ^abe xd) au«^
gerid^tet; ob fie fid^ beffern lüerben, mnfe bie ©rfa^rung lehren.
^6) felbft bin leiber nid^t ber 9Kann, ber fie ftreng jur 9?ed^en:= 5
fd^aft jie^en barf, benn id^ gebe in eigener ^erfon ein böfeö
Seifpiet unb fd^reibe faft gar feine ©riefe me^r. ^a, x6) greife
überhaupt nur nod^ feiten jur geber, fonbern begnüge mid^ mit
ber ®ebanfen=5ßrobuction, tüie fie unmittelbar im Sopf öor fid^ ge^t.
9Keine Genoveva-Magellona ift \eä)^ Wlal mit großem lo
Erfolg über bie 93ü^nc gegangen unb bann plö^Uc^ öerfd^mun^
ben. Ob au§ b(o§er SSittfür bei ©eitc gelegt, ober au§ irgenb
einem abfurben (Srunbe Verboten, tpei^ i^ nid^t.
5)a§ ber Süc^er^^Sßangel S^nen fe^r empfinblid^ trerben
mürbe, l^abe id^ mir mo^I gebaut; gerabe ^l^r Salent bebarf is
ber 3Raterie. SSietteid^t ermitteln ©ie nod^ ben ?Seg ju irgenb
einer Sibliot^ef.
S^r 9luffa^ in ber Wiener Leitung ift mir entgangen;
näd^ften§ bringt fie einen öon mir, ben iä) blog fdbrieb, um
mid^ Sitelberger gefällig ju ertt)eifen. »o
9Kit ben beflen ®rü§en an ©ie unb ^f)xc grau ©ema^lin
Wien b. 23 SRärj gr. Hebbel.
1854.
einen freunblic^en ©rufe al§ SSorbote eine§ 93riefc^en§ bs
öon
Christine Hebbel.
18 ,Über den Meistergesang in Iglau", Österr. Blätter für
Literatur und Kunst, Beilage zur Wiener Zeitung, S. 105—201 in
zehn Fortsetzungen 19 vgl. XII S. 76ff. 25 ff. a. R.
27 darnach fehlt der Brief vom 24. März 1854 an Direktor
Wirsing in Leipzig
19. 4. 54. 462. An Arnold Schloenbach. 151
Nr. 462. An Arnold Schloenbach in Leipzig.
SSerjei^en ©ic, mein SSere^rtefter, bog \äj S^ren freunb*
lid^en ©rief erft je^t beoutmortc; id^ fonnte öor Strbeiten unb
©cfd^öftcn nid^t früher baju fommen.
s ®§ fann mir nur jur (§f)re gereid^en, tnenn ©ie mir ein§
S^rer S)romen mibmen, unb id^ ^offe, ba§ Sie bieg and) o^ne
SSeitereS üorouSgefe^t ^aben, ba ba§ ®egent^ei( ja gar nic|t
möglid^ ift.
SSn§ ^i)xen SSunfd^, Leipzig mit Wien ju nertaufd)en,
to betrifft, fo galten Sie @id^ überjeugt, bog id^ i^n nid^t axi^
ben ^ugen taffen merbe. SiugenblidUd^ mügte id^ nid^t, mie
er ju realifiren träre, ober ^ier lüec^feln bie SSer^ättniffe fe^r
oft unb fe^r rafd^ unb id^ merbe bie (Selegen^eit, S^nen ge:=
fällig ju fe^n, ju ergreifen triffen. greilid^ muß id^ babei
16 bemerfen, baß 9^iemanb ber l^iefigen Sournaliftif ferner ftel^t,
tt)ie \ä), aber e§ ftnben fic^ tno'^t 9Kittel§perfonen. gür Serid^te
über bie Stunftau^ftettung in SKünc^eu tDÜgte ic^ S^j^^n W^
fein Unterfommen ju berfd^aff en ; bie größeren Stätter ^aben
i^re beflänbigen KorreSponbenten unb bie Heineren brucEen
80 einfarf) nact).
Set) raerbe tral^rfc^eintict) näd^ften Sommer tnieber nad^
Hamburg ge^en unb bann auc| flüchtig Leipzig berühren. 9Keine
grau mußte ^ingelftebtS ©inlabung, fid^ bei feinem Untere
nehmen ju bet'^eitigen, teiber abfc^lagen, unb gamilien==9lnge=:
«5 legen^eiten ernftefter ^Irt rufen un§ in ben 9?orben. SSieHeidEjt
treffe ic^ ©ie bann.
Nr. 462. H im Besitze des Herrn Ludw. Saeng in Darmstadt,
der sie mir freundlichst zur Kollation sandte. Enphorion 5 S. 721 f.
Nachlese II S. 8 f. Wohl identisch mit dem Briefe vom 14. April
1854 an Schloenbach bei A. Gohn, Januar 1891 N. 568 und Lager-
kat. 203 (1893) N. 111. 23 vgl. den Brief an Winkler vom
19. Aprü 1854, N. 463, B. V S. 153, 1
152 462. An Schloenbach.— 463. An Winkler. 19. 4. M.
SReine Magellona tft nad) fed^^ t>oVitn ^aufem mteber
öerfd^munben, mcnigftcnS cinftocilcn. 3d^ mußte anfangt nid^t,
toorum, aber bie ©oljburger ^xx(f)tn^QtxtunQ gab balb 2lu§^
fünft: fie ift au§ fogenonnten firc^Iid^en ©rünben berboten!
auf ein Heiner ©üc^Iein über mic^ (gr. ^ebbel, eine S^aracte=: &
riftil bon Gmit fiu^) mac^e id^ @ie oufmerffam; nic^t be§
®egenftanb§ wegen, tt)ie fic^ mo^t bon felbft berfte^t, fonbern
meit ^ier nod^ allgemeinem Urt^eil feiten in fo eleganter 5)ar*
fiellung eine fo gebiegene 93roc^üre l^erbor getreten tft.
3Wit beflem ®rug lo
S^r ganj ergebener
Wien b. 19. Ap: gr. ^ebbel.
1854.
Nr. 463. An Karl Tb. Winkler (Th. Hell) in Dresden.
SSerel^rtefter ^err unb greunb! ^^
5)em SSerne^men nad^ ift bie 5)arfteflung ber Subita bei
3^nen abermals in§ ©todten gerat^en; ibenigftenS ^öre id^ bon
Singelftebt, bag babei auf gräuI. SambödE au§ 3Künd^en ge:=
red^net mar unb bag biefe Same nid^t fommt.
Sd^ beforge jmar feinen Stugenbtidt, bag ba§ mir jum 90
Smeiten SRal abgeforberte ©tüdE mir jum smeiten 3KaI mieber
jurüdE gefd^idtt werben fönne, ba bieg im SBiberfprucI mit bem
SSerfal^ren jeber ^ofbül^ne fte^en mürbe. Slber ic^ begreife, bag
@ie ©id^ momentan l^infid^tlid^ ber Sefegung ber litelrotte in
Verlegenheit befinben mögen, unb id^ erlaube mir beö^alb, »&
S^nen jur ©efeitigung berfelben einen SSorfc^Iag ju mad^en.
Sc^ ^obe meinem greunbe S)ingelftebt bie Set^eiligung meiner
Nr. 463. H unzngänglich. Nach Jos. Wolter, Dresdener
Geschichtsblätter 1898 Nr. 2 VII 8. 106—108 (ohne die richtige
Adresse;. Nachlese II S. 9—11.
J9. 4. 54. 464. An K. G. Th. Winkler. 153
grau on feiner bramotifc^en SunftauSfteHung abfd^Iogen ntüffen,
meil gotnUiensSlngelegenl^eiten ernftefter 9trt unS im gcriot
SRonat nai^ Hamburg rufen, fte foHte fonft in SRünd^en bie
Sßoria Stuart, bie Sab^ SRocbet^, bie Drfina u. j. ». fpielen.
5 2lber gerabe baburc^ mürbe e§ ermögtid^t, ba§ fie in ber erften
§älfte be§ S^il^ öuf ber Surd^reife einige ßJaftroüen in 5)reöben
geben fönnte. SSie tt)äre e§ atfo, menn fie Syrern publicum
bie ^xiiiti) juerft öorfül^rte unb Somifon il^r atö ^oloferneä
jur ©eite ftänbe. 3^re S)orftettung ift fo oHgemein gemürbigt,
10 bafe ict) fein äöort barüber ju verlieren braud^e, unb bag S)a*
mifon aus bem ^oloferneS ebenfalls etmaS 5lu§erorbentUc^e§
mad^en mürbe, ift über jeben 3tt)eifel erlauben. 3d^ fprad^ eben
über bie ©ac^e mit il^m unb er ^atte fo gro§e Suft baju, ba^
er mid^ aufforberte, il^m bie StoHe auSfd^reiben 5U laffen unb
16 nad^äufc£)idEen. (£S fönnten mit ber Subita brei ober öier anbere
Stoßen öerbunben merben, moju x6) etma bie Sob^ SKocbet^,
bie SRaria Stuart, bie Sp^igenia unb bie Drfina öorfd^Iagen
mürbe, o^ne jeboc^ bamit Vorgreifen ju moHen. gür ©reiben
mügte eS, mie mir fc^eint, bod^ öon S^tereffe fe^n, aud^ einmal
;&oben bämonifd^en Jon ber ©opl^ie ©c^röber mieber öon ben
Srettem ^erab ju öernel^men unb biefcr ift, mic fogar icl^
fagen barf, auf feine Sfünftlerin fo öott unb ungefc^mäc^t über*
gegangen, mie auf bie 3)arfteIIerin ber Subitl^ unb ber ®^ricm:=
l^ilb im SZibelungenl^ort; ba§ mar t)or brei Sauren menigftenS
25 bie Stnfid^t ber gefammten berliner ^itif unb S)amifon mirb
e§ S^nen beftötigen. Unb ©e. ©yeHenä 3^r §err ®^ef
braucht ein ©tüdE, ba§ bem 9tutor jum jmeiten Wal abgeforbert,
alfo nad^ 9?ed^t unb SJiHigfeit aud^ ju ^onoriren ift, nic^t ju
bejahten, ol^ne ein ©rträgnig baöon ju l^aben. ^(S) merbe mic^
1 ein solcher Brief anDingelstedt fehlt 24 von Baupach
26 W. A. von Lüttichau
1 54 463.-464. An Karl Th. Winkler. j 9. 4.— 1. 5. 54.
ba^cr lüol^I tiid^t täufdben, menn x6) glaube, ba§ mein SSorfd^Iag
annehmbar befunben merben roirb, unb freue tnic^ fc^on je^t
barauf, ©ie unb bog fd^öne 3)re§ben bei ber (Setegenficit auf
längere 3^it ju fe^en. Um batbgeföHigfte 2tnttt)ort erfud^enb
bin iä)
mit aufrid^tigfter ^od^ad^tung
ergebener
SBien b. 19. «pril 1854. %x. ^pebbel.
Nr. 464. An Karl Th. Winkler (Th. Hell) in Dresden- lo
Wien b. Iften May 1854.
9?ed^t banfbar, mein öere^rtefter §err ^ofratl^, tnürbe id^
S^nen geroefen fet)n, inenn Sie mir im üorigen Sa^r ben 9{efü§,
ben @ie mir in ^f)xex testen gefälligen ßuf^^ift 5u übermad^en
bie gi^eunbtid^feit Ratten, gteid^ münblid^ mit auf ben SBeg ge:= is
geben l^ätten, al§ id^ Sie um ^f)xt aufrid^tige SReinung erfuc^te,
ob ein ©aflfpiel meiner grau auf ber bortigen 93ü^ne nid^t
unmidfommen fetju mürbe. 9?un l^abe ic^ S^nen bto§ ju er-
miebern, ha^ id) unbebingt unb bringenb bitten mu§, bie SRofle
be§ ^otoferneg mit §errn Dawison ju befe^en, bamit bodf) »o
menigftenö ber eine ^puptd^aracter be§ Stürf§ öoHftönbig 5um
SIuSbrudE gelange, benn ba§ gräulein Wilhelmi l^abe id^ oft im
9 diesen Brief beantwortete Winkler am 22. April 1854 mit
der Nachricht, dass wegen der Gastspiele schon anderweits ab-
geschlossen sei, die „Judith*^ aber demnächst mit der Wilhelmi
und Dawison kommen werde
Nr. 464. J2 in Weimar. Nachlese 11 S. 11. 22 Antonie
W^ilhelmi (Zechmeister) war wirklich bes. im Konversationsstück
ausgezeichnet, „weniger in der Klassik", vgl. Eisenberg, Bühnen-
lexikon S. 11 25 f.
1.— 2. 5. 54. 464. An Winkler.-465. An Kolbenheyer. 155
€^onk)erfatioii§==J)rama, audEi im Sentimentalen gad^, rül^men ^ören,
mie fie benn in meiner Maria Magdalena öortrefflid^ fetjn foH,
nie jebodft bernal^m id^ nod^, bog i^re SRittel für bo§ ^eroifd^^'
SDämonifd^e auSreid^ten. 3n ber Hoffnung, bag menigftenö
s biefe ganj Keine 93itte erfüHt werben mirb, bin idb
©m. ^oc£)it)Oi^Ige6oren
^od^ac^tungSboII ergebener
Dr gr. Hebbel.
Nr. 465. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg.
jio ßöngft, mein bere^rtefter ^err, l^ötte id^ 3^nen für 3^re
föftlic^e ®abt bonfen foHen unb nadt) atter fd^ümmer (Semo^n:^
^eit ttjarte id) richtig fo lange, bi§ eine neue eintrifft unb mic^
nod^ mel^r befd^ämt. S'ie fd^önen SBeintrauben langten im beften
guftanbe an unb S?(ein unb ®rog l^at fid^ baran erquicft, ba§
jsSitele natürlich o^ne alle ®ctt)iffen§biffe unb in größter Unbe=
fangen^eit, ba§ erraac£)fene SSolf jeboc^ nid^t o^ne einiget ^t^
benfen, benn im ®runbe ^aben ©ie '^^xz eigenen S^inberd^en
beraubt, um bem meinigen eine greube ju mad^en. ^l)v ®ebic|t
ift nad^ meiner SReinung fo gelungen, mt in biefem Genre
:so etmaS gelingen fann : (Sie ^aben bem Sßoment, ba§ e§ feiert,
bie f^mbolifd^e ©eite abjugetDinnen gefud^t unb ha^ ift ba§
S9efte. ®§ ift in ^o^em ®rabe mo^iltl^uenb, trenn au§ bem
ßärm ber SDubelfädEe unb ber Si^urmbldferpfeifen, bie fic^ bei
einem fold^en 9lnla§ alle berne^men laffen, boc^ aud^ einmal
:SB ein echter S^on ^erborflingt, benn bie 9Kifere ift unglaublich
8 Winkler antwortete am 8. Mai mit einer Entschuldigung
wegen des Gastspiels und der Nachricht, dass Dawison den Holo-
fernes definitiv zugewiesen erhalten habe; Frl. Wilhelm! ver-
spreche auch viel
Nr. 465. H unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II S. 12 f.
156 465. An Moritz Kolbenheyer. 2. 5. 54.
unb bag ganje Stlp^obct, etmo bog ?) aui^genommcn, ftcHt Sud^:^
ftob für SSuc^ftob feinen Sid^ter. ^d^ ot^me orbentlic^ auf,
nun lüir bie gcftlid^feiten hinter un§ l^aben; ju jung, um fie
gonj ju ignoriren, unb leiber ju alt, um mid^ in ben ©trübet ju
bcrlieren, bringen fie mid^ au§ bcm ©leid^gemid^t unb bieten &
feinen @rfa^ bafür. SRun fd^eint ber SRq^ ju fommen, unb
menn er, mie ©ie mic^ ^offen liegen, ©ie nod^ einmal nac^
aSien führen mürbe, fo foHte eg mid^ l^erjlic^ freuen. Um
3^ren ©arten unb 3^r leibenfdE)aftlid^e§ ©örtnern beneibe ic^
©ie in meinem bierten ©tocf; e§ giebt nur ©inen ^oben, auf lo
bcm ber ©aamen immer aufgellt, unb ha^ ift ber, ber unS
SlHe, tobt ober lebenbig, trägt. SSor einem Ueberfall in Syrern
$ßfarr^aufe im Swlt)=9Konat finb ©ie burd^aug nic^t gefiebert,
mir merben biefen ©ommer Defterreic^ nid^t berlaffen, obgleich
meine grau burd^auS nad^ SRünd^en fommen foHte, fonbern is-
ftatt beffen linK unb rechts unfere greunbe auf bem Sanbe
l^cimfud^en, mie mir e§ fo oft berfprad^en. ©inb ©ie fleißig
an 3^rcm (£po§? ba§ SBcrf berbieut'^! 5Run leben ©ie mo^t
unb crl^alten ©ie mir ^f)xt mol^lmoHenben ©efinnungen.
3^r 20
Wien b. 2 May 54. gr. Hebbel.
3 die VermähluDg des Kaiser Franz Joseph am 24. April 1854
mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern 21 darnach fehlen die
Briefe vom 4. Mai 1854 an J. J. Weber in Leipzig und vom
4. Mai J854 an Theaterdirektor Wirsing in Leipzig (A. Cohn,
Lagerkat. 217 v. J. Iö99. N. 1*24 „betrifft sein Drama Judith"), wohl
identisch mit dem an das Leipziger Theater vom gleichen Tage.
Liepmannssohn Auktionskat. 24 (Oktober 1898) N. 94; („betrifft eine
Kestforderung an den Direktor des Leipziger Stadttheaters für
seine Tragödie Judith")
6. 5. 54. 466. An Sigmund Engländer. 157
Nr. 466. An Sigmund Engländer in Paris.
Wien b. 6 teil May 1854.
Sieber greunbl
3^r 93rief ntod^tc auf mid^ einen ©inbrurf, mie ein SSefuc^.
6 ®a§ alte ®efid^t, ^olb treul^erjig, ^alb tromfc|, ber ottc ^önbe==
brurf, bei bem fic^ äuiueilen ein fcfjarfer 5Raget l^erbor tl^ut, unb
bie alte Steigung, jebe SebenSöu^erung gleic^ auf ber ©teile ju
anot^firen, jo bie fpred^en^e 3unge fclbft mit SSitrioIfäure ju
befpri^en, um d^emifc^ i^re 93eftanbt^eile ^erau§ ju bringen.
io9tber ©ie t^un mir unred)t, menn ©ie ba§ rein menfd^lid^e
unb freunbfd^aftüd^e Si^tereffe, maS id^ felbft bamatö an S^nen
na^m, al§ Sie ©id§ in Stegionen öertoren, in bie td^ S^nen
nid)t JU folgen öermogte, auf ein bloß fünftlerifd^eg f^erab fe^en
5U muffen gfouben. 9?ein, nehmen ©ic meine SBorte im eiu^
15 fod^ften ©inne: 3^r SBo^I unb SBe^e lag mir immer am
^erjen, unb tnie id^ mic^ freute, al§ id^ ^örte, bag e§ 3^nen
in Paris gut ergel^e, fo betrübte e§ mid§ augerorbentlid^, alg
ic^ üon S^rem SSater öernal^m, ba§ e§ bamit mieber öorbei fet).
^ud^ ©id^ ©elbft t^un ©ie in anberer SJejie^ung Unred^t, menn
20 ©ie noc| immer meinen, bog ^f)xtx reichen SRatur bie ©pi^e
be§ Satentg fe^te. ©ie l^aben eine ®abe, 3uftänbe, 5ßerfonen
unb iöüc^er ju d^aracterifiren, mie SBenige, benn bie ©rgebniffe
be§ penetranteften SSerftanbeS unb ber fälteften 93eoboc|tung
treten bei 3^nen in mal^r^oft bic§terifc§er Sncarnation l^ertjor
;?6unb 5)argeftente§ unb ©arftellung faHen be^l^olb bei 3§nen in
einem fold^en ®rabe ^ufammen, bag ber ©inbrudE 3t)rer 9luf:=
fä^e immer ein fünftlerifc^er ift. 9fJur einige ©c^ritte, üon
Proudhoinme unb ä^nlidöen 9?i^iliflen meg, ju ®oetbe unb
Nr. 46H. H in Weimar. Bw. II S. 177—179. 28 so
schreibt Hebbel immer für Proudhon
158 466. An Sigmund Engländer. 6. 5. 54.
S^afcfpeorc l^cran, nur etma^ Eingebung on ba§ äRoment ber
SBcIt, ba§ nun einmal im 9?ationaU§mu§ nid^t aufgebt, nur ein
entfd^Ioffener SSerjic^t auf atte SSerfud^e, bie SBeltmurjel oug:=
jie^en ju luoÜ'en, luoäu mon'g um fo leidster bringt, menn man
fid^'g rec^t beutlid^ mad^t, baß man fid^ felbft emig eine S^iffre &
ol^ne ©d^lüffet bleibt, mit einem SBort : nur ettüag me^r ^ietöt
für ia§> atigemeine, 2lHe§ Umflutenbe, ^HeS Sebingenbe unb
©ie tperben jum fc^önften ©enug ^f^xtx Kräfte gelangen!
Sie lüoßen miffen, mie e§ mir in ben legten fünf ga^ren
ergangen fe^? 3^ glaube, ber äRic^el Stngelo, ber je^t fidler lo
in ^f)xm ^änben ift, inirb S^nen barauf bie befte Stntmort
geben. S^n^^li^ ^i« i^ bormärtS gefommen, äugerlid^ fte^t
atle§, n)ie e§ ftanb: ic^ merbe nad^, wie üor, üon ben lit:
©oterieen al§ üogelfrei be^anbett unb öon ben Sweatern ignorirt,
fo tüeit nur immer möglid^, aber id§ finbe mid^ barin, benn ic^ i&
l^abe mic^ tro^bem einer getüiffen ftiden SSirfung ju erfreuen
unb bin jufrieben bamit. 3^ fü^Ie meine ifolirte ©teßung nur
bann, menn ic^ greunben bleuen foH unb nid^t fann; mie oft
»irb mir ein SKanuScript jugefc^idft, beffen SSerfaffer einen
SSerleger luünfd^t, ober ein iöud^, ba§ einer Empfehlung bebarf, 20
unb luie äöenige mögen mir glauben, menn id^ i^nen fd^reibe,
ba§ id^ außer ©tanbe bin, fie ju förbern. ©0 mögten ©ie
burc^ meine Vermittlung mit ©eutfc^en Leitungen unb 3)eutfd^en
SJü^nen in SSerbinbung treten, unb id^ l^abe ju feinem einzigen
Stebacteur ober Sl^eater^^irector eine Sejie^ng. $)ier in Wien 55
mürbe e§ anber§ ftel^n, trenn ber atte ^olbein an ber ©pi^e
be§ 3nftitut§ geblieben toöre, benn 3ubit^ unb Maria Magda-
lena würben Siebling^ftücte be§ 5ßublicumg, aber feit bem
SBed^fel ift bie M. M. ganj bom ^Repertoire berbrängt unb bie
Subita, bie tüir übrigen^ fd^on an 30 3RaI Ratten, ge^t einmal so
4 bringt über gelangt
6. 5. 54. 466. An Sigpiaand Engländer. 159
im Sa^r über bie Sü^nc. ©rlaffen Sie mir bQ§ 3?ä^ere, id^ tüäre
nid^t fo meit auf bie SRiföre eingegangen, menn id^ in bemfelben
StugenbUcf, roo ic^ ^^mn bie leere ^anb reid^e, nac| meinem
®efü^l nid^t aud^ bie Saferen üor S^nen umfe^ren mü^te. ®§
6 ift nun einmal, mie e§ ifl, unb roärc id^ nid^t mit auf ben
ermcrb angeroiefen, fo mürbe id^ bie SBelt fd^on je^t nid^t mc^r
incommobiren, al§ ob irf) fdEjon im Sarge läge; id^ tDürbe in
aller ©tiHe ausführen, tt)a§ mir nod^ am ^erjen liegt, aber fo
menig etma§ brucfen, al§ fpielen laffen.
10 Sie fe^en, xd) bin ganj offen gegen Sie; fe^en Sie e§
auc^ gegen mid^. 3^ ^olte e§ für fe^r fdEjroer, auf ber fran^^
jöfifc£)en SSü^ne 5ßofto ju faffen; gelänge e§, fo fönnte e^ für
Sie, mie für mid^, öon großem 3?u^en fet)n, aber machen Sie
Sid) bie Scbtt)ierigfeiten ja red^t beutlidb, benn e§ tt)iberftrebt
iB meiner innerften 9?atur, ettra^ anjufangen, menn ber ©rfolg
nid^t in ^o^em ®rabe ma^rfd^einlid^ ift. 2öa§ mict) betrifft, fo
merbe ic^ bi§ jum näd^ften $)erbft eine 5ragöbie l^aben, bie fid^
ganj für ba§ theatre francais eignen roirb; au§ einer uralten
gabel beS Herodot f|ert)or gefponnen, abent^euerlid^ bunt in ben
HO Situationen, fic^ bi§ jum legten SJ^oment in ber §anblung
fteigernb unb bennod^ griec^ifd^ einfad^ in ben K^aracteren, babei
fuapp im 3ufd^nitt unb rapib im SSerlauf. 9?un fragen Sie
Sic^, ob juuäc^ft ein l^inreid^enb befähigter Ueberfe^er tjor^anben
ift; er mirb fd^mer ju finben fe^n, benn e§ ift feine St^leinigfeit,
SB ben ^eutfc£)en SSer§ im granjöfifd^en aud^ nur annä^ernb mie*
ber ju geben. 5)ann prüfen Sie, ob 3^re S^erbinbungen ge«
mic^tig genug finb, um hit 3lnna]^me be§ StüdEg beim Comit6
burd^ ju fe^en, unb menn Sie ba§ glauben, fo treten Sie mit
bem le^teren in SJerü^rung. S)a§ SBerf ift jur rechten Seit
80 ba, au^ beurt^eile ic^ eS rid^tig, aber xd) mu§ erft tt)iffen, ob
ba§ theatre francais aufrichtig auf baS Sßanöber ein 5U ge§en
gebenft, beüor xd) e§ au§ ben Rauben geben fann. 3fft ba§
160 466. An Sigmund Engländer. 6.-25. 5. 54.
bcr gott, \o bin iä) bereit, unb in bie Sontiäme tl^eilen mir
un§. Ob ©ic mit ber SKaria SDJogb: auf einer anberen ©ül^ne
vorarbeiten motten u. f. tn. gebe id) ganj Syrern eignen &t^
meffen anleint. ®a§ franj. Stüdf, ma§ nad^ meiner Julia
gemad^t fe^n foß, läfe \d) aHerbing§ fe^r gern unb menn e§ s
S^nen nid^t ju t)iel 3Küt)e mac^t, fo fenben ©ie e§ mir.
Wien b. 25 May.
©0 meit ^atte id^ fd^on t)or 14 Sagen gefc^rieben, bann
lieg ic^ ba§ 93Iatt liegen, meil id^ bon Leipzig eine 5lntmort
abmartete, bie ic^ ^f)\\en ^infic^tlid§ ber ^ü. S- mitt^eilen mottte. to
Sie fommt nid)t, Weber niufe nid^t ju ^aufe fetju. SRittter^
meite trifft 3^r lieber Srief Dom 20ften bei mir ein; ben
beften San! für S^re 2lnal^fe be§ M. A. bie mir fe^r mo^t
getrau l^at. ^iebei mein 2luffa^ über Heine jur getegentlid^en
Uebergabe an i^n; er mag barau^ erfe^en, baß id^ feine grofee is
SJegabung nid^t bloß fd^meigenb bere^re. 2Iud^ bon i^m märe
mir ein Urt^eil, 5. 83. über M. A. t)ou ^of)em SBert^ unb id^
barf bQ§ mol^t auSfpred^en; öielleic^t fönnen Sie e§ in irgenb
einer gorm, bie münblic^e nid^t au§gefd^Ioffen, vermitteln. 5(t§
er bie 3ubit^ gelefen ^atte, erflärte er mic^ perfönlid^ für ben no
testen Stömcr unf'rer großen lit. ^ßeriobe, of|ne Von ®rabbe
u. f. m. ju reben, meinte aber freiließ jugteid^ unb l^atte fe^r
3lec^t, ic^ fet) ju einer noc§ fc^redHid^eren ©infamfeit berbammt,
mic felbft Seffing. ®§ märe feiner nic^t unmürbig, bie§ Urt^eil,
bog in feiner ganjen 2lu§bc]^nung unb SBortfaffung in meinem 26
SagcbudEi fle^t, einmal ju mieber^olen; l^at er benn nid^t aud§
ein S)tid^et==^ilngeIos©d^idEfaI? — 9?un leben ©ie mol^t, fud^en
13 Michel Angelo 26 vgl. Tgb. II N. 2799, wo aber das
Qrteil etwas anders lautet
25.— 31.5.54. 466. An Engländer.— 467. An Gutzkow. 161
Sie in ber obigen ^aäjt auf fcften 53obcn ju gelangen unb
onttDorten Sie mir balb.
aSic immer
ß ??r. ©ebbel.
9?ad^ften§ trifft ein 9Jud^ t)on Kuh über micf) bei S^nen ein.
Nr. 467. An Karl Gutzkow in Dresden.
SBien b. Slften mat) 1854.
^(nbei, mein öere^rter greunb, überfenbe id^ S^nen einen
10 fleinen Seitrag für g^re Unterhaltungen, menn Sie i^n braud^en
fönnen. (£§ ift ein Kapitel au§ meiner Sugenbgefd^ic^te, ba§
mir in feiner ib^Hifc^en gaffung bilbtid^ obgefd^Ioffen ju fe^n
fd^eint. Siefe gugenbgefd^id^te, bic foft fertig ift, l^abe id^ frci^
Udj nid^t jur SSeröffentlid^ung bei ßebjeiten beftimmt, ab^r ein^
iß jelne ©pifoben finb mittl^eilbar unb ic^ mögte au§ ^^xtm
Journal bod^ nic^t ganj tnieber tjerfd^iuinben, nod^bem @ie
meinem 5)it]^marfifd^en Sauer ben ©intritt in baSfetbe t>tx^
gönnten. S^^^ ^^nn id^ nic^t beurt^eilen, ob bie ©pifoben
6 a. B. der letzten Seite
Nr. 467. H unzugänglich. Bw. 11 S, 160. Hier ist als
Datum der 31. SJlärj angegeben, dagegen spricht aber mancherlei :
einmal erfuhr Hebbel erst Ende April, dass aus dem Leipziger
Gastspiel Christinens nichts werde, stellte daher noch am 19. April
Schloenbach seinen Besuch Leipzigs in Aussicht; dann ist es un-
wahrscheinlich, dass Gutzkow den Beitrag Hebbels so lange un-
gedruckt gelassen hätte, er brachte ihn erst in N. 40; weiter lässt
sich nur so der Dank „für das ehrenvolle Wort" (8. 162, 12) er-
klären; endlich ist in Hebbels Schrift SJlap und SJlörj sehr leicht
zu verwechseln. Aus diesen Gründen habe ich die Umstellung trotz
der Angabe Bambergs vorgenommen, der ohnehin nicht immer zu
trauen ist. 10 »Aus meiner Jugend • VIII S. 387 17 er-
schien I S. 26 f.
Hebbel, »riefe V. 11 •
162 467. An Karl Gutzkow. 31. 5. 54.
rinc§ ©tillkbcnS für ein gcmifd^tc^ 5ßu6Iicuin Stctj unb 3n:=
tcrcffe genug l^abcn, ober Sie feigen iebenfott§ meinen guten
SBitten unb x(i) braud^ S^cn nid^t erft ju fagen, bop id^ e§
nid^t übet ncl^mc, toenn Sie mir meinen Seitrog jururffenben.
3d^ l^offte, mid^ g^nen biefe§ S^^r perfönlid^ mieber in ©r^: s
inncrung bringen ju fönnen, bod^ e§ »itt fic^ nid^t mad^en unb
id) muß mid^ auf einen 93e)uc^ Cberöfterreid^§ befd^rSnfen.
SRoc^en ©ic benn nid^t einmal einen größeren 9tu§pug, auf
bem ©ie SBien berül^ren? Sie maren lange genug nid^t me^r
l^ier, um felbft ba§ 9tlte mieber neu ju finben, unb e§ bürftc lo
gut fel)n, menn ©ie ©id^ einmal mieber blidfen liegen. Emp-
fangen @ie meinen J^erjlid^en 5)anf für ba§ e^renöoHe SBort,
ba§ ©ie neutid^ über meine Seftrcbungen au^fprad^en unb
13 das kann sich nur auf eine Stelle der .Unterhaltungen^
N. 34 (II S. 543 f.) beziehen, wo es heisst: ba§ aEgemein*
menfd^Iid^c SJlag [Rücksicht auf die sich natürlich hingebende Be-
völkerung] !ann aud^ ju rocit getrieben roerben. @S finft bann
gur ^rofa ober gu nüd^temen Slbfid^tlid^fciten ober gu fold^en
©d^meid^eleien gegen bie pofitioe 2öelt roie im „©onnroenb^of"
l^erab. 9JlögItd^, bafe biefe ©efa^r ben in SBien lebenben ^ebbel
abgehalten l^at, fid^ bort ben 3lnfoberungen beS aUgemeincrn ®e^
fd^marfS gefangen gu geben. %k Umroanblung einer ©cnooeoa in
eine SDlagellona allein tl^ut eS nid^t. ®ic „©onceffionen" muffen
oon innen fommen, muffen ben gangen SJlenfd^en an il^nen be-
tl^eiligt geigen. SDaS 93eifpiel, ba^ ^ebbel'S 3Jlufc gibt, fte^t in
unferer ßiteraturgefd^id^te nid^t allein. @ine gewaltige 5?ormen!raft,
ein ftarreS Sßcrmeilen an bem einmal Ergriffenen fann au§ feiner
angenommenen 9lrt nid^t roeid^en. ßcng, Jünger, ®rabbe finb @r*
fd^einungen, mit benen Hebbel große 5le]^nlid^!eit ^^t. ®§ finbet
inbeffen l^ier roeniger ein S^id^trooIIen als ein $Rid^tfönnen ftatt.
Hebbel miß geroiß populär rocrben unb eS ftel^t bal^in, ob nid^t
eine oom SDrurf ber üblid^en ©efd^marfSrid^tungen befreite fpätere
3eit fid^ oon ber fd^roungooHen Energie feiner ©ebilbe inniger
genügen läßt. ^oS menfd^Ild^e ^crg in feinen 2:iefen ^u erfennen
ift fein großes ^Ul. ©ein Unglürf ift nur, ba^ er fid^ feltener in
31.5.— 13.6.54. 467. AnGutzkow.—468. AnKolbenheyer. 163
erneuern (Sie 3^rer grau ©ema^Iin bur^ einen freunblid^en
®ru§ mein 3tnbenfen, fo mie anä) bic meinige fic^ 3^nen
6eften§ txtip\t^Un Iä§t.
S^r aufrid^tig ergebener
5 Sr. Hebbel.
Nr. 468. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg.
Wien b. 13. Sun^ 1854.
3ttte meine Sriefe, bcrcl^rtefter ^err unb greunb, fönnte
ic^ auf gleid^e SBeife anfangen, ndmlid^ mit ©ntfd^ulbigungen
10 meiner ©aumfeügfeit. Slber (Sie merben e§ nun fd^on ^erau§*
feinem ^a^ aB in feiner Siebe irrt. ®r mü^It fid^ gu unrul^ig in
bie bämonifd^e SJlenfdftcnfccIe ein. ^er ^id^ter foll alle§ ©rauen
bcr menfd^Iid^en (Seele fennen, bod^ mu^ er oiel freier über tl^m
fd^roeben, aU bei Hebbel gefd^iel^t, ber ba^ (Sd^led^te, (Sd^road^e,
^albe ftatt ju geben mie eS ift ((Sl^affpeare t^ut bk^)^ eS analpfirt.
©old^e ^Inalpfen ^aben ba^ Oefä^rlid^e, ba^ 3)er, ber fie über ba^
©d^limme, Unfd^öne unb SIbftofeenbe aufteilt, fid^ attmälig in ba^
©d^limme, Unfd^öne unb ^Ibftofeenbe oerliebt. ©riminolinquifitoren
erleben ein foId^e§ JJ^tereffe oft an il^ren IBerbred^em, unb biefe
Unfid^erl^eit über ®aS, roaS man bei Hebbel lieben ober l^affen foE,
mag an einem Söerfe $aupt* ober Sflebenfad^e, roaS ein Sßittel ober
ämed ift, mag eS fein, maS bem ^^ublicum oor feinem 2:alent
nod^ immer fooiel 33e!Iemmung mad^t. Hebbel gehört o^ne Söiber*
rebe gu ben berufenen Oeiftem unferer ^eit, bie auf fo mand^en
^anj, ben ber Sag an bie öieblinge ber SJlobe oerfd^enft, mit
S^erad^tung l^erabblirfen fönnen. Die Nummern der ,,Unterhaltangen*
sind nicht datiert, dürften aber zu Beginn oder zu Ende jeder
Woche erschienen sein. N. 34 muss darnach vom 20. oder 22. Mai
sein, da der Jahrgang mit dem 1. Oktober begann; das Urteil
Gutzkows wurde demnach in der Tat neulid^ ausgesprochen, wenn
Hebbel Mittwoch, 31. Mai 1854 schreibt. N. 40 mit Hebbels Bei-
trag wäre dann vom 1. oder 3. Juli 1854
Nr. 468. H unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II S. 13 f.
11*
164 468. An Moritz Kolbenheyer. 43. 6. 54.
^nbeii, bQ§ id^ ber SWann rafd^er ©riebigung nid^t bin, fo gern
iä) e§ aud^ fc^n mögte, unb au§ meinem (Stillfd^mcigen feinen
mir oHjunad^tl^eiligen ©d^Iufe mel^r stellen. ®ie§ SKol freiließ
fel^Itc e§ nid§t an einem fel^r ernften ®runbc, ber mid^ am
©d^reiben berl^inberte. 3)enlen ®ic @id^, meine grau, ben s
ganjen SBinter l^inburd^ leibenb unb babei fel^r auf ber Sül^ne
angefpannt, muß nad^ 3Rarienbab, um einem fic^ entmidfclnben
Sebcrübel ju begegnen. S)a§ cntfc^icb fid^ erft in ber legten
3eit unb beränberte natürltd^ alle unfere 5ßläne. SDabei mar
id^ felbft aud§ nid§t§ njeniger, ate förperlid^ njol^I auf unb mußte w
Iro^bem mit aller ©ettjalt arbeiten, ttjeil id^ einmal in einem
^ct einer S^ragöbie ftedftc, ber entmeber aufgegeben ober t)olU
enbet merben mußte. 3)enn ba§> bramatifd^e 5ßrobuciren ift nun
einmal ein S^raum^: unb 9tac^ttt)anbeln, meld^eg fi^ öon allem
anberen SBanbeln unb SBanbern baburd^ unterfd^eibet, baß man ib
einen unb benfelben SBeg nic^t jttjci SKal mad^en fann. ^d)
fann S^nen bal^er aud§ jcfet eigentlich nur noc^ banfen, nament^
lid^ für gieren Sügi^Srief, ber ganj öortreffUd^ ift, ujenn id^
bie äuffd^rift ausnehmen barf, benn ©ie abreffirten i^n au§
aSerfe^en ftatt an ben ffönig ber Sd^toeij, an einen l^olftcinifd^en 20
^ügel. gl^rem ©rünfjjed^t l^dtte id^ fogar einen tragifdtien
SRabcn entgegen ju fe^en gel^abt, ben ic^ mit eigenen ^änben
burd^ ben poffirlic^ften S^fatt bon ber SBelt im 5ßrater fing
unb ber ebenfalls an ju guter 5ßftege, öerbunben mit einiger
naturtt)iffenfd§aftlid^er 3gnoranj meinet ^aufe§, ju ®runbc ging. 25
SBaS nun unferen „S^olbi" betrifft, fo bin id^ fel^r gerne bereit,
mein ©utad^ten über ^l^re Ueberfe^ung ab5ugeben unb fie mit
einem einleitenben SBort ju berfel^en; e§ n)irb mir jum aSer^
gnügen gereid^en, 3^nen unb bem ftrebfamen Heckenast biefe
Heine OefäHigfeit ju ermeifen. @§ foH aud^ fo rafd§, al§ irgenb 30
12 »Gyges und sein Rin^« 26 Aranys Epos ,ToldI"
13.6.— 4.7.54. 468. An Kolbenheyer.— 469. An Dawison. 1 65
nöt^ig, gefd^el^en, \i) bitte ©ie nur um einige SRotiäen über ba§
SSer^ältniB ber Um= unb Stad^bid^tung jum urfprünglic^en
Original. SBq§ ©ie mir münblid^ barüber fagten, ift mir im
Stilgemeinen gor mo^I erinnerüd^, e§ l^anbelt fic^ ^ier ober
6 um^§ Setail.
SReine grau empfiehlt fid^ S^nen Quf§ Sefte unb ic^ bin
S^r aufrid^tig ergebener
Sr. Hebbel.
Nr. 469. An Bogumil Dawison in Dresden,
io SRarienbab b. 4. Sul^ 1854.
SSere^rtefter §err unb grcunb!
S)er Ort, au§ bem id^ 3^nen fd^reibe, möge mic^ ent^
fd)ulbigen, ha^ e§ erft je^t gefd^iel^t. 3^ ^offtc im Sul^ nac^
meiner ©ettjol^nl^eit ba§ geliebte Seutfd^Ionb burd§f(iegen ju
lo fönnen, bei iüetd^er ©elegenl^eit ic^ bann natürlid^ auc^ nad^
S)re§ben gefommcn märe unb Sinnen münblid^ auf S^ren lieben
83rief geantmortet l^ätte. ©tatt beffen mußte td^ mit meiner
armen grau in ein bö^mifc^e§ ^ai gelten, benn ein Seberleiben
^at fid^ bei il^r au^gebilbet, bem nid^t rafd^ genug begegnet
:?(>n)erben fann, menn e§ fid§ nid^t feftfe^en folt. 3e^t freue id^
mic^ öon §erjen, ba§ id^ nid^t auf ®ingelftebt§ Slntrag einging
unb ha^ 3^r ®^ef ben meinigen jurüd tt)ie§; mir Ratten
abfolut nid^t fommen fönnen. ®amit fällt aber leiber auc^
mein Steifeplan meg, menigfteng glaube id^ nid^t, ba§ ic^ e§
25 nod^ ju einem 2tu§f(ug bringe. Sarunter mirb nun freiließ
mein §oIoferne§ nid^t leiben, benn bem mit mal^r^after ®t^
Nr. 469. H unzugänglich. Nach Karl Zeiss, Allgemeine
Zeitung 1898. Beilage Nr. 282. S. 3 Nachlese II S. 14f.
21 Beteiligung an den Meisterspielen 22 Lüttichaas Ablehnung
von Christinens Gastspiel
166
469, An DawiaoD.— 470. An Jung. 4—5.7*54
ftaUunö^fraft flit^geftatteten Sünftler !ami ber ^it^ter nur
fngen, Xüa% ©d^ilerö S5on ^^ilipp htm ®vü%^^iu]m\iiüv fagte;
„xc^ ^at^ bfiB äl^emtge getl^on, t]&un Sie ha% 3§re!" ^tuc^
^ättc ic^ fd^raevticf) ben SKut^, Sie bei ber crflen SSorftellung
be^ Stürf^ 5U bemHukin, ]o gern id^ e§ oucf| bei bet giueiteii s
t^äte unb fö je^r ic^ mic| beftreben merbe, e§ bei einer britteti
ober vierteil, mcim » ha^u fommen füllte, mDglic^ ^u itiadffeiT.
^ber tc^ ptte über ntanc^e^ ^^tnbere mit "^^nm 5U reben, 5. 3J.
über eine Jbüifät, bie p ^crbft fertig roirb unb beren §QUt>t^
cf)arQcter eine ^Aufgabe fet)n bürfte, auf beren Söfung Sie Sid) k*
tiüt greuben einlaffen bürften. 5)o(t| ber ÜÜJenfc^ münjcfit unb
üer liebe ®ott bejd^eert, aud) mill id^ lel)r aufrieben feljn, menn
Xüix nur gefunb bon fiinnen gefjen; id& trinfe nämlicfi jur ©efed^
fcfiaft mit, nirfjt, Uieit mir meme§ ^iffenS etma^ fet)tt, fonberit
njeit Streuäbrunn bog befte ©eträit! ift, ba§ man biet ^aben w
(antt, tnbcm bie SBici-e unb ffiäeine ber Strt ftnb, ha% man ba§
iJrinfen auf eirig üerfc^ipören mögte! Smpfebteu Sie mic^
beften^ Sl^ret grau ©ema^liE unb melben Sie mir'g in einigeu
Seilen, fei) e§ uacf) SKarienbab, mo mir uoc^ üier SBoEf)eu
bleiben, ober nai^ SSäien, roaun bte S^t^it^J angefc^t mirb. ;?«•
SKeine grau griißt Sie Jd^onften^ unb icf) bin
3^r aufric^tigft ergebener
gr, §ebbel.
IS^r. 470. An Alexander Jung in Königsberg.
Marienbad b. 5, 3uü) 1854, ^5
3^r a3evleger, geeljiter §err, ^at mir in ^^xtm ^tuftragc
beu Stnfang Sl^rel SBerf^ über ®aet^e^ aBauberja^re jugefanbt
9 Gyges
Nr» 470. H unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II S, 16
bis 13. 2? „Goethes Wanderjahre und die wichtigsten Fragen
des 19. Jahrhunderts.*' Mainz 1654
t
470. An Ale^tamder Jmkg.
167
3(^ banfe Qönen bafür, tüenn i^ au^ toen Suc^pnbIer^3Bunfc^,
bie Scfprec^ung beffetben noc^ öor l>er 2)nirfsSoüeiibunö ju
fe€i:anlaffen, ttic^t erfüllen fnnn. ?tn mimblit^en (Empfe^lungett
iiei ic^ e^ itic^t mangeln.
6 S^i-"e Stbl^anbtunö ift ^an^ öortreffüc^, trenn man 3^nett
pßietit, baß ö^oet^ci ©anberja^re ein !ünftterifc^c§ ^robuct
fnjen. '^a^ tann \d) nun freiließ nict)t, aber fte behält auc^
bann rd(^ einen l^pljen Söert^, namentlich im ®etoU, mmn
man im Jgau^tpunct bon 3^nen abmeiert, 3c£| ^a6e mii^ i^rci
jD aufrichtig gefreut, unb mögte gtan&cn, ba§ ©ie ju intuitiöcn
Sinahifen biefer %xt tjoräug^mdje bexufeu finb, Sobalb mir
ba§ Oonje ö Dt liegt, merbe icf) mic^ entmeber fetbft önentUcfj
borüber äußern, ober bocf), fnK§ ic^ burc^ eine wirbelt, bie feine
Unterbrechung toerträgt, baran ücr^inbert fei)n füllte^ einen com^
IG Petenten SJZann in Senjegung fc^en, ^ffen fijnnen ©ie 2i(^
uernct)ert l^altcn, benn btcfer Siienft fte^t in meiner 9Jiac|t unb
einen folc^en bleibe idtj nid)t fcfiutbig.
aiJeine Slntmort auf S^ren Icjjten SJrief ((feinen Sie anber^
ftufgenommen gn ^abcn, aU fie gemeint mar, fonft ^tten ©ie
MO mir bie Keine 33itte, Ddu bem Stönig^berger S^^eater^lDirector
botf (Sxem^lar meiner ^^lgne§ Sernauer einpjic^en, gemiß erfüllt,
3ic^ glaube, man faun e^ einem SJerttauenben niE^t rajctj genug
|u iüiffen t^un, menn man fti^ gänjlic^ au|et Stanbe fie^t,
jur 9iealifirung feiner Hoffnungen beijutragen nnb bcrnod^
*e f}anbelte ic{). gretltdj mag e& in ber gerne fc^mierig fe^n, fit^
ö[m ben SBicner Siterotur-SBerpItniffen einen rirf|tigen begriff
ju mac^n, Unb bennpcf) brandet man, um baju ju gelangen,
fic^ nur ^u ücrgegentü artigen, mie rtjenig bie ein^eimtfcfjen
Cefterreicf)ifdE|en Sii)rijtfteHer ijon ieljcr, mit Slu§na|me bei
s& aEbetanntcn, geeignet ttjaren, ber Siteratur ^^Infe^en nnb ©eltung
13 fätüt
20 Wolt^radorff
168
470. An Alexander Jung.
5. 7. &4.
ju üerfc^offen, unb tük menis bie ftemben, bie fid^ überfiebelten
Hrtb bie SStütfen fjinter fid) at)bracf)eu, t)Dit SJ)eutf(^l(inb auS in
if)rem etitftcK SSermittlung^beftretien iinterftü|t njeicben. SSer
ein ^^tuge unb ein ^er^^ für bo^ ©an^e ^at, ber lüirb ben ©äe^
mann, mc(d}er feine eigene fetie §nfe Dettiefe, um einen unge^ &
buDc^cnen ©oben ^u bebauen, gemiB ^tii^t mit ^^f eilen bcbeden,
aber mo finbet man Seibeg pgleicf)? SSäenn ein §egeifct)er
$^ito)opö ^ebnctionen liefert, fei) e^ in $aragrapf)en ober in
gängelt SJdnben, fo pit in SBien fein ^enfd^ auf il^n, ober
n^enn er ein 3^a!ent, ba^ einige ^lufmerffamfett erregt 'i}at unb w
feine Sc^raiiten tro^bem genau genug fennt, bnrc^ eine matjrc
2:afc^enfpteler^^ta(ecti! ^erabpfe^en fnd£)t, fo ift er be§ !ßöbel§
unb feiner 3nftlmmung geraift*
SSon ber 3}?ab"H ^L, bie Sie mir ennjfa^teu, fjabe ic|
dliü^t§ ineiler gehört, noc^ gefetjen, narf)bem iift fie bei ber ®e= ib
gent>ifite nic§t ^n §aufe traf, ^^itn Wann fc^irfle fie nocf»
einige Mük ju mir, ober nic^t, um mir i^r SDJanufcnpt bot^
legen ju laffen unb mein Urtf)eil äu erlangen, um tücldf|e§ id^
öfter erfuc|t merbe, Jonbern um ju erja^ren^ mo fie i^ren
Sfiomnu gebrudt erhalten tonne. 3d) 9^1*^^)^; baß ic^ ba% etma§ io
aöfonberlic^ fanb^ befonberä^ ba i«i) mir bol Mspt auäbrüfflic^
aulbat. 9Hcf|t üiel anber§ benahm ficfj gegen nüdi §err 39d=
gumil (S^Dläi ben mir bie grau Don ®oetfie auf bie Seele banb.
55 c^ jc^rieb über ben SOiann einen ganzen ^iCujJa^, ma^ bei nur
mi ift, njeil e^ mir me^r ^Inftrengung foftet, alö eine SragÖbic; ss
id) fii|rte i^n burcb biefen Sluffö^ in Cefterrei(^ ein, irf^ fc^irfte
i£|m bcnfelben ju unb erE)ieIt nid)t einmal einen ^ant (Sr
erinnerte fid) meiner erft bann, alö er mieber etma§ gcfdjneben
^atte, unb ließ mir fein SBui^ auf bem getpb^nlic^en jpoftmege
ül^ Oiecen fixerem plar mit ber ßumuttjung, abermals über itin ao
24 TTgl SI S. 360 ff. 30 vgl. XII S. 68 f.
5.— 11. 7.54. 470. An Jung.— 471. An Debrois. 169
äu fd^reiben, bitrd^ bic SScrlag^l^anbtung jugcl^en. @o bel^anbeltc
mid^ hk SRabM 9K. otö SSud^l^änblerfenfal unb ^err ®ol5 gor
qI§ einen SRecenfcnten, ber bei ©otta feinen SSud^ftaben unb bei
Srod^auS feine Stummer l^at. 3)abei fonn fein menfd§lid^e§
5 SSerl^ältniß befielen.
©enben ©ie mir ben 3teft S^reS SSud^ unb iä) merbe
ba§ SRögüd^e bafür t^un. S)ie ©efunb^eit meiner grau trieb
mid^ nad^ SRorienbab; in fed^S SBod^cn bin id^ lieber in SBien.
Soffen ©ie bann ettr)a§ öon @id^ Igoren unb betrad^ten Sie
10 biefen Srief al§ einen SemetS ber aufrid^tigen Sichtung, bic
S^re 21bl§anblung mir eingeflößt ^at.
3^r ergebener
gr. Hebbel.
Nr. 471. An Karl Debrois van Bruyck in Wien.
15 S«arienbab b. 11. Sul^ 1854.
Sieber 3)ebroi§!
Sd^ banfe Sinnen für gieren ©rief, au§ tt)eld&em iä) erfe^e,
baB e§ bem fleinen 3:itele tt)o^I ergebt, ^n^ l^atte mir baS
freilid^ auc^ fd^on berid^tet, aber gleid^ am S^age unferer 2lb*
20 reife, unb ba öerftanb e§ fic^ nod^ fo jiemlid^ bon felbft. @r
raar nämtid^ bereits um fieben Vi^x in ber grü^e bei meiner
Sc^ttJiegermutter gemefen unb ^attc in feinem ®ifer bie alte
grau faft au§ bem Sette gejagt. 9tic^t§beftoU)eniger munberte
4 in der „Allgemeinen Zeitnng" Cottas bestand die Unter-
schrift aus einzelnen Buchstaben, in den „Blättern für literarische
Unterhaltung'' von Brockhaus aus einer Ziffer 13 darnach
fehlt der Brief vom 6. Juli 1854 an J. J. Weber in Leipzig
Nr. 471. H unzugänglich. Bw. II S. 444 f. mit der falschen
Jahreszahl 1859.
170 471. An Karl Debrois. 11. 7. 54.
er ftd§, nid^t Quf§ grcunbltd^ftc cm<)fangen tüorbcn ju fc^n,
toorouf boc^ faum bie $oItjei rcd^nen borf, tocnn fic ju fotd^cr
©hinbc cinfprid^t. ®q§ ic^ i^m bie ®ad§c nid^t tociter übel
ncl^mc, bcrftcl^t ftd^ bon fclbft, aber id^ bitte i^n bod^, feinen
©efud^ ein anbcr SRat nid^t bor jel^n Ul^r ju mad^cn, bann 6
mirb er immer millfommen fe^n.
3d^ erwartete gar nid^t, @ie ober Sul^ am SSal^nl^of in
finben; c§ njar nod^ aH ju frül^. Unfere Steife mar übrigen^
nid^t bie befte; in 5ßetfdöau, l^inter ©arl§bab, mnrben mir uns=
mittelbar bor bem 5ßoft^aufe auf l^öd^ft abfd^üffiger ©trage lo
umgemorfen unb l^&tten bielleic^t ben Sob gefunben, menn mir
i^n einem Stnbcren nid^t gegeben Ratten. 3)er ©ol^n be§ ^^oft^
meifterä fprang nämlid^, al^ ber SBagen in'§ ©d^manfen fam,
eilig ^erju, um il^n aufjul^alten; baS gelang il^m nun freilid^
nid^t, aber er milbcrtc bod^ ben Jäl^en gall, mürbe inbeg aud^ is
jerfd^mcttert in fd^redKd^ftem gwftanbe unter bem eifemcn Sritt
l^crborgcjogen unb flarb, mie mir l^ier fp&ter berna^men, noc^
ben n&mltd^en Slbenb. SKeinen Sermanbten l^abe ic^ \>qS, ni^t
fd^rciben motten unb Sic bcobad^ten naturltd^ bicfclbe 3)i§cretion;
ben n&d^ftcn greunbcn jebod^ bürfcn Sic c§ fagcn, nur bafe e§ so
nid^t meiter ^crum fommc!
3n SRaricnbab ergebt e§ un§ mo^I. S)aS SSäctter ifl 5mar
madtlig, aber mir l^attcn bod^ mel^r fd^önc, atö l^glic^ Sage
unb Qud^ bon bicfen mar feiner ol^nc gute 8tunbcn. S)er
cinjige ißefannte, ben id^ ^ier l^atte, ber gürft St^marjcnbcrg, ^»5
mar frcilid^ am Sage unfcrer Slnlunft gerabe abgereift, maS
mir fel^r unangenel^m mar, aber e§ fanb fic^ balb (Srfa^. S)er
Saron b. 5ßutli|, ber SuftfpieUS)id^tcr, ift in SRarienbab, er
befuc^te mic^ unb id^ fanb in il^m einen fei^r feinen, burc^ge^
bilbeten SRann, mit bem fid^ öortrefflic^ berfe^rcn I&ßt 3(u(^ so
9 Tgb. IV K. 5266
11.-15. 7. 54. 471. An Debrois.— 472. An Kuh. 171
Ued^trt^ au§ 2)üffcIborf, bcr SScrfaffer be§ SDoriuS, ift l^icr,
unb lüir SSier finb nun faft beftänbig jufammen.
3)a§ aSab fd^Iögt in guter ©efcfffd^aft boppelt gut an, mir
l^offen olio ba§ Sefte. SBa§ mid^ betrifft, fo benfe i^ faum
5 an'§ Sefcn unb (Schreiben unb ^abe bod^ feinen Slugenblicf
Sangenjeüe gehabt, njaS etmaS feigen will. UebrigenS trinfe
ic^ nod^ einmal fo biel, afö mein Slrjt mir öerorbnet unb e§
befommt mir l^errüc^.
Ser ©rief öon Söme muß Sie für ein l^oIbeS '^af)x in
ö gute Stimmung öerfefeen; jum Seufel, foH man ©ud^ jungen
Seuten benn §immel unb ®rbe fc^enfen, bamit 3^r nid^t t)tx^
ftimmt fe^b, mie ©eigen, bie im Sd^ornftem Rängen?
©0 njeit ^tte id^ gefd^rieben, ba fomen Ued^tri^ unb 5ßutlife,
IS alfo jum Sc^Iu§. SSor^er ober nod^ ba§ Sine: für Schumann
ift njenig Hoffnung, wenn nic^t ber Umftanb baju bered^tigt,
\)a% er fid^ fd^on einmal, unb ^toax jmei 3a^re lang, in äl^n^
liebem Suftanb befunben l^at. Seiber l^aben n)ir un§, tt)ie id^
öon Uec^trig erfal^re, nun aud^ barin getäufd^t, wenn mir
20 glaubten, ba§ feine grau einiget Vermögen l^abe; bie äermfte
mu§ unb mirb im näd^ften SBinter eine Sunftreife mad^en, um
nur mit il^ren Äinbern leben ju lönnen. ®a§ ift crft red^t
fd^redfüd^! — — — — — — — — — — — —
Nr. 472. An Emil Kuh in Wien.
,^ SRarienbab b. 15 3ult| 1854.
2ln 5puttife unb Ued^trife ^aben mir einen fe^r
angenel^men Umgang, nur öerfül^ren mir un§ gegenfeitig, nid^t
jum @ff en ober gar jum Srinlen, f onbern jum geiftigen Qtijen,
Nr. 472. H nicht zugänglich. Bw. II S. 87 f. vgl. Tgb. IV
N. 5297.
172 472. An KuIl— 473. An Mohr. 15. 7. 54.
jum übertrieben öielen ©prcc^n, nxiS aud^ feinen Stoufc^ er*
jeugi Seibc finb eben fo treuherzige unb offne, ofö feine
aRdnner, mit benen ftd^ öortrefflit^ öerfe^ren, roo^I aud) für
bie 3ttlunft ber gaben fortfpinnen logt Sie lernen mic^ je^t
aU 2)ot)t)elganger lennen, einmal in $erf on, too i(^ i^nen al§ ^
ein gan5 leiblid^er SKenfd^ Dorfomme, öor bem Seiner jurüd
}u fd^redten brandet unb einmal in Smil Su^^^ S^aracteriftil,
bie ^ier leiber öiel gclefen tt)irb, unb in ber id^ atö böfer
S)amon ^rumfpufe, öor bem man baS Sreuj fc^Iagen mu§. — -
10
gr. ^bbeL
Nr. 473. An J. J. Mohr in Wesselburen.
Marienbad in Böhmen b. 15 3ul^ 1854.
®§ t^ut mir leib, baß i^ im Sauf meinet Sebcn§ nod^ is
einmal mit ^^nm in Serül^rung treten muß. Slber id^ fel^c
mid^ baju gejlDungen, benn id) fann bie jttrifd^cn bem §crm
Dr Sul^ in SSäicn unb ^l^nen in Setreff meiner geführte
Eorrc§ponben5 nid^t ignoriren. 3)iefe ®orre§<)onbenj mürbe mir
erft wenige S^age öor meiner 8lbreife in'§ Sab mitgctl^eilt unb »a
auc^ ie^t nur, meü iä) bcn ^errn Dr Sul^ jur Siebe ftcttte,
marum er S^rer in feiner „©l^aractcriftif griebridö ^tbbü^"
auf eine fo ^rbe SSäcife gebadet l^abe; id§ felbft l^atte i^m boju
leinen Stnlag gegeben, benn ic^ l^abe mic^ nie über ©ie
Nr. 473. H, vom Adressaten nneröfifoet zurückgesandt, fand
Kuh im Nachladse (vgl. Biographie I S. 559 ff.), nicht erhalten, nur
Abschrift (oder Konzept) im Tgb. IV N. 5300; der Brief wurde am
18. Juli rekommandiert abgeschickt. 23 S. 53 bezeichnete ihn
Kuh, ohne seinen Namen zu nennen, als einen Pedanten vom
trivialsten Schlag
15. 7. 54. 473. An J. J. Mohr. 173
geäußert. Qu feiner Sled^tferttgung überfonbte er mir '^f)xt
betben Sriefe, nebft feiner Antwort unb ic^ muß befennen, bofe
er öottfommen gered^tfertigt ift, ja bofe er c§ njäre, ttjenn er
fid^ nod^ gan5 anberä über Sie auSgelaffcn bätte. 9tur barin
6 irrte er, menn er backte, ba§ iä) bon bem SSorgang leine 9ioti5
5U nel^men brandete ; er fannte bie aSerl^dltniffc nid^t unb f onntc
fie nid^t fennen.
©tauben Sie nid^t, ba§ ic^ mid^ t)on S^nen bcleibigt
füllte; ba§ ift nic^t ber SaH unb fann nid^t ber gaff fe^n.
ioS^t aeft]^etifd^e§ Urt^eil berührt mid^ nic^t, benn 8ie fi^en
nid^t mit in bem äreopag, ber über mic^ unb meinet ©kicken
richtet unb muffen ©id^ e§ fetbft fagen. ^f)x moraltfc^eS
Urt^eit, um ^^xt ©jpectoration über meine Sef^eiben^eit fo
5u nennen, ift mir günftig, fo mcit c§ bie 3^ncn befannte erfte
15 §älfte meinet Sebeng betrifft, unb menn ©ie ber le^tc gurift
ber SSSelt fe^n fofften, fo müßten ©ie nod§ miffen, maä e§ l^in:^
fic^tüc^ ber 3^nen gänjüd^ unbefonnten ä^eiten bebeutet. S^re
l^riti! eine§ nid^t für @ie beftimmten Srief^ bemeif't enblid^
nur, baß Sie i^n nid^t öerftanben l^aben unb ba§ ift ein Vin^
noQiM, aber fein SSerbred^en. Stoax ift ber Son, in bem Sie
©id^ gefaffen, nid§t ber feinfte, unb bem SBife, in bem ©ie
ejeffiren, ööffig ebenbürtig, bod^ barau§ ge^t nur l^eröor, baß
©ie ju ben Beuten gehören, bie immer au§ ben SBinbcIn
be§ Sinbe§ auf ben dtod be§ äRanne§ f^Iießen, unb be§^
SB t)alb oft am unred^ten Drte plump ober jart finb. ®a§
13 Mohr hatte an Kuh geschrieben: @o lange er in feiner
^cimatl^ lebte, mar bei feinen unoerfennbaren Talenten in meinen
klugen feine Sefd^eiben^eit fein fd^bnfter ©d^murf; feit er im 3luS*
lanbe an bie ©teile feiner frül^eren 5lnfprud^§Iofig!eit einen un«
begrenzten ^od^mutl^ t)at treten loffen, !onn id^ Hebbel jum ®egen=
ftanbe meiner 33efd^äfttgung nid^t mad^en. 18 worauf sich das
bezieht, wissen wir nicht
174 473. An J. J. Mohr. 15. 7. 54.
ift ein SWaturfe^Ier, itnb wer lüirb einen folc^en nid^t ent^
fc^ulbigen?
^&tte \i) olfo 6Iog einen incompetenten unb jubringtid^en
^feubos^SRic^ter bor mir, fo ^ätte ber ^err Dr ^u^ 3ted^t ge^
ijabi, mir ben SSorgang ju unterf dalagen; ben mürbe ber erfte 6
bcftc aSüttcI ber S^emi§ fd^on ol^ne meine Sei^ülfe öon feinem
angemaßten ©i^ berjagen. 3lber id^ ^abe e§ aud^ mit einem
^ßfeubosSaäol^U^&ter ju tl^un, ber bel^ouptet, ba§ id^ in feinem
$aufe „aufgemad^fen" fc^ unb baburd^ ju öerftel^en giebt, bag
er Stnfprüd^e an mid^ l^abe, unb ben muß id^ jured^t meifen, w
benn ber fönnte gel^ört werben, ^ä) bin nun nid^t in S^rem
$aufe aufgemad^fen, id^ lam in meinem öierjel^nten ^af)x, mit
öortrefflid^en ©d^ulfenntniffen au^gerüftet, ju ^^nen, unb leiftete
Sbnen bom erften Sage an ®ienfte, bie 2tnfang§ jmar gering
maren, bie @ic aber fel^r balb in ben Staub festen, S^ren jb
©d^reiber ju entlaffen unb mid^ an feiner ©tatt ju bermenben.
S)aburd^ erfparten @ie ben nid^t unbeträd^ttid^en ©e^alt, ben
Sic il^m jal^Ien mußten unb id^ erl^iett atö Stequiöalcnt S^rc
abgelegten SIcibcr unb bie SBeföftigung am ©efinbettfd^; für
meine ©Übung aber traten @ic gar 9Hd^t§, menn ©ic c§ ©ic^ so
nid^t etma al§ SJerbienft anredbnen, baß ©ie mir ^^xt $aar
IBüd^cr nid^t gerabeju au§ ber §anb riffen unb au^ fpöter
trugen Sic ju meinen Stubien nic^t ba§ SRinbefte bei. 9io^
leben ^unberte, bie t>a^ beft&tigen muffen; mie fönnen ©ie ©i(^
bonn unterfte^en, ba§ (Segent^eil 5U ft^reiben? SSSol^I ftanb e» »
bei 3§nen, mid^ 5U ^^xtm ewigen ©d^ulbner 5U ma(^n: ©ie
aber brandeten mid^, unbefümmert um meine 3ttf«"ft/ ^^h^ ^
eben gut war unb gefielen Sid^, menu ©ie mir bie Ic^en
So^te auc^ aui^ @(^am eine ßleinigfeit au^fe^ten, h\» ^u
bcm Tage, wo ic^ 3^r ^u$ unb Skffelburen }ug(etd^ Derlies, so
in einem ro^n Scnc^men. gn icncm gaH würbe id) Sbnen
bi^ an mein Sebcn^Snbc bantbar gewefen fe^n, fo gewiß, a(^
15. 7. 54.
473, An J, J. ÄIohT.
175
ic^ e§ meinem öratoen Sugenble^rer. hem §emi 3^ectoi: ®et§^
leffen unb bet gi^au iJoctortn Stmdie Srfjo^pe 6in, bte mit
mir tec|t aufrieben ftnb; ein bloge^ 15ienfttier^ältnija okr be^
grünbct feine 3ied£)te unb Sßerbiitblic^teiUtT, bie iiter baS bes
5 bimgcne momentane Sdften ^inau^ gc^eu,
9kin, ^eri:: SSto^u, idf) fte^e mc£|t in 3|rer ©c^utb, mo^t
über ©ie iit bet meiitigen, benn Sie ^aben ©id^ f(^mer an
meiner Sugenb üetjiinbigt unb ber Mann \]i in bet Sage, fii^
Süti^jactton für bni ^u uei:f(ljaffen, maS ©ie au bem Siinglina
w i)erbratf)en. @d£)tä9t ^^nen baS ^erj nic^t, inbem Sie aDie§
lefen? 9lat^ meinet Slenntnife ber menjcj^tid^en tflainv mbqtt
ic^ e§ annehmen, aber nac^ htx ^iücffrc^t^lofigfeit, bie fid^ in
3§Ten fSriefen auSfprid^t, mu|t td^ c^ beämetfetn, barum imH
id) 31 1 (Semij[cn mecfen. ©ie fc^mängcrten 3^re Stenftmagb
jsnnb ffotten bei ber ©elegenl^eit ben brutalen Wut^^ mir einen
Eintrag ^n tf]un, ber jogor für ben Sücfergefetlen, ber ifjn
nac^^er einging, entehren b mar unb i|m bte SJerat^tung feiner
©enoffen pjog. ^amcB maren Sie mein ^rinji^nt nnb mein
Obertjormimb, Ratten aljo bie jmtefac^e IjJffid)!:, mic^ ju aUem
m (^uten anzuleiten unb bom ©^ledjten unb ^Hc^t^mürbigen ah^
ju^alten; miffen ©ie, ma^ ba^ ^ci|t nnb mit meJdjem 33erbtct
bie gan^e moralifdEjc Seit Sie belegen mürbe, n>enn id^ bal
gactum in meinen SDkmoiren ergäl^Ite? ^iä je^t fjatten Sic
SRidjt^ 5U befnrd£)ten, eö jiemt bem 3Jienf(i)cn, ju Vergeben iinb
s& jn üergeffen, unb ic^ mar entfc^loffen, S^tcr nur im ^^lllges
meinften gu gebenfen unb jene fd^euölicfie Scene mit 9lact)t ju
beberfen, ^n^ in biefem ^lugen&licf noc^ roünfd^e idj, mit einer
fo ttanrigen moralifc^en (Sjccutiou betfrfiont ^u bleiben, nun
über ^ängt ba^ nietet me^r Don mir, fonbern öon ^^nen ab,
^übenn e^c idti gro^müt^ig gegen Sie jeijn fann, mn^ \^ mic^
pc^et gegen Sie gefteEt ^oben. ©tnge ba& ©elbftbemufitfejjn
in mir auc^ nur um eine Sinie über bn^ Ertaubte, ja burc^
176 473. An J. J. Mohr. 15. 7. b4.
bic crtDorbenc 5ßofition (Gebotene unb bon allen Seiten 93e*
ftätigte :§inQU§, fo mürbe iij ^f)mn eine fd^mere Sebingung
fejcn; aber bie Sefd^dfügung mit ber tragifd^en Äunft ftimmt
ba§ ®emüt6 bemütl^iger, aU bie ftünblid^e SSetrad^tung eine§
3:obtenfopf^ unb id^ miH nur ba§ UnbebiugtsStot^menbigc s
forbern. 8ie erllären bem ^errn Dr ^nf), ba§ ©ie S^rc
beiben ©riefe nad§ gorm unb ^nl^alt al§ übereilt mißbilligen
unb erbitten fie ©id^ jum Qtvtd ber SSernid^tung jurüdE. S)amit
mill id^ aufrieben fe^n, bemerfe ^l^nen jebod^ äuöle^, ba§ id^
felbft feine Seile i)on S^nen annel^men fann. w
©rmägen Sie nun mol^l, toa^ (Sic t^un. (Sic l^abcn bie
SBa^I jinifc^en einem einfad^en Stet ber SRcue unb jmifd^cn ber
(£]^re, bie ^l^nen au§ ber bercinftigen SSeröffentlid^ung ber obigen
©cene erroac^fen njirb. Sener Stet bleibt unter brei 5ßcrfoncn unb
wirb batb öergeffen; biefe ®^re bürfte feine pd^tige fe^n, bcnn is
meine SOtemoircn werben länger bauern, al^ bic Don mir im
3)it^marfc^er unb ©iberftebter 93otcn mitgetl^eilten $robuctionen,
benen Sic ben SKaafeftab für mid^ 5U entlegnen fd^eincn. SÖiir
ift 3^r ©ntfd^Iufe natürlid^ gleid^güftig; id^ »erbe, wenn ©ic
nid^t innerl^alb ber näc^ften öicr SBod^cn meinem fe^r mäßigen 20
SSerlangen auf angemcffenc SBeife entfprcd^en, gleid§ nad^ ber
SiüdEfe^r in mein ^au§ bem $erm Dr Kuh jur einftmeiligen
©rgönjung feiner Steten unb bemnäd^ftigen beliebigen SSerfügung
eine Stbfc^rift be§ gcgenmörtigen SriefS aufteilen, unb bann
meine 3w9enbs®efd§id^te jum Stbfd^Iuß ju bringen fud^en, ba ^^5
id^ mä^renb ber Stad^cur ol^nel^in nid^tS 3)ramatifd^e§ auS::
führen barf.
©d^Iie§Iid§ nod^ ein ©rufe an ben alten treuen Christoph,
beffen ©ie auf eine Strt gcbenfen, al§ ob ©ic glaubten, bafe id^
mid^ feiner fd^äme. ?)a^ ift burd^aug nid^t ber gaK, roenn id^ so
28 in der „Julia'' heisst der treue Bediente Christoph
15-— 21. 7. 54. 473, An Kohr.— 473 a. An üechtritz.
177
tmd^ Dor äftjonjtg SQ^ren feine ^RecüntJaten^ccns nod^ bent ^Itd^
fie&er ntd^t auf ^l^ren Sefe^l mit i^m in ©ineni unb bemfelten
gjett burd^mac^eu tüoüte, um 3()uen tnit ©efo^r meinet Set)en§
eine ffeinc ^nigabe je erjparett, 3m ©egentfieit, id^ |abe i|nt
fi iu meiner Su^^o f(^on ein !5>enEma[ gefegt unb er märe mit
in Wien tion ^erjen lüittlommcn; |ätte er ba§ Unglücf, gerabe
einen Sreunb Ijei mir p treffen, bcr i^m an 93ilbunö, ^anq
irnb Slonb gar ju tüett ütierkgen märe, ^. S, ben giirften
©[^njatäenberg, fo miirbe er gemi| im SSorgimmer etmaS matten
10 über fii^ nos^ einmal jn mir Demü^cn, ^ieg fönntc botne^m
Hingen, über bem ^il&fcnbet (olc^et ©tiefe gegenüber mu§ id^
mic§ not^gebrnngen auf ben gmetfct^afteften afler ®rö6enmeffer,
bell §of^ unb ©taatiralcnber, berufen, ba bie Eotip^öen ber
Mfieiif[f)aft unb bet Slunft offenbar ni(^t hinreichten, um gfl^en
xsba^ SSunber fcegteiflidj p machen, ba| man bet ©D^n einc§
armen aO'?anne§ fe^n, fieben ^a^te lang für Sie 2idtatiDn^^^Tlcten
abf offen unb e^ btx^ noc^ ju ettoaS bringen lann. Ue6tigcn§
|abe ic^ bie S^te, jn fegn
3|r ergebener
MO fjr- ^^hM,
Nr. 473 a. An Fhedrich tob Uechtrttz in Marienbad.
[Marienbaa, 21, July 1854.]
Friedlieh Hebbel Dr. phil.
^er ^agen, mein SSere^rteftet, ift genommen unb mith
MS morgen ftiil^ präcise 10 Ufjt in llebereinfiimmung mit unfercT
Sfferabrcbung tot ^^ter X^üre galten; ba§ gute aSeltet natüt=
N. 473 a. S" unBUgängUcli. Lithographierte Visitenkarte vgl.
Bicbard Bartliag Kat. 34 N. 124 ohne Datum; es handelte flieh
unzweifelhaft nm den Ausflug uach Königs wart toq Marienbad aus,
am 22. Juli 1854 mit Uecbtritas unternommen, vgL Tgb, IV N. 5308.
^e&&rL »rifift. V, 12
TL78 473a. AriUechtritz— 474. AnSchwÄrzenberg. 21.-26.7^4.
Itd^ öoraüS gefegt. Sann l^abcn tbir bcn ganjcti %aQ öor un§
jut SScrfügung. ^crrn öon Ucd^trtfe.
Nt. 474. An Fürst Friedrich Schwarzenberg in Wieo.
[Marienbad, 26. July 1854.]
— 3d^ loürbe bann ©ctegcnl^cit erhalten l^abcn, ginnen
bcn ®anl für ben vierten a:]^etl g^rcr gtbtbu§*@dönifeel mott*
ötrtcr auSjubrüdfcn, atö c§ in Wien ö^fci&ö]^ ; geftatten ©tc mir
jcfet, eS fd^rtftlid^ ju tl^mt. S)cr grofte Stcij, bcn 3^rc ©d^riften
auf mic^ ausüben, bcrul^t ^auptfäd^Iid^ barauf, bafe @ic SBcgc
manbcin, btc, tncnn aud^ nid^t immer nen, fo bod^ immer mjt ic
fo bid^tem ®rafc bcinad^fcn ftnb, bafe SHemanb fte mel^r lennt,
ober gar ge^t. ®a§ fül^rt junäd^ft jur grünblid^en ©infid^t in
frül^crc Sujiänbe, bann aber aud^, ba ftc^ im großen Komplex
bcr ©cfd^ic^te bod^ 8lttcS bebingt nnb mand^e 8lber nod^ ücr*
borgen fprubelt, bie nid^t in btanen Sinicn auf ber §ant l^er- is
öor tritt, jum beffcren SSerftänbnife ber ©egcnmart. @ie finb
nun pglcid^ in bem ©innc S)ic^ter, ba§ ^l^re 5ßerfönlid^leit fid^
. Nr. 474. H nicht zugänglich. Tgb. IV N. 5312. . Der An-
fang handelte von dem Soldaten Johann Dengler aus Eleinsichtig,
Gemeinde Grosssithtig, der 11 Schlachten mitgemacht, seinem Bitt-
meister das Leben gerettet, eine arge Handwunde bekommen, auch
die grosse goldene Verdienstmedaille erhalten hat, nun aber ohne
Bedienstung und Pension herumläuft. Fürst Schwarzenberg empfahl
am 31. Juli vorerst mit dem Badekommandanten Hauptmann Baron
Baisky zu sprechen, und Hebbel notiert auf dem Brief: SS^egen
J; Dengler mit Bäron Räaky gcfprod^en 6 Slug. 54. 6 „Ante-
düuvianische Fidibnd-Solmitzel ^on 1842 bis 1847" (6 Faszikel 18ö0)
und „Postdiluyii^che Fidibosschnitzel* (2 Faszikel 1862), vgl.
Allgem. Deutsche Biographie 33 S. 294, die Bücher kamen nicht
in den Handel
26, 7. Ö4,
4T4. An Prieilrfoh Scbwarzenberg.
«79
mit etilem imb Seben, mag @ic ergreifen, ibentiftdrt, itnb fo
^abcn Sie auti^ in biefetn öicrtcn 3^eil nte|r üon ©ic^ Selbji
gegeben, fit§ e^ bem ob er f(ädf| liefen S8euüt|eiler (c^einen mag,
benn [c^oe burc^ bie SBol^l ber ©egenftönbe i>re(^en ©ie Sii^
ß QEg- S)ennocf| mirb ittetn $)onf, tPie ic^ (eiber mctfe, ^ute^t
nod^ auf einen ^altjen llnbant l^inaitg loufen, bo ic^, atiftott
mit beul (Gebotenen aufrieben pi feijn, bie SSegierbe naä^ bem
Surüdge^arteiien burc£|üu§ nid^t unterbrücfen fann. S^iemanb
in ^eutfd^lanb ift berufener, sufammcn pngenbe ^öf^emoircn ^u
lü ft^reiben, tute 6ie, uxA ^litmanh ^at ba§ bosu ö^^örigc 'j:otent
ber SelbftbeobQ(f|tung im bromotifc^en detail be§ Sebeitg
glän^enber bemiefen. 9M)t§beftDtüeni0er glaube id§ in ^fjren
ÜJ^itt^eitungen ^te unb ba einer gemiffen ©Efjeu ju begegnen,
©idE^ Selbft q{% OTttefpunct (jinpfteKeii, bie ftc§ mit ber ^Üütf^
j5 gäbe ntc^t tterträgt, meiere ffiet ju Töfen ift. IBtx eine (See^
rcije gemeldet, mit Sinb nnb SSSetter gcfam^ft, ©d^iffbru(^
ertttten, üudfj mo^l emige iinbetonnte ^ii\t\n entbedt l&at, ber
fprec^e nn^ nid^t tjon ben ©tementen, fonbern b an feinem SSer^
pltni^ ju i^nen; er eräöl^Ie unl feine ^bent^euer unb jeige
m un§ bie Sßerkn unb bie bunten Sötufd^etn, bie er ai^ ©eminn
mit ]^eimbracf)te, ^elii eine ßiicfe bei Siteratur mürben ®ie
au^ftopfen, mie biet mürben ©ie jur Selend^tuug ber \o ^dfiozi
berfiänblitf)en unb fo fetten andE) nur einigermofeen ri(|tig auf^
gefaxten fpecieCf Cefterrei(^ifci^en S^ifiönbe beitragen, tbenn Sie
^5 Sl^e 3ugenb= nnb SSilbung§^®e(c^i(^te nieber Jc|reiben mögten.
^atti fönnten Sie aber gar ni(3^t genug in'l ^tiail ge^en,
benn eben au^ Saubfornern bauen fit^ bte Serge 'ouf nnb mit
bem Mtlgemeinen ift menig get^an. 2Sa§ ^aben bie granjofen
in btefem Sreife geteiftefc unb mie tei^t ift e^ eben be^^atb ftc^
m bon jeber $^aje i|rer ©ntmicftung eine anfc^culic^e SSorfleHnng
gu moifien, mä^renb ibir bei un^ überall nur einen blauen
SBunft fe^en. ®enn i(§ geftelje S^nen offen, ba^ iä^ mo^t
12*
180
474, Au Schwarzenberg.— 475. An Knh, 26.-29. 7. 54.
®efd^idjte tcnnc, atCcnfatfg auc^ (Sejcfjic^tS^^DueHen, nur feine
mir burc^au§ fein ^Inbrer ma^m fann; aber mir l^etfen fann
ein ^thtif niib ba^ Sefte t^ut derjenige für tnid^, ber mir
einen Barometer in bie ^onb gieöt, njornadj fic^ bie iebe^maliße b
S(tmülpf)äre beftimmen lä|L ^er ntn§ oter eben mit feiner
gaujeu ^^erfiinttc^fett ^etüor treten, benit nur mit feinen l??cr&en
!ann ic^ ntefjen,
Nr. 475. An Emil Knh in Wien.
gOfJarien&Qb b. 29. ^ul^ 1854. to
Sie meinen, ©ie fönnten für 3^re arbeiten im
eifcuba^n^Süreau fein ^,$üt^ü^" anfbringen, SSer verlangt
ba§ bon S^nen? ©ic fönnen nic^t !e&en D^e gleifd^ nub
^rot; f offen ©ie bar um bie Sälber loie 3^r Siebc^en l^e^aubelu
unb a^Joggen nnb SBei^en mie ^i^it grennbe? Sein STOenJd^ ib
tuirb eine fold^e ^orberung an Sie fteffenl gaffen ©ie bie
Sai^e einfach, tüie fie ju faffen ifi ©ie finb ein ^id^tet unb
fönnen ebcii be§|a!6 nie ein ©i^riftfteKer merben; iüa§ bleibt
g^nen alfo übrig, al% eine S^rtftenj, bie nit^t auS bet geber
gcfDgen tüerben joU? ^q§ ©i^itfjal ift S^uen güuftig, ©ie *o
erreii^en fc^neff^ juüntm i>iete Rubere fid^ 3ia^re lang temü^en
muffen, freuen ©ie ©id^ unb ritzten ©le ©id^ ein! SBo^l ift
e^ nidEit gauj fo angenehm, be§ SÖJorgen^ am ^ctentijtfi ^u fi|en
unb ein riejenbüfte^ ^intenfa| uebft einer cotoffalen ©treu*
fanb&üd^fe pim vis-fe-^is jit £)abetv äl§ big ^t^n U^r im ^ett ^
jn liegen unb bann in^ö Soffee§an§ ju ge^en. 9lber eine
Seben^meife, raie biefe, ^atk jur ft^mä^lic^ften ©clatoerei ge^
fü^rt, luä^renb e§ ie^t ganj bei ^Ijnen ftefit, ©ic^ ä^m freien
Nr, 475. B unÄagäDglich. Bw. U S. 88 f.
29. 7. 54
475. An Emil Kuh.
181
Wtami ^u maä^m. 5^id|t^ Sänttnctti^ere^ auf ber SBeft, alS
baju l>erbamml gu fctjn, ki ^uc^^änblern itnb 3tebacteureit mit
SO^anufcripten fjeritni p jie^en, unb ba^ ^ätte Seiten ^ebor=
gcftanben. M^i% Seid^tcre^, 9(Bcnj(|entDürbigeTe^, at§ bte §älfte
ß be0 Sagg für äußere Broetfc ä^i l>enpenbeit, itm fic^ ben SRcft
rein unb icngetrübt für bte inneren ju betüQ|ren! ^^it: Dnfet
forbert gemig nic^t, ba^ ©ie eine 9letotioii ober eine 9fic(f|itung
mit fo biet Sefjeiftetung in bie §anb nehmen Jollen, mie ben
SRacbetfj ober ben Seor; er ift ^nfrieben, nienn Sie biefelbe
w accurat unb flinf ejpebiren, tC6er @ie brouc^en nun flntf) nidjt
mel^r itlier ein tieffinnigc^ S^unfltoer! in Einem «Tbenb eine
Stitit p liefern, beren (Sie ©icf| not^^er ein ganje^ ^n^i
f(5ämen. SKit ginem SSort, Sie finb in gleit^gültigm fingen
getiunben, aber in ben ^eiligften feffeüo^, S^re §anb ift ge=
15 fnec^tet unb ^^x (Seift ift frei, SSimfc^ten ©ie e^ nmgefe^rt?
GHauöen ©ic feboc^ nic^i, ba| i^ S^nen ÖQg llnbe^nenie
be^ Ue6ergßng§ au§ S^rer bi^^erigen ^rt ju fe^n in bie neue
nid)t nad^emppnben tann! SoHfommen! Sie temen bic
Si^ciptin pm erften SJtal fennen, benn Sie maren nic^t einmal
»0 anf ber Sc^nfe, tDo fie an^ regirt, unb bi^fe Sefanntfd^aft ^ot
etnjaS ^bfto|enbe^. ^cr eben barunt muffen ©le m% ^Hges
meine ge^en unb ®etüinn unb S?erluft im ©anjen unb ®ro|en
beregnen! Uebrigen^ Vermag id§ S^re je^igen Ser^ältniffe
ntd^t in 6eurt|eilen, benn ©ie ^aben mir ba^ Detoil öorenti»
Ä@ l^alten unb \ä) naeip fo menig, momiti all lule lange ©ie ©tcl^
befc^dftigen. hierüber etma^ me|r nnb nber ben ©üuenpriuäen,
mit bem Sie ©ic^ na^ Strt nnb Unart junger Öeute gern
üergleid^en, ettnag metiiger §u öerne^men, tnüre mir tieb ge==
L mefen. — — ^ — — — — ^^.^ — — — — —
I so Unjer ^anpt^Umgang ift llec^tri|;, ber ben Drt mit un^
I jugleid) üerlaffen toirb, Sin unenbUd) feiner ®cift im mD|U
I t|uenbften Sinne bc§ SSort^, ^ö(fift mitt^eilung^miirbig unb
182 475. An Kuh*— 476. An <JlMer. 29. 7.-1. S. 54.
mtttl^eilungdbebärftig, nur hQ% da ttefjtnnige§ @kfprdc^, ju
lange fortgefe^, t^ für feinen Bnf^c^nb jn fe^r angreift unb
i^ eine fc^laflofe Stacht foftet; er ift 54 Sa^re alt $ntli^
ift fc^on fort. — — — — — — — — — — —
gr. ^cbbcL
Nr. 476. An JnlioB Glaser in Wien.
2Rartenbab b. Iften «ug: 1854.
gd^ banfe S^wcn, lieber ®Iafer, für gieren Srief unb für
bie 9?aci^rici^ten über mein S^öc^terlein. Ungefähr eine äßoc^e lo
»erben mir l^icr nod^ bleiben, um bann langforn über 5ßrng
nod^ SBien jurücf ju feieren. 2)ann merbe id^ mit älu^na^me
Uttfercg ©omponiften, ?lKe§, tnoS id^ jurüdEliefe, gcmac^fcn finben;
SStele braud^ größere SIciber, lüie fic un§ gcflem cigcnl^änbig
melbetc, unb ift alfo mat^cmatifd^ oöancirt, Äul^ iji SJcamter 15
getoorbcn unb @ie finb bcfignirter 5ßrofeffor. ®IüdE ju!
gieren 35rief erl^ielt iä), ofö id^ gcrabc im 35egriffe ftanb,
in'S Sett ju fteigen, fd^Iicfeen ©ie borauS aber nic^t, bafe e§
fd^pn fpät mar. SBir legen un§ l^icr mit bcn ^ü^nem nieber,
flel^en aber freiKd^ aud^ mieber mit il^nen auf unb finb beS 20
SRorgenS um fünf Ul^ fd^on am SSrunnen. S)ag muß man,
mettn man nid^t au^ bem S^act lommen mid, ben Sllleg ^ier
ehil^ölt, unb bie§ märe eben \o bcbcnflid^ unb unburd^fül^rbar,
3 geboren 12. September 1800
Nr. 476. H bei Ihrer Exzellenz Frau Baronin Glaser in Wien.
Adr. Herrn Dr JuLiua Glaser in Wien, Bw. II S. 332f.
13 Debrois 16 Glaser hatte gemeldet, dass er zum Privat-
doz^ten vorgeschlagen sei mit Nachsicht aller gesetzlich yor-
gesehriebenen Förmlichkeiten
L 6. bl.
476. An Julius Glaaer,
183
alB menit ©tneu mit etnem SKegimcnt matfci^tren iiirb bjxi^ ben
Xfitn&our nidöt Kf^ectiten moEte. ^ä) l^ojfe, bü| bie fünf
aSocfien, bie tnir ben SDltnetali^iteflett opferten, gute Srüd^te
tragen mcrben, an un^ ratrb bie Sd^iilb mentgften§ nic^t liegen,
s menE ber (Segen ausbleibt, benn mir f)abtn in jeber Sejte^img
ba§ Uiti^rige get^an,
Die ^hiui ^ai mir in SJtarienbab j^m erften Mal SBe?
fc^äftigung unb (Senu^ Jiigtei'fl gegeben, ^di) bin i^r tn i^rem
SIeinleben auf ©c^rttt unb ^ritt nad^gegangen nnb fie ^t
10 mid^ banlbar in i|re Deconomie ^inein fi^anen faJien. Slber
ic^ mar ouc^ in bei Se§ie^nng g£ii(flid^, bog id^ ^ier SKenfc^en
fanb, mit benen ic^ ein tiefere^ ®ejprä(^ führen bnnte, ^iittlt|
nnb llec^tri^, Seibe^ öefonntc Flomen, finb für ben Umgang,
mie gemacfjt. Wan^tx Rubere gejeüte fic^, a6= unb jugel^enb,
15 ^tnjn. (SbenfciES fa^ idj ben gürftm SStetternii^ auf feinem
■Stammgut Stönig^mart in ©efeLlfdfaft Ued^tri^'g unb meiner
grau; er unterhielt fi(^ jiemti^ tange mit unö unb i(^ |atte
©etegen^eit, mit^ über feiue !örperlid^e JRüftig!eit unb feine
geiftige grifc^e gleid^mdlig gu üertüunbern.
so Uu^ ift ein ©IMIic^er; er |at erreicht, Wa% er moKte,
beun xüqB lag i(jm luel^r am ^ergcn al^ eine ^InfteHung, über
er fingt feijien Subel^qmnu^ mit einem ©tpdfc^nupfen üh unb
blaf't fein te de um auf einer üerftimmten $ofaune. 3c| ^ahz
tjon l^ierauS biefen Sc^nupfeu buri^ einen ©rief ^^ tjcrtreiben
»5 gefud^t, taffeu ©ie Sic^ \im 93rief einmal geigen unb commen^
ttreu Sie i^n, bamit and) bie -ßofaune fetter ertbne, menn ic|
mieber fomme.
^a| ©ie 3^r ©eft bor Einfang S^rer SJorlefungeu i}OÜ^
ffänbig bor ©it^ liegen fe^eu mottcu, ift nur ju biHigen. ©ie
3ü merbeu ^^re SBiffenfc^aft immer aug ber SogeI|>erf^)ectibe aB
eine liufö unb re^tl mit offen anbcren berftoc^tcne betra^^ten ;
machen ©ie e§ Stjren ^w^örem red^t eintcut^tenb, baß fie iit
184
476. An GlaBer.— 477. An Dawison. L— 6. 8, 54,
her 3[uti§?>rubenj ein geftei mtb ein gtüfpgeB jugteid^ bor fi(^
f)cibtni ein geftel, itt jo fern fie nii^t \}ün iebcm ©ccennium
mit feinen Oelüften rnib Ej|>enmenten einen ^md entgegen
nel^men jott nnb ein glüffige^, in fo fern fie bcm gro|en Um=
&itbnnggt3roce| ber ^^^r^unbertc nit^t trogen barf, s
®er 3^rige
gr. §ebbef.
Nn 477. An Bögumil Dawison in Dresden,
ffltorienbab b. 6. luflnft 1854,
Säete^iteftei §err unb Sreunb! iö
Sfem öettrürftefien flßer Bufätte ^a6e i^ el jujufi^reiben,
ba| ic^ S^ren lieben ©rief bom 23. Snl^ erft geftern, tuill
fagen cm 5ten Sluguft, empfing^. Gr mar tjter ganj einfa(^
nebft einem ämeiten au^ Süntg§berg nnb einem britten üu%
§otytein auf ber ^oft liegen geblieben, njä|renb ic^ faft jeben le
!Jag anbete ©enbnngen erhielt, meil ic^ naiiirlii^ flteidj bei ber
?tn!unjt meine ^breffe abgegeben ^attc. Mix i\i biefer Sufalt
I^Öi^ft nnangenel^m genjefen^ nic|t, \üdi er c^ mir unmöglich
ma^itf S|nen für ^^xt treuen Söemü^ungm in ©ad^en ber
3;ubit^ p bönlen, benn meinen ^an! fegten ©ie borau^ nnb m
meijen if|n aitrf) jej^t noc^ nic^t ^uriicf, fonbern meii ic| ganj
gemift anf ein ^aax läge nac^ ^re^bcn gefommen märe, menn
id§ gemu|t ^ätte^ luaS borginge unb namentlich hü% Sie ba
fegen. 3c^ ermartele ©ie nömlic^ in SD^nnc^en, meil i^ ^itx
mo^l tjon bem Särief be^ Sonig^ bon Saiern ^orte, nid|t aber^rs
bon bem SSiberJtJrud^ 31§tei ^rjte§, unb tron! be^^alb ru^ig
Nr. 477, H imzngSnglicli, Nacb K. ZeiBS. Allgemeine Zeitang
1898. BeUage N. 282, S, 4 Nachleie II S. 18-20. 14 Ton Jung
k
6. 8. 50.
477. An Bognmil Dawiaon»
185
meinen Sreuj^ imb gerbinanb^sSSruniteit fort, iueniöcr, um ein
Hebel ju tertreibeu, ol^ aug San^eroeile unb um bie Unft^äb^
Iid§Ieit biefet ^armtofeu ®emäffer an meinem eigenen Sorper
barjntl^un. ^ti^i ift fc^Dn gc^jarft, bie geber, mit ber id§
s fd^rdbe unb ha^ Sadt, tüomit id§ fiegeln tDerbe, finb hk ein^
gigen (Segenflänbe, bie nod^ nic^t im Äoffer liegen unb morgen
gefjtg nac^ ^lag. ^n^ bleibt mir ba übrig, otB S^nen
menigfteng noi^ ein ®Iüd auf! ju^urufeu, unb Sie p bitten,
^^xt^ ^erfprec^en^ eingebend |n fe^n unb mir ha^ S3iißetin
10 über ben ^u^faH ber ©c^lad^t, bie meine etfte auf ben bortigen
Brettern ift, rofc^ mitpt^eiten. ©ringen ©ie ba^ ©tiicf am
8ten, mie ©ie meinten, mtrtlic^ ^erQu§, ]o fönnte id^ ba§
Jßefnttat nü^ in ^lag erfahren unb, fuffg e§ nii|t |u un=
günftig auffaßt, ma§ ©ebicfjt nnb 5)tc^ter Qnbetrifft, bonn udc^
i5 Don ba hinüber eilen, um bet gmeiten ober brüten Siebers^
^olnng Mjumo^nen. ^n ^rug merbe ic^ jebenfaÜ^ bi^ gnm
greitag intt, bem Uten, öermeilen unb im blauen (Stern
Dnortter nehmen; abrejfiren Sie atjo ba^in* ^ocf) mei^ tc^
ju gut, mie leidet fic^ ein 9tepertotre üerfs^iebt, nm barouf ju
Mteifinenl
ginc ®ame aug ^re^ben, gräul. 58ü(te, ^at mir SOfanc^eS
übet Sie unb ^l^re neue ©teüung crjä^lt; \<S^ glaube, fie gn
begreifen nnb bin überzeugt, ba| Sie Sic^ gtänäenb but^fe^eu
m erben, benn nicfjt anf^ mimürUc^e SRifi^en ber Stinten,
SS fonbein anfl ©cftalten X)on innen ^erau^ fümmt e^ in SIrer
16 TgL Tgb. IV K. 5337 und 5338. Hebbel rdate vergebens
nach Dresden, weil der Tod des Königa die AutfthrUDg y erzögerte
21 Amely Bölte, vgl, Tgb, IV N. 5290 und 5297, die bekannte
Scbriftatellerin (1811—1891), die seit 1852 in Dresden lebte j
iia^h Zeiss hat sie in der „Säcbsisehen Conat. Zeitung'' vom
15. Juli nnd 2. Angnst 1854 Berichte „Ans deutschen Bädern"
verüffentljeht und darin anch den Verkehr mit Hebbel erwähnt
188
477. An Bogumü BawUou,
6. 8. 5U
tüie in mehier Sunft an, unb baju ^at ^^n^n bie Sf^atur ba§
nottfige ä^^Ö i^i^ ^^f ^^"^ ^^Ö flegebeit, ^ie brenn' ic^
baranf, ^^ren ^olofeme^ gu fc^enl SGSärc bal ©c^itffd dne^
bromatijd^en 23ct!c§ nid^t fo ganj ein UnbefHmmbore^, njie ba§
eine0 SHenjd^en, unb fe|ite nid^t bag Sominen be§ StntorS jnr ^
erften Huffüfjrung in einer fremben Stobt in bcn ^ugen ?tn^
betet eine getüif^e Siege^pl^erfTöjt t»oraul, bie feinem gut fie^h
id^ ptte gteidj geftem meinen SReifeplan geänbert nnb tnäre
nod) jn ^fjnen geffogen. ^ber id^ forbere bie SDämonen unb
bie böjen Bingen nic|t gern ^eran§. lo
^a^ n€U€ Stürf, tjon bem faft brei ^cie fertig finb, tft l^ier
nid£(t geipatf)Ieu, luirb aber nit^t ünge auf \id} märten taffen. Sie
njerben 3^re grenbe boran ^ben, benn e§ gtebt ©pi^en barin, bie
etiüo^ fteil mipox gelten, unb Sie finb ein größerer grennb öom
St Jettern, wit üom SpQjierengefien! Sdj ^abe eS bei mir. 15
S)er ^ufenttjaU iu SKarienfeab ^at metner Stau moljU
get^an, hoä^ ift fie noc^ ni(!^t gan^ üon i^ren Seberft^meT^en
()ergefteC(t unb ntu| tion ber 3^Q{|cur ba§ fcefte ernjoTten, Sonft
ging e^ un^ ^ter redf)t tro^i, mir fanben einige int ere ff ante
SWenfc^en unb Rotten dfo SfJiffjtg tjou ber Sangenjcile ^u leiben, ^a
bie freUii^ eine üortreffütfie SKebicin fe^n fod.
SHtit ben heften ®rn|[cn an @ie unb ^^re grau ©emat^lin,
tjon ber id^ mit greuben ^ore, ha^ fie bie S^re^bner £nft beffet
erträgt, aB bie SSJiener, fo mie mit bcn ^et^lic^ften Smpfe^inngen
meiner Srau »s
ber ^i)Xi^t
Sr, Hebbel.
11 „Gyges** 20 Uechtritz und Fntlits 27 darnach feblen
die Brief ö auB Marienbad woM vom S, August 1854 an A. Pich! er
in Iniiabfuck und Gärtner in Müncben^ die er Oechtritz als
Empiehlung mitgab (tgl. N. 481 )► ans Wien Tom August oder
September 18M an 0. Ton Futlitz in Ret den (Cohen Kat. $9
N* li27) und Tom 13. September 16ö4 an Fedor L5we in Stuttgart
20. 9, 54.
478. An Gustav zu Putlitz.
U7
l^r, 478* Ad Gttstav zu PutlitK in Refeißn,
SSien b, 20. ©e)?temBer 1854
Stekr gtreunb!
^(^ mufi biefeg Statt eben fo onjang^it, luie ©ie ba§
ö 3^rige: ermatten Sie feinen SSrief! ^ud| ic^ bin übermäßig
in 2tHi>riid^ genommen butc^ titlet aKögtidfie, unb ber ^erbft
mad^t mid) obenbretn probuctiti, ma§ freiließ fein Unglücf ift,
aber ben SMenfc^en bod^ auf fit^ felbft bermeift ?Itfo unter
!!Em Sotbefiatt, mic^ nä(^ften§ ^u ent((^äbigcn, einftmeilen nur
10 raj(f| bie (Srlebigung be^ J^Dt^igften. ijf^re ©tücfe ftnb ri(i|tig
angefommen, unb bie „3ne§" l^a&en mir jogleic^ mit bem felbfti
uerftänblid^en ^ntereffc unb mit 3ftüdEfid^t auf'§ ^nrgt^eatcr gc^
lefen, S^re Intentionen, beren id^ mic^ Don STOarienbab ^er
nod^ oufi (Senauefte erinnere, finb, mie mir fdjeint, in ben
15 erften öier ttcten güitflit^ jum ^u^brut! gelangt; ber fünfte
mit bem ^^lö^Iic^en Umjc^tag be^ @uunbtjetf)ä(tnifie^ erregt mit
jebod^ einiget Sebentert, 3c^ fage: mit, benn meine gtau t^eitt
meine 5öe|orgni| nid^t nnb glaubt^ ba^ bie ©c^tnilfcene bal
publicum befriebigen toirb, ioeld^eS leitete ic^ aCfetbing^ toenig
so fenne, ^a^ nun bie ^eje^ung anlangt, fo glauben loir, "Oa^
bie 3f^e§ hüä) beffer bem grünt ein SBürjburg unb bie ©olote^
meiner grau pgefd^deben mürbe; ^on (Snrique roütbe in §etrn
3. äöagner, ^luguftin in g^etrn gic^tner unb SDhriquita in
gtäulein 9leumann treffliche SSefe^ung finben. ^ie Sßcrt^eilung
AfÄ ber fleiueten Spotten übertie^e i(^ ber ©trection. 9JUt ben beften
©rüBen nnb bei olten ©efinnung
3t* ^ebbel.
I Nr. 478* JET Terscliolleu, Abdruck oacli R Lemmermayer,
I Deutsche Revue. 25, Jatirgang. 1. Bd. 1900. S- 367, aber in Hebbels
I Orthographie umgeschrieben. 11 ^Ines Gallor" 21 Zerline
I Gabillou
188
479. Am Bognmil DawiiOD.
29, 9. 54.
Nr, 479. ÄD Bogumil Dawison in Dresden.
SSien b. 29 teil Sc|>t. 1854
Steter !E)amifonl
gitndd^ft: iDerfen mix bie Ijß^rafen ßei ©eite, momii ber
TOeitfd^ fic^ bei einer neuen SBe!anntf(^aft nad) bcm Snuf ber s
SBeU aUerbingl ^erou^ pu^tn niu|, tt?ie mit grod nnb toluattel '
SSit ^aben SlBütfte pfornmen gefauft iinb Sier mit etnanber
gettunfen, unb fönnen je^t um fo e^er frei üon ber Sebet ttjeg
teben, aB e§ [id^ ganj laon felbft üetfte^t, ha% ^tüei tüchtige
Serie f\ä) p fd^ä^en ipiffeTu ^Ilfo, folgen @ie meinem SBeifpiel, lo
mm ©ie mir mieber jdjreiben.
3)ann: ©ie muffen ungel^alten, menigflen^ t^ermunbert über
mid^ fe^H, baß i^ S^nen auf 3^te greubenbotft^oft etft je^t
antmürte. Slber id^ jögerte öon Xßg ju Sag^ meit i(^ 3|ncn
juglei^ etmaö fd^tcfen luüHte. 97ic|itg 5Ieue§, fonbern etma^ js
Mlteg, D6er bod) in neuem ®eroanbe, unb ^ie unb ha auc^ ge^^
burftet, nSmlit^ ein S^enit?(ar meiner ^tgneg SßetnQuer, bie fe^t
im S)nid erjc^etnt, 3d§ ^<ibe ben borlc^ten Sogen j(^on üor
biergcl^n 2^Qgen cotrigirt unb nun lä^t ber le^te auf fit^ matten,
üU ob ein (Srbbcben bie 5ßreffe toerfc^fungen ^ätte. ©o mu| so
id^ midj enbltd) hü^ entfd^tte^en mit leeren ^änben Dor ®ie
l^in^utreten unb: id^ ban!e fd^ön! ju fagen, $)o§ Sd^idfal ber
3fubit| mugte id^ üornu^, feit it^, menn aui^ nur in S^tem
3inimer ben ^üloferne^ bon S^uen fall, ^o^ gräulein Ml^elmi
©ic fo gut unterftü^te, freut mid^ fel^r unb i^ bitte Sic, mi(^ 95
i|r befteng gu empfehlen. S§ ift bod^ Snmmerfi^abe, ba§ ber
fatatc Sßfcrbe^^suffd^log mic^ felbft um ben frifdien ©itbrud
Nr, 479. H unzugänglich. Nach K. Zeiss, Ailgemeine Zeitung^
1898. BeÜage N. 282, S. 4 f, Naclilese II S, 21 f. 27 durch einen
HnfBchlag wurde der K^nlg Friedrich August von Sachaeu in Tirol
getötet. Wegen der Landestrauer musite die erate Aufführung der
„Judith" in Dresden auf den 9. September 18^4 Terachoben werden«
so daas aie Hebbel nicht sah, TgL Tgb, IV K. 5338
29. 9, 54.
478. An Bogumil Dawison,
189
brai^te; nun, ic^ (joffe eg tinäubringen. Uitenblic^ n>eit
me^i bellag' id^'B ftcitidl, bag aSet^ättniffe ßanj fiitguhitct
Wrt e§ mir irä^renb S^re§ öierfe^n^ unmöglich mad^ten,
S^ter riefig^rajd^en gnlmidtung ^c^ntt bor Schritt äu folgen,
5 3^ burfte ©ie in 3^^^^ IRid^arb nur auf htm ®it)fet
exblicfen, benn biefcr gehört ül)m aÜen B^^ifct äu ben g€==
loaltigflen St^opfungen beutfd^er (5c^fluft)ie(funft imb electttfirt
mi(f| noc^ in bcr ©rinnerung, 35ielleiti)t barf id§ in ©reiben
noc^ einmal nac^^oleti, mal iä) tti Sien uot^gcbrungen üer-
iofäumte; üieüetcEit — ■ läc^ctn Sie nic^t farfafttfc^! — fügar in
Men felbft
Sftfi arbeite biet, iinb l^offe, auf g^ren Scifaü red^nen jn
bürfm, (S§ befielt eine SScxmanbtjc^Qft, eine geheime ©ejie^ung
jtDifd^en nnfer'n Staturen, bic nn§ früher ober fpäter ^ufammen
jfi fütjren tnu^te, 3li^t, aB ob Sie mic^ brand[)£en; mtt bein Sl^ate^
fpeare gcmat^fen ift, ber broud^t ^^icmanben. ^ber S^ütefpeare ift
bereue getJräcjt nnb eS mu§ ben ffiänfttec bod^ reiben, fid^ oud^
üDu Qdt p 3^^^ ^^ nngeprägtem SJ^etalt jn berfud^en unb
fein SBilb ba rauf ^n br liefen. Snl^ fagt mir, bo^ Sie an bie
^oSKorta SOtagbalena benfen; bortrefflidEj! ©e^t ^|nen in trgenb
einer berlor'ncn Stunbe nid^t au\i) no^ ber ®d1o bnrd^ ben
Sopf? Srf) hd^ttl
!5)Qnten Sie Jammer für feine fo mo^liDoEenbe, aB getft=
Teilte Srifif; and£) er tpirb bei ®elegenf)eit ber ^gneS Sernauer
£Ä bon mir l^ören. 3c^ bitte mir bie Grtan&nip bon S^nen an§,
3}|nen ba^ erfle (£j. anf ben ^ifd^ legen ^n bürfen; nidjt^ meil
id^ für Bresben ^Ibfid^ten bamit öerbinbe, nur meit i(^ njünft^e,
"bol e& ba liegen foH. SSäenn ©it^totB jnrüdE ift, \q fagen Sie
i|m ba^ greunblid^fte pon mir.
24 in der „Sächgisehen OoBStitnltouaÜen Zeitnng^ vom
12. September 1^54
1 90 479. An Dawison.— 481. An Uechtritz. 29. 9.-3. .1 1. 54.
SStel ^crjItd^eS öon meiner grau, natürlid^ auc^ öon mtir,
Ott Sie unb btc liebe gärige.
S33ie immer
gr, ^eibtt «
Nr. 480. An Karl Th. Winkler-Hell in Dresden*
®tt). $odött)o]^Igeboren
gebe id^ mir bie ®^re, im Stnfd^Iufe bie mir überfanbte Dutttung
mit meiner Unterfd^rift unb mit meinem öerbinblid^ften ®anfe,
fo toxt mit ber Sitte, mic^ @r. ©jettenj, bem ^errn ©el^eimen lo
fftat^ unb ®enerats®irector öon Süttid^au, beften§ empf elften ju
tnotten, ju remitieren.
©ene^migeu @ie bie SSerfid^erung ber auSgejeid^neten ^od^*
ad^tung, tt)omit ic^ mid^ unterjeid^ne atö
®tt). ^od^ttjol^tgeborert ib
ganj ergebender
Sten b. 1. Dct. 1854. Dr gr. ^ebbel.
Nr. 481. An Friedrich von Uechtritz in Düsseldorf.
SBien b. 3. SRoöember 1854.
ffiol^I bürften ©ie, mein fe^r öere^rtcr greunb, mid^ fd^mä^ 90
üd^en Unbanfö anllagen, »eil ic^ g^ren fd^önen Sricf bi§ jc^t
Nr. 480. H im DresdoDer Hoftheaterarchiy, Antwort auf
Winklers, Nachlesen S. 23 Anm. abgedruckten Brief vom 28. September
1854, worin er die am 9. nnd 12. d. K., mit grossem Beifall erfolgten
Anfführungen der „Judith" meldete und das Honorar von 10 Friedrich-
d'or übersandte. Nach Abschrift von Karl Zeiss Nachlese US. 23.
Nr. 481. ifbei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. H S. 201—205,
YgL Sybdy Erinnerungen an Friedrich von Uechtritz und seine Zeit.
Leipaig 1884. S. 300—305. 21 vom 21. September 1854, Bw. U
S. 197—201
3. iL 54.
4Ö1. An Friedrich Ueclitrifcz,
191
o|ne ^rntJrort liefe, lüer bie ctffen bterjelit jToge m^ Gmfjfang
beffcf&en burfte ic^ Sie nod§ nic|t p ^aiife ertoarkn, unb mte
e^ feitbem bei ung in Sien au§ftet|t, miffen ©ie o^ne Stodfef
au§ ben ä^ititi^ö^"- ^i^ ©^ofeta ift feit üiet SBSod^en §ier,
ß unb fie ift nn meiiter %^nx ntdEjt borbei ö^oongen, itjcun ftc
au(^ nid^t in bet aUerfiebenffid^ften gorm auftrot. 30?dne firme
güüu, bie fic^ beiT mit bem ^tfiCQter untrennbar betbimbencn
unb ie|t fo gef^rlic^en ^taltimgen nic^t entäie^en faiin, JDurbe
befaUen unb ii^ l^atte ad^t %QQt Inng ernftliclft für fic p
jo gittern, 3e^t ift bie ®efa^r freiließ boniber, aber fie füE)lt
fi(f) nDc| unenbli(| fctimadj, unb niu| fid£| Je^r in "Ü^i nefjmen,
benn gar oft l^at feie ©ntfräftung, meiere bie ^anl^ett pixüi
lQ|t, einen SJ:5^^u^ gur gölgc. SDa§ finb benn ^uftänbe, bie
aud^ ben regften SDiittl^dlunggtneb erfttcfen unb gonj emfam
15 abgetlon fet(n n^oUen. 91ec^nen ©ie nod) ^injn, bQ| man geuabe
Qm iS^'ranfenbett ben ft^neibenben ^udi^ntu^ ber 3eit am bitterften
empfinbet, ipeit mon nic^t wn% meldtet ber beibeii äuj^tlid^en
Schulen, bie mit einonber rmgen unb tämpfen, man öertrauen
füll, menn mein fie in i^ren ^rinci|jien unb Sftefnitaien etrna^
Äonü^er fennt! §ier l^at bie ßomöD^jot^fe^ bie fiifi ^meifel^nftet
unb, mit Siebig behauptet, gar nir^t ejrtftirenber Gräfte bebient,
fic^ naA ben öffentlid^ borüegenben Siuiraeifen befferer iSrfofge
5u tüfimen, tnie bie ^tfopatfjie, bte mit nnberef^enbaren SOHtteln
mirfh SSennüc^ blieb iif) nid^t lange bei meinem ^Dnibopot^ifi^en
»5 ^au^ax^if ben id^ jonft fe^r fc^Q^e, fonbern rief meinen Si^eunb,
Ifrüf : Brücke, unferen berühmten ^^^^fiologen, in meiner ^erjenSs
angft fierbei, ber eigenttidtj nic^t orbinirt, ber aber mir p Siebe
boc| tuieber pm ^anbtuetfljeuge griff unb quc^ rafc^, in einer
einzigen Sf^nd^t, eine öiinftige Senbung ^erbei führte. @ie mögeti
90 ©iiJ| benlen, rote bontbar t(f| i^nt bin! Ma^ mid^ felbft be triff i,
fo bin \d), big auf ha^ allgeineine 93?ipe^agen, boi fid) immer
etnfteltt, xoü ber unheimliche Saft einfpri(^t, üerfd^ont geblieben.
102
481« An Friedrich üechtritz.
a. 11. Ö4.
unb |offe üuc| ferner öcrfc^ont je bteibeit. 3«^ Detttefe miif[
öd bcrgleid^en ^dt== ©tobt^ ober SoubsSotamitäten immetf
fo lange [ie meine eigene ©rfjmeDe no^ nic^t überfc^ritteE
^aben, mit alter Energie beö ©cifte^ "^ trgenb eine 5lrbeit unb
^abe in biefer meiner S^ani^erglocfe fc^on mehrere ßl^olera^ &
Säefnd^e unb nebenbei aii(^ bte DeEtfd^e Sßeöolution, M^rcnb
bereu mein §erobe§ entftQiib, o^ne fonberliifien 9^ac^t^eil an
mir Vorüber ge|en fe^en, ®teg 3Dtd ging ba§ freilii^ nic^t,
lüentgften^ bi§ je^t nid^t, aber kee t^Et bte Sreube übet bk
©enefung f(f|on bQ§ S^^^Q^f ^^c^ fteigt bQ§ grtet^ifcfie Stütf, lo \
bon bem it^ Sinnen fprac^, fd|Dtt lieber üor mir auf, fo ha%
i^ auf &a!bige ^ätigteit red^nen barf, S^ad^ meiner grfa|rttitg
aber fütt man fid|, lual bie Sterile aut^ fegen mögen, äor
SJHc^tg me^r ^iiten, ftl§ üor SlbjpQnnuEö unb SDfülfiggang.
Soffeu ©ie Bi^ nun ä^nat^ft für ben ®enu§ banleii, w
ben mit 3^r IKomaii berf{^üfft ^at ©ic l^attcE gonj Sßec^t,
er ift in aüien menig betannt geworben, maS td^ aut^ DoH^
fommeu begreife, nun id^ i^n fenne, benn e^ ging mir mit
3[|rem ^erl nid^t biet beffer, mie 3^"^^ ^^t meinen Sü(|en,
el foflctc mir große ä??n^e, eg öufäutteibeiu ^ber ic^ mürbe ^
ou(^ bafiir belohnt, aB it^ mid^ nun enbtidE) ^infe^en unb an
S^rer §anb bß^ religiöje Sabqrintl beB jed}^je^nteE S^^r^
^unbertg burd^manbern fonnte. ©ie ffatten ©i(^ bie Aufgabe
nja^rlirfi nidtit leidet gefteßt, qI§ ©ie @it^ entfcfifoffen, ben
jDuali^mn^ ber lüeit an^ einanber getlafften Oegenfä^e in (Sin »&
unb ®üffetbc St^biöibnum hinein je legen Eub um biefe^ ^erum
eine auf* unb abfteigenbe Sinie einfeitiger SiJaluren je gru^piren,
bie eine um fo mäd^tigere ^^n^ielung^^: ober ^bftofsEng^froft
auf ben 9KitteI;)UEct ou^üben muffen, all fie ba§ ®efe| ber
fßotarität nic^t einmal a^nen. ®ie ®efa§r, bei ber Söfung bo
10 „Gygea"
16 »Mbreeht Holm"
a. IL 54
481. All Friedrich Ueclitritz*
193
cntmeber tn^ Sprung^nfte unb JftebulDfe, ober in'^ äbfUacte
ititb Eoctnnaiie gu öemt^eii, kg geici^ idjt ito^, aber @ie
tjabm fie fo gäuälic^ öermiet^en, bog Sfjt Söcrf itac^ meinei:
innctfteE Ueöeraeugung in üieteit feinci; ^art^icen 5U bem SL^dx-
e jüglid^ften gehört, tcal iinfere Stteratur int ©e&ict be^ pftjcfiD^
(ogifd^en Sfomait^ befi^t. ^JCnfaiig^, um c» 3§nm nii^t ju
l>ci()e|feit, mar icl) ntd)t Ltfjne alle Seforgnig, baß eB S^nen
fie[)en m5gte, lüte ^iecf in feinem Keüenuenfrieg, ber in beii
i^nfcii bod) üiel DftereTC ba^ $ont be0 Dberon blaft, um neue
10 33er^äUnijje ^u Stanbe ju bringen, at^ er fic auy bem inneu*
fielt Sern feiner ffifjarocteue tjetüor madjfen lüBi. ^^tber biefe
^^lütgft ücrloi fiel fe^r balb, unb mte man ju bem 3<iiit»euer,
ber bQ§ erfte SSJunberfdjIojs augenölidfid) 5U öffnen mei|, rafi^
Vertrauen fa|t unb nid)t meffr gmeifelt, baB e§ i^m auf^ mit
j^ bem giüeiten unb britten geUngen merbe, fo ging iä), nacf)bem
idj S^^en crften ^nnb hinter mir ^atte, bem giueiten unb
brttten mit ber orD^ten Butler fidjt entgegen. 3d} glaube ntd)t;
hü^ ^t^x^m gnv^en Siitdjen^öemälbe itu allgemeinen irgenb eine
ipt)ofe fe^lt, bie Ijätte Vertreten ra erben muffen, unb tuenn im
j?o SejDuberen einzelne (^eftattnngen ouc^ ^ie unb ha an'^ 33egrtft-
mdöige, Stl^^QB üietleic^t fogar an bie (^aricotur, ein menig
ft reifen, fo t[)nt ba^ ber reinen 28trtung ber lotalitat feinen
(Eintrag, mett ftdi bem minus immer mieber ein plus in anberen
giguren gegenüber ftettt. So finb 5. S. 5^e&albt unb Sucre^^ia
S6 inG^re SJ?ei|terftürfe; ?lgne^ ift e^ iüP^l meniger unb am Sdjlujg
ipnrbe ic^ über^au^jt Crinigel tabeln, menn \ä) mic^ ntdjt er=
innerte, ba| ber Vornan feine gan^ reine gorm ift unb biefe
irgenbrnn bejahten mu%
S^rer 9?ofamunbe bagegen bin i(j| nii^t ^üb^aft gcmorben
so unb bie 3)trectiDn bc§ §ofburgt^eater^ mag unb fann id) nic^t
29 „Roaamunde" Trauerapiel, 1833
13
194 481. An Friedrich üechtritz. 3. 11. 54.
barum bcgrüBcn. S)a ftc fc^mctiid^ im neufranjöftfd^cn ©ttjl
gehalten fc^n wirb, fo »ärc bcr Siebe SKü^e aud^ j[ebenfaU§
umfonji. ©ic munbcm ©id^ t^iefieidöt unb fragen: aber ©]^oIe:=
fpeare tnirb hod) protegirtl ®o§ ift ganj rid^tig, id^ bin j[ebcd^
fe^r in Bw^rifd, ob er e§ nid^t tjorjöge, öoHftänbig ignorirt ju 6
»erben. Dber fottte e§ i^n 5. 95. freuen, ben ^einrid^ IV. in
fünf Slcte jufantnten gebrängt ju feigen, blofe bamit bie ©aHcrie,
bie nac^gerabe freilid^ aud^ in Sogen unb 5ßarterrc Serrain
getüinnt, ftd^ an ber Karricatur beS golftaff ergö^e? 3c^
glaube nid^t unb ©ic ftintnten mir toal^rfd^einlid^ bei. ®em SScr* jo
nehmen nad^ tüirb im nöd^ften SKonot mein 2Rid^eI Slngclo, ein
bi§ jc^t nur al§ Mspt gebrudfte§ fleine§ S)romo, bo§ id^ \)ox^
jugStoeife ate ein etl^ifd^eS bcjeid^nen mögte, l^ier jur 9tuf:=
fü^rung gelungen, gc^ lümmere mid^ gor nid^t borum, benn
e§ tüirb fe^n, al§ ob ©lodengeWutc in ben Sal^rmarfölärm is
hinein fd^allt. SBäoju bie äRol^nung öon oben? ©ie ftört nur
ba§ oHgemeinc SSel^ogen, benn fic pa^i nid^t ju ^nberhtarren
unb SB3ei]^nad^t§f(öten^ Ueber bem S)eutfd^en ®rama tüaltet
nun einmal ein fd^Iimmer ©tern; tüel^c ®em, beffen SBcfcn
abfolut an biefe gorm gebunben ifl! §ier in SQäien werben xo
je^t ^unbcrttaufenbe t^erfc^toenbet, bamit eine SJül^ne, bie nod^
t)or fieben ^al^ren in munberbarem 3ufammenfpiel unb maog-
t)oUcr Sftaturtreue in ganj ©uropa il^rcg ©leid^eu fud^te, ber
Oper mögtid^ft na^ lommc. ©ie trauen mir lu, bafe id^ nid^t
aus pcrfönlid^er ©ereijt^eit, tooju nid^t einmal befonberer ®runb «s
t)or Rauben toäre, fo fpred^e; aber fd^on l^aben xoir Sffuftrationen
ju ©d^itterS ®Iodfe unb ein ^Publicum, ia^ fid^ bie SSäortc, ber
Silber megen, l^öd^ftenS nod^ gefallen lä^t.
9 vgl. Tgb. III N. 4814 11 „Michel Angelo* kam erst
am 18. April 1861, dann noch am 19. 22. und 25. April 1861, 3. und
10. September 1868 auf dem Burgtheater zur Aufführung
3. II. 54. 481. An Friedrich üechtritz. 195
3d^ braud^e S^ncn, mein t^curcr Ued^tri^, tt)of)l nid^t erft
ju fagcn, lüie innig ^f)x SSort über meine 3:^ätigfeit mic^
erquidft ^a\. ©ie ^aben mir im (Sanjen unb ©rofeen fo t)xü
5uerfannt, ba§ ic^ mid^ fd^ämen ttjürbe, ba§ S)etaU ju t^er^
6 t^eibigen, felbft ia, Xüo id^ e§ onberS accentuire, tüte ©ie, ma^
atterbing^ ttjo^l l^ie unb ba ber gatt fe^n bürfte, namentlid^ in
ber Sulta unb ber SKaria SKagbalene. 3^re ©inttjenbungen
liegen bie ®enot)eba finbe ic^ burc^auS begrünbet, aud^ beseid^nen
Sie ben 5ßunct, lüo überl^aupt für mid^ bie ©efal^r liegt, fe^r
10 richtig; e§ ift toa^x, mid^ l^at ba§ ©eltfame, toeit t)om SBegc
^^Ibliegenbe, biSl^er mel^r ate bittig gereijt, unb bie ®ntfd^ulbi:=
gung, bie fid^ barau§ t)teHeid^t ^ernel^men lögt, bag bereits ott
ju t)iel ©tofflid^eS t)erbraud^t ift, um ia^ ©d^iüeifeu nid^t dS
eine l^albe Sftotl^iüenbigfeit crfd^einen ju taffen, reid^t nid^t au§.
16 9Zur bie Slnfd^auung, au§ toeld^er bie ^ubit^ ^eröor ging, mögte
id^ retten, »eil ic^ fie al§ bie ©runbmurjet meiner Statur be^
trad^ten mu§ unb lüeil id^ glauben mögte, ba^ ©ie fie meniger
auS äftl^etifc^en, atö ou§ religiöfcn ®rünben anfed^ten. SSon
meinem ©tanbpuncte au§ mu§ id^ felbft S^fuS ©^riftuS für
«obaS S)rama reclamiren, unb er toürbe bod^ nur in fo weit
©egenftanb be§fclben fc^n !önnen, afö er einen ä^nlid^en 5ßro^
ceg, natürüd^ ganj anberen 2Räd^ten gegenüber, burd^ mad^te,
lüie bie 3ubit^. SSiele ^^perbolien be§ §oIoferue§, obgleid^
l^iftorifd^ t)orgebiIbct in 2tlejanber unb ben römifd^en 3nipera=^
25 toren, t^eilmeife fogar repetirt in Sftapoleon, gebe id^ Sinnen
notürlid^ tüittig ^ßreiS, tüie id^ benn fetbft an bem SBerf eigent:»
lid^ nur nod^ bie Stimmung unb am SJctail nur ben ^ßropl^eten
unb bie SSotfö^Scenen fd^ä^e. S)iefe tt)ir!cn aber t)on ber
S3ü^ne l^erab auc^ ganj ungtaubüd^; wir l^atten im Dctober bie
90 fiebcn unb jttjanjigfte SJorftcttung unb id^ ^attc, ba balb barauf
Suliu§ ©äfar folgte, (Gelegenheit, mid^ ju überjeugen, bafe
3ubäa nad^ ber Seite l^in 3tom nid^t nad^ftc^t. begierig tt)äre
13*
196 481. An Friedrich üechtritz. 3. 11. 54.
ic^ nur, voa^ ©ie ju meinen brei Somöbien fügten; fie l^aben
mit bem, tt?a§ man feit SKoUere, biefen felbft mit einbegriffen,
ftomöbie nennt, nid^t bie geringfte 9ter)nlid^feit. Slud^ märe e§
mir lieb, menn ber ^ufaff S^nen meine ©ebid^te einmal ju^
führte. Sie merben t)on SSielen über bie S)ramen geftettt unb b
ic^ felbft bin jmeifet^aft, mo^in xä) mein ®emid^t merfen foll.
Seibcr finb fie in jmei öerfd^iebencn Sammlungen bei jmei t)tx^
fc^iebenen SSerlegern erfd^ienen, unb gleid^en nun einer jer-
fd)nittenen Sül^ouette. S)ie eine ift faft Vergriffen, bie anbeve
nic^t, unb id^ fann mid^ nun nid^t entfd^Uegen, jene o^ne biefe lo
neu auflegen ju laffen. 9?eben biefem ©rief ertaubt fid^ meine
5(gne§ Sernauer, bie eben au§ ber 5ßreffe fommt, fid^ S^nen
ju präfentiren. SSietteid^t ^at fie fd^on einige Unarten i^rer
Sd^meftern abgeftreift. (Empfangen Sie fie, be§ SSater^ tüegen,
mit einem freunblid^en ©efid^t. ib
Safe S^nen S^r fd^öner 9?eifeplan burd^ ba§ afiatifd^e
Ungeheuer fo geftört mürbe, mufe Sinnen öufeerft unangenel^m ge:=
mefen fet)n. SSir gingen birect nad^ 5ßrag unb e§ mar mir
eine grofee greube, biefe ^errtid^e Stabt fennen ju lernen unb
mid^ in fie ju Vertiefen. 3d^ benfe bann immer: mie mürbeft ^o
Su gemorben fet)n, menn SDu l^ier aufgemad^fen märft? unb
träume mid^ in alle möglid^e ©jiftenjformen hinein. Seiber
mürbe id^ frül^er, al§ mir lieb mar, gemedtt unb nad^ SDreeSben
gefprengt, um bort ju erfahren, ia^ mittlermeile ber Sönig
geftorben unb id^ umfonfl gefommen fe^. S" SSien fanben ss
mir bei ber Bu^ö^twnft SlttcS, mie mir e§ verlaffen l^atten, unb
ju meinen erften 33efd^öftigungen gehörte e§, mein fleine§
SJJäbd^en ju meffen unb 5U miegen. (£§ ^atte an Seibe^Iönge
unb an ®emid^t angenommen unb ba^ bemieS, bafe e§ t^m gut
gegangen mar. ®a S^r „^olm" fid^ nid^t gleid^ auftreiben 30
liefe, inbem aud^ bie ^iefigen öud^^anblungen in einem SSäcfers
laben, ber auf§ „Snfd^e" l^ätt, ia^^ nad^al^mung^mürbigfte SSor:=
3. 11. 54. 481. An Friedrich Uechtritz. 197
bilb erbliden, fo lieg xä) mir Vorläufig auf unferer ^ofOibliot^ef
ba§ mir bon Sonett empfohlene Seben 5ßert^e§ geben, ^dj
^obe rnidj fe^r baron erbaut, unb ttjünfd^e nur, ba§ e§ balb
t)ottftänbig abgefd^Ioffen ttjerben möge.
6 (Stauben @ie mir, mein tl^eurer greunb, ©ie fönnen
unferer gar nid^t fo oft gebenfen, ttjie mir 3^rer; mir fonnte
in 9Karienbab fein größeres ®IüdE 5U S^eil tüerben, atö ba§
3ufammentreffen mit 3^nen. 3)er 99Iumenftraug, ben ^f)xt
liebe grau ©ema^Iin un§ nod^ am legten SKorgen au§ bem
to genfter jumarf, ttjirb länger blühen, ate l^unbert anbere, bie
feitbem gepflücft würben. ®r^alten ©ie un§ S3eiben ^^xt
freunbfd^aftlid^e S^eitnal^me unb erfreuen @ie mid^ red^t balb
roieber mit einem SebenSjeid^en. Ueber ben ©rfotg ^l^rer Kur
f (^reiben ©ie Sßid^tS; id^ fd^Iiefee au§ 3^rem ©tißfd^ttjeigen auf
jsien beften. äReine grau litt unb leibet fel^r an ©d^ioinbel;
fie berlor einmal auf ber öü^ne atö SabQ SRilforb bie S3e*
finnung, bod^ bie Sterjte geben Sroft.
SDie ©riefe an Pichler unb Gärtner bitte id^, ^f)xtm
^apierforb ju übergeben.
20 3Wit ben ^erjlid^flen ©rügen
gr. Hebbel.
2 „Friedrich Perthes' Leben", hg. von Cl. Th. Perthes,
3 Bände 1848 und 1855 18 Empfehlungsschreiben an Pichler
in Innsbruck und Assessor Gärtner in München, von denen
Uechtritz wegen der geänderten Reiseroute keinen Gebrauch
machen konnte, vgl. Bw. II S. 201
198 48?. An Moritz Kolbenheyer. 11. 54.
Nr. 482. An Montz Kolbenheyer in Oedenbnrg.
Sic ^obcn mir, öcrc^rtcftcr öcrr, ^f)xt Ucbcrfe|ung bc»
lolbi öon Slron^ borgdcgt unb tt)üni(|cn ju »iffcn, ob bicfe§
Ungarifd^c ©cbic^t nad) meiner anficht bie ©inbürgerung in ber
bcutfc^en Siteratur berbiene. b
3c^ glaube, S^rc grage unbebingt bejal^n ju bürfen,
benn tuenn ba§ ®ebic^t aud) in SScjug auf bie grfinbung faum
origincü unb tieffinnig genannt werben fann, fo ift e§ in ber
9(u^fü^rung boc^ l^öc^ft eigent^ümlic^, unb mad^t ben Sefer
rafc^er unb lebenbiger mit ben SKag^arifc^en ®runb^ unb llr= ic
fjuflänben bertraut, al§ manches ®efd^id^t§bud^.
Xiefe autod^t^onifd^e ©lement, mie id^ e§ nennen mögte,
fc^eint mir aber fo gut bei ber ^ßoefie, mie bei^m SSSein, ben
5(u§fc^(ag geben ju muffen, tt)o e§ fic^ um bie SSerpflanjung
^anbelt. SBa§ ber eigene S3oben in reid^lid^em Wllaa^t ß^^jcugt, jr,
fott auö ber grembe nur bann eingefül^rt merben, menn e§
bort neue SSerbinbungen eingegangen ift, bie feine SWatur öer-
änberu ober nod^ tiefer erfd^Iiefeen, unb burd^ biefe einen neuen
81eij f)erüorruft. S)a§ ift ^ier nun entfd^ieben ber gaff, unb
barum toirb man Sl^re 9(rbeit in SDeutfd^tanb gemig mit Siebe m.
begrüßen, ©ie empfiel^lt fid^ burd^ Energie be§ 3(u§brudf§ unb
SS3oI)lIaut beg SSerfeS bon felbft.
Nr. 482. H nicht zugänglich. Nach „Toldi. Poetische Er-
zählung in zwölf Gesängen. Aus dem üugarischen des Johann
Arany, im Versmass des Originals übersetzt von Moritz Kolben-
heyer. Mit einem Brief von Friedrich Hebbel." Pesth, Verlag
von Gustav Heckenast 1855 S. Vf. Wieder abgedruckt durch
L. Loeffler Euphorien 5 S. 724. Nach dem Originaldruck Nach-
lese II S. 23 f. 5 Aranys Toldi war übrigens schon 1851 durch
Kertbeny ins Deutsche übersetz worden: r Erzählende Dichtungen"
von J. Arany. Erster Band: Toldi. Leipzig Fr. L. Herbig
? 11.— 7.12.54. 482. An Kolbenheyer.— 483. An Kuh. 199
•
Snbem ii) 3^nen alfo für baS mir bciüiefene Vertrauen
ban!e, bin ic^ mit aufrid^tiger ^od^ac^tung
3§r ergebener
SBien, griebrid^ Hebbel.
6 im SWoüember 1854.
Nr. 483. An Emil Kuh in Wien.
ßieber greunb!
SBarum finb @ie nid^t aufrid^tig? 3^ mcrfte geftem
mo^I, bafe ©ie berftimmt bon SöreSIau jurüdE lamen! SBarum
wmn% id^'§ erft burd^ eine 2Rittel§per|"on erfahren, marum ©ie
e» roaren?
©ie trafen 3^re S^aracterifti! griebrid^ ^ebbcte. S)a§
mar an unb für fid^ fein UnglüdE. Stber ©ie trafen 3^r SBerf
uic^t am redeten Drt, nic^t in ber Sei^bibliotl^ef, mo ©ie nad^^^
15 fragten, nid^t bei bem ©nomen Saniert, ben ©ie beS^alb auf^
fud^ten, fonbem bei 3)ietrid^, bem berül^mten SBurft^änbler auf
ber ©d^miebebrüdEc. 3d^ gebe 3^nen ju, ba^ biefe Ueberrafd^ung
nid^t bie angenel^mfte fe^n fonnte. Slber marum fallen ©ie
©id^ nid^t naiver in ber SJoutife um? ©ie l^ätten balb Sroft
20 gefunben.
2(uf telegrapl^ifd^em SBege l^abe id^ ermittelt, ha% biefer
©ietric^ fafl bie ganje moberne Siteratur bei fid^ aufgeflapelt
^at unb bag i^m namentlid^ bon meinen SBerlen nid^tS fe^It.
^abei begel^t er gegen mid^ bie ^oS^eit, ba§ er nur fd^ted^te
26 SBaare ^inein midfelt, tuäl^renb er S^re Kl^aracteriftif l^öd^ft an*
ftänbig nur aU Emballage für Simburger ^äfc bermenbet.
aSerborbenc Sluttuürftc merbcn in bie erfd^ütternbften ©cencn
ber 2Raria SKogbalena geparft, ©d^infen, ber ju ftinfen anfängt,
Nr. 483. H unzugängUch. Bw. II S. 89.
200 483. An Kuh.— 484. An Kolbenheyer. 7. 12. 54.
in bie Swbit]^, unb ©d^malj bon bcr ärgften Oualität in bie
©cnobeüa. ©injig unb allein baS S^rauerfpicl in ©icilien liegt
nod^ unberührt ha, aber nid^t, meil ^err SDietrid^ e§ fd^öfet,
fonbern meil nod^ feiner feiner Slrtifel fo übel ried^t, ba^ er
e§, mie er behauptet, entfpred^enb placiren lönnte. s
^äj tl^eile S^nen biefe ®r^ebungen mit, bie eben bei mir
eingingen, bomit ©ie @id^ beruhigen unb au§ ber ©infamleit
tüieber in bie ntenfd^Iid^e ©efeKfc^aft, bie @ie ju nteiben fd^einen,
jurüdffe^ren. ©rfd^einen ©ie atfo ^eute 2lbenb bei 5ßred^tler,
ber @ie freunbüd^ft einlaben tä^t unb fe^en ©ie um l^alb 7 U^r w
bei un§, bomit lüir jufammen gelten, tüeil ©ie SSeg unb SBo^nung
nid^t lüiffen.
b. 7. SDec. 54. gr. Hebbel.
Nr. 484. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg. js
Sltterbingg, berel^rtefter §err unb greunb, t|ötte id^ S^n^n
längft antiüorten unb Sinnen meinen S)anf für "^f^xt bereit*
roiHige SSermittelung in meiuer (Sifenba^n^Stngelegen^eit au§*
fpred^en foKen. SSerjei^en ©ie, bo§ tß erft jefet gefd^iel^t, aber
bei mir [)ei|t nac^ ber geber greifen faft fo biet, lüie bei i?o
9lnberen, ben ®egen jiel^en, unb iä) bin bieHeid^t ber SJJenfd^,
ber im ganjen SDeutfd^Ianb am tüenigften fd^reibt. SBa§ nun
S^ren 3:oIbi betrifft, fo berfte^t e§ fid^ bon felbft, bafe id^ mein
SBort l^alte, unb ju red^ter 3eit, aber e§ ^at ja nod^ feine
eUe, mie 3^nen bie Seipjiger Sud^brudferei bemeif t, unb wie ^6
ic^, mit bem (Sang biefer S)inge bertraul, borl^er tüufete. ©in
53ud^ mirb rafd^ gebrudEt, wenn alle ad^t Sage ein Sogen fommt,
benn eine grofee Dfficin ^at immer biet auf einmal bor, unb
Nr. 484. H unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II S. 24 f.
7-14. 12. 54. 484. An Kolbenheyer.— 485. An Uechtritz. 201
ba§ giebt immer fcc^§ bi§ ad^t SBod^en. 3^ fonnte bal^er ru^ig
jögern unb mu§te e§ mir um fo el^cr erlauben, al§ iä), feit
brei Sö^i^^ii ä^^ crfteu ^lal, tüieber ein grö§ere§ SBerf ob*
fd^Iog, tüa§ ftet§ in einem gemiffen S^raumjuftanb bei mir
5 gefd^ie^t, ber fo menig, mie ein tnirfüd^er 3:raum, eine Unter»:
bred^ung Verträgt, ©e^n (Sie aber ganj rul^ig, id^ bin auf
bie ©tunbe ba.
gür bie S3erid^tigung in ^erobeS unb SWariamne ban!e
ic^ S^nen fe^r; mein fonft treuem ®eböd^tniß l^at mir ba einen
10 Streid^ gefpielt. S)ie StgneS S3ernauer, nad^ ttjeld^er ©ie ©id^
erfunbigen, ift öor anbertl^alb SWonaten bei Tendier et Scheffer
in Wien erfd^ienen. Ueber alle§ Slnbere fpöter; einftttjeilen
äürnen ©ie nid^t
Sl^rem mal^r^aft ergebenen unb
16 ^erjlid^ft grügenben
Wien b. 7 S)ec. gr. ^ebbel.
1854.
N. S. S)a6 id§ ben ©rudtbogen nid^t blog am Sage be§
®mpfange§, fonbern nod^ in bcrfelbcn ©tunbe, tt)o id^ i^n
VC erhielt, auf bie 5poft beförberte, braud^e id^ Moo^l nid^t ^inju
5U fügen.
Nr. 485. An Friedrich von Uechtritz in Düsseldorf.
SBien b. 14ten Secbr. 1854.
3)ie SRofamunbe, bie ©ie mir in SuSfid^t [teilten, mein
25 t)ere]^rtefter grcunb, jögert boc^ ju lange, al§ ia^ id^ meine
3 Gyges 8 bezieht sich wohl auf den V. 955, wo Hebbel
von „Ilahabs Nagel" statt vom Nagel Jaels spricht
Nr. 485. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 208
bis 211. 24 Rosamunde, Tranerspiel 1833
202 485. An Friedrich üechtritz. 14. 12. 54.
Slnttüort t)on i^rem ©intrcffcn abl^ängig niad^en fönntc. ^kU
Uiiji l^at fie fic^^§ t)orgcnommen, mtd^ in bcn geiertagen 511
überrofd^cn; ia^ tüäre red^t ücbenSmürbig t)on i^r unb mürbe
mir bie angeneljntfle SSefd^äftigung geroö^ren. @ie fann e§
mir ober nid^t t)erbenfen, tücnn id^ bi§ ba^in nid^t mit leeren s
§änben, fa aU ein ©tummer, t)or ^l^nen bafle^en toiH.
©mpfangen ©ie junäd^ft meinen San! für g^re treue
Sl^eilnal^me an meinem [)äuStid^en SKi^gefd^idf. S§ get|t meiner
grau ttjieber beffer, nur ift fie ganj erftauntid^ mager geworben,
unb ia^ Seberleiben tvxU auä) nid^t tüeid^en, obgleid^ e§ fic^ w
t)erringert ^at unb nur no^ in gemiffen Seiten flärfer ^eröor
tritt. SDer ©d^minbel bagegen ^at fie ganj berlaffen, unb fo
ttjitt id^ ^i)xcx SSorte eingeben! fe^n, bag ba^ älefultat einer
S3runnencur erft im neuen Saläre ju beurt^cilen ift. Uebrigen§
f;aben tinr bie Spolera nod^ immer ^ier, unb ba§ toirft me^r, 15
als man glauben foKte, auf bie gefeÜfd^aftlid^en ßuftänbe ein.
S)er naiüe Sroft, ben bie Sterjte un§ barbieten, fd^eint bei bcn
ttjenigften Seuten 5U Verfangen; fie foHen ficf| t)or ber K^olera,
meinen bie mebicinifc^en Journale, nid^t mel^r fürd^ten, »eil
ber S^^p^uS unb bie SSIattern bereits eingerußt fet)en, aber ba§ 20
fommt i^nen fo bor, als ob fie ben Sömcn für einen friebtid^en
3laä)bax galten foKten, ttjeit Siger unb ©d^afat aud^ nid^t mefjr
fern finb. ®S ift ha^ ©igcntl^ümlid^e einer großen ©tabt, ia^
StffeS auf einmal in i^r gefd^ie^t, tva^ Heinere Derter nad^
unb nad^ in ©d^redfen fe^t. 3)aS ftumpft aber aud^ gemattig »b
ah, unb me^r, aU l^citfam ift.
Sbtcr grau ©emal^tin bin id§ nod^ für ein SBort ju SDanf
öerppid^tet, ba§ fie nicf|t einmal an mid^ fclbft, fonbern an
meine grau gerid^tet l^at, unb beffen fie fid^ fd^mertic^ nod^
erinnert. SReine Koufine, bie fd^on jur 3^^^ unfereS SDZarien^s sc
30 gemeint ist Elise Lensing, die am 18. November 1854 ge-
storben war
14. 12. 54. 485. An Friedrich üechtritz. 203
baber Stufentl^altS fc^r leibenb mar, tft t)or brei SBod^cn mit
Sobe abgegangen. ©§ fiel mir bei ber erften SJad^rid^t über
i^ren ^offnung§Iofen 3uflanb fd^ttjer auf§ ^erj, ))a^ id^ fie
nid^t im grül^ting nod^ nad^ (£m§ gefd^idt I)atte, luaS mir
6 freilid^ nid^t leidet gefallen, toa^ aber bod§ nid^t gerabeju un=
mögüd^ gelüefen märe. Sftun aber meife meine grau t)on ber
S^rigen, bafe bieg 85ab jmar im erften ©tabium ber Sruft^
franf^eit ttJO^U^ätig mirft, fpäter iebod^ bie 9(uflöfung nur be^
fd^leunigt, unb e§ l^at mid^ ma^rl^aft beruhigt, al§ fie mir
/obieg mitt^eilte.
Stud^ iii) bin jefet förperlid^ nid^t, tüie id^ fe^n fottte, ober
bod§ fe^n mögte, aber ba§ ift, mie id^ tt)enigften§ glaube, bie
einfädle golge einer großen Slufregung, bie nun Vorüber ift.
Sd^ ^abt bie Sragöbie, t)on ber id^ S^nen in SRarienbab
15 fprac^, üottenbet, unb menn id^ ein fold^e^ SBerl enblid^ üon
ber ©eele Io§ bin, fü^Ie id^ micf| eine Stii lang, mie o^ne
Sopf unb (£ingcmeibe. SDa§ 5ßrobuciren ift bei mir eine 3(rt
t)on 9Zac^ttt)anbeIn, unb greift mid^ an, tt)ie im ^l^^fifcften ein
Slbertag; e§ mürbe rnicf) aufreiben, menn nid^t jiDifd^en meinen
HO einjetnen Slrbciten immer gro§e 5ßaufen tagen, in bk iä) mid^
nid^t o^ne SSibermitten ergebe, bie aber am ®nbe bod^ fo nott)^
menbig finb, mie ber ©d^Iaf. ©eit ber 9tgne§ 93ernauer finb
t)otte brei ^al^re berfloffen. Qd^ glaube, mit meinem @^ge§
aufrieben fe^n 5u bürfen, obgleich id^ mit großem SKi^trauen
25 an bieg SBerf ging unb e§ nod^ für einen geborenen Sorfo
tjielt, als fdbon brei 2tcte fertig maren. ©ried^ifc^ rnitt ia^
©tüdE natürlid^ nur in bem ©inne fet)n, morin SroiluS unb
Sreffiba ober Spl^igcnie e§ finb; id^ tialte nid^t t)iet t)on bem
SluffüUen neuer SSeine in alten ©d^Iäud^en unb finbe aud^ nidt)t.
14 nGyges" 22 vgl. „Gyges" V. 1826 ff. 29 Math. 9, 17.
Mark. 2, 22. Luk. 5, 37
204 485. An Friedrich Uechtritz. 14. 12. 54.
bafe ba§ ©jperiment ein einjigcS SKal geglüdt ift. 216er id^
^offe, bcn 3)urci^f(^nitt§punct, in bent bie antifc unb bie moberne
9ltmo§p^äre in einanber übergeben, nid^t berfel^tt unb einen Kon=
flict, tt)ie er nur in jener 3cit entfielen fonnte unb ber in ben
cntfprec^enben garben l^ingefteHt mirb, auf eine allgemein ö
ntenfd^lic^e, allen S^iitn jugänglid^e SBeife gelöft ju l^aben.
3tud^ ntad^te ii) bti biefem ©tüdE eine nterfttjürbige ©rfa^rung.
^i) ttjar mir f onfl bei meinen 9lrbeiten immer eine§ getüiff en Sbeen-
§intergrunbe§ bett)u§t, tüegen beffen \6) feinc^meg^, ime man
mir auf eine mifeberftanbene SSorrebe l^in mol^l ©d^utb gab, w
probucirte, ber aber bod^, tüie eine ®ebirg§fette ju betrai^ten
mar, meldte bie Sanbfd^aft abfd^Iog. S)aran mangelte c§ bieg
2RaI ganj, mid^ reijte nur bie 3tnecbote, bie mir, etttjaS mobi*
ficirt, au^erorbentlid^ für bie tragifd^e gorm geeignet fd^ien,
unb nun ba§ ©tüdE fertig ift, fteigt plö^tid^ ju meiner eigenen 15
Ueberrafd^ung mie eine 3nfel au§ bem Dcean bie 3bee ber Sitte
ate bie Sltteg bebingenbe unb binbenbe barau§ ^erbor. ^ä)
geftcl^e, ia% id^ biefe laum begreifen fann, e§ beftärft mid^ aber
nur um fo mel^r in meiner freilid^ längft gehegten Ueber:^
5eugung, ba§ ber S^ünftler, ttjenn er t)on einem (äegenftanb 20
mäd^tig ergriffen mirb, fid^ um ben ®e^alt beffelben gar nid^t
ängftlid^ 5u fümmern brandet, fonbern bafe biefer gan5 t)on fetbft
l^injutritt, mie ber ©aft in bie Säume, borauSgefe^t atterbing§,
ba§ er i^n in ber S3ruft trägt.
SB3a§ S^nen S^r SSertoaubter über 3^rcn 9ioman unb fein 25
©d^idffal in SBien gefd^rieben l^at, fann eben fo ridt)tig fe^n, a(§
baS, ma§ id^ Sinnen fd^rieb. @r ^atte bie l^öd^ften ©efeUfd^aftS^
freife, bie ^ier au§ ben ©rjtiersögen unb ber „cräme de la creme**
gebilbet merben, im 2tuge unb id^ bie anberen. @§ liegt aber,
ic^ mu^ e§ auSbrüdEIid^ mieberl^olcn, burd^auS nid^t an ^l^rem 30
25 er hatte geschrieben, dass der Roman in den Wiener
,,höchsten Gesellschaftskreisen mit Beifall gelesen werde"
H. I'i, 54,
485. An Friedrich Uechtritx.
205
^'erf, mertu e§ h\^ jefet nic^t atigemein flekfen luurbe, beim ber
rcligiofe unb t^eologif(f|e Stoff, ber Sönen, mk Sie fagcn,
§auptfac^e irar, niQCfit fic^, bil auf ^ilitfang unb tinbe, loo er
üieffeic^t ü\m^ jn felöfiftänbig ^eröDt tritt, nkroü nur aJI
o (Slem^nt neuen anbeten (Itementen geltcnb unb fann feinen
aeftfjettfif) ®eln!beten fiören, 9Jleinen gicennbcii l^abe id) Selten
Öülm längft emjjfD^ten unb um gleid[)e ©nnft mögte ic^ Sie in
bottigcr ©egenb für bie Stgne» Söernnuer bitten,
S)a i[t fie genannt unb nun muß i^ fie i^ettfieibigen.
to Sie §nben ganj rc!f)t, bafi ber Setfaffer feltft auf ber 6eLte
beä atten ©er^og^ fte^t unb ^njar Jü entfc^ieben, bafi nur biefer
ifju für ben gßn5en ö^egenftanb entjünbet ^at. ^sd) g(au&e, ha^
e^ SRomente giebt, mo baS ^ofttiöc 'Sttd^t äurücf treten muB,
tücil ba§ gunbamcnt erfcfjüttert ift, ouf bem c§ felbft beruht.
io ^Jageln Sie ntict) nid^t an biefe meine Sorte, id) bin nic^t ber
!Olann ber Definitionen, ber ^^ttofop^ Soc^^^'i brüctt fic^ eins
müt, roenn td^ nii^t irre im ^^tHmift, t>or£ref|Iic| barüfcer an^,
luib ben ßtimmentor meinet ©ebfinfenö bilbet mein ©ebic^t,
S)ann aber ift eben fo menig, mie bei'm Strieg, mn einem
£0 Tloxi, fonbern bon einem Cvfer bie 3fJebe, unb bie iMu§g(ei(^nng
ber tnbibibuetfen ffierte|iunci mufi, vuie bei jenem, in bü§ religiDfc
!0'?oment, tu bte fjötjere 2eben§fpi}äre, ber mir ^Ule mit fdjüc^^
terner Hoffnung ober mit pt>erfic^i liebem 3}er trauen entgegen
fetjen, gefejjt m erben. 3^) glöube, man fann biefer ?(ufc^anung
sß ber Dinge öeitreten, o^ne einen 9J?if^brfiudj be Jörgen ,^u bürfen,
bemi jie fommt übei^au^>t nur für eine gan^ ungeheure Situation
in ^etracfft, unb mufe bann jebe^ S02at, ha^ ift bie unerläjslic^e
^^robe, mit ber ^ladjt jelbft, bie fie in ^^inmenbung bringt,
be^ü^lt merben, mal raoljt aüc bloße ©etoattsgn^aber ^tn=
m reid}enb abfdjrecft, fidö auf fie ju derufen, ober fie, menn fie e§
bo{^ tf)un, auf ber Stelle al§ Sügner unb &eud)ler erfdjeinen
laßt. Darum fann ber So^n jum Sd}(uri anc^ iüo!)1 ntdit
206 -^85. An Friedrich Uechtritz. 14. 12. 54.
anber§, oI§ gebeugt unb jerfd^mettcrt baftel^cn; biS jum SSerfud^
be§ SBatcrntorb^ ge^t er ja unb i^n ttjirtlic^ ju Vollbringen, ift
io(S) gcmig auij ber bitnbeften Scibeufd^aftUd^fcit nid^t mcl^r
möglid^, wenn ber SSoter jum S3ett)ctS, ba^ Sßid^tS al§ ba^
^ßflid^tgefüfjl in i^m t^ätig ttjar, freimiHig ade SSaffen ftredft b
unb fic fclbft 5um ©erid^t über \xä) aufruft. Ucbrigeng lüerbcn
<Sie in ber Sairifc^en ®efct|id§te, bie be§ gansen gactunt§ ol^ne«
f)in nur l^öc^ft flüd^tig gcbcnft, ba^ SRec^t^gutac^tcn meinet
gtüdS nid^t finben; e§ lüürbe mir aber aud^ tüenig l^elfcn unb
ic^ l^ötte mein S)rama fd^iücrlid^ barauf gebaut, ba bie Stboption w
eines fremben 3rrt^um§ fid^ in bicfer ©p^öre t)on einem felbft
in bie SSelt gefegten mo^I faum tuefentüd^ unterfd^cibet. gür
3^r liebeboßeS ®inge^en tn'§ S)etail ban!e id^ 3^nen ^crjUd^
unb braud^c nid^t ^inju ju fügen, bag meine SJertl^eibigung
ireit ttjeniger meiner ^ßrobuction, al§ meiner SBeltsStnfd^auung 15
gilt, bereu Stu^ffu^ fie ift.
©ie geben mir bie ©riaubntg, Sinnen auc^ nod^ ben äRid^el
Slngelo ju überfenben unb id^ mad^e ©ebraud^ bat)on; er trifft
unter Sreujbanb neben biefem S3rief bei 3^nen ein. (£r ift
nod^ um ein ^af)x älter, mie bie 2lgne§ SSernauer. (£§ t^ut ao
mir eigentUd^ leib, ba^ @ie ©id^ aud^ nad^ ben ©ebid^ten um^
getrau ^aben; nic^t, tDeil id^ avi§> ben beiben ©ammlungen Er-
^ebüd^cS — Sleinigfeiten atterbingS — meg ju nehmen, nur
tüeil ic^ SSieleS ^inju ju fügen ^ötte unb bie eine o^ne bie
aubere nid^t jum jiDeiten SRat auflegen, nod^ weniger aber eine »5
britte folgen laffen mag. @d^t S^rifd^eS freilid^ l^abe id^ faum nod^
JU bieten, ober an SReffeyionSgebic^ten fe^It e§ nid^t; fo j. 85.
8 nach seinem Vorkommen in der Geschichte Baiems hatte
sich Uechtritz (Bw. II S. 206) erkundigt 13 Uechtritz tadelte, dass
Nothafft einmal von Stockprügeln spricht (161, 18) 19 Uechtritz
hatte den als Bühnenmanuskript gedruckten „Michel Angelo** er-
beten
14.-22. 12. 54. 485. An Uechtritz.— 486. An Pichler. 207
fönnte xä) bie Epigramme um ©utibertc bermel^ren. 5)a @ie
awii) biefen ©ad^en S^re 3lufmcrffQmfcit fd^cnfen tüoHen, jo bin
id^ fo frei, bcm SKid^el Slngelo einen 2Iuffa^ über S^rif beiju^^
fc^Iießen, bcffen id^ bei (Gelegenheit U]^Ianb§ fd^on in 3Karien:=
o bab ermähnte. 2lud^ einen ©oetl^e-^ßrolog nehmen @ie gütig auf.
Unb nun, mein tl^curer greunb, empfangen ©ie, lüie ^l^re
üere^rte %xa\i ©emal^Iin, üon mir unb ber 9Keinigen bie ^erj*
lid^ften ©lüdEinünfd^e, fotüol^I ju ben betjorftel^enben gefttagen,
at§ aud§, unb \>ox Stttcm, juni neuen 3a^r. SKöge eS für @ie
10 ein gefegneteS merben, möge ©uropa bie Sarbaren be§ 9Zorben§
in il^re ©d^ranlen jurüdEgeiniefen, ©nglanb unb granfreid^ aber
5um erflen WHal (fie maren e§ nie!) banfbar gegen ®eutfd^lanb
fef;en! Sitten au§ tJoHem §erjen!
S)er S^rige
^5 gr. Hebbel.
Nr. 486. An Adolph Pichler in Innsbruck.
SBien b. 22. SDec. 54.
2ltterbing§ mar e§ lange, ia^ ii) SWid^tS mel^r öon S^nen
öerna^m; faft ein t)oIIe§ 3a^r, tDenn id^ mic^ nid^t irre, '^ä)
20 ^atte üon SKarienbab au§, tnofetbft id^ biefen ©ommer, meiner
leibenbcn grau inegen, t)oIle fed^§ SSod^en t)erbrad^te, ben greil^errn
griebrid^ t)on Ued^tri^, Sanbc§gerid^t§rat^ au§ S)üffetborf unb
SSerfaffcr mel^rerer S)ramcn, fo wie be§ l^öd^fl bebeutenben
9iomane§ ®uftat) §otm, ber Sirot bereifen tnoHte, an @ie
3 „Zur Anthologien -Literatur" XII S. 76 ff. 5 vgl.
VI S. 298ff.
Nr. 486. H in Weimar, unzugänglich. Mir liegt eine Ab-
schrift Pichlers vor. Euphorien 7, S. 101 f. vgl. Tgb. IV N. 5361.
Nachlese II S. 26 f. 24 gemeint ist , Albrecht Holm«"
208 486. An Adolph Pichler. 22. 12. 54.
empfohlen, er tft aber nid^t ^ingefommen. Sie Ratten einen
ber gebilbetften SRänner S)eutfd^Ianb§ in i^m fennen gelernt,
fud^en ©ie ©id^ menigften^ burd^ bie Seetüre feinet SBerfe^
§u entfd^äbigen, ba§, tt)enn e§ aud^ nid^t eine rein fünft:=
lerifd^e ^robuction ift, bod^ bie größte SSerbreitnng berbient b
unb fid^ ju ®u^fott)§ gleid^fall§ fe^r merfmürbigen 3?ittern
bom ®eift ungefähr fo ber^ält, tt)ie ber ©tunbenjeiger 5um
SKinutenmeifer.
3^r SSrief traf ju einer 3ett bei mir ein, mo id^ gerabe
im Segriff mar, meine neue Sragöbie ab ju fd^Iiegen, id^ ^ätte lo
aber o^ne^in für ^f)xt ^^mnen 5Wid^t§ t^un fönnen, benn iä)
lebe in SSejug ouf Beitungen unb Sournale mitten in SBien geiüife
nod^ ifolirter tüie ©ie in Snn^brudE unb unter-^alte mit abfolut
gar feiner 9?ebaction irgenb eine bleibenbe SSerbinbung. ^e^t
I)at ©rnft bon ©d^roarjer bie S)onau gegrünbet, bie fid^ nad^ ben is
mir jugefanbten erften 9?ummern fe^r anftänbig aufnimmt unb bie
eine gro^e unb, mie e§ fc^eint, fe^r mannigfaltige Seiloge bringt.
aSielleid^t märe biefer Drt 3^nen red^t unb menn ©ie motten, merbe
id} ben 5lbbrucf ju vermitteln fuc^en, inbirect nämlid^, benn mit
ienem SRanne fte^e id^ nid^t in perfönlid^em SSerle^r, nur ^o
müßten ©ie e§ mir §u miffen t^un.
Wiä) ^aben S^re §^mnen innig unb marm angefprod^en,
fie finb boH unb marfig unb e§ me^t barin ber §aud^ ed^ter
Segeifterung. SDod^ jmeifle xä), ob biefe gorm fic^ jemals in
S)eutfd^Ianb einbürgern mirb, unb ^abe mid^ t^rer, mie affer 25
bermanbten, in eigener ^raji§ bi§ auf's S)iftid^on ftreng ent=
l^alten, obgleid^ ic^ bie ©timmungen, in benen ber 9leim eine
gcffet fd^eint, red^t gut fenne. (£§ ift bi§ je^t menigftenS
immer mißlungen, bon Slopftoct unb SSo§ an bi§ auf ^laten
^erab; 9?id^t§ bon affem, ma§ öerfud^t mürbe, lebt im SSoIf so
unb idE| lann ben ®runb babon burc^auS nid^t in ben Talenten
10 „Gyges"
22. 12. 54. 486. An Adolph Pichler. 209
finben. 9?ad^ meiner SKeinung ift unfere ©prad^e t)ilbung§^
fä^ig genug, bie ontifen SKoa^e nad^jufd^affen, tüenn e§ fic^
um bie Uebertragung eine§ ®e§alt§ l^anbclt, ber Don i^nen
untrennbar ift, aber nic^t, fie au§ fic^ felbft mit innerer
6 3?ot^menbigIeit ^eröor ju treiben, tuie ein ©piegel bo§ S3ilb,
ba§ er treu unb Rar auffängt, ja aud^ nid^t rudEroärtS in
ben ®egenftanb felbft bermonbeln fonn. @ie fommt mo^I
nic^t njeiter, njie j. 93. bie SateinifdEie, njenn fie reimt; e§ gc^t,
ober e§ betüeift oud^ 3ti^t§ meiter, al§ baß e§ ge^t. S)oc^ ift
to bie§ nur eine inbiüibueHe 3lnfi(^t, bie ©ie öieHeid^t anregt, bie
Srage noc^ einmal ju prüfen.
S)ie 2Igne§ Sernauer loirb mo^I lange noc^ t)or ben Sweatern
ftel^en bleiben muffen, unb mein neue§ ©tüdE, ba§ bi§ je^t mit
5lu§na^me meiner grau 5Wiemanb aud^ nur bem litel nad^ fennt,
16 ^alte id^ einftmeilen felbft jurüdf, obgleid^ ic^ reine SJienfc^en
fd^mexlic^ fd^on fo runb bargefteßt ^abe. UebrigenS I)abe ic^
e§ nid^t mit bem ^Publicum ju t^un, fonbern' nur mit 5ßerfonen,
bie fid^ jmifc^en mic^ unb ba§ ^Publicum brängen. Sennen
(Sie t(x^ S3uc^ be§ ^aron Eötvös „Ueber ben ©inftug \>tx
«0 ^errfd^enben Sbecn auf ben (Staat?" Sefen ©ie e§! mir l^at
bcr .Surft ©d^roarjenberg, ber fic^ S^rcr frcunblid^ft erinnert,
e§ gebrad^t unb e§ gel^ört jum (Sebiegenften, tt)a§ in ber
politifd^en Siteratur feit lange l^eröortrat. S)ie SSäiberlegung
mögte id^ fe^en.
^« 3)a§ S3efte jum neuen ga^r!
gr. §ebbet.
15 vgl. Tgb. IV Nr. 5363: ba§ crftc ^iM, ba§ td^ in ben
haften lege 19 „Der Einfluss der herrschenden Ideen des 19. Jahrh.
auf den Staat" von Josef Baron Eötvös, ungarisch 1851, deutsch
Leipzig 1854 in zwei Bänden 27 ans dem Jahre 1854 stammen
noch folgende undatierte Briefe an nicht genannte Adressaten:
^eftber, »riefe V. 14
210 ^87. An Laube.-4?8. An Werner. 8.-14.1.55.
Nr. 487. An Heinrich Laube in Wien.
©lebet, SSere^rtefter, fenbe xä) S^nen ba§ ©tücf, boS @ic
ju fe^en berlongten; e§ jä^lt nur 1900 SSerfe, unb ic^ glaube
ntd^t, ba§ ]iä) unter biefen ein anftö^igcr ober bebenflid^er be*
finbet. gür ben gall be§ 5Wic^tgebraud^§ bitte ic^ ©ie um &
S)i§cretion, namentlich in Sejug auf ha§> Sujet.
Seurt^eilen Sie c§ nac^fid^tig al§ einen erfien SSerfud^ in
neuer Sphäre!
3^r ^oc^ac^tungöboH
ergebenfter
K>
H. b. 8 Jan: 55. gr. ©ebbet.
Nr. 488. An Karl Werner in Iglau.
Wien b. 14ten Jan: 1855.
Sieber SBenier!
Sie motten mir einen ®ienft ermeifen unb galten e§ für is
nöt^ig, Sid^ baju erft bic Srlaubnig bon mir auSjubitten; ba§
^ei^t in ber ©efc^eiben^eit ju meit ge^en! ®§ fann mir nur
1. über Aufführung seiner Judith und Genoveva, List und Fiancke
1884. N. 768 aus der Sammlung SchoU-Stuttgart; 2. interessantes
Schreiben über seine eigenen Dramen, Liepmanussohns Auktion, März
1886. N. 728 und 3. ein Billet, ebenda
Nr. 487. H bei M. Kalbeck in Wien, als S. 39 und 40 be
zeichnet. Neues Wiener Tagblatt. 1891. N. 159. Nachlese 11
S. 28. 2 „Gyges und sein Bing* mit 1976 Versen, im Burg-
theater erst am 25. April 1889 aufgeführt, seit 1904 Repertoire-
stück 11 darnach fehlt der Brief vom 11. Januar 1855 an das^
Hoftheater in Hannover
Nr. 488. -ff in Weimar. Adr. auf Kuvert: Herrn Professor
K, Werner, Wohlg: in Iglnu, Abs: Dr Hebbel in Wien. Post-
stempel: Wien 15. 1. Iglau 16. 1. Bw. II S. 418f.
14. J. 55. 488. An Karl Werner. 211
eine greube unb eine (£§re fe^n, menn Sie meine
Sernauer einer öffentlichen SSorlefung mürbigen unb \ci) foge
3^nen im SSornnS meinen beften S)an( bafür. SSegierig bin
i4 ob ba§ ^erbe ©tüd fic^ bei S^rem ^Publicum einfc^meid^eln
6 mirb, unb 8ie merben nüd^ burd^ eine ©d^ilberung be§ Slbenbg,
an bem ©ie für mid^ tn^§ ©efed^t ge^en, fe^r öerbinben. SSon
ben fritifc^en ©d^öppenftü^Ien mirb e§ big je^t meinet SBiffen§
boHftänbig ignorirt; man ^at bermut^Iid^ nid^t Snft, e§ ju loben,
unb mögt boc^ aud^ nid^t, e§ onjugreifen.
10 ®er Surft ©d^morjenberg, ber be§ 2lbenb§ oft §u mir
herauf lommt unb feinen 2^ee ober fein S3ier bei ung trintt,
erjä^Ite mir gcftern eine ©efd^id^te, bie eine ma^re S)ebife
unferer 3cit tf^- ^^I^ SSenebig aufhörte, SJepublif ju fe^n unb
alle ^Qtrijier ficö flfid^teten, bie feine S)ienfte bei SSonnparte
J5 nel^men tooUten, ging ©ner berfelben borl^er nod^ ju einem
SSürger, ber il^m immer feine ©efd^äfte geführt ^ntte, um i^m
nod^ einige 2(ufträge ju ert^eilen. S)er SWonn, ber fonft immer
aufeerft untermürfig genjefen njar, na^m i^n fe^r fü^I auf unb
machte aud^ bei'm ^Ibfd^ieb njenig Umflönbe. 9?ac^ bieten
20 Sauren fe^rte ber ^atrijier alt unb grau jurüdE, unb ber näm:^
lid^e äRann eilt ju i[)m, unb ma6)t mit früherer Untert^änigleit
feine Stufwartung, o^ne irgenb einen ®runb baju ju ^aben.
5)er ^atrijier ift erftaunt, unb fragt i^n, marum er je^t, nun
bie legten Spuren ber alten SSer^ältniffe öerfd^munben fe^en,
25 5U ben alten (Semo^n^eiten jurücf fe^re, njö^renb er i^nen in
einem SRoment untreu genjorben fei), tt)o man noc^ gar mol^I
an eine SBieber^erfteHung l^abc benfen fönnen. 5)cr SKann
ermiebert: bamalö glaubte id^, baffelbe geworben ju fe^n, mag
Eure gyeffenj e^emalg marcn unb ba§ ^ielt id^ mit Siedet für
2 zum Besten der Armen; über das Resultat vgl. Werners
Brief vom 1. April 1855, Bw. II S. 419ff.
14*
212 48S. An Werner.— 489. An Kolbenheyer. 14. 1.— 4. 3. 55.
einen fc^önen Qktninn; je^t aber fe^ idf ein, ha% &o. Stellen}
blo% getvotben finb, toa^ i6) toax, unb babet fommt 9Hcl^t§ für
mic^ ^erou§! —
SJieUeid^t fommt aud§ nod§ einmal ber eine ober ber
anbere citoyen de la republique literaire ju ber nämlichen s
Qm^\6)i'j bis ba^in mwg ^^^ bie Seute gcmä^ren laffcn.
®§ freut mid^, bafe e§ S^nen unb ben S^rigen mo^t gel^t
unb Sie t^un fc^r mo^t baran, fic^ einmal mieber ju rühren,
toärc c§ aud^ nur in ber S)onau; freiUd^ toerbcn ©ic ben
93üc^ermangel cnH)finbIicl^ fpüren, mie ic^ toenigftcnS fürchte. to
3c^ ^abe eine neue Iragöbie bollenbet; fte i)t auf eine
alle Slnecbotc im Herodot gcgrünbet unb Reifet: „Gyges und
sein Ring!" SSiS je^t fcnncn fic nur bicr ^crfonen, unb biefe
^abcn mir auf e^rcnmort ftrengfie 3)i§crction gelobt; um gleiche
bitte ic^ ©ic, ba e§ mögli(]§ ift, ha^ ic^ ba§ SBerf für bicic i5
Sa^rc jurüdE l^atte unb ba, mie ©ie miffen, auf baS, ma§ id^
treibe, eine SKenge gcbem lauern.
3Wit ben freunblid^ften ©rügen bon un§ Sitten an ©ic
unb 3^re liebe grau
gr. Hebbel.
Nr. 489. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg.
Wien b. 4ten SRärj 1855.
3d^ meig mirflid^ nid^t, mein öere^rtefter $err unb grcunb,
mie id^ g^nen S^re überreid^e ®abe banfen foll. ©c^ulbig ms
9 in der Zeitung „Donau* 21 darnach fehlt der Brief
vom 23. Febrnar J855 an Fedor Löwe in Stuttgart
Nr. 489. H unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II
8, 28—30. 25 Kolbenheyer schickte ihm für den Empfehlungs-
brief vor dem „Toldi" Wein, vgl. auch N. 49üa
4. 3. 55. 489. An Moritz Kolbenheyer. 213
moren @tc mir abfolut md§t§, unb loenn @te mir tro^bcm ein
Beid^en ber ©rfcnntlid^feit geben moHten, fo märe ein gyemplor
3E^re§ Solbi mebr al§ ^inreid^enb gemejen. ^i) fd^ömte midj
foft, al§ ic^ 3^nen ftott einer ?lb^anbtung, mie id^ fie affer*
5 bingö beabjtd^tigt ^atte, ben Meinen ©mpfe-^IungSbrief über*
fonbte, aber e§ ift eine ®igen^eit metner 3?ohir, mid^ nur bonn
^erbor ju mögen, menn id^ gonj feften Soben unter ben güßen
fü^Ie, unb bie Ungarifc^e Siteratur mar mir bod^ ju fremb,
um in^§ 3)etail eingel^en ju fönnen, o§ne öon 9lnberen, 5U:=
10 nöd^ft öon 3^nen felbft, ju borgen. SKonget an gutem SBillen
^ielt mic^ alfo jmar nid^t ab, meinen urfprunglicben SSorfa^
au§5ufü^ren, menn e§ fid^ aber um feurige Sohlen l^anbelt,
]o ^aben Sie fie auf meinem §aupt gefammeU, unb nid^t
umgelel^rt.
15 (Sie münfd^en ju miffen, maö Sie allenfaff^ bon Sl^rem
Verleger für 3^re Ueberfe^ung forbern bürften. Seiber ^abt
\6) hierfür gar leinen SRao^ftab, aber id^ mürbe feiner S)i§cretion
bie ^onorar=93eftimmung überlaffen. (Sine ?luffage bon 500
(gjemplaren märe mo^I für ba§ nöd^fte 93ebürfni§ ^inreid^enb;
20 Über 750 mu§ in feinem gaH l^inauSgegangen merben. SSon
meinen erften ©ad^en, Swbit^, SKaria SWagbalena u. f. m. finb.
leiber 2500 gebrucft morben; begl^alb finb fie, obgleid^ ftar!
gelauft, nod^ immer nid^t abgefegt. SSon §errn ©mannet (Scibel
merben jebe^mal nur 300 @j. gebrudEt unb biefe noc^ mieber
25 in jmei 5luflagen get^eilt; ba^er bie fd^inbar groge SSerbreitung.
S)ag Sie mir ben jmeiten S^eit be§ Solbi mibmen motten,
fann mir nur jur @öte gereid^en unb für ba§ mir mitget^eitte
5 B. V S. 198 f. 26 Toldis Abend. Poetische Erzählung
iQ sechs Gesängen. Ans d. Ung. des Joh. Arany, im Versmass des
Originals übersetzt von Moritz Kolbenheyer. Pesth, Verl. von
Gustav Heckenast 1856, erschien mit einem Einleitungsgedicht:
„An Friedrich Hebbel."
214 489. An Moritz Kolbenheyer. 4. 3. 55.
fd^öne ®ebid^t banfe \ä) S^nen befieng. ^ä) ^offe ouc^ für
3^r S33erl burd^ meine greunbe etmaS tl)uu ju fönnen, fogar
in SBien. 3)o§ S3üd)lein präfentirt fic^ fo oHerliebit unb ift
fo reijenb au§geflattet, bQ§ ic^ faft felbft einmal mit ^crrn
^ectenaft ein fleineS ©efd^äft machen mögte. SKeine 9?oüeIIen, ß
ju beren ©ommlung iä) me^rfod^ oufgeforbert morben bin,
tDürben ein paffenbe^ Dbject abgeben; furj unb Inapp im 8t^I
ber alten S^öli^i^er gehalten, aKe im ^o^en ®rabe bramatifd^
fpannenb, iDürben fie auf ber einen Seite nur ein fleine§
S3önb(^en bilben unb auf ber onbern ma^rfd^eintid^ ein gro§c§ w
^Publicum finben, ba man fie mit SRed^t ju meinen eigenttjüm^
tid^ften ^robuctionen red^net. ©erlagen Sie e§ S^rem greunbe
einmal bor; feit §err 3. 3. SSäeber meinen eigenen SRit-Effer
Dtto Submig, ber aKe meine ©tüdfe nad^ einanber ausbeutet,
JU brudEen angefangen l^at, fe^e id^ nid^t ein, loie mir nod^ is
jufammen ge^en foßen.
^at §err ^edfenaft ba§ ®ötbö§fd^e 93uc^ „über ben (Sin^
ftug ber ^^rrfd^enben ^been auf Staat unb ©efefffd^aft"
ungarifd^ gebrad^t? S^ gratuUre baju; e§ ift ba§ bebeutenbftc
politifd^e SBerf ber 9Jeu5eit unb nid^t genug ju empfehlen. S)cr so
gürft Sd^marjenberg brad^te e§ mir, unb obgleid^ id^ fonft
nid^tS 5ßoIitifd^e§ lefe, fo ^abe ic^ mid^ bod^ mod^enlang bamit
befd^äftigt. Ueberge^en Sie e§ ja ntd^t, menn Sie e§ nod^
nic^t fennen.
Sie einmal in Debenburg ju überrafc^en, gebe id^ burd^* b&
au§ nid^t auf; einftmeilen merbe id^ an meinem ®eburt§tage,
bem 18ten, in glftrem eigenen SBein auf 3§re (Sefunb^eit
trinfen, in ber Hoffnung jebod;, ba§ Sie lange bor^er böttig
l^ergefteHt fe^n mögen.
12 Hebbels Bändchen erschien dann wirklich bei Heckenast
17 vgl. B. Y S. 209,19
4.— 10. 3. 55. 4t 9. An Kolbenheyer.— 490. An Schloenbach. 215
SRit ber Sitte mid^ ^^xtx grau (Sema^Iin beftenS ju
cmpfe'^len unb mit ben freunblid^ften ®rü§en bon meiner grau
ber Sfirige
gr. Hebbel.
5 Nr. 490. An Arnold Schloenbach in Leipzig.
Wien b. 10 SRörj 1855.
(Sie ^oben mir, mein SSere^rtefter, ^f)xz S)romen, unb
bnrauf auc^ 3§re 3?ot)eHen, jugefanbt unb id^ bin S^nen bi§
ie^t ben S)anl für 3^re ^tufmerffamleit fd^ulbig geblieben.
10 ©e^en ©ie beS^alb nid^t ungel^nlten auf mid^; id^ njar in*
jmifd^en t^ötig für ©ie, unb jögertc nur borum, S^nen §u
fdöreiben, njeil id^ 3^nen in Sejug ouf S^ten SBunfd^, nad^
Wien JU fommen, eine angenehme SRitt^eilung machen ju fönuen
^offte. Seiber ^obe id^ mid^ ^ierin getäufd^t; e§ ift ungtoublid^,
iB \vk biete ^Spiranten fidEi l^eran brängen, fobolb ein einiger^
maßen gefid^erter ^la^ bei einem ^iefigen Journal offen mirb,
unb nod^ unglaublid^er, meld^ ein ®ett)id^t unfere 3?ebocteure
bei ber SBieberbcfe^ung auf Socallenntniß (egen. S)er Dr Land-
steiner, Herausgeber ber äRorgenpoft, ein fe^r gebilbeter SRann,
20 bei bem iä) mid^ für ©ie bermenbete, fprad^ bie SReinung gegen
mid^ au§, baß aud^ für ben tüc^tigften Siteraten ein längerer
Slufent^alt in Wien not^menbig fet), um fid^ braud^bar ju
mod^en, unb ba e§ fid^ bei unferen S)eutf(^en Tribunalen aller:^
bings öfterer barum ^anbett, ba§ gegenfeitige SSer^dltniß unferer
Nr. 490. H in Weimar. Eaphorion 6 S. 335 f. Nachlese II
S. 30 f. Den Adressaten vermute ich wohl richtig, obwohl der Brief
in A. Cohns Aoktionskatalog 1891 nicht mit den anderen an Schloen-
bach verzeichnet ist. Am Fasse der ersten Seite von fremder
Hand: 49. 7 Dramatische Werke 1852J 8 Novellen und
Erzählungen 1855, zwei Bände
216 490. An Arnold Schloenbach. 10. 3. 55.
©rebitorcn ju cinonber ju beftimmcn, al§ ba^ bcr ©onnc ju
SRonb unb (Sternen ju ermeffen, fo mag ex SRcd^t ^abcn. @nt*
nehmen ©ie benn nu§ meinen SSemü^ungcn menigftenä meinen
guten SBißen.
S)iein Urt^eil über S^re SDromen fennen ©ie; 3^rc b
5WobeIIen l^aben fd^öne§ ®etail in ber SluSfül^rung, aber fic
finb \(i)Waci) in ber ®rfinbung, unb bic (Srftnbung, bie neue,
unerhörte Gegebenheit, meldte bem ©^aracter plö^Iid^ eine eben
fo neue unb unerhörte ©eite entlodt, ift unb bleibt in bcr
3?obeffe bie ^Quptjnd^e. ^ä) mögte glouben, boft 3§^ Xalent lo
fid^ tt)eit e^er für bo§ Sroma, al§ für bie 9?obeHe eignet; nur
muffen ©ie ©id), id) !omme noc^ einmal borauf jurücf, bor
^Regionen pten, in benen ber 2ltl^em ftoctt unb bo§ S9Iut ge*
friert, ©reifen ©ie in bie moberne SBelt l^inein unb laffen
©ie ©id^ nid^t einreben, bo§ unfere Seit unpoetifd^er fe^, tuie is
irgenb eine anbere; e§ lä^t ffd^ mit ©toffen, i§r entnommen,
nur fd^merer töufd^en, njie mit ontifen unb mittelalterlichen,
meil bie SSergleic^ung nä^er liegt unb bie SRuHitdt leidster
aufgebest mirb. SSor SlKem ober ^üten ©ie ©id^ bor bcr
mit bem beftänbigen SBed^feln ber gormen berbunbenen B^r* »>
fplitterung.
33on mir ift je^t bie Agnes Bernauer erfd^ienen; Michel
Angelo irirb balb folgen. S^ ^abe ba§ SSergnügen, ia^
tt)enigften§ meine bisherigen ©egner mit Sfd^tung unb Stnftonb
über biefe befte meiner ©tüdEe reben. ss
SBenn ©ie ben §errn J. J. Weber fe§en, fo grüßen ©ic
i^n freunblid^ft bon mir; id^ fd^ä^e i^n fe^r ^od^.
3^r ^erjlic^ ergebener
gr. Hebbel.
10.— 12. 3.55. 490a. An Hirsch.— 491. An Jordan. 217
Nr. 490 a. An Kudolf Hirsch in Wien.
Sieber greunb!
dürfen mir S)id^ unb Seine mert^e ^QuSfrou bitten, biefen
5tbenb hti un§ jujubringen? SBir finb ganj unter un§, aber
6 mir ift au§ Ungarn ein SBein jugegangen, ber öießeid^t öor^
trefflid^, iebenfatt§ gut ift.
S)er S)einige
gr. Hebbel.
Sonnabenb b. 10.
10 SRärj 55.
Nr. 491. An Wilhelm Jordan in Frankfurt.
Söngft, öeref^rteftcr §err, bin xä) in S^rer ©d^ulb, freilid^
o^ne e§ felbft gemußt ju ^aben. Dbgleid^ in ber größten
5)eutfd^en ©tabt tebenb, fommen mir bie neueren Srjeugniffe
unferer Siteratur boc^ immer erft fpät in bie ^änbe, meil mid^
tüifienfd^aftlid^e ©tubien öielfad^ in Slnfpruc^ nel^men unb ic^
feine Journale lefe. ©o ift e§ mir auc^ mit ^f)xtm S)emiurgo^
ergangen, unb nun fe^e ic^ benn nic^t o^ne Sefc^ämung, bafe
. mir nid^t bloß ein an ®eift unb ^ßoefie reid^e§ 93ud6 fremb
20 geblieben ift, fonbern ba§ iä) 3^nen auc^ für ein mic^ ^od^
e^renbeS SBort bi§ je^t ben Sauf Vorenthalten ^abt. Saffen
Nr. 490 a. H im Besitze des Herrn Ludwig Saeng iun. in
Darmstadt. Adr. ^crrn Dr Hirsch, ^ofconcipiflen unb ötbliotl^crar^
^od^rool^Igcborcn. An der Spitze befindet sich rot und schwarz
unterstrichen die Nummer: 4. Rudolf Hirsch (1816—1872) war
seit 1852 Hofkonzipist der neugegründeten Polizeihofstelle und
Vorstand der Amtsbibliothek, wo Hebbel die erste Anregung zum
„Gyges" erhielt.
Nr. 491. H nicht zugänglich, aber genaue Abschrift. Bw. I
S. 448. 17 vgl. Tgb. IV N. 5378
218 491. An Jordan.— 492. An Uechtritz. 12.-19. 3. 55.
©ic ©id^ bicfcn 3)Qnf nod^ je^t gefallen, unb fe^n ©ie übtx-
jeugt, bog mid^ 3§re Slncrfennung um fo me^r erfreut iai,
qI§ ic^ bie Uöfung be§ Ungeheuern gefellfd^aftlid)en $robIcm§,
an bem bie SSSelt fic^ nun faft fd^on ein gal^r^unbert abarbeitet,
mit 3^nen auf g{eidt)em S33ege fuc^e. 3)er f(od^e 9?ationaIi§mu» s
unferer Sage mit feiner abftracten Eonfequcnj^mad^erei ^at
feinen eutfd^ieb'neren geinb, ol§ mid^, unb menn man au§
meinen 3lrbeiten mitunter tüo^t ba§ (Segent^eil ableiten ju
fönuen glaubte, fo mar ba§ in meinen 2(ugen nur ein S3ctt)ei§
meljr für bie allgemeine Dberf(äd^Iid^teit, momit man 5ßerfonen lo
unb 3)inge betrad^tet. SReine öor fur^em erfc^ienenc 9tgne§
Sernauer unb ber näd^ften^ fotgenbe SRid^el Sfngelo mirb iebod)
mo^l Qwd) ben Seiten enttäujc^en.
SKit au^gejeid^neter ^od^ac^tung
mal^r^aft ergebener
SBien b. 12ten 9Kär5 Dr Sr. Hebbel.
1855.
Nr. 492. An Friedrich von Uecbtritz in Dusseldorf.
SaSien b. 19ten SRarj 1855. so
Sn meld^ einem Sichte, mein öerel^rtefter greunb, mag id^
t)or g^nen baftc^en! 8ie fc^irfen mir 3^re 9iofamunbe, @ic
crmcifen meinem SDiirfiel Stngelo bie Siebe, i^n öorjutefen, ©ic
fdjreiben mir einen auf meine ©ebid^te tief eingel^nben ©rief
unb id^ bleibe ftumm mie ein gif4 ^ mürbe mirflic^ nid^t 95
18 darnach fehlt der Brief vom 12. März 1855 an Brockhaas
in Leipzig, in dem Hebbel seine vermischten Schriften zum Verlag
anbot
Nr. 492. IT bei A. Meyer Cohn in Berlin. Bw. II 8. 214—216.
J8 vor einem KQnstlerkreise, darunter Lessing
19. 3. 55. 492. An Friedrich Uechtritz. 219
iüiffen, mie x6) mtd^ entfci^u(bigen foHte, tuenn id) mic^ nid^t
fd^on im SSorau^ entfd^ulbigt ^ätte. 5tber \ä) \ä)xkb S^ncn
fd^on, bafe bei mir auf eine S^xt ber ^robuction immer eine
nnbere ber größten Stbfpannung folgt, in ber e§ mir abfolut
.öUumögüdEi ift, au§ mir felbft ^erau§ jn gelten. S)q§ njor bei
mir bon Qugenb auf ber gntt; id^ lenne mir Springfluten ober
doKftönbige Ebben.
Slud^ ie^t ift biefer Suftanb nod) feine§tDeg§ borüber;
luenn 8ie öom 9?^ein au§ einen 93Iict ouf meinen SSüd^ertifc^
10 merfen fönnten, fo mürben ©ie mid^ tief in franjöfifd^e SRe^
moiren bergraben finben, benn idE) benu^e eine folc^e 5ßeriobe
immer ju Stubien unb unb ju SRcpetttionen meiner Seetüre,
^bcr geftern tüurbe id^ nid^t bIo§ burd^ mein ©emiffen, meld^e§
natürlid) niemals f^ft)ieg, fonbern aud^ burdE) einen äußeren
jB Umftonb fe^r lebl^aft an ©ie unb meine ©d^ulb erinnert. SWir
fiel ein „Seben ® robbet" öon ^i^ol^^ i" ^^ §änbe, in bem
id^ gleic^ bei^m SSIättern auf ^l^ren 9Zamen unb ouf einen bor^^
trefflid^en 9(u§fprud^ öon ^l)\Kn flieg. ©§ mirb er5ä^It, ©ie
Rotten einmal bon ipeinridEi SIeift gefagt, er fe^ bi§ jum Sobt*
so fd^iefeen öerlannt morben, unb bog gefällt mir fo ougerorbent^:
lic^, bog mir feitbem ift, al§ ob ©ie mieber, mie in SKorien«
bob, on meiner ©eite gingen. (£§ ift ober oud^ bo§ einzige
®ute, mo§ bog gonje S3ud^ enthält, olte§ Uebrige mibert mid^
on unb ber ©piegel foft nodEi me^r, mie bog ©efpiegelte. SBetd^
•95 ein Snäuel öon ©ittenlofigfcit unb 93ilbunggunfä§igfeit mor
biefer ®robbe; meld^ ein entfejjlidE|cg ©jperiment ber Sßotur!
aSenn nun ein Slffe boneben fle^t unb in 3urf«n9cn unb
©rimoffeu eine neue ©c^önl^eitg-Sinie entbeden mitl, ftott fie
ouf eine Verborgene Sronl^eit jurücf ju führen, fo ift ber ®ins=
10 für seinen „Dichter"? 16 Grabbes Leben und Charakter
von Karl Ziegler. Hamburg 1855
220 492. An Friedrich üechtritz. 19. 3. 55.
brud faft Qbfd^euüd^. ^ä) tuet^ gar tuol^t, ba§ ba^ Unglücf
manä)t§> SRenfd^en fd^on bor ber ©eburt anfängt, unb ii) ^abt
aJIe^ möglid^c SRitlclb mit ^nbiöibuen, bic ju biet ^aben, um
reftgniren ju fönnen, unb 5U menig, um e^ ju reinen ober aud^
nur d^aracteriftifd^en Silbungen ju bringen, ©ie fämpfen einen ^
fc^ttjercn Sampf, unb man joll fid^ pten, Icid^tfinnig ben erften
8tein auf fie ju merfen. 3lber, wtnn fie gar nid^t öerfud^en,
burd^ et^ifd^e Stnftrengungen ein ©leidEjgemid^t ^erbei ju führen,
öermanbeln fie biefe urfprüngüd^e UnglüdE in eine ©c^ulb, unb
ba§ fd^eint mir bei ©rabbe fel^r entfc^ieben ber gaH ju fe^n. la
^ä) ^atte einen befonberen ®runb, baS 93ud^ burd^julefen, bcnn
in einer mir au§ 5ßari§ jugefanbten SSorrebe Heines ju feiner
neuen 2(u^gabe ber franjöfifd^en Buflönbe Ia§ icö benfelben Sag,
tt)0 e§ mir julam: „le premier (id^ bin gemeint) est de la
parente' intellectuelle de Kleist et de Grabbe u. f. tu.** unb is,
Settern fiebt man fic^ boc^ etma§ genauer an. §eine§ SBort
ift im beften Sinne gemeint, aud^ red^ne id^ mir bie SSermanbt^
fd^aft mit SIeift nur jur (S^re, bie jmeite aber muß id^ ab^
lehnen. SIeift ^at fogar birect auf mic^ gemirft, menn aud^
nid^t auf meine SDramen, fonbern auf meine ©rjä^Iungen; öon bo-
©rabbe f)abt iä) in meiner Snttüict(ung§5eit nie etttjaS gelefen,
biö auf bie l^unbert Sage, bie mid^ ttjol^l nid^t berfül^ren fonnten.
3lai) biefer Slbfd^meifung, bie St)tten aber gemi^ mand^e
frühere 3"ftäi^i>e ^^xt^ Sebeng in'§ ©ebäd^tnig äurüct ruft,
laffen ©ie ©id^ junöd^ft für S^re SRofamunbc banfen, bie, «&
feltfam genug, benfelben Sag bei mir einging, an bem id^
3()nen jum legten SRale fd^rieb. SDa§ ©türf ift in Anlage
unb 2lu§f Urning öortrefflid^, maS ben tragifc^en Sau betrifft;
nur öermiffe iö^ in ben ©ituationen, bie fidE) fonft in edjt
tragifd^er SBeife oI)ne äußere SRotl^be^elfe rein au§ fid^ felbft 30.
7 vgl. Job. 8, 7 12 vgl. Elsters Ausgabe IV S. 570
19. 3. 55. 492. An Friedrich Uechtritz. 221
^erdor fpintien, ba§ SttmoSpl^drifd^e, unb in ben ©^aractercn
ba§ bomit genau sufammen l^ängcnbe 5lutod^t^onifc^e, ba§ fie
al§ not^mcnbige ^ßrobucte eben biefe§ unb feineS anberen
99oben§ erfd^einen lä^t. SKic^t ganj, ba§ berftc^t \\ä) t)on
6 felbft; aber e§ ift nic^t in bem ®rabe öor^anben, tok j. 93. in
ben beften ^ßart^ieen 3^re§ SRomang. 3wm S^cil mag ba§ im
®egenftanb felbft liegen; bie Stii ift ju entlegen, um bem
S)i(^ter biele garben ju bieten, unb bod^ nid^t entlegen genug,
um i^m SBiKfür ju geftatten. Q^m S^l^eil liegt e§ aber mo^t
10 auä) in ber 9?atur ^^xt§f ®cifte§, ber fic^ fo entfc^ieben jum
epifd^en ju neigen fc^eint, tt)ie ber meinige jum S)ramatifd^en
unb be§^alb einer größeren 9lu§breitung bebarf, um jur öoH*
ftönbigen SBirfung ju gelangen, ba t)om 3)rama nun einmal
ein genjiffer SoconiömuS unjertrennlic^ ift. SBir ^aben un§
iß barum aud^ auf entgegen gefegte SBeife entmidEelt; ic^ fing mit
(Srjä^lungen an unb fanb meinen Siu^epunct im S)rama; ©ie
finb t)om S)rama jum SRoman übergegangen. 9luf 3^ren
Reiben unb feine ©ö^ne bin id^ fe^r begierig; ba§ S^ema ift,
mie gemadbt für ©ie.
20 3)er S3ibIiot^efen^©tanbpunct, t)on bem aug bie Slgne§
SSernauer bei 3^nen nac^ bem olpl^abctifc^en Umfang gemürbigt
tt)urbe, l^at mic^ nic^t luenig ergoßt, er ift mir aber burc^auS
nid^t fremb, id^ erinnere mic^ öielme^r einer B^itf ^^ ^ f^^^P
i§n t^eilte, unb tt)o S^mermann^ Srauerfpiel in S^rol mir
85 huxä) feine 5)ünnleibigleit ein geltnbeg ©ntfe^en einf(ö§te, afö
eg ganje ad^t läge öor^alten foßte. 2Rid^ ^at alfo je^t ein:^
fad^ bie 5Wemeft§ ereilt, unb nic^t einmal, benn 3^re greunb^s
fd}aft ^at fie jurüdE gefd^Iagen. SDiit bem SKid^el Stngelo, ber
näc^fteng in munbcrbar fd^öner 8(ugftattung folgt, tt)irb baS
20 der Buchhändler des Lesezirkels wollte nur dicke Bücher
zirkulieren lassen und machte bei der „Agnes" eine Ausnahme
222 492. An Friedrich Uechtritz. 19. 3. 55.
fd^merer gc^en. 3d^ bonfe 3^nen für 3f)rc fvcunbüd^c 9(uf:=
itQ^me be§ ©tüd§, öon bem iä) aUerbingg gfoiiOe, ba§ e§ unter
meinen brnmatifd^en Sfrbeiten bie offgemeinfte SSSürbigung finben
fonn, roeil e§ jn im ®runbe nid^t bIo§ bie fpecieH fünftlertfd^en
fonbern bie allgemein menfd^tid^en ©onflicte barfteHt, bie in 5
iebem Streife mieber lehren, xoo ein ebleS unb mal^r^afteS
(Streben fid) burd^ 5U fe^en fud^t. 9(uf ben SSer§, ber bie
SaSieberbringung be§ Seufel^ öerfünbigt, ^otte mid^ fd^on dn
S:i)roter ©eiftlid^er oufmerffam gemndE)t; idE) fnnn il^n nid^t ent=:
beirren unb l^offe, ba§ 3utiu§ ber jmeite i^n jebenfaffS au§= 10
geft)rodt)en ^aben mürbe, menn ber ^apft t^ aud^, mie ©ie
fe^r rid^tig bemerfen, lieber öerfd^IudEt ^öttc. S)en 3?ap^ael
glaubte iä^ fo tnapp be^onbeln ju muffen, meit er ba§ fampf«
lofe (Slement Vertritt unb nur mie ein Sid^tfiral in ba§
SDrama hinein faßt. i&
5ln eine ®efammt-5tu§gabe meiner ©ebid^te benfe id^ fel^v
ernftUd^; bie ^tueite ©ommlung ift fo gut, luie obgefe^t, öon
ber erften finb aber 2500 @j. (ad^t ©eibetfd^e S(uflagen) ge=
brudft morben, für bie id^ ein Honorar öon 10 ^ ^sm empfing,
njeld^e iä) mit SSergnügen jurüdf ja^le, n^enn id^ bafür mieber 20
freie ^anb belommen fann. gür ^^xt SSemerfungen ju biefen
beiben SSönben bin id^ S^"^^ oufrid^tig bantbar; tt)ären e§ nur
me^r genjefen! S)ie metrifc^en unterfd^reibe ic^ unbebingt; an
meine 5ßentameter mag idb gar nic^t beulen, fie finb in meinem
§anb'®yemplar aber fd^on alle öerbeffert, unb bie (Epigramme »&
roerben fid^, mie id^ l^offe, in ber neuen ®eftalt nid^t ganj übel
8 vgl. V. 684: @r bcirf)tct nod^ cinft unb roirb ein ©l^rift,
Uechtritz bezeichnete ihn ^ wegen seines mit dem kirchlichen
Dogma von der Ewigkeit der Höllenstrafen unvereinbaren Inhalts
im Munde eines Papstes*' als bedenklich 12 Uechtritz hätte
gewünscht, „den sanften Adel Baphaels sich noch etwas deutlicher
und voller ausdrücken zu sehen"
19. 3. 55. 492. An Friedrich üechtritz. 223^
au§nel^men, luenti bic fpdter etitftanbenen, tretd^e bie Sal^I 100
fd^on überfd^reiten, \)\n^vL fommen. Slnbere StuSftettutigen be^
ru^en tüo^I jum S^eil auf ber SJerfd^ieben^eit unferer SSelt:^
onjdbauung, unb trir motten uri§ lieber barüber freuen, bag
6 mx in fo vielem übereinftimmen, aU un§ betrüben, bog mir
tro^bem ^ie unb ba au^einanber gelten, ©o opfere id^ ^l^nen
ben „^riefter", obgleich er ein mirflidieö gactum l^inter fid^
^at, unb „vinum sacrum" mittig auf; e§ finb greffe ^l^antafie^
ftüde ol^ne tieferen S'em. gd^ füge mit SSergnügen nod^ „ßine-
10 ^inrid^tung" unb „SRäuber unb genfer", beren ©ie nic{)t
ermöl^nen, ^inju. dagegen mug id^: „SSater unfer", ba§ aud^
au§ meiner reifften Seit ftommt, fo mie „SSerfö^nung" unb
„Virgo et mater'' feft^alten; te^tereS ift mir fogar befonber§
Heb, meil e§ mir einen tiefen etl^ifd^en ,^intergrunb aufju^
15 fd^Iiefeen fd^eint. 3lber, nid^t ma^r, in unfereS SSater§ §aufe
finb nid^t bIo§ öiele SBo^nungen, fonbern e§ führen aud^ öiele
SBege bal^in?
SBie leib tl^ut e§ mir, ba^ id^ S^nen meine neue S^ragöbie
nid^t mitt^eilen fann! 9lber id^ merbe fie nid^t al§ Mspt
ao brucfen taffen, fonbern fie g(eid) ber treffe übergeben. S)ie&.
mirb aber, obgleich fid^ fd^on ein Sud^^önbler borum bemorben^
t)at, erft 5um fünftigen §erbft gefrtjel^en, bamit nic^t nad^ brei:=
jährigem, öottftönbigem ©c^meigen brei ©tüde k)on mir auf
einmal eintreffen, unb fid^ gegenfeitig fd^aben. ©agcgen merben
25 mal^rfd^eintid) nod^ im Sauf be§ ©ommer§ meine ®r5ä]^(ungen
erfdjeinen.
2 einzelne Gedichte hatten bei üechtritz Anstoss erregt.
7 vgl. VII S. 149 8 vgl. VII S. 148 9 vgl. VII S. 184.
10 vgl. VII S. 181 11 vgl. VI S. 169 12 vgl. VI S. 272
13 vgl. VI S. 178, dieses nannte üechtritz „mindestens bedenklich'*^
15 vgl. Joh. 14, 2 18 „Gyges«
224 492. An Uechtritz.— 493. An Jung. 19.— 21.3.55.
§aben ©ie fd^on etmoS über ^l^ren ©ommer befd^Ioffen?
SBir merbcn tiotfi ©ot^burg unb Dber=Cefterretc6 gc^cn, toeil
meiner grau bie ®ebirg§Iiift notl^ tl^ut. ©d^iüarjenberg f)ai
fid^ un§ jum gül^ver erboten unb ba er na6) bem ©rj^erjog
Sol^ann ber erfte ©emfeniäger ber äRonard^ie x)i, fo fönnen iDir 6
feinen beffern finben! SRit ber ©efunb^eit gel^t e§ bei unS
leiber nod^ immer nic^t, tt)ie e§ ge^en fottte; mir muffen ba§
93efte bom grü^ling ^offen, ber übrigens aud^ fd^on üor ber
S^ür ftel^t, benn geftern, an meinem 42ften ©eburtStage,
pflücfte ic^ bereits im Stugarten einen ©d^neegtödEd^en^^Straufe. lo
SRit ben ^erjlid^ften ®rü§en bon §ou§ ju §au§
gr. Hebbel.
Nr. 493. An Alexander Jung in Königsberg.
S^re beiben Sriefe, gee^rtefter §err, finb jur redeten 3eit 15
bei mir eingetroffen, forool^t ber frühere, nac^ SWarienbab
abreffirte, at§ ber le^te; tt)a§ mit ber ^oft für mid^ abgefanbt
mirb, berfe^It mid^ nie. 9luc^ bie jmeite §ö(fte ^i)xt^ S3ud^e§
über ®oet^e§ SBanberjo^re l^abe id^ ermatten, unb jmar burd^
ben §errn Sibtiotl^ecor SSoIf, ma§ id^ bemerfe, meil eS bemeift, 90
bog aud^ an il^n alle g^re ©enbungen regelmäßig gelangt finb.
SBenn id^ nid^t baju fam, mi^ über 3^re 9lb^anblung ju
äußern, fo braud^e id^ mid^ jur Sntfc^ulbigung nur auf S^ren
eigenen Srief ju bejie^en; Sie leben in Königsberg, ftatt in
Wien, tt)0 bie SBogen o()ne ^n^eifel unbergleid|(ic^ biel l^ö^er »s
ge^en unb ben 3Kenfc{)en gemaltfamer mit fid^ fortreißen, unb
fanben bennoc^ in 5mei ^af)xtn nic^t bie 3eit, meine 9(gne§
SSernauer aud^ nur einjujie^en, gefd^meige ju lefen.
Nr. 493. H unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II
S. 32-34. 19 vgl. B. V. S. 166, 27
21. 3. 55. 493. An Alexander Jung. 225
S^ fi^i>c i>fl^ f^^t begreiflich, aber an6) Sie merbcn eö
natürlid^ finben, bo§ ein Mann, ber in ber großen S^aiferftabt
noc^ obenbrein eine Slrt öon SRittelpunct bilbet, gegen ©ie im
SRüdEftonb bteibt: glauben ©ie mir, e§ fann S^neu nic^t
6 brücfenber fel)n, in meiner ©d^ulb ju [teilen, um mid^ fo au§s
jubrüden, al§ e§ mir ift, ^l^ren SBünfc^en nid^t genügt ju l^aben.
^d) bin S^nen iebod^, obgteid^ meine grift bie bei weitem
Heinere mar, fd^on um etmaS öorauS, id^ l^abe 3^r Säerf ge^^
lefen unb e§, meit fritifd|e Strbeiten mir felbft abfeilt liegen,
111 unter marmer (Smpfel^tung einem meiner greunbe, bem §errn
©mit Sul^, 5ur SSeurtl^eilung übergeben. 5)iefer fagte mir
fogar, menn id^ nid^t irre, bor längerer S^t, er l^abc fid^ per*
föntid^ mit ginnen in SSerbinbung gefegt; iebenfattS ift er unter
allen meinen ^iefigen SSefannten am beften geeignet, fic^ 3]^re§
15 93ud§S öffentlid^ anjune^men. ^ä) felbft ^abt nic^t ermangelt,
unb merbe aud^ ferner nictjt ermangeln, mid| münbtid^ barüber
au§5ufpred§en; biefe nü^t aud^, unb bei bem SWißcrebit, in ben
ba§ gebrucfte SBort gerat^en ift, faft mel^r, mie eine ^itif.
Ueber^aupt mögen ©ie überjeugt fe^n, baß id^ Slffes^, maS ic^
20 für ©ie 5u ttjun öermag, mit greuben öon fetbft t^un roerbe;
S^nen SSerleger ju öerfd^affen, bin ic^ jebod^ nid^t im ©tanbe.
SBaS nun bie jmeite ©älfte 3^rer 9lb]^anblung betrifft, fo fanu
id^ i^r jmar meit meniger beiftimmen, tt)ie ber erften, meil
®oet^e§ aSanberjal^re in meinen Stugen mo^I ein ^öd^ft
25 refpectabteö Seftament finb, aber feine§tt)eg§ ein Äunfttüerf. Um
ha^ JU ertüeifen, tüürbe ic^ laum nötl^ig finben, in bie Siefen
be§ ©d^öpfung§proccffeS l^inab^ufteigen, fonbern nur ganj ein*
fad^ an bie bom SSerfaffer fetbft in ben Stnnalen mitgetl^eilte
Genesis erinnern, bie unS jeigt, bag ber SRoman ungefähr ent*
30 ftanb, tt)ie 3uftinian§ Snftitutionen, bei benen befanntlid^ nidtjt
ber oft citirte rotl^e gaben, fonbern ber Sinbfaben bie §aupt*
rotte fpielte. 3^oc^ ba§ l^inbert mic^ nid^t, aud^ l^ier ba§
Hebbel, Srlcfc V. J5
226 493. An Jnng.-493a. An Bamberg. 21.— 25.3.55.
©igcnt^ümlidie unb Sebeutung^fc^iüere 3]^re§ S)etaifö an=
juerfennen.
SSon mir ifl bie ^gne^ Sernauer fürjtid^ erfd^ienen, lüe^s
f)alb e§ einer SlädEfenbung beS S'önigSberger ©yemplor^, um
bereu gütige SSerntittluug iä) Sie öor jmei ^al^reu erfud^te, s
uid^t ntel^r bebarf. S)er äKid^el 9Iugeto mirb 5u Dfteru folgen,
unb jum ^erbft uäc^fteu 3a]^re§ eine gauj neue Sragöbie, bie
mid^ eben feit meinem SWarieubober Stufentl^alt auSfd^tiegUdö
befc^äftigt ^at SSieHeid^t füllten Sie ©id^ angeregt, irgenb
eines biefer äSerfe ju befprcd^eu; ift ba§ ber gaff, fo fagen w
Sie e§ mir, unb ic^ merbe !3()ueu ©jemplare juge^eu laffen.
®odE| bitte idE| Sie auSbrüdEüd^, Sid) burd^ irgenb eine 9tü(ffic^t
auf mid) nic^t beftimmt ju füllen, 3f)re B^it unb ^^xt Stdfte
einer 3^rer größeren Slrbeiteu ju entjieljen. SBo man unge=
rec^t augegriffen mirb, mie ic^ in S'önigSbcrg, ba fie^t man fic^ is
gern öertl^eibigt; ba» ift menfd^Iid^ unb natürlid^. 9lber nimmer
lann ict) iDÜnfd^en, bafe ein Sünftler — unb bie probuctiöe
3:^atigfeit fc^eint uadEj 3^reu legten äJriefen, obgleid^ id) nid^t§
derartiges öon Sinnen fenue, bie fritifd^e in S^nen bei weitem
5u übermiegen — fic^ meinetmegen in einen Solbaten öeriDanble! so
f)od^ad^tungSt)off ergebenfter
SSien b. 21. SRör^ gr. Hebbel.
1855.
Nr. 493 a. An Felix Bamberg in Paris. gß,
Wien b. 25ften äRärj 1855.
SDiein greunb Saphir, lieber Bamberg, überbringt S^nen
biefe 3^i'cn ; Sie merben Sid^ fe^r freuen, i^n perfönlic^ lennen
24 darnach fehlt der Brief vom 25. März 1855 an G. Heckenast
in Pesth, den Verlag der „Novellen" betreffend
Nr. 493 a. H in Weimar. Bw. 1 S. 337.
25.->26. 3. 55. 493a. An Bamberg.— 494. An Kolbenheyer. 227
5u lernen. Ueber fein ®enie bxaudjt \6) 3§nen 9?ic^t§ ju fagen;
er ^ält burc§ bie Unerfd^öpflic^feit feinet ®eifte§ an neuen
gormen nod| immer ganj Wien in Sc^adi, unb bag luitt je^t
unenblidi öiet me^r Reißen, mie früher. 2lber er ifl aud^
6 Homme de plus bon coeiir unb ^ai im Umgang burc^ouö nic^t^
StQd|tic]^te§, lüie 5ÖJanc^er, ber feine töbtlid^en SBi^e fennt^
öorauS fe^en mag. SSor Äurjem feierte er in ^errlic^feit unh
^rac^t feinen fe^^jigfien ©eburt^tag; je^t ge^t er im Stuftrag
ber S. ffi. ^Regierung jur ^nbuftrie^Stu^ftettung nac^ Paris.
10 ^d) füge nur nod^ ba§ SBort au§ bem ©bangelium ^inju: tt)o&
Sie il^m tl^un, ba§ l^aben @ie mir getrau I
gür gieren Srief einftmeilen nur meinen beften 5)anf;
nädiftenS bie Stntiuort. ©in (gyemplar ber Agnes Bernauer
trifft mit biefen S^xUn htx S^nen ein; Saphir mirb e§ mit*
15 nehmen, e§ finb aber — fo meit bin ic^ rebucirt — nur bie
3tu§^ängebogenl
6mpfe^Ien Sie mid^ unbefannter SBeife ber lieben gärigen!
gr. §ebbel.
20 Nr. 494. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg.
Wien b. 26 ERdrs 1855.
5^er öottftdnbige Xolbi, mein üere^rtefter greunb, ift nebft
3^rem ©riefe rid^tig unb red^täeitig eingetroffen; ber unöolt^
nanbigc ift jurüdgelcgt unb l^arrt S^rer iDcitercn SJerfügung.
26 Xa§ ®ebici^t ^at aud^ meiner grau fe^r gefallen, unb barauf
bürfcn Sie SBcrtl^ fegen, benn fte ift ein magrer Barometer
für $oefte unb ba§ Unechte fe^t fic^ nie bei i^r burc^. 9(n
8 am 8. Februar 1855 10 ygl. Matth. 25, 40
Nr. 494. HnnzagäJiglich. Nach Abschrift Nachlese II 8. 34 f.
15*
228 494. An Eolbenheyer.— 495. An Tendier. 26.-28. 3. 55.
(gntpfd^Iungcn rocrbc iä) c§ nic^t mongeln laffen; forool^l brief^
Itc^ atö tnünbHd^ iDerbe ic^ für bie SSerbreitung forgen, unb
l^obe c§ jum "Sffüi fc^on gctl^an. CcffcntUd^ fann ic^ über ein
unb baffelbe Suc^ nic^t jipei äRal reben; ba§ SJonoort f daließt
bie Sritif au§, ol^ncl^in fte^c ic^ mit feinem einjigen igournal 5
in SJcrbinbung, meil, unter un$ gefagt, bie ©efeßfc^ft gar ju
fd^lec^t ift. S)oc^ merben meine greunbe fid^ fd^on rül^ren; an
^rof: Eitelberger, ate SRebacteur ber SJiener Sitcraturjeitung,
unb an Saphir fd^icft §err ^edenaft mol^I (Sfemplare? 9Iuc^
$erm Dr ©mit Su^ (burd^ bie SSuc^l^anbtung Tendier et Comp.) 10
bitte iä) ju bebenlcn; für aDe brei fann ic^ [teilen, ©onft
braud^en ©ie fein SBiener Statt ju berüdEfid^tigen.
3^r ^errtid^er Surgunber, bem ©ie fe^r unred^t t^un,
wenn ©ie il^n unter ben franjöfifd^en fteffen, l^at am 18ten
aJidrj SBunber getrau; oud^ beg gütigen ®eberg ift beftenS ge^ 15
bad^t morben. 3?od) einmat ben aufrid^tigften S)anfl
gür S^re freunbtidEje SSermitttung bei ^edfenaft bin ic^
3^nen ebenfalls fe^r öcrbunben, meine ^iefigen SSerteger
(Tendier et Comp) bringen k)on mir ju Dftern ben SKid^et
Slngcto unb jum §erbft eine ganj neue Sragöbie, meS^atb id^ 20
bie 9?ot)etten tieber anberbroo erfd^einen taffe, um bie Sntereffen
nid^t ju freujen.
SRit ben ^erjtid^ften ®rü§cn
gt. ©ebbet. «5
Nr. 495. An Tendier & Comp. (Carl Fromme) in Wien.
Säicn b. 28 äKärj 1855.
Unter Sejugnal^me auf unfer münblid^eS Uebereinfommen
erlaube ic^ mir, ^^nm mein S)rama: Michel Angelo unb
Nr. 495. H unzugänglich. Nach Kopie in den Akten Nach-
lese II S. 35. Adr. ®en Ferren Tendier & Comp, SßcrlagSbud^*
pnbicr
28. 3. 55. 495.-496. An Tendier & Comp. 229
meine S^ragöbie: Gyges unb fein 3ting unter ben nad^ftel^en*
ben, unferer Vereinbarung über ha^ Srauerfpiel Agnes Ber-
nauer entnommenen Sebingungen jum SSerlag anjutrogen.
1) ©ie brudEen beibe SBerfe in angemeffcner 9lu§ftattung
6 in einer Stuflage k)on 1000 ©jemptaren.
2) Michel Angelo erfd^eint ju Ostern, Gyges unb fein
Ring jum ^erbft b. g., fo ba§ ber ®rucf be^ Sedieren etma
im ^uguft beginnt.
3) ©ie jaulen mir für Michel Angelo ein Honorar k)on
io 150 f( C. M. unb für Gyges öon 450 ft C. M.
4) gür eine etmaige neue Sluflage belftalten fid^ 9lutor
unb 33erleger neue Sebingungen öor.
9Kit ber Sitte um gef. Seanttnortung ber l^ier fpecialifirten
^uncte jeic^ne id^ mid^ unter 93eifd^lie§ung be§ Mspts t)on
15 Michel Angelo
]^oc^ad^tung§t)oII alg
S^r ergebenfter
Dt gr. ^tbbtl
Nr. 496. An Tendier & Comp. (Carl Fromme) in Wien.
®m. aSol^Igeboren
erlaube id^ mir in 93eantmortung S^rer geehrten 3ufdE|rift nad^*
träglid^ ju bemerfen, ba§ mein SJermittter, §err Emil Kuh,
beauftragt mar, mir fotnol^I bei meiner Agnes Bernauer, mie
bei bem je^t in Siebe ftel^enben Michel Angelo unb bem Gyges,
18 die Firma antwortete zustimmend bis auf Punkt 1), wo
nach 5Iu§ftattung eingefügt wurde: crftereS in einer 3lufl. non
1200 unb legtcrcS
Nr. 496. H unzugänglich. Nach Abschrift in den Akten.
Nachlese II S. 36.
230 496. An Tendier.— 497. An Heekenast. 28. 3.— 1. 4. 55.
ba§ 9lc(^t ber aufnähme in bic ©cfammt-äuögabc meiner
©t^riftcn, falls eine fold^e früher ober fpSter ju Stanbe lommcn
foKte, Dorjubel^alten; jebod^ felbftt)er{länblid^ gegen ©id^erfteUung
3^re§ ®injeUSScrfaufe§ biS jum abfafe be§ legten ©yempIorSi.
S(^ ^aUe e§ jmar für äiemlic^ unnötl^ig, biefen ^nct noc^ b
fd^rifüid^ ju fiyiren, ba mir un§ lüo^I jeberjeit o^ne SBeitere§
berftdnbigen mürben, miß eS aber um „SebenS ober Sterbend"
SBißen bod^ tl^un, um äRi^öerftönbrnffen jmifd^en unferen oIten=
faßfigen ßrben ju begegnen, erlafje ^l^nen inbefe „bie 5ßaar
Seilen", um bie ber Seufet am angeführten Drt im Sauft lo
bittet, ba Sie ja übereinftimmen, menn ©ie nid^t proteftiren.
$)od^ad^tung§t)oQ
S^r ganj ergebener
Wien eodem dato. gr. ^ebbel.
Nr. 497. An G. Heckenast in Pest. is
Wien b. 1. April 1855.
— dagegen bitte id^ ©ie, ©id^ in Sejug auf bie etmaige
®efammtau§gabe über eine grift mit mir 5u öerftänbigen, tüie
e§ §err J.J.Weber u.f. m. aud^ getrau l^aben; fe^en mir fünf
3a]^re unb fügen mir ^inju, ba§ S^^en aud^ bann nod^, fattS 20
miber äffe aSa^rfc^einlid^feit nod^ einige ©j. Pon ben 1000 8tb:=
brüdEen Porl^anben fe^n fofften, ber (SinjetSJerauf gefid^ert
merben mu§.
lü Faust V. 1714f.
Nr. 497. H vernichtet. Nach Fragment in Hebbels Ab-
schrift Nachlese II S. 36 f. Der Brief betrifft den Verlag der
Novellen und Erzählungen. 23 Hebbel fügt hinzu: ^ffe§ Ucbrigc
non mir fclbft norgefd^lagen, alfo au^ acccptirt; nod^ eine ^ov.
in SluSfid^t gcftefft, aber nid^t mit Seftimmtl^eit nerfprod^en.
Damach fehlt der Brief vom 4. April 1855 an die Hoftheater-
Intendanz in München
20.4.-6.5.55. 498. An Heckenast.— 499. An Schloenbach. 231
Nr. 498. An G. Heckenast in Pest.
©eel^rtefter §err!
Cbgleid^ id^ ungern t)on bem hx^^x feftgefteltten ^rincip ab^
meid^e fo erfidre id^ 3^«^ii bod| mit 33er:=
ßgnügen, ba§ 3^^^^^ ii" Sott einer nod^ bei meinen Seb*
gelten gn Stanbe fommenben ©efammtau^gobe meiner Schriften
bie bann öon ben 1000 (£y., metd^e je^t gebrudt merben,
etma noc^ öorrätl^igen gu % be§ SabenpretfeS angerechnet
tüerben muffen.
10 Säien b. 20. Ap: 1855.
Nr. 499. An Arnold Schloenbach in Leipzig.
9Rein lieber ©d^Ioenbad^!
®§ folfte mir oufrid^tig teib fct)n, menn mirfüd^, tnie @ie
meinen, ein „anberer Sert" in Sinnen ftedEtc, a(§ td^ bi§^cr
/ß gebadet l^abe; id^ glaube e§ aber nid^t, unb barum antmortc
id^ 3^nen!
aSoriu l^ätte id^ ©ie grünblid^ mißöerftanben? @ie erfud^ten
mid^, S^"cn für 3^re öermtfd^ten ©c^riften einen SSerleger in
SBien ju öerfd^affen unb idE| t^at, tt)a§ id^ fonnte. ©ie metbeten
;gomir, bag Sie mic^ in 3^ren SSorlefungen für ©eutfd^fanbö
größten bramatifd^en Sid^ter erflärt Ratten, unb id^ banfte ^f)nm
bafür, fd^ränfte 3^ren 5lu§fprud^ aber fo meit ein, al§ meine
Nr. 498. H vernichtet. Nach Fragment in Hebbels Ab-
schrift Nachlese II S. 37.
Nr. 499. H unzugänglich. Euphorien V S. 722 f. Nachlese 11
S. 37 f. Adr. $erm 3lmoIb ©d^Ioenbad^, Söol^lg: be!annten
(Bd^riftftellcr, in ßcipgig. 3>^felftra6c 9flr. 6. Vor diesem moss
ein Brief an Schloenbach fehlen, auf den er sich bezieht»
232 499. An Arnold Schloenbach. 6. 5. 55.
9(d^tutig t)or jlDci gleic^ berechtigten SSorgängem e^ mir jur
^pid|t mad^te. ©ie befd^merlen fid^ über mein ©tifffd^meigen
l^infid^tlidEi 3^rer SBettfeele, unb id^ jeigte ^l^nen on, ba§ ^l^r
93ud^, gleid^ bieten anberen mir awf bem 93ud^]^änblermege ju*
gefonbten Suchern, nid^t in meine JQ'dnht gelangt fe^. §aben s
©ie ^^xm S3rief öergeffen, ober glauben ©ie, ba§ id^ mid^ be§
meinigen nic^t me^r erinnere?
S)a§ 9lIIe§ ift einfad^ unb natürüd^ unb bafe idE| eine eben
fo einfädle unb natürlid^e Slufnal^me bei S^nen ermartete,
bemieS ber Umftanb, ba§ id^ ©ie um eine fleine ©efädigfeit lo
bat. SBie f ommen ©ie nun . boju, mir f o munberlid^c Singe
5U fdEjreiben, meine 3lu§brücfe in fpöttifd^em ©inn ju mieber-
Idolen unb fogar eine ^Ibreffe, bie fid^ unter ©dEjriftftettem fd^on
\o t)on felbft öerfte^t, mie unter Beamten ba§ §od^tt)o^tgeboren,
ju commentiren? ©ie fönnen mid^ bod^ unmöglich für ben ib
geringen ©rfolg meiner Sßemü^ungen öerantmortlic^ machen
motten, unb fid^ nod^ weniger baburd^ bertc^t füllen, bajs id^
SIeift unb ©rinparjer nic^t ^u na^ ju treten münfd^e. SBaS
bleibt aber fonft?
Sefen ©ie meinen 99rief mit Stulpe nod^ einmal, bann merben go
©ie finben, ha% if)n ein 3Kann fdEjrieb, ber niematö Hoffnungen
erregt, bie er nid^t ju erfüllen bermag unb fein Sob acceptirt,
ba§ i^m nid^t gebül^rt. ©in fotd^er SRann berbient Std^tung,
er fann aber auc^ eine momentane Uebereilung bergeben unb
bergeffen, unb ift nad^, mie bor, ^s
aufrid^tig t^eitne^menber
aSien b. 6. aRat) 1855. gr. §ebbet.
3 Weltseele. Dramen 1854
19. 5. 55. 500. An Adolph Pichler. 233
Nr. 500. An Adolph Pichler in Innsbruck.
SBien b. 19 SRoi 1855.
^ä) f)aU 3§ncn auf äiuei Briefe ju onttuorten. gl^re
^^muen l^obe id^ in ber bon g^ucn borgefd^riebcncn Stu^mal^I
5 burd^ meinen greunb Äul^ bcm SRebactcur ber ®onau auf
ber ©teße mitgetl^eilt, aber burd^au^ nid^t§ roetter babon ber*
nomnten. SBal^rfd^eintid^ ^at §err b. ©d^warjer fic^ unmittets
bar mit 3^nen in SBerbinbung gefegt;' id^ fel^e ben Sßann
niematö.
10 SÖJeine 9leu§erungen über ^f)xt ^^rnnen fd|einen Sie nic^t
gonj in meinem ©inne aufgenommen ju l^aben; id^ 6e«
^auptetc 0Io§, ba§ bie antifen SRaafee in beutfc^er ©prad|e
immer ^u biet grembartige^ bel^aüen, um in'8 SJoIf einbringen
5u fönnen unb bag fd^ien unb fd^eint mir burd^ S^re SSor*
16 ganger ben)iefen. g^re ©inmenbungen ^aben öiel für fic^; e§
bleibt aber nad^ meiner Ueberjcugung feft fte^en, ha% ber
^id^ter in unferer 3^^* fid^ feiner gormen bebienen fott, bie
fc^on ate fold^e ben „ftumpfen SBiberftonb ber SBett" l^erbor
rufen, ba er fd^on mit ber SKoterie, bie er ju bearbeiten l^at,
20 fdimer genug burd^bringt. hierüber merben mir un§ mo^I
öereinigen; bo§ ber SBert^ 3§rer Seiftung babei unangetaftet
bleibt, öerfte^t fid^ bon felbft. Ql^re Urmüd^figfeit unb innere
©ebiegen^eit fann 5Riemanb öerfennen, eben borum entfielt aber
ber SSunfdEi, fie au§ größeren Reifen nid^t auSgefc^Ioffen
25 5u fe^en.
2Ba§ ba§ ®üffelborfer Sllbum betrifft, fo müßte ic^ !aum,
mic irf) mid^ babei bct^eiligen foKte. EReine ganje Jl^ätigfeit
ge^t im 5)rama auf, Heinere 2(rbeiten fommen mir faft gar
Nr. üOO. H in Weimar, unzugänglich. Nach einer eigen-
händigen Abschrift Adolph Pichlers.
234 500. An Adolph Pichler. 19. 5. 55.
nid^t t)or, l^öd|ften§ mad^e id^ öon 3^^t ju Qüi nod) ein ©e^
bic^t, aber biefe ©ebid^te finb tüett ntel^r geeignet l^ie unb ba
eine Sude in meinen beiben ©ammlungen Qu^jufüHen, at^
felbftftänbig l^erbor ju treten. 3ebenfatt§ ntügte ber Stebacteur
)i(i) perfönlic^ mit mir in SSerbinbnng fe^en unb mir feine b
Säünfd^e mögtid^ft beftimmt ouSfpred^en.
SSon mir erfd^einen nöd^ften§ 9K. 5lngeIo unb eine Samm-
lung meiner Dhiöelten. ^m ^erbft inirb eine neue Sragöbie:
„®t)geÄ unb fein SRing'* folgen, bieHeid^t oud^ ein 93anb fritifd^er
©c^riften, ber bann aud^ in unöerftümmetter ®efta(t ben ^uffajj w
bringen mürbe, meld^er an ^f)xe unb 9iein§otb§ ®ebidE|te an-
fnüpfte. Sa§ ©tüd mirb äRand^en überrafd^en; id^ l^atte bie
9lbfic^t, e§ für einen befferen ßeitpunct aufäufparen, aber eine
faft unglaublid^e S^bi^cretion jmingt mid), e§ ju öeröffentlid^en.
Sie meinten früher, meine Stgne§ SSernauer mü§te je^t, ib
nun fie S^^^i^i^önn bortiege, aud^ bie X^eater^Sirectionen in
Setüegung fe^en. Sa§ toxxb, tt)ie idi berne^me, aud^ gefd^el^en ;
§err Soube mill eine anbere, bie er fid) öon ©reiben fd^reiben
lieg, jur Sarftettung bringen. 5)a bie meinige jebod^ unter
Berufung auf bie SRiglic^feit be§ „S^ema§", melc^e§ bei jebcr 20
Se^anblung baffetbe bleibt, jurüdgemiefen mürbe, fo gebenfe ic^
eS nid^t ol^ne nad^brüdlid^e ^^roteftation gefdEje^en ju taffen, bie
jundd^ft moralifd^e, fpöter bietteid^t aud^ factifd^e golgen l^abcn
mirb. S^ tie§ bei bem ©rafen, einem mir t)erföntid^ unbefannten
unb, mie id^ bei biefer ©etegenl^eit erful^r, meinen 5trbeiten fogar sb
fel^r abgeneigten äßanne, anfragen, mie eine fold^e §anblung§s
meife ju betradEjten fet); er antwortete, fie fet) unbillig, unge*
redEjt, une^renl^aft. SDiefer 5lnfid^t finb mehrere gemic^tige
Scanner beigetreten unb aud^ Sie labe ic^ ein, fic^ au^xu
fpred^en, etma unter ^nf(^tu§ anberer geeigneter ^erfonen; id^ 30
18 von Otto Ludwig
19. 5. 55. 500. An Adolph Pichler. 235
lege S^"en ju bem Srved einen Slu^jug au§ bem betreffenbcn
93ricfe bei unb erfuc^e @ic, 3^re äKeinung über bie Sittigfeit,
©ered^tigfeit unb Sl^ren^oftiglett auf bem nämüd^en 99Iatt ntebcr
ju fc^reiben. ©aß e§ fid^ nid|t um mid), fonbern um ba§ aü^
6 gemeine S^tereffe ^onbelt, broud^e id^ wol^l nid^t erft 5U fagen.
aSenn übrigen^, tt)ie nod^ möglidEj tft, qu§ ber gonjen ©ad^e
nid^t§ lüirb, ober gar nid^t§ bal^inter ftedft, ]"o mu§ §err Saubc
fid^ bei feiner eigenen journatiftifc^en Clique bebonfen, bie bie
SRieberträd^tigfeit al§ nabc beöorftel^enb in il^ren ^Blättern an^
10 f ünbigte.
S33a§ ^aben Sie für ben Sommer bor? 3d^ merbe mit
meiner grau nad^ Dberöfterreid^ u. f. m. gelten, öietteid^t fönnten
tt)ir un§ irgenbmo treffen. @§ giebt fo mancherlei, toa^ fid^
fd^rifttid^ faum ober nur ^alb au§fpred^en lägt. SWein Söd^ter^
16 lein memorirt fleißig au§ ^Ijxtm 3nn§brucfer SedamationSbud^,
e§ mar neulid^ eine ganj munberIidE|e ©mpfinbung für mid^,
2 vgl. Euphorion VII S. lOOf. ^luöjug au§ einem 53ricf
ber $ofburg*2;]^eater55)ircction. Söien 18. S^oocmber 52. @o eben
erl^alte id^ ^'^re öemaucr, oerel^rter $crr! oon ©ygcttcng mit
bem 93cmcr!cn gurürf, bafe er bie Sluffül^rung bcftimmt ablel^nc.
3Iud^ bie Berufung auf ben ®rfoIg I)at nur nad^tl^eilig geroirft,
feine 9lad^rid^tcn auS 9Jiünct)en roiberfpred^en bem unb er ift im
gangen offenbar gegen ba§ S^l^ema eingenommen, roeld^eS il^m
für ein $oftt)eater mifelid^ erfd^eint. 2)ä ift nid^tg mel^r gu
tt)un. ^^x ergebener Saubc. Pichler erfüllte Hebbels Wünsche
und schrieb darunter: ^n ben uoranftcl^enben feilen roirb
baS 2)rama 3IgneS Semaucr non g. Hebbel abgeroiefen, roeil
ha^ 2:]^cma für ein ^oftl^eater miglici^ erfd^eint. 5)a nun bie
®irection bc§ ^ofburgtl^caterS begungead^tet bie Signet öcmauer
eines anberen 2)i(i^terS gur ^uffül^rung bringt, fo !ann id) au§
meiner Übcrjeugung btefe» Scrfal^rcn — nac^bem frül^er Hebbels
2öer!, roeld^eS bzn glcid^en (Stoff bcl^anbelt, abgeroiefen rourbe —
nur al§ unbillig, ungercd^t unb meinen Segriffen uon (S^re nidöt
gemäft bcgeic^nen. ^nnSbrudf, 20. SJlai 1855. Dr. 3Ibolf pd^lcr.
236 500. An Pichler.— 502. An Jordan. 19. 5.-22. 6. 55.
atö bie Scl^rerin il^r mein „Sinb am 93rutinen" aufgegeben l^atte
unb fie e^ fid^ mit rol^ glü^enben SBönglein eifrig einftubirte.
SBie immer
gr. Hebbel. 5
Nr. 501. An Robert Schumann in Dresden.
SBien b. 12. ^un^ 1855.
hierbei, öerel^rtefter §err, übcrfenbe id^ S^ncn ba^ erfte
©jemptar meinet Michel Angelo, bo§ mir juge^t. 3d^ babe
I3^nen biefe§ ®rama gemibmet; mögen Sie bie unöeränberlid^c 10
gortbouer meiner treuen Sl^eilna^me l^ierouS erfel^en!
Sl^r l^od^ad^tungSöoK
ergeOenfter
gr. Hebbel.
Nr. 502. An Wilhelm Jordan in Frankfurt. 15
Säien b. 22ften Sunt) 1855.
SSere^rter .^err!
©ie mögen ©id| nid^t menig öerrounbert ^aben, ba§ ic^
3^nen bi§ je^t bie Stntmort ouf S^ten Sßrief fd^ulbig blieb.
Schreiben ©ie bie Bögerung bto§ meinem SBunfc^e 5U, Sinnen «o
5 darnach fehlt der Brief vom 18. Juni 1855 an Robert
Prutz in Halle, Antwort auf dessen Empfehlung August Försters
(vgl. Bw. II S. 381 f), wahrscheinlich mit dem Gedicht „An den
Kaiser von Österreich" VI S. 306 ff.
Nr. 501. H unzugänglich, nach Abschrift. 10 vgl. III
S. 431.
Nr. 502. H nicht zugänglich, nur in Abschrift. Bw. I
S. 449 f.
22. 6. 55. 502. An Wühelm Jordan. 237
^ugteid^ ein (Syemptar ntcincS SWid^el Slngelo überfenbcn ju
fönnen. S^ glaubte nid^t, bog ber S)rudE beffelbcn fid^ fo lange
l^inäiel^en würbe, unb fant fo tro^ nteine§ beflen SBillenS in
SRücfftanb gegen @ie. Se^t tft ba§ Slücf ba unb erfolgt
6 l^iebei; öietteid^t mad^en ©ie mir mit S^ren „SiebeSläugncm",
über bie id^ öiel ©ünftige^ gelefen ^abt, ein ©egengefd^enf.
Unfer gemeinfd^aftlid^er greunb ^Bamberg mar mittlerweile
bei ©elegenl^eit ber §erüberfunft bc§ franjöfifdEjen SRinifterS in
SBien unb l^at mir äRand^eö t)on S^nen erjä^lt. ©§ war mir
10 fe^r lieb, il^n nac^ einer faft jel^njöörigen S^rennung einmal
mieber ju fe^en; bod§ war er l^ier leiber überbefd^dftigt.
3^re ^eufeerung über bie Signet Sernauer war mir l^öd^ft
intereffant. 3d^ wünfc^te mir unb bem ®rama öon ^erjen,
ba% fie fic^ bewal^ren mögte, aber ii) fürchte, bafe ben SKaffen
iß gegenüber ba§, wa^ im ©etail burd^ größere Sufl^nglic^feit
etwa gewonnen fet)n mag, burd^ bcn fd^neibenben (£rnft ber
©runb^Sbee wieber Verloren ge^t. ©o beforge xd) auä), ba§
man ben Söiid^el Slngelo furjweg für ein Sünftler:s?)rama er^
fldren, unb aßenfatt^ bem §aupt:=S]^aracter fein Kompliment
30 mad^en wirb, wäl^renb id^ bod) meine, einen ganj allgemeinen
et^ifd^en ^rocefe bargeftellt ju l^aben, ber fid| in jebem
Sßenfd^en leben wieber^olt unb im Sünftler ^öd^ften§ etwa§
fd^ärfer l)ert)ortritt.
3^r gi^anffurter Sl^eater ift injwifd^en in bie Suft ge^
25 flogen, we§^alb icf) ben S^l^eaterfd^lug ber 5lgne§ Sernauer nid^t
beifd^liege. ^d) banfe Sinnen aber auf ha^ ^erjlid^fte für S^^re
Semü^ungen unb würbe S^nen gerne ®leid^e§ mit ®leic^em
öergelten, wenn id^ mit ber ötefigen Sßü^nenwirtl^fd^aft ba§
©eringfte ju fd^affen l^ätte.
5 Die Liebesleugner, Lustspiel 1856 11 vgl. Tgb. IV
N. 5382
238 oO?. An Jordan.— 503. An Schloeabach. 22. 6. 55.
3n bcr ^'^offnung, rcd)t halb ein ncueS Sebcn^jetc^cn tma
3f)nen 5U erhalten, bin ic^ frcunbfc^aftüd^ft
3^r ergebener
gr. Hebbel.
Nr. 503. An Arnold Schloenbach in Leipzig. 5
Wien b. 22ften Sunt) 1855.
9Sor brei Sagen, öerel^rtefter ©err, erl^ielt id^ enblic^ auä)
"ba^ ^tneite ober öielme^r bQ§ erfte ©jemplar '^f)xtx SSSeltfeelc,
ncbft einem t)om Iftcn Nov: t). 3. batirten S3rief; ba§ 5ßaquet
mar alfo öoße acftt SRonate untermegS, tnie Sie bc§ DM^eren 10
au§ bem beiliegenbcn ©ouDert t)on S^rer ^anb erfel^en motten.
9?un fragen ©ie ©id^ nod^ einmal, mie ic^ S^nen bafür im
Decbr l^ätte banfen foHen unb erinnern Sie Sid^ biefc§ SSor^^
gang§, ber ju ben ganj gcmö^nüd^en gehört, menn S^nen irgenb
Semanb in einem öbnlic^en gaU einmal mieber bie 2(ntmort is
fd^ulbig bleibt.
Sie finb je^t überjeugt, ba§ id^ nid^t gegen bie ^öflid^feit
gefehlt l^abe; eben fo menig, id^ mu§ l^ierauf jurüdE fommcn
unb bieg aJtal fel^r ernft, ^obe id^ Sic migüerftanben. SBcr
mit mir Derfe^ren roill, ber mu§ menigftcn§ meinen 9Ser* 90
fid^erungen ©tauben fc^enlcn, menn e§ i^m bann aud^ au§ un*
gcnügenber fienntnig meinet ®^aracter§, mit bem fid^ friöolc
unb ariftocratifc^e Saunen ober motiötofe ©rillen abfolut nid^t
vertragen, einmal begegnen fottte, mic^ ju migbcutcn. SSäic
märe e§ mol^I bcnfbar, ba§ fic^ ein SKann mit einer Slbreffcjw
ein Seräioncr^^Spögd^en erlaubte, ba§ fein orbentüd^er Stubent
mel^r repetirt? S33ie mit biefer, fielet e§ aber mit allen bcn
Nr. 503. H im Besitze des Herrn L. Saeng iun. in Darmstadt.
Euphorien V S. 723 f. Nachlese II S. 38 f.
22. 6. 55. 503. An Arnold Schloenbach. 239
3Jorau§fe^ungen unb Slnnal^nten au§, burc^ bie Sic 3^re Ueber*
cilung 5U red^tfertigen fachen. Sft e§ beim fo fc^mer, fte mu
5ugefte^en, unb füllen Sie beu aSiberfprud^ nid)t, ber barin
liegt, niic^ auf ber einen ©eile' ^^x^x Sichtung 5U öerfid)ern
unb boc^ auf ber anberen in meinem eigenen ©ingemeibe beffer
93e]c^eib iriffen ju tüoHen, al» id^ felbft? ©ie befinben fid^ in
einer gebrüctten Sage, unb ba§ mac^t argmö^nifc^ unb mi§*
trauifd^; warum fottten unb mottten ©ie e§ nid^t auc^ einmal
gegen midE) gelüefen fe^n!
10 9tu§ Sl^rer SBeltfeele unb ^^xtn „Saufenb ^Q^^'^^
Sfjüringifc^er ©efd^id^te" l^abe ic^ mit Dieler greube erfe^en^
t>a^ ©ie S>iä) ben beiben reinften Cuetten ed^ter Sltenfc^en*
bilbung jugemenbet ^aben. ©0 ift e§ red^t; Dktur unb ®e*
fc^ic^tel ^ilber roie fommt S^J^^ii ^^^ ®ebanfe, ba§ S^re SBib*
15 mung an Gervinus mid^ ftören fönne? 3dE) l^abe mic^ junüd^ft
perfönlic^ nic^t über i^n ju beflagen, benn id^ bin öielleic^t ber
einzige bramatifd^e 3)tdE)ter ber (Segenmart, ben er gelten lögt.
3m 2tHgemeinen aber ftimme idE) mit feiner S3etrad^tung ber
mobernen Siteratur DoHfommen überein, unb !onn ben "Siat^
20 ben er Sinnen gegeben ju* ^aben fc^eint, nur tüieber^olen. 3tein,
lücr Gervinus el^rt, ber finbet mid^ immer an feiner ©eitc, ic^
bin fogar meit entfernt, Julian ©dEjmibt unb feiner SEritif bie
(£5iftenj=93trec^tigung ganj abjufpred^en, roenn id^ midö aud^ im
ß'inäelnen gegen SRand^eS Dermaleren mu§. ®§ ift eine Qdt^
s5 tüo ba§ größte Salent ju Diel lüagt, menn e§ fidE) für feine
6jiften§ nic^t nac^ einer bürgerlid&en Safi§ umfiefjt unb bennod^
Dermel^ren fid^ bie ©eutfd^en 5ßoeten, mte bie ©d^meifefliegen; ba
t^ut ber ftrengfte SRaa^ab not^. UebrigenS ^atte ic^ biefe
Slnfidöten lange, beüor Gervinus fd^rieb, unb fann e§ bemeifen.
iO „Tausend Jahre Thüringischer Geschichte" 1855 waren
Gervinus gewidmet, wie schon Loeffler bemerkt
240 503. An Schloenbach.-504. An Werner. 22. 6-2. 7. 55. '
SReine neue Sragöbie erfd^eint erft im ©erbft; einfttoetlen
finb 2lgncS Sernauer unb SRtd^el ängelo ha, aug benen, xoie
id) mir fc^meid^Ie, einige SSilbung ju fd^öpfen ift, unb bie id^
3^nen empfel^Ie, menn ©ie tniffen motten, mag id^ öom gnbi-
bibuum verlange. (£S ift nid^t unma^rfd^cinlid^, bo^ id^ im b
^erbft nac^ Leipzig fomnte; cinftmeüen red^ncn @ic auf meine
treue S^eilnal^me, unb auf meine aufrichtige 93ereitmittigfeit;
Sinnen ju bicnen, mo id^ fann. S3e^alten (Sie Wien im ?(uge,
id6 jä^e ©ie gern l^ier, unb mären ©ie erft einmal ba, fo
mürbe fid^ mol^I aud^ ein ^löfed^en für Sie finben. 3t)ten w
Sluffa^ in Wigands gal^rbüd^ern l^abe id^ nidE|t gefeiten; mir
fommt gar menig ^ 5U ©efidfit. Sonnen ©ie mir i^n nid^t
fd^idfen? SSom ®^ge§ ertjalten ©ie ein ©jemptar. SBie immer
gr. ©ebbet. is
Nr. 504. An Karl Werner in Iglau.
Wien b. 2 ^xdt) 1855.
Sieber Werner!
Cbgleid^ im Segriff, eine längere 3teife nad^ Oberöfterreid^,
©te^ermar! u. f. m. anjutreten, fann ic^ bod^ nic^t unterlaffen, 20
S^nen borl^er für^^reSritif be§ SKic^elStngelo ^erjlic^ft ju banfen.
5lbgefe^en bon bem inneren SBertl^ S^rer Slrbeiten, über ben
©ie meine SKeinimg fennen, lege ic^ je^t aud^ auf Sritifen ein
meit größeres ©emid^t, mie frül^er, unb bin ^^mn beSl^alb
boppelt berpftic^tet. S)ie ©rfa^rung fiat mid^ belehrt, bap fie gs
Nr. 504. H in Weimar. Bw. II S. 422. Adr. auf Kuvert:
Herrn Professor Karl Werner Söol^Ig in Iglau. Poststempel:
Wien 3. 7. Iglau 4 Juli
2.-3. 7. 55. 504. An Werner.— 505. An Christine. 241
9?iemanb gletd^gültig fc^n bürfen, ber iiic^t erft Dom ®rabc
Qu§ tüirlen, fonbern 3^^^ unb SBelt lebenbig erfaffen miÜ, um
k)on i^nen in fruchtbarer ©egenfeittgfett mieber erfaßt ju lüerben.
Unb menn Napoleon, ber SDlann ber J^at, ber Karen unb fid^
6 felbft Derbürgenbcn, ftd^ unmittelbar nad^ ber ©c^Iad^t ^infefete
unb nid^t bIo§ ba§ Bulletin bictirte, fonbern auc^, mie ber
93riefmcd^fel mit feinem S3ruber Sofep^ bemeif^t, ben SWoniteur
mit Slrtüeln bebadt)te, fo ift ein ©c^riftftetter ujo^l entfc^ulbigt,
loenn er ben confequenten Verbreitungen unb SSerbäc^tigungen
10 feiner 5ßrobuctionen burd^ e^rlidE)e Sln^eigen einigermaßen ju
begegnen fud^t.
SBerben ©ie'biefen ©ommer nid^t fommen? ©ine 9luf*
frifd^ung tr)äte ^f)n^n gemig tt)o^(. 3^^ bin öon SRitte Sluguft
an toieber in Wien unb fö^e @ie gern einmal miebet!
15 9Rit ben ^er5lid^ften ®rü§en Don meiner grau an ©ie
unb S^^ ^ou§
gr. Hebbel.
Nr. 505. An Christine Hebbel in Weilersdorf.
so SReine t^euerfte K^riftine!
e§ ift r;alb 9 U^r, eben ge^t bie SKarie auf ben SRartt
unb ic^ fe^e mid^ ^in, um ®ir ben SSerlauf be§ geftrigen 2ag§
JU melben. SBie iä) S)id^ Derlie^, traf id^ in einem §o^toeg
einen tobtfranfen 3KenfdE)en, er lag an ber Srbe unb ftöf;ntc
J85 jämmerlich, ic^ ^ielt i^n 9lnfang§ für betrunfen unb gab i^m
gute Se^ren, ic^ über5eugte mid^ aber balb, ba§ ic^ einen
Seibenben t)or mir l^abe, rief Öeute l^erbei unb Derfal^ il^n mit
etroaS ©elb. ®ann ging id^ nac^ Sd^önbrunn hinüber, Derlief
Nr. 505. H in Weimar. Nachlese II S. 41.
$ ebb et, »riefe V. 16
242 505. An Christine.— 506. An Kub. 3.- 14. 7. 55.
mic^ aber fo, ba§ ic^ erft an bcr ^cfeenborfcr ©eile in ben
5ßarf l^inein tarn, maS in bcr brennenbcn ©onnenl^i^e nicl)t
eben angenehm mar, woranf ©chatten unb S'ü^Iung ober freiließ
nnr nm fo beffer fd^medEten. ^6) fc^Uef 9lnfang§ ein lüenig auf
einer 95anf, barauf trän! ic^ in bcr ©rotte jmei ®Ia§ et§!alte§ 5
SBaffer, mag mx6) fcl^r erfrifditc, unb nun \af) iä) bem S^*
öalibcn ju, ber einige ber milb ab unb ju fliegenben SSögel fo
an fid) gelodft ^at, ba§ fte i^m auö bcr ©anb frcffcn. Um
7 Ut|r mar xä) miebcr ju ©aufe, um l^alb 8 fam Su^, mit
bcm id) micber fort ging, morauf mir ^öd^ft frugal ol^ne Bier 10
unb Wein mit einanber foupirten, meil id^ nod^ immer nid^t
ganj mo^I bin. §eute morgen ^abe id^ S)cin 93ilb gleid^ ein:=
geficgclt unb an Carl einen üeinen SBrtef gefd^rieben, ben bie
äRarie eben je^t beforgt. ©0 mie fie micber ba ift, merbe id^
glcid^ ausgeben, benn id^ l^abe me^r 5U t^un, alS id^ felbft is
backte, ©ier l^aft ®u meinen ScbcnSlauf, ®u mtrft jc^t gemife
in einem fd^önen ©arten fifeen unb Sitele roirb luftig berum
fpringen. ©c^b alle 93eibe innig gegrüßt unb gefügt, Dcrgcfet
nid^t, aud^ mir ein 5ßaar Seilen ju fc^reiben unb cmpfcl^It mid^
atterbeften§ ber grau von Moosbrugger^ • bo
euer
Wien b. 3 3ul^ 55. gr. §.
Nr. 506. An Emil Kuh in Wien.
©munben b. 14. Sul^ 1855.
Sieber Su^! «5
9{id^t ber 9iefpect, ben id^ Sinnen atö grünblid^em 3tcfor:=
mator be§ SSa^nfl^IS fc^ulbig bin, giebt mir jc^t bie geber in
bie §anb, aud^ nid^t meine perjönlid&e Swneigung ju S^nen,
}3 dieser Brief an Karl Hebbel nicht erhalten
Nr. 506. H unzugänglich. Bw. H S. 90f.
14.-17. 7. 55. 506. An Emil Kuh. 243
fonbern bte Sangemeile. 9?id^t jttjar, al§ o6 tc^ @ie um jenen
SWefpect 5U Derfürjen geböd^te; im ®egent^eil, id^ roet^ e§ öoß*
fommen ju njürbigen, maS e§ l^eifet, ein ©intemalen unb ^ü^
bterocil augjurotten unb id) fd^öfee benjcnigen, bcr foIdE)e S)ifteln
6 unb dornen ber ©prad^e Vertilgt, ftö^er, afö ben, ber auf
Schlangen unb 9?attern ^aQö mad^t. 9lud^ nid^t, al§ ob meine
perfönlid^e Zuneigung irgenb abgenommen l^ätte; ©ie merbcn
mic^ ganj jo grob finben, mie früher, unb ic^ Derfpred^c S^nen,
um S^nen ba§ ju betoeifen, gleid^ für ben erften 3tbenb, faH^
10 Sie e§ münfd^en joHten, einen gelinben Sani, ©ie miffen e&
ober längft, bafe id^ erft erfalte, tt?enn id^ l^öflid^ ttjerbe. 3lttein —
©0 n)eit l^atte id^ an einem trüben 9^fad^mittag gejdE)rieben,
al§ ba§ SBetter fid^ plö^üd^ aufflärte unb meine S^^cinwbe in
ber ®eburt erftidftc. ©ie fd^Iiegen Don felbft barau§, ba§ unfer
jß Entree in ®munben nid^t ba§ freunblid^fte tt)ar. 93ei ftrömen*
bem, eisfalten Stegen famen mir an, unb bi§ auf menige ©onnen*
blicfe, bie un§ ^mifc^ an baS erinnerten, ma§ un§ mangelte,
proffelte unb riefelte e§ ben ganjen folgenben Sag fort, ©olc^
ein 3uftonb ift für S^bermann jum SSerjmeifeln unb für mid^
;eo boppelt. ^oc^ ift er ®ott Sob je^t Vorüber unb ^eute, ben
17ten, fann ic^ ^bncxi fd^on üon einer 5ßart^ie im ©od^gebirg
beridE)ten, bie id^ geftern in ©efeUfd^aft ber beiben erften 93erg*
fteiger ber ®egenb, nämlid^ be§ S3aron§ Don S33önningen:^3ngeU
^eim unb be§ ®rafen ©d^miebegg, gemad^t ^abe. (£§ ift bie
25 fc^roierigfte, bie ^ier unternommen werben fann unb eine ber
fd^mierigften über^oupt; mir maren an 1000 gu§ über bem
3:raunftein unb ic^ unterzog mic^ il^r, mie ©ie mid^ fennen,
me^r gejmungen, alS freimißig, meil id^ an ein rafd^ gegebene^
unüberlegte^ SBort feftgenagelt mürbe. 5Run, idE) bereue eg nid^t,
so oben gemefen ju fe^n, menn ic^ auc^ fc^merlic^ nod^ einmal
27 soll das heissen: Traunsee?
16«
244 506. An Emil Kuh. 17. 7. 55.
I^inauf Hettrc, bcnn mir iDaren öon öier U^r SRorgenS t)i§
fteben Ul^r 9lbenb§ bis aufS Slcugcrfte angeftrengt unb legten
bie legten brei ©tunben bei ©ettjitter unb SBotf enbruc^ jurüdf, f o baß
felbft bie gü^rer, neröigte 9Känner mit eifernen (Seinen, faum
nie^r roeiter fonnten. SBir Derfanimeltcn unS am äbenb t)ox=^ b
l^er in ber fogcnanntcn ®ro§*9(Im, einer etnfamen SKaierei, njo
tüix übernad^teten; meine ariftocratifd^en greunbc l^od^ ju Siog
k)oran, iä) befd^eiben ju gu§ l^interbrein. 3^er SBeg ba^in über
^xi% Sntmünfter unb SJeufird^en mar pcbft intereffant, ba aber
«in aSetter auffam, beeilte id^ meine ©d^ritte unb flog mel^r, lo
ötö id^ ging. ®§ mad^te einen eigenen ©inbrudE auf mid^, ju
feigen, mie SlHeS au§ 33erg unb SBalb in^§ umfriebete S)orf
l^eimfe^rte, möl^renb ic^ mid^ immer me^r in bie SBilbnig t)tx^
tiefte; ©d^nitter itnb ©d^nitterinnen famen in SRaffen an mir
t)orbei, ©c^aafe unb Stegen, bie auf ber Söeibe roaren, mürben ib
xa\(i) unb öngftüc^ lo^gebunben unb in bie ©tätte getrieben,
mä^renb ber SBinb fic^ immer gewaltiger erl^ob unb id^ jeben
Segegnenben fragte, ob ic^ auf bem rechten 5ßfabe fei). S)er
§(benb üerftrid^ bei 93ier unb (£af6 fel^r angeuel^m, id^ erful^r
t)iel ®rünblid^e§ über i^iefige B^ftänbe, audE) mürbe mand^e so
luftige ®efc^id^te erjäl^U; ber ®raf ©d^miebegg fd^enft bei einer
SJergt>art]^ie einem 93erliner S^egierung^ratl^ einmal ©belmeig,
biefer brüdft il^m mit gnäbiger SKiene bafür einen ©ec^fer in
bie §anb unb erfd^ridft ju Sobe, mie er i^m nun burd^ einen
dritten al§ ungarifd^er SDfagnat öorgeftellt mirb, entfd^ulbigt fic^ k
aber gleid^ barauf fel^r glüctlic^ bamit, ba§ er bie Ferren für
eine ©efettfc^aft gü^rer gehalten f)abe. 3)ie 9?ad^t brad^te nid^t
öiel ©c^Iaf; altüöterifd^e Letten, mit giguren bemalte ©d^ränte
öerfe^ten mic^ in ein frül^ereS Satjrl^unbert jurüdE. ®an5 in
ber grül^e ging'S fort, bie ®rie§52llm l^inauf unb, nad^bem mir 30
ha^ ganje fog: ^ö^Ien:=®ebirge burd^froc^en l^atten, bie ©atteU
9ltm mieber herunter, nid^t o^ne ®efo^r, üon bem hinter un§
17. 7. 55. 506. An Emil Kub. 245
Qufftetgenben 5RebeI überl^olt unb gejwungen ju werben, auf bem
erften beften giecf ju übernad^ten. Stuf ber ®rie§=9(Im, bte
fc^on ^oä) genug ift, jebod^ nod^ unter beut ©d^nee liegt, lernte
irf) bte erfte ©ennenptte fennen; ic^ ^ätte nid^t geglaubt, bafe
6 e§ einen fo fd^mu^tgen Sllten, einen fo blöben ©anfel unb eine
)o fd^mierige 5)irne in ber SBelt gäbe, atö idE) ba beifommen
fanb. ^ie Sauern fd^icten, tt?ie id§ bei ber ©elegen^eit erful^r,
bie garftigften Sßägbe hinauf, um i^re ®aftfreunbfd^aft nid^t
burd^ bie S^ger, benen fie MU6) unb S3rot fc^utbig finb, äße
10 Sage in 5(nfprud^ genommen ju feigen. 9tl§ Kuriofum rourbe
mir ein 33afili§f gejeigt, ein blanfeS, fd^marjeS, efel^aft==niebs
Iid^e§ X^itx, ba§ gute§ SSSetter prop^ejeit, menn e§ aufmärt^
friedet. $Ruu famen mir in bie (Sd^nee==9iegion unb e§ lüar
feine S'Ieinigfeit, bie gefrornen fd^iefen glöd^en ju überfd^reiten,
t5 befonberS für mid^, ber id^ o^ne Sergfd^u^e n)ar; einmal, am
5Ranbe, bradE) ic^ ein, eriüifc^te aber glüdEUd^ermeife noc^ einen
gelSblodf, an bem idE) mid§ l^ielt, fonft märe id^ öiete Älafter
^inabgeftürjt. 3d^ ^örte bafür aber freiließ aud^ Saminen
bonnern unb fal^, mo§u fetbft bie (Eingeborenen feiten gelangen,
20 bie ©emfen in ganjen SRubeln, meit über l^unbert, mit fie balb
über ben 6d^nee ba^in l^üpften, balb bie getfen ^inan unb ^n^
unter Vetterten, ja fic^ un§ fogar auf ©d^u^meite näherten.
2)od^ mu^te id^ mid^ anftrengen bi§ jur üöUigen ©rfc^öpfung
unb mar babei t)on einem S)urft geplagt, ba§ id^, über unb
25 über öom ©c^meiß triefenb, ben gefrornen ©c^nee §anbüott
nad^ ^anbüott mit ber größten Segierbe öerfc^Iang, um ben
©aumen nur ju ne^en. SBie mir 5tbenb§ um fieben U^r in
©benfee anlangten, burdEjnä^t bi§ auf bie ©aut, id^ faft o^ne
Stiefel, fprad^en meine S3egleiter mid^ gemtff ermaßen frei, inbem
30 fie erflörten, ba§ id^ al§ Sllpengönger je^t bie SBei^e erl^alten
^ötte unb mid^ überall, fomo^I ijkx, al§ in Sl)rol unb in ber
©d&meij, mit SRube an jeber ^ßartl^ie betl^eiügen bürfe. S)abei
246 506.— 507. An Emü Kuh. 17.-22. 7. 55.
toerfid^erten fie mir, ba§ x6) fetncSmeöS, wie id^ geglaubt ^attt,
am ©c^minbel litte, benn ic^ ^&tte ©trerfen jurüdEgelegt, öor
bcnen ein ©d^minbliger unbcbingt 5urüct{cl^aubere, unb ba bie
gü^rer bieg befräftigten, fo mu§ etma^ SBal^rcS baran fe^n.
S^r 95rief !am geftern, ben 16ten, in meine ^anbc; id^ 6
crttjarte ben näd^ften mit Ungebulb. SBir befinben un§ leiblid^
unb grüben ^erjlici^ft.
Nr. 507. An Emil Kuh in Wien.
©munben b. 22ften ^uit) 1855.
Sieber ^vif)\ w
Unfere Slbrebe tnar bie gemöl^nlid^e, ba§ ©ie mir nämlid^
juerft fc^reiben unb bann fogleic^ ^Inttnort erhalten foHten.
3d) l^abe S^nen aud^ an bemfelben Sage gejc^rieben, mo id^ "^"fyctn
S3rief empfing unb bin meinem SBort alfo treulic^fl, tnie immer,
nadEigefommen. 5)ie§ jur Slble^nung 3^re§ SSorujurfg. is
®§ t^ut mir fel^r leib, ba§ e§ in S^tem ^aufe fo übel
fte^t. §offen tnir ba§ Sefte, einftmeilen aber freuen ©ie @ic^
jum erften 3Kal aufrid^tig, ba§ ©ie fc^on S^^^n gefidE|erten
'ißla^ au^er bemfelben ^aben. ®ie§ ift ber SRoment, mo @ie
3()re Unab^ängigfeit fd^öfeen lernen fönnen, märe e§ aud^ nur, 20
meil ©ie ©id^ fagen bürfen, ba§ ©ie bei gehöriger Deconomie
Stjrem SSater feinen ^Pfenning mel^r §u loften braud^en. gd^
miirbe an S^rer ©teile, menn er fic^ nic^t ööUig mieber
arrangirt, felbft ©ffen unb Srinlen u. f. m. nid^t mel^r an:=
nehmen, aber freilid^ üon meinen ermad^fenen SSrübern auc^ 2s
ba§ ®IeidE|e Dertangen. 9tudö un§ ergel^t e§ !eine§meg§ nad^
SBunfd^. SRein 3teif eberid^t ift je^t in S^^en Rauben; feit bem
Sage, mo idE) i^n abfanbte, ^aben mir beftönbig fd§Ied^te§
Nr. 507. H unzugänglich. Bw. II S. 92.
22.--23. 7. 55. 507. An Kuh.~508. An Debrois. 247
SSSettcr. Stur mit SRül^e unb ©efal^r fttel^It man bcm unauf^
l^örüd^en Siegen ein furjeS ©pafeierftünbd^en ab. S)abet fantmelt
man Ruften unb ©d^nupfen in anfel^nlid^en S)ofen ein, unb um
bieje Io§ 5u toerben, ftnb njir bod^ l^ierl^er gefommen. ^d) fann
6 beSl^alb über ben ®efunb]^eit§:=3wflanb meiner grau nid^t ba§
SKinbefte fagen, unb ber meinige ift nid^t ber Siebe mertl^.
(Sie ift im Slßgemeinen l^eiter unb bergnügt, aber i^r §al§ ift
noc^ immer leibenb unb i^r Organ umfd^Ieiert, fo ba§ id^ e§
ernftlid^ ju ermägen anfange, ob fie nid^t bod^ fe^r batb ba§
10 S()eater üertaffen muß. S)ie§ ift natürlid^ nur für ©ie.
Seben Sie tüo^I unb bereiten ©ie ©id^ auf Stot^menbig*
feiten t)or, bie früher, atö @ie e§ ertt?arten fonnten, an @ie
t)eran ju fdE)reiten fdE|einen. 3)ie SKeinigen grüben ©ie auf ba§
^erjlic^fte, Siti, bie mid^ nur „an^ Sangett?eile" Hebt, ba§
16 l^eigt: nur bann, menn bie SKama ntdE)t ba ift, feiert l^eute
i^ren 9?amen§tag, fie bilbet fic^ übrigeng jur guten Sat^olifin
au§, betet in jeber Sapelle am SSege unb fc^müdft jeben Stltar
mit Slel^ren unb 93Iumen. gür S)ebroi§ lege id^ ein 5ßaar
Seilen bei.
20 Nr. 508. An Karl Debrois von Bruyck in Wien.
©munben b. 23. 3ull) 1855.
Sieber ®ebroi§!
Sd^ banfe ^^nm für S^ren S3rief unb freue mid^, ba§ er
in einer ^eiteren Saune gefd^rieben ift, obgleidE) ©ie mir ba§
25 SSerftummen ber (Suftad^ifd^en Srompete nod^ nid^t melben
fonnten. ©in Dorübergel^enbeS Uebel ift gar fein§ unb ha^
Nr. 508. H unzugänglich. Bw. II S. 437 f. 26 die
Prophezeiung traf nicht ein, Debrois wurde taub
248 ' 508. An Karl Debrois. 23. 7. 55.
gierige Qt})i jo gemiß vorüber, atö bag Uebet, baS mid^ je^t
plagt unb mir boS ©i^en am ©direibtifd^ jur ^m mad^t. ©te
l^ören je^t einige Strien ttjentger, wie id^ ein 5ßaar 93äber in
bcr l^erriid^en Sraun n)eniger neunte; baS ift fatal, aber e§ ift
aud^ 2lIIe§. galten ©ie @id^ bal^er nad^ mie bor an ben ®e^ 5
braud^ ber 3)antpfböber, ^üten ©ie ©id^ aber bor anberen ®es=
tt)att§mitteln, benn ntit ber Spolera ift nic^t ju fraßen.
3d^ Ia§ l^ier, wo mir biel 3*egcn nnb wenig ©onnenfd^ein
l^abcn, ein SSud^, ba§ ntid^ fe^r intereffirte unb ©ie nod^ ine^r
intereffiren bürfte; e§ finb "Sik^U muficalifd^e S^aracterlöpfe. lo
Saffen ©ie ©id^ e§ nidE)t entgegen; id^ felbft fomme aud§ barin
öor unb äu S^rer befonberen ©ati^faction in ®efeIIfdE|aft
SBil^elm S'autbad^g, ^Robert ©d^umnnng unb atid^arb SSSagner^.
S)a§ bie Jl^eaterjeitung ntic^, gnäbiger wie Kirce, bie an^
ftönbige Seute nid^t bloß in ©d^weine üerwanbelte, fonbern fie is
oudE) al§ ©d^weine fterben ließ, au§ einem SKonftrum wieber
in einen erhabenen B^tgenoffen umgefc^affen l^at, rü^rt mid^
tief; iä) werbe Säuerle, wenn wir un§ auf ber ©traße be^
gegnen, fortan feinen Untert^önigften mit einem Unterwürfigften
crwiebern, ba idE) boc^ bi§t|er tro^ig bei meinem ®an§ ©el^or- so
famften [teilen blieb. SSSenn aber i)ie ©jartor^Sfifd^e SRonat*
fd^rift eine Sanje für mic^ gebrodE|en l^at, fo ift e§ mir in
SBal^r^eit lieb.
5)e§ §ofgörtnerS Söd^tertein gönne ic^ S^nen, obgleid^
fie S^nen ol^ne 3tt)eifel SRofen, Silien unb SSergißmeinnid^t 9b
al§ SRitgift subringt; ©ie ^aben atte Urfad^e, 3^rer SRama
banfbar ju fe^n.
SBir l^aben l^ier big 12. Sluguft ein Sogi§ im Slnfer ge*
nommen, bi§ ba^in ^öre id^ wol^l noc^ üon S^nen.
10 von W. H. Riehl, 1. Band 1853 erschienen
2o. 7. 55. 509. An Friedrich üechtritz. 249
Nr. 509. An Friedrich von üechtritz in Düsseldorf.
©munben b. 25. 3ull) 1855.
2(u§ biefer Ueberfd^rift, mein öere^rtcfter greunb, ent:=
nehmen ©ie fc^on, bn§ mir unferem ©ommerplan treu geblieben
6 finb. 3)oc^ ift biefe nur im ^lllgemeincn ber gaU, benn ftatt
im Satjfammer^^Sut l^erum ju ftreifen unb e§ abjujuclen, ujie
bie Sinber ben 3o6anne§:=53eerenflraud^, l^aben ipir un§ l^ier
an bem ^errlid^en See angefiebelt unb ttjerben bi§ auf einige
^uSpge aud^ fd^tnerüc^ weiter gelten. ^6) bin fc^r für ba§
w „SReftmad^en" unb üertiefe mid^ in'§ ^2ltom lieber ganj, atö ba§ tc^
im Uniüerfum öon Stern jn Stern ^üpfe unb 9?id^tg jurücf
laffe ober mit mir fort ne^me. S)od^ ift btefe ©igenfd^aft
meiner Statur, bie fic^ mitunter freilid^ aud^ jur Unzeit gcitenb
madEien mag, bieg SKal nic^t allein an ber SSeränberung SdE|uIb.
j6 SJteine arme Srau ^ot, feit Sie 9iid^t§ mefir bon mir l^örten,
einige fel^r ^arte ^Prüfungen erfal^ren. i^uerft ftarb il^r bie alte
Öerjogin bon SBürtemberg, bie Sc^ttjefter be§ gürften SKetternid^,
unb jnjar faft in i^ren ^rmen. 3u biefer ®ame ^atte fie ein
ganj eigentl^ümlid^eS fd^meflerlid^^öd^terlidEieS SSer^ältnig, Sie
20 fönnen Sid^ bal^er leicht benfen, ba§ il^r %oh fie tief erfc^ütterte.
5tc^t Sage barnad^ öerfd^ieb i^re äRutter an ber d^^olcra, unb
ba§ innerl^alb etne§ B^iti^aiii"^ öon faum anbert^alb Sagen.
SDabei mar fie glüdflid^ermeife nid^t gegcnmörtig, benn id^ ^atte
fie äur ©r^olung ju einer greunbin auf § Sanb gefd^idft unb fie
25 f onnte fo rafd^ gar nid^t mel^r gerufen lüerbcn, um nod^ 3^i^9i"
ber legten Slugenblidfe ju fe^n. ^d) fage: glürflid^ernjeife unb
ic^ ^alte mid^ ju biefem 9lu§brudE bered^tigt, weil fie i^re
95?utter noc^ am Sage i^rer 9(breife gefe^cn ^atte, unb tncü
t)on irgenb einer §ülfe ober einem Sroft, bie fie ^dtte bieten
Nr. 509. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 219—221.
21 vgl. Tgb. IV N. 5411
250 509. An Friedrich üechtritz. 25. 7. 55.
ober empfangen fönnen, gar nic^t bie 9tebe fe^n fonnte. 5)n§
aUeg i)ai fie benn fo angegriffen, ba§ iä) einen rnl^igen 9tuf^
enthalt an einem ber fc^önften 5ßnncte ber SBelt au§ (Sefunb-
]^ett§rü(!fic]^ten bem §in:= unb ^erjiel^en unb §erumflreifen
öorgejogen f)af)t. s
2Bir finb nnn bereite DoHe öierje^n Sage ^ier, unb smar
bie gan5e fleine gainiK^/ i^a^ Söd^terd^en unb fogar \>(i^ 9Käb^
c^en eingefd^toffen. S)a§ SBctter Oegünftigt un§ nid^t ju fe^r,
mir ^aben öiel Siegen, aber mir finb bennoc^ fel^r jufriebcn.
©ine gi^eunbin meiner grau ift gteid^ mit un§ gegangen unb w
mol^nt mit un§ jufammen, ber gürft ©c]^mar5enberg, ben fein
Slrjt mieber gebieterifd^ nac^ älkrienbab fd^idfte, ift am Iften
§(uguft mit feiner Kur fertig unb mirb bann auc^ fommen, fo
ift benn ber 3uftanb red^t be^aglid^ unb mirb immer bel^ag^
üd^er merben. S<^ '^^^ \^^^ ^^ §od^gebirg, in ber ©d^nee- is
unb ei§s9{egion, mo bie Saminen fd^on ju bonnern anfangen
unb bie ®emfen ju ^unberten l^erum ppfen. ®abci erfuhr
id^ 5u meiner größten SSermunberung, ba§ id^ bem ©c^minbel
nid^t untermorfen bin, mie id^ immer geglaubt ^atte; td^ erful^r
e§ im bud^ftäblic^ften ©inn, nämlid^ öon meinen 93egleitern, 90
bem ®rafen Schmiedegge unb bem 93aron SBörningen, ben
fünften S3ergfteigern ber ®egenb. 3d^ l^atte biefen Ferren,
als fie mir bie ^ßartl^ie antrugen, Don meinem ©c^minbel, ben
ic^ aßerbingS immer weniger in ber SBirflid^feit, al§ bei'm
Sefen gefä^rtid^er Slbent^euer empfunben i^obz, mit e^rlic^er 95
SSeforgnig gefproc^en; nun fagten fie mir, 'tid^ ic^ ©teßen jurücf
gelegt ptte, 'tixt mir in ber Sd^meij nic^t ärger öorfommen
fönnten unb angefid^t§ bereu fid^ jeber Sd^minbUd^e augenbüdflid^
niebermerfen mürbe. SDa§ ift ein l^ödfjft angenel^mer 3wn)ac^§
an Selbfterfentni^; ic^ glaube, ber S^aifer SKaj unb feine«,
3Kartin§manb ift öorsugSmeife an meiner bisherigen ©inbilbung
©d^utb gemefen.
25. 7. 55. 509. An Friedrich Uechtritz. 251
3u ben greuben meinet tjieftgen 2lufent^alt§ gcl^ört e§
au6), ^a^ ]i(i) feine ScitungSblätter l^iel^er öerirren, tüenigfteu^
5U mir nid^t. ^6) tt)ei6 ba^er nid^t, ob ©ebaftopol fid) nod^
immer ^ält, ober ob e§ gefallen ift. Stielet, afö ob id^ gegen
6 bie (Sefc^ide ber SBelt irgenb gleid^gültig toöre; fo tief ^offe iä^
nie ju finfen. Slber mir fc^eint, fie finb in einem Stabium
angelangt, mo man einfimeilen müßig jnfel^en mnß, mic bei
einer @onnen=SSerfinfternng unb einem Srbbeben; bie St|ätigfeit
be§ ©injelnen beginnt erft ^inter^er. ©ie lönnen ba§ nur mit
ioöiel me^r Slul^e, mie id^, unb bloß beS^alb, meil @ie nid^t in
Defterreid^ leben. SBir 5lße befinben un§ in ber peinlid^ften
Situation, meit mir nid^t miffen, mag für finanäieße grüc^te bie
poütifc^en SSermidEIungen un§ tragen merbcn. ®^emal§ l^atte
man bodE) nur bafür ju forgen, ein §au§ ju bauen; ta^ bie
Jß ©teine, au§ benen e§ beftanb, fidE) plöfeUd^ einmal in Suft Der*
manbeln fönnten, brandete man nid^t }u befürdE|ten. S^fet ift
ba§, 5um SRinbeften bei un§, umgelel^rt unb bieß ift einem
e^rtic^en SWann ^öd^ft empfinbüd^. gdft befenne, baß ber ©e*
banfe an fold^e SKöglid^feiten mir manche ©tunbe trübt.
jso 9?un ju Sl^rem lieben Srief. S23a§ Sie mir über S^ren
aiufent^alt in Serlin unb über ben ÄreiS, in meld^em ©ie ©ic^
bort bemegten, mitt^eilen mogten, mar mir an fid^ l^öc^ft
intereffant. 9ll§ einer Slbme^r gegen erhobene 93efd^ulbigungen
merben ©ie beffen aber nad^ meiner Ueberjeugung nie bebürfen.
SB 2)ic S)inge, beren ©ie gebenfen, merben jundd^ft in ®rabbe§
Siograp^ie üon Si^Ql^i^f bie mir, nebenbei bemerft, an feiner
einzigen ©teile ben ©inbrudf ber 93ö§mittigfeit, nur ben einer
3 am lO. September 1855 rückten die Verbündeten in S. ein
2 1 Uechtritz schilderte im Gegensatze zu Zieglers Buch über Grabbe
UDd einen Aufsatz Julian Schmidts in den „Grenzboten" die Zu-
sammenkünfte mit Grabbe als harmlos, jedenfalls weit entfernt von
der angeblichen »genialen Liederlichkeit"
252 509. An Friedrich üechtritz. 25. 7. 55.
unöcrflänbigen Setüunberung bcS SScrfe^rten gentadit ^ai, öiel
l^rmlofer crjä^It, atS ber mir unbefannte 3ouniaI*8lbfub,
bcffen ©ie txtü^ntn, al^nen lägt. Sann aber bccft gegen atte§
®eträt)c^ ber SBelt in einem ganj onbern @inn aU iebe l^iftorifd^e
Slufttärung baö tieffinnige ®k)angeIten*SBort: an i^ren grüd^ten s
foHt ^f)x fie erfennen! S" Mefer guöerfid^t laffe ic^ 9ltte§,
n)a§ gegen mid^ öorgebradit wirb unb maS namentUd^ biefer
atebacteur ber ©ränjboten, ber an§ bem ^ß^^rfifd^ felbft nur
bie 95Iauföure tieraug fd^merft, gegen mic^ auSfprifet, getroflen
SWut^e^ an mir Vorüber ge^en unb befinbe mid^ mo^I babet. lo
®ö ift ungtaublid^, obgleid^ tiefer gefaxt, roieber ^öd^ft notürlid),
iüie ttjenig Unöerftanb unb böfer SBiUe gegen ein jugleic^
energifc^eS unb fittlid^e^ ©treben auSjurid^ten Vermögen, ©o
erfc^eint jefet in 5Rem:=^or! eine ®efammt:=9tu§gabe meiner
©d^riften; ba§ ift für meinen 5Serteger, ber e§ mir furj t)or 15
meiner 2tbreife jammemb anzeigte, nid^t angenehm, mir felbft
beweist e§ jebod^, ha^ 2llle§, ma§ ®eift, ^erj unb 5ß]^antafie
in inniger ©emeinfd^aft l^eröor bringen, noc^ immer auf ©rben
SBurjel fa§t. 3^r Sllbred^t §oIm ift bie befte Abfertigung ber
Julian ©d^mibt et ©onforten. 90
3Ba§ ©ie mir über bie 2lgne§ SBernauer fd^reiben, l^at
midf) l^öd^Iid^ erfreut. S)cr meibltd^e aSctfaU ift mir bieg äRal
um fo eriüünfd^ter, al§ ^a^ ©tüdf aUerbingS eine l^erbe ©c^neibe
^at, bie fo einfeitig ausfielet, baß SBentge öerfud^en mögen, ob
fie fid^ nid^t aud^ umfebren laßt, unb baß bieg gemig nod^ meit 9^
SBenigeren gelingt. Uebrigen§ finbe ic^ mit biefem S^rama unb
2 von Julian Schmidt 5 Matth. 7, 16 8 vgl. Tgb. in
N. 5222 14 für diese Tatsache konnte ich bisher keinen Beleg
finden, in den grossen amerikanischen Bibliotheken ist kein Exemplar
erhalten, vielleicht handelte es sich um einen Plan 21 dass sie
in Düsseldorf besonders die Damen, darunter die Künstlerinnen
Wiegmann und Schrödter, entzückte
25. 7.-3. 8. 55. 509. An üechtritz.- 510. An Glaser. 253
mit bcm SJiid^el 9(ngcIo, bcr jcfet in fplenbibcftcr StuSftattung
gefolgt ift, faft gar feinen SBiberfprud^. SRäd^ftenS merben
meine ©rjä^Iungen unb SRoöeHen, um beren Sammlung i(S)
längft erfud^t mürbe, bie 5ßreffe öerlaffen; x(S) ermarte fie ^ier
6 jeben Sag. @§ finb ia^ äufeerft fnappe, concife 5ßrobuctionen,
bie au§ fe^r öerfd^iebenen Qtittn ftammen, aber barin überein^
ftimmen, t>a% ber Slccent au^fd^Iiefelid^ auf ©l^aracter unb
Situation gelegt ift, benn bie äRifd^Iinge, bie jmifd^en 9ioman
unb SRobeHe ^in unb ^er fd^manlen unb in benen SiedES Sllter
10 fid| ]o gefiel, ^abe ic^ nie gebilligt unb e§ in meinen ©pi^^
grammen aud| ouSgefprod^en.
S^r Candidus foH mir nid^t entgelten; laffen ©ie Sid^
bagegen Don mir ein anbereS Sud^ ganj anberer 3lrt an'§ ^erj
legen, ^äj meine: ®ötbö§, über ben ®inf(u§ ber ^errfd^en^^
16 ben 3been auf ©taat unb ©efeUfd^aft; bieHeid^t ba^ ©ebiegenfte,
n)a§ feit 1789 im publiciftifd^en ©ebiet erfd^ien unb ernfteflen
Stubium^ mert^.
Unb fo, mit ben l^erjUd^ften ®rü§en unb ©mpfel^lungen
Don meiner grau unb mir an ^^xt grau ©ema^Iin
20 S^r
griebrid^ ^ebbel.
Nr. 510. An Julius Glaser in Wien.
Gmunden b. 3. 9luguft 1855.
gür ^^xtn Srief, lieber ®lafer, fage id£| Sinnen meinen
SB l^erälid^ften S)an!, unb füllte mid^ um fo me^r baju gebrungen,
12 üechtritz machte ihn auf das Gedicht von K. A. Candidus
(1817—1872) „Der deutsche Christus, Kanzonee", Leipzig beiHirzel
1854 aufmerksam
Nr. 510. H bei Ihrer Exzellenz Frau Baronin Glaser in Wien.
Bw. II S. 334 f. Tgb. IV N. 5585.
254 510. An Julius Glaser. 3. 8. 55.
q1§ er mir ein Dbjcct micber nnl^ geführt l^ot, ba^ rpirlüd^ feit
einigen SKonaten unabfe^bor weit öor mir roeggctrctcn mar.
S)ic SBelt, in bcr iä) im ©ommcr lebe, ift öon bcr beS SBinterS
fo weit gcfd^icben, ba§ fie auf bicfc foft fo jurüdffc^aut, loic
ber Sog auf bic SRad^t mit il^rcn Sräumcn unb ^ß^ontaficcn, 6
unb i^r ®efc^ nid^t mc^r öerftcl^t. ^ finbc mic^ in meine
eigenen 3ibeen nid^t me^r hinein, unb menn id^ mid^ jum Slrbeitcn
jmingen miH, fo lommt e§ mir Dor, ate ob ic^ einen nur
fc^mad^ reflectirten ^Regenbogen mit bem Sünd^er^^ßinfel ju
6nbe bringen foHte. Seber Sünftler mirb mol^l eine öl^nlid^c ©r- jo
fa^rung madften, bodö bürftc bie ©rfc^einung feiten fo fc^ncibcnbs:
fc^arf ^erbor 'getreten fe^n, ba fie fonft gemife tron irgenb ©incm
ermähnt morben märe. ®a ift e§ benn boppelt unb breifac^
erfreulich, menn ein greunb nac^l^ilft, unb in ber S^at f^at
S^re tiefe unb geiftöoHe SReprobuction be§ ®l)ge§ mir gcftern ib
für einige fleine SJerbefferungen gleid^ bie redete Stimmung
gegeben. Slber and) in Sejug auf ©ie ©elbft mar mir 3^r
S3rief fe^r lieb, benn er bemeif t, ba§ Sie über ba§ Siefonbere,
bem Sie Ql^re S^ätigfeit DorjugSmeife jumenben muffen, ia^
Slflgemeine, Smige unb S3Ieibenbe nid^t au§ bem Stuge Verlieren, «o
2)a jeber fpecififdEj begabte ®efa^r läuft, boS ju tl^un, fo barf
idö S^nen mo^I ®lüdE münfd^en, ba§ Sie i^r bereite ent=^
rönnen finb.
UnS Derftreid^en bie Sage ^ier fe^r angenehm; gebe ber
§immel, ba§ aud^ ba§ SRefuItat ein günftigeS fe^ unb bafe meine w
grau mit befeftigter ©efunb^eit mieber nadö Wien jurüdt fe^re!
S)ie Slnjeid^en finb nic^t ungünftig, aud^ t^un mir, mo§ ©aben
unb S3emegen anlangt, reblid^ ba§ Un^rige; boc^ mage id^ noc^
feinen Sd^lufe ju jiel^en. Sitele leiftet im ®e^en bo§ Unglaube
lid^e; am ®ien§tag marfd^irte fie ununterbrochen fünf so
1 den Gyges, Bw. U S. 333 f. 30 am 31, Juli
3.-4. 8. 55. 510. An Glaser.— 511. An Kuh. 255
Stunben, bi§ an bcn gufe be§ SrounftcinÄ, um ben l^erum unb
unebcr 5urüdE, unb am äßitttuod^, roo mir htn Sraunfall ht^
fud^tcn unb ju gug ^eim lehrten, ging fic tuicber t)icr Stunben,
unb obcnbrein in ber 9?ad)t. ®er ®ang an unb für fid^ tuar
ß ^crrlid^, bie Slbcnbbeleud^tung mar unDergleic^Iid^ unb ftattc bei
mand^cn getepart^icen ettua§ ©g^ptifd^eS, bie SBälber bampftcn
förmlidb unb, al§ bie SBelt ber garben attmätig ertofd^, trat
ein lüunberbar fd^öner Sternenl^immel l^erDor. ©in ffinirp§, ben
id£| für einen Sd^neibergefettcn l^ielt, ber fic^ fpäter ju meiner
10 großen SJeriüunberung al§ ©d^loffer unb ©ol^n 3Sukan§ auf:=
t^at, gefeilte fid£| auS offenbarer Seig^eit ju unS, meil er brei
ein ^atb SBeiber beifammen fa)^; id) mibmete il^m, wenn bie
grauen gerabe ben Jupiter betrad^teten, ber fadfel^ett l^ernieber
flammte, im Stillen einige 9lufmer!famleit unb erjä^Ite il^m^
J6 ha er Saier mar, SKand^eS bom 39airifd£|en Riefet, ma§ merf*
mürbige SBirlungen ^atte.
3e^t leben Sie mol^I, grüßen Sie '^f)xtn Dnfel unb S^ren
33ruber beften§ Don mir, fet)en Sie Selbft ^erjlidEift t)on un^
Sitten gegrüßt unb arbeiten Sie in 3^ren gerien nic^t ju biel.
20 3n mat)rer Stn^änglid^teit
gr. Hebbel.
Nr. 511. An Emil Kuh in Wien.
©munben b. 4. Slug. 1855.
25 Sieber greunbl
Uns ergebt e§, mie Sie au§ meinem 93rief an ©lofer
fd^on miffen merben, im 2tIIgemeinen mo^I, boc^ ift ber ®t^
2 am 1. August
Nr. 511. H uDzugängüch. Bw. II S. 92f. Tgb. IV N. 5386f.
256 511. An Emü Kuh. 4. 8. 55.
funb^eit^juiianb meiner grau nod^ immer fo, bofe fie, toa^ id)
übrigen^ ganj für Sic^ ^u bel^oltcn bitte, morgen um eine SScr*
längerung i^reS Urlaube bi§ jum Iften Sept. einjufommcn
benit. SBir l^aben eine SReil^e fc^öner Sage gehabt, bie crft
biefen 9Zac^mittag unterbrod^en marb, unb bie näc^ftc Umgegenb s
öon ©munben, bie unenblid^ reijenb ift, bud^ftäblic^ abgefud^t.
SBie manches lieblid^e ober granbiofe 9?aturbilb märe aufju^
seidenen gemefen, menn id^ nid^t leiber, mie ber reiche SKann
im ©Dangelium, in ben Sag l^inein lebte! ®ine§ nedKfd^en
SlbenbS fe^ gebadet, an bem id^, Don einem Spaziergang bei lo
leifem Sprül^regen an ber Sraun l^eim fe^renb unb meiner
öorau^ gefd^idtten gamilie in „ben golbenen S3runnen" folgenb,
bie ganje SBirtl^^ftube ju ber ®cifte SJermunberung unb Sitele'^
Sntfe^en, mit 9?ad£|tfd^metterlingen erfüllte, bie fic^ 5u ^unberten
unterem Stegenfd^irm auf meinen Sleibern niebergelaffen Ratten is
unb fid£| nun, Dom Sic^t geblenbet, burd£|'§ ßimmer Derbreiteten,
ja in 3Bein:^SouteiIIen unb ©uppen^Serrinen l^inein fegelten.
"i^oä) Dor Slöem ffirmdtjnung Derbienen bie 93äber, bie iä^ im
greien in ber l^errlic^en grünen Sraun ne^me unb jiDar jroei
SKal be§ Sag§, wenn bie SBitterung e§ geftattet. ®a ^aben so
Sc^Ieufeniuerfe unb 9Kü^Ien=S)ämme eine natürliche ®oud^e
gebilbet, ber ic^ in ber SBelt 9?ic^t§ ju Dergleid^en mü^te unb
bei ber ic^, meine Sileiber über bie Seiter l^ängenb, bie herunter
fü^rt, ganje ^albe Stunben jubringe. S3on bem milben ®e^
pldtfd^er an, ba§ wie eine ^alb lüarme, l^alb falte §anb über »e
ben 9?üdten gleitet, bi§' ju bem Stral, ber e§ mit ber ^elgo^
länber Sturmiüoge aufnimmt unb mit bem SRenfd^en gangball
fpielt, tann man alle (Srabe unb Slbftufungen burdEjfoften; babei
fte^t man in einem SBaffer, \>0i^ ben G^ampagnerfd^aum an
SSJei^e unb quellenbem 5)5erlen^9teic^t^um übertrifft unb menn so
man fid^ unter ba§ ®efätt [teilt, roo e§ am ftärtften ift, fo
8 Lukas 16, 19
4—6. 8. 55. 511.. An Kuh.— 512. An Gärtner. 257
fommt man fic^ öor, at§ o6 man in einen SriftaHmantcI gc(;üfft
märe, benn linfö nnb red^tS öert^eilt e§ [\ä), mie in gölten
über bic ©ruft, unb bie ©onne mirft alle garben bciJ SRcgen*
bogen§ ^inein. SBegen biefe§ ®enuffe^ bin ic^ ju bcneiben. —
ß Nr. 512. An Wenzel Gärtner in Wien.
[®munben b. 6 Slug. 1855].
— Slbcr ber blo^e Sefi^ eine§ Salent§ ift tin fo unfd^ä^=
bare§ ®ut, ba§ fic^ feine Serftimmung auf bie Sänge bagegen
^ält. S)abei fommt e§ nid^t einmal auf ben ®rab be§ Salent§,
10 fonbern nur auf bie Ouatität an, benn menn Don jenem aud)
aUerbingS ber äußere ©rfolg abfängt, fo gel^t bod) au§ biefer
allein ber innere griebe l^eröor, meil er auf bem ®efü^I bt^
xn\)i, ha^ man burc^ ein Sanb me^r mit bem ©migen öer*
fnüpft ift, als ben gemö^nlic^en 9}?enfc^en bamit berbinbet.
16 SDian frage fid^ j. S3. oh ber ^urift ober ber SRebiciner, um
nic^t noc^ tiefer ^inab ju fteigen, bon 9lIIem, tt)a§ er ein ganjeS
2l?enfd^enleben ^inburd^ lernt ober treibt, für bie ^ö^ere ©jiftenj,
bie mir 5lIIe bertrauenb ermartcn, in unb nad^ bem Sobe auc^
nur ba§ ®eringfte noi^ braud^en fann. 5)a§ corpus juris unb
HC Galenus bleiben ba, mo bie 9l^le be§ Sd^ufterS unb ber ^obel
beö Sifc^lerS auc^ bleiben, benn mit bem abfolut Stid^tigen unb
SSergänglidjen l^aben fie e§ gu t^un unb 9?iemanb mirb fic^
lüo^l ein §immelreid) erträumen, mo er mieber 5ßroceffe ju
fd^lic^ten ober gieber ju curiren l^ätte. dagegen fül^rt ben
irö Sünftler, er \tt) nun SRufifer, SRaler ober 5)idbter, jeber SBeg
5u S^een, b. f). gur 2lntd^auung ber Urbilber, bie altem ^cit-
liefen äu ©runbe liegen, unb \>a^ bringt eine fold^e gülle
Nr. 512. jff unzugänglich. Nach Tgb. IV N 5387. 15 ff. vgl.
„Philosophie und Kunst« VI S. 348
Hebbel, »riefe V. 17
258 512. An Gärtner.-513. An Kuh. 6.-9. 8. 55.
innerer Sefriebigiing mit fic§, bog eS in Sejug auf il^n fdbft
öleidögüüig ift, ob er öon biefen Urbilbem einen farbigen 8tb-
brucf 5u geben öermag, ber bie SBelt fort reißt, ober ob feine
nac^ außen gerichtete Sctftung einem Siegenbogen gleicht, ber
nid^t rec^t fic^tbar toirb. 3la6) ber orbinairen Slnfid^t öer^&It s
eS fic^ freiließ umgcfe^rt; ber ^^ünftlcr treibt fid^ im Seeren
^crum unb bie birectcfte Sanbftraßc 5um SBefenttid^en gc^t burd^
bie 5ßanbecten.
Nr. 513. An Emil Kuh in Wien.
©munbcn b. 9. 8lug. 1855. lo
Sieber ^u^.
SKein großer SJrief ift je^t in ^f)xen §anben unb öor
©intreffen biefer feilen mirb ^f)xt Slntmort abgegangen fe^t.
Sl^ren SBrief t)om 6ten erhielt idö geftern unb banfe S^nen
für bie i^immermannfd^c Sieccnfion, bie freilidö nic^t tief unb 15
grünblic^, aber boc^ mo^ItooUcnb ift. äRic^cI Stngcio ein Huftier*
Srama unb fogar eine Slrt Slntifritif! S)a8 ift mir neu! Sd^
glaubte, ein allgemein gültiges ©^mbol menfd^Iic^er ßwf^önbc
aufgeftellt ju ^aben unb l^abe loal^rlic^ an mic^ felbft nic^t
gebadet. 20
S^re S3emer!ungen über ben ©^geS bemeifen mir, ba^ ba§
5)rama in feiner Totalität ju 3^nen ju fpred^en anfängt. 3)ie
eine über ha^: ,,nur bloß" öerfte^e id^ nid^t; fie muffen mir
titoa^ beutlid^er fagen, maS 8ie meinen. 3Kit ber ämeiten l^abcn
@ie Siedet unb bie ©^re, bem ®^ge§ feinen ©d^toeiß abgctrodnet »
ju §aben, foH ^^ntn unüerhlrät bleiben. SBir fd^reiben fortan:
„roer fo fämpft, mie Su!" ftatt „mer fo fc^mifet, nne S^u!**
Nr. 513. H nicht zugänglich. Bw. II S. 94. 27 vgl.
V. 476
9. 8. 55. 513. An Emil Kuh. 259
unb al§ SRarginalic mag ber SKamc „Sn^", mit einem Sorbecr-
franj unb brei Sternen babei fielen.
®oc^ fommen mir jur ^auptfad^e. ©ie ^aben in mir
öon je^t an nid^t blo§ ben SSerfaffer beg Srauerfpietö in
5 SiciUen, fonbem anä) einen Dberöfterreid^ifd^en ©runbbefi Jer ju
Derel^ren. ©enfen ©ie ©ic^, ic^ l^abe mir geftern am ©munbner
©ee eine außerorbentlid^ fd^ön gelegene, an ftd^ in t^rem jejigen
^uftanbe ivoax anwerft befc^eibene SSitta gefauft. 2)er §ofrat^
9Zorbberg ^ot bog ©efc^äft üermittelt unb SllleS gratulirt mir
10 JU bem 93e|i^ unb ju ben bittigen Sebingungen. 9iun fül^re
ic^ ober natürlich, obgleich für bie Steife über Sebarf berfel^en,
nid^t fo biet ®elb bei mir, um bie erfte 3ö^tung öottftänbig
mad^en ju fönnen, unb meine Rapiere finb, wie ©ie roiffen, in
bem unöerbrennlic^en Soften be§ §errn Su^rficrS Sobel. S)a
16 muffen mir meine Ferren SSerleger, toenn fie eS nid^t genirt,
Qu§ ber ^ßotfc^e Reifen. Sitten ©ie alfo bie §erren ^ö^el-
berger & Sromme, mir, mo möglid^, burd^ ©ie 3 big 400 ®ulb.
C. M. JU fenben; fie fte^en gleich nad) meiner Bwi^ücf fünft, bie
öieUeic^t fc^on am 16ten b. 2R., jebenfatt^ aber am Iften ©ept:
;go erfolgt, mieber ju 2)ienften. gü^lten bie §erren ftd^ aber
baburd^ genirt, fo mcnbeu ©ie ©id^ mit gleid^em ©rfud^en,
iebeS SOtal unter SSorjetgung biefeS Sriefei^, an ben ^erm Sobef,
ber mir ben ©efotten mol^l aud^ t^ut. 3c^ mufe ©ie bitten,
bie ©ac^e mit ®ampf ju betreiben, ba ber Sontract in fpätefteng
25 ac^t Sagen unterfc^rieben mirb; beeilen ©ie fie atfo, ©ie foHen
jum So^n aud^ einen SRefeen bon meinen fc^önen ®oIbäpfeln
^aben. — — — — —
6 vgl. Tgb. IV N. 5388ff.
17*
260 514. An Moritz Kolbenheyer. 9. 8. 55.
Nr. 514. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg.
Gmanden b. 9ten 9ug: 1855.
Sc^r fpät, öcrc^rtcftcr öcrr unb grcunb, lomme id^ baju,
Sl^rcn Heben SJricf Dom 19. Juny ju bcantroortcn. aber bieg
3KaI fonn ic^ mic^ entfd^ulbigcn, nic^t bloB mit bcr SBefd^affcn- 5
^eit meiner SRatur, bie leiber fel^r oft nid^t bcr fleinftcn nad)
oupcn gerichteten S^ätigfeit fällig ift, fonbem ouc^ mit bem
Umftanbe, bog id^ Sl^rcr freunblid^cn ®inIobung für einen ober
jroei Soge golge leiften ju fönnen gloubte unb ^f)nm bod^
gleid^ ba§ Diätere mitjut^cilen münfd^te. SKeine ©offnung §at w
mid^ 5tt)ar getäufd^t, benn meiner grau rourben jur ^erfteHung
i^rer ©efunbl^eit bie ©oolcnbäbet in ©munben üerorbnet, bie
fie fogar, menn fie irgcnb eine Verlängerung il^reS Urlaube
erhalten fann, biS ®nbe Stuguft fortbraud^en foH, aber ba§
crful^r ic^ erft, al§ mir unf're 9Jeifc antraten, unb mu^te mir'S is
bal^er bi§ je^t auffparen, 3^nen ju fd^reibcn.
Um nun junäd^ft ju bem gefc^äftlic^en S^eil S^re§ ©riefet
überjuge^en, fo fe^cn ©ie feft überjcugt, baß iä) jebe @clegen:=
l^eit, bie fid£| mir barbietet, mit Eifer ergreifen merbe, für Sie
unb S^re SBünfd^c l^infid^tUc^ ber SBiener ©onferenjcn ju 20
tt)irfen. 3d) jmeifte nur, unb tuoHte aud^, at§ \(^ S^nen \>a^
le^te SRal fd^rieb, bIo§ biefen Snjeifel au^brüdten, ba§ mir eine
fold^e ®elegen^eit fommt. ©ie glauben nid^t, mie tDenig ber
©taat auf SKänner Stüdtfid^t nimmt, bie nic^t unmittelbar in
feinen SRed^ani^muS eingeflod^ten fiub! 95
©ben fü fe^en ©ie berfic^ert, bag Don mir unb meinen
greunben für '^f)xtn Solbi gefd^al^, tt)a§ mir Dermogtcn. 9lber
mer, mie id^, über bie ^ournaliften benft unb fpridEjt, bem er=:
meifen fie feine ©efäfligfeiten. SRic^tSbeftomeniger mirb e§ fid£|
fc^on jeigen, hai^ unf're ftiHen SSemü^ungen nid^t ganj erfolglos 90
Nr. 514. jff unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II S. 42 f.
9. 8. 55. 514. An Moritz Kolbenheyer. 2ül
fc^n iüerben. S!ie ie^igcn Süd^cr^Sritilen werben Dom ganjen
gebilbeten publicum nid^t ^öl^er gefc^ä^t, tt)ic bie ©d^u^^SBidj^
ober 9lpotIO'S'eräens9lnjeigen an ben ©trogen^^gdfen. Stuf bem
unfc^einboren ^riöatwege, burd^ 93riefe, roirb t)iel me^r getDirft.
6 S53enn id| ^f)mn über ben jiDeiten S^cil bc§ Solbi nid^t
auSfü^rlid^er fdijrieb, ]o fc^Uefeen ©ie mit Unrecht barouS, t>a^
er mid£| nid^t angefproc^en ^abe. 3d^ äußere mid^ nie anber§,
n^enn id& mit einem greunbe über bie 93afi§ einberftanben bin,
unb ba^ mar l^ier ja ber galt; biefer Saconi§muS liegt in meiner
10 9?atur. ®arum freue ic^ mic^ nid^t weniger aufrid^tig auf ba§
SBerf unb münfd^e e§ balb gebrudft ju feigen.
S)ie beiben ®j. nad^ Leipzig finb längft öeforgt, eben fo
ift S^T^ Bettel an ®eroIb gleic^ abgegeben. 3)od£| lann Se^tercr
3^nen fd^ioerlid^ über ben Sud^6änbIer=®rfoIg etwag ©tic^^
is^attigeS melben, ha^ ift bor 9lblauf eine§ ^af)xt^ felbft an:^
näl^ernb nid^t möglic^.
S^r geneigte^ Urtl^eil über meinen SRic^el 9lngeIo freut
mid^ fe^r. ®ie S)?oöetten finb nod^ immer nid^t ha, obgleid^ ic^
bereits bor ad&t SBod^en ben legten Sogen corrigirte. Seiber
^olonnte id^ nid^tS ?Jeue§ J^injufügen; id^ ^atte eine fe^r gute
Sbee, aber ber ©ommer überrafd^te mid£| unb bann fc^It mir
ftetS bie Stimmung.
©eit 3 SBoc^en bin id£| je^t mit meiner ganjen gamilie
in Gmunden, unb e§ gefäHt mir l^ier fo loo^I, ha^ id& mid^
25 geflern ^ier angefauft ^aht, natürlid^ im befd^eibenften ©t^I,
um circa 3000 (Sulben C. M. 3^ nenne je^t ein l^übfd^eS
Öau§, nebft einem großen ©arten mein unb man gratulirt mir
überall ju bem ^anbel, ben übrigens ber §ofrat^ Nordberg,
ber fic^ aud^ l^ier befinbet, für midb abgefd^Ioffen l^at. ©§ ift
30 für lünftige Seiten.
21 es war der Stoff von „Mutter und Kind"
262 514. An Kolbenheyer.— 515. An Kuh. 9.— 18. 8. 55.
SKeinc grau cmpficWt fic^ S^ncn bcftcnS unb id^ tDünfd^c
ginnen für Carlsbad bic glüdHid^pe »abccur!
gr. Hebbel.
Nr. 515. An Emil Knh in Wien. 6
®munbcn b. 18tcn Slug: 1855.
Sicbcr Su]§!
3Ktt Siecht bürfcn ©ie öertnunbcrt fc^n, ba§ tc^ 3^ncn
meinen ®Qn! für rafd^e SSeforgung be§ ©elbeS nod^ nic^t au§=
gefprod^en ^abe. 5(ber td^ moKte S^nen gern jugleic^ fc^reibcn w
Xük eS mit nnferm SSIeibcn ober Sommen befteHt fei). 3)a§
!ann id^ nun jmar nod^ nic^t, benn ber Heine Urlaub meiner
grau ift t)on SBien au§ nod^ immer nid^t bemilligt.
SRein ©ontroct ift abgefc^loffen, id^ bin fouDerainer ^err is
be§ ^oufeS SRr. 31 in Drtl^ unb merbe eS noc^ auf ein 5JJaar
Sage bejie^en. Sitele l^at fic^ geftern fc^on einen Slpricofen^
bäum auSgefud^t, ber i^r feierlid)ft üerfprod^en mürbe, aU fie
neulid^ an einem gieberd^en bamieber lag, für @ie lege ic^
eine 931ume au§ bem (Sorten bei, unb jum Iperbft mirb löft* ao
lid^eS SBinterobft eintreffen. ®ic Umfd^reibung finbet biefer
Sage ftatt, unb al§ geftern ein 2luflauf entftanb, ber einen
geuerlärm ju bebeuten fc^ien, fa^ id^ feine§meg§ fo rul^ig ju,
mie fonft mo^t ber gatt mar, benn ber neue Sefi^er fielet fc^on
ba§ SRifico. ®er §ofrat^ 9?orbberg ^at mir baS 2lHe§ georb=: «6
net, unb ba bor bem el^ematigen ^olisei-Sirector in SBien nod^
immer aKe Spüren auffliegen, fo ging e§ fo fd^ncH. Sagen
Nr. 515. H unzugänglich. Bw. II S. 96 f.
18. 8. 55. 515. An Emil Kuh. 263
©ie bcn §crrcn grommc unb 5ßö^clbcrgcr meinen bcften S)anf
unb überreichen ©ie i^nen ben beiliegenben ©mpfangfd^ein.
9Reine grau ^at ]\(S) bon ibrem greubenfprung nodb nid^t
erholt, i^r gufe ift nod^ fel^r fc^wac^ unb fie liegt me^r, al§
5 fie gcl^t. ©obei l^aben mir faft unauf^örlid^ Siegen unb Kälte,
fo bog mir un§ me()r um bie Seit)bibIiot]§ef, bie glürflid^ermeife
Dor^anben ift, atö um bie Iraun unb ben (See befümmern
muffen. S)a f)abt i6) benn äKond^eS gelefen, roaS mir fonft
fc^merlid^ in ben SBeg gefommen märe. 3Kit öielem Sntereffe
10 §ncflänber§ ©olbatenleben im grieben; eigentpmlid^e 3uftänbe
prägnont unb inftructiü bargefteHt unb offenbar auS reicher
©rfa^rung gcfd^öpft. äRit @fel Sluerbad^S ©iet^elm üon fönäjtn^
berg; eine SSerruc^tl^eit, rote fie faum in franjöfifd^en Kriminal
proceffen üorfommt unb fo fpifcfinbig unter Sauern gar nid^t
15 Dorfommen fann, bie julegt burc^ einen moralifd^en salto
mortale, bcr nod^ unmöglicher ift, roie attcS Uebrige, geabelt
roerben foll. SKit 93efriebigung %kd§> S)ic^terleben, \>a^ icf)
mir feit S^^i^^^ f^^« W^^, ^^i' i^ fürd^tete, ia^ eS bie 5ßrobe
bd mir nic^t roieber befielen roürbe, ha^ id^ je^t aber faft nod)
20 ^ö^cr fd^äfec, roie früher. 2Rit unenblid^cr Sangeroeile Otto
aKüder^ ß^arlotte SldEermann, in ber felbft ba§ Slnecbotifd^e
alten Sieij einbüßt. — — — — — — — — — —
:5e^t liegt greljtagS ©oK unb §aben auf meinem Sifd^,
ein ©uc^, rooburd^ ber SSerfaffer bie S^eorie feinet greunbe§
SS unb äRit:=9iebacteurS Julian Sd^mibt corrigiren ju motten
fd)eint, benn xotnix biefer mit (Sifer bartl^at, baß bie 5ßoefie
bort, roo man fie biSl^er fuc^te, nid^t ju finben fe^ unb fie
beS^alb ber SBelt abfprad^; fo beroeift S^ner, bafe man fie
2 Gmnnden, 18. August 1855 an Tendier et Co. in Wien,
Quittung über 300 fl. für Gyges und Michel Angelo, mir un-
zugänglich, Cohen Eat. 99, N. 606 21 ein Hamburger Theater-
roman, 1854 erschienen 23 zuerst 1855 erschienen
204 r^lfi.— 516. An EmU Kok 18.-24. 8. 55.
ffnbeti tann, wo man fte ncK^ nie gefuc^t ^t, n&mlic^ im
ij)nnbel unb ffinnbcl, auf bcr ©örfc unb im ©omtoir. 9hin,
id) tüötifc^e Älücf ju bicfem «ppctt Dom ©c^rocrt on bic eöcl
S^mtc ift boi( SSettcr fetbüd^, geftem Slbenb bot ber
Ivnitnflciu bei bebecftem §tmmcl jur 3^it bc§ ©onnen^Untcr^ s
flnnflß einen Wnblicf bar, mie ic^ il^n fclbft in Italien niemals
()ottc. (ir lüor in rot^e« Seuer gctoud^t, Dom (Sipfel bis jum gug,
unb fpleflcitc fiel) fo im See; eS mar, als ob fein ©ingemcibc
i.'^nlittaufonbc lanfl SJJctaHc gefoc^t ^ätte, unb als ob biefe nun
plül\lid) ntöl)C"b unb fprü^enb auS aßen Stilen ^erüor br&d^en. lo
S^cv H^cfuu fann nic()t impofanter auSgcfc^en l^aben, als er
i^cvcutanum unb iJ5ompc|i ücrf(f)lang. — — — —
Sr. ^bbcl.
Xr» ^\i\ An Emil Kuh in Wien. 15
l>^munbcn b. 24. «ug. 1855.
^Hcbcv ^^vcunM
^ic cnthtulbuKU >Ji(b, KiK 3tc mir lauter SIeinigteiten
>\t^\^M'>c«'' C>^t^ wiU ^Nbv ÖVwiffcn crlcicbttm unb ^scn mit
\t^utc\ ÄUn«i^>fc\tcn antUHntcn! ©^ iit biöig, boB ^e^ erne fo
^wv N'V *\w^ mcmcnt ^4^u>c *5KKbt, an eic pcriil^ iit,
>¥«ntyt^ S'in^ K^bc iit» ^bncn ober niibt miQatbdlcx »ab fo
w«^ <^ \t>o>i ^t:( ^cn Sf1cir*i^!ciJtn Wribciu
;>A. wv MJ«^ TC^l^i hCTOi^ ir 3;n> äut sniccnn SkroKs:
A^ ^K*^K i^w 5>i;v. ♦'^^'^ >cv iit Tide bfri:3i* ^icanrEricn Juanen s
,^ V0 Tfh IV N ,SKs,^ :s<"- irnü Brief Xt. 72S
24. 8. 55. 516. An Emil Kuh. 265
Kettern ober fpringen barf, ol^ne baß mir irgenb ein äRcnfd^
etn)a§ barein ju reben ^at S)a§ ift für mid^ ein pc^ft poffir^
lid^e§ ©efü^l, benn i6) ^obe in früheren* SSol^ren fo menig boranf
gcrcd^net, ©runbbeft^er ju werben, oI§ ic^ je^t bnrauf jäl^le,
6 Sauget 5U belommen, unb id^ lönnte mir fclbft bie gcnftcr ein^
tt)erfen, um 5U erproben, ob id^ mirllid} Sigcntl^ümer fe^.
Soffen ©ie Sid^ meinen l^eutigen Sog fc^ilbern! ^eute
9Rorgen um fieben U^r l^örte ic^ mit meiner ganjen gomilie
in ber ^farrfirc^e bie äReffc. 9Kein i^xoinh ®ärtner fungirt
10 fiier nämlic^ mä^renb ber Sauer feinet Slufent^alt^ atö 5ßriefter
unb n?ir n?otIten i^n bod^ aud^ einmal in pontificalibus fe^en.
S)ann fafe ic^ lüo^I eine ©tunbc im ©arten unter bem fc^attig^
flen meiner 5lpfelböume; mir l^aben beren breijel^n unb einer
ift noc^ fd^merer belaben, afö ber anbere. S)arauf ging idf) mit
15 ®ärtner in bie Sraun. 9iod^ bem ©ffen rul^te idf) mid^ ein
©tünbc^en auf meinem Säoben in buftigem §eu unb Io§, menn
td) nid)t fd^lief, moju bie fd^ttjüle §t^e e§ nur roenige Sßinuten
fommen lieg, in @oö unb §Qben; babei fanb id^, ba§ biefer
5ret)tag fo langmeilig ift, mic ein ©onnabcnb. ?Jun ging id^
20 mit meiner tieinen gamilic jum Saben on ben See unb fclbft
2itele mußte mit hinein. S)arauf fe^rte id^ ju meinem 2lpfel:=
bäum 5urüdE unb genofe, ben ®^ge§ neben mir im ®rafe, bie
göttliche ^Ibenbbeleud^tung be§ S^raunftein^, ber* mir gerabe in'§
genfter fielet. Sann mürbe gegeffen unb tDä^renbbem lam ber
25 SSoümonb über bie ®ebirgc berauf. S)iefen 2lnbIidE l^ätte id£|
Sbnen gegönnt; er ^ielt un§ bi§ tief in bie 9?ad^t hinein fcft,
unb menn mir un§ gar ju fel^r in bie Setrad^tung beS ^imm^
lifc^en ©eftirnS berloren, fo rief un§ ber bumpfe gaU eine§
5(pfel§ ober einer SJirne mieber auf bie ©rbe jurüct unb ber:=
5 f. vgl. „Struensee" V S. 267, so dass die Exposition viel-
leicht später, als von mir geschah, anzusetzen ist
266 r»16. An Emü Knh. 24.-25. 8. 55.
fcfetc namentlich mid^ roicbcr in bic 3cit, too id^ atö Heiner
ftnflbe oft Stunben lang ouf folc^ eine Segebenl^eit tmirtete,
nnt bann mit meinem Sruber, ber aud^ hinter irgenb einem
99uf(^ gefauert l^atte unb nun ju meinem Sntfe^n plö^Iic^
l^erüorfprang, um bie murmjHc^ige Seute ju raufen. 5
b. 25. «uguft.
So wtii f^rieb id^ geftem, ^eut morgen ^abe id^ mir
meinen Sifc^ in ben ©arten fieHen laffen unb fal^re fort. 6§
ift roicber ein ©öttertog, ber Sraunftein fc^ält fid^ langfam au§
bem blauen 9Jebcl ]§erau§, ber See bompft unb über bem 10
©affin in meinem ®ärt^en flattern bie Sibetten, bie meine
täglid^en ®ä|tc finb. Seiber ftnb nur nod^ öier folc^er 3:agc
unfer, benn am SRitttood^ treten mir bie 9iüdEreifc an unb am
S)onner§tag finb mir in Sääicn. SRun, mir freuen ung, ha^ mir
mcnigften^ fo lange bleiben burften unb 5ur ©ntfc^abigung für 15
ba§, ma§ un§ ^ier entgeht, feigen mir Sie unb unf're übrigen
greunbe micber. 3^ rechne barauf, Sie bei ?lnfunft be§
S)ampfboot§ in 9lu§borf ju treffen, aber Sie allein; für bie
5ßaar ©tunben fönnen Sie ©idf) fd^on frei mad^en, unb menn
Sic fommcn, fo miß ic^ e§ S^ncn bafür berjei^en, ha^ Sie 90
Sl^rcr jungen ©cUebten ftatt cineS ®cbetbudf|§ aK erfte Sectürc
meine äRoria ^agbalena in bie §änbe gegeben §abcn. 3)er
Slnna melben Sie mol^I ben Sag unferer ^nhinft; mir laffen
fic beften^ grüben. Stuf S^ten 93rief über ®^ge§ bin ic^ be=
gierig, ia^ ©tücf ift ämifdien mir unb ®ärtner ®egenftanb öiel^ »&
fad^er ®efpräd^e gemefen unb er l^at mir einige bortrefflid^e
SBinfe gegeben, bie ic^ benufeen merbe. Sl^n jiel^t üor Willem
SJ^obope an, bie er für mein fc^önfteS SBeib erftört, mie ben
13 Mittwoch, 29. August 24 für das Literaturblatt der
Wiener Zeitung
25. 8. 55. 516.— 517. An EmU Kuh. 267
®t)gc§ für mein bcftc^ ©tücf; meine grau bejeid^ncte SR^obope
neulid} außerorbenttid^ gut, fic fagte, fie fe^ auS lauter ©d^leiern
gemebt. 3(propo§, menn ©ie mein ^auS befingen rpoHcn, fo
lüerben ©ie jebenfatl§ nidjt mel^r ber ©rfte fe^n; 5ßaftor Solbcn^
6 ^et)er in Debenburg ^at eS fd^on getrau, ©drtner l^at e§ malen
laffen, unb fo l^aben fid^ beibe ©onfeffionen fc^on barum Der^
bient gema(f)t. @§ ift aä)i U^r äRorgcnS, eben fäHt mir eine
Sirne faft auf ben gu§, ic^ fc^Kcfee, um meiner %xau auf ben
längft angetretenen Spaziergang ju folgen. — — — —
10 3^r
Sr. Hebbel.
Nr. 517. An Emil Kuh in Wien.
Sieber §vii)\
SBa§ id) S^nen l^eute morgen fd^rieb, mu§ ic^ l^eute SRac^=
/6 mittag mieberrufen. S)er S)irection beS Siurg^2:^eatcrS ift ber
%ob einer äRutter unb ein burc^ ärjtlid^eg 9(tteftat beglaubigter
Sciben^s^Suftanb für einen fleinen Urlaub nic^t genügenb, ob^
glcid^ biefe ©rünbc jur B^it 9(dEermann§ unb ©d^röber^ au§:=
reid^cnb bcf unben lüurben. SReine grau muß am 28 ften roieber
20 in SBien fe^n, um am 29 ften fpicien ju fönnen; lüir treffen
ba^er nid^t erft am ®onner§tag, fonbern fd^ou am S)ien§tag
ein unb erwarten ©ie in SRufeborf.
Ort^ b. 25ften 8lug: 1855. gr. §ebbel.
Nr. 517. H nicht zugänglich. Bw. II S. 100. 21 Diens-
tag, 28. August
268 5J8. An Karl Debrois. 12. 9. 55.
Nr. 518. An Karl Debrois van Bmyck in Wien.
SBicn b. 12. ©cpt. 1855.
Öicbcr 3)cbroi§!
gaUen Sie boc^ nid^t immer tüieber in g^re alte ©rißen^
föngerei jurüct! Sein ®etb Verlieren fann 3ei>c^i"fl"tt, lüenns
er e§ in bie SBeftentafd^e, ftatt in bie Sörfe ftedtt; ba§ ift eine
allgemein menfc^lid^e, fcine§tüeg§ eine fpeciett 3)e6roi§fdbe ©igen*
fcfjaft. SBem ba§ begegnet, ber foQ \\ä) bcS^atb, aud^ menn e§ ftd^
tüieberl^ott, nid^t ben sensus communis abfpred^en, tt)ie ©ie
t^un, fonbern fic^ einfad^ )%^^, i>a§ ^^ bisher berföumt ^at, fic^ w
einige unumgängtid^ notl^tncnbige l^auSbadtene Siegeln ju fe^en
unb ia^ er bie§ nad^^olen mu§. S)er §ut gehört auf ben
britten SRagcI, nid^t auf ben ^tüeiten, benn ber ift für bie
Diac^tmü^e beftimmt u. f. ro. ©ie l^aben nur in bem ©inen
5ßuncte red^t, \>a^ ^ijxe greube über ia^ SSerfc^tninben be§ is
O^renfaufenö billig gro§ genug fet)n foHte, um ©ie für jebeS
©agatell auf 9Konate unempfängtid) ju machen. UebrigenS ift
3Ör Srief, bom S^^alt abgefe^en, fo au^ne^menb gut, bo§ er
in mir feinerlei S3eforgni§ auffommeu laffen fann, benn tner
feine ©c^merjen auf ber glöte abbläf t, ber ^at fie übertnunben. 90
SBenn SBerner ^^eute 5lbenb eintrifft, fo tnerbe ic^ i^n mo^t
morgen feigen; fann e§ jebod^ nid^t fd^on um 9 U^r 9Korgen§
fel)n, fo bitte id^ i^n auf 9?ad^mittag um 4. ®^ge§ ift geftern
in bie treffe geroanbert.
Nr. 518. H nicht zugänglich. Bw. II S. 438. 12 vgl.
Maria Magdalene II S. 62, 26 24 darnach fehlen die Briefe
vom 12. September 1855 an 6. Heckenast in Pressbarg und vom
21. September 1855 an F. A. Brock haus in Leipzig
28. 9. 55. 519. An Bogumil Dawison. 269
Nr. 519. An Bogumil Dawison in Dresden.
3Wcin licfier ©aloifon!
ßi, tüie filzig, ipic rafc^ fertig mit einem 9Kann, ben ©ie
fo oft unaufgeforbert ^f)xtx Serel^rung berfid^erten, mie gänjlid^
6 uneingebenf jcneS 33rief§, ben @ie mir nai) itt 3lufffi^rung
ber ^nbii^ fd^rieben unb in bem @ie meinen SBerfen mit be=
geiftertem SRunbe eine neue Sül^nensSlera prop^jeiten. SBenn
ic^ nun aud^ begänne: §od^gee^rter §err ^offd^aufpieler u. f. tt).,
inenn id^ unterfud^te, mer bon un§ SSeiben ber frifd^en Suft am
10 meiften bebürfte, tnenn id^ nun gar burd^ alle SJeutfd^e Journale
beroiefe, ba§ nid^t bto§ fömmtUd^e SlaSbätge, fonbem ber ganje
5leotu§fc^laud^ mic^ bamit öerforgt: mie bann? ?tber ba§ fdtlt
mir nid^t ein, ic^ mar fc^on bor ätnanjig Salären glüdElid^ genug,
in einen fold^en Son niemals einjuftimmen, unb ^ätte je^t, ha
15 id^ 3^re Uebereitung jd^on entfd^utbigte, ot§ idi) fie Ia§, nid^t
einmal bie entferntefte 3?er)uc^ung baju. ®enn, um e§ fc^nell
ju fagen, gl^r Urtl^eil l^at mic^ nid^t öertef t, xoit Sie feltfamer
SBeife öoraug fefeen, unb tnie fottte e§ aud^? ©ie finben mein
(Bind tl^eatratifd^ bebenflic^, aber e§ l^at Sie erfc^üttert unb
20 ergriffen unb Sie l^atten e§ nac^ mand^n ©eiten l^in für mein
93efte§; ba§ märe ja für S?oItaire genug gemefen, tt)ie fottte e§
mic^ nid^t befriebigen, mid^, öon bem bod^ mo^l befonnt genug
ift, baB ic^ auf bie Sühnen, öon ben Jonti^men abgefe^en, auf
bie ic^ otterbingS al§ gaw^ilienöater nic^t mit ©eringfd^ö^ung
ÄJ ^erab fd^auen barf, fein übertriebene§@ett)i(^t lege? SReine Antwort
befc^öftigte fic^ bloß mit bem publicum, ba ©ie ©ic^ bloß auf
bo§ publicum beriefen, unb über biefcö, t>a^ SRül^Ifteine ber^
Nr. 519. H nicht zugänglich; nach Hebbels eigenhändiger
«bft^rift Nachlese II S. 44—46. Es muss ein Brief Hebbels ver-
loren sein, weil wir die Anspielungen nnr so verstehen können.
270 ^19- ^^ Bogumil Dawison. 2d. 9. 55.
jd^Iurft unb an Sanbförncrn crftictt, burftc id) mid^ boc^ loo^l
ein wenig luftig mad^en, ol^ne 3^nen ju nal^e ju treten? Sc§
fc^rieb in ber l^eiterften Stimmung öon ber SBelt unb ic^ backte,
Sie mürben eben fo lefen; bcr&nbern fönnen mir unferen ®ö^en
nid^t, aber mir bürfcn bod^ mol^I über il^n lad^cn! Sic feigen 5
je^t, mie menig Urfad^e Sic l^atten, ben ^olofcmcS gegen feinen
eignen SSoter l^eraug ju beigen, Sie feigen aber aud^, mie
aimabel id^ bin unb mie ungern ic^ barauf SSerjid^t leifte, nod^
einmal eine SSSurft mieber mit S^nen ju laufen. 9?e§men Sie fid^
ein SJeifpiel baran! SSoflen Sie aber miffen, ob mein Äbfc^eu »
öor lit^ograpl^irten Sntenbantur ^ Schreiben att ober neu ift,
fo fragen Sie nur bei'm ^ofrat^ Winkler an, mie biele
StüdEe ic^ in ©reeSben eingereicht f)Qbt; bann merben Sie'§
begreifen, marum ic^ mid) gegen ^f)xt gütige 3u>"i*Mung eineS
folc^en ^unftmerfö, beffen artiftifc^cn SBertl^ ic^ übrigen^ nid^t is
öerfenne, angetegentlid^ft mehrte. Unb motten Sie miffcn, ob
idi) ber freien Suft ben 3ugang ju mir offen ^alte, fo fragen
Sie ®u^fom, mie rafd^ id) bei ber $anb mar, i§m für feine
glänjenbe ©tnfül^rung meiner Subita, ben S)anf abjuftatten; er
mirb 3^nen fagen, t>a% e§ erft gefd^ab, al§ er feine Siitter Dom »
(Seift gefd^rieben l^atte, unb ha fid) öon i§m, i^m an ber ©pi^
Ste^enben, bod^ mo§l auf bie ©cringeren fd^Iiegen läßt, fo mirb
t>a^ Sie überjeugen, bag Sie ^^xtn legten Srief nic^t unpaffenber
abreffiren fonnten, atö an midb. greilid^ bleiben bie ©ntl^ufiaften
nod^ übrig, aber barüber, ob iä) bie ^inreid^enb mit faltemiK
SSaffer befprt^e, fann Sie S^r S3iograp§ Sd^Ioenbad^ belel^ren,
um bie Ferren 5ßaIIe§fe u. f. m., bie 3^nen bielleid)t nid^t
erreid^bar finb, nic^t ju citiren. Sollten Sie jeboc^ in 3tt)eifel
fe^n, ob bernac^Iäffigte Siebacteure, ignorirte Slecenfenten unb
abgefül^Ite (gntl^ufiaften genügenb für frifd^e unb freie Suft f orgen, jo
7—10 von 8ic — baran! mit ßleistift eingeklemmt
28.9.— 1.10.55. 519. An Dawison.— 5*20. An Bamberg. 27 1
fo öerfud^en ©ic cä nur einmal fdbft; ©ie foKcn ©id^ munbcrn,
mic rafc^ bic ^crrcn bann an Sl^rcm Sticl^arb, bcn icf) übriflcng
nie ju öercl^rcn aufhören mcrbc, glcdtcn unb ^uSmüd^fc entbctfcn.
SWein, mein tl^curcr S)att)ifon, ba§ ^aftet nid^t bei bem ®it^*
6 marfifd^en 3)id^ter; fein Eenomm^, fo Hein e§ aud^ fe^n mag,
beml^t auf fic^'ren ©tü^cn, benn on jeber f)at er felbft ge^
rüttelt. @ben barum foll'8 mid^ aber aud^ nid^t abl^altcn,
3^ncn eine neue Stoße mitjutl^cUen, fobolb ic^ eine f)abz unb
bamit ba^ia. ©mpfel^Ien ©ic mx(f) 3§rer gvau (äemo^Iin unb
10 berfcnnen ©ie mid^ nid^t mieber.
Wien b. 28 gr. $.
Sept: 55.
Nr. 520. An Felix Bamberg in Paris.
15 Wien b. 1 Dctober 1855.
Sieber Bamberg!
®§ §at mic^ fe^r gefreut, bei meiner SlüdEfunft auS Dber^
öfterreic^ ein SebenSjeid^en bon 3[]^ncn borjufinben. gd^ mar bofle
ac^t SBoc^en t)on SSicn abmefenb unb fam erft am Iften Sept:
20 mieber jurüdt. SBunbem merben ©ie ©id^, menn id^ Sinnen fagc,
baß ic^ mid^ in ömunden an bem fc^önen ©ec angefauft l^abe.
Dktürlic^ nur im befd^eibenften ©inn, aber eS ift für mid^
tro^bem ein ganj eigene^ ©efül^I, t>a% eg auf bcr ©rbe jejt
einen gletf giebt, ber fein ®rab ift unb bod^ mir gel^ört. 9Me
25 ^ätte ic^ ba§ in frül^eren Salären für möglid^ gehalten.
e§ fommt mir faft mie ein Sraum bor, baß ©ic l^ier
gemefen finb. SBir ^aben unS menig gefe^en unb ung im
2 Richard III; nur diese Rolle hatte Hebbel von Dawison
gesehen
Nr. 520. H in Weimar. Bw. I S. 337—339. 19 2öien
über (ßmunben 24 ygl. B. IV S. 11, 10
272 520. An Felix Bambei^. 1. 10. 55.
@runbe nod) meniger gefproc^en. 34 begreife aber noftfominen,
baB ed nic^t anberS fc^n fonntc, benn S^re manirigfoc^ii ©c^
jc^fte nahmen Sie jtar! in ^nfpruc^ unb Wien n)oUten Sie
tod) au(j^ fennen lernen, ^d^ jelbjt mar auc^ me^r occupirt,
roenigften^ innerlid), al§ eS fc^ien, benn ic^ mar in f^of^ems
®rabe um bie ®e)unb^eit meiner grau beforgt SBenn ©ie
müßten, in melc^em 3uftanbe jie ]\d) befanb, als ii) fie anfangs
Sulp auf§ Tampffc^iff bradjte, )o mürben Sie jugeben, \>ai
meine 81ngft nic^t au§ ber Suft gegriffen mar. ätec^nen ©ie
noc^ ^inju, baß i§r fur^ 5UDor, in ber ^er^ogin Hon Würiem- w
berg, ber St^mefter 9Kettemi(^§, eine üiclja^rige grcunbin ftorb,
unb jmar faft in i^ren ^nnen, unb ha% gteic^ barauf, in ber
ndmlic^en SBoc^e, i^re nod) fe^r rüftige äRutter ber ß^olera
erlag, \o miffen Sie ungefähr, mic e» jur „fc^önen Sommerzeit"
bei un§ auSfa^. 5lber bic 55ergluft unb ba§ Soolenbab l^aben u
SSunber getrau; fie ift mieber gan^ mo^l.
Un meinem ®pge§ mirb fc^on mit äRa^t gebrucft. 5)a
ic^ ober meiß, ha% Sie ein greunb oon äRanuScripten ftnb, fo
fenbe ic§ S^nen ba§ Stüct in ^(bf^rift, burc^corrigirt bi§ auf
ben legten SSer§ öon mir fetbft. Soffen Sie Sic^ ja nic^t au§ so
S^tcr gewohnten S^^ätigfeit burc^ ha^ opus ^erouS locten, aber
fagen Sie mir gelegentlich, ob id) mic^ fo fe^r irrte, atö ic^ e§
e^cr für bie gransöfifc^e, mie für bie S)eutfd^ Sü^ne geeignet
^ielt. 3c^ meiß roo^l, ha^ ^incinpcc^ten be§ 9iinge§ fann miB-
t)erftanben merben, obgleich ba§ (Epigramm, ba§ ic^ bem Stüd «
öielleic^t öorjufe^en gebenfe, unb ha^^ fo lautet:
Sinen ^Regenbogen, ber meniger grell al§ bie Sonne
Seuc^tet in bdmmembem Sic^t, fpannte ic§ über mein
Silb,
?3 Toic über als 26 oiettcic^t a. R. zogesetat
1. 10. 55. 520. An Felix Bamberg. 273
SÜbex er foüte nur funfcin unb nimmer bem ©c^ictfat al§
SJrücfe
©leiten, benn biefe§ entfteigt einjig ber menfd^Uc^en
«ruft!
6 öoffenttic^ feinen guten ®runb ^ai, 5(ber fc^Iöffe ein fold^eö
äWigöerftel^en bie SBirfung au§? SDfeine gragc ^at natürlid)
nic^t \>en geringften practifc^en B^üccf.
SDie Sritif ber 9(gnc§ SSernaucr, beren ©ie ermähnen, ift
mir nic^t ju ©efid^t gcfommen, ba ©ie t>a^ SJIatt beijufügen
10 öergeffen Ratten, ^ufrid^tig gcftanben, ic^ ^obe mic^ and) nid)t
im ©eringften barum bemüht; e§ ge^t mir mit fold^en ®ingen,
mie mit ben S31umen: iperben fie mir auf bcn Sifc^ geftettt, fo
erfreuen fie mid), aber niemals bücfe xi) mii), eine ju pflüdten,
e§ fe^ benn für Slnbcre. (£ine ftröfüd^e ©leic^gültigfeit für
15 einen 2lutor, nid^t wa^r? ©anj geroi§, ic^ miß fie aud^ feinet*
ttjegS öert^eibigen, ic^ mid fie eben fo ttjenig für Stdrfe be§
@eifte§ ausgeben, benn Sic^tenbcrg ^at mit feiner befannten
S3emerfung ganj Stecht, ba§ bergleic^en auc^ 9(bfpannung fe^n
fann, ic^ fage nur, ba§ e§ fo ift. 3m Sittgemeinen freiließ f}ot
20 bie Erfahrung mic^ gelehrt, \>a^ bie 5ßreffe in bcmfelben SDtaage,
lüie fie gemifebrauc^t mürbe, an SDtod^t öertoren ^at, unb ba§
mag mit ju jener Slpat^ie beitragen. So öiel ift gett)i§, ic^
tl)ue für meine arbeiten gar 9ttc^t§ me^r; bie Sßwft. B^itung
j. SJ. ftünbe mir offen, aber 8ie merben im ganjcn Saläre
HB nid^t eine einsige SRoti^ finben, bie mic^ betrifft. 3)tag'§ gc^en,
mie e§ mitt; id^ fud^e nur nod^ im 9ieinmeufc^ liefen meine
Sefriebigung.
Sie fragen nac^ bem gauft; Heber greunb, menn^§ nur
o§ne ®elb ginge! 3c^ fcnnc biefe Seute, o^ne fie je gefeiten
3c ju ^aben. Uebrigen^ fott biefer gauft, mie Castelli unb Stnbere
mir fagen, mein befte§ ^Portrait enthalten, unb menn id^ nid^t
irre, fo l^oben @ie ben felbft. Gin onbere§, ma§ nic^t ganj
$cö&el. Briefe V. 18
274 520. An Bamberg. - 521. An Kolbenheyer. 1.— 9. 10. 55.
KarricQtur ober, nod^ fd^Iimntcr SranSfiguratton märe, ^^De
xä^ nid^t. ®a§ gro§e 33ilb, ba§ ©ie bei Slal^l gefe^en l^aben, mirb
je^t burc^ äRe^er gefc^abt; ic^ f)abt ben SDtann angelegentlic^ft
unb melfermafö bor bem Unternel^meu gewaritt, benn waS foH
tüo^l bei einer ©peculation auf meine Visage, bie jum Ueber^ 5
Pu§ fd^on berbreitet ift, noc^ f)crQu§ fommen, bod^ er tie^ fic^
nid^t abfd^redten. Sft er fertig, fo fenbe id^ S^nen ein 93Ialt,
ia ©ie 'e§ münfd^en. SReine grau grü§t ©ie l^erjlic^ft unb id)
bitte ©ie, bie mir gemad^te greube fo rafd) ju mieber^oten,
a(§ S^re 3eit e§ Sf;neu geftattet. la
Unüerönberlid)
g. §ebbel.
Nr. 521. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg.
Wien b. 9. Oct: 1855. 15^
®§ ift unüerjeiljtid^ bon mir, bere^rtefter §err unb greunb,
^cij^ icf) S^nen für \>a^ aHerliebfie ©ebid^t, inomit ©ie mic^ in
Gmunden erfreuten, noc^ nid^t einmal gebanft ^abt. Stber ic^
^abt nun fc^on ben traurigen Sroft, baß ©ie mic^ fennen, unb
^offe ba^er, ba^ ©ie nic^t ju ftreng mit mir in'§ ©erid^t ge§en ao
tnerben. greilid^ l^atte ic^ bieß Wal aud) nod^ einen reellen
(Srunb äum 3ögern; ic^ moUte 3^nen jum ®anl gern meine
Diobeßen fenben unb ba§ Sud) ift bi§ jur Stunbe nic^t ou^::
gegeben, obgleich löugft fertig. Se^t enblic^ fann id^ S^^ien ein
©jemplar fc^irfen, menn auc^ fein in ®olb gebunbene§, tnie ©ie »5.
bon S^rem Solbi, ber übrigen^, nebenbei bemerft, ganj in ber
©tiCte unb ununterftü^t bom 3ournal=®eträtfc^, immer me§r
greunbe finbet, ein'S auf meinen befc^eibenen Sifd^ legten. 3)enn
Nr. 52J. if unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II S. 46 L
9. 10. 55. 521. An Moritz Kolbenheyer. 275
id) erhielt nur 7 ejenH)tare im (Sanjen, unb barunter befanb
ftc^ nur ein einjigeS 5ßra(j^t:=(£jemp(ar, mag meine ^xan gleid)
in S3efi^ na^m. Sc^ mcig nic^t, ob Heckenast bie^ immer fo
Der^ält; fonft mögte xä) recfamiren, ba man in ber Siegel
6 10 ©jempfare empfängt. tWun, auf ben ©inbanb fommt e§
nid^t an; möge g^nen nur ®imge§ öom ^n^alt jufagen. SRir
t^ut e§ unenblic^ leib, ba§ id^ nid^t, mie ic^ ^offte, eine neue
9?ot)e(Ie l^injufügen fonnte, ju ber idj fc^on feit 3a§ren eine ganj
üortrefflid^e S^ee ^atte. Sür \>a^ fQnd), al§ 9Karft*2trtifeI, ift
10 e§ gleid^gültig, aber nid^t für mid^, ba biefe 3bee nun ma^r*
fdjeinlic^ für immer unausgeführt bleibt. 3d^ mar fd^on in ber
beften ©timmung öon ber SBelt, otlein ba fam mit bem franjöfifc^en
äRinifter ein alter g^eunb auS Paris herüber, ben id^ feit je^n
Sauren nid^t me^r gefe^en ^atte. S^er jog mid^ in gan5 anbcre
iß Greife hinein unb barüber fam ber Sommer, ber mid) im
(Segenfa^ jur SRatur immer unprobuctiö mac^t. — ^f)x ®ebid^t
f)ai mic^ unb meine gtau fe^r ergoßt; möge ber SSunfd^, mit
bem Sie e§ fc^liefeen, in ©rfüttung ge^'n. 3n einer Sonbner
^Jeitung la§ id^ fürjlid): „meine ®üter am ®munb'ner See,
;?ofammt bem Sc^lö^lein fe^en reijenb gelegen." ®ie @üter
befte^en in 380 Cuabratrut^en unb ba§ Sd^löglein ift ein
93aucr^au§; ba§ tvax bod) einmal ein ^öflic^er Englishman,
nid^t tDaf)X?
Seben Sie rec^t mo^l, empfehlen Sie mic^ unbefanntermeife
«ßS^rer grou ©emo^lin unb erfreuen Sie mic^ gelegcntlid^ mit
einem Scben^jeic^n.
SBie immer
gr. öebbcL
13 Bamberg 29 darnach fehlt der Brief vom 29. Oktober
1855 an F. A. Brockhans in Leipzig, mit dem Hebbel seine
«Vermischten Schriften* znr Einsicht einsandte, doch lehnte B.
den Verlag ab
18*
276 '^>22. An Hermann Marggraf. 14. 11. 5"-».
Nr. 522. An Hermann Marggiaf in Leipzig.
^od^gee^rtcr §err!
Sängft tüdrc eS meine ©t^ulbigfeit geroefen, Sinnen für bie
liebeöotte ^ufnal^me meinet Wickel 5(ngeIo unb meiner 9(gne§
SPcrnauer meinen !^anf au^jufpred^en. ^bcr ic§ münfd^te Sinnen s
juglcic^ meinen @^ge§ ju überfenben unb öon biefem erl^telt
ic^ erft geftern bog erfte ©yemplor. Gyges ift namlirfj ba§
einjige ©tuet, ma§ id) al§ ein mirflic^ neue§ bejeic^nen fann,
benn SöJic^et ^nge(o mürbe bereite Dor fünf unb ^(gne§ Sern^
auer öor öier S^^^c" gefc^rieben, menn fie and) erft je^t im lo
^xnd erfd^ienen. Gyges ift bagegen im legten SBinter
entftanben.
Sc^ f)abe mic^ bei meiner ^Inmefen^eit in Hamburg
im Sa^re 1853 fe^r bemüht, 3^re perfönlic^e SJcfanntfd^aft ju
mad^en, ol^ne baju gelangen ju tonnen. 9)?eine Hoffnung, biefen is
§crbft nad) Leipzig ju fommen, mo ©ie mir nic^t tnieber ent:=
gangen fe^n mürben, ift ebenfalls ju SBaffer gemorben; id) fonnte
in bcr ©^olera^Beit meine gomilie nid^t öerlaffen. Erlauben
gie mir benn, 3^"^^^ fd^riftlid^ ju fagen, bag ic^ öon je^er fo^
mo^l für ben Rumänen Sinn, in bem (Sie Siteratur^Sritit *o
übten, al§ für S^re $(Jrobuction ba§ leb^aftefte Snterreffe emp^
funben l^abe. $)efonber§ ^aben mir ^f)xt bramatifc^en arbeiten
bemiefen, baß ©ie öor öielen Slnbercn berufen maren, für
biefen ^öc^ften S^^^^Q ^^^ Siteratur etma§ ju leiften, unb id)
mögte ©ie mo^I fragen, mo§ ©ic beftimmen fonnte, nac^ einem «s
fo biet Derfprec^enben Slnfang, mie ^f)x Säubd^en öon Stmfter-
bom, fo rafc^ mieber abjuftc^en. SBar e§ ber SDtangel an burc^-
greif enbem ©rfolg? ®a mögte id) ©ie faft fc^elten unb ic^
Nr. 522. H im Besitze des Frl. Brinkmann vom Leipziger
Stadttheater, mir durch Hm. Prof. Dr. G. Wltkowski zur Benutzung
übersandt. 26 Trauerspiel, 1839, vgl Tgb. I N. 1825
14. 11. 55. 522. An Hermann Marggraf. 277
märe berechtigt baju, benn ttjo mürbe ic^ geblieben feiju, mcim
id) mid^ babiird) l^ätte jurüct fd^rerfen toffen! 3a nod^ jcjjt,
mo ic^ jel^n ^af)xt in Wien an ber Seite einer unferer crflen
ft'ünftterinnen lebe unb, mie ic^ mit 3)anf anerfennen muß,
o Don aütw ©d^id^ten ber ©efeßfd^aft Qtaä^kt merbe, mirb mir
Bind mä) ©tuet 5urücf gemiefen, unb fällt SRic^tg atö bie ©in^s
malige SBieber^olung meiner Subitf; für mic^ ab. Unb bie
()ot boc^ gemife ju öict 9(e^ntic^feit mit einem Sttmofen, al^ bafj
id) mic^ barüber freuen fönnte.
10 SSerjei^en ©ie, ba§ id) fo gerabeju fprec^e; e§ mag ^^ncn
bie ^ufrid^tigteit meiner S^eitna^me bemeifen. gd^ ^atte öor
Sauren in SRünc^en fc^on mit 3§rem $errn S3ruber ein &t^
)px'dä) über ©ie, morin id) mic^ auf gleid^e SSeife äußerte.
2)amat§ gab er mir 3^re fötfriebe.
j5 5ür Gyges bitte ic^ ©ie um gleid^e§ SBo^lmottcn, mie ©ie
feinen ©efd^roiftern ju S^eit merben liegen; er tft fd^merlic^ beffcr
ober fc^lec^ter, mie fte, benn er fann feinen SJater nic^t öcr^
läugnen. Setrad^ten ©ie i^n al§ meinen erften fd^üc^temen
Schritt in einer ©p^äre, nad§ ber ic^ mic^ immer gemaltig
20 f)ingc5ogen füllte, öor ber id^ aber jugleid) mut^lo§ jurücf b^bk;
id) moüte mic^ am Herodot für ben Homer üben.
SRit ber aufric^tigften §oc^ac^tung
3^r ganj ergebener
gricbric^ Öebbel.
25 Sien b. 14ten
9?ot)br 1855.
12 Rudolf Marggraff 14 Trauerspiel, 1841
278 523. An Wilh. Joseph Grailich. 15. 11. 55.
Nr. 523. An Willi. Joseph Grailich in Wien.
©ce^rteftcr §err!
SBenn tc^ Sinnen erft je^t für Ql^rcn SJricf unb Sl^rc
©enbung meinen ®anf au^fpred^e, fo entfc^utbigen ©ie e§
mit bem Umftanb, \)al^ id) S^re Slbreffe nid^t tnugtc, tneif s
©ie biefe beijufngen öergeffen l^atten. Sie l^aben mir eine
malere greube gemod^t, benn fo menig SBert^ id^ auf bie
SJeiftimmung unb ben 6nt^ufia§mu§ junger S'ünftler legen
barf, ha biefe ja im Sorau§ burd^ ba§ gemeinfd^aftüc^e ©lement
ju meinen ©unften beftod^en finb, fo ermuntcrnb unb belol^nenb lo
ift e§ für mic^, ttjenn au§ einer ber meinigen entgegengefe^ten
ober bodt) nur fe^r entfernt mit i^r öermanbten ©pl^ärc ein
SBort I;erüberbringt, n^elc^eg mir eine me^r afe flüchtige SS3ir!ung
meiner SSeftrebungen Verbürgt, ©ie trauen mir ju, baß id^ bie
mir t)on ^fjmn ju S^eit geworbene 2lnerfennung auf ba§ mir is
gebül^renbe befc^eibene 9(Kaa§ jurüdtjufül^ren ttjeife, aber ^^xt fßt^
geifterung gilt getuife öorjugSmeife bem fittlid^en ©ruft, ber
meinen ?(rbeiten ju ®runbc liegt unb in fo ttjeit glaube id^
fie acceptiren ju bürfen.
S^ren naturmiffenfd^aftlid)en Seiftungen Vermag ic^ bei ber ao
ilürje be§ menfd^lid^en Seben§ unb ber Sefc^rönft^eit ber menfd^^
lid^en Sraft leiber nid^t im detail ju folgen. 2»od^ l^at fic^
mein greunb SJrücfe fe^r öortl^eil^aft gegen mi(^ über biefelben
au^gefprod^en unb bie allgemeine Seite, bie ber ©arftellung,
meldte id^ allenfalls beurt^eilen fann, finbe id^ öortrefflid^. as
SWac^en ©ie mir nun baS SSergnügen ^^xtx perfönlid^en
$)efanntfc^aft unb geftatten ©ie mir, um S^nen einen S^l^Igang
Nr. 523. H unzugänglich. Nach Allgemeine Zeitung 1893
Kr. 128, Beilage vom 9. Mai Nachlese II S. 47 f. Wilh. Jos. Grailich
(1829—1859) war hauptsächlich Eristallograph und lehrte an der
Wiener Technik höhere Physik.
15.— 23. 11. 55. 523. An Grailich.-524. An Schmidt. 279
äu erfparen, ginnen bie 3ßit ju nennen, mo ©ie mtc^ ganj ftc^er
ober faft fidler treffen: 9Korgen§ öon 8 bi§ 10 unb 2lbenb§
um 8 ; bcS $D?orgenS immer unb be§ 2lbenb§ gemö^nlid^. Söiit
aufricf)tiger §oc^ac^tung
ganj ergebener
SBien b. 15. 5Kot). 1855. Dr gr. ipebbet.
Nr. 524. An Julian Schmidt in Leipzig.
©ee^rter ^err!
io ®ie S3erlag§^anbfung fenbet S^nen mein neue§ ©tücf, be^
titelt: ®^geö unb fein 3iing. ^d) ergreife biefe ®etegen^eit,
3§nen meinen Xant für 3^re ^urtl^eilungen meinet SKic^et
5(ngeIo unb meiner ^gne§ Semauer auSjubrücfen. ©enel^migen
Sie jugleit^ bie aufrichtige ^od^ac^tung, momitmic^3^re®efc^ic^te
ißber Stomanti! erfüllt f^at, bie ic^ leiber erft lange nacf) i^rem
Grfc^einen fenncn lernte, ^nä) mit bem ©cfid^t^punct, öon bem
au§ @ie bie mobeme Siteratur bcurt^eilen, ftimme ic^ im 9(ff'
gemeinen tjofffommen überein, unb t^at e^ f(l)on, mie id^ bemeifen
fönnte, in meinem imanjigften gal^re, menn ic^ gleid) im ©injclnen
«ojuttjeilcn öon S^«^" abmeieren muß. @§ mar mir S3ebürfni|,
S^nen bieg au^jufpred^en; bag ic§ löngft in biefem «Sinne fprac^
unb fc^rieb, fönnen ©ie allenfalls aud) in Leipzig erfal^ren, unb
t)on meinen ^Cnl^ängern am crften. 9?e]^men ©ic e§ auf, mic
ic^ e§ biete. Sinnen gebe id^ ju bebenfen, ob @ie mir bie
26 ©erec^tigfeit nid^t fd^ulbig finb, mic§ neben menigen änberen afe
SluSnal^me ju bejeid^nen, mcnn (Sie ba§ literairifc^ ©liquen^^
Nr. 524. R nicht zugänglich. Nach Hebbels Abschrift in Weimar :
Herrn Dr Julian Schmidt in Leipzig. Slbfc^rift. EnphorionVI
S. 337 f. Nachlese U S. 48f. 21 ^fprec^en über «brfirfen
280 524. An Schmidt.— 525. An Gutzkow. 23.-25. 11. 55.
lüefcn unfercr 3^»* berühren. 6§ ejifttrt fein einäigeg Blatt in
ober au|cr Ccftcrreic^, ba§ ftc^ meiner annähme ober mic^ auc^
nur fc^onte, unb unfer Surgt^eater loirft mir im ganzen 3al)r
nur ©inmal bog Stlmofen einer SSorfteßung ^in unb smor burc^
bie SSieber^olung meiner Subita, womit mir am menigften 5
gebient ift. ©tmaS loeiler müfete ic^ e§ bod^ lool^l gebracht
l^aben, wenn ic^ ben beliebten SBeg ber SJauc^rebnerei jemnlö
betreten unb nic^t t)on je^er ben mir öon fefbft äufaHenben
Pfennig bem gefto^tenen S§aler öorgejogen l^ätte.
§od)aci^tung§öott lo
3^r ergebener
Wien b. 23 9tob. Dr gr. ö.
1855.
Nr. 525. An Karl Gutzkow in Dresden.
SSere^rtefter greunb! is
S)urc^ meine SSerteger erl^alten ober erhielten ©ie mein
neu'fteS ©tüdf, betitelt ®^ge§ unb fein Sling. ©d^reiben gie
c§ einer unborftc^tigen Sleu^erung ju, tueld^e ©ie bei unferem
legten 3ufammenfet)n gegen mic^ fallen liefeen, loenn \(i) Sie
erfuc^e, bei Gelegenheit biefe§ @türf§ ein Urteil über mid) unb so
meine legten arbeiten abäugeben. ©ie fagten mir nämlid^, bafi
e§ S^re Slbfic^t getnefen toäre, bie ©arfteUung ber ^vhiti) in
2)ree§ben auf eine folc^e SBeife einjutciten, tnenn ber unglücflic^e
$ferbe:^§uffd)lag ben Sermin nid^t öerrürft unb bie getroffenen
2lnorbnungen beränbert ^ätte. ©rjeigen Sie mir biefen Siebe§= 26
bicnft je&t! SBa§ id^ in 2lgne§ Sernauer, SDUc^cl 9lngeto unb
®t)ge§ nid^t gejeigt l^abe, liegt nic^t in mir; bo§ gacit fann
für immer gejogen loerben. S)a§ ftatt meiner ein intereffantere§
N. 525. H unzugänglich. Bw. ü, S. 161.
25. 11. 55. 525. An Karl Gutzkow. 281
unb aimabfercö Sni^iöibuum ba .fct)n fönntc, gebe id^ im S3orou§
5U unb beättjeifle fogar fe^r ftorf, ob ic^ tni^ in mid^ fetbft
öcriicbtc, mcnn xä) mir objcctit) gegenüber ftänbe. ^ber id) bin
nun einmal ba, unb mu§ Verbaut ttjerben, mie 9lnbere auc|.
5 Sc^ meig nic^t, ob xi) \i)on über Sbre „Stnabenscit" mit
S^ncn gefprod^en ^abe. giu ganj Dortreff(id^e§ Sud^, burrf}
beffen gortfe^ung Sie o^ne S^^cifel ganj 5)eutfd^lanb eine große
greube bereiten mürben. SWein ©jemplar manbert ^ier in SBien
Don §anb ju §anb unb nod^ f)abt xä) SWiemanb gefunben, ber
10 uid^t mit mir übereinftimmte. 9Kein Urt^eil merben meine
„üermifc^ten ©c^riften'' bringen, bereu Verausgabe nal^e bet)or=
ftel^t. (NB. SBie unöerantiüortlic^ nad^)id()tig ttjaren Sie gegen
mid^ in Hamburg, al§ Sie fo manchen ^uffaj öon mir im
Selegrapl^en brad^ten! 3c^ glaubte, meit me^r auf ^ijxt
15 Autorität, at§ auf mein eigene^ gute§ ©emiffen geftü^t, @inige§
baüon in bie öermtfd^ten Sd^riften aufncfjmen ju bürfen, alS
ic^ bie 9(cten l^eröorjog!) S^ benjunbere junöc^ft ben 3)iutö,
bcn Sie, beutfd^er SRifere gegenüber, beroiefen, al§ Sie ^l)xt
83efenntniffe fc^rieben. @S gehört etmaS baju, feine eigenen
^oSBurjetn bto§ 5U legen, überaß, unb bcfonberS bei un§! Unb
mie reijenb ift ia^ 5)etail. 2)ie Unöerträglid^feit ber beiben
aWütter j. 33. unb bie am Sarge be§ Sinbe» in ber Sludge
gefeierte SSerfö^nung gehört jum Slü^renbften, inaS id^ fenne
unb erfd^üttcrt mic^ jebeS 33?al öon 9?euem.
2B ®ern frifd^te id) aud^ bei ^tjxm Sefern in ben „Unter-
^altungen*^ mein ©ebäc^tnig burc^ irgenb einen fteinen Beitrag
roieber auf, menn tc^ nur mü^te, womit. 2^) gehöre (eiber ju
ben Seuten, bie immer irgenb einen gaben ^abtn muffen, wär'S
aud^ nur einer au§ bem fogenannten SUtmeiber^Sommer, um
30 fid^ baran ju Ratten. SWögten Sie mir einen gingerjeig über
5 Aus der Knabenzeit, 1852 14 vgl. X S. 353-415
282 525. An Gutzkow.— 526. An Werner. 25.-27. i 1. 55.
ba§ S^ncn etroa au§ SBien SBiüfommene geben, fo tDÜrbe er
geroig nid^t verloren fe^n.
S^r aufrid^tigft ergebener
gr. Hebbel.
SBien b. 25ten 9?oöbr. 1855. s
Nr. 526. An Karl Werner in Iglau.
Wien b. 27ften 9tot). 1855.
Sieber SBerner!
3c^ tt)ei§ e» ju mürbigen, bog ©ie ©ic^ in einem fo
trüben SKoment gerabe an ntid^ ttjanbten, unb ©ie ^abcn gQn5 w
red^t barin, boß bie SRenfd^en in SRoffe nie unertraglid^er finb,
als ttjenn fie SRitteib bejeigen unb tröften motten. äRein ®^ge§
bejeic^net feinen früheren ©eelenjuftanb, tt)ie er öor ber Königin
fte^t, mit SBorten, bie auf foli^e Seute Vortrefflich paffen; er fagt:
— S^m mar ju 9Kut^, aU ^att' er fid^ biSl^er, is
SBie ein ereb'fc^er ©d^atten, fatt unb nüd^tern,
9tur unter bie Sebenbigen gemifd^t
Unb je^t erft Stut befommen, mie fie felbft;
5n§ ^ätte er il^r Sad^cn unb i^r SBeinen,
3^r S«beln, ©eufjen, ja i^r Slt^em^ol^Ien, 20
9iur nad)geöfft unb nie geahnt, marum
S)ie SRenfd^enbruft fid^ emig l^ebt unb fenft. —
9lber freiließ ift e§ aud^ ia^ ©igent^mlid^e unb SBol^It^ötige
am ©c^merj, ba§ er, fobalb er überftanben ift, gleid^ mieber
N. 526. H in Weimar. Bw. II S. 423 f. Adr. auf Kuvert:
Herrn Professor Karl Werner, Wohlgeboren, in Iglau. Post-
stempel: Wien 27. 11. Iglau 28. Novemb. 10 Emil, das zweite
Söhnchen Werners, war als ganz kleines Kind gestorben
15 ff. „Gyges" V. 1324 ff.
27.11.— 18.12.55. 526. An Werner.— 527. An Heine. 283
ein Slbftractum mirb, mä^rcnb bie g^cubc i^r pcrfönlic^e^
©efic^t beljält.
9(uc^ id^ l^abc öor neun Sauren mein erftc§ Sinb, einen
(Bof)x\, ber Sntit l^ieß, wie ber S^rigc, mit neun SBoc^en öer-
6 loten unb ätnar in (£iner ©tunbel S^ennod^ mügte ic^ S^nen
9?id^t§ 5U jagen; in ben Slnfang, luie in \>a^ ®nbe muffen mir
un§ ein für alle 2Rat ergeben, nur bie SKitte, bie frummc
ßinie jmifd^en im beiben 5ßuncten gehört un§. ©o tiiel ift
geroiß, bafe 9?id^t§ au§ ber SBett öerfd^roinben fann unb i>a^
io e§ fid^ immer nur um ein gelöf te§ SSer^öUniß, nie um eine
j^erftörte SBefen^aftig!eit, ^anbett. SBarum follte aber ein Ser-
^ättni§ nid^t früher ober fpäter mieber angefnüpft werben fönnen?
SBenben ©ie alfo bem ®rabe ben SRüdfen unb bem Seben
ba§ 5tngefid^t mieber ju. Sieif fe^n, ift 3ltte§, meint Hamlet
iB unb er l^at red^t. SBirfen, fc^affen, fid^ nad^ allen ©eiten ent=
micteln, bamit bie §anb, bie öon oben herunter greift, unten
ben gaben nid^t öermißt, bei bem fie ben SKenfc^cn pactcn fann!
S^rer grau ©emal^Un öon un§ Seiben ba§ §erjlidf)ftc
unb greunblic^fte. SKeine grau lag aud^ ad^t 3;age barnieber
«ounb mir l^atten ©ct)(imme^ ju beforgen. ®ott Sob, e» ift
vorüber.
gr. Hebbel.
Nr. 527. An Heinrich Heine in Paris.
jgß ^od^öere^rter greunbl
©ie l^aben mir öffentlich ba§ Stecht eingeräumt, ©ie fo 5U
nennen, id^ ne^me bal^er feinen Stnftanb, mid^ biefc§ 9tec^t§ ju
Nr. 527. H nnzugänglich. Nach Hebbels Abschrift in Weimar:
5rn Heinrich Heine in Paris. 5lbfd^rift Bw. I S. 458f.
26 im „Avant-Propos" zur neuen Autlage „De la France"
284 527. An Heinrich Heine. J8. 12. 55.
bebienen, nun iä) midf) ^fjnen nad^ )o öielen Saferen jum erfteu
Sßat perfönüd^ mieber nähere. 3)ic6 Q^i^df) eigcntüd^, o^ne
bag @ic e§ miffen fonnten, fd^on im Slnfang äKat) b. Sv i>enn
©ie Ratten mir eine 9(u§äeicl^nung erliefen, bie id^ öiet ju ^oc^
an|d^Iug, um 3^nen nid^t auf bcr ©tcHe bafür ju bonfen. ^ä) b^
gab meinen Srief aber unfcrem 2lbgeorbneten jur Pariser
3nbuftrie*2lu§fteIIung, bem .'perrn ^rofeffor Kntelberger Don
©belberg, mit ouf ben SBeg, roeil id^ i^m fo S^re 3:f}ür 5U*
öffnen ^offte. 9tun ftellen Sie @id^ meine (jeiKofe Ueberrafd^ung
\)ox, al§ id^ meinen Srief öor tixva ai)i Sagen öon bem Ueber^ lo-
bringer, ber feinen Stücfttjeg über Statien genommen fjotte, mit
bem Semerfen jurücf erhielt, ba§ er trojj metjrmaliger SSerfud^e
nic^t 5U 3^nen l)abe gelangen fönnen. ®(üct(id^erroeife finb
Sie fein gürft, ber eine SRetatt^Srone auf bem Äopfe trägt,
fonft liefe id^ ®efa^r, bag mir mein Orben mieber obgeriffen iß-
lüürbe. 3)enn biefe Ferren foHen eine öertorne ©d^Iad^t etjer *
öerjei^en, al§ einen üergeffenen ober öerfc^obenen Südling.
Saffen ©ie ©id^ benn je^t einen S)anf roieber^olen, ber fict)
freilid) öon felbft öerfte^t.
3c^ tüeig nid^t, ob S^nen ein ^Uiffa^ 5ugefommen ift, 20
n^orin id^ mid^ 3f}rer gegen bie SRittelmäjjtgfeit unferer Sage
annahm. ^Ibgefanbt f)ab' icf| i^n für ©ie, fo öiel ift gemift,
unb menn ©ie il^n gelefen öaben, fo ^at er S^nen aud) bc^
miefen, \>a^ bie 3eit mein Urt^eil über ©ie nicf|t üerönbert
()at. SBie fel^r ^abt ii) bei jener ©elegen^eit bie fc^on fo oft »ß.
in 3lu§fidt)t geftellte ®efammt=9(u§gabe 3^rer SBerfe öermißt,
unb tüxt ungemein mürbe id^ midt) freuen, menn unfer $am==
(Elster IV S. 570) heisst es: „Ie th6ätre allemand de nos jours
poss6de deux poetes du m^rite Ie plus rare en la personne de
mes amis Fr6d6ric Hebbel ... et Alfred Meissner** 7 dieser
Brief nicht erhalten 14 ßopfc über f^aupte 20 vgl. XII
S. 76 ff.
18. 12. 55. 527. An HeiDrich Heine. 285
burger goOiu§ Kiinctatur [!] enbtid) einmal bomit ]^erau§ riicfte.
©ie muffen burd^auS im ©onjen unb ©rogen aufgefaßt ttjerben,
tpenn ©ie nid^t batb ju fpi^ig erfd^einen, Mb in 9?ebet unb
S^unft jerfüefeen foHen, unb obgtcid^ bie Sritif nie meine ©ac^e
6 xoax, nod^ fetjn mirb, fo mürbe ic^ mid^ boc^ tro^ ber ©d^mierig=
feit ber Slufgobe an ^l^rer S^aractcriftit öerfud^en. SBorum
treiben ©ie ben öielbebäc^tigen Campe nic^t beffer an? S)ie
3eit ift längft ha, foroo^I für i^n, mie für ©ie!
Ueber 3^re förderlichen ^wftänbe l^örte icf| neulid^ öon
io einem ^iefigen ^Irjt, ber ©ie im legten ©ommer mehrmals fof)
unb fprod^, ba§ Siraurigfte. Um fo bemunberung^mürbiger ift
freilid^ boS ©d^aufpiel, ba§ S^i^^ ungefd^mäd^te ®eifte§froft ben
SRittebenben giebt. 2)od), ia^ ift für ©ie ein fd^Iect)ter Sroft.
Sielleic^t foüen ©ie ben Sl^eotogen, bie ©ie fo oft geärgert
15 ()nben, einen neuen Setoeiö für bie Unfterblid^feit ber ©eete
liefern. 2)o§ mürbe ©ie e'^er ergoßen, benn e§ märe eine
Uebereinftimmung me^r smifc^en bem S^nen eigenen unb bem
SSett=^umor.
Sdt) l^öre, bog ©ie nod^ tefen unb ©id^ öorlefen taffen.
20 Somit entfd^ulbigen ©ie'^, menn ic^ ^f)nm mein neufte§ ©tücf
überfenbe. ^6) bin bamit fonft fe^r fparfam, benn ic^ mei§
mo^I, bog id^ für bie eigent^ümlic^en SBege meinet ®eifleö einer
größeren §ingobe bcbarf, ol§ man im Stitgemeinen Verlangen
fonn. S)iefe ^urüct^oltung, bie bodf) nur in ber S3efd^eiben^eit
;eß murmelt, ift mir nid^t feiten für ©pröbigfeit aufgelegt morben:
Ijoffentlid^ öon S^nen nic^t! 3d^ l^öre ebenfatt§, ba^ ©ie nodi)
manches Sebengjeic^cn nad) S)eutfc^(anb flottem taffen; foUte
fidj boöon nic^t oud^ einmal cin§ 5U mir öerirren ? ©in SBort
über meinen ®^ge§ märe ein fd)öne§ SReujo^r^gefc^enf; ©ie
30 ^oben mir in Paris über bie Subitf) einmal in einer ^otben
©tunbe me^r 3:iefe§ gefagt, at§ alle Scutfc^e Stitifer 5ufammen.
1 Julius Campe 10 f. fprac^ unb f al^, durch Zeichen umgestellt
286 527. An Heine.— 52a An Gutzkow. 18.— 24. 12. 55.
9Ktt ber aften ^(n^ngüc^feit
3^r roa^r^ft ergebener
Wien b. 18 Xtc. gr. öcbbel.
1855.
P. S. Äommt inirüic^ noc^ etina^ contra Dessauers
üon 3^tien? ©nc furc^tbore SSa^r^cit, bic Sie irgenbtno auS^
fprccfien, ha% ba§ Serjinen^^öefängniB be§ 5)i(^ter§ me^r ju
fc^euen ift, al§ atte aRaufet^ürme unb SIeifammem ber gürften.
Um fo furchtbarer, afe er nur einfperren, nic^t inieber au^^
(äffen fann! lo
Nr. 528. An Karl Gutzkow in Dresden.
Wien b. 24 See. 1855.
Sieber (äu^fom!
3^ren Srief, ben iä) geftern erhielt, will ic^ beontroortcn,
beüor S^r 2luffa^ :^ier eintrifft. 9Jicf)t, at§ ob ic^ beforgtc, ib
ia^ er mid^ mirflid^ tierle^en mürbe, fonbern weit ic^ auc§ bie
entferntefle SRöglic^feit abfcl)ueiben mü, ginnen a(§ öcriegt burc^
i^n JU crfd)einen.
^ä) bin int Slttgemeineu üiel leichter ju befriebigen, nl§
gie glauben. 3)a§ folgt fcf|on barau§, ba§ ic^ in meiner Se- bo
trac^tung ber S)eutfcf)en Siteratur ganj auf ber Seite öon
4 • darnach (vide oom ba^ P. S.) 5 — 10 vom nach-
getragen 6 Deutschland. Ein Wintermärchen (Bister II S. 494),
vgl. „Warnung« VI S. 375 f. Tgb. IV N. 5392 8 3D(läufe!ammem
unb 33leitl^ürmc die zweiten Teile der Komposita durch Ziffern und
Zeichen umgestellt
Nr. 528. H unzugänglich. Nach Hebbels eigenhändiger Ab-
schrift in Weimar: 5In6;arI®uS!on). 5Ibfc^riftBw. IIS. 162—164.
14 vom 20. Dezember 1855 15 der Aufsatz „Friedrich Hebbel*'
erschien 1855. „Unterhaltungen** N. F. I N. 12 S. 189 ff.
24. 12. 55. 528. An Karl Gutzkow. 287
®erüimi§ fle^e, unb fogar ^alb auf ber Seite üon gutian
Sc^mibt. SBeim bie 33riefe, bie irf) öon bei* Uniöerfität an^
an meine SBo()It]^öterin, bie 5)octortn ©d^oppe, frf)rieb, no(f)
eyiftircn, fo muffen fie bemeifen, bog ic^ bo§ öon jeljer t^at.
6 Sturf) gaben meine erften (Sebic^te baüon on öielen Stellen,
namenttid^ aber in ben Sonetten, ein 6erebte§ 3eugni§, unb
bie ^ulbigung be§ Sag^ ^at mid^ no6) feine SWinute über
bie fe^r mögliche ^roteftation be§ ^al^r^uubertö tiinmeg
fe^en laffen.
10 SBenn möu atfo gegen mid) auftritt, fo fefet man nur
einen Sampf fort, ber in meiner eigenen SJruft geführt mirb,
unb ic^ bin nur ju geneigt, auf ben ®egner ju ^ören. greilid^
mug er nid^t, lüie j. 83. S^r greunb JRofenfranj in feiner
^(eft^etif be§ §ö§ti(^en t^ut, 5ugleicf| offenbare 9?idt)tigfeiten
u preifen, benn baburc^ l^ebt er fein eig'ne§ SBort ttjieber auf.
3^r ^uffa^ fann midt) ba^er nie „aufreisen", mie Sie fürdt)ten,
er fann mic^ ^öc^ften§ ju ber Ueberjeugung bringen, bafe
5tt)ifd^en un§ tro^ ber gegenfeitigen ^d^tung fein perfönlic^er
aSerfel^r möglid) ift. S)enn biefer beruht, roie id^ S^uen fc^on
iBofrül^er gefd^rieben ju ^ahzn glaube, nadf) meiner Slnfidjt auf
bem aiefpect bor bem mit ber Sn^i^il^wo^itöt ein für alle SDJal
©efe^ten unb auf ber SKäfeigung, bie gorberung nii^t über ha^
üor^anbene SSermögen IftinauS ju fpannen. S)a§ SUer^öUnijj
5n)ifc^en Sd^itter unb ©oetl^e murjelte in biefcm 5ßrincip, unb
23 greunbfd^aft§:^SBünbniffe, mie Sant fie borfcf|Iug, f)abtix nie
eyiftirt; ober fennen Sie Seute, bie fic^ eintaben, um fid^ bei'm
28ein i^re gegenfeitigen geiler öorju^alten? Seijen Sie benn
öerfic^ert, bafe id^ bie in ^l^rem 2luffa^ niebergelegten Uebcr^
.^eugungen in jebem galt mit ©auf aufnehmen merbe.
16 Gutzkow schrieb: ßaffen ©ie fic^ alfo, mcnn ber be*
treffenbe STuffa^ in Söien ift, nic^t oon ^u^ u. 51. barüber
aufreiacn. 20 vgl. B. V S. 123, 22 ff.
288 528. An Karl Gutzkow. 24. 12. 55.
Slter S^r 93 rief t)nt etwaS Stnftögige^ für mid^ gcl^aOt.
aSie fommen Sic baju, mi^ gerabe mic^, öor ben Urt^citen
Sefreunbctcr ju njornen? Sie SelOft wtff cn bod^ am attcr
beften, mtc menig ic^ öon je^er barauf au§ mar, mir einen
5ln^ang ju tjerfi^affen. ®Iän5enber, tüie ©ie meine Subita 6
Oegrügten, fonnte fie nid^t begrüßt merben; mann f)abt xd) Sinnen
bafür gebanft? S)o(^ mo^t erft, al§ 3^re Siitter öom ®cift
erfcf|ienen maren, mcil id^ 36«^« ^W ^w^er bei jn ftimmen Der*
mogte, unb ba§ mar eben fo gemiß unHug unb nnbiptomatifd^,
al§ matjr nnb c^rlidj gc^anbett. SRid^t (Siner in ganj 5)eutfc^^ lo
laub l^at onbere Grfatjrungen an mir gemacht, id^ ^affe unb
öerad^te bie immer met)r überl^anb ne^menbe lit. Saud&rebnerei
mit SiinQ^inQ^ötut, unb irfj bin ber ®efa^r ber SSerfud^ung
nid^t einmol au^gefe^t, benn ber 5tugenblic! gilt mir 3?id^t§
unb nur biefer lögt [\i) au\' unterirbifd^en SBegen geminnen. ib
SBenn e§ ^f)mn, etma in ^ree^ben, irgenb jemanb anDer§
gefügt ^at, fo ^ot er gelogen nnb fein eigene^ S^un unb
treiben auf mid) übertragen; fd^reibt man Sudler über mid),
mic ßmil Sui), ber fid^ übrigen^ ^f)xt Sld^tung fd^on erobern
mirb unb, nebenbei bemerft, fein S""9^i"9 ^^^^ ^ft f^ gcfc^icf)t «c
e§ ol^ne mein SBiffen unb miber meinen SSiUen; mad^t man
mid^ an ben Uniuerfitäten jum ®egenftanb öon SJorlefungen,
fo t^un 'ixi^ unabhängige gereifte 3Wänner, bie fid^§ t)on mir
nid)t tierbicten liefjen; lobt man midj über bie ®ebü^r, fo mag
8 Gutzkow schrieb: $ßon ®i)gcs bin id) nic^t befriebigt. ®a§
©ujct ift unangenel^m, bie ^urd^fü Irrung nid^t feffeinb. 9öa§ jjl^nen
ha bie öctti) 5ßaoIi gefd^ricben l^at unb fonft aus ben Cluettcn ber
öcfrcunbung fliegt, fann man nur roertl^fd^ä^en als bie nid^t genug
5U preifcnbe ßiebc unb 2:rcue guter ÜJ^enfc^en, bie e& rool^Imeinen.
5lbcr uertraucn ©ie unbefangener ÜJ^einung: ®pged ift reijIoS.
17 wohl Dawison? 20 geb. am 13. Dezember 1828 21 vgL
Kuhs Brief an Werner, Studien zur vgl. Literaturgeschichte I
S. 171
24.-29. 12. 55. 528. An Gutzkow. -529. An Schoppe. 289
^. Sd^Iocnbad^ S^nen erjagten, lüic crfcnntüd^ id) bafür im.
3)ic Betty Paoli, auf bereit Slrtifet ©ie ©id^ berufen, §Qt noc^
obenbrein, fo lange fie bie frtt. geber in bcr §anb ^It, ju
meinen geinben gehört, unb menn fie fid^, toit id^ aHerbingS
6 öerne^me, plö^Ud^ gemenbet l^at, fo ift fie burd^ ben ®)jge§ gc:=
ttjonnen ttjorben, nid^t burd^ mid^.
SBunbern ©ie ©id^ nid^t, ba§ id^ mid^ bei biefem $ßunct
fo lange aufhatte; mir gel^t ber S^aracter meit über ba§ 3;alent,
ttjenn Seibe, njie id^ freilid^ glaube, nid^t auf§ SnniQp^ 5"^
iofammen l^ängen foHten, unb id^ fürchte, bei 3^"^« öerläumbet
5u fetjn.
3n Sejug auf bie Unterhaltungen bat id^ ©ie um —
SBünfdt)e! ^er bamit!
9Kit bem ^crstid^ften ®Iürftt)unfd^ jum 3ö^re§=SBed^fcl
'' 3^r
gr. ö.
Nr. 529. An Amalie Schoppe in New- York.
[WienJ 29 See. 1855.
— SBa§ ©ie mir über bie Slmerifanifd^en Scrl^ättniffc
so fd^reiben, überrafd^t mic^ gar nic^t. D^nc je bort gemefen 5U
fe^u, ttjill ic^ ba§ Sanb beffer malen, al§ ob ic^ barin geboren
märe. S)ie greil^eit befte^t barin, ba§ man nad^ Suft unb f8t^
lieben auf Suropa fc^impfen barf; einer ä^nlid^en genießen mir
in SSejug auf 9(merifa, unb finb alfo ijoflfommen quitt. 3m
25 Uebrigen aber ru^t bort ein gan§ anbere§ 3oc^ über äKenfd^cn
2 Hebbel nannte sie „die gestiefelte Katze" VII S. 233, sie
hatte wiederholt sehr scharf gegen ihn geschrieben
Nr. 529. H wohl in Amerika vernichtet. Nur Tgb. IV N. 5410
mit dem .Zusatz: örief an 5lmalic ©d^oppe in 5Rero*g)or!
Oc66cI, 93riefe V. 19
290 529. An Schoppe.— 530. An Pichler. 29.— 30. 12. 55.
unb S)ingen, xoxt bei un§, benn otte Buftönbe finb poefic- unb
fc^tüungloö t)on Anfang, fie finb e§ nid^t erft gcmorben unb
ba§ ift ein ungel^eurer Unterfdf)ieb, ber fid^ immer folgenfc^roerer
jeigen mirb. 9Kir ift bie ^anbfd^rift be§ ©enerafö SBaf^ingtou
immer unenbticfi rf)aracteriflifci^ für bo^ Öanb gemefen: fo faubcr«
unb falligrapöifc^ fci^ön, ba§ bie Sfinber bornad^ fd^reibeu
(ernen fönnten, aber and) fo leer unb intereffeIo§, mie eine
Sorfd^rift! —
Nr. 530. An Adolph Pichler in Innsbruck.
aSien b. 30. S)ec. 55. lo
SBenn ©ie mir ernftlii^ jürnten, fo fönnte id^ e§ 3^nen
faum ijerargen. SRid^tg beftomeniger mürben ©ie mein langet
©tiUfc^meigen begreifen, menn ©ie müßten, ma§ SllleS jtoifd^en
meinem ä)?at| unb S)ecember liegt. Unb marum fottten äRenfd^en,
beren Ueberjeugungen unb ©efinnungen fo ^art unb unöer^ is
önberlicfi finb, mie i[)r ft^nod^engerüft, nid^t mit SRu^e eine ^aufe
madfjen unb bod^ auf einanber jä^Ien bürfen? 3u biefen ge*
l^ören mir ober o^ne S^iJ^ifel alle Seibe.
^6) ^obe biefen Sommer tjoüe ac^t SBodtjen in ®munben
jugebrad^t unb mid^ bort fogar angefauft. 5Watürlic^ im aüer- m
befd^eibenften Sinne, bennoc^ mad^t e§ mir ®\)a%, je^t ein
§öu§Iein mit einem ©arten ju befi^en. 9täc^ften ©ommer getje
id) mieber ^in, um bort mit meiner grau abermatS \>tn geriaU
monat be§ Surgttjeaterö ju öerleben unb Suft unb SBaffer ju
genießen, le^tereg nämlid^, inbem ic^ im ©ee unb in ber 2;raun »
falt bat>^, ajieöcicfit fü^rt ©ie ber SBeg bann auc^ einmal nac^
Cberöfterreid^ unb mir fe^en bie in ^enjing abgebrod^enen ®e*
Nr. 530. fl in Weimar, unzugänglich. Eigenhändige Ab-
schrift Pichlers. Bw. II S. 402. Euphorien VII S. 102 f.
30. 12. 55. 530. An Adolph Pichler. 291
fpräd^e am Su§ bc§ S^raunftctn fort. 2lIIc§ ©einreiben ift bod^
nur ein trauriger ßrfa^ für ben pcrfönUc^en SJerfe^r unb je
tiefer mon bieg erfennt, um fo nad^Iäffiger mirb man babet.
3c^ menigftenö nel^me, menn miä) bic 5ßrobuction nid^t brängt,
6 faum nod^ bie geber in bie öanb unb aud^ jene gel^t mir nur
im greien unter ®otte§ blauem ^immel öon Statten, fo bafe
ber 5ßrater meine eigentlid^fte 2trbeit§ftube ift. greitid^ foHte
man ermägen, bag ber anbere immer me^r empfängt, ober bod^
5U empfangen glaubt, al§ man fid^ ju geben einbilbet unb \>a^
10 er beffer fupptirt, ate man benft.
3^r greunb Stiej. Saufmann l^at mir gefd^rieben, aber
au§ feinem Srief ging nur fo gäuälic^e Unbefanntfd^aft mit mir
unb meinen SJeftrebungen l^eröor, bafe id^ i^m nid^t 5U antworten
öermogte. 3d^ bin il^m offenbar nur ein 9tame, ber i^m l^ie
iB unb bo tjorgefommen fe^n mag, ber i^n aber nic^t Veranlagt
^at, flc^ ben SKeufd^en, ber i^n trägt, etma^ nä^er anjufel^en;
er öerfprad^ mir j. 93. bei ber 9Jebaction be§ ju ujerbenben
^üffelborfer 3ournat§ bie Slufnal^me eine§ „bramatifd^en" Sei«
traget öon mir 5U „befürmorten"; ba§ no^m id^ freilid^ nic^t
20 übet, aber id^ ttjugte bocf) nid^t red^t, mag ic^ baju fagen foHte;
entfd^ulbigen ©ie midf) alfo bei i^m, benn id^ laffe fonft nie
eine ^öftid^feit unerttjiebert, menn idt) mid^ audt) jumeilen
fäumig jeige.
9Son mir finb jttjei Sucher erfdfjienen: 9?oöetten unb eine
25 2;ragöbie. ^ie 5Woi)enen merben fdtimerlid^ gefallen, fönnen e§
aud^ uid^t ttjo^l in einer ^t\i, bie fogar ben 93egriff ber ©attung
oerloren l^at.
%\)oß fcfieint, toenn ic^ nac^ SSien urt^eilen barf, rafd^er
burdt)äubringen Xoxt irgenb ein anbereö ©tüdE t)on mir, boc^ ^at
11 Alexander Kaufmann, 182!— 1893 17 gurocrbcnben Euph.
es muss verlesen sein für gu ertoartenben?
19*
292 530. An Adolph Pichler. SO. 12. 55.
ben eigentlichen @e^alt be§ 3tü(fe§ nod^ niemanb gefuc^t, loo
er ju fachen ift, namlic^ im S^racter be§ Kandaoles.
8inb ^^ntn bie gejammelten 93riefe Don Slemeng 93rentano
jammt bcr Siograpl^ie f(^on Dorgelommen? ^ (efe fie jc^t,
aber mit feinem anbcrcn Swterreff e, atö »omit ic^ irgenb ein s
lDunberIi(^e§ Seetl^ier betrachten iDÜrbe. Unb boc^ t^u ic^ bem
Seetftier öieüeic^t burc^ bie äufammenftellung fc^on Unrecht,
bcnn biefe§ ift hod) roirfüc^ eigent^ümtic^ organifirt, bie Crigi-
naiitat jene^ 9iomantifer^ ift aber eine burc^auS gemachte, er
fommt mir üor »ie ein äRenfc^, ber fic^ bie §onb in ben 3Runb lo
ftecft, mit ben 3^^^^^ barauf bcigt unb nun öorgiebt, tni^ feg
ein iRaturact t)on i^m. SBenn man ben Seben^gang unb bie
Gnttticflung be§ 3Ranne§ mit nüchternen ?lugen anficht, fo mirb
man finben, bag fic^ auf ieber Station bie gäbe! t)on ben
faueren Srauben »ieber^olt. (Sx ftreift atterbingS, nrie fein is
frommer 99iograp^ mit fo Diel Salbung berichtet, aQe (Sitel-
feiten ber Sielt nac^ einanber ab, aber nur, meil er fie nic^t
erreichen fann, bi»^ er bann 5ule^ auf bem $unct anlangt, mo
er bie SSifionen franfer Dionnen an umge^gten Sieliquien
prüft unb auf Stigmatifirte S^^gb mac^t. 3)2ir baucht mit berjo
dieligion fann gar fein ärgerer äRiprauc^ getrieben merben,
ald Brentano bamit treibt. Saffen Sie Sic^ ba§ ^c^ nic^t
entgegen, e» ift ein furd^tbarer Spiegel menfc^lic^en ^oc^ut^e?,
ber ftc^ baburc^ 5U bemüt^igen glaubt, t>a% er fic^ auf ben
fiopf ftellt. K
^d) fd^reibe S^nen au» einem Spital, 8(Ue§ ift bei mir
franf unb ict) bin ein falber So^anniter, fangen Sie ba» neue
^ai)x frö^lic^cr an, al» e^ b^x mir beginnen ju rootten fc^nt.
g. Hebbel. »
3 erschienen 1855 als achter und neunter Band der „ Ge-
sammelten Schritten- 30 anf diesen Brief antwortete Pichler,
3. J. 56. 531. An Friedrich üechtritz. 293
Nr. 531. An Friedrich von üechtritz in Düsseldorf.
SBien b. 3tcn San: 1856.
Sßein öerel^rtefter greunbl
Sa e§ im alten Sa^r ntc^t mein Se^te§ mar, Sönen ju
6 antiPorten, fo folt e§ im neuen mein ®rfte§ fe^n. 3rf) ^atte
e§ mir üorgenommen, aber ein pIö^Ud^e§ Unmo^Ifetin meiner
grau, ba§ teiber emftlid^er mürbe, al§ mir 2lnfang§ bad)ten,
macf|te mir bie 2(u§fü^rung meine§ SJorfa^e§ unmöglich. Statt
am @t)Iöefter=5tbenb Eorre^ponbent 5U fe^n, mar id^ Äranfen*
10 märter unb bin e§ nod^; hk Seber rü^rt fid^ mieber unb ha^
ift im ®runbe fein SBunber, benn mie foü eine tragifd^e ©d^au^
fpielerin ftc^ ber ätufregungen entl^alten! 2)oc^ ift e§ bieg äKat,
mie mein greunb Srücfe mir berfic^ert, nic^t bebenfüd^ unb
mirb rafd^ mieber Vorüber gelten.
16 ©onft ging e§ biSl^er mit ber ©efunb^eit t>k\ bcffer, al§
id^ JU :^offen magte, mie ic^ S^nen jum legten 9KaIe fdt)rieb.
S^a§ SBaffer unb bie Suft öon ®munben ^ahtn SBunber getrau
unb mir ge^en ben nöc^ften ©ommer iebenfallS mieber ^in,
menn un§ SRid^t§ bajmifc^en fommt. SBir ^aben unS bort,
ao meil fid^ äuföllig eine fe^r gute ©elegenl^eit baju bot, ein
§äu§tein nebft einem ©arten gefauft; id^ bin aber nic^t menig
erftaunt, \>a^ 3^nen bieg mid^tige gactum ol^ne mein perfönüc^e^
^ut^un am St^ein befannt gemorben ift. Wart fie^t barau^,
id^ felbft nic^t o^ne SRü^rung, bafe bie geitungen ba§ Steine
BS über \>a^ ®roge nicf|t ijergeffen unb bag il^re üiebacteure nicf|t
blog für ben Sampf ber ®uropäifct)en SKäd^te um ©ebaftopol,
fonbern aud^ für ben ^amfter:* unb Siberbau einc§ Seutfd^en
der damals eine innere Krisis durchmachte, nicht mehr, so dass
die Verbindung aufhörte (Notiz Pichlers auf seiner Abschrift)
Nr. 531. H bei A. Meyer-^ohn in Berlin. Bw. 11 S. 223—225.
294 531. An Friedrich üechtritz. 3. 1. 56.
^^iliftcr^ ein Äuge ^aben. ß^rc ben broöcn 9»änneni; ipcr
loirb 3^ncn für bic SKittl^cilung einer fo foliben 3:^tfac^e
nic^t ein Sc^oc! poUtifd^er Sügen X)erjei^en! Uebrigcn§ nimmt
fid^ ba§ £)äu§(ein ganj artig au3 unb ber (harten ffai un^
fc^on für ben SBintcr mit Cbft öcrforgt; e§ liegt an bem s
fc^önen See, tuenn auc^, ma^ id^ nic^t einmal mogte, nic^t gan5
unmittelbor, unb ber ricfige Sraunftein fielet un§ in'§ genfter.
9?atürlid^ ^atte id^ bei biefem Grmerb nur bie äutunft im
Stuge, benn 5ur 3^i^ ^^^^ f'' tt^enig meine grau, mic ic^, im
Staube, un§ bort für immer einjufpinnen, menn e§ un§ bie lo
äufeeren SJer^ältniffe aud^ geftatteten. 2lber ber Sauf mar gut,
benn er mürbe nid^t burdf) mid^, fonbern burd^ einen bemöl^rten
®e)d^äft§mann, abgefd^Ioffen, unb e§ mar 9?id^t§ babci ju
riöüren, ha fic^ immer Siebl^aber finben, fetbft menn bie Sa^re
mir nic^t Slfd^e genug auf § §aupt flreuen foHten, um bie is
gänjüc^e ?lbgefcf)ieben]^eit unb ©infamfeit au^l^atten ju fönnen.
Sd^ ^abt jeboc^, menn i(S) mtd^ nidf)t fe^r irre, einige 9lntage
baju, obgleich id^ fie frül^er nie in mir üermut^et ^ätte.
S)a§ Söpfefd^e fSnd) über %kd ift mir bi§ je^t nid^t in
bie §änbe gefommen. Unfere §ofbibIiot^ef öerforgt mid^ mit »o
ben erheblicheren literairifd^en SReuigfeiten; ia mir aber Uni^^
öerfität unb Slcabemie öorgel^en, fo muß ic^ immer jiemlid^
lange roarten. ^^x S3rief unb bie grünbUc^e E^aracteriftif, bie er
entpit, ^at mic^ äu^erft begierig barauf gemad^t; mer märe bt^
rufener, über3:iedE ju reben, mie Siel Sluc^ben ®rönäbotens=9tuffa^ S5
Don Swüan SdE)mibt fenne id) nic^t; icf| lefe abfolut feine
Journale. ^6) fann mir benfen, mie begrünbet S^re 3nbignation
ift, benn biefer Srititer entbehrt jebeg Sinn§ für ba§ Specififc^^
13 Nordberg 19 Rudolf Köpke „Ludwig Tieck". Leipzig
1855, zwei Bände. Üechtritz empfahl es Hebbel und charakterisierte
es sehr fein 26 Schmidt über Tieck, von Üechtritz scharf
verurteilt
3. 1. 56. 531. An Friedrich üechtritz. 295
^oettfcf|e, unb ^at be^l^alb nic^t bie geringfte ^ietät für (Sx^
fct)etnungen, meldte fid^ im großen ^iftorifd^cn Sntmictlung^::
gange ber SRotion ntd^t atö unbebtngte unb unablcl^n&arc
ffinotenpuncte bc§ 5ßroceffe§ l^eraug fteHcn. 5Kic^t§ befto weniger
6 tialte ii) feine 3;]^ätigfett im StUgemeincn für eine nid)t unöor*
t^eil^afte, unb bie 9lrt feiner Srttif fogar für eine yioif)^
ttjenbigfeit, benn e§ ift unglaublid^, mie bie S^^ ^^^^ ©cribentcn
bei un§ junimmt, unb bie wirb e§ boc^ bieöeicfit abfd^redfen,
menn fte feigen, meiere Sorbeeren ju geminnen finb; bem (Seiten
10 unb SBal^ren fann ber SJanbali^mug ja auf bie Stauer nid^t
fd^aben, fo lange er blog bie geber fü^rt unb nic^t jur 2lyt
greift, um ©tatuen p jerfd^mettern ober 5ur SJranbfafel, um
im Sinne £)mar§ unb Seo§, be§ Sfourier§, Sibtiotl^efen an-
^ujünben. Sc^mibt ^at Diel gelernt, aud^ fel^It e§ il^m nic^t
iB am 33Iicf für bie ©ruppen unb bie S^fteme, fo ba§ id^ feinen
©tanbpunct, ber freilid^ nur ber auf bie ©egenmart angemanbtc
t)on Gervinus ift, im ©anjen t^etlen, im ©injelnen aber alleres
bing§ auc^ faft immer Don i^m abmeid^en muß. ^ätte er ftc^
enthalten, feineu greunb unb ©onforten über alte§ Maa^ an*
20 §uprei)cn, fo mürbe er fid^ tro^ be§ S)efect§ feiner SRatur nod^
meine ooUe Sichtung erobert ^aben; bodt) mit fo biel ©d^arffinn
für bie roirflid^en ober fc^einbaren ©c^mäd^en ber ®egner fann
fidf) fo t)iel 33linb^eit für bie SKängel beS ©enoffen unmöglich
bereinigen, menn man bie an* ,unb eingeborene SRüc^tern'^eit
SB anä) noi) fo ^o^ in Slnfd^Iag bringt unb fo ftogen mir benn
bei unferem Nicolai redivivus, mie Sie il^n fo öortreffKc^
nennen, bod^ jule^t auf ba§, ma§ er fo grimmig ^afet unb fo
13 Omar 1. Kalif (634—644) soll 641 die alexandrinische
Bibliothek haben vernichten lassen; Leo III., der Isaurier (717—741),
byzantinischer Kaiser, verbot im 11. Jahre seiner Regierung alle
Bilder in den Kirchen und fährte seinen Befehl mit Gewalt durch
19 Gustav Frey tag; über „Soll und Haben" urteilte auch üechtritz ab
296 531. An Friedrich üechtritz. 3. 1. 56.
blutig bcfömpft, nämlic^ auf bie Klique. 3«^ bcnfc, bie
Siterotur fann bon i^m bcnjclbcn ©cbroud^ machen, mie bie
Sird^c bon ben jutoeilen ouftauc^cnbcn SScrfünbigcrn beg jüngfien
2^ag§; bie SBelt bleibt fte§en unb orbenttid^e Scute treiben nac^,
tüie bor, i^r ernfte§ ®efd^äft, aber bie Sünber unb SKiffet^öter ß
belehren fid^. Uebrigeng ift e§ bei ben Ferren ©d^mibt unb
greitag (SoH unb §aben fenne id^ öon ©munben §er, mo e§
biele Siegentage unb alfo aud^ eine Sei^bibüot^e! giebt) intereffant,
5U beobachten, mie fie fid^ fritifirenb unb probucirenb in bie
^änbe arbeiten. 3)er (£ine fe^t bem 5ß^ilifter aix^ einanber, lo
bafe er biete falfd^e Oötter angebetet ^at, ma^ ben SKann freut,
ba baS Snieen unb SSere^rcn feine Seibenfd^aft eben nid^t ift.
3)er Stnbere gel^t noc^ einen ©d^ritt meiter, er ruft if)m ju:
S)u braud^ft 5)ttemanb an jubeten, al§ S)ic^ felbft! unb portraitirt
il^n. S)a§ freut ben 9Kann nod^ me^rl 2tber fo mar'§ immer ^
unb fo lüirb'S bleiben: bie ©jtrerne töfen fic^ ab.
©ie erfunbigen @ic^ nad^ meinen SRobeßen; fie finb ba.
®er SSerleger ^atte fie auf SBei^nad^t gefpart, er mug miffen,
njarum. ^uc^ mein ®tjge§ W bie 5ßreffe bereite berlaffen,
unb finbet munberfamer SBeife — benn ba§ ©egent^eil §atte«o
id^ ermartet, bd er bem mobernen Sefer au^erorbentlid^ öiet
©elbft^Sntöugerung jumut^et — großen 33eifoIt, menigften^ in
aaSien, fo ha^ ber erfte ®nt^ufto^mu§ mir fogar eine geftlic^s
feit jugebac^t l^atte, ber id^ nur mit SJiü^e entging. SBie e§
i^m anbermeitg ge^en mirb, tt)ei§ id^ nod^ nid^t; einftmeilen finb «
meine Sßerleger fe^r jufrieben. ®eftern rourbe mir eine Sritit
ber Signet Sernauer jugefd^icft, morin ein mütl^enber ©emagog
mit SRad^brudE bett)ie§, ha^ id^ jmar me^r plaftifc^eS SSermögen
befäße, mie meine EoHegen, txi^ iä) aber eine gemeine ©eete
„i^abt", meil id^ mic^ für Sairifd^e ©taat§:s9lctionen begeiftern«
fönne, unb ba§ man mid^ aufgeben muffe. SßieHeid^t ift eine
©mancipirte au§ ber ©c^ute ber ©a.nb fo l^erablaffenb, über
3.— 13. 1. 56. 531. An üechtritz.— 532. An Bamberg. 297
btc SR^obope i^r Urt^eil obsugcben; ba§ mürbe gut baju
paffen !
Seit bem ^erbft ftede t^ fc^on mieber in einer SCragöbie
unb ^aht jtnei Slcte fertig. @ie toerben ben Sopf fd^ütteln
6 unb finb auä) baju berechtigt, roenn id^ S^nen foge, bag i^ bie
9?ibclungen barin be^onble. ^6) bin jeboc^ nid^t mit btinber
33egeifterung in ben ®egenftanb hinein gerannt, fonbern ^aht
forgfältig 9lIIe§ getefen unb ftubirt, ttjaö gegen ein folcf|e§
Unternehmen fpric^t. 3)a§ pro fc^ien mir aber tro^bem ju
10 überroiegen unb nun mu§ man fe^en.
SReine grau trägt mir ba§ ©erjUc^fte für ©ie unb S^re
tjerel^rte grau ©ema^Iin auf; ii) füge bie beften ©lüdmünfd^e
pm neuen 3a^re l)inju.
3^t unöeränberlid^er
16 gr. §ebbet.
Nr. 532» An Felix Bamberg in Paris.
Wien b. 13 Jan: 1856.
Sieber Bamberg!
S^ren ©rief öom 3ten 2(uguft beantwortete id^ am Iften Dctober,
20 fügte ein gefc^riebeneS SKanufcript meinet ®t)ge§ bei unb ey*
pebirte ba§ ^aquet auf bem mir üon ^f)ntn angegebenen
SBege burd^ bie ^reugifd^e ©efanbtfc^aft. S)a iä^ bi§ jur ©tunbe
ben ©mpfang nic^t öon S'^nen beftätigt ermatten f)abt, fo merbe
id^ beforgt, ob meine ©enbung aud^ rid^tig bei ^^mn einge=
26 troffen ift, ma§, menn e§ nid^t gefd^e^en fet)n foHte, mir be§
93riefe§ megen ^öd^ft unangenel^m märe. 9KeIben ©ie mir atfo,
mie e§ ^iemit fielet, bamit id^ entmeber beruhigt merbe, ober
SRad^forfd^ungen anftellen fann, el^e e§ ju fpät mirb.
Nr. 532. H in Weimar. Bw. I S. 339 f.
298 532. An Felix Bamberg. 13. 1. 56.
3n meinem §aufc ^aht xd) lüicber brei SBod^en long ein
SQjoret^ gehabt; meine gron kg an einer Seber^^ntjünbung
tiarnieber, nnb boS Uebel tt)urbe Don meinem ^auSorjte nic^t
einmal erfannt. ©lücEIic^emeifc fam mein greunb Srüdfe unb
traf ben JJogel benn ouc^ gleid^ auf ben ^op\, fo ba§ bie b
IßQtientin l^offentlid^ nod^ in biefcr SSäod^e il^r ®enefung§feft
feiern fonn. S)a§ brod^te mid^ natürlid^ au§ jebcr poetifd^en
Stimmung t)erau^, fonft ftedte id^ fd^on lüieber mitten in einer
neuen S^ragöbie, unb jmar in ben Nibelungen, moöon bereite
^mei 8lcte fo gut, qI§ fertig finb. ©in fü^ne§ Unternel^men, lo
nid^t waf)x? gn nüd^ternen ©tunben, j. SB. je^t, fd^aubert mir
aud^ felbft bie §aut, ober ba§ Sid^ten ift nun einmal ein
SRittelbing t)on S^röumen unb 5Jlad^tnjanbeIn unb man mufe e§
nel^men, mie'S fommt.
Gyges mad^t in Wien Diel ©lücf unb tt)irb ftar! gefauft. is
SBie'g i^m anber§ tt)o ergel^en ipirb, roeig iä) nod^ nid^t; fe^r
begierig bin ic^, bon S^nen ju ^ören, mie fid^ bieg ©tüdE jum
granjöfifc^en 5ßublicum unb allenfalls aud^ jur granjöfifd^en
S5ü!^ne öer^ält. 9leu§erlid^ fte^t e§ nad^ meiner SJleinung bem
Racine fo nal^, mie innerüd^ fern. §ier nimmt man'S ber so
Sirection erflaunlid^ übel, baß fie ba§ SS3er! nic^t jur Stuf»
fül^rung bringt unb nid^t etuja blo§ meine grcunbe, bie fid^ auf
meinen SSunfc^ gar nid^t rül^ren, fonbern bie ganjc ©efeUfd^aft,
einen guten S^eil meiner (Segner mit eingefd^Ioffen. Ucberl^aupt
bürfte fid^ ©inigeS änbern. 25
aWeine grau grügt (Sie beften§, id^ bitte Sie, mic^ ber
S^rigen unbefannterlneife l^erjlid^ft ju empfel^Ien unb bin, (biefe
9KaI mit jitt'riger §anb, roie Sie meinen 93uc^ftaben mo^I
anfeben)
S^r ao
gr. Hebbel.
JO. 3. 56. 533. An Arnold Schloenbach. 299
Nr. 533. An Arnold Schloenbach in Mannheim.
3ürnen ©te mir nid^t, mein SSere^rtefter, boß xd) Sinnen
meinen Gyges erfl je^t fd^idte; id^ lüoKte Sinnen jugleid^
fd^reiben unb baburd^ tt)urbe id^ abgel^olten, 3^rem SBunfd^
6 auf ber ©teile ju entfpred^cn, benn eine Strbeit na^m mid^
fo gonj in Slnfprud^, ba§ felbft ber fleinfte Srief eine Un*
möglid^feit für niid^ toax. S^ gehöre nömlid^ ju ben Staturen,
bei benen jebe Seben§äu§erung auf ber boHftänbigften ©on^^
Centration beruht, unb ba§ ge^t leiber fo weit, ba§ e§ ?lnberen,
10 tt)enn fie mid^ nid^t fe^r genau fennen, unbegreiflich fe^n, alfo
al§ ©ritte unb Soune erfc^einen mu§. 3)a§ mu§ id^ mir benn
gefatten laffen; e§ ift aber einmal fo.
§ier erhalten ©ie nun S^r ©jemplar. S^ ^Qtte nic^t
bergeffen, bofe e§ S^nen berfprod^en mar, unb id^ fenbe e^ ginnen
16 nid^t, meil ©ie einen ?lrtifel für eine 9lebue ju liefern l^aben,
fonbern meil ©ie mir lieb unb mert^ finb. Sa§ e§ nic^t un^
aufgeforbert gefc^a^, merben ©ie begreiflid^ finben; bei ber in
S^ren £eben§=aSer^ättniffen eingetretenen SSeränberung, ju ber
id^ ^f)ntn bon ganjem ^erjen ©lücE münfd^e, menn id^ aud^
80 nid^tg 9iä]^ere§ borüber tt)ei§, mu^te id^ beforgen, ba§ mein ^aquet
©ie fo menig in SKannl^eim, al§ in Leipzig treffen mürbe.
aWeinen legten großen Srief liefen ©ie unbeantroortet; ©ie
merben ©id^ fd^on nod^ mit feinem ^n\)ali auSfö^nen, menn ©ie
e§ nid)t fd^on fe^n fottten, unb muffen ©id^ fd^on je^t ju einer
SB ernften SSergleid^ung jmifd^en mir, ber iä) fd^on mand^e^ junge
Nr. 533. H aus der Gräfl. Paarschen Sammlung in Weimar.
Euphorien 6, S. 336 f. Nachlese II S. 49—51. 5 ^Mutter und
Kind" 18 Schlönbach heiratete 1855 die Schauspielerin Auguste
Gerlach in Mannheim, eine Tochter der Sophie Schröder, und
gründete die „Süddeutschen Blätter für Kunst und Wissenschaft''
22 den Brief Nr. 503 vom 22. Juni 1855, B. V S. 238 ff.
300 o33. An Schloenbach.-'534. An Uechtritz. 10.3.— 1 2.4.56.
lalcnt burd^ gemiffen^aften JRot^ unb ernfllid^e SBamung üou
mir entfernte, unb Slnberen, meldte jebe geber an fic^ ju feffeln
jucken, »eil fie nur i^r eigene^ 3ntereffe im Sluge ^aben,
Qufgeforbert fügten. SBie gegen @ie, öerfol^re xä) gegen geber^^
mann, ber fid^ mir näl^ert, unb menn ber ©d^öpfer ber ©Uque &
tro^bem, tt)ie man mir fogte, bie Souterleit meiner greunbe üer*
bäd^tigt unb mir feine eigenen fünfte ©d^ulb gegeben ^ot, fo
beiüeif't baS nur, lüie biel in unferen Sagen möglid^ tft.
©e^en Sie mir freunblic^ft gegrüßt unb t^eilen Sie mir
mit, lüie Sie ^l^r §au§ befteHt l^aben. lo
Wien b. loten Sr. ^ebbel.
Wläxi 1856.
Nr. 534. An Friedrich von Uechtritz in Düsseldorf.
SBien b. 12ten 9lpril 1856. 15
©ie l^ötten, mein t^euerfter greunb, ba§ größte SRed^t, mir
ernftlid^ ju jürnen, ba§ id^ einen fo fd^önen 93rief, mie ^l^r
le^ter iDar, bi§ je^t unbeantlüortet laffen fonnte. gür eine
fold^e ®abe foHte man ben ®an! nid^t tauge fc^ulbig bleiben,
aber freilidö giebt e§ aud^ ©d^ulben, bie man nid^t ju jeber 20
3eit, unb am tt)enigften fo nebenbei, abtragen fonn, unb biefe
gehört baju. ^ii) bin nämlid^, obgleich au§ meinen SHbelungen
burd^ bie Sranf^eit meiner grau ^erau§geriffen unb feitbem
nid^t roieber hinein gefommen, tro^bem in ben legten ad^t SBod^en
au^erorbenttid^ probuctib gemefen, unb !ann S^«en, fo öiel s&
1 zuerst unb crnftlid^cn ^at^ 5 Gutzkow
Nr. 534. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 228
bis 230. Sybel, Erinnerungen S. 310-314. 17 vom 8. Februar
1856, Bw. II S. 225 ff. 25 ,,Mutter und Kind«
12. 4. 56. . 534. An Friedrich üechtritz. 301
©d^öne§ auc^ am 9t^etn gebei^cn tnog, nid^tS Seffereg lüünfd^en,
atö bog ©ie für S^ren ,,§ciben", bcm iä) mit ber größten
Ungebutb entgegen fel^e, ö^nlic^e Stimmungen gehabt ^aben
mögen, tt)ie id^. S^aS ift nun bei mir immer eine 9lrt öon
6 9?ad§ttt)Qnbeln, unb fd^Iießt jebe onbere S^ätigfeit qu§, fo bog
xä) tt)iber SBiKen unb forttt)ö]^renb bon ©ettJiffenSbiffen gepeinigt,
mit 8lßem, tt)a§ mir fonft am ^erjen liegt, im Stürfftanb
bleiben muß.
3e^t, roo ätt)ei ©rittet meines neuen ©ebid^tS fertig finb,
10 bin id) lüieber nüd^teru gett)orben unb lüerbe für ben ©d^luß
rool^I ben ^erbft abwarten muffen, ba ber grül^ting fic^ mir
feiten günftig erroeift. Qibtn fomme id^, mit (Sinbruc^ ber
tieferen ©ämmerung, qu§ bcm ^ßrater jurudE, wo xä) meiner
fleinen Sod^ter einen l^o^Ien Saum öon ungeheurem Umfang
iB geseigt ^ahe, in tt)el^em fie, nebft il^rem SSater unb bem be==
gleitenben ^ünbd^en, bequem ^piofe fonb; ©ie lönnen ^i^ bie
5?ernjunberung unb ben 3ubel be§ SinbeS benfen, befonber§,
q1§ fie in einem Stftlod^ aud^ nod^ ein genfterc^en entbedfte, öor
melc^e§ i^ treten unb fragen mußte, tt)er brinnen mol^ne. äReine
20 grau ift in einem neuen ©türf befd^öftigt, natürlid^ einem 93irc^^
$feifferfd^en, benn nur biefe ®i^terin ftnbet ®nabe öor ben
^Xugen be§ Sruc^tl^eilS Dom jungen ®eutfd^lanb, meld^eS l^ier
bie „Verrotteten'' 2:]^eater==3uf*änbe reformirt unb ba§ „Seffere"
jur (Geltung bringt; meine Sl^ür ift gegen Sefud^ abgefperrt
85 unb nun gel^ört mein ^benb S^nenl
Soffen ©ie ©id^ benn junäd^ft für Sl^ren Srief au§ öoKem
Öerjen 3)anf fogcn; er ift mir eine malere (Srquicfung gemefen
unb l^at mic^ auf lange geftärlt. 3« unferer B^it barf man
9?ic^t§ Dom 5|JubIicum unb Don ber Stitif ertt)arten, unb muß
«oin ben meiften gäüen ba§ öob, mie ben labet ablehnen, lüeil
14 ff. vielleicht kehrt er in den „Nibelungen" V. 2335 ff.
wieder 30 vgl. „Dichterloos« VI S. 359
302 534. An Friedrich üechtritz. 12. 4. 56.
man c§ für Singe erl^ält, auf bic man abfotut teincn SSäertl^
legen barf. 5)a§ ^at feinen ®runb in ben affgemeinen Qn^
ftänben unb ift feinc^wegS unbebingt ju fc^elten, aber ber
Äünfller bleibt bod^ immer Sünftter, unb bie poütifd^sfociale
Ummanbtung, bie fic^ bieffeid^t burd^ ba§ ©öl^ren affer Stcmente 5
anfünbigt, fann il^n unmögtid^ für ben reinen aieftcy fetner
S^ätigfeit cntfd^äbigen, ben er entbehren mu§; genug, bag er
fid^, WaS id^ frcilid^ Don i^m Verlange, o^ne äRurrcn al§ fitt:=
lid^er äRcnfd^ in fein ©d^idffal finbet. 3)a bleibt nur ber Slpeff
an bic 93ilbung, mie fie ju ieber 3cit ^'^ einjelnen feltencn 10
SnbitJtbuen l^eröor tritt, unb Sftid^t§ fonnte mid^ me^r erfreuen,
al§ ba§ mein ®^ge§ bie ^robe bei S^nen beftanb. ^ä) xüax
meiner ^afijt nid^t gonj fidler, roa^ ©ie ujobl barau§ gejc^toffen
l^oben tt)erben, baß id^ Sinnen ba§ StüdE nic^t jufanbte; um fo
größer ift je^t meine greube. ®enn td^ fül^Ite gar ttjol^t, baß is
iij bei biefem SBerf auf ber einen ©eite bie ©c^ffa, auf ber
anberen bie £^ar^bbi§, 5U öermeiben ^atte; ber uralten gabel
mußte njcnigften§ in ben SSorau^fe^ungen unb in ber Sltmofpl^äre
i^r 9?ed§t bleiben, unb boc^ fonnte fie nur burd^ einen §au^
au§ ber mobernen SBelt befeelt merben. (Sans fann bie an fid^ so
bi^parate SKifc^ung mir nid^t mißglücft fe^n, ba ba§ Silb ©ie
in feiner Totalität ju ergreifen tjermogte; mag ©ie mir im
(Sinsetnen 5U bebenfen geben, tt)erbe ic^ auf baS 9?eiflid^fte in
Erlüägung jiel^en, fobalb id^ falt genug baju bin.
gür bie 9?ot)effen ne^me id^ feine weitere 9lnerfennung in »s
Slnfprud^, al§ baß e§ lebenbige Organismen finb. S" biefer
Se^ie^ung ftel^en fie bieffeid^t l^inter meinen übrigen Slrbeiten nid^t
jurücf; in jeber anberen fommen fie nid^t in 93etrad§t, benn fie
gingen meinen ^aupt^^Slufgaben entlDeber öorau§, tt)ie 5. 93. bie
Slnna, ober fie tiefen nur fo nebenher. S)er ©ammlung als so
©ammlung bürfte eS öornämlid^ fd^aben, baß fie nic^t aud^ eine
S)?oüeffe auS meiner legten ßeit enthält. Stußerorbcnttic^ gern
\2, 4. 56. 534. An Friedrich üechtritz. 30S
l)ätte id& eine ^inju gefügt, aud^ ^atte ic^ feit ^a^ren eineiig
wenn tc^ ntd^t irre, reijenben unb tieffinnigen ®ebon!en, aber
er rooKte nid^t ^um ?lu§brudE fommen nnb ic^ rnngte bQ§ 93nc{),
an welchem an§ biefent ©runbe fe^r langfam gebrucEt rourbe,
6 om gnbe fc^Ue^en laffen. ^ä) fd^ob ba§ ouf SRanget an
Stimmung unb auf äußere Umftänbe; e§ lag aber biel tiefer.
SSäenn td§ jemals ba§ SK^fterium ber gorm lennen gelernt unb
erfahren l^abc, bo§ fie baS Clement in bemfclben SWaa^e öer^
wanbelt, rote fie e§ binbet, fo tvax e§ bei biefer ©elegen^eit.
10 ^ä) l^atte e§ nämtid^, o^ne e§ ju a^nen, mit bem Seim einer
meiner umfaffenbften 5ßrobucttonen ju t^un gehabt unb einen
Si^baum für ein 3^opf=®emäc^§ gehalten. ^a§ ift nun bie,
roeld^e mtd^ feit^er in Slt^em gehalten unb befd^äftigt ^at. ©ie
^at mid^ in einen mir bi§ ba^in ööHig fremben Sreig ^tnein
16 gebogen unb mir faft alle 5ßrobIemc ber mobernen SBclt, an
benen id^ mid^ fd^on früher abquälte, roieber Vorgelegt. 9lber
mir ift babei ju SKut^, at§ ob id^ injmif^en geflorben unb
Don einem lid^tcren ©tem surüd gelehrt tt)äre, um fie ctxoa^
beffer ju löfen. gd^ jlüctf^e freiließ nic^t, bafe ic^ mein SBerf,
20 roeld^eS je^t in^§ Stoden gerät^, nöc^flen§ mit nü^terneren
?(ugen betrauten merbe; bennod^ ^offe ic^, e§ ^f)ntn bei'm 91 b*
fc^Iug mit einigem Vertrauen überfenben ju fönnen.
3e^t f)abt iäj auc^ liecfS Scben t)on Söpfe gelefen unt>
mid^ be§ SSud^S, tro^ aBer SüdEen unb SRängel, Ut Sie ganj
26 Dortrefflic^ in einem gl^rer früheren 93riefe l^ertjorge^oben l^aben,
ungemein gefreut, gür bie ^ugcnbjeit ^at er o^ne grage ben
redeten Son nid^t gefunben, unb ba§ mag mo^l baran liegen,
ba§ er nic^t beim ftmplen ^Referat flehen bleibt unb boc^ für
bie aieprobuction ber ßuftänbe, bie i^m fclbft offenbar fremb
öo finb, nic^t au^rei^t. 9luc^ fpdtcr ift SKanc^eg anber§ ju ftellen,
9Siele§ ju crgänjen; fogar ic^ fönnte einige Siebter auffegen, bie
mir ju feilten fc^einen, unb roa§ bermögten erft ©ie! 2lber im
304 534. An Friedrich üechtritz. 12. 4. 56.
©anjcn leiftct Söpfe, maS ber Siogropl^ Iciftcn foü: man lernt
feinen öelben beffcr öerfte^en unb inniger tieben! ^ä) i^ait mir
in golge feineS 95ud^§ bie neue SluSgobe bon Siecf^ SRobeUen
ongefd^afft, unb obgleid^ \6) bie alte gorm ber Sftobeße nod^
immer borjiel^e, unb bie liedEfd^en Strbeiten nodö obenbrein gar b
oft ein gemiffeS bitettantifd^eS S)rüber]&infa^rcn d^aracterifirt, fo
fann boc^ ©nigeS babon ben Sampf mit ben ^al^rl^unberten
rul^ig aufnel^men! ^m SlUgemeinen ^atte ber 3)id^ter tt)o^I ju
wenig ba§ 93ebürfni§, fid^ nod^ bor ber $ßrobuction in aßen
Stefen feiner ©eete ju fammetn, mol^er e§ benn fommt, bafe lo
man juroeilen nur bie tanjenbe geber fie^t, ober nid^t ben
göttlid^en Slpoß, ber fie mit feinem ßöd^eln bcrgolbet, aber tro^
allebem mirb bie aeft^etifd^e SPannegie^erei, bie fi^ immer unb
tXüXQ mit ber bloßen SKaterie l^erum f^Iägt, menn fie e§ oud^
nod^ fo reblid^ meinen mag, t^m auf bie 3)auer SHd^tS antoben, is
Se^r gut fd^ien mir ber Srief 3^re§ greunbe^ SoebeU in 93ejug
auf biefen munben ^unct gefaßt 5U fetjn.
9lud^ §äuffer§ ©efd^id^te l^abe 16) gelefen uub banle 3^"cn
für bie ©mpfel^Iung biefe§ au^gejei^neten SS3erf§; je^t fommt
©t)bet baran. greilid^ fönnen n)ir ®eut[d^e faum burd^ irgenb «0
etnjaS fo auf unfer Seben unb unf're (Sefunbl^eit einftürmen,
at§ burd^ ba§ Stubium unj'rer ©efd^id^te; mir toenigfteng l^at
§äuffer alle Sterben jum güegen gebrad^t unb ic^ ^abe il^n oft
für Sage au§ ber §anb legen muffen, gurdfttbar ^at aud^ auf
3 wohl die 12 bändige, Berlin, Reimer 1852, es ist die letzte,
die Köpke II S. 314 anführt 18 Ludwig Häussers „Deutsche
Geschichte vom Tode Friedrichs des Grossen bis zur Gründung
des deutschen Bundes", Berlin 1854—57, vier Bände, hatte
üechtritz „mit grossem Interesse und vielfacher Belehrung, aber
auch mit den bittersten Empfindungen über die Bejammems-
würdigkeit der darin geschilderten Zustände unseres Vaterlandes"
gelesen 20 H. v. Sybels „Geschichte der Revolutionszeit
1789—1795" (Düsseldorf 1853fF.) hatte üechtritz empfohlen
12. 4. 56. 534. An Friedrich üechtritz. 305
tnid^ unb auf atte meine greunbe bQ§ ^indfelbe^fd^e 3)uett ge=
lütrft; mir fc^eint bieg (£reigni§ ganj einjig bQjuftel^en. ^oä),
jii ©rfreulid^erem!
W\i meiner gran ge^t e§ ®ott So6 beffcr. SBir ^oben
5 ben ^Irjt unb mit biefem bog (Softem geme^felt unb e§ Ijat
geholfen, ge^t mirb ber grüpng, mie iä) l^offe, unb ein Sanb=
aufentl^oU ba§ Uebrige t^un, befonber§, ba tt)ir ben eigentlid^en
®runb ber beftänbigen Slecibiben entbecft ju l^aben glauben.
SRetne grau f)ai nämlid^ ju gclniffen geiten, tt)o jebe Slufregung
10 boppett f^äblid^ ift, bie Sül^ne betreten unb j[ebe§ äRoI oud^
gleid^ bie gotgen gefpürt. Sftun ift e§ freiti^ bet'm Sweater,
mie bei^m SRilitoir; man gilt für gefunb, fo lange man nic^t
liegt. 9lber e§ »irb bod^ öietteid^t irgenb ein Kompromiß 5U
Staube fommen.
iß Sn S^rer ©egenb befinbet fic^ je^t, ober befanb fic^ ioä)
ein auggejei^neter Sanb§mann öon mir, ben ic^ freilid^ nic^t
perfönlid^ fenne. S<^ meine htn S)icl^ter Älau§ ®root^, ber in
feinem ,,Cluidtborn'' eine ber merlmürbigften poetifc^en S^^aten
Derrid^tet l^at, bie feit lange in 3)eutfc^lanb t)olIbract)t tt)urben.
so greilic^ finb feine ©ebid^te plattbeutfd^ gefd^rieben unb eigentlid^
unübertragbar, nja§ fie benn leiber öon einem größeren ©reife
au§f daliegt; aber im ©eure fenne i^ nid§t§ öeffcre§, §ebel, ber
5llemanne, öerfd^minbet bagegen bi§ jum ööHigen Unfic^t^
bartt)erben !
25 SKit ben l^erjlid^ften ®rü§en bon $au§ ju §au§
3^r treuer
gr. Hebbel.
1 das Duell H. v. Rochows-Plessows und des Berliner Polizei-
direktors K. L. F. V. Hinckeldey verlief am 10. März 1856 tödlich,
vgl. „Mutter imd Kind« V. 1369ff. VIH S. 442 f. 17 Groth
hatte sich zwei Jahre in Bonn aufgehalten
^tUcl, »riefe V. 20
306 ^35. An Karl Werner. 16. 5. 56.
Nr. 535. An Karl Werner in Iglan.
Wien b. 16 SWa^ 1856.
3n lüclc^cm Sichte, lieber SSenter, mag ic^ bor 3§nen
baftel^en! Sie §abcn mir fo freunblic^ gefc^rieben, ©ic f^aben
meine neueften ^üc^er angezeigt, unb erhielten bi§ je^t fo menig &
Antwort, al§> 3^anf öon mir.
3m Slnfang freiließ roax ic^ entfc^ulbigt, benn ic^ geriet^
im gcbruar in eine 5lrbcit binein, bie mic^ auSfc^IieBlic^ in
Slnfpruc^ na^m, unb bie auc^ S^ncn fpatcr greube machen
wirb, ^ber id^ mußte fte jule^t boc^ liegen laffen, unb lann lo
m\d) al]o 5U meinet 9ted^tfertigung nic^t einmal auf eine öolle
poetif^e %f)at berufen. 9?un, Sie werben nic^t mit mir l^abern.
gür S^rc ^erjlic^en SBorte über meinen ®^ge§ bin ic^
S^nen öorjugSroeife öerpfüc^tet. S^iefe Stüd^ wirb einen fc^roeren
Stanb l^aben unb iä) roufete e§ öorQU§. CS» ift nid^t leicht, i&
]{d) au§ ber mobemen SBelt l^crauS in eine Slnfc^auung ju
öerfe^en, mornad^ ta^ SBeib blofe Sac^e roor, unb ba§ wirb
nun einmal Verlangt, roenn ÄanbauleS nid^t gerabe ju abfc^eu:=
lic^ erfc^einen foü. S)er alte §omer mare jttjor eine gute 3Sor==
bereitung, benn feine ®ried^en unb Srojaner fc^lagen fid^ boc^ so
buc^fläblid^ um bie §eleno, roie um ein 9Köbel, tt)elc^e§ baburc^
9ttd^t§ an feinem SBert^ Verliert, ba§ e§ üon ^anb ju ^anb
ge^t. ^ber ^omer mirb nid^t Diel me^r gelefen, fonft mürbe
man $)erobot§ Äonbaule^ in feiner ©itelfeit fo natürlid^ finben,
mie irgenb einen SKenf^en unferer Qdi, ber feine Sd^ä^e jeigt, »&
meil er nic^t gemiß tt)ei§, ob er njirflid^ ben reinften Siamant
befi^t unb tt)eil er einen Keinen ;pong 5um 5ßra]^ler l^at. SSon
biefer 83afi§ aber ausgegangen, bie eine ^iftorifd^ gegebene ift,
Nr. 535. H in Weimar. Bw. H S. 422 f. Adr. auf Kuvert:
Herrn Professor Karl Werner, ^od^rool^Ig in Iglau. 9lbf: Dr
Hebbel in Wien. Poststempel: Wien 17. 5. Iglau 18. 5.
16. 5. 56. 535. An Karl Werner. 307
unb ntd^t Mo§ ba§ Slbjonbcrlic^c, fonbern jogor ba§ 93efonbere
auSjc^ücßt, bürfte mein Sronta feine ©d^inierigfeiten nie^r bors^
bieten, benn ÄanbauIeS fann ben 9lbet feiner Statur bo^ nid^t
beffer bciDeifen, al§ baburc^, baß er fid^ felbft, fo mie fid^ JRI^obope
5 öor feinen 2lugen qu§ einer ©ac^e in eine 5ßer)on bertpanbelt,
junt Opfer barbringt, um ben l^alb unbetDu^t öerfibten grebel
ju fül^nen, unb biefer 9tbel fann i^r gegenüber bod^ aud^ nid^t
früher l^erbor treten! ®o^, mie gefogt, ber @prung auS bcr
mobernen SBelt bi§ bal^in ift tüeit, unb mirb bon SBenigen ge^
10 mac^t. 9lo^ gcflem erhielt id) an^ SRann^eim bon einem
meiner größten SSerel^rer einen ©rief, lüorin er mic^ um
©riaubnife bat, t>a^ ©tücf ongreifen 5U bürfeu. Sie fönncn
©id^ benfcn, ba§ id^ fie umgel^enb ertl^eilte, benn id^ mar auf
bergleic^en gefaxt, el^c ic^ ben crftcn 3Ser§ fc^rieb.
iB S33a§ Sic mir über Sl^re Sectürc unb 3^re ©tubien mit^
t^eilen, intcrcffiert mic^ fe^r. ^d) mürbe jeboc^ Scute, lüie
Beiftg, nic^t lefen, unb mir überhaupt attc ^ß^ilofop^en jrociten
9lang§ t)om öalfe galten, wenn fie nid^t, roie j. 95. 9lötfc^er
in feinem Steife, ®ctaiU?(rbeiten liefern, ©n fecunbairer
80 2)ic^ter fonn immer nod), fo lange er fic^ inncrl^alb feiner
©rängen ^ölt, ®enuB barbictcn, benn er bcrtieft fic^ in'ö (fin*
gelne, rocnn er bo§ ®anje nic^t ju umfoffen bermag, ober ein
fecunbairer $^(ofop^, ber ba^ Cbject mit bem primitiDen ge^
mein ^t, fc^rocrlic^ erfcnntniB. öiebei faßt mir ein, bafe idf
86 9Kommfen'§ 9lömifc^ ©cfc^ic^te auf meine perfönlit^ Sefonnt^
fc^ft mit bem 93erfaffer ^in im münb(i(6en Okfprät^ mit 3^nen
5u boreilig beurt^eilt ^obe; e^ ift ein gong üortrefflic^ Suc^
unb bo§ gerobc ©cgent^eil beffen, roa§ id) cnportetc. 3^ ^ielt
ben äRonn für einen ^öc^ft bomirten SWifrologien^fträmer, aV^
do i(^ i^n in 9lom unb 92eapel fa^, unb mar bagu berechtigt, benn
fein 2;enfen bemegte fic^ in ber atterengiten 3p^e: al^ er
11 Anu>ld SehloenUcb
308 535. An Wenier.~536. An Schloenbach. 16.5.— 3.6.56.
j. SB. in einem meiner Sefonnten ben 3uben entbcrfte, fprad)
er bobon, al§ ob er l^erou^ gebrod^t ^abe, ba§ er ein SRörber
fe^. Slber fretlid^ mar er bamal§ nod^ jnng unb id^ mng il^m
t>a^ Beugnife geben, bafe er reif gemorben ift.
SRit ben ^erjli^ftcn ®rü§en öon mir unb meinem ^aufe s
on @ie unb bo^ S^rige
gr. Hebbel.
Nr. 536. An Arnold Schloenbach in Mannheim.
Sieber Sc^lönbad^! ^o
S^r Qu^fül^rlid^er Srief ^ai mir biete greube gemad^t.
®§ ift mir, nun i^ 31^re perjönlid^en SSerl^ältniffe fo genau
fenne, al§ ob i^ S^nen jum jlüeiten SKat in'§ ®efid&t gejc^en
l^ätte. S)er §intergrunb gefjört nun einmal jum Silbe unb
ber 3Wenfd^ ift ein öiet ju bebingteS SBefen, al§ ha^ er in ber ib
Suft fte^en bürfte. ®Iauben ©ie jeboc^ ja nid^t, ic^ muß e§
mieber^olen, al§ ob id^ erft je^t ju einer rid^tigen Stnfd^auung
S^rer 9?atur gelommeu iräre; ba§ ift burd^au^ nid^t ber gaß.
®5 lebt ®nt^ufia§mu§ in S^nen unb biejer !onn fid^ öerirren,
jc^tiegt aber ha^ Unlautere, um mid^ ^f)xt§> eigenen SluSbrurf^i^o
ju bebienen, öon felbft au§.
S)a§ mein großer ^Brief an Sie loirflid^ nid^t in 3^re
§änbe gefommen ift, mu§ id^ jel^r bebauern. (£r l^ätte ^f)mn
bemiefen, ha^ i6) öon „ariftocratifd^^fribolen Saunen" weit ent*
fernt bin, unb on meinen jüngeren greunben, bie mir il^r SSer* ^
trouen fd^enfen, ben reblid^ften Slnt^eil nel^me, bafe ic^ fie aber
fo mal^r unb aufrichtig beraubte, wie ber Slrjt ben ^otieuten
Nr. 536. H im Besitze der Verlagsbuchhandlung. Nach-
lese II S. 51-53.
3. 6. 56. 536. An Arnold Schloenbach. 309
unb ntel^t ©emid^t borauf lege, meine 5ßfü^t gegen fie ju cr^
füllen, qI§ mir, mie SSielc e§ machen, auf Soften i^rer 3"tunft
iöre 3ln]§änglici^feit ju erhalten unb mir mein titeroirifd^eS ©e^^
folge ju fidlem. S)od^ fprid^t au§ S^^^m ©rief fc^on ber
5 Sinn, ben id^ in 3^nen ju ermecEen münf^te unb fo ift ber
SSerluft meniger ju beflagen. ©ie l^aben red^t get^on, ©id^ ju
ber^eirat^en, Sie t^un nod^ mel^r red^t, ©ic^ nad^ einem feften
$unct in ber bürgertid^en SSäelt umjufe^en! S)a§ größte latent
roagt ju biet, menn e§ fic^ bloß auf bie Siteratur ftü^t; e§
lö^erred^net fid^ entmeber, ober e§ jerftört fic^ felbft. Unb ber
9Kaa§ftab, mit bem ®erbinu§ unb, in Slufnal^me )eine§ (Srunb*
@ebanfen§, S^Han ©d^mibt bie Solente meffen, ift für unfere
3eit fo getüife ber rid^tige, al§ ber SKaa^ftab, beffen Sejfing
fid^ bebiente unb bem bie 93raiüe'§ unb KronegFS fd^on ge*
is uügten, e§ für bie feinige mar. ©ie liegen biefe Ueberjeugungen
fc^on ©elbft, laffen ©ie fie rcd^t SSäurjel faffen unb glauben
Sie mir, ba% e§ nic^t übel gemefen märe, menn felbft ein fo
bielfcitiger unb tt)euigften§ in bie SSreite reid^ begabter SRenfc^,
U)ie ®ufefott), fie fid^ ju eigen gemad^t ^ötte.
20 Ueber meinen ®^ge§ fann ic^ 3^nen nur fagen: galten
©ie ©id^ an ba§ Silb felbft unb bergegeuibörtigeu ©ie ©id^
bie SBelt, ber e§ angehört. S)a§ ba§ SBeib fetbft für bie
(Sried^en nur ^aäjt mar, miffen ©ie au§ bem §omer; ^elena
ging bon §anb ju §anb unb man fd^lögt fid^ um fie, nid^t
25 um fie JU jüd^tigen, fonbern um fie, mie einen entflogenen
SSoget, mieber ju belommen. S)a§ biefe ®aä)t fic^ aber bod^
felbft unter ben barbarifd^en S^biern jumeilen in eine ^erfon
bermanbelte, jeigt bie gabel be§ ^erobot, bie mir al§ ©toff
biente. 5)ie§ einfach aufgenommen, roie e§ geboten mirb, unb
so bie Iragöbie ergiebt fid^ ol^ne meitere ß^^t^ot, bie beiben
©ituationen aber, in benen fie gipfelt, finb bod^ gemig eben fo
unau^toeid^bar not^menbig, al§ erfd^ütternb. Cber ift eg nicfct
310 536. An Schloenbach.— 537. An Kuh. 3.-5. 6. 56.
im l^öd^ftcn ©robe tragtfc^, bafe jmci SKönner, bie ftc^ lieben
unb eieren, fid^ auf 3^ob unb ßeben belöntpfen muffen, menn
nid^t untergebnen foH, tt)a§ fie uoä) mt^x, otö fic^ felbft, ju
e^ren unb ju lieben ^aben? Unb mu§ bog SSäeib, nad^bem e§
biefe beiben SRänner be§ ibnen felbft unbemu^ten inneren 8lbel§ s
entbunben l^ot, ni^t il^rerfeitS in einem nod^ pl^eren aufleud^ten
unb bie SSerfö^nung in ben ^obeS hinunter tragen? ®ie6
>2lffe§ liegt l^anbgreiflid^ im ©tüdf unb nad^ etma§ Stnberem
foll man nic^t fu^en. (£§ ift mir, tt)ie man mir bie naiti
l^ingefd^riebene SSorrebe jur SRaria äRagbalena aud^ öerbrel^t lo
l^aben mag, nie in ben Sinn gelommen, über ba§ bramatifd^e
Sßilb l^inau^ nod^ etlDag 9lparte§ geben ju motten. Stber menn
man über ein foIc^eS 93ilb, fobalb e§ fertig ift, reben fott, fo
fann man e§ bod^ nur in bie (Elemente auflöfen, au^ benen e§
befielt, mie 83aum unb 93Iume au^, ober man mu§ fic^ barauf ib
befd^rdufen e^ mit einer Unterfd^rift ju berfe^en.
©ie mögten einen SRaccl^iaöett bon mir? (£r ift längft
ba. SBa§ ^Berechtigung im SJiacc^iabett ^at, lebt in meinem
^erjog grnft.
©mpfe^Ien Sie mic^ S^rer grau ©emal^Un unb fe^en ©ie w
^erjUd^ft gegrüßt! S^r
Wien b. 3 Sun^ gr. ^ebbel.
1856.
Nr. 537. An Emil Kuh in Troppau.
SSäien b. 5ten Sunt} 1856. 25
äRein lieber gu^!
SRoralifd^e ©rfd^ütterungen ^aben baS mit ©rbbeben unb
äl^ntic^en (£Iementars®reigniffen gemein, bafe fie jeigen, mag im
Nr. 537. H unzugänglich. Bw. II S. 103.
5. 6. 56. 537. An Emil Kuh. 311
SDJenfc^en tüirfltd^ unmanbetbar feft fielet unb tt)a§ in ©r*
ntangetung ber 5ßrobe nur feft ju flel^en fd^ien. ge ntel^r ber
aWcnfcl^ in folgen gäHen auf fic^ felbft geftellt mirb, um fo
leidster unb um fo reiner ergiebt fid^ ba§ 9?efultat; roenn id^
6 ©ie alfo, nod^bem ic^ S^"^" meine xoo^ ertt)ogene SDJeinung
über 3^re Sterte, lüic über ^^xt 5ßfK^ten mit auf ben SBcg
gegeben l^atte, eine SBeile ©id^ Setbft überlief, fo Rotten ©ie
\>a^, xä) mögte fagcn, mit ®anf anerfennen, au§ meiner ©elbft-
befc^eibung ober nid^t einen ©d^Iug ableiten foffen, ju bem
io nid^t ber fleinfte ®runb öor^anben mar. 3<^ 6i^ S^nen nic^t mc^r
entfrembet, afö ©ie ©ic^ ©elbft entfrembet finb; fe^en ©ie nur
ber Sllte, fo werbe id^ e§ gemife fe^n. SBenn S^r tjorle^ter
93rief nid^t ba§ flüd^tige 5|Jrobuct einer erregten ©timmung
gemefen ift, fonbern ba§ 93ieibenbe ^^xtx je^igen ®emüt^§5
tB 5uftönbe in treuem 2lu§brudE fiyirt l^at, fo ift Sitten, mie e§
fe^n foß. ^d) tüar eg aber iool^t S^nen, tt)ie mir felbft fd^ulbig,
©ie nid^t augenblidflid^ babei ju faffen, benn bem erften ^^r-
t^um, tt)enn S^re fiebenjäl^rige ^üngerfd^aft im SSerl^äUnife ju
mir einer gemefen tt)äre, iua§ id^ nid^t glaube, bürfte unter
20 feiner Sebingung ein äweiter folgen, prüfen ©ie ©ic^ alfo
unb fc^reiben ©ie mir ba^felbe, loenn ©ie fönnen, nod^ einmal.
©0 biel jur SSerftänbigung unb, roie ic^ benfe, jugteid^
jur Slu^gteic^nng unb 93efd^mi^tigung. SSon 2lnberem bei
anberer ©etegenl^eit; nur bie§ nod^, ba§ id^ ©onntag mit meiner
26 grau bei S^rer gamilie mar. SBir l^atten biefen SJefud^ längft
beabfid^tigt, aber ^f)X SJruber, ber un§ ^inau§ ju fül^ren Der*
fprac^, als er mir 3^rc erften Beilen au§ Sroppau brad^te,
^at fid^ bei mir nid^t mieber feigen laffen unb ic^ mu|te mir
ba^er erft öon ^l^rem SSater bie Slbreffe berfd^affen. Sßir loar,
30 xd) barf 3^nen baS nid^t Vorenthalten, atö ob ic^ in ein S^obten*
24 Sonntag, 1. Juni
312 537. An Kah-— 538. An Bamberg. 5.— 11. 6.56.
©croölbc träte, in bcm nur nod) Scbcn gefpiclt tnürbe. Scr
;}uftanb 3^^^^^ SKuttcr bcfonber§ ^attc ct©a§ Srfc^rccfcnbcö für
mic^ ; nie ^abe ic^ ein menf(^Iid^e§ SSäcfcn crblirft, ba§ innerlich
fo föchte. SJerl^ält c§ nd) bcnn ©irflic^ fo, bag ©ie bei S^rer
Slbreife nic^t ^tbfc^ieb bon i^r genommen ^aben? 3Reine emfte 5
aRa^nung: fe^en ©ie nic^t ju rafc^ fertig mit 9Renfc^n unb
Xingen unb öergeffen Sie nid^t, bog bag größte Stecht (3^r
JHed^t ^abe ii) gegen ^f^xt SJiutter bertl^eibigt) burc^ bie 8(rt ber
S(u§fu^rung in baS größte Unred^t öerlDanbelt werben fonn! —
Nr. 538. An Felix Bamberg in Paris. w
Wien b. Uten Sunlj 1856.
Sieber Bamberg!
SKein §au§ ruftet fic^ f^on nmd^tig auf ©munben,
SKobilien merben l^inouf gefd^idtt, Sftät^erinnen fi^en uml^er, unb
meine grau ^at alle §änbe Doli 5U t^un. 5)a regt fid^ benn 15
anä) in mir bo§ ©eiDiffen unb wenn i^ nun aud^ einmal burc^
bie fonberbare 93efd^affen^eit meiner 9?atur im Sommer jur
böttigen Untftätigfeit tjerbammt bin, fo toill id^ boc^ bor ber
Slbreife jum SBenigften meine ©orre^ponbenj abarbeiten. 3^1
meinen erften unb bringenbften (Gläubigern gehören nun ©ie; ao
nic^t etwa, weil ©ie am längften gewartet l^aben, benn ba§ ift
feinegwegS ber gall, fonbern weil S^nen bie unbeftreitbarfte
^Priorität jufte^t.
S)er SBeltsgriebe, ben ©ie im 9Kär§ nod^ besweifelten, ift
alfü richtig ju ©taube gefommen; e§ muffen S^^cn Don ben ;85
5ßarifer Sanonen:=©d^üffen noc^ bie D^ren gellen. 3d^ wunbere
mid^ nid^t barüber; man fann i^n ja ju jeber 3^it wieber
bted^en. 3n biefer SRegion barf man wo^l feine 5ßrincipien
Nr. 538. Hin Weimar. Bw. II S. 342f. vgl. Tgb. IV N. 5448.
11. 6. 56. 538. An Felix Bamberg. 313
fud^en; man trifft f)öd^ften§ ©^nractere, imb ^rvar lauter ^pkU
orten Dorn Söroen ober Dorn %vidß. 5(uf ber SBeltbü^ne mad^eu
nur Äraft unb Üift ficf| geltenb; boS 6t^ifcf|e tritt nur in beu
größten UmgeftQltung§5®pod^en ^eröor unb wirb gleic^ nacf)
6 bem ©ieg entfteHt, mic j. 53. bog E^riftentl^um. 3)ie6 l^ot mir
t)on je^er beriefen, ba§ ber gortfc^ritt ou§fcf|Iief}IidE) in'§ ^nbi^
öibuum öerlegt ift. UebrigenS ^ot ©uropa öieUeid^t noc^ nie
)o buntfd^ecfig auögcfe^en, tt)ie eben je^t, unb ganj neu in bem
Silbe fc^eint mir bog gänjlid^e SSerfd^minben ber ©emütpfröfte,
xo bie fid^ nid^t einmal me^r al§ ganati§mu§ S5a^n brechen. Sobei
fc^lie^t man Eoncorbate ah unb orbnet bie SSer^ältniffe 5tt)ifd^en
Sird^e unb ©taot.
Sei bem 9Jücftritte Drouyn de Lhuy's l^abe id^ Diel an
Sic gebadet. 3d^ Ia§ aber feit bem, ba§ er ttjieber in'§
iß SJiinifterium treten merbe. 3ft etnjag SBa^re§ baran? S^ret*
megen mürbe e§ mic^ freuen; fonft mci§ id^ ben SOtann nid^t
5U beurt^eilen. 9?acf| Paris mürbe id^ nur ge^en, menn id^
entmeber meine g^au mit bringen ober etma§ 9ieel(e§ auöricf|ten
tonnte. 3« Seibem ift fc^mcrltd^ 2lu§fid^t bor^anben. Sloge
20 Sßergnügungg'äieifen ju meinem eigenen Sfmüfement erlaubt mir
mein ©emiffen nicf|t, menn e§ auc^ am nöt^igen ^Pfenning nic^t
gerabeju fe^Ü; id^ l^alte e§ für meine l^eiligc 5ßfKd^t, bie S^-
fünft meiner ^inber feft ju fteßen, benn bie menfc^Ud^en
©yiftenjen merben immer fd^merer merben.
25 kennen Sie bie Dudevand perfönltrf)? 3d^ lefc je^t i^re
SRemoiren unb erl^altc burd^ biefe ben Sc^Iüffel 5U i^rer ganjen
13 Eduard Drouyn de Tfinys war Minister der auswärtigen
Angelegenheiten und 1855 als besonderer Gesandter bei den
Konferenzen in Wien, Bamberg war ihm zugeteilt; jeuer
demissionierte schon im Mai 1855, erst 1862 übernahm er wieder
das Portefeuille 25 George Sand 26 »Histoire de ma vie",
deutsch von Glümer, 1854 ff. in 12 Bänden
314 538. An Felix Bamberg. 11. 6. 56.
©d^riftftetterei. Sc^on t>ox öielcn Sfl^^^Wf o^^ i>fl^ junge
5)eutfc^lQnb für ]xt fc^todnnte unb etroo^ 5RorinaIc§, ja SKaaB-
9cbenbe§ au§ i^r machen tooüte, fagtc ober fc^rieb i(§ (td^ toeig
felbft ni(§t mel^r): bo^ läme mir gerabe fo bor, al§ ob man
bon einem ®eräberten bie ©(^ön6eit§=2inie abjujie^en gebac^te. «
9ln biefe^ SBort fül^Ie ic^ mic^ bei meiner Seetüre lebhaft
erinnert; fie ift mit i^rcm S^enfen unb ©mpfinben ganj un=:
berfennbar ba§ SJefuItot biSperoter SSer^öItniffe. Uebrigen§ ift
biel SBol^rl^eit in bem S5udE). S^ bin baburd^ angeregt tüorben,
meine eigenen Scben§norf|rid^ten einmol mieber anjufe^en, bie w
ic^ bor jel^n S^^^^i^ begann, unb glaube bebauern ju bürfen,
ba§ fie nid^t weiter gebieten finb, benn ic^ l^abe fd^roerlid^ je
ettt)a§ a3effere§ gefc^rieben, obgleirf) fie nur bi§ ju meinem
fed^Sten £eben§ia^re ge^en unb nur fieben Sogen füffen. SDie
SReflejion, baß tcf| nidöt genug in'§ SBßite unb Sörcite gemirft ib
^abe, na^m mir bamal§ bie geber au§ ber §onb, aber mir
fc^eint jefet, ba§ id^ au§ biefer, obgleidf) fie rid^tig ift, einen
berfel^rten Sd^Iufe gcjogen ^aben mog.
®ine 2lntifritif in SJejug auf ®i)ge§ tnerben ©ie im ©ruft
gemig nic^t erwarten; iä) fü^Ie mid^ längft nid^t mel^r berfurf|t, so
ben 3)euter meiner eigenen S:räume ju mad^en. 9?ur Sl^rer
SJemerfung, ba§ ber ®%e§ g^nen aud^ beS^alb intereffant
fe^, tneil er bom SSerfaffer ber Maria Magdalena ^er-
rü^re, fe^e ic^ bie entgegen, ba§ biefer noc^ früher bie
Genoveva fd^rieb. SSon ^ntereffe mürbe ein SBrief bon k
griebrid^ bon Uechtritz für ©ie fe^n, ber ba§ Stüdt ^ocf|
über äße meine 2lrbeiten, Agnes Bernauer mit eingefd^Ioffen,
fe^en ju muffen glaubt.
©ie l^aben fürjlid^, toie id^ l^öre, über ©urlitt gefd^rieben;
id^ fenne ben Stuffa^ aber nid^t. ä)?it meiner grau gel^t e^ so
3 so weit wir sehen, schriftlich nicht
11.— 29. 6.56. 538. An Bamberg.— 539. An Dethlefs. 315
beffcr, fie grü^t ©ie ^erjUrf). ^6) bitte (Sie, ntid^ ber S^^iQ^ii
beftenS ju empfel^Ien unb bin, tüie immer, S^r treu ergebener
gr. Hebbel.
Nr. 539. An Kirchspielschreiber Dethlefs in Wesselburen.
s SBien b. 29. Sunt) 1856.
©ntfc^ulbigen ©ie, fe^r geeierter §err, bQ§ ic^ erft je^t
boju fomme, g^nen für 2bre freunblid^c 3uf^t:ift bom 20ften
SRörj ju banlen. 8lber fie traf gerabc in ber beiheften Sdi
bei mir ein, benn leiber fann id^ nur im SBinter arbeiten unb
10 bonn mu§ xä) mit ben Stunben geijen. ©|?ätcr l^ätte xä) ämor
SRupe gelobt, ober ©efd^äfte ber miberttjörtigften 8lrt belegten
fie ttjieber mit SJefc^Iog unb icf| mufete meine Korre^ponbenj
abermals auf bie ©cite fd^ieben. ^ä) erhielt nämlic^, burd^
Campe in Hamburg, bie Sßad^rid^t, bafe in 2(merifa, in SKem^s
16 Dorf, eine ®efammt:=9lu§gabe meiner Sd^riften öeranftaltet
werbe. S)a§ mufetc mid^ ju bem SSerfud^ aufforbern, ob xä)
nic^t burd^ eine in ^eutfd^Ianb ju beranftaltenbe ®efammt^
SfuSgabe einem fold^en, mid^ unb meinen Sßcrieger gleic^ fel^r
beeiuträd^tigcnben Unternehmen entgegen treten fönnc unb bamit
^otoar eine genaue S)urd^fid^t aller meiner 5ßapiere berbunben.
Seiber mar bie ganje aJZül^c frud^tloS, benn einige Kontracte,
bereu Sragtoeite id^ nid^t fannte, aB irf) fie unborfid^tig untere
jeid^nete, ^inbern mid^ nod^ auf Sö^re unb fo mu§ id^ Söruber
gonatban malten laffen, mic Heine aud^ mu§te. S)a e§ fic^
Nr. 539. H im Besitze von Hugo Schlömer in Hamburg.
Nach Abschrift Nachlese II S. 53—55. In Weimar befindet sich
ein Ausschnitt ans der Wesselbnmer Zeitnng mit dem Abdruck
einer Stelle aus diesem Briefe, Tag und Nummer nicht angegeben
(1887?).
316 ^39. An Dethlefs. 29. 6. 56.
^iebci aber um ein bcträ^t(i(§e§ 6:a|)ita( ^onbclt, fo ift ba§
goctum nic^t angenehm, obgleich man auf bcr anbeten (Seite
freiließ au(§ barou§ entnimmt, bog man ni(§t umfonft fc^reibt,
benn bi§ je^t mürben nur Schiller unb ®oet^e jenfeitS be§
Ecean§ nad^gebrucft. ^
3(§ banle g^nen beften§ für bie 5Rotiä über S(au§ ^au;
ber olte ^err l^atte mir mirflid^ nod^ nic^t geantwortet. Sein
2ob, obgleich er mic^ nic^t überrafc^en fonnte, ^ot mirf) benno(§
oufrid^tig betrübt. 2tlfo ift bie ganje gamilie ba^in! ^öd^ft
intereffont tt)or e§ mir, ju erfal^ren, bag ßmilie 3^re grau lo
gemefen ift; fie ^at mir, ol^ne ba§ fie felbft e§ a^nte, in meiner
^ugerib unenbüc^ Diel gegolten unb wirb in meiner SJiograp^ie
me^r, oI§ ®in Kopitel, einnel^men. 9tber — öerjei^en Sie bie
groge, bie S^nen nur meine lebl^afte S^eilna^me bereifen
!onn — ou§ meld^em ©efd^IedEjt finb ©ie Selbft? ®ie Dethlefs /e-
finb über ganj Sitl^marfc^en öerftreut, unb id^ mögte gern ba§
SRäl^ere miffen. Ueber^aupt intereffirt mid^ bo§ SIeinfte bon
meinen Sonb^Ieuten unb mein alter greunb Paul Timm ^ätte
fic^ gar nid^t munbern foßen, tici^ er bei mir im beften ^n^
benfen ftel^t; id^ ^obe feine ©d^miebe nid^t öergeffen. SBol^l meig so-
ic^, ba§ id^ in ganj ©eutfc^Ionb oI§ fd^roff unb unzugänglich
öerfd^rieen bin; 'i>a^ rü^rt ober nur bon ben Xoufenben öon
Scribenten l^er, bie mir au§ oUen ©dfen unb SBinfeln i^re
93üd^er jufd^icften unb ba§ £ob, auf ba§ fie fpeculirten, nid^t er:*
l^ielten. ®§ ift ja bequemer, ben fRicfiter einen garten SDfonn ju äs.
nennen, afö ficf| felbft einen armen ©ünber. SBie menig id^ e§
öerbiene, möge ein ®ebicf|t jeigen, ba§ ber alte ^olte^ neulich
6 vgl. Vni S. 91 N. 72 7 wohl Kirchspielschreiber Voss
10 Emilie Voss, die Hebbel in Wesselburen still geliebt hatte
18 vgl. N. 12 (I S. 28, 17 ff.) und Tgb. I N. 355 27 das Ge-
dicht hat Lemmermayer in der Deutschen Revue XXII S. 329 f.
wieder abdrucken lassen
29. 6. 56. 539. An Dethlefs. 317
auf midE) brucfeii Iic§, unb bo^ tc^ beifd^Itcfee. 8lttcrbing§ l^abe
ic^ liefen ober ^tmn mol^I auä) ttJtrtlid^ bon oben l^erob bc^anbelt,
aber bie Ratten c^ früher mit nteiner SOtutter unb meinem
93ruber eben fo gemacht. SBie tc^ meine Sanböleute fouft auf^
6 nel^me, möge ber ©octor @gger§ a\i^ 9iein§büttel fagen, irenn
er jurüd feiert.
9?un nod^ eine Sitte. SRögten ©ie, tt)a§ fid^ im 5Rad^Ia§
be§ alten Voss etwa nod^ an 93riefen t)on mir finbet, jufammen
legen unb für midE) aufbettja^ren? S^ ttjeife fel^r tt)o^l, bog
io biefe jugenblid^en ©d^reibereien mcrtl^IoS fe^n muffen, aber
bergleid^en SJefte ber SSergangenl^eit befrud^ten bie Sinbilbung^*
Iraft eben fo, mie trorfene Kleeblätter ober löngft öergeffene
^aarloden. S)arum mürbe tdE) fie mir gelegentlidE) öietteid^t
einmal erbitten.
15 ^ä) reife in brei Sagen nad^ ©munben in Dber:=Defter^
reid^, tt)o id^ mid^ im Vorigen Sö^re angefauft f)abt. aWein
§au§ liegt njunberfd^ön am ©ee, id^ fann aber leiber nur fed)§
SBod^en bort bleiben. SSon einer fold^en ®egenb ^at man bei
un§ in ^olftein feine SSorftellung; iä) mar im borigen ^af^x
20 mit einer ber ärgften S5erg!a^en, einem Ungarifd^en SKagnaten,
bem (Srafen Scbmiedegg (ber jö^rlic^ nur 150,000 f(. auSju^
geben l^at) oben in ben Sllpen unb fa^, freilid^ unter unföglid^er
9Kü^e, eine neue SBelt. SBir jaulten über ^unbert ©emfen!
ated^t freuen mürbe e§ mid^, menn id^ h^\ meiner 9iücfs
^ fünft einen Srief boH 3)it^marfifd§er Sßeuigfeiten bon S^nen
borfönbe; l^ier in SBien erfal^re id^, ma§ ic^ mill, au§ Copen-
hagen, aber 5Ric^t§ au^ ^olftein. SBa§ mad^t M. P. Hansen,
ma^ H. H. P. Schäfer, ma§ C. W. PJähn? ©ie fe^en, ic^ meiß
alle S?ornamen!
80 9Kit ^erjlid^em ®ru§
gr. öebbel.
318 540. An Emil Kuh. 13. 7. 56.
Nr. 540. An Emil Kuh in Troppen.
©munben b. 13ten gul^ 1856.
Sieber Su^!
(Seit ungefö^r aä)t Sogen finb mir tuieber in ©rnunben.
9laä) einer rafd^en unb angenel^men ga^rt trafen mir bei'm e
fc^önften SBetter l^ier ein. Unfere 3:^nr mar jum Smpfang
t)on ber alten gi^au, bie ba§ ©öuSd^en bemol^nt, mit einer
S31umen5®uirlanbe gefc^müdt. SRofen unb Silien [tacken in
auSnefimenber ©d^ön^eit l^eröor, unb ba biefe mir fo na^e
fte^en, al§ ob icf| fctjon im ©dE)oo§ meiner SKutter t)on i^nen w
getröumt ^ötte, fo fönnen (Sie Sic^ beulen, tt)ie fel^r bie fleine
^ufmerffamleit nüd^ gerül^rt ^at. ^loä) ein ^aar 3:age blieb
e§ fd^ön unb icf| erlebte mit SSögeln jmei reijenbe ?lbent^euer.
einmal flog eine Staube fo bid^t an mir borbei, ba§ i^r gtügel
mein D^x ftreifte, obgleich id^ eilig ben Sopf manbte, unb 9Hemanb is
^atte fie aufgefc^eud^t. (Sin anber 9JJaI l^ätte ic^ einen (Sperling,
ber unbemerft ju meinen gilben ppfte, faft ertreten; id^ fd^Ieuberte
i^n mit ber ©tiefeI=(Spi^e fort, n?ie einen (Stein. 3)a§ ift bod}
artig, nid^t ma^r? (Seitbem fönnen mir bie (Stunben, mo bie
©onne fdEjeint, freilid^ jö^Ien. 2)ennod^ tt)irb an meinem ©arten ao
fleißig gearbeitet, e§ merben SBege gemod^t, audE) mirb ein Heiner
^aöillon angelegt, ^c^ felbft merbe bon morgen an in ber
©te^rifc^en S^rod^t ^erum gelten; mein grauer SRodt mit ben
grünen Stuffd^Iögen, fo mie ber fpi^e §ut fommen nod^ ^eute.
2)iefe Srad^t bejeic^net nömlidE) nic§t, mie ic^ im borigen 3a^re sb
glaubte, mo id^ fie mit E'utfd^ieben^eit ablehnte, ben Söger,
fonbern ben ©runbbefi^er. SRur be§ geberfd^mudt§ mufe man
fidE) enthalten, unb ba§ mirb mir, mie ic^ menigftenS ^offo
nidE)t fd^mer fallen.
Nr. 540. H unzugänglich. Bw. II S. 105 f.
13. 7. 56. 540. An Kuh.-541. An Briiyck. 319
§ier l^oben ©ie ein 5ßfanb, ba§ irf) gegen ©ie mieber ber
5l(te bin. SdE) bin e§ aber erft feit geftern, tt)o idE) au§ einem
93ricfe bon 3)ebroi§ eine S^otfoc^e erful^r, bie icf) nidEjt al^nen
tonnte, bie er felbft, nac^ ber noiben 9(rt ber SKitt^eilung ju
fi fdEjIicfeen, gor nid^t ttjürbigen ju fönnen fd^eint, bie ober für
mid) eine ungeheure S^rogtüeite f)ai unb ntid^ öottftönbig mit
S^nen auSfö^nt. 9?id^t, qI§ oh id^ S^"^" fonft nid^t öon l^ier
nu^ gefrfirieben ^ätte; fo gettji^, tuie aßen ?lnbern, benen ic^
9lnttt)orten fc^ulbig bin. 2(ber f o ^ötte idE) 3^nen nidEjt fdEjreiben
jo fönnen, benn fo menig öngftUd^ meine ^unge ift, fo gemiffen*
öaft ift meine g^ber! S)q§ 9Zä^crc fpöter, am beften münblid^,
meil gerobe fteute meine 3rit gemeffen ift; e§ ift mo^I aud^
einftmeilen genug. 9(nttt)orten Sie mir nun umgel^enb, fdEjreiben
©ie mir über Sttte^, aud^ über Sl^re ^erjen^angelegcn^eit, unb
16 feijen ©ic überjeugt, bog S^r SBo^I unb SBel^ S^nen ©elbfi
nic^t me^r am ©erjen liegen fann, mie mir.
ab: Drt^ bei ®munben 9i: 31.
Nr. 541. An Karl Debrois van Bruyck in AVien.
Crt^ b. 13ten 3u(t) 1856.
so 9Wein lieber 5)ebroi§!
©e^r fpät, erft am Uten b. WH., erhielt idE|3^re Senbung.
Syrern greunbc ^at fic genügt; ic^ bin öoöfommen mit i^m
auSgefö^nt unb ^abc i§m gleic^ gcfd^rieben. SRit ^l^ncn ©elbft
^abc i(§ fretlid^ ©inigeS ju erörtern; ha^ tonn aber nur münb^^
25 Kc§ gcf(§e^cn. Son ber grou ^rofefforin SSoni^ ^örc id^, ba&
Sie ^f)xen ^lan, mic^ in (Smunbcn ^u bcfud^en, nic^t aufge^
geben ^aben; i(§ rechne alfo mit SSeftimmt^eit barauf, Sic ^ier
Nr. 541. H unzugänglich. Bw. 11 S. 438f. 22 E. Kuh,
vgL oben S. 319, 3
320 Ö41. An Karl Debrois van Bruyck. 13. 7. 56.
ju feigen. ߧ fielet aber ganj bei 3^neii, ob bQ§, n)a§ jtnifd^ett
nn^ befprodEjcn ttjerben mug, fdEjon l^icr ober erft in SBien bc^
fprod^en mcrbcn foll. ^ä) felbft bin fogor, obglcid^ id^ ^l^rem
SBunfd^ nidjt entgegen treten miß, foH^ er mit bcnt nicinigen
nic^t übereinftimmt, für SBien. ©ic werben mir tno^I im 9?or^ b
an§ jutrauen, ba§ xä) jtüifd^en bem ©ifer für einen g^^cunb
nnb bem für ba§ eigne ^ä^ ju unterfd^ciben tt)ei§. ©ie werben
aber gemi§ and) bie 2lnttt)ort nid^t öergeffen, bic ber Jammer
bem ©ifen gab, aU e§ fid^ über feine Sd^Iäge befd^mertc. ©e^
nnr erft ©tol^I — fagte er — fo l^öre id^ t)on fclbft auf. lo
S3erIoffen ©ie ©id^ barauf, id^ merbe nic^t hinter bem Jammer
jurücfftel^en, unb id^ badete, id^ ^ötte e§ jum S^^eil fc^on betniefen.
Sm ^lUgemeinen ift ju ertüägen, bog ber SKann bcn 3üng*
ling begreift, weil er Jüngling gemefen ift, nid^t aber ber 3""9=*
ling ben SKann, weit er erft äRann werben foH. 3tm aHer* ib
fd^werften finbet ber Jüngling ficf| wol^t in bo§ ^erj be§ aWanne^
l^inein, benn bie S^eufd^^eit be§ Söianne^ beftel^t barin, ba§ er
fein ^erj öer^üUt. ^m früheren Seben§:=2(Iter ift ba§ anbcrS
ob aber barum auc^ beffer, ift noc^ fe^r bie gi^age. ^m Se*
fonberen bebarf e§ wo^l feiner SSerfidEjerung, bap SRiemanb eine so
freunblid^e Söfung ber in unferem Heinen Greife eingetretenen
Verwirrungen me^r wünfcf|en tann, wie id^, wenn irf) mid^ auc^
gegen bie ©efal^r fidlem mug, mit öeffing erft im 911 1 er au§*
rufen ju muffen: 9ltte§ öerläßt mic§!
©0 uie( unb nid^t me^r. ©rü^en ©ie ©lafer, fd^reiben »5
©ie mir, wonn ©ie fommen unb fd^idfen ©ie mir ben ©rief
t)on Uec^tri^. ®§ wöre möglid^, ba§ mein grcunb mir für bcn
©ommer irgenbwo ein SRenbesbouS gäbe, barum ift e§ nötl^ig,
ba§ id^ feinen 93rief erhalte; alle§ Uebrige laffen ©ie rul^ig in
meinem §aufe liegen. — — — — — — — — — so
13 f. vgl. Tgb. III N. 4392, ferner V S. 342 und X S. 92. 11 ff.
17 vgl. Nibelungen V. 4539 und Tgb. IV N. 5458
18. 7. 56. 542. An Jiüius Glaser. 321
Nr. 542. An Julius Glaser in Wien.
Ort bei ©munbcn b. 18. ^n\t) 56.
©eftern Stbenb, mein fef)r Heber greunb, crl^ielt id^ 3^ren
iSrief, unb gleid^ l^cute morgen fefee i(§ mid^ l^in, i^u
ü 5u beantroorten. SRir gegenüber an bemfelben S:ifd^ fi^t mein
Söd^tertein unb übt fid^ mit glü^enben SBangen unb bli^enben
klugen im Sd^önfd^reiben, unb eine SRofe, bie ic^ eben in meinem
©arten pftüdfte, ftel^t äroifc^en un§, mäl^renb meine %xqu ]id%
mie mir burrf) bie 2f)ür pren, brausen mit ben SSögeln ju
ic fd^affen mad^t. §ierau§ merben ©ie ouf gute§ SSctter f^Iic^en;
beffen erfreuen mir un§ ieboc^ feine§tüeg§, öielme^r gic^t ber
9tegen fc^on bie gonje Sßod^t burcf| in Strömen unb bom SKauns^
ftein, ber un§ fonft gerobe in'§ genfter fd^aut, feigen mir faum
in fd^mad^em Umriß ba^ Untergeftell. Gin feltfamer ©inbrucf,
16 menn man ficf) mitten im ®ebirg einbüben fann, in ber
Ebene 5U fe^n.
3d^ banfe ^l^nen bon ^erjen für 3^re greunblirf|feit, mir
ein Sebenöjeic^en ju geben; e§ l^at un§ ^ffe fe()r erfreut. (£§
mdre an mir gemefen, ben 9lnfang ju mod^en, unb id^ meijj
so ba§ fe^r rvot)l, ober id^ bebarf im Sommer 5U Stttem ber 9ln^
regung, unb ic^ öergeffe e§ meinen greunbcn gemig nidjt, menu
fie mit biefer fatalen Eigenheit meiner Statur Sßad^fic^t l^abcn.
3^r Srief l^at mid^ ganj in ^i)xc 3uftänbc Ijinein öerfe^t; Sic
t^un ©ic^ aber erftaunlidE) Unrcd^t, menn ©ie glauben, baß ©ic
SB jemals im ©efpröd^, um 3^re eigenen ^uSbrücfc bcijubc^alten^
unbebeutenbe unb geringfügige ®inge au^tramten. ^6) ^abe
feit ©ie burd^ ben Bwjang ber ©tubien nid^t me^r ouf bo»
mitunter unerquidfUd^e S)etoit ^^xtx SBiffenfd^aft ongemiefen finb,
au§ ^f)xem SKunbe nie etmaö Vernommen, ma» nid^t im un^
Nr. 542. H bei Ihrer Exzellenz Frau Baronin Glaser in Wien.
Bw. II S. 337 f.
QcUeU ©riefe V. 21
322 J>42. An Julius Glaser. 18. 7. 56.
mittelbarftcn Swföntmen^ang mit jenen ©runb^Sbcen ftanbe,
o^ne bie ba§ menfd^Iic^ ®e^irn, \tt) e§ oud^ nod^ fo öott gepropft
ton SBiffen unb nod^ fo reid^ an atigerijfenen ©infallen aücx^
bing§ immer unb emig ein Soleibofcop bleibt, ba§ nur SJejir^
bilber probucirt. Sßi^tSbeftomeniger gebe i^ S^wen 9ted^t, 5
menn ©ie meinen, baB man fDtanijt^ nid^t fc^reiben fann, moä
mon feinen Stnftanb nimmt, auSjufprec^en, unb ©ie werben im
Sauf be§ Seben§, mie ic^ felbft, W Srfal^rung mo^en, bafe bie
Summe beffen, tt)Q§ ffiinem fd^reibbor erfd^eint, fid) mit jebem
30 ^re mel^r öcrringert. 2*a§ rü^rt aber, öom gonj glüd^tigen la
unb SWid^tigcn abgefe^en, rooju Sie S(§iUer§ Schnupfen unb
®oet^e§ Senenfer ^uSfluge mit öoUfommenftem Siedet rennen,
()ouptfarf|Ucf| ba^er, meil mon fid^ immer fefter baöon überjeugt,
\)a^ ©egenfeitigfeit bie Seele aller SRittbeilung ift, unb bafe
Die Buno^/ tüenn e§ fid^ nid^t um ba§ miberfprud^^Iofe Sltter- ib>
aKgemeinfte ^anbeÜ, eben fo wenig einen Stellvertreter ^at, wie
ber 5(rm, öon bem e§ fic^ bon felbft öerfte^t, bog er überall
jur Stelle fc^n mufe, wo er etwa§ au^ric^ten folt. ©iefe lann
auffatlenb flingen, wirb aber fe^r einleud^tenb, wenn man grünb=
lid) erwägt, wie unjulanglid^ bie fprac^tirf)en ®arlegung§mittel 20
an fic^ unb felbft \ia finb, wo fie in boHer Sraft unb öon ber
ganjen 5ßerfönlic^feit unterftü^t, wirfen fönnen, unb wenn man
fic^ rec^t beutlid^ mac^t, ba§ ber ganje ^ßroceg auf ein 89e^
ftimmenfollen be» Unbeftimmten burd^'g Unbeftimmte l^inauS*
läuft unb be^^alb el)er mit bem S3leigie§en, als mit bem 95
Seidenen berwanbt ift. ®od^ Sie fennen meine Stnfic^ten!
SäJir freuen un§ außerorbentlic^, Sie balb ju feigen unb
glauben ^f)mn fogar, ha wir biSl^er öiel fd^ledöteS SBetter
l)atten, gute§ propl^ejeien ju bürfen. gn meinem ©ärtdien
wirb fo eben unter ber ©irection meiner grau ein ^aöiHon sa
20ff. vgl. „Gränze des Denkens" VI S. 446 und Tgb. IV N. 5494
18.— 23. 7. 56. 542. An Glaser.— 543. An üechtritz. 323
errid^tet; in bem rootlen mx oft jiifamnien fifeen. ftonimt ®ebroi§
mit? ®r ^Qt mir einen fonbcrboren 93ricf gef daneben, ber
meinen öor^in entmirfelten ©ebanfen betätigt, atö ob er nur
baju ha tüäxt, ber aber Äu^ burc^ \>k SKitt^eilung einc§ mir
6 unbelannten gactumS fo bd mir genügt f)ai, baß ic^ öoHIommen
mit i^m au§gefö^nt bin, meit er ganj in ber alten ©cftalt
mieber bor mir fte^t. Ueber bcn Sant freue id^ mid^ fe^r, tviti
i^n mir aber bi§ SBien auffparen, um bort gleid) angenef)m
begrübt ju werben. 9ln Grailich unb Flesch fo roie an Sl^rem
10 Cnfel ba§ feerjUd^fte t)on un§ SlKen! 9((fo bi§ jum erften^
fiöd^ftenS brittenl
gr. §ebbef.
Nr. 543. An Friedrich von Üechtritz in Düsseldorf,
j5 Dvt bei ©munben b. 23. Sult) 56.
SKein t^cuerfter greunb!
3f)ren lieben 93rief t)om Iften b. 9K. i)abt id) Ijicr erft
öor einigen Sagen empfangen; man ^at mir i^n t)on SBien
nac^gefd^idt, fidE) aber S^it baju genommen. 3d^ beantworte
Äoi^n fogleid^, weil id) S^n^^^ g^ni iroc^ ein Scben^jeic^en geben
mögte, bebor ©ie 3^rc S3abereife ontreten.
SBir finb feit bem 3ten bereite in ®munben, ober t)kU
me^r in Drt, benn fo I)ei§t unfer Somicit eigentlid§, obgleich
e» faum je^n Sßinuten t)on bem ©täbtd^en entfernt ift unt>
25 huxd) eine ununterbrochene fRei^e t)on ^öuferc^en unb glitten
bamit jufammen ^öngt. 3)aö SSetter f)ot un§ bi§ auf tin 5ßaar
7 Glaser hatte für Hebbel die Werke Kants erworben
Nr. 543. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 233 f.
21 nach Eissingen
21*
324 543. An Friedrich üechtritz. .23. 7. 56.
3:age, tüoju bcr heutige mit gehört, menig begünfttgt; c§ regnete
wnb ftrömte fortroäl^reiib unb obgleid) ber Sraunftetn, ber Sönig,
ober richtiger, ber Ufurpator ber l^iefigen Stipen, bcnn er tft
nidbt \o ^oä^, wie er fd^eint, un§ fcft tn'§ gcnfter fielet, jo
^aben mir i^n ioä) oft gonje öier unb jlüonjig ©tunben lang s
uor bidtem 9iebel nidEjt erbtieft. Unfer „©d^Io§" ift ein fintpleö
Saucrl^au^ unb fein§ Don ben größten; nnfere „®üter'' it^
fielen in einem ©arten t)on circa 360 CuabxatsSIaftern; oüe
Scbingungen ju einem ^b\ß maren alfo gegeben. S^Jar ^aben
mir in biefem ©ommer über etmag me^r SRaum ju gebieten, lo
mic im Vorigen, obglei^ mir auc^ je^t auf 5mei Sintmer bt^
fdjränft finb, benn bamal§ togirte im „Salon'* ein ungeljeurer
Äac^eI:=Cfen, in bem jur $Wot^ ein möfeiger Cc^fe ^ätte gebraten
merben fönnen, unb mir SRenfc^en mußten un^, fo gut e§ ging,
in bie ©den unb SBinfel brüden. Siefer ift im SBinter in i«
golge einer ot)ne mein SBiffen erlaffenen ©pecial^Orbre meiner
grau abgebrodien morben unb nun tonnen mir un§ fc^on etma§
me^r ausbreiten; nichts beftomeniger glaube xd) in biefer 3eit
grünblid^ erfat)ren ju l^aben, mie jenem ®eift be§ arabifd^cn
9Jförc^en§ ju 9Rut^e mar, al§ er in \ia^ metattne ®efö§ jurüdf so
fried^en mußte. 9(ber bie 5?otI) madEjt erfinberifd^, unb ba bie
Söanbe unfereS §aufe§ leiber öon (Stein unb nid^t öon ®ummi==
CSlafticum finb, ha^^ ®egensS)rücfen alfo $Wid^t§ ^ilft, fo ^at
meine grau im ®arten einen fleinen ^aöitton errichten laffen,
ber eben freute fertig gemorben ift. 2n biefem fc^reibe ic^ »b
S^nen je^t unb e§ fi^t fid) afferliebft barin, ja ic^ bin über^
jeugt, @ie unb ^l^re liebe grau mürben, menn id^ (Sie plöfUd)
^ie^er 5U jaubern bermögte, nid^t ungern an meiner (Seite fi^en
unb in bie erhabene ®ebirg§'SBclt hinein fd^auen, bie unmittcU
bar t)or mir liegt unb biefe 9Kal im golbnen grü^buft fc^mimmt. ao
19 f. vgl. A. Oehlenschlägers „Aladdin"
23. 7. 56. 543. An Friedrich Uechtritz. 325
3ldE) ^offe Qud^, ba§ biefe^ fid^ frül^cr ober i>ötcr tio^ mad^en
fott, bcnn e§ giebt tucnig ^unctc auf bcr ©cutfc^en ®rbc, bie
fic^ mit ©munben bcrgleid^en taffen, unb marum fotttcn Sie
S^ren SBeg nid^t einmal l^ic^cr Icnfen, mo man burdE)'^ blofec
6 9Ü^em]^oIen für feine ©cfunbl^eit forgt unb jugleid^ bie ^rr«
lic^ftcn 93äber f)ai? 2)ann mürbe fi(§ bei unS, freilid^ nur im
befd^eibenen ©t^I t)on äRarienbab, fc^on ein 2lf^( finben! SBir
werben un§ nämlid^, bo bo^ ©rüdfen erfotgto§ bleibt unb baS
^eyen nidEjt ge^t, bodE) entfrf|üe§en muffen, ju ber $ilfe be§
10 S)lauermonne§ ju greifen, um un§ 9taum ju fd^affen, unb ba§
gef^iel^t bieDeid^t fd^on im näd^ften ^a^re.
3d^ beftoge e§ fel^r, bafe Sie in einem SOtoment, mo ber
SWenfc^ ber unbebingtcn grei^eit am meiften bebarf, gerabe mit
boppelten unb breifad^en 93ürben betaftet fe^n muffen, unb
15 ne^me ^l^ren ©lüdtmunfc^ ju meiner Unab^öngigleit an. Stffer*
bing§ tommt e§ mir t)or, menigftenS in unprobuctiöen Seiten,
al§ ob ic^ fie beja^Ien müßte unb al§ ob eine ganje ©umme
uon Gräften in mir unöermenbet bliebe, bie unbefd^abet meiner
l^öl^eren Seben§t^ätig!eit baju bienen fönnten, irgenb einer
HO practifd^en Stellung genug ju tl^un. ©od^ mag bieg ein 3rr=
t^um feijn unb au§ ber Unbe^aglid^!eit entfpringen, bie mit
bem bemühten Sd^Iaf, mie id^ bie ftiffen SReceptiong^^aufen be§
tünftlerifd^en ®eifte§ nennen mögte, nun einmal untrennbar
5ufammen l^öngt. S)enn für mic^ giebt e§ feinen ®enu§, afö
25 bcn, ber au^ ber Slrbeit l^eröor ge^t, unb bo id^ im Sommer
in meinem Sinne abfolut nid^t arbeiten tonn, fo bilbe ii) mir
jumeilen ein, mir mürbe monier feijn, menn ic^ Stecepte ju
fc^reiben, bieten ju rebibiren ober gor Steine ju flopfen l^ötte.
Sa^ Stubium, mie ernft auc^ immer betrieben, füllt biefe Sücfe
13 Uechtritz war durch einen Trauerfall in der Produktion
gestört worden
326 543. An Friedrich Uechtritz. 23. 7. 56.
in mir nid^t qu§; man fü^It nic^t, bafe man tt)äd^ft, man erfäl)rt
^öd^ftenS gelegentlich, bap man gett)ad^)en ift.
9luf 2^r neueg S33erf, beffen S^ema i^ boßftönbig au§
beni S^itel entnehmen ju fönnen gloube, bin ic^ au§erorbentlid^
gefponnt; tt)cr märe fo berufen, eine fold^e grage ju fteHen unb b
ju löfen, mie ©ie! 9lud^ auf ben Reiben merbe id^ immer
begieriger, gd^ bebaure e§ offc 3:age, ha^ iä) ^ijxtn §oIm
nic^t, mie ic^ beabfid^tigte, mit nad^ ©munben herunter genommen
l^abe; er ^ötte mir I)ier öortreffHc^e S)ienfte geleiftet. ©efproc^en
f)abe id^ fc^on oft Uon if)m, benn e§ finb biete gebilbete äRenfdfien lo
^ier unb mit einigen fann man fid^ fd^on etma^ naiver ein=
laffen. ^ä) felbft fd^reibe aber feinen SRoman, fonbern \)(i^-
S33erf, motjon icf| 3f)nen fprad}, mirb ein Heiner ®po§ in ^eja*
meiern. SSier ©efönge finb fertig unb ber le^te entftanb im
5ßrater 3Korgen§ bei'm SSeild^enpftüden; menn ber (£trou§, ben is
iij meiner grau im grü^Iing regelmäßig 5u bringen pftege,
t)oß mar, ^atte id^ aud^ meine funfjig bi§ ferf|§5ig S?erfe im
S'opf beifammen, unb menn bie ©rinnerung mic^ nid^t fd^mäl^*
lid^ trügt (jum SBiebcrIefen finbe ic^ erft im §erbft ben SRut^,
\>a ein gemiffer fd^abenfrol^er Seufel, ber mä^renb ber l^eifeen 20
aWonate in mir mol^nt, ^tte§ öerlatfjen unb berl^ö^nen mürbe!)
fo muß etmaS bon bem S)uft unb bem ©lanj, ber mid^ um?
gab, in fie übergegangen fet)n. ©ie feigen, id;^ mürbe je^t ein
fo bermeffene^ S5Ub, mie \ia^ „bon bem I)eneren ©tern", ha^^
3f)r Srief mir in'§ ®ebäd^tni§ 5urüdE ruft, uidjt ju braud)eu 2s
magen; bod^ l^offe id), ©ie nic§t gänjUc^ ju täufd^en, menn ic^
p 9JJar!t fomme.
SBie gern fämen mir naä) SDree^ben, um bort einige ©tun-
ben ober Sage mit 3^nen ju berieben! Slber für meine grau
3 „Sittliche Lösung ohne rechtliche Sühne", ursprünglich
„Die Busse des Protestanten", hatte Uechtritz als Titel seines neuen
Romans angegeben 24 vgl. B. V. S. 303, 18
.23. 7. 56. 543. An Friedrich Uechtritz. 327
ift e§ im Sluguft ganj unmöglid^ unb für mic^ faft. ©cnnod)
mögte trf) gern genau miffen, mann (Sic bort eintreffen merbenl
SBir finb mit bem löten Stuguft n?ieber in SBien, weil am
löten 'da^^ Sweater eröffnet mirb. Sllfo ©oIger§ SBittme lebt
6\\o6^\ greilid^, worum follte fie nicf|t; fa^ ic^ bodE) bor öier
Salären fogar gean $aufe SBittme noc^ in 9Rüncf|en unb fanb
fie rüftig unb mitt^eilenb! 3c^ mürbe fie gern fennen lernen,
benn ba§ S3uci^, beffen (Sie ermähnen, l^abe icf| gemife fc^on je^n
Wd getefen unb ©olger gehört mit ju ben Sel^rern meiner
/oSu9^i^t>- 9?ic^t o^ne Stnbad^t ^abt id^ in S3erlin fein ®rab
befud^t unb SÖtem SBort über i^n ftimme id^ boHfommen bei.
C^ne 3tt)eifel märe au§ ber ®eutfdE)en 5ß^itofop^ie unb nament==
lid^ au§ ber 2)eutfd^en Sleft^etif etma^ 2lnbere§ gemorben, menn
er ftatt Hegels ober tt)enigften§ neben Hegel gemirft ^ötte. Gr
15 toar ein ganjer SKenfd^, nid^t ein bloßer SDialectüer, er na^m bie
SSelt, roie ber 2)icf|ter, in fid^ auf unb probucirte fie bon SReuem
anftatt fie in l^o^ler etijmologifdöer SBec^erfpielerei auf eine
bürftige %oxmtl jurüdE ju führen! 9lucf) ^ert^eS Seben ^obe
i^, unb 5tt)ar birect auf '%i)xt Gmpfel^Iung, längft gelefen unb
so jum S^eil mit großer Srbauung; e§ foßte mid^ fogar munbern,
loenn id^ ^f)mn noä) nid^t barüber gefd^rieben l^ötte. ®er
^Patriot, ber unermübüdje, an immer neuen §ütf§mitteln reid^e
®efc^äft§mann, ber nie Uerjmeifelt, felbft bann nid^t, menn er
nic^t me^r l^offt, l^at meinen ganjen SJeifatt. ^n bem SKeügiofen
26 ftört mid^ eine gemiffe ©elbftüberl^ebung, bie fid^ nid^t blo&
SZiebu^r gegenüber, fonbern fogar vis-ä-vis t)on (Schiffer unb
®oet^e geltenb mad^t. 9Kir bändet bod^, menn man bie feiten^
4 Uechtritz freute sich auf den Besuch bei Solgers Witwe
und Tochter, empfahl Solgers Nachgelassene Schriften 8 zuerst
in München, vgl. Tgb. I N. 988 ff. 10 vgl. X S. 175, 18
11 ®cr frül^c 2:0b (SoIgcrS gcl^ört roic rool^I aöcnigcS unter bie
IRät^el ber 5ßorfe^ung 21 vgl. B. V S. 197, 2
328 ^3. An lJecbtritz.-5i4. An Kuh. 23.-24. 7. bß.
ften I^T&fte unb ben ^eiligfien Smft, mie bei biegen !Setben,
betiammen fte^t, o^ne bag ]\fS) bo^ SBunber ^n^u gefeOt, tDa§
ber S^rift bie ©naben-Srleuc^tnng nennt, fo foQte man bauet
in ^rfurc^t, nrie t)or einem göttlich äJlb^fterinm, fle^ bleiben,
anftatt Don ^Siicfcn" unb »aRängeln" ju fpre^n, ©ie e§ im*
britten ©anb gefci^ie^t, Don ^Surfen** unb ^SRängeln** bei
folc^ 9iormal::(£rf(^einnngen! ?ik^, ic^ muB fc^Iiej^en. $on
nn* ^^ben baS £>eTjU(]^fte an Sie unb 3^ liebe grou; t>on
Siti ein @egen!äB(i^en! Sie feiert beute mit ber SRutter ibren
9iamendtag unb ijt ganj glüdlicb! 3^ treufter '^nbonglicb^tt »
ör. i>ebbel.
Xr. M4. An Emil Kuh in Troppan.
Crtb b« ^munöcn b. 24. S^tP ISoö.
^iet>«r :ftub! i^
3br ^ricf bct mxxb in $bw ouftonbc XKXKft niti> ic& iebe
mit ^itub«tt. ^is Sie Sidb in ^bre mtfrnmi£Li$e Iftsiimfeir
Ktd^ blcs >u kbitfen. icn^cnc ne uucb 511 bmtBfoi MratbexL
$brf ^$^e^K ^toD ^er treue Srwget ^brirr Srnrnsbira^eK unb
mr bc4 iicKiüK "ilBcsotbatcs $brrr SeLc^fetr is ^«s crncx beiboi *^
^Sntoient tKrt%ecbt nttitt ^tatesc ^ ^^tttafet. TFcria ^ dritte
^i:^ trat ^MUti^ tu etXDi:^ illi^^sDfnre^ yc KtasixiL^tK iwäx,
$ai &na: llDtDmKbnKDc etiw* ^riaiii^ xiitäje ü $bfficr 1*1=4
K::^e $5xKa i^rc. artr ^s itir ^ ^«rä»!^ icö d>»Är*»cK5
t^xje^ atcrjiÄ^lix Sac f.-axiacr anr r« Jtjfcrirjit rcr. ^ct»
cri ?C3: clor Ski: i^K^ii^:K3: x<r^El sex;«; xn: ji >Er
24. 7. 56. 544. An Emil Kuh. 329
Ucbcrjcugung ju gelangen, bafe er in feinen eigenen ©änben
unb gü|en red^t fd^ä^enSroert^c SBerfjeugc befi^e.
S§ öerftel^t fid^ öon felbft, bog tt)ir ben alten gaben ^oxU
fpinnen, nid^t einen neuen fnüpfcn. ©ie l^aben biefe aber nid^t
6 ber ,, Vermittlung" 3öre§ g^eunbe^ S)ebroi§ jujufd^reibcn, wie
er im rounberlic^ftcn SRifeöerftänbnife ju glauben unb fic^ nic^t
wenig barauf ju ®ute ju tl^un fc^eint, fonbcrn einer SRit«
t^eUung be^felben, auf bie ic^ nid^t gefaxt fe^n fonnte unb bie,
wie ic^ 3^nen nic^t öerl^e^Ien will, für fein SSer^ältnip ju mir
jcnic^t o^ne Solgen fe^n wirb. 3d^ l^tte i^m meine SMeinung
gleich unumwunben gcfagt, wenn er fic^ nid^t gerabe in einer
probuctiöen Stimmung bcfänbe, bie ic^ oc^te unb fc^one, obgleich
bie 93egeifterung bei i^m ouf ber Stelle in Irunten^t um*
fc^lögt unb ftd^ fo öor ber S^t felbft jerftört. ?lud^ in @mun*
15 ben, XDo id) i^n ma^rfd^cinlic^ näd^ften^ fe^, werbe xdj ben
©egenftanb nic^t berühren, wenn er nic^t fetbft mit ®ewalt
barauf bringt; um fo ernft^after aber wirb bie Erörterung in
SSien auSfoUen muffen. Sie fümmert bo§ ©an^e nic^t, ober
boc^ nurfo weit, al§ Sie je|t öor meiner Seele wieber gonj
20 in ber ölten ©eftalt bofte^; barum fein SBort borüber, bi^
icb Sic wicberfc^.
3d^ fc^eibe ^fy^cn in meinem neuen ^aoUlon. ifangfam
jog ein ©ewitter über bie Serge ^auf, je^t beginnt e$, fic^
5u entloben; über bem Srounftein !ren^ fic^ bie 91t^ unb
95 bo§ ipöllen'@ebirg, bo^ longgeftrecft binter i^m ^umfried^,
beginnt, in ben ftnfteren JSolten §u oerfc^nben. VUint^d^
bom fterfen rofc^ obgeriffene grüne Zweige in bie genfter, oud^
bei mir, weil fie gegen ha^ Sinfc^logen ic^ü^ foOen, je^t
cr^bt fi(^ ber feerolb, ber ben jä^en Sn^bnu^ onfünbigt, ber
ao SSirbelwinb, gleic^ muB ber erfte fc^were 9iegentropfen fallen
unb vd) Ufp^t m mein ipou» ^urürf, um, wie iä^ e? in fold^en
3Koraenten gerne bin, bei meiner JJamüie ^u ittfiL 3^ fo^re
330 544. An Emil Kuh. 24. 7. 56.
im Biinins^ fort, meine grau fijt mir gegenüber unb nä^t,
Siti lieft in einem Sinberbud^ öon ßoulüalb unb unfer fleiner
$unb läuft mit !^erau§^cingenber SnnQt ängftlid^ l^in unb ^er.
3n Sejug auf ^f)xt §aupt:=2tngelegen()eit fann ic^ ©ie nur an
unfer le^te^ (Sefpräc^ unb an meinen erften S5rief erinnern. 5
2)iefen legten ©ie nid^t in meinem ©inne au§; nid^t öon S^ren
Siedeten unb $f(id^ten in ^i)vtn S3e5iet)ungen ju mir mollte ic^
reben, fonbern üon ^Ijxtn 3iecf)teu unb $f(id^ten vis-ä-vis ^Ijxtx
gamiüe, bie id^ kfuc^t unb bie einen fe^r beöngftigenben Gin*
bruct auf mic^ gemad^t ^atte. ^üten Sie ©id^, ©ntfd^eibungen w
I)erauf ju rufen, bie erft in ^a^ren nötl^ig fe^n werben unb
feigen ©ie t)erfid)ert, ba§ jebe 2eibenfrf)aft, bie fid^ burc^ bie
3eit al§ t(i)it beglaubigt, fid^ burc^fe^t. ®ie 6:iüil:=®^e mitt
mir burd)au§ nid^t gefallen; aparte S?er^ältniffe finb 9Hd^t§
trertl; unb njerben t)on 2:ag ^u Sag brücfenber. Sahiren ©ie is
unb binben ©ie ©id^ nid^t.
©ie erfunbigen ©id^ nad^ meinem neuen SBerf. Ued^tri^
glaubt, t>a)^ ii) einen SRoman fd^reibe; barau§ entnehmen ©ie,
ha^ deiner mein ®e^eimni§ fennt. gd^ werbe, au§ SJberglaube,
wenn ©ie wollen, ben ©d^leier aud^ nicf)t e^er lüften, al§ bi§ 20
id) entweber fertig fel)n ober bie Ueberjeugung gewonnen ^aben
werbe, t>a^ ba§ SBerf ein Sorfo bleibt. ®a§ Se^tere beforge
id) nod) nid^t.
3Ba§ finb ba^ für Päne, bie ber bortige 93uc^^änbler ^at?
^ä) !önnte ein 3«^i^t)ud^ üortrefflid^ mit meinem 9Koloc^=grag^ 25
ment befradf)ten; aUenfalfö fönnten auc^ bie öermifd^ten ©d^riften
t)om ©tapel laufen. 2tber freilid^ foftete 93eibe§ biet ®elb unb
bie Cefterreid^ifd^en SSerleger fc^einen fid^ lieber eine Suppel
SRöpfe als einen einzigen Söwen 5U faufen unb machen eben
beS^alb fo fd)le^te ®efd)äfte. so
13 Emil Kuhs Verbindung mit seiner Braut, der Sängerin
Adele Ferrari, standen konfessionelle Unterschiede im Wege
24.-28. 7. 56. 544. An Kuh.— 545. An Kolbenheyer. 331
©einreiben ©ie mir öfter, unb erwarten ©ie, lüie früher,
t)on 3cit äu 3ßit, aber nid^t regelmäßig, Slntmorten. 5)a§
^erjtid^fte öon SBeib unb S^inb.
Nr. 545. An Moritz Kolbenheyer in Oedenburg.
s Orth bei Gmunden b. 28 Suh) 1856.
3u '^\)xtx 9iei)e, üerel^rter §err unb greunb, münfc^e ic^
S^nen aHe§ ®lücf; mögen Sird^e unb ©d^ulc, t)or Slllem aber
©ie ©elbft babei marfifen unb gebeii^en. S)a§ SBetter ift bei
un§ in Gmunden, mie bei ^l^nen in Oedenburg, unerträglich;
jo Sie fi^en aber meid^ unb marm in S^rem SBefi, mö^renb ic^
mit meiner gamilie aller 93ei^aglid^feit entbel^re, unb nad^ unb
nac^ fü roeit ^erunterfomme, 'h(x'^ \6), nur um bie ^t\i auSju*
füllen, fogar anfange, \>tn ?l{ejanber S)uma§ ju lefen. 9Kit
bem §erbft fönnen mir un§ aud^ nid^t tröften, mie ©ie, benn
Jß mit bem löten 9tuguft finb mir mieber in SBien, unb fönnen
^öc^ften§ nod^ itad^ ©d^önbrunn fahren ober ben 2eopoIb§berg
befteigen. ^offenttid^ mirb bann aber nac^ gemol^nter SSeife \>\t
probuctitje ©timmung mieber in mir ermad^en unb bie ent=:
fc^öbigt mid^ für 3(IIe§. ©ottte mein Kandaules, ber nid^t
.20 Hauptfigur fe^n fott nod^ mitt, ^\)m.n nid^t beffer äufagen, menn
©ie i^n in feiner SSejiebung jum ®anjen, etma al§ Unrui^e in
ber Ul^r, betrad^ten? SBenn ba§ aber auc^ nid^t ber gaß märe,
fo merbe id^ mir meinen Surgunber bod^ fd^on nod^ einmal in
$crfon auf S^rem Bimwer abl^olen, barauf öerlaffen ©ie ©id^;
.26 ic^ ^atte S^"cn ^alb unb l^alb nod^ biefen ©ommer einen
UeberfaH jugebad^t.
SBa§ nun '^\)xtn SBunfd^ betrifft, fo pflege id^ meine
greunbe immer nur mit ©rußen au^äuftatten, unb biefe finb,
Nr. 545. H unzugänglich. Nach Abschrift Nachlese II S. 56f .
:i:)2 •'>4''>- An Moritz Kolbenheyer. 28. 7. 56.
bn id) fpavfam bamit umgebe, ftetd genügenb befunben tDorben.
(^^ent tüilrbc Id) 3^neit, ba ein (£ircular*99rief biS jcfet nur in
bcv ttnufinnnntftuelt gebtäuct)Iid^ ift, harten mitgeben, ober in
unfcvcm ©evgneft braucf)t man no^ feine unb alfo l^obe id^
feine bei miv; ei> ift ober ouc^ überflüffig. ©rügen ©ie mir 5
(rtlleMJalU fonn blefer ©rief baS Sirculor erfefeen) in Berlin
%kkx Üovnellu^ unferen groftcn SOtaler, ouc^ fioulbac^, ferner
Ibeobov SWunbt unb feine Oema^lin, fo roie $. S:^. SRötfcl^r
uub ben ii>ofvrttb leicftmann, bei ber 3:beQter»3ntenbanj; in
brt^ondou 5¥\ni 0^ut\fou) unb ^uliu^ Jammer; in Düsseldorf k»
(\viebvid) iH^u Ut^ohtnu unb iSlnra Schumann; in Leipzig ben
<^u(bWnMev C^, C^» 4Seber unb ^g^rmann SKarggrof: in Halle
^Kobcvt ^^vu{i; in Hamburg bcn ^ucbbänbter Oultu^ Sompe
uub iu Turi» bvu iToctov {WUy ^mberg (Rae de la FooUine
M^v)i^|^ N: 14. Kv ^biKn nü^UdKr fetm nriTb, al^ allein
<^\\\^V\^'ki^ iLU>attiiu^n ^Kni^mmett\ ^tbmes £ie auc^ emtgt
0\\vmrtv>w b<^ Jol>i mit nxU* ^ie Ktd» ju &nxbn?eiEl^mH6
N\m« umi;t<>:>v^»^u nn^ ^o* bab< iA ÄÄmtei oergdkn:
^uii^KH 5i< >o\t ^cttt *Jlt>rtt Jöicr*^ ^nlt :^vfciKi) Vo«eI osd
<^\vsu, i^wi^\ S'i»vj<l*>xS>c aLX> <^M i^riB»^ wnt mir: ricx»
v^ecu^i. "^v^^^tt.v^v^^c N: 10. Iti*^ ^iÄir Srnet 2k aarcr
^Stjic '.rn.Ttci; s^
H. 8. 56. 546. An Wilh. Jos. Graüich. 333
Nr. 546. An Wilh. Jos. Grailich in Wien.
Drt^ b. 8. Stuftuft 1856.
SSerel^rter ^err!
®§ tüQt fcl^r freunblid^ J)on S^ncn, bofe ©ic mir ntc^t
6 nur hen SRommfcn unb mit il^m eine onrcgenbe S5cfd^äfttgung
für bic l^ier fo l^öuftgen SRegentage fc^icfcn, fonbern mir aud)
noc6 einen inl^oltreid^en 93rief fd^reiben mogten. Soffen ©ie
©id^ junäd^ft ju ber erlangten 9Ku§e ®IüdE münfdöen; ©ie
werben barin njieber oufotl^mcn, benn lüenn ber SRenfd^ aiii}
10 me^r Ijom geuerftein afö tjom ©tern ^ot, fo fonn be§ Slopfen^
nnb ©d^Iagen§ bod^ ju öiel werben. Könnten ©ie bie Sinnen
gegönnten Slu^etage nur aud^ in einer fo ^errlid^en ®egenb
üerleben, wie id^; ©lafer brockte eine ganje SBod^e bei un§ ju
unb er fd^ieb nid^t oHju gerne, obgleid^ er in bie ©d^weij ging.
16 3)a§ mad^t fid^ üielleid^t ein anbre^ SRal.
Sl^r SBort über bie ®enot)et)a l^at mond^en ©ebanfen in
mir gemecft. 2)ie Sugenbarbeiten eine^ ®id^ter§ werben öon
^er SSelt juweilen ju ^od^ unb t)on il^m felbft eben fo oft 5U
niebrig angefd^Iagen. 3c^ fonnte meine erften ©tüdfe Sa^re
HO lang nid^t me^r lefen unb nod^ je^t geijört ein 9(ct ber 9Jef(ejion
baju, wenn ic^ gerecht gegen fie fe^n foll. 9?id^t§ beftoweniger
ift auf bie jweite ©tufe, meldte bie erfte Ijerbrdngte, löngft eine
tjermitteinbe brüte gefolgt. ' Sie ©enoöeöa wie bie Subita
würben mir burd^ ba§ Slfteater, ba§ fid^ i^rcr bemöd^tigte, id)
26 mögte fagen, wieber oufgebrungen unb bei ber ©elegen^eit fam
e§ mir bann oHerbing^ tjor, ot^ ob eine gewiffe gütte be^
Sotaleinbrudfg ba§ Ungenügenbe, oft SBijarre unb wol^I gar
Säd^erüd^e ber ©injel^eiten überwöge. S)er ©tumme in ber
Nr. 546. H unzugänglich. Nach Allgemeine Zeitung 1893.
N. 12Ö Beilage Nachlese II S. 5T— 59.
334 546. An Wilh. Jos. Grailich. 8. 8. 56.
3ubtt^ tpxrb tüo^l immer feinen SRang in ber Seutfd^en Sitcrotur
behaupten unb etmoS ®rfd)ütternbere§ atö ba§ SSer^ättnife jtt)ifcf)en
@oIo unb ©iegfrieb, lüie e§ fid^ jnle^t entmicfctt, bürfte c§
nic^t geben; iä) felbft fü^Üe mid^ ber SBirfung tro^ meiner
ffet)tif(^cn Stimmung unb tro^ meiner großen Slbneigung, in b
felbftgefd^miebeten geffeln ju ge^en, faum genjod^fen unb luar
barüber öermunbert. ®§ überrafc^t mid^ borum aud^ nid^t aHju
fe^r, menn e§ Stnberen nid^t beffer ge^t.
®er Srauerfall im ^errmannStl^arfc^cn §aufe, ben Sie
mir mittl^eilten, ^ot mid^ tief bctücgt, obgteid^ id^ nur ben SSoter ^o
fenne; bie§ fo frü^ l^ingefc^iebene äRdbc^en muß id^ tjor einer
9?ei^e üon Sötten at§ auffc^ie^enbeS Sinb gefe^en ^aben. Sog
meine Zeitige S^nen in einer fo ernften Situation tjor bic
Seele trat, bürfte bemeifen, baß fie roirflic^ eine ^alme trögt
unb baß t§> mir gelungen ift, fie mit bem ©belften ju um== '«
fleiben, loaS id^ im $er5en trug, benn Schatten unb Schemen
befte^en fold^e groben nid^t. SBa§ Sie mir öon ber äRutter
fc^reiben, fann ic^ üottfommen begreifen; auc^ ic^ fenne bie
ateligion tjon i^rer fd^önften Seite unb merbe fie nid^t, fatt§
fie mit anberen ©rfd^einungen, bie i^r gleid^ finb unb fie \)tx^ so
treten fönnen, tjon bem gemeinfd^aftlid^en Urgrunb niieber auf:*
gefogen njerben follte, mit 93el)agen, fonbern mit SBel^mut^ öer^
fc£)roinben fe^en. aSa§ Sie mir öom SSater fagen, ift auc^
meiner S)Jatur fremb unb untjerftänblid)! Seben Sie lool^I, am
16. finb lüir mieber in SBien. «s
3r. ^tbbti
19. 8. 56. 547. An Emil Kuh. 335
Nr. 547. An Emil Kuh in Troppau.
aSien b. 19. 9(uguft 1856.
9)Jein fel^r mert^er greunb!
Seit bem löten finb mir njicber in SBien unb nur eine
ß SSetter=9tofe, bie roir üon einer f)o^en 2(tp mit Ijerunterbrad^ten^
unb bie burc^ t>a^ Ceffnen ober Sc^Uefeen i^rer ftacf)Iicl^tcn
Strotjbtätter beffer, roie ein Saromcter, JRegen unb Sonnen*
fc^ein Ijerfünbigen foll, erinnert un§ nod^ an bie üerfloffenen
fc^önen Sage; fie ^ängt bürr unb üertrocfnet an einem gaben
10 in meinem genfter. 3^in erften 3)tale überjeuge ic^ mic^
grünblic^, bag ber gürft Sd^maräenberg SRed^t l^at, Don Ktoaquen*
Sampf 5U fprec^en, tnenn er au§ bem frifd^en (Sebirg in bie
ftaubige Söfetropole surüctfe^rt; bie 9(tmofp^äre ift gegen bie
un§ gemo^nt geworbene inirüirf) töbtenb, unb id) ge^e, mie auf
15 bem JJopf. S)a ift benn an fein 9(rbeiten ju benfen unb ic^
muß e§ at§ ein nja^reg ®tücf betrad^ten, bag id^ hü meiner
aiücffunft Sant§ jämmtlic^e SBerfc üorfanb, bie ®(afer auf einer
Seipjiger 9tuction für mid^ gefauft ^at unb bie mir eine eben
fo angenel^me, atö ernfte Söefc^äftigung barbieten.
20 S3on S^"ßii liegen je^t brei ©riefe üor mir unb ic^ meife
e§ 5U njürbigen, t^ü^ Sie mir in S^ter gegenwärtigen Srifi^
fo oft fd^reiben. ^f)x erfter Srief l^atte fid^ mit bem meinigen
gefrcujt, ben jwciten erhielt id^ hti meiner Slbreife auf bem
(Smunbener SSa^nl^of unb ber brittc lief ben Sonntag nad^
26 meiner Stnfunft ein, e§ ift ba^er nid^t ganj meine Sd^ulb, wenn
ic^ mit ber Slntmort fo lange gegen Sie in 9tüctftanb blieb.
Nr. 547. H unzugänglich. Bw. II S. 109 f. 5 in Öster-
reich Kapnzinerrose genannt, eine Distel Carlina 24 Sonntage
17. August, also der im Bw. II S. 108f. gedruckte Brief
336 W7. An Emil Kuh. J9. 8. 56.
®§ wirb aud) ^cutc fd^rocrlic^ öicl werben, benn ju bem gänj^
lic^ eingenommenen Sopf fommt nod) ein fel^r fotoIcS Bittern
ber §Qnb, boS öon bem etwoS ftorfen ©ebroud^ bcr falten
93öber l^errü^ren mag, aber ©ie werben tjorlieb nel^men. Saffeu
©ie mid^ benn öortäufig §erau§ §eben, wa§ mir ba^ SBid^tigfte b
fc^eint unb al(e§ Uebrige auf ein anbcre§ SKal öerfd^ieben.
6§ freut mid^, baß ©ie entfcöloffen finb, meinen 9lat^ ju
befolgen unb SÖ^er gamilie gegenüber ju latjiren. ®Iaubeu
Sie mir, bie SWenfd^en fügen fid^ t)iel leidster in bic S^at, wie
in ba§ SSort, unb ba§ gilt nid^t bloß Ijon ©taatS^ftreid^en. 9lber w
toa^ woUen ©ie bamit fagen, baß id^ 3^re ©eliebte „mit ©ilber^
93Ieiftift" gejeic^net ^ötte? 3d^ weiß burd^auö nic^t, worauf
fic^ bieß bejie^t. ©el)en ©ie öerfid^ert, baß ic^ fein SBort über
fie öernaf)m, ba§ nid^t au^ S^rem eigenen SURunbe fam, wenn
id) bie fic^ fetbft wiberfpred^enben Sieben ^f)x^^ SSater§ au§= is
ne^me, unb biefe fielen wa^rlic^ nid^t bei mir W§ (gewicht.
3ft fie fd^on aufgetreten? ^ä) bin feljr gefpannt, ben Erfolg
5U tjernefjmen. 5)ie neue golge ^^xex ©ebid^te fc^tießt fid^,
etwa mit 5(u§nat)me ber (Stoffe, in ber mid^ bie „®Iut=£ifternen"
ftören unb be§ 9?acf)ruf§ an ©d^umann, in bem mid^ bie t)er^ «o
fud^te (Slorification be§ 9Ba^nfinn§ peinlich berüljrt, ben früheren
organifd^ an. 3I;r Snbiüibuum fommt barin rein unb runb
jum StuSbruct unb wenn ic^ bie eigentlichen üjrifc^en Sriftaße
üwä) uorf) öcrmiffe, fo nimmt Stjre ^oefie bod^ fc^on eine fd^öne
©tufe ein unb ift wot)tbered)tigt. 2luc^ in 3f)^cn ©riefen 5eigt «5
fic^ ber erfreutid[)fle gortfdjritt; teib t^ut e^ mir, baß ic^ Don
S^rer ungrifc^en SfoöeHe gar 9Hc^t§ weiter ^öre. 2)aß ©ie
©i(^ mit JRobert ^ru^ einmal au^einanber fe^en woUen, fann
id) nur billigen; machen ©ie bem SKann bann aud^ beutlic^,
11 in den uns zugänglichen Teilen der Briefe findet sich
nichts Einschlägiges
19.8.— 8.9.56. 547. An Kuh.— 549. An Perthes. 337
tt)ic tüxx SBiffcnfd^oft unb Sunft bicnen unb mtc tüenig tüir barauf
ou§ ftnb, un§ mit irgcnb einer „SRad^t", bie ber SBal^r^cit
ausgenommen, ju ijcrftänbigcn. — — — — — — —
6 gr. ©ebbet.
Nr. 548. An Carl Bellmanns Verlag in Prag.
aSien b. 28. Sluguft 1856.
SBq§ ben SSerlog ber Srog. betrifft: gd^ merbc feiner Seit
to red^t gern mit ginnen barüber in SSer^onblung treten.
Nr. 549. An Perthes, Besser & Manke Buchhandlung in Hamburg.
^üd^gee^rter ^err!
93ei meiner Burüdfhinft üon meiner SSefi^ung in Gmunden,
wo id^ mit meiner göi^^ie fec^S SSod^en jubrad^te, finbe ic^
iB S6^^ gefällige Sufc^rift t)om löten Sun^ b. 3- ^^i^ eingyemplor
be§ Ouicfborn üor. 2)q ©ie mir ba§ Sefetere im SBamen unb
2(uftrag be§ SSerfaffer§ überfenben, fo erlaube id^ mir, i^m fein
©efc^en! burd^ ein ©jemplar meinet SrouerfpietS 9lgne§ S5ernauer
5 darnach fehlt der Brief vom 20. August 1856 an Carl
Bellmanns Verlag in Prag, in dem es sich um einen Beitrag
zu dem „Album der Erinnerungen** (3. Jahrgang 1857) handelte,
Hebbel notiert: Niebelungen, 2 Scenen; 50 f(, g^l^Iung bei ßicf.
bz^ Mspts.
Nr. 548. H unzugänglich. Nach einer Notiz Hebhels, der
für das „Jahrbuch deutscher Belletristik auf 1857" das Manuskript
seines Beitrags (vgl. IV S. 354) sandte.
Nr. 549. H aus meinem Besitz jetzt in Weimar. Adr. fehlt,
mit Bleistift vermerkt von fremder Hand.
Hebbel, ©riefe V. 22
338 ö49. An Perthes.— ä50. An Christine. 8.— 12. 9. 56.
ju crtüiebcrn unb erfuc^ Sic, ba^Jelbe gütigft an i^n gelangen
(offen, bie ??erfpöhing meinet Janf^ aber mit meiner Slbroefen^
^it t)on SSien entfc^ulbigen }u rooUen.
'^c^htng^Doa
ergebenft 5
Wien b. 8 Sept: Dr gr. öcbbel.
1856.
Nr. 550. An Christine Hebbel in Wien.
Gratx b. 12ten Sept: 1856.
SKeinc tbcuerftc ß^riftinc! w
6^ ift balb fec^^ U^r unb ic^ ftge in einem roilbfremben
jKiufc fc^on Dor einem uroltcn Sc^reibtifc^, um 5:ir ein Seben^
5cicb€n f^irfcn ju fönnen, roa^renb ber :pofrat^ im benachbarten
Zimmer noc^ ru^ig fcbläft unb hav gonje öau§ im tiefftcn
gricben rubt 'über, wirft Xu aufrufen, wie fommft £u nac^ is
(?rüj? 5^0!^ ging fo 5U. äc^on auf ber Sifenba^n, in ber
"^iQcbt auf bcn Jonner^tag, bcmcrftc id) an bem unaufhörlichen
C^uftrömen öon 3Rcnfd)cn, bafe ficb t>k ganje Ste^ermar! in
ungcmobnlidjer 'Aufregung befinben muffe; an StS^iaf xoax gar
nicht 5U bcnfen, ber Sag^n füllte n^ bi» 5um ©rfticfen unb»
ßTbruchroetben unb auf meine grage erfuhr ifS) enblic^, baß
lyer sJaifcr ben nacbften üag in ©raj feinen feierlichen Sin.^ug
halten werbe. Sic id) nun in 5piclfclb anfam, emmrtete mic^
Nordberg bereit» mit feinen mer '^Jferbcn, machte mir aber ben
S?orfcblag, nacb (S^ra^ mit i^m jurürf 5U teuren unb be§ Slbenb* «
Xr. 550. H in Weimar. Nachlese n S. 59f., vgl. Tgb. IV
N. 5519 und X S. 202 ff. 13 Ho6rat Noe von Nordberg
17 Donnerstag. 11. September
12. 9. 56. 550. An Christine Hebbel. 339
bte SHumination ansufcl^cn, tpoS id^ natürlich nid^t abtel^nen
fonntc. ©0 trafen njxr bcnn SRad^mittogg um 2 U^r micber
in ©roj ün unb blieben ^ier, nur mit ber größten SRü^e für
$ferbe unb SBogen ein Untcrfommen finbenb unb felbft ju einem
ß alten ^crm eingelabcn, ber un§ bie ^alfte feiner SBo^nung
öbtrat. §eute SKorgen um 7 U^r gel^t e§ nun fort nad^
Bertholdstein, bie ©ntfemung ift aber biel größer, aU xä) e&
mir badete, unb mir werben erft um 5 U^r on Drt unb ©teile
fe^n. ®cr ©am^tag tüirb nun berftreid^en unter ber Sefid^tigung
w be§ ©cf)Ioffe§ unb feiner Umgebungen, fo bag an eine Slbreife
nic^t JU benfen ift; roiff ic^ aber (Steid^enberg unb fo mand^e^
Slnbere, maö mir fo balb nid^t roieber in ben SBeg fommen
mirb, nid^t liegen laffen, fo fann id^ auc^ Sonntag noc^ nic^t
fort. 9Kir felbft finb, mie S)u meigt, aUe SRerfmürbigfeiten ber
iB aSeÜ gleid^gültig, unb fo wenig bie SRiegerSburg, wie ber alte
atömerfirc^^of, über ben ein SBalb l^intüäd^f't mürbe mid^ feffeln,
aber am SRontag ge^t Nordberg mit nac^ Wien, mie fann ic^
i^m ba ben einen lag bermeigern? ^f)x merbet mid^ alfo erft
äRontag-^benb mieber in ©uerer SRitte feigen, b. f). förperlid^,
80 benn mit bem ®eift unb bem ^erjen bin id^ immer unter Suc^.
aSäl^renb id^ fd^rieb, ift 2(He§ munter geworben, ber alte ^err
framt am ©d^reibtifd^ ^erum, ber ^ofratl^ padEt allerlei 3llter==
t^ümlid^feiten für fein Sert^olbftein jufammen, ber $)au§meifter
tragt ba§ grü^ftüdE an, an Sammlung unb SSeiterfc^reiben ift
26 t>af)cx nicf)t ju benfen. 2ebe benn wo^l, 5)u t^eure§ ^erj, füffe
Siti unb fag' i^r, bag ber öofrat^ fd^on ein ^aquet ©rajer
3miebacf für @uc^ gefauft ^at, unb fe^b alle 93eibe bi§ SRontag
©Ott befohlen!
@uer
30 treuer
Sater.
5 Fink 7 vgl. X S. 202 ff. 9 Samstag, 13. September
13 Sonntag, 14. September
340 551. An Wilh. Joseph GraUich. 19. 9. 56.
Nr. 551. An Wilh. Joseph Grailich in Wien.
©eel^rter §err!
©n unertPQtteter SSorfaH, bcr mir foeben begegnete, öer*
onlafet mxä), S^nen bte mir gfitigft überfanbte Slufnal^m^farte
aU S^eilne^mer ber 32. SSerfommlung ©eutfd^er Sttaturforfcftet s
unb ^erjte ju remitttrcn. Qd^ l^atte gegen 10 Ul^r in ben
f. f. Steboutenfäälen onf ber lin!en ©eite bcr ©aUerie, t)on bem
^erm Dr 21. ©d^mibt bol^in gcfül^rt, auf ber ^interbanf 5ßla|
genommen; unmittelbar tjor mir auf ber SSorberbanf \a% ein
anberer ^err. 81I§ einige S)amen erfc^ienen, lourbe tc^ auf to
brü^fe SBeife mit bem Sfu^brud: „\i^ fann l^ier l^eute leinen
^errn fi^en laffen!" tjon bem ©^argirten gum Sfufftel^en auf=
geforbert, unb afö ii) l^öflid^ barauf aufmerffam mad^te, )>ai
boc^ einer bor mir föße, erhielt id^ jur Stntmort, ber fe^ älter,
al§ id^. SRatürlid^ entfernte td^ mid^ ouf ber ©teile, iebod^ nid^t, ib
o^ne mid^ tjorl^er ju überjeugen, ba| bie ^interbänfe faft über=
da t)on Ferren befeffen ttjaren unb ba| oud^ auf ben SSorber*
bänfen fid^ mand^er befanb, j. 93. rec^t^ gleid^ auf ber erften
SSanf einer meiner perfönlic^en Sefannten, ein Dr gegel.
Snbem idf) jugleid^ bie Sorte meiner grau beilege, ia fie^o
bie ©öäle nic^t ol^ne SJegleitung betreten fann, ^offe iä) nid^t
erft bemerfen ju bürfen, baß ic^ bei ^ta^mangel ber erften
beften S)ame, au§ eigener 93ett)egung, unbeirrt burc^ mein weniger
gefällige^ SSorbilb, mit SSergnügen gemieden fe^n mürbe unb bafe
irf) ginnen für 3^re gütige SJtü^elpaltung, biefe§ Sorfallg ^Iber, »
nic^t minber banfbar bin.
3n ]^od^a(i)tung§t)oI][er ©rgebenl^eit
SBien b. 19. ©ept. 1856. %x. §ebbel.
Nr. 551. H unzugänglich. Nach Allgemeine Zeitung 1893.
N. 128. Beilage Nachlese II S. 61
13. 10. 56. 552. An Emil Kuh. 341
Nr, 552. An Emil Kuh in Troppau.
SBien b. 13. Od. 1856.
3d^ f)ahe in ber legten S^ii eine nngcl^eure grenbe erlebt,
5 bic noi) üorl^ölt unb nod) lange öor^dten wirb. SRcin Sreunb
SWa^I ^at nämtic^ bie Slrbcit am Strfenat bcfommen, unb fo
^oben fic^ benn enblid^ boc^ auc^ auf unferem Soben ber rechte
SRann unb bie redete Slufgabc einmal äufammen gefunben.
2)iefe SBad^rid^t märe für mic^ unb mein §au§ immer ein geft
io gemefen; jc^t toax fie e§ boppett unb breifad^, tüeil id^ ben
Sag äut)or mit meiner grau feinen SRanfreb gefe^en ^atte.
Senn bieg ift ein S3i(b, meld^e^ man nai^ ©onception unb
9tu§fü^rung rul^ig neben ben beften Sitian Rängen fann, unb
meld^e§ mein oft auggefprod^eneg Urtl^eil, bafe 9ta^I innerljatb
iß eine§ golbenen SRalftmen^ mie ein gebunbener ^erfule§ bafte^e,
glönjenb beftötigt. 3d^ fonnte alfo jugleic^ ber SBelt unb
einem greunbe ®IüdE tnünfd^en unb menn .e§ für ben 9Rann
ein ®efü^I giebt, ba§ an'§> ©ntjüden ftreift, fo ^at er e§ in
einem fold^en SRoment. Uebrigeng mochte ic^ auf bem 9Bege ju
80 dldf)\ einen greubenfprung, fiel babei, Dcrrenfte bie ^üfte unb
mu|te l^umpelnb ju ^aufe ^infen. ®ie§ mirb ^offenttid^ Don
feinem §aupt ben SBeib ber Oötter abteufen, njenn aud^ nic^t
bie SKiggunft ber ältenfc^en.
Sd^ felbft ftedfe tief in ben Stibelungen unb l^abe ben
85 erften 9(ct je^t gefd^Ioffen; in ber näd^ften SBoc^e benf ic^ il^n
ju lefen. ©ie werben Sid^ munbern unb mid^ t)iel toeiter
glauben; ic^ ^abe aber eine neue Sint^eilung gemad^t, unb l^offe
je^t, mit fünf großen Slcten eben fo leicht fertig »erben ju
Nr. 552. B^ unzugänglich, Bw. II S. 112f. 6 Karl Rahl,
mit Hebbel von Rom her befreundet, wurde in Wien viel angefeindet
27ff. vgl. Tgb. IV N. 5477
342 553. An Kuh.— 554. An Campe. 13.-27. 10. 56.
fönnen, al§ mit jcl^n Heincn. ®a6ci ift öicl gewonnen, bcnn
ein S^catcrsSircctor, bcr fid^ jur redeten ^cit in einen uncr=:
fcftrocfenen 3)tefegerfnec^t öcrtPonbcU unb meine SReden bel^arft,
finbet fic^ leichter, aU einer, ber mir ^xüü Slbenbe l^inter ein=
anber einräumt, ^ebenfollg fc^e iä) je^t burd^ ba§ ©icfigts
l^inburd^ unb fenne ben SBeg, n)a§ bei einem fo beSparaten
©egenftanb benn fc^on ettt)aS l^eifet So bin id^ innerlich a6er=
mate in gefponntefter 2;^tigfeit unb l^abe ben ^erbft ju fegnen,
augerlid^ betrad^te id^ mid^, tok id) neulich an Semanben fd^rieb,
ber mtc^ ju einer Unternehmung einlub, al§ einen Sobten, bem lo
5tt)ar neben 5RageIn unb paaren l^öc^ft ma^rfc^eintid^ aud^ bie
Sä^ne im ®rabe nadjmad^fen, ber fid^ aber fel^r pten mirb, an
t>^n Sargbecfel 5U flopfen.
Sie rooUen g^re ®ebid^te ^rau^geben unb fie mir mibmen.
5)a§ ic^ S^re Strbeiten fc^ä&e, tüiffen Sie; iä^ braud^c 3^nen ib
alfo nic^t ju fagen, bafe id^ bie mir 5ugebad^te ®^re ju
mürbigen njeife. Slber ic^ ^alte e$ für meine 5ßflid^t, Sie barauf
aufmerffam ju mad^en, ia^ Sie ©id^ baburd^ ade meine geinbe
auf ben ^aU jie^en, fcf)n)erlic^ aber ade meine grcunbe ge*
minncn mürben. Ueberlegen Sie ha^ unb faffen Sie barnac^ »
S^ren entfc^Iufe. Sonft merben Sie 3^r 3d^ mofil 5iemlic§
nad) aflen Seiten au^gefprodbcn l^aben unb mit bcr Sammlung
nic()t JU frü^ fommen.
Nr. 553. An Julius Campe in Hamburg.
[Wien,] b. 27 Cct. 1856. »
Sie foKen, mag e§ (ba§ Qpo^) fo grofe merben, olS e»
miU, nic^t me^r bafür geben, üK id^ je^t für ein 5)rama cr:=
9 dieser Brief nicht erhalten
Nr. 553. H unzugänglich. Nur Tgb. lY N. 5487 mit Bezug
auf .Mutter und Kind**.
27.-28. 10. 56. 553. An Campe.— 554. An Kuh. 343
l^altc, ba§ ift pr 2lct 100 f(. S)abei Verliere id^, bcnn man
ttjürbe mir bcn ®efang unbcbingt fo ^oä) l^onorircn, mie bcn
Slct, unb mit SJcd^t, meil eben fo öicl barin ]itdt. SDod^ ba^
t^ut 5Ric^t§.
5 ©ine abftracte Sejcic^nung gibt fein 93ilb, fo ttjenig, wie
ber 9?ame be§ aWenfd^en fein ©efid^t ift.
Nr. 554. An Emil Kuh in Troppau.
SBien b. 28ften Dct: 1856.
ßieber ftu^!
10 S^ ^^^^ ci^^ i^ meinen Slrbeiten eingetretene unfrei-
ttjißige 5ßaufe, burd^ ein l^eftigeS mel^rtägigeS gieber l^eröorge^^
rufen, um auf einen 5ßunct in S^rem legten Srief ju antworten;
in jeber anberen Sejie^ung werben ©ie fd^on fo nad^fid^tig gegen
mid^ fetjn muffen, al§ e§ meine übrigen g^^eunbe finb, öon
15 benen SSerner feit gul^, Ued^tri^ feit ^uguft, ©artner gar feit
Vorigem Dctober wartet, ol^ne bafe mir ©iner, wie id^ wenigften^
^offe, barum fein SBo^IwoHen entzogen ^ätte.
©ie l^aben an meiner Sleufeerung, ba§ id^ bie ©l^re ju
würbigen wügte, weld^e ©ie mir burd§ bie SBibmung ^^xtv
;?o®ebic^te erjeigen wollten, 2fnfto§ genommen, ©e^r mit Un*
red^t, benn fie war fo aufrid^tig gemeint, wie e§ ein SRenfd^en*
wort nur fe^n !ann, unb würbe burd^ ba§, toa^ öorl^er ging
unb toa^ folgte, bebingt. ®iefe ©rüärung wirb ^^mn genügen;
forbern ©ie mir aber in äl^nlid^en gäHen nie eine jweite
Nr. 554. H unzugänglich. Bw. II S. 114f. 10 vgl.
Tgb. IV N. 5483 18 Kuh schrieb: ©in Söort . . . ptten @ic
auSlaffcn foßen, ba§ non ber ,ß^x^, bie ©ie gu würbigen wüßten",
bcnn td^ fal^ nid^t ein Iäd^elnbc§ ©efid^t babei unb nerftel^e cS
mitl^in nid^t, ober beffer, id^ miß e§ nid^t oerftel^en.
344 554. An Kuh.— 555. An Werner. 2^10.-12.11.56.
toieber ab, fonbent glauben Sie immer ba^ Sefte unb erinnern
©ie @ic^, ba§ id^ ber SRann ber bloßen 3ronie nic^t bin,
tnenn aud^ aKerbing^ ber bed $umor§. 9(u§ meiner @r^
tuieberunö auf 3^re Stnfrage fprad^ auf ber einen Seite bie
adbtung öor 3^rem 3:alent, unb auf ber anberen ber aSBunfd^, 6
t>a% Sie Sid^ bei 3^rem Eintritt in bie Literatur burc^ bie
Berufung auf mic^ nid^t fd^aben mögten, unb baS lonnte Sie
um fo toenigcr übcrrafc^en, ate id^ e§ öor S^^^^n not^tocnbig
fanb, Don ^töKc« au§ ein glcid^e§ Sebenleu gegen Sie auS*
jufpred^en, tuie e§ fic^ um 3^^ ©ngagcmcut bei einem lo
3oumaI l^anbcltc. S)te ©ntfd^cibung ift bagegen natürlich 3^^c
Sad^c, unb öieöcid^t ^abe id^ ju ipcnig crtDogcn, bafe 3^^
Süd^Icin über mic^ bie gi^agc fd^on l^alb unb l^alb entfc^icben
]§at, bcöor fic nod^ überall aufgctuorfen tucrbcn fonnte.
26
Nr. 555. An Karl Werner in Iglaiu
Wien b. 12 Nov: 1856.
Sicbcr SBcrner!
5Rid^t tnal^r, Sic jürncn mir nid^t? Sic nehmen e§ nic^t
fo genau mit mir? ^^x Sricf erfreute mid^ in Gmunden fe^r, »
3^rc Slb^anblung l^at mid^ lebhaft intereffirt, unb menn ic^
10 dieser Brief nicht erhalten 13 Fr. Hebbel. Eine
Charakteristik 15 darnach fehlt der Brief vom 30. Oktober
1856 an Tendier & Co. in Wien, vgl. Gilhofer und Banschbnrg,
Eat. 1898, N. 262. Interessanter Brief, betreffend die Gesamt-
ansgabe seiner Gedichte, ©ccl^rte Ferren unb grcunbc.
Nr. 555. H in Weimar, ßw. n S. 427 f. Adr. auf Kuvert:
©r. Sßo^Igeborcn, bem ^erm ^rofcjfor K. Werner in Iglau.
Poststempel: Wien 13. 11. Iglau 14. 11. 21 das Programm
„Entwicklung des italienischen Städtewesens von der ältesten Zeit
bis zum Eonstanzer Frieden (1183)*^, Iglaaer Obergymnasium 1856
J2. 11. 56. 555. An Karl Werner. 345
8ie tro^bcm ]o lange auf ^antmort martcn lieg, fo beging id^
biefe ©ünbc jum SScnigflen nid^t gegen ©ie allein.
S^re gtcuben unb ©orgen ^aben fic^ feitbem, Jüie \6) öon
S)ebroi§ ^örte, tnieber öernte^xt. (Empfangen ©ie meinen l^erj^^
6 lic^ftcn ©lücf^tüunfd^ ju ber ®eburt 3^re^ jüngften JKnbeS!
S^re aSerfefeung§*5ßIone finb gefc^eitert; barf id^ S^nen einen
^ati) geben, ben id^ längft für Sie mit mir l^erum trug? ßaffen Sie
biefe 5ßWne ganj fahren! 9Kan fie^t fid^ nie nac^ neuen 9Ser*
^ältniffen um, o^ne bie alten ju erfd^üttem unb baS ift immer
10 bebenflid^. ©ie ^aben fid^ in S^^rem bortigen engen SireiS bie
aügemeinfte ^nerlennung eriporben; er mirb fid^ aHmöIig er^^
meitern, menn man S^ren ernften SBiHen fie^t, SBurjel ju
faffen. ©ie miffen, ba§ id^ S^nen öor '^^xex SSer^eirat^ng
gern nod^ ein paar freie ^df)xt in Wien gegönnt ^ätte. S)ie
iB grud^t berfelben rüürbe unfd^ä^bar gemefen feljn, aber e§ ift
onberg ge!ommen unb je^t fc^eint e§ mir für ©ie ba§ Sefte,
ha% ©ie ^^x ^b\)ü ru^ig §u (£nbe führen, ©in $Prebiger, ber
fid^ nad^ einer neuen ©emeinbe umfielt, öerliert gettjö^nlid^ bie
alte; einem ße^rer gel^t e§ fd^merlid§ anberS unb er bebarf nid^t
20 hlo^ be§ SSertrauen§, fonbern aud^ ber Slnl^änglid^feit.
3d§ ftede je^t tief in ben SRiebelungen. „9?ad^ langem
ßögern unb öielen fü^nen 5Rettung§:=SSerfud^en'' um ©arl'^
öon SJotted ©prad^e bei Gelegenheit ber Seipjiger SSölIerfd^lad^t
ju aboptiren, menn mid^ anberä mein ®ebäd^tni§ nid^t trügt,
25 benn id^ Ia§ ha§> SJud^ öor mcl^r al§ ätüanjig Sauren, ^aht id^
enblid^ blanf gejogen, mie Napoleon. 3njei ^cte finb fertig
unb bie allein finb faft fo gro§, mie ber ganje ®^ge§; meld^
5 NeDy, jetzt Frau Baurat Werner, geb. 18. August 1856
24 Rotteck sagt wirklich (Allgemeine Geschichte. 15. Aufl. 1844
IX S. 431): „Nach langem Zögern und vielen kühnen Rettungs-
versuchen verliess endlich Napoleon Dresden** ; ein Beweis für Hebbels
auffallend gutes Gedächtnis
346 555. An Werner.— 556. An Holtet 12. 1 1. 56.
ein Ungc^er ift alfo ju crroorten! ©n tDoftr^ft 3(^UIerf(§e§,
ic^ meine bie 93ogen^^I, unb bo<^ concentrixe ic^, nne id§ nur
fann. Sabei befud^c ic^, feil 3al|ren jum erften SRal toieber,
jiemlic^ peiBig ba§ S^ter, toeil bie S^fefpearefc^n Stade
felbft in ber äJerftümmlung mic^ 5ur ^robudion anregen, too^ ^
gegen ic^ mxd^ t>ox ben Seiftungen be§ jungen 3^eutfc^Ianb§ (ic^
fprec^e Don einer Sffer^Srfa^rung) in 9((^t nehmen muBr n'ie
boÄ geuer öor bem SBaffer. Sie merben Sic^ munbem unb
benfen, ic^ fe^ bem ju folge mit ber S^irection unb iöten ^frin^^
^ipien au^efö^nt dUd^t im ®eringften! Aber, »enn man /©
auc^ bei einem SDtorbe ba$ @efic^t Der^üKt unb auf bie Seite
ge^t, fo fann man fpater boc^ ber93eftattung noc^ beimo^nen.
Seben Sie roo^l unb grüfecn Sic 3^re liebe grau, roie
bie meinige gleic^fad» grügt.
36r 16
Sr. öebbel.
Nr. 556. An Karl von Holtei in Graz.
•
Sien b. 12. Nov. 1856.
Sieber ©oltei!
Sa^ fdUt S^nen ein? 9(uf anmefenbe greunbe mag man »
^uroeilen böfe werben, aber auf abroefenbe fo wenig, Wie auf
^Ibfaulen, bie ja unöeronberlic^ in i^rcn Stiften fte^n. gc^
war in &iai Don 3 U^r 9kcl^mittag§ bi§ 6 Ul^r be§ nac^ften
SRorgenS, unb 5war mit meinem greunbe, bem $ofrat^ Nofd-
berg, mit bem id^ für einige Sage nac^ feinem @ute Sert^olb^ x
flein an ber Stcgrifc^cn ©rdnjc ging, unb 5)er mic^ nic^t einen
Nr. 556. H im Besitze Alexander Meyer-Cohns in Berlin.
Nachlese n S. 347 f.
12. 11. 56. 556. An Karl Holtei. 347
SlugenblidE öerlie^. 9tud^ ju 9Kittcrbad§cr begleitete er mid^
imb menn iä) ju biefem ging, fo gefd^a^ e^, unbefd^abet meiner
freunbfd&afttid^en ©efinnungen natürlid^, btog beSmegen, meil
Nordberg über eine bortige 5ßerfönlid^!cit StuSlunft ju erl^alten
6 ttjünfc^tc, bie id^ bei unferm ^o^anniter ju finben l^ojfte. ^uf
ber SiüdEreife moHte id^ einen %aQ bermeilen, aber wir mußten
ben SBeg burd^ Ungarn nehmen unb fo f)abt iä) nid^t einmal
ben Semmering gefeiten, meil id^ bon SSien jur 9?ac^t abging.
3^ren SBunfd^ erfülle id^ gern, fo meit unb ttjie id^ fann.
10 ^d) lege 3^nen jmei meiner beften ©pigramme bei, al§ ba§
einjige UngebrudEte, tt)a§ mir jur SSerfügung fielet. Sluf biefe
fann i6) jebod^ nid^t für immer berjid^ten, ba id^ abfolut 9?id^t§
fd^reibe, tt)a§ nid^t irgenb eine Sücfe in meiner Slnfd^auung ber
SSelt unb be§ äRenfd^en auSfütttc. Sm (Segent^eil mürben fie
15 red^t balb in bie ®efammt=?lu§gabe meiner ©ebid^te, bie irl) ber
in 9?ett)sgorf ol^ne mein 3Biffen erfd^ienenen ®efammts2lu§gabe
meiner SBerle einftmeilen entgegen ju fe^en gebenle, ^inüber=:
fpa^ieren muffen. ®od6 bie bon Sinnen gemad^te Sebingung
abreffirt fid^ borjugSmeife an bie ©d^riftftelter unb ein (Sd^rift=
Bo ©telter mar id^ nie unb benfe e§ nie ju merben, entbel^re aud^
alter Dualitäten baju. (Sie merben bal^er mit mir mo^I eine
^u§na!§me mad^en unb fe^en jebenfaltS meinen guten SBiUen.
3Ba§ finb ba§ für Seute, burd^ bie Sie mid^ l^aben fragen
laffen? Sei mir l^at fid^ Seiner gemelbet.
^6 SBie immer
gr. Hebbel.
10 „Jedermann in's Album" (VI S. 840) und „Dareios" (VI
S. 369) für das Album: „Für den Friedhof der evangelischen Ge-
meinde in Gratz i. St/ 1857, vgl. XU S. 393 zu VII S. 340 und 362
348 • 557. An Friedrich üechtritz. 21. 11. 56.
Nr. 557. An Friedrich von üechtritz in Düsseldorf.
SBicn b. 21ften SRoö. 1856.
SBenn id^, mein t^euret greuitb, ^^x Sriefd^cn-öom 22flen
9luguft big jcfet unbeantmortet ließ, fo gefd^al^ e§, weil ©ie
©ctbft cg afö ein nur borläufigeS bejeid^neten. ^i) muß aber s
in jebem g^H im alten Saläre noc^ öon ^l^nen l^ören, unb bin
]§eute auf eine fo nad^brüdEIid^e SSeife baran erinnert morben,
tüie leicht fic^ baS 2luffd^ieben am 9Wenfd)en räd^t, baß ic^ mid)
gebrungen füllte, meinerfeitg ben gaben auf ber ©teile mieber
aufjune^men, ol^ne meiter auf Sie ju märten, gd^ ging nöm* lo
lid^ gegen SRittag au§ unb begegnete einem Gelaunten auf ber
©traße, ber mid^ eintub, i^n ju ^ammer:=^urgftalt ju begleiten,
um un§ ju erfunbigen, ob er nod^ lebe, ober fd^on tobt fei),
©ie fönnen ©id^ meinen ©d^redE beulen, benn id^, ber ic^ leine
Seitungen lefe, l^otte gar 9?id^t§ öon feiner Sran!^eit gehört. 15^
SBir gingen ^in unb trafen gerabe in bem SRoment ein, mo er
,,t)erfe^en" ttjurbe; auf ber Sireppe ftanben bie (J^orfnaben, bie
SSorjimmer maren öoH fnieenber Sßenfc^en, unb bie U^r, mir
ba§ ©rfd^ütternbfte, ging nid^t mel^r, meit fie entmeber ange:=
l^alten, ober gar nid^t aufgewogen mar. ^d) mar bem alten scy
greunbe, ber tro^ feiner brei unb ad^tjig ^al^re bie S;reppen
bei mir mit jugenblid^er SJafc^^eit auf unb abftieg, feit lange
einen SJefud^ fd^ulbig; er lieg mid^ im ^erbft, mo id^ einige
2^age in ©tetjermar! an ber Ungarifd^en ®ränje auf bem ©d^Io§
Sert^olbftein gubrad^te, burd^ meinen bortigen SSirt^, ben ^of«: «&
ratio Jlorbberg, bringenb eintaben, i^m biefen 33efud^ auf feinem
bort in ber Slä^e belegenen ®ut abäuftatten; id^ glaubte, leinen
3:ag für i^n übrig ju ^aben unb nun ift e§ für immer au§,
Nr. 557. H bei A. Meyer-Cohn in Berlin. Bw. II S. 234 f.
11 Ludwig Aug. Frankl, vgl. Tgb. IV N. 5492
21. 11. 56. 557. An Friedrich üechtritz. 349
bcnn an atcttung ift nic^t ju bcnfcn! S)cr SSorfoH ^at mid^
f cl^r betüegt.
SBie Qt^t c§ S^ncn bcnn jc^t? ^at ^f fingen fpätcr feine
©c^ulbig!eit Qeti)an, unb finb ©ie für S^re Ueberna^me ber
5 5ßräfibialge{c^äftc mit bem ^ßräfibentenflul^I bclol^nt morben ?
SKeine 2tnfxage l^infid^tlid^ ^^xts, ©intreffenS in S)ree§ben l^atte
leinen anbeten ©inn, atö ben, baß bringenbe Umfldnbe mid^
l^ötten nöt^igen lönnen, im ©pätfommer auf eine SBod^e nad^
Hamburg ju gelten. ®a§ ^ai fid^ anbexS gemad^t; id^ »erbe
10 erfl JU Dftern reifen; benn jum btogen SSergnügen barf id^
3cit unb ®elb nid^t öerfd^menben, »ürbe e^ aber aud^ nid^t
einmal t^un, menn id^ lönnte, ba id^ ol^ne bie (Sefettfc^aft meiner
grau, bie \a jebenfaHS gebunben wäre, mo^t ©efd^äfte abtl^un,
aber 9?id^t§ genießen lann. 3c^ ftede jefet mieber tief in ben
15 Sliebelungen, unb mein SSertrauen mäd^f t. ®ag ®anje gruppirt
fic^ mir ju jtpei ©tüdEen, beren jebe^ felbftftänbig fe^n unb brei,
freitid^ große, 2tcte l^aben mirb. ^uSgefd^ieben lann abfolut
dVxä)t% merben, barin unterfd^eibet fid^ ba§ ©ebid^t öon ben
öomerifd^en; id^ muß mir bal^er einige Sl^afefpearfd^e grei^eitcn
20 in Sejug auf 9iaum unb 3cit geftatten, bie id^ jonft immer al§
SKajeflät^' Stegale betrad^tet unb gemieben l^abe. ^ie fd^merfle
^ilufgabe mar bie Srunl^itb, bie in ba§ ®anje, tt)ie eine nur
l^atb au^gefd^riebene §ierogt^p]§e l^inein ragt; ]§ier mußte ic^
auf eine ©d^öpfung red^nen unb fie ift mir, jur Selol^nung für
25 meinen SDZut^, aud^ jur redeten 3cit gefommen. S)abei erlebte
td) einen Keinen S;riump]§. 3n meinem S3i(be ftoffen SBalftjric
unb 9?orne untrennbar jufammen, unb ba§ beöngftigte mid^,
al§ fic^ nad^ bem 9Jaufd§ bie 9tef(ejion ttjieber einftettte; ba
fanb tc^ 5u meiner Seru^igung in ®rimm§ S)eutfd^er SR^t^o^
1 Hammer-Purgstall starb am 23. November 1856 3 Üech-
tritz hatte geschrieben, dass ihm die Kissinger Eur nicht gut be-
kommen sei 26 ff. vgl. Tgb. IV N. 6065
350 557. An Uechtritz.-558. An Kuh. 21.— 22.11.56.
logie, ba§ man fid^ 9?orncn unb SSSall^ricn auc^ »irltic^ in bcn
alteftcn 3ßücn aß bereinigt gebadet l^at. ^ ^offe, in bicfcm
aSintcr mit bcm erflcn (StüdE: Sriem^ilb fertig ju mcrbcn unb
im grül^Iing bod^ nod^ 3cit unb Stimmung für mein ^o^
}u finbcn, baö mir am fersen liegt, tt)ic bcm alten Sacob s
fein 3ofep]^.
SWit ber ©cfunbl^it ge^t e§ big jefet in meinem §aufc ]o,
baB id^ 3^wen ttjünfd^en barf, e§ möge bei 3'^ncn nic^t fd^Iimmer
ge^en. 5)en geiüö^nlid^en Sribut an Ruften unb ®rippe mußten
mir natürlid^ 5ö^Icn, aber fonft fte^t e§ mol^L SBir l^attcn lo
aber aud^ einen löftlid^en Cctober unb l^aben je^t reinen gellen
groft o^ne Stegen unb ©d^nee.
SOJeine grau, bie eben au§ bem J^eater fommt, grüßt Sic
unb bie lieben 3^ri9^n auf§ ^ersHc^fte; ebenfo ic^.
9(n^anglic^ft ib
3^r
Sr. öebbel.
Xr. 558. An Emil Kuh in Troppau.
Sien b. 22. «oö. 1856.
eben mit einem S3rief an Uec^trife fettig, miß ic^ bie »
gebcr nid^t meglegen, o^nc auc^ ^^ntn, lieber Su^, Dor^r gc=:
fc^ricben ju ^abcn. 3c^ ^abc mic^ bie legten öierje^n Sage
mit ber 5hirc^fic^t unb Ueberarbeitung meiner ©cbic^tc, bcr in
ben beibcn Sammlungen gebrurftcn, mie bcr manuScritrtlic^,
bcfc^ftigt, um für bcn ct)cntueHen unb n>cnigficn§ nic^t gan^«
unmöglic^n gafl einer ©cfammt^^u^abc gerügt ju fc^n. S)a§
^at faft biefelbcn Smpfinbungen in mir erregt, atö ob ic^ no(S)
X. 55(3. H unzugaoglich. Bw. II S. 1151
22. 11. 56. 558. An Emil Kuh. 351
einmal mein Seftament mad^te, e§ ift ben Sadöen aber, tt)ie id^
ö(aube, ^'ö6)\i exfprie^Iid^ gemefen, jum SRinbeften !ann x6) je^t
mit Diel größerer 5Ru^e, mie früher, an fic benlen. Um nic^t
gar ju arg gegen mein eigene^ gleifd^ ju mutzen, Iic§ id^ mir
6 bei 2;enbter ben ®manuel ®eibel geben ; er leiftete in biefer
Sejie^ung aud^ bie nü^Iid^ften ©ienfte unb brang mir mehrere
Segnabigungen ah, id^ mußte t^n bann aber rafd^ mieber au§
bem ^aufe fd^affen, mcil \6) balb fpürte, baß er e§ auf einen
®eneraI=5ßarbon abgefel^en l^atte, ben id^ bod^ mit gutem ®e-
10 roiffen unmöglid^ ertl^eilen fonnte. 3m ©rnft: id^ bin eine
fc^mere Saft t)om ^erjen Io§, unb menn man ben SSerbefferungen
poetifd^er SSerle nad^ oft gemad^ten ©rfal^rungen aud^ feineS^:
meg^ immer trauen fann, fo barf ii) auf bie meinigen bod^
öictteid^t beS^alb mit einigem Vertrauen blicfen, meil id^ nirgenb^
iB §anb angelegt ^ahe, atö ha, wo id^ gleid^ hü ber ©ntfte^ung.
be§ @ebid^t§ nid^t jufrieben mar. ©enn ba§ fd)eint mir bie
©ränje: am ®e^att, an ben ©efül^Ien unb ®ebanfen, tt)ie
bürftig fte ftd^ aud^ au§ne^men mögen, menn man öon einer
Pieren SebenSftufe auf fie Ijerabfd^aut, muß man nid^t corrt:=
20 giren, ntd^t mäfeln unb meiftern n?oIIen, aber ber SluSbrudE läßt
fid^ fd^ärfen. ®ie SRibelungen Podfen mieber, bod^ ift mir ia^
e()er lieb, al§ e§ mid^ ängftigt; id) bin i^rer je^t fo gut, al&
gcmiß unb fann in folc^en 5ßaufen manc^e^ ©infd^Iägige ftubiren.
®ärtner§ S3ud^ über ba§ Sieb ift feit einigen Sagen aud^ \>a,
26 unb e§ ift ganj, mie er felbft: ein unentwirrbarer SBeic^felsopf,.
aber mit einzelnen golbnen paaren, mie bie S^önigSfinber ber
SRärd^en fie mit auf bie SBelt bringen. Sei mir werben e§
5mei Stücte, jebe^ üon brei ftarfen SIcten unb jebe§ fpielbar
1 er hatte es am 26. Mai 1856 niedergeschrieben 5 vgl.
Tgb. IV N. 5491 24 W. Gärtner, „Chuonrad, Prälat von^
Göttweih, und das Nibelungenlied'' 1857
352 558.-559. An EmU Kuh. 22.11.— 18.12.56.
für fid^. ©pielbar! id) Wd^Ic, inbcm iä) ia^ SBort niebcrs
fd^rcibc.
gr. Hebbel.
Kr. 559. An Emil Kuh in Troppau. b
SBien b. 18. Secember 1856.
Sicbcr Su^!
(Sie lucrben jefet luo^t wicber in Sroppau eingetroffen
fe^n unb id^ bcnu^e bic ©infamfeit einer fpäten 3lbenbftunbe,
um 3^nen auf S^re legten beiben Sriefe ju antmorten. SRcine w
grau ^ilft nämlid^ ben 2lbfd§ieb be§ gräutein SReumonn feiern,
bie l^eute jum testen SKat auf ber SSü^ne ftel^t unb morgen
unter bie Gräfinnen gel^t. S)ie Sünftterin ^at fid^ \>a§^ ßorle
in bem SReifterftüd ber Sird^pfeifer für ben heutigen Slbenb
au§gefud^t, tt)a§ gemi§ in jebem ©inn d^aracteriftifd^ ift; ba§ is
mögte im ^Ingebenfen ber SKenfd^en fortbauern unb fd^reibt
feinen 5Wamen in SBafferl
S)a§ ©ie ©id^ me^r unb mel^r öon bem inneren SBert^
S^rer ©eüebten überzeugen, lann S^re greunbe nur freuen;
33effere§ !ann Jfeinem begegnen, al§ ba§ baSjenige, ma§ er im so
gieber ber Seibenfc^aft mit Ungeftüm ergriffen l^at, fpäter bie
^Prüfung ber SSernunft unb ber Qdt befte^t. 2*a fid^ nun aud^
4 darnach fehlt der Brief vom November oder Dezember 1856
an G. V. Putlitz, vgl. Cohen Kat. 99 N. 1126
Nr. 559. S unzugänglich. Bw. IIS. 116 f. 8 er hatte
eine Reise zu seiner Braut nach Braunschweig gemacht und dort
Westermann als Verleger gewonnen 11 Luise Neumann, die
Tochter Amalia Haizingers, verabschiedete sich am 19. Dezember
1856 und heiratete den Grafen Schönfeld
18. 12. 56. 559. An Emil Kuh. 353
dußcrüd^ allcö im bcftcn ^innc ju mad^cn fd^cint, fo müßte ic^
nid)t, tüarum (Sie nic^t mit Hoffnung unb 3uöcrficl^t in ba§
neue ^df)x l^incin fc^reiten follten, tüoS ic^ 3^ncu bcnn öou
ganjem fersen münfd^e. 3u bcr ^erauggabe 3^rer ©cbid^tc
6 gratulirc ic^, bagcgen Verlangen ©ie mol^t nid^t öon mir, baß
ic^ S^^c 2tnfid^ten über bie S^bcn untcrfd^reibe, ia @ie miffen,
baß id^ mid^ öor öielen ^a^xtn fd^on mit einem d^riflUd^en
greunbc auf lange entjmeite, at§ er ö^nlid^e augfprad^, unb ta
S^ncn früher obenbrein mein fflort: ber ^nit ift gerabe fo
10 fd^ted^t, tt)ie ber SKenfd^! red[)t mo^I gefiel. ®er ^nit ift freilidj,
miejeberSlriftofrat, ju 2lnmaßung unb Unbanf barfeit ge^
neigt, unb ba feine 9lnfprüd^e au§ ^iftorifd^en ©rünben immer
berber abgemiefen unb ftärfer barniebergel^alten mürben, mie
bie ber übrigen 2lbel§faften, fo l^at fid^ auf ber einen Seite
16 ba§ in i^m au^gebilbet, ma§ idf) bie Heine ©ourage nennen
mögte unb mag leichter jur Unöerfd^ämt^eit im ^an\e, aU jur
Sapferfeit auf ber ©traße fül^rt, unb auf ber anberen l^ot er
fid^ eine S)iateltif angeeignet, bie alle urfprünglid^en SSer^ältniffe
JU öerfd)ieben fud)t, um leidster mit il^nen fertig ju merben,
so unb au§ ber fc^on ber Siatmub l^erüorging. 2(ber biefe ©igen*
fd^aften lönneu fid) junäc^ft nie gegen ©ie fe^ren, ba ©ie ja
©elbft 5u ben 2tu§ermö^(ten gel^ören, unb bann benfe ic^ öiel
5U groß öom SRenfd^en, obgleich id^ i^n ma^rlid) nid^t über=*
fd^ö^e, um nid^t an bem ©tauben feft ju galten, ha% er bie
SB fleinen ^inberniffe, meldte bie Stace i^m aßenfatlg in ben SSeg
legen mag, burd^ bie Ileinfte fittlic^e 5(nflrengung überminben
lann. Srmägen ©ie biefe ©ebanfen in i^rer ganzen 2^iefe unb
fö^nen ©ie ©id^ mit Qfjrer 9^ation mieber au§; e§ t^ut nid^t
gut, fid^ Don bem Sobeu loS ju trennen, bem man angef)i)rt
30 unb ic^ fe^e ©ie nid^t gerne auf biefem SBege. ^f)xtx gamilic
nel^me id^ ??id^t§ üOel, fie fjat nie SSerpflid^tungen gegen midf) '
gehabt unb ic^ finbe e§ natürlid^, bü^ fie jegt gegen aDe§
Hebbel, ©rtcfc V. 23
352 558.-559. An Emü Kuh. 22.11.— 18.12.56.
für fid^. ©pielbar! id) Idd^Ic, inbem id^ ia^ SBort niebcr^
fd^rcibe.
gr. Hebbel.
Kr. 559. An Emil Kuh in Troppau. s
SBien b. 18. Sccember 1856.
Sieber .ft^!
(Sie tuerben jefet luo^t lieber in %xoppQU eingetroffen
fe^n unb xä) benu^e bie ©infamfeit einer fpäten ^benbflunbe,
unt ^^mn auf S^re legten beiben ^Briefe ju antworten. SReine lo
grau l^ilft nämtid^ ben Slbfd^ieb be§ gräulein 9?eumann feiern,
bie l^eute 5um legten 9KaI auf ber SSül^ne ftel^t unb morgen
unter bie ©röfinnen gel^t. 3)ie Sünftterin ^at fid^ ba§ Sorte
in bem SReifterftüd ber 33ird^pfcifer für ben heutigen Slbenb
au§gefud^t, tt)a§ gemi^ in jebem ©inn d^aracteriftifd^ ift; ba§ u
mögte im 3lngeben!en ber SKenfc^en fortbauern unb fd^reibt
feinen 9?amen in SBafferl
S)a§ ©ie ©id^ me^r unb mel^r öon bem inneren SBertl^
S^rer (Seliebten überzeugen, lann S^re greunbe nur freuen;
Seffere^ fann Sfeinem begegnen, al§ ha^ ba^jenige, loaS er im »o
gieber ber Seibenfd^aft mit Ungeftüm ergriffen ^at, fpäter bie
^Prüfung ber SSernunft unb ber S^it befielt. SDa fid^ nun aud^
4 darnach fehlt der Brief vom November oder Dezember 1856
an G. V. Putlitz, vgl. Cohen Kat. 99 N. 1126
Nr. 559. S unzugänglich. Bw. IIS. 116 f. 8 er hatte
eine Reise zu seiner Braut nach Braunschweig gemacht und dort
Westermann als Verleger gewonnen 11 Luise Neumann, die
Tochter Amalia Haizingers, verabschiedete sich am IS. Dezember
1856 und heiratete den Grafen Schönfeld
18. 12. 56. 559. An Emil Kuh. 353
äugerlU^ aOeS im beften ^inne 5U mad^en fd^eittt, fo tuügte ic^
nic^t, iDarum @ic nic^t mit Hoffnung unb 3uöcrfi(]^t in ba§
neue Sül^r hinein fc^reitcn folltcn, tuaS id^ S^n^w benn öon
ganjem ipcrjen toünfc^e. 3u bcr ^erauggabc S^rcr ©cbic^tc
6 gratulirc id^, bagcgcn verlangen ©ic XDof)l nic^t öon mir, baß
ic^ 2^rc «nftc^tcn über bic guben unterfd^reibc, ba ©ie miffcn,
baß id^ mic^ öor öielen S^^i^^n ft^on mit einem c^riftlic^en
grcunbc anf lange cntjmcite, alS er ö^nlid^e augfprad^, unb t>a
Sinnen früher obenbrein mein fflort: ber 3ube ift gerabe fo
10 fc^Ied^t, tt)ie ber 3Kenfd§! red[)t roo^I geftet. ®er 3ube ift freilidj,
toit jeber 2lriftoIrat, jn Slnmaßung nnb Unbanibarfeit ge^
neigt, unb ba feine Slnfprüd^e au§ ^iftorifc^en ®rünben immer
bcrbcr abgetoiefen unb ftdrfer barnieberge^alten mürben, mie
bic bcr übrigen 2lbel§faften, fo ^at fic^ auf ber einen ©eite
iß ba§ in i^m au§gebilbet, loaS idf) bie Heine ©ourage nennen
mögte unb tt)a§ leichter jur Unöerfc^ämt^eit im §aufe, at§ jur
Sapferfeit auf ber ©trafee fül^rt, unb auf ber anberen ^ot er
fic^ eine S)iateftif angeeignet, bie äße urfprünglic^en SSer^ältniffe
5u öerfd^ieben fuc^t, um leidster mit il^nen fertig ju merbcn,
so unb au§ ber fd^on ber Satmub l^erüorging. 5(ber biefe ©igen*
fd^aften fönnen fid^ junäc^ft nie gegen ©te fe^ren, ha ©ie ja
©elbft ju ben SluSermä^Iten gel^ören, unb bann benfe ic^ öiel
5U groß öom S)?enfrf)en, obgleich id^ i^n ma^rlid^ nid^t über*
fd^ä^e, um nirf)t an bem ©lauben feft ju galten, baß er bie
SB Ileinen ^inberniffe, meldte bie 9face t^m allenfalls in ben SSSeg
legen mag, burd^ bie Ileinfte fittlic^e 5(nflrengung überminbcn
!ann. Srmägen ©ie biefe ©ebanlen in i^rer gongen Siefe unb
fönnen ©ie ©id^ mit ^i)xtx 9^ation mieber au§; e§ t^ut nid^t
gut, fid^ Don bem Sobeu loS ju trennen, bem man angef)i)rt
30 unb ic^ fe^e ©ie nid^t gerne auf biefem SBege. g^rer gamilie
nel^me id^ ??id^t§ üOel, fie fjat nie SSerpflid^tungen gegen midf)/
gehabt unb ic^ finbe e§ natürlid^, baß fie jefet gegen aöe§
Hebbel, ©rtcfc V. 23
354 r)59. An Kuh.— 560. An Werner. 18. 12. 56.
g^riftlid^e etmaS eingenommen ift; bocf) wärt e§ mir tieb, tnenn
id^ erfahren fönnte, ob ber Srief, ben id^ ^f)xzx ©d^ttjeftcr nad^
Stmerila mit gab, öon i^r an bie Slbrcffe beforgt murbc, ba id)
im entgegcngefc^ten gall nod^ einmal fd^rcibcn mü^te. 216er ba§
6at 3eit unb lann bi§ ju Sl^rer Ueberfiebtung nad^ SBien 5
ru^ig öexfd^oben bleiben, ha fie ja mol^I nid^t me^r bi§ Dflem
bauern mirb.
9}Zi^ l^aben meine ©ebid^te bi§ ^eute feftgel^alten unb mid^
narf) unb nadf) trieber in eine ©timmung bexfe^t, bereu id^ mic^
uid)t me^r fällig glaubte unb bie fid^ fe^r frud^tbar ermiefen 10
\)at Sefct münfd^e id^ aber, fie öom ^atfc Io§ ju ipcrben unb
5U ben ??ibetungen jurüdE ju lehren. S)er SBagen rollt, meine
grau fteigt au§, ic^ münfd^e S^nen bal^er in i^rem unb meinem
eigenen 9?amen nur nod^ fd^neU öergnügte geiertage unb ein
frö^lid)e§ S^euja^r. is
gr. ^ebbet.
Nr. 560. An Karl Werner in Iglau.
Wien b. 18. ®ec. 1856.
Sieber SBernerl 20
(Empfangen ©ie meinen freunblid^ften 5)anf für g^ren SJrief,
ber mid^ ungemein ergoßt ^at. ^m ®eift i)(At iä) i^n augen:=
blidfüdEi beantwortet, baß e§ nid()t aud) gleid^ mit ber geber
gefdja^, öertjinberte eine große 2lrbeit, bie nod^ faum gan5 ab^
gemorfen ift. S^ ^cibe nämtid^ Sluffic^t, eine ®efammt:=2tu§:5 ««
2 Brief an Amalie Schoppe, vgl. Hebbel -Kalender 1905.
S. 151
Nr. 560. H in Weimar. Bw. II S. 428 f. Adr. auf Kuvert:
Herrn Professor K, Werner i^od^rool^Ig: in Iglau. Poststempel:
Wien 19. 12. Iglau 20. 12.
18. 12. 56. 560. An Karl Werner. 355
gäbe meiner (Sebid^te ju ©tanbc 5U bringen nnb ju biefem
3tt)ecf fomol^I bie beiben gebrudten ©ammlungen, bie ©ie fennen,
al§ aud) ben fonftigen, nid^t unerl^eblic^en 5Sorrat^ burd^gefel^en
unb öerbeffert. S)a§ ^at mxä) benn, ha e^ fid^ in ben meiften
SdUen nur um gonj feine, faum fid^tbarc Sinien l^anbelte, Xüq
unb dlaä)t in Stnfprud^ genommen, id^ glaube aber aud^ mit
bem Siefultot jufrieben fe^n §u bürfcn, obgleid^ id^ nid^t feiten,
ttjie id^ Sinnen sab rosa befennen tüill, ju Sefe^Slrten jurüdf
feierte, bie id^ öor jmölf gal^ren öermorfen ^atte, aU iä) bie
10 Sad^en jum erften SRqI sufammen flcHte. ®iefe Sefd^öftigung,
bie mid^ forttoa^renb jmifd^en 5ßrobuction unb 9?ef(ejion in ber
SD^itte fd^meben ließ, l^at eine SRei^e gang eigentl^ümlic^er ®e==
banfen über ba§ SSer^ältnig ber Sunfl gum Seben, be§ Sbeafö
jur realen S23elt, in mir angeregt, bie id^ freilid^ nur ^öd^ft
15 ap^oriftifd^ mitt^cilen lann. 3d^ märe fe^r geneigt, biefer SBelt,
bie fid^ bem gbeal gegenüber fo fpreijt, i^re ^Realität ju be=:
ftreiten, benn tt)a§ ift anber§ real in i^r, al§ ba§ ©efefe unb
bieß ®efefe, alfo i^r ganger 3n^alt, murgelt im Sbeal. (£§ ift
tüa^r, man lann nid^t mit 5Igamemnon gu SRod^t effen, aber
«obafür befommt Sp^igenie aud^ feine SRungeln unb @in§, benfe
id^, l^ebt ba§ Rubere ouf.
SBie ©ie e^ mit bem Michel Angelo einrid^ten moUen,
übertaffe id^ gang 3^nen; bod^ fd^eint mir bie TOufif öorgu^
gießen gu fe^n. 3"^^nt irf) S^nen unb ben lieben S^rigen nun
25 i\o(S) Dergnügte geiertage münfc^e, bin id^ unter ben l^ergtid^ften
©lücfÄmünfd^en öon grau unb Stod^ter gum neuen Qal^r
3f)r
gr. ©ebbel.
8 vgl. Tgb. IV N. 5537, 24 15 ff. vgl. VI S. 455
22 worauf sich das bezieht (wahrscheinlich auf eine Vorlesung
in einer Akademie), ist bei dem Fehlen von Werners Brief nicht
zu entscheiden
23*
356 560. An Werner.— 560a. An Cotta. la— 22. 12. 56.
NS. Swni aSci^noc^tö^angcbinbc noc^ ein Heiner Bpa% über
bcn ©ie lochen merbcn. ©n nol^cr Serroanbter öon mir in
^olftcin, bem ic^ atte SBei^nac^t fc^reibe unb eine SIeinigfcit
fc^icfe (ic^ tl^Qt e§ eben l^eut) mirb bor Sauren um eine ^anb^
fd^rift öon mir gebeten, ©r l^ot feine. 9Kan tnunbert ftd^, ba s
man tneig, bog er ©riefe öon mir empfängt, unb fragt nad^
biefeu SJriefen. (£r fagt: ic^ jünbe mir geinö^nlic^ bie 5ßfeife
bomit QU, tnenn ic^ ba§ ©elb l^erauS genommen l^abe. 3)ian
tnunbert fic^ nod^ me^r. 6r fügt jur SlufflSrung l^inju: id^
friege ja immer meldte tüiebcr! — UebrigenS ein freujbraöer jo
©efell, mit bem id^ im §immel lieber sufammen träfe, toie mit
bem 5ß^iIofop]^en ©d^elling. 9tber, ift e§ nid^t gut?
Nr. 560 a. An Georg von Cotta in Stuttgart.
Srlouben Sie mir, mein l^oc^öerel^rter §err Baron, bag
id^ meine jtüar nur flüd^tige SJelanntfd^oft mit S^nen benu^c, 15
Sinnen einen ®efd^äft§:=9(ntrag ju mad^en.
SReine ©ebid^te, in jmei ©ommlungen erfd^ienen, unb jtnar
bie . erflc 1842 bei Hoffmann unb Campe in Hamburg, bie
^ttjeite ober 1848 bei Weber in Seipjig, finb bi§ auf menige
©jemplorc Vergriffen, unb id^ beobfid^tige, fie je^t, ftorf öer^ 20
me^rt unb ftreng öerbeffert, in einer ®efammt:^9lu§gabe l^eröor
treten ju laffen.
^err Campe fd^reibt mir, iebe 93ud^§QnbIung muffe mit
biefem Unternehmen ein gute§ ©efd^äft mad^en, benn e§ ^onble
2 sein Bruder Johann, vgl. Tgb. I N. 1350 4 Brief fehlt
5 ®r] zuerst 2lbcr er
Nr. 560 a. H im Cottaschen Archiv, gedruckt in Spechts
Ausgabe VI S. 375 f. Von allen in Spechts Ausgabe gedruckten
Briefen erhielt ich durch die J. G. Cottasche Buchhandlung gütigst
eine von ihrem Archiv besorgte Kollation.
22. 12. 56. 5608. An Georg Cotta. 357
fic^ nad^ feiner Ueberjcugung um einen bleibenben Strtilel, ber
eine grofee 3ulunft ^obe. gdb felbft glaube, bag feit lange
feine fo reid^l^altige, alle Jone in fid^ bereinigenbe ©ammlung
l^eröor getreten ift unb ba§ ber SRecenfent be§ ©onberfationS:^
5 SejiconS SRed^t l^at, menn er meine ©ebid^te unbebingt über
meine S)ramen [teilt, menigftenS über biejenigen biefer S)ramen,
bie er lennen lonntc, al§ er über mid^ fd^rieb, benn feitbem
^at fid^ einiget öeränbert. 9luf bie blo^ Ueberarbeitung f)aht
icf| smei SRonate öerlüanbt.
10 3d^ bin nid^t um eine 93ud^^anblung in SJerlegenl^eit. §err
Campe mürbe bo§ ©efd^dft gern mad^en, aud^ §err Weber märe
o^ne 8^^if^^ ^^^^ i^ ^^ ^^^ ^^^^ w^it Scftimmtl^eit meig,
bereit unb ^ier in Wien ^at fid^ ouf ha^ blofee ©erüd^t ^in
fd^on Scmanb bei mir gemelbet. ©ie merben mid^ in biefen
15 SJZittl^eilungen nid^t mifeöerne^en; fie fd^einen mir mefentlid^
mit jur @ad|e ju gehören.
Slber ©eutfd^Ianb ift feit lange gemol^nt, ©ebid^te bei S^nen
5U fud^en, unb id^ frage bal^er junäd^ft bei S^nen an, ob ©ie
meine ©ammlung in SJerlag nel^men motten. ®er Euriofität
^omegen bemerle id^, ba6 S^nen bie ®rftlinge berfelben bereite
bor ätüanjig Sauren burd^ ^errn Dr. ühland em^jfol^Ien
mürben unb ba§ fid^ hk SJerl^anblungen bamaß (ju meinem
großen ®Iüdf, benn e§ mar nod^ biet Unreife^ barunter) megen
eine§ SranbeS jerfd^Iugen, ber ^f)nt\x in Tübingen eine
25 S)rucferei öerje^rte.
®ie ©ammlung enthält nad^ftel^enbe ^btl^eilungen: 1) Sieber.
2) »allaben. 3) Sßermifd^te ©ebid^te. 4) S)em ©d^merj fein 3ted^t.
5) ®e§ ®id^ter§ Seftament. 6) ©onette. 7) Epigramme (im
gried^ifd^en ©inne, mie bie ©d^iIIer==®oet^e^5piatenfd^en). S)er
30 le^teren finb circa 240, aber e§ finb lauter Honigbienen ol^ne
4 welches ist gemeint? 21 vgl. B. I S. 255f., 265f.
358 i^Ä- Ab Georg Cotta. ^2. 12. 56.
eine einjige SSäefpe. 3m Umfang mürbe bo§ Sucft mo^l nwfit
meit unter bem U^Ianbfc^ jurücfbleiften. 5^ie 93ebmgungen
ergeben fidf Don felbrt; ma§ Sic meinen SSorgÄngem, mie 5. S.
greiligratö unb ®cibcl, bemittigten, werben Sie mir, bcr
idf i^nen an Suf unb litcrairifc^r Stellung nic^t na(^= 5
itc^e, nic^t ocrfogen, unb ma§ biefen ret^t unb biDig »ar, iit
e§ mir natürlich auc^.
Sie brürftcn mir, afe Sic mir Dor Sauren bo§ SScrgnügen
3^re§ Scfu(^§ mad^tcn, S^^c Sufncben^it mit meiner S^eiU
no^me on S^^cr S^itung im ^af)xt 1848 aus. S)ie S?er^dlt= 10
niffc njurben fpäter ]o fifeüc^, bafe ic^ meine gebcr nicbcrlcgcn
mufete, njenn ic^ mid^ nic^t ber ©cfo^r bc§ gröblichen SSer=
fennenS rebUd^fter Slbfid^t unb einiger Sinftd^t auSfe^cn moUte.
Se^t ftc^t c§ mieber anbcrö, unb bei bcn mannigfoltigjien S?cr=
binbungcn, mie ic^ fie f)aht, lönntc ic^ Syrern ©latt öicHeid^t 15
in bem einen ober bem onbern Sinne njiebcr nüjen.
©iner bolbgefölligen 9(ntnjort entgegenfel^enb, bin id^, mein
^oc^gee^rter ^err Baron,
in aufrid^tigfter (Ergebenheit
3^r ^od^Qd^tungSüoHfter 20
Dr gr. ^thhd.
Wien b. 22ften Dec:
1856.
2 Uhlftnds Gedichte hatten 459 Seiten, Hebbels Sammlung
474 Seiten 21 darnach fehlen die Briefe vom Dezember 1856
an einen Ungenannten, freundschaftliches Einladungsschreiben, vgl.
Liepmannssohns Kat. 70 N. 180 (1888) und vom 3. Januar 1857
an Carl Bellmanns Verlag in Prag
Anhang:.
1. Zu V S. 10, 7
folgt unter den Nachträgou.
2. Zu V S. 25, 29 und 79, 16.
6 Hebbel an Taillandier.
Saint Rene Taillandier wandte sich mit folgendem Brief
an Hebbel (Bw. I S. 416, nach dem Original korrigiert):
Montpellier, 18 Juillet 1852.
Monsieur
10 Veuillez m*excuser si je prends la liberte de vous ecrire,
sans avoir Thonneur d'etre personnellement connu de vous.
je m'occupe d*un articlo sur vos drames pour la Revue de
deux mondes. le dlrecteur de la Revue croit que les
articles sur des poetes etrangers ont plus de chance dMnt^resser
15 les lecteurs francais, si ou y m61e quelques renseiguements
biographiques. je vous prie, Monsieur, de vouloir bleu
m'adresser, et leplas tot possible, une note sur vos Lebens-
verhältnisse. Ce que je desirerais surtout savoir, apres
les details purement biographiques, c'est la biographie de
2o\os drames ; dans quelle ville, sur quel theätre, tel dramo a
ete represente; avec quel succes; ä quelle cause vous attribuez
le plus ou moins de Sympathie da public; qnels sont ceux
qui n'ont pas ete joues, et pour quels motifs; etc. en un
mot, Monsieur, tont ce qui se rapporto ä Thistoire de vos
360 Anhang.
Oeuvres, et tout ce qui permettra ä un critique 6tranger de
les faire connaitre ä ses compatriotes.
Excusez, Monsieur, mou indiscrete demarche, et veuillez
croire que je suis, avec une profonde d^f^rence pour votre
merite, ß
votre tres devoue serviteur
Sainl-Rene Taillandier.
Wie Hebbel auf dem Briefe bemerkt, schrieb er am 9 Äug: 1852
die Antwort, die jedesfalls sehr ausführlich gewesen sein muss,
weil sich in Taillandiers langem Aufsatz (S. 519 — 557) eine lo
sehr genaue Kenntnis all der Dinge zeigt, über die er sich
von Hebbel Auskunft erbeten hatte. Wir finden bedeutende
Ähnlichkeit mit dem Brief an Rüge vom 15. September 1852
(B. V S. 39 — 57), dem er an Ausdehnung nicht nachgestanden
und wohl zur Vorlage gedient haben dürfte. Taillandier hat nun is
freilich den Wortlaut des Hebbelschen Briefes frei verarbeitet
und mit eigenen Bemerkungen durchflochten, nur ein paarmal
wird ausdrücklich dem Worte nach zitiert, wobei natürlich das
Original ins Französische übertragen ist. Am liebsten möchte
ich den ganzen Aufsatz hersetzen, doch ist er zu gross dazu; 20
ich begnüge mich daher mit einem Auszug dessen, was vermut-
lich von Hebbel herrührt, ohne irgendeine Gewähr dafür
zu haben, dass ich die richtige Reihenfolge wiederherstellen
könnte. Deshalb folge ich dem Aufsatz in seinen positiven
Angaben. Übrigens ist noch nicht alle Hoffnung geschwunden, 25
das Original selbst wieder zu erlangen.
. . . M. Hebbel lui-meme a conscience de son role: 11
repete les paroles des critiques et n'h^site pas ä s*en faire
gloire. Ce drame nouveau, ce thöätre sup^rieur que d'aotres
ont supQonne, il le voit, il en a p6n6tr6 les secrets; sa so
mission est de lui donne la vie. Peut-etre ne r6ussira-t-il
pas; il veut bien avouer que l'echec est possible, et c'est
An Saint-ßen^ Taillandier. 361
lä sa faQon d*etxe modeste. Personne du moins ne lui
enl6vera le m^rite d'avoir compris le premier ce que doit
etre le th^ätre du XIX« si^cle et d'avoir march6 a ce
glorieux but Depuis la Judith^ jou^e k Berlin U
6 y a onze ans, jusqu'ä Micliel-Ange et Agnk Bernauer^
r6present6s en ce moment ä Weimar et ä Munich, M. Hebbel
a compos6 dix pi6ces importantes: ce sont des trag^dies,
des comödies, des tragi-comödies; le poete a parcooru
jusqu'au bout le champ du thöätre, et son audacieux talent
/onous a rövele tous ses aspects.
M. Fr6d6ric Hebbel est un homme du nord. II y a,
dans le duch6 de Holstein, une province ä demi sauvage,
enferm^e au sud entre FElbe et l'Eyder, et baignöe k
l'ouest sur toute son ötendue par POc^an germanique.
15 ,.Si je n'avais pas k 6crire l'histoire de Korne, dit fi^rement
Niebuhr, j'^crirais Thistorie de mon pays natal, l'histoire
de la r^publique de Dithraarses." Race forte et opiniätre
en eflfet, les Dithmarses ont gardö long-temps leur ind^pen-
dance: c'^tait une r^publique belliquieuse oü la libertö
20 de moeurs primitives s'^tait vigoureuseraent constituöe.
Engag^s dans des lüttes continuelles, assaillis de tous cöt^s
par les ducs de Holstein, par les rois de Danemark, souvent
meme par les empereurs d'AUemagne, ces derniers höros
du monde barbare ne furent soumis qu'au XVI® siecle.
25 Bien des usages, bien des droits s^culaires se sont
p6rp6tu6s lä avec une obstination invincible; ni les chemins
de fer ni les bateaux k vapeur n*ont altera la sauvage
physionomie de la contree. Le Dithmarse de nous jours,
prot^g^ par les vagues qui battent ses cotes, est encore,
so a beaucoup d'egards, le Dithmarse du moyen-age. C'est
15 vgl. B. V S. 40, 13
362 Anhang.
ä ce rüde pays qu'appartient M. Hebbel; il y est n6 en
1813, et y a passe toute sa jeunesse. Sa famille habitait
un petit village od rien n'a p6n6tr6 de la civilisation
moderne. Elev6 au sein de ees solitudes agrestes, M.
Hebbel s*est fölicitö souvent d'avoir 6chapp6 ä toute s
influence ext^rieure et d'avoir pu d^velopper librement,
loin des livres et des hommes, les germes d6pos6s daus
sou anie. II sentait bien pourtant qu'il n'^tait pas fait pour
le cAlme d'une existence isol6e et les moUes möditations
de la retraite; le monde Tappelait, la vie aetive lui lo
apparaissait de loin coninie T^lement de sa pensee: il
arait hate de se nieler au mouvement des hommes et de
prendre part aux lüttes de son siecle. „Tout jeune ä peine,
[nr^erivait r^cemment Tardent poete,] ce d^sir etait si vif
chez moi. que^ plus d*une fois, enchain^ dans ma province 15
par le manque de ressourees, je fus sur le point de
m'attacher ^ des com^diens et de courir le monde aree
eux. Jaurais fait comme Charles Moor: je me serais
engag^ dans une troupe de brigands, s'il y avait des
brigands ehez les Dithmarses." so
Apres avoir tente inutilement de realiser le premier
de ees projets, M. Hebbel vit enfin sonner Theure de la
deli^Tanee. ü avait ^ingt-deux ans lorsqn'il put partir
pour Toniversite. LWUemagne da snd Fatlirait; il etudia
d abord ^ Heidelbei^, puis a Monich, oü il fat le^u doeteor. »
L'histoire et la litterature avaient ete, dans ees savantes
i^les, Tobjet partienlier de ses travanx; quant a la
Philosophie, [assure-t-iL] il n'a jamais pn y niessir: il loi
manqnait pour eela un sens partienlier. Ses etndes
terminees, M. Hebbel retooma da eoti§ de son pays et»
tixa sa residenee a Hambonrg. Hamboar^ est ane ville
tihre et un port plein de monvemeiit. U retioavait la
An Saint-Ben6 Taillandier. 363
certains Souvenirs de liberte municipale, il retrouvait les
spectacles de Tocöan et ce tumulte des affaires inconnu
aux solitudes de son pays. Aucun lieu ne lui semblait
plüs propice ä raccomplissement de ses reves. Po^te du
snord, ^tranger aux coteries et au dilettantisme banal, 11
lui semblait piquant de s'^tablir dans la capitale de
Tactivit^ marchande pour y pratiquer le genre litt^raire
qui doit etre surtout Texpressive image du mouvement et
de la vie. II a toujours aira6 les grandes agglom^rations
10 humaines; on dirait que sa pens^e, naturellement subtile,
se cherchait d'instinct une sorte de correctif dans les bruyans
tableaux de la r^alitö. A peine install^ ä Hambourg, il
donna Tessor aux öniotions de son ame et ^crivit sa
trag^die de Judith.
16 Judith a et6 compos^e k Hambourg en 1839 et jouöe
ä Berlin le 6 juillet de Fannie suivante. On peut dire,
que ce fut un evöneraent dans ce monde des lettres
dramatiques dont je viens de raconter l'exaltation et les
chim^res. Les pi^ces les plus heureuses n'obtenaient
Ä)jusque-lä que des ovations partielles; il fallait bien du
temps pour qu'un drarae representö k Berlin pön^trät i\
Munich ou k Vienne; cette fois le succ^s se propagea du
nord au sud avec une rapiditö sans exemple. L'oeuvre de
M. Hebbel avait 6t6 accueillie ä Berlin avec des transports
25 d'enthousiasme; toutes les seines consid^rables s'en
emparerent k Tenvi, et le raeme triomphe se reproduisit
partout. L'^motion fut si vive, que les chefs les plus
accr^dit^s de la critique se montr^rent unanimes dans
leurs 61oges. Ceux-lä meme qui plus tard ont le
so mieux Signale les erreurs du po^te saluörent Tappa-
rition de Judith comme l'^clatente aurore d'un grand
jour
364 Anhang.
L'auteur de Judith est persuad^ qu'tm drame
est, avant tout, un tableau symbolique; ses höros sont des
types, des personnificatious hardies, chargöes de repr^senter
ä tous les regards les lüttes invisibles de la conscience;
teile est, selon lui, la mission de la sc^ne au XIX® siecle. s
Si un drama n'est pas la vaste symbole du genre humain,
si une composition th^ätrale, ä Taide de figures parti-
culi^res, n'ouvre par des perspectives immenses sur Tötat
g6n6ral du monde, l'auteur, quel que puisse etre Tintöret
de son oeuvre, est enchain^ sur les degrös införieurs de lo
la po^sie; il s'epuise dans le sterile domaine de Fanec-
dote et ne supQonne merae pas le problöme qu'il doit
r^soudre
La seconde tragedie de M. Hebbel, Genevievcj moins
path^tique ä coup sur et moins ^clatante que Judith, 15
signalait pourtant sur plusieurs points un progrös mani-
feste L'auteur a voulu nous donner la contre-
partie de Judith: d'une c6t6, la femme qui m^connait sa
destin^e; de l'autre, la plus noble et la plus soumise
des cr^atures Un epilogue publik il y a quelques 90
mois seulement dans un recueil litt^raire, VEurope de
M. Gustave Kühne, donne ä Poeuvre enti^re un couronne-
ment qui lui manequait
Judith avait ^t6 jouee avec enthousiasme
sur les principales scenes du midi et du nord; Genevih^e 25
n'a 6te repr^sent^ que sur le thöätre de Prague et dans
une traduction en langue slave. C'est ä la lecture seule-
27 dies (vgl. auch 53/28) ist richtig: am 13. Mai 1849 (wieder-
holt am 16.) fand zum Benefiz des Schauspielers J. W. Grabinger
die Erstaufführung von „Genovefa, Schauspiel in 5 Akten nach
Friedrich Hebbel und nach der alten Volkssage für die czechische
Bühne bearbeitet von J. K. Tyl" statt, vgl. Bohemia vom 15. und
An Saiiit-Ben6 Taillandier. 365
ment que le succ^s du^po^me s'est stabil. M. Hebbel
obtint peu de temps apr^s un succ^s du meme genre;
un recueil de po^sies lyriques, publik en 1843, continua
de röv^ler, k c6t6 des d^fauts les plus graves, des qualit^s
6 littöraires du premier ordre
Une com^die des plus Stranges le Diamant^ appartient
aussi ä cette p^riode, quoique imprim^e beaucoup plus
tard. Peu de temps apr^s la repr^sentation du Diamant,
M. Hebbel quittait Hambourg. Le terrible incendie
10 de 1843, qui dötruisit une partie de la ville, obligeait le
poete k chercher des pönales plus propices; Copenhague
Tattira tout d'abord et lul oflFrit d'interessantes ressources.
II y vivait depuis deux ans, intimöment li6 avec le cölßbre
poöte dramatique Adam (Ehlenschläger, tout entier aux
i6 jouissances de Tamitie et aux enseignemens de la
möditation, quand une röcompense bien flatteuse vint le
chercher. La munificence du gouvemeraent danois accorde
des secours de voyage aux jeunes öcrivains qui donnent
le plus d'ösperances: M. Hebbel, quoique ötranger ä ce
20 pays, obtint du roi Christian VUI ce pröcieux encourage-
ment, et, s'empressant de röaliser son reve, il partit pour
la France. II avait depuis long-temps le dösire de visiter
les principaux foyers de la civilisation europöenne; il
16. Mai 1849, wo noch eine ausführliche Parallele zwischen Hebbels
Drama und der Bearbeitung Tyls verheissen wird, aber nicht er-
schien. Tyls Drama wurde erst spät veröffentlicht, wobei Hebbels
Namen nicht erwähnt ist (Gütige Mitteilung des Herrn Prof. Dr.
Ernst Kraus in Prag). „Der Wanderer** von Sonntag, 2. Februar
1851. N. 55 enthielt eine Notiz über die Wiener Theaterbearbeitung
und erwähnte, dass „im vorigen Winter" das czechiche Theater in
Prag die Übersetzung Kollars brachte; daraus stammt wohl Hebbels
Kenntnis
366 Anhang.
vint d'abord ä Paris, od il s^journa dix-huit mois. Le
mouvement de la grande ville fit sur lui une impression
profonde ; il y voyait, [dit-il,] le monde tout entier, et nul
voyage, nulle m^ditation ne lui a r^vele tant de choses
que ses promenades silencieuses au milieu de cette b
fourrailic^re humaine. Seulement tout est confondu dans
la fiövreuse cit^, tout s'y agite pele-mele, le bien et le
mal, le vrai et le faux, l'^l^gance et la vulgarite, les
fines traditions du goüt qui se renouvelle et la sterilite
pr^tentieuse des ecoles sans mission A peine arrive lo
h Paris, dont le th^atre se r^sumait encore k ses yeux dans
les Oeuvres dramatiques des certains novateurs justement
d^laisses, il prit la plume et ecrivit une tragedie bourgeoise
|(>(i se retrouve manifestement quelque chose des drames
de M. Dumas] is
Marie-Madeleine est la seule production du poete
pendant son sejour a Paris. La France ne devait pas
etre le terme de son voyage; M. Hebbel partit pour
ritalie, ^tudia longuement Rome et Naples, qui lui
offraient encore, dans un autre sens et avec d'autres pro- ao
portions que Paris, un curieux tableau de la vie humaine,
eerivit comme Goethe un recueil hTique compos^ surtout
d'epigrammes et de sentences lapidaires, puis retourna
vers TAUemagne en 1846 et s'installa ä Vienne. C'etait
le hasard qui l'avait eondnit dans la capitale de TAutriche; «
son existence errante y fut bientot fix^e d'une maniere
decisive. M. Hebbel y epousa cette meme ann^
M"* Christine Elnghaus, la plus grande trag^enne de
TAIIemagne, admirable surtont dans ce röle de Judith
(|u'elle a Interpret^ sor le th^ätre imperial de Vienne »
avec une puissauce irr^sistible. Depuis ce moment, M.
Hebbel n'a pas quitt^ sa nouvelle residence. La revolution
An Sftint-Reii6 Taillandier. 367
de 1848 ayant doon^ an th^ätre autrichien certaines
libertes qni lui manquaient, poarquoi le poete de Judith
et de Genevih'e ne continuerait-il pas k Vienne, aussi bien
qu'ä Hambourg ou Berlin, le coors de ses auducieuses
6 experienees?
Les ouvrages que M. Hebbel a composös ä Vienne
sont au nombre de six: c'est une trag^die pleine de
passion et de terreur, IJerode et Marianne, — une tragedie
bourgeoise, Julia, — une tragicomödie intitulee une
w Tragedie en Sicile, — une com^die fantastique, le Rubls,
— un petit drame sur Mickel-Änge, — et enfin la grande
et path^tique composition dont Agnes Bernauer est l'h^roine.
PlaQons en tete la com^die le Diamant^ 6crite prec^demment
ä Hambourg et publice seulement k Vienne. Je ne compte
16 pas ici d'interessans articles de critique et une curieuse
nouvelle intitulee Schnock.
Le Diamant appartient tout-ä-fait ä la premidTe periode
de M. Hebbel; cette piece est dans la comedie ce qu'est
Judith dans le genre tragique
20 Voilä, il faut en convenir, un genre de comedie dont
nous ne sommes pas les juges comp^tens. Cette piece,
qui a 6te repr^sentee k Krerasier avec un grand succes
et qui a obtenu de nombreux suffrages dans toutes les
contröes d'Allemagne, la tragedie d' Herode jt
25 Marianne, repr^s entee il y a deux ans sur le theätre
imperial de Vienne
abandoun^ k sa pente naturelle, il est all6
jusqu'au bout de son Systeme; il n'a pas recul6 devant
les inventions les plus abstruses, et, averti d^s-lors par
80 sa propre exp^rience, c'est du moins ce que je veux
croire, il a rompu avec son pass6 pour suivre une
direction nouvelle.
368 Anhang.
[ la Tragedie en Steile, M. Hebbel, pen-
dant son s6jour k Naples, 6tait assis un jour au cafö de
l'Europe, a cet endroit de Tol^de oü se deploie le double
niouvement de la rue et de la Piazza-Reale; il eontemplait
cette agitation bruyante, 11 songeait surtout k ces mille s
contrastes du luxe et de la mis^re qui nulle part dans le
monde n'apparaissent plus nus et plus eflFrayans qu'en ee
lieu. Les redoutables probl^mes du XIX« si^cle se po-
saient confus6ment devant lui, revetus de maintes formes
bizarres et sinistres, quand tout k coup, au milieu de cette lo
reverie, il entend un de ses voisins, un marchand arrive
de Sicile par le demier paquebot, raconter une tragique
aventure qui venait d'emouvoir tout Palerme. Une jeune
fiUe s'enfuit de la maison paternelle pour se soustraire k
un mariage odieux et s'unir secreteraent k celui qu'elle is
aime; un pretre sicilien avait eneourage cette resolution
et devait leur pretre son minist^re. La jeune fille arrive
la premiöre au rendez-vous; eile rencontre deux gendarmes
qui lui volent ses parures et l'^gorgent. Quand Tamant
survient, les deux assassins se jettent sur lüi, le frappeut 20
jusqu'au sang, puis le tralnent chez le podestat et Taccu-
sent du meurtre de la jeune fille. Leur deposition nlnspire
aucune d^fiance; heureusement un paysan occup6 k voler
des fruits sur un arbre a tout vu et les döraasque .] . . .
Les gendarmes de M. Hebbel, [c'est lui qui Taffirme,] fönt x
k la fois pouflFer de rire et trembler d'horreur
le Bubis La pi^ce a 6t6 repr6sent6e
k Vienne Agnes Bernauer, reprösent^e, il y a
quelque mois, k Munich avec un legitime succes et que
d^jä bien des seines se disputent. Michel- Ange est la pein- so
1 if. dies kann auch der Vorrede entnommen sein
An Saint-Ben6-Taillondier. 369
ture de Tartiste m^connu et des triomphes qui le ven-
gent M. Hebbel a fait comme le maitre qu'il
invoque: il s'est r^conciliö avec le bean, il aspire k
rharmonie sans dödaigner la force. Voilä bien ce prölude
5 que j'annonQais ... et M. Hebbel en a r6alis6 les espörances
le jour oü il a livr^ au tWätre la trag^die d^Agnh
Bernauer,
Le sajet ehoisi par le po^te est empront^ aux annales
du moyen-äge germanique. C'est rhistoire de cette belle
loAgn^s, fiUe d'un artisan de Ratisbonne, qui inspira un
si violent amour au duc Albert, fils d'Ernest, duc de
Bavi^re, et qui, devenue la cause innoeente d'un conflit
pameide, fut condamn^e k mort et livr^e au bourreau.
M.* Hebbel a vu dans cet Episode oubli6 r^toflfe d'une
15 admirable tragödie. Les passions qu'il mel en jeu sont
simples et puissantes. La lutte de Tamour et du devoir,
quel sujet plus connu, mais aussi quelle plus föconde
mati^re!
les passions politiques, ranimöes un instant
2o^2lv r^nergique langage de T^crivain et se mdant k des
^motions d'un autre genre, ont donne une physonomie
singuiiörement vive aux premi^res repr^sentations du
drame. A la fin du trois^me acte, quand le duc
Albert, d^shörit^ du trone et repoues6 par la noblesse,
25 appelle tous les paysans aux armes, on croyait voir \k
une glorification de la pens^e r^volutionnaire, et des
bravos sans fin encourageaient le rebelle; mais bientöt
les choses rentraient dans Tordre, la loi ^triomphait, et
la grande, la pacifique Image de T^tat, avec sa gravitö
80 solennelle et son aust^re mission terminait victorieusement
la lutte au bruit des memes bravos ....
Le brillant po^te, [nous le savons,] travaille
^eööel, »riefe V. 24
370 ADbaDg.
depuig longueB ann^es k un drame qui doit etre dans sa
carri^re d'6crivain ce qu'est le Faust dans r(Ba\Te de
Goethe. Le sujet en est magnifique, et atteste toujours
ce g6n6reux essor d*an esprit habitu6 ä planer sor les
cimes Agnes Bemauer prociamait la majeste de 5
r^tat; Moloch proclamera la f6condit6 miraeuleuse et
rirrösistible puissance de la religion Moloch est
une divinitö africaine que le gön^ral Hiöram, apres la
chute de Carthage, a transport^e h Thul6. Hieram, ä l'aide
de cette idole, civilise les sauvages habitans de l'ile; il 10
les dompte, il les adoneit, il les 616ve. L'etat se con-
stitue, la soci^t^ s'organise, et la religion, tout informe
qu'elle est, est le foyer de cette vie nouvelle. Est-ce
par amour du genre humain que Hieram a port6 son
dieu chez les barbars? C'est pour cr6er un peuple et ts
Tenchalner k sa fortune. Or, le jour oü son egoisme se
dömasque, le jour oü 11 veut que Moloch devienne
rinstrument de ses desseins, il s'aperQoit qu'il s'est donne
un mattre. Hieram meurt, persuadö que la pensee
religieuse, si d6natur6e et si grossi^re qu'on Timagine, 20
est plus forte que le plus puissant des mortels. Cette
oouvre, dont M. Hebbel a d^jä terminö deux actes, doit
£tre, [on uous Tassure,] la cr^ation capitale de sa carriere
poÄtique; il y met son coeur et son ame
.... [ces lignes excellentes que je trouve dans une »s
lettre du poöte:] „Chacun de mes drames m'a 6claire, a
dessill«^ mes yeux, a purifi6 mon horizon; quelle puisse
£tre leur action sur le monde, je ne saurais meconnaitre
le bien qu'ils m'ont fait: ils m'ont beni et transforme.^'
r
B. Behrs Verlag, Berlin W, 35,
Endieiinp m\ iem Gebiete der deatidten Iftteiaturgesfliidite.
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1. Bartseh, Deutsehe Liederdicbler des 12.
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i
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