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Der fyejolpgifxtjen Äunferenj ?u ©ie^en
gehalten am 18. Sunt 1895
(Vin.goI 8 e).
l&ojSitts 1fat$ettir£$f
unb
ber Streit über bas Der^alims um Hcdjt unb ßirdje
Don
D. ffot* Wföfe
^rofeffor ber SfjeofoQie an ber Uuiöerfität ©iefjeti.
Riegen
% Sticfer'fdje 95udjf)ant>lun,9
1895.
ftjcriag kr X Ifcufrer'fdjfli ßtt#anMttng m ((Miefen.
Baur, G. A. L., Grandzüge der Erziehungslehre. 4. Aufl. 8°.
(XIX u. 417 S.) 1887. broch. M. 6.—
geb. i. Calico M. 7.20
— Geschichte der alttestamentlichen Weissagung, I. Theil.
Die Vorgeschichte der alttestamentlichen Weissagung,
(X u. 420 S.) 80. 1861. M. 7.—
— Sechs Tabellen über die Geschichte des israelit. Volkes,
von. den ältesten Zeiten bis auf die Erbauung der Aelia
Capitolina. Fol. 1848. M. 1.50
Budde. K., Die biblische Urgeschichte (Gen. 1—12,5) unter-
sucht. Anhang: die älteste Gestalt der biblischen Ur-
geschichte, versuchsweise wiederhergestellt, hebräischer
Text u. Uebersetzung. (IX u. 589 S.) 8°. 1888. M. 14.—
— Die Bücher Richter und Samuel, ihre Quellen und ihr
Aufbau. (Vn u. 276 S.) 8°. 1890, M. 7.50
9ie9f, 3*., (gffi&ntng öott ^folrn 47. föne BibHfd)-t$eologif$e
Unterfttd>nng. gt. 8°. (48 @.) 1894. SR. 1.—
$ttfer, £., %tx tltint $tatt$Ümu* £utl)er$ mit beigefügten §ef»
fifdjen gragefrücfen, nebft einem ©prndjbnd) nnb eintm &brif$
ber ßirdjengefd)id>te. [161—165 £auf«nb.] 8°. (88 @.)
1895. geb. 2R. —.50
— öffnbbud) $um flehten £ated)i$mu3 Sutljer* für Setter in
@$ule nnb JHrdje. dritte gän$lidj umgearbeitete Auflage.
8«. (Vni n. 338 @.) 1888. brod>. ER. 4.—
geb. 3». 4.60
$*#(<$!*&> ?., $ie ©lattben$ein$ett ber (EöangeKfd&en gegenüber
SRom. Referat bei ber grof$. ljeff. SanbeSfcetfammlung be3
©battgclif t&en önnbeg in gfrantfurt a. 9R. am 15. SRot>. 1887.
(25 8.) 8 Ö . 1888. 3». —.40
— Sutljer als Äated&et. SBottrag, gehalten in ber oberljeffifdjen
«Paftoralfonferenj am 14. «uguft 1883. (42 6.) 8°. 1883.
SR. —.60
<Äa6idji, &., MlfSbudj $um 8erffönbm§ ber »ibel. (VEI
u. 136 6.) 8°. 1878. SR. 1.80
Haraack, A,, Martin Luther in seiner Bedeutung für die
Geschichte der Wissenschaft und der Bildung. Festrede
(30 S.) 8°. 1883. M. —.60
— Das Mönchthum, seine Ideale und seine Geschichte.
Eine kirchenhistorische Vorlesung. 4. verb. Auflage.
(62 S.) 8*. 1895. M. 1.40
— Augustin's Confessionen. 2. Aufl. (32 S.) 8°. 1895. M. —.60
gehalten am 18. 3«ni 1895
(VUL^olge).
nnb
tor .Streit filier ks DcrlpUtms tum Äed|t nnb Äirdje
ttott
$wfeffot bct Ideologie an fSStntoerflt&t tieften.
Riegen
3. Ricfer'fdje »udjljanblung
1895.
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7^
OTe föedjtc borbc^alten
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^orßeroer&uug.
®en nad()ftetjenben SSortrag tjabe idfj für ben ®rucf
in manchen 3t6fd(jnitten erweitert unb mit einer Sfteitje
bon Stnmerfungen berfetjett ©8 lag mir bie grage nalje,
ob idfj nicljt baS Referat über ©oljm'S ©ebanfengang,
baS idfj gemaft bem mir geworbenen Stuftrag tjatte auf*
nehmen muffen, im 2)rucf toegtaffen foHe. 3d(j tja6e e3
bodj beibehalten. Sefern, bie ba$ 33ud(j ©oljm'3 nid(jt
f ernten, ift ber StuSjug jum SSerftänbnte ber folgenben
2tu8einanberfefcungen nötig unb iljnen mflcljte er Suft
jum Sefen Don ©oljm'3 SBerf machen. Sefern, bie biefeS
ftubiert Ijaben, mag er ben (Smbrucf bon bem reiben
Su^alt unb bramatifdfjen Stufbau beS Sud^eS neu beleben.
l*
«vJn bem SluSbrucf „JKrdfjenredfjt" ift ein Sunb ber
beiben Segriffe Äedfjt unb Äirdfje ausgebrochen. 3ft biefer
83unb nid^t längft böHig legitimiert? (Sine 8ted&tSorbnung
ber ßird&e ift als Zl^atfadje ber ®efd|jid(jte gegeben; eine
befonbere ttrijfenfd)aftlidf)e 3)iSctylin befdjäftigt fiel) mit iljr:
Ideologen unb Triften arbeiten an ber Sörberung ber
SBiffenfd&aft beS JKrc^enredfjtS. SBä^renb biefe Arbeit ben
lebhafteren äfaffdfjtoung nimmt, ergebt ein juriftifd^cr Sirdfjen*
redfjtSleljrer feinen Sßroteft gegen bie atedfjtmä&igfeit jener
JBerbinbung bon 8ted&t unb Sirdfje. ätts öearbetter beS
SKrd)enredj)tS in einem größeren ©arnmetoerf, in bem
„@ljftematifd(jen ^anbbud^ ber beutfdjen 9ted(jtSnriffenfcljaft"
(IjerauSgegeben bon fi. Sinbing), Ijat 8tub. @ol)m bie Stljefe
burdfjjufüljren unternommen: „$)aS $irdjenred!)t fteljt mit
bem SBefen ber Äirdfje im SBiberf^ru^. ,<
SKdfjt in fojlematifdjer ©ntnridfelung ber Segriffe 8tedf>t
unb Ätrdfje §at er ben Semeid für biefe 2$efe ausgeführt,
fonbem ber bis jefct erfdfjienene erfte öanb, ber „bie ge*
fdfjidfjtlid&en ©runblagen" beS föirdfjenredfjtS bejubelt (er*
fdjjienen Seip^ig 1892) geigt in lebensvoller gefd&idfjtlidjer
$)arfteHung, ttie baS SBiberfinnige äBirflid&Ieit geworben ift,
tute baS Jftrdfjenredfjt öejtfc Von ber Äirdfje genommen l)at.
(Sin inniges SerftänbniS beS religiöfen SebenS, eine plaftifcij
geftaltenbe 5ß^antafie, bie SegriffSfdfjärfe beS Suriften im
Ilaren ©rfaffen unb Untertreiben beS ©njelnen, baS geniale
gefd(jic§tSpljilofopI)ifdfje Stauen ber großen 3ufammenf)änge,
eine meijierljafte ©pradfje, eine ftaunenStoerte Seljerrfd&ung
— 6 —
bcr fljeotogifdfjen uttb iuriftifdfjen Sittctatur — all ba8
madf)t ©oI)m ju einem mächtig feffetnben Sirdfjenred&tS*
I)ifiori!er. 816er feine @^dji$t3forfd£)ung *l)ängt an ber
©egemoart" (©.VII); ©o§m [treibt mit gßi^eubem ^erjen
audj bon ber Vergangenheit ber Sirdje, tteil il)m bie Siebe
jur eüangetifdjen Äirdfje ber ©egentoart, bie Sorge um
tljre 3uftmft, ber ffiifer, iljr bie SebenSlrftfte ber $er*
gangenljeit jujufüljren, ba3 #erj entjünbet. ©eine ©d&rift
ift gettrifc ein SBerf ber @efc§ic|t3ttriffenfdf)aft; aber fie ift
äugleidfj Senbenjfdfjrift: fie toiß ba3 fir^lid^e ©ctuiffcn jum
SBenmfttfein beS inneren SßiberforucIjS ertoecfen, ben bie
heutige 8ted)t8orbnung ber Äirdfje in ftd) birgt
9htr eine burdfj Iritifd&e Reflexionen mögfidjjjl menig
unterbrochene SBiebergabe bon ©oljmS ^iftorifdjer ®efamt*
anfdfjauung !ann einen ©inbrucf feiner Slrbeit geben. 2)ie
SRenge bon ©inj elf orf jungen, bie befonberS in ben An*
m erhingen mit tyren radfßc&en DuettenauSjügen ftedft, mufj
Ijier Beifeite bleiben.*) greie ÄuStna^I au3 ber güKe be$
©toffS ift geboten; audfj in ber gorm ber SBiebergabe
mufj freie SReprobuftion unb treue Sbtfüljrung ber oft
anwerft glüdKicJjen, ja gl&njenben Formulierungen ©o§m3
abtoe^fete.
„S)a3 ttrdfjriftentum, ber ®atljoliäiSmu8, bie
Deformation," fo lauten bie Überfdjriften ber bxtiftatipU
fapitel be3 SSudfjeS. %tnt beiben erften Slbfdijnitte jufammen
unb anbererfeitS ber britte fteHen bem #iftorifer eine pa*
raQete Aufgabe: „3)a3 grofse Stätfel in ber ®efd)id(jte beä
UrdjriftentumS ift bie (Sntfte^ung be§ monardfjifdjen ffipi*
ffopatö unb mit tym be3 SatljolijiSmuS, ba$ grofje Stötfel
in ber ©efdfjid&te ber Deformation ift bie ©ntfteljung be$
*) Qftutn me^r auf ba$ ©inline efogeijenben Serid&t gibt
ßarl Seil in ber Seitjd&rtft für £$eologte unb äird&e IV (1894),
©. 847 ff.: 3?orfd)itngen ber ®egentoart über ©egrtff unb ®xit*
ftefjung ber Äird&e.
— 7 —
fattbe&ljerrfidjen Äirdfjenregimenta, aus toeld&er bie Bertoelt*
fid&ung ber ftird&e l)erborgutg ,, (®. 700).
3n baS tounberbare Seben be8 UrdftiftenttttttS ber«
fettft ftdlj @ol)m mit befonberer Siebe, (fö finb jum Seil
überrafdjjenbe Sbtfd&auungeu, bie er ju Sage bringt. Sßenn
toir ben Begriff ber ixxlriala im bleuen fceftament fefc
ftetten, fo heftet ftdf> unfer 931id getoö$nli(l) auf bie ©injel*
gemeinben, toeld^e bie Slpoftel Ijin unb tjer im römifdjen
Weidf) gegrttnbet, für bie fie gelebt unb gearbeitet, an bie
fie iljre Briefe gerietet $aben. Sie fteljeu un8 bo als
bie urforünglidfjen focialen Serbänbe, in benen ftdfj baS
Seben ber erften (ßjriftenljeit betoegt; erft au$ iljnen fefct
fid) uad(j unferer Borftettung bie gefamte btxlrjala jufammen,
als bie Summe aller biefer Heuteren Bereinigungen. —
Soljm ftnbet in biefer Stuffaffung eine Berfdfjiebung be3
toasten @ad&t>erljalt$. 3)a3 Srfte unb #errfd)enbe in ber
©ebanfentoelt beS UrdjjrifientumS finb nidjt bie exxlrjolai,
fonbern ed tffc bie eine exxlrjoUt, ba£ eine ©otteStool!,
ber ßeib ®&rifti. geber ©laubige ttrirb aufgenommen in
bie große eine S^riften^cit. Sietfeid&t §ötte ®ol)m biefen
®ebanlen nod^ fd^&rfer beleuchten fönnen, toenn er aud^
in biefem gufammenljang bie eSd&atologifdfje Stimmung be$
Urd(jriftentum3 ftärfer betont Ijätte: afie bie xlrjTol dyiot
futb jefct fd&on ber argen SBelt entnommen; fte bilben fdfjon
jefct bie ©dfjar ber ÄuSertoäljltett, bie um GP&riftum bei
feiner Sßarufie fid(j bereinigen toirb. — ©oljm leugnet
natürlich nid^t r bafi ber Begriff ber ixxkrjola im bleuen £efta*
ment aud) auf einjetne (B&rifteubereinigungen angetoenbet
ttrirb. Aber er gilt ebenfo für bie Kljriftentoerfammlung
in einem $aud tote in einer Stabt. SRan fie^t barauä,
bafj ber Sterne ber Ixxkrjola nid)t einen irgeubnrie organi-
fterten ober lofal begrenzten Berbanb bejeidfjnet; fonbern
er foricljt ein „bogmatifdjeS SBerturteil" au3; er befagt,
baß, too auclj nur jtoei ober brei Triften im tarnen
(grifft berfammelt fbtb, ®otte$t>ol! ftdj bereinigt unb in
feiner SRitte (SljriftuS felbft unb bie ganje $immlifdf>e
— 8 —
©emeinbe bereinigt ift. ©oljmS ©ebanfe toürbe bieffeidfjt
noclj fieffer afö burdfj ba8 bon iljm beigejogene Eitat qu§
DrigeneS (6. 20) burdf) bie ©teile £ebr. 12, 22 ff. be*
teudfjtet: „%fyx feib Ijerjugefornmen ju bem Serge gion unb
ber ©tabt be3 tebenbigen ®otte$, bem l)immlifdf)en 3*tu*
falem, unb SJtyriaben toon ©ngeln, einer geftoerfammtwtg
unb ©emeinbe Don ©rftgebomen (rcavi\yvqu aal exxi.rjal(f
7tQ(DTOT6K(ov), bie im #immel eingetrieben finb, unb
©ott, bem SKdfjter aller, unb ben ©eiftem ber boHenbeten
©eredfjten unb bem SKittler be§ neuen SSunbeS Sc[u . . ."
®a§ ift bie große ©inljeit, in bie jebe SJjriftenberfammlung
pdf) Ijineingeftettt toeiß, bie eine «xxtajcr/a, beren „Srfdfjeis
nungäformen" alle einselnen ©§riftenberfammlungen finb.
Sei biefem Segriff ber hxkrjoia ift bie grage ab*
gefdfjnitten: tote nrirb fie fidf) rcd^tlid^ organifieren? nrirb
fie naclj bem 3ftufter ^eibnifd^cr ®uttu§bereine, ober nadj
bem äfhifter ber jübifdfjen Synagoge iljre Serfaffung ge*
ftalten? ©onbern nur bie grage bleibt übrig: toie regiert
EljrtftuS, ba3 £aupt, biefe feine ©fciftenljeit? toie ift fte
in i^rer ©inljeit mit iljm „jufammengegttebert", um ljeran*
juttHidfjfen „ ju einem ^eiligen Semmel be8 $erm" (bergt,
©ptj. 2, 21. 4, 16)? — Unb bie Slntoort lautet: Seben-
faHS gefdfjieljt baä nidfjt in ber gorot einer 8tedjt$orbnung,
einer ftatutarifdfjen SJerfaffung; fonbem Eljriftu3 gflebert
unb regiert bie ©Ijriftenljeit „burdfj iegtidfjeS SBanb ber
Darreichung gemäß ber einem jeben ©lieb jugemeffenen
SBirffamfeit" (©Jrfj. 4t, 16), ober baburdlj, baß er feine
©IjariSmata in iljr aufteilt jum gemeinen SSeften, jur ®r*
bauung ber ©IHefia. SBer ein (£ljari$ma Ijat, ift ja
einem SiebeSbienft für bie ©emeinbe befähigt unb ber*
pflichtet, unb bie ©emeinbe erfennt biefeS <&|ari$ma an;
in Siebe orbnet fie fitf> ben bamit äfoSgerüfteten unter.
SBefonberS bon ©inem (£l)ari§ma gilt e$, baß baburd^
©fjriftuä in ber ©emeinbe maltet, bon ber Se^rgabe.
Stpoftel, Sßropljeten, ßeljrer fmb mit biefer ©abe auSgerüftet.
8ie finb nidjjt bie Sn^aber bon redjjtlidj georbneten Ämtern
— @ol)m fönnte fagen: fie finb e3 fo toenig, lote ber
Stragenrebner — , fonbern fic jteb au3gejeid(juet burdlj eine
perfönlidfje 33egnabung (bie Sfyoftel baburdf), baß fte bett
Sfoferftonbenen gefeiten ^abeu) unb burdfj eine perfönlidfje
SJegabung: fte bfirfen in ©otteS 3tat unb Sßitten flauen
unb il)n toerfiinbigen. «Dtefe Seljrbegabten finb e3, weldje
bie ©ijriftenljeit regieren, ober burd) toeldfje ®f)riftu3 fie
regiert; aber btcS ift lein redfjttidfj geartete* ^Regiment,
deiner biefer Seljrbegabten fann fagen: afö orbentfidj be*
fteQter 5ßropl)et ober Se&rer gebe idj eudfj bie$ ©efefc;
fonbern nur: in Äraft beS ©eifteS S^rifti berfünbtge id(j
bieS atö ©otteS SBort. Unb bie ©jriftenljeit, ju ber er
rebet, prüft, ob er ttnrflidj ein ©eifteSträger ift unb ob
audfj in biefem bestimmten ffiort ©otteS ©etft lebt. SBenn
fte ba$ erlennt, orbnet fte ftdfj bem unter, toa§ er fagt,
aber nid&t feiner amtlichen Autorität, fonbern bem ©otteS*
tooxt, ba$ fie in feiner Sftebe anerlennen muß.
®a3 ift bie urfprüngtidfje , eigentliche ©eftalt ber
ffiljriftenljeit; too ift ba ehoaS öon 9tedf)t$orbnung? —
greilidj, fdfjon in ber apoftolifdfjen Qtxt finben toir balb
aud(j SSorftufen einer folgen; meljr noclj nidfjt! S)ie geier
ber ©udfjariftie toar e3 nadf) ©oljm, burd) toeldje bie @mk
ttricfelung einer firdfjlidfjett SJerfaffung — ebenfo toie bie
ber ßiturgie unb ber firdf)fidj)en Saufunft — beftimmt
»urbe. gene Scier tooHte man toomögfidj in großer SSer*
fanunfung galten; alle ©Triften am Ort fottten fid) Ijieju
bereinigen, Ijier iljr ©abenopfer barbringen. @o ttmrbe
biefe eüd&ariftifdfje SJerfammlung mistiger als bie anberen
SJerfammlungen. Slud^ in i§r, audj bei ber Seier ber
ffiudjjariftie, fofften nad^ ©oljm eigentlich bie ©eifteSjeugen,
bie SCpoftel unb $ropl)eten, bie geiftige Seitung Ijaben.
Aber toenn nun leine ©eifteSjeugen ba ttmren? 3lun, bann
mußten anbere, ber dfjariSmatifcljen Setjrgabe entbeljrenbe
SDfftnner für fie eintreten. S)ann mußten — nur afö ein
ÜRotbeljeff erfdjeint bie* bei @oI)m — anbete ©Ijariä*
mata jur Seitung ber SJerfammlung berechtigen, nämlid)
— 10-
bie bet praftifdfjen 83etoäl)rung be$ ©IjriflentumS.
„®ie 2Hten, b. f). bic SßreSbljter, ftnb e3, fcetdfje ben ®eift
be$ toasten £l)riftentum3 burdfj ein langet Beben t$at?
fäd^ltd^ ertmefen Ijaben" (®. 109). 3fn jeber ©emeinbe,
bie längere Seit befielt, finben fidfj fotdje. SBenn alfo ber
leljrbegabte ©eifteSträger feljlt, fo tritt bei ber SSertoaltung
ber ©ud&ariftie uttb ber beigebrachten Dpfergaben ein
SßreSfojter an bie ©teile. @r toattet bann als €7tlono7cog 9
b. $. ate gürforger unb #irte ber (Semetnbe; aber bodfj
gehört bon Anfang an and) bie SBortoertoaltung toefentHdjj
ju feiner gunftion: toenn er audj ber (SeifteSrebe triebt
mächtig ift, fo fatin er bod) in Serma^nung nnb Unter*
toeifung bie dljriftlidje Se^re toeiter überliefern; »erat er
aud) nid&t „im ®eifte w ju beten bermag, fo !ann er bodfj
bei ber ©udfjarifKe überlieferte ©ebetSformulare fpredfjen. —
Sieben ber leitenben Xljätigfeit t>on €7tl<jxo7toi, Verlangte
bie ©udjariftie nodfj ben I)elfenben 3)ienft Don didxovoi.
SBeber Sötefte, nodlj ©ptftopen, nod) ©iafonen Ijaben
ein »mt mit redfjtlidfjer SefugniS nnb ÜBerpflidfjtung. 2>ie
ättteften finb bie Senioren, bie bewerten Äutorit&tSper*
fönen; au3 iljrer Sttitte funltioniert jefct biefer, bann jener
att ertloxortog. 2)ie3 Sßort bejeid&net, ttrie ba3 SBort
diaaovot, „ein 2^ätigtoerben, lein beftimmteS Stett" (120).
Sarum ift auclj eine äReljrljeit t)on ItcLg%otcoi borljanben:
lein einzelner bon iljnen Ijat ein fixiertes Stedjjt unb aud&
alle jufammen finb nodj) lein Kollegium mit feftfteljenben
Siedeten. — greifte!), ein Seim ber SBeiterbilbung ift
f)ier gegeben: bie SßreSbtjter tjeben fiel) balb burclj einen
©ljrenfifc bon ben übrigen ®emeinbegliebem ab, fie ber*
treten bie ®emeinbe 3. ÜB. in fragen ber 3udj)tübung; unb
aus ben SßreSbtjtem ljeben jtdj toieber bie ©Jriflopen Ijer*
bor, eben burdj iljre S^ätigleit atö „befteHte SOtefte"
(102/103). Sebodj, ba§ alles ift nur eine bon ber ®e*
meinbe frei anerlannte äfotorit&t „SBie aber, trenn bie
SJerfammlung ben SBeifungen ber Älteften ben ®el)orfam
bertoeigert? — S)iefer Stugenbtidt ttrirb fommen, unb in
— 11 —
bemfelben ÄugenMidt ttritb bie ©tnfuljrung rechtlicher
Drbnung al$ gefdfjid)tlidf>e Sfcotttenbigleit ftdfj ertoeifen. S)aS
fttrd&enredfjt ttrirb fommen unb burdj baS Ätrd(jenredf)t ttrirb
baS ttrdjriftentum in !atl)ofifdfjeS (Sfjriftentum ficlj bertimn*
belu" (@. 156).
2)er $atl)0tf$t§mtt§, bcm fid& ©ol)m bamit jutoenbet,
fiinbtgt ftdfj im (BfanenSbrief an. 3n Sortntlj Ijaben bie
3ungen gegen bie ätlten fidfj erhoben. 2)a ttrirb bon 9tom
in ienem ©rief bie ßofung ausgegeben: 3)aS ift gegen
göttfidjjeS Stecht! Seim ©rlöfdfjen beS alten (Seifted, beim
Sfoffommen beS 2Rif$trauenS unb SttriefpaltS „forbert ber
ftleinglaube ©tfifcen, Hilfsmittel, Srücfen"; er berlangt
„formale ©dfjranfen, (Sarantien für bie 3fafred(jterl)altung
ber e^riftcn^ctt" (®. 162), für} eine fircpdfje SRed&tS*
orbnung. Aber fo mädjtig ift nodfj ber alte ®eban!e bon
ber kxxkrjola als bem Seib (Hjrifti auf ffirben, bon beut
SBalten unb Regieren (S&rifti in iljr, bafi fi<J) biefe SRedfjtS*
orbnung nottoenbig als eine göttliche SRed&tSorbnung, als
(SMaubenSgegenftanb barftetten mufj.
2)aS Verlangen göttlicher SRedf)tSorbnung ift eS, toeld&eS
ben mottardfjifdfjen ©piffopat Ijerborbringt unb jtoar,
ttrie ©oljm meint ertoeifen 51t lönnen, juerji in SRom. 2Bie
eS im ringelnen jugegangen, bafc bon ber 3Reljrl)eit fun*
gierenber ©piflopen fdfjliepdj nur einer übrig ift, bleibt
freiließ gegenüber ben ©oft, bafc ber entfdfjeibenbe SBetoeg*
grunb baS Serlangen nad) 8tec|tSorbnung tt>ar, audj bei
@ol)in iizmliü) im S)unfeln. Sebodf) baS (Ergebnis ber @nt*
ttricflung toeifc er fd&arf ju beleud&ten. grüner galt S^rtfti
Sßort, baft, too jmei ober brei in feinem SRamen berfammelt
finb, er felbft mitten unter i^nen unb barum auclj ©Ijrifien*
Ijeit ba ift 3fefct gilt ber Orunbfafc: nur too Triften
unter bem redjtmäfeigen Sifdfjof fielen, finb jte ©fflefia,
Iatl)oKfdf)e Kljriftenljeit; nur too ber öifdjof in einer
(B^riftenberfammlung ift, lann unb foff bie (SSudfjariftie ge*
galten »erben. SSermöge feiner legitimen ©ucceffton Ijat
er allein bie t)ierurgifd)e unb fjierardfjifdfje 2^ätig!ett in
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ber ©jrifienberfammlung. ©r allein fawt — biefe An*
fdfjauung bittet fidfj meljr unb mel)r IjerauS — ba3 Opfer
be$ SeibeS nnb SBtuteS (£l)rtfti barbringen. ©r Ijat ba$
Charisma veritatis, unb jttmr amtshalber; atfo „ein ftltibeS
©IjariSma" (@. 216). ©r Ijat SRegierungä*, befonberS 3tb*
fotuttonSgetoatt in ber ©emeinbe. — Sfadj bie 5ßre3bt)ter
rüden in eine beränberte (Stellung ein: fie gelten jtoar
einerseits noclj afö bie Stimme ber ©emeinbe, aber fie finb
jugteiclj Beamte be£ SifdjofS. ©benfo rüden bie ®iaf onen
„in bie Steige ber bifc^öftidjen bei ber ©udjariftte bienenben
»eamtenfcHr, in ben „SteruS" ein (©. 239).
®ie ©injetgemeinbe ift bamit organijtert, aber un*
aufljattfanu fdjreitet bie ©ntttridlung fort; fie brängt nun
audfj auf eine 9tedjt8orbnung ber ©efamtfirdfje tjin. Stuf
jtoei Sahnen muß fie biefem Siel juftreben. — 39i3 jefct
fielen nodfj biete ©emeinbeberfammtungen nebenein*
anber; jebe ergebt ben Slnfprudj, in ©otteS Slamen eine
auä) für bie ©efamtlircfye bebeutfame ©ntfdfjeibung treffen
ju fönnen. SluS ben ©emeinbeberfammtungen entttrideln
fidj nun burd) ©injutritt bon Sifdjöfen anberer ©emeinben
bie ©tjnoben — eine ganj neue £l)eorie bon ber ©nt*
fteljung ber ©tjuobe! ®amit toar eine 3nftanj über ber
einfachen ©emeinbeberfammtung ba. 8lbec ba urfprüngtid)
jebe ©tjnobe ©otteS ©timme ju fein beanfprudfjte, ergab
fidfj ba3 33ebürfni3 einer regetnben Drbnung. 3*** botten
SBefriebigung fommt e§ im Slbenblanb erft bamit, baf$ bie
©ntfdfjeibung über göttliche ®inge, über ©taubenSfäfee unb
über 9?edf)t§fä{je göttlicher Sfrt nur nodj bem einen öfu*
menifdfjen Sonjit ber gefamten römifdjen Sirene berbteibt;
MefeS bleibt atö bie einjige infpirierte ©tjnobe, burdf)
bie ®ott rebet, übrig.
®ie anbere parallele ©nttoidtungSreilje füljrt bon
ben bieten Sifdfjöfen, bie alle als Siacljfotger ber Stpoftet,
inäbefonbere aud) be3 SßetruS, unb at3 öfumenifdf)e Sifdjöfe,
b. fj. at§ Stfdjöfc ber ©Ijriftenljeit gelten, ju bem einen
Raupte ber abenblänbifdjen ©Ijriftenljeit. 3)er römifdje
— 13 —
83ifdjof toar, ttrie h>ir gärten, nad^ ©oljm ber erfte Xräger
be3 (Sinjelepiffop at§; tum SRorn au8 brang bicfc Drb*
nung in anbete ®emeinben IjinauS. ®er rötnifc^c Sifcljof
$at, feit ber aKitte be£ britten 3fal)rljunbert3, bie Stellung
eines Dberbifcljofa über bie itafienifdfjen SBifdfjöfe unb
©emeinben gewonnen; afö eine „Sftacljbitbung ber römifdfjen
Dberbifd&ofSgetoatt" (©. 410) ift um bie SBenbe be*. britten
unb inerten ga^r^unbert^ bie recfjtßdje Qbttoalt ber SBifd^öfc
Don SHeganbrien, Stntiodfjien, ®pl)efug erjeugt. ffier römifdje
SBifd&of ftrebt feit ber jtoeiten $älfte beS vierten galjrs
ljunbertS nadfj einem mit &ec§t8gettwttau3gerüjteten$ßrimat'
ber S^riften^eit Slber toieber Ijat ber ©rfotg 8tom§ fein
©piegetbüb erjengt, baS ©treben be8 83ifdjof§ tum $on*
ftanttnopet, bon 9ieu4ftom, nad^ ber SßrtmatSftellung. ®iefe§
©egenbilb Ijat ber römifdjen Sftadjtentfattung eine unfiber*
fteigfidfje ©djranfe gefefct. — Silber ber auf ba3 SlbenManb
befdjrftnfte Primat 3tom3 ift jn feiner fonfequenten
2tu8bUbung gelangt. SBiö in unfer ftaljrfjwtbert herein
tpor ber Sßapft in feinen Seljrentfdjeibungen nodf) an ba$
allgemeine Sonjit gebunben; btefed reprftfentierte nodj bie
guftimmung ber SKrdje, toenn audf) nur eine redjttid) for*
malifierte SttfKmmung. (Srft burdj ba3 SJatifanum mürbe
baS Sonjit feiner legten Siedete entfefct. Sie offijielle Seljr*
entfdjeibung be8 in richtigen gönnen gemähten SßapfteS
beanjprudjt Iraft formalen SledjteS ®otte$ SBort ju fein.
Sttod) lebt ber urdjrijtticfje ®laube, baß ©IjriftuS felbft
feine (Efjrijlenljeit regiert. Slber er regiert fie nid)t meljr
burdj fein freiet ©eifteSloatten in ben (SWfteSträgern, er
regiert fte burdfj ein redjtlidfj georbneteS Organ, burdj ba3
Äirdjjenrecljt. „S)a3 Steicij be3 SBorteS toarb ju einem Steidfj
be$ Stentes; bie <H)riften$eit ift !atI)o(iftert" (©. 456).
Die« bie Cntarfcfelung öom ttrd&riflentum jutn ßatljoti*
jiSmuS; unb nun eine analoge ©ntomfelung auf bem Soben
ber Deformation! Cutter §at bie ©rfenntnis toieber*
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gebraut, tt>a$ bie ftird&e (B&riftt ift: Sie ift ba* »teidfj
©otteS unb ©fjrifti in bcn $erjen, naclj bicfcr Seite Ijin
unftd^tbar. Slber biefeS Regiment über bie #erjen tirirb
geübt burdj) baS ©ort be£ (Evangeliums (mit (Einfd(jfaf$ bet
©alramente). 9tad& biefer Seite l>in totrb e$ fidjtbar in
jeber SJerfammlung bet ©laubigen um SBort unb @a!ra*
ment, toenn aud& nur jtvei ficlj baju vereinigen. — Se*
beutet nun aber biefeS ©idfjtbartoerben ber ftird&e (EIjrifK
audj fd^on ü)r Eintreten in eine redjttidje Orbnung? S)urdj*
au3 nid()t! v £enn tote roirb bie G$riftenljeit, bie fidfj umS
SBort verfammett, regiert? 9hm eben burcljs SBort be$
(Evangeliums. 3)iefe3 aber toenbet ftd() an bie $erjen unb
©ettnffen, (ES Ijat leine SRedjtSgetoaft unb n>iH leine Ijaben;
e$ nritt nur ben ^eiligen ©eift, ber in bem (Evangelium
lebt, auf bie #erjen tvirfen taffen.
Slber @o$m fexmt ben (Etntoanb, ben er ermatten
muß: ®ie ^Reformatoren Ijaben bo<§ eine georbnete 8$er*
toaltung beS SSortS burdf) ein Seljramt, burdfj orbenttidfj
berufene ®iener geforbert. gfl baS nidjt bodj eine redfjt*
lid^e Drbnung ber fttrd&e? — Unb im 3Hfammenl)ang mit
bem *Bmt ftefjt bo<§ nodj ein weiter auSgebilbete* firdf>Ud(je3
{Regiment, nftmliclj „ein SJerfaffungS* unb SJertoattungS*
redfjt, eine ©efefcgebung unb äbminiftratton, meldte bie
SJefteßung unb Dotierung be$ 9lmt$ unb anbere äußere
SBerfjättniffe ber Sirene beforgt." Sreitidj audf) biejenigen
för4enred)t*le!jrer, toeldfje auf biefe 9tedjt8orbnung Ijüi?
toeifen, betonen, bafc fie nid&t fraft göttlichen 8ted(jt3, fon*
bem nur fraft tnenfcpdjet (Einricljtwig befiele; fte ver*
fiesem jumeift aud}, bafc btefed redfjtficlje Sird&enregiment
bo<$ lein blofieS ^errfd^en fein fotte, baS bfinben ©eljorfam
verlangt, fonbern ein ®tenen. — ©oljrn finbet, bafc ftdjj
gerabe in biefer julefct angeführten SBenbung bie ganje
ttnltarljeit jener (Eintoänbe von feiten ber Ijerrfd&enben
Seljre verrate. (Ein rechtliches Regiment unb bodjj lein
f>errfdfjen! eine redjtlid&e Orbnung, bie bodj üjrer 8lrt nadj
bem geiftli^en SBefen ber Sirdjje fidfj anbequemen fott! S)a8
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ift ber „böHige ©elbftariberfprucl)", bic fQftcmattficrtc ttn*
flarljeit. Älarljeit ift nur ju gewinnen burclj bie ein*
fadfje Söfung: eine BtecljtSorbnung l>at überhaupt nichts
in ber Sirene ju tljun; nidj)t nur eine göttliche, fonbero
audj) eine menj^Itc^e WecljtSorbnung ift bem SBefen ber
Sirene jutoiber.
3)a3 ift, toie ©oljm ju eroetfen fudjjt, audfj bie edjt
reformatorifdje Sfafcljauung, befonberS bie Änfdjauung
SutljerS fettft SBoljt fott bie öffentliche Sertoaltung
be$ ©öangeltumS einem berufenen Wiener be3 SBortS über«
tragen »erben, aber biefe Übertragung gefdjieljt nur
burdj SJerttrittigen ber anbem. @3 ift nid&t 9tec$t$?
p flicht für bie Triften, bafc fie fidj tmlffürltc^er (Ein.
griffe in baS Slmt be$ öffentlichen SJerfihtbigerS enthalten,
fonbern e$ ift SiebeSpfltdjt. Unb ber SfaitSträger feiner*
fei« $at lein »ecljt, „fein SBort ber ©emeinbe (Ojrifti als
©otte* SBort aufjubrängen' 1 (@. 474). @r l)at überhaupt
geiftlidfj öor ben ©emeinbegliebern nickte borauS; tljm
fteljt leine anberSgeartete ©ntfdfjetbung aber ©otte« SBort
ju als aßen ©laubigen, ©eine ©djtüffelgeioalt ift ber
}ebe$ gläubigen Triften gleichartig. Sem ©tauben unb
nur bem ©tauben ift ba$ Stecht gegeben, in ©otteS tarnen
autoritatives ©otteStoort ben äRitcljriften $u berfihtbigen.
Äudfj ber Sßrebiger lann, menn er ettoaS als ©otteS SBort
öerlttnbtgt, bic§ nur au$ bem ©tauben unb in ©otteS
Sttamen, als „ein ©otfdfjafter an (Hjrifti ©tatt" (2. Äor. 5, 20)
tljun. ßr fann pdf) bei bem Änforuclj: „3)a3 ift ©otteS
SBort" nidjt mit einem rechtlichen Auftrag ber ©emeinbe
ober ber iljn beftettenben SJeljörbe beefen. — 3Ba$ er borauS
Ijat, ift nur, ba§ iljm bie anbem tt>egen feiner Se^rgabe
au« freier Siebe juerfemten, in ber öffentlichen ©emeinbe*
berfammlung allein mit feiner SJerfitobigung be$ ©otteS*
»ort« Ijerborjutreten. ffir übt bamit ein „ftirdfjenregt*
inent"; aber ba8 bebeutet feinem QW&alt **$ wc^tS toeiter,
afö ba§ er bie ©emeinbe burdl) ©otteS SBort toeibet. ©8
ift alfo irrig, baß ba$ georbnete $rebigtamt felbft
— 16 —
fd&on 9tedfjt8orbnung fei. — Unb ebenfo irrig ifi, bajj
e8 für bie ^Reformatoren neben bem geiftlidjen ^Regieren
be$ Sßfarramtö nodfj ein anbereS äufiereS rechtliches
Sircljenregiment gebe. 3fo ber feelforgerlid&en Sertoal*
tnng be$ SSorteS ift aDe$ normale Sirdfjenregiment be*
fdfjloffen. Unter jenen Segriff fällt ntd&t nur bie Sßrebigt,
bte Siturgie, ber igugenbunterridijt, bie SKnjelfeelforge, fon*
bem ebenfo ba§ Urteilen über bie Seljre: 3ebem
Triften fteljt bieS ju; ein öffentliches Urteil ift nur burclj
SernriOigen ber anbem ben SJerfiinbigera be$ SBorteS über*
laffen. Slber e§ ifi lein SRed&töurteil, fonbern ®eifte3urteil
au3 ®otte§ SBort. @benfo hrirb bie öffentliche Qnä)U
Übung, bie bon ber ©emeinbe bem Pfarramt überlaffen
ift, nadj reformatorifeljer Stnfdfjauung nid&t burdfj red^tlic^e
®etoalt öottjogen, fonbern burdf)3 SBort; fie ift il)rer eöan*
gelifdfjen Slrt nadj ©eelforge, fittlidfje @rjiel)ung. SludS) bie
löeftellung jum geiftlidjen Stmt ift nidfjt ein 8ted()t§aft,
fonbern ba§ 8eugni3 bon öffentlichen SSertoaltem be§
SBortö, ba% ber Drbinanb öon ®ott bie Begabung jum
Seljrberuf empfangen l)at unb bafi bie ©emeinbe um ber
Siebe ttriHen iljn barin anerfennen foH. (Snblicf) ift auclj
bie ffiinfüljrung toon formen unb Orbnungen be£
®otte3bienfte$ nadfj reformatorifeljer Sluffaffung nidfjt ein
redfjtlicijeS (Sebieten, fonbern ein darbieten, eine geiftlidfje
£anblung im ®ienft be$ göttlichen SBorte, ein Stypell an
bte freie Siebe, bie ttimft, „toaS jum ^rieben unb jur
gegenfeittgen ©rbauung bient" (8töm. 14, 19). — greilidf),
bie julefct angeführten formen ber $anbljabung be3 2Bort§
finb umfaffenber als bie einfache SSertoaltung be$ ©Dan*
geliumS in ber ©utäelgemeinbe; barum ift e£ normal, toenn
jene Slufgabe nidfjt allen, fonbern nur einjelnen Prägern be8
SBortS öerttrilligt nrirb. Silber audfj biefe Ijaben bamit leine
redjjtlicfje Überorbnung über bie anbern, fonbern nur einen
in freier Siebe anjuerlennenben ffiienftauftrag. — 3n b«
Sirdjje gibt es überhaupt — fo lönnten nnr fagen — nur
jene Überorbnung, bie ba$ SBort erfüllt: „einer trage
— 17 —
be3 anbern Saft!" (®al. 6, 2) unb nur jene Unterorb*
nung, bon ber e3 Ijeißt: ,,®urd) 2)emut adfjte einer ben
anbern [bor allem ben meljr ^Begabten] §öi)er benn fidfj
felbft" (Sßljil. 2, 3)! ©o unterföeibet jt$ Äircljenregiment
aufs ftrengfte Don iebem rec^tlid^en {Regiment ber toelt*
liefen Dbrigleit.
Aber toon biefem Sßunft au§ ergebt fid) ein SBiberforucIj
gegen bie ©eutung, bie ©oljm ben Äußerungen ber SRefor*
matoren gibt. $aben benn nid)t bie Reformatoren felbft
bie bürgerliche Dbrigleit angerufen unb iljr bantit ein
Regiment aber bie ftirdjje, unb jttmr ein JRedfjtSregiment
eingeräumt? — 3ft b« &M, antwortet ©oljm, bie JRefor*
matoren Ijaben toon ber Aufgabe ber Dbrigleit in ber
SJjriftenljeit Ijodfj gebaut. Sie lebten infofern in ber
mittelalterlichen ©ebanfentoett, aU für fie ©taat unb föir<$e
nicf)t als jtoei bon einanber gefd)iebene Drganifationen be*
ftanben. ©ie fannten nur eine ©Ijriftenljeit, aber in biefer
(Sljrifienljeit jtoei Munitionen, jtoet ©ehalten ober ©d&toerter,
ba£ geiftüdfje unb ba§ meltli^e. Sie Dbrigfeit, bie Wienerin
©otte$ in ber gü^rung be§ toeltlidfjen ©djtoertS, Ijat aber
im Sanbfrieben unb äußere ©eredjjtigfeit ju toacljen. 8u
biefem i^rem eigenen göttlichen SBeruf gehört naclj ber
Slnfidfjt ber ^Reformatoren audfj, baß fie nidjt öffentliche 3rr*
leljre fidfj breit mad&en läßt — benn ba$ ift Störung beS
SanbfriebenS — unb baß jte nid&t öffentliche ©otteSläfte*
rung burdfj Seugnung ber d&riftlidfjen ®runbtt>al)rl)eiten
bulbet — benn ba3 ift Shtrd&bredfjung audj ber äußeren
Sudfjt unb Drbnung. ©otoeit e8 bie externa diseiplina
angeljt, Ijat bie Dbrigleit bie custodia rndfjt nur über
bie jtoeite, fonbem auclj über bie erfte ©efefceStafet. —
Slber in ber Dbrigleit djriftlidfjer SSößer feljen bie SRefor*
matoren sugleidf> ein ©lieb ber gläubigen ©fjriftenljeit,
ber ftirdfje. 8a« fromme cljriftticlje Dbrigleit*) ift fie, neben
*) 3dj erinnere ba$u an Sutl)er$ ^(isdbruct in ber Sdjrift
„«n ben grifft. 8bel *c", baß „bie toeltlidje Dbrigleit glei$ mit
2
— 18 —
i!>ren eigenen Aufgaben, im Notfall audj) berufen, baS
getftlidje {Regiment, alfo bie SBorttoertoaltung in ber (Efjriftett*
jjeit, toenn biefe jerrüttet tft, juredfjtjubringen. ®er d&rift*
lid)e Saienftanb unter SiHjrung ber d&riftttdjen Dbrigfett
foH im Notfall baS toügetoorbene geiftfidfje 9lmt jur Sßfßdfjt
jurüdffüljren, unb jtoar mit obrigfeitlidfjem {Red&tSgebot.
Älfo bodj {RecIjtSgebot auf bem Soben ber ®ird)e?!
SHfo boclj eine Sfofforberung SutljerS an ben SanbeSljerrn,
ein redjttid()eS {Regiment in ber Strebe in bie #anb ju
nehmen?! — Kein, antwortet ©o!jm, er l)at iljn nur auf*
geforbert, baS SRottoerf ju tljun unb „jur SReubeftettung
beS SeljramtS ju Reifen, bamit baS Seljramt bie Äirdfje
bifööfiidj regiere burdj) baS SSort" (©. 601). SRur ba3
eine tt>a|re Regiment ber ®ircf)e burdf)S (Stoangefium foHte
toieber aufgerichtet »erben, lein {RedfjtSregiment. Butler
ijat bielmeljr, nad&bem in ber ®irdf)entnjttation jenes SRot*
wer! gefdfjeljen toar, unermfibtidj gegen bie Aufrichtung
eines tanbe$!)errticf)en ÄirdfjenregimentS, lurj gegen ba3
{Recljt in ber ftirdje, proteftiert. Sutljer toar nid^t fdfjulb,
toenn eS bodf) fam, fonbern bie SKänner jtueiten, britten
{RangS, unter iljnen befonberS SRelandjtljon.
©ie erfaßten nidjjt SutljerS Hare Unterfdfjeibung: in
ber ©Ijrifienljeit ein Mo& geiflficIjeS {Regiment burdfjS SBort
unb baneben ein {RecljtSregiment ber Dbrigfeit! ©onbern fie
fanben, ba% babei bie ©ericljtsbarfeit, bie früher bie Sifdfjöfe
ausgeübt Ratten unb bie jefct ber tDettlidfjen Dbrigfeit §u-
ftanb, nämlidf) bie äußere 3ud}tfibung unb bie ffiljegeridfjtS*
barfeit, ju furj fomme. ffien toeltlidfjen ©ersten toar
biefe Stufgabe löftig. ®a$er äRefoncljÜ)onS ftitte ©eljnfudfjt,
eS möchten bie bifd&öfßdfjen ©eridjte, bie „Sonfiftorien",
toieber jurüd?fei)ren. ßut^er §atte nichts bagegen, toenn
uns getauft ift unb benfelben ©tauben unb (Stoangettutn $at",
unb ba% niemonb fo gut Reifen lann „als baS tteltlidje Sdfjtoert,
fonberlid) toetl fie nun audj SRttcIjriften ftnb, SRityriefier, miu
geiftliclj, mitmftc^tig in allen SKngen" (%t. 2to3g. I. @. 209. 217).
— 19 —
fadjberftänbige geiftlid&e Sirdfjengeridjte für @l)efacf)en unb
Snd&tübung o§ne toeltlidfjen gtoang eingeführt mürben.
Aber bte Heineren ©etfter brängten toeiter. @ie toottten
bie Sonfiftorien ju ftftnbigen, mit 9tedf)t$gettKitt auSgeftat*
teten Slufftd^tö^ unb ®eridjt3beljörben über ba$ ganje ®e>
biet beS fitcpdjen SebenS ergeben. SHfo ein rechtliches
{Regiment in ber Sirene felbft, ausgeübt auf unmittelbaren
85efel>t be$ SanbeSljerrn! — Solange Sutjjer lebte, lam
e$ nidfjt baljiu. „Aber Sutljer ftarb . . . Sttemanb toar
mel)r, ber bie greifet! ber Sirdfje öom ßirdjenredfjt unb
bie greüjeit ber Sirdje Dom Sanbed^errn öerteibigte. S)er
©eift äRetancljtljonS unb be§ ßanjterS SBrücf ftegte über
ben ®eifi 2uti)er$" (@. 628). ®er JHeütglaube, ber ber
SRadjt be£ SBorteS ©otteS unb be§ ©eiffcS (SljrifK ntd)t
vertraute, !)at auclj ber ebangelifdjjen Strebe ba$ ftirdjen*
redjt gebraut.
Sei ber fortfd&reitenben Umtt>anb&mg ber ebangelifd^en
Sirene in eine menfdjfidje 9tecl)t§organifation Ijat aber nodfj
ein anberer ßinflufj mitgetoirft, ber reformierte.
Stoingli l>at geglaubt, au$ ber ©djrift ben ©afc ent*
nehmen ju muffen, bajj bie einzelnen ®emeinben, * bie
„ftttdjljören" unb bereu Serfammlungen normaler SBeifc
bie ßirdfjengetoalt unb jloar eine redetet) geartete ©etnalt
jur Regierung unb Sertoaltung iljrer Angelegenheiten Ijaben;
fo proltamterte er, toenigfienS tljeoretifcij, ein redfjtfidjeS
Regiment ber ©etneinben neben bem Sßrebigtamt. — Unb
Salbin Ijat toirflidfj ben ffirnjelgemeinben iljre Organe
gegeben, befonberS für bie gucljtübttng: cr a^ fiberjeugt,
ba| bie Äemeinbeämter, befonberS and) ba* Statt ber
Ätteften als ©emetnbebertreter, bon ©ott für alle Qzittn
georbnet feien. @o l)at fidj Ijier innerhalb ber ebangettfdfjen
ftirdje auf$ neue eine SftedjtSorbnung, bie tote bie Orbnung
ber fat$olifcf)en Sirene göttlicher «rt, alfo <SHauben$fa$e
5u fein beanfprudjte, erhoben. — S)en SSaljn einer göttttd^
georbneten ©emeinbeberfaffung l)at nun jtoar bie lutf erifdje
fftrdje fid) fem gehalten; aber bie Sfaffaffung ber ©emetnbe
2*
— 20 —
als eines redfjtlid&en SöereinS ober SSerbanbS, ber feine
SJereinSöertretung Ijat, ift eingebrungen. SKaturredfjt*
lidfje gbeen, nrie fie im territorial* nnb Kottegialftjftem
niedergelegt fhtb, Ralfen biefer Slnfcljauung junt ©ieg.
S)aS lanbeSljerrlid&e ftird&enregiment unb bie 2luf-
faffung ber ©emeinbe als eines rechtlichen Kollegiums, ber
Sirdfje als eines SJerbanbS bon ©injetgemeinben — baS
Pub bie beiben Sftäcljte, bie nodfj baS Seben nnferer SanbeS*
Krd^en in ber ©egentoart beljerrfdjjen. Sieben ober über
bem geifffidfjen Slmt, baS bie SBortöerHinbigung Ijanbljabt
unb jtoar oljne SftedjtSgetoalt, fteljt ein rec^tlid| geartetes
Kirdjjenregiment: eS ift auf bie äußere Regierung unb 8$er*
toattung firdfjlitljer Angelegenheiten befd&ränlt, eine bloß
ber Drbnung bienenbe redjtlidfje, alfo meltlidje StoangS*
getoalt, feinerlei geiftlid&e ©etoalt. Stuf öerfd&iebene Smter
unb SSeljörbett in bem firdjjtidjen SSerbanb ift biefeS Kirchen*
regiment verteilt, aber eS gipfelt in feinem lanbeSl)err*
lidjen Xräger. — Sebodfj biefeS lanbeSljerrlidje Kird&en*
regiment mit feinen Organen ift nidEjt meljr eigentliche
©etoatt ber Dbrigfeit über bie Sirene. Sielmeljr ift bie
Kirche, in ber biefeS Sird&enregiment tljfftig ift, eine Kor*
poration im Staat getoorben, jtoar „eine öffentliche, bom
©taat privilegierte Korporation", aber eben bodfj ifjrer
rechtlichen SJefcljaffenljeit nadf) ein Serein „gleidfj ben an*
bem im Staat befteljenben Vereinen" (©. 692). ®ie ®e*
toalt, bie ber SanbeSljerr felbft ober burclj bie Organe
feines Äird^enregimentS in ber Sirdfje ausübt, ift im ®runb
bloße SJereinSgetoalt. — Slud^ bie SßreSbtjterien unb
©tjnoben, meldte an ber Regierung unb SSertoaltung beS
firdfjtid&en SereinS mitbeteiligt finb, pnb nur Organe für
bie $anbljabung ber äußeren SRedfjtSorbnung, nidjt ettoa
geiftttd&er ©d&lüffelgetoatt. ®ie lanbeSljerrlidEje Kirnen*
getoalt teilt ilpten aßen ifjre toeftlid^e Sßatur mit. — @o ift
bie ftirdjje ein toelttidjer herein mit rechtlicher ®etoalt ge*
toorben, toenn audj ein SJerein ju geifttidjen Stoeden unb
t)on geiftlidjjem SSert. @ie fteOt in ifjrer organifierten
— 21 —
©cfotnt^ctt ntdjt tnc^r felbft bie toaljre JKrdje (B&rifÜ, ba§
geiftlid^e fRetc^ ©^rtfK unb ©otte£ in fid) bar; fonbern
nur nodj in bcn gotteäbienftlidjen ^Bereinigungen iljrer
©lieber um SBort unb ©alrament lebt jene ®irdje (fljrifti
fort. ®enn „fte ift unjerfiörlid)" (@. 699).
©teilen toir ba§ ©efamturteil ©oljrnS au$ feiner ge*
fdjidjtlidjen S)arfteKung IjerauS, fo lautet e$ ettoa: ©urdj
ba3 ©umringen eines göttlichen ßtrd)enredjt§ ift bie
Äirdje be3 ttrdjriftentumä f atlj olif iert toorben; burdj ba§
einbringen eines menfdjlidjen $ir<§enredE)t$ ift bie
®irdje ber ^Reformation bermeltlidjt ®ie Satijolifierung
auf jener ©eite bebeutet eine „gätfdjung be§ c^rtftltd^en
©laubenS" (@. 456); aber in ber »erfeljrung Ijat fidj
bort ba$ Sehmfjtfetn lebenbig erhalten, bafj bie Sirdje
®otte§ {Regiment auf ©rbeu barfteHt unb baß fie eine
gottgegebene d&artömatifdje Organtfation Ijaben muß. ®ie
ißertoeltlidjung auf ebangelifdjer Seite bebeutet ben 3$er*
jtdjt auf eine ©arfieffung be§ geifttidjen SRetdjS Sljrifii
auf förben; aber in ber ©nttoetljung ber föirdje jum xot\t>
Kdjen SJerein l)at fi<§ bodj ba$ ffiöangelium felbft, ber
djrifilidje ®laube, rein erhalten. — 3n ©umma: „3)a8
Äirdjenredjt", mag e3 nun göttliche Autorität ober nur
menfdjlid&e ©eltung beanfprudjen, „fteljt mit bem SBefen
ber fiHrdje im SESibcrfprud^".
®a§ Unternehmen ©ol)m8, eine mächtige ©djöpfung
ber ®efdjid)te al§ eine ge^lbilbung ju ertoeifen, erinnert
an JxmiHele ©rfdjeintmgett in ber SHffenfdjaft.
S)ie ®efdjidjte ber Sßljilofopljie ift Sö^unberte Ijinburd?
erfüllt öon bem SBefireben, eine Sftetapljtjfif, eine (SrlenutniS
ber legten fiberfinnlidjen ®rünbe ber SBelt, iljreS 3)afein§
unb iljreS 93eftanbe3, ju geraumen. Stber für eine mächtige
pljilofopljifdje Stiftung ber ©egentoart erfdjeint bie SEReta*
p|t)fif nur als eine Vergangene ©pifobe in ber ©nttoid*
lung ber 5ßl)ttofopl)ie. 3ljre ®efdji<$te rüdtt unter bie
— 22 —
ftberfdpft: „aRetap$t}fif, ii)re ©errfdfjaft unb i^r SSerfaH."
3B. 5)iltl)et) Ijat in fetner Einleitung in bie ®eifte$toiffen*
fünften, Sanb I, befonberS Kar biefeS Urteil ber ®e*
fdjtdjte nad&fonftruiert. — Unb nodj triel näljer liegt eine
anbete Sßarattete: 31. $arnad fuc^t in feiner 5)ogmen*
gefdpdjte ba$ Slätfcl ju löfen, tuie au3 bem ©öangelium
ein götttidjeS ®ogma ber ®irdj)e erttmdfjfen ift. ©ein
Sterben, feine #errfdjaft, feine tmnjtyielle Überttrinbung
in ber Deformation nnb feine !onfeqnente SluSbifirnng im
römifdjen Äatljofiji3mu3 — all ba§ nrieberijott fidj ebenfo
bei bem göttlichen Äirdjenredjt.*) 3a, audj) ber jtoeite
Xeil, ba§ ©ntfteljen etne§ menfdjlid&ett ftird&enred&te auf
bem ©oben ber Deformation, befonberS unter SRelandfjtljottS
©inftofj, Ijat fein ®egenbilb baran, ttrie uadfj 81. Dttfdfjl
bie Äirdfje be$ nriebergetoonnenen ©öangeliumS unter
SMandfjtljonS (äünftafj ju einer föir<$e be3 lutljerifdfjen
®onfeffionatt3mu3 toirb.**) — greilidf) ein Unterfd^ieb bleibt:
jenen Sogmenljiftorifem gilt eine ti)eologifdje SarfteKung
be$ ©öangetiumä afö nottoenbig unb normal; nad) üjnen
ift nur bie Sorm, bie fie im firc|lidjett 3)ogma angenommen
Ijat, bem SBefen be3 (StoangeliumS junriber unb nrirb nur
bie ©eftalt, bie fte in ber öon äReland&tljon geleiteten
lutljerifdjen S)ogmatif un3 jeigt, ber reformatorifdjen @r*
fenntniS be§ (SöangeliumS noc| nid&t geredet, gttr ©oljm
bagegen ift ba3 ganje förcijenredfjt unb ba3 Streben nadj
üjm ein Sßrobuft be3 SleinglaubenS, alfo ber ©finbe.
*) $fll. §axna&& Semerfung über ©ofjtn in feiner Dogmen»
gefdjidite I 8 , @. 39 2tnm.: @ol)m „$at in feinem ljödjfi bebeuten-
ben ,tfirdjenredjt' $anb I bie ©efidjtgjmnlte, bie td> in ber fol*
genben Storfteflung auf bie Betrachtung be3 S)oama3 angetoenbet
jjabe, auf bit ©efdjidjte ber (£ntftel)ung be3 ftirdjenredjts unb
ber ßirdjenöerfaffttng übertragen."
**) 8gL Sfütf^lS Sluffafc: „Sie Gntffeljung ber lufl&erifdjcn
Äirtfie", in ber 8ettfd)rtft für SKrdjengefdjtdjte, 8b. I, abgebrudft
in föitfdjlS gefammelten Stuffäfcen. greiburg 1893. @. 170 ff.
— 23 —
Sft nidjt an einen nodj älteren SBorgänger in ber
£)id}te ber Geologie ju eriftnern, an SRidjarb Sftotlje?
SRotlje Ijat bie (Sjiftenj ber Sirdje als einer befonberen
Drganifation neben bem ©taat für ettoaS jum fßtx*
fdfjttrinben ©eftimmteS angefeljen. 3fn ber 2^at f mir
motten trieQeidjt bei ©o!)m geneigt fein, biefetbe ßonfe*
<P*enj ju jiei)en: toenn bie SftedfjtSorbnung ber Sttrdfje Der*
frorfen ttrirb, fo !ann bie Sirdfje audj uid&t mel)r als eine
befonbere ©emeinfdfjaft anf @rben aufrecht erhalten toerben!
Stber toir bärfen nid^t öerlennen: @o!)m felbft Ijält eS für
möglich nnb für triftig , bafc bie Sirdjje audfj oljne StecijtS*
orbnnng als eine befonbere geiftlid^e ©emeinfdfjaft fiel} bar*
fteHt, fo toie im Urcljriftentum. Stotlje jiett barauf !jtn,
ba& aller befonbere SultuS immer meljr jufammenfdfjrumpft
unb bagegen baS ganje h>eltlidje Seben immer meljr ju
einem religiös öerflärten toerbe; mit propljetifcijcr SBegeifte*
rung fd&aut er baS glänjenbe Sbcalbilb einer djriftlidfjen
SBelt, eines djriftlidjen ©taateS. ©oljm bagegen berfenft
fidfj in baS intimere SJilb einer S^rifiengemeinfdjaft, in ber,
frei tum allem SRedfjtSjloang, bie gottbegabten ©eifteSjeugen
©otteS SBort barbieten nnb bie ©emeinbe fidfj im $ören
nnb felbfiänbigen Sßrüfen iljreS SBortS unb im gemeinfamen
Seten nnb geiern um baS ©bangelium fdfjart. @o ertoeifi
ftdfj, toenn nrir auf bie legten Sidt feljen, bie SBertoanbt*
fdfjaft nur als eine fdjcinbare.
Slber ift in ©oljmS SBerf nid&t baS Soeben eines
©eifteS ju berfpüren, ber audfj früher fdfjon in ber etoan*
geKfdf>en SHrdfje aufgelebt ift? — Sßir bürfen unS baburdfj,
bafc ©oljm bie dfjariSmatifcfje Drganifation ber urdfjriftticljen
$irdfje ergebt, nid&t tttoa herleiten laffen, feine ©ebanlen
mit ben Sßfjantafien beS SrbingianiSmuS jufammenju*
fteHen. ©oljm lebt triel ju tief in ber reformatorifd^en Über*
jeugung öon ber £eilS!raft beS „SBortS" ober beS ©bau*
geliumS, als bafj er mit bem irbingianifdfjen Streben nadj
elftatifd^en ©eifteSertoeifungen ober mit ber gefefclidjen 83e*
tonung ber IjeilSnoftoenbigen apoftolifdfjen Sirdfjenorbnung
— 24 —
irgenb eine ©emetttfdjaft Ijätte. — ®l)er fitonte man tfdj
burdf) @ol)m an einen ffirfttidjen ©dfjtoftrmer für „bie mita*
fulofe Drbnnng" ber ur^tifttid^en Äirdfje erinnert fielen,
an griebrici} SBilljelm IV. Senn au3 beffen pfjan«
taftifdfjen Sbeen leudjtet bo<§ ba$ SBilb einer fird)lid(jen
Drganifation Ijerbor, in ber, befonberS burdj bie 5)ienfU
ämter be3 @pif!opat§, SßreSbtytertatS nnb 5)iafonat3, bie
®aben unb Gräfte ber ©Ijriftenljeit belebt nnb fo bie
SebenSMfte be$ StoangeliumS bem gläubigen Soll ju*
geleitet toerben.*) Aber bie Sbeale be8 „BtomantiferS auf
*) 3n gfriebridj 3Biq)etm3 IV. 3beeuioett ffflttt atterbingS
bie großartige ßonftrultion ber SanbeSfirdje mit SRetropoliten
unb einem $runa* auerft tn$ &uge. &ber ber ßönig Ijat felbft
biefeS fein prtoate* StebKugSprojeft, feinen „@ommernadjt$traum",
aufd fdjj&rffte öon bem Qbeal einer „ljetligen" ©eftoltung ber
SHrdje unterf trieben, ba£ üjm ein foftbare* „$erm&($tni3 ber
Softer' ju fein fd&ien (bgl. in bem SBricftocc^fcI griebrtd) mu
ljelmS IV. mit Söunfen, IjerauSgeg. bon Seop. o. fflanle, Jöei^^ig 1873,
©. 61. 357). <£r l)at bie ebangelifdfje ßintc barin innegehalten,
ba& er audj biefe „aj)oftolifd&e Äirdfjenorbnung" nic^t al* ftu&ereS
©efefr ljanbljaben, fonbern nadj ben JBerlj<ttiffen ber ©egentoart
umbilben toottte unb bafj er fie nid&t als fjeilSnottoenbig geltenb
madjte 0>3d& glaube, tote idj mein (£rebo glaube, baß jebe, audj
bie forruptefie ßirdjenberfajfttng bon fegenäreicljer SEBirlung fein
mufj, toenn (StotteSfurdjt unb Srlenntni* allgemein finb", 1. c.
@. 53). 3n ber &u8füijruttg feine« 3beat3 treten jtoar bie
ämter ber Gpiffopen, $re3bQter unb Sttalonen befonberS §erbor;
aber gfriebrid) SBilljelm badete fidfj ba8 Regiment „biefer geift«
lieben ßbrigleit bem gläubigen ©oll gegenüber" ntdjt aU Ijierar*
cljtfdjeS SSalten; fonbem „Uibt Seile ber ©emeinbe foUten &u
emanber fielen, wie tin älterer greuub %u einem jüngeren
greunbe fiel)t, jeber bem onbern untertänig f bienfftoifitg, ge*
Jorfam, treu, Ijolb unb getoftrtig fein, ein $er$<nt3, ba* nur
benfbar ift unb btm augenfdjeinltd&en SBiberfprudj ungeachtet fid&
toirtlidf) barfiellt, too ©otteS ©eift bai ©anb ber 2itbt getoeil)t
unb too ba8 göttliche §aupt menfd)Kd(je ©lieber anfefct" (1. c.
©. 50/51). 83efbnber8 öon einem erneuerten SHalonat hoffte
er, „bie göttliche 3bee beS SljriftentuinS, bie 5ImtenpPege (im
auggebe^nten leiblichen unb g ei filieren ©inn) . .. toieber realt-
ftert ju feijen" (©. 56). 3n biefem Sinn I&mpft er gegen bie
— 25 —
bcin Scroti" Ijaben fidf) bo<§ auS bcr Sertoorrenljeit nid&t
ballig herausgearbeitet — klarere 3fofnfipfung§puufte für
©ol)m§ (Sebanlen lönnen h>ir bei bent ftaffifcljen Stomantifer
in ber ®efdfjid)te ber Geologie entbecfen, bei bem iugenb*
liefen ©dfjleiermadfjer. gn feinen „Sieben über bie
Sieligion" (1799) fud&t er ben „®ebilbeten nnter iljren
33eräd()tertt" einjuprägen, baß ein grttnbüdjer Unterf^ieb
befielt jttrifd&en ben organifierten firdfjlidfjen Slnftolten, gegen
bie fie einen Sßibertoittcn §egen, unb jtoifdjen einer ttmljren
religiöfen ®emeinfdfjaft. Star jnm SJerberben führte e$ ftetS,
toenn bon feiten be3 ©taatS bie Sirenen ju privilegierten
fiorporationen, ju re^tlid^ organifierten ®enoffenfd)aften
erhoben ttmrben. S93e(tliti^e§ ^Regiment, ©orge um irbifd&e
©üter, ©rljebung beS SßrieftertumS über bie Saien, Sned^t*
fd&aft gegenüber bem ©taat jog bamit in bie ®irdfje ein.*)
„gegenwärtigen, burefj bie SBeltl&ufe gegrünbeten ober entstellten
ober getollten SHrdjenberfaffuugen". SBcnn er fidj in folgen
©ebanlen mit ©ol)m berührt, fo fd^Iägt er allerbtngS feine ©on-
bertoege barin etn, bafj er Ileinen fird<c&ett S)iö$efen bie auto*
nome Sertoaltung unb Regierung iljrer lixfyityn Angelegen-
heiten in bie §&nbe legen tutH.
*) „So oft etu gürft eine Äirdje für eine Äorporation er*
flftrte, für eine ®emeinfd)aft mit eigenen $orted)ten, für eine
anfel)ttlia)e $erfon in ber bürgerlichen SBelt . . . toar ba$ $er*
berben biefer Ätrd&e uniotberruflidf) bcfdbloffen unb eingeleitet.
2Bte ba$ furchtbare 2J*ebufenl)attpt wirft eine folcfje ßonftttutionS*
alte politifd&er (Soften» auf bie religio je ©efellfdjaft: alles Der*
ffetnert ftd), fo tote fte erfdjeint" 3)te HJHtglieber ber toaljren
Ätrcfje fe$en ftc!j bon ber Regierung einer fofdjen ©enoffenfd^aft
auSgefd&lojfen. 3)enn in üjr „gibt e$ me^r gu regieren , al£ fie
regieren lönnen unb wollen: weltltdje SHnge ftnb jefct gu
orbnen unb au beforgen, unb toenn fte ftdfj gleich auefj barauf
bergen in iljren IjäuSltdjen unb bürgerlichen Angelegenheiten,
fo lönnen fte fte bod& ntdjt a!3 eine @ad>e tljre« priefterlid&en
Statte* be^anbeln. 2>a3 iß ein SBtberfpruty, ber in iljren
Sinn nidjt eingebt . . •; e8 geljt ntd&t jufammen mit intern ljoljen
nnb reinen Begriff bon Religion uub religtöfer ©efefligleit*
(1. Slufl. 6. 211 f.).
— 26 —
9tt$t$ öon att bem ftnbet fiel) in ber regten SSerfammlung
ber grommen: „toenn einer hervortritt öor ben übrigen, ift
eS nidjt ein Stmt ober eine SJerabrebung, bie i^n be*
red&tigt, nidjt ©totj ober ®ünfel, ber iljm Änmafjung ein*
flfö&t: eS ift freie Stegung beS ©eijieS . . . gemeinfd&afttidfje
SSemid^tung jebeS ßuerft unb 3ufefc* unb alter irbifd&en
Drbnung." ffier (SeifteSbegabte bietet ber ©emeinbe bar,
toaS er empfangen Ijat. ,*,@S fei nun, bafc er ein berbor*
gene« SBnnber enthülle ober in toeiSfagenber 3uöerfid(jt bie
jjufunft an bie (Segetttoart fnüpfe, eS fei, bafc er burdj
nene SJeiftriele alte SSaljraeljmungen befeftige ober bafc
feine feurige Sßljantafie in erhabenen SJifionen iijn in anbere
Seile ber SBelt unb eine anbere Drbnung ber Singe ent*
jfidfe: ber geübte ©inn ber (Semeinbe begleitet überall ben
[einigen" (1. SlufL ©. 182). Unb audj toenn toaljrijaft
prieftertidfje ©eelen auS ber Vertrauten (Semetnfdfjaft mit
®tei<fjgefinnten hinaustreten in meitere Äreife, um bort baS
nod) fdf)Iummerabe retigiöfe Sitten ju toeefen, gefdEjelje eS
oljne allen 3to<mg unb oljne alle junftmäfcige Seilung ber
®efdf>äfte! „audfj jioifdjen Seljrer unb ©emeinbe fei lein
fefteS SBanb!" (@. 224). ®em ©djleiermadEjer ber „Sfteben",
ber fpäter freilidf) feine 3tetra!tation nid&t jurüdfgeljatten Ijat,
fteljt ebenfo nrie ©oljtn eine djariSmatifclje Drganifatüm
ber religiöfen ®emeinfdf)aft, ein Regieren burclj baS geifteS*
mächtige SBort, ein freies ©idfcunterorbnen unter bie 3Wad)i
beS ®eifieS oljne rechtlichen Btuang als gbeat öor Äugen.
®odj finb bie ttnterfdjiebe nidjt ju toerfennen. gür
©cljleiermacijer finb eS bie SSirtuofen ber ^Religion, bie
burclj bie Originalität ifjreS religiöfen ©d&auenS unb güf)*
lenS unb bie ergreifende ©ematt iljrer ®arftettung eine
SlnjieljungSfraft auf anbere ausüben, ©oljm fennt nur ein
{Regieren SJjrifti, ber burdj baS SBort beS Gtoangeltum3
bie ©etütffen btnbet. ©cljteiermadfjcr fdjaut öicle Heinere
ffiefjenbe Äreife, in benen fidf) ein „(Sfjor toon greunben",
eine „Sffabcmie öon Sßrieftern" nacl} SBafjfoerhmnbtfd&aft
jufammenfmbet, ober ein ©Ijor bon Semenben unb @m-
— 27 —
pfänglidjen fidj um einen Sföeifter fdjart, alle tiefe Greife
jufammen ein Ijeiliger „83unb bon SBrübera"! ©oljm ge^t
au« bon ber ©ettrifjljeit ber einen Sirdje ©tyrifti, ber
feine ©aben unb Gräfte, befonberS bie ©aben ber @r*
fenntniS unb ßeljre, unter feine ©laubigen aufteilt.
©in SJorftriel Ijat ©djleiermadjerS Sampf gegen ein
toeltlidjeä Sftrdjjentum in beni SBirfen be3 2)?anne8, ber
feinen in nfidjterner StufBtörung ober in gefefclidfjen gormen
befangenen 3citgenoffen ttrieber ju jeigen fudjte, toaS ©eift
fei, ©eift ber ©efdjidjte, ©eift ber Söller , ©eift ber
©pradje, ©eift ber Stfdjtfunft, ©eift be§ ©IjriftentumS.
Berber Ijat fdfjon in feinen „Sßrobinjialblättern an Sßre*
biger" (1774) feinen Sßroteft gegen ba3 $errfdfjen be3
diefytö in ber ßirdje erhoben: „Äirdjenberfaffung — bietteidjt
finb ttrir Ijier auf bem glecf, tooljer, toie forgföltig ttrir'3
un$ unb anberen berbergen, ber nteifte neuere Unfug unferer
Äirdje Ijerrüljrt." *) @r Rottet über bie SSerbefferung ber
Deformation burdj bie 3furiften,**) unb in feiner ©djrift
„bom ©eift be3 ©ijriftentumä" (1798) fdfjilbert er bie
SSerfaffung be8 SJjriftentumS als eine „©emeinfdjaft be3
@eifte3\ bon ©Ijrifti ©eift befeelt, mit allerlei ©aben unb
Gräften auSgeftattet.***)
*) »gl. ©ftmtl. SBerle (QTottaf^e BuSgabe. ©tuttg. 2üb.
1852). 8ur föelig. u. £$eol. »atib 9. @. 144.
**) „$a ift nadj Sutljer nod) faft eine größere Deformation
entftonben, bie er bie ©erbefferung ber Surtften nennen würbe,
unb bie und enblid) fo toett gebracht ljat, bafj öon bem alt«
pottfdjen @ebäitbe, ba$ Äirdje ljeifct, bafteljen — toeldj luftige
ftberbleibfel! Sparren unb Sparren! unb oben überall burd) ber
fdjöne blaue pljtlofopljifdje #immel! — S)er benn unfer aller
$)ede anä) oljne ba8 aerflidte, abgenufcte, öerfaHene §au% ift! —
3dj fdjretbe ljier lein Ätrd&enredjt, unb mag mtdj alfo am
wenigsten barauf einlaffen/ worauf benn ein großer Seil beS
Ringes al* SBiffenfdjaft gebaut, wie fdjön §ufammenftimmenb
unb unwtberforedjenb e8 mit ftd} unb feinen ©liebern fei!" :c.
1. c. ©.145.
***) ©anbll. ©.34 ff. 38 f.
- 28 -
2)odf) biet toeiter jurfidE läßt ftdfj bic ©eljnfucjjt nadfj
einer reineren unb boHeren ©arftettung ber dfjriftlidfjen
®eifte$gemeinfd()aft, als fie in ber organifterten Sirdje ge-
geben ift, in ber ©efdjjidfjte ber ebangelifdfjen ßird^e ber*
folgen. SSon biefer ©eljnfudfjt erfüllt §at ©pener toenig*
ften3 innerhalb ber redfjtlid) berfafjten fi?irdf)e unb neben
iljrem orbnunggmäfjigen $rebigtamt feine collegia pietatis
errietet. ®urdfj fie, Ijoffte ©pener, toürbe baä Sßrieftertum
ber ©laubigen boHfommener in§ Seben umgefefet, burdfj fte
„ttrieberum bie alte apoftolifdfje 9trt ber Sfcdfjenberfamm*
tungen in (Sang gebraut, ba neben unfern getoöljnlidfjen
Sßrebigten auf bie Slrt, brie SßauluS 1. Sor. 14 f Gilbert,
audfj anbere, toeldfje mit ©aben unb @r!enntni§ begnabet
finb, jeboclj oljne Unorbnung unb ganfen mit baju reben
unb i|re gottfelige ©ebanfen über bie borgelegte 2ftaterten
bortragen, bie Übrigen aber barüber rieten mögen."*) —
Slnbere Sßietiften Ijaben mit toeniger Sßietät gegen bie SSrdEje,
als fie ©pener befaß, biefelben Quiz berfolgt. SBefonberS
eine ©eftalt unter iljnen ttrirb unä burdfj ©oljm§ Urteil
über bie ©efdfjidfjte ber Sirdfje unb be§ Äirdfjenredfjtä in
bie Erinnerung jurücfgerufen, bie be3 SircljenljiftoriferS
©ottfrieb Strnolb, ber einft (1697/98) einige SKonate
lang an unferer ®ief$ener Uniberfität al§ Sßrofeffor ber
©efd^id^te bocierte. ®r Ijat ba§ Urd^riftentum atö bie Qeit
ber erften Siebe gefdfjilbert: Söiit ber Sßolitifterung ber
Sirclje, bor allem mit ber SJerbinbung bon ©taat unb
fiird^e, brang ba3 SSerberben ein. Unb ebenfo ttmrbe ber
frifd&e Sluffdfjttmng ber ^Reformation burdf) bie Drbnungen,
in benen fi4 bie lut^erifd^e Sirdfje ju einer ©onberfirdje
berfeftigte, ttrieber gelähmt. Srcütc^ , tttöljrenb Slrnolb fid)
bem gegenüber auf bie inbibibuette mljftifdfje grömmigleit
jurttcfaieljt, Ijat ©oljm ben reformatorifdjen ©ebanlen ber
*) Gittert bon «. töttfdjl, ©efd&id&te be3 «ßiettSmuS 2, 1
tföotttt 1884), 6. 136.
— 29 —
©emeinfdjjaft in SBort unb ©aframent tief in fein £erj
aufgenommen. ®iefe§ SJilb, unb nidfjt ba$ ber mtjftifdfjen
Srömmigfeit, teuftet iljm audfj au$ bem Uxdjtiftentum entgegen.
SKerfiofirbig ift gerabe bei einem Suriften bie be*
geiperte SJertiefung in ba3 Urdjjripentum, in jene tounber*
bare ®etpe8foelt, in toeldjer er, ttrie ©oljm felbp fagt, „mit
3uriftenaugen nidjtS ju feljen unb mit 3nrifien!)änben
nid(jt$ ju ergreifen imftanbe ift" (Sorr. @. X). 2Kertomrbig
ift, ba| eine ftreng miffenfdfjaftlidfje firdjenredfjtlidje Unter*
fudjung mit jener öon uns rfldfmftrtS verfolgten roman*
ttfd^en unb pietiftifdfjen ©eifieSprömung in ber ebangelifdfjen
Sirdfje pdf) berührt, freilidfj oljne ööQig in pe einjumünben. —
SBeldje Aufnahme lonnte ein foldfjeS Skdfj bei ben Juri*
pifdfjen gadjjgenoffen erwarten? SWandfje fd^einen ben
©o^mfd^en Sbtfdfjauungen in ber Stimmung gegenüberju-
fielen: „Don tjjnen fpredfjen ift SBerlegenljeit". aber ba§
2BerI ip bodfj ju mäd)tig f al§ ba& e8 nidjjt eine litterarifdfje
S)iShiffion Ijerborgerufen Ijätte. guriptfdfje unb tljeologifdfje
Äird(jenredf)t$leljrer Ijaben fid) an iljr beteiligt. Sari Stiel er,
ber burd) Ideologie unb Pfarramt ben SBeg jur piriftifc^en
Seljrtljätigfeit gefunben Ijat, Ijat in einem gefdjjidjtlidfjen
2Berf „bie redjtüdje Stellung ber ebangelifd&en Sirene
S)eutfd(jlanb3 in tljrer gefäicljtlidjen ©ntmidttung bte jur
©egentoart" (Setpjtg 1893) eine Sßarallelbarftelluttg ju
@o|mS brittem Sapitel geliefert. ®a unb bort fefet er
Pd) birett mit ©oljm auSeinanber; nodfj Ijäupger ergebt er
mit feinen JRefultaten Ijiporifdfjer Unterfudjung piHfd&mei*
genben Sßiberfprud) gegen ©oljmS Urteil über bie gefdjid&t*
ftd)e ffintttridflung. 2tuf$erbem Ijat Sätllj. Saljl in feinem
„Seljrfopem be8 Sirdfjenred&tS unb ber Äirdfjenpolitif; erpe
£älfte, greiburg 1894" @oljm$ Slnfdjauung einer um*
faffenben Äritil unterjogen. S)a8 ganje 33ud) berbient in
befonberem äRaft bie SSeadfjtung ber ebangelifdfjen Geologen,
auf beren SBebürfniffe e3 foejiett SiüdEfid&t nimmt. ©3 ift
— 30 —
namentlich audf) baburdfj anjieljenb, bafe e§ nid&t nur ba§
Ätrdfjenredfjt umfaßt, fonbem aud) bie ftirdfjenpolitif, alfo
nidjjt bloß ben Inbegriff ber geltenben StedjtSfäfce, fonbem
cmdj bcr „©runbfäfce über ba$ richtige unb jtoecfmäfjtge
^anbeut bei ®eftaltung be3 StedfjtSöerljältttiffeS jttrifcijen
(Staat unb Sirdfje, fotoie bcr ©emeinfd&aftöorbnung innerhalb
bcr Äirdje felbfi". liefern »erfahren entfprid^t e3, bafe
er eine 8tu§einanberfefcung mit ®o!jm3 ©runbfftfcen bar*
bietet, meinet (£rad(jten£ bie befte, bie bis jejjt öorljanben
ift. Sfadfj „ba£ ße$rbud(j be$ beutfd)*et>angelifd)en Stoßen*
redjte" bon bem unter un8 tooljlbelaratten Sari Säljler
(SBerlüt 1895), ein S3udj, ba3 auf Inappem Staunt einen
erftounlidj reiben ©toff au8 ber ®efdjidjtc unb au3 ben
geltenben Drbnungen ber ßanbeSfirdfjen giebt, Ijat in flarer
SBcifc ben prinzipiellen Xljefen @oljm$ eine Steige toon
Stntit^efen entgegengefefet. äfofjer biefen firdjjenredjtlidjjen
SBerlen befdjjäftigen fidj jaljlreidfje juriftifdjje unb tljeologifcije
SRecenfionen mit <Sof)m3 ©tanbpunft.*)
*) 3urtftifd)e töecenftonen bon 9te$m, Irit. ®tertelja$r3*
fd)r. für @efe|gebung u. 9Rec^t§tütffenfd^. 33b. 36 (neue golge 17.
1894), ©. 149 ff.; öon fjr. Stauer, fceutfdfje Stttjt. 1893,
©. 1073 ff.; 9Itfr. $alb. Slumenftod, Stafjto f. lat$. ätrdfjenr.
©b. 69 (neue golge 63. 1893), 6.253 ff.; fcübler, (EentraflbL
f. föedjtgtmffenfd). 12, 4. 6. 124 ff. — fcbeologtfdje 8lecen=
jtonen öon ft. Äöljler, £$eol. Sittatg. 1892, ©.688 ff.; frfiolfc-
mann, ©ött. gel. Hnj. 1893, 2. ©. 57 ff.; 3t ©eeberg, Sfeolog.
Sttteraturblatt 1893 9fr, 25. 26. 27; ©ägmüller, Slrdjit) für
latljol Äird&enr. ©b. 68 (neue golge 62. 1892), ©. 444 ff. —
©elegentltdje 2fa8einanberfefcungen mit ©oljm in #arna<f 8 S)og*
mengefdf). I 8 (1894), cfr. ©. 39. 205. 422. 439; in & ÄöfHin,
$er Glaube. S3erL 1895. ©. 281 ff.; in <Ertd& görfter, S)a3
föedbt ber SanbeSfird&e, $eft ber d^riftl. SBclt Er. 17 (Sety*. 1895).
8gl. nod& & 6ul§e, ^rtftL SBelt 1893 Sfc.l; 0. gödler,
Btu. u. fircfcenljtftor. ©tubien 2. fcialonen u. ßbangeüften.
SBündjen 1893, fotoie ben oben ©. 6 $tnm. angeführten ttuffafe
ton Ä. ©eil.
— 31 —
@fc ift unmöglich, über biefe fritifdjen Sefpredfjungen
im ©mjefaert ju berieten. 2Bir muffen trielmeljr unfere
felbftänbtge ÖCttttetlttttg bott ©oljmä Sfofdfjauungen ju
gewinnen öerfudjett. Sftitteilungen über bie litterarifc|e
Debatte toerben ftclj barein bertoeben {äffen.
3tt>et #aupttl>efen Ijat ©oljm gu ertoeifen gefugt:
I. Sfordfjenredfjt ift unmöglich, ioeil 3lec^t§orbnung mit
bem SBefen ber Sirdfje im SBiberfprudj fteljt; n. Sftrd&en*
redjt ift unnötig. — Unfer Urteil über bie erfte £ljefe
ttrirb, toie mir fdjjeint, lauten muffen: ©oljrn Ijat jtoar be*
ttnefen, bafcSirdfje unb göttliche SftedjtSorbnung, nidfjt aber, bafc
Äirdfje unb menfdfjlidfje JRedfjtSorbnung einanber ttriberfprecljen.
3n ber Iljat, Sirene unb göttlidjeS ßircljenredfjt
fteljen im SBiberftreit! äRit Stedjt ijat ©oljm biefen @afc
bem fatljoKfdfjen ©tjftem, ba3 ®otte§ Stimme unb be3
®eifte8 SBalten an eine 9?edjt§orbnung unb beren Drgane
binbet, gegenübergefteHt. Unb er bat audfj bie tiefe 85e*
grünbung biefe§ ©afceS in bem SBefen bon Sirdfje unb
SRedjjt aufjujeig ) en berftanben. S)a§ Stecht ift formaler
Siatur; ein fRed^töfa^ gilt unb bedangt feine ^Befolgung,
toenn er in ber borgefdjriebenen gorm bon ben baju legitim
berufenen Organen in Äraft gefegt ift. ®ie Sirene ba*
gegen, ober bie bem SBort ©Ijrifti fidfj beugenbe ©fjriftenljeit
längt an „ber fadfjlidfjen SSal^rijeit", baran, baf$ ber
3nljalt biefeS SßorteS ftdj burd) feine ridfjtenbe unb felig*
madfjenbe ®etoalt afe bon ®ott ftammenb an un8 ertoeift.
SKur au« ©etoiffenSgrünben, nidfjt au« formalen JRedfjtS*
grünben Wirb biefem SBort ©lauben^geljorfam entgegen*
gebracht. @3 ift toirflid) für ben ebangelifdfjen Eljriften
ganj auggefdjjloffen, baß „eine Seljre beSljalb aU (SotteS
Seljre ju gelten Ijat, toeil ber Seljrenbe bietteidjt bor einiger
Seit formridfjtig bon ber (Semeinbe ertoäljlt ober fonfttoie
red^tm&feig befWttt ift" (@. 23).*) — ®iefe «Meinung
•) $er latijolifdje Ärttiler SobmS, OTfrcb fcatban ©turnen*
ftoct (f. oben 6. 80 8tom.) meint 1. c. ©. 259 f. , bie fatljoiifd&e
— 32 —
einer formal begrfinbeten Stntorität gilt in ®Iauben$fadjen
im toeitefien Umfang, in weiterem, afö ©oljrn auSjufüijren
Slnlaft l)at: audj burdj bie Übereinftimmung mit ben fanftio«
nierten 83efenntni$fdjriften einer Sirdje, ja audj burdj ba$
blofte „e3 fielet gefdjrieben" !ann ein SBort fid> nodj triebt
genugfam als ®otte3 SBort ertoeifen, fonbem nur burd) bie
Autorität be$ berfünbigten Sn^attS, t)or allem be£ öerfün*
bigten 3efa3 ®f)rifiu8 über £erj unb ®ett)iffen.*) 3toö*
madjt föaljl in feiner StuSeinanberfejjung mit ©oljm (©. 77 f.)
barauf aufmertfam, bafj e3 aud) anf religiöfem ©ebiet
einen formalen ®e$orfam gebe, ebenfo tote in jebem
SSerljältniS t)on Slutorit&tSgetoalt nnb Autoritätsglauben.
Ätrdje werbe Don bem S&ortourf 6o§m8, bafi ein 8ted)t$fa| über
bie göttliche Seljre entleibe, gar nidjt getroffen» $enn bie
!)otestas magisterii fei ntdjt bloß burd) 8te#t8fa| begrünbet unb
ei gar niebt ber juriftifdjen $t8!uffion auägefefct, fonbem fei
©lauben8fa|; unb ©eljorfam »erbe biefer ttrctylid&en SRadjt
„ntdjt traft formalen 8ted)t8gefefce8, fonbern Iraft be8 freien
©lauben*" geletftet 8ber ©of m3 Ärttil btff&it bo$ 9iec$t $enn
toenn fid) aud) ber ©laubige aus ©laubenSgrünben, um bie
etotge ©eligfett $u gemimten, unb aud freien ©tflefen, um ein
©lieb ber allein feltgmadjenben IHrdje $u bleiben, ber potestas
magisterii unterwirft (bie übrigens na$ ber auSbrüdltdjen @r*
tlSrung beS Vaticanum $ur potestas jurisdictionis be8 $o))fre3
unb ber SBtfdjöfe gehört), fo bebeutet bieg eben: er erlennt an,
bafj ©otteS ©eifteftoalten fid) an bie legitime potestas magisterii
gebunben Ijabe unb bafj er üjren mit 3nrt8biftion8gewalt auf*
tretenben @ntfdjeibungen, toenn fte in aller gorm föedjtenS $u
ftanbe gefommen finb, ©eljorf am, alfo formalen ©eljorf am,
fd)ulbig fei.
*) ftud) bie SBenbung 6oljm$ ift beachtenswert, bafj eine
SRedjtSorbnung „auf ©runb befrimmter Xljatfadjen ber $er»
gangenbeit gelte, ob fie nun gegenwärtig als fadjttcb geregt«
fertigt erfäetnt ober nic^t*, ba& bagegen bte Äirdje <£I)rtfrt biefen
©runb ber ©eltung nidjt lenne. &udj bieg trifft für baS gange
©ebiet beS c$riftlidjen ©laubeng $u: ber ©laube, auä) wo er an
Xljatfadjen ber Vergangenheit fldj Ijftlt, mufj fragen, welche wert-
boHe erfaßbare SBirtung biefe Xljatfadje, biefe $erfon für bie
©egenwart, für mtiu #er& unb 2thtn |at
— 33 —
3fn bcr X!)at, bei ieber ©rjieljung treten göDe ein, in
benen ber Sögling einfadfj beSljalb geljordfjen muft, toeil
e$ ber SJater ober Seljrer geboten Ijat. ©benfo Ijaben im
Urdjjriftentum, toie audj @oI)m gelegentlich jugiebt (@. 30
Stnm. 5. @. 55 Stnm. 9), bie Seljrbegabten, befonberS audj
bie Stpoftel, Iroft iljreS ©Ijartöma eine autoritatibe ©eltung
für eine SReilje bon SJorfdjriften in Slnfprudfj genommen:
fte finb ju befolgen, toeil ber Sfyoftel gebietet, ober toeil
fein ®ebot fidj auf ein SBort ©§rifti berufen lann. Unb
audfj Ijeutjutage toirb lein SBerben eine§ ©Jjriftenlebenä fiel)
bottjieljen, oljne bafc in mannen (8nttoicflung3ftabien ein
formaler „®lauben$geljorfam" gegenüber bem, tt>a$ SJater
unb äRutter, ober ber Seljrer, ober ber ®eiftfid(je, ober bie
®ird(je, ober ein Styoftel ©Ijrifti, ober S^riftuö, ober „bie
©t^rift" fagt r einträte. «ber, toie 8a$l mit bollern SRedfjt
bemerft, biefer formale ®el)orfam ift ein „Übergang ju ber
burd) bie ®nabenbrirfung be§ 1). ©eifteS Vermittelten Völligen
#etl$gettrif#eit". Aufgabe iebeS @rjiel)er3 ift eS baljer,
atte§ baranjufefcen, ba% bie formale ^Beugung bor ber
Slutorit&t immer meljr einer inljaltlidfj begrünbeten Über*
jeugung unb ffiinfidjjt unb einer freien Eingabe an bie er*
lanntc SBal)rljeit Sßlafc mad&e. Unb bor allem ber ®eifc
Kd&e mufc, toenn er ttrirflidj) nur ©l)rifti S)iener fein toiU,
ängftltc^ barauf bebaut fein, bafe feine ©emeinbe nidjjt
feiner Slutorität, fonbern bem Snljalt feines 8Borte8, b. \.
bem ®otte$geift, ber in Sefu ©Ijrifti Sßerfon unb SBort lebt,
fidf) beuge. ®arum lönnen ttrir nur auf3 bringenbfte
toünfdfjen, ba& ©oljmS SBiberfprudfj gegen btö göttliche
Äirdjjenredfjt audfj in unferer ebangelifdjjen Sirdje nidfjt un*
gehört berljallc. (Er ift ein fdjjneibenbe$ Urteil über alle
Ijierardfjifdjjen Stntoanblungen unb Stimmungen ebangelifdjjer
©eiftlidjer. Unfere Drbination giebt un§ nichts bon „geifc
lidfjer ©onberftetfang" ober bon einer anberSgearteten 91b*
folutionägetoalt, al3 fie jeber Eljrift Ijat; fie beruft un3
nur jur öffentlichen Ausübung beffen, ttm3 allen ©Triften
äu^t.
8
— 34 —
Unb nod) in einer anbeten SRidjtung möchten toir bem
^roteft ©oljmS gegen atte§ göttlidfje Sirdjenredjjt fröftige
SBirlung toünfdfjen. SSenn in ben firdfjenpolitifdfjen kämpfen
unferer läge irgenb eine 5ßarteibeftrebung in 3?erfaffung§*
fragen toie ©otte£ ©adfje toerfodfjten toirb, ober toenn folc|e,
bie barin anber§ benfen, atö jtoeifettjafte ©Triften angefe^en
toerben, toaS ift bte§ anber§, als ein SReft be$ SBaljnS
bon einem göttlichen ftirdfjenredjt?
8tber ©oljm begnügt ftdfj ntdfjt mit bem ftampf gegen
biefe§; audfj eine 9tedjt§orbnnng nur menfdjlidjer ärt
tritt nad) il)m in SBiberforuclj mit bem SBefen ber ftird^e.
£at er bieg erliefen?
©dfjon fein gefd^td^tlid^er SRacljttxeia, baft bie
^Reformatoren audfj menfdjliclje JRecljtSorbttung in ber
®ird(je böllig bertoorfen Ratten, ift jtoeifefljaft. $at örirflidj
Sutljer unb bie edfjt reformatorifdfje 2el)re fo, toie ©oljm
behauptet (f. oben ©. 16), neben bem SBeiben ber ©emeinbe
mit bem SBort be3 (SbangeliumS gar lein anbereS {Regieren
in ber Sirene gelannt? ®§ gab bodfj audfj für bie; 9tefor=
matoren neben ber feelforgerlid&en SJertoaltung be3 ©bon*
geliuntö mit aQem f toaS baju gehört, nodj eine ©ruppc
bon Sljätigfeiten, bie ba§ ©erüfte für bie SBortoertoaltung
befdjaffen unb fidfjern muffen, ©ie liegen auf einem @e*
biet, baS, toie SRiefer (1. c ©. 102) mit SRedjt bemerft,
gtoar nidfjt bie ^Reformatoren felbft, tooljl aber toir jefct mit
bem -Kamen „®irdfjenregiment" bejeidfjnen. 3n biefeS ©ebiet
fallen alle bie gragen: „toem lommt e8 ju, für bie orbent*
lidfje S3efe|ung ber Pfarrämter ©orge ju tragen, bie ©eift*
lidfjen ju bifitieren, untaugliche Pfarrer ju entfernen, ba3
Strdjengut ju bertoalten ober über feine SSertoaltung bie
Sttuffidjt ju führen, Sird&eufteuern auSjufcljreiben, 35or=
f Triften, bie für bie SRitglieber ber Äirdje binbenb finb,
fei e$ im allgemeinen ober für einen einjelnen gatt ju
treffen u. f. to.?" — Sie ^Reformatoren lernten foldje
— 35 —
gragen unb — fic Ijaben bic Obrigleit aufgeforbert, biefe
©inge in Drbnung ju bringen.
©oljm maljnt un8 freiließ: ba3 toar \a nur ein Rot*
toerl ber Dbrigleit unb bic Dbrigleit fottte nidjt regieren,
fonbern nur reformieren. @§ fei einmal jugegeben! ®en*
nodj bleibt bie 23)atfadje befielen, bafc toenigftenS in ber
Rot bie Reformatoren jene äußeren SScr^ältniffc ber ffirdfje,
bie in Unorbnung geraten toaren, burdfj bie Dbrtgfeit
toieber in Drbnung bringen Heften. ®a3 aber toar jeben*
faHS eine firdjenorbnenbe Iljätigfeit be§ SanbeSljerra, unb
jtoar mit Recljtggetüalt. ®ennodj Ijaben bie Reformatoren
btefc menfd&lidfje redfjteorbnenbe 33)ätigfeit offenbar nidjt
atö bem SBefen ber Sirdfje ttriberfpredjenb empfunben. ©onft
Ijätte ßutljer audfj iljr borübergeljenbeä Eingreifen abgelehnt,
aber audfj bie SBeljauptung (SoIjmS, baf$ ßutljer bem 2anbe&*
Ijerm f einerlei ftänbigeS „Sirdfjenregiment" (in unferem
Sinn öerftonben) Ijabe einräumen tootten, ift au3 gefdEjid^t*
liefen (Srünben jtoeifefljaft. fintier Ijat ;toar ba gegen ge*
eifert, bafe „Surften jufaljren toiberfinnifdfj unb motten
geiftliclj über ©eelen regieren 1 * (33raunfdE)tt>. 9tu3g. öon Sutlj.
SBerlen für ba§ dfjriftl. £au3 7, 253) unb ba& bie <8ti$t&
gelehrten in jtttlid&en gragen nadfj anberer Rorm atö nad&
©otteS Sßort entfd&eiben. S)amit ift jeboef» eine ftänbige
orbnenbe I^ätigleit ber lanbe§l)errlidfjen Regierung in S3e*
jietjung auf bie äußeren Angelegenheiten ber Strebe nodfj
nidjt auSgefdjloffen. Umfotoeniger, als eS ftd), ttrie Rieler
mit Redfjt ausführt, für baS 93etoußtfein ber Reformatoren
ttrie aud) ber eöangelifdjen SanbeSfürften, nidjt eigentlich
um ein firtfjlidfjeS Regiment, fonbern um einen ftänbigen
®ienft für bie Äird^e unb in ber Äirdje Ijanbelte (&gl 1. c.
@. 111).*) Riefer fdfjreitet, in biametralem ©egenfafc ju
*) Reljm ergebt §toar in einer Recenfum (Ärit. S&tertel«
jal)r$fd)r. für ©efefcgeb. u. föedjt$ttriffenfdj. 93b. 69, Sfeeue 3folge
17. 1894. ©. 144 ff.) gegen biefe ^arfteüung 9HeIerS btn JBor-
ttmrf, ba6 er, öon einer ehtfettig tljeologifdjen ©etradjtttngStoeife
8*
— 36 —
(SoIjmS 2)arfteQung, fogar ju ber Seljauptung fort, baß
ba§ toirHitfie SBerfjältniä öoti Ätrdje unb toeltlidfjer Dbrigfeit
in ber 3«t bor bcm toeftfälifcljen graben nteljr ate in
irgcnb einem onberen 3^öum ben Sbealen SutljerS ent*
frrodfjen Ijabe (@. 207/208). SDiefe Sljefe ift föatf |»
geftnfct, aber meines @rad)ten$ nidjt unrichtig, ©ettriß |at
Sutljer fidfj aHe§ biet lebensvoller unb frifdfjer gebaut, afö
e3 nadfjjjer getoorben ift; gettriß Ijätte er im einjetnen reiefc
liefen Stnlaß ju bitterer Slage über Snriftenregiment in
geiftlidjen ©ingen gefunben.*) Slber bagegen, baß ber
SanbeSIjerr unb bie toeltlidje Dbrigleit bie äußeren Drb*
nungen, toeldfje ber SJertoaltung be§ @t>angelium3 bienen,
ftänbig in feine Pflege unb Seitung naljm, Ijätte er fdfjtoerfid(j
@inft>ruclj erhoben.**)
auSgeljenb, meljr bie fjrage nac!) ber reltgiöfen unb fittlidjen
Sßfltdjt ber Sanbe8!)erren, als bie jurtftifd&e 3frage nad) bem SRedjtSs
titel beg IanbeSijerrtidjen §anbeln§ beantworte. Sftun l)at e$ ja
für ben 3uriften gettriß feinen SBert, biefe Iefctere fjrage an bie
bamaligen Suftänbe heranzubringen; aber man barf fidf) barüber
nidjt toerlje$len, baß in jener S^tt fetbft, btx ber entfdjeibenben
Stftion ber SanbeSljerren, jene juriftifd^e grageftettung hinter bem
©ebanfen ber religiöfen unb fittlidjen Wityt, ben bk 9*eforma*
toren toeetten, aurücftrat. $)ie8 flanuftellen, ift &aä)t be3 £tfto*
rifterS. Sei Vieler l)at, ebenfo ttne bei ©oljm, nidjt bie tfjeo*
logifdje, fonbern nur bie Ijiftorifcije Betrachtung über bie juriftifcfje
gefiegt.
*) $gl. SutljerS Belannte SorneSäußerungen über bie
3uriften in ber ©ac^e ber ijeimlidjen SBcrlöbntffc (©oljm 624 f.).
**) ©djon au§ ber ßeljre toon ber custodia (ogl. oben
©. 17) ift bieg au folgern, ©oljm argumentiert atuar, biefe
Seljre gebe „bem SanbeSIjerm (mobern auSgebrücft) bie Äird^en*
Ijoljeit, nidjt irgenb toeld^eS ßtrdjenregiment 1 ' (©. 579). STber
biefe feirdjenljoljeit ift in SBaljrljett fo toeit ausgebest, ba% fie
^toar nidjt bie Seitung ber ftirdje burcijS SBort, tooM aber
mandjeS umfaßt , toaS toir in unferm ©prad&gebraudj „Stird&en*
regiment" nennen, ©eljört bocij ba$u bie XljfttigTett ber Surften,
in iljren Gebieten rechte ßeljre, ebenfo tualjren ©otteäbienfi p
pflanzen unb gu erhalten, öffentliche 3rrleljre unb falfd^en ©otteS*
bienft ab$utt)el>ren, alfo auclj ©eiftltclje toegen abtoeidjenber Seljre
— 37 —
Aber nidfjt nur bie Ijiftorifdfje/fonbem audfr bie ftjfte*
matifd&e SSegrfinbung, auf bie ©oljm feinen SBiberftmidj
gegen menfd&lidOe 8ted(jt$orbnung in ber fördje ftfifct, ift
anzufechten, ©oljm geljt ljier weniger Don bem ©egenfafe
jwifdjen formaler (Geltung be& 9tedj>t3 unb inljaltlidijer
23al>rf)ett, al£ von bem ®egenfafe jwifdfjen ber Stoangd^
gewalt be$ 9te$t$ unb ber Strt be3 (Evangelium*
au$. 9hm ift e$ ja gcwifc richtig: ba8 (Evangelium will
nid§t burd) gwang bie ©ewtffen regieren; e$ verlangt bie
freie Eingabe ber £er§en. Slber wirb benn biefer
(B&arafter be$ (Evangeliums aufgehoben, wenn ber äußere
Separat, ber einer georbneten SSerWaltung be£ (Evangelium^
bient, einer menfcljltdfjen 9ted)t$orbnung unterworfen nrirb?
Hudfj wenn ba$ lanbe^errlid^e ftird&enregiment SSerorb*
nungen barüber erläfet, unter wetöjen SBebingungen aHein
einer öffentlich in ber Äirdfje lehren barf f tüte ba$ Sirdfjen*
gut Verwaltet, wie ber ©otteSbienft georbnet werben fott,
ober wenn eine Sreifirdje Med burdfj SJereinSftatut feftfefct,
ift bamit ba$ (Evangelium nodfj nidjt feiner SBirlungSart
entfrembet: audfj bann !ann e$ otjne ßwang jtdfj an bie
£erjett unb ©ewiffen wenben, um (Eljrifti #errfd(jaft in
ben $erjen aufrundeten; aud) bann !amt ®&rifiu$ in ber
befennenben unb Ijörenben, bittenben unb lobenben ©e*
meinbe mit feinem ©eift unb ©oben mftdjjtig fein.
«ber wenn bie redjtlidje 8to><Nig$gewalt audfj auf jene
äußeren menfdjlicljen Orbnungen ftdj befd&ränft, fo gilt, fagt
und ©oljm, auf evangettfd^em Stoben bodj audj von biefen,
von ifirem Amt p entfernen (vgl. ©oljm @. 555 f. ttnm. 20 n.
@. 577 f. 2fom. 47. vgl aucfi in Ätztet, Äircbenorbnungen, JBb. I
@. 78 f., bie htrffitfH. gnflrottion an bie feffttatoren). <£* iß
nur ein ©djritt auf berfelben %a$XL, wenn 3o$. ©erbarb in
feinen Loci (Loc. 24. § 178. 182 ff.) ausführt, bafc ber Obrigteit
&mar ntdjt bie potestas ecclesiastica interna, tooljl aber bie
Scfarate externa eccleeiae politia { jwar nicfjt eorum, quae ad
ivinum cultum pertinent, administratio, tooljl aber externa
eorundem dispoaitio auflege.
— 38 —
bafe fie nidjt um be£ StedfjtSsmangS , fonbent au3 Siebe
in freier 9lner!ennung gehalten merben fotten. — 3&!
aber ift ba3 leitete burdj eine befteljenbe 9tecljt3orbmrag
unmöglich gemadjt? ©rinnem mir uns an etmaS StnologeS:
ba$ SRecljtSgefefc gebietet, bem Sßädfjften leinen Schaben ju
tljun! — ©otten mir fagen: ba ift ja bie Siebe berbrängt
burdfj bie 9ted(jt3gemalt!? Siein r bie Siebe l)at nodf) tljren
(Spielraum, nidfjt nur auf bem @ebiet r ba8 burdfj ba8
redfjtlidje ©efefc freigelaffen ift, fonbern fogar gegenüber
ber StedfjtSorbnung felbft. ®enn e§ lommt barauf an, aus
meldfjen öemeggrfinben mir uns in bie 3tedfjtöorbnung fügen.
2&ir fönnen e3 um be§ gmangeS mitten t^un, mir fönnen'ä
aber audfj um ber Siebe mitten unb meil mir überzeugt
finb, baft bie bürgerliche JRed&tSorbnung Ijeilfam ift. @o
ift e8 auclj, menn firdjlidfje Stec^töorbnungen für atte bie,
bie ©lieber be3 fird&lidjen ©erbanbeS fein ober gar ein
Amt in iljm führen motten, aufgeftettt merben. ®amit ift
unS nidfjt benommen, fie au8 ber fiberjeugung öon iljrer
gmedfmä&igleit unb um ber Siebe mitten ju galten. Sie
blofc menfdjticlje 3ted(jt8orbnung eines lirdfjlidjen SSereinS
!ann unb mirb un$ audf) — menigftenS menn fie edfjter
9trt ift — immer noclj frei laffen, fie ju prüfen unb fie
entmeber, meil fie für un§ felbft gut ift, ober meil fie
unferm -ftädfjften bient, mit ffreuben ju erfüllen ober und
um be3 griebeng mitten in fie ju fügen ober, meil mir fie
fd&ftbltdj unb Ijemmenb finben, um ber Siebe mitten auf
iljre Säuberung Ijinjuarbeiten, ober enblid^, menn mir biefeu
Sampf für auSfidjjtSloS unb unfern ©tauben ober bie ©adfje
be$ ©bangeliumS für gefäljrbet galten, un$ bon bem fird)*
lidfjen SJerbanb ju trennen. @o ift gegenüber einem
menfdfjticijett Äirdfjenredfjt, auf bem bon iljm felbft geregelten
©ebiet, eine SeÜjätigung ebangetifeljer gtreiljeit mögtidf};
unb bottenbS l)at auf bem ©ebiet, ba$ ein menfcljlidjeS
ftirdfjenredjt nur fcljfifcen, aber nidfjt regeln mitt, nämltclj
in ber SJermaltung be3 StoangeliumS felbft, bie freie Unter*
orbnung ber #erjen unter ©otteS SBort unb ©eift unb bie
— 39 —
freie ®eifte$gemeinfdfjaft ber ©laubigen nntereinanber iljre
@tätte.
@ol)m felbft giebt ja ju f baft audfj bie jefcige redf)tlid&
berfafete Äirdje nodj „ba$ ®efäfe ift, in toeldfjem ba$ Seben
ber Ätrdfje ©IjrijK toirlfam toirb 14 (699). ®omit ift bodf)
auSgef prodjen , baf$ ba$ toaljre, geiftige SBefen ber Sirene
audfj unter ber menfdfjlicljen JRecfjtSorbnung befielt. 8lber
barf nton bann nodj mit ®ol)m nnb im SBiberfprudfj mit
unfern 33e!enntniffen, bie ben Seftonb ber Äftdfje in iljrem
maljren SBefen ollein an SBort nnb ©aframent fnityfen,
behaupten, „bie SfaSbilbung eines recötlidfjen ftirdfjen*
regimentS Ijabe ba$ SBefen ber Äirdfje aufgehoben" (699)?
SBenn ©oljm Bei biefer Xljefe bleibt, fo öerrät er
bamit, baf} e3 üjm ni$t genug ift, tuenn in bem ©efäft
ber red&tlid) organifierten föirdje ©Ijrifti £errfdfjaft über bie
#erjen unb bie ©emeinfäaft be3 ©eifteS erhalten ttrirb.
©x flagt barübet, baft bie organifierte ©efamtljeit ber
„Äirdje" nidfjt meljr felbft ®arft eilung be§ inneren
ßebenS ber (Sjriftenljeit, be$ geiftlidjen föeid&eS Kljrifti fei. —
fragen ttrtr und einmal: toie !ann benn überhaupt ba3
@lauben8leben ber S^riften^eit unter ©Ijrifti Regiment
ftdj auf ßrben ftd&tbar barftetten? SBtr toerben antworten
muffen: auf jtoeierlet SBeife! gür§ erftc im gemeinfamen
©itten, ©anfen, ©ingen, geiern, gorfdjjen, iurj im belen*
nenben ßeugniS ber um ba& ffiöangelium ftdj toerfammelnbeu
(J^riftengemeinben unb in ber prtoaten SSerttmltnng be3
ffibangelium* burdf) einen #auSbater, ber in feinem $au£
ben Sag mit ©otteS SBort unb ®tbtt beginnt nnb be*
fdfjliefct, burdjj eine Sßutter, bie tljre ®inber beten leljrt,
burclj einen greunb, ber und bermaljut ober tröftet. gür$
jtpeite in allen fittltdfj guten SBerlen bon Triften in
allerlei ©tanb unb SBeruf, in gamilie, ©taat, bürgerlicher
©efettfdfjaft (83 ift bejeidfjnenb, bafe ©oljm biefe lefctere
Offenbarung be$ innern Seben« ber CHjriftenljeit im 8u*
fammenljang unferer grage nidfjt in Stnfdjlag bringt. 3)er
umfaffenbe Segriff be8 SReidfjeS ©otteS ober be3 SteidjeS
— 40 —
Sljtiftt, ber m unfern 93elenntni3fd()riften baljin ausgeführt
toirb, bafe alle bona opera Don ®l)riften eine SSerfoirfc
Hd^xtng ber politia Christi regnum gtmm ostendentis
coram hoc mundo feien (fegt. Apol. Art III de dilect et
impl. leg. § 68), tritt in @oIjm$ ganjer ®eban!enentioi(felung
ftarl juriiA*) (Sinfeitig betont er bie guerfi genannte
gorm be8 ©idfjtbartoerbenS Don (BfjrijH {Regiment, nämlid)
bie SJertoaftung be§ SBortö im Sreife ber ß^riften. —
über aud) biefe StorfieQung feljeint ü)m bamit nodj nid^t
genügenb erreicht, baß innerhalb ber redfjtlidj organifterten
ftirdfje l)in unb Ijer bie einzelnen (Semeinben unb @e*
meinblein unb ©emembeglieber ba3 Sßort treiben, ©onbern
bie ©efamtDerfaffung ber ba8 ©Dangelium Dertoaltenben
Sirene fott eine StorfteQung be8 SReidjeS S^rifti nnter ben
3Renfdj)en fein. Unb tooburdj? Cben baburdfj, bafc nidjt
redjtfid) bevollmächtigte Sßerfonen, fonbem bie djartömatifd)
^Begabten burclj ba$ SBort ber Seljre regieren unb bie
anbem oljne 5Red(jt$ftatut in gfreiljeit unb Siebe ftd)
nnterorbnen. S)amit taucht bei ©oljm boclj toteber eine
Don ©ott felbft gewollte, allein normale Organifation ber
*) $ier liegt ber^unlt, an bem ©oljmS SBeg Dou bem töotljeg
arünblid) abtoeidjt; Ötotlje fte^t nur bte atoeite ftarfteflung be3
gebend ber (Eljriftenfjett, namltcfi bie d&rifKid&e ®eftoltung alle*
toeltli^en Berufs unb aller toeltltd&en ©emeiufdjaftafreife, al* bie
boKtommette unb bletbeube an. wieltt tft barin Soljm* Sinti-
pobe, bog er bie gbee SRotljeS aufnimmt: bie unftdjtbare äird&e,
ba* fteid) tö&rifti iu ben $er$en, ttrirb fidjtbar im <$rijffid>eu
Staat, in bem „Dom (Reifte (ÖjrifH erfüllten unb regierten ©e*
meintDefen' (1. c. ©. 480). gfreilicj au$ Süefer bricht ben «n-
(Gattungen StotljeS i$re fdjftrfjte Sjrifce ab. $enn Don einem
aflmMjlid&eu gufammenfdjrumjifen be$ Äultu* unb ber felbftönbtg
orgauifierten Pflege be* ©Dangelium* toiU Vieler offenbar nichts
toifltn; fonbern biefe beiben gehören uaefj üjm toefentlic^ ju einem
„dfjrifitidjen @emeintDefeu M . $er Äbftonb be* Begriff* Dom dprift*
lid&eu Staat, mit bem ffliefer fid) begnügt , Don SRotye* $odj-
fliegenbem 3beal, läßt ftd) am befien an 3cieler* ©ortraa über
„bte Stellung be* mobernen Staate* jur Religion unb #trd>e"
(Bresben 1895) ermeffen.
— 41 —
6$rijtorfjeit auf: ber ®ntljufta3mu8, ber bie 9te$t8orbnuitg
bertotrft utib nur ben (Seift unb bie Siebe toitt toaltcn
laffen, fd&lägt um in eine getoiffe ®efefelid(j!eit unb m ein
Serlangen nadj aböquater äußerer ®arftettung beS ®eifte8*
lebend. Snbem iene 9?ormaIorganifatton ber Sirene auf
(Srben, nämltdj eben iljre (Sfciftenj oljne SRecljtSorbnung ge*
forbert toirb, ift ettoaS bon jener großartigen Steilheit
ber Reformatoren berloren, bie gettriß toaren, bo% in ben
fcerfdjiebenften formen bie Sirdfje (SfjrifK in ber Sßenfd$eit
befielen lönne, toenn nur ba$ Stoangelium in iljnen ba ift.
Unb inbem eine reine Sarfteltung ber JKrdje ia iljrem
toa^ren SJeftanb gefugt toirb, ift gugleid) etloaS t>on ber
reformatorifdjen CrfenntniS preisgegeben , baß ber ttatjre
©eftonb ber Strebe Ijienteben ®egenftanb be$ ®lauben$
bleiben muß: „3$ glaube eine ^eilige djrifttid&e Ätrdfje." —
Unbeftreitbar ift ©oljmS Irltifd^c SBeljauptung, baß unfer
menfcIjlidjeS Sirdjenredfjt ben göttlichen Seftonb berftirdje
nidjt in feiner Steinzeit barfteKt. 310er toeld^e Folgerung
ift barau* ju jieljen? S)ie römifdfje ßeljre folgert: alfo
muß ba* SHrd)enredjt felbft göttliches fRed^t fein; bie
fd)ttärmerifd)e: alfo ift e£ ganj abjutljun; bie ebangelifd&e:
alfo gehört e$ nur ju bem äußeren ®etoanb, mit bem ftclj
bie ©|riftenljeit auf ©rben beileiben muß. ®ie e&angelifdfje
Sfattoort allein ttrirb bem geiftigen SBefen ber Äirdje bötttg
geregt, nidfjt ©oljmS fdjtoärmerifdj geartete X^efe,*) baß
*) «. $. »lumenftod (f. oben 6. 80 Änm.) tyht bie
fctyo&rmerifö-ntyftiföe Art @o$m* befonbetö Ijerfcor; er fmbet
ba« Sufammentreffen ©obrnS mit bem „®roßmeijter be* ritffiföen
Sftrfttctftmu*', ßeo Xolfbi, in feiner ©dbrift „Grüfte @eban!en
über Staat unb ftirdje* (Berlin 1891) befonber* frappant, »e»
rü$rttng*pnn!te ftob ba (audj folc^e mit (£ljr. ©qrempf ließen
fidj aufzeigen), Aber ber tatijolifdje Krittler berlennt einerfett*,
tote fe(r ©ofjrn in feiner et>angettfdjen €>$&$ung be* (Ebangelium*
(,be* »orte*') öon ber ntyftifdjen Stiftung Xolfloi* abtoetd&t,
anbeterfeit*, toelcfc ftarter mgftif4*ent$ttftafKfcfjer (Sinfölag gerabe
im latyoltföen ©gjtem enthalten ift
— 42 —
ntetifdjtidje 3tedf)t$orbnung unmöglich fei, toeil fte baS
toaste SBefen ber Äirdjje nidjjt jur abäquaten ©arftettung
lommen laffe.
Stber ift firdjlidjje 8ted(jt8orbnung nidfjt toenigftenS un*
nötig? 3ft fic nid&t, ttrie@ol)m jul^cfcll ausführt, einSßro*
butt be£ SleinglaubenS ? — SBenn (Sojjm feine g e f <| i <$ t li rfj en
Setoeife bafür öor aßem au3 bem Urdjjriftentum ent*
nimmt, fo lönnen wir iljm nidfjt beftreiten, baß biefeS eine
eigentliche Sted^töorbnung ttid&t lannte. ©3 gab nur „©aben
unb 2)ienfte" (Sßeijfädfer), nidfjt redfjtlidjje #mter. (SoljmS
itoeifeßofeä SSerbienft ift e3, bafj er bie dfjariSmatifdje
Organifation ber apoftolifdijen S^rifien^eit mit lebensvoller
änfd&aulidfjleit gefd&tlbert Ijat. — Slber gletctjtooljl ift ©ol)m3
2)arfteflung in mannen ©tüdfen anfechtbar.*) 9hir jtt>ei
fünfte, bie für fein Urteil über bie 8tedf)t$orbnung be*
beutfam ftnb, feien berührt! — SBenn @ol)m bie ßeljrs
begabten afö bie eigentlichen ßeiter ber ©emeinbe ljinfteflt,
für tüdd^c bie Iräger ber praltifd&en Sl)ari3mata nur
im SKotfatt eintreten (fcgl oben ©. 9/10), fo ift biefe jtoette
©ruppe üon ©nabengaben bodj) in iljrer S3ebeutung Ijer*
untergefefct. SJon Anfang an finb bie praftifd^ begabten
unb bemä^rten SKänner neben ben ßeljrbegabten in ber
©emeinbe ju i^rem SBeften tljätig; fie übernehmen praftifcfye
®ienftleiftungen, aber finb audfj an ber ßeitung ber ®e*
meinbe beteiligt, fofern fie bie ©abe ber KvßiQvrjoig**)
*) SDtondje ©etoaltfamfeiten fdjeinen mir batatö $u fliegen,
bajj ©o$m bie $aftoralBrtefe &u frülj anfefct.
**) $te bon ©o$m gegebene Deutung be8 ©egrtffS xvßiQ-
vriatQ (©. 108 f. 2fam. 69) ift mir nidjt gong Ilar geworben. <£r
Bebeutet nadj) tljm nid&t „Regierung ber ©Wlefia", fonbetn „$ienft
unb Regierung in meltlidjen fingen", „meltltdje Ämter unb
DBrigteiten". Stoß foldje in ber ©emeinbe eingerichtet finb,
!ann @o$m nid&t meinen; benn fonft Ratten toir ba& 3ugeftftnbnt3
ber Beftrittenen SRedjtSorbnung. @o mufj man, wie e$ fd^eint»
@otjm$ SEBorte baljui öerfte^en, bajj ber (Sljriftengemeinbe audj
- 43 -
ljaben. 9hm ijaben freiließ audjj biefe dtaxovovvTeg unb
TtQolarafjLBvoL urfprüngfidfj feine JRedfjtSpfticijt unb Sftedjtö*
befugniS, fonbern i§r ©fjariftna gibt Üjnen ben antrieb
ju fretariKiger SJjätigleit unb t>erlei^t iljnen eine rein per*
fönlidfje Slutoritftt in ber ©emeinbe. aber gerabe biefe
^raftifd^en £Jjätigfeiten mußten, fdfjon toeil fie eine gettriffe
Übung unb Sftegefcnäßigfeit Verlangten, am elften ju ftün*
bigen Seiftungen unb bann ju feften Ämtern toerben.
©erabe biefer Sfafa^mnlt für eine JRedfjtöorbnung in ber
SKrdje ift bei ©o§m baburdj, baß bie praftifd&en Charte*
mata al3 fefunbär gegenüber ber Seljrgabe erfdjeinen, Der*
bunfelt. — $)amit fängt ber anbere anfechtbare 5ßunft
jufammen, auf ben ttrir Ijintoeifen topKten. ®er SBoben, auf
bem bie ©Übung tum firdjlidjen Ämtern fidjj naturgemäß
fcoHjiefjt, finb bie lofal begrenzten DrtSgemeinben. ©ben
biefe ftnb aber nadfj ©o|m8 Storfteßung für bie Organa
fation ber ©Ijriftenljeit bebeutung$lo§ gegenüber ber 3bee
ber einen föirdfje (£$rijii (f- o6en @- 7 / 8 )- ^ n ift gettriß
etmaS 9ti<ijtige$ an ber Betonung ber einen IxxA^a/a.
©djon e. SBeijfäcfer (ba3 apoftol 3eitalter ber d&riftl.
Äirdfje 1 , ©. 606) ^at baä berechtigte an ©oljmS ©ebanlen
in ben SBorten ausgebrochen: „®ie ®efdf)id)te fffl&rt, im
©egenfafce ju einem fel)r natürlichen SBorurtette, bor aKem
barauf, baß nidjt bie Äird&e aus ber einzelnen ©emeinbe
IjerauSgetoacljfen ift, fonbern baß gerabe ba& ©anje, bie
exxXrjoia rov &eov, ba$ erfte ift." Slber burdfj bie
SKiffton, bie als ein ©ienft in ber ©efamtlirdfje bem einen
©otteSöolf immer neue ©lieber Ijinjufügt, fmb bodj) Drt3*
gemeinben gebübet unb, frenn biefe audj nur burdfj üjre
©inglieberung in bie eine cxxÄija/a ben ©jjrenttamen Don
foldje Beitreten, bit im bürgerlichen Seben 2lmt unb SBürbe
Ijaben, unb baß biefe in Qrer bürgerlichen Stellung audj) ber
©emeinbe btenen. VLbtx tüte unwaljrföetttltd} angejicftS 1. ßor.
1, 26 unb in einem Sufammen^ang, ber nur öon ®abtn unb
3)ienften in ber ©emeinbe ljanbelt!
— 44 —
hythtflUxL gewinnen, fo fteljen fie bo<$ jtt>cifcIlo§ fd&on in
ben paußntfcljen ©riefen aU in ftdfj gefd^toffene Serbänbe
ba;*) fte werben bafür berantoorttief} gemacht, bafc in iljrer
SKitte atteS sva%ri(jLÖviog aal xata rd&v jugelje; an fte
ergeben bte Stnorbnungen ber 8tyofieI, an fte ber Stppett,
mit anbeut (Semeinben ju wetteifern. 85on Anfang an tft
in üjnen audfj ber ©oben für eine Drgantfation gegeben.
2Bie bie ©eleud&tung be3 UrdjjriftentumS, fo ift tootyl
aud) ©oljmS gefd}i$tlid)e3 Urteil über bie SerfaffungS»
entmidfelung ber Steformattonöjeit einfeitig. £at ttrirftidj
nur ber ftteingtaube ber Heineren (Seifter ba3 ftird&enredfjt
jurücfgerufen? SBenu im Seginn ber Deformation eine
Stedjtäorbnung in ber ftird&e felbft entbeljrlid) erfd&ien, fo
ift ber ©runb bod) §um guten Xeil barin ju fudjen, bafj
bie toelttidje Dbrigfeit, ber ßanbeSljerr unb feine Amt*
leute, bie ganje orbnenbe Iljätigieit in äußeren Singen
übernahmen, bafc hinter bem rein geiftlidjen SBalten be3
Pfarrer« unb ©uperintenbenten bie obriglettßd&e 8led(>t&*
getoalt ftanb, bie im Sntereffe ber externa disciplina
ebentuett iljre ©trafen toerljängte. 8tber biefer 3*ftonb
toar für bie Sirdje in Dielen Steuerungen bebenllid^. @8
broljte ein {Regiment ber Amtleute, ba8 leine genügenbe
»ürgfdfjaft für bie SBaljrung ber fird&Itdjen gntereffen bot
®ie (SrfenntntS biefer ®efa|r, ttic^t bfofj bie tteingläubige
@el)nfud&t na<$ toeltli^en 3toang8mittefat l)at äRefand&tljon
öeranlafjt, für ffirridfjtung befonberer firdjfidjer ©el>örben,
ber Sonfiftorien, einjutreten (fcgl. feine Äußerungen bei
©oljrn, @. 611 9tnm. 40). aRelandjtljon Ijatte nid&t Un*
redijt, toenn er ju biefen meljr Vertrauen §atte, ate ju ben
Smtleuten.
©oljm ftnbet in ber ®efdjid(jte ber erftat Cfljriften^eit
toie ber SteformationSjeit ein Seugni* bafür, baß 3tecijt&=
*) 9tL tyti%u befottber* bie föecenfiott bort fö. ©eeberg
(t^eoL ÖittbL 1898 Sfcr. 26), meine« <&rad&tett* bie befte ber Wecen-
fionen toon t^eologtfd^er ©eite.
— 45 —
orbnung in ber fördje entbehrlich ift; man !ann au$ ber
©ef c^idE|te umgelegt IjerauMefen, bafj, toenn and} ba£
göttfidje Äird&enredfjt eine SSerfeljruttg be3 StoangeßumS
bebeutete, bodj ein menfdfjlidfjeS Sirdjenred&t lommen
mußte, nidjjt bloß mit ber „eifernen Stottoenbigfeit", bie
©oljm jugefteljt („Sßrattifclj erjengt ft<$ mit eifemer Slot*
toenbigfeit ein fördjenredfjt," ®. 3), fonbem mit teleo*
logifdfjer Siottoenbigleit: e$ mar nötig für bie (Spaltung
be$ (Seifteä Sljrifti anf (Erben. ®ibt un$ benn ttid^t
bie ©ejc^ic^te ber urdjrifttidjen ©emeinben unb bie ®e*
fcötd^te ber Säuferei in ber SteformationSjeit mit berebter
©prad&e ein SeugniS, ba3 ©oljm gang überhört, ba$
8etfgni3, baß ba£ ©toangeßum ba, too leine 8ted(jt8orbnung
atö fdjüfcenbe SRadfjt in ber Sirdfje beftanb, in Serrättung
unterjugeljen, baf} ba£, toaS im (Seift begonnen mürbe, im
gletfd) }u enben broljte? ®iefelbe ©efa$r befielt audfj
ljeute nodj.
®a& fü^rt un$ auf bie prinjipiellen ®rfinbe,
and benen dm Rrdfjfid&e SRed&tSorbnung unentbeljrfid) ift.
3)ie Äird&e auf (Erben ift eine toerbenbe. „3u biefem
SBerbeprojeß fitanen," ttrie fialjl (1. c. ©. 76) mit Stecht
fagt, „Sirene unb Äirdijengßeber biejenige #ilfe unb ©tüfce
nidjt entbehren, meldte ©Ott jur Aufrichtung unb (Erljal*
hing menfdjjßd&er ©emeinfdfjaftSorbnung überhaupt gegeben
$at, ba£ Mtfy." ®ie ®&rifienljeit ijat auf (Erben felbft*
tl>ätig einen SSeruf ju erfüllen, bie Sertoattung be8 (Eto an*
gefiumä: fie foH tootyl um ©otte$ ©nabengaben Ijierju
bitten, aber fie muß au<$ felbft bie äRtttel antoenben, burd)
meldte fte am fidjerften ba$ (Ebangeßum rein §u ermatten
unb toeiter ju tragen hoffen !ann. 9hm ift barin, baß
burdj) toerbinbfidjje (SemeinfdjaftSorbnungen ber ®otte3bienft,
bie öeftettung ber öffentlichen Seriünbiger, bie Sugeijörigleit
jur ©emeinbe unb ber (Eintritt in fie, bie Unterteilung
ber ^erantoadjjfenben, bie gürforge für bie Sebfirftigen, bie
(Erhaltung unb SSertoaltung ber äußeren SDKttcI geregelt
ttrirb, frenigftenä eine getiriffe Sicherung bafür gegeben,
— 46 —
ba§ bie regelmäßige SJertoaltung beS ©jangeliumS ttid^t
aus Untljätigfeit unterlaffen werbe ober in Unorbnung
untergehe. — äTCan fönnte eintoenben: ®ann ift e$ bodj
nur bie fjrurdfjt bor bem ©rlaljmen unb 8lu$arten be8
OeifteS, alfo ba3 SBebürfniS eines @djufee$ gegen bie
©ünbe unb SRangel an Vertrauen auf bie ättadfjt be8
(SeifieS, toaS ftirdjenredjt fdfjafft; e3 ift bodfj ein SrjeugniS
be§ ®leinglauben3. SBir antworten: nein! fonbern ein
(Sefdjöpf ber toorfidjtigen SBeiSljeit, toeldfje ba£ SDWttturlen
menfdjiidjer @ünbe audfj bei ber (Srfüttung ber ijödfjften
Stufgaben lennt unb iljrer ftörenben ättadfjt jum öorauä
entgegenjutoirfen fud&t. — Unb bie 9?edf)t§orbnung ift
audj ni(|t bloß ©djufcmittel gegen ba$ Einreißen fän*
biger Wafytt, fonbern fie Ijat aufjerbem einen pofitiöen
SBert. $)urd} eine JRedjtSorbnung allein Knnen bie @r*
rungenfdfjaften ber Vergangenheit betoaljrt bleiben. (£3
wäre eine unnötige, fdfjäblidje SJergeubung ber Sräfte, toenn
jebe Seit alles immer toieber neu au$ bem ©eift fdfjaffen
tooKte. ®ie (Erfahrungen einer früheren Seit finb in ben
9tedf)t$orbnungen niebergelegt, bie für ben ®otte$bienft,
bie ßeljre, bie SlmtStljätigfeit be8 SßrebigerS aufgeteilt
finb. äBoljl bebürfen e3 biefe Drbnungen, immer toieber
burdfj ben (Seift belebt unb geprüft ju werben, aber fie
erhalten bodfj ein toertooffeS Srbe.ber (Sefdfjid&te unb fie
erfoaren e3 ben fpäteren (Sefdfjledijtern, bie 3*ttoege ber
früheren immer neu ju geljen unb iljre kämpfe immer
neu burdfjjufämpfen.*) 2)ie menfdfjlicije 9?edfjt$orbmmg ber
*) Sgl. Vieler« Äußerung über baS 8er$ättui3 tumKe$t
unb ©tttlidjlett: „$a3 Ifttfy erleichtert nnb öereinfadjt bie »e-
bingungen be8 fittlidjen $anbeln$; bte in jebem äugenblicf $u
öolfyieljeube Überlegung ber Ijödjjren ftttltdjen EJiajjftäbe unb iljrer
Sfatoenbung auf ba$ tägliche Scben uvb bie getooljnten Bürger*
liefen Drbnungen toürbe eine unnötige 2fajtrengung unb ein
$inberni3 für tint fonjentrierte unb erfolgreiche ^erufdt^fttigTeit
fein (1. c ©. 476).
— 47 —
ftirdfje ift nid&t unnötig, fonbern unentbehrlich, folange ttrir
bamit rennen, bafj bie ftirdfje eine ®efcl)id}te auf (Srben
§at unb Ijaben fott.
<56f)m$ 2$efen finb, fotoett fie bad menfdjjliclje Sirdjen*
red^t betreffen, Don und abgelehnt. Slber ftnb barum biefe
3ß>fdjnitte Don ©oljmd Shtdj für und toerttod? ober ijaben
fie nur SBert burdj bie barin enthaltenen gefdijicijtlidfjen
Unterf udjungen? Stein, audfj bie begeifterte Sludfüljrung
bed ©ebanfend, baß bad mejifdjKdje Äirdijenredfjt feiner
Slrt nadj üon bem freien ©eiftedtoalten Detfdjieben, ja in
toef entließen SRerlmalen iljm entgegengefefet ift, ljalte idj
bei aller (Sinfeitigfeit ber Folgerungen für ein grofjed
SSerbienft. ©oljm Ijat baburdj aufd neue bie SBaljrljeit
eingefdfjärft, bafj alle formen unb Orbnungen bed tixfy
liefen Sebend nur bienenbe Sßittel ftnb, um ben ©eift
©Ijrifti in lebenbigen SßerfönlidOfeiten ju toedfen unb fteiter«
juleiten, bafj fie alfo lemerlei SBert in fidj> felbft Ijaben.
®arum muffen fie in nimmer raftenber Arbeit bem Qtotd
angepaßt to erben, bad ©Dangelium in möglid&ft toeitem
Umfang unb jugleidj in möglidfjfter ftraft unb
möglidjfter Steinzeit ber 9ftenfd#eit, junädjft unferm
Soßdieben jujufü^ren. — @ine Sfofgabe Don ber Ijödfjften
©djttrierigleit! 3)enn in bem einen foeben bejeidjj»
neten Stoedf, bem bie firdfjlidfje 8tedjtdorbnung bienen
fott, finb Derfdfjiebene Sntereffen Dereinigt, bie
im praltifdjjen ßeben immer toieber in Spannung mitein«
anber ju iommen broljen: manche Drbnung, meiere bem
(Ebangelium eine SBirffamleit in möglidfjjt weiten Greifen
bed JBoBtd eröffnet, raubt üjm etoad Don ber ftraft unb
Steinzeit; unb mandfjed äRtttel, toeldjjed bie Dolle Äraft
bed (EDangeliumd für bie #erjen unb ©etoiffen ju ent*
feffeln Derfpridfjt, broljt bie Reinheit feiner SBirftmg ju
beeintr ästigen, nidfjt feiten aud bem ©ranb, toeil ed ber
greitjeit ber ©ettriffen ju na$e tritt. — Unb nidjjt nur alle
btefe gleidfj mistigen 3nterejfen Derlangen »erttcfjtdjtigung,
— 48 —
foubern ebenfo bie befonberen gefdjtd&tlid&en SBerlj<*
niffe, unter betten fie verfolgt toerben: biefelbe 9ted)t&
orbnung, bie am einen Drt unb in ber einen Seit $eilfam
ttrirft, !ann an anberem Ott unb ;u anberer Seit ju einer
&erberblidfjen ©djjranle Serben.
SDenn mit 9tedf)t madjt un$ @ol)m8 ganje Sterftettung
toeiter batauf aufmerffam: Sie menfd(jlid&en formen unb
Dcbnungen, bie al$ bienenbe Kittel unentbehrlich frab,
bringen iljrer irbifäen 31 rt nad) ftetS genriffe (Sefa^ren
für ben etoigen Stoecl ber fttrdje mit fid^. — Überall
tt)o Sted^tdorbnungen eingebürgert »erben, um trieben jn
galten unb unnötige fiämpfe ju erfparen, ba ift bie ®e?
fal)r, ba§ au3 griebenäliebe unb Sequemlidfjleit bie Stedjtö*
orbnungen ntöglid^ft tneit au£gebefjnt »erben: fie broljen
in ber Äirdfje in ba$ (Siebtet überjugreifen, ba3 notoenbig
freibleiben mufj, nfimlid) in bie perfönlidje Stellung bed
#erjen$ unb (SettriffenS jur 2Ba$r$eit be£ ©bangeUumS
unb in bie Arbeit an einem tieferen Shrfaffen unb 33er*
inerten feine* unerfd)öj>flid(jen gnljalte > ux & ffe broljen audjj
auf iljrem legitimen ©ebtete, bem ber fingeren SRittel
unb gönnen für bie JBertoaltung be$ ©>angelium$, alles
in bie geffeln be$ <8efe|e8 ju fdfjlagen. <£* ift bie ®e*
faljr, bafj man, um unangenehme Störungen be$ SriebenS
ju meiben, auf jenem tote auf biefem (Gebiet ben Santpf
ber ©elfter unb bamit ba§ Seben burdj 8tedj>t8orbnungen
}u ertöten fudjt, Somit aber ttrirb immer }ngleidj bie
Äirdje ber ©egentoart an bie Vergangenheit gebunben:
bie ffledjtöorbnung ffi^rt ü>r nid&t btofs bie ©djäfce ber
früheren <3efd)idjte ju, fonbem legt iljr aud) bie ganje
Saß ber Vergangenheit auf. Sebe Sted^töorbnung bro|t
mit üjrer fonferfcattoen ÜWad&t ben freien gortfdfjritt ju
erftidfen.
2Bo aber eine neue ©eifteSbetoegung ftarf genug ift,
trofc ber j&fjen Wlafyt ber SRedjtSorbnung fidE} ausbreiten,
broljt junfidjfi immer ein fd&Iimmer gttriefpalt jtnif^en
bem innem f&tbm unb ben fingeren Drbnungen ber föircjje,
— 49 —
toeld&e nur burd) bie gtoangSgeftaft be$ SRed&tö nodj auf-
regt ermatten »erben.
©o liegen in ber Zfyat Antinomien jtoifdjen bem
©eifteSleben ber ftirdfje unb ber Sted&tSorbnung öor; fte
ftnb bie OucDc t>on praftifdjen @d&toierigfetten unb äRtfc
ffönben im Seben ber ftirdjje. StorauS toirb eS un& Der«
ftänblid^, baf; bie ©türmten be$9Rifimut& gegen alle 8ted&t$*
orbnung nie in ber Äirdjje berftummten unb je unumfd&ränlter
ba$ Stecht Jjerrfd&en toottte, befto lauter ft<| erhoben*).
Aber jene Antinomien toerben praftifd^ nid^t baburd)
gelöfi, bafi man bie SRedj>t$orbnung abtaut, fonbern nur
baburdj, bafc man in unenblid&er Annäherung bie WedfjtS*
orbnung ber ftirdije iljrem eitrigen Stoed gemä| ju geftalten
fudfjt ©o^m fpottet über bie, freiere bie Qnabratur be$
ßtrfetö fttdjen, ein ^ird^enred^t, ba$ bodfj bem getftlid&en
SBefen ber Äird&e entforedjtn foH. 8Ran !ann bie £tua*
bratur beS 8irfel§ aUerbingS nidjt erreichen, aber in un*
enbfidjjem Sortfd^ritt einen approjimattoen SBertlj bafür ge*
tninnen. ©ine äfrtlid&e Aufgabe Ijat audj baS praftifdjje
firdfjlidje Seben uor pdf).
Sollen jene Antinomien gettft toerben, für beten
fdjjarfe Beleuchtung toir ©o^m banttar, Don #erjen baut
bar fem bürfen, fo mufi nidjjt ba£ Sfted^t in ber ftird^e
aufgehoben, aber e$ mu§ in feinem Oebfete befd&ränlt,
e8 mu& flfiffig erhalten, e8 mufj in ber Art, tote e$
feinen SRecljtSjfoang ausübt, ertoeidjt unb e§ mufi burdO
^Belebung einer freiwilligen unb freien Z^&tigleit ber ©e*
tneinbeglieber unterbaut toerben.
*) fta(l (1. c. ©. 76): „Sie @e$nfud)t nadj ööHtger »ffret*
fung ber ffleqtftorbnung tft für jeben begreiflich, toeldjer bie 3rr*
wege in ber Oefdjtdjte ber etmugelifaen Ätr<$eubetfaffimg, bie
SRtfföanbhmgeu ber fttafie bnrd) Serritorialiftmt* unb Bureau*
trotte, ettblid) bie fortgefejt beföftmeuben 8erfu<$e, bie polkel*
tt$e $ülfe be8 Staatt* anzurufen unb in tmmertoäfirenber $au*
fung öon re<$tltd&eu Orbnungen ba$ $eü ber Älrtge gu fudjeu,
ffc$ gegcntoörtig erljftlt/
4
— 50 —
83a$ jene ©efd&ränfung bebeutet, folgt unmittelbar
au£ ben bot^in bejeidfjneten ©efaljren ber ftedjtäorbnung.
©aS ftirdfjenredfjt muß fidij begnügen, für eine djrifttidje
®emeinfd(jaft bie äußeren gönnen, in benen bie öffent*
Hd&e SJerroaltung beS ©öangeliumS gefdfjieljt, unb bie
äußeren Drbnungen, bie biefem Qtotd btenen, ju regeln.
3n ben beiben Segriffen „öffentlidje JBertoaltung" unb
„äußere gormen unb Drbnungen" liegt eine ©egrenjung
beS gelbes, auf bent ba3 fiird)enre(l)t feine ©tätte l)at
greibleiben muß einerfeitS bie priöate öertoaltung be$
StoangelironS. S)al)in gehört ntdjt «ur bie SBortoertoaltung
eines $au£üater$, einer SKutter; nein, audfj ba$ „mutuum
colloquium fratrum" (©dfjmolf. Strtifet, Seil HL Wct 4
de evangelio), ba$ in üjrer SBeife bie f>tetiftifd^en Greife
pflegten, unb bie ©eelforge beS SJruberS am ©ruber. Sludfj bie
freie gürf orge für bie bem ©jangelium ffintfrembeten barf nidfjt
toerljinbert unb nidjjt gelungen toerben, fidij in eine JRedjtS*
orbnung ju fügen, Sein ©egenftanb rechtlicher Verfügung
ift anbererfeit* baS, toa$ baS innere Seben ber Äirdje
ausmalt, ber gnljalt beS GtoangeliumS unb bie Stellung
ber #erjen unb (Setoiffen ju üjm.*) — Aber auclj auf bem
*) Stuf ebangelifdjem ©oben faun burd) feinen 8ft firdj«
lieber ©efefcgebung ober ©erorbnung redjtlid) ö er fügt »erben:
S)feS ober baS ift eöangeltfdje SEBaljrljett unb ift als foldje anp*
erlennen. &ud) bit Geltung öon SBefenntniSfd&rtften barf nor-
maler SBeife utd&t biefen <£fjaratter haben. 3n t§r foridjt ftdj
nur baS geugniS ber JHrdjengenoffen au$: S)a3 ift nnfer
SJerftänbniS ber etoangeltfäen 393al>rljett, baS wir, unfern
inneren Überzeugung gemäß, pflegen motten. 9t e d) t U $ e formen
tonnen nur erlaffen »erben für bie $anblungen, in benen
biefe Pflege fid) unmittelbar tolljie^t, nnb für bit äußeren Drb*
nuugen, bie tljr mittelbar bieneu. ©3 ift naturgemäß, baß fldj
foldje formen and) auf ba$ ©anbeln ber SlmtSträger in ber ftir$e
rieten. 3n toeld&em 3Raß unb in toelcfien Stiftungen btefeS ge*
bunben unb freigelaffen toerbeu fotf, läßt fid) tttd^t in ber Äür§e
erörtern. S)a3 boppelte 3ntereffe muß baM öerfolgt toerben,
baß bie eöangettfd&e ßirdje nidjt burd) äußere 2Jtäd&te ober burdj
SKadjiäfftgfeit nnb SBiöfür tljrer ©lieber, befouber* tljrer Amt«*
— 51 —
iljm jufte^cnbcn ©ebiete bcr öffentlichen äufjeren gormen unb
Orbnungen foß baS Äirdfjenredfjt nur fobiel regeln, bafc
tnbiöibueffen SBerfdfjiebenljeiten ber (Semeinben SRaum bleibt,
unb bamit audj ber Sitte, ba§ fic, bon einzelnen Sßerfön*
Umleiten beeinflußt, neue Sonnen unb Orbnungen fdjjaffe.
©oljmS ftampf gegen baS ®irdjenred)t fc^liegt einen mä^
ttgen Sßroteft gegen bie SRftnner be$ ©efefec§ in fidfj,
bie alle 3 regeln tooHen unb bie nur „(Sinljeit! (Sin-
Ijeitl" rufen.
gunt glfiffigerljalten ber firdjlidfjen Stents*
orbnung gehört, bafj fic, als ein SRenfdjemoerl, ftetS ber
Prüfung, audj einer bie gormen beS firdj>lid)en StnftonbS
einljaltenben ftriti! freigegeben tirirb, unb bafc eine firdfj*
tidjje (Semeinfdfjaft fldj bereit l)8lt, jebe iljrer Drbnungen
unb Zeremonien ju änbem, toenn djriftlidfje (SrlenntniS unb
djriftlidje Sitte fortfd&reitet.
Sine (Srftetdjung beS WedjtSgefefceS in ber Art,
tote fein SRed&tSjttmng ausgeübt toirb, ift barum möglidj,
»eil, ttrie »afjl (1. c. S. 53 f. 86) barlegt, ber »egriff
be$ SRedfjtS öerfdfjiebene ©rabe ber jtoangStoeifen Quid)*
ffiljrung eine* ©emeinfdjaftStoiffenS offen tä|t. 3)er 9tedfjt8*
jtDang toirb fdjjon baburdj gemilbert, baß Don ©exten beS
(Staates benen, bie ftdj in eine firdjtitije Orbnung um beS
(SetoiffenS Tillen nidjt fügen Wunen, bie tolle greüjeit
gelaffen toirb, fidj öon bem firdfjlidjen SJerbanb loSjufagen.
Sflati) biefer Seite ljin ift e$ im SBiberfprud) mit @o$m
als ein ©etoinn anjufeljen, toenn bie ftrdfjlidfjen WedfjtS*
orbnungen nur «bie Äraft beS JBereinSftatutS" für alle
ftirdjengenoffen Ijaben, baS jtoar öom Staat gefdfjüfct unb
getoäfjrleiftet ift r aber nidfjt ettoa allen Staatsbürgern auf«
gebrängt toerben famt. (Sine SRilberung beS StedjtSjtoangS
träger, beut Qtoed entfrembet toerbe, ba& geföid&tlid) ertootbene
eöanaeltfd&e ©laubenSbetftänbntS preiszugeben, unb baß bod) ein
gortföritt in biefetn menfdjttdjett ©erftänbntS ber göttlichen SBa^r*
feit offen bleibe.
4*
- 52 —
ift toeiter baburdjj errrid&bar, bafj bie Sirene iljrerfeite auf
bie Äntoenbung pl^fifdfjer StoangSgetoalt ate auf ettoaä
intern SBefen SBiberftrebenbeg toerjidSJtet (ögl. fta$i @. 86 f.)
unb _ftd|j mit einem pfodfjifdfjen S^öng benen gegenüber
begnügt, bie ©ettrid&t barauf legen, iljre äRttglieber ju
fein unb an ben (g^renred^ten öon SWitgliebern teil*
juneljmen ober Stmter in i$r ju betteiben. @nbftd|j fann
bie firdjfid&e WedfjtSgettmtt baburd) ertoeid&t derben, baft
bie gefefcgebenben Itrdfjfidfjen Organe üjre Drbnungen mög*
lidjft toenig aufbringen, fonbern fie }imäd)ft nur barbieten
unb Seit lafjen, bis fie ftd(j burdf) eigenen inneren SBert
empfehlen ober in ber ©itte einbürgere, unb ba§ fie fie bann erji
jum allgemeinen (Sefefc in ber &trdje ergeben. SRit Stecht
erinnert @oljm an SutljerS „golbne 93orte t>oH gefefc*
geberifdjjer SBBctS^cit^ barüber, baft man mit btm £inau&
geben toon ©efefceSorbnungen moglidfjft ttmrten fofte: „Sic
enim fiet, ut cum tempore res ipsa melius ordinet
omnia. Solet enim hujusmodi post factum melius scribi
quam ante factum ordinari. Lex enim dicit et non
fit: historia vero fit et dicitur seu scribitur" (@o$m,
@. 531, 9Inm. au$ 2ut$er§ ©rief an 3Wf. $au$mann Dom
28. ättära 1534).
®ad füljrt und fdfjon hinüber ju ber vierten Sorbe*
rung, baft bie firdjltdje 8tedfjt8orbnung burdj eine frei«
toittige unb freie fcljätigieit ber (Semeiubegfieber
unterbaut toerbe. ©dfjon in ber prtoaten SJertoaftung
be£ (StoangettumS, bereu greüjeit öon Stecljtöorbttung tmr
oben (@. 50) geforbert Ijaben, f ollen bie mancherlei
®aben unb Gräfte, bie in ber ©emeinbe fdjjlummern, frei
ftdj entfalten. Slber man muß barauf bebadfjt fein, biefc
(Saben audfj jum S)ienft für bie ganje ©emeinbe jjerüor*
juloefen, Ijeranjujieljen, ju freimütigem Sufammenttrirlen
ju bereinigen. $)a8 fann in freiwilligen Sereinigungen
t?on Sftännero unb grauen innerhalb ber ©emeinbe ge*
fcljeljen; inbem fotöje balb als fofere, balb afö feftere frei*
toitßge SJerbänbe fidfj organifieren, bitten fie bie SRittct*
— 53 —
glieber jnrifdjen ber rein privaten Xljätiglett ber ftirdjjen*
gfieber unb jttrifcijen bcn redjtttdj gcorbticten $mtern ber
Äird^e. SWftnner, tote @. ©utje, ljaben ben etmngefifd&en
©emehtben biefeS 3beal üorgeljalten.*) ©efonberS fd^ön
unb begeiftert §at @ol)m felbft auf einer Sßaftoralfonferenj
in Seipjig (1892) ber ®ird)e ifjre Aufgabe hierin ein*
gefdjärft:**) „333a3 gefdfjieljt bis jefct in biefem ©inn?
Unfere ©emeinben finb paffib, ftumm, nur ber ©eiftlid&e
ift aftib. 3P & a 3 wfy? 3ft Me ©emeinbe ein ftumpfer
Körper, an toeldfjem ber ©eiftiidje atteiu ju arbeiten §at?
#aben jte ntdfjt aKe Gfjriftum angejogen? 3ft ber ©eift
©otteS nur in bem ©eiftlidfjen lebenbig? ©inb nidf)t außer
ber ©abe be3 SßorteS nodfj anbere ©aben in ber ©e*
tnetnbe, bie ©abe Äranfe ju feilen, Sarm&erjigfeit ju
üben, tt>o%ut!)im? ®iefe ©aben gilt e3 ju ertoeefen, ju
organifieren . . . • SBir gebrauten eine orgauifierte
S)iaIonie in ber ©emeinbe***), ©Raffung neuer hinter in
biefem ©inn, toäljrenb toir in ber inneren ÜKiffion bislang
nur eine unorganifierte 3)iafonie Ijaben. $)a$ ift unfere
Aufgabe, bamit toir bie in ber ©emeinbe fd&lummernben
©aben entfeffeln, toirffam machen." — 3?ur auf bem Ijier
Don ©oljm gefd)i!berten SBeg fönnen toir auty bie redeten
dfjriftlidijen Sßerfönlidjjfeiten für bie ©emeinbeämter, bie
in ben neueren föirdjjenberfaffungen gefdfjaffen toorben ftnb,
gewinnen.
®ie SBirlfamlett lebenbtger d&riftlid&er Sßer*
fönlidfjfeiten, bog iffS bodf) bor allem, toaS unferer
Sirdfje not tljut. $)ie ©cljnfudijt barnadjj, •immer meljr ba$
*) $gl. ©. $a tuet au, Über Berechtigung unb ©ebeutung
be* lanbeSljerrlid&ett ßitdjenregiments. Atel 1887 (@. 6. 82):
9U3 #inietgrunb ber fonobalen Dtgantfation ift notljtoenbig eine
„in tljten Gräften unb ©aben otganiftette ©emeinbe."
**) $ie fotgenben SBorte citiert nodj) C. <£♦ ad&eliS, ptatt.
Xljeologie II, 365.
***)J3efonbetS $ier ift bit Berührung mit gftiebtid) 3Bil-
$etm8 IV. 3been (ögl. oben ©. 24 «nm.) beutlidj.
— 54 —
frifdfje Seben bon S($erfönlici)feiten unb nidljt bloß ©efe$e$*
orbnung in aßen ^Äußerungen bcr Sirene, in ©otteSbienft,
3ugcnbuntertoeifung, ©eetforge, 3Kiffion3tt>erf, organifato*
rifdjer Iljätigfeit ju fpüren, muß unauSlöfdjlictj in bcr
93ruft jcbcö ebangelifcljen ©giften gßtfjen. Siegt bodij in
bem ebangetifdjen begriff bcr föirdjje als bcr (Sjjrtftenljeit
ober ©emeinfcljaft bcr ^eiligen ganj toefentlidO bcr @e*
banfe, baf$ ba8 Sbangefium, tote e8 in ber $erfon Sefu
©fjrifti feine ©ottc^fraft befifct, fo aud) am fräftigften
burdfj ^Scrf önli gleiten, nid)t burdfj Snftaß unb SSinridfjtungen
un§ nalje gebraut ttrirb.*) ®ie ©ctjnfudijt barnadj, baß
im Scben ber Ätrcfje ba3 ©alten be$ @eifte§ in Sßerfön*
lidfjfeiten freier, reiner, brüberlidfjer ttrirffam tuerbe, ift ber
tief berechtigte, ed^t ebangelifdfje 3wg in @oljm3 Verlangen
nadj einer d)ari3matifcJ)en Drganifation ber ©Ijriftenljeit. —
Sa, manchmal tritt e§ un§ fdfjeinen, ate ob audij in ben*
jenigen Sljefen <Sol)m§, bie ttrir beftreiten mußten, nur ein
jugefpifcter StuSbrudf biefer richtigen ©ebanfen borfiege. Slber
bie äufpifcuug ift bon bcr 9trt, baß fie ben SBiberfprudfj
berauSforbern muß; fie bringt bie ©efaljr, baß über bem
SBiberfprudf) audf) @oljm§ berechtigte Sbeale jurücfgefejjt
»erben, ©erabe um bieg ju bereuten, ift eä geboten,
baß ttrir ©oljm gegenüber bie Sebcutung be§ StedfjtS tnür*
bigen unb ©runbfäfce bafttr aufjuftetten fud^en, tüte bie
9?edjt3orbnung felbft junt SRtttcI für bie 33ertt>ir!tid(jimg
jenes 3beal3 ju geftaften ift
Studfj too fold^e ©runbfäfce berfotgt toerben, ttrirb e§
im fircpdjen Seben burdj kämpfe Ijinburdfjgeljett. Ston*
ffifte, audfj jene eigentlich tragifdjen Sonfßfte, in benen
bie Präger eines neuen lebenskräftigen ®eifte$ bergeblidj
gegen Ijerrfdfjenbe Sftädljte anfämpfen, tuerben nid&t au&
*) 3?n $rebtgten Sutber« tritt befouberS biefer ©ebanfe in
Ilarer SBeife Ijeröor; bgt. ffarl Füller, SBefen unb Söebeutuna
ber Strebe für ben einzelnen ©laubigen nad) Sutljer* §cft ber
<ZpW. SBelt Wv.W. Seidig 1895.
— 55 —
bleiben, ©ie fönneu audj burdfj ©oljmS 3Kadfjtft)ru<$ über
bag Sirdfjenred&t nid^t gelöft toerben. SBenn ber ®eiftlid(je
fein Sftedjt an Sfmt unb Sßfrünbe Ijötte unb anbererfeitS
nid)t meljr redjtlid) an ein Seljrgefej} gebunben toäre
(bgl ©ofjm, @. 687 f.), toürbe jtoar bieKeidfjt bie Iragif
ber Seljrprojeffe in ber Jftrdje berfdfjttrinben, feine3tt>cg3
aber bie be§ SKidjjtberftanbens unb SSertoorfentoerbenS, biet
leidfjt gerabe bon feiten berer, mit benen bie ®eijie3gemeinfci)aft
bor allem gefudjt toirb. $)er tragifdje ffonftift im Seben
Sefu beginnt nidfjt erft ba, too btö ®irdfjenred)t be3 fjoljen
SRateS unb ba8 toeltlidjje föecijt be§ SanbpftegerS fein Urteil
fpridjt. SMefe größte ©rinnerung ma^nt un3 aber baran:
fotöje kämpfe finb notoenbig nadfj ber ®otte3orbnung, baß
nur burdfj perfönlidfje Opfer (Sottet ©ac^e geförbert »erben
!ann; fie finb barum Ijeitfam.
kämpfe muffen auf allen ben ©ebieten fommen, too
e8 gilt, menfdfjlidjje SSer^äftniffe mit einem pljeren (Seiftet
leben ju burdfjbringen unb anbererfeitS einen geiftigen
©eljalt in menfd&lidfjen gormen ju f äffen unb ju betoaljren:
fie treten ein sttrifdfjen ®efe|e3formeln unb SJolfögeift,
jttnfdjen ftaatlid^em SRedjtSgefefc unb ftttlidjer gorberung,
ätmfdfjen ©itte unb ©ittlidjfeit, jttnfdjen ffultuS unb geiftigem
©otteSbienfi, jttnfdjen Geologie unb ©bangelium.
Geologie unb ©bangelium — ba§ rttdft un3 Jene
parallele jum ©djjluß nodj einmal nalje, bie ttrir früher
berührt Ijaben: S)a3 göttlidje $ogma ift für un3 ge*
fallen; an feine ©teile tritt ba§ SRingen barnadj), in ttjeo*
logifdfjer Arbeit bie liefen be3 ©üangeliumS ©Ijrifti, bie
unerfdjöpflidfj finb, ju erforfd&en unb in menfd&lidjem SatgniS
bie ©djjftfce beS ©bangeliumS barjubieten. Sag göttliche
Äirdf>enred)t ift für unS abgetan; an feine ©teile tritt
bie Slrbeit ber ©§riftenf)eit, bie mit immer neuen Sftitteln,
in immer neuen Dränungen bie ettrige Aufgabe ju erfüllen
fud)t, ba§ ©öangelium unb ben in üjm lebenben ©eift
©fjrifti ju erhalten unb toeiterjuleiten.
©o maljr ©otteStoerf größer ift atö SRenfdfjentoerf,
— 56 —
bleiben aCe tljeotogifdjen goramfterungen unb aße redjtfidjen
Drbnungen nur bie tönernen ©efä^e, in benen ber enrige
©djafc geborgen toirb. S8ir foHen f gletd) bem fcöpfer an
feiner ©djetbe, bie Slrbeit tljun, immer auf§ neue bie redjte
©eftaltung für fie jn fudjen, baß fte ben einigen gnljaft
tt>oi)l betoaljren. SBenn ttrir laft borin toerben, fo fprengt
ber 3nl)alt bie gornten ober &ott jerfd^lägt fie burdj bie
iljm bienftbaren SRädjte ber ®efdjid)te wie be3 Töpfers
®efäf$e. Dann gilt e$ neu ju bilben, big ©ott felbft in
ber enrigen fiberirbifdjen SSoßenbung feiner Äirdje bie i^rem
geiftigen SBefen ööKig entfpredjenbe Sorot gibt
/ /
9fcad)trag &u 6. 30 ^Inm.: ©eforedjung öon £). Söautn-
garten in ber geitfdjr. für pvaft. Z^tol XVI (1894) 6. 329 ff.
$ntd öon S. ©. «öbet in Seidig.
tö*rlag bzx % föx&ttfäm ßttdjtjcmblung m ~®ie|eiu
Hatch, E. 5 Die Gesellschaftsverfassung der christlichen
Kirchen im Alterthum. 8 Vorlesungen. Vom Verfasser
autorisirte Üebersetzung der zweiten durchgesehenen
Auflage, besorgt und mit Excursen versehen von Dr. A.
Harnack. (IV u. 259 S.) 8*. 1883. M. 4.-^
-— Die Grundlegung der Kirchen Verfassung Westeuropas im
frühen Mittelalter. Vom Verfasser autorisirte ueber-
setznng, besorgt von Dr. A. Harnack. (VII u. 130 S.)
8 Ö . 1888. M. 2.5Ö
Kattenbugch, F., Luthers Stellung zu den oecumenischen
Symbolen. (60 S.) 4°. 1883. M, 1.60
— Ueber religiösen Glauben im Sinne des Christentums.
Akademische Festrede gehalten am Stiftungsfeste der
Universität Giefsenl. Juli 1887. (32 S.) 8°. 1887. M. —.60
— Beiträge zur Geschichte des altkirchlichen Taufsymbols,
gr. 40. (65 S.) 1892. M. 1.40
Kloster Arnsburg in der Wetterau, Geschichte und Be-
schreibung desselben. Von Dr. Br. Sauer und Dr. G.
Ebel. (61 S.,3 Textabb. u. 1 Plan.) 8°. 1895. M. 1.—
Preuschen, E. ? Die Bedeutung von nw sw im Alten Testa-
mente. Eine alte Controverse. : gr. 8°. (74 S.) 1895.
M. 2.50
$<$*tibf, JU £*., Äitd}enre<$tltdje Ouetten be$ <&tof$enogt&um3 ,
Reffen, gr. 8°. (228 8.) 1890. m. 5.—
«rgänäungSMt. 8*- 8 °- (VII, 72 6.) 1895. SR. 1.70
Seh wally. Fr., Das Leben nach dem Tode. Nach den
Vorstellungen d. alten Israel u. d. Judentums, einschliess-
lich d. Volksglaubens im Zeitalter Christi. Eine biblisch-
theolog. Untersuchung, gr. 8°. (VIII, 204 S.) 1892.
M. 5.—
— Idioticon des christlich-palaestinischen Aramaeisch. gr. 8°.
(Xu, 134 S.) 1893. M. 6.40
Jttftbe, JS«, lieber bie Sage ber eöongeltfcften IHrdje 3>eutfd|lanb$.
2. «118g. 8°. .(61 6.) 1883. m. —.80
— $ie föeorgatiifation ber tljcolDgtfd>en gafutt&t $u ©ie&en i. b.
§af>ren 1878 bis 1882, $$atfad)en, m$t Segenbe. @ine
tteitfdjrift roiber VfypoTb unb ©enoffen. gr. 8°. (IV, 100 6.)
m. 1.60
Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. Heraus*
gegeben von Prof. D. B. Stade. Jahrgang I— XV.
Erscheint seit 1881 in zwei Heften (von je circa 11 Bog.)
jährlich in Octav-Fonnat. Preis des Jahrgangs M. 10.—
Öortröge ber tt)eotogtfd)en JUtferen; ja (gießen:
I. gfolge. Siegel (Etreftor 5« JJriebberg) unb ©aubiffin
(«ßrofeffor tu Harburg): $$eologffdj€ Söiffenfdjaft
unb pfarramttidje $raji$. — -2>er heutige ©taub
ber altteftamenttidjcn SSiffenfdjaft. ©iefcen, 12. 3uni
1884. 10t. 1.—
IL golge. ©eil (Dberconftftoriatratlj in Starmftabt) unb
$einrici ($rofe}for in Harburg): $ie gefdjtdjtüdje
dntwicfeluttg ber JHrcfte im 19. Saljr^unbert unb
bie tyx baburdj gepellte Aufgabe. — 3)ie grprfdjuugen
über bie jNMlimfdjen ©riefe, ®ief$en, 24. guni
1886. Wl. L60
III. golge. &errmann (?rof effor in Sßar&urg) unb SÄÜller
($rofeffot in (Sftefjen): 3)er »egrijf ber Offenbar*
ung. — SBeridjt über heu gegenwärtigen Staut
ber fjorfdjung auf bem ©ebiet ber oorreforma*
tortfdjen 3«it. ®itfcn, 9. Sunt 1887. 2R. 1.—
IV. .golge* ©adjffe ($ireftor in $erborn): Ueber bie- Sftög-
lidtfeit, ©ott ju erlernten, ©tefteti, 81. Wai 1888.
W. L—
V. 2foIge. (Sibaü) (Pfarrer in Sfcenberotlj) unb ©djürer
(Sßrofeffor in OieSen): Ueber bie triff enfdjaftlidje
öeljanMung unb prafrtfdje 93enufeung ber fettigen
©djrift. — Ueber ben gegenwärtigen ©taub ber
joljannetfdjen grage. ©iefjen, 20. guni 1889.
9K. 1.—
VI. fjolge. (£f)ter3 ((Sonfiftortalrati) in ftranffurt a. 2K.):
S)a8 neue Seftament unb bie $aufe. Sielen,
5. 3uni 1890. SR. 1.—
VII. goige, ftattenbuf d) ($rof effor in ©iefcen): »on ©dreier-
madjer $u SRftfd^l. gur Drientirung über bett
gegenwärtigen Stanb ber Dogmatil, ©iefcen, 28.SRat
1891. — 1. «nfl. 1891 u. 2. ^tufl. 1893. 3». 1.20.
VIII. gfolge. föeifdjie ($rof effor in ©iefeen): ©oljmS Ätrdjen-
redjt unb ber ©treit über ba$ Serljältnt* oon
föedjt unb flirdje. ©ießen, 13. 3uni 1895. 3DL L—
IX. golge. fjlöring ($rofeffor in ftriebberg): S)a3 «Ire
Xeftament im euangetifdjen Religionsunterricht.
©ie&en, 13. 3uni 1895. SR. L—
5Dtud Don <L 9. Wöber in ßet^ig.
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