ANNEX
LIBRARY
c
026694
&xd)ixi fnx IMtettJtfljlfaijtrt
4M ransijfbft:
JJwf. Dr. ®. grumte mr& $r0f. Dr. §JU. gimmerntann
in gfrlin.
♦ '
XXVII. la^trag.
© k t 0 b e t 1917 bi# *frzptembev 1918.
Pit Sfldj- nnt> UcrfßlTcrurnridjms.
PROPERTY OP LIBRARY
NEW YORK STATE SCHOOL
INDUSTRIAL At !0 LACOR RELATIONS
CORNELL UNIVERSITY
|rw 1918.
Serins m it ® « ß « t< £ i f dr r t.
SScronttoortUrf) für bie <5<f)rtftleitung:
Dr. Subtoig §et)bc ftt Berlin-©ruitetottlb.
inlntttsitfrjttiljniö.
I. fo^in^all
ÖnnerpalB bcr einzelnen ©ruppen wirb bic ^Reihenfolge ber »eiträge burdE> fachliche VeriDanbtfdjaft Bcftimmt; bie bertoanbtcn »eiträge finb iit ber
Siegel in aeitltd^er golge angeführt, »eiträge, bie baS SluSlanb beireffen, folgen ben inlänbifdjen gefonbert in ber alppabetifhen Steife ber SlnfangSBucpftaBen
ber ßänber. * Bebeutet: größerer Sluffap.
3um leichteren Sluffinben be$ gefuchten ©eitragS ift bie genaue »eaeptung ber »ertoeife unter ben ©itchtoßrtem bringenb jiöttg!
«c.
Abgeordnetenhaiis f. Sanbtage.
Wttoholbcfämpfung.
♦©emeinnü&ige »ranntweingefellfdhaften unb
»ranntweinfarten. Ein SRahnruf an unfeTe
©tabtüerwaltungen. Von ©anitätSrat Dr.
»- Sa quer, »BieSbaben 661.
SUtetbfßrforge.
— vergl ©emeinbe-, Vrioat-, Staatsbeamte,
3noalibcnüerfi<herung, ©oaialoetficperung.
*3)ie obligatorifcpe grauten-, ignüaliben- unb
SllterSüetficherung in »elgien 458.
ttngefteHtetttoerfid)ettmg.
vergl. ^riöatbeamte.
$ie 9teid)SüerficherungSanjtalt für Slngeftellte
im ^apre 1917 779.
*3 ut ftrage ber »efeitigung ber (Sonberöer-
fidjerung ber Singefteliten. Von SanbeSrat
Dr. »runn, »erlin 177.
S)ie Vereinheitlichung ber Slngeftelltenüerfiche-
runß mit ber fe>eiteroerfi<herung 179.
3>ie Aufhebung ober Erhöhung ber Eintommen-
grenae für bie Slngeftelltenüerficherung 252.
Erhöhung ber EinlommenSgtenae für bie »er*.
ficperungSpf licht in ber SlngeftelltenOerficpe-
rung 766.
Verlängerung ber grijien für bie »eitragS-
erftattung aus ber Slngeftelltenberficperung
105.
3>Le Verjährung üon »eitragSrüdftänben ber
Slngeftelltenberficherung 56.
Veginn bet SRentenaaplungen in ber Slngeftell-
tCnoerficherung 202.
$ie VerficperungSpflicptigfeit ber Slngeftellten-
auSfcpufjmitglieber 82.
SluSbau beS Heiloerfaprenä ber Sin gesellten*
üerfieperung 188.
Erleichterungen in ber ©oaialberficperung für
Kriegsteilnehmer 446.
*5>a§ Heim ber Slngefiellten. Von SBeruer
$ei ne mann, Hamburg 221. j
♦VrioatangeftelUe unb SöolwungSfrage 781.
KnfieblimgStoefetu I
vergl KriegSbefchübigte, «'h^terBlieBene, j
SBohnungswefen.
Eine SluStunftSftelle für SlnfieblmtgSwefen 96.
2)ie »elämpfung ber fianbflucpt burch ben
Klein Wohnungsbau in £)ftpreu|en 461.
,$ie görberung ber lanbwirtfcpaftlichen Sin*
fieblung in *ßofen 798.
*$)ie ©ieblungSbewegung in Reffen 254.
*$>ie Ein- unb StuSwanberungSfrage nadj bem
Kriege 427.
«uMan*.
♦Sie Bäuerliche Vefieblung KurlanbS auf
Bobenteformerifcher ©runblage 629.
«rBeiter- mb HngeftelltenauSfcpttffe.
vergl. Vaterlänbifdher $ilfsbienft.
SlrBeiter- unb SlngeftelltenauSfcpüffe 455. )i
9Jeue SluSführungSbeftimmungen au ben bie
Arbeiter- unb SlngeftelltcnauSfchüffe Be-
treffenben »ejUmmungen beS HilfSbienft-
gefejjeS 343.
gamilienOorftänbe neben SlrbeiterauSfchüffcn
in gabrifbetrieben 582.
Sie SlrbeitcrauSfchüffe bei ben ©ächfifchen
©taatSeifenbaljnert 408.
Sie VerficperungSpflichtigleit ber Slngeftellten-
auSfchufemitglieber 32.
Slrbetterbetoegung, politifcpe.
vergl. Slrbeiteftreitigteiten, ©ewcrlfchaften,
9teicpStag.
♦Ein abfcpredcnbeS »eifpiel. Von Sßrof. Dr.
E. gründe, »erlin 273.
♦SaS Sarifamt ber »uchbruder unb ber
politifcpe ©treif 360.
Sltaifeicr in Scutfcplanb 492.
Arbeiterbildung f. ©ewerffepaften, VoltSbilbung.
Arbeiterferien f. Urlaub.
Ärbeiterfrage(n) f. Slrbeiterbewegung, ©ewert-
fd)aftcn, Sanbarbeiter, ©oaialpolitif ufw.
Arbeiterhaushalt f. SebenSpaltung.
Arbeiterinnen f. Slrbeiterfcpufc, grauenarbeit,
Heimarbeit, ©oaialpolitif.
Arbeiterkurse f. Kurfe, VollSbilbung.
Arbeitervertretung f. SlrbeiterauSfiüffe, ©c-
werffepaften, Vaterlänbifcher HufSbienft.
«rbeitcrpfpcpologie.
Vfpcpotecpnifche Unterfuchungen beS fäc^fifd^en
EifenbapnperfonalS 729.
«rbeiterfchnh.
vergl. SlrbeitSaeit, grauenarbeit, EaftroirtS-
gehilfen, Eefellfchoft für foaiale 9teform,.
HanblungSgchilfen, Heimarbeit, internatio¬
nale Vereinigung für gefefclicheit Slrbeiter-
fchuh, iugenblichc Slrbeiter, Kinberarbeit,
Kbngreffe, Saubtage, Sehrlinge, V^ibat-
Beamte, ©djaufpieler, ©oaialpolitil, Xuber-
lulofe, »ollSgefimbheit.
♦Einheitliche 3icle für ben Slrbciterfchuh in
5)eutf<hlunb unb Cfterreich- ®on 9Äinifterial-
rat ?rof. Dr. ©chiff, 33ien 529.
♦©emerbcaufficht unb Slrbeiterfchufc im Kriege.
578, 584.
*8ur grage ber Verlüraung ber SlrbeitSaeit.
Von DlegierungS- unb ©emerberat Dr.
EaimatiS, »reSlau 814.
♦gür unb toibe^ bie Verlüraung ber Slrbeitl-
aeit 250.
©efehentmurf, betreffenb StrbeitSaeit in beti
Ȋdereien 667.
S>te SluSbchnung beS preuhifchen Eifcnbau-
arbeiterfchufceS *auf baS 9?eich 733.
©eemannSf(hu&-40.
907ehr Slrbeitcrinnenfchu^! 586.
♦Erneute Mahnung aunt ©chuh ber Slrbeite-
rinnen 283.
♦£)ie ©efunbheitSgefährbung ber Slrbciteriuncn
in ber chemifchen gnbuftrie 492.
Herabminberung ber Unfallgefahr burch ©elbff
eraiehung ber Slrbeiterfcbaft 381.
Arbeiter als »etriebSlontrolleure.in bcr ©tein-
inbuftrie 812.
StrbeiterfdjufcfTagcn im »aperifchen Sanbtag
478.
©oaiale ©dhuhöorfchriften ber HmeSoetroal-
tung für bie Slrbeiten in befepten ©ebieten
733.
«ndUuik.
^er ©d)ufc ber ©efunbheit in ber, englifcpen
SRüjhmgSinbuftrie 765.
♦SluSbau ber foaialpolitifcpcn ©efefegebung in
ginulanb 395.
♦Erweiterung beS Slrbeiterinpen- unb SBöch-
netinncufchufceS in granlreich 684.
Sanbarbeitcrfchuh in ben SUeberlanben 188-
♦Einheitliche 8iele für ben Slrbeiterfchuh iu
^icutfchlanb unb Ofterreich- $on SÖtinifterial-
rat Vrof. Dr. ©eftiff, men 529. .
♦gortfehritte beS Slrbeiterf^ujjeS in Ofterreich
812.
Slrbeiterfchubgefefcgebung in ©chtoeben 316.
♦Slrbciterfchuh unb Arbeiter Oerficherung in ber
©<hn>eia 257.
9 «ttevnattonale 9 .
*$>ie ©efellfAaft für ©oaiale Veform für
foaialpolitifcpe Vereinbarungen Beim grie-
benSfchlufe 196.
griebenenerträge unb internationaler Arbeiter-
. fchufj 326.
♦Ein praltifcheS Vorfpiel foaialpolitifcher Ver¬
einbarungen in internationalen griebenS-
Oerträgen 534.
♦Eingabe ber ©efellfchaft für ©oaiale SReform
wegen foaialpolitifcher Klaufein in gtiebeitS-
Oerträgen 597.
♦gnternationate ©oaialpoliti! 628
®ie Ofterreid;ifche ©efellfd)aft für Slrbeiter-
fchuh unb bie foaialpolitifchen Vertrags-
Häufeln beim griebenSfchluh 663.
♦Ein ©pftem internationaler Slrbeitcrfchub-
grunbfäpe 690.
*Slrbeiterfd)uh unb Vbllergemeinfchaft. Von
3ttajc ©rafen tox>n SRontgelaS, Königl.
baper. ©eneral ber Infanterie a- 753.
Slrbeiterfctretariate.
%lc Slrbeiterfelrctariate ber greien ©cwcrl-
fcpafteu im igapre 1916 141..
%'e fieigewerffchaftlichen OrtSlartelle 683.
Arbeiterversicherung f. ©oaialüerfichcrung.
Arbeitervertretung f. SlrbeitcrauSfchüffc, ©e-
wer!fd;afteff.
Arbeiteruanderungen f. SluSlänbifcpe Sir beiter.
Slrbeitgcber- unb tttttevttehmctbevbftttbe.
vergl. »ergbau, EinigungSwefen.
' ®er 3nuungs-Vcrbanb S)eutfchcr »augewerls-
meifter 102.
S)er beutfehe ^ubuftrierat 880.
IV
Der beutjc^e Önbufttiefcpupoeibanb 666,763. j
♦Die Arbeitgebeioeibänbc unb bie fogial*!
politifcpen ©efepentwürfe 3G1. ]
♦DaS fogialpolit.fcpe Programm ber beutfepen |
Arbeitgeber 721. |
♦©cgner beS ©irtfcpaftSfriebenS 161. j
Der £riegSauSfd)u| ber beutfcfjen inbuftrie !
gegen ©cgirfSarbeitSfammern 581.
Der ©erbanb jäcpfifcper ^nbuftrieller gegen '
H&cpftlöpne 710. |
(Hnitlne fltfceitae&erbtYfcäitbr.
Crganifatorifcpe ©leicpberecptigung in ber
cpemifcpen gnbuftrie 763. !
Der herein ber Deutfcpen Äaliintereffenten
gegen ben ©erbanb Deutfcper ^)anbhmgl<
gepilfeu 666.
Arbeitsbeschaffung f. Arbeitslofigteit, Arbeit?*
oermittlung, ttbergangSmirtfcpaft.
Arbeitsgemeinschaften j. ArbeitStarifOerträge,
©emerffcpaften.
Arbeitsgesetzgebung f. ArbeitSrecpt, Arbeiter*»
fcpup ufiu.
Arbeitskämpfe f. Arbeitsftreitigfeitcn.
Arbeitsloh7i\. ArbeitSOerpältniffe, Bergbau, H^ut* j
arbcit, £ebenSpaltung, £opn. j
ArbeitSgefepgebung. !
*$ut ©euorbnung beS gewerblichen Arbeiten;
»ertrage?. ©on ©tqgiftratSrat ©aul ©ölb* i
ling, ©crlin 244.
Die Neuregelung beS ^anbeUfammeriueienC’!
in $reu|en 102. j
ArbeitStammern. |
vergl Sogialpolitif. j
♦ArbeitStammern. ©on Dr. £. $et)be,
Berlin 25.
*3ur Spftemattf ber jammern* Drganifation.
(Sin Beitrag gur ftrage ber ArbeitStammern.
©on Dr. ftlauS '©agner*SRoemmicp,
©reSlau 171.
♦Die SReicpSregierung über bie künftige Sogial*
politi I 77.
Da$ ArbeitSfammergefep 408.
Die Entwürfe beS ArbeitSfammcrgefetjeS unb
ber Aufhebung beS § 153 9t©0. 453. i
♦Das ArbeitSfammergefep 465.
♦Die Aibeitsfammem im SReicpStag 487.
©ünfepe gum ArbeitSfammeTgefep 506, 570.
♦Das ArbeitSfammergefep im NeicpS tagSauS*
fcpu| 569.
♦Die ArbeitSfammerOorlage im SReicpStagS*
au?fcpu| 614.
Die AuSfcpu|beratüngen über baS Arbeite
fammergefefe 648.
©egen ArbeitStammern unb für § 153 ©0. 488.
Seitfäpe ber gortfcprittlicpeu ©olfSpartei für
ein ArbeitSfammergefep 117.
HanblüngSgepilfcn unb ArbeitStammern 151.
Arbeitertammern unb Staatsarbeiter 488.
♦(Sin gcwcrffcpaftlicper ArbeitSfammergefcp*
entwurf 138. . ■
Sanbarbciter unb £anbwirtfcpaftSfammern743.
Der 5iricgSauSfcpu| ber beutfepen Snbuftrie
gegen ©egirfsarbeitstammern 581. |
Die Ortsgruppe ^annober ber ©efellfd)aft für i
Soziale Reform 613. 1
i
Andlan».
ArbeitStammern in ©rofjbritannien 649.
ArbeitSlofenfftrforge unb «rbcitSiofenOerficpe !
ruug.
vergl Arbeitslofigteit, ArbeitSüermittlung,
übergangSwiTtfcpaft.
SReidi^mittel^ur Entfcpäbigung für unfreiwillige
fteierfcpiAten 285, 636.
Die lepte ©orftänbefonfereng ber freien ©e*
wertfepaften 445.
Die Aufhebung ber StredungSOorfcprift iiu
©ebftoff ge werbe 41.
Die brohenbe Arbeitslofigteit in ber gigarren*;
inbuftrie 762. |
$etttf4e CMntrlftaale*
ArbeitSlofenfürforge in ©apern für bie Uber«’ I
gangswirtfepaft 117. j
$ratf$e Aftttcinbett.
♦Die ftriegSfürforge für erwerbe lofe Dejrt 1*»
arbeitcr in AuSgbuTg 747.
Art unb Umfang ber ErwcrbSlofeunnteiftüimuq
in ©armen 412.
*25 i^apre öffentlicher Arbeitsnachweis unb :
ArbeitSlofenfürforge in ftreiburg i. ©r. 154.
♦Die SReugeftaltung bcS ftäbtifepen Arbeits¬
amtes in ©üben, ©on Cberbürgcrmcifter
Dr. ©lüdSmann, ©üben 266.
«uSIattb.
Der Ausbau ber ArbeitSlofenuuteiftütwug in
Dänemart 237.
©orbereitung einer ftaatl’cpen AxbeitSlofem
»erfijperung in ben 9iieberlanben 40.
Errichtung einer ftürforge* unb ©erufSbera*
tungSftelle für grauen im Arbeiterfürforge*
amte ber Stabt ©Men 237.
♦Die $rifci;*ArbeitSlofigfeitß»erfi(peruu^ für
bie £ftfcpmeiger Stidereiinbuftrie 411.
Die ©orfdpläge für bie ArbeitSlofenfürforge in
ber Sdjweig 779.
Arbeitslofigteit unb ArbeitSmartt.
vergl ArbcitSoermittlung, Übergang? mirt*
fepaft.
Der beutfehe ArbeitSmartt im 3apte 1917/18
nach Emgelmonaten 17, 91, 130, 203, 298,
346, 413, 493, 539, 604, 700.
*9teuc ©ege für bie ArbeitSmartt* unb ©c*
fcpäftigung?*Statiftif. ©on Dr. (£. ^>agcr,
©orftanb beS £afcnbetriebS*©ereinS in .Ham¬
burg 617.
*3ur ftrage ber ArbeitSmarttftatiftit 396.
Der ArbeitSmartt in ber ©crlincr SRunitionS*
inbuftrie 652.
Arbeiterentlaffungen infolge (Sinfcbränlung ber
^erftellung bon Dabaterjeugniffen 298.
«ttölaufc.
©etriebSeinfchräntungen in ber engl fepen
©aumtooli«» unb Soll*Spinnerei unb ©lebe*'
ret 486.
Arbeitsnachweis f. ArbeitSbermittlung.
ArbeitSreipt
vergl Arbeiterfehl;fe, ArbeitSbertrag, ^anb*
IungSgehilfen, Äongreffe, ©ribatbeamte, Da s
rifbertrag, So^ialpolitit.
*ArbeitSrcd)t an $>od)fchulen. ©on Dr. ^eing
fßottpof, ©tünchen 419.
♦Die 9tei(hSregierung über bie tünftige Sogial*
politit 77.
*3ur Aeuorbnung beS geiocrblicpen Arbeit?* |
oertrageS. ©on ©tagijtratSrgt ©. Sölb* ;
ling, ©erlin 676. |
♦Die 3 uJll ”ft öeS ArbeitSberhältniffeS. ©on
Auguft ©linnig, 2. ©orfifcenber beS ©au*
arbeiteroerbanbeS, Hamburg 481. ;
3ur red)tüuhen AuSgeftaltung ber Arbeitstarif*
»ertrage 646.
DaS Sfammergericht über bie ©ecptSgültigteit
beS ©uchbrutfcrtarifs 281.
♦fianbarbciterrecht 474.
Abtehrfchein unb Dariffd)ieb?ger;d)te r>47.
«nSIanb.
Eine Eingabe ber ©eiocrtfdjaftstonuniff'on
Ofterreid)S an bie Regierung 128.
gntematiiMtAleS.
♦Arbeiterfchup unb ©dltergemeinfd)aft. ©on
©tajr ©rafen bon ©tontgclas, Äönigl.
baper. ©encral ber Infanterie g. D. 753.
internationales Arbeitsrecht unb $riebeuS*
»ertrüge 228.
AtbeitSftreitigteiten.
vergl ArbeitStarif»erträge, EiuigungSiuefen,
©e locr ffd)aften.
Streitgerüchte unb Arbeitcrfdpaft 269.
♦Ein abfcprcdenbeS ©eifpiel. ©on ©rof. Dr.
E. brande, ©erlin 273.
♦Der Dcutfcpe ©?etallarbeiter»erbanb gegen
neue Streifs 363.
©egen Arbeitseinteilungen im Kriege 555.
Die fiohnbeiuegungen beS 3 ö hieS 1916 nach
ber ©eiuerffcpaftSftatiftif 186.
Die Sohnbemcgungen ber grölten beutfdjcn
©eioerffcpaft 634.
Ungemöhnlidje ©emertfcpaftSerfolge 730.
♦Stre.fflaufel unb Einigungsgmang im Arbeit?*
uacpnieiStoefen. ©on Dr. Slaus ©lagner*
©oemmiep, ©reSlau 337.
ttiitielne «rbritöflreitigleltfit In »entfibüui».
Sohnforberuußen ber ©ergaibeiter 634.
©on ben Äopnbeniegungeu ber ©ergarbeiter
697, 715, 764.
l , ohnbemegungen'ber Stra|enbahnerinnen 477.
«udlanb.
♦Die Arbciterfcpaft ber ©ercinigteu Staaten
»on Amerifa 170.
D e Arbeitsftreitigfeitcn in Englanb 269.
E ne einpeitlid)e Sopnbeioegung in ber gefam*
ten ©aumiuollinbtiftrie EnglaubS 634.
üohnbeioegung in ben fionboner .fiäfen 683.
©hmitionsarbeiterftreif in Englaub 682.
^raugöfifepe Streits 1916 140.
3toangS*Einigung unb Scpicbsfprud) für ge*
merbli^e Streitigfeiten im frangöfifdjeu
9tüftungSgei»erbe 71.
Die Streifbetoegung ber öfterre ep.fepen Arbei*
ter 616.
Die öfterreiepifepe Sogialbemofratie gegen
Streifs 583.
Der grö|te Streif ber 5cpiue:g 683.
Äf‘n ©eneralftreif in ber Sri)i»cig 716.
E fenbapnerftrei! in ber llframe 682.
Das Enbe beS EifenbapnerftreifS in ber llfraiue
730.
Die Ungarifcpe ©anfbeamten»ereiuigung 650.
Arbeitstag f. ArbcitSgcit.
AtbeitStatifbetttäge.
vergl. Arbeitgeber, ArbeitSredjt, Arbeite*
jtreitigleiten, EinigungSmefen.
Die Darifnerträge im 3 fl h r e 1915 115.
♦AuS ber ©rajiS ber SteicpStarifoerträgc 504.
*3ur recptlid)en AuSgeftaltung ber Arbeite*
tarifoerträge 646.
Dariflöpnc als $öd)ftlöpne 793.
*3ur Neuorbnung beS gcr»erbl’d)en Arbeite*
»ertrage?, ©on ^WagiftratSrat ©. ©?ölbf:
ling, ©erlin 515.
Abfeprfcpein unb DariffcpicbSgericpte 647.
©emeinfame Arbeitgeber* unb *nepmerinter*
effen 229.
Mrbcitotarif»erträgt in einzelnen täewrrben.
Um bie DeuerungSgulagcn im ©augemerbe 140.
Darifoerlängening im ©au* unb im $olg*
gemerbe 150.
Darifoerlängerung im -$olggeiocrbe 763.
Darifoertrag unb § 616 ©©©. 201.
♦Emil Döbl n f 282.
Darifausfcpulfipung im ©ud;brucfgcmerbe 53.
♦Darifberatung im ©uepbrudgetuerbe. ©on
Dreffert, ©erlin 80.
©ebaufen über bie ©emeinfdjaftSarbeit im
©ud)brudgen)crbc 309.
♦DaS ftammergeriept über bie 9ted)tSgüUigfe t
beS ©uchbrucfertarifs 281.
♦DaS Darifamt ber ©uepbruder unb ber pol *
tifepe Streif 360.
♦Eine ©ertragSgemciufcpaft ber ©ringipale unb
ber ^aftoreit beS beutfepen ©udjbrud*
getoerbes 740.
Die Dariffrage im Dadjbedergemerbc 344.
Ein Darifoerbanb für Heimarbeiter 647.
Der ©cicpstarifocrtrag’ für bas Ueberau?«
rüftungsgemerbe 344.
Darifoerlängeruug im ©ialergemerbc 313.
Die ©erlängcrung ber genoffeufcpaftlicpen
NeidjStarife 763.
♦Die 3ufuuft beS ArbeitSoerpältniffcS. ©on
Auguft ©innig, 2. ©orf. bes ©auarbeitcr*
»erbanbee, Hamburg.
AtfteftStoeYtntttlitita.
vergl ArbeitSlofenfürforge, Arbeitslofigteit,
©emerffepaften, H an ^ u ng^grh^f en f ttber*
gangSmirtfcpaft.
♦Neue ©ege für bie ArbeitSmartt* unb ©e*
fcpäftigungS“Statiftif. ©on Dr. E. H a 9 l * r »
©orftanb beS HafenbetriebS*©creinSin Hau;*
bürg 617.
Arbeitsnachweis, ©erufSberatung, Scprftelleu
oermittlung im $reu|ifcpen Abgeorbneteu*
pauS 299.
Angeigepfl’cpt für Arbeiterentlaffung 508.
Die Hebung ber iocibl : cpen ArbcitSoermittlung
380.
5ür bie ritdfeprenben beutfepen f>lüd)tlinge 701
V -
©ln Seprgang zur AuSbilbung oon AvbeitSnacp*
Weisbeamtinnen 508.
♦Anlernung gewerblicher Arbeiterinnen. Bon
Dr. SNarie ©lifabetf) fiüberS, Düffelborf
476. 1
£ffettili$e Arbettinailitoeife. |
Die Benupung ber gemeinblicpeu ArbeitSnad)* !
weife 155. j
Die öffentliche Stellenöermittlung für lauf*
männifcheS Bcrfonal 651. j
♦Staatliche ftörbernng ber Berufsberatung
unb Seljrftcllcnoermittlung 605.
Arbeitsnachweis unb Kellnerinnen 131.
ArbeitSnadpoeife für Dabalarbeiterinnen 605.
♦ArbeitSnacpweife für Raiten. Bon Dr. Kä tl)c
©aebel, Berlin 316.
♦Streitflaufel unb ©inigungSzwang im Ar*
beitSnadpweiswefen. Bon Dr. KlauS
Söagner^Noemmicpy BreSlau 837.
Förberung bet gemeinblichen ArbeitSnacpweife
in Bapern burd) ©ewahmttg oon B^rtofre *
heit 92.
♦25 Fahre öffentlicher Arbeitsnachweis unb
ArbeitSlofenfürjorge in ^eiburg i. Br. 154.
♦Die Neugeftaltung beS ftäbtifd)en Arbeite ;
amteS in ©uben. Bon Cberbürgcrmeifter l
Dr. ©IüdSmann, ©üben 266.
♦Der öffentliche Arbeitsnachweis für baS
zogtum ©otpa. Born Borfipenben, Senator
Unoerfäpr, ©otha 379.
Attila«*.
©in ArbeitSüermittlungSgefep in ftimtlanb 494.
Borbereitung einet ftaati djen ArbeitSlofen*
Oerficherung in ben Nieberlanben 40.
Kurs für Arbeitsnachweisbeamte im Arbeiter* !
fürforgeamte ber Stabt BJien 237. j
Arbeite unb Dienftoertrag.
veral. Arbeitsrecht, JpanblimgSgepilfen, So*
Zialpolitif.
♦3ur Neuorbuung beS gewerblichen Arbeit?*
OertrageS. Bon NtagiftratSrat B- 39ölb*
ling, Berlin 244, 515, 676.
♦Die 3 u * ll nft öe$ ArbeitSOerpältniffeS. Bon
Äuguft Sinnig, 2. Borfipcnber beS Bau*
ärbeiteroerbanbeS, Hamburg 481.
© ; neS<hweigeflaufeümAnftellungSoettrag523.
Bon ber Stimmung ber heutigen Arbeiter 791.
Arbeitswillige f. Koalit : onSrecht, Streifrecht.
Arbeitzeit.
vergl Arbeiterfchub, Frauenarbeit, Sozial*
politif, Urlaub.
*Für unb wiber bie Berfürjung ber Arbeit?*
Zeit 250.
*3ur F rö 9 c her ^erfürgung ber Arbeitzeit.
Bon NegierungS* unb ©ewerberat Dr.
©ZimatiS, BreSlau 314.
Brobeweife ArbeitSjeitoerfürjung in ber rpei*
nif^*weftfälifchcn ©rofjinbuftrie 718.
Die F ra fl e öcr ArbeitSjeitüerfürjung in ben
Kriegsmbuftrien 745.
Die Sommerzeit 359.
Die Stellung ber ©ewerffchaften zur „Som*
merjeit" 423.
Arbeiter unb Siebenupr*2abenfd)luf} 15.
Der 7 Uf)T*2aben[d)luf} 332.
(5!ne Denffcprift über ben S : ebenuhr*2aben*
fcplup 508.
Die ad)tftünbige Arbeitszeit in ben Berl : ncr
©aS werten 637.
♦Die Sohnerhebungen beS Kaifeil. Statiftifcpeu
Amts für bie Kriegszeit 536.
Auifati*.
D'e ©rgebniffe ber Kürzung ber Arbeitszeit
in ben norbamerifanifepen Bergwerfen 70.
Arbeitszeit ber englifcheu Sanbarbeiter 586.
©in ©efep über ben Ad)tftunbentag in %\nn<
lanb 252.
©efeplicpe ArbeitSzeitbefdjränfungeu in ber
Schweizer #auSwebcrci 733.
. © ne neue Arbeitszeit* unb Urlaubsregelung
für b : e Schweizer Ntilitärwerfftättcn 747.
A«4tar*eit.
vergl BolfSernäprung.
♦©efeplicpeS Berbot ber Nachtarbeit in ber
Bäjerei 38.
©efepentwurf, betreffenb Arbeitszeit in ben Berufsvereine f. Arbeitgeber, gelbe ©ewerl
Bädercien 117, 129, 667. fepaften, ^anblunflSgepilfen, Kongreffe, B r ’
Bädermeijter für baS Nacptbadocrbot 480. oat*, Staatsbeamte, Decpnifer.
♦DaS Berbot ber Nachtarbeit in ben Bärfereien Betufitoapf«
Die Stellung bet babifepen Negierung zum
Berbot ber Nachtarbeit in Bädereien 479. ]
Der Umfang ber Uber* unb Nachtarbeit ber j
Fugenblichen unb Arbeiterinnen in ben!.
Kriegsiahten 1915/16 409.
Nachtarbeit unb Ntaterialocrluft 36.
$oitn«*etib Aagtnittag.
Brobeweife ÄrbeitSzeittoerfürzungen in ber j
rpeinifcf^weftfälifcpen ©ropmbuftrie 718. j
Die F r age ber ArbeitSzeitOerfürzung in ben |
KriegSihbuftrien 745.
AvfteitSztoang.
vergl. Baterlänbifcpcr $ : IfSbicnft.
*3wei beüölferungSpolit : fcpe ©efepentwürfe j
in Beugen 679.
ArmettWefett unb »öifewfitforge* !
vergl, KriegSl)interbliebenenfür|orge, Bor* j
nmnbfcpaft. I
vergl. ArbeitSüermittlung, Fugen bfürforge,
fieprlinge.
*3ur Not im ßeptliugSwefen. Bon Dberftabt*
fefretär Sdjroeber, ftäbtifchem AmtSoor*
munb unb Seiter ber NechtSauSfunftSftelle
unb beS-ArbeitSnachmeifeS in Nubolftabt 247.
♦Staatliche Förberung ber BerufSberatungunb
ßehrftcllenoermittlung 605.
Arbeitsnachweis, Berufsberatung, fiehrftellen*
oermittlung im B^ e uhijchen Abgeorbneten*
hauS 299.
♦Berufsberatung unb Schule. Bon N. $up*
pelSberg, BreSlau 779.
© n ßehrgang über Berufsberatung 622.
Anstatt*.
©rrichtung einer Fürforge* unb BerufSbera-
tungSftelle für F r ouen im Arbeiterfürforge*
amte ber Stabt SBien 237.
Beschäftigungsgrad f. ArbeitSlofigfett.
*®'e 35. ©eneraloerfammlung beS ^eutfehen I Betriebskrankenlmssen f. Kranfen oerfid)erung
BereinS für Armenpflege unb SBotjltätig* ! Betriebsunfälle
feit 18. I BebölfernngSp
*®er ArbeitSauSfchufe ber Krieger Witwen* unb , vergl Kin
waifenfürforge 376. ÜngSfürfor
^)er Stanb unb bie fünftige ©ntwidlung ber i *3wci beoölf
Kriegerwitwen* unb *waifenfürfcrge 761.! ^B r euhcn f
Si’cffinber unb Fmnilienunterftübung 762. | 5)le beoölfern
♦3wei beöölferungSpolit : fche ©efehentwürfc 1 3 U ber Frag
in Brcufeen 679. *3ujet ©efef
Atjte. ©eburtenn
vergl Kranfen*, Sozmlocrfid)crung, BolfS* ^ u t Befämp
gefiinbheit *© u Ausbau
2)’c ^'lfSbienftpfl'cht ber Arzte unb NedjtS* nenüerfid^e
anwälte 124. rat ftüttn
®‘e Stellungnahme ber Arzte zu ben fozial* $ e r Bluu eii
hpgienifchen 3»a|nahmen ber Bcrficberuug?* baperifcher
träger 188. | poftlnfpeft
AuSlär fchc Arbeiter. | 5l)eäbcf>cr
vergl Sozialocrfichcrung. 1 Beöölferut
®ie belgifchen Arbeiter in $eutfchlanb 126. ©rbrechtsfrap
Ftab’enifche Arbeiter in Fünfteld) unb ®eutfch^ Bildungswesen
lanb 38. fdjule, Ku
Ke'ne F™mifomm*r[id)erung ber ruff’fch^boln:* Bibliotheken [.
fchen Seitarbeiter 670. Bühnenangehöi
Ausspemmcfen f. Arbeitsfreitigfeiten. Burgfrieden f. 1
Bantbeamte.
*$ie ©ehaltSbewegung in ber Banfbeamtcn*
fchaft. Bon SB. 3uch ar » Berlin 201.
Betriebsunfälle f. Unfallfürforge.
BebblterungSpotitit.
vergl Kinbetfürforge, Ntutterfchub, Säug*
r.ngSfiirforgc, Sozialtoerficherung.
♦3wci beoölfcrungSpolitifche ©efehentwürfe in
Bteufjcn 679.
5)le bebölferungSpolitifchcn ©efepentwürfe 670.
3u ber Frage ber BeoölfetungSpol t f 588.
♦3wei ©efepetttwürfe zur Befampifung beS
©eburtcnri'tdgangeS 333.
3ut Befämpfung beS ©eburtenrüdga ngS 397.
*© n Ausbau ber Fnbaliben* unb ^unterbliebe*
ncnocrficherung. Born ©ep. DbenegierungS*
rat 5)üttmann* Olbenburg 737, 756.
$)er Blau einer Kinberzulagenoerficherung ber
baperifepen Staatsbeamten. Bon Armee*
poftinfpeftor Dr. B- Krinner 90.
$);e NtäbchcnfortbilbungSfchulen im Sichte ber
BeoölfetungSpol»tif 69.
©rbrechtsfragcn unb BeoölferungSpolitit 213.
Bildungswesen f. # Fad)biIbung, FortbilbungS*
fdjule, Kurfe, Scpulwefen, BolfSbilbung.
Bibliotheken f. BolfSbilbung.
Bühnenangehörige f. Scpaufpieler.
Burgfrieden^,. ArbeitSftreitigleiten, Bergbau, ©e*
werffepaften.
Büroangeftellte.
vergl. BriOatbcamte.
SdjlchtungSauSfcpup für AuwaUSangeftellte
in Berlm 71.
Dienstboten f. ^auSangeftellte, ßanbarbeiter.
3)ie llngarifcpe Banfbcamtenoereinigimg 650. j Dienstpflicht, weibliche, f. Frauenarbeit.
Bäckereiarbeiter f. Arbeitszeit, Nachtarbeit.
Baugenossenschaften f. SBopnungSwefen.
Beamte f. Bribat*, Staatsbeamte.
Bergban.
vergl ArbeitSftreiti gleiten, ©emerffepaften.
© : n gewerffcpaftlicper ©rfolg im Siegerlanb216.
. ©inigung im Bergbau beS Saargebiets 14.
*3)16 ©ntwdtung ber Bergarbeiterlöhne in
Breupeu 35.
%\e ©ntw'dlung ber Bergarbeiterlöhne 613.
ßopnforberungen ber Bergarbeiter 634, 681.
Bon ben Cohnbewegtingen ber Bergarbeiter
697.
‘Xie Sopnbemegung ber Bergarbeiter 715, 764.
^'.e Sohnregelung in ber Kaligefepnooelle 681.
Xer alte Bergarbeiteroerbanb 38.
^:e Organifierung ber SachenhanbWerfer 795.
Kofjlenuot unb Bergavbeiterocrhältniffc 167.
Anblanb.
l) : e ©rgebnifjc ber Kürzung ber Arbeitzeit in
bett mubamerifanifepen Bergwerfen 70.
Htnapi»f<^art«ta»efcit.
^ie Not ber Ncntenempfänger 68.
Berggesetzgebung f. Bergbau,
i Berufsvormundschaft f. Bormunbfcpaft.
i Berufsgenos8enschaft f. ltnfallfürjorgc.
I Dienstvertrag f. ArbeitSüertrag.
©htigttttgftoefeft.
vergl. ArbcitSftreitigfeiten, *tarifocrträge,
Baterlänbifcher ^-IfSbienjt, SBopnungSwefeu.
♦©egner beS B^irtfcpaftSfriebenS 161.
♦Stveifflnufcl unb GinigungSzwang im Ar*
beitsnaepweiswefen. Bon Dr. Klaus
?Bagner*Nocmmicp, BreSlau 337.
♦Die Stellung ber SJtietsämter zu NtietSftcige*
rutigen unb ^eizungSftreitigfeiten. Bon
NecptSanwalt Dr. Kurt Steiitip, BreSlau
145.
Amtsgerichte als SNieteiniguugSämter 41.
♦Xagung ber Deutfd)en Ntict* unb ^ppotpefei#
© nigungSämter in Franffurt a. 9N. Bou
Dr. ßuppc, Franffurt a. Nt. 724.
©it;c S puug bes Ausfcpuffes ber Deutfcpeit
Ntiets- unb ^ppotpcfeneinigungSämter 158.
3d)lidjtung$auSfd)ub für AuwaltSaugeftellte in
Berl ! n 71. ,
AuSIatib.
3wangS*©migung unb Scp'ebSfprud) für ge*
wcrblicpe Streitigfeiten im franzöjifd)cn
! NüftungSgeWcrbe 71.
VI
©ewerblicpeS E'nigungswefeu in bei Scbweia
383.
Eiseribdhnarbeiter- und -beamte f. Staatsarbeiter
unb VSamte.
ErfiitberteAt.
©ie Schäoigung bet Patentinhaber burdp ben
Krieg 326.
Erziehung f. FortbilbungSfdpulwefen, Schulwefen,
VolfSbilbung, VoltSeraiehung.
I
Fabriki'nspektion f. ©ewerbeauffidpt-
FacpbUbung, §ashfthulit>efeit.
*©ie fokale $pgiene an ben ^odpfchulen. Von
Dr. ßubwig ©eleft), privatboaent an ber
Univerfität AJicn 165, 180.
♦ArbeitSrcdpt an $odpfd)ulen. Von Dr. $eina
Pottpof, Ntüudpen 419.
^odpfcpule für tommunale unb- fojiale Ver¬
waltung, Köln 349.
©aS EbriftlidHoaiale Frauenfeminat 93.
©ie Regelung beS gewerblichen privatunter*
richtewefenS 348.
Fabrikpflege.
f. Frauenarbeit, ASohlfahrtSeinridptungen.
FortbilbungSfchultoefeu.
f. F fl chbilbung, £^acf)fc3fHittr»cfcn.
©ie FvrtbilbungSfcbule 238.
©ie SRäbchcnfortbilbungSfdpule im Sichte ber
VeVölferungSpolitit 69.
©ie PflichtfortbilbungSfdpuIe für SNäbdpen auf
bent ßanbe 70.
Frauenarbeit», »betveguug, «recht.
vergl Arbeiterfdpup, Arbeitzeit, Vatcr-
Xänbifd^er £>ilfsbienjt.
•gut F ra 9 e ber $>ienjtpflidpt ber F*au. Von
Elfe SüberS, Berlin 67.
♦Eine Eingabe ber ©efellfdpaft für Soziale
Neform betreffenb ^ranenaicbeit 356.
♦erneute SKapnung jum Scpup ber Arbeite-»
rinnen 283.
SWapt Arbeiterinnenfdpup 586.
*©ie ©efimbpeitSgefährbung ber Arbeiterinnen
in ber dpemifepen gnbuftrie 492.
©ie SNipftänbe in ber Frauenarbeit beS ober»«
fdplcfifcpen FubuftricbeairfS 632.
©er Umfang ber über -unb Nachtarbeit ber
Fugeublidpeit unb Arbeiterinnen in ben
KriegSjahren 1915/16 409.
©ne reept niebrige Einfdpäpung ber Frauen¬
arbeit 136.
♦Arbeiterinnen unb ^'IfSbienftyflidpt. Von
KJiagiftratSrat 9tt. V. Scpula, Berlin 443.
100 000 Frauen an ber Eifcnbapn 215.
♦Arbeitspflicht unb UntcrftüpungSanfprucp ber
Krieger fraueit 114.
.©aS Verhältnis ber F rauetl ^I)ae ju ben
Ntännerlöhnen 127.
ßohnbewegungen ber Strapenbahnerinnen477.
♦Arbeitsnachweise für Frauen. Von Dr. Kätpe
©aebel, Verlin 316.
©ie Hebung ber leiblichen Arbeitsvermittlung
380.
Arbeitsnachweis unb Kellnerinnen 131.
AtbeitSnacpweife für ©abafarbeiterinneu 605.
*©ie foaiaipolitifdpen Aufgaben ber Übergangs*
Wittfcpaft mit Vejug auf bie Probleme ber
Frauenarbeit 535.
©ie Frauenarbeit in ber übergangSwirtfcpaft
598. ;
♦Probleme ber Frauenarbeitin ber Übergangs- |
jeit. Von Dr. Käthe ©aebel, Verlin 321. ,
Probleme ber Frauenarbeit in ber Übergangs- !
Wirtfcpaft 805. j
gut Fbrberung ber Arbciterinnenorganifation I
492. |
Fortfehritte in ber freigewertfdpaftlidjen Arbci¬
terinnenorganifation 525. [
♦Anlernung gewerblicher Arbeiterinnen. Von !
Dr. SJiaric Elifabctl) Silbers, ©üffelborf |
476. !
©ie verbünbeten faufmännifdpen Vereine für }
weibliche Angeftellte 14.
(Sine ArbeitSgemcinfdpaft weiblicher Verbänbe
271. • I
©ie Frau iti ber ©emeinbverwaltung 268.
©ie Mitarbeit ber Frau in ber ©emeinbever-
waltung 360.
©ie Soaialbeamtin als ©lieb ber VollSgemein-
fchaft 347.
,AuSbilbung jum SBohuungSpflcgerinnenberuf
©as ©hriftlidHoaiale Frauenfemiuar 93.
fhtSUntb.
♦Soaiatyolitif in Vulgarien. Von Arthur ©i j,
Sofia 61.
Frauenarbeit in Englanb 68.
♦Frauenarbeit in Englanb 454.
*©ic gunapme ber Frauenarbeit in Englanb
664.
©er Schuh ber ©efunbpeit in ber englifchen
NüftungSinbuftrie 765.
♦©Weiterung beS Arbeiterinnen- unb ASödp*
nerinuenfdjupeS in F r anfreidp 684.
Errichtung einer Fürforge- unb VerufSbera-
tungSftelle für Frauen im Arbeiterfiirforgc-
amte ber Stabt AJien 237.
♦Fortfehritte beS ArbeiterfdpnpeS in Ofteneidp
812.
©♦
^afttoirtSgehUfen.
♦gur Söfung ber ©rinlgelbfrage. Von Frieb-
rieh ©epoia, Vorfipcnber beS Allg. Ver¬
bau beS ©cutfcper Fremben- unb Familien-
.beint-Vcfiper E. V. 209.
*©ie ©rintgelbfrage. Eine Entgegnung. Von
Abolf Schaar, Vorfipenbem beS NeicpS-
v erbau beS ber ©afthauSangeftellten (El)rift-
liehe ©emerffchaft) 311.
©ie ©rintgelbfrage in ben ©afthöfen 644.
gur EntlohuungSfrage im ©aftwirtSgewerbe
697.
Eine ArbeitSgemeinfdhaft ber gaftwirtfdfjaft-
liehen Angeftelltentierbänbe 344.
♦©ie AMebcreinftellung ber Kriegsteilnehmer
im ©aftwirtSgewerbe. Von Nforifc dichter,
©efchäftsführer ber ArbeitSgemeinfchaft bdt
gafttoirtfdjaftlichcn Angeftelltenoerbänbe,
Verlin 520.
Geburtenrückgang VeOölferungSpolitil, Nhitter-
fchup, Reichstag, SäuglingSfürforge, Stati-
ftü, VoltSgcfuubheitSwefen.
■Gehaltskürzu'ng f. Sohn.
(SkifteSarbetter*
©ie Ernährung ber geiftigen Arbeiter 170.
Von ben Proletariern beS ©eifteS 792.
$elbe ®ewev!f(hafteii.
©er Kartellocrbanb beittfcher SBerlüereiue 283,
699.
©er 5. VunbeStag ber beutfehen 38ertvereine
537.
Verlitter unb Effener ©elbe 764.
*©elbe Angeftelltenbewegung 571.
^kmeinbeatbeiters, beamte.
vergl. ©enteinbewefen.
Eine recf)t niebrige Einfchäpung ber Frauen¬
arbeit 136.
ftemeinbeftefett.
vergl. VolfSernähnmg, SBohuungSwefen.
Stöbt;fd)e ©üterwivtfd)aft 376.
Neid)S^ufchüffc 5 ur VoUSernährung 51.
♦©emeinnüpige Vranntwcin-©efellfd)aften unb
Vranntweinfarten. Ein Mahnruf au unfere
Stabto er waltun gen? Von SanitätSrat Dr.
V. Saquer, 39iesbaben 561.
©ie Frau in ber ©emeinbeöerwaltuug 268.
©ie Mitarbeit ber F r au in ber ©emeinbe-
Verwaltung 360. *
©ie Erhöhung ber Familiemtnterftüpung 52,
89.
VoraugSweife Verforgung ber ©enefungSheitne
114.
©ie Vcnupung ber gemeinblichen ArbeitSnach*
toeife 155.
*25 gapre öffentlicher Arbeitsnachweis unb
ArbeitSlofenfürforge in F r eiburg i. Vr. 154.
*©ie Neugeftaltung beS ftäbtifdjcn Arbeits¬
amtes in ©üben. Von Dberbiirgermeifter
Dr. ©lüdSmann, ©üben 266.
♦NJapttahnten gur Vefämpfung ber Sohuungs-
not 300.
I KriegSnotgefepe unb Ntilitärmahuahmen jur
I VJohnungSfürforge 670.
j ©ie Förbcrung ber gemeinblichen SBohuungS-
| nad)Weife in preupen 654.
AJohnungSämter unb AtohnungStiachtveiS 797.
♦Stäbtifche Nlapnahmen auf bem ©ebtete ber
| Fugen bfürforge. Von Stabtfdhulrat A.
i SHülIer, Sürtt) 705.
Gemeinnützige Rechtsauskunft f. NedptSauStunft.
| ©enoffenfthaftSloefeit.
j vergl. KonfumVereine, VolfSertiährung, AJoh ,s
nungswefen.
! ©ie ©ettoffeitfchaften im Kriege 652.
©ie Frau unb baS ©eitoffenfchaftSwefcn 332.
SNitwirfung ber lanbwirtfchaftlichen ©enoffen-
fchaften bei ber Erfaffung ber Nahrungs¬
mittel 392.
KonfumVereine itnb länblidpe ©enoffenfdhaften
93.
©ie Konfum- unb Spargenoffeufdbaft Schtiet)
! . 57..
©er plan einer Arbeiterbant 717.
Gesellen f. ArbeitSftreitigfeiten, -iarifvertiäge,
-jeit, Jpanbwert, Seprlinge.
©efebmorene unb Schöffen.
♦VoI!Sred)tfprechuug. Von Dr. Alfreb Voai,
Nichter in Vielefelb 801.
©efellfchaft für Sosiale Nefotm.
vergl. Fnternationale Vereinigung für ge-
feplicheu Arbeiterfdpup.
♦Abolf SBagncr f 100.
SSirtlidjer ©eheimer Nat Dr. ©piel t 246.
Nidparb ©bring t 759.
*©aS neue ©eutfdblanb unb bie Sosialreform.
Erflärung. ber ©cfellfchaft für So§iale Ne-
| form 417.
*©:e ©efellfchaftfür Sojiale Nefotmim Kriege,
©ätigteitsberiept für bie geit von Enbe 1913
! bis Frübiapr 1918 547,- 564.
■ *&auptverfammlung ber ©efellfchaft für
! Soaiale Nefortn 388.
1 ©ie 7. orbentliche .^auptverfamtnlung ber ©c-
I fellfchaft für Soaiale Neform 442^
*©ie grope Kunbgebung ber ©efellfchaft für
I Soaiale Reform 433, 773.
1 AuSfchupfipungen ber ©efellfchaft für Soziale
Neform 263.
! ©er AuSfd)up ber ©efellfchaft für Soaiale
Nefornt 473.
i ©ie Eingabe ber ©efellfdbaft für Soaiale Re¬
form titn ©ehaltSaufbefferuugen für privat-
angeftellte im Eintlang mit ber ©euerung 32,
629.
♦privatangeftellte unb ^ilfSbienftgefep. Von
Dr. A. ^)öfle, Verlin 8.
♦Eine Eingabe ber ©efellfdpaft für Soaiale
Neform betreffenb Frauenarbeit 356.
Eine ArbeitSgemcinfchaft ber gaftwirtfehaft-
lichen Augeftelltenverbänbe 344^
*©ie SSiebcrcinftellung ber Kriegsteilnehmer
im ©aftwirtSgewerbe. Von äJtorip Nicht er,
©efchäftsführer ber Arbeitsgemeinschaft
ber gaftioirtfchaftlichen Angepelltenverbchtbe,
Verlin 520.
*©aS Necpt ber Drganifationen im neuen
©eutfcplanb 340, 385.
„©er ©ag ber $cimtehr“ — Soaiale Fragen
ber ÜbergangSwirtfchaft 182.
^ntrrtmttonftlei.
*©ie ©efellfchaft für Soaiale Neform für
foaialpolitifche Vereinbarungen beim F r ic*
bensfchlup 196.
©ie Forberungen ber ©efellf^aft für Soaiale
Nefornt aur internationalen Soaialpvliti!
beim FriebenSfd)lup 262.
Eingabe ber ©efellfchaft für Soaiale Nefornt
wegen foaialpolitifcher Klaufein in FrwbenS-
Verträgen 597.
FntemationaleS ArbeitSredpt unb Friebcn$uer-
träge 228.
FriebenSVerträge unb internationaler Arbeiter-
fchup 326.
♦©er NeichStag für foaialpolitifcpe K'laufcln in
ben FriebenSVerträgen 390.
Keine foaialpolitifchen Klaufeltt in ben beutfd>«
ruffifepen ErgänaungSVerträgen 760.
VII
CrtöfttttWctt.
'Eue Ortsgruppen ber '©efellfdpaft für Sogiale
SReform 759.
$>ie Ortsgruppe ©erlin ber d5efellfd&aft für
Sogiale SReform 182, 422, 727.
$>ie Ortsgruppe ©reSlau ber ©efellfdpaft für
Sogiale Siteform 264, 829.
©>ie Ortsgruppe Hamburg ber ©efellfdpaft für
Sogiale 9tcform 76.
®ie Ortsgruppe Hatmooer ber ©efellfdpaft für
(Soziale 9teform 422, 613, 727.
3)ie Ortsgruppe Köln ber ©efellf(paft für
Sogiale SReform 325, 357.
&ie Ortsgruppe Seipgig ber ©efellfdpaft für
Sogiale SRefornt 183, 264, 325.
©ine Ortsgruppe SMndpen bet ©efellfcpaft für
Sogtale 9teform 99, 264.
Gesinde f. $auSangefteUte, öanbarbeiter.
Gesundheitswesen f. ©etoerbeppgiene, ©olfs*
gefunbpeit.
©etoerbeanfftcpt.
vergl 9trbeiterfdf>ufe, Frauenarbeit, Fugenb*»
“ lidpe Arbeiter, Kinberarbeit.
♦©eioerbeauffidpt unb Arbeiterfcpup im Kriege
573, 584.
$’e Qfatjre^beri c^te ber ©etoerbeauffidptS*
beamten 40.
Arbeiter als ©etriebsfontrolleure in ber Steine
inbuftrie 812.
$)te ©abifrfje F^britinfpettion 284.
♦$)ie fä(pfifdpe ©etoerbeauf fiept in ben Kriegs*
japren 1914 bis 1917 731.
ftüSlanb.
Ofteneitpifcpe ©etoerbeinfpeftion 1915 188.
©efeerie* itnb Äßiifmanwlgefi^i
vergl ©inigungStoefen,*lRcdptSpflege, ©ater*
länbif(per ^ilfSbieitft.
%ie Fulaffung »on ©etoerffAaftSbeamten als
©ertreter »or bem ©etoerbegeridpt 150.
©ine ©rgängung ber ©eifiper ber ©etoerbe*
geriete, KaufmannSgericpte unb FunungS*
fdpiebSgericpte 220.
$ariftaertrag unb § 616 ©©©. 201 .
$)er Scpabenerfap für oertoeigerte Abfepr*
fc^eine 378.
getoetfceppgiene«
f. Arbeiterfcpup, ©etoerbeauffidpt.
S>ie ©efunbpeitSgefäprbung ber Arbeiterinnen
in ber cpemifdpen ^nbuftrie 492.
®er ©iftfarbenfcpup in Schiffsräumen 812.
«ekDevbeotbmmg.
vergl Arbeiter! Aup, ArbeitSrecpt, KoalitionS*
recht, Tarife, ©aterlänbifdper ^ilfsbienjt.
*®er prcufjifcpe ©efepenttourf »on 1866 über
bas freie Koalition^redpt ber ©etoerbe* unb
fianbarbeiter. ©inegeitgemäfje ©rinnerung 1 .
§ 153 9t©0. in ber ©ra?is 214.
♦$)ie Aufhebung beS § 153 ber SReidpSgetoerbe*
otbnung 375, 472, 485, 552.
$>ie ©nttoürfe beS ArbeitSfammergefepeS unb
ber Aufhebung beS § 153 9t©0. 453.
©egen ArbeitSfammern unb für § 153 ©O. 488.
♦©egen ben Abfap 2 beS § 152 ber SReicpS*
getoerbeorbnung 602.
Cktoerffcpaftett.
vergl. ArbeitSftreitigfeiten, *tarif»erträge , 1
©elbe ©etoerffdpaften, KoalitionSrecpt.
♦®ie ©olitif beS 4. Auguft 673. |
♦©leidpberedptigung unb 2Ritarbeit? 357.
%\t Slfatarbeit ber ©etoerffdpaften an beit j
öffentlichen Aufgaben 667.
♦©egner beS ©JirtfdpaftSfricbenS 161. ' j
*$)er Sogialbcmotratifdpe ©arteitag unb bic
Sogialpolitil 64*
♦©etoerffdpaftlicpe SRüdfdpau auf bas Fahr 1917 j
236.
$ie AuftoärtSbetoegung ber ©etoerffdpaften
616.
©etoerffdpaften unb KriegSguftanb 572.
3 >ie ©ntfcploffenpeit ber ©etoerffdpaften gur
©aterlanbsoerteibigung 683.
©on ber Stimmung ber beutfdpen Arbeiter 791.
$)aS ^ilfSbienjtgefeb unb bie Arbeiter 81.
♦©etoerffcpafter im ©rohen Hauptquartier 50.
Arbeiter»ertreter im ©rohen Hauptquartier 31.
♦Arbeiterbertreter beim SReidpSfangler 477.
©emerffchaftSborjtehet beim Speich«tangier 794. *
3 >ie gulaffung »on ©ctoerffdjaftsbeamten als
©ertreter »or bem ©etoerbegeridpt 150.
♦©in getoerffdpaftlidper ArbeitSfammergefep*
enttourf 138.
*$>aS fRedpjt ber Organifationen im neuen
3)eutfdplanb 885.
$>!e Überführung beS ©augetoerbeS in bie
FriebenStoirtfdpaft 107.
OrganifatorifAe ©leidpbereeptigung in ber
dpemifdpen ^nbuftrie 763.
$ie Arbeiterfchaft in ber SWetallinbuftrie 665.
$ie Sopnbetoegungen beS F a ^ re ^ 1919 nadp
ber ©emerffdjaftSjlatiftit 186 .
llngetoöpnlicpe ©etoerffdpaftSerfolge 730.
♦ßopnpolitil unb ©robuftionSpolitif ber ©e*
toerlfdpaftcn 270.
©ine gemeinfame Altion ber Arbeiter* unb
* Angegellten» erbätibe in ber ©toh*©erl ; ner
SBohnungSfrage 397.
♦$)ie Arbeiterfchaft unb bic freitoillige ÄiebeS*
tätigfeit, ©on gratis Sauffötter, H 001 "
bürg 657.
Arbeiter unb Siebenuht*fiabenfchluh 15.
♦Für unb toiber bie ©etfürgung ber ArbeitS*
Seit 250.
$ie Stellung ber ©enterff(haften gut „Som*
mergeit" 423.
$er ©erbanb 2 )eutf(jher ©ifenbahnhanbnjetfer
unb ^Arbeiter 393.
©ine ArbeitSgemeinfchaft ber gajitnirtfdhaft'
Iidhcn Angehelltcnoerbänbe 344.
©ereinheitlidhung ber Organifation ber Äöche
90.
*©mil ®öblin t 282.
♦®er ©unb ber ÄriegSbefchäbigten unb Kriegs*
teilnehnter 424.
©in ©erbanb beutfeher ftriegSbefchäbigter unb
Kriegsteilnehmer 645.
9 «eie fktoertbljofte«.
5)te F r ^i^ n © c merff(haften 1916 53.
®ie Arbeiterfefretariate ber F r den ©eioerf*
fdhaften im F a h r ^ 1916 141.
*%\c freien ©etoerffepaften im Fahre 1917 744.
®ie ©eneralfommiffion ber ©emerffchaften im
Fahre 1917 524.
*©in freigemerffchaftlicheS Arbeiterprogramm
216.
©ine ©orjtänbefonfereng ber freien ©eme^
f (paften 140.
$>;e lebte ©orftänbetonfereng ber F^ien ©e*
mertfehaften 445.
$et ^eutfepe ©auarbeiteroerbanb 394.
5)er alte ©ergarbeiteroerbanb 38.
25 F a h*e ^eutföher Holgarbciteroerbanb 409,
636.
* 2 )cr ®eutfcpe SIRctaUarbeiternerbanb gegen
neue Streifs 363.
$)ie fiohnbemegungen ber grdhten beutf(pen
©emerffepaft (^etallarbeitcroerbanb) 634.
$er ©emeinfcpaftSgeift im SRecbereigetoerbe
. 310.
©ine $>enffcprift beS ©erbanbeS ber Steinjeper
unb ©flauerer 458.
3mei freigetoerffcpaftlidhe OrtSfartelle in Seip«
gig 128.
©inigung im ßeipgiger ©emetffcpaftSftteit 140.
Spaltung in freigetoerffepaftiidhen OrtSfar*
teilen 236.
®ie freigemerffcpaftlichen Ortstartelle 683.
Fortftpritte in ber freigewerffcpaftlichcn Arbct*
. terinnenorganifation 525.
$>:e freien ©emerffepaften unb baS 5JoalitionS'
redpt 13.
©'nftellungSgtoaug gugunfien ber Kriegs*
befdpäbigten 454.
«brift(i4e AktoetfMafitn.
*2)ie Kriegstagung beS ^eutfepen Arbeiter*
fongteffeS. ©on Dr. Uubtoig H e h&e,
©erlin^runetoalb 85.
$)ie ©ntmidtelung ber ©priftlidpen ©etoerl*
fdpaften im 5Jriege 684.
®;e ©priftlidpen ©etoerffdpaften gur politifdpen
Sage (X).
©prijtlicpe ©etoerf|cpaftSgebanfen 699.
©ine neue ©prijtücpe ©emerlfdpaft 14, 583.
$>er ©utenberg*©unb 777.
5)er 3 e ntral»erbanb. dpriftlicper Keraht* unb
Stein arbeiter 111.
©in gemerffdpaftlidpcr ©rfolg im SiegeTlanb
. . 216.
♦S)er 5. ©erbanbstag beS ©emerfoereinS ber
Heimarbeiterinnen ®eutf^lanbS 456.
3ur Förberung ber Arbeiterinneporgcmifation
492.
©>er ©lan einer Arbeiterbanl 717.
©emerff(püfts»erfammlung unb ©elagerungs*
gu^anb 378,
Arbeitnepmeroertreter im preuhifepen
paus 152.
Sogialpolitifdbe F° r ^ erul 10 c ^ 5eS ©priftlicp*
Sogialen ©arteitageS 66 .
55)ie FortbilbungSf(pule 288.
4H«M‘*>tt4erM>e «eMevItecfine,
♦Kongreh freipeitlidp-hationaler Arbeiter* unb
An gegellten» erben be 488.
$!e $eutfcpcn ©etoerfoereine (Hitfdp-S)un(!er)
im Fahre 1917 765..
50 Fahre $eutfdpe ©etoerl»ereine (H.i r f^
Wunder) 698, 811.
$er ©emerfüerein. ber SKafdpinenbau* unb
ÜRetallarbeiter {§.*%.) 587,
CCnSIanS.
©)eutf(pe unb belgifAe ©emerffdpaften 778.
irabe UnionS unb Spop StemarbS 313.
©)'.e britifdpen ©emerf»ereine 584.
©)'.e britifdpen Arbeiter gegen bie ©emerffdpafts*
internationale 684. .
©ine .©inflgbe bst ©emertfdpäftstommiffipn
OgerreidpS an bie Regierung 128.
S)ie Störte unb 2e ; gungSfäh’'gleit ber in ter*
nationalen ©etoerffdpaften OfterreicpS 1917
700.
SttterttationAUO,
*©)er internationale ©etoerlfdpaftSlongreh in
©ern 36.
SBadpStum ber SRctallarbeiterorganifationen in
»erfepiebenen Säubern 445.
3)ie britifdpen Arbeiter gegen bie ©etoerffepafts*
internationale 684.
Gewerkvereine f. ©etoerffdpaften.
Gifte f. Arbeiterfdpup, ©etoerbephgietie.
&
HanblirngSgepUfeti.
vergl Arbeite»ertrag, ArbeitSgeit, ©ritoat*
beamte.
3tidparb ©»bring f 759.
♦®ie 1. SReit^Stagung faufmätmifdper Angegell*
ter ®eutfdplanbS 346, 364.
$;e 3 u f u uft ber faufmännifdpen Angegelltetu
betoegung 731.
25 Faprc ©)cutfcpnationaIer HanblungSgepilfen*
»erbanb 777. •
©5:c ©erbünbeten faufmännif^en ©ereine für
toeiblidpe Angeftelltc 14.
HanblungSgepilfen unb ArbeitSfammern, 151.
Sogiale übergangSforberungen für faufmäu*
nifdpe Angeftellte 728. .
♦SRinbeftgepaltSfäpe für faufmännifdpg Ange*
gellte, ©on ©ufta» Scptteiber*2eipgig
102 .
©egen uttgenügenbe Angeftelltenentlöpuung in
Kriegsbetrieben 762; .
^cr ©erein ber ©Jeutfcpen Kaliintereffcnten
gegen ben ©erbanb ©)eutfdper HanblungS*
gepilfen 666 .
Arbeitgebergimmen für bie »olle Sonntags*
I rupe im Han bei 765.
©itte $>enffcprift über ben Siefcenupr*2abeu-
fcpluh 508.
©ermeprte F u 9 ^ubpflege unb AuSbilbung für
bie iugenblidpen' faufmännif^en Angeftell*
ten 155.
♦Kongreh freipeitlid)*nationaIer Arbeiter* unb
Angeftelltenoerbänbe 488.
HanMeevterfragen.
vergl FortbilbungSfdpule, ©enoffettfdpafts*
mefen, ßeprlinge.
5E)er SSieberaufbau beS HaubtoerfS .nadp bem
! Kriege 89.
VIII
HöuSangcftelltc.
©efinoerecpt unb ©oligei 296.
Die reicpSgefeplTcke ^Regelung beS ©efinbe*
rechts 423.
Die fteform ber ©efinbeorbnung in ©apern
504.
Hausarbeit f. Heimarbeit.
Hausbesitzer f. SDtittelftanb, ffiopnungSmefen.
Haushaltungsausschuß f. SteicpStag.
Hausindustrie ]. Heimarbeit.
Heilverfahren f. AngeftelltenOerficperung, SteicpS*
OerfidberungSorbnung, Soaiälüerficperung.
Heimarbeit.
vetgl Äranfenberficperung.
♦Die AuSfüprungSberorbnung au ben §§ 3 unb
4 beS ^auSarbei tgefefee^ 39.
Durcpfüprung beS HmiSarbeitSgefepeS unb ber
©erficperungSpflicpt bet H^gemerbetrei*
benben 188.
Der ©emerfbetein ber Heimarbeiterinnen 395.
♦Der 5. ©erbanbStag beS ©emerfbereinS ber
Heimarbeiterinnen DeutfcplanbS 456.
tJtinbejtlöpne für bie Heimarbeit 284.
©in Darifberbanb für Heimarbeiter 647.
Kttäfonb.
♦Ein HeimarbeitSgefebentmurf in öfterreiep.
©on Dr. Äätpe ©aebel, ©errn*S<pönc*
berg 650.
SDtinbeftlöpne für HeereSnäparbeit in öfterreid)
538.
Heimstätten f. ©JopnungSmefen.
Hilfsdienst f. baterlänbifcper HÜf^ienft.
Hilfskassen f. Äranlenberficperung.
Hintcrblicbenenberfitperung.
♦Ein Ausbau ber 3nba(iben* > unb Hinter*
bliebenenberfieperung. ©om ©et). Ober*
regierungsrat Düttmaiin, Olbenburg 737,
756.
Die Renten ber ^fnnaliben*, Hinterbliebenen*
unb Unfallberficperung 56.
©eginn ber 5Rentenjal)tungen in ber Angeftell*
tenberfieperung 202.
Höchstpreise i. ßeben Spaltung.
3.
Innungen f. Arbeitgeber, HPnbmerfcrfragen.
internationale ©ereinignna für gefeplidjett
«rbeiterfH»^
vergl. Arbeiterfcpup, Arbeitzeit, grauen*
arbeit, ©efellfcpaft für Sogiale Reform.
♦Die ©efellfcpaft für Soziale Reform für
foaialpolitifcpe ©ereinbarungen beim gtie*
benSfchlujj 196.
Die gorbetungen ber ©efellfcpaft für Sogiale
Reform jur internationalen Sogialpolitif
beim gtiebenSfcplufj 262.
♦Der SteicpStag für foaialpolitifcpe Älaufeln in
ben griebenSberträgen 390.
♦gür foaialpolitifcpe Älaufeln in ben gtiebenS*
berträgen 452.
griebenSberträge unb internationaler Arbeiter*
fepup 326.
♦Ein Spftem internationaler Arbeiterfepup*
grunbfäpe 690.
©ulletin beS gnternatiortalen Arbeitsamtes 76,
598, 678.
Das internationale Arbeitsamt 805.
3nbalibenberfi$cmng.
vergl Soaialoerficperung.
♦3ur Reform ber Arbeiterbetficperung. ©on
Arbeiterfefretär gol). ©icSbertS, 2R. b. 3t.
u. A., ©erlin 513.
♦Ein Ausbau ber gnbaliben* unb H’ n t crj5
bliebenenberfieperung. ©om ©cp. Ober*
regierungSrat Düttmann, ölbenburg 737.
756.
Ausbau ber Anöolibenberficperung 346.
Die SRenten ber gnbaliben*, H ,n t ct &liebcnen*
unb Unfallbetficperüng 56.
gulagen au ben Stenten auf ©runb beS gnba*
libcnberficperungS*©efcpeS 219.
gortgemäprung ber Stentenaulagen 346.
Einfprucp ber ©crficperungSträger gegen bie
©elaflung burep bie 3ulagen au ben Slenten ber
3 ©. unb U©. 509.
Äeino gnbalibenberfic^eruug ber ruj[ifcp*pol*
itifdjen 3eitarbeiter 670.
Kuilattb.
♦Die obligatorifcpe Äranfcn*, gnbaliben* unb
AlterSberficperung in ©elgien 458.
Augenbfürforge.
vergl. Arbeiterfcpup, gugenbl’dje Arbeiter,
Äinberfürforgc.
♦gür bie „gefäprbeten" gugenbl djen? ©on
Stabtfcpularat ©rof. Dr. Dpi eie, Epemnip
73.
*3wr ©rnäfjrungSfrage ber Augenblicken. ©on
Stabtargt Dr. med. Dienemann, Bresben
113.
♦Stabtifcpe SOtafjnapmen auf bem ©ebiete ber
gugenbfürforge. ©on Stabtfcpulrat A.
SRüller, gtirtp 705.
♦Der beutfepe Augen bfürforgetag, 20. unb
21. September in ©erlin 813.
*3mei bebölferungSpolitifcpe ©efepentroürfe
in ©reujjen 679.
Sogiale gorberungen an bie 3teicpSjuft : aber*
maltung 522.
♦Der £opnfpargm<fng gugenbl : d)er. ©on ©e*
ricptSaffejfor Ern ft Scpmanbt, Eparlotten*
bürg 97.
Der Spargmang für gugenblidje 780.
♦Die 9tot im ScprlingSmefen- ©om Stabt.
©erufSoormunb H- ©urgfjart in gürtl)
i. ©. 203.
©ermeprte gugenbpflege unb AuSbilbung für
. bie jugenblic^en faufmännifdjen Angeftell*
ten 155.
Die Arbeit ber fügenblidjen H e ^ er in ben be*
festen ©ebieten 93.
gttgenbli^e Arbeitet tmb i^t S(^itb.
vergl Arbeiterfdjufc, Äinberarbeit, ©ater*
lönbifcfjer Hilf^bienft.
♦Die ©tinberjäfjrigen in ber -übergangSmirt*
fd>aft 621.
Der Umfang ber über* unb Sßadjtarbeit ber
Augenblicken unb Arbeiterinnen in ben
ÄriegSjaljren 1915/16 409.
Die Arbeit ber iugenbl ; d)en H c lf er in ben be*
festen ©ebieten 93.
< 1 .
ftartelle.
Der Äartelloerbanb beutfeber SSerloereine 282,
699.
Die freigemerffd)aftlid)en örtSfartelle 683.
3mei freigemerffcbaftlicbe ÖrtSfartelle fieipaig
128.
Spaltung in freigemerffdjaftlidjen örtsfar*
teilen 236.
Kaufmannsgericht f. ©emerbegeridjt.
Kellner f. Arbeiterfdjufc, grauenarbeit, ©aft-
mirtSgeljilfen.
ftfftifetbttnb«, intereffenv moral.
♦Die ÄriegSorganifat : on ber Äonfumenten in
ben erften brei ÄriegSjabren. ©on Dipl.
*merc. SRobert Sd)loeffer, ©crl ti 230.
Äinberarbeit tmb »fdjitfc.
vergl Heimarbeit, Augenblicke Arbeiter,
Äinberfürforge.
©cmerblicbe Äinbetarbeit unb Sd)ule 129.
Die Äranfenoerfickerung crmcrbStatigcr
ber 141.
IfuSfanb. |
♦Soaialpolitif in ©ulgarien. ©on Arthur !
Di jr, Sofia 61.
♦gortfekritte beS ArbeiterfckupeS in öfterre : cb
812.
ftinberfürforge.
vergl Angenbfürforge, Äinberarbeit, ^Hutter*
fckup, SäuglingSfürforgc, ©olfSera'el)ung
©ormunbfekaft. t
♦3mci beoölfcrungSpolitifcke ©efepentminfe in I
©reuten 679. :
♦Der ©lan einer ÄinberaulagenOerf’ckerung |
ber baperifeken Staatsbeamten, ©on Armee* I
©oftinfpeftor Dr. ©. Ärinüer 90. |
♦Stäbtifepe 3Jtaknakmen auf bem ©ebiete ber ]
©on Stabtf^ulrat A.
705. . ,
Augenbfürforge.
Stiiller, gürtk
Der ÄriegSauSfcku^ anm Sckupe aufficktslofer
Äinber 347.
D e überfidpt über bie Dageäftättcn für un*
beaufficktigte Säuglinge, Äleinlinber unb
Scfiulfinber in ©rop*©erlin 397.
Der Schilp beS unekelicpen ÄiubeS burck ©efep
unb gürforgemagnakmen 620.
fianbaufentkalt ber Stabtlinber 286.
Kleinsiedlungswesen f. SBofjnungSmefcn.
Kleinwohnungen f. 2Bol)nungSmefen.
Knappschaftswesen f. ©ergbau.
ÄoalitionSreckt.
♦Der preupifck^ ©efepentmurf oon 1866 über
baS freie ÄoalitionSredpt ber ©emerbe* unb
fianbarbeiter. ©ine geitgemöpe Erinnerung 1.
♦Das SRcckt ber örganifationen im neuen
Deutfcptanb 340, 385.
Die freien ©emerffepaften unb baS ÄoalitionS» 1
reept 13.
§ 153 IR©0. in ber ©rajriS 214.
♦D e Aufhebung beS § 153 ber fRe^Sgemcrbe*
orbnung 375, 472, 485, 552.
Die Entmiitfe beS ArbeitSfammcrgefepeS unb
ber Aufhebung beS § 158 91©ö. 458.
©egenArbeitSfammern unb für § 153 ©O. 488.
♦©egen ben Abfap 2 beS § 152 ber Bteicp?*
gemerbeorbnung 602.
♦©egner beS SSirtfdpaftSfriebenS 161.
»ongreffe.
♦Äongrefj greikcitlick*Aationaler Arbeiter* unb
Angeftelltenoerbänbe 488.
Ein greil)eitli<k*Aationaler Arbeiter* unb Au*
geftelltenfongrefj 345.
♦Die ÄriegStagung beS beutfepen Arbeiter*
fongreffeS. ©on Dr. ßubmig H e h i>e f
©erlin^Etunemalb 85.
Der 3^i traloerbaub beutfeper Äoufumoereine
619.
♦Die aepnte Äonferena ber 3entralftelle für
©olrSmoklfaprt 586.
♦Die 35. ©enetalöerfammlung beS Deutfcpen
©ereinS für Armenpflege unb SBopltät’T,*
feit 18.
♦Der beutfepe Auöcnbfiirforgetag, 20. unb
21. September in ©crlin 813.
Die öierte ©reubifepe fianbeSfonferena für
SäuglingSfdjup 156. ,
♦Äranfenfaffentagungcn 15.
9n4evnationalei.
♦Der internat’onale ©emerffcpaftSfongrep in
©ern 36.
E : n internationaler SeemannSfongrep 583.
Äonlttrrengtlaitfel«
Eine gepcime Äonfurrenafüwfel in ber ©er*
liner SRüftungsinbuftrie 829.
©egen geheime Äonfurrenaflaufcln 583.
©cteilignngSOerbot für SteicpSbetriebe an
fdpoaracn Sijten ber Arbeitgeber 666.
Eine Schmeigeflaufei im AnjtellungSöertrag
523,
ftonfttmfceteHtc.
Die ÄtiegSorganifation ber Äon fu men ten in
ben erften brei ÄriegSjahren. !©on Dipl,
inerc. Stöbert Sdploeffer, ©erln 230.
Der ÄriegSauSfdpufj für Äonfumenteninter*
effen 502.
D : e Aufgaben ber Äonfumüercine in ber Über*
gangS* unb griebenSmirtfchaft 92.
Der 3<mtralüerbanb bcutfdpet Äonfumüereine
539, 619.
Der 9tcid)Suerbanb beutfeher Äonfumoereine,
(Sip Äöln) 686.
De ©erlängerung ber genoffcnfchaftlidjen
SteicpStarife 763.
Äoitfumoereine unb Umfapfteucr 540.
Äonfunmereine unb länbl'dje ©enoffenfdjafteu
93.
D e grau unb baS ©enoffenfehaftsmefeu 332.
Die „©robuftlon“ im britten Ätiegsiaht 428.
Der Äonfumocrein Düffetborf 57.
Die Äonfum* unb Spargenoffenfcpaft Sd)net)
57.
Arbeiter unb Sicbenupr*£abenfcplub 15.
ÄranfetiOetfifpetttttg.
vergl. 9teicpS0erficperungSorbmmg, Sogial*
oerfieperung.
♦5tranfenfaffentagungeu 15.
IX
Qfetomtoetbanb beutfcper Krantentoffeit
».©• 58.i 795 :
«ftotoenbige ©erbe fferun gen bet tränten*
. oetfiefterung 81.
Die 9Retd)dn?orf)enf)Üfe in bet ©tajri«. ©on
Atbeiteifelretär KleeiS, $alle a. S. 55.
3ur KranlenOerficpetung unb SBocpenpilfe
mäprenb be« Kriege« 152.
Der 9Äitglieberbeftanb bet Kranlentaffen oan
®rop*©erlin 130.
Ausbau bet Krantenpilfe burep bie ©erlinet
DrtStranlenfaffe 446.
Die ©ertöte bet Allgemeinen OrtSfrantentaffc
ber Stabt ©etHn 153.
Die SBopnungSünterfucpungen bet ©erliner
OrtSlran ten taffe 189.
3ufammenlegung bet ©reSlauet Drtetranten**
taffen 202 .
Die Stellungnahme bet Argte gu ben fogial*
ppgienifcpen ©tapnapmen bet ©erfieperung«*
träger 188.
Die Krantenöerfrcperung ermerb«tätiger K'nber
51 141.
tofien bet ©epanblung oon ©efcplecptsfranlen'
69.
Abgeftufte DeuerungSgulagen gum Kranten*
gelb 669.
fbitfaiifc.
♦Die obligatorifcpe Krönten*, ftnoaliben* Un ^
AltetSoerficperung in Belgien 458.
Die Abänbetung ber öfterreiepfepeg Krönten*
oerfieperung 56.
Da« KrantenoerficperungSgefep in 9tuplanb 69.
Kredit f. (Senoffenfcpaften, ßebenSpaltuiig, 3Rit*
teljtanb.
Krieg.
♦Da« Scpicffal bei Solle« ift bein eigene«. ©on
' 9tobert Scpmibt, 9». b. 9t., ßeiter bet
fogialpolitifcpen Abteilung ber (General*
fommiffion bet (SJemertfcpaften DeutfcplanbS,
©erlin 6 .
*3eicpnet Kriegsanleihe! ©on 3- OJieSbertS,
Arbeiterfelretär, SÄitglieb be« 9teicpStag« u.
ßanbtag« 29.
3 eicpnet Kriegsanleihe! ©on ©uftao #art*
mann, ©orfipenber be« ©erbanbe« ber
Deutfcpen ©emertoereine (&irfcp*Duncfer)49.
Die 7. Kriegsanleihe al« ©ollSanleipe 112.
Unfer gemaltiger Sftillidrbenf’eg bei bet 8 .
Kriegsanleihe 485.
♦Der Kaifer an ba« beutfehe Soll 511 ©eginn
be« 5. Kriegsfälle« 689.
Aufruf! 805.
KriegSbefcpäbigte.
♦ßubenborff-Spenbe für KtiegSbefcpäbgte.
Aufruf? 553.
(Sine Sammlung für KriegSbefcpäbigte 502.
Soziale KriegSbefcpäbigtenfütforge 407.
55>ie ßebenSOerficperung bet KriegSbefchäbigten.
©on 9ftatpemat fer (1. Xt)ieie, Hamburg 45.
Die (Erhöhung bet KriegSbefchäbigten* unb bet
&interbl : ebenenrente 52.
Die ©emilllgung bebingtet 9tenten für Krieg«*»
befepäbigte 149.
£tber ben Fortfall be« 9hihenS ber Militär*
ren ten 149.
DeuerungSgulagen gu ben KriegSbefchäbigten*
ten ten 681.
Die AuSbepnung be« KapitalabfinbungSgefepe«
auf friegSbefcpäbigte Offiziere 718.
©effere ©erforgung bet KriegSbefchäbigten unb
Kriegshinterbliebenen 136.
ßaufenbe Ktiegsbeipilfcn für oerforgung«*
berechtigte ehemalige #eereSangepötige unb |
Unterbliebene 234. |
Die ©etoährung oon ©erftümmclungSgulagen
503. j
ftortgaplung be« ßopue« an friegSbefcpäbigte |
Arbeiter bei furger ArbeitSunterbrecpung 664.!
Die ©efepäftigung £ecreSent!affener 215.
*3ur 9teuorbnung be« getoerblicpen Arbeit«*
oertrageS. ©on ©tagiftratSrat ©aut SBölb*
üng, ©etlin 244.
♦ArbeitSficperung für Unfall** unb Krieg«**
befepäbigte. ©on ftriebriep (Epforn, ©e*
loerfypaftsfetretär, ©etlin 404.
(EinftellungSgiogng gugunften ber KtiegSbe*
fepäbigten 454.
♦$efefcli<pe* 3ü>nng gur ©efepäftigung Unfall*
unb KriegSbefcpäbigter? ©on Ctto
Scptoanbt, (Eöln 525.
Scpwetinoaliben im $ilf«bicnft 486.
KtiegSblinbc in bet ftnbufirie 522 .
Die (Einrichtung 001 t ©etforgungsämtern bei
ben Stellocrtretenben ©eneralfotnmanboS
580..
♦Die 9teform ber SttibtärOerforgungSgefepc 660.
Die ÖJtunbfäbe für bie Slnetfennung ber Krieg«»*
bienftbefchäbigung 359.
Die neuen KriegSfurbeftimmungcn 554.
♦Der ©unb bet KriegSbefchäbigten unb Krieg«*
teilnehmer 424.
(£‘n ©erbanb beutfeher KriegSbefchäbigter unb
'Kriegsteilnehmer 645.
Der ©unb beutlet KregSbefchäbigter, ©ih
Hamburg 646.
3ur rechtlichen Regelung be« Kriegerhein>
ftättenroefen« 558.
KM#l«n«.
Scrfidherung ber ameritanifchen KriegSteil*
nehmet 142.
3urücfleitung friegSüerlehter {Offiziere gut
bürgerl chen ©erufSarbeit in (Snglanb 664.
KviegShltf^» KriegSunterftühnng.
vergl. 9trbeit«lofenfütforge, ©emeinbetoefen,
©emertfebaften, Krantenoerficherung, 9Boh*
nungSmefen.
Jamil enuntetflühnng 567.
Die (Erhöhung ber ^amilienuntcxftühung 52,89.
9teue ©orfchriften über bie SluSbehnung ber
gamilienuntcrftüfcung unb ber KriegSmohl"
fahrtspflege 250.
3ufchläge jum KriegStoittoer* unb Krieg«*
maifengelb 712.
Stieftinber unb ^miliemmtetftü&ung 762.
^auSratbefchaffung für SJtinberbemittelte 186.
♦SBirtfchaftliche KricgShilfe iü SBürttemberg.
©on Dr. (Sharlotte Seubufcher, Stutt*
gart 497. j
ftriegShiittctMicfate.
♦Der HrbeitSauSfchufe ber Kriegermitmen* unb ;
luaifenfürforge 376.
Der Stanb unb bie tünftige ©ntm ctlung ber
Kriegermitmen^ unb *-maifenfürforge 761.
♦Die 9tefornt ber SDtilitärbetfotgungSgefefce 660.
Der Ausbau ber amtlichen ^ürforgeftellen für
Kriegshinterbliebene 712.
©effere ©erforgung ber KriegSbefchäbigten unb
Kriegshinterbliebenen 136.
I Die (Einrichtung oon ©etforgungsämtern bei
ben Stelloertretenben ©eneralfomtnanboS
580.
Die (Erhöhung ber KriegSbefchäbigten* unb ber
# ; nterbliebenenfente 52.
Saufenbe Kriegshetzen füroerfotgungSberech* 8
tigte ehemalige ^eereS an gehörige unb $:r.*
tcrbliebene 234.
Die 9(uSbehnung be« KapitalabfinbungSgefepe«
auf triegSbeftäbigte Offiziere 713.
©efchleunigung ber ^interbliebenenuntcr*
ftüpung 453.
3ufchläge gum Krieg«toitmen* unb Krieg«* |
loaifengelb 712. j
KriegSmitmengelber finb fteuerfrei 761. .
♦Arbeitspflicht unb UnterftüpungSanfpruch ber ■
Kriegerfrauen 114. |
♦Der ©lan einer Kinbergulagenoerf'cherimg ber j
baperifchen Staatsbeamten. © 01 t Armee* i
1 ©oftiufpettor Dr.*©. Krinncr 90.
eine für ba« 9Jtiet«oerhältniS oon Kriegerfraueu
michtige entfeheibung 42.
♦3ur 9tot im ÜehrlingSmefen. ©on Dberftabt*
fetretär Schroeber, ftäbtifchem AmtSOor*
munb unb Seiter ber 9techt«auStunft«ftelle
unb be« Arbeit«nachn?eifeS in 9lubofftabt 247.
Kriegsgefangene f. ArbeitSlofigtert, Krieg, Üanb**
arbeiter.
Kriegswochenhilfe f. SäugliugSfürforge,
Krüppelfürsorge f. ArbeitSOermittlung, ^nOal ? <* j
benoerfichenmg, KriegSbefchäbigte, Sogial*!
politil, Sohltätigteit. |
ftittfe, foglate unb toirtfihaftliihe.
e { n Sehrgang gut AuSbilbung oon Arbeit«*
r.achnjeiSbeamtinnen 508.
©in ßehrgang über ©erufSberatung 622.
AuSbilbung gum SBohnungSpflegerinnenberuf
42.
©in Sehrgang für SBohmmgSaufficht unb
SBohnuitgspflege 671.
AuSbilbungSlehrgänge für 9Bol)nungSaufficht
unb SBohnungSpflcge 734.
Da« iShriftlith^oainle äirauenfeminar 93.
♦Anlemung gemerblicher Arbeiterinnen^ ©on
Dr. SWarie elifabeth Süber«, Düffelborf
476.
AuSfon«.
Kur« für ArbeitSnachmeiSbeamte hn Arbeiten
fürforgeamte ber Stabt SBien 237.
Ladenschluß f. ArbeitSgeit.
^anbatbeitev.
vergl Arbeitsrecht, AuSlanbifche Arbeiter,
Sogialoerficherung.
SGBirtlidher (Geheimer 9tat Dr. Dhi«l t 246.
♦Der preufjifche ©efepentmurf oon 1866 über
ba« freie Koalitionsrecht ber ©emerbe** unb
fianbarbeiter. eine geitgemäfce erinnetung 1 .
ergebni« be« ©teiSauSfdjreibenS ber Öefell*
fchnft für Sogiale 9teform betreffenb An * 8
geftelltenauSfchüffe 449.
♦fianbarbeiterrecht 474. \
♦ein fianbarbeüerprogramm. ©on 3 ran 5
©ehren«, 9R. b. 9t., ©erlin 449.
Da« Sanbarbeiterprogramm 582.
Öanbarbci ter unb SanbtpirtfchaffStammern 743.
Sanbarbeiteroertreter in ben ßanbrnirtfchaftS*
lammern 729.
ßanbarbeiterfragen nfldh Kriege 329.
ßdubarbeiteroertretungen in ©apern 581.
Die 9teform bet ÖJefinbeotbnung in ©apern
504.
SBünfche gum ArbeitStammergefep 606.
^örberung bet lanbroirtfchaftlidjen (Ergeugung
burch ©erbefferung ber ©etriebStechnit 297.
ftuStonb.
©efepl'che ßohnregelung für bie englifrf)eu
ßan bar bei ter 124.
ArbeitSgeit ber englifcpen ßanbarbeiter 586.
englifche ßanbarbeiterlöhne 633.
Die Unfalloerficherung ber ßanbarbeiter in
Italien 509.
Sanbarbeiterfchup' in ben 9tieberlanben 188.
Landbrankenkas8e f. Krantenoerficherung.
ßanbtage.
♦Sogialpolitit in ben ©erhanblungen be«
preuB : fch^ n Abgeorbnetenhaufe« über |yan*
bei«* unb eifenbahnetat 373.
♦ernährungsfragen im preupifepen Abgeorb*
netenpoufe 137.
*D : e SSopnungSfrage in ben beiben Käufern
be« ©reupifchen SanbtageS 258.
D e SEBohnungSgefepgebung in beiben Käufern
be« ©reupifepen SanbtagS 365.
Da« ©rogramm be« Staatsfommiffar« für bas
SSopnungStoefen in ©reupen 589.
KriegSnotgefepe unb ©tilitäruiapnahmen gur
SBopnungSfürforge 670.
Die ©eratung be« ©tcbiginaletat« im ©rcupi*
fepen Abgeorbnetenhaufe 349.
Arbeitnepmeroertreter im preupifepeu Jurten*
pau« 152.
♦ßanbarbeiterreept 474.
ArbeitSnadpiociS, ©erufSberatung, ßehrftellen*
üermittlung im ©reupifepen Abgeorbnetcn*
paus 299. .
Keine lanbe«gefeplirf)e 9tegelung be« Dpeatei>
toefen« 631.
eine reept niebtige einfepä-pung ber grauen*
arbeit 136.
Die Stellung ber babifepen 9tegicrung gum
©erbot bet Aadptarbeit in ©ädfereien 479.
Arbeiterfcpupfragen im ©aperifepeu ßanbtag
478.
X
Lebenspaltung ttttb tcttetimg.
vergl ©emeinbewefen. (^etücrf|d^aften, Äon««
fumbereine, Lopn, Vribatbeamte, ©taats-
arbeitet, VolfSernäprung, VJopmtngSwefen.
♦Sie ©tellung ber Rtteteämter ju RtietS-
fteigerungen unb HeiäungSftreitigfeiten. S8on
RecptSanwalt Dr. Äurt ©tetnip, VreSlau
145
♦SRöbelnot unb SKöbelfürfotge. Von Dr.
HanS fttiebticp, wiffenfcpaftl. ipilf^arb.
. b. ©tatift. Amt Nürnberg, Nürnberg 401.
HauSratbefd)affung für SRinberbemitfelte 186.
♦tfoplennot, ©rnäprungSfcpWierigfeiten unb
Waffen frei fung 79.
ReicpSmittcl jur Verbilligung ber $oplen-
berforgung für Unbemittelte 200.
Um bie SeuerungSaulagen im Vaugewerbe 140.
ÄriegStcuerungSaulagcn im ©cpnetbergewerbe
116.
©inmalige SeuerungSaulage für bie Veamteti
in fßreußen 168.
©ine einmalige SeuerungSaulage für bie
Veamten beS ReicpS unb ^reußenS 776.
Sie ©ingabe ber ©efellfcpaft für ©oaiate
Reform um ©epaltSaufbefferungen für Vri-
batangeftellte im ©inflang mit ber Neuerung
629. j
Abgeftufte XeuerungSaulagen auin Oranten'
gelb 669. 1
SeuerungSaulagen au ben ÄtiegSbefcpäbigten* I
renten 681. • j
Sie Arbeiter-Vef leibungsfrage 711.
Vergleiche aipifd^cn Lopnpöpe unb Unterhalte*
foften in fjrtanfreicp wäprenb ber $ricg$aeit
215.
Vergleiche ber Soften ber Lebenshaltung in
Amfterbam in ben ^apren 1910/11 unb 1917 !
553.
Seuerung§aulagen in öfterrcicp 633.
Rtaßnapmen aur Stoplenerfparnis in ber
Scpweia 126. I
Achtlinge.
vergl. ftottbilbungSfcpulwefeit.
♦Sie Rot im Leprlingswcfcn. Vom ©täbt.
VerufSüotmunb H- Vurghartin gürtpi. V.!
203. • j
♦$ur Rot im LcprlingSmefcn. Von Oberftabt* j
fefretär ©cproeber, ftäbtifchem Amteoor-
muitb unb Leiter ber RecpteauSfunftSftelle
unb beS ArbetteiiacpweifeS in Rubolftabt 247. !
Sie Rot im LeprtingSmefeu 348. !
♦Rot an Lehrlingen unb LeprliitgSitot. Von
$lfe _b. Arlt, Leiterin ber ftacpfurfe für
Voltepflege, 3Bien 371. i
*3ut Reuorbnung beS gewerblichen Arbeite*!
ocrtrageS. Von RtogiftratSrat Sßaul 2Bölb- |
ling, Verliit 244. j
Arbeitsnachweis, ^Berufsberatung, Leprftellcn- ,
bermittlung im ^reu^ifc^eri Abgeorbneten-
haue 299. I
♦Staatliche ftötberung ber VerufSberatung unb j
Leprftellenbermittlung 605, j
Lehrlingefrage unb ftilfebienftgefefc 197. j
^eranaiehung oon Lehrlingen in baS ©ewetbe (
333. |
Lohn, «befcplagnapme, -pfänbung, LöpttungS* j
metpoben.
vergl Lebenshaltung, Vaterläubifcpcr H : If^ |
bienft. 1
♦Verliner ÄtiegSlöpne 554, 568. |
♦Sic Lohnerhebungen beS ftaiferl, ©tatift fcpen
Amts für bie SfriegSaeit 530. !
♦©ine lohnftatijiifdhe ©rpebung über bie Rü*
ftungSarbetteroerbieufte 713.
3 ut ftragc ber RüftungSarbeiterlöpne 742.
SaS Verhältnis ber ftrauenlöpne a» ben
Rtämierlöpnen 127.
Sie Rtißftäribe in ber Lfrauenarbeit beS ober* |
fcplefifdjen ftnbuftriebeairte 632. ;
Sie ©ntwitfiung ber Vergarbeiterlöpne in
fßreußen 35, 613.
©inigung im Vergbau beS ©aargebiete 14.
©in gewerffcpaftlicper ©rfolg im ©iegerlanb
216.
Lohnforberungen ber Vergarbeitcr 634. !
Sie Lohnbewegung ber ^Bergarbeiter 697,
715, 764.
Sie Lopntegelung in ber ftaligefepnobeile 681.
Sie Lohnbewegungen ber größten beutfchen
©ewerffipaft 634.
Ungewöhnliche ©ewerffcpaf teerfolge 780.
Sie Arbeiterf<paft in ber SRetallinbufirie 665.
fiebrige Löhne, in ber Sejtilinbuftrie 762.
Lohnbewegungen ber ©traßenbapncriimen477.
♦3ur Löfuttg ber Srinfgelbfrage. Von $rieb-
rieh @cpola, Vorfipenbet beS Allg. Ver*
banbeS Seittfdjer ^remben* unb g-amitlen-
peira-Vefipet ©. V. 209.
♦Sie £tinfgelbfrage. ^i n e ©ntgegnung.. Von
flbolf ©d)aar, Vorfipenbcm beS Veich^
toerbanbeS ber ÖlafthauSangeftellten (©h^fte
lid^e ©ewerffd)aft) 311.
Sie Srinlgelbfrage in ben ©afthöfen 644. |
3 ur ©ntlol)nungSfrage im ©aftwirt^gewerbe j
697.
©egen ben Slrbeitewedbfel in ©taatebetrieben
36.
Ser ©ebanle ber ftaatlichen Lohnregelung 104. .
Sariflöhne als ^öchftlöhne 793.
Richtlinien für bie Löhne in württembergifthen
^ricgSbetrieben 344.
♦ftampflofe Lohnregelung. Von 31. 3 e ^er,
©taatsanwalt in 3^eibriiden 193.
♦Lohnpolitif unb ^abuftionSpolitü ber ©e*
werffchaften 270.
Ser Verbanb fächfifch^r ftttbuftrieller g C g en
|)öchftlöhne 710.
^ortaaplung beS Lohnes an IriegSbefchäbigte
Arbeiter bei fujaer 3lrbeitSunterbrechung 664.
Vargelblofer Vertehr bei ber Lolwaablung 633.
Sie fßfänbuug beS 3(rbeitelohneS 168.
Sie Vetanntmacpung beS VunbeSrate über
Lohn* unb ©cpaltspfänbung 201.
♦SaS Lohnbefchlagnahmegefep in ber Reu*
gejtaltung ber VunbeSratSbelanutmadhung
über Lohnpfänbungoom 13. Seaember 1917.
Von ©tabtamtmann Dr. RucrSwalb, ©e*
werbericpter, Leipaig 225.
♦Rt-nbeftgehaltefäpe für faufmännifepe 3ln*
gejtellte. Von ©uftao ©cpneiber*Leipaig
102 .
Ser Seutfcpe Vühnentierein für Wnbcft*
gepalter für ben beutfchen ©cpaufpielerftanb
362.
©egen ungenügenbe Rngeftelltencntlöhnung in
tri cgSbetrieben 762.
♦Sie ©epaltSbeweguug in ber Vanfbeaiutcn*
fepaft. Von 3®. 3 a cpar; Vevlin 201.
«luSIanO.
©efcpl'cpe Lopnregelung für bie englifcpen
Lanbarbeiter 124.
©ngl fcpe Lanbarbeiterlöpnc 633.
©ne einheitliche Lohnbewegung in ber gc-
fantten Vauinwollinbuftrie ©nglanbs 634. j
Lohnbewegung in ben Lonboner <päfen 683.
Vergleiche aw’fcpen Lohnhöhe unb Unterhai* ■
tungSfoftcn in 3rranlre ; ^ wäprenb ber >
triegsaeit 215.
Riinbeftlöhne für bie Heimarbeit 284. 1
Rlinbeftlöhne für HeereSnäparbeiten in öfter*,
rc ; d) 538.
Vepörbl ; <pe ^eftfepung oon Rtinbeftfticppre : fen !
in ber fcpweiaerifcpen ©tirfereiinbuftrie 645. j
9M-
Massenspeisung f. Lebenshaltung, VolfSernäh*
ritug. * i
Mieter f. ©ittinungSwcfen, VJohmingSwefen.
Mindestlohn f. RrbeitStarifoerträgc, Heimarbeit,,
Lopn. 1
^ittelftanb.
vercfl Hanbwerferfragen, Lebenshaltung, j
Vrtoatbeamte, 3BohnungSwefen.
SRittelftanbSfragen im ReicpStag 375.
♦VJirtfcpaftlicpc triegSpilfe in Söürttemberg j
497. |
Mutt erschutzv er Sicherung f. SOhitterfdhup. |
9Rittterfdjufc.
Sie ReicpSwocpenpilfe in ber fßrajriS. Von
| 3(rbeiterfclrctär gr. tleeis, Halle a. ©. 55.
3ü* tranTenberfidperung unb 3BocpSnpilfc
wäprenb beS triegcS 152. .
Sie foatalpugienifcpen SBirfungen ber ReicpS*
woepenpilfe 219.
Cdi»(«ttb.
♦©rweiterung beS Arbeiterinnen* unb SLöcp*
uerinnenf(pupeS in 3 ra nlreicp 684.
9t.
Nachtarbeit f. Arbeiterfcpup, ArbeitSacit,Frauen¬
arbeit, ^ugenblicpe 3lrbeiter.
o.
Ortslohn, Ortsüblicher Tagelohn f. Lopn.
V*
Pension f. ^rioat-, ©taatSbeamtc, ©oaialoer*
fiepetung.
^Ytbatbeamte.
vergl. Vaterlänbifcper H : lf3bienft.
♦Rrioatangeftellte unb H^f^bienftgefep. Von
Dr. A. Höfle, Verlin 8.
*3ur Reuorbnmtg beS gewerbliAen Arbeite-
Vertrages. Von SRagiftraterat Vaul 28ölb*
ling, Verlin 244.
Sie Reuregelung beS HaubelSfammetwcfenS
in V r ^ußen 102.
Sie ©ingabe ber ©efellfdpaft für ©oaiafc Re¬
form wegen ©epalteregclung ber ^rioat-
angeftellten 32.
Sie ©inggbe ber ©efellfdpaft für ©oaialc Re¬
form um ©epaltSaufbcfferungen für f^rioat-
angeftellte im ©intlang mit ber Scuerung
629.
♦©rgebniS beS V r ciSaüSfcpreibenS ber ©efell-
fepaft für ©oaiale Reform betreffenb 3lu-
geftelltenauSfcpüffe 451.
Arbeiter- unb AngeftelltenauSfcpüffe 455.
*©elbe AugeftclUcnbcwegung 571.
©in ^reipeitlicp-Ratwnaler 3lrbeiter- utib Au-
geftelltenlongreß 345.
Sie 3lrbeitSgemcinfcpaft freier Angcftellten-
oerbänbe U, 218.
*3ur Verfcpntelauug ber Vantbeamtcntoereine
635.
Ser Vunb ber tecpnifcp-inbuftricllen Veamteu
478.
Ser Verbanb beutfdpcr Qournaliften unb
,©cptiftfteller 650.
♦©iitc Vertragsgemeinfcpaft ber Vtinatyale unb
ber 0ra!toren beS beutfdpen Vucpbrudgewcr-
beS 740.
♦3ur 0?rage ber Vefeitigung ber ©onberoer-
fieperung ber Angeftellten- Von LanbeSrat
Dr. Vruttn, Verlin 177.
Sic VerficperuugSpflicptigteit ber 3lngeftellten-
auSfdpußmitglieber 32.
©ine ©cpwei gef laufei im AnftellungSUertrag
523.
SaS ReicpSgericpt über eine VerufSbereinS-
©rpebung 503.
Sie ©ritäprung bet geiftigen Arbeiter 170.
Ser Anfptud) auf Urlaub 507.
Ser ©ontmerutlaüb für bie Angeftellten in
©roß-Verlin 538.
♦©in gewerffcpaftlicper 3lrbeitefammcrgefep-
entmurf 138.
Sie S’cbereittftellimg ber ^ribatangeftellten
naep bem triege 554.
♦SaS &\m ber Angeftellten. Von 28erriet
Heine mann, H am burg 221.
©ine genieinfame Liftion ber Arbeiter- unb
Angeftelltenberbänbe in ber ^Jroß-Verliner
28opmtngSfrage 397.
Sie H e ’ m flättenfragc ber Angeftellten 366.
♦fßribatangejteUte unb 28opnungSfrage 781.
tlnSlanb.
SeuerungSapiagen in Cfterreid) 633.
Privatbearnienversicherung f. Angeftelltenber-
fiepetung.
XI
9t.
0emeHmttfcige.
uergl. Ginigung^mefen, Rechtspflege.
*$eä}t3aiiSlunftftelleu an ber ftront 173.
^’.e treiqemerffchaftlichen DrtSfartelle 683.
Rechtspflege.
vergl. Arbeiterfchub, Arbeitstarifoertrag, Ge*
merbe* unb KaufmanitSgericht, Red)tSauS*
funft, Strafrecht.
♦BolfSrechtfpredjung. Bon Dr. Alfreb Boai,
Richter in 5Bietcfclb 801.
♦$er SRarftpreiS. Bon AmtSrat Dr. Gmil
Hof mann, Borftanb beS ftäbtifdjen Preis*
prüfungSamtS unb $oaent an ber Sozialen
Frauenfchule in Mannheim 241.
*$aS fiohnbefchlagnahmegcfcp in ber Reu*
geftaltung ber BunbeSratSbefanntmadjung
über SohupfänbunßOom 13. $)eaember 1917.
• Bon Stabtamtmann Dr. AuerS malb, Ge*
merberichter, ßeipaig 225.
$ic Befanntmachung beS BunbeSratS über
£of)n* unb GehaltSpfänbunq 201.
$)ic Pföubbarfeit beS Arbeitslohns 225.
$)ie Anmclbepflidjtigfeit üon Betriebsoer*
fatnndungen 150.
GemerffchaftSüerfammlung unb Belagerungs*
guftanb 378.
$aS Reichsgericht über eine BerufSOereinS*
Erhebung 503.
*3ur rechtlichen AuSgeftaltung ber ArbeitS*
tarifoerträge 646.
Abfehrfd)ein unb SariffchiebSgerichte 647.
♦®aS Äammergericht Über bie Rechtsgültigfeit
beS* Bud)brucfertarifS 281.
(Sine Schmei gef lauf el im AnftellungSOertrag
523.
2) ie 3ulaffung öou GemerffchaftSbeamten als
Vertreter Oor betn Gemerbegericht 150.
Richtigfcit oon Kriegs»ertrügen 329.
Amtsgerichte als AlieteinigungSämter 41.
(Sine für bas AtietSoerhältniö oon fitiegerfrauen
midjtige Gntfd)cibung 42.
♦WohnungSreforni unb PfänbungSbefchrän*
fungen im fiidjtc ber Rechtfpred)ung. Bon
OberlanbeSgerichtSrat Grmel, Königsberg
i. Pr. 808.
Soziale f^orberungen an bie ReichSiuft.’jber»
maltung 522.
erbrechtsfragen unb BeOölferungSpolitif 213.
$:e Schäbigung ber Patentinhaber burch beit
firieg 326.
Reistag.
vergl. Soaialpolitif, Baterlänbifcher HIfs*
bien ft.
♦Soaialpolitif im Reichstag 49 ,
♦Regierung, Reichstag utib Sojialrefornt 133.
♦Soiialpolit'fche Aufgaben beS Reichstags.
Bon prof. Dr. G. ^rancfe, Berlin 305.
$te Soaialpolitl in ben Gtatberatungcn beS
Reichstags 342.
35;e Ausfprache übet bie Soaialpolitif im
Reichstag 501.
^er Reichstag für foaialpolitifche filaufeln in
beit griebenSbetträgen 390.
.♦$)ie Arbeitsfammerti im Reichstag 487.
*$)aS ArbeitSfamtjiergefeb im ReicfjStagSauS*
fcf>ufe 569.
*$)te Arbeitsfammeroorlage im Reid)StagS*
auSfd)ufj 614.
$ie AuSfchufjberatungen über bas Arbeite*
fammergefeb 648.
$ie Gingabe ber Gefcllfchaft für Soziale Re*
form um GehaltSaufbefferungen für prioat*
angeftellte im Ginflang mit ber Neuerung
629.
$aS Sanbarbeiterprogramm 582.
^)ie reichSgefebliche Regelung bos GcfinberedjtS
423.
SeemannSfcbup 40.
Btittclftaubsfragen im Reichstag 375.
3) ie Erhöhung bet Fauulienunterftübuug 52.
3)ie Erhöhung ber KriegSbefd)äbigten* Unb ber
Hinterbliebenenrente 52.
3)ie Renten ber Fnüaliben*, H nterbliebenen*
unb UnfallberfithcTung 56.
3ur befferen foaialen ÜDrbnuug beS Bater*
länbiftfjen IpiffSbienfteS 518.
$>et ienflau^fd>u^ beS Reichstags 230.
BeteiligungSüerbot für ReidjSbetriebe an
fchmaraen Siften ber Arbeitgeber 666.
*3mei Gefefcentmürfe am Befämpfutig beS
GeburtenrücfgangeS 333.
. 5):ebebölferungSpolitifd)eit Gefcpentmürfe 670.
Reichsaufd)üffe aur BolfSemähnmg 51.
$ie Wohnungsfrage im Reichstag 509.
Übergangsmirtfchaftliche Berljanblüngen beS
ReichStagSauSf(huffeS für Hanbel unb Öle*
merbe 136.
Reiehswirtschaftsämt f. Soaialpolitif, WohmtngS*
toefen.
ReidmcocJimliilfe f. Atutterfchub, Säuglings*
fürforge.
eäuglingefürforgc.
vergl. fiinberfürforge, Bhitterfchub, Reichs*
tuodjenbilfe.
öJeburtciil)äufißfeit unb Säugllngsfterbl’chfeit
mährenb beS fitiegcS 142
SRahnahnten unb Erfolge aur ^efämpfung ber
SäuglingSfterblichfeit 220.
$';e 4. preubifche SanbeSfonferena für Säug*
lingSfchub 156.
foaialhpgienifchen Wirfungen ber Reichs*
mocheithilfe 219
Stäbtifche ©ütermiTtfchaft 376.
®(haitfpteler;
Richtigfeit bon ftricgSberträgen 329.
®er $)eutfche ^öühnenoerein für Rtinbeft*
gel)älter für beit beutfcheit Schaufpiclcrftanb
362.
Die Ausfichten für bas ^uftanbefommen beS
$heatergefebeS 396.
fieiite lattbcSgefebltdhe Regelung beS Theater*
mefenS 631.
Schulgesundheitswesen f. fiNtiberfüiforge, 5?olfS*
gefuttbheitsmefen.
Sommerzeit f. ArbeitSaeit.
SthttUoefeit.
vergl ^ortbilbungSfchule, fiurfe, ÜtolfS*
bilbung.
♦Berufsberatung unb Sdfule. Bon R. H»P e
pelsberg, Breslau 779.
SionntagSYithe*
vergl. ArbeitSaeit.
$ie Sonntagsruhe in Berlin 411.
Arbeitgeber^mmen für bie bolle Sonntags*
ruhe im Hunbel 765.
Kudtaitb.
2 )er Schub ber Wefunbhcit iit ber cuglifd)eu
RüftungSinbuftrie 765.
Sozialdemokratie f. Arbeiterbemegung.
Soziale Zustände f. ArbeitSberhältniffe, ArbeitS*
aeit, Sebeushöltung ufm.
Sozialismus f. Arbeiterbemegung, Soaialpolitif,
BolfSeruährung.
Soaialmebiain.
vergl. Alloholbeläntpfung, Arbeiterfd)ub,
Frauenarbeit, öJemerbehpgicne, Säuglings*
fürforge, ^uberfulofe, BolfSgefunbheits*
mefen, Wbl)nungSmefen.
5)'e Stellungnahme ber Arate au ben foaial*
hpgienifcheti Ria^n ahmen ber BerfidherutigS*
träger 188.
Soaialpolitit
. ‘ vergl Arbeiterfchub, Arbeitsrecht, *berl)ält* |
niffe, Vermittlung, *aeit, Ölefellfchaft für;
Soaiale Reform, Heimarbeit, internationale |
Bereinigung für gefehlten Arbeiterfchub, j
Reichstag, Soaialberfichenmg, Übergangs* |
mirtfehaft, Baterlänbifcher HüfSbienft, Woh* .
nutigSmefen ufm. j
♦Gtitil ®öbl;u t 282.
Wirtlicher (Geheimer Rat Dr. ^h>el f. 246.
♦Abolf Wagner f 100.
♦®aS Sd)idfal beö Bolfes ift beitt eigenes. Bon
Robert Sd)inibt, 9W. b. R., fieiter ber
foaialpolitifd)en Abteilung ber (General* |
fontmiffign ber Ö5emerffd)aften $eutfd)lanbS, i
Berlin 6.
*3eichnet Kriegsanleihe! Bon i. ÖlieSbertS, !
Arbeiterfefretär, SRitglieb beS Reichstags
unb SanbtagS 29.
♦fianalermechfel 89.
♦®er Weg ber Reformen unb beS Gebens.
Bon Prof. Dr. (£. Berlin 289.
*$>aS neue 1J)eutfchlanb unb bie Soaiolteform.
erflärung ber ©efellfchaft für Soaiale Re*
form 418.
*3)iS gtofje Kmibgebung ber ©efcllfchaftf für
Soaiale Reform 433..
♦Gleichberechtigung unb SRitarbeit! 857/
♦2)ie Politif beS 4. Auguft 673.
5)er fiaifer an bie firuppfchen Arbeite r 790.
♦politif beS BertrauenS unb Wä^Irefornt in
Preufjen 148.
♦®ie Wahlreform in Preufjen 1211
♦Parlamentarismus unb Soa^^o^fü. Bon
Prof. Dr. $rande, Berlin 109.
♦fjür Soaialpolitif nach betn Kriege 369. ‘
®ie WirtfchaftS* unb Soaialpolitif nach beut
Kriege 422.
♦Soaialpolitif im Reichstag 49.
*3)ie Reichsregierung über, bie fänftige Soaial*
politif 77.
fiaifer, Regierung, Bolfsoertretung unb So*
aialreform 101.
♦Regienmg, Reichstag unb Soaialreform 133.
♦Soaialpolitifcbe Aufgaben beS Reichstags.
Bon Prof. Dr. d. §rancfe, Berlin 305.
$ie Soaialpolitif in ben dtatberatungen beS
Reichstags 342.
$>ie AuSfprache über bie Soaialpolitif im
Reichstag 501.
♦$)ie Crganifation beS ReichSmirtfchaftSamt07.
♦RcichSmirtfdhaftSarnt — Reichsarbeitsamt 29.
♦2)er Wechfel itn ReichSmirtfchaftSamt unb bie
^oaialreform 123.
StaatSfefretär Dr. SchtuanbcrS Rücftritt ootti
ReichSmirtfchaftSamt 112.
Abgeorbneter GieSbertS im ReichSmirtffhaftS*
amt 168.
$er GefchäftSfreiS beS ReichSmirtfchaftsamts
296.
Waffenftillftanb unb griebenSbcrhanblutigcn
im Dften 183.
♦ftriebe im Dften — Aeuorbnung im Innern.
Bon Prof. Dr. G. §rande, Bertiü 853. \
♦Unfere ^eiitbe gegen bie bcutfdfe Arbeit
389.
*Soaialpolitifä)c Annäherung ber Btittel*
möchte. Bon UnioerfitätSboaent Dr. ©tue*
rid) ^erencai, Bubapeft 577.
$'e beutfchföfterreichifch*ungarifchen Wirt*
fchaftsoerbänbe für Angleichung ber Soaial*
politif in beit oerbünbeten Reichen 551.
Arbeiterüertreter im Ftnanabeirat beim Reichs*
fchapamt 298.
Arbeitnchmerbertreter itn preugifchen Herren*
hauS 152.
♦Gemerffdjafter im Grofjen Hauptquartier 50.
Bon ber Stimmung ber beutfehen Arbeiter
791.
* $er Soaialbemofratifche Parteitag unb^bie
Soaialpolitif 64.
♦Gin fTeigemerffchaftlicheS Arbeiterprograntm
216.
Soaialpolitifcbe gorbetungen beS Ghriftlich*'
Soaialen Parteitages 66.
^E)er 3 e utral0erbanb d)riftlicher M Keram* unb
Stei narbeiter 777.
♦Sie Arbeitgeberüerbänbe unb bie foaial*
Politiken Gefepentmürfe 361.
♦SaS foaialpolitifche Programm ber Seutfchen
Arbeitgeber 721.
ArbeitSgemeinfchaft freier An gefiel Itenoer*
bänbe 14.
♦Siefoaialpolitifdjen Aufgaben ber Übergangs*
mirtfehaft mit Beaug auf bie Probleme ber
Frauenarbeit 685.
BolfSbunb für F r eiheit unb Baterlanb unb
Soaialrefortn 205.
♦Soaialpolitif in ben Berljanblungen beS
preufjifchen AbgeorbnetenhaufeS über Hun*
bels* unb Gifenbahnetat 873. <*i
®ie Reuregelung beS H a ubelsfantmermefens
in Preußen 102.
Grbredjtsfragen unb BebdlferungSpolitif 213.
♦Billige SebenSmittel als ßöfung ber foaialcn
Frage. Bon Dr. H^ina Potthof, auracit
München 264.
XII
ftiir bic Ausstellung non 3eugnifjeu tm zu
iwirtfc^aftt*cf)en Stiftungen tommaubierte
Solbaten 60.
Soziale Schupöoif driften bet fteeresoerioal*
tuitg für bic Arbeiten in befepten ©eb’eten |
733.
(E.n ^nftitut für joviale (fotfehung 343. j
Soziale Jpöfld)feit im amtl'd)en Verfefjr 124. ■
Kttdlanb.
♦Sozialpolit t in .Vulgären. Von Arthur
Tt£, Sofia 61.
(für bie Sozial fietung ber gefeinten britifcheu
gnbuftrie 644.
♦Ausbau ber fojialpolif.frfjen ©efepgebung in
(finnlanb 395.
TaS finnifrf>e Sozialamt 645.
Ter AufgabenfreiS beS SRinifteriumS für fokale
ffütjorge in öfterrc'd) 77.
♦(Einheitliche $ielc für ben Arbeiterfchup in
Teutfchlanb unb öfterrcid). Von Ntmiftcrial*
rat $ruf. Dr. Sd)iff, ©len 529.
(Sine Eingabe ber ©einerfjd)aftStommijfion
öfterrcichS an b ; c Negierung 128.
Tic bcntf^öftcvreici^ jch*ungarijchcn Sö.'rt^
fehaftsoerbänbe für Angleichung ber Sozial-
politif in beit oerbünbeten Neichen 551.
*Sozialpolitifd)C ©efepe ber ruffifchen Soiojet*
regierung 694, 709.
♦Sozialpolitische ©itfungen ber ftricgsiuirt-
f(f>aft in ber Sd)toc : j 327.
9ttternatioti«le*.
Tic ftorberuttgen ber (Hefcttfefjaft für Soziale
Reform jur internationalen Sozialpolit!
beim (friebenSfchlufi 262. I
♦(Eingabe ber ©efdlfd)af t >f ür Soziale Reform
toegen fojialpolitifcöer ftlaufetn in (friebenS*
oerträgen 597.
♦3nteruat : onale Sozialpolitt 628.
(friebensoerträge unb internat'onaler Arbeiter*
fdjup 326.
♦Ter Neicf)Stag für fozialpolitifche ftlaufdu in
ben ffricbensüerträgen 390.
.* 0 ffir fozialpolitifche ftiaufdn in ben (friebene-
oerträgen 452.
*©in praftifdjeS Votfpid fo^ialpolitlfc^er Ver-
einbarungen in internationalen (friebene*
oerträgen 534.
♦Tie Sozialpolit! in ben [friebenSoerträgeu
793.
♦fteine fo^ialpolitifc^en ftiaufdn in ben bcutfd)-
ruffifchen (Ergäuzungsoerträgen! 760.
Tic öfterreich’fchc ©efdlfchaft für Arbeiter«» j
fdjup unb bic fo$ialpolitifd)cn Vertrags* ]
Häufeln beim fttiebensfdjlufj 663. i
♦2frbeiterfd)ub unb Völfcrgcmeinfchaft. Von
Ntaj ©rafen oon NtontgelaS. ftönigl.
baper. (General ber Infanterie z- T. 753.
$o$iaU>erfirf)eYitit&.
vergl Angeftellten-, ftnoaüben*, ftranleu*,
Unfallocrfi cherung, VeoölferungSpoliti t,
Ned)tspflege, Vater län bi fdjer $:lfsbicnft,
Verfi cherung? tnefen (prioateS).
♦Tie beutfdje Sosialüerfidjetnng im $ahte
1917. Von Stabtrat $. o. (fronten berg,
Vraunfchmeig 667.
*3ur Ncfornt ber Arbciterocrficheniug. Von
ftrc'Sarzt Dr. Afcher, Leiter bes Kriege*
fürforgeanttes in Marburg a. b. eibe 625.
*3ur Ncform ber Arbeiteroerf 1 cherung. Von
Arbeiterfefretär $op. ©iesbertS, s ))l. b. N.
u. Berlin 513.
♦Tic ©efdlfchaft für Soziale Reform für iozial
politische Vereinbarungen beim Jfriebene*
fcblufe 196.
Tie Volloetiammlung ber beutfd)cn ftanbee*
ocTficberungsanftalten* 540.
Auftocubungen ber üanbcsuerj!cbcrung?an|
ftalten unb gleirfigcftdlten Sonberanftalten
für gemeinnübige 3merfe 766.
T'e (förberung^ber laubmirtidjaftl cpen Anjieb*
lung in V^fen 798.
erleid)terungen in ber So.Malocrficberung für
ftriegsteitnehmer 446.
Höften ber Vehanblung ooti ©efrf)led)tsfranfcn
69.
Vorzngstueife Vetforgung ber ©enefungs* I
h'eime 114. |
♦Ter fßlan einer Äinberjulagenoerficperung !
ber batjetifdjen Staatsbeamten. i8on ^Irmee*
v I5oftinfpeftor Dr. s $. Hrinner 1K). |
I
tludlanb. I
♦Tie ^rbeitcroerficberung in ben neuen £ft=
" ftaaten unb auf bem Valfan. ü8on 9teg c-
rungsrat tarl Högler, SlVcn 637.
(S’n CberoerficberungSamt in Belgien 701.
♦Arbeiterfd^ub unb 9(rbeiteioerfid)eruug in ber
S^meij 257.
^nterttatioiuklcd.
♦Tie (Errichtung eines internat'onaleu Sozial-»
oerficherungSamteS. ®on fRegierungSrat
Dr. farl Högler, Söien 727.
*^ür fo^ialpolitifdje Älaufeln in ben ft^benS*
oerträgen 452.
♦(Eingabe ber ©efellfchaft für Soziale SReform
megen fo^ialpolit-fdf>er Äfaufcln in 3 r tebcnS*
Oerträgen 597.
^patkoefen.
/TaS 3Bad)Stum ber Spareinlagen im ftriege
237.
♦Ter fiohnfpar^toang 3ugenblid)er. $8on
ÖJerid)tSaffeffor ©rnft Schmanbt, (Ebar^
lottenburg 97.
Ter Spar^maug für ^ugenbltcije 780.
3ur 3 rfl n c bex Slrbeitcrbanfen 745.
StaatSarbetteT unb «beamte«
f. 9(rbeitSrecf)t, toalitionSrecht- j
ß.nmalige TeucrungSjulage für b'e Beamten !
in ^rcufien 168.
Gine einmalige Teuerungszulage für bie
Beamten beS 9?cid)S unbjV r eubcnS 776.
Staatl ; cbe Ärebitbilfe für oerfchulbetc Beamte ,
631. !
(Ein 58eamtenauSfd)uf$ im ^eich^^Voftamt 730.
(Ein 3entralauSfd)u& ber unteren 'iBeamtei^
organifationen 730.
Tie ^rbeiterauSfchüffe bei ben Säd)f.fd)en ;
StaatSeifenbaliuen 408. 1
♦Ter v ^lan einer .(Hnberzulagcnoerficperung ber
bapcrifd)en Staatsbeamten. Von 91rmee*
s ißoftinfpeftor Dr. s ^. Hrinner 90.
TaS baperifdje ^eamtenoerficherungSgefeb 701.
♦H’ongrcfj ^rcil)citlid)*9tat'oualer Arbeiter» unb
91 nge [teilten 0 er bä nbe 488.
Tie 3ntereffengemeinfd)aft Teutfcher Beam¬
ten oerbänbe 616.
Ter S8erbait& Teutfd)er (E fenbahnhanbmerfer
unb Arbeiter 393.
9trbeitSfammern unb StaatSarbeitcr 488.
SSünfche zum 9(rbeitSfammergejeb 506.
©egen ben 9(rbeitSmed)fel in Staatsbetrieben
36.
^fprhoted)nifd)e Unterfud)ungen beS fäd)iifd)eu
(E fenbahnperfonals 729.
«uöUinfc.
^-ür bic Sozial.fierung ber gefaulten brit : jd)cn
^nbuftrie 644.
Staatssozialismus f. Hrieg, ilolfSernäfjrung.
etatiftit.
vergl 9(rbeitSlofigfeit, Bergbau, ©einer U
fchnften, Sebensljaltung, Sozialoerficperung,
s 4?olfScrnäl)rung.
, *9?eue ©ege für bie 9lrbeitsmarft* unb 9^e
)d)äftigungS*>Statiftif. s ^on I)r. (S. $?ager,
s 4torftaub beS ^afenbetriebs^^ereius in
Hamburg 617.
*3ur JVrage ber 9(rbcitsmarftftatift.f 396.
Ter beutfdje 9lrbeitSmarft im 9(uguft 1917 17,
September 91, Tonern ber 203, Tezember
298, Februar 1918 413, iWärz 493, 9lpril
539, yjiai 604, 3»ni 700.
Tic Tarifbeiträge im 3ul)re 1915 115.
♦berliner HriegSlöbne 554, 568.
♦Tie 2ofjncrl)cbuugen beS Hai feil. Statift fd)en
9lmtS für bie HricgSzeit 536.
Tie (Entioidlung ber 93ergarbeiterl5l)ue in
v ißreupen 35.
Tie (Entioidlung ber ÜBcrgarbeiterlöl)nc 613.
*(E ne lol)nftatiftifd)C (Erhebung über bie
ftungSarbciteroerbienfte 713.
3ur ^rage ber SRüftungSarbeiterlöbue 742.
*9Jiiubeftgel)altsjäpe für faufmänuifd)C 91 n*
geftellte. ^on ©uftao Schnei ber««Leipzig
102 .
TaS Verhältnis ber (f raiien Iöhnc z u ben
9Rännerlöhncn 127.
Tie ttohnbemegungen beS 1916 nach
ber ©eioerffd)aftSftatift.f 186.
Tie ^ohnbemeguugen ber größten bcutfdjen
'©einerffdf)aft 634.
Ungeiuöbnlfd)e ©emerffchaftScrfolgc 730.
Tie [freien ©einerfünften 1916 53.
♦©emerffd)aftl ; che SRüdfdjau auf baS 3ahr 1917
236.
Tie freien ©eioertfcbaften int 3ul) r ^ 1917 744.
Tie freigeiocrffdhaftlichen DrtSfartelle 683.
Tie 9(nfuiärtSbeioegung ber ©etoerfjchafteu
616.
Tie Tcutfd)en ©einerfoereinc (^irfch^Tunder)
im 3ahre 1917 765.
Ter Hartelloerbanb beutfd)er ©erfoereine
282, 699.
Tic 9frbeiterfd)aft in ber 9 Retall!nbuftrie 665.
©adhStum ber 9Retallarbeiterorganifat ; oncn in
oerfch ebenen fiänben 445. -
♦©eiucrbeauffid)t unb 9trbeitcrfd)ub im Hriege
573, 584.
Ter Umfang ber über«« unb Nachtarbeit ber
^ugcnbl'chen unb Nrbciterinucu in beu
HriegSjagen 1915/16 409.
*T;c fächfifd)e OJetocrbeaufficht in ben Hricgs*
jahren 1914 bis 1917 731.
§ 153 N©£. in ber 214.
Ter Teutfche ^ubuftriefdjuhoerbanb 666,763.
Ter Ventraloerbanb beutfdhcr Honfumoereiue
539.
Tie ©enoffenfehaften im Hriege 652.
♦T’e beutfehe Sozi alo er fi eher ung im 3alnc
1917. Von Stabtrat 0 . (franfeuberg,
Vraunfchtneig 667.
Ter Nfitgl'ieberbeftanb ber Hranfeutaffen oon
©ro^Verlin 130.
Tic Vcrid)tc ber Allgemeinen Crtsfranfeufaffe
ber Stabt Verl n 153.
Abgeftufte Teuerungszulagen zum Hraufeu!
gelb 669.
Ter Stanb ber Tubeifulofebefämpfung in
Teutfchlanb 781.
Tie fozialhogicnifchen ©irfungen ber Neid)**
moeben©Ife 219.
T : e öffentliche Stelleuüermittlung für fauf««
mäniüfcheS v ißerfonnl 651.
♦Veiträge zur ©ohnungSfrage" loährenb beS
HriegeS 156.
♦Vautätigfeitunb ©ohnungsmarftin beutfd)en
Stäbtcn im ^apre 1917 653.
♦Tie Ntaffeufpeifung in Teutfchlanb 1917 773.
Ter preu&ifche Stenerertrag 297.
TaS ©acutum ber Spareinlagen im ft liege
237.
$nr (frage ber Arbciterbanfcn 745.
Hudtaub.
Tie (Ergebniffe ber ftiirzung ber Arbeitszeit in
ben norbamcrifanifchen Vergmerten 70.
♦Sozialpolitif in Vulgarien. Von Arthur
Tij, Sofia 61.
♦(frauenarbeit in (Euglanb 454, 68 .
♦Tie Zunahme ber 5 r uuenarbeit in (Euglanb
664.
Tic britifdjen Oletncrlocreine 584.
Tic ArbeitSftreitigfeitcn in (Englaub 269.
(ErnäbrungSfragen in (Englanb unb Jfranfreid)
234.
Jyranzöfifcbe Streits 1916 140.
Vergleiche zmifdjen Lohnhöhe unb Unterhalte
foften loährenb ber ftriegszeit 215.
Teuerungszulagen in öfterreich 633.
Tie Stärte unb Seiftungsfähigfeit ber inter¬
nationalen ©einerffrijaften öfterreich 1 ? 1917
700.
©anblungcniu ber (Eruäl)rungsineife in Sdpne-
ben infolge bes ftriegeS 663.
Stellenvermittlung f. ArbeitSnermittluug.
Steuermefen*
♦Tie neuen Steuern. Von fßrof. Dr. ©albe
mar ^iuimcrmaun, Vcrlin 641.
Ter preuhifch^ Steucrcrtrag 297.
ftonfumbereine unb Umfapfteuer 540.
F
— XIII —
<^<W\text>cttreter itn Finangbcirat beim dteid)?*
\^)a^amt 298.
$tv e ö$untloengelber finb fteuerfrei 7G1.
fctta^eäjt tittb »btogeR.
vergl. §Ke<±>t^pfIdfle, S 8 olf?ernäbtung.
| 158 9t©0. in bet $raj:i? 214.
Eine $erorbmuig fielen bett gctoerb? mäßigen
Sdtleichhanbel 376.
Der kämpf gegen ben £rieg?totichcr 535.
Qtxeitufit.
vergl. $oaltion?recht-
*$a? dtecht bet Organisationen im neuen
Deutjchlanb 340, 385.
x.
Tun,fgemeinschaften, -vertrüge j. ^(rbeit*?tar.f-
o ertrage.
Xec^nifet.
$ie $$etfchmelgung?befttebuugen in ben Ü*er*
bänben bcr Dcchniter 717 .
Teuerung f. Seben?haltung, $ßolf?ernäbtung.
Teuerungszulagen f. Seben?t)altung, Sohn, Staat?*
arbeiter.
Ditbertnloje.
renjl. ^olfegefunbheit.
♦Der' Stanb bet Duberfulofebefämpfung in
Deutjchlanb 781.
Da? Deutfche 3entraltomitee 511 t «öetämpfung
ber Dubeitulofe 383. I
X'e $Birtjd)aft?* unb Sogialpolitif nad) bem
Kriege 422.
u.
Vberurbeit, Überstunden j. Arbeit?geit.
übetgang?toitijcbaft.
vergl. Arbcit?lofenfürjor 0 e unb Arbcit?lojcn*
oetjicherung, Arbeitsvermittlung, Sogial*
politif, dBobnungStocfcn.
*3&ittfd)aftlid)e 3 ufunft?frafen für Deutjrf)*
lanb. D.e „fl eg it gelte ^rioattoirtjchöft". ,
ißon Elfe StiberS, 'Berlin* Schöneberg 593.
„Der Dag bet Heimtehr" — Soziale fttaflen
bet Übergang? toirtfchaft 182.
Die Ortsgruppe BreSlau ber_ GJefeÜfd^aft für
Soziale Reform 629.
♦Die Otganijat'on be? dted)3K>irtfchaftSamtS 7. ,
StaatSfefretär Dr. Scfpoanber? SRiidtritt oom !
föeidj$iuirtfd)aftsamt 112 .
übergangStoirtfchaftlichc Berhanblungen*' be? t
$Reicb?taflSauSfchuffeS füt Hanbel unb ©e*
tperbe 136.
Der SBiebetaufbau be? H ö nbtt>erf? nad) bem
Kriege 89. ]
Die Überführung be? Baugetoerbe? in bie I
FriebcnSloirtfchaft 107.
Sogiale ÜbergangSforberungcn füt taufmännl*
fdje Angeftcllte 728.
Die Berbünbcten faufntännifchen Vereine für
toeibliche Angeftellte 14. i
♦Probleme ber Frauenarbeitin bcr Übergang?*
5 eit. ®on Dr. $äthe ©aebel, Berlin 321. 1
Probleme bet Frauenarbeit in ber Übergang?'
toirtfchaft 805.
Die fogialpolitifchen Aufgaben'bcr Übergang?*
roixtfe^aft mit Begug auf bie Probleme ber 1
Frauenarbeit 535. j
♦Die Frauenarbeit in bet ÜbergangStoirtfchaft
598. j
♦Die SRinberjährigen in bet ttbergangetoirt*
feftaft 621. !
Förberung ber gemeinblichen ArbeitSnadpoeife !
in Bapern burch bie ©etoähtung non $orto*
frei heit 92. |
ArbeitSlofenfürforge in kapern für bie Über*
gang? toirtfchaft 117.
♦©egner be? SBirtfchaftSfrieben? 161.
©emeinfame Arbeitgeber* unb *nehmerinter*
effen 229. I
Die Aufgaben ber fömfumoereinc in ber über* ,
ganfls* unb FriebcnSloirtfchaft 92.
Amtliche Beftätigung be? brohenben ftlein* j
toobnungSmangclS 51.
Drei Fahre ftricgStooblfabrtSarbeit in Weil u
174.
«aftfamft.
♦Fragen ber Übergang?toirtfd)aft in Englanb |
599.
Errichtung einer Für folge* unb BerufSbera* |
tungSftellc für Frauen im Arbeiterfürforge*,
amte ber Stabt SBien 237. I
Uneheliche Kinder f. dRutterfdpifc, Säugling?*
fürforge.
nnfallfütfotge unb ttnfaHVerfidjentng.
$'c Renten ber Fnoaliben*, Hinterbliebenen*
unb llnfaUoerficherunfl 56.
3 ulagcn gu ben dienten auf ©runb be? F !i rm*;
libennerfid)eriinfl?*©e|ebe? 219.
Erhöhung bcr dienten au? bcr UnfallberfidK*
rung 252.
Fortgetoährung ber dlentenaulagen 346.
E nfpruch ber ^erfirherunfl?träger gegen bie 1
s ^elaftung burch bie 3 ulagen gu ben dienten
bcr unb m. 509. t
Erhöhung ber Einfommen?gronae bei ber lli *
fnllncrficherung 130.
Unfallbcrfidherung unb ®eruf?franthe>ten 130.
^ciuf?frantheit al? Unfall 69.
$leruf?fran!hciten unb Unfallbetfichening 778. (
iie oerftärfte ^crangiehung trieg?michtißer
. betriebe gur Unfalloerfichetmifl 379.
♦Aibeit?f ; d)erung für Unfall* unb firiefl?* :
befd)äbigte. ®on Friebrich Ebtorn, ©ejj
meiffchaftefelrctär, Berlin 404.
♦©cfetjlicber 3mang gut ^efchaftiflung Unfall*
unb ftricg?befchäbigter? S?on Ctto .
Schnaubt, Eöln 525. !
Ermotcrter Schufj ber Hinterbliebenen »on |
9Kunition?arbeitern burch bie Unfalloer*
ficherung 105. j
©emeinfame Arbeitgeber* unb *nehmeriutcr* :
effen 229. I
3ur SDlitoermaltung ber Unfalloeifichetung |
burdh Arbeiteroertreter 541.
^S)er ©emeinfdjaftsflcift im SRcebere'getiuute
310. !
«Milan&. vi;
©rhbhü n 0 ber Unfallrenten in Englanb 56. j
Fliegerbomben jehaben unb Unfalloerfcherung j
in Franfreid) 701.
5)ie Unfalloetlicherung ber ßanbatbeiier in
Ftalien 509.
$ie einheitliche Unfalloerficherung in ben
notbijehen Staaten 670.
Unterstützungen f. Armemoefen, Ärieg?hilfe.
Urlaub.
vergl. ^rioatbeamtc, Staat?arbeiter, ^ater*
länbifcher H-^^enft.
®er Anfprud) auf Urlaub 507.
^£)er Sommcrurlaub für bie AngcftoIlten in
©rofc^ctlin 538. j
«ulland.
Eine neue Arbeit?geit* unb Urlaub?regelung
für bie Sd)toeiger dRilitärmerfftätten 747.
VS.
«ataUnbiföct HUfdbienft.
vergl. Arbeit?tarifoerträge, Arbeit?ocrmitt*
lung, Einigunfl?mejen, F ra uenarbeit, ©e*
, jellfchaft für Sogiale Reform, ©emerffchaf*
ten, Sanbarbeiter, ^rioatbeamte, SRccht?*
pflege, Sogialoerfidierunfl.
<S)a? H'lf^bienftgefeh unb bie Arbeiter 31.
♦Arbeiterinnen unb ^ilf^bicnftpflicHt- $Bon
SOiagiftrat?rat 3)1. 0 . Schulg, Berlin 443.
Ein fd)ärfcre H erflT, iiehung ber nilf?bicnft*
Pflichtigen 101.
S)ie neuen s 3eftimmungen gur Hüf^bienftpflicht
113.
2)er Hilf?bienjtau?fchufj be? fReich^tag? 230.
Hilf?bienftpfKcht unb »ielbcocrorbnung 279.
Aeue Au?führung?bcftimmungen gu ben bie
Arbeiter.» unb Angeftelltenau?f<hüffe be*
treffenben löeftimmungen be? Hilf?bienfl*
gefehe? 343.
3 ur befferen fogialen Drbnung be? 5 ?ater*
länbifcheu Hilf?bienfte? 518.
5?'e H lfdbienftpfl'’d)t ber Argte unb 9ied)t?* j
an malte 124. '
2 ehrling?frage unb ^UfSbienftQefe^ 197.
Scbtuerinoaliben im ^>ilföbienfl 486.
Arbeiter* unb Angeftelltenau?fchüffe 455.
*$tioatangeftellte unb Hilf^^enftgefefe. dJon
Dr. A. 65fle, Berlin 8 .
$om Abtehrjchein 78.
^er bebingte Abtehrjchein 197.
$er Schabencrfah für oermeigerte Abtehr*
jeheine 378.
Abfehrjd)ein unb Xariffcf>:eb^gericf)te 647.
$:e Einftellung H'^bienjipflichtiger ohne Ab*
tehrjehein 806.
dRilitänjdhc? Söettbemerbeoerbot für ben Stel-
lunfl?med)jel in frieg?roichtiflen berufen 729.
2 >er Arbeit?marft in ber berliner dJiimition?»
inbuftrie 652.
^Die Aufhebung ber 3tredung?Oorfchrift im
SBebftoffgcmerbe 41.
♦Eine lohnftgtiftifche Erhebung über bie 9fü=
ftung?arbeiteroerbienfte 713.
3ur F r «ge ber jRüftung?arbciterlöbne 742.
©egen ungenügenbe Angeftelltenentlöhnung
in £rieg?bctriebcn 762.
düchtlinien für bie Söhne in mürttembergifchen
tricg?betrieben 344.
Arbeitelager im 1. baperifchen. £orp?bcgirf.806.
Hilf?bicnft unb Äohlenoerforgung 806.
Entjchäbigung für Feierjchi^ten au? dieiAs^
mittein 285, 518, 636.
$ie F ra 9 e bet Arbeit?geitOer!ürgung in ben
Ütieg?inbuftrien 745.
♦©egner be? 3Birtjchaft?frieben? 161.
*$» fogialpolitijchen Aufgaben ber Übergange*
mirtfehaft mit ©egug auf bie ^robfeme ber
Frauenarbeit 535.
«»•(am.
3>a? englifche 3Runition?gefeh 127.
Der Sd)u& ber ©efunbheit in bet engtijchen
SRüftung?inbuftric 765.
De 2 Bobnuug?frage in ber übergang?loirt*
jehaft in Englanb 78^. *
«eretn?- unb $€Yfammhtitg3te(ht.
vergl. . ©emerfjchaften, Äoälition?recht,
dieich^tag, Staat?arbciter.
Sogialpolit f im dieich?tßg 49.
De Antnelbepflid;tig!eit oon ^Betriebener*
jammlungen 150.
©etoertjehaften unb £ricg?guftanb 572.
«eTtehr?f»olitit r fogiale.
♦2öohnung?fragc unb ®ertehr?polit;t 541.
Verrufserkhiruwi j. $oalition?recht.
^crficherungdtoefen, ptibatei.
vergl. ©etoertjehaften, ^onjumoereine.
Die Seben?oerjicherung bcr £rieg?befchäbigten.
dlon dliathemattfer E. Dhiele, Hamburg 45.
Die S®ieberherftelluug ber prioaten Seben?*
unb Ärantenoerjid)erung 219.
Die Aufrechterhaltunfl ber prioaten Scben?*
unb ÄTatifenoerfidherungen 540.
Die Aot ber dientenempfänger 68 .
«tUtanfc.
d?erjicheriinfl bcr amerifanifdjen ürieg?teil*
nehmer 142.
Vertrag j. Arbcit?Oertrag.
Venvundete j. Ütieg?befd)äbigtcnfürforge.
Volksbibliotheken j. 3?olt?bilbung.
^oltdbilbung.
vergl. Schulroefen, Sogialpolitif.
®olt?bilbung?arbeit unb $Bohlfahrt?pflcge im
Heer 118.
Söilbung?arbeit in ber Etappe 332.
Eine $olf?b*>chfchule im Felbe 748.
Die ©rünbung eine? Deuten ®olt?hau?*
bunbe? 156.
♦Ein dieich^flefefc gur dlegelung be? Sichtjpiel*
toefen? 460.
vergl. üonjumoereine, Seben?haltung,
dleid)?tag, d$olf?gefunbheit?toefen.
♦Einblicf in bie Seben?haltunfl be? dRitteljtanbc?
unb ber Arbeiterfchaft im 3. ^rieg?jahr 279.
♦Die 93olf?emähtung im fünften $tieg?iaht
695.
♦Die dltaffenfpeijung in Deutfdhtanb 1917 773.
♦Äohlennot, Ernährung?jchloicrigtciten unb
SWaffenfpeifung 79.
— XIV
3utunft?fragen für ba? ©ru0ktuttg?mefen 125.
9tei<k?aufcküffe gut Volteemäknmg 51.
©in SBirtfckafteplan für ba? 1918/19 486.
®a? lünftige ©pfiem uiifctct Volf?etnäkrung
552.
©rnäkrung?fragen 602.
♦©rnäkrung?f ragen im pteufjifcken Abgeorb*
netenkaufe i37.
®er ©rnäkrung?beirat bc? $rieg?ernäkrung?*
amt? 200.
♦billige Seben?mittel al? Söfung ber foaialen
grage. Von Dr. $eina f, aurjcit
ÜDtündjen 264.
$ie ©tellungnakme bei $eutfcken ©täbte*
tage? a« ben fragen bet ©rnäktung?mirt*
fd>aft 249.
©rnäkrungspolitifcfee ©rflärungen bc? 9icid>e*=
lanaler? gegenüber ber Arbeiterfckaft 806.
♦görberung ber lanbioirtfd^aftlic^ett ©raeugung
burck Verbefferung ber Betrieb?ted)tiif 297.
Ntitroirfung ber Ianbmirtfd)aftlid)en ©enoffen*
fünften bei ber ©rfaffung ber Nakmng?*
mittel 392.
Vertretung ber Verbtaudjerfreife bei ber
ftellung ber lanbmirtfc^aftlidjcn ©raeugniffe
266.
®ie ©etreibeöerforgung 601.
3>ie Brotration bet ©elbftüerforger 392.
-$ie ^ürjung ber Brotmenge 518.
$ie Brotration auf ber alten §öt)e 792.
®et Verteilung?plan für bie neue ©rnte 808.
©ne ^erabfepung ber getiration 169.
*$ie Mängel unferer ©emüfeoerforgung unb
ihre* Befeitigung. Vom ©tabtberorbneten
©mil tlotl), NeuföUn 198.
®ie lünftige ßartoffelberforgung 169.
$ie tartoffelüerforgung für 1918/19 776.
®le' ©rfaffung ber Kartoffelernte 792.
güt bie Neuregelung ber äulagen für ©d)tuer*
unb ©cfymerftarbeiter 249.
♦gut ©rnäkrung?frage ber Augenblicken. Bon
©tabtar^t Dr. med. ®ienemann, $tc?ben
113.
*güt bie „gcftif)tbcten M Augenblicken? ® on
©tabtf^ularjt B r of- Dr. ©kemnip
73.
♦®ie Verpflegung ber gruppen im gelbe unb
in ber fteimat 248.
*$er Ntarftprei?. Von Afut?rat Dr. ©mil
<pöfmann, Vorftanb be? ftäbiifcken Brei?*
prüfung?amt? unb ®ojent an ber ©oralen
grauenfdjule, Ntannkeim 241.
*$öd)ftpreije. Von Amterat Dr. ©mil #of*
mann, Vorftanb bei fßrei^prüfung^amt«
Ntannkcim 769. *
*3roang?toirtfckaft unb ©ckleickknnbel 184.
©ne Verorbnung gegen ben getoerb?mäfjigen
<Sdf>tci bei 376.
©ngcre Verbinbung bei preufjifcken ©tnäk*
rung?mefen? mit bem Ärieg^mucberamt 266.
®er Äampf gegen ben $rieg?mucket 535.
$ulbfamleit gegenüber befreibenen ©elbft*
nerforgung?müken 808..
.^eranjickung ber freien firäftc be? Volten für
. bie Volteernäkrung 807.
®ie ©enekmigung^pflickt für ©rfapmittel 376.
*@emeitTnüfcige Branntmein*©tefellfckaften unb
Brau nttoeinf arten. ©in Ntaknruf an unfere
©tabtoermaltungen ? Von ©anität?rat Dr.
B. Saquer, 3Bie?baben 561.
VoTaugsmeife Verforgung ber ÖJenefung?*
keime 114.
♦&:c Ärieg?organifation ber fämfumenten in
ben erften brei Ätieg?jakren. Von Dipl,
mero. Nobert ©cploeffer, Berlin 230.
$ie öefelljckaft für BJoklfakrtScinricktnngen
in granlfurt a. Nt. 536.
KuftUiii».
©rnäkrung?fragen in ©nglanb unb gränlreid)
234.
Vergleicke ber Äoften bet Sebeitekaltung in
Amfterbam in ben Äakren 1910/11 unb 1917
553.
$ic VoIf?ernäkrung?frage auf ber II. ®eutfck“
Ofterreickifcken Tagung für Voll?moklf«k r t
519.
VJanblungen in ber ©rnakrungölueifc in
©ckmeben infolge bei Kriege? 663. •
©oaialpolitifd) Söirhmgen ber ftricq?ioirt*
fckaft in ber ©eptoeia 327. i
Valfieraiekting. I
vergl ©ckuhoefen, Voltöbilbung. |
Volfebunb für greikeit unb Vaterlaub unb
©oaialreform 205.
3 toci V r ei^aus<fckreiben bc$ ®eutfcken (Uoetkc^
bunbe^ 238.
Nrbeitefonfevcnä ber ©oaialen ^Irbcitögemcin^
fck«ft Berlin-Cft 622.
Volksfürsorge f. Olenoffenfcknftsgoefen, ftonfum*
bercine, Vcrfidjerungeuiefcn.
Voltdgefnnbkcitdnrefen.
vergl Nlfoljolbcfämpfung, ©emcrbektjgienr,
28oknuugsfrage.
*3^ei öefekentmürfe a»r Befämpfuug bei
öeburtcnrücfgangeS 333.
*©ine Tagung be^ 25cntfcken Verein? für
offentlidK OJcfimbkeitspflegc 796.
®:c TObd^enfovtbilbungefdjiiIc im £i<ktc ber
Beüölferung^politi! 69.
♦^Dic ©oaialc ^ppgiene an ben .^ockfckulcn. Von
Dr. fiubioig geleit), V^^^tboaent an ber
Hntoerfiiät Sßien 165,- 180. . .
®:e Beratung bei Btcbiaiualetat? im
fcken NbgeorbnetcnkMc 349.
x gür bie „gefäkrbeten Augenblitken". Von
©tabtfekularat V r °f- Dr. Xl)ieIc r ©kemnik
73.
®cr GJefunbkeit$auftanb im beutfeken ^eere
780.
*%e ftaatld)e 28ofilfakrt?pflcge in Sackfen
428.
©in Aufruf a«r ©ittlicklcit?fra'ge 430.
^5)a? öfterreickifeke SRinifterium für Volfe-
gefunbkeit 781.
Volkslsrankheiten f. ^Utokolbefümpfung, 01e*>
toerbekpgienc, 3:uberfulofe, Volfegefunb^
keit^mefen.
Volkxlcunst f. Voltebilbung.
Volksschule f. ©ckultoefen, ©ckulfpeifm:g.
Volksversicherung f. ©oaialüerjickerung, Vor*
fickerutigsimefen.
Voimvokrfakrt.
vergl, Nltokolbefämpfung, Augcnb-, Älnber«-
fürforge, Volfebilbung, Volf^gcjunbkeit^
mefen, SBokltätigleit, SBolmungSmefen.
®rei A ö k r ^ Kriegsmoklfakrtöarbcit in Berlin
174.
3lrbeit?gemeinfckfift bet Nrckiöe fürVolfcmokt*
faljrt 285.
♦Aufgaben, ©inricktungen unb Drgane Don
S9oklfakrt?ämtern in ©tabt^unb Üanbfreifcn.
Von Dr. SNarie Baum, Hamburg 276,
293, 307.
*®ie aeknte ^onferena ber 3entralftelle für
• Volteluoklfatjrt 586.
Nufmenbungen ber Sanbc?oerfickerung?anftal^
ten unb gleickgeftellten ©onberanftaltcn für
gemeinniikige 3 lüC£ I e 766.
®ie SBoklfakrtefd)ule ber ©tabt Äöln 686.
1 Voltebilbungäarbcit unb SBoklfakrtepflege im
Jpeer 118.
*®ie flaatlicke SSoklfakrtepflege in ©ackfen
428.
«dtilait».
®er Slufgabcnlrei? bc? NJinifteriunte für foaiale
gürforge in Cftcrrei<J> 77.
Vormnnbfckaft
vergl. Nrmcmocfen, finberfürforge, Nedjte^
auetunft.
*3^ei beoölterung?politifd)c Olefepcntmürfc
in Breufjen 67Ö.
m.
Waiseufiirsorge f. Nnnenmefcn, ftrieg^kintcr«*
btiebene, Vormunbf^aft.
Wanderarme Mtmeniuefeit.
Witwenvirsorgung f. ftriege()iuterbliebene,
9teid^toerji^erung?orbnung.
Wöchnervnnenfürsorge f. ^rieg^ljilfe, Nhittcr^
föuf-
vergl. ©emeinbeioefen, ÖJetoerf fünften.
Voltemoklfabrf, 28okltätig!eit.
*9lufgaben, ©inricktungen unb Organe toou
Soklfabrteämtern in ©tabt* unb Sanb*
freifcu. Von Dr. SÄaric Baum, Hamburg
276, 293, 307. -
2 ).c 3entrale für prioate gürforge, Berlin 347.
2 )ie OJcfellfdjaft für SBoklfakrteeinricktungeu
in grantfurt a. Nt. 536.
©ne 3entrakooklfakrteftelle ber beutfdien
Aubeu 380.
®ic Oirünbung eineß ®eutfcken Voltekaue*
bunbe? 156.
®:e ©ntmidlung ber gabrifpflcgc 746.
©ine Nuelunfteftelle für Slnficblung?mefen t>6.
»ekWütißfeit.
vergl. Volteiooklfakrt, Soklf^k r teeinrid)-
tungeu.
*^ie 35. Oleneraloerfammlung be? ®eutfcpen
Verein? für Armenpflege unb SSokltätig*
leit 18.
5lu? ber Slaiferfpenbc für Arbeiterinnen 174.
©ine ©ammlung für Krieg?befcbäbigte 502.
ßubenborff^©penbc für ^rieg?befd)äbigte. Auf*
ruf 553.
*$ie Arbeiterfckaft unb bie freiwillige Siebe«*
tätigteit. Von grana Sauftöttcr, $>am*
bürg 657.
Wohnungsaufsicht f. Sßoknung?mefen.
Wohnungsnachweis f. BJoknung?n?efen.
9ßoknungßh)cfen.
vergl ©emeinberoefen, Gfenoffenfckaften,
Ntittelftanb, übcrgang?mirtfcköft, Volte*
gefunbkeit.
♦Bautätigleit unb 3Boknung?marlt* in beut*
fcken ©täbten im A^kre 1917 653.
© ne Äunbgcbung jugunften ber VSoknuiig?*
reform 41.
© ne B$oknung§rcform*$unbgcbung 94.
♦SBoknungöreform unb Bfünbung?befckrän*
Jungen im Sickte ber Necktfpreckung. Von
Oberlanbe?gerickt?rat ©rmcl, Sönig?bcrg
i. Bj- 308.
♦Beiträge a^ 38ol)nung?frage toäk r enb be?
Kriege? 156.
© ne allgemeine 2Boknung?aäklung 480.
♦Ntafjnakmen aur Befeitigung ber 3Boknungs^
I not 300.
®ie ©täbtetage unb bie 28oknung?not 366.
♦®ie Ntafmakmen aur Belämpfung ber Söok ? .
uungsnot. Von ®r.^Ang. Alfreb SBiener,
Berlin 609.
®ie S9okuung?frage im Neick?tag 509.,
3mci micktige ©rlaffe aur görberung ber Bau*
tat gleit 460.
♦Bauloftenaufcküffc au? öffentlicken Ntitteln.
Von ©Ife Süber?, Berlin 787.
♦2öoktmng?frage unb Verlekr?politil 541.
Ärieg«notgefeke ui b Ntilitärmaknakmeu aur
SBokuung?fürforge 670.
♦$o? preu^ifeke 9Boknung?gefep 447.
®a? ©ckökung?amt?gcfek 398.
*®ic SBoknung«fragc in ben beiben Käufern
bee Brcukifckeu Sanbtage? 253.
®ie BJobnuugegefekgcbung in beiben Käufern
be? B r eukifd;cu Sanbtag? 365.
©in preukfd)cr ©taatelommiffar für baS
38okuuug?iocfcn 542.
*®er preufvfdje ©taatelommiffar für ba?
SBokmmgemefen. Von Oberbürgermcifter
Dr. ®ominicu?, Berlin*©cköucbcrg 545.
t&ai Brogramm be? ©taatelommiffar« für ba§
Soknimg«tocfcn in B r eufjen 589.
©in Neid;?lommiffar für ba? 9öokmmg?»oefeu
782.
®ie görberung ber gcmcinblid)en aBoljnung?*
nackmeifc in B T eukcn 654.
Söoknungsämter ntib 39oknung?nackn)ci? 797.
®ic görberung bc? Arbeiteriooknung?»ocfcite
in ©d)lefien 671.
*5)ie Oiefakr ber Sleiniookuung?not nad) bem
j Äriege 106.
| Amtlidje Beftätigung be? brokeuben Äleiu*
■ tuokmuig?mangel? 51.
I Notftanb?mafenakmen aur Belämpfung ber
ÄleinhJoknuug?not in ©Iro^Verlin 158.
xv
»fr"
Der ©rofcBerliner 9}etcip für KlejntoohmmgS* i
wcfen 461, ,'....
Die Belampfung, ber ßanbflucf)t biirdj bcn j
Kleinwohnungshau in Oftpreufjen 46t. |
Der Weftfälifche herein ftur Jörbcnmö beS
KleimoohnungSwefenS 189.
Förberung beS KleimuohuungSbau.es burd) baS
KriegSamt 783.
RmtSgerichte als RtieteinigungSftmter 41.
(Sine für baS TOiet^t>erl;äItni^ Don Kriegerfrauen
roid^tige ©ntfd)eibung 42.
*Die Stellung ber 9ÄietSämter jtt 9)lietS*
fteigcrungeu unb HeiäungSftrcitigleiten. 93on
Rechtsanwalt Dr. Kurt Steinig, BreSlau
145.
eine Sifcuug beS RuSfdjuffeS ber Deutfdtjcn
SJlietS* unb HhpotheleneinigungSärnter 158. 1
♦Tagung ber Deutfcf)en 9)iiet* unb Hppotheten-
©inigungSämter in grgnffurt a. 9)1. Bon
Dr. Suppe, Frankfurt a. 9)1. 724.
eine 9)licterfd)ubuerorbming für Stettin unb
ltmgegenb 543.
*©rweiterung unb Sicherung beS ©rbbaured)tS
557.
Der Deutfd&e HmiSbcfibertag 784.
DicWohnungSunterfuchungenberBerlinerÖrtS* f
tranfentaffe. 189.
*Die WohnmigSfürfotge in Bapern 414.,
*Die 9J£afjinahmen ber baperifchen Regierung
gut Befämpfimg ber WopnungSnot nach bem
Kriege 349.
eilige RotftanbSmafjuahmen sur Befämpfung
ber Klein Wohnungsnot in Rlünchen 189.
*Die Sieblungsbewegung in Reffen 254.
Wohnungsnot in Reffen 189.
ein WohnüngSbürgfd)aftSgefefc für Württem*
berg 734.
©ine gemeinfame Rftion ber Rxbeiter* unb Rn*
geftelltenüerbänbe in ber ©rofcBcrliner
Wohnungsfrage 397.
♦priuatangcftelltc unb Wohnungsfrage 781.
*DaS Heim ber Rngcftcllteu. Bon Werner
Heine mann, Hamburg 221.
Die ^eimftättenfrage ber Rngeftellten 366.
Die Wohnungsfrage für Stubenten 558.
3«r rechtlichen Regelung beS Kriegcrl)eim* ;
ftättenwefenS 558.
9)löbelnot Unb 9JlöbeIfürfotge. Bon Dr. HanS
Friebricf), wiffenfchaftl. .^ilfSarb. b. Statift.
Rmt Nürnberg, Nürnberg 401.
Die Überführung beS Baugewerbes in bie
f^riebenStoirtfchaft 107.
♦eine Tagung beS Deutfdjett Vereins für
öffentliche ©efunbfjeitSpflegc 796.
RuSbilbuitg aum WohuungSpflegerinncnbcruf
42.
©in Sehrgang für Wohmmgsauffid)t unb
Wohnungspflege 671.
RuSbilbungSlehrgänge für WohuuugSaufficht
unb Wohnungspflege 734.
ftudlant».
Die Wohnungsfrage in ber ÜbergangSwirt*
fdjaft in ©nglanb 782.
RuSbehmmg beS RlieterfduipeS in ber Schwei*
350.
3*
fttbilredjt.
vergl. Red)tSauS!unft, Rechtspflege, Straf»*
recht.
*DaS Red)t ber Organifationen im neuen
Deutfchlanb 340, 385.
Rrlt, Jlfe 0., Seiterin ber Fad)furfc für BolfS*
pflege. Rot an Seljrlingen unb Setzlings*
not 371.
Rfcher, Dr., Kreisarzt, Seiter beS KriegSfür*
forgeamtS in Harburg a ^ (£ib e . g ur g{ e f orm
ber Rrbeiteroerficherung 625.
RucrSwalb, Dr., Stabtamtmann, ©e werbe*
richter in Seip*ig. DaS Sof)nbefd)lagnahme*
gefefc in ber Reugeftaltung ber BunbeSratS*
betanntmachung über Sol)npfänbung .uom
13. De*embet 1917 225.
Baum, Dr. 9Jlarie, Hamburg. Rufgaben, ©in*
. richtungcn unb Organe uon Wol)lfahrtS*
ämtern in Stabt unb Öanb 276, 293, 307.
SöchrenS, F ra n*, 9)1. b. R., Berlin, ©in Sanb*
arbeiterprogramm 449.
Bo*i, Dr. Rlfreb, Ritter in Biclcfelb. BolfS*
rechtfpreAung 801.
Brunn, Dr. SanbeSrat, Berlin. 3 ur ^ragc ber
Befeitigung ber Sonberoerficherung ber
Rngeftellten 177.
Burghart, Hv Stabt. BerufSbormunb in Fürth
i. B. Die Rot im Sel)rlingSwefen 203.
©jimatiS, Dr., RegierungS* unb ©emerberat,
93reSlau. 3ur ^rage ber iöerfürjung ber
RrbeitSjeit 314.
^)ienemann, Dr., Stabtarjt, 2)reSben. 3nr
©ruährungSfrage ber ^ugenblidhen 113.
^)ij, Rrthur, Dr., Sofia. Sojialpolitil in 93ul^
garien 61.
‘SominicuS, Dr., Oberbürgermeifter, Berlin»*
Schöneberg. *3)er preu^ifdie Staatsfom»»
miffar für baS WohunngSmefen 545.
^üttmann, DberregierungSrat, Olbenburg. ©in
RuSbau ber ^noaliben«* unb Hinterbliebenen*'
öerficherung 737, 756.
©rutel, DberlanbeSgerichtSrat, Königsberg i. $r.
808.
©hlorn, ^riebrich, ©emertfehaftsfefretär, 93er*
lin. RrbeitSfid^erung für Unfall* unb Kriegs*
befchäbigung 404.
^ferenc^i, Dr. ©merid), UniberfitätSbojent.
üöubapeft. Sojialpolitifche Rnnäherung ber
Rlittelmädjte 577*
grande, $rof. Dr. ©mft, 93erlin. Parlamen¬
tarismus unb Sosialpolitif 109.
— 2)ie Wahlreform in Preußen 121.
— Regierung, ReidjStag unb So^ialreform 133.
— Gin abfd)recfenbeS Seifpiel 273.
— 3)cr Weg ber Reformen unb beS ftriebenS 289.
— Soiialpolitifche Rufgaben beS ReidjStagS 305.
II. gtcrf<t[)fvtier;ei4iU0.
Pfründe, Prof. Dr. ©rnft,‘93crlin. Triebe im
Cften *— Reuorbnung im Innern 353.
^ranfenberg, H- bon, Stabtrat in 93raun*
fchmeig. ®ic beutfehe Sogialoerfidherung im
3ahre 1917 667.
^riebrich, Dr. H fl nS, miffenfd). H‘^ ar öeiter
b. Statift. Rmt Rürnberg. 9)löbelnot unb
9Jlöbelfürforge 401.
©acbcl, Dr. Käthe, 93erIin*Schöneberg. ©)ie
Konfum* unb Spargenoffenfchaft Sehnet) 57.
— RrbeitSnachtoeife für grauen 316.
— Probleme ber Frauenarbeit in ber Über*
gangSmirtfchaft 321.
— Die F r auenarbcit in ber ÜbergangSmirtfchaft
598.
— ©in HdniarbeitSgefebcnttourf in öfteneich
650.
— Die Reform ber 9JlilitäroerforgungSgefe|je 660.
©ieSbertS, Rrbeiterfcfretär, 9)1. b. R. u. R.
3eid)net Kriegsanleihe! 29.
— 3ur Reform ber Rrbciterocrficherung 513.
©lüdSmann, Dr., Oberbürgermeifter, ©üben.
Die Reugeftaltung beS ftäbtifdjcn RrbcitS»*
amteS in ©üben 266.
Hager, Dr. ©., 93orftanb beS H a f c nbetriebS*
OereinS in H am burg. Reue Wege für bie
RrbeitSmarft* unb 93ef<häftigungSftatifti!
617.
Hartmann, ©uftao, 93 orf. b. 93erb. b. Dtfd).
©etoerloereine (Hi*fch- 2 )under). 3 p ichnet
Kriegsanleihe! 49.
Heinemann, Werner, Hamburg. Das H^ini
beS Rngeftellten 221.
Hcpbe, Dr. Submig/ 93erlin-©runcioalb. Rr*
beitslantmern 25.
— Der joaialbemofratifd)e Parteitag unb bie
Sojialpolitit 64.
— Die Kriegstagung beS beutfehen Rrbeiter*
longreffeS 86 .
— ©egner beS WirtfdjaftSfriebenS 161.
— DaS RrbeitSfammergefep 465.
— Die Politif beS 4. Ruguft 673.
Höfle, Dr. R., 93erlin. prioatangeftelltc unb
HilfSbienftgefeb 8 .
Hofmann, Dr. ©mil, RmtSrat, 93orft. b. jtäbt.
preiSprüfungSamtS u. Do^. an b. S 05 .
Ftauenfdhule, Rlannheim. Der 9)lar!tprciS
241 257
— Höchftpreife 789.
HuppclSberg, R., ÜBreSlau. Berufsberatung
unb Schule 780.
KleeiS, %i., Rrbeiterfetretär, Halle. Die Reichs*
tuochenhilfe in ber Praxis 55.
— Rotmenbige Berbefferungeu ber Kraulen^
oerfichcrung 82.
Klotl), ©mil, Borfifcenber beS beutfehen 93ud;*
binberoerbanbeS, Stabtoerorbneter, Reu*
fölln. Die 9)längcl unfercr ©emüfeberfor*
gung unb ihre 93efeitigung 198.
Kogler, Regierungsrat, Wien. Die Rrbciter*
Oerficherung in ben neuen Oftftaaten unb
auf bem 93al!an 637.
— Die ©rrichtung eines internationalen Sozial*
oerfid)crungSamteS 727.
Kriniter, Dr. p., Rrmeepoftinfpeltor. 2)er
Plan einer Kinberaulageocrfidjetung ber
bapcrifchett Staatsbeamten 90.
Sa quer, Dr. 93., SanitätSrat, WieSbabcn.
©emcinnüpige Branntioeingefellfdjaften unb
93rannttoeni!arten 561.
| Sauffötter, ftxant, Hamburg. Die Rrbeiter*
fd)aft unb bie freiwillige SiebcStätigfeit 657.
Seubufd)cr, Dr. ©harlotte, Stuttgart. Wirt*
fd)aftlid)e KriegShilfc in Württemberg 497.
Siibers, ©Ife, Berlin*Schöneberg. 3ur F rü ge
ber Dienftpflicht ber F r au 67.
— Wirtfchaftlidhe 3u!unftSfrageu für Deutfd)*
lanb. Die gebügelte Prioatioirtfd)aft 593.
F ra g^n ber ÜbcrgangSiuirt[d)aft in ©nglanb
599.
— Die bäuerliche 93efieblung KurlanbS au
bobenrefornterifcher ©runblage 62P.
— 3mci bcoöl!erungSpofitifd)e ©efchentmürfe
in Preußen 679.
— ©Weiterung beS Rrbeiterinnen* unb Wöd)*
neriunenfchuheS in F ran ^icl) 684.
— Baufoftensufchüffe auS öffentlichen 9)littclu
787.
— Probleme ber Frauenarbeit in ber Übergangs*
wirtfdjaft 805.
— Der Deutfdje ^ugeubfürforgetag 813.
Silbers, Dr. 9)tarie ©lifabetl), Di'iffelborf. Ru*
lernung getoerblid)cr Rrbeiterinnen 476.
Suppe, Dr., Bürgernteifter, F r an!furt a. 9)1.
iagung ber Deutfchen 9)lict* unb Hüpathe*
feneinigungSämter in F ran lfurt a. 9)1. 724.
0 . 9)lontgelaS, ©raf 9)lay, Kgl. baper. ©eneral
ber Infanterie 5 . D. Rrbeiterfdjufc unb
Böltergemeinfchaft 753.
XVI
Stillet, A-., Stabtfcbutrat, frürtlj. Stäbtifcbe
ÜÜtafjnabmen auf bem Gebiete ber iugeno*
fürforge 705.
Ißottljoff, Dr. $eina- WUiflc SebcnSmittel als
Söfung ber foatalen gtage 264.
— ArbeitSrecbt an $ö<bfd)ulen 419.
Stifter, SÄotifc, ©efd)äftSfüf)ter ber Arbeit?*
gemeinfcfyaft ber gaftwirtfcbaftlidjen Sin 51
geftelltenocrbänbe, Berlin. ®:e Sieberein*
ftellung bet friegSteilnebmer im ©afhoirte*
getoerbe 520.
Scfjaar, Abolf, S$orf. b. 9te:d)Söerb, b. ©aft*
IjauSangeftetlteu (Efjrifil. ©eroerffcbaft). $ic
£rintgelbfrage. Eine Entgegnung 311.
8d)iff, Sßrof. Dr., Sttmifterialrat, Sien. Ein»*
f)eitl:tf)e 3iele für ben Arbeiterfcbufc in
ieutfct)tanb unb £)ftetreid) 529.
8d)loeffet, Stöbert, Dipl. merc., Sterin.
ftricgSorganifation ber Äonfumenten in ben
erften brei Kriegsjat)Ten 230.
Scfymibt, Robert, Setter ber Soaialpolitifdjcn
Abteilung ber ©eneralfommiffion ber ©e*
roerffdjaften, 3)?. b. dt. $aS Sdjidfal beS
StolfeS ift bein eigenes 6.
Sdjueiber, ©uftao, Sieipaig. SÖtmbejtgepalte*
fäpe für faufmännifdje Angeftellte 102.
Sdjola, iriebrid), Sterjipcnber b. Sterb. 5£)tf
$rcmben* unb iamilienfjeimbefifcer E.
gut Söfung ber ^rinfgelbfrage 209.
©{fyroeber, Oberftabtfelretär, ftäbt. AmtSöor*
tnunb unb Leiter ber StecfytSauSfunftSftelle
unb beS ArbeitSnadpoeifeS in Stubolftabt.
3ur 9tot im £ef)rlingSmefen 247.
Sdjulfc, SK. tj., SJtogiftratSrat, Stettin. Arbeite*
! rinnen unb $;ffSbienftpfrd)t 443.
I Sdjtoanbt, Ern ft, ©eridjtSaffeffor, Efyailotten*
I bürg. $er Soljnfpararuang iugenblidjer 97.
i Sd)ioanbt, Otto, Eöln. ©efefclid}er 3toangaur
Steldjäftigutig Unfall unb $riegSbefd)äbig*
| ter 525.
i Steinip, Dr. $urt, 9ted>tSamoalt,
©reSlau. $;c Stellung ber SltietSämter ju
j 9KietSfteigerungen unb fte’aungsjtreitig*
(eiten 145.
| Geleit), Dr. ßubmig, Sßrioatboaent an ber Un>
öerfität SBien. $te foaiale ftpgiene an ben
§od)fd>uten 165 , 180.
$l)iele, ^ßrof. Dr., Stabtfdjularat, Etjemnip.
ifür bie „gefäf)tbeten M iugenblidjen 73.
£l)iele, E., SJtotljematifer, Hamburg. $!e
SebenSoerfidjerung ber ÄriegSbcfdjäbigten
45.
Xreffert, Beamter beS ©utenbergbunbeS, ©er*«
lin. Xarifnertrag im S3ud)brutfgen>etbe 80.
Unuetfäfjt, Senator, EJottja. $er öffentliche
Arbeitsnachweis für baS $eraogtum ©otba
379.
SBagner^Stoemmich, Dr., ElauS, ©teSlau. $ur
Spftematif ber Kammer* Drganifation. Ein
Beitrag aur ftrage ber ArbeitSlammern 171.
— Streilllaufel unb ElnigungSatoang im ArbeitS*
nadpoeiSmefen 337.
SSiener, $)r.*ing., 5llfreb, Stetlin. 5)!e SJtafj*
nahmen au* Stefeitigung ber SBofynungSnot
609.
Sinnig, Auguft, 2. Storf. b. Steuarbetteroerb.*
Hamburg. ®;e 3ulunft beS ArbeitSoerl)ält,
niffeS 481.
SBölbling, $aul, SJtagiftratSrat, löerlin. 3 ur
SZeuorbnung beS gewerblichen ArbeitSocr*
träges 244, 515, 676.
3ad)ar, S8ill)elm. %le ©eljaltSbewegung in ber
©anfbeamtenfdjaft 202.
3eiler, 91., Elfter StaatSamoalt in 3weibrüden.
Äampflofe Sobntegelung 193.
3intmermann, ^rof. Dr. Salbemar, Sterin.
5);e Ärifen^9lrbeitSlofigteitsoerficberung für
bie £)jifd)tociacr Stidereiinbuftrie 411.
— 5)ic neuen Steuern 441.
— ©egen ben SIbfap 2 beS § 152 ber SRcirfte*
gemerbeorbnung 602.
— internationale Soaialpol t.l 628.
— &a$ foaialpolitifd^e Programm ber beutfd)cn
Arbeitgeber 721.
— Eine SSertragSgemeinfd)aft ber fßrinaipale unb
^altoren M beutfcben StodjbtudgeiuerbeS
740.
iür bao inbaltobcraeidjniS Ocrnuttoortlid): Anna törcunerfc, Ebarlottcuburg.
Wc&mcft bei ^>*üuS «Sitten^)Ofbud)önicfer, iöevliu ^.8.
I
öt vu -
gerillt, im 4 . ©toter 1917 .
<£x>fiale $xaxi&
mt&
Hummer 1 .
A
gtveljtt* fnv alkerroaljlfaljrt.
«rfdjetat an febem Bcmnmtag. ghrefs utertelfaijrltdr 4 JKarb.
■—- itnniiiflitti -
gerlta W», »«ttmtormr. 39/30 fftflf. Dp. ffi. fruttritt ttttb Jjfwf. Dp. p. Sfattnenttmtlt. 0 up## stritt, gen«.
fittnfyttQtXt And ÄfllUttborf 1809. gernfprec&er 53.
I
ifntjalt.
2)er J>reu&if<he ©efefrentiourf
üon 1866 über ba« freie Äoalt*
tiortSredjt ber ®eit>erlTe* unb
fiaitbarbeiier. ®tne gdtgemö&e
(Srimterung ..1
ttUgetttefcte Sosialpottttf ...... 6
S>aS ©djtcTfal beS ©oHeS ift
bein eigenes. ©on Stöbert
@ dj m i b t, 2Ji. b. 9t., ßeiter ber fojial*
' |3oIitifc^en SlBtetlung ber ®eneral*
fommiffioit bet? ©eroerlfdjaften
©eutfdjlcmbä, ©erlin.
S)ie Organifation bei SteidjS*
toirtfdjafUamt*.
fBatevUtnbtfcfcer ^UfSbienft .... 8
©rioatangeftellte unb #ilf8*
bienftgefefc. ©on Dr. 81. ^öfIe,
©erlin.
Cvgatitfattoneit ber Wrbctter, De«
^Ufen, tlwgcficJUc« unb ®c*
amten . .13
SDie freien ©ettjerffd&aften unb baS
$oalttion3rerf)t.
Sine neue Sfyriftlidje ©etDerffcfjaft
(Einigung im ©ergbau beS (Saar*
gebietS.
®te ©erbönbeten faufmännifdjen
©ereine für toeiblidje Jlngefteßte.
SlrbeitSgemeinftbaft freier Singe*
fteßtenoerbänbe.
Arbeiter unb <Siebenu(}r*ßabenfd[jlufe.
Heb eiierocrfic$ ertrag. Spartaff ett 15
Äranfenfoffe'ntagungen.
ttrbettSmarft n. «trbeitSnacbweid 17
S)er beutfefje SlrbeitSmarft im Sluguft.
gBablfabrtSe iari cb ta wBett.18
Sie 35. ®eneraloerfammlung
beS SDeutfdjen ©ereinS für
STrmenpflege unb SBöIjltätig*
feit
JBiterariföe SPH&eigttttgett ... 21
Äbbrucf fümtli^er Wuffäfee ift Leitungen unb 8dtfdjriften geftattet, febod^ nur
mit üoHer Quellenangabe.
Senf an die 3 ddiaang bet ßtieflsanleifie!
fer prea|ifrf(e ©efejjentiourf »on 1866 fiter tos freie
$jwlittoitsredrt ber ©ewerire- unb |mtbarbeiter.
©ine geitgemäfee Erinnerung.
Sn ber 32. 9Banberverfommlung ber &eutf<hen SanbWirt*
fchaftSVerfantmlung hat fürglich ber po-mimerfche NittergutS-
befifeer Dr. ©raf S dj W e r i n» Bufear bie 2>edung beS länb»
liehen SNenfchenbebarfS nad) bem Äriege befarochen, — eine
Srage non ernfteftcr Sßidhtigfeit fair unfere gange nationale 3«*
fünft. 2)abei bot ©raf Schwerin vcrfchiebene 93orfd)Iäge gur
93erhütung ber 2anbflud)t gemacht: reichliche Bcineffung beS
Naturallohns, ©eWinnbeteiligung, ttohngulagen für gWeite unb
britte ®ofgänger, SvargWang, Vernünftige SiebelitngSVoIitif
für kolnifdje ßanbarbeiter. darüber hinaus aber War äufeerft
bemerfenSWert, bafe ©raf Schwerin unurnwnnben bie N e -
form beb iirftigfeit ber länblicben 91 r b e i t S»
t> e r f a f f u n g unb bie NotWenbigfeit ihrer 9tuSgeftaltung in
freiheitlichem Sinne anerfanntc. Er nahm mit Sicherheit an,
bafe bie Vrenfeifdjc Negierung [ich nicht auf bie Raiter ber Sorbe»
rung wiberfefeen Werbe unb fönne, ben ßanbarbeitern bort, Wo
fie eS nicht ober nicht vollfommen befifeen, baS ftoalitionS*
recht gu gewähren. £>a gelte eS benn, ben Gefahren beS
Streifrechts beigeiten burch eine 9luSgeftaItung ber 9lrbeitS*
berfaffimg. Vorgubeugen, bie bem Eingelnen ein geregeltes 93 e «
f dhtn e r b e r e cht unb ben Arbeitern eines Betriebes 93er-
■ tretung in einem SfrbeiterauSfchufe bringen müffe.
©raf S 6 ) m e r i n fdheint unS bie Sage gang richtig ein-
gujehäben, tvenn er glaubt, bafe auf bie 3)auer bie heutigen
Necf)t§guftänbe auf bem Sanbe nicht holtbar finb. Nadh ber
SEßahlrechtSreform bürfte baS vreufeifdfe StbgcorbnetenhouS loobl
balb biefeS lange Verna^läffigte ©ebiet ber ©ogialbolitif in
Angriff nehmen, auch toenn fief) manche lanbmirtfchaftlichen
Greife, il)rc Eigenintereffen an ber Erhaltung einer tüchtigen
Slrbeiterfchaft Verfennenb, noch ftränben. SDie breufeifche Negie¬
rung toirb bann auf Vorarbeiten gurüdfgreifen formen, bie lange
guruefliegen, jebt aber ber Vergeffenhcit entriieft gu loerben Ver-
bierten. $at hoch bereits Vor 50 Sohren, SBünfchen beS
fireufeifchcm ßanbtageS folgenb, 93 i S m a r cf einen ©efefc-
entttmrf über baS freie föoalitionSrecht ber ©etverbe» unb
Sanbarbeiter Vorgelegt, ber bie Vefchronfungen beS bis
1854 völlig frei gemefenen .^oalitionSrechtS ber Öonbarbeiter
mieber befeiiigen unb bie gefomte Materie beS ^oalitionSrechtS
für gewerbliche unb lönblidhe Arbeiter etwa fo regeln foHte, wie
eS ieht für bie gewerblichen Arbeiter burch § 152 N©0. ber
Sau ift. 2)er Entwurf ift leiber nicht ©efeh geworben, weil ber
$rieg mit Öfterreich bagwifchen fam. S^ ber ^otnmiffion aber,
bie ihn beriet unb im Sluguft 1865 taigte, Würbe bie Stage:
„Spürte im Solle ber Slufhebung ber §§ 181 unb 182 ber preu«
feifchen ©cWerbeorbnung bie Slufhebung ber analogen Veftim»
inungen in § 3 beS ©cfe^eS Vom 24. Slbril 1854 betreffend bie
93erlebungen ber ^ienftvflichten beS ©efinbeS unb ber
fänblichen Arbeiter eingutreten hoben?" mit breifeig
gegen Vier Stimmen bejaht. Sn ber htrgen ^Debatte über
biefe Stoge erflärte ber NittergutShefifeer NathufiuS, wer bie
erfte Stoge bejahe, müffe aiuh bie gWeite bejahen.
£)ie 5N o t i V c, Welche biefem ©efefeentwurf (gegengegeid)*
net burch Von Sfecnblife) beigegeben waren, finb heute noch,
foWoht im $inblicf auf ba^ Öanbarbeiterrecht, als aud) für eine
grunbfäfelichc Betrachtung beS ^oalitionSrechtS überhaupt, fo
IefenSWert, bafe ber 9lrbeitSrechtSauSfd)n6 ber ©efellfdjaft
für S o g i a l c N e f o r m fie feinem ©utadjten über baS
.^oalitionSrecht beS ©efinbeS unb ber £anbarbeiter (§cft 58
ber „Schriften" ber ©efellfchaft, 93erlag @. Sifcher, Sena 1917)
als Anhang beigegeben hot. 9ßir geben ouS biefen ÜNotiVen im
folgenben einen 9luSgug.
— „2>er gegebenen 8»foge gemäfe", fjeifet eS ba u. o., „finb
bemueuhft bie BtoViirgialbehörbcn, bie prgane beS ^anbcls»
ftaubeS unb, mit Niicffid)t auf ben § 3 beS ©efcfecS Vom
24. Slpril 1854 betreffenb bie 93erlefeungen ber ®ienftpflichten
beS ©efinbeS unb ber Iänblid)en Arbeiter, beffen Aufhebung
bei Beratung beS ©efefeentWurfS gleichfalls in Anregung gc»
fommen war, a u ch bie I a n b W i r t f th a f 11 rch e n 8 c n -
tr^alvereine über bie Vorgefd>lagene ©efefeeSänberung Ver¬
nommen worben. ... ES ift aufeerbem eine .^ornrniffion be¬
rufen worben, weld)e aus Unternehmern unb Arbeitern ber
©rofeinbuftrie fowic aus felbftänbigcn Nfeiftern unb ©cfellen
beS ^anbwerfS nach ben 93orfd)Iägett ber Oberpräfibenten ber
fämtlichen BroVingen gufammengefefet war, mtb weld)e unter
Teilnahme einiger, von ber StaatSregierung eingclabener Niit»
glieber ber SanbeSVertretung bie Stage Wegen Aufhebung ber
befteljenben ^oalttionSbefchränfuugen in ber Seit Vom
21 . äuguft bis 4. Sevtember 1865 ber Beratung unter»
gogen hot.
!l m •
3
Soziale Vniy;i* unb Avdyio für Völteujohlfahrt. XXVII. Ar. 1.
4>
„Tic §§ 181 unb 182 bei* Allgemeinen (Gemerbeorbnnng,
um meldyc eS fid) annächft banbclt, Verbieten bie Verabrebungcn
8 u 0 emcinfcf)aftlid>er Einteilung ober Verhinbernng bei* Arbeit,
melche in bei* Abfidyt getroffen merben, bie Arbeitgeber halb.
Arbeiter ober bie Obrigkeit au gemijjcn föanblungen ober ‘SVi-
geftänbniffen 8 » beftimmen. Sie finb in thesi fomobl gegen bie
Arbeitgeber als gegen bie Arbeitnehmer gerichtet nnb bebroben
bie geschehene Verabrebung ohne Niitfficbt auf ben Erfolg, fo*
mie bie blofec Aufforbernng baait, gleidyntähig mit Strafe. ■. .
3 n ihrer Nerfytfertigung ift nach ^nbOlt bei* non bem Staate
rat gepflc gelten Verbanblungett geltenb gemacht/ bafe bie
Koalitionen ber gabrifberren eine grofce Sftcnge Hon Nhmfchen
augenblicklich in einen 3 u ftanb Hon Not Herfeben, melche r_ für
bie Sidycrlyeit bes Eigentums nnb für bie Ntoralität bödyft her*
berblicb fei, nnb bah fie gemanbte Arbeiterfamilien aitS bem
£anbe uerbrängen. Von ben Arbciterfoalitioncn mürbe ange¬
nommen, bah fie bas Heftchen ber gabriken gefnbrben, leicht 511
Tumult unb Aufruhr führen nnb'bie öffentliche Sicherheit be»
broben. -
„Tiefe aitSfcbliehlid) bem Bereiche bei* Sicherheit^* nnb all*
gemeinen VtoblfabrtSpoIiaei entnommenen (Gritnbe taffen fid)
nach bem Inhalt bes (GefefceS babin ergäben, bah bie Trobuug
bei* allgemeinen Arbeitseinteilung ober Entlaffung einen [traf*
baren 3lnang gegen bie VMflenSfrcilyeit berjenigen barftellt,
gegen mefdye fie geridytet ift. Auch nady biefer Ergänaung er«
fdyeint inbes bas öiefefe Horn Stanbpunft beS Rechts lebiglich
als ein A u S n a b m e g e f e p.
„Sftit ben Vrmatpien beS Strafrechts ftd)t eS infofern nicht im
Emllang, als bie öanblung, tueldje Hon ber Strafe getroffen mirb,
an |icb eine fchulbbare Aechtsoerlebung nicht enthält. Sic lüirb als
ftrafbar tüelinebr nur erklärt megen bei* folgen einer Hollenbeten
VlrbciU-eiufiellimg, nnb atuar megen folcher folgen, melche mit ber .
ArbeilscinftcUung fclbft nid)t in notmeitbigem, fonbern nur in mög=
lidient ^nfammenbange flehen, unb melche Don bem SBillen ber*
jenigen, meldie bie Arbeitseinteilung Ucrabrebcn, unabhängig finb.
Öcfährbnng bes Eigentums, Xumult unb Aufruhr können atnar im
Verlauf einer Arbeitseinteilung eintreten, fie finb aber befonbere
uerbred)erifd)e £»anblungcn, roeldje einen befonberen barauf geriet)*
toten AüüenSaft ber Täter HoraitSfeben. Sobann mirb ber pfpdjifcbe
'^roang als eine Verlegung ber perfönlidyen Freiheit ober als Er*
pre'fung nach bem geltenben otraftedyt nur gcafjnbet, menn er in ber
Änbrdjung eines Verbrechens ober Vergehen* befteht (§§ 21*2, 234
StOiV.;. Von biefent Erunbfap meidjt bie ^eftimmung ber §§ 181
unb 1 s_: AUgem. ©etuerbcorbnung ab, ba bie gemeiufchaftlidye (Sin*
ftellung ber Arbeit [ich als ein Verbrechen ober Vergehen nicht
charatterifieren läfet, folange bie .'panblung, Hon bem einaelnen Her*
übt, nicht ftrafbar ift. Ter llmftanb, bah mehrere au einer Her*
brecberifchen .oaublung fich berbinben, gibt gmar in ber Aegel einen
©ritiib 31 U Schärfung bei* Strafe; bas Strafrecht kennt aber fonft
foiiioü Jyall. mo eine au fich erlaubte £>anblung baburch 8 um ®er*
brechen ober Vergehen mirb, bah mehrere fie gemeinfchaftlidh Herüben
ober fich baju Herabreben.
„Eine berartige llmmanblung ihres (SharakterS läßt fich aud)
aus l er Vc$ief)ung nid)t herleiten, in meld)er bie $anblmtg bet ge*
mei»iid)ajliid)eu Arbeitseinteilung 8 « bem Wechte beSjenigen fleht,
gegen meldien fie gerichtet ift. 2BaS jeber einzelne Arbeiter 3 U tun
befugt ift: bie Arbeit ein^ufteilen, fomeit nictyt HertragSmäfeige Ver*
pfliriiliingen ihn Uinben, mirb gegen ben Arbeitgeber nicht 8 U einem
11 uredit ober einer AedjtSHerlehung, menn alle Arbeiter gleichseitig
es tun. Ire- märe ein nidit 511 löfenber SBiberfpruch/ menn biefer Hon
mchiercu ( *u forbern berechtigt fein follte, maS jeber einsclue ber*
felbcn ,;.i nerfageu befugt ift. Xasfelbe gilt umgekehrt bon bem Ver*
hältnis bes Arbeiters 311 m Arbeitgeber im ^alle ber ISntlaffung. X'ie
Anomalie tritt hier nur noch um fo fdyärfcr berHor, als ber ctnselne
Arbeitvl/crr feine uod) fo 30 h Ir ei dien Arbeiter fämtlid) gleichseitig
entlaffcn kann, ohne bafe er bem Stvafgefcp Herfällt.
„X'ainit ift ber Vuntt angebcutet, in mcld)em bie Vorfchrift ber
^ i>i unb 182 Allgemeiner (itemerbeorbuung audy in bas VnHat*
reu t als Ausiiahmcbeftimmuug eingreift. Xer freie (Gebrauch ber
Virbiiisfraft unb bie freie Veftimmuug ber Vebingungen, unter mel*
dr.vt Arbeit geleiftet mirb, bilbet im Vereidi bes Vrinatredits bie
Aegu, voeldie in ben 184 uüb 145 ber Allgemeinen ©emerbeorb*
mmg bezüglich Der gemerblidjen Arbeiter befonberen AuSbrucf ge*
fuiibeu liat unb meldie aud) besiiglid) aller übrigen Arbeiter als Aus*
flu|; oer Freiheit ber Verfon unsmeifelljaft gilt. X)ic Vefd>ränfungeu
ber Moalitionsfreiheit enthalten eine V e f d) r ä n t u n g in ber
S IL* a h i D e 1 Vt i 11 e l, meldie auf bie Veftimmung ber ArbeitSbebin*
gungen uuD naiueutlich bcS Arbeitslohnes einmirten können, inbem
fie bie Vuabrebimg ber gemciufdjaftlicheu Arbeitseiuftellung, burd)
meldie ber Anualime ber Vebinguugen Aadibrucf nerfdiafft merben
füll uuo melclie einen foldien Aadjbrud 3 U geben befonbers geeignet
ift, ausfdilieften.
„Tiefe (^rtiuigungen über bie reditlidyc Vebeutung bes C^e-
fe^es haben infofem einen mehr als theoretifdyen ^ert, als jidy
banady bk Sortmtlicrung ber 33 ebürfniSfrage beftimmt, meldie
ber öcfeböcber fid) no^itlegen hat' ehe er 8« «iner Änberung
beftehenber ©efebe üdy'entfdiicBt. Tiefe 'Sragc ift bei einem
Aitoahiircgefeö, il>ic bas Hbrliegettbe, «id)t bahin 8» ftellen, ob
©riinbe Horlyanben ftnf), bas ÖJefefc aufsuheben, fonbern ob
. ©riinbe Horlyanben finb, es beisnbehalten. @S mnfe bie s J?ot»
menbigfeit ber Sortbaner, nicht biejenige ber ^Befestigung be*
mtefeg merben. Tie ©tgatSregierung hat ftdy r Hon biefer Auf*
faffmtg leiten (affen, alt fie in ber (Srfläntng Hont 1.1. gebmar '
. I860 baS BebiirfniS einer Anbenmg bes ($efebe$ ‘51001* ynin=
3tHicH anerfamtte, gleidfmohl aber noch meitere (grmittümgert
fid) Hörbebtelt. 3 ie burftc bie (Gelegenheit sur Rührung bes
öegenbemeifeS nicht auSfdyliefeen unb nrufete fich beShalb nnb
mit Sitdiicht auf ben poIiseHichen (£hnrafter bcS (^efehes Hpr*
erft non ben in ber fBrayiS über bie Änmenfrimg besfclheri ge*
machten Erfahrungen unb non bem Urteil beriemgen, n>eldye bei
ber Änberung $nnädyft beteiligt finb, unterridyteu.- AuS ben Er¬
gehn i ff en ber Ermittlungen hat fiejeöpd) bie Überseugimg nicht
geminnen können, bah bie ^otmenbigfeit, bie beft eben ben Ve*.
fdirötifungen ber Koalitionsfreiheit aufredytsitlyalten, bargetan
fei. 8ic erachtet nielinchr auch Hom Htaftifd)en (GefichtSpunfte
aus bie (Griinbe, melche gegen bie ^Beibehaltung fpredyen, für
iibermiegenb.
„Taft baS KoalitionSnerbot g e g c.tv b i e A r b e i t.g c b e r
eine praftifefje SBebeutung n i dy t hohe, liegt in
ber s Jkatnr ber Verlyältniffe unb mirb burdy bie Erfahrung bar¬
getan. £$eber inbuftrieüe Unternehmer hübet fchon für fidy nady
ben sutreffenben Porten 9kofd)erS feinen Arbeitern gegenüber
bie planmäfeigfte, fonaentriertefte unb ftetigfte Union. Er be*
barf nicht ber Koalition, um gegen bie Arbeiter einen 3tt>ang
sn üben, au meldyent er fdyon allein bie auSreidyenbe Hlkadyt hat.
Schreitet er aber baait, fo kann bie fBerabrebung auf mentge
Teilnehmer fid) befchränken unb Hermöge biefeS UmftanbeS unb
mit ^ilfe ber Mittel, meld)e bie größere Umficht nnb bas
gröfeerc Vermögen gemähren, in ber Stille eingeleitet nnb
burchgeführt merben, ohne bafe fie nadymeisbar mirb. ^n bei*
Tat ergeben bte in ben VcrmaftungSbcrichten niebergekgten
ftatiftifdyen Ermittlungen über bie praktifdye Anmenbung bes
(GefeheS, bafy auf (Grunb bcS § 181 bei* Allgemeinen (Gcmerbe*
orbnung gegen A r b e i t g e b e.r. bisher n i r g e n b
eine Strafe Her hängt morben ift. . : . ES hnnbelt fidy
baher eigentlid) nur um bie gegen bie Arbeitgeber gerichteten
Koalitionen ber Arbeiter aur ArbettSeinftellnng.
„Ter Verfuch/ bie s ^otmcnbigkeit bet* Beibehaltung bes
barauf beaiiglichcn Verbotes barautmt, geht Hon ber Annahme
aus, bafe baSfelbe mit prattifchen Nachteilen nicht Herbnnben
fei. TaS Verbot befchränke bte i nbit» ibuelJe Freiheit in
keiner SBeife, ba jeber cinaelne Arbeiter bie Befugnis habe, baS
ArbeitSoerlyältniS nach Horgängiger Künbigung aü löfen unb:
anbermeit Arbeit 51 t fliehen. ES könne aber auch auf bie
materielle Sage beS ArbeiterftanbeS nachteilig rtidyt einmirken,
ba biefe Önge fidy mährenb unb trbts beS B^ftelyenS beSfelben
ftetig gebeffert habe. Tic Söhne feien arigemeffen geftiegen, unb
bas BebiirfniS an Arbeitskraft fei faft überall gröfecr als bie
Mittel an feiner Befriebigung. Nachteile mürben bagegen aus
ber Befeitigung ber Verbote ermadhfen, ba infolge berfelben bie
Arbeiter häufiger als bisher am* Einftellnng ber Arbeit fehretten
mürben, menn nudy aus keinem anberett (Grnnbe, als um bte
neue Freiheit an nerfuchen. ArbeitSeinfteHnngen aber feien
unter allen Umftänben ein Übel, fomolyl für bie Arbeitgeber
unb Arbeiter als für bie VolkSmohlfahrt überhaupt.
„Tah bie KoalitionSbefdyränkitngcn für bie materielle
Wohlfahrt ber arbeitenben Klaffen nicht binberlid) finb, ift im
allgemeinen nollkoinmen ridytig. . . . Ter Sah, bah bie N?engc
bes Kapitals, mcldyeS Arbeit 311 kaufen bereit ift, im Verhältnis
311 ber SNeuge berjenigen, melche Arbeit 311 Herfanfen bereit
finb, ben Vveis ber Arbeit beftimme, ift inbeS eine SBabrheit,
melche ihren konkreten Ansbrud für ben einaelnen Sali nid)t
unmittelbar unb non felbft, fonbern mittelbar burdy ein ^anbelrt
amifchen Käufer unb Verkäufer erhält unb biefeit AuSbrucf in
bem SNahe fdyneller nnb fidjerer erhalten muh, in melchem bas
•Öanbeln amifdyen ben Varteien frei Hon jeber äuheren Be*
fdyränfung ift. Jsn biefent Sinne ift es non VJert, bah b i c A r -
beit e r in b e r V e r c i n i g u n g bie Kraft f it ch e tt
können, meldie bem einaelnen abgebt, um burdy bie Anbrobung
gemeinydiaftlidyer Ärbeitscinftellung ein richtigeres Verhältnis
in ber Bemeffuitg bes SolyneS 311 m Unternchmergeminu herbei*
aufiihreu... . - Tie Einmirfung auf bie Arbeitslöhne ift jebody
(Soziale ^raj;i£ unö Arepio für Volfsmohlfahrt. XXVII. Nr. 1.
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cb^o toenig baS cingig mögltdje JJiel ber Koalitionen, mie bie
Spolye bcrfelbeu baS SBopl unb Bßcpe bet Arbeiter allein bebingt.
Tie Koalition fann aucf> anbere an fid) nid)t Permerflicpe Smecfe
haben. ... . .
„Ungleich mid)tiger erfdpeint jebod) bie Ginmirfitng,. meldje
bie KoalitionSbefcpränfungen auf baS p e r f ö n I i d) e Ver¬
ba I i v i * 5 io i (d) c n Arbeitgcberunb Arbeiter
äußern fönnen.
„Taft baS Gefcp bcui Arbeitgeber gegenüber ohne prafttfdjc Be-
beuimig fei, ift bert Arbeitern nicht Oerborgen. Tic Gmpfinbung baoon
erzeugt baS NiißocrftänömS, baß bie Befcpränfimg Iebiglicp gugunften
ber Arbeitgeber befiepe unb biefen bie Aiacpt oerleibe, bie ßöpne
nach ihrem Vorteil au beftimmen. Tamit ift ber Anreia a u Arbeite»
einfteUnngeit auch ba leidjt gegeben, mo bei ridjtiger Ginficpt ein
Anlaß bagu nicht gefunben morben fein mürbe. TaS Sftißtrauen,
mekpcS mit bem Irrtum oerbunben ift, fcpließt gugleicp bie frieblidje
Ausgleichung burd) redftacitige Verftänbigung aus. Koalitionen aur
ArbeutfeinücIIung gefdjepen trop beS Verbotes, bismeilen megen beS-
feiben, in jebem $aEe unter möglidgter Verheimlichung ber Vor-
bereiamg. >aie treten in bie öffentlichfeit erft, menn fie aur Aus¬
führung, gelangt finb. (Sine gütliche Vereinigung über bie Tiffcrcngen
tft bann frbmferiger, toeil bie Teilnehmer burch Verfprechungcn be¬
reits gebuuben finb, unb meit in ber Ncgel bie ruhigeren unb foliberen
Arbeiter, meldje unter, anberen Umftäuben ihren Ginfluß mürben
haben gcüenb machen fönnen, baoon aus Nütfficpt auf baS Verbot
iid) gurüdgehalten hüben. SBenn.ein Verbot nicht beftept, menn bie
Umfiänbc, melcpc ben Arbeitern begrünbeten ober unbegriinbeten An¬
laß aur Klage geben, oon üornherein offen besprochen unb oertjanbelt
mcrben bürfen, ohne bie Gefahr, bei Überfdmeitung ber nicht immer
leicht erfennbaren ©rcitglinie, bem Strafgefcp a u oerfallen, bann
mirb jener 3Beg gütlidjer Vcrftänbigung öfter mit -Grfolg betreten
unb um fo mehr gut Negel merben, als aus ber Abneigung, eS au
tun. bit für ben Irrfolg ungiinftige Vermutung entfteht, baß bie ge*-
ftettten ftorbmutgen uiibegrünbel ober unbillig feien. Taß biefe Gr-
martung nid)t grunbloS ift, bafiir geben bic Aufteilungen über bie
bisherigen Arbcitseinftetiungen einen nicht unermiinfepten Anhalt.
einer g«Mreid;en Afenge oon ^fällen ift cS fd>on feither gelungen,
Konflifte gmifrijcn Arbeitgebern unb Arbeitern gütlich a u oetgleicpen
unb baburd) bropenben Arbeitseinteilungen oorgubeugen. $n ber
Negcl ift bies unter Acitmirfung unb burd) Vermittlung ber Bcpörbeu
gefächen unb alsbami oon einem geridjtlidjcn Verfahren megen ber
Teilnahme abgefchcn morben. AHerbiitgS mag bie fpinmeifung auf
ba» ©’irafgefep bic Bepörbcii bei bei' Vermittlung Öfter üut'ctftöpt
haben. T a ß aber Vergleiche in biefer Art guftanbe gefönt men finb,
bemeift, baß aud) Oon bem anbereu Teile nadjgegeben morben ift, unb
baß bie Bcfcpmerben, um meld)c eS fich panbeltc, ber Begrüttbung
nicht entbehrt hoben fönnen. ...
„TaS ^anptargument ber Berteibiger beS ©efeßcS, baß
beffen Aufhebung saplreidje Arbeitseinteilungen nad) fid) sieben
merbe unb baß biefe megen ihrer folgen unter allen Ilmftänben
3 u oermdbeii feien, finbet in ben oottftebcnb Angebeuteten
©vünben bereits teilroeife feine Sßiberlegung. Tie SD^ögli^feit,
ba& bie föefeitigung 311 aaljlrcidjeren Arbeitseinteilungen Anlafe
geben fonne, ift nicht unbebingt gu oerneinen. GS ift fogar
mahrfcheinlid), bafe Vcrfuche bagu loenigftcnS in ber erften Seit
toerben geuiadjt unb baß biefe Verfud)c, 311 m Teil bon mangel¬
hafter Ginfidjt auSgehenb, UnocrftänbigeS ober UnbiEigeS an-
ftreben merben. GS fragte fich inb-eS, ob biefe AuSfidd bie
Staatsregierung abhalten barf, bic Aufhebung eines Verbots
in Vorfchlag 311 bringen, beffen Viarigel an innerer Berechtigung
fie anerfennt, mdd)eS einen nur ungeniigenben ®d)up gegen baS
beforgte Übel bilbet unb mit Nachteilen oerfniibft ift, meld)c eS
felbft 311 einem Übel geftaltcn. Sie hat biefe jjrage berncint,
fomeit cS fid) eben nur um bie einfad>e ArbeitScinfteEung refp.
beren Verabrebung hanbclt. Tie folgen einer folchert ArbeitS-
einfteEmtg treffen in ber $anptfad)e nur foldjc Sntereffcn,
mdd}e im Bereich beS BribatrcdjtS liegen unb beren SBahrung
unb Sidjerunfl ben Beteiligten felbft am gmeefmähigften über-
taffen bleibt. TaS Sntcreffc beS ÖerneinmohlS ift babei nur
mittelbar beteiligt, infomcit burd) baS GinfteEen ber Arbeit bie
C^iiterergeuguug fid) minbert unb ber SBohlftanb baburch eine
Ginbu&c crleibet. A 11 e i rt Arbeit unb © ii t c r e r 3 e u •
g u n g finb n i d> t S c l b ft 3 m e cf. Nicht ihre ÜNenge, fon-
ber bie Art beS TafeinS, melchcS fie bem Arbeiter ermöglichen,
beftimmen ihren Bkrt. Gegenüber ber a 11 g e m einen
B r 0 b u f t i 0 n i ft ber B e r l u ft burd) partielle Ar¬
beit S c i u ft e 11 11 it g c n ii b e r b i e S nu,r f l e i n unb fd)on
um besbalb nid)t in ooller Summe als Berlnft in Anfap 311
biingcn, meil bie ArbeitScinfteEung einem beftimmten Unter¬
nehmer gegenüber nid)t ohne meitercs gur Solge hat, bafe bie
Arbeite; überhaupt nicht arbeiten. . . ."
Tic NbtiPe gehen bann gur Begriinbung be§ fogenannten
ArbeTtSmiüigcnfd)upeS über, mie ihn bie befannten §§ 152II
unb 153 N©£. heute noch enthalten, hierin finb fie, mie fid)
aus $?ft 56 ber „Schriften ber ©efeEfdjaft für Sogiale Neform"
S. 47 ff., ergibt, ihrem ©ebanfengange unb ihren ^Folgerungen
nach überholt. Bon gcfd)id)tlid}em Vierte aber ift, maS fie am
Gnbe noch über bie 3Birfung beS KoalitionSOerbotS in ber
Sanbmirtfcf)aft auSfiihren. GS heißt ba:
«5u begug auf bie 1 ä u b l i d) e n Arbeiter ift baS ©efep mit
geringfügigen Ausnahmen unpraftifdj geblieben. Tie Statur bet
Verhciltiüffe ftcht hier ber Bilbung oon Koalitionen mirffamer ent¬
gegen als jcbcS Verbot. Tie ftänbigen Arbeitsoerhältniffe, melche
auf Idngerbauernbeu Verträgen beruhen, bie räumliche Trennung
bei* Arbeiter, meldjc ein gemeinfchaftlicheS Raubein erfchmert, bic
Aiöglid)teit, für bie länblid)cn Arbeiter, melche einer fpegieflen Vor-
bilbung in geringerem A2aße bebitrfen, leidster Grfap gu firtben, aHe
bief? BJontciite ftchen ber BeforgniS entgegen, baß hier Koalitionen
gur ArbeitSeinfteÜung in irgenb erhebli(hein AZaße nach Aufhebung
ber befdjränfenben Beftimmungen entftehen merbeit.
„Auch beaitglid) ber Grntearbeiten läßt fich eine Gefahr,
mie fie oon -mehreren lanbmirtfdjaftlidjen Vereinen beforgt mirb, mit
Grunb nicht ermatten. Tenn fomeit 311 t Seiftung biefer Arbeiten
bie Arbeiter OefonberS gebungen merben, muß Oorher eine Oer-
tragSmäbigc Ginigung ftattfinben, burch melche auch ^i^ ^ähc
bes Arbeitslohnes feftgeftellt mirb. Bridjt ber Arbeiter biefen
Vertrag nnb oerlangt oor beffen Grfüüung höheren Sohn, fo Oer-
fäüt er ben Strafbeftimmungen ber §§ 1 unb 2 beö GefepeS 00 m
24. April 1S54, melche ben eigentlich praftifchen Kern biefeS Ge*
fepeS btlben. Tie Anbetung berfelbcn liegt ebenfo menig mie bie*
jenige beS § 184 Allgemeiner Gemerbeorbnung, melcher ben eigen¬
mächtigen Bruch ber Arbeitsoerträge fomie groben Ungehorfam unb
beharrliche UßiberfpenftigJeit gemerblid)er Arbeiter gegen ihre Ar¬
beitgeber unter Strafe ftellt, in ber Abficht. Sie merben auch fünftig
ein auSreidjenbeS Dieprcffiomittel gegen ben Bruch ber Verträge bar¬
bieten; auf Sohnforberuugen, meldje Oor Abfchluß beS Vertrages ge-
ftcUt merben, finben fd)ou bie befteljenben Befchränitungen feine An-
menbuug."
N?an mirb gemiß ben B?otiben b-eS ©efepentmurfS Pon
1866 nid)t in aEen Gingelheitcn mehr beipflichten moEen.
Süufgig Söhre tmrtfdjaftlidjcr unb gemerffd)aftli^er Gntmid-
luiig bebeuten gu Piel, als baS man bamaltge Argumente unb
Betrachtungen PorbehciItloS auf bie ©egenmart anmenben
fonnte. 3Keld)e Uuiiftönbe 3 . B. jept entfeheibenb für Auf¬
hebung beS lanbrnirtfcbaftlicpen StreifoerbotS inS ©emidpt
faEen, baS hat ber ArbeitSredjtSauSfdpuß ber ©efeEfdpaft für
So 3 iale Neform int Tertteile feiner fdhon ermähnten Sd)rift
ütergeugenb bargelegt, mo Por aEem auf bie praftifdic Nup-
lofigfeit beS Verbots einerfeits, baS BerantmortungSbemußt-
fein ber organifierten Arbeiterfcpaft anbererfeitS hingemiefen
mirb. BBaS aber an ben SNotiPen Pon 1866 fo ungemein bc-
ad)tenSmert unb Porbilblid) ift, baS finb bie PöEtge BontrteilS-
lofigfett unb ber ftarfe ©eredptigfeitsmiEe, mit bem hier bie
preußifdpe Negierung an eine für bie bamalige 3eit fepr
fdüoterige SNaterie heranging. Ter Bßunfcp, ber Arbeiterfcpaft
baS ©cfiipl gu nehmen, baß fie unter AuSnahmeredit ftehe, mar
bamals ber ftarfe unb PolfStiimlicpe Antrieb beS ©efepgeberS.
£ 5 in gleidjett ©eifte muß heute bie Neuregelung beS KoalitionS-
redjtS ber Sanbarbciter angefaßt merben. BBaS batnalS tnöglidh
fd)ien, ift eS heute auep unb erft redpt.
|Ul0fincme ^öjialyolittk.
©rfiirffol beS SJoIfcö ift bein eigenes.
t Von Nobctt © dp m i b t, 3)?. b. N.
Leiter ber Scgialpolitifcpen Abteilung ber Generalfommiffton ber
Gemerffchaftat TeutfchlanbS, Berlin.
Tie fiebente Kriegsanleihe mirbt uni bie ©unft ber ©elb-
geber, fie menbet fid) an ben fleinen Sparer, mie an ben großen
Kapitaliften; auS aEen BoIfSfreifcn miE fie bie üNittet gu-
fammentragen, 11 m bapeirn unb braußen bie Kräfte beS BBiber-
ftanbcS 3 n beleben. BSir bringen ipr feine freitbige 3nneigung
entgegen, benn fie Pergrößert bie Saft ber Sd)ulbfned)tfd>aft,
in bie uns ber nngliicffeligc Krieg pineintrieb. Aber gegen-
märtig gibt eS fein 3flgen unb Bangen, an ber ©renae ftebt
ber Seinb, ber jebe Sdimädje unfercS BoIfS rürffid>tSloS auS-
niipt, ber mit feinen ÜNiEtonenpceren, menn er über bie beut-
fdjett [Jlurcn bapinrafen mürbe, Bßerte Pernidptete, bie pöper
ftepen mürben, als bie Sdpulb, bie mir unS auflaben.
7
Soziale fragte unb Ardfib für Volfsmohlfahrt. XXVII. 9h'. 1.
S
Vor uns fteht baS biiftere Vilb, tute eS in ben beutfrijen
tauben auf eben mürbe, mentt bic großen Subuftrieftäbtc zer*
trümmert, baS ßanb in eine ©inöbe oermanbelt, Hanbcl unb
VerFehr FraftloS bantieberlägen. SBäre eS niefjt tieftraurig für
uns unb nnfere Racbfommen, meint mir auf einer fold)ett
Drünuuerftätte baS neue Deutfd)lanb aufbauen ntüfeten? So*
lange mir noch ben Schüfe cmfridjten fönnen gegen bie ©emal-
ten, bie Deutfd)Ianö mirtfcfjaftltd) unb fultureH Oernirfjten
moilen, foll eS gefc^cfjen. Das Sd}tcffal beS VolfeS ift bein
eigenes! SD^it ber Vernichtung ber Snbuftrtc unb beS HanbelS,
mit ber Vermietung bcS beutfeben AcferS mürbe 'bie beutfdjc
Arbeiterschaft tief in ihrer fozialen Stellung finfen. ArbeitS*
lojigfeit unb niebere Söhne mürben bie bentfdje 9rrbeiterfd>aft
in ihrer Öebenshaltung hiuabfd)lcubern auf baS RiPeati ber
riirfftänbigften Völferfcfeaften, bie heute in buntem ©enttfd) ben
Heerbann unferer geinbe geftärft höben.
Daoor moHen mir baS beutfdje VolF bemahren, eS mirb bie
©itter, bie eS in Steife unb harter Arbeit fefeuf, nidht benen
iiberlaffen, bie mit gierigem Verlangen nad) bent Vcfife beut*
idjer Sanbe tradjten. 2öer es Permag, mirb ber Kriegsanleihe
feinen STnteit Überreifen; eS mirb Pon ihm Fein Opfer per-
iartgt, benn bie Vergiinftigung, bie ihm für feine Spargrofdjen
geboten mirb, ift höher, als? ihm oon irgenbeiner anberen 0telle
für fid>ere Anlage in AuSficfet fteht. Da untere geinbe ben
griebenSerittahnungen unzugänglich finb, jebeS griebenS*
angebot mit lautem KrtegSgefd)rei beantmorten, fo tnüffen bie
Mittel herbeigefdjafft merben, bie zur Verteibigung beS San*
bes, zur Hilfe für notteibenbe gamilien, zur Unterftüfenng ber
äöitmen, Söaifett unb Snoaltbett erforberlid) finb. SBer'ntdjt
bie KriegSfttmmung unferer geinbe ftärfert milt, ber ntufe zum
(Erfolg ber Kriegsanleihe beitragen.
Die Crgaitifötion bc* ReidjsiöirtfcbaftSamtS
Mt in ber Sifettng beS Reichstags am 20. September Pom
jk;d)SfcfeabfeFretär an ber $anb ber hierfür oorgelegten ©elb*
vröeritngeu (©el) älter für 1 vstaatfefretär, 2 itntcrftaatS-
•'h etäre, 3 Dircftoren, 1 Dirigent) befprod)en morben. Vei ber
"eilung bes Reid)Samts beS Innern, fo führte ber Staats«
. etär aus, hanbte eS fich um eine Materie, bie fdyon iahr-
ehntclang bas .'paus befdiäftigt hat:
©inerfeits wollte man bie f o z i a l e © e f e b g e b u u g Dom
Reidisamt öes guncru trennen unb einem befonöeren Amt lebiglid)
für Sozialpolitik iibermeifen. (Sin anberer ©eöaiifengang ging öahin,
aus bem Reichsamt bes Innern eine .panbelsabteilung abzutrennen,
bie OoUgefebgebung Dom Reichvfdjabamt lüszulöfen unb and) bie An*
gelegenbeiten, mit benen bas Auswärtige Amt auf biefeiu (Gebiete zu
tun bat, mit bet Abteilung zu Dcrfd)iuelzen. Dtcfe Vorfdjläge hoben
bie ^uftimmung bes Hanfes nicht gefunben, meil man fid) auf bcu
Stanbpuuft ftellte, baß m i r t f d) a f 11 i d) e unb fozialpoli*
l i f d) e Angelegenheiten untrennbar berbunben
bleiben miiffen. Dies namentlid) in bezug auf fragen beS Ar«
beit e r r e dj t s. lis liegt im ■eigeufteu putereffe ber Arbeiter, bafe
luirtfdiaftlidre unb fo^ialpoliiifdic fragen in einem SReffort bereinigt
bleiben. Xie Vorlage trennt bie iöirtfdjaftspolitif unb 0oäialpoIitif
bum 9ieid)samt bes Innern ab unb bereinigt iie in einem neuen
tKeidiS'amt. Xem bcrfleiuertcn SHcidjsamt bes Innern bleiben fuh
tu teile Aufgaben, alfo ber Kreis beseitigen Aufgaben, bic in
ben Iriuzelitaaten bie iUiiuiftericn bi’S Innern unb bc§
Kultus zu erfüllen haben. Xiefe Aufgaben merben and)
in ,Hufunft fehl' groß fein, namentlid) mährenb ber Übergangszeit.
Xer uorliegeiibe Vorfd)lag hat bas Verbieitft, bie große V e b c u *
lang ber « o z i a l p o l i i i f in meitgehenbem ibiafee zu beriid=
fiditigen.
Aus einer ber Vegrünbung bes (lefeßeutmurfs beigefügten Xeuf-
fdirift fei folgen bes angeführt: Xie gegnimärtigen Aufgaben beS
dieid)samts bes Jauern lajfeu fid) in brei große Wruppeu einteileu:
1. bie innere 'Palitif bes :H ei dies im engeren Sinne, b. h- bie Ve=
arbeitung ber fragen ber inneren Vcrmaltung auf all ben 0k’=
nieten, auf benen bas lUeidi nad) Artifel 4 ber iWeid)soerfaffuug ,^u=
(tünbigfeit erlangt hat, 2. bie «ozialpolitit im meiteften Sinne, mozu
nidit nur bie Arbeiterfiirforge, fonberu and) bas ganze ©ebiet bcS
hemerberedüs unb bes fojialen Verfid)erungsmefens gehört, 3. bie
irtfcbaftspolitif, insbefonbere bie ÜbergaugSmictfdiaft nad) bem
Mliege, ^n ithereiuitimmung mit ben im Reichstag Don ben Webuern
nahezu aller Parteien heruorgehobenen Ok’fid)tSpunften finb aud) bie
oerbüiibeten .Regierungen ber Anfid)t, baß eine Teilung nur mit
her it'i'aßgabe in <vrage fommen faiui, baß bie Sozial* unb SBirt=
idntftspolitif in einem Amte pereint bleiben, ©etabe im ^ntereffc
ber Arbeiterfiirforge unb eines euergifdjeii unb zü'lbemußtett Vor*
gehe ns auf fozialpolitifd)eni ©ebiete liegt es, baß bie gcfcl?geberifd)c
Vlrbeit Don berfelbeu Leitung ausgeht unb getragen mirb, bic bie
Virammortuug für bie 2Birtfd)aftspolitit beS' Reiches trägt. £)iefe
Auffaffung führt bazu, baß bie Sozial* unb SBirtfchafiSpolitit in
einem neuen Reid)smirtfd)aftSamt zufaimnengefaßt mirb, mährmib
bie gefanite innere Reidisuermaltung, b. h- alfo bie Sßahntehmuug
aller ber Reid)Sleituitg oblicgenben ©efchäfte, bie in ben Ginzcl*
ftaaten ben älOitiftern bes Ämtern unb bes Kultus zugemtefeu fiiib,
bei bem Reid)Samt bes pttneru Derbleibt, üpieruuter fallen alle An*
gdegenheiten, bie bisher in ber Abteilung 1 bcS ReidiSamtS bes ^n=
nent bearbeitet morben finb mit Ausnahme bes AusftellungsmefcnS,
ber 2Ö o h n u n g $ f ii r f o r g e unb ber Neutrale für A r b e i t S *
nachm eife, bie zunt ReidjSmirtfdiaftsanit gehören, fomie ferner
aus ben Abteilungen 2 uub 3 bie nadjftehcnb bezeichneten ©egen*
ftänbe: bie ReligiouS* unb Kirchenfachen, bie ^rauenfrage, bie Vrii*
fung ber paiibfeucrmaffeu, bas Ausmanberuiigsmefen, alle Kriegs*
fd)äbenaiigelcgenheiten, über bie in ber geheimen Registratur 3 Alten
geführt merben, mit Ausnahme ber Sdjäben ber AuslanbSbeutfchcn,
fomie bie ©efdjäfte ber Unterabteilung 3 b mit Ausnahme ber lanb*
unb forftmirtfd)aftlid)t'n Viologie. Alle anberen Angelegenheiten, ins*
befonbere alfo alle ©efchäfte ber Abteilungen 4 uub 5 mürben, mit
AuSnahui-e bcS Aufgabeufreifes bcS Vateutamts, für ben in Über*
einftimmung mit ben aus ber SHittc bes Reichstags mehrfach, zu=
lepi bei ber Veratnng bes Haushaltsplans für 1917, erfolgten An*
reguugeu bie ilbeemeifung an baS ReidjSjuftizamt beabfidjtigt ift.
Zur ^uftänbigfeit bes ReidjSmirtfchaftsamtes gehören. XaS Reichs*
mirtfdjaftsamt mürbe zvuei Hauptabteilungen, eine fozialpofitifche unb
eine mirtfdjaftspoiitifdje — jebe unter einem llnterftaatsfetretär —
haben, Don benen bie fo^ialpolitifdje in zmei Unterabteilungen, bie
mirtfd)aftSpolitifd)e in brei Unterabteilungen zerfallen füllen. @iu
genauer ©tat für beibe Ämter läßt fid> zurzeit noch nicht aufftcUen.
«Schon je^t aber fteht feft, baß eine nicht unerhebliche Vermehrung
ber 3 a hl tkr Dortragenben Räte uub bes VureanperfonalS unerläß*
lid) fein mirb.
Vorlage ift am 20. September ohne lociterc ©rörtc*
ntng bem HauptauSfchuffc übermtefen morben, ber fie fofort
ani ^age baraitf beriet. Xabei fehlte eS nid>t an Anregungen
unb Aufteilungen. Abg. ©raf Vofabomsfp erFlärte fid) bamit
cinberftanben, bafe Sß i r t f d) a f t S - unb 0 o z i Q IP o l i t i f
in einer $anb bereinigt mürben: ein unb basfelbe Amt müffe
bie S-ragcn nmfaffen, bie buvd) bie fozialpolittfcfeen Aufgaben
geförbert unb bie burd) fie befdimert mürben. Abg. 0trefe*
mann bagegen bcfiirmortcte eine Teilung beS Reid)SanttS beS
Qnnern in brei neue Ämter: Reichsamt b. Q., Reich^hanbcls*
unb R c i d) S a r b c i t S a nt t. Xiefen Vorfchlag nnterftüfete
Abg. T4r. X>nt>ib mit bem Hinmeis auf bie mactifenbc Vebentung
ber fozialpolitifd>en gragen; er bradjte namens bei* Sozial*
bemofraten ben Antrag ein: „£en ReicfeSFanzIcr zu erfufen,
eine Dreiteilung.bes Reiri^amtcS bcS Innern in ber SBcife in
bie äöcge zu leiten, bafe b i c f o z i a I p o l i t i f d) e n fragen
ihre 3 u f a m m e n f a f f n n g in ei n e m R e i d) S *
a r b e i t S a m t f i n b e n." Abg. ©rzberger teilte mit, bie
ScntrumSpartei höbe zu ber Vorlage nod) nid)t Stellung ge*
nommen. Abg. o. Vöper trat für baS Reid)Smirtfd)aftSamt
nach ben Vorfd)lägen beS RegierungSentmurfS ein. Der Rcidh^-
fchafefeFretär, ber bie Vorlage Pertrat — bie Abmefenheit beö
ReidfSfanzlerS unb feines SteHPertreterS mürbe Pon allen
Setten lebhaft bebanert —, erFlärte, ba§ Reid)§Fommiffariat
für ÜbergangSmirtfd)aft merbe an baS neue Reich^mirtfchaftö*
amt übergehen. Damit mar bie 1. Sefutig beenbet, eine Ab*
fttmntnng fanb nid)t ftatt, bie Söcitcrberatung unb ©ntfehei-
bnng mürbe Pertagt, bantit bie Parteien erft cnbgiiltig <zWU
Inng nehmen Fönnen.
gflterläni»ifili«r filfsliifn(l.
VriDatangeftellte tuib $)Uf$bienftgcfch.
Von Dr. A, H ö f l e , Verliit.
gn Ausführung eines VefchlnffeS ber Kriegstagung beS An
geftelltenauSfdmffes ber © e f e 11 f ri) a f t f ii r 2o|i a (e
Reform am 1. geüruar 1917 hat bie ©efeUfdiaft für soziale
Reform zufautmen mit ben ihr angefddoffenen VviPatange*
ftellten-Organifütionen ben mafegebettben Stellen eine ©ingabe
unterbreitet, bie bie höuptfädflidiften Söiinfdye ber Angcfteüten
zum .HUf^bicnftgcfefe enthält. (,,^oz. ^roy." XXVI, Sp. 3<0,
544, 765.)
1. 3unäd)ft mar eine Vertretung ber Vrioat*
a rt g e ft c 111 e n in bem ft ä n b i g e u A u S f d) u fe f ii r
bie 3 u f a nt m c n l c g u n g ber V e t r i e b c Pcrlangt
morben.
29ol)l finb bie AngeftclltcnDcrbänbc aufgeforbert morben, ört*
lidjc VcrtrauenSniänner für bie Verhanblungeu über bie Sufaimucn*
unb Stilllegung ber betriebe zu benennen. Die AngcftelltcuDcrbänbc
9
©oktale $ra£i§ unb SIrdjib für $8oIf§tboIjIfaIjrt. XXVII. 9Ir. 1.
10
i'V.YVtf
s *
9ur Herbeiführung eine» ehrenden Trieben* £
werben bie geroaftigen (frgebniffe ber ftriega'Mleihen ^
ebenfo in bie DJagfchale fallen, r&ie unfere burcfy ^
bas 6cf}a?ert errungenen großen Erfolge ?
bartttn ^etdjne! i
Soatale ^ragis unb Archiv für VolfSWoblfabrt. XXVII. Ar. 1.
12
aud) biefer Äufforberung cntf proeben. Auch finb bei ber gu-
^nlegung ber betriebe in ber fcestit- unb ©cfyufjinbuftrie S ^ l ' s
beitnebmervertreter gehört morben. Gine eigene Vertretung ber Sin*
gesellten in bem -genannten ftänbigen Auöfcbuß fehlt aber nod), ob¬
wohl ber AeicfjStag ben auSgefprodbenen Sßuufd} ber ©efeüfdjaft. für
Sogialc Reform ber Regierung gut Verütffid)tigung überwicfen ljat
(bergt. XXVI. Sp. 747).
2. Tet* gtoeite SBnnfd) bcgog ficf> auf bie G t n b c r u f u n g
ber Singe ft eilten mit Iangfriftigen Ver¬
trägen.
Stad) Ar. 3 bes „KriegSamtS", Amtlidje Mitteilungen unb Aad)-
richten, bebeutet bic gmangSWeife Gingicbung burd) bie Ginberuf ltngg-
auöfdjüffc einen toiebtigen ©runb gur fofortigen £öfung bc£ Ticnft-
berbättniffeS. $ür Angeftellte mit langen Verträgen unb inSbefon*
bere für bie älteren Angestellten, beiten es nach bem Kriege fdjwcr
fein tnirb, eine neue «Stellung gu befommen, liegt in biefen gefeß-
ließen folgen eine fleoße Spürte. Tag wirb in Ar. 13 bc£ „Kriegs-
amtö" auSbriicflicb äugegeben. Vegugneljmcnb auf ben § 72 $©V.,
ber bie ©riinbe für fofortige Auflöfung be§ TienftvcrbältniffeS an-
gibt, babei aber bie Veftimmung enthält, baß befonbere Umftänbe
eine anberc ^Beurteilung rechtfertigen fönnen, bat bag Kriegsamt in
bie Verfabtungöampcifung für bie GinberufungSauSfdjiiffe, § 31, eine
Veftimmung aufgenommen, bie bic Ginberufuuggau$fd)üffe ermäch¬
tigt, bei befottbercu Verbältniffen Aücffid)t gu üben. Tanad) fann ber
berangegogene £>ilfgbienftpflicbtiöe felbft Vorftetlung gegen bie £>eran-
giebuitg erbeben, unb ber AuSfcpuß ift angewiefen, bie Äufforberung
toieber gurüefgunebmen, wenn bie Auflöfung beg bisherigem Vc-
fcbäftigungöverbältniffeS einen übermäßigen Schaben bereiten mürbe,
fofern nid)t bie Vebiirfniffe beS §ilfsbienftgefeße3 übermiegen.
ber Verfabrung^anmeifung ift übrigeng aud) bem ^ntereffe beg priit-
gipalS Aed)nnng getragen, inbem ber § 30 beftimmt, baß, menn
ein £itfSöicnftpflid)tiger, ohne burd) eine befonbere Äufforberung
beS GinbcrufungSaugfchuffeS ßerangesogen 3 U fein, feine Vefcßöfti-
gung unter Aid)tad)tung entgegenftebenber Vcrtraggbeftimmungen
aufgibt, um in ben oaterlänbifdjen £>ilf§bicnft eingutreten, ber bis*
berige Arbeitgeber ben Vorfißeuöcn beg guftänbigen GiubcrufungS-
augfdmffcS bebufg Aufredjterbaltung beg Vejd)äftigunggDerbältniffeg
um feine Vermittelung angeben fann. Sdjließlid) fönnen Angcftetlter
unb 'Arbeitgeber bie unnötige Verfümmerung eineg Iangfriftigen Ver¬
trageg burd) bag AecbtSmittcI ber Vcfdjmerbe befämpfen. Vei richtiger
^>anbbabung biefer Veftimmungen fönnen bie ^ntereffen ber Singe-
ftelltcn mit Iangfriftigen Verträgen gemährt merben, Worauf bag
Vaperifcbe KriegSminifterium in feiner Antwort auf bie Gingabe
cigeng biumeift.
3. 2) i c 51 u £ o cft a 11 u n g ber 91 r bei t * n adi*
tu e i f e 6ilbete einen tneiteren punft ber Gingabe.
^n Ar. 6 beg „KriegSarntS" mar folgenbcr 9Beg angeorbnet
worben: Melbung bei ben VcrbanbSnad)Weifen bgm. Joilfgbienftmelbe-
ftellen, von ba SBeiterleitung an bie Qcntralaugfunftgftellen unb non
biefen an bag Kriegsamt. Tiefe Regelung ift vom Stanbpunfte beg
Angeftellten aug gu umftänMidj. Gg genügt für leben ©cneralfom-
manbobegirf ein Stellenvermittlungöobmann für bie faufmännifdjeu
unb teeßnifeßen 'Angeftellten unb bie SBeiterleitung ber von biefen Cb-
männern nicht befe^ten Stellen an eine Sluggleidjgftelle für bag gange
SHeid). 2>er Aeicbgtag bat biefen Vunft ber Gingabe ber Regierung
gur Grmägung übermiefen. ^)ag V a tj e r i f cß e ®ricggmini =
fterium febreibt bfrrgu: „Vegiiglid) ber Vitte 3 mirb auf bie anlie-
genbe gemeinfame Minifterialbefanntmacbung Dom 6. 3. 17, fowie
barauf biugemiefen, baß in Vapern bie ^ufammenfaffung ber Ar-
beitgnacbmeife, mie auch bon ber „Sogialen Vrarig" mieberbolt an-
erfannt mürbe, butdjaug befriebigenb burdjgefübrt ift." 2)ie $1 r i c g g=
a nt t 3 ft c 11 e 2B ii r.g b u r g febreibt: „giir bag Melbemefen unb bie
Slrbeitgbermittlung fiir ben baterlänbifd)en .(pilfgbienft beftebt in
Vabern bie gemeinfd)aftlid)e Vefanutmadning beg Ägl. Staatgmini-
fteriumg beg ^nnern, beg Ägl. Caufeg unb beg Äußern, beg ftgl.
Staatöminiftcriumg beg Innern unb beg Mgl. 5lricggminifteriumg
bom 6. 3. 17, auf bereit ^ 5, Slbf. 2 befonberg bingemiefen mirb. .Oicr-
nad) fönnen nid)t gemerbSmäßige Stellen- unb Arbeitguadgucife bon.
entfpredbenber Vebeutung nadi 'Anbörung beg guftänbigen .©aupt*
arbeitgamteg alg ^>ilfgbicnftmelbeftellen für örtlid) abviegrengte Ve-
girfe unb für eingelne 3meige beg ^ilföbienfteg bon ber ÄVrieggamtg-
fteUe gugeiaffeu merben. 2>en 'Angeftelltcnbcrbänben bleibt eg bem-
gemäß anbermgegebeu, entfprcdjenbe 'Anträge auf ^ulaffung alg£>ilfgi
bieuftmelbeftclle eingurcid^en." *^ie ^ r i e g g a m t g ft c 11 e 'JJt e b
gibt gu, baß ber bpn bem Strieggamt borgefebene SBcg umftänblid) unb
geitraubenb erfd>eine, jebod) miiffe grunbfäßlid) baran feftgebalten
merben, baß nidit nur bag Slrieggamt, fonberu and) bie Stricggamtg-
flcllen ftetg beit Überblicf über ben gefamten Arbcitgmarft il)reg Ve=
girfeg haben. Sie fogen. Kopfarbeiter fönuteu bon biefem 53ege nicht
auggefd)loffeu merben.
^n Ar. 22 beg „KriegSamtg" finb nun neue Veftimmuugeu über :
ben Arbeitsnachweis enthalten, ohne baß mefentlidje Änbcrungeu
ciugetreten finb. ‘Sie bisherige Crganifation ift beibebalten. fyiir bie |
Angeftellten ift bon Vebeutung, baß ber KricgSauöfdiuß ber ’tcdjni-
fcheit Verbäitbe unb bie gemeitinüßige faufmänuifdte Stcllcnbcrmittc-
lung in ben 'Apparat cingcgliebert finb. Xic VermittelungSftellen beg .
K’rieggaugfcbuffeg ber ted)utfd)en Vcrbänbe geben ihre überfebüffigen
Aielbungen unmittelbar an bie guftänbige ^entralausfunftsftelle (für
ben Cbmann bei* ted)itifd)en Vcrbänbe). ^ie Arbeitguadtmcifc für
faufmännifdje unb Viiroange ft eilte geben ihre überfebüffigen Mel-
bungen unmittelbar an bie guftänbige ^c'utcalaitgfunftgftelle, ;5)ic
3entralaugfunftgftetlcn geben bic Melbungen, bie fie nidit auSgleidjcu
fönnen, an bag Äaiferl. Stqtiftifcbe Amt, 'Abteilung für Arbeitet*
ftatiftif (pergl. Sp. 826).
4. £rc Sorbentng ber Gingabe, bag ^riegSamt möge fidi
imi bie (Behälter ber $ i I f g b i e n Jt p f l i d> t i g e n
tiimmern, ift bon bem Jftcidjgtag gnr Gmiagung iibciluiefen
morben. luitrbe folgcnbe Gntfchließung angenommen:
,,^er Angfdntß erfucht bag .Qrieggamt, ben in ben Atcfjt-
linien über bie Ginftellnng $ilf*bienf4>füd)tiger geforberten
„ortgiiblidien Cohn" fiir bie Verbältniffe ber faitfmännifdien,
tedmifchen unb VureauangcftcKten fo gu erläutern, bafi alv
„ortgiiblidics* ©ebalt" nur ein ben Fticgggeitlidien Verbältniffen
angemeffeneg (Schalt gelten fann."
.^ngmifeben haben fid) bie Crganifationen im Sinne ber fyor-
beruug meiter bemüht. Gg ift gu unterfdbeiben gmifdieu beit Auge-
ftelltcn, bie aff. £>ilfgbienftpflirijtige im ^icufte beg Staate*? ftelien,
uitb fofdieii, bie alg ^ilfgbienftpflidjtige bei Vrioatbetrieben tätig
finb. 3ur Regelung ber ©ebaltgperbältniffe ber erfteren haben bie Cr¬
ganifationen A2 i n b e ft g e l) ä 11 c r aufgcftellt unb bic Krieggamtg*
jtefleu gebeten, ben nadigeorbueten Dienftbcbörben Anmeifung gu er¬
teilen, bie Miubeftgehaltöfäße alg ©runblage für bie Vemeffiing ber
Angeftelltengebälter angmiebmen. ^agu fonnte fid) bag Krieggamt
jeboeb nid)t oerfteben. Die Krieggamtgftellen erhielten aber Att-
meifuug, mit ben Vertretern ber örtlidjcn Augeftellteu-Crganifa-
tionen fid) in Verbinbuug gu feßen, um bie ortgiiblidie Vegablung ber
Angeftellten gu ermitteln. £>ie fid> ergebenben ©ehaügfäße fallen
bann aud> für bic £nlfgbieuftpflicbtigen im C'icufte beg Staates maß-
gebettb fein.
^itr bie Angeftellten in Privatbetrieben mürbe vereinbart, baß
bie Crganifationen ^älle uugetutgenber Vegafjlung ben Krieggamtg-
ftellen unterbreiten fönnen. 'Sie Kricggamtgftellen fiub^ücrpflidjtet,
ben Vefd)merbeu nacbgugeheit unb gegebcuenfaUv auf bic firmen ein-
gumirfen.
5. Vcgiiglidi ber Abfdiaffnng ber geheimen .vi on -
f it r r c n g f l tut f c l n , bie auf eine glatte Vereitelung ber
fricgsomtlidien Abfelimgeliutg htnancdaufin, fonnte bag
.smeggamt feine .Sngeftänbniffc machen.
V>obl erttärte GrgcUeug ©roeiier im AeüUvlagc, er werbe gegen
bieienigen, bie bie Aechte ber Arbeitnehmer, mie fie im £>ilf*bienft-
gefeß feftgdegt finb, verfingen mollen, cbenfo fdiarf vergehen, mie
gegen bie Sträflicher, unb er erwarte von ben 'Arbeitgebern, baß fie
gu einer lopalen AugführLtiig beg .«pilfgbienftgefeßeg bag ihrige bei¬
tragen; fübrenbe Arbeitgeber b a hcn aber ihren SBiberftanb gegen
bag öilföbienftgefeß in ben lebten SBodien nur Verjtgrft. Saburdi,
baß in Ar. 28 beg „Krieggamtg" auöbrütflid) erflärt wirb, baß am
^ ü Abf. 3 beg ©efeßeg feftguhaltcn ift unb bemnad) bei ben Gut-
fdieibuugen ber Sdilidjtunggauöfdjüffe eg nidit nur auf bie An-
gcineffeubeit beg bigberigeu XJobneS, fonberu muh auf bie angemeffeue
Verbeffenmg burdji bie neue Stellung anfommt unb es bei bem
Aad)meife, baß ber Arbeitnehmer fid) verbeffern fann, ferne» ll r I-
f n li t) e u b e m e i f e g bebarf, ift allerbingg eine Grlerd)terung ein-
gcticteii ivergl. XXVI. Sp. 068).
0. Xte Veftimmungcn, baß ber Vetriebgimternehmer ober
ber bon ihm bcftolltc Vertreter ben V o r f i ß i m A n g e -
ft eilten a n g f d) u ß führt, mar tum ber Gingabe imbebiugt
gu beseitigen verlangt morben.
Xer £ilfgbienftaiisfdiuß beg Aeidigtag» nahm eine Gutfdiließung
an, in ber.auggefprodjeu mürbe, baß bie ^anbeggeutralbehörben Iebig-
lidi bie Veahlarbmtng für bie Ausfdniffe et:laßen fönuteu, bic Aege*
lung ber inneren Crganifation ber Augfdiiiffe jebod) nidit in ihrer
^uftänbigfeit liege. Cer Äuvfdmß empfahl eine einheitliche Aegclung
biefer Jyrage bitrdi eine mit feiner äuftimmung gu erlaffenbe Vunbe»-
ratgverorbmmg auf ©nmb beg 10 beg öilfgbienftgcfeßeg. .'Oin-
fidjtlid) ber Vilbuug von Angeftellteiiau^fdiüffcu in ft a b t i f ch c n Ve-
triebi’gmeigeu erflärte ber lliiterftaat»fetretär Ilr. Aiditer, ben preu-
ßifdien i>mibe(gmiiiifter um eine ciitfpredienbe Anmeifung an bie
©emeinben erfudien gu Wotleu, 'Tiefe ift bereit» ergangen unb im
Acinifterialblait ber .Oanbelg- unb ©cmerbcverWaltnng 10.17 Ar. 13
veröffentlicht. Alg in Vetradit fommenbe gemeinblidie betriebe wer«
ben ©ag-, Gleftrigitätg- unb 2i>affermerfe begeidmet. Ten Mommunal-
behörbcit mirb nahegäegt, bem 'A3unfege beg Aeidigtaggaugfdjuffeg
gu eutfprcdien.
7. Tie A e 11 a nt iert e n f r a g c mar in ber ©ingäbe
eingelitub luliaubelt morbett.
gu ben Sibuugeii beg Verlrauengmäuiier-'Augfdiuffeg beg Kriegg-
amt» mürbe bie ivrage Öfter angefdinitten. Gin 21 vtifei, ber im Gin-
berftäubnig mit bem Mrieggmnt aitggearbeitet mürbe unb Sp. 650
ber „Sogiaku prarig" unter bem Aitel: „Tie Aed}länge ber Aefla-
Soaiale Claris unb Vlrdjtb für BolfSWohlfahrt. XXVII. Ar. 1.
14
w\'^t eTl " veröffentlicht ift, gibt eine Erläuterung ber beftchenben Bot«
Sd)Wicrigfeiten macht eS imitier noch, baß bie Neflamieuten
w'\d)t erfahren, wie lange fie reflamiert ftnb,mtb baß bie < 55 efafjr einer
s Plci\veegclung in ber gorm besteht, baß bcr Arbeitgeber Aeflamierte,
V\e fid) burd) bie Bevtretung bcr gntereffen bcr Arbeitnehmer miß«
liebiß machen, zur Einziehung beim Bezirtefommonbo mclbet. Xie
VlngeüeUtenausfd)uß=A?itgliebcr fiub allerbings in einzelnen General»
fontmanbobc^irlen, 3 . B. im Bcrcidie bes VII. unb VIII. Korps ba=
burd) gefd)üßt, baß ihre Einberufung nur int Eittbcrftänbnis mit
bem Weneralfommanbc erfüllen barf. Vlufd)eincnb ift man bestrebt,
bic Beftimmungcn, mit* fie für Eifenbahuen nnb Werften heute fdjon
beftehen, babingebciib, baß ein Arbeitswedifel nur innerhalb
bes VI r beiten e b i e t c s bor fid) gehen barf, auf anbere Be«
triebszweige, 3 . B. Bergbau, auv^ubehnen. Bei ben Werften ift eine
weitere Einfchräufung eiußetreten, inbem ber Vlrbeitswedifd nicht
innerhalb bes flanken Arbeitsgebietes, fonbern nur zwifdjeu einzelnen
Crten bes Arbeitsgebietes, 3 . B. griebridjöort unb Miel, nicht aber
Xan 3 ig unb Miel ftattfinbeu barf. gnwieweit bie Bedrohungen, bie
Vteflamierten an 5 .fd)li 0 f 51 ich ben EJeneralfommauboS 3111 * Beifügung
311 ftellcit unb ben Aeflamierten bei jebem Monflift bie ÜAöglichfeit
ber 'Anrufung bes Sri)lichtuugsausfdntffcs 311 ßeben, fich oerwirf»
liehen Iaffen, läßt fid) heute noch nicht überfehen.
8. Xie Belaffung ber n 0 t W e n b i tf e 11 3 n ö f x> 0 n VI11 *
A oft eilten an bie Crganifationen ber Arbeitnehmer bilbet
ben Übten $nnft ber Eingabe.
3 n Ar. 10 bes „MriegSamts" wirb auf bie befonbere Wid)tig«
feit ber Crgauifationeu ber Arbeitnehmer unb Arbcitßeber hin?
gewiefen. ©töner hat im Acid)stage erflärt, bafj ben Angeftellten«
nertniüben bic nötigen Vlrbeitsfräfte beiaffen werben fallen, ba bie
Crganifationcu wäbrcnb bes Krieges widjiige Aufgaben 311 erfüllen
hätten. Aad) ben gemadüen Erfahrungen foinmt bas Mriegsamt ben
Crganifationeu bezüßlid) ber Belaffung non Vlrbeitsfräfteu and)
geniigenb entgegen.
Nemrbings haben fich be3iiglid; ber A n g c ft e 111 c n *
VI11 0 f ri) ii f f e nod) imgeflärte Sinnen ergeben, 3. B. ob bic
VlngcfnUtenausfdiußmitglieber c.nc^nfdieiben haben, Wenn fie
iiber r>D()0 J( Okbalt erhalten, unb . ob bie AngeftelIten»AuS«
khüfie and) ab Vertretung ber Vlngeftellten mit iiber 5(K)0 J(
311 betrachten fiub. Xas Kriegsamt fteht auf bem Stanbpunft,
bafj eirt VNitglieb bcs VlngeftcütcminsidmffeS in bem Augen»
blief, in bem cs über 5000 J( Ojehalt erhält, aus bem Vfusfdwß
aus3iifd)eiben hat, itnb baß ber Vluefdmß nicht bas Ned)t hat,
[ich als Bortretnno ber VI ngcitollton mit über 500(1 . U (behalt
-in betrachten. Xie brei Vlrbe i tsg eilt 1111 fdjaf ton ber Auge«
ftelltcntHibänbe haben in einer (Eingabe an bas KriegSamt, unb
ben -§ilrsbicnftuuSfdiuß beS NeichStagcS ben gegenteiligen
Stanbpunft nertreten.
VAan fpririp bon einer bePorftehenbenVinbei
i nug bcs c'oilfsbienftgefefees (ogl. and) Leitauffaß in XXVI
Vir. 50 ber „803. Brat;."). 5a melchcr gönn biefe erfolgen foll, ift
noch nicht befannt; m ocrlangeit ift aber, baß bie Anbetung
nicht auf bem VBege einer ^unbesratsnerorbnung, fonbern auf
bem Vßege über bert Aeirffstag erfolgt, nnb baß ber VScrtranenö-
männer*Ausfchuü be^.üriegsamt^ not* ber Neuregelung gehört
mirb.
©rganiraliimjB irr ^riritrr, ©ctjilfrn, Äiißcfldltfu
uni grumten.
Xie freien ©ciuerffd)uften unb baö $luaIitiou*red)t. Vfarii»
bem bisher ber Xcittfdie Ncidistag (mit (finfcfiluß ber 3o3ial*
bemofröten) fich um bie bringlidiften gorberungen ber 3o3inl«
uolitit infolge feiner liberlaftung mit außen- unb uerfafinngs--
bclitifd)en ©egenftänben nidit hat fiimmern fönnen, erheben
loht bie Arbeiterorgauifationcn uernehmlidi ihre 3timmc für
bie Neform bcs Moaiitionsredüs. Tas ,,V0rrefponbcii3blatt"
nnb, beffenAusführungen mit ftarfer Betonung obbruefeub,
bcr „Normärts" nennen es eine 8d)mad) für beit mobernen
Ncdüsftaat, ‘ben heutigen guftanb bes .Voalitionsredits länger
311 bulben. Nühmcnbe Worte 311m Vobe ber Crganifationen
feien genug gefallen. „Nian fann inbeffen nidit bie Arbeiter-
organifationeu feiern nnb ihre legitimfteu Vebensäußerimgeu,
üerbammen itnb mit Verfolgung bebrohen. Wenn es ben
bcntfri)cii Vlrbeiterorgauifatioueu trot’bem gelang, fid) 31t f01cf)
atttiinggebieteubcr 3tärfe cmpoivytarbeiten nnb (irfolge 311
erringen, mie fie ficfi im Xaiifmekn barftellen, fo 3eigt fid)
bariit ein gemiffes Vfcgenftiicf uon ber bentfehen ^olfsfraft, bic
fiel) Hin fo gläu3euber bemäbrt, ie mehr fie 001t geinbnt 11111=
ftdlt unb beb rängt ift." Nun fei es aber b r i n ge n b ft e
j Aufgabe ber gegenwärtigen Tagung beö
I Neich^tage^, bie .^oalitiongredhtgreform einsuleiten burcf)
| Aufterfraftiefcung ber ©efehegbeftimmungen, bie bie SBirffam«
1 feit ber Koalitionen hinbent. Xte Vorarbeiten jur Neuorb«
; mmg beg Koalitiongrerf)tg habe ber Unteraugfdjuh für Arbeitg*
* recht ber ©efellfchaft für 3 0 3 i a I e Reform, bem
; berufene 3 o 3 ialüolitifer, 5 nrtften unb Crgdnifationgoertrcter
j angehörten, geleiftet. Xic beiben gettannten 3 vntraIorganc ber
freien @etoerffd)aften nnb ber ^oaialbemofratifchen Partei
! geben bann bie 2 c i i f ci fc c beg Ai^eitgrechtgunteraugfchuffeg,
1 bie fid) ingbefonbere auf bie §§ 253 unb 360 N 3 tr@. itnb § 153
i N(^C., fomie auf s ^refi^ unb Wereinggefcb, ©efinbeorbnungen
! nnb 2 anbarbeitcrrctf>t erftreefen unb in ber „ 803 . $rayig"
1 bereits mitgeteilt morben finb, wieber unb fchliefeen mit folgen«
ben Worten:
i „Xie ^ovfdjläge bcS VlihcitSausfdmffes ber ©efellfchaft für
; So3iaIe Vieform fiub flar befiuiert uub aufs ciugehcrrbfte begrüntet.
! 3 ie fönnen in füi^eftcr gri 1 1 Dom Vtcidjstag in eine gcfebgeberifd) 1 :
| gönn gebrad)t unb boburdi bcr liöfung nähergeführt werben. Xas
j Crntfd)cibenbe ift längft nid)t mehr bie 8 d)Uüerigfei-t ber Materie,
| fonbern ber fefte uub n a d)b rii dl id) geltcnb gemadjte
1 Wille bcr ^ e r t r e r u n g bes b e u t f d) c u ^ 0 I f C 6 . ISrfenut
1 bie Vteidisregicrnng, baß biefer Wille Dorhauben ift uub fich burdi-
* 3 ufel 3 eu weif}, fo wirb fie ficfi in bas lluoenneiblidu’ fchiden unb bie
I jpanb 311 einer freiheitlichen Vkuorbmuig beS MoalitionSrcd)ts bieten,"
I Vliich bie Organe ber (ühriftlichen QJewerffdfcaftcn unb ber
| Xeutfdeu Oicwcvtnercine haben in lebter 3 eit wieberholt bie
| Xringliri)feit bcr Koalitionsrecf)tsrcform heruorgehoben.
} C^tne neue djnfilifhe Olewerffdjaft hat fid) burd^ 3 ufommeu=
faffung zahlreicher in 3 adifen tu-ftchenbcr Heiner (^ifenbahnDcreine
,’,u ciubm „ 3 äd)fifd)en C 5 ifenbahnerDerbanb" gebilbet. Xer neue )öer=
banb hat feinen 8 ib in Xresben unb gibt bie „ 8 äd>fifd)e ©ifen«
bahner= 3 eitung" heraus. Vlußer bem ©efamtuerbanb ber (Shnft=
lidjen ©cwerlfdjaftcn hat er fid) auch bem Vieichsfartell ber 8 taats-
angeftelltcnDcrbänbe i 8 i(j tflberfelb) angefd)loffen.
| (viniguitg im ScrgOau beg ©aargebictg. Vfug 8 aar=
! brliefen Wirb gcmelbct, bafe bort am 25 . September im Kreis«
häufe unter bem ÜBorfib beS NegierungSpräfibenteu Dr. 53 alh,
: Itict^ eine V 3 efpred)ung ber Vertreter ber s - 8 ergwerfSbeI)örbc
| bes 3 aargebictS unb bcr 33 crgarbeiterocrbänbe ftattgefunben
' hat. in bor eine Einigung über DcHdiiebene ) 8 efchwerbc«
! uunfte ber Bergleute, insbefonbere hinfid)tlid) ber 2 ohnfrage
I ct' 3 iclt würbe. £>anbclsminifter Dr. 3 i)bow hatte telegraphifd)
1 eine fdion früher gegebene 3 ufage einer ungefähr 3 ehnpro 3 en«
| tigcii Lohnerhöhung beftätigt. ©S wurbe uereinbart, baft ab
I 1 . Cftobcr ber Xurdjfdjnittslobn ber .'datier, einfdjliefjlicft
i Minbergelb, bei normaler Leiftmig 10 ,r>o oH betragen folle. Xie
* Löhne ber anberen Arbeiter werben entfpred)cnb erhöht. Xcr
^oifißenbe ber 33 ergWerfsbireftion War beim $anbelSminifter
bahin uorftellig geworben, ben Bergarbeitern, folange ber Kar«
toffelpreis nidit um cincSWarf für ben 3 cntner ermäßigt werbe,
einen gnfdniß uon einer NMrf auf ben 3 <mtner gefaiifter
, Kartoffeln 311 gewähren.
Xie ^erbünbeten faufmönuifdjcn Vereine für weiOlichc Anßc-
j mtc i. 3 i$ Gaffel) befprachen in ihrer .daiiptuerfammlung gragen ber
I it b e r ß 0 u g s w i r t f di a f t. Sie ftreben für biefe Dor allem bef«
| iere Vlusbilbungsmöglidifeileu uub Souberlehrgänge für bic im
. Mriege ungeuügeub Dorgebilbeteu .soilfstrafte, ferner bie grunbfäß«
; lidie ©leidiftelluiiß ber weiblid)eu uub mäunlidieu Vlngeftellten im
Betriebe, aditftünbige ©efrhäfl*3eit ufw. au. Vlußerbeui erheben fie
emeut alle alten gorberungeu faufmänuifdjer Stanbesgolitif uub
treten für 6üeid)bcred)tigung ber grau in Staat uub ©emcinbe ein.
Xer Borftaub legte einen Xarif für VA i u b e ft g e hält e r Dor, bcr
vluitimmung faub. genier befaßte fid) bie Xagung mit ber gugeub-
pflege unb ben Mriegspatcnfdiafien. Xie eii^elnen Vereine werben
j Mriegspalenfchaflcn übernehmen. (inblid) fprad) fid) bic Xaguug
| gegen bie gufammynlegung Don Vlngeftellten« unb giiDalibeuDerfid)
| rnng aus unb einpfahl ein Viotgefeß betr. bie b u r d) g e h e n b e Vl r«
! b e i t s 3 e i t. Xiefes (üefep folltf bie Vlngeftellten gegen Itberarbeit
; nnb ©ebaltsminberuitg friiüpeu, ihnen eine grühftürfspaufe Don
j eitler halben Stunbe gewährleifteu uub bie ilberlaffnng Don Brot« uub
geitgufaßtarten wie für «riiwcrarbeiter Dorfeheu. — gn öffentlidier
! Vm 1 fammluug behanbeüe Dr. ( 4 J. Bä um er „grauenarbeit unb
lUergangswirtfdiafr.
Vlrbcitsgcmciiifdinft freier VlnßeflcIUcnucrbänbc. Xie bis«
| Innige „Vlrbeitsgemeinfdiaft für bas einheitliche Vlngoftellteu
I recht" hat eine ISrwcitenutg ihres gätigf eilsgebiet es borge
: ue-mnicu nnb fiinftig neben ber grage einer Bereinbeitlidniitg
1 nnb 3 o 3 ialificrung bes Vlrbeitsredites and) auf allen übrigem
1 (Gebieten ber 8 o 3 ialpolitif eine ('>emeinfdiaftsarbeit ber ihr
nngefchloifenen Beibäitbe in Vlusfidjt genommen, hnitfpretfieitb
15
Soziale ^ragis uub ArcfjiP für Volfgtoofjlfaljrt. XXVII. Sir. 1.
16
biefer Grloeiterung beS AufgabenfrcifeS hat bie Vorftänbe-
fonferertg ber ArbeitSgemeinfchaft für baS einheitliche Ange*
ftelltenrecht befchloffen, bieS Kartell fiinftig „ArbeitS¬
gemeinfchaft freier AngeftelltenDerbänbe" 3U
benennen.
Arbeiter uitb @te6ettuf)rs&abettfd)lttg. Auf Aunbfrage beS
3cntralDerbatibS ber £>ariblungSgebilfen haben fidfy 972 beutfdje Hon=
funtoereine grunbfäbÜch bereit erflärt, aud) im ^rieben am Sichern
tiljr-Labcnftfjlub feftaupalten. Tiefe Vereine unterhalten etwa
8150 Laben, in benen ber ,„Vaublurigsgef)ilfenaeituiig'' zufolge mcift
Lebensmittel fe,Ugeboten iverben. Äu'd) bie LebenSmittelgefdfäftc
pritKtier Hänblcr fdtfiefecii in aal)tretd>eu Stabten jept ini Kriege
um 7.1Ujr mie aüe anbereu Laben, abfdjon urfprünglid) ber 84If)r-
fiabenfdjlufj für biefe Oiefdiaftc Ocrgejenen mar. hingegen ftöfjt in
Berlin, bie .vanblungsgebilfeufdjaft für bie Leben»mittdgefd)äftc
gerabe bei ber A r beit e r j cf) a f t auf großen SBiberftanb. Tie
berliner ©etoerfjdiaftsfommiffion f>at fid) mieberbott, aud) in ben
lepten Tagen, mit ber ^rage befepäftigt, ijt aber zu einer Vf b =
Ieljunng bei* oon ben ^anbluugsgetutfeu nertretenen gcmünjd)ten
Vefürtuortung bes frühen odduffes gelangt. Ter Veoollmäditigie
ber Metallarbeiter, Gaben, mies Darauf I)in, baß allein in ben*
Jliüftungsbetrieben Berlins etwa 168 000 Arbeiterinnen befepäftigt
feien, benen bie Moglidifeit, big 8 llpr abenbs Lebensmittel ein*
Zufaufeir, erhalten bleiben iniiffc. .vingegen nabm bie Hommiffion
gegen Die MagiftratSocrorbnung Stellung, bie Montags früh 5 llfjr
bie Cffnumg ber VrolinTfaufsftcücn anorbnet; es mürbe empfohlen,
ben Gnbteriuin ber Vrotfarte auf einen anberen Tag zu Derlegcn, mo=
burd) biefe Maßnahme überfliiffig merbc Aufcerbem müufdite bie
Mominnfion gleiduuä^ige Sd)lief 5 ung ber Laben nachmittags Don
2 bis 5 11 hn _
3Utrettcnt(r|idjermt0. ^porlurffen.
Hrftitfenfaffcntaguiigcn.
TLobl ,ot ben uiid)tigften Tagungen bes V e r b a n b e S
b e r £ r t S f r ft tt re n f a f f c n gebärt beffen 22. Mitglieber-
Derfmuiulnng, bie Dom 11). bis 19. September 1917 in TreSben
fiattfanb. Man merfte ibr fcf>on äußerlich ein flcin metttg
„Reuoricntierimg." an: Tic p»renfeiicf>c Regierung bfttte Fitra
Oorber bie Vorfchriften über bic. Vefcbirfnng jo!d>er Veranftal-
tungen eimas erweitert, fo bafs fit* zahlreicher befitcht mar, als
bas jonjt ber aoII gemefen um re (uautlkb Don 582 Telegicrteu,
bie 3 ; >4 Millionen Mitgliebcr oertraten), meitcr loaren eine
gröbere 3a bl oon Vertretern Dort Vebörben, borunter and) sinn
erften Male ber Präübent bcs Di e i d> S 0 c r f i tf) e r tt n g S »
amte S, Dr. Hanfmonn fclbft, anmcfeitb. ^n feinen Vc-
grüfmngsmorten mies bei* Verba nbsooritbenbe a r ä f? b o r f •
TreSben bnmuf bin, baj) ber .Hrieg and) oon uns babeim
Cpfer erforbere nnb mit mnneben Vorurteilen and) in ber
Xuidifiibrnng ber HranFonDcnichening aufgeräumt merben
müffe.
■ Ter erfte Verbanbliingstag galt einer allgemeinen Vc-
fprccf)iuifl t er Huf gaben ber .Hranfenoerfühentng. präfibent
I Vr. SX ft u f ui a n n fprad) über bie 8 11 t 11 n f t S a u f g a b e n
b e r SX r a n teuf a j j e n. on feinen progreuumatifeben Aus*
fübrungeu legte er bar, baf? bie fozialc oiirforgc ein unangreif¬
barer Vejifeftanb bes beittfchcn Voltes fein, müffe. Sn ber Dor*
beugenbert Mranfcnfiirforge feien erfreitlid;ermeife bie Haffen
beiu Welch oornusgceüt. Dieben ber Vcfämpfmtg ber Volfs*
franfbeiten uüiffe bie giirforgc ber .Haffen and) auf ben Trci»
flatig Mutter, Mtnb nnb Familie abgeftiimut merben. Tie fo
fegensreiri) mirfenbe Veidismodienbilfe fei mit in ben Srieben
l)iniiber ( 3unel)iuen. Dieimer mies 511111 Schlaf? auf bic Diiib-
lid)feit eines erforie^lidien 8afammeuarbeitenS ber ,st raufen-
taffen mit bat Verfid)erungSbeliärben bin, bas bie Orrfitüuug
all biefer Hufgaben erleichtere.
hierauf mürben bie Sürforgebeftrcbungen ber .Haffen im
einzelnen erörtert. Über bie M n 11 e r - , S ti lt g l i 11 g s --
nnb .H 1 e i u f i n b e r f ii r f 0 r g e fprad) CberatvH l>r. Dt 0 11 *
Verlin. Sei and) ber eigentlidie Xriiger ber Säiiglingsfiir-
forge bie Onmeinbe, fo foimten borii bie Mranfeufaffen mirffam
mit helfen. Sie (^emabntug oon #ädmetinuenbeiiupflege 1111b
soanspflege fei aus5iigcftaiteu, bie ßitfaininenarbcit mit ben
Säiigliugsfiirforgeffcllen enger 01 fuiipfen nfm. Tie S ii r *
f 0 r g e f ii r' L n n g e u f r a 11 f e bebaubeite Cberftabsarst
I>r. V e f rl) 0 r u e r* Tresben mit beut Motto: „Tie Toten
lehren bie Lcbenben". Tie .striegsoerbältuiffe erbebten bie
( s >efabr einer Heiteren Hnsbreitniig ber Tuberfiilofe. Sn ber
Vefduipfiing berfelben fei bie iatfraftigfte Mitarbeit ber
Hranfeuiaffen, nauientlidi mit ben Siitforgeftellen fiir Lungen-
fmnfe, unerlablid). Tie Sfürforge für ©efcblecbtS-
f r a n f e erörterte SanitätSrcit Dr. Sohn- TreSbcn. 33e»
fonberS feien bie oorbeugenben Maßnahmen anSaugeftalten.
Tie Sürforge ruuf? bisfret unb fo fchrtell als möglich ein-
fehen. Meift fei HvöttfcnbauSpflege nid^t nötig. Tie Slranfen^
faffc foll bie ©rfranfungsfalle ber auftänbigen VcratitngSfteüe
fiir @efd)(ccf)tsfrftufe melben unb bie Üftachbebcmblimg über*
machen, ©amtliche .Hranfenfaffen eines VeairfS, in bein fich
eine VerfttungSftelle nicht befinbet, follten eine gemeirtfcime
Melbeftelle für ©efdblcditSfrcinfe errichten, itb.er bie fcich-
ä r a 11 i d) e V e f) a n b l it n g ber cfjronifchen V e i n -
leiben fprad) Speaiftlarat Dr. V r 0 u n « Verlin. Tic dbro-
nifdjcit Veinleiben Diele l* Mitglieber legten ben Haffen hohe
Höften auf. (Jachäratlidie Vebanblnng Derhiitet ober Derfiirat
meift bic HrbcitSimfäbigfeit. Veatrfen mit hinrcichenbcr
Mitglieberaöbl follten bie Haffen eigene Vetnfltnifen errichten,
bic ben neuzeitlichen fachäratlichen Hnforbenttigen entfprechcn.
Hn ber HuSfprndic über biefe Vorträge beteiligen fid) @ r ä f •
Sranffnrt a. M., G 0 f) n - Verlin, Vräfibent H a it f m a n n ,
Lehmann* TreSben, bic fämtlid) mertDoHe Grgänaungen
oortragen. GS merben a» iebem VerbanblungSgegenftcinbe
längere Gntfchliefeungen (Lcitfäpe) angenommen.
8ur in HnSfidit ftehenben H n b e r 11 n g ber DleidbS*
D e r f i d) e r u n g S 0 r b n u n g liegen umfangreiche gebrntftc
Vorfchläge Dor. Tie Referenten Öuftiarat Dr. M a t) c r *
Aranfentböl unb RechtSanmalt Dr. V a 11 m - Verlin erläutern
biefelbcn. Rad) amei Riddnngen miifeten Verbeffcrungen ein-
treten: noch bei* einer gefunben VeDölferungSpoIitif unb ber
einer Vefeitignng bei: (Sd)äben, bic ber Hrieg gefchlftgcn hat.
Tie Vcrfid)crungSp)flid)t nuiffc auf toeitere Hreife, a- 33 . auf
VetriebSinbaber, bie nid)t mehr als 5 Vcrfonen befdböftigen,
auSgebehnt, bie Rcid)Smod)enf)iIfc meitergefiihrt, bie Samtlien*
Pilfe am* Regcüeiftung erhoben, bic Grfabfapen, ^nmmgS*
franferiFaffeu unb fleincn VetriebSfranfenFoffen befeitigt, bic
SelbftOermaltu'ng auSgeftaltct, bie möglidicn Mehrlciftungeu
ermeitert merben ufm. ^n bie HranFeuoerfichcrung miiffe ber
Weift beS Vertrauens Dom 4 . Huguft 1914 einaieben, baS höchfte
Wefep fei bas VolFsmobl unb bie VolfSgcfunbheit. Tic mate¬
rielle LeiftungSfähigfcit miiffe auf eine aeficherte Wrunblage
geftellt mevbeu. y>n einer ein gehen ben HiiSfpradfe mürben
noch eine Reibe mciterer Vorfdrläge erhoben, 5. V. * Verhelfe*
rung beS VVihlreditS au ben VerfidrernngSbehörben, Ginfiib-
rung Don .Kontrollen ber Arbeitgeber nfm. VefonberS brehte
fid) bie Grörterung mit bas Vleiterbeftebcn ber DrtSFranFen-
Fnffen. Tic Leitfäöc merben angenommen mit ber Anbenntg,
bah nur allgemeine TrtSfranfenfaffen augelaffcn merben. Tie
Vorfddägc ber Referenten merben einer .Uommiffion 5m* 3 £ei=
tcrDerf01gung iibermiefen.
Tie Arzt frage mirb oon L e b in a n tt * TreSben be¬
im nbclt. Tie Hoffnung, bah baS Verliner AbFommen ben
^rieben bringe, habe fid) nid)t erfüllt. Tie Äi*3te Derfudicn
immer mieber, baS Vrogramm beS Leipaiger ArateOerbanbeS
5itr Turdifiibntng 511 bringen. Tie Wefepgcbmtg fd)t:ecFe Dor
ben Hraten 311 riief. Sie miijfe ben ärztlichen Vernf ber Soaial-
oerfidietiing balbigft cinglicbcnt, menn bereu burd) ben Hrieg
ermeiterte Aufgaben geläft merben fallen. AMaufenbe Ver¬
träge fallen et ft und) 3 rieöenSfchliif 3 nnb nicht ohne 3 itftiim
ntuug bes .süauptoerbanbeS erneuert merben. Rad) Furjer AuS-
fpradie mirb eine Gntfdiliefjitng in biefent Sinne angenommen.
Tie A r a n e i 0 e r f c r g 11 n g b e r H r a n f c n F a f f e n
mirb oon V r a f? - Rcmfcheib bef pro dien. Wrunbfäblid) fei bie
llmgeftaltiiug bes ApotbefcnmefenS bitrcb Überführung ber
Apotbefen in Wemeinbebetriebe au forbern. Vei ben gegen-
märtigen rcditliriien uub mirtfriiaftlicbeu (vfrunblagcn Fönnc baS
Verhältnis ber Hranfenfaffen an ben Apotbefen nicht befriebi-
genb gcftaltct merben. Tie Preistreibereien auf bem Aranet¬
mittelmarft bdaften bie Hranfenfaffen in fiiblbarfter AJcife.
Tie 3 n-riicflmlttmg ber ReidtSregiernng gegenüber biefer Gut-
mirfeiung fei au bebaueru. Als Mittel ber ^elbftbilfc Fomuten
m Vetradit Sclbftabgabe oon freigegebenen < Aranei- mtb Heil¬
mitteln, 3ulaffung ber Trogiften, Radipriifung ber Vcrorb-
niingsmeife ber Ärzte ufm. Ginc Gntfdilief?ung in biefem
Sinne mirb angenommen.
Ten Dl oft ber VerbauMungen bilbeten Vermaltungsfrageu.
(^emeinfam mit beit übrigen .UranfenFaffenbanptOerbänben
foll eine Di 11 b c g e halt s p e r f i d) e r u n g Tcntfdier .Hran-
fenfaffen er ruhtet merben. Ter (AVjcbäftsberiebt mirb oon
L e l) in a tt it - Trcsbeu erfiattet. Über bie Grrid)tung einer
©oäialc Praxis unb ^rcfjiü für VolfStoohlfdfjrt. XXVII. Ar. 1.
18
^ xv % e 11 ii n 0 S n c r c i ti i a u n fl ber €rt$f rauf enfaffen
Widmet Ulbert Gohn-Berlin. Sie tuirb bojchloffen. Die
m t>eti $$ ra n f en f aff en bau pt o erbä n ben t>or bem SRcidbäüerfidjc-
nmgscmü getroffenen Vereinbarungen an ben
§§ '219 ff. VV£. (Übermeifung tmn Oranten Hon Kaffe 8«
kaffe jiiv giirforge) hoben nicht befriebigt. ES tuirb be-
fchlof'fen, eine Reifte 2inberungen m beantragen. Danad)
folten ber auShelfenben Stoffe bic nadjgetniefencn Soften in
polier .£>ot)e erfefct merben ufm.
Wenige 2Bod)en oor ber Tagung beS $auptPerbanbeS ber
£rtsfranfenfaffen hielt ber ©efanitbcrbanb Deut-
f ch e r K r a n f e n f a f f e n in München feine ©encraloer-
fammlung ab, bie unter Beteiligung fiibrenber Bebörben einen
guten Verlauf nahm.
gm V?ittelpunft ber Tagung ftanb bie Erörterung bcS
93 e 0 ö l f e r u n g s p r o b l e m S. (Geheimrat Vrof. <& r n *
ber behanbelte in feinem gro&giigig angelegten Vortrage bie
allgemeinen gragen ber BeOölferungSpolitif, ($eh. SanitätS*
rat Dr. V? a t) bie Befämpfitng ber Duberfulofe, grt. Dr.
93 a u m bie SWuttcr- unb Säuglingsfitrforge, VolfSbureaitPor*
fteher i e cf bie SVitmirfung ber Kranfenfaffen bei ber Be-
tmlferungSpoIitif, unter befonberer Berücffichtigung ber VeidjS*
iDochenhilfe. Die fiauptnerfammlung befannte fiel) einmütig
Sn ber Vflid)t r mit allen Mitteln bie gur ©efitnberhaltung unb
Äfräftigung beS beutfd>en VolfeS unb feinet VadjmuchfeS not*
tuenbigen 2)?a&nabmen 31 t förbern, inSbefonbere folche, bie ge¬
eignet finb, bie mirtfdxiftliche unb fogiale Sage ber finber*
reid>en gamitien 311 heben unb 311 feftigen. AIS Mittel 31 t biefem
3mecf mürben ben Kranfenfaffen empfohlen:
1. Ausbau ber ^amiltenhilfe burch ®etpährung Pon Kranfen-
pflege, SBodjenhilfe unb Sterbegelb an bie nid)tperfiri)erten
Familienangehörigen,
2. gclblidjc unb perfönliche Beteiligung an AJohlfahüSbeftre-
bungen (euent. Schaffung Port folchen gemeinfant mit (Ste¬
rne inben, Greifen unb gemeinnübig mirfenbeu Vereinen), bie
auf Befferung ber gcfunbheitlid)cn Verhältuiffe unb Förberiiug
ber finberreidjen Familien abgielen {Säuglingspflege-, Duber-
fulofe-, Drntferfürfougeftcllcn, Bcratuiigöftellen für 6tefd)led)ts=
fraufe, eine hauptamtliche OJcfunbbeitC’Pflegefteue, bei bei alle
gäben aufammenlaufen, ferner görberimg bes gemeinniifeigcu
SBoIjnungSbaited).
Aufrerbcm trat bie .^auptberfaminlung für 2lu§bau ber Sßodjeu-
hilfe ein unb ttmhl unter bem Einörud ber Sdjmittmannfchen Vläne
für Kinberrenten als Ergängung bes ArbcitSeinfoimn-enö ber für bie
Verficbetung in Betrad)t fommenben Bepölferungsfreife Pom brüten
ftinbe an für jebeS nicht erwerbstätige Kiub. Die‘Aufbringung ber
Mittel füllte nicht mehr allein burch bie Verficherten, fonbern unter
ftarfer Sttitwirfung Pon Acid) unb Staat erfolgen.
Der Dmtf bericht foll mit möglichfter Vefchleunigung er¬
folgen unb läfjt inSbefonbere im ,§inblicf auf baS Problem ber
fosialcrt Vefferftellung mirtfdjaftlich fchmachcr Ehen einen in-
tereffanten Schalt ermarten.
JCrkitsnuirlit mtb ^rbritsnadjums.
Der bnüfdje ArbeitSmarft im Attguft mirb im „Vcid)S-
2lrbeitSblatt" (3er. 0) mie folgt gefchilbert:
,,2lud} im 37. Kriegsmonat geigt fid) bic K r a f t lt n Per¬
mi n b e r t, mit meiner ber bentfehe 2ßirtfd)aftSförper ben
h 0 d> g e f p a n n t e ft e n 21 n f 0 r b e r 11 n g e n bes feeres?
unb ber glatte genügt nnb gleichseitig ben auf fid) felbft
geteilten Snnenniörft, mo es nötig mirb, auf i m m e r
11 e u e n 2S e g c n 3 u berforgen meift. Die ruhige Stetig¬
feit, mit ber bie bentfehe Jtianbmirtfdjaft unb Önbuftric ihre
Wnfgaben erfüllen, läfet bem Vormonat gegenüber faunt je eine
mefentliche Veränberung erfennen; bafe aber bcnnoch ein be-
barrlidjeS 21 n f ft e i g e n ftattfinbet, seigt ein Vlicf auf ben ent*
fprechenben V?ortat bes? Vorjahres?. Der 2luguft 1917 ermeift,
bei nur geringfügiger Änberung bes ($cfanttbilbe3 bem Suü
gegenüber, eine beutlid)e Steigerung ber Seiftung im Vergleid)
oturt Sluguft be§ Vorjahre^. y/
gm Bergbau unb Jütten betrieb gestaltete fid) bie Bc=
fchäftigung cbenfo lebhaft mie im Vormonat, gn ber E i \ c u - unb
Vi e t a ll i n b u St r i e madjte Sich Steüeumeife bem guli gegenüber
eilte meitere Verbesserung ber Dätiqfeit bemerfbar. .^icr mie im
flQfdhinenbau trat teilmeiSe cin'gortfchritt bem Vorjahr gegen¬
über auf§ beutlidjftc h ert,or - g n ber eleftrifcfjeri gnbuftrie
lagen bie Verljältuiffc im ganaeu cbenfo günftig mie im Vormonat
unb pielfad) nod) günftiget* als im gahre aupor. Die d) e m i f ch e gn=
buftrie geigte auch bem 2 luguft Porigen gahreö gegenüber sutn Deil
eine Verbefferung, bie ftd) nerfdüebeutlid) and) Schon im Vergleid)
3 um Vormonat^ bemerfbar mad)te. gn ber $ 0 13 i n b u ft r i c finb
im allgemeinen feine mcfentlichcn Veränderungen bem Vormonat
gegenüber feStguftelleu. Das gleiche gilt pom Spinn ft off - unb
B e f l e i b u n g s g e m e r b e. 2lu<h für ben B a u 11 t a r f t mar bie
Vage unperänbert.
Die 2 tad)meifnngen ber Ä r a n f c n f a f f e it ergeben für bie-
am 1. September in Bcfdjäfitgung fteheuben Vfitglieber bem
1. 2luguft gegenüber inSgefamt eine Zunahme um 33 841 ober um
0,44 p. £). gegenüber einer Abnahme ber Beschäftigt,ensaljl um 0,14 p. Jp.
bet ber Porhcrgehenben Feststellung am 1. Auguft b. g. 2Bar im 2J?o-
nat supor ber 9tücfgaug auf bic Verminberuug ber männlichen Be-
fdjäftigtensahl surüdsuführen, fo ift biefes iD?al eine fdgoache 3 u=
nähme ber m ä n n l i ch e n Beschäftigung feftsuStellen. Sie beträgt
aUerbingS nur 7892 ober 0,21 p. im Vormonat ftanb btefer Zu¬
nahme aber eine Verminberung um 20 000 ober um 0,49 p. £. gegen¬
über. Die m c i b l i d) e Bcfdjäftigtenaahl ift am 1 . September bem
Vormonat gegenüber um 25 949 ober um 0 , 6(5 p. geftiegen, mäljrenb
fte im Vionat auPor fich nur um 0,20 p. erhöht hotte.
9?ach ben Feststellungen Poit 31 Fodjpcrbänben, bie für 978 460
VJitgliebcr berichteten, betrug bie 21 r b e i t S l o f e n 3 a h I Enbe
2litguft 7811. ES finb bas 0,8 p. .<p. Da aud) Enbe guli 1917 bie Ar-
beitSlofeusiffer 0,8 p. betrug, fo geigt fich dem Vormonat gegen¬
über feinerlei Veränberung in ber ©efialtung ber 2lrbeitSlofigfeit.
gm Vergleich gum 2luguft ber brei porhcrgehenben gahre ift aber
eine mefentliche Verminberung ber 2lrbeitSlofigfeit fcftguftellen, beim
im Auguft 1916 Stellte fich bie VlrbeitSlofengiffer auf 2 , 2 , im 2luguft
1915 auf 2,6 p. ^). unb im erften ^riegsmonat, im Auguft 1914, auf
22,4 p. $.
Die Statiftif ber 21 r b c 1 1S n a d)to e i f e lafet im Ve-
ridht^monat für baS .m ä n n l i ch e @cfd)lecht ein aüerbinoä
nur fd)luachc^ Steigen beS AnbrongeS ber Arbeitfnchenben
erfennen, nxihrenb er für baS meib liehe ©efdjlecht etiuaS
lebhafter anftieg. gm Auguft famen auf 100 affenc Stellen
bei ben männlichen Verfetten 49 Arbeitfitchcnbe (gegenüber 47
im Vormonat); beim meiblichen @efd)led)t ftieg bic 2lnbrangs?-
gif fei* im guli uon 83 auf 86.
äJj)l]lful]it 5 finridjtuuöfn.
Die 35. 63nteralPers“nmmlimg beS Deutfchcit Vereins für
2 (rmcitpflege nitb VJobUöttgfetl.
2Kit ber Dauer bes? .Krieges machfen fid) bic gfürforge*
Probleme mehr unb mehr gu SP? a ff e n Problemen aus, bie
nidit mehr auf bem SBege ber inbioibualifierenbcn Siirforge
gelö|‘t merben föntten, fonbern einer generellen Regelung im
Sinne fo 3 talpolitifd)er 20 ? affen mafenahmen bebiirfen. Diefc
Datjache’ brüefte ber brüten HriegStagung beS Deutfd)en
Vereins für Armenpflege nnb BBohüätigfeit ihren Stempel
auf; mehr beim je mad)te fich ber fogialpolitifdje Einfd)lag in
Der 9öal)l ber Dhemett mie in ber Auffaffung ber 3lebner gcl-
teub, ein SeugniS für bic SkbenSfraft unb 21npaffungSfähigfeit
ber Drgauifation.
Die Vcrfammlmuj, bie am 21. unb 22. September in
Berlin unter bem Vorftp beS ViirgenneiftcrS 0 . $ 0 11 a n b c r*
Vcannheint, tagte, mieS einen crfreulid) ftarfen Vcfitd) aus
allen Steilen beS Reiches auf. 2llS Vertreter bes 9?eid)SamtS
bcS gnnern begrüßte @cl). VcgierungSrat ^ I e h m e t bic
Anmefenben; für bie Stabt Berlin fprad) Bürgcrtneifter
3?cicf e. And) bie ©emcrffchaften begeugten burch Entfenbiing
namhafter Vertreter ihre BereitmiUigfeit, an ben oorliegenbeu
2 fnfgaben mitguarbeiten.
3mci grofie Sragenfomplcre ftanben 3 m; Verhanblmtg unb
mürben non ben Vcridjterftattevn nad) oerfdgebetten Vichtungen
erläutert: Die Ü b e r g a n g S f ii r f 0 r g e P 0 tu .H r i e g
3 um g v i e b c n unb bie B e a u f f i d> t i g n n g ber
freien 53 i e b eS tä t i gf e i t nad) bem Kriege.
3u bem erften Dhema gab Vcrmaltungsbireftor
L)r. B l a u nt, Straftburg, einleitende Bemerfungen, in benen
er bie giille ber fo 3 ialctt Probleme, bic fid) aus ber Übergangs-
mirtfehaft ergeben, cfjaraftcrifierte. Die ÖohnPerhältniSfe, bie
giirforge für bie bisher nnterftüfeten itriegcrfamilien nnb
attbere Kriegsopfer, namentlich für ben SVittelftanb, bie bnrds
bie Vitcffehr 5111 * griebensmirtjehaft fid) ergebenben llmfcbid)-
tungen erheifdsten red)tgeitige Vorfehrungen, bereu Ditrds-
nrbeitung am heften einem aitS Sadjberftänbiqcn gufammeti-
gefehten VeidsSfogialrat übertragen merbe, ber bic Vegieningen
10
©öijiale Vvajriö unb Itrcpip für Volfsmoßlfahrt. XXVII. Zh\ 1
nt ber ^emältignng Der Singe 311 unterftiißen hätte. Xer |
Wcbner mies Darauf hin, baß fidb Die Süiforgc auf 00113 anbei*- ;
artige Schichten 31t erftrerfon hätte, als nor beut Kriege., XaS
5 >fiid<t' nnb StoatSgefiihl ber Millionen, Die braitfeen tut Selbe
freuen, Perbienc Pertrauensoolle Z 3 cnirffid)tigung "nnb meit-
gchenbe Zluerfennung.
Xberhürgcnneiftcr (i 11 n 0 , .fragen, eröffnete fobann bie
fachlichen Erörterungen mit einem Bericht über bie „Über¬
leitung b e r .st r i e g e r f a m i I i e n 11 n t e r ft ii p 11 n g in
bie Stiebe n s n c r I) ä 11 rt i f f e".
Stcöeutfam für bie LÖfung biefer 'jyragc fei ber Verlauf ber Xe-
mobilifierung Des frectes. Starte Gebeuten beftiinben gegen ben
s pian, ZlrbeitSlofe zuuädift beim freere. 3iirüd3ubebalten. Xics Ver-
fahren inerbe nid]t nur ftarfc Mißftimmung erregen, es fei aud) in¬
fofern ltn^ruecfn 1 ä 13ig, als es bas fd)neQe Fngaugfommeu ber VolfS-
mirtfepaft erf dimere; ec« laffe fid) meift gar nid)t bom Truppenteil
iiberfehen, ob jemanb ZI rinnt finbe ober nidit, bagu fei bie perfönlidje
Vorftellung an Crt unb Stelle nötig. Vor allein muffe ber VluSbau
ber Ztadjmeifc mit ftärferem Ziad)brucf alb bisher betrieben merben;
ben bürgerlichen Vehorbcn müßten bie nötigen Vefugniffe übertragen
merben, um ben Zlusbau unb bie ^entralifation ber 1 VlrbeitSmußmeife
rechtzeitig bemirfen 31t fönneu. Zlk’tiu man aud) bie Leute, fobalb bie
militürifdje Lage ec- geftattet, entlaffen foll, fo miiffe bod» bafiir geforgi
merben, baß bie Überleitung nach Mjjglidjfeit erleichtert mirb, iitbcm
für nicht 311 furze ^eit nad) ber Enilaffuug ohne Mütffidjt auf sBebiirf*
tigfeit unb xUrbeitygeiegenlieit llulerftübung gemährt mirb in F*o rm ber
'JBciter^ahlnng ber Samüieuuuierftüpuug, ber Löhnung unb Ver-
pflegungSgcbübruiffe für bie Sauer non brei Monaten. Sit bann nod)
feine ZlrbeitSgelegeubett uovhonbcu, fo muß bie ZlrbeitSlofcniuiter*
jtüpuug einfcpeii. Xagegen folle bie eigentliche firiegsmoplfahrty-
pflege bei Wemeinbeu höchstens uocf) fed)s Neonate nad) F’nebcnSfd)luß
furtgefept merben.
Xie Zlusfpradm ergab in allen gnmbfäplirfjen fünften
Übcreinftinunung mit ,bcm SJortragenben. Xer s }>lan, bie Ent-
laffung freerespflid)tiger burd) bie MilitärbehÖrbe erft erfolgen
31t taffen, nachbem biefe fid) oon ber .SEBicbererlangnng einer
Arbeitsgelegenheit überzeugt habe, nmrbc ans politifdien unb
mirtfdioftlicben Wriirtben als uuburdrfübrbar beaeidinet; menn
aud) bei ber Entlaffmtg beftimmte befonbere SPcbiirfniffc ber
SöolfSmirtfchaft 3imäd)ft 31t berütfficfitigen feien, fo miiffe im
übrigen lebiglich ba* militärifche TVbiivfniS rnaßgcbottb fein.
;ju ber Srage ber Söeiterunterftüßiing für einen gemiffen 3eit*
raum nad) bem Kriege mürbe einftimntig eine Entfdiließuug
angenommen, bie fid) in mefentlid>en fünften mit ben Sorbe-
ritngen Des Vortragenbcn beefte, menn fie and) nicht gans fo
meit ging. Ein Wemcrffdaftspertrctcr empfahl bie Einrich¬
tung eines WeditsmittclPcrfahrens für Militärrentenfachen i«
Anlehnung an bie Sprudibehörbcn ber ^eidisoerficherung unb
marnte baoor, bie Zlusgeftaltung ber fozialen ftiirforgc in elfter
Linie Pon ber mirtfdjaftlidien Entmicflung abhängig 31t npden;
piclmehr fei Pont fogialen Sortfc&ritt eine giinftige Stiicfmirfung
auf bas SBirtfdjaftsIeben 311 erhoffen.
2 fnfd)Iic 6 enb berichtete Dr. 2 i n b c m a 11 n , Stuttgart,
über bie @ r m c r b s 1 0 f enunte r ft ii t 3 u n g in ber
it b e r g a n g s 3 e i t.
Xa bic Polle ^luffaugung ber freimerbeuben i?lrüeitsfräfte ohne
Stocfungeu nidit 311 ermarten fei, unb man mit mechfelnber DlrbeitS--
lefigfeii uerfdiiebeiKT (Gruppen 31 t rednieu habe, müßten aiipaffungS»
fähige Si’iuridituugeu für bie ÜbergangSfürforge getroffen merben,
unb 3 mae nidit nur für bie fieimfefjreuöen Striegcr.
S'u ber Särforge fei 311 fdieibeu 3 mifdien a) ben Selbftänbigeu uub
Vlngehörigeu freier Berufe, I») ben s Jlnge|te(lteu unb n ber t'lrbciter^
fdiaft; bei biefer mieber 3 mifd)cu gelernten, angelernten unb unge¬
lernten Vlrbeitern ober etma mit biefeu Unterflafjeu fidi bedenb: ber
orgauifierteu Vlibeiterfriinft, bie bie gelernten unb angelernten Arbeiter
umfafjt, unb ben Unorganifierten. Sür bie Selbüänbigeu unb Dinge«
hörigen freier Berufe mären bie Sürforgeorganifatiouen ber iWitiei-
gauWhilfe bit geeigneten Träger ber Snrforge, für bie Vlugeitellten,
gelernten uub angelernten Dir beiter bereu gemerffchaftlidie Crgauifa-- j
tionen, für bie ungelernten Dlrbeiter bie (kemeiube ober ber .ÜreiS. .
Xer Olebner fette fid) mit großer s Akirme für bie gemerffdinftlidie
VIrbeitylofenfürforge ein, alv bereu iBov.dtgc er bie leidjte .Slontrolle, 1
bie bemofratifdie iBerfaffung uub Sleifnmg ber Unterftüpung burdi 1
buy Wem erbe bezeichnet. Somett ba» Wenter Stiftern, bav fidi glä n#-i
3eub bemährle, nidit in Srage tomme, füllte man Umerftüpungy- j
taffen mit .^mangsbeiträgeu ber beteiligten einriditen. I
Sugeubliche uub llnftänbige finb befoiiberö 31 t befjmtbelii. bei |
Sugeublidieu ift bie (üeuuiliruug ber lluterftüluiug mit ber ber- •
oflidjtung 311 allgemeiner unb beniflidier T’ortbdbimg 31 t Perbinbeu. 1
Xie Vlufbriitgung ber VJNttel ift primär eine oad)e ber Wem erbe; |
fubfibiär hätten Wemeinbe ober Mreii, Staat uub tfteidj ciuäutrcten. !
20
s li/it Kredit erregten bie borfdiläge einer Trennung ber
orgamfierten unb unovflanitierlen Arbeiter, bie. ber bor-
tragenbe mit einer Trennung in gelernte unb ungelernte
Arbeiter gleid) fepte, ftarfen bMberfprud). U m breit ((General-
fomnufiion ber Sreien Wemevffdiaften) hielt biefe Sdmibung
für nnburebführbar, ba bie rrganifationen gelernte nnb unge¬
lernte untfafdeu, bie (Grenzen 3Uüfchcn heiben (Gruppen p’er-
friimommen feien. Xie 05emerffd>aften feien burchans 3ur Mit¬
arbeit bereit, namenttid) in bezug auf Zinszahlung ber Weiber
unb MoutroIIe; fie feiert aber nidit in ber üage, ohne öffentliche
sailfe bem Dfrbeitslofen bas (Sriftcnzminimum 31t fidvvrn. s Bo
crgänzenbc 3nid)iiffe ber Oiemeinben gemährt mürben, biirfc
aber feine Polle Zluredmung ber Welperffd)aftsbe3Ügc ftatt*
finbcit. s Ton mehreren fHebnent mürbe auf bie Ttebcutnng ber
Dlrbeitsnadimcife unb auf ben oft redit mangelhaften Zfusbau
namentlidi ber meibltdien Ztbteilungen hingemiefen, ber um fo
bebenflidier fei, als bie Xemobilifierung ber Svanen fid) feines-
megS leid)t OoHsiebcrt merbe, unb bic fdimere Wefahr beftehe,
bag mir als Jlfeftbeftanb ber Sranenarbeit ein meibltcheS .Shtli-
tum Jbefoutmen. XesEjalb fei and) bie Zlrbcitslofenunterftiipung
ber Srmien ntdit 311 entbehren, mobei freilid) bic ^djuiterig-
feiten ber Kontrolle unb ber Zlbgrenzung ber Svauen, bie aiö
arbeitslos zu be3eid)nen finb, zugegeben mürben. 3Son Per-
fehiebenen Seiten mürbe bie Sortfiihrung ber Sraucureferdte
bei ben .StriegSamtSftellen nad) bem Kriege unter' ©ntfleibnng
ihres militörifdien CEbarafters unb dtnglieberung in bie
bitrgerlidicn SBchörben geforbert.
Xeu .«pöhepunft ber Tagung bilbete ber geiftPolIe Söeridit
T'rofeffor ZI 11 nt a n n S , Mannheim, über bie M a f? ft d b e
ber LI n t c r ft ii p u n g in ber Ü b c r g a rt g s 3 e i t, ber,
meit über ben Wähnten bes engeren Themas hinausgeh tb,
eine Zfnc einanberfcpnng grnubfäpliriier ZI rt über bic Söeziebu ; :--
neu zmifdien giiiforge unb So3talpolitif gab.
Mehr unb mehr trete and) in ber 'Tätigfeit bes Vereins eine
unter fozialpolitifdien W:fichtopunften frehenbe Zi^ohlfahrtspffege an
Stelle ber ZOohltätigfeit, unb bie geplante ZtamenSänberung fei nur
bets äupere ZfeteuntniS 311 einer Ponogenen Tatfadie. Mit biefer
Stellungnahme hänge aud) bie llnterftüpuugSfrage, bie nidit nur
eine Wclbangelegeuheit fei, mefeiülid) zufantmeit. li?ntfd>eibenb fei
Me richtige Spcmeffung bev Ihncvftühungen nidit nur ;ur (Erhaltung
Pon lieben unb Wefmibheit, fonberit aud) pou fdinffenber Straft. Xie
Züodieuhilfc uub bie «■äuglingsfürforge■muffe außerhalb beS Ztahmeuv
ber Vlrmeupflegc bleiben; bi: Verarmung fei burdi Vliilernung 31t
neuen. iBeruf^zmcigen 3U berhüten; ber llutergrunb für bie fommenb:
b.eutfdje syepöifcrung fei burdi forgfältige tHücffidit auf bie Uignung
beS iriuzclueii zur Vlrbrit nu^uluuieu; oie grauen uub .Stiubcr feien
aus förperlid) nachteiligen M'iriebcmrten 31t entfernen. Xie Lohn¬
höhe biirfc nidit burd) ba* llmeritüpuugymefcn migünftig beeinflußt
merben; bem Lohnbiurf fei im Laufe ber ;}eit burd) Minbcülohnfäpe
unb burd) 3 nmcifung öffeutlidier Vlibeiten gegen augemeffene Lohn¬
zahlung poizubcugen'. k'ür bie Unteritüpung feien Vlityfdilußfäpe er-
forberlidi, bie fidi bem Ziotbebarf möglidift genau anpaffen unb nicht
nur mit Ziiirffidit auf ben Wefuiibheitc^uftaub unb bie örtlichen
^erhältuiffe feftzufepen, fonbern audi burd) Wemähruitg pou be-
fonberen Zludmuitgo-, Mleiber- unb tf r 3 i e ln it 1 g y 3 u f d) i i f f e n nad) ber
nerfchiebeuen fozialeu Stellung ber Uuterftüpteu abzuftufen finb.
3 ur ifrfparut# pou Weib unb .Straft fei ein,: Monzentration bes lluter-
ftüpuugymefeuS in halb fommunalen, halb prinaten ZBohlfahrt##
äintern erforberlid).
Xie Zlnsfpradie bradjte menig neue Wcbanfen, zeugte aber
pou einmütiger 3uftimmung 311 ben ZluSführungen bes Z>or«
tragenben, bie in einer entfpredienben ©ntfchlicfeung ihren Zins*
britef faub.
Ter zmeite T*crbanblungstag manbte fidi ber Srage ber
s 3 e a 11 f f i ch t i g 11 n g b e r f r c i e n Lieb e s t ä t i g f e i t
nach bem ,s{ l iege 311, über bie zunädift Dr. L e P p , Berlin, be¬
richtete.
Xer tii ebner ging bon ben hödift unerfreulichen Tn’r hä Uni fielt
aifo, bie fidi, namciiriich in Berlin, mahienb bes Mnegev eutipidelt
unb 311 bem ITrlaß ber Z'unbec*ratvbev0rb 111111gen über bie Ziegeluug
ber Mriegvmohlfahrtvpflege geführt hatten. <ir bertrat beit Stanb--
pnnft, bie Ztaibegrünbiiug bon ZL0hlfahvtyei 11 ridmtngeu bon einer
Vorprüfung ber ^toeduiäßigfeit uub oon ber (irteilung ber behörb-
Ud)eu ürlanbnil abhängig 311 madien. Irin foldiey Eingreifen bt'y
vstaatv fei notmenbig, ba bie Crgauifatiou ber freien Liebevtätigfeii
ber Einheitliddeit, engen Fühlungnahme unb Verjtäiibigung entbehre.
Vor allem fei e-;> notmenbig, baß bie pribate LiebeStätigfeit aus
fid) felbft heraitv burd) Fufammenfchluß 31t ZLohlfahrtyämterii ober
bocl) meuigiteiK’ F ii r f or gea u v f d) ii ff e n ben ZLcg ber Wefunbitng finbe.
Voraiiyfepuug für bie ZLirfiamfeit biefer Stellen fei aber, baß ber
Staat ihnen gerniffe MadnbeniQiiiiic gebe.
22
9*^ Soziale ©raiu* unb Ard)io fite
. ^e.v erfte ; ' SWitbcricfjtcrftatter, ©oft. . fliegierungSrat
Dr. ^ofran^ ( ^Berlin, berichtete über öte gaplreidjen un¬
lauteren Unternehmungen auf beut (Gebiete bei* freien CiebeS«
tätigfeit, Die eS Ocrftiinbcn, Jtrf) mit ben oft leichtfertig per-
gegebenen tarnen l)ocf)ftebenber ^erfönlicfjfeitcu gn beefen. Xie
Sunbesratöoerorbnimgen batten fid) tds eine mertoolle .£anö-
habe in.bei* SBefämbfnng biefeö UnmefenS gegeigt; ihre Xitrch-
führnng habe fief) allmählich hjcfentlidj Jncrbeffert. Ermünfcht
fei cS, ein Mittel gn befifeen, um bei* ©ergettclung ber SBohi«
tätigfeit burd) l^eugriinbungen noraubeugen unb nnfunbige
% 4>er?oneri non ber> Leitung on$gnfd)licfjen. Eine gemiffc S 3 e-
oitfficfjtigitng rnerbe and) im griebert nötig fein.
Xcrgmeite Zitheriebterftatter Dr. 3 a b n , Hamburg, teilte
bie SXnfid)t Dr. £em)S in begitg auf bic iUotmenbigfeit eines
8 d)ut3C5 gegen unlauteres ©efehäftsgebaren, manbte ficb aber
gegen bie 3'wcfmäfjigfeit einer bebörblicben Prüfung ber S3e-
biirfniSfrage bei 9 ieu#rünbitngen unb einer bauernben ftaat-
Iid}en SBeaiiffid)tigiing nach ber oolfsmirtfcbaftlidien nttb fogialen
©eite bin.
Xie AUsfprache trat im .allgemeinen ben SXu&fühningen
Dr. 3 abnS bei; faft alle Stebner fahen fotoohl in ber .^ongeffionS»
bfliebt bon 9 teugrünbungcn, mic in jeber ©taatSaufficht, bie ficb
auf mehr als bie Prüfung ber ßauterfeit beS finanziellen ©c-
fcbäftSgebarenS erftreeft, eine fdauere ©efahr für bie freie Ent-
mirflnng ber prinaten ÖiebeStätigfeit.
3 »m ©difnffe mürbe bie Dom Snntralausfdmb norgefdila-
gene ÜXamenSänberung beS Vereins erörtert — in Slusficbt ge¬
nommen mar bie SBcgeidmung „Xeutfdjer herein für SBohl*
fahrtspflege" —, non einerSöefcblufefaffung aber nod) abgefeben.
gttermirrfie Pittfilungett.
«He neuerftpienenen ©Üdjer, bte ber ©(prtftleltung jagefanbt »erben, »erben pier
oerjeidjnet. SMe »eitere ©efpredjung einzelner ©Triften, pier ober im ftauptteil
ber .©oktalen ©raji«*, bepäli ftdj bie ©(priftleitung öor.
ft r i e g S b o r t r äg e i n ber Heimat. Verlag beS ©olfSbereius
fiir baS ?atpolifd>e Xeuifcplanö. M.*@labbach 1917. ©r. 1 Jl.
XaS twrliegenbe gwette .peft ber ftriegS&orträge bebanbelt bie
©ieperung ber ©olfSerrtäprung unb bie babei gutage getretenen ©egen«
fäpe ßWifdpeti ©tabt unb lionb. 3Jiit biefen Vorträgen !ann eine oor=
ireffltd>e AufflärungSarbeit geleiftet »erben, bie fowopl bie Banb«
Wie bie ©tabtbeoölferung erfaßt unb beibe gu einer benutzt er=
gängenben Arbeit unb einem ©id)fiigen in bie befonberen, burep ben
fttieg perporgerufenen Umftcinbe aufruft, $rt ben Vorträgen wirb
manches. Vorurteil, manche falfcpe 'Beurteilung unb ©ei-allgemeine«
riing. fdjjarf ins Siebt geriieft, unb ber ©tabt* unb Sanbbeüölterung
»erben bie klugen barüber geöffnet, »ie bie burd) ben ftrteg ge=
febaffene Sage in ©tabt unb Sanb tatfädblicb ift.
© o n Kriegs not unb = Sq i I f e unb ber 3 u g e n b B'u *
fünf t. ©on SII i c i> © a l o m o n. ©. ©. Xeulmcr in Öeipgig
unb Berlin 1916. 141 ©. 2,40 JL
©on bem s 43ud)e gel)t eine ftttlidje, aufridjtenbc Äraft aus, cs ift
mit ^>etgens»ärme unb reiffter ©rfabrung gefdjriebeu.
®ie erften Vluffä^e baubeln üon ber ©crpflidjtung gur fogiaten
&at als xHuSflufe ber ©ereebtigfeit, oon ber ©efiummg, bie nufer
s BoIt inncrlid) berbinben muß, non ber s 4krpflid)tung gur fittlidjcn
(Snteuerung, bie ben fitbrenben ©d)id)ten aufcrlcgt ift.
Xer g»eite Xeit enthält anSfdiliefjiid) ©ortrane, bie fid) mit ber
beran»acbfenben Sagenb befdjäftigen, als Beitrag gur Söfung ber
©^»ierigteiten, bte ber .^rieg für bie »eiblidje ^ugenb aller Mreife
gebradü bat. Xie ©erfafferin beleucbtct liier u. a. in einbrucfsooUfter
SEBeife bie ©teHung bei* ^ugenb gur fogialcn ffrage, fogiale ©nippen
unb moberne ^ugenbbemegung, ^amilie, ©eruf unb v "sugenbpflege
als (£cgiebungSmad)t ber weiblichen ^ugenb unb gibt gu erfennen,
bafe mehr als je bie ^ufnnft bauen abbängt, mit »elcben ^bealen
bte ^ugenb ficb erfüllt unb ob fic be»ufet einer fittlidjeu Erneuerung
entgegengebt.
o r t f d> r i t t e b e r beut f di e u 's u g e n b p f I r g e o o u 191H
b.i S 1916. «ouJ)i. Jp e r t b a © i e m c r i n g. 'Berlin 1916.
Verlag Julius ©pringer. 61 ©.
Xie ©erfafferin gibt einen Überblitf über bie Ent»irfliing, bie bie
^ugeubpflege in ben lebten nier fahren erfabren bat. Xie beutfdie
^ugcitbpflcgir beS lebten griebensjabreS fianb »efcntlidj im ^eidjen
beS ^lusbaus ber ©crcinSarbeit, »ie bet biefe überbauenbeu ftaat=
lfdjen Crganifatioueu. .^m fonfcffionellen Säger ift organifatorifd)
dm meifteu geleiftet »orben, aber aud) alle anberen '^erbäube, fo»ie
©djule unb S’ortbilbungsfdjule babeit gortfebritte. gu nergeidjnen,
wenn midi ber Ärieg ftörenb in bic Arbeit Eingriff, unb wenn aud)
nicht immer jene Harmonie in ber ^ufammenarbeit bercfd)te, bie
©olfswoblfabrt. XXVU. -Vir. 1.
»ünfd)enS»ert wäre, ©taat unb ©emeinbe ’ haben hier oft au§=
gleicbenb gewirft, unb bie »aebfenben Aufgaben bev SugenbnereiiiS?
arbeit iaffeu auch non bicft'r ©teile aus ben Söuufd) nach S3erufö*
arbeitein immer bringenber »erben. SBäbrenb beS Krieges bat fiel)
bas Arbeitsgebiet ber ^ugenbpflege um nieles erweitert, vlbre Crgani-
fationen würben in ben Xienft ber 2ßol)lfabrtSpflege gefteöt, auf^
flärenbe Vorträge gebalten, ^äbcbcmbciine gegrünbet uf». Xie 83er=
fafferin nertritt ein iWinbcfimafe obligatortfcber ^ugenbpflege unter
yingliebcrung an bie tf or lödbungSfcbule.
^ u g e u b p f l e g e unb © t a a t. '4km l)r. So e r m a u u ^ e 4
trid). .^alle a. ©. 1916. Verlag ber vfBudjbaublung bei
AktifenbaufeS. 32 ©. 50 ^f-
Xer ©erfajfcr mödbte .bü' ^sugeubpflege als SDtabuabme ber 9taffen=
bugiene einer umfaffenben ftaatlicben Crganifatiott unterftcUt »iffen,
ba bie ^ugenbpflege ber ©cfcüfdjaft trob ftaatlicber Erlaffe an argen
;Wif)ftäubeu franfe. Als auSfübrcnbc Organe einpfieblt er Berufs«
iug«iibp.fleger, ^sugenbämter unb lebten EnbeS ein SHcidbSjugcnbamt.
Xer ©erfaffer fieljt in einer ftaatlid) organifierten, fpftematifeben
v'sugenbpflege bie befte ©ewäbr aller militärifdjeu Xiicbtigfeit unb
s 43enölferuugSpoliti!.
X e r $ i n b e r b o r t. Eine .fpanbreidjung für bie Arbeit an unfern-
auffid)tSlofen fd)ulpflid|tigen ^ugenb. Jpamburg 1917. Agentur -
beS fliauljen Kaufes. 79 ©.
Xas '43ucb erfebeint als ©djrift beS Euangelifcben ErgiebungS=
amteS ber inneren SDiiffion unb gibt in turger 3ufammenfaffung
einen Überblid über bie ©runbfäbe, Biele unb Arbeit beS S^inberbort=
»efenS. SSäbraib bes Krieges bat fid) eine Erweiterung ber Äinbet«
Porte als befonberS bringlidb erwiefen. ©o nerbanb ficb baS „Enau=
gelifcpe ErgiebungSamt" 1914 mit ber 5. Xagung ber „.^onfereng für
cpriftjicpe Äinberpflege", um burep Aufruf an alle üttutterbäufer bie
Errid)tung non ilinberborten gu förbern. B 11 »eiteftgebenber SBeife
pat ber Nerbanb Xcutfcper .^inberporte bie eingelnen öortnereine gur
planmäßigen_ivörbcrung iprer Arbeit organifiert. Burgeit finb ipm‘
187 Vereine mit runb 450 garten‘attgefcploffen. B» Verfolg feiner
Jvorberung, nur gut gefcpulte Kräfte in ben Xienft ber ©aepe gu ftellen,
ueranftaltete ber Nerbanb fünf non 300 Jportlciterinnen befnepte
UnterricptSgänge im Eparlottenburger Bufleabpeim. April 1915
gibt er eine eigene 3)£onatSfdjrift perauS. 2Bie im eingelnen bie Ar>
beit im .'Port geleiftet wirb, banon geben Mitteilungen bcwäprter
^sugenbpflegerinncn in frifd)er, lebenbiger Xarftellung Kenntnis.
Xie Seiterin bes '-)jeftaIoggi=BröbelpaufeS T, $rl. SiUi Xroefdier, fud)t
ben nolfsbilbeuben 5Scrt ber ^ortbiidjercieu gu neranfdiaulidfeu unb
gibt in einer ©ruppierung nad) AltcrSftufen Anregung für eine itacp
prallifd)eu ELfapriuigeu gnfammengefteüte ^portbiicpcrei. XeS »ei¬
teren folgen .floftenanfd)läge gur Einricptung eines $inberportS, ©or=
fdirifteu gur VluSbilbuug non $inberportnerinnen unb ^ugenb^
leiterinuen unb AusbilbungSftätten. Xer preufeifepe ©taat pat im
Etat beS preuft. .UuItusmiuifteriumS einen betrag non 50 000 Ji gur
AuSbilbung im .^iuberportwefen eiugefept.
'Vorwärts tu b e r SB o p u u n g S f r a g e ! SB o p n u n g S f r a g c
unb r i e g. Sion H$rof. Dr. E. % B u d) S , Tübingen.
SB o p u u n g S r e f o r m burd) bas 9t e i d). S^on Dr. n.
Mangolbt, Berlin. Berlin 1917. Earl .^epmannS Ver¬
lag. $reis 1 J(. öeft 1 ber ©djriften beS Xeutfcpen SBolv
nuugSauSfcpuffcS.
Xie ©eprift eritpält bie auf ber ©rünbungsncrfammlung bei
Xeutfcpen SBopnurigSausfcpuffeS in Berlin gepaltenen SSorträge
(©palte 188), fowie ben ©erid)t biefer ©rünbuiigSnerfammlung. Xn-
burd) wirb ein Eiublid gegeben in ben gegenwärtigen ©taub ber
SBopnungsfrage unb ein Überblitf über bie ©tellungnapme ber »idi-
tigfteu fogialpolitifcpen Orgauifationen gu biefer grage, bereu 93em
tretet auf ber ©rünbuiigSnerfammlung meift furge programmatifdie
Erflärungeu abgabeu.
K>. M ii Iler, X i e € r g a u i f a t i o n b e r S i t p o g r a p p e n ,
3 t e i n b r u tf e r u u b n e r » aiibt e n © e r u f e. Elfter
Sknib. Berlin 1917, ©erlag 0. ©illier, 674 ©. 15 Jl.
Xiefcs Skup gäplt gu ben befteu gewerffcpaftlidjeu Skibnubsgc
ftpidüen, bie bisper crfcpicueii fiub. Xer borliegenbe erfte Skmb enl ■
Pält g»ei Xcile:^ eine allgemeine ©c»erffd)aftsgefd)id)te unb eine
©cpilbeviiug ber Orgauifationen beS Sitpograppengewcrbes unb iprer
Mcimpfe bis gum v 'apre 1891. SBäpreub ber gweite Xeil bem Mip-
gefd)itf, gu einer mit Xalfadienftoff unb 'Anlagen überlabenen Ebro-
nif gu »erben, nidjt gaug entgeht, ift ber erfte, 468 ©eiten umfaffeiibe
-teil großer Skaditung wert unb fönnte als ©onberbrutf unabpäugig
bim ber eigentlidien Sk‘rbanbsgefd)id)te Skrbreitung finbeii. .Pier liegt
fdbftäubigc, fleißige ^orfdictarbeit - nor, bereu Ergebnis bisweilen
rreilidi burdi parleipolitifdies Urteil getrübt ift unb bem ©egner
mdit minier gang geredjt wirb, bafiir aber ben Skugitg teuiperauiem-
n oll er Xarftellung unb nmcier Auteilnapme am Stoffe bietet. Ein
gewaltiges Xatfadienmateiial ift in biefer ©ewerffchaftsgcfdüdjtc, bie
nom Ausgang bes 18. ^aprpiuiberis bis gum ©ogialifreiigeiep reicht,
nerarbeitet. Xie alte ©ewerffdiaftsprcffc, ©eröffentlidmugeu anberer
©erbänbe unb bie fogialiftifdicn ©dmftcu finb, foweit nötig, ner¬
wartet, bie wiffenfd)aftlid)e Literatur ift gum großen Jeil Perange
gogen, unb gwar femeswegs fritiflos, fonbeiu unter ^cititelliiug
mandies alten, immer wieber in neuere SBerfe berfd)leppten 'ur-
23
(Soziale Gratis unb 3lrd^it» für GoIfgtDofjlfaljrt. XXVII. Kr. 1.
24
luutS. Tag beadjtenginerte Gud), bag aud) brudtedntifd) unb im
Ginbanb gebiegcnen ©efd)mad Derrät, ift, mitten im Kriege, eine
erftaunlidje unb mcrbcnbe Seiftung geU)erffd)aftlidjer Straft.
$ i't I) r e r b u r cf) b i e c ü a n g e I i f cf) e Stizdqe unb b i c
f i r d) I i cb c Siebegarbeit in Berlin. Gearbeitet
unb fjcrauggcgebeu Dom Gerliner TauptDercin für innere
SKiffion. Giartin SBarncd. Ged,in 19l6. 288 0.
Saö 0 d) I o f f e r g e m c r b e 3 u G e r I i n. Gon Dr. Gaul
gl a tau. Trud non Grnil $errmann fen. ßcipsig. 192 0.
Gerfidjcrunggftatiftif für 1913 ii b e r b i e unte r
SReidjgauffidjt ft e b e n b e n ll u t e r n e l) m u n g e n.
Gom Äaiferlicben Sluffidjtgamt für GnDatDerjicberuug.
(Shittentag, Gerlaggbudfbanblurig, (&. m. b. .£> Gerlin 1916.
401 0.
Kat fd) läge für bic Gerufgtoaljl im Kcd)tg=SBirtfd)aft 8 =
unb Gertoaltuiigglcben. .^erauggegebcu bon bcr Kecf)tg= lytb
otaatömiffenfd)aftIid)en gafultät ber 0d)lefifd)eu griebridj*
SBiU)elm=UniDcrfität. $. (I. G. SKofjr (Gaul Siebed). Tübingen
1916. 83 0. 1 M.
Tie mirtfdjaftlidje unb f 0 3 i a l e Sage .ber t e d> ^
n i f d) e n G r i b a t a n g e ft e 111 e n i it ber b e u t f dj e 11
G l e f t r 0 i n b u ft r i e. Gon Tr.=^ng. Kicbarb G 3 m a l i n a.
Julius 0pringer. Gerlin 1914. 100 0.
goctfcfjritte b e 8 ftinberf<$ufee£ unb ber ^ u g e 11 b =
f ii r f 0 r g c. Gon Grof. Dr. Gffr. 3- ®luuder = SBil =
1) e l m § b a b. föeft 1: Dr. ^ertlja 0 ie nt e r i n g, $ 0 r t =
f d) r i 11 e ber beutfcfjen ^ugenbpflege Don 1913
big 1916. Julius Springer. Gerlin 1916. 61 0. 2,40 M.
G 0 r a u 8 f e b u n g e n ber C u a I. i t ä t 8 p r 0 b u f t i 0 n. Gon
Dr. SBilljelm SB i r 3 . Kafdjet u. Sie. ßürid) unb Seip 3 ig 1916.
240 0. 8 Jf.
K e i d) 8 e i u I) e i t unb Dt e i d) 8 f i n a n 3 e n. Gon Dr. Subtuig
SB albe der. G. G. SKoI)r (Gaul Siebed). Tübingen
1916. 205 0. 5 M.
Tie t i e r i f d> e n SR 0 1) ft 0 f f e unb i I) r e Gereblung. Gon
©. SR ö r i g unb Sl. G i n 3 . griebr. Gielocg u. Soljit. Grauu»
febmeig 1916. 222 0. 8 M.
$ a u b b u cb bcr G* c r t r e t c r h> a b l -e n in ber ft r a n.l e 11 *
Derfidjcrun g. Gou gtiebricb ® l e e i 8 . Garl (Giebel,
Gerlin 0.27. 1917. 143 0.
Graftifcbe SBegc 3 U nationalem SB 0 b l ft a n b e. Gon
$arl Göbuier. ®ommiffion 8 =GerIag ber Grecfytfdjen Gud)*
banblung. Jameln. 16 0 . 50 Gf-
Tie Geftrafung unb p 0 l i 3 e i liebe Gcbanblung bcr
ge tu e r b 3 mäßigen U n 3 u d) t. Gon Kobert
0 d) m ö I b e r. Garl £>et)iuauug Gerlag. Gerlin 1917. 23 0.
60 Gf-
Tanbarbeit unb SK a f f e n e r 3 e u g n i 8 . Gon ©ei). Keg.=
Kat Tr.*^ng. .^ermann SK u t b e f i u 8 . Gruft Siegfrieb
SKittler u. Sobn, ÄönigL £>ofbud)f)aubluug, ätodjftr. 68—71.
, Gerlin 1917. 30 0.
1 Tie Gebeutung ber G c r f ö n I i cb f e i t für bic i n b u =
ft r i e 1 1 e G u t tt> i d l u n g. Gon Grof. ^Vourab Gf a t f d) 0 ft ,
Gerlin. Grnft 0iegfrieb SKtttler u. Solju. Gerlin 1917. 23 0.
SR u b 0 l f G u d e n , bcr fteneufer Gbüafopb, öeröffentlidbt im Ger*
läge oon Otto Keid)l in Gerlin eine febr Icfcngmerte Sdfrift
unter bem Titel „Tic geiftigen gorberungen ber
©egentDart" (Keidflg Teutfdjc Schriften, erfte 8 $>eft).
T i p 1 0 m a t i e. Unter bief-em Titel Deröffentlid)t gociljert St. Don
(& l e i dj e n = K u fo tt> u r m einen mertDollen Geitrag 3 ur
Gtbif be 8 0taate8. Tie 0d>rift ift im Geringe Don Otto
Kcidjl in Gerlin (SReicbl 8 Teutfd>c 0d>riften / 3 meite 8 £eft)
erfdjiencn.
I innere ßolonifation unb $ r i e g. Gantber=Gerlag ©. in.
b. £. 1916. §eft 10. 1,50
Bet fein Batedanö liebt, jeidjnet fitiegsanleibe!
Dr. rer. pol. (Tarne)
fud)t Slufanggftellung in fo^ialcr
ober lommunaler Gertoaltung.
Off. u. B. P. 4773 an SRubolf
SKoffe, Grcglau.
Tie ßeitfebrift M $o|iaU Vvaxi» unb für grolhftwoljlfaljrt 4 *
ift burd) ade Gudjljanblungen unb Gaftämter (Goft 3 eitung 8 numtner 7187) 3 U be 3 ieben.
Gin^elnummer 35 Gf- X)er Slnseigenpreiö ift 45 Gf- für bie biergefpaltene ^etitäeite.
Vertag »oit ©ufta
2 )ie moberne Demokratie.
Gine polittfd)c 5 Befrf)retlmng.
Gon
Dr. «öU^elm ^aöbnrf)
ürbeutlidjcr ^rofeffor an bcr UnfbcrfUftt Äiel.
Grei8: 16 9Rar! f geb. 17 Gfarf 50 Gf-
$nl)alt: Ginleitung: Temofratifdje 1111 b liberale ^beeu Dom 16. |
bi 8 311 m 18. ^abrbnnbert. — I. Gltd). Tie gefdjicbtlirfje Gntmidluug
ber mobevnen Temofratie. - II. Gltd), gönnen, Slrten, Gegriff unb 1
SBefen bcr mobernen Temofratie. 1. Tie gönnen ber mobenteit ,
Temofratie. 2 . Tn 8 Geamtentmn bcr mobenten Temofratie. 3. Tie
0elbftDenoaltung in ber mobernen Temofratie. 4. Temofratie unb
grcif)eit. 5. Tie politifrfje Temofratie. 6 . Tie fo 3 iale Temofratie.
7. 0 o 3 inli 8 mu 8 unb 0 o 3 ialbemofratie. 8 . Tie gried)ifdje Temofratie.
9. Tie ^anfeftäbte, Slnborta unb SRarino. 10. Mntl)olifd)e Siivcfje unb
Temofratie. III. Gud). Ter S 0 fec^ani 8 mu 8 ber mobernen Temofratie.
1. Tag unb 0timmred)t in ber Temofratie. 2. Tie Gartet. ;
3. Tie Gerufgpolitifer. — 0d)luß.
0d)mollcr8 ^Xaljrbud), Ganb k 37, \>cft 4.:
. . . Seinem ueueften großen ^ffierfe über bie moberne Temofratie
rooHeii mir hier einige Getradjtuugen mibmen, unb mir fdjicfen ooraug,
baij mir in bcmfelbciObic gleidjen S^orjüge fitiben, mie in ieinen übrigen
0d)riflcn: tiefes Einbringen in bie SDi'atcrie, große objeflioe 01offbet)crrfd)itiig, ,
politifd)»t)iftoriid)c8 Urteil, gleidjmäfngeS Grfaffcn ber fojialmirtfdjafüicben ,
mie ber politiid)M‘taatSred)Uicben Seite ber einfc^lägigcn gragen. Slurf) mer,
mie mir, mit feinen SRefuItaten nid)t nad) allen Seiten gaus ciimerftanbeit
ift, fein (^efamtm teil aiemlicb peffimiftifet) finbet, mirb baS Gud) m t großer
Gefriebigung unb Geleljrung au§ ber .s?anb legen unb .öaSbari) banfbar
fein, baß er mit fübnem.SDfute unb fidjerer i*anb einem Teer oon populär»
politifcpen Gorurteilcn entgegentritt. . . .
1 giftet tit
®er firteg
unb bet SnbtnibualiSntuS.
^ öou
Dr. Subtotg «Degbe,
24 Seiten gr. 8°. Gerlin *^>alenfec. G rt -'i8: 75 Gf*
Seufftblonös polififdie Parteien.
(£'tn ^runbri^ ber Garteieule^rc unb ber SBaffltyfteme
Don
Dr. Hermann ilU-ljm,
'Urofcffor ber JRccbtc 311 Strafeburg i. &.
(Tl r 131 Seiten gr. 8°.) Grei8: 4 Gtarf.
gnpalt: I. SUIgemeineg. 1. Gegriff ber politifdjen Garteien.
2 . Ginteilung ber politifdben Garteien. — II. Tie politifd)en Garteien
Teutfd)lanb 8 . A. ^l)ve <Sefd)id)te. B. ^f)r SBefen unb if)r SBirfen. —
III. Sf?al)Ircd)t 8 ft)fteme. — IV. SBaljIoerfaljreufpfteme. — V. Tie
inneren (ilriinbe ber Gerfdjieben^eit ber SBaljIfpfteme. — VI. Literatur.
8 tologtftf)e 9 Ucf)tIinien
ber ftaatlid^en Drganifation.
^aturn)i)feufd)aftlid)c Anregungen
für bie politifc^e Neuorientierung Deutfd)Iai\b§.
Gon
IUIok ‘öerwont,
'Preis: 1 'JJinrf. (Bonn. 'Preis: 1 9Korf.
Bcrantmortlicb für bie ©(Sriftleitung: Dr. ßubtofö ^epbe, Gerlin--©nmemaib. — ©ebrudt bei Julius ©Ittenfelb, ^ofbutbbrucfer., Gerlin W.8.
|tn^rgatt3.
für Jlalkötttahlfaljrt.
<£rf$eint an febetn Doraterftag. #ret» »tertelffthrlidf 4 Jtarb,
- Ifrutiiitens -
j&djrtfiUUnn|t ©er laß:
ferit« w*>, ^rnrnmcffs, 29/30 Jftuf. Dr. <$. fratuke tmi $r<rf. Dr. ff. gjitmnainatm. ®up«# $mtt, f*na. -
/fr*Or*djm 3tat ÄfilUttiorf 2809. gcrnfpredjcr 53.
Ä«lw, tat 11. ©ktolrer 1917.
giafictlr JJraaei#
Wltir
Hummer 2.
A
Inhalt.
XrbettSfammern. Von Dr. ß.
$epbe, Verltn.25
XHgemeitte enjfdpdiHK.29
Beignet Kriegsanleihe! Von
J. ©teSbertS, Ärbeiterfefretär,
äJHtglieb beS NeidjSiaaS u.ßanbtagS.
Neid&StDi*tf<baftSamt —'
NeichSarbeitSamt.
Ärbeiterbertreter im ©rofcen &aupt«
quartier.
fBaterlänMf^ev $ilfSBie«tft.... 31
2) aS£ilf8bienftgetefc unb bieSlrbeiter.
2 >ie (Eingabe ber ©efettfebaft für
©ojiale Neform toegen ©eljaltS«
regelung ber Vrioatangefteßten.
®te Verficf)erungSpflt(ijttgfeU ber 9ln*
gefteßtenauSfcbu&mitglieber.
Cd)iale UnfiistBe.35
3) te ©nttricflung ber SergarBeiter*
löhne in Vreufeen.
(Segen ben VrbeitSroecbfel in Staats-
Betrieben.
Nachtarbeit unb äJJaterialöerluft.
Organifatfoiten Ber «rBeiter, ©e*
lilfen, Xageftelttejt unb ®e*
amten..86
2 >er internationale ©ewetf«
fdjaftStongrefc in Vern.
95 er alte Vergarbeitemrbanb.
Jtalienifdje Arbeiter in granfreich
unb ®eutfdjlanb.
ttrbette*rf<b»fc . .. 38
©efefoltdjeS Verbot ber Nacht¬
arbeit in ber 93 ä cf er ci.
9 >ie 8 luSffibrungSDerorbnung
8 u ben §§ 3 unb 4 beS $auS-
arbeitgefeheS.
SeemannSfdhuh.
SMe Jahresberichte ber ©etoerbe-
•auffichtsbeamten.
XrSeftflüfigfeit «kB üre Bt*
ntanfmt«.40
Vorbereitung einer ftaatliihen KrbettS»
lofenberficherung in ben Nieber-
lanben.
$>ie Aufhebung ber StredungSbor*
fdjrift im SBebftoffgetoerbe.
flSoBnmtgS* mtB BoBenfragen. . 41
@ine Runbgebung jugunften ber
©ohnungSreform.
SlmtSgeridjte als äÄteteinigungS*
amter.
©ine für baS ÜNietSoerhältniS öon
Kriegerfrauen mistige ©ntfdjeibung.
iluSbilbimg jum SBoljnungSpflege-
rinnenberuf.
£iterarifc£e 9RitteUuttgen.42
Kbbrucf f&mtficher tCuffft^e ift getttuigen unb geiifchriften geftattet, iebodj nur
mit Boiler Quellenangabe.
Jürbriishmmttent.
2)rei Sorberungen bat bie „0oaiale Vtaris" in ben lebten
Monaten immer mieber erhoben: ©efeitigung beS § 153 ©£).,
Umgeftaltung beS ErpreffungSpatagrapben im 0trafgefeh-
buch, Errichtung öon 2lrbeitSFamrnern. &iefe Sorberungen
finb fämtlich fprud>reif unb leicht 511 erfüllen. Eine fiarfe par-
Iamentarifdje Qnitiatibe Fönnte fie mahrfd)einlich cramingen.
3ßir haben nie einen 3 meifel gelaffen, bah uns öon ben
brei Sorberungen bie erfte am atterbringlichften erfd>eint. OTe
brei aber finb Sftotmenbigfeiten fokaler ©eredjtigfeit,
unb ©emhtigFeit berträgt nie ohne 8 chaben 2luff<hul>. 3)aS
gilt auch bon ben 2lrbeitSFammern,bie ihren ungleichen
• (Schmeftem, ben ßanbmirtfdiaftS-, $anbels« unb ^anbrnerFS»
Fammetn, nod) immer nid)t gefolgt finb, obfehon in ber ©e-
fdjichte ber beutfehen (SoaialpolitiF Fein ^ahräehnt 51 t finben ift,
baS nidjt lebhafte Erörterungen ober gar ©efefcentmiirfe für
2trbeitSfammern gebracht hat.
1877: Shttrag 2luer=23ebel Bctr. paritätifdje ©emetbefammetn.
1885: ©efebenftourf, als Jnitiatibantrag «ingebracht toon ?luer.
1890: tlarer ^intocis auf ?lrbeiterfammern in ben Sebruarerlajfcn
beS KaiferS. 1904: Jnkrpellation Xrimborn, allgemeine 3ufage
©raf ^ofaboms!t)S. 1908: ©efebentionrf ber SHegierung, gef<heitert
1910. -1915: (5-ntnnirf beS ^Ibg. SPZumm (Drndfadjen Nr. 158).
Sür eine Reform ober eine neue ^nftitution, fie mag noch
fo notmenbig fein, ift, menn fie 40 £$al)re lang aus bem (Stabium
ber Ermägungen nnb 58efpre<hungen nicht horauSFommt, nicht
immer eine grofee SSolfSftimmung borfjanben, unb fo Fommt e§,
bafe man bon einem @chrei ber Waffen nach bem 5lrbeitS-
Fammergefeh nichts merft. S)ie Sot0 en e ^ ner %tte bon Unter*
laffungen auf bem ©ebiete ber ©oaialreform geigen ftch Feines«
meg§ immer barin, bafe bestimmte SWafenahmen ftürmifd) ge-
forbert merben, fonbern oft in ber fehr biel unangenehmeren
Sßeife, bafe Unaufriebenfjeit unb SWifemut machfen, o^ne bafc
ihre ©rünbe int einjelnen auf ber ®anb lägen. 2 )aS gilt auch,
unb gana befonberS, im Kriege, ^>ah augenblicFlich nicht, mie e§
1909 im Sftheinlanb gefchah, ftch taufenbFöpfige STrbeiterber*
fammlungen für bie ärbeitSFammern begeiftern Iaffen, gibt
füglich Fein Stecht, beren StotmenbigFeit anauameifeln.
3öir münf<hen baher, bafe in biefer S^age enblich etma§
g e f ch i e h t. S)ie Stcichöregicrnng möge, falls fie noch Feinen
Entmurf für bie 3teid>§tagSberbanblungen beS SßinterS bereits
fertiggeftellt hat, ihten Entmurf bon 1908 in ber Saffüng, bie
fie ihnt in ber ameiten 0effion 1910 gegeben hat (®rucf-
fachen Str. 236), angmnbe legen, bie aahlreichm Vorarbeiten
ber ©efeHfihaft für 0 oatale Sieform J ) an Slote aiehen unb bie
5Öefrf>llitfe ber SlrbeitsFantmerFoimtmiffion beS Sfteid>StagS bon
1910 (irudfadhen Str. 523) meiteftgehenb beriidfichtigen.
ES ift nicf)t unferc 2lbfi<ht, auf baS ganae ©ebiet ber
2lrbcitSFammern, baS bie „0oa. Praxis" fchon fo oft behanbelt
hat, erneut etnaugehen. SBir motten uns im folgenbcn barauf
befchränFen, einige ber früher umftrittenen Hauptfragen Fürs
au beleuchten. Sür Söefprechung - bon tcd)nifd>en Einaelheiten
ber Organifation ber ärbetisFammern ift nod) bottauf 3oit,
menn ein ©efchentmurf bon ben großen Parteien ober bon
ber 9ieich§regietung borgclegt fein mirb.
A. 21 r b e i t S F a m m e r tt ober 2trbetterFammern?
2öir halten 2t r b e i.t S Fammern für ridhtiger' Snangeben
ift, bafe bie 2lnaIogie an ben $anbelS« unb SanbmerFSfarnmern,
bie fid) au reinen Unternehmerbcrtretungen entmicfelt haben,
am* 23tlbung bon 2t r b e i t e r Fammern als reinen ^ntereffen«
bertretungen ber Arbeiter herauSforbert. Ü)aS 23ebiirfniS au einer
föld)en formalen ©ered)tigFeit ift auch in einer noch immer be-
aditlichen Eingabe ber .^anbelSFammcrn bon ©armen, Elber-
felb, 0otingen unb öennep bom Sannat* 1909 betont morben.
Xabei mürbe augleid) bie 23efürd)tung geäufeert, 2frbcitSFam*
mern mürben praFtifch nicht arbeiten Fönncn, meil bie\ 2 lrbeitev
in fie bie aggreffibften unb rabtFalften Elemente entfenben
mürben, — eine ©cforgniS, bie ber . Verein aut SBahntng ber
Qntercffen ber (hemtfehen Qnbuftrie in einer gleidiaeitigen Ein¬
gabe umgefehrt für ben Satt ber Schaffung bon Arbeiter*
fammern borbradjte. 5Die Vraris ber gemcrFfchäftlichen 2lrbcit
bered)tigt nid)t an ottaufdhmeren borgen fo!d>er 2 lrt. S&er bie
beutfehe 2 lrbciterbcmegung Fcnnt, mirb ben in btefem 3u»
famnienhang gelegentlich erfolgten HinmeiS auf baS ©erfagen
ber b e l g i f ch e n 2frbeitSfammern („XaS Steuc ^cutfchlanb",
4 ) $efte 12, 13, 14, 10, 19 unb 21 ber Schriften ber ©efellfchaft
für Soziale Stcform, Verlag ©uitau ^ifeber, Jena, erfdiienen 1903
6 iS 1906. iHudi bie „ 80 ,y VtariS“ felbft bat über alle Streitfragen,
bie bie VfrbeitSfmumeni betrafen, immer eingebenb beridüet.
27
28
©oktale Sßragig unb Ardjib für Volfgmoplfahrt. XXVII. Ar. 2.
1917, Heft 22) nicht fehr tuid^tig nehmen, meil eben ber bei»
gifcpe Arbeiter ein gana anberer ift aB ber beutfche. Von
einer „notorifdjen Unoer föhnlid)feit ber ©egenfäpe" bon Ar¬
beitgebern unb «nehntern au reben, gebt, menn man bamit
bie Unmöglichfeit ber Sufammertarbeit in ArbeiBfhmmern
begrünben miß, au meit.
£>ie natürlichen ©egenfäpe ber Parteien finb, ingbefonbere
ben ßobfprechern ber gelben Arbeiter„bemegung" gegenüber,
in biefen Vläftern oft genug anerfannt morben; aber mann
haben biefe ©egenfäpe aB foldpe a- 33. SCarifbertraggberhanb*
lungen Perpinbert? Sftidjt in ben ©egenfäpen felbft liegt bie
®chmierigfeit, fonbern in beut ftarren Sefthalten cincg £eiB ber
®d)merinbuftrie am ®erren ftanbpnnft, alfo am. tnangelnben
guten Söillen. liefen Mangel aber mit allen nur er«
beuflicben Mitteln au befeitigen, ben ©eift ber ©tumrn unb
SHrborff in bie Anforberungen einer neuen 3<üt biuein-
auatoingen unb ben immer bon berfelben ®eite ber fomrnen-
ben “Söiberftanb gegen berföbnlicbe Eftafenahmen au brecbcn, hal¬
ten mir für eine ber ftolaeften SufunfBaufgaben einer felbft-
bemufeten, nur bag ©emeinintereffe acptenben Regierung, des¬
halb haben mir Arbeiteraugfcpüffe unb @chlid)titnggfteEen beg
HilBöieuftgefepeg millfommen geheifeen, begpalb arbeiten mir
auf größere VoEmacpten ber gemerbegcrid)tlichen Einigungg-
ämter unb (Schaffung eineg *fteid)geinigunggamteg piu, begpalb
Peraeidjnen mir freubig jebe PerftänbnigooEe Sörberung, bie
aibile ober militärifdhe ©teEen bem £arifPertraggmefen an»
gebeihen laffen. ©tetcr tropfen m i r b ben (stein höhlen,
unb menn in einigen ArbeiBfammem auerft fd)Ied)t gearbeitet
mirb, meil bie Arbeitgeber PieEeicpt in fie ihre rabifalften
Elemente entjenben (— mag ung übrigen^ trop allem nod)
ameifelhaft ift —), fo mirb, menn bie Regierung bem Arbeit»
geber-AabifalBmug gegenüber ftarf bleibt, im Saufe ber Seit
ber tote Sßunft bodb übermitnben merben. ©ine ©taaBgemalt ift
fo ftarf, mie fie mtE; fie fann auf bie $)auer auch miber»
ftrebenbe ArbeitgeberPertreter aur 3ufammenarbeit mit Ar»
beitnehmerpertrctern aluiugen.
Söir ftehen nicht an, au erflären, bafe mir in bem Stoang
aur ©emeinfdjüfBarbeit gerabe ben recht eigent¬
lichen SSert ber Arbeitgfainmcrn er bilden,
mie bieg auch Vrof. §ifee fcpon Por 13 fahren auf ber @e*
neralPerfammlung ber ©efeEfdjaft für 6oaiaIe Reform aug»
gcfprocpen hat. Sßo gut arbeitenbc ^arifgerneinfcfeaften be*
ftehen, brauchen mir überhaupt feine ArbeiBfammem, benn
hinter ber Hauptaufgabe, „ben mirtfdjaftlidhen Stieben) au
pflegen" unb „bie gemeinfamen mirtfdhaftlichen unb gemerb-
lichen Sntereffen ber Arbeitgeber unb »nehmet mahraunefemen"
(§ 2 beg Entmurfg bon 1908), treten bie befonberen Einael»
aufgaben, mie Erhebungen, Gutachten über Arbeiterfd)up unb
ArbciBPertraggredjt, meit aurüd, fomeit fie nid)t ber ErfiiEung
eben jener Hauptaufgabe bienen, mie bag befonberg bei ber
Sörberung beg 5£arifPertraggfd)Iuffeg unb ber Errichtung pari»
tätifdper ArbeiBnadjtoeife, fomie bei ben einigung&amtlid>en
gunftionen, bie bie ArbeiBfammer, in Ergänaung ber ge»
merbegerichtlichen Stätigfeit auf biefemi ©ebide, au'güben foH,
ber SaH ift.
Sn Greifen ber freien ©emerffchaften unb ber ©emerf-
Pcreine (Hitfdj-SDunder), feheint fich im Kriege bie Übet«
aeugung gefefttgt au hohen, bafe Arbeiter fantmem Por»
auaiehen feien. 3öir halten, mie gejagt, ArbeiBfammem mit
gutem ©runbe für richtiger unb und)tiger, auntal ja bie Ar»
beiterfammer aumeift ungefähr bag gleiche fagen miirbe mie
bie ©emerffchaften, unb faum mit gröfeerer Autorität. SalB
fid> aber fo grofee Arbeitergruppen, benen fich, mie mir einem
Auffape be§ ©eneralfefretär^ Giebel in ber „Sib. Eorr." ent¬
nehmen au bürfen glauben, auch grofee EifenbahnerPerbänbe in
biefer Örage anfd)liefeen, Pon Arbeiterfammern etmaä Per»
fpredjen, fo märe natürlid) Torheit, ihre 3Bünfd>e einfad)
unter ben £ifd> faden au laffen. Sftan fdjaffe alfo neben ben
ArbeiBfamment auch Arbeiterfammern, unb aU>ar berart, bafe
bie ArbcitnehmerPertreter ber ArbeiBfamuiern aB „Arbeiter¬
fammern" f e l b ft ä n b i g arbeiten bürfen (mit Einfd)Iufe
felbftänbiger Erhebungen, Anregungen, (Gutachten ufm.). Siir
bie ArbeitgeberPertreter gleid)fad§ 0eparatPoten Poraufehen,
ift iiberflüfjig, meil biefen ^ienft bereite bie HanbeBfantmern
perfehen. 2l2an Hämmere fich tu biefen ganaen gragen nicht
ftarr an einen (schein Pon Rarität, fonbern halte fid) an bie
mirfliche SÖebürfni§frage, bie un§ für ArbeiBfaminern mit
fclbftänbig befugten ArbeiterPertretungen au fprechen fcheint!
B. Sachliche ober territoriale Efrrunblage?
(3)iefe S^age barf nad> ber Söfurtg, bie fie im Etefep»
enttuurf Pon 1908 gefunben hat, enbgültig aB geflärt angefehen
merben: fadplidje EJrnnblage, En*id)tung für bestimmte Gebiete
nach SKafegabe be§ 93ebürfniffe3. An bem ^eid^tagSbefchlufe
au § 8 be§ EntmurB, bafe bie Errichtung Pom 93-unbeSrat au
befchliefeenv nid^: Pon ben Sanbe^aentralbehörben au Perfügen
ift, bürfte feftauhalten fein, um gröfeere Einheitlidpfeit in ber
•^urd)führung be^ @efepe§ au gemährleiften 2 ).
C. E i n b e a i e h u n g Pon 93eruf£gruppen in
ba§ ©efep, bie ber @emerbeorbnung nid)t
u nte r fte h c? n, ober Söefchränfung auf bie il)*
unter ft ehenben?
1. ®ie Sfteichätagäfoninüffion hat 1910 aufeer ben gemerb»
liehen Arbeitern [einfdhliefelidh HaiBinbuftrieEen unb Heim¬
arbeitern *)], bie ber EJemerbeorbnung unterftehen, aud) bie
Söetrieböbeamten, SGßerfmeifter, 5ted)nifer (Sfcitel VII,
Abfd>n. III b @£).) infofern unter ba£ ArbeiBfamntergefep
cinbeaogen, aB fie für biefe eine befonbere Angeftellten»
abteilung Porfah (Abfdjnitt VI a ber ^ommiffion^faffung),
bie in genteinfamer ®ipung mit ben ArbeitgeberPertretern
Angeftelltenfragen unb in gemeinfanter ©ipung mit ben
Arbeitgeber, unb ArbeiterPertretern (in biefam Solle unter
Xoppelaählung ber Arbeitgeberftimmen) gemeinfante Auge»
legenheiten be£ gartaen ®emerbe§ bearbeiten foHte. Über bie
Srage ber Einbeaiehung ber Angeftellten ift bie Siteratur
bergehod) angefchmoHen. 2)ie befannten ©egenfäpe im Ange»
ftelltenlager j'tanben fich, mit Pielen Varianten, gegenüber.
3Wan geht PieHeidjt nicht fehl, menn man, mit einem Auffap
ber „Söerfmeifteraeitung" über bie Arbeit^fammern (Potn
27. Suli 1917), fagt, bafe bie SBeftimmungen be^ HÜBbienfte§
geaeigt haben, „bafe bei gutem SBifien allgemeine
A r b e i t n e h m e r gefepe gefchaffen merben fönnen" unb bafe
baher jept bie Einbeaiehung aller AngefteEten,.cinfd)IiefeIid)
ber faufmännifchen, Pielleicpt unter grunbfäplicher Übernahme
ber $onxntiffion£forberungen be§ genannten AbfdpnitB Via,
au Perlangen märe.
©ana Pon felbft mürben bie faufmännifd)en Angeftellten
bc§ H a n b e 13 gemerbe§ unter ArbeiBfammern eben b i c f e ö
©emerbe^, ba§ aU’edmäfeig pon ber ©eltung be^ Arbeite
fammergefepeS nid)t aiBaunehmen ift, fallen, moburdp fi^ hc»
fonbere „ftaufmann^fammern", mie fte ein Antrag 9iaab 1910
in ©eftalt eine§ ®efepentmurf§ forberte, erübrigen; Pon ben
brei ©liebem ber fünftigen Arbeitöfammern, bie amedmäfeig
mehr, aB eö in ber Slommifjion^faffung Pon 1910 aum Au3»
brud gefommen ift, gleid)aufteüen mären, mürbe im HanbeB»
gemerbe im allgemeinen bie Angeftellten« Abteilung
eine 23ebeutung au§ fidh herauf geminnen, mie fie in ber Sn*
buftrie mopl meift mehr bie Arbeiter abieilungen ber
Kammern erlangen bürften. S)och mag in biefer gntge noch
nid)t ba^ lepte äßort gefprod)cn fein; bie SWeinung^äufeemng
ber AngeftefltenPerbänbe bleibt abaumarten. 9^ur hüte man
fid) Por au Piel Organifationen: je mehr Perfd)iebene
Kammern e^ gibt, befto meniger bebeuten fie; auch mufe man
bag Sßiberftreben ber Arbeitgeber gegen ein Übcrmafe an
ehrenamtlichen Verpflichtungen Perftehen unb miirbigen, mie eg
aug einem SuPiel an Kammern aller Art entfteht. Erfahrungg-
gemäfe haften folche Pflichten ja bod) immer an menigen Vet»
fönlid)feiten, bie bann momöglid) in HanbeB», ArbeiB« unb
^aufmanngfammern fipen müffen, fofern man ben ^auf-
manngftanb in lepteren aufammenfaffen miE, ftatt in feine
Aufteilung in bie einaelnen .Arbeitsfammem au miEigen.
2 . (Die Einbeaiehung ber Sßerfftätten unb Sabrifen mit
®taatgarbeiten, mie bie ^outmiffiongbefchlüffe Pon
1910 fie Porfahen, ift beiaubehalten. S)och legen mir hierauf
nid)t fo grofeeg ©etmd)t mie früher, menn ben in ftaatlicpen
betrieben befchäftigten Arbeitern ein eigeneg ArbeiBredd ge¬
mährt mirb.
2 ) S)er befte a u f am mcufaffenbc Auffap aur 2 lrbcitg!ammerfrage
au§ lepter Seit ift ber bon Dr. Otto H e i I b o r n in ber ABnatg*
fdjrift „ 2 )eutfd)e Arbeit", 1917 , Heft 9 . Shnx fann man im ganaen
auftimmen, nicht aber in ber gtage ber Errichtung burdj bie 2 anbeg=
aentralbepörben, bie mepr bag formal ftaatgredjtlidpc, alg bag foaiale
Vetoufetfein befriebigt.
3 ) güt bie Huuginbuftrie mürbe bie görberung ber Vereinbarun¬
gen unb ber Regelung bon Sopnfäpen aB befonbere Aufgabe ber Ar»
beiBfammern feftgefept (§ 3 , Qtff. 5 ).
©oaiate Sßta£tS unb Slrdjib für VolfS Wohlfahrt. XXVII. Sir. 2.
BO
fr
3. SlrbeitSfammern für bie Sanbmirtf cbaf t finb
Qtunbfählid) auautaffen. 8hre Errichtung mirb amecfrnäfjig au-
rcäd)ft nur ba erfolgen, mo burch baS Vorbanbenfein einer aus-
reic&enben ßanbarbieiterbemegung bcafüt geforgt ift, ba& eS
geeignete Slrbeitnebiueroertreter gibt.
D. mittelbarem ober birefteS SB a. h l r e d) t.
Die Srrage beS SBablrechtS au ben SlrbeitSfammern ift burch
bie birefte Vroporamaljl/ mie fie § 15 beS DtegierungSentmutfS
in ber Öoffung bom 11. 2. 1910 borfieht, als enbgültig geflärt
ansufeberu DaS 1908 borgefebene inbirefte Verfahren bot bie
Regierung'felbft faßen laffen. ,
E. ©ollen ©efretäre ber VerufSbereitte
mählbar fein ?
DaS ift bie Srage, an ber 1910 baS ©efcp gefdjeitert ift.
Sin ber bom DteidjStag gemünfchten SBähfbarfeit ift felbftber-
ftänblidb feftauhalten; anberenfaßS ift baS ganae ©efefc
feinen ©djufj fpulber inert. Die 3ol)l ber VerbanbSfefretare
au befdjränfen, mie eS bie ®omtniffionSbefd)Iüffe (obenbrein
mit abfonberlichen Differenaierungen für Slrbeitgeber unb
-nehmer!) in § 13 borfahen, ift unnötig unb geeignet, baS Ver¬
trauen ber beteiligten Greife lebiglicb au erfcbüttern. Sur Ve-
griinbung bebarf eS nach ben Erfahrungen beS Krieges feiner
SBorte mehr. Die Stabführungen DelbrütfS im ^Reichstag 1910
unb bie entfpredhenben Stuffäpe ber „®ötn. 8tg." (26. 7. unb
9. 12. 1910) muten einen mie klänge auS einer tängft ber-
funfenen 3Mt an, in bie man beute lebiglicb burcb ^ufeerungeu
einaelner Slrbeitgeberorgane gelegentlich aurücfberfeht mirb.
Man mirb tnobl annebmen biirfen, bafe lueber ein Mann, ber
mit fo biel feinem VerftänbniS unb Daft bie Vethmannfdje
VerföhnungSpotitif * burd$efüt)tt bot mie Siemens b. Detbrücf,
noch baS angefebene rbeinifdje Vtatt, baS im Kriege für biefe
Votitif biel 0inn geaeigt bot, an ihren bamaligen Vefiirch-
tnngen beute nod) feftbalten.
Dies finb bie ©auptfragen eines StrbeitSfammergefeheS;
über Einaeltjeiten mirb fpäter an reben fein. DaS mid)tigfte
ift, bafe man jefct enblicb nicht mehr über bie einaelnen fragen
ftolpert, fonbern ba,.mo eS feine unbebingt guten ßöfungeja
gibt, fid) Vrof. ©ifceS SBort bon 1904 bor Slugen hält: „Sille
SBege hoben ihre Voraüge unb Nachteile, mir
münfdjen aber, bafc e n b 1 i cf) etmaS gefd)iebt."
tiefer SBunfdj ift, 27 8ohre nac ^ & e m ^oiferlidjen Erlafc, ber
bie Regelung ber groge'anfiinbigte, mahrlidh berechtigt!
Verfin. Dr. ß. © e p b e.
JUlgemeitte ffljtolpltttk.
3ewbuet ÄriegSanlcUje!
Um ©eimat unb ©erb, um Vrot unb Slrbeit, um beS beut-
fdben SlrbeiterS 3ufunftShoffnung Fänipfen mir ben fdjmerften
®rieg ber SBeltgefd)id)te; au bem fiegbaften ©elbenmut ber
Slrmee unb ber bingebenbften Slrbeit beS VolfeS babeim mu&
bie finanaieße ßpfcrmißigfeit treten, foßen mir ben ®rieg au
einem ehrenboßen Sfrieben führen, ber DeiitfchlanbS SBirt»
fdjaftS- unb SBeltgeftung fiebert. Erft mit einem foldhen
Stieben ift auch bie 3ufunft ber beutfdjen Slrbeit unb bie.
Voßentmicfelung ber ©oaialpolitif einer erfolgreichen 8ufunft
gemäbrleiftet. deshalb aße eure Erfparniffe für bie Kriegs¬
anleihe! SB a S ihr bem Vaterlanbe leibt, mirb
euch int Srieben bunbertfältige Srud^t
bringen!
8 * ©ieSbertS,
2lrbeiterfelretär, Mitglieb beS SleicbStagS u. 2anbtag§.
fRei^smirtfcbaftSamt — fReitb^arbettSamt.
Sfacb einigem Sögern unb ©djmanfen bot ber S'teicb^tag
ber 5teilitng beS VeicbSanttS beS Innern unb ber Srridbtung
eines befonberen 9teicb^mirtfcbaftSamtS, au bem auch bie
©oaiafyolitif gehört, nach bet ßlegierttngSborlage in 3. Sefung
am 9. Oftober augeftimnit. SlßerbingS feincSmegS einljeßig:
bie alte foaialbemofratifcbe foinobl mie bie Unabhängige foaial-
bemofratifebe Sraftion traten für bie Dreiteilung: Sfteidjäamt
beS 8nnem, 9 p teid)SbanbelSamt, 5Reid)SarbeitSamt ein unb
ftimmten gegen ben SfegierungSentmurf. Dies tat audb bie
Deutfdjc graftion unter Sübrung beS ©rafen Vofabomsfb/
aber aus einem anbern ©runbe: fie holt bie ganae S^euorgani*
fation biefer SReicb^ämter für öerfeblt unb bebenflid). Die
übrigen Vorteien maren ber Slnficbt, bafe gegenmärtig bie Ver¬
einigung ber mirtfd>aftlidben' unb ber foaialen Slufgaben in
einem ^mt angeaeigt fei, namentlich für bie febmierigen Übcr^
gangSaeiten; ntebt'fad) trat aber audb bei ihnen bie itberaeugnng
autage, eS miiffe fbäter ein eigenes SfteicbSamt für bie ^oaiol-
politif unbbie Söoblfobrt gefebaffen merben. Sludb in‘nicht-
barlamentarifchen Greifen ber ©oaialbemofratie mirb bie unb
ba geäufeert, bafe auraeit eine Slbtrennnng J ber ©oaiallmlitif
Oon ber SBirtfdbaftSpolitif nicht ungefäbrlid) fei, ba unter ber
ungeheuren ßaft ber mirtfcbaftlicben ©cbmierigfeiten bie ©oaial*
reform bann mehr leiben fönnc, als menn bie Sübrung ber
beiben Slufgaben in ein^r ©anb oereinigt bleibe.
SZacb einer ameiten Äefung am 4. «Ottobec im ©mgjtmiSfcbufe
(necgl. 6p. 7) oerlief bie 2. Beratung in ber Voßüerfammluug oom
5. Cftober, fotoeit fie baö iReicbStoirtfdjaftSamt betraf, folgender-
niafeen: Slbg. Dr. Daüib (6oaialbein.) befürwortete naebbriiditb ein
filbftärbrgeö foaialpolitifcbeS, ein ffleid)£arbeitÄamt; man f(bcine aber
311 befürxbtcn> bafe bann ein 311 ftürmifebes 2:empo ber ©oaialpolitit
eintreten werbe; barunt wolle man biefcsc Slmt 3U einet blofjen Slb*
teilung herabbrüden: „Die 3Retl)Qbe beS „^mmer langfam boran!"
bat aber in ber heutigen ©ntwidlung feinen Staum mehr. Die
SBiberftänbe, bie fi<b auö ©cwinnfudjt unb ©abgier einer burcb'
greifenben ©oaialreform entgegen [teilen, werben Wir mit atfer Straft
u überwinben fuchen. Die 9tationalliberalen woßen „für bi*e 80*
unft" eine folcbe Sinrichtung anbahnen. SBir Wollen aber fcho*
je^t eine gan^e Ära ft, bie fich ben foaialpolitifchen %vagtn wibmen
fann, nicht einen' 11 nterftaatsfefretär, ber Untergebener unb ohn¬
mächtig ift. SBte möchten einen Verantwortlichen iWinifter an biefer
6teße fehen, wie an ber ©pi^e fämtlicher SteichSämter." Dagegen
ftimmte für ba£ Sentrum Slbg. ©erolb ber s JtegierungSOorlage 3 U.
„Die Sßirtf-chaftgpolitif unb bie ©oaialpolitif gehören auf am men
nnb ergänsen fich. Deshalb finb Wir auch iebt gegen bie Drei¬
teilung biefes SteichSamtS. Die SEohlfahrtöpflege gehört in baS
Mieffort ber (Sinaelftaaten, unb bie Vlrlniterfragen inSbefonbere wer¬
ben aan beften burdh baS Steichswirtfdjaftsamt wahrgenomnten. ©in
IRekhawohlfahrtSamt würbe feljr halb in ©egenfah 3U ben ©inacl-
ftaaten fomnten." Slbg. Dooc (fortfchrittl. SSolfsoartci) erflärte.
ber ©efichtSpunft beS Slbg. Datib, baf ein felbftänbigeS SlrbeitSamt
brfämpft werbe, weil man ein ftünnifches £empo ber ©oaiatpolitif
baoon befürchte, treffe für feine gartet nicht 3m „Soatalpolitif unb
SBirtfchaftspolitif gehören aufammen unb müffen in einer ©anb
bleiben. Deshalb begnügen wir uns mit ber SWeiteitumg bes Reichs-
amtSbeS Tunern. Der Stcfolution ©trefemann wegen @inrid)tung eines
SteichSWohlfahrtSamtS ftimmen wir au." ©raf SB e ft a r p (Äonf.) hült
es ebenfalls für richtig, wirtfdjaftliche unb foaialpolitifdjc Slufgaben
in einer ©anb au bereinigen. (Sin eigenes SBohlfahttSamt erfdheinc
ihm nicht angeaeigt. ©caf ^ofaboWSlt) aufertc fich namens ber
Deutfchen graftion überhaupt gegen eine Teilung bes Sleich^amtS
beS Innern, baS man auf anbere SBeife entlaften miiffe; ein be-
fonbereS SReichSarbcitSamt Würbe bie ©oaialpolitif feineSWegS för-
bern, es würbe beftänbig in Äonflift mit bem ReichswirtfcbaftSamt
geraten. Das würbe fortfatten, wenn e i n Slmt Velaftung unb @nt-
Iaiftung glcichmäfig abwägt unb banach feine Vorlagen macht, ^ür
bie Dteichsregierung erflärte ber ©djatM'efretär ©raf Dt ö b e r n: „Daü
für bie beutfehe ©oaialpolitif bie Metfobe „immer langfam boran"
ilt, fann niemanb behaupten. Deutfchianö ift auf biefem ©e=
iete borangegangen, bie Mehrheit ber europäischen ©taaten ift erft
bem beutfehen Mufter gefolgt. Die b e r b ii n b e t e n Dt e g le¬
rn n g e n ft c h e n auf bem ©tanbpunft, b a f in b e r
©oaialpolitif nach hem Ättege nicht holt gern ad) t
werben fattn, ba& bio Slrbeitsfraft als wertboll-
ft er $aftor befonberer pflege nach bem Äriege
bebarf." Von ben Staiionalliberalen begrünbete Slbg. Sift bie
Dtefolution, bie auf bie ©chaffung eines DtekhSWohlfahctöamtS ab-
aieit, huuptfächlich mit bem ©inweis auf bie erhöhte Vebeutung
ber VcbölferungS- unb ber SBohmmgSpoIitif. Die ^ufannnenfaffuiig
biefer fragen in einem DteichSamt fei fpäter bringenb nötige
Vet ber Slbftimmung itmrbe Me foaialbemofrattfdhe Dlefo-
lution auf Dreiteilung beS Dfeidh^outtS beS Innern abgelehnt,
bie DtegieruugSborlage auf 3toeiteifung angenommen, ebenfo
bie nationalliberale ©ntfdjliefeung auf aufünftige Errichtung
eines Dteid>SlDof)lfal)rtSamtS, mofiir bie gefamte ßinfe unb,bie
Volen ftimmten. Diefe Dtefoluiion hot folgenben Söortlaut:
„Den ©errn DteidhSfanaler au erfud)en, fiir bie SuFitnft bie Er¬
richtung einps 9teirf)3amtS für SBohlfohrtSpflege
in bie SBege au leiten, bem bie trogen ber ©oaialpolitif
unb V e t) ö l f e r ii n g S p 0 1 i t i f, beS SöohuungS- itnb
©ieblungSmefenS, ber ©efunbhcitspflcge unb
Slufgaben oertpanbter Slrt au überreifen finb'. 1
©ierüber mirb fpäter noch an fpredyen fein (Pergl. ben Sfuffap
bes OberPermaltungSgerichtSrats fiinbenau „3ur teidiSgefeb-
lichen fReuorbnnng ber 3Birtfd)aftS- nnb SBoplfahrtSpflege" in
81
©oktale grafte unb Slrcpid für Vol!*moplfaprt. XXVII. Rr. 2.
82
ber „Dteutfdjen Surifteriaettung" dom 1. Oftober b. £ 5 .
Rr. 19—20 (Sp. 858ff.), ©egenmärtig fomrnt e* barauf
an, innerhalb b e * Reicb*mirtfd)aft*amt* ber
(Soaialpolitif bie gebiihrenbe (Stellung 311
derfdjaffen. Daau haben n>ir un* bereite geäufeert (XXVI
0p. 977): ein ärbeit*amt im Nahmen bc* Reich*amt* al*
eigene Abteilung unter gühmng be* 0 taat*fefretär*, aber mit
felbftänbiger Organifation unb Suftänbigfeit, befe^t mit Be¬
amten, bie Erfahrung befifcen unb ba* Vertrauen in ber
2 Trbeitgebmerfcf)aft gentefecn, unterftiifct t>on ber jetzigen arbeite
ftatiftifchen Röteüung, bie don bem $aiferlicf)en Statiftifchen
2 Imt abjutrennen ift, berftarft burdf einen betrat, in bem
foaiafpolittfche Sadhderftänbige au* allen teilen be* Reiche
unb allen ©ebieten ber Soaialpolitif bertreten finb. Da* SBott
be* ©rafen Röbern, be* Reid>*fcbabfeFretär*, bie berbiinbeten
Regierungen feien millen*, bie Soaialpolitif nad)
bem Kriege fortan führen, ba bie 2 t r b e i t * -
fraft, al* mertdollfter gaftor befonberer
pflege bebürfe, mirb im neuen Reid)*mirtfd)aft*amt in
bie £at umgefept merben miiffen, unb mir haben ba* Ver¬
trauen au bem neuen Seiler biefe* 2tmte*, Gpaellena
Dr. (Sdhmanber, bafe er au biefent Stnecf audh bie richtigen Mit¬
arbeiter unb bie nötigen Maßnahmen in ber Abteilung 2frbeit*-
amt be* Reich*mirtfd)aft*amt* finben mirb.
Sübeiterdcrtrcter tm ©roftett ^Kiubtguartier. Söie bem
SBolfffcpen Delegraphenbureau au* bem $rieg'*amt mitgeteilt
mirb, mürben am 30. September bie Vertreter ber djrift*
lidhen ©emetffdhaften unb ber polnifdhcn Ve»
ruf*dereinigung im ©rofeen Hauptquartier Don ©e«
neralfelbmatfcbaH don $inbenburg empfangen. 2tm 4. Oftober
folgten bann bie Vertreter ber b c u t f dj e n ©emerfder-
e i n e ®.-2). gür bie nächfte 3cit mürben aud) bie Vertreter
ber anberen Singe ft eilten- unb Slrbeiterorgani-
f a t i 0 n e n in ba* ©ro&e Hauptquartier eingelaben, barunter
felbftoerftanblirf) auch bie giihrer ber freien ©ernerf-
fdjaften. G* ift fehl* erfreulich, baft im ©rofeen Haupt-
qnartier auch bie giihrer ber SIrbeiterorganifationen au Sßorte
fomnten; mir glauben, bah bie* auf ihren eigenen Vhtrtfch ge-
jepiebt, bem bereitmiüigft ftattgegeben morben ift.
3 MttUhtirird)tf infsitenp.
Da* Hiff^icnftgcfc^ unb bie SIrbciter. einer Ver¬
öffentlichung ber ©cneralfommiffion ber freien ©emerffchaften
(Statift. Vcilage be* $orrefponbena-Vlatte*, Rr. 3 Dom 6 . Oft.)
über bie ©emerffchaftöorganifationert im Deutfcpen Reid)e 1916
mirb auf ben ftarfen, feit Qahre*frift übrigen* mieber einem
langfamen Slufftieg gemidjenen Riidgang ber Slrbciteraerbänbe
infolge don Einberufung 511 ben gähnen unb don Dob dor bem
geinbe hingemiefen: „Sn ben brei Krieg*jabren ging bie Mit-
glicberaahl ber brei ©emerffd)aft*gruppen (greie, Ghriftliche,
Hirfd)-Duntferfd)e) um 1 810 313 auriief. Die .ftentralderbänbe
hatten einen Verluft don 1 592 276, bie ©emerfdereine (H.-(D.)
Don 48 852 unb bie d)riftlid)cn ©emerff dhaften don 168 485
Mitgliebern- 3Ber au* biefem Mitglicberrütfgang bemeifen
mill, bafc bie ©emerffdjaften an Vebeutung unb mirtfd)aftlid)em
Ginfhtfe derloren hätten, derpöhnte biejenigen, bie ihre Vflicpt
gegenüber betn Vatcrlanbe tun, Sehen unb ©efunbheit geopfert
haben unb nod) opfern, um beiten Griftena unb Slopitalbefid au
fichcrn, bie glauben, bei betn gegenmärtigen Stanb ber ©emerf-
idjafBbemegitng barauf brängen 31 t fönnen, bie ©emerffepaften
don ber Mitbeftimmung im öffentlichen Sehen aiBaufcplichcn."
Hieran mirb folgenbe, fehr bead)ten*merte Slnhernng ange»
fcploffen:
„Die Situation ift für bk’ Slrhciterfd)aft äufeerft fritifd). E*
machen fiep Meinungen gelteni), bie aud) in ben Verordnungen ber
Stellnertretenben ©eneralfommanbost 311m X'luybrucf fonunen, ben
©cn)crffd)afteu bie Dätigfeit au befepränfen ober döllig 31t unter*
biriben. Daö ift ein getuagteb Spiel. S 5 ?ir fönnen babued) leicht 311
^uftänben in Deutfd>lanb fomtnen, bie nicmanb toünfdjt, ber Cv
ernft mit ber SBoplfahrt beb Staube* unb bc* Volte* meint.
„Den Slulaft 311 foldiem Vorgehen foll bie angeblid) nidit ge=
11 iigenbe Steigerung ber. Vrobuftion, bie nicht au*reid)cnbe Sütrtung
be* H i l f b b 1 e n ft g e f e p e * bieten. SBenn biefe* ©efefe, toa*
übrigen* noch fchr in greifet 311 pichen ift, feine SBirlung nid)t boU
erhielt hat, fo trifft bie Sdrutb bie Unternehmer unb ihre Crgani*
fatioueu. Die ©emcrffd)afteu utib SHugcftelltenoerbäube haben fid)
im Deaemhex 1916 niept mix bereit erflärt, bei ber Dutxpfüprung be*
©efepe* mitaumirfen, fonbern haben bie* in ernfter SBeife uom
erften- Dage an getan. SBiberftanb farrb ba* ©efep in Unternehmer*
freifen. Die Unternehmer fapett ihren peiligften ©runbfap, don
außerhalb bc* Vetriebe* ftepenben Verfonen unb Slu*fcpüffen in bie
Sohn* unb Slrbeit*bebingungen fiep h^a-einceben 311 taffen, derlept.
E* mag, uau niept ungereept 30 fein, bemerft merben, bafe mir n-id)t
gegen alle Unternehmer biefen Vormurf erheben. E* pat fiep in ber?
®rteg*aeit geaeigt, bafe ©rofeunteujepmer Verftänbm* für bie Er*
forberniffe ber $cit in aubreiepen^m Mape befunbeten unb bereit,
finb, beu foaialen gc^rberungen ^ereept 311 U) er ben. Unternehmer
in*befonbere in ber Septrcrinbuftcie unb bem Vergbau finb jeboep
ber Meinung, ipr „Herrenftanb“ leibe, menu fie genötigt mären,
bor ben Sd>I iep t u ng* au * f dpü ff e n bie Slrbeitöbebingungen iprec Ve*
triebe prüfen au laffen.
„Da* foHte man offen fagen unb bamit eingeftepen, ba% man
fein gntcreffc au ber Durchführung be* Hdföbicnftgefepe* pat. Statt
beffeu miß man ber Slrbeitcrfcpaft eraäplen, bafe ber § 9 be* HUf**
bienftgefepe* aufgehoben merben foll, um ben Arbeitern unb Singe*
ftellten bie greiaiigigfeit au fid>etn. 2 öet nähere Äeuntni* oon ber
Unternepmerdecfammluiig hat, in ber Herr Dui*berg biefe Vor*
fichlägc machte uttb begrünbete, meife, mopin ber SB eg gehen foü.
Man gebe fid) feiner Däufcpung pin über bie golgen, bie ein Ein¬
gehen auf bie SBünfdpe ber Unternehmer feiten* ber berantmort*
licpcn Stellen im ber Veid)** unb Staat*oermaltung unb im Heere
paben mufe. 3« Verpältniffen, mie mir fie in Dcutfcpfanb fura
bor S(.u*brnch be* Kriege* patten, laffen mir um* nicht mieber aurücf*
brängen. ...
„Der Äampf mufj unb mirb a-u*gefocpten merben. SBar Klein¬
mut auep in bcii fcpmerften feiten bei ben ©emerffdiaften niept au
finben, um fo meniger heute, mo mir bei ber beginnenbeu Sluftuärt**
bemegung mit neuer Hoffnung für ben Erfolg unfere* Veftrebeu*
erfüllt merben. Möge ber Kampf um* 9led)t opne innere Erfcpütte*
rmigerr unfere* Bombe* aum Slbfcplufe fommen."
3 ötr idiinfdpcn, bafe biefe fepr ernften SBorte ©epör finben
mögen in ben leitcnben Regierung*- unb' Heeteäfreifen, | n §.
befonbere im ©rofeen Hauptquartier unb beim Reicp*fanaler.
Die Slrbeiterfiiprer, bie bort au SBorte fommen, merben ipre
Sorgen unb Mahnungen offen auSfprecpen, unb in ihnen finb
fid) alle Arbeiter- unb SlngefteÜtenorganifationen döUig
e i n t g.
$ie Eingabe bex ©efeHfrfjaft für ©oaialc Refom megen
(Schaltörcgclung ber Vridataiigcftclmn (X^XVI. 0p. 477), hat
ba* b a t) e r i f d> e K r i c g * a m t an einem Runbfdbreiben an
bie gelbaeugmeifterei, bie VenuittIung*fteUe für militärtfdpe
Sieferungen, ba* $rieg*befleibung*amt, bie ftelld. Sntenban-
turen unb einige attbetc baperifdhe militärifche Dienftftellcn
deraulafet, in bem über bie Eingabe u. a. gefagt mirb:
„SBenn aud) bie barin gegebene Statiftif nid)t oollftänbig ift, fo ift
e* boep eine uubeftrittcue Datfachc, bafe bie ©chältcr ber faufmäuui*
fepen unb tecpnifchcn Slngcffellten fepon Hör bem Kriege oi elf ad) rcd)t
niebrig maren, teilmcifc unter beu Söhnen ber Slrbeitcr blieben unb
für eine angenfrffene Beben*paltung niept au*reid)ten. gn ben
Kriegvjapreu mürben fie meit meniger al* bie Vlrbeitcrlöhnc ben
fteigenben Unterpaltöfoften angepa^t, fo bafe eime mirtfcpaftliepe 92ot=
läge in mandicn Slngeftelltengruppen dorpanben ift. Eine allgemeine
fd)cmatifd)c Nötigung ber Hcere*Iieferamtcu au einer Erhöhung be*
lepten ©epalte* um 25 d. H- DeumingöauJage, mie bie Eingabe ber*
langt, fommi nid)t in grage. Dagegen empfiehlt e* fid), bafe bie
Stuf träge dergebenben Stellen ber Veaaplamg ber St ngef teilten bie
gleid>c Slufmcrffamfeit aumenben mie bi*per fepon ber Sir beiter ent*
Löhnung, in ben Verträgen eine ben Krieg*derpältmffen amgcmieffcne-
©el>alt*regclung für faufmännifepe* unb teepnifepe* ^erfonaf au**
bebingem unb gegebermn gallc* bie Slugemeffenpeit ber beaaplteu ©c*
pälter prüfen.
„Eine H^nanaicpung ber geupoerbänbe don Slngeftellten aur 5cft*
fepung ber angemeffenen ©^halt*höpe mirb fiep in ber Regel nur
bort empfehlen, mo über bie tatfäd>licpc Vcgaplung ber Slngeftellten
ober ihre Slngemcffcnpcit ^meifel öeftepen ober mo eiue guaiepung
ber Slrhciterdcrbänbc erfolgt."
Die Verficperungöpflicptigfcit ber Sfngefteatenou*f(puhmttgliebe(
ift Vebingung ihrer ^ugehörigfeit 311 ben Slngeftelltenau*fcpüffcn.
Die Rcd)t*abteilurig be* Krieg*amt 5 hat ftep mit Schreiben dom
11 . 6 . unb 3. 8 . 1917 an ben Vunb ber ted>nifd)=inbiiftrielleii Veamtcn
auiiäcpft auf ben gegenteiligen Stanbpuutt geftellt unb ihrer Mei¬
nung bapin Slu*brud gegeben, baß niept einmal Hilf*bienftpflich4ig=
4’it Vorau*fepitng ber aftiueu unb paffiden SBahlfähigteit fei, diel
meniger Verfidierungvpfticpligfeit; bie letztere fpiele IcbiglidT für
bie Veredjnung ber 3-apI ber Slngeiteüten gemäf 3 § 11 , Slbf. 3 H~©-
eine Rolle, Slngeftelltc, bie über 5000 .K derbienen, föniiten alfo
fehr mopl in bie Sluvfchüffe gemählt merben, folcpe, bic mährenb
ihrer ^ugepörigfeit biefe ©epalt*ftufe überfepritten, in ihnen der*
bleiben. Diefcn Staubpunlt hat iitbeffen bic Rcd)t*cfbteiluug mit
Sdireiben dom 11. 8 . 1917 au*briidlid) auf gegeben, gn Über*
einftimmuug mit §§ 2 , 3 unb 27 ber preufjifipeu SBaplorbnuiig
<2> d) i Q 9 Oltf 6ct)UQ
}erf)ämmert der Xl-boot» ftrieg
enotands Trofj- <fin werterer wr*
meldender 6cfylaa gegen (Sngfand
fei der Crfclg der wriegeatiteibe-
t>ar um$eicfyne!
§
©oktale unb Slrdjiü für SöolfStooljlfaljrt. XXVII. 9?r. 2.
35
©ogiale fragte unb Slrdpib für Boftsmohlfabrt. XXVII. Sir. 2.
36
tjerhriii bte Abteilung nunmehr bie Slufidjt, bafe bie BerftdherungS*
pfUd# bocp BorauSfepuna bet 33äljlbar!eit unb fomit bet Sugepörig*
feit 311 ben NuSfdjiiffen fei. Nach § 11 ?lbf. 3 ©T@. mürben bie
Ieptereit „für biefe Nngefteilten", nämlich bie bcrficherungSpflich»
tigen, errichtet; baraus miiffe gefolgert merbeit, baß „unter ben
Slngeftellten auch im Sinne beS § 11 Slbf. 2 ©ap 2 nur bie Perfide*
rungspflichtigeu Nngeftellten perftanben merben fönueu". — Tiefe
$tufeerung bcr RecptSaPteUung f d) a f f t natürlich nicht Recpt, fern*
bern legt nur aus. Ta aber angunehmen ift, bafe richterliche
Entfdjeibungen fidC> in ber gleichen Richtung Oemegen mürben, fo
fcheint uns hier einer ber Bunlte beS '©cfcpeS 311 liegen, bie m i r! =
lieh reformbebürftig finb. ES mufe Pcrmiebett roerben, baft un*
bequeme 2Ingc[teütim*^uSfd)uftnntglicbcr baburch gemafercgelt mer*
ben, bafe ihr ©epalt burch TeuerungSguIagen über bie Betfidje*
rungSgrcnge htnaufgeirtebeu mirb, um fo baS NuSfcpeiben aus bem
VtuSfchufe m eiiner iorrmnpierenbett gönn 3U ergmingen.
g^talt Inftöitdt.
Tie IfttHütrflung bcr Bergarbeitcrlöljttc in Bfntßcn mäh»
renb her KriegSgeit [teilt fiel) nad) ben lebten amtlichen Rttt-
teilungen über baS 2. B 1 e r t e l i a h r 1917 (Npril—§uni)
mie folgt betr:
2. Siertelio^r
©d&icfitfo&n
bec $auer
©cfjCdjtlofjn
ber ganacn
SBcCcgfdjaft
Qaljl ber
©elogfdjaft
Habt ber
©cfjicbteu
Ruhrrebter.
1914
6,19
M
5,22 JC
405 183
77
1915
6,66
ft
6,89 *
273 382
88
1916
8,05
«
6,28 *
295 386
84 -
1917
10 ,00
*
7,75 *
319 048
81
2lm Iinfen Nieberrheiu .
1914
6,14
JC
5,28 JC
12 709
75
1915
6,58
*
5,67 s
9 640
80
1916
7,92
•
6,62 *
10474
81
1917
9,61
*
7,82 3
11560
81
©anrreOier (©taatsmerle)
1914
5,08
JC
4,22 JC
49 536
73
1915
5,09
4,81 s
80 612
80
1916
6,06
*
4,B6 s
32 901
80
1917
6,18
s
6,63 3
39 964
81
SBurmrebier.
1914
5,43
JC
4,80 JC
15 809
76
1015
5,64
ft
4,78 *
9 024
80
1916
6,78
ft
5,40 3
9 436
83
1917
8,03
ft
6,41 »
9 602
83
Dberfd)lefieit.
1914
4,87
JC
3,65 JC
184 534
73
1915
5,28
;
3,79 3
105 195
77
1916
6,62
ft
4,41 *
106 944
78
1917
7, '9
ft
5,26 «
109 310
81
danach finb feit bem Kriegsausbruch audh bte Söhne ber
©auer, ber midjtigften Bergarbeiter, geftiegen im RuhrrePier
um ruttb 62, im SaarrePier unb in Dberfrf)lefien um runb 60,
am Iinfen Rieberrhein um runb 57 unb im SBurmrePier um
runb 48 p. ©. RidEjt fo hoch ift bie Steigerung ber Söhne ber
Qfefamtbelegfchaft einfchliefelich ber jugenblidhett Arbeiter ge»
mefen; hier betrug bie Steigerung in ntnber 3ahl int Saar»
rePier 57, im RuhrrePier unb am Iinfen Rieberrhein 48, in
Cberfchlcfien 44 unb int BhirntrePier 34 p. ©. Tiefe Söhne finb
TurdjfdjnittSlöhne für je eine Schicht unb reine Söhne nach 2fb»
3 ug aller BerficherunqSbeiträge unb ©efäße. Tie Söhne 5er
m e i b I i d> e n Arbeiter in ben genannten fünf RePicren
fd>nxmfen gmifdien 2,33 JC unb 4 ,09 JI. Ter niebrigfte biefer
meiblid&en Turtf)fd)nittSlöhne mirb in ßberfchlefien, ber höchfte
in ben nörblid)en Betrieben beS RuhrrebierS gegahlt. Tie oben
angeführten Tablett ber ©efamtbelegfchaft geigen, mie bie nach
bem Kriegsausbruch plöpltcf) burd) bie Einberufungen bermin»
berte Belegfd)aft allmähüd) bott Qapr 311 $afjr mieber fteigt.
Srn RuhrrePier ift fie freilich nod) 23 b. ©. niebriger als im leb¬
ten SriebenSbierteljahr. Tie fteigenbe Tenbeng ber Söhne hält
tueiter an. Tie Bergarbeitcrberbänbe beS RuhrrcPierS haben,
mie gernelbet, bie NrbciteranSfd)üffe Peranlafct, für einen all¬
gemeinen Turchfdmittshauerlohn bon 12 ,50 Ji porfteßig 31 t
merben. §tit Saarbergbau ift ber ©aiterlohn auf 10 Ji
50 Bf- heraufgefebt morben. Ter preuftifdje ©anbelSminifter
hat bie abermalige Erhöhung ber Kohlenpreife nur unter bcr
Bebingung gleid)geitiger Sohnftcigcrung genehmigt. Unter
bem Einfluß beS Krieges hat fidj bie Sufammenfepung ber
Efefamtbelegfcfjaft nid)t ttnerheblid) perfrfjoben; bie „Köln.
Stg." berichtet barüber: „Tie tüditigften unb . beftgelohnten
Arbeiter ber ©aucrFfaffe finb 311 m großen Teil sunt ©eereS»
bienft eingegogen unb an ihre Stelle junge Sd)lcpper getreten.
Tagu ift eine erheblid>e Bermehrung ber jugenblidjett unb
meiblichen Arbeiter eingetreten. Nitdj ungelernte Arbeiter finb
ttt grofeer Sah! eingeftetlt morben, in Oberfd&Xefien aßein mehr
als 9000 ruffifch-polnifche Arbeiter. %n ben Slitffteßungen her
Söhne unb ber Belegfchaften finb bie cutf ben Bergmerfen bc»
fd)äftigten (befangenen aufeer Betracht geblieben."
” (begett ben arbeUSmedjfel in StnotSbetrieben nichtet fi<h ein
Stunbfd^rcibcn, boS bie Kgl. Eifenbahnbicettion Eaffel an Brobiant»
anit, s drtt>ücriebepot unb ätlumtionSfabrif Eaffel, 91rtilIerietDerfftatt
Sippftabt, Brobiantamt Bo^erborn, SIrtiUeriebepot fünfter, Eifen»
bahnbireftiou fünfter unb Oberpoftbireflion Erfurt, Eaffel, Braun*
fchtoeig/ Tortnmmb unb fünfter gefembt bat unb auf baS fdjoit gu»
ftimmungen berfchiebeiter Stellen borlicgert [ollen. TaS 9tunb»
[ehr ei ben [agt, um ben häufigen Stelientoechfel bet männlichen unb
leiblichen Arbeiter unb bem überbieten ber Söhne Oor^ubeugeu,
motle bie Eifcnbahnbireltion Ea[[cl bie bei ben Slbceffaten auSgefdirte*
benen VlrbeitSfräfte nicht ober nur im Benehmen mit ben Slbreffaien
emfteßen unb ermatte ein gleiches Berfahren bon öiiefcn. Tiefes
IHunbfd)reiben hat ber Berbanb Teutfdjer Eifenbahn*
ha n bm er fer u n'b 21 r b e i t c r (Sib Berlin) bem 9teichSamit beS
gnnexn mit bem ©intoeiS übergeben, oafe [ein Inhalt bem Batet*,
länöifchen ©ilfsbienfigefeh 3UI0iberlaufe. TaS Organ beS genannten
BcrbanbeS bemerft basu: „TaS hnt unS gerabc noch Gefehlt, bafe
über biejenigen Eifenbahner, melche notgebruugen [ich nad> befferen
Berbienftgelegeuhcitcn umfehen, ©chmar3e Sij'ten geführt »erben.
SBenn bie Eifenbahnrermaltung fdjon [elber nicht genügenbe Söhne
besahlt, bann [oü [ie loenigftens eS ben Seuten gönnen, toenn [ie
anbetSioo mehr oerbienen tonnen."
Nachtarbeit unb Nlaterialoerluft. Beachtensmerte Eingclheitcn
oeröffenilicht baS „Journal of the Royal Society of Arts“ über
bie Erfahrungen ber englifchen Te^tilinbuftrie mit ber Nachtarbeit,
b. h- mit ber Arbeit bei fiin[tlid>er Beleuchtung. Nach biefen 3Nit=
tcilungen mürben in einer großen Spinnerei für fedjS Nlonate
Nad>tarbeit ebenfooiel Nlaterialoerlufte, b. h- berborbene ©efpinft*
fafermengen feftgeftellt, mie für fechS gahre TageSarbeit. TaS
gournar führt einen Teil biefer Berlufte auf bas meniger gute
21rbeitcrmaterial 3urücf, baS [ich gu ben Nad)tfdrid)ten brängt, gibt
aber aud) gu, bafo gmeifelloS eine minbermertige Beleuchtungsanlage
bie Schulb tragen rann, gu einer mit einer oorgiiglichen inbireften
(äasbeleud^tuug auSgeftatteten Spinnerei blieben [omol)I bte ©efamt*
ergeugung mie auch 5er Ntoterialoerluft mährenb ber Sommern unb
SSintermonate unOeränbert.
®r0«irtfttti«wii J>er Jlrtatfcr, ©cfjUfm, ^tigfP«Uten
unb Beamten.
Ter internationale ©cmerFfchaftSfongrefe,
ber urfpriinglich ant 8 . ^uni in Stodfholm gufammentreten
foßte, bamalS oher nicht auftonbe fam, hot nunmehr bom 1. bis
4. OFtober in Bern getagt. STber cS mar leiber nur ein
„Stumpfparlament", Bertreten maren Teutfchlanb, ^ ft er¬
leid), Ungarn, ©ollanb, 9tormegen, Sdhmeben
unb T ä n e m a r f ; eS fehlten alfo bie Bcrtreter ber [amtlichen
Ententemäd}te: grangofen unb Italiener moßten Fom»
men, hotten [ich feft angemelbet, in lepter Stunbe aber maren
ihnen Pon ihren ätegicrungen bie Bäffe Permeigert morben.
Tie Englänber bagegen unb bie Belgier lehnten unter
idjarfein Btotcft jebe Beteiligung ab; fd)on früher hotten bieS
bie SßorbameriFaner getan; auch bie Muffen maren
nicht Pertreten. ÜberbieS hoben bie feinblichen Regierungen
nod) aßcS getan, maS fie fonnten, um nicht nur ihren eigenen
Staatsangehörigen, fonbern and) benen neutraler Sänber bie
Reife nach Bern 31 t Permehren, inbem fie 3 . B. nach Spanien,
baS Bcrtreter angemelbet hotte, gar Feine Kunbe Pon Seit unb
£rt beS KongreffeS gelangen liefecn, mährenb bie 3entralmäd)te
nicht nur ihren SlrbeiterPertretern bie Bäffe ohne jebe Weite¬
rung bemißigten, fonbern auch ben ©oßänbern unb ben SFanbi-
naPicrn bie Turdjreife geftatteten. 9Ran hat attgenfcheinlid) in
Sjonbon, Boris unb Rom ftarfe BcforgniS Pcrr Befprechungen
ber eigenen ©emcrffchoftcr mit benen ber Sentralmächte unb
ber neutralen Sänber.
_ Ten Borfip ber Tagung führte bcr BoIt 3 eibire!tor üon Bern,
Schnceberger, früher ©cneralfefretär beS ©chmeiger SNetaUarbeiter*
oerbanbes. Erfcfjienen maren im ganaeit 73 Telegierte; aus Teutfch*
lanb oon ber Eeneralfommiffion Segieu, Bauer, ©affenbad), ferner
Töblin (Budjbrucfer), $)übfch (Textilarbeiter), Scipart (©olaarbeiter),
Brcp (gabrüarbeiter), Bacplom (Bauarbeiter), Sadjfc (Bergarbeiter);
aus Cfterreid) ©ueber unb 5 mcitcre Telegierte; aus Ungarn vlaSjai
unb ein mcitercr Bcrtreter; aus ©oßanb Cubcgecft unb 8 Telegierte;
aus Normegen ßian unb nod) ein Bertreter; aus Tänemarf Niabfcu
unb 2 mcitcre Telegierte; aus ©cpmeben 5 Telegierte mit Sinbquift
an bcr ©pipe; 3 al)lreid) maren bie ©epmeiger, baruntcr ©reulicp,
crfd)ienen. Tie Begrünung ber Telegierten aus ben oerfepiebenen
Säubern mirb als [ehr hetglicp gefdptlbert.
(Soatale Sßrajis unb Archiv für Volfsmohlfahrt XXVII. Rr. 2.
s ' 7
£)btoot)f bie Tagung, mie ber Vorfifeenbe in feiner ©röff*
xmtißStebe herPorhob, nur rein gemerFfdjaftlidhen Sragen, näm-
Üä) ber Fünftigen £)rganifation beS Snternationalen 0eFre-
tariatS nnb ben gemerffd)aftliefen Sorberungen für ben Srie-
benSfdhlufe, gemibmet fein foEte, begannen bie V&hanblungen
mit einem poIitifd)en Moment. Vor Eintritt in bie DageSorb-
nung mürbe baS 0d)reibeu ber ©nglänber unb Belgier Pcrlcfen,
bas i^rAusbleiben mit fdjärfften Angriffen gegen Deutfdjlanb
begrünbete. Vauer-Vedin erhob unter Währung beS beutfdhen
0tanbpunFteS in mürbigfter 2öeife Vroteft gegen bieS ®inein-
traßen ber nationalen Äämpfe in bie Tagung unb fanb für
feine Abmeifung ber Angriffe bie bolle 3uftinunung beS ®on-
greffeS. Die Sorberung ber tfdhechifdjen ©emerFfdhaften, eine
autonome Delegation guaulaffen, mürbe einftimmig abgelehnt.
3Rit allen gegen bie 0d>meiaer stimmen mürbe eine ©nt-
fdjliefeung angenommen, monacb bie Verlegung beS inter-
nationalen0eFretairtatcS, baS feinen 0ife in Berlin
bat, nach einem neutralen, ßanbe nicht gntnbfäpltd) abgelebnt
mirb, jebod) foE bie ©ntfdheibung unter ben obmaltenben Um-
ftänben erft einem meiteren $ongrefe Porbehalten merben. lim
jebodj bie internationale Verbinbung unter ben bem Vunbe
angefcbloffenen SanbeSorganifationen aufredjtäuerbalten, be¬
itätigte bie Shmferena bie BtoeigfteEe in Arnfterbam unb beauf¬
tragte fie, ihre bisherige VermittlungSarbeit fortaufepen unb
auSgubauen. Die Äonfereng ermartet meiter, ba& bie SanbeS-
organifationen aEeS baran fepen merben, bie beute nod) Por-
berrfdbenben Differenzen, bie nur bureb ben $rieg entftanben
finb, fobalb als möglich 3 « befeitigeu/ unb bafe bie ©irtigFeit
berbeigefübrt mirb. Von ben beutfeben Vertretern mürbe be¬
tont, bie Vertagung über bie enbgültige ©ntfdheibung merbe
Pon ihnen nicht in bem 0inne empfohlen, als ob ber 0ip beS
internationalen 0eFretariatS unter aEen Umftänben in Verlin
bleiben foEe; fie feien aber au ihrer Haltung burd) bie 0teEung
ber ©nglänber genötigt, bie bie fofortige Verlegung als ein
SRifetrauenSPotum gegen bie Deutschen perlangten. Die Ver¬
treter aEer übrigen Sänber, mit Ausnahme ber 0d>meiaer, bie
für bie fofortige Verlegung in ein neutrales Sanb eintraten,
erflärten ficb fiir ben beutfeben 0tanbpunFt unb fpradfen bamit
ber Sübinng beS internationalen Sekretariats in Verlin
(Scgten) ihr Vertrauen aus.
Der jmeite VunFt ber DageSorbnung betraf bie g e m e r f -
fdjaftltdhen Sorberungen für ben SriebenS-
f d) l u 6 ; bie „0ogiale Vrajiä" bot ben auf ©runb ber Ve»
jcbliiffe Pon ßeebS, mo ©nglänber, Srangofen, Velgier im iuli
1916 tagten, nad) einer Vorlage ber Sranaofen geftalteten beut¬
feben ©ntmurf bereits in Rr. 35 iabrg. 26 bom 31. 3Rai 1917
mitgeteilt. ©in AuSfdjitfe beS ^ongreffeS in Vern hotte biefert
©ntmurf nochmals hurd)beraten unb ihm mit einigen Anbe-
rungen angeftimmt. Danach mirb an bie Regierungen ber Frieg»
fütjrenben SRädjte baS- ©rfuefeen gerid)tet, ben Arbeitern
im SriebenSPertrage ein ÜRinbeftmafe bon
0d)up unb Recht au fiebern, baS in oEen Säubern burd)-
geführt merben mufe. -
An erfter Stette mi'rb Me f^retgügii^feit bet Arbeiterfdjaft Per*
langt; fomohl ©in- mie AuSmanberungSVerbote merben vermotfen.
Dagegen füllen bie Staaten baS Recht hoben, in feiten mirtfehaft*
lieber Depreffion amn Schnee ihrer nationalen fitbeit aeümeilig
bie Uiunmuberung an befchränlen, fomie au^ gefunbheitlid>cn ober
fultureEcn QJrünben eine Kontrolle auSanüben'. Da^ SloalitionS-
reibt unb bie Soatalberfidjerung ber Arbeitet mürben mit befoobetem
Raichbrud betont. Die gotberung beaiiglid) obligatorifcher ^ohnfeft-
fepung bleibt für Heimarbeit befteben. Der ^arimalarbeitötag
mirb auf gehn Stunben feftgefept, hoch foll in beftimmter fjrift ber
Slchtfiambentag angeftrebt merben. ^ugenbliche unter 15 fahren
bürfen nicht bcfd)äftigt merben. Die Vefdjäftigung non grauen im
Vergbftir mirb grunbfäbtich bermorfen. ^luf beutfrhe Anregung füll
ein befonberer intcrnation-aler SeemannSfchu'h gefchaffen merben.
SSBeitere Sorberungen befchäfigten* ficb mit ber allgemeinen Arbeiter*
fütforge, mit gmifchenftnatlvchen Abmachungen für Arbeitcroerfidje-
rung ufm. Der Suter nationalen Vereinigung für
gefepiiehen Arbeiter f ch u b unb ihrem Arbeitsamt in Vafel
mürbe für bie bon. ihnen geleistete Arbeit befonberer Dant auSge*
fptodjen: fie foUen im griebenSbertrag ausbrücflidj als Organe aur
Durchführung unb görberung beS nationalen ArbetterfchupeS be=
ftimmt merben.
Der Vericbterftatter beS STuSfcbuffeS, Sonfen (Deutfchlanb),
beaetdhnet biefe Sorberungen als V?inbeftma6; aEe frtegführen-
ben Sänber hätten fo ungeheure Verlufte an VoIfSfraft er¬
litten, bafe mit ber 0erblei6enben meife honSgehalten merben
muffe. Diejenigen Völfer mürben am fdhneEften gefunben, bie
bie Vebeutung ber foaialen Refonnarbeit nadh bem ^rieg am
tiefften erfennen nnb meitgehenbe Reformen am fdhneEften
burebführen merben. Diefe Seitfäfee mürben bom Äongrefe
e i n ft i m m t g angenommen. Auf Antrag S e i p a r t S
(Verlin) mürbe noch folgenbc ©niidjüefeung gleichfalls ein¬
ftimmig angenommen:
$m Anfchlufe an bie AtrffteHung ber gri ebenstorberungen richtet
bie internationale ©emertfchafrSfonfkena an bie ©emetlfchafiS- umö
Arbeiteroertreter aller Sauber bie bringenbe Auffotberung, für bie
Anerfentumg unb Durd)fiihrung ber feftgefteüten Arbeiterforberungen
mit allen Kräften einzutreten. Alle gemerffchaftlichen SanbeS-
aeattralen merben verpflichtet, bie auf gef teilten gorberungen ihren
Regierungen balbigft eingureichen unb fie gu ueranlaffen, bei ben
griebensberhanbhingen. für bie Annahme ber internationalen Ar*
beiterfotiberungen eingutreten. Die Konferenz Verlangt unb er¬
mattet Von ben Regierungen aller an ben griebenSVerhaitblungen
ieilnepmeuben Säuber, bafe bei geflfepung b^S fogialpolitifcheu
DeileS ber griebcnSVcreinbanuugen auch Vertreter bet ©emerffthaften
jebeS Sanbed gugegogen merben.
Sn einem Delegramm an bie f r a n a ö f i f d) e n unb bic
italienifcben ©emerffdjaften fanbten bie fämtlicben Dele¬
gierten ihren „brüberlidsen ©rufe" unb fpradjen ihre Anerfen-
nung für bie VereitmiEigFeit, bie Dagung au befdjicfen, fomie
bie Hoffnung aus, bafe fie an ber näcbften Äonferena teilnehmen
Fönnten. S e g i e n (Verlin) banFte ben 0chmeiaern für ihr
Vemühen, eine Verftänbigung aEer ßanbeSgentralen herbei«
auführen, unb am 4. OFtoher fdhlofe ber Vorfifeenbe ben ®on-
grefe mit ber SeftfteEnng, bafe er nüfelicbe Arbeit geteiftet höbe.
0ei es auch iefet nicht gelungen, bie gonae gemerFfdsnftlicfec
Sntcrnotionale aufommenanführen, fo fei bodj ein 0dhritt auf
biefem Vtege gemalt morben, unb in abfehbarer Beit fei eine
voEftänb-ige Vereinigung au erhoffen.
Der alte Vergarbeitertocrbanb (freie ©emerffdjoft) i>nt un-
längft in Hannober eine Dagung abgehalten, in ber fein Vor-
fifeenber Abg. 0adhfe bie ©ntmicFlung beS VerbanbeS als
günftig beaeidhnete. Äura bor bem Kriege habe Öie aRitglicber-
8ahl 101 956 betragen. 0te fei bann burd) ©inaiehungen unb
anbere Verlufte bis Sonuar 1916 auf 46 376 auriiefgegangen,
bon ba an aber miebet cmholtenb gefttegen. Am 1. Suli b. 3-
feien 73 077 SRitglieber borhanben giemefen. Unter VerücF-
fidhtigung ber inämifdjcn erfolgten Renanmelbungen aöhl<^ ber
Verbanb jefet reicfelid) 90 000 Ettitglieber, unter Hiuaurcchnung
ber noch beim ÜRilitär befinbltchen ^ameraben fogar 115 000.
©S mürbe eine ©nifdjlie&ung angenommen, in ber gegen bic
UnterfteEung Vroteft erhoben mirb, als ob bie Vergarbeiter
bie Rotmenbigfeit einer anSreichenben ^ohlenförberuug im
Sntereffe ber SanbeSberteibigung berFännten. Audh mürben
auSreichenbe Söhne nnb eine befferc ©rnährung ber Arbeitcr-
fchaft geforbert. V&eiter fpradh fich bie Dagung aus für bie Re¬
form ber ®nappfd)oftSFaffe, ben Ausbau ber Reid)Sberfidhe-
rungSorbnung, bie AnerFennung ber Arbeiterorganisationen
burds bie SßerFSbcfifeer, bie SRonopolifierung beS VcrgbauS, bie
Aufnahme bon Arbeiterbertretungen in bie 0t)nbiFatSbermal-
tungen, bie Scftlegung gefefelidher ÜRinbeftlöhnc, ben Abfcfetufe
bon Darifberträgcn im Vergbau, bie VefdhränFung ber Ar-
beitSaeit im gcfunbheitlichen Sntereffe, baS Verbot ber Sionen-
arbeit unb ber Vefchäftigiing bon Sugenblichen.
gtalienifihe Arbeiter in granFreiih unb Deutfchlanb. ©ine fran-
göfifdhe Äommiffion bes'chäftiflt fich nach „Vcrfevcranaa" vom 18. 9.
mit ber ©inmanberung italienifcher Arbeiter nach bem Kriege unb
fudht nach Rtittelu unb 2Begen, um auf bieSem ©ebiet ben beutfehen
ÜUtitbemcrb 311 befeitigen. • Dagu bemerlt baö italienif<hc Vlcrtt: „Die
Vorfchläge finb bisher re <ht bürftig, unb gran!rei<h barf nicht Ver-
geffen, mie viel beffer ber itaiieiiifcf>e Arbeiter in Deutfd)^
lanb burch bie beutfehe ©ejepgebung gefteüt ift. ^sn Deutfdjlanb
ift bie Veaahlung burch Verträge mit mächtigen 0t)nbi?atcn geregelt,
gn biefen Stjnbifaten ift ber italienifche Arbeiter SSnblcr unb mahl-
bar, mährenb er in granfreich rcdrtloS ift- Der Arbeiter hot in
Deutfchlanb Aitfpruch auf Unfallversicherung, .^rantenfaffe unb $en-
fiort. Das aEeS finb reale Vorteile, bie unfere frangöfifhen greunbe
bebenfen miiffen, menn fie ben Strom italienifcher Arbeiter nach
granfreich lenfen mcUen.“
©efcpIichcS Verbot ber Radjtorbcit in ber Väcferct
soar bie einmütige Sorberung einer aohtreidh Pon RFetfterit
unb ©ehilfen befuchten Verfantmlung am 2. OFtober in Verlin.
Vom Reidh^amt beS Snnern mar ©eheimrat Sanbmann, nom
■f
©ogtale-^rajig unb Nrd)tb für Bollsmohlfahrt. XXVn. Nr. 2.
40
breufcifdjen $anbel£minifteTium ©cheimrat gricf crfcbienen.
Den Bericht erftattcte £cfcfd)oIb Oom Berbanb bcr Bäder unb
®onbitorcn im ©inne feinet fiiralidj in biefen Blättern
Veröffentlichten NuffafceS (XXVI, @j>. 1013). gür bie
©efellfcf>aft für Soziale Wcform erflärte Brof. grande
bie llnterftiibung bcr Begebungen auf ein ^bauernbeS
gefefclicheS WachftacFoerbot. • ©eheimrat Sanbmann teifte
mit, er fei an ber Erflörnng ermächtigt, b a ft bie
Weid)£regierung bei ihrer 31 b f i d) t ber*
harre, bem SR e i cb £ t a g e b e m n ä cf) ft einen
fo-Idhen ©efefcentmurf Oorau legen. Obermeifter
©chrrribt Oon ber Bätferinnung unb aWei'ftcr Beterfohn oon ber
freien Bereinigung bcr Bätfermcifter traten mit grofeem Wach-
bruef für bie Sorberung ein, in ber fie fid) mit ben ©ehilfen
böHig ein£ mü&ten. Der foaicdbemoFratifcbe Slbgeorbnete
Bü$ner unb her fortfd)rittlid)e Slbgeorbnete Steinhaufen fagten
bie Ünterftüfcung ihrer graftionen 311 . Einftiinmig, ohne jeben
BHbcrfbrud), mürbe folgcnbe Entfcblie&ung angenommen:
Die henie BerfamntoUen erklären, baft fie bon ber NeidjiSnegie*
rung ermatten, bafj fie bas mi'eberhoft in VluSfichtgeftellte
bauetnbe NadjtbadD erbot balbigft erlaffe ober
c i rr e tt b gültiger E n t m u r f ben gefebgebenben ® ö r *
?rfchaf t e n jur fcfjleunigen B era bf ch i eb u mg au*
gebt, — mcii e£ ein brimgenbeS Erforbetnis ift, baft fornohl bie
©tafe= als bie 2?2ittc4« unb ftkimbetniebe fid) fd)om ie^t auf bie gtie*
beai^ioii'tfchaft ewurtchlen unb ihre gan^e Betetebsf iibmm g auf bie
bauentbe Befeitigung ber Nachtarbeit ciuftellen föunen; tueil bie
Bädaceiarbeiter, au beneu jefct mteber Xaufenbe älterer Berufs*
arbeitet gelommen finb, bie früher bon ber Bäderei abgeftofyeit mur=
ben, ba fie fid* infolge ter bauemben Nachtarbeit feine gamilic grün*
ben tonnten-, miffen mollen unb bas Nccht haben, es nun halb au
erfahren, ob fie nach bem Kriege mieber au einem Betufsmcd>fel
geamungen metfcen« füllen; meil bie Bädcreiarbeiter nicht genullt
finb, fid) allen, bon jebem einjkbtigcn ©oaialpolititex unb bon icbem
3lrate ohne toeifereS augegebenen ferneren ©d)äbigungen ber ©cfunb*
heit mieber ausaufeben. ©ie buben ben Unterjcbieb amifdjeu Xag* unb
Nachtarbeit fenucn gelernt unb mellen be^hulb bie für ba» ©croerbc
durchaus nicht notmenböge Nachtarbeit unter leinen Umftänben
mieber auf fich nehmen.
©kirn Sanbe fchaffenbeit 33 ädere (arbeitet miffen fich in. ihrem
Verlangen nad) bem fchleuu.igcu Erlag eines bauernben Nachtbad*
nerbotcS aber auch einig mit ben beute für bas Täterinnb fämpfen*
ben BerufSgenoffem. ^jie erinnern baran, bafe eine Vlbftimmung im
gelbe über bas bauerube Nadjtbadnerbot bas Ergebnis batte, bag
11150 ©ehilfen unb 3826 Ncei)ter, aufammen 14 976, ihre Meinung
funb gaben, bag oort biefen nur <88 gegen ein bauernbes Nad>tbad*
berbot ftinimten unb nur 167 bagegen marcni, bafa ein falcbes Verbat
f o f o r t tommen foHte.
Xie 'Bäder ei arbeitet miffen aber auch, bafr unter ben SRieiftern
unb Unternehmern beute auf ber ganaeit ^inie jeber 36iberiprucb
gegen baS Nachtbadoerbot oerftummte unb nur noch über (Sinael*
beiten einige Nieinungsoerfct>icbenbeitcn autagc treten.
Üßenn bie Nrbe.iit»freubigfeit ber Nngelfiirigen bcS 'Bäderberufe»
aufrecht erholten menben foü, ift e3 nur red)t unb billig, bafe man
bent.C^emerbe fo halb al§ möglich aeigt, mie feine gufunft fich ge=
ftaltet,
Xiefe <5ntfd)Iie6ung foll bon einer Nhorbnung öe$ Bäder*
berbanbe» ber Regierung borgetragen merben. ift au er-
toarten, bah ber langft fertiggefteUtc ©ntmurf be^ gefcblidien
'Jtaditbacfbcrbot^ nunmehr balb ben Bnnbe^rat unb ben ^eid)3*
tag befd)äftigen mirb. X)er 3Biberftanb einiger meniger grofeer
Brotfabriken fanb unb barf bie Bcrmirfltd>ung biefer bon
.'Öhgtcne unb Kultur gletchrnäftig erhobenen gorberung ntd)t
länger betaögern.
Xic Hitofühning^bcrorbmtng au ben §§ 3 itiib 4 be 3 ^>nu^=
arbettgefeheei
ift, faft 6 ’ 3 al)t*e na£ ^ @t‘Ia 6 beö ©efeheö, nunmehr enblid) er»
folgt.
2)atrad) bat ber Bimbcsrat bcfchloffe.n: Bon ben Beftimmungen
bes § 3 Nbf. 1 ©ab 1 tO'M. foUcn miberruflidi ausgenommen merben
foId)e au £>auSarbeitex auS-augclieitben Arbeiten, mekhe nad) befonbe*
rer Nngabe beS Bcftcllers ausauführeu finb unb boit ben burd)
Namen, Nummern, Nfufterftiide, geidjiiuiigcu unb bergleicheu für
ben Berfauf fcftgelegteii ©runbmuftern mefentlid) abmeicheu, folange
fie nidit burd} SBieberboIurig ftänbige BerfaufSgegenftänbc gemorben
finb. Bon ber Pflicht aar offenen Nus läge non Sohnbevaeiduiiffen
ober jum VIufhängen ooit üobutafelii finb befreit für bas Weid)»*
gebiet: bie gumetcnbijottterie- unb McttenfabrUattou, bas Nähen
ooit Buppeuforpern unb Buppentleibevn, bas Monfcftionieren non
.sboienträgern, (Gürteln unb ©trumpfhnltern; für einaelne. (Gebiets*
teile bk 2teinfd>leiferci, Banbmeberei, «padjtel* unb Xambourin*
iubuitrie, Xutbnopperci, Xcile bcr Bofamenteninbuitiie, bas NitS*
beffem gebrauchter ©äde, bie Nttrappenherftellung. Bon ber Bf licht
aur NuShänbigung bon Lohnbüchern' unb VtrbeitSaetteln finb befreit
bie Xcrpiffen'cmarenher.fteilung, !unftgemerblid)e ^anbacbeiten-, mie
©tidereien, ^äfeleien, Branbmalcreien, ©djnibcreien, ©las* unb Bor*
aeUaumaiereien ufm., unb fchliefelich bie SBc-ihaeuGftidcret, B3äfche=
ftiderei unb .^erfteflung bon ^ohlfänmen, fomeit fie nach befonberer
VIngäbe be» Befteüers auSaaführcn unb Dorr ben ©tuubmuftem er*
bcblich abmeid>en, folange fie nicht burd* SBieberholung ftänbige
©ebrauch^gogenftänbe gemorbett finb. •
giir alle übrigen l^emerbcameige unb Betriebsarten gölten fol =
genbe Beftimmungen:
1. Xie SohnPeraeichniffe unb bie fiohntafeln ftnb burdh geeignete
Bilbung non ©rupgen unb nötigenfalls Untergruppen möglidhft über*
fichtlich an gehalten unb, fomeit es aur ©rreichung biefeS gmedS er*
forbcrlich ift, jemeilig neu aitfaufteUen.
2.. Xic Eintragungen finb mit Xinie ober Xintenftift ober burd)
ein anbercS baucrhaftcS ©chreib* ober Xrudnerfahren berauftetlen
unb bauernb fo lange beutlich lesbar au echalt-en, mie bie eingetrage*
nen Arbeiten nergeben merben.
3. teilte Vlrbeit barf unter mehr als einer Nummer ober mehr
als einem Skunmort eingetragen merben.
3>amit finb enblid) mentgftcnS bie §§ 3 unb 4 &2l@. in
Slraft gefegt, letber aber burd) eine recht erhebliche STnaafyl
non Ausnahmen burd)löchert. SÖenn auch bie Berechtigung oon
NuSnahmebeftimmungen in betreff beS NuShangS oon Sohn¬
liften in fokhen ©etoerben mit großer SNuftcraahl unb fdhnell
toedhfelnben SNitftern, mie in 3u>eigen ber Sbibenoerfertigung,
Bofamcnteninbuftric u. bergl. m., angegeben merben mufe, ba
bie Sohnliften au umfangreich unb nnüberfid)tlid) merben mür¬
ben, als bah fid) ber Arbeiter barin auredjtfinben Fönnte, fo
ift bod) nidft oerftänblid), marmn a* S8. bas NitSbcffern ge*
biviud)tcr @äcfe in Stettin ober bie ©bifeeuanfertigung ber
©bihenfd>ulen im 3teg.-Bea. Siegnih eine anbere Behanblung
erforberf als im ganaen übrigen 9teidhSgebiet, unb marurn
gerabe ber SHcg.-Bea. Siuicfaii, auf ben fid) allein brei 2TuS»
nabmebcjtimmungen bcaiehen, fo befonbere 9iücFfid)t erforbert.
Erfreulidhermeife finb bie au § 4 gemachten Ausnahmen
atcmlich belanglos, ba bie eigentliche hiutSgemerblidje SNaffen»
hcrfteUung nid)t oon ben Ausnahmen berührt finb.
3eemaunSfd)un. ^u bem am 4. CHoher Dom Weiebstag ange*
nommencn ©efeh über l>cn Sßiebenaufbau ber beirlfdfeni ^anbelSflottc
ift aud) eine. Entfdjlicfeung gefaxt morbcu, monach bet Wci<hS!analer
crfnd)t mirb, „bahin au mirleu, bafe bie ©d)iffSoffiaiersIammern u«nb
Niannfcbaftsräume auf ben mit NeichSbeibilfe a u hcfchaffenben
©chiffen gcfunbheitlicb eiumaubfrei finb unb audh fonft allen billigen
Vluforberungen entfprechen."
Xie Jahresberichte bcr OlettjerheauffichtSbeöintcn, bie bes .^tie*
ge» megeu für 1914 , 1915 unb 1916 meggefallen finb, füllen bcm
Ber nehmen nad) für 1917 mieber herausgegeben merben. Xäe lebten
Berichte beaogen fich auf 1913 .
3 Ut>ttt$U>|iglutt «tü> t^« gehäm^fung.
Borhereitung einer ftaatlidhen SlrbeitSlofenoerftcherung in
ben fflieberlanben. Sie Slrbert^Iofigleit ift au Anfang bes Krieges
für bie neutralen ©taaten ein faft ebenfo fdjmereS f^oölem
gemefen mie für bie am Kriege beteiligten ©taaten, tntb auch
im Berlauf beS MriegeS treten je nad) bert mirtfchaftlidhen
fdjmerungen ©todungen auf bem NrbeitSmarFt ein. X)te nieber*
länbtfdje Regierung bereitet baher bie Einführung einer ftaatlidhen
SltbeiiSlofeufürforge unb ben VluSbau beS NrbeitSuadhmeismefenS
Oor. X)urd) einen .Stöniglichen Erlafe bom 19. ©ebtember 1916
ift eine befonbere Stbteiluug im SWinifterium für öffentliche
Arbeiten als „Abteilung für SlrbeitSlofenOerfidjerung
unb SlrbeitSnadhmeife" ins Sebett gerufen morben, beren
Aufgabe bann befteht, aHe gragen au behanbelit, bie mtt ber
Behinbenmg unb Befämbfuug ber NrbeitSlofigFeit ober ber
SNilberung ihrer fdjlimmeit golgeu aufammenhängen.
X)er erfte ©chritt auf biefem SBege ift bie Durchführung
eines ErlaffeS Oont 2. Deaember 1916, meldjer eine Beihilfe aur
NrbeitSlofenOerficherung auS öffeutlid)eit SNitteln Oorfieht. Die
Berfiigimg ift feit bem 1. Qartuar 1917 in Slraft getreten, ©e-
merFfchaften, melche iljre NrbeitSlofenFaffen ben Oorgefdjriebenen
Bebinguugen angebafet hüben, erhalten eine jährlidje Beihilfe
au ihrem gotibs, bie als Wegei 100 o. $. beffen betragen foll,
ma* bie Oerfid)erten Wtitglieber eingeaahlt hüben. Dicfe Beihilfe
mirb aur §älfte oom ©taat, aur Hälfte Oon bcr ©emeinbe beaahlt,
in ber bie NrbeitSlofenfaffe ihren hat. Die ©emeinben finb
nid)t gefeblid) oerbfüchtet, biefen ^nfchufe au' 3 al)len, bod) mirb
©ogiale Praxis mtb Archib für VoßStoohlfahrt. XXVII. Ar. 2.
42
^ ^taatiidje ^Beihilfe aUerbingS baPort abhängig gemalt, ob
a ^ö) bie ©emeiitbe ihren Anteil übernimmt.
^ebe ArbeitSfofenfaffe ift ber Aufficht burcf) bie ©emeinbe-
Pettoaltung uuterftettt. Seber ArbeitSlofe, ber Anfpruch auf
Unterftü^ung erbebt, bot fich gugleid) bei bem örtlidjen ArbeiiS-
nadjtueis gu melben. Die ©ntfcheibung, ob Unterftüfcung gu
bemiEigen ift ober nicht, luirb bon ben Beamten ber Kaffe auf
©runb ber ©afcung getroffen. Die ©emeinbeberioaltung mufe
bon jeber bemiUigten ltnterftüfcung benad)rid)tigt loerbeit unb
tann bagegen ©infpruch erbeben, falte ber ArbeitSlofe eine ibm
burdj ben ArbeitSnadjtoeiS angebotene „paffenbe Arbeit" abgelehnt
bat. Vei (Streitfällen über ben begriff ber „pafjenben Arbeit"
ober bei fonftigen Streitfällen cntfdjeibet ein ©d)iebSgerid)t.
Dies SdjiebSgeridjt beftebt auS 3 9ftitgliebern, bie bent „Veirat
für ArbeitSlofenberfidjerung" entnommen finb; biefer Veirat
luteberum toirb aus minbeftenS 12 bom Vrinifter berufenen
Vfttgliebern gebilbet, bon benen 6 als Vertreter ber ArbeitS-
lofenlaffen, je 3 als Vertreter bon Staat unb ©emeinben bem
■äJftmfterium bei ber Durchführung beS Degember-©rlaffeS über
bie ArbeitSlofenberfidjerung behilflich fein foHen.
über biefe ©egemoartSaufgaben hüiou^geljenb toerben
jebodj einheitliche ftaatlidje 2J?aßnahmen gur Vefämpfung ber
ArbeiiSlofigfeit borbereitet. 3 U biefem 3toetfe totrb baS fianb
in 30 Vegirfc eingeteilt; üt jebem Vegirf foll ein öffentlicher
ArbeitSnacf)toeiS gebilbet toerben als SÄittelglieb gtoifchen ben
örtlid)en ArbeitSnacfjtoeifen unb einem ftaatlichen 3entralarbeitS-
amt. Die obengenannte „Abteilung für ArbeüSlofertberfid)erimg
unb ArbeitSnadjtoeiS" im TOnifterium für öffentliche Arbeiten
ift mit ber Aufhellung ber ©nttoürfe für bie notmenbigen gefefc-
geberifdjen ttftaßnahmett befchäftigt.
Die Aufhebung ber StrecfungSborfchrift tm 2Bebftoff=
gemcrbe ift, entfprechenb ber grunblegenben Veränberung auf
bem beutfdhen ArbeitSntarft, nunmehr erfolgt. Der ArbeitS«
bebarf ber ^cytilinbnftrie felbft ift gtuar noch fehr fdjtoanfenb,
itngleidjmäßig, unb im mefentlidjen bon ben fieereSbefteHungen
abhängig, aber manche Steige, tute bie Vigogne» unb Streidh-
garnfpinnerei im Srimmitfchou-SBerbauer Vegirf tueifen gitr-
geit einen recht guten VefdjäftigitngSgrab auf unb Uor allem
getuinnt bie Verarbeitung Don Papiergarnen auch für ben
Pribatbebarf eine tuachfenbe Vebeutung. ©S ift burch mannig¬
fache tedjnifdje Verbcfferungen gelungen, für bie berfdjiebenften
3tuecfe uertuenbbare Papierstoffe herguftellen, bie nach einem
neuen Verfahren auch gebleicht toerben fönnen. ütfan barf
tuohl annehmen, baß bie $o!gfafer fich aud) nach bem Kriege
neben ber VaumtooH- unb namentlich Sutcfafer für getoiffe
3tuede halten tuirb. Vor allem mar aber für bie Aufhebung
ber Verorbnung uom 7. ÜRobember 1915 ber SBunfch maß»
gebenb, mehr Kräfte als bisher auS bem Dertilgetoerbe für bie
jttiiftungSinbuftrie frei gu machen.
Pffjjttmtjs- imi> f oDenfragj«.
©ine Kunbgdmttg gttgimften ber SBohnungSreform tuirb
ber Deut)d)e V$ohnungSauSfd)uß, in^ bem faft fämtliche
einfdjlägtge große 3entraIorganifationen Deutfd)IanbS ber»
treten finb, am 30. Oftober in Verlin beranftalten. Die
brohenbe ©eftattung ber Verhältniffe auf bem äßopnungSmarft,
bie Verzögerung ber preußifdjen SßohnungSgefepgebung unb
bie bringenbe s Jtottoenbigfeit, in ber SBohnnngSfrage nunmehr
gu größeren ©rgebniffen gu fonmien, machen eine ftärfere Ve-
fchäftigunß bet öffetitli dyfeit mit biegen gingen unhebingt
crforberlid). ^n ber Äiunbgebung foK inSbefonbere für eine
9teibe tuid)tiger pofitiuer äßohnungSrefornunaferegeln, fotuie
für baS baibige Suftanbefomitten ber eben ermähnten ©efeb-
gebung eingetreten toerben. (Nähere SluSfunft erteilt ber
obengenannte 2luSfchu6: Verlin-Sdjöneberg, 9teue Steinmeh-
ftrahe 4.)
Amtsgerichte als ältieteinigungSämter. 50er VunbeSrat
hat feine Verorbnung über bie ©inigungSämiter (Sp. 875) bahin
ergängt, bafe überall bort, tuo ein ©inigungSamt ober eine an-
bere in grage fonimenbe Stelle nicht errichtet toerben fonnte,
bie AmtSgeridjte bie ben ©inigungSämtern gugebadhten Vefug-
niffe gum Sd)upe ber Bieter auSiiben fönnen. ®ie im ©ini-
gungSatnte bei ber ©tttfeheibung mittoirfenben gtuei Veifiper
auS bem Greife ber $auSbefiher unb brer Bieter fallen bei ben
©ntfdjeibungen ber Amtsgerichte aüerbingS fort.
Die neue etgängenbe Vunbeßratsoerorbnung ift aus ber Aotlage
heraus entftanben, ba es noch nicht überall möglich getuefen ift,
(SinigungSämter gu fchaffen, inSbefonbere hält eS ftettentoeife fchtoer,
bie SBeifiber aus ipauSbefiber- unb SKieterfreifen gu finben. Da aber
bie ©ntfeheibungen über erfolgte ^ünbigungen in ötelen gäUen bor
bem 1. Cftober getroffen fein mußten, fo bilbete bie gulaffung ber
Amtsgerichte als SWieteinigungSämter eine nottoenbige Aushilfe.
D>urdj eine für baS SDüetSberhaltniS bon Äriegerftauen
toichäge ©ntf^eibnng hat baS ^antmergertdü Klarheit in bie
grage ber JtäumungSflagen gegen $riegerfrauen gebracht.
Die grau eines Kriegsteilnehmers hatte toährenb beS Krieges
eine SBohnung gemietet unb ben AJietbertrag allein untergeichnet,
aber feine HJtiete gegahlt. (^s toar gegen fie ein AäirmungSurteil er¬
gangen. Der ©bemann toiberfprad> ber VoGftredung. Das Kam¬
mergericht hat ber Vefchtucrbe ftattgegeben unb erflärt, bafe bie 83oH-
ftoedung eines gegen bie ©hefrau eines Kriegsteilnehmers er¬
gangenen SHäuniungSurtetlS nicht guläffig ift, toenn nicht auch ber
©bemann gur Räumung oerurteilt toirb. Denn ber ©bemann ift
als ^auSbattungSborftanb Inhaber ber bon ihm gemieteten SBoh-
nung. Die ©hefrau ift in feiner Abtoefenbeifc lebiglich als Vefih-
bieroerin im Sinne beS § 855 V@V. angufehen, fo bah alfo au«db in
biefem gatte ber ©bemann Vcfi^er ift Deshalb bebeutei bie Voll»
ftredung eines gegen bie ©hefrau ermirften Urteils auf tttäumung
gleidjgcitig auch e c ne Vottftrerfung gegen ben ©bemann, ber bamit aus
ban Vefii ber SBohnung gefegt toirb. Das ift aber nur möglich,
toenn auch $egen ihn ein Urteil auf tttäumung borliegt.
AuSbtlbung gum SBohnungSpflegerinnenberuf. ©ine ber §aupt-
febtorerigfeiten bei ber Verpflangung bon toeiblichen ArbeitSfräften
in ftartc ^Snbuftriegentren ber AüftungSinbuftrie ift belanntlidj bie
SBobnungSfrage. ©benfo machen firf) in manchen Orten bereits er¬
hebliche ©djtoierigfeiten für bie Vefd>affung bon Kleintoobnungen
bemerfbar. ©s finb habet Veftrebungen im ©ange, bie toährenb beS
Krieges mcift aufgehobene SBobnungSaufficbt toiebex aufgunehmen,
bgto. bie SöohnungSaufficbt neu etngufübren.
Die KriegSamtSftette in ben SKarfen beranftaltet baber einen
©infübrungSfurfuS für SBobnungSpfregetinnen, um ben Vebarf an
fogial borgebilbeten Kräften für biefen Veruf beliebigen gu fönnen.
gugelaffen toerben grauen, bie fdjon in fogialer Dätigfeit geftanben
haben, fotoie grauen gehobenerer Verufe, ©etoerbefchuUebrertnnen,
Kranfenpflegerinnen ufto., bie fogiale ©rfabrung haben unb in bie
fogiale Arbeit übergehen tootten. Alelbungen bon grauen, bie bereit
finb, an bem ßeljtgang teilguneljmen, toerben an bie ©efchäftsftette
ber ©ogialen grauenfchule, Varbaroffaftrafee 66, erbeten.
gttftttriftye Pttotümjen.
Alle neuerfebienenen Vüd^er, bie ber ©hriftlritimg ^sgefanbt toerben, toerben hier
bezeichnet Die toeiiere Vefprehung einzelner (Schriften, hier ober im Qauptiteü
ber # @oaia!en behält fich ^ie @<hriftleitung t>or.
Der Kampf um bie inbuftrielle Vorherrfchaft.
Von Prof. Dr. © r o fe m a n n. Veit u. ©omp. Seipgiig 1917.
136 ©eiten.
Der Verfaffet fucht an ber ganb bon Überfehungen ber Auf¬
fähe eines ©nglänbers, grangofen unb AnterifanerS flar gu legen,
bafj toährenb ber langen KrtegSbauer in ben uns feinblidjen Sanbem
immer mehr blas gntereffe an bet chemifdben ^nbuftrie getoachfen ift,
unb gtoar aus ber ©rJenntniS ber Überlegenheit DeutfchlanbS auf
bent ©ebiete ber ©hemifalien- unb garbftoffinbuftrie. Das Seit»
motib in ben Ausführungen bet auSlänbifchen Verfaffer ift immer
toieber bie Aacbahmung ber als gtoecfmäfeig erfannten beutfehen
äßetboben, bie eben in ber planmäßigen Verbinbung bon Dbeotie
unb Praxis im Unterricht in ber ^nbuftrie tote im ©taatStoefen
befteben. Darum möchte Prof, ©roßmann in feiner ©djrift eine
toarnenbe ©timme ertönen laffen, infofern, als er bie beutfehe
gntuftrie unb SBiffenfcbaft aufforbert, bas Sob, baS man ihr fingt,
nicht in felbftgerecbter SBeife büxgunehmen, fonbetn fich in erhöh 3
t e m 2ftaße ber getoaltigen tedbnifchen, toiffenfchaftlichen unb fogialen
Aufgaben betoußt gu toerben, bie fie auch toäfjmenb beS griebieinS gu
erfüllen hat
Die ©inridjtungen gur AuSbilbung unb gort»
bilbung ber toeiblichen häuslichen Ange»
fte 111 eit in Deutf d)la nb. Vearbeitet bon ^ilbegarb
© a dj S, Verlin. ©onberabbruef aus bem „Archib für grauen¬
arbeit", Vb. 3, ^>eft 4.
ittt aß nahmen gur Vefämpfung unlauterer pribater
Unterrid)tSunternehmungen. Von ^ilbegarb
©achs. SB. ättoefer Vuchhanbl. Verlin ©. 14. 73 ©.
Die Vanetnlegungen in ©teiermarf 1903—1912, unb
bie gtoangSberfteigrungen lanb- unb forft*
toirtfchaftlicher ©runbftücfe in ©teiermarf
1903 bis 1912. Von Dr. Otto2Bittfchieben. gn Kom-
miffion bei Seufchner unb BubenSfpS UniberfitätS-Vuchhl-
©rag 1916. 127 ©.
Sogiale BtGEtS unb 2lrcbib für 93ofl3tt)oIjIfaIjrt. XXVII. Dir. 2.
44
4Ö
Die Selbfthilfe bcr arbeitenben klaffen. Bon
iß i! t o r A i m e & u b e r. Berlegt bei 2BiU). Sanggutfj in
klingen a. Di. 1916. 75 8.
E i f e n b a b n e r * 8 d) u fc. Berlag beS Allgemeinen Dtecbtsfcbuts*
unb ©etoerffcbaft£=BereinS „BortoäctS". 2öien iß. 1914. 79 8.
'ßftjdbifcbe Berufseignung unb pfbdjologifcbe Be*
rufSberatung.' Bon Cito 2 i p m a n n. Johann 2lm=
brofius Barth- 2eipgig 1916. 516 8.
8 o g t a l i ft t f dj e Solu mente besSBeltlriegeS. 3. unb
4. £>eft. Eine Darstellung ber Haltung bet organisierten
Arbeiter aller Säitber gum SBeltfrieg, mit furgett, gcfdjtdit*
licken unb meltpolitifdjen Einleitungen. $e 36 8. ,#eft 10 Bf-
M r i e g £ p r o b I c nt e bcr 21 r b e i t e r f cfya f t :
$eft 7: ©rofeinbuftrie unb UriegSroirf ungen non
Dticbarb Sßofbt. 19 8. 10 «Pf.
fteft 11: 8ogiaIbentofratie unb iß ö I 1 e r b a ft oon Sari
8 e o e r i n g. 16 8. 10 Bf-
.<0011 13: i e neue 21 e r a bon SB i 1 f) e I m B l o S, 2??. b. Di.
24 8. 10 Bf-
■<Ccft 17: $ r i e g u n b 8 d) u l e. Bott 2( n u a 231 o £. 24 8. 10 Bf-
.'peft 19: X e r 23 u r g f r i e b e n unb Die 2tr b c i t c.r f d) a f t.
ißon 21 u g u St SB i n n i g. 19 8. 10 Bf-
23ilber aus unferer Die i d)£ t a g £ f r a 1 t i o n. ißon einem
alten ißarlamentarier.
1. S i e 3W i ft e.
5can ^aur5S. 8ein Scbcn unb SBirfcn. ißon SW. 23 e e v.
22 8. 10 Bf-
$üt Sämtliche borftebenbe Schriften: Berlag ber internationalen
Äorrcfponbeng (21. Baumeister), 23erlin*®arl£borSi.
fünfter internationaler B e r i dj t bcr $ c n t r a 1 b e r =
b ci u b e b c realer unb b c r m. Berufe 1915. ißerlag
non Ctto Strcina, Sefretär, Hamburg 25, E!au£=©rotb=Str. 1.
40 8.
Ci) e I d) (i S1S b c r i dj t e b e S 2) e u t ’f d) e n SB c r ! m e i St c r * 33 e r =
banbcv für bie © c f d) ä f t £ j a b r e 1913, 1914 unb
1915. ißerlag ber 2Bertmeifter*23ucbbanblung. Diiffelborf 1916.
69 8.
3entralrcrbanb ber ißäcfer, Uonbitoreu unb bertn. 23eruf£ge »offen*
Schäften DeutfdjlanÖS. ^abrbud) 1916. Hamburg 1917.
C. AUmann, Befeitbinberbof 57. 387 8. 2 JL
© u l c n b e r g = 23 u n b. Bereinigung Deutfdjer Budjöcutfer. © c *
S d) ä f t S = unb Ä a f f e n b c r i dj t für b a s 23 c r i cb t $ *
i a b r 1915. Berlin 1916. $m Sclbftberlag bc£ ©utenberg*
BunbeS. 27 8.
2'crbaiib ber 8teiufeper , Bflai’ierer unb Berufsgcuojfen Dcutfd)*
lattbS. Der B e r b a n b im g tu a i t c 11 St r i e g £ j a b r
1915/16. Berlin 1916. 51 8.
B c r 0 r b n u n g e n ber ftäbtifeben Bcbörben gu ftranffurt a. SW.
über bie 2 e b e n £ m i 11 e 1b e r f 0 r g u 11 g nebft ben Bitnbe^
ratSberorbnungen allgemeiner 2lrt. $ufammengeftellt bon
Sari S\ i r d) n c r. $ommtffion£berlag: Buchbanbl. Jy B. Auf*
fahrt, grantfurt a. 3??. 1916. 142 8. 2. Äadjtrag. 1 JL
Jahresbericht b e £ B e r b a n b e £ mittlerer Di e i d) | *
B 0 St * unb 2 c 1 e g r a p b e u = B e a m t c 11 für bat ©c=
fcbäftöjabr 1915—16. Berlin 1917. 323 8.
D a y S cb 0 ber aribeutfcbeu B e m c g u n g tu 21 m c r i 1 a.
Bon Ctto Baumgarten. Eugen ^iebericbS. .^eua 1917.
33 8.
2>ie Seitfdbrift «Iravi* tml» för ift bureb alle Butbbanblungen unb Boitamter (BoStBcitungSnummer 7137) ju bejieben
Einaelnummer 35 Bf- ttnaeigenpreW ift 45 Bf- für bie biergefpaltene Betitgetle. '
9tedbmttt0Ss tttib ftaffettf&Ijirev
gum balbtgen Antritt g e f u cb t.
©ebaltöftufe 3000-4200 ®iarf.
SWelbimgen mit ßebetölauf u. geug«
ni§abS<^riften finb unter E. ©♦ a. b.
Ejpebition biefer3eitung gu richten.
Dr. rer. pol. (2)ame)
Sucht AnSangöSteHung in fogierter
ober Jommunaler Berloalhmg.
Off. u. B.P. 4778 an Dtabolf
Stoffe, Breölan.
Berlag oon ©uftau gtfeher in ^eno.
S)er Äcteg im Sichte bet ^Biologie.
Bortrag bon Dr. 3oj6f 9tud6aum^Uaromic5 r
0 . ö. Brofcffor bec Zoologie unb öetgl. Sinatomie an bet Unioerfirat Cemberg.
SßceiS: 75 HSf.
Verlag »oti © u ftat» 55ifi^er 1 11 gen«.
Sütiltn Mt MM fit Suiilt Hefotet
§erau§gegebcn Oon bem 33orftanbe.
§eft 12: ®lcboHättMfdjenSlrbeDStammern. BonDr. Bernbarb
^arm§, Bribatbog. in Tübingen. — Sie SiedeitSräte in gruasif»
eeidh* Bon ^rofeffor Dia out $an. 60 Bf-
^eft 1 (IS): Sie OvgaitifatUm ber 3nbttftrie» mib Sirbeit^rdte
in ^Belgien. Bon.2oui§ Barl eg, Borfi^enbem ber tommunaleit
^ilföfafSe gegen Arbeitelofigleit in ©ent unb feinen Bororten. 1904.
B*eiö: 50 Bf*
Jpeft 2 (14): Sie Üalienifc^ett Slrbeitöfammem. BonDr. Binar bi
unb Dr. 6d)iabi in Biailanb. Dlebft einem Anhang über bieSlrbeitS«
lammern in ber 8<bloeig unb bie Arbeitsräte in granfreich- 1904.
Breis: 40 Bf-
§eft 4 (16): Sie II. ®etieraIt)erfatmtthtttg , lber i @iefeDic^aft für
Stadiale fRefortn. 9J2aiitg, 14. unb 15. Oltober 1904. Diefcrate
unb Berbanbluugen über ArbeitSfammern unb ^onfumberetne. 1904.
Breis: 1 äfiarf.
,<peft 7 (19): Sie tBertreiimg ber AhtgefteHten in Slrbeitös
fnnttnem. Bon Dr. §ei'n 3 Botthoff, 9W. b. Di'. 1905.
Breis: 80 Bf-
&eft 9 (21): SSorfc^Iäge gnr üteftattisng ber Slrbeitöfammern
hl Seutfdhlanb. 3ebn ©utachten, bem AuSSd)UB ber ©efellfdiaft
für 8ogiale Dieform erstattet. 1906. B l 'eiS: 50 Bf-
,C> e f t 1 (56): Sa£ üedbt ber OrganifaHonen im neuen Seutfih*
lanb. I. ^oalitionörecht unb Strafrecht, ^sm 2tuftrngc bes Bor*
ftanbeS ber (SleSeüSchart f. 8ogiale Dieform berauSgcg. Dom Unter'
auSfchufelf. 2lrbeitSredft. 1917. Brei*: 1 DJiarf. j
Oe ft 2 (57): Saö fRechitTber Organifationen im neuen r ,Seutfchs
lanb. II. SaS ÄoalitionSrecbt unb bie Strafrechtlichen Dieben*
unb Bßligeigefebe Soi Sluftrage besTBorftaubeS ber ©cScllSdia|t
f. 8ogiale Dieform bcrauSgeg. bom ilnterauSSdnin f Arbcitsrcdn. 191 *.
Brei*: «<> Bf-
.Oe ft 3 (58): Saö tRedbt ber Organisationen im neuen Sewtfdjs j
lanb. III. SaS j^oalitionsrecbt unb baS ©efinbe* mtbJ2anbarbeitcr= 1
red)t. aim 2luftrnge bes BorftanbcS bcs (BefcUfdiaft f. ^ogale Sirfonit (
becauSgeg. bom UntcraiiSSdgiSi f. Arbcitoredit. 191/. Brei-?: 60 Bf*
(BemevMhfye fttiebenähoitmenie» ®ntfte$unq& nnb
#ntmidEIntigigef^|idhte ber Sarifgemeinfchaftcn in Sentfd)*
lanb. Bon Dr. ^annn ^mle. 1905. 10 SRarf.
hieraus eingeln:
Starifenttoicflung in ben grapbifcbeit ©etoerben.
BreiS: 2 STiarl 50 Bf-
Xarifentlbidlimg iit ber 2JletaUinbuftrie. B^ei § - 2 SDiarf.
iarifentloidlung in ben IpoIgbearbeitungS* unb BergierungSinbuftrien.
BreiS: 2 SDiarf.
£arifenttbicftung im Baugetoerbe. Breis: 3 SJlarf.
^arifentlotcflung in ber BeUeibungSinbuftrie, tm XranSportgeloerbe
unb bei ber Brobuftion ber DlabmngS* unb ©enufemittel.
BreiS: S SWatf.
Sie Sarifuettröge 5 tt>ifd)en Arbeitgebern unb
Arbeitnehmern in $eutfd)Janb* Bon Dr. gannp
$mle. 1907. BreiS: 2 Waxl
StritifdSpei nnb'^3ofitine§ 5 ur $rage ber Arbeite?
lofenffirfnrae. Bon Dr. gannb $mle. 1907.
BreiS: 1 3War! 20 Bf-
Inhalt: 1. 2)aS Bringip bet ArbeitSloScnberficherung. — 2. Ber*
Suche unb Borfdjläge gut Durchführung beS BringtpS ber Arbeitslosen*
berfichentng. a) OrgantSationSOerfndje unter Bergidjt auf baS Ber*
ficberungSpringip. b) — unter teiltocifer Antoenbung beS BcrficheruugS*
pringipS. c) — unter ganger Antoenbung beS BerfUherungSpringipS. —
B. Die 0erfid)enutg*?ted)nifd)ett 8d)toierigfeiten ber DlrbeitSlofeuOerSiche*
rttng. a) Der Umfang ber 2lrbeitsIofeut>erfid)erung. b) Der ©egenftanb
ber DlrbcitSloSenberfirijerung. c) SDiafguabmen gur Kontrolle'ber ArbeitS*
lofigteit. d) DlrbeitSannabmegtoang.. e) Die ftatiftifdjcu unb finaugieHeit
©eunblageu ber ArbeitSlofenOerficberung. — Dlefümee.
Untcrfuc^ungen übet ben Umfang ber 6n»erB8s
lofigfeit innerhalb ber eingelneu Berufe unb Berufsgruppen.
2*on Dr. £\ Bo ft. (Sammlung uationalöfonomifd)er unb ftntiftifcfier
2lbl)anbluugen bes ftaat-Muiffe 11 fd)af11icf)eu Seminars gu .2>alle a.
Bb. 70.) 1914. BreiS: 5 Biarf.
iBerantmortli^ für bie Sdjriftleihmg: Dr. 2 u t> iu i q § c ^ b c, SBerlin’tiJrimeiualb. — UJcrlag: © u ft a 0 £ t f § c r , Sgctta. — QJcbrucJt Bei 3 u I iu 8 <S 111 e n f e l b, $ofbucf)bnicfcr., Söcrlin W.
^oljtganö.
ßfrlin, J»tn 18. Oktober 1917.
$vaxx&
Uttir
llummcr 3-
A
gtruijut für y 0 i Ü 0 j na Ij ifa 1 ) o t♦
(Erfrtretnt an tebem ^Donnerstag.
ÄdjrlftUttnng:
Berlin W 30 , lUUenborfflr. 29/30
4fernftJr«djfr: Ämt Woiltnborf 2809.
$rets »tertel|al)rttrl) 4 jßtlarK.
§trau$getai:: / -
Verlag:
Dr. ©. Iranrite unb JJcof. Dr. gfl. gimmtnitann. e«p## #iritcr, gm#.
tJem'imdjEr 53.
2 n(jalt •
©ie M e&eii*5ücrjid)crung ber
ueßd&efdjjäbtgten. S?on SDta*
tfjematitcr ©.Spiele, Hamburg 45
ttUgeutcitte eoftialpoltttt.49
^eidjnet ÄnegSanleilje! s «8on
©ujtau Hartmann, SBorfifeenber
öe$ ®erbanbe§ ber ©eutfdjett ©e*
merfocreine (Htrfd)-©utufer).
©ogialpolitif im SKeidjStag.
©ernerf jc^af ter im (Proben
Haupt quartier.
Slmtlidjc ©eftätigung bc3 brotjenbeu
$Ucitm>ül)mingSmaugel§.
SBoltdcrnüftntng mib Sebent«
(jaltung . 51
iHeidj^äuidjüffe 3 ur '■öolfSevnäljrung.
ftiirforge für Ariegcrfäniiüen unb
Hinterbliebene -.52
©te (5rf)öpuitg ber ftamilieimiiter«
ftfitjuug.
©ictfrljoOimg berftriegSbefrfjübigten»
imb ber Hinterbliebenenrente.
Sarifoerelnbaruttgctt stoffdjen
tfrbettgebern nnb Arbeitern . 53
larifauSidjuÖftfeung im 93ud)brucf*
getoerbe.
Organffattonen ber Arbeiter, ®e<
btlfen, üngeftefiten unb ie^
amten.53
©te greien(&eiocrffd)aftenl916.
Slrbeiteroerfidbernng. ^arfaffen 55
35ie 9tetd)8lüodjcnl)ilfe in ber
s Prart§. 93on Strbeiterfefretär gr.
Äleeiö, Halle a. S.
©ie Stenten ber $nöaliben», Hinter¬
bliebenen* unb Unfaflnerfidjerung.
©ie JBerjä&rung Don. ®eltrag§rüd*
[tänben ber SfngeftelltenDerfidjerung.
(£rl)bljung Öer Itnfatlrenten in Ifng»
Ianb.
©ie Stbänberung ber öfterreid)ifc§en
Stranfenoerfidjerung.
®enoffettf$aftöt»cfenf.57
©ie Äonfutu* unb ©4)argcnoffenfd)aft
©djnet).
©er ftonfumperein ©iiffelborf.
fiiterarifebe anttteilimgen . . 57
Slbbvud ftimilirf>er ^luffafee ift ftcilimgcit unb Bcitfdjviflen geftattet, jebodj nur
. . mit uollcr Cuellenmigabe.
Oie |ekens»fr|idjerung brr grifgsbefdjäöigtett.
$on Afathemaitfer t£. © 1) i e l c = Hamburg.
(Sine 5 er bringcnbften Aufgaben nuferer Soaialpolitif ift
bie bcftmöglidje Scroollfommmmg ber Kricgsbefchäbigten*
ivürforge. 3 ic mirtfdjaftlidjc Sage ber oielcn Hunberttaufenbc,
bie für baS Sßaterlanb ©efmtbhcit unb Straft geopfert haben
imb babitrd) in ihrer CrrmerbSfähigfeit becinträdjtigt finb, er*
trägüd) 51t gepalten, muh als eine Pflicht betrautet merben, bie
jeber ©injeine erfüllen folltc, barnit ber „ 3 anf beS SSatcrlanbeS"
nicht au einer leeren s Phrafc herabfinft. (Ebenfo oerhält eS fid)
and) mit ber 93 erforgung ber Angehörigen nad) ihrem 2 obc.
3 ie Söitmen- nnb SBaifcnrenten finb gering, unb bie $$rage,
in meldjcr SBcife [ich ihre Hinterbliebenen oor ©lettb unb s Jlot
fdjiihen fönnen, mub f<f>on jebt oft mit banger Sorge erfüllen.
^0311 fonunt nod) ber Öebanfe an ba§ Alter, alfo an jene 3 eit,
in meldicr ihre ©rmerböfähigfeit mabrfd>dnlid) einmal gan3 auf*
hören mirb. 3 er Staat mirb niemals and) nur amtähernb in
bem SDcaftc helfen fönnen, mie eö crforbcrlicfj märe, unb fomit
bleibt beit Atriegöbofdiäbigten 31t einer mirffamen ÜBor- unb
Jiirforge lebiglid) ber miiheoolle 3 öeg ber Selbfthilfe.
s JBetin fcf)on ber Öebenöoerficherungögebanfe burd) ben
.ürieg ungemein an SSolfötiimlichfcit gemonnen hnt, nntü bei
ben .QriegC’befdiäbigten bie Neigung unb bas? Söebiirfniö 311m
Abfdjlufe einer Ceben^ocrficherung in mcit oerftärftem SDiaüe
oorhanben fein. Senn erftens miffen fie, baü jie infolge ihres?
oeifd)led{teiten 03 efunbhut^ 3 uftänbe? ober ihrer $ebrcd)lid)feit
mit einem früheren Ableben alö unter normalen 5 ßerl)ältniffen
311 redmen haben, unb ameitcnS brängt fie ihre mirtfd>aftlicfje
&age 311m Abfcf)tuffe einer Sebcnsoerficherung. Siir bie prioaten
SBerfiÄerunöSgefellfdjaften mürbe fid) hier alfo ein fruchtbare^
gelb crfchliefcen, menn nicht ber ßeben^oerficherung bei* Kriegs*
befchäbigten auf ber beftehenben 33 afiö ber s 3 iioatoerfichenmg
bebcutenbe Sd>mierigfeitcn entgegenftänben.
Sie moberne 3 Scrfichcrung§miffenfd)aft baut fich auf bem
©runbfape auögleichenber öiered)tigfctt auf. Sarum teilt man
bie ©efamtheit ber SBcrficherten ftet§ in ©nippen mehr ober-
meniger guter Süififen ein, bie jemeilö ihre eigenen Saften 30
tragen h^hen unb für bie bei ben ^fcimienberedjnungen Per*
fdjiebene giinftige ober nugiinftigere Sterbetafeln augrunbe 311
legen finb. Sebcr 93 erfid>erte hnt nim mieberum biejenigen
Saften 31t tragen, bie bem innerhalb einer ©nippe gleidxirtiger
Jftififen für ihn übernommenen föififo entfprcd>en. @3 mürbe
baher eine llngercchtigfeif gegen ben etnaelnen mie gegen bie
©efamtheit ber betreffenben ©nippe- bebeuten, menn ihre
Saften burch einen Anbrang ungünftiger Stififen ungebührlid)
erhöht mürben, unb man mirb Oerfiehen, bafc bie ©efeltfchaften
ftctö peinlich beftrebt finb, bie^ 31t Oerhinbern. Seöhalb merben
bie .Urieg^befd)äbigten, beren ^erjicherung eine erhebliche 93 er-
fd)led)terung beö ©efamtrififoä aur golge höhen mühte, mol)l
in ben meiften Säüen Oergehl ich cm bie Sore ber ^rioatgefeÖ-
fchaften podjen. Unb fonrit brängt fid) ba£ Problem ber Sehens?*
oeriidjerung ber .Ürieg^befchäbigten al§ eine befonbere Auf*
gäbe auf.
Aber nid)t nur bie 9 hchtocrfid>erten, fonbern auch ber
gröfecrc Seil ber iiriegs?bcfd)äbigten, bie fd)on im 93efipe einer
Sebcnsoerfidjerung finb, merben unter biefem SDHhgefdjicf 311
leiben haben. Unb amar finb baö alle biejenigen i8erfid)erten,
bie infolge bei* burd) ben ftrieg gefdiaffenett 3loang^lage bie
^rämienaahlung eingeftellt nnb baburdh ihre heften ^cdjtc aiü?
bem 93 erfid)erung§Pertrage oerlorcn haben. (Sß ift amar 311
hoffen, bafe ber Oon foaialbemofratifdjer Seite ocranlahte
3 tcichötagsbefd)Iuh, bah bas? ,ÜaiferIid)e Auffichtöamt für s ^ri*
oatoerfid)erung ermäd)tig,t merbe, äWahnahmen 311 treffen, meldjc
bie SBiebcrinfraftfebung ber mährenb bcs Si lieget erlofchencn
SSerficherungen ber Kriegsteilnehmer nnb ihrer Angehörigen
ohne Sdpoicrigfeiten ermöglidjen, oermirflidit mirb; a6er man
fann faum annehmen, bah burd) bie ättahnahnten bcS Aiiffid)ts?*
amteS ben KriegSbefdxibigtcn bie gleiten Vorteile geboten
merben mie ben Oöllig gefnnben ^erfonen. ©cred)tigfcit nnb
Mitgefühl ftchen fid) hier im SSiberftrcit gegenüber.
SDtan ficht alfo bie Hinberniffe, meld)c fid) ber Sehens*
oerficherung ber Kriegsbefdjäbigtcn im Nahmen ber bereits bc*
ftebenben prioatmirtfdiaftlichen ©inrichtnngen in ben 9 Beg
[teilen. 9 cim fönnte man ja oerfucht fein, anaunehmen, bah fid)
eine einfache Söfung biefes Problems baburch ermöglichen
liehe, bah bie ©efcllfchaften für bie KriegSbefchäbigten bc-
fonbere Tarife fdjaffen mürben, bie — aus entfprechenbcn 91 cdi*
nungSgrunblagen hergeleitet — oon ben übrigen Tarifen ber
©efellfchaft getrennt Oermaltet unb in bie alle Kriegsbefd)äbig*
ten ausnahmslos aufgenommen merben mühten. Aber gana
abgcfeheti baoon, bah bie ^rioatgefellfchaften für ein berortiges
©efdjäft menig Neigung empfinben mürben, ba es ihrer ©eminn*
tenbena 311 menig JHcdjnung trüge, unb man in ihm, oiellciclü
1 nid)t ohne ©runb, ein gefährliches ©rperiment erblicfen fönnte,
47
48
Sogtqle Btar.iß unb Hi'd)it> für Bolfßmolilfabrt. XXVIt. Hr. B.
märe eine folchc Söfttng oont Stanbpunfte ber Kriegßbefd)äbig*
ten fchon beßhalb nnbefrtebigenb, mcil bte Prämien btefer
Tarife infolge ber notmenbig nngiinftig.cn Sterbetafeln, ber
Bprmaltungßfoften» unb Sid)crheitßauffd}läge eine $öhe er*
reichen mürben, bie mol)l bie meiften Knegßbefchäbigten nor
bem Hbfchluffe einer Berficherttng auriicffd>recfte. Hiebt anberß
mirb eß and) bei ber bon mehreren ^ßribatgefellfcbaften im
hörigen ^abre gegriinbeten „$ilfe" in Stuttgart fein, bie firf)
außfcbließltd) bie Bcrfid)erimg „minbermertiger HifiFen" (Hb*
gelehnten) gur Hufgabe gemacht bat. Hud) fie berfolgt ©rmcrbß-
gmerfe, unb and) fie müßte ähnlich bobe Prämien bon ben
Kricgßbefchäbigten forbern. Unb gerabe bie Scbenßnerficberitng
ber Kriegßbefcbäbigten follte irt Hnbetracht ihrer für baß Batet»
laub gebrauten Opfer unb ihrer nur babttreb nerfchlecbterten
mirtfdbaftlicben Sage auf g c m e t tt n ii ß i g e r @runb*
läge betrieben unb fo giinftig mie möglich geftaltet merben.
Hun befteben ja allerbtngß in Xeutßhlonb febon einige
getnetnnüßige Berfid)ct*ungßgefeIIfd)aften, bie — bon feinerlei
©rmerbßfenbeng geleitet — bornchmlid) bie Reform ber BoIFß*
bcrfid)ernng gutn 3ü>ecfc höben. Hb er biefe ©efelljdjaften
müffen mit Hiitfficbt auf ihre ötigenb nod> befonberc ^orfid^t
in allen ihren SHaßnabmen malten lajfen unb merben fid) baber
faum gut Hufnabme ber Krtegßbcfcbäbtgtennorftd^rung ent*
fdjlteßen fönnen. Hitßetöem bürfte man bon ihnen ebenfomenig
mie bon ben anberert ©efeüfdbaften, ba fie auf gang äbnlidjen
Organifationen ruhen, ermatten, baß fie biefe Berficherungßart
in ber für bie Kriegßbefcbäbigten münfd)enßmcrten billigen Sonn
gu bieten bermöd)ten. So bleibt benn alß lebte 9HöglichFeit nidjtö
onbereß übrig, alß bie © r r i d) t u n g einer befonberen
H ti ft a 11, bie — auf boHfomrnen gemeinnüfcigcr ©runblage
dufgebaut — in ber Sage märe, bie finangieHen Had)teile ber
höheren SterblicbFcit burch ein Minimum bon Bermaltungß*
foften außgugleid)en unb babureb eine ber normalen Sebent
berfidherung ebenbürtige Kriegßbefcbäbigten*Berfid)erung gu ge»
mähren.
ift befanrtt, baß bie Bermaltungßloften ber '$ribatgefell=
fepaften Perbälinißmäßig hoch finb utib baß bie gut Xetfung biefec
ftoften notroenbigen Sßrämiengufd)läge einen nidjt umoefentlidjen
üöeftanbteil ber Xarifprämien bilben. Hach eimoanbfreien $eft=
{Fettungen berbrauchen bie beutfetyen ©efellfhaften burchfcbmttlich im
^ahre für bie BertoaltunßSFoften ber großen Scbenßoerficberunß ettoa
13K % unb für bie BolteOerfüherung fogar 26% ihrer gefamieit
^rämierteinnahmen. Xa nun bei ber Berechnung ber Prämien
außer biefen Soften auch noch Sicherheit^ unb ©etDtunftfjäßungen
eine geluiffe Holle fptelen, finb bie ooti ben Berfidjerten gu gahtenben
gefamten ttufföläge meift noch mefentlich höher, nämlich 20—25 %
ber Prämien in bet großen Sebenöberficherung unb 30—40 % in
ber BolfSberficherung. Xct weitaus größte Xeil ber Prämien bient
aber — bei ber nun einmal bominierenben $orm ber Sebeu6i>er[i<he=
rung, ber Hlternatib* ober Xobeß= unb ©rlebenSfalloerfidjerung (auch
gemifchte Betfitf)etutig genannt) — gut Wnfammlung beß berfidherteu
.fLipitalß gur Hußgat)lung im ©rlebenßfalle, mährenb ber gur Sedung
ber eiutretenben Sterbefälle etforberliche 3Teil, felbft unter 3ugrunbe=
legung einer ungüuftigeu Sterbetafel, burchfchnittlidh nicht biel mehr
als? ber 'f$rämienauf[d)lag betragen fann. ÜKan fieht alfo, baß ber
. ©ebanfe, eine höhere Sterblidjfeit burch ©rfparniffe in ben Ber»
WaltuiigßFoften außgugleid)eit, burepauß feine Utopie ift. ©ß fragt
[ich nur, in toeldjet Jtidjtung biefe ©rfparniffe gemacht merben fönnen.
Xie Berwaltungßfoften einer Betficf)erungßgefellfd)aft gerfallen
ui bie inneren, burch bie Bertnaltung beß Berfidjerungöbeftanbev
im Hauptbüro felbft bebingte, unb in bie äußeren, bie Hbfdjlufj*
unb ^ntaffoprobifionen. fvür bie inneren Bertoaltungdfofteu merben
bou ben beutfehen ©efellfdhaften in ber großen Sebeiiöber[id)erung
burchfdjnittlich 7 % ber ^rämieneinnahmen, in ber iöolfSberficheruug
10J^ % berbraudjt- 2)ie Hbfchlufefoften betragen fomoljl in ber großen
X!eben§berfid)erung mie in ber Bolföberfi^erung 4K»%.unb bie
^nfaffoprobifionen W\ bgm. 11% ber ^rämieneinnahmen. Oiefe
uubeihältuiömäfeig hohen HuSgaben für ^rpbifionem bie eine tfolge
be^ Älonfurrengfampfes ber ©efellfchaften finb, berurfadjeu bemuad)
im Xiird)fchnitt bie ftärfere ^elaftung ber iöerfichertcn, unb cö ift
fdjüii oftmals bon autoritatiber Seite beftätigt morben, baß hir^
eine burchgreifeube Hcform möglich unb münfdjeussmert fei *). Sßenn
nun fdion bie H.<ribatgefeUfd)aften f)ier Ifrfparniffe mad)en fonnten,
in miebiel höherem übjaße müßte nicht bie für bie. Smegsbefdjäbigten
gu errithteube XHnftalt, bereu Cßruublagen hoch ftreng gemeiunüßig
mären, bagu in ber Sage feinV ^h^’ mürbe fid; burd) eine gmeef-
mäßige Organifation bie H2öglid)teit bieten, bie äußeren s 4?er=
maltungdoften nid>t nur auf ein Htinbeftmaß gu befd)ränfen, fonberu
unter Umftäuben fogar gang gu erfpareu.
*) Siehe bie 3lbhaubtung bon bem früheren '^eäfibenten bec-
MiiiferliChen Huffid)t^amtcii Dr. (Grüner: „'Beitrag gur ^rage eincc*
^erfidjerungömouopol^."
3?atiirltd) müßte eine bcrartigoHnjtalt auf |irf)ercn Prägern
iiihen. Hm naheliegenbftcn crfdicint mol)l bei* öebanfe, baß
bie ^ricgsbcfchäbigten fid) gu einem iöunbe gufammenfdilöffcn,
ber ihre gemeinfantiCn ^ntereffen nad) iebet: ^id)tun 0 l)in gu
oertreten hätte unb auf bem bie ^erfidjerunQ^anftalt alö ©egen»
feitigfeit^gefcllfd)aft aufgubauen märe. Tie Söcrbcarbeit unter
ben SPiitgliebern nnb ba£ Snfaffo fönnte leid)t unb foftenloe
burd) bie örtlid>eii Crganifationcn bee ^öunbee beforgt merben.
Xiejenigcn ftriegSbeftfjäbigten, bie bem 53unbe nicht angehören,
mären ber Hnftalt oon ben überall befichcnben „Sanbeö*
auöfd)iiffen für .^riegebefchäbigtc/' nad)gumeifen unb burd)
fd)riftltd)e fCropaganba fomie ehrenamtlid) tätige $crtrauen£*
perfonen gu geminnen. Um and) hier bie Önfaffoproiufionen gu
fparen, fönnte mit ben SHilitärbehörben ein Hbfommen ge¬
troffen merben bergeftalt, baß bie Prämien gleid) non ber Heute
in Hbgug gu bringen unb ber Hnftalt bireft gu iibermeifen
mären. Hud) bie innere Struftur ber ©efellfd)aft müßte, bem
©runbfaße ber Sparfamfeit entfpredmnb, fo einfad) mie möfllid)
fern. üHtt einem Xarif auf ben £obc£* unb ©rleben^fall, ab=
geftuft nad) nerfd>tcbenen Xaitcrn unb mit monatltdmr fPrä»
mtengahlung, mürbe man aitSFomuien fönnen; aUgu furgeBer
fichermtgßbauern füllten megen ihrer Unmirtfchaftlichfeit nid)t
gugelaffen merben. giir bie s £crfid)critng3fumme märe eine
,<pöd)ftgrenge feftgufeßen. Xte )Bcbingiingen müßten liberal,
einfad) nnb Fiat* fein, ©tmaige Überfcßiiffe ber ©cfcUfchaft
follten in erfter Stute gur 53ilbuttg Pott Sidierheitöriidlageu
uermaitbt merben. 53efottberß märe bte Sd)affttng eine^ Sonb?
gu empfehlen, auö bem tut Jalle ber .SiranFßcit ober ©rmerb^»
unfähigFcit bes 5öerfid)ertetx bte Prämien für eine gemiffc 3cit
gebedt merben fönnten. Xie Hrtlagc ber non ber ©efdlfchaft
angefammelten Kapitalien müßte nor allen Xingen bem §nter»
effe ber 3}erfid>erteu bienen, g. .33. burch ©cmährung non öppo-
theFeubarlchen an fie felbft, ©riittbitng non ©onefungs>ftätten
unb bergleidhen.
Xer ©ebanfe, für bie Krieg^bcfd)äbigten eine eigene 33 er»
ficherung^anftalt auf bem SBege ber Selbfthilfe gu errtd)ten,
hat auf Wn erften 331id ctmaö 33efted)cnbe*. 33et näherer Unter»
judpirtg tändln aber aud)33ebenfen auf, bereu ^Berechtigung nicht
nerfantit merben barf. 3 ttnachü muß cö .fd)on ciU fraglich er»
fdieinen, ob bie 33erbänbe ber Krieg^befdiäbigten iemal§ einen
folchett Umfang crreid)en merben, baß fie bie Mittel gut* @r»
richtung einer eigenen SSerfrcherungöanftalt in abfehbarer 3eit
attfbringen Fönnen. 33olitifd)e nnb mirtfchaftlichc Sonberintcr»
offen bürften and) hier balb gu einer 3 erfplittcrung führen, bie
ber Söftrng btefer gemcinfamcn Hufgabe .^inberniffe in ben
3£eg legen mürbe. Sobatin ift eö eine alte Erfahrung, baß
berartige Organifationett nerhältni^mäßig jdmcll abbrödeln,
maß für bte 33 erfid)erung^anftalt eine empfinbltd>e Sd)mächttng /
menn nicht Grfd)iitternng gut* golge hotte. (Snblid) aber liegt
eß in ber Hatur ber Sad>e, baß baß Heitgefdjäft ber ©efeUfcßaft
binnen Fnrgent gang anfhörett, ihr 33eftanb bttrd) baß Hbfterben
unb Hnßfcheiben ber 3U l rfid>ertcn immer fleiner merben müßte
unb nur eine außerorbentlid) gefdiidte Scttnng fie bann nor
ber ©cfahr beß 3 ufammenbruchß gu fchüßett nerrnöd)te.
So fdünermiegenb biefe 33ebenFctt auch fein mögen, fo menig
reid)cn fie icbod) attß, um ben 3 >fatt einer 33erfichentngßanftalt
für Kriegßbefdicibigtc enbgiiltig ad acta gu legen, ©ß finb eben
lebiglid) Befürchtungen, bie matt gmar gebiihreub miirbigcn ttnb
mit in Hed)nitng ftcllen muß, bie aber bei berartigen ©nt»
fd)ließttngen fetneßmegß auefdilaggebenb gu fein brauchen. Xcitit
baß ber gefchilbcrte 253cg bei* Selbfthilfe unter Umftäuben fchr
mohl möglich ift, hat fd>on ber ttad> 1870/71 in gang ähnltd>er
3öeife guftanbegeFommene „Xeutfche Kriegerbuttb'' bemiefen,
beffenBerftd)erungßcinrid)tung nod> heute, menn and) in anberct*
3ortu, auf föfter ©runblage ruht. Hin* bie. 3ofottft fann geigen,
ob bie Xrganifattonen bet* am btefem Kampfe hctmFehrcnbeit
Kricgßbefchäbigten ftarf genug fein merben, eine eigene Ber«
fichernngßanftalt gu tragen. Um aber allen SdpnierigFeiten
non nornherein attß bem 2 Sege 31 t gehen unb ber Sebcnßbcr-
fid)crung ber Kriegßbcfd)äbigten fd)ott jeßt einen metterfeften
Bau gu errid)ten, follte man für ihn biejentge ©runblage
mahlen, U>cld)e für fogiale^nftitutioncn überhaupt bie befte ttnb
fidierfte ift, nämlid) ben Staat. 5h n 5 ont Xräger ber
K r i e g 5 b c f d) ä b t g t e u * B c r f i d) e r tt n g 31 t machen, muß
alß bie ibealfte Söfttug btcfcß Broblemß gelten, benn er afleitt
nermag unter gleid) 3 citiger Hnßnußung aller Bortcilc bie
Mängel ber Selbfthilfe gu paralhfiercn. ©ine auf ihm ruheube
gemeinnüßige Berfidjcrnngoanftalt fönnte nid)t nur mit ben
,i * ! *bF>eRTY OF LIBRARY
HEVY VOPK STATE SCHOOL
REÜfflO« Praxis unb Ardjip für »olteiöojlfaljri. XXVII. Ar. 3.
50
.. CORNELL UNIVERSITY
s lscvbonocn ber Kriegsbefdidbigten, ben &anbesansfd)üffen unb
. 3)lü\tärbcl)örben erfolgreich Hanb in Hanb arbeiten unb ba-
buvd) außcrorbcntlid) niebrige ^eilualtnngSfoften erzielen, fon»
berrt fie mürbe and) banf ber nngleid) ftärtcreu SBerhefraft
einen bte| rafdjeren mrb gefiinberen Auffdhtbung nehmen als
eine ©egenfeitigfeitsgefellfchaft. Unb fcßließlid) ift eS ja in
erfter Sinie bie Pflicht beS Staates, fiir bie KricflSbefchäbigten
in jeber Söcife t)inreid>enb 31 t forgen unb ihre luirtfchaftlidje
^age mie aud) bie ihrer Angehörigen für alle feiten fid>cr 3 u«
ficllcn.
JCUjeinritte gojidpolititt.
Scid)iict Kriegsanleihe!
s &*er noch int Stbeifcl geinefen fein follte, baß unferm
luiterlanbe ein Abmeln’fricg aufgezumngen morben ift, bem
miiffen bie Enthüllungen aus bem Prozeß ‘Suchend ittom bie
Augen geöffnet haben. ES gilb alfo bie ^erteibigung beS beut-
fdxm S 33aterlanbes. Aber bas nid)t nur allein — auch bie
’iü'iebertuerfung beS beutfehen SMthanbelS unb ber beutfefjen
Snbiiftric finb KriegSztele ltnferer heutigen geinbe. SBlirbc
biefer berrueßte $lan gelingen, bann finb bie SebenStnöglich*
feiten unb ber fultnrelle Aufftieg ber beutfehen Arbeiterftfiaft
auf Sabrzehnte hinaus unterbunben. ES gilt alfo, in biefent
Kriege-and) 31 t fämpfen für bie Erhaltung unb görberuug ber
^ebenSbebingungen unferer arbeitenben SBeböIfcrung. Unb ba
barf fein Opfer 311 groß fein. A$er cS immer Oermag, ber
muß fein Teil beitragen, um auch bie 7. Kriegsanleihe 31 t einem
beutfehen Siege 31 t gehalten, ber uns unb mtfere Kt über uor
einem neuen Überfall betuahrt unb uns für bie ^nfunft neue
AufftiegSmöglichfeiten fich^rt.
© u ft a u H a r t nt a n n ,
^üL-ühciibcr bes Sterhanbce ber Tcutfdjeit ©emcrfuerciue
I.Hi rfrf)=T linder.)
Sü.iinlpiditif im 3tcid)Stng.
Sie trüben Einbriidfe, bie bie lebte Tagung hinterläßt,
mcrbcit nur tuenig aufgeheilt buvd) bie fozialpoliitfdmn 23e-
fdüiiffe, bie ber 3tcid)Stag gefaxt hat. Angenommen ift am
11, Dftober cnbgtiltig in brittcr Vefung bie 3tegierungSborlagc
über bie Teilung beS 3tcid)Samts beS Innern: cS mirb ein he»
fonbereS 3t e i d) S tu i r t f d) a f t S a nt t errid>tct, in bem nun¬
mehr bie So 3 ialbolitif ihre Heimftätte finbet — als befonbere
Abteilung mit bem 3iel eines fiinftigen 3?cid)Sarbcits-
ober 3t c i ch S m 0 h l f a h r t S a nt t S , tuie bie auf national¬
liberalen Antrag gefaxte Entfchließung es nennt. Auch bas
Schiffahrtsgefcb hat eine birefte fozialpolttifcßc 93e-
bentung, inbent cs nicht nur bett 3teebern, fottbern aud) ben
Seeleuten bnreh ben Sieberaufbau ber Hanbelsflotte lohnenbe
33efd)äftigung fießert, ebenfo auch ben Serftcn, uor allem aber
mittelbar burd) bie ftteubelebnng beS ÜberfeenerfehrS in Ein¬
fuhr frember 3toßftoffe, in Ausfuhr heimifdier Er 3 eugniffe
nufer ganzes Sirtfd)aftsleben befruchtet unb Arbeitsgelegen¬
heit feßafft. $on nicht geringer fo^ialcr Tragmeite tuirb cS
fein, tuenn unter Snftimmung beS SBitnbeSratS 311 ben 3teid)S-
tagSbeßhlüffen bie S 0 l b a t e tt 1 ö h n e , bie 3 a nt i Hen¬
ri n t c r ft ii h u n g , bie 3t c n t e n ber S n 0 a 1 i b e n -,
-H i tt t e r b 1 i e b e n e n - unb II tt f a 11 u e r f i d) e r n n g
erhöht, bie 3 ü r f 0 r g e f ii r b i e K r i e g S b e f d) ä b i g t e tt
berftärft unb für bie Sidteruitg ber Ernährung ber
iWinberbemittclten 3UücßshcißiIfen gemäßrt tuerbert
(uergl. Sp. 51,52). Auf inSgefamt 2 s Dtilliarben jäßrlid) beinah
ein 3tcgieni'ngsuertreter am 11. Cftobcr ben Aufmanb für biefe
3orberungen, unb es Hingt uidit gerabe zuberficßtlid), tuenn er
bie Stellung beS SBuubcsrats 3 n Jücfen 3kicßstagsbcfcßlüffen
uorbchält, ob unb tuie treit ihnen 3 olge gegeben ober anberlueit
geholfen luerben feile.
T a s e r e i n s - unb 53 r r f a in m I 11 n g S r e cb t
mar am 10 . unb 11 . Cf tobet* bas fozialpolttifche 3 tnale
biefer s j$arlaiiientstaguug, inbefien ohne rediten harmonifriten
Ansflaug. Tenn auf bie uielfadien Klagen erfolgte eine feines-
luegs in ollen Stiiden bcfriebiguibe Anttuort. Ter Erörterung
lag eine foäialbemofratifdte Interpellation 3 ugrnnbe, in ber
auf tßerorbuung mehrerer ftelluertr. Weneralfommanbos (2., 4.,
(>., 7., 8 j hingeiuiefen mutbc, in benett „bie Ausübung bes Ver¬
eins- unb s 3erfammluugsred)tS uollftänbig unterbunben ttitb
Oie 33efpred)ung bott ^ohn- unb ArbeitSbebingungen, fotuie bie
Erörterung bon 3rafjcn bes baterlänbifd)en ,'pilfsbienftes unter
Aubrobmtg bon ©efangnisflrafen berboten tuorben ift." 3 ßas
gebenfe ber 3 ieid)Sfart 3 ler 31 t tun, um fold)eit 3?Hhbräud)en Ein¬
halt 31 t tun?
Abg. 3tob. S rf> m i M (fo^inlbew.) begrün bete bic ^nkrpetlatiou
mit Vlnfühcuitg 3al)lrei<her 3üllc, in benen offenbar nach einem ein=
lieitlid>en Schema borgegangen tuorben fei. (Schon borfjer, am 8. £f=
tober, halte t'lbg. Ebert im Ipauptausfchuh auf eine XVonferen# ber
Ecneräle im Kriegsminifterium am 13. Auguft hi'Ugeluiefen, in. ber
erflärt tuorben fei, man. müffe unter Hmftänben bas s 4kueitr§« unb
t3erfainmlungSrccht gan3 beffitigen unb bic mißliebigen Arbeiter
nnsiehen;- gegen bie Arbeiterfefretäue feien frfjr fcharfe Sßorte ge=
fallen. Ter Kriiegsminiftcr halte t^amalS ertuiibert, eS habe fich um
uüutfchaftl'ichc fragen unb bie ^ ^erhüibterung friboter Streits gc=
hanbdt.j Abg. Schmi bt betonte, ber gemerffchaftsfreunbliche EVeift
)ei a iS bem StriegSminifterium berfchtuunben, fogialpolitifche Eim
ficf)t fei nicht mel>r borhawfeen, bie Schärfe ber .^eoreSbehörbcn fei
eher gegen Unternehmer aun ^.Haß, bie nicht mit ben Arbeitern ber-
baubelu iuoüten; gerabe biefe Weigerung führe 3U neuen Streits.
Ter preußi-fdre Kriegs m i n i ft e r entgegnete, bie Anfchau-
ungen über feciale fragen hätten im Kriegs in i ui fteriu m feincrlei
Anberung erfahren, für ihn feien fie neutrales Eebiet, Arbeitgeber
unb Arbeiter gleich- Tie EeneralfommanbioS feien berantiuörtlich für
bie 3 iul)e 1111 Sanbc, für bie Aufrechtcchaltung ber tpeim- unb
Kriegsmirtfdjaft. Tie meiften ©eneraltommanboS ftänben in gutem
Einbernehmen mit ben ©etu'erffd>afti;n. Mißgriffe tarnen bor, aber
im Äütfattc müffe eiugcgriffen m-erben— fo bei bem Kohlenftreit
in Cberfdüefien. Aach fceffen 33 eenbigmig habe ber KciegSminifter
eine Verfügung erlaffen, tuorin es u. a. heißt; ES töimc nicht 3ir-
läffig fein, menn. burch 3U fcharfe. ®efd)ränfuug bes Vereins- unb
s -8erfan 1 n 1 iui:gSrechts Unruhe unter ben Arbeitern gefchctffen merbc.
Tie 35 eftimnmngen feien fo 3U treffen, baß nicht unnötige ^cfd)tuer=.
ben entftehen, TiStuf)ioneit feien ^uläffig, aber Amnetbepfticht ge=
boten. ^erfammlungeiT, in benen Arbeiter^, fiebenSmiticil« unb
Kohlenfragen erörtert mürben, füllten nach A?ögli<htcit geftattet fein.
Defalt nie unb guuerläffige s -Pcrfonen brauchten meniger fcharfen s 3 e-
ftimimrnge.it 311 unterliegcni als anbere, bon benen au^unehmen, -baß
fie aufheßenb unb ruheftörenb mirften. Ec, ber Kriegsminifter,
hoffe, baß es gelinge, mit biefen s 3 cftiminungen auS3utommen; er
madie aber fein .^ehl betraus, baß im Aotfalle ein fcharfeS ^greifen
erfolgen merbe.
_ Ter baper. 3 entrumSabg. S ch i r m e r (Arbeiterfetretär) äußerte
biefen Ausführungen gegenüber, es herrfche jeßt hoch ein anberer ©eift
im KriegSminifteruuu unb 3mar feit ©roeiterS Abgang. Auch in kapern
mürben bie ©emerf fchaf Um in ihrem ^erfammiungen bchinbert, bas
^ilfsbieuftgefep nicht immer burd:geführt, bas BereiiuSgefep ei'tige-
fdjuänft, bie amtlidjcn Hufagen nicht cingelöft. Tic Arbeiter.) dm ft
müffe freilich bei ber Stange bleiben, aber mit Verbot unb Auf*
löfuug uon ^erfammluugen errege man nur Unruhe. Es müffe bolle
©ercd)tiigfeit unb Freiheit für bic Arbeiter berlangt merben;: 53 er*
trauen gegen ^ertmuen! Abg. 3 Ä ii 11 e r ^Aieiuingcni (fortfchrittl.
s 4 ?oIfSpartei; betonte ebenfalls, bie beim .^ilfsbienitgefeb gemachten
^nfagen feien nicht eimgehalten marben, ber Erlaß bes Kriegs*
minifters fei erft auf bringenbe iöefhmerben ber ©emctJfdmflert er*
gangen, bie früheren guten 53e3iehungen gmifchetr ©eueralfommaubos
unb Eiemertfchaftcn feien gefd)munben, ber AeichSfaualer müffe baff^
forgen, baß bie £berfte .'pecrcslcituug ben ©eneralfomiuamboS ftar
mad>e, es müffe eine anbere Praxis ' 43 laß greifen. AIh^. 3 d I e r
(nnt.*lib., Arbeitcrfefr-etär) brachte Klagen über bie 53ehi-nberumg ber
iöerfammlungen bon Staatsarbeitern, namentlich aus Cb er f chic fien
Uor; es müßte beut Arbeiter ein 3 kd)t gefchaffen merben-, baß er ftd)
moht fühle im neuen Teutfdjlaub. Auch Abg. SR u in nr (Teutfche
Partei) -forberte, baiß ber ©eift ber llnparteilichleit herrfdje bei Staat
unb Aeidj, ben größten Arbeitgebern, tuie ihn ©roener uertreten
habe, freilich aud) bei ben Arbeitern; tarnen Mißgriffe, fo bei
Streifs bat, bann fei ein emergifches Eingreifen nötig. Auf f-03iat=
politifchem ©ebi-et nuiffe SBurgfrieben herrfdfen. ^uleßt bradjte ein
potnifchec Abgeorbneter ^oSpifd) )8cfchn>erbcm uor, nachbem Abg.
T i t f m a n n ( 11 . S.) behauptet hatte, ^0(130i uinb ^eereSfmhört'en
avleiteteiT planmäßig mit bem Arbeitgebern ^ufamincn 1 gegen bie
Arbeiter, fo im SKnnSfelbfchcn, in Berlin ufm. Tic Konferuatibeu
fd)micgert, and) bic Regierung äußerte fid) nicht m-eiter.
SAau nürb nid)t fageit fönnen, baß bie zahlreichen unb bc-
cirünbcleu Klagen ber Arbeiter megen 33erfiimnierung ihrer
31cd)te in biefer Erörterung bic ©cnüßbcit bauernber Abhilfe
gefnnben hatten. s lsielleid)t baß bi es unter ber Einlbirfimg bes
(Großen .Hauptquartiers erfolgt, luo bie E5e)bcrffd)aftSführer
ihre ^3efd)lberben borgebradü haben. (Siehe unten).
©eluerffdjafter im ©roßcit Hauptquartier.
S3on bem 33orfißenben ber (hcneralfonuuiffiou ber Eieuier^
fdiaften, Abg. Vegien, mirb mitgeteilt:
„Sn ben leßten 2 öod)en lunrben bon niehreren fteÜ^-
EieueralfommanboS 33erorbnungen erlaffen, bie geeignet finb,
51
Soziale Gravis mit» ?lrrf)io für Vülf£mof)lfahrt. XXVII. 'Jtr. S.
52
bic ncmcrffdjaftlidien Organ ifationen einaufdiränfen itnb ä«m
SLcil Pölltg lahman'lcqen. Xtefc SBerorÖmtnqen gaben !8cr«
anlaffung 31 t einer Eingabe an ben 9tetd)3fai(3ler, 31 t SBerhanb-
hinten mit ihm nnb 51 t ber Interpellation, bic am 1U./11. £f-
tober im 9teidiötage oerhanöelt morben ift (liehe oben). Xa
Pott ber Oberficu Heeresleitung immer mieber baranf gebrängt
luorben ift, bie ^robnftion für ben HeercSbcbarf in Xcutfcb’
lanb 31 t erhöben, mährettb biefe s Vcrorbmingen geeignet finb,
bie Sprobuftioität emanftfiränfcn, fo hielten bie (Gcmerffrfsaften
e* für amecfntäfjig, ihre SBebcnfen gegen fold>e Haftnahmen
ber ftcllP. (GeneralfommanboS beut XGroften Hauptquartier Por»
fliegen. s Jt v ad)bcm Vertreter ber c&riftlidjen nnb ,<pirfdpXnnfer-
fiften 0emevffrfiüften 31 tr 93efpredmng ber gleichen Ungelegen*
heit im (Groftcit Hauptquartier empfangen morben finb, haben
am 12. Oftober bie beiben Vorfifteubcn ber (Generalfommiffion
ber (Gemcrffchaftcu Xeutfchlanbs, Legren nnb Raiter, gleichfalls
bie 93cfd)merben ber (Gerner f f djaf t $ 0 rganifationen im (Prüften
•Hauptquartier Porgctragen.
s 3tad) einem furzen 93egrüftung*empfang burd) ben 0c»
neralfelbmarfdiaH P. Hinbenbnrg fanb eine lange fBcrhanblnng
mit bent (Gencralqitarticrmciftcr Lnbcnborff ftatt. Qn biefer
finb Pon ben 0emerffdiaft$ocrti*etcrn in fadilicher Seife bie 93e-
benfen gegen bic föerorbnnngen Porgctragen nnb auf bic 9türf»
mirfitngcn, bie fie auf bie SlrbeitSfreubigFeit ber Strbeiterfchaft
aiiöiiben muffen, aufnterffam gemacht morben. 3Iuf bic. 93c-
merfung, baft biefe fßerorbnungen auf bic Einmirfung be*
(Groften Hauptquartier* anrütfanführen feien, erflärte Eraellcna
Lnbcnborff, baft biefe* biirdiau* nicht ber Sott fei. Qm (Gegen¬
teil, b a * 0 r 0 ft e H a u p t q 11 a r t i e r a n e r f e n n e b i c
X ä 11 g F e i t ber g e m e r f f d) a f 11 i di e n Orgauifa-
t i 0 n e n it it b habe ben S u n f ch , baft b c r c n 91 r -
beit it n g e ft ö r t f 0 r t g e f e ft t mirb. Stuf ber anberen
8 cite aber miiffe mau and) Pon bet* 9Cr6eitcrfd)oft ermarten,
baft fie bie fdjmere 3eit, bie Xentfd)Ianb in* feiner SSerteibigung
gegenmärtig bimöaumariicn hat, 31 t miirbigcn Perftehe nnb
ihrerfeit* alle* tut, um bas, mas ba* Heer braud)t, mit Einfaft
aller Kräfte herauftellcn.
Xic fßerftanblungen biirfteit ben Erfolg haben, baft eine
balbige 91 b ft c 11 it n g ber b e r c di t i g t e n 93 c f di m e r -
ben ber 9t r b e i t e r f d)af t herbeiqefithrt mirb. Es ift
hoher bringenb 31 t miinfdieu, baft bie 9trbeiterfdiaft and) bann,
meun fie 9tn(aft hat, burdi 9trbeit*einftcllnnq ben Siberftanb
nnb ba* unfoaialc Verhalten ber Unternehmer 311 iiberminben,
f e i it c u n i’t b e r l e g t e n S di r i 11 e tut, fonbern iitnächft
bie Hithilfe ber 0 eme r f f di a f tc n utnb ber burd) ba*
H t U * b i e n ft g e f c ft eingeridjtetcu Qnftangen in Stnfprudi
nimmt. Q e b e It n t e r b r c di u n g ber StrbcitStcitig-
f e i t in b e r 9t ii ft u n g * i n b 11 ft r i e i ft geeignet,
bie S i b e r ft a n b * f r a f t nuferer an b e n
fronte n ft elieubcu 3 ö h u c u u b 93 r ii b e r 3 u
P e v m i n b e r n."
I»
9tmttid)c 93cftätigiutg bc* brüljcnbcit SUctitUJohttittißö»
mauqcl*. 9lud) in 9iegierung*frcifen mirb mit einem Hangei
au iileinluohnungen geredmet; man nimmt aurfi an, baft in ber
flbergangSacit bie HerftellungsFoften für Sohngebäubc noch
fehl* bodi nnb iiberbie* bie nötigen Hftpotbcfengelbcr 311 por-
teilhaften 93ebinqunqcn Faum 3 u haben fein merbett, fo baft
bie prioate 93autatigfeit ben SohnmtgSntanqel aunächft nicht
mirb beheben tonnen. Xa* 9tcid)Samt be* Qnnerrt hat beshalb,
mie bei* „Sh'ichSanaeigcr" inelbet, bei ben 93nnbe*fegierungen
eine Prüfung ber 3rage angeregt, burd) meld)c HilfSmaft-
nahmeu bie Erbauung neuer Sohngebäube in ber Übergangs»
3 eit geföibcrt merben faun.
|tflllisfrnöl)r«ng und ledfnsljultung.
9tcid)*3iifd)üffc 31t r 9 $olf*crnnhrung. Xer Hauptausidiuft
be* 9 feid)ötage* hatte fleh in ber Siftnng Pom 1 . Oftober mit
ber Arage beschäftigt, bie Ernährung ber Hinberbemittelten
burdi Uufdiiiffe au* »ieidismitteln 311 fidicr n nnb Por über*
miiftiger Seltener 11 ng 311 fdiiiften. Xen 9 (nlaft 31t biefen Er¬
örterungen bilbeten 3loei fo3talbemofratifche Anträge:
Xrr :)inrf;c5aa feilt' bie ^erbiuibetcu jHeglevuiigeii erineben:
1. 91 He Vlufiuenbuiigeir, bie ttlv befonbere Vergütung I<vrühbnifdi=
puiinie, 3d:neiligfeit*prä»iie) 31t ben Ernnbpreifen für bie
.^eilige Vliniefeumg een laiibioirifdiaftlidien 'ftiübiiften geuuihrt
nntrbeu, an? i'Jtitleln be? iHeid)? 311 berfen.
2. Jviir bie niinberbeimUelten 9.üüf?fdiid)ten eine 3enfnng ber
'Preife für bie iuidgigftrn üeben? 111 iilel l)erbei3nfübren. Tie
Wreii^e, mie meit bie 9?ergünftignng gemährt mirb, ift inner
93eriieffiefttign 11g ber EinfünrinLniftenerocrttuiliagnng nnb ber
v^nlil ber nid)t ermerb?tätigen ^aniUicnairgebörigen 311 be=
nieffcrr.
Xer evftc Eintrag mürbe im Hauptauefdiuft pou allen
Parteien einftinuutg angenommen, ber ^mette Eintrag mürbe
bahin ■ abgcfdimäd>t, baft bie 0 e m e i n b c n -- nötigenfalls
mit Bufcftüffen ber Einaelftaaten nnb be* 9teid>* — für bie
minberhemittclten 93ePölfernng*fdiid)ten eine 8 enfung ber
greife für bie michtigften Lebensmittel heröeiführen fallen.
Xie 9Inträge be* Hauptauöfdntffe* finb in ber 93ollPer-
faiiuulung beS 9icid)*tag* Pom 11. Oftober nnPeranbert an¬
genommen morben. $u bem erften 91 nt rag ift bic Suftimmimg
fomohl bc* Xtaatsfefretär* be* ÄlriegsenüihriingSanitS al* and)
be* Steicftefdiüftfefrctär* erflärt morben, fo baft mit feiner Er¬
füllung heftimmt 311 redinen ift. ftiir ben ameiten Antrag zeigte
fid) infofern Entgcgenfommen feitenS be* 9tcid)*, als eine Er¬
höhung be* Ai'riegsmohlfahrtsfoubS in 9tuSfirf)t gefteüt mnrbe,
au* beut bann an di Beihilfen an bie (Gemeinben für bie 93er--
biüiguugSmaftnahmen gezahlt u*erben fönneu.
ffirfurgt für ^ricgerfumilteu und Sinterblicdfi«.
Xic Erhöhung ber ^amilicuunierftühung hat ber ^Reichstag
am 11. £fto 6 er nqdi ben s Xorfchfägen be* Hau*halt*au*fdiuffe*
befd)loffen.
biefem 9(iivfchuft entfpann fid> eine 9lu?i>rad;r mrniger über
bie 9iotmeubigfeir eurer Erhöhmi^ bre alifeitig auerknnt mürbe,
alv über ben ei 11311 fd}kvgenbeu Seg. , (ihre gleidunäftigv .Cveuuif-
feftuug ber 9ieid)?fäftc hat ben 9>or3ug, baft fie je bent gleid)inäftig
3ugaite fonunt, aber ben s Ji'ad)leil, baft bie Unterftüftnng nidjt ge-
niigenb inbibibnalifiert merben faitn. Xie Erhöhung ber gnr.einb-
1 icf)en 2nfd)läge bebautet felbft bei erheblidrcr llnterftüftnug an# bent
fügen. Sühlfahrt?fonb* be? ileid)?, ber midi il/iitteilnngeii be# Ver¬
treter? bc? 9{eid?fd>aftaint? jeftt in feiner (^efaintböh-e nidjt mehr
begrenzt ift, fonbern an? bem allgemeinen .Strx’g?fonb* gefpeift mirb,
eine cihcbltdie Velaftung ber Eiememben. (Gegen eine Verpflid)tnng
Der CGenroinben, 311 ben !)icidi?fäften minbeften? 5ü b. &. Eufdilag 311
^aftleir, luniben im Hinbliif auf bic fehr Perfriiiebenartigcu Lagen in
3elbftoerforger= nnb Vlrbeitergemeinben, in Cfl nnb Seft, in (Grofts
ftäbrcu uitb auf bem Laube, ftarfe Vebeuien laut. Sdrlieftlid) mürbe
bcfd)loffen, bie nuterftiiftung?fäfte für Ehefrauen non 20 auf 00 J(,
für bie fonftigen Vercditigien bon 10 auf 15 Jl 311 erhöhen, nnb bie
(Gcmcinbcii 311 ucrpflidjten, au? ihren Mitteln ben Ö r 11 i cf> e n V e r -
h ä 11 it i f f e 11 a u g c m e f f e 11 e $ u f d) l ä g e 31t aaWen.
£6 burd) biefe leftte Mautfdiufbeftimmuug eine mefcntlidie
93efferung craielt mirb/ ift fraglidi. Xas heutige 3l)ftcm ber
Prämie für (Gemcinbcn mit groftaiigiger AtricgSmohlfahrt*-
pflege hat fid) aloar im ganacn hemälnt, aber nicht ba* Pöllige
Verfagen mandiet* CGemeinben Perhüten fönnen. Hoffeutlich
gliicft e* ber im Oftober tagenben Monferena ber bunbcSftaat-
liehen Vertreter, auf biefem Öfcbict eine auögleidienbc SRcgelung
3u fchaffen.
Xic Erhöhung ber Stricg#bcfd)äbigtcit= uub ber Hiutcr
blic'bciicurcittcn mirb Pom 9tcid)*tag in einem föefchlnft Pom
11 . Oftober befiirmortct.
Qni Vluychuft mürbe auf bie 9cotmenbigfeit einer Erhöhung ber
'Renten' ber vcch>merhcfd]äbigten uub brr CGemälmtug einmaliger (Gelb-
imterftüftungeu 311 r ErJeiditerung bc? Eintritt* in ba? hürgerlidm
Lehen, hingemiefeu. Ein Vertreter be* Mn.rg?minifteriuin? gab
einige midjtigc 9litffläruuf v en. Xa bie auf (Gritnb be? § 25 VfVCG.
gegebene Högliddcit, 9iiditrent,enempfängcrn 3111*■Erleichterung ber
nhergang?3eit ^Renten hi? 311 50 b. H. ber Voll reute 311 gern ähren,
uidit nu?r.e.id)t, merben jeftt au? ben 3m Verfügung ftehenbeni Unter-
ftüftung?foub? bi? 311 100 b. H brr Vollreute gezahlt. Xie Mlagen
ba rüber, baft traft ber berfdü ebenen Erlaffe Dir .Ünegermifmen
fdilediter gefteüt finb, al? fie e? beim Vi’3ug 0011 ,yamilienuuKT
ftüftitugen mareu, fnib uidit berftiimmi; be?baib hat fid) ba? Mrieg?
miuifteriuiit nodi.iual? an bru 2ieidi#faii3ler mit irr Vote um 9lb-
hdfe gemaubt. /viir dlcid)?= nnb Staatsbetriebe ift angeorbuet, baft
eine dleuteufür^uug unter feinen llmftäubru ftattfiuben. barf. Xer
Vlinifter be? Eimern hat in gleichem ^iune bie (Gemeinbeu aitge
miefeu. c?di lieft fid) mürbe and) eine dieoijiou De? dienlenberfahveu?,
ba? bem Vcfdiäbigten bic Vteglidifeit gibt, feine Vlnliegeu felbft bor-
3ubringi'n, in 9lu?fid)t gefteüt. Xie 9lnträge auf Erhöhung ber Hinter-
bliebenen- uub Hanufdiaftsrcnteu, fomie auf Vlbänberung Der Ver¬
la rg u n g?gefefte munben angnlammen.
Soziale Vraris unb Vlrdiin für Volfsmohlfahrt. XXVII. 9 ?r. 3 .
54
{Tarifttminbariittgcn juiifdjfit ^rbfitflebrrn nni>
Ärbritfrn.
Tnrifnii#frf)ttfiftoituß iiu üÖiirfjbrtirfflclucrbc. 21 m 22 . unb
SA. CFtober tritt in Berlin Der Tarifansfehnf) Der Teutkben
Vucbbriicfcr 41 t einer Atriepstapunp anfamnten. ©s ift ÖicS nullt
nur Die elfte Sifcuup mährenb De© .UricpeS, ionbern Die erftc
feit 1913. Unter normalen Verhältuiffen hätte im Sabre 1910
eine Tarifremfion ftattfinben muffen. Tie Vrinaipalität nnb
OiebilfenfdKUt eiitipte fid) jebod) Dahin, baf) eine Tarifrebifion
nid)t aupeaeipt vrfcftcinc. ©s fam an einet* Verlänpernnp bei
'VncbbrncfertarifS um ein 3ohr. 21 ud) biefe-o Jsahr läftt mtter
ben obmaitenben Verhältuiffen notf) feine Tarif rebifion an nnb
bet* Tarif mirb abermals um ein ^abr bcrlänpcrt. Ter jebt
pelteitbe Tarif läuft ©nbc UM7 bereit«? fori)«? Sabre. Ta eine
abermalipe Vcrlänpeninp cintritt, fo betraut Die Öiiltipfeit Des
jebt laufeuben Tarifs minbeftenS fiebert Sabre. ©kitubfäbliche
Vinbentnpcu foüett bei bei* biesmalipeu Tarifausfdmftfibnnp
uiriit borpenommen mcrbeit; es mirb fid> baber nur um
fdiliiffe banbcln, bie mit beit beutipen WriepSberhältniffeu in !
©inFIanp an bringen finb. Vkibrenb bes MriepeS finb bereite
bott beut Tarifamt cinkhneibenbe Veftimmuupeu petroffen
morben: 'Sulaffunp non meiblicben Grfab* nnb fonftipen >pilfs*
fväften, Sfteftdimfl bet* $M)riinpsjfalo, Scftfepunp' bet* ta fifluhcu
Tcucuinpsanlanen ufm. Ter Tarifanöfchufe mirb ficb ebenfalls?
mit ben bom Tarifamt penuibrten Ausnahmen an befdwftipen
babeit itttb über bie mcitere ©Mtältnnp im ©knuevbc, befonbers
and) in Sachen ber Tcnerunpsaulapen nunmebr Vefdüuf)
faffen muffen, 21 Is lebtet* Vunft ftebt ein 2lntrap bes ©Juten-
betp-Vuiibcs 41 t r ©rlcbiputut ibnt Sip mtb Stimme im Tarif¬
amt nnb TarifauSfdmf) einanräumen nnb aufeerbem beit 2 tc-
baftenr Des „Tppoprapb" an ben Sipunpen bes Tarifaus*
fdmffes ananlaffen. Tiefelben Aorbcrunpcn batte ber (Muten*
berp-Vmtb bereits in einer Tenffdirift ber TarifausfdmMiPnno
im 2lpril 1913 unterbreitet — bie „Soaiale Vraris" batte fie
Damals als bered)tipt nttb burdifiibrbar beaeidmet - leibei
mürben fie abpelebut. üDJnn Darf aber bem ©kitenbcrp*Vunb
bie Hncrfcnnitna nicht berfapen, baf) er tropbem ftetS auf bem
Robert Des Tarifs peftanben bat nnb non bem Veftrebcn pc*
leitet mar, ben Tarifpebanfeu aufrcchtauerhalten nnb meitcr*
autractcn. Tamm neben mir ber .ysoffitunp 2UtSbntcF, baf) bie
(M)iIfenocrtreter, bie fämtlid) bem VnriibrucFcrberbanbe an*
pehören, fid) biefcs ben Sorberunaen bes öutenberp*
Vnnbes nidit bcrfchlic&cn merbett. ©s mürbe nuferes ©rächten*
mit bem (Reifte ber neuen Seit nidit in ©inFIanp an brittneu
fein, memt man ben Okitenberp*Vunb als SWinberheitsorpani-
fatiott meitcr non bet 2tfitmirfunp an ber Tanfpemoinfdvafi
auefrirlöfie. Vkmu (amtliche (ctmn 200 ) ©Jehilfenbertreterfipi
in ben netfd)icbenen Snftauaen ber Tarifnemeinfchaft non 9J?it-
plicDern bes Vud)brucfcrbcrbanbes befept finb, uub ber
Vudibrncferberbanb aufterbem als £rpanHation nodi Ver¬
treter in ben Tarifausfdmf). Tarifamt, .Ureisamt unb bie
Sdnebspcricbte mit beratenber ober befd)lief»cnber Stimme ent-
feuben fajin, fo muft mau aus.paritätifdien (firiinben bie bc*
fdieibcue Rorbcrnnn bes OUitenbern-Vnnbes als bereditiflt au*
erfcitncn. Vludi bie aWinberbeit bat ein 3ted)t auf Vertrctunn
baS ift ein 05ebot ber OJcrediiinteit nidit minber als ber Smed-
utäfeiflfeit.
©rganifattonfn Ufr Jlrbftler, ©tfjilfen, JlngfllclUfit
uttD gfttwtfn.
Tic freien öcmcrffdiaftcn lDlli.
Tie C^eueralfommiffiou ber freien (>5emerffd)aften leitet
ihren Veridit über ben Staub ber OiemerFfriiaftsoraanifation im
Sabre 1010 ") mit einigen iimnbfäljlidien Vemerfuinieu über
bie aemerffdiaftlicbe Vctätiauna im Mriene ein, in beiten mau
amifeben ben Seilen bie Sriimierinfeiten berauslefen fann, bie
bnrd) bie Spaltuinren innerhalb ber foaialbemofratifcben Partei
and) in bie (aemerffdiaftsbüueiiunp bineinaetrapen mürben:
„Tfi Ok’iui’i-ffdMTiin 0 nl:n and) im bditcii Mrieasiabve bii‘
'politif eevfuIiTt, M-c jic bei Mrieasbenum dufrirluaen. Sie iäfu fidi in
bie alle f vonueI fk’ibe.n: „2 i di e r 11 n n b e x a 11 1 e t e f f e 11 b e 1
*1 Starifriidie Veilaae bes MoviefeonbenaHatteo bei OkMicntO
tommiffiou 00111 6 . Cftobeu 1917 .
VI 1 b e f 1 c r f d) a f t". VUletbiaav, Vovausfebunnen uub Tk'biuaiuiaeit
für bie lirreidiima, biefcs :beedes finb anbere nlv in fyriebnivaeileit.
^uididifl ift feitauiialteii, baf’,, meint bie (Vemerffd'aftcii fid) ritdlialilos
am* Viiiibcsocrtcibirtiiiiji foellen, fie and) Me Mrienitoitne 11 biafeikit an-
erfeitnen muffen, bie ficb in einem Oaiibe eraebeir, baS, Une Tcnlfd*
laub, ferft bie nana: Ält als öleaneu bat. Von biefem 0 >efidit? 4 umft
finb bie .'Oanblunoeu unb Viajjnabmen bei leitenben Ok’mcvffcbafiv-
fu’ife au beurteilen uub au bemerten. Vtidü alle biefe .SbauMuiiaen
laben bie uitaekilte Ouftimmum; aller Oknoerffdiafkanimliebeu ae=
frltien. Tat’ ift erflärlid). ©innen Me SUieiiiuiifven über bie je-
iikiliiie Tafiif fdiou in Jvriebensaeiten nu’it auscinanber, mie tollte
ba in ber Seit ber barten Viot, bie uns bebrüeft, nölliae ÜbeVeinftim-
muiisi über bie ananuuMibeuben iÜiittel, ber Vi'ot a» lucbren, Oorbanbcn
fein."
Tim* VMtiilicbcrftanb nnb bie ©irtnabmen ber öemerf-
Kbaften finb auf bie Hälfte beS lebten S-riebenSftanbeS
anriicffletianfleii, eine bnrdiaus erflärlidie ©rfchcinuitn aiißefidits
ber uielin ©inaiebunnen anm .^eereSbienft. Trobbcm Faun in
bem Bericht betont merben, bafi »bet* nemerffdvaftlirfje ©iitflur,
im Vanfc bes ^ricneS pcmadifen ift." ©s fdieint iebod), als fei
ber tieffte Stnnb ber Vdtßlieberaabl bei ben männlichen 2 f ?it=
nliebern im 4. Vierteljahr 1010 erreidjt morben, feitbem ift mie*
ber ein ^nmadrfeit bemerFbar.' Vei ben meiblid>en Vtitöliebern
mar ber Tiefpunft bereits 'int 4. Vierteljahr 1015 envidjt.
Tic fnuHacidjii'Citben S<d)kn für Mcfc ©utmicflnna finb: I. Vier¬
teljahr 1914 - insfteiaint 2 478 891 iWitftlieber, fcanmtrr 217 704 meiti¬
li che; I. Vierteljahr 1915 -- iitvitefamt 9S2 950 VJiitcjfieber, baruttlcr
109 907 mciblidie; 4. Vierteljahr 1910 ~ insflcfamt 937 704 Veit-
«beber, barunter 197 008 meihlidie; 2. Vierteljahr 1917 ~ 1 070 793
Viit«lieber, bmunter 250 190 meibliche.
©ine ber orönteit ©rfdimeruuneu bei* ncmerffdiaftlidjen Ar¬
beit unb.namentlid) ber örtlichen Hciitation lieat barin, bau fo
diele Vertrauensmänner burri) ben .'Öeercsbienft abberufen finb,
bie oft in mühebollcr, ehreuamtlidier .SUeiuorbeit bie Smeinuer*
eine auf rechte iT) i c l te n. TaS ©inflehen aahlrcidier 3mciflnereiue
ift auf bas Sehlen folcber ftillen treuen Reifer, für bi-e fid) fein
©nab fanb, anriirfaufiihrcn. Tie Suhl bei* Smeinoerciue ift
mährenb ber .(iriccisacit um 2430, non 11 707 auf 9208 anriid*
aeoaitaen. Ta and) bie Suhl ber b e f 0 l b e t e rt WemerffdnffS*
beamten mährenb ber brei StricflSjahrc non 2807 auf 1260
auriirffleflanflen ift, fo ift es nur unter probten Wiiheu ntöfllich,
bie Arbeiten bnrdiaufiihren. Tnbei finb bie Vfliditeu für bie
©lernerffriiaftsbeainten bnrd) befonbere MriepSpfliebten noch ftarf
erhöbt, ©rinnert fei an ihre Wiitmirfuna bei ber Mrieps*
befdjäbifltenfürforfle, bei ber .Vepclunp bei* 9iabrunps rittel
uerteilmifl, nrtb not* allem bei ber Tnrdifiihrunfl bes .^ilfSbieuft*
nefebes.
Tie ©kdblape ber Verbänbe ift trob ber nerrinperten ©in
nahmen — bk Okfamtcinnabme, bie 1013 82 005 580 J( be*
trnpen batte, mar 1010 auf 31027 248 <// anriicfpepaupeu
pefunb pcblieben, fo baf) tion einer ©rböbunp ber Veiträpe nodi
abpefeben merben fonnte. Tie iHufftellimp ber (^cfamtauspaben
läfit mandic beaddensmertc Schlüffe au:
So ftiep Me Vluspabe für k r a 11 f e 11 11 11 t e r ft ü b w n « non
2 125 0:43 Ji auf 3 604 592 Jl, bie für Streif v u n b VI u $ f p e r -
r 1 : 11 « e 11 non 35 881 Ji auf 104 952 JL Ter elftere Vofieu Iäip
nermuten, baf) Me erfe4«ten 2ohiiitei«enmacn Me VJiehraiiC'«ahe für
Viahrunpcanittcl nidit beefm uub baher uielfad) llutercruähruun ein-
tritt. Ter leidere hemeift, baf) bie Unternehmer nicht immer'«eneipt
finb, eine frieb(id;e Vep-elun« ber Xtohuhebiupnupen burdiaufithren.
©ine V e r m i 11 b c r u 11 « trat bapeaeu bei ber Vluvpabe für
VI r b e i t ö 1 0 f e n u u t c r ft ii b u u p non 3 485 423 Ji auf 1 449 133
Warf ein. 5m 5 a hre 1914 letrup bi cf c.r Vluvpabepoften 23 718 902 Ji.
Vluch ber Vliivaahehetrap für n 0 11 c i b c n ö e M olle p c n pinp
non 1824 322 Ji auf 303 000 Jl auriief. 5>n 5nhre 1914 fte 111 c er
fich auf 3 457 391 Ji. 5’ür bie a m i I i e n ber kricpsteil-
liehmer fonnten nur 5992004 Ji, pepen 8074 085 Jl. im Vor¬
jahre, aufpemaubt merben, obpleid) bie 3ahl Meier Familien fid) nidit
net rinnet! hat. Tie finfeube li'iiiuahme neranlaf)te bie Ok’merfichaf-
tui memfad), biefe Unterftübunpeu, bie feintsmeps aüpemein als
küitchenbc kk'iftunp oinpeführt morben finb, e:u r )ufdiränfni. Tiefe
tiiufdiräiifinip mürbe in melen /stillen baburd) erleichtert, baf; bie
5’amilier:aupehöripeu ber Mriepvteilmhmer bei bem fteiacuben Ve-
bref au Vlrbeirv-fräfteu Vlrbeitypelepenheit rauben.
A*iiv V i l b u it p * m e d e unb S t a t i ft i f mürben 1915
20s 557 Jl uub 1910 291522 Ji auvpepeKut.
Tic Vfitarbcit bei* ©iomcrffduiftcn bei bet* T n r di f ii h -
i* it 11 p bes i l f s b i c n ft p e f e ts e s nnb bie nerautmor*
tunpstmlle ?(uffaffitnp ber leitenben ©iemerffeboftsfreife über
bie »1 edite nnb Vfliditui, bie ficb Daraus and) für bie SuFnuft
erpebeu,*ift bereits Sp. 31 bebanbelt morben.
©oktale Praxis unb Vli*d)it> für Volfsmoljlfaljrt. XXVII. Str. 4
Jlrbeitrrt>er(irfjerung- fprhofjcn.
Xie 'Jicidjsiuodjcnhilfc in. ber pröjris.
Xie @infiil)rung bei* 9fcirf}Smod>enbilfe mar eine bebou*
inngSPolle foätalpoHtifrf>c Veronftaltnng, fo> baß cS lohnenb
ift, nad) ihrer faft breijäbrigen Xnrebfiibrnng einen Vliicfblirf
bariiber 311 nehmen, mie fic lief) in bei* gratis bemüh rt bot. Öhre
Xurdjfiibnmg ift in bei* Hauptfacbe ben (tranfenfaffen über¬
tragen morben; nebenbei* finb and) bic „VicfentngSocrbänbe"
bontit befd)äftigt. (££ 3 eigt fid), baß bie (tranfenfafjen, banf
ihrer fatfffnnbigcn SSermaltungcn, bie neue giirforge rncift febr
3 mecfmäßig auSgeftaltet hoben. XaS ift ninfomebr ananer-
fcniten, als eS fid> teilmeife nm gana neue Vlufgaben bonbeit
nnb bie einfdilägigen Vorfcbriftcn recht oermicfelt finb.
Fu manchen Crten. (lüic 5. 3k in 2 e i p 3 i g) hoben bi.e iiief-c*
rungSberbänfrc ihre Cbliegenheiteu (mie 3. 3k bie (Entgegennähme
ber Vtn.träge mib bie V(uS3ahiuug ber ltuterftübuug für Wödm-er innen,
bie fciLfl luie ihre l^bcmänner nid)t einer draufenfaffe angehörten)
ber VlllgeimMuen Crtstranfenfaffe übertragen. (?S finb_ baburd) cui-
beitlidx örtlidx v 3 ent raten für bie Stetdjsmocbenbilfe gefebaffen
morben. Xa häufig bie Anträge bei dranfenfaffen in ankeren Orten
au3Vtbringen finb als in jenen, in benen bie 39öchiierinneii mahnen,
Ieiften- fid) bie Waffen gegenseitig burd) Aufnahme unb Übermittelung
ber Anträge Hilfe. Os» ben meitanö «ieiften gäücn haben bie Waffen
üou ber Befugnis ©ebrnurfj gemacht, ftatt ber baren Beihilfen für bic
(Sutbinbuiig in £>öbc bau *25 Jl bie freie Vehanblung burd) Heb*
ainme, VI 13 t unb bk nötigen Hilfsmittel 311 gemähren. Fn ber Siegel
finb 311 bem ^meefe Verträge 3mifdieu ben (taffen unb Hebammen*
nervi neu abgefätfoffcn marken. Xie feitgetegten (Hebübten fdimaiifcn
amifdjeu .15 unb 25 Jl für bie (fntlmibung.
3$erfd)i ebene Xiaffen me.ifen barauf hin, baß uiele Wödjueriunen
baS Wod)Cugelb nicht bic borge fe he neu 57 Jage, fonbeen nur eine
fingere Seit beziehen, meil fic micbcr eine (!h*meibstätigfeit auf*
nehmen. 33 ei ber VI{{gemeinen Crtsfraufeufnffe 33edin betrug 3. 33.
bie Xaiier eines llnterftübuiigSfaUes im Fahre 1915 bnrdjfdinittlid)
16,17 Jage, im Fahre 1916 aüerbings 54,7;) Tage. Xie Vliifirijt, baß
bas Worffengelb nur für Jage mirflid>cr VlrbiMtSiuifähigfeit 311 be-
3iehen ift, ift irrig, giir bie Wödjncrimien, bie felbft Mitglieber,
bereu (Ehemänner aber nid)t dricgsteilnehmer finb, haben bie Waffen
bie (SuTtbiiikungsfoftcn unb Stillgelber felbjt aufaubringen. Xakiudi
ermachfen ben Waffen erhebliche Vlufmcubiiugen. 33ei ber Crls*
franfenfaffc München mären es im Fahre 1916 runb 77 000 Jl.
3k inerte nsmert ift, baß alle Staffen e i 11 e u g c m a l t i ge n St ii cf =
g a n g ber 3 a b l bei* (Heb irr t c n feit bem Fohre 1914 fefl fidlen.
3k i fcfjr biden Staffen berminbertcu fid> bie Vlufmenbuugen für bie
'itfodjeuhilfe bau 1915 31t 1910 um mehr als bie Hälfte.
Xie S ch m a n g e r e n = s 43 e i b i I f e für föebainmeubienfte unb
är3tlid>e s 43ehanblung im betrage bis 311 10 Jl ber nadsgemicfenen
Vlufmeu'bungcn erforbert nur gait3 geringe Staflen. So menbeten
bafitr im viahre 1916 auf bic Crtshanfenfaffcn Nürnberg 94 Jl,
39 ei mar 16 .H, ÜBan^en 9 c H. SWait ficht, bag biefer ;]meig bei ‘Jvitr*
[arge nad) recht «usbebnungsfähig ift. Xem Verlangen ber 39od)uerin,
»u entern 39 ä d) n e r i n n e 11 b c i m uutergehracht 31t merben, mirb
bau faft allen .(taffen ftattgegehen. Xie Crtsfranfcnfaffen Berlin,
Aianffurt a. s .Ui., iVaunheim, Xüffdbarf ufm. haben bcbhalh mit (imt=
lünkungö* nnb ähnlichen VI11 [talten Überträge ahgefchloffen, ^iir bie
;kcit ber nnterbringuiig erhalten, bic Wöchnerinnen fein 39ad)cngdb.
IS'incii midjtigen Vliisbau ber Jvürforge haben eine Vlti3ahl .(taffen
burd) Stellung einer £>.a \v s pflege r i n nitternommen, Xeil§
haben bie Staffen felbft Pflegerinnen angcftellt, mie 4n Stuttgart,
Uknnburg ufm., teils hohen fic Verträge mit ben- am Orte beftebeitben
.'OauSpflege* unb ftrauembereimeu abgcfdjlaffen, bie foklx* Pflegerinnen
ftcUen, mie iai (Xöln, ^canffurt a. VJb, (Hera ufm. Xie .^auspflcge
bauert in ber Siegel etma 4 ganac unb 4 halbe Xage. tpäufig mirb
bafiir ben Wöchnerinnen überhaupt nid)ts, mitunter ber im § 196
ber Stcichvbcrftd)cningSarbnung bargefehene betrag bis 3itr .‘oälfte
bes Wadiengclbes ahgeaogen.
Xas S t i 11 g e l b fall nur gc.3ah.lt merben, men 11 bei ta.tfäd)lid’e
Vitidimeis bes Stillens erbracht mirb. '^11 ber Siegel hüben bie
39öd)m'mtitcu 3k*fd)ei 1»gungeu imi^ulegcu, bie incift bau ben Säiig=
li'igsfürfargefteüen, leils aber and) bau ben .sbebammeu unb stiften
aiisgeftelli merben. häufig haben bie Staffen mit ben Säuglings-
fürforgcjlellen Verträge abgefd)laffen, nad) benen bic erfteren ten
/vürfargcflellcu für bic SJiiihemalluug dufdiüffe fahlen. v \u .Hamburg,
Slrafjburg, ^mimaber, Slcmfdrcib ufm. haben bie (taffen felbft Säug-
lingspf lege rin non unb St iürclüfar innen? imeift .Ocbammcu) ange-
ftellt, mekhc bie 39öd)ueriuucn. regelmäßig befmten, ihnen Siaifdiläge
geben ufm. Xabei laffen lmwidH’ (taffen bie (Hcmid)tv3unaT)me ber
(lijiibcr feftflellen, ferner bie Wödmerin iinterfud;en, ab fie and) in ber
2age ift, bas (tinb 311 ftrllen ufm. (rin großer Xcil ber (taffen nimmt
ftatiftifdie (rrhebuugcn über bie Wirfnngen bar burd) bas Stillgelb
geförberten Stilltätigfeit bar. Xie ber ^entralfammiffiau ber
(tranfenfaffeu Berlins angebörenben (taffen fenben nad) Vlblauf eines
vsahres nad) ber öleburt bes (tinbes einen Fragebogen an bie
'Wöchnerin, auf bem fie über bas Sdjidfal bes Minbcs Vlusfnnft ber-
la 11 gen.
Xie Vlllgeinetne Ct'tsfronfenfoffe %rlin bot bt^ (Snbe
H)l(j runb (iOOO VIntioorten erholten. Vihnlidie (srhehmuTeit
fteilten nod) 01t bie Ort-of 1*0nfenfoffeit Xreöben, Stroßhurg,
Xiiffelborf, \$onnolHT, V(od>en, (trefelb, 33 rc^Ion (donfleute)
ufm. Xie (Hefdiäftsberirftfe biefer (löffelt bringen redtt intev-
effontc itnb eingeheitbc Übcrfidttcn über bie (Srgebntjfe^ ber
Umfragen. (£*? geht on^ ihnen hertior, boß überall bie 3 tilU
tätigfeit erbeblid) ermeitert morben ift, boß 30111 Xeil meit über
bie Unterftiißnngöseit non 12 Wodien hinaus gcftiüt mirb, nnb
boß bie (Hefmtbheit bei* 33 rnftfinber niel beffer nnb ihre ^terb j
lichfeit meit geringer ift als bie ber „FrlofchenFinbcr^.. ^lielfod)
fpn’edien bie (taffen ben Wmtftf) ans, boß bie s ^e3ngS3eit für bos
3tillgelb verlängert merbe. mürbe 311 meit führen, nod)
manche fonftige beiuerfensiuerte ©rfohntngen ber (laffen, bie
'jingeraeige für bic 33 crbcffcrnng ber Wochenhilfe gibt, 011311
führen, ^ebenfalls ift bie Xitrchführnng ber ^iirforge bei ben
(tronfenfoffen in guten .*oänben.
.‘dolle a. 3 . Vlrbeiterfefretör Ti r. (t i e e i *.
Xie Renten ber Jntoaltbcir, Hinterbliebenen^ 1111b Unfall
lurfidjcrung fällen nod) einem 33 efrf)lnß bes Vtcid)StagS vom
11 . Oftober erhöht merben.
Fm Vlusfriiuß hatte ein Peitreter bes SteidisamtS k’v FmKun
Mköaifeu fisfalifd)ev unb uermaltungsterimifdia- Statur gelteub ge=
macht, (riue (filiöhnug um 50 0. £>. hebeutet eine Mehrausgabe bau
120 000 MiU. Jl jährlich, bie nidu burd) Hermi3iehuug ber St e ferne-
faiibs bei* 3k’rfidxvu 1113sträger geberft merben fönne jtnb eine (Sr*
höhung ber heutigen Beiträge um minbefteus_ a() b. H. evfauberljch
mache. Xa aber eine Stat ber Stcirteneinpfänger 3U3ugehen fei,
mi'iffe ber Statlage auf bem Wege ber (iriegsmahlfahrtspflegc mitev
(Hemähntng größerer Beihilfen aus bem (iriegsmahlfahrtsfonbs ab-
guholfen merben. Xcmentfpredenb befchlaß ber Vlusfriiuß, ben Steicbs*
faiuler 311 er fliehen-, auf bem 3verarbmnigsmege aus Mitteln bes
(Iriegsfenbs für bie Fohre 1917 unb 1918 einen dufcblag uau 50 b. io.
31t Den vnimliben* unb HMiterbliebeurnreulcii, unb 311 ben Unfall*
reuten über 50 0. < 0 . einen Sufriilag bau 20—b. (>. 31t gemähven.
Xie Verjährung bon Veitraö^riidftänbcn ber ViiflcfteÜtciniem
fidjerung mirb burd) eine s 4k 1 nb>.snttvi 1 erarbilung bat)in geregelt, baß
bie im § 228 Vlbfap 1 bes (Hefeßes beftimmte grift nicht bar bem
Sd)Iuß bes daleaberjahres aWäuft, bas bem Fohre folgt, in1 meldiern
ber gegenmärtige (Vrieg heenbet ift. Xies fall jcbodi uid)t fni falriit
Vlniprü pe auf Siücfftäube gelten, meldie am 'Jage bes FutraTttrcleus
biefer Verarbuuug bereits beijährt ftnb. Xie perorbuung hat mv=
befanbere für. bie Verfiel Muten mit Siücffidyt auf bie Vemeßnug tti
Höhe bes Stuhrgelbes nad) ber 'fohl ber Beiträge Vcbeiitung.
Erhöhung ber Unfntlrcutcn in ( 5 *nglanb. Xie von bei am 1 -
lidien Untcrfndmngsfommiffiou feftaeftellteu llrfad)cn bei* un
voft bev cnflliidicn Stitciteiidwft (?«• XXVI, 1012 ) Hievbcn
011S politijdx‘1' ftlunöcit fo fdinetl luic möfllid) non bev cnflltwu
Vtegicvung 311 beheben gefnebt. 3 o hotte man in cinaclnen oe*
üirfen and) .Ulaqc qcfiitnt, baf>, bei ber ncflfnmnrtiflen flennqcn
.Qanffraft bes «elbes bie ans ben oci jdnebenen ^enftonsflcfeOcn
bevriiljrcnbcn Renten nirfit mehr ausrcidienb finb. «ofovt Ht
mit bem 1 . September b. ein t?i(iänäimnSqefeb jum SlrbciteT-
UnfallentfdiabiiiimgSflefeb non 1906 in .ttrntt getreten (W ork-
men’s Compensation War Addition Act, l.)l.),tocIdK v S bie nut
«runb bes «efetsed oon ItHXi 311 jabtenben SRenten um ») 0.
erhöbt. Sind) alle neu äusufpredieubcn Stenten muffen und)
sirtfiMn prfinhtrm Wnüftnh benieffcn merben.
Xcr Vlbättbcrung bei* üftcrrcid)ifd)cn drnnfcnUcrfidjmtiiiv
bie inhaltlich bereits "bmdi bic Vcrorbnnng vom 1 . Founor HM 7
ei folgte (XXVI 2 p. 204 ), ift nunmehr bie fefte (Hrnnbloge bes
(Hefeßes gegeben. Xie Verorbming brodite befoimtlid) einen me
fent lidieit VI ns bau ber Untier* nnb (tinberfitrforge, bie (Sinfiih-
ruitg bes Vohnfloffenfoftems nnb ber goiiiilieitPerfidternng. Hof-
fentiidi gliirft es weiterer Slvbeit bes 3 oaiolvcrfid)eningSons»
fdmffes, ben (lerntehier ber öfterreichifd'en (Ironfennerfidierimg,
'lie mangelhaften orgonifotorifdien (HrunMogen bnrriv^ßUimmen*
legnng bei* fleinen leiftnugsnufabigen (taffen 311 befeitigen. Sln-
fnße 60311 finb bnreh bie 3 d)offung freimilliger Verbänbe be
reits gegeben.
Sogtale Sßtajis unb 2(rd)iP für 23olfSmoljlfahrt. XXVII. Dtr. 3.
&
r>s
©^iw^nfdiaftsiiiefm
Die Äoitfiim* uitb ©pargcttoffeitfcpaft ©cßnci) mit bei* if>r
angejchloffencn ftorbtiiacpertoeremigung, über bie in XXVI
Dir. 2 berichtet mürbe, geigt eine meitere erfreuliche ©ntmitfluiiQ.
Die ©enofjenfcpaft, bic im Dorigert Sapr 150 000 J( ©eminn er*
gielt böt, rechnet bieS Saht* mit noch höheren itbcrfchiiffen, troß*
bem fie ben neuen Darif fcf>on bor feinem Önfrafttretea in faft
allen Seiten bezahlte unb bie 33efdxiffung beS Materials erheb'
liehe Scpmierigfeiten berurfaepte. 3» biefen Summen fommen
noch bie beträcf>tlic£ien Spareinlagen ber Mitglieber, bie feit
Anfang bcS Krieges bon 19 000 Ji auf 136 000 M geftiegen
finb. Daß bie Mitglieber imftanbe mären, fo erhebliche Dfiicf«
iagen au machen, banfen fie in erfter Sinie ben anftänbigen
Söhnen, bie bie $orbmachcr*2$ereinigung gahlte; bah fie bon
ihren ©innahmen einen fo berftänbigen (Gebrauch machen, ift
mohl nicht gurn tninbeften auf bie (Sparpropaganba ber ©e*
noffenfehaft gurütfgufüpren, über bic baö „Mitteilungsblatt''
folgendes berietet:
„Die ftorbmacper» 2 ?ercinigung Sehnet) Pertcilte an aüe ihre 2 lr=
beiter ©nbe Fuli ein Sparfaffcnbucp, in bem fie, je nach Sänge ihrer
2lrbcitöt«tigfeit, einen Kopngufcplag bis a u 40 als DtotfonbS ge=
mährte, ^öffentlich merben nun alle Spareinlagen bei bem ftonfum*
oereitt iu noch größerem Maße einlaufcu, beim es märe ein Verrat
an ber eigenen Familie, menn in ber 3eit bcS guten 2$erbienfteS bie
Eltern nicht baran bäd>ten, größere Dt iief lagen- gii machen. Stögen
beSpalb alle ©rroaepfeneu beforgt fein, bie Fugenb gum Sparen heran»
gugieben, um fo mehr, als aüe jugeubfiepen Arbeiter ein Sparfaffen»
buch haben. Man laffe bespalb ber Fugciib nicht gu biel ©clb in
ihrem 23efiß unb forbere fie cifrigft auf, felbft bic Ilcinften Beträge
bei uns anaulegen, 2 lüe Eltern merben fiep freuen, menn ihre ftinber
fpäter mit bem (Selb fparfam umaugehen miffen. llnfere dermal*
tung mirb fich gern 'ber Mehrarbeit bes SparfaffenperfeprS unter»
gü-pen, um fo mehr, menn fie fiept, baß biefe Dätigfeit bon gutem ©r=
folg begleitet ift. ... ’©S ift au hoffen, baß ber ftrieg halb 31 t ©ttbe
geht . . . Da* bebcutet für uns ben balbigen Übergang bon ber
ftriegs* gur Früdeirnmirtfcpaft, ber ameifeüoS noch große 2lnforbe=
ntngeii an uns fteüen mirb. ©in ©runb mehr, um unferc Mittel
recht gufammcngupalten."
Die gefammelteu (Selber foüen gut* ©rhauuug non Sfrbeiter-
mohitungen unb üriegerheunftätten, oon &orbntad)ermerf-
frätten, einer ©abeanftalt, einer töinberbemapranftalt, gu
Schrebergärten unb für ben ^enfionSfonbS bermenbei merben.
Die 23ebcutnng ber Dätigfeit ber ©enoffenfepaft fann niept hoch
genug eingefepäßt merben. ©S ift ihr gelungen, in bas arme
Morbmacperborf einen gemiffen 2öoplftanb burd) regelmäßige,
gut entlohnte Arbeit gu bringen, unb fie hat eS bermod)t, Unter*
ueptuergeminne unb ©rfparniffe oon mehr als einer halben
Million Marf für gemeinnitßige Smecfe gufammcngupalten unb
öer DIrbeiterbcbölferung nußbar gu niadjen. 3llS Hauptaufgabe
crfchicn eS, ber afuten SßopnungSnot in Sdjnet) abgupelfen,
bie fo entpfinblid) mar, baß eine orbentlid)e, aber finbcrrekpe
Familie ins? Armenhaus giepen mußte. Daneben trat bie 23c*
friebignng anberer dringlicher gefunbhcitlicßer unb fulturetter
23ebürfniffe,— alles in allem eine Sciftung ber Selbfthilfe ber
Dlrbeiterfcpaft, bie bie pödtfte Achtung oerbient. G.
1 Der ftonfumpereiit Düffelborf, ber nad) feinem teßten FapreS»
heriept faft 21 000 Mitglieder aähltc unb -0 Millionen Umfaß ergteftc,
hat bas ©lut Söbberinghof bei Sippftabt in SBeftfaleu für HOO (KX) Jl
gu eigener 2k , mirtfd>afmug getauft. 'Hctauuilid) hat fcpou bor längeren
fahren bie Hamburger ©k'uoffenfdßift „'probuftion" ba* ©lut Schman*
heibe bei Küchen ermorben.
gttittfilungen.
XUlIe ncucndjienciten Sßiirfjcr, bic ber Scfjriftlcitimg gugefanbt merben, merben hier
ueiaeirtjnet. Die meitere $efprcd)img einzelner Scljriftcn, hier ober im £>aitplteU
ber w @ojtrtlen ^ra^iS*, beljält fid) bie Sdjnftleituug uor.
Da* 111 0 b e r u c vi u g e 11 b g c r i d> t unb bie Mit a r beit b e r
S a i e 1? bei b e m f e l b e u. s Ik>u 0 f e p h D r a t h e n ,
Lehrer, M.» Oilabbad). Marita*berbaub für bas fatholifd)e
Deutfdjlaub. ^reiburg, i. S&v. 1917. H2 S. 75 '-ßf.
Da* Meinte J&cft erfd;eint als Rührer für v "sugeubgerid)t*helfer
unb al* 2Berbefd>rift für Mitarbeiter bei bem 'sugenbgeridit. ^u
furaer, be.lehrenber 3'orin ftellt ber 'Ikrfaffcr bti* SBefeu unb bie
Crganifation be* ^itgeubgerirfjt* bar unb gibt außerbein nod) einen
©utmurf über bas viugeubgerid)t*gefeh, einen Fragebogen für
Fugeubgerid)t*hilfe, 'ProbeborberidHe be* .O elf er* unb eine ftatiftifrfre
Überfid)t. über Straffachen gegen Fuge übliche i-m 23egirf M.=6Habbacb.
M uttcrS f l e i u e Reifer, ©in 2>ud) für .Üinhcr unb Mütter.
>Öon s I?eüt) 2B 0 i f f h e i m. Zeichnung bon M; S d) 0 e p *.
Verlag ©. bitter m Nürnberg.
©ine iu gefäüige Form gc! lei bete Anleitung gur iöefdjäftigung
bon Meinen ^tinbern in mißlicher Mitarbeit in $utu* unb ©arten,
unter 23erii d fichtigung Fcöbelfdjer ©runbfäpe.
c r trägt bie S dj u T b am Kriege? 23on Dr. © b. D a ü i b ,
M. b. dl Verlag „2JormärtS", Berlin SW 68 . 1917. 1 Jl.
Die Scprift enthält bte Diebe, bie Dr. Dabib al* Vertreter ber
fodalbemofratifd)en Mehrheitspartei am 6 . Funi 1917 bor bem hoD
läftbifch*ffanbinabifchen Friebensfomitec in Stodholm gehalten h«i-
.Silar unb fcharf hat Dabib bie bereit* Fahre gurürfliegenben eigent»
liehen Urfachen be* 2 Bdtfricge* herausgearbeitet, bie iu ber bou
©nglanb auSgehenben ©iufreifung*politif gegen Deutfchlanb liegen,
©benfo feparf arbeitet Dabib bie 'Pläne ber ©utente als „2BeltbertcD
lungSftjnbifat" heraus, bie Deutfcplanb, Cfterreich unb bie Diirfei iu
eine i'eiteibiguugsffcüimg brängten. iHucp aus beu bem Kriege
unmittelbar borauSgepenben biplomatifcheu Dioten meift Dabib bie
Scpulb ©tiglatibs, DiußfanbS unb Franireid)* nach-
3 mang unb Freiheit in ber Fugenbpflege. Sßerhanb»
luitgen ber 9. ßtmfereng ber ^^dralfteüe für fßolfsmohlfahrt
in Berlin am 16. unb 17. Diobcmber 1916. Berlin, ©arl ipet)-
mann* Verlag, 19H. 187 ©.
Dies 13. £eft bet Schriften ber Featralfteüe enthält bie 5ßor»
aiivie unb tfuSfpiache ber Fä- XXVI Sp. 185 bepanbelten Dagung. ©S
(ei Daher an biefer Stelle nur erneut auf bie barin enthaltenen mert»
boEen 23orimge bon iprof. F^ßh^r, ©jrlpeintrat Dr. b. Seefelb unb
Dr. eignes b. §arnatf pingemiefen, bie bon befonberem Fntereffe
für ben Sogialpolitifer finb.
Die Duberfulofe naep ber DobeSurfucpen», ©rfranfungS» uub
^krfieperungöftatifti! unb iprer SÄebeutungi für bie 2?crifSluiit=
feperft, inSbefonbere für' baS iSerficperungSmefeu. 2>ou
Dr. Han^ Seiler. 23. ©. Deubner, Öeipgig unb Berlin
1916. 97 S. 3,60 M.
Der üßerfaffer geht in feinter Scprift bon ber ©rKenntnis aus,
baß bie Siatiftii ber Du 6 er!ulofe bielfad) unguberläffig unb oft and)
unrichtig aufgefteEt ift, baß beraltete ^Infcpcmutigen in beu weueften
Werfen gu fmben finb, unb baß es ferner an einer einheitlichen 3 »=
fammenfaffung be* a u f a 111 m ' c ng^ctragenen Materials über Duber=
fulofeftatiftil feplt. Die Scprift foE ein ^erfud) fein, bie aaplreidjen
ftatiftifcpen ©utaelforfcpungeu über Duberfulofe fpftemotifd) gu einer
Duberf 1 ilofeftat.ifbif gufammeugufaffen uub bie 2 kbeittnng ber Duber»
lulofc für bie ®ol!*mktfchaft unb ta* ) 8 erfid/Ci*ungsmefeit. baraulegeu,
mobei -in einem 2 lnpang aud) bie Duberfulofe ber Dicrc bcriicffid)tigt
mirb.
CbrigfeitSftaat unb großbeutfeper ©eba nie. ^Son
$11 go v $reu,ß. ©ugeu Dieberid)S. Fe»a 1916. 56 S.
Die 2t r m e n p f l e g e n a d) bem Kriege. Stenograpt)ifd)er 23e»
riept über bie 2?erl)anbluitgen ber 34. FapreSoerfammlung be*
Deutfipen Vereins für 2trmehpflege unb SBopltätigfeit.
Dundfer & .^umblot. München unb Scipaig 1917. 155 S.
F a h r b 11 cp b e S 3 e n t r a 1 1 > e r b a n b c S b e u t f cp e r ft 0 n f u m=
Herein c. 2 Miube. 2 ?erlagsg€feÜfchüft beutfeper ftonfum»
uereine m. b. fö. .'pamburg 5, 1916. 1 . Q3b. 925 S., 2 . 23b.
950 S. 12 M.
Die b e u t f cp e n © e n 0 f f e n f cp a f t c n, ©ilbenbrübcrfcpaftcn,
fünfte unb äpnlicpe 23erbänbe.* Sßoit ipren 2 lnfängeu bis gur
neueren $eit. 23on M a x. 3 c i ß. F>a Selbftherlag bcs 23er»
faffers. ©örlip 1916. 47 S. 1 Jl.
©Uoßein!aufs»©efellfd)aft Deutfcper ©onfumpereine m. b. io. 2^ e »
r i cp t über b a s 25. © c f cp ä f t S j a p r Po m 1. Fa 11 u a r
b i * 31. D e 3 e nt b e r 1916.
© e g e it m a r t uub 3 u l u n f t ber © l e ! t r i 3 i t ä t S m i r t»
f cp a f t in Deutfcplanb unb C ft e r r e i d). F»!
getiieur M a j; Di i c b, 2Bien. Urban unb Sdjmargenberg, Berlin»
SBi.eii 1917. 80 S.
Die 2$ r t P a t a tt g e ft e 111 e n unb bie ftriegSbcfcpäbig»
tcnfiirforg e. 2?on 21 tt 1 0 n io ö f l c. 21. Marcus ©. Sehers
23erlag, 23otttt. 1917. 46 S.
Tobe * u r f a cp e n ft a t i ft i! 1916. SBon Dr. med. ^>. S. © i f e tt»
ftabt. Soitberabbrurf aus bem Faprcsbericpt 1916 ber 23e»
triebsfranfeiitaffe ber 2lEgemeittcu ©leftuiaitäts=(9efcüfd)afl
uub Xodjtergef. 32 S.
W e f e <5 it b e c ben P a t c r l ä n b i f d) e 11 & i l f * b i e u ft. Verlag:
ölencralfotnmtffion ber Wemcrffdjaftcn Deutfdilanb*
(©. Segien). Üöerlin 1917. 78 S.
Die f ü tt f t i g e n a 11 b c l S b e 3 i c h tt tt g c n 3 m i f cp e n Dt u ß »
l a 11 b unb S f a n b i tt a P i e n. 23ou C 1 1 0 Selig m a tt n,
.Hamburg, ©corg SBcfterinami. .'pamburg, 23rautifdjuK*ig,
Berlin. 36 S.
2' c r X i 11 e r S p a r = uub 23 a u 0 e r e i tt. ©3 c f d) ä f t * b e r i dj t
f i't r b a S F a b r 1916. 23crlitt. Druderei ber 2 'erliuer 23örfeuf
geituug (9. m. b .io. f ftroueuftr. 37. 30 S.
©oktale '^raritf inib ?IrdC)it> für SSüIfsmofjlfaljrL XXVIT. 5?r. 3.
:<, 2* c r I i 11 :
2*ou (i b a v 1 o 1 t e
: d) r i f t e it b c $ ft r i c it * - 2> r c f f e -- VI nt t * , 2* c r I i n:
. t\ r rt u e n a r beit i m ' ft r i c n c. 2*ou iS h n r 1 o 1t c
23 c ft- s c c m a u li. 7 3.
. 23 a r u m m ii f f e h m i r bu r d) I) a I1 c n ? 2*ortrag, ge*
fi(fiten iit Berlin am 20. Vlpril 1017, uon l)r. n ft a W
3 t r e f c in ei n n , SN. b. W., 27 3.
. 23 a i u m b it r f e n tu i r b t. e ft r i c n * u e u o r b n n n a c n
ii i di r ii b c r t r e t e it I Fortran. 14 3.
. 7v r ci ii f r c i d). Fortran uon W u b o I p b 3 1 v a p. 14 3.
. W u ft 1 a n b. 2*ortrag uon W u b o I p b 3 t r a b. is 3.
. (f n n I a u b. 2*ortrag ■ uon W u b o I p b 3 t r a b. 1*3. &
rtcfd)rtffcneu befonbereu ^>crf)rtltiiiffc. 2*oti SJanbcsrar Pr. jur.
23. (ft o c ,3 c , Berlin, ftamaabfdjaft Berlin 23 35. 04 3.
0 (» t|$f.
11 ii f c r c £> o u t p f I c rt c tu ii b r e n b b e * ,3 tu eite 11 1111 b
b x. i 11 e it ft r i e rt * i a b r e ö. herein für ftinöer= 2 *olf*füdK’u
. unb 2*olf*tmivrburti, Berlin IS. 2*. xsclbftiicrlag 23 50, 3diaper=
)trage 31. 1017. 78 3.
T u mein 2? a t e r 1 a 11 b. frcimatuilbcr beutfdier ftünjtler, au??
geiuäfilt au* bem Xtalenber „ftuuft unb SiebenXcutfdu'
(ftebidjte. Weite (vulgo uuu „Xu mein Xcutfdilanb". 2*er=
lau tyrifc fretiöer, ^erliii=^L'f)lenbürf. 1 Ji\ uon 5 3tiirf an
00 ^f.
2* 0 1 f * tu i r t f d) a f t * 1 e b r e. 2*on VI 1 i e e 3 a 1 0 111 0 11 . 2*. (ft.
Xeitbner. Sk'ip.prt^crliu 1017. 134 3. 2 Jl.
ft r i e « e r a n f i e b 1 u 11 13 v e r rt o n rt c 11 e r $ e i t e 11 . 2*on
^riebridt Uon 3d)tuenit. 3cmberabbrucf au* ber Xeutfdicn
2)conat*fdjrift für 1111 b 2*oII*imn „ber aut bei". 07 3.
14 3. j
rat*. i910.
170
$ 3.
ft a 11 dl i * nt u *
b e r
< 3. ^
Litmcidiv.
2 *ou
2 C U C ll * - !
1 3iuf5ftragc i.
30 ;
beit ftric’rt
2 * r o i n f o 11 c b
c r
2* ii r rt e r t u 11 b e. 2*ou VJ( a_r g a 1 e t e X r e 11 rt e. 2*. (ft. Teubiter.
3eip,dw2Vrliu. 144 < 5 . 2 , 1*11 Ji.
2 ' olf* e r 11 ii b r u 11 rt > m ft r i e a e. 1 ? e b r rt 0 n rt ü b e r
Wi a f f e n f p e i f u 11 i) e n. vyoutränc, Ueranftaltet uom
2 ftit)eviid)en ^anbe*au*idnig ,311 r Jviirfornetätinfeit fiir bie
Vliirtchörirteu ber ftriecvfteilnebmer in iUt'iiiidien uom 20 . bi*
25. Viouember 1010. ftarl (fterber. 04 3. 02 3 .
3 t r a ü b u r rt e r ft r 1 e a * b a 11 b b u ri). 3eIbituerlort beo Vlrmeih
rat*. 1010. 170 3.
ft a t e di i * m it * b e r X e 11 t i ri) e 11 VI r b c i t e r b e m e jt u 11 rt
Citerreidiv. Vftm .*0 a 11 * ft r e b *. (ft. .Sbebler, Sieip^in
4 > r 0 t 0 f 0 11 e b e r 2 ' e r t r e t e r u e r ) a m m I u 1111 c n b c r
(ft e u 0 f f e 111 d> a f t X e u t i di e r 2 ^ ii b 11 e 11 a it rt e b 0 =
r i rt e u. Xrucf uon VI. (ftiintber n. 3ohu VlftieiirtefeUfdjaft,
>\V11, 3d)öueberner 3trage 0 — 10 . 2H‘din 1017. 44 3.
o a Ii r e * b e r i ri> t b e r VI r beit e r = s ^> c 11 f i 0 11 * f a i f c f ii r
b i e Oi u f 3 jt a b I f a b r i f ber iv rieb r. ft r u p p
VI I t i e 11 it e feil ) d) a f t fiir 1010. fftrapbifd)e Vtio'talt
ber Triebe, ft nipp ^ftieiirtefeüfdjaft, (i ffen. 15 3.
Vl r b e i t * unb X i c it ft u e r in i 111 11 11 it * a 11 t t b e r f. f.
V{ e i d) * b a u p t = 11 n b :>t e f i b e 11 3 it a b t 21* i e 11 . 3ieb=
,;ebiikr (ftefdiäft*beridit fiir ba* isabr 1015 unb ba* 1. .v>alb=
tubr 1010 . Xrucf: (ft. 20oler, 2\*ien VI. 140 3.
5 s. 4, a L r e * b e r i ri> t ii b e r b a * a b r 1010 b e * 2* e r =
1 in* f ii r .‘ö a 11 b I u 11 ft&-* l£ 0 m 111 i * u 0 11 1S5K in
ftftimbitrrt. 23 3.
a r u m m ii i f e n m i r b u r ti> b a 11 e n V (rin 2 ftort an
bie beut [die Vlrbeiterfdjaft uon 23 i I b e I m 23 a II b a u 111 ,
il*i. b. VI. Ctto Wippe!, .'paoeu i. 23. 1917. 16 3.
p 3cüi^rift .^{lale Vrari« un* für 3pölP»»r«»iiifat)rP‘ ift burdj alle 2^ucbl)aitb!ungim unb i*oftämter (^ofljeitungduuiumer 7137) 511 bc^iel)cn
(Sitijelnummer 35 $f. Xcr VlnacigcnprciS ift 45 $f. fiir bie bicrgefpaüene HJdipeile.
BemmingS' anö gaHenfflgret
311111 batöiöeit Antritt n c f u d) t.
aWelbititöen mit ßebcu*Iaitf u. 3 eitrt s
ni*abfd)riften finb unter E. ö. n. b.
©Spebitiun biefer 3 11 nd)ten.
_ T) ex lag 0 0 n (B u ff a p J i f d) e c in Jette. ___
Mi ®eftl Otter Sapitaiattftnttuiig an Stelle oon Sriegsoertorsung (SapitalattfiBtttmasgefett)
io f03talmetti3inifttter Belemtitnoo. ^o» oberftabsant ®t. maciined, 3iefeveitt in ber
iPc'eb.'VIbt. be* fgl. preug. ftriegSminiftcriumd Berlin. i|5ici*: 1 3Ttarf 20 ißf.
41 c r 1 a fl uo it & u ft ui) Jy i f dj c r in 3 c n a.
ib Vlrbeiterintcreffc. ftsod)fotijititftitr unb ftrieg.
23obettfragc .mtb Vlrbeiterintcreffc.
(Sine erfte CSinfü^rung.
2*oit
Zf). Trauer.
(IV, 217 gr. 8°.) 1916. ft*rei*: 5 Uliarf.
Xa* Problem ber VJiecrcsfrcÜjcit
unb bie bcittfc^e s -Bölfcrred)t*politif.
Vortrag, gehalten am 2. Wd rj 1917 in .Uiel
001t
I)r. 3SiII)eIm Hau Halfer,
'profeffor ber Jltedjte an ber Uniberiität Miel.
(VIII, :*4 3. gr. 8°.) 1917. '4*rei§: 1 äWarf 20 ^f.
Xie VUt*biIbuitg für ben (jöljcrctt
2*enualtiutg*bicnft in s |*mtgcn.
töon
(£Iemen§ Don 2)elbrürf.
(IV, 40 3. gr. 8 °.) 1017 '-J*reiS: 1 SPtarf.
Xie foftalc23ebeutmtg berftäuferfitten.
2 * oit
Henriette Jiirt().
(IV, 124 3. flr. 8 °.) 1017. ft*rei*: 3 2Warf 60 ft*f-
I)r. phil. ot rer. pol. S^ciitricf) 9JZannftaebt,
'profeffar au ber ltnitievfitat 33oim.
(VIII, 46 3. gr. 8°.) 1917. ^rei§: 1 HRarf.
Xie ftrieg*befcl)lögiial)mc
als 9Jiittd ber Organifation
ber :)iof)|toff = unb ßebenSmittelncrforgung.
2 *oit
I)r. .fr ein rief) Üel)iiianit,
o. ö. 'proieiiLU ber Dledilc an ber lliiiUerfitiit 3>ena unb alabeinUdiem tKat
am Cftemeiu|il)aftlid)cu il)iiriitgÜd)cu ClH'rIaube*fleridd.
(VI, 110 3. gr. 8°.) 1916. Sßretö: 2 SKavf 40 ^f-
Xa* tucltiuirtfd)aftlid)c Problem ber
mobernen Snbnftrieftaaten.
2 *on Dr. (£arl tton •
(VIII, 210 3. gr. S^.) 1916. freist 5 SWarf 60 ft*l-
Xay Stbfommcu
bcö ^crlmnbcS fd^iuei^crifcfjer ilonfumbcrcinc
mit ber öuofjmcöflcrci 33cll 9(. =6). in 93afcl.
C£'in Beitrag 3111 * G)cnoifenfcf)aft§tf)eorie.
2*ou I)r. s 31itb. ^Bogcl in s ^3erliip6cf)öneberg.
(VI, 94 3. gr. so.) 1917. Sßi*ci«: 2 Wiarf 80 "|*f.
4 -
■4
4-
iBerauttuortlictt für bieScttriflleitunfl: Dr.Öubiüigtpettb*, 33 crliu* 6 truuen.nitb. — Verlag:©uftau $ ifcber,3;eim. - CÄebnicft 6ei?(uIlH(?@ittenfelb,.§ofbud)bnicfcr., »erliiiW.
rf* 1 - m^rjöitg.
gerltn, b«t 25. ©ktotar 1917.
Rümmer 4.
gtafialo Qvaxi&
gitxtyixi fnv |tatterooplfaprk
Ärlidjetat an febm Donnerstag.
Ädjrtftleltong:
gerillt W», ItoUmborfflr. 29/30
^tnsrprtd^rrt Amt tiolltnbctf 2809.
SeransgrtFer:
JJrof. Dr. <G>. frundit unb |trof. Dr. |jJ. gimmermitnn.
flret« oterieljaljrlld) 4 jÖtarU.
Verlag:
<T r fnti feua.
gfrn r pr d>er 63.
llnhitlt.
©o&ialpolttit in SJufgaricn.
'«Bon Slrt&ur ®ij, Sofia ... 61
tMgemeiiic eosialjioliitf.64
S)er ©oaialö emo trat ifdje $ar*
teitao unb bie ©oaialjiolitif.
©oaialpülitifdje gorb.eruitgcn be$
©IjriftUdj-Soamleii Parteitages,
gür bie SluSfteUung Don 3e«0niffcn
an ju föirtfdjaftliifien Sleiftungen
fommanbierte ©olbaten.
Cojtale Suftänbe .......... 67
3ur grage ber S)ienftpfli<§i
bergrau. Pon <51fe äüberS,
Perlin.
grauenarbeit in ©nglmtb.
*(rbetten>crfic9cntitg. epartaffen 68
$>ie 9iot ber ^Rentenempfänger.
Stoftcn bet* Pcbanbtung Don @c*
fd}(c$tsfranfen.
©erufsfranfljeit als Unfall.
®aS Äranfenoerfit^erungSgefcp in
SRufjlnnb.
Valtirrjie^iag.69
$>ie 9Wäbcf)enfortbilbungSfdjiile im
IMdjte ber PeoölferungSpoIitif.
$>ie Pfli^tfortbilbüngSfc^ule für
Sföäbdjen auf bem üanbe.
•enerbegeri^te. Pa*ftna»»S*
geriete. afaigttngSäjirter ... 70
©ine ©rgänjung ber Peififeer ber
©elocrbegeridjte.
©cfjlidjtungSauSfdjufj für SlnmaltS-
angeftellte in Perlin.
3tPangS»©intgung unb ©djtebSpjrud)
für geroerblidje ©treitigfeiten im
franjofifd^en JRüftungSgemerbe.
Siterartf^e 9HReilM«gen . ... 72
8lbbnuf fäuttlldjer Sluffäfoe tft 3eihingen unb 3citfä)riften geftaüet, jebodj nur
mit Doller Quellenangabe.
§t0?ialpalittlt in gnlpnrn.
Xic Spronrebe Don 1914 ftcllte für Bulgarien bie ©in»
bringung fogialer (Gefepe in 2TuSficpt, beren Vorlage bnrep bie
SfriegSuntftänbe berfepobett morben ift. SDaS £>rgan ber ge¬
mäßigten 0 O 3 iaIiftcn, „ s Jtarob", mahnt nnnmebr Uor bem 3 u-
fammentritt ber 0 obranje bie Regierung an bie ©inlöfung
ihrer 3ufago- ^
2(13 fl ein bäuerliches 2 (grarlanb, in bem bie 3 ßhl ber Sopn-
arbeiter gering ift ba bie Vcarbettung ber tiefer in ber Hanb
ber Samilienmitglieber 31 t liegen pflegt unb bic Snbiiftrie
menig ausgcbilbet ift hatte Bulgarien nur ein berhältniSmäßig
geringes VebiirfniS naep 0 o 3 ialpolitif im 0inne beS ?$nbuftrie-
arbeiterfcpupeS. 0 O 3 ialpoIitif mupte hier sunäepft auftreten in
ber gorru ber (G eln e r b e f ö r b e r u n g, um ben 3 ablreicpen
bulgarifcpen $anbU)erfern 2(n3mege aus ber Notlage 31 t fepaffen,
in bie fie unberfcpnlbet burch ben SUebergang beS HattbmerfS
nad) ber Trennung ^Bulgariens bont tiirfifchen 2n>fapmarft unb
ber ttberfdtmemmung ^Bulgariens mit billigen europaifepett
V?affcnartife(n geraten maren, unb in ’ ber Sorm beS
50 a u e r n j cp u p e 3 gegen mueperifepe 2(n3bentung.
Xcr bulgarifcpc Sanbmann mar, als ber £iirfe baS gelb
räumte, bon grobem Sanbpunger gepaeft. ©r üherfaufte Tief)
unb geriet um fo tiefer in 0cpulben, als eine Veriobe un»
günftiger Sßeltfonjunftur beS (GetreibemarfteS ihm ben 2(bfab
feiner ©raeugniffc ans 2(uSfanb fehr eifdimerte. 0o fami er
in SBurfierhaube unb litt unter fepmeren mirtfchaftlidpen .Qrifen.
Unter biefen Umftänben mar es eine «Hauptaufgabe bulgarifcher
0OBialpolitif, burch meitgepenbe .^rebite feitenS ber Öanbmirt»
fepaftsbanf unb burep energifepe ftörberitng beS lanbmirtfcpaft-
Itcpen öcnoffenfdxiftsmefens, baS bem bulgarifdien 23auern auep
ben tedmifepen S^ortfcpritt 31 t übermitteln traeptet, ben be-
mueperten ^Bauern 31 t «Hilfe 311 fouumen unb ihnen bie ftruept
ihrer 2 (rbeit micber 3 itgeben.
S)Jan fann bic bulgarifd>e 35olfsmirtfcpaft niept mit ben
SKaben eines mobernen SnbuftrieftaateS meffen unb fann bent*
gemäb 3 ur 3 eit aud> nidjt bie JJürforgc für bie ^nbuftriearbeiter
als entfd)eibenben ^riifftein für bie bulgarifdje 0 o 3 ialpolitif
betrachten. 5Bon bicr Millionen ©inmopnern maren in Bulgarien
ettnaS über 3 mci Millionen ermerbStätig, baDon 1,7 Millionen
in ber Sanbmirtfcpaft, nodp niept 1.50000 in ber ,.Snbuftrie"
in meiteftern 0 inne, baoon nur ein S^hutel in ber eigentlichen
Sabrifinbuftrie. SSop ber ftaatlid)en Jyiirforge für bie 150 000
Qnbuftriearbeiter ftanb bie Sütlorgc für ben ^Bauern unb ben
Hanbmcrfer. £ie ftaatlkpe ©osialpolitif hatte fiep anfangs
gans in biefen 2 (ufgaben 31 t erfepöpfen unb bat auf biefen (Ge¬
bieten naep Überminbung ber erften inneren Söirren im jungen
0taatsmefen Diel geleiftet. ^ie ^nbuftrie hat fiep erft fpäter
unb einftmci(en nur in befdpeibenem Umfange entmicfelt, unb
ber bulgarifd>e gabrifarbeiter flopft noep niept lange an bie
Pforten ber Sosialpolitif.
^ie am fepärfften ausgeprägte fosiale 58emegung in Söul-
garien mar bie Hanbmerferbelocgupg ber nennsiger ^apre. ®ie
ber Xiirfei non ben (Grofjmäcpten aufgeamungenen niebrigen
3olIfäpe, bic and] ^Bulgarien fpäter übernehmen mupte, bie
üffnnng beS 0 d)mar 3 en SDJeereS unb ber unteren $onau für
bie internationale 0 cpiffahrt, ber Söait ber erften ©ifenbapnen
auf bem SBalfan, baS 21bftrömen ber ^ntelligen 3 aus ben
3iinftcn in bie ^Beamten» unb Offi^ierftellen nad) ber 23efrei»
nng — biefe ©rfcpcinungen führten 31 tr ^roletarifierung beS
einft bliipenben bulgarifcpcn HanbmerfS, baS fonfurreusIoS ben
gan 3 en tiirfifdjen Sftarft Oerforgt patte, nun Uon biefem ge¬
trennt mar unb ben eigenen 21 ?arft mit billiger ftabrifmare
beS 2luSIanbcS überflutet fap. ©in (Gemerbetag in ^pilippopel
1892 gab baS 0ignal 3 iir 0ammlnng ber 58eftrebungen, baS
C'anbmerf burd) ftaatlicpe JViirforge 31 t retten. 21ber erft 1897
fani baS (Gefep betreffenb bie Organifation beS HanbmerfS
3uftanöe, baS mit bem auch ir.t 2(uSlunb bamalS neriuebten
0pftem ber 3tt*mgSinnungcn arbeitete. ^)ie 5Bäter beS ©efepeS
felbft fepienen faitm an feine Söirffamfeit geglaubt 311 haben;
fie folgten nur ber Carole: ©S muft etmaS gefcpepenl £ie Rolgc
beS ©efepeS mar Iebiglicp eine fepärfere 3nfpipnng ber Hanb-
merferbemegung, bie 311 mamperlei Tumulten unb 3 afammen-
ftöpen führte.
0djon nad) IV 2 fahren mürbe baS erfte HanbmcrfSgefeP
mieber aufgepoben; aber bie neuen 58orfcpläge bemegten fiep
boep mieber mehr ober meniger auf bem alten SBoben, unb ein
neues (Gefcp Don 1903 ähnelte bem Oerfehlten in Sonn unb
2£trfung fo fehr, bap eS miebermn 311 gropen 'Demonftrationen
fani. ©rft im ^apre 1910 fonnte fiep bic 0obranje 311 einem
(Gefep mit fafultatiben Innungen, aper pofitiOen SörberungS-
mapnapnten für baS Hanbmerf berftepen. ©in 3entralbureau
mürbe ins Seben gerufen, bas bie Hnnbmerfer mit ^rebit»
oemäprung unb Vermittlung tedmifdier Sortfdyritte unterftiipte.
Ter gemerbliche Unterricht mürbe fräftig geförbert.
Jsnsluifcpen mar ber 0 taat 3 ur ^ n b u ft r i e f ö r b e r u n g
übergegangen, um bie bulgarifcpe Volfsmirtfd)aft A nadibem bas
«Hanbmerf gröptenteilS ben 23oben unmiberbringlicp Oerloren,
neuäeitlidH'n Sonnen an 3 upaffen. 9tacp cinäelnen älteren Vor¬
läufern fam 1894 baS erfte nmfaffenbe QnbuftrieförberungSgefep
3 uftanbe, baS fidj ausfd)lieplid> mit ber Sürforge für oermeprte
63
©oktale SßrajiS unb 5Xrd^it» für 93ofl8h>oI}IfaIjrt. XXVII. Sir. 4.
64
Brobuftion, nidjt mit ber Sürforge für bte probuaierenben
Arbeiter befestigte, @rit ein Umbau biefe^ ©efcßeS im
Sabre 1905 begann and) ber Arbeiter 311 gebenfen, unb
amar legte eS ben Unternebmern bte aur Berfid)erung
ihrer Arbeiter gegen Unfall auf. Die Beiträge au bem
BerficherungSfortbS floffen inbeffen nur äußerft f 4 >ärltcf>.
1894 hatte eS in Bulgarien erft 1700 gabrifarbeiter ge*
geben. 1900 mar ihre Sahl auf 4700 geftiegen. 1904 mürben
6100, 1909 12 200 Arbeiter in Subrifbetrieben befebäftigt, ba«
Don 3900 in ber Dcrtilinbuftrie. Bon ben fogenannten jabrif*
betrieben batten 1909:
1—5 Arbeiter. 4 betriebe,
5-20 120
20—50 77
50—100 23
100—500 . . 24
über 500 .. . . 2
CSS ftnnben im Filter Lion:
unter 12 Rubren. 32 Arbeiter,
12—15 ^aßren.307
10 -20 3370
21—40 0308
über 40 2070
Die 3abl ber Arbeiterinnen belief fid) im Sabre 1910 auf
2900. 9riir bie ftaatlichen Bergmerfe unb JJabrifen befd)äftigten
feine Arbeiterinnen. Su ber ^ejtilinbuftrie mären etma
60% ber ArbeitSfräfte meiblid), in ber chemifdjen Subuftrie
gegen 30% (Bünbbolafabrifation).
Sd)Iießlid) ift au ermähnen; baß noch etma *4 ber ArbeitS-
fräfte Analphabeten maren. Die allgemeine Schulpflicht batte fid)
in ber Braute erft feit 1906 burd)fiibren laffen. Die Boßl ber
Analphabeten gebt iäbrlid) auriief, beträgt bei ben bulgarischen
Aefruten faunt noch 10 % unb ift geringer als in irgenb einem
anberen Balfanftaat.
Bon ben männlichen Sabrifarbeitern famen 40% aus ber
ßanbmirtfchaft, 14% auS bem Hanbmerf, bie übrigen aus an¬
beren ftäbtifeben Berufen.
Der taglkfrc Arbeitslohn fdjmanft in ben Oerfchiebenen Sn«
buftrieameigett fiir Männer amifd)en l,ei (Bapierinbuftrie) unb
2 ,s 5 £coa (©leftriaitätSinbuftrie); ber ©efamtburchfchnitt ftellte 1
fid) in ber Brioatinbuftrie auf 2,13, in ben Staatsbetrieben
höher. Sür grauen betrug ber burchfdjnittliche Trinbeftfaß
0,77 (Öeberinbüftrie) unb ber Höchftfaß 1,33 (TMaHinbuftrie),
ber öefamtbnrchfchnitt 0,93 je Dag. Stiicflohn mar feiten.
Siir Bergleid)Samecfe ift im Auge a« halten, baß bie SebcnS-
mittelpreife Dor bem Kriege in Bulgarien äußerft niebrig, bie
Ansprüche an Tabrung, SBohnung unb Mleibung Jöd)ft- be-
fd>eiben maren. Die niebrigften Söhne maren bie Stiicflöbne
für grauenarbeit in ber Deppicbinbuftrie; fie ftcllten fid) im
SDurcfifdjnitt auf 0,«2 ßeoa für ben Dag.
Der burd)fd)nittlid)e Arbeitstag hatte 11 Stunben. Die
„Saifon" mar meift Don fehl* befd)ränfter Malier, ©igentliche
Arbeitsoerträge gab eS faum, bie .^iinbigung fonnte beiber-
feitS au icber Beit mit fofortiger SBirfung gefdjehen. Bur
©rnteaeit finb bie meiften gabrifen faft Deröbet.
Die bulgarifche Stattftif aäblt Derbättnismäßig fehr aabl*
retdx 1 Streifs, hoch gehen biefc meift Don ben Hanbmerfs«
gehilfen aus. $aum ein Behutel ber an ben Streifs be¬
teiligten Arbeiter maren gabrifarbeiter.
©ine gabrifarbeiterbemegung fant erft in biefem Sabr*
bunbert auf, unb amar richtete fid) bie Belegung ber männ¬
lichen gabrifarbeiter Dornebmlicb gegen ben lohnbriicfenben
SGßettbcmerb ber grauen- unb Minberarbeit, mie ber HanbelS-
miniftcr bei ber Begriinbung beS erften rein foaialpolitifdicn
©efeßeS in ber Kammer im Söhre 1905 befunbete. SBir fahen
aber, baß im Sahrc 1905 and) bas ameite SubuftrieförberungS-
gefeß Arbeiterfcßußbeftimmungen in ©eftalt ber Borfcßriftcn j
über Anfarmnlung Don gonbs für bie UnfallDerficberung ent¬
hielt. Nebenher ging baS © c f e ß über grauen- unb
Mi überarbeit in S n b u ft r i c b c t r i e b e n. Dicfcs
©efeß beftimmte in ber Hauptfacbe foIgcnbeS:
Jviiu Arbeiten über Tage bilbet bas uollenbcte 12. iiebensjahr bie
untere AlierSgrenae, für Arbeiten unter £age bns ueUcnbete 15. bei
Mnnbeit, tas nollcnbcte 21. für grauen, für gefunbheitofd»äblid)e a' 0= j
brifarbeit bei bcibcu ©eirfjledjtern bas uollenbete 18. |
Arbeitzeit: Bis aum 12. ^afirc fnusiial)iii*tui , i$& biirfen and)
Minber luui 10 12 fahren befd)äftigt merbeu!) 0, uoni 12. 15. ^uilne 1
8, für grauen 10 ©tunben. föinber unb grauen, hubem baS Aetht
auf einen ipöchcnüithen Auhetag bei gortbcaug beS 2ohn-e§.
SBöchnerinnen: ÜUct Soehen Urlaub nach ber Aieberfunft ohne
2 ohu.
Aad)iarbeit: Verboten für grauen unb Stüber unter 15 fahren
— bei bielen Ausnahmen.
Da^u üerfchiebene UnfaUucrhütungSOorfchriften.
^panSinbuftric ermangelt in ber ^rariS beS gefehlichen
SdpifeeS.
Die 53emad)ung ber Durchführung bicfeS Arbeitcrfd>up-
gefeheS liefe aunädift fchr niel au miinfehen übrig. („3Bäre man
an feine praftifche Dnrd)fiihrung ebenfo eifrig gegangen mie
an feine SöefchluHfaffung, fo fönnte eS Diel 9fnpen bringen/'
i)r. ©. ©ntfeheff, Die Subuftrie Bulgariens, Bürid) 1915.)
Sm Sohre 1907 erff folgte ein befonbcreS ©efeb über baS
ArbeitSinfpeftorat unb erft 1909 Derfiigte bt*r ^janbelSminifter,
baß alle größeren Betriebe menigftenS einmal jährlid) burdi bie
Snfpcftoren reoibiert Inerben füllten, bereu gefeplid) Dorgc-
fdiricbene Bohl übrigens and) im Staatshaushalt für 1911 noch
nid)t Doll errcid)t mar. Die norgefeheneu Strafen für Über¬
tretung beS ©cfepeS maren mäfeig, baS Berfahren Iangfani, fo
bafe bie Unternehmer fid) menig um baS ©rieb befiimmerten.
Schließlich ift Don Sutereffe, maS baS Statiftifdje Sohv-
bnd) Bulgariens unter ber Aubrif „Soaiale giirforge" au Der-
aeidjneix hot. 2 öir finben ba namentlich Überfichten über bie
BenfionSfonbS für Beamte unb Militär, über Sparfaffen, ©e-
noffenfd>aften unb gad)Dcrbänbe.
Der BeamtenpenfionSfonbS, ber Don ©ehaltSabaügen,
Biufeit unb geringen StaatSaufchiiffen gefpeift mirb, ^Der-
aeidhnete feit feiner ©rünbung 1892 bis 1912 inSgefamt
70 Biillioncn SetKt ©innahmen unb 46 Üftiflionen Ausgaben,
ber 2J?iIitärpenfionSfonbS bei DerhältniSmäßig höheren Staats-
aufd)iiffen 22Millionen ©innahmen unb 20 Millionen Aus¬
gaben. Sobann merben bie ©enoffenfdjafteu aaifgeaählt, obenan
bie lanbnurtfdjaftluhen Spar- unb DarlehnSfajfen auf genoffen-
fdiaftlicher ©runblage, bie in ber Dat eine febr midjtige foaial-
politifche Snnftion Derfehen, unb bie inbuftricUcu unb lanb-
mirtfd)aftlid)cn BerufSDerbänbe. Den Sad)Derbänben ber
Arbeiter unb Beamten gehören insgefamt 29 000 B?itglieber
an, Don benen nur ber Heinere Deil au ben Snbuftricarbeitern
- aohlt. ©iner furaen StatiftiF ber Streifs folgt enblid) eine ein*
gehenbe 9tcd)nunglegung ber Boftfparfaffen, bei benen gegen
50 Trillionen SeDa ©inlagen Dorbanben maren (auf etma
30 000 Bücher). Den Bulgaren aut* Benußung ber Sparfaffen
au etlichen, ift eine mid)tigc nnb nid)t leichte foaiale Aufgabe.
2Bie fehl* er nod) baau neigt, baS ©elb „im Strumpf" aufau-
heben, baDon aeugt einmal baS fdmelle Berfd)minben beS $art-
gelbeS ans bem Bcrfebr, ferner bie ungeheure Berftcifung trcS
©elbmarftS ttad) ber ©rnte, ba baS ben Bauern Dom $xiübler
entrichtete ©elb nidit anlagefuchenb in bie Banfen ober hoch
in bie Sparfaffen auriirffließt, fonbern au ©mifc gefammclt
unb ängftlid) gehütet mirb.
Sofia. Arthur D i r.
JUlgettifine §ojialpcltttk.
1er ®o 3 ioJbtmoftntif<f)c SJorteitag unb bie ©oaialbolirif.
Der erfte Borteitag ber Soaialbentofraten nach bet* Ab-
fplitterung ber „Unabhängigen" Derbient bie Bead)tung beS
SoaialreformerS ans amei ©tiinben. BuDörbcrft mußte fid) auf
ihm aeigen, ob bie Ttaffeu bie neue ft a a t S p o f i t i D e
B o l i t i f ber Aeidistagsfraftiou unb aller leitenben Bortei«
inftanaen troß fortfeßreitenber Mriegsnot noch billigen. DaS ift
gefdichcn: gegen Derfchminbenbe Trinberhciten hat fid) ber
Bortcitag, als Bertretung ber Ttaffen, hinter bie Rührer ber
Bartei geftellt, auch in ben fragen ber Mrebitbemiüigung unb
| ber realpolitifdjcn Mitarbeit an ben BufunftSanfgabcn bes
beutfdien Bolfcs. Riir uns hanbelt es fid), menn mir biefes
©rgebnis beS BartcitagS miirbigen, nicht bantm, ob man bie
foaialbemofratifdje Bolitif im einaclncn billigen ober mi߬
billigen mill, fouberrt allein um bie Hauptfrage, ob bie Bartei
an ihrer grunbfäßlichcn Stellung 311 m Baterlnnbe, aunt Staate,
fo Inic fie fie am 4. Augitft 1911 unter maßgebenbem ©influß
| gemerffchaftlidien ©eiftes gefunben hat, fefthält ober nid)t. Das
ift ber Soll, nnb bamit ift für bie Bufunft ber Soaialrefornt
1 Diel gemonnen. ^sminer mieber ift es in früheren Sohren an
©oaiale Praxis unb $Crd^it> für SßolfStooljlfaljrt. XXVII. Pt. 4.
biefet* Stelle ausgesprochen toorben, bafe bie negierenbe Haltung
ber Soaialbemofratie tote ein Pleigetoidjt om foaialen gort-
fcf>rttt bange unb ihn aufs frfjtoerfte hemme. SBir empfanben
ben gortfaü btefer Pelaftung 51 t Pegtnn beS Krieges als grofee
• Erleichterung unb glauben, bafe btcfe nach bem Kriege boppert
nottoenbig fein toirb, toeil eS an anberen Erfchtoerungen b^r
Soaialreform bermutlich nidbt fehlen toirb. Snfofern ift bte
SBüraburger Entfdjeibung erfreulich.
DaS ätoeite Sntereffe, baS toir an bent Parteitag nehmen,
ift baS unmittelbar fo 5 iaIpoIitif<f>e: toie hot ficb bie
Tagung aur Soaialreform gefteüt? Da läfet ficb nun
nicht mit einem SBorte fagen, fie höbe alle begrünbeten Er-
toartungen, bie auf ben Kongreß einer Arbeiterpartei gefefet
toorben fein mögen, erfüllt. StichtS ift bafür bielleicht beaeich-
nenber, als bafe baS 8 entraIorgan ber Partei, ber „PortoärtS",
in feinem baS Ergebnis Don SBiiraburg aufamtnenfaffenbert Auf-
fafee bie Soaialpolitif überbauet mit feinem SBorte berührt,
tiefer Vorgang ftimmt mit ber einfeitig berfaffungSred)tIichen
Kriegsorientierung überein, bie bie foaialbemofratifchc Partei
auch in ihren parlamentarifchen Vertretungen lefethin immer
mehr geaeigt hot, anm Nachteil ihrer foaialpolitifdjlen Peftre-
bungen. Sftag ber Partei folche Entholtfamfcit itnb bernteint-
lid) finge Pcfchränfung auf einen gana beftimmten politischen
3idpunft burch bie berfchiebenften Umftönbe begrünbet fd)eincn,
fo ift eS hoch leicht möglich, bafe baburch foaialpolitifdje 8 iele,
bie im 3ufammentoirfen arbeiterfreunblicher PeichStagSparteien
erreichbar toären, fo lange nicht mit bem nötigen Padjbrucf ber-
folgt toerben, bis fie fchtoerer als heute burchgefefet toerben
fönnen. 3« biefen Pemerfungen, bie fich natürlich nicht nur
an bie Soaialiften richten, beranlafet ber Perlanf beS SBitra-
burger Parteitags, toietoohl ihm ein umfangreiches Referat beS
SentralarbeiterfefretärS SB if feil borlag, baS fich burch bie
getoohnte Griinölichfeit biefeS ©etoerffchaftSfiihrerS auSaeidj-
nete. Der Parteitag fam erft am fünften Stage baau, biefeS
Referat neben bemjenigen G u n 0 to S über SBirtfdjaftS-
politif an einem Dage an befprechen, ber baneben noch mit
aufeerorbentlich bielen toeiteren Aufgaben, u. a. ber Pefpredjung
ber LebenSmittelfragen (Abg. 9t. Schmibt), belaftet toar. Seber
Kenner ber KongrefeprajiS toeife, bafe bie Aufraerffamfeit in
biefem Stabilem ber Perhonblungen bereits gering unb bie
Perichterftattung über umfaffenbe unb fchtoicrige ©egenftänbe
unbanfbar an fein pflegt.
SB if f e II S Peferat ftellt ein boUfommeneS foaialpolitifchcS Pro¬
gramm auf, ba§ burch feine güüc ber Durchfefeung einiger aftuclter
Hauptpunfie, toie toir fie in biefen Plättern immer toieber ooran*
gefieUt haben, bielleicht toeniger bienen, als gufammenfaffung ber
Arbeitertoünfdje für bie Seit nach bem Kriege aber Pebeutung er*
langen mag. Die foalitionS* unb arbeitSrechtlid>en gorberungen fafet
SBfaj'eü in toenigen Seilen aufammen. Ausführlich toibmet er fid)
bem Arbeiterfchufc, bei bem er ben Achtftunbentag, Aachtarbeitoerbot,
ertoeilerten grauen*, gugcnblicheit* unb Heimarbciterfdjufe unb bie
AuSbdjmmg beS pijoSphoroerbots auf anbere getocrblicf)e Gifte for*
bert. gut Gctoerbeaufftdjt toiinfd)t SBiffcü bie Heranaiehung bon
Arbeitnehmern, auch grauen, gernec ftellt er $ur Arbeiteroerfidje*
rung einige gorberungen auf (Erhöhung ber EmfommcnSgrenae in
ber Kranfenoerficherung; AJuttcrfdjaftSDerfichcrung), bepanbclt ben
öffentlichen GcfunbljeitSfchub, bie Errichtung bon Arbeiterausfchüffen,
ben Ausbau beS EinigungStocfenS unb beS Arbeitsnachweis*
toefenS, ferner ber ArbeitSlofeufiirforge unb beS Armen*
toefenS, um mit SBünfdjcn aur ^ugenbfütforge unb aum SöohnuugS*
toefen fein Programm abaufdjliefeen, 311 beffen Durchführung er ein
Peicf)Sminifterium für ©oaialpolitif forbert. Anfchliefeenb ftellt
SBiffeÜ noch einige gorberungen für bie Kriegsteilnehmer unb Kriegs*
befähigten auf.
Die Pefprechimg beS SBiffeUfchen Referats ftreifte grageu
beS BanburbeiterrechtS, beS SJiutter- unb SäuglingSfdjufeeS,
ber KriegSbefchäbigten« unb Hinterbliebenenfiirforge, um
eigentlich länger nur bei ber Demobilifation au ber-
toeilen. Dr. Ab. P r a u n (Nürnberg) toar eS, ber bic PHditig-
feit ber ÜbergangStoirtfdiaft- ftarf betonte. @?tne fleine Per-
fchiebenheit ber Anfichten ergab fid) atoifchen (£ u n 0 to unb
SB i n n i g einerfeits unb SB i f f e 11 unb £5 ä cf e l anberer-
feitS, inbem bie erfteren beiben fich für Anpajfung ber @nt»
iaffung aus bem .fteereSbtonfte an bie Sage beS ArbeitSmarfteS
auSfpradien, toährentv bie lefeteren an ber gorberung ber fofor-
tigen Entlaffung (nad) SOtafegabe ber milttärifd)en Ptöglichfcit)
eintraten. SBinnig meinte hier toohl gana auireffenb, bafe hier
SBünfdje unb Sntereffen ber felbgrauen Arbeitnehmer auScin*
anbergingen, bafe eS aber gelte, baS S n t e r e f f e an ber Per«
meibung eines ftaufcn ^ohnftnraeS boranauftellcn. (Cb bie
grage aftuell toerben toirb, toagen toir übrigens noch au be-
atoeifeln: Die Demobilifierung eines SliillionenheereS mit
allem, toaS mit ihr an CrbnungS-, SBieberherftellungS- unb
Einbringungsarbeiten aufammenhängt, bauert bielleicht mili¬
tärisch fchon fo lange, bafe bie, bie in ber ®eimat arbeitslos
au toerben brohen, nicht fünftlidj auriicfgehalten au toerben
brauchen, fonbern bis aulefet ernfthaft müitärifd) gebraucht
toerben.)—Die Gebens nt itt elbebatten förberten nid|ts
neues autage, fofern man nicht bie ftarfePetonimg htersu rechnen
toill, mit ber eine einftimmig angenommene Entfchliefeung aus«
fprid)t, hohe Preife erhöhten nicht bie Sftenge ber eraeugten
Lebensmittel, fonbern nur ben (ftetoinn ber Eraeuger; bie
Pereitftellung bon ArbeitSfräften, Düngemitteln, Saat, (Ge¬
räten ufto. fönne allein bie LebenSmitteleracugung förbern.
So ertoeift fid) bie foaialbolitifche Ausbeute beS Partei¬
tags als ettoaS bürftig, unb eS bleibt nur noch au ermähnen,
bafe Scheibemann, ber linbeftrittene neue Führer ber
Partei,, fid) mit gröfetem Stachbrud in feiner Programmrebe
für pofitibe foaiale Arbeit. — „St a dj bem Kriege e r ft
recht Soaialbolitif!" — auSgefprod)en hat. - Er toar
eS auch, bet bor übertriebenen Hoffnungen auf Durchfefeung
beS SoaialiSmuS mit beadhtlichen SBorten getoarnt unb bem
efleftifdjen ©ebanfen baS SBort gerebet hot, bafe, ohne Priuai-
jnenreiterei, an bie Antoenbung beS foaialiftifchen PrinaipS
nur ba herangetreten toerben folle, too eS ben breiten Sttaffen
greifbare Porteile biete. „SBir fönnen nach beni Krieg nid>t
rein foaialiftifch toirtfehoften," meinte er bann- noch, „aber
Steid), Staat unb EJemeinbe, ©etoerffchaft
unb @ e n 0 f f e n f <h a f t toerben im SBirtfdjaftSleben nach
bem Kriege eine gana anbere Polle fanden als aubor". Scheibe¬
mann griff auch Dr. Penners SBort bon ber „Dnrchftaatlicbung"
auf, ber toir mehr unb mehr entgegentreiben. Unb fo acigte
fid), bafe bie beutfehe Soaialbemofratie, inbem fie jefet ben
S t a a t S f 0 a i a-1 i S m u S freimütiger benn je anerfannt hat,
and) auf toirtfchaftlichcm Poben beftrebt ift; an ihrem Deilc
auf bie Stärfung ber $Pad)t beS PcitfjeS hiuauarbciten, —
ein Sieg beS StaatSgebanfenS, faum fleiner als ber, ber in
ber Krebitbetoilligung feineraeit gelegen hot. H.
@05tölp®f|f|f^e gorberungen V& Ebriftli(^»3odta(en Parteitages,
ber am 8 . Otober in Elberfelb berfamtrtelt toar, oertrat ber £anb*
tagSabgeorbnete SBallbaum; er forberte bie tatfählicbe Anerfcnnung
ber Arbeiter* unb Au^eftelltenfchaft binfidülid) ifj^er ArbeitSleiftang,
Schaffung oon Arbeitsjammern, Sicberftellung beS KoalitionSrcchteS,
feine Ertoeiterung auf bie fianbarbeitcr, Schaffung eines' Staats*
arbeiterrechtö, fcharf-cre Progrcffion ber PerniögenSfteuer, Staats*
liionopole. Er toarnte bic Parteien ber Rechten, fich ber Aeuorbnung
entgegenauftemmen; fie tollteit nicht nur mitarbeiten, 'fonbern bie
giihruug übernehmen. PeichstagSabg. Pchrens fprach über Über*
gaugStoiritfcbaft. Aad) bem Kriege toerbc mit aller Energie gearbeitet
toerben muffen. Eine Arbeitsmöglichfeit toerbe gegeben fein toie
nie auoor: Aber bie grbfee llmfcbicbtung ber Arbeit, namentlich bie
grauentätigfeit in ber heutigen SBirtfchaft, fei eine befonbere forgeu*
oolle übergangsfrage.
gür bie AuSfteQung oon 3cuguiffen an au toirtfchaftlidien
Beiftungen fommanbierte Solbaten tritt eine Eingabe beS PunbeS
ber t«hnif<hen Angeftellten (©ifc Perlin*griet>enau) an bie oier Kriegs*
miniftexieu, PeichStag unb PunbeSrat ein. Die Eingabe toeift barauf
hin, bafe oicle Ptilitärpcrfoncm im CperationS* unb Etappengebiet
3ur Einrichtung, Übertoad)ung ober Seitung bon toirtfehaftlicbcn unb
technischen HeereSbetrieben unter Pertoertung ifer-er im grieben er*
toorbenen giachfeuntniffe Oertoenbet merben, 5- P- io Aiolfereien,
©d>läd)lereicn, Kabaoer* unb Cbftoertoertungsanlagen, ©ägetocrfen,
©iefeereien mtb Eifentoerfen, ch^mifeben Petriebeu, X’lrtillerietoerf*
ftätten ufto. Deiltocifc feien berartige Petricbe Cffiaicren ober
Ptannfchafteu lange 3 dt fjinburcl) anoertraut, unb mitunter finbe
ber einaelue hier Gelegenheit, höheren Anforberungen au genügen, als
im grieben an ihn gefteüt tourbeu. Da baS Paterlaub alle biefe
perfonen noch bem Kriege in ber ^ubuftrie atoedmäfeig oertoenben
foüte, fo toärc eS oon SBeri füx fie felbft unb bie ^nbuftrie, toenn fie
fich über ihre Dätigfeit a u $ to e i f e n fönnten. Daau feien furae
3 eugn-iffe geeignet. Sie bie SBirtfdjnftSoffiaierc ber CperationS* unb
Etappengebiete einheitlid) auSäufertigen hätten, etmo in folgenber,
nur bei fur3er PefchäftigungSaeit ober unaulänglidjer Seiftung a»
Oertoeigenibet gorm; „£anbjturmm«nn fent einer ber freeresocr*
toaltung gehörigen Afolferct Dom ... bis ... oorgeftanben, bic
nach afahresaeit . . . bis . . . Biter Pftlch täglid) auf Putter oer*
arbeitet", ober: „Beutnant 3 t’. toar Dom ... bis ... als Petriebe-
leitcr eines ArmceflugparfeS tätig. Der parf befhäftigte 8C)() teilte
unb enthielt 2 mechanifdjc SBerfftätten."
67
©oktale Sßrasis unb ?trd^iD für VolfStoofelfafert. XXVII. s J?r. 4.
68
§<*?ide Dnjlänte.
3ur grage ber Tienftpfltifet ber grau*).
$nt (Sommer 1916 erliefe bie ^atfeilbe»3immerftiftung ein
tßreiSauSfcfereiben sur Erlangung einer ©d)rift über bieTienftpflidjt
ber grau. Von beit eingegangenen 144 Arbeiten ift feine als unbe*
biugt beS SßreifeS inert befunben morben, bod) fittb bie beibeu
©cferifteit, bie als biebefteu anerfanutmurben, 3 ueinergemeinfamen
©eferift ncreinigt morben, bie jefet Dom Verlag be* SÜiatfeilbc-
3immerfeaufeS beraub gegeben mirb **). Sföie es fefer feäufig bei
VreiSauSfcfercibeti ber galt ift — aud) bei S|3rciSau*fd)reibeu
für Tihtftlerifd)e Gmtmiirfe —, bereiten bie mit bem SßrciS auS-
gescicfeneteu Arbeiten and) bicSntal eine (Suttänfdjung. Slurg
nad) GfrlafebeS SßreiSauSfdjreibenS l>atte ber Kurator ber SOiatfeilbe»
3immerftiftuug, Sßtof. D. Dr. griebrid) yimmer, eine Heine
©eferift „graueubieuftpflidjt. ©nmbgebanfeu für eine gefefelidje
Regelung" beröffentlicfet, bie bereit* gati 3 feft formulierte Vor-
ftfeläge entfeipU. Tie Veröffentlichung biefer ©eferift mar u. (£.
ein Hemmnis für baS ©dingen beS SßreiSanSfcfereibeuS. Stfcufdjeu
mit eigenen flauen füfelteit fid) gefeemmt, fid) ben 3 inmter-
fdjen 9tid)tlinien ansupaffett, unb tatfäd)lid) finb and) nur foldje
©eferiftett bunt Preisgericht 31 m engeren Sßafel gugelaffcn morben,
bie fid) in mefentlicfeeu fünften ber 3 immerfcfec'it 0 d)tift äuge«
pafet featteu. Ta biefe Vorfd)ttige in einem Hauptpunft fogar
reefet anfedjtbar erfdjeineu, mie meiter unten näfeer auSgefiifert
tuerbeu foll, fo finbet fid) biefer gefelcr uatiirlid) aud) in ber
Porliegeitben gefrönten PreiSfdjrift. Vlud)bie3ufammenfd)meifeuug
ber Arbeit Don smei Vlutoren ift uid)t giiitftig, itieil baburefe
manche Sßieberfeolimgeit unb Vreitfdfemcifigfciten eutftanben finb.
Über beit ©runbgebanfeit, ber allen glätten über Ticnftjafer
unb Tieuftpflid)t eigen, bafe bei griinblidjer ©d)nlmtg ber grau
bie grauenfraft mefentlicfe beffer als bisfeer bem Vatcrlaube
ltufebar gemacht merben fann, fecrrfd)t tuofel in allen Sägern
einmütigfeit. Veufcfeiebene Vluffaffungen machen fid) nur bar-
über geltenb, ob ber 9?ad)bmcf bei ber SMtcrbilbuug ber
©d)uleittlaffenen auf bie berufliefee gortbilbuitg ober auf
bie fe a u S m i r t f efe a f 11 i dj e VluSbilbmtg 31 t legen ift.
Vielleicht lefert ber $rieg, bei; fomofel bie Vefeeutnng ber Der«
nüitftig feanbdnbett §auSfrcru für bie Volfsmirlfdiaft, tote aud)
bie Vebeutung ber beruflid) gut gefcfeulteu grau für bie Vluf»
redjterfealtnng beS SöirtfcfeaftSlebenS in feellftcS Sidjt gefefet feat,
bafe feier in yufunft eine mittlere ßinie gesogen merben ntufe,
unb bafe ofene Sftiidficfet auf bie Soften bei ber Vlusbilbung ber
s D?übd)en b e i b e n ©eiten tfiedptung getragen merben uutfe.
(5* ift ein Vorsug ber Oorliegenbeu preiSfdjrift, bafe fte bei
ber grage ber Tienftpflidjt ber grau jebe ungeeignete s Ji'ad)«
afemuug ber HeereSpflicfet beS >WanueS ablefeut, fonbern bie
grage gans unb gar als eine ©aefee ber Volfsbifinutg befeanbelt.
2llS3citpuitft für bie Vlbleiftuug berTienftpflicfet mirb als Siegel baS
17. £cbeitSjafer angenommen. Verfdjicbtmgcu nad) einer friifeeren
ober fpätereit her 5lbleiftuug fönuen ftattfinben, mit ben
pcrföulicfeeu unb gamilieuberfeältniffen Siecfenuitg 311 tragen. TaS
17. ScbenSjafer mürbe bei ben ©djülerinnen ber feöfeereu ’DJäbdjeu-
fcfeuleit ans @itbe ber ©d)ul 3 eit fallen, mäferenb bie SSolfS*
fdjüleriunett bann einen gemiffen ^lbfd)lufe ber 33 erufSau*bilbung
(Seferseit, gortbilbnngSfdjule) erlangt feaben fönuen. 2 )ie $rciS»
feferift legt ben Wadjbrurf auf bie feausmirtfd)aftlid)e SlitSbilbung.
2 )er fd)mäd)fte $unft ber ^SreiSfdjrift, ber auS beu 3 immerfd)en
JRicfetliitieu übernommen mürbe, ift bie fefer ftarf feerOortrctenbe
Ituterfdjeibung 3 mifcfeen ben s Dcäbtf)cn ber bemittelten Greife unb
ben s JJiäbd)en aus ber breiten 9ftaffe beS 93olfeS. 2 )ie s JDtäbd)en,
berem ©Uerit eS besaftlett fönuen, foHeu ifere ®icuftpfliri)t in
eigenen 3lnftalteu (grauenbienftfeeime) ablegeu, — au* erziel)-
lid)eit ©rimbeu mirb eilte seitmeilige (Sntfernuug 001 t ®aufe,
eine Sfiipaffung an baS ©emeiitfd)aft*lebeu einer Vluftalt, für
nütjliri) eradjtet. 2 )e* ^oftenbnnfteS megeu aber mirb beu
5ßolf*fd)üleriuncn biefer Vorteil berfagt, ftatt beffeit fallen fic —
baS ift ber tt. (S. feöcfeft attfed)tbare fÖorfd)lag Ooit 3 immer, ben
bie ^rci*fdn‘ift übernommen feat — iferer ®ienftpflicfet in einem
frembeu ^in 3 elfeauSfealt uad)fommeit. ^lllerbingS fallen biefe
l)üu*lid)eit Seferftedeu (granenbienftfteUeu merben fic in beit
3 immcrf(feeu. Richtlinien genannt), einer regelinäfeigeu 9tadj-
*) 53crgl. feieren bie VtUffnbe unb ftotijeit © 03 . ^v. XXIV 846,
XXV 966.
) Tie 2)icufuifliri)t bev beutfdieu grauen, ^oit Ve 0 Cs. VI. .^ofe*
nimm unb Dr. (£. Dteidjcl. ^erliu^^clilcnborf 1917. WnUnlbe^linuni r=
£>au*
ferüfimg uittermorfeit fein, um feftsuftellen, ob baS junge
lWäbd)ett and) mirflid) bort etmaS lernt unb niefet nur auSge-
uufet mirb, cbenfo mitfe ifer bie 3^it ä l *nt 33cfud) ber „grauen-
bienftfd)ule" gegeben merben, trofebem erfcfecint biefer SBorfcfelag
ber Vlblegung ber 5Dieuftbflid)t in irgenb einem frembeu iSm^U
feauSfealt feöcfeft bebenflicfe. 2 Ber bie grofeen ©d)mierigfetteu
femtt, mdd)e fo manefee SlrbeitSrtadjmeife, bie fiefe ber ©ad)e
mibmett mollteu, bamit featteu, geeignete feäuSIicfee Seferftellen
31 t finbeu, ber meife, bafe e* böllig unmöglid) ift, all bie „graneit-
bicuftftelleu" in beu ©iuselfeanSfealtimgeu für bie ©cfearcit
bieitftbflidjtiger junger s AVäbd)cn 311 finbeu. Unb meid)’ ein ge-
maltiger Vlüfearat ntiifete für bie ^aefeferiifung ber T)ienftfteüeit
gefcf)affeit merben, — man benfe bergleidjsmeife etma au btc
©djmierigfeit ber Man trolle beS Heimarbeit- unb Stinber-
fdjnfegefefeeS. P . • ..
T)ie V 3 erfaffer ber ^reisfdjrift erfemten au, bafe bte feauS-
Iid)eit Tieuftpläfee nur ein Wotbefeelf finb, bafe bie ersiefeung in
beu „granenbieuftfeeimen", mosu HauSfealtuugSfd)uteu, SBofel-
fafertsbetriebe, laubmirtfdjaftlicfee ©cfeulen mit eigcubrobuftion
unb äfeitlidjem 31 t benufecn finb, beffer märe. Diefcr VJotbefeelf
mirb nur ber ^oftcuerfparuis megeu gemäfelt. Tie Tieuftgeber
fallen beit Tieuftinlid)tigeu eilt Heines Tafcfeeitgelb safelcit, ■unb
bem ©taat eine entfbredjenbc Vlbgabe für bie gcleifteteu Tieuftc
madjeit. VluS biefer „föinnafemeguelle" fotteu bann nad) unb
nad) immer mefer eigene graneubieuftfeeime gefd)affcu tuerbeu,
um nad) unb nad) einer immer gröfeereit Vlii 3 afel bou 9)?äbtfeett,
and) beu ^oIfSfd)üleriunen, bie seitmeilige l^rsiefeung burd) ba*
©emeiufdjafiSlebcn 31 t ermöglicfeeu. Tie Vlb.fd)uitlc ber ^rci*-
fd)rift, bie biefeit V 3 ered)nungeu gemibmet finb, erinnern ftarf
au bie befannte Wild)mäbd)en-9ied)nung auS ber gabel. Vlud)
ben orgauifatorifdjeu $ 8 orfd)lägelt für bie 53ermaltung (©efeaffuttg
eines grauenbieuft-9teid)*amteS, ftaatlidjer Oberämter unb ört«
lieber grauenbieuftämtÄ*) ftefeen mir smeifdnb gegenüber. ©0
fange über beu ©ebaufen ber Tieuftpflidjt felbft noefe fo lud
Unflarfeeit feerrfd)t unb aud) unter beujeuigeu, bie bem ©runb-
gebattfeu suftimmeu, uod) feine einfeeitlicfecn gorberuugcu feerauS-
gearbeitet finb, faitit man unntögltcfe bie ©efeaffung eines neuen
ÄeidjSamtS Verlangen. ,
Tod) trofe ber eiumönbe, bie mir gegen bte HSrei§jd)nft
erfeebeu mufeten, feauptfätfelid) megeu iferer 31 t engen Vlnlefemmg
an bie 3 wtmerfcfecu 9 tid)ttiuieu, faitit fie bemtoefe als etuc be*
adjteuSmerte ©rgäii 3 tmg 31 t ber ©ebaitfeitarbeit augefprod)eu
tuerbeu, bie nod) geleiftet tuerbeu nutfe, um aus bem Problem
„Tieuftpfiid)t ber grau" allmäfelid) eine reife unb nufebringenbe
gruefet tuerbeu 31 t taffen. $n ©djrift ftccft Piel fleifeigc
Vlrbeit, baiifeuSmert ift and) ber reiche Siteratumad)tueiS, tuofel
ber umfaffenbfte unb Pollfläubigfte, ber bis jefet Uorfeattbeu t)t.
@IfeS ÜberS.
grauettarbeit in ©nglnnb. 9tücb ber Labour Gazette
mareit im Suli 1917 1 240 000 grauen mefer gctuerblidi befdiaf-
tigt als int Öuli 1914. Tie Smtafeme in ber Q n b 11 ft r i c be¬
trägt 453 000 (auf eine V 3 i 1 d)tiftigten 3 iffer non 2 184 000 im
guli 1914), in Staatsbetrieben 198000 (auf 2000), tm
T r a n * P 0 r t g e tu e r b c 62 000 (auf 19 000), im 53 a n f »
iu e f e tt 50 000 (auf 9000), in .St 0 m nt tt n a ID e rmaltun«
gen 47 000 (auf 198 000). Tie 3afel ber $auSangeftellten ift
um etma 300 000 gefunfen. Tie 3nnafemc in ber 53 efcfeäftigimg
non grauen feat befonber* im lebten Ouartal eine grofee Stei¬
gerung erfahren; fie betrug mit 182 000 ungefähr hoppelt fobiel
mie im uorangefeenben Dnartaf. Qn ber ^nbuftrie betrug fie
54 000 gegenüber 29 000 im norfeergefeenben Quartal. Tanon
entfielen allein auf baS 33?etaagcmerbe 41 0Q0, auf bie d)emifd>c
Snbuftrie 8000 grauen. Tagegen fielen bie Schien in ber 53e--
fleibnngsinbuftrie; in ber Tcrtilinbnftrie fdiiebcn 5000 grauen
aus, gegenüber 3000 im erften Vierteljahr 1917. Tie ©efatnt-
3 afel ber in ber Tertilinbnftric Vefd]äftigten ift aber heute mit
22 000 noch immer feöfeer als im guli 1914.
2^rbettmier(idjerung. §parka(fcn.
; Tic Wut ber 9iciitcncntpfängcr hat ben allgemeinen .Stnapp-
icfei.ftsuerein Ueranlafet, bie Vesiige ber befonberS bebiirftigen
itnappfdiaftsinUaliben unb -mitmen aufsubeffern. Vefanntlid)
hatte ber Verein jiir bie bcrgbanlidi-en gntereffen uier Millionen
yjtarf geftiftet, Don beneti 3nfd)iiffe fiir bie ^nDalibert- unb
VMtmenreuten gesablt merben füllten, meint bie betreffenbeti
doäiale ^ragis unb Ardfjib für VolfSmo^lfabrt. XXVII, Kr. 4.
70
(Empfänger mit ihrem Qefamtcn (Einfommen eine beftimmte
©rcnac nid)t überfchreiten. Der Allgemeine SlnappfdhaftSöerein
bat nun befdjlofjen, biefc DeuerungSaulage aus eigenen Mitteln
31 t erhöben, inbem er nach § 1274 bei* 9teid)S0etiid)eritngS»
orbnung eine SKiUion s Mavt als allgemeine dRafenabme 5111 *
Hebung ber gefnnbbeitlicben Verhältniffe feiner Verfid)ermig
3 iu* Beifügung, ftcllt. Die DeuenmgSauIage für ben §nt>aliben
foH Don fünf auf ad)t 2 ftarf monatlid), für bie ©ßitme bon hier
auf fed)S ÜRarf, unb für jebeS ftinb bon 75 ©f. auf eine dftarf
erhöbt merben. Die (Einfommcngrenae, bis 311 ber bie Unter»
ftüfeung eintreten foll, mirb für ben ^nbaliben bon 65 auf
75 M, für bie ©Htme bon 44 auf 50 <M monatlich erhöbt. Diefe
©renae ermeitert iidj mie bisher für-jeben Angehörigen, beffen'
Unterhalt ber ^Rentenempfänger in ber ®auptfadje beftritten
bat, um 10 Ji,
Stuften ber Vebaitblung bon ©efcfelechtSfranFeiu Die
SanbeSberfidherungSanftalt 9 fheinprobin 5 hat mit ben anftän-
bigen ^ranfenfaffenberbänben, 3 unäd)ft für ein ^abr, folgenbe
Vereinbarung getroffen:
®ie VerfidjerungSanftalt übernimmt bie Durchführung bes ipeil*
berfabrenS für biejenigen gefcblecbtsfranfen ^affenmitglieber, bie bon
ber ©eratungSftetle als furbebiirftig beaeichnet merben. Von ben aus
ber Ipeilbebanblung ermaebfenben Soften trägt fie bie $äljte, bie
anbere Hälfte bie Äranfenfajfc. ©ei Jpeilberfabren für anjprucbs*
berechtigte gamilienangebörige bon $affenmitgliebern trägt bie An*
ftalt bie Sofien für $ran!enbausbebanblung unb Araneimittel allein,
bie übrigen Soften merben geteilt.
VerufSfranfbeit als Unfall. Aach einer für bie (Entmrcflung bes
Verfi<berungSre<hts grunbfäfeltcb bebeutfaincn ©unbeSratSberorbnung
bom 12. Otober, 1917 finb UnfaÜberfieberten ©terbegelb unb hinter*
bliebenenrenten unter entfpreebenber VliüDieitbung ber Vorschriften ber
AVO. auch bann 3 U gemäbren, menn ber Verjicherfee ficb bei §er*
ftetlung bon $riegSbebarf eine ©efunbbeitsbefcbäbigung bureb ato*
matifebe Kitroberbinbungen auaiebt unb infolge ihrer (Eiumirfung,
auch menn fie ficb allmählich* gelten» macht, ftirbt. 2Bar ber Verftor*
bene in mehreren betrieben befchäftigt, melche bie oben genannten
©toffe hcrfteUen ober »erarbeiten, fo hat berjemge VerficberungS*
träger bie ©eaüge au gemähren, bem ber ©etrieb angehört, in melcbem
ber Verdorbene auleit mit jenen ©toffen befchäftigt morben ift.
Diefe Verorbnung gilt rücfmirfenb für bie .feit bem 1 . Auguft 1914
ei «getretenen DobeSfäde. ^
Das ÄratifeitberfttbcruitgSgefeb in SRitfelanb, baS bisher
nur für gabrifen unb Vergmerf galt, ift aufeerorbentlid) er¬
meitert morben. (ES gilt nunmehr auch für $iittcnmerfe, baS
gefamte ®anbmerf, bie (Eifenbahnen, bie Vinnenfd)iffahrt, bie
©ttafeenbahnen, baS Vaugemerbe nfm., inbeffen nur, fofern
eine SRinbeftaahl bon fünf Arbeitern •befchäftigt mirb. ©leid)-
aeitig ift ber ganse Aufbau ber Verfidherung in bemofratifeber
^Richtung berbodftänbigt morben. Die Vermattung ber Waffen
gebt gänälicb in bie föänbe ber Arbeiter über. Das frühere
Verbot ber AuSbehnung ber Haffen burd) 8 ufammenfd)lufe ober
(Einbeaiehung neuer Vetriebe (bie ruffifdien ^ranfenfaffen finb
VetriebSfaffen) fällt fort, fo bafe eS ben Waffen freiftebt, ficb au
VerufS« unb £>rtsfaffen 311 entmicfeln. Den Unternehmern
mürben größere Saften auferlegt, fo fallen 3 . V. bie Sloften ber
ärstticbeti Silfe m ibien Saften. Die ^ranfenunterftüfeungen
fofien bie föälfte bis smei Drittel beS SobneS betragen.
$0ll»tr;Ui|un9.
Die 91Uib(benfortbUbungSf(hule im Sichte ber VeoölfeningS«
politif. 3n einer als giugfcbrift beS DitrerbunbeS berauSgegebenen
©ebrift 1 ) fommt ber ©ebanfe, bafe in Deutfdblanb bie firtfenbe
^eburtensiffer nur burdh griinbli^e KuSbilbung ber 3Ränner
unb grauen auSgeglidjen merben !aun, unb bafe gerabe bie
jebige 3 e ü c i ne ftienge öfonomie unb. beftermogeue Ver-
meubung aller VolfSfräfte gelehrt bat, ftar! 311 m SluSbrucf.
Dte gortbilbungsfdbule für äRäbdjen foll baher brei Auf¬
gaben in ficb ber einen: §ausmirtfcbaft, Venif unb Ziehung,
unb 3 mar foK bie. AuSbübung für ©aus unb gamilie in ben
3Rittelpunft geftellt merben, bie er 3 iebungSarbeit aber als
©runbfab in adern Unterricht b ß rrfd)eu. AIS ©egenfab 31 t
ber oft eintönigen VerufSarbeit foll baS Qntereffe für Hörper»
Übungen, SSanbem unb Erbauung in Siteratur unb ®unft
gemedt unb gepflegt merben. Der Verfaffer macht in feiner ©ebrift
gugleid) eingebenbe Vorfcbläge über bie Organifation ber ©ebuten.
x )Die 3ßäbcben*gortbilbung$fcbule im Dien fte
ber VoIlSergiehung. (Vortrag im DreSbner ßehrerberein.)
Von SBillibalb Ulbrid)t. 10 ©. 50 fßf.
Ähnliche gorberuugen mie 3Ö. Ulbricht erbebt fp r 0 f. D r.
b. ® a p f f in feinem Vudje: „Die g r ii b e b e, ibteVor»
a u S f e p n n g e it unb g 0 lg e n *) # iitbem er eine ent*
fpredjenbe Vorbilbung ber dftäbcbeit als VorcruSfebung für eine
grübebe büiftellt. Qebod) tritt er nicht für eine B^angSfort-
bilbuitgsfdjule ber 9Käbd)eu im Alter smifeben 14—16 Sabreu
ein, foubent für einen ein* ober halbjährigen ununterbrochenen
Sebrgang, 31 t bem alle ÜRäbcben im etmaS gereifteren Alter bon
18—21 fahren berpflichtet mären, dürft eine folcbe Vorbilbung gäbe
u. a. bie SKöglicbfeit einer grübebe, für bie Sßrof. b. ^apff 3 U
über 3 eitgeu fudjt, unb smar aus etbifeben, national unb ftaat*
lid) praftifebeu ©riinbeu, fomie jur Vermehrung ber VoIfSfraft,
ber VolfSsabl unb beS VollsmoblftanbeS.
Die VflichtfortbilbungSfchwle für Atäbchen auf bem fiatibfe.
legentlicb ber 6 . ^auptoerfammlung ber Vroüinsialabteilung beS
Deutschen Vereins für länbltche SBohlfahrtS» unb $eimatpflege am
7. 3 Rär 3 1917 in Vonn nahm ©aronin SÜerfering in einem Vor»
trage 311 biefer gtage ©tellung*). ©ie führte aus, bafo eine ©flicht»
fortbilbungSfcbule mit einem Sehrgang t»on möglichft brei SBinter»
femeftern für baS Sanb nicht nur gut Hebung beS allgemeinen ©il=
bungSftanbeS, fonbern auch als ©erufsfchule notmenbig fei, um unfer
Sanboolf ben erhöhten Anforberungen gemachten unb mi^r mursel»
feft auf bem heimifeben ©oben 3 U machen. * Aus bem Vortrage unb ber
anfcbliefecnben AuSfpradje ergab ficb, öafe man ficb smarber mancherlei
©d^mierigteiten (hauptfächüch ^oftenpunft unb Mangel an Seht*
fräften) bemufet mar, trohbem aber bie (Einführung ber länblicben
©flicbtfortbilbungSfcbule für bringenb notmenbig hielt. @in Anfang
fei entmeber babureb 311 machen, bag bie VolfSfd^uIe bie gemünfdjten
Unterrichtsfächer mit aufnimmt ober ®urfe im Anfcblufe an lanb*
mirtfcbaftlicbe SBinterfcbulen eingerichtet merben.
ftaufitfflnnsjjeridjt*. ©inigimgsfim!^
Dte (5rge6ttiffe ber Äiiramtg ber ArbeitSaeit in ben norb*
amertfanifeben Vergtocrfen. 9J2an fd)reibt unS: Sn hartem
Stampf haben bie Vergarbeiter ber Vereinigten ©taaten in ben
lebten Sabren eine gefepliche Slür 3 iing ihrer ArbeitSaeit burdh*
gefept. AIS aber Vräfibent Söilfon bie ®riegSerf(ärung an
Dcutfd)Ianb erliefe, mar man fidj bariiber flar, bafe alle 2Birt*
fdjaftSgcbiete berfudhen miifeten, höhere Erträge au eraielen. (ES
nntrbe baher ber Vorfcfelag gemadjt, für bie ^ohlenbergleu’te
tollte ber Arbeitstag micbcr Pon 8 auf 9 ©tunben herauf»
gefefet merben. Darauf hat baS ArbeitSminifterium
(Department of Labor) in ©ßafbingtou eine Unterfudbung über
bie perhältniSutäfeige ©rgiebigfeit ber Arbeit in ben Anthrmait*
bergmerfen ber Vereinigten ©taaten mährenb ber Slalenber«
jahre 1915 unb 1916 unternommen, ©öährenb beS ganaen
SahrcS 1915 mar ber 9teunftunbentag in ^raft gemefen. 1916
herrfd)te er bis aum 9. 2 )?ai, mit meldjern Dage ber Ad)t»
ftunbentag in Straft trat. Sefeterer mar mithin 7 2Ronote
23 Dage in ©cltung, mährenb ber Beitraum, in meldjem ber
9teunftitnbentag herrfd)te, fid) über 16 dftonate unb 8 Dage er»
ftreefte. Das ©efamtergebnis ber ft'ohlenförberung fteHte fid)
1916 niebtiger als im Vorjahr. Aus ben Veobacfetungen beS
ArbeitSminifteriumS ergibt fid) jebodj, bafe baS 2RinberergebniS
bavauf aurüd 3 iiführen mar, bafe meniger Seute befchäftigt mür¬
ben. Datfächlich mar bie AibeitSlciftiing beS einaelnen mäh¬
renb beS AdhtftunbentagS gröfeer als im Sfteunftunbentag. Snt
einaelnen lauten bie Biffern folgenbermafeen:
1916 1016
BaW ber befebäftigten Arbeiter. 159 391 142 909
&oI)lenförberung in ©rofe Dons. 72 279 944. 71 248 807
Durchfchnittliche B a hl ber Arbeitstage . . 230 253
©efamtaabl bet Arbeitstage. 35 599 300 34 524 2C6
Arbeitsergebnis jebeS ArbetterS iu©rofe DonS 2,03 2,OG
©robultionSfteigerung auf beit Arbeitstag . — 1,40 %
DaS Arbeitsamt in ©tetfbington fchliefet auS biefen
Biffern: ,,©S fd)eint, bafe ficb auS einer ©teigerung ber täg¬
lichen ArbeitSftunben in ben Anthraaitbergmerfcn gegenmärtig
feine ©eminne ergeben mürben. ©oU eine gröfeere Vrobuf-
tion eraiclt merben, fo fcheint eS, bafe irgenbeine anbere 2Re»
tfeobe als bie ber ©teigerung ber täglichen ArbeitSftunben an¬
genommen merben mu&." E. S.
2 ) Verlag 39. ®oblbammer. ©erlin 1916. 128 ©.
*) 7. £eft ber ©djriften ber ©robinaialabteilung Kbeinprouina
bes Deutfcben Vereins für läublicbe SBoblfabrtSpflege: 3Ö a s er¬
matten mir üon ber länblicben gortbilbungs*
fdjule für ä)iäbd^en,unb melche gorberungenfinb
an f ie 3 u ft clIe n ? Verlag beS Vereins, ©onn 1917. 25 ©f.
71
(soziale $ra£i# unb Ard)ib für SBolfsmohlfafjrt. XXVll. Ar. 4.
Sd)lirf)tititg#aii#fchuft für SfnltialtöaitfleftcUtc itt Berlin.
Der 33erbanb ber 99ureauangeftellten Deutfchlanb#, bem fief)
anbere Anwalt#angefteIltenoereine augefchloffen batten, unter¬
breitete bein berliner ArtWaltOerein ben $orfd)lag, einen
baritätifcb hefteten Sd)lid)tung#au#fd)u6 t einzufefcen, ber
Differenzen Schlichten unb and) gleichzeitig allgemeine unb
grunbfäfclichc Sragen bc# Arbeit#oerhältniffc# beraten foll. Der
AnWaüDerein nal)m biefen $orfrf)lag an, unb und) längeren 93er-
banblnngen fam eine SBereinbarung auftanbe, bie inzwifchen
and) bie 3uftimmung ber beiberfeitigen Organisationen gc-
funben bot.
Diefem Audfd>uft fällt bie Aufgabe au, aflgemeine unb grunfc*
fäfcliche fragen bcS Arbeitstoerhältniffes unb bet Aufteilung#* unb
ArbcttSbcbingungcn ber Aumalteangeftellten ju beraten unb Streitig*
leiten aȟifd>cn beu beteiligten Organisationen fornie zmifchen ben
einzelnen Anmäüen unb Angestellten au Schlichten. 3ft cd bem Au#*
Schuft nicht möglich, über bie dor ihn gebrachten Strittigen fragen
eine ©erftänbigung groifcljert ben beteiligten’ hcrbeiaufiihren, fo gibt
er ein Urteil barüber ab, ob unb iiuinemeit biie Hergebrachten be=
fchtuerben unb Einträge berechtigt ftitb. $ebe beteiligte Organisation
fornie jeber Anwalt unb jeber An ge) teilte ift bered) tigt, Anträge unb
bef chm erben beim Schli<htung#au#fchuft anzubringen. •
©# biirfte ba# erftemal in Deutfd>lanb fein, ba& Arbeit¬
geber unb Angeftelltenorganifationen fid)
freiwillig aut* ©infefcung eine# foldjen Schlid)tung#au#fd)uffe#
cntfd>Ioffen haben.
3 tamitg#»©imguitg unb SctyicbSfjmtth für gewerblich*
Strcitigfetteit im frattzöfifcheit 9hiftttng#getoerbe. ©in Dcfret
Oom 17. Sanitär 1917 hat für gewerbliche Streitigfeiten
ZWifchcn ben Arbeitgebern unb ben nicht ber Sftilitärpflidjt
unterworfenen Arbeitern ber franzöfifdien *ftüftung#inbuftrie
bie ztoang#Weifc Regelung burd> ©inigung unb Sd)ieb#fhrud)
eingeführt. Scber 59rtid> bc# Arbeitserträge#- unb febe Unter¬
brechung ober Ansehung, ber Arbeit in ber 9Niftung#inbuftric
ift verboten. Die Streitfragen miiffen einem ftänbigen
Au#fd)ufc für ©inigung unb Srf)ieb#fprud) unterbreitet werben,
ber für beftimmtc Söcßirfc errichtet wirb ünb au# Arbeit¬
gebern unb Arbeitern in gleicher 3al)l beftehen foll. ftontmt
e# nid)t au einer gittlidien ©inigung alaifchcn ben Parteien,
fo erläfet biefer An#fd)uft einen Sd)ieb#ftmtd>. können fid)
bie ätfitglieber bc# Au#fd)itffc# auf einen Solchen Sd)ieb#fbntd)
nid)t einigen, haben fie einen ober mehrere Unjiarteiifche au
benennen; wenn bie Au#fd)ufemitglieber fich auch über bie
5öahl ber Unparteiischen nicht Uerftänbigen, fann ber
9Hiftung#minifter bic Unparteiischen ernennen ober felbft in
ber Sad)e erfennen. ©ntfd)cibungen eine# folchen An#fd)uffe#
fönnen buvd) ben 9?üftung#minifter auch auf anbere betriebe,
33eairfe unb ähnliche ©ewerbezweige au#gebehnt Werben.
Arbeitgeber ober Arbeiter, bie fid) ber fdhieb#richterlichen ©nt-
j fd>eibung nicht unterwerfen, fallen unter bie SBcftimmungcn
be# ©efefee# über militärische Jftcqnifitioncn.
SÜtntriftyt ipUttetlungcn.
Die © l u l f cf> u l b ber © n t e n t c. ©arl ©urtiu# in Berlin W.
1917. 23 S.
tt b e r g a n g # m t r t f dj a f t unb Arbeiterfrage. ©ou A l *
b recht, ©erlin, ©arl .§et)mann# ©erlag. 1916. 24 ®. 60 ©f.
® r o ft h anbei unb tt bergan gdmirtfehaft. ©on 2 u ft i g.
SR. Mobbing. Berlin. 1917. 32 S. 60 ©f.
Die 3«Ufthrift i>ravi* unb 2tr4ji* für |?oUi*W0lilfal|rt M ift burdj alle ©udjljaitbluitgen uitb ©oftämter (©oftaeitungäiuimmer 7137) ju beziehen
©inaelnummer 35 ©f. Der Anjeigenbrei# ift 46 ©f. für bie öiergefpaltene ©etitjeile.
Bettnangs- and saffenfStiei
Sunt balbigen Antritt g e f u dj t.
^Reibungen mit 2eben#lauf u. Seng*
m#abf<hriftett finb unter E. G. a. b.
©Ibcbition biefer Leitung 311 richten.
_ fletlag 0 0 n (Buftao Jifcfrec in 3enct _
Dis mm Oder Sonitaiotifinöniig m Mt m tdeosoeifocgtag (SapifmaDlindmigsgefeg)
in foiiohneöijUiifKiet DelragtoBg. so» obecfiadMof Dt. matflned, Aefercnt in ber
A?eb.=Abt. beö fgl. preufj. ftncgSmimfterium# Berlin. '^rei#: 1 SWarf 20 ^f.
^naiiitiHfiitiini)MUMiiuiit!iiiniiiiii)!iiuiiiiiii]!iMiiiiiiiiii)nti)tiaiti!{iuiHU!!MiiHi!iHiMtnitiii!tii!;HiiiiiiitiHiütiifiiiii!iiiiiiiiHi!ii!iiiiiiiHiinruininiiii;!iniinnuHHt!ii)!!!iiiiini!iH<ji!i!HtM«iiiin!iiMiaii)i!ninin!fiinnün
Ocdag bau a&ujtab Jr t frij e c itt 3 fcna.
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I und der lUohnung^fragc.
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| Preiiä: 16 .iSIiarrt, geb. iH .UlarR 20 pf.
| (X, 690 gr. 8 °.) 1917 .
1 ^>fefeg ^tandardlucrft, dag Sehr 1 'thncü su tuohlberdfentem Euf
I gelangte . . . (üomntnnalblatt für ^hrenbeamte 1911 .)
| <Oa^ eijochematfjenbc Handbuch dc^ IDoljnnnggtocfeng und der
| UOohnnngjifragc . . . (Cedjnifdjel a?emetndeblatt 1911 .)
I Uölnffche Zeitung dom 12 . JFeüriiac 1911 :
| ... Unter diefen Cheoretcftern dc^ lUohnungöjjroülem^ —
| im üeften jftinne gefagt — Ijat fich Prof. Und. sUbcrftadt
i fchon lange eine führende Stellung rrobert. .^»ein Handbuch dc§
| lUoIjnuugömefcnö und der Wohnungsfrage hat luolji bisher am
| umfangrririjhrii unb grüublichttrn das Wohnungovroblem behandelt <
| und bann auf den UuljmeStitel eines .^tandardtuerbeS
| mit ItecTjt Aufyruch machen. ...
^l!llt!lllllllllllllllllllllllllllllllllll!lllllllltllllllllllllllllllllllllll!lllllllllllllllllllllllllllllllllll!llllllllll!llllllll!lllllllllllllll!lllllllllllllllll!lll
fi^craiitttJOTilid) für bieScftciflleihmg: Dr.Ciibiuifl öoijbc.^crliii fönmctualb. - 'ßi-rlitg: (S
bcc^cfcflfdiaft fuc^oyalcüefonn
ftcrausgcgrüen Ijdh bem Oorftanbe.
OJanb VII.
D.ig üedjt ber Organisationen
im neuen Dcutftfjlanb.
3tm SCufttage bcö Oorftanbes bet u?cfeIIfcJ)aft für
.4>o.iialc Reform Ijcrauagegcbcti bom Unterauöfrfjuß
für 3Crbeit|rec§t.
Heft 1 :
UofllitionSrcrijt unb ^ttafrcrijr.
Prei^: 1 JUarft.
Heft 2:
Daß ItDalitiaiiSrcdit unb bic iirafrcrijtlidjcn
jDcbcn= unb PaH^cigcfctjc.
Pr eiet: 80 pf.
Heft 3 :
Das UaalitianSrcdjt unb bas i^ciinbc*
unb ■Jianbarbcitcrrcrijt.
Prrf«: öo Pf.
iiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniminiiuiiiiinniiiiiniiiiiiiiiiiHiiHiiiHiHiiiiiiHiniiinintmiiiiiHiiiiinininiiiiiiniin
lu fl a t» 5 i f 6) c r, ^cna. - - (ftcbmcfl bei ^ 111 i n «5 i 11 c 11 (c [ b. j^ofbuebbtuefer., ^crliiiW.«.
iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiuiuiiiiiiiiniiiiiiiiiitiiiMmiumiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiinuiiiiiiuuiimiiiiiiiiMimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiimmiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
iMtjrgmig.
gfrliHt bm 1. Ilowmlrcr 1917.
Umrnrmr 5.
$fvaxi&
unb
glrrljhr f nx JJtfltetturJjlfaljtrt
CErfdfetnt an febem Donnerstag.
ÄdjrlftUitnng:
gerliii W 90 f gtolUirtorfßr. 29/30
^FtroferedlKr: Amt tlolUnborf 2809.
gerintfgebtr:
Jrcf. Dr. ®. trattdu unfc |fn>f. Dr. gj. gtmmertitamt.
tfrete nlertelfäljrlldj 4 Math.
Verlag:
<£nfhui fifipfr, gena.
Sertifpre^esr 58.
gitljflU.
ftitr bic »gcfäbrbtMcn“ xXugcnb- «aterMUMfdier #tlf#Menft. ... 78
litten! Bon <3tab!frfmlarat Brof. Bom 9l6fehrfchein.
Dr. 2tt) i e l e, Gfjemuifc.73 molMernftbrnns null Sebent*
«efeüföaft fte Soziale ftefonn. haltong ..79
Snternattonale »ereinigimg für Stofylennai, ($rnäl)rung$-
tgefegltdie« Ärbetterfdjnfc. ... 76 fdjroierigfetten unb ÜJtaffen*
Sie Ortsgruppe Hamburg ber ©e- fpeifung.
jeUfcfjaft für Soziale SRefomt. Xavifnereinbarungen potf^en
Bulletin beS internationalen Slrbeits* Wrbettgebeen nnb Ärbettera .80
amteS. larifberatung im 53uc£)brucf*
allgemeine So8talpoltttf.77 ge werbe. Bon Sref fert, Berlin.
Sie Neirf)Sregicrung über bie Wrbetternerfkherung. 0b«r*affen 81
füuftige Soainlpolttir. Notmenbige Berbefferungen
Ser Slufgabenfreiö beS lOiinifteriumS &er Stranfenoerfidjerung.
für fogialc ^itnorge in Ofterrcicfj. fitterarifdpe üRttteilnngen .... 8*2
Slbbrud fämtlidjer Slufiäfce tff 3citungcn unb 3cttfd^rtften geftattet, jebodj nur
mit Doller Quellenangabe.
pr öie „grfäljri>etcn“ pgenölidjen.
Bon Stabtfdjutarat SjSrof. Dr. Spiele, ©heinuip-
©inbringlicße 3 abU'u reiben über ben Unterfd)ieb amifdjen
bem lebensnötigen unb bem burd) Rationierung angeteiften
Alalorienbebarf ber BePölferung, ben Sugenbfiirforgern mobl-
befannt,fiibrtX ieneman n-XreSben in Sabrg. XXVI Rr.52
ber „Soaialen BrariS" ber breiteren £ffentlid)feit oor, um ba*-
mit einen .«pilferuf „für bie Sugenblicben" au begriinben. Seber
Sugenbfreunb unb mit ber Siirforgc für bie beranmaebfenbe
Sugenb in biefer feßmeren AtriegSaeit amtlid) Beauftragte mirb
ibm bafiir Xanf miffen. Um fo mehr ift eS aber notmenbig,
baß bie Solgcrungen aus ben mitgetcilten 3af)Ieu, bie für baS
5lltet* non 5—18 Satiren ÜDHnbcrmerte borftelten, jeber AHitif
fionbbalten. ©inen Deinen Beitrag aur Beurteilung ber bei-
gebrad>ten Bebenfea unb Sorgen X i c n e m a n n S au liefern
unb bamit baS ctma geplante ®ilfSmerf an bie ridjtige Stelle
Sit leiten, ift ber 3*Pecf biefer Seilen.
X i c n e tu a n n bcrid)tet aus ber ($roßftabt über bie
©roßftabt. ©S ift befannt unb mirb ja tagtäglid) beute non
rielen ©roßftäbtern erlebt, baß baS Sanb im allgemeinen biefe
Idbmeren Befchränfungen in ber ©rnäßrung nid)t fennt. ($3
formt fie felbftoerftänblich in gemiffer Beaießung amtlid) aud),
aber lange nidit in beut SRaßc mie bie öroßftabt. ©rfannt
tmirben biefe Berbältniffe im Sabre 1916 auerft im Rbeinlanb
unb in SBeftfalcn, mo bann bic großzügige Sanbunterbringnng
ber ©roßftabtfinber ber ©aritaSoerbänbe einfeßte. ©inh e itlid)c
Pergleicßenbe Reihenunterfuchungen bon Stabt- nnb Öanb-
finbern mad)te id) bann Anfang be3 Sabreö 1917, berett @r«
gebniffe 1 ) bie Wu^breitung biefer Bemegung: „Stabtfinber
auf§ Sanb!" förbern baff- 2)afe fitfi feitbetu biefe Berbältniffe
mefentlid) geänbert haben, ift nidjt anaunebmen. Rodb bor
fnraem febrieb ($. SRcnael 2 ): „fReine mebrmonatt-
4 ) Bcrbanblungetr b. XV. ^abce^berf. b. Seutfd). Ber. f. Scbul*
gefnubbcitepflege. Äeipaig 1917. ©. 9 ff.
2 ) „Sag" ?luög. B. s Jir. 233. 1917: Sic Wbftufung b. auf^crorbentl.
ÄricgOteucru n gS ^ u läge n.
gen (ürfabrungen in ber Viaferne inmitten bon SRännern au§
allen Bolföfreifen unb allen (#egenbcn haben mir auf§ neue
geaeigt, bafe ber Stäbter unb unter biefen ber bort angefteHtc
Beamte bie febärffte 5frieg^not au^aubalten bal. Xer Beamte
be3 platten Öanbe^ ift beute meit mehr al^ bor bern Kriege au
einem gemiffen @rabe Selbftbcrforger, ihm fehlte in ber Äaferne
niemals bie Butter, ber Specf, bei* Srbmala, bci3 Brot. Sß t r
Stöbter aber batten nichts unb faben au."
Xienentannö Hilferuf mufe alfo ergänat merben: giir
bie Sugenbli^en ber ©rofeftabt unb felbftberftänblid) ber grofe-
ftabtäbnli^en ßanbgemcinben. Sd) bin in ber Sage, bie 2öir-
fung ber @robftabtfrieg§ernäbrung auf unferc ^inber and) in
biefent Sabre mit Bcrgleid)§aablen au belegen.
Surd) Unierfudningen fämtlid>cr Anfänger (1. ©cbuljabr)
ber Bolfäfdjulen, bie, ba es hier feine Borfdjuleit gibt, aus allen
Bolfsfreifen flammen», ftellte i(^ folgende Bablen* feft, beren 2Bert in
ber 'einheitlichen Unterfliegung burdh einen unb benfelben Unter»
fucher, ber na«h benfelben Biafeftäben verging, liegt:
©enügenber SmährungSauftanb 1916: 95,1 n. ^>., 1917: 9M V.
llngeniigenber „ 1916: 4,9 i». 1917: 8,7 o.
Bei ben ftonfirmanben 18 . Schuljahr 14--15 jährige) mürbe
folgendes foftgefteilt:
©citügenber ©rnährungsauftanb 1916: 95,4 o. 1917: 93,.^ n.
llngeniigenber „ 1916: 4,« t>. 1917: 6,5 u. £>.
SS?ir fehen alfo eine Abnahme bes geniigenben ©rnährungs=
auftanbcS foroohl bei ben fleinen 6 —7 Sabre alten Sdjulfinbern,
cntfprechenb ben non S i e n c ui a n n mitgetcilten uerminberten
Atalorienmengen, trobbem a- s ^- bei uns in Gljemnip and) biefe
AHnber noch a u anberen Nahrungsmitteln menigftenS % £itex Biildj
befommen. Bei ben 14—15 Sahre alten Schülern ift ebenfalls ein
3 uriicfgchcn bes (5rnäbruivgöauftanbes feftauft,eilen, beni mau nadi
S ie it em au n aUcrbiitgS nod> größer ermartet hätte.
Bei ben amifd)en biefen äufeerften Scbuljabrgängen liegen^
ben Sabrgängen finb im großen unb ganacn btefelben @rf$ei-
nungen feftaufteüen. Bcftimmtc Xlnterfd)iebe ber tK v rfd)iebenen
AUaffen fönnen im allgemeinen nicht mehr gemacht merben.
Bßicbtig babei ift jebod) folgenbeS: Söaren eS in ber erften Seit
ber AXnappbeit — ®erbft unb 5ltifang hinter 1916 — bie
AHnber ber bemittelteren Greife, bie im Körper gern id)t nadi-
liefeen (örunb: baS fehlen ber üblichen Söurft-, ©ier-, Sleifcb*
aulagen aum ^riibftücf unb Slbenbbrot), möbrenb bie .^inber
ber Arbeiter im mefentlicben bie gleiche unPeränbcrte fleifriv
arme unb gemüfe- (fartoffel-) reiche Aloft erhielten unb babei
gebiehen, — mären es bann im Bßinter 1916 unb Sriibjahr
1917 bie Alinber ber fleincn Beamten, Sehrer unb Seftbefol-
beten, bie aurücfbliebcn (Q 5 nmb: Steigen ber Breifc ber mar*
fenfreien ÖebenSmittel unb beöhalb Unmöglichfeit, folche au
föufen, baher PöDigeS Slngemiefenfein auf bic rationierte
Rahrung), mährenb a* 33. bie AHnber ber gutfrcaahlten unb als
Schmerarbeiter auSreidbenb mit Sonberaumeifungen Perfehenen
Munitionsarbeiter gerabeau bliihenb biefen gegenüber auS-
fahen, — fo ift jept gana auffällig, bafe in erfter ßinic bie
AHnber nadblaffen, benen 31 t $aufe bie Örbnung fehlt. XaS
finb bie ^inber, bie feine £>äuSlid)feit mehr haben, beren SJhttter
außer ©aufe befchäftigt ift, beren Bater nicht baheim; baS finb
bie AHnber, bie ben ganaen Xag auf ber Straße liegen unb bie
fid) hiet ihre augeteilten ober fonftmie erlangten Alalorien
mreber abjägen. ©in midjtiger ftingeraeig, mie mobltucnb bie
ii
75
Soziale unb SlrcpiD für VollStooljlfabrt. XXVII. 9lr. 5.
76
Iciber fo manchem ©roßftabtfinbe feblenbe Orbnun'g, baS redjt«
Seitigc Subettgeben oor allen Gingen, ber richtige SSccftfel attw
fchen Dupe unb Arbeit unb Spiel ift. ^eßt palten fiep au cp trop
i£>rer fcpwierigen ©rnäbrungsoerbältniffe unb oft genug ficper
fnapperer Daprung bie Kinber beS DfrttelftanbeS in ihrer ©r«
näbrung bcffer; bie Söobleraogenpeit wiegt manchen Mangel
auf!
(Soweit bei* ©rnäprungSauftanb ber ScpulFinber, ber
übrigens and) bei ben gortbilbungSfcpülern trop ber Don X i e -
n e m ann mit 3 ablen belegten SDinberautcilung nicht Wefent-
lid) nadigelaffen pat. ®ier biirfte ber @runb ber fein, baß
biefe 15—17 jäbrigen jungen Leute einmal an unb für fiep
Sulage, 5 .33. an Vrot, buben, anbererfeits aumeift in DhmitionS»
werfftätten befcbäfiigt finb unb btcr mieber bie Schwerarbeiter*
aulagen genießen.
$crabgefepter ©rnäbrungSauftanb unb barnit Dtagerfeit ift
nod) feine KranFpeit. Vebenflid) Wirb bei* 3uftanb erft bann,
wenn fid) tatfäcftlidb bnrdj bie ©rnäbrungSFnappbeit unb ©r-
näbrungSOeränbernng KranfbeitSerfcpeinnngen einftellen. 2Öir
wiffen, baß unfere 2 h*ate bei ©rwadifencn über eine eigentüm¬
liche neuartige KranFpeit berichten, bie fog. OcbentFranFbeit —
wafferfikhtige 2 lnf<hWeH ungen ber ®aut Perfcpiebenftcr Körper¬
teile, auffälligerweife ohne nachweisbare Scpäbigungen Don .§era
unb Vieren —, bie unmittelbar auf unfere jepige mafferreicfjere
Daprung auriicfgefübrt Wirb. 3Sir hören weiter non Klagen
über 3unabnte ber $era- unb DierenfranFpeiten, bann ber
eingeflemmten Vriicpe, ber Vorfälle, WaS leptercS beibeS Wohl
im 3 ufummenbange mit bem allgemeinen gettfchwunbc ftebt.
Vor allen Gingen wirb aber gcflagt über bie 3unabme fowobl
ber KranFpeitSfälle als and) bei* Sterbefälle an Lungentuber-
Fulofe. Unb enblich bat bie allgemeine KörperwiberftanbSFraft
ber alten Leute wefentlid) nadigelaffen.
VKe ftebt eS barnit bei bei* Sngcttb? ©ine allgemeine
Vermehrung ber KranFpeitSfälle ift gegenüber ber griebenS*
acit nicht eingetreten. (Die befannten anfteefenben KinberfranF*
beiten treten nicht häufiger auf als fonft. 2öir buhen Wohl
eine Verbreitung gewiffer .ftautfranFfjeiten, au beren VeFäntp-
fung bie Seife fehlt. Dropbem ift natürlich ein ©inflitß ber
Kriegsernährung bcutlid) au erfennen.
2Bir Dergleichen mieber im 2ltifd)litß an bie oben mUgcteiltcn
UnterfuchungöergeDniffe:
Schulanfänger Vlutarmut
STuberfulofe
Monfirmanben Vlutannut
Duberfulofe
1916
1917
1913
D. £>.
0 . £>.
D. $.
. . 22,90
28,50
22,48
. . 2,10
2,35
1,07
. . 30,99
31,20
21,75
. . 4,10
4,90
1,51
3Bir feljen bei ben Meinen, noch mit SDilcp Derfebenen Kinbern
eine mef entliehe Sunapme ber auffällig blaffen unb blutarmen Kirober
gegenüber bem 1916 mit feiner nod) nicht bebeutenben Knapp*
heit; bie größeren) Kinber hüben fchom 1916 gegenüber ber griebenS*
acit (1913) toefentlich reagiert; bie 3 a bl hat 1917 nur noch Wenig
augenommen.
(Daau fommt als Wohl unfere wichtigfte Kinberfranfheit:
bie DuberFulofe. 3US Duberfulöfe beaeidmen wir auS praf«
ttfdjen Cörünben auch bie tnbei*FuiofePeröäd)tigen Kinber. §cp
oertrete burchauS bie 2lnfid)t anberer erfahrener Sdiulärate,
wie Steinhaus, Stephani unb V e t e r S • ®alle, bie
bie Sttehraahl ber auffällig blaffen, Pon uns als blutarm be-
aeichnetcn Kinber als bie Sd)Winbfud)tSfanbibaten ber 3ufunft
anfpredben. 2lud> bie Suhl bei* tuberfulöfen unb tuberfulofe-
Perbäcptigen Kinber hut angenommen, unb atnur, was baS auf*
fäöigfte ift, fofort mit ©infepen ber ©rnährungSfchwicrigfeiten.
Oie SBiberftanbSlofigfeit beS mangelhaft ernährten Finblichen
Körpers würbe offenFunbig. (Die bis babin latent gebliebene
(DuberFulofe erwachte ans bem Sdjlummcr, fie Würbe ntanifeft.
Unb aüiur muß bieS fd)on faft fämtlidie tuberFulofebcbrohten
Kinber betroffen hüben, benn in biefent Sabre (1917) mit feiner
ftarF erhöhten Suhl fdjlecht ernährter Kinber ift bie 3a£)l ber
DuberfulofeFinber nicht entfprecpenb geWadifen. (Dat>on, baß
unter ben Sdndfinbern .£>ei*aFranFpciten Wefentlid) augenommen
haben, Fonnte ich mich nicht iiberaeugen, wenngleich und) ich —
leiber, muß id) fagen! — befonbere, unb felbftPerftänblicp erft
red)t übertriebene, Leibesübungen in jepiger Seit für ßuruS
erFlären muh. Sid) Wenig bewegen, heifct Kräfte, heifet Ka¬
lorien fpa.ren! (Die golgen unbewußter Leibesübungen bube
id) oben an unteren StraßcnFinbern gefepitbert. Sd) bube aud)
in biefem Sinne in ben Sdmlen bnrauf hinweifen Taffen, baß
baS, Was fonft Vflidrt unb Luft fein foll, jept fo weit Wie irgenb
möglid) eingefchränft werben möd)te, gana im Sinne (Diene-
man ns, ber bem $lrat einen größeren ©inflnß auf bie 5luS-
behnung ber Förperlichen Übungen eingeränrnt wiffen will.
Sehen wir uns nun bie minberwertigen Kinber näher an.
Wie baS allerbingS nur in einem geregelten Sd)ulai*atbetriebe
möglich ift, fo finben Wir, baß eS (ich faft in allen gällen um
Kinber banbeit, beren Vorgcfd)id)te mehr ober weniger fd)Were
FonftitutioneKe Körperfd)äben unb KranFbeitSanlagen ober
KranFhßiten aufweift.
Sd) habe barauf fepon in Verlin (a. a. 0.) feineraeit auf-
merFfam gcmad)t. „(DaS finb bie Kinber, bie auffallcnb blaß,
alfo blutarm, fchwäcptid), mit engem VruftForb, mit 9lnaeid)en
mehr ober weniger fcpwerer SFropbulofe, mit d)ronifd)em
Sdjnupfen, bepinberter Stfafenatmung, Pergrößerten SRacpen-
manbeln, gefdiwollenen (Driifen in bie Schulen gefornmen finb.
(DaS finb u. a. bie Kinber, bie wir banF ber innigen VJecbfel-
beaiepungen awifdien unferer 2:uberFnlofefürforgefteIle unb bei*
S^ule, als tuberFulofegefäbrbete, tuberFulofePerbäcptige ober
tuberFulÖfe Pon bort gemelbet beFomnien." ©S leiben alfo unter
ber 9?abrungSFnappbeit befonberS bie FmnFen unb FränFlicpcn
Kinber. Shuen miiffen bemnacpi in erfter Linie VUld> ober
gettgaben in weiterem Umfange auerfonnt werben.
(Demnad) Würbe man. bie X i e n c in a n n fepen Vorfd)läge
bapin abaitänbern haben, baß bei einer ^cuPerteilung auerft bie
öroßftabtFinber unb bie Kinber in ben biefen entfprcd)enben
©emeinben au berücFfidjtigen finb. Unb oon biefen würben
wieber in erfter Üteipe bie FränFlicpen unb FranFen Kinber
auSaiUiKiplen fein, wenn aud) hier, wie leiber Waprfcpeinlid),
eine ^onberung eintreten müßte. X i e n e m a n n S .fttlfentf:
„gür bie Sugenblidjen!" wäre bemnad) au Pcränbern in ben
nid)t weniger bringenben: „gür bie gefnnbbeitlid) gefährbeten
Suqenblidien!"
fflr §0jtalf Reform.
Intecnatümalr^minigung fflr ge f 41 idjfn rfrijufc.
(Die CrtSgruppe Hamburg ber Öefellfcpaft für Soawlr
fKcform, uifpriinglid) bereits 1903 begriinbet, bat fiep Fiiralicp
neu Fonftituicrt. Durch ben in ipr erfolgten 3 ufanimenfd)lnß
ber großen 3lrbeitcr« unb 2lngeftelItenocrbänbe, ber ©enoffen-
fepaften, ber in ber KriegSWoblfuprtSpflege tätigen Kreifc, ber
foaialen grauenPercine ift unter giiprüng namhafter, im
öffentlid)en Leben bet $anfeftabt perPorragcnber Männer unb
grauen aller Dichtungen eine breite unb fefte ©runblage ber
£rtSgruppe unb ein FräftigeSLeben gefepaffen worben. (DenVor-
fip pat $rof. Dr. 2lb.Datpgen (DationalöFonomie) übernommen;
bie ©fefcpäfte führt Vuftor 3BiIp. Kießling, Leiter beS VolFS*
peintS; im Vorftanbe finb bie großen SlrbcitnepmerPerbänbc
Pertreten. Stuf ©inlabung ber Ortsgruppe, bie fiep am 9. £tf*
tober Fonftituiert pat, hielt am 25. Oftober Vrof. Dr, granefe,
Verlin, ftcüPertr. Vorf. ber öef. f. Soa. Def., einen Vortrag
über „baS neue Deutfcplanb unb bie f 0 5 i a I e
Deform'' in einer gut befudjtcn Vcrfammlung; er
legte bie ©ntwidlung ber eoaialpolitif Wäprenb ber
KricgSaeit bar, Wies auf bie Uncntbcprlicbfeit ber
Soaialreform beim SBieberaufbau unfereS VolFSförperS,
unfereS SBirtfcpaftSlebenS unb unfereS gefamten Staats- unb
Kulturlebens hin unb forberte aur ©rreiepung ber foaialpoli«
tifd>en 3wlr, inSbefonbcre auf ben ©ebicten bes 3lrbciter-
fdnipeS, beS Kleinwohnungsbaus, beS ©inigungSWefenS, beS
Koalitionsred)tS, ber DrbeitSfammern, ber (iMcicpbered)ti-
gitng ber Slrbeiterfcpaft, au reger Arbeit in Hamburg auf.
Vulletiit beS gnlcnrntionalcit DrbettSamteS. Das (Doppel¬
heft 6/7 beS VanbeS XVI bringt eine Deipe Pon Vefprcdiungeu
einiger wichtiger ©iefepe, bie in ben lepten Sabren erfepienen finb,
unb bie jum (Deil grunbfäplidw? Deuerungen bringen. Llußcr
einer Detpe Pon (Sefepen, bie and) in ber „Soa. Vr." bereits
behanbclt Worben finb (a. V. öfterreid)ifd)e KranfcnPerfid)enmg,
nieberlänbifd)e 2 lrbeitslofenfürforge ufw.), finben fid) barin na¬
mentlich Piel ©fefepe aitS Spanien, bas in ben lepten Sehren
feinen Slrbeiterfcpup gana erheblich anSgebaiit au haben fd)ctnt.
So ift auf Vetreiben beS „SuftitutS für Soaialreform" — eine
©inrid)tung, bie etwa bem Vureau für Soaialpolitif entfpridit
— ein Ofcfep aur Verbefferitng beS gewerblidien ScpiebsgcrichtS-
wefens erlaffen Worben, bas Koalitionsrecht würbe mehr ge-
soziale Vraj;is unb Ärdjiv für VoIFSmoljlfahrt. XXVII. Ar. 5.
78
Hdiert, obligatorifche Einigungsämter unb Schiedsgerichte für
ftantlid)e unb genteinnötige Betriebe cingefiiljrt.
Eine Folge ber revolutionären Bewegung in S M c r i f o ift
ein fehl* weitgehendes Arbeiterfchußgefeß, baS ber proviforifche
EJouVerneitr des mc^ifanifcbcn Staates Eoahuila be 3nragosa
am 27. CFtober 1916 unter bem Ditel „ArbeitSvertragSgefeß"
erlaffen bat. ES enthält nicht nur bie Beftimmuuqen beS eigent¬
lichen ArbeiterfcfjußeS, fonbern auch Vorfchriftcrt liber ftolleftio-
vertrag, EtoWinnbeteiligung, Einigung unb 3<f)iebSfprechung,
fowie als Anhang ein UnfaH-Entfrf)äbigmigSgcfcß.
DaS vorliegenbe ^Bulletin enthält außer ber Besprechung
ber öefeße auch eine reid)baltige 3eit}chfiftcnfchau cinfchlägiger
A itf ja ßc aus ber 3eit vom 1. Sanuar bis 31. Dezember 1916.
Heft 8 unb 9 be$ 16. Bandes bringt ben Zeit uerfcßiebcuer Qk*
feße aus ben bereinigten Staaten (Fremben=Einmattberung 1. 2J?ai
1917), Cfterreid) (Unfallverfichcrung vom 21. Auguft 1917), Mauton
6 Jenf iAuf)etagsnot>eUe vom Fmvi 1917); ferner eine itberfidjt über
Mriegsmaßnaßnrni auf bem (Gebiete Des 9lrbeiterfcf)ußes (Preußen,
Belgien, Cfteireicf), Bafetftabt, <&enf), enblid) ben Wortlaut ber Ftie=
bcnSforberungen Des internationalen ©emerffdiaftsbunbcs vom V?ai
1917 (Vgl. „Soz- VrariS", 26. iafjrg., 9h*. 85».
lUlgtmrin? §u?ialju»litik.
Die 9tcid)Srcgierung über bic fünftige Soztalpolitif. Stuf
bem El)riftlid)»9iationalen ArbciterFongreß (28.—30. CFtober
in Berlin) t)cit ber StaatSfeFretär bcS AeicbswirtfchaftSamteS,
Dr. 3 d) U> a n b e r, eine bebeutfame Aebe gehalten, bie tvir bem
in nächfter Kummer erfcheinenben Bericht über ben Verlauf ÖeS
Uongrefjes ihrer programmatifchen WicbtigFcit halber bereite
heute norausfchicFen tuollen. Der StaatSfeFretär führte namens
des AeichsFanzlers etwa folgendes aus:
JWit freudigem Stolz Fönnett mir zuriicfblicfeiib auf bie ver=
gaugenen Mriegsjahte fagen, baß bie beutfd)c Slrbeiterfdjaft unb bie
beutfehe 91 iigeiteIItenfd>aft fid) im Mampfe um ben heimatlichen Stoben
unb bic beutfd>e Crljre Daheim mie im Felde glänzend b e =
mährt haben, llnfer Vertrauen, baß fie aud) in ^ufuuft nicht
läffig unb nuibc fein merben, ift tiefbegründet unb uneifdmtterlich.
£ut jeber feine Pflicht, fo merben mir uns behaupten. Darum gilt es,
nicht eine ©tunte foftbarer Arbeitszeit zu verlieren ohne Erzeugung
mirtfchaftlicher Werte (Beifall). Wenn id) fo gemiffermaßen von
einer in o r a I i f ch e n Arbeitspflicht fprecfje, ift bie Verbin*
bnng mit ber Fbee ber © o z i a l p o l i t i F gegeben. Wir merben jum
Ausbau unferer fokalen Einrichtungen, bie beiten aller fei üblichen
Länder voranftchen, feine Anftrengung feheuen. Den Vormurf, ben
mir manchmal gehört haben unb auch heute nod) hören muffen, baß
. nufere Fortfdjritte auf fokalem (Gebiete fid) in einem z u
f ch n e 11 e n X e m p 0 bemegten, faitn heute nach ben gemaltigen
Veiftungen unfereS VolFeS nur nod) ber erheben, ber nidjt zugeben
mill, baß man bie innere Mraft eines modernen v^taatsmefeus nad)
bem ©taube feiner fo^ialpolitifchen Einrichtung beurteilen muß. Das
ift auch bie Meinung bes AeidjSFanzlerS. SelbftVcrftäublich — unb
auch ber leßte Arbeiter mirb bas verftehm — hat bie Fortführung ber
SozialpolitiF AiicFficht gu nehmen auf bie Keiftungsfähtgfeit unferer
Wirtfdjaft unb auf «nferc MonFurrenzfäljigFcit im fünftigen fchmeren
WettFampf ber VölFer auf mirtfdjaftlicheiu Gebiete. Ein Programm
ber foutmenben SozialpolitiF mill ich nicht aufrollen, nur fagen,
baß mir jeßt eruftlich prüfen, mie baS A r b e i t s r e ch t frei von
unnötigen Fcffeln unb Hemmungen aus^ugeftalten märe, mi-e beut
Arbeiter unb Angeftellten eine AFitmirFung unb Vertretung im
öffentlichen Veben (mie fie anbere Verufsftäube bereits befipenj ge=
geben merben fönute, unb mie bie gefefclichcn ©runblagen ber Arbeit
ihrer VerufSorganifationen ben Vebiirfniffen ber Seit an=
^upaffen mären. Diefe Prüfung muß fid) grünben auf ber Über=
.^euQung von bem SK e r t c ber 9W i t a r b e i t ber Verufsver*
bänbe aller 91 rt, mie mir fie mäljrenb bcs Mrieges red)t hvd)
eiufchäßen gelernt haben, aber nicht nur für bie Mriegsgeit, fonbern
auch für ben SBiebcraufbau unb bie F°rtfcßung ber FriebeuSarbeit.
9Won barf ivohl ouö biefen SKorten entnehmen, baß bie
Regierung nunmehr an bie 9t 0 a It t i 0 n 3 - nnb Arbeite*
i ecßtsfragen nnb an bie Schaffung von A r 6 e i t ö f a m m e r n
herangehen mill, mie bies hier immer micber geforbert mor-
ben ift.
Der Aitfgabenfreis beö ä)üniftcriumS für fo^mlc Fürforge
tu ßftcrrcid), über beffen Gilbung Sahrg. XXYI 8p. 1015
berichtet mürbe, mirb nad) ber bieSbeaiiglidien 9fegierungS-
vorlage in 5 Hauptabteilungen gegliebcrt: <$ugenbfiirforge;
Fiirforge für .Siriegsbcfchäbigtc. nnb Hinterbliebene; 3o^ial-
verfichentug; gemerblicfjeä Arbeit^recht nnb Arbeiterfdmß;
SKohnitngsfürforge. AIS allgemeine Sfegel mirb für alle 5 Ab¬
teilungen ber ©ebaufc aufgeftcUt, baß „ein [totes einträchtiges
3ufammenmirfen ber staatlichen Vermattung mit ben Organen
ber 3elbftveimaitung fomie mit jenen ber freien gefeUfchaft*
lid>en Betätigung (Vereine, Anftaiten, Stiftungen ufm.) her*
beiäufiihren" ift. Den fiauptamed beS neuen Amtes bilbet
„bie narf)briicfliche Vflege ber VolfSmohlfafirt im allgemeinen,
fomie bie Hebung ber £age ber arbeitenben unb, minber-
bemitteltcn VolFSfchichten."
AuS ben 3?idrtlinien für bie einaelnen Abteilungen finb
folgenbe (^efid)tSpunfte bearf)tcnSmert:
Für bie F u g e u b f ü r f 0 r g e finb mie bisher, fo auch .künftig
auch noch anbere Afiniftcrien guftäubig — bas gleichfalls neu ge=
fchaffene A2inifterium für VolfSgcfunbheit für bie gcfunbheitlichen
Fragen, baS Multusimnifterium für Erziehung unb Unterricht, baS
Fufti^uüuifterium für bie Vormunbfchafllicheu unb flrafred)t-
liehen weiten —; troßbem foll eine Art Neutrale innerhalb beS A?i=
nifteriums für f-o^iale Fürforge Durch ein eigenes Fugen b a m t
gefchaffen merben. — Für bie S\ r i c g S b e f d> ä b i g t e n = u it b
= H i n t e r V I i e b e n e it f ii r f 0 r g e mirb Die Doppelfeitigfcit ber
Fürforge betont, b. h- bic Ergänzung Der gefeplid) geregelten ©elb=
belüge Durch fogiale A?aßnahmcn. Der Mriegcrheimftätteiifrage foll
i*t Verbindung mit ber allgemeinen Wohnungsfrage Veachtung ge=
fcfjcnft merben. — Für bic © 0 ^ i a l v e r f i ch c r u n g mirb bie
Schaffung einer 9llters= unb FnvaIibitätouerfid)crung uad) beutfehem
Aiuiter in 9luSficht gefteüt unb, gleichfalls nach bcutfd)em SKufter
Wert gelegt auf bic Äiitmirfung Der Präger ber Mranfenberficheruug
fomie Der Dräger Der fünftigen FnbalibitätS= unb 9ÜierSberfid)crung
an allen Aufgaben ber Vefäinpfutig ber VolfSfranfheiteu uitb Hebung
ber VolfSgcfunbheit. Ebenfo follcn bie Mittel Der «o^ialberfidhe*
ruug teilmeife aud) nupbar gcmad)t merben für bas WopnungS»
mefen. F ur ©teucrung ber MleiumohuungSuot nach Dem Mricge
.foll aud) ber 1908 gefchaffeue Maifer=Fi'an^=F°feph=I s FubiläuinSfonbS
vermanbt merben.
Die jeßr michtige Frage bcs gemcrblichcnArbeitS-
r e ch t e S u n b A t b e 1 1 e i* f d) u ß e S ift bisher von ber
fogialpolitifchen Seftion beS HonbelSntinifteriumS beßanbelt
morben unb geht nun auf bas neue SWiniftcruun für fokale
Siirforge über. ES foll fiinftig „neben ben eine fo bervor-
ragenbe WichtigFeit bejißenben Fragen bes ArbeiterfchußeS im
engeren Sinne auch ber F 0 r t b i l b u n g b e S g e to e r b -
l i ch c n A r b e i t S r e d) t S , inSbcfonberc ber zeitgemäßen
öeftaltung ber bie A r b e i t S * unb 2 0 b n v e r h ä 11 n i f f e
regelnden 0 r m en" befonbere Beaditung zugemanbt
merben. Vom VFinifterinm bes Innern merben bic Fragen
ber Arbeitsvermittlung unb ber ArbeitS-
l 0 f e n f ü r f 0 r g e, fomie in Verbindung damit ber AuS-
ivandcrcrfthuß auf bas neue Amt übertragen.
^aterlänbifdier gilföbfenß.
Vom Aüfchrfdjciit veröffentlicht bie AecbtSabteilung im
„.(!riegsamt" (9h*. 33 vom 25. OFtober) eine Abhandlung, auS
ber folgende Ausführungen miedergegeben feien:
Die Veftintmungen dos HilfSbien[tgefepeS über ben 9(bfchrfchein
fallen nicht allein ber MriegSmirtfchaft ben 9lrbeiterbeftanb na«h 3Wög=
lichfcit erhalten, fonbern auch die 91 rbeiterfdraft gegenüber gemiffeu
Härten, fomeit fie nidjt unvermetblid) finb, fchiißen.
Diefer ©chuß Der Arbeiterintereffen mirb aber vielfach Durch ba§
Verhalten Der 9lrbeiter felbft vereitelt. Will ber 9lrbeiter, bem ber
Abfehrfcheiii vermeigert mirb, mit 9luSfid>t auf Erfolg ben ©chlich-
tungSauSfdjuß anrufen, fo barf er nicht Damit anfangeu, baß er ohne
©cheiu Die bisherige 91 rbeitsftclle Verläßt, fid) an einen meit entfernten
Crt begibt, mo er 9lrbeit zu finben hoff!/ unb Von Dort aus nun bie
Vejd>merbe au ben ©chlidjiuugsaiisfdiuß rid)tet. Die Fälle, in Denen
Arbeiter aus bem Cften, aus Der Vroving Voten ober aus 3Bcft=
Preußen nad) bem rheiiüfd^meftfälifdieu Fubuftriegebict reifen unb
bann Von ©elfeitfirchen ober Bochum aus vom ©dilichtungSauSfchuß
in Vofen ober Dhoru fofortige Fnfenbung Des 9lbfebrfd>eins forbeni,
meil fie fehen, baß Feine 3eche fie ohne foldjen Schein ciiiftellt, fommeu
ZU Dußenben Vor, unb faft eben fo oft tritt bas llmgefehrte ein, baß
aus bem Cften ftaminende 9lrbeiter, Die im Weften in Vcfdjäftigung
ftehen, um mit ihren Familien vereinigt zu fein, nach Der Heimat
ZuriicFFehren unb erft von Der Heimat aus megen bes 9lbfehrfcheiuS
fteh umtun.
Durch bie Aeife, Durch Den brieflichen VerFeljr zmifd?en meit eitt=
fernten Crten, Durch Aiicffragen, bie auf umftänblichem, fchriftlichem
Wege erlcbigt merben müffen, mirb fovicl Feit verfäumt, baßbiezmei*
möchentlichc Marenzfrift Des. § 9 bes Hilf*bienftgeießeS uiigcnüßt Ver*
[treicht unb bas Verfahren Damit endet, baß bie Vcfchmerdc abgemiefen
mirb, meil ihr fein rechtliches Fntereffe mehr zngrunbe liegt. Der
Crtsmcchfel ohne 9lbfel)rfchein bat alfo ben Erfolg, baß ber Ar*
beiter Voile 14 Tage ohne Verbrenn bleibt. Mummt es aber aus*
79
SO
Soziale Praxis unb 5lrd)iu für VolfSmoIjlfahrt. XXVII. Vfr. r>.
uahm*meife innerhalb ber Tvrift zur Vcrhanblung Pur bcm zuftäu-
bigcn Vlu*fchuß ober 311 v Emfriicibuitg be* VluSfcimfiei* ohne miinb-
licfjc Vcrhanblung, fo ftcht bei Arbeiter ungemein benadjtciligt bn.
Safe er 50 ober 80 Weilen ^nriiefreift, um uor bcm Vludfdiuß bic Vc '
fdjmerbe 311 oertreten, ifr au*gefdiloffcn. Er muß fic£> auf ben Schrift
med)fel Oerlaffeu, uub baß er tu biefem feine Sache nidit fo fräftig
unb erfolgreich führen fanit, mie in ber perfönlidjen VI u*fpr ad)C, ba®
liegt auf ber £>anb.
Tie 2 fr 6 eiter finb offenbar norf) luelfacf) im unflaven bciv-
ii 6 er, meld)cr Gefährdung fie ihre Sntereffen nu®feßen, indem
fie ohne 2 l 6 fefn*fd)ein mcite Reifen non einem ©cfdjäftiflungSort
311 einem anberen nnternebmen. 2 fufFlänmg - - and) burdi bie
GJemerFfchafteorgane dürfte geboten fein.
Hjfllhsfrttflljning mtb gebfnsjjalhmg.
koblcnuot, Eriiäbrungöfdmiimgtcitcn unb Waffenfpeifnng.
xMi biefem hinter mirb buid) ba* ^ufammenrnirfen berfdiicdcner
Umftäubc bie 23 eteiligung*ziffer au ben Waffenfpeifuugeu eine außer*
orbcullidu* öötje erreichen; einmal infolge be® Waugel® au \?n.u^
braubfohle unb ber Vcrbraudmeiiifdiränfungeu für kodigia*, bann
aber and) loegen ber immer fctiarfer zutage treteuben Ernährung®*
fcfjmierigfcitcn. Wenn and) bie Vroi- unb kartoffelration faitm eine
Vcfchränfung erfahren mirb, fo mirb fidi bod> bie Verforgung mil
^leifd),Wäf)rmiitcln lifm. fchmicrig geflalten, fo baß neben ber kohlen*
frage fdion au® biefen GJr linden für zahlreiche Familien bie -Teil¬
nahme an ber Waffenfpeifung 311 r Viotmciibigfcit merben »wirb.
Von bcm Ok'ftdüvpuu'fte ausgehend, baß eine Poüfoimmen unge*
üörte Lciftnng*fähigfeit ber oou ben kommunen unterhaltenen
Volfediidien, gemeiumißigen küdjeu, Wi'rf*füdicn eine fricgsmirl*
fdjaftlidi unb politifdi unter allen llmftäubeu bringend gebotene
Viotmcnbigfeit darfteüt, hat ba® krieg*ernäbruug*aiiU in einem
Munbfchreibeii au bie Vunde*vegieiungeu für bie Verforgung der
©pcifeanftalteu mit Mahlen uub flcbeimmittclu beuu'rfen®mertc Midit-
liiiieu aufgcftellr.
Ta und) i ft im Einueriichmen mit bem i)icid>*fommiffar für bie
Mohleitbcrforgung Vorforge getroffen, baß bie Mohlenaulieferuug zur
Beheizung ber Meffel, Müdieneiurtdüungeii unb VI u*gabcf teilen unter
allen Umftänden gefiebert mrib. Tie opeifeanftalteu füllen nicht
rationiert, foubern al® fricg®mid)tigc betriebe behaubeit tuerbeu.
Tie für bie llnternerteilimg maßgebenden Vehörben merben au®-
driitflidi barauf aufmerffam gemacht, baß eine k 0 h 1 e u r a t i 0.«
u i e r 11 u g u i di t oorgeuommeu tuerbeu barf.
Über bie u tu e i f u n g u 0 11 Vt a b r 11 u g ® mittel n au bie
Waffen! liehen bemerft ba® k.E.Vl., daß .guar Sonbcr^iiiocifuiigeu
au einzelne Waffeufpeifuug*einridiniugeu nid)t gemadtf merben
fouuett, baß aber ben Vundcsrcgicrungeii Viotftanb*mengcu uub ein¬
zelne Veftänbe, bie ft dt zur allgemeinen Verteilung nidit eignen, bi*=
her aber in ber £>auptfad)c ber Viüftuug®inbuftrie borbehaltcn blieben,
nunmehr and) ben Waffeufpciiuugeu zugemiefeu merben füllen.
Tie Mommunaluerbänbe merben meiter barauf hingemiefen, bei
ber Vemirtfchafiung fämtlidmr berfügbaren Viahruugcanittel plan¬
mäßig ben Waffenfpeifuug®bebarf neben bem allgemeinen Vcdarf
ber .s>au*haltuitgeu in Mcdmirng zu fteüen, zur Ergänzung ber fo
freimerbeubeu Wengen aber troßbem noch eine planmäßige 3 u=
meifung pou Viährmittelu au® ben a 11 g c m c i n e u Verteilung®*
fummeit borzunehmen. 3 ur Verhütung einer z 11 ftarfem Venad)-
teiliguug ber (i-inzelhau®haltungen mirb augemeffene Martenaurcd)-
innig für bie Teilnehmer au beit VJiaffenfpeifungen empfohlen.
Wit Viadtbrud uermcift ba® Mrieg®ernährung®amt 511111 ©diluffe
auf bie Viotmcubigfeit, bie Viaffenfpeifungeu fo au^u bauen,
baß fie and) ber flärffteit gt:.anfprud)itahmc gemadjfen bleiben.
Tiefer .Viumei® läßt erfenitcu, baß man au ben maßgebenden
©teilen einen außergemohnltdK'u W'affeuaubrang z» heu öffeut-
lidjen ©peifeeinriditnngeu ermartet. 2ßa® bie bamit zufammen-
hängeube fytage ber Ü e t ft 11 n g ® f ä h i g f c i t ber im 9 teiche bereit®
heftehenbeit ©peifeanftalten betrifft, fo hat bariiber eine im ^rüh=
jahr 1917 porgeitommenc lirhebuug iutereffanteu Vluffdjluß gebradü,
bereu Irrgcbniffc bor einigen Wo na ten (^ahrg. XXVI, 851 ) an biefey
Stelle eingehenb befprocheu mürben. Ir* fei deshalb hier nur fjeruor-
gehoben, baß bon ben im Teutfchcti Vteidte Porhaubenen 508 (Sternein-'
ben mit mehr al® in000 (rintuobnern 472 (SJenteinbeu mit iu®gefamt
24 854 090 liitimohncrn im Vefig uou 2207 Waffcufpcifung®einrid>=
tun ge u mären. Tic feftgcfteüte g e m ö b 111 i df e i'eiflini^fähigleit in
dcfcu Müdten ermöglichte bie tägliche .'derftellung uon 10,4 ßiteni
©pcife auf je 10n ber ermittelten (rinmohner; bie überhaupt
m ö g 1 i die e i ft u u g ® f ä h i g f e i t unter Vlu®nutuing ber bor-
hciitbenen (riiividitungen Perbiirgte inbeffen eine burd)fd)itittlid)c
©teigerung auf 17 ,:; Siter ober bie Verforgung faft be® pierten Teil*
her in Vetradü fommeuben Veuölfermtg. Tie Irrhebung fattb im
Februar ftatt. ©eitbem merben bie (riuridümtgen, mie man tuohl
anuehineu fanu, nidu nur uenuehrt, foubern audt fo au®gebaut mor-
ben fein, baß fie ben höchitcu Vluforberuugen 311 genügen Permögcu.
lpr. Mi.
©ttriftjfrftnljarttiigfit juiifttjcit ^rtifitflftifrn mtö
^rtjfücru.
$arif 6 cr«hing im iöitdjbrurfgelucrbc.
Ter TörifaitC'fdntß ber bcutfriicn ^ndibnicfcr, ber zuleßt
1913 tagte, trat am 22 . Tftobcr 31 t einer oiertägigen Beratung
äufanimen.
Ter Olefdnift®führet' be® Tarifamt® erftaireie Bericht über bie
tarifliche üage. Irr gab einen hiftorifchcn Vtücfblid über bie Irr-
eigniffc im (Memcrbc feit ber lepteu Tagung, fdnlbcrte bie Schmierig-
feiten, bie ber Mrieg gefdiaffeu uub erläuterte im einzelnen bie
Waßuabmen, bie getroffen mürben einerfeit®, um bie Vetricbe auf-
rechterhalteu z» föntien, unb anbererfett®, um beit Wehilfen ba®
Tuidihalten in biefer fdimierigeit ;-{eit 31 t ermöglichen. Vln ben V-e-
r:d)t fchloß fid> eine Tebatte, an ber (SSehilfcn uub Vrinzipale gleich
eifrig fidi beteiligten, uub in ber alle Vorfommniffe feit ber lebten
Tarifretafton, befottber® feit Vlu®brndi be® Mliege®, befprodien mür¬
ben. (r® mürben für einzelne Vorfommniffe entfpredrenbe lir-
fläruiigen abgegeben bzm. Vefdtliiffe gefaßt, bie für ba® fyort beite hin;
ber Tarifgemeiufdiaft audi für bie meitere .^ufunft (Ssemähr tciften
füllen.
23 ci der Vlitbforadie unb Befehlußfaffung über 23 eriicffidh
tigung ber luirtfdiaftlidieu Vage bei Seftießitug ber V 0 b u -
f ii ß c bei ei it e r f p ii t e r e n 9 t e 0 i f i 0 n be® jeßt gelten-
ben Tarif® münfditcn bie (Gehilfen, baß ber jetzt nod) nad) bcm
feitberigen Tarif geltertbe Wrunblolm nicht al® (> 5 rnnblage bei
ber näcbfteu Tarifberatung gelten folle, meil er, im ^abre 1911
fd)on befchloffen, bei einer Tarifberatung inzmifdben fiefjer
erhöbt toorben märe. Tie Prinzipale gaben eine entgegen-
fomntenbe C^rflärung ab. Ter nädifte 23 eratnng®gegenftanb:
„STIarftellung über bie mäbrenb ber Tauer be® .kriege® er«
fordertidien t a r i f 1 i cb e n 21 u ® n a b m e u : a) in Sadjcn
der Vebrling®ffala, b) in ©adieu ber Grfaß-Mräftc", fand feine
(frlebigitng babin gebend, baß ba® Tarifamt in Sidmift bei
ber (Siuftellitug non Lehrlingen unb ber Erlernung der ©eb
rnafd)inc unter VeriicffidUignug ber Vorbältniffe mie bi®ber
meitgebenbe® (intgegeufommen zeigen foll.
Tie Vehrzeit für (rrfapfräfte imetblidie Ve.rfouetii, bic bivher
19 Wochen betrug, mirb auf 20 Wo dien ausgedehnt uub die (r nt-
lohmntg etma® reduziert, meil man mit ber Vlrbeit ber ©rfaßfräfte
feine befonber® giinftigeu Erfahrungen gemadu hat. Ter Lohn
betrug bisher bei ber Vlu®bitbuug im .s>anbfap ober bei anderen
teriiuifdieu .'oiIf®dieuftleiftungen nad) einer niermödiigeu Probe¬
zeit in ben erftett 18 Wodien 15 Ji, in ^ufunft 10 t k , in den
mciteren 0 Wo die 11 früher 20 Jt, jept für meitere 18 Wodien 15 JL
Tann folgt ber Tariflohn, mie er für Wehilfeu uorgefehen iit. ^i'trbie
Vlu®bilbitng im Wafdiinenfape mürbe bisher bezahlt: in ben erften
18 Wochen 1 8 , 7 :» Jt, in ^ufunft 15 Jt, in meitereu 0 ‘Wochen 25 Jt,
in 3»fmift 22 Jt für meitere 18 Wodien. Tann ber (Skhilfeutarif-
lohn.
Eine 2 lnzabt Crte mürbe in eine b ö l) e r e T a r i f 1 1 g f f e
oerfeßt.
Ti-e Entlohnung im Vuchbru cf gerne rbe erfolgt bcfauntlim muß
einem ©runblohn uub Vofalzufclilag, ber fidi je nad) der Ohöße und
ben Teueruugsperhältniffcii der betreffenden Crte zmifd)eu 2 Vs uub
25 p. .V). bewegt. Tie Vlufftelluug ber Lifte der Crte, bie in eine höhere
klaffe ber fein merben füllen, mürbe bem Tarifamt übertragen. ■
23 ci ber „VlndfprariK' über bie geltenden T e u e r n n g ®
Zulagen" mar c® nidit leidit, zu einem fiir beide Teile
einigermaßen befriedigenden Vlbfdiluß 311 fommen.
Tie Löhne im Vudiibnicfgcmerbe maren im Verhältni® 311 andern
(SSemerben zuriicfgebliebcii, unb e® mußte, um den (SJchdfeu in diefer
fdppereu 3eit ba* Turdihalten 311 ermöglichen, eine eutfprcdieiib hohe
Teuerung® 3 ulage bemiüigt merben. Tie Prinzipale bagegen find in¬
folge ber papicrtrucrung, papierfnappheit uub fonftiger ungün-ftiger
llmftänbe and) in einer nidit befonber® glürflichen Lage. Turd)
mehrmalige getrennte unb miederum gemeiufamc Veratung^u famen
fidi bie beibeu Parteien entgegen mtb e® gelangte fd)licßlid> folgender
Vefdiluß zur Vlnnahmc: „3u ben bisher beftchenben Teuerung®*
Zulagen mirb in Crten bi® 10 p. £>. Lofalzufchlag für Verheiratete
eine Zulage bon 7,:*o Jt und für Ledige bon G Jt bemiüigt. $iir
Crte über 10 bi* 15 p. £>. Lotalzufdilag 8 ,.io Jt 113 m. 7 Jt und für
Crte über 15 p. Lofalzufchlag 9,r,o Jt bzm. 8 Jt für aüc (SSchUfeu
ohne Viiicffidit auf ihren jeßigeu Lohn. Tic au einzelnen Crten
ueheu ber Teuerungszulage Pom Wat bureß ©onbcrberhanblungen
bemiüigten Zulagen fönnen in Vlnrechnung gebradjt merben, wenn
hei ber Vemiüiguug ein eutfprcdienber Vorbehalt gemacht mürbe.
?vür Überftunben foll fortab ein Vluffthlag bon 75 p. .< 0 . auf ben bis*
hörigen tariflichen Uberftunbenzufdilag bemiüigt merben. Tie Teue¬
rungszulagen treten am 20 . Vi'ouember in kraft . 4 Temgegcniiber
mürbe eine (r r bö h u u g ber T r 11 cf p r e i f e u m 100 u.\sS. gegen
3oaiule BrujiS unb Ardjib für Bolfsmoljtfahrt. XXVII. Br. 5.
ben Botmalbrudpretfetortf befchloffcn, um einigermafeen einen Aus»
gleich gegen bie erheblich verteuerten BrobuftionSfoften au fchaffen.
3 nm näd)ften Bunft ber £age§orbnnng batte ber G u t e n -
bergt) unb (djriftlicb-nationale Organifation) ben Slntrag
gefteüt, tbm 0ip unb Stimme im ütarifmräfdjufc unb £arif»
amt einauräunten unb ben Bebafteur bed „£ppograph" (Organ
be£ Gutenbergbunbe§) au ben Sibungen be§ £arifaudfd)uffe£
auaulaffen.
Xie ^orberung beS ©utenbergbunbeS bitbete befannilid) einen
Streitpuuft, ber bei jeber Xarifrebifion erneut bie ©egcnfäpe auf*
treten liefe. XiefeS 2ftal bat man enblicfe bem 21 nt rüg beS
©utenbergbunbeS ft angegeben, ©r ift einftimmig aur
Annahme gelangt, ©s murbe allerbingS ber Borbchalt gemacht bafe
es eine ftticgsmafenabme fei, meil ed bom tarifrcdjtlidjen 0 tanb=
punfte nicht auläffig märe, ben Xarif mährenb bet jewigen ©iiltig»
feitsbaucr au ärtbern. Biam 6 aun biefen ©tanbpuntt gelten taffen.
Xcr ©utenbergbnnb bat fich auch mit bem Befd)lufe aufrieben ge»
geben in ber ©rmartung, oafe bei ber näcfeften Xarifrebifion ber Bc=
feblufe au S JR echt befteben bleibt.
STCit ber Sfnnabme be§ Stntrage^ be§ Gutenbergbunbed ift
ein Streitpunft innerhalb ber Starifgemetnfdjaft au Grabe
getragen toorben, unb er lebt poffentlid) nid)t bei ber närfrften
XarifrePifion erneut auf.
AIIe3 in allem fönnen fotootjl Brinaipale tute Gehilfen
mit bem Verlauf ber Bcrbanblungen unb bem ©rgebni§ ber*
felben aufrieben fein, fomcit man im 4. $rieg§iabre bei all ben
©infdjränfungcn unb Steuerungen bon 3ufriebenbt‘it reben
fann. £>ie Brinaipale glauben fidjer, ineiter entgegengefommen
au fein, aI3 e§ ihnen inögltd) ift, unb bie Gehilfen merben eine
noch höhere 3ulage ertoartet hüben.. Betbc Barteten mußten
ettoad bon ihren Sorberungen abftreidjen. £er gute SBille,
Buhe unb Srieben int Bud)brucfgett)erbe aufred)täuerl)nlten
unb bie Xarifgemeinfdjaft ber bentfd>cn Bud)brucfer and) über
bie fd)U)icrige 3^it beS Krieges bintuegaubringen, hat bie
Parteien aufammengeführt. Xer Starifgemcinfchaft unb bem
Bncbbritdgetocrbe unb auch ben einaelnen äRitgliebern ber
Xarifgemeinfchaft ift mit biefem ©rgebniS fidjerlid) ber gröfete
Xicnft ertniefen.
Berlin. _ t Treffer!.
JLrbeitenierftdjfrimg. §par1ta|fen.
Bottoertbige Berbcffentngen ber Äranfcnberftdjcrmtg.
Sn ber fefeten Seit finb burd) eine ganae 9teil)e bon Körper*
fdjaften Befd)liiffe gefafet unb ©ingaben an bie gefefegebenben
Stellen be£ 9teid)e£ gerichtet morben, bie eine ÄuSgcftaltung
ber £h*anfenOcrfid)erung anftreben. Sn ber Xat hüben fiel)
auch burch bie tfrieg&mirfitngen biete Beftimmungen ber Beid)^
t>erfid)erungSorbnung al£ äufeerft unzulänglich, anm Xeil fogav
als fdxibtgenb erlutefcn. 2lnt ameefntäfeigften märe eine griinb*
Iid)e [Reform bet* Berfid>crung3gefefegebung, moau über iefet bie
nötige Gelegenheit fehlt, ©ö inerben baher bie bringenbften
Söebiirfniffe burch ein iRotgefefe ober eint $mtbe§rat£berorb’
mtng befriebigt merben muffen.
Um ben bringenben äöiinfchen ben nötigen ÜRachbntcf an
berleihen, mürben ©nbe September bie Vertreter bei* fünf
gto&en $h*anfenfaffenbauptberbänbe im [Reid)§antt be§ Snnern
borfteltig unb trugen bie Anliegen miinblid) bor. Sn STnmefen-
beit bcrfd>icbener ätUniftei* mürben bie ^Sorfchläge eingchenb
erörtert.
Stic einfd>neibent)fte mirifchaftliche ^rieg^mirfung, bic aud) bie
Ätrantenvcrficherung ftarf berührt/ ift bie ©utlueriung bes ©clbeö.
Jiie in ihrer galten Crganifation unb ihren fi-eiftungen auf bie
SriebenSüerhältniffe augefchuitterie .^ran!eniierftd)mtng mufe ben
neuen veränberten SBebiirfniffen angepafet merben. ein gana be=
foitbcrec 2Rangel hat fid) hier hcrauögefteUt, bafe bie ^flidpt>erfid)c=
rung für bie ^ribatangeftellten nur befteht fomeit biefe unter *2500 ,K
©inrammen aud ihrer s ^efd>äftiguing beaiehen. Jochbein burd) £eue=
tungds unb ähnliche Zulagen bie ©ehaltdPerhältniffe ber privat-
angeftellten aufgebeffert morben finb, ift ein überaus grofeer ^TeiT bcr=
felben aus ber '4$flid)tpcrfid)crung ausgcfchicben. ©S mirb aber nie*
manb behaupten mollen, bafe biefe ber Äraufenüerfidjerung jefet
mcnig<jr bebürfen als bor bem Kriege. 2)er ©auptberbaub ber OrtS=
franteufaffen fdilägt eine ©rhöhung ber ©ö’djftgrenac beS ^afireS=
arbeitsbcrbienfteS auf 5000 Jl bor, ber ©cfamtberbanb beutfeher
.ftranfeufaffeu miH 4000 Jt, ber ^etriebstranfenfaffenberbanb 3000 Jl.
SSaS SReichdamt bcS Snnern ift, mie bic über bie Äonfcrcna beröffent-
litten 25erid)tc 3 eigen, im allgemeinen einer mäfeigen ©r=
höhung, biclleid)t auf 3000 JL, nid)t abgeneigt. , Söcnn a. 23. ber
9teid)Stag_bie Jltegieruug erfuchen mürbe, eine foldje ©rhöhung- boräit=
nehmen, fo märe bie iltcgierung bereit, bas in Sarin einer 23unbeS-
! ratSberorbnung gu tun. ber 2tu3fprad)e mu-rbe bie Befürchtung
taut, bafe bie ?trate gegen eine foldje SWafenah^ ©infpruch erheben
merben. 0io follen SeShalb um ihre Meinung gefragt merben.
Solange bie hier in Betracht fomntenbe ftnbcrung beS ©efe^es (§ 165
2 lbf. 2 9tBC.) no<h nicht erfolgt ift, haben bie Waffen au prüfen, ob
cs fijh bei ben ©ehaltSerhöhungen ber 2lngeftctlten um einen „regel-
mäfeigen" SahreSarbeitsberbienft hanbelt. 3)enn nur bei einem
foldjen tritt ber Berluft ber Berfid>erung 3 pflidjt ein. Sft baS ©ehalt
/ uur mit 9tiicfftd)t auf bie gegenmärtige Neuerung erhöht, fo fann
noch uid)t bon einem „regelmäßigen" SahrcSarbeitSberbienft ge»
fprochen merben. $n folcheu fallen fönne baher bon einem über»
[teigen ber ©infommenSgrenac feine 9tebe fein.
©in meiterer Mangel ber gegenmärtigen ©inrichtungcn finb bie
geringen Barleiftungen. 9?ach § 180 ber IRBO. merben bie Beiträge
unb baren Stiftungen ber Slaffe nach berfchiebenen „©runblöhnen"
(Xurchfdjnittslöhuen) bemeffen, bie 5 unb 6 Jt für ben Arbeitstag
nid)t itberfteigeit bitrfen. 2)aS Slranfcngelb unb Sßocbcugefb foll bann
bie ©älfte hierbon betragen. aber eine grofee 3ahl bon Ber»
fieberten meit höhere ^urchfchnittslöhne eraielt, merben biefe nicht
geniigeub au ben Saften ber .^affe herangeaogen, anbererfeits erhalten
fte nid^t auSreidjenbe Barleiftungen. ‘SDer ©auptberbanb ber Orts»
fremfeufaffen verlangt eine ©rhöhung auf 8 M als äRiubeftfafe
unb eine* burd) bie Safeung mögliche ©rhöhung auf 10 M. 5)ie
anberen Berbänbe fchlicfeen [ich bem an; nur ber BetriebSfranfen»
faffenvcrbanb miH eine ©rhöhung nur auf 6 unb 8 M. S)ie 9tegie»
ruitg [teilte in 2luSfid)t, in ber §rage uäcpftenS eine Berorbnuug au
erlaffen. — ©in meiterer Mangel ift ber, bafe bie frcimiHig Ber»
fieberten nach Öen §§ 178, 314 &BO. ans ber ^affe auSgefchloffeii
merben müffen, menn fie ein jährlid>eS ©efamteiufontmen Von mehr
als 4000 Jt beateheit. 5)ie Slranlenfaffenberbänbe mollen hier eine
Befcitigung ober ©inaüffehung ber ©infommenSgrenae. S)a biefe
ganac ©inrichtung feineraeit auf SBuufch ber Arate auf^enommeit
morbeit ift, fotlen biefo auch herüber aunächft gutachtltch gehört
merben.
©inige 5lranfenfaffen buben eine ©rhöhung beS ^ranfengelbeS
baburdj borgenommen, bafe fie gleidhmäfeige f-eftftehenbe 3 uf<hläge,
nicht noch Broaenten beS ©runblohn«§/ in ben jernaelnen Älaffen ge»
mähren. ^)as BeichSbcrficherungSamt hat iebodjTn einer ©ntfeheibung
eine foldje IDtafenahme auf ©runb ber beftebenben gefeblicheit Be»
ftimmuugen als unauläffig erflärt. 2)aS 9teichdamt trägt fachlid)
feine Bebenfen geg^n eine folche ©rhöhung; es mirb aber nunmehr
eine biefes .ausfpred)enbe Berorbnuug notmeubig fein. ®as Beichd»
amt bes Snnern hält es auä^ für auläffig, ^ujchläge aum
Airanfengelb nad) ber 3 rt hl ber $inber einjuführen. merterem
her.rfd)te ©iitberftänbnis barüber, bafe eS aur ©inführung folcherSRehr»
leiftungen burch bie Waffen, bic fie bor ©rlafe bes AotgefeheS betr.
Sicherung ber SciftuugSfähigfeit ber ^ranfenfaffen. noih nicht be*
fafecn, einer SahungSänberung mit bem in ber 9teidjSberfieberungS=
orbnung borgefehenen Berfahren hebarf.
2)a [ich ueuerbtngs bie 3uhl ber ermerbSunfähig Uranien bei faft
allen Waffen ftctrf bermchrt hut, befteht bie Befürchtung, bafe viele
.Vtaffeu in mirtfd)aftlid>c BebrängitiS fommen. 2lud) aunt mcitereu
Ausbau ber gürforgemafenahmen unb fonftiger ®affenciurid>tungen
finb vermehrte Mittel nötig. 3>as fchon ermähnte Aotgefeß verbietet
aber, bafe Beiträge in einem höheren Betrage als 4 l A b. ©. bom
©runblohtt erhoben merben. 2)ie ftaffenberbättbe münfehen eine Be»
feitigung biefes ©iiibcruiffes. XaS 9teichSamt beS Innern hut eine
©rfülluttg biefes Bcrlangens burch eine Berorbnuug in AuSficht ge»
ftettt. — ^ie hauSgemcrblidu' ^ranfcnberficherung ift in faft allen
gröfeeron Orten, in benen baS ©auSgemerbe in ?yrage fommi, burd)
OrtSftatut micber eiugefül)rt morben. 9tüdftanb ift nur noch öaS
ftönigreid) Sachfeu, mo bic 2 lrbeitgeberverbänbe ©infprud) erhoben
haben, ©s merben baher B?afenaf)men burch öic 9teid)Sregi-erung ntdjt
au ermarten fein. — ©inige meiterc SSBihifche betreffen bie Bermal»
tung ber Waffen. COcr ©cfamtberbanb ber 5lranfenfaffen hatte borge»
fchlagcit, aur Befcitigung bon Süden in ben Haffenorgcrmen burd) bie
©inPerufung von Bertretern 3 mm Kriegs» unb ©ilfsbienft eine ©r»
nennung bon ©cfafelcuten ^urd) bie BerfidjerungSäinter cinaufüfjren.
Xi cf ein Berlaugeu miberfepte fid) aber ber ©auptverbanb ber Orts»
franfenfaffen, fo bafe cs 3 urüdgcaogcn mürbe. — Um ben .triegSteil»
nehmern bei Beurlaubungen aur 9tüftungsinbuftrie eine Söeitcrber»
üdH’rung bei ber alten ft affe (nicht bei ber neuen ber Befdjäftigung)
au ermöglichen, mar vom BetriebSfranfcnfaffenberlMmb eine Bcrorb»
iiung gemünfeht morben. Aud) biefe Anregung fanb ben Sßiber»
fprud) ber anberen Berbänbe.
2Ran fiept, bafe Beftrcbungen im BBerfe finb, um bie
Slranfenberftdycriing mehr unb mehr ben auftretenben Bebiirf»
ntffeu anaupaffen. _ _ S. SU.
|itnarifi()r Pittfilunam.
X i e f 0 31 a l e Bebeutung ber ftäuferfitten. *Boit
© c n r i c 11 c ü r t h- ©uftab 3*ifd)cr. ^ena 1917. 124 3.
3,m JL.
Xic Bcrfafferin menbet fid) an baS fittlid)e Bemufetfeiu ber
Käufer unb Berfäufer, an ihr BerantmortmigSgefübl unb Bflidjt»
bemufetfeiu, iiibem fie flarlegt, bafe bas ganae ©emebc bet Berfefers»
83
©oktale $raj;ig unb Strdjiö für ©ollgtoohlfahrt. XXVII. $Rr. 5.
84
fitten in bet ©Seit bcr 2Baren wie in jener ber Qeiftigeu unb fittlidjen
©texte lebten Enbeg ein mächtiger Kulturfalior ift, ben 31 t erfenneit
eine ^orberung ber geit bebeutet, ©tertöoHc 3lnfäpe 3 ur ©erbeffe* -
rung ber ©crM)rgfitien machen fiel) bereite in ben Konf umgenoffen*
fchafl.en bemerfbar. 2lu<h bag Subniifftongmefcn ift bei ifnerfennurtQ
ber in« ihm liegenden ethifchen Keime Wohl geeignet, an biefer ©et*
befferung mitauarbeiten, wenn e§ gefepltch fo geortmet wirb, baf 3 e§
fid^ etwaiger Mängel unb ltnguträglic^feiten gu entfleiben Weift.
SRiebetfdjrift über bie V. ©exbanbgoerfammluug
beg ©erbanbeg ber öffentlichen gemein*
nithigen 31 rbeit£ nachweife beg .Königreich»
0 a <h f e n am Siengtag, ben 10. Cftober 1016 in Seipgig.
Srud bon fRabclli unb ^»ille. 108 0.
$at)rbu<h für 1916 beg ©erbanbeg bcr ©raiterei* unb 2 Rühtcn=
arbeiter unb berwanbter ©etufggenoffien. Berlin 1917.
0eIbftberlag beg ©erbanbeg. 157 0.
Sie Aufgaben ber 2 t r b e i t 3 ä m t c r nach bem Kriege
in Elfaft = 2ot bringen. ©ort Dr. Kurt $8 f a u m ,
Straftburg i. E. 0eIbftberlag ber Äanbegaentrale, Straft*
bürg i. E. 1917. 27 0.
IS i n e 2anbegarbcitgnachlbcig = Crbnung für E t f a ft *
Sot bringen. ©on Dr. Kurt 331 a u m , Straftburg i. E.
Selbjbcrlag ber Kcmbcgaciiirate, Straftburg i. E. 1917. 59 0,
33 e r u f g ft a t i ft i t n a d) ben Ergehn iffen ber © 0 1! § =
3 ci b I u it g b 0 m 31. S e 3 e m b e r 1910 in £> ft e r r e i cf).
1 . Heft be» britten ©anbeg ber ©olfgaäblunggergebniffc.
Hnupticberficht unb ©cfpxednmg ber Ergebniffe. 33earbeitet
bon bem Bureau ber K. K. Statiftifdjen gcutratlommiffion.
36len 1916. 2lug ber Kaiferlich^Königlidjen H ü fc unb Staatg*
brurferei. $n Kommiffion bei (Sari ©erolbg Sohn. 325 0.
Sie ©riechen bon heute. ©on Dr. Engelbert Srerup.
©olfgücretn§=©erlag ©. m. b. §. aR.*($Uabbad) 1917. 47 0. 1
Sie Seitfdjrift IPrari* unb für $r*Ut*woljlfaiTri" ift burth alle ©uchhmiötungen unb ©oftämter (©oftgeitunggnummer 7137) gu besiehe«
Eingelmmtmer 35 ©f. Ser Wngeigenpreig ift 45 5ßf. für bie öiergefpaltene ©etitgeile.
©efanntmadjung.
$n ber ©etWalhmg ber jübifchen ©emeinbe $u ©etlin ift bie burch
ben Sob be§ ^>erm ^ufti 3 rat 0. SR et) er frei gelborbene Siede efttei
höher eit ^Beamten in leitenber Stellung neu gu beferen.
9 fad) ben ©eftimmungeu beg ©emcinbeftatutg fteht Sie Stellung ber
ber fteflbertretenben aRitglieber beg ©emeinbeborftanbeg gleich- ift in
Slugfidit genommen, bem in bag 3lmt 93ernfenen bie Seitung ber gefamten
SBohlfahrtgpflege ber jübifchen ©emeinbe 311 33erlin gu übertragen. 9Jftt
ber SlnfteHung ift bie 2 lntoartfd)aft auf ^Ruhegehalt unb Hinterbliebenen*
berforgnng nach HRaftgabe nuferer SlnftellungSorbnuug öerbmtben. Eine
©nredjuung ber in anberer Sätigfeit gurücfgelegten Sienftgeit bleibt be*
fonberer ©ereinbarung borbehalten.
©eWerber jübifdjen ©laubeng, Welche fid) auf bem ©ebiet ber fogialen
ffürforge bereitg mit Erfolg betätigt haben, Wollen ihre SRelbungen big
311 m »15. SRooember b. 3^* bei bem Unterzeichneten ©orftanb einreichen.
Uber ©ehaltg* unb Stuhegehaltgberhältmffe tnirb auf SBunfch nähere
3lugfunft erteilt.
©erlin N. 24, Oranienburger Strajje 29,
ben 22 . Oltober 1917.
$orftanb ber {übifdhen ©emeinbe 311 93erttn.
0 cmctnttitt|i0c ^tßUemtermittlung
öer Päiidjcn- unö |raufiigrujjpt« für fajtnle gilfsarbeit
(1903 g^grünbet)
bermittelt gut borgebilbete $ 0 |ialitfnitttimiett für alle ^often auf
foaialem ©ebiet an ftaatliche unb ftäbtifdje ©ehörben unb ©ereine für
bag gauae fReich-
Anfragen finb an bie ©efd)äftgftelle Berlin W.30, ©arbaroffa*
ftrafee 65, 31 t richten.
geingebübete Same,
erprobt in fogial. Arbeit, erfolgreich
im Organifteren, bielfeitig erfahren
in Kneggmirtfd)aftgfragen, f u dj t
berantmorhmggboneit, nur leitenben
Sßofteu beiKvieggamtgftelle ober©e*
hörbe, amliebftcn iuüRittel* ob. 0 üb*
beutfd)lanb. ©eftc Empfehlungen.
Anfragen unter F. B.. an bie
©£peb. beg ©latteg.
S erlag oon ©nftao^ifiher in3ena.
Eine ölonomifche Stubie
bon
Dt. detbnt oon Betfetafti,
s^ribatboscut a. b. Unibcrfität gretburg i. 35 r.
.(X, 198 0 . gr. 8 °). 1916.
Ißreig: 4 SRart 50 g3f.
CBetlog von ®ufta» 1 « ^ena.
IB
I ©or fnrjem erfcfjieit im 61.—70. Saufenb
bie^Srogrammfc^rtft ber beutf^en 93 obenreform=
beroeguitg:
Die Bobenreform.
©runbfägiii^eg unb @efdjidjtCirije$ $ur (Srfcmttniö unb
übertoinbung ber fojiolcn 9iot.
©Oll
Stbotf ®ama)(^fe.
500 Seiten, ^rei»: 3 2Rarf 50 ißf., gebiutbeu 4 «War! 50 ©f.
Inhalt:
1. 3Beber üRammoniginug nod) Kommunigmug!
2. Sie ©obenreform unb bie inbuftrielle Entmicflung.
3. Sie ©obenrefonn nttb bag SlgrarproOlcm.
4. Sie ©obenreform in $frael.
5. Sie 3^obcnrefonu in H c üag.
6. Sie ©obenreform in fRont unb ihre 2chreu.
7. $xm-o ©eorge.
8. Sie n^heu.mUeni itnb bie ©obenreform.
9. Ser 3Beltfrieg im 2id)te ber ©obenrefonn.
Äug mehr alg 1000 ©efprechungen:
ftölnifdje Qoßdseitungc Samafdjfcg „©obenrefonn" ttjirb infolge
ihrer ©onitge ber feffclnben, überseugenben Sarftellung, namentlich
aber infolge lhre§ ttefen inneren 3 öedcg für ben allgemeinen Kultur«
forifrfjritt 511 ben unoerganglichen ©iidjcrn ber nationalölonomifd;en
Literatur gehören.
Sentfchcr Steichd« unb ^^u^ifther Stoatdoitjeiger: Eine 3 luf»
flärunggfchrift im beften Sinuc, bie eine erfrf)öpfenbc Sarftellung
ber in immer meitere Streife bringenben Okunbfätje ber ©oben*
reform enthält.
Eg erfd)ien bag 21.—25. Saufettb:
Ä Samafch*e:
Aufgaben ber ©emeinbepolitif.
Erfteg Heft: Sie ©efteuerung beg ©ebeng. 128 Seiten.
Smeiteg Heft: ©emembegrunbeigetttum. 120 Seiten,
©reig für jebeg H^ft 1 9Rar! 20 ©f.
Zü 0 l* Dlunbfcf»ttut Eg fpricht ein neuer, gewaltiger (Seift aug ihm.
Ser Beobachter (Stuttgart); Einegerabeau einjigartigeShrift —
ein ©olfgbuch im beften Sinne beg ©orteg.
SlationaUiberale Sngcnbt Ein Wahrhaft tlaffifdjeg Sehr» unb
Hanbbuch.
Eg crfd)ien bag 25. big 27. Saufenb;
Samafdhfe:
SöoKstümlidje SRcbefunft.
»« Seitnt. unb ? , tlJ ,
Äug bem Inhalt: 1. ©on bcr ©ebeutung ber fRebefutift. — 2. © 01 t
ber 'ilnwenbung bcr SRcbefunft: 3'leih unb ©egabung. Ser Stoff. Sie
(Älieberung. Ser 3lu§bntcf. Sa§ Slneignen. Ser ©ortrag. — 3. ©on
ber ©oUcubung ber JRebefunft.
SoUfgtolffeiifchaffL ©lütter* Ein trefffidjeg Sitchlein, bem weite
©erbrcituitg gu wiinfdjen ift, fowotü beg ^nljaltg wie ber *Jorm
luegett; bemt e§ bietet bag befte ©eifpiel für bag, wag cg leljren wiU: ben
'Billett gut* lat weefett.
Seutfcbe tfflett* Siefeg ©uch ift fo recht geeignet, auch in bie ©erfön-
lidjfcit biefeg eingignrtigett SRenfchctt einen ©lid gu gewähren.
$(. $amafch?e$
Jyrtebrtch ßtft, ei beutfher e © 3 eUrDi^^t. er
©reig 60 ©f.
$od ©olQtecbnifumi So lebengwahr unb anfdjauliri}. bflfe mir
nur ben geringen Umfang ber Schrift bebauern. Siefeg idebengbilb fantt
uttfere ^ugettb gu* flautmenber ©aterlanbgliche begeiftern.
Seranltoottlich für bieSchrtftleUung-.Dr.ßubWig #cb&e, ©erliwQJrmtewalb. — ©erlag: ©uftabgifcher, 3 etta. —©cbrmJtbet Julius Sittettfeib,^ofbitcbbrutfer.. ©erlittW8.
XXVn. 3ntjrg«ng.
Öerlht, 6nt 8. Jtaoember 1917.
Rümmer (i.
gfufictltf $}vaxi& A
mtt» ^
jitf für y 1 utalj tf a lj vt.
®r(it)etTrt an febern Connewtag.
SSdjrtftUftnng:
ftrlta W jo, 9«Utnii»rrar. 29/30
Xmt Kofitftkorf 3(809.
$eratt*gefr*r:
llraf. Dr. frutuhe uni) Jfrfff. Dr. p. gimntcrmatm.
JDret» vierteljährlich 4 iHartu
Verlag:
€üfnv Iftfiijer, Jena»
Semfprr^jer 58.
§ u b«11.
*'* **■ ö *^ * ** U ** U ~ ~ V ' .. . , M, V ..
9lrbeiterfongreffe3. ®on Dr.
Siubtrig Trebbe, Skrlhi * ©runc*
IDölb.8?>
ttOgeinehte eoftialpotttif.89
Stanjjlertt>ed)fel.
2 kr SBieberaufbau bcö £tanbloerf8
narf) beni Kriege.
ftürforge für ftricggbefd)äbigte uttb
beintfelirenbe Jtricger.89
Xie Erhöhung ber gnmilienuntcr«
ftüfcurifl.
Organifattoneit ber Ärbeller, <8c*
fcUfen, ftsigefteatcn unb SBc*
amten.90
®ie (Sbrifilichen ©eroerffdjaften jur
potitifchen Sage.
Siereinlieitlichimg bei* Drganifation
ber Stödje.
Arbeiternerfidbemng. ejuirfaffen 90
Xer $fan einer SHnbergu*
iagenoerfic^erung ber baijeii-
fdjerc Staatsbeamten. 3ion
Mrmee-^oftinfpeftor Dr.
St riitner.
Sfrfreitgntarft u. Ürbcitönai^ioeig 91
Skr beutfdje 9lrbcit§marft im ©ep»
tember.
^örberuitg ber geiueinblichen8tr&en«*
»mdjroeife in kapern burdj 6k*
roäprung oon ^ortofrciljcit.
®enoffenf4aftdmefen.92
S)ie Aufgaben ber Stonfumücrcinc in
ber Übergangs* unb griebenSmirt*
fepaft.
Stonfumücreine unb Kitiblirfje 6k*
noffenfdjaften.
^OoUgcrjlepung.93
(SbriftlicHoaiale ^rauenfeminar.
®ie Arbeit ber jugenblidjcn Reifer
in ben befehlen (öebieieu.
Wo^inmgS» nnb Vobenfragen . . 94
(Sine 2BopnungSreform*Äunb*
g e b u n g.
(Sine 2lu§fuuft3fteüe für 9(nfiebluitg§*
loefen.
mr Sag Sn^altgoergei^nid beg XXVI. Saftrgangg (19161917) oon
„gogiale grasig nnb Vtrdjio für Vülfgno^lfalfrt" liegt biefer 9huntner bei»'
Slbbrucf famtlidjer Sluffäfce ift 3eitungen unb Seitfc^riftcn gefiattet, jebodj nur
mit ootler DitcHenangabe.
Sic prtrgstagnng öcs Scutfdjcu ^rbcitrrhongrcfjcs.
Xem SBiiraburger Parteitag bei* ©oaialbemofratie ift in
furaem Slbftanb ber 4. Xeutfdje (Ghnftlidj-Wationale) Arbeiter-
fongrefe gefolgt. 3o haben. bic beiden grofeen £auptrid)tungen
ber bcutfrfjeu 91rbeiterfd)aft, au benen fid) grofce hoffen befennen,
au beginn bcs 4. $rieg«n>intcr5 ficerfdxui gehalten, unb, um es
• gleich an fugen: bie ganae Nation fann baoon befriebigt fein, mic
feft nufere 31rbciterfd)aft nod) immer anr 93aterland30erteibi*
gung brauften im Selbe unb Xaheini entfd)Ioffen ift.
©einem anberäartigen (Sharaftcr entfpredjenb, hat ber
X>entfchc 5trbciterfongrcfe fid> mcit eingebenber mit foaial-
politifdten Fragen befchäftigt al« ber foaiaIbetijofratifd)e Partei¬
tag. (S£ ift mit gemopnter @riinblid)feit, 3ad)funbe unb ©nt-
fd>iebenf)eit gefdieben. (Sine ebte Sßcreinigung Pon 8be.oIiömu§/
unb &>irflidtfeit$finn acidinete biefen Kongreß non jeber ouS.
@r but biefe ©igennrt fd>on bei feiner lebten Srieben^tagung
befonberö Iend)tenb ermiefen (Snbrg. XXIII, 8p. 300) unb fie
im SMtenfturm be^ .Uriegeö bocbgebnltcn. Über baö ©oaial-
politifdfc im engften 3inne hüben feine aSevbanbütngen Oer-
fcf)iebcnttid) binauögegriffen unb borin jenen beutfeben Söefenö-
ang geaeigt, fid) oitd) im einaetnen be£ ©onaen, fid) oudb im
Xeilproblem ber groben, beberrfebenben gefd)id)tlicben unb fitt-
licfjen Sbecn benutfet m bleiben, öerobe baburdj überragt bie
2kbeutung biefc^ Üongreffeö ben einer blofcen ^ntereffen-
oertretung Oon 05ett>erffd)aften unb 5fngefteHten0erbönben: ein
grober ©ebonfe äiel)t fidb bureb feine SBerbanblungen binburd),
ber bemubt cbriftlidxnationale.
(£ö ift aueb im Zeitalter ber @leid)bered)tigung aller
Parteien unb bei* Slnerfennung ihrer patriotifeben 3lbfid)tcn nod)
immer bcred)tigt, menn bic hier anfammcngefdjloffenen fßer-
biinbe fid) bie 3ammelbeaeid)nung ber „cbriftlidb-nationalen"
Slrbcitcrbeioegung anfebreiben. @efd)iebt e^ bod) ohne pbori-
föifcben 8eitenblid auf anber§ ©efinnte lebiglid), um eine flare
Slbgrcnaung ber 2BeItanfcbauungen a« fennaeid)ncn. Xaburd)
foll oor allem folgenbeö auägebriitft merben: biefe fUrbeiter-
gruppen moHen eine 31 a n b e § bemegung fein, ohne bie
.st taffen fd)eibung ber menfdblidjen Öefellfcbaft b\m\ 31 u^-
gangöpurtfte alter ^olitif 51t madien; fie glauben an bie djrift-
Iid>e 3tüd)fteniiebc, ben d>r i ftI id>en © e m ei n f d)af t 3-
f i n n.alö eine üUtocbt, bie neben bemi btoben ©igenintcreffe eine
Xriebfraft menfcblid)en gortfcbrittS ift unb foaiale ©egenfäpe
iibertoinben hilft; fie feben in einer ftarfen SW 0 n a r d) i e eine
3tiUjc ber 8d>u>ad)en unb ben gegebenen 33unbeögenoffen in
ber 3Cu3einanbcrfebnng mit ber Übermadjt be^ ,(IapitaI§. Xiefe
idxtrf nmriffenen ©runbanfdjauungen haben ben Weben unb
©ntfcbliefeungen be^ Xeutfchen 3Irbeiterfongreffe§ aud) auf
feiner ,^rieg§tagung aügrunbc gelegen. Xie ltnterfd)icbe
amifdKn ihnen unb ben 31u£ga.ng3punften ber foaialbetnofra-
tifeben Söemegnng finb banbgreiflid), nnb nietnanb benft baran,
fie au oerfdjleicrn. 91 ber gerabe ber Söüraburger Parteitag
mit feinen mannigfachen Söefenntniffen unb ber 4. Slrbeitcr-
fongreß haben auch geaeigt, mie fehr fidb bie praftifdhc
foaiale 91 rbeit ber beiben gro&en ©etoegungen au^ innerer
Wottocnbigfeit annähern ntufe. 33ei Tagungen ber freien
e xo e r f f d) a f t e n einerfeitö unb ber d)riftlichcn anberer-
feitö märe biefe 31nnäherung ber $rai;i§ nod) mehr in bie (Sr-
jd)einnng getreten, aber aud) fo ift e§ offenfidhtlid), bafj d)rift-
lidb-nationale nnb foaialiftifche 91rbetter gar nicht anber^
fonnen, al£ praftifche foaia!politifd>e 91rbeit, gleichoiel ob
fie bie 3taat^hüfc anrufen ober bie 3elbfthilfe förbern, in
ftaatspof itioent ©eifte Ieiften. Stegertoalb, ber
immer mehr aom Slrbeitcrführer nnb fßolitifer großen 3til«?
gdoorben ift, hat e§ mit nnatneifelhaftem Wed)t in 'feinen
fingen einleitenden Porten auf bem Üongreß al^ 93 e r b i e n ft
ber d) r i ftd i ch - n a t i 0 n a l c n $8 e to e g u n g in 91nfprnd)
genommen, auf bie (Snttoidlung ber 3oaiaIbemofratie einen
nad)haltigen ©influfe in biefer Wid)tung au^geiibt a» haben.
©tegeruxrlbö SBegrüfeunfl^luorte nwrdjten freilid^ fein .^ehl au>^
feiner ttberaeugung, bah ber ©nlmirflung^proaeh ber foaialbcmofra»
tifdjen Slknicgung fid> nod) loefentlid) erfreulicher im ©inne ftaatä-
pofiliücr 'P'Jolitif geftaüet hätte, loenn bie Weid^regieraing, ftatt einen
grofecn Xeil bc« 3?olfi?iu'rtrmicnS an Ocrmirtfchaften unb fid) jeben
Jvortfihritt im ^nncru nnihfam abringen 5« taffen, felbft bie Rührung
in ftarfe ,C*>anb genommen unb redüaeitig bie ^niliatibc an Weforuteu
ergriffen hätte, ^n Fortführung biefe« ©ebanfen« forberte Steger--
malb in feinem Vortrag über „Xie bcutfd)c. Arbeiter*
f d) a f t i m (5 111 f d) e i b u n g « ft a b i u m b e ü SB e 11 f r i c g e «"
bie fofortige (Sinbringung ber SB a 1) t r c d) t 3 uoriage für '-preugen
auf ber ©runfclage ber beiben fönigtichen .(lunbgebungen, bie
feitigung be« § 153 9105-0. unb anberer Vlusuahmcbcftimmungeu bc«
,Stoalüiou«rechl«, bie (?rrid)tung Don 91 r b e i t ö f a m m c r u unb
ÜWaf)nahmen anr söefferitng be« SJerhättniffe« amifd)cu 9lrbcitgebcru
unb =nel)mern in ber Wüftung«inbuftrie (Slusbau be» (S i 11 i g u u g« =
mefen« über ba« .^ilföbienftgefcp hinauf), ©eine bon glüheubec
Söaterlanb«licbc unb unbeirrbarem ©icgcsroillcu getragenen 9lu«füh=
87
(Soziale $raj;i3 ittib Ardjib für BoIfSWofjIfaf)tt. XXVII. Rt. 6.
88
einigen, bie auch ba# ©rnährungSWefen ftreiften, gipfelten in ber
©cgenforberung an bie Arbeiter, i h r Ä u ff e r ft e S ffingugebeu
gi it auSreichenben Berforgung beS Heeres unb ber Bfaritie mit
Kriegsmaterial.
Klang fdjon in Stegertoalb# Bortrag mancher ©ebanfe ber
hoffen Sßolitif an, — aucff berjenige, baff baS Bolf beS Kriegs*
gielftreitcS übetbriiffig fei, unb baff ftd> bie cffriftltcff-nationale
Arbeiterfcffaft an „£)rganifationen, bie baS 33oIf fpqltcn", nicfft
beteilige —, fo ging ber Scffriftleiter ber „3Beftbeittfd)en 9Ir*
beitergeitung", §ofef o o S, ber übrigens gu ben beften ^eb¬
nem ber gefamten beutfeffen Arbeiterbewegung gählt, auf alle
Jjolitifcffen Lebensfragen bon Bolf unb 9t e i cf) in
feffarf geprägten Darlegungen ein.
Aud) er ftellte bie R e efft S g I e i eff h e-i t aUcr Staatsbürger
boran unb berlangte neben betn neuen preuffifeffen SBafflrccfft auch
eine Reform beS SBahlreifftS in ben ©emeinbeu. Soweit er bemo*
fratifeffe ©iwriefftungen für richtig hielt, gefeffafj es in bem Sinne,
baff burd) fie baS Beforgtfein aller um ben Staat wachfen folle. Das
pa-rtamentarifdje Regime lernte er ab. ©in ftarfeS fogiaks König¬
tum War iffin eine gorberung nicht nup ber Vernunft, fonbem aud>
ber ©eftnmmg. gär bas SBiirtfdjcrftSkben hielt et eine gewiffc ftaat*
liebe Kontrolle fünftig für nötig. Befoubcren Radjbrutf aber legte
er auf bie Beseitigung beS Klaffen g e i ft e 3 in Staat unb SBirt*
fd)afi; ftatt beS ©injäljrigenpribifegS wünfdjte Cft eine allgemeine
Berfiirgung ber Dienftgeit.
Über biefe ffrogrammatifeffen Reben fanb feine AuSfpradje
ftatt: il)r Snffolt ift ®cameingut ber gangen cffriftlidy-nationalen
Bewegung. Ausgiebige Befffrecffung hingegen fanben bie aut
2. unb 3. Dage beS Berliner KongreffeS (29. unb 30. Oft.) t>er*
banbeiten fogialffolitifcffen Sragen.
SB. K o d) (©Ibenfelb) beljanbelte bie ‘bringen ben Auf*
gaben ber Sogialpolitil. Sein Referat berührte fief) in
oielen ©ingelbeiten mit bemjenigen beS freigewerffdjafHieben Zentral»
ArbeiterfcicetärS SBiffetl auf bent SBürgburger Parteitag. Doch ftellte
Korb mehr bie gorberungen bes Augerblicfs poran. So lam and)
er wieber gu StegerWalbS Bedangen nach Aufhebung beS § 158,
Schaffung bon ArbcitSfammtern unter ©inbegieffung ber 2anb= nnb
ber Staatsarbeiter unb Ausbau bcS ©iniguugSW-cfcnS. Daneben
forberte er: Beteiligung ber Arbeiter am Reicf)Sfommiffariat für
it bergan gSWirtf effaf t, Ausbau beS paritäfifrhen ArbciiSnad)WeifeS unb
©rriefftung bon Arbeitsämtern, meIjrWüd)ige gortgabluug beS Sol*
batenlobnS unb ber gainilienuntcrftüffung nach ber ©ntlaffung,
Arbeitslofenunteritüffung für bie Hrimfrijrenben, Reform bcS
KoalitionSrcd>tS, befonberS auch für bie Klaubarbeiter unb bas ©e*
ftnbe, Rcujorbmimg beS StaatSarbeitcrrech'teS, SBieberiufrafttreten
ber Arbeiterf^iuffbeftimmungen (gumal für grauen unb gugcnblidje)
nach bem Kriege, Durchführung beS ^auSarbeitgefebeS, Reform beS
RenlenberfaljrcnS ber KriegSbefdjäbigicn, Kampf gegen ben Boden*
Wucher, SBohnuugSreform unb fogiale Steuerpoliti!. — An ber
A u S f p c a ch e nahmen u. a. Bcrtreter ber 2anb*,. Berg* unb ©ifen*
bahnarbeiter, fowic bie Bertreterin beS jebt 17 0(K) SJiitgtieber gähleu*
ben ©eWerfbercinS ber Heimarbeiterinnen teil. ©S würben u. a.
Anetfennung ber ©cwerffd)aftcu feitenS ber ©ifenbahnbehörben, Ber*
bot ber grauen* unb ^ugenblkhenarbeit unter Dage unb größere
Bollmachten ber gachauSf^üffe in bet Heimarbeit geforbert. ©nt*
fprechenbe ©nifdjlkffungeu würben angenommen.
^of. B e cf c r (Berlin) befptradj iniit biel Sachfunbe bie K o I) l e rt =
unb 2eben S m i 11 e Ib er f or g-uu g im 4. Kri e gS w i n t er.
©c ftellte bie HauSbranbberforgumg als gleich wichtig neben bie Be*
lieferung friegswichtigec Betriebe, berfangte gleichntäffige Ütatiionie*
rung ber Kohlen unter .gagrunbelegung ber gamitie als ©inheit
(nicht ber SBohnungSgröfee ober beS SßohnuugSprciifeS), trat für An*
technung beS ©afes unb ber ©kftrigität auf bie Kohlen* bgw. ©aS=
belieferung ein unb bedangte bie Durchführung ber ©rle.ichterungen
beS § 6 beS Kohknfteuergefeh-eS. ^n ber ©rnährungSfrage berlangte
Becfer fchärfften Kampf gegen SBucher unb Schleichhanbet, uitbeirrte
gortfiihrung ber öffentlichen Bewirtfchafiung ber no-twenbigften
Lebensmittel, Anpaffung ber Biehbeftäube an bie Futtermittel ufw.
©ine ©nifchlieffung, bie nadh furger, I>auptfäd>Iibie Kartoffekation
unb bie Bapiernot bohanbetnber AuSfpmche angenommen würbe,
macht auch_ Borfchläge für bie Sicherung ber BolfSernährung im
grieben auf ber ©runbktge Weitgehenber Antotratie unter Kontrolle
ber Ianbwirtfchaftlichen Brobuftion in ben ©roftbetrieben unb burch
görbexung ber ^nnenfolonifation, Befämpfung ber £anbfluchi burch
yteformen, gcmeiublid)e Borratspolitif ufw. llnterftaatsfefretär
b. Braun (Kr’iegSeruähmngSamt) führte u. a. aus, ber SBintcr*
bebarf au ©etreibe fei bereits in bet H ar ü> ber JHeid)Sgetreibeitelle;
bic rumänifche dfrudjternte geftattc bermehrte 2Iiargariueliefcrung;
bie allgemeine ©rhöhuug ber Kartoffelration auf 10 Bf unb fei borerft
unmöglich (gunächft Sid)e.rung bcS gemeinblid>en SBinterbcbarfS
nötig, bann erft Übecfid)t borhanben; DranSportfd)Wierig!citeu; Brot*
ftreefung; ©rfah für SHauhfutter). Stcgerwalb fchlnfe fich im
Wefentlichen biefen Darlegungen an. ©c erllärte eine BreiSfenfnng
ber HuuptlebenSmittel für faum mehr möglich; gerabe barauS recht*
fertige fich baS Streben ber Arbeiter nad) höheren 2öhncn.
An biefem Bunfte festen nun bie iHeferatc bon SB i eher
^Duisburg) unb B echth (Hamburg) über ben „S t an b b er 2 o h n =
unb ©ehattsfragen im Kriege" ein. SBiebec wies über*
g-eugenb nach, baff cS ein Störchen ift, wenn immer bon ben hoffen
Löffneu ber Arbeitete als einer gang allgemeinen ©rfeffemung ge*
fproeffen Wirb. Die 2oh ns u °b bie DeuerungSfrage feien im ^u*
fämmenhang gu betrad)ten. ©ewiff erhielten eingelne ffikffftquali*
figierte Arbeiter recht hohe 2öhne; gerabe fie feien aber aud) im
grieben fchon übcrnormal gelohnt worben. Bei ber Bf affe bei*
Vlrbeiter hübe bie 2ohneri)öhung mit ber Neuerung nid>t Schritt
gehalten (©rhebiutg ber Bfünchencr CrtSfvanfenfaffe, 90 b. H- uller
bortigen Arbeiter umfaffenb: nur 22 b. H- hatten über 5 M Dago*
lohn). 2eibcr glaubten and) manche ©en-eratfoinmanbos an bie
angeblid) gu hohen 2öl)ne. geftguhalteu fei, baff guerft bie groffeit
BreiSfteigerungen, bann erft bie 2ohnforbcrungcn gefommen feien.
— Bechlt) legte bk traurige 2age ungähliger Aitgcfteütcii bar unb
gab bimmelfcfyrcsicnbe Beifpielc unfogialen Ber halt ms bon Arbeit*
gebern tauch Bel)örbcn) gegen Augefteilte. Die ©chaltsfteigerung be=
treffe Wefeutlid) bie Augeftcllteu im Alter bon 20 bis 80 fahren, bei
ben alternben AugefteQtcn fei fie gang gering, teilweife Werbe fogar
weniger berbient als im grieben (befonbers bei manchen ©nippen
ber Dcdjnifer). Becfflff trat für Biinbeitgehälter für AngeftelUe ein
unb Waübte fid) gegen bie Ausbildung ungeeigneter KriegSbefdinbig*
ter in Scffrcibmafchine unb Stenographie, ©ine furge. Ausfpradic
befräftigte bie Ausführungen ber ebner, bie bann and] in einer
©ntfcfflicffung feftgehalteu würben.
©nblid) Wanbte ber Komgrcff wieberum, wie fd>on früher, fein
bcfonbcrcs Augcnmcrf ber SB o ff n u u g S f r a g c gu. Referenten
waren hierfür StaatSminifter D. Dr. ©raf B e f a b o w s f p *
SBchner, Bf. b. H- u. b. R., unb bei* Schriftleiter bes Bfünchener
SBodjenblatts „Der Arbeiter", ©afteiger. ©raf Bofafcowsfff be*
ffanbelte bio SBoffmingSfrage unter, groffen politifchen unb fittilidjcu
©cfid)tspunftcn, ber langte angefid)tt> bei* broheitbeu SBohnunge>uot bie
©rfteliung bon SBohnnngien für ünberreieffe gamilien, wiinfdjtc ftatt
ber heutigen Sd)inucfplähe' Kinbeifpidpläffc nach frangöfifdj-em
Bfufter unb glaubte, baff nad) bem Kriege eine boriibcrgicheube er*
gwungene ©infd)rän!uug bcS gugugs gu ben ©roffftäbten utnun*
gängl-id) fei. Bfit beadjtenSwerter SBärmc fefftc er fieff für bk
Schaffung lanöwirtfd)aftlid)cr Kleinbetriebe ein, aud) aus ©nniff-
rungS grün ben; bod) Warnte er bor übertriebenen Hoffnungen, wie
fie hinfid)tlich ber Krkgcrheimftätku mitunter erweeft werten,
©afteiger er getilgte bie eind&ucfsbollen SB orte be^ ©rafen, inbem er
eine ben KteinWohnungSbau förbernbe Abäuberutig bes Hhpethcten*
baufgefeffcS unb bie ftärtere Beteiligung ber Arbevteroerfidffcrungs*
einrichtungen, aber auch ber. Kirchen' am SBohumugSbau unb bic
energifchere görberung ber. genwnmüpig.’n Baubercine forberte. Die
^nbalibcugefehgebung wiiufcht er burdj eine Ulk Im* unb ©ltcrufd)afts*
berficherung gu erweitern^ Die Aiivfpradw ft reifte u. a. bie gragc bei*
Bföbelbefdjaffuitg unb bt*S VlbgahlungswefenS.
Die bie „Sogiale Brai;ie>" feffr ftarf bebrürfenbe amtliche Be*
fd)rän!uug ihres Umfangs gwingt IcibiM* gu biefer fumm<trifd>eii
Darftellnng ber Kongreffbcrhanblungen unb geftattet insbefonbere
feine SBiebergabe ber gu ben einzelnen Bunften gcfafftcu ©nt*
fd)lkffimgen.
Die Berhanblungcn beS KongreffeS haben aufs neue ge*
geigt, meldje SBiinfcffe bie Arbeiterfdxift im jeffigen Stabium be#
Krieges hot; ihre Bcrnadiläffigitng fönnte nur nadhteilige Sol-
gen hoben.
©rfreuliöfferweife fuchten bk Behörden fich über biefe
SBüttfdw burch ©ntfertbung bon Bcriretent gu unterrichten. SBicber*
holt erfd)ien ber Staats fefretäc bes Reid)SwirtfchaftSamtS auf
bem Kongreff; feine beachtenswerte Rebe teilten wir Sp. 77 bereits
mit. Aud) ©cnerwlmajor Sdjeüd), ©hef bcS Kriegsamts, wohnte
einem Deilc ber Berhanblungen bei, ferner guftigmini.fter Spahn,
llnterftaatsfefretär b. Braun, Bertrcter bes CberfotnmanboS in
beu Bfarfen, beS Reid)SfommiffanS für bie Koffleubcrteilung ufw.
gerner waren Barlamentarier alter groffen B<*rteien anwefenb. —
Bon fogialpotitifchen Bercinen Waren bic ©efellfchaft für Sogiale
Reform, ber ©b.*Sogiak Kongreff u. a. bertreten.
Rke SBiinfdhe unb Sorbentngen, bie ber Stongreff oit#=
fpradff, tnurben Don ber felfenfeften Übergengung getragen, baff
fie Dar allem baS Durchhaltcn erleichtern follten. D e r
Sieg unb ein* ch reno oller gf riebe marenba#
3icl berBeratnngen. Die Übergengung, baff nur burd)
ein erfolgrcid>eS Beftehen nuferer harten nationalen Prüfung
aud) ber bentfehe Ufrbeiterftanb einer gebcihltcffen 3ofunft ertt-
gegengcfiihrt loerben fönne, ift in ber Seele faft aUcr beittfcf)en
Arbeiter feft Deranfert, wenn and) mand)tnal bic s )?ot ltngebul»
big macht. Der Ktaifer fonnte barnnt auf baS HiilbigitußS*
telegramm beS KongreffcS mit ber ©rncuerung be# Befennt*
nifje# antworten, baff fein Vertrauen in ben beut*
fdhen Arbeiter it n c r f d) ii 11 e r l i cf) fei.
SBenn er gkidffgeitig Stcgerwalb gum H c r i* e n ff a u s =
mit glich ernannte, fo eilte er bamit bereits ber notwendigen
Reform ber preuffifdjen ©rfteu Kammer boraus, in bereu Berlauf
Soziale graste unb 2lrdjiD für Polfsmoljlfahrt. XXVII. 9?r. 6.
90
2$
\a' alle 3U-l>citaorganijationcu eine angenteffciie non Per-
Uctcvn in biefem ftänbifcheu Parlament erhalten me eben, unb fdjuf,
iubew er. fo bie d).uiitlirir*nationale Arbeiterbcmegung befoubcrS aus-
aeidpietc, ein müufdjeusmert gemorbeneS >»citeii|tüd gur (Ernennung
Di. A. SUfit Ilers ginn llntcrftaatsfefretär.
Sic chriftlidwiationalc Arbcitcrbemegung mirb baS in
ben beutfehen Arbeiter gefefcte Vertrauen fo mentg cnttäitfdjen
mit* irgenbeine. 8 ie,.bie iept iy 2 Millionen 9Ritgliebcr gahlt,
— bie niciftcn fteben freilief) im Selbe —, bot non ihren fletneu
Anfängen an ben ftaatspofitioen ©ebanfen ohne SBanfert hotf)-
rjebalten. 8 ic fennt feine Schatten über il)r PcrhältniS 311 V
Nation nnb 311111 Staate, feine 3ft>cifcl über ihre 8 tcllung in
SeutftfUanbs-PerteibigungSfrieg. Sic 3elbftficherbcit il)rer
Duterlänbtfchen Pegcifterung, bie am 3rf)luffe beS MongreffeS
nochmals iibcrmältigenben AuSbrutf fatib, bat fie nicht meniger
31 t ber ftattlichen 9ftadit merben laffen, bie fie honte ift, als bie
Scftigfcit ihrer non allen s Jtcbeneinflitffen freien foaialcn Ar-
beitcrpolitif. 80 hoffen mir, baß bie £>aupt f orbeningen beS
MoitgveffeS fieb halb bnrebfeben merben; benn es miegt fd>mer,
bab gerabe biefer 3meig ber bentfdien Arbeiterbemcgung
fie erbebt. _
ILUgnitfiuc gtojtaljjjliiilt.
ftattslernjedifeL Ser Kaifer bot baS AbfchicbSgefnrf)
bcS 9?eid)SfanalerS unb SWinifterpräfibenten Dr. SDftcbaeliS ge¬
nehmigt unb ben ©rafen $ e r 11 i n g 311 feinem 3fad>folger
ernannt. Weitere Perättberungen in ben leitenben SlegieningS-
ftellen merben ermartet. 3ßir behalten uns bie eingebenbe Sötir*
bigung biefeS (Ercigniffes nom fosialpolitiftfien Stanbpunfte ans
nor unb mollen heute nur betonen, bafc in beit Pcrhanblungen
ber Parlamentarier mit* bem (Grafen Bertling and) fo 3 iaI-
polttiftfic Sragcn eine SftoIIc gefpielt haben: ber neue
banaler bat erfahren, bah eine JfteichStagSmcbrbeit für
bie Pefeitigung beS § 153 ber © e m c r b e 0 r b n lt n g unb
für bie (Errichtung öon 3f r b e i t S f a nt m cm Dorbanben ift.
Sollte bie neue Regierung miber (Erwarten nicht bie Saitiatioe
3 itr (Erlebigung biefer Stagen, auf bereu Sringlichfeit an biefer
Stelle faft allmöcbentlid) bingemiefen morben ift, ergreifen, fo
ift 31 t ermarten, bafe nun enblid) ber bisher mit Perfaffungs»
fragen unb £rifen belaftete 3teid)Stag f e l b ft bie Sübnmg in
biefen Singen in bie $atib nimmt.
Scr SBieberaufbnu bes ^onbrnerfs nadj bern Kriege.
Sem Peirat für ÜbergangSmirtfdjaft ift ein aus Pertretern
beS .^anbmerfs beftebenber Aitsfchnft für . < panbmerferfragcn
angegliebert, ber in feiner lebten Sifcnng fftidytlinien für ben
PMebcraufbait bcS ^panbmerfs anfgefteüt bat. (ES mirb als
Pflid)t bcs Reiches unb als Staatsnotmenbigfcit bcaeichnet,
bem befonberS fd)Wer betroffenen ütfittelftanbe burd> 2ßafj-
nabnten aus öffentlichen Mitteln in ber iibcrgangSmirtfdxift
beiaufteben. ■
Siir bie praftifeben nahmen mirb in erfter Sinie auf bie
9 tobftoffbefd)affung SBcrt gelegt; bem föanömerf foll ein
Xeil ber 3ur Perfügung ftefjenbcn SHobftoffe 3ugemicfen merben; 3111*
Anfcbaffung biefer Aohftoffe foll ben £>anbmerfcrn unter Piirgfdjaft
beS 9teid>S Krebit bei ihrer Krebitgenoffenfdiaft gemährt merben. Jür
bie Perteilung unb Permittlung ber Arbeiten finb SicfcrungS*
gc n0f f e n f ch a f t e n 311 grünbeu, bie bei befjörblichen Aufträgen
3U beriidfiebtigen finb. $n befonberen Notfällen füllen aud> fy ü r =
forgem a^nahmen aus 9iddj3mittelii für bie aus bem Selbe
heimfehrenben £anbmerfer unb ©emerbetreibenben im lEinoernehmen
mit ihren, beruflichen unb mirtfdjaftlichcn ^ntercffenocrtretungeu
einfeben.
IfirfflrjtfärltriegsbffiljäKigIf unb (jeimhfljrenbf ftrifger.
Stc (ErJjöljMtß ber SamilicmuiterftühMitg bat ber PunbeSrat
nid)t in öcr Dom 91eid)Stag befchloffencn Sonn einer generellen
(Erhöhung ber ffieidjStniuöeftfäbe Dorgenommen, fonbern fie
ben ©emeinben übertragen. Sie Pcrorbitung uont 2 . 3ioD.
1917 lautet:
Si-e Steferungcmerbäube finb oerpflidjtet, aus ihren Piitteln eine
(Erhöhung ber bis 311111 1. Cftober 1017 gezahlten /vmiiilieiiunler*
ftübungen eintreticu 31t laffai, bie fpäteftens uoiit 1 . Viooember 1017
ab 31t gcmährcn unb bereit Petrag je und) ben örtlichen Perhältniffen
3« benteffen ift. Pis 311m Petrage Don 5 Jl für jeben lliiterftübten
merben bie feit bem 1 . 3 toocmbcr 1017 gemährten (Erhöhungen ber
llnterftübungcn Dom :)ieid)e erftattet, nnb ( goar bie Hälfte allmoiiaD
lieh, ßur ©älfte ^ufammen mit ber (Erftattung ber gefeblid)en PfinbefD
beträge.
Leiber läfet biefe Perorbnung befürchten, baB bie flcincn,
armen ©emeinben, bereu Waffen leer unb beren .(irebit gering
ift, trob beS fpäteren ©rfabes ber 3luSlagen aus 9JeichSmittelu
mettig Neigung geigen merben, crbeblirfyc SWchraiifmenbungeu
311 machen._
©rjunifationen irr ^rbritrr, ©cljilfcn, 3 lngr(lrlltrti
nult gfumten.
Sie (Sbriftlicfjcn ©cluerffdjaften gur politifchcn finge. SaS
„Bentralblatt ber (Shriftlicheu ©emerffd)aften", hcrauSgegeben
Dom ©efamtDerbanb biefer grofeen unb michtigen Slrbeitcr-
organifationen, bringt in 3tt*. 22 eine Petrachtung ,„28ad)fenbc
SReaFtion", 31 t beren fad)lid>em Snljalt mir, fomeit er rein
politifd) ift, nid)t in ber fiagc finb, Stellung 31 t nehmen, au
ber man aber als einer febr beiuerfcnsmerten Stimme 311 r
Politiken fiage unmöglid) gatis Dortibcrgeben fanu. SaS
„Bentralblatf' beflagt eingangs, mic febr bic 3lrbeitgeber,
bereit fitbrenbeS Platt 31 t .(tricgSbegiitn bie ©inmiitigfeit Don
Unternehmer- unb 3lrbeitcrDerbänben ein „gutes £men für
bie SaFanft" nannte, in 3 mifd)cn 311 einer riidfchrittlichen
fogialpolitifchen Haltung aurücfgefebrt feien, hält aber bie
„Pcaftion" auf bem rein p 0 l i t i f d>e n ©chiete für meit ge¬
fährlicher, meil fie „im ©cmanbe beS Daterlänbifchen SntereffeS"
auftrete. Sann fährt baS Platt fort:
Ser jewigen fKegicrung, bie mit Diel gutem 2 Billen leiber itod)
Diel mehr politiidien Silcttan i tiSm i uS Derbinbet, ift eS gelungen, eine
ber midjtigftcn ftnatspofitioeu (Errungenfchaften bicfeS Krieges, näm=
lieh bie Annäherung ber Mehrheit ber 803ialbemofratie an ben
Staat, aufs hodifte 3U gefährben. Sas mufe bie gef amte politifd)
meitblicfenbe Arbcitcrfd)aft auffdjrcrfeu unb mach rufen! 3 iur bie a.Uer=
fleinlid’fte p a r t e i politifebe (Ermägung tarnt über eine fokhe SEBen»
Dung ber Singe Sraibc empfiuben. 3 B i r nt ü f f e n m e i t c r =
bl i den ! Sür bie .^ufunft ber beutfeheu Arbcitexbemegung ift bie
Amuiherung Don Sogialbemofratie uub Staat Don größter Pebeutuug.
3 i<ie ftellt man fid) ohne biefclhe bte Don uns bod> ftets erftrebte (Ein-
glieberung Don Vlrbeitcrfchaft unb Arbeiterbemegung in bie Deftehenfce
Crbnuitg oor? überfehert mir aber auch ineiter nicht, bafe mit biefer
(Emingnifd)nft zugleich meitere Don aftueüftem ^ntcreffe aufs Spiel
gefept finb. ^an bnaud>t boch nur bic £l>ren auf311 machen, um allent*
halben bcifpieismeifc bas ©etöfe ber Agitation gegen eine grunb-
Icgenbc A n b e r u n g b e S p r e u-i f di c n 98 a h I r e d) t S 3U hören,
auf ber bic gefaulte bPutfdje 3 lrbeiterfchaft heftehen m u fj, menn ihr
bie eigene ^iifunft lieb ift. Siefe Agitation fchreitet im*©emanbe ber
S«vd)t meg^n ber bemotraüfehen Stelle bahin, bie bie beutfd)c (Eigen¬
art aufs ^piel febcit foll. 31 r beit er, lagt euch baburch
11 i ch t t ä u f ch e n !
3lnfd)Itcfeenb marnt baS „3entralblati" Dor betten, bie,
„unter SluSnubung unleugbarer llngefchicfltchfeiten. beS $Reid)S-
tageS, _ gegen bie PolFSOertretnng überhaupt mobil machen.
3Wag ber s Jteid)Stag noch fo oft burd) bic Sonn fehlen, — ohne
feine SBacbiamfeit mürben ber Slrbeiterfchaft fehr halb bic
lebten tfMte ihrer Rechte aus ber ,§anb gemunben fein". Ser
3luffab fcf)ILefet mit ber (Ermartitng, bafe fid) and) ber Seiitfche
3lrbeiterfongrefc, — ber ingmifchcn ftattgefunben hat unb über
beffett einbrurfSDoIIctt Perlauf mir im fieitauffap cingehenb be¬
richten —, auf biefen Stanbpunft ftellen merbe.
Sereitihcitliihung ber Organifattou ber Köche. 3 lm 1. Cftober
haben fid) ber Pexbanb Scutfdjer Köche (Perlin) unb ber Mutier-
nationale Perbanb ber Köd>e (Sranffurt) 311 einem „Perbanb ber
Köche" Dereinigt, ber feinen Sib in Sranffurt a. hot unb in Perliu
ein fo3iales Pureau unterhält. Sie neue Crganifation ^äfilt 10 000
SÄitglk’ber unb biirfte fomit 9 /i 0 ber Perufsgenoffen umfaffeu. 3 )?it
ber Perfd>mel3ung mürbe ein meiterer gortfd>ritt auf bem Söege 31t
einer reinen 2 lrbeitueI)iuerDereiniguiig erhielt, ba bie Sabuiig ent-
fpredieub ausgebaut mürbe.
3(rbei!crticrpt!jcr«ng. $parhaffnt.
Scr Platt einer Kinberattlageberfttheritttg ber* batjerifdjen Staats-
beamten.
Sn ber 93 . Sipung bcs 5vinan3ausfd).uffeS ber baperifdjen Ab-
jmorbuetenfammer entmidelte am 23 . P^ai 1010 Perfchrsniiuiftcr dom
S ciMeiin im 3 hifd)Iuf; an feine 3 lusführuugen über bie fünftire
Ansgeftaltung ber .'pintcrDlicDcneufürforge. ben ©ebaufen einer flau!
lidjeu KinbergulagcnDcrfidm-rung für bas perfomul ber Dauerifdien
PeifchrsDermaltuug {(EifenDahn unb poft). Mur30 ^e.it barauf er-
fdjien in ber baperifcheu Staaisgeitung ( 101 H r. 130 , 140 » aus ber
Sebcr eines Pcamtcn bes PerfchrSminifteriums ein Auffap, ber ben
Plan bes SOfinifters näher bar legte, oiu ,vriihiahr 1017 folgten in
anberen bai)crifd)cir Leitungen fomie in ber „Mölnifd>cu PolfSgeihnig"
Hl Soziale ^rax;i§ imb Vlrd)ib für
«Vir. 175) weitere Veröffeirtlidnuigcn be® gleichen Verfaffer®, bic leb-
l;afre Inörterungeii in Xage®* uiib 3 ad)pa*cffe auMöften. $ut ©tun-bc
befcßäftigt bei* Vorfdjlag ber Verfebrm v rwaltung t>ie baperifche Gk-
fflmtftaaiscegienuig, bic feine etwaige Vorlage an ben Sanbtag berät.
Det Via» ift in^wifcheii über bie ihm 1916 3 uftebad)ten @3 re 113011
hinan® gcbiclien. SKährenb fid) urfprituglid) bie Verficbcruiig auf öa®
Vcrfonal ber Ver!ef)i'*berwaltunig befebränfen [eilte, will bie Verläße,
lute fic Ijeute 311 r Veratintg fleht, bie ßefainte Veflmtcnfd)aft ber ;{ibil=
ftaat®bermaltimgcn (VI rt. 1, 2, ISO, 188—192 be® baperifchen Beamten«
gofeßc® bom 18. Vliiguft 1908) in eine tfwang£berfitf)crung einbe*
sieben. Die Verfid>erung ift in ber Jyo-nn einer öffentlid)=red>tlid).eu
Va*fidjcriuig®<Hiftalt mit weitgvhenber Sdbftberwaltiuig ber Vci»
fidjerten geplant. VZit Vlucmcthme be* boin Aönig an® bem Greife
ber höheren Beamten 311 ermennenben Vorftaiibsborfißcnben, feinet
Stellbertietcr®, be® Vorfißcnbcn be* s ^rüfunßvaiuvfd>uffe® 1111 b beffeu
Stellbcrtretcr®, bie bont Verfchr®iiiini[ta*ium beftcllt werben füllen,
neben bic Crganc ber Ver f i d) e n 1 n g® a n f f a 11 (Vorftanb, Verficßcrien*
imöfdjuß, Maffen= uub V ecbn ung*p r itfun g® au ® ftftu ß) au® SBablen und)
ben ©runbfäßen ber Verhältniswahl berbor.
©cgcnjtanfr be-r Verfid)eruiifl füll bic ©cwäfjning bon ©elb»
311 laßen au bie Verfidjerten 3 mm ^ werfe ber IS 1 ! eichte rung ber Amber*
«ufoiebung fein. Die Vorlage klpt eö cuiöbnirflid) ab, bcfolbung®*
poliiifche ^werfe 31 t berfolgen. Sie ift au® allgemeinen foaierf* uttb
bcbölfci*ung®polit)ifd)en VZotiben entfprungen uub glaubt biefeu
Oirunbgcbanieii am bcutlid>fteu babaircb 311111 Vlu®brarf 311 bringen,
baß fie bie Zulage errft bom britten ehelid>en Atinbe an, bann aber
für jebe® borbaubene Äi-nlb gewähren Will. Ifiuc Vluönahme ift nur
borge [eben, wenn ber Vater tot ober für tot erflärt ift ober fid) feiner
Unterhaltspflicht bauernb emt^iebt. 2JZ<an erhofft boit biefer Regelung
einen ftarfeu 21 itrei^, mit bem nach ben kßten [tatiftifeben (5*r=
liebungen in bat)ci*ifd)cn Veamtenfreifen fiarf berbreiteten Swei*
finberfbftem 311 brechen.
VZid)t minbec fomnit bie bebölftwungspolitifche Xenben^ ber Vor¬
lage in ben Veftiminungeii über bie Stiftungen ber Vcrfid>erten 311111
VluSbrurf, bie nad> bem. ^ainilienjftaiib unter ftarfer Herai^iehnng
ber Sebigcu uub f-imbcrlo® Verheirateten abgeftuft werben füllen
( 3 . V. Sebige 5 %, Verheiratete mit Ai über 11 0,5 % be® ^ahre®ein=
tüinmen®i.
Die ^abre®einrii<al)mc_n au® ben Verfid)crtcn bei t rägen firtb mit,
ruub 2 VZiüionen ausgefeßt. 3hneit jtef>t eine 3ßhrc®au®gabe au
Ve r fiel) e nut g® I c iff.imge n mit ruub 10 VtiÜioncn gegenüber. Der Jel)I=
betrag bon 8 Viiüiouen> [oll burd> einen jährlichen tota-at^ufdjuß
neberft werben.
Vkld}e® Sdjirffal bem neuartigen uub großzügigen tßlan, auf
bem 8 »>aiig® gebauten unserer 8 ü 3 ialberfid>er 11 ng eine [taat'licße Ve*
ainteuberfid)erung mit bcböIferung®politifd>en fielen auf 3 ubauen,
befdjiebcn fein wirb, läßt fid> aügenblirflid) noct) tiidjt ermeffeu. 9 ta<h
bem' Verlauf ber lebten Verbanblungen be® bal>crifd>en Saubtasg®
ift e® sweifeihaft, ob il>nt bie Vorlage noch in biefer 8 ipung 311 gehen
wirb. SBirb fie borgelegt, fo erfctieint ihre Vinnahme nad) ben bi®=
hcrigen Äußerungen ber Sanbtag®parteieii trop ber ftarfeu Velaftitng,
bie fic ber Staat®faffe bringen wirb, gefiepert.
VI rmee-Voftinfpeftor Dr. Si rinn e r.
Jlrkitemarkt unk JlrbtitenurtMu^ia.
$er bcutfrfjc 5(rbeitomarft tm September teirb im „9icic{>^-
Vlrbeitöblatt /y s Jt'r. 10 toie folgt gefdjilbcrt: „Der <#ang ber 50e-
fri)äftigitng im September, bem 38. ftriegömonat, aeigt, baft bent
beutfeben ÜlSirtfdxifteleben eine 11 n 0 c r m inberte, nidjt
3 it b r e d) c n b e 3Si b e r ft a n b ® f r a f t innetoolmt, mit ber
e$ aller Scfyoiertgfeitcn, bic fid) ihm entgegenftellcn, ®err 31 t
lucrbett toeiß. Dem September beä Vorjahre^ gegenüber ift
ncrfd)iebentlid) and) im S9erid)tömonat mieber eine Steige*
r tt n g ber X ii t i g f e i t berüorgetreten."
3 m V e r g b a u unb ^iittenbetrieb ift bie 9?ad)frafle nach
wie twr augcrorbentlid) lebhaft unb bie VefchäftifluriQ unoerminbert
rege^ Die e t a 11 * unb V2 a f ch i n e n i n b u jt r i e arbeitete auch
im September mit lebhafterer Vlnfpannuug unb fann bem Vorjahr
gegenüber bielfad) eine Steigerung ber Stiftungen rnelben. Vibnlidjc®
gilt für bie cl c f t r i f d) e 3 n bu ft r t c. 3 a ben cbemifd>eu
V e t r i e b e 11 hielt fid) bie Vcfrfjäftigung im allgemeinen auf ber
gleichen .0080 wie im Vormonat unb im Vorjahr um bie gleid)c $eit,
einzelne Vetricb® 3 weigc haben aber aud) bem September 1910 gegen*
über eine Steigerung be® (Mefd)äft®gangc® erfahren. 3m .Oo'la*
g e Werbe mad)te fid) eine luefentlidjc Verfdiiebutig ber Vefdjäfti*
gungboerhältuiffe nicht geltenb. Die Sage be® V e f l c i b u 11 g ® *
gewerbe® war im September im gaußen ebeufo befriebigeub wie
im Vormonat, 311 m Teil trat in biefem (bewerbe eine Verbeffcrung
gegen ben Vormonat hernor. 3 ür ben V a u m a r f t finb feine
lucfentlidjcni Vlbwcidjungeii non ber bisherigen Sage 31 t bermerfen.
Die Viachweifungen bei* S\ x a n f c n f a f f c lt ergeben für bic am
1 . Cftober b. 3®- in Vcfd>äftigung ftehenben ibiitglieber bem 1 . Sep*
tember gegenüber in®gcfamt eine Zunahme um 17 838 ober um 0,19
u. iQ. 3m ci 113 ctuen 3 ^igt fich bie W c i b r t d) c Vefdhäfttgung am
1 . Cftober b. 3®- um 18 439 ober um O/io p. <q. höher al® am 1 . Scp=
Volf®wo()lfahrt. XXVII. 92r. 0. 92
tember währeub bic männlid)e Vefd)äftigteit 3 al)l um 001 ober um
0 ,oi p. <p., b. h- alfo in ga »3 ocrfchwinbenbem Viaße abgenommen hat.
9Jad) ben 3 c ÜÜ e Üungen bon 33 ^arfwerbänben, bie für 1 029 179
Vtttglieber über VI rJ> e i t ® l 0 f i g f e i t berichteten, betrug bie Vir*
l>eit®lofcii 3 ahl l^nbe September 7875. IS*® finb ba® 0 ,h 0 . S>. 3 m Vcr*
glcid) 311 m September ber brei borhergehenben ^ahrt' ift eine Wefent*
liehe Verminberuug ber Vlrbeit®lofigfeit fe^ufteUeii, beim im Sep*
tember 1910 fteUte fid) bie Vlrbeitölofei^iffer auf 2,i, im September
1915 auf 2,6 b. uub im September 1914 auf 15,7 b.
Die Stotiftif ber §(rbeit$nad)ft>cife läßt im
Vericbtömonat für ba® männlirf)e toie für ba® lueibliriK
Öefcblecbt ein allerbtng® nur fd)U>arf)e® Steigen be® Vlnbrange®
ber VJr6eitfud>enben erfennen. September fameu auf 100
offene Stellen bei ben männlid)en ^erfonen 50 Vlrbcitfudjenbe
(gegenüber 49 im Vormonat); beim lueiblidien (^efd)led)t ftieg
bic Slnbrang® 3 iffer Pon 86 auf 87. Die bi® SWitte Cftober
reid)enbe Statiftif auf örunb be® „Vlrbeit®marft*Vln 3 eiger 6 "
toeift gegen ben Vorntonal feinerlei mefcntlicbe Vcränberungen
ber Verbältniffe auf. ©egen ba® Vorjahr ift eine Verminbe*
rung ber überfd)iiffigen 51rbettfud)enben unb eine Vermehrung
ber überfd)iiiftgcn offenen Stellen eingetreten.
Sörhentng bet gcmcinbltchen $rbcit®nftd)toctfc in Vapcrn
burch ©etnähtung toon ^ortofreiheit. Die baperifd)e Staat®-
regierung bot auf eine ©ingabe be® Verbanbe® baperifdtcr
Vlrbeit®ämtcr bin Perfügt, baß bie öffentlichen Vlrbeit®-
nadßticifc in bie Öifte berjenigen Vel)örben aufge-
nomiuen merben, bie 3 itr Vcrtuenbung Pon Dienftmcrtaeidben
bered)tigt finb. Diefe Vcrcd)tigung erftreeft fid) auf ben Ver¬
lebt ber 3lrbeit®äntter unter (ich, fomie mit ben Hauptarbeit®*
ämtern, ber Sanbc®fteKe für ben öffentlichen 9Jrbeit®nad)tt>ei®,
ben baperifdben Sanbe®bebörbcn ufm.. Die Vermenbung Pon
Dienftmertaeicben ift attläffig für alle Vrief-, Vofct- unb ©elb«
fenbungen.
Die Vflege ber amifd)enörtlid)en Veaiebungen toar fdjon
int Srieben eine miditige Vorbebinguttg für bie gute VHrffant-
feit ber Vlrbeit®nad)lPeife; fie ift jeßt, bei ber 9lotn>enbigfeit
ber Verfolgung ber Hcere®inbuftrie mit 3lrbeit®fräften, noi^
midbtiger getnorben nttb tnirb e® in fteigenbem 3Jiaße aud) in
ben Seiten ber Übcrgang®P)irtfd)aft fein. (5® ift baßer befon-
ber® banfe®tnert baß bie bai)crifd)e Staat®regiernng biefe
Sage bttrd) Socrfennung ber Vortofreibeit förbert.
(Srn^D’enftkaflüuirl’nu
Die Aufgaben ber ftoufumPerctnc in ber Übergang®* uub
3rriebcu®toirtfcbaft bilbeten ben Hauptinhalt ber Dagung be®
9ieid&®Pcrbanbe® beutfd)er .UonfutttPereine am 7. unb 8 . Cftober
in VHe®baben. Siir bie Ü b e r g a n g ® tu i r t f d) a f t mürbe
ein Slbbctu ber jeßt notmenbigen 3 mang®läitfigen Hrieg®mrrt-
feßaft gemiinfebt, fomeit bie 3ntereffen be® Staate® (Valuta*
fragen) unb ber Verbraud)er bic® irgettb aulaffen. Vebanert
mürbe, baß bic Vcbörben cs in ber Mrieg®aeit nicht getüigenb
Pcrftanbcn hätten, bie ÜonfuiuPereine unb namentlich bie ©roß»
einfauf®»SentraIeu für bie amang®länfige Sebcn®inittel*
Perforguitg heranauaicheti; biefer fehler ntiiffe in ber Über»
gang®mirtfchaft Permiebeti merben. Siir.bie ftriebenSaeit
mürbe Por allen Dingen attd) Stärftttig ber SlonfumPcreinc au®
eigener Alraft gemiinfebt, u. a. Vlu®bau unb Sofotninenlegttng
fleinerer ©enoffenfdjaften au VeairfsfonfuntPcreinen, ©r*
riebtung Pon ©roßbäefereien, Vfu®bau ber Gigenprobuftiou,
Stärfung ber .Stapitalfraft burd> Grhöhung ber ©efdxift®*
anteile unb Vlusbait be® 'oparmefeti®.
Sind) au ber Srage ber .Ü 0 n f u nt e n t c n f a tu in* cm,
bie and) febon ben .^rieg®an®fd>nß für ftonfumentenintereffen
befdjäftigt batte (3al)rg. XXVI Sp. 950), nahm ber Üonfittu-
Pcrcin®tag Stellung. @r begrüßte bie Sdxfffung eine® Veid)®*
einäl)rung®aintc® unb münfebte bafiir einen feften Unterbau
burch Grriditung Pon Satibes-, ^ropinaial- unb Xtrei®-
ernäbrung®änttern, batuit bttrd) eine fo gefclßiffette liidettlofe
unb itieinanbcr greifettbe Crganifation eine gcred)te Sebett®*
mittelPerforgung fid>ergcftellt mirb. SWöglichft im Vlnfri>lnß au
biefe ^rnäl)rnng®ätuter forberte er bic Grriditung Pon .ftonfu-
mentenfammern ober Vcrbraucberau®fd)üffcn 3111 * Vertretung
ber öntneffen ber Verbrand)er auf bem ©ebiete bei* ©ebraud)®»
güterPcrforgnng. Vlußerbem fei ben ÜonfuuiPcreineti al® Ver¬
treter be® foaialcn Hanbel® Siß unb Stimme in bett Haubel®-
famntern 31 t geben.
•93
©oaiale SßragiS unb Streit? für SBolfStoohlfahtt. XXVII. 9^. 6.
94
$ie (Entmicflung beS nod) jungen SfteichSbetbanbeS ift ttofe
ber Gtfdhmeruttgen bcr ShriegSaeit giinftig au nehmen. £)ie
3ahl ber Vereine ftieg im SterichtSjahte 1916 bon 191 auf
233. §eute beträgt fie 248 mit runb 300 000 SRitgliebetn. 3)et
Umfafe beträgt runb 80 Millionen SRarf.
föoitftttnbcreute unb Iaitbltdje Geitoffeitfdjaften. $)cr
3 entralbetbanb beutfd&er ^onfuimbcteine berfudjt feit lobten
ein 3ufammenarbeiten mit ben länblichen GenoffenfdjaftSbet»
bänben au bireftem AuStaufdj au erreichen, unb bat mit biefcn
SJeftrebungcn bei ben Leitungen lanbrnirtfchaftlidjer Genoffen»
fdjaftSberbänbe menigftenS brinaibieß SterftänbniS gefunben.
2>em „SSormärtS" mirb bicrau getrieben:
„SEatfädjlich beftehen auch bereits birefte gefdjäftltche Serbin*
bungen atoifchen lanbtoirtfchaftlichen ©raeugergenoffenfchaften unb
ben beutfdhen ®onfumdereinen. S>ie berufenen Vertreter ber lanb*
toirtfchaftlichen Graeugcr* unb ber ftäbtifcfyen Sßerbrauchergruppen,
fomeit fie genoffenfchaftlich organifiert finb, ballen bemnach eine Äer*
ftänbigung ber gegenfeitigen ©tanbpunfte für möglich unb erftre*
benStocrt. S)ie beutfdjen Graeuger unb bie beutfdjen SJerbraudjet
ftnb f<hliefeti<h aufeinanber angetoiefen, jefet im Kriege faft aus*
fchliefelidj, unb allem Anfchein nach auch noch eine 91-ci^e oon fahren
nach bemfedben. S)ie Äurfonfumenten mit auSgefprochenent Aer*
braucherftanbpunfi haben ein nicht geringes $nteoeffe baran, bie
beutfehe Sanbtoirtfchaft technifch intaft au fehen, unb ihre (Erhaltung
unb gortenioicfluug ift für ben Verbraucher eine recht fühlbare
* Aiagenfrage. SBaS eine gute Grnte. bebentet, haben bie ^ricgSjahre
braftifch ertoiefen. Stofe eine gute (Ernte a um nicht geringen A?afee
Don ber Xüd)tig!eit ber Sanbtoirte, bon ihrem gleife unb können ab*
hängt, braucht nicht bcfonöerS betont au toerben. AnbererfeitS ift
es für bie Sanbtoirte nicht ntinber toid)tig, bafe bie beutfehe Ar*
beiterfdjaft audj lebenSfräftig unb aahlungSfäljig erhalten toirb, fann
hoch auf bie ©auer nur ein gefunber unb leiftungsfäljiger Arbeiter
bem föauern feine (Eraeugniffe au einem greife abnehmen, ber ben
gortbeftanb ber Sanbtoirtfchaft fidhert."
£ie 3ufd>rift an ben „VormärtS" Schliefet mit folgenben
beadhtensmerten SBorten:
„S)ie ÄriegSnöte mit ihren einfdjneibenben folgen im SBirt*
fchaftsteben geben bringenbfte Veraniaffung, auf beiben ©eiten bie*
jenige Stute au fuchen, too atoar feine £armoniebufelei, tooljt aber Ge*
Iegenheit fidj finbet, bem anberen Seile gerecht au toerben. GS märe
ein grofeeS Ungliicf für bas beutfehe Volf, für Graeuger unb 93er*
brauchet, toenn beibe Steile in bem föeftreben, bie notmenbige Ver*
ftänbigung au finben, fich nicht einigen fönnten." tiefer Anftcfjt
fönnen mir nur in bollern Umfang unb in jebem betracht beipflichten.
$)aS GhnftlidKoaiate grauenfemtnar beS ^utfch-Gbangeltfchen
grauenbunbeS, $annober, SBebefinbftr. 26, gegrünbet 1905, hat nach
feinem neueften Arbeitsplan feine Sehrgänge entfpredjenb ben mach»
jenben Anforbetungcn ber foaialen Verufe mieberum ermeitert. An
ber bemährten Gliederung in atoei theoretifdje unb atoei praftifche
Arbeitsperioben, bie ft<h gröfetenteils unter (Einorbnung in einen
AnftattSbetriieb ber 2)iafonie ober ber firchlichen, foannnunalen ober
pribaten SBohlfahrtSpflege boll^ieht, ift feftgehalten. ©chül^unen,
bie fich eine über ben VA ^ahre bauernben ©eminarlehrgang hinaus*
gehenbe AuSbilbung berfchaffen molten, finben baau Gelegenheit
burch bie in biefem $ahre ins Seben gerufene Oberftufe mit meite*
ren 6 äRonaten miffenfchaftlichen Unterrichts. Nähere AuSfunft u.
^rofpefte burch bie GefchäftSftelle, ^annober, SBebefinbftr. 26.
$ie Arbeit ber jugenbftcheti Reifer in ben belebten Gebieten
miri> burch einem neuen (Erlafj beS ÄriegSniinifteriuntS bahin geregelt,
ba-fe ben $ugenbli<hen neben ber Arbeit auch $ugenbpflege augemanbt
merben foll, um fie bor ben mannigfachen Gefahren au fchüpen, bie
ihnen, loSgelöft bon ber Heimat, brohen.
®ie 2),ienftfteHen, bie jugenbliche Reifer befchäftirgen, merben
iarauf hingemiefen, bafe bor ®ifaiplinar*9Sorgefehi|e für bie gührung
ber $u genblichen in unb au feer 5>ienft berantmorilich ift, bafe er
ebentueU bon feiner ©trafgemalt Gebrauch au machen, aber auch
aufeerbienftlich für bie jungen Seute au forgen hat. 93ei jeber 2^ienft*
[teile, bie mehrere jugenbliche Reifer befchäftigt, ift eine beftimmte
Jperfönlichfeit fpeaieU mit ber Auf ficht über biefe unb mit ber gür=
forge für fie au betrauen unb bem $otnmanbeut gegenüber für fie
berantmorilich au machen. Unter Umftänben braucht bem ^uge'nb*
liehen nur ein £eil feines EohneS — ein Heines £afd)engelb — aus*
geliefert an merben, baS anbere mirb feinem gcfefelid>en Vertreter ober
bei einer ©partaffe eingeaahlt. (Es mirb empfohlen, bafe bie Kriegs*
amtsftellen bei ber Anmerbung ber ßugenblichen fich ber beftehenbeu
^ugenbpflcgc=Crganifationen bebieuen unb bie baburdj gemorbenen
Sugenblichcn bann auch ni Gruppen bermenbet unb untiergebradjt
merben, um ihnen ben £>alt burch bie ^amerabf^aftlichieit ber
Grupbe au geben.
©o nüfelich unb beachtcnSmert ber ^irimeis auch ift, bafe bie
^ugenibpflege*Organifationen bei ber Anmerbung unb Unterbringung
$ugenbli<her für bie befe^ten Gebiete augeaogen merben, fo ift es
hoch tief bebauerlich, bafe ber (Erlafe beS ^üiegSminifteriumS ben
©ab enthält, bie ®riegSamiSfteUen füllen fich — „natürlich nur
ber baterlänbifche n" — ^ugenborganifationen bebieuen.
#iet mirb bie ©chramfe in oaterlänbifche unb fog. OaterlanbSlofe
Greife mieber aufgeriffem, bie hoch feit bem Sfaifermori boin
4. Auguft 1914 unb feit ben (Erfahrungen beS Krieges ein für alle
mal niebcrgeciffeu fein follte. Auch bie foaiaibemofratifche Öu'genb*
bemegung ift ernft bemüht, ihnen Gliedern ©chufe unb (Erai'ehung an^
gebeihen au loffen, auch bie foaiaibemofratifche ^ugeubbemegung hat
Diele ihrer beften Glieder bereits im SöcrteibigungSfompfe beS 93ater=
IanbeS auf bem gelbe ber (Ehre opfern muffen. (ES ift alfo ein
fdjmereS Unrecht, bie fo$iaIbemofratifchen ^ugenboeganifationen bon
oben her als unauberläffig hiuauftetten.
Puljnatigs- nttic §Diintfragrn.
(Sine SBuönwngitefotm^unbgeBunn,
bie einen fehr einbrucfSnoUen SSerlauf nahm, ift bom
2) e u t f d) e n SB o h n u n g. S a u S f d> u fe am 30. Oftober in
Berlin beranftaltef tnorben. S)em bor einem Sohr 0 ehilbeten
SluSfchufe (XXVI, 188) fittb inalnifchcn faft alle an ber
SöohnungSfrage intereffierten Organisationen beigetreten.
SDie ^unbgebnng fnar als SSetrtreterbcrfammlung eingerichtet;
ber ftarfe S3efnch belnieS bie lebhafte Teilnahme ber ange«
fd)loffenen S^erbänbe. Sßährcnb anr 3cit ber Griinbung beS
SBohnungSauSfchußeä noch 3 u>€ifel beftanben, ob mirflirf) nnb
allgemein mit einer SBohnnngSnot nach bem Kriege 51 t rechnen
fein mürbe, ift jefet feinerlei 3 u>eifel mehr barüber möglich,
fonbern fehr ernfte Grfd)einmtgen machen fidh fchon. jefet geltenb,
namentlich auf bem Gebiete ber SHeintoobnungcn, fobafe baS
3urucffluten beS 3)?illionenl>eereS bei griebenSfchlufe gerabcau
au einer ftYitaftropbe führen.fann, falls nidht bei 3eiten blon-
mäfeige S^orforge aur Abhilfe getroffen mirb.
$rof. Dr. G. % 5nd>S, ber über ^rteg unb
SSohnungSfrage fprach, U>icS barauf hin, bafe 1912 in
2 >eutfd)Ianb runb 64 000 SBohnungen neu erfteUt mürben, 1916
bagegen nur 5000. Gr fonnte auf Grunb bon (Erhebungen
ber S3augenoffenfcbaften unb an $anb bon teilmeife ergreifenb
mirfenben S9eifbielen' auS ber JßtajiS aohlreiche SBelege bafür
bringen, mie ftarf namentlich finberrcicffe gamilien fd>on heut
unter bem , Mangel an ^letnmohnungen leiben. Auch toieS et
auf bie gefunbheitlidjen unb fittlid>en Gefahren hin, bie barin
liegen, bafe infolge bon SBohnungSfnapbheit unb bamit ber-
bunbener SSohnungSteuentng ber SBohnungS-Stanbarb beS
SSolfeS hotahgebrücft mirb, inbem ein engeres 3ufammenhaufen,
fornie eine ermeiterte 3 ulaffung bon ^)ach- unb ^cHer-
mohnungen eintritt. ®er Vortrag bon $rof. 3 ud>§ mar im
übrigen eine ausführliche itnb einbringliche S3egrünbung au
ben.bom SSorftanb beS SBohnungSauSfdhuffeS borgelegteu Seit-
fäfeeu, bie aum 0 d)lufe eiinftimmig aur Annahme gelangten:
2)ie am 30. Oltobec 1917 in föerlin im „Aheingolb" auf Gin*
labung beS 35eutfchen SBohnungSauSfchuffeS tagenbe ißertreterber*
fammlung aahireicher grofeer Organifationen unb fonftiger 2Boh=
nungSreformfreife erfläct:
I. Gine burchgreifenbe SBohnungS* unb ©icblungSreform ift
ein uuabmeisbares SebenSbebiirfnis unfeteS S?ol!cS, namentlidh auch
gegenüber ber brohenben Gefahr einer SöohnungSnot nach öem Kriege
unb gegenüber ben berechtigten Aufbrüchen unferer aus bem gelbe
heimfehrenben Gruppen. ®ie Inangriffnahme biefeS SBerleS fann
nicht ohne ben gröfeten ©djaben noch länger aufgefchobem toerben.
II. Als nädjfte toichtige ©chritte berr SBohnungSreform ftnb tnS=
befonbere au forbern
1. $ur £öfung ber föobenfrage: Gefefeliche AZafenahnten aur
SBefchaffung bon* Sanb aus pribater ^anb burch Ausgestaltung
bes GnteignungSrechtes, SJorfaufSrechteS ufro., billige Vergabe
fisfalifdjen, fommunalen unb fonftigen öffentlichen SanbeS,
fotoie Grünbung grofeer gemeinnüfeiger 93obett= unb ©ieblungS*
gefcllfchaften mit meitgehenber öffentlicher Jpilfe.
2. 3ur Söfung ber $apitalfrage: Getoährung grofeer 25ar=
lehen unb S3ürgfchaften für ben SBohnungSbau burch Aeid),
©taat unb Gemeinben, fotoie organifdje Gröffttung neuer unb
SBerbefferung beftehenber GelbqueHcn für bie 3u>ecfe bes SBoI} 3
nungStoefenS.
3. Aerbefferung ber AertoaltungSorganifation für
bas SÖohnnngStoefen burch Grrichtung einer 3futralftcüe für
bie gefamte SBohnungSfürforge im AeidjSamtc bes gnnern,
föeftimtnung eines im SBohuungStoefen fiihrenben AHnifte*
riumS in Sßrcufeen unb ©urdjführung einheitlicher Ataferegeln
in toirtfchaftlich aufammenhängenben Gebieten,
4. &aS balbige ^uftanbefommen ber preufeifdjen SBoh"
nungSgefehgebung.
An ben 23ortrag fchloffen fid) furae 3uftimntungSerfIänm-
gen bon ^Reichstags- unb SanbtagSabgeorbneten bet bet-
95
(Soziale ^rajrig unb 9Trcf)tb fixe Holfömohlfaljrt. XXVII. 9h*. 6.
96
icftieöcnften Parteien foluie einiger ber bem HJol)nitng3mt*ftf)ufg
mifiefdjloffenen gro&cn Dracmtfationen an. E* madjte be»
fonberen Einbnttf, bafj bei* 9teicb*tan§obneorbnete $ ö l) r e
(joginlbemofratifdjc graftion) ol* SWitfllicb bei* SBobnung*-
toin-miffion be* 'Jteid)*taflet erflären fonnte, bafe man in biefer
Moimniffton Don jeOer im 3eid)en be* „Hiirgf rieben*" gearbeitet
Dabo. Tic Parteien batten fid), unter Suriicfftellung Don
3onbenuiinfd)en, ftet* auf beftimmte COrunbfäbe unb gorbenin*
gen geeinigt. E* fei ihnen im 9tcicf>*tag namentlich baranf am
gefonnnen, ben 3tanbpnnft bei* Regierung gu erfdrittern,
melche bie 2x'of)nung*fatf)e nerfaffiing*gemäfe immer nur ben
Eiugdfiaaten gnfdiieben molltc. 5m Seiden be* „Hurg-
trieben*" ftanben and) bie 3»ftimmung*erflnrunflen ber Her*
tretcr ber graften 91 ngefteilten* unb 9Irbetter*€rgauifationen.
H e d) l p Dom Tentfchnationalen .£anbliuig*gcbilfenncrbaub
fonnte im Warnen bei* brei im Mriege gebilbeten 9lrbcit*gcmcin*
fefiaften ber faufuicinnifcben unb technifchen 9lngcftcÜten fprcd)en,
Weid)*tan*abgcorbneter 3 i l b c r f cb m i b t Don ben freien
OleUKTffdxiften Dertrat gitgleid) and) bie .s>irfd)*3umferfd)en
(vk*mert'Dereine fomie ben Ok’famtDerbanb dn*iftlid>er (fernerf*
fdjaften.
9Wörf)te biefe einmütige ®unbgebung Don Hertretern
breitefter Holf*fd)id)tcn unb fogiolreformerifcber greife aller
9frt unb aller Dichtungen ihren Einbrucf auf bie Regierung unb
bie gcfcfcgebenben itörpcrfchaften nidbt Derfefden, bamit burd)
eilige 9iotftanb*iuaftnalnueu, fomie mit burebgreifenben auf bie
Tauer beredweten Einrichtungen, ber brohenben ®lein-
mohnungönot oorgebeugt mirb.
Eine Huafunftöfteüe für ttitfirbltttta^tuefen ifl oom Teutfcbeu
herein für länMicfye '2Bof)IfahrtS= unb .^eimatpflege, Berlin 09Ö.,
Hcruburgct Strafte 13, gegrünbet morben. Tie Sluöfünfte finb tut*
entgeltlich unb erftreefeu fid) auf alle fragen ber s ?lnfieMung in länb*
lidjeu unb lialblänblidieu SBirtfdjaftö* unb Hiobnbeimftätten, ber
Mapitalabfiubung unb be* Wadjmcife« oon Sanbftellcn. HiSher finb
'JO41 9(nmärtcr, Darunter 870 ftriegäbefdjäbigte unb »^interJbÜebene,
beraten morben. 91 Ile für 9lnfieblung*anmärter unb Stehlet mich*
rigen H>irtfdniftS= unb i)tcd>tsfragen erörtert laufenb bie SBochenfcbrift
ber Vlusfuuftsftclle „freim unb Sd)oIle". Sie mirb al« ^entratblait
| für Da« gefilmte beutfdfe Srebluiwgotoefcn Don Hrofeffor £>. Söhntet),
urtierftütu oom .Weid)*au«fchuft ber &rieg«befd)äb!gtenfürforge, bar
(9efeUfd>aft gur görberuug fter inneren Äolonifation unb gabireicher
anbeocr SieblungSgefellfdiaften herau^gegeben.
Tic 3eil|d)iiit M gro)laU flrari« unb 3lv4jtt> fixv $>oUt#n>ot?lfaijrt“ ift burd) alle ©ucbbanblungeit uttb ^ioftämter (HoftgeitungSnunimer 7137) au bestehen
Eingelnummcr 35 <pf. Ter XHngeigeuprei« ift 45 Hf- für bie Dicrgcfpaltene Sßctttgeile.
giic nenteimtiHjiöc g»teHcm>evmtttUma
lift pflhrijfit- uiti» |raweittu»ppfn für fimale fj ilf$arbrit
(1002 ecavünfret)
bermittelt gut uorgcbilbete §*maibeawtitmeu für alte ^ofteu auf
fogialem ©ebiet an ftaatlidhe unb ftäbtifche ©ehörben nnb Vereine für
bab gange Dieid).
Anfragen finb an bie ©cfdiäftbftelle ferlin W.30, ^arbaroffa-
firn De 05, gu ridfteu. j
Vertag uon ®uftao gifther in 3ena>
Sw Stieg im tidiie (er Biologie.
Vortrag
Don
I>r. 3og£f Dubbaum^Uaromicg,
o. ö. ^rüffffor &or Biologie unb bergt. Sluatoniie au ber Uniberfität Qemberg.
S)5veiä: 76 SSf.
Deciag p o n $u|)a» $ i f d) e r in
^ranfrett^s» politifdje SBejtc^ungen ju 1)e«tfd)lanb
oom grantfurter grieben bi* 3 um teslrudj be* Söeltfrtege*.
Vortrag, gehalten am 10. 9ZoDember 1910 in ber „<3taat3iuiffen-
fdjaftlidjett ©efellfdfaft" gu 5cua. ®on Dr. MU&mbtr 6arteßlerl,
ix ö. ißrofeffor ber ©efdiidite an ber Uniberfität 5ena. 1916.
iprei«:.60 g$f.
©nglifdie Gjcpanfton unb beutf^e Turdjbringung
als J$aftoien int Sßeltbanbel. «on vr.m.$.®bwarbä,
©öttingen. (VI, 89 3. gr. 8°.) 1916. lßrei§: 2 9Kart 40 $J3f.
i^ithalt: Einleitung. I. Teil. $$on Öurleigl) bi* (ihantberlain. II. Teil.
Hont 0tat)U)of ^urn 2tal)Iiücr(*ücrbaub. Anhang: Hergleich gmifchen Teutfd)=
Itinb unb CJngliuib. Tic Wrunbmertc bei* bcutfrijen HolfSioirtfdjafl für btt*
;gnl)t* 1913.
Tie .Öeimacbeit. iUnnfte Problem beä Urbciter^u^.
Hon l>r. £tätf)e isebel. 9Kit einem (Sleleitluort Don ^rof. Dr.
))l Sföilbranbt. (VIII, 246 3. gv. 8°.) 1913. JSreiS: 7 9Warf.
M üoncorbia* # , 20. o.iit)rg. 9tr. 19 ö. 1. Cftobcr 1913:
Tic 9iuöfül)nuigcn" ber Herfafierin finb fefyr bcachtcuömert, umiiciiKtcl)
ba fic fid) auf cingcljcubc ^tubien uub (Srfahnutgcn ftühen, unb mcrbeit auct)
bei beni weiteren 9lu§Dau bc* beulfd)en ipaudarbeitergefehe* oon 9tu(jcu fein.
Teutfrf)e ©efchilhte. »on Sidci«^ ®c^äfer, ^i-ofefioi ber
Diefdjidjte nu ber Uniberfität Berlin, giinfte, bi* auf bie ©egen*
mait fortgeführte Auflage. 2 Hänbe. Elfter Hanb: SPJittclalter.
Ihoeitcr Haub: Dengeit. ißrei*: beibe Hättbe brofehiert
17 «Darf, geb. 21 «ütart.
SBert unb .fiUpitalprofit. »eubegrUnbuttd ber objetHoen
!©ertlehre. Hau Dr. med. et phil. gfrattä Oppenheimer, ipriDat*
bogeut an ber Uniberfität Herlin. (X, 229 0. gr. 8°.) 1916.
s 4> r e i v: 6 Warf.
:Xnl)nlt: Difleö Hudj: Ter ftalifdic Htci‘5 ber 9Bertbiugc nieberer
Crbnimg. Ter ÜÖcrt. Einführung: CbjeftiDe nnb fuDjeftiüe 9^erllel)re.
<irftcr 9ibid)niÜ: Tic älteren obieftioiftifdjen 3öcrüehren. ^meiter 9lbfd)nitl:
Tie Hroblente ber Wnrltuürlidjafl. Trittcr 9lbfd)nitt: Tie «tntif ber
( V*eleitidmfIoIuirlici)ait. Hieltet' 9lbfdjnitt: Ter ftatifrije Hrcio ber (Äiiter
nnb Tienfte. Ter autogene 'Bert. ; J ,ioeite* Hnci): Ter ftaliirfje Hreiv
ber'h'Oitbiuge höherer Grbu 11141 . Ter Suuulalprofit. Einführung: Tiolrihution
unb „^ureihnuug". El fter 9lbfrt)uitt: .Mapital unb Hrofit. Uioeiier Vthfctjuilt:
Hoben uub (sU'unbreute. Triller s llbfd)nitt: 9lutifrilifd)c Sidjerung. — ©rtjluiV-
hetriid)tung.
Tie Familie in i^cec Hebeutuug für baS SBoltSleben.
Hon 9ti<harb ^h^enberg. 1916. * iprci«: 1 Warf.
Inhalt: I. Tie Familie in ihrer Hebeutuna für ba* HoWSlebeit. II. Tic
Familie al* ©egenftanb roiffcufdjaftlicher Evfcnmui*.
6 (hriften beS ^nftitutS für oftbeulfihe Söirtf^aft
in ^Öni()S 6 eCg t. $C. ®rftc« ^cft. $as »etabligemeiit
Oft* unb SSeftpreufecn* unter ber SKttmirfung unb Leitung
Tpeobor oon Schön*. Hon Dr. gbuttob fHHlpelnt SDIn^er.
(XIV, 124 0. gr. 8 °) 1916. Hrei*: 3 Warf.
\gnl)all: Horiuort. — Hergeidhni* ber Vlbfürgungeu. — Einleitung:
Ärieg§fchäben unb Enlfdjäbignngen in bcti fahren 1806—15. Ta§ iHetaBliffement
unb bie Siefornigefehe 1807—11. — ErfteS Äapitel: Ter 9ictabUffement$fonb*
in ber .vaub ber 2iünbe 1816—23. — ^roeite* Äapiteh Ter oon Schön oer*
toaUelc Vanbeduulerftühungöfonb* 1824—1835. — Tritte« Kapitel: Schön«
Haucrnpolitif. — 9tamenregifter.
38 örteibu<h bei HolfSroirtfchaft tu gloei HcLitben.
&erau«gegebcii Dou ^5rofeffor Dr. Snbmlg Elfter, SBirtl. ©eh-
Oberrcg.*9lat uub Hortragenber Wat im Winiftertimt ber geiftlidhen
uttb Untmicht^angelegenheiten in Herlin. Tritte, bölltg um*
gearbeitete Auflage. Umfang: Hb. I: VIII, 14OO0eiten; Hb. H:
1536 (Seiten (mit att*führl. 0achregifter). — Öej.*gormat. 1910/11.
l^rei*: brofdjiert 45 Warf, geb. (2 Hänbe) 53 Warf.
„Ter .S>anbcl«ftanb im SluSlattbe", 2. ^ahrg., 9ir. 11, Witte Wob. 1911:
„Tiefe« auSgegcid)ttetc SBcrf, ba« in ber internationationalen Literatur
einzig bafteht, foUie -- nach einem Urteil oon H^of. Dr. .£arm« (Stiel) — in
feinem bcutfd)cu >llub be« ?lu«lanbc«, in feinem .Hontor eine« größeren Unter¬
nehmen«, uor allem aber in feinem bciilfdjeit Honfulat fehlen. E« unterrichtet
über alle ,Yfagen ber Hoif«= unb H)cltmirtfchaft fo oorgägliih, bah Don ihm
mit Uledjt gefagt luerben barf: e* ift ein unentbehrliche« 9 iachfthla 9 eiDerf. - —
Huf (ftruiib einer genauen Henutui« ber erfien Auflage, bie id) mir luährenb
ber eigenen Stubicngcit enoarb, glaube id) bie eben erfdjieite brüte Üluflagc
fdjort nach furger Prüfung icbem größeren Herein«bejirf unb aDen Heruf«-
genoffen, bereu 9Jtittcl bie 9lnfd)affung geftatten, empfehlen gu bürfeit. Ta«
HJert erfebt ihnen eine gange Sammlung Don inuftcrgültigen Sdjriften über
•Vanbel unb Hcrfehr, Cftelb-, Hanf* unb Hörfeumefeu; e« geftattet aber gugleidb,
biefe s Wirtfd)aft«gmeige mit alten übrigen ©ebictcit ber Holt«- mtb 39düDirt-
idjaft gu Dergleichen. ,MitcUigcnte Herfouen luerben fich burch ba« SSörterbud)
ber Holf«iDirl«fchaft uicllcidjt loeitergchenbe Hemttuiffc ermerben tonnen, al«
fic ba« blojje 9lnhöreit oon .s>od)fchulDorlefuugeit gu uermitteln Derniag. löer
mul) fold)eit Hentniffen ftrebt, Derfäume e« Daher nicht, fid) mit ber neueften
XUuflage, bie in red)tlid)er unb ftaliftifdier Hegiehung bem Staube ber ©egeit-
mart entfprid)!, näher be tarnt! gu machen.
Hcrantloorttich für bie Sdjriftleihmg: Dr. ß u b lu i g e h b e, HerlimEruneioalb. — Hertag :®uftaD 5 ifdjer, ^cua.—Eebnidt bei 3 u t i u S (S i 11 e n f e l b, $ofbu<hbrutfer., Herlin W 8 .
Vl\. 1fa\)rgnns.
Örrliti, lim 15. floBfmber 1917.
gtafttxle $xaxi&
mtir
Hummer (.
A
gUutjuT fnx |^ 0 Üi 0 ttH 4 )lful)bt,
(Erfd&etat an febem Donnerstag. Vrets xrterteljfthrildi 4 iKarh.
__— 9erit!t*groer: -
Sdjrtfiitlinng: Verlag: ,
gtrtin w», iioutniormr. 29 / 3 » JCrof. Dr. ffi. Jrmuhe unii Jfwf. Dr. p. gimntennann. «upo# lirmtr, |»n«.
^ernfjjrr^m Amt HolUnbaxf S809. fteni'prf d)t r 53.
gn(j
Ser ^oljnfparaiüang Sugeitb»
lieber. Von ©eridjtSaffeffor ©rnft
©tf)toanbt, (Sba^ottenburg . . 97
«cftaföaft für Soziale {Reform.
3nternatUmale tBereittigung fftr
gefefelidjcn ttrbelterfdjMtft.... 99
©ine JOrtogru^e 2JJündjen ber ©c«
fettfe^aft für Soziale Steform.
tlügemcine Cesialpolitll .... 100
Sfbolf SBagner f. *
ftaifer, Negierung, VolfSöertretung
unb ©oatalreform.
«aterianbtffter ^Ufdbietsft ... 101
©ine fd)ärfere Heranziehung ber
§ilf$bienftt>flicf)tigen.
tlrbettee« ml ttKleme%ttt erocr*
tretv««**. 102
Sie Neuregelung beS .^anbelefam»
mertrefenS in ^Jreufeen.
Ser SnnungS-Verbanb Seuifc^ft
Vaugett>erf8meifter.
alt.
Orgatttfationcn brr ffrfretter? ©e*
|llf en» tlngeftraten tutb »e*
amten .102
9J?inbeftgehaIt$iäfce für fauf-
mannifdje Mngeftetlte. Von
©uftao ©djneiber-Seipzig.
Ser ©ebanfe ber. ftnntli^en £ob n "
regelung.
Hrbeiteroerflcbcntng. bpartaffen 105
Verlängerung ber Triften für bie
VeitragSerftattung auft ber 2tn-
geftettienöcrfidjcrung.
©rtneiterter ©chufc ber Hinterbliebenen
non NiunitionSarbeitem burdj bie
UnfaÜDerfidjerung.
SBobnimgg« «mb Vobettfragen . 106
Sie ©efatjr ber SHeiu»
Wohnungsnot uarf) bem
Kriege.
Sie Überführung befi VattgetnerbeS
in bie ^riebenSwirtfihaft.
Siterarif^e auttteilnngett .... 108
Slbbrud fanitli«Her Äuffäfce ift 3«itungen unb 3eWdjriften geftattet, jebodj nur
mit noUer ßuetlenanga&e.
frr |»ljnfpar)w«ng 3 «grttölidjfr.
Von ©erichtSaffeffor ©rrrft ©(^manbt, Eharlottenbu-rg.
Befanntlich ift mährenb be^ Krieges in mehreren Beairfen
$eutfd)Ianb£, inäbefonbere burrf) Bcrorbnung beS £berbefehlS-
haberS in ben Biarfen bom 18. Biärz 1916 in Berlin unb ber
Brobinz Branbenburg, ber Sohnfparzmang für Sngenbliche
eingeführt morben, monadj ein £eil be£ bon yigenblidyen Ar¬
beitern unb Angeftellten berbienten Sohnes bei einer 3parfaffe
auf ein gefperrteS ©uthaben angelegt merben muh, mit ber
Biahgabe, bah Abhebungen nur mit bepörblicher 3uftim!nung
aiiläffig finb. 2)er ©ebanfe be£ Sohnfparzmangs ftammt nicf)t
erft au£ ber 3cit beS Krieges, fonbern ift bereite borher, ins»
befonbere bon bem Sanbrat greiherrn Biarfdjaü b. Bieberftein,
bertreten morben. £ernentjprechenb mirb bon mancher Seite
• bie Beibehaltung beS SohnfparzmangS im grieben gemiinfept.
2öaS bie bisher gemachten Erfahrungen betrifft, fo muh
angegeben merben, bah fich im ©cltnngSbcreid) ber Berorbnung
beS ^Oberbefehlshabers in ben Warfen erbcblicbe Unzuträglich*
feiten binfirf)tlicb beö ßobnfparzmangö anfdfeinenb nirgenb^-
berau^geftellt höben, ^afe ficb bie Bebölfemng ohne erbeblidbe^
jfeiberftreben mit bem Sparzmang abgefunben bat, biirfte
tuenigftenö znm Steil barauf zuriiefzufübren fein, bafe ber ft'rieg
auf zahlreichen ©ebieten Befdjränfungen ber perfönlicben Srei-
beit mit fiel) gebracht bat, bie in bem Benmbtfein ber Aufeer-
orbcntlirf)feit ber Sage unb ber ©efabr, in ber ficb baS Bater-
lanb befinbet, ertragen merben. £b bie Beüölferung aber bie
Sreibeitsbefcbränfnng, bie im 3parztt>ang liegt, !ben barin
enthaltenen Eingriff in bie Samilienüerbältniffe unb ba$ Er-
Ztehnngoreebt ber Eltern nach bem Kriege mit berfelben ©ebulb
auf firb nehmen mürbe, cridjeint rcdit zmeifelbaft.
9öenn man ficb ein Urteil über ben SBert beö 3parzmang§
unb bie Srtage hüben miß, ob feine Beibehaltung im Srieben
angebracht ift, fo empfiehlt e^ ficb, znnäcbft zn prüfen, ob er
benn au^ tatfäcblicb fein 3iel, ba§ leiebtfinnige Bertun be§
©elbe£ zn uerbüten, erreichen fann. Au3 ber Erfabnmg, mie
fie ber Berfaffer in mehr alö einjähriger amtlicher ^ätigfeit
in einer friegäinbuftrietfen ©rofeftabt gemadjt bat, fann er
nidjt znr ooHen Bejahung, biefer Srage gefangen, ©erabe in
ben großen Snbuftriezentren, mo bie Söhne am höcbften unb bie
Berfucbungen für bie Sugenb am gröfeten finb unb bc^halb bie
Brüfung oor greigabe oon Beträgen am notmenbigften märe,
fann fie megm ber großen 3ahl ber bort meift beftehenben
©uthaben unb ber attgemeinen grobftäbtifeben Berhältniffe,
melcbe bie Berfcbleierung be§ perfönlicben 5:nn§ unb ireibenS
begiinftigen, am menigften genau burdygeführt U>erben. 3b>ar
mirb e§ in einer Anzahl bon gälten gelingen, ber ©elbbergeu«
bung burcb Sugenblicbe einen Siegel oorzufebieben; aber gerabe
bie leidhtfinnigften Elemente merben e£ burd) allerhanb Siften
unb fünfte berftehen, bie ^otmenbigfeit ber greigabe bon Be¬
trägen borzwfpiegeln, bie fie in Bkibrbeit zu ganz anberen al§
ben behaupteten 3u>ecfen bermenben mollen. 3elbft bie Sftiicf»
fpracbe mit ben Eltern ber Sugenblidycn bietet nicht bie erfor-
berlicbe ©ernähr; befonberö alleinftehenbe SD?ütter merben er-
fahrungögemäh bon ungeratenen halbmiicbfigen Söhnen bi§»
meilen in einer SBeife terrorifiert, bafe fie nicht ben Bütt haben,
ben naebforfdyenben £rganen ber Behörbe bie Wahrheit zu
fagen. Aber aitdj abgefehen bon folcben Berhältniffen merben
bie Eltern in zahlreichen gällen bem mohlgemeinten 3luecf be^
Sohnfparzmangä menig Berftänbni^ entgegenbringen. E§
beruht bieS barauf, bah namentlich im Arbeiterftanbe — unb
um Angehörige beleihen hanbelt e^ fich natürlich meiftenä —
ber Sinn zum Sparen burcbauS nicht aßgemein unb {ebenfalls
nicht in bem münfcbenSmerten 3Wahe berbreitet ift. ®a§ im
Einzelfall mit ber Brüfitng betraute £rgan ber Behörbe mirb,
mie in gröberen Stäbten oermaltungötechnifd) mohl nicht ember^
ntöglidh, ein bem Bürgertum angebörenber Ehrenbeamter fein.
Ein folcber tritt ben betreffenben gamilien nidht immer unab¬
hängig gegenüber; fonbern bie Biicfficht auf feinen Beruf, fein
©efdyäft merbeu ihn bi§meifen nötigen, fid) ben 2Biinf<ben ber
Beteiligten felbft bann zu fügen, menn er fie bei objeftiber
Beurteilung im ©eift be£ Sohnfparzmangö nidjt al§ gerecht¬
fertigt anerfennen fönnte.
Sn' ber SparzmangSbarorbnung be§ £berbefehl^haber§
in ben B?arfen mirb alö legiölatgrifcher ©runb bie Beinahrung
ber Sugenb nor gefunbbeitlidyen unb fittlichen 3d)äbeu ange¬
geben. E3 ift in ber £at ridytig, bah bismeilen bie attöglidjfeit,
über nerhältni^mähig grohe ©elbmittel zu berfiigen, ben Aniah
ZU Auöfcbmeifungen unb barnit zu traurigen fittlichen unb gc-
funbheitlichen golgen gibt. Subeffen barf man bie nrfädjlicbe
Bebcutung biefeö Umftanbe^ nicht zu hoch beranfdjlagen. Bü
E. finb bie innere Beranlagüng unb bie Umgebung in biefer
Beziehung Diel ftärfer mirfenbe Biomente. 3clbft menn c3
alfo gelingt, einem jungen Burfchen nur fo Diel ©elb zu be-
laffen, mie er zum SebenSunterbalt unb coentuell zur llnter-
ftiihung bon Angehörigen braucht, fo ift ihm bamit feine*meg£
bie Bioglidyfeit genommen, fich, menn er nach Beranlagüng unb
.«perfunft bazu neigt, ben gröbften unb gefährlichen An^jdjmci-
99
©oktale Sßrajte unb Atdjib für VolfSttJoßlfahrt. XXVII. Ar. 7.
100
fungen hinaugeben. Er farm nicht baran Oerhinbert merben,
benjenigen Deil feines SBochenlohnS, ben er auSgeaahlt er*
halten hat, bereite in ben erften Etagen 311 Oergeuben unb fiel)
ben S^eft ber Söodje burchanhungern.
Man mirb bemgegeniiber oielleidtf einmenben, baß, menn
bei: Sohnipai* 3 mang auch in manchen gäflen feinen Smßrf nicht
erreiche, bieS bodj immerbin in anberen gälten gefebebe, unb
baß, menn auch nur ber eine ober ber nnbere junge SD^enfcfj
babureb oor Schädigungen bemahrt merbe, bie ganae Einrich¬
tung fegenSreid) mir Fe unb barum beiaubehaltcn fei. £>ier mufe
man ficb aber oergegenmärtigen, baß' bie Durchführung beS
SohnfparamangS einen recht erheblichen Apparat in Vetoegung
feßt, unb fid> fragen, ob biefer Apparat mit ben 51 t erreichenden
Vorteilen in einigermaßen richtigem Verhältnis fleht. Denn in
großen ^nbnftrieorten, g > 0 bie 3 al)l ber ^ugenblichen mit
hohem Verbicnft bebeutenb ift, muß aur Prüfung ber 3ahl e
reichen Anträge auf AuSaahlung eine Schar oon Veamtcn 3 ur
Verfügung ftehn. Der Umfang ber bureb ben Sohüfparamang
herbeigeführten ArbeitSlaft läßt eS fraglich erfcheinen, ob feine
Einführung gerabe im Kriege, mo bie Vehörben bei mefent-
licber Vertninberung ihres VerfonalS gegen bie griebenSaeit
gans gemaltig gefteigerte Aufgaben 311 bemältigen haben, ein
gliicflidjer ©riff gemefen ift, felbft menn man ber Einrichtung
an fich fpmpathifch gegeniiberftehen mürbe. Aber auch in ber
3eit nach bem ftriege merben bie VermaltungSbcbörben. 311 -
nächft aße $änbe ooß 311 tun haben, unb überhaupt foUte bie
nmglicbfte Vereinfachung ber Vermattung ein ©runbfaß fein,
ber nie außer Vetra<ht gelaffen merben bürfte.
3u rechtfertigen ift ber Solmfparamang m. E. nur, menn
ein öffentliches Sntereffe ihn erforbert. DaS priöate ^ntereffc
ber ein 3 elnen §ugcnblid)en unb ihrer gamilien fann nid)t maß-
gebenb fein; benn ber Sloerf beS Staates ift nicht, Vormunb
311 fein. Das öffentliche ^ntereffe mag oießeießt in ber. Sor¬
tierung ber VolfSfittlichfrit unb VoIfSgefunbheit gefunben mer¬
ben. Der Äpar 3 mang märe fomit 31 t ber ftaatlichen Ve«
fämpfung ber ©efchlechtSfranfheiten unb bcr.görbcnmg eines
gefunben StfachmiidpeS in parallele 311 bringen. Aber eS fragt
fid> benn bod) feßr, ob foId>c OolfShpgienifchen unb beoölfc«
rnngSpolitifcben Siele, burd) berartige gefeßlidjc Maßnahmen-
erreid)t merben fönnen. Die Sehren ber ©cjd)id)te fprechen
bagegen. Vefanntlid) fud>ten bie ©efeßgeber ber römifchen
töaiferaeit bem fittlidjen Verfaß unb bem babureb eintretenben
Sriebergang beS VolfeS burd) ©cfeßgebnngSmaßnabmen ent¬
gegen 311 mirFen. ES fei in biefer Veaießung auf bie leges
Julia de maritandis ordinibus unb Pappia Poppaea 3111 * Ve-
fämpfung ber Ehe- unb ftinberlofigfeit hingemiefen. Diefe
©efeße haben aber ben im Sauf ber ©efd)id)te begrünbeten
Verfaß beS VömertumS nid)t abaumenben Permod>t. Söoßte
man alfo ber etma eintretenben Vermilberung ber großftäbti-
fchen Sngenb, bie aßerbingS in oolfSßt)gienifd)er unb beoöl«
ferungSpolitifcßer $infid>t bebcnflich märe, burd) Maßnahmen
mie ben Sparamang entgegen mirfen, fo mürbe man biefeS
Siel mohl nid)t erreidjen. Der ©runbfaß aber, baß bie Volitif
bie Shmft 3111 * Erreichung beS Möglid>en ift, foßte auch auf
gefeßeSpolitifchem ©ebiet nid)t außer acht gelaffen merben.
2öaS bie fittlicßc unb förperlidhe Straft unb ©efunbbeit unfereS
VolfeS betrifft, fo Fönnen mir getroft auf feinen Stern ocr«
trauen, ber fich gerabe jeßt unter ben Seibcn unb Anftrengungen
beS Krieges bemährt. SebenfaßS finb fo gemaltige hiftorifdje
E.ntmidlungen, mie ber Auf« unb s Jticbcrgang non Völfern,
für gefeßgeberifd)e Maßnahmen nid)t 311 faffen; in ihnen mirFt
eine vis maior.
Da ber Solmfparamang fd)Iießlid) geeignet ift, baS Verant-
mortlichfeitSgefühl her Eltern unb ben gamilienfinn 311 unter¬
graben, unb ba er als eine VePorniunbung ber Viirger ber
Entmirflung freier, felbftänbiger unb fraftnoßer Vcrfönlid)*
feiten entfehieben hinberlid) fein biirftc, fo fann bie Veibehal-
tung beS SohnfparamangS nad) bem Kriege nicht empfohlen
merben. _
fflefeUfdfafl f5r §0?iak
Iittfnurttflnak ^emntgmtg für gffc^lidjen Jlrbetofttyrt.
Eine Ortsgruppe Vtüncßen ber ©cicUfchnft für Sosialc
fHeform ift am 5. 9toPember begrünbet morbeu. Die erften
Vorbereitungen hierfür gehen meit 3 uriid, bis auf ben hinter
1914. Der 9IuSbruch beS SßeltFriegeS unb bie gemaltigen Er-
cigniffe mußten einen 9luffd)ub bringen. s Jtun aber fchienen
Seit unb Stimmung giinftig für bie SBieberaufnahme ber Ve*
ftrebungen, bie in Vriind)en and) tatfächlid) freubigen 9Siberl)aß
fanben. Die großen Arbeiter- unb Slngefteßtenoerbänbe, bie
fo 3 ialmiffenfd)aftlid)en Vereine, bie in ber .QriegSßilfe tätigen
Organifationen, namentlich and) ber grauen, aber auch 3 apl*
reidie Vertreter beS ,©anbcls unb ber Qnbnftrie, beS Veamten»
tumS, ber 9öiffenfd)aft unb ftunft erflärten ihre Vcreitmißiv}-
feit, eind Ortsgruppe in VapernS ^auptftabt 3 U bilben. Die
©riinbung mürbe, mie bemerft, am 5. 9?oPember t>oÜ 3 ogen.
StaatSminifter a, D. 0 . g r a u e n b 0 r f c r eröffnete bie 30 hl-
reid) befnehte Verfammlung mit einer 9lnfprad)e über bie 9^ot-
menbigfeit beS SnfarnmenfchluffeS 311 organifierter 9lrbeit für
bie fo 3 iale Reform im meiteften Sinne beS 3BorteS. Dann
hielt StaatSminifter grl)r. 0 . Verlepfd)/ Vorfißenber ber
©efeßfehaft für Sosiale Veform, einen Vortrag, in bem er Ent-
ftehung, Söefen, Arbeit unb Siele ber ©efeßfehaft beleuchtete
unb in berebten 9Borten 3 ur Mitarbeit aufforbertc.
Vrof. Dr. g r a n cf e - Verlin, fteßoertretenber Vorfißenber
ber ©efeßfdiaft, madite einige geicßäftlicbe Mitteilungen über
bie Vesiehung smifdien ber $auptgefeßfd)aft unb ben Orts-
gruppen, morin er namentlich bie örtlidjc Sclbftänbigfcit ber
ießteren betonte. $n ber fid) anfchließenbcn SluSfprache er¬
flärten 9 lbg. D i tu m für bie freien ©emerffchaften, unb ber
2fbg. SBalterbach- fomie Sanbrat gunFe für bie
diriftlichcn ©emerffchaften unb bie fatßolifdien Verbänbc ben
Veitritt.
Minifterialrat Dr. 91 0 h nt e r , ber ©emerbereferent, ge¬
bachte anerfennenb ber Dätigfeit ber ©efeßfdjaft für Sosiale
Vefornt. .^poffdiaufpieler Sdimannefe begrüßte bie ©riht*
bnng ber Ortsgruppe im Manien ber Vühnengenoffenfcbüft.
Die Saßung ber Ortsgruppe mürbe einftimmig angenommen.
Sn ben Vorftanb mürben gemählt:
©laatSmuiiftcr 0 . ^muenborfer 1. SSorf., Vtbgg. Diinui uub
Sö'alterbad) ftefloertr. ^orfißeiibe, ^ommer 3 icnrat Mater ©cßaß-
meifter, I)r. 91 au oder 1. unb grl. S. SBißtcß 2, (Schriftführer; als
Veiftßer ^rof. Soß, '^räfibent Dr. 3 a bn, Direftor Morgenrotb,
9ieicßSrat Dr. CSfar b. Miller, %lrof. Xbeobor gifcöcr, Mebiginglrat
göltfd), Eetuerbcrat ftarfd), Oberreg.-iHat Vautner, Öofrat Vufcbing,
gebifd) (als Vertreter ber Vlngefteßteiiüerbäubei, Binuv gunfe (chriftl.
©emcrffdiafteuv, iHecßtSrnt ©riefer, ^cdjtSrat .^tonrab, Dr. Meßntcr,
grau Vue^fütüSfa (^pciinarbeitcrinneii), grau Olga illiebl, grl. Dr.
5Bolf (ÄriegSamt).
Vorftanb unb ®auptanSfd)nß ber ©efeßfehaft für Soziale
Vcforrn miinfehen ber neuen Ortsgruppe Miindten eine fraft*
nolle Entmirflung unb gebeihliche Dätigfeit.
^Ugeittfine giojialpolitift.
9fboIf VJagiur t. 3lberntalS ift einer ber großen miffen-
fchaftlichen Vegriinber unb Vorfämpfcr ber So 3 iaIrcforni au$
bem Se;ben gefd)ieben: nach ©uftao 0 . Schmoßer, ber qm
26; gitni baS 3eitlid)c fegnete, hat uns 9lbolf SÖagner oer-
laffen; er ift nad) längerem Seiben im 9llter oon 82 fahren
am 9. s Jfooemhftr geftorben. Mit ber gan 3 en SBärmc feines
§er 3 enS, mit ber rckhen giiße feines SöiffenS ttnb feiner hin«
reißenben Vcrcbfamfeit ift er im Saufe feines langen Sehens
für b-le Ved)te ber Slrntcn unb Enterbten aüe 3 cit unb überaß
cingetreten. Er mieS oor aflem bem Staate bie hohe Aufgabe
311 , baS SoS ber Maffen 31 t oerbeffern, bie Mißionen ber Un¬
bemittelten 3 U höheren Stufen ihres mirtfchaftlidjcn, fittlid)eu,
geiftigen SebenS emporsitfiihren, ihnen ©crcditigfeit angc-
beihen 31 t laffen unb fie 3 ur Mitarbeit an ben öffentlichen Auf¬
gaben heran 3 U 3 iehon. AIS FonferpatiOer Mann unb gliihenber
Vatriot ift er lange Seit entfehiebenet* ©egner ber SosiaD
bemofrntie gemefen. DaS hat ihn nie gehinbert, ein greunb
ber Arbeiter 31 t fein unb ihre Sadte gegen bie Unternehmer
311 führen, mo Wahrheit unb ©crechtigfeit ihn baau trieben. Die
fdjärfften Angriffe haben feine Alraft ftetS nur gehoben unb
beflügelt. Er mar eine ßampfnatur unb augleich ein Mann
Oon tieffter Einfachheit beS EmpfinbenS. Einer nnferer größten
©elchrten, fühlte er fich gleid) 3 citig mohl in ber DageSpolitif.
AIS afabcmifdher S eh rer, oerehrt 001 t aahllofcn Sdharen feiner
Sd)iiler, mußte er nid)t mtnber große VoIfSOerfaminlungen
burd) bie überaeugungStreuc Mad)t feiner 9tebe 311 begeiftern.
Der ©efeßfehaft für Soziale Veform gehörte er in ihrem Aus-
fchnß an, auch öer „Soaialen Vra^iS" hat er gelegentlich einen
Veitrag geliefert. SBeit ftärfer aber als burdi feine unmittcl-
Soaiale ^tagis uttb Archtü für Volfsmoljlfahrt. XXVII. Ar. 7.
102
\0\
bare ’Nlitarbeit bat er untere Veftrebungen burch feine miffen»
fdjaftluhen ©rofetaten unb fein mannhaftes ©intreten für eine
butchgreifenbc? ©oaialreform geförbert, unb in tiefer 3)anF-
barFcit ftepen mir ©oaialpolitifer baher ani ®rabe biefeS groben
unb eblen SNanncS.
Sioifcr, Negierung, VoIfSbcrtretung mtb ©oaialreform.
Nach mancherlei „gerungen unb ©irrungen", bie hier unb ba
faft ben AuSmeg ins Sreie au berfperren bropten, ift nunmehr
eine bolle ©inigung amifepen ben öffentlichen ©emalten, bie
über baS ©efcpicF bon Neid) unb Nation in biefen Seiten
fepmerfter ©ntfepeibungen au beftimmen buben, eraiclt morben,
unb bie ©oaialpolitiF ift an biefem glütflicpen ©rgebniS nicht
unbeteiligt. 25er Slaifcr bat in meifem unb bochberaigem ©nt-
fcplufe ben Vorfdjlägen bcS neuen NeicpSFanalerS (Grafen
bon Bertling, bem bie StaatSfeFretäre bon $üplmann unb
©raf stöbern getreulich aur ©eite jtanben, babin augeftimmt, bafe
Sichrer ber HtteprpeitSparteicn im Neicpätag unb im preu&i-
fchen Sanbtag iiV berborragenbe Butter ber Regierung betufen
merben. Tamit bat bie «ftrone nirf>t nur ibr beifaffungS*
mäßiges Stecht freier ©ntfcblieftung gemährt, fonbern ihre
Autorität auf bie breite unb fefte ©runblage ber VoIFSber-
tretung geftellt. 25ie Negierung bereinigt nunmehr in fich'
neben Vertretern ber SacpreffortS auch Vertrauensmänner ber
parlamentarifdjen Varteieiv, bie bie Ntehrpeit bilben unb bamit
eine ©ernähr für ben ruhigen Fortgang ber ©efdjäfte bieten:
©raf Bertling, ber einftige Sübrer ber SentrumSpartei,
b. Vaper, Vertreter ber fortschrittlichen VoIFSpartei, als Viae»
fanaler im Neid), cn ©teile beS auSgcfrfjiebcnen Dr. £>elfferid),
unb Dr. Sriebberg, Vertreter ber Nationalliberalen, als Viae-
präfibent beS preufjifcpen ©taatSminifteriumS. 2>ie ©oaial-
bemofraten haben es — maS mir bebanern — abgelebnt, fich
an ber Negierung 311 beteiligen, aber erflärt, bafj fie bie
sperren 0 . Vaper unb Dr. Snebberg als Vtännet* auch ihres
Vertrauens betrachten unb ber Negierung ihre Unterftüpung
leiben merben. 25iefe ©inigung ber politifchen ©emalten
finbet amar in Verfonen ihren äufeeren AitSbrutf, grünbet fich
aber auf eine Übcreinftimmung in ber <sacbe: Negierung unb
VolFSbcrtretung haben, unter Villigung beS ftaiferS, glS
©runblage ihres 3ufammenmirFenS bcrcinbart, bafj bie auS-
märtige Volitif mit bem in ber beutfeben Note an ben Vapft
feftgelegten SnebenSaielen, in Vreufeen bie? ©aplreform gemäfe
ben föniglichen Votfcpaften, im Neid) bie bringenbften fprud)*
reifen foaialpolitifcpcn Nefonnen (Aufhebung beS § 153 N©£).
unb ©rriebtung Don ArbeitSFammern), enblid) aud) eine ©r-
Icicpterung ber Qenfur, burcpgefiihrt merben. 25amit ift für.
einen guten Anfang ein fefteS, reinliches Sunbament gegeben,
auf bem bann int meiteren Verlauf ber 2ingc ber Neubau
bon .Neid) unb ©taat erfteben fann als fd)önfte grucht unferer
©affenfiege im VerteibignngSFampf gegen eine ©eit bon
Seinbeti. _
|IrtterWn>tfA*r $üfsi>i*n|l.
©ine fepärfere #eranaiebting ber ftilfsbienftpflidjtigcn
mirb burch eine Vefanntmachung angeftrebt, bie ber föilfsbienft*
auSfdjufe beS NeicpätagS gebilligt bat.
$n Ausführung beS § 7 bes £ilfsbienftgefebes mirb beftimmt,
baß fich fiirtftig alle nach bem 31. 3. 58 geborenen SNännet, bie nicht
einberufen ober reflamiert finb, unb amar auch bie öfterreidjifch 5
ungarischen Staatsangehörigen, au m e I b e n hoben. gm einaelnen
mirb bie Negiftricrung burch bie CrtSbehörben, bie Ausfunfts* unb
SWitteilungspfiicht gegenüber ben ©inberufungSauSfcpüffen ufm. ge*
regelt. 25er ©inberufungsauSfcbufe erhält Strafbefugnis gegenüber
ben fcpulbfjaft Aicptgemelbeten.
©im; Vermehrung ber ©inberufungSauSfcpüffe ftebt bePor,
ba biefe mit ber Prüfung ber $riegSmicptigFeit bon Vetrieben
bisher iiberlaftet maren. hingegen mirb borerft bie Aus-
bebnung ber £ilfsbienftpflid)t auf Stauen unb 3 u g e üb¬
liche, bon 15 bis 17 fahren nid)t beabfichtigt. ®ie grei-
miHigfeit ber Stauenarbeit bat fidb bemäbrt, gegen bie ftärfere
®eranaiebung Sugenblicher fpricht bie ©efäbrbung beS ßebr-
lingSmefenS. Sür ben beutfeben ArbeitSmarft merben bie ge¬
fangenen Italiener eine mefentlid>e ©rleid)terung bringen.
— Serner ift im SilfSbienftauSfchufe bie VHtteilungSpflicht
jeben ©tellenmechfelS binnen 3$fcagen gegenüber bem t
©inberufungSauSfchuh unb ber ©egfall ber 14 tägigen Stift
aur ©tellungSfuche befprochen morben. — Serner naljm ber
AuSfdiufe gegen biebefonberen ©d)Ii(htungSaitSfd)üffe
ber Steich^marinebermaltung in $iel unb ©ilbelmShaben
©tcHung, beren StechtSgrunblage ftrittig ift. ©in ©ntmurf beS
Sfteich^amtS beS Innern für ©efcbäftSorbnungen ber ©chlich-
htngSauSfchüffe mürbe im mefentlicben angenommen. — 3)er
£agcSfap für AuSfchufemitglieber mürbe bei bis au bierftiin-
biger Amtstätigfeit bon 15 auf 7^ V?arf berabgefefct.
Jlrtiftter- uni) llnternelnnfrBertwtungen.
2)ie Neuregelung bcS ^aubclsfammettoefens in Vrcnfec«
beametft ein bom ^anbelSminifterium borbereiteteS ©efep, baS
aunächft ben ©aubelsfammern aur gutachtlichen Äußerung über-
fanbt ift. 25er $auptpunft ber borgefchlagenen Abänberungen
aurn ,§anbelSFarnmergefeh ift bie liirfenlofe Verteilung ber
.Vranunern über bas ganae Staatsgebiet unb bie Schaffung bon
IciftungSfäbigen 5iörperfchaften. 25aS iepige Vorgeben
fniipft an ben im Sabte 1896 bon bem bamaligen San«
b ei S m i n i ft e r 5 1 b t n. b. V e r I e p f ch unternommenen
Verfudh einer grünblichen Neuregelung beS &anbelsfammer-
mefenS^ an, ber infolge ber ©egnerfchaft beS AbgeorbnetenbaufeS
bamalS nicht aum 3iele führte.
2)as 2Bort „IpanbelSfammer" mirb füuftig burch ben Aatnen
,,^>anbels= unb 3 n b u ft r i e f a m m e r" erfe^t. ^)anbels*
unb ^nbuftriefammern merben fünftig nach' Aiiprbnung beS Ati*
nifters für Ipanbel unb ©eroerbe errichtet; für bte ^Ibgrenaung ber
Veairfe foll houptfä<hlich bie mirtfchaftliche ^ufanunengehörigfeit
mafegebenb fein. Vei- ben Kammern finb oon bornherein gtüei Ab*
teilungen, eine für ^>anbel unb eine für $nbuftrie au bilben. 2>ie
©rriebtung meiterer Abteilungen ( 3 . 93. auch Abteilungen für bie 93e*
hanblung oon AngefteOtenfragen) fann mit ©enebmigung beS 3Wi*
nifterS für % ^aubei unb ©emerbe burch Safcung erfolgen. 2)ie Vil*
bung einer Abteilung „föfeinhanbel" fann bom SDtinifter nach An*
hörung ber Kammer angeorbnet merben. — 2>aS Wahlrecht au ben
Ätammern fann auch fünftig jebe Kammer nach ihrer eigenen Sa^ung
regeln, hoch fieljt ber ©ntmurf bor, bafe bie grauen baS af =
tibe SBahlrecht erhalten, mie fie es auch nach bem neuen hef s
fifchen ^anbelsfammergefeh befihen. ©S fchmeben noch ©rmägungen,
ob ihnen auch bas paffibe Wahlrecht auerfannt merben foll.
$er ^tmu!tgS*^erbanb 2>euffcher ©nugemerfSmeifter hat ben
Bericht über feine bor furaem in Schmerin abgehaltene 3. Kriegs*
tagung beröffentlicht. 2aS §eft enthält auch Öen lebten 2ätigfeitS*
bericht bes VerbanbeS unb gemährt fomit eine gute überficht über bie
Arbeiten unb bie giele ber foaialen StanbeSbertretung bes beutfehen
VaugcmerbeS. gn ben Berichten finb aahlreiche ©egenftänbe be*
hanbclt, bie bon ftarfem ©egenmartsintereffe finb nicht nur für jeben
Vaugemerbetreibenben, fonbern auch für alle mit bem Vauhanbmcrf
berbunbeneu VerufSameige. 9Bir finben barin erörtert gragen ber
ÜbcrgangSmirtfchaft unb ber ©eftaltung beS VaumarfteS nadj beut
Kriege, bes ^ppothefenfehuhmefens, ber ÄalfulationSmetboben, ber
baugemcrblichen ^»aftpflichtberficheruug, bes fiehrlingS* unb techmifchen
Schulmefens u. a. in. ^er Vorftaub bat bem Vericht eime Überficht
über bie Crgane bcS iöerbanbeS beigegeben unb eine Abhanblung
über bie Aotmenbigfeit miffenfchaftlicher 5öetriebSfiihrung im Vau*
gemerbe. hiermit mirb beameeft, bie Aufmerffamfeit meitefter Greife
auf bas '-Problem ber mohlburchbachten Vetricbsmeife au lenfen, ba
bicfeS unter ben burch ben ft’rieg gefchaffenen Verhältniffen bon
größter Vebeutung für unfere gefaulte Volfsmirtfchaft ift. 25er gu*
nungS=93Qrbanb 2)eutfcher Vaugemerfsmeifter beabfichtigt, mit £ilfe
feiner Innungen unb VeairfSberbänbe befonbere Aegeln für bie Ar*
beitsöfonomie im Vaugemcrbe aufauftcHen> um fo au feinem 2eil au
bet bringenb notmenbigen Aationalifierung unferer baterlänbifchcn
'-Probuftion nach Äräften initauhelfert.
©rgumfölimtfn Der Arbeiter, ©eljilfcn, Jlngeßeliten
unb Beamten.
NHnbcftgchaltSfähc für fottftnännifche Angcftcüte.
Von ©uftab Sehne iber*Seipaig.
2 )ie Ungunft ber 3 citberi)ältniffe unb bie geringe ©infid)t
ber ©cfd)äftsherren haben nun auch bie faufmännifchen Ange-
fteüten baau gebrängt, in ihrer ©ehaltSpolitif neue ©ege ein-
3 ufd)Iagen. ift bie Surberung ber Sßinbcftgchälter nicht
neu, fie ift a- 33- bom Verbonb 2)eutfcher ©anblungSgehilfen
au Seipaig auf feinem VerbanbStage in München (1909) er¬
hoben morben, bie ©tcHenbermitteiungen ber einaelnen Ver-
bänbe hatten früher fdjon ihre Vermitte'lung an bie ©emähtung
beftimmter ©ehaltSfäpe gefnüpft, aber es fehlte bie ©inhcitlid)-
Feit ber Stellungnahme unb bie ©efdjloffenheit ber Vertretung,
.«pierin hat ber Srieg grünblich ©anbei- gefdjaffen. ©S Fonnte
auch gar nicht anbcrS fein, benn bie gegenmärtige Notlage ber
©oaiale ^rajig unb Ardjib für BoIfSWohlfahrt. XXVII. Ar. 7.
108
10t
AirgefteHten, unb'bte nad) bem Kriege pu ertoartenbe, sangen
3 U ftarfem JJnfammenfdiluß unb einheitlid)em Borgehen. Da§
©rgebniS gemeinfamer Arbeit ber ArbeitSgemeinfchaft $auf-
männifdjer Berbänbe (2t. 5t. ®.) Hegt nun bor. Bei »rüfung
ber SAinbeftgehaltSfäße, bie für brei AlterSflaffen fefigefeßt
finb, mirb man bie SAäßigfeit ber AngefteUtenfühter- an*
erfennen muffen. @ie buben tatfäd)lid) bie unter ft e ©renae
beS ©infommenä gewählt, bie gerabe noch £eben§möglid)feit
läßt, ja in einzelnen Stufen, gemeffen an ben heutigen teuren
greifen, biefe ©renacn nid)t einmal erreid)t. Dafür aber n>irb
febr ftarf betont, baß bie (Säße eben nur bie u n t e r ft e ©renac
für bie Beaahlung finb unb auf ibr bie böbere ©ntlohnung auf*
fteigen foH. Sfiit anberen Porten: eS foü niemals, Weber non
©efdhäftsherren nod) Don Singeftellten, u n t e r biefe @renae
beruntergegangen, fonbern fo oft Wie möglid) barüber hinaus*
gegangen werben.
Bei ben Afinbeftfäßen für baS Alter über 24 Faßrc ift barauf
Bebacßt genommen, baS ©ehalt fo au bemeffen, baß bie ©rünbu-ng
eines $auSftanbeS möglich ift, fteht bocß bie ^>eirat^aiffer ber Singe*
[teilten im Alfer awifchen 20 unb 30 Fahren in er f Reefen bem Um*
fange hinter bem allgemeinen Dur«hfd)nitt aurütf. Die Aiinbeft*
gehaltstofel umfaßt 10 BeßhäftigungSartcn, für bie ein allgemeiner
Afinbeftfaß feftgefeßt ift, au bem je nad) ber CrtSflaffc Bußhläge bon
5 unb 10 b. §. treten. Die ©inteilung ber OrtSllaffcn lehnt ßd) an
ben Buchbrudertarif an. Als allgemeiner Alinbeftfaß ift folgenbeS
angegeben:
I. Buchhalter:
a) Sohnbudöhalter \
b) ftilfslmcphalter /'
c) Buchhalter.
d) ftaupthuchhalter . . .
II. $orrefponbenten:
a) nach Anleitung ....
b) felbftänbige .
c) fretnbfptnchige . . .
III. Aegiftratoreu unb$ontori[ten
IV $affterer:
a) in offenen BerfaufSftetten' .
b) in Fnbuftrie unb ©roßhanbel
c) in Bauten unb Sparfaffen .
V. Atafchineufdjreiberunb Steno*
graphen:
a) nach Diltat.
b) felbftänbig.
VI. ßageriften . .. 100
VII. ffijpebienten.
VIII. Betläufer:
a) kolonial* unb berWanbte SSaren
b) anbere Bertäufer . . .
c) Sd)aufenfterbe!orateure
d) Filialleiter.
IX. Aeifenbe.
X. Dotmetfdjer.
%n einer „Denffchrift, 3Ainbeftgef)älter für faufmännifdje
Angcftellte" (Bcrlag ber A. ®.B., Berlin) wenbet fid) bie
21. St. 93. an bie beutfeßen Arbeitgeber, um Berhanblun¬
gen über bie Durchführung einer unteren
©ehaltSgrenac h e r b e i a u f it h r en. ©£ ift anau*
nehmen, baß bie Arbeitgeber fidj biefen 93erhanblungen ntd)t
entaiehen werben, ba über bie unaureicbenbe Beaahlung großer
Angefteütenfebichten gtoeifel auch bei ben Arbeitgebern nicht
befteben.
@ine befonbere Aufgabe mirb ben taufmännifchen Stellen»
Vermittelungen auf allen, ba fie bie AtiubeftgiehaltSfäße bei
ben BErmittelungen bon Stellen in Amoenbung bringen tonnen. Die
„©emeinnüßige ilaufm. Steüenbermitilung ber Berbänbe (©. 5t. S.)
hat in ihrer lebten Sißung befdjloffcn, an Stelle ber bisher geltenben
Atinöeftfäße bie neuen bon ber A.&.B. borgefchlagenen anauwenben.
Sie hat audh Berhanblungen cingeleitet, um bie öffentlidhen
taufmännifcheii Stellen nachweife a u gleichem Bor*
gehen au bewegen. SBenn auch t*i e Berhanblungen noch 3 U feinem
AbfdWufe geführt haben, fo aeigte fich both bei einigen Aad>meifen ©e*
neigtheit, auf bie Borfchlägc einaugehm. Die ©rfenntni^, baß bie
Stellennadßbeife bei ihrer Arbeit bie f o 5 i a I e n Bindungen nicht
bernachläffigeu biirfcii, qeminnt immer mehr an-Boben. Die alte
unb bcraltcte Auffaffung, baß ber Arbeitsnachweis fi<h um Sohn ober
ArbcitSberhältuiffe nicht 311 tünunern habe, hat nur noch wenige,
allerbings aber fehr einflußreiche Bertreter.
Bon Bebeutuug ift, baß bie weiblichen Angcfteütcn bem Borgeheu
ber männlichen folgen. Sin ben fd)ou erwähnten Befprechuugen ber
©. 5t. S. mit ben öffentlidten SteOcnnachwcifen (am 23. 6 . tn Bleimar,
am 28. 8 . in Gaffel) nahmen and) bie Berbänbe ber weiblichen An*
StÄ
18 Sahre
mul
18 BiS
ÜBcr
20 3at)te
ftciaenB
BiS 2Ratf
24 Satire
minbeftenS
2Rarf
100
120
175
_
150
250
—
—
300
100
125
150
120
150
250
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200
275
100
120
175
120 .
150
200
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175
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geteilten teil unb crtlärten ihr gniHbfäßliche^ ISimierftäiibuiS. ^u»-
awifchen haben bie berbünbeten- taufm. Bereine weibl. StngefteUter
auf ihrer £auptberfammlung in (Saffel eine AdiibeftgehaltStafel be=
fchloffen, bie mit geringen Abweichungen ber ber männlichen Singe*
{teilten entspricht, ©lei ehe Slrbeit, gleicher 2ohn, bi cf er ©runbfah
würbe bon ben Bertreterinnen ber weiblichen Aiigeftcllten mit be*
mertenswerter ©ntfchiebcnheit betont. Slud)'ber Berbanb für weibliche
Angeftellte, fowic bie fatholifcßen Berbänbe bereiten ihre Stellung*
nähme bot, unb eS ift nicht a u bcaweifcln, baß bie Befdjliiffe im Sinne
,ber bon ben „Berbünbeten faufm. Bereinen" gefaßten auSfallen wer*
ben. Damit wäre bann eine einheitliche Slufmarfdjlinic aller lauf*
männifchen Slngeftellten hcrgeftellt.
Den Beftrcbungcn ber Angcftellten, ©runblagen heran*
fteüeu, bte ihnen jeßt unb nad) 3 riebenSfd)Iuß ftanbeSmäßige
SebenShaltung ermöglicht, ift boHer ©rfolg au müiifchen. £>aben
fie bod> bon Beginn beS Krieges an politifdhe unb toirtfrfjaft»
lid&e ©inficht geaeigt unb au allen Dtöten gefchmiegen. ©rft
als bie 9tot itnerträglid) mürbe, hohen fie fich gerührt unb
bringen ihre 2Biinfd)e fo maßboÜ bor, baß eS ben ©efchäftS*
herren leicht gemacht ift, eine 93erftänbigung herbeiauführen.
Über bie Berechtigung unb Sftotmenbigfeit einer ©rhöhuttg ber
©ehältcr faufmännifeher AngefteHter braucht nad) ben aUge^
mein bekannten 93erhältniffen nichts gefagt 311 merben.
Der GJebaufc ber ftaailichcn fiohnregelung, noch bor nicht aU ( )ii
langet Beit (1911 bei Beratung beS ^>auSarbeitgefeßcS) bon ber
Regierung für unannehmbar erflärt, gewinnt im Drange ber Slot
mehr unb mehr an Boben: aunächft in ber Alilitärfdmeiberei, alfo
auf einem ©ebiet, auf bem ber Staat felbft als Käufer aud) ©influß
auf bie Bret^ßeftaltuna nimmt, neuerbings in ber Dejrtilinbuftrie,
bic für ben freien Alarft arbeitet. ^11 Sachfen unb Bapcrn (Sp. 809)
ift man, namentlich beranlaßt burch ben Drud, ben bie Arbeitslosen«
unterftüßung auf bie 2öhne ausiibte, aur S<hoffuug bon Alinbcft*
a e i t löhnen, bie auch ben Slfforblöhnen a u (mnnbe! an legen finb, ge*
fchritten. Allerbings befiehl hüifichtlich ber Form ber behörblicfjen
2ohnfeftfeßung in ben beiben BunbeSftaaten ein erheblicher Unter*
fchieb, ber für bie prahifchc SBirffamfeit ber Alaßnaljmen bon auS*
fchlaggebenber Bebeutung fein biirfte.
©rfreulid)erweife -ift in Bnpern, wo bisher nur bieBapiergarn^
berarbeitung geregelt ift, ber urfpriingliche Borfd)lag, bie Alinbeft*
löhne nach ben Säßen ber ©rwerbslofenfiirforge abauftufen, nicht
burchgeführt, es finb bielmehr fefte Alinbeftftunbculöbue garantiert,
oi)ne tmiancot auf ben Fnnülienftanb beS Arbeiters, lebiglid) nach ber
burch' Alter unb ©efd)led)t bebingten berfchiebeiien ScmungSfähigfeit
unb nach Crtsflaffen abgeftuft. Aur für inbalibe Slrbeiter unterliegt
bie Sohnfeftfeßung ber freien Bereinbarung. Die Durchführung
biefer Beftimmungen liegt, ebenfo Wie bie Fcftfeßung ber Älinbeft*
löhne, in ben $päitben ber beiberfeitigen BerufSorganifationen; bei
Übertretungen ift S^efchmcrbe beim ScßlichtungSauSfrf^uß emaulegen.
^>aben biefe SWinbeftlöhne auch nicht ben ©harafter einer rechtSber*
binbltchen ßohnregelung, fo hat bod) ber Staat in einem Schreiben
an bic Unternehmer ih^o ^nnehaltung empfohlen unb faim ihre
Beachtung auf inbireftem SBege recht Wohl erawingen; ©ntaiehung
ber ^eeteSliefermtgen, Sohlen, Aohftoffe finb wirffame Drobmittcl,
bie nur ben $afen haben, baß fie im ©rnftfalle ben Slrbeiter nicht
minber als ben Unternehmer treffen. SluSfd)laggebenb für bie Be*
beutfamfeit all biefer Alaßnahmen ift natürlich her gute Sille, bie
foaiale ©infießt unb Datfraft ber Behörben.
Die bisherige Slrt ber ©influßnahme beS Staates in S a d) f e n
(@rl. boin 13. ^uni 1917) gibt leiber wenig Sicherungen für eine
Wirtlich buttfmreifenbe 2ohnbefferung. Der in gemeinfamen Be*
ratungen ber Slrbeitgeber unb Slrbeiter unter Seitung ber Behörben
beairfsweife feftaufeßenbe A?inbeftftunbent»erbienft ioü nicht als
©runöiage beS Arbeitslohnes, fonbern lebiglid) als SBertmeffer für
bie Slugemeffenheit beS im übrigen nach ben bisher üblichen ©runb*
fäßen ber Sohnberedjnung au aahlenben Sohnes bienen. ©S wirb
alfo nnht. Wie in Bapern, ein beftimmter Atinbeftlohn garantiert,
fonbern nur ein SBertmeffer für bie Stiidlöhne gefchaffen unb bamit
bie Atöglichfcit nicht aus ber Söelt geräumt, biefe au briiden. Schon
lange tiagt bie Slrbeiterfdjaft, baß bie Atforblöhne nicht ber Alinber*
Wertigtcit beS AohftoffeS, bie erheblid>en Beüaufwanb uerurfacht,
^Rechnung trügen; wirb es bamit jeßt beffer werben?
Aod) nach auberer {Richtung gibt ber fächfifchc. ©rlaß an Bebenfeil
Slnlaß, wenn cs nämlich heißt: „. . . es fann aus ber ©ewährnng
bon Dejtilarbeiteruuterftüßung neben bem SlrbcitSberbienfte nicht
unbebingt auf mangelhafte ©ntlobnung gefdjloffcn werben, weil bic
Deptilarbcttcrfürforge bon bem ©runbfaße auSgehcn muß, baß bem
Slrbeiter für bie bon ihm an unterhaltenbe Familie ein ausrcichenbeS
©infommen gefiebert fein füll, Währenb fich her SlrbeitSberbienft
nach bem ÜBerte ber ArbcitSleiftung bemißt. 9Bo alfo etwa bie
Frau unb bie flinber nicht wie im F^fcben anm Unterhalte ber
Familie burch eigenen SlrbeitSberbienft mit beitragen fönnen, faim
ber Fall eintreten, baß troß boüfommen angemeffencr ©ntlobnung
hoch noch bic ©cwährung bon Dertllarbciterunterjtüßung angeaeigt
erfd>eint." Atan füllte bei ftaatlicher fiohnregelung bod) wahrlid)
nidjt bon bem Stanbpunft ausgehen, baß Frauen* unb fogar Minber*
arbeit aur ©rlangung eines angemeffeneu FamilieneinfommenS
105
©oaiale ^tagis unb Ardjib für VotfSWohlfaßrt. XXVII. Nr. 7.
106
berangeaogen werben uiüffen, fonbern bielmcljr im eigenften ©taats*
interefle ben Erunbfaß vertreten, baß als normaler Arbeitslohn beS
Cannes fobiel au gemähten ift, baß bat»on eine mittlere Familie
anftänbig beftehen !ann. SBie fcßäblich bic bisherige niebrige Sohn*
bemeffung in ber Te£tilinbuftrie geWirft hat, beweifen hoch jjur
Genüge bie gcfrbeiterten Verjuche, bie burch generationenlange Untere
ernäßtuug gefd)Wäd)te Testilarbeiterfcbaft für fchwcrere Arbeit nuß*
bar au machen!
Seiber macht fich in Preußen, unb auch anbercn VunbeS*
ftaaten eine ftarfe Wicqtiuig gegen Ntinbeftlöljnc geltenb. ©o haben
fich baS Kriegsamt in Berlin unb bic entfprecßenben ©teilen in
ben außerpreußifd)en KontingeutSftaaten auf einer Konfcrena in
Verlitt bahui qcrftänbigt, fünftig SNinbeftlöbne nicht mehr augulaffen.
Tiefe Nfaßnaßme ift um fo bebauerlicßer, als bie woblwoUenbc
Stellungnahme ber aWilitärbehörben bie oft idjwache Stellung ber
Tegtilarbeiter wesentlich unterftiißt hat. Sluf einen böHig ablehnenben
©tanbpunft in ber grwge ber Ntinbcftlöhne [teilt fich aud> bie N e u ß *
i f che Negierung, ja fic lehnt fogar ben Vorfd>lag, eintf gemeinfamc
Verhandlung bon Arbeitgebern unb Arbeitern über bic Einführung
bon Earantielöfjncu hrrbeiauführen, als böllig auSficßtSloS ab!
Temgegenübcr [teilen bic Arbeitnehmer mit marmer Anerfennung
bie SWittoirfung des bahcrifdien KriegSamtS feft, baS nach detm
©djettem ber freien Verhandlungen erflärte, wenn bie Unternehmer
feiner SWi'ndeftlöhne entführten, fo werbe es fie betau awingen. 9ßenn
in Vatjenr bie Angelegenheit an einem befriedigenden Ergebnis ge*
führt ift, fo ift baS in erftcr Siuie biefem tatfräftigen Eingreifen beS
KriegSamtS an banfen.
JLtbettfnitrru^enntg. Sqmrkafjen.
Verlängerung ber Triften für bie VeitragSerftattung auS ber
AngefteKtenuerruherung. § 398 AVE. gibt während ber erften
lögahre nach ^nfrafttreten des EefeßcS beim Tobe eines Verficherten
ber SBitWc, I 13 W. in beftimmten fällen auch dem SBitwer, fowie ben
hinterlaffenen Kindern unter 18 fahren'baS Nedjt, bie Hälfte ber
für ben Verficherten eingeaahlten Beiträge bon ber Neicßsocrfiche*
rungsanftalt für AngefteUte 311 riirfauf ordern; bei freiwilliger Ver*
ftchetung werben brei Viertel ber bon bem Verficßeiden eingeaahlten
Beiträge erftattet. Turd) biefc Vorschrift fonrtte in ber KriegSaeit
bereits aaßlreichcn 9Bitwen eine dankenswerte einmalige Vcißilfe ber*
fchafft werben. Nun haben [ich aber burch bie Kricgeucrhältnijfc
©chmierigfeiten baraus cntwicfelt, baß ber Aufbruch innerhalb eines
Jahres nach bem Tobe bes Verficherten geltenb gemacht Werben mui
fünft verfällt er. Ten Angehörigen bon Kriegsteilnehmern, bic 311 *
nächft als ocrutißt gemeldet werben unb beren Tob erft fpäter bc*
fannt wirb, founte eine Veeinträchtrguug ihrer Wechte ermachfen da*
burch, bah fie nicht in ber Sage waren, beti Anfpruch auf Erstattung
ber Beiträge redjtacitig anaumclben. Turd) eine Vutibesrotsocrorb*
nung bom 18. Cftober b. ift nun biefc Härte beseitigt worben;
es wirb beftimmt, baß für Vcrfieberte, bie als Kriegsteilnehmer Oer*
ftorbeu ober vermiet finb, bic grift für bie ©eltenbmad)iing bes Er*
ftattungSqh[prud)es nach § 398 ©ah 3 beS Verfidjcnmgsgcfeßes für
Angestellte mit bem Schluß bes Kalenderjahres beginnt, in welchem
ber Krieg beenbet ift. Tiefe griftbeftiimmmg füll auch ent spreche nb
für Verficherte gelten, bie nidjt aur bewaffneten iUcacht gehören, wenn
fie fid) bei ihr aufgehalten haben ober ihr gefolgt finb, ober wenn
fie in bie Eewalt beS geindes geraten finb. 3» Ausnaf)mcfällen ift
auch noch eine weitere griftocrlängerung uorgefehen, wenn befondere
^tnberniffe oorgctegeti haben. ABirb nadsgewiefen, baß ein Vcr*
fichcrtcr, ber als betfchoUen galt, noch lebt, fo braucht bic NeichSber»
ficherungSanftalt 311 Unrecht erftattete Vciträge nicht annirfanforbern.
Tie neue Verorbnuug h«! rüdwirfenbe Kraft für bie ganae
Kriegsbaucr erhalten.
(frtocitertcr ©djuh ber Hinterbliebenen bon 3JhtnitionS*
nrbeitern bnreh bie UnfoUberftcherung. Ter SöimbeSrot hat
burdh eine Verorbnung bom 12 . Cftoher 1917 beftimmt, öa& bei
ber @efiinbhettSfd)Qbigunö einer gegen Unfall berficherten
^erfon bei HerfteUung bon Kriegsbedarf burch nitrierte Kohlen-
loafferftoffe ber aromatifchen 9^eif>e ( 5 . Tinitrobenaol, Xrini-
trobolual, ^rinitroanifol itfm.), bie ben Tob beS Verficherten
aur |?olge hat, 0ter6egelb unb Hinterbliebenenrente unter ent»
fpred)enber Anmenbung ber SSoi*fchriften ber Neid>Sberfid)C-
rungSorbnnng auch l>ann 311 gewähren ift, menn ber Tob nicht
bie Solge eines Unfalles, fonbern bie Solge einer allmählichen
Grinmirfung ber genannten ©toffe ift. Tie Verorbnung gilt
rücfmirfenb fiir bie feit bem 1. Auguft 1914 eingetretenen
TobcSfäHe. Tie Srift aur Slnmelbung bon Hnfprüchen aus
auriiefliegenben TobeSfälfen läuft friiheftens mit bem 1. 3e*
bruar 1918 ab.
0o erfreulich biefe Ermeiterung ber Hinterbliebenenfür-
forge burch bie Unfallberfuherung auch ift, fo mären bod) noch
amei Ermeiterungen grunbfählicher 31rt 311 miinfehen: ber Erlaß
ähnlicher 39eftimmungen aum 0 chufe ber Hinterbliebenen and)
bei andern befonberS gefährlichen Arbeiten ber NiiftungS-
inbuftrie; bie STuSbcfmung beS in ber UnfalTberficherung ge¬
botenen 0chußeS, b. b. olfo Hetlbehonblnng unb namentlich
9tentenanfbru<h nicht nur fiir bie Hinterbliebenen eines Sßer-
fidjerten, fonbern atid) für ben Verficherten felbft, ber burdb bie
Arbeit mit KriegSgiften Einbußen an feiner ErmerbSfäßigfeit
” erleibet.
Dfabrantgs- mtü §uöistfrugjn.
Tie (Gefahr ber KleimuohnungSitot jtach bem Kriege*
mirb jeßt and) bon ber Regierung anerfannt. TieS bemeift
n. a. ein genieinfamer Erlaß ber preußifeßen SWinifter ber
öffentlid)en Arbeiten unb bcS Innern an bie SftegierungS-
präfibenten unb Dberpräfibenten.
Ter Erlaß beginnt mit ber öfeftftellung, baß nach bem Ergebnis
ber ftatiftifdjKni Ermittlungen unb ben ^eftfteUungen, welche in
einaelnen größeren ©tabtgemeinben unb ^nbuftriegegeuben ge*
troffen finb, bie Vefürcßtung eines bebentlichen SWangelS an mitt*
leren, befonberS aber tleinen SBohnungcn bei griebenSfchluß nicht
mehr bon ber Honb gewiefen werben fann. Ter Erlaß regt au*
nächft Erhebungen au über bie 8 «hl ber leerftehenben 2 BoIj*
uungen, ber im gelb befinblidjen HauShaltSborftänbe, bet gefchlof*
feuen Kriegsheiraten, ber 311 erwartenben Neugrünbungen bon
Haushaltungen, über ben Abgang am Verheirateten wie Sebigen
bureß 2wb im Kriege ufw. Er empfiehlt bann weiter, baS Augenmer!
in erfter Sinie auf bie gerlegung größerer SBohnungen
3 u richten. Ter Erlaß meint, baß hier .Verhanblungen mit ben
HauSbcfißern aum 31ele führen werden wegen ber Steigerung ber
NeVrte, bie bureb Vermietung größerer ASohnungen als Kleinwoh»
nungen au eraielen ift. 2Bie groß ber Notftanb ift, ben bie Veljörben
erwarten, geßt barauS herbor, baß aur Erwägung geftetlt wirb, b 0 r *
übergehend auch Tach* unb Kellerwohnungen wieber auaulaffen,
bes weiteren empfiehlt ber Erlaß öffentliche Eebäube,
©chuleu für bie Aufnahme bon ganiilieu, fornie Turnhallen unb
Sagerräume für bie Aufnahme bon Sebigen auSauwählen.
0o banfenSmert cS ift, baß bk preußifche Regierung bic
Aufmerffamfeit ber örtlichen SBehörben auf bie broßenbe ®e-
faßr ßinmeift, fo fcßlt bAn Erlaß boeß leibet* baS AUcßtigfte:
bie Angadc Don Mittel unb Vöegen aur $ 8 eförberuug beS s Jt e u -
b a it S t>on Kleinmoßnungen. TieS mirb meuigfteuS eintger-
lnaßeu naeßgeßolt burd) einen Auffaß in ber „fftorbb. AUg.
äeitung" 0Jh\ 322, Dom 10. 9cot>ember), ber augenfcßeinlidß
amtlicßen UrfprungS ift. Hier mirb ben (Gemeinben
cmpfoßlen, „einem fofortigen Einfeßen ber 53autätigfeit naeß
8 riebenSfd)Iuß burd) Sertigftellung beadfießtigter SSebauungS-
ldänc und Turcßfiißrung ber Verfaßren noch mäßrenb beS
Krieges bie Vöegc 311 ebnen. Tie ©emeinben muffen ferner
poerfmäßig bie für bie Turcßfiißrung ber oben ermäßnten bau-
lid)en 9 }?aßnaßmen als aueß fiir bie Söantätigfeit in ber erften
Seit erforberIid)en ®auftoffe iiberfcßläglicß 31 t ermitteln fudßen
unb mit ben KricgSamtSftellen megen Sumeifung biefer S3au*
ftoffe na^ KriegSenbe fieß fd)on jeßt ins Benehmen feßen.
0d)ließlich mirb rechtaeitig ein genauer VöohnungSnadßmeiS ein«
aurichten fein, ber fpäteftenS bei Stiidfeßr ber erften Krieger
in AßirffamFeit treten, mit An- unb Abmelbeamang Dcrfeßen
fein unb fo ftetS einen Überblid über bie 3aßl SSohnungen
ieber Art geftatten müßte, geeignetenfallS auch mehrere benadj-
barte ©emeinben umfaffen Fönnte."
Auch in 58 a p e r n hat baS fUHnifterium beS Innern An-
orbnungen an bie ftaatlichen unb gemeinblichen VermqltungS-
Förper Veröffentlicht,, um fie au red)taeitiger 58ercitfteHiing Pon
Kleinmohnungen a« Peranlaffen. Hier mirb bie Sragc ber
SBefchaffung ber 58auftoffe unb ber ArbeitS«
F r ä f t e in erfte Sinie gefteüt.
Tie Aiilitäroerwaltung ßat fieß in beaug auf bie Abgabe bon
93 a u fl 0 f f c u , insbefoitbere auch 8 on Sei^tbauten bei ber Te=
mobilifiecung aunx Eitlgegenlommen bereit erftärt.
beaug auf bie A r b c i t S f r ä f t e fann bie 3Nilitärt>ermal*
tung bei ber Eutlaffung bet Niannfchaften im TemobiliftetungSfallc
nur bann ben ^ntereffen ber gemeinblichen Vautätigfeit entgegen*
fommen, wenn ihr in großen gügen ber Vebarf für baS ganae Sanb
unb beßen Verteilung auf bie einaelnen Eemeinben recßtacitig bor*
her befannt gegeben wirb. TaS üWinifterium bes Innern als 3en*
tralftelle erflärt fid) bereit, bie ^ntereffen ber gemeinnüßigett Vau*
bereiniguugen unb ber Eemeinben, gegebenenfalls eines ©efamt*
berbanbeS, beim Kriegsminifterium unb beim ginan 3 minifteriu.n 1 311
bertrclen.
Tie Anorbnungen aäßlen bann bie Mittel auf, bie ber ©taat
aur görberung des Kleinwohnungsbaues aufwenbet. Über bie Ver¬
einfachung unb Verbilligung ber Vauweifc für Kleinwohnungen, Er*
leichtcrung ber Vauborfdjriften, Erfaß teuerer Vauftoffc burch billig
107
©oaiale Vrajis unb 5Irdjib für Voltemohlfaljrt. XXVII. Wr. 7.
108
gcrc unb ©infiUjrung bon fogetmnnteu Vautijpen 311111 3lt>ctfe bcr . möge, in ber Vertreter ber Arbeitgeber, Arbeitnehmer, ber 9?au=
Vfaffeuhcrftcllung Don Bauteilen bureb §anbtoert unb $nbuftrie iner= | ftoffgeroerbe unb bcr öffentlichen Arbeit£nad>mcife aufammen mit
ben befotibere Aitorbuungen in Au&fid)t geftettt. | ben amtlichen Vertretern milden tonnten.
Xie Überführung bed VaugemerbrS in bic S’ricbcndtuirifdjnft.
'sh äljnlidjem Sinne ruic bcr ©rofe=Verliuer Verein für 2Roljnuugd>
tncfcn eine befonbere Verüdfichtigung be» VaugemerbeS in bcr Über*
gaugömirtfehaft forbert (,3g. XXVI, 994), haben audi 17 für bas? Vau=
gemorbe in < 5 rage fommenbe ® ero c r f fdjerftäberbänbc aller 8 ©emerf»
fd)aftörid)tungen bein Weidi»mirtfd)afit$aiiit unb bem ftgl. Vteufeifdjen
Mricgominijtcrium bi cs?bezügliche Vorfdjlägie unterbreitet. Xiefe Vor*
fdjläge gipfeln in ber Vefdiaffung non Arbeitsgelegenheit für bic au£
beut tfelbe beimfehreiiben baugeiuerblidten Arbeiter, fomic in ber
Vcfriebigung bc» mit Mriegoeiibe crheblid) fteigenben Vtofjmiug**
bebiirfniffv’ 2 *. Al» lebten Vorfdilag fprid)t bic (Eingabe ben 2ßuufri)
aus?, bafe jjur Xnrcbfut) nuig ber uorgefd)lngtneii unb et über er 3 ired=
bteitlidjer Viag nah men ber Weidmzcntrale für Übergaugamirtfdjnft
eine befoubere Abteilung für ba» Vaugemerbe angcgliebert tr erben
litcnuifdjr |tlittftlungen.
S5 e u t f d) c s? 28 c f c n. Von Vaftor Genfer, Si'iberf, Sonberbruc!
bem Auffähen au# bcr. Cübecfer ^a.^arett^citimg. liiibccf 1917.
V reist 50 Vf.
S'eutfdljcä Söollen. Von I)r. 28. Döring, tfübeef. Sauber»
brud au* ber Sübeder fiazarettzeitung. Vrcis? 50 Vf-
3>ie Üübcdcr fiazarettzcitungi, nadi ftorm unb Inhalt ba» Vorbilb
einer gebiegeneit balf»tüinlid)en ^eitfdnift, brachte eine Weihe gebaut»
lidj 3 ufainiiienhängenber Auffctfec bau V- Genfer unb Dr. 28. Xöring,
bie auf bielfad*en 28unfd> nunmehr in 31 aei I>anblid)eu £>eftd)eit oer*
einigt finb. 3)ic bei ben Schriften, bie fid) gut 31111 t Verfault) ins* ^elb
eignen, berbienen me Hefte 'Verbreitung. (j.
faljrgmtg.
gterltti, imn 22. Jtowmher 1917.
Ihtmmer 8,
«nt*
A
gttrdjiu für JTalköurolj Ifitljrt
€rfdjetart an febetn tOonnrntag.
gerltn Wao, golUnDorfOr. 29/30
#M«fpr*djm Imt fiolUnöorf 28 09.
feranageber:
$!n>f. Dr. ®. |r<md« uni> $Jn»f. Dr. p. gimmermann.
flreta rrterteljiitjrltdj 4 jJFIark.
Vtrlag;
^iipati «fifrijrr, fUna.
fternlprfd^er 53.
gulialt.
1 0 3 i o ( P o T T flir SMoT
"*Dr. ^.TiVrarrjcT^erlfn . . . . Toi)
ÜSfleittcinc So&ialpoütif . . . . 112
®taat&iefrctiir Dr. @d)iininbiT$'Jii'id*
* "tritt* Dom ;){eid)oiuirtfd)af13(uuL.
35ie 7. &trieg$anleUjc nlo s £olfs«
anlcilje.
Wotcvlänöifdjcr HUfdbicnit . . . 11;;
$)ie neuen Scftimminigcu §ur .\>ilfs»
bienftpflic^t.
■BoltüeniS^ning unb Hebend
Ballung.11;!
JurT IXS r n ti 1) nn i g S f v a \] e b e r
jjj[£sugenbTTcfpen. s ^uu 2tabtnrk
_ D r. inedS. T i e iu- m a u n, Treiben.
S*oröiifl3iiu-iie ^cidorgung bcr^OSo*
ur >img*l)einie.
ftfirforge für JtriegcrfauiUieti unb
Hinterbliebene.114
91 r Ü c;i 13 p f l i d) t.‘ r u ti b^ Hut e r =■
ft ü fe u ti q 3 a tt f p r u d) b e r St r i eg e v-
f r n u e ii.
Sarifocreinbarnngen atoifcf)cn
Arbeitgebern unb Arbeitern.. 115
Sie ^anfuednige tut OmUjit 1 D1.Y
.sU*iev3‘3tciienuii]ö5uIagen im
2d)neibergen>er6e.
Arbeiter* unb Uittcrneljuicrocr»
tretnngen.. 117
üeitfafec ber <yortfd)riÜlirt)eii 9?olf#
ptuici für ein ^Ivfteit^tammenjeieb.
9$?beiterfdE)tt& .117
( 9 efeplidje§ Verbot ber 9 i ad) hieb eil
in iüiicfcreien.
ArbeitUoftgfcit unb ihre Sße<
fämpfung.117
yirDcilMoicitfüriorge in dauern für
bie ttbergangsiuirlfdjafi.
iBotföerjieljung.118
^ülfgbilbuugAiu'beit unb üöoljl*
fatjrtopflcftr im >>eer.
Slbbnnf fänitlid;er STuffätjc tf. 3cituiigcn unb ftcitfdjriftcn geftattet, jebodj nur
mit Doller DucIIcuangabe.
JJathintcirttirtsimis uiti> ^ojinlpelitik.
StUr hoffen unb eimarteu, baß bic am 29. iliooentber be¬
lli unenbe Sagrntg be* Mtcichvtaiic» unfetm Steife-, unfern <Srouu
beit unb unfern Jemben braitßen beu umotberlcglichen Stemel*
erbringt, baß bie Weidteregieruug' in ihrer neuen Oteftalt unb
bie Stelf*oertrctung in ihrer großen UHYhrbeit in oollem Stern
trauen unb fettem Villen iid) bic .Häube 311 gcmciufamcr Arbeit
reichen, um ohne t>iei Sttentc, in euttehlojjaier Xat fomohl Den
.smegsnotmcnbigfeiteu 311 genügen, tute bem ^rieben ben hobelt
311 bereiten. 2oü ein neuer „Puigfriebcn" gefdilofjen merbeu,
io ntuß er feine Clrimblageu nicht nur in ber (ünigfeit ber
^cfimtung, ber Täterinrtbssiiebe, ber ßeßeufeitißen Achtung, ber
Sreue gegen Maifcr, Gleich imb Steif, tonbent auch in ber mih
ligen Stercitfchaft 31t (üitfchliiffen unb .Säten haben. Unter
fümpfonbe* unb fiegenbe* Steif branßen in Waffen, nufer
arbeiteube* ttnb au*harrenbc* S'olf baheim, bie beibe für innere
Girren in ber v Seit hödifter V J101 feinen 2inn haben, ocrlaugen
Oort Regierung unb Stelf*oertrctmig, baß bie io uiel erörterte,
fo Derfchieben ßcbcutete „ s ^arlameittariftermiß" mit einem
fiaren unb feiten Inhalt erfüllt merbe, um ihre 5eben«bered)-
tißiutß unb VJebensfraft in Säten 311 ermeifen.
Ta3u ßeuiißt e^ nicht, baß mir, „311m ^rieben bereit, 311111
üatubf entidiloffen", abermals einhelliß neue Mriiß^frebite he-
millißcn. Xik> ifr eine 3ci0ftuerttänMid)fe11, über bie auch nicht
bae leifefte Söort 31t netlicrcn ift. Urkr braudien unb Oerlannen
mehr. CS* mar ein nerbäiuinicmoüer Irrtum, 311 meinen, man
fönne bie Crbnuttß beö neuen Xeutfriilanb? ßlanmäßiß unb
folßerichtiß bis nach bem ^riebeiivfcbluß uerichieheu unb mäln
tenb bc'v s\ 1 ießev, trob feiner iainien Sauer, nur ben Ur'affeu
leben. Sav „neue Seutfcblanb" bat mit bem erftt'n Säße bei
Mrießcs beßouneu, bie s 4>olitif beö 1. •Hußuft 1914 ift ber Wn^
ßaitßvdunft ber „ s Jieuorientieruriß“, unb non hier au* ift ihr
yauf in bie ('ießenmart mtb S^funft 31t nehmen, ber niental*
mieber in ba* alte Scutfdilanb oor bem .Qrieggauebntd) 311-
riicflenfeu fauu. Sa* ßilt für nufer ftMrtfdjaftileben mie für
ben ftaatlichen Aufbau, aber and) für bie ®03ialboIitif, bie für
ben ßan3en Bereich nufere* ^olf*leben* bie midftißften Sienfte 311
leiften berufen ifi. Sie Satfadten haben ja auch flar bemiefen,
baß bie 9ienorbuunß gar niriit 31t nerfdiiebcn ift, fonbern in
meittraßoirbeu, tiefßreifenbeit Maßnahmen toßtäßliri) in bie
Crrfd)cimmß tritt. C'Haubt beim jemanb, baß untere r n ti h -
r n u ß * polt t i f, nufere fo nielfad) ( pnanß*liiuftße .Qrieß*
mirtichaft, bie amö ber 9iot geboren ift, einfad) mie mit einem
2rf)mamm mieber an* unterm ^olfsleben meggemifdit merbeu
mirb, menu ber Sriebcn un* beßhieben ift V Sh eie folgen auch
bi eie* (i riehen* merbeu bleiben. ifiMe niitjlid) miire e* ßemefen,
menu mir, mie (Sußlanb ba* getan hat, ebenfall* eine fraftnolle
2 t e 11 c r p 0 l i t i f getrieben hätten, ftatt un* mit einigen
Üemlid) oberflächlichen Hilfsmitteln ab3ufinben. Unb in bie
2 0 3 i a l p 0 1 i t i f haben bie ^reigniffe tiefe Spuren ge =
graben; mir erinnern nur an bie ^etrieb*aii*fd)iiffe, bie
2d)lid)tuug*inftan3eu, ba* ^aditbarfnerbot, ben ÄnSbait be*
|frbeit*nadimeife*, bie S\'od)euhilfe, bie Herabfefeung ber Sflter*-
greit.H 1 für bie Altersrente, bie SViubcftlöbne in ber .Heimarbeit,
oor allem aber bie Anerfeunung ber Wemerfjcbaften unb Ange-
ftelltenoerbänbe al* oollbiirtige ('tlicber uttfere* 2taat*orga-
ni*utus, ihre .neran3iehuug auf allen (Gebieten ber .Q-rieg*l)ilfe,
ihre Sk'freinng 0011 beu Ueffeln ber polittfdicn S^eretne, bie ^3e-
rufnug einiger Führer 311 Ämtern unb SMirben. Sa* ift ber
Anfang ber politijchen OMetdibereditiguug, ben biefe Crgani-
fationeu forbe.ru. 2elhft in ber Crpifobe s JMiriiaeIi* bämmerte
bie (irfeuntni* auf-, man miiffe auf bem (Gebiete ber 3o3ial-
reform Regierung unb ^teiri)*tng im ;poange tchaffenber Arbeit
einigen, um 31t fiaren unb feften Sß’rhältniiien 311 fomnum, bie
ba* Surchhalten bi* 311m tieHtrcidien (fnbe fidieru. s Jcod) für,
oor feinem s jh'icftritt hat l>r. Michaeli* mit einigen 2ü3ial=
politireru hierüber fid) befprodien, -- 311 fpät für ihn, mie e*
ebenfo 31t fpät für .Herrn 0. Sß'thmann Hollioeg mar, bie Slßihl
reform in Preußen felbft nod) bitrdvgiiiibmt, bie burd) bie
faiferlidte S3otfd)aft oerfiinbet morben ift.
;Ümi erftenmal in ber (^efdiiri)te be* Xeutkbcit JHeid)* unb
be* beutfd)cn S>arlament* haben nunmehr oor ber ^eugeftaD
Inng ber ^iegierung bei einem Mamüermeriifel unb ber Sk'rufuiig
erprobter Parteiführer in hohe )Heid)*ämter fo3ialpo(itifd)e ?yor
beruttgen eine Plattform gebilbet, auf bie fid) Regierung mtb
^ieidicdag 31t gemeiufamem .Haubein gcftellt haben. Sie fo-
fertige, rafche unb entfchloffene Surdifiibritng ber preußifchen
Sit 0 h 1 r e f 0 r m, fomie bie Aeugeftaltung be* Koalition *-
r e d) t * unb bie Cirririitung oou A r b e i t * f a m m e r 11 haben,
bei allen fouftigen Perfchiebeuheiten, bod) ba* ^ine gcmcinfam,
baß fie Afle ber C^erechtigfeit ebenfo mie ber 2taat*notmen
biglcit finb. Sie befeitigeu Anonahmegefebe unb Aitviiahme
.mftänbe, unter beneu bie Piaffen, iu*befonbere bie arbeitenbeu
.Ndaffen, bivbor ftaubcu unb litten. 2ie ntadien alte* llitredd
gut, fie fchafkit SHioilegien ber SU'fii’.enben unb (ßebilbeteu au*
ber SPelt, bereu .HiufällMfSit unb icbablichfeil unter bem
111
Soziale s -^raji§ unb ?lrd}in für 93ol!§lt)oI)Ifabrt. XXVII. Rr. 8. 112
Alammcnlicht bes ©dtfricgcs in hellfter, fclimcrzenbcr, aber
auch beilettbcr .dlavlicit crfdiicucn. Tas Volf ber ©affen unb
bas Volf bei* Arbeit, bas blutet mtb leibet, bcffeit Breite imb
.straft zum Biene führen, barf nicht ntinberen Rechtes fein'.
Unb mir braudien bitter notmenbig jeben Manu -- unb iebe
Tyrait nicht minber! - zur Mitarbeit als miüigc Reifer am
Neubau bes Teutfrficn Reidis. ©ie bic Stcim.sMirbenbergfdie
©efeßgebung Por bunbeif fahren bie Viirgor aufrief, einen fnft
in Zl riiininer nvfrfllacienen Btaat neu aufzuncbteii, jo muß jeßt
bem „vierten Staub" bei* iHrbeiter bie Vabu freigeinarfit mer-
ben, feine Mreifte citizufeßen, uni bas lieg reiche, aber in feinem
Volfstum nnb feiner ©irtkbaft taufenbfad) gefdimädite Rcidi
neu zur ©rbfjc, Vliite unb Volfsfraft aufzubauen. TaS ift für
uns? Bozialpolitifer ber tieffte Biitn biefer Reformen nnb
ihr Redit.
Verläßt man nun ben unfruchtbaren Voben ber Vor-
fprediungen nnb Vertrö gütigen auf bie v ^eit und) bem Mriefle
nnb betritt entfdiloßeu bie Vaßn ber Taten mit beftimmten
Reformen fchmi für bie ©egenmart, fo mirb nuferes Trachtens?
ein Trcifarfies fidi ergeben, ©enn Regierung unb Parteien
fidi in fokaler Arbeit auf miditigen (Einzdgebicten oerftänbigen
unb zu greifbaren (Ergebnißen fommen, fo mirb praftijdi
eine dinbdtlicbfeit bei ©olleits unb Inno errcidtt, bie ben
fteinöeit bie (Befehl offen heit nuferes Golfes an töaupt nnb
©liebem fraftuoll oor Rügen führt. Sozialpolitif ift Kultur¬
arbeit, unb ein Holt in ©affen, bas gleichzeitig in ben
friimerftcn Stümpfen an ber freiheitlichen (Entmicflung ber Waffen
arbeitet, ift jenfeits jeher Möglidifeit eines inneren 3ufanuucn-
bntdis unb Pertraut gläubig feiner Hufunft.
Okm iß merben bie fozialpolitifriien Reformen auch ZohU
reidie unb mächtige ©egner finbeit, ttodi mehr außerhalb als
innerhalb ber VolfsPertretung. 31 ber biefe Vefämpfitng miegt
gering gegen bie große Cirruugenfchaft bei ben Piaffen, bie
iuit Gingen feilen unb mit $änben greifen, baf? hier ernftlid)
für ihre ©ohlfahrt unter bem 3vtd)en ber ©ercditigfeit nnb
bes Vertrauens geforgt mirb. (Es ift int Vanfe ber lebten 3<üt
nie! non bem Vertrauen, bas als mertPolle Srudit bes ge»
maltigen Erlebens fdion gemeldet mar, mieber Permirtfdiaftet
morben: zmifchett Regierung mtb Rrbeitendiaft mar aufs neue
eine Spannung eingetreten, bie mattdie törichte Hoffnung nu¬
ferer Seittbe neu belebt hat. Vidleidit märe bie Unruhe tu
meiteften Streifen nid)t eingetreten, nielleicht hätten bie Webe¬
reien feinen Rährboben gefunbert, mettn fie nidit immer mieber
hätten barauf Permetfett fötttten: „Seht, man fontntt zu (Euch
nur mit uubeftimntten Vertröftutigen, aber nkht mit laten."
VIber nori) ift es nidit zu fpät, nodi ift Mtlfe utöglid).
Unb zum britten mirb fiel) zeigen, mie notmenbig bie
Bozialrefornt für ben ©icbcraufbau nuferer Volfsfraft, nu¬
ferer Volfsmirtfriiaft, nuferes Staats- unb .Kulturlebens ift.
©ie mill man biefen mmtben uttb Perftiimmelten Volfsförper
neu beleben nnb fräftigen, metttt man nicht eitlfchlonen an
©obmtngsreform, ^cudicnbefämpfuug, Stittberfiirforge, 3lr-
beiterfdmb bevantritt? Tic Riisgeftaltung bes Rrbeitsnadp
meifes, bie (Jrmerbslofenfürforge, bie Strebithilfc, bie Hörbe*
ritttg bes (Einiguugsmcfeus zur Vernteibiittg Pott Rrbcits-
fätupfert, eine gefurtbe Vofmpolitif, bie Sörberuitfl ber Tarif-
perträge nnb 3irbcitsgemcinfdiaften, — bi es alles finb unent¬
behrliche Sidierungen für ben Neubau nuferes ©iitfchafts-
lebetts, bie nidit erft auf bie Sricbenszeit Perfdioben merben
tonnen. Tie fdimeren Striegslafteti ertblidi, bie uns auferlegt
merben, finb nur pou einem Volfe zu tragen, bas im Vertrauen
auf beffere feiten millig unb emfig mit .saanb anlegt, um Staat
nnb Kultur zu heben nnb zu fräftigen, bas itt lebenbiger Über
Zeugung, felbft Träger pou Staat unb Kultur zu fein, einen
Vnub für Vaterlanb nnb Freiheit fcbließt, um in georbitder
Selbfthilfe bie Staatshilfe zu ergänzen uttb zu befruchten. las
ift audi eine ©irftutg ber Sozialreform, mohl ihre höchfte
unb cbelfte.
Mart hörte in ben lebten ;>eiteu fo oft bas ©ort, man minie
bie „Stimmung tut Volte heben". Stein heiterer, fiirzerer ©cg
Zu biefent 3iel als bie (Erfüllung berechtigter Jyoiberuugen burch
bic ©cineiufdiartsarbeit pou Regierung unb VolfsPertrctimg.
(fine Tat, mie bie Aufhebung bes 8 ü~>3 ber Okmeibeorbiinng,
mißt ba unenblidi Ptel mehr als bie Vermeifung auf bie Wen-
Orientierung nodi bem Nt liege, ‘'seht müifen bie Vanfteine
behauen unb gelebt merben, bie bas Aunbament bes neuen
buitichen Maules trogen, in bem unier Volt fidler unb frei
mobneu mill. Tamit fall nun begonnen merben; unb menn bas
bic erfte Antritt ber „Varlamentarifieiitttg" ift, fo begrüßen mir
fie freubig.
Verlin. (5*. g r a tiefe.
Staatsfefretcir Dr. SdjionnbcrS fHiicftritt bom fRcidis-
mivtfchoftSanit mirb uns oon zuPedäffiger Seite beftätigt. Tas
©ntlaffungsgefud) tft eingereidyt uttb mit OfefunbheitSriirffiditeu
begriinbet. VO.'hrfadi ift behauptet morben, bie mähren Ur=
fariicit biefes SWiirftritts, beti mir aufriditig bebauern, lägen auf
anbereit ©ebieten: Ter neue Leiter ber Übcrgangsmirtfdiaft
ftoße ebcitfo auf perföitlidie unb fadtlidie ©iberftäitbe mie ber
Staatsfetrctär für Sozialpolitif. Taß bie Viicffdirittler aller
Schattierungen, bie Aiibrer ber StonferPatiPcit unb bie Sdnirf-
ntadtcr itid>t beglitcft finb, menn ein cttergifdieT 2l?ann mid>tige
9lrbeiterforberungen mie ^Irbeitsfammern unb StoalitionSrccbt
ber Erfüllung zufiihtt, unb bagegen ihre bannen in ber Vreffe,
im ilteidistag unb in ben Ämtern aufbieten, glauben mir gerne.
Uttb nicht minber mahrfdteinlid) ift es, bafz and) für bic unrt-
fchaftliche 'Jceugeftaltuug eiitfeitige Autereffen unb ftarfe ©egen-
ftrömungen, bie pou ehrgeizigen Verfönlidifeiten bennbt mer-
beit, Sdimierigfeiten fdxiffeit. Vlber mir haben bas Vertrauen
Zit einem ®2anne mie Schmanber, bafe er Por jolchen /&Qinnum«
gen unb ©iberftänbeu nidit fid) zuritrfzieiien mürbe, menn er
bie nötige robufte ©cfunbheit unb Slörperfraft b cf äße, um
bie gcmaltigeit Aufgaben feines Buttes zu meiftern. Ties ift aber
Kiber nidit ber fiall, mie uns glaubmiirbig perfidiert mirb. Tabei
mag Sdimanbers 9lrbeitsmethobe mitfpredien, bie nidit nur bie
großen iltiditlinien angeben, fonbern audi bie Materialien
perföitlidi prüfen mill. Tie mit bem berrfdienben Vureaubctrieb
unferer Vintter Perbmtbeue Sdimerfälligfeit mag cnblirii bie Ve-
megungsfreiheit burch manriicrlei Schranfcn eiitcrtgen. Tatfadie
bleibt, baß Dr. Schmanber aus bent 3Uüd)SmirtfchaftSanit
mieber in bas Straßburger Stabthaus zuriieffehtt, mo er fo
iegetisreicb gemirft hat. Mit ihm Perläßt ein Mann bie Re¬
gier ung, bem bie iHrbeiter nnb iHngcfteOten, ebenfo mie bie
Sozialpolitifer aller ^iriitmtgcn unb bie Mehrheit beS Reichs¬
tags Poltftes Vertrauen in feine Erfahrung, feinen ©eitblicf
nnb feine latfraft fchenften. ©ir Perlieren Ptel an ihm. 9lbcr
mir finb überzeugt, bas Sdiicffal ber Sozialreform hängt jebt
nid)t Pon Verfonen ab. ©er auch SrinnanbcrS Rad>folger
fein mirb, er mirb Sozialpolitif treiben muffen, meil fie
eine Staatsnotmenbigfeit ift. Tie ©ntmii fe über 8 1^3 ROVC.,
iHrbeitsfammeru, Rariitbarfperbot, bie Schmanber ben gefeb-
gebenben Slörperfdiaften bemnäriift Porlegen mollte, gehen ruhig
unb beftimmt ihren ©ang meiter. Tas hat ber Staatsfefretär
felbft unferm Okmälirsmann perfidiert. Unb Regierung unb
Reichstag hoben fidi Perbnnbett, biefe 3uiage einzulöfen.
Tic 7. Mrtcgsaulcilic als VoIfSaiilcihc zu betrachten, ift
poflauf berechtigt, menn tudn ihr (Ergebnis im einzelnen
gliebeit. Von ben 12 1 L . Milliarben, bie bie y^ichnungen er¬
gaben, fallen aiutälicinb 3,2 auf 3oidinungcn bei ben Spar-
faßen. 31 n bem Ok'famlergebnis futb 3etchnungen bis zu 200 c/7
itt ©ölie pou 208 Millionen, 3oidimmgeit Pon 300 bis 5(M) Jf
in .soölte tum 201,8 Millionen, folcfje Pon. 000 bis 1000 <t( in
eoölie pou r»30,8 Millionen uttb foldic Pon 1100 bis 2000 «//
m Möhe Pou 101,2 Millionen Marf beteiligt. Tiefe Säue
bleiben hinter bei* 0. Anleihe znriief, überragen aber bie dr*
gcbitiße ber fünften. Tas ift ein ganz mtbebenfltdier Vorgang:
bie Mapitalbilbitng, zumal ber Vauent mtb Vlngeftdlten,
uhreitet im Sommer meniger Pormärls als im ©Unter, fo baß
bie Arübjabrsatileilieu immer etmas beffer als bic .'perbft
altleihen abzufdiließeu pflegen, ©sichtiger als bas 3uritdbletbeu
ber Mleinzeirfmiutgen hinter betten bei ber 0. 3rnleilie
an fid) ift bei* llmftattb, baß biefes 3nriicfbleiben geringer ift
als basjenige bei ber fünften gegenüber ber 4. Anleihe, bie ber
Aabreszeit itadi unter gleidieit (Einflüßen ftanbeit. Tie Haiti
ber 3 e i di u e r, bie firii mit bis zu 200 d( beteiligten, betrug
bei ber I Mriegsattk ibe 1 701081, bei ber feebften _ aber
3 811831, hui bei ber ßebenten nur auf 3233 172 zu fallen,
eihiiIich lumeglen fidi im ganzen frcilidi etmas uugiinftiger -
bie Salden ber übrigen Mleittzeidmer bis zu 2000 dl.
Soziale Praxis unb Ardjio für Bolfsmoplfapri. XXVII. Ar. 8.
114
Y$
^tttfrlänMribPr iilfsötenff.
Tte neuen Bcftimmuugcn anr ©ilfsbknftpflicbt ent«
fpreepen bcu im ©ilfSbicnftanSfchnfe bes 9ieid)Stags Geführten
Berhanblungeu (8p. 101). Tie augmtftcn ber bereite im ©ilfS*
bienft Tätigen oorgefeheiten Ausnahmen non ber SWelbe«-
p f l i d) t merben, ba fic an SAipocrftänbniffen geführt hohen,
befeitigt.
Aarf) ber neuen Bunbesratsoerorönung haben fiep auf öffentliche
Aufforderung ber OrtSbepörbcn niclbeu:
1 . Alte mannlicpcn Tcutfcpen, bie nad) <bem 81. Afära 1858 ge*
hören fiub unb bas 17. Vebensjahr Oollcnbct haben, fomett fte
nicht 311 m aftioeu ©eere aber aur aftioeu Aiariue gebären ober
auf ©ruitb einer Aeflamation oom bienft im ©eere aber in ber
Atoriue aurücfgefteUt finb.
2. xMfle männlichen Angehörigen ber öfterrcicpifdvuugarifdjen
äRonarcpie, bic nad) bem 81. Aiärg 1858 gebaren finb unb ba»
17. Vebensjahr oollcnbct haben, fomcit fic im ©ebictc bes
Teutfrimn AeidjeS ihren SSobnfib ober ibr^i gcmöhnlicpeu Auf*
enthalt haben unb niept aum aftiben ©eere aber aur aftioeu
Atari tic gehören.
Tie Sftelbung erfolgt perfönlicp. Sie ift fcpriftlid) ftattpaft, menu
bie oorgefepriebene Aielbcfarte orbnungsgemäp auSgefitHt unb ein*
gefanbt, erforbcrlidjenfalls aber auf Borlabung ber CrtSbchörbe er*\
gän^t U)irb. Tie Crtsbepörbe rcid)t bie SRelbelarten mie bisher an
bic GinberufungsauSfchüffc meitcr. ABer fid) früher fd)on genieibet
hat, braucht fid) nicht nachmals au tnelben.
SRcu ift bie filr jeben Btalbepflicptigcn (and) für folcpe, bie
fid) fepott nad) ber früheren Berorbnmtg genieibet haben) geltenbe
Bcrpflicptung, auf Aufforberung bcS Borfjbenben beS ©inbe*
rufmtgsauSfdjuffeS perfönlich äu erfepeinen, auf fragen beS Bor-
fipenben ober feinet Vertreters Ausfmtft 311 erteilen unb fiep
einer llnterfncpung burd) ben oom Borfibenben beftinunten 91 rat
31t unteraieben, fofern bieS für bie Seftfteflung ber förperlicpen
©ignung beS ©ilfsbicnftpflicptigen für eine beftimmte Arbeit
erforberlicp ift.
Seiner loirb eine SAitteilungspf licht bei Böccbfel ber Söop*
nung ober ber 91 r b e i t S ft e II e, unb 310er gegenüber bem Gin*
berufungSausfdnip (bcS alten Bßopnorts) binnen b r e i c r
SÖcrftagc feftgefept. i Reue SBopnung, neue Tätigfeit, neuer
Arbeitgeber nnb etioaige militärifepe ©inbernfungen finb anau«
geben. Ter bisherige Arbeitgeber hat in ber gleidien Seit baS
AitSfcbeiben beS ©ilfsbienftpflidpigen 311 melbcn. Tie Straf*
beftinunimgen finb loefentlicp oerfepärft loorben.
golhsfrnöljrung uni> Jebfttsljaüimg.
3ut ©rnftprungSfrage ber Sugenblicpen.*)
M hin ©ernt Profeffor D r. Spiele banfbar für feine feilen
in Ar. ö>biefer Seitfcprift, beren Angaben meine Sorberung au unter*
ftiipen geeignet finb. peinlich berührt es ntid) nur, baf) fein Scpluft*
antrag fcplieplid) eine Abfdimadjung bes meinigen barfteüt.
©egenfap au if)nt ntup ich nochmals betauen, bah nur bie ©cmährung
meiner Sonbtecung einen Aupen fepaffen fann. über bie S ra ße, ob es
amerfmäfjig ift, bie Samilieimngcpörigen ber Selbftoerforger non ber
Sopltat einer -ftugenblichenaulage ausaufdiließen, bemt bas meint ja
eigeutlid) ruopl '^raf. Thiele mit feiner )8efdn*änfung auf ©ropftabt
unb gropftabtäpnlicpe fianbgemeiubeu, ließe fid) natürlich reben. Xie
^urd)füprung in ber Jpielcfcpcu Sorm mürbe praftifcp au auper=
arbentlicpen ©cpmicrigfeiten Anlafe geben unb bie ©efapr bringen,
bap gerabc nal>c inbuftriellcn ©ebieten liegenbe länbliche ©emeinben,
aus beneu td) bie fdüccptcften Grfahruugen habe, .ine '«ücrbefferuug
nid)t erfahren mürben. Xhiele mill aber nad) meiterhiu bic Zulage
befepränft fcheu auf bie g-cfitubpcitlidj g e f ä h r b e t c u Sugeubltdn'ii.
^or einer Xurd)führung biefcs Würfel)läge» möd)te id) eutfriiieben
marnen: er ift ein \sd)Iag ins 10? aff er, mie id) auf ©ruub meiner Gr*
faprungen in meiner Stellung als äratlidjer Berater eines ftäbtifepen
^ebenSmittclamtes unb als Aügemcin*^raris treibenber VIrat meip.
Seit ^eaember 1915 ift mir bie Regelung ber Belieferung b:r
Araufen Bresben» mit Aahrungsmittcln übertragen. Seit biefer ^eit
habe id) ftets in ben Aid)tfinien für bie Ärate anr Ausheilung bau
Aahruugsmittelaeugniffcu für Mranfe bic tuberfulös * gefährbeten
Sugcnblidjen — unb baruuter reihe id) bie bau Spiele angeführten
Mranfh-iteu amu größten 3Tcil ein — für belieferungspflichtig erflärt.
Stets mürbe, erft bau mir allein, fpäter bau einem mid) in meiner
Xätigfeit am” Teil ablöfenbeit Äratefoüegium nad) Beitritt a u
meinen Vlnidiauungeu, id) fanu mahl fagen, jebe ^ulagefarbcrung für
eine iperfan im Alter bau 8 bis IN Sobrcu genehmigt, fo bap id)
*1 Biit biefem Aadimort au beit Auffäp.ti XXVI, Ar. 5*2, uub
XXX’N, Ar. 5, fd>Iießeu mir megen Aaummangels bie Ausfpradje
über biefen ©egeiiftanb. '^ic Sd)riftleitung. |
behaupten fanu: mas Thiele barfeplägt, ift bei uns in TreSben feit
Beginn ber Aatianiorung fepon gefepepeu; unb baS GrgehniS? eine
auffällige Zunahme bau GrfraufungSfällcu au frifeper Tuberfulofe
bei $ugeublid)eu. Tie llrfacpc liegt meines Gr achtens bariu, bap
eben bod) bie g.fuubpeitlid) ©cfährbeteu nid)t erfaßt mürben, ba bie
Gltern fic als folcpe uid)t erfa unten, bie Arate im Trange iprer
jcpigcu Biehrarbcit fid) uid)t eingepenb genug mit ben ihnen 3 U*
geführten hefcpäftigeu fonitten, uub auep ber hefte fcpuläratlicpe Betrieb
Ijier nidjt in ber Vage ift, geniigeub Blanbel a u fepaffen. Aufjerbem
maren naep Vage i»cr Berpältuiffe bie Zulagen uid)t geuügenb, mas
fic aud) niept fein fön neu, falange bie .Üranfeuaulagen bonber
AHgemcin=B;licferuug ber Bcbölferuug ber ftammuualberhänbe he*
ftritten merben miiffen. Se mehr berfcpled)terte Sßopu* unb ArbeitS*
berpältniffe gerabc an ben Kräften b^r S»ßeublicpen achten, befto
mepr folltc man beftreht fein, fic, bie in gemiffem Sinne jept rela*
tibc Sdjmcrarbeiter finb, burep reicplicpere Grnährung gefunb a^
erpalteu.
Taft Dr. Tpiele eine geringere Sdjäbigung ber ^ugenblicpeu nad)
feinen ÜRcffungeu fcftftellt, als man hätte uaep meinen Kopien*
augabett ermarten fönu-eu, bemeift nid>t bie Unrichtigfeit meiner An*
gaben, fotibern nur bie ©röfte ber SAutterliebe, meid>e felbft lieber bcS
Aotmenbigen entfagt, ehe fte ihre .ftinber barben läpt, eine Tatfache,
bie im Sdjularatbctricb fid) natürlich auep niept feftfteUen läfet, bie
fid) aber uns praftifdieu Araten alleittpalben aufbrängt. TaS ift audh
ber ©runb, marum id) als praftifd)er Arat, nad)bcm icp auf anberem
AJegc Oergeblid) bie Aufmarffamfeit ber auftänbigen Steden auf ben
cutftepenbeu Sdjaben au teufen oerfuept habe, meinen Auffap in biefer
ßeitfeprift oeröffeutlicpte, benn mciin, mie Thiele felbft fd>reibt, bie
oon mir angeführten ^aplcu ben mit ber Siirforge fiir bie heran*
maepfenbe Sageub amtlich Beauftragten befanut maren, unb ipueit
aud) nod) bas Tatfacpenmakrial aur Berfügung ftanb, baS Tpielc an*
führt, fo ift es fdgoer oerftänblidp, marum erft ein praftifchej- Arat
fommen mupte, um auf biefe Tinge hüiaumeifcn.
^cp bleibe alfa babei, nur eine g e n ü g e n be allgemeine
3 u 1 a g e an $ 11 g e rt b li cp c, oiellcicpt unter AuSfcplup ber
Familien ber Selbftocrfarger, aber fonft opne jdbe Befcpränfung uub
jebe äratlicpc 3 cu 0 >üöfcpreibcrei, oermag picr einen peilfamen Gin*
flup auSaui'tbeu, famcit bas überhaupt burep Bcrbefferung ber Grnäh*
rungsoerpältniffc allein möglich ift.
Stabtarat Dr. med. T i e n c m a 1111 , Tu’Sben.
Boraiiaättjeife Berforgung ber Ofenefung&peime. (Sitte im £u*
tcreffe ber AcfonoaleSacnten Oon ©cnefungSpeimen erfreuliche Beffe*
rung in ber Grnäprung beabfieptigt bas ÄriegSernäprungSamt burd)*
aufüpren. ^ ^sn 3 ofunft follcu bie Oon ben Trägern ber fokalen Ber*
fieperung fomic oon ben ©emeinben unb ©emeinbeoerbäuben betrie*
benen ©enefungSpeime hinfieptlid) ber ooraugsmeifeu Berfargung mit
Vebensmittelu ben Vungenheilanftalten, bic bisher fepan oorgufls*
mcife bebad)t mürben, gleidigeftcllt merben. Afapgebenb ift babei
ber ©efidjtspuntt, bie alsbalbige SBieberperftellung ber ‘Arbeitsfraft
ber in ben ©enefungsheimen untergebraepten Bflcglingc burd) eine
fräftigerc Grnäprung 50 förbern. ^g. 3 ^ 3 .
fflrftaj}* für § vieg^rfamilwn nvb ftinUtblitbm.
ArhcttSpflicpt unb Untcrftüpungbanfprucp ber förtegerfranen.
Tie Svage, mie bie ©emäpntng oon Unterftüpungen bie
Arheit^milligfeit beeinflußt unb melcpe Sonn ber Anrechnung
bes tatfad)lid)en ober möglichen ArbeitSOerbicnfteS am ameef*
mäpigften erfepeint, ift — unter Aubfdyaltnng rein fiäfalifdper
3Aotioe — unter boppeltem (#e{id)t$minfel a» betradüen. ©in¬
mal bebarf nnfere <üriegsmirtfd)aft aller irgenb verfügbaren
.Qrt'ifte; auitt artbern erforbert eine gefnnbe itrieg^moplfaprtS-
pflege eine foldie Bcmcffnng ber Unterftüpungen, bap, opne
Sdpmnng bcS gefnnben Sinnes für Selbffpilfe, bie .‘pauptanf-
gabe, bie ©rpaltung ber .^riegerfamilien in pptjfifcper nnb
pft)d)ifcper .^infiept, nicht beeinträchtigt loirb. 80 lange bie
ßriegSioirtfdKift ben Bogen nid)t iiberfpannt, fann bie Kriegs*
moplfaprt mit ipr föanb in ©anb arbeiten; fie ntnp aber ihre
SAitmirfnng oerfagen, fobalb bie ©efnnbpeit iprer Pfleglinge
nnb ber Beftanb ber Samilie bebropt finb.
3mei SBege eröffnen fid), um einen Trnd auf bie Krieger»
franen aur Übernahme Von Arbeit anSaniiben: bie ©ntaiepnng
ber Unterltüpnng bei Arbcitsoermeigernng nnb bie ganae ober
teilmeife Belaffnng ber Ilnterftüpnng and) bei eigenem 1 Grloerb.
JRedptlid) begriinbet loirb bie ©ntaiepnng ber Unterftüpnng bei
Arbeitsfähigen, aber nicht ArbeitSloiHigen bamit, bap in biefen
Säßen bic Bebiirftigfeit geleugnet loirb, eine Anffaffnng, Pie
aflerbings nid)t nnbeftritten ift nnb jebenfalls bei einer s Jfeu-
abfaffnng bcS S- U. W. geflärt merben miipte. Tie oerfebiebenen
AeichSfanalererlaffc au biefer Si'age befennen fid) immer mein'
311 bem Oüiinbfab b£r Prämie auf ben Sü'ip; ber lebte ©rlap
fapt bie Samilicnunterftübung fchon beinahe als eine Art oon
116
Soziale Brajrig unb SlrdEfiu für Boltewofilfaljrt. XXVII. ftr. 8.
t&olb auf. Tiefe (Sntmicflung ift Durchaus 511 begrüben; mit berti
Sfrbciteamang bnrd) Entziehung ber Itnterfiiitmng bat man nicht
fehl* erfreuliche Erfahrungen gemacht: bas Ergebnis mar im Ber=
baltniv 311 ber Beunruhigung ber Beoölfcnmg gering; nicht mit
Unrecht mürbe gettenb geiuadtf, bah man einen Dlrbeitszioang
nicf)t nur auf bie Äriegerfrauen ausiiben biirfc. 9113 meit mirf*
fanier crmicS fid) ber anbere 2 Beg, ber beute non ben fort»
gefchrittenen ©emeinben mobi allgemein befdyritten mirb, menn
and), mie eine Wunbfrage ber freien Bereinigung für &ricg3*
moblfabrt in 8 ©rofjftäbten ergab, rcd}t Oerfcbiebenartige
Tpfteme in Älraft finb.
C^tiie Hauptfdßuieri gleit ift bie R c ft ft e 11 11 u 0 ber E r tu e r b s *
f ä I) i g f e i t, nad) förperlicher Veiftuugsfähigfcit, beruflicher ©efdiicf-
lid)feii 1111 b familiärer Vlbfömiiilidjfcit. 39äbreub Biauuheim hierüber
genau formulierte Beitim mungen getroffen bat, Hagen zmifcbeu
alleinfteheiiben unb nid)t alleinftebenbcn grauen unterfdieibet, mirb
Ziuueift i>on Rail 31 t RaU unter Berücffid)tigung obiger ©efidüSpunfte
entfdüebeu, mobei bie bisherige Scbcnsftellung faft überall anher ad)t
gelaffen mirb. Bei ber Reftitellung ber förperlichen Veiftungsfäbig-
feit bebieucn fid) Bremen, Hagen, Hamburg im Sweifelsfatlc eines
Bertraueusarztes, Berlin, Bfanuheitu, Strapburg Des behanbcliiben
DlrzteS; bie erftere Bietbobc Dürfte im allgemeinen borzuziehen fein,
n>enn bas ©utarfßcn Des bebanbelnben frzte* nicht, mie in Biaun-
beim unb Strasburg, burd) Schaffung einer .Moutrollftelle ergänzt
mirb. Breslau, Bremsen, Hagen, Hamburg unb Siibecf laffen bie
förpcrlid)e Dlrbeitsfähigfeit nad) ber Eignung für beftimmte Befdiaf=
tigungeu beurteilen; anbere Stäbtc begnügen, fid) mit ber Eingabe Der
prozentualen Bermtuberung ber Vlrbeitsfähigfeit.
ftinbcrlofe arbeitsfähige /v rauen me eben in allen befragten
Stabten zur Arbeit ungehalten, in Vübetf bei offeufid)tlidier Dlrbcitv-
fdieu unter Herabfebuug ber lluterftüpuug. Tagegen mirb zumeift
auf bas Borhanbenfeiit bon Minberu meitgeheube ücffictit genommen,
hie unb ba an Rraueu mit .SlinDern Heimarbeit ausgegeben.
Ter Einfluß ber teil m e i f e n R veil a f f 11 u g Des Dlrbcits-
uerbienftes auf bie Dlrbeitsmilligfeit mirb augeufdjciulid) um fo
giinftiger beurteilt, je meiigeheuber biefe Rreilaffung erfolgt. So ift
es in Ciibecf, mo auf bie ©runbunterftüpung 1 44 Ji für grauen unb
11,ön Ji für Miuber) fein Berbieuft, ttub auf bie rfufduihuutcrftütMing
(Bfietc, Neuerung) nur 'Ji bes Berbieuft cs angercd)net mirb, eine
Ausnahme, menn arbeitsfähige grauen nid)t arbeiten, Dagegen mirb
in Crteu, bie nur menig frei laffen, bie Üöfuug als unbefriebigeub
bezeichnet. Bfandie Stäbtc, mie Hamburg, Berlin, Bäiunbcim, feben
in jeber 'Jlnredniuug bes VI rbeitsberbi enges eine Hemmung ber
VI rbeitsfreubigfeit.
Veiber fdyeint es uod) immer Orte zu geben, bie jebeu
5lrbeitsüerbienft üoü ober nahezu ooll anredmen, alfo ber Raul»
heit eine Brände zahlen. Tie ,Silagen ber Rnbuftrie, bah bies
3i)fteni ihr bie Sübeifcrinnen gerabczit entzieht, unb bah fie
namentlich bei hohen priegSunterftütjnngen gar nid)t in ber
Vage ift, ein geuiigenbes Blus zn bieten, finb noch immer nid)t
oerftummt. Tah biefe© 5DM) r erheblid) fein muh, um einen
mirfltdjen Slnreiz zur Arbeit miSzuiiben, ergibt eine einfache
Bercdmung ber febr bebentenben .Stoftcn, bie ben Rratten bnrd)
bie anherhänslidic Arbeit ermad)fen. Ter Berbraucf) an
Mleibcrn unb Schuhen ift in ber Rabrif uiel höher; bie Sadjcn
fönnen nid)t fo aufgetragen merben, mie zn Hanfe, finb and)
mobl gar nrcfjt erfefcbnr. 9lud) tritt meift ein iWebrbcbarf an
Effeu ein unb bas Rehlcn ber Hausfrau macht fid) — rein
mirtfdjaftlid) betradjtct heute cntfprcdicnb bem gröheren :^cit
aufmanb, ben ber Haushalt erforbert, nod) meit mehr bemerfbar
als in normalen Seiten. Stehen einer Erhöhung ber Rleifz*
Prämie biirfte Pott SBiditigfeit für bie ©eminmmg ber Suicgcr*
trauen für bie Arbeit bie SBefanntmachung ber 3lnrcrf)nungs»
beftimmungen fein. C^S laufen in biefen Mreifen oft felbft bei
guter Hanbbabmtg bei* Sadhe bic unfinuigften Ojeriicbte um,
ja cs biirfte nid)t mentge .^riegermitmen, fogar Ehefrauen uon
Mriegsbefdiäbigten geben, bie au§ 2 lngft um ben Bcrluft bei
Diente bie Arbeit Permcigern. Boraiisfetjung für bie Beröffent-
lidmng ift aüerbings bic Reftfehung einfadier flarer Beftim»
nutngen unb ein Dfbgehen Pott ber inbiPibitellen Briifung bes
Cnnzclfalls, bie ohnehin leidit bei ben Beteiligten ben Cititbrncf
ber BMlIfiir ernx’rft.
®arifirminüai'u« 3 cn juiirrtjfn ^vlifitiicbrni unb
3lrbcitfrn.
Tif Tnrifucrträge im 3al)rc 1915 behaubeit bas 15. 2om
berheft zum Dieidis-DlrbeitsMatt.
Tie Bearbeitung bietet ein menigei zntreffeubes Bilb bei
^aiifpeibältniffe als in ben Boijalmm, meil bas elfte Polle
Miiegviabi bie Sa hl bei bnrd) oom Boi ja hie über»
fö nt m e ne Tarifoerträgc gebunbenen Arbeiten intb Betriebe
mefentlid) oeränbert hat; nid)t in allen biefen Raden lieh fid)
genau feftftcllen, mieoiel biefer Betriebe nod) befiänbeu unb
mieoicl Arbeiter bie befteheuben nod) bejduijtigtcu. Tafiir ift
eine um fo gröbere Wenauigfeit ber Ürrfaffung für bic im
nähre 1915 neu abgefdiloffeuen ober erneuerten Tarifgemetti*
fdjaften angeftrebt morben.
Ter Beftanb Per 3cuifgemeinfdinfien in ben lepten Rafjrcn ergibt
unter bem obigen Borbeljalt ber fdimierigeu tfvfnffung ber B er fönen-
Zahl in ben Mriegsjabreu folgeubes Bilb:
C5rn.be 1912 . .
Tarifgemein-
fdiaftcn
. . . 10 789
für
Betriebe
159 980
mit bcfd)äftigteii
Bcrfonen
1 574 285
„ 1918 . .
. . . 10S85
148 088
1 898 597
„ 1914 . .
. . . 10 840
148 650
1 895 728
„ 1915 . .
. . . 10171
121 697
948 442
Rm Rahre 1915 finb 221 ^rtrifgememfdinften für Betriebe
mit 71 878 befebäftigten Bcrfoueu abgefdiloffen morben. Hierbei ha»'
beit es fid) in 145 Rällcn um ausbrüdlidie Ürrneuerung bcftebcuber
Tarif ge m e i n fd)a f t e n, * i u 82 Rällen untjuue i'lbfdilüffe. Tie Sa bl bei
einzelnen Tarife ift etmas gröper r 2 <Ni, Da eine Tarifgemeinfdiaft
unter Uinftänbeu bie MoUeftiooereinbarnugen mit oerfcbiebeiten Be-
rufsgruppen umfaßt. l?s läßt fid) jebnd) eine genauere 3tatiftif fiiti=
reu, menn nur bie T a r i f g e m e i 11 f di a f t e u Ivredjnet merben, ba
fonjt leid)t Toppelzäbluugeu oorfommen, falls Vlrbeiter besfelben Be
tiiebs fomolil P 011 Dem einen mie oon bem anbereu Tarif mit betroffen
merben. Tie Suhl ber 1915 abgefdiloffeuen Tarifgcineinfchaften (227)
erfdjeint febr gering gegenüber ber Sal)i bes lebten RriebciiSjabrcs
1918, mo 8975 Taiifgemeiufd)aften zum Vlbfdjlup gelangten, bod)
ftel)t bemgegeiüibcr bie zabiemnäpig nidit zu bcftiimnenbc Anzahl bou
Tarifgc!neiitfd)aften, bereu Mi'mbiguug infolge bes Mnegcs unter¬
blieben ift, unb bie Daher ftillfdrmeigeub meitcrlaufen. ^ludi in ber
zweiten Hälfte 1914 maren infolge bes Mnegcs nur 68 Tarifgemein-
fdiaften abgefcbloffeu bezto. erneuert morben.
Unter ben *2 nui abgefdjloffeneu Tarifgemeiufd)afteu bes Rabres
1915 banbeit es fiel) in 10.Rallen um ausgefprod)enc .Mriegsinbuftrien,
uub^ and) in Den an Deren Rällen betreffen bie Tarifgeineinfdiaflcu
bielfad) BetiieDe, bie für Mriegszmerfe arbeiten. Bcinerfensmert jinb
I Tarifgemeiufdmften für insgefamt 10 Betriebe mit 5004 befdjäf--
ligteu Berfouen, meldie für Rlugzeugmerfe neu abgefcbloffeu ftub.
Minen nerbältuismäpig großen Umfang nimmt Der in ber £eber-
aibuftrre für Bi t l i 1 ä r a u s r ii ft 11 11 g s f a b r i f c n abgefehloffeue'
:Keidistiuif für 175 Betriebe mit 17 951 Berfonen ein. Tiefer Tarif»
beitrag ift bnrd) Bermittluug bes .Mriegsmiuifteriums zuftan.be ge»
foinmen. iHucb ber in bem (9 e f ä\ 0 p f 0 r b g e 10 e r b e aDgcfdüoffcne
bieidistarif für 822 Betriebe mit ‘ 276 Berfoneu ift buveb Biitmirfung
bes Mriegsanits zuftanbe gefommeu.
xsn einer befonbereu Überfidit finb and) bie Ööhne für ge-
1 c r n t e u u b u 11 g e l e r n t e Vl r beiter mitgeteilt, bie in Den
neuen bezm. erneuerten Tarifgeiueiiifcbaften feftgefept murDcn. SBenn
fid) and) bej^ ber geringen Sabl bon Tarifabfdiliiffen für 1915 feine
biitbenben ^dilüffe über bie Vollnfrage ziehen laffen, fo meifen fie
bod) Darauf hin, bap bereits 1915 eine Steigerung gegenüber Den
lohnen bou 1914 zu fpüren mar. B'äbreub im Ralire 191 1 82 0 . p.
ber gelernten Vlrbeiter einen Stiiuboulolju bou mehr als 45 Big.
erhielten, mareu es im "sahre 1915 99 u. H- Tie hödßte Der ange¬
gebenen 3tunDenlohu)tufeu 175 Bf. uni Darüber) erreichten bei Den
Tarrfabfd)Iiiffcu bon 1911 nur 5,-_> u. H. Dir befd)äftigten Bevfonen,
bei ben neuen Tarifabfcblüffeu für 1915 Dagegen 82,7 o. H.
Siricn«fcttcriinnozuIancit im Sdjncibcrgemerbc. Sioifdiett
Dem BeibanD Del SdtneiDer iinD Dem DlibeitgeberPerbanD hoben
nach Dem „Boimäits" in Rena BeibanDlnngen über Mrtegs^
teiieinngsznlagen ftattgefunDen, Die jebt zuni Bbfd)lnh ue
fonmien finD. Tie Beieinbouituiett eiftierfen fid) über Das
ganze Dfeid) ltrtD nmfafjen Die Herren», Tarnen» 1111D llniforiiteu-
B?ahfdmeiDerei.
Tanadi erhalten bom 12. '.'lobember ab Die mäuulidieu Arbeiter
einen S»fd)lag bou 10 Bf. pro 3tuube, mas pro Tag 1 JI hzm. 6 Ji
pro B>od)e ausmadit. Tie 3tiicflohnfäpe für Vlfforbarbeiter finb ent-
fpredu’ub erhöht. Hier hat mau Die fogeuauuteu ©ropftiidfe in Drei
(Gruppen eingeteilt, für meldie bie Sutagen in folgeuber SBeife ge¬
legen finb: 1^ (9nippe (Überzieher, (hehröefe ufm.i: 4 Ji pro 3tücf;
II. (9ruppe_ (3atfo ufm.»: 8 Ji\ III. ©nippe (alle übrigen 3tücfc):
2 Ji\ unb fdjlieplich Hofen unb heften: 1 Ji. l'lrbeitenuneu erhalten
eine Sulage bon 6 Bf- pro 3tuuDc.
Tiefe Sidogen finD für Die Tauer Des Krieges gemährt.
Dia di RrieDensfdilnp ift eine einmonatige StiiitDigung angängig,
(frfolgt eine foldte. Dann finD nad) Den Bereinbarnngen neue
UuterbanDlungeu oorgefeheu, 11.111 gegebenenfalls fz. B. bei fort»
DaueiuDev Teuerung) Die Sulage in eine RvieDeusteueiiutg#
Zulage iiiuzumauDelu. Hinzngcfügt fei, Daß bereits feit Dem
1. DJiärz 1917 ebenfalls im ganzen Weich eine allgemeine
Volmerböhiiug non 25 0. H- gezobit mirD, Die and) ferner meiter-
belieben bleibt.
117
©oaiale graste unb ArchiP für Bolfswoljlfahtt. XXVII. Rr. 8.
118
Arbeiter- uub jWutcntfjjntfrufrtretiinijett.
£etfjäße ber forifdjrittlühcn BolfSpartei für ein Arbeite«
fammergefeß. Unter Beteiligung oon führenben Berfönlid)*
feiten aus ben Organifationen ber Arbeiter (®artmonn, ©leid)-
cmf) unb AngefteEten unb oon aahlreichen fortf$rittlid)en Ab-
gegrbneten hot ber fogtale AuSfthuß ber fortfdjrittlichen BolfS»
•Oariei Beratungen über ein ArbeitSfantmergefeß unter bem
Borfiß bes Abgeorbneten ® a n 3 o to abgeßalten, Sie an folgen-
ben ßertfäßen führten:
Siir ben räumlichen Bereich eines ober mehrerer BerwaltungS*
beliefe wirb eine ArbeitSfammer errichtet. $n bie ArbeitSfammer
mahlen Arbeitgeber unb Arbeitnehmer bie gleiche Anaahl Pon Ber*
trefcern. 2>er Borfiß ber Kammer liegt in neutralen föätiben. $ur
Erfüllung berjenigeu Aufgaben, welche im alleinigen ^ntereffe ber
Arbeitnehmer liegen, treten bie Bertreter ber Arbeitnehmer allein
aüfammen. 2>ie ArbeitSfammer erlebigt ihre Arbeiten in felbftän*
bigen Abteilungen für gewerbliche Arbeiter, für faufmännifche An*
geftelltc unb für tedjnifche unb fonftige Angeftellte. ^Diejenigen
ArbeitSfammern, in bereu räumlichem Bereich eine BerwaltungS*
bireftion pon Staatsbahnen ihren Siß h a */ nmfaffen noch eine Ab*
teilung für Staatsarbeiter in gemeinnötigen BcrfdjrSbetrkben. Stach
Bebarf bilben bie ArbeitSfammern ga<hauSfd)üffe.
— Sie AebeiMammern {teilen bie öffentlidj=rechtliche StanbeSPev*
tpetunn ber beutfehen Arbeitnehmer bar. SarauS erwachten folgenbe
Aufgaben unb Befugniffe: Sie ftetten felbftanbig ©rhebungen über
bijar..jovialen unb wirtfchaftlichen Berhältniffc ber Arbeitnehmer an;
fie erstatten ©uigchkit für Staats* unb ©emeinbebchörben foWie
für öffentliche ftörpcrfchaften. Sie ernennen SachPcrftänbige unb
beftimmen Bertreter bon Arbeitnehmern in öffentlichen ©inridjtun*
geri; fie fönuen innerhalb ihres SBirfungSbeteichcS felbftanbig An*
träge an Behörben, Siommunalberbänbe unb bie gefeßgebenben $ör=
fterfchaften beS Reichet unb ber BunbeSftaaten fteHeu; fie wirten
beim bcruflidjen AuSbilbungSWcfen mit.
rh£il *f a igiu §vn werben an/ber Ausführung ber foaial*
Jolttifihen ©efeßc beteiligt, unb aWar: Siekrlaffen bie örtlichen AuS*
fibrungSboifchriften, fie üben bie Aufficßl über bie Ausführung ber
e?Ufprcd)enben ©efeße unb Borjdjrtften aus. Sie ArbeiiSfammern
bienen 5U4'örbenntg, beS fötalen {friebens: Sie hoben baS gegen*
feitige foaiale Be'rftäübiiiS bei Arbeitgeber unb Arbeitnehmer 3 U
Reefen unb an pflegen; - fic fiub Sröger beS Sd)Ii<htungS* unb
feinigungswefens. $u bie fern $wccfe finb in baS ArbeitSfammergefeß
Jeftimmungen über bie BetricbSauSfdjüffc ber Arbeitnehmer, über
*xhlid)iungsfielleit im Bereiche unb unter Aufficht ber ArbeitSfam*
ment einaubcaieftcn; fic hoben baS Recht ber Mitwirfung beim Ab*
{j^fuß Don Sarifnerträgen unb bei 'ber gieftfteflung Pon AormalarbeitS*
fekagen; fie Wirten mit bei ber Siegelung be§ Arbeitsnachweis
ö»b üben inSbefonbere auf biefem ©ebiete bie Auffidji aus.
y Sie ArbeitSfammern hoben SBohlfohrtSmafenahmen gu treffen:
Sie hoben Beranftaltuugeu unb Maßnahmen anr Hebung ber Wirt*
fchaftlichen Sage unb allgemeinen SBohlfahrt ber Arbeitnehmer 3U
ieranlaffen unb nötigenfalls felbft auSauführen; fie finb berechtigt,
in foldie^v. Bfi^giiftnltungc;n fotophl in ber Bcrwaltung als auch in
ier Agffjc^t'bat «her mi tau wirten. - ■'
| . 51uf ©runb bfefer Öettfafee foE ein ©efeßentmurf auSge«
irbeitet Serben. __
■ ; JLriwttorfdn#.
’ * ‘ t* V- * :• ' • --—
(&efe$td)es Bcrbot bet iEad)tatbctt in Batfereten. ©emafe
bem Bef^Iufe ber Bätf.erOerfjammlung dom 2. Oftober b. 8 -
38 f.) hat unlängft eine Aborbnung:ber organifierten ©e-
bilfen beim (StaatSfefretär beS ^eich^tnirtfchaftSamtS borge-
fbrod)en, um ihre SBiinfche au bertreten. SDer StaatSfefretär
f Diberte nach einem Bericht beS „BormärtS":
„3>ie Regierung fteht nach b 3 ie bor auf bem Boben ihres ©nt*
rfes Pom September 1915. ©S beftanb alierbingS bie Befürchtung,
S fich währenb beS Krieges baS ©efeh uid>t burchführen laffe. 2)iefe
fürchtung teile ich nicht, ^ch bin pielmehr ber Meinung, bafe bem
fe^ mehr im BSege fteht, unb ich hofk/ *>afe es jeht mit bem
ft$ ‘botängehen wirb. 8 «h feune ^hre ©rünbe gegen bie S'iacht*
lert/länn ffe perftehen unb bin über biefelben mit Shnen einer
inurtg: l /^ch hoffe, baS ©efeh halb porlegen au tönnen."
f.SSütf'harf annchmen, bah Bnnbe^rat unb JEeidh^tag bem
ßnfmnrl feine 0 d)lo.ierigfeiten madhen.
3 lrlrcjt 5 lor«ökftt uni itjre gfltäntpfimg.
ärbcitstlofniftirforof in Sflatirrit für bie Übetgangbtniti.
S - SRady einem Befchluffe be§ batjertfdhen SanbtageS bom
?cira 1917 hatte Sie batjerifche Regierung eine* Umfrage
en T iftriftS- unb ©erneinbeOermaltungen unb ben oer-
tkbencnTn Srcige fommenben loirffchaftlidien Berbänben 0 er- ;
iftattef, um eine Unterlage für bie Beurteilung ber Srage 1
au getoinnen, 06 unb in Welchem Umfange mit einer Ar&eitS-
lofigfeit bei 5 net>enSfchlu 6 au rechnen fein bürfte. ©ine üom
Abg. 5timm (0oa.) in ber @ifcung Oom 7. ^oOember etnge-
bradhte 8 uterpellation über bie Srage ber ArbeitSlofenfürforge
nach bem Kriege gab bem ©taatSminifter Oon Brettreich ©e-
legenheit, ausführlich über bie ßage an fbrechen, mie fie fid) an
^anb ber inamifchen eingegangenen ©ntachien unb fonftiger
Beobachtungen barfteHt.
2)er SWinifter betonte, bufc man in beaug auf bie Sage beS Ar*
beitSmarfteS auf Mutmaßungen angewiefen fei. Biel fäme auf bie
^ahreSaeit unb auf bie Art beS griebenS, ber au erringen möglich ift,
an. 2)od> fähen alle ©utachfeer bk Sage hoffnungSboll an. S5ie Äanb*
wirtfehaft wirb Piel Kräfte brauchen, cbenfo ^anbel, ^nbuftrie unb
©ewerbe, ba Weite Greife infolge ber Neuerung unb aus Mangel au
Arbeitsfräften Aeuanfdjaffungen, fowie AuSbefferungS* unb SGBieber*
herftellungSarbeiten anrüdftelleu mußten. Schwierigfeiten werben
Pielfadh lebiglich burch JHohftofffnappheit entftehen, ferner baburch,
baß für Ausfuhrinbuftrien bie Abfaßpläßc annächft fehlen. ®ie für
Bapern gehörten SachPerftänbigen glauben bähet nicht an eine all*
gemeine ArbeitSlofigfeit, nur für einaelne Orte wirb eine folche
unter Umftänben befürchtet (a. B. für München unb Sttofeitljeim, für
bie Sdjubinbuftrie in BirmafenS, für einige Mittelpunfte ber 2Beb*
ftoffinbuftrie fowk ber Ausfuhr* unb BerfeinerungSinbuftrie).
Als eine Wichtige Maßnahme gegen eine ArbeitSlofigfeit nach
bem Kriege wies ber Minifter barauf hin, baß ber 2 ) e m 0 b i l i *
fierungSplan Porausfichtlid) nicht nur ben militärifchen, fon*
bern auch ben wirtfchaftlichen ©efichtspunften Rechnung tragen
würbe. Außerbem würben £>ecreSangehörige, für bk nicht gleich
Arbeit au finben ift, auf ihren SBunfch nodh im £eereSbienfte Per*
bleiben fönnen unb babei ©elegenheit erhalten, fich unter $ort*
beaiehung ihrer fiöhnung unb bei ©ewährung pon freier ^ahrt
nach Arbeit umaufchauen. 2)er ^»auptanteil an ber Befcimpfung ber
ArbeitSlofigfeit wirb ben ArbeitSn<rchweifen aufallen. 2>cr
Minifter wies babei auf bie in Bapern getroffenen Maßnahmen
(XXYI 508; XXVII 92) hin. Auch bie Bereit ft ellung oon
Arbeit ift burch boS baperifche Staatsminifterium angeregt ober
felbft Porgenommen worben. So ftehen feitenS ber ÄteiSgemeinben
bereits Arbeiten im SBerte Pon über 50 Millionen Marf bereit, fei*
tenS bes Staates Arbeiten im SBerte pon 23 Millionen, feitenS ber
BerfehrSPermaltung 65 Millionen, feitenS ber baperifdhen feeres*
oerwaltung 59 Millionen. ganaeu finb fdEjon jeßt Arbeiten
mit einem Aufwanb Pon mehr als 170 Millionen in AnSficht ge*
nommen.
£roß aU biefer Maßnahmen bürfte eine Acbeitslofen*
fiirforge nicht au entbehren fein. $)icfe Regelung müffe ein*
heitlich für bas Acich erfolgen, ©ine gewiffc Arbeitslofen*
fürforge würbe auch fchon barin liegen, ben ftriegSteilnehmern für
eine gewiffe 3^it nach ber ©ntlnffung fowohl Uwe Beaiige wk bie ga*
milienunterftüßung für ihre Angehörigen au belaffeu; bie BeichS*
leitung fei auraeit mit ber Häufung biefer §rage befdjöftigt
B?an bo-rf nach biefen Ausführungen ber 3ofidwntng beS
baperifchen BttriifterS Bertrauen fd>enfen, baß bie bayerifche Re¬
gierung alles aufbieten mürbe, maS in ihren Kräften fteht, bie
hetmfehrenben Krieger Oor ArbeitSlofigfeit au fdjiißen. 3Ran
fann nur hoffen, baß in ben anbereit BunbeSftaaten bereiten
ähnliche Borforge getroffen mirb, namentlich in beaug auf ben
Ausbau beS ArbeitSnachmeiSmefenS unb ber Bereitstellung Oon
Arbeiten.
golhserjieljuiuj.
BoIfSbilbungSarbett unb SBohlfahrtSßflege tut $eer. 8u
einem Anffaß ber „Boffifchen 8 eitung" Oom 30. Oftober nimmt
Dr. Sriebrid) ©affel, Leutnant ber ßanbmeßr, bie int Reistag
teilmeife fcharf angegriffene „Auf flärun g,S tat ig feit"
ini £>eere bagegen in 0 chuß, einfeitig öarteioolitifchen Soweit
au bienen. Xie AufflärungStätigfeit fei nicht auf Befehl oon
oben her eingerichtet, fonbern aus einem unmittelbaren Be-
bürfniS ber Xrupbe felbft heraus entftanben. $Die „Auf-
flärungStätigfeit" fteEe nidhtS mciter bar, als bie „3entralifie-
rung aEer BilbungS- unb SöohlfahrtSbeftrebungen int $eer".
AEe leitenben 3teEen feien fid) bar über einig, baß 5£ageS» unb
Oarteibolitifd>e fragen auSaufdialten finb, fdjon um nid)t ben
• 8 mift ber >tageSOoIitif in baS ®eer au tragen.
©affel führt bann einige Rebner an, bie 311 Borträgen gewonnen
Worben finb, unb bie burchauS nicht auf bem Boben ber BatcrlanbS*
Partei ftänben: Raumann, Maurenbrecper, genbtid), ein rabifallibe*
ralet Rationalöfonom u. a. Sie alle feien außerbem gebeten worben,
bie Barieipolitif beifeite au taffen; £raub habe in burdjaus objef*
tiper SBeife über bie Arbeit in ber Heimat bcrid)tct. 3«r Mitarbeit
an*ben Pcrfd)iebenen Armceaeitungen finb Soaialpolititer wie Brof-
{yrande gebeten worben. Bon Sdjriften feien bucdjauS nicht nur all*
beutfehe, fonbern 5 * 33- auch 2)aPibS Rebe in Stocfholm Pertcilt wor¬
ben. Auch bi-e ©inrichtung ber „BertrauenSmänner" bei ben Slom*
119
Soaiale fragte unb ^Irc^it» für ©offßmohlfahrt. XXVII. $Rr. 8.
120
pagttien nimmt ©affel bagegen in Sd)uh, bafj mit ihnen Spifcel*
ametfe Derfolgt mürben, im (Gegenteil Reifet e§ in ben für bie ©er=
trauenSmänner aufgeft-elltert Richtlinien auöbrücflid): „Obcrftet Seit*
fafc für jeben ©erirauenSmann mufe fein: $d) bin nicht nur ©er*
trauengmann ber ?tuftlärung§tätigfeit, fonbern oor allein ©er*
trauengmann meiner Kametaben."
Sie organifierte STufflärunggtätigfeit im ®cet* umfafct auch
bic gefamte SB o l) I f a I) r t £ pf l e g e. 2llg Skmeig für bie
Slugbehnung biefer SBohlfahi'täPflegc fiil)rt Gaffel an, mag in
feinem Strmcebereirf) allein — bein fleinften, ben eg au'r Seit
gibt — burd) ben Öciter ber Rufflörunggtätigfeit unterhalten
mirb: •
Sie Hrmeegeitung, 3 Offigierheime, 40 Scferäumc, 70 Solbaten*
beime, 41 §elbbud)hanblungen, 30 KinoS, 8 Unteroffiaierheime,
83 SeiI)btbIiothefen, 15 Sportpläfcc, 51 Ülugfunftgfteüen für Recfyt3*,
SBirtfdjaftS* unb giirforgefragen unb 1 SentralredjtSauSfunftftelle
für fd)m irrigere Red)t3fälle. ©au befinben fid) bret grofoe ftän*
bige SCheaterröume.
Sn biefem Sufammenhang nerbient ancf) bie ©inrid)tung
Don $ o d) f d) u l f u r f e n b e i b e r 6. % r m e e mitgeteilt au
i merben. ©g^merben im Saufe biefeg SBintcrg ®urfe über
Redtfg* unb @taatgmiffenfd>aften, 0prad)* unb ®efd)id)tgtt)iffen-
fdiaftcn, ^ebiain, ÜMunmffcnfdjaftcn, Scdhnif, föartbelg«
miffenfd)aftcn gehalten, Sie ©ortragenben finb £>odhfd)ulTehreT
unb erprobte ^raftifer. —
©in 0tüd fdhöner 9Wenfrf)Iichfett unb eine SBohltat für bie
geizigen Arbeiter, bie in Gefangeufdjaft geraten finb, bebeuten
bie folgenben für Rufjlanb unb £>fterreid) fdhmebenben $läne.
©incr ruffifchen KriegSgefaugenenaeitung aufolge foü bag öfter*
rcid)ifch=ungarifche Krieggminifterium beabfid)tigen, ein befonbcrcS
Gefangenenlager für Kriegsgefangene, bie bor bem Kriege £>od)fd)ul*
lehrer ober Stubcntcn mareit, einaurichteu. ©S foU ibiten baburdp
bie 3ttöglid)feit geboten tuerben, ihre miffenfdjaftlichen ©tubien fort*
aufeben unb ©orlefungeit au bcfud>cn. ©iicher unb fonftige föilfg*
mittel follen bem Bager leihmeife i'tberlaffen merben. Sie Gefell*
• fchaften bom Roten Krcua merben bie Koften tragen. ©orauSfe^ung
• für bie ©ermir!lid)ung biefeS ^laneg ift eine ©erftänbigung ^mifdjen
ben in $rage fommenben iHegierumgcn unb bic Gemifeheit einer
gleichartigen ©ehanblung ber öfterreid)ifch*ungarifchen Ktiegggefan*
genen in Rufelanb unb Italien.
Sie Seitfchrift M $ofiaU Prärie iml> für yoU»*wol|lfaUtt M ift burd) alle ©ud)panblungen unb ^oftämter (^oftäeitungSnummer 7137) ju bestehen
©injelnummer 35 ^ßf. Ser SltijjeigenpreiS ift 45 ©f. für bie oiergefpaltene ^ßetitjeile.
(Bolboer üüensoetfiibeiungsDanl auf (Segenfeitigteil.
ffirridjtet 1827.
bisher abgefdjloffene ©erfidprungen . . . 2320 Millionen Rtarf.
• ausgejjahlte ©erfidperungsfummen 800
• jurüderftattete überfdjüffe. 360 - •
2lUe Hberfd)üffe fommen mtoerfürjf Öen Oerfidjcrungsnebmern jugufe.
Bie ©auf übernimmt
Betfidpetunf en auf be tilobes« unb <£rlebensfaU(lebenslänglid)e unb
abgefür 3 te ©erfidprungen) gegen Jahres- unb ©ierteljahrsbeiträge,
3ufafjoerfi<herHn§en oon Beittagsfreiheit mit barer Benfe für ben
3noalibität»fa(I mit fteigenben iiberfdjufjanfeiten.
Berfidjerung oon Ceibtenfen unb beblnfungslos aahlbarcnBenfen
auf 1 unb 2 Beben aus fälligen ©erfidjerungsleiftungen
mit Bücff«ufsbered)fifung unb UberfcfjuftbeteHigung.
BlitoerficherungergänaenberlDifioenrentem.Bberfdjuhbeteüigung.
Slusfunft unb ^ßrofpefte crfjältlid) bei ber ®anf in (Botfja foroie bei ben
SSertretern an größeren unb mittleren Orten.
i>ie ne«tei«uni|töc gkteUcnuevmittUtna
öer ittüiirfjcit- mtb |rmtcn(\nippen für fatale gilfsnrbeit
(190*2 ixegtrünbet)
bermittelt gut borgebilbete ^oiialbramtinurn für alle ißoften auf
foaialem Gebiet an ftaatlidhc unb 'ftäbtifdfe ©ehörben unb ©ereine für
baS gana« Dteith-
Anfragen finb an bie GefdjäftSftelle gerlttt W.30, ©arbaroffa*
ftrafee 65, 31 t richten.
©erlag b o n G uft a b §if d) e r in $ e n a.
©obenfrage unb Slrbeiterintereffe.
(Sitte erfte Einführung.
©011
%f). Trauer.
(IV, 217 <S. gr. 8 °.) 1916. ißreiS: 5 ^arf.
II
Purina t»an ©wflctt» in
©oeben erfdjien:
Jjaitiielskrieg
itni»
PirtfdtttftstxpanriDn.
ifberbltrh itbrr bic Pafjnaljnmi unb gefirrbungen brt>
frabltdjen ^u$lmibf$ |iir gfkämfiftmg br$ brutfrijrn
ganbrlsrntb^urf örbmmg br$ rrgmcnpirtfriraftölfbrus,
©Olt
fr.-Jng. Dr. malbcmnr fiadt,
dutaeitfteHöertrctcnber 2)ireftor be§ 5?gL Safüüü§ für Seeberrefjr unb SBeltmirtfc^aft
au ber Uniüerfttftt Atel, Aaifcr ffiiIf)dm*Stiftung.
^reiS: 5 SKarf 50 ißf.
5)aS Kochfdje Buch bcfchräuft fid) auf eine gebrängte überficht über
alle in ©etracht fommenben Gefchehniffc; eS oerbanft feine ©ntftehung oor
allem ber ©rmäguitg, baj eS atigefichtS ber bielfad) noch oorhanbetten
Unterfchähung be§ feinblichen ^anbelSfriegeS michtig ift, ihn iu feiner
grunbfählicheit unb praltifchen ©ebeutung einem roeiteren Ki'eiie oor«
juführen. ©a§ (iefamtbllb, baS fid) bem 2luge entrollt, ift geroaltig, aber
toettiger erfreulich, faft beängftigenb. älian ‘fiept erft jept, meldjc utige«
heitren Slnftrengnngsn erforbcrlich fein tuerben, um unferem .^»aitbel unb
nuferer ^nbuftrie bag oerlorenc Serrain and) nur teiltueife jurücfäügeioimtcn.
S'ie Schrift bürfte oon gröBtem SSerte für alle biejenigen fein, loeldjc
im feinbiiehett ober neutralen UtuSlanbe iPieberlaffungen, ©igentum ober
^ntcreffen befifcen. 9lber aud) für bie mirtfdjaftspolitifche ^orfchung ift
biefe§ ©ud) eine Duelle ber ©elehruitg unb Anregung.
mutig ffit die Beurteilung Der ftieOensuerdanOlungeu.
\ Oim-u'llf
l biefeö ©
Soehen crfdjieit:
Ptrtfritttftajrößrcipliif
uon Afrika.
©on
Prof. Dr. gi. § ot»o,
greiburg i. ©r.
^reiS: 8 SP^arf.
Inljglt. ©rfter Seil: 1. ©inführuug in bie ©3irtfd)aft§geogtaphie
SlfrifaS. 2. ©influh ber SBeltlagc auf baö 2Birtfd)aftgle6en SlftifaS.
3. ®er 5lufbau ^Ifrifag unb bn§ SPirtfchaftSleben. 4. S)er ©tnfluf}
be§ Klimas auf ba§ ©3irtfd)aft§leben. 5. ©ag BBaffer unb ba§
©3irtfd)aftSleben. 6. ?)ie mirtfd)aftliche* ©ebeutung ber afrifanifdjeit
©flan 3 enmelt. 7. 2)ie ©ebeutung ber 2:iermelt für bie SBirtfd)aft
^Ifrifag. 8. S)ie mirtfchaftlidje ©ebeutung ber afrifanifdjen ©e*
oölferung. Sdjlufc: S)ie Aufgaben ber ©uropäer iu Slfrifa. —
3*oeitcr 3Teil: 1. £>er augertropifche PZorbmeften. 2. ©ie öftlid)e
Sone Pott Ptorbafrifa. Ser Sueafatial. 3. Sie 3 one ©oh ara -
4. ^ladjafrifa. 5. £od)afrifa. 6. Sag auüertropifd)e Sübafrita.
7. Sie afrifanifdjen Unfein. — Zuleitung autn Gebrauch beg ©ucheS.
— Sadjregifter. — ^amenregifter. — Sa&fehler unb ^tnberuiigen.
©eranttoortlicpfür bi^chriftleiliing:Dr.ßubtulgcpbe, ©erltmSrintetoalb. — ©erlag:®uftabf5ifdper,3etta.—©ebnnftbei 3uIiu3<S111ettfeIb,^ofbuchbuufcr., ©erlinW8.
XXV11. Ilatjrgang. ~Fc***r '
, girlra, Ken 29. itovrmiier 1917.
Itnmmer 9.
gfdStcrlo $fxaxi&
mtD
A
glrdjttt für JTulkömuI)Ifaljrt +
(Erfdjetrrt m |ebem Donnerstag.
ÄdjrtftUtttnta:
ferltn W», UoUenliorf^r. 29/30
#tcnrpr«4im Amt ftoiUnboxf 2809.
$enra*gtfrm
JPrets oterteltäljrltdi 4 jKaxlu
Dxtiafl:
^ruf. Dp. ffi. frandu uni) Jlrof. Dp. Jtff. gimmermann. «np»» jf rn*r, j»«*.
g<mfpred)er SS.
Inhalt
©ie SBahlreform in Vreußen.
121
SUtgemeine etogialpeltttt .... 123
©er SBedjfel im üfteidjsroirt»
fdjaftSamt unb bic Sozial»
refornt.
Soziale &öflidjfeit im amtlichen
Verfehr.
©efefolidje fiohnregelung für bic
engltföen ftmbarbetier.
©aterlänbiföer $Uf#bieitft ... 124
©ie J^iXtSblenftpflic^t ber Strzte unb
9tedE)tSan malte.
ü»P#etni|rw«a **t> ßebenS«
battung.125
BufunftSfragen für ba§ ErnährungS-
mcfen.
2 Kaßnahmen zur KohlenerfpamiS in
ber ©djmeia.
©ojiale 3«ftänbe.126
©ie belgifchenSlrbeiter in©eutfchlanb.
©aS Verhältnis ber grauenlöhne zu
ben ERannerlöljnen.
©aS englifdje aihmitionSgcfefc.
Orgattifatfonen ber «Itbetter, ©e*
flilfen, Ottgefteaten nttb ®e*
amten..128
Smei freigemerffdjaftliche OrtSfartelle
in Öeipzig. ,
@ine Eingabe ber ©etoerffcbaftS*
fonuniffton £>fterreidjS an bie Sie«
gierung.
ttrbeUerfcbag.129
©efefeentmurf über SRadjtbadüerbot
im VunbeSrat.
©eroerblidje Kiuberarbeit unb Schule.
ttrbeiteroerftgening. $parfafic* 130
UnfaHöerficberung unb VerufSfranf»
beiten.
©er SWitglieberbeftanb ber Kranfen-
taffen oon ©roß-Verlm.
Erhöhung ber EinfonttnenSgrenze bet
ber Unfatfoerficherung.
tfrbeHStttarft u. 9CrbcHSnachn>ei£ 130
©er beutfdje 9lrbeitSmarft imCftober.
ülrbeitSnacfimeiS unb Kellnerinnen.
«bbrudC fämtlitber «tuffäfce tfi Beitungen unb Beitfdjriften gefiattet, jebodfj nur
mit Doller Quellenangabe.
§it Paßform tti Ißxtuften.
Sonntag, 25. 9toDember, ift für bie ©OBialpolittf ein für
immer benFmiirbiger ©ag: bie Gefeßentmürfe für bie preußifche
Söablreform finb beröff entließt' morben. Sie bringen für ba§
SlbgeorbnetenbauS bad allgemeine, gleiche, unmittelbare unb
geheime SBahlreifjt, für baS £errenhau£ eine freiere 2 lu£gc-
ftaltung. ©ie SBahlreform ift ein 2lFt ber Gerechtigfeit, eine
BernürFlicFjung ber gorberung politifcfjer Gleichberechtigung
. ber Staatsbürger unb bamit auch eine Großtat ber Sozial-
reform. SluSbrücflid) mirb bieS betont im Oftererlaß beS
^aiferS t>om 7. Slpril, too bie Sozialrefornt als eine ber Bor-
cmdfeß ungen genannt mirb, „baß baS beittfd>e BolF in ein¬
mütigem, ingrimmigem SluSbarren biefe blutige Seit über-
fte^en mirb", unb bie Entfdjloffenheit Derfiinbet ift „ben Aus¬
bau unfereS inneren politischen, mirtfdyaftlidien unb fokalen
SebenS ... ins 3BerF 51 t feßen." „Öeuchtenb fteßen bie
ßeiftungeu ber gefamten Nation in Krampf unb 9 lot bor
meiner Seele. £ie ©rlebniffe biefcS Ringens um ben SBeftanb
beS Reichs leiten mit erhabenem ©rnfte eine neue 3 eit ein."
So baS SBort beS 3f?onardhen im Oftererlafe. 9 ?un mirb eS
eingelöft.
SBahlberechtigt gum 9lbgeorbnetenhaufe ift jeber5ßreube,
ber bie Staat 8 aiTgehörig!eit menigftenä 3 $aljre befi^t unb baö
25. £eben£jabr Dollenbet h fl t : n ber ©emeinbe, ino er feit einem
$alke mohnt. 2 )ie SBahlcn finb unmittelbar, bie Stimmzettel finb
berbeeft abzugeben, jeber SBäbler bat nur eine Stimme, bie er felbft
abgeben mufe. SBählbar zum Slbgeorbneten ift jeber ^reufee, ber
ba 8 30. £eben 8 jahr bollenbet hut unb feit menigftenä 3 fahren
breufeifcher Staatsangehöriger ift. 9118 Slrmenunterftühung, bie bom
Wahlrecht auSfchliefet, gelten nicht bein SBähler ober einem feiner
Singehörigen gemährte pflege ober Unterftiihung in KrannjeitSs
fällen ober einem Singehörigen megen törperlicher ober geiftiger
©ebred>en gemährte Slnftaltspflcge. ©re übergroßen 9Bal)lfreife (über
250 000 ©inmohner) merben geteilt. ©a§ ©efeh foll am ©age ber
geftfe^ung bes nächften allgemeinen SGBahlterminS in Kraft treten.
©aS Herrenhaus foll fünftig zufmumengefeht fein au§ ben
Volljährigen ^rinzen be£ Königbaufeö, bie ber König beruft, ferner
aus 60 ä)£ttgliebern beS h°hen SlbelS unb ber mit bem ^ßräfentation§=
red^t betrauten Gcfchlechfer, aus je 36 s ^ürgermeiftern größerer
Stabte, Söefiherni größerer länblicher ©runbftütfe,. Leitern großer lln=
ternehmungen in $nbuftrie unb ^anbel, 72 Vertretern ber ftäbtifchen
unb ber länblidjen Seibftbermaltung, 3 Vertretern ber Stabt Verlin,
1 Vertretet ber ^ohenzollernfchen £anbe, 36 Vertretern ber £anb=
mirtfdjaft, 36 Vertretern Oon ^»anbel unb ^nbuftrie, 12 Vertretern
beS ^>anbmerfS, 16 Vertretern ber ^ochfchulen unb 16 Vertretern bei:
eoangelifdjen unb ber failjolifchen Kirche, ©iefe fämtlichen ©ruppeu
„präfentieren" ihre Vertreter, bie -ber König beruft. 91 r b e i t e r =
unb 91 n g e ft e 111 e n = i t g l i e b e r fehlen irVbiefer Sifte
— oermutlich. meil fie bis jefet noch teilte ftaatlich georbnete Ver=
tretung haben, bie fie präfentiert —, hier merben bie 9trbeitS =
fammern bie £üde ausfüllen, ein ©runb mehr, um ihre Errich¬
tung in furzet grift 311 forbern. 9luch für bie Vertreter ber freien
Verufe (Sirzte, Slnmälte, £ehrer, Schriftfteller) ift feine Vräfentation
Oorgefehen. 9lußerbem merben ohne Vräfentation auf SebenSzeit aus
befonberem föniglid)em Vertrauen ^itglieber. berufen, bereu 3al)l
abe^ 150 nicht überfteigen barf; barunter fönnen natürlich aud)
9lrbeitec unb 9lngefteüte fein.
©er Geift biefer grimblegenben Reformen gibt fid) in ber
Söegriinbung mit fd)önem greimut funb. 3u beginn heißt e^:
„©er ^rieg, ber auf aßen Gebieten be£ öffentlichen unb
brioaten Sebent unfere§ VolfeS feine tiefgreifenben äöirfungen
äußert, führt and) bazu, bie Grunblagen ber ftaatlidjen Ver-
faffung ^ßreußen^ oingrcifenb zu beränberti. ©er ^rieg forbert
öon bem breußif^en Volfe bie höcßften Opfer für bie 9Wge-
meinhcit unb ift zum ^rüfftein für bic ©iefe feiner 23aterlanb3«
liebe unb feinet Staat^beUmßtfeinS getoorben. Er hot e§
opfermillig unb ftaatStreu gefunben, ba^ Wtai ber
ftaat^bürgerlichen Beteiligung be§ VoIfe§ an ben ftaatlidjen
Gefdjäften muß baljer Dom Stanbpnnft gefteigertenVer-
trauend nadbgepriift unb neu geftaltet merben. 92 i dj t u nt
eine Belohnung be§ Boffe§ für bie bärge-
brauten Opfer unb bie ftaatStreue Haltung
fannesficl) habet banbeln; cdhanbeltftdhbiel-
mehr um einen 9Tft be^ Vertrau end in ba§ Bolf,
baß in ben fdjtperen Sdjtcffalen be^ ^riege§
f c i n e 9t e t f e c r U> i e f e n h 0 t. ©a§ ift bie alleinige ethiftfje
Bcgrünbung für ben Srfjritt, ber mit ber Einräumung bc§
gleichen Söahlredjt^ zum ,§anfe ber 9lbgeorbneten erfolgt." ©ie
ft'rone hot hier bie gührnng übernommen, bie VSahlrcforrn-
erlaffe porn 7. Slpril unb Oom 11. ^nli finb „bie große
innerpolitifdje golgcruitg biefer VBe.lt-
f r i e g e 3."
©c§ meiteren mirb auf bie großen Opfer unb Aufgaben
hingemiefen, bie nach bem Kriege an bie BeoölFerung heran¬
treten merben. ,,©a§ u n um f rfj r ä n f t e Vertrauen in
b a § B 0 IF, auf bem bie Einräumung be§ gleichen 2ßühlrecht$
beruht, mirb ber Söfung biefer neuartigen Aufgaben zugute
128
Soziale Sßrariä unb Ardyiu für SBoIbjmoblfabrt - 1917 —. XXVII. 9?i\ 9.
124
fomnten. Sic mirb getragen merben Don bem q II g cm c i n c n
Vertrauen unb SB e r ft ä n b n i! b e ! SBolf!gan 3 en,
beffett fic itnbcbingt bebarf." Sunt Sdyluß ber allgemeinen
SBcgriinbung mirb an!gcfübrt, baß ber ©rnnbfap, monad) bie
politifdyen Sftedyte im 3nfammenbangmit ben Stiftungen im
Staate fteJjen, jept niefit mehr allein auf bie materiellen
Stiftungen 9lnmcnbung finben biirfe, mte 31 t ber 3 cit als
ba! frübere SBablrcdit gefdiaffen mürbe, fonbern nad) ben Gr*
fabrnitgcn be! Kriege! fiifire biefer ©rnnbfap gerabc mit ^at¬
men bi gefeit zur ©infiibrung be! gier dien SBablredyt!. Xie
Stiftungen be! SBolfe! im Kriege be^ieficit fiefi auf ba! Erträgen
ber gärten be! SBirtfdyafÜfriegc!, Dor allem aber auf feine
SB l u t o p f e r. „X a ! b c nt SB a t c r l a n b gefioffene
SB I u t, biefe lebte unb bödyfte Seiftung, bie ber Staat Dom
SBiirger forbert, i ft größten utt meßbaren SBerte!.
Xie preußifdyen SRänmvr, bie e! auf bem gelbe ber ©bre Der»
goffett, hoben 3cugni^ abgelegt bafiir, baß bie bem Staat
gebradyten £)pfet -aller SB ii r g c r c i n c ! g I e i dfi e n
SB e r t e § finb, baß ber Staat auf bem Unterfd)ieb öffentlid>er
©clbleiftungcn fiinftig Abftnfungen ber politifdyen 9ted)te nicht
mehr griinben fann. Xer gute prcußifdye ©runbfaß, baß b i e
Sciftitng für ben Staat bert SJtedyten int Staat
b ai § a ß f e p e n f o 11 , tritt’ficute bem g l e i ch e tt
SBabIred)t 3 u r Seitc."
So mirb bie SBefanntgabe ber SBablreforut 31 t einer
freien Xat ber $ o l i t i f b e § SB e r t r a u e n ! 3 u in
SB 0 l f e, ba!, in allen feinen ©liebem gleichberechtigt, nun
3111 SBlitarbcit an ber Sftcugcftaltung Preußen! berufen mirb.
„Sd) hanble — fieifet e! in ber Qfterbotfdyaft — nach ben Über¬
lieferungen großer SBorfahrcn, menn ich hei Erneuerung
mid)tiger Xeile ttnfere! feftgefügten unb ftiirmerprobten Staate-,
mefen! einem treuen, t ü d) 11 g c n , tapfere tt, b 0 cf) -
entmidelten SBolfe ba! SB er trauen entgegen*
bringe, b a ! e ! Derbiettt." Xrctte um Streite, SBcr-
trauen gegen SBertrauen — fann c! eine reinere, feftere
©runblagc für fogiale ^Reformen geben? Cf. gr.
Allgemeine gfljifllpolitilt.
Xer SBedtfcl im SRetcb!mirtfd)üft!amt unb bie ©oamlreform,
Unternt 20 . 9?ob. bat ber „Sftekfytmzeiger" gemelbet, baß
Dr. Sd>mattber Don ber Leitung be! SReid)!mirtfd)aft!antt!
zuriitfgetreten unb ber Unterftaat!fefretär für ©Ifaß*2otl)riugeit
grbr. D. Stein zntrt Staat!fefretär in biefetn S)feicb!amt er¬
nannt morben ift. SBott meit linf! bi! tief in bie Siteiben redyt!
folgen beut febeibettben Dr. ^dymanber SBorte aufrichtigen“
SBebauern! unb herzlichen SBertrauen! nad). Seine leiber nur
fo Fursc Xätigfcit int Sfteid)!mirtfdya,ft!amt ift. auch für bie
Sozialpolitif uid}t ohne Spuren geblieben: er bat, getreu feiner
3 nfagc, menigften! bafiir geforgt, bafs ber ©efepentmurf über
bas SRadytbacfDcrbot an ben SBunbe!rat gelangt ift unb
baß bie SBorbereitttngen für bie 91 r b e 1 1! f a nt rn ern unb
bie Aufhebung be! § 153 ©D. in feften ©ang gebracht
finb. SBir hatten noefi größere Xateit Don ifitn ermattet, hoffen
aber 3 nncrfid)tlid), bah fein ©eift unb feine ©efinmtng im
S)hüd)!mirtfd)aft!aint and) nach feinem9hi eftritt bauernb lebcnbtg
bleiben. Sein SRadrfolgcr, grbr. D. Stein, ben Dr. Sdytoanber
ttad) einer SUtittcilnng ber „9iorbb. 3111g. 3tg." fclbft empfohlen
bat, ift ein erfahrener, funbiger nttb tatkräftiger SBeantter,
ber lange 3 eit im Sßeicbsamt be! Säuern mit mirtfdiaftlidien.
Aufgaben betraut, bann ©rtbe 1913 al! llnterftaatsfefretär in
bie reidiüänbifdyc Sitegierung berufen mar unb fefiliefelid) eine
SBcrtrmten!ftellung im ©roßen Hauptquartier befleibet bot.
grbr. D. Stein mirb in ber mirtftfyaft lieben 9lbteilnng feine!
Amte!, bie auch bie Übergangsmirtfcbaft 311 orbnen bat, ein
meite! gelb ber SBetätigütig finben. S 0 3 i a 1 p 0 l i t i f di t ft
er ein DÜ 11 i g u n b e f di r i e b e n e ! SB l a 11. SBir muffen
feine Xatcn abmarten. Um fo notmenbiger erfcheint e! uni
aber, baß er fiefi mit Scannern umgibt, bie außer Crrfabruug
unb Sadifnnbe and) ba! Vertrauen ber Streife befißen, für
bie bie Sojialpolitif in erfter Öitiic beftimmt ift. Unbefeßt ift
Dor allem nod) ber Soften bei 9JÜ i n i ft e r i a l b i r e f t 0 r i
ber fo 3 ialpolitifd)en 3lbteilung. SBir miffen beftimmt, baß Dr.
Sdimanber hierfür einen herDorragenbenSlteidivtagiabgeorbneten
unb Slrbeiterfiibrer in 3luificbt genommen batte, unb mir hoffen
Vtoerfiditlich, baß ber neue Staatifefretär fiefi biefett ausge«
zeichneten SDlann ali Mitarbeiter 31 t gef eilen mirb. Xai märe
eine ©ernähr für bie (Stetige, entfchloffene, frndhtbare gortführung
ber So 3 ialpolitif; bei ber SReidjitagimehrboit ebenfo mie in ber
breiten Ä!:ffentlid)feit mürbe eine folcße SBernfnng bie befte 3litf«
nähme finben. ©üblich befiirmorten mir nodpttali bringeitb
bie ©infepung cinei f 0 3 i a I p 0 l i t i f d) e rt SB ei rat! an
Stelle ber cntfd)lafcnen itomntiffion für 3lrbeiterftatiftif unb
ben Sfnibau ber 91 r b e i t i ft a t i ft i f ch e n 9t b t e 11 tt n g
bei Maiferlicbett Statiftifdien 9lmti 311 einem eigenen Hilf!»
orgart bei SUeidiimirtfdjaftiamti. Xie fozialpolitifdic 9lbteilnng
biefe! Slteidiiamti barf nid)t Don ber mirtfdiaftlidien iibcrfchöttet
merbett, fonbern muß ein felbftänbigei fräftigei Öeben führen.
Mögeti Regierung unb SHeichitag and) auf biefetn ©ebiet ifire
Dolle ©ittigfeit unb ©ntfchloffenbcit bemeifen!
Soziale Höflichkeit im amtlichen SBcrfehr fdiärft ber ftriegi-
minifter tn einem ©rlaß fämtlichen Xienftftellen ein: „Sebcr
cinaelne im SBolfe trägt an ber SJtot bei Üriegci, nientattb foll
ifitn bie S]aft unniip Dcrgrößern. Xai gefdyiebt aber, menn
Xienftftellen im SBcrfehr mit bent SBitblifmit bent ©efudifteHcr
niefit in fchttellcr, fiöfliefifter 3lrt helfen, fonbern ben SBcrfehr
3 ttr Quelle Don Mißfielligfeiten unb SDtißftimntungen machen.
SBer fo bonbeit, fcfiäbigt bai SBatcrlanb unb zeigt, baß er feiner
9 lufgnbe niefit gemadpeu ift. SBerfönlichfeiten, bie aud) nad)
erfolgter SBclcbrnng fortfahren, ihren SOiitmenfdyen bai in biefer
3cit an fid) fdimcre Xafcin burch ihr SBcnebmcu noch mehr 30
erfebmeren, biirfen an biefen Stellen nicht gebitlbet metben."
Xiei gilt natürlich niefit nur für ben SBereicfi bei ^riegi*
minifteriumi, fonbern für alle SBeamte fümtlicber Xienftzmeige
in 9feid), Staat unb ©enteinbe.
©cfcbltdje Sohnregelung für bie englifchen fianbarbeiter.
vstt ähnlicher SBcife mie ei burd) bai Sobnämtcrgefep Don 1909
für beftimmte Sdjmipinbuftrien gcfchcben, ift burd) bai am
21 . 9litguft 1917 angenommene Slornerzeugnitgigefep bie 3Kög-
lichfeit gefdiaffen, Sobnämter für b i e S a n b m t rt -
f d) a f t in ©nglanb unb SBalei eittauriebten. ©i mirb zunächft
ein aentralci Sohnamt gefdiaffen, meiter ift bte ©tnrtchhmg
non SBezirfi-Sobnämtcrn für beftimmte ©ebietitcile Dorgefehen.
Xie Vobnämtcr bcftefieti zu einem Söiertcl MitgTiebern, bie
Dom 3)iiiii)terium für Vanbmirtfdiaft unb gifd>crei ernannt finb,
ferner. 311 gleichen Steilen au^ SDUtglicbern, bie Dort ben Arbeitgeber«
unb 9lrbcitnehmcr*Crganifationcn gemäl)lt finb. Xie SRinbeffieitlöhne
für ertuaebfene Arbeiter ntüffen- minbeften» 25 sh in ber SBodte be¬
tragen, bte 2öhne für grauen unb gugcnblidye merben cntfprechenb
ben Seiftungen banad) abgeftuft. 3lud) 21 FF0rblöfi 11 e merben und) bem
SUiaßftab bei 25=sh=SBodietdübuÄ berechnet, boeb füll ald Siegel auf bie
'Betiülligung Don Zeitlöhnen ßefeben tnerben. Ausnahmen Don ben
äffinbcftlohnfäpen föntteit für crtöerbibefchränfte sperfoncit bemiöigt
merbett. SBcrftöße gegen bie Volynregelung merben mit Strafen biö
311 20 Sßfunb geabnbet, außerbem ift natürlich ber 31t menig gegahlte
Sohn nachaugahkn.
SBäbrenb bei bent für bie ^nbuftrie. geltetiben ßobnämtcr-
gefep Don 1909 zmifcheu SBerfüttbigung ber fiobnfäpe unb ihrem
Snfrafttreten eine grift Don 6 Monaten liegen muß, ift biefe
grift bei ber ßanbarbeit auf einen Sttcnat befdyränft. gür
bie Übergangszeit, b. b. bi! ba! zentrale Sobnamt ober bie
SBezirlslobnämter ihre SBfinbeftlobnfapnngen aufftcllen fonnten,
ift bie SBcftimmuitg getroffen morben, baß Sanbarbeitei*, bie
jept ttod) mevtiger als 25 sli SBodycnlobn befommen, ben unter»
fcfiit bliefien SBctrag im SB ege ber SpriDatflagc nadbforbern
können. Xcn 9lrbeitgcbcrn mirb empfohlen, fteimiHig fofort
ben Fiiuftigeti . gefepiidicu Minbeftlofin zu bcmilligen, unj
Klagen, bie bod) Don beit (Berichten int Sinne ber Sobnämter*
Dcrfügung entfdiieben mürben, au! bent SBcge zu geben.
9lnd) bte! 2 obnrcgelttng!gefep für bie Vanbarbeit erfdteint,
cbertfo mie bie ©rbÜbnng bei* Unfallrenten (Sp. 56), al! eine
fcbnelle golge ber (Salyrg. XXVI Sp. 1012) befprodyenen
amtlichen llntet:fnd)imgcn über bie Itnrafterfdyeinungen inner¬
halb ber cnglifdytm 9lrbeiterfd»aft; einer ber SBcricpterftatter
biefer Utiterfiidning batte bie ©rbölutng ber iept oft nur 12 bt!
11 Bh betragenbeit SBodyenlöbne auf 25 sh oorgefd)lagcn.
^rttcrlftnötfdjer §ilfsötfit(l.
Xie !ilf!bienftpflicht ber ftrzte unb SRedjiSöntmiltc mirb itt
neuen SBefanutmadntugen bcc> Mrieg^amt# erläutert. ©0 banbeit fidr
um eine fiungemäß: Übertragung ber binfirijtlich ber anbeien
mmmmm rnäm
Soziale SjkajiS unb 3lcdjiü für Volfsmohlfahrt 1917 —. XXVII. Rr. 9.
126
SolfSfdjidjten geltenben Vra^is beS JpilfSbienfteS auf bkfc beiben
VcrufSgruppen unter SBaljrung unb Sicherjtellung beS öffentlichen
SnterefteS an ihrer Tätigkeit. £ietau gehört eine Regelung beS
^eranaidjungöoerfahtcnS, burd) bie bafiir gefolgt mirb, bafe nur bte
in einem bestimmten Veairte entbehrlichen $lrate unb Slnmälte
ihrem bisherigen SBirtuugSfxeife mehr ober meniger entzogen
merben. über bie Entbef)ili<hfeit entfeheiben bei betn 3i raten ge*
nieinfam bie KriegSamtSftcllen, Sanitätsämter ber Steßo. ©enetal*
lommanboS, RegieruugSpräfibeuten unb ftratefammern; ift bie Vor*
menbung an< anberer ©teile im Bereiche ber Kriegsamtsjtelle nicht
möglich, fo Oerfiigt über bie entbehrlichen 3irate baS KriegSamt im
Einoeruehmen mit ber oberften bunbeSfiaatlidjeu Mebiainalbehötbe.
Sie Einberufung erfolgt nur auf auSbrüdlidjc Slnmeifung ber
Kriegsamtsjtelle. Sie ©emeinbe:, ber ber 3lrat augemiefeu miib,
fott mit ihm einen Vertrag fc^liefeen unb ihm ein Minbefteinlommen
gemährleiftcn. Vei ben 31 nm alten foll fo oeofahren merben, bafr
bie CberlanbcSgerichtSpräfibenten Mitteilung erhalten, melche Stellen
bie KriegSamtsjtellen mit 3lnmälten beferen mollen, unb bann mit
ben 3lnmaltS?ammern megen Einnahme freimiEiger Melbungen in
Verbinbung treten, bie Melbungen auf ihre Eignung prüfen unb
ben KricgSamtSftellen entfprechenbe Mitteilung madjen; fehlt es an
freitoilligen Melbungen, fo prüfen bie OberlaubeSgerid)4Spräfibenten
nach Anhörung ber SlnmaltSfammern unter SBürbigung ber petfon*
liehen ufm. Verhältniffe bie EntbehrlidjfeitSfrage unb bie Reihen*
folge ber Einberufungen. Ser ^uftigminifter prüft baS Ergebnis
nach unb leitet es anS_ Kriegsamt roeiter. Sann erft fönnen bie
EinberufungsauSfchüffe borgehen. Sie Vefchäftigung ber Slnmälte
im ^ilfsbienft fott ihre VerufSauSübung möglichst fdjonen, tunlichfi
am SBohnort ftattfinben unb gemiffe Stunben ober Sage freilaffen.
fiilhswnfitfrimg im* letwnsljiiltmtg.
3ttfunftöfrogcn für baS EntäbtungStoefen. 2öie machen
mir mandhe ber Einrichtungen, 311 benen unS bie Rot beS
Krieges amang, itnb bie fid> als gut bemährt hoben, für bie
griebenSaeit bauernb nufebar? Diefe grage legen fich mohl
alle, benen bie Sufunft beS VolfeS am fersen liegt, fdhon
jefct häufig oor. VefonberS mufj bieS auf bem ©ebiete beS Er-
näbrungSmefenS gelten, ba infolge mangelnber SlrbeitSfräfte
unb mangelnben (Schiffsraums in ben erften griebenSjahren
mahrfdjetnlid) in allen ßänbern mit ErnährungSfdüoierigfciten
gerechnet merben rnufe. Daher mirb aller VorauSficht nach bie
ftrenge Rationierung bei notmenbigften Nahrungsmittel and)
nach griebenSfchlufj nod) e.ine 3eitlang beibehalten merben
müffen. ES erheben fid) auch bereits Stimmen, bie menigftenS
für .bie aHerbringenbfte ©runblage ber beutfdhen. VoIFS*
ernährüng, Vrot unb Kartoffeln, bauernb eine &rt Ratio-
nierungSfpftem forbepn, um jebem Einmohner ein heftiinmteS
SRinbeftrnafe ber Ernährung 51 t fidiern. Sotnohl in einem
foaialiftifchen mie in einem bürgerlichen Reformblatte finb ba-
hingehenbe Vorfdjläge gemacht morben *). Dr. med. Stern-
her g fafet ihre ^Pläne in folgenben Seitfäfcen jufammen, um
bamit eine erfte ©runblage für bie meitere Erörterung unb
Durcharbeitung beS ©cbanfenS 31 t geben:
1 . ^ebexmarm im- Seutfdjeu Retdh h^t bas Recht auf ein
Minbeftmafc ber Ernährung, bie Pflicht 3 u einem Minbeftmafe ber
Seiftu ng.
2. Siie Verteilung ber Minbeftfoft erfo-lgt burch ReidhStarten
( 3 Uim Vcifpiel 93rot=, Kartoffel-, ffett^, 3uc!er=, eventuell Milche
ifleifch» unb Eierfarte) Pöllig foftenfrei.
3. Menge unb 3(rt ber Ernährung merben bem Silier unb Ee*
fchlecht, in befonberen fällen auch Veruf angepafet. ^Irstliche
unb fogiale Übenoachung ift obligatorifch: gegebenenfalls tritt öffent¬
liche Speifung an Stelle ber Koftfarienoerteilung.
4. 2)ie Koften brefer Volts er nährung merben burdh eine bcfon=
bere Steuer (Koftfteu-er) aufgebracht.
5. Sic Koftfteucr mirb bem Einfoinmen unb Vermögen ent=
fpr'echenb geftaffelt. Sie mirb pro Kopf ber ‘Vebölferung exhoben;
nur ErmerbSunfähige finb befreit, giir jebcS 2. Kinb mirb bie Hälfte,
für bas 3. Kinb ein Srittet ufm. ber betreffenben Steuer geaahlt.
Kiuberlofe Männer unb grauen über 25 ^aljre merben um ein
Mehrfaches ber Koftfteuer befteuert.
6 . S)ie Sieferung ber für bie Minbeftfoft erforberlichen Er 3 eug=
niffe erfolgt burd> Verträge amifd^cn ben Vrobuaenten* unb ben
Äonfumentenorganifationen refpettipe ben SelbftbermattungSförper*
fchaften. Kommen biefe Verträge nicht ober nicht in genügen*
ber SBeife auftanbe, fo erfolgt bie Regelung burch ben Staat, ber aud)
nötigenfalls groangSorganifationen 311 fc§affen berc<htigt ift. .
*) „Soaialiftifche Monatshefte" ^g. 1917 ^eft 15. Dr. med.
Eljarlotte Sternberg: Minbeftfoft.
Vortrupp, VT. $ahrg. Rr. 16. Viof. Dr. SB. Koppen: Volts*
ernähnmg unb Rährbrenftpflicht. Ecfchienen als glugfehrift 311 m
greife pon O/jo Ji. Verlag 3llfreb Raufen, Hamburg.
Die äne Don $rof. Dr. Köhheu finb teils meniger
meitgehenb als bie obigen ßeitfäfce, — er min nur Sidhmtng
beS SRinbeftmafeeS an Vrot unb Kartoffeln, allenfalls noch
ber SRilch für Säuglinge, alles anbere foti ber 9Renfch fi(h üer-
bienen unb tm freien ^anbel ermerben fönnen —, teils aber
finb fie fogar foaialiftifcher als bie in ben „S 03 . SRonatS-
heften" entmidelten ^läne. Er miH bie Koften biefer unent¬
geltlichen SRinbefternährung nicht burdh eine Steuer beden,
fonbern jeber^ -ob reidj, ob arm, foH fich baS Recht auf bie
SRinbeftnahrung felbft erarbeiten. So toerbinbet er mit bem
©ebanfen ber Störung eines SRinbeftmafeeS an VolfS-
ernährung ben ©ebanfen einer allgemeinen Rährbienftpflidht
für SRänner unb grauen.
Koppen ftüfet fich in feiner Schrift auf bie Sßläne ei-nex 1898 er*
fdjienenen Schrift Pon „SltlantifuS" unb bie Arbeiten bon Fopper*
SpnfeuS. Radh ben Verechnungen Pon RtldntifuS hätte ber Manu
eine 9 bis 10 jährige, bie grau* «eine 6 bis 8 jährige SlrbeitSgeit ab*
auleiften, um für ben Reft beS ßebens ber RahrungSforge lebig ^u
fein. Sa Koppen nur bie unentgeltliche ßieferung Pon Vrot unb
Kartoffeln miinfeht, fo märe na<h t feinen Vereinungen eine 3 jährige
Rährbienftpflidht auSreidhenb. gür ben Mann fäme bann aüerbingS
noch bie SBehrbflichi ^i*n^u. Rach ben Köppenfchen Vorfchlägen füll •
bie $eit ber Slbleiftung ber Rährbienftpflidht möglichft freigeftellt mer*
ben, fo bafe fie unter Umftänben auch neben ber Veru-fSauSbilbung
hergehen fann ( 3 . V. rm SBinter baS Stubium^ im Sommer Slbkiftung
eines halben Jahres ber 3 jährigen Rährbienftpflidht), unb baburch
einen meniger ftarfen Eingriff in bas bürgerliche ßeben barftellt als
bie SBehrpflidjt. Sie Rährbienftpflicht mufe natürlich auf bem Sanbe
geleiftet merben, hkrburdh tann bie giinftige Rebenerfcheiuung bemirft
meibeu, ben Stäbter mieber mehr in gühlung mit bem fianbe gu
bringen.
Die klärte bon Sternberg unb Köpben muten aunädhft nodg
etrnaS utopifdh an, menn audh Iängft nidht mehr fo ftarf utobifdh.
mie fie mohl b 0 r bem Kriege gemirft hätten, als eS nodh feine
Vrot- unb fonftigen SebenSmittelfoirten gab, unb als mir nodh
fein ^ilfsbienftgefefc hotten. Die theoretifche Sihnlidhfeit amifdhert
bem §ilfsbienftgefeb unb ber Rährbienftpflidht tritt ftarf herbor.
So mie jefct jeber 3Rann berpflidhtet merben fann, für bie
3mede beS Krieges au arbeiten, mürbe bann jeber SRann unb
jebc grau bereit fein müffen, eine Seit lang für bie Ernährung
ber ©efamtbeit au arbeiten. Derartige meitgebenbe ^läne finb
naiürlid) nidht bon heut auf morgen ausführbar, aber fie finb
ber Veadhtung unb beS meiteren DurdhbenfenS mohl mert.
©erabe bic KriegSnot hat bie foaiale unb gefunbheitlidje 93e-
bentung ber Ernährungsfrage, ihre ungeheure SBidhtigfeit für
bie Erhaltung ber VolfSfraft, einbringli^ bemiefen, fo bafe ihr
audh in Sufunft biel größere Veadhtung gefd)enft merben nutfe
als bor bem Kriege, als mir ans bem Vollen fcfyöpfen fonnten.
SRaffttajhmen aur KohlenerftmrmS in ber hat ber
VunbeSrat in einhcitli^en, für alle Kantone geltenben Veftim-
mungen getroffen.
Sie ßäben finb an Sonn* unb geiertagen au fdjliefjen unb
bürfen an SBerftagero im allgemeinen nur Pon 8 K Uhr morgens bis
7 Uhr abenbs geöffnet bleiben. Sämtlidhe SBirtfchaften müffen um
11 Uhr abenbs gefdyloffen merben. Sie bürfen nidjii Poe 9 Uhr
morgens geöffnet unb gehest merben. Rach 0 Uhr abenbs ift bie
Rbgabe pon maxmen Speifen unb ©etränfen Pexboten. $n Rotels
unb V^ufknen, fomeit es fich nicht um fööhenfuxorte hobelt, barf
nur ein Viertel, auSnahmSmeife tue Hälfte ber ßogieraimmer geheiat
merben. ^n ©efellfchaftSräumen barf bie Temperatur 16 ©xab
EelfiuS nicht überfdjreiten. KinoS, Varietes unb ähnliche Ver*
gnügungsetabliffements bürfen im Monat an 12 Tagen nicht ge*
öffnet merben. ghee Spielaeit bleibt an SBerttagen auf bie 8 e : t Pon
7 bis 11 Uhr abenbs unb an Sonntagen Pon 2 bis 11 Uht abenbs
befcfyräitft. ^n VerfaminfungSräumten jeber 31 rt barf bie gnnen*
temperatur bei Veginn ber Veranftaltung höfhftenS 13 ©rab EelftuS
betragen. Sie SlrbertSaeit für Schulen fpmie für pripate VureauS
jeber Slrt mirb auf bie Seit amifdhen 8 Uhr morgens unb 5 Uhr abenbs
befchräntt. _ *
|u|länöe.
Die belgifrhen Arbeiter in Deutfchlanb. DaS Sentralblatt
ber d)riftlichen ©emerffchaften Rr. 21 oerö ff entlieht einen Pon
großer Sadhfunbe aenaenben STuffab über belgifche Arbeiter im
Rheingebiet, ber aitgleidh bon marrner SRenfd>Iiddeit erfüllt unb
beftrebt ift, ein gerechtes Urteil über bießage biefer SIrbcitcr an
berbreiten. Die belgifdjen Arbeiter, bor allem ber flamifd>e
Teil, merben leicht Pon ber beutfehen VePöIFerung, aitdh Pon
ber beutfdhen Rrbeiterfdjaft, mit einer gemiffen ©eringfd)äbunö
angefchen; bieS gelte meniger ihrer Swöehöi'igfeit au einer mit
127
Soziale ^uagis unb Ard)iP für Volfsmohlfabrt - 1917 —. XXVII. Nr. 9.
128
Deutfcplanb im $rieg befindlichen Nation, fonbern riißre baßer,
baß man nacf) iß rer SHeibung unb ißrein Äußern auf einen
gemiffen Fulturellen Diefftanb fcßließe. ‘Der Durcßfcßnitt ber
bei gifcßen Arbeiter ftepc aUerbingS geiftig erßeblicß hinter bem
bentfcpcn «StanbeSgenoffen gnrücf, tropbem dürfe man bie
Belgier nicpt nach bem äußeren 0cßein beurteilen.
„Das ©roS biefer Leute ift trop ber fcplecpten Reibung in jebet
£>inficpt reinlich unb otbnungSliebenb, fie benehmen fiep anftänbig
unb TÜtffid)tSPoll, oergißt. fid) einer mal, fo bedarf es in ber Negel
nur eine« SBorteS, um Nemcbut gu feßaffen, m-eift erfolgt bie Anrecht-
mcifung bon ben eigenen Äamcraben. SBeiter finb biefe Arbeiter
burdjmcg fleißig, fparfam unb grunbeßrlicp. 9ßaS mir an ihnen be*
fonberg bemunberi haben, bag ift ihr finblicpeS ©emüt unb rürfhait*
lofeg Vertrauen, mit bem fie benen begegnen, bie fie gerecht be*
panbeln."
Sin biefer „gerechten Veßanblung" fehlt eS leiber häufig,
b. ß. nicht bon feiten ber Veßörben unb moßl audh nicht an den
Arbeitszeiten, fonbern bie Simmerdermieter unb LebenSmittel-
hänbler machen fich bie Notlage unb Ungemanbtßeit ber Aus¬
länder gu nupe. Namentlich bie Vermieter don Simmern ober
0chIaffteHen fordern maßre Vhtcßerdreife, behalten einen Teil
ber LebenSmittelFarten ein unb fcpäbigen bamit bie belgifcßen-
Arbeiter fehr feßmer. Unter ben übermäßig hohen MietSpreifen
für Sßoßn- unb Schlafgelegenheiten leiben allerdings an Orten,
mo infolge beS Snfammenftrömen§ ber Arbeiter SöoßnungSnot
entftanben ift, auch bie beutfehen gugegogenen Arbeiter, aber
eS ift erflärlicß, baß bie AuSbcutungSderfucpe gegenüber
fremden, bie ber Sprache nicht mächtig finb, noch diel rüdf»
ficßtSlofer auSgeiibt merben, als gegenüber Deutfcpcn, bie fid)
gu mehren miffen. Der Vcrfaffer beS AuffapeS im „Sentral-
blatt ber cßriftlicßen ©emerFfdxiften" empfiehlt ben beutfehen
Arbeitern, fid) ber belaifcpcn Arbeiter Famerabfcpaftlicß angit-
nehmen. Man müffc bieS nid)t nur aus Menfd)Iid)Fcit, fonbern
auch aus politifcher Klugheit tun. Gr empfiehlt, bafe fid) bie
beutfdien Arbeiter auf ben ArbeitSftellen ber belgifchen Arbeiter
mit Nat unb Dat annehmen follten, feßon um gu derhinbern,
baß fie als LoßnbriicFer mirFen. Gr gibt ferner gu ermägen, ob
cS fid) nid)t ermöglichen ließe, baß dort, mo belgifcpe Arbeiter
in größererSahl dorßaitben finb, VeratungSftellen burdh ©emerF«
fchaften ober FonfeffioneHe Arbeiterdereine gefdjaffen merben,
um etmaigen Mißftänben im Sd)laffteHcnmefen unb im Lebens»
mittelbegug entgegen gu arbeiten.
Das Verhältnis ber gfrauenlößne gu ben Mämterloßiten
(dergl. XXVI, 1004) mirb bureß bie LoßnftatiftiFen ber Orts*
FranFenFaffen beleuchtet. Danad) hatten don ben bei ber Allge-
meinen OrtSFranFenFaffe Verlin derficßerten grauen im De*
gember 1916 nur 16,7 d. $. (don ben Scannern 62,o d. $.) einen
Verbienft don mehr als 3,js dt, 25,3 d. $. (14,3 d. $.) hatten ein
GinFommen don 2,w bis 3,15 M, unb 58 d. $. (23,i d. £.) er¬
reichten ben Dageloßn don 2,iß oft noch nicpt. ©in ähnliches
Verhältnis meifen neuere Sahlen bei ber Seipgiger OrtSFranFen-
Faffe auf. — Der „Deutfche Metallarbeiter" ftellt bie Loßn-
itnterfdßiebe beiber ©efdjleißter in folgenbern feft: Die (Scpicpt-
löbne betragen für meibliche Vlaharbeiter 3, so <M (männliche
5 J(), meibliche Stangcr 3 dl (4,50 J(), meiblid)e Lagerarbeiter
4 oft (7,50 M), meibliche Slrahnenführer 5,50 Jt (8,r>o oft). —
Slud) bie Prämien für ununterbrodiene STrbeit finb für Männer
unb grauen derfchieben; fo gahlt .^rupp feinen underheirateten
Slrbeitcrn nad) einem Vierteljahr ununterbrochener Dienft»
leiftung eine befonbere Vergütung don 25^, ben Arbeiterinnen
jeboch nur 20 oft.
Das eitglifdjc MmtitioiiSgcfeh hat grunblegenbe Slbänbe-
rungen erfahren, bie meitgehenbe Snöeftänbniffe an bie ©emerF-
fehaften inSbefonbere unb an bie Sfrbeiterfchaft beiberlei ®e*
fchlechtS im allgemeinen bebeuten.
Die Abfehrfcheine, bie fich au ^h in Gnglanb als eine ftänbige
Duelle ber Ungufriebenljeit ermiefen', finb abgefchafft *), unb bie Vcr*
pflidjtung ber pribaten, nicht bem MunitionSgefcb unterftehenben
gabrifen, arbeitsteilige Methoben unter Vermenbung ungelernter
Arbeiter cingufühten, ift aufgehoben. ?lad> ben Äußerungen (£l)urchiU§
in ber Slommiffion ift fie „ohne Snftimmung ber Arbeitgeber unb
Arbeitnehmer mertloS unb m i t ihrer ^nftimmung unnötig". Drop=
bem ficht bie Regierung bie AuSbehnung ber Arbeitsteilung als eine
äußerft bringlidic ®ad>e an unb ihr Aachgeben ift gugeftanbenermaßen
lediglich barauf guriidgufiihren, baß fie ihren SBillen nur gegen ben
heftigften SBiberftanb hätte burd)fehen Fönitcn unb fürdjtet, in biefem
Mampf mehr gu perlieren als gu gewinnen. — Gin anberer ©runb
bir r.ngufricbenheit ber gelernten Arbeiter liegt barin, baß nicht
'i 29. $al)rg. Sp. 899, 917.
fetten fachgelcxnte Arbeiter, bie gum Anlcrnen unb gur Übermarf/ung
ungelernter Arbeiter angeftellt merben unb mährenb biefer Dätigleit
auf Sritlohn gefept finb, meniger als bie auf Stiicflohn gefepten
angelernten Arbeiter oerbieuen. H-'iau hat beifucht, biefe Anomalie
abguftellcn, ba fonft nad) Aufhebung bcS AbfehrfcheinS eine 9Ban=
berung aus ber gelernten in bic ungelernte Arbeit gu befürchten mar.
Schließlich tourbe bem SÄunitionSminifter nod) bie Vollmacht ge*
geben, Maßnahmen gegen bas £>erabfcpcu ber ©tiicFlölme unb gegen
Maßregelungen bon gctoerffdyaftlidh orgauifierten ober an Sohn*
bemegungen beteiligten Arbeitern gu treffen. Dabei mürbe betont,
fcaß bie grauen biefeu <£d>ub befonberS brauchten.
Um ber „au&crorbenttich ftarfen Unftetigfeit ber Arbeiter, bie
ernftlicf) bie Grgeugung ber nötigen Munition fd)äbigt", entgegen*
gumirfen, merben beujenigen, bie fid) als „MuitttionSfreimiüigc"
unter bie fefte Difgiplin beS MunitonSamteS begeben, befonbere Vcr=
günfiigungen gugeftanben. Die Perheirateten Männer, bie Ange*
hörige gu Perforgcn haben, erhalten einen 3 u fd)uß Pon 2 s 6 d
täglich, bie UnPerbeiratcten, bie Angehörige gu Perforgcn haben, einen
Sufd^Pfe bon 1 s 6 d täglid). Außerbem erhalten alle gceimitligen,
bie in einer ihnen Pom MunitiouSminifterium gugemiefenen Arbeit
ftehen, an allen geiertageu freie gahrt nach föaufe.
Man darf mopt annehmen, baß nur ber fepärffte Drucf
ber Arbeitcrfcpaft bie Negierung deranlaßt pat, ben 51ernpunFt
beS gangen MunitionSgefepeS, fomeit eS fiep mit Arbeiterfragen
befaßt, prctSgugeben, um fo mepr, ba ber AbFeprfcpein für ben
cnglifcpen Arbeiter eine gang andere Vcbeutung befaß, als für
ben bcutfdxm ^ilfSbienftpflicptigen, ba als „triftiger ©rund
für baS Verlaffen einer Arbeit bie Verbefferung ber Arbeits¬
bedingungen" ntcßi angufepen mar unb fiep tnfolgebeffen die
VefcßränFung ber greigiigigFcit diel fepärfer füplbar maepte.
©rgmrifdwmftt itr ^rbfttir, ©tipifeit, ^ngeßfUtfit
uni» gfüintc«.
3tt»ei fretgemerffihaftliche DrtSFarteUe in fietpgig. 2>em unab*
läffigen Vemüpen ber Unabhängigen ©ogialbeinofratie, bere.n ^aupt*
organ, bie „Seipgigcr VolfSgeitung", tagtäglich bie Mitglicber ber
©emerffrf)aften gegen bereu Vorftäube fiparfgumachen fuept, ift
cs gelungen, in Leipgig eine regclrefchte Spaltung beS OrtSfarteUS
herheiguführen. Die OrtSPcrcine ber Afphalteure, ^>anblung9*
gehilfcn, Mupfeißpmiebe, Metallarbeiter, Sattler, Stcinfeper unb
Dabafarbciter finb aus bem alten Itautell ausgetreten unb haben ein
oigeneS „greicS ©emerffchaftsfarteÜ" unabhängig * fogialiftifdper
CbferPang aufgetan. — Die freien ©emcrffchaften befinben fich b ei1
„unabhängigen" Treibereien gegenüber in einer unleugbar
fchmierigen Sage. fämtiiehen meitblicfenben gührer ftehen aitf
bem feften Vobeu ber „^olitif beS 4. Auguft 1914" unb halten bie
Veibehaltung biefcs Wurfes pon feiten ber Arbeiterbcmegung für
eine ScbenSfmgc ber lepteren. ^uglcid) aber haben fie baS natürliche
Veftreben, bie ©emcrffchaften por einer tiefgreifenben Spaltung gu
behüten, ben Vartaiftreit baljcr mÖglid)ft menig in bie ©emcrffdjaiften
einbringen gu laßen. Gine pölttige politifdpe Abftincng ift um fo
fdjmieriger, als bie Unabhängigen biefe feiueStnegS üben, eine
paiteipolitifche Neutralität im allerftrengften Aßorpinne mdpt
angängig, meil alte Vea'inbarungen gmifd)en ber (bamats cinheit=
lid)en) Sogialbemofratie unb ben ©emerffdiaften eine Art ©egen*
feitigfeitsucrhältnis beS Vertrauens unb ber llnterftüpungSbcrcitf(paft
begrünbet haben. Anbererfeits ift ein Drud bcS mirtfchaftlich im
Kriege ctftarften ArbeitgebertumS auf bie gefchmächte Arbeitcrfchaft
nad) dem Mrieg-e fo mahrfdieinlid), baß pietc ©emt'rlfchaftsjührcr unb
Vacteipolitifer (bef. Dr. Ab. Vraun, Nürnberg) bie ©efd)loffcnheit
ber gemer!fd)aftlichen Vemegung um jeben VrriS münfdjen. GS mirb
fid) in ben nädßtcn Monaten geigen mitffen, inmiemeit es ben freien
©emertfd>aften gelingt, ihre Ginheit gu mähren, ohne Pon ber bis*
hetigen Tafti! abguget>en.
Gtnc Gtnciabe ber ©etoerFf^aftsFommiffion ßfterrcitps an
btc Negierung rneift. darauf ptn, baß bie gemaltigen Ver¬
änderungen im fogialen Leben, bic der Stricg mit fidp bringe,
eine AuSgeftaltung ber ©efepgebung und Vermaltung auf dem
©ebietc beS Dienft- unb ArbeitSderpältniffeS gur Notmenbig*
Feit ntad>en: „Die ©runblage beS ArbeitSderpältniffeS, ber
ArbeitSdertrag, erfährt fortgefept eine bebeutenbe Urnmanblung;
baS ArbeitSrccßt, als VafiS der fogialen Ncd>tSdflege, mürbe
mäprenb beS Krieges in bernerFenSmcrter SBeifc ermeitert;
Arbeitcrfd)itp und Arbeitcrderficperüng und deren rafeper unb
aitSfömmlicPer Ausbau müffen angefid)tS beS ungeheuren Vcr-
braud)S an VolFSFraft gu den größten SuFunftSforgen ber
StaatSdcrmaltung gehören." Die in ber Gingabe aufgegäplteu
gorberungen derlangcn:
gufammeufaffung beS ArbcitSrccptS, Untcrftellung ber
£>auSangefteUten unter baS allgemeine Arbeitsrecht, Abfd>afihtng bcS
AibeitS* unb beS Dienftbucpes, Aufpcud) beS Dienftnehmers auf Gnt*
129
©oaiöle gSrajig unb Slrchib für Volfgmohrfaßrt — 1917 — XXVIL 3?r. 9.
130
Ö^t bei furabauernber Sienftberßinberung; freieg Äoalitiong-, Ver-
fantmlungg» unb Vereingredjt; Slnerfcnnung ber gemerffcßafttichen
Organifationen unb ißre* Vertrauengteute in ben {Betrieben; Not*
toenbigteit eineg ©efeßeg über SBerlmoßnungen; Slugbau unb Vcr*
meßrung bet ©emerbeg^ridßte;
SEßieberßerfteflung unb Verftärfung beg Arbeiterf d) u ß e g,
Herabfeßung beg 11 ftiinbigen ipöd^ftatbeitgtageg, Vdrlüraung ber
Slrbeitgaeit atf ©onnabenben, 55 ftiinbige Slrbeitgmocße, 8 *©tunben=
©«hießt für lontinuier ließe betriebe, gcfunbhcitli<her Hödjftarbeitgtag,
beruflicher Slrbeiterfcßuß, Verbefferung beg grauen* unb Äinber*
fcßußeg, ©d>uß unb Verftcßerung ber Heimarbeiter, Erßolunggutlaub,
Slugbau ber ©emerbeauffidjt;
Ertoeiterung ber Äranfenberfidjerung, Verfidjerungg*
Pflicht für SBöcßner innen, ©tißprämien,. ©taatgfubbention für
Äranfenf affen, Ermeiterung. unb Verbefferung ber Ünfallber*
f i ch e r u n g, Einführung bet g n b a I i b e n *, Sllterg*, SBitmcm
unb SBaifenberficßerung;
Unfcefrjtüßung ber ertoerbglofen ^rieggtcilneßmer mäßrenb ber
Semobitifierung, Slrbeitgbermitttung, gnbalibenfürforge.
3wm «©dßluß ber Denffdßrift heißt eg, bie Erfüllung biefer
Sortierungen liege nicht minber im gfntereffe beg ©taatgganaen
Wie ber Slrbeiterfchaft im befonberen:
„Der nun fd)on über brei Saßre wäßrenbe $rieg unb feine
furdjtbaren Vegleiterfcßcinungen hoben eine Vernichtung an
Wertefcßaffenben Volfgfräftcn gezeitigt, beretu balbigfter Erfaß
bag bringenbfte ©ebot ber ©egenwart für alle um bie 3ufunft
ber Volfgwirtfcßaift Veforgten fein muß. (sott biefe nicht für
abfehbare 3eit begenerieren unb leiftunggfäßig bleiben, bann
muß ihr möglichft halb Wieber aur Verfügung ftehen, mag ihr
heute faft aur ©änae mangelt: eine bottwertige unb ben an
fie gefteÜten fcßWeren Stnforberuugen burdjoug entfprecßenbe
Sfrbeiterflaffe. Heute berfügt bie Volfgwirtfcßaft ülber biefe
nicht mehr, unb je länger ber &rieg bauert, um fo Weniger
Wirb bieg ber Safi fein. Die $onfurrena auf bem SBeltmurft,
bie nach bem ®rieg erbitterter benn je einfeßen toirb, toirb nicht
5 U betoältigen fein ohne eine geiftig unb materiell botl ent-
fbrechenbe Slrbeiterflaffe. Um au einer foldjen bie butch ben
$rieg fo unfagbar gefchtoädbte unb beaimierte Slrbeiterbe-
bölferung £)fterreicßg au geftalten, ift bie rafcßefte Durchführung
ber borfteßenben Sorberungen geeignet."
©tfdjentettrf übet 91 i fft(m<fbet6ot im 33unbe8rnt. Staats-
fefretär Dr. ©djhxmber hot noch fura bor feinem Scheiben
aug bem NeicßgWirtfdjaftgamt feine 3ufaöe an bie Väcferab-
orbnung (<©p. 117) eingelöft unb ben feit Sohr unb £ag fertig-
gefteßten, aatg fchtoer begreiflichen ©rünben aber bigher im
Neicßgmnt beg Innern aurücf gehaltenen Entwurf, ber ein
baiternbeg gefeßltdjeg Verbot ber Nachtarbeit in Väcfereien unb
$onbitoreien bringt, bem Vunbegrat angeführt. Sin feiner
Sinnahme ift bort nicht aw atoeifeln unb auch im Neicßgtag
toirb nennengtoerter Sßiberftanb nicht a« ertoarten fein.
©ewerhltdje imberat&ett unb Schule* Dag Neidßggefeß
über bie ^inberarbeit in gewerblichen betrieben bom gaßre 1903
toirb bigher im aßgemeinen noch unbollfommen bureß-
geführt. Sluf eine tätige SNitWirfung ber (©<ßule für bie Hanb-
häbung ber Slufficht muß hierbei befonberer SBett gelegt Werben.
Sm Einberftänbnig mit bem Hanbctgminifter hot begßaI6, Wie
ießt offiaiög gernelbet Wirb, ber Unterrichtgminifter genehmigt,
baß bie Seftfteßung ber Vefcßäftigung fchiifpflicßtiger Minber
in getoerblid]en betrieben unter NtitWirfung ber Seßrer unb
Sehrerinnen erfolgt. Diefe fönnen in ben ineiften gälten
bie Seftfteßung burch befragen ber Minber fdjneß unb ficher
treffen. Die einaelnen (©djufberWattuugen hohen angeorbnet,
baß au biefem 3wecfe bie ®faffenberaetcßniffe ber Minber mit
Slrbeitgfarten auf fämttiche gewerblich befchäftigten fremben
unb eigenen Minber auggebeßnt werben. Damit bte ßeßrer
aber nicht bie Sreubigfeit cm ber SNitWirfung öerlieren, ift bie
Siftenführung möglichft einfach au machen. ®g biirfen auch
ben Scbrem feinerlei eingehenberc Erhebungen aufgetragen
Werben, bie fie au auffäßigen S7achforfd)ungen aWingcn Würben.
Sn ben Siften genügen Wenige furae unb einfache Slngaben alg
©runbiage für etwaige holiaeilichc SNaßnahmen. Su betracht
fommen SNitteilungen über Name, Eltern, Slrbettgeber ber
ßinber unb Sfrt ber 93efchäftigung.
3jfjwrlui|Jen.
Utiföttuerri^erung unb »erufgfrttnfheiten. Sluf bie gruubfäß»
lidje )öebeutung ber 23unbegratgoerorbnung, ben Hiutecblicbenen t>ou
Slrbeitern, bie an ben folgen einer beftimmien {öergiftungscrfran=
fung in ber Siüftungginbujtrte geftorben finb, HüUerbliebeuenrenle
©runb ber Unfußoerficherung au gewähren (Sp. 59), tue ift
twagiftratgrat Sange in ber „Eenteinnüßigen Nechtgaugfunft"
bom 15. Sioöember b. S* hin-
Sie bet Beratung ber Neichgoerficheruiiggorbnung geteilten
Slntrage, bie geiuerblichen S3erufgtran!heiten aßgemein ber Unfall-
berficherung 311 unterteilen, mürbe bamalö abgclehnt, meit man eine
3 U große iöelaftnng ber »erfidjerunggträger fiirdjtete. Den SBüufdjeu
beg Sleict)gtageg entfpred>cnb mürbe jebod> burd> bie .Slommiffion ber
§ 547 9i®£. eingefiügt, monad), bureß S3efd)luß beg S3nnbcgralg bie
UnfaUberftdjerung auf beftimmtc gemerblirije U3erufg!rantl)eiten aug¬
gebehnt merbeu fann. S3igl)er hatte ber tßunbegrat bon ber Durch
§ 547 gegebenen S3efugitig nod) feinerlei ©ebraud) gemacht, unb and)
iUe jeßige «erorbnung über Vergiftungen in ber Vüjtungsinbuftrie
ift nicht auf Erunb ber JHVD., fonbern auf Erunb beö Äriegögcfcßeg
bem 4. Sluguft 1914, betr. Ermächtigung beg iöuubegratg 311 mirt*
fd)aftlid)en Maßnahmen ufm., erfolgt uub fteüt alfo and) nur eine
ftneggmaßnahme bar. immerhin bie neue Verorbnung bon grunb-
faßhdjcr Vebeutung, meil fie aum erften Viale mit bem Eruubfaß
bricht, baß auch <5<häben aug ficher erfennbaren Verufgfranfheiten
lebiglich ber ßranfen* fomie ber ^ubulibitätöberficheruug überlaffeu
bleiben. •
®er SWitgliefcer&eftanb ber ßranfenföffen bon Eroß^erlin gibt
bemerfengmerten Sluffchluß über: bie iöefchäftigung bon Vfännern
unb grauen in gnbuftrie unb Hmtbel ber Neichghouptftabt. 'Slm
10. Stobember hotten 28 allgemeine Crtgfranfenfaffcn bon {Berlin
unb Vororten im ganaen 762 334 Vfitglieber, babou 242 081 männ--
lich unb 520 253 meiblid); 3 Sanbfranfenfaffen hatten 72 männlidje
unb 14 961 toerbliche Vfitglieber, mährenb 201 gemetblid) geglichene
Äranfenlaffen 271411 männliche unb 298 654 meiblidjc iüCitglieber
hatten, gnggefamt maren in biefen 232 Äranfenfaffcn Eroß48erlin*
513 564 Banner unb 833 868 grauen berfichert, alfo runb 320 000
grauen mehr.
Erhöhung ber Einlommenggrenae bei ber Unfaßberfichcrung.
ben bec Unfaßberücheirung unterfteßten {Betrieben finb nach § 544 aße
Slrbeiter unb Vetriebgbeamten big aur ©ehaltggrenac bon 5000 Ji
gegen llnfaß berfidjert. S e ßt hat ber Vunbegrat angeorbnet, baß bie
Vorftanbe bet Verufggenoffenfdjaften bie Verficherung auch auf folche
Vetnebgbeamte augbehnen fönnen, bie über ber Eehaltögceuae bon
5000 M ftehen. Ein bahingehenber Söcfchluß be:g Vorftaubeg muß
bie Eenchmigung berjenigen Vchörbe erhalten, mel^e bie Saßung
au genehmigen hat. Sluch tann bie nädjfte ©enoffenfehaftguerfamm*
lung ben Vefchluß außer Äraft feßen. Set Vefdjluß tritt ferner
mit bem Enbe beg gahreg außer Äraft, bag auf bag §a£)r folgt, in
rnelcßem ber griebe gefchloffen ift. Vfaßgebenb für biefe Verorbmnig
mar bie Satfacße, baß bie gefeßlid)e ©renae für bie llnfaßücrficherung
für Vetriebgbeamte mit ben gegenmärtigen mirtfcljaftlidjcn Ver=
haltniffen nicht immer in Einflang fteßt, fo baß gasreiche Vetricbg*
beamte, bie früher berfießert maren, jeßt infolge ber Üborfdjreitung
beg osahregarbeitguerbienfteg uou 5000 Jl üoraugfidjtlich mir nor=
übergeßenb aug ber Versicherung heraugfaßen.
Jlrteitemarftt mb
Der beutfehe Slrbeiigmarft im Cftober. Dag bom &aifer-
Itcßen @tatiftifchen Slmte heranggcgcbene Neid}g=Slrbeitsblatt
berichtet hierüber Wie*folgt: „Dag Söilb, bag bie beutfdie S^irt»
Waft im 39. ^rieggmonat bietet, geigt feine Wefentlid) anberen
3üge alg bigher. Die angefßannte Sätigfeit ber Hauvtgc-
Werbeglpeige berrät bie gleiche Üraft, bie biefe Snbnftrieix feit
Neonaten in unberminbertem N2aße entfalten, ©egen baß
Vorjahr finb öielfadh n 0 ch Weitere Steigerungen
berßeiftung erreicht worben."
gm {Bergbau unb Hüttenbetrieb ift bie Vefdjäiftigung nach mie
bor äußerft lebhaft, gür bie Eifcn= uub Vfetaßinbuftrie mie für ben
Vcafdjinen^ unb Slpparatebau gestalteten fid) bie Vefd)äftigung 3 =
bexhaltniffe gleichfalls nicht mefentlid) anberg alg im Vormonat. Sem
Vorjahr gegenüber finb in biefen beiben großen Eemerbegmeigen teil*
meife abermalg Steigerungen ber Seiftuiigen erhielt mouben. "gür bie
eleftrifd>e gnbuftrie inadjt fieß berfdjiebentlid) eine Verbcffeumg uidjt
nur gegen Cftober 1916, fonbern aueß gegen ben Vormonat bemafbar.
gn ber eßemifeßen gnbuftrie hielt fid) ber in ben Vormonaten erreichte
Eefcßäftggang aud> im Vericßtgmonat aufreeßt. Slud) hier ift im Ver¬
gleich aum Vorjahr um bie gleiche Veit ber[d)iebentlidj eine Verbcffe-
rung ber Sage unberfennbar. gm SpinUftoff- unb Vcfleibunggl
gemerbe, cbenfo in ber Holöiubuftrie hcrrfcßten im großen unb ganaen
bie gleichen Vebingungeu mie bieder. Stuf bem Vaumarft ift bie Ent-
midlung ber Verßältniffe im aßgemeinen biefelbe gemefen mie im
September.
181
Soziale ^rajtö unb Hrd^it» für Volfätuohlfahrt — 1917 —. XXVII. 9tr. 9.
182
$)te ©tatiftiF ber 91 r b c i t 3 n a d> to e i f e Ici&t im ©erid)t«-
ntonat für ba« männliche tüte für ba« toeibliche (Stefchlccht ein
©teigen b c « Shtbrange« ber Arbeitfuchenben
erFennen. girr ba« tüeibli($e ®efd)Iecfrt ift biefe Sunabme
tnefentlidb beträchtlicher al« für bie Männer. Qnt Oftober
fönten auf 100 offene ©teilen bei ben männlichen $erfonen
54 Arbeitfuchenbe (gegenüber 50 int Vormonat); beim tneib-
lidjen ©efdjlecbt ftieg bie Anbtangägiffer üon 87 ottf 98. An«
gebot unb Nachfrage beeften fict) alfo auf bem tt>eib[ichen
Arbeit«marFt nabeau.
Arbeitsnachweis unb Kellnerinnen. ©teHü. ©eneraltommambo
Stettin h Q t bie ^oliaeibernjaltungen ermächtigt, bie toeiblidje Söebi-e*
nung in ©afttoirtf#aften mtberrufli# unter folgenben ©ebingung.cn
guaulaffen: 1. durchaus gute SBirtfchaftSführung be« ©aftmirt«.
2. ©inioanbfreie güljrung ber weiblichen' ©ebienung. 8. g e ft c, a n =
gemeffene Söefolbung. AnftänbigeS ©eitehmen unb unaufs
fällige Kleibung ber weiblichen ©ebienung. 5. Vermittlung
bur# bie Ö f f e n 11 i #e if Arbeitönachweife unter
böfliger AuSfdjaltung ber gewerbsmäßigen Kell =
rrerinne Übermittlung. — 2Bol)l niBgenbS h<U bie gewetbS*
mäßige Stellenvermittlung fo unerfreuliche ©rfcfyemungen gegeitigt,
wie in ber Vermittlung ber Kellnerinnen. &ie öffentliche Arbeit«*
Vermittlung wirb nicht nur ber Ausbeutung ber Kellnerinnen burth
bie „©emerbSmäfeigen" ein ©nbe machen; fie fann auch wefentUcb
gut ©efunbung b-e« ©eruf« beitragen.
QeUfdjtift tyvawi® u»b Jtiedjlrr für StoUMwohlfttirri" ift burth alle Vuchhanblungen unb Voftämter (^JoftgeitungSmmimer 7137 ) ju beziehen
Stngelnummer 35 Vf. 2 >er Anzeigenpreis ift 45 Vf. für bie öiergefpaltene ^etitgeile.
33 efanntmacbimg.
*>i« 3tt>if#enf#eine für bie 5 °/o <3#ttlbt>erf#retbttttgett
ber VI. Kriegsanleihe fönnen Vom k
26 . Honember b. 3 s. ab
in bie enbgültigen Stüde mit 3in3f#einen umgetaufcht werben.
'©er llmtaufch finbet bei ber „ttmlaufchftette für bie Ütiegdmtleihett 4 , ©erlitt W 8/JBehrett<
(träte 22, ftatt. Auherbem übernehmen famtliche 9iei#8banfanftalten mit Kaffenetnrt#tung bi« gum
15* Sitii 1918 bie foftenfreie Vermittlung be« Umtauf#e«. Stach biefem 3eitpun!t lönnen bie 3toif#ett-
fcheine nur noch unmittelbar bei ber „Umtaufchfiette für bie Kriegsanleihen" in ©erltn umgetaufcht Werben.
Oie gtoif^enfeheine finb mit Vergeichniffen, in bie fie nach ben ©eträgen unb innerhalb tiefer nach
ber Äummernfolge georbnet einautragen finb, toährenb ber VormittagSbienftftunben bei ben genannten Stellen
eittgurei#en; Formulare gu ben Veraeichniffen finb bei allen 9tei#«ban!anftalten erhältlich.
gttmen unb Kaffen haben bie von ihnen eingereichten 3toifchenf(heine recht« oberhalb ber Stüd*
nummer mit ihrem girmenfiempet au berfehen.
3Äit bem Umlauf# ber 3wifd)ettfchehte für bie 4V2 % ©chafeasttneifuttgett ber TI. Jtrfegi«
entleihe in bie enbgültigen Stüde mit 3m8f<hemen lamt ni#t bor bem 10 . ©egember begonnen werben;
eine befonbere ©e!cmntma#ung hierüber folgt Anfang ©egentber.
©erlin, im Stobember 1917.
BetBonö Der
g. eDemaNgen SrieggteilneDmer
fu#t geeignete Kraft aur fieitttttg
feister $anptgefääftöfteBe.
SWefleftiert Wirb auf eine arbeit«*
freubige Verfönli#feit, bie mit ber
fogialen ©eweguttg VerWa#fen, mit
ber Sogialgefe&gebung grünbl. ber*
traut, mögli#ft au# rebnertf# unb
f#riftfteaerif# begabt ift. ©ei ber
taf#en ©ntwidlung unb bergweifel*
lo« großen 3 alunft ber ©etoegung
mufe 2 Bert barauf gelegt tuerben,
bafe bie ©etoerber auf eine toirfti#
bauernbe £ätig!eit re fielt. Krieg«*
bef#äbigte beborgugt. Au«führlt#e
©etoerbungen nebft Angabe ber An*
forü#e nur f#riftli#, 3 . be«
©unbeSborftanbe«, ©erlm SW. 68 ,
ßinbenftr. 114, erbeten.
©erlag oett <$uftao gif#er
in
$ 1 $ »((t»ittfi|iftli(|e
SnUra iietwintn
3 ih|miutn
bon
^ei#sbmtk- Jirektorium.
^abenftein. b. ©rimrn.
Dr. ©arl oott SCgfefa*
(VIII, 210 S. gr. 8 °.) 1916.
©ret«: 5 Mart 60 ©f.
^i »iHiiiiiiiii»iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiirTWiniinniiiiiiniiiiniiniiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiniiiiniiiiiiiiiniiiiiiii iu
j %. Waran) & (S. JBebera Vertag (Dr. jur. sutt-erf Sfljn) in Sonn I
“Die feiuefte Untreue ber Sföu I
<?ine fogid-mebijinifc^c ©iubte
bon
üniDerflfaf^profeffor Dr. (S. Oeinrit^ UCfd?
fl. i IRtglcrung^rof
prefsi: (Se^effef 4.50 33 1 ?., gebunben 5.50 2 JJ.
©US tan Inhalt:
Oie gef#le#ill#e Untreue ber grau. - lOle Kaufalltät ber
<£ef#fe#f$unfreue ber grau. - Phänomene be« weiblichen @he*
bru#e«. - ©er 3 J?uttertt)bu« unb bie finberlofe grau. - ©ie
begenerierfe grau unb ber Gh^ru#. - ©le ®ahlbenoanbtf#aft
al« 3J?otib gef#le#tlid)er Untreue. - ©ie emanzipierte grau unb
#re Untreue. - Schlußwort unb 3tüdbHd.^
JDer befonnte $orfd)er auf bem Oebiete be^ Oefcftle^Wtebenrf berf I
gibt ln der t»orilegenben Slrbeit bie «Stblufjfolgerungen toleber, bie er ouf §
fojioiem ©eblet ou^ feiner offenbar febr umfangreitben, oielc 3 flbr 3 «bnte umfaffenben i
Pra|W getponnen bat. 2Ber fl* für bie einfiblägige, fo bebeutfame Jrage Interefflert, I
totrb ber neuen Slrbeit oon fllfcb bie oerbiente »eaebtung ftbenfen. §
Streb- f. flrlmlnologle, 39b. 68, £eft 3/4. |
iiiiiniiiiiiiiiiiiiiiMiiiiitiiiininiiiiiuiiiiniiniiiniiiiiiiiiinntniniHiiiiinniiiiiiiiiiiiiiinniiiiiinniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiinniiniiiif.
0 emoinnttbi0® ^toUonwct*mtttluu0
ber Pübiben- unb ^ranengrupjren für fajtule $Ufsurbeit
(1902 0c0rüut>et)
vermittelt gut Vorgebilbete $a|iaUiranttinnm für alle V^ften auf
foaialem ©ebiet an ftaatli#e unb ftäbtif#e ©ehörben unb Vereine für
ba« ganac 3tei#.
Anfragen finb an bie @ef#äft«ftelte gerlin W.30, ©arbaroffa*
ftrahe 65, 31 t ri#teu.
_ Betlag non (Buffan fflfdjer in Jena. _
$<briffen bes 3nff!tafs für offbeuffd)e Birffcbaff
in Königsberg t JSt.
©rftes l)eft:
I Dis BetaHiffenmt Oft- nnl VefOnreuftm mtei
! iRCeitng ml NiMUMi Xlnlots isi 5 $öi.
Von
Or. (Ebuarb Witbetm Uta^er.
(XIV, 124 S. gr. 8 °.) 1916.
preto: 3 Blart 60 VI
fütt>tee^TtfNdhmg:Dr.ßubmlg^ebbe, »erlin*®runemntb.-*6000: ®uftabfftf$er, 3 ena.—«ebrutttim 3 utiu#®ittenfelb,fcofbudjbrudet., iv W 8 *
XXVn. faljtgang.
ftrlitt, öen 6. Jejember 1917.
Wtb
Hummer 10.
A
glrtfjtt* für Q#lk&wo\)lfa\)vt
€tfi^ehrt <m febem ftoimerftag«
SdyrtflUtinngt
$erün W», gtolUulmrfflr, 29/30
jftrnftirtdrrr: Ä»i ÄoUtn&ocf 2809.
9*rmi*geber:
Jtraf. Dr. ®. f randw mtb Dr. p. Jjimmennamt.
^Drels dertelfaljrltdj 4 jMnrk.
Verlag:
Ciipntt lifityrr, gifiut.
tJemfprccber 53.
Unfall.
jHeflicnutg, SHcicljStiiö uitb ©o»
aialreform.133
ttHgcntetne eogiatyolttif .... 136
Öcffere '-öerforgung ber $hrieg3befd)ä*
bigten unb $rieg§f)interbliebcncn.
flbergarHSimrtfdjnftlidje Uterfjanb*
Jungen beS 3teL(bStügSau$fd)uffe§
für .vanbei unb ©emerbc.
©inc rcd)t uiebrtge ©infdjäpung ber
lyrauenarbeit.
Vo(I8enia^nnig unb geben«»
baümtg.137
©rnnlfrungSfragen imprettfoi*
frf)en Slbgeorbnetenljaufe.
Hrb etter« unb ltnternebsneroer«
tretuuoen .. 138
© i n g e tt) c r t \ d) a 111 i d) e r S l r b e i t 3 *
fammergejefeentrourf.
Jüognbetoegisngen unb ÜrbettS*
tämple .HO
lim bie SeuerungSaulagen | m © ail ,
geiuerbe.
ftranaöpföc Streite 1916.
Crganifattancu ber HtbeUev, ©e«
IjUfcn, ttngcftcQtrn unb Ve«
amten.HO
©ine JBorftänbefouferaia ber freien
©ewerffdpifteit.
©inigung im Veipaiger ©ciucrlfclpifte*
fireit.
©ettteinnöfelge Oteibtbanifnnft .Hl
$)ie 3lrbeiterfefrctariate ber freien
©ciDerlfdjufteii im 3al)re 1916. •
Hrbettcroerficbcrung. 0$mr£affen Hl
Die ftrüiifenuerfidjerung erwerbe«
tätiger ftinber.
'-Beifidjertutg ber amerifmtifdren
MriegStcilnebmer.
gSoItbgefunbbett.142
©eburtenpäufigfcii mtb Säuglings*
fterblirf)feit lücipreub beö Kriege*.
Slbbrudf fämiltdjer Sluffäfee if. 3f‘li l »0 cn unb 3 e iUd)riflcn geftattet, febodj nur
mit üüller CucUenangabe.
' Iterierung, |teiil) 5 tag uni» ^ujinlrefurnt.
ArbeitSfantmern mib § 153 E5D.
Mur brei Tage mar ber Meid)Stng bieSmal oerfammclt,
aber biefc fo Fursc Tagung gehört 31 t bat midtfigften unb folge«
reichften Ercigniffeu. 2 öaS mir 3 05 ialpolitifer non ibr er«
marteten, ift in Der. 8 biefer 2Bochenfrf)rift anSgcfprod)cn, unb
mir ft eben niefjt an 31 t faßen, bie Entfärben haben imfcrc Er¬
müdungen übertroffen. Tenn als mir jene feiten, bie am
22 . Mon.. oeröff entlieht mürben, fdiriebcn, fonnten mir nicht
ahnen, bap ant 29. Mon. ber nette Mcid)Sfan 3 ler (#raf Bertling
tm AeicpStag ein Anerbieten ber ßcßenmärtißen Megiermtg 9htp«
laubs befannt neben mürbe, bas mehr als ttnr ein Aufbättimcru
ber griebenshoffnnngen bebeutet, bas nnntittelbar nnb fofort
g r i e b e n S n e r p a n b 1 u n g e n norfchlügt. TeutfdUanb nnb
Öfterrcirf) Ungarn haben fid) 3 ttr Annahme bereit erflärt. Aut
3. Tesanber ift bie SBaffenruhe nereinbart morben. Tas
ift getoip ttod) lange nicht bie Eiemippeit beS griebats, aber es
eröffnet bod) bie AitSfidrt auf ein Enbe beS. Krieges nnb bamtt
bett SGBieberanfbaii Tcntfchlanbs im ^rieben.
An biefc Aufgabe aber gehen ftroru\ Regierung nnb
nertretnng nttninehr einig, gefdiloffett, nertmiieiicmoll heran.
s #ont Vertrauen ber Mrotte berufen, ftellte fidi ber neue
.U’an 3 ler bem SWcichötage nor, iitbem er feinerfeit? betonte, mie
großen SSert er auf ba? gegenfeitige Vertrauen in allen i'er-
hanblungeu mit bau ffieid>*tag lege, bau er brei öahraelmte
angehört habe. s D?it Porten be? Vertrauen? begrüßte bett
3taat?mamt ber s t>rcifibent be? 3teich?tag?, unb bie AYbncr ber
Mehrheit fpradjett gleichfalls Fie 3 uberfid)t auf ein ner-
traUctmtmlleS 3 flfflmnienmirfen mit ber Stegiernng au?.
An biefe ^unbgebung beS 95 e r t r a n c n 3 als Örunblage
nuferer gefamten s 45oIittf fd)loh fid) eine itunbgebuug ber
(S* i n i 0 f c i t unb ©efchloffenöeit in ber SSerteibißiing beS
s ^aterlanbcS gegen bie s iöelt non geinben, bie eS aertriiiuntern
unb erniebrigen mollen. RBirffatner nod) als in Söortcn fprad)
fid) biefc tinbc 3 mingliche &eftigfeit in ber ohne niel Erörte¬
rungen, ßleid>fam als 8 elbftnerftänblidrfcitt auSgcfprocbenett
93emiüigmtg ber neuen Kriegsanleihe aus, ber nur bas ©äuflein
ber rabifalften Sosialbemofratcn miberfprad). Unb 311 m Tritten
tauben fid) 9teid)Sregiernttg unb Solfsnertretung 3 ufammen in
einer Knnbgebuug für bie 3 0 3 i a l r c f 0 r tu. Ter ytcid)S-
fansler erflcirie, bie 8 o 3 ialpolitif folle fortgeführt, § 153 ber
05C. aufgehoben, Arbeitsfammcrn eingerichtet merbeti, Efcfeh*
entmiirfe hierfür mürben bau Reichstag im Januar 3 ugehcn,
Zentrum, 8 oaialbemofratcn, Sreifinnige unb 'ttationalliberale
befunbeten ihr Einnerftcinbnis — bas fittb brei Viertel bcs
9?cid)StagS; nur bie Koiifcrnatinai ttnb ein Teil ber Tattfd>eu
gartet ftellten fid) mit Gebeuten abfeitS.
3omeit bie 3 0 3 i a l p 0 l i t i f in 5Bctrad)t foutntt, mar ber
Verlauf ber batfmiirbigen 8 ihung Pont 29. Won. folgenber. Ter
W e i d) S F a tt 3 l e r (#raf Bertling faßte: „Ein ungeheures Er¬
lebnis bat nufer gefaultes SBolf erfaßt nnb in ihm mehr als je
bas _$emufetfein ber ^ufammengehörigfeit anSgelöft. Tie be¬
griffe nott bolf unb 3taat, non Nation nnb batcrlanb, bie mir
bisher als iibcrfomntcneS Erbe gcmohnbeitsiuähig meitergefiihrt
hflben, fie finb jept non jebau Eingelnen beS gefamten bolfeS als
fein eigenftes Eigentum in ihrem gattsen 9öert unmittelbar er«
fflftt morben feit bem Tage, mo fich baS ggrtse bolf mie ein 2Rann
erhob, feitbem braunen im gelbe nufere Söhne ünö brüber
tagtäglid) ihr Nebelt cinfeöcn. Unb nid)t nur baS, and) ber
Arbeiter in ber SE&erFftatt, and) ber ?attbmanu hinter bau
bflnge, er rneip, bap bie Arbeit, bie er unter erfdpnerten 95er-
bÜltniffen leiftet, bettt bolerlanbe geleiftet ift. Er fühlt fid) als
ein Wlieb bes einen Etonaen, er meip, bap ber Staat, unter
beffat Sdmp er bisher feinem ©efdjiifte ttadiging, fein eigenftes
Eigentum, feine Sache, fein befiptum ift. . . Als f c l b ft n e r •
ftänblid) betrad)te id), bap bie So^ialpolitif, itt ber Teidfdv
Iflttb allen Viinbern ber b5elt norangegangett ift, an beren erfteit
Anfängen id) felbft als -föeicftStagSabgeorbneter mitarbciteii
burfte, itt ber bisherigen SBeife fortgeführt unb nad) bebarf
ausgebaut merbeti mirb. Tau 9?eid)Stagc mirb bei feinem
nächften ^nfammentretat ber Entmurf 311 einem öefepe be«
treffenb bie Erriddnng non A r b c i t s f a tu m e r n norgelegt
merbeti, bas an bie Arbeiten ber 9tcichstagsfoutmiffion non 19U)
auFniipfctt unb in ihnen eine mcrtnolle Wruubiage finbat mirb.
Ebenfo mirb ein Wefepentmurf norbereitet, melriHU* bieiatigat
befdminfuttgat ber Koalitionsfreiheit, bie fid) aus bau S 153
b e r 9F e i di s g e n> erbe 0 r b tt tt tt g ergeben, befeitigeu foll.
And) biefer Wefepenttnnrf mirb bau Heidts tage bei feinem
näcbften diifammeutreteu 3 ttgchen. Taft aurii bie 0 g i e r 11 n -
gen ber ^unbesftaaten bie Auffaffnug teilen, bie ich foeben
entmirfelt habe, meine Herren, ift fid’er. Sie alle tuifien, in melch
gropäiigiuer Seife in bau gröptat bcutfdien ^imbesftaat bie
Ynitiatine 311 einer meitreidiatben Reform non ber höriitteu
Stelle ans ergriffen morben ift."
185
©oaialc pragis unb ArdjiD für PolfSmohlfaljrt — 1917 — XXVII. 9h'. 10.
180
Tem „lebhaften Prat?o", baS ber ©ißungSbericßt bei biefen
Ausführungen bermerft, folgten bie Erklärungen ber Partei¬
führer.
Sür baS 3 e n t r u m fagte Attg. T c i nt h o r n : Uufere ©tellung
gut 29 a I) I v c f o r m (in Preußen) ergibt fid) aus beit früheren
mieberljolten Erflätungeu ber Zentrumsfraftion. 99aS bie einge»
brachten 29ahlrcforinoorlagen betrifft fo crmarten mir, baß bie
pieußifd?c Regierung alles baran feßen mirb, bie Einlösung feicr»
lid?er föniglid?er Zufaßen unb auf biefer ©runblage bie freiheitliche
©eftaltuug bes preußifdjcn Sßahlrecßts im EinDernehmen mit ben
gefeßgebenben Saftoren Preußens 511 erzielen; bas betradjten mir
als felbftDerftänblid). Eine tunlidffte Pcfcitigung bev politischen Zen»
für unb eine unparteiliche H a n b h a b u n g b e s 21 e r e i nS »
unb PerfammlungSgefeßes ift Don uns ftets Derlangt
morben. Taß bas 21 r b c i t S f a nt m e r g e f c b bor fahren ge»
fcßeitert ift, meil bie Wegierung bie 99ahl Don ©emerffd?aftStteamten
au ArbeiteiDeriretern uid?t ^ugeftehcu mottte, hatten mir lebhaft be»
bauert; es erfüllt uns mit (Genugtuung, baß biefer ablehnenbe ©tanb»
punft jebt aufgegeben mirb unb mit ber Errichtung Don Artteits»
farnmern eine alte ^orberuitg ber Zentrumspartei entfpiechenb ber
fai[erlichen Potfdjaft Dom 4. Februar 1890 enblid? erfüllt mirb. Aud?
für eine 91 e f 0 r m b e S K 0 a l i t i 0 n S r e dj t S im Nahmen ber ©e»
mevbeorbnung finb mir feit fahren eingetreten, eS fei nur an
uufere Interpellation Dom 31. Januar 1904 erinnert. 99ir fönneu
es nur begrüben, baß mit ber Aufhebung beS § 153 ber ©emertte»
orbnung enblich an biefe Reform herangetreten mirb.
Ahg. © <h e i b e m a n n erflärte namens ber © 0 a i a l b c m o =
fratifchen § r a f t i 0 n : Tie Regierung muß entfchloffen auf»
treten unb bem 23olf 5 U bem gleichen Wahlrecht in Preußen Der»
helfen. Opm Dollfommene Nedjtefrciheit mirb bas beutfehe 23olf
gar nicht mehr leben fönnen. 99ir begrüßen bie Pcfcitigung bes
§ 153 ber WeichSgemerbeorbnung, moburd? bie Paßn für bie fegenS=
reiche Tätigfeit ber gcmerffcbaiftlicpcn Arbeiteroiganifationen nun»
mehr freigemacht morben ift. Aud? ber ErpreffungSparagraph muß
fo umgeftaltet merben, baß feine Anmcnbung auf ehrliche Arbeiter,
bie gemerffch«ftlicbe ^ntereffen mahrnehmen, uollfomnien unmöglich
mirb. 99ic begrüßen bie Pilbuug Don Arbeitsfammern. Tie PolfS»
mirtfehaft ift nicht nur eine Angelegenheit ber Kapitalbefißer, fonbern
beS ganzen fchaffenben PolfeS. TaS WeidjsmirtfchaftSamt unter
feinem neuen fieiter möge biefe Entmidlung flaren PlideS förbern.
Sür bie fortschrittliche 93 0 1 f s p a r t e i fprach Abg.
S i f d^b e cf: SBiu begrüben bie 99ahlreform für Preußen unb freuen
uns bes PefenntniffeS ber prcußifdjen Regierung, baß feine Ab»
ftufung ber politifd>cu Wechte nach bem ©elbmaßjtabe bei bem 99al?l s
red>t mehr auläffig fein foll. 99ir hegen bie Ermattung, baß bie We=
gierung mit allem Wadjbrud bas Weförmmcrf betreiben mirb, nicht
nur um preußenS, fonbern and) um bes Reiches mitten, baß cs
mährenb beS Krieges um bes griebeus mitten aut Pcrabfchicbung ge»
langt. 99ir finb für bie Pcfcitigung aller AuSuabmegefcße auf poli*
tifchem, religiöfem unb fo^ialem (Gebiet. 99t t begrüben es baher,
baß ber Weid?Sfaitaler bie Pcfcitigung biefer ausuahmciechtlichen Pe=
Stimmungen in AuSficßt geftettt hat.
PeuierfeiiSmcrt finb bie Äußerungen bes Rührers ber 9? a =
ij. 0 n a 11 i b e r a l e n , 'Abg. © t r e f c m au 11 : 99 ir begrüßen bie
Schaffung Don Arbeitsfanuneni unb hoffen, baß fie ein ^uftvument
fokalen Srtebens fein merben. Tic Pebenfen, bie bei uns bisher
gegen bieSBählbarfeit ber .berufsmäßigenArbeitcrbertreter obmalteten,
)inb heute angefidßs bes Don biefen berufenen Pertretern ber Ar»
bciterfchaft bemiefenen PerantmortlichfeitSgefühls nicht mehr aufrecht»
verhalten. Ebsnfo halten mir bei ber Mitarbeit an biefem ©efeh
bie befonbere Periicffichtiguug ber SBüufdfc ber beuifchen 2 lngcftettten=
fepaft unb Staatsbebieufteten auf ^ornt unb 9Vaß ber ihnen ^u ge=
mährenben Pertretung für geboten. Ter Pefeitigung ber im § 153
ber ©emerbeorbnung liegenben öcmuutngcn ber Koalitionsfreiheit,
bie mit roenigen Ausnahmen Don ber gefamteu 2 (rbeiterfdiaft gc=
forbert mirb, merben mir unter Perücffichtigung bes llniftanbes 311 =
ftimmen, baß bie Peftimmungen bes Strafgcfcßbud)cs gegen Nö¬
tigung unb Erpreffung genügenb" .sbanbhabeu bieten, Dermerflid>em
Terrorismus auch fernerhin entgegen^utreten. Tie Jvrage ber preu»
ßifchen 99ahlreform famt nicht Don biefem .'paufe entfdneben merben,
aber mir haben ftets ben ©tanbpuuft bertreten, baß bie p’rage im ©e=
famtfompler, ihrer 99irfungen eine beutfdic Jvrage ift. P 011 ihrer
balbigen 2 öfuitg mirb für ben inneren ^rieben nuferes beutfdjeu
Polfcs unenblich Diel abhäugen. Eine politif, meld^e bie gleid)=
mäßigen Cpfer, bie alle Stänbe in biefem Kliege für ihr Paterlanb
gebracht haben, aud} bei ber Zubilligung ber ftaatsbürgerlidjen Wechte
entfpred)enb mertet, erfcheiut uns als oaterlänbifche politif im
befteu Sinne bes 29ortes.
©0 bie Zuftimmung ber Nfehrheitsparteieu ,gi bem fo^ialpolitt-
fd>cn Programm ber Regierung. Ablcpnenö ober fühl lauteten ba»
gegen bie Erflärungen ber S\ 0 n f e r d a t i d c 11 unb ber W e i d) S =
Partei. Tvür bie elftere brüdte ©raf 99 e ft a r p fein Pebauern
bariiber aus, baß innerpolitifdie fragen überhaupt jeßt in irgenb
einen Zufammcnhang mit ber foriegsfrebitDorlagc gebracht mürben:
«mir inödUen beshalb aud? heute an ber Erörterung biefer fragen
nidit teilnehmeu. Tas Pebitrfuis, ein beftimmtes inneipolitifdjes
Programm ber neuen Wegierung feft,gt(egen, tonnen mir unfererfeits
nicht anerfennen. 99ir merben ^u beu aufgerottten fragen bann
Stellung nehmen, menn bie einzelnen Porlagen an uns heran»
treten merben." 2lbg. ^yrhr. D. © a m p trat ^mar für 9lrbeitSfanunern
ein, patte aber bie ftärfften Pebenfen gegen bie Pefeitigung bes § 153
©O. Unb Abg. ^ a a f e mußte nichts Pefferes ,^u fagen, als baß bie
Unabhängigen ©ojialbeinof raten ben Reformen im
Innern abmarteub gegenüberftchen.
Wegierttng mtb Weid)Stag fommeti jeßt enblich aus Per»
heifeimgen unb Perfprcd>ungen heraus au Taten b e v
© 0 a t a l r c f 0 r 11 t. ^n uertraueuSOoller Zofmumcnarbeit
merben fic an bie Höfling mid)tiger Aufgaben herantreten, bie mir
feit langen fahren für notmenbig unb fegensreid) erachten unb
immer micber geforbert haben. 2ßaS jeßt gefdjaffen merben foU,
ift freilidh nur ber Anfang foaiafpolitifd)er Reformen, aber e3
ift ein guter Anfang, unb bie 3o.rtfcißung mirb mit un-
bebingter ©icberheit folgen. E. Sr.
JlUgemrtne §ojialpolttik.
Peffcrc' Pcrforguttg ber ^triegSbcfdjäbigteu unb Kriegs»
Hinterbliebenen hot fdjon bor geraumer 3 ^t unb 51 t micber»
holten Skalen ber Weid^tag einmütig nerlangt unb bic 9te*
gierung aügefogt. ber ©ißung bont 1 . Teaentber erflärte
auf eine foaialbcmofratifd>e Anfrage nun ber Elmf be§ Per»
forgungSbebartementS im 'brcuß. KriegSminifteriunt, General
Srhr. b. Sangermann, bie Pobette 311 m PerforgungSgcfeß fei
nun im breuß. K'riegsminifterium im Einbernehnien mit bem
Weidi^marinearnt, bem Kolonialamt unb ben ®riegsmini=
fterien bon Paßern, ©achfen, 9öiirttemberg f e t* t i g g e ft e 111 ,
augenblidlich fchmebten noch Pcrhanblungen mit ben Zibil*
reffortö. Tiefer mit lebhaftem Peifall im $aufc aufgenommenen
Püttcilitng fügte ber (General noch hinan:
• 99ir haben alles getan, mn bie Dorhanbcnen gärten a u bc»
•feitigen. Por allem foll errejdjt merben, baß bie K r i e g c r m i t m c
n i d? t f d> l e d? t e r ft e h t als bie K r i e g e r f 1 * a u ; bie nach»
f georbneten ©teilen finb- in biefem ©inue angemiefen morben. ^d?
habe bie fefte Znbcrfidjt, baß es ber Wegierung mit ^>ilfe beS WeidjS»
tageS gelingen mirb, bie Perforguugsgefeße fo au geftaltcn, baß bie
KriegSbefchäbigten unb bie Hinterbliebenen fagen fönnen: Unfer
Paterlaub, für bas mir geblutet haben, für bas mir unfer Sicbftes
bahingegeben hatten, forgt -für uns!
Tiefer y Aufruf an ben Wcirfistag finbet fid>cr (Gehör.
übcrgongsmirtfcbaftlichc Perhanbltmgen bcS WeichStagSouSfchufTcS
für -^»önbel unb Okmerbe ttetrafen bic 2 lrbeitnehmermünfche nur in
menigen punften unmittclttar. ES mürbe mehrfach Derlangt, baß Per»
treter ber 'Arbeiter unb Augeftetttcn nid?t nur nt ben Peirat, fonbern
auch in bie Sad>= mtb llutcrausfchüffe beS bemiiäd?ft mit bem Weid>S»
mirtfchaftSamt au Derfd?melacnijen Wcichsfoimniffariates für Über»
gaitgsmirtfdjaft berufen mürben, ©taatsfefretär Freiherr
D. © t e i n fagte bic P c r i't tf f i d? t i g u n g b i e f e S
99uufdjeS au. ferner mürbe mitgetcilt, baß bie Perhaublungeii
amifdjen 9lrbciigebcrn unb pribatangeftellten über 99 iebereinftettung
ber aus bem Selbe £>eimfebrenbcu im WeidjsmirtfchaftSamt fort»
geführt merben folien.
Eine recht ittebrige Eiufdiäh«ng ber S^ucuorhcit be»
funbete bie CGemcinbefommiffion bes preußifd>cn Abgeorbncten-
haufeS bei ber Peratung über eine Eingabe beS Teutfcheti
P unb es gegen bie Srauenemanai-potion.
Tie Eingabe hatte Derlangt: 1. ben Erlaß einer gefeßlichen Pc»
ftimmung, monad? überall, mo mänulidK unb meiblidje Peantte au»
fammenarbeiten, eine amtliche llnterftettung ber A?änner unter
Stauen auSgcfchloffeu mirb, bgm. nad) melcher fein mättnlidycr Pe»
antter geamuugen merben barf, fid? einem meiblichett Porgefeßten au
unterftetten; — 2. es follteu nur fo Diele mciblidie Peamte im ©taats»
unb ©emeinbebienft aur 'Aufteilung augelaffcu- merben, als megeit
bauernbeu Mangels männlicher Kräfte notmenbig finb, jebe Per»
brünguug ber inännlid?en Pcanueu burd? meibliche Hilfsarbeiter aus
be:: Kriegsaeit füllte aber Dcnniebni unb ben heimfehrenbeit
Kriegern — aud? beu priDatangefteüten in Haubcl, ^ubufiric unb
Sanbmirtfdjaft — bic VlnftellungS» unb ErmerbSmöglidjfeit unb ba»
mit bie ber Samiliengrüubung btird? meiblidje Konfurreng nidit
öerfd?led?tert merben.
Tie ©cnieinbefomiuiffion bes 2lbgeorbnetenhaufes hefd>Iofa
Itnar, über ben Teil ber Eingabe, ber fid? auf bic pribat¬
angeftellten bcaiebt, anr Tagesorbnuttg iiberaugeheit, ba
man ben privaten Petrieben nid)t norfchreiben föune, tuen fie
anauftcllen ober 51 t entlaffen hätten; bie mefentlidK-n Puuftc
ber Eingabe, foloeit fie fid) auf fefte Peamtenoerhältniffe be»
Sieben, fanben bagegen bei ber Mehrheit ber Komntiffion fefjr
oiel Snftiminung unb tuurben ber ©taatSrcgiernng „am*
Erloägunn" iibcrtüiefcn. Es ift fennaeichnenb, baß bei biefen
Soaiate fragte uub 9lrd)iü für VotfSmohlfahrt — 1917 — XXVII. 9?r. 10.
188
Verh<wtblungen bic antoefenben Regier ungSPertreter ffoiDo&I
gegenüber ber Eingabe Inte gegenüber ber KommiffionSmehr-
bett meitanS ben fortfchrittlichften Stanbpunft chtnahmen imb
geftüßt auf bie ©rfahrungen ber VrasiS fchr fdflnere Vebcnfen
bagegen hatten, ben Staat in ber ®infid)t 311 binben, baß nie¬
mals eine Srait Vorgefcßie eines SWanneS fein foHte!
(Sin Vertreter beS $ a n b e 18 m i 11 i ft e c i u m $ mies barauf
hin, baß es fid) bei £anbelS» unb © e m e 1 be f <hu l e n für
Vtöbcßen [ehr oft um frühere priüate Sd)ulen unter n>eiblid>er ßeitüng
hanble, bie bon ber Stabt ober bem Staat übernommen mürben;
aud) fällten bei ben ©emerbefchulen nteift Unterrichtsfächer bor, bie
burajaus in baS ©ebict ber meibltdjen Tätigfeit fallen, mobei alfo
einem männlidjen fieiter bie Sacßfunbe fehlen mürbe. 2er 93er=
tretet bes II n t e r r i d) t S m i n i ft e r i u tn S mies baremf hin, baß
bie meibliche Seituna fomohl für aVäbchen=2WittelfchuIen mie Epceeit
unb Cberlpceett in betracht fäme; ebenfo fönnten) grauen jeßt bie
Veftorprüfung ablegen unb Seiterin einer Volfsfcfjule merben. gm
höberen Sdßulmefen finb jeßt 13 2ireftorinnen tätig, als Veftot finb
3 grauen tätig. 2aS Sdhulmefeit fei auch meift Sadje ber Stäbtc,
bie man nicht burch Vorfdjriften binben biirfe, ob fie bie Schulen
männlicher ober meiblichet Seitung unterftellen mollen.
2er Vertreter bes 3W i n i ft e r i u m S ber ö f f e n 11 i dj e n
Arbeiten betonte, baß bic grauen im 93ereid) ber ©ifeubahnber*
maltung an ben Stellen, für bie fie nach ben geltenben ©runbfäßett
in betracht fämen, feine ©elcgenheit hätten, als Vorgefeßte aufau»
treten, ©r -marnk jeboch bor irgenbmeldjer Vinbutug bes Staates,
— mie fie ber 93unb gegen bie grauenemanaipation müitfchie —,
,.b a man ja bie IS n t m ii d 1 u n g n i ch t 0 o r a u S f e h e n
f ö n n e ; man m i f f e n i d) t, in m e t d) e nt Umfange m a n
genötigt fein merbe, fpäter auf meibliche Kräfte
3 u r ii d 3 u g r e i f e n."
©S ift erftannlid) unb bebauerlich, baß in einer Seit, bic
ohne bie ftarfe mirtfehaft ließe Mitarbeit ber Stau auf allen
(Gebieten überhaupt nid)t fertig merben fönttfe, eine ©ingabe
in obigem Sinne überhaupt geftelft merben fonnte, unb eS
ift hoppelt bebauerlid), baß biefe ©ingabe Pon ber ©euteinbe*
fommiffion bcS 2lbgcorbnetenl)oufeS in fo mohlmollenbcm
Sinne behanbelt morben ift.
Ilflllutfrnäljrung tmH febensijaltang.
©rnährungSfrngcn im preußtfehen Sfügcorbnetenhaiife.
3*n ber Sißung Pom 28. NoPember legte ber neue preußifrfjc
StaatSfommiffar für VolfSernäßrung p. 2Ö a I b 0 m ben
Stanbpunft ber Regierung aur ©rnähruggSfrage bar. 2ie Per»
ftärfte ®anShaltSfommiffion hatte eine Steiße Pon Einträgen
auf SichcrfteUung ber 93olfSernäßrung Porbereitet, ebenfo lag
eine Sftethe Pon Anträgen aus bem ®aufe Por. 2>dr preußifeße
StaatSfommiffar für VolfSernäbntng ift augleicß StaatSfcfretär
beS KriegSernäßrungSamtS, fo baß ber Vericßterftatter für bie
Slnträge ber StaatSßauShaltefommiffiort, 5fbg. Pipp¬
in a n n (Sortfd>r. VolfSpartei), baran bie Hoffnung fnüpfte,
eS merbe babureß eine größere ©inheitlid)feit entfteben unb bie
prenßi'fcße Vermattung bie ©refittiPe für bie SWaßnaßmen bcS
VeicßSermihrungSamteS bilben.
£err b. SB a t b 0 m erflärtc aunäcßft, baß bon einer grunbfäß»
liehen Änderung ber SebenSmittelpolitif aus amingenben ©riinben
jeßt abgefehen merben müffe, bo<h füllen VerbefferungSborfchläge forg*
faltig geprüft merben. $uauget>en fei, baß bie 3 e n t c a l e 99 e m i r t =
f ch a f t u n g unb Verteilung ber SebetiS mittel ber»
ieuernb mirfe unb aud> bie ©efapr beS VerberbenS uon Vorräten
Uergröfeere. ^ropbem fei baS Stntem notmenbig aur Sicherung ber
Nahrung für bie Unbemittelten. Xem Vefdjlufe beS 9ieichStages (ogl-
Sp. 51), bie V'eichSregierung möge bei ben oerbünbeten Regierungen
amirfen, bafe für bie c r a b m i n t> e r u n g ber 2 e b e n S =
m i t »t e l p r e i f e für bie m i n b e r b e m i 11 e 11 c V e b ö l f e =
ning aus SHeicbSmätteln VeihÜfen ben ©emeinben a u ^ Verfügung
gefteßt merben, flehe bie Reichsleitung mohlmollenb gegenüber; es -
mirb ihm, menn aud) in anberer gorm, gotge gegeben merben. Sic
©emeinben fallen inftanb gefegt merben, burch' öffentliche Veiljilfcn
einem 9totftanb ber minberbeuiittelten Vebölterung boraubeugen.
Übet bic gcgeitmärfcige 2age teilte ber StaatSfommiffar mit, bafj
bei* grithbrufch ein fehr günftigeS ©rgebnis gehabt hat. ©r hat
nicht nur ben Übergang oom alten ins neue üffiirt|'d)afts]ahr erleichtert,
foubern bie ©etrerbeftelle ift in ben Veftp ausfömmli^er Vorräte
gelangt für bie äJfonatc, mo bic ©etreibctranSporte crfchmert finb.
2 er 2 önnfd), bie k a r 10 f f e l r a t i 0 11 auf 10 Vf unb möiheutlid^
au erhöhen, fartn trop ber guten Kartoffelernte nicht erfüllt merben,
ba man burdj bie irrige fparfame Vemeffuug fHürflagett für bie
gnbuftrieaentreu uub bie grüf)jahrSmonatc geminnen ntüffe. Schmie»
riger mirb es mit ber g u t t e r ü c r f o r g u it g merben. 2aS ©rnte»
ergebnis bleibt bei ©erfte unb $afcr noch hinter 1915 auriid, unb
eS mirb forgfältigfter Arbeit bebiirfen, ben Vebarf amifdjen £> e e r e S =
0 e r m a 11 u n g, l ä n b l i d) e m $ u d) 10 i e b, g u b u ft r i e unb
ft ä b t i f ch e n X r a 11 s p 0 r t p f e c b e n richtig gegeneiuanber abau-
greifen.
2er Schm e i n eb eftanb mirb bis a um lü. gaiiuar üorauS»
fichtlich auf bie guchtfdpoeine uub Sdjmeine für .£auSfd)lad)tuiigcn
hcrabgebrüdt merben. 2ie jept gefchladjtctcn Schmeine merben oon
ber £>eereSOermaltuug erfaßt unb in ihren KonferOcnfabrif-en ocr»
arbeitet. 9?aincntlith ein aus ben jungen Sd>mciucn gemonnener
Schmalaerfap ift bei ben Truppen beliebt, ^ur Schonung bcS V i n b =
0 i e h b e ft a u b e S ift eine Vlbftufuug ber glcifdjrationen in 9lu§»
ficht genommen. Schon jept finb i)iid)tliuien bafiir aufgefteüt, nad)
beiten bi-c Vatioiicn in ©rofeftäbten unb gnbuftrieaentren 250 ©ramm
betragen foüen, in Klein» uub Sliittdftäbten auf 1 (K) bis 150 ©ramm
herabgefeht merben föttnen. 2ie 99 u 11 e r e r a e 11 g u n g mirb einen
erheblichen Viitfgang crleiben, bafiir fann eine ftärfere 3)?arga»
r i n c eraeugung in ?lusfid)t gefteHt merben. 2 ie S u d e r e r n t e
ift gut; ber StaatSfommiffar hat laugmierige Verhanblungen mit
bem VeidjSfomtniffar für Kohlen geführt, um eine auSrcidjenbc
Kohlenbelieferung für bie ^ueferfabrifen burchaufepen.
2 ie §1 u f r e ch t e r h a 11 u n g unb görberung ber l a n b »
m i r t f <h a f 11 i d) c n Vrobuftiort erachtet ber StaatSfommiffar
als eine ber midjtigften gragen ber KriegSmirtfdjaft, ba fie" bie Vor»
ausfepung für bie Sicherftellung uuferer VolfSeruährung ift. ©s
foüen bahec in Übereiuftimmung mit ben militärifchen Stellen nad)
äWöglichteit ber 2anbmirtfd)aft VetriebSmittel unb 9(rbeitSfräfte aur
Verfügung gefteüt merben. Sdhmierigfeiten macht allcrbingS bie
V r c_i S f e ft f e p u n g, beim auf biefent ©ebiete mirb cS faum mög»
lid) feilt, bie ©raeuger unb Verbraucher gleichat’itig aufricbett 31 t
ftelleu. 2er StaatSfommiffar fchlofe feine crnfteit unb ungefchminfteu
2artcguitgett mit ber Hoffnung, bafe trop aller Sdpoierigfeiteit bie
99itte M ©ib uns uttfer täglich 93rot" crfiiüt merben mirb, menn alle
Kreife, ©raeuger mie Vcrbraud>er, ihre Vflid)t tun.
2 ie Qnfdjlieüertbe ©rörtermtg ergab im allgemeinen feine
neuen ©efid)tspimfte. ^e na<h ber Vorteiftcllung legten bie
Vebner mehr Vachbrittf auf be'rt Sd)up ber Sanbmirtfchaft unb
forberten 99cgünftigimgcn für bie ©ratmger, ober fie traten
ftärfer für bie gntereffen ber Verbt*aud)er ein. Dev foaialbemo»
fratifche Vebner forberte bie 59emilligung Pon 10 $funb Kar*
löffeln mödjentlich^ forute ftrengere ©rfaffung unb 93 eftrafung
beS SßudierS unb Schicichhanbels. Von ber Vorteiaugehörigfeit
beeinflußt ift oielfach and) bie Stcünn^nahme an ber gragc, ob
unb mietoeit ber freie $artbel auSaufdxiltett ober anauaichen fei.
Snt vaitfe ber ©wrtentngen gab ber -StaatSfefretär bie ©rflä»
rung ab, baß PaS Spftem ber 2 i e f e r u n g S P c r t r ä g e
anfrechterßalten merben foü, — obgleich über bie äRißftcinbe bei
ber Obft* unb ©emiifePerforgung, bei beiten bieS Spftem ange*
man bl mar, mit Vecßt Piel Klagen laut gemorben finb. 93c*
fonberS bcad)ten.smert erfdieint bie ©rflärung bcS Staats»
fcfretärS, baß eine Vorlage, bie ben ©rmerb lanb*
m i r t f ch a f 111 ch e r © r u tt b ft ü cf c b it r d) lanbmirt*
f d) a f 111 d) n i d) t g c f d) u 11 e Käufer P e r h i n b e r n
f 0 ll, ©egenftanb eingchenber ©rmägungett ber preußifd>cit
Regierung fei. £>offentlid) führen biefe „©rmägungen" halb aur
Tat, benn es ift bereits ein ftarf empfnnbener foaialer SßMfj»
ftanb gemorben, baß Kreife, bie fid) burch ben Krieg bcretd)ert
haben, jeßt ßanbbefiß anffaufen, ohne jebe 2 iebe unb ohne jebcs
VerftänbniS für bie 2anbmirtfd)aft, iebiglid) um jeßt „Selbft*
Perforgcr" a» fein itnb beffer für ben lieben 3)?agen ßorgen an
fönnen ober um fid) gefellfdiafilich einen gemiffen Vnfhüd) 31 t
geben.
8 um Schluß gelangten fämtlid)c Anträge ber Staatshaushalte
fommiffion aur Annahme, bie ftd> u. a. beaieheit auf ted)nifd>e gör»
berung ber 2 anbmirtfchaft, ^uaiehung oon Sad>ocrftäiibigen bei ber
Vreisfeftfeßung ber lanbmirtfchaftlid)en ©raeugniffe, beffere Vereii»
ftellung tmtt VeleuchtungSftoff für bas 2aitb, Verforgung ber Eaub»
mirtfeßaft mit Stidftoff» unb Kalibi'titgcr fomte mit reid)lich Sala aur
.^erftellung oon gleifd)»2auermare unb oon Sauerfraut. 2ie Ver»
größerung ber ?lnbaitfläd)e füll anr ©raiehmg einer emsreidjenbeu
Kartoffelernte in bie SBege geleitet merben.
JLrlifttcr- unh Itntfrnfljmfrufrtrftnngfn.
©in gemerffchaftlicher tfrbeitsfammergefeßeittitmrf.
2ie felbftänbigen ©emerffrfjaften aller Viditungen unb bie
SlrbcitSgemeinfchaften ber Vngeftcllten hnbert genieinfam bem
VeidjSmirtfchaftSamt unb bem Veid)^tag einen ©efeßentmurf
für ein SlrbeitSfammergefeß Porgelegt, ber etma 50 Varagraphcn
umfaßt, fich im mejentlidmn an ben Vegienmgsenimurf Pom
11. gebruar 1910 unb ben ©ntmurf*2lntrag SPhiuim Pom
30. WoPember 1915 anlehnt, aber and) mefcntlid)e Neuerungen
bringt. VBir übergehen alle Vmtfte, in benen ber ©cmerffd)afts-
189
Soziale ^rajriö ltnb 9lrd)ib für Volfsmohlfahrt — 1917 — XXVII. 9ir. 10.
140
etitmuvf bem Megicrungsentwurf gleidjt ober annähernb gleidit,
nub ermähnen im folgenden nur bie größeren 2Ibmeid)iingcn.
Tie 21 it f g a b e n ber 9lrbcitsfatmnern Werben im ©eWcrf*
fdiaftsnorfchlag e r m cito r t. 3u beit rbeiterfcf>n^tiorfrf>riftctt^
für bereu Turcbfiibrnng ber McgiernngsentWnrf bie gutatf)t*
liebe SWitmirfung ber 2lrbcitsfaminern Porfah, treten neu Ijittsn
bie §§ 105 b 21 bf. 2 nub 3, 120, 128, 139 c—in 9t@©. nub § 62
.<d©B.;aurfifoüen firf> bie Gutachten ber 2lrbcitsFammern auf
beu Erlaft oon Bergpoliaei* nub fonftigen BoliaeiPorfdiriften
auf örunb ber MetdiS» nub £nnbesgefcfcgcbnng erftreefen, bie
ben 3diub Pon Öc6en, C^efunbbeit itnb 3ittlid>feit ber Arbeiter
beameefen. ferner miinfriit ber Entwurf bie BfitmirFung ber
.Stcintincrn bei ber Regelung be* gewerblichen nub Faitfmcinnt*
fdicu Lehrlings* nub 3diulmefens, fomic ihre 31nteilnahnie an
ber 3cbiilPermaltnng; er ineift ihnen- aufeerbem bie Errichtung
oon ft a d) a u s f <f) ii f f e n für bie .ftauSinbuftrie 51 t unb will
ben .Kammern boS Befdiluftrccht sugefteben, bie bon bief c n
31 it S f d) ii H e n a 1 * a n g c in e ff e n f c ft g c ft e II t e n
2 0 h n f ä fc e it n a b b i it g 1 i di 3 u in a d) c n. 3obattn fiebt
ber Entwurf als 3(itfgaben ber 2lrbeitsfaninieru bie Ernennung
non 3ad)0erftänbigen auf 31nfncben ber Bebörbeit unb bie’ ^it*
mirfnng bei ber 21 rbeitsperniittlnng für bie .Uriegsbefcbäbigteu
uor. .<pinfiditlitfi ber übrigen 21rbeitSPeriuittlnng ’fn&t er bie
genteiitjanicn BMinfdie ber 2 lrbeiter unb 2 (ngeftelltcn in ber
Sormtl „Sörberitttg bes nichtgemerbsiiiäfeigen 2lrbeitsnacbmeis*
mefens" aufamtnen, tnäbreitb ber MegiernngscntWurf 1910 ge¬
fugt batte „Einririitung niditgewerbsiuäfeigcr, 11 n t e r g l c i d) *
111 ä ft i g e r Beteiligung non 31 r b c i t g e b c r 11 unb
31 r b e i t ti c b nt e r tt Permaltetcr 2lrbcitsnncfttp , cife".
Um beni SKunfdie weiter 21 rbeitnelunerfreife nacf> 31rbeiter-
fammern Mctfntung 311 tragen, forbert ber Entwurf für bie
21 rbeitnchnieroertreter in beu 3(rbeitsfüinment bas 9terf)t,
f e 1 b ft ä tt b i g e 21 b t e i l u it g e n 31 t biiben, bie BMinfcbe unb
Einträge au bie 2 lrbeitsfainnter norbereiten, Erhebungen über
tfohnböbe, yebensbaltung unb 2 frbeitsaeit oeranftalten, auf
9fnfneben Wntaditen erftatten, 21nträge an Bebörben rid)tcn
biirfeit ujti). .
Tie 21 rbeitsfaminern fallen beut (SkMPerffrfiaftscntmnrf
eutfpreefteub tt i di t auf fadilidier, fottbertt auf t e r r i t 0 r i a -
ler (ifruttblage errichtet werben; fie follen aber beruflid) ge-
glieberte Unterabteilungen erbalten, barnnter and) folrfic für
V a it b * unb So r ft tu i r t f d> a f t unb für bie fragen ber
tediniftfien unb f a it f nt ä tt n i f d) e n 21 tt g c (teilte it. Tie
Staats* unb C'feiiteittbebetriebe foüen einbeaogen werben.
Tiefe grunblcgettbe Crganifatiottsänberuitg gegenüber ben
älteren Entwürfen (einfrf)lieftlitfi bemjcitigen bes 2lbg. 2Wiinim)
fdieint uor aüeitt besmegen norgefebcu 31 t feilt, weil fie eine Ein»
glicberung bes E i 11 i g 11 n g s w e f e it s in großem 3tile er*
iitöglidit, bie ber Wewcrffdjafteentmurf noitt 2 lufterfrafttrcten
bes Jpilfsöic-nftgcfefces an wiinfeht. hierfür fiebt er folgettbe
'.Wafjitahtneit not*: Tie obligatorifrfie Erriditnug non 91 r -
beit e r - it it b 21 it g e ft e 111 e n a 11 * f dt ii f f c 11 bleibt be¬
lieben uttb Wirb auf Betriebe mit minbeftens nur 20 Arbeitern
b’3W. oerficfterungspflirfitigen 2litgefteüten niisgeöebnt. Moiuint
bei Tifferettaeit awifchen Arbeiter- ober 2lugcfteütenauSfrfiuft unb
Betriebsleitung feine Einigung auftanbe ober biftebt fein 91 us=
friiuft, fo greift eine 3 di 1 i rf) 1 11 tt g 5 (teil e ein, bereu Bor*
fibenber uoit ber auftäiibigen 3lrbeitsfuiiimcr ernannt wirb; fie
ift für fleinere Bewirte bam. für einzelne Crte uorgefebeit. Jn
eiwjelnen ftäUcn gibt es gegen bie Srfiliditungsfteüe Berufung
an eilt E i it i g u it g * a in t. Tiefe* ift für bas (Gebiet jeber
9lrbeit*fammer 311 fciwffen ititb bat bei Blirtfdiaft*ftrcitigfi ; iten,
bie über ben Bereich einer 3ri)lid)tnngC'fteüe binau*greifeit, non
noruberein ein.yigreifeu, Berbanblnitgen einauleiteu uttb
3 di i e b * i p r ii di e 311 fällen. Tie Bartcicit biirfen fidi uor
3dilid)tuiig*fteüe unb Einiguitgoamt bnrdi einen Beiftanb ner-
treten laffeit. Tie bicdierigeit Eiitigungvitiftaii3en, foweit fie im
^rieben beftanbcti, unb ba* Eingreifen nertrauetnznniirbiger
Briuatperfotteu werben infofcrit beibebalten, al* bie 3 dilidi-
liiitgsftelle nur bann aitgerufeit werben fall, wenn uidit beibe
T0iie eine atibere geeignete 3 teüe mtnifen.
Enblidi fei nodi erwähnt, bafj ber Entwurf and) in ber
Arage be* .4 0 ft e 11 aufwaitb* non ben älteren Borfdilägeu ab-.
Weiciit: er wiinfdit bie .stuften beut 9 t e i di aufaubiirbeu, wie ja
auch ber B 11 u b e * ra t über bie Erridituug ber Manuuern ent-
febeiben toll.
Ter gewerffdiaftlidie Entwurf ftiiuiut in mebrereu Buuften
uidit mit ben ^orberungeit ii herein, bie in ber „ 3 o 3 ialen
Bravi^" bisher erhoben worben finb. 9iMr (eben aber 001 t einer
Friti’fchen 3öitrbigung Uorcrft ab unb wollen nur betonen, baft
ber Entwurf Borkige unb 9tad)teile einer .Stompromifjarbeit
3Wifriiett Drganifationett, bie teilweife weit auseinaitberftrebenbe
21nfiditeit batten, aufweift. Werabe babnrdi, bah es gelungen ift,
bie gaitje fclbftänbig gcrid)fete 91rbeitnebmerfdmft Teutfdilanbs
auf biefer Blattform 311 uereiitigc'it, wirb freilidi and) bie 2(ns*
fidit auf Turdifepung ber Jurberungen bcs Entwurfes wefent*
lidi Pergröfecrt. Bennutlidi wirb ber im Januar beim 9teid)S*
tag cinlaufcitbe Ofefepentwurf ber Regierung fogleicb einem
2fusfd)nh iiberwiefett Werben, in beut bie Arbeiter- unb 21ngc*
ftelltcnnertreter, bie beut Weichstag angeboren, beftrebt fein
werben, ihn, foweit er ben 91rbeitnelTuterforbcrnugen niefit Pon
vornherein Rechnung trägt, entfpredieitb nmaugeftalten.
gotjnbeiueflungcn unb Jlrbfitshämpfe.
Um lüc Xcucrunfidaulaftctt im Bauaemcrbe batte ficb ein lang*
teÜTtger 3treit erhoben, über beu ber Bauarbeiterfübrer Sinnig
XXVI 3p. 958 beneblet bm. 3ct)liefgicb bat ftd) bav Meid) auf Ein¬
gabe be* omiungvoerbanbev Temfaiev Baugeroerfvineifter bin eni-
fdiloffen, für non ihm unmittelbar nergebeue .Vodibauten bie Jene-
run(K- 3 uIage and) benjeuigen Unternehmern .girüdfliwergüten, bie
bein Vtrbeitvgeberbunb nid)t angefdiloifcn jtnb. S’ür Briuatbauten,
and) foldie ber Mriegvinbuftrie, blieb ec- bingegen bei ber früheren
Vereinbarung. - 5n ( gnifd)en haben fiel} bie U>eiuerffd)aften mit ber
Bitte um eine neue JeucrungSaulage an ben Vlrbeitgeberbunb geluanbt,
ineil bie Vereinbarung nom Frühjahr ihnen bas Mcrfjt jugeftanb,
megeu einer folchen Zulage bei ineitercm B^adrfen ber Teuerung
Verbanblungeit nadiaufudien. 9cad) fdguierigen, anfangs gefdieiterten
Verbanblungen int MeidKUnirtidiaftvamt ift am -7. Steuern ber eine
Tanfuerläugermtg um 1 oahv .giftaube gefommen. Es inirb nom
10 . Teaember ab eine neue Teueruugvaulage non 10 Vf-/ bom 1. 9lpril
ab eine weitere nou 5 Vf- genüibrt. Vom 1. Cftober 1918 ab muß,
faüs bae' Meidicanirtfdiaftsmnt für bie ^eit nom ^uni ab eine neue
«teigemng bei Teuerung fcftftellt, über eine tneitere Zulage ner-
banbelt werben.
Rratt3öftfrf)c Streifs 1916. V'aut Veröffentlichung bcs franaäfi-
fdie 11 91 rbeitsminiftcriums ift bie 3«hl ber Streifs 1910 wcfcutlidi
gegenüber beut Vorjahre gefiiegen. 5n beu lebten nier v Vabveu er¬
gaben fid) folgeube Ziffern:
Streife
'betiiebi'
StrcifeuSe
1078
8479
220 448
072
8054
100 500
9S
801
9 801
814
988
11 109
Tie Verhallniv.gihl ber nollen Erfolge ift etwa bie gleidic ge¬
blieben wie im Vovjabte. bie ber Teilerfolge ein wenig geftiegen. V v sn
7J n. ber /välle waren Vobnforberungen bie llrfadie ber Streife-,
an ben erften nier Älfouateu bee lanfenben wahres würben 78 Streife
mit 22 794 Beteiligten geführt.
©rgmtifattmtftt t»ft Arbeiter, ©cljilfen, ^itgf|lcUtfn
unb geamten.
Eine Vorftiiiifccfmifcreua ber freien Wcwcrffrfiaftcn 1 Berlin,
22. 21. Mouemberi iümmte uadi Entgegennahme eingebenber Berichte
über gewerffdiaftlidie Schritte gegen bie Befchräufuugeu tcc- Vereine^
redite unb über .oilfsbicnitfragen, fowie über ben Volfsbuitb
f i't r a r e i be 1 t u 11 b V a teil a n b bem Beitritt ber ölewcrffdiaften
311m lebteveu mit allen gegen 0 Stimmen 311, billigte fnbann ein aus-
fiihrlichec- S n 3 i n 1 n 0 I i t i f di e c- V v 0 g r a in m , bao Ilmbreit für
bie (üewerffdiaften aiu-gearbeitet hat unb ba* fid) mit allen Vlrbeiter-
forbermtgen au bie fepale liieuoiieutieruiig befaßt, ftimmtc bem
VI r b e i t s f a 111 m e r gefepentwurf ber gefaulten Arbeitnehmer-
nerbanbc-aentralen 31t, befdiloß bie 1 inawifcheu ftaltgchabtcut Eini^
giiugc-nerhanblungeu im V' e i p 3 i g e v (ü c w e r f f di a f t c- f a r t e l 1,
nerwarf bie 9 luregimg, allgemein bie Einführung ber 11 11 g e t e i 1 1 e ii
Vl r heit 3 e i t empfehlen, wegen ber Verfduebeuheit ber_ Ver-
hältniffe .guifdieu Ohoßjtabt unb iVaub ober Mleinftabt, unb befprad)
eingehenb einen Vlntrag bec- Vi’etallarbetteiberbanbv auf Vlufhebuug
bec- Verbote-, im Mriege Übertritte 0011 Bcitglieberu in anbere
Wewertfdiaften alc- biejenigen ihres a'riebeiivberufe- auaulaffen. Ter
Vlnttag wttrb abgelehut, bamit 11 ad) wie uor ben (^ewerffdiafteu, bereu
Biitgliebcr großcuteilv in bie .Suiegviut-uftrien abgewaubert finb, ein
Bc'itglieberftamm erhalten bleibt. Vlucb wuibe fein beftimmter 8cü-
punft feftgelegt, wann uadi bem Mriege bae- ilbertritk-oerbot aufau-
heben fein wirb.
Einißimg im ücip.pßcr (ßciucrffdjnftsftrcit. Vi'adi laugen Ver-
hanblungen, an beuen Vertreter bei (Mencinlfoni 111 iffiou, ber beteilig
ten 3entraIberbanbvOoritänbe, bec- alten Wcmerffdtaftcfartelfs nub ber
abgeiplinerten Crtcoerwaltungeii in Veippg teilnahmen, haben fid)
Ul
Soziale 4>variS unb Ardüo für $o!fsmol)lfahrt — 1917 — XXVII. Ar. 10.
142
bie legieren zum SSiebereintriti in bas Kartell entfdjloffen, nadjbem
ihnen z»geftanbcn morben ift, baß im Januar Aeutoaljlen ftattfinben
füllen, auf (Grunb bereu bann ber KarfcüauSfdjuß unb bie im
öffentlichen Jntcrcffe roirfettben Karteübertietungcii eine neue $u*
fammenfepung erfahren fallen. Sic fadßidjett -Differenzen hefteten
fort; auch liebt bie „Leip 3 . SSolfSztg." täglich weiter bie Aiitglicbev ber
(Gctt>crffd)afteii gegen bereu „Jnftanzeu" auf. 2Bie lange baher bie
neue (finiguitg norhält, bau ber fid) nod) nid)i faßen läßt, ob burch fie
Dom .Januar ab baS Kartell bem „unabhängigen" AabifalismuS mit
.yaut unb paaren überantwortet fein wirb ober ob fid^ bie auf bem
L3obcn ber s 4>oIirif bcS 4. Auguft 1914 ftelicnbcn Arbcitcrfefretärc
Lüttid) unb Afplau mit fnapper Mehrheit behaupten werben, ift uod)
nidjt abaufeljeu; borerft ift fic unter bem Srude ber geftiegenen Aiacpt
bei* Arln'itgebertumS, bereu AuSWirfungcn nad) KricgSettbe gefürchtet
merben, zuftanbe gefommen.
©enmtmüijige Ufrijtsauskanft,
Sie Arbeiterfefreiamte ber freien (Gewerffcbafien tut Jahre
1916. $aft alle Sefretariate tonnten truß bes Krieges aufrecht»
erhalten merben, hoch wudjs bie iöelaftung ber einzelnen Angefteüteu,
ba ber Krieg große linden geriffen hat. Sie (Gcfamtzahl ber
Sekretariate betrug 1916: 130 (1915: 131), in beiten 161 Augeftettte
tätig mären (1915: 204). Sie Arbiiterfefretariatc finb in ber Siegel.
ISinridiiungeit ber örtlichen ©emcrffchaftäfarteüc unb merben meift
(77 Sefretariate) aud) bon ben Kartellen gclblid) unterhalten. SBou
ben berichtenbcn Sekretariaten erhielten 52 ^umenbungeitt boit ber
(Gcneralfommiffion, in 25 fällen leifteteu HSartciorgamfaiionen, in
7 Jäüen (Genoffeiifd)aftcn unb aubere Arbeiterunternehmungeu
dufdjüffe. 4 Sefretariate (AreSlau, (£affel, Jranffurt a. Ai., 2LieS=
haben) erhielten mäljrcnb beb Krieges dufdjüffe bon ber (Gcmeinbe,
bab Sekretariat in Siitftringen erhält bauernb einen @emcinbezufd)uß,
auch in (Seile wirb ein dufdmß gemährt. Karlsruhe erhicilt 800 Jl
3ufd>uß aub Staatsmitteln. Aon 119 Sefretariatcit, bie fid) an ber
93erid)terfiattung für 1916 beteiligten, erteilen 90 Ausfuitft an aü4
^erfüllen, mährenb bie übrigen bia Ausfunft auf ©werffd)üfts= unb
Äarteimitglicber fomie bereit Angehörige bcfdjrättfett. Jut Jahre
1916 mürben 558 047 Ausfiiufte erteilt; 1913 waren cb 725 092,
feitbem finb .bie fahlen ftänbig etwas zurüdgegangen. Start
i ft bagegett bie nerhäünismäßigc Zunahme ber weiblichen
AuSfunftfuchcnbeit, bie bon 16 o. <ö. im Jahre 1912 auf 45,8 b.
tut Jahre 1916 ftieg. Sie ftarte Zunahme ift fewphl auf bie bielcn
AuSfiutftc an Kriegerfrauett zurüdzuführett, bie an Stelle ihrer
Aiänner ober in UnterftüpuitgSf ragen fid> Sttat holten, mie auch auf
beit fteigenben Anteil ber Jrauen ant (Erwerbsleben. Aon ben inS*
gefamt 558 947 Ausfünften mürben 488 418 utünblich unb 44 419
fdjriftlid) erteilt. 175 263 Schriftfäpe mürben angefertigt, unter
biefett beziehen fid) 42 292 auf bie Jamilienuittcrftüpung ber Krieg»*
teilnehmer, 34 542 auf ©emeinbe* unb Staatsangelegenheiten, mor=
unter glcidifaüf beefdtiebene KriegSwohlfahrtSfragen fallen, 36^907
auf bie Arbeitcrberfichcrutig, 21 936 auf fragen bes A(GA. uff. jyiir
bie Medjtsberatung ber Arbciterfdjaft fommeu neben beit Arbeiter*
fefretariaten aud) bie A u » f u n f t ft c 11 e n in betracht, bie boit
mittleren unb flciiteren (Gewerffdjaftsfarteüen unterhalten merben.
Sicfe flehten Stellen, bie oft auf ber nebenamtlichen Arbeit eines
(Einzelnen beruhen, haben am meiften burd) ben ^erfonaliitangel iit=
folge bes Krieges zu leiben, 2Bährenb 1913 bie $ahl biefer Ausfunft*
fteüen auf 232 geitiegen mar, ging 1916 ttur aus 123 Stellen cirt
Aeriept ein. Sie (Gefamtzahl her Ausfünftc belief fid) trophein nod)
auf 36 865; Sdjriftfäpe murbett 18 404 angefertigt.
2lrbeitfnw|it!jenntg. fparkalfftt.
^)ic Ärottfenberficherung erltieröPtättger ^iitber. ^iit eine
fd)ärfere (Srfaffung erwerbstätiger Siinber burd) bie St'ranfcn*
ocrficberimg tritt E)r. ®bitf) OSfc in ber Scitfcprift fiir S8cr-
f i dj e n t n g S m i f f c n f d)o f t “ e i n.
Sa* .StrantcnuerfichcrungSgefcp legt feine Altersgrenze für ben
beginn ber WcrftrijcrungSpflidit feft; Minbcr, melche bie (Sigenfdjaft
eines gcmerblidjen ober laitbmirtfchaftlichen Arbeiters haben, fallen
baher unter bas ®cfep. (Sine ber berliner Crtsfranfcnfaffe erteilte
Ausfuuft bes s lkrfid)erungsaintcS Berlin burd)Iöd)crt biefen Sdjup
allerbings fehr. Sa* '4>erftd)crungSantt hielt ^otenjungen, bie nur
einen SÖodjeiiticrbicnft uon 2 iüi bis 2,50 S .W haben, für uid)t bcr=
fidjerungSpflidjtig auf ®ruttb einer 'ikutbesratSbcrorbnung Dom
17. A'oucmber 1913, nad) melcher uorübergehenbe Sienftleiftnngeu
nerfidicntiigsfrci finb, meutt fie uon ^erfoueu, bie fonft feine berufs=
mäßige Lohnarbeit ucrrid)ten, zwar in regelmäßiger SBieberfehr,
aber mir nebenher unb gegen einen geringfügigen (Sntgelt aus*
geführt merben. Als „geringfügig" gilt ein (Sntgelt, ber für ben
Lebensunterhalt tiid>t mefeutlich ift.
Sollte fiel) bie Vlnffaffitug beS 33erlinet' föcrftdieritngSQnileS,
bic fid) intf bie ©cringfiigigfeit bes Entgelts ftiipt, allgemein
burdifepen, fo märe bamit überhaupt faft alle ftinberarbeit
oon ber fßerfidierimgSpflirfit auSgcfcbaltct. „(Geringfügig" mirb
baS Entgelt nieiftcnS nur fein, tropbem bilbet bieS geringe
Entgelt meift einen (Sinnahmepoften, mit bem im $auShalt feft
gerechnet mirb. SSor allem aber finb gerabe bie ermerbS*
tätigen teilt ber gefunbheitlid) meift gefährbeter y als anbere
teinber, ihnen märe alfo ganz befonberS bie gürforge burd) bie
teranfenfaffen oonnöten. (SS ift baher zu forbern, bafe j e b e S
teirtb, baS gegen Entgelt befd)äftigt mirb, auch ber teranfen*
oerfichenmgSpfltd)t urtterftellt merben muß.. SBirb baburd) bie
teinberarbeit berteuert unb cingebämmt, fo märe Dies
eine fozial fehr giinftige 3oi0C. (Sbenfo mürbe baS Sntereffe
ber teranfenfaffen an bem gcfunbheitlid)en teinberfchup mad)fcn,
nnb bie teaffen fidjer zu mertbotlen Mitarbeitern auf biefem
©ebiet merben, fobaib ihnen bie Siirforge für bie erfranften
ermerbStätigen teinber zufiele.
$erftdjerung ber amerifanifd)en Kriegsteilnehmer. 2Lic in bei
uon ber 93rabftrcet (Sompaitp, 9tem ?)orf, hetauSgegebenen ^eitfdjitft
(Snbe Auguft berichtet mirb, merben uon ber amcrifanifchcn Dtegicrung
^Plänc für eine ißerficheruitg ber Kriegsteilnehmer gegen Lebens^
gefahr, UöUige ober tcilmeife (S'rmerbC’Unfähigfeit infolge uon &er=
munbungeit ermogen unb mit ben großen s 4>crfid)eruugSgcfellfd)afteu
beraten. (Sin cntfprechenber (Gcfepenlmiuf ift bereits bem Kon=
greß zugegangeu. Smtach finb in bie £vrfid)erung eingefchloffcn ade
Angehörigen Des feeres unb ber Marine fomie alle biejenigen, bie
bei Ausübung einer amtlichen Sätigfeit im Krieg^gebiet zu Schaben
fommen. Sie SJcrficherungsfumme beträgt 1000 bis 10 000 Soüar,
mobei bie Dtegicniug baS Jliififo trägt, mährenb bie ^erfidjerten bie
Prämien z a hlt’n, bie fd)äpamgcimeife auf 8—1000 Soüar angegeben
merben unb rafenmeife aus bent Solbe ber iöerfidterten ent=
rid)tet merben foüen. Jm ®efepentmurf finb ferner Hitterftüpungeii
für bie gamiliett ber Kriegsteilnehmer Uorgcfehen, bereu $öbe fid)
je nach ben 53crf)ältniffcn ber einzelnen richtet. SBas bie Koften
beS planes anbetrifft, fo merben bicfelben bom Scpapamt in
SSafhingtoit auf 176,5 2)iiUiotten Sollar für baS erfte Japr, 380,5
iUioncn Sollar für baS zweite Japr, im gauzett alfo auf 557
Übtillion-en Soüar für zwei Jahre gefepäpt, eine Summe, bie Uon ben
feitenS iber bereinigten Staaten ausgefepten eigenen Kriegsfüßen
nur 6 Prozent auSmarfjt. Ungefähr 80 Prozent ber Ausgaben bes
erften Jahres unb ungefähr 40 Prozent bes zweiten Jahres finb
für L Jamilienuiiterftüpungen angefept, mährenb 18 Prozent ber
Aufgaben beS erften Japres unb faft 30 Prozent beS zweiten Jahncs
für tcilmeife ober uöilige (5rmcrbSiuifähigfcit burch^ben Krieg be=
nimmt finb. Jyeruer merben Durch Den (Gefepentmurf borfehrungcu
getroffen, um 3?tanufchüftcn, bie ben berluft bon ©liebmaßen zu
beflagcn haben »ber burd) aubere llrfacpen, bie fid) aus bem Kriegs-
Zuftaube ergeben, arbeitsunfähig gemorben finb, einem geeigneten
beruf zuzufüprcii.
(Gcburtcnhäufigfcit ©äitgltngSßcrbltchfcti mährenb
bcS tertegcS. 4iefc Si’oge ift befonberS cingepenb bon Dr. 9fott,
Cberarzt itnb Sirigent beim Aiiguftc*btftoria^?>aitS 39e-
fampfung ber 8äuglingSfterblid)feit in bret 3d)riften unter-
fucht Worben. 11 ) J[n ber erften Schrift flicht er burd) ein rcid>-
paltigeS unb anfchanIid)eS ftatiftifcpeS 9P?aterial zw bewetfen,
baß ber erhöhten 8äuglingSfterbIid)feit in 8tabt unb Sanb
mährenb beS erften teriegSjahreS ein beträchtliches 3infen ber
8 terbIichfeitSziffer im Sah re 1915 gefolgt ift, gleichzeitig nrit
einem erhöhten (Gebnrtenriicfgang. Dr. Siott flicht nun im ein*
Zeinen zw erforfchen, meld)c CGrünbe für baS Söeid)en itnb Ab«
finfen ber 8änglingSfterblid)feit angenommen merben fönnen
unb ob unb in miemeit ber 9tiirfgang ber 3äuglingSfterblichteit
mit bem Tiefgang ber (Geburtenhäufigfeit in urfächli^em 3it s
fammenhang ftept. — Gr foninit zw bem Ergebnis, baß bie er¬
höhte 8terblid)feit im Öahre 1914 auf ben heißen Sommer,
bie fd)led)ten mirtfd)aftlid)en fßerhältniffe unb ArbeitSlofigfeit
Zitriirfzwführcn ift. Xie Abnahme ber Lebcnbgeborencnjiin*
gegen fepeint nid)t ohne Ginfluß auf bie Abnahme ber 3äug«
lingSfterbefällc gemefen zw fein. Sebod) hot and) bie plan¬
mäßige Sürforge, mie fie in ber 9teid)Smod)enhilfe unb bem
; 3tillgelb gefdiaffen ift, baS Sinfen ber Sterblichfeit bemirft.
Jtt brei '-öerglctchSperioben im Jahre 1915 hat bie ^abf Der
Lebeubgeboreiten in i8 Stäbten um 31 008 ober 23.:i t». .<5. abge-
*) ©eburten häufigfeit, S ä u g l i n g S ft c r b l i d> f c i t
li n b S ä u g l i n g S f dj u p in b c tt e r ft e tt b c i b e n K r i c g S *
fahren. 8ton Dr. A o 11. Berlin 1917. Julius Springer.
J r a u e it a r b e i t unb K i n b e r f dj u p. Berlin. (Georg
Stilfe, ©ofbud)[)änbIer. 60 s pf-
Sie Ai i t m i r I u tt g b c r K r a n f e tt f a f f c tt bei b c r
Ai u 11 e r , Säuglings* u n b K l e i it f i u b e r f ü r f o r g c.
Sottbcrabbrurf aus „rrtsfraitfnilaffc". dritfdrrift bes .^»auptoer*
banbes Seutfd>er Crtsfranfenfaffen, e. $. SrcSben, Jg. 1917 .^eft I.
148
Soziale ^rajris unb Ardjiti für 93olf§h)ol)lfaljrt — 1917 — XXVII. Ar. 10.
144
nominen. 25er Abnahme tver Äebenbgeborenen um 23,3 b. £>. ftef)t
eine Abnahme ber ©äuglingsfierbefälle bon 34,n b. ,<p. gegenüber. Tic
Anficfjten Dr. Aotts betreffs bes Ausbaues ber fosiokn Einrichtungen
für bie FricbenS^eit beefen fid) im luefentließen mit bereits befannten
©orfd)lägen. ftn feinem 3. £>eft lueift er auSbtüdlid) auf bie fünf«
tige UNittoirfung ber Kranfcnfaffeu bei ben großen fielen ber ©plfs*
gefunberbaltung bin. ^efonberc Aufmerffamfeit fdjenft Dr. Aott in
feinem 2 . $eft ber offenen Säuglings* unb 54lcintinberfürfo rgc, in*
bent er bie Aotwenbigfeit ber ^abrifftiÜftubcn, Tagfrippen unb 8 &*
wahranftalten betont, bie birreb bie Funaljme ber erwerbstätigen
grauen ein immer größeres 93cbürfniS geworben finb. AfS weitere
©orauSfefcung einer offenen ^ürforge forbert Dr. Dtott ^ftegeftcÜen=
uadjweifc unb Auffidjt über bie iageSpflcgejteüen bon gefaulten
Kräften.
Um alle Greife mit bent ©ebanfen ber 9?otlucnbigfeit ber
Säuglings- unb .^letnftnbcrfürforge bertrout 51 t madjen, gibt
„T5 e u t f d) I a n b S 0 p e n b c f ii r Säuglings» unb
S\ l e i tt f i n b e r f d) 118 " eine flcinc Tcnffd)rift heraus, bie
ebenfalls in flarer Seife bie SScrljältniffe bcleuddet unb bie
Allgemeinheit aitr Cpfcrbereitfdiaft fiir bie geplanten Stele auf*
forbert.
Tie 3 citjrf)nft ..^ofiaU $iva«rie unb für ^olh©n>ol|lfaljrV‘ ifl burd) alle ©uchhauMungcn unb ©oftiimter (©oftgeitungSnummer 71 - 37 ) gu besiegen.
Eingelmtmmer 35 ©f. Ter AngeigenpreiS ift 45 ©f. für bic biergefpaltene ©ctitgeile.
r
50r idtenteSfcnnngiaBNfenuBrtrine
fudjen wir
raoftnännifd) aeOilDete
mit berborragenben orgauifatorifdjeit, rebnerifd)en unb
fd)nftfteUerifd)eu Eigenfdjaften. Erfahrungen in ber
£aubliiugSgehilfen = 33ewegung unb ©eberrfrfjung ber
Sogialpolitif unb SBittfcfjaftSpolitif ©ebingung. Sdjrift*
lidje ©ewerbungen mit Lebenslauf, 3 eil öniSabfchrifteu
unb 93efä^igungsnad)Weifeu finb 311 richten an ben
Knlfimtsiat Des ftanfmfinnijtiien Beteins
non l$5$ in dambneg
2 ?tc $teUemJCt*mttUitug
öcr ijttniidjru- uni» |numuiniwcu für fusinle fjüfsiutmt
<1002 gegründet)
üermittelt gut üorgebilbete ^oiialbrrtmtinncn für alle ©often auf
fokalem ©ebiet an ftaatlidjc unb ftäbtifrfje ©ebörbett unb Vereine fiir
baS gange Aeirfj.
Anfragen finb au bie ©efdjäftSftelte Berlin W.30, ©arbatoffa*
firafee 65, au viditeu.
3ur ©efdjidjfe un£» 'Xljeorie üed ßosialiötnu«. Don
(Sb. 23ernßein. 4. 2luf(. Df. 6.- v
Öoö Orunbgefeü i>er tBirtfdjaftefrifen unb ihr Dor<
hcugcmittcl im 3®>laitcr beb Dfonopolo. Don
31. (S. Di ü si. Dl. 2 .—, geb. Di. 2.80.
Sie (luifuronftffouung beb ©ojiüiibmub. Don ©. ff oig en.
Dl. 1.50.
Oie Probleme ber menfdjlicfjen iffiirlfdmff. Don'Xfy.öerfjfü.
1.25b.: ©ad Problem ber©üferer 3 eugung. D1.6—.
3ferb. ©ümmlerb Derlog, Berlin S.W. 68.
yevlitfl tt«m ffilujlrttt £-i|djcx‘ in Jtena.
®cwcrltfri)itft unb IJollisuiulfdjrtft. ©ebanhen unb fjiti-
Uteife. 33ou j£l). C inner. (IV, 104 3. gr. 8 °.) 1912.
’ ©rciS: 2 SO?arf 50 ©f.
Fntjalt: SomptomatifcheErfchetmuigen unb ihre Erunblagen. — Stellung
ber ©ewerridjaft gur ©olfSroirtfdjaft. — l'OlföWirtfdfaftlid) oegrünbete C^in*
wünbe gegenüber beu ©ewerfidjnften. 2)ie iWtwfteigcrung 3 eitlid)e ober
urfücblidje ^olge ber (Äcincrffd^aftV CppcnbeimerS ipeorie. Monopol*
beftrebungeiff ^ft bie 2of)nerböbuug. eine bloß nominelle? «djabigung ber
Arbeiter als ^robuäenten? (irr^öfjen belfere ?lrbeitsbebingungeu bie SlrbeitS*
intenfität? ftommt bie ^obnfteigei'uug ber s Probuftion zugute? 'Bcldje
(ttrenäen finb gu beobadjleu? 2)er Streif. — Folgerungen unb 53orfc^läge.
Oie Icbrnsljnltnmi i»er urlieitrnöen fitn(fcn in ben
bebrutenberen |nbuflrie|lanten (ffinginn», feutfdjimti»,
gelgieit unb bie ÖiTrinigtrn §fitnlni unn Äiurriltn). »«oh
Dr. (Cnrl tioit (Ti)ifhrt. 1912. *^rciS: 2 Stfarf 20 s pf.
Fnlfall: 1. 3«r (Sinfitprung. — 2. 2aS 2obneiufommcn. — 3. 25ic
:Heallöl)ne unb ipre Komponenten. — 4. ©oljnungSntieten unb 3Bol)iiftanb(irb
überhaupt. — 5. Sd)ubgoH unb F r fi^ an öel. — 6. 2)ie V'ebcnSmittelpreife. —
7. ©ubgets cnglifcber uub beutfeber Arbeiterfamilien; frangöfifdjer Arbeiter*
familien; belgifd)er Arbeiterfamilien; amerifanifdjer Arbeiterfamilien.
8. Sd)IuH: iöilang- ber Lebenshaltung lupifdjer Arbeiterfamilien in ben fünf
unterfudjten Länberti.
Oie Itotilnubsnibeiteu nnb iljre JJrobieine. ffiin Beitrag
mr frage brr tielt 111141 fitng brr ^rbritslaftghrit. ®on 1
Dr. lilritrr aus (Slberfelb. (Abffaubhmgeit beS ftaatSWiffen=
fdjaftl. Seminars 31 t ^ena, IjcranSgegb. Don 4 prof. Dr. ^ierftorff.
Q3b. 13 §eft 4 ) 1914. ^reiS: 3 SNarf 50 v|üf. I
S n b a 11 : Einleitung. — I. ieil. © e f d) i d) 11 i cb e S u it b .21) e 0 r e t i f d) e S
gur ArbeitSlofeubefdjäjtigung. A. ©cfcbidjüicbeS gur ArbeitSlofen« 1
bcfd)äftigung. B. ibcoretifdjeS gur ArbeitSlofcubefd)(iftigung. 1. Söegriff unb
Seien ber AotftanbSarbciten 2. ©ebeutung ber ArbeitSüeifcbicbung. 3. Acri)t«
liebe ©nmblagen ber Arbeite>lofenbefd)ciftigung. — 11. icil: 9) cg re ff Id e
il\'afiitabmen gur ©efdiäftigung ArbeitSlofer(9totftanbSarbeiten
i. e. S.) A. Arten ber AotftanbSarbeiteu. B. Arbeitsoertrag unb AvbeitS*
ocrbiiltuiS. 1. Allgemeine ©eftimmungen. 2. 3ulaffungSbebingungeu. 3. Lohn*
polilif. C. 2ie Kofteu ber AotftanbSajrbciten. 2ie Crganifatioit ber AotftaubS«
arbeiten. Einftellung ber ArbeitSlofen burd) befonbere ©erwaltungSorgane. —
Aitbang J Statiftifen, Formulare uub ©eftimmungen (Leipgig unb Cffenbad)).
Oie ©ntmidilnnii her (<5i'umlu'nufftä)t in Dcntfdjlnni».
Dr. ^tc|il)ati yorrfdihc. 3 mritr, unbcllrrtr unb t nucitfrtr Auflage.
VII, 228 S. gl*- 8 °.) >913. ^rci§; 6 a«arf.
vX n 1) al i: 1. 2ie Eutwirflung ber ©eftrebungen gur Einführung ber
/Vübrifmipcftion in Preußen. — 2. 2ic erften Crgane gur £>anbbabuug beS
ArbeiterfcbupeS in ben Fabrifeu. — 3. 25ie Fabritinfpeftion als fafultatioc
Einrid)tung in ©reuBeu oon ihrer Einführung im Fahre 1853 bis gur Schaffung
ber Okioerbeorbuung für ben Aorbbeutfdjen ©uub im Fahre 1869. — 4. 2ic
Fabrifinfpetiion als fafultatioc Einrichtung in 2eutfd)Ianb bis gum Fahre
1878. — 5. ©ou ber fafnltatioen gut* obligatorifdien Fabrifinfpcftiou. —
6. 2er ©efahreufd)up ber Arbeiter auf ©ruitblage forporaiioer Crganifation.
— 7 . Tie Fabrifiufpeftion als obligatorifdjc Einrichtung in Tcutf^ldnb bis
gum Fahre 1891 . — 8. ©on ber Fabrif* gur ©eroerbeinfpeftion. — 9 . Tic
Enlitucfluiig ber Tampfleffelinfpcftiou uub ber Auffkhl über bie übrnoad)uugS*
Pflichtigen Anlagen als fpegieller 3 'a^igc beS ArbeiterfdjupcS auf forporaiioer
©runblagc. — 10 . Tie ©ciocrbcinfpeftiou in Tcutfdjlaub feit 1891 . —
11 . Tie Ökwerbeauffidjt in ihrem heutigen ©eftanbe als Ergebnis ber hifto*
rifcheu Entmidfluug. — 12 . Acne Aufgaben ber ©ewerbeaufficht. — 13 . ©e*
ftrebungen gur SBeiterbilbung ber ®ciocrbeauffid)t. — Anhang: 10 Tabellen.
— LiteraturocrgeidjniS.
frn'iimim'i fnlTnllc nnH friitc pfünitmtg für Sic Ocutfrljc
£tOniUilfmi'ltriltif. S!ün Dr tlrrnlinrS liartne, o. Sßvof.
ber StaatSWiffenfd)aftcn an ber llniberfität Kiel. 1909 .
ißreiS: 1 3 )tarf 50 5 pf., gcb. 2 2 >farf.
LiterarifcheS ^cntralD(alt für Teulfdjlanb (Leipgig):
Tiefe fleine Schrift, bie in meifterhafter Tarftelluug aus bem
Leben unb ©irfeu F^rbinaitb LaffaUeS feine ©ebcutung für bic politifche
©eitercutmidlung ber beutfehen Sogialbemofratie herausarbeitet, gehört tu bie
Aeihen jener toenigen, glängenbeu 5 öerfe, welche bie für bie politifche Fort*
entmidluug beS beutfehen ©olfeS entfdfeibenben Fragen 00m Stanbpuuft ber
©Mffenfdjaft aus in unbefangener !©eiic gu erörtern unb gu erflären fuchen.
Fn ber Srijilberung beS Lebens unb ber politifd)cn liitigfeit beS geiftooKen
Agitators hat ber ©erfaffer in fnappen Stridjen bie Entmidluug ber beutfehen
Sogialbemofratie hineingcgcichnet, unb inbem er baS Fagit biejer Entwicfluiig
gieljt, [teilt er cs überaus mirfungSooll bem politifdjcn ©ermädjtniS LaffaUeS
gegenüber. Aucb wer bie Aufchauung bes ©erfaffcrS nicht immer teilt, wirb
fid) bem Einbruct feiner Argumentation nidpt gang enlgiehen fönnen, unb gerabe
barum ift biefen anrcgeitben ©etradjtungen bie aUergröhte ©erbreituug gu
wünfehen.
Acrantwortlid) für bieSdjriftleitung: Dr. Cub wig £> eh be, ©erIiin©ruueWalb. — Aerlag: E 11 ft ab FU cp er, Fcua.—©ebrueft bei FuliuS Sittenf etb.^oföuchbriicfer.. ©crlin \V&
T3LVH. Iloijrjmtg.
ferltit, ben 13. Ütjembtr 1917.
gfcüfialo $vaxx&
mtfc
|tanrattt!.ll.
A
&xd)\xt f nv yuikömoljlfalirt»
€rfehetat an febem Oomttntag. JDrtfs irtertelfftttrliib 4 jMariu
- #ermwgtfrm -
getlht ~Wx, 'fallen» orfflr. 29/30 JJrof. Dr. ©. ftÄltlhf Uttb paf. Dr. P. glmitteniumit. «npu# ii)Z'r, |tna.
#tutft>r*4frt Amt Us'dtnUxf 2809. gemfprtdjcr 53.
S)ic (Stellung ber AiietSämter
8u SJMetSfteigerungen unb
JheifcungSftreitigfeiten. Von
föedjtSamüalt Dr. Äurt Steinig,
VreSlau.145
tUfaeateiite eosialDolHH .... 148
^olttif beS Vertrauens unb
»a^Ireform in Vreufcen.
ftfirforge fir JtHegfbefcft&bigte trab
Reimtet) rcn&c Jtrieger.149
®ie VetoiHigung bebingter Stenten
für StriegS&efdjäbigte.
Über ben gortfaH beS StubenS ber
SWilitärrenten.
ft«$t*fragcit.150
®ie$lnmelbepflidjtigfeit uon Betriebs*
öerfammlungen.
$>ie Bntrtffung uon (SetoerfjcbnfiS»
beamten als Vertreter uor bem
©etoer&egeridjt
XarifQereinbanmgcn
Hrbeitgcberti nnb Urbettem. 150
^arifuerlängerung im Vau« unb im
£olagetoerbe.
Hrbeüer* unb Untemetymemet*
tretoagc» ..151
^anblungSgebilfen unb SlrbcitS«
fammem.
^Irbeitnebmeruertreter im preu&tfcljen
^errenbauS.
Arbeite roerficbermtg. Gparlaffen 152
3urÄranfenüerfi(berung unb f&odjen-
f)ilfe mäbrenb beS Krieges.
®ie Veridjte ber SUlgemeinen 0rtS«
franfenfaffe ber ©labt Verlin.
HrbeHSmatrtt n. Mr&eüditacltoei# 154
25 $aljre öffentlicber^lrbeitS*
nacfjtDetS unb 31rbettSlofen*
fürforge in greiburg i. Vr.
SMe Venufoung ber gemeinblicben
31r5eitSnad}toeife
tloüdergiebtmg.155
Vermehrte ftugenbpflege unb 2lu8-
bilbung für bie Qugenblicben lauf*
männifeben s 2lngefteIIten.
S>ie ©rünbung eines ©eutfdjen
VolfSbauSbunbeS.
«loUiflefnnbbctt.156
55ic 4. Vreu&ifdje ÖanbeSfonferena
für ©äuglingSfcfpife.
VB»9iumg*«-trab JBabenfragen . 156
Veitrage gur ©obnungSfrage
tuä&renb beS ÄriegeS.
SiotftanbSmafenabmen jur Ve«
fämpfung ber ÄleimrobnungSnot
in ®rofe«Verltn.
@ine ©tpimg beS tfufiföuffeS ber
©eutfeben SJiietS* unb ^»ppottjefen-
einigungSämtcr.
£iter<nif(be SRtttettirageit .... 160
916brud fänttlidjer tfuffabe ift Bettungen unb 3^itfcbriften geftattet, jebodj nur
, mit ooller ^Quellenangabe.
Hie Stellung Oer pietsämter ju Ptet$|)eigentttgen
«ni> gei/ungs(lreitigkeiten.
Von IHecbtSamoalt Dr. $ u r t Steinig, VreSlau.
&ie Verorbnung aum Sdptfce ber Bieter Dom 26. $uli
1917 (XXVI, 875) batte aum Anlafc bie Erfahrung, bafe an
manchen Orten bie £au£bcfibett>ereine mit Skfchlüffen auf
aßgemeine (Steigerung ber SPMete Dorgingcn. Sie ermächtigt
bic ßßietgämter, Mnbignngcn be$ $auömirt§ für unmirffarn
51t erflären unb aläbann über bie Raiter be£ SWtetöDerhält-
niffe£, fomie über bie $öhe be£ 2RietSainje£ Söcftimmungen au
treffen. AIS notmenbige &olgc ergab fief) bie Ermächtigung
ber ßßietsämtcr, bann auch einen neuen Vertrag, ben ber
®ansmirt inamifdien über eine folche SBohnung abgefd)loffcn
hat, für unmirffarn 511 erflären. $anbelt e<? fich b>ier um
^ünbigung unb EftietSfteigerung bitrch ben ^au^mirt im alD
gemeinen, fo betrifft bie Sterorbnung Dom 2. 9toDembcr 1917
einen befonberen goß, nämlich im Etegcnfafc jum Dorigcn eine
^ünbigung be§ Bieters einer 3GntraIhciäungö*3Bohnung
ober feinen 9Infprnch auf awietöherabfehnng, menn, infolge ber
bebörblichen 3Wa6riahmen über bie $of)lenDerteilung unb bie
93efchtänfung be3 $eisen§, ber Sau^mirt ber Dorgefehenen
^eiat)flidht nicht nachfommen fann.
2>ie Entfcheibung be§ 3?HetSamt0 foß nach bißigem Ec-
meffen erfolgen. SBenn aber bag biflige Ermeffen nicht hm
Söillfiir roerben foß, fo mufe e§ für bie Entfcheibung auch hier
©runbfähe geben, nur betfe fie eben nicht bie beä beftehenben
^riDalredhtä finb, unb bafe loeiter ieber SSerfchtebenheit be£
Einaelfaßeö Rechnung getragen merben foß. Qn ber 23erorb-
nung fclbft ift eine 3lnbeutung über folche ©runbfähe nicht
enthalten. ®ie SBegrünbung jur SWieterfchuh^erorbnung ba¬
gegen ermähnt, e3 fei 5.5Ö. au berücffichtigen, baö eine „ange-
meffene SKietöfteigerung oft geboten ift, um bem .^ausbefiher
über bie Schmierigfeiten binmegauhelfen, bre ihm infolge ber
Erhöhung fämtlicher greife, ber $erauffehung ber ^hPothefen-
aiinfen, fomie ber Steigerung ber £ait£unfoften mährenb be3
Jiriegeö möglichermeife crmachfen. 5(uf ber anberen Seite
merben bie beftehenben Urnaugäfchmierigfeiten, fomie ber
©ebrauchömert, ben bie Wohnung für ben Bieter hut, in
betracht fommen." $a& Umsüge aur iebigen 3eit al§ in ber
Siegel nnmirtfchaftliche üftafenabmen. (nicht nur für ben
einjelnen, fonbern auch Dom Stanbbunft ber $Ißgemeinheit)
möglichft Dcrmicben merben foßen, barüber fann nur eine
Meinung beftehen. Schmieriger unb mich'tiger ift bie grunb-
fählict>e Söeantmortung ber 9ßtet$fteigerung3frage,
bie im gaße ber ^eiaberorbnitng in bie TI i e 13 f e nf u n g § «
frage umfehlägt. ®ier geben bie SÖemerfungen ber SBerorb-
nung proftifefje SBinfe. 2)ie grunbfählid)c &vage liegt freilid)
tiefer, hinter ber gana gemife red)t mid>tigen Srage beö
Einaelfaße§ ftcht nämlidh bie Söebeuhtng biefer- 2)?a6nahmevi
für bie aßgemeine .äöobnungäfrage.
Xafe mir nach bem Kriege einer aflgemeinen 9ftiet3-
fteigerung entgegengehen, ift ameifelloä. Sic mirb fommen,
meil bie Selbftfoften be§ 5ßermieier§ fidh erhöht haben,
aber auch, meil fid> ber ©elbmert aßgemein gefenft hat.
SDabei barf freilich, mie ftet§ in ber 2öohnung§frage, bie
grofee örtlid)e SSerfchiebenheit nieg: überfehen merben. Sic
liegt nicht fo auf bem öebietc ber selbftfoften al§ auf bem Don
Slngebot unb Nachfrage. E^ mirb SÖJohusentren geben, in
melchen infolge ftarfer 3lbmanberung ber SBebölferung bie An¬
näherung ber ß^iet^preife an bie Selbftfoften fich nicht mirb
burchfepen fönnen. Umgcfebrt aber mirb e§ Diel häufiger fo
fommen, baß ba§ gurütfblciben be@ 3öohnung§angebot6
hinter ber Nachfrage Gelegenheit au 3l2iet§fteigcrungen geben
mirb, meldje mcit über bie Erhöhung ber Selbftfoften hinauf
gehen. Xie ^enbena hieran mirb inöbefonbere baburd) er¬
höht merben, bah bic ®crftcßung§foften neuer Käufer für. ab-
fehbare 3rit noch meit mehr gefteigert fein merben, al6 e§ ber
Steigerung ber Selbftfoften für bie alten ©äufer entfprid>t.
2)ie fich au£ ben gefteigerten Söaufoften ergebenbe Spannung
ift, menigftcnö bei ben aur 3cit geltenben greifen fo ungeheuer,
baft baö Problem einer Sßerbinberung ber Angleichung ber
SPHet^ainfen an bie .^öhe ber ^robuftion^foften für neue
häufet* mohl augenblidlid) ba§ ernftefte ber VJohnung^poIitic
ift; benn bafe fich auf bie 3>auer anniierlei Derfd)iebene 9Wiet$-
preife für alte unb neue Käufer nid>t halten fönnen, ift flar.
SDe^halb aber mirb e§ Aufgabe ber VJohnungSpoIitif mäh¬
renb be§ 5t riegeö fein, einer ß^ietöfteigerung Do raubeugen,
melche auö bem a« ermortenben aWifeDerhältniS amifcf|en An¬
gebot unb Nachfrage ^onjunfturgeminne eraielen miß.
147
©osiale SßcajiS unb Rrcpib für BolfSmopIfaprt — 1917 — XXVII. Rr. 11.
148
(ES ift su fdjetöen smifdjen bet aRietSftetQerung, meld}e
burd) (Erhöhung ber ©elbftFoften beS £>anSbefiperS unb bitrd)
©tnFen bcS (MbmertS etforberlid) mirb, unb ber (Erhöhung,
bte lebtglid) burd) bie ©eftaltung beS BerhältnifjeS non An¬
gebot unb Rachfrage ennögltd)t mirb. Rieht als ob fid) auf
bie Malier bie 2 öirFungen oon Angebot unb Rachfrage Fünftlid)
auSfdjalten liefen, mie benn überhaupt baS Riebrighaiten ber
3RtetS)>retfe nid)t bie fehlenben Käufer unb Böohnungetj bc-
fc^affen Faun, ßepten, (EnbeS banbeit eS fid) alfo aud> hier
barunt, baS Angebot 311 fteigern. Rher bicfe-toeit auS*
greifenben Aufgaben geben über bie ber 9RtetSämter binau§.
Shte Aufgabe ift eS bem ©djaben ber Berfchiebnng Oon Rn«
gebot unb Rachfrage tunlidyft norsubeugen unb inSbefonbere
aFute ©teigerung 51 t berhinbern, meldjc burd) bie (Entmitflung
beS SRarFtS, menn man längere ^erioben inS Rüge fafet (alfo
nidbt nur bie Stdegä» unb bie ÜbergangSseit), nid)t geredjt-
fertigt merben. D)aS aber foll, mie fid) aus norftebenbem
ergibt, nur in (Trensen gefdjehen, meld)e ber oben bom Sion*
junFturgcminn unterfchtebenen ©teigerung beS 9RietS tu e r 16
Rechnung tmgen.
Danad) finb ber (DätigFeit ber 9RietSämter bie 9iid>tlinien
gemiefen: fie inerben ber Bemcgung ber Mieten, bie fid) aitS ben
natürlichen mirtfd>aftlid)en Berhältniffen, b. fj* guS ber ©elbft*
Foftenerböbung unb bem ©inFen beS ©elbmerts ergibt, bor«
fidptig folgen, jeber meiteren (ErhöpungStenbena aber entgegen»
treten miiffen. So bte örtlichen Berpältniffe trop ber erhöhten
©elbftFoften 51 t einer RufmärtSbemegitng. nid)t führen (Rb-
roanberung ber Beoölferung), Fann eS natürlid) nid)t ihre Ruf-
gabe fein, non fidp au^ eine foldje Fünftlid) berbeisufübreu.
Unt SRifeberftänbuiffen norsubeugen, fei ferner betont, bafe eS
fid) hier nur um bie Srage ber Bemegung bcS SRietS-
btetfeS nach ben allgemeinen Berhältniffen beS BöofjnungS-
ntarFtS banbeit. £>b ber Bieter ait^ befonberen perfönlidjen
©rünben s«r Seit ((Entstehung sunt £eereSbienft) etma nid)t
in ber Sage ift, biefe 9Riete 31 t besablen, ift eine Srage für fid),
cbenfo mie bie ber ItnterftüpnngSbebiirfttgFeit beS BermietcrS.
Die SRtetSämter merben felbftnerftänblid) im (Einselfall aud)
folgen Umftänben Red)nitng 51 t tragen haben.
RuS unferen (Erörterungen ergeben fid) aber aud) bie
Richtlinien für baS billige (Ermeffeu in ber Behattblung ber
©eijungöftreitigFciten, bie freilid) nolfömirt'-
fdjaftlid) nid)t entfernt bie gleidje Bebeutung haben; hier
banbeit cS fid) in ber £at mcit mehr um ben RuSgletd) ber
(Einselintereffen.
giir bie $tage ber Rfinberung beS prcifeS finb hier brei grunb-
fäplicpe Beurteiluugsmeifen möglich,:
1 . Beurteilung itad) bem Rfinbcrmert für ben Bieter,
2 . Beurteilung nach bem £>eisaufmanb für ben Berinieter, unb
Smar babei
a) nach feiner (Erfpatnis gegenüber ben Soften, melcpe ihm bie
(Erfüllung j c p t üeriirfacpeu mürbe [ 3 . B. erforbevlid)
200 Rentner bei Boßpcisung, ber 3entner 311 m $eptprciS
Oon 2,r>o Jl, sugelaffen nur Speisung sur Hälfte, alfo
fparniä 250 M] ober
b) nach feiner (Erfpariüö gegenüber ben Soften, melche iljnt bie
{Erfüllung in normalen Seiten berurfachte. (8- 53.: ©ie
200 Sentner fofteten gu normalen Seiten je 1,25 Jl, alfo
bie (Öcfamthet 3 itng 250 Jl ; bie jept für bie h°lbe ^eiaung
erforbcrtid)en 100 Sentncr toften je 2,50 Ji auch 250 Jl,
alfo feine (Erfparntö für ben Vermieter.)
Bon biefeit brei Rechnungsarten erfcheint nach billigem (Ermeffen
grunbfäplid) (alfo felbftoerftänblich unter Borbeholt ber befonberen
Sage beS (Einselfalles) bie britte sutreffenb. Rechtlich ntag eS
anberS liegen, obgleid) auch hier ber § 242 B©B. (Erfüllung nur nad)
ben ©rforberniffen bon Streu unb ©lauben borfdjreibt unb bie @t=
mägung, bap bie allgemeine nicht nur für Scutralheisungen be=
ftchenbc ^eisnot heute eine fdjlecpt geheiste 2 öohnung faum als
minbermertig ansufpredjen erlaubt, ben Vermieter su fchüpen ge=
eignet fein mürbe. Ülbet bie Berorbnung mill eben an ©teile ber
Rechtslage bas billige (Ermeffen fepen; bon jener ift baper absufehen.
yille anberen (Ermägungeu fpredien aber für bie BerechnungSaü 3 U
2 b. 2>er (in ber Regel moblhabenbe) SentralpeiäungSmieter h fl t
feinen Vlnfprud) barauf, bafe er allein bon ber ^Teuerung ber $eis=
materialien nichts merft. dagegen bat ber .(pausmirt, ber fomiefo
fd>ou buich bie Berteucrung ber ^bpothefensinfeii, burd) IHufmenbun*
gen für bao ©iel)enbleiben ber ©ppothefen unb burd) bie (Erhöhung ber
Reparaturfofteu gefebäbigt ift, einen billigen ^Infprud) barauf, bah man
ihn niefjt auch nod> ben ©djaben ber Brennmaterialberteuerung tragen
läpt. Bon Befouberbeiteu bes (EiuselfalleS abgefehen, mirb man alfo
regelmäpig einen Slbsug für Biiubermert ber 52ohnung (alfo an
bem für biefe fpesiell feftgefepten ober su erreepnenben ietl bes
BfietsinfeS) nicht bemiHigen; eine foldje bielmepr nur an bem auf bie
Weisung entfallenben 3:eil unö nur infomcit bornehmen, bap nicht
eine Bereiherung be§ ^auSmirts entftept.
Rach § 2 * ?fbf. 2 ber Berorbnung •fönnen bie barin borgefepenen
Beftimmungen burep aHgemeiuc ?lnorbnung ober auf 2lnrUf beS Ber=
mieterS ober RtieterS im einseinen Sülle getroffen merben. &a als
©cpiebsftelle neben einem (EinigungSamt auep bie amtliche ©teile bor=
gefepeu ift, ber bie Unterberteilung für bie ^ausbranbfoljle obliegt,
mirb es fiep,, mic'eS bereits in bielen Crtcn gefepepen ift, empfehlen,
bie allgemeinen Rnorbnungcn tedjnifdjer Ratur ber SfohlenfteUe su
übertragen, bie Sntfdpeibung beS (EiuselfalleS bem (EinigungSamt.
Sasmifcpeu bleibt nod) bie Riöglid)feit allgemeiner Rnorbuungen uidpt
ted)nifd)er, fonbern ber Rrt, mie mir fie im borftepenben befpiocpen
paben. Bei gröperen RJietSämtern, bie alfo in berfepiebenen Slb^
teilungen tätig merben, fann in ?yrage fommen, aud) folcp« Rnorb»
nungen mit Borbepalten für abmeiepenbe Regelung im (Eins^lfaH su
erlaffen, fomeit eS niept gelingen fottte, burh botperige RuSfpradpe
unter ben Borfipcnben bie ©cmäpr einer gleicpmäpigen ^aubpabung
SU ersielen. _
JlUgfnmni
bes BcrtroucnS ttnb aSapIrcform in ^reuften.
£reupifd)€ RbgeorbnetenpauS hat bic erfte Sefung bet*
brei SBapluechtSborlagcn am 5. ^esember begonnen nnb am
11 . 3>e^ember beenbigt. Xie RuSfpracbe fdjlop mit berdtbet-
meifung fämtlidier ©efepentmürfe (Reform beS Slbgcorbneten-
paufeS, Reform beS ^crrenpaufeS, ©tatreept) an einen RuSfd)ufe.
& ift niept unfere Rufgabe, in biefen Blättern einen, wenn
auep nod) fo Fursen Rbrip ber Reben für unb tuiber baS neue
Bßaplrecpt su geben, gefepmeige benn unS mit ber ©teHung
ber Parteien su befepöftigen: bie „©osiale Btasi^" pält fid)
grunbfäplicp bon ber BarteibolitiF fern. Söopi aber paben mir
immer miejber auf baS ftarFe f 0 s i a 1 b 0 l i t i f d) e SRoment
pingemtefen, meil pier für bte ©osialreform im neuen
^eutfcplanb bie breiteftc unb ftärffte ©runblage gefepaffen
mirb. 2 ^nn bic Rettorbnung beS bteupifepen B}apIred)tS unb
bamit ber BolfSbertretung im gröpten beutfepen BunbeSftaat,
ber bie &üprung im Retd) pat, ift auf baS B e r t r a it en ber
v 0 n e s u nt B 0 l F e begrünbet, unb in btefet BolitiF be§
BertranenS, bie alle BoIFSgenoffen sur SRitarbeit im
©taate aufruft, liegt sugleid) bie fefte (#cmäpr einer unt»
faffenben unb griittbltcpen f 0 s t a l e n Reform im 3 ^cP^u
ber @ e r e dp t i g F e i t für alle Staatsbürger. Su ben
einfüprenben Reben ber Bertretcr ber Regierung, beS SRinifter*
bräfibenten ©rafen Bertling, beS Bisebräfibenten. beS Staats*
minifteriumS Dr. gdebberg unb beS SRinifterS beS Sunern
Dr. Xrems, Fant übereinftimmenb snm RuSbntcf, bafe bie 5lTone
felbft aus tieffter Überzeugung, freiem SBillen unb feftem (Ent-
feplufe baS aßgemetne, gleid)e, gepeime unb bireFte Söaplre^t
beut BoIFc gebe, mctl biefeS in Rot unb £ob getreue BolF un-
eingefcpränfteS Bcrtrauen berbient. Ramentlid) pat Rdniftet*
Dr. irems in feiner Rebe, bie oom ©eifte freubigen 2RutS
unb tiefer fittlid)er .Vtraft getragen mar, bte BolitiF ber @ered)-
tigFeit tmb bcS BertrauenS als ^eitmotin betont. 2öir Fönnen
pier nur einige ber bebcutfamften ©teilen btefer Rebe, bte ber
rtationalliberale Siiprer Dr. Öopmann „Flaffifd) fepön, maprpaft
erpebenb" nannte, anfiiprcn (Der 3Rinifter fagte u. a.:
Das ßemaltigfte, bas riefenpaftefte (Eclebuis, baS einem Bolfc bc*
fepieben fein tonnte, ift unferem Bolfe befepieben. Das ßrope gc=
)oaltiße SKeltcingen, baS ein (Enbe nod) nidjt ßefunbett pat, pat äße
©(piepten in feinen $öpcit unb liefen ergriffen, pat auep baS 9Öapl=
reept mieber in fylu^ gebrad)t unb verlangt gebieterifcp feine Söfung.
Rlle SBäpler unfercs BolfcS fäinpfen ben gleichen ^ampf, fic finb
ben gleichen ©efapren auSgcfcpt unb gepen mit gleichem £>elbenmut
in ben Dob. Hub ebenfo fämpfeit auep in ber Heimat unfere ©öpne
unter (Einfcpränfungen für fiep unb ihre Familien beu gleichen Äampf
um Sebeu unb (E^ifteus. Die gleiche Pflichterfüllung aßer
preufeifepen Rfännec bem Baterlanbe gegenüber in Rot unb Dob führt
oasu, bafe bie Söfung ber 2öaplred>tSfrage nur baburep gefunben mer=
ben fann, bafe jeber Bteufte bei ber inneren ©eftaltung beS ©taatS=
mefenS grunbfäplicp baSfelbe gleiche Reept pat. . . .
B reufeen ntufe auf ©crecptigfeit unb auf bem
R e cp t c f u fe c n; loenn and) foldje fv ra Ö en meniger mit bem fersen
als mit bem Stopfe gelöft su merben pflegen, fo miiffen boep bie grofeen
1111 b lepteit 8^le gerate ber inneren politif uuep auf etpifdpem Bobeit
tüitrseln. ©oß liiebe, (yrcube unb Begeiftcrung im fersen ber Be=
UÖlferung sunt ©taate beftepen, bann fann es nur bann gefepepen,
luenit im Bolfe bie (Empfinbnng perrfd)t, bafe im ©taatsmefen ber
etpifepe ©ebanfe bermirflicpt ift. Die riefige ungeheure
Bflicptercfüllnng j e b e S einzelnen im B 0 1 f e i it
tiefer Seit b e b i n gt a u cp für j e b e n b a S g l e i dp e
©oktale Vragig.unb ArdEjib für VoIfSWohlfahrt — 1917 — XXVII. Ar. 11.
150
s 3te # *• . .*.. $# habe bie fefte Suberfi#t, bafe in ber neuen Seit, bie
Vüt unfer Vaterlanb nach 5lbf#Iufe beS Krieges anbri#t, au# bie-
\enigcu: VoIlSlreife, bie bisher abfeits ftanben, fidfj bemühen merben,
in pofitiber Mitarbeit mitzuf#affen, mitzuhelfen an beut
Weiteren Ausbau unb ©ebeihen unfereS inneren preufeif#en ©taatö-
lebend. Sie munberbarc Vegeifterung bom 4. 5luguft 1914, bon ber
no# fpäte ©ef#le#tcr fagen werben, fann unb Wirb nid)t ohne SBir-
luitg bleiben, ©emife werben bie MeinungSberf#iebenheiten über
baS, Was hier zmecfmäfeig ift, befielen bleiben, au# in Sutunft auf-
einanberplahen, aber bleiben !ann, bleiben Wirb unb bleiben ntufe
als bauernbe Aadjwirfung jener großen Seit bie Überzeugung, bafe
alle VoIlSlreife, alle Parteien bazu berufen finb, M i t -
arbeiter an bem V a u, b e 8 gemcinfamcn Vaterlau*
b e $ zu fein; feiner Partei barf grunbfäpli# bie Möglichfeit berwehrt
Serben, fi# an ber genteinfamen Arbeit zu beteiligen, babur# wirb
bag Verantmortli#leitSgefühI gehoben unb bie Arbeit felbft in bie
re#ten Bahnen gelenft. . . . ©onft bleibt bag alte Mifettaucn, bie
alte Verbitterung, ber alte £afe weiter beftdjen, bie an unferer VolfS-
traft fo lange gezehrt hoben; alfo mufe man fi# entf#loffcn auf ben
Voben beg glei#en ©ahlredjts ftellen. SaS hot bie Acgierurtg mit
ihrer Vorlage getan, unb fie mufe unb Wirb fi# barum au# mit allcu
ihr berfaffungSmäfeig zu ©ebote ftehenben Mitteln bafiir einfepen,-
bafe bag gleiche 29ahlre#t au# ©efep wirb.
Ser Miniftcrpräfibent hatte feine einleitenbe 9tebe müder
fepr ernften Mahnung gcf#ioffen: „stimmen 0ie biefen Vor¬
lagen zu im Sntercffe ber geöeihlt#cn ©nttaicflung beg 0taateg,
mögli#crtoetfe fogar ber V e r h ü t u n g f rf> tu c r er ©r-
f#ütterungen!" Ser Vizepräfiöent be£ 0taatgminifte-
riutng erflärte: „©£ ift tatfä#li# ber SBiüe ber $rone. Ser
Auftrag, ben bie Minifter bon ber ftrone ha&en, geht bahin,
bei ber Volfgöertretung barauf hinzunnrfen, bafe bie Vorlage
unter allen Umftänbcn bur#gefept toirb, nrimn au# mit Ver-
Önberungen im Vafjmen ber Vorlage/' Unb beg Minifterg beg
Önnern lebtet SBort mar, „bafe V r cu &eng Üronc bem
P r e u fe i f # e n Volf bag h ö # ft e M a fe bon Ver-
trauenfdhenf t". _
fflrforge für ^riegskf friyäMgte mtd Ijchnheljrftt&f Itricger.
Ste Vctoiütgtntg bebingter Stenten für &ricgdbcf#äbtgte
foll na# einem ©rlafe beg preufe.^rtcggmimfteriumg (Str. 675/8.
17. C. 2. R.) au# bann erfolgen, menn ber Mann nur furze
3eit bei ber Truppe mar; bie „bringenbe Vebiirftigfeit" im
0inne beg § 25 MV©. foH .au# bann anerfannt merben
fönnen, menn bie ©rtuerbgunfähigfeit 30 b. &. unb meniger
beträgt.
Sie erftmalige VemiHigung einer bebingten Stetite ift ni#t
abhängig bon ber Art beg 5tranfl)eitgzuftanbeg. Sie VetuiEi*
gungen finb im angemeinen fo augzufpre#en, bafe bie Stente
bom Monat ber Vemilligungöberfügung ab ein Poüeg be¬
zogen mirb. Sta# erneuter Prüfung ber Vebürftigfeit fann bie
VemiHigung auf ein mcitcreS unb ebenfo auf ein britteS ^ahv
unb fo fort berlängert merben, fofern bitr# bie meitere Ve-
miUigung ber bom ©fefchgeber gemoHte 3ü?edf no# errei#-
bar ift.
^lu&erbem foHen au# benjenigen ehemaligen ©eerc§angehö-
rigen, bie nur eine bebingte Stente beziehen, bei bringenber Ve¬
bürftigfeit befonbere Itnterftiihungen au^ 5taJp. 74,8 gemährt
merben fönnen. 3«fohi*enten au§ fiat?. 84 a fommen für biefen
Verfonenfreig ni#t in 33^i all biefen Unterftiihungen
foüen jbefonber^ bie höu^li#en Verhältniffe beg Vtanneg in
mohlmoHenber SBeife bcriicffi#tigt merben.
2)ie Verftümmelunggziiloge bei @ e i ft e £ •
franfheiten, bie na# bem ©rlafe bom 5. 3. ■ 1908 zur
£>ecfung ber Slnftaltgfoftcn ohne 9Inre#nung ber Stente big zinit
Vetrage bon 54 Ji monatli# erhöht merben fann, menn ber S«*
balibe bzn>. Stentenempfänger berheiratet ober einziger ©r-
nährer bon Angehörigen ift, fann na# einem ©rla& bom 4. 10.
1917 au# f#on bann in erhöhter gorm zimrfannt merben,
menn ber Vetreffenbe Angehörige hot, zu beren Öebengunterhalt
er mefentli# beigetragen hatte.
2)ie Verforgungggebiihrniffe, fomeit fie ni#t etma zur
Ü)edung ber Anftaltgfoften mit herangezogen merben muffen,
ftehen bem Vfleget zur anbermeiten Vermenbnng (Unterhalt
ber Angehörigen) zwi’ Verfügung. (Geraten bie Angehörigen
in eine bebrängte Sage, fo ift aujserbem bie ©emährung bon
Unte'rftühungen aug 5tap. 74, 8 angezeigt.
. über ben gortfoll be£ Stuhcng ber VtiUtärrenten ber im
Sibilbienft im 0inne beg § 36 Abf. 2 beg aitannf#aft£ber*
forgungggefeheg bom 31. 5. 1906 ungeteilten ober bef#äftigtcn
^ricggbefrf)äbigten bra#te ber Verbanb mirtf#aftli#er Ver¬
einigungen ^ricg§bef#äbigter (0# ©ffen) eine Mitteilung,
bie au# in bie 0oz. Vr. (XXVI, 0p. 970) übergegangen ift,
unb bie fi# auf eine angebli#c Verfügung beg ©errn 9tei#g-
fanzlerg ftiipt. ©ine folche Verfügung ift na# ben Mitteilungen
beg ^rieggminifteriumg ni#t ergangen. Anf#einenb hanbelt
eg fi# um eine unrichtige Au£legung beg ©rlaffeg, na# bem
ber Sohn ber in Vetriebcn beg Stetcbeg unb beg 0taateg be-
f#äftigten Militärrentenempfänger lebigli# na# ihrer Arbeitg-
leiftnng, ohne Verücffi#tigung beg SRentenbezugeg, zu be-
meffen ift. __
Pfdjtsfrttgen.
^tc Anmelbcpffl#tigfeit bon VetrieüSberfammlungen ift no#
ni#t zweifelsfrei geflärt. ^n ^öhftabt i. ©a. hat ber Viirgermeifter
bie ?lmtghauptmnnnf#aft Aunaberg zum Verbote ber Vcrfammlung
bon Arbeitern eines AüftungSbetriebeS beranlafet in ber fiohnforberun*
gen befpro#en Werben füllten, ©ine Vef#werbe gegen baS Verbot wieg,
bie .^rcighauptmannf#aft ©hemuife ab. S)äg Miitifterium beg Innern
hob biefc @ntf#eibung aber auf unb legte bie Vef#werbe bem ©tellb.
©.=.^. XIX. 51.*®. bor. ^itzwif#cn erhielt ber ©inberufer einen
©trafbefehl, ben bag ©d)öffengcri#t betätigte, ba „na# ^nhalt bec
^ageSorbnung Angelegenheiten fozialpolitif#er Aatur erörtert Wer¬
ben" foUten. Sag 2anbgeri#t gelangte aber zur §reifpte#ung:
VetricbSbcrfammlungen feien zwar ni#t allgemein ni#t melbe-
pfli#tig, fonbern müßten angemelbet werben, wenn im • tonfreten^
^alle bie ©rörterung fozial p o 1 i t i f # e r ©egenftänbe erfolgen
foüe; im botlicgeubcn ^aUc habe eg fi# aber nur um bie „©rörte¬
rung rein Wirtf#aftli#er fragen" gehanbelt; bie Verfammlung wäre
po!itif#en ©haratterg gewefen, wenn erörtert unb bef#loffen werben
füllte, „wie bie tforberungen ber 51rbeitci auf 2ohnerhöl>ungen unb
^Teuerungszulagen im ^alle ber 51blehnung feitens ber ^irma mittels
ber A?a#tmittel ber Crganifation bur#zufepen wären, ob bann etwa
Zu ihrer ©rzWingung eine allgemeine 5lrbeitSnieberlegung, ^emhal*
tung beS Suzuges anberer 51rbeiter unb bergl. erfolgen foEe." Siefcr
feinen Unterf#eibung zwif#en wirtf#aftli#-foziaIen unb fozialpoliti*
f#cn ©rörterungen hat fi# bas ©teflu. ©eueraltommanbo ange*
f#loffeu, bcmentfprc#enb ber* 83ef#Werbe beS ©inbcruferS ftatt*
gegeben, feinem Vcf#eibe jebo# auSbriüfli# hinzugefügt, „bafe bamit
bie Haltung beS ViirgermeifterS unb ber ihm übergeordneten Vcr-
WaltungSbehörbc ui#t als prinzipieU falf# bezei#net werben foE."
Senn berartige VctriebSberfammlungen feien nur bann ni#t an-
melbepfli#tig, wenn zweifelsfrei feftftehc, baf^ barin leine poIitif#cn.
©rörterungen, z- V. über zwaugöweife Sur#fepung bon fiohnforbe-
rungen ufw., gepflogen werben foEen. Safe baS in ber bon bem ge=
werff#aftli#en ©auleiter als einem in ^öhftabi öiS bafein Unbelann-
ten einbetufeneu Verfninmlung n i # t ber $aH fein Werbe, habe
feineSfaEs feftgeftanben. SeSfealb fei eS zuuä#ft ba§ Ae#t
unbbie Vf Ii#t bcs VürgermeifterS bzw. ber ihm iiberge-
orbneten VerwaltungSbehörbe gewefen, bie Verfammlung fo lange zu
berbieten, als et fi# ni#t boEe ©ewifeheit über ihren Smed berf#afft
hatte.
Sie Sulaffwng bon ©ewcrlf#ttftSbeamten als Vertretern oor bem
©ewerbegeri#t wirb auf ©runb beS ©.©.©. § 31 bom ©ewcrbegeri#t
Zu Söbeln i. ©a. für unzuläffig erllärt. Vegriinbet wirb bieS u. a.
bur# ben Hinweis, bafe bas 2öort „gcf#äftsmäfeig" einen weiteren
Vegriff als „gewerbSmäfeig" uinfaffc. fehlerer VluSbrudE bebeute,
bafe man eine fortbauernbe, auf © r w e r b gcri#tctc Sätigleit be¬
treibe, Wähtenb „gef#äftSmäfeig" au# f#on eine fortbauernbe Sätig-
feit ohne ©n igelt fein lönne. ^m fonfreten ^aEe fei aufeerbem
anzunchmen, bafe ber betr. ©eweTlf#aftSbeamte au# bur# feine aE=
gemeine Vefolbung für bic Sätiglcit als Vertreter bon Mitgliebern
bot ©eriefet mitentf#äbigt Werbe. SaS Sanbgericfet ^reiberg hat
eine 23ef#wcrbe gegen biefe ©ntf#eibung als unzuläffig berworfen.
©teEen fi# alle ©ewerbegcri#te auf ben Söbelner ©tanbpunlt, fo
haben ©ewerff#aftSbcamte, insbefoubere Arbeiterfefrctäre, überhaupt
leine Mögli#leit mehr, bie ihnen anbertrauten 51rbeiterintereffeu
bor ben ©ewerbegeri#ten wahrzunehmen.
®jtriftrfr£inbarungen llrbfitjfitfnt tmli
glrbföfnt.
Sarifoerlängerung im Vou- unb im ^olzgemerbe. SBie bereits
©p. 54 mitgcteilt, ift ber'"Sarifbertrag im VaugeWerbe na# Ver-
hanblungcn im 9tei#swirtfd}aftSamt (UnterftaatSfelretär Dr.
©afpat) bis 31. Mär^ 1919 unter ©rhöhung ber Teuerungszulagen
berlängert Worben. Sie beteiligten Verbände haben inawif#eu ber
Vereinbarung zugeftiinipt, borbchaltlid) ber Veftätigung auf bem Ver-
banbstage ber ^Bauarbeiter im nädiften März- Santit haben 5lrbcit-
geber- unb -nehmerberbänbe fid) berpflidjtet, Veftrebungeit auf ©r=
Ijöhung ober ^erabfepung ber neu bereinbarten Sulageit Weber auzu-
regen nod) zu unterftüpen, fonbern „ihnen als bertragsmibrig ent-
gegenzutreten". Ungefähr gleid)zeitig hat eine Tarifbcrlängerung im
(Q o I z gewerbe bis 15. Srhruar 1919 auf ähnli#er ©runblage ftait-
161
©oaiale Vrajig unb 2It<hiO füc Volfgmohlfahrt — 1917 — XXVII. 9?r. 11.
152
wefunben. Eg mirb eine neue Seuexunggaulage Oon 5 Vf. oom 1. ge*
oruax, bon meiteren 5 Vf- bom 1. 2lpril 1918 erb gemährt. Sie ttftin*
beftftunbenlöhtte fehmemfen für ermadüene SRänner in ben 6 Sarif*
Haffen amifd)en 80 Vf- unb 1,15 JC, für grauen atoüfdjen 45 unb 65 Vf-
löei ÜJfontagearbciten mit Übernachten merben 5,90 ji Entfdjäbigung
gemährt. Sie IHrbeitgaeit beträgt in ben 6 ßrtgflaffen 50 big
55 SSo<henftunben. Siefe Vereinbarung ift ohne $utun ^on unbeteilig*
ier ©eite guftanbe gefommen, nachbem ein ernfter Konflift aeitmege
unbermeiblich erfchieneu mar, beibc Seile aber, um ihn au bermeiben,
ben Künbigunggtermin beg Sarifoextragg bom 15. 9looember auf ben
15. Scacmber bertagt hatten. £tcr alfo half, nachbem in früheren
©tabien 9teidjgamt beg $rmetn unb Krieggamt bie Gegenfähe mäh*
renb beg Kriegeg unter ben Kontrahenten be» Satifg im ^olagetoerbe
gefchlidjtet hatten, angefidjtg ber Gefahr einer beiberfeitg unermünfeh*
ten tariflofen Beit, ber freie, berantmortunggbemufete SBitle fchlieftlid)
über alle ©chmierigFeiten hinmeg, mährenb bei ben Bauarbeitern bag
Oteidjgmirtfdjaftgamt in befter Sßeife biejeuigen gunttionen übernahm,
bie mir immer bei ber gorberung eineg 9t e i ch g e i n i g u n g 3 =
a m t § im 2luge gehabt haben.
Jlrittiter- unb Ifaternrljmerüfrtrctitngcn.
ImublungSfleljilfen unb 9tr&eitsfnmmcrn. 2 >er gciucrf-
fd)aftlid)e Gntmurf eineg 2lr&citgFomimergefeheg, beffen mefent«
lidjen Inhalt mir 138 miebergaben, ift bon ber 2frbeitg»
gemeinfehaft Kaufmänntfcber Verbänbe n i d) t mitunteraeichnet
toorben. Siefe forbert bielmehr böEig felbftänbige Kauf-
m a n n g f a tu m e r n. Sie Grunbauffaffung beg 2lrbeitgber»
hältniffeg, aug ber heraug biefe gorberung erhoben mirb, finbet
prägnante BHebergabe in einem 5(uffab beg giihrerg beg Vcr»
banbeg Seutfcher $anblungggehtlfen, S* V e i f, ber in ben
„Verbanb§blätiern" feiner Organifation u.a. fchreibt:
„Sic grofee 2ftajfe ber Arbeiter mitt ung alg 2lngefteHtenfd)id)t
mit befonberen Verljöltniffert nicht anerfennen, mirfotlcn aufgehen in
ihr augunften einer Vcrftärfung ihrer ttftacht, im günftigften gatte
biirfen mir ein 2lnbängfel ber allgemeinen Sohnempfängermaffe fein.
2Bir finben hier lein Verftänbnig, moljl aber Gegnerfdjaft in allem,
mag ung mertooll ift: bie Kaufmamiägeridjte finb ein Übel, bag fdjcel
angefehen mixb, bie befonbere 2lngeftetttenocrfid)crung foll aufge*
hoben merben, unfere Erfahfaffen in bet Kranfeuoerfidm-rung, unfere
mertOotte, mit Siebe auggebaute ©tetteuoermittlung, alleg mirb Don
ben 2frbeitern befämbft alg nicht berechtigt, alg hätte e§ ber Sünfel
gefchaffen unb märe nicht ber 2lugbrucf unfereg eigenen fterrfen
Sebeng. . . .
„3Bir finb nicht ttftaffe unb !önncn nicht alg 3Waffe mirfen, mie bie
Arbeiter. Unfcr 2lrbeitgoertrag ift mie unfere Arbeit inbioibuell,
Sftaffenbetträge mie ViaffcnanfteÜungen unb •bementfprechenbe fioljn*
bemeffung finb unbenfbar in unferem Berufe. SKit ftehen aum lln*
ternehmer anberg, meil mir auf aßen 2Wittelftufen, ähnlich mie bie
SBerfmeifter, an ber Vermaltung ber Betriebe teilnefjinen unb auf
ben oberen ©tufen fogar bie Betriebe leiten. SBir merben beaahlt
nach gähigteiten, ©tfahtungen, Vertrauen, nach.rein perfönlidh be*
ftimmbaren ©igenfehaften. 2öir legen feinen SBert auf bie fonft nod)
in Betracht fommenben ünterfchiebe ber Bilbung unb ber ©efctl*
fchaftgftufe, beun bie anberen ©riinbe finb bon augfdjlaggebeuber
Bebeutung. SBohl miffen mir, bafj eg in unferen unteren ©d)id)tcn
Verhältniffe unb ©timmungen gibt, bie ben 2lrbeiiern auneigen, aber
maftgebenb für 3Ki<ttel unb SBege ber foaialpolitifdjen Vkbeit formen
nicht biefe Verhältniffe allein fein, fonbern bie beg Surd)fd)nitteg,
bie ber Sftitte, in bie unb bon ber meiter aufmärtg ein 2luffteigen
fortmährenb ftattfinbet unb möglich bleibt für alle, bie eg ernftlid)
mollen unb banach hanbeln. SBir halten ung an bie Eigenart unfeter
Verhältniffe uttb berlangen freie Bahn für eine reine „2lngefteUten"=
^olitif.
„Von biefer grunbfählichen Sluffaffung aug müffen mir urteilen,
mo immer in unferem Berufgleben @maelf ragen auf tauchen, ©o ift
cg je^t mit ber grage ber ©tanbegbertretung, bie ft<h ald „21 r =
beitgfammer" ung nähert. SBir motten nidjtg meiter, alg auf
bem alten, bemährten 2Bege bleiben, ber mit ber 9tegelung unfereg
beruflichen 9techteg im ^)anbclggefehbud)e begann, ber fid) fortfebte
m ber @rrid)tung ber Kaufmannggerichtc, neben ben @emcrbegerid}=
ten unb in ber Schaffung ber beffeten unb mirffameren 2lugcfteüten=
berficherung; in biefe 9teihe gehören bie befonberen Berufefranfen*
faffen ber 2lngefteßten unb bie berufliche ©tellenbermittlung ihrer
Verbänbe. ©o münfehen mir jefct unfere eigene Kaufmanns*
f a nt m e r ober 9lngeftetttenfammcr unb moßen nicht alg eine be*
fd)eibene, auf Sulbung unb 9tiirffid)t angemiefene ättietgpaitei 2Boh=
nung^ itebmen int ftolaen ©ebäubc ber Vlrbeitefammer; auf jeben
galt forbern mir für ung biefe ISinrichtung in einer gornt, bie ung
eine böttig felbftänbige Vertretung nuferer beruflichen 2lngclcgen=
heiten gcmährleiftet. SBir fönnen aufammengehen mit ben 2trbeiteru
bei allen baau geeigneten Gelegenheiten, befonbcig auf Gebieten, mo
VlngefteHtc unb Vlrbeitcr Grunbfäblid>cg gemeiufam haben, fo in mixt*
fchaftgpolitifchcn unb namentlid) ftaatgbürgcrlichen Singen, aber ge =
m c i n f a m e f o a i a l p o l i t i f d) e CS i n r i d) t u n g e n lehnen
mir ab; fie mären ein 2lbmeichcn oott bem bisher pfanmäfeig ber*
folgten SSege, unb eg marncu uitg alle Erfahrungen, autelt unb nicht
am menigften bie beim i l f g b i e n ft g e f e h- Su foaialpolitifchen
Singen berlangen mir, bafc bie Arbeiter unfere 2luffaffung unb unfcr
9techt nicht mehr antaften, fonbern anerfennen unb achten, unb bafe
fie bor allen Singen aufhören, bon ung Gefolgfdjaft au berlangen.
Sann merben mir fie um fo leichter unterftühen fönnen in bem, mag
fie felbft für fidb erftreben uttb gegen bag mir nientalg Einfpruch et*
hoben haben. Sßir mollen ung gern bertragen unb bag mirflich Ge*
meinfame auch gemeiufam augfprechen, aber mir motten in Singen,
bie mir anberg feheu, unfere eigenen SBege gehen."
Stefer Gcbanfcngang toirb biefleicht nicht in üollcnt Um¬
fange bon allen Verbcinbeit bei* 91. K. V. geteilt, ba beren einige
fid) ja auch ini Nahmen beg C£hriftlid}^ationalen 91rbeiter-
Fongreffeg genteinfam mit ben Slrbeitern über foaialbolitifche
Singe berftänbigen; er ift aber bon großer Bßidjtigfeit angefichtg
beg geblauten 9lrbcitgfamtnergcfebeg, an bag fomit bie beutfcfyen
Slrbeitnehmer Feinegmegg, loie eg nach anfänglichen 9Hid)ridhten
fchien, folibarifd) herantreten. Ser entgegen gefegte ©tanbbunft,
ben bie anberen beiben 9lrbeitggcmeinfd>aften (tecf>n. 2lttge-
ftellte) in Übereinftimmung mit ben ^Irbcitergetocrffchaften
einnehmen, geht babon aug, bafe Arbeiter unb Sfngeftettte mcit-
gehenbe gemeinfan\c S-ntcreffen hoben unb bafj bet bem geloerf-
fdeutlichen Entmurf alle beredhtigten ©onberintereffen ber 9ltt-
geftcHtc.ii babitrch beriicffichtigt feten, bafe ftatt ber fadhlibhen
bie territoriale Grunblage borgetragen mirb, auf ber in ben
9lngeftelltenabteilungcn and) bie Sonblungggchilfen ihre ^nter-
effenbertretung fänben; bie Slugeinanbcrreifeung ber technifchen
unb ber faufntännifd>en 9lngeftellten fei miberfinnig.
9lrbeitnehmerüertreter im preu^tfehen . Sie
„Köln. 3tg." fpridht fid) fehr fd)arf gegen bag gehlen bon
Slrbeiterbertretem im neuen ®crrcnl)ougentftmrf aug.
bem fie bou ber gorberung auggeht, bafe bie Vertretung ber
uidjtagrarifchen Kreife, bou ^nbuftrie unb $anbel,. berftärFt
mirb, fchreibt fie meiter:
„Safe bag nicht nur miinfehengmert, fonbern gerabeau uotmettbig
ift, hohen mir fd>on baraug gefehen, bafe bie 2frbeiterf<haft nach bem
Gntmurf feinen 2lnfprud) auf Vertretung im iperrenhaufe hat. 2Bie
ift biefe Vlufnahmehehanblung au erflären? Ser Grutibfah/ bafe im
Öaufe ber Herren für Sfrbeitecbcrtreter fein 9laum fei, ift — gang
ahgefehen Don feiner a u f r c i a c n b e n S e n b e n a — fdmn baburch
hinfällig gemouben, bah bed) aud> bie ^panbmerfer ein Vorftettunggrecht
hefommcu haben, unb öafj erft füralid) ein chriftlidjcr 2lrbeiterfüljter
itig .Ocrreiihaug berufen morben ift. Ser Ginmanb aber, bafe bie
Arbeiter über* feine gefeplichen Vräfentationgförper Oer fügen, miber*
legt fid) baburd), bafe mir ja mit ber Errichtung Oon 2lrbeitgfammern
rechnen fönnen unb baft man fich unterbeffen mit ben Verfidjerungg*
förpern behelfen fann. lUrbeiter* unb ebenfo 2lngeftctttenbertreter
müffen im neuen preufeifdmn iperreuhaug fi^en, menn eg tatfächlich
ben Gharaftet einer mobernen ©tänbefammer tragen unb bag Vet*
trauen beg merftätigen Volfeg ermerben fott."
Sag „Korrefpoubenahlatt ber Geueralfommtffiou ber
GemerFfchaften Seutfd^aubg" bemerFt: „Sie Slrbeiterfchaft ift
Oon ber Vertretung burdj Vräfcntation auggefd)loffeu. 0ie mirb
amar fiefjerlid) bie Vefeitrgung beg ^erreuhoufeg boraiehen, aber
menn eg fdjon beftehen bleibt, bann mürbe eg nur einer gorbe»
ntug ber Gleichberechtigung entfpmben, baft auch bie Slrbeiter
unb 9Tngeftellteu eine ihrer 3ahl unb Vebeutung tm 0taatg»
mefen entfbrcchenbe Vertretung bartn erhalten. Sanad) bürften
Grofegrunbbcfih unb ßaubmirtfehaft bon ihren 72 (©i^en ruhig
36 an bie Ianbmirtfd)aftlid)en Arbeiter unb Slngeftellten abgeben,
unb für bie 84 Grofjtnbuftriellen, ^nbuftrie-, $anbelg- unb
,$anbmerFgbertreter märe ein Gegengemidht bon 84 Vertretern
ber gcmerbltchen Arbeiter unb 2lngefteHten au fehaffen. Sag
Vräfentationgred)t Fönnte, folange eg an gefehlidhen Slrbeiter-
bertretungen fehlt, ben Arbeiter- unb 2lngeftelltenberbänben
iiberlaffen merben." 21ud) bie 9lrbeitnehmerbeifiher bei ben
Gemerbc- unb Kaufmannggcridhten Fönnten einftmeilen alg
VräfcntationgFörperfdiaft in Vetrad)t Fommen.
Jlrbritenierridjerung. ^parhaflTen.
Kraufeuberficherung unb Söodjenhilfe mährrnb beg
Kriegeg hot ber Vunbegrot bom 22. s Jlobcmber 1917 eine Ver-
orbitung erlaffen, bie namentlid) einen Sluggleid) für bag
Sinfen beg Gclbmerteg fdwffen foll.
Ser „9ieid)ganaciger" ocröffentlicht eine neue Bunbegratgocrorb*
mntg über Kraiifeuoerfiriicruug unb SBochcnhÜfe mährenb beg Kricgcg.
§ 1 Set Vcrorbnung fc(jt bie obere Grenac beg burd)fd)nittlid>en Sage*
lohng gemäfe § 180 2lbf. 1 ber tttcicfigocrfidjmmggorbming oon fünf
(Soziale ©rajis uub Wcd^ib für ©olfgtt>oI)lfaT)rt — 1917 — XXVII. Sir. 11.
154
2&arF herauf, bie in $lbf. 2 unb 4 bafelbft beftimmte obere
%xcnä e beS burd^fc^nittlic^en StageSenlgeltS unb beä totrFlicben ?lr=
Yxüt^^bicnfteS Oon fecf)ß auf gehn 3Warf. — § 2 geftgttet aur Dednttg
^on S0M}tleiftungen bie Erhöhung her Beiträge bon 4 *A bis auf 6 b. $.
bei ©tunblobnä. gerne r fcmn bic Sapung bis au bet ^ödtftgrenae
bou btei Vierteln beS ©runblofytS baS $ranfengelb'für ©erheiratete
unb Sebtge forme nad) ber 8 al)l ber Kinbet unb fonftigeii Angehö¬
rigen abjtufen, bie ber ©erfidjcrie bisher bon feinem SIrbeitSberbienfte
gana ober übertmegenb unterhalten h<*t, für alle ober nur für bie
niebrißen AiitglieberFlaffen ober Soljnftufen 8 ufcbläge 311 m Uranien*
gelb in einem für alle ßleicjj hohen ober für bie nichtigeren bon
ihnen erhöhten ©ettage betpiHigen, baS SBocfyengelb höher als baS
Kranfengelb bemejfen.
gür uneheliche Kinber ift ber Anfpruch auf 9Bod>en-
bilfe nach § 3 ber 99eFanntmacbttng Pom 23. April 1915 and)
bann gegeben, menn amar Unterfiiipung auf ©runb beS § 2
Abf. lc beS ©cpepeS Pom 4. Auguft 1914 nid)t gemährt mirb,
aber bie Verpflichtung eines Kriegsteilnehmers aur ©emährttUg
bcS Unterhalts fiir baS Kinb feftgeftellt unb bie SRuttcr ntinber-
bemittelt ift.
Die Verübte ber Allgemeinen OrtSfranfenfnffe ber Stabt
Verlitt für 1915 unb 1916 finb befonberS beachtenSmert. Sie
geben Einblitf in bert beförtberS fchünerigen unb umfangreichen
Setrieb einer großen £)rtSFranFenFaffe, bie fich auS ber 3»*
fantmönlegung beS Porpet fehr aerfplitterten KaffenmetfenS auf
©runb ber $930. gebilbet heit; fie geigen ferner bie 9ßir-
Fungen ameier PoHeri KriegSjahre auf ben ©efnnbheitSauftanb
ber breiten Waffen, bie ber KranFenPerfidjerung unterfteÖt finb.
Die gelblichen ©ed)ältniffe ber föajfe hielten fich in ben Kriegs-
iahten günftißet, als 3u ertoattert ftemb. Der ArbeitSmarFt aeigte
eine rafdje, toenn auch mit jtarfen ©erfefriebungen betbunbene ©e*
lebung. Die 8 uhl ber ErFrartFungeii unb aud> bie burdjfdjmttlidje
Dauer ber ErtuerbSunfäfjigFeit bei ben einzelnen KranffjeitSfäHelt
ginß äurürf. Das ift jebocfj nicht auf Hebung beS ©efunbheitsauftanbeS
an fidr aurücfauführen, fonbern nur barauf, baß bei ber fcharfen 9ln=
fpannung aller Kräfte unb bei bem 8 n>cmg, ber Neuerung eutfpredjenb
©elb au berbienen, Fleinere ErFrattFuugen nicht beachtet merben.
Ebenfo berringerten fiel) bie Aufmenbungen für KranfenhaltSbehanb-
Iung toegeu beS ©ettenmangels in ben Kranfenhäufern unb bie
Aufmeitbungctt für Aranei, n>cil mand)C teure uub auSlänbifdje 9lra=
neien nicht mehr au erhalten finb. %n ben borliegenben Berichten
mirb barauf hingemiefen, baß biefe unermartet günftige gelbliche Sage
es ber Kaffe crlcidhtcrn mirb, ben an fie hcrantretenben Auf-
gaben nadj griebeuSfcpfuß gerecht au merben, benn biele fdjlimme
folgen beS Krieges, 3 . S. chronifcge (5r!rauFungeu ber StriegSteiU
nehnier, geigen ber Überarbeitung ber grauen unb gugenbltdien
u. ähnl. merben immer ftäriet h^börtreten, ie länger ber ®rieg
bauert unb je mehr uüebet normale ©erhältniffe auf bem 9lrbeitS=
marFt eintreten.
$lus ben 3Kitteitungen über ©inaclfragen üerbient folgenbes hct s
borgehaben au U)erben: 9lnt 1. gebruar 1915 ift bie Sa^ung für bie
^tanFenberficherung ber ^»auSgeto erbetreibe üben
in Straft getreten unb hat fich üu allgemeinen ohne ©djtt>ierigFeitcn
eingebürgert. — 3>er ©efudj ber SB a I b e r h o l u n g S ft ä 11 e n hat
in oen Kriegsjatjrcn fehr ua<hgelaffen, meil fich bie Grfranften nid)t
bie 3ftufee au längeren, biel 8 «it erforbetnben $uren unb aum (5r*
hölungSaufenthalt gönnen Fönnen. — (künftige (Srfolge finb burch bie
ÄtiegS = 9Bochenhilfe erhielt morben; bie SterblichFe.it ber
Säuglinge in ©erlin, bie 1914 15,61 u. $. betrug, ift 1915 auf 14,15
u. unb 1916 auf 12,85 b. auriicFgegangen. — ^)ie - 8 ai)l bet
Sterbefälle int allgemeinen hat bagegen unter ben ©erfichertcn
fehr augenommen. Stuf 100 Staffemnitglieber Famen 1916 1,63 iobcSs
fätte bei Scannern unb 0,ss bei grauen, ^ic entfbrechenben 8 «hlcn
für 1915 finb 1/32 baio. 0^5; für 1914 1,or bato. 0,59. ©cfonberS
häufig finb bei männlichen uub leiblichen ^ugenblidjen bie 2 ^obeS=
fälle an (SrFraitfungcn ber SltmungSorgane, toährenb man namentlich
bei -ben älteren ^ er fönen eine ©ermehruijg ber XobeSfälle burch; (Sr=
FranFungen ber ©erbauungoorgane fefifteUeu Fonntc.
2)qS Verhältnis ber 91 rate aur KranfenFaffe ift in
Verlin felbft ohne Störung geblieben, boch ift baS 93erhaltniS
ber KronfenFaffen tm allgemeinen au ber mirtfdjaftlichen Kamhf*
organifation ber s #rate, bem fog. „Ceipaigcr Serhanbe", burd)
eine S^eihe unliebfanter Vorgänge mieber red)t gefpannt ge-
morben. 3)te StranfenFaffcn machen ben mirtfchaftlichen
Kampforganifationcn ber 9trate 311111 Vormurf, baß fie lieh
michtigen foaialhpgienifchen ©Maßnahmen ( 5 . V. ber @rrid)tung
non VcratnngSftellen für @efd)lcd)tSfranFe, ber Einführung
ber Samtlicnhiife burd) bie KranFenFaffcrt nfm.) entgegen*
ftemwwi, lebiglid) meil fie baburd) eine Beeinträchtigung ihrer
VriPatprai'iS fürchten. — ES märe atferbingS traurig, menn bei
ben traten, beren 93crtif es bod) fein follte, ber VoIFSgefunbhcit
au bienen, biefer nadte Sntercffcnftanbpunft, ber bie Sörbc-
rung foaiaIhpgienifd)er Maßnahmen au hiubern fu^t, nor*
herrfdjenb merben follte. — ®ie berliner OrtSFranfenFaffe l)at
auch miebentrn einen 93erid>t über ihre SBohunngSunter-
fuchuugen in ben Rohren 1915 unb 1916 herausgegeben,
ben mir gefonbert an anberer Stelle behanbeln merben.
Jlrtettentarlti mb &xMte\mtymxz.
25 3ahre öffentlicher SlrbeitSnachtoeiS n. SlrbettSlofenfuTforge
^ in greibitrg i. Vr.
Sunt 25 jährigen 93cftehen bcS ftäbtifdhen Arbeitsamts
bringt beffen Vorftamb, g. ßauer, in einer lehrreidhen £)rucf'
fchrift (Verlag beS „gretburger StogblattS" 1917, 48 Seiten)
bie Entftebung unb Entmicflung biefer* gemeinnithigen Ein¬
richtung non 1892 bis 1917 aur 2>arfteHung, bie megen ihres
muftergiiltigen AttSbauS unb VetriebS bie AufmcrFfamfeit
meiterer foaial- unb Fommunalpolitifcher Kreife auf ftd) ge-
IcnFt unb in biefer langen 9teibc Pon fahren eine aufeer-
orbentlid) fegenSreidje $tätigFcit entfaltet hot.
greiburg mar feineraeit eine ber erften Stabte 2>eutfcb-
lanbS, in meldjen ein öffentlicfjer ArbeitSnadpoeiS errietet unb
fpäter eine gemeinbliche ArbeitSlofenPerficherung eingeführt
mürbe, 5m Üftat 1892 fdjloffen fich 15 Korporationen unb
Vereine 511 einem Verbanbc anfammen, ber fich aur Aufaahe
[teilte, nid)t nur ben ArbeitSmarFtberFehr burdh einhcitüd>eS,
planmäßiges Sufamrnenarbeiten au erleichtern, fonbern and)
bie fcfjltmmen golgen beS ArbeitSmangelS au beFämPfen unb
namentlid) bem ungeregelten Arbcttfudjen im .Utnheraiehen ent-
gegenautreten. giir bie Vennpung ber Anftalt murbeti ur-
fpriinglid) Gebühren erhoben, bie fid) ßmifdjen 20 Vf* unb 1,20 M
bemegten, um ihr eine ficherc ftnanaicöe EJrnnblage unb bamit
bie ©ernähr für eine gebeihtiche Vk'iterentmicflung 31 t fchaffen.
5m 5uhi*^ 1697 mürbe baS Unternehmen in ftäbtifdjc 93er-
maltung übernommen. 2 )a bie ©rofeheraogliche Regierung einen
jährlichen 3ufchnfe Pon 1500 dl leiftete unb ber Kreis greiburg,
bie ®anbclsFammer, ber ©emerbcperein unb ber Verein gegen
vauS- unb Strapenbcttel auch meiterhin namhafte ^Beiträge ge¬
mährten, gelangte bie’ ©ebiihrenfreiheit fiir bie gefamte ArbeitS-
Permittlung am 1. April 1900 aur'Durchführung.
äBährenb fid) bic VermittlungStätigFeit ben 93ebürfniffen
ber 3eit cntfprechenb eine S^eihe Pon §abren nur auf bie g e -
m c r b I i d) e n Arbeiter unb Arbeiterinnen fomie
baS ®auSperfonal erftredte, mürben ber Anftalt, bie 1905
bie Veaeidmuug „f^ibtifdieS Arbeitsamt" erhalten hotte 1 , am
1.9Wai 1908 eine gad)abtJeilungfürfaufmännifd)eS
V e r f 0 na l, amei 5^hre fpäter eine foldhe für baS Scha n F-
unb ©aftmirtfchaftSperfonal fomie bic Ar¬
beit S 1 0 f e n P e r f i ch e r u n g angegliebert, melche im Saufe
ber 5 ahrc mieberholte Anbentngen erfuhr unb neben bem
3nfd)nftfi)ftem an organifierte Arbeiter nach hem Vorbiib
anberer Stäbtc noch bie Varunterfiiipnng an nid)torga.nificrtc
Arbeiter Potfah- Die ArbeitSlofenfürforge mürbe bann auch
auf bie burd) ben Krieg ermerbSloS merbenben Fleinen $anb-
merFer, ©emerbe- unb ®anbeltreibenbcn aitSgebchnt, mogegen
bie Spareinridptung, bie bis aur VebeutungSIofigFeit berabge-
fnnFen mar, gana aufgegeben unb bie UnterftüpungSfäpe ber 3cit
eutfprechenb. erhöht mürben. 5m 5ohre 1912 folgte bann nod)
ber 9Ößo h n u n g S n a d) m e i S, beffen DatigFeit aber infolac
beS heftigen VHbcrftanbcS ber ©runb- unb .©auSbefiper im
mefcntltd)en nur auf bie ^ädpoeifung Pon Fleineren 953ohnungcn
(bis au 3 Bimmern ohne Kiidje), möblierten Bimiucrn unb ©c-
fdjäftslofalen nfm. unb bie Verausgabe eines 9BohnungS-
anaeigerS befdjränFt blieb.
Die S e h r ft e 11 c n P e r m i 111 n n g murbg^ in ber
richtigen ErFenntniS ber gropen Vebeutung, meldje ber .§eran*
aiehnng ber fchulentlaffenen gemerbSinäpigen 5ugcub 311 ben
gelernten Verufen in ©anbmerF, 5ubuftrie unb £anbcl au-
Fomtnt, fd)on int 5ot)i*e 1902 in Verbinbung mit ber Sdptle
unb ber VonbmerFsFammer organifiert unb beut ArbcitSnad)-
meiS angeühloffen. Die Pom Stabtrat angeorbnete ärztliche
Unterfudjung ber Sdjiiler auf ihre' Eignung für ben ermäblten
Vernf fonnte jebod) infolge beS Krieges nidht anSgefiihrt
merben. Der VeriifSberatitng unb SehrftellenPermittlung mirb
nad) grienenSfchlup eine befonbere AitfmerFfatnFeit gefdjenFt
merben mitffen.
Der K r i e g brachte beut Arbeitsamt eine giille neuer Auf¬
gaben. 3iuiäd)ft betätigte cS fid) bei ber Errichtung einer
Ärbcitsftättc für meiblicbc Verforten an ber graitcnarbeitSfdmle,
155
©oktale SßragiS unb Archiv für «olfStoohlfoljrt — 1917 — XXVII. Ar. 11.
150
bei ber Unterbringung elfäffifdjer güühtlinge in ArbeitSftellen
imb btt ber 51 t immer größerer «ebeuhmg gclangenben 3 ii r *
f 0 r g c für K r t e g.§ b e f cf) ä b i g t e. Stuf ©runb beS
^ilfSbienftgcfebeS mürbe baS Amt ferner als $ilfsbienftmelbc*
ftofle beftimmt, bei ber fiefj bie gange Stellenvermittlung für
ben «egirf greiburg vollgiebt. 3m SScrein mit ber «<panbmcrfs*
fainnter gelang eS ihm ferner, Kriegsgefangene gur 33efcf>äfti-
gung in gewerblichen betrieben nad) greiburg gu befommen.
©tc Abteilung II beS «egirfSauSfchuffeS beS SBereinS babifdjer
jpeimatbanf — föriegSbeftf)äbigtenfürwrgis^— mürbe ibm
ebenfalls angegliebert, gitglcicb mit ber «eriTfSberatung für
KriegSbefd)äbigte, unb bie AuSfteEung ber Arbeitsbücher für
tpeercSnäbarbeiten übertragen. SBeiter mürbe für bie nod) in
ben Sagaretten befinblichen genefenben arbeitsfähigen ©olbaten
ein S a g a r e 11 - A r b e i t S n a d) m e i S eingerichtet, um biefc
teilte möglitfjft für bie ftricgSinbuftrie nufeftar au mad>en.
©djltefelid) erriditete nod) bie grauenabteilung ber KriegSarrttS-
ftellc Karlsruhe eine g ii r f 0 r g e V e r m i 111 u n g S ft e 11 c
für Weibliche ^erfonen unb eine «erufSberatungSftelTe beim
ftäbtifchen Arbeitsamt.
©iefeS beöerrfcht heute ben gefamten örtlühen ArbeitS*
ntarft; feine «eniibung ift eine fo umfaffenbe, mie faurn in
einer anbern ©tabt ©eutfd)lanbS. An fonftigen ArbeitSnad)-
metfen fomtnen nur nod) in 93etrad)t: t>ier gewerbsmäßige
©teHenVcrmittler, ein 3ttnungS* unb ein «erbanbSnad)WetS
fomic gmei dxtritative, beren VenuittlungStätigfeit aber rtid)t
mehr von Gelang ift. (Vernäh ftabträtlid)er Anorbnung haben
jeßt aud) alle ftäbtifchen AmtSftellcn ihren «ebarf an ArbeitS*
fräften auSfchliefelid) burch baS Arbeitsamt gu beden, mobitrd)
gerabe mähreub bes Krieges ein erheblicher g 0 c t f d) r i 11
in ber äentralifation beS greibitrger ArbeitSmarfteS
errejd)t mürbe; ebenfo ift cS für bie Vermittlung von lanbmirt«
fchaftlichen Arbeitern für ben gangen KreiSbegtrf bie Sentral-
ftdle geworben. ©aS 3ntereffc ber SBeVölferung in ©tabt unb
Öanb arn öffentlichen ArbeitSnad)WeiS, namentlid) audj ber
Olemerbetreibenben, nahm ftetig gu burch bie fühlbaren Erfolge
feiner «ermittlungStätigfeit. ©ie greiburger Anjtalt biente
megelt ihrer Vraftifrfjen AuSgeftaltung itnb muftergiiltigcn
Leitung, inSbefonbere nach Einführung beS .KartenfvftemS,
vielen ©labten beS Sn* unb AuSlanbcS als «orbilb für bie
Einridjtuug unb Organifation foldjcr ^Betriebe.
kommunal- unb ©ogialvolitifern, mcld)e auf biefent
Wichtigen fogialen (Gebiete tätig finb, Wirb bie ßauer’fdje
©chrift manche Wertvolle Anregung bieten, gumal eS in ©eutfd)*
lanb nod) Wenige öffentliche ArbeitSnadjmrife gibt, Weld>e auf
eine fo lange unb erfolgreiche Sßirffamfeit im ©ienfte ber All¬
gemeinheit gurüdbliden formen unb bie Sentralifation beS
örtlichen ArbcitSmarftS in fold)cm Umfange burd)gefiil)rt
haben. -
©te Scnu^ung ber gcmctnbltd)cn ArbettSiwdjWcife bei ber
Reifung beS «ebarfS an Arbeitern fchreibt ein Erlaß ber baijeri*
fchen ©taatSminifterien beS Äußern, ber Suftig, beS gnnern,
beS Kultus unb ber ginangen ben unterteilten ©taatSbehörben
Vor. Auch bie ^erangiehung ber AnSfjilfSfräfte, fomeit eS fid)
nicht um bie Aufteilung Von ^Beamten anberer «ehörben han-
beit, foll burd) bie Arbeitsnachweise erfolgen. ®icfc Vor«
fchriften bebeuten eine erhebliche ©tärfung ber gcmeinblid)eu
Arbeitsnachweis unb bie Ancrfennung beS ©nmbfaßeS ber
möglid)ften Scntralifation ber Arbeitsvermittlung. 3n Vreußcn
fträuben fid) leiber nach Wie Vor bie ©taatSbehörben gegen bie
georbnete Arbeitsvermittlung unb erhöhen fo in bcbauerlidicr
«Seife bie llniibcrfidjtlidjfeit beS ArbeitSmarfteS. Sowohl bie
EifenbaI)Hperwaltungen als aud) bie ftaatlicöen SKunitionSmerfe
unb bie fön ft i gen ftaatlid&cn «eßörben halten fid) an bie bei
ihnen umfebauenben Arbeiter, bie fic oft riidfid)tSloS ber £anb«
luirtfchaft cntgichen, jeher Vlonntößigen ©irigierung ber Ar*
beiterfdjaft entgegenwirfenb. — ES barf wohl erhofft werben,
haß baS Vorgehen ber bat)erifd)cn ©taatSbehörben ben fchnrilen
Ausbau ber ArbcitSnacßweife Wcfentlid) förbern mirb.
Uolkserjteljuntj.
«erutcfjrte gugettbvflegc unb AuSbilbung für bie jugcitb»
lidjcn faufmännifchcu Augcfteflten regt ein Erlaß beS Vreußt*
fd>cn S>anbelSminifterS vom 12. November b. 3. an.
Unter Hinweis barauf, baß infolge bcS ftohlenmangclS an vielen
Crten bic liäben früher gcfdjloffcn werben, foll barauf Ijingewirft
Werben, baß bic freigcWoröene 8 eit ber jungen Seutc nuhbrtngenb
verwanbt tvirb. l?er Erlaft regt an, in ben gortbilbungsfchulen, bic
Währenb bcS Krieges ihre ©hmbeiigaljt Verringert haben, biefc 3al)I
wieber auf bie frühere ^>öl)e 311 bringen. Auch foü bie Einrichtung
freiwilliger Kurfe für faufniämiiftfjc Radier geförbert werben. Unter
Umftänbcn föitnen aucf> ftaatlidje 8 vfd)iiffe gu biefen Kurfen be=
willigt werben. An Crten, wo fid) (fiuridjtuugcn für bie berufltd)e
gortbilbung ber ^ugenblichcn nicht fdiaffen Iaffen, follen: WcnigftenS
Sie beftehenben ^ugenbpflege=Einrid)tungcn ($ugenbijeime, ^ortraQS=
abenbe ufw.) mpglichft geförbert Werben.
$te ©riinbunß eines $cutfd)en »olfShouSbunbeS ift am 2.
gember in Berlin Vollgogen Worben, ^ie „)ßolfSl)äufer" follen eine
cbfe gortn ber Kriegsehrung unb ein Söafugeichen für baS 3u=
fammenftehen beS Xcutfd)cu Golfes in fchwerer Aotgeit barfteUcn.
3n ben ®oIfSl)äufern follen Männer unb grauen aller Stänbe, aller
Parteien unb SBefcuntiiiffe gufammenarbeiten, um bic ©efclligfeit gu
Vcrebclu, bic i^olfsbilbung gu vertiefen unb bas öffentliche Ceben 311
burdjgeiftigen. Um biefc iöoltShäufer 311 fdjaffen, erftrebt ber «unb
ein gemeinfameS «orgebeu aller gleidygcrichteteii Körperftf)aftcn, «er-
einiguugen unb Eingelperfonen.
^ie 4. «reu^tfehe fianbcSfonfereng für SäugliußSfchuh Würbe
am 24. Aovember in «erlin abgehalten, ber EiöffnungSanfpradje
wies ber «orfthenbe Kainmerhcrr D r. v. « e h r *« i n n ö w auf bic
gi'mftigcn SBirfungen ber ;)ieid}Swod)cnl)ilfe bin, währeub «tiiiifterial=
bireftor Kirfdnter als «ertreter beS prcußifdjen AiiitifterS beS
Innern unb bcS Aeidwfanglers betonte, bafe/ obgleich bie Kriegs^
ernährung auf einzelne AlterSflaffeu ungiinftig cinwirttc, bic ©äug#
linge bavon verfd|ont blieben, ba mehr «riittcr als fonft ihre
Kinber ftiHen. ^)ie ©äügliugsfterblichfeit fei fogar guriiefgegangen.
Er verfprad), bafe bie Regierung bemnächft erhebliche «ättel für bie
©äuglingSfiirforge bcreitftelleu unb fid) aud) ber gürforgerinnen an=
nehmen Werbe. 3» bem crftcu «erhanbhmgSgegcnftanb: ,,«ereit=
ftellung ber ^eilbel)anblung für Säuglinge unb Kleinfinbev
ber KranfenVerfijhcrten burd) bie ft r a n t c n t a f f e n" forberte
«rof ft r ö u t w i g * ftölu mehr ftlcinfinbcrfürforge, währeub Eeh-
San.=Aat 2) i p p e = ficipgig bie Aotweüoigfett, bie Aeichs=2Bochen=
l)ilfc in bie gricbensgeit gu übernehmeu unb fie ben ftranfeufaffen
anguglicbciu, befonberS betonte. Auch fei bie ganiilienbehanblung von
ben ftranfeufaffen obligatorifdj aufgunehmen berart, ba^ ben «er=
fidjerten ein geringer Anteil au ben «crfidieningsfoftcn auferlegt
Werbe. 2;ie freie Argiwahl fei allgemein burd)guführen. — AuS ber
^rajis ber ftTaufenfaffeu fprad) E b. E r ä f = granffurt a. SR. Er
fchlo^ fid) ber gorberung ber gamilieubehanblung als s ^ftid)tleiftung
ber ftranfeufaffen an, warnte aber bavor, ben gainilicn einen Anteil
an ben Argtfoftcu aufguerlegeu. «?efcntl:d) feien freie ärgtlidje «e=
hanblung, freie Argnei unb freie «cl)anblung im ftranfenhaufe. 2)a
nach bem Kriege bie Anforberuugen an bic ftranfeufaffen nod) be^
trädjtlid) fteigen öürften, fei gemeinfame Arbeit von Staat unb Ee=
meinbe, Kaffen unb Ärgten erforberlich. 3 U bem glueiten SThema:
,,^:e Stellung Von A r g t unb g i't r f 0 r g e r i n bei ber Organi*
fation ber Säuglings* unb ftlcinfinbcrfürforge" fprad) Stabtrat
© 0 11 ft e i n * Ebarlottenburg. ©er Ieitcnbe Argt einer Säuglings,
fürforgeftclle miiffe befonbere fogiaUmeb-iginifchc unb fogial=ht)gienifd)e
ftenutniffc auf bem (Gebiete bes Säuglings* unb SWuttcrfdjufceS be*
fih^v. Eine gewiffe Selbftänbigfcit fei ihm gu gewähren, wenn er
fid) im übrigen auch an bie «orfchriften ber «erwaltungs*
behörbc gu holten höbe. 3u ©roßftäbten fei ein 3ufammcnhong ber
eiugelneu fürforgerifchen «eftrebungen erforbetlid). ©ie gürforgerin
fei in ärgtlidjeu ©ingen au bie Steifungen bcS ArgteS gebunben, höbe
im übrigen jeboch bie «orfchriften ber «erwaltuugSbehörbe gu be*
folgen. — $n ber Erörterung Würbe u. a. bie grage behanbeft, ob bie
gürforgerinnen auch fogial auSgubilben, unb wieweit bie gebammen
gut Säuglingspflege Ijerangugiehcu feien.
Pu^nungs- mi> faknfrageiu
«eiträge gur SöohnungSfrage mähretib beS Krieges.
©as ftaifeilidje ©tatiftifd)e Amt- fd)enft erfrculi^ermrife
be: s 4Bol)imngSfi*agc in lefcter 3eit eine erhöhte 23ead)tung v
einer neuen Veröffentltd>ung beS .Viniferltd)cn ©tatiftifchen
Amts *) finb hoher eine Veihe Von Arbeiten gufammengefafet,
bie sVohnungSerhebungen für größere cinheitlid)e 2öirtfd>aftS*
gebiete betreffen ober 2 ftöglid)feiten gur «cfönivfung ber «öoh-
nungSnot oufwetfen. «orangefteEt ift eine Erhebung bcS
Kaiferlidben ©totiftifd)en Amtes über «autätigfeit unb
SöohnnngSmorft in b e n t f d) e n © t ä b t e n im
3ohrc 1916. ©te Erhebung ift auf berfelben ©runblage er¬
folgt Wie bie Erhebung Von 1915 (3g* XXV, 915). AitS 85
*) «erlin, Earl ^epmannS «erlag, 1917. «r. 1,80 M.
Soaiale $rajis unb 5(rcfyit> für Bolfsmoljlfahrt — 1917 — XXVII. 92r. 11.
158
oVabicJ} .^ageri auSgefiillte Fragebogen aur Bearbeitung Por.
TaS \)Oui§e Darnieberliegen ber BautätigFeit ift für baS 8 ohr
\9\6 faft noch mehr Fennacidjnenb mie für baS Ffafm 1915.
„DaS Faßt 1916 Jbradße mit bem gortfe^reiten beS Krieges eine
meitete Entmirflung aut KriegSmirifhöft. Das 3iel ging baßin, mög*
lidßi baS gefanüe VBirtfcßaftSleben in beit Dienft um ben DafeinS*.
lampf beS BolfcS au fteüen. . . . Die unter biefent ©efießtspunft ge»
troffenen iWaßnahmen tonnten meßt oßne Vtüdroirfung auf bie ©e*
italtung beS BaumarfteS fein. DaS Baugemerbe unb bie Baujtoff*
tubuftric lnurbtn babureß feßr in v Jftitleibenfd)aft gegogen. SBenn feßon
bie Betrachtung beS BaumarfteS für baS F a hr 1915 fein erfreuliches
Biib gemäßitc, fo gilt baS in noeß erhöhtem ©rabe für baS
1916."
Vfuf ©runb ber Erhebung fommt baS Statiftifdße Sfmt an
bem Schluß, baß bie für 1915 unb 1916 ermittelten 3al)Ien ein
„b e u 11 i cf> e S SßarnungSaeichcn" bebenten. 3mar fei
feineSmegS mit einer allgemeinen VSohnungSnot nad) betn
Kriege 31 t rechnen, bod) fei bie £age in einer gan^ert S^ei&e non
©emeinben bod) außcrorbcntlid) ungünftig unb bie ©efahr eines
VtotftanbeS nicht Pon ber $anb au meifen.
Der allgemeinen für gana Dentfdtfanb geltenbcn Erhebung
folgen bie Ergebniffe Perfchiebener ß c e r mo h n u n g Saä b *
lungen, bie mäßrenb beS Krieges für größere ©ebiete burd)«
geführt morben finb, fo in Bäeftfalen, ©roß-Berlin, Bapern,
Sctdjfen. Die Erhebungen für ©roß-Berlin unb’Bapern finb be¬
reits in ber „Soaialen ^ßrariS" beßanbelt morben (XXV, 1133;
XXVI, 287), bie Ergebniffe für Sadßfen finb nod) nid)t gana
abgefchloffen. Bon befonbercr Bebeutung finb bie Erhebungen
fü^ SBcftfalen, einmal meil eS fidh hier um ein midftigeS 8 n-
buftriegcbiet'hnnbelt, anrn anbern, meil eine befonbere Ergän»
äitngSerhebung ftattgefunben I>at, bte einiges Sicht mer fern foHte
auf bie uad) bem förieg au ermartenben 3 nftänbe.
Dicjtacß bem ilblicßen ^dbema tmrgenommene EeermoßnungS*
aählung 'ergab, baß für bte meiften meftfälifchcn ©emeinben bie
keetmoßnungSaiffer für Kletnmoßnungen größer ift als für SJtitiel*
toohurngen. ES mirb barauS ber Schluß geäugen, baß bie ©emein*
ben mit jtarfer Fiümjtrtcbcliölferung mie in SBeftfalen eine große
UmöugSßäufigfeit hoben, unb baßer aur glatten Vlbmidlung beS Hin*
311 geS unb Fluges ein größerer Vorrat an leeren Kleinmoßnungen
3 ur Verfügung ftehen muß. Die im Vluguft 1916 oeranftaltete Er*
gänaungserhebung bc^og fid) auf bie 3«hl ber Kriegstrauungen, bie
Scffl ber für bie KiicgSaeit aufgelöften JoauSßaltungen, bie 3aßl ber
Gefallenen mit Unterfcßeibung ber BerßeiratetCH unb Unoerßeirateten.
VIuS biefen Ermittelungen tonnten ungefähre Sdßlitffe geäugen mer*
ber, mtebiel Kleinmoßnungen nad) bem Kriege ungefähr neu gebraucht
merben mürben, ober miemeit infolge DobesfaH eine Berfleinerung
beS ipauSßaltS 31 t ermatten ftehen mirb.
Vlucß in BJeftfalen tann — mic im übrigen 9teid| — it i d) t
allgemein bon eindr 31 t ermartenben ÄleinmohnungSnot ge»
fprochcn merben, mohl aber ift in einer ganaen Dieihe bon ©täbien
mit großer SBahrfchcinlichfrit eine ^lleinmohnungSnot .311 ermarten,
unb bie Sage beS SSohnungSmarfteS erforbert .genauefte, ftänbige
s 3eobadjtung, um gegebenenfalls redjtaeitig für Vlbhilfe 311 forgen.
23ci ber s 43efampfung ber .StleinmohnuugSnot uad) bem
Kriege tuirb ber g e m e i n n ii ß i g e n 5$au tätigfeit, bie
unter ©etoinnt>eraid)t arbeitet unb mit billigen Darlehen aus
öffentli(f)en Mitteln geftüßt toirb, eine erhebliche Atolle aufallen.
Daher ift eS banfenSlocrt, baß in ber oorliegcnben SBeröffent-
lid)tnng beS St Statiftifchen 3lmteS aud) eine überfidrt über b i c
b e u t f cß e n SBaugcnoffenfdhaften* i. 8 - 1915 geboten
mirb, bie hoffnungSooHe SluSblide für bie Sidunft gemährt,
allgeneinen hevrfcht bie 2 litffaffung, baß ber gemein-
n ii ß i g e n 33autätigfeit nur eine e r g ä ti 3 e n b e 9toHe gegen¬
über ber prioaten S3autätigfeit awf^Üe, unb biefe Sluffaffung
\virb meift bamit belegt, baß bisher nur 2 bis 3 0 . ber bor«
hanbeuen Wohnungen bon ber gemeiniißigen S 9 autätigfeit er-
ftellt morben feien. Demgegenüber tuirb in ber borlicgenben
Bearbeitung barauf hingemiefen, baß biefer Bergleid) ein fal-
fd)eS Bilb ergebe, ba bie pribate Bautätigfeit biel älter fei als
bie gemeinnitßige, alfo ber bon ihr crftellte ©efamtborrat an
SBoßnungen naturgemäß um fo größer fei. Söoffe man einen
ridjtigen 2 J?aßft<tb geminnen, fo miiffe man ben Anteil ber ge«
meinniißigen Bautätigfeit an ber s ^eubantätigfeit feftfteHeru
$Mct finb für eiuaelne ©roßftäbte bereits recht erhebliche Ber*
hältnisfäße fejtgeitcllt, 3 . B. in 33 r a u n f d) m e i g in einer Stteihe
Ucn Fohren amifeben 15 bis 39 b. £>., in Eaffel 25 bis 33 b.
DreSbeu 25 b. Elbcrfclb faft 50 b. München 34 bis 25 b.
(Stuttgart 10 b. in Königsberg i. $r. mar im Fahre 1910 ber
Anteil fogvir 61 b. baS ift ber höd)fte je feftgeftellte Vlnteil. stimmt
man nun nod) bie &emetnnüßige Bautätigfeit in fleinen Stabten
unb auf bem fianbe baau fomic bie bon Vlrbeitgebern erftellten
B?erfmol)nuj;gen, fo ergeben fid) faft noch höhere DurdjfchnittSfäße.
Fm iutuftrieHen Königreich Sachfen 3 . B. mürbe ber Vlnteil in ben
Ießten F'iiebenSjahreu auf 30 bis 40 b. gefdjäßt.
Da jeßt unb mopl auch nad) bem Kriege bic prioatc Bau¬
tätigfeit mit gießen $apitalf<htuierigfeiten 311 fämpfen hohen
mirb, mährenb für bie gemeinniißige Bautätigfeit burd) baS
hoffentlich bod) halb fommenbe preitßifd)e SöohnungSgefeß fo-
mie baS $apitalabfinbungSgefeß unb mandfe anbere 3Waß-
nahnien Erleichterungen für bie hppothefarifche Beleihung ge-
fd)affen merben, fo bürfic ber UerhältniSmäßigc Vlnteil ber ge-
meiunüßigeit Bautätigfeit an ber Errühtung Pon Heuhaufen
für $Ieinmohnungcn uielleidjt nod) erhehlid) fteigen.
Ente ttberfidjt über Beftanb, Umfang unb Seiftungen ber beut*
fehen Baugenoffenfchaften bon 1902 bis 1913 meift ftetig fteigenbe
fohlen auf. Die 3ahl ber ©enoffenfehaften muchs in biefen 3 tt>ölf
Fahren bon 498 auf 1469, bie $ahl ber Sftitglieber bon 46 996 auf
210 257. Die 3 a hl ber erftellten Käufer mucßS bon 2977 auf 20 764,
ber £er}ieilungSpreiS biefer Käufer betrug 1902 56 243 894 unb 1913
508 616 485 Jl. 1914 gab eS 1402 Baugenoffenfchaften; 1915 1398;
1916 1403.
8 n ber fritifchen ^riegSaeit hohen fid) bie Bougenoffen-
fchoften miberftanbSfähiger ermiefen als anfangs befürchtet
mürbe. Bei Beamtengenoffenfdjaften iuar bieS 311 ermarten, ba
bie ätfitglieber im Beaug ihrer feften ©ehälter hlichen. Die
©dhmanfungen b e j ©enoffenfdhaften, bic honptfäd)lid> aus
Slrbeimrn heftanben, mürben teilmeife baburch ausgeglichen, baß
bie öffentlichen ©elbgeher, namentlich bie öanbeSUerfidherungS»
anftalten, bie Tilgungsraten herabfeßten ober ftunbeten. Der
Uielfach befürchtete 2 lhtglieberrücfgang ift im allgemeinen nicht
eingetreten, and; bie Spareinlagen hohen fich nicht Perminbert.
ES ift hefannti, in mie ftarfem SWaße .bie Entmirflung ber
BbugenAffenfchoftSbemegung geförbert morben ift burd) bie
Vergabe Pon ^ppotßefen aus ben Mitteln ber ÖanbcS-
Per f ichcrungSanftalteu. Vlllmählich geminnt ber
©ebanfe an Boben, auch hie SWittel ber ^ranfenfaffen
3 ur görberung beS K'leinmohnungSbcuteS nußbar au machen
(XXV, 916); auch bie Frage, ob nicht ebenfo bie Träger beS
britten 3meigeS her VlrbeiterPerficherung, bie BcrufSge-
noffcnfdiaften, für bie Beleihung Pon KfleinmohnungS-
bauten nußbar an machen finb, ift bereits aufgetaucht. VUs
Unterlage 31 m Beurteilung biefer Frage bringt baS Statiftifd)e
Vlmt eine Unterfud>ung barüber, ob unb miemeit bte Berufs-
genoffenfehaften fid) bereits an ber görberung beS IRealfrebttS
beteiligt hoben. Die BerufSgenoffcnfdjoften mit ihren großen
unb je nach ben Umftänben fd)manfcnhen Vlufmenhungcn für
ßeilPerfahren, Unfall- unb Hinterbliebenenrenten miiffen aHer-
bingS ftetS einen erheblichen Teil ihres Kapitals fliiffig holten,
giir bie Vlnlagc in Hppothcfcnform fommt nur ein Teil ber
gefeßlid) Porgefchriebenen $iiitflagen in Betracht. Dtinunt man
an, baß etma ein Drittel ber Dtiidlagen ohne ©efährbung ber
Sidurbeit ber BernfSgettoffenfchaft in Hßpothefen angelegt
merben fönnte, fo mürbe bieS nach bem Stanbe Pon 1914 ritnb
120 Millionen 2ftarf für bie gemerblidhen unb 7 bis 8 BtiUionen
für bie Ianbn?irtfd)aftlid)eu BerufSgenoffenfchaften ergeben.
ES finb aber bisher nur 40,» Millionen SD^arf Pon ber gemerb-
lid)cn unb 4,85 Millionen 3Jtarf Pon ben lanbmirtfdhoftlid)en
©cnoffenfclfäften in HPPothefenform angelegt morben, auch ift
nicht crfichtlid), ob mit biefen Darlehen irgenbmie, ber ^Iein-
mohnungSbau planmäßig geförbert morben ift ober ob rein
pripatmirtfd)aftlid)e ©runbfäße bei ber Beleihung geltenb
maren. 8 ‘ehenfallS aber geigt fidh, baß auch bei ben Trägern
ber UnfaÖoerficherung noch Mittel Porhanben tfiären, um fie
3 ur Belebung beS DtealfrebitS heranauatehen.
9)otftonbSma^nahmen aur Befärnpfuttg ber KleinmohnungSnoi in
©roß*Berlin. $ur Erörterung Diefer breunenben Frage ift bereits
int VJooeinber auf Einlabung bes BotSbainec 9iegierungSpräfibeniten
eine 3mmnmenfunft pon Bcrtretern ber aum JHegierungSbeair!
©roß»Berlin gehörcnbeit ©emeinben abgehalten morben. Die ©e*
meinben rechnen bereits fämtlicf) mit einem recht empfinblicßen
Biaitgel an Kleinmohnungen. VUS Stfotftanbsmaßnahme für bie Über*
gangSaeit murbe t»orgcfd)lagen, auf bie oorhanbenen feuerpoliaeilicf)
unb hbgienifch einmanbfreieit S2ol)nungen in Dach* unb KeUet*
gefchoffen aurüdaugreifen, bod) foU ihre Freigabe non oornherein auf
einen bejtimmtcn Zeitraum befd)ränft merben. Söeniger Beifall fanb
ber Borfdjag, bic VBohnungSbcbürftigen im Notfall in Baraden unter*
äubriitgen. Einig mar ßd) bie Berfammlung barin, baß es baS 3Bid)*
tigfte fei, für fdjneüe Fngongfeßung ber Bautätigfeit nach bent Kriege
rechtzeitig alles uoraubereiten.
Eine Sißung beS luSfdjuffeS ber Deutfcßen SttictS* uub Hbpo»
tbcfeneinignngSämter fanb am 17. 9?ouember 1917 in fieipaig unter
159
©oaiale Vraf.iS unb 5lrd)ib für VolfStoofjlfafjrt — 1917 — XXVII. Sftr. 11.
160
Vorftp bcS VürgcrmeifterS Suppe in $ranffurt a. 2J7. ftatt. s ?ln=
mcfenö toacert etiua 20 Vertretet aus allen teilen Dcutfdilaubä. Die
Sipuitg befdjäftigte fic(> itamentlid) mit ben inaroifcheu eilaffcncii
Verorbnungen bc£ VunbeöratS über beit Sdjup bei* Bieter unb über
©treitigfeiten aus ber Versorgung bon ftentralpci^imßen. Dabei tour*
ben btc in unterem Sieitauffap bepanbelten fragen erörtert
unb abgefepen bon Vorbehalten itad? ber SHichtung be£ Slbtuar*
tenS ber meiteren ©nttoidluiiß unb ber Vetonung ber Vefonberljcit bei? 1
einzelnen gaUeö, im toef entliehen (Sinmütigfeit über bie bort ent» .
nudelten ©runbfäpe ergielt. iHn bie auftäiibißeii Vebörbeti foü wegen
Verleihung bcS MecptS, an bie hinter in geeigneten fällen bie Voll*
ftrerfungsflaufel für bie bor ipnett abgcfchloffeiieu Vcrgleidjc 311 er=
teilen, erneut herangetreten werben. (£s fall ferner eine Sammlung
be£ Material» namentlich über bie Crßauifation ber Vimier erfolgen
unb fHicptlinien für bie Formulierung bon Vergleidjen in .vuipoibefen*
fachen auSgearbeitet werben.
ftterflrift&e Ptttiilnngett.
'Me ncucrfdjicncnen 93üd)er, bie ber Sdjriflleitung gugefanbt werben, inerben hier
ncraeirfjnet. Die weitere Vcipredjimg cinaelner Schriften, ^ier ober im jgauptTeil
ber „Sozialen ^rnjiS', Inhalt fid^ bie ©iptiftleitung bor.
© c f e p über ben b a t e r l ä n b i f <p e n i l f s b i e n ft. ©uiien=
* tagfd>c Sammlung beutfd)er ffteicpSgefepe, s Jtr. 125. Berlin,
F- ©littentag.
(Sine fcljr empfehlenswerte banblicpc Ausgabe, bie naep einer
ßefd)id}tiid)cn ISiitIcitung ben Wortlaut bes ©efepeS, ben erften tHegic*
ningsenfwurf famt Vegrünbuiig unb Müptlinien ben ©ntwurf bcS
Meicbstagsausfcpuffes fowie bie widüigften '?luSfiiprungsbeftimmun=
gen, ^nmeifungen unb Vefanntmacpmigen brinßt.
Über b e u t f d) e SelbftberWaltung. Von 9B i l p e l m
931 u m e. 3 ü. 93. 2tfopr ( s $aul Siebed). Diibingen 1917.
29 ©. 1 Ji.
Die 3eitfdjrift „Male üJrcxri# mit» ^Irdrix» für* IT^»th*ltt 0 l^lf^*^Jvt ,, ift burd) alle $udjt)nnblungen unb ^oftämter OpoftaeituiigSmunmer 7137) 311 beatepen.
©itiaeliumimcr 35 Vf- Der MjeigenpreiS ift 45 Vf- für bie Diergcfpaltene ^ctüaeile.
Bekanntmachung,
Setlag mm @uftaa giftet
in gena.
1.
2 .
sie Stoifcpettfcpeme f„ c b« 4 1 / 8 °/ 0 Sdja&amoetfimgett
ber YI. Kriegsanleihe föttuen bom
(0. Qe$embev b, 3s, ab
in bie enbgültigen Stüde mit feinen umgetaufdjt Werben.
Der Umtaufdj finbet bei ber „ttmiaufchfielle für bie Kriegsanleihen“, ^Berlin W 8,
SBehrenftrafje 22, ftatt. StuBerbem übernehmen fämtliipe IReüpSbanfanftalten mit Kaffeneinricptung
bis sunt 15. 3uli 1918 bie foftenfreie Vermittlung beS UmtaufipeS. STCadj biefem ßeitpunft fönnen
bie SUJtfc^.cnfd^cine nur nod; unmittelbar bei ber „Umtaufthfielle für bie Kriegsanleihen" in Verlin
umgetaufcht inerbeit
Die ßtüifdjenfcheiiie ftnb mit Veraeithuiffen, in bie fie nach ben ©eträgeu unb innerhalb biefer
nach ber Shtmntemfolge georbnet ein^utragen finb, ibährenb ber VormittagSbienftfiunben bei ben
genannten Stellen emanreiepen; Formulare 311 ben Veraeichniffen fiitb bei allen üteidj&banfanftalten
erhältlid).
girmen unb Kaffen hoben bie bon ihnen eingereid)ten S^iftpenfdjeine retpt*5 oberhalb ber
Stüdnummer mit ihrem girmenftempel 3 U berfehen.
Ser tttttfattfd) ber 3trtfd|eitfdhelne für bie 5% ®djtsH>rerfdjreibitit 0 ett ber
YI. IfrtegSattleibe finbet gernäb ltnferer SWitte b. Sttts. Veröffentlichten Vefamitmadjung bereits
feit beut
26, Hoogmbgr b. '3s.
Bei bet „nmtauftbfieUe fto bie ftetegSanleiben", »erliw W8, »ebrenftrafee 22 , fotuie
bei fämtlichen 3teichSban?anftalten mit Kaffencinridjtung ftatt.
Von ben gtwfd^nfdjeinen für bie I., III.* IV. itttb V. Kriegsanleihe ift eine größere
Vlit 3 ahl uod) immer nicht in bie enbgültigen Stüde mit ben bereits feit 1 . Slpril 1915, 1 . Oltober 1916,
2. 3<muar, 1. $uli nnb 1. Oftober b. $S. fällig getbefenen 3inSfd)einen nmgetaufipt loorben. Die
Inhaber tnerben aufgeforbert, biefe Stbifchenfdjeiue in ihrem eigenen ^ntereffe möglidjft halb bei ber
rr ttmtaufchfte0e für bie Kriegsanleihen“, ^Berlin W 8, ^Behrenftrafte 22, 3 um Umtnufd)
einsureidjen.
23erliit, im Desember 1917.
bet Stieg
unb
i bet 3ttOioiöualistmi0.
j Von
I. Dr. fiubrotg ^egbe.
(24 ©. gr. 8 °.) 1815.
| ^rd«: 75
j .
i üifllfiH (Mton nt
j tnffiti Mtdtimg
als
SimmiaBilitnttl.
j Von
| Dr. SB. $. ©broatbö
©öttingen.
(VI, 89 S. gr. 8 ®) 19 6 .
$reU: 2 9»arf 40
| Sts ttieltwirt[dieftlid|e
i $ril(tm lemimn
Siiniittiffttaf«
bott
|letdj$lmnk-firehtanum.
^abenftein. b. ©rimm.
Dr. (Earl mm Xytya.
! (VIU, 210 ©. gr. 8°.) 1916.
I $rd«: 5 SDlarl 60 $f.
0cmrinnüiji0e ^teUentrrrmtttlmta !
brr Pifbdieit- unb Irauenjruppen für fojiatt gitfsarbeit j
(1902 (tegtritnb^i) j
bermittelt gut borgebilbete $a|iaibeanttinnen für alle Sßoften auf j
Malern ©ebiet an f-aatlidje unb ftäbtifdje Vehörben unb Vereine für
baS gan 3 e fReidh-
Anfragen finb an bia ®efd)äftöftelle feriin W.30, Varbaroffa* ,
ftrafee 66 , 0 u richten.
«craniluortUcf) für bicSrfjriftlcUimg: Dr.ßubiüigi>oi)bc, 93crliit--©ruuciünlb. —«erlag: ©liftab gifc&er, 3ena.—©ebrudtBei Julius ©itteufctb,^ofbu^brucrer., ©etlinWS.
gm* tiefer Kummer ift ein ^rofpett ber VerlagSbn^hanblung ©uftao gifdjer, 3ena. betr. „©berftabt, ^anbbncp beS SBohnungSroefenS",
beigefügt. 2Bir enipfehlett bie Veilage geneigter ©ead)tung.
Verlag bon © u ft a b 5 i f d) e r in 3 ett a.
Vobeitfrage unb Slrbeiterintereffe.
©ine erfte ©inführung.
Von
Dh- Trauer.
(IV, 217 S. gr. 8 °.) 1916. ißreiS: 5 2Katf.
xxvll- llajjrgang.
glerlfn, int 20. fintier 1917.
Hummer 12.
^vitale
nnb
Jltr4jitr für ^trlk0UtüljlfaI)rt>
Crftyetnt an ftbttn Drnmmtag,
Sifertftlettvirgs
gerltii W so, iggiUiitorfJlr* 29/30
jfexnfpredim Amt ItolUnfcorf >809.
lÜrof" Dr. ffi. |c«itdte uni glraf. Dr. Jjff. Jlttnmermann.
yirctf statellftljrlUf 4 JKartu
Vtrlagt
©Ufa* Hfätr,
&entfpr«$er 68.
Uulralt
© e g 11 c r ö c *3 S3 i r t f dj a f 13 *
frtebenS.101
5)ie (5 o j i a l e & t) g i e it e an ben
§od)f deuten. 93on Dr. üubtoig
Delefi), ^riDatboaent an ber Uni*
aerfität SBien. 1.165
Ungemeine eogiatyolitif .... 167
Äo^rennot unb Sergarbeiteroer»
tjattniffc.
Slbgcorbneter ©ieSbertö im 3teirf)8*
roirtfcfjaftSamt.
Die ^jfänbbarfeit be$ 2rrbeit$lof)ne3.
einmalige DeuerungSautagc für bie
©eamten in s 45reuüen.
OoIMetnfi^nmg unb geben*»
Ballung.169
Die fi'mflige Äartoffelöerforgung.
eine ^erabfe^ung ber ^-ettration.
Die ernä^rung ber geiftigen 9lr&eiter.
Soziale Snftänbe.170
Die 5lr6etterfd)aft bcr ®cr*
einigten Staaten . oon
Stnierifa.
Urbeiter« nnb Unternebmeroer«
tretnngen . 171
3ur @i)ftematif berÄamtnern*
Organifation. ein Settrag jur
grage bet SlrbeitSfammeru. $on
Dr. $lauS9Bagner*9toemmt(B,
SreSlau.
Uemehtnft%ig« Uet|t*nn*innft . 173
SRedjtSanSfunftsftellen an ber
S-ront.
Ci^Wril lin t i b tiin gen .... 174
9tu8 ber Äaiferfoenbe für Arbeite*
rinnen.
Drei Sabre ftrieg$n)oblfnf)rt§arBeit
in Serlht.
giterarifebe äRitteUmtgcn .... 175
SlObrucf fiimtlidjer ^tuffa^c ift 3eitungcn imb 3c«tfct)riften geftattet, jebodj nur
mit notier Quellenangabe.
©rgner ifs ptrlfrimflsfritifits.
jftiemanb fann oerfennen, bah fd)mere ArbeitSfämpfe,
Streifs unb AuSfperrungen in ber ÜbcrgangSmirtfchaft bem
beirtfeben löolfe SLkmben fcplagen fönnten, non benen eS auf
abfehbare Seit nicht genefen mürbe. 'Die Sorge um bie pöd)ft»
mögliche s $robuftioität, um bie SBiebcrherftellung unteres Ab*
fapeS im AuSlanbe, um ben Ausgleich aßet* mirtfchaftlicpeu
Söerlitfte biefeS langen Krieges legt ben ©ebanfen nabe: mic
oermeiben mir a&irtfchaftsftreitigf eiten nach bem .ÜtiegeV
Sn Übereinstimmung mit ben langjährigen 23 eftrebungen
ber © e f e 11 f d) a f t für 3 o 3. Reform bat bie 21 r -
bciterfchaft fclbft im £aufe beS Krieges miebcrholt bie
^otmenbigfeit hcroorgehoben, oorbeitgenbe ßttahnahmen gegen
febmere mirtfd)aftlid)c Kämpfe in ber ÜbcrgangSmirtfchaft 311
treffen. 3 af)lreid)e Auffäbe non Arbeiterführern aller 2 lid)»
hingen haben bie ©efabr foldjer Streitigfeiten gefebilbert,
haben inSbefonbcre betont, mic leicht eine ftarfc denbens 311m
Siöbnbrucf auf Arbeitgeberfeite bei fortbauernber Neuerung 311
Reibungen führen fönne. darum fei ein A u S b a u b e S
© i n i g u n g S tu e f e n S elementares oolfSmirtfcbaftlkheS
SöebiirfniS. Als bann bie 21 r b e i t S f a ni ntern aftuell
mürben, trugen bie Arbeiteroerbänbc biefem ©ebanfen babureb
9 ted)nnng, -bub fic 33 orfd)läge machten, mie baS gefamte ©int»
gnngSmefen in eine Crganifation bcr ArbeitSfammcrn auf
territorialer ©runblage btneingearbeitet merben fönne.
tiefem fräftigen 2 BiIIen 311m 2 öirtfd>aftSfrieben, ber ja,
moriiber alle ©infieptigen fid) flar finb, fein Sd)mad)fricbcn
ber ilnteriodjnng, fonbern nur ein cbrenooüer Srieben 3mifcben
gleichberechtigten ftarfen Parteien fein fann, ftebt leiber im
älrbcitgebcrlager feine ebenfo grobe 23 ereitfdHift sur 23 erftänbi»
gitng gegenüber, ©emifj, in ben tarifgebunbenen ©emerben
bat fidb baö SßerftänbniS für ben SBert georbneter Buftänbe auf
beiben Seiten im Kriege nur oertieft; aud) ben Arbeitgebern,
nicht nur ben Arbeitern, ift ber Xarifüertrag im 23 ud)brucfer-,
£>oi3», 23 augemerbc feine^megö feil. Aber bie alten ©cgner
beö ^tarifmefenö finb e£, bie auch bem Ausbau beö ©inigungö»
mefenä miberftreben. Sie, bie an ben fosialen ©inrichtungen
bc^ ®ilfsbienftgeftbcö fd)mer tragen, mehren fidb mit föänbert
unb Sitfjen gegen bie ^inbungeh, bie ihnen ein geregeltes?
©inigung§mefen and) über baS ®ilf^bienftgefeb hinauf im
Bricben auferlegen fönnte.
SSor un§ liegt eine ©ingabe, ^.* 9 tr. 4208 , bie bcr $ e r e i n
$eutfd)cr ©ifen» unb Stahlinbuftrieller im
Auguft 1917 — fui‘3 oor ©eneral ©roenerö fBerfehung — an
ben bamaligen 9tcid)3fan3lcr gerichtet hat. 2)er SSerein, beffeu
©efchäft^fiihrer Dr. 9 teid)ert gan3 im ©eifte biefer ©ingabe
auch am 8. £e3ember in einer ^Berliner ßlhtglieberoerfamm*
lung, unbefchabet ber Sftiefengeminne ber beutfd)en ©ifen*
inbuftrie im Kriege, gegen bie hohen Söhne, gegen ba£ ®ilf^-
bienftgefep, gegen bie ArbeitSfammern nnb gegen ben 9 leid) 3 -
tag Stellung genommen hat, befennt fich in feiner ausführ¬
lichen, mit 3ahlt*eichen, gröblich tcnbensiöS 3ufammengeftellten
unb aus bem Bufammcnbang geriffenen Bitaten belegten ©in¬
gabe 31t einer fcharfen ©egnerfchaft gegen bie „smangSmeife
Übertragung ber Arbeiter- unb AngefteUtenauSfchüffe, fomie
ber 3 cf) I i d) t u n g S ft e 11 c n auf bie SriebenSmirtfchaft".
Xie ©inrieptungen beS ^ilfSbicnftgefeheS hätten fid) nicht ein¬
mal im Kriege bemährt; fie behinberten baher erft red)t eine
giinftige inbuftrielle ©ntmicflung in Übergangs» unb SriebenS-
mirtfehaft. „denjenigen Unternehmern, melche ArbciterauS»
fchiiffe unb 3 d)lichtungSftelIcn neben ben orbentiiehen ©erichten
für 3mecfmäf3ig halten, ftel)t cS frei, biefe äftafenahrnen 311
treffen. 2 Ber aber ohne berartige AuSfd)iiffe mit feinen
2 lrbeitern auS3ufommcn glaubt, foli in feinen ßßahnahmen
nicht geftört merben,"
’Sßie fidy fchon hier ber alte inbioibualiftifdie ®errenftanb*
punft aeigt, ber bie Brägen bcr ÖnMtftrieoerfaffung als 23 riüat»
angelegenheit beS Arbeitgebers mertet, in bie fid) ber Staat,
um beffen %ntercffe ^ 5 0 ^ fchlicf 3 ltcf) and) hanbelt, nid)i
31t mifd)en hat, fo cntmicfelt bie ©ingabe auch über bie
fiinftige Arbeiterpolitif im allgemeinen Anfichten, bie in ber
2 lrbciterfchaft mopl als neuer 23 cmeiS angefchen merben
biirften, bah bie Schmerinbuftric im Kriege auf fosialem ©e»
biete nichts gelernt nnb nid)ts oergeffen hat. die Otegierung,
keifet cS ba, miiffc „ihre Selbftänbigfeit gegenüber ben ©in»
fliiffen ber ©emerffchaften miebergeminnen"; fie brauche fid)
ber ßftitmirfung ber lepteren nicht 311 entfd)Iagen, aber biefe
miihten* fid) ber Staatsgemalt unterorbnen, ftatt fie an fid) 311
reihen. Aud> miiffe ber „mirtfd)aftSfrieblid)en // a 3 emegung
gegenüber nollc ltnparteilidjfeit obmalten, ©in meitcreS 5 iad)'
geben gegenüber ben ©emerffchaften unb eine „9tad)abninng
ber unbeilooQen englifchen Sosialpolitif", bie 311m 3»rüd*
bleiben ber britifd>eu 2iMrtjd)aft unb fomit 311m Kriege geführt
habe, metbe 311m inbuftrielten Stillftanb, nicht 311m fostalcn
Sriebcn führen, darüber hülfen auch feine darifoerträge hin»
meg, bie oon ben Arbeitern in khmierigen Beiten oft genug
gebrod)en mürben unb in bcr ©rofeeifeninbuftrie unb bem
Bergbau oöllig unmöglid) feien, die hefte So3ialpolitif fei
163
So ä ide Praxis unb 9lrdjm für <BotfStoot)Ifaf)r.t — 1917 — XXVII. 9lc. 12.
164
eine fol^e, bie bic oollc 33cfd)äftigung bei* oorpanbenen
3lrbeitSFräftc, gute Söhne unb Perforgung mit SebenSmitteln
ermögliche, „Taan gehört", fährt bie (Eingabe mit logifchcr
Slithnhcit fort, „bie Verhütung jeber unnötigen 3lgitation mtb
3liifrciänng ber Slrbeitctjrfjaft unb bie Stärfnng ber 3lutorität
fomopi ber Rcgierungsbehörben mie ber für bie Betriebs»
fiihrung oerantmortlidien Unternehmer."
33 ie fich bie GifeninbuftrieEen biefeS Programm in bie
ÜlUrflichfeit iiberfetst benFcn, bafür gibt bie TenFfdjrift an
mehreren SteEen 3lnha(tSpunfte. SBährenb fic bie militärifcpe
3mangSocrmaltnng oon ^Betrieben üermirft, meil biefe an bie
Leitung hohe 3lnforbcrungcn fteEc unb bebenfliche Rebenmirfun«
gen habe, mirb auf 3 . 6 ber Eingabe Flipp unb flar barauf
biitgcmicfcn, bah man bie 8 icherftellitng ber ^eereSoerforgung
befjer mit bem (Gcfeh über ben 33 e I a g e r u n g S 3 u -
ft a n b als mit bem ®ilfSbienftgefefc erreichen Föntte. 2öemt
3tforte einen Sinn haben, fo heiht baS — unb fann nach bem
gaumen Qufammcnhange nichts anbcreS peihen als bicS —, bah
bie Sdüucrinbuftrie am liebften bie 3tatuierung ber OoEForn»
menen BmangSarbeit unter RMlitärbiftatur gefehen hätte, mo»
bei fic fid) bie SlrbeitSFräfte gern hätte 3 itmeifen taffen, auf bie
oolte SRilitarifierung ber betriebe aber anS bem ihr eigenen
trcfffichcren SRacptinftinFt lieber üeraiebtet hätte. Tah bis in
bie lebte 3oit hinein manche' Greife ben ganzen ®ilfSbienft am
liebften burd) 3mangSarbeit auf ber (Grunblage beS 33elagc»
rungSanftaubSgcfepeS imb einer Grböhung beS meljrpflidjtigen
Alters? erfeüt gefehen hätten, beutete unfer in ber 3lrbetterfd)aft
eifrcnlidiermdfe'nicht gana. itn gehört 0 erbauter SRabnruf im
00 eigen Jahrgang, 8 p. 961, bereite an. Tie fdüuertnbuftriellen
Herren glauben eben, fic Fönncn immer alles mit bem 3 m a n g
macheu. Tarnm fprid)t bic Gingabe aud> Ocrfchiebentlid) oon
ber Rotmcn bigfeit einer „aielbcttmhten unb millenSftarfcn
politiF" unb „beutfeper 3tuffaffungen, frei oon (GefithlSan-
manblnngen", Oon ber pehterhaftigfeit oon „(Gebulb, Etbmqrtcn,
Uugeftänbniffen gegenüber ben iHaffenfämpfcn" unb erfnd)t,
„foiange ber Feinb brauhen tobt, im Tunern burch Strenge
Ruhe unb Orbnung 311 firi)ern". 3TIS red)t braitd)bar crfdyeint
ben (GcfudifteEenf ein 0 0 11 ft ä n b i g c S Perfantni»
I ungSüerbot ohne jeben ltnterfd)ieb, mie eS jnr 3<üt ber
Gingabe 00 m Stcllü. (Gencralfommanbo in Stettin erraffen
mar: „Gin foId)cS Perfammlungsüerbot faftt bie oerberblidie
3(gitation an ber ElUtrjel."
SlUc bei bei* 3tbtehnung beS SöirtjdjaftSfricbenS nad) bem
Kriege, ber ja ohne 3litSbau beS GinigungSmefcnS fcpmerfienS
gefäprbet ift, fo ift and] bei biejert RcpreffionSmünfdjen gegen»
über alten Stegungen ber 3trbeiter ber ®ah gegen bie
Oj e m e r f f d) a f t e n bie Ricptfcpnur. Um biefen 511 recht-
fertigen, mirb ben 3lrbeiterorganifationen altes erbenflid)e
Rüfc nachgefagt. Sie füllen 3 . s 3. iibermiegenb um ihrer SelbfP
eihaltung mitten- baS töilfsbicnftgejep fo umgeftaltet haben,
mie cs heute ift; auf bie 3urüdftellung ber (Gemerffdx'iftS-
beamten unb bic gefidjerte Fortführung ber G5emerFfd)aftSarbcit
fei es ihnen oor altem babei angefommen; benn bie (Gcmerf*
fdaftett feien Gnbe 1915 fo gefdüoädit gemefen, bah ihnen ber
3lnsbau bes SpftemS ber Sdüebsausfdmffc, burd) baS fic Gin»
flufj auf bie IRafjen gemannen, ermünfdjt fein muhte. Smmer
mieber fonimt bie Gingabe auf bie geringe ERitglieberaabl ber
(Gemerffdiafteu Oor Gr Iah bes $ilfsbieuftgefebeS juriief, burch
bie fie bemeifen milt, bie (Gemerfjchaften feien niept bie Sadp
malter ber 3frbeiterintereffen. 3mifcpen ben Seiten Faun man
fo etmas mie einen Pormurf herauStefen, bah bie Regierung
nidit bie G3emerffd)aften, bie giinftige (Gelegenheit mahr»
nehmenb, im Kriege ooltenbs äerfchtagen hot.
Gs muh einmat ausgefprochen merben, bah biefe 3trt, oon
ben 3trbciterorganifationcn 31 t reben, längft in meiteren Greifen
als unpaffenb empfunben mirb. 3Benn bic GJemerf-
fdjaften bis 311 m Kriege nicht ftarfer mären, als bieS
ber Faff mar, fo lag bieö nid)t auleöt an ber ^rang-
futierung unb SBcrfehmbung, ber fie auSgefept marert;
bah fie gleid)mohl im 3camen ber breiteften Staffen fpred)cn
burften, bemeift nid)t nur bie geringe 33ebentnng, bie neben
ihnen bie (Gelben erlangt haben, fonbern für jeben unbefan¬
genen 33eobad)ter ift baS ohne meiteres flar, ba eben in alten
Stäuben bie rührigeren, ftrebfameren Glemeute bie StanbeS-
bemegung in bie $anb nehmen unb bie anberen nid>t ctma
bagegen protefiieren, fonbern baoon 311 profitieren furi)en, ohne
felbft Cpfer 311 bringen. Sah bie (Gemerffd>afteu aber im
siriege fehr gefdnoädit morben finb, bas Tollte man ihnen boch
lieber nicht 311 m fBorftmrf machen. Senn biefe Schmäd>ung
beruht in attererfter ^inic auf ben Ginberufungen, bie natürlich
unter ben im heften SWanneSatter ftehenben <üerntruppen ber
(Gemcrffd)aften gemaltige Süden geriffen haben, bie grohentciB,
nad)bem Ströme treuen beutfehen 3lrbeitcrbluteS in Flanbern
unb in ben Karpathen gcfloffen finb, nnmieberbringlid) offen
bteiben merben. (Gemih, über biefe 33erlüfte hinaus hat baS
erftc ^ricgSjahr bie ©emcrffchaften auch titele heintgebliebem
Sücitglieber gefoftet, aber bod) mefentlich, timl bamatS bie
Söhne, oft fo niebrig maren unb bie 3trbeitSlofig!it fo ftarf
mar, bah mancher arme teufet am epeften glaubte an ben (Ge-
merffdiaftSbeiträgen fparen 31 t fotten.
GS berührt eigenartig, menn (ich nach 3tot unb Zo b ein
STrbeitgebcrfefretär breitfpurig hinftettt unb bie (Gemerf*
fdjaften in feiner Gingabe hcrab 3 ufepen fud>t, inbem er auf
jene fetbftOerftänbIid>c StricgSerfdheinung beS ElntgticberOertuftcS
anfpiett, bie atterbingS auf Seiten beS oon ihm oertretenen
Unternehmertums nach Sage ber ^inge nicht annähernb ähn=
Iid> auftreten fonnte, meit in ben Unternehmer- unb Strbeit»
geberoerbänbeit nicf>t baS perföntiche ElFitgtieb, fonbern bie
burd) baS SÖlutopfer ber Gin 3 elperfonen unberührt bleibenbe
Firma bie iibtirf>c Ginheit ift. 3trbeitgeberOerbänbe, bic mit
100 Firmen als Etfitgliebcrn fepon eine gemaltige EJFacht Oer»
förpern Fönncn, merben menig getroffen, menn 15 ober 20
beroorragenbe 33etriebSinhaber ober -leiter bem Kriege 311 m
Cpfer fallen; für bie 3lrbeiterorganifationen aber bebeutet
jeber SWenfchenoerluft jugleich SEFitgliebereinbuhe, Ginnahme»
oerringerung, SWachtoertuft. GS ift traurig, bah bie antifoaiälc
3>erhehnng fchoit mieber fo meit gebiehen ift, bah man baS
auSfprechen muh-
Cie SBormürfc gegen bic (GernerFfdjaften gehen aber er¬
heblich mciter. So mirb behauptet, fie hätten „Cnpenbc oon
CGemcrFfdxiftSbeamten in bie rnhigftcn Snbuftriegegenben" ge»
fd)idt; „baber" Fämen auch „bic groben Unruhen, 3luSftänbc,
Sohnbemegungen unb ^ramaHc" ber lebten iüFonate. äßir
mollen Oon ber ftarfen Übertreibung, bie hier in ber £atfad)cn--
(chilbcrung oorliegt, gaii 3 abfehen, obfdjon fie meber im Oater-
länbifchcn 5'ntereffe liegt, nod) ber SiGirbc einer Gingabe ent¬
spricht, bie an ben oberften 9Fcid>Sbeamten gerichtet ift; fchlieh-
lid» müffen bie 93ehörben ja felbft miffeit, mie fie ein-^emagogen»
ftüdchen cinanfchüpen haben, mie eS nad) feiner ganaen 3tuf»
madmng bie oorliegenbc Gingabe barfteEt. Someit 3l»tS-
jd>rcitnngen oorgefommen finb, hot fie bie „ 803 . ^rajiS"
immer Oerurteilt, unb ihre mapnenben Söorte an bic (GemerF-
fdiaften in.bem bereits sitierten Sluffap hoben gerabe beSpoIb,
meil unfer ^Blatt eine suoerläffige SosialpolitiF treibt, bei ben
(GcmerffdjaftSlcitungen ihren Ginbrud nicht oerfeplt. dagegen
aber müffen mir bie (Gemerffdhaften in ihrer (Gefamtheit benn
bod) in Sdinh nehmen, bah ihnen nachgefagt mirb, bie 3luS»
ftänbe unb Hramalle mären i p r SBerF. $unbertc oon FäEen,
in benen bie (GemorFfdjaftSfiihrcr rnähigenb, einigenb einge¬
griffen haben, fprechen bagegen, unb baS in 3TrbcitgeberFreifcn
gern angeführte lEhiftcrbeifpiel bcS oberfchlefifd>en 93erg-
arbeiterftreiFS ift als foIdjeS gänalith ungeeignet, mie man and)
gerabe in bepörblidjen Streifen od)lefienS genau genug meih.
Tie Gingabe ftetlt bie Tatfadien in gcrabesu erfd>redenber
3ßeife auf ben .HPpf, menn fie im Sofammenhange mit ben
Streits barauf glaubt oermeifen 311 biirfen, Segien unb
3d)lidc hätten auf bem Gölner s iEetaEarbciterFongreh „in baS*
felbe $orn mie ber Parteigänger ber Unabhängigen" geftohen,
als fie gefagt hätten, bie freien (GemerFfdxiften hätten im
Kriege ihren MampfcparaFter nicht aufgegeben. Söir haben
bie Vorgänge auf bem EftetaEarbeiterfougreh gemih nicht leid>t
genommen unb hoben gar nid)ts bagegen, bah uns bic Gingabe
bies atteftiert. SGLUc aber ein eprlid)er Sefer beS PerpanblungS*
beridits oon Göln Sdilide unb Segien mit ben Unabhängigen
So 3 iaIbemofraten in. einen Topf merfen Fann, ift unS uner-
finblid). GS liegt hier ein gans beacptlidjer Trid oor: Segien
unb Sd)lide haben ben erregten EEaffen, benen fie in ber oad)e
felbft, bie sitr Beratung ftanb, feinen Fohbreit $on 3 effionen
machten, gefagt, bie (GemerFfd)aften hätten fid) nicht geänbert.
Unb baS ift im mefentlicpen and) gana richtig, benn bie (GcmerF-
fehaften haben in ben fahren oor bem Kriege genau mie
heute ihren ^ampfcparaFter nid)t ctma fo aufgefa&t, bah oitS
ihm tägliche Reibereien mit ben 3lrbcitgebern entftepen
miihten, fonbern fo, bah bie (Gemerffdjaften für bie Qntereffen
ber 3trbeiter, foiange eS geht, im PerpanblitngSmege, im Folie
bes PerfagenS biefeS EöegeS aber notfaES and) mit erlaubten
Soziale ^tajiä unb Slrdfriv für VolfStvohlfahrt — 1917 — XXVII. 9Jr. 12.
166
s Batt'en beS HrbeitSFampfeS eintrctcn müßten. 'Tic Etugabe
al)cr baut auf bie ben ftatiftifcbcu Tatfachen hol)nfpred)enöe Hm
jid)t, bte bie.unb ba in bannlofen Vitrger* unb VeamtcnFreifcn
verbreitet iff, auf, bah bie ©emexFfchaften foaufagen bic Apanb*
langer ber foaialen Revolution finb, unb* mill nun glauben
machen, if)re Führer felber hätten getagt, fie mühten baS and)
bleiben. Bit bicfeni B^edc ntnfe and) ausgerechnet Öebcbottr
als Beutge berbalten, ber baS grofec SBort tui3gefprod)en bat,
ber ©emcrFfchaftSbemegung niüffe ihr „revolutionärer Gharafter
miebergegeben" merben. Tie Anlage IV ber Eingabe ift iibri*
genS gcrabeau ein SWufterbeifpiel bafiir, lote man n t d)tzitieren
barf, maS frcilid) Von ben Einlagen I, II nnb V nicht viel
weniger gilt *).
Ten Gipfel aber erreicht bie (Eingabe bod) Wohl an ber
SteEc, loo fie bic aeitgemäfce Behauptung auffteEt, mir erlebten
beute unter beut ^ilfSbienftgefep „in ber Fnbuftrie ungefähr
baSfelbe, loie tft u h l a n b an ber Front mit feinen
S o l b a t e n a n 3 f ch ii f f e n", nnb „foEten attnt minbcften
bafiir forgen, bah feine berartigen rnffifdjen Buftänbe auf bie
FriebenSmirtfchaft übertragen Werben". TuS $tlf3bienftgefeb
fei „leibcr nttr für ben Sieg beS ©cWcrFfdjaftSgebanFenS" ber
erfolgrcidifte Sdhrittmachcr geworben, nicht aber „fiir ben Sieg
ber heimifchen © e nt c i n f d) a f 13 a r b c i t unb ber bentfchen
Eintracht". Tiefe Söorte nehmen fid) fo vortrefflich int Eftunbc
fdimerinbttfiricEer SeFretärc auS, bah mir auf jebe Hb»
fchmädmng burch einen Kommentar Vorsichten bürfett.
©öffentlich aber gelingt eS halb, bttreh bie HrbcitSFammcrn
unb ben HuSbatt beS EinigungSmefenS bie „beiutifdje ©einem*
fchaftSarbeit" mahrhaft ficherauftcEen. Tic innerbcittfdie ©c-
fchichte muh enblidh attS eherner üftotmenbigfeit über jene bettle
von Eifen binmegfehreiten, bie mit einer int Mriege ntahloS
geftiegenen Eftacht nnb uferlofen • Mitteln aitgleid) eine ©e»
finnitng Verbinben^bie nnfer gegen ben Hnfturm einer Eßelt
vcrteibigtcS Vaterlanb jebt nnb ttad) beut Kriege täglid) neuen,
fdimeren Erfchütterungcn entgegenanfiihren geeignet ift.
®t t Swiale iijgtene an freit $iut}rdjulen.
Von l)r. med. ITubmig Telcfp, ^riuatboaent an bei* llnincrfität
SBien.
I.
HuSbatt ber foaialen Fürforge, VolFSgefunbbeitSpflege unb
babnrd) Ertüchtigung unteres VolFcS, — baS finb baS Biel unb
bic ESegc, burch bie bie fchWeren Schöben, bic ber ftrieg bem
VolFSförper Verurfad)t, attSgeglid)en merben foEcn. Tiefe
jefct fo oft gehörten EBorte arigett uns mit fd)laglicf)tartiger
Klarheit bie EBanblungen, bie bie öffenliche ©efunbbeitSpflcge
attnt Teil in ben lebten fahren bereits burdigcmacht hat, jetst
aber in energifcherer Steife burdimadyen muh: ben EBeg Von
ber bafteriologifchen aur foaialen .<ppgiene, nnb ben EBeg von ber
negativen, nur ber Verhütung von MranFbeitcn bienenben
©efunbbeitSpflege au ber pofitiven, bic fid) Mitarbeit an ber
Sdxtffung eines nicht nur nicht frattfen, fonbern eines möglid)ft
fräftigen VoIFeS aur Hufgabe gemacht hat. ©emifc hat bie
VaFtcriotogie unb SeucftenbeFämpfnng ihre groben Hufgaben
an crfiiEen nicht nttr im Kriege, in bem ja gerabe auf biefent
©ebiete baS gröfete gelciftet mürbe, fonbern and) im Trieben.
Ebenfo gemih aber finb felbft in ber Send)enbeFätupfung bem
EöirFcn ber VaFtcrioIogie gemiffe ©renacn gefebt. Tie Er*
forfdntng ber Ilrfachen ber Verbreitung ber Jjronifdjen Snfef*
tionSfranfheitcn, ber Tuberfttlofc unb ber 3 t)VhiIiS, nnb ber
Stampf gegen biefe 3euchen atvingen uns aur Vefchäftigung
mit foaialen Problemen, führen in baS HrbcitSgebiet ber
foaialen §l)gienc, auf bem attef) anbere Vrobfeme, benen fid)
in SricbenSaeitcn bie ^anptaufmerffamfeit mirb anmenben
miiffcn, bie Probleme beS 0änglingSfd>ubeS, ber Stinber* unb
Sitgcnbfürforge, liegen. ES finb alfo, bie. Hnfgabctt ber foaialen
©t}giene, bie aunäd)ft int SWittelpunrt ber öffentlichen ©efttnb-
heitspflcge merben ftehen miiffcn, beren Ööfttng in erfter Ctntc
mirb in Hngriff genommen merben miiffcn; bis in einem
*> .'oiugenücfen fei auf bie Vlrt, uüe eine Sdjrift Um breite,
bic bic Vovaiigc bcS öilfsJbicnftgcfebcS in -anfctjaulid) betonenbet
«ELteife barfteüt, bon ber Eingabe bentipt nürb, um ben HadgueiS a»
führen, bafj bas ©efeb gana cinfeitig bcu Vlrbeiterintereffeu gerecht
mirb. ©laubt man mirflich, bafe mau ben ©emer!fd)«ftgführern auf
biefe SÖeife ßuft macht, ba§ in ber Dlrbeiterfchaft bielfach beriete
©efeb au berteibigen?
fpäteren Beitpnnft bie Hufgaben ber Vaffenhpgiene, von bereu
theoretifd)en ©runblagen nod) fattm bie erften Vaufteinc vor*
banben finb, aud) praftifche Vebeutung erlangen merben.
Hud) bie theoretifchen ©runblagclt foaialer ^pgiene ftehen
ttod) feincSmegS nad) aEen 9Iid)titngen hin unb in aüett Eittael-
heilen fo feft, mic berjenige au glauben geneigt ift, ber ihre
Probleme nur attS ben Feuilletons ber TagcSpreffc fennt, and)
. hier ift nod) Viel Sorfcherarbeit au leiftcrt. ©ier ift eS Vor
aEent ttotmenbig, bah bilettantifd)eS Hrbeiteti btird) e^afteS
gorfchctt erfeht merbe. Mein geringerer als Flügge hat in
einer erft fiiralid) erfd)ii v netten 3d)rift (©rohftabtmohnungen
unb MleinhaitSfieblungcn) auf ben HMtft bilettantifcher Hrbeit
hiitgemiefcn, ber fid) auf einem Teilgebiete biefer Sßiffenfchaft
angehäuft hat. Tantit hier Söattbel gefdjaffen, bautil fefte
theoretifd>e ©runblagen für praftifd)e Hrbeit, für 3oaial*
politif unb formte Fürforge gemottnen merben, bantit baS in
praftifcher Hrbeit ©elciftete itt feiner HMrfung eraFt unb fritifd)
geprüft merbe, mühten an ben ®od)fd)üIcn in grohereut Ilm*
fange unb mit gröberen Mitteln HrbeitSftätten für foaiale
$pgienc gefd)affen merben, unb ßehrftätten für ben llnterridü
ber ftubierettben ^ttgcnb, in benen fie a u ridjtigem Erfaffett
ber Probleme ber foaialen ^pgiettc augeleitet, in benen bie
©runblage für ihre Fiinftigc praftifd)e TätigFcit gelegt merben
foE, bie hier mic überall theoretifche Mcnntniffe bilben miiffcn.
Führer auf beut ©ebiete ber foaialen Fürforge miiffcn
in erfter £inic H rate, auf manchen Teilgebieten V e r *
m a 11 tt it g 3 b e a itt t c unb Lehrer fein, auSführenbe
£rgatte F ü r f o r g e f d) m e ft e r n.
Für HttSbilbung ber lebteren, fiir ©eranbilbtmg meib*
lieber Verfonen auf bem ©ebiete foaialer Fürforge finb in ben
lebten Fahren in Teutfchlanb — in geringerem üftahe aber
and) in Öfterreich — eine ganae Steihe von HuSbilbungSftätten
gefdhaffen morben. Hbgefehen von aahlreid)en Heineren Ver
anftaltungen, Murfen, gibt es heute in Tcutfcblanb 12 foaiale
Frauenfdjulen mit 1—2 jähriger HttSbilbungSbaiter. Tie
meiften von ihnen verlangen aur Huf nähme eine gute all*
gemeine Vilbttng unb ein höheres HIter. ES tritt baS beutliche
Vcftreben hervor, Frauen unb Sftäbdjen in grütiblidicr Sßeifc
and) fiir höhere Stellen in ber foaialen Fürforge attSaubilben.
Sßie fteht cS aber mit ben SluSbilbitngSrnÖglichFeiten fiir
itnfcre männliche Fugettb? bert Fiitiftigen Veamten unb Hratcn?
©emih mirb beim Fünften burd) ©efebcSFenntniS, beim
9Webiaincr bttrdh Sdmlung in ben Flinifdhcn Fächern nnb itt
^pgierte bie ©runblage gelegt, auf*ber fid) ohne aEau grohe
meitere SWiihe bie für bie Fürforge notmenbigen Menntniffe
aufbauen laffen. Hbcr auf biefer ©runblage nttth eben meiter»
gebaut merben. Ter ftubierenben Fugenb hieran bie Hnregnttg
ätt geben, ift 3ad)e aller UniVerfitätSlehrer, für ben U^e*
biainer inSbefonberc ber ßehrcr Flinifd>er Fäd>er, ba ja bei
aEett Vorlefurtgen fidj auf Schritt unb Tritt bie ©elegenheit
barbietet, auf Bufarntuenhängc aluifchett ©cfuitbheit, bam.
.MranFheit unb foaialen Verhältniffen, auf Hufgaben foaialer
Fürforge btuaumeifett. llnb ebenfo ift in ben §auptfäd)ern
ber Furiften genug ©elegenheit 31 t ähnlichen £>inmeifcu
gegeben.
Tann aber muh ben Stubiercnbcn ©elegenheit gebotet!
merben, Vorlefttngen über bie midjtigften Mapitel foaialer
®pgiene, foaialer Fürforge au hören. Tiefe ©elegenheit ift
aber heute auf beutfehen Univerfitäten nur in fehr befdjränftcm
E^ahe Vorhanben.
SSen 11 mit bie VoulcfungSUtracichiiiffe ber lebten Senicfier, etuf
beren BufammenfteUimg ber Ai lieg nod) feinen Einfluh genommen,
(unb auch in ben ailerlcfeten Sem ehern ift non beffeu Etufluf) uodi
menig gu luerFen) *) burd)fehen, fo finben nur ©elegenheit H'or?
lefungeii aus foaialer ^»hgieue gu hören unb fid) HrbciBmcthoben
foaialer .^hgienc angueigneu-nur in Verlin, Hiiindieu unb SSieit ge*
boten (barüber füll nod) fpäier gcfprod)eu merben), fonft aber toar im
Sommerfemcfter 1914 nur attgeüinbigt: in töoun ein einitünbigcv
Aiolleg über foaiale .*pt)giene (von Kelter), in Aiiel eine« über Ve=
fämpfuttg ber ihhfcdrauff)eiten (Von Vitterj. Tßir finben in biefent
Semefter au feiner beuifdjeu lluiverfität ein Aiolleg über Vefämpfuug
ber Tuberfidofc, nur tu £uiüe unb ■btiindjen je eines über Säuglinge*
x ) 3od) feien als bebcutungSVolle Eifdieinuttg bie 1910/17 gum
erftcu Filiale ncranftaitcten ,,^ad)hod)fd>uIfurfe für SSirljdjaft unb S/er
maltuug in yinlehuuug an bie lluiverfität Vrcslau" ^ermäbut, mit
ihrem „gad)furfu« für foaiale Serfitfjeruug unb foaiale fürforge", ber
jebo^ mehr für fitnftige VermaltungSbearnte als für Stubiercnbe ber
SWebiain unb Ärate beftimmt a« fein fd>eiut.
107
Soaictle Praxis unb 9lrd)it> für Volfsmobifabrt — 1917 — XXVII. Ar. 12.
168
fiirforge (£ef)nert, ©edfcr). gür baS Söinterfemefter 1914/15 mar
bon Tamfd) in Güttingen du Kolleg über Vefämpfung ber Silber*
fulofe angefitubigi, in ©alle eines über SäuglingSfitrforge (2djnert/,
in München eines? über ^ugenbfürforge (Uffenlieimcr), in ©alle las
Trigalsfi über foaiale uno fontmunale ©tjgiene, in Vreslau Sdjeller
über foaiale ©tjgienc. Aur über Gefahren uitb Verhütung ber Ge-
frf)led)tsfranfl)eiten mürbe an niedreren Crlcn gelcfcn. XHIXc bisher
crU)äl)nten föallegien finb c i n ftünbig.
Man mirb mol)I faum ber Meinung fein fönnen, baß bie
liier gebotenen Vorlefnngen an 3abl unb Umfang ber Vc«
beutung, bie ber fokalen ©pgiene für baS Gebeihen unfcrcS
VoIfeS aufommt, unb ber Stolle, bie bie Firste bei ihrer Turd>«
fitßrung fpielen müffen, entfpredien.
Sind) in bem im ganaen ja felir rcid) entmidelten ärat-
lieben g o r t b i l b u n g S m e f e n Teutfd)lanbS finbet bie
Soaialhßgienc nur menig Verürffid)tigung. ES ift allein ber
„herein für SänglingSfürforgc im NegierimgSbeairf ^Düffel-
öorf", ber gana regelmäßig unb mehrmals jährlich 2—3 möcbent*
liebe ft'itrfe Dcranftaltet, in benen bie SänglingSfürforgc reid)=
lid>e Verürffid)tigmrg finbet („Über bie gortfd)ritte in ber
Phhfiologic, Pathologie unb ©ngiene beS SäuglingSalterS unb
SänglingSfürforgc"). Außerbem ift nod) au nennen baS
„Seminar für foaiale Mebiain" ber TrtSgntppe Berlin beS
VerbanbcS ber Äratc. TeittfcblanbS, baS nidrt miffenfdiaftlidxr
Arbeit, ber Einführung in fie, fonbern nur rein praftifeßen
3 metfen bient, nur für bie ärztliche Prärie eine oberfläd)lid>e
Vorbereitung bilbet, Dor allem bie Soaial-VerfidiernngS-
mebiain pflegt, aber bocß and) öftere für töurfe auS bem (Gebiete
ber foaialen ©pgiene forgt; fo hot eS gemeinfam mit beut
3entralfomitee für baS äratlidie gortbilbungSmefcn in Preußen
im ^aßre 1913 einen VortragSapfluS über bie Mitarbeit beS
ArateS an ber Säuglings* unb Sußonbfürforge Dcranftaltet.
Außer ben ermähnten Surfen mürben im $fahre 1913 nur nod)
abgehalten in Hamburg ein .SturS über gitrforge unb gitr*
forgeaöglinge unb einer über foaiale £age unb Gefunbheit beS
GeifteS unb ber NerDen.
Man mirb beuutad) mohl augOben miiffen, baß (Gelegenheit
aur Ausbilbnng in foaialer ©pgiene gegenmärtig für ben
Stubcnten unb ben Arat nur menig, Gelegenheit an tieferem
Einbringen überhaupt nur in Perlin, Miindien unb Söien ge¬
geben ift, mo ausführliche Vorlefnngen unb sscminarübuugen
gehalten merben.
Stidit nur alfo aut Vertiefung ber theorctifdien Arbeit auf
bem Gebiete ber foaialen ©pgiene, and) aur AuSbilbung Der*
ftänbniSDolIer unb gut gcfdjultcr Arbeiter auf bem praFtifdjen
TätigfeitSgebicte foaialer ©pgiene ift bie Schaffung non
ArbeitSfiätten unb £eßrftätten notmenbig. 3n minbeftcnS an
allen größeren Unioerfitäten müßten £ehrfanacln für foaiale
©hgiene unb Seminare für foaiale ©tjgicne gefdjaffen merben.
(Sd^Iufe folgt.)
JtUgcjtmtw ^Wtalplitth.
töohlcnitot unb Vcrgarbcitcrbcrbnltuiffc finb am 13. unb
11. Teaember im preußifdien Abgeorbnetenhaufe befprodien
morben. Taß bie ftoßlcnnot meniger in einem Niitfgang ber
probnftion als? in Verfchrsfd>micrigfeiten ihren Grunb hat,
mürbe allfeitig betont. 'Ser .©anbeisminifter ftellte feft, baß
gegenmärtig bie Gefanitprobnftion faum geringer fei als? in
griebenSaeiten, menn man ben gortfafl ber früher meit größe¬
ren Ausfuhr berüeffiditigt. Aber ber Vebarf ber «©ceres*
uermaltung unb ber Siüftungs?inbitftrie erforbert riefige Mett*
gen, unb auf ben halben lägen 3Millionen Tonnen, bic nicht
gefahren merberi fönnten. hätten mir nur ben $Düttellanb=
faital! Siefer Seufacr mürbe hieran mehrfad) laut. Ein Ver¬
treter be£ Verfehr^minifterium^ meinte, baß im Januar eine
mefentlidie Vefferung ber Sransportoerhältniffe eintreten
merbe, unb ber .^anbelsminifter beftritt, baß bcmnädift eine
neue Preisfteigerung ber Mohlc eintreten mürbe. Sas alleö
hilft natiirlid) ber herrfdienben Äloblennot nid)t ab. Somohl
ber Verid)terftatter be§ 3luöfd)uffes mie and) ber .^panbcl^-
minifter maren ooll Slnerfcnnung für bie Üeiftmtgen ber Perg¬
arbeiter unb Unternehmer, bie ihre oatcrlänbifchc pflidit mit
größter Eingabe erfüllten, unb aus bem $aufe pfliditeten Ver¬
treter faft aller Parteien biefent Sobe bei. Sa$ tonnte nid)t
hinbent, baß bie giihrer ber Vergleute, bie im Slbgeorbneten-
häufe fißen, nun ihrerfeits ben Sfrbeiterftanbpunft fchr nach-
briidlid) uertraten. Ter Wog. Vogelfang ( Zentrum), Vorfißen*
ber be^ Ehrtftlidien Vcrgarbeiteroerbanbeö beflagte, baß oieü
fad) bie Grubenbefißer nod) immer nicht bie gorberung ber
3 eit begriffen hätten. £ohnbrutf, Maßregelung, Slblchnimg
hon Verhanblnngen, Mißftärtbe bei ben Sd)Iid)tungsftellcn
feien nicht feiten* Vcfonbers? aber lafteten bie Ernährungs-
forgen feljr fchmer auf ben Vergleuten, and) bie Teuerung Don
SHeibung unb Sdmhaeug. .‘picr miiffe energifch 5lbhilfe ge-
fdjaffen merben, fonft leibe bie Slrbcitsfraft ber Vergleute. be-
benflich. 2lus politifihen Griinben benfe fein Vergmann an
Streife. Tieö betonte and) ber freifonfematiöe Verichterftattcr
fehl' nachbrüdli^. 2öo es aur 3lrbeitönieberlegung fomine,
feien entmeber mirtfdxiftliche Sftotftänbe ober bie Ablehnung
ber Unternehmer au ocrhanbeln unb bie Nichtbeachtung non
Vefd>merben ber Arbeiter ber Grunb. Sn biefer .^inficht mies
bei* foaialbemofratifdie Vergarbeiterfiihrer Slbg. Zone, ber bie
Äußerung feinet Kollegen nielfad) fchärfer unterftrid), nament-
lid) auf ben Streif in Cberfriilefien hin, mährenb 9lbg. Vogel¬
fang bie 3ufpißung ber Verhältniffe im Siegerlänber Vergbau
anführte. Tie meiften Nrbcitsflreitigfciten fönnten im .Üeime
erftidt merben, menn, außer ben Schliditungsftellen, ein georb-
netes Einigurtgsmefcn für größere Veairfe beftänbe. Tagegen
fträubten fid> leiber bie „sperren im ^anfe" nod) aumeift, aber
mir geben bie ©Öffnung nicht auf, baß biefe gefd)äftlid) fo
flugen Unternehmer enblid) aur Einficht Fommen, baß eine
frieblidic Verhanblung unb Einigung non ' Crganifation au
Trganifation nicht nur im Sntercffe be^ Gemeiumohlv,
fonbern aud) ber probnftion felbft liegt.
^bg. Gicsbcrts im Neich^mirtf(haftsamt. VJährettb ber
neuernannte Unterftaat^fefrctär Dr. G o c p p c r t, bisher im
preußifeßen Minifterinm für ©anbei unb Gemcrbe, bie Leitung
ber Slbtcilung für 59irtfchaftspolitiF übernimmt unb Unter-
ftaatöfefretär Dr. E a s p a r mie im früheren NeicßSamt bes
Innern and) jeßt bie giihrnng ber Abteilung Soaialpolitif be¬
hält, mirb in ber Perfon eines hernorragenben Slrbeiter-
fefrctärS, ber augleid) im Ncich^tag unb im preußifdien 5lbgc-
orbnetenhaus fißt, ein foaiaIpolitifd>er Verater im Ncichsmirt-
fchaftSamt neu gemonnen. Ter Hbg. G i c s b e r t S, einer ber
älteften giihrer ber diriftlichen Gemerffd)aften,, angefehencö
Mitglieb ber 3cntrumspartei, feit Vegriinbung ber Gefellfchaft
für foaiale Reform bereu Vorftanb augehörig, tritt, mie mir
hören, amar nicht als Vcamtcr (Minifterialbircftor), aber bod)
mit beftimmten Ned)ten unb Pflichten bem Staatsfefretär bcS
Neidismirtfdiaftsamts aur Seite, um feine reichen Erfahrungen,
feine Kenntnis ber foaialpolitifchen Verhältniffe unb gorberun-
gen unb feine Verbinbung fomohl mit stoei Parlamenten mie
and) mit ber Arbeiterfdßaft nußbringenb gcltenb au machen,
©err GicsbertS mirb feine Manbate im Neich^tag unb im 9lb*
georbnetenhans bcibehalten. Tamit fommt an leitcnber
gierungsftelle ein Mann aur Geltung unb Söirfung, ber fid) in
ber g e f a m t e n Slrbeiterfcbaft, nicht minber aber and) in
allen foaialpolitifdien Ü reifen hoher Sichtung unb oollen Ver¬
trauens erfreut. Selbft ans bem 5lrbeiterftanbe heroor-
gegangen, ift er burd) unermitblidKm gleiß unb große
Vegabung au einer allfeitig hodxingefehcnen Stellung empor«
geftiegen. V>ir begrüßen feine Verufung in baS Neidismirt-
fdiaftSamt aufs SBärmfte. 31 iS Mann non Eharafter unb Sadi-
iiinbc bietet er bie Gemähr bafiir, baß bie amtliche Soaialpolitif
planmäßig unb fraftooll meitergeführt mirb. Unb mir hoffen,
baß bie Eigenart feiner neuen Stellung, bie ihm Dolle Unab¬
hängigfeit im 3lmtc in Verbinbung mit feiner Tätigfeit im
Parlament unb in ber gernerffdxiftlichen Crganifation fiebert,
ber großen Aufgabe augnte fommt, an beren Söfung mitäit-
arbeiten er nunmehr berufen ift.
Tie Pfänbbarfcit bes Arbeitslohnes. Ter VunbeSrat hat
am 13. b. M. eine Verorbnung über Sohnpfänbung crlaffen,
burd) meldie bie Pfänbbarfcit bes ArbeitS» ober TienftlohneS
fomie bes Nuhegelbes Don Perfonen, bie in einem prioaten
ArbcitS- ober TienftDcrhältniffe befdiäftigt gemefen finb, n>eiter
als bisher cingcfdminft morben ift. Mährenb bisher ber
Sahrcsbetrag Don 2000 Jl (früher 1500 d() bie Grenae bilbete
unb ber biefe Summe iiberfteigenbe Sohn feincrlci Schuß genoß,
finb burd) bie neue Verorbnung and) Vrnditeile beS Mehr¬
betrags, beren 3al)l fid) nad> bem Umfange ber bem Sd)nlbuer
Obliegenheit Unterhaltspfliditen richtet, ber Pfänbung entaogen.
Einmalige XcitcnutgSaulagen für bie Beamten in Preußen finb
Dem Vlbgeorbnciciibaufc in ber 3ißung oom 14. Tcaembcr bewilligt
morben. Es merben ben Verheirateten bis a u einem Eittfommen
oon lo(KK) Ji limnuligc Tcuenuigsaulageii oon 200 Jl unb 20 Jl
<3ü0irtle Vragis unb Streit) für Volfsmohlfaljrt — 1917 — XXVII. Nr. 12.
170
Uit Kinb, bcli Unverheirateten 150 gemährt. Somohl bei
ben s 2luSfchußberatungeu mic in ber Voüvcrfammlung blieb jeboch
fein 3mcifel bariiber, baß unabhängig non biefer einmaligen 3 U?
läge bie ©ct)ältcr burd) laufenbe Sähe aufgebeffert merben
müßten, Ein bieSbcgitglicher Antrag, vom näd>ften Ncchnuitgsjahr
an bie ©chaltScrhöhungcn vorgunehmen, nmrbe angenommen.
. Ebenfo mürbe bie Negierung erfuefjt, bei ©emährung von. SeuerungS*
Zulagen an. Venfionäre baö aus bem uatcrlättbifchen £>ilfsbienft fi<h
ergebenbe Gnnfommen nur gu berüdfidjtigen, fomeit eS beit betrag
tmn 1000 Jl jährlich iiberfteigt. Füiaiiguiiiiifter Dr. $ergt erflärtc
nennend ber Negierung baS volle Einucrftänbnis mit biefen ©runb*
fäheit. ._
Ufolhsentäljning »tt& febenstialhmg.
$ic fünftige Kartoffelverforgung. Nnge|id>tö ber guten
Kartoffelernte ift in ber OffentlicfyFctt, unb namentlich auch non
ben Nrbetterorganifationcn, viclfarf) bie Sorberung erhoben
tvorben, bie fc)ötf)cntlicf)e Kartoffelration oon 7 auf 10 Bfitnb
51 t erhoben. Sas KriegöcrnährungSamt ift nach griinblidher
Prüfung ber Verhäftniffe 511 einer Ablehnung aller bahin
äielenbert Eingaben gefomuten unb veröffentlicht eine längere
ErFlärmig 5 ur Rechtfertigung biefe§ 3tanbpunfte^.
SaS KriegScrnährungSamt gibt 51 t, baß bic Kartoffelernte grnar
gut ausgefallen fei, buch muffe bic Kartoffel johl teilmcife auch baö
Brotgetrcibe erfefcen, ba fte als StredungSmittcl gebrauch* mirb.
Vor allem ift bie Vage burch bie fd)led>t ausgefallene Futtermittel*
ernte erfdjmert, fo baß bie Kartoffel aud) 5 U Futtergmecfen gebraucht
mirb. SaS Verfüttern gefuitber Kartoffeln an Sdjmcine ift gmar
burch BunbeSratSVeArbnung Verboten, hoch muffen genitgenb Ncildj*
fiihc, ferner Zugtiere für Stabt unb Lanb burdjgeljalten merben,
unb für biefe müffen bie fchlenben Futtermittel burch Kartoffeln
erfefct merben. Saljer hat auch bie geercSVcrmaltung größere
Ni engen Kartoffeln als Erfafc Von £>crfcr für bie '-ßferbe angeforbert.
SaS KriegScrnährungSaimt hat einen VcrteilungSpIam für runb
34 l A ^Millionen Sonnen Kartoffeln aufgeftellt, ber u. a. folgenbe
Soften enthält:
Selbftverforger 5,19 ^Millionen Sonnen', ftäbtifche Bevölfcnmg
7,.-14; Lagarette ufm. 0 , 21 ; Brotftredung 1 , 04 ; Fabri!*Kartoffcit 0,8«;
gemirblidjc Vcrmcnbung 0,55; ^»efcFabrilcu 0 , 08 ; Jpeer 1,6«;
Niarine 0 , 08 ; Lieferungen au bie Sdjmcig 0,o.i; Nefexve A 0,6«;
Nefcrvc B 0 , 14 ; Saatgut 5,34; Brennereien 2 , 46 ; Sdjmunb 6 , 76 ;
Kartoffeln an bas £cer 1,5«. £111 einzelnen bemerft bas Kriegs*
crnährungSamt hieran, baß bic Lieferungen an bic Schmeig auf
befonberen Vereinbarungen beruhen; gegen fic erfolgen 2luS*
gleichölicferungen von Niild), Butter unb Käfe. Sie 3 u metfung
an bie Spiritusbrennereien gefdjieht auSfrfjlicßlid) für £>ceresgmccfe,
für privaten Bebarf mirb Sprit nicht hergeftellt. Sehr rcicfjlid) ift
bie „Schmunbgiffer" mit 20 0 . £>. bemeffeu.
Erft Niitte Februar mirb ji<h iiberfeheii laffen, mie ber hinter
auf bie eingemieteten Kartoffeln gemirft hat ünb ob genitgenb
(betreibe gur Verfügung ftcljt. Sann mirb man auch eine enbgültige
Eutfdjeibuug barüber treffen fönnen, ob bie Kartoffelmenge auf ben
Kopf ber Bevölkrung vermehrt merben fann ober nid>t.
©egen locttcre Sretgabc tion Kartoffeln 5111 * Verfütternng
menbet fich eine Von 56 Oberbürgenneiftern großer öeittfcher
Stabte untergeitfjnete ErFlärung. 9Nit Rücffitftf auf baS Er¬
gebnis ber BeftanbSerhebung mirb bargclegt, haß eS fachlich
unmöglich fei, an eine Verfiitterung 511 benfen, folange nicht ber
Sentralftelle baS tatfächliche Vorhanbeufein unb bie Sicherung
in natura aller erforberlichen Speifefartoffeln nathgemfefen ift.
Rachbem lneiter betont^ ift, baft für bie Kartoffeloerforgung
beS ^rithiahrS unb beS SonunerS nod) Feinerlei ©ernähr belicht,
unb bafc anfeheinenb auch bie FriegSerforberlid>en Nefcroen nod)
nidht Dorhanbcn finb, mirb auf ben fehl* berechtigten Bhtnfd) ber
ftäbtifchen Beoölferung nach einer Erhöhung ber Kartoffel¬
ration hingemiefen, bie in bem Slugenblicf burch^itführen märe,
mo bie ÜRöglichFeit basu aus ben tatfächlichcn Verhältniffen fich
ergibt.
Eine ^crabfcbung ber Fcttration mufe vom 1. Januar 1918 ab
auf Befd>lub ber NetchSfettftellc burchgefithrt merben. Von biefem
Sage erhält jeber Kommunalverbaub auf ben Kopf feiner Bcvölfe*
rung eine £>öchftfettmenge von 70 ©ramm pro 29oche, ftatt mie bisher
90 ©ramm, hierin finb aber alle befonberen 3 u l a 0en für Sd>mer*
arbeiter unb Kranfe ufm. enthalten, fo bafe ber einzelne Kommunal*
oerbanb mohl faum mehr mie 62)4 ©ramm mirb verteilen Fönnen.
Bei ber Neid)sftclle ift bas .Beftreben vorhaitben, eine möglichft gleiche
Belieferung in Seutfchlanb anguftreben. Ser ^uftanb foll befeiti^i
merben, baß viele Stabte NtittelbeutfdilaiibS erheblid) geringere
Nationen mie ©rojpBertin verteilen, ^luch bie Überfd)ußbc 5 ir!e
biirfcn ebenfo mie bie Bebarfsbegirfe in ^ufuuft nur noch 70 ©ramm
auSgeben. Sie Sclbftverbrauchcr merben Von ber Eiufchränfung
ebenfalls betroffen, ihre Fettration mirb Von 125 auf 100 ©ramm
hcrabgefeht. Sie Fettration mirb fich mie bisher aus Butter unb
Niargariite gufammenfehen. Sie jepige 2ftaf}nat)inc ber NeidjS*
fettftelle ift hauptfädjlid) getragen von ber Vorficht, baft bie Fettver*
forgung bis gur SBiebererÖffnung beS SBeibegaugeS in ber nunmehr
feftgefehten $öhe bitrdjgchalten mirb. Eine meitere Jperabfehung ift
bei ben grofcen NJengeu an SNargatine nicht gu fürchten. Siefc er*
höhte Niargarinetabrifation ift gum großen Seil ermöglicht morben
burch gute fclfrudjterute unb burch bie verfd)iebenen tcdjnifchen Vcr*
befferungeit. s 7ßenn im Frühjahr her ®eibegang früher geöffnet mer*
ben füllte, als cs im Vorigen $ahre gefchah, ift auf eine Erhöhung
ber Fettration im Frühjahr gu hoffen.
$ie Ernährung ber geifttgen Arbeiter betrifft eine Ein¬
gabe, tuelcbe bie NrbeitSgeineinfcftaft ber Kaufutännifdien Ver-
bänbe, bie 600 000 äftitglieber mufaffen, an ben fäd)fifd>en unb
preitüifdhen Sanbtag gerichtet bat.
SaS KricgSernähiungSamt h a t betanntlich ben ©ruitbfab auf*
gefteEt, baß geiftige Vlrbciter Feine S^mcrarbciter*3ulaflcn bemilligt
erhalten. Sie VlrbeitSgemeinfchaft fdhlägt nun vor/ entmeber bie
Schmerarbciter=3ulagen: überhaupt abgufchaffen unb lieber bie ©e*
famtrationen entfprechenb gu erhöhen, ober biefe Zulagen and) an
alle Nngeftellteu gu bemilligen, bic 9 Stuuben b.ei geteilter l?lrbeitSgcit
unb 8 Stunbcrt bei ungeteilter ?lrbeitSgcit ober auch nad^ts
tätig finb. — Sie 3ulage für bic fog. Schmerftarbeiter
füll bagegert beibehalten merben, aber bann auch bcu ngc-
ftcllten guftehen, bie unter ähnlid) fd^merften Bcbingungen arbeiten.
Ebenfo merben Erleichterungen für bie Neifenben gemiinfeht. Sic
Berufung Von XHngefteÜtcnvcrtretern in bie ErnährungsauSfd>üjfe ber
Stabt* urib Lanbgemeinbcn mirb als bringenb uotmenbig bcgeid>net.
ES märe fehl* git miinfd>en, baß bie VMinfcfye bei* 9Ingeiftellten
Beriirffid)tignug fänben. Nud> bie ungeteilte SlrbeitSgeit, bie
bei ber KoölcnfnaöPbeit bod) auf alle SBeifc geförbert merben
müßte, ift ohne ©cfnubheitSfchäbigung ber 3(ngeftellten nur
burchgitfübrcn, menn bie NngefteHten fid) mäbrcnb biefer langen
Seit genitgenb ernähren Fönnen. Bei ben Fnaüpen Rationen
ift baS heute vielfad) unmöglich.
»jiojtale guHättöf.
Sic «rbeitcrfchaft ber Vereinigten Staaten von «merifa.
Es fd)eint, als ob bic Vereinigten Staaten, feit fie in ben aFtiVen
Kriegsguftaitb getreten finb,. fid) hüi ficht lieh ihres Sgirtfchaftslcbeus
einer getreuen Nadjahmung b«er eugilifcheu 3uftänbe befleißigen
mollcn. Sie gleichen Hemmungen unb Überfpannungen hier mie
bort. Sie ©ärung, melche innerhalb ber britischen Vlrbeiterfchaft
feit bem Kriegsausbruch« hcrrfdjt, miebeiholt fich nun auch in. ber
norbamerifanifcheu Union. Eine Neüje bemerfeusmerter Streif*
erhebungeu hat fich über bas gange Laub hin .Verbreitet. ?lm be*
merfeitsmerteften finb bie StreiFbemegungeu innerhalb beS Kupfer*
bergbaueS. Fm Anfang beS Fuli brad) in beit 2lrigona*Stupfcrminen
ein umfangreicher Streif aus, ber im September nod) nicht beruhet
mar. F« ben Kupferminen von Nionhana geigten fich bie gleichen
Eceigniffe; bagu fartben s Jlusftaube unb Streifs in ben Fünfen für
Kupferverarbeitung ber Staaten Niid)igau, Eolorabo unb Nioittana
ftgtt. Vlrtgeregt von biefen Unruhen, begannen in ben Staaten
SBaffyington unb Cregon im Vlnguft bie Arbeiter bex Sägemühleu bic
Slrbeit eingufteüen. Enbe Wuguft befanben fich Von ber in biefen
Fnbuftriegmeigen vermenbeten Lfrbeitcrfc^aft runb 20 000 NFaiin im
WuSftanbe. 2lrbcitSeinftettungen innerhalb ber Eifeninbuftrie Nem
g)orfS finb gern eibet. Sie verteilen fich über bie Nionatc F nli bis
Vlnfang Cftober. 21 m bcjuerfensmerteften finb bie Streifunruhen
auf ben SBerften. Eitbe Septembex mürben Streif erhebungeu
Von r-unb 25 000 Nfann auf ben SBerfien ber meftlichcn Küftc ge¬
rn eibet. Fn Veunfplvaiiien legten 15 000 IHrbeiter auf ben SÖerfteu
bic Llrbeit uieber. 21 uf ber Selemarer Niver BSerft ft reiften 3000
^Metallarbeiter unb runb 250 anbere 21 rbeider. F* 1 ben Scbuhfabrifen
unb Sattlereien, in ben ©ießeceien unb in ben Vapierfabrifen herr*
fchen bie nämlid)en 3nftänbe. Fm Staate NJaffachufettS finb Vom
Niai an 30 Schuhfabxifeu gum teilmeifen Stiüftaub ober gu vcr*
minbertcr Slrbeit gegmungeit. Ein Streif von 12 000 2lrbeitern finbet
feinen 2lbf<hluß. Fn beit Btlc.iminen im Staate Niiffouri herrfd)en
ungeorbnete 3 u ftänbe infolge von 2lrbeiterunruhcn. Sie Farmer ber
NüftungSfabrifeu im Staate 2tem g)orf legten im September gu runb
10 000 Niann bie Arbeit uieber. — Sie Ncgitcrung I>at fich bemüht
— gleichermaßen, mie bi es in Englanb ber F a Ü ift — ben Vermittler
gu fpiclen unb bie Urfachen ber Unruhen gu ergrüubcn.
Sie Urfachen für bie ©ärung innerhalb ber 2lrbeiterfd)aft ber
Vereinigten Staaten finb mannigfacher Natur. 3mm: ift ber Krieg
ben 2lrbeitern im allgeiiicinen menig genehm, es finb jebod) feine S*
megs politifche Niotivc, mcldie bie ©auubftimmuug, jene all*
gemeine Ungufriebeuiheit, innerhcxlb ber 2(rbeiterfd)aft ergeugt haben
ES finb Vielmehr bie Felgeerfdjeinuiige 11 bcs Krieges, bie fid) in bem
Veränderten SBirtfchaftslebeu ber Union miberfpiegeln, als llrfad)e
herangugiehen, ebenfo bie Nc'aßnahmen, melche bie Negierung für bie
Sicherung bcs KriegSmirtfdjaftslebenS ber Union treffen gu müffeu
glaubte. Saneben macht fich gm ei fei los noch baS Sreiben ber
Industrial workers of the world bemerfbar. Surd) bie politifdjcn
171
Soziale ^rajiS unb Vlrdiib für VoIfStuohlfahrt — 1917 — XXVII. Nr. 12.
172
Breiguiffe am 8 bt'in alten Zmhrmaffer herauSgeriffen, öurdj bie MTiegS*
uadjrichten erregt, fiaifc-et bie Vir beit biefer nahegu anardßftifdieu
Crgauifation beute einen bei meitem fruchtbareren Boben als 31t
normalen feiten.
Tie 29 irfungen beS Krieges machen fid) für bie Arbeit er bei
bereinigten Staaten guförberft in einer Steigerung bei ^reifc beS
gefamieu £cbenSaufmian>beS bemerfbar. Tie Mauffraft bei Siüßn*
faule mußte in bem Verhältnis tjicrgu finfen. 2 Benn fid) nun and)
bie 29 od)enlöhne baut £vuni 1914 guni 1917 in ihrem Tutel)-
fdjnittsprcife für ben 1naf5gebenbe.it Staat 9 ?eh) V)orf um 850 . Tollav
fteigerten, fo hielt biefe Steigerung hoch mit bem fpniugboftcu C 5 tit=
merten bcs Gelbes infolge beb um)irf>greifenben Vreistuuchers feines-
megö ein Gleid>maß. 29 ir f in ben beim and), b*a [5 ber S 0 h n ft reit
bei all berr beftchenben umb foeben erft bcigelcgten Vlrbeiternuruhen
bie führende Atolle fptelt — 29 ic in Großbritannien, nehmen nun
aber bie norbamerifanifdjen Arbeiter innerhalb ihrer Crgaiiifationcn
mit aller Energie ben Mampf gegen bie V e r f d) l c ch t e r u n g
unb ^erabhnirbigung ihrer 91 r b e i t S b e b u? p 1 1 fir au
.^niuicmeit bro.I)t bem norbamerifanifdhen Arbeiter eine Ver=
fchkdjl erring feiner 91 rbeitsbebiugungen ? — Zufolge bes 29 cl)rpfltd)t=
flefcßeS umb bar allen gingen infolge ber Storfung ber Binmanöcrimg
ift bem organifierien Arbeiter eine [dimere Gefahr e um a eigen, bie
fofort crfaimt mürbe. £it aller Tcutlidjfeit hot bie große American
federation of Labor 311 erfennen gegeben, baß fie nicht gehüllt ift,
bie Maßnahmen ber Negierung ohne Mampf a 11311 nehmen. Tu ich bas
29 chrgefeß_ unb bas Vlufhörcn ber Birnmanbciung ift ein iNangcl an
VlrbeitSfraften cntftanibcn. hieran fommt, baß mau ben beut f eben
Vlrbeiter, beffen Vh'b eit Straft bie norbam-crifauifche Union mirtfdjaft*
lid) fo biel 311 bauten hat, in ber NüßiingSinbuftrie nunmehr nur
nod) mit Vorbehalt 311 befchäftigen müufcbt. Ta aber bie laufenbeii
föeereslieferuugen hüe bie eigene 4 pcere»bilbung eine gefteigerte 91 r*
bciiSkiftung erforberu, hot man non feiten ber VlrbcitSbermitteluug
Sorge getragen, fid) bie notmenbigeu Vlrbeitsl)änbe in jebem ftalle 31t
firfjorn. TieS Vri-ngip ift crftmalig baburdj realifiert morbeu, baß
man b a S B i n tu a u b e r u- u g S g e f e ß für m e r i f a u i f d) e
Arbeiter 3 e i t tu c i l i g a it f h 0 b. Vlußerbem hat mau ber
allgemeinen Giumanberung au» ben amicrifanifd)en Sübftaaieit bie
29 ege geebnet, £>icrbur*h hat »tan eine 9 t e g e r tu a n b e r u it g
großem Stils herbargerufen. $n fedjS VNonaten hotte man eine ©in*
toanberung bou Negcrfamilieu in einer fdiäßungsmcifen £>öhe hon
% SNilliuuen 311 bezeichnen. Gegen biefe liugemünfdüeu Montur-
reuten, tueld)e bie ftärfftc Tcnbeii3 beb iiohnbrutfeb tu baS 29 irt=
fd)aftbleben her-ei nt ragen unb bie geinerffdiaftlidien ©rruugcnfdiaftcn
in gefahrbringember SSeife bu.rd)bred>en, ftenunten fid) bie großen
Crganifationcn ber Arbeiter mit aller Gnfjdiloffenbeit au. Sie
glauben hierzu um fo mehr bas 9 ledu 31t haben, al» einige ber großen
VIrbeitbbermi 111 utigbftellen, fo 3. 2 L bab New York Boards of Trade
unb bab United States Bureau of Labor Statistics bereitb in allen
Blindheiten ben H^lau ertuogeu haben, Bhiuefcu 311111 Befaß bei
29 ehipflid)tigcn horanauaiehen.
Vlnbererfeitb benfeu bic Vir beiter, tueld)c au bem .B liege tucbei
mit bem ipetneu uod> mit bem ^erftaube beteiligt fittb, .Saite, bie
bielfad) nirijt einmal tbiffett, tue» eigentlich bab ^cutfdilanb liegt, mit
bem mau Brieg führt — unb Bricg nmrum?, — nid)t im eutfcinteften
barau, il)re alten Brounge.nfchaften unb foäialpolitifdjeit Vorteile
auf3ugebeu. So hat beim bic Maßnahme, ben Vlchtjtunbeutag! für bie
ber Regierung umterftellten SBcrfe aufaitheben, einen elementaren
ÜSiberftanb herborgerufen.
Bb fteht nicht 31t ertnarteu, baß bei ber bauern beit- '^reiöfteige*
rumg, bei bert heatmeiiben ibiaßnahmen, tueldte bie Regierung trifft,
baß bei Vebeubmiitdratiou unb Dtohftofffnappheit bie heute be=
ftehenbe ltnraft ber norbamerifanifdieii Vlrbeitermaffcn fid) legen
mirb. ^ie Jttegierung fd)etmt auch hiermit nidjt 311 rechnen, liefen
8ittrffd)luß fanu mau au» bem Umftambe gieheu, baß bie leitenben
VJcäuuer ber amerifami)d;i'u llitiou genau luie in Bnglaub bal)iu
neigen, bie gef amte 9 iüftuugb= unb m eitere ^nbuitric unter bie Vluf-
fidjt ber Negierung 3U bringen, um an ber £>aub eines iUUiuidionl»
gefeßes bie Vlrbeiterfdjaft in ihrer Vk'tbegungsfreiheit 31t hemmen.
29 ie tuenig mau mit biefcni ^riuaip ber Bntred)tuug perfoulicher
Vlrbeitsfreiheit erreid)t hat, tonnte mau 3tuar gerabe in Großbri¬
tannien nalirnebmen. ^ubeffen fdjciiit mau eben and) hier bem
alten s 4 'Orbilbe getreidid) folgen 31t tuollen. Nian mirb, fommt ber
gefaßte ^lan 3111- Vlusführung, bann atueifellos iiod) meit fehärfere
Mampfe 3tuifd)cu Negierung unb Vlrbeiterfdiaft 311 ermatten haben,
als bie» in Bnglaub ber $oll mar unb gu einem .spauptteile nod) ift. --
Bs mirb mit eine nuferer Vlufgaben ben bereinigten Staaten gegcn=
über fein, bie hier borliegenbcn unb fid) noch borbereitenben ^uftäube
genau 311 berfolgen.
»ni ilntfritfljmenifrtrftHUjeii.
8nr Spftcmatif ber $ammertt=Crganifflttutt.
Bin Beitrag sur ??rage ber VlrbeitSfammcnt.
bon Dr. ÄlauS 29 agner*Noemmid), breSlait.
Viidit feiten inirb bon ben foimnenben Vfrbeitäfaminern
als non einer Stanbesnertretnng ber Arbeiter gefßrodten, bie
enblid) als Seitenftiirf 311 ben „Vlrbeitgeberfmnmern" in ^n- t
bitftrie nnb Vanbluirtfchaft gcmifferinaf 3 en ans Gered)tigfeit^=
gritnben gefdhaffen Serben iniiffe. X>iefc unrichtige Über¬
tragung eines frei lieft bei Nrbciterfaininern immitielbar
nahclicgenben GebanfenS amf bie SfrbeitSfainmern beutet aut
einen tiefer liegcnbett BntmicflungSfebler, ben 311 erfennen uiel-
Ieidit nidit unnötig ift, Uieil babitrcf) ber VBeg 311 einer 9icn-
orbnung beS ganacn .BammerfoftemS gennefen n>crben mag.
29 ir hotten bisher nur mirtfd>aftSpoliti)d)e Mammcrn, Sanbtuirt =
fchaftsfammeru, ^aribclsfammeru, £mnbtuerföfammcrn ufm., 311
heuen bic Inhaber ber ^Betriebe nicht als Vlrbeitgcber, fonberu als
Unternehmer, als Hkobmfenten mahlen, unb 31t beucu bie Vlrbeiter
unb VlngcfteUtcn nid)t mahlen, ba mau anuahm, baß nur bic
tviebsinhaber, nur bie burdj 25 efißbeteiligung ben 'Betrieben 3u=
gehörigen fachbcrftäubig nnb mirtfdjaftSgünftig an 2 Bahlen unb Ver¬
tretungen ficö beteiligten, mährenb bic VctricbSangeftdlten unb VI t =
beiter, alfo bie burd) VlrbcitSbetcilignug ben Betrieben Zugehörigen
nicht als innerlich nnb äußerlich genügenb imereffiert an ber unter-
nchmerifdNn Seite ihrer Betriebe angefeßen murben (ob mit Ned)t
ober Unrecht, fommt hier nidjt in Betradit). VluS biefer Binfeitigfeit
beS BefkhcuS nur mirtfcßaftspolitifdjer, unternehmungspolitifdicr
Mammcrn, neben benen feine ß^ialpolitifchcn, arbeitspolitifchen
Mammcrn beftanben, unb bic bcshalb fid) auch mit fogialpolitifchcii
tfragen b;faffen (tuaS ben ^aubmerfsfantmern fchon eine mirtfchaftS-
politifd)*fogialpolitifche dkifdifonu gab), unb aus ber 3tueitcn Bin-
feitigfeit, baß 311 biefen mirt)chaftSpolitifd)cn Mammcrn nur bie
bcfißii.tmfficrten Inhaber, nidit au cf) bic arbeitsiutereffierteu VI n -
gefteüten unb Vlrbeiter mahlen, eutftanb bic bolfstümlidre Gleich-
fk'llung ber minfd)aftspoIitifd)en Mammcrn mit Vlrbcitgeberfammcrn.
^er Gebaute ber Vlrbcitcrfammer, ber Vlrbeitnehmerfammcr folgte
biefer bolfstümlidieu Vluffaffung. Nach ihr trennte fid) unfer
M a m in e r n f t) ft e in nidit nach miilfchaftspolitifcßen unb fogiaL
politischen Mammcrn, fonberu nadi VI rheitgeberfam m e r it
unb VI r b e i 1 11 c h »1 c r f a m m 1' r u , bon benen erftere mirtfehafts-
politifch*fogialpolitif<h, leßtere nur fogialpolitifd) mären. VHS aber bie
Jyrage Vlrbeiterfammer ober VlrbeitSfammer gugunfteu ber k'ßtcrcii
entfdiieben mürbe, maren bie mirtfd>aftspoIitifchcii Mammcrn mieber
als folche ftiüfdgucigenb auerfanut morben, eine Nüdmirfung, bic
menig beadiiet mirb. Unfer Mammerufhftem trennt fid) öanacb nicht
uad) Vlrbeitgebcrfammern unb VIrbeitnehmerfammer 11, fonbern uad)
m i r t f di a f t S p 0 l i t i f ch e n M a 111 mcrit unb f 0 3 i a 1 p 0 1 i -
l i f ch c n M a nt m c r u , bou benen erftere nur bie Betricbsiuhober
umfaffen, * nicht auch bie Vlrbeitsbeteiligteu, mährenb leßtere bie
Vlrbeitgcber unb bie Vlrbeitnehmer umfaffen. VlllerbingS befteheu bei
ben ■ mirtfdiaftspolitifdieu Mammcrn Vlufänge einer Vertretung ber
Vlrbeitsbctciliglcu in VlngcfteUtcn* unb GcfellcnauSfd)üffen, unb bei
fogialpolitifdien Mammcrn ift ein gelegentliche^ getrenntes ^agen
bon Vlrbeitgeberabteilungen unb Vlrbcitnehmerabteilungen ntöglidi,
aber biefe Trennung nach Vlrbdtgebern unb Vlrbeitnehmern ftci)t bod)
erft auf ber gmciten Stufe, ift Vlusführungsfadje, unb nur für
biefe Vlbteiluugai fann bie Bcacidjitung StanbeSbertretung unb
prtcreffeubertrctnng gugclaffen merbeu. T^-aS Plenum ber Mammcr
foÜ nicht mirtfchaftSgruppcn^igoiftifch unb arbeitsgruppen=egoiftifdi,
fonbern gemeinnüßig gerichtet fein.
BS crfdicinl nötig, bic niftcmatifdK Klarheit 311 erhalten
nnb bic Vlnfgabcntcilnng atnifdicn ben Eanunern nunmehr rein
bitrcfiaitführcn uad) SBirtfcßa-ftSpoIitif nnb 0 o 3 ialpolitif, nid)t
nach Vlrbcitgcherintercffiertheit nnb VIrbeitnehmcrinterefficrt'
heit, alfo bcrfelbc Gebanfe, ber bem $Ian einer Trennung beS
Ndd)Smirtftf)aftSamteS in SßirtfdbaftSamt unb VTrbeitSamt 311 «
grnnbe liegt. Xiefe Mlärung ift nicht nur michtig angefiditS ber
fommenben VfrbeitSfammerborlage, fonbern and) angefid)tS ber
.?>anbelS- unb ^tibnftriefaminert) 0 rlage. T)ie mirtfchaftSpoliti*
fdien Kammern foUeit fid) nid)t immer nt ehr, fonbern immer
n> c n i g e r als Vlrbeitgebcrfammern fühlen. T>entlid) mirb ber
llnterfd)ieb tnohf and) babitrcf), baß bei einer Unterteilung bie
rüirtfd>oftSpolitifd)cn Kammern fid) ungesmungen nach Ge-
luerbeortcn trennten, mährenb für bie foaialpolitifdien Kammern
mol)I suerft an eine Trennung nach BernfSartett 311 benfeu
märe, aumal and) bei ben Gcmerffchaften bie llmftellnng auf
eine Organificrung nach Gemerbearten, als Söerfberein-
vstibiiftrieberbanb, aunächft ttod) nicht in Vlusficht fteht.
*
Nadtmort ber S di r i f 11 e i t u u g. 29 tr hoben ber fpfte-
mrttifdjcit Darlegung beS VerftrfferS gern Naum gegeben, ba fie
in ber Tat auf eine Bcfdjcinuug hintocift, bie 311 menig bcadjlct 311
merben pflegt. Ücgt man bie Tatfadjcn gugruitbc, mie fie finb, fö
müffen frei lid) bie Äpanbclsfammcrn fdilcchthiu afs Vlrbeitgcber*
fammeru aiigefprodjcn merbeu; ihre Bntmidlung hot feine Tenbeua
31 t einer VluSfdialtung fogialpolitifchcr fragen gegeigt. Geht man
alfo bom Gelaufen ber formalen Parität aus, fo müßte mau neben
ben beftchenben ©anbelsfammern in ber Tat Vlrbciterfammcrn
fehaffen. 2Bir hoben in bem Seitauffaß Sp. 25 biefe Vorität aus-
brürflid) abgclehnt, weil mir glauben, baß bie mirtfd)aftlid)en unb
174
Soziale gSrajiS unb Archto für ®oIf$too$lfa!jrt — 1917 — XXVII. 32r. 12.
Politiken Vebürfrtiffe eben bismeilen auch bie Surchbrechung eines
jtatreu Aiterns erforbern: bic ©rünbe, bie für ArheitSfantmern
fpredjen, fcf)einen uns ftarf genug, um über bie (Tatfacbe binmeg*
gufommen, baß in baS bisherige ßummernfpftem, mie eS fid) tat*
fäd^li^ entmidelt bat A r boi t c r fammern forcefter bmeinpaffen
mürben. 2Bir glauben aber aud), baß bic Schaffung Oon AvbeitS*
fammern mit innerer Aotmenbigfeit bagu brängen mirb, baß
bic £anbelsfammern aufbören, ficb mit Sogialpolitif gu befaßen, ba
fonft ein OößigeS ©baoS entfteben mürbe. — SSeilärnfig möchten mir
baran erinnern, baß bor langen fahren fcbon Dr. V o 11 b o f f in
bcn Schriften beir ©efeßfcbaft für Soziale Apform aus übuli^en
©rmägungen mie Dr. 2Bagner*Aoemmi<h bagu fam, bie Arbeite*
Jammern mit ben ^anbelsfammetn berart gu üerbinben, baß bie
ArbeitnebmerOertreter meitgebenb auch an ben rein^mirtfchaftiicheu
Aufgaben 511 beteiligen mären, — eine Art Übertragung beS ©c*
banfenS ber fonftitutionellcn gabrif auf baS ®ammerft)ftem. 2Bir
haben ge$eu biefe ßöfung eingumenben, baß fie, trop iljceS fi:fte=
matifdj ridjtigen ©runbgebanfcnS, nicht nur politifcb fdjmer bitrdp
gufe^en, fonbern auch megen ber* f a <h l i rf) e n @runb läge, bie
mir für bie ArbeitSfantmern nach Wie bor münfehen, untunlich
märe, ba bie ^anbelsfammem territorial organifiert finb. 2 Bir
mollen bas gehalten an ber fachlichen ©runblage bei biefer
©elegenbeit betonen, meil eS fdjeint, als fei für bie ArbeitSfammcr*
norlage ber Regierung bie territoriale ©lieberung, menu auch mit
beruflichen Untergruppen, in AuSficht genommen, mie baS ja aud)
bie ©emerffdjaften, mobl bot allein bem ©inigungsmefen guliebe,
mollen. %>n fciefem gaße märe bas giel offenbar, S)eutfcblanb mit
einem Aeß bon AröeitSfanunern gu i'tberbcden. 3MS miß uns ein
menig gliicflicher ©ebaufe fcheinen. 2>ie Örtlichen Arbeitsoerbälri
niffe finb meniger berfchiebeuartig als bie beruflichen, unb fie finb
bor aßem auch für bie eingefnen gnbuftrien innerhalb gang b e t *
fchi ebener territorialer ©rengen fo geartet, baß ihre faifammen*
faffung burch Arbeitsfammern angegeigt märe, ^raftifdj gefptochen:
mir brauchen Arbeitsfammern für ben Bergbau bes Saargebiets,
Auljrgebiets, Cbetfd)lefienS unb etma SachfenS; aber SlrbeitS*
fammern für bie £e;rtiünbuftric gang anberS gu umgrengenbet ©e*
biete. (Sie gufammenfaffung ß U Arbeitsfammern für aße Vetufe
nach C-rten ift untunlich; fie gerreißt bie gufammengebörigen
gnbuftviegebiete gugunften mißfürlidjer neuer ©inbeiten. Außerbem
leiftet fie einer bei ber ArbeitSfammergrünbung gang berfehUen
Vetriebfamfeit Vorfdhub: mir braudjen gar nicht für alte
Verufc unb Crte Arbeitsfamirreini, fonbern fönnen fie bort, mo gute
Xarifberträge befteben, glatt entbehren. ßnbem mir aber auf
bie — bod) beruflich gefonberteu — (Tarifüerträge b^toeifen,
berühren mir uns bereits mit ben febr fcharfftnnigeu Schlußmorten
Dr. 2Bagnt,T=9ioemmid)S: bem £inmeiS auf bie berufliche ©liebe*
rung bet © e m e r f f <h a f t e n. ©S gibt gmar in ben festeren ein
gemiffcS Veftrcben, VetriebSorganifationeu ftatt ber Üöerufsoerbänbe
gu fchaffen, b. b- bie oerfebiebenen Arbeiter bet eingelncn betriebe
gu ©inheiten gufammengufaffen, ohne Aüdfid)t auf ihren Veruf.
SBir meifen g. SB. auf ben 93ericf)i über ben Ariinchener ©emerf*
fchaftsfongreß (XXIII, 1103) Ijm. ©3 miß uns aber menig gmedmäßig
erfcheinen, getabe biefer ©ntmidlung Vorfchub gu teiften, ba bie
©emerffdjaften in febem Sinne baS, mas fie gemorben finb, ihrer
beruflichen ©lieberung öerbaufen.
©metnnü^tge Jlfdjtsaushuttft,
DiechtSauSfunftSfteßcn an ber ^ront.
S^as oötlig umgefta>ltete SBirtfchaftSleben in ber Heimat, bic
fielen 9iotgefche unb ^riegSberorbnungen fyibcn 3uftänbe gefchaffeu,
bie eine mcitgehenbe Kenntnis in rechtlichen Magien forbern, bie ber
einfache Solbat unntöglid) haben fann. iTie in iHechtSbingen fcbon
in ^riebenSgeitcn unerfahrene §f cau feunt fich erft redjt nicht aus
unb ift machtlos bem oft felbftfiicbtigen unb mudjerifcb forgebenben
üßtitmenfehen preisgegeben, liefen ©rfdfeinungen gu fteuern, ift
bic Aufgabe ber StechtSauSfunftSfteßen im gelbe, in ber ©tappe fo*
mobl mie in ber oorberen ßinie. &enn getabe ber üßiann im
Schüfceugraben leibet unter bem Mangel jeglichen SltedjtSfchupcS.
55n ben OrtSuntcrfünften, gleich bunter ben erftert Steßungeu, ja oft
in ben Steßungen felbft finb in befcheibencn Räumen ober Stellern
folche SluSfunftSfteßen unter gebracht. &cr Sßtann, ber oft in aßer
©ile einen ßtat braudjt, ben er nach föaufc fd>reiben miß, erhält hier
fon juriftifch ausgebilbeten Kräften 9luSfunft. ßciter ber ßtechts*
ai SfuuftSfteßen finb meiftens Cffigiere, bie in ihrem Qißi^erufe
SflecbtSanmätte, iHefcrenbare ober Amtsrichter finb. 2)aS SBüro*
pcrfonal beftebt ebenfaßs aus gefaulten ^xäften, aus ©erichts*
fdjteibern, Aftuaren unnb ßtechtSanmaltSfdireibern. ®cnn getabe
bic febriftiiebe 9tieberlegung ift oon SBebeutung unb oft aßein bon
9Bert. 2 JJan febreibt il>m auf, maS er gu fdjreiben bat, ober berfafet
bie Sdjreibeu felbft unb fenbet fie un bic SBcbörben ober bcn ©egner.
Sßtan berfucht burch bie Vermittlung ber ßU’rfüSauSfunftsfteßeu auf
bem SBegc ber aufeergetätlichen ©iniguug Vrogeffc gu bermeiöen.
2Wand>er biängenbc ©laubiger bat fidj auf biefe Art bemogen gefühlt,
ber Sage feines im gelbe ftebertben ScbuibncrS s Jicd)nung gu tragen.
Aber aud> als Vcdjtsanmalt ift bie ßtecbtSauSfunftSfteße tätig, inbem
fie gange ^rogeffe führt, Schriftfäpe auSarbeitet unb bor ©cridü als
Vertreter bcS Veflagten ober Klägers auftritt. Ütteift finb cs Streitig*
feiten mit bem &ausmirt, ©rbfchaftsftreitigfeiten, llnterftübungS*
gcfuche, Schaben^ unb fHentenanfpriiche. Aber auch pribat*
rcchtlidje, aus Verträgen berrübrenbe VcrficherungSanfpriichc unb
rein faufmännifdjc Streitigfeiten merben gum Austrag gebracht.
Sclbftberftänblieh gefchiebt bie Veratuug, bic Abfaffung bon S«hrift*
fähen, ©ingaben unb ©efuchen, bie gübrung ber Vrogeffe unb
Schließung bon Vergleichen bößig foftenloS. Aße ©lieber ber ßtedjts*
auSfunftSfteßcn arbeiten ebrenamtlid). ©erabc biefer Umftanb bat
bas Vertrauen gehoben unb ben gufpruch bergrößert. ßtübrenbe
Vilbcr bieten fid) oft biefe maeferen, banfbaren gelbgrauen, menn
fie berlegen mit einem günfmarffcheiu ober einer ©elbfumme ba*
fteben unb nidjt miffen, ob fie bem Scutnant ober öaupttnann ©elb
anbieten bürfeu. Vegeichncnb ift bie ©cfdndjte bon einem Solbatcn,
ber auf Schabenerfah burch bie 9ied)tSauSfunftSfteße gefragt unb eine
Summe bon eintaufenb 3J?arf ermartet batte, aber brertaufenb bom
®erid)t gugefprodjen befam unb in feiner greube feinem ßeutnant
taufenb ällarf abgeben moßte! ^ie 9icd)tSauSfunftSfteßen an ber
gronl tragen bagu bei, ein Vanb Um Vorgefepte unb Untergebene
gu fchlingen, bas gegenfeitige Vertrauen' gmifchen Cffigier unb
SJtann auch für bic Stage ber ©efechte unb ber Schlachten gu erhöben.
Auch als 3toeig baterlänbifchcn Unterrichts helfen fie bagu, fampf*
frohe, fiegbafte Struppen gu fchmiebeit.
Pcljlfnljrtseinntijtungeit.
Jlus ber Saifcrtpcnbt für SCrbeüertnnen (XXVI 3p. 927)
luerben Sßlittel für ®inrid)tnngen, bie ber gürforge für bie in
ber ^riegSmirtfcfjaft tätigen grauen bienen, nadj folgenben
©runbfähen bemißigt:
1. ©inmanbfreie gefiftellung, in mdchem Umfange Vefjörbcn fid)
an ben Soften ber betreffenben ©inrichtung beteiligen; 2 . ©inmirfung
auf Greife unb ©emeinben, Verträge gu leiften unter .<pinmeiS auf
bie 3?iögiid)feit, % biefer ^Beiträge aus bem „Ifriegsmoblfabrtsfonbs"
erstattet gu erhalten; 3. ©inmirfung auf $reiS unb ©emeinbe, bie
notmenbigen ßebenSmittel für öffentliche Speifung, in Sonberbeit
and) für Sfinberbeime aßer Art gu gemäbren.
t)ie Vermalturig unb bie Vereinigung ber Mittel liegt beim
SfriegSamt. Sie Anträge fönnen nur burch Vermittlung ber gu*
ftänbigen ^riegSanrtSfteße (fHefcrat grauen) gefteßt merben, ber bic
Vorprüfung obliegt. .
VefonberS fleinen (Stabten unb länblidhen Vegirfen, bie
bisher mit ^riegStnohlfahrtSeinrichtungen gurürfhielten, ba für
fie biefe Sluftoenbungan an^ nad) ber gefeßlidjen ©rftattung
bon ber §älfte bis gtuei dritteln berfelben auS ßteid^mitteln
noch eine fel)r ftarfe Velaftung bebeutet hätten, lt>irb burch Ve*
miUigungen aus biefem gonbS bie ©inrichtung tron giirforge-
fteßen für Säuglinge unb ^leirifinber, Slinbergärten ufm. be=
beutenb erleichtert.
3nhre ^ricgStnohlfahrtSarbcit in Verlin. £er
^ationate’ grauenbienft, Verlin, hot für bie erften brei Kriegs*
fahre 1914—1917 einen gufannnenfaffenben Veridht erftattet 1 ),
bem er folgenbe ©eleitlnorte mit auf ben 2Seg gibt:
„Aisenn mir uns entfchlicBeu, einen britten Vericht gu oeröffeui*
lidjen in einer Seit, in ber mir nodj mitten in bcn bringenbfteu
(Tagesaufgaben unb Pflichten fteben unb bic ©rfüfiung ber ©ebote
bev Slunbc midjtigcr ift als ßtiieffebau mtb Überblicf, fo gefdjiebt es,
meil mir glauben, babureb ber ©ntmidlung ber SBohlfabrtSpflcgc
bienen gu fönnen. gablreichc Probleme, mit benen fid) bic gricbcus*
Wohlfahrtspflege fcbon feit fahren eingebenb tbeoretifch befdjäftigt
batte, mußten oon uns auf ©runb harter $riegSnotmenbigfcrtcn
furget ^>anb gu löfen berfucht merben unb haben ficb in fchneßer Ver*
mirfiiehung als iibcrminbbar ermiefett. ©s fcheint uns notmenbig,
bie hierbei gemachten ©rfabrungen meitergi .Streifen befannt gu
aeben, bamit fie bei ben gragen ber Überleitung ber Kriegs* in bie
gritbensmoblfabrtspflege eine gemiffe Verüdficbtigung finbcn
fönnen.“
2 )er Veridht gibt in ber %at gute ©inbltcfe in bie £>rgcmi-
fation unb ©eftalhmg ber Arbeit unb geigt bie Anpaffung ber
gürforgetätigfeit an bie ftriegSberhältniffe. bem Abfrfmitt
„ArbeitSbcfdßaf f ung", mirb mie in einem fleinen
Vrennfpiegel bie gange ©ntmidlung beS 3ßirtfchaftSIcbenS feit
bem Kriege t>or bem geiftigen Auge nochmals aufgegeigt, unb
gerabe bie bei ber ArbeitSlofigfeit gu Anfang beS Krieges ge-
fammelten ©rfabrungen fönnen nielleicht nußbringenb für bic
Übergangsmirtfdfaft nermertet merben. AIS befonberS itadv
öhmeusmert haben fid) ArbeitSftuben für ^otftanbSarbciten für
grauen unb Öitgertblicbe ermiefen, in benen neben unb mährenb
ber Arbeit gugleid) crgiehHd) auf bic geiftige unb berufliche
M 3u hegiel)en burd) bie ©efdjäftsfteflc, Verlin W H5, ©entbiner
Straße 13. V r - 0,r»o t H.
175
Sogiale $ra£i@ nnb Wrd^iD für 23olfSmoplfaprt — 1917 — XXVII. Rr. 12.
176
ftortbilbimg ber 6efcf)äftiflten ^erfonen pingemirft mürbe, ©in
befonberer $orgua ber STrbettöroeife beS Nationalen grauen-
bienftes ift bic öon Anfang an burcfjißefii&rte enge Anglieberung
an bie ft ä b t i f cf) c töriegSmoblfabrtSbflege, ba bie fiiefcntngS»
nerbänbe ben fiefjerften gelblichen tftiicfbalt für bie ergängenbe
freinnflige .QricgspUfe geben.
itUrarift^e pittfünngtn.
Alle ncuerftpieitenen SMidjcr, bic ber ©djriftleitnng gugefanbt werben, werben pier
oergcidjnet. Tie wettere 23cfpred)img einzelner ©djriflcn, pier ober im fyiuptteil
ber „©ogialen ^rnsiS - , behält fiep bie ©djriftleiiung uor.
Tic A u S f cf) a 11 u n g u n f e r c s & a n b e I S b u r d? ba 3
.Vi r i e g S w i r t f cp a f t S r c cp t eine n a t i o n a l c & e #
f a I) r I 2 *on Br. ©. A c ufamp, McicpSgericptSrat. Berlin
1917 , Gering non Ctto fitebmann.
triu fcparfeS Urteil an ber allmählich in eine TeSorgauifation
ai.Sgeiuteteu SricgSWirtfcpüft mit itjrer umiberfepbaren tfiille
üou HScri röuungeu, SlriegSgefellfd)afteu unb fonftigeu Apparaten.
TaS Stiftern ber .<pöd)[tpreife wirb fritifiert, bie lanöeSred)tlidieii
Ansfuhrixrhote müffen als fdjäblicp unb ungefeplkp aufgehoben
werben, ber StriegSwudier ift mirtfam gu befätnpfen, bie 3 apl ber
ftriegSaifcllfcpaftcu gu berminbern, bem ehrbaren Kaufmann wieber
bie ihm gebiibrenbe Stellung einguräumen. ^m Anhang ftnb bie
widitigften ©efepe unb s i?erorbnungen beigegeben.
23 r a u d> e n m i r e i n e Di a f f e n h h g i e n c ? Uten Dr. Vilbel in
© dy a 11 m a p c r , Ärailling, München. Dtepertorienbcrlag.
Seipgig 1916 . 31 0 . 1,20 M:
Ter ÜBerfaffer uwterfudji bie $rage, warum unb inwiefern im
©tegenfafe gu früher jept ein bewußter Ütaffcbienft notwenbig gewor=
ben ift, um eine gebeihlidje iHaffeeutmidlung gu fiepe rn. Tie ejgcfftbc
intelleftuelle ©ntwicflinig pat eine befonbere ©acplage gefchaffen, unb
ba bic burep bie Statur gegebene Kontrolle ber Aaffeentwicflung unter
ben befonberen 2 krpältniffcn ber .Kultur Perfagt, fo mufj eine be¬
müht-: Maffenhbgiene einfepen. ©S bebarf einer generatiben SAoral
als Teil -eines Weiter gefaxten ©ogialbienftcS, unb gwar ift bie
xsugenb bereite mit biefem ^beäl gu erfüllen.
T e n t f d) c s £> e i m a t g I ii rf. ©in ^ugcnblebeii auf betn fianbe
bon Atarie Martin. 1917, Verlag bon ©corg 29eftermann.
^nnigftc £eimatlicbc fpriept fid) in jeber Seile biefer ©rinne--
rungen aus, bic uns eine frohe Jmgcnb auf bem fianbe borfiihreu
unb befonbers tief empfunben werben, weil eine harte Seit uns
lehrt, was wir ber Heimat fcpulbcn unb wofür Tcutfcplanb fämpft.
Tie AuSftattung beS Ruches ift fehr biinfep.
Triuferfütforge, ^ o 1 i 3 c i u u b S t a a t j a 11 m a 11 .
2?on 0anitätSrat Dr. £> e f f e. Julius Springer. Berlin
1917. 35 ©. 80 %<\.
Tic 29 t r t f cp a f t £ 0 t b u u n g ber S u! u n f t unb bie
29 i r t f cp a f 1 3 w i f f e n f cp a f t e n. 2*on Ctto A c u -
ratp. Verlag für $acplitcratur ©. in. b. £. Berlin W.—
2Bicit I. 34 ©. 2,40 Ji.
23 c r i cp t b e § er ft e n beut f d) e n S\ 0 n g r e f f e 3 ii b e r
23 cbo lf e r u n g 3 fragen 3 u Ta r m ft ab t am 7., 8 . unb
9. 22obetnbcr 1910. .^>erauSgegeben bon Cberbürger«
m e i ft e r Dr. © l ä f f i n g = T a r m ft a b t. ^alfcn=2?erlag 311
Tarmftabt 1917. 87 0. 80 SJ?f.
2 > e r 0 r b u 11 n g e n ber 0 täbtifd)en 2 k'hör ben 311 Jvranffurt a. iW.
über bie S e b c n 3 in i 11 c 1 b e r f 0 r g u n g uebft ben 23un-
bcSratSberorbuungen allgemeiner 2 lrt. ©in Rührer für ^»änb-
ler unb 2 krbrand)cr im Vluftrag beS ftäbtifcpcu ficbenSmitteD
amtes gufannnengeftellt bon (I a r 1 i r d) n e r. ^ommif=
HoiKWerlag: 23ud)panbl. <v. 23. iHuffartp. grauffurt a. üb?.
1917. 203 0. 2 M.
Sf 1 i e g S f o ft c n b e rf u n g unb ^ i n a n 3 r e f 0 r m. 23ou 2 > r 0 f.
Dr. ©bgar v* a f f e. ei. ©. 2\ äiJopr i'^aul ©ieberf). Tü¬
bingen 1917. 32 0.
Siebenter ^apreSbcridjt bcö Arbeitsnachweis^
b c r b a n b c S 0 a d) f c n = 2t n p a 11, c. 23. 1916/17.
Tie SeUfiPrtft ,,^ojiatc avi» unb Strdjlx» für ^tolk»u»aljlfrtl|vt , ‘ ift burep alle 53ucppanblungen unb 'Poftümter (23oft3eitung8numiner 7137) gu begiepen.
©ingelnummer 35 43f- ®er AngeigenpreiS ift 46 2U- für bie blergefpaltene 2ßctUgeiIe.
^cmetmtüifiöc §tcücuxun*mittUtng I
Her jittctörijfn- unb ^rauengruupfn fftr fujtdf Jjilfsndjcit j
(1902 flearünbet) I
bermxttelt gut borgebilbete ^afiaUiramtimtett für alle ^Soften auf I
fogialem ©ebiet an ftaatlicpe mtb ftabrifdje 93epÖrben unb Vereine für !
baS gan3e 2teicp. j
2lnfragen fitib an bte ©efdpaftsftelle ferliit W.80, 93arbaroffa*
ftrape 65, gu ridftcu.
Vertäu non ®«ftao giftet in 3 eno.
Tieffamilie für boö »olMebem
23 on
2ßreiS: 1 SRarf. 9Itdparb ©prenberg 23reiS: 1 aitarf.
C*>npalt: J. Tic ffamilic in iprer 23ebeutuna für baS ©olfSteben.
II. Tic ffamilic als (Segenftanb miffenfcpaftliiper ©rfenntnis.
Verlag ttott @ u ft o o gfifdjer ttt Jena.
@fetoerb(iiper Äonftttuttonoliömu^. sie är&«tstartf>
Verträge in iprer voIfSwirtfcpaftltdpen unb fogiaten SBebeutuug.
23on Dr. Äarl IDtamrotip. 1911. 23ret§: 4 Sftarf.
^»itpalt: ©inleitimg. 29efen beS gewer&litpen .MonftitutionaliSmuS. —
1. 23egrifk>beftimmting unb ©inteiluug ber 2lrbcitStarifuertriige. — 2. Tic
©utwicflung ber ArbeitStarifoerträgc. — 3. Ter ;Snpalt ber Arbeitstarif*
uerträge — 4. ©ewerfbereine 1111 b UnternepmerDerbänbe als 23orbeöingung
ber ArbeitStarifbertriige. — 5 . Tie Anwenbbarrcit ber ArbeitStarifDcrtriige
auf bie gewerblichen 23etricbSformen. — 6. 23orteitc unb Nachteile ber Arbeits*
tarifoerträge. — ©düng: AuSblirf, inSbefonbere auf bie gufünftige rccptlidje
©eftaltung ber ArbcitStarffocrträge im Teutidjen Aeicpe.
Uripiö für k»ie «lefcpiiptc bed «ojialidmttb, 23b. V, .\>cftl/2:
Tie borliegcnbe Arbeit ift eine reept iorgfame Snfammeufaffung alter
burep wiffenfcpaftlidje unb praftifcp*politifcpe TiStuffion gewonnenen ©rgebniffe
über 29efen, 9taiur, 3 ,0e d, Tsupalt, 23orbebingungen / Anwenbbarfeit ufw. ber
ArbeitStarifbertriige.
. . . \>m übrigen geigt bie Arbeit eine anerteimenSwertc Orientierung in
ber einfcpliigigen Literatur unb bietet burep ipren ftarf fompilatorifdjen Gparaftcr
eine gute 2Rögtid)feit, fiep rafcp über ben ©tanb ber TiStuffion
in einzelnen Tetailfragcn beS ?trbeitstarifocrtragSwcfcnS gu
unterrichten. ... O. bon Swicbined.
©etOetbefÖrberung ttt 43reuf}ett. Scrfu« einer jufammen«
faffenben TarfteDuwg. 2kn Dr. phil. 9B. fßeteri. (IV, 100 0 .
gr. 8°.) 1916. 2?reiS: 2 2«art.
xXnpalt: ©inleitung. — A. ,vörberung ber 23ilbung. — B. ,vörberung
Oer iprobuftion. — C. iyörbcrimg ber Crgauiiation. — D. görberung ber
Äapitalbefepaffung. — E. ’ßerfepiebene (^ewerbeförberungSmittel. — F. Tie
befonbere Stellung beS läublidpoit .'oanbibertS in ber (skmerbeförberuug.
/fortbilbung ber ©ewerbeförbermig.
Beranttoortlidlfütbte6<priftleitutig:Dr.Cubwig^epbe, SBerliw®rune»t>alb. — «erlag:
Ter (&eburtettrüdgang. ne »«tionaurtenmg m Sesuot«
lebend in nuferer 3 «*» 3 wüuS 0 . ö. Sßrof.
an ber llniberfität 23reSlan. (XV, 253 S. fie£.»gornt.) 1912.
23reiS: 7 9Kart 50 23f.
Inhalt: I. TaS 'AuSmafi beS ffleburtenrütfgaiigS. — II. Tic Urfaepen
beS ©eburtenrüefgangS. — III. Sur 23eurteilung beS ©eburteurüefgaugS. —
IV. AuSblitf in bie Sufunft. — V. Aiittel gUr ©etämpfuiig beS ©eburleu*
rüdgangS.
2lnpang: I. 23efämbfung ber ©auglingSfterbticpfeit. — II. Teubeng ber
©cburteuentwidlimg in C>|terreicp. — III. Äatpoliiierung ber ©epweig unb
.•öotlaiibsy — IV. Tao „SebölferungSgefep".
| QJm borlicgeuben 29crfe wirb ber in allen fiänbem pöperer ShiUur naep*
I gewiefenc (Seburtenriiefgang erfdjopfeub bcpanbelt. Tie grünbliepe Äritit ber
! Ürfaipen, mit benen man biefe ©rfcpeimuig gu crriären berfudjt, führt gu bem
! ©raebnis, ba& SRatioiialiftenmg beS ©ei;ualIebenS bic ©riuibnrfadje ift. ffiS
! trifft nidjt gu, wenn bie größere SBopUiabeupeit ber pöper gioilifierten 2anber
! für baS AuSfcptaggebenbe gepalten wirb. Aicbt ber 9Ieicptum treibt gur
! öfonomic, fonbern bie ©(pule leitet bugu an. SKan pat red^ien gelernt unb
gewöhnt fiep baran, bie Aufwenbungen ben ©innapmen angupaffen. @S fmb
aufjerft peinliipe Aufgaben, bie auS btefer ©aeplage ben Regierungen erwaepfen.
Tic Drganifatton beS gettoffettfcpaftltcpett ©elb=
au$gleid)$. ©in ©eitvag gur 3 cn ^ ra ü n n e i t f l * a Ö c öon
! Dr. jur. SPIartin SlButttg. 1915. 5ßreiS: 2 SRarf 50 $f.
I Inhalt: 1 (Brunblagen unb ©rforberniffe ber gcnoffenfdjaftliepen ©elb*
i auSgleicpftelte. — 2. Tie Organifation ber gcnoffcnfdiaftlidien ©elbauSgleidj«
ftelle. — 3. Tie ©elbauSgleicpftdle ber beutfdjen ©eiioffenfdjaftSorganifationen. —
I 4. Tie 2eiftungen ber beutfepen ©elbauSgleidforganifatiuuen.
©uftabgifeper,3ena.—©ebmeft3uliuS <& it t e 11 felb,£of6mpbnufer., SöcrliitW8.
VSS^' Iktipramti
$ttün, teit 27. Srjftnlwr 1917.
Hßamm 195
Urctseitf
txnb
gUrdjtD für
Crfjtyeint an fefctm Doiramtaj.
ft4rtfti*ftangt
fallt Wso, JUlUiiwrfBr. 29/30
ftmfpnfnt Imt ßfllUnJcrf *80*.
8enra*gtlrm
Jfrof. Dr. < 5 . frandu uni Jfrof. Dr. p. $inrauntutmi.
fhret* stertelffttirlhfy 4 Math»
«ulen
•np«n gifditr, feit*.
ftmifprfdjer 53.
3n&«U.
3 ur #*<* 0 * ber ©efeittgung
ber ©onberöerftherung ber
2 tnge ft eilten. ©on 2 anbe 8 rat
Dr. ©runn, ©erlln.177
Die ©oktale £pgtene an ben
#od)fhulen. ©on Dr. ßubtoig
Xelefp, ©rioatbojent an ber Uni»
oerfität SBien. II. (<5c$lufe.). . 180
©efcaföoft für Coglole {Reform,
^ulernationale Oerdniflmia für
gefefeligem ttxbeUevftfy&B ... 182
„Der Sag ber J^eimfebr" — Soziale
fragen ber übergangStoirtfdjaft.
Die £rt£gruppe ©crltn ber ®efell*
fepaft für Soziale SReform.
Die DrtSpruppe Öeipaig ber ©efeli*
fefjaft für ©ogiale Sfteform.
Kttgetueine eoaialpoltttt .... 183
SBaffenftinftanbunb griebenSoerpanb*
Iungen im-Often.
9oR8efn&|nmg ttub geben#«
balteng.184
3 tnang 8 tüirtfd^aft unb
(sdjleidjljanbel.
Srfirforge für JhriegerfamUiea mtb
$teterBIieBe«te.186
£au 8 ratbefdjaffitng für SRinber*
bemittelte.
£ofc«BetDegttagea mmb CfrBeitt#
«tapfo ..186
Die Öoljnbetoegungen be« Saures
1916 nadj ber ©ett>errfdjaftSftatiftir.
«CrBelterfcBnti.188
Durchführung beS $au«arl>eit#*
gefefeeS unb ber ©erfidjerungS-
Pflicht ber ^au8gemerbetretbenben.
Cfterreichifche ©emerbeinfpeftion
1915.
Sanbarbeiterfdjufr in ben SKeber»
lanben.
Krbetteroerfiihenmfl. ©uncfaffe» 188
Die Stellungnahme ber ftr&te au ben
foaialhpgientfchen ©tofenaljmen ber
©erfidjerungSträger.
SluSbau be$ £eilDerfaijren8 ber
SlngefteHtenoerfidjerung.
Qohtmigi« «nB ©obenfragen . 189
SBohnungSnot in Reffen. *
Der SBeftfältfche ©erein aur 8#rbe»
rung be§ SleinmohnungSroefen#.
(Eilige 9?otftanb0mabnahmen a«r ©«*
(ämpfung ber £leimt>oljnung$not
in STOünchen. *
Die 9$oijnung8unterfud)ungen ber
©erliner OrMfranfenfaffe.
Stterarifcfte flMttefhmgett .... 190
' 9(bbnicf fämtlidjer Shiffäpe ift 3eitungen unb 3 c ^t < ^ r 'f^ en fleftattei, i«bodh nur
mit Dotier Duettenangabe.
3 »t |roge der gefeittguitg der §ondertterf»^erung
der 3^«0e|leUten. *)
©an fianbeSrat Dr. ©runn, Skrliit.
Unter ber Überfcßrift „Die ©rtoatangeftellten unb bie Sln-
geftefltenberfießerung" fjat ber „£>auptauSfdhuß für ftaatlidje
©enfionSt>erfid)erung ber ©ribatangeftellten" eine „DenFfdhrift"
ßerauSgegeben, meid# 51 t ben ©eftrebungen auf ©efeitigung ber
befonberen Sfngeftelltenberficherung (Stellung nimmt. Die
5Denffd>rift Iebnt bie ©efeitigung ab. DaS ift ißr gutes Sted)t,
unb menn fie ©rünbe bafür 31 t bringen meiß, fo muß ber
©egner biefe ©rünbe prüfen unb gegebenenfalls fein früheres
*) £u ber in jüngfter 3eit neu aufgernUten unb biel umftrittenen
3 rage ber ©ereinbeitlicbung ber SlngefteUtenberfidjcrung mit ber
^tbeiterberficherung hat bie „Soziale ©rajig", $abtg. XXVI ©p. 893,
einen Sluffafc gebraut. Da biefer Sluffab baßm gelangt, bon
einer ©crfchmelaungabaurotcn, fo hielten mir uns nach
bem ©runbfap, beibe %ile a u hören, für berpfliebiet, auch
ebigen Sluffab, ber für bie ©erfchmeleung fpridü, Aufnahme au
gemähren. Die ©chriftleitung.
Urteil berichtigen. 2)ie ©enffd^rift arbeitet aber nicht mit ber-
artigen ©rünben, bie ben ©egner au miberlegen fudhen, fonbern
geht - bon bornherein bon einer irrtümlichen 2 luffaffung aus.
9^ach ber Denffchrift foH bie erftrebte ©ereinheitlichung
barauf auSgehen, ben SlngefteHten ihre iebigen Rechte aus ber
SlngefteUtenberficherung 51 t rauben unb fie auf ben ©tanb ber
Snbalibenberficherung aurücfaufdhrauben. DaS ift unrichtig.
Die ©ereinhcitlichungSbeftrebungen tuollen bielmehr ben 2ln-
geftellten feinen Deut ber ihnen aus ber iehigen befonberen
Slngeftelltcnbcrficherung auftehenben ^edjte nehmen, fonbern le-
biglidh bie gefonberte ©ermaltung unb 9techtfprechung mit
ihren unnötigen Ausgaben befettigen. Durch bie ©ereinheit-
lichung merben baher bie SlngefteHten überhaupt nicht berührt,
fonbern hödjftenS biejenigen, bie auf ©runb ihrer jetzigen be¬
amteten ober ehrenamtlichen (Stellung innerhalb einer ber ©e-
börben ber befonberen ©ermaltung unb 9 ted)tfprechung an ber
3lufred)terhaltung biefer ©ebörben ein perfönlidheS Sntereffe
haben. Die 2lngefteHten bagegen füllen ihre bisherigen Sonber-
redhte beibehalten, ja au btefen bisherigen 0 onberredhten noch
bie Rechte aus ber Slrbeiterfcerfid)etung baau befominen. ©S foK
ihnen lebiglid) erfpart bleiben, an au>et oerfdhiebenen (Stellen
©eiträge au auhlen, ftatt nur an eine einaige, fidh öon a^ei ber-
fdhiebencnSnftanaen Stecht fprechen au taffen, ftatt nur bon einer,
Stenten bon a*uei berfdjicbenen Sfnftalten au erhalten, ftatt eine
einheitliche $ente, unb mit ben bon ihrem ßohn abgeaogenen
©eiträgen einen riefigen ©ermaltungSapparat au unterhalten,
ftatt auf ©runb biefer ©tittet entmeber niebrigere ©eiträge au
aahlen ober höhere Stenten au erhalten.
©S fragt fid) lebiglich, in lodcher SBeife baS gefteefte 3tcl
am beften au erreichen ift. $ier bürfte aHerbingS ber ,^aSfelfd)e
©orfchlag einer fretmiliigen 3ufahberfidherung bon ber Denf-
fchrift mit Stecht ahgelehnt ioerben, ba unfere gefamte «Soatal-
berficherung nun einmal auf ber 3ft>angSberfid)erung aufgebaut
ift. ©tan fönnte abxtr bie gornt ber 3 ufapberfid)erung für ben
geeigneten 2 Beg halten, ben Slngeftellten bie bisherigen höheren
Stenten au fichern. Diefe 3ufapberfidherung müßte aber ebenfo
mie bie jeßige SlngefteHtenberfidjerung eine 3 U> a n g S berfiche-
rung fein. Diefer SBeg märe leicht burchauführen, etma in ber
SBeife, baß jeber Sfngeftellte in ber entfpredhenb einauridhtenben
OuittungSfarte außer ben Sfabalibenmarfen auch noch 3ufaß-
marfen Heben muß. Diefe 3ufabmarFen mürben billiger fein
fönnen als bie ießigen ©eiträge aur STngefteHtenberficherung;
benn um bie gleichen Seiftungen ber bisherigen SfngefteÜten-
berfidherung au erhalten, Farne ber SteidhSaufdbuß bei allen Singe-
fteüten hinan, mährenb anbererfeits bie hohen ©ermaltungS-
Foften für bie befonbere £>rganifation in SBcgfall Fommen mür¬
ben. Sludh mären bie Seiftungen auf ©runb einer nur bier-
jährigen SBarteaeit, mie fie bie St©£). bietet, felbftberftänblidh
aber unter ©cibebattung ihrer bisherigen ©efarntmerthöhe,
umaured>nen. Daau mären bie Slngeftelltcn in ben Organen ber
SanbeSberfidjerungSanftalt angemeffen au bertreten unb ihnen
auf biefe ©Seife ein auSreichenbeS ©taß bon 0elbftbermaltung
au gemähren, mie ben anberen ©erficherten, mährenb bei ber
jeßtgen Sornt bie ©elbftbermaltung bodh nur ungeniigenb ge¬
mährt ift. Sn- bem faft allein maßgebenben DireFtorium
müffen ftetS fobiel nidhtbeamtete SStitglieber auSfdhetben, baß
bie beamteten ©titglieber in ber ©tchrbcit finb; beim ©ermal-
179
©oaiale grasig unb Accfjib für Volfsmoblfahrt — 1917 — XXVII. Ar. 13.
180
tungSrat ift bic BuftänbigFeit, abgefeljen Dom ©tatSrecfyt, auf
„gutachtliche Beratung" befd)ränFt.
33ei bcr Umgcftaltung mii&te aucf> erlogen merben, ob bie
ie|igen ßeiftitngen bcr Angeftentenoerfidherung nicht atocd*
mä&iger auSgeftaltci merben Fönnen, ob inSbcfonberc bie aur*
seit ungeniigenben SBaifenrenten nicht erhöbt merben Fönnten.
Da3 märe baburd) au ermögltdjeti, ba% bie bcfonberen 16% D. H-
SnPalibität in SÖegfall Fommen, unii meld>e auraeit bie- An«
geftelltenocrfichcrnng Dor ber SnPalibenPerfichcrung Seiftungen
gemährt (50 0. §. ftatt 66% D. SnPalibität), aumal bicfe 16%
p. H. praftifd) bon geringerer Bebcutung finb. Sind) märe au
ermägen, ob ber begriff beS Angeftellten nicht fdjärfer gefaxt
merben Fönnte als bisher, um bic jefct berrfchenbe Unfidierheit
au bermeiben. Doch baS alles finb fragen bon untergeorbneter
Bcbeutung, bie mit ber Vereinheitlichung nur im mittelbaren
Bufarrtmenhong ftehen. & r u n b f ä b l i dj i ft b a § 31 e t
bie Befeitigung ber bcfonberen £)rganifatiort
mit ihren jebt fdhon ungeheuren Koften, bie bei ber meiteren
Durchführung ber jebigett Verficherung noch ftarF fteigen
merben, unb mit all ihren UnbequemlicbFciten unb Beläfti*
gurtgeit ber Angeftellten unb Arbeitgeber. Aber, um baS au
mieberholen, bie @5 r u rt b I a g e i eb e r A e f o r in.b I e i b t
bie Söaljrung ber Dollen 9t e d) t e für bic An-
g e ft e II t e n , melche fic nad) ihrer bisherigen Verfichentng
genoffen.
Gegenüber biefem Hauptirrtunu ber Denffcbrift haben bic
übrigen irrtümlichen Ausführungen nur eine nebenfächliche
Bebcutung. 9tid)t uncrmähnt Jollen aber menigftenS brei fünfte
bleiben: ©inmal behauptet- bie Denffchrift, in ber Snbaliben«
Derfid)erung Fönnten bie Verficberten auf einen anberen Söernf
öermiefen merben, in ber Angeftelltenberfichernng, aber nid)t,
obmobl bie 9ted)tSlagc für beibe ©febiete bic gleiche ift, bafe näm*
lid) nur bie Vermeifung auf einen glcid)art i gen Beruf au*
Iäffig ift. ferner mirb behauptet, bah bie Übertragung beS
SnbaübitätsbegriffeS ber Angeftelltenberficherung auf bie Sn*
Paliöcnberfid)erung eine Verboppelung. ber Beiträge erforbern
mürbe, mährenb in Wahrheit btefer Begriff für beibe Verficbe»
ntngen gualitatiu ibentifdh ift unb ber GuantitätSunterfdjieb
Dort 16%% praftifd) faft bedeutungslos ift, ba ein foldjer Unter»
fchieb häufig faum feftgefteüt merben fann.
Die Behauptung enblid), bah bie SanbeSDerficherungS»
anftalten ihre ginanacn mit Hilfe ber Mittel ber 9teid)S*
berficherungSanftalt aufbefferu moHten, ift fo haltlos, bah fie
faum einer ^Überlegung bebarf. Die Verfid)erungSanftaIten
haben Don Anfang an baoor gemarnt, bert 3Beg, ben ber ©nt*
murf aum AV@. gehen mollte, au befchreiten. ©erabc fie als
bie beften 0achFenner marert fid> bariiber flar, mie Perfehlt bie
in AuSficht genommene 0onberorganifation mar. Um bie An*
nähme ber Denffcbrift au entfräften, bah anbere als rein fadj»
ltd)e ©Jriinbe bie VerficherungSanftalten baau Peranlaht heben,
fid) für bie Vereinheitlichung ber AngefteütenDerfichening mit
ber ÖnDalibenberfidjerung auSaufpred)en, fei lebiglid) auf bie
hohen 0umnten Permiefen, melche bie SanbeSberfidjerungS*
anftalten freiwillig fortgefefct ber ftriegSmohlfahrtSpflege
aufiihren fönnen. Jnt Sehre 1915 finb 20% VUdioncn BtarF
unb im Sah re 1916 runb 18 SDtillionen BtarF für biefe 3*uede
Pon allen Trägern ber Snbalibenberfid)erung aufgemenbet
morben. Demgegenüber führt bie AeidjSPerfidjerungSanftalt
faft als einaigen AftiPpoften an, fie habe fehr Piel Kriegsanleihe
geaeidjnet. Der Bericht beS DircftoriumS ber SReidjSPerfid)e-
rungSanftalt ermähnt# ferner für 1916, bah 100 000 Vtarf an
bert KriegSauSfchuh für marine Unterfleibung, 2000 BtarF an
' ben KriegSauSfd)uh ber ©rofe-Berliner Saubenfolonien befahlt
finb, unb bah bie BerufSuntlernung Pon inSgefamt 60 Kriegs»
befchäbigten, Pon benen aber im Sahre 1916 erft 27 gälte ab»
gefdhloffen finb, 4300 2ftarF gefoftet habe. Diefe Buhlen bleiben
meit hinter ben freimiHigen Seiftungen ber SanbeSPerfichentngS*
anftalten auriief.
*
Die Vereinbettlidjuttg bcr UngefteßtcnttcrlMjcning mit bcr
Arbeiterperficherung beläntpft eine Port ber AeicbSDerftdjerunßS*
anftalt für AngeftcÜte bearbeitete . D e n ! f dj r r f t. Gkgen bie
bisher erfebienerten Vluffätje Port AJaneS, 3 ad)er, ^ttlb, Kastel tr. a.
bie f ii r bie Verfchmelaurtg cintreten, butte baS Direftorium bisher
nur eine fleirie 3 dC>rift Port ^anS Vtarrfenftein ins Xreffcn geführt,
ber jeboch genaue redjrtertfdje Unterlagen fehlten. (Vcrgl bert Auf*
fab a» ber urnftrittenen Jvrage ^g. XXVI, 3 p. 893 .) Die Porlregertbe
Deutfdjrift fucht nun auf ©runb genauer redjrterifdjer 2ftitteiluttgen
unb pergleidjenber 3 ahlen mit ben VerlualtungSfoften ber Träger
ber Arbeitcrpcrficherung bert AachtuciS au führen, bah bie haben
VertpaltungSfoften, bie man ber ©onberperftchcrurtg aum ,^aupt=
Portpurf mad>t, auch entftchen mürben, iucitn matt bie Angeftellten*
uerftchcruiig ber Arbeitecperficheriiug eingliebert, ba bie höheren
Beiträge unb entfprechenb höhe’rcn ßeiftungen ber Angeftelltert=
Perficherung eine anbere Art bcr Kontcnführung unb eine
aentralifierte Kaffenführurtg notmenbig machen 1 . Die Dcntfd)rift
fe^t fid) ferner mit bert Verfechtern beS VereinheitlichungSgcbantenS
auSeinanber, Port benen ein Teil ben biretten Ausbau ber £sttpaliben=
unb ^ittterbliebenenpcrftchcrung burch Auffepen neuer Sohnflaffeu
unb pöllig einheitliche Vertualtung mit bcr Arbeitcrperficherurrg
forbert, mährertb ein anbercr Teil bic ©rri<htuiig befonberer Ab*
teilungert für bie AngeftcUtcnberfühcrung bei bett Trägern bcr
^npaliberi* unb ^interbliebertertberfichcrung ber AVC. Porferlägt.
Die Dcrttfchrift Permirft Peibc Vorfchläge uitb ftii^t fid) babei im
mefentlid)ert auf bie Begrünburtg, bie f. $. bic Aegietung Sem ©efc^^
entmurf beS VerficherungSgefeheS für Angeftellte mit auf beit Söeg
gegeben hatte, hierbei mirb bcr mefentlidje grunbfähliche Unterfchieb
herporgehoben, bet atDifd>eit Arbeiterperficherung unb Anigeftellten*
perficherung beftcht: Bei ber Arbeiterperficherung liegt auf bem
Ae i ch burrh feine 3 u fehüffe au ieber Acnte ein Teil beS AiftfoS,
mährenb bet ber Angeftelltenperficherung, genau mie bei pribaten
SebenSperficherungen, alle Stiftungen aus ben Beiträgen felbft aufge*
brad)t merben müffen. Auherbem folleii biefe fieiftungen, ben 2Büu=
fd)en ber übermiegenben AJehraahl ber orgaitifierten Angcfteßten ent»
fpycchettb, beit Bebürfniffett beS BiittelftanbeS angepaht fein.
Dtcfe Aiehrleiftungen unb ber befonbere ©harter bet Angeftellten*
Pcrftdjerung finb nach Auffaffuttg ber Denffchrift bei einer Ver=
fd>melamtg mit ber ArbciterPerfichcruitg gefährbet.
gif gojtttlf Utogiftte an iifn gm^fi^Blfn.
Von Dr. med. Submig Telelp, ^ripatboaeitt an beo UniPerfität
SBtett.
II. (0d)Iuh9
AIS erfte hat bie UniPerfität 3Bten nnfere 3Biffenfd>aft al?
felbftänbigeS Sad) anerfannt, inbem fie bem Verfaffer bie
Habilitierung für „foaiale 3Rebiain" geftattete, morunter nad)
ber Port bem VvofefforenfoHegium angenommenen Definition
baS GJrcnagebict a'uijchen ben mebiainifdjen B}iffcnfd)aften unb
ben 0oaiaImiffenfd)aften, alfo alles baS au PCrftehen ift, maS
man in Deutfdjlanb mit ben Söorten „foaiale Hpgicne" unb
„foaiale ^ebiain'' bcaeichnet — meid)’ (entere meines ©rachtenS
rid)tiger „0oaial»VerfichrrnngSmebiain" au nennen tpäre. Bluei
Sabre fpäter irnirbe ein „0eminar für foaiale ÜRebiain" ge-
fchaffen, nad) bem äJhtfter ber an anberen Safultäten beftehen-
ben 0eminare als 0tätte theoretifcher Arbeit, gänalid) Per*
fd)iebcn Pon bem, Inas ber „Verbanb ber Arate DeutfchlanbS' 7
feine „0cminai^ für foaiale Vtbiain" nennt. Su Deutfdhlanb
finb eS heute nur Bcitnd)en unb Berlin, in benen bie’ foaiale
Hhgicne Vflegeftätten gefnnben hat; ben beiben Sehrern biefcS
SadjeS, bem a. o. ^profeffor Kaup in München unb bem BriPat»
boaenten Btofeffor ©frotjahn in Berlin, ftehen Behelfe im
Nahmen ber Inifltcnifdjen Snftitute aur Verfügung. SRirgenbS
gibt eS heute in Deutfd)lanb ober Öfterreich felbftänbige Sehr*
ftüble unb gut auSgeriiftcte Snftitute für foaiale Hbfliene. Unb
bod) märe intenfiPeS Arbeiten auf bem Gebiete ber foaialcn
Hbgiene, cingchenber Unterrid)t, ©inführung in bie gorfdjungS»
unb ArbeitSntcthoben ber foaialcn Hqgiene — mie Wir oben
bargelegt —, heute Pon größter BJirfjtigfeit. Die Aufgaben, bie*
ein afabemifcher Öehrer ber foaialcn Hpgiene au erfüllen, bie
Arbeit, bic er au leiften hätte, märe feineStoegS eine geringe.
AIS befter Unterrid)tsp(an erfefjeint mir ber, bafe ber
Öehrer ber foaialcn Htjgiene ein fid) über awei 0entefter er»
ftredenbeS Hanptfoücg mit 2—3 VorlcfungSftunben möchent*
lieh hält. Siu SBinterfemefter mären bie mebiainalftatiftifdhen
©jrunblagen ber foaialcn Hpgiene au erörtern, bie inneren 3u a
fantmenhänge amifchen foaialerßage unb ©rfranfungShäufigfeit,
0 terblid)feit, ©teburtenhäufigfeit baraulegen, baran hätte fid)
bann, aum Teil jd)on ins ©ommerfemejter iibergrcifenb, eine
©rörterung bcr einaelnen Aufgaben fogialcr Siirforge: Tuber*
fulofe*BeFämpfung, Befäntpfung ber 0äugIingSfterblichfeit, ber
©fefd)led)tSfranfheiten unb beS AlcoholiSnutS, fomie beS gef unb*
heitlidren ArbeiterfchitbeSonaufchliefeen. And) bei ©rörterung oiefer
mehr praftifd)en Aufgaben hätte fi(h ber Vortragcnbe FeineSmegS
öamit au begnügen, ben gcbränd)lid)en TppuS a* B. ber 0äug»
lingSfiirforgeftcIIen au fd)ilbern, fotibern er hätte tiefer ein*
äitbringen, a. B. ben Urfadicn ber 0äuglingSfterblid)Feit nadi-
augehen, bie hier fo Pielfad) Perfdhlungenen gäben nad) ÜRög»
lid)feit au entmirren, Fura, er hätte — mie bieS ja allein beS
Hod)fd)nIlehrcrS miirbig — 3 itm DurchbenFen, aur geiftigen
Soziale Sßrajii unb Ardfin für BoIfSfc>ohIfal)rt — 1917 — XXYII. üftr. 13.
182
TOtat^U aiiguregen, er mühte auf Süden unferer $enntniffe,
auf ©Vn^eitigfeit ber ©d)lagmorte — mögen fie audfj augenblid-
V\d) oon praftiftfjem 9htpen fein — fjtntoeifen, unb fo ben
©tubenten 31 t tiefer, griinblicher Erfaffung ber gangen Bro*
bleine anleiten. Sut ©ommerfemeftcr hätten fid) an bicfc
Kollegien Erfurfionen in Einridjtungert fogialer Sürforge, in
SabrifSbetriebe u. ci. angufd)Iiehen. Das Kolleg mühte fo ge*
halten merben, bah eS, in gleid)er SBeifc für SWebiginer unb
Suriften, bie fiinftigen BcrmaltungSbe'amten, Oerftänblid) unb
intereffant, beiben baS für fie notmenbige Bßiffen unb bie für
fiinftige Tätigfeit notmenbige Anregung Oermittclt.
Sieben bicfcm ^auptfoUeg märe ein allgemein gugäng-
Ii<he§ einftiinbigcS Kolleg über ein gerabe befonberS im Borber*
grunbe beS allgemeinen ^ntereffeö ftehenbeS ober ben Sehrer
felbft bejonberS intereffierenbeS (Gebiet ber fogialen $pgiene 3 11
Iefen. SBo nicf^t Oon anberer ©eite bariibcr gelefen mirb, hätte
ber Sehrer ber fogialen £pgiene and) ein einftiinbigeS Kolleg
über fogiale Berfichentng unb über ©ogialoerfidjenmgSmebigin
gu lefeu, mobei aber nicht fo fcfhr auf bie flinifche ©eite als
bielmehr auf grunbfäpliche Aufgaben ber Begutachtung ein*
gugehen unb bie betreffenben gefeplidjen Beftimmungcn flar*
gulegeu mären. ES mären hier bem üftebiginer bie juriftifchen
©runblagen ber Begutachtung berftänblid) gu machen.
Bejonbere Aufmerffamfeit muh ber Sehrer ben ©eminar«
übungen gumenben, ber Anleitung gu felbftänbiger miffenfdhaft-
liehet Arbeit, gum fritifefjen Sefen beS bon anberen ©eboteneu.
BorauSfehung für foldje Übungen ift baS Borbanbenfein einer
. ©emmarbibliotbcf. Die fogiale’ §pgiene unifaht bie ©reng-
gebiete gmeier Sßiffenfdjaften, bie Bcröffentlichungen, bie für
fie bon SBichtigfeit, finb baber in ben* oerfdjiebenften Seit-
frfjriften unb ä&erfen berftreut. Da farm cS bem ©tubierenben
gar nicht gugemutet merben, bah er — mie mir eS tun muhten
unb gum Teile noch tun ntiiffen — bie ftatiftifchen Sßerfe in
biefer, bie bpgicnifrfjcn in einer anberen, bie flinifchen in einer
britten, bie über BerfidjerungSmcfen in einer biertert Bibliothef
auffuche. Es muh eine Bibliothef borhanben'fein, in ber fich
menigftenS all baS, maS gum täglichen ®anbmerfSgeug unferer
SBiffenfdjaft gehört, bereint finbet.
$ingitfügen möchte id), bah biefer Sebrplan feincSmegS nur
tljeoretifd) fonftruiert ift. ^dj bemühe mid) feit fahren, biefen
Blau gur Durchführung gu bringen, unb bor bem Kriege ift
eS mir — trotjbem man bei uns in Ofterreich aü biefen fragen
meniger ^ntereffen entgegenbringt als in Deutfdjlanb —
menn and) nur mit einer fleinen §örergaf)l gelungen, baS
<<pauptfolIeg gu halten unb ©etninararbeiten burdjgufiihren. £sn
gang ähnlicher Sßeife mirfen ©rotjabn in Berlin, $anp in
Bttind>cn.
DaS Sebrprograntm gang burdjgufiihren, baneben felb*
ftänbig miffenfchaftlidj gu arbeiten unb and) praftifdj ait f bem
©ebiete ber fogialen ^bgienc tätig gu fein — unb bieS ift ia
für ben Tbcorctifer minbefte’nS bis gu einem gemiffen ©rabc
notmenbig — bcanfpntcht mohl bie gange Arbeitskraft eine»
Cannes. Der Unterricht in bem bollen befchriebenen Umfange
fann nur bann erteilt merben, menn ber Schrei* in ben ©tanb
gefegt mirb, feine gange Arbeitskraft feinem gadie gu mibnien.
SOUt einer eingigen AuSnabmd aber ntiiffen alle, bie auf
bem (Gebiete ber fogialen ®pgiene unb — mie ich bingufiigen
mill — auf bem (Gebiete ber Sttebiginalftatiftif miffenfdjaftlich
arbeiten, in bei* täglid)en Srohn ärgtlidjer Brari§ bert Seben§-
unterhalt ermerben, unb bie§ allein fdjon hinbert fie, fid) in
öoller Straft ihrer Sßßiffenfchaft gu mibuten. 5lud) hierin miihte
burd) Einrichtung t»on Sehrftiihlen SBanbel gefchaffen merben.
2^an mirb oiellcicht einmenben, bah ba§, ma§ biefe Sehr*
fangein, ma§ biefe Snftitnte für fogiale ®i) 0 tene leiften fönnen,
and) in ben bisherigen hhgtenifchen Suftituten geleiftet merben
formte, ba auch bort bie fpegiellen 2 lrbeitSmetljoben ber fogialen
Shöiene, bor allem bie a^ebiginalftatiftif, gepflegt merben
fönnten. Hber gerabe bie bon ber bafteriologifchen unb ber
experimentellen ^pgiene fo gang berfchiebenen SlrbeitSrnethobcn
ber fogialen ^tjgiene laffen eine 2 lrbeit§teilung, eine ©chaffnng
befonberev Sehrftiihle unb befonberer airbeitSftätten angegeigt
erfd)einen. Denn nur fehr menige gibt eS, bie alle biefe ber*
febiebenen SlrbeitSntethoben in gleid)er SBcife beberrfdjen. DaS
bemeift bie geringe 8 al)t her aus ben hP 0 ienifd)en ^nftituten
herborgehenben fogialhbgienifd>en Arbeiten. Unb nur fehr
menige ©pgienifer bon Sach bringen ben Problemen fogialer
.^pgiene baS entfpredjenbe Sutereffe entgegen. Das bemeift bie
geringe 3al)l ber bon ihnen angefünbigten Borlefungen; and)
bon ben oben aufgegäljlten mirb ein Deil nid)t bon 5 ad)*
bggietüfern gehalten.
s Man menoe and) nid)t ein, bah ia and) heute fchort eine
gröbere aingahl bon Slrgten an ben Beftrebungen ber fogialen
•i&Pflicnc praftifchen Slnteil nehme, in ber fogialen Sürforge
tätig fei. ©oll baS geleiftet merben, maS im ^ntereffe bei*
•Bnfunft unfcreS .BolfeS notmenbig ift, bann genügt c3 nicht,
menn ba unb bort einer feinem inneren Drange foigenb unb
auf ©runb miihfamcn ©elbftftubiumS ptaftifd) unb theoretifdj
mitarbeitet. Dann muh bie grohe Sflaffe ber Birgte, miiffen
alle s itrgte mit boUem BerftänbniS an ben groben 9lufgaben ber
fogialen ®pgiene mitarbeiten. DiefeS allgemeine Sntereffe,
biefer allgemeine Bhtnfch mitguarbeiten, fann bon ber fünf-
tigen Srgtefchaft nur bann ermartet merben, menn ber fogialen
®t)giene an ben ^odhfthulen jene Bebeuttmg eingeräumt mirb,
bie ihr nach ber <$röhe ihrer Aufgaben gebührt.
©fffiirdjöfi fttr gt 0 ?tale Jlcfffcut.
Internjjtiaitfllf ^mini 0««0 für gtfrljlidjen JUbriterfttjitü.
„Der Dag ber ^etmfehr" — ©ogtale fragen ber über=
gaugSmirtfchaft behanbelt unter biefem Ditel baS foeben er-
fdheinenbe ©eft 59 ber ©chriften ber @efellfchaft
für © 0 g i a l e Reform (Berlag bon ©uftab SÜ<her,
Sena 1918). ES enthält in ermeiterter Sorm bie Borträge, bie
am 22. Cftobcr 1917 auf einer ®onfereng ber ® r i e g S m i r t -
fchaftlicfjen Bereinigung, gu ber bie Brofefforen
ÜSilbranbt unb Oppenheimer eingelaben hatten, gehalten mor*
ben finb. Die $rieg§mirtfd)aftlid)e Bereinigung hatte bamit
Arbeiten erneut in Angriff genommen, bie 1916 neben ihr,
aber nid)t gang ohne Sählung mit ihr, auch baS Büro für
©ogialpolitif in Berbinbung mit ben Seitungen ber ©efell*
fdiaft für ©ogiale Reform unb beS BereinS für ©ogialpolitif
betrieben hatte, bie aber für biefe $örperfd)aften infolge ihrer
^nanfprnepnahme burd) unmittelbare Tagesaufgaben beS
Krieges fpäter hatten guriidtreten miiffen. Der engen Barfonal*
union, bie gmifd>en bem SlrbeitSauSfchuh ber genannten Ber*
einigung unb ber Seitung ber ®cfellfcf>aft für ©ogiale Reform
guftanbegefommen ift, cntfpridjt eS, menn bie Ieptere bie Bor¬
träge ber übcrgangSmirtfchaftlichen ^onfereng ber ®rtegSm.
Bereinigung in ihre ©dhriftenfammlung aufgenommen hat.
Das neue ®eft ber ©chriften uinfaht 109 ©eiten unb foftet
im Buchhanbel 2 J(. 3)ttt Beiträgen finb beteiligt: Baurat
B e r n h a r b , Dr. B ü f f e I b e r g, D a m a f d) f e, (Sfebeimrat
S e i g , Dr. © a e b e I, Dr. $ e p b e, Direftor ^ucgpnSfi,
©tabtrat Sicht, Sfteferenbar Soetre, Brof. Oppen»
h eimer, aBirfl. ©el). 9tat Dr. T h i el, Um b r ei t (©eneral-
fommiffion ber ©emerffchaften) unb Brof. 2Ö i I b r a n b t. Die
eingclncn STuSführungen betreffen ben EntlaffungSpIan unb bie
fachliche Demobilifiernng, ben StrbeitSmgrft, bie BrobuftionS*
fteigerung unb SfrbeitSerftellung in ber Sanbmirtfchaft, bie
Srage ber „ateagrurificrung", bie fonftige 2lrbeitSbefd)affung,
bie ärbcitSOermittlnng unb bie 2lrbeitSlofenfürforge bgm. »unte-
ftüpung, inSbefonbere and) für bie Sraiten, bie befonbere Sage
ber SlngefteHtcn in ber ÜbergangSmirtfdjaft, bie grohftäbtifchen
Sragen biefer Bcriobe, Dornehnilich bie Bau* unb SBohnnngS»
frage, auch unter finangpolitifchem ©efidytsminfel. Die „© 0 *
giale BrayiS" mirb auf bie Schrift in gröhereni Nahmen nod)
einmal guriidfommen. ES oerbient bemerft gu merben, bah fid)
biefe auch gum Berfanbe ins Selb infolge ber vielfältigen 3ln»
regungen, bie fie gibt, gut eignet.
Die Ortsgruppe Berlin ber ©efeUfdjaft für Soaiolc dlcfurm
[teljt, gleid) ben meiften anbeten Ortsgruppen, Pom ein^r eigentlidjen
BerfanunlungStätigfeit im Kriege ab. hingegen hat Uju Borftaub
bie 93efprcchungen mit fad)funbigert 2)?itgliebern unb Sreunben bei*
(^cfenfdjaft erfolgreich fortgeführt („0ogialpolitifd)e Slbcnbc"). Be-
fprodjen mürbe im Oltober bie »frage „©roh-Berlin", im 9toPcmbcr
„Sogialpolitit ber Übergangstoirtfchaft 4 ', im Degember „Die WrbeitS-'
fammern". Die cinlcitenben SBorte hatten bie Herren ©tabtrat
Dr. S i d) t, Schriftleiter U m b r e i t oon ber ©encrallommiffion ber
©emerlfchaften, unb Baftor D. u m m, 5bi. b. 91., übernommen.
Namhafte ©ogialpolitifer, Barlamentarier nnb Arbeiterführer be¬
teiligten fid) an ber AuSfprache. Der DeilnehmcrfreiS blieb im
luefentlidjen ber greidje mie früher (Pergl. auch XXVI, 802 ). Der
eiuleitenbc Bortrag Dr. 2icf)tS ift ingmifdieit im Drud erfdjieiicu
cVeft 1 ber ©chriften beS BürgernuöfchuffcS ©roh Berlin, Berlag non
©. Beimer, Berlin 1917; 32 ©., BorgugSpreiS 00 Bf )- — Die Orts¬
gruppe hat 1917 mehr als 50 neue perfönlidje BJitgheber gemomten.
188
Coaiale Bra^i» unb Siregib für Boltemoglfagrt — 1917 — XXVII. SRr. 18.
184
Slugerbem finb igr btct groge Vetbänbe förperfcgaftlicg beigetreten.
3m Saufe beS Krieges beträgt bcr BumacgS attnägernb 10Q neue
Mitglieber.
$>te Ortsgruppe Seipstg ber ©efellfcgaft für S o 3 i a I e
ift e form Veranftaltet mie im 'Vorjahre aueg in biefem äßiuter
iuieber eine ifteige Von ErörteruugSabenben, bie am 22. Üftobember
igren Slnfang genommen/ gaben. VerbanbSarchivar B. £). Müller
fptaig übet bic „VolfSernägtungim Kriege", Er fcgilberte
bie im Saufe ber SlriegSaeit aur Verforgung ber Bevölferung mit
iftagrungSmiiteln notmenbig gemorbenen Magnagmcit, bie Statio¬
nierung, £>öd)ftpreife, Bcfcglagnagmeni unb berfaunie babei niegt
beren mannigfache Sdjattenfeiteii). 5lber unter ben obmaltenbcn Um*
ftänben mügte an ben getroffenen Magnagmen feftgegalten merben,
ba nur babureg bie Ernährung ber Bevölferung jidjergejtetlt fei.
Sßenn bie für einen langen $rieg propljeaeiten ipungcr§nöte nicht
auSgebrocgcn feien, fo fei bieS nur bem jepigem ErnährungSfhftem au
Verbanfen. Stach bent Kriege müffe natürlich, menn auch nicht auf
einmal, fo hoch nach unb nach abgebaut merben. 2 ln beit Vortrag
fuiipfte fich eine lebhafte 2luSfpracge, bic bie mannigfachen Stängel
beS gegenmärtiaen Verteilungsfgftems fritifierie. Slm 6 . Schenker
» bann Der Vorfipenbe bcr Ortsgruppe, ifteicgSgericgtSral
e u ! a in p über bie „Überfpannung b e 3 $ r i e g S *
f 03 i aliSm uS". "Stoch er befegäf tilgte ft cg mit ben üblen SVir*.
fungen bcr geftfepung bon fööcgftpreifetT, bcr Befcglagatagme unb
Enteignungen unb ber Verleihung bon EinfaitfS- unb Vertriebs*
ntonopolcn an ßriegSgefcllfcgafieu. SBenn aUe biefe Maßnahmen
aum guten Seil auch notmenbig getoefen feien, fo feien jefct boch
Bebenfen laut geworben, bag bie Organifation in eine ttberorgani*
fation auSgeartet fei. Surdj ade bie FricgSmirtfcgafilicgeu Mag*
nahmen fei ber freie £>ambel immer mehr auSgefcgaltet unb ver*
nicf)tet morben. Ser gemiffengafte Kaufmann gäbe fegon aus furcht,
gegen eine ber bielen $riegSberorbnungen 31 t verjtogen, feine Sätig=
feit mehr unb mehr eingefchränft, mägrenb meniger gemiffengafte
Sfaufleute alle Steige beS ^anbels an fich gcriffen hätten, fehr aum
Schaben beS foliben ^anbels. Bebenflieg fei es, baß man bie Striege*
gefellfchaften mit fo augergemögnliig meitgegenben Siechten attSge*
ftattet h^be. Surdj bie ihnen berliehenen Einfuhrmonopole müffe
bcr beutfehe Einfugrljanbel bei längerer Sauer ber Etefellfcgafien
völlig bernichtet merben. Sie EJefellfdjaften fönnten niemals bic
gefdjulte unb erfahrene Faufmänmifcge Sätigfeit erfeheu. $eber
Staatsbetrieb fei angerbem teuerer unb mirtfcgaftlidj meuiger
leiftungSfägig als ein ißribatbetrieb. Ser Stcbncr empfahl, bag
bie £öd)fipteife für bas ganae Seutfche Sieich feftgefept mürben,
bie lanbcSredjtlidjen Ausfuhrverbote aufgehoben unb bie Kriegs*
muchergefepgcbung fo auSgeftaltet mürbe, bag bamit ber mirtlidje
ßriegSmucger getroffen merbe, nicht aber ber ehrliche £>anbel. Sie
ftriegSgefellfdjaften füllten verringert unl> nur für foldje EVegenftäube
bcibehalten merben, bie fid) für eine zentrale Bemirtfchaftung eignen.
9tod) ^riebcnSfcglug mügten bie ftriegSgefellfcgaften fo fcgncll mic
möglich befeitigt. merben. And) biefem mit lebhaftem Beifall auf*
genommenen Vortrage folgte eine rege AuSfpradje. gm.
JUlgfiitftnf 5ojt<tlpfllitUt.
SBaffenftiaftanb unb JvriebenMcrtjönblunix im Cftcn ift bic
frohe SSotfdhaft biefer Sßeihnadht&aeit. 2fm 15. Seaembet ift
aluifdhen ben SBeboUmächttgten beS Seutfchen Sieichö, Cfterreich-
itngarn§, ber Sürfei nnb 93ulgörten§ einerfeitS unb ^iiölonb^
unb Sfinnänten^ anbererfeitS ein SBaffenftillftanb mit hier
SBodhen Sauer a 6 gefd)Ioffen morben. ©0 hodherfreitlidh biefe
S^adhridht an fid> ift, fo erhält fie ihre befonbere 23ebeutung boch
erft burd) atoei Momente, bte au§ biefem aunädbft Tnilitärifchen
Ereignis fdhon in bie friebenSpoIitifche Sltntofphäre hinüber¬
leiten: Sn ber Einleitung bcS benftoiirbigen Sofuinent§, baS
ben 2lbfd)Iufe be§ VßaffenftillftanbeS oon Sreft-Öttoloff enthält,
helfet e§, bafe ber VBaffenftillftanb abgefchloffen merbe „3 lt r
Herbeiführung eine3 bauerhaften, für alle
Seile ehrenvollen Stieben unb in einem 3ufab 6
Vrotofoü mirb erflärt: „Um bte SrtebenSVerhanblungen 51 t
förbern unb bte ber 3 ü>ilifation burd> ben Strieg gefcftlagenen
SBunbcn fo fcfenell mie möglidh an heilen, foHen sfcafenahnten
aur VSieberherftellung ber fitlturellen unb
mirtfdhaftlidhen 93eatehungen a^ifchen ben vertrag»
fchlteßenben ^arteten getroffen merben." Saau gehört, mie
au^briicfltd) betont mirb, bte SBteberaufnahtne ber 9ßoft, beä
HcmbelSVerfehr^, be§ Verfanbe§ Von SSiichem, 3^ilnngen u. bgl.
innerhalb ber burd) ben SBaffenftillftanb gesogenen @renaen.
Slrtifel 9 be^ äBaffenfttÜftanb§Vertrage3 aber lautet: „Sie ver*
tragfdiliefeenben Parteien merben tm unmittelbaren Slnfcfylufe
an bte Ünteraeichnung btefeS VßaffenftittftanbSvertrageS in
Sr-tcbenSverhnnblitngcn eintreten." Siefen Sorten
folgt bte Sat: bieJJrtebenSverhnnblungenbegtn»
nen fdhon in btefen Sagen. ©0 fteigt im Often bte
Morgenröte ber SnebenShoffnung auf, unb mit beigem Sauf
au§ tiefftem Heraen begrüfeen mir fie, menn mir unä audh nidht
verhehlen, bafe groge ©dhmicrigfeiten auf bem VBege a«m 3iel
etne§ bauerhaften, für alle Seile ehrenvollen Örtebenä an über»
minben finb. Unter biefe ©d>mierigfetten fäfit attd) bte S^ege»
lung bcr ^anbeB- unb VerFehrSVerhäftniffe, unb hierbei hat
audh bie ©oaialbolitif ntitaureben. Ser ©taub be§
SlrbetterfchugeS unb ber ©oaialvcrftcherung in
ben VertragSlänbern ift Von Einflug auf bie Eraeugung unb
ben 5tu3taufd) von Sßaren. Saher bte unferen Öefern mohlvcr*
trauten Bemühungen um internationalen Slrbeiterfdhug, tn
benen ©oatalbolitifer unb Arbeiter fidh begegnen. Bon ihnen
mirb gemetnfant bie Sorberung erhoben, bag in ben StiebenS*
Verträgen Borfdhriften ihren Blag finben, bic bie $erftcltung
gleichartiger ober bod) gleichmcrtiger Beftimmungen be§ 5lt-
beiterfdhugcS etnfdhlieglich ber ©emeTbeaitffidjt unb ber ©oaial»
Verftd>enmg beameefen. Möge biefe Sorbentng nun im Sne»
benSf^Iug mit Stuglanb erfüllt merben! ©ie mag angeficgtS
ber uitemteglidhen Sragmeite ber Ereigniffe Flein itnb gering¬
fügig erfegetnen, aber fie gat bod) igre .Bebeutung für bie „SBie*
bergerfteHung ber mirtfcgaftlicgen unb Fitlturellen
Besiegungen" ber BöIFer, bic ein bauergafter, cgrenvoller Stiebe
bringen mug. _
iPolksfrnaijrung unb gebfnsljöltung.
3maitgSmtrtfcgaft unb Schlei cg ganbel.
Sie Verberbliche Erfdjcinung be^ ©<gletd)battbel§ itnb bös¬
artigen SßucgerS matgt fid) bei faft allen ßebcnSmitteln in er-
fdgreefenbem Mage fühlbar. Biel Sluffehen hat eine sunäefeft
Vertraulich gehaltene SenFfd>rift beS s J?euFölIner MagiftratS an
ba§ ^riegSernährungSamt Vom 3. Sesembet 1917 gemacht,
in ber in ruhiger, facglidjer Vßeife ein erbriidfenber Satfadgen»
ftoff bafiir beigebradjt mirb, bag für alle SebenSmittel bte
§ö(gftgreife nur auf bem BaVier ftegen, ja bag bte Slngebote
bureg ben ©cglcicgganbel oft einen viel grögeren Umfang
gaben als baS, maS burdg ben ehrlichen BerFegr mit rationierten
StahrungSmittetn 31 t erlangen ift. ©0 finb bie B e h ö r b e n , bie
boeg in erfter Sinie baan bertrfen mären, mit auf bie Sutcgfüh»
rung ber ^riegSVerorbnungcn au achten, felbft gesmungen, bie
Slngebote beS ©dhleid)hanbeIS anauttehuten. ©elbft in beaug auf
bie ® e t r e i b e» unb M e g l verforguitg, bie anerFannter-
magen auf gefunber (^rmtblage aufgebaut ift, infomeit eS fiel)
um bie Belieferung ber .®omnuinalverbänbe ganbelt, merben
folgenbe Migftänbe aufgebedft:
„Eine fiiide in bcr Crganifation beftegt nur mfoiDcit, als bie
Veloirtfchaftung beS Saatguts einselnen Eiitern augeftanöen mürben
ift. Sicfc Ausnahme führt basu, bag über ben 2Bcg bcr Saatgüter
noch ftrogc Stengen non betreibe in bcu freien £>anbcl gelangen.
Von Scgiebcrn gehen mtS in grogem Umfange s ?litgebüic auf fiiefc*
rung Von Saatgut aur Vermenbuug als SebcnSmittel ohne Saat^
fdiein au. ES hanbelt fid) hierbei in Einsciangcboten um 2)icngen
üon 3000 unb mehr Rentnern. Ecforbert mirb fnv Speisen, öafer,
Eerfte je Beniner bis au 200 JH. Ein Breis Von 100 Ji für btefe
3Bare mirb im aUgemeincn als börfenmägig bescicgnet. ES Ijanödi
fieg nicht etma um Suftoffert^n, fcmbern um Vlugeboic, beren Er^
füllung in jeber Besiegung gemägrleiftet ift."
^Ignlidge Vormürfe gegen bic grogen EHiter megeu Verfcgiebiiug
Des Saatgutes au unerhörten SBucgerpreifen merben aueg hinfid)llicg
ber Jpülfcnfrücgte ergoben.
Sie Borfdglägc ber neueftert SenFfdtrift bcö SlicuföIIncr
MagiftratS gegen—ebenfo mk in einer früheren ScnFfcgrift Vorn
DFtober 1917 — auf Etnfegun-g Von Übermad)ung^Fommtffi-
onen. hierbei follen and) bie Berbrautfier vertreten fein, nnb
in Önbuftriegebieten bte ©emcrffchaftcn. Serner mirb geforbert:
„Sämtlidje SebenSmittcl finb 511 befcglagnagmen unb ben Ve=
barfSftellen aur Vemirtfcgaftung 311 überlaffen. Saatgut mirb von
ber Übcrrnad)ungSfommiffion unter Vermagtung.genommen unb nadi
bem Vcbarf beS Anbaues verteilt.
grögeren 2 Bogn= unb ^nbuftriegebieten mug bie fiebernd
mittelvertciluug uad) cinhcitlidjeii Mengen unb mittels eines ein*
Ijcitlidjen VcrteilungSftjftems burchgeführt merben. B u biefem
Btvctfe finb für biefe Etebiete, unb smar über baS aufauimengängenöe
B>ogn= unb ^nbuftriegebiet, einheitliche ScbenSmittelvcrteilungSfiellcn
cinauricgten."
Bet ber ^ritiF, bte an bem gegenmärtigen 3uftaitb ber
ßeben^mittelverforgung geübt mirb, ftegen fid) smei Sticgtun*
gen grunbfägltcg gegenüber: Sie eine ^itfitung fdriebt bie
Migftänbe auf bk 91 u S f ega 11 it 11 g beS freien Honbek tmg
Sosiole ^ra^ig unb Arcbiö für SBotfätootylfaljrt — 1917 — XXVII. Ar. 13.
180
toüxv^dyt baher mornöglid) Aufhebung ber im Kriege erlaffenen
ätoatiö^ötfdjriften; bic anbete Nichtung, bie aud) in bet Neu-
föllnet DenFfdjrift Pertreten mirb, münfeßt im ©egenteil 93er-
fdjätfung beS 8 tt>angeS,fomie llnterbriiditng beS©d)leichhanbelS
burd) fdjärfere Übermacßung. Daß fadjfunbige ©ertreter beS
anftänbigen HanbelS, cbenfo mic fadjFunbige unb Pcr-
ftänbniSPoße ©ertreter ber ©raeugerFreife bei ber Vorbereitung
unb 2 )urd)fiif)rung aller bcbörblicßen Ntaßnahmen auf bem ©e-
biete ber 3mangSmirtfd)aft augeaogen merben müffen, ift habet
felbftoerftänblicße ©orauSfeßung.
©ine bemerfenterte AuSeinanberfeßung über biefe grunb*
fäßlicße Srage finbet fich in ber „Söeftbeutfdjen Arbeiteraeitung"
ooin 16. Deaember 1917, bie fid) gegen einen Auffaß in ber
„$ölnifdjcn ©olFSaeitung" Pom 15. Nooember menbet.
Der Auffaß ber „ftölnifchcn ©olFSaeitung" malt bie ©rnäljtung»*
tage für ben Inerten föricgSttüntcr febtoara in fdjnxrra. Der Sßerfaffcr
macht für biefen guftanb öffentliche SebenSniittelbennrtfcbaftiing
bcranttoorilich unb erbebt bie fyorberung, baß bie „amtlich bureau*
fratifdje (SrnährungSpoIitif" nodj bor ber nädjften (5rntc abgebaut
tuerbe, toeil fonft bem papiernen auch ber itnrflicbe ^ufautmenbrueb
folge.
Die „9ßeftbeuifd)e Arbeiteraeitung" Perteibigt bemgegen*
über baS Aftern ber 3toangSmirtfd)aft, inbem fic u. a. feßreibt:
„Die ©rfabrungen, bie mir bisher mit ber bebörblicb unbeein¬
flußten ©erioenbung ber Ianbrnirtfcbafttidjen s 4$robuftc unb bem
freien Raubet gemacht buben, foltten uns cnblicb bon bem ©tauben
abbringen, als ob mit ihrer SBiebcrctnfübrung baS erjeljnte Heit er*
reicht merbcu fönnte. Die eingige 9Birfung ber Aufhebung ber
öffentlichen 2?emirtfd)aftung unb ber ©infiibrung bcS freien HanbelS
mürben mabnfinnig bobe greife fein, ohne baß baniit meber eine
Steigerung ber Sßrobuftion nach eine beffere Vermittlung an ben
©erbraudjer tierbunben märe. ASäbrenb bei uuö gegen bie öffcntlidje
©enürtßbaftung unb gegen bie '^rcispolitif t>on beftimmten $nter=
effenfreifeu Sturm gelaufen mirb, fiitb urtferc $cinbc genötigt, immer
mehr au bem beutfdjen Spftcm überaugehen; fic mürben es in noch
umfangreidjerem Afaße tun, menn bic erforbcrticben ©ruubtagen
bei ihnen oorpanben mären. Aber mir brauchen noch, nicht einmal
3U unferen Reinheit au geben, febauen mir nach unfereu ©unbeS-
genoffen, ba feben mir fomobt bie SBirfung bes „freien" JpanbetS mie
auch einer ungenügenbeit öffentlichen ©etoirtfebaftuug, bereit folgen
3 um Deil auf uns aurüeff allen."
25er 93erfaffer führt bann einige ©eifpiele auS ber ©rariS
auS ©*ien, ©nbapeft unb $onftantinopel an. Außerorbcntlid)
Fcnnaeidhncnb aur # Sage fei ber AuSfprncß eines ungarifd)eit
NeicßStagSabgcorbncten: ,,^n Deutfcßianb hohen fie nichts, ba
ift eS billig, in Öfterreicß hohen fie mehr, ba ift eS teuer, in
Ungarn hohen mir alles, ba ift eS am tenerften." ©ei ber ©in-
fühnmg beS freien HanbelS mürben alfo nach Anficßt ber
SBeftbeutfchen Arbeiteraeitung nur bie mohlhahenben Greife ein
leicht erreichhareS Nlepr an Söaren hohen, mährenb hei ben
©efißlofen um fo größeres ©Ienb heiTfchcn mürbe, mährenb jeßt
menigftenS ein @rnäl)rungS*N?inbcftniaß au erfchminglidjen
©reifen gefidjert ift. 25er Auffaß fchließt mit ben SBorten:
„SBobin mir bei einer freien ©rciSbilbung geraten, baS aeigen
uuö bie ScbteichbonbetSpreife, bie burch bie amtlichen ^öchftpreife
immerhin noch beeinflußt merben. Sie mürben Aormalptcife mer=
ben, ja, fie mürben noch toeit über bie heutigen büiausgcßen. Das
mürbe bebeuten, baß mir bie ftaattidje Unterftüpung für bie Kriegers
familien um bas 9tcbt= bis Zehnfache erhöben müßten. (Sbciifo auch
bie 9trbcitStöbne. Nobili baS 9ieich bei einer berartigeu ©reis-
entmieftung geraten müßte, bariiber brauchen mir fein SBort au ber^
tieren. SBorauf eS beute anfommt, ift, alle technifcbeu .OitfSmittet,
alte Uerfügbarcn menfdjtidjen unb tierifchen HrbeitSfräftc für unfere
tanbmirtfcbafttidjc? ©robuftion freiaumacben. 2-aau auSfömmtiche
©reife für ©robuaenten unb £anbet, bor altem aber auch SBecfung
^e§ attfeitigen ©ftichtbemußtfeins für bie Durchführung unferer ©r=
/lährungSborfchriften."
3 u einer Sfrt mittlerer Öinte. aonfehen ber heutigen Sorni
ber 3mangSmirtfd)aft, bie fo biel STnlaß au Klagen giht, unb
ber SSieberberfteffung beS freien SanbelS Foinmt ÜDttnifterial»
bireftor t>. ^aßferlingf in feiner Schrift „2>eutfd)IanbS
©etreibemirtfehaft unb 93erforgung ttadh bem
@ r i e g e". ©r hetont bie ©djmierigfeiten, bie aud) nach bem
Kriege noch heftehen merben: „SparfamFeit muß ben Haushalt
beS einaelnen unb ber ©efamtheit heherrfchen, aher reichlicher
als im Kriege Fönnen bic Nahrungsmittel in $iirae mieber
fließen, menn bie heiinifdße ©raeugung mit ©etriehSFräftcn unb
SWittefn oerforgt mirb unb ihre ©emegungSfreiheit im 9ßirt-
fd>aftshetriehc auriiderhält." Dorf) miH n. ^aßferlingf nicht
unhebingt fofort bie bolle 3 fretheit miebereinfiihren, fonbern
hält eS unter Umftänben für geboten, friegsmirtfehaftiiehe ©in-
rtd)tungen in ben ^rieben au überführen; bod> fotten biefe auS
Organifationen beS ©taateS unb ber ©ehörben m Organi»
fationen ber beteiligten ©erufSPcrhänbe um-
gemanbclt merben. ©r bött bie beftehenben ©efeßfehaften, ©c-
noffenfehaften, ©ßnbiFate in ^anbel, ^nbuftrie unb Öanbmirt-
fdhaft für bie gegebenen Präger biefer Drganifation.
„Die ©etreibemirtfehaft unb ©etreibeberforgung läßt fich fepmer-
lieh in bic alten ©ahnen aurüefteiten. ^ytn ©?ege beS freien ^anbels
ift bie ©rnäbrung noch für lange nicht gefiebert, ©olfsmirtfcbaftlicbe
??öte fpreeben für bie fyortfeßung fm Diabmen einheitlicher Crgani-
fation. ©in ©ebörbengebitbe aber Faun auch biefe Aufgabe nidjt löfen.
.§ält man baper bie ©rünbe, bie für eine SDtonopolifierung bcS ©e-
treibeberfchrS fpreeben, für burd)f(htagenb, fo muß bie üJlonopoI=
oermattung in bie $änbe ber beteiligten ©crufSgruppen gelegt unb
ber Staat auf bie notmenbige Hufficpt befchränlt merben."
prforgj für glrttgcrfamUictt uitit $int(rttUrbm.
^auSratbefchaffung für SJFinbcrhemtttcItc. Stuf Anregung
öeS ^anbelSminifterS ift mit $ilfc bcS ©roßberliner
©ereins für ®IeinmobnungSmefen eine gemein-
nüßige ©cfellfchaft begrünbet, bie SWinberbemittetten bie ©e-
fdKiffnng non ®auSrat burd) 25eilaahlungen ermöglid)en miß.
Siir bie Aufbringung beS ©ctriebSFapitalS ift ber ©runbfaß
maßgebend baß baS SBarengefchäft Pon beut Slrebitgefchäft au
trennen ift. Die ©efeßfehaft bemüht fid) bcShatb auf ben
Strebit ber Sieferer au Pcraidjten, bie 3WöbeI gegen ©araahlung
au Faufcn unb unabhängig Pon biefem Söarengefchäft bie
©egenftänbe an Antragftcßer gegen Abfchließung eines Deil-
aahlungSPertrageS abaugeben. An ber ©riinbung haben fid)
mit bebeutenben Mitteln bie ©roPina ©ranbenbitrg, bie ©tabt
ßichtenberg, ferner fiihrenbe ©roßinbuftrießc beteiligt. 2 >ie ©e-
fdjäftsfteße befinbet (ich ©erlin W 10, ^riebrid)*9Silhe(m-
©traßc. 12. Auch an anberen ßrten finb ©erfuche gemacht, baS
angefichtS ber außerorbentlichen Neuerung beS ^auSratS unb ber
NoimenbigFeit, aohlrcichen mitteüofen jungen ©aaren bie
©rünbung eines eigenen $auSftanbeS au ermöglidicn, fehr be-
beutungSPoße ©roblcm au löfen. $n einer Neihe Pon ©täbtert
finb ©ammdfteßen für alten ^auSrat eingerichtet; in ©acb a
fen merben mit £>ilfe ber §eimatfd)ußPereine, beS ftrauen-
banF unb beS SeimatbanF Crganifationen in bie SEßegc geleitet,
bic einmal bie ©erfteßung Fünftlerifd) einmanbfreier Ncöbel
fidieui, aum anbern ihren ©ertrieb in PoIFSmirtfdjaftlich rich¬
tige ©ahnen leiten foßen; bic Crgonifation bes ©erFaufs
mirb Pon ber ^»erfteßung, bie mit Feinem NifiFo beloftet fein
foß, getrennt; im übrigen Fehrt auch hier bie Sonn beS ge-
meinniißigen AbaohluugSgefdpftö mieber. ©eplant ift eine
Anaohlung beS Käufers unb Porfdjußmeife Sahlung bes NefteS
burd) geiueiunüßige £)rpanifationen mit Niidenbedung bitrd)
einen ftaatlid)en ©ürgfdbaftsftod. Hauptaufgabe biefer ©e-
ftrebungen ift ©d)uß Por bem unlauteren AbaohlungSgefchäft.
— Su ©ö ln hat bic Nationale graiumgemcinfcfjaft mit ber
HanbrnerfSFammer eine ©ereinbarung craielt, burd) bie ber
Difdßerinnuug bie Herfteßung ber N 2 öbel übertragen mirb;
bie ©heleute aohlen V 3 'beS ÜaufpreifeS fofort, baS a’meitc
Drittel in Naten; ber Neft mirb Pon ber Nationalen grauen-
gemeinfehaft getrogen. — ?sn S t* a n f f u r t a. Nt. hat baS ©e-
ratungSamt für .QIcinFauflcutc unb ©emerbetreibenbe bie ©e-
arbeitnng biefeS 3U } eigeS übernommen, ©in Drittel beS Stauf-
preifeS mirb fofort als Anaahlung, bic übrigen auici Drittel
in Noten entrichtet, ©on biefen staei Dritteln übernimmt bie
©täbtifd)e HilfSFaffe ein Drittel als Darlehen, baS an bie mit
ber Ntöbelljerfteßung betrauten ©enoffenfdmftcu geht; baS
lebte Drittel mirb unter ©arantie ber Hilf^loffe Pon ben ©e-
noffenfehaften auf 2 ^ahre geftunbet. Die Ntöbcl gehen in ben
©efiß ber HilfSFaffe über.
latnUrmegtmgeti mti JLrtrdteküttqrft*
Die Söbubctoegitngen bes 3«hteS 1916 nach ber ©etoerf*
fchaftsftatiftif behonbelt, fomeit bic freien ©emerFfchoften in
©etrad)t Fotnmen, bie 5. ©tatiftifche ©eilage bcS „^orrefponbena-
blatteS ber ©eneralFomniiffion" (15. Deaember). aeigt fich,
baß bie Deuernngsoerbältniffe bie ©emcrFfd)aften gcamnngen
haben, eine erhebliche Saßl Pon ©etnegungen einauleiten, baß
187
(©ogiale Bra^is unb Archiv für Volfsmohlfaljrt — 1917 — XXVII. Uh. 18.
188
aber bie „trodene", alfo fatnpflofe, Srlebigmtg banf ber bürg*
frtebltchen Taftif ber Arbeiter unb ber Sinfidst aablreicbcv, ben
Kampf unter ben ießigen ArbeitSmarftVcrhältniffcn fchettenbcr
Arbeitgeber bei m e i t e nt t>orgeI)crrfd)t bat. iftad) ben Be»
richten Von 28 ©emerffchaften, barunter ben größten, haben
1916 inSgefatut 6991 Bemegungen in 20 778 Drtcn mit
56 947 Betrieben unb 1 919 359 befchäftigten Berfonen ftatt-
gefunben, Don benen 6849, alfo 98 v. fi., f r t e b l i cf) verliefen.
An biefen frieblid)cn Bemegungen mären 1 450 194 Berfoncn
beteiligt (99 v. $.). Tie BerhältniSgiffer ber frieblicbcn git ben
gefamten Bemegungen mar in ben lebten Saljren folgenbc ge*
mefcn: 1905: 56 ,i; 1907: 64,5: 1909: 68 ,s; 1911: 69,»; 1913:
73,»; 1914: 71,o; 1915: 98 /j. Tie Bebeutung ber trocfenen
Lohnbewegungen ift fonad) unaufbaltfant gemachten. Taß ber
Biicffd)Iag bc§ KriegSjahrcS 1916 gegenüber 1915 nur gang
uerfchminöcnb gering mar, ift befonbcrs beachtenswert. Auch
bie BerhältniSgiffer ber an ben trorfencu Bewegungen be*
teiligtcn Berfonett ift nur um 0,7 gm*iicf gegangen. Tie
8abl ber an ben Bewegungen iuSgefantt beteiligten Srauen
ift natiir(id) gemachten (1913: 6,4 t>. $., 1916: 16,o v. ®.)
Von ben fricblicCjcii Bemegungen maren 6580 Angriffs* unb
269 Abmehrbcmegungcn. Sion ben erfteren enbeten 83,3 b. so. mit
71,8 o. H- ber Beteiligten erfolgreid), bon beit legieren 70,3 b. H. mit
88,5 b. £. ber Beteiligten. 6712 $älle mürben bureb Mergleichsber=
bonblungen beenbet, bemon 1959 burd) Vcrhanbfungen gmifdjtn ein*
feinen Unternehmern unb ihren Arbeitern, 8130 gmisepen Vertretern
ber Arbeitgeber* unb ‘uchmerorgauifationen, 33 bor bem Siuigungs-
amt, 1563 bor britter Bcrfou, 27 unter Mitmirfung ber Militär*
bebörben. An 111 AngriffSftreifS* nahmen 13 236 Verfonen teil; 88
mit 12 203 Beteiligten maren erfolgreich. 28 AbmchrftrcifS erfaßten
1268 Bcrfonen; 24 mit 1077 beteiligten batten Srfolg. Trci Aus¬
sperrungen erfaßten nur 135 Bertolten-, vom betten 95 ftdj ben Erfolg
gufdsricbcn. Tie Soften ber Streife unb Aussperrungen betrugen
67 354 M. bei 13 580 ber beteiligten mürbe ein Verluft an Arbeits¬
amt in Hälfe non 36 555 Tagen, ein BerbicnftaudfaH bon 215 949 M
feftgeftcllt. 9?ur 3548 ber ©treifenben gehörten ber BerufSorgaiti*
fation febon fechS Monate bor beut Lohnfaiupfe am. Von ben
142 Kämpfen enbeten 130 burd) VergleichSberhanblungen, bon benen
16 ciUjjclbetrieblicb, 95 organifatiousmäßig, 9 bor bem SinigungSamt
unb 10 unter Mitmirfung bcs Militärs ftattfanben, Ten ©efamt*
erfolg aller bemegungen beziffert bie ©emerffebaftsftatiftif auf
22 275 28od)enftunbeu ArbeitSgcitberlürgung (1912: 830151!) für
7()17Bcrfonen (1912: 378 185! t; an Lohnerhöhung mürben 5 173 684,#
bie Atodje für 1 206 891 Berfoneu herausgeholt, fo baß bie bureb-
fdjuitttid) bei ben bemegungen crreid)te AS o d) e n 1 o b n c r b ö b tt u g
auf ben Kopf ber beteiligten 4,2» Jl betrug (1913: 2,23;
1914: 1,78; 1915: 2,24 M).
Sn Anbetradjt ber befoubereu Berbältnijfe ber Metall¬
arbeiter im Kriege intereffiert bie ^eftfteüung ber gcmerffchaft*
liehen (statiftif, baß 519 255 Metallarbeiter burd) Lohn»
bemegungen 2 288 063 Ji möd)c.ntlid) Lohnerhöhung erhielt
haben (mobei bie bloßen KriegSteuerungSanfagen nicht einge*
redmet m fein fdjeinen). Ta 3 ift iiberrafdjcnb meitig, menn
man a. 58. bie Von ben Bauarbeitern eraielten Erfolge aum
bergleid) heranaieht (756 783 Ji fiir 104 402 berfonen). Sin
giinftiger Tarifvertrag fürs Bcid) macht eben viel mehr aus als
bie ftarFe Lohnerhöhung einaelner ©nippen in einaclwcn Orten.
Tie Iefctere ift im ganzen mehr bei ben Metall* als bei beit
Bauarbeitern au erfennen. Lohnerhöhungen von über 7—8 Ji
eraielten 3270 Ban-, aber 54 960 Metallarbeiter; Von über
8—10 Ji 4996 Ban-, aber 23 986 Metallarbeiter; amifchen
11 unb 12 Ji fliegen infolge Von Lohnbewegungen bie Löhne
von 1179 Bau-, aber 17 803 Metallarbeitern, mäbreub aller-
bingS in ber böd)ften ©nippe (über 12 Ji Lohnerhöhung) bie
Bauarbeiter (mit 10 859) bie Metallarbeiter (mit 3035) bin*
fiditlich ber 8abl 5 cr erfolgreichen Teilnehmer an Lohnbewegun¬
gen übertreffen. Tie 3ol)l ber Tarifverträge, bie 1916 ab*
gefdhloffen mürben, beziffert bie OJemerffchaftSftatiftiF auf
1413 (Borjahr: 224) mit 209 454 Beteiligten (Borjahr:
33 018); bis auf 25 gälle mit 7452 Beteiligten famen bie neuen
Tarife ohne Arbeitseinftellung auftanbe. An ihnen maren bie
baugemerblichen Aibeiter mit 1015 Tarifen unb 114 851 Ber-
fonen, MetaHinbnftrie-, Mafchinen- unb Schiffsbau mit nur
79 Tarifen unb 23363 Berfonen beteiligt. Ta^ ©olagemerbe
trat mit 176 Tarifverträgen mit 39 381 Beteiligten auf. Anher
ben gtavbifd)en Olemerben unb ber Bapierinbuftrie blieben alle
meiteren (üniwen unter 10000 burd) neue Tarife gebunbenen
Arbeitern auriief.
JlrttetUrfdiu^.
Tnrd)führnng bc£ ^pöiBarbciBgcfe^ed nnb ber 5ßcrficfte=
runa&pflidjt ber ^niBgemerbetretbeubeu höben bie Sentral-
ftcHen ber ©emerlfchoften unb Angeftelltenverbänbc erneut in
einer Singahe an ben Bunbe^rat geforbert, in ber fic im
®inbli<f auf bie bebroblichc Lage ber Heimarbeit bei grie-
bensfd}luh in^befonbere bie Sorberung einet schnellen Sin-
führnng ber Sad)aiBfd)üffe, bereu Srmeiterung au Lohnämtern,
bie and) bas Bed)t haben follen, für öffentliche Lieferungen
Minbcftlöhne in red)Bverbinblid>er Sonn feftaufeben, nach
Möglichfeit 3mifchen)perfonen an^auf^alten unb baritätifche
0d)Iid)titng§Fommiffionen einanfiihren, auffteHen. Sßeiter mirb
eine planmäßige Bcrteilung ber öffentlichen Aufträge unter
befonberer Berücfficfjtigung bei* alten 0ibc ber Heimarbeit,
Schaffung gemeinnüpiger TOhftuben, äöicbereinfiihning ber
obligatorifchen Ätranfenverfichernng unb AnSbehnung ber
valibenVerfichentng verlangt.
ßflcrret<hifchc Oletucrbeinfpeftorcn 1915. Ten Beruhten iit t>u
entnehmen, bafe runö ein Trittei a»r militärifchen Tienftleiftung ein*
geriieft ift, fünf ^nfpeftoratc in Kampfgebieten (Skdiaien, Tirol) ihre
Tätigfeit eingestellt haben. Sin Vergleich mit ben AuSmcifen 1913
ergibt ein Sinfcn ber ^nfpeftionen um mehr als bie föälfte, ein
Ansteigen ber $ahl ber Berichte, Gutachten um mehr als ein Trittcl,
au Zentralstellen um bas ^ünffad>e. Z» Kriegsamedfen mürben
15 039 Amtshan-Mungen, Srhebuugeu in Kriegöbienftleiftungcn bc=
nieben, a»ni Zmedc ber fadüechnifchen MitfontroIIc, betreffenb bic
Suthcbuug non Angestellten, Beftanbaufnahmcn über Leber, 29oüe,
.Wohin unb MetaUuorräte, borgenommen. Ter Bericht enthält höchst
intcreffante Mitteilungen über bic AüftungSinbuftricn.
Lanbarbcitcrfchup in ben Aicberlanben. Bereits im $ahie 1911
hatte ber bamalige Lanbmirtfdhafts* unb HanbelSminis'ter Talma bie
Sinbringung eines Lanibm'beitcrfdsubgefeped in Ausfiriü gestellt. Sein
Aachfolger im Amt Verfprad), biefe Zafage einaulös'eit, bod) ift bie» erft
jept mit ber Sinbringung eines ©cfepentmurfcS gefdicheu, ber jubem
noch toeit hinter bem Talmafdrcu Borentmurf aurürfbreibt. Tex Sdsup
ber c r m a ch f e n c n m ä n n l i d> e n A r b e i t c r soll im Vermal*
iitngsmcge burd) Verorbnungeu erhielt merben. Tiefe Verorbiumgen
merbeu fid) jeboch nur auf Vorfdsriftcn über Aeinlid)fcit in bor Bc*
haufung, Bercitftellung bon Trinfmaffer, Sntfd)äbigung bei Betriebs*
Unfällen begieheu; Von ben Lanbarbcitern merben bagegen Befrim*
miingcu über ArbeitSgeit unb Regelung ber Baufen permißt. Audh
fiir grauen unb % u g e n b l i d) c ficht ber Sntmurf nur bor, baß
fic nid)t bor 5 llhr morgens unb nidfi nad) 9 Uhr abenbs bcfchäftigt
merben biirfen; ferner foll berheirateteu grauen ober Lcbigen, bie ein
£'ausmefen gu besorgen haben, ber freie ©onr.abenb nachmittag
bon 1 Uhr ab gefid)eut merben. Ter 2Ö ö dj ne r i n n e n f <h u p ift
auf 4 SBocheu feftgefept. Tie Kinberarbeit ift nur ba geregelt,
mo fie gegen Lohn-erfolgt, nicht im eigenen Betrieb. Als Äegel ift
bas ZulaffungSalter auf 12 ^ahre feftgefept, hoch fann es im Ber-
orbnnngSmege auf 10 ^»ahee h^abgefepi merben.
ItrtKHrrverliitr^rung. ^parkfllffn.
Tic Stellungnahme ber Argtc gu ben fogtnlhhgieniirfjcu
Mnf?nahmen ber Berfichcrung^tröger mar in bem Beruht ber
Berliner DrtsFranfcnfaffe, auf ben mir sp. 153 eingegangen
finb, fdxrrf Fritifch beleuchtet morben. 3»r Berichtigung.fenbet
uns ber Berbanb ber Argte TcntfddanbS gur SBabrung ihrer
mirtfdbaftlidhen Sntereffen (sip Leipaig), bie Befchliiffe feiner
HouptVerfamnulnng Vom 22. mtb 23. September 1917, in benen
cS it. a. heißt:
Von ber Aotmcnbigfeit planmäßiger Befämpfung ber ©efihlecht^=
franfljeiteii mährenb unb nach bem Kriege finb bic im Leipgigev
Berbanb organifierten Argte ebeitfo burdjbrungen mie bie Verficht'*
rungsträger. Tie 15. Hauptversammlung ift bcShalb bereit, biefe
Bestrebungen mit allen Kräften gu unterftüpen, mcift aber nachbrürf*
lid) auf bie ernften ©cfahren hin, bie bort entftehen müffen, mo bie
Beratungsstellen ohne Berftänbigung mit ber berufenen Vertretung
ber Argtefchaft gegritubet merben.
9Bir nehmen von biefent Befd)htß mit Befriebigung
Kenntnis, fpredjen aber gugleidy bie Hoffnung aus, baß nun auch
aüe örtlid)en stellen beS ArgteVerbanbeS in biefent (sinne
hattbeln unb bie Maßnahmen ber LanbcSVersidierungSanftalten
förbprn möchten.
Ausbau beS Heilverfahrens ber Außcftclltenvcrfidjerunfl. Tie
?)ieid)£’üafid)crungSanftalt für Augeftellte hol au f bem ©ebiet ber
Heilfürforgc nach eingehenbeit Verhaubluugen mit ben Hauptber*
bänbeu beutfeher Kraufenfaffen unb Srfapfaffcn ein neues Abfoimneii
mit ©eltung Pom 1. Cftober 1917 ab abgefchloffen, bem fich in ber
(Soaiale $tajis unb ftrchib für VolfSWolylfahtt — 1917 — XXVtl. 3h. 13,
i9Ö
'äto\ydqettä^U auch ber Verbanb bet VetriebSfranlenfaffeu bec württem»
bergigen VerfehrSanftalten angefclyloffen hat. Das neue Wbfommeu
fieht inSbefonbere eine üöllrge Neuregelung bes bisher.gen Verfahrens
auf bem ©ebiet beS 3ahaheilDerfahrenS oor, foweit cS fich um Slntrag»
[teuer tjaubelt, bie RÜtglieb einer drattfenfaffe ober (Erfabfaffe finb.
Nach bem neuen fJlbfommeit forbert bic Direftion ber RcidySOerfidjc*
rungSanftalt üor ber VewiHigung eine» ©eilüerfalfjrenS oon allen 9ln'
tcaqöftellern, bie einer dranfenfaffe angeboren, ben Nachweis, bafe
fie ihren drattfenfaffen Oon ber (Einreichung beS Antrages denntniS
gegeben höben, $n ben Vefcheiben über bie VewiHigung beS ©eil»
Verfahrens werben bie Nntragftellcr barauf hingewiefen, bafe fie Per»
pflidytet finb, bie drattfenfaffc bou ber ©ewälyruitg bcS ©eilOcrfaljrcnS
unter Vorlegung beS VewitligungSbcfcheibS in Kenntnis 311 fepen.
Anträge auf Vefdjaffung bon 3 a hi i etfab Werben bon ben dranfen»
faffeu entgegengenommen unb bearbeitet. ©ie beranlaffen auch bic
Sertigftellung ber Arbeiten, beren orbnungSmäftige SluSfithrung fie
prüfen. (Erlranft ein bon ber ReidySoerficherungSanftalt in ©cil=
fürforge genommener Verfidjecter wälyrettb bes ©eiloerfaljrenS au
einer mit bem ben ©egenftanb bes ©eiloerfahrenS bilbenben ©runb=
leiben nicht aufammenhängenben atuten (Erfranfung unb wirb ^icr«
burch feine Überführung in eine dranfenanftalt erforberlich, fo über«
nimmt bie Reidj&OerficherungSanftalt bie gefamten» burch bie Ve=
fyanblung ber 3 tt>if<henlranfheit entftehenben Soften.
Pfltjrmngs- mti* § Abfragen*
Wohnungsnot in Reffen beftanb fdjon Oor bem Kriege.
Über 55 000 SNenfdyen lebten ttüd) amtlicher 3eftfteHimg 1912
in ungenügeitben Wohnungen. (ES mürben 1912 nur 3000
äöofjnungen neu bergefteüt, benen 3700 neue ftamiltengriinbun»
öen gegeniiberftanben. Von biefen Neubauten fielen aber 2 U
auf SHeinmohnungen, toäfyrenb nach ber 3ufammenfehung ber
Söebölfeiung in Reffen baS Verhältnis ber ^leinmohnungen fidy
U)ie 3,8 :1 oerhalten nuifete. Die Wohnungsnot beftdyt nicht
nur in ben größeren Stabten, fonbern auch in ben Heineren
Orten. Die Verhältniffc haben fidy burch ben ftarfen Riitfgnng
bcS WohnungSneubaucS in bem erften ^alyre beS Krieges unb
infolge ber Völligen (Etnftellung berVautätigfeit im lebten ^afyre
noch toefentlich Oerfchlechtert. Die Riicffebr unferer Krieger ftcllt
bcShalb fchtoere Aufgaben. Abhilfe mirb, mic. ber „S. V.
öefdhrieben tvirb, in ber Schaffung eines driegerlycimftätten-
gefehcS erblidt, burdh baS ben beintfebrenben Kriegern eine
gefieberte SluSficht auf eine Vefjebung ber Wohnungsnot er¬
öffnet rnirb.
Der Wefifälifdye herein aur ftörberuitg beS dfeinwohnmtgS*
wefenS unb ber V e r b a n b w e ft f ä l i f ch e r V a u g c n o f f e n »
f ch a f t e 11 hielten am 20. unb 21. Oftobet in ©ageit ihre Diesjährigen
Verfammlungen ab. Die VereinStaguug bcfdyaftigle fich mit ber
O’tagc ber W 0 h tt 0 e r f i ch e r u n g, über bie bec .deiner ©odjfdyul»
peufeffoe Pr. © d? m i b t m a n tt, ber eifrigftc Vertreter biefeS ©e»
banfenS, unb ber hcffifchc ÖOTtbeSWühnungSinfpeftor © r e b f dy e l
fprachen. 9luf bem VerbaitbStage oerbreitete fich ©eneralfcfretär
Vormbrod über baS Dlyema: „'Der g e m e i u n ü p i g e W 0 ly 5
u u 11 g S b a u in bec Übergangs» unb $ r i e b e tt S w i r r»
fdjaft". Sin bic Vorträge fdjlofe fich eine lebhafte SluSfprache, bie
uiel aur dlärung ber loid)tigeu fragen beitrug, ^it ^ürae toirb ber
ftcuographifche VerhanbluugSbericht crfcheinen. Der Vortrag bcS
©encralfefretärS Vormbrod mit ber SluSfpradje ift als Sonberbrucf
crfdjiencn unb Oom Weftfälifchen Verein aur 3'örberung beS dlein»
joohnungStoefens in fünfter i. W. 311 beaicheu.
Gtlige NotftanbSma^nahmeit aur Vefämpfuttg ber ßleiu*
luobnuugStuU in Ntündjen. Wie 00 t Juraem in einer Viünchencr
SWagiftratSfipung mitgeteilt mürbe, finben fich bereits täglich im
Vureait bes Referenten für WohnungSmefcn grauen mit $inbern
ein, bic leine Wohnung finben tönnen. (Es tourben bah^or oom
iütiinchener INagiftrat — abgefeljen Oon toeitergehenben planen aur
$>ebuug bes dleinmohnungSbaucS nach bem Kriege — eine Reihe
eiliger NotftanbSmafenahmen befprochen, u. a. ©rlunbigung baviibicir,
ob im alten Voliaeigebäube unb in ber alten Schmere=Reiter»daferne
Räume 3 m Verfügung geftellt merben tonnen. Weiter foH bie
Stabtgemeinbe fudjen, alle leerftahenbeu fiäben, Wertftätten, Wivt=
f(haftsfäle ufm., bie fich aum (Einbau oon SGBohnungen unb aur
Unterbringung obbadjlofer Familien eignen, au mieten. Das Stabt»
bauamt foll bie Räume, bie hierfür gemelbet toerben, auf ihre
(Eignung prüfen. Sluch baS .driegSamt foU gebeten nwrben, untgehenb
oetfügbare Räume für biefen 3 mecf abaugeben. 3uc Vornahme
biefer Slrbeiteu ift bie Vereitftellung Oon aunädjft 100 000 Jt aus
Rütteln bes .driegsmohlfahrtsfonbs befdjloffen loorban. (ES hat aud)
bereits eine Vefpredjung mit Vertretern ber Ortsgruppe Rütndjen
beS Vaperifchen ^nbuftriellenoerbanbeS ftattgefunbeu, bie fich mit
ber Vereitftellung oon Varaden für Notmohnungcit befaßte.
Die WahnungSunterfuchungen ber ^Berliner OrtSfranfenfuffc
jtnb auch afier (Erfcf>U>erungeu ber driegSOerhältniffe in ben
fahren 1915 unb 1916 burchgefiihrt toorbeit. ^n einaelnen Vunlteu
haben fid> bie Verhäliniffe gegen früher langfant gebeffert. 0o
toächft bie (Einficht, bafe ber Äranle fein eigenes Vett haben mufe;
ferner ift bie 3ahl ber Räume ohne $enfter unb ohne ^eiaoorrichtung
geringer geioorben, ebenfo nahm ber oerhältnismäfeige Anteil
ber Dadj= unb Äellermohnungen bei ben befuepten Vatienten ber
CrtSfranfcnlaffe ab. Vludh ^i^ Belegung ber einaelnen Wohnungen
ift meniger biept als in früheren fahren, bodj ift bieS auin Deil barauf
auriidauführen, ba^ faft aus jebeut ©aushalt RZänncr autn ©eereS»
bienft cingeaogen ftnb unb baburejh bie Vetoohneraahl aeitmeilig Oer=
ringert ift. Dod> trop biefer fleinen Vcfferungeu ift baS Viib bcS
grofeftäbtifchen WohnuugSmefenS (für bie minbetbemittelten ©djichten,
bic ber .dranfenoerfichetung unterftehen, noch immer fehr trübe. Die
mit ber ftleiumohnungSnot Ocrbunbenen RüetSfteigerungen atoingeit
aiir Verfleinerung ber Wohnung ober aum Nboermieten, moburch baS
Schlafftellemoefen fteigt. 3um Schlufe bes Vciidjts mirb allen dran»
fenfaffen einbriitglich ans ©era gelegt, an ber Vcfämpfung beS Woh=
nungselenbs mitauarbeiten, fomohl burch Vlufbeduitg oon SRifeftänben,
bie fie burch ihre dranlenbefucher feftftellen, wie auch bur<h ^orbe»
rung beS dleimoohnungSbaueS burdh ©ergäbe billiger Darlehen aus
ben ©elbern ber dranfenlaffen in gornt Oon ©ppothefen an gemein»
uühige Vauunternehmungen.
fttentrir^e pittfUungen.
9llle neuerfdjienenen Vüther, bie ber (SthriftTeitung augefanbt merben, merben hier
ocrjeichnet. Die weitere Vefpredjmtg einaelner Schriften, hier ober im ©auptteil
ber »©ojiaten V^ 5 i 8 # / behält fich bie (Schriftleitung öor.
Der S i b e r a l i S m u S in Vergangenheit unb 3 u t u n f t.
Von Seopolb 0 . Wicfe. Verlag ©. ^ifd;er, Verlin 1917.
4 Jt.
Die Arbeit hat einen gcfchichtlichen Deil, ber baraulegen oerfucht
maS ber fiiberaliSmus für ben Aufbau unb bie (Enttoidlung betf
heutigen ©emeinfchaftSlebenS geleiftet hat, unb einen in bie 3 U =
funft toeifenben Deil, ber bie Aufgaben eines oon manchen ©chladcn
ber Vergangenheit gereinigten SibelraltSmuS (für bie äufeere uitb
innere Volitil DcutfchlanbS au aeichnen fucht. Das ibeale 3ufunfts»
program-m, bem ber Verfaffer mit feiner Schrift au bienen hofft,
bcftcht in amei ©auptforberungen: - M @in frieblicheS (Europa unb ein
liberales Deutfchlanb." Der Verfaffer ftefjt mit manchen feiner
Vlnfdjauungen heute als (Einfamer unb (Eigenbröbler in Deutfchlanb.
(Seine faft au firofee Objeltioität, bie ihn roeber ben meltpolitifchen
noch ben paaififtifchen ©tanbpunft gana teilen, fonbern getoiffer»
nmfeen eine mittlere Sinic a' D Ü^en beiben fuchen läfet, toirlt
in einer 3 ^it r toie ber jehigen, oft als Unllarheit unb ©dyroäche.
Diefer (Einbrud brängt fich auch beim £efen ber oorliegenben ©chrift
öfters auf. Deffenungeachtet ntufe baS Vemiihen beS VerfafferS
anerlannt merbeu, in einet 3 eit, bie uns alle au einer getoiffen
Verhärtung (unb atoar nicht nur förperlich, fonbern leiber aud)
geiftig unb feelifch) atuingt, eine 3 utunft oorauberetten, in ber fiel)
neben ber eifernen Difaiplin ber Pflichterfüllung auch mieber ein
Dtecht auf Freiheit unb ©dyönheit geltenb machen barf. RtandjeS
^ntereffante bieten auch biejenigeit ©teilen beS VucheS, in welchen
ber Verfaffer bic oon ihm oertretene 3bee bas SiberaliSmuS abau»
grenaen fudpt gegenüber ber Romantrt, bem Imperialismus, bem
Internationalismus, bec Demolratie.^ G. £•
© t a a t S f 0 3 i a l i S m u S ober © t a a t S t a p i t a l i S m u S.
Von R u b 0 l f © 0 1 b f d) e i b. Nn-aeugrüber»Verlag. Vritbet
©uSfdjib*p. Wien=Scipaig 1917. 185 ©eiten.
Der Verfaffer gibt einen finanafoaiologifdhen Veit rag aur
£öfung bes ©taatsfdhulbeitproblems unb Weift in feiner theoretischen
Vegriinbung barauf hiu, ba^ in bem RüfeOerljältniS beS politifcheu
RJachtapparatS unb ber wirtschaftlichen Ohumadht beS ©taateS ein
©inbernis aur ßöfuttg ber fokalen S^age liege. (Erft wenn aus bem
fapitalijtifdyen SRachtftaat ein über Naturaleigentum Oerfügenber
dapitalftaat würbe, fei bie VorauSfefcung feiner wirtfchaftlichen
©ouOeränität nach innen unb aufeen gef<h<iffcn.
Der Verfaffer macht fobann unter Wibcrlegung mancher ©egen»
grünbe Vorfcf)lägc aur praftifchen Durdyführung beS VrobfemS unb
gelangt lebten (EnbcS au einer unter bemofratifd^er .Kontrolle ftehen»
ben inneren unb internationalen VolfSwirtfchaft, bie ben Weg Oom
VnOatfapitaliSmus burch ben ©taatSfapitaliSmuS aur foaialifierten
Wirtfdyaft unb ©efeöfchaft nimmt. Vr.
©runblagen beS WictfchaftSlebenS oon Oft»
pr cufeen. Denlfdyrift aum Wicberaufbau ber VeoPitu im
amtlichen Aufträge herausgegeben in ©emeinfdyaft mit ©ely.
Reg. »Rat Veaf. Dr. ©. ©an fett unb Veof. Dr.
Werner Oon Vcof- Pr. N. © e f f e. 4. Deil: Der
.©anbei unb bie drcbitbanlen in Oftpreufeen.
Von Vrof. Pr. Werner mit Unterftübung oon Gruft
©ülfe. ©uftao 3‘fdyer. ^ena 1917. 178 ©. 3 M.
Die üolfswirtfchaftlidyen ©etnittare an ben ©ody»
f ch u l e tt D c u t f dy l a tt b S unb ö ft e r r e i ch - U n g a r n s.
Veridyie über ihre Dättgfcit, gefammelt Oon Dr. © m i l
Öfterer. 3 . (E. V. R?ohr (Vaul ©iebed). Tübingen 1917.
91 ©. 3 M.
191
föogiale gjcajtS itnb Wrcbto für Öoltetooftfaljrt — 1917 — XXVII. 9lz. iS.
1Ö2
£ i e § o c£) [ d> u I = SB ii d) c r e i u n b Stubienanftali für
b l i n b e 31 u b i € r e it b e in 9ft a r b u c g a. ß. 5öon
'4$ r o f. I) r. 91. 93 1 e l f cb o m d f t). 2)ruct ber ®önigl. Utttp.=
Xrucferei Stiirb 91.=©. Vkirgburg 1916. 20 3.
A ü 1) r e x b u r d> .^ambucgö ^mcinnü^ipe G i n r i d) *
tu n 9 en. ^eraudgegeben für bie ^amburgifc^e föriegdbilft'
pou ber £amburflifd)en ©efellfcbaft für Söobltätigfeit. 93e*
arbeitet non $ u f i a Äocmmcrcr. ßllfreb $andfen, $ant--
bürg. 188 3 . *
12. ^Jahresbericht b c s herein s <} lt r g ii r f o r g e f ii r
unbemittelte ß u it g e n f r a n f c (G. V.) i it 93 r e ä I a 11.
1916 / 17 . £rucf ber 93 redl«uer ©eitoffcnfdKtft^^udibxucferci, !
G. ©. in. b. £. 71 3 .
k 0 11 f u m e 111 e n I a m 111 e r n. £>euffcbrift. ^crau&gegeben im 9luf=
trage bed ittetcbdberbanbed Xeutfcfyer ÄonfumDereine, Göln=
äNüli)eim Pon dipl. mere. Wabert 3 dj l 0 e f f e r. Verlagd-
unb Vecficberuitgdgefellfcbaft bed Weicbdoerbanbed ^eutfdjer
ftonfumberetite e. 93. Göln=3J2üblbe* m - 24 3.
is a b cesberidjt b e d 93 e r b a 11 b e 0 mittlerer 9t e id) d =
p 0 ft = unb ^elegrapbe 11 beamten für bad ©efcbäftd*
jaf)r 1915/16. Qcutfriber üßoftoerbanb ©. m. 0 . $. 93erlin 1917.
325 3.
93 e r i d) t b e 3 99 0 1) I fa I) r tö D e r e i 11 £ für bie 91 n g e I) ö =
r i g e u ber $ a i f e r I. 9B e r f t ÄH e l über b a § © e *
f d) ä f t d j a b-r 1 9 1 6. 26 3.
XicV’eoölIerungdbemegungim Söeltfrieg. 1. £eutfcb*
lanb unb ftranfteicb. ^Bulletin ber 3tubiengefellfcbaft für
Soziale • golgen Äfrieged. 93udjbrutferet Vlanfo ßunb,
Slopenbagen, 1917. 147 3.
3 d? r i f t e it bed 9ludfdbuffes für ftleinffnberfüt«
j 0 r g e. $>eft 2: “ & i e Grgiebungdaufgaben ber
93 to 1 f d f v n b e r g ä r t e n im Kriege. 9km ß i l ?
3>roefcber. 25. 3. — £>eft 3: 2>ie gefunbb^itticbe
ÄHeinfinberfürforge unb ber ®rieg. 9km 91.
©ottftein. 33 3. — £eft 4: Vorfdjläge für bie
Ginricbtung bon ®ciegdtagcdb e i m€ n für
k I e i 11 ! i n b e r. 9km Margarete 93 0 e b e r. 20 3. —
93. ©. £eubner in ßeipgig unb 93erlin, 1917.
9> e r Ö f f e it 11 i d) u n g e n audbem©ebietber 3Dt e b i 3 i it a U
Dermal tun g. $m Aufträge Seiner Gsgelleitö bed £>errit
Sftimfterd bed Innern b crau ^gcgeben Don ber ÜKebiginal*
abteiluitg bed 2J?inifterium§. VI. 93anb, 5. $eft. Söiblio»
grapbifdjer ^abreSberid>t über Sogiale ^b'giene, 2 >emograpbt€
unb Sttebiginalftatifti!. £>eraudgegeben Don fjkof. Dr. 9C. © r 0 i=
j a b n unb Stabtrat Dr. phil. $ r. $ r i e g e 1. Wicbarb Scboefc,
SBilbelmftr. 10. 93erlin 1916. 265 3.
i e Sabaibergiftungen unb i b r e 93 e f ä m p f u n g. 9ton
9t u b 0 1 f 2Ä ii 11 e r. SSiencr 93olf^bud)banblung
5öranb & Go., 9Bien, 1917. 32 3.
^ngenbpflegc al^ organ ifcfyeg ©lieb ber 93 0 113 ■«
pflege. Gine Sammlung bon Huffä^en gur etbifdjen 93er=
tiefung ber ^ugenbpflegearbeit. 9km Slnton feinen.
ißoIISbereinSberlag, @. m. b. ^.»©labbacb/ 1917. 80 3-
1,20 M .
3)ie öfterreicbif(b s ungarifcbe GIe!tro = ^nbuftrie.
unbbag9öirtfcbaftöbünbniöber2)HtteImäd^te.
93on Gmil ^onigmann. Julius Springer. 93erlin 1917.
83 3. 2 M.
2 >ie 3eitfcbrift itrairi« unb für IpolHÄWotjifatytrt“ ift bur<b alle »ud^anblungen unb 93oftdmter (^oftaeihmgSnummer 713D 8U bejie^en.
Ginaelnummer 35 $f. ®cr 9lnaeigenpreid tft 45 $f. für bie biergefpaltene ^ßetitaeile.
Oie 0 em*ttt«i*t|i 0 s gitßltenw^rmittluna
Der Pöödjen- nttD £tmm$xuwm für fokale gilfsnrbett
(1903 0C0viutt»ct)
bemiittelt gut borgebilbete $a;iaibeatntinneit für alle ißoften auf
foaialem ©ebiet an ftaatlicbe unb ftäbtifd>e 93ebörben unb Vereine für¬
baß gan^e 9tei(b.
Anfragen finb an bie ©efdjäftSftelle frrlttt W.30, 93arbaroffa*
ftrafee 65, gu richten.
Verlag bon ©uftab ^ifd^er in 3Una.
^aturtnifienfdbaftlid^c 3lnregungen für bie
politifdje Neuorientierung 2)eutfüjlanb§.
Son
^rd«: 1 «Wort. 9Wos 5öecn,orn ' ® oml $rei$: 1 SDlarf.
OcrUg pon <bu/tap in 7 ena.
Dcutf<bc 6of4p<JUc
oon
Oictri^ 0 <^äfer,
iirofeffor ber ®efc^icbte an ber Uniberfität aSerlht.
fünfte Mp auf DU ffegentpqct fottgcfSbttc gnglogc.
€r|lcr Bond: fllfttelalter <• Ban6: ileujelt. |
deidc ddttde brofe^iert 17 Wart, gebunden 21 tttarF. !
flu* den stimmen der Prejfe:
jgtl'torUcbe ^eitfe^rift, 93b. 110, .^eft 3:
ih3ir uu'mfdjon bem t re ff lieben, djara Herb ollen Serie toeitc
Verbreitung. Gd gehört ju ben Söiid)ern, bic man nicht aldblofeed
9tad)fd)lnge toerf mißbrauchen barf, fonbern bie nur im gangen
geleieu ihre uolte Strfung entfalten. I
^ e u t i d) e Vf c 1) r e r g c i t u n g, Verlin, 14 Februar 1914, 9tr. 13 : j
Ta§ Grfdjcincn eines Säerted non Tietrid) Schäfer ift ein literarifdjcs i
Greigni«. (»alt bies fd)oit oon feiner „Säeltgefd)id)te ber Üteugeit", fo ift i
ed ; nod) oiel mehr ber ^all bei ber oorliegenben w S)eutfd)en Gefdpdjte".
Sie ift nietjt nur für Gelehrte gefchriebcit, fonbern bietet jebem Gebilbeten i
in ihrer f«hlid)ten, flareit unb bod) eittbmdd« unb auäbrucfsooUeu Tar* i
ftelliittg einen feffetuben Vefeftoff.
... iUiögen mir beim Stubicren beiber Vänbe mm bie Gefchidjte slarld i
bed Grotten ober ber ilolonifation bed Oftend ober Vfutherd ober bie Ge«
ftf)id)te ber 9tcformation ober ber Steiibegrünbung bed Seutfchcn 9teid)ed
lefeu, übcniU haben mir bad Gmpfinbeu, baß mir einen fidjeren AÜhrer f
folgen, ber tiefed Verftäubnid für bie Seele feines Volles befiht. . . . iyür !
bie ßt’hrbüthereicn unb jebeit ,vreimb nuferer Gefchichte ift bad SSerf j
unentbehrlich. !
| Plcrtc Auflage | @oc6cu erfdöicn: |ptertt ^«pn,.|
Oie Pbyftt fw Kriege.
€tne allgemein oecfiän 6 It^e Oacflettung
6 er Grundlagen moderner ßriegstedjnif
oon
$elix fluerbad).
Oierte, oermebtte und oerbeffette BuHaee.
SWit 126 066ilbutigen im Xcjt.
Prei*: 4 Wart, geb. 5 UTarF 20 Pf.
uh alt: Vormort — Önhaltdoerjeichnid — Ginleitung — Sluffläntng
unb .vanblung — Sad Ohr im Kriege — GrheUung bed Staumed —
Scheinmerfer — 2 eiid)trafetcn — ßcudhtturin — Vergrößerung — gern¬
rohr — #velbftcd)or — Scherenfernrohr — .s>npoplaft — SJitfroffop. — Um¬
leitung ber 2 irf)tftrat)Icii — Veriffop — ?Jte|tünft — Gittfernungdmeffer —
Midjtcn unb 3klen — 3ielfernrol)re — Sripelfpiegel — S,opograpbie unb
Vhotograbhic — Äarleit unb Vläue — Vhatographien aud ber ßuft —
Stercofomparator — Stöntgenftrahlen — Stiigengiafer — 3eichengebuttg —
Sllnftifchc (Signale — Optifdje Signale.
. .. Setibet bad nortrep'lid)e Such ind ?~yelb. (Vromethcud.)
. . . dflan lieft bad Vud) Don Slufang bid gn Gtibe mie eine fpannenbe Ge-
fdiidjte, (granffurter 3 (, üung.)
... geber Gebilbete mirb mit hohem Genuß nnb mit Vorteil bad Vüchlein
lefeit. (2iterar. 3entralblatt.)
Verantm örtlich f fit bie Schriftrcitnng :Dr.Cubmig$ehbe, VerHrnGnuiemalb. — Verlag: ® u ft a b g i f ch e r, a.—65 ebrndt bet 3 u l i u 5 © i 11 e n f c I b, ^ofbiHhbntcfer.. «etlin W9.
iXVtt* Ifa^rjanj.
Ütummtr 14.
fnrltn, tat 3. gumtar 1918.
gfafiale §Jt :axi&
tmfr
für gtaltettiaJjlfaJjrt
Cteftyetnt an febem JDmmtrftag»
Sdjvtftltttttitfti
§txün W so, JloUtttborfUr* 29/30
jfemrvredjnrt Amt lUlltniarf >809*
9 *r«ttfgelrm
fJrof.Dr. ®. frunrftt mtb Jtraf. Dr. p. gtatmentumti.
tfwto J>tert*l|5l)rltdj 4 iRartu
Vtvlagt
©nfa* g ifdier, f *tta.
gemfpn^er 68 .
Inljalt
Äampflofe ßoljnregelung. Von
2f. 3 eil er, I. ©taateanroalt in
3tt»eibrücfcn.193
•efeBfcfeaft für ttotfale (Reform*
3meruatioi«ale fDeretoigamg für
trfeglicgen tfr&ctterf4«|| ... 196
S)ie ©efellfc^öft für ©ogiale
Reform für foäialpolitifdje
Vereinbarungen beim grte*
ben$fd)Iujj.
Vaterläitbtfdje? $Uf*biet>ft ... 197
ÖefyrltngSfrage unb $ilf$öitnftgefefe.
2>cr bebingte M&feljrfäetn.
OoUgernSbmag unb £ebenl«
Haltung.198
S)ie «Wangel unferer ©emüfe-
berforgung unb ihre öefeüt-
gung. Vom ©tabtoerorbneten
©mil Sllotf), 9?euföün.
®er @mäbrung§beirat beS ftrtegg*
emäbrungfiamtä.
5fteicb$mtttel gur Verbilligung ber
Äo^lenoerforgung für Unbemittelte.
Vtecfttdfragen .201
2)te öefanntmadjung beb VunbeS*
rat« über ßoljn* unb ©efjalt«*
bfänbung.
Xarifoertrag unb § 616 ©(&©.
tebubemegungen «mb ttrtettft-
Htam?« .. 201
SHe ©eljaltbbeüjegung in ber
©anfbeamtenfe^aft Von SB.
gadjar, ©ertin.
btrbeKeroerfldberuui. ©parf affen 202
©eginn ber Stentenaablungen in ber
SlngefteHtenoerftdjerung.
3ufammenlegung ber ©reblauer
Drtbfranfentaffen.
VrbeUdmarft u. ürbcttfliia^wci« 203
$)ie ßage beS beutfeben Slrbeit«-
marfteS im Koöember 1917.
fdolfbergieiittng.203
SMe Vot im ßebrlingStoefen.
Vom ©täbt. ©erufsoormunb
©urgbart in ftürtlj i. ©.
VoUSbunb für greibeit unb Vater-
lanb unb ©oaialreform.
£tterarifc£e aRitteiluugeu .... 206
«bbrud fämtlidjer tluffäfre ift 3eihmgen unb 3eitftbriften geftattet, feboeb mir
mit boUer Quellenangabe.
Pmnpflorr &>l)nrfgelmtg.
Voti 21. 3 e i I e r, I. Staatsanwalt in gtoeibrüden.
2 )er Sauf ber Sohrgetmte hot bie alten ftämpfe um bie
Lohnhöhe gemilbert unb feitener gemalt. BieleS regelt fid> in
mehr ober Weniger fad)lid)en unb ruhigen Berhonblungen, unb
mit Lohnberträgen ftrebt man an, eine neugewonnene Siegelung
jeweils auf eine 2ingat)l bon Sohren 5 U fichern. 5lber Wenn bie
Berhonblungen trofe beiberfeitigen guten SBißenS nid>t gum
Siele führen, bleibt uns auch beule noch oft unb oft bie Iefcte
S?rm ber Lohngeftoltung nidjt erwart: ber Lohnfampf mit aß
feinen häfe liehen ©rfcheinungSformen unb ber ber blichen folgen.
©ine brüfenbe Betrachtung ber SBirtfchaftSentWicflung
fdjeint gu ber ©rfenntniS gu führen, bafe Xaufenbe bon biefen
Lohnfämbfen gu bermeiben Waren, Wenn man bie Wahre Sftatur
ber Lohnerhöhungen hätte erfennen mögen, ®ein Smeifel
gWar, bafe burch bie Lohnfämbfe bielfadh folche Slrbeitergrupben
eine Hebung gu erreidjen bermod)ten, bie im BerhältniS gum
Söerte ihrer Slrbeit, gu beren Schwere unb ©cfabr, ftarf gurüd-
geblteben Waren, unb bafe Slrbeiteraritbben, beren Lohnber*
lu'ii'i iie ftarf unter bem Wla%e ber notbürftigften Lebenshaltung
geblieben waren, ba§ 3^afe OeS s ^otbeDarfeS errangen. 2lber
bod) finb bie ®ämbfe um ©rhöhung ber Löhne wohl in Weitaus
ben weiften fällen unb inhaltlid) gum iiberwiegenben £eil auf
baS 3id gerichtet, eine gegenüber bem £>ur<hfdjnitte ber BoifS*
genoffen eingetretene 3uriidgebliebenheit ber ©infommenShöhe
Wittgninad)en ober ihr borgubeugen, mit anberen Söorten, eine
Slnpaffung ber Löhne ber fraglid>en @rubbe an bie SöohlftanbS»
entwidlung beS BolfSburd)fd)nittS gu erholten. Seber baut gu
feinem £eil mit an ber Steigerung unferer LebenShÖhe; baruni
foU ieber, audh ber einfachfte $anbarbeiter, teilnehmen an bem
allgemeinen Slufftieg. Sn Welchem Blafee baS jebem eingelneu
befchieben fein foK, bafür läfet fid) feine fefte BerhältniSgahl
aufftellen, nicht für iefet unb erft red)t nicht für bie ©ntwidlung
ber Sufunft. Berfdhiebungen beS BerhältniffeS, in welchem bie
©infommen ber eingelnen BolfSgrubben heute gueinanber
flehen, Wirb in buntem SBechfel jebeS gortfefereiten ber Seiten
bringen. Sßenn fidh alfo allerbingS für bie 3uftwft feine Begel
aufftellen läfet, nach ber fid) jeweils baS BerfeältniS aller ©in¬
fommen ber BolfSgenoffen bestimmen foU, fo läfet fid) bod)
eine grünblegenbe Orbnung finben, bie i m a 11 g e m e i n e n
a l S 9t e g e l gelten fann: eben jene 2lnbaffungbeS©in<*.
fommenS eines jeben an bie ©infommenS-
entWicflungimBoIfSburdhfd>nitt.
©aben Wir erft biefe ©rfenntniS gewonnen unb unS^ über-
geugen fönnen, bafe biefe ©ntwicflung in ihrer jährlid>en ©öhe
feftftellbar fei, fo ift nur ein fleiner Schritt gu bem ©ntfcfeluffc,
ben $am\pf aller gegen alle auSgufchalten, ber um bie Be-
folbungen ber Beamten unb BribatangefteHten Wie um bie Lohn¬
höhe beS Arbeiters tobt, unb ihn infoweit gu erfefeen burdj eine
LohngeftaltungSweife, bie mit ruhiger Selbftberftänbliihfeit baS
©rgebniS bringen Würbe, baS*fonft nur burdj Kämpfe erreidh-
bar fchien.
giir alle, bie in ber ©ebunbenheifc beS S)ienftberhältniffeS
ftehen unb baher nur feiten, unb bann faft immer nur in be¬
engtem Btafee, imftanbe finb, ihrem 2lufftiegbrange ©eltung
gu berfchöffen, für fie äße hätte bie Btafenahme ber felbfttätigen
flnbaffung eingutreten. Bon felbft berfteht fich, bafe eS ba¬
neben, Wo nämlidh eine befonbere @unft ber Berhältniffe
einen wirflicfeenSlufftieg (über unfere blofee 2lnbaffung
hinaus) erlaubte, aud) biefen BebölferungSgrubben unber*
Wehrt bliebe, bie ©elegenheit gu nufeen nach bem Btafee ihrer
Statfraft. So forbere ich beun — gunächft, unb borbehaltlidj eines
Weitertragenben SluSbaueS beS ©ebanfenS — für bie grofeen
BolfSgrubben ber 2lrbeiterfchaft, ber Slngefteflten, ber öffent¬
lichen Beamten, nicht minber aber für aße fonftigen ©mbfänger
fefter Begüge, bor aflem für bie Begieher bon Renten unferer
fogialen BerficherungSgefefee, bieättafenabmeberfelbft-
tätigen Slnbaffung.
S)ie SluSgeftaltung beS ©ebanfenS ift, feine
grunbfäfeliche Bebeutung einmal erfannt, bon Schwierigfeiten
unb ©inbemiffen frei. Sch Wiß ben Söeg furg fchilbern, ben ich
hier gehen Wiß.
SDie neugeitlidje ©ntwicflung beS SteuerWefenS hot gur
©runblage ber bireften Befteuerung baS aßgemeine ©infommen
gemacht, gleid&biel auS Welcher Queßc eS fliefee. 2)aS führte
mit Boiwenbigfeit bagu, bafe eS immer beffer gelingt, baS ©in¬
fommen in feiner Wahren ©öbe gu erfaffen. 2)od) auch in ihrer
heute immerhin noch bcfteljenbcn Unboßfommenheit finb ©r-
gebniffe ber ©infteuerung braud)bar für unferen 3b>ed. Nehmen
wir — in gang Wißfürlidj gegriffener 3ohI — on, für baS Sohr
1910 hätte ber ©efamtbetrag ber fteuerlich erfafeten ©infommen
aßer natürlichen Berfonen eines LanbeS, geteilt burdh bie $obf*
19»
Soaiale ^ra^ig unbArcpib für AolfSWoplfaprt—19i8 - XXVIII. Rr. 14.
196
aapl ber SBevölferung, 500 Jt ergeben, fo brachte bie gleiche $8e-
rechnung für 1911 vielleicht ben betrag Von 515 JC . Alfo ein
SteigerungSVerpältniS für bie boIf@burd)fd^ntttIid^e ©in*
fommenSentiWidlung bon 100 :103.
Sür 3wl unb Erfüllung unferer Aufgabe ift eS ohne Ge¬
lang, Weldje Wirtfdjaftlidpe Ratur bie aöplenmäßige Steigerung
ber @ünfommenSbur<hfd)uitte bat. Man benft hier meift nur an
bie „finfenbe $auffraft beS ©elbeS" unb fpridpt nur bon ihr.
£)odp ift baS eine einfeitige Auffaffung. MinbeftenS ebenfo ftarf
ift ibter Sßirfung nach bie anbere Seite: bie Wirfltdje Hebung beS
äBoplftanbS unb ber Lebenshaltung ber RolfSgenoffen. So wenig
aber ber einaelne^ ber SBirfung ber finfenöen Äauffraft beS
©elbeS fiep entheben Fann, fo Wenig Fann er allgemein hinter ber
ßebenSpaltungSpöpe feiner gefeHfchaftlidpen Stiebt aurüefftepen.
SDarunt liegt in ber einen Wie in ber anbem Sette unferer ©r-
fdpetnung ein awingenber ©runb für ieben, bie Angleidjung an
bie RolFSgenoffen au fudpen.'
Mit ber fo gewonnenen RerpältniSaapl hätten Wir bie
MöglidpFeit gefc^affen, bie ©epaltS- unb Lohnbewegung in bie
gewünfdpten ruhigen Bahnen au lenFen. äßar ber äöocpenlopn
eines Arbeiters heuer 30 JC, fo Wirb er — alles ambere als
gleicbbleibenb angenommen — im folgenben §ahre 30 ,90 JC be¬
tragen , ein ©epaU t>on 2000 JC ftiege auf 2060, ein ©ebalt bon
6000 JC auf 6180.
2)er ©ebanFe, bie Arbeitslöhne in fold)er Sßeife einer jäpr-
lidben Steigerung teilhaftig Werben au laffeti, Wirb fieper ben
Reiften recht fübn erfepeinen. Sßir finb ja aüaufebr an bie
Sfapraepnte unb Saprpnnberte lang geübte Art ber ©epaltSge-
ftaltung gewöhnt, mit ihren $ämbfen unb Sprüngen. Unb
bod) ift ba unb bort. Wenn auch in urtVoHFommener Sonn unb
mehr nur aus einem „bunFeln SDrange", eine foldje ftetige
Steigerung fchon burchgeführt. ©in Sabrifbireftor teilte mir
bor einiger Seit mit, baß er fiir gewiffe ©nippen feiner
Arbeiter bie Übung pabe, fie in ber Sßeife einauftellen, baß ber
5taglohn für baS erfte Ööpr, fagen Wir, 3 JC betrage unb für
jebeS folgenbe um 10 $f. mehr. gabriFIeitung unb Arbeiter-
fdjaft ftünben fich red)t Wohl bei biefer Regelung, bie in gewerb-
liehen betrieben audh fonft mehrfach VorFoutmen foH.
Sür baS M a ß ber jährlichen Steigerung läßt fich im bor-
auS*-Feine Vermutung auffteUen. 3Bir fönnen nur nach ben
(Erfahrungen ber Rergangenpeit einigermaßen überfd)lagen.
Welche Neigung ber SBeg nach oben VorauSficptlicp höhen Würbe,
©ana wiHfürlid) ift übrigens bie angenommene SteigerungS-
aahl bon 100 :103 nicht. Manche ©rfaprungStatfadjen unb ber
Sahlenftoff, ben ich bisher unterfudht höbe, fpredjen filr ihre
ungefähre RidptigFeit.
greilich, Wenn fich bie $olf§gruppen, benen bie felbfttätige
Anpaffung augebad)t ift, ihres Sinnes unb SöerteS bewußt
Werben, fo Wirb baS Verlangen einer Angleidpung an bie burch-
fdpnittlidje äöohlftonbSentwiälung aurMinbeftforberung
jeher (Gruppe Werben. Unb boep ntüffen, Wenn auch nur einer
baS &urd)fdpnittSmaß ber Aufwärtsbewegung überfepreitet, mit
rechnerifd)er RotwenbigFeit anbere unter bem SDurdpfdpnitt au»
rücfbleiben. SDiefeS Streben nach oben fann unS nicht ftören.
(ES ift ber notWenöigc Sauerteig, ber aum ©ebeipen beS ©anaen
führt. Unfere Maßnahmen, burd) Welche in fühlbarem ©rabe
übermäßige Steigerungen einaelner ^olfSgruppen burd) He¬
bung ber 3urüdgebliebenen ausgeglichen Würben, Würbe Wohl¬
tätig für eine Milberung fdproffer ©egenfäße forgen. Ma߬
nahmen anberer Art aber hätten in einem höher entwicfelten
StaatSWirtfchaftSWefen in bem gleichen Sinne eines Ausgleiches
au Wirfen, um aüau Wilbe Sriebe fdjerf au befd)neiben; bodp
ift an biefer Stelle nid)t ber Ort, auch bon ihnen näher au
fpreepen.
2)er $auptnußen ber geforberten Maßnahmen läge barin,
baß fich in Ruhe unb Orbnung Vollaöge, WaS heute unvorteil¬
haft in ^ampf unb Shtrdjeinanber gefudpt Werben muß. Slber
nidpt bie atitpe beS ^ird)pofS Wäre bie golge; mit nid)ten Wäre
baS ben Menfdpen ai^xenbe unb förbernbe Streben nach auf¬
wärts unterbunben ober erfepwert. s J^ur würben burd) Milbe¬
rung ber Kämpfe, bie heute jftervenfraft unb 3eit unb anbere
Söerte Veraepren, Wertvolle Kräfte freigefeßt für wichtigere unb
W i r f 1 i d> e Slufgaben beS menfd)lid)en gortfd)rittS.
^od) finb Wir ein gutes Stikf von ber 33erwirflidpung beS
©ebanfenS, einer burepgreifenben all um faßen ben SluSfüprung,
ferne, ©leidpwopf Wirb eS fdjon jeßt nitßlicp fein, über -ftatur
unb S9raudpbarfeit ber geforberten Maßnahmen fiep flar au
Werben. Sür ihre (Einfüpung ober bietet fidp feineSWegS nur ber
SSeg einer ©efeßeSbeftimmung, bie etwa (auf einen Sdplag ober
aHmäplid)) bie Maßnahmen fdpüfe für bie Beamten, bie $riVat-
angefteHten, bie SSerfidperungSrentner, bie Arbeiter unb fdpließlich
für alle Slnfpfairfie überhaupt auS ^elbverträgen bon längerer
2 )auer. 8uerft mag fie, ba fie hierfür in ber £at bon be-
fonberS poper unb gerabeau rettenber 58ebeutung
ift, eingefüprt Werben für bie öffentlidpen ^Beamten unb bie 33er-
fidperungSrentner. 2)ie SluSbepnung auf bie anberen ©ebiete
Würbe folgen, geber gewerbliche Unternehmer, ber in ber Sür-
forge für feine Stngeftellten unb Arbeiter großaügig benft, fann
fürfein @ef d^äft von ber felbfttätigen ainpaffung ©ebraudp
ma^cn. ©ine folcpe unbegrenate ^Bewegungsfreiheit böte eine
Wertvolle Mögli#eit, bie Söfung ber §rage auf mannigfache
SGöeife au Verfud)en. S>aburd) Würben (Erfahrungen gefammelt,
unb aus ihnen Würbe fidp bie befte Sorm ber ©eftaltung in
furaer 3^xt Von felbft entwidfeln.
für P<f0ra.
|Ktfrn«t«>ttflU Uermigung ffir ILrCttttrcf^xk.
©cfcHfcpaft für Soatale Reform für foatalpolitif^c
Säcrcinbaruiigctt beim SriebeiiSfchluß.
^er SSorftanb ber ©efellfdpaft für Soatale
e f o r m hat an ben $errn ateidpSfanalcr (Auswärtiges
2lmt unb ateidpSWirtfchöftSamt) folgenbe ©ingabe gerichtet:
&er SBorftanb ber ©efeüfdpöft für Soaiole Reform bittet
ben ^perrn SfteidpSfanaler bapin au Wirfen,
baß in bie StiebenSverträgeaSorfdprif-
ten über Arbeiterfdpuß unb Soaial-
verfidperung aufgenommen Werben,
Welche bie vertragfdpließenben Regie¬
rungen Verpflichten, binnen einer ge-
meffenen Sri ft gleichartige ober bodp
gleidpwertige ©inridptungen auf ben
bei ben genannten ©ebieten au treffen.
Solche auf ©efeß ober SBerorbnung berupenben Ma߬
nahmen foHen fidp inSbefonbere erftredfen;
1. Auf SBeftintmungen aum Sdpuß von ßeben, ©efunbpeit
unb Sittlid)feit aller Arbeiter unb AngefteHten, vornehmlich
auf bie Regelung ber Rupeaeiten (SonntagSrupe, Minbeftrupe-
aeit, Verbot ber Racptarbeit) unb ber ArbeitSaeiten (®ödpft-
arbeitSaeit für $inber, §ugenblid)e, grauen unb für Männer
in befonberS befdpweriidpcn ober gefährlichen ^Betrieben); auf
bie geftfeßung einer AlterSgrenae für bie geWerblidpe SBefcpäfti-
gung von SHnbern unb Sugenblicpen; auf ben AuSfcpIuß Von
l^inbern, Qugenblidpen unb grauen Von befonberS gefährlichen,
befd}Werlid)en unb ungeeigneten ^Berufen; auf entfpredpenbe
fRaßnapmen aum Sd)uß ber Angefteüten in Sanbel unb ©er¬
werbe; auf bie ftaatlidpe Überwachung foldper Sdjußvorfdprtften
burd) geeignete ^Beamte;
2 . Auf SBeftiminungen über Umfang unb Art ber Rer-
fidperung gegen Eranfpeit, SBetriebSunfafi, Alter, gnvafibität,
für SBitwen- unb Söaifenverforgung ber Arbeiter in Stabt
unb Lanb foWie ber Angefteüten.
* * *
2)ie SBorfdjriften über Arbeiterfdpuß unb bie (Einrichtungen ber
Soaialverftcperung finb in ben verfdjiebenen ßänbecn fepr ungleich-
artig, in niancpen fehlen fie gana ober boep napeau böllig. ^ft e§
auep eine burep bie ©rfaprung begrünbele ^atfaepe, baß leßten ©nbeS
biejenigen Staaten, bie ben ftärfften Slrbeiterfcpuß unb bie um*
faffenbfte ^erfidjerungSgefeßgebung befißen, ban! bem mirtfdpaftlichen,
gciftigert unb förderlichen Jpocpftanbe tprer Slrbeiter unb Angefteüten,
auf bem ABeltmarft bie leiftungSfäpigften 1 finb, fo bringt bie große
$>erfd)iebenpeit bet Scpuß= unb ^erfiierungSoorfcpriften unb iprer
S)urd)füprung für eine Dicipe non ^apren uaep bem 3BeItfrieg bodp
Hemmungen unb $inbernijfe be§ frieblidfjen SBettbetoerbS unter ben
Golfern mit fid), bie für bie pflege ber mirtfepafttiepen unb
fultureüen ^eaiepungen ernfte Aadjteile paben Werben. S)ie ^>er*
fteilung unb ber AuStaufcp bon Agaren fiepen unter bem ©influß ber
Arbeitcrfdpußborfdjriften unb ber S3erfid)erung§Iaften. 2)aper emp¬
fiehlt fiep ipre gefttegung in ben berfd)iebenen 2änbcrn tunlidpft auf
ein gleicpe§ iüiaß. darüber pinauS aber pat ipre ©leidpfteüung eine
große Sebeutung für bie $ulturentmicflung bet Menfdppeit, unb eS
entfprid)t ber gefdpicptlicpcn Sragtoeite ber griebenSberträge, baß auch
bieö Moment pier aur ©eltung fommt.
©§ ift auep feineSWegS etwas ReueS, wenn in StaatSberträgen
93orfcpriften über Arbeiterfcpuß unb Soaialberftcperung bereinbart
Sogtale Jßtasis unb Strd^ib für BoIfStDoßlfafitt —1918 — XXVQI. Ar. 14.
198
\Vl
voetben. ^Solche Beftimmungen fotnmen in- HanbelSberträgen in gang
allgemeiner gaffung boi:, Spegialborfdjriften finb in befonberS gu
biefem Stoecf abgeßßloffenen Verträgen enthalten; ferft alle jeßt ober
bistjer lriegfüf)renben ßätiber unb bie meiften neutralen (Staaten
haben fidj 1908 in (Staateberträgen über SAinbeftruhegeit, Aacßt*
arbeitberbot, Beteiligung bon gewerblichen ©ifien ufw. geeinigt unb
Waren 1914 bereit, weitere Verträge über £>öchftarbeitegeit ber grauen
unb ^ugenblicßen gu fcfjließen. Auf tiefem berart feboni betretenen
SBege gilt es jeßt bei ben Verträgen, bie ber erfcßöbften 2BeIt ben
^rieben unb bannt* bie straft gum SBieberaufbau ißreS BolfSförperS,
ißreS 2Birtf<ßaftS= unb. Kulturlebens Wiebergeben füllen, borWärtS
gu fdjreiien.
Bei bem Abfcßluß folget Verträge mirb ber faefjoerftän-
bige Aat beS auch im Kriege aufrecht erhaltenen S n t e r -
nationalen Arbeitsamts in Bafel unb ber inter¬
nationalen Bereinigung für gefe^Iidhen Arbeiterfdßuß, benen
baS SDeutfcße Beicß unb bie © e f e II f dß a f t für Oogiale
Reform neben 19 anberen Staaten unb 14 ßanbeSfeftionen
angehören, gute £>ienfte leiften fönnen, nicht minber aber auch
(Sacßberftänbige auS ben bertragfcßließenben Staaten, inSbe-
fonbere Bertreter ber großen Berbänbe ber Arbeitgeber, An-
gefteüten unb Arbeiter. © S empfiehlt fidh baßer,
auS beiben Greifen fadßfunbigc Berfönlicß-
feitcnguberBeratungunbSormuIierungber
Beftimmumgen über Arbeiterfchuß unb So-
gialberfidherung als ©utadßter h.ingugu-
3 i eben.
2)ie ©efellfcßaft für Sogiale Reform.
2>er Borfißenbe: £)er ftettbertr. Borfißenbe:
geg. StaatSminifier geg. Sßrof. Dr. ©. grande.
Dr. grr^r. b. Berlepfcß.
S)er ©eneralfefretär:
t. B. geg. Dr. $et}be.
$t<rterlfinJ>ifdjer filfsötcnlh
SeljrlingSfragc unb $ilfSbienftgefe<?. Bon einem ScßlicbtungS»
auSfcßuß war in einem beftimmten gafle eine ©ntfeßeibung baßim ge»
troffen worben, baß ein Sefjrling nach Ablauf feiner Seßrgcit ohne
weiteres aus bem Betriebe auSfdjeiben fönne. Xet Seßrljerr hätte
alfo fein Aedjt gu bedangen, baß ber Seßrling als ©eßilfe Weiter bei
ihm arbeiten muß. Auch bon ben ©ewerbe» unb Kaufmannsgerichten
mürben Abmachungen, burdj bie fidh ber Seßrljerr bei Abfcßluß beS
SeßrbertrageS bas Berbleiben beS Setzlings über bie BertragSgeit
hinaus gufichern laffe, regelmäßig als gegen bie guten Sitten ber*
ftoßenb erflärt.
in ben „Amtlichen SAitieilungen unb Aacbrüßten" beS Kriegs*
amts Ar. 88 mirb biefe Auffaffung taie folgt belämpft: SSoßl erreicht
nach ben allgemeinen ©runbfäßen über Xienftbcriräge, mogu aueß
bie Seßrberträge gehören, nach § 620 beS Bürgerlichen ©efeßbueßs
bas Seßrberßältnis mit bem Ablauf ber Seßrgeit fein ©nbe. 2Ait
biefer rein bürgerlicß*recßilicßen Seite ber Angelegenheit
hat aber bie $rage, ob ber bisherige Seßrling „bie Befcßäftigung"
bei feinem Arbeitgeber im Sinne beS JpilfSbienftgefeßeS (bergt. § 9
bafeibft) „aufgeben" barf, nichts gu tun. £)er Seßrling fommt hier
als gewerblicher Arbeiter im Sinne bon Xitel VII ber ©ewerbe»
orbnung, alfo als Arbeitnehmer im Sinne bes §ilfsbienftgefeßes,
in Betracht. Xer Arbeitnehmer barf aber nar ben Borfcßrtf»
ten beS Hilfsbien ft gefeßeS nur auSfdheiben (mit Ablehr»
feßeitt!), menn ein widriger ©runb im Sinne beS § 9 Abf. 2, 3 beS
HilfSbienftgefeßeS borlicgt. Xer bloße Umftanb, baß baS ßeßrber»
ßältnis fein ©nbe erreicht hat, ftellt für fuß allem einen michtigen
©runb nicht bar. £>ocß mirb bem Sehrling in ber Aegel nicht guge=
mutet merben lönnen, gu benfelben ArbeitSbebingungen, bie für ihn
als Sehrling beftanben, bei feinem alten Sehrhetrn gu bleiben.
Bielmehr mirb ber Arbeitgeber bem nunmehrigen ©ehilfen eine an»
gemeffene, ber Beenbigung ber Sehrgeit entfprechenbe Stellung ge=
mähren müffen. ©ntftehen inbeffen bem Arbeitnehmer, menn er bei
feinem alten Scljrherrn bleibt, in ber genannten Aidjtung feine
nennensmerten Aachteile, fo mirb für ihn regelmäßig ein ©runb gum
AuSfcherben- nicht gegeben unb bemgemäß ber Abfehrfchein gu ber»
fagen fein.
. $er bjebitigte Abfehrfchtittf b. h* berfenige, ber ben Arbeiter nur
für einen beftimmten Arbeitgeber freigibt, barf, mie baS „Kriegs»
amt" Ar. 37 mitteilt, fetneSmegS nur bom SchlichtungSauSfchuß,
fonbern auch bom Arbeitgeber, ber freimiütg ben Abfehrfchein er»
teilt, auSgeftetlt merben. @ine frühere Bcröffentlichung hatte baS
AiißberftänbniS gugelaffen, als ob foldje Abfehrfcheine nur bom
SchlichtungSauSfchuß auSgefteHt merben bürfien. 'Schon ber Kom»
mentar Schiffer»$uncf hatte bie allgemeine 3aläffigfeit beS bebingten
Schein« emerfannt.
gülhsfritäijnmg unö \ffbcns^flUintg.
2)«« Mängel unferer Qlemüfctoerforgung unb iljre Sefeitigung.
Bom Stabtberorbneten @ m i l Kloth, AeuföHn.
^idht mit Unredht haöen bic ©itglänber bie Sage SDeutfdh-
IanbS mit ber einer belagerten Seftung berglidhen, benn in
ber £at ift S)eutfdhlanb feit AuSbrud) beS Krieges mehr
unb mehr auf feine ©igenoerforgung mit SebenSmitteln an-
getaiefen. Nehmen mir alfo ben Bergleidh al§ gegeben hin
unb fteHen mir bie Srage, maS mürbe ber ^ommanbant einer
riefigen Seftung tun, in beren Bereich alle BebarfSmittel not-
bürftig ergeugt merben fönnten? ©r fönnte nicht umhin, aüe
SebenSmittel gu befd)Iagnahmen unb bie ©rgeuger gu ber-
bflichten, alle ihre ©rgeugniffe gu angemeffenen Bteifen an
bie ©emeinbebermaltung gu liefern, um' bie bebürftige Be»
bölferung möglidhft gleichmäßig gu berforgen, um eine Hun¬
gersnot he .r unbemittelten BoIfSfdhicbten gu berhinbern. keines¬
falls bürfte er bie Besorgung bem freien Hanbel überlaffen,
ba fonft bie Befißenben bie Bßaren an fich sieben mürben unb
bie 9AinberbemitteIten bem Hunger bteiSgegeben mären.
ÜberbieS fann bernünftigermeife ber freie Honbel nur auf
bem freien SAarfte feine gunftionen auSüben, nicht aber ift
er imftanbe, bei. engbegrengtem ©rgeugungSgebiet unb unter
ber SmangSmtrtfcbaft ergiebige BegugSquellen gu erfcfjließcn.
©S ift ein berhängniSboEer Sftrtmn ber Befürmorter beS
freien HanbelS, ihm ©igenfdhaften gegenüber ber geordneten
SmangSmirtfchaft angubichten, bie er nicht befißt unb nicht be-
fißen fann. @o fehen mir benn auch, baß auf allen benjenigen
©ebieten, mo ber freie Honbel fich nodh betätigen fonnte, er
meber größere ßebenSmittelmengen gu befchaffen, noch breiS-
regelnb fich 3U betätigen bermo^te. ©egenteil: ©eflügel,
SBilb unb bergleichen fam immer feltener unb gu immer fdßmin»
belnberen B^dfen auf ben Blarft, frifche 8H(h^ berfchmanben faft
gang auS bemBerfeßr. Am fcßlirnrnften fteßt eS mit unferer © e-
müfeberforgung, ba unfere bieSbegügliche Organifation
ein Smitterbing bon 3ltJQn0^^trtfdhQft unb freiem Honbel ift
unb baher meber bem einen noch bem anberen gerecht mirb,
fonbern bie Unorbnung bis gut Ünerträglichfeit fteigert.
Sftach bem 0l)ftem ber Sief er ungSber träge, merben bie Be-
barfSgemeinben betpflichtet, mit ben.Anbauern bon ©emüfe
Anbau- unb SieferungSberträge burdh ftaatlidj borgefchriebene
Bermittler abgufchließen. 2)en lefcteren mar eine B^obtfion
bon 5 b. H- guerfannt. SDiefe Bermittler gogen nun freug unb
quer bureßä gange Sanb unb machten fich gegenfeitig bie Ber-
tragSabf^lüffe ftreitig. S)ie Berträge hingen übrigens in ber
Suft, meil fein richtiger AecßtSboben für fie borgeebnet mar.
Hödbftpreife gab eS im 1917 bis in bie Seit beS Srüß-
gemüfeS übetßaubt nicht ober nur gum £eil, meil bie Höchft-
preife ober auch ^idßtbreife nicht bon ber EteicfjSgemiifeftelle,
fonbern in ben eingelnen ©rgeugungSgebieten enbgültig feft-
gefeßt mürben. Bei bem Abfchluß bon Berträgen galten baßer
Sie ©efeße beS freien BerfeßrS, jeboeß mieber mit feßr merf-
mürbigen klaufein. B&ar ber BertragSßreiS nämlich unter bem
fpäter feftgefeßten HöchftbreiS, fo mar bem ©rgeuger troßbem
ber HöchftbreiS gu‘ gaßlen. Bemegte er fidß bagegen über ben
HöchftbreiS, fo fauf er nicht felbfttätig auf biefen herab, fonbern
eS blieb bei bem höheren Breis. SDie betreffenbe BebarfS»
gemeinbe mochte im leßteren Satte bann gufeßen, mie fie ben
höheren ©rgeugerbreiS mit bem nach bem HöchftbreiS abge»
ftuften kleinßanbelSbreiS, ben fie nießt überfebreiten burfte,
in ©inflang bradßte. ©S ift Dorgefommen, baß in einer ©roß-
Berliner ©emeinbe, mahrfcheinlidh aber auch anberSmo, leicht
oerberblicheS Srifcßgemüfe einlief, aber nießt berfauft, merben
fonnte, meil ber HöchftbreiS beS betreffenben ©rgeugergebietS
noch nießt beftimmt morben mar. 3Ait bem Abfcßluß eines
SieferungSbertrageS burdß ben ftäbtifdßen Bermittler mar ber
Bertrag feineSmegS gültig gemorben, fonbern er mußte guerft
einen ©icßtbcrmerf beS kreiSbertreterS ber StteicßSgemüfeftette
erhalten, morauf er an biefe eingefanbt merben mußte, hier
geprüft, genehmigt (ober andf) abgelehnt) unb als eigener Ber¬
trag übernommen mürbe. ®ann erfolgte an bie Stabtgemeinbe
bie Anfrage, ob fie an (Stelle ber BeichSgemüfeftette in ben
Bertrag eintreten motte, unb erft nach ber Bejahung mar ber*
felbe fertig.
®ie §eßler beS gangen (SßftemS rächten fich benn auch
halb: eine B?eiStreiberei begann gmifeßen ben eingelnen ©e-
meinben, mobei meber bie Höcßftpreife, noch fonftige Berorb-
199
©oaiale Praxis unb Ard)tb für VolFStoohlfahrt — 1918 - XX VIII. Ar. 14.
200
nimgen beachtet Würben. Den ftäötifdjen Vermittlern Inurben
fepr hohe Probifionen bertüHigt, bie fie mit b-en Altbauern
teilten, um ihnen über baS gefeplid) auläffige Map Vergünftt»
gungen suteil inerben au laffen unb fie aum Abfchlufe non Ver¬
trägen geneigt ; 311 machen. SBeiter fteüten manche ©emeinben
unentgeltlich Fünftlid>en Dünget ben Anbauem aur Verfügung.
Sßer ba nicht mitmachen Fonnte, tnaS befonberS bei ärmeren
©emeinben mit aahlreicher ArbeiterbeböIFerung ber 3 öü mar,
Farn fehle# tneg. Verfdjiimmert mürbe bie Preistreiberei noch
burch bie Teilnahme ber ©roftbetriebe ber ViiftungSinbuftrie
baran, bie natürlich infolge ihrer ferneren kriegSgettünne bie
©emeinben übertrumpfen Fonnten.
Die Anbaner Fümmerten fich bielfach nicht um ihre ab»
gefchloffenen Verträge, fonbern lieferten an ben, ber bie höchften
Preife aahlte. Die Angaben ber Anbauer: bie ©rnte fei fdhled&t
ausgefallen unb baber fei bie au liefernbe Stenge nicht inne¬
gehalten morben, Fonnten fchmer nachgepnift merben. Klagen
unb Anaeigen, bie ein JftegiermtgSrat ber 9teidhSgemüfefteHe
ben benachteiligten ©emeinben empfahl, hätten Feine Abhilfe
gefdjaffen, ba gerichtliche Klagen unter ben heutigen Ver»
hältniffen Faum bor SahreSfrift ihre ©rlebigung gefunben
hätten. §n einer -fteuFöHner (Stabtberorbnetenberfammlung
am 13. Deaember b. S* mürben u. a. folgenbe Angaben über
entftanbene Mifeftänbe gemacht:
140 SieferungSberträae über 200000 Rentner ©emüfe waren
bon ber ©tabt abgefdjloffen irorben, geliefert Würben aber bis
höchftenS 10 000 Rentner. Die Siicfe tonnte nur mit $ilfe beS freien
^anbels cmSgcfüÜt locrben. Angeboten mürben: kohl ftatt für ben
£öd)ftpreiS bon 7,50 Jl für 9—16 M, Mohrrüben ftatt für 8—11 M
für 12,50—22 Jl, gelbe Möhren ftatt für 6—8,28 Jt für 9—21 M unb,
maS bas tollfte mar, gmiebeln ftatt für 16—17 Jt für 85 M je Rentner.
Mit nod) gan$ anberen Preifen trat ber ©chleichhaitbel auf ben
plan: er bot ber ©labt Aeulölln 3000 Rentner ©etreibe anftatt aum
£>öchftpreis bon 20 Jt au 200 Jl, Mehl a u 2,50 Jl ba§ Pfunb, hülfen»
früchte au 345 Jl anftatt au 22—23 Jl. Diefe SBaren gehören au ben
befdjlagnabmten unb bürften eigentlich im freien $anbel überhaupt
nicht bertauft merben.
Mit ber Obftbelieferung unter ber ^errfdjaft ber ßieferungs*
berträge fqh & nicht beffer als beim ©emüfe aus. ©o erhielt $am-
bürg aus 'SBürttemberg 300 SBagen Cbft, Aeufölln bagegen, bem
10 äßagen berfprodjcn morben maren, nur 1 SBagen. Das mar baS
©djicffal einer Arbeiterwohngemeinbe.
Aber felbft reiche ©täbte mufeten berebte klagelteber über bie
SBirlung ber ßieferungSberträge anftimmen. Machte hoch ©tabtrat
SBenael in ber SBilmcrSöorfer ©tabtberorbnetenberfammlung (Ao-
bember 1917) bie Mitteilung, bafc bie ©tabt awar 8 Verträge auf
Lieferung bon 26 800 3 entnern griihgemüfe abgefdjloffen, jeboefj nur
5800 Rentner erhalten hübe, beim .^erbftgemüfe betrug bet Abfdjlufj
burch 27 Verträge gar 120 000 Rentner, geliefert mürben jeboch nur
6640 Rentner. 2>i e fe Veifpiele liefjen fich ins unenbliche bermehren,
aus JHaumgrünben müffen mir aber barauf betagten.
AIS meitere Solge beS hödjft unboßFommenen (SbftemS
ber ßleferungSberträge muh bie Abfpetrung einaelner kreife,
ja ganaer ©inaelftaaten burch AuSfuhrberbote beaeidhnct
merben. ©ar mie ein Vilb aus bem finfteren Mittelalter
mutet eS an, menn eine ©rofc-Verliner Vorortgemeinbe bie
Snfuhr Don ©emüfen nach ber 97achbargemeinbe baburch ab»
fdjnitt, bah fie Feinen ©emüfetoagen burchlaffen moHte, ber
nicht einen gültigen SieferungSbertrag nadh ihrer Anfid)t bor-
aitmeifen bermodjte:, fo bah fcherahaft ber Vorfdtfag gemacht
mürbe, jeben berartigen ©emiifemagen mit bemaffnetem ©eleit
au berfehen, um bie Durchfahrt au eramingen.
Der (Stabt SRettFöHn gebührt baS Verbienft, auerft Vor-
fchläge au einer anberen Orbnung ber ©emüfeberforgung burch
(Schaffung bon ßieferungSberbänben unb VebarfSgemeinben
gemacht au hüben. (Sie tat bieS bereits burdh eine ©ingabe an
baS Minifterium beS Sunern unb baS StriegSernährungSamt
bom 2. Sonuar 1917, bie folgenbermahen in ihrem houpt-
fächltchen Dcil lautet:
„91ach beenbetem 2 lnbau ber ©arten- unb f^elbfrächte finb für
[amtliche ScbenSmittel einheitliche £>öchftpreife für baS
D c u t f d) e d\ e i ch feftaufehen. ,Jn jebem überfchuhfteife ift unter
bem Vorftb beS Sanbrats eine ÜbermachungSfommiffion, beftehenb
aus btei Mitgliebern beS llberfchuhtreifeS unb brei Mitgliebern ber
VebarfSgemeinben, cinaufejjen. Diefer Äommiffion liegt eS ob, bie
2ebenSmittelüer]orgung ber VebarfSgemeinben aus bem Überfdjuh®
treifc au übermachen; im g Q Üe ber SBeigerung ift ihr bas 9tccht ber
ISutcigmmg einauräumeit. ^n ben Überfchuhfreifen finb ferner 9 luf=
faufsfommiffionen au hüben, melche unter Verürffichtigung ber feft-
gefegten ööchftpreife bie Sluffäufe ber SBaren nach ihrer Vefchaffen-
beit au tätigen huöen. Die VebarfSgemeinben haben bie Pflicht,
ben Vebarf an einaelnen SebenSmitteln bei bem ^riegSernährungS»
amt nach eiiTem einheitlichen Mafjftab je ^opf ber Vebülferung ait=
äumclben, unb biefeS verteilt ncrch ftattgehabter Prüfung tie ein*
aelnett fiieferungSforberungen auf bie Überfchuhtreife."
D^euFölIn hut biefen Vorfchlag burch eine meitere ©ingabc
bom 25. OFtober 1917 an ben präfibenten beS ^riegS-
ernährungSamkS, $errn bon Salbom, mieberholt.
Der Vorfdhag DteuFöünS fcheint mir baS richtige au treffen,
unb ich hohe bereits burch entfprechenbe WrtiFel im „VormärtS",
in ber „kommunalen Praxis" unb im „korrefponbenablatt
ber ©eneralFommiffion" berfucht, bem Vorfchlage Vcachtung
31 t berfchaffen *). Öeibcr bergeblich. Der Dcutfdje Stäbtetag
hat eS a-P. bisher bermieben, fich mit bem Vorfchlage 9tenFbHnS
au befaffen, obgleich baS feine ureigenfte Aufgabe gemefen märe.
©S mirb baher notmenbig fein, bafe alle Parteien im 9Feid)£-
tage, in ben Öanbtagcn unb ben ©emcinbebertretungen bie
Srage aufnehmen, unb ber SluSfchnh für konfumentenintereffen
fidj ber (Sache annimmt. Möge baS halb gcfd)eh<*n, bamit nidht
abermals ein FoftbareS ^aljr berftreicht unb baS VolF bittere
■ftot leibet unter einem be'rFeprten Sbftem. St'eilid) mirb bie
Söfung ber 2lufgabc febr fchmierig fein, befonberS in heang
auf baS lei# berberbliche Sriihgemüfe, allein htei 4 möge fi^
baS beutfehe £)rganifationStalent bemähren. SSo ein SBiKe,
ift auch ein 2Beg! (Sollte bie 2anbmirtfd)pft bei ben bisherigen
$öd)ftpreifen nicht auSauFommen bermögen, maS nachaupriifcn
märe, fo märe eS immer noch beffer, eine ©rpöhung ber jepigen
©raeugerhöchftpreife au bemitligen, bie jept ja bod) nur auf
bem Papier ftehen, als bap ber Preistreiberei unb bem (Sdilcich*
hanbel Dür unb Dor geöffnet blieben.
Der ©rttäh*ung$beirat beS kriegScrnährungSamteS nahm in
feiner ©ipung tom 21. Deaember Stellung 51 t ber Denffchrift bcs
Magiftrats bon ^eutölln, bie baS üppige 29inhern beS ©d>leid)hanbels
fclopgelegt haüc (©p. 184). Der ©taalsfetretär beS kriegSernäh=
rungSamteS mupte augeben, bap ber ©rfileidüianbcl im 4. kriegS-
tüinter einen Umfang angenommen hat, ber bie orbnungSmäfjigc unb
möglidift gleiche Verteilung ber borhanbenen SebenSmittcl auper-
orbentlid) erfchluert. ©eit Cftober fei eine VunbeSratSberorbnung
in Vorbereitung, burch welche ber gcWcrbSmäfüge ©chteichhanbcl
unter befonberS fchwerc ©trafen gcftellt werben foil. Die iJluSftellung
bon ©aatlarten werbe frfjärfer iibcrwad)t werben, cbenfo feien Ver=
e : nbarungen mit ber (iifenbabnbcrwaltung getroffen, um bie Ver-
fdjiebung bon ©d)tad)tbieh uumöglid) au machen. D.ie 9teuföüuer
Dcnfjchrift ift burd) ben ©taatsfefretär bem ©laatSanwalt übergeben
Worben, ber ben barin offen augegebenen Verfehlungen nachgehen
foll. — Der ©ruähruugSbeirat [teilte fid), cbenfo wie ber Vorftanb
beS kricgScruährungSamteS, mit bem ©taatsfefretär grunbfäplich
auf ben ©tanbpunft, bap bie öffentUtf}=red)tlichc Vewirtfd)aftung beS
©ruährungswefeus für bie Dauer beS Krieges bcibehalten werben
müffe. — Hoffentlich aber befchräidt fich baS kricgSernährungSamt
nicht nur auf ©trajmapnahmen gegen ben ©dUeidihanbcl (fo fehr
biefe natürlich au würtjeheu finb!) ober auf ©tvafücrfoigungen gegen
©tabtoerwaltungen, bte „ber 9tot gchorcheub, nicht bem eigenen
Driebc", bie ^ödiftpreife überfdjtilten haben, fonbern legt ben 9tad)=
bruef auf bie ©rfaffung unb gerechte Verteilung ber Vorräte.
Dludj ber © r 11 ä h r u n g S - & 11 3 f dj u fe b e S 9t c i d) S t a g e S
befchäftigte fich in feinet ©ipung bom 22 . Deaember mit ben fragen
ber Vrotgetreibc-, glcifdj» unb ftartoffclberforgung. Von ber Mehr¬
heit beS SluSfchuffcS würben Anträge angenommen, bie auf eine
ftrengere Überwadntng ber Ablieferung unb Verteilung ber lanb-
Wirtfdwftlidjen ©raeugniffe hinaielen; auch foü ermittelt Werben, ob
innerhalb ber einaelnen SBirtfdja-ftSbcairFc bie Viehhaltung im rich^
tigen Verhältnis au ben borhanbenen Futtermitteln fteht, wobei bas
unbebingt crforberlid)e ©pann= unb 3 udübiel) 311 erhalten ift. —
SBciter würbe ein Antrag angenommen, bie ©cfdjäftsführung ber
kriegSgefellfdjaften baburd) au übcrwad^eit, bap Vertreter ber Ver-
bramherfreife in ben AnffiditSrat biefer ©efcUfdjaftcn berufen Wer¬
ben, unb baf$ bie ©efchäftSberichte bem ^auptauSfchufo unb bem ©r-
näbrungSauSfchup beS 9veid)StageS halbjährlid) borgelcgt werben
müffen.
JHeidjSmittel aur Vcrbilltguitg ber Sto&lcnoerforgung für Itnbe-
mittclte. Vei Verotung ber Abänberung beS $ o h l e n fteucrgefepeS
bom 8 . April 1917 war im Cftober 1917 im 9teid)Stag einftimmig
eine ©ntfchliefeuug angenommen worben, aus Mitteln beS DteicheS
für bie Dauer beS Krieges unb beS bem FtücbenSfdjlup folgenbeu
Jahres ben Vetrag bon 30 Millionen Mar? jährlich ben kommunal-
berbäuben unb ©emeinben aur Verfügung ber miiibcrbemittclten
Venölferung aweefs Vefdfaffung ber für ihren .^auShranb erforber-
liehen kohlen 3 ur Verfügung au [teilen.
--
*) ©iehe Vorwärts b. 17. Januar 1917: „SiefcrungSberbänbe
unb VebarfSgemeinben"; kommunale prajiS Ar. 9 b. 3. Mära 1917:
„3ur Frage ber SiefcrungSberträge"; korrefponbcnablatt Ar. 7 b.
17. Februar 1917: „Die awedmäBigfte Crganifattou ber ScbenSmittel-
berforguncg".
©ogiale 5ßra£is unb Slrchib für Solfßtoohlfahti —1918 — XXVIII. 9k. 14.
202
m
‘Set ^Sunbeörai hat mm in feiner ©ißung bom 20. Degember
befd)loffen, biefem Dteichßtagßbefdjluß nad)gu!oinmen. ' Die Dteidjß*
bei^itfe foll auf bie einzelnen Sunbeßftaaten nad) Maßgabe ihrer
Matrif ularbei träge berteilt merben.
#rdjt$frarjetu
$ie Stefanntmadjmtg beß SBnnbeßratß über fiohn* uttb
Gtehaltßtjfänbuitg, furg erfcxifmt in 0p>. 168, änbert gum gtoeiten
Male toährcnb beß ^rtegeß baß ©efeß Dom 21. 3funi 1869 in
begug auf bie Höhe ber einer Sßfänbung nicht unterliegenben
0 umme. £antit tt>irb ben gegenwärtigen £enrungßt)er*
hältniffen menigfienß einigermaßen 9ted>nung getragen. 3u-
erft ift burtf) bie Serorbnung Dom 17. Mai 1915 bie ©cljaltß*
grenge bon 1500 auf 2000 Ji heraufgefeßt Worben, jeßt h>irb fie
in berSefanntmadmng bom 13. Degember 1917 abermalß erhöbt.
Sn ber ©ummc bon 2000 M tritt Weiter bibgu ein Qebntel
beß Mehrbetrags beß ©infommenß, g. 93. bei 3000 Ji ©ebalt
ober ßohn ift bie unpfänbbare @umme 2100 Ji\ bicfe (Srcnge
Wirb erftredi bis gum betrage bon 2500 Ji, darüber hinaus
aber bringt bie Serorbmtng nod) einen grunbfäßlid)en gort*
fdjritt, inbem fie ben S a nt i I i e n*ft a n b beriidfießtigt; eS
heißt ba: „Hat ber 0d)ulbncr feinem ©begatten ober ehelichen
2lbfömmlingcn, bie baS 16. ßebenSjabr nicht boüenbet hoben,
Unterhalt git gewähren, fo erhöht fid) ber unbfänbbare Deil
beS Mehrbetrages für jeben biefer UnterhaltSbered)tigten um
ein faeitereß Zehntel, ßöchftenß jebodh auf fünf Qehntel beß
Mehrbetrages/' Hier ift bie @renge ÖeS imbfänbbaren Sctrageß'
bei 3600 Ji gegogen. Stuf bie $fänbung beS Dtußegelbeß
t>on ^erfonen, bie in einem ßribaten StrbcitS- ober Dienftüer*
hältniS befdiiiftigt geWefen finb, finben biefe Sorfdjriften ent-
fprechenbe Slnwenbung. Diefe Serorbnttng, bie gunäcbft nur
für bie föricgßbaner gilt, ift am 20. Degember in ®raft getreten;
ber SteidiSfanglcr beftimmt, mann unb in Welchem Umfange fte
ihre (Geltung vertieren foll. ©ß ift jebod) gu erwarten, bah bie
in ihr feftgelegten ©runbfäße bauernb in ®raft bleiben Werben.
Sarifuertrag unb g 616 SO)®. Vor bem ©cmerbegcricht Sretncn
flagte ein Horgarbciter auf 3 a hlung bon 3,40 M Sohn für 4 bon ihm
infolge einer Mufterung berfäuinte Vlrbeitßftunben; ec berief fid)
auf § 616 S©S. Daß ©crid)t mieß bie Klage ab: eß h^be gtoar
gmeifelloß unbcrfdjulbcic Serfäumniß ber Sfrbeit borgelegen, § 616
rönne aber hurd) Vertrag außgefdiloffen merben.; baß fei hier ber
$aH, ba ber Darifbertrag für baß Holggcmerbc eine 3 a htuugßber*
pflicßtung nur für mirflid) geleiftctc Vlrbcitßgeit borfchc.
Ifltynfrmfguitgen und Jlrlrcttsfeämpft.
Die ©ebttltSbemegung in ber ©anf beamte nfeßöft.
Vln biefer ©teile ift fd)on beß öfteren auf bie mirtfchaftlidje 9?ot=
läge ber faufmäunifdjen Vtngeftellten im allgemeinen hingeiuiefen
morben. SBcuig befannt ift bagegen, baft ficb gang befonber§ bei ben
Sanlbcamtcn bie Scrhältniffe mit ber guuehmenben Neuerung mehr
unb mehr berfchlcditert haben. bei: breiten £ffentlid)fcit gilt ber
Santbeainte aud) heute immer nod) al§ ber bcffergeftellte Xeil ber
faufmännifchen Wngeftcllten. Sa§ ift aber fd)on lange nidjt mehr
ber ^all, unb ber äuftere Hnfdjein fteht bielfad) in einem Iraffen
©egenfah gu ben tatfächlichen Serhältniffen. ^ngbefonbere im Dteich
finb bie Serhältniffe bitrd>tueg fehr migiiuftig. Sei gahlreidjen, !cine§=
megS unlK’beutenbcn ^robingbaufen berbienen bie Seamten nur
gang bereingelt mehr alt? 2(KJ0 Ji\ fclbft .Staffierer, Seboflmächtigte
unb Seiler flcincrcr 9tiebcrlaffititgen begiehen gum 3:eil ©ehälter,
bie ben genannten Setrag nur menig überfteigeu. ^ie bauernbeu
Sorftcllungcn bc£ ^eutfdjen Saufbeamten=Sercinc« haben nun giuar
bemirft, bajg nad) unb nach bon allen Santen ^eucrungggulageii ge*
mährt unb hier unb bort audj eiuigermafgcn annehmbare Serbcffe*
rungen ber OJehciltcr borgenommeu mürben. VIber biefe VluSttahmeti
tonnen an ber £atfad>c nichts äubern, bafj bie Crintommen ber großen
2^affe ber SanfangefteUtcn aud> nicht im cutfernteftcn ben- ber*
änberteu mictfd)aftlid)en Scrhältuiffen entfprcd)en.
®in beutlidjer Semeiy bafiir ift bie CSnimictlung, bie bie bon ber
£auptberfaminlung beS Teutfchen Saiifbcamtcn=SereinÄ am 29. ^uli
b. af. in ältagbeburg cingeleitete ©djalisaftion genommen hat, —
burd}gieht bod) bie gefamte Sanfbeamtenfdmft feitbeut eine Se*
megung, mie fie in biefer Vlngcftelitcnfdüdjt bisher nod) mdrt bage*
mefen ift. gahlrcidjen ingaben, öffentlichen Scrfammlungen, in
ber Serbaitböpreffe, burch ^ie Setricb^auyfchüffe — überall mürbe in
ueftimmteftcr fyorut bie 3°rberung und) einer allgemeinen jJtegu*
Iterung ber Oichältcr gefteüt. mirb neben regelmäßigen StriegS*
teuerungggulagen eine burchgängige 30 % ige Erhöhung be§ ber*
getttgen ©efamtemtommenö gemünfeht — gmeifelloS eine 3forberung,
bie ftch angcfichts ber grengenlofen Neuerung in burthauS mafcboüen
©rengen hält. Seiber haben biefe 2Bünfd>e bei ben Sanfleitungen
bisher nicht bas (Sutgegcntommen gefunben, ba§ man bei ihren bur<h*
meg fehr günftigen ©efchäftSergebniffen gu ermarten beredhtigt ift.
9tur bereingelt finb bie gällc, in benen in mirflid) großgügiger SBeife
ben beränberten Serhältniffen Rechnung getragen morben ift.
Saß hat ben $eutfd)en Sanfbeamten*Serein beranlaßt, an bie
33 offigiellen örtlichen Sanfenbcretnigungen mit bem Sorfdjlag heran*
gutreten, bie notmenbige Regelung ber ©ehaltßberhältniffe ber San!*
beamten burd) gegenfeitige Sereinbacungen borgunehmen. 9Bie bie
fcharfc ^onfurreng unter ben Santen infolge ber gemaltigern @ 5 *
panfton ber ©roßbanfen bahiu geführt hat, baß bi» ©ebührenfäfce im
Sanfgemerbc ftart herabgebrücft mürben, fo ift h^rin auch in ber
£auptfad)c ber ©runb für bie Serfchlethterung ber ©chälter ber
Sanfbcamten gu fud>cn. 9tad)bem nun aber gmifchen ben Sanlen
eine Serftäubigung über bie ©ebiihrenfähe erfolgt ift, fo liegt ber
©ebanfe burdjauß nahe, auch Regelung ber ©ehaltßberhältniffe
ber Sanfbeamtcn gum ©egenftanb gegenfeitiger Vereinbarungen gu
machen. $>ie ©ntlohnung beß eingelnen foll babon natürlich ni<ht
bireft berührt merben — biefe muß nach 0 )ie bor nach Seiftung er*
folgen —; bagegen aber befiel)! bie Möglichteit, M i u b e ft g e h a 11 ß**
f ä ß e feftgufeßen unb bie bisherigen ungureichenben ©ehälter burch*
meg nach gemiffen ©runbfäßen gu erhöhen. 2 :ahin geheru benn aud^
bie Vorfd)lägc, bic ber 2>eutfd)c San!becwnten*Vereiin ben Sant*
bereinigungen gemacht hat, unb gmar fteüt er bie fchon oben er*
mahnte $orberung, baß ©efamteinfommen ber SanfarrgefteHten all*
gemein um 30 b. |>. gu erhöhen, unb außerbem finb bon ihm Minbeft*
aehaltfäßc für bas Sanfgemerbc in ähnlicher Steife mie bon ber
vlrbeitßgemeinfdjaft ber taiifmännif(hen Verbänbe, ber ber 2>eutfdje
Santbcamten*Vercin angefchloffen ift, aufgeftellt morben. ©egen*
märtig ift bie ermähnte Crganifation bamit befchäftigt, ©rhebungeu
über bie 0)ehaltßberhältniffe in ben eingelneu Setrieben angufteltem,
nebenher finbet eine Otunbfrage über bie Äoften ber Sebenßhaltung
fiatt, unb fd)ließlich finb an bie beim $eete befinblichen Mitglieber
geagebogen hcraußgegangen, um auch, ääer bie Sage biefer Kollegen
genaue geftftetlungen madjen gu fönnen. -^aß gefamte Material foll
als Unterlage für bic meitere Durchführung ber ©ehaltßattion bienen.
Sluß biefen turgen Slußführungcn bürfte fchon gur ©enüge hetbor*
gehen, baß aud) bie SanfangefteHten burch bie Verljättniffe gu e n e r *
giften Maßnahmen gur Sefferumg ihrer mirtfchaftlichen Sage
gebrängt morben finb.
2 S i l h e l m 3 a ch a r.
£rtwtemr|frfymmg. ^arkttfew.
öeflfnn ber OTentengablungen in ber 9ngefteUtenberficherung.
Mit bem 1 . Januar 1918 haben bietoeiblichen Singe ft eilten,
mclche feit ^nlrafttreten beß Verfidjerungßgefefceß für Slngeftellte
(1. Januar 1913) bauernb berfid>ert finb, bie gefe^lich borgefd)riebene
Siartegeit bon 60 Seitraaßmonaten erfüllt unb bamit Slnfprud) auf
Diente ermorben, faüß fie oerufßunfähig merben ober baß 65. Sebenß*
jahr erreichen. Sluch für .bie Hinterbliebenenrenten beginnt
mit bem 1. Januar 1918 aulf ©runb einer Übergangßbeftimmung ein
Slnfprud) ber SBitmen unb SBaifen bon Scrficherten. Stach § 396 beß
©efeßeß genügt in ben erften 10 fahren nach Snlrafttreten beß ©e*
fcßcß für bic Hiaterbliebenenberfkherung eine Sßartegeit bon 60 Sei*
tragßmonaten, mährenb fpäter bic SBartegeit mie bei ben männlichen
Scrfidjerten 120 Scitragßmonate beträgt. Diefe Übergangßbeftim*
mung ift befonberß michtig für bie Söitmen bon Kriegsteilnehmern,
bie feit bem 1. Januar 1913 berfichett maren unb benen bie Seiten
beß Heereßbienfteß als botte Scitragßmonate in berfelbcn Seitragß*
höhe, bie fie bor ber ©ingieljung gum Heereßbienft geleiftet hatten,
angerechnet merben.
Bufammcnlegung ber ©reßlaucr Crtßfrantenfaffen. Daß Sreß*
lauer Kranlentaffcnmefen litt bisher an einer großen Setfpliiterung.
t£ß beftanben nicht meniger als 31 befonbere Crtßfranfenfaffen.
Dicfer 3 »fianb, ber eine großgiigige ©ntmidlung hemmte unb
fdjließlich auch ben Seftanö ber Vlllgemeincn Crtßfranfenfaffc gu ge*
fährbeu broßte, gab Vlnlaß gu einer freimilligen Scmcgung ber Se*
teiligten auf Serfdjiuelgung. Die Vlußführung beß planes mar nicht
einfad); benn eß haabelte fid) um bic erftmalige Durchführung einer
fo meitgebenben Serfd)mefguug feit bem Seftcl)en ber Dteichßberfidhe*
rungßoebnung, unb eß ergaben fid) baher eine Dteilje bon red)tli<hen
Smeifelßpunftcn. Dod) gelang eß bau! beß ©nigegenfommenß ber
Verfuhenmgßbehörben, baß SSerf in menigett Monaten unter Dad)
unb tfüd) gu bringen, fo baß am 1. Januar 1918 bicrimbgmaugig be=
fotibere Crtßtranfenfaffen in ber allgemeinen aufgehen. Von bem
grunöfäßlidjcu gortfd)ritt abgefeheu, ift als erfte praftifd)c 3 olgc
für bie Serfid)erten bie Crinführung ber gamilieuhilfe unb bie Vciiß*
barmachung ber borhanbenen ©enefungßheime für alle Serfid)erteu
feftguftcHen. Hoffentlich regt ber gelungene Scrfud) auch an attberen
€tten mit gerfplittertem Kaffenmefen gur Stachahmung an.
208
©oktale $rajte unb Htcfffo für ©olfttüoljlfcrfjtt —1918 — XXVIII. 9h. 14.
204
JlftaitetmnrM mti> JLrbritenarijwrte*
$te Sage bc$ beutfdjen EIrbeitSmarfteS im Etofcember
Wirb im EteidjSarbeitSblatt als aufferorbenilidj günftig ge*
fchilbert. 3)ie $audtinbuftrieaWeige Wiefen üerfcffiebentlidj
eine ©teigerung ber Seiftungen gegenüber bem EtoOember
beS BorjaffreS auf, troffbem fie audj bamalS bereits mit §odh-
bruef gearbeitet batten.
$>ie Stadjtoeifungen ber ßtanJeitlaffen laffen für bie am 1. S)e«
3ember in Befcffäftigung ftdjenben ERitglieber tm Bergteid) mit bem
Anfang be§ Bormdrtats eine gumüjme um inSgefamt 43 380 ober
um 0,56 o. fg. erlennen. (Je ift bie§ eine günftigere©eft<rl*
t u n g ber (Snttoidflung als im B o r j a ff r um. bie gleiche
Seit. Slm J. £eaember 1916 mar feine Steigerung ber Befdjäftigten»
3 abl, fenbern eine geringe Bernrinbenntg um 0,80 b. #. feftaufteßerc.
Diesmal ergab fieff aber eine SRebcbefdjäfiigung nicht nur bon grauen
unb Räbchen, fonbern auch Oon Männern. Sei ben männlichen 99e*
feböftigten ift aufferbem au berücffichtigcn, baff au ben in ben Äranfen*
raffen geaalten freien Arbeitern auch noch bie befeffäftigten Kriegs*
gefangenen treten, bie nicht ber Sframenberftcherung unterstehen.
S)ie SlrbettSlofenaiffer betrug nach ben 9?achmeifungen
ber gachberbänbc 0,7 b. &. Sie betrug im 9?obember 1914 = 8,2 b. $.,
1915 — 2,5 b. £>., 1916 = 1,7 b. toeift alfo tocitauS bie niebrigfte
Stffer im SSergleich mit bem Vorjahre auf. — Sie Statiftif ber Sit*
beitönachtoeife läfft im 93eridjt§monat für baS männliche mie für baS
tueibliche ©efdjlecfft ein Weitere« Steigen be§ SInbrangeä ber Slrbeit«
fuchenben erfennen. gm Slobembet tarnen auf 100 offene Stellen
bei ben männlichen ißetfonen 56 Slrbeitfudjenbe (gegenüber 54 im
Bormcmat); beim Weiblichen ©efcfflecbt ftieg bie Slnbrartgaiffer bon
98 auf 108.
|Mhser?te||ung.
®te 92ol int £ef)rling«*lt)e[cn.
Bom Stäbt. 93erufSborinunb 93urgffart in gürth i. 93.
Sie EBerfftattflucht ber Seffrlinge gehört au beit t^pifd^en
ShiegSerfcffeinungen. ©dffon in Elr. 8 beS XXV. ^affrg. ber
„©oaialen BrajiS" Oom 25. EloOember 1915 hat EftagiftratSrat
©cffulff barüber geflagt. ESoffl hat eS feither an behÖrblidhen
(Srmahnungen nicht gefehlt, bie ben Sugenblicffen unb beren
(Sraiehung§bered)tigten bie (Gefahren ber Befdiäftigung ohne
fefteS SehrOerffältniS einerfeitS unb bie Vorteile ber Erlernung
eines ^anbwerfS anbererfeitS beutlicf) bor Singen führten, aber
5 u energifdheren ©djritten hat man fich nirgenbS entfd>Iieffen
fönnen. Elud) ber (Srlaff beS ®gl. Baper. ©taatSminifteriumS
beS ßgl. Kaufes unb beS Puffern bom 21. Elpril 1917 Etr. II
4501, ber bariegt, baff in ber $riegSaeit bie (Erlernung eines
für bie ®riegSinbuftrie wichtigen Berufes, tx>ie Efte-
dffanifer, ©dffloffer, ©dhmieb, Treffer, ©dhleifer, Eöerfaeug-
härter, gormer, ©Ieftrotechnifer, Maurer, gimmerer itfw. für
ben jungen EladjWudjS baterlänbifdje Bfücfft fei, mar ein
©djlag ins Eöaffcr. Sabitrdj, baff er auSbriidlidj betonte, „baff
bie Elnlernung ber Lehrlinge fo gerichtet fein müffe, baff fie
nicht, Wie in gricbenSaeiten, Sehrarbeiten auSfiihrcn, fonbern
foWeit irgenb Oingängig, f o f o r t bei widjtigen SIrbciten, in
unmittelbarer gufammenarbeit mit geeigneten gadjleuten an
ber $ o d) I e i ft u n g teilnehmen", bewirfte er eher baS ©e-
genteil beS erhofften (SrfoIgeS. EBurbcn gegen bie Sehre in
©roffbetrieben fdjon in griebenSaeiten mancherlei begriinbele
Söebenfen laut, fo muffte ber in biefen SBorten amti 3IuSbrud
gefomniene gmeef beS (MaffeS bod> erft recht bie Befürchtung
nahe legen, baff bie als „Sehrlinge" gegen geringfügiges
Stafdjengelb aufgenommenen jungen Seute in 9Btrflid)feit nur
maSfierte „jugenblidje Strbeiter" Uierben follten. Saher fonnte
benn auch ber (Sriaff bie in ben lebten fahren fehr ruhig ge¬
worbene SehrftellenOermittlungStätigfeit ber .batjerifchcn öffent¬
lichen SlrbeitSnacffmeife (SIrbeitSämter) nid)t beleben. Db eS
im übrigen bolfSttnrtfdiaftfidj ridffig ift, bie Sehrftcllentiermitt-
lung gana befonberS auf bie friegsmichtigen Berufe einau-
fteHen, ift eine attbere grage. neuen 2)eutfd)Ianb muff
oberfter (ffrunbfaff fein, unfere gefamte ^ugcnb, foloeit irgenb
möglich, au einem weit- ober Dolfsnnctfdjaftlidj mid)tigen Be¬
rufe fad)gemäff heranaubilben. SInberS wirb SDcutfchlanb mit
anberen Böllern nicht fonfurrieren fönnen. 2)er Bebarf an
ungelernten SIrbeitSfräften Wirb immer nodj hinreieffenb ge¬
best burd) grauen, ©ana- ober £albint>alibe unb ade jene,
bie auS irgenbeinem ©runbe im erlernten Beruf ©d)iffbrud)
erlitten, gmei gragen müffen baffer in ben Sftittelpunft ber
(Srörtenmg gefteUt mürben: wie ift möglich, bi# ©d)ul-
entlaffenen in möglichft gtoffer.gaffl in orbentlidffe SeffrfteHen
au führen, Wie ift eS möglich, unfere Seffrlinge in ihren Sehr-
fteüen au halten?
©S ift auaugeben, baff eS gäHe gibt, in benen ber Seffrling
mirflidh offne ©chulb bie Sehre berlaffen muff, 8- 99. Weil ber
Betrieb gefdhloffen ober ber üfteifter jum ^eereSbienft ein*
geriieft ober ber Seffrling fclbft aunt SD?iIitär* ober aum ©ilfS-
bienft einberufen ift, unb gäHe, Wo eS bem jungen 2ßann
nicht gelingt, gerabe eine feiner förderlichen SeiftungSfäffigfeit
entfdrechenbe SeffrfteHe an feinem SBoffnorte au finben. S)och
biefe gaEe treten in ben ^intergrunb gegenüber ber grage,
wie bringen mir eS fertig, ben t a t f ä d) I idj e n Bebarf an
^anbmerfSleffrlingen mit förderlich unb geiftig befähigten
jungen Seuten au bedfen, wie üerffinbern Wir beren Slbtoanbe-
rung in bie EftunitionSfabrif unb ähnliche ©roffbetriebe?
EBir müffen bie Urfadjen biefer SIbmanberung feftfteEen
unb fie befämdfen. ©ie finb leidfft erfennbar. (SS ift bon SllterS
her fo, baff ber SeffrlingSloffn feffr niebrig unb bie gudfft feffr
ftrenge ift. £roff berfdffiebener ©rmaffnungen feitenS ber Starif-
auSfchüffe, ber Innungen ufm., bie SeffrlingSlöffne aeitgemäff
3 U erhoffen, berteibigen heute noch manche Eftcifte'r ben ©tanb-
dunft, baff man bie Seffrlinge nicht fcfflecfft genug entlohnen
fönne, Weil fie mehr feffaben als niiffen. Bcreinaelt finbet man
auch uodff bie früher als felbftberftänblid) emdfunbene gorbe-
rung auf Seffrgelb, auch ba, wo ber Seffrling nicht in bie
gamiliengemeinfä)aft beS EßcifterS aufgenommen Wirb. Eüeiter
beftefft nod) ba unb bort ber Unfug, ben Seffrling über ©ebüffr
unb über bie 9lrbeitSaeit hinaus au aßen erbenflidjen ffauS-
Wirtfcffaftlidicn Bcrriditungcn auf ßoften ber eigentlichen Sern-
aeit fferanauaieffen. 4aff manche Seffrfferren bon bem ihnen
aufteffenben giid)tigungSrecht oft.oinen aßaureidhlichen ©ebraudff
machen, trägt mit aur Elbneigung gegen bic ffanbmerfSmäffige
Seffre bei. EInf ber anberen ©eite aber Winft ben jungen
Seiiten in ben EftunitionSfabrifen ein übermäffig ffoffer 93er-
bienft, ber ihnen fogar manchen SusuS erlaubt, unb nach feft
beftimmter ElrbeitSaeit eine unbefdffränftc greiffeit, bie nicht
feiten au Eftiffbraudff unb Übermut führt. 2)aff in ber jeffigen
geit beS ftarf ausgeprägten Realismus bie ©egenmartSborteile
ber E)?unitionSarbeit iiberfd)äfft Werben, barf nid>t wunber-
neffmen. EllleS will Oerbienen, möglichft biel Perbienen. $Eun
barf man nicht Oerfennen, baff cS aud) heute noch gäüe' gibt,
in benen bie wirtfchaftlidie EZot bie eben ©djulentlaffenen aum
alSbalbigen Berbienen atoingt. 2öir Wollen hierunter gar nicht
einmal bie Uriegerfamilien Oerftanbcn wiffen, benn hier oer-
maig ber SieferungSoerbanb burd) Erhöhung ber reidffSgefeff-
lidjen E^inbcftleiftung über baS 15. SebenSjaffr ffinauS ben
©djaben auSaugleühen, ber burdff bie Elbfoloierung ber üblichen
brei Seffrjaffre entftefft. Eöir meinen oiclmeffr bie 2)oddeI-
waifen, bie ©öffne unoerffeirateter armer Eflütter unb bie Oer-
mögenSlofen ©tieffinber, bie ben ©tiefoätern eine wirtfd)aft-
liche Saft bebeuten, unb ähnliche gäHe. ©ollen alle biefe armen
jungen Seute nid)tS als Tagelöhner Werben? EHemalS, T)eutfdff-
lanb hat in feinem eigenen Öntercffe bie Bflidfft, baS Eieich^-
fanalerwort „freie Bahn bem Tüchtigen" auch hier aur ©eltung
au bringen. EBoffl Werben Oereinaclt burd) bie freie SiebeS-
tätigfeit ober burdj bie öffentliche Armenpflege, beren Elufgabe
fid) fonft auf bie Bcfdhaffung beS E?otbebarfS befchränft, EEittel
flüffig gemacht werben fönnen, um bie Soften ber Seffre auf-
aubringen. 3)od) baS finb ©eltenffeiten. ÖS bebarf oielmeffr
einer burd>greifenben ^ilfe öffentlicher rechtlicher Berbänbe
ober beS ©taateS ober beS EteidffeS, bie jebem mittellofen, be¬
gabten jungen Eßann eine Seffre ermöglichen.
©odff bie gaffl berer, bie WirtfdffaftlidjeS Unücrmögen in
bie E)?unitionSfabrif treibt, ift immerhin noch gering gegenüber
ber ERaffe, bie aus ^urafichtigfcit, UnOcrftanb, Habgier ober
äffnlidjen EEotiOen ben bewährten EBeg ber orbnungSmäffigen
Seffre oerlaffen. Unb aWar finb cS foWoffl bie Siigenblichen felbft,
als aud), Was no^ fdfflimmer ift, beren (SraieffungSberedfjtigte
(Bater, E)tutter, Bormunb), bie fidff oft Oon folcffen Beweg-
grünben leiten taffen. 2)a gilt eS nun aunädffft, aße Träger ber
Sfugenbfiirforge anauregen, unb wo bic reine ElufflärungS-
tätigfeit nicht mehr auSreicht, ba muff, fofern bie fonftigen Bor-
auSfcffungen erfiißt finb, im ^inaelfaß mit enetgifeffen oor-
munbfdxiftSgerid)ttid)en EEaffnaffmen (f. §§ 1631, 1666, 1909
B©B.) oorgegangen werben. SDabei Werben bie gäße, in benen
baS Bormunbfd)aftSgerid)t eine (Sntfd)eibung gegen ben EBißen
beS ÖraieffungSbered)tigten au treffen hat, bie bebeutenbere
flöße fdi#I#n gegenüber ber lebiglidj in ber wirffamen Unter-
Coftiolc *ra £ i« unb tltdjib für ttoIfctoo$Ifa$rt —1918 — XXVIII. Kr. 14.
208
Vit»
ftüßung beg 93ater5 ober ber Butter (flriegerfrau) in ber
3 tu£übung ber elterlichen (Gemalt beftehenben 5£ätigFett. £)ie
SBerufgmahl unb bie SBerufgauSbilbung finb fo midt.ige (Ge*
fdetmiffe im Leben eines SPZenfden unb fo mistig für bie
2lGgemeinheit, baß man bie 23erantmortung hierfür nicht mehr
auSfdließlid bem einzelnen übertaffen Fann. ©in grober 93er-
ftofe beS 93ater3 gegen bie Sntereffen feineg ßinbeg unb bamit
eine 93ernadläffigung ober ein SflZißbraud feineg Rechtes liegt
barin, meifn er au§ ©leidgültigFeit ober ©eminnfudt ober au£
ähnlichen ©rünben feinem $inbe bie 93orteiIe einer geordneten
ßehre unb 93eruf§au£bilbung bemnßt Porenthält. Sßenn man
ermägt, baß in ber gürforgeerateßung ber Slbfdluß beg Lehr¬
vertrages (burch bie 93ermaItung§behÖrbe) gegen ben SBiGen
beg ©raiehungSberedtigten alg etmaS gana ©elbftPerftänblideS
angefeßen mirb, fo Fann bie Porgefdtagene bormunbfdafiS-
gerichtliche SPZaßnaßme nicht fo gana fremb erfcheinen.
©in ameiter ©d&ritt märe ber, ben 3ugang au ben gabriFen
ben ungelernten jugenbliden Arbeitern au erfdjmeren. SSZan
Fann bei ^Durchführung biefeg ©ebanFenS noch unbebenFIich
über bie ©chulfefchen Sorfdläge hinauggehen unb allgemein
ben gabriFbetrieben unb ©emerbetreibenben bie fßflidt auf¬
erlegen, bie ©infteGung jugenblicher Arbeiter Pon ber 93orIage
einer beßörbliden (Genehmigung abhängig au machen, bereu
©rtcitung ober 93erfagung bei Sugenbliden, bie aug einer Lehre
augtreten moGen, atoecfrnäßigermeife ben ^anbmerFSFammern,
im übrigen ben 93ormunbfdaftSgeridten au übertragen märe.
SDednifd ließe fid eine folde 93orfdrifi unfdjmer burch eine
entfbredjenbe ©rgänaung beg § 107 ©em.O. erreichen, mie eg
fich PieGeidt überhaupt empfehlen bürfte, bie (Genehmigung in
bag Slrbeitgbuch einautragen. $>amit märe fomohl bem ©nt-
laufen ber Lehrlinge alg bem 8tbma>nbern ber 0chulentlaffenen
in bie SSZunitionSfabriFen ein mirFfamerer Stiegel Porgefdoben,
alg eg heute burch bie ©ntfdjäbigunggFIaufel l§ 127 f. ber
©em.£).), bie poliaeilide 3urücfführung (§ 127 ber @em.£X)
unb bie bloßen minifterieHen ^pinmeife auf bie Vorteile ber
Lehre ber galf ift.
SBenn man barauf 93ebacht nimmt, auf biefe SDÖcife bem
tüchtigen unb PolFSmirtfdaftlid fo überaus mertPoGen £anb-
merF einen ßinreidenben, gefunben StodmudS au fichern, fo
muß man auch bafür forgen, baß ber Lehrling in ber Lehre
fich tatfächlidh moht fühlen Fann. SBenn auch ,,Sehrohre" nie-
malg „^errenjaßre" merben Fönnen unb foHen, fo liegt bodj
manchmal bie Stugbilbung unb 33ehanblung gerade ber Lehr¬
linge, um bie fich ber ©raießungSberedtigte nicht ftänbig Füm-
mem Fann (uneheliche ®inber ober äöatfen, bereu 93ormunb
augmärtg moßnt), fehr im Slrgen. Die Innungen unb bie §anb-
merFSFammern, benen bie Regelung beg LebrlingSmefenS ob¬
liegt (f. §§ 81a, 100c, 103e, g, k, 1 ©em.O.), müffen angefpornt
merben, eine grünbliche Übermadjung ber Lehrlinge augauüben;
fie müffen in Diel engere gühlung alg bigher au Lehrmeiftem
unb Lehrlingen tretest; fie müffen fich au einer Slrt 93ermitt-
lungSfteGe bei (StreitigFeiten amifhen SUZeiftem unb Lehrlingen
geftalten. Stur fo mirb eg gelingen, ben ^ntereffen beg $anb-
merFg PoGauf gerecht au merben ttnb bie Lehrlinge Vor Aus¬
beutung au fdüßen. ©ine ©efeßeSänberüng ift hieran nicht
notmenbig.
Sticht nur für bie ®riegSaeit finb ftrengere 93orf<hriften
$u erftreben; Vielmehr noch foG man für bie Fommenbe grie-
bengaeit gefeßlidje ®anbßaben fchaffen, erfteng, um bie 33e-
rufgmahl unb -AuSbilbung ber jungen Leute mieber in ge¬
regelte Sahnen au bringen, ameiteng aber auch, um bie burch
bie «Schließung ber SPtunitiongfabriFen frei merbenben jugenb-
lidjen Arbeitskräfte fo gut alg noch möglich für bag aftbemäßrte
^anbmerF aurücfaugemtnnen.
SoIFgbunb für greiheit unb Saterlanb unb ©oatalreform*
5Ditrch Sufammenfchtuß großer S3erbänbe bon Arbeitern,
SlngefteGten unb Seamten, bem aohtreiche Vertreter anberer
Serufe unb klaffen fich beigefeüt hoben, ift ein „93olFgbunb"
ing Leben getreten, ber auch für bie SoaialpolitiF Pon Se-
beutung ift. Sticht nur begmegeu, meil eg fich hier um bie-
jenigen SoIFgfchichten honbelt, benen bie SoaialpolitiF in erfter
Linie bienen muß, fonbern audh, meil bie innere ©ntmicFlung
3)eutfchlanbg nach beut Kriege in ber Stiftung einer plan¬
mäßigen unb freiheitlichen foatalen Steform augbrürflich au ben
Stuf gaben beg „93oIFgbunbeg" gehört. 5Der „SolFgbunb" ift an
ber SdjmeGe beg neuen Sohreg mit einem Slufruf an bie
ÖffentlichFeit getreten, in bem eg heißt:
©in ftarfeg unb freieg Sleicf)> in bem unfere Äinber ftcher rnohnen
fallen, ift ung in mannigfachen $unbgebungen ber Regierung alg
unfere beutfcße gutunft beaeicßnet morben. Stur biefe Sofung ber-
mag unfer SolF wahrhaft au einigen, äußere unb innere greiheit,
äußere unb innere Äraft hängen aufammen. Stur ein 93otf, in bem
für bie freie unb beranttoortunggfreubige SPtitarbeit aGer Schi<h^n
unb ©tänbe am Staatgmefen Staum gefchuffen luirb, ift machtboG
nach, außen, innerer Steuaufbau unb äußere Äraftentfaltung ber
Station ftnb ni^t au trennen . . .
2 )er bierte Ärieggtointer h^tfdht biefe gorberungen lauter alg je.
(Gebieterifdjer alg jemalg berlang-t er ben inneren 8ufammenfchluß
ber Station. 93or aGem rechnen mir baau: flare ©inheit atmfchen
Steigleitung unb ®olfgbertretung. ^>m einaelnen behüben mir:
1 . angefichtg beg heute noch uicht gebrodenen 93ernidbtunggmiGeng
unferer geinbe einer äußerften gufaanmenfaffung unferer
Kräfte, big jener SSernidhtunggmiGe gebroden ift;
2 . ber fofortigen innerpolitifden Steuorbnung,
eineg freiheitliden Slugbaueg unferer ftaat*
lid^n ©inridtungen burd gemetnfame
21 r b e i t aller 93 o 11 g! r e i f e, um fo bie Äraft beg 93olFeg
au ftärfen, bie greubigfeit au fteigern, einer reformtoiGigen
Stegierung bie ©tüße eineg feften SollgtoiGeng au geben unb
bie nothjenbigen golgerungen aug bem SBefen beg ncobernen
©taateg au aiehen, bie heute jebe Station im gufammenljang
ihrer ©ntmicfelung aiehen muß;
3. einer Haren, bon Sol! unb Stegierung getragenen Slußenpotitil,
bie einen bauernben grieben anftrebt,.Stohftoffbeaug unb ^>an-
belgabfaß fichert unb S>afein, ©hre unb ©ntmicfelunggfreiheit
bet 93ölfer auf ben SBoben ber ©ittlidfeit unb beg Stedteg
fteGt.
2lGe, bie mit ung eineg ©inneg finb, forbern mir auf, ft<h um
ung. au fdaten. Unter bem 8eid e u Oon 93aterlanb unb greiheit tft
ein beutfder 93olfgbuhb entftanben, ber bie innere unb äußere gtet-
heit, @lüct unb Slnfehen beg SBaterlanbeg auf feine gähne gefdtieben
hat. 9Bir finb feine gattet unb fern parteiähnlid«^ ©ebilbe ; . . ©in
mahrhafter 93oIfgbunb finb mir, ber aug bem ungebrpdenen Lebens*
miGen beg beutfden Söolfeg geboren mürbe. Stur in ber 93eteini*
gung Huger Stealpolitif unb öolfgtümtid'freiheitlidet ©taatgorbnung
erbhefen mir bie ©runblagen eineg mobernen ©roßftaateg. $>ie
©inglieberung biefeg neuen ©eutfdlanb in eine ©emeinfdaft bet
gegenfeitig ihre LebenSnotmenbigfeiten adtenben unb anerfennenben
^ulturftaaten ift eineg unferer uornehmften 3^le. 2>iefe freie unb
augleid ftarfe ©efinnung foG unfer 58unb verbreiten.
Unteraeidhnet ift biefer Slufruf Pon folgenben Drgantfa-
tionen, bte gegen bret SSZiGioncm SÖtitglieber aöh>Icn: SluSfduß
beS beutfden (driftlich-nattonalm) llrbeiterFongreffeS. (Ge-
neralFommiffion ber ©emerFfchoften S)eutfchIonb^. (Gefeint-
Perbanb ber cßriftlichen ©emerFfdaften. Sntereffengemeinfdaft
beutfeher SöeamtenPerpänbe. 93erbanb ber beutfden (Getoerf-
Pereine (®.-2).). 93erhanb beutfder ©ifenbahn-^anbrnerFer unb
-Arbeiter. 93erbanb beutfeher ^anblungSgehilfen. 93erein
beutfder ^aufleute; meitere 93erbänbe merben folgen. 2lußer-
bem finb unteraeidnet herPorragettbe ^erfönlichFeiten als
©tnaelmitglteber. ©rfter 93orfißenber ift Sßrof. Dr. grandfe,
2. 93orf. SZeid^tag^abgeorbneter ©. 93auer Pon ber (General*
Fommiffion ber (GemerFfchaften, 3. 93orf. $errenhauSmitglieb
Stegermalb Pon ben driftlid<m ©emerFfchaften; ©drtft-
führer tft ©. ^artmann, 93erbanb§Porfißenber ber beutfden
©etoerFPereine; Schaßmeifter ©eneralfeFretär ©. SZemmerg Pon
ber Sntereffengemeinfdoft beutfder S3eamtenPerbänbe; außer*
bem gehören bem 93orftanbe an gräulein Dr. ©ertrub S3äumer,
SDireFtor S* OFeif Pom Leipaiger ©anblungSgehilfenPerbanb
unb $rof. Dr. 5£roeltfd-S3erlin.
Ptttetlungeti.
UCe neuerfchienenen Südjer, bte ber 6<hriftleitung ^ugefanbt merben, Icerben |ter
ber)eichnei SDie »eitere Sefpredjung einzelner ©Triften, hi» ober im $auptteU
ber # <Sojialen grasig*, behält fidß bie ©chrifüeitung toor.
^erbiologifdeSBertbermütterUdenStiUpflidl*
93on hetmann SSZucfermann. <5. $. ^»erberfde 93er*
lagghanblung, greiburg i. SJr. 70 (5. 1,20 Jl .
Sduelle 93efieblung unferer neuen Dftmarlen.
93on ©Ffeharb O ft mann. 2>eutfde Lanbbudhanblung,
©. m. b. £., 93erlin, 1916. 78 ©. 1,60 JH,
2Bie führe id eine 93ormunbfdoft? ©emeinberftänb-
tide Stnldtung aur githrung von 93ormunbfdaften unb $fleg*
fdaften über SKinberjährige mit 93orlagen unb 3:abeGen. SZad
©efeß unb ^3ragig bearbeitet Von 9Balter ©rueneberö/
©eridtgaffeffor. Stiftunggverlag. i^otgbam 1917. 63 S. 1 Jt-
207
208
©oaiale $ta£i§ unb§(rchit> für SolfSmohlfaljrt— 1918— XXVIII. 9h\ 14.
Tie 3<ütfd)rtft $ivavi« mtb für lp<iU««W0l>lfaljrt” ifl bttrri) alte Sud)hanblungeu uiib ^oftämter E4?u|tgeituiigsuunimer 7137) gu begießen.
Eingelmimmcr 35 4*f- Ter WttgeigenpreiS ift 45 Sf. für bic oiergcfbaltcne Sctitgeitc.
BoMctsf^nle öecSlabttEöln
üKiiitng nt foünle stnnimft.
KufnafjmebeMttguttgen: ^bgangSaeugniS be§ 2 ty 5 eumS.
21 . £eben§jaf)r.
Slfcgefdjl. pffegerifd^e refp. £ä-
bagogiftfje Sßorbilbung, bie
aud) burcf) bie 6 d)ule Ver¬
mittelt toerben ?ann.
Sluobilbungobauer: IV 2 Saljr.
2tufnaf)mef er mitte: 15. Slpril unb 15. Oftober.
2 (ti$tünffe unb profpefte butd) bie Öeituitg,
(£öltt, <5tabttjau8.
_ __ ^
Verlag uoit ®uftoo gifdjet in getta.
Der Krieg unb ber 3nbit>tbuali3mu3.
Soit
Dr. fiubtoig $eqi)e,
24 Seiten gr. 8°. t8erlin.©atenfee. $rei8: 75 ¥f.
Sofiaer Cebensoetfidjenioflsöiint auf (Begenfeitigleit.
(Errichtet 1827.
Bisher abgefdjloffeite Serfidjerungen . . . 2320 ÜJiiüionen 9Jtart.
• ausgejabltc Berfid)erungsfummen 800
- 3 urücferftattetc.über[d)üffe. 360
Hfle flbrrfcf>üffe fommen unoecförjf ben Berfidjerung»nebn«rn jagute.
Die Banf übernimmt
Berfi<$eruiigett auf betiXoöes* unb (Erlebens? aU(lebenslättglid)e unb
abgefüi^te Berfid)erungen) gegen Wahres* unb Bierteljabrsbeiträge,
3ufaftDerfid)eningeti oon Beitragsfreiheit mit barer Rente für ben
OaoalibtfäfsfaU mit ffeigenben Überfchofcanteilen«
Berfid)erung uon Oeibrenten unb bebingungslos 3 ablbaren Renten
auf 1 unb 2 Ceben aus fälligen Serfidjerungsleiftungen
mit Rücftaufsberechtigung unb ftberfdjubbefeUigung.
RUfnetfid)ernng ergänjenbermitroettrentem.fiberfchufibetcüigimg.
. Äusfunft unb ^Irofpeftc erhältlich bei ber Sanf in ©otlja foroie bei ben
Sertretern an größeren unb mittleren Orten.
Dt* newtetu«üt?i0c gtteUemrermittlung
ber Päbdjen- «nö Iraucncinippcn für fojittle gilfsartrcit
(1002 ocoriinfcet)
benuittett gut borgebilbete ^ofialbeattttimtett für alle Sßoften auf
fogialem ©ebiet an ftaatlidje unb ftäbrtfdf)e Behörben unb Vereine für
ba$ gange SRetdj.
Anfragen finb an bie ©efdhäftsftelle Berlin W.30, Barbaroffa*
ftrafee 65, 3 U rieten.
r
Verlag non ©uftau 3rifd)er in 3ena.
©oebeit erfdjien
bie 9. fcefentlid) eriueiterte Auflage (40«—42« Xaufenb) ber
dMdiidite litt ^ationsliiioBraie.
©ine erfte (Einführung
Bon
5tbolf Samafdjfe.
3 « 3roet Sattheit.
$nljalt be§ 1 . Banbeö:
I. Bom SBefen ber 9totionalöfonomie. — II. Ta§ 9Htertum. — III. Ta$
äßittelalter uitb baS Janonifdie IRedjt. — IV. Taö 3 e ^ n ^ er ®^ cr5
lantiliSmuS. — V. Tie Bhbfiofraieit. — VI. Die liberale ©chule.
Der erfte Banb (400 ©eiten, ^rei§ geheftet 4 Sttarf
gebunben 6 Stfarf 50 Bf-) liegt abgefdjloffen oor.
Der gtoette Banb, ber bas nationale ©tjftem, © 03 ialismus unb
Kommunismus, bie 2lnard)tften unb bie Bobenreform enthält,
erfd>eirtt in allermichfter 3 eit.
tlw$ ben Urteilen ber Breffe:
^**eu|jif«§e$ fBern>aItung€b(att: ©ir müßten gurgeit fein anbcreS
SBerf, ba^ fo fehr gur erften Einführung itt bie ©efd)id)te ber 'Bolfö*
toirtfd)aft§Icf)re geeignet tonre.
35er Aunftmartt ©o ift biefe§ Bud) — inhaltSuoD, unmittelbar, lrot)lburd)»
badöt, meife georbnet, itt gutem Sinne fritifdj unb perfönlid), factjlict) unb ehrlich
unb gti atlebem gut gefrhricben unb gut auSgcftattet —mehr alö irgeub ein
anbereS 'Budj geeignet, bn§ unferer allgemeinen Bübung fo notmeitbige
bcutfcf)e ,s>au«bucl) ber IBoUStoirtjchaft^gefd)id)te gu merben.
®od : Tn* ®erf bebarffeinerEmbfehlung meht‘;e§
ift namentlid) fürSlnfüngcr in bei^iationolöfonomic it it e it t b e h r l i ch getoorben.
anagbeaurgtfehe 3cHung: Die§ ift ba*3 Sud), bas fid) oicle ichoti
lange gemünfeht, auf bas oicle ge märtet haben, beiten ttad) Ser»
ftänonis ocrlangtc für mid)tige Aufgaben unferer 3^^. um mitarbeiten gu
fönneit an ihrer i'üiung.
Hamburger 9?oc^r$«bteni Ter Serfaffer hat fid) baS Serbienft er»
morbeit, eine siücfe au8gufiiUen, bie ooit allen <>-rcunbcit ooltsmirtidmft»
liehen ©tubiumS fd)tn erg lieh cmOfunben murbc. ©einen leubengeit nad)
fteht baS Sud) burd)auS über bett Parteien unb entgeht bnmit einer ®efal)r,
bic nationalöfonomifeh*hiftorifd)eu Sicrfeit befonbcrS broht.
^öbagogifebe Rettung,, .öauotorgan bes bcutfd)ett VebreroereinS: SiSher
hatte fid) ttod) nie nt an b an biefe Slufgabe herangemagt. TamafdjfeS großer
©aehfenntni« unb glängettber fdjriftftellerifdjer Segabnitg ift
eS gelungen, hier auf ben erften ©urf ctroaS ältuftergültigeS gu fd)affen!
©ereits im 61« big 70« Taufenb erfd)teu:
Die Bobenreform.
®runbfS^lt(^ed uttb ®efemtlicbeö gur (Srfemttittö unb
überrotnbuitg ber fo5taleit Slot
Utm
Stbolf 2)amafc^fe.
500 ©eiten.
^rciS: brofeh- 3 5D?nrf 50 spf., geb. 5 9)Zarf.
Inhalt:
1. SBebcr S)?ainmmnsimtS uod) Mommunisnuis!
2. Tie Sobeurefonit uitb bie iitbuftricfle Eutuüdluug.
3 . Tie ©obciireforni unb bas Ulgrarproblem.
4 . Tie ©obcureiorni in fsirael.
5 . Tie ©obeurcforni in £>ellas.
6. Tic ©obenreform iit Mtom unb il)ie lehren.
7 . .v>emt) (SJcorgc.
8. Tie .CuthciMoUeru unb bie ©obeitvcforui.
9. Ter ©cltfrieg im Vid)te ber ©Obenreform.
9(u$ mehr ald 1000 ©efpredhuttgett:
ftdtntfdhe ^Bulf^jcituugj TamafdjfeS „Sobenreform" mirb infolge
ihrer Sorgiigc ber fcffclnben, übergeugenben Tarftellung, namentlich
aber infolge ihres tiefen inneren ©ertes für beit allgemetrtcn Kultur*
fortfdfritt gu beit unoergättglichen Süd)evn ber nattonnlöfonontifchen
Literatur gehören.
35eutfchcr 9tciri)*« uttb ^reußifchcr etaaidangeiger: Eine Sluf*
flärungSfchrift im beften ©tntte, bie eine erfd)öofeitbe Tarftellung
ber in immer meiterc Streife britigenbeit Wrunbfäbe ber Sobenrefomt
enthält.
0o$ia(e t^rasid: Tiefes ©erf ift nid)t blof) für 3ehntaufenbc foitbcrn
halb für Sbunberttaufenbe bcutfdjcr v?efer eilte \Urt oolfsmirtfdjaft«
lirijeS Sefentttnisbud) gemorbeti.
Scutfchc 91achri(htcii: Dt ie habe id) ein Sud) fo grün Mid) ftubiert
mie biefeS. od) faitn fagett, baß es in mir eine feclifdje Scfrciung
auSföftc.
^redbener fleucfte Wathrichten: Ein einzigartiges ©erf. ©enige
Siidjer gibt eS, bic fo oielc Taten geidjaffeu haben!
^Berliner «lolf^eitungt Es ift baS fla ffif d)e Sud) ber Sobenreiorm-
yileralttr. ©ein ©tubium ift jebem angurateit, ber in einer ber bcbcutfaiu
flett fragen ber 3cit fich nid)t als Ignorant eutlarot fcheu möd)te!
.norm* m
itfam* I
rxJ
Serantmortltch für bic ©chciftleUuug :Dr.ßubroig^chbc, ®erlin»©runemalb.:— ®criag :©uftab8fifchcr, gena.—©ebruett bei 3 u li u S 8 i 11 e n f c 1 b, $ofbudjbrucfer., Serlin W 8
1XJTO. itotjrsmtg.
ftrlftt, Dm 10. §tauar 1918.
ftnmnter 15.
fictU JJtrasei#
*mb
glr 4 )itr für JlrHkömcrljlfahrt
Crftetat an \&m Emmmtm*
«tritt W», i»Ur»S*rf|tr. 89/80
#>ntn>rt4„t lat MUxtaf MOt.
•tnrafgelrm
f ruf. Dr. ®. Stettin unb Jßtef. Dr. jgJ. ^immtnnamt.
yhretf viectelt&^rlt4 4 Maxk.
Qnpnv iifätx, gtntt.
5 «tn|prfd)<r 68 .
Inhalt
3ur Sö'fung 5er Xrintgelb»
frage. Bon grtebrich (Sc^ola,
öorflfenber beS Mg. Berbanbe»
Seutfcher grembett- unb gamilten-
Selm-Öefifcer @. B.209
UHgemeine eojialpolttif .... 213
GrbrechtSfragen unb BeoölferungS»
polUif.
§ 153 mo. In ber $ra£iS.
Sförforge für Jteieg*tef<$8bigte mtb
KKimfebrenbe IHriegev.215
Sie Befdjoftigung ^eereSentlnffener.
Cogiale 3nftättbe. 215
100000 grauen an ber Gifenbahn.
Bergleiche atnift^cn Öobnböhe unb
UnterbaltSfoften in granfreid) »ab»
renb ber ftricgSjeit.
fiobnberoegttitgen unb tfrfeeiti«
fttmpfe.21G
Gin ge»erff(bnftlicber Grfolg im
(Siegerlaub.
OrganifaHonen ber Urbeiter, tte«
lilfeii, UngefteKUen nnb ®e*
amten. 216
Gin freigeit)erffch«ftli<he$ ?(r*
Sie WrbeitSgemeinfchaft freier Sin»
gefteßtenöerbänbe.
ttrbeHeroerfUhentttg. CSnartaffen 219
Sie SSieberberfteliung ber priuaten
Gebens» unb Stranfenoerficherung.
3ulagen 311 ben Renten auf ©runb
beS 3 nualibenDcrf.»©efefccS.
BolHgefttttbbeh. 219
Sie foaiaibbgienifcben ©irfungen ber
Sfteidböroocbeubilfe.
STOafenabmen unb Grfolge jur Be*
fämpfung ber SäuglingSfterblidjfeit.
Ucmerbegeri<bte. ftoafmaml*
geriete. Utaigmiggftmter . . 220
Gine Grgänjung ber Seifiger ber
®e»erbegeri<bte, Äauf ntannSgerichte
unb SnnungSfcbiebSgericbte.
Uebittntg4» ttnb Bobettfragen . 221
Sa» föeim ber* Singeflellten.
Bon SBerncr ^einemann,$am*
bürg
fiiterarifcbe 9Rtttei(ttngeti .... 224
beüerprogramm.
Sibbrud fämtlidber Sluffäfce {ft Seitungen unb 3^lttd^rtfien geftattet, feboch nur
mit Doller Quellenangabe.
Hur pfuttg ber ®ttnlujfU>fragf. ’)
Bon g 11 e b r i dj S dh 0 1 a,
Borfipcuber bes 9lßg. BerbanbeS Seutfcher gremben* unb
gamilienheim=Befiher E. B.
Sd>on aus ber Übung, baS £rinFge!b mit bem Begriff
Des XrinFeits 311 oerbinben, erheßt, öafe es aus einer 3 rit
entftammt, in ber man nicht im entfernteften baran backte,
mit ibm eine Entlohnung 311 beamedfen, fonbern bielmdjr ge¬
leiteten ^ienften eine „SlnerFennung" auteil merben 311 laffen;
fie (teilte fidh alfo jcmeilS als etmaS fretintlltge^ bar! Xantm
erfdjeint eS auch bößig Verfehlt, i()r baS SBefen einer felbft»
uerftänblidjen Abgabe aufbrüefen 3u moßen, mie bieS mandjet-
feitS gefdjieht. Ebenfomcnig inbeffen ift baS £rinFgeIbreidjett
als auS ber Saune Einaelner entsprungen anaufehen; eS liegt
tucit mehr tief in ber menfdjlichen Statur begrünbet, fief) eriuie-
fenen ^ienften gegenüber erfenntlicb 311 seigen. Eö ift bafjer
3ur mähren Sitte — aber Unfitte — gemorben, £rinfgelber
nidht nur für folche, fonbern auch für gana felbftoerftänbliche
Verrichtungen 311 geben, 311 benen ber Empfänger unter aßen
itmftänben bcrpflichtet ift, unb für bie er bcaahlt mirb ober
hoch beaahlt merben follte. 3 Bie märe anberS ber Vraudh 31t
erflären, nidjt nur bem Strafeenbahnfchaffner, fonbern and)
l ) Xie Schriftleitung gibt ben Betrachtungen eine» fprattiferö
be» ®afttuirt»getnerbc» gern fHaum, aud> fomeit fie fich mit ihnen
nicht ibentifiaiert.
ebenfo feinem Veruf^genoffen bon ber Eifenbahn, bem Brief»
träger ttfm., ja, fogar bem ^cmrfdhneibcr ©elb in bie $anb 311
briiefen für Seiftimgen, beren 3fu^iibitng gana ltnb gar in ihtem
Berufe liegt, bie 31t ben Pflichten ihres Ämte^ gehören? ©ier
fann man nur bon einer eingeriffenen böfen „Unfitte" reben,
ber riicffid)t£lo§ ber Ektrau§ gemacht merben ntü&te!
Sn ber Siegel benFt man jcboch bei Befpredhung biefer
Srage einaig unb allein an jene StrinFgelber, bie eine fdhein»
bar untilgbare Sitte ben STngeftiellten ber ©aftmirt-
f dh a f t e n unb oermanbten ©emerbe auFommen läßt. * hat
fich ba§ StrinFgelb 311 einer naheau unurnftöfelidhen feften Sorm
beä EinFommenä ciümicFelt, ba§ bem Empfänger überhaupt
erft ben Seben^unterhalt ermöglicht.
hierin liegt eben audh ber Schlüffel au ben ungeheuren
SchmierigFeiten, bie fidh ber fa oft erftrebten 2 Ibfdxiffung befe
XrinFgelbeä in feiner iepigen gönn entgegenaufteßen fd>einen!
Söurbe urfpriinglidh im ©aftgemerbe ber 2Ingefteßtc genau fo
gut für feine Xienftleiftungen beaahlt, mie jeber anbereärbeiter,
fo Fonnte e§ bodh bem Arbeitgeber auf bie SÖauer nidht berborgen
bleiben, meldh’ reichliche ©penben biefen oft aufloffen; bafeer fid)
ba£ aunuhe rnaAte unb ben Nachfolger be§ Betreffenben eben
im $inblicf auf bie au ermoirtcnben ^rinFgelber geringer ent¬
lohnte, als feinen Vorgänger, mer moßte ba§ nicht ocrftänblidö
finben? Von hier, ber 2 fnfteßung mit gana biirftigen Beaiigeu,
bi§ aur Vorenthaltung überhaupt jeglichen feften EinFontmenS
U>ar nur ein Schritt meiter. Unb heute finb bie traurigen
Säße biel häufiger, als ber UnFunbige ahnt, in benen ber
Angefteßtc nidht nur Feinen Sohn erhält, fonbern bon feinen
SnfaßSeinnahmen einen oft recht crbeblidhen Bruchteil an ben
eigenen „Brotgeber" abauliefern hat, beffen Verhalten nach ben
aßgemeinen Begriffen bon Sftorat nid>t anberS benn als fdhmer
gegen bie guten Sitten berftofeenb mirb beaeidhnct merben
miiffen. SöirFt cS bod) gerabeau erfchredfenb, menn — mie bie
StatiftiF lehrt — aßein im Xeutfdjen Neidhe nidht meniger als
46 b. $. aßer Meßner boßftänbig ohne feftcS ©ehaXt arbeiten!
Unter biefen Umftänben »erben bic bringenben Sßiinfdje ber*
ftänblich, bie neuerbiitgs in einigen Berbänbcn ber EaftljmiSange*
fteßten erhoben »erben, ba£ Srinfgelb burch fefte Beaiige abgeloft
3 U fehen, auf bie ber Bebienftete gefeplidjeu Slnfprud)' erheben fönnc.
SBohl aber greifen babei bie Beftrebungen burdjauS fehl, bic btc
grage meinen baburch löfeit 3 U fÖitnen, ba% fie bie je^t beftehenbe
grei»ißigfeit beS Srinfgetbgeb en» 3 U einem j)techte be» Srinf*
gelb nehmen 3 »anbeln möchten, hiergegen »iirbe fich »ohl felbft
berjenige Seil be» ^ublifumS auflehnen, ber biefer Slngelegenheit
perfönlich gleidhgiiltig gegfenüberfteht; ber ©aft befi^t ent*
fchiebe.n nidht bie Pflicht, bie Sin ge ft eilten be§
SBirte» au entlohnen.
£)b Borforge getroffen »ürbe, bafe bie in ©eftalt fefter 8 u=
fchläge au ben je»eitigen Rechnungen au exhebenben SrinFaelber,
bie lebigtkh ben anbern Ramen „BebienungSgelbet" für btefdbe
Sache erhalten faßen, auch mirflich nur auf bie Slngefteßten ber*
teilt »erben unb nicht et»a in bic Xafchen ber SBirte fließen möchten,
fann bem groften Bnblifum h^aßch gleichgültig fein. Unb »aS
»ürbe fchliefelich bie angeftrebte Reubclaftung beö ©elbbeutel» ber
Beraehrer für einen Sinn haben, »enn, »ie es anbere Äxeifc
»i'tufcheu, es bem ©afte neben ber Sluflage beS „feften BebienungS*
gelbes" nach »ie bor „freiftehen" foß, für „befonbeoe Seiftungen"
abermals Sriufgelber au gebähren? 2Bie man in berartigen Bor*
fdjlägen eine „ßöfung" ber Srinfgelbfrage erblichen Fann, ift imer*
finbtich!
211
212
(soziale fragte unb Archiv für Volfsmuhlfalirt — 1018 — XXVII. Ar. 15.
Aud) bie fogenemnte „O r i it! g c I b a b I ö f u tt g", b. I). baS
Aufrecßnen eines feften ßufcßlages je nach ber ©öße ber Aedpuing
für Vebiemmg ufm. fanu bic grage nicht reftloS löfen; baS hat bte Er=
faljtung rcidpid) betätigt. 9111 bie gablreidjen ehrlichen S3erfud)e großer
unb flcincrer 93etrie6e, Don ©ofpigen unb fogenannten Aeform-©aft*
bäufern, finb regelmäßig ohne baS gemüufdjte Ergebnis geblieben,
ieils feßeiterten fie an ber 3clbftf ließt unb ber ©teidjgültigfcit ber
©äfte, teils an bem Ae'i’b unb bem Mißtrauen ber 9lngeftef[tcu unter*
einanber uitb bem Sßirte gegenüber, Oie ©äfte machten eben gum
allergrößten Oeife von ber angebotenen „Ablöfung" -feinen ©ebraucß
unb gaben lieber nach mie bor Orinfgelber, unb bie Angeftettten
nahmen fie gern 2 ).
Oie cingige mögliche unb bauer„nbe Veffe*
rung ber Verßältniffe liegt in ber grunbfäßlicßcn unb g e f e ß»
l i d) e n Abfcßaffung beS OrinfgelbeS überbauet unb in
feinem Erfaß burd) fefte 39 e f o I b u n g feitenS ber
Arbeitgeber!
Oabur,d> allein fönntc auch bem miirbelofen 3nftanbe ein
Enbe bereitet merben, baß gaßllofe Ejiftengen, bie ihrem
gangen OafeinSgmede nad) ebenfogut ©lieber einer notmenbigen
3ßirtfd)aftSbctätigung bilben, mie irgertb ein anberer ErmerbS-
gmeig aud), auf ben mehr ober minber guten Villen ber Ver-
gehrcr bis. gum Ießten ©elfer ihrer Einfünfte angemiefen
finb. ES barf feinem 3mctfel unterliegen, baß in biefer gorm
ber Entlohnung unentbehrlichem Oienfte etmaS EntmürbigcnbeS
fteeft; mag immerhin ans mandieineni ehemaligen Orinfgelb-
empfänger ein anfehnlidjer ©otelmirt gemorben fein, cS mirb
ihm in ben Augen ber in folgen Gingen äitßcrft empfinblichen
©cfcllfcha«ft bod) immerbar ein gemiffer Mafel anhaften, ber
nun einmal einem jeben treu bleibt, ber bem anbem cinft bie
offene ©anb hingehalten. OaS muß nnbefeßabet ber p e r f ö n *
liehen Xlnangreifbarfeit ber betroffenen angegeben merben,
miß man eine Söfung ber grage in menfeßenmürbiger gorm
unb in Anerfcnnung treuer unb rcchtfcßaffener Oienfte cmft-
haft int Auge behalten.
ES ift auS natürlichen unb ohne meitercS Perftänblicßert
©rünben nidjt au ermarten, baß in bergrage ber feften Einfünfte
ber ©aftmirtSangeftettten bie Arbeit g e b e r beS ©etnerbeS bie
3 ü h r u n g ergreifen merben; ber Menfch ift naturgemäß am
menigften geneigt, Maßnahmen baS Söort au reben ober gar
anjubahnen, bie ihm allem Anfdjcin nad) Opfer anmuten. Unb
baS feßeint ja auf ben erften Vlicf ber gatt an fein, menn Dom
©aftmirt perlangt mirb, er fotte, mie anbere Arbeitgeber auch,
feinen Leuten anftänbige unb ihren ßciftungen angeuteffenc
Söhne ober ©ehälter gaßlen. Unb bennoeß mirb baS nid>t git
umgehen fein. AllcrbingS, mo bie Saften maeßfen, miiffen ihnen
©egenmerte gegeniiberftehen, b. ß. hie eigenen Einnahmen
miiffen im Verhältnis ber größeren Ausgaben ebenfalls Per-
größert merben. OieS ift nur möglich bitrdh Erhöhung ber
jeßt üblichen Entgelte für Effen, Orinfcn unb
3d)lafen. Unb baS ift b u r dj f ü ß r b a r.
Ohne meitereS mirb heute Potn Vublifunt PorauSgcfeßt
unb burch bie Übung beftätigt, baß eS bie eigenen tatfäd)Iicßen
VcrbraudjSfoftcn utn 5, 10, ja 20 p. .©. burch pflichtgemäße
Orinfgelbcr erhöhe; maS anberS märe benn bie SBirfung, menn
baS Xrinfgclö fortfiele unb an feiner 8tatt ber ©aft eben eine
um bie angebcuteten Veträge höhere Rechnung au beaahlcn
hätte? ^as fomnrt im Ergebnis auf baSfelbe heraus, belaftet
meber baS gebenbe Vublifunt, noch ben Unternehmer, macht
aber bie Angeftettten a« äftenfehen unb erfpart obenbrein bem
©afte toie bem Vebiener bie peinlid>e Verteilung ober Emp¬
fangnahme Pott Almofcn.
3)ian barf fid) freitid) nicht int unflaren barübec fein, toie
manchen Angcfteilten eS geben toirb — 3ahlfellnc'r, ©otelpförtner
ufiu. —, ber baber, gegenüber ben jeßigen Verbältniffen, ben für-
acren aiehen mürbe; baS aber ift Oollfommeit gl-etdjgiiltig, baS SBoßt
beS Einaclnen muß fraglos anrürfftebni, kx>enn es fidi, mic Iper,
barunt Ijanbelt, einem nad) ©unberttaufenben aäblenben e^remuerten
93erufSftanb aufaußelfen. Ebenfomenig biirften jene Unternehmer
oon bent ^orfd)Uigc atlaufehr erbaut fein, bie fid) feine ÜJebenfen
barauS madjen, fid) bon ihren 9lngcftellten felber noch erhalten au
laffen.. (5old)C Erfdjeinungcn h°ben feine Xafeiuvbcredpiguug; über
fie muß bie gefetlfdjaftliche unb mirtfchaftliche Enttoidelung aur
^ageSorbnung übergehen. $>e eher unb griinblicher fie bcrfchminben,
befto btffer.
Oie Vcloegung aur Vefferung unb Vefeitigung beS Por-
hanbenen ÜbclftanbeS ift alfo, mie mir fagten, Pon obenher nicht
2 ) Vergl. ©eft 40 ber 3d>riftcn ber ©efellfdjaft für ©oaiafc
Oicform (©epbe, Oie Orinfgelbablöfung).
an ermarten; banach bleibt nur bie Urnmälaung Pon unten.
Oiefcr Meinung ift auch bie „©efellfchaft für foaiale Reform",
‘btc bie Söfnng ber Orinfgelbfrage als eine michtige Aufgabe ber
0oaialpolitif anfiefjt. Auch fie beaeidhnet eS als baS 3tel,
bie Entlohnung ber ©aftmirtSgehtlfen gleid) berjenigen jebcS
anberen Arbeiters gu geftalten, unb erblicft ben 3Bcg bagn in
ber gemerffdjaftlidjen 0elbftl)iIfe Pon unten ßer!
Eine folche a« erreichen, bebarf eS. aber ber P ö 11 i g e n
Etnigfeit ber beftehenben Vcrbänbc. 8ad>e
ber VUtglieber ift eS bann, bie eigene Leitung au aiclbcmußteni
Vorgehen anauhalten unb au biefent Vehufe fid) nur pon folchen
Scannern führen au laffen, bie unbeeinflußt burd) Eigen-
miinfdhe iebiglid) baS SBohl ber Allgemeinheit ins Auge faffen.
V9ir glauben nicht, baß bie großen ArbeitgeberPerbänbe,
bie ©otelierS- unb ©aftmirtSPereinigungen, fiel) bauernb ober
auch nur gntnbfäßlich gegen eine Abfrfjaffung beS OrinfgelbcS
unb bie Einfühnmg fefter ©ehaltsbegiige im Vahmen ber obigen
Vorfchläge ablehnenb Perhalten merben; fd)on bie ermähnten
aahlreidjcn, menn aud) infolge ihrer Vcreinäeiung mißgliicften
Verfudje, eine „Ablöfimg"' einaurid)ten, fprechen beutlid) für baS
Vorhanbenfein ber guten Abficht nnb beS foaialen VerftänbniffcS
in biefen Streifen. 8 ) ^elbftocrftänblid) fann feine Vebc baoon
fein, eine betart eingeroftete 3itte, mie fie bas Orinfgclb ift,
plößltd) unb mit einem 0d)lage befeitigen au motten! Oie Än-
berung ber gegenmärtigen Verhäliniffe muß oiclmchr fchritt-
meife unb allmählich erfolgen, bamit mirtfchaftlichc Erfd)üttc-
rungen, bie feiner ber in Vctracht fommenben Verufe er¬
tragen fönnte, nach aller ViÖglichfeit Permieben merben.
3unäd)ft hatten fid) bie VerbanbSPertretitngen fämt-
Iid)er beteiligten Arbeitgeber unb Arbeitnehmer über bie
grunbfäßliche gorberung au einigen, baS Orinfgelb, meil
in feiner jeßigen Ausartung nicht mehr aeitgemäß, abgufchaffen
unb burd) fefte ©chaltsbegiige au erfeßen. ©ierauf märe ber
Üffentlidifeit befannt gu geben, baß Pon einem gemiffen 3eit-
punfte ab beftimmte (innerhalb ber Vcrbänbc gu Pcreinbarenbe)
3ufchlägc für ©ergäbe Pon 8peifen, ©etränfen, SBoßnung unb
bergl. mehr, erhoben merben mürben, ftait bereu jegltdjeS Ortnf*
gelb fortfiele. Natürlich miiffen and) bie Angeftettten fooiel
ttiitefgrat, 3tola unb fogialen ©emeinfinn befunben, baß fie
fortan bie Annahme Pon Orinfgclb mit Entfdpcbcnhcit ab»
lehnen! — 38irb ben ©äften gunädift ber betreffenbe 3ufchlag
als notmenbig gur Occfung Pon Sohngemäbrnng nnb als
Orinfgelb-Erfaß Por Augen geführt, fo bebarf eS nur einer
fiirgeren ober längeren ÜbergangSgeit, um baS Vublifnnt an bie
höheren Vveife gemöhnt gn haben, maS um fo leichter ber galt
fein mirb, als ja bamit bie befonberen „©aben" megfatten, bie
burd) bie Erhöhungen erfeßt mürben.
Oie ©öhe ber allgemein gu erhebenben 3ufd)lägc muß
fclbftperftänblid) bem erfahrungsmäßigen Vrogentfaße ber bis¬
her üblichen Ortnfgelbcr entfprechen. Oie 8d)affnng einer
ctmaigcn Storni märe 0ad)e ber Vcrbänbc, bamit bei ber Ver¬
teilung ber Mehreinnahmen, bie borläufig auSfchließltcf)
bem Verfonal gugute fommen muß, biefent artnähernb biefelben
Einfünfte aufließen, mie eS fie feither cingeln aus ben ©abeu
ber ©äfte begog. (9Bir fehen, mic ber ©ebanfe eine£ „Orinfgelb-
ablöfung", ber auxir ungeeignet ift, bic jeßige siittc gu er¬
feßen, fehr mohl anmenbbar erfdheint, ben ctforberlichcn
Übergang au Permitteln!)
OaS gefchilberte Verfahren müßte nun folangc fortgefeßt
U>erben, bis aüfeitig ein abfdpießcnbcS Urtcif hal gemonnen
merben fönnen. Erft auf ©ntnb ber fo ermovbenen Erfahrungen
märe in Porfid)tiger Söcifc an bie Ausarbeitung Pon S o l) n -
nnb ©ehaltSfäßen herangntreten, mobei natiirlid) in
Anfehung ber äußerft nngleid>en 3ßirtfd>aftSbebingungen mir
an bic Vereinbarung unb geftfeßung Pon „Minbcftlöhnen"
mirb gebad>t merben biirfen! ^ft es bann fdjließlidy fomeit ge*
fommen, bann ift cs and) an ber 3^tt, bie ,,.8ufd)läge" Per-
fdßpinbcn au laffen; mit bem Angenblicf ber Einführung fefter
Einfünfte Parliert ihre befonbere Ermahnung jeben 3tt’edf.
OaS Etnnahmemchr, baS ihre nunmehr bauernbe Einrcdmimg
in bie ^orntalpreife nad) fid) aicfjt, fommt Pon jeßt ab felbft»
Perftänblich bem VMrtc gugute nnb fließt ungeteilt in feine
Oafcße, auS ber er ja fortab bic ©ehälter, Söhne ufm. gu ent¬
nehmen gegmnngen ift.
3 ) Auf bie Veftrebungen beS ©cnerattrircfiorS 0 c n b i g unb bc#
UnterauSfchuffeS ber ©efellftßaft für 3opale Reform für ba*
©aftmirtSgeioerbe mürbe bereits ^0- XXVI 3p. 8G hingemiefeu.
Soziale fragte unbSlrdjiO für Bolfswohlfaljrt —1918 — XXVII. 9tr. 15.
214
'iVÄ
ES mirb auffallen, bah auch mir bie eigentliche 3?Jebr-
auSgabe, bie ben Sßirten burd) ©ehaltSerfmbung ermüdjfe, ntd&t
biefen, fonbern bem Peraehrenben Bublifum aufaubürben
münfdjen; bie# ift jebod) gama folgerichtig, metl einmal baS
Bublihun f cf) o n i e fe t faft bie gefamte Befolbung in 2form
beS StrinfgelbeS aufbringt, unb meit ferner fein SBirt imftanbe
fein mürbe, jenes aWefjr, baS in groben Säufern in bie £aufertbe
gebt, aus feiner £ufd>e au beftreiten. il u r, menn ibm 3ftehr-
einnafjmen augebißigt merben, fann er audb bie oerlangten
ßReh rauSgaben' übernehmen!
Ein Berbanb bon ©aftljüuSangefteUten hat bet* Über»
aeugitng SfitSbrutf oerlieben, bah eine gefc^Iid^e Regelung
ber £rtnfgclbfrage ficf> niemals Permirflidjen liehe. %a, mamm
benn nicht? 3>aS irinfgelb ift — feien mir unS boeb baritber
flar — in feiner gegenmärtigen ©eftalt, befonberS menn eS,
mie fo oielfad), Won 0 o r b e r, im Borfdjuh Oerabreicbt mirb
in ber Ermattung, bafilr öor anberen bePoraugt au merben,
ein Sd)tniergclb! Allgemein ift ber ftampf gegen baS
Sdjmtergelb bereite aufgenommen, unb in Sfnmenbung beS
©efefceS gegen ben unlauteren Sßettbemerb mudb feine gefefclidhe
Unterbrücfung beftimmt au ermarten; melcber föinberungS«
grunb liegt Por, in ben begriff beS 8d)miergelbeS nun auch
baS moralifcb ebenfo au bemertenbe Xrinfgelb einaubeaieben?
Eine fofebe Regelung märe fogar in hohem ©rabe au begrüben,
metl eS bie Beftrafung beS Xrinfgelb g c b e n $ ermöglichte.
3inb unS bodj barin ftanaba, Ontario unb 9^orbfarDlina
bereite Poraitgegangen! 2>ort mirb baS ©eben Pon £rinfgelb
als 33 e ft e cf) u n g gemertet unb mit ©elbftrafen bis au
200 Dollars ober 2 fahren ©efängnis geahnbet.
SBir finb unS beffen feljr moftl bemubt, bah bie enblidje
Regelung im Sinne ber Oorftefjenben aiuSführungen ficb über
Sabre erftreden mag; nidjt nur bie praftifcfym Schmierigfeiten
finb febr grob, fonbern eS merben oor allem bie perfönlWen
Sßiberftänbe berer nicht au unteirfdjäben fein, bie bei bem jefcigen
Suftanbe it)r Schäflcin fd)et*en, — fie miiffen unb merben aber
übermittiben merben fönnen.
BßaS mill fcblieblicb auch eine Sfteibe Oon fahren befagen
gegenüber ber Xatfad)e, mie lange Won ber ftcmtpf gegen
baS längft als unfittlid) erfannte Xrinfgelb mäbrt; liegen bod)
allein bie Bemühungen beS Scheint Wen SotelbefifeerOereineS,
hier SBanbel au Waffen, mehr als fiebaig Sabre auritef!
$ie ÜbergangSaeit ift baau gegeben unb mub Oon
oornbereiit babin oermenbet merben, bem jungen ^adbmtWfe
{amtlicher ©attungen Oon ©aftmirtSangefteßten baS ©efübl
für baS fittlidj Entmiirbigenbe beS XrinfgelbnehmenS tief in
bie Seele au pflcmaen. Sehr Oiel besprechen mir uns in biefer
Beaiebung oon ber nod) jungen ®otelfad)Wule 8U ^üffelborf.
Sie ift mie feine anberc 8teHc berufen, baS StanbeSgefühl, ben
8toIa auf ben Beruf unb bamit bie Sebung feines SlnfebenS
im gefaulten B?irtfd)aftSbüfein au beleben unb au meefen.
JUlgenrnt« fojfoljwlitUi.
(frörecf)tsfragen unb BeüöIferungSpoIitif. £>ie Wmierige
gelbliche Sage beS Reichs bat bereits oerfd)iebentIidj Bläne
auftaneben laffen, bem 9tcid) nicht nur burd) eine ErbfcljaftS-
fteuer, fonbern burd) ein gefefclicheS Erbrecht in beftimmten
gälten größere Mittel auaufiibren. 2Ü)ulid)e ©ebanfen, bei benen
aßerbingS nid)t bie ©elbfrage, fonbern bePölferungSpolitifdje
©efichtspimfte im Borbergrunb fteben, merben in einer fteinen
Schrift Oon Dr. ft u c a h n S f i unb Dr. aftanSfelb a«r öf=
fentlicbenErörterung geftetlt*). ^)erBorfd)lag ber Berfaffer gebt
babin> bafe baS ftteid) in benjenigen Säßen, in benen ber Erb*
laffer nicht burd) 9tadjfommen für bie Erhaltung beS BolfS*
tumS in angenteffener Söeife geforgt bat, einen Bflicbtteil au*
gemiefen befommt, gtcid)fam als märe baS fßeieft ein ^inb
beS Berftorbenen. ^ieS Bffi^tteilS-Erbrecbt foß eintreten,
faßS meniger als 3 föinber bam. bie Slbfötnmlinge Oon 3 ft in*
bem, alfo 3 Erblinien, oorbanben finb. Slbfömmlinge, bie im
ftriegSbienft ober in biefem gleicbgefteßten Übungen ober auch in
ber ftricgSfranfenpflege geftorben finb, merben bauernb meiter
geaäblt, fo bafe in folcfym Säßen, audj menn tatfäd)tid) nur nod)
meniger Erblinien oorbanben finb, baS Sfteidj feinen BflWt-
teilS«knfprnd) bat. dagegen foßen an ftinbeSftatt angenorn-
*) *3>er Bflidjttc'd bcs Reiches. Ein Borfcblag au pretttifdjer Be*
oölferinifldpolitif. Bering oon Julius Springer 1917. Bt- 1,« M.
mene Berfonen n i d) t als 3lbfömmlinge im 3inne beS ©efepes
gelten, ba fanft bie ©efabr ber Umgebungen au groß märe.
®i*e Schrift toeift bann roodj im einzelnen nach, loelcber Anteil
ber ganzen Erbfcbnft auf baS JHeicb faßen mürbe, je nadjbcm etb-
bered^tigte Eltern, Ehegatten, fomie ein bis bret ftmber borhanben
finb. fefMiegeitben Kapitalien, namentlich bei $vauS* unb ©rumb*
befip, foßen gärten burd> bie §luSaat)lung beS BflWtteilS möglichft
Oermiieben merben unb allmähliche 2lbaahlungen auläfftg fein. 3>a§
jßeich foß auch bas tßed)t unb bie Bflid)t bekommen, in befonberen
Säßen gana auf ben BfÜchtteil au oeraidjteit ober bie.VluSaatjlung
gegen SicherheitSleiftnug au ftunben. Solch’ ein Saß läge a* B. Oor,
menn eine traute 2Öiimc ober ein fränflid)eS Kinb gana unb gar au
ihrem Unterhalt auf bie 3mfen beS o ollen Erbes angemiefen
mären; bann foß bas 9teicf> bie $luSaahlitng beS BflWtteilS ftunben
fönnen bis nach bem 5£obc biefer Erbberechtigten-.
2)ie Berfaffer haben oerfuebt, auf ©runb ber Sdjöneberger
3tanbeSamtS- unb 3teuerliften eine Slrt 3ti<hProbe au machen,
mie hoch fid) ber Erbanfaß beS SfteidjeS fteßen mürbe. 3ie ge¬
langen au ber Schädling, bafe ficb für baS SMd) eine Einnahme
oon 662 SWißionen 2ßarf jäbrlid) ergeben mürbe. Sa baS neue
©efeb, melcbeS fid) bie Berfaffer als eine Ergänaung aum
B©B. § 2303 benfen, auS beOölferungSpoIitif^en ©rünben
gegeben ift, — ftärfere gelbliche Befaftung ber ftinberlofen
unb ftinberanuen gegenüber ben ftinberrcidjen —, fo märe baS
Sbcal nun audj, bie Erträge ben finherreid>en Samilien ober
fonftigen bebölferungSpolitiWcn aKafenabmen in ooßem Um¬
fang nuhbot au machen. 3lngefid)tS ber gelblid>en Sage beS
Reiches befdbränfen bie Berfaffer ihren BorWlag barauf, ba&
etma ein Biettel ber Erträge, alfo runb 165 ßßißionen ßßarf,
für beoölferungSpolitiW« Bmecfe oermanbt merben foß; als
befte Sorm hierfür fei bie gelblid)e Sörberung ber ©eineinben
au empfehlen, bie eine grünbliche gemeinnübige 8ieblungS-
nnb aBohnungSpolitif betreiben.
2)ie Berfaffer finb fidh natürlidj bemufet, bah infolge fteuer»
lidber ober fonftiger gefefelid)er Bfahnabmen aud) nid)t ein
fttnb mehr geboren mtrb, ba bie Srage ber BeOölferungSau*
nähme ober -abnabme in hohem ßttafcc. eine gt'age ber SöißenS-
unb ^enfriebtung beS BoIfeS ift. SDer „BJiße aum ftinbe" fönne
atrnir and) bitrdb fittlidje Becinfluffung geftärft merben, er mirb
aber bod) noch mehr burd) mirtWaftlidje ©rünbe beeinflufet.
BZan muh babin ftreben, bie ftinber, bie jefct für bie meiften
Eltern eine mirtfdjaftlicbe Saft barftellen, and) mteber au mirt-
fdjaftlid)en SBerten au machen. 2)icS tritt am fidjerften ein bei
ber eigenen ßanbmirtfdjaft unb beim ©artenbau, mo bereits
ftinberfräfte SBerte fd)affen fönnen, and) ohne irgenb meldje
SluSbeutung ber ftinber. 3lncb ber ©ebanfe an bie brobenbe
3d)mälcrung beS Erbes fann in oielen Säßen baS gemoßte
3metfinberfpffern brechen, acatitrlid) merben bamit bann aud)
bie Einnahmen beS Reiches aus bem BflidjtteilSerbe mieber
geWutälert, bod) ift bie in ber Schrift Oon ftucapnSfi unb
aWanSfelb empfohlene aftahnahme, bie nicht auS gelblidhen,
fonbern aus beOölferungSpolitiWen ©rünben gegeben merben
foß, ja fo eigenartig, bah fie ihren Bmetf am heften bann erfiißt,
menn fie ein immer geringeres ©eltungSbcreid) erhält.
ft 153 910)0. in ber BrngiS. 9inch ber Krimincrlftatiftif für baS
5)eutfche 9leich ift in ber 3eit Oon 1903' bis 1912 „locgcn Beeinträch-
tigung ber Koalitionsfreiheit gewerblicher Arbeiter" inSgefamt gegen
10 536 Bcrfonen Auflage erhoben Worben. Bon biefen würben 6373
oerurteilt, 4163 Berfonen freigefprochen. 3ln Strafen würben ocr=
hängt: Zuchthaus (^nfapftrafc) gegen 1 Berfon, ©efängnis oon
3 SRonaicn gegen 29 Berfoncn = 0,4G o. ^>. aller Berurteiltcn, ©e*
fängnis Oon 1 bis unter 3 SRonaten 372 Berfon-en — 5,8 o. aßer
Berurteiltcn, ©efängtiis Oon 8 bis unter 30 Sagen 1397 Berfoiren
-- 23,« o. £>. aller Berurteiltcn, ©efängnis Oon 4 bis unter 8 £ügen
1962 B^rfonen — 32,s o. ^>. aller Berurteiltcn, ©efängnis oon
weniger als 4 Sagen 2539 Betfonen — 40,o o. fo. aller Berurteiltcn.
Btit ©elbftrafe würben beftraft 40, mit .^>aft 1 unb mit BerweiS
32 B^fonen. 8Cuf ben Surdjfchmti biefer aehu entfallen fo=
mit 637 oerurteilte Berfouen. $n ben fampfreichen fahren 1906 unb
1912 würbe biefer Surdjfdjiiitt erheblich überfdiritten (1096 baw. 934
Berurteilte). Biit ber ^ahl ber in beftreiften Betrieben bcfd)äftigtcn
Berfonen — naeß Btahgabe ber hier freilich, wie befannt, fchr an=
fechtbarcn amtlichen Statiftrf — iii Bcaichung gebradjt, ergibt fidh,
bah 1906 l,o o. i. ber Bcfdjäftigten unb 4/13 o. X. ber Strcifenbeu
aus S 153 berurtcilt würben; 1912 waren es l,i baw. 2,:? o. S.
2>ie 3al)l ber Srcifprcchungcn war mit 39,5 o. f&. in ber ^eit oon
1903 bis 1912 auffaßeub grofe. Xie angeführten Ziffern beweifeu,
bah felbft in ben engen ÜRafchcn beS § 153 nufere bifaiplinierte
beutfdhe Slrbeiterfchaft bei ihren Kämpfen fid) nur berljältiiiSmähig
fehr feiten oetfamgen hat. ©erabe bcShalb aber berbient biefes
'JluSnahtnegefeh befeitigt a u werben: es ift burch bie Eraiehuufl^ 5
215
Soziale Praxis unb rd^ib für BoIfSiuoljlfahrt— 1918 -- XXVII. Sir. 15.
216
arbeit ber Crganifationen überholt unb trifft bcn einzelnen, loo eS
noch 3 U Strafen führt, mit einer Schärfe, bie in feinem Verhältnis
3 u bem ftaatlidjen $ntereffe an bei* HBletlaffung beS TclifteS ftebt.
ffirforge ßfrgtrtegstif fdfitetgte uni> tjetntheljrfii&f Krieger.
Tie Veftfjäftigung ^peereSentlafieitet in groben Snbnftrtc-
merfen erfolgt mitunter nur fo lange, bis fid) baS Scrf über-
Beugt bat, bah ber beintgefebrte Arbeiter (mit ober ot>ne KriegS-
befd)äbigimg)fid) für biejenige Arbeit nicht eignet, bie in ber ein*
seinen Abteilung, für bie er angenommen morben ift, Ocrrichtet
mhb. (Sin bcrartigeS Abftohen bon ArbeitSfräften mirft aber,
mie bie KriegSamtSfteEe fünfter amtlich auSfiibrt, bcfonberS
berbitternb itrtb beunrubigenb, menn cS fich bei ben 3uriicfge*
miefenen um Kriegsteilnehmer ober KriegSbefchäbigtc
banbeit, bie fich nieift bei ihrer alten VetriebSab»
teilung gemelbet haben unb nun häufig bie Erfahrung
machen miiffen, bah fie infolge ber mitgemachten Strafen
ufli). ben Anforberungen nicht mehr gemachten unb gcjttmngcn
finb, anbere suträgliche Arbeit Bit fliehen. 3 ugleicf) merben bitrcb
fo oerfchmenberifchcS Umgeben mit ArbeitSfräften fehmer
miegenbe fricgSmirtfchaftliche Sntereffen berieft, ba ber feeres»
erfafo bie $erauS 3 ichung friegSOermenbungSfähigcr Arbeiter
erforbert, bie natürlich um fo fehlerer ift, je meniger bie ©roh-
betriebe ihre innere ßrganifation fo einrichten, bah Arbeiter,
bie in einer Abteilung befebäftigt merben, im Salle ihrer sticht»
eignitng in eine anbere Abteilung übernommen merben, ftatt
bah man beoorsugt, aitr Entlaffung an fchreiten, deshalb hot
baS SteEo. @eneraIfommanbo beS VII. ArmeeforpS beranlaht,
bah bie VcBirfSfomntanboS unb bie auf ben gröberen Serfeit
eingerichteten militärifchen KontroEfteEen alle jene gäEe auf»
Hären unb aur Sprache bringen, mo ein aur Arbeit über»
miefener ober in 3ngang gefommener Sehrpflid)tiget (inSbe-
fonbere ehemaliger SerfSangehöriger) auS nidjt ftichhaltigen
(Sriinben abgetoiefen ober nach einigen Tagen mieber entlaffcit
n>irb, ohne bah bie Möglichkeit geprüft mürbe, ob ber betreffenbe
nicht an anbrer Stelle im Serf feinen Plafc auSfiiEen fönntc.
Jjtnjtitte Bitflön&e.
100 000 grauen an ber ©tietibahn. Sährcnb bie preuhifeh«
beffifche StaatSeifenbabnoermaltung oor bem Kriege fnapp
10 000 gramen im Viiro», AbfertigungS», Telegraphen- unb
Schranfenmärterbienft, bei ber Vahnunterhaltung, ber Steini¬
gung ber Sagen unb Tienfträume befdjäftigte, finb jeht
100 000 grauen in faft allen 3tocigen beS EifenbahnmcfenS
tätig. (Sine meitere Vermehrung ber mciblichen ArbeitSfräfte
ift geplant, bie nur begrenst fein foE burch baS vorläufig aEer«
bings nod) nicht erfchöpftc meibliche Arbeitsangebot, fomie bie
Stiidficbt auf bie Sicherheit unb planmähige Abmietung beS
EifenbafmbienfteS. Tie mciblichen Erfaphäfte merben mäh*
renb beS Krieges mtr aur Ooriibergebenbcit 33ef<häftigung an¬
genommen,. ba bie Oermehrte grauenbefd)äftigung ein ben
Eifenbabnen burch ben Krieg aufgebrungener Notbehelf ift. Ter
(Sifenbahnminifter erfennt an, bah fie fid) im groben unb
ganscu aufs befte bemährt höben, ein Erfolg, gu bem bie Oon bet
Vermattung eingefiihrte meibliche VcrufSfleibung nicht menig
beigetragen hat. AEerbingS fteht ber Stupen ber grauenarbeit
in bem oiclfältigen, in feineti einselnen 3meigen burdiauS Oer»
fd)ieben gearteten Eifenbabnmefcn nicht-ii.beraE auf gleidier
<£öbe. ßn 1 aEgemeinen Iaht fich fagen, bah bie grau in rein
oerftanbeSmähiger Tätigfeit, ben Eflann bei einfachen bienft*
lidjen Verbättmffcn bu erfefeen Oerntag, mcnngleid) ihr anfangs
bie griinbliche gadjauSbilbung unb Schulung beS EifenbahnerS
abgehen. So bie geiftigen Sähigfeiten mit förperlidjer @e-
uxmbtheit unb Stiiftigfeit gepaart fein miiffen, ~ unb bah ift
iiberaE int eigentlichen (SifenbahnbetriebSbienft bet* gaE —, fanu
bie grau inbeffen mit ber männlidjen fieiftungSfähigfcit nicht
Sdtritt halte'n. So es aber Oortoiegenb auf jene förperlidjen
(Sigcnfchaften anfommt, lute bei ben Betriebs-, 58ahnuntcr*
haltungS- unb Serfftättenarbeitcrn, erreidhen bie grauen nur
r>0 bis 75 ^rosent ber männlichen £eiftungSfäf)igfeit.
Vergleiche atotirfjeu Lohnhöhe «nb UnterhaltSfoften in granf*
reich Oor imb mährenb ber KriegSseit toerben im franBÖfifdiett
Amtlichen Arbeitsblatt auf örunb Oon Statiftifen gesogen, bie
oorsugStoeife auS ben fahren 1011 bis 1010 ftammen.
Aitnmt man bie Sohlen ber VorfriegSseU at^ 100 an, fo ergibt
fid) für ^>anbtoerf unb girbuftrie bie folgenbe Steigerung ber Sölme:
im j&anbmerf in ber ^nbuflrie
aWännerlöhne.122 125
gcauenlöhne.116 188
Qs> finb bann toeiter berechnet tuorben bie Kofteit für bcn Lebens¬
unterhalt (Sohnung unb. Aahrung) eines $unggefellen;, b?p. bie
greife für 18 nichtige Lebensmittel, bk eine oierföpfige Familie
monattich aufauroenben hat. Aimmt -man auch hier bie 3 a bkn
ber VorfriegSaeit mit 100 an, fo beträgt bie Steigerung für bie guitg-
gefeüen 141, für bie Nahrungsmittel einer gamilie 145. Tüefe
Steigerungsfähe für bie llnterhaltsfoften finb alfo mefentlich höher
als bie SteigerungSfähe für bie Löhne, unb atoat hat eS ber allein-
ftehenbe Arbeiter batn. Arbeiterin am fchlnerften, burchaufommen,
mährenb bei beu gmnilien je^t öfter ein Ausgleich baburch gefchaffen
mirb, bah bie luciblichen gamilienmitglieber ftärfer inS SrtoerbS-
leben geaogen finb unb in ber gnbuftrie bie gröhte Lohnftcigerung
(100 auf 138) craieften.
Tie Löhne in ber La nbtuirtfehaft finb ftärfer ge¬
diegen als in ^»aiibtuerf unb gnbuftrie. Tie Steigerung betrug
bei bcn Löhnen ohne Vcföftigung 50 9. unb bei bcn Löhnen mit
Veföftigung unter Anrechnung ber höheren UnterhaltSfoften 58 u. £>.
Tie StcigcrungSfäpe meicheit bei ben oerfchiebenen Vetufen
ftarf Ooneinanber ab, cbettfo ift bic Lage in ben oerfchiebenen
LanbcStcilcn Oerfchieben. ^m aEgemeinen ift im -Norboften bie
gevingfte, im Seften ftärfere Steigerung ber Lö^ne 511 fpiiren.
Enter ben berufen finb für bie männlichen Arbeiter am meiften
begüftftigt bie Leberinbuftrie, bie (Srbarbeiter unb bie Tagelöhner,
bie 1911 bie fchkddeften Löhne hatten; bie geringften Steigerungen
eraiclten 23uchbrucfer unb Bauarbeiter, gür bie grauen finben ftdi
bie ftarffteti Steigerungen I>ei ben NlctaUbrcherinneu mit 62 u.
unb bei beu ^yanblangerinueit mit 59 0 . £., mährenb ber Turch*
fchiiittSfab in ber gnbaiftrie für grauen 38 0 . $. beträgt. Seit
unter biefem Turchfchnittsfab bleiben a- Arbeiterinnen ber
Textilinbuftrie mit 20 0 . £>.
gfllpUwwegintgen uni JlrbettskÄm^fc.
6=111 getuerffdiöfEicher Grfolg im Siegcrlatib. Ter ötemerf-
Herein dj r i ft I i dj e r Bergarbeiter hat Gnbe 1917 eine
Lohnerhöhung oon 15 u. für bie Bergarbeiter beS SicgerlaubeS ba¬
burch erreicht', bah er ben Kommiffar ber eifenaeutralc ucraulaht hat,
mit ber Oiciuährung einer anfänglich abgelehnten Preiserhöhung für
ÜHfcnfteiue bie Auflage an üerbinben, bah eine angemeffeue Lohn¬
erhöhung ftattfinben müffe. Bis 311 m 9. Teacmber luarert 3111 * Lohn¬
erhöhung bic ©ruben ber girma Krupp, ber Siffener Stahliucrfc,
Stord) unb Schöneberg, S. genianbo, griebridi Wilhelm unb 3u=
fällig müd bereit. Tie Sachfamfeit bcS ; d>riftli<hcn OkmertoereinS
ueranlahtc and) lueitere ©ruben, bie fich anfänglich um bie Lofjn-
aufbefferung britefen 311 luollen fd)icnen, 311 cutfprcdjcnben (Ir-
hühungeu.
®rgrnitffltimwn fcr Jlrbfiter, ©f^ilfen, JlttgfPellten
tmb Beamten.
©in frcigenjerffdjaftlichcS Arbeitcrprogrnmm
toirb in einer Tenffc^rift Oerbreitet, bic bie ©eneralfommtffiott
ber ©eroerffchaften TeutfchlaubS Oerfaht hat. 3iucd ber Teuf-
fdhrift ift eS, bcn ©efepgeber auf bie giiEc ber bu Ieiftcnben
foaialpolitifdjen Arbeit hinaulocifen unb bie Arbeitermaffen
Bum Veitritt bu ben ©emerffdhaften, bic ihre Sntereffen loahr-
Bunehmeu fliehen, anButocrbcu. TaS Arbeiterprogramm geht,
nach einer Einleitung, bie fid) baau befennt, bah natiirlid) nicht
aEeS auf einmal in Angriff genommen loerbcn fann, bah aber,
bcfortberS in ben ÖleichberedhtigungSfragen, ganse Arbeit, nicht
glicfloerf geleiftet merben muh, 311 Einselforberungen über,
bie in 18 Öruppcn eingeteilt finb. Steuerfragen, Sehrpflidit,
allgemeine JEechtfprcchung, Sahirecht als politifdie gragen im
engeren Sinne auher Vetradjt lafjcnb, forbert bie Tenffdjrift
unter anberem sur f 0 3 i a I p 0 l i t i f d) e n £> r g a n i f a »
tion (1) ein ^etchSarbeitSminiftcrium unb einen Aufbau ber
fo^ialpolitifd^en Vermaltung in beu unteren unb höheren Ver-
maltungSeinheiten burd) Arbeitsämter; sur Arbeiter»
0 c r t r e t u n g (2) ArbeitSfammern unb obligatorifdK
Ai beitcvauSfchüffe. Sobann gehl bas Programm 311111 £> r -
g a n i f a t i 0 n S - unb TarifOertragSredit über
Ci» unb 4). Tic hierauf bcsiiglidien gorberungeu geben mir im
Sortlaut:
Aufhebung aller bas Acdji ber Bereinigung, ber ArbeitSuieber-
legiuig, 3pernuig oon Betrieben uub beS BonfottS 311111 ^luprfc ber
Sogiale ©rnris unb5ltdjiv für ©olfsmoblfaprt — 1918 — XXVII. 9?r. 15.
218
i\n
öerbeitui)*ung befferet ober gut ©erteibigung beftepenber Lopn* unb
ätbeitsbebingungen befdjräntenben gefeglicpen ©eftimmutigen, in§»
befonbere bet töoalitiouSVerbote gegen Eifeitbapn» unb fonftige
Staatsarbeiter unb »angejtellte, Seeleute, LanbwirtfcpaftSarbeiter,
$auShüItSperfonal uitb gegen Arbeiter auSlänbifcper £erfunft; ge»
feglicpe Sicherung beS Bereinigung^» unb Strcifred)tS gegen bepörb»
licpe unb private ©erböte unb ©cfdpränfungen. Vlblcpnung aller
Streitfiaufeln in Verträgen bei Vergebung öffentlicher Slrbeiten
unb Lieferungen unb ©erpflidptung ber Übernehmer foId>cr 5luf»
träge, baei ^onlitionsrccpt ihrer t’lrbeiter unb 5lngejtellien angu»
erfenneni. — 9iecptlid>e 5lnerfemtung ber gwifepen unabhängigen
Crganifationen ber Arbeiter bgw. lUngeftcHten unb ber Unternehmer
Vereinbarten Tarifverträge, fofern folcpe bei einem guftänbigeu Gini»
gungSamt untcrfcpriftlicp hinterlegt fttib; Sicherftellüng jolcper Tarif»
Verträge gegen private Vlbbingung; Grflärung ber Tarifvereinbarun»
gen als öffentliche* flieept; Aufhebung aller nicht unmittelbar aus
bem Tarifvertrag hervorgeheuben £>aftuugöbeftimmun«gen gunt 9tacp»
teil ber Vcrtragfcpliegenben Crganifationen.
51IS 5. $mift mirb baS E.i n i g u n g S tu e f e n behanbelt;
hier’ Serben ®d)lid)tungsftellen, SanbeSeinigungsämter nnb
ein StatdjSeinigungSantt Verlangt. $mfid)tlid) be35lrbeits-
r echt 8 (6) mirb Bereml)eitlid)ung nnb SlnSbau geforbert.
©obann geht bie Denf fchrift gum 51 r b e i t c r f di lt g (7) über,
für ben bie .«pauptforbernngen lauten:
©eicpSeinbcitlidie fltcgelumg beS SdjugeS aller Arbeiter unb 5ln«
gegellten; gefeglicpeS ©erbot jeber GrWcrbSarbeit von. ßinbern bis
gum 15. Lebensjahre unb jeber gefunbbcTtSfcpäblicben ©efepäftigung
von gugertblirpen bis gum 18. Lebensjahre fowie von grauen; ©erbot
jeber 9?a<ht» unb Somit agoarbeit für tfinber unb gugenblicpc; ©in»
fdjränfung ber 9tadjt» unb SoimtagSarbcit auf ununterbrodjcne ©c*
triebe unb unabweisbare ©ebürfniffe ber allgemeinen, ©olfswoplfahrt;
Gewährung eines wödjentlicpcit iHuhetcrgeS in gälten, wo bic Sonn»
tagSrulje im uffcntlidjen gnteveffe nicht burchfüljrbar erfdjeini. grei»
Iaffung beS Sonnabenbnad)mittagcS für grauen, Einführung eines
gefeglicpen ©fojimalarbcitStageS von 8 Stunben für gugenblicpe unb
grauen, fowie von 9 Stunben für alle erwachsenen Arbeiter unb
5lngcftellten mit ftufentveifem Übergang gur 5lcptftunbcnfchtiht.
3ur ©ogialbe rfidjerung (8) mirb u. a. bie Ber*
einbeitlidjung von Arbeiter» unb Slngeftelltenberficperung, fo*
mie bie Einführung Von 3D?utterfd)afts» unb 9tatd)3arbeit<?«
fofenberfichernng geforbert. &in)id)tlid) ber Bed>t»
fprechung (9) verlangt bie Denffdirift u. a'. 5lrbeitS*
geridjte, bie für alle ©treitigfetten aus 5lrbeitS- unb Dienft«
berträgen guftänbig fein foltern. ©obann mirb bie reidjSgefet}*
Iidje Regelung ber 51 r b e i t s b e r m i 111 u n g (10) unb ein
organifcher Sufbicru beS 5lrbeit§nad)meismefen3 gemünfept
(öffentliche 9tachmeife für jeben ©tabt» unb SanbfreiS, 5ItbeitS-
nadjmeiSämter für bic Bermaltungseinheiten, 5lrbeitSnad)meiS»
gentrale beS 9tatd)ö). gm @ e n o f f e n f d) a f t S m e f e n
(11) mirb bie 5lufhebung aller Erfd>merungen unb ©efchrän«
fungen, hinfid)tlich ber 9teid)S*, ©taatS- unb fonftigen 5W o n o *
polbetriebe (12) 9luf[id)t beS StcidjSmirtfchiaiftSamtS unb
Beteiligung ber Slrbeitnehmer an ber ©ermaitung geforbert.
T)ie mirtfchaftspolitifdjen 9lnregungen (13) feljen
it. a. ben 5lbbau ber 3ölle auf Snbuftrie- unb Ägrarergeugniffe,
aber aud) giinftige unb langfristige ^anbelSberträge bor. T)ie
gorberungert int.ernationa»ler®ogialpolitif (14)
finb- fo aftuell, bafe fie im Söortlaut miebergegeben feien:
Sicherung eines möglichft großen Anteils ber biirch bie beutfjhe
5lrbeitSgefepgebung erworbenen Dtechte für bie im HuSlanb befchäf»
tigten Teujfchcn fotvie Eleichfteliung ber in Tteutfchlonb arbeitenben
5(uSlänber ‘ mit ben ©inheimifchen, burch internationale ©erträge
gut auSglcichenben Regelung ber SlrbeitSgefchgebung in aüeu Läw»
bern, bie fich inSbefonberc erftredfen auf bic ©idicrung ber greigügig*
feit; 51uSbau unb SluStaufch ber SlrbeitSmarftftatiftif; Sicherung beS
ÄoalitionS», ©ercinS» unb ©erfammlungSrcchts, ©infiihtung ber ©er»
fidjerung gegen ft’ranfheit, ©erufSunfälle, $nvalibität, älter unb
51rbeitslofigfeit fotoie ber äftutterfchaftSVcrfidherung, Sicherung er»
tvorbener ©entenanfprüche auSlänbifdjer ?lrbeiter auch nad) bereu
ÜHüdfehr in bie Heimat; ©erallgemeinerung beS ©erbots jeber @r»
tvcrbSarbeit von föinbern unter 15 fahren unb beS ©erbots ber
9tachtarbeit unb ber ©efchäftigung von grauen lutb gugeublichen in
gefunbheitsfchäblichen Betrieben unb in ©ergtveirlen unter Tag,
©efchräufung ber 5(rbeitSbaucr ber ^sugenblichcn unb grauen auf
8 Siunben unb ber crtoachfencn Slrbciter auf 10 Stunbeu mit einem
jtufemueifen Übergang gur ?lchtftunbcnfchicht; allgemeine Einführung
beS SBöchncrinnenfchubeS burch ©efd)äftigungSVerbot tvährenb
10 ©k><hen, ©erallgemeinerung ber gefehlichen Sonntagsruhe. ®e»
rnemfame ©efämpfung ber Unfall» unb ©cfunbljeitSgefahren unter
Vlufftellung von Liften gefunbheitsfchäblicher ©erufsarten unb ge»
werblicher @ifte; ©erallgemeinerung unb 5luSbau ber ©ewerbeauf»
ficht, ©eteiligung ber iUrbeiterorganifcrtioneu an ber Durchführung
beS 5lrbeiterfch«h^- 51 ufnähme von ©eftimmungen gut ©erloirf»
lidjung ber borftehenben gorberungen in bie grieoenSberträge; 51 n«
erfennung beS internationalen SlrbeitSamtS in ©afel als offizielles
internationales SlrbeitSamt ber beteiligten Staaten unb Sulaffung
einer ©ertretung beS internationalen ©elverffchaftSbunbeS gur
Überwachung ber Durchführung ber internationalen fogialpolitifcpcn
©ereinbarungen.
Siir bie ©olfSeruähvuttg (15) mirb bie allmähltdhe
Slufhebung ber LebenSmittelgöUe unb fonftigen Saften auf
Lebensmittel, Sörberung. bei heimifdjen SebenSmittelergeugung
burd) ©erftaatlidhung be f S länblidjen ©ealfrebits geforbert,
ferner SebenSmittelreferben für TeuerungSjahre unb ein
SieichölebenSmittelamt, baS n. a. bie genoffenfchaftlidhe Organi*
fation bon Ergcugern unb ©erbraudjern förbern unb einen
bireften 5fuSgIeidj gmifdhen Sanb unb ©tabt anbahnen foü.
Sür bie ©ßohuungSfürforqc (16) nimmt bie Denf*
fchrift fich oller mobmtngSreformenfdjen Etngelforberungen an
unb miinfdht ben Erlag eines entfpredjenben fReidh^gefegeS.
Enblich befagt fie fich noch mit ©olfsgpgiene (17) unb
»ergiehung (18); auch hi^ mirb ©eich^hilfe icmgeftrebt.
9ietht bernerfenSmert ift baS © dj l u g m o r t ber Denf*
fchrift, in bem cS u. a. heigt:
„3wei Generationen ber Hrbciterflaffe finb in fchweren
Kämpfen um ihre Gleichberedjtigung in 1 Staat unb Gefellfchcrft ba»
hingegangen, ©erfolgt unb verfemt bis furg Vor 5luSbrudj biefes
Krieges, hotte fie eine breite ,®luft beS paffes unb beS Ieibenfchaft»
lichften Kampfes Von ben ,hcrrfchenben klaffen getrennt. SBaS fie
aufredjt erhielt in ihrem Los, bas war bie tiefe Liebe gu ©olf
unb Heimat, unb ber groge Glaube an bie eblen Kräfte ber
SWenfchheit. Der unfevem Laube aufgebrungene Ärieg hot bie
trennenbe $luft gwifchen ben beutfeheu ©oltSgenoffen überbrüeft, unb
in ber gemeinfamen 9iot erwudhs ein Stüd G e nt e i n f cf> a f t S »
a r b c i t, baS gu ben heften Errungenfchaften biefeS Krieges gehört.
Diefc GemcinfdjaftSarbeit nach bem ^rtege fortgufeben, ift ber
©Junfch ber beften gührer unfereS ©olfes. Seine Erfüllung fefct
voraus, beug bie gemeinfame 9Iot uns noch ein weiteres hmlcrlaffen
hat, eine äamerabjefjaft, bic hoch onb niebrig in gleichem
i&age erfüllt, bre feine Unterfdjiebe beS StanbeS uiU) beS ©efipcS
fenmt unb feine ©erlegung ber Gleichberechtigung bulbet. ©ernährt
fich biefe Äamevabfchaft im neuen Deutfdjla nb, beWeift ge fich
burch bie Tat auch gegenüber ben bisher Entrechteten unb Enterbten,
bann wirb.bie Schicht beS attigtraucnS fdjmclgen unb ein 3 u»
fammenwirfen aller ©olfSgenoffen möglich fein.
SEenn ber Äriteg vorüber ift, wirb es natürlich ebenfo Parteien unb
ßlaffenfämpfe geben wie früher. Denn, wie auch £err b. fflethmann
^ollwcg am 2. Degember 1914 erflärte: „Ohne Parteien unb ohne
politifdjen Slampf fein politifches Leben, amh für baS freiefte unb
einigftc ©olf." Unb wir fügen fjingu: Ohne ^ntcreffenverbänbe ber
Unternehmer unb Arbeiter unb ohne Lohnfämpfe gäbe cS feine
Tarifverträge, feine gemeinfame Crbnung ber Arbeit. Slber von
ber Gewähr voller Gleichberechtigung hängt es ab, ob biefe Kämpfe
auSgefocpten werben wie in ben hinter uns liegenben Seiten, ober
ob fic ausgetragen Werben wie gwifchen Staatsbürgern, bic
fiep als gleiche Teile eines gleichen ©olfcS fühlen. — gn bie &anb beS
Staates ift es gegeben, biefe GenieinfchaftSarbeit bauernb gu bc»
feftigen. gn feiner ^)anb rupen bie Lofe ber 3nfunft, wie ber ©er»
gangenpeit, baS neue Deutfdjlanb, bas bie beften Denfer unb
gührer ber 9?ation aus biefem Kriege crfepiten, unb baS alte Sfteicp,
beffen Spuren ber $rieg noep nidpt getilgt pat. ©fögen ben 9iegie«
ruitgeii tu biefer ^citenwenbe bie rechten Berater gut Seite ftepen,
bic Die ©ergangenpeit mit unbeugfamer Entfdhlugfreubigfeil ligui»
bteren unb bas Steuer auf bie 3 n f u n f t, auf bas neue Deutfeh»
lartb ernftellen."
©tag man cingelne bei ©Sünidhe, bte bie Denffdhrift ent¬
hält, für lmgeitgemag ober Verfehlt halten — barauf fommt
cS nicht an. stimmt man alles nur in aUtfn, fo mirb man
gügeben miiffen, bag bie Denffdhrift im gangen bie ©ßünfdjc
gntreffenb gnfamntenfagt, bie bie bcutfdje Ärbeiterfchaft im
berjüngten ©aterlanbe hegt. DaS freubige BefenntniS gur
(^emeinfdjaftSarbeit, mie eS in ben ©djtugmorten gum SluS-
bruef fommt, mirb jeber mit (Genugtuung gur Kenntnis neh¬
men, bem eS um DeutfchlanbS ^raft nadh b«n Kriege ernfthaft
gu tun ift. _
Die ftrhcitSgemeinfchaft freier atugeftelltenverbäube pat fürgtiep
burep bett Slnfcplug beS Deutfcpen ©oliet*©unbeS eine Wettere
Stärfung erfahren, 3um 1. ganuar 1918 finb nunmehr auch bie
btei Organifationcn ber ©ühnenangeftetlten, bie Genogenfcpaft Deut»
feper ©üpuenangehörigen, ber ©erbartb ber Ehorfättger unb bic guter»
nationale 5lrtiften»Loge, beigetreten. Die 5lrbeitSgemeinfcpaft fegt
fiep nunmepr wie folgt gufamnten: 5lUgemeiner ©erOanb ber Deut»
fepen ©anfbeamten, Sig Berlin; HHgemeine ©erciutgung Dcutfcper
©uchhanblungSgcpilfen, ©erltn; ©unb ber tedpmf<h»inbuftrteUen ©e«
amten, Berlin; Deutfcpcr Eporfänger»©erbanb, ©iaunpeim; Deutfcpet
$oIter=©unb, ©raunfepweig; Deutfcper Steiger*©erbanb, Effen;
Deutfcpcr 3 u f ( h n ^öer=©erl>anb / Berlin; ©eiwlfenfdpaft DeuifS^er
210
©oktale Vrarib unbSlrdrib für Volfbmohlfahrt— 1018 — XXVII. ?<r. 15.
220
Vühneuangehörigeu, Berlin; internationale Brüste n-Suge, Berlin;
Vcrbanb technischer .©dßffboffigicre, Hamburg; Vcrbanb ber Munft-
gcmerbcgcidjner, Verlin; Vcrbanb ber Vüroangeftcllten, Berlin;
ScrfmcifterDerbanb für bab Vuchbiubcrgcmerbe, Vtrün; Zentral«
oerbanb ber £anblungbgehilfen, Verlin. — Tie Gefd)äftbftelfe ber
f rbeübgemeinfehaft befinbet fid) Berlin NW 52, Scrflftraßc 7.
^rt»Jtten>frr«ffcnmg. ^ttriuifftn.
Tie SSieber^erfteüunß bon pribatett Sebcttb- unb äranfen-
ucrfttftcriiiigeit, bie erlofcfyen ober geminbert finb, tueil ber 23er-
fieberte infolge einer 23erfdjletf)terimg feiner nürtfchaftlidhen
Sage infolge beb ßriegeb feinen SBer^flidjtungen nicf)t nadj-
gefommen ift, ftürb nom 23itnbebrat ont 20 . Tegeruber 1917 in
einer 23erorbnung geregelt.
Tanad) ftetlt ber Vorftanb beb Verfichcrungbunternehmeub bie
allgemeinen Veftiimnungcn über bie Voraubfeßungen unb beit Um¬
fang ber Sicbcrherftellung auf; fie bebürfen ber Genehmigung ber
Sl'uffichtbbcbörbc. Tie SieberherftcHung muß bib 311 m Slblauf Don
fcdjb Zonalen nadj ber Vecubigung beb Mricgcb beantragt merben.
Ter Sieid)bfanglct mirb ermächtigt, ben geitpunft, in beut ber Mrieg
alb beenbet att 3 ufel)en ift, näher 3 U beftimmen. giic Verftd)erungb=
nehmet*, bie burd) MTiegbPcrhältniffc an ber Ginhaltung ber grift
Derhtnbert morben finb, enbet bie fyrift erft fedjb Monate uad) beut
Segfall beb ^pinberniffeS. Ter Eintrag ift an ben Vorftanb beb Ver-
ficheruugbunternehmenb 31 t richten. Tritt nach ber ?lbfenbung beb
Antrags ber Vcrficherungbfall ein, fo bleibt bab Siecht auf Sieber-
herftelluug unberührt. Erfüllt ber Verfid)eruugbnehmer nad> ber
SBieberherftellung feine Cbliegenhciten nicht, fo fann er eine nod)-
malige Sieberhcrftellung nur Derlangen, toenu bie allgemeinen Ve-
ftimmungen eb Dorfeheu. Tie allgemeinen 23eftimmungen haben aud)
31 t regeln: 1. bic SEBieberljerfteUung Dbn Verfidberungen, bei benen
bie Vlnfpcücbe beb Vetfidjerungbnehmerb gemäß bem Vertrage burd)
Mrkgbteilnahme, Giutritt in ben fceerebbienjt ober ähnliche Umftänbe
erlofdjen ober geminbert finb; 2. bie SieberherfteUiing Don £krficf)e=
rungen, tuclche bie Vcrficherungbuehmcr infolge einer burch ben.
Mrieg herbeigeführten Verljiuberuiig ober erheblichen GrfdpDcrung ber
Erfüllung gatt 3 ober teiltoeifc burch ftünbigung ober auf anbere
Seife aufgehoben haben; 3. bie Siechte unb Pflichten foldjer Ver-
fidteruugSnehmer, benen ber Versicherer aub ?lnlaß beb .Striegel aub-
brüdlid) ober ftinfchmeigenb eine ©tunbung ober anbere Grleidjtc-
rungeit ber 23eitragbpfUd)t gugeftanöen hat. Stuf Verlangen ber Sluf-
fid)tbbeljörbe ift ferner in ben allgemeinen 23eftimmungen, mit
Sirfur.g auch für bie laufenben Verträge, oovguforgeu, baß in fällen,
in benen eine Obliegenheit beb Verfichcruiigbnehmerb infolge beb
Mtiegeb nicht rechtgeitig erfüllt toirb, tiinftig ein Grlöfdjen ober eine
SJiinberung ber Siedjte beb Verfidserungbuelmicrb tunlidjft Dermieben
tnirb. Momntt gtDifdjen bem Versicherer unb bem Verfid)crungb-
nehmet eine Einigung über bie Sicberherftellung ber Verfidjerung
nicht guftanbC/ fo hat bab 2lmtbgeridjt, bei bem ber Verfichernngb-
nehmer feinen allgemeinen Gerichtbftanb hat, auf Antrag beb Ver-
fid)erungbnehmerb über bie Sieberherftellung ber Vcrfidjcrung 311
entfdj-eiben. Tie Vorschriften biefer Verorbuung fiitbeit auf aublän-
bifcfje Verfi^erungbunternehmuugen, bie im Tsitlanb bab Verfidje-
rungbgefchäft burd) Vermittler betreiben, infomcit entfpred)enbe ?lri-
tuenbung, alb bie Ver[id)crungbuerträge burd): 23ebollmäd)tigte wir 7sn=
lanb geschloffen toorben finb. Tie allgemeinen Vcftimmungcn hat ber
für bab Sleith beftelltc .öauptl>eDollmäd)tigtc eingureidjen. Tie An¬
träge auf SBieberijerftetlung finb an ihn 31 t richten.
3«Iogctt 311 ber s J?eitte attf Grunb beb 3nDaIibenöerf.*Gc=
feheb. Ter Gntttmrf einet $3efannttmd)ung über bie (^etnahrung
oon 3 itlctgen an GmUfattger einer ^noaliben-, Sitarn- ober
Sittpcrrente anb ber QnOalibennerfid)erung fanb qui 3. Januar
bie Swftintmung beb Vunbebratb. Tiefe SKafenahme trägt ben
mehrfach b .0111 Steichbtag geäußerten Siinfdien 9ied)nung, and)
bei biefett Stenten ben ieucrnngboerhältniffen Stedhnung 31 t
tragen,
Tte Zulage toirb hei ben fytoalibcnrenten 8 Jl monatlid) he-
tlagen, hei ben SBitiuen- unb SittDerrcnten 4 Jl. $ u ben iHIterb-
unb Saifeitrenten tue eben feine Zulagen gemährt. — giic bie
Stentenempfänger, bie auf Gr unb ber UnfallDerfidicrung eine Stente
beziehen, ift eine ähnliche Ifrmeiterung ber giirforge geplant mie hei
ben JnDaltbenrenten.
Tic foatoI^i)ötciiifrfjeit Sirftuigcn ber s J<ctd)bhiod)cnh*lft
toerben auf @ntnb Don Teilfeftftcllungen in fünf babifdien
3tabt' unb ßanbbeairfcn, (Naunheim, .^arlbruhe, ^forgheim,
Offenbnrg, taiftaug) unb fünf außerbabifd)en Stäbten
(Xrcsöen, flauen,- ©onneberg, granfenthal, Stuttgart) t)pn
TU\ gifcher im Oftoberheft ber „ 0 o 3 iall)t)nienifd)en SStit-
teilungen" für Sktben mie folgt gefd)ilbert:
Von ben 1400 grauen, bie in ben außerbabifchen ©täbten im
elften Vierteljahr 1015 bie Sochenhilfe empfangen haben, .haben
89,3-j d. bp. gefüllt, baDon 38^o d. p. über brei SKonate, unb meitcre
13,53 d. V>. über gmei 2Konaic. Tie ©lerhlidifcit unter ben^Älinberu
aller biefer grauen beläuft fidj auf 7 0 . £>. $11 Treiben, für meldje
©tabt für bab gange gahr 1015 bic iHiigahen Dorlicgeu, unb amar
ehcufallö für 1400 unterftübte 2Böd)uerinueu, hatten S 6 , 7 fi D. 5?. ber
ältiitter gefüllt, baDon 50,08 0 . £>. über brei- Monate unb meitcre 21,os
D. £>. über gmei Vtonate. Vlud> hier betrug bie ©terblid)feit nur
7 D. ^>., mähreub bie ©äuglingbfterblid)feit im 7s ah re 1014 in Trebbe n
fid) auf 12,2 D. ,^>. belief.
Tab babifdje SXaterial umfaßt für bab gange 7>atjr 1015 3(K)0
Eingaben; eb ift bebljalh Don befoitbercm Sert, meil fict» hier ber
gahlcnftoff Don 1915 mit einem cntfprcd)enbeu Don 1911 Dergleichen
ließ, in mclchcm Tiahre bie Stcgieruug burd) bic .'pebammen feftftcüeu
ließ, mie lange bie 1011 geborenen Mi über gefüllt mürben, unb mie
Diele Don biefen Minbetn noch uad) Slblauf beb erften fi^beubjahreb
am Sehen maren. gifdjer betont, baß bab Grgebnib feiner Uitter-
fud)ungen fomoljt für 1011 mie für 1915 etmab giinftiger fein bürfte,
alb cb ber Sirflidjfeit entfpricht iHußcrbem ift 3 U bead)ten, baß bab
7 >al)r 1011 infolge feiner hohen ©omntertemperatur eine hohe ©äug-
lingbflerblichfcii hatte.
7sn ben oben angegebenen fünf babifdien ©tabtbegirfen hatten
1011 85,41 d. p. ber SKütter, 1915 01,8? d. p. geftillt. ^u ben Saub-
begirfeu mären bie Vrogeut^ahleu 82,2« bcgiebuugbmeife 02,54. Tvm
gahre 1911 hatten in ben ^täbten 46,52, in ben Sanbbeairtcu 43 ,;k>
d. p. ber grauen länger alb brei älfonate bab .Stinb an ber Vrufi
gehabt; bie enlfprechcnben Ziffern für 1015 lauten: 50,79 unb 65,79
D. p. Tagu fommen meitcre 6,5 d. p. in ben ©tobten unb 7,3 ü. p.
in ben Sanbbegirfen, bie 1011 länger alb gmei Monate geftillt haben.
Tie enlfprechcnben fahlen für J 015 finb 15,26 unb 14,91 d. p. 33?an
ficht alfo eine gang gemaltigc ^Steigerung ber ©tilltätigleit im Tlahrc
1015 gegenüber bem 7>ahre 1911.
Tie 0ter6lid)fcit betrug unter ben in Vetrad)t fommenben
Minbern im Öofjre 1911 in ben genannten 0täbten 16,74 D.
irn Tiuhre 1915 bagegen nur 9 , 4 « x\ <p,\ in ben Sanbbcgirfeu
belief fid) bie ®terblid)feit im ^al)re 1911 auf 17,ir» t>. int
Tyaljre 1915 bagegen nur auf 10 , 7 « u. p.
Maßnahmen unb Grfolge gur Velämpfttiig ber ©öufilingb-
ftcrblidffeit; 2 Bie fehr bie burch ben törieg bebingte Stotmenbigleit,
bem ©äuglingbfdjuh Verbreitung gu geben, gemachfen ift, geigt ein
Vericht bei? ® a i f e r i n = ?l u g u ft.e -Viftoria-^aufeö gur
e f ä nt p f u 11 g ber © ä u g I i n g s? ft e r b 1 i d) I e i t im Teutfd)eu
iKeiche. Tie Slnftalt bemüht fid) um bie Denn ehrte Vluäbilbunq bev
beruflid) tätigen ©äuglingöpflegeperfonalb, ridjtet Murfe für .Birgte,
Sehrerinnen unb gebammen ein ufm. Tiefcb Sirfen mirb ihr
nach bem Kriege burch bie faiferiid>e ©tiftuug eineb lluterricht^-
unb gortbilbung^haufei? für ©äugliugcdunbc ermöglicht merben.
2lu§ bem Vericht ift im eiitgelneii noch 6 U bemerfen, baß bie be-
ratenbe Tätigfeit ber XHnftalt Don 61 Slu^füufteii im $ahrc 1911
auf 606 1916/17 gugenommen hat. gu ber bem $aufe angeglieber-
ten ©äuglingbfürforgeftellc fanbeu 3127 Vcratungeit ftatt. Gin
merflicher Ginfluß bc» Mriegeb auf ben flinifdien unb polilliuifchen
Vetrieb unb ba£ iUiaterial ber Steugeborencu ift nicht feftguftcllen.
?luf bem Gebiete ber VoIFbbelehrung finb unter engem ^ufammen-
gehen mit bem Väterläubifcheu graitenDcrcin gute gortfd)ritte gu
Dcrgeidjnen.
?lls ein meiterer neunenbmerter Grfolg in ber Vefämpfuug
ber ©äuglingbfterblichfeit ift bic erfreuliche Sirlung ber Gemährung
Don ©tiÜgelbern bei ben M r a n f e n f a f f e n in G r 0 ß = V e r l i n
ongufehen. Tie Grgebniffe einer Umfrage haben flar gelegt, baß
bie Vruftftillung, Derbunben mit einer fadigeinäßen ©äugling^fiir-
forge, bas mirffarnfte Vlittel gegen bie ©äuglingäftcrblkhfcit ift.
Von ben geftillten Äiubern erfranrten 35,50 0 . £>., Don ben glafd)eit-
finbem bagegen 46,13 d. p., Don ben Vruftfinbem ftarben nur
7,93 D. p., Don ben glafchenfinberu bagegen 21,06 D. p. ©eit Giu-
fiihrung ber Stcich^modienhilfc ift ein Siürfgaug bei* ©terblichfeit
um 2,76 d. p. gu Dcrgeid)«ncn. $n- ben Großftäbten geftaltetcn fid)
bie ©terblichfeitbDerhältniffe # fogar beffer alb in Mlcinftäbten unb
auf bem Saitbc, mab auf bie beffer organisierte ©äuglingbfürforgc
gurüdguführeu ift. Gb ift ein Stuhmebtitel ber Großftäbte, baß
eb ihnen gelingt, für bie fehr Diel ungünstigeren Sebenbbebingungeu
ber Großftabt einen 5lubgleid) gu fd)affen.
©«trtrtogmiljte. ^mtftmmitsgfrirfjt«. ©tntgangsflnrter.
Giite Grßängung bev Vcifiber ber GemerOegeridjte, Maufmaunb-
gerichte unb gnnungbfchiebbgerid)te mäljrenb beb Mriegeb. Gin
Gefeß, meldjeb bie Mommunalbehörben ermächtigt/ bort, mo infolge
beb Mriegeb ein Mangel an Vcifißern eingetreten ift, bie fehlenben
Vciiißer burd) Grneuerung gu ergängen (gg. XXVI, 869), ift in ber
:)tcid)btagbfihuug Dom 11. Cftober gur XHnnahme gelangt. 7sn ber
Vlubfd)ußbcratung ift bem urfprünglidmu Stegierungbeutmurf nod)
ein ^ufaß eingefügt Süorben, baß bie mirtjchaftlidjen Crganifationcn
ber Vlrbeitgeber mit Vlrbeiluehmer, bie au ber leßten Saht beteiligt
Soziale Sßvagis unb Ardjib für Bolfsmohlfaljrt — 1918 — XXVII. Ar. 16.
m
222
actoe^cn Knb, für öiefe Ergänaungen BorfcplagSlifteu einreicben
fönnen. $>ie neuen Beifiper finb aus btefen Bo-rfdjlägeu berart gu
entnehmen, bafc bie SBählergruppen nadj Afafegabe beS ErgebniffeS
ber lebten 2BaI)l micbcr berüdficf)tigt merben.
Pii&sutnp- uni) Srikitfhtgen.
2to$ $etm be$ Angefteüten.
Bon 9B e r n e r § e i n e m a n n * Hamburg.
3 u beit fdjmierigften Problemen, bic in bem groben Auf¬
gabengebiet ber übergangSmirtfchaft liegen, gehört ohne
3tt>eifel bie SBohnungSfrage. SAan braucht fiel) nur au ber«
gegenipärtigen, bah bie Aeuerfteüung bon 2Bobmingen mehr
aB 3 §abre hinburd) böüig unterbrochen morben ift. 2Benn
tropbem mährenb t>cS Krieges fteücnmeife nod) fein Üflangel an
BBohnungen herborgetreten ift, fo ift baS namentlich auf amei
llrfadjen suriidfauführen: Diele gantilicn ber Kriegsteilnehmer
finb auS amingenben mirtfdjaftlicben ©riinben aufammengeaogen
nnb behelfen fid) fchlecht unb recht, bis ihnen ber gricbe bcp.
Ernährer aurüefgibt. SDie fricgSgetrauten Ehefrauen hingegen
bflegen in ihren SebenSbcrhältniffen feine Anbetungen eintreten
3 ii laffen; fie märten aus berftänblidjcn ©riinben bie Aiicffehr
ihres SftantieS ab, bebor eine eigene äBohnnng eingerichtet unb
bezogen mirb.
Aach Beenbigung beS Krieges mirb alfo, abgefehen bon
allen fonftigen ©rünben, allein fchon äuS biefen beiben
llrfadhen eine Aadjfrage nach SBohnunqen cinfepen, ber bas
Angebot auch nicht im entfernteren gerecht an merben bermag.
BerftärH merben biirfte biefer Mangel bnreh bie Abmanberung
bon ben größeren in bie mittleren unb Heineren ^Bohnungen,
meit Sie fkher an ermartenben Atietftei gerungen in biefer Aid)«
tung mirfen merben. 0ic SBohnungSnot trifft bemnad) in
erfter £inie ben Arbeiter, ben Angeftellten, fomie ben fleinen
unb mittleren Beamten.
SAan hat fchon im grieben an einer aeitgemähen 9Boh«
nungSreform gearbeitet, meil bie Entmieflung auf biefem ©e«
biete noimenbig in anbere Bahnen gelcnft merben muhte. An»
gcfichtS ber bunflen, engen, finberfeinblid>en ©rofeftabtmoh*
nungen crfcholl ber Auf: 3uriicf am* Aatur! ES bilbeten fid)
0iebeIungS* unb Baugenoffenfchaften mit bem Sich in ber
Aäpe ber ©rofeftäbte gefunbe ^Bohnungen als Eigenheime a«
fd)affcn mit einem ©arten, ber ber gamilic ben SapreSbebarf
an ©emiife liefert.
2)iefe; Befreiungen hatten bei AuSbrud) beS Krieges fdion
berpeihungSboüe Anfäpc aufaumeifen, banf ber ®ilfc, bie bon
ben öanbcSberficherungSanftailten, 0parfaffen ufm. burd) ^er¬
geben billiger Baugclber anSging, unb banf ber berftänbniS»
baüen Mitarbeit ber ©emeinben. Aud> foH nicht berfd>miegcn
merben, bah manche grohe Önbuftrieunternehmungen bitrchauS
anerfennenSmcrte ßetftungen bei ber Befchaffung bon 2Bol)»
nungen für ihre Arbeiter unb Angeftellten aufaumeifen haben.
ES barf jebod) nid)t iiberfehen merben, bah bisher alle biefe
Begebungen in bet $aitptfad)e ben Arbeitern, fleinen unb
mittleren Beamten augute gefontmen finb. 0 ic grofjc 0 d)id)t
ber Angeftellten hatte berpältniSmähig menig Anteil an ber
Berbcffcrung ber SBohngelegenheit. 0ie Urfache bafiir liegt in
ber 0truftur beS AngeftelltenftanbeS. 0er Arbeiter unb ber
Beamte finb fchbafter als bie Angcfteüten. Beim Beamten,
aumal beim unteren Beamten finb 0teHen- nnb OrtSmed)feI
nicht häufig. Beim Arbeiter ift a^ar ber 0tellenmed)fel häufi¬
ger, aber er boüaiept fich in bei* Aegel atn Wohnorte, ift jeben-
fallS nicht im entfernteften in bem SAahe mit einem OrtSmedjfel
berbunben mie bei bem Angeftellten. deshalb fcf>cut fid) auch
ber Angefteüte, fich burch Übernahme eines Eigenheimes an bie
0d)o!le 31 t feffcln, fich feiner beruflichen BcmegungSfreiheit a«
berauben, 0ie Angeftellten haben beSbalb nod) immer in ben
HitietSfafernenmohnungen baS Heinere Übel erblicft, ohne ba»
mit fagen an moüen, bah fie nicht mit taufenb greuben bereit
mären, baSjonnige Eigenheim im griinenben ©arten gegen
bie Etagenmohnung umautanfdien. 0ie Angeftellten merben
bemnad) unter bem SBohnungSmangel mit am ftärfften an
leiben haben, ba ber AHctfafernenbau nach beut Kriege nur
langfam bor fid) gehen fann, meil eS nicht nur an Bauftoffen,
fonbern, maS minbeftenS cbenfo michtig ift, an bem erforber*
liehen Söaugclb fehlen mirb.
^Die ©efehaffung borc 59augeib ift mohl überhaupt bie
fd>mierigfte 0eite .bei ber Söfung ber SBohnungSfrage für bie
foutmenbe griebenSaeit. A2ad)t bielleid)t bie Söefchaffung ber
1 . Shpothcf feine aKaugrofjen 0 chmierigfeiten, meil hier bie
öffentlichen ©elbinftitute ( 0 parfaffen, 0 oaialberficherung ufm.)
als ©elbgeber in betracht fommen, fo merben bie AachhhPa-
thefen fchmer an erlangen fein, ba ber ©elbbebarf nach -oem
Kriege fehr groh ift, auherbem bie relatib hohe Sßerainfung ber
Kriegsanleihe Kapital fefthält.
An biefe ^atfadjen fniipft nun eine $enffd)tift an, bie
bon ®anS 53 e ch l p , bem 53orftef)er , beS 3)eutfchnationalen
®anblungSgehilfen-53erbanbeS in Hamburg, ftammt. $öecf)»It)
geht im übrigen in biefer „ 2 >ie $eimftätte bet An-
g c ft e 111 c n" betitelten SDenffd^rift bon tem ©ebanfen aus,
bah bie reidhen Mittel ber AeidhSberficherungSanftalt für An-
geftellte für bie SBohnungSerftellung nupbar gemalt merben
fönnen, unb glaubt,,baburd) eine Aeform beS AngefteütenheimS
au eraiclen, bie. bon allen üAängeln unb Aachteilen, unter benen
bie Angefteüten bisher au leiben hatten, frei bleibt. mefent»
lidjen liegt ber 2 >enffd)rift folgenber ©ebanfe augrunbe:
Es ift eine 9lftien=@efeIIfd)aft mit einem über baS ©ebiet beS
ganaen 2)eutf<hen AeicpeS reicheriben SBirlungSfreife au bilben, bic
für bie bem SöerficberungSgefcp für Angefteüte unterliegenben An*
gefteüten .^eimftätten in oüen ©egenben, fomeit ein 93ebürfni§ be*
fteht, errichtet. ^)a§ . erforbcrliche 93etrieb£fapital mirb bon ber
ÄcichSbcrficherungSanftalt unb bon ben Angeftettten=Organifationen
aufgebracht. 2>aö erforbcrliche 53augelb mirb bis au 75 bis 85
ißroaent beS SEBerteS ber ^>eimftätten bon ber Aei<h£betficheruugS=
anftalt aur Verfügung gefteüt. giir ben bie miinbelfichere ©tenae
überfteigcnbcn betrag übernimmt bie ©emeinbe bie felbftfhulbne*
rifche 53iirgfdhaft.
2Bitnfcf)t ein Augcftcüter eine SÖohuftätte au mieten, fö hätte er
10 ^Sroaent beS Baumerts aufaubringcu, mährenb bie au grünbenbe
„©emeinnühige Aftiengefeüfchaft für Angcftettten*£cimftätten". ben
'Betrag bon 5 bis lp ^roaent bcrcitaufteüen hätte.
Beim Kauf einer £>eimftätte hätte ber Käufer minbeftenS 25
ißroaent einauaaljlen. Er .mirb mirllicher Eigentümer für fid) unb
feine Erben, braucht niemals eine Künbigung ber .^ppothefen au
befürchten unb h°t bennod) bie A^öglichfeit, feine ^cimftättc bei
einem etma nötig merbenben Crtsmcchfel an bie ©efeüfchaft ohne
Berluft, aber auch ohne ©pehilationSgeminn, aurüdaugeben, bre fid)
baS 2Bieber!aufSredht im ©runbbudh eintragen läfet.
S)ie $eimftätten, bie fo entftchen, foHen, mie fich aus ber
Aatur bet 0ad)c ergibt, für biejenigen Angeftellten heftimiut
fein, bie 31 t bem Kreis ber nach bem. AcrficherungSgefep für-
Angeftellte berfichertcn 55erfonen gehören, fo bah ihnen mittel¬
bar bie eingeaahlten Beiträge mieber 3 U 0 iüe fommen. 2 )ie.
AeichSbcrfid)erungSanftaIt hingegen fann bnrd) görberung
einet fo grohaügig angebahnten SBohnungSreform eine foaial
unb bebölferungSpolitifd) gleich mertboüe Sciftung aiffmeifen,'
bie ben ©efitnbheitSanftanb ber berfid>crfcn Angefteüten hebt
unb bamit baS BerficherungSrififo mefentlid) giinftiger 'geftaltet.
*XaS ganae Unternehmen ift bon bornhercin auf einet*
ftreng gemeiunüpigen ©runblage aufaubauen, jebe ErmerbS-
abficht ift auSaufchaltcn. X\c „©emeinniipige A.-©. f. Ange-
fteXltenheiniftätten'' tritt iiberaü als Bauherrin auf, fie ermirbt
baS nötige Banlanb, fd)ließt bie ©elbgefchäfte ab, bermietet
ober berfauft bic fertigen ^eimftätten. i>ie ©efeüfd>aft fann
biüiger bauen als pribate Bauunternehmer ober örtliche 0ieb»
lungSgefeüfchaften, meil fie bei ihrem grohen Bcbarf borteil¬
hafte SieferungSberträgc für Bauftoffe ufm. abfd)ltehen fann.
Shr ftchcn and) alsbalb Erfahrungen auf bem ©ebiete beS
Ban- unb 0icblitngSmefenS aus bem ganaen Aeidje aur Ber*
fiigung. ES mirb biefer Baugcfeüfcha.ft möglich fein, bie $eim-:
ftätten iiberaü nach gleichen ©runbriffen für bie bcrfdhiebenen
$auSh)pen bauen, mobei baS Anherc ber in ben einaelnOn
©egenbeti gebräitd)Iid)en heimatlichen Baumeife angepaht met»
ben fann.
SBclchc Borteile ergeben [ich für ben Angefteüten aus ber hier*
geplanten Schaffung bon tpeiinftättcn?
1. 2)ie Koften für eine 2öoI)nung merben nid)t höher fein als
beim SBoljnen im Etagenhaus.
|, 2»ie ^eimftätten merben ben befonbercu Berhältniffeu ber
Angeftellten. angepaht merben tönnen.
8 . ^er Angefteüte, ber eine .^eimftättc mietet ober fäuftich er*
mirbt, bleibt im boücn Befip feiner greiaügigleit, ba er feine
fäuflirf) ermorbenc ^eimftätte feberacit ohne Betluft att bie
©efeüfchaft aurüdberfaufen laun.
4 . Beim Umaug uad) einem ernberen Crt fann eine ^eimftätte
mit gleid)cm ©ruubriß unb gleid)er ©röfec ermorben merben.
5 . 0er .$eimftätienbefiper hat mebet beim Anlauf nod) fpätcr
mit ber $l)pothcfcnbcf<haffung etmaS 311 tun.
228
Soziale Bra$id unb?(rchto für Bolfdwobtfahrt — 1018 — XXVII. 9?r. 15.
224
6 . 2>ie &öf)e bet Ginaahlung beim GrWcrb einet $eimftättc ift
ben wirtfchaftlichen Berhältniffen bet 2 Ingeftettten an^epafet.
7. Sie Bewohner einet $eimftättenfieMung paffen wirtfehaftlid)
unb gef etlfchaft lief) au einanbet.
$ie bet ?l!tien=@cfellfchaft angcfrfjiaffcnen Crganifationeu
fönnen aufeerbent bie 2 JfögIicf)feit fchaffen, iljrcn Sttitglifeberu £il=
gungdbarlehen 311 günfiigeu Bedingungen <ju gemähten, foweit biefen
bie Btittel aum Anlauf einer $eimftätte fehlen.
Bei biefen Borfd)lägen handelt ed ficf> durchaus nidjt um
©ebahfen, bie in ber Öuft fdjtoeben; ed finb bereite ausgedehnte
Borbereitungen für bie Durchführung getroffen morden. Die
^eidjsoerfidjerungdanftalt bat grunbfäfclid) bereite ihre 3 m
ftimmung erteilt unb bie ©riinbung ber 2 lftien«©efcIIfchaft, bie
Trägerin bed Unternehmend fein foü, barf jeht fchon, ohne ben
Greigniffen boraugreifen, als gefid>ett bezeichnet merken, ba
bereits namhafte 3 eüWtngen angcfiinbigfc morben finb.
Die Stngeftentenorganifationen werden am 23. Januar
in Berlin 31 t einer Beratung aufammentreten, um, wenn mög-
lid), fofort aur ©rünbung ber „©emetnniihigcn 21 .-©. f. 2 lw
gefte'IIten-®eimfiätten" an fd&reiten. Gd ift au erwarten, bafe
bid bahitt and) fd>on bie ^tufeerungen oon StäbteberWaltungen
borliegen, bie reged ^ntereffe für bie ßofung bei* Wohnungs¬
frage ho&en.
©dingt es, auf ber hier fnra umriffetten ©rmtblage bie
Wohnungsfrage für bie grofce 0 d>id)t ber 21 n geteilten einer
Vöfung näher 3 » bringen, fo dürfte bamit eine ber bielcn Ur«
fachcn beseitigt Werben, bie bem 2IngcfteHten bad Dafein er-
fd)tberen. Unb ben Borfämbfcrn biefer Wohnungdreform Ser¬
ben „einft nod) biete kaufende, bie bann ald freies Bolf auf
freiem Boben ftehen, aud tiefftcr Seele banFen".
Pitteiluttgen.
Sitte neuerfdjieneneit Büdner, bie ber Sdjriftleitimg gugefaitbt werben, werben hier
beraeidjnet. 2)ie weitere Befpredjung einzelner (Schriften, ^ier ober im £»auptteil
ber „Soaialen Brajid*, bemalt fidj bie @d)riftleitung Oor.
Jahresbericht bed igentralberbanbed b e u t f dj e r
Äonfumbereine für 1916. BerlagSgefellfchaft beutfdjer
®onf umberei ne m. b. Hamburg 1917. 750 S.
OteichdFriegdblatt, Sammlung bet friegsrechtlichen Bcftim=
mungen beS 9tci<h£ unb ber Buubedftaaten. 1. Jal)rg. ^cft‘1
bis 4. ^erauSgegeben im SRcicböamt beS Jnnern. Weimar
Mobbing, Bcrliü NW 61.
2)er Ä a m p f um b i c inbuftrielle B 0 r h e r r f d) a f t. Bon
Brof. Dr. £>. ©rofemann. Beit & Gomp. ßeipaig 1917.
136 S.
$ie äeitfthrift „$oftaU ¥>rcuri* unb &r4jiu für tp 0 Ut*wohlf«*krt" ift burd} atte Butf)l)anblungen unb Boftämter (Boftaeitungdmunmer 7137) au beaiet)en.
©inaelnummer 35 Bf- ®er SlnaeigenpreiS ift 45 Bf- für bie öiergcfpaltene B^titgeile.
gne 0*m*ttt«üijt0* ^teUonuorntitthtng
iw Päiirf)en- unö IraMfitgrujuittt für fojialf Jjilfsarbfit
(1902 0«0triinbot)
bermittelt gut öorgebilbete $afiaiktamtintt*n für alle Boften auf
foaialem ©ebiet an ftaatlidje unb ftäbtifc^e Behörden unb Bereine für
bad ganae Weid).
Anfragen finb an bie ©efdhaftdftelle Berlin W.30, Barbaroffa*
ftrafje 65, au richten.
Berlag Don ©uftab gifcher in Jena.
Der ©eburtenrüefgang.
Die Wationalifierung bed Sentallebend in unferer 3 c i^-
Bon Dr. B3oIf f
0 . ö. Brofeifor ait ber Uniberfitat SBrcSlau.
(XV, 258 ©. ßcivgovm.) 1912. «Preis: 7 «Karl 50 Sßf.
5 »*vlit 0 t»on ©ttprtt» in $*na.
Soeben beginnt 31 t erfdjeineu:
Qzx gUirtf4ictft0kvi^0 +
®te 3 Ka^nof)men itnb Beftrebungen be§ feinblichen Slu§Ianbe§ 5 m* SBefämpfung
be§ beittfdhen ipanbd§ unb 5 m Förderung be§ eigenen 5 öirtfcf)ctft§IeI>en§.
.^eraudgegeben bom
$(fnt0ltiben |n|}itut für gtmtrrkfljr unk Prltuiirtfrinift nn i>rr Unioerfttät fiicl, Äaiffr puijelm-Sttiftung.
Grfte Abteilung:
@tt 0 icittir.
dritte Abteilung:
Dapcm.
Bearbeitet ooit
©rn|l ^djuptr unb Dr. fjnns pcljbrrg,
Bearbeitet bon
5 tünful Jen SUrtdj,
Miffenfcfioftliificn $i[f$ar&ritem am gnflihit für ®ec#cc(cfir itnb ScltinirtWinft. i j.pt. niiffeiifdinftlidiem SRUarbeitn um gnflihit für ®ccbct(c()t imb SJeltwirli^aft.
(XVI, 398 ©. 8t. 8») I (IX, 183 ©. gv. 8»)
llrri«: 18 park 50 *lf. llrda: 9 Park.
„2)er SSirtfdhaftdfrieg" ftettt für bie tmdjtigfien ßänber bie bon beit Ärtegdgegnern 3)eutfd^lanbd getroffenen 2?Jahnahnteii
unb bie 6 idher erfennbar geworbenen Beftrebungen, bie Slbfpcmmg 2)eutfchIanbS bom SSeltmarft ftch aunufce 311 madhen, in je
einem befonberen, in fich abgefchloffeneit Bande bar. Grfdjtenen finb foeben bie SIrbeiten über @nglaub und Japan. £Me
übrigen Bände werben in furaer 3cxt folgen unb enthalten:
3Weite Abteilung: SHufelanb. — Bierte Slbteilung: Jtalien. — fünfte Abteilung: auf reich. — Sed)fte Slbteilung:
Bortu gal. — Siebente Abteilung: Slmerifa.
y Pvei* füv krtt cittfclngn gmtk fr nadr jjCntfrmo fniipkcn 7 jftlavh unb 15 "WB
güt die Söieberanfnüpfung ber Wirtfchaftlichen Beaieljungen, für bie Borbereitung auf bie ftriebendberhanblungen un b bie
ÜbergangdWirtfd)aft Werben biefe SIrbeiten äufeerft wid)tige Hilfsmittel bilden.
9n«n6vo«H14| für M« : I>r.tub)uio4)t^k«, a«rlin-®runi»*«lb. — fcräaf: aufMb flftfe^fr, ^en«. —®*bmcft bei )u(iuf CiHenf«Ib.4)ef6uc^brutf«r.. BecIiitWS.
■XStfU. tfafyrgottji.
JBttltn, den 17 . famtör 1918 >j
lltumtut 16 .
glaziale Utraaei#
mtfc
gU^rlfiD für tyo\h&vcio\)lfa\)xt*
6rf$etnt an febm Doiramtag*
SdjrlftUttattg:
gerlfn W», poUfnborfßr. 29/30
#*rufp**ifcflr. Xmt ttoUtnbarf 180t.
§tr*n*%tbtzi
||raf. Dr. ®. tfrottdw unb Jfwf. Dr. p. gttttmerimmn.
$t$ li üiertelfäljriMj 4 JÄark,
ntrist:
«Kpan £ifri)tr, J*na.
gerafpredjer 58.
flnjjttlL
S a § Cohit&cfdjlagnahmegejep
in ber SReugeftaltung ber
©unbeSratSbefanntmcupung
über Öohttpfänbung üom
13. © c s e m b c r 1917. ©on Stabt*
amtmann Dr. 3luerSn>alb, (9e*
roerbericpter, Seipftig.225
ttOgemeiite 0o$!atpo!itif .... 228
internationales 9lrbeitSred)t unb
griebenSöertrage.
©emeinfame ?(rbeitgeber- unb -nelj-
nterintereffen.
^atevlänbifdjcc $Uf£bienft . . . 280
2>er HilfSbienftauSfthufc beS SRetchS*
tags.
iBol(8eniS|niMg unb £ebei#«
%mm§ .230
®ic ftriegSorganifation ber
Äonfumenten (lit ben erften brei
ÄriegSjapren). ©on Dipl merc.
«Robert ©d&Ioeffer, ©erlin.
emäbrungSfrageit in (Snglanb unb
granfreicp.
ftftrforgc für PriegSbefcpäbigtc unb
^ebnfc^reiibe ftrieger.234
Saufenbe ShriegSbeipilfen fiir üerfor*
gimgSbered)ttgte ehemalige £eereS*
angeljörigc unb Hinterbliebene.
Drgantfatfoncn ber ffrbeitet, ®e*
pUfen, tfttgeftenten unb Vei
amten.236
© einer! fdjaf tlicheSRüdfcpau’a uf
baS Sapr 1917.
Spaltung in frefgemerffcpaftlichen
OrtSfarteüen.-
WrbeHcroerficpcnittg. ®parfaffet« 237
S>aS SBacpStunt ber Spareinlagen im
Kriege.
OrbettlltfiileH unb iftre ®e*
.237
©rridEjhmg einer gitrforge* unb
©erufSberatungSftelle für grauen
im Slrbeiterfürforgeamte ber Stabt
SBien.
S)er SluSbau ber SlrbeitSlofenunter*
ftüfcung in S)anemarf.
Krbeitimarft tu WrbettönacproH# 237
ÄurS für SlrbeitSnachhmSbeamte im
Slrbeiterfiirforgeamte ber Stabt
SBien.
«OoUScrjicpung.238
' Sie gortbilbungSfcpule.
^mci HSreiSauSfcpreibcn beS Seuifcfjen
©oetpebunbeS.
Sttcrartfdpe SPHtteilungen .... 239
Stbbrutf fämtlitper Sluffäpe ift Stüttgen unb geitfcpriften geftaüet, Jebodp nur
mit boHer DueDenaugabe.
$a$ gotjnbefdjittönaljmegefep in brr Itfugeftoltung
ber gjunörsMtsbelumntmttrijung Aber luljnpfäniwng
»am 13. Pejembrr 1917.
$on Stabtamtmann Dr. SluerSmalb, ©emerbericpter in Öeipatg.
I. £urd) baS £tobnbefd)lagnabntegefeh Dom 21. Sunt 1869
ift ber arbeitenben SöebölFerung bas Ejiftenaminimum gefiebert
morb.en. Shren ©läubigern mürbe ber Bugriff auf ibren
SlrbeitSDerbienft, borauSgefept, bafj ihre ErmcrbStätigFeit boll*
ftänbig ober hauptfächlid) burd) bie Söefcpäftigung in 5infprud)
• genommen mürbe, bermebrt, fomeit ihr EinFonunen bie ©renac
bon 1200 M nid)t überflieg, tiefer betrag ift erft mit bent
SnFrafttreten ber Siuilproaefjorbnung (§ 850) auf 15Ö0 Jt er*
I)öf)t morben.
£urch ben 2luSbrud) beS kriegeS erfuhren bie SöirtfchaftS*
berhältniffe einen berart jähen Ilmftura, ba& bie bisherige
©renae bem Mepraufmanb für bic Jöcftrcitung beS Unter¬
halte nicht mehr Rechnung trug, deshalb fepte bic SöunbeS-
ratSbeFanntmachung über bie Einfd)ränFung ber Sßfänbbarfeit
bon Sohn-, (behalte* unb ähnlidjen Slnfpriichen bout 17. 2ftai
1915 bie Unpfänbbarfeitegrenae auf 2000 Jt feft.
2 )a ee gerabe in ber lepten 8 cit infolge ber meiter fteigen-
ben Steuerung faft aller notmenbigen S3erbraudhegegenftänbe
unb C^ebraudhemittel befonbere bem finberretdhen Sdjulbner
nicht mehr möglich mar, auch nur ben notbürftigen Unterhalt 311
beftreiten, fo trüg fich bie ©efehgebung mit ber Slbficht, bic
SBertgrenae auf 2500 Jt gu erhöhen. Ratten bod) Won im
äöcge ber ©elbfthilfe redhtefunbige 0 d>ulbner auf ®ntnb bee
1500 * Jt - unb be§ 2000 - Jt - Verträge eä berftanben, bem
Bngriff ihrer (Gläubiger auf ihre ^ehalteforberung 0 ^ranfen
3 u fehen unb ben S^chrberbienft über 1500 Jt b^m. 2000 Jt bem
erforberlidhcn Unterhalt für ihre ganttiien gu fidhern, bae allee
unter grunbfählicher Slnerfennung ber übermkgenben gubi*
fatur, inäbefonbere auch be§ 9 teich^gerid)t§ fclbft. ( 3 u bergl.
„($emerbe- unb ^anfmannSgericht' 1 , 22. ^ahtgang, 1916
0.83 ff.)
Bur 0teuerung biefet borhanbenen ^otftänbe feht bie
s 4)9iS8. über bie Sohnpfänbung bom 13. 2>e*
aember 1917 mit (Geltung bom 20. be£feiben Sftonatä ein
(§ 5 ber SSerorbnung). Sht fommt riiefmirfenbe ®raft infofern
31 t, al§ bie bor bem Snfrafttreten herfelben erfolgte Stuf-
red)nung, Slbtretung ober 58erpfänbung ihre äöirffamfeit ber-
licren, fomeit biefe 9ted)t§gefd)äfte bei Slixmeiibung ber 33or-
fchriften ber neuen SSerorbnung unmirffant fein mürben
(§ 5 Slbf. 2). ^n an fidh anerFennenämerter Sßeifc fcf>Iägt fie
einen ganj neuen 3öeg unter Sfblehnung einer allgemeinen
fdjematifchen Regelung ein, tnbem fie bem ©tnaelfallc 3 ^ed>nung
trägt unb gleich ben neueften 0 tenergefefcen mit ihrem
®inberpribileg ämifdöcn unberheirateten unb ber¬
heirateten 0 dhuIbnern abftuft unb bie SßfänbbarFeitS-
grenae nach ber 3 al)l ber ^inber aieht.
§ 1 ber 35erorbnung beftimmt baher:
„®er 2lrbeitS= ober SÜenftlohn (§ 1 beS ©efepeS bom 21. guni
1869, ©unbeS=@efehbl. 1868 S. 242 unb 1871 ©. 63, fReich5*©efepbl.
1897 S. 159, 1898 ©. 332) ift, fomeit er bie Summe bou ateeitaufenb
ibicr! für baS ^aT)r überfteigt, au Vio beS Mehrbetrages ber ^Pfänbung
nicht unterloorfen. §at ber Sdpulbitcr feinem C?hegutten ober che*
liehen Slbfömmlingen, bie baS feeha e h n te SebenSjahr nidjt bollenbet
haben, Unterhalt au gemähten, fo erhöht itd) ber unpfättbbarc Seit
beS Mehrbetrags für jeben biefer UnterhaltSbcrechtigten um ein
m e i t e r e s 3 e h n t e I, h ö ch ft c u S jeboch auf ®/io beS Mehr=
betrags. i 3>ie ©orfihriften beS ©efepeS bom 21. $>uni 1869 fimbeu ent*
fpredjenbe Sfmuenbung.
S o m e i t im gaÜe beS Slbf. 1 Sah 1 ber unpfänbbare Seil
beS Sohnes ben ©etrag bon abJedaufenbifünfhunbert Marf, im galle
beS Vlbf. 1 Sah 2 ben ©etrag bon brcitaufcubfechöhunbert Marf über»
fteigen mürbe, unterliegt bie ^fänbung feinen ©efchräufungen."
S)ie UnpfänbbarFeiBgrenae beim unberheirateteu 0 d>ulb»
ner beträgt alfo 2000 M ©runbbetrag unb V 10 be§ Mehrbetrags,
beim berheirateten für ben ©hcöntten imb fiir jebeS unter 16
Sabre, alte eheliche $inb ein meitereS B^hntel. S)em
0d)ulbner finb alfo an fid) bei einem ßünFominen bon
3000 Jt 2100 c 41 gomährleiftet; hat er eine ©hefrau, fo 2200 M,
fiir jebcS ^linb meitere 100 Jt, jeboch Fönnen ©hefrau unb
Stinber hädfftenS ß / 10 beS Mehrbetrags beanfpnicben. S)amit
ift bie §öd)ftgrenae erreidjt. S)er ©runb ift nidht recht einau-
fehen, ba gerabe bie ^riegSgefcpe barauf hin ftreben, befonberS
Finberreid>en gamilien mirtfdjaftlid)e Erleichterungen 511
fchaffen. künftighin mirb baher bei @eltenbmad)ung ber Sluf-
re^nttng gegen Sobnforbetung nid)t mehr baS ein für allemal
gegebene Verfahren angängig fein, bafe bie 3lufrcchnttng gegen
Sobnforbernngen nur infomeit juläffig fei, als ber 0 chulbner
227
Soziale tyxcixi# uub Ardyio für VolfSU)ol)lfal)i:t — 1918 — XXVII. Ar. 16.
228
tu ö rf) e n 11 1 cf) mehr als 38 Ji 46 ^ (= 2000 Ji : 52) Uer-
bient. ES tnitffen uielmehr nod) bie Uerfdyiebenen 3ufab-
aehntcl in jedem einaelnen galle Bcrüdfidytignng finben.
£ie Vorfdyrift beS § 1 fefct nun UorauS, bah ber 0dyulbner
feinen Ehegatten ober feinen ehelichen Abföm/mlingen unter
16 Satiren Unterhalt 31 t gemähren hat. 2)aS beftimmt fid) nad)
ber gefeblichen Unterhaltspflicht ber Vermanbten unb ber ©Re¬
gatten untereinanber (§ 1601 ff. B©B.) Aud) ber gefdytebene
©begatte gehört nad) ber gaffung beS § 1 bem Greife ber
UnterhaltSbcredytigten an. Sufunft merben daher bte
gragert ber Unterhaltspflicht oft ©egenftanb gerichtlicher Er¬
örterung bilben. £er 0 d)ulbner, ber fid) barauf beruft, bah
er für ©begatten unb ebelid)e Abfömntlinge unter 16 ^ab^u
51 t forgen hat, muh biefe StatfacRe bartun. WaS ben Nachmeis
anlangt, fo toirb burd) Vorlegen beS gamtlienbudyeS baS Ehe¬
gatten- unb VermanbtfchaftSUerhältniS Ieid)t bargetan tuerben
föniten. 0 dymieriger tuirb fid> bagegen ber gall gehalten, tuenn
ber ©laubiger behauptet, bah bie UnterfyaltSpflidyt nicht be¬
fuhr tucil ber Ehegatte ober bie Hinber ober beibe eigenen
ErtoeTb hätten.
0o anerfennenSmert baber bie Neuregelung ift, tuirb fie
bodi auch 0 d)tuierigfeiten im Eiitaelfallc mit fid) bringen.
Oierabe bie ©emerbe- nttb HaufmannSgeridyte tuerben fid) mit
biefen gragert 31 t befaffett hoben, tuenn ber beflagte Arbeit¬
geber mit 0 d)abenerfabforberungcn gegen bie geltenb gemachte
Sohnforberung auf rechnen tuiü. $>enn in ben ©renaen ber
Unpfänbbarfeit fdjeitert bie ©elteubmadyung ber Aufrerfynnng
gegenüber ber amingenben 33orfcf>rift beS § 394 B©B.
H. Sn Abfafc 2 tuirb bie Einfdyränfung beS BfänbnngS-
ucrbotSjbcS Abfafc 1 auSgefprodycn, fotueit im gaüe beS Ab'
fap 1 ^?ab 1 ber unpfanbbare Heil beS SolyneS ben betrag
Pott 2500 JC unb im gaüe beS Abfab 1 0ab 2 ben betrag uon
3600 Ji iiberfteigen tuiirbe. Xxq gaffung ertueift fid) als un¬
genau. gür fid) genommen fönntc bie Beftimntung fo uer-
ftanben tuerben, bah ber hier aufgefteüte ©ntubfap unbe-
ftfyränfter Bfänbbarfeit bebeute, bah, tuenn ber unpfanbbare
£eil beS Sohnes bei itnuerheirateten 0d}uIbnern (Abf. 1
<^ab 1) 2500 M unb bei 0d)ulimeru mit Ehefrau, unter
16 Sohren alten ehelid)en Hindern ober beiben unter Berüd-
fichtigung ber oerfchiebencn SNchrbctragSaelyntel 3600 Ji über-
[teigen tuiirbe, bas? g e f a m t e Einfommen ber Bfänbbarfeit
unterläge. Aber baS unhaltbare Ergebnis betueift, bah baS
nicht ber Spille beS ©efepgeberS ift. £>enn fonft tuiirbe bei«
fpielSmeife einem unoerheirateten 0tfmlbner mit 7000 Ji Ein¬
kommen ber betrag uon 2500 M getoäbrleiftet fein (2000 Ji
©rnnbbctrag + 500 Ji 9 NehrbetragS 3 ehntel), bei bemfelben
Ädjulbner mit einem Einfommen uon 8000 Ji tuiirbe bagegen
bie Bfänbbarfeit ber gefaulten 8000 Ji auläffig fein. Xcnn fein
itad) Abf. 1 0ap 1 beredyneteS itnpfänbbareS Einfommen betrüge
2600 Ji (2000 M ©runblolyn + 600 Ji SNchrbetragSaelyntel).
0chon hieraus ergibt fid) bie llnbaltbarfeit foldycr Aus¬
legung. £ie äniecfbeftimmung beS AbfafceS 1 beS § 1 gebt
uielmebr nur dahin, mit ber ©renae ber Unpfänbbarfeit beS
SohneS bann ein Enbe au machen, tuenn ber unpfänbbarc Sohn
infolge ber Beriidfichtigung ber NfehrbetragSaelyntel eine der¬
artige £>öfye erreitfyt haben mürbe, tuic bei SßribatangeftcUten
mit hoben ©ebältern, bah baS Verbot ber Bfänbung Uom
©laubiger beS Angeftellten als eine ungerechtfertigte ©arte-
empfunben tuerben mühte.
$ält inan baS feft, fo ergibt fid) ohne tueitereS barauS,
bah bie SBeftimmung in Abfap 2 nur 311111 AnSbrud bringen
mill, bafe bie ^fänbung bes g a n 3 e n tiberfdjtefienben Teiles
über 2500 Ji bei lebigen unb über 3600 Ji bei oerbeirateten
^erfonen ober foldyen mit .Hinbern geftattet ift.
Sm Anflang an bie obenermäbnte gefebgeberifd) ermogenc
Erhöhung ber UnpfänbbarfeitSgrcnac bcS Lohnes auf 2500 Ji
lebt alfo Abfab 2 ben ®öd) ft betrag beS unpfänbbaren
VohneS für £ebige auf 2500 Ji, für bie anbere ©ruppe auf
3600 Ji feft. Xaburch tuirb mährenb bcS HriegeS bem 0tnfen
beS ©elbmerteS Nedmung getragen. SKiemeit bie griebenS-
gefebgebung baS übernehmen mirb, bleibt abäumarten. Einer
tu eitere n Staffelung beS unpfänbbaren Lohnes beS Abfap 1
tritt bamit Abfab 2 entgegen, fobalb bie $öd)ftfäbe uon 2500 Ji
b,pu. 3600 Ji erreicht finb. *0o bod) S3cfoIbete finb nad) ber
gefebgeberifdien Aitffaffung nid)t mehr ben mirtfd)aftlid)
Sdimachen auaurechnen, benen irn 95k'ge ber ©efepgebung im
^iberftreit mit ihrem berechtigten ©laubiger Sdyith 311 ge-
mähren märe. 93ei biefer Art uon Angeftellten fann baber ber
gefamte ©ehaltsiiberfdjuh über 2500 Ji bam. 3600 Ji gepfänbet
tuerben. Snfotueit befteRt aud) für bie Aufrechnung feine Ein-
fdyränfung. Snfomcit fann ber Angeftellte burd) gorberungS-
übertragung (§ 398 ff. 93©93.) Uerfitgen. 0oldhen Ange¬
ftellten gegenüber greift auch eine SSereinfadyung beS Ver¬
fahrens bei Vfänbnng unb Aufrechnung beS ßohneS Vfah/ unb
infomeit tuerben bie neuen Veftimmungen fid) in gleich einfacher
äßeife mie bisher Uermirflidyen laffen.
III. 3)er Erlah ber VfänbungS- unb ÜbertueifungSbe-
fchlüffc burd) bie Amtsgerichte als VoUftredungSgerichte (§ 828
3V€.) mirb bei. ber Vfänbnng Uon Sobnforberungcn aber
auher ben burd) bie Veriicffidytigung ber SNehrbetragSaehntel
bebingten Weiterungen noch baburd) fchtuierig, bah nach § 2
ber Verordnung' bte in ber ein 3 elnen £ohnperiobe feit ber
Vfänbung eingetretene Änderung Veriidfichtigung finben tmth-
ES beftimmt nämlid) § 2:
„yinbern [ich bic Verhältnii'jc, bie nach § 1 Abf. 1 für bie Vc=
ftimmung bcS unpfänbbaren Teiles bcS Sohnes mahgebenb find-, fo
cüueitert ober befdyränft fid) bie Vfänbuug ttad) AJahgabe ber ein-
getretenen Anberung non dem auf bereu Eintritt nädyftfolgenbeu
3citpunft ab, an meid)cm ber Sohn fällig mirb. Auf Antrag beS
©läubigcrS ober bes SdyuIbnerS I>at bie Vehörbe, meldjc bie s pfän=
bung bemirft hat, ben VfänbungSbefchluh entfprechenb 3U berichtigen,
^er Srittfd)ulbncr fann, folange ihm eine Berichtigung nicht au=
gepellt ift, nach Afafjgübe ber bisherigen Vfänbung mit befreiender
Asirfung leiftcn.“
Xa er fid) auf ben g a n 3 e n Abfafc 1 des § 1 besteRt, fo
gilt er, entfprechenb bem 0ape 1 bafelhft, einmal für ben Ein¬
tritt einer Erhöhung ober eines 0infenS beS ÖohneS in ber
jemcüigen Sohnperiobe, anbererfeitS aber aud) getttäh 0ah 2
beS § 1 Abfap 1 für ben gaH ber Änderung ber perfönlichen
Verhältniffe (Verheiratung, ©ebnrt ober £ob uon untcrhaltS-
beredytigten ehelidjen hindern unter 16 fahren ober beS Ehe¬
gatten). £abei finben alle biefe Umftänbe getttäh § 2 Veriid»
fichtigung erft uon ber 3 eitfpannc ab, bic auf bie Solynperiobe
folgt, in ber bie Änderung eintrat. Wirb beifpielStueife bet*
Sohn am Montag, ben 24. ^eaetnber 1917, gepfänbet, Uerlyei-
ratet fid) aber ber 0chulbtier noch uor bem %agc ber AuS-=
3 al)Iung beS SobneS, fo ift bei ber Veredynung für bte folgende
Sohttmoche nody ein ameiteS SNehrbetragSaehntel ber Sotyn-
pfänbttttg entriidt. XaS alles Rat befottbere Vebeutung, meil
bei ber Vfänbung Uon Sohn unb ähnlidyen, in fortlaufenden
Veaiigen beftehenben gorberungen fid) baS Vfonbredht auch auf
bie n a d) ber^fänbung fällig merbenbett Beträge beaielyt.
(§ 832 3V^0
2 )cm Rechnung tragend räumt daher § 2 0 at$ 2 bem
©läubiger mie bem 0chuIbner baS Ncd)t ein, entfpredyettbe Ve-
rid)tigung beS BfänbnngSbefdjluffeS au beantragen. I2)aburdh
merben freilich bie ©ericRtc mit Anträgen überhäuft merben,
uttb eine gemiffe llnfid)erheit für bie ©läubiger mirb bamit
oerbnnben fein. Eine ©efehgebung, bie den Weg rein
fafuiftifdyer Regelung einfehlägt und jedem einaelnen
g o 1 1 e gerecht merben min, mie Rier bcabficRtigt ift, bringt
eben, mie fid) baS bald acigett mirb, leidyt and) Nadyteile mit fid).
Xer bisher üblidyc Weg aur Vcrcchnmtg des pfändbaren Sabrcä-
arbeitSUerbienfteS Uon 1500 Ji bam. 2000 Ji, bah bie 3<*bl ber
Arbeitsmodyen nach bem ArbeitSeinfommcn bis atttn 3^itpunftc
ber Bfänbttng aufamtncngerechnet mirb, btirauS baS Mittel
beftimmt unb mit 52 als ber 3^R1 ber SphteSmochen multi«
pliaiert mirb, maS alles bei fdhmanfettben Afforblölynen uon Ve-
bentung murbe, ift jept nach bem Dbengefagten nicht mehr
begehbar. £er blohe VfänbungS- unb ÜbermeifungSbefchluh
mirb fiinftigbin aur mutablen Entfdyeibung unb fann im ®in-
blid auf § 832 3BO. nicht mehr für bie 3uftmft fcRIedytRirt als
allgemeine Vichtfdynur für ben Arbeitgeber gelten. $ah ä«
feinem 0dyuhe. in 0ab 3 bcS § 2 beftimmt ift, bah er bis aur
3uftellung einer Berichtigung nach Sftahgabe ber bisherigen
Bfänbung mit befreiender Wirfung leiftcn fönne, entfpricfjt
dem felbftuerftänblichcn Erfordernis des VerfelyrSfchuheS unb
ift ber in § 836 Abf. 2 bereits aufgeftellten 0ri>ufcOorfchrift nad)-
gebilbet. __
JWgrmeinf §ujialpolttik.
gntcruationalcS Arbeitsrecht uitb gricbcnSbCrträge. Wie
in biefen Blättern mitgctcilt, buben die giiRrer ber ©emerf-
fchaften fomolyl ber Entcnte-Sänber — in SeebS —
mie and) ber Vierbnnbmädjte und ber Neutralen — Dftober
1917 in Bern Befriylüffe gefaht, bah bei den griebenSuer-
Soziale Praxis unb Slrdjip für VolfSttJoßlfäßrt — 1918 — XXVII. 9£t. 16.
230
trägen, bie ben Seltfrieg beenben foßen, auch ein ©leicßmaß
non 9lrbeiterfchuß unb Soaialberficherung bereinbart herben
foü. 9lud) bie ©efcßfdiaft für Soaiale Reform bat biefe
gorberung grunbfäßlid) erhoben Osp. 196), ohne aßerbingS
fich mtf gana beftimmte dinaelheitcn feftanlegen. ^m ©aupt»
aitSfchuß beS Deutfdßen Reichstags mürbe nun am 11. Sauuar
bieS Problem in ber Pefprechung ber pribatrechtlichen Ver-
bältniffe ämifcf>en Deutfdjlanb unb Nußlanb berührt. Der
foaialbemofratifdbe 2Ibg. dbert führte aus, bie grage beS inter¬
nationalen Slrbeiterrechtö merbe bei ben ruffifeßen Itnter-
hänblern borauSfid)tIidi nid Sympathie finben. Sie nerbiene
genau fo Beachtung mie ©anbefS* unb Snbuftriefragen. dS
fomme auch bie Sicherung beS föwlitionSrethtS, bie Regelung
beS SluStoanberermefenS, ber 9Irbeiterberfichcrung, ber 5IrbeitS=
aeit, beS ©efunbbeitSfchußeS in betracht. Um ben 9lb-
fchluß ber Verbanbfitngen in 58reft-Sitotoff nid>t au beraögern,
fönnc eine SpeaialFomntiffion fid) mit biefen Dingen befaßen.
Dicfe Anregung dberts, bie non ben unabhängigen Soaial¬
bemofraten dopn unb Dr. ©erafelb unterftüßt mürbe, ftieß auf
Pebenfen bei bem Vertreter ber Negierung, ©eheimrat Simone
nom 2litSm. 2lmt: Die foaiale ©efeßgebung fei Deutfd)IanbS
Voraug. S^ifdhuft aber fei cS, ob mir bei ben griebenSber*
hanblungen mit ben gemiinfehten Slnrcgimgeu drfolg hoben
mürben, ^ebenfalls beftänben große Schmierigfeiten, foaial-
polit. 3ufunftSfragen bei ben jeßigen gricbenSberhanblungen
au regeln, $n ähnlid)cr Seife hotte fchon nor ben Verhanb-
lungert im ©auptaitSfchuffe beS NeidjSttigS eine offiaiöfe Mit¬
teilung in ber treffe fid> geäußert. Unb mir geben ohne
SeitereS an, baß folche Schmierigfeiten beftehen. 9Iber fie
finb unfereS drachtenS nicht nur nicht größer als bie ©inber*
niffe auf aohlreidhen anberen (Gebieten, beren Pefeitigung
planmäßig in Singriff genommen mirb, fonbern erpeblid) ge¬
ringer, meil bie internationale Regelung beS 2IrbeitSred)tS, beS
SlrbeiterfdßußeS unb ber Soaialberficherung ohne 3^eifd in
ber gegenwärtigen Negierung in Nußlanb fehr marrnc, tat-
Fräftige SInhänger hot. dS ift audh FeineSmegS erforberlid),
baß in bie griebenSbcrfräge alle einadnen gorberungen eines
großen Programms in- fetter gormet aitfgeuommen merben.
Vielmehr genügt boßftänbig bie gegenteilige Slnerfennung unb
Verbürgung ber grunbfäßltchen Verpflid)tung auf beftimmte
menige ©auptpunfte, mährenb bie Ausführung in ben dinael-
beftintmungen natürlich — ebenfo mie bieS bei anberen Pro¬
blemen gefd)ehen muß unb gefd)id)t — meiteren Verhanblungen
unb Pefchlußfaffungen in SonberauSfchüffen überlaffen bleiben.
Der Reichstag folltc fid) burch bie borgebrad)ten Pebenfen
ber Regierung nicht abholten laffett, bie gorberung inter¬
nationaler Vereinbarungen über baS Arbeitsrecht in ben
griebenSberträgen nad)brücflid) au bertreten, unb amar follten
bie bürgerlichen Parteien bieS nicht ben Soaialbemofraten über-
Igffen. Denn biefcS Verlangen fteht auf bem Voben beS Ned)tS
unb ber ©efittung ebenfo mie ber Sirtfdjaft, unb bie ethifchen
Momente müffen in ben griebenSberhanblungen ftarf ins (Ve¬
rnicht faßen.
Üemeinfame Arbeitgeber* unb «nehmenntereffen merben, bei
aßer©egenfäßlichfeit aloifchenben beiberfettigenÖrganifationen,
hoch in einigen ©emerben Flar erfannt. Säprenb fid) manche
Arbeit Sgemeinfdjaften auf ber ©riinblage ber tarif-
bertraglidjendntmidlung bormiegenb für bie 3mccfe ber Kriegs-
befchäbigtcnfiirforge gebilbet hoben, greift bie Vebeutung ber
SlrbeitSgemeinfchoft in ber ©anbfdjuhinbuftrie bariiber
hinaus: ohne baß hier auerft ein 9teid)StarifOertrag borpanben
gemefert märe, hoben beibe Steile baS gemeinsame Sntereffe an
ber Pefämpfung ber Schleuberfonfurrena fo flar erfaßt, baß fie
für ihre ArbeitSgcmeinfchaft ben Soaialbemofraten D a b i b -
f o h u , M. b. N., als SßnbifuS befteßt ntib Vorarbeiten für
eine Sfala in Singriff genommen haben, bie einerfeitS Minbeft-
greife unb anbrerfeits Minbeft löhne für baS ganac Steid)
fchaffen foß, — ein in feiner $onfequena bisher etnaigortiger
gaß neuaeit(id) gilbenmäßiger ©emerbeholitif. Daneben laffen
fid) inbeffen mandie Slnfäße ähnlichen ©emeinfchaftSgeifteS in
anberen ©emerben erfennen. äo ift eS a« P- beaeid)nenb, mernt
ber „donrier". baS Organ ber freigemcrffd)aftlid)en Seeleute,
bie Jft e e b e r gegenüber ben foaialbemofratifrixui Slttgriffen ber*
teibigt, a(S fei burd) baS @efeß über ben Sieberaufbau ber
^aubdSflottc ben Steebcrn ein „Mißiarbengefdienf" gemacht
morben. Das genannte Vlatt nennt folche Singriffe „nicht fair"
unb lehnt für bie organifierten Seeleute jebe ©emeinfehoft
mit ihnen ab. Umgefehrt ift cS gana beinerfenSmert, baß ber
Vorftanb ber SeeberufSgenoffenfchoft ben Sdyriftleiter beS
„dourier", Paul Müßer, aumVeirat gemählt unb beauftragt
hot, burch ©eineinfdjaftSarbeit mit ber ärbeiterorganifatixm unb
beut PerufSgenoffenfchaftSOorftanb ben Schuß für Seben unb
©efunbßeit ber Seeleute im Stahmen ber beftehenben ©efeße
unb Verorbnitngen au förbern. dnblid) möge als 3eid)cit ba-
für, mie fid) ber ©ebanfe einer gemiffen ©emerbefolibarifät
felbft in fehr rabifalen ^ögfen dingang fd>afft, nid)t unermähut
bleiben, baß ber mit feinen- VerbanbSinftanaen in Streit ge¬
ratene Peamte beS freigemerffchaftlichen ^ ii r f d) n e r -
öcrbonbS Stegge in bet leßten t)on ihm noch rebigierten Stummer
beS VerbanbSorgarteS-bie Unternehmer im ^ürfdhnergemetbe
angreift, meil fie nichts täten, um jeßt beim griebenSfchluß mit
Stußlanb eine Verlegung ber ruffifeßen Pelamaren-SIuftion Dort
ßonbon nad) einer beutfdjen Stabt burd^ufeßen.
€ _
üüterläntöfilrer gtlfsbtfitd.
D5cr •f’ilfSbicnftauSfchuß beS Reichstags befaßte fid) am 10.
Januar mit Oerfchiebeneu Eingaben, dr ftellte fid) auf ben ©tanb=
pun!t, baß ec für .^lagert über dinaießung »on Mitgliebern ber
Slrbeüneljmer* unb SdjIicßlungSauSfchüffe. auftänbig fei. Sobanit
mürbe als übereinftimmenbe Meinung beS ftriegSamtS unb beS Slus=
feßuffes feftgeftellt, baß gätte politifdjen MißbraucßS beS £>ilfSbienft=
gefeßeS fdjarf au mißbilligen feien, dnblid) mürbe non gemerffdjaft-
lidßer Seite geforbert, baß Slrbeitern, bie megcit .^ohlenmangels feiern
müffen, dnt)d)äbigung ober SlbJehrfcßein au gemäßren fei. ©eneral
Scßeüch fagte eine aentrale Regelung ber dntfcßäbigungSfrage unter
^uaießung bon Slrbeiterpertretcm au; möglidjft foß für gumeifung
oou Slrbeit am feß>en Orte geforgt merben.
Jj0lhsfrnö|jrung uni ffbenslfnltung.
$>ic Sltieasorßattifation ber Sioufiimentcn
(in ben erften brei SlricgSjahrcn).
Von Dipl. merc. Stöbert Scßloeffer, Verlin.
Die aßinäßlid) einfeßenbe SlnShungerungSgoIitif nnfercr
geinbe brürfte DeutfdßlanbS Volfsmirtfchaft mäßrenb beS
Krieges ben Stempel auf. Mangelnbe 3ufußr, ungeniigenbe
probuftion im eigenen fianbe führten au t’iner immer mehr
fteigenben Knappheit an VebarfSgütern. Sluf ber anbern Seite
forberte aber ber im Kriege bringlichfte Pebarf, ber §eereS-
bebarf, feine Decfung unb baiternbe Sid)erfteßung. Die 3itnl-
beoölfcnmg ihrerfeiis faufte Saren in großem Umfange auf,
aus Slngft, ihren Vebarf fpäter überhaupt nicht mehr ober bod)
qualitatib nnb quantitativ ßur ungeniigenb unb nur au beben-
tenb höheren Pretfen beden au fönnen. Das, maS man bei
einem unferer Stagetiere als SnftinFt beaeidßnet, nämlich, Nah¬
rungsmittel auf Vorrat au fantmeln, tat nun ber Menfd) mit
uoßer Überlegung. Man prägte ba§ Sort bom „^amftern".
SIße biefe Momente ftärften .bie Steße beS SarenPet 4 -
fäuferS. ^u normalen 3oiten hotten baS Vorhonbenfetn ge-
niigenber Sarenmengen unb bk .(lonfurrena ber Sorenanbieter
bie Pretfe nicht über ein beftimmteS Maß etuporfchneßen laffen.
din großer Deil ber Sarenanbieter hotte beSholb aßerbingS
auch in griebenSaeiten gegen bie bißigeren mobernen* dint id)-
tungen ber PebarfSgiiterberforgung, iwelche feinen Profit fchmä-
lerten ober fogar feine driftena bebroljten, Särm gefchlogcn;
bie loirtfchoftliche dntmidlung hotte fid) aber bariiber bintoeg-
gefeßt. Mit bem anbredjenben toirtfchaftlichcn dhooS im Kriege
fah fid) ber Sarenbefißer, mochte er bis bahin auch noch fo
unmirtfchaftlich gearbeitet hoben, als ©err ber Sage, bie er
riidfiditSloS auSaunußen berftanb. Sarentmtcher unb Saren-
anrüdhaltung (au einer nod) befferen SluSbcutung ber Notlage)
gaben bem Vilb fein ©epräge. dS mirb bieS ftets ein trauriges
Kapitel unferer S1riegSmirtfd)aftSgefd)id)tc bleiben.
Die ^onfitmenten als bie fieibtragenben hotten aßerbing§
fchon ^ohraehnte borher Organifationen gefdjaffen, meld>e bie
drmerbStenbena auSfdßaltetcn; fie maren aber in Dcutfdßanb
noch nicht ftarf genug, fie umfaßten noch einen an geringen Deil
ber PebarfSgüterberforgitng, um in einer SirifchaftSFrifiS, mic
fie ber ftrieg mit fid) gebrad)t hotte, ben entfdßeibcnben din-
fluß auf bie ganae ©iiterberforgung auSauiiben. Die &onfutn-
genoffenfdßaften, bie (ich in griebenSaeiten immer mehr aum
Preisregulator entmidelt hotten, formten infolge ber Saren*
fnappheit int Kriege nur einen mäßigen dinfluß auf bie Preife
231
Soaiale ©ragis uubWrchib für ©olfsmohlfafjrt — 1918 — XXVH. Wr. 16.
232
auSübcn. 1 ) fritifcßer bte Sage ftmrbe, befto mehr toaren bie
ft’onfnmenten geneigt, ieben ©retS t>u beaahlen. (ES Tag barum
ber ©ebanfe eines 3ufammcnfd>IuffeS oller $onfu menten nahe,
utn ben maßlofen gorbernngon ber ©robuaenten entgegenan-
treten. Den ©robnaentcnfartcllen mußte ein ftarfeS ®onfit«
mentenfarteH gegcnübergcftellt merben.
©oit mehreren Seiten nuirbe nad) einigen MriegSmonaten ber ©e*
banfe eine» 3ufammenfdjluffeS ber (&emerffd>aften, Angeftdlten* unb
©eamtenoerbänbe, Monfumgenoffcnfchaiften ufm. aum AuSbrud ge*
bradjt. Querft fprad) £>clmuth bon ©erlad) ben ©ebanfen in ber bon
U)m herausgegebenen Rettung „Die 22dt am ÜWontag" im Wobembcr
1914 öffentlich aus: Die betreffenbe Crganifation liefe nid)t lange
auf fid) mar-ten. grau $Ife 2 ftüller * Cftreich bom ©orftanbe bet
Ortsgruppe ©erlin beS Deutfchcn MäufcrbunbeS- unb ©cncralfetrc*
tär (Erich gacubeit bom ©orftanbe beS ©unbeS ber geftbefolbcten
batten unabhängig bon einanber ©Vorbereitungen für einen 3 ufam=
menfd>lufe ber Monfutmenten getroffen. Der ©unb ber gefibefolbeten
fdjlofe fid) fpätcr bem ©orgeheu beS Deutfchcn MäuferbunbcS an.
A nt 27. Wobembet 1914 liefe grau glfc 9WiilIer=£))treich (Eirtlabamgen
au einer ©efpredjutig über ben igufamnuenfdjluß ber ©erbraud>er an
eine Weihe bon ©erbänben ber Arbeiter, geftbefolbeten ufto. fomie an
einige befannte ©erluter ©crfönlicßflciticn gehen. Cbmohl bie Sißung
fdjon nad) gluei Jagen — (Eile fdjieu geboten — am 29. Wobcmbet
ftattfinfcien füllte, mar bie ©erfammlung gut bcfucht. Der befannte
Soaialpolitifcr ©rofeffor 23albemar ^ünmcrmanit hielt einen ein*
leitenben ©ortrag über bi<c beftehenben Wiißftäube, bereu ©dämpfung
einen allgemeinen ^ufamm-cnfchluß amed§ „öffenttid>cr Kontrolle"
unb „Ausübung eines mor<alifd>cn DmirfS" erforbere. gtt biefet unb
ben narfjfolgenben, '©erfammlmigcn bom 6 . unb 13. Deaember 1914 er*
Härten fid) bic betretenen Crganifationen 3 ur ©riiubung bam. aum
©eitritt au ber geplanten Crganifation unter bem Warnen „Kriegs*
auSfdjuß für Menfumentenintereffen" bereit. 29a» man borher faft
für unmöglich gehalten hätte, toar erreicht: ein 3 ufammenfd)lufe ber
Arbeiter aller Wichtungen mit ben ©eamten unb ©riuatangefteHten
aller Wichtungen unb beiber ©ruppen mieberum mit ben grauen*
uerbänben aller Widmungen unb fo fort.
Dicfe größte aller Sntereffenbcrtretungen DeutfchlanbS
umfafet heute 70 Crganifationen mit 7 SWiÜionen SWitglie-
bern, b. h., menn man bie Angehörigen einbcaieht unb unter
©ernteibung bon Doppelaähtungen, runb J 4 ber beutfehen 33e-
bölfcrung. (ES mürbe au tucit führen, hier alle bie biefer an-
jammenfaffenben Crganifation angehörenben ©erbänbe -aitfßu-
führen. ©ertrctcu finb bie Arbciterorganifationen aller Wid>-
tungen, ebenfo ©ribatangeftelltenberbänbe aller Wichtungen;
baau ©eamtenberbänbe, Stticterbercine, Sionfumgenoffenftf)aften,
grauenoerbänbe aller Widmungen ufto. Qjin Caufe beS Krieges
finb mehrere Crganifationen, inShefonbere ©erbänbe fauf-
männifdher Angeftellter, aber auch anbere, teilmeife megen an¬
geblicher $anbelsfeirtblid)feit beS ®onfumentenauSfd)uffeS, aunt
grofeen Deil aber aus finanaiellen ©rünben mieber ausgetreten.
©alb nach ©rünbung beS 3entraIauSfd)uffeS mürben
UnteranSfchüffe, unb atoor C r t S d u S f th ü f f e unb für
größere ©eairfe ©eaitfSauSfchüffe, gegriinbel Anfang
Woöemberl917 beftanbenl62CrtSauSfchiiffe unb 32 ©eairfSauS-
fdhüffe. Cie CrtSauSfchüffe finb ben ©eairfSauSfchüffen ange-
fd)Ioffen. SCie ©eairfSauSfchüffe finb aum %eil mieber au. Wegio-
nal- unb SanbeSOerbänben aufammengefrbloffen.
Crganifation ber ^riegSaitSfchüffe für
Si o n f u m e n t e n i n t e r e f f e tt: J)ie Arbeit beS ßentral-
anSfchuffeS ruht in ben ®änben beS „g e f d> ä f t § •
fiihrenbcn ©orftanbe ber fid) auS 12 ©er¬
tönen aufammenfefet, bie jenac^bem möchentlid) ober 14 tägig
einmal aur ©eratnng aufammentreten. Sür bie auS-
führenben Arbeiten beftebt als ftänbige ©inrichtnng bie
^anptgefchäftSftellc in ©erltn. 3»t engeren güh-
Iungnahme mit ben einaelnen angefd)Ioffenen Crganifationen
befteht ein [ich aus ©ertretern aller Wichtungen aufninmen-
fefeenber AuSfchufe, ber „® e f a m t b o r ft a n b", meldjer über
alle gntnbfäfeiichcn gragen au entfd)eiben bat. @S ift als ein
©Mangel au beaeid)nen, bafe ber ©efamtborftanb bisher ber-
hältniSmäfeig nur fehr feiten aufammengetreten ift.
^ie CrganifatioR ber ©eairfS- unb CrtSauSfchüffe ent-
fprid)t bei* beS 3entraIauSfchnffeS. Auch biefc UnteranSfd)iiffe
haben einen „©efamtborftanb" in ben ©eairfS- unb CrtSbor-
ftänbeti unb einen „gefd)äftsfiihrenben ©orftatib 7 ' in ben
,,ArbciiSauSfcf)üffen". 2)ie fWitglieber ber festeren teilen fid)
in bic 9lrbeiten je nach ihrer gachfenntnis.
*) Jetmoch ift bießeiftungber^oufumgenoffenfd)oftcu auf totalem
(Gebiet aufecrorbenttid) hoch 5 n fchöpen. Sie trat aber infolge ungc*
niigenber (Jntmirflung ber &igenprobuftioit im ©erhältni§ aur ge*
famtcu 2 öurenairfulatiou auriid.
3ur ©eftreitung ber ftoften beS SentralauSfchuffeS merben
bon ben angefchloffenen Crganifationen ©citräge befahlt, bie
fid) nad) ber 3ohl bei: ©fttglieber ber «inaclnen ©erbänbe
richten. ®ie Moftenbedfnng ber CrtS- nnb ©eairfSanSfdjiiffc
gefd)icht cntfprcchenb. , ,
3mifdhen 3cntraIauSfd)uß unb ben ihm untergeorbneten
AnSfd)üffen befteht aum ^eit ein reger Wachridhtcnberfehr.
3um 3merfe beS Wadhrid)tenberfehrS gibt auch bie 3entrale ein
bcfonbercS ©reffeorgan, bie „Wunbfchau ber Xcntfchen ©cr-
braud)cr-©emcgung", heraus, bie ben angcfd)loffcnen ©erhän-
ben unb ben unterfteOten AnSfd)üffen au Crientiernng
über bie SWafenahnten nnb bie gcfammelten (Erfahrungen ber
einaelnen 21uSfd)iiffe regelmäfeig
A it f g a 5 e n unb (Erfolge bei* $rtegSauS*
f d) ii f f e für ® o n f u m e n t e n i n t e r e f f e n : J^te ©er-
tretung ber .Qonfumcntenintereffen ift im meiteften Sinne
# beS SöorteS au berftehen. 'Die ^ntereffenbertretung nnt-
fafet fomohl bie i'tbcrmadmng ber ©reife bon ©utter unb ©rot,
als auch ber Jarifc ber ftäbtifeben Straßenbahnen, ber SWieten
für 2Bohnnngcn unb ber ©chührcu für gebammen. Die
^ntcreffcnbertretung heaicht fid) fomohl auf bie Hebung beS
.siartoffelanhauS als auf bic ©ermertung ber 2lhfälle, bic ©e-
fdiränfnng ber Ausfuhr unb bie görbernng ber (Einfuhr. Sie
erftredt fich ferner nicht nur auf ben Sd)uß ber .(lonfninenten
gegenüber ben ©robuaenten, fonbern and) auf bie (Eraiebnitg
bei* Ahmfumenten. Sie umfaßt fdüießlid) auch 3*>1I- nnb
Steuerfragen, bie görberung beS .Qonfumenten-©enoffenfd)aftS-
mefenS, ben Wad)rid)tcnbienft für bie föonfuntenten, bie ©e-
ratung ber Wegierung in ©erbraucherangelegenheiten ufm.
Die Aufgaben, meld)e fid) bie .^onfumentenaiiSfdbüffe int
liege in erfter Sinie gefteHt hoben, Iaffen fich a«fammenfaffen
in bem Säße: Sidjerftellung nnb t u n 1 1 d) ft ©r-
h ö h n n g aller berfügharen ©ebarfSgüter,
ihre fjjarfamfte nnb a^edbienlidje ©ermen-
bitng, ihre geregte unb öerftänbige ©er¬
teil it n g in gutem unb unt>erfälfd)tem 3u -
ftanbe an nngemeffenen ©reifen unter ©e-
riieffichtigung ber Dhhfiologifchen Sonber-
bebiirfniffe unb ber mirtfdjaftlicöen Son-
bcrberhältniffc gemiffer Slon.fumenten-
gruppen unb -fchichten einfchließltd) ber
m t r t f d) a f 11 1 dj e n Hebung i b r e r $ a u f f r a f t.
DaS mar eine gemaltige Aufgabe, bereu Durchführung
eine ungeheure Arbeit erforberte. Die aoblreicben ©?aßnab*
men, meldje bie ®riegSauSfd)iiffc für .Qonfumentenintereffen
aubiefem 3^ccfe ergriffen haben, mögen hier einmal fpftcmatifd)
eingeteift unb aufgeaäblt merben. So ergibt ftcb am heften
ein ©ilb non ber Pielfcitigen Dätigfeit ber föriegSorganifation
ber Äonfumenten.
iE» untröen ©laßnapmen getroffen: 1 . um bie ©runblage für
eine organifatorifd)e ©cttürifchaftung au fchaffen (görberung bon
©cftanbSerhelntngen, (Errichtung ei me» ÄricgSernährungSamtS ufm.),
2. um eine Abmanbcning ber ©orräte au berhinbern (©eiPe*
haltung ber i'luSfufjrber&otc ufm.), 3. um bie aur Hoft ihrer ÖJemin*
nung Überreichlid) borjfjanbenen ©ebarfSgüter für bie gutunft fidher*
aufteücn iJrorfncn, (Einmad)cu ufm.), 4. um baS ©erberben unb bte
©crr.ichtung bort ©orräten au berhüien (redjtaeitigc Schußm-afenah-
men, ©eubreitung bon WufbemahrungSregelu ufm.), 5. um bie ©or=
röte au erhöhen, im allgemeinen unb unter ©criidfidjtigung ber ©e=
barfsbringlid)!eit beftimmtcr ©ebarfSgüter (Crganifation ber ©robuf*
tion, (Einfubrbrämien ufm.), 6 . um ben ©erbraucf) an Spargütern
5 U feufeit (Waticnierung ber ©ebarfSgüter, ©ermenbung bon (Erfaß*
mitteln ufm.), 7. um jebes ©ebarfSgut feinem beftmöglichen '©ermen*
bungSamed auauführen ((Ernährung ber SUfenfdjen bor bem ©ich, be=
ftimmte ©robu!tion»einfd)rän!uugen unb ©robuftionSbcrbote ufm.),
8 . um bie borhaubenen ©ebarfSgüter ben fionfumenten berfüghar au
machen (©cfdilagnaljmc, Üicferungsamang ufm.), 9. um eine unglei^*
mäßige ^Verteilung 31 t berhinbetn (meitgehenbe Wationierung, Mampf
gegen ben Schicberhanbel ufm.), 10. um bie ©ebarfSgüter ben Mon*
fumenten au einem aiigemeffenen ©reife auführen au fönnen (ööchft*
preife, ©erbilligung ber ©robuftion ufm.), 11. um baS „Stehen" nad)
©cbarfSgüteru 311 bcrmci&cn (Crganifation beS ©erfaufS), 12. um
bie '©ebarfSgüter bem Monfumcnten in gutem unb unberfälfd)tcm
©uftanbe unter (Einhaltung riditiger iWafee 3 uaufitl)rcn (©rüfitug ber
Nahrungsmittel burd) bic ©cfunbheitsämter, DeflaratiouSamaug für
abgepadte 29areu ufm.), 13. um ber ©ebürftiglcit beftimmter Moufu*
mentenfd)id)teu ge red: t au merben unb ihre Mauffraft 311 ftärten bam.
3 U erhalten (görberung ber 2)?af)eufpeifung, (Ermeiterung beS Schußes
mirtfd)aftlid) fehmadjer Mriegcrfamilien ufm.), 14. um Souberbcbürf*
niffeu ber Monfumcnten cntgegenautommen (WationSerhöhung für
Sdpuevarbeiter, für Miubcr, Mrante ufm.), 15. um bie Monfumenteit
233
©oktale $ra£i* unbArcßib für VoIFsmoßlfaßri — 1918 — XXVII. Rr. 16.
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als Käufer bür taftlofer Veßanblung beim GinFauf ju fdßiißen (Ver¬
pflichtung ber Voliaeibeamten unb bcr Verlaufet au ßöflidjer Veßatrb-
iung beS VublifumS).
Gin großer Deil bei* angeführten Maßnahmen ift allmäh¬
lich nach hartem $ainpf aur Durchführung gefommen. Die
KriegSorganifation ber töonfumenten hat bie anfängliche Voli-
tiF, eine Stredfung ber VebarfSgiiter burd) .hohe greife herbei-
aufiihren, im Meinte erftitft. Sie hat auch tvefentlidj baau bei¬
getragen, baß bie Vrotgetreibefrage auf bem Vßege ber Ve-
fcßlagnahute unb ber Rationierung ihre hefte Regelung fanb.
Der Gntttmrf einer VrotFarte ift auerft vom föriegSouSfchuß
für ^onfumentenintereffen borgelegt morben. 2 fn ber Ginfüh¬
rung von $öchftpreifen für eine Reihe bon Sßaren finb bie
Sh’iegSauSfdßüffc ebenfalls herborragenb beteiligt. Hervor»
auhebcn ift auch ber ÜbermacfjungSbienft ber $onfumenten-
auSfchüffe über bie Ginhaltung ber gefeßlicheit Maßnahmen, mo-
für in aaßlreid&en Stäbten befonbere ÜbermadbungSauSfdhüffe
cingcfcßt mürben, bie burcß VrobeeinFäufe ufm. eine ftänbige
Kontrolle auSüben. Diefc 2UtSfd)üffc mürben teilmeife fogar
mit behörblicßen 2ruSmeifen berfeßen. Die ^onfunienten-
auSfchüffe haben and) befonbere 2luSFunftS- unb Vefcßmerbe-
jteHen für Slonfumenten eingerichtet, fie führen „fcßmarae
£iften" über folcfje ©efchäfte, benen Vergehen gegen baS ®onfu-
mentenintereffe nadjgemiefen merben. Sn öffentlichen Verfamm-
Iungen, in ber treffe, burcß befonbere Sßrecßftunben für Ver¬
braucher, burdß ÖcbenSmittelauSfteHungen unb ^oeßfurfe, burd)
Verbreitung bon McrFblättern mit ber Angabe bon Hödßft- unb
Richtpreifen fomie ber Räßrmerte, in Vorträgen über Söaren-
funbe, RahrungSmittelfälfchung ufm. haben bie 2luSfd)üffe
unter ben Stonfumenten aitfflärenb 51 t mirFen gefügt. Gtnaelne
SfuSfcßüffe haben arnd) felbft, fei eS int Auftrag bon Gemetuben
ober aus eigener Initiative, VebarfSgiiter bermittelt. Die
^onfurnentenauSfdßüffe haben eine befonberS rege DätigFeit
auch in ben VreiSbrüfitngSftcIIen, ßebenSmittelämtern u. bgl.
entfaltet. GS mürbe über ben Rahmen biefeS 2tuffaßeS hinaus»
geßen, bie aaßlreicßen Grfolgc ber SlonfnmentenauSfdhüffe
einaeln naeßmeifen au moHen. Sm ganaen genommen ift bie
DätigFeit ber ®riegSauSfd)üffe für ^onfumentenintereffen eine
feßr fegenSreidße gemefen. Hätte bie $riegSorganifation ber
STonfumenten nidßt beftanben, mürbe eS ben ^onfumenten noch
biel fdßledjter ergangen fein. 2InberfeitS muß aber gefagt
merben, baß bie fionfumentenauSfdniffe Größeres hätten leiften
Fönnen, menn fie nießt in ihrer Arbeit burd) ihre finanaieHe
Sdjmäche, SlrbeitSiiberlaftung ber Vorftänbe n. a. tn. beßinbert
gemefen mären.
£roß ber gemeinnüßigen DätigFcit ber ^onfumenten-
auSfcßüffe haben fie, befonberS anfangs, nicht immer bie nötige
RnerFenmtng ber Veßörben gefunbett. Sn aaßlreicßen Sätten
finb ben 2luSfdßüffen SdßmierigFeiten megen Abhaltung bon
Verfammlungen unb bor allem bei ber 3ulaffung au ben
überall im Reiche gegrünbeten amtlichen unb halbamtlichen
Stellen, mie VreiSpriifungSftetlen, ßebenSmittelämtern,
SdjiebSgeridjten ufm. gemacht morben. GS muß meiter aber
feftgeftefit merben, baß einaelne Veßörben bon bornßerein
großes VerftänbniS für bie, neuen Gebilbe gezeigt haben, unb
baß bie AuSfdjüffc fich heute im großen ganaen burdjgefeßt
haben, menn aueß immer noch recht betrübenbe Säfte einfeitiger
SntereffenßolitiF borFommen. Verfdßiebentlicß haben bie
^onfutttentenauSfcßüffe befonbere 2TnerFenming für ihre Dätig»
feit burd) Veßörben gefunben.
®0 n f u m e n t e n a u S f cß ii f f e im 21 u S l a n b e :
Slucß im AitSlanbe, inSbefonbere in öfterreich, in Ungarn, in
Sujernburg unb in ber Sdjmeia finb 3ufamntenf<ßlüffe &er
£¥onf umenten erfolgt. Su VÜeit finb im Gegenfaße au Deutfeh»
lanb auch bie Rkßter, Firste ufm. in ber „$t*iegSfommiffion für
.^onfumentenintereffen" bertreten, bagegen gehören bie foatal-
bemoFratifdjen GcmerFfchaften ber Organifation nießt an, unb
Me $onfumgenoffenfd)aften finb mieber ausgetreten. Somoßl
in Öfterreid) als auch in Ungarn finb bie ^ricgSFommiffionen
für $onfumentenintereffen Feine ReicßSorganifationen, fün¬
ftem VeairFSorganifationen (für Sßien, Vitbat>eft, Vrag ufm.).
55 m ganaen ift baS Reß ber StonfumentenauSfcßüffe nießt fo
Mdßt mie in Deutftßlanb. Die geftellten 2 lufgaben finb bie-
feiben mie bei uns. 2 lud) bie öfterreicßifd^ungarifdien Slotifu-
mentertauSfdjüffe haben eine Reiße bon Grfolgen au beraeid)nen,
menn auch uießt in beinfefben Umfange mie in Deutfcßlanb.
Äonfttmentcnfammern : Somoßl in Deutfcßlanb
als aud) in Öfterreich ift bie Sorberung bon Stonfumenten-
Fammern im Kriege bertreten morben. Sie mürbe in Dentfdj-
lanb auerfi nacßbriidlicß bönt ReicßSbe.rbanb beutfd>er $onfum¬
bereine, ^öln-3Rülßeim, bertreten irnb in einer DenFfcßrift aus-
füßrlicß bargelegt. Der 3^utralberbanb beutfeßer ®onfumber-
eine hat fi^ mit ber Sorberung einer Vertretung ber ®onfum-
genoffenfeßaften innerhalb ber $anbelSFammern, beren 2tuSbau
in SöirtfcßaftöFammern er münfeßt, begnügt. Der ®rtegSauS-
feßuß für ®onfumentenintereffen felbft hat bie S^oge in feiner
bieSjäßrigen ©efamtborftanbSfißung beßanbelt, er bat iebod)
noch Fciue fefte Stellung baau genommen. Ginen mertboüen
Veitrag au ber Smge brachte ein Vortrag beS Vorfißenben beS
Verlincr Veamtcn-SBirtfcßaftSbereinS, @eß. e^b. ScFretärS
Döla, auf bem 10. GJenoffenfcßaftStag beS ReicßSberbanbcS
beutfeßer 51onfumbereine in SöieSbaben.
GS bebarf jebenfalls Feiner Smge, baß mir nadß bem
Kriege ftarFer Organifationen aur Vertretung ber $onfu-
mentenintereffen bringenb bebiirfen. DaS SBefen ber Kammern
birgt in fieß einen größeren Grfofg als baS freier Sutereffen-
Vertretungen.
Die ^amimer-Snftitution mit allen ihren Vorred>ten, tocldye
bie Vi'obitaenten bereits feit Soß^aehnten befißen, muß audi
ben Slonfumenten auerFannt merben, maS nidßt aufeßt aueß im
Sntereffe bcr Regierung felbft liegt.
GritnbntnöSfrööni in Gnölanb unb ^ranFreicT). einer Rebe
in 2Jiand)eflcr bat bcr englifrfjc Äommiffar für bie ficben8mittel=
bdüirtfdjafhmg bereits angebeutet, baß bie Vrotguteilung Fiinftig nach
beftimmten Säßen erfolgen tnürbe. Die Sranffurter Leitung uer=
öffentlicßt eine bcadjtenStnertc 3ufcßrift aus bem ^elbe, in mcldier
ber Ginfeuber bie Eingaben bes cnglifcßen VcbcnSniittelbiftatorS auf
beutfeße 9)^aße umgereeßnet ßat unb an ber $anb biefex Verecßnuitg
naeßmeifen fann, baß bie englifeßen Säße fogar teilmeife ßinter ben
beutfeßen Säßen aariidblcibcu. Der Ginfenber feßreibt u. a.:
Die Ginteilung in brei 2(rbcitSftufen ift nießt gang bie gleiche
mie bie unfere in fdjmecftarbcitenbc/ feßmerarbeitenbe unb allge=
meine Vrot^mpfänger, aber fie mürbe ißr im großen unb ganaen
naßetommen. Gs crßalten banaeß möeßentlicß (bie Itnae 28,
Gramm):
Scßmerftarbeiier . . .
Scßmerarbeitcr ....
Veicßtarbeitcr ....
Scßmecftarbeite’rinucn
Sdjmerarbeitcrinnen
in Gnglanb
3 im
3175
2010
2268
1800
in Deutfcßlanß
Gramm
3150
2700
1800
3150
2700
1800
in Gnglanb
4- 485
+ 475
+ 240
— 882
— 000
— 212
Sonftige. 1588
2$irb bebaeßt, baß heute aud) in Gnglanb in allen brei Staffen
moßl feßon bie grauen itbermiegen, fo acigt fidj> mie etßcblicß geringer
bie Vrotmengen finb, bie in Gnglanb ber Vebölferung augeteilt mer*
ben, beim auSfcßlaggebenb für ben Vergleich ift, U>aS ben grauen
äugeteilt mirb.
2lud) in granfreieß maeßen fid) GrnäßrungSfd)mierig!eiten
geltenb. Der „VormärtS" Dom 28. Dcaember beröffentlidjt Mittei¬
lungen beS VerpflegungSminifterS Voret, ber bon „beFlemmenbeu
Stunben“ für granlreicß fpraeß. Die Vrottarte mürbe als ultima ratio
für ben gall emgefiißrt, baß fieß bie Verbraucher nießt frcimillig ein-
fcßräuFcn. Von ben 52 Millionen Doppelaentnern Vrotgetreibe, bie
groufreich bom 1. September 1917 bis 31. 2luguft 1918 braudje,
fehlten 36 Millionen Doppelacntner, bie aus ben Vereinigten Staaten
unb Argentinien, mo bie greife bebeutenb höher feien, herbeigafdßafft
merben müßten. Die VerfradjtungSfdjmicrigfciteu feien jebod) un=
geheuer. Der Schiffsraum fei böllig ungeuügeiib. 2lud) erßalte
granfreidß nur unter ber Vebingung, baß cS fid) rationiere, Schiffe
bon Gnglanb unb ben Vereinigten Staaten. Sclbft bie Slrmeeborräte
feien ungenügenb. Veaüglicß bcS .^aferS fei bie Vage nießt meniger
beunrußigenb. Man müffe besmegen bie 3 a ßl ber 2lrmcepferbe
ßerabfeßen. Die $uderration merbe im näcßften Monat teilmeife
burd) Saccßaxin erfeßt merben. Aud) ber Vcnainberbraud) müffe
meiter eingefcßränFt merben. gür Kartoffeln beabfidjtige er gleich-
falls einfcßränFenbe Maßnaßmen. Voret füßrte meiter aus, fein
größtes Ventüßen fei bie fiöfung beS Problems ber Ianbmirtfcßaft=
lid)en Gracugnng. GS fei bon befpitbcrer SBiditigtcit, bie Dünger-
ßerfteHung au bergrößern.
prfffrge jsbefrijäiijjte unö Ijfimkeljrfnöeftrifjfr.
fiaufenbe ^rteßSbetßtlfen für bcrforgunßSbcredittgtc ehe¬
malige ^eereSangeßörige unb Hinterbliebene an Stelle ber
bisherigen außcrgcn)öhnlid)en ftkiegSnnterftüßnngen fießt
ein Grlaß beS $riegSminifteriumS vont 14. 12. 1917 vor.
Die Veihilfcn Fönnen beb itrf tigert HeereSbeauiteit
unb ihrer Hinterbliebenen unabhängig von bcr Höhe ber Vo-
aiige aitS ReichSmitteln gewährt toerben, tvobei im allgemeinen
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^so^iale unb Vlrdjiv für VolfSWohlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 10.
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öavon auägegangen Werben foll, baß ein Antragfteller, beut
fotiftige (Einnahmen nicht. 311 ©teöote fielen, ohne weiteret 30
v. H- be£ Betrages erhält, ‘ber nacf> ben geltenben SBeftim*
mungen fiir bie Reid>3beamten an „Kriegsöeihilfe" nnb
,,Krteg£deuerimgs 3 ulage" 3 iiftänbig fein tuiirbe, wenn ber Ruhe»
gehaltsempfänger ober ber verftorbenc ©bemann (Söcitor) uocf)
im (tfeuuffe feinet lebten penfionäfäbigen TienfteinfotnmenS
(ohne 2 LUK)nutig£gelb 3 ufchuß) wäre. Vei befonberem Vebiitfttis
fann über ben Saß non 30 v. H- hinausgegatigen werben,
©inunhnien au* gewinnbringenber Vefchäftigung fittb ftetS 311
beriitfndjtigeu. 3ür bie im Ruheftatibe lebenben llnterbeamten
ber Heeresverwaltung fottiie bie Hinterbliebenen ber Unter¬
beamten finb bie Säße nacf> beut Bmnilienftanb nnb ber K'inber-
3 abl abgefinft. Verwitwete. nnb gefchiebene Ruhegehalt*»
embfängcr fomie Citroen finb, wenn fie 311 beriirffiditigenbe
Kiitber haben, ben Verheirateten mit ber entf brechen ben Kiitber»
30 hl gleirf) 3 uftellen. Haben fie folrfie Kiitber nidit, fo finb fie,
fall* fie einen eigenen Haushalt führen, ben fiitberlo* Ver¬
heirateten, anbcrnfall* ben Sebigeti gleid) 3 itad)ten. Jtiir Voll-
maifen ift im allgemeinen ber UnterfrfüebSbetrag awifdiou ben
Bähen eines Verheirateten Veamten ohne K'inber nnb eines
foldien mit einer ber 3al)I ber Vollwagen eutpretfjenöen K'inber*
3 al)t sa bewilligen. Voran*gefeßt ift, bah bie Kinber von ben
©Item unterhalten werben miiffcn, weil fie fid) nod) in 3d)nl»
ober VernfSaitSbjlbnng befinben ober anS fonftigen Wichtigen
©kiinben (@k'fnnbhcit* 3 uftnnb ber K'inber ober ber ©Itern nfw.)
einem ©rwerbe nicht nadmeben fön neu. Tie lanfenben Krieg**
beihilfen finb Wibcrrnflich 31 t bewilligen, ©in RechtSanfvrud)
auf fie befiehl nidit, fie finb baher nidit vfänbbar.
3'iir bie v e r f 0 r g n n g S b e r e cf)t i g t e n e b c -
m a l i g e n Wl a n n f d) a f t e n nnb bie Versorgung*»
b e r e cf) t i g t e n H i n t e r b l i c b e n e it v 0 n 21 ? a n n -
fdjaften ift im Hinblitf auf ihre Völlig anbersgcftaltete
Abfinbnng eine AnWenbung ähnlicher ©ruttbfäße nicht an¬
gängig. 2Scttu ihnen aud) — inSbefonbere ben KriegSVcrforg.»
ten ans bem gegenwärtigen Kriege jeht fdjon burd) 3 w
wenbimgeit aus Kapitel 84 a foWie im Söege ber erganaeuben
KTicgSbefrfiäbigtenfürforge bsw. ber gentcinblidfen KricgSWohü
fahrtSpflcge unb burd) erhöhte Unterftiihungen aus Heere*»
fonbs geholfen Wirb, fo fönnen and) ihnen im Vebarfsfalle
über bie bisher gewährten Unterftiihungen hinauSlaufenbe
Unterftiihungen (KriegSbeihilfen) bewilligt werben, bereit Höhe
fid) nadi Sage beS ©in 3 elfalleS ridjtet. Tie Anträge finb an
baS StellVertretenbe ©eneralfommartbo 311 rid)ten, baS für bie
UnterftühungSangelegenbeiten beS Antraafteller* auch fonft 311 *
ftätibig ift. Tie Vewilligung erfolgt für bie £)ffixiere nnb
ihre Hinterbliebenen burd) baS KriegSminifterium (Verfor-
gungsabteilung für Hinterbliebene), für bie SRannfdxiften unb
ihre Hinterbliebenen burd) bie ftellvertretenben ©eueral»
fommaboS.
And) für bie 1*03 iale .st r i e g S i n v a l i b e n f ii r -
f 0 r g e finb weitere befonberc ReichSmitel 3 ur Verfügung ge»
ftellt, bie in elfter £inie Hie Aufgabe haben, bie ©inrid)tung
ber .Striegsinvalibcnfiirforge 311 erleid>ern unb VerufSberatung,
Verufsausbilbung unb Arbeitsvermittlung 311 förbent; bariiber
hinaus können fie and) 3111 : ©inridjtnng einer „ergän 3 enben
Jyiirforge" VerWanbt werben, um ben .SkiegSbefd)äbigten ben
Übertritt in bas ©iwerbslcben 31 t erleichtern. And) Soften ber
ärjUiriicn Unterfudiung nnb ber Hcilbehanblung follen au*»
nahmsweife, foweit fie auf JyonbS ber Heeresverwaltung nicht
übernommen werben nnb ber Hurücffühmng ber KriegSinVa»
liben in ein georbnetes Okmerbeleben bienen, anS ben befon»
bereu W ei dis mittein für bie fosialc KriegSinVafibenfiirforge
beftritten werben fönnen.
©ine Hcran 3 iehnitg biefer Reid)*mittel 311 ber „crgän 3 euben
Aiirforge" foll aber nur für bie 3 eit ftattfinben, währenb bereu
ber unteritiihungsbebürftige Mriegsbefd)äbigte noch öegenftanb
Vflegerifd)er Tätigfeit einer ber mit ber giirforge für Krieg*»
verlebte betrauten btfonberen Vereinigungen ift. Rad) biefer
3eit hat nötigenfalls bie .Striegsmoblfabrtspflege ber (Gemein-
ben nnb ©emeinbeverbättbe eirhyigreifen, bereu Aufmettbungeu
für biefen 3wecf - im Ok'genfah 311 ber bisherigen Übung
- mit ber burd) biefen ©rlaß gegebenen 3 eitlidicu ©infehrän-
t'uug als beihilfefähige .SiriegswohlfahrtsauSgabeu auerfaunt
werben unb, in ber ©rWartung, bah es nunmehr and) ben
ojemeinben möglidi fein wirb, bie in Jrage fommenben Reich*-
fonbs friiarf auseinanber 3 uhaltcn, fortan — 311 m erftenmal für
bei» ÜRouat November b. o- -- in ben monatlichen Ausgaben-
nadhWeifungeit nad) S^afegabe ber beftehenben Vorfdjriften 3 m*
Veihilfe aus Reichs- nnb Staatsmitteln angewenbet werben
fönnen.. _,
©rgmrtfattaiwn Kfr ^ r b c » ter - ©f^Ufew, ^njellelüfn
utti» gfamtru.
ÜJetocrffchaftUcfie s Jiücffch(ui nwf bas 1917
halten bie 3ontralorgane ber grofeen C^ewerffdyiftsrichtungeu.
Tas freigett>crffchaftli»chc „©orrcfponbcii 3 blaU ber ©cnera©
fommiffiou" nennt bas Vcrfloffene v>ahr »für bie iVtiltdmäd)le ein
«ieflcsjaljr olinegleidicn", begrübt aber aufs roärmjtc bie ^riebens-
ausfichtcn. ^ur inneren Volitif iibergehenb, bezeichnet es bie
preufcifrfie AHihlrcd)tSreform als ben ,/prüfftein bafiir, ob bie Re¬
gierung bie .Straft finbet, ihrem Reformwillen (Geltung 311 oer=
fdjaffeu". Tie iHufhcbung beS § 153 ÜiCMC. fei bie C9utmad)ung eines
ijiftorifchen Unrechts, ©ingehenb mibmet fid) bas Morrefponben,^
blatt bann ben fragen ber VebenSmiitclucrforgung, um 311 m Schluffe
eine Überfidit über bie Wemerffdiaftseuniüdlnug im Jahre 1917 311
geben. Tiefe ift burdiaus gut gemefen. Tie riicfläufige iRitgliebcr-
beioegung ber erften Miiegsjahre ift völlig iibenmntbeu. Vom britten
Ouartal 1916 bis 311111 britten Cuartal 1917 ift bie äWitglieberaahl
von 947 5G4 auf 1201 770 geftiegen. Tas entfpridjt einer Zunahme
Von 254 200 ober 28,.s 0 . H. VIm oahresfdiluffe mag bie. Atrtglicber-
3 ahl fogar bereits 1 300 000 erreid )! 1 haben. VIin meiften hat bie ,3ahl
ber meibltdjen Atitgliebeu 3 ugeuommeu. Sie ffcicg Von 185 490 auf
364 391. TaS ergibt ein iÜiefjr 001 t 118 895 ober 04,i 0 . H. Vei ben
männlichen iVitgliebau ift bie Zunahme begreiflicherireife geringer;
jie beträgt 135 311 17,7 0 . H. immerhin bebeutet bie Zunahme
Don 135 311 SUtänneru angefid)ts ber fortbaueruben ©utbiöhnng ber
5inegsimrtfd)aft boa männlidien Vlrbeitsfräftcu eine A>iebergefun-
buug ber ©ewerffdiaftcu.
Tas „Sentralblatt ber diriftlidieu Wemerffdiaften" beurteilt bie
all gern einte Vage aianlid) äljnlidi wie bas Crgau ber freien ©emer-f-
[(haften, ©ingeljenber als tiefes legt es bie fo^ialpolilifd)c ©nttnicle-
luug beS Vorjahres im einzelnen bar, ftreift ben grüfteu djtijtlidj-
uatioiialeu Vlrbeitcrlongrcfj unb ben Volfsbuub für Freiheit unb
Vaterlaub, bie Vcrufuug Stegenualbs mS HerreuhmiS unb C9ies-
betts’ ins Rcid)smirtfd)aftsamt unb betont fehl* fräftig bic Aotwenbig-
feit ber preuhifdieu Anihlreform. Tabci tocift es mit größtem
Rad)brucf btc 3 U burd]fid)tigeu Jmerfeu verbreiteten (9erüd;rc über
unerhörte Söhne ber Sdjtverarbeiter 3 uri'icf unb ftellt feft, bah heute •
nod> Millionen von Arbeitern, gemeffeu an ben Vceisverbältuiffeu.
Huugerlöhnc berbienen. Taher feien bie Sohnbeiueguitgeu bollauf
berechtigt. Seiber habe bic iibertreibeube Tarftelluug ber Sohuhöhe
eine inncrpülitifd)c -Itmofphäre geraffen, in ber alle Sol)nfämpfc
311 politifcljen VluSeinanberfepungcn mürben, inbem 3 ugicid> bie ga 113 c
Stellung ber Arbeitcrfchaft im öffentlichen Sebcu immer tvieber au-
gefod)tcn werbe. Tie ©ntmidelung ber d)riftlid)eu ©etoerffchaften fei
erfreulich gemefen: bie 3 fl hl ber UKitglieber betrage bereits luieber
250 bis 275 000;-neben ben Verbäiiben ber RiiftungSarbciter hätten
bor allem bie ber ^taatsarbeitcr unb ber länblichen VIrbeitcr guten
3 umadjö gehabt.
Tic gleiche Veobad)tung, baft es in ben Crganifationen mieber
voran geht, haben, aud; bie ©emerfvereine iHirfd)-Tuucfer), wie
aus ihren Veröffentlichungen crfidülid) ift, gemari)t; befonbers ber
©etverfvereiu ber ibiafchinenbau- unb ibictallarbeiter entmicfell fid»
rcdjt fräftig.
Ta bie Arbeiterorganifattoneu im verfloffenen ^valjrc
grofeenteiB bereite burd) Veitrag^erhöhungen bent gefunfeneu
©elbWerte Rechnung getragen haben, fo biirftc ihre buröb ben
RfitgliebersuWad)^ eintretenbe .Kräftigung basn verljelfeuf bau
fie im neuen Qaljre fid) fo forteutwideln, bafe fie bei Srieben«?-
fd)lu 6 ber gcWarfifettcn 2l?ad)t bes? Arbeitgebertum§ Wenigftens
einigermaßen eine Achtung gebietenbe Kraft, gegenüberftcUcn
fönnen; barin Würbe bie ficherfte ©ewähr bes fo^iafen ffriebenö
liegen.
Spaltung iu frergcwcrffchaftlichen Crtstartclicn. Trob ber ©ini-
gungsverhanblungen 3 tvifchen ber ©cneralfommiffiou unb ben vom
S c i p 3 i g e r ©emerffchaftsfartell abgefplitterteu C rganifationert
haben bie lebteren am 13. Te,>embcr fid) auf eine Volitif fcftgelegt,
bie ben Mampf gegen bie ©eneralfommiffion 3111 * oberfteu Richtlinie
nimmt. VI m 29. Te^ember haben fie biefe Riditliuie fogar in eine
„Vebinguiig" für bcu Vbiebereintritt in bas alte Kartell umgemanbelt.
Taraufhin hat eine neue ©iuigungsfibuug am 30. Te^einber be--
fdjloffen, umgefehrt bic einftimmige ^uriiefnabme ber ©ntfcf)lieHuiig
bes 13. Te 3 cmber ,311 r Vorbebingung ber AMcbcraufnabmc in bas
Kartell 31 t machen. Tainit ift bie ©iuigfeit, mie nadi bem Verhalten
ber »Seip 3 . Volfs^tg." von vornbereitt 31 t ermartcu mar, von fur^er
Tauer gemefen, ja praftifch überhaupt gar nicht erft verwirflidjt
worben. - Jn ÜUJ ii g e ( n an ber ©Ibe hat fid» bas Kartell aufgelöft.
Tie VJfetall-, Vau-, Transport-, Vrauerei- unb Hutarbeiter, folvie
Soziale Bra^is inib $lrd)io für Bolfsmohlfahrt — 1018 — XXVII. Vir. 10.
288
m
bxe* ^'uumCter finb bem TreSbener, bie übrigen gahlftetten bei»
^unaet entartet! beigetreten. Ta in Binta rabifaler ©eift weht,
ift erjid)iUct), hafe and) hier politifdhe ©rüttbe Porliegen. •
|irl}fitfnrfr|iityenm<j. gparkaflfn.
TnS 28ad)Stum ber Spareinlagen itn Kriege, jn Xeutfchlanb
Wat bie Spartätigteit ber Beoötterung bereite immer am ftärfften
eutmicfelt. Vtuf ben Kopf ber BePöltexung geregnet betrugen bie
(Einlagen bar bem Kriege in Xeutfchlanb 292,2 Sftar!; in ©roh=
britannien 1073 3??ar!; in ^ranfreicb 114,8 äftarf; in ben Bereinigten
Staaten 206,1 SWart. jnt Kriege fabelt fid> bie Einlagen ber beut»
fd>eu Spar taffen noch ganz bebcutenb oermehrt. jnt amtlichen jfadj»
Matt bcs Teutfd)en Spartaffeuocrbanbcs wirb ausgeführt, bah im
jahrc 1915 bie Spareinlagen einen itberfdjuft Pon 2500 Millionen SRarf
über bie iHürfzahluiigeii, ergeben, bagu fomtnen nod) etwa 700 SWil»
lionen Sitar! 3infen ber Spareinlagen. So war ber KapitalzumachS
im jafjrc 1915 rjmb 8200 Biitlionen Sitar!; im jaljrc 1916 betrug
er 3180 SWiHionen; im jahre 1917 wirb fid) ein noch größerer ^uroad^
ergeben, ba bie ©inzahlungen in ben erften 9 Sltonaten beS jahreS
bereit» faft 900 SltiÜioncn mehr betrugen als in ber entfpreebenben
3cit bcS Borjahrcs.
Tie 3anahme ber Spareinlagen beträgt alfo für bic 3*ü bom
1. Januar 1915 bis äum 31. £!tober 1917 runb 9X Sltilliarben, Sitar!.
Somit biirftc ber Spareinlagenbeftanb beS beutfehen BoI!eS, ber bis
(5nbe bcS jahres 1914 runb 2014 SJtitliarben Sitar! betrug, auf
miubeftens 30 Sitiüiarben Sitar!, ohne bie Slbbucbungen auf bie Kriegs»
anlcibe, angemadifeu fein.
Sic ftarfe Spartätigteit ber Bebölterung macht ftdj aud) örtlidj
fühlbar. So hat 3. B. bic Stabt Berlin im Xezentber 1917 20 neue
3mcigjtetten eröffnet, benen febr halb 20 weitere neue ßtoeigftellen
folgen miiffen, ba fid> wegen beb ftarten VlttbrangeS bei ber Vlb»
fertigung ber Sparer Sltifeftäube ergaben.
|lrtrctt$lo|((|luit stnit ftjrc gekämpfuitg.
Errichtung einer jürforge* unb BerufSberatungSfteUe für grauen
im SlrbeitcrfUrforgeantte ber Stabt SBteit. Um beim Übergange ber
Kriegs? in bic $ricbcnSmirtfd)aft eine rafdje Unterbringung ber aus
ihren bisherigen berufen gedrängten grauen unb SJtäbc^cn zu er»
möglidjen, bat ber SOieuer Stabtrat in feiner Sifcung pom 14. Te*
gember 1917 befdjloffeu, biegemerblicbc grauenabteilung
beb Vlrbeiter.fürjorgcüiuics in ber SBeife auSzugeftalten, bah ihr eine
j-ürforge» unb ©crufbbetatungbftelle angcgjiebert
wirb, bereit Aufgabe eb ift, bic arbeitslosen grauen unb Sltäbchen in
beruflicher £iujid)t zu beraten unb für biefclbcn auch anbermeitig,
inbbefonbere burd) ©xforfchung neuer ©rmerbSmögüchfeiten, Be*
fcf)affung pon paffenben VlrbeitSplähen uftt». zu forgen.
Sei* 9htSbau ber Slrbettblofenunterftühutifi iu Xänentarf
ift im $inblicf mtf bie t>oran3fid)tlid) recht ungiinftige ^ctge
beb VlrbcitSmarfteS im fomntenben Söinter oorgefehen.
Tie Karenzzeit Pon zwölf Sltonaten wirb bib auf Weiteres
aufyer Straft gefegt, fo* bah bie VlrbcitSlofenfaffen ihren neuen Sltit»
glieberu fofort Unierftüpung gewähren fönnen. 93ci Berfitrzung ber
Vlrbeiiszcit um meuigjtcus ein drittel follen bie Staffen eine Unter»
ftüpung in entfpred)cnbem Sltage gemäf)ren. 3’umilienpäter follen in
beftimmten fällen einen Sltict^ufdjub erhalten. Um biefe Sltchr»
leiftungen ber Slrbeitblofenfaffeu 31t fuitbicreit, gewährt ber . Staat
eine befottbere Beihilfe Port 12X* Sltillionett St rotten. 2)ie luödjentliche
C9efamtunicrftüfeung foll battad) im fotnmenben Sßinter betragen: für
ungelernte Vir beiter 12^4, für grifeurgehilfen 13,95, 93uchbinber 14,77,
SVelitter 16,w, (^ifen= unb Slictallarbeiter 17,<u, ^imnterer 17,4«, Xifchler
17,94, Steinarbeiter 19,n, Schiff§3imntercr 10,92 Stronen.
Jlrkfitsmarkl unb Jltkfitsnflrfjwfts.
Slttvb für Strbeitbnachmeibbeamte im Slrbeiterfürforgeamte ber
Stabt Söien. ^m Vlrbcitcrfürforgeamte ber Stabt SBien fanb im
(5inoernel)incn mit ber !. f. Vlrbeitboermittlung für 5triegbinpalibe
—- Sattbebftellc Söien — ein .Stur» fite Vlrbeitbuadnueibbeamte ftatt.
Xiefer Äure hatte cinerfeitb bic Vlufgabe, folche %terfonen, bie fid)
erft bem Berufe alb Vlrbeitbuachtueibbeamtc mibmen moüen, prattifch
unb theorettfd) für ihren neuen SJeruf Por3 ubereiten, attbercr=
feitb aber and) bereitb in Stellitng befinblidic S3ermittlungbbcamte
f o r t 3 u b i l b e n. ^?ic Teilnehmer beb 15 i n f ii h r u tt g b »
f u r f c 0 untrben in allen Vlbteilungen unb XienftPermittluugbftellen
beb Vlrbeitctfürforgeamteb cinfdjlieglid) ber Statiftif, fotoie in ber
Vlrbeitc-permittlung für .sU'icg?bcfd)äbigtc unb irt ber Sehrlittgbfür»
forge praftifd) untertoiefen; meilcr tnurbett für alle .^urbtcilttehmcr
Vorträge über bie Sk'bcutuug ber Vlrbeitblofigtctt, bie Crnttuicflung
«mb beit bci^eitigcn Staub ber Vlrbci-tbPcrmittlung, bic öfterreidtifdje
Mte’d]bPerfaffuug, bic Crgauifation ber öfterreichifchen ©crichtb* unb
TÖcrtpaltungöbehörbcu, bie öfterreichifche ©ctDerbeorbnung, bie TMenft*
botenorbimugen, bie Vlrhciterfdru^gefepe, bie .Vlranfett», Unfalls unb
Hicnfiön'bperftcheruug, bie S3erufbberatung pon Sliäbdjett unb $muett,
beit Vlrbeitbnachtüeib für Striegbbefdiäbigte, bie ßehrlingbfiirforge, bic
Schulung ber Hausgehilfinnen ufm. abgehalten. Sdhüefelich fanbeu
SScfiihtigungeu grofeer gabriföunternehtuungen ftatt. Siefe J!ur3*
Peranftaltung hat ftch beftenö beroährt, meShulb S9iebcrholungen ber?
fclbcu in Vlu&fid)t genommen finb.
Xte SorthUbung^fchuIe hat begreiflichertoeife unter, ben
ßrriegäforberungen nielfad) 31t leiben, ba ihre ^efneher,’ bie
jugenbiiehen Slrbeiter non 15—18 fiir bic ^iiftungö’
inbuftrie aahlreid) bringenb benötigt merben. Snöeffen be*
gegnen fid) Staate* unb ©emeinbebebörben in bem 33cftreben,
ben betrieb ber Sortbilbungöfchule nad) 21?ögltd)feit anfredit
311 holten, 3tnar ©infd>ränfungen unb Beurlaubungen 311311»
laffen, aber ben nöHigcn StiUftanb unb 3d)luB au nerbinbern.
hierin finben fie sumcift aud) bie Unterftiibung ber Slrbeitcr*
organifationen, mährenb bie 2öiinfd)e ber Unternehmer häufig
in entgegengefebter ^Richtung gehen, ©in hcüeö ^id>t auf bie
Haltung ber ©emerffchaften in biefer michtigcn Bilbung^frage
tnirft ein S>d)reiben, ba§ baö ©encralfcfretariat ber
(I b r i ft I i d) e n © e ln e r f f d) a f t e n ber ,,^öln. Bolfästg."
eingefanbt hat aB Broteft gegen ein erneutet Bemühen ber
HanbelSfantnier ^ ö I n 11m bie 0d>liefenng ber ftäbt. Sort*
bilbungsfdmle.
Xa§ Schreiben; toeift barauf hin, bafe bie organifierte chriftlichc
Vlrbeiterfdjaft fich mit aller ©ntfehiebenheit gegen eilten foldjetv Blau
erllärert mufe unb gefdjloffctt hinter ben Kuratorien ber fyortbilbungS»
fdjulen fteht, bic ben Vlntrag ber Jpanbckdamuter einftimmig abge=
lehnt haben. T)ie ©rititibc uuferer Stellungnahme finb biefclbcn roie
früher; fie hat>en unfcrcö ©rachtene nur noch an Xurd)fd)lag0fraft
3ugenommett. Vlud> heute noch bilbet bie ^ortbilbuug§fd)ule bie 3J2ög*
lichfeit, bie burch bie Vlbmefcnhcit fo überaus Picler Bäter aufs
äufjerfte bebrohte (5r3iehung ber jugenbiiehen meuigftenS iu ettoa?
plantttäfjig burd)3uftihreu. Vlud> heute nod) ift itt ber ^octbilbungö»
fc^ule bie Sliöglichfeit gegeben, bie Seele unb bas ©emüt ber jugettb»
lidhcit burd) beit 5)ieligiouSunterrich) emporsuheben. darüber hinaus
aber ift bic ^ortbilbitngsfdiule oiellcichi ber eiitfttge £rt, mo bem
PerhängniSPoEett iltücffchritt in uufereut ©elperbelebcn in etmaS ©ittl
halt geboten merben Tann, ber barin befteht bah burih bic Bereitt»
fachung unb fteigeirbe ül^cchaiiifieruttg ber Vlrbcitstatigfeit bie über»
toiegeube Ül2chr3ahl ber jugenblidjcu feine pcrnünftige gemcrblidje
Sehre burd>mad)t. ©s fei hift baoon abgefeben, bie Pielcn überaus
bebauerlid)ett folgen in gewerblicher, mirtfchaftlicher, fo3iaIcr unb
auch geiftiger Beaiehung .auf3ufitbrett, benen mir ittfolgcbeffcn aus»
gefefct finb. SoPiel aber fteht wohl unzweifelhaft fcft, bah alles aufs
wärmfte begrübt Werben ntufe, was jenen 5Uiättgeiu abhilft, unb
bas tut bod> bic 3md&i!burtgsfd)ule, bie bem jugettblicheit Wenigfteus
einen Teil beffen 3U Permitteln fucht, was er fonft auf ber Vlrbeits»
ftätte lernt.
3toei Brei^auSfchreibeit ber bentfehen Oloethebünbe. Vluf Vlntrag
unb geftüpt auf Mittel bcs SBürttentbergifchcn ©oethebunbeä tjattc
ber 13. Telegiertentag ber beutfehen ©oethebünbe 1913 ein Breis-
auSfchreibett befchloffeu über bie ^ragc ,M a s hat zur )U2 i l b e *
r 11 tt g ber K l a f f e n g e g e tt f ä h e ’ 3 u g e f ri) e h e tt, welche
heute bie aufeiuanber augemiefeneu Krcife uttfercs Bolfes weit mehr
trennen, als in ben natürlichen Berhältiiijfeit begrünbet ift?" (Bergl.
jg. XXIII Sp. 277 unb 377.)
Das 'BreisausfdjreiPen war Vlttfang 1914 Pcröffcntlidjt unb als
©inlieferungSfri)t bie 3eit bis 31. Tezember 1914 feftgefept worben,
jttfolge bcs Vlusbrud>cs bes Krieges, ber weuigftetts in ber erften
8eit alle Mlaffengegenfäbe mit gewaltiger Jvauft weggefegt hatte,
würbe ber 3ritpunft für bie ©inreiebung perfchoben. ©ine neue'Ber»
öffeutlidjuug bes ©oethebuttbes Pom Tczember 1917 hält bas erfte
BrciSattSfdjreiben aufredtt, -ergänat cS jebod) nod) burd) ein zweites
Brekaitsfdircibcn, wcld)cs eine Teilfrage aus bem ©ebiet bei
Klaffengcgenfähe behanbelt. T)icS zweite BreiSausfdircibeu foll bie
Beftrebuugcn, welche in Cfterreid) 31t bem b c h ö r b l i di c tt S d) u 0
bes j n g e n i e u r t i t c l s geführt unb bie and) in Teutfdtlanb
lebhaft eingefept haben, und) ber pofüioen unb ber negatioen Seite
hin würbigett. T-abei wirb in erfter üittic ber ©iitfluh auf bie
Klaffcngegenfähe ins Vlugc 31t faffeu, iobanu aber aud) eine Klar»
leguttg ber Borteile unb ber V2ad>teilc zu geben fern, weldie für bte
VlUgcmeiiiheit, für bie beittfd)c jnbuftrie unb für ben Staub ber
jugenieure zu erwarten ftttb, wenn ben Bcftrebungeu auf behörb»
lidhett Schuh bes jugenieurtitels in Xeutfdilnnb ftattgegeben werben
Würbe. Tic itt Betrad)t fontmeubeu Bvrhältniffe iu ben übrigen
jnbuftriclänbertt werben 311m Bergleirii hermtzuzieheu fein..
©s werben für beibe Vlrbeiten je brei Breife auSgefeht non 5000,
2000 unb 1000 M. Tie Vlrbeiteu finb bis fpäteftens 31. Cftober 1918
au bett Borfihettbett bes VBüvltenibergifchcn ©oethebunbes in Stutt»
gart, Baron za 'Batlib, ciugufenbeu.
239
Sogiale Bragis unbArchta für BolfSroohlfaljrt — 1918 — XXVII. 9?r. 16.
240
Als BreiSridjier finb gemäblt bie Herren gabrifant Tr.= 8 n fl*
Robert Bofcb in Stuttgart, Brofeffot Dr. ©rnft $rancfe in Berlin,
(&eh. JftegierungSrat Brof. Dr. H- ßoreng in Tangig, BegierungS*
bireftor Dr. 91. b. Marquarbt in Stuttgart, Baton gu Butlib irt
Stuttgart, ®eneralbireftor Ä. ftteinharbt in Tortmunb, StaatSrat
Brof. Tr.- 8 ug- 6 . bon Bad) in Stuttgart (als Urheber bcr Breis»
attSfchreiben).
fttcranfdic Pitttiinnsm.
T i e 23 i r 1 f cf) a f t $ I a g e b e r S d) m e i g' i m SB e 1 1 f r i e g e. 8 m
Aufträge bei? fchtoeigcrifchcn ©emerffdhaftSbunbeS berfafet bon
Dr. M. 2t a <h i in f o n. HerauSgegeben bom fdgoeigerifchen
©cmerficbaftC’bunbe. Berit 1917. 77 S.
T i e 23 a 1} l bet* 21 r b e i t e r a u S f dj ü f f e u n b bet Singe-
ft e 11 i e n a u S f d) ü f f e. Bon Dr. Hermann S d) u l 5 .
8 uIiuS Springer. Berlin 1917. 58 S.
Staatliche ArbeitSlofenfaffe bon Bafel«Stabt.
7. 8 ahreSberi‘d)t pro 1916. ©. ft-rebs, gifebmarft 1.
Bafel 1917. 23 S.
11 n f e r e 91 0 l) ft 0 f f b e r f 0 r g u n g u a <h b e m Kriege. £eft 4.
Bon Ebgar S anbauer. Beit & J£omp. Seipgig 1917.
40 S.
11 n f er e B a l u t a f 0 r g e 11 . Heft 6 . llrfachen, 2öirfuugen unb
Heilmittel. Bon E r n ft M a h n. Beit & Somp. Seipgig 1917.
77 S. '
Ter T e u t f d> e 93 u d) b i n b c r * 21 e r b a n b im 8 a h r c 1916.
Selbftberlag: Teutfcher Bud)binber=Berbaitb. Berlin 1917.
115 S.
Tie Seitfcfjrift M £o?ictU Pvavf* nnfc £,rd)iv» für $»olk*n> 0 l)lfitl)rt‘‘ ift burdj alle ©udjhanblungen unb Boftämter (BoftaeiiungSnummei: 7137) au beaiehett.
Etttaelnuntmer 35 Bf* Ter AnaeigenpreiS ift 45 Bf* für bie oiergefpaltene Betitaeile
Befe&ung bet Stelle beS Tireftorö
beim SOIutuhenet ©ßobmmgöamt.
Tie Stelle beS TireftorS beim Münchener ©obnungSantte mirb
hiermit gur Bemerbitng auSgeftbtieben.
Tiefe Stelle ift in Abteilung B klaffe 2 ber ©ebaltSorbnung ein*
gereidjt. Ter AnfangSgel)alt beträgt M 5460,—; er fteigt inQmifcben*
räumen bon je 3 8 ahreit um M 540.— bis gum ^>ödf)ftge^att bon .119780,—;
bagu fommt eine nad) Maßgabe ber betreffenben allgemeinen Befd)lüffe
fid) beredjnenbe TeuerungSgulage. Ter 9hit)egel)alt richtet fich nach ber
Qah 1 ber Tienftjahte. Tie ftäbtifdjen Kollegien behalten fich eine Höher*
bemeffitng beS AnfangSgebalteS bor. TaS Tienftberhältni« ift ttmhtenb
ber elften 3 8 abre nnberruflich-
Betoerbet um biefe Stelle muffen alabemifdje Borbilbung befifcen,
auf bem gefamten (Gebiete beS 2ÖobnungSh)efenö übet eine bielfeittge
pra!tifd)e Erfahrung berfügen unb hierin bereits ben BetoeiS befonbetet
Befähigung erbracht haben. BeioerbungSgefudje mit einer Sdjilberung
beS BilbuitgSgangeS unb ber bisherigen Tätigleit finb bis längftenS
1. Februar 1918 beim unterfertigten Stabtmagiftrat eingureicben.
21m 28. Tegember 1917.
3 Jlagiftrat bcr §awpU uttb Aefibensftabt 9 J?ünd)en.
Die Hentcinnüifißc gtteUentrermitthtnn
bcr Päbrffcn- unb jnutfltjjnippfn fflr Itytole gilfsarbeit
(1903 gogrünfeot)
bermittelt gut borgebilbete $0fiaU»eattttftmttt für ade ^often auf
fogtalem Oebiet an ftaatliche unb 'ftäbtifche Behörben unb Bereine für
baS gange Steich-
Anfragen finb an bie ÖefchäftSftelle ferün W.80, Barbaroffa»
ftrafee 65, gu richten.
B e r I a g bon © n ft a b i f d ) er in 8 en a._
Tie ^riegSbefchlagnahme
al§ 3 Jlittel ber Organifation
bcr iRoljftoff = unb SebenSmittelüerforgimg.
Bon
Dr. Jpeinridj Seemann,
0 . ü. ^xofeffür bcr Wechte an bcr Umberfitftt 3cna 1111 b alabcniifc^cnt 9lat
am ©cmeiitfc^aftlicheu ^üringifd^en ObcrlanbcSflcricht.
(VI, 110 S. gr. 8°.) 1916. SßreiS: 2 9War! 40 Bf*
Verlag ooit @ u ft o # 5 i f e r in 3ena.
Tculfdjlaitiis julitifdic littciei.
(£tn ©ntnbrift bcr ^arteienle^rc
unb bcr 2Baf)Ift)fteme
bon
Dr. .öermonn^iHeljm,
'profeifor bcr'Stcc^tc a« ©trafjburg i. G.
(VI f 131 Seiten gr. 8°.) Sßxtät 4 «morf.
vS»halt: I. Allgemeines. 1. Begriff ber politifchen Barteien.
2 . Einteilung ber politifchen Barieien. — II. Tie politifchen Barten
Teutfd)lanbS. A. 8 h** @efd)id)te. * B. 8 h^ SBefen unb ihr Söirfen. —
III. 29ahIrcdjiSfbfteme. — IV. Söahlberfahrenfpfteme. — V. Tie
inneren (ftriinbe ber Berfd)iebenheit ber SBahlfhfteme. — VI. Literatur.
{Berliner Xageblatt, 5. SRara 1913, 9tr. 116:
. . . ftn biefer Raffung fiebeutet baS^Buch rnohl ben erften Bcrfud),
ben beutfdjen politifhen Barteten nach ftreng [miffenfhaftliher SKethobe auf
ben 2eib;au riicfcn. Slcljm imterfudjt. fdjarf ben Begriff bcr politifchen
Bartei, er oertieft fid) fritifch in ihr SBefen, il)t* ©ollen unb Hanbclit, ihre
@nlflet)ung unb Enttoidlung. Täbci hat 2tehm einen feharfen ©lief für bie
Tinge hinter ben Barteifuliffen. Er fchäfet bie Brogramnte uttb ^unb*
gebungett ttid)t höher ein, al^ fie e§ oerbieiiett, baS SBefentliche finb iljnt
bie Taten, bie;9tftionen unb bie taFtifdjeu Borgänge. TeShalb legt er
bett 9i\irf)brucf bei feinen Untcrfuchungcn auch auf bte graftiorten itt beit
Barlantenten uttb auf ihre Tätigfeit. Bott biefem Stanbpuitft auS unter»
fudjt er bann bie ($efd)id)te ber einzelnen Bartelen. TaS Buch nimmt in
ber politischen uttb ftaalSrechtlidjen Literatur eine SonberfteHung ein . . .
Strenge Sadjlidjfeit unb Objeftioität getanen bie Arbeit auS.
2)ie mobeate 2>emoftatte.
Eine politifhe ©efchretbung.
Bon
Dr. SSU^elot ^aSbac^
orbentlichcr Brofcffor an bcr Uniberfität ÄieL
BreiS: 16 9JIart r geh. 18 3KdrI.
8 nl)alt: Einleitung: Temofratifche unb liherale 8 been bom 16.
bis gum 18. 8 ahrh«ubert. — I. Bud). Tie gerichtliche Enttoidlung
ber mobernen Temofratie. — II. Buch- formen, Arten, Begriff unb
SBefen ber mobernen Teinolratie. 1. Tie formen ber mobernen
Temofratie. 2 . TaS Beamtentum ber mobernen Temofratie. 3. Tie
Selbftberhmltung in ber mobernen Temofratie. 4. Temofratie unb
Freiheit. 5. Tie politifdje Temofratie. 6 . Tie fogiale Temofratie.
7. SogialiSntuS unb Sogialbemofratie. 8 . Tie griechifdje Temofratie.
9. Tie Hanfeftäbte, 2lnborra unb SWarino. 10 . Statholifche ^icd)e unb
Temofratie. III. Buch- Ter Mechanismus ber mobernen Temofratie.
1. TaS 3Bal)l s unb Stimmredjt in ber Temofratie. 2. Tie Bartei.
3. Tie BerufSpolitifer. — Schluß.
mich* Übernahme fretnber, fonbern ^ortbilbung befieliettber, mH
bem @barafter beS Bolfed, feiner wefchiebte, feinen jojialenBcrböltniffen
oenoaebfener <£inri(btunßen ift fruchtbare 3« ben beutfdben
fonftitioneUcn SDlonarcbien mag oielcö ocrbcgerungSbebürftig fein, aber
fann bie Semofratie bie Übel bellen? „Staatöoerfaffungcn", fagtBlilbelm
oon ^nmbolbt, Raffen fich nicht auf URenfcbcn, micScböBlinge auf Bäume,
pfropfen, fflöo 3eit nnb 9latur nicht oorgearbeitet hoben, ba ift’ö, al4
btnbe man Blüten mit Gräben an. Sie erfte Blittagfonne perfengt fie. -
Berner Bunb, Ar. 14. 1913:
ff "Bolittfd)c Bcfrhretbung" ift eine befcheiöenc ©eaetchnung für ein SBerf
üott fo uttgemöhnlichent (Geholt, ein ©erf gnutblidhfter Sammlung unb
ftrcngfter Sichtung, ba§ überall ba§ mid)tig[te itt bett Atittelpunft, inS
fchärfite i!td)t rÜcft, bet allem Streben nach BoHilättbigfeit ohne erntübenbe
Gängen, unb auherorbeittlid) ftarf bofumentiert ift, eitt ©erf, baS ben
toohltuenben Einbrucf ber ^SAaterialedhthcit - in feltcnetn Mage ertoedt
cxOl
Berantroortüch für bie ©chriftlcitung: Dr. ß u b n> i g ^ e h b e, ©ctHrnffintncmnlb. — «erlag :©uftabgtfcher ( 3ena.—©ebrueft bei3uliu5$ittenfclb, ^of buchbrud er., Berlin W 8.
§ erlte, fcen 24. |mnwr 1918.
g*r*Sictlo tyxaxi&
««*>
itiranntr 17.
gUrüjin für iPtflteiDaJüfcrJjrt
frf$etnt an 'pthm Domtmtsg»
*4r*tftltUa«f<
ftritt W», HfUtaborf^r. 29/30
jfamArcofem 1«4 ÄalUtitorf 180 ».
ifftiÄgfotn
|tef. Dr. @. fnuiikt uttb Jraf. Dr. § 9 . gtmmfnnamt.
yhrets oterteif&lnrltiO 4 6 tarft,
Onlagi
«ußatr fifrijtr, jftntt.
gernfpredjer 58 .
|[nl)alt.
Ser SRarlipreig. ©on tunfgrat
Dr. ®mil $ofmann, ©orftanb
be# ftäbtifd^en »rei$prüfung«amtg
unb Sojent an ber ©oralen
grauen f$ule, Mannheim. 1. . . 241
gur SReuorbnung be$ geroerb*
lid^en8lrbeit8oertrage8. ©on
MagiftratSrat $aul ffiölbling,
»erlin. 244
Vflgeneine Hesialpolittt .... 246
SBirflidjcr ©eheimer 9iat Dr. 3: ^ i el f.
8ur 9?ot itn ßehrlinggtoefen.
©o» Oberftabtfefretär ©throeber,
ftäbtifdjem Slmtgoormunb unb fieiter
ber Sftedjtgaugfunftgftelle unb be$
$lrbeit§nachroetfe$ in Stubolftabt.
tsffiieni^niil «ml» »eben#«
|elttm§.248
Sie ©erpflegung beriruppen
im gelbe unb in ber &eimat.
Sie Stellungnahme be$ Seutfchen
©täbtetages ju ben gragen ber
©rnährunggmirtfdjaft.
gür bie SReuregelung ber Bulagen
für ©throer- unb ©djtoerftarbeiter.
gfirforge für UriefctfMiUleii unb
Hinterbliebene.250
9leue ©orfdjriften über bie 9lu3»
be^nung ber gamtlienunterftüfcung
unb ber ftrieg£tt)o1jifaIjrt£pflege.
ttr&eitevfö«*.265
gür unb »tber bte ©erfürjung
ber $lrbett$$eit.
©in ©efefc über ben Wdjtftunbentag
in ginnlanb.
ÄrbeÜcroerfirfjeruwg. Sparfaffett 252
©r^ö^itng ber Stenten auä ber Unfall-
öerfidjerung.
Sie Aufhebung ober ©rljöbung ber
ßinfomtncnSgrenae für bie Singe-
fteHtenoerfic^erung.
©tahmntgä* nnb Staben fragen . 253
Sie SSoh»ung$frage in ben
beiben Käufern be$ ^reufei-
fdjen Sanbtageg.
Sie ©teblungSbemegung in
Reffen.
fitterartfdje SRUteilnngen .... 256
Slbbrudf fänttlicher ?luffäfre ift gethmgen unb 8«tf^^ften geftattet, febodj nur
mit boQer Quellenangabe.
Parhtpms.
Von 2lmtgrat Dr. © m i l £ o f m a n n,
©orftanb beS ftäbtifchen Vreigpriifunggamtg unb Soaent an ber
©oaialcn grauenfdjule, Mannheim.
I.
$<h gdanbe, ber hö<hf*e ©c=
richtghof beirbtent eher ben San!
beg beutfchen ©olfeg, baß er bie
, bolfgmirtfchaftlichen Vorgänge rich¬
tig erfannt unb wugefdjäbt hat unb
nicht bem Marftpreife eine
formale. recf>tgberbinbenbe ®raft
auerfennt, bie' ec nid>t hat.
itteidjggeridhtgrat Dr. 2 o b e.
©teilen mir unS einen Söochenmarft aur grieöenSaeit Oor:
dauern, Hänbler unb Verbraucher in großer 3ahl. kaufen
fann man, maS baS $era begehrt: ©ier, Vutter, Käfe, gleifdj,
SBurft, Geflügel, Äpfel, Virnen, ©emüfe ufrt>.; öüe§ ift bor-
bimben, in grofeen Stengen unb in boraüglidber Jöefdbaffenbcit.
2öa§ nid)t abgefefet Serben fann, muffen bie SSerfäufer au
ihrem ßeibtnefen bom SWorfte mieber toegbringen; ba fie lefe«
tereS oHentboIben nicht tooHen, fe^en fie ben $rei§ lieber ettoaä
herunter. S)odh gab’§ auch in grieben^aeiten ©chmanfungen;
ba§ eine ä^al mar bie 23utter etrna^ teurer, auf bem nächften
SWarfte gab eß billige (5ier. ®ie Hausfrauen mußten fich bei
ihren „billigen ©infäufen" anampaffen. „Heute mären bie ©ier
etmaS teurer, idh huhe beShoäh nur fobiel ©tücf genommen,
bafiir hohe ich aber baS unb baS gefauft."
©in gana anbereS Söilb fchuf bie Söarenfnappheit. 2)ie
auSlänbif^e 3uf»hr mar unterbunben, bie inlänbifdhe ©raeu-
gung ging awriief; bie Nachfrage blieb aber aunächft minbeftenS
bie gleiche. SBenn nun bie Hausfrau um 10 Uhr auf ben
Sftarft fam, maren ©ier, Butter ufm. bereits auSberfauft. 2)aS
Angebot reichte nicht aus, um bie Nachfrage au befriebigen.
S)er SßreiS ftieg, unb bie ^SreiSforberung mürbe auf ben fom-
menben äftärften ni^t herahgefeht, fonbern abermals erhöht
benn bie ®onfurrena mar troh ber geftiegenen greife nidht
imftanbe, genügenb SBare herbeiaufchaffen; an ©teile beS 3öett-
bemerbS ber SBerfäufer mar ber Söettbemerb ber Käufer ge¬
treten. $ßerfdhärft mürbe bie Sage auungunften beS Ver¬
brauchers burtf) ben Umftanb, bafe aumeilen noch etmaS SluS-
lanbsmare beaogen merben fonnte; inlänbifchc ©raeugniffe
mürben nun au ben höheren greifen ber aitSlänbifchen SBaren
berfauft. 2)ie Verbraucher mufeten eben bie SBare haben unb
beShalb ben bon ihnen geforberten VreiS beaahlen. ©rfuhr ein
Hänbler, bafe fein College für benfelben ©Jebrauch^gegenftanb
mehr erhielt, fo fefete er fofort feinen VreiS herauf, unb fo
ging baS meiter. tiefer ©ntmicflung burften bie Vehörben
nidht länger mehr aufchauen; fie fonnten bie Verantmortung
für bie golgen biefer freien VreiSbilbung fchlechterbingS nidht
übernehmen.
3nnädhft griffen berfchiebene ©eneralfornmanboS in ban*
fenSmerter SBeife ein. ^adh ben Verfügungen beS fteüber-
tretenben ©eneralfommanboS tn München bom 8. Suli 1915
unb beS ftellbertrötenben fommanbierenben ©eneralS in Karls¬
ruhe bom 17. Sfuli 1915 mürbe unter anberem für ftrafbar er-
flärt, „mer beim gemerbSmäfeigen Kleinberfauf für ©egen-
ftänbe beS täglichen VebarfS greife forbert ober annimmt, bie
nach ber Vtarftlage ungerechtfertigt hoch finb". S)ann fam am
23. §uli 1915 bie befannte VunbeSratSberorbnung gegen über¬
mäßige VreiSfteigepung. $ftadh § 5 Slbf. 1 biefer Vefannt«
rna^ung mirb mit ©efängniS bis au einem Sahr unb mit
©elbftrafe bis au 10000 TI. ober mit einer biefer ©trafen be»
ftraft, mer für ©egenftänbe beS täglichen VebarfS, inSbefonbere
für SltahrungS- unb guttermittel aller STrt, für rohe ^tatur-
eraeugniffe, Heia- unb Seuchtftoffe fomie ©egenftänbe beS
KriegSbebarfS Vreife forbert, bie unter Verüdffid>tigung ber
gefamten Verhältniffe, inSbefonbere ber SWarftfage, einen über¬
mäßigen ©eminn enthalten, ^ie gaffung „inSbefonbere ber
Vtarfilage" müffen mir als itnglücflich beaeidhnen. Vei nufe¬
ren aahtreidhen gällen beaüglid) übermäßiger VreiSfteigerung
berief fi^ ber Hanbel ftetS auf btefe Verorbnung.
©o mürbe a- 93- einer 3Kcmnheimer girma im hörigen $aI)E Oon
Vätern aug auglänbifdjeg 9toggenmehl a u 2 °0 Ji ber ©aef angeboten.
^ie IRonntjeimer girma herl-angte bon einer Seipaiger girma 210
unb 215 M\ tu SSirffichteit mar überbaupt fein ^tehl borljanben;
unb ba eg fidh fomoljl um einen SBarenagentcn mie audj um eine
reine Vermittlunggtätigfeit Ijnnbelte, beaeithneten mir biefe 3uf<hläge
bon 10 unb 15 Jl al« gu ho<h. Ser Verteibiger mies bagegen barauf
hin, baß aufolge ber Vunbegratgbcrorbnung bie 2Äarfllage in erfter
Sinie au berürffichtigen fei, unb ba ber Mannheimer girma a u
gleicher Beit bon ?Torbbeutf(hlcmb auglänbifd>eg IHoggenmchl um
260 M angeboten morben fei, hätte fie bem Marftprcig entfpredhenb
nicht nur 210 unb 215 „41, fonbern eben 260 „41 forbern bürfen.
Sag ©djöffengericht unb bie ©troffammer fprachen bie Slngeflagte
frei. Unfere algbalbige Anfrage bei ber norbbeutfehen girma ergab.
243
Soziale Praxis unb Slrdjip für Volfsmoljlfahri — 1918 — XXVII. 9?r. 17.
244
baß aud) fie fein folchcs Roggciunehl befaß, fonbern and) nur ein
Angebot erbölten hatte.
Ser gletdje ©eift begegnete uns jebert Sag. ©rfußr ein
Verfäufer, baß irgenbeiner feiner Kollegen mehr erhielte, fofart
fefcte er feinen Preis hinauf; benn ber höhere Preis mar ja ber
PtorftpreiS, unb ben burfte bod) jeher ehrbare Kaufmann Ver¬
langen. Söir fanben fo auch feinen faufmännifd)cn SadjVer*
ftänbigen, ber in bern gorbern berart gcbilbeter greife irgenb-
etmaS Unerlaubtes erblicfen fonnte. Solche Preiserhöhungen
entfprechen eben fd)ledjthin ben ©ritubfäßen faufmännifchen
SenfenS unb fianbelnS.
SaS DfcichSgeridjt hot nun biefen unhaltbaren 3u-
ftänben ein ©nbe gemacht.
Jn einer ©ntfdjeibung Pom 14. gebruar 1916 führte ber brittc
Straffenat aus, bie ÜRarftlage berüdfichtigen Reifee nicht, ber £>änb=
Icr burfe mit bem V£arftpreiS gehen, ihm folgen unb bie eigenen
greife Danach rid)ten. Senn gerabe baburd) fönne bie Verteuerung
ber 2Bare eintreten, ber begegnet merben folle. Stur ben Preis, ber
fachlich burch bie PZarttlage geredjtfertigt fei, laffe bie Verorb*
nung gu, bie gerabe ber SReimtng entgegeutreten molle, als biirfe
ein Kaufmann biefelben greife nehmen mie ber aitbere unb babei
für fid) unbefchränftcn Stufen pichen. 9?ur fo merbe berhinbert, baß
bie Preife Dom einzelnen £>änbler in bie £öhe gefchraubt merben
mürben, um bie Vorteilhafte Vtarftlage für fid) auözuimfcen. ©in
übermäßiger ©emitm biirfe bon einzelnen nicht bezogen merben, auch
bann nicht, mnm biefer ©eminn in bem laufenbeu ätfarftpreis ent*
halten fei. Sie SWarftlage beneid)ne nur ein ein 3 eines ber Ver*
hättniffe, beren ©cfamtljeit 311 berücffid)tigen fei.
Sie ©ntfeheibung beS vierten Straffcnats bom 10. V?ärz 1916
geht bon grunbfählid) ähnlichen ©rmäguugen aus. Sic grage, ob
bie geforberten preife einen übermäßigen ©eminn enthielten, miiffe
unter Verürfficht'igung ber gefamteu Verhältniffc entfd)iebeu merben, •
nur beifpielsmeife merbe barunler and) bie UJtarftlage angeführt;
biicfc fei baber für fid) allein nidjt auSfdjlaggiebenb. 3 a ben fonftigen
Verhättniffen, bie neben ihr 31 t berüdfichtigen feien, gehörten n Am ent«
lid) aud) bie llmftänbe, moburd) bie Vtarfilage erzeugt' unb beftimmt
merbe, alfo bie Ürfadjen, mouad) fich Angebot unb Radjfrage regcl*
ten. Vcfäubcn ftd) unter biefen. Umftäubcn foId)e, bie ausbrücf«
lid) in § 5 Wr. 1—4 ber preisfteigcrungsocrorbnung mißbilligt mer*
ben, mie abfidjtlidje SINinbererzeugung, 3uriicfhaltung, Preistreiberei,
unb fei infolge bavon eine beftiminte s Ji 0 1 11 t a r f 11 a g e entftonben,
fo feien btefe llmftänbe befonbcrS zu beriidfiditigen. Ser P?arft=
preis mürbe fid) erft aus ber ibfarftlage ergeben, ©ei bie leßtcre
burch unlautere iViadjcnfdjaften beeinflußt, bann tonne aud) ber
ilftarltpreiS für bie grage bcS Übermaßes bon ©eminn bei einer
preisforberuiig nid)t berüdfid>tigt merben; er Perbiene bann, meil
auf 3)£ißbraud> beruhend, teine Vcadjtung, obmohl er allgemeine
Verbreitung gefuitbeit habe. Vlnbernfalls müßte ber dtfarftpreis
felbft bann, memt er burch mudjerifchc preistreibung 31 tftaube ge*
fommen märe unb felbft einen übermäßigen ©eminn betauten mürbe,
maßgebettb fein; baburd) mürbe aber bas ©egenteil einer Ver*
biUtgung beS . SBarenpreifes erreicht merben. Jrt foldjen gäben
ntüffe alfo ein Iperuntergeben unter ben SRarftpreiS geforbert
merben.
•iftadj unferem Safiirhalten meichen biefe beiben ©nt-
fdjeibungen Votteinanber ab. äßäljrenb ber vierte Senat
nur ben burd) ln u d) e r i f d) e Preistreiberei zuftaitbe gefönt-
menen SWarftpretS ablehnt, erfennt ber b t^i 11 e ©enat auch
ben mirtfrfjaftlid) etninanbfrei gebilbeten SftarftpreiS nid)t an,
tuettn er einen übermäßige n ©eminn enthält. Sie ©nt-
fd)eibung beS b r i 11 e n Senats halten mir für logifchcr. Ser
vierte Senat bat bann aud) am 14. 9lpril 1916 anbere SfüSfüh-
rurtgen genteuht. giir bie preisbemeffung fei nid)t attöfdjlteß’
Itd) bie s JJ£arftlage maßgebettb, fonbern es feien baneben and)
bie perfönlichen Perbältniffe beS Verkäufers unb fonftige Um-
ftänbe, nantctttlid) bie tatfäd)Iid) von ihm aufgemenbeten © e -
ft e h 11 n g S f 0 ft e n 311 bcrüdfid)tigen. 2öie beSßalb einerfeitS
verlangt merben fönne, baß ber Perfäufer bet höherem ÜUfarft-
prets, falls ihm biefer einen übermäßigen ©emimt bringen
mürbe, unter beut dtfarftpreis verfaufe, fo müßten anbererfcitS
auch bie bei beut cinaelneit Perfäufcr vorliegenben befonbereu
Vx'rftellungS- ober fonftigen ©eftehitngSfoften beriicffichtigt
merben.
Pont allgemeinen Stonbpunft aus unb nach unfern praf-
tifdjen ©rfabntngen fann bem 9teid)Sgeri(ht nur bcigepflid)tet
merben, menn es bem üftarftpreiS feine e n t f d) e i b e tt b e
Pebeutitng äiifoiumcn läßt,, fonbern baS $xutptgemid)t auf ben
ii b e r m ä ß i g e n ©eminn legt; biefer läßt fid) aber utt allge¬
meinen nur an $anb ber ©eftehitngSfoften crred>nen, mährenb
bamit gleichseitig ber PJarftpreiS gan 3 in ben §intergrunb
tritt.
VMe nun aber zufolge biefer ©efiditspnnfte bie Per-
fäufer if>rc Söaren btsmeilen unter bem 2ftarftprciS abgeben
ntitffen, fo barf man gered)termeife and) bie höhere PreiS-
forbentng nid)t beanftanben, folange fte nicht einen linguläffigen
©eminn enthält. So hat in 3 utreffcnber SBeife ber britte
Senat am 3. Sidt 1916 bahin entfd)ieben, baß ein ©emerbe-
treibenber, ber beim ©infauf ber 2 öare einen unverhältnis¬
mäßig hohen Preis hat sahfen rnüffen, beim SQßeiterVerfauf ben
allgemeinen PiarftpreiS iiberfd)reiten bürfe, ohne fich nach
§ 5 ber preiSfteigcrnngSVcrorbnung ftrafbar 3 U mad>en, fofern
er fid) bei feinen STuffdilägen 3 um ©infaufSpreiS für Unfoften-
erfaß unb Utitentchmergeminn innerhalb ber ©rensen beS Üb*
liehen unb STngemeffenen halte. ©S ift aber ein Unbing, 311
fagert, mer unter bem PtorftpreiS Verfaufe, Verfd)enfe einen
Seil feines PermögcnS, unb bieS fönne bem Kaufmann nicht
sugemutet merben; man fann eher behaupten, bie 9Tnerfen-
nnng beS SWarftpreifeS führe 31 t einer riidfidjtSlofen StuSbeu-
tung ber großen Pfaffe ber Pevölferung.
9?och bem Urteil beS Vierten Straffenats Pom 30. Cftober 1916
ift unter SÜlarftlage bie normale Piarftl-age, nidjt bie 9to4marft*
läge 3U Perfteheu. Saß bie leßtere burd) abfichtliche, fünftlidfe Preis¬
treiberei entftaubcu fein miiffe, fei uid)t erforberlid). Schon bieS
fei eine 9£otmarftIage, bie burd) erhebliche Vkirentuapphcit auf ber
einen Seite unb gefteigerte Nachfrage auf ber anbern Seite entftelje,
fofern bie SBarenfiiappheit Iebiglid) burch ben Ärieg herborgerufeit
morben fei. Samit rtmrbe ber Viarftlage jegliche Vebeutung ab=
gcfprochen.
i?lud) baS ^ammergeridjt erfennt bie PJarftpreife nid)t
ohne niederes an. £sn einem Urteil Pom 21. StoPembcr 1916 eut=
fd)ieb es bahin, baß bei ber Vcrütffidjtigung ber gefamten Verhält^
niffe bie Pfarftlage nidjt ßinfidjUirt) beS geforberten PreifeS an fich,
fonbern nur hinfichtlich beS im preife gleichzeitig enthaltenen ©e=
toiniiS Pon Vebeutung fei. Sei bie 2)farftlage infofern eine imge=
fuube, als fie bie ©runblage für übermäßig hohe P?arf 4 >reife bilbe,
fo fönne hieraus uod) nidjt gefolgert merben, baß ber £änbler ftraf=
bar fei, meil er biefelben I)ol)cn Piarftpreife forbere. 9iur bann,
menn er felbft zur ©eßaltung ber ungefuiibcn Pürrftlage mitgemirft
ober fie aus genügt habe, um auf biefe Seife einen übermäßigen
©eminn zu erzielen, fönne ihm eine Sumiberljanblung gegen bie
prieisfteigerurigsperorbnung 3 ur Saft gelegt merben.
©benfo hat fid) baS V a tj e r i f d) e € b c r ft e 2 a n b e S g e r i ch t
auf ben ©efteliungSfoftcuftaubpunft gcjtellt. SaS aitgcfodjtene IIr*
teil beruhe auf ber irrigen Slnnaljmc, baß bet jemeilige P£arftprciS
beit Vc'aßftab bafiit biete, ob bie geforberten preife einen über*
mäßigen ©eminn enthielten. SBenn bie Vlnfdjauung beS VcrufungS=
gerid)ts in bie Rechtspflege ©ingang fiubcit mürbe, bann märe bie
IHnmeiibuug ber preisftcigerungSPerorbimng auSgefdjIojfen, ba Pon
ben ^länblern ber ViarftprciS gemadj-t merbe unb barum biefer unb
bie Pon ihnen geforberten preife gleidj feien. Sie ^luffaffuug beS
VerufungSgcridjts mürbe gerabe baS Ijcrbeifüljren, maS bie Ver«
orbnung oerhinbern molle. Sie mürbe bem fdjänblichen Sreiben ber
ßebenSmittelmucherer bie richterliche SBeihe geben unb mit richtet*
lieber ^)ilfe iljre Safchen ins Ungern.effene füllen. So äußerte fid)
biefeS Cberfte ÄaubeSgeridjt am 30. Ropember 1916.
(3d)UiB folgt.)
3ur |tfuar&nuttg J»es gctuerblidjen ^rbfitsnertragfs.
Pon PfagiftratSrat Paul SB ö I b I i. n g, Verlin *).
Von aitßeroröcntIid)cr äBid)ttgfeit mirb bic Vorbilbung ber
ocmerbltdjen Sir beiter nach Vecttbtgung beS Krieges merben.
Sie ließ fd)on vor beut Hriege vieles 31 t miinfehen übrig, unb
3 üxir fomoljl ü>aS bic 3oßI ber gelernten Slrbeiter mie ihre
Vorbilbung anbetrifft. Surd) ben .Urieg haben fid) bie Ver-
bältniffe rtod) verfdüinimert. ©erabe bie mertvollften SlrbeitS-
fräfte hoben am meiften unter bem Uricg gelitten, unb bazu
tonnut, baß bie jungen teilte fid) gegenmärtig ber gutbe¬
zahlten .SUiegSinbuftrie zumettben, ftatt in bie Öehre 31 t gehen.
Sie Veftintmmtgen beö Lehrvertrages finb auf baS $anb-
merf zngefdmitten. 3fr>eifeUoS meifen bie Ulcinbetriebe beS
.«jxittbmerfS int Sutereffe ber SluSbilbung ber Lehrlinge man¬
cherlei Vorzüge auf, aber and) bie ^nbuftrie mirb für bie
grünbliche Slusbilbiing Von Slrbeitcrn nach bem Uriege in er-
hcblidtem Ptaße herangezogen merben rnüffen. Sieben ber
STuSbilbung in einem Smeige bcS ©emerbeS mirb eS nad) bem
*) gi-rtfcßung ber in Rr. 48 unb 49 beS Jahrganges XXV er=
fd)ieneu Sluffäßc beS Verfaßers über bcnfelbeii ©egenftanb. Vgl.
bazu bic SluSfiihrungen beS VcrfafferS über einige ©ruubgcbanfcn
für bic ©rncuerung beS SlrbeitSredjteS in ber 3eüfchrift „SlrbcitS*
redjt" IV, 69—75.
240
2A&
©oatale fragte unb Arcpto für SBottStooplfahri — 1918 — XXVII. Ar. 17.
Stieße audp barauf anFommen, aapfreidpe jugenblidje Sßerfotten
gur Erlernung gemiffer SanbfertigFeiten in bem (Getoerbe an»
auhalten, ohne baß man im Sinne ber (Gemerbeorbnitng non
einet „ßepre" fpredpen Fönnte. And) biefe 23erhältniffe muffen
gefeplidp geregelt merben. Sn beaug auf bie £ehrberhältniffe
iteben ben Innungen meitgepenbe Sefugniffe an, aber leibet
liegen bie 23erpältniffe bet Innungen oft fepr im Argen. 'Sie
Innungen haben nicht bie ©ntmicflung genommen, melcpe fie
im Sntereffe beS £>anbmerfS haben müffen, unb barunter-
leiben and) bie SSerbältniffe bet ßehrltnge. Sie Regelung beS
SeprbertrageS greift alfo gleicbaeitig in baS SJIedjt ber Innun¬
gen ein unb Fann ohne baSfelbe nicht in beftiebigenber SBeife-
gelöft merben. Sie Söfung beS AedptS betr. bie AuSbilbung
bon Öeprlingen unb bie Anleitung anbetet jugenblicber $er-
fonen mufe fo erfolgen, baß einerfcitS ber ßepramecf, b. b. bie
23orbilbung, in befriebigenber Sßeife erfolgt, anbererfeitS aber
ber Lehrling bem betriebe nicht anr Saft mirb btircf) Unluft
unb Unberftanb, mie er namentlich audp auf (Seiten ber Eltern
unb fonftiger S3ertreter beS ÖeprlingS an finben ift.
Seglid>cr Regelung entbehrt biSper baS 9^cd>t ber foge-
nannten Volontäre. Audp beten AuSbilbung ift für baS (Ge-
merbe bon größter 25*idptigFeit, anmal mir eS nach bem Kriege
bielfach mit älteren $erfonen an tun haben merben, meldpe in¬
folge beS Krieges in ihrer AuSbilbung anriicfgeblieben finb
unb nun ben SBunfdp haben merben, fid) meiter fortaubilben.
©S mirb hier notmenbig fein, bie mirtfcpaftlicpen (Grunblagen
au finben, auf benen fid) ein entfpredicnbcS 23ertragSberpältniS
auf bauen läßt.
Audp bie $riegSbefdpäbigten finb bielfad) in bie 3toang§»
läge berfefct, bon neuem p lernen ober umlemen an müffen.
Sie $ricg§befd)äbigten-Sürforgc hat hier fdhon burch 0d)nl-
Furfe eingegriffen. SaS mirb aber allein nidjt genügen; eS mirb
fid) empfehlen, and) biejenigen 9led)tSberpältniffe an regeln,
meldhe eingegangen merben müffen, um ben $ricgSbefd)äbigten
innerhalb ber betriebe bie SOlöglicpfcit einer Sortbilbung an
geben. Ser Staat ift berpflicßtet, auf biefem (Gebiete, im Su*
tereffe ber Arbeitnehmer etmaS mehr an tun, als eS fonft an«
gebradht ift.
$infidptlidp beS SubalteS beS £epraeugniffeS entftepen bie*
felbert Sdhmie'rigFeiten mie hinfidhtlich beS ArbeitSaeugniffeS
überhaupt. ©S mirb nicht unangebrad)t fein, bie gefeplidhen
Söeftimmungen etmaS mehr an fpeaialifieren, um bem 2Riß«
brnitcb ber Aufteilung gefepmibriger 3engniffe entgegen an
treten.
^öefonbere SBeftwunungen finb an fdpaffen, um bie Sn*
buftric anr $eranbilbung bon Sehrlingen unb anr AuSbilbung
bon Sngenblidien an berpflitfjtcn. fieprlingSfdnden mit einem
bestimmten Sehrplan müffen ben (Großbetrieben angegliebert
unb bon ihnen, nötigenfalls mit öffentlichem 8ufdpuß, unter¬
halten merben. 2iktS bie Sauer ber Sehweiten anbetrifft, fo
mirb bielleid)t bie 23eftimmung bes § 130 a etmaS abgeänberf
merben müffen, um ben $anbtüerFSfammcrn bie SDlöglidtfeit
au geben, mit 3lüdfid}t auf bie 8eitlage generelle Sispenfe
bon ber Dorgcfdjriebenen Sauer ber Sehraeit au erteilen. Siir
bie Snbuftne müffen befonberc SBeftimmungen in beaug auf
bie $rüfungSaitSfd)iiffe gegeben merben.
2$3aS bie 23erl)ältuiffe ber 23etricbSbcamtcn, Sßcr.fmeifter
itnb SedpniFer anbetrifft, fo finb hier ja befanntlicf) fd)on feit
Sapren S3eftrebungen im (Gange, melche biefe äußer ft midüige
klaffe ber gewerblichen Angeftellten in ihrer WedptSftellung
berbeffern mellen. (Gcmiinfdtf ift hier inSbefonbere eine 23er*
einpeitlidptng bcS AngeftelltenredhtS, unb amar befonberS in
beut Sinne, baß bie im Sntereffe ber Angeftellten fortge-
fd>rittenften 23eftimtnungen auf alle Angeftelltcngruppen über¬
tragen merben. ©in einbcitlirfieS Angeftelltenredit, unb bamit
eine CGleichftellnng aller Angeftellten, ift aber feineSmegS im
Sinne aller biefer (Gruppen, bie bielmehr bielfad) baS größte
(Gemidü auf eine eingeheube Sifferenaierung ber einaelnen
(Gruppen legen. Siegen ihrer hohen SBiditigFeit bebarf aber
biefe ^erfonenflaffe gleidifallS einer befonberen Aufmerffam-
feit bcS (GefebgeberS. ©S ift bei biefen ^erfonen bielfad) baS
^eftreben, eine heamtenähnlidye Stellung au geminnen, ber-
geftalt, baß bie Seiftung bes Arbeitgebers nicht in bem bisher
fo ftarf auSgefprochenen SD?aße ben ©haraftcr einer 23er-
giitung für bie tatfädilid) geleisteten Sienfte, fonberit mehr ben
einer ©riftenafidjerung, einer Alimentierung, erhält. Sm
öffentlid)en Sienfte nähert fid) and) bereits mehr unb mehr
baS AngefteHtenberpältnte einem SBeamtenberhältniS, befon-
herS maS bie fßenfionen anbetrifft. Sfcr 23etficherungSatt)ang .
für bie AngefteHtenberfidperung mirb hier bielleicht auf eine
AuSbepnung ber ^ribatpenfionen pinmirfen. ©ine Sicherung
ber $ed}tsftellung biefer fßerfonen Fönnte auch burdp Sienft-
orbnungen herbeigeführt merben.
SßaS ben Umfang beS Greifes ber Angeftellten betrifft, für
meldhe ein befonbereS Siecht ber Angeftellten an fchaffen märe, fo
Fönnte ungefähr berfelbe ®reis einbeaogen merben mie ber in
bem 23erfid)erungSgefep ber Angeftellten enthaltene. Sür bie
foaialen Scf)upborfd)riften mirb in ben Greifen ber Angeftellten
auSbrücFlidje ©rFlärung au atuingbnbem Siecht bedangt, unb 23e«
fdhränFungen beS CrganifationSrecptS, ber politifchen greiheit,
hinfidptlidp ber Annahme bon ©prenämtem ufm. burdp 23ertrag.
follen nadp bem Sßunfdpe ber Angeftellten nihtig fein. SSenn
nun aber ein Angefteüter mit politifd)en Aufgaben betraut
ift? SPIan fiept, baß biefe Si‘age nidpt fo einfach liegt.
Sie ScßmierigFeiten bei ber SBahrnepinung beS SledüS im ^3ro-
aeffe müffen meines ©radjtenS burdp bie (Gemäprleiftung einer
geeigneten fProaeßbertretung gegen geringe (Gebühren behoben
merben. Sd) glaube, baß man auf biefem Sßege meiter fommen
mürbe, als mit Sonbergeridpten, für meldpe ber $reiS ber be¬
teiligten ^ßerfonen au Flein fein mürbe, unb für bie bie An-
geftcllten audp burdpauS nidpt allgemein begeiftert finb. ©ine
meitere Serfplitterung unfereS (GericptSmefenS Fönnte alfo Per-
mieben merben burdp ©inridptung öffentlichen SledptSbeiftanbeS,
mobei eS fich augleid) empfehlen mürbe, menn außerbem bie
Angeftelltenberbänbe, befonberS in fdpmierigen fällen, bie
Soften für bie SteHung eines befonberS tüchtigen AnmalteS
übernehmen mürben.
gür größere betriebe finb AngefteHtenauSfdpüffe ein-
aufülpren, unb bie (Geüncrbeauffidpt ift auf bie mirtfchaftlidpen
23erhältniffe ber Angeftellten au erftredfen. Sm einaelnen er¬
füllten mir folgenbe fünfte bon befonberer SBidptigFeit: 23or-
fd)riften für bie Sicherung ber hinterlegten Kautionen, amin-
genhe 23orfdpriften aur Sortleiftung aller 23eaiige bei un«
berfdpulbetem Ungliid (^ranFpeit unb bei ©rfiiHung ber ^eereS-
pflidü) bis aur Sauer bon fed)S Sßod>cn, AuSfcpluß bei* ©nt-
iaffunig opne Sunepaltung einer .QünbigungSfrift im galle un-
berfdpnlbeten UngliidfS aber ©inaicpnng autn SeereSbienft, An-
fprud) beS Angeftellten auf einen freien Sag in ber 2ßodpe
(Sonntagsruhe), fomie eines jährlidpen ©rholungSurlaubeS,
Sicherung beS ©rfinberredptS ber Angeftellten.
Sie midptigfte Srage beim Angeftelltenrcdht bleibt aber
feine 23ereinpeitlidpung. Unb felbft menn cS habet nidpt opne
gärten für einaelne .(Haffen abgehen follte, fo ift bod) bie Über-
fid)tlicpfcit beS 3lcd)tS, bie babnrd) für alle .(Haffen gemonnen
mirb, ein fo ungeheurer f?ortfd)ritt, baß baburd) bie Aadtfeile
bei meitem aufgemogen merben. SaS gilt aud) für bie Arbeit¬
geber, bie nid)t glauben follen, bitrch unterfd)icbliche Aus-
geftaltung beS SledjtS, bie man fepr mopl bem 23 ertrag Sa bfdtfuß
itberlaffen Fann; nad) bem (Grunbfap divide et impera, bie
Angeftellten leidster beperrfdpen au Fönnen. Sm (Gegenteil mirb
baburd) nur bie Unaufriebenpeit genährt nnb bie ©inigfeit
im SBiberftanb gegen bie Arbeitgeber geförbert.
^Ulgrmctuf ggjialpalitiL
SKirFIicpcr (Geheimer fflat Dr. Spiel f. Sm Alter bon
78 Sapren ift bei* langjährige frühere SRinifterialbircFtor
Dr. £Sugo Spiel anl 14. Sanuar geftorben. Seine perbor-
ragenben 23erbienftc um bie ^anbmirtfdiaft au miirbigen, ift
hier nid)t ber Sßlofc. Uns aicmt eS aber, bem 23erftorbcnen
nachaufagen, baß er ak> Beamter nttb als 1. 23orfipcnber beS
HentralbcrcinS für bas ÜBJohl ber arbeitenben .(Haffen ein auf-
rediter unb treuer Soaialpolitifer gemefen ift. Snsbefonberc
n»ar er tief bout 2ö3erte ber Arbeitergemerffdjaften burch-
brungcu unb fdpraF and) bor rabiFalem (Gebanfen, mie bem bcS
gefeßlichen .(ioalitionsamangS, nid)t auriief; bie Crgauificrung
ber Sanbarbeiter erfd)ien ihn; eine befonberS amingernbe Stot-
meubigFeit: mit ber Unerfdprorfenheit, bie biefen SWann als
Solbaten, als Soaentcn unb als Parlamentarier nidit niinber
als in ben fpäteren Sahren feines reidien Gebens ausaejchnet’e,
trat er immör micber für fie ein. Ser (Gefellfdwft für (soaiafe
Acform trat er erft im Hrie'ge bei; er nahm feitbem aber an
ihren Arbeiten ein tiefes Sutereffe: bon ben 17 Soaialpoli-
tifdpen Abenben, bie ber 23orftanb ber berliner Drtsgruppe
247
©oäktle Bra^iS unb 2lrcpib für BoIfStoopIfaprt — 1918 — XXVII. Sßr. 17.
248
einberief, pat efr 15 befudpt, unb. nodp im Oeaembet beteiligte
et fiep an ber SluSfpradpe über bie SlrbeitSfammern. Studb baS
eben, erfepienene ©eft 59 ber Schriften ber Gefeüfdjaft enthält
einen Beitrag auS feiner geber. So mirb er mie im GebädpftniS
ber beutfepen ßanbmirte aud) im Sfnbenfen ber Soaialreformer
fortleben. _
3 ur 97 ot ttn fiebrlin&Stoefen.
Bon Oberftabtfefretär Sdjtoeber, ftabtifdjem ÜhntSDormunb unb ßeiter
ber StecptSauShraftSftelle unb beS 9lrbeitSnacptoeife§ in Uhtbolftabt.
Oie STuSfitbrungen beS BerufSöormunbeS Burgparbt in
Sürth über bie 97ot beS ßebrlingSmefcnS („Soatale BrajiS"
Sp. 203) tierbienen ernftefte Bead)tung. SOtan form mirflid)
bon einer 9iot fpredpen, bte fid) nach bem SnebeuSfdpluß, menn
bie KriegS6etriebe gefdjloffen fein merben, au einer bebroplichen
Sonn entmicfeln fann ober gar mirb.
Oie BefferungSt>orfd)iäge bon Burgparbt loffen fiep bapin
aufammenfaffen, baß
1. im ©inaelfaU mit energifdpen bormunbfcbaftSgericptlicpen' 2ftaß=
nabmen (f. §§ 1631, 1666, 1909, BGB.) Dorgegangen merben
muß, menn ein ©cputentlaffeneT nicht einem panbmetfSmäßigen
Beruf, fonbern ungelernter Arbeit angeführt merben foll,
2. ber Zugang au ben gabrifen ben ungelernten jugenblicpen
Arbeitern burep eine ©rgänaung beS § 107 GemC. erfdjmert
Serben foll,
3. bie Innungen uwb ©anbmcrfSfammern angefport merben
füllen, eine grünblidre Übertoacpung ber Scprlinge auSauüben.
Oer atücite Borfdplag crfdicint mir, menn er Gefeß merben
foüte, nod) ber auSficptSreicpfte sir fein. Oem erfteren Bor-
fd)Iag toerbetf mopl olle BerufStiormünber einigermaßen miß-
trauifd) gegeniiberfteben, meil mit ben berfcbicbenften 9tn-
fcpaitungen unb 2litSlegungen ber Bormunbfd)aftSricpter au
regnen ift, unb audb bei britte Botfcplag febeint mir menig
9luSficpt auf Erfolg au buben, meil eS mit ber bauernben Be-
folgung beS 2lnfpornS fo eine eigene Sache fein mirb.
2lüe Borfrfdägc aufammert buben über baS eine gemeinfam,
baß nid)t ctmo ber Zutritt au einem ©anbmerfSbcruf geförbert,
fonbern baß ber Übergang ober ber ©intritt au,einer unge¬
lernten Slrbeit crfd)mert merben foü. 3$) möchte bie Borfd)läge
BurgparbtS babin ergänaen, baß b a S ©rgreifen eines
panbmerfS mäßigen Berufes geförbert Ser¬
ben foll, unb ich fontme hierbei auf einen Borfcplag auriief,
ben ich fepon im £äpre 1910 irt bem 3entralblatt für Bormunb-
fdwftSmcfcn (3. 53 unb 87) auS einer anberett Beranlaffitng
gemadit habe. McrbingS befdjränft fid) biefer 58orfd)lag nur
auf bie Kriegermaifen, aber bie JJfortbauer beS Krieges unb bie
Sunabme ber Opfer taffen ben Umfang ber 3lnmenbungS-
MöglidPfcit immer größer merben.
Ssdp ging bamals non ber rührigen SQ&erbearbeit ber ScbenS-
ocrficherungSgefeüftfjaftcn unb -anftalten augunften bet Kriegs*
patenncrfidierung aus unb toieS auf bie unter getuiffen Um-
ftiinben beftebenbe Umuirtfdiaftlidyfeit biefer 58erfid)erungcn
hin; auhlt bod> bie 58erfidientng, trenn ber 5Berficberung£fafl
in ber gclröhnlicben Steife nerlöuft, unb trenn in ben 14 fuhren
58eitragSaeit aufammen 108 J( eingeauhlt trorben fitib, nur
15 c 1( mehr, nämlich 183 J(, als SPcrfirfterungSfitmme heraus,
trährenb, trenn bie Beiträge ßinSbar angelegt trorben trären,
nad) ber gleidten 3^'it ein Kapital ron 219,5-. Jt rorhanben fein
toürbe. Oie UntrirtfdtafUidifeit befiehl atlerbingS nur, trenn
als 5ßate eine Bereinigung, ^ugenbhilfererbanb ober ein ähn-
Iid>cr Berein, auftritl. 3ie befiehl bagegen nid)t, trenn bie
Butenftelle ßoti einer ©inaclperfon eingenommen mirb, treil
in biefem Salle ja ber Bäte fterben unb fo bie BerfidjcrungS-
funtme ohne bie ©inauhlung ber Ooüen Beiträge aur Sälligfeit
fotntnen fann.
3US geeigneten Baten beaeidpnete id) bie 97 a t i o n a l -
ft ift u ng für bie ^interbliebenen.ber im
,Vi r i c g e (Gefallenen. 8ie ift bei allen Stricgerhinter-
bliebenen au ©aufe ober fann unb follte eS trenigftenS fein. 3ie
bringt in ber 35roßftabt bis in baS lebte 3tocftrerf ber SftietS»
fafernen, tnie in bie lebte ©iitte auf bem fianbe. 3ie put eine
offene ©anb unb muß beSpalb ftetS offene ©eraen finben. @ie
mirb nadi bem Obengcfagten feine HriegSpatcnt)crfid>crungen
abfcbließen, fonbern fic follte burd) ©infparung ober bureb be-
fonbere ©iureilnng ihrer ©auShaltSnoranfdüäge geniigenbe
Mittel bereitftellen, um bei ben $r i eg er tri ttr en bie
Beruf Strahl für bie 5BJ a i f e n n i dj t nur bitrd)
gute 31 atf cbl ä g e, fonbern and) burd) bie Z a t,
burdp bie ©ergäbe ron SluSbilbungSgelbern,
au beetnffuffen. 5Dte 3aßung ber Sltationalftiftung treift
atrar auf btefe 2lrt ber Siirforge bin, aber eS ift bisher nichts.
barüber befannt getrorben, baß bie Berufstrahl in ber hier an¬
gebeuteten Söeife planmäßig auSgebaut trerben foü. iRadp § 2
ber neuen 0afcung foü bie toirtfdjafttidbe Unterftüßung unb
foaiale Sürforge ber ©interbliebenen u. a. „burd) ©rleidpterung
ber ©raiehung unb SluSbilbung ber ^inber (©raiehungSbei-
träge, Unterbringung in gamilien ober in geeigneten STnftalten,
©rlernung eines Berufes unb bgl.) . . . erreicht trer¬
ben. /y 2>ie geeignete ©anbhobe, um bie 97ot im ßehrlingStrefen
au linbern, ift alfo rorhanben. ©S fommt nur noch barauf an,
fie au gebraudpen.
S)iefe ©anbpabung fteüe idp mir fo nor, baß auS ben Siften
ber Sürforgefteüen für Kriegshinterbliebene ober ber OrtSauS-
fdpüffe ber 97ationalftiftung ober auf fonftige 2Beife redptaeitig,
a. B. fdpon im ©erbft für Oftern beS folgenben SahteS, bie
97amen ber auS ben 3d>ulen aur ©ntlaffung fortintenben 0öhne
unb Töchter ron gefaüenen ober geftorbenen KriegStcilnehmem
feftgefteüt trerben, — fteüentrcife gefdpiept bieS fdjon jeßt burdp
bie2lrbeitSnad)treife aunt Siedle ber SebrfteüenPermittlung —,
unb baß bann im Sufammenarbeiten aü>ifd)en 97ationalftiftung,
SlrbeitSnadptreiS, BcrufSberatungSfteüe unb äbnlidpen ©in-
ridptungen bie Suführung a.u gelernten Berufen burdp bie
Sahlung ron laufenben 3utbenbungen planmäßig geförbert
trirb. ©runbfäßlid) miiffen bie 3utrenbungen, audp bie Bei¬
hilfen aur KonfirmationSbeffeibung, baron abhängig gemacht
merben, baß, trenn fonft aüe BorauSfeßttngen über ©ignung
ltftr. gegeben finb, bie Kinber einem gelernten Beruf augefüprt
trerben. ©S ift natürlich, baß bie 3utrenbungen, bie trobl
trährenb ber ganaen Sepraeit au aapl^u fein mürben, nidpt au
niebrig fein bürfen, fonbern fo bemeffen fein mit’ffen, baß fie
in ber ©auStrirtfepaft ber 907utter ins ©emidpt faüen.
©S märe fein Schlot, trenn augunften ber ©öpe biefer
3luSbilbuiTgSgelber bie übrigen Unterftüßungen, bie jeßt auS
ber 9Jationalftiftung geaaplt merben, etmaS eingefchränft
mürben. Oie jefeige 3lrt, Unterftüßungen au gemäpren, febeint
mir bod) einigermaßen bebenflidp au fein, meil mopl fo manche
UnterftiißungSanträge nur bcSpalb gefteüt trerben mögen,
„meil artbere Srauen aud) befommen haben". ©S foü ja ron
ben reichen Mitteln ber 97ationalftiftung ben ©interbliebenen
nid)tS borenthalten trerben, aber menn man bie B5apl hat, einen
einmaligen ober einen bauentben ©rfolg au eraielen, bann fann
bie ©ntfdteibung nidjt fdpmcr faüen, aumal menn man fidp Der-
gegenmärtigt, baß bie BerufStrahl ein 3dpritt für baS-ganae
ßeben ift. __
§ülhsernifljrang unb JfbfnsJjtrlhmg.
Tic «ctpflcnunn bet Irubbett im «nb i« bet Heimat.
Oie BcrpffegungSfäße finb burdp genaue Borfdpriften feft-
gclegt, unb amar unter BeriidfidpHgung ber ftärferen Be-
biirfniffe beS gelblebenS, fo baß ber 2J?ann an ber gront mehr
erhält als ber 0olbat in ber ©tappe, beim Bahnfdpitß ober in
ber (Garntfon.
Oie tägli^eH Siegelfäße für bi*e Sdbfolbaten finb folgenbe:
750 g Brot; 250 g fvlcifdp; 125 g ©emüfe; 25 g ©ala; 25 g ©etoüra;
25 g Maffce; 65 g $ett. Oicfc 9legelfäßc fönnett burep cntfprechenb
auf beit s )?fihrtüert berechnete attbere S^ahruitgStnittcl erfeßt tnerben, *
a- B. frifdieS S^ifd) burd) Suche ober Slcifcpfonfcrben; beim ©cmüfe
fdßucnifen bie Säße, je lutdibcm eS fiep um ben mepr ober mimbet
großen tWnprtoert bon ©iilfenfrüdjten, Oeigtoareu, Oörrgemüfe, Kopl=
foileit, JHüben ufm. panbclt. 9Jaiurgemäß fpiclen bei ber langen
Oaucr beS Krieges bie ©rfaßmittcl unb bie „llmftcllungen“ beS
Miidienaettcls eine große iliolle, tutb für ben einfetdjen. Solbaten ift
es bttper erfdßoert, nadjauprüfen, ob er a« feinem 9lecpte fommt.
Ood) mirb auf alle SBcife berfud)t, auep unter ben fcpmierrgften Ber=
pältniffen bie ©rnäprung ber Oruppeu ficperauftellen.
Oie ©rnäprung beS SelbpeereS unb bet* Oruppen in ber
©tappe fann nur aum fleinften Oeil aus ben befeßten Ge¬
bieten gemonnen merben, ba hier aunädjft audp bie ©mäpruno
ber einhetmifd)e‘n BeOölFentng fidpergefteüt merben muß. ©ö
ift baper ciu großer 91adifd)itb aus ber ©eintat notmenbig.
97acfe einer amtlichen SufcrmmcnfteHung erpielt bas Selbpeer
mit ISinfcptuß ber Bferbe in ber 3cit Dom 1. Jliiguft 1914 bis aum
31. Suli 1916 mtS ber ©eimat geliefert, unb amar je naep 1000 Oonnen
beredmet: ©afer 3082 X 1000 Oonnen; attbere Suttermittel 18Ö5;
s .Hiepl unb 3*uieba<f 1233; frifcpeS Släfcp 305; Kartoffeln 286; Oauer^
©oaiale Sßragis unb Sltcßtd für VoIfStooßlfaßrt — 1918 — XXVII. Nr. 17.
250
fteifd) und Konferden 272; Hülfenfrücßte 128; ©peifefett unb Käfe
126; Cbftmarmelabe 72; andere SebenSmittel 629. Trte Softem für
btefe Nahrungsmittel betrugen in ben erften gtoei KriegSjaßren
5600 NMionen SNarf.
©S läßt ficß benfem, baß audß getoaltige VerfeßrSmittel aur Ve»
fÖrberung Diefer SNengen don Nahrungsmitteln noitoenbig fittb. 3?üt
ben Nacßfcßub ber Verpflegung toaren in ben erften atoei Kriegs*
jaßren runb 8 Nfitlionen ©ifenibaßntoagert nötig! TaS beeinflußt
natürlich aucß bie Transport* unb VerfeßrSfcßtorerigfeiten in ber
Heimat.
SluSgangSfteHen für ben VerpflegungSnadhfcbub find bie
bereits im Srieben dorhambenen Vrobiantämter, bie im Kriege
erheblich erweitert tourben. Von biefen ^mtehm aus toerben
bte Verpflegungsmittel durch befonbere VerpflegungS-
äüge nadß ben ©ammelfteHen an ber ©renae gefcfjafft, unb
bjefe leiten fie bann toeiter in bie ©tappenmagaaine. SluS ben
©tappenmagaainen derforgen fid) bie gelbmaga-
5 i n e ber Tidifionen, unb bei ihnen „f a f f e n" bie Truppen-
teile. SDi-c Vrotberftellung erforgt in ben TidifionSfelbbäcfereien
unb bie gleifdhderforgung durch bie KorpSfchläcfjtereien.
Sür bie Veföftigung ber Truppen in ber ®eimat
finb feine beftimmten VortionSmengen feftgefefct; es ift nur
borgefdhrieben, eine gute unb ausreichende Üoft au gewähren.
Tie Truppenteile erhalten V<*ufcßbe träge, bie ftcßi auraeit je nach
ben TeuerungSderßältniffen beS ©tanbortes etma atoifcßen 95 Sßf.
unb 1,05 M für ben Kopf und Tag betoegen. $n ber $eftfeßung beS
©peifeaettels unb ber. Vemeffung ber VerpflegungSfäße ßaben bie:
Truppenteile nach Maßgabe ber derfiigbaren ©elbmittet im attge-
meinen freie Hand. Nut ßinfidßtlicß ber rationierten Verpflegung#-
ntittel ift ber Verbrauch cm Höcßftmengen gebunben, bie für gleifcß
600 g unb für gette aller Slrt 60 g toöcßenilicß betragen. S^erbem
toerben an Vrot täglich 500 g geliefert, bie auf bie oben ermahnten
Vaufcßbeträge nicht angerechnet toerben.
Tie Verpflegung beS ©olbaten in ber Heimat gibt im
allgemeinen häufiger au Klagen Slnlaß als bie Verpflegung beS
SelbheereS. ©inmal erfdßeinen bei ben heutigen TeuerungS-
berhältniffen bie ©äße non 0,95 bis l,os recht niebrig, aum
anbern fommt auch feßr diel darauf an, ob eine gute unb
forgfame Mchenleitung möglichft diel mit biefen ©äßen an»
aufangen toeiß, ober ob bie Ntonnfchaft nodh durch Unachtfam-
feit unb Verfchtoenbung gefdjäbigt toirb.
Tie ©teHungnaljme beS Teutfcßen ©täbtetageS s« ben
fragen ber ©rnäljrungStohrtfcbttft. Ter Vorftanb beS ©täbte-
tageS hot fich in feiner ießtern ©ißung mit ben fragen ber
©rnährungStoirtfdßaft befchäftigt unb cinftimmig eine ©nt-
fdhließung angenommen, in ber er nacßbrücflich auf bie Urfachen
ber in Ießter Seit immer ftärfer herborgetretenen SNißftänbe
ßintoeift unb Abhilfe biefer U r f a cf) e forbert, ba baS toirf-
famer fei als bie „©ßmptome" au befämpfen. ©S heißt in ber
©ntfcfjließung u. a.:
0 o fehr bie allgemeine Slufmerlfamfeit in leßtcr 3 eit auf ben
feßtoereu Stfißftanb beS ©cßleicßßanbels unb ber HödjftpreiSüberfcßrei-
tung geteuft toorben ift, fo bleibt ©runbmangcl ber KriegSernäß-
rungSioirtfcßaft hoch bte u u 3 u r e i cß e n b e © r f a f f u n g ber ©t-
aeugniffe auf bem ßaube .... Tie Turcßbrecßuug ber gefeßlicßen
Vorfdjriften auf bem ©ebiet ber Hixßftpreife ift toefentlicß bureß baS
Vorgehen bet 3Nilitär* unb NJarincuertoattungen er¬
leichtert, bie fich um einer guten Versorgung ber ihrer ^fürforge
Hnmvtrauten toillen au bie Vefotgung ber gefeßtichen Vorfißriften
nicht immer gebunben eradjten. Taneben liegt baS (Ekhmecgcridjt beS
0dSeid)hani»dS bei ber ftüftungSinbuftrie nnb — in feßon
etßeblid) geringerem SKaße — bei ben aaßllofen fleinen ©efcßäftS-
abfcßlüffen ©inaelncr.
SBenu audj bie ftäbtifeßem V e r m a 11 u n g e n im ßaufe
ber 3rit bon genauer Befolgung ber Verorbnungen bereinaelt, unb
3 ioar in ber Jpauptfadje auf bem ©ebiete ber ©emüfemirtfcßaft, haben
abmeießen müffen, fo befauben fie fieß in einer ^mangsfage. S&z*
feitigt fann biefer unerträgliche Suftanb nur babureß merben, baß
bie ÄricgSioirtfchaft, fomeit fie bie SSaren nicht bem freien £anbel
überläßt, bureßmeg oon ber bloßen ^ixßftpreisfeftfeßung ober
fonftigen halben 2!caßregetn au toirfungSDoHer ©rfaffung ber
gefamten SGBaren fortfeßreitet.
bie Neuregelung ber 3 «Io 0 cn für ©cßhier* unb
©(ßtoerftarbeiter finb feit furaem dom ^riegScrnäßrungSamt
neue ©runbfäße aufgeftcllt tnorben.
Vom 1. Januar an merben bie Vetriebe nießt meßr bireft don
ben Neicßäftetlcn beliefert, fonbern bie Sebendmittel (fließen bem
Äommunaloerbanb au, in bem baS SBerf feinctr 0iß hat. Tie ©runb-
läge für bie Cberoerteilung bilben bie Eingaben ber kommunal-
derbänbe über bie Strahl bet in ihrem Veairf dorTjanbenen gutage-
berechtigten (getrennt naeß 0cßtoer= unb ©eßtoerftarbeitern, unter
leßtereat toieber befonöerS bie Vergarbetter unter Tage) unb bie dom
$riegSamt als in ber NüftungSinbuftrie tätig beaeießneten SBerfe.
Ten Äommunalderbänben ift für bie Unterderteilung freiere #anb
gelaffen; innerhalb eines getoiffen NaßmenS fönnen fie bie Sulagen
je nach ©eßtoere ber Slrbeit an bie gulageberecßtigten naeß ißrem
©rmeffen ftaffeln.
Sur geftfteHung bet ©dbmerftarbeiter ßat bas ÄriegSernäßrungS-
amt eine für bas ganae Neicß maßgebenbe ßifte aufgefteHt. Tie
Vegrenaung beS VegriffS ©eßmerarbeiter hingegen ift ben kommunal-
derbänben naeß Slnßörung ber Arbeiternusf^üffe überlaffen.
Jfn bie ßifte ber ©eßfterftar-beiter gehören u. a. Verg»
arbeitet unter Tage; Arbeiter an ÄofSöfen; §euerarbeiter in ber
©ifeninbuftrie; eine Neiße bestimmter SlrbeitSgruppen in ber
nitionS-, SWafcßinen-, SNctall- unb ^leineifeninbuftrie; Slrbeiter, bie
unter großer ^iße, fcßäblicßen ©afen ober giftigen ©toffen befonberS
au leiben ßaben; ^effelßeiaer; Solomotidfußrer; SWafcßinen* unb
^eigperfonal auf Tampffcßiffen ufto. SBeiblüße Arbeiter, fotoie freie
auSlänbifcße Slrbeiter toerben mit ben männlichen beutfeßeni Slrbeitern
bei ber ßebenSmittelauteilung gleicß beßanbelt, bagegen bleiben für
Kriegsgefangene bie für ©efangene geltenben ©onberbeftimmungen
befteßen.
Jörfjnrgt f&r ^rtegerfattiUten nt SntUrbliebrw.
Neue Vorfcßrtfteu über bte NuSbeßuuug ber gamtlien-
unterftüßung unb oer ^rtegStooßlfaßrtSpflcge hot unter bem
15. Teaember ber preußifdje NMnifter beS Innern erlaffen.
Tanacß erßalten !rie(p&getraute ©ßefoauen don demjenigen
ßieferungSderbanbe Unterftüßungen, in bem bie ©ßefrau dor ber
©ßefcßließung getooßnt ßat. Voreßelicßcn Kinbern ober Kinbern
erftcr ©ße, bie don friegSgetcautcn ©ßefoauen mit in bie ©ße ge-
bradjt toerben, toirb in ber ©emeinfeßaft mit ber SRutter Sjamilien-
unterftüßung au getoäßren fein, aueß toenn ber ©ßemanii für folcße
Kinber bislang nießt geforgt ßat. llneßclid>e Kinber, beren Vebürftig-
!eit na<ß ßagc ber Vcrßältniffe anauerfennen ift, ßaben aueß bann
?lufprucß auf Unterftüßung, toenn ißr ©raeuger, beffen Verpflichtung
aut ©etoäßrung beS Unterhalts feftgefteflt ioot, don feiner Unter-
ßoltmigSpflicßt infolge Saßhing einer ?lbfinbujig befreit toorben ift
unb bereu Siufen aut Vcfeitigung ber Vebürftrgfeit nießt auSreicßen.
Ter Verbrauch beS Kapitals fann nießt gefordert toerben. T«r Tob
eines mit $ndalibcnrente aus bem ^eereSbienft entlaffenen Kriegs-
teilneßmerS, beffen Hinterbliebene bemnäcßft bie Hiuterblicbenen-
beaüge erßalten, läßt ben Vlnfprucß auf ^ortaaßlung ber Familien-
uutcrftüßung naeß bem ©efeß dom 80. ©eptember 1915 nießt don
neuem auf bie Tauer don brei 2J?onaten naeß bem ©terbetage ent-
fteßen. Tie S a hlung ber ?camiilienuntcrftüßung ift diclnteßr naeß
Slbtauf ber erften brei äßonate, für toelcße bie ^udalibcnrcnte au-
ftäubig ift, einauftellen. Tie Vefcßtocrben in ^amilienunterftüßungS-
faeßen toerben in gufunft dom SNinifter ben ßicfcrungSOcrbänbcn
unmittelbar augeßen.
Verfonen, bie auf ©runb ber NcicßSderficßcrungSorbnung
Krauten-, ^ndalibcn- ober Unfallrente bcaießen, ßaben im galle ein-
treienber Vebürftigfeit ?lnfprucß auf Unterftüßung ans Nfittctn ber
allgemeinen KriegStooßlfaßrtSpflege ber ©emeiuben, jeboeß nießt auf
Koften ber Neicßsfaffe.
JLrbettfrrdjn^.
Süt ttub huber bie Verfüraung ber NrheitSacit.
Tie Srage mirb in Verbindung mit ber tnegen der Roßten«
fnctppheit angeregten ungeteilten NrheitSaeit jefct
dielfach erörtert. Tie Slrheitnehmerfchichten, unb amar fotoohi
Slngeftellte loic Arbeiter, find im allgemeinen Anhänger ber
ungeteilten SlrbeitSjeit, doch diirb in ihrer Vreffe betont, baß
bie ungeteilte 2lrbeitSaeit nur möglich ift bei g lei dßa ei ti-
ger Verfüraung ber STrbeitSacit, denn bie ießige
lange SlrbeitSaeit don 10 ©tunben unb darüber fann unmög¬
lich ohne eine längere Voufe burcßgehalten toerben, da fie
fonft fernere ©efunbhcitSgefährbitng unb ©rl)öl)ung der Unfall»
gefaßr mit fidß bringen toiirbe. Hauptfächlich «nt biefer Ver¬
füraung ber 5lrbcitSaeit toiüen ift bie „Tcutfdjc Nrbeitgeber-
Seitung" (^g. XVI, Nummer 37) ein febarfer ©egner ber
ungeteilten SlrbeitSaeit. ©ine Haitptforge biefeS VlatteS ift
audh, baß fidß sogleich mit ber ungeteilten SlrbeitSseit ber Sicht-
ftunbentag unb damit ber dreimalige ©chichttocchfel bei Vc-
trieben mit ununterbrochener SlrbcitSaeit burchfeßen toiirbe.
©ie febreibt hieran:
„Treimal aeßt ©tunben Slrheit in folgen Sßerlen, bie Tag unb
Nad^t arbeiten müffen, baS gibt eine Vermeßrung ber Velegfcßaft
um ein Trittel, baS toücbe mit einem ©eßlage ben ©ctoccffcßaften
eine neue Slrmee unb eine getoaltige Vecmeßrung ißree Nfacßt au-
füßren. SBoßer aber biefe Sltntee, namentlich unter den gegentoär-
251
Sogiale ^rajis unb Ardjib für Bolf 3moI)lf ah rt — 1918 — XXVII. Ar. 17.
252
tigen Berljältniffen, genommen toerben foll, unb toie bie bermeljrten
Sohnfummen aufgubringen finb, barüber fdjtoeigt beg Sängers $öf=
lichfeit, unb man toirb fid) aud) bergeblicf) um eine fiöfung biefer
Sftätfel bemühen."
9Bährenb baS SlriegSamt bisher nur eine allgemeine
Empfehlung ber ungeteilten ArbeitSgeit aus ©rüttben ber
Noblen- unb SitftferfparntS erlaffen bat (XXVI, 988), fchmeben
bei ben ©emeralfommanboS beS VII. unb VIII. $orpS Er-
mägungen, bie ungeteilte ArbeitSgeit gang allgemein für Be*
börben unb ^ribatunternebmungen auf bem BerorbnmtgS-
mege eingitführen. hiergegen erbebt bie Kölner §anbeISfam»
nter Etnfprudj, ebenfo liegen Tenffchriften gegen bie Einfüh-
rung ber ungeteilten ArbeitSgeit Por Oom herein gur äBaijrung
ber gemcinfamen toirtfcfaftliajen Jntereffen in Nhetnlanb unb
SBeftfalen unb öon ber Norbmeftlidjen ©nippe beS Vereins
Teutfcher Eifen» unb ©tablinbuftricller.
Tie Kölner £anbcls!ainmer begrüntet ihren Einfprucb bamit,
baft bei bem gegenmärtigen Mangel an ArbeiiSfräften bie Wefchäfte
bei ber ungeteilten unb baher berfiirgten ArbeitSgeit nicht erlcbigt
toerbeg fönnten. Sic fudit ferner nachgutoeifen, baft ber 3_med ber
Kohlenerfpamis nidjt erreicht mürbe; benn bie ©efcfjäftSräume
hätten meift BentraUjeigung ober Taucrbrauböfcn unb blieben alfo
hoch teiltocifc marin ober menigftens angcljeigt, mährenb namentlich
bie meiften unoerheirateten Angcftellteu bei früherem Wefd)äftSfd)Iuf 3
bann berftärfte Neigung in ihren SKohnräumen oerbrauchen mürben.
Abgefehen Hon biefen AnSeinanberfehungen, bie fid> nur
auf bie burd) bie gegenmärtige K?oI)lennot gefchaffene Sage be¬
stehen, finbet in ©emerffchaftSfreifen eine grunöfäfelidje Erörte¬
rung über bie B c r f it r g u n g b e r A r b c i t S g e i t i n B c r -
b i n b u n g mit ei n c m allgemeinen Verbot ber
N a d) t a r b e i t ftatt, tute eS Oon ben ©cmcrffrfxiften für bie
SriebenSgeit angeftrebt mirb. Ter internationale ©emerf-
fdjaftSbunb ftellt programmatiftf) bie Sorbcritng auf, bie Nacht¬
arbeit Oon 8 Uhr abcrtbS bis 6 Ubr morgens allgemein gu Per*
bieten; Ausnahmen follcn nur für betriebe gitläffig fein, bie
ihrer Art nad) ober auS tcchnifdjen ©riiuben itnbebingt auf
bie Nachtarbeit angemiefen finb. ©egen biefe ^orberung er¬
hebt ein ©emerffd)oftsbcamter, © d) n e i b e r, in Nr. 20 ber
„Neuen .Seit" aus oolfsmirtfdjaftlidjen ©riiuben Bebenfen:
Sdjtteiber hält namentlich in ber Seit unmittelbar nadj Kriegs»
enbe bie angefpanntefte ^robuftion für notmenbig. Ta bie AJcnfdjcu
faum noch mehr angufpannen finb, als jte iept frfjon angefpannt ar=
beiten ntüffeu, fo fei eine möglidpt flaute JHusnubung ber SWafdjinen
notmenbig. Sie Oom WemertfrijaftSOuub geforberte allgemeine Aad)t=
ruhe bon gehn Stunbcn taffe nur eine TageSarbcit bon biergehn
Stunbcn, alfo uidü einmal bie Toppclfd)id)t boit ad)t Stunbcn gu.
93ei ber Turchfefcung ber WemerffdjaftSforberung ficht Sdjucibcr foI=
genbe uugüuftigc folgen OorauS: Beriniuberuug ber Wüter*
ergeugung, Erhöhung ber ErgeugungSfofteii, allgemeine sprciS»
fteigerung, llberflüffigmadjung bon ArbeiiSfräften, unratio*
nellere Bermettbuug bon Kapital, ftärfere SBiberftäube gegen
bie Berfiirgimg ber ArbeitSgeit. Unter ber aus ben brei
elften ©riiuben bebingten Neuerung mürbe bor allem ber Arbeiter*
baushalt leiben, baher fühlt fid) Sdjtteiber gerabc aus Sorge für
bie Arbeitcrfdjaft. gu feinen Einmänbcu bcranlafet.
Sich 0d)nciöerfd)cn Ausführungen tritt — teilmcife unter
Berufung auf einen Auffap uon ^rof. Ernft Sranrfe „Ter 5(r-
beiterfd)uü in Teutfdjlanb" im SWaibeft beS miffenfdjaftlidhen
£'rganc> "ber chriftlidien ©emerffd)aft?bemegunn —■ Nubolf
iCL'iffeif in einem Seitauffab beb „Morrefponbenghlatteb ber
©dneralfommifion ber freien ©emerffd)aften" entgegen. Riffel!
finbet cb bei aller 5fnerfennung ber burdnuiS lautern Söcmeg-
griinbe, bie Sdmeiber m feinem Vluffab ocranlafjten, bor allem
bebenflid), baf; ein ©ciuerffd]aftobeamter Staffen g c g e n ben
Vlrbeiterfdmb liefere, bie non ben Arbeitgebern mit behagen
aufgegriffen mürben. SIMffell nerteibigt fobaun grunb-
fcitilid) bie fogialüolitifdie Auffaffung, bie eben ben ?Nenfd)eu
als? bödiftcn Neidjtum eines &anbc$ einfdidüc unb bafjer feinen
Naubbau an ber .Straft beS 5Nenfd)en bulben fönnc.
„Ten iWeufdicu müffeu mir fdüibcil nadi bei .gcgciimärligcn 3eit
feiner oft über bie .Straft hiuausgehciiben Anfpaunung. Vlud) auf
bic ©efahr htn, bag gunädift meuiger Wider ergeugt merben, baf;
ihre greife gunädjft höher fein toerben. Ed fällt mir natiirlidi nicht
im eidferutefteu ein, gu beftreiten, bah, menn heute bic iPienfdten
Tag unb Aadit arbeiten, mehr ergeugt merben tarnt, ald ge item. Da \)
bie intenfioere Auduututng ber tedtnifdten Arbeitdmittel eine Sßcr=
biüigiiiig ber ©üterergeuguug bemirfen fanu. VIber ich beftreite, baf;
auf bie Tauer eine Station, in ber bie iUicnfdu'n Tag unb Aadft pro--
bitgieren, mehr Wüter ergeugen fanu alo unter gleichen '^erl)ältuiffeit
eine anbere, bie nur am Tage fcfiafft unb «bie and) ben geiftigen
Xiebeußgüteru ber Aieufchhcit SBcadjtuitQ fd)euft."
Auf bie tedhnifdje 0eite ber grage etngehenb, hält
Sßiffell in bieten Sfnbuftrie'n für fehr mohl burdbfürbar, in ber
14 ftünbigen TageSarbcitSgeit, bie nadh ber Öorberung beS
©elrtcrffd)aftSbitnbeS berbleibt, gtoei 0d)id)tcn bon fieben 0tun-
ben Tauer eingurid)ten. ^n biefen fieben 0tunben mürbe fidher
baS gleidie ArbeitSqnantum erreicht, mie bei einer Achtftunben-
fchid)t, and) bei N?afd}inenarbeit, meil bie gröfeere ßeiftungS-
fähigfeit beS auSgernhtcn Arbeiters ein geringeres Seerlaufen
ber Ntafd)incn bemirft. Auch mürbe ber Kraftreft, ber bem
Arbeiter bei fiirgerer ArbcitSgeit berbleibt, in ben übermiegen-
ben ^äüeit bod) noch irgenbmie nuhbringenb im eigenen ®au£-
halt beS Arbeiters bermertet.
Aud) bieS mad)t fid) irgenbmie für bie SSplfSmirtfcbaft int
gangen* fühlbar (g. 93. mirb eS fid) fehl mohltätig führbar
machen, je mehr ben Arbeitern ©elegenhcit gum ©artenbau
neben ihrer Berufsarbeit geboten mürbe! Anm. b. ©d>rift-
ieitnng), and) menn eS nid)t bireft gahlenmäfeig in entfbrechen-
bem ArbeitSprobuft herbortritt.
Ein ©efeh über ben Achtftunbentag in Srimtlanb ift bont
finnifdhen Öanbtag am 27. Nob. 1917 befcbloffen morben.
TaS ©efeh h«t einen fehr meitgegogenen ©eitungSbereich; eS
begieht fid) nid)t nur auf alle Arten bon Betrieben (frei bleibt
nur ©auSmirtfchcift unb Sanbtoirtfchaft, alle anbern Arbeits¬
arten finb einbegogen), fonbern trifft biefe Betriebe, fobalb
and) nur eine frembe ArbeitSfraft aufeer ben engften gamiliem
mitgliebern befd)äftigt mirb.
Tic Arbeit barf in ber. Siegel nidjt länger als 8 Stunbcn täglich
unb 9G Stunbcn in gmei SBochcn bauern. A>cnu bie tcdpüfdie Eigene
art ber Arbeit ober fonftige gmingenbe llmftäube es crforbern, lönncu
bic Arbeiter länger als 8 Stunbcn am Tage befchäftigt merben, bod)
fo, baf^ bie 3ahl ber möd'.cntlidjen Stunbcn baburdi uid)t erhöht mirb.
Bei einzelnen Arbeitsarten, g. B. im Eifcivbahnmcfcn, in Kran-
fenhäufern, im guhrtpcfen, bei *ber glöfeerci, Alolferei, fiabcarbeiten
ufto. ift eine größere Tehnbarfeit möglid), bod) barf bie Arbeite^
geit in 4 ÜßJodjcn 192 Stunbcn nidit überfchreitcn, fo bafo alfo b<tS
ioöcbftmafe bon burdifduiittlidj 8 Stunbcn täglith aud) gemährt bleibt.
Bei ©rubcu* unb Bergmerf 0 arbeitem mirb bie 3rit ber Ein- unb
Ausfahrt mit beredinet. Uberitunbeu finb in befdiräuftem 2)caf5e gu*
läffig, bod) muh Übergeit tu ben erfteit gmei Stunbcn mit minbeftens
50 o. mciterbin mit minbeftens 100 o. « ( p. üohugufdtlag begahlt
merben. Aud) bie Raufen finb geregelt, ferner ift bem Arbeitgeber
berboten, Arbeit mit nad) .‘öaufe gu geben, bamit nidjt baburdi eine
Übcrfdtreitung beS AdUftuubeutageS emtreten tarnt.
Erhöhung ber Ncnteit ntts ber llnfallturrftd^eruno* B>ic
Oorausgiifchcn mar (2p. 219), merben bnrdi BuubesratSbefchluB
0011 t 17. Januar auch bie Empfänger 0011 Unfallreuten eine
3nlage Pon 8 ,// monatiid) erhalten, menn folgenbe Bcbin-
gttngen erfüllt finb:
1. Tie Nettte mup minbeftens eine foldie 001 t gmet
Trittein ber Bolirentc fein. 2. Ter Berichte muft fid) im Jn-
lattbe auf halten. 3. ES biirfett nicht Tatfachen oorliegett, melche
bie Annahme redjtfertigeu, bafe bie 3idage nidit benötigt mirb.
Anträge finb an bie gnftänbige BcrufSgenoffenfchaft ober
baö örtliche BerfidierungSamt gu ridden. Bei Streitfällen ent-
fdieibet baS TberPerfidgernngsamt. Tie Anlagen finb Per-
läufig für bie 3>eit Pom 1. gebmar 1918 bis 31. Tegclubcr 1918
bemiiligt. Tie AitSgahlnng erfolgt burd) bie Baft.
Tie Aufhebung ober Erhöhung ber EiitfommcnSgrcnge für bic
AugeftcUtenbcrfidtcrung mirb in einer Eingabe beS BttuDes ber Tech-
nifdieit AugejteUteu geforbert. Tie BerfidieiitngSpflidit erftreeft [ich
jebt befaitntlidi bis gur Einfommensgreuge bon 5000 SUi. Tarüber
hinaus ift Die freimütige 'Ateitcrberfidierung guläffig, bod) mup bann
ber Vlngeftcllte bie gangen Beiträge allein gableu, mährenb bei ber
Bflidiloerficheriing ber Arbeitgeber bie .Oälfte gu tragen hat. Jn ber
borliegetibeu Eingabe mirb nun barauf htugemiefen, baf; augefichts
ber Entmeriuug bvs Welbeo ber Augeftellte, auch menn fein Wcl)alt
über 5000 Ac. fteigt, luirtfdiaftlidi beuuoch in einer ungünftigeven
Viage ift, als int Trieben mit einem Einfoinmen unter biefer Wrenge.
Tie Eingabe ftellt baher bie fehr berechtigte gorberung auf, baf)
bis gur Aüeberherftelfung georbneter Berhältitiffe für baS bcutfdic
BJirtfdiaftsleben bie Euifoinmeite-gren;e für bie BerfichcruugSpfliitit
eutmeber erhöht ober gang aufgehoben merben falle. — 3u einer
äbulidieii TorDenmg gelangt bie Arbeitc-gemciufdiaft_ freier Vlu#
gritdlta perbäube in einer Eingabe, in meldier bie Erhöhung ber
Bufidierungvpfhdit auf 8000 Aü borgefrhlagen mirb.
^ogiale ^ragtä unb Slrdjtb für Bolfsmoblfabrt — 1918 — XXVII. Sßr. 17.
254
^Jötjnunijs-'unii $oö?nfni0ctT.
$ie Wohnungsfrage tn ben betben Käufern beS preufj.SanbtageS.
Der P r e u 6 i f <h e WobnungSgefepcntmurf
fam am 15. Januar im Herrenhaus aur Bebanblung. Die
9Bicf»tigfeit bet Vorlage mürbe baburch betont, bafe ber
ßfttnifterpräfibent ©raf t>. H e r i\ i n g ihr bei ben Berbanb-
lungen am 15. Januar marme Einleitungsmorte mibrnete.
Die Vorlage mar befanntlid) am 2. 9ftai 1917 Pom Slbgeorb-
. netenbaufe faft einftimmig angenommen föabrg. XXVI, 641),
bann aber bom Herrenbaufe noch einer SluSfdjufcberatung unter-
morfen morben. Namentlich bie Oberbiirgermeifter bitten im
Herrenbaus eine Neibe bon SlbänberungSanträgen eingebradjt,
ba fie bie Rechte ber ©elbftbermaltung ber ©täbte in bem
NegierungSentmurf unb nad) ben &nberungSPorfd)lägen beS
StbgeorbnetenbaufeS beeinträchtigt glaubten, feg. XXVI, 688.)
©omobl ber ßftinifterpräfibent, mie audb ber Breuf 3 ifd)e HanbelS-
minifter erfannten bie bon bem HerrenbauS-SluSfchui borge-
fdblagenen #nberungen teils als Berbefferungen, teils als bin-
riebmbar für bie Regierung an. Hoffentlich teilt audb baS 2lb-
georbnetenbauS, bem bie Vorlage nun nochmals gugeben muh,
biefe Sluffaffung, fo bafc eine meitereBerfd)leppung bermieben mirb.
Die bon bem SfuSfchuß borgcfchlagcnen Sicherungen geben
im mefentlidben barauf hinaus, bafc gur Befriebigung beS Be-
bürfniffeS nach Mittel« unb Äleinmobnungen bie EnteignungS-
befuguiS fomie bie (Sin- unb Umgemeinbung erleichtert mirb.
Den Bebenfen ber ©täbte betr. ber Beeinträchtigung ihrer
©elbftoermaltung ift baburch Rechnung getragen, bafe in mei*
terem Umfang als bisher ben ©täbten bie Befugniffe ber
WobnungSpoligei guerfannt merben, unb bafe bie WobnungS-
auffidbt eine reine ©emeinbeangelegeubeit fein foIT.
2luS ber Bertjanblung im Herrenbaus fei folgenbeS besorge*
' hoben: Der Winifterpräfibent ©raf Hertling fdjilberte baS Wob-
nuttgselerib, mie es fid) bereits oor bem Kriege enimidelt batte*
fomie bie Erfcbtoerungen, bie ber förieg für bie Hcrftcßung üon
Neubauten fomie bie ^nftanbbaltung ber alten Wohnungen gebracht
bat. Die Vorlagen drehen StbbiXfe an bureb S’örberung beS gemeini)»
lieben SieMungSmefens unb beS gemeinnützigen Wohnungsbaus.
Die Cberbürgermeifter 0 cb o l b Rangig unb ®ocb Gaffel erflärten
fid) mit ber Vorlage in ber jc-pigen $orm einberftanben, bodj betracb-
tete Cberbürgermeifter Scbolp aud) bicS ©efep nur erft als ben
Slnfang einer mirflichcn WobnungSgefepgcbung. Staatsfefretär
a. D. Dernburß betonte bie Bebcutung ber Regelung beS Wob-
mtttgS- unb Baumefens für ben Wicberaufbau ber beuifdjeu BolfS=
mirtfdjaft, ebenfo StaatSminifter ©ruf Sßofabomsfp, ber für
biefe ^merfe bie Bercitftelluug ausreidjenber ftaatlidjer Mittel fomobl
für Baugenoffenfcbaften mie aud) für fold)e pribaten Unternehmer
münfebte, bie ft<b ben gefehlten Borfdjriften bei ber Herfteßung bon
Meia= unb 2?ätteImobftungen untermerfen.
Die Borlage mürbe in ber bom StuSfchufe Porgefchlagenen
Sorm fdjlieblich einftimmig angenommen, nachbent ein Eintrag
t). Nbeinbabcn, ber bie Borlage ungefähr in ber urfprün glichen
Sorm ber NegierungSriorlage mieberbergefteßt hätte, mit ge¬
ringer Mehrheit abgelebnt morben mar. Das mit bem Wob-
tutngSgefeb eng oerbunbene BürgfdjaftSfid&erungS-
g e f e h mürbe ohne Erörterung en bloc angenommen. Ein-
ftimmige Slnnabme fanben auch einige Entziehungen, mit
benen baS Herrenbaus bie Regierung au meiterern Borgeben
auf bem ©ebict ber Wohnungsfrage anregt. Bor allem mirb
bie auSgiebige Bereitftellung Don Baulanb, Baugelb unb Ber-
febrSmitteln geforbert, ferner mirb angeregt, bie gefamte Be¬
arbeitung ber Wohnungsfrage ber einbeitlid>en Seiturig eines
üftinifteriumS gu unterfteHen. Stn ben gegenmärtigen breufei-
fcheit Borlagen finb nid)t meniger als 4 Sftinifterien beteiligt
(^anbel, beS Innern, für öffentlicf>e Arbeiten, ginan^), eS
märe allerbingS fehr au münfehen, menn f)'m eine größere Ber-
einheitlidbung borgenommen merben fönnte.
2fud) im SIbgeorbnetenbaufe fam aus Sfnlafe ber
Einbringung beS HnuShaltSblaneS für 1918 am 16. Januar
ber Wille ber Regierung sum STuSbrud, mehr als bisher bon
Staats megen gur Erleid)terung ber ^leinmob-
nungSnotp tun. Sinanaminifter H er gt nahm in feiner
einleitenben 9?ebe gum Haushaltsplan ©elegenbeit, auf biefe
Srage einäugeben.
®ic ^leintoobnungsfürforge boHCeht fid) im toefentlidjen gmat
aufeerbalb beS ßtatS, fo burd) baS WobnunaSgefep unb baS Bürg=
fchaftSficbcruiigSgcfeb. ®ocb foH in biefent ,§abre aum erften Wlalc
mieber nad) langer $aufe ein ©efeb für bie Berbefferung ber Wob-
nungSbcrhältniffe ber Sftinberbenuttelten eingebraebt unb grofee Be¬
träge bafiir bcrcitgeftellt merben. Bor allem foUen biefe Bläne© r o fe=
Berlin augute fommen. Hier füllen bon ^Domänen unb forft=
fiSTalifdjem ©elänbe crbcblid)c gläd>en au einem Breife bergegeben
merben, ber bie Befiebelnng im glad)bau ermöglidjt. S>ie ©emeinben
miiffen natürlich bureb 9luffcbliefeung ufm. bas übrige tun. Es
banbeit fich hierbei um 573 Heftar, bie genügen, um 96 000 2Wenfd)cn
anaufiebeln. __
$ie ©tcblungSbcmcgung in Hoffen*
2>ie Beftrcbungen aur Sörberung ber Slnfieblung bnben
in fester 3oit in Hoffen meitcre gortfdbritte gemacht. £>ie rion
bem Ernft-Submig-Berein, Hoffifchon .Sectralberein für Er¬
richtung billiger Wohnungen, gegriinbete g e me i nn üb ig e
Baugefellfchaft „H 0 i m a t b a n f' bot eine Slnaabl
meiterer • S^itglieber au oeraeichnen. Slufeer Brooinaen,
Greifen unb ©täbten finb inSbefonbere einige boffifebe ©rofe-
inbuftrielle ber ©efellfchaft mit größeren ©efdbäftSanteilen bei¬
getreten. 2)er Ernft-Submig-Berein bat fich toeiter um bie
Errichtung neuer örtlicher Bauriereine bemüht.
$n erfter 0tefie ftebt bie gemeinnützige Baugefell-
fchaft für bie cö t a b t 3?taina, bie bereits über ein
Kapital bon runb 900000 <M berfiigt. ^n Offenbach ftebt
bie Errichtung einer gleidjen ©efeßfehaft bebor. 3ür eine
Slnaabl ©emeinben ber borberen Bergftrafee mürbe bor einigen
£agen in Sngenbeim eine gemeinnitpige Baugettoffenfchaft
unter ftarfer Beteiligung gegrünbet. ^n mehreren ariberen
©täbten unb ©emeinben finb bie BerbanbLungen anr Er¬
richtung gleicher Unternehmungen bereits eingeleitet.
3>er © i e b I u n g S a u S f d) u 6 beS Ernft-Submig-Ber-
einS bat in feiner lebten ©ifcung befchloffen, auch bie B e r -
mittlungbon ©runbftiicfen auf gemeinnütziger BafiS
burchanführen. ES liegen bereits eine größere Slnaabl Sin¬
gebote bor, fobafj ber Berein in ber Sage ift, baS ftarfe Be¬
gehren nad) Hoimftätten, baS namentlich bon ÄriegSbefchäbigten
unb ^riegermitmen auSgebt, in bielen Säßen an befriebigen.
Der 2luSfd>u6 bnt nunmehr einen erheblichen Einffufe auf bie
BreiSgeftaltung gemonnen, ba er in ber Sage ift, burd).feine
Organe ben mirflichen Wert ber angebotenen ©runbftiicfe feft-
aufteßen. 3«r Dämpfung ber Preistreibereien, bie fich bereits
in beunrubigenbem ©rabe bemerfbar. madhten, bat auch ein
ßfterfblatt beS BereinS mefentlid) beigetragen.
©elegeiitlicb feiner Hauptberfammfung bat ber Berein eine
SluSftellung muftergültiger Entmiirfe für
^leinmobnungen beranftaltet. ES maren habet aufeer Heffen
nod] eine Beibe anberer beutfeher BunbeSftaaten, u. a. Bapern,
fomie bie Probinaen Stbeinlanb unb Wcftfalen bertreten. Die
SluSfteßung, bie fehr biel Sntereffe gefunben bat, mirb nun¬
mehr audb in einer Steibe anberer beffifcher ©täbte gegeigt
merben. @ie foß einmal bem ©ieblungSgebanfen neue Sin»
regung geben, gleidfeeitig aber auch anr Hebung beS ©efdbmacfS
bei Errichtung bon äleinbäufem beitragen.
Der Berein bot neuerbings eine meitere Slufgabe übernommen,
bie tn ber gemeinnützigen Befcbaffung bon Döbeln
für minberbemittclte ^riegSgetraute unb fonftige Berfonen beftebt.
vluf biefent ©ebiete ift gegeitmärtig ein großer 0iotftanb au bcoba<h=
teu. Ein bon bem Ernft=Subtüig=Berein befouberS errichteter
auSfcbufe) ber bie Beacicbnung „SaubcSauSfd>ufe 3 ur gerneinnüpigen
Befcbaffung bon s UcÜbeln" trägt, ift mit DnTd)fübruitg biefer Slufgabe
betraut.' Der ?luSfcbufe b«t bon mehreren hefiifcben Zünftlern unb
bon ©d)reinecinnungen Enrioürfe für einfadje iWÖbel berfteßen laffen
unb ift mit einer Beif)e bon ißtöbelfabrifett unb H an btoer?eriunungen
in Berbinbung getreten, tuegen Hcrfteßung ber SItöbel unb Berfauf
berfelben an ben ^tusfebufe 31t mäßigen Breifen. Die mit ben
Sabrtfen bisher getroffeneit Bereitibarungen, geben bie SJiöglicbfeit,
bie iüiöbel au Breifcn an bie t’lbuebmer au bringen, bie als äufeerft
mäfeig 311 bcäeid)uen finb. ^ablcuiuäfeige Vlugaben verbieten fid)
inbeffeu beim gegenmärtigen Staube bei* Sadje nach-
^lucb ben 21 n= unb Berfauf gebraud)ter ißiöbcl f)at ber HuSfdjufj
organifiert urtb 31t biefent ^meefe in einer Dteibe bon bcfßfd)en
Stäbten unb ©emeinben UuterauSfcbüffe gegrünbet, bie biefe Auf¬
gabe am'Crte au regeln buben. Es mirb berfud)t, bie Bebölferung
bafür au gemimten, gebrauchte 2)töbcl bett 2luSfd)üffen au angemeffe=
Bteifett au überlaffen. Die 2lusfd)iiffe laffen bie Sachen, fomcit
nötig, borrichten unb berfaufen fie alsbatm mit mäßigem Sluffdjlag,
gegebenenfaßS mirb beit Käufern ein entfpredjeuber ^rebit gemährt.
Entfpredbenb einem Befchluffe in ber Iepten BorftanbS*
fipung bat ber Berein inamifeben einen SanbeSauSfchufj
gur WobuungSfürforge für finberreicbe Sa-
m i I i en errichtet. Der SluSfcbufe mirb feine Aufgabe baburdb
au löfen fuchen, bafe er einen gröberen SanbS fammeln miß,
aus melchem ben finberreidben Samilien 3WietSaufchüffe gegeben
Sogtale BragiS unbSIrc^iö für BolfStoohlfaljtt — 1918 — XXVII. ttr. 17.
merben foHen. 2Iud) foll ber SonbS ben ©rmerb bon Gügen-
fjeimen burd) foldje Samtlien erleichtern. 5lttfeerbem foll auf
eine ftarfe örtlidje £ätiöFeit bingemirft merben. ©inntal tuiH
man auf bie ©emeinben einmirFen, bamit btefelben bie
2Bobnung£fiirforge für finberreicbe Samtlien in bie $anb
nehmen, aufeerbem foll berfud)t inerben, pribate Bereinigungen
3 u grünbcn, bie eine STnaabl bon Käufern mieten unb ber-
malten unb bie SBofmungen Finlberreicben Samtlien Ver¬
fügung ftellen. 3>ie ineiteren (Übelheiten biefer Stätigfeit
merben gegeninärtig bon bem ßanbc§ait§fd)it (3 bearbeitet.
SDer Verein hofft, bafe auf biefe Sßeife ber aud) in Reffen
nad) bem Kriege broljenben B$obnung3not nad) 2ftöglid)Feit
borgebeugt merben Fann.
$>armftabt. _ ©r.
giterarifdre Ptttfünutjfn.
jochfonjunltur unb Rrieg. Bon §einricb
* ft a e b t, Dr. phil. et rer. pol. Sßrof. ©uftab 3üf c
1917. 46 S. 1 JC.
} a n n =
eher. S^na
©ie Seitfdjrift „$atiaU fteart* un> för fp 4 >UMW 0 ljlfat?ri" ift
* Einseinummer 35 Bf- ©er 9lnseigenpreiS
|)ie öemcinnütjijje ^tvUetwermittlvmn
6er Päödjen- »tü> frttufngruppfn für Ityütle gilfsarbfü
(1008
bemittelt gut borgebilbete für alle $often auf
foaialem ©ebiet an ftaatlidhe unb ftäbtifc^e Beerben unb Vereine für
baS gan^e SHeidh-
Anfragen finb an bie ©efdjaftsftelle feritu W.80, Batbatoffa*
ftrafee 65, au richten.
tt C r 1 a g oon Bu ft a o $If cf> ec in J 1 n a.
über 6k fllüttec.
^faöcmff^e Antrittsrede
tliuuer. M „ t>t. J. 3 braI)Im,
o. 6. Prof, der Afnöerfyeflfatide fn 5*tw-
♦ Preis: 75 Pf. ♦ ♦ ♦ ♦
burdj alle Budjhanblungen unb Boftämter (BoftseiiungSnummer 7137) ju besiehe«
ift 45 Bf- für bie viergefpaltene Betitseile.
I =Jiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiii»iiniiiiiiiHiimiiiiiiiiiiiiiiiitiiiuii
(Sin6an66ecfen
3U 3af)rgang XXVI ber „©ojfoCen progfaf
unb MrdfiD für VoCfdwoljlfaljrt"
(in brauner CSanglefnmanb unb in ber 2lrt ber JDecfen
SU ben borhergehenben 3<thrg2ngen) flnb sum preife
bon 2 IRarf 50 pfg. burd) febe SortfmentS-Btach-
hanbiung $u bestehen.
3ena. Ouftab $if<$er, Verlag.
niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiMiitiitiiiiitiiiiiiiiiiiiitititiiiiiiifiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiititiiitiiiiitiiiiiiiiyi<mi
Verlag non (Buffao Jifdjer in 3ena
9teuerfcheinungen.
Die IHmftf itn Kriege. Briefe dies *tms Mn fftoiirng
J yin aittati Oitlan
(fine aOiemein oerftitnöliibe mnnns
net tinmftiiiien «menet fitte§s«mit
Bon
Seite 9 faettac&.
Vierte, oerme^rte unb oerbefferfe Staffage.
SKit 126 Slbbilbiutgen im ©egt.
Vveids 4 matt, geb. 5 matt 20 W.
9n fogenannle BttftMOigiigoftifle
in tute Oes Biillenedts.
Bon
Dt 91 S. SMe.
orb. Srofcffor ber Haifer SBilbetimUniberfttät Strafeburg.
fPreti: 1 9Warf.
©er Berfaffer beleuchtet bie ftriebenSfrage vom objeftiven Stanbpunft
be§ ©eltrechtS, b. h- be9 BölfcrredjtS, tritt sunädhft ber vielfach verbreiteten
Slnfidjt, bafj bn§ jefeige Böirerrecht a!5 „tot" ansufehen ift, entgegen unb
begrünbet feine gegenteilige Slnfitfjt in feinen Har unb anfchaulidj ge«
fdjricbenen Ausführungen mit grober ÜberjeugungSfraft. @r verwirft ben
fogenannten BcrftänbigungSfrieben ber SHeichStagSmehrhett vom 19. .^iuli
als Berjidjt auf beftchenbe Siechte unb vertritt babei mit entfdjicbener
©arme baS SWecfet bcS 5)eutfchen SicicheS, au ber Oftgrenje burdh Einver¬
leibung ruffifefeer Gebietsteile, bie als SlriegSentfcbäbigung angefehen merben
fönute, uotmenbige SieblungSgebiete s« erwerben unb an oer ©eftgrense
bauernbe Sicherungen gegen bie ©icberljolung verratcrifcher Slnf^läge,
wie fie ber ©ettfrieg barfteüt, su fchaffen.
an einen Caien.
$Bon @tabtar ä t Jht. bienenunm.
fülit einem (Meittoort
befe §ernt ©eh- £)f>.*9fteb.-$Hat ^ßrof. Dr. 3lbel, 3ena.
mt 6er oom äriegf»emd^rungsatnf gebUügfen unb
ben behörbHchen Stetten empfohlenen äaforlenfafet.
WteUt 2 matt 40 ?ßf.
Sn populärer Raffung gehalten, flcECt baS vorliegenbe Büchlein in leicht
lesbarer Briefform aEeS jufammen, was für bie ÖebenSmittclverforgung
in PhPfiologifcher, hpgienifd^cr unb mebiäinifeber ^inficht von ©ichtigfeit
fc^icn unb waö jeber Einseine wiffen mtib, um mit Überlegung unb Ber«
ftdnbniS an bie täglich wicberfehrenbe S^age: „©ie ernähre i^ mich unb
bie SKeinen in stoeefmäfeiger unb auSfömmlicher ©elfe?" h^ransugehen.
Der Zag ber ^eimfeljr.
Sojialpolllij^e Betradifaiig« mt fibetgangsjeU.
Schriften ber ©efeflfehaft für Sogtale Etefom
^eft 59 (7. Banb, fteft 4).
$rei£i 2 matt,
3)ie vorliegenbe Schrift ber GefeHfdjaft für Sosiale 9teform enthält er¬
weiterte SluSfprad^eit namhafter Sostalpolitifer unb BolfSwirte, ?lrbeiter*
führet unb Jrlommunalbeamten über fogiale fragen ber ©cmobilifienmg
unb übergangSwirtfchaft. Sie ift baher befonoerS sritaemäfe, ba fiefe baS
allgemeine ^ntereffe ben fragen ber 3 e tt nach betn Sfriege täglich mehr
Suwcnbet. 2)te einselnen Gegenftänbe, s bie Üage beS WrbeiiSmarfteS,
ber Slrbeiterbebarf ber Öanbwirtfd)aft, Slrbeiter« unb ÜlngcfteUtenmünfche
Sur EntlaffungSmethobe unb s»w S)ienftoertrag, bie Situation im Bau¬
gewerbe, bie Aufgaben ber Gemeinben, 'bie güiansicnmgSfrage, werben
von guten Rennern behanbelt, wie bem SWinifterialbirertor a. 2). Xhtel,
B. Umbreit (Gencralfommiffioit ber Gewcrlfhafteti), Geheimrat §eig (Raif.
Statift. Slmt), Brof. ©ilbranbt, ©ireftor ftucspnSfi ufw. So gibt bie
Schrift mol)l ben vollftänbigften Überblid über bie fosialen 3wftänbe ber
ÜbergangSwirtfchaft, ber bisher erfchienen ift.
UerantftJortHd) für MeSthrlfHeÜunQ: Dr-ßubWig^epbe, ®erItn-®tunetiHxIb.—Setlag: ®uf*at>Ötfdj*t. ßjena.—®ebrucftbei Öuliu# Stttenf elb.^ofbuchbmdrct., Berlin WS.
iiiiiiiifiiiimitftiiiiiimiiiiiiitiiniiiimiiitiiiiimifiiitiiiH
_/
$*rlfo, tat' 31 . foitnar 1918 t
§*tfftale 'Qtaxi#
mtir
itotmatr 18
A
Jtrxljip für jlerltentaJjlfaJjx^t.
'fKftftaä
*4 «IfftUltaKit
«erltii w», iüfifefpr, 89/30
jht&fotmm Imt iuHtmUvf IIOli
§tt**3$t***t
Ißtttf. Dp. ®. $nttuke mtb j?rof. Dr. § 9 . gimmftntumw.
Ihrrt» «tetteliairlUt 4 üark.
tftrlcg i
««Pu* jtr äftt, ff««.
gemfpreger 63 .
Stillt.
Arbeiterfdjufe uitb Arbeiter*
Derfidjeruttg in ber ©djtoetg
257
$>er 2RarfiJ)reiS. ©on AmtSröt
Dr. (Smil gofmann, ©orftanb
beS ftabtifd^ert ©reiSJjrüfungSamtS
unb $o&ent an ber (Sozialen
grauenf<buIe,2Ramiljeim. II.(@d)Iufj)
260
©efeDfcftaft für «asiale «eform.
SntenurtUmale Weretnlgimg fflt
flefefelidKtt flrbeiterfcbtife ... 262
$>ie gorberutigeii ber ©efeBfcbaft
für Soziale SRefomt jjur inter¬
nationalen ©oaialpoiitif beim grie-
benSfdjlujj.
AuSf^ufefitungen ber ©efeüfcijaft für
©oktale Reform.
®ie Ortsgruppe Seidig ber ©efell-
fdOaft für ©oaiale «Reform.
2)ie Ortsgruppe SWündjen ber ©efett-
fd^aft für Soaiale Reform.
®le Ortsgruppe ©reSlau ber ©efeff*
fdjaftfur ©oktale Reform.
AHoeitteiue ©oitaXfMrfWf .... 264
©illige öebenSmittel als
Üöfungberfoaialengrage.
©on Dr. £ein* ©ottljoff, 3 . 3 t.
SWüncben.
©olfftetntftbraiB ttttb fiebeiti*
galtet»*..266
Engere ©erbinbung beS preu&ifdjen
ernäbnmgStoefenS mit bem ftrtegS-
loucberamt.
©ertretung ber ©erbraudjerfretfe bet
ber geftfteUung ber lanbtoirtfd&aft-
lieben (jpraengniffe
Homuranale 6«fti«I*»(kif .... 266
3)te «Reugeftaltung b«S ftäbti-
fd&en Arbeitsamtes in®ubeit.
©on Oberbürgermeifter Dr. ®l ü ef S -
mann, ©üben.
2 >iegrau inber©emeinbet»erioaltung.
6 e|ttie»ep»fleti ml ÄrbettS*
(a«m»fe .269
©treifgerüdjte unb Arbeiterfdjaft.
®ie ArbeitSftreitigfeiten in ©nglanb.
Crflawtfotfonen ler Arbeiter, ©e*
bilfeit, AngeUeStew unb
amten.270
fiobnpolitif unb ©robuftionS*
politif ber ©etoerffebaften.
föine ArbeltSgemehtfdjaft toeiblidjer
©erbänbe.
Siterariföe gütteilnngen .... 272
Abbruef fämtlieber Auffäfre ift Seitungen unb 8<ttf<$rifieit geftattet, ieboeb nur
mit Poller Quellenangabe.
Jlrbrtterfipnb «tti» ^ibeilenterfidjernng in Her
2ßie in Deutfdjlanb, brängt aud| in ber ©chweia bie toirt-
i<haftli<he Not ber $rieg§aeit au foaialpolitifchen SNa&nahmen,
beren ©inführung in gewöhnlichen 3 eitläuften Pielleid)t nod)
lange auf fid) hätte harten laffen. Da3 neue Söbrifgefc^ Pon
1914, ba£ in ber „@ 05 . Vra£." fein er seit (XXIV, Op. 278)
ausführlich geWiirbigt Worben ift, foHte beFanntlid) nur fchritt»
Weife in Straft gefegt Werben, namentlich alle Veftimmungen,
bie in bie ©rgantfation ber SabriFarbeit unb ber Arbeiteaeit-
regelung tiefer eingreifen. Nun hoben aber bie $ricgöwirt»
fchaftämirfunqen, inäjbefonberc ber $ohIenmangel unb bie Not-
WenbigFeit, bie Straft ber ©leftriaitätSWerfe möglichft ameef-
niafeig au§aunüfcen, ^ u gealbungen, bie 9lrbeit§a«iicn au
fonaentrieren unb ber Überaeit- unb Nachtarbeit engere
©chranfen au 3 ieben. §n fßerhanblungen mit ben ma&gebenben
Unternehmer- unb Slrbeiterorganifationen hat ba§ fchmeiacrifche
93olfsmirtfchaft§bepartement eine neue STuäfiibrungSbcrorb»
nung aufgeftellt, bie bem $rei§fcbreiben be§ 58unbe§raB Pom
30. ©ftober 1917 a« 0 runbe liegt unb bie Durchführung ber *
auch international nichtigen ^auptbeftimmungen beö gabrif-
gefehe^: 3 chnftunbentag unb ©infehränfungber
Nachtarbeit ai»n 1. Januar 1918 allgemein Pertoirflicht.
Der gefefeliche Normalarbeit^tag Pon 10 ®tunben, bei freiem
©am§tag nadhmittag Pon 10% 0tunben, hat feit beginn be^
neuen Sahreö .in allen Sabrifen Geltung. Die bisher ben
Kantonen awftehenbe S3efugni§ %uv ©etoährung langfriftiger
8 lu^nahmen ift aur fdhärferen unb einheitlichen Sanbhabung
bem S3unbe übertragen tuorben; langfriftige Ncwhtarbeit fofl
überhaupt nicht mehr betoilligt ober burch aiaeifchidhtigen
Dagesbetrie.b erfe^t merben. Nachtarbeit loeiblicher ^erfonen
unter 18 fahren unb männlid)er ^Serfonen unter 16 iahten
foH gana Perboten fein. S3unbe3präfibent ^döulthefe hat ferner
im Nationalrat @nbe Porigen Sahte§ mitgeteilt, bafe auch bie
Söeftimmungen be£ gabrifgefehe^ über bie @inigung§ämter im
Sabre 1918 in $raft gefeit Serben follen. Söei ber ©eiegen-
heit betonte er attgemein bie Nottoenbigfeit gefteigerter foaialer
SSerftänbigung unb gegenfeitigen ©ntgegenfommenö angefidhts
ber madbfenben mirtfdbaftlichen ^dhloierigfeiten: „Die foaiale
DätigFeit be§ ©taateS ift heute notmenbiger benn je."
Sluch auf bem ©ebiete ber @oaialPerfi<herung
mirb ba§ Saht 1918 in ber ©chtoeia einen mefentlichen 5 ort-
fchritt bringen. Der 29unbe§rat hat am 30. NoPember be-
fchloffen, ba^ SöunbeSgefeb über Me ^ranfen- unb itnfalfper«
ficherung Pom 13. Suni 1911 unb ba£ ©rgänaungögefeh Pom
18. Sani 1915, fomeit biefe ©efefce nicht bereite in Sraft ftehen,
Pom 1. 5lpril 1918 an in Pollern Umfange mirFen au laffen.
93or allen Dingen mirb bie ©röffnung ber 0<hlneiser
UnfallPerfidjcrungäanftalt in 2 u a e rn im Slpril
1918 erfolgen. Die priPatrechtlichen $aftpflichtgefehe (gabrif-
haftpflicht, erweiterte fiaftpflidht, ^aftpfiidht ber eleFtrifchen
Anlagen, ber ©ifenbahnen unb ber $oft) werben, foweit fie
bie 1 2lngeteilten betreffen, famt ben awr Dedung biefer Haft¬
pflicht früher abgefdjloffenen priPaten Sßerficherungen anm
1 . 9lprif aufgehoben unb burch bie ftaatliche obligatorifche Ser-
ficherung erfefet. Nur bie gefefclichen Söeftimmungen über bie
freiwillige SBerfidjerung erfahren nodh 3luffchub, ba bie
Suaerner 9Inftalt bie Vorbereitungen hierfür noch nicht beenbet
hat. Die SnFraftfehung ber freiwilligen Verficherung wirb
Porau^fichtlid) nicht Por bem 1. Sanuar 1919 erfolgen. SNan
fd)äht bafe bie 3toang§unfalloerficbernng ber ßuaerner STnftalt
folgenbcö Verficherungäfelb erfd)liefeen wirb: 600000 Perfiche»
rungäpflichtige 5lngeftellte unb Arbeiter mit einer ©efamt-
lohnfumme Pon 840 SNillionen SranFen (1400 Sranfen Durchs
fchnittölohn); Vrämtenfumme für VetriebSunfäHe 33,6 SNiflL
SranFen (bei einem mittleren Vrämienfah Pon 4 p. H- beä
Söhnet), für Nichtbetrieb§unfälle 4 ,«-j 2flitl. granfen (mittlerer
Vramienfab 0,55 p. £• be§ Öohne^). Die Verwattungäfoften
werben auf 14 p. ber Vrämienfuimne, gleich 5,35 SNin.
granFen, angefchlagen. Der Vunb hat ein Viertel ber Vtämie
für NichtbetriebäunfäHe mit 1 155 000 granFen unb bie Hälfte
ber Verwaltungäfoften mit 2 2 / 3 2NiH. SranFen au tragen. Der
HauSbaltSPoranfchlag für 1918 fieht alfo inSgefamt 3 830 400
SranFen al§ erfte eibgenöffifdje 0taat^leiftung für bie Unfall-
Pcrfkhcrung Por, abgefehen-Pon ben früheren Aufwenbungen
au§ bem biSlKrigcn allgemeinen Verfid)erung3fonb3 be§
Vunbe^, beffen Weitere Auffüllung in ber lebten NationalratS-
Pcrfammlung im Deaernber ^War aüfeitige Siirfprache fanb,
infolge ber harten Anfpannung ber Vunbc^finanjen aber Per¬
tagt würbe. Snanufdjen fammelt ber Vunb aber für bie 3^>ecfe
ber Arbeit 8 lofenPerfid)crung wie überhaupt ber
259
©o^iale $ra£t§ unb9lrcf)i0 fite 58orf§tr»o^XfaT)rt— 1918 — XXVII. Sir. 18.
260
giirforge für bie O^fer ber ®riegsmtrtfd)aft erhebliche Summen
aus bem fogenannten „f o 3 i a l e tt 3 ü n f t e I" ber etbgenöf*
fifcf>en $ricgSgeminnfteuer, bon beren ©rträgniffen 20 b.
für einen foaialen giirforgefonbS abgefpalten merben; bie
Organifation für bie planmäfeigc Bermenbung biefer fid)
bereite auf mehr als 20 Blid. granFen belaufenben foaialen
ßriegSgeminntribute fteeft nod) im ©ntttmrf.
Über bie $ranFenberfid)erung unb ihre gort*
fdjritte in Iefetcr 3eit unterrichten folgenbe Angaben beS
United für Soaialberfidberung: ©ttbe 1916 batte ber Bunb
711 ^ranfenfaffen (eS befteben über 2000 ^raufenfaffen in
ber Scbmeia) öffentlich anerfannt itnb ihnen SabreSbetträge bon
etmaS über 2 ältid. granFen geleiftet. Seither finb burd)fd)nitt»
lidh 11 neue anerfannte Waffen binaugcFominen, unb baS Voirb
bis ©nbe 1918 fo meitergeben, fo bafe bann 975 ancrFcmnte
Waffen befteben merben. Stimmt man baau, bafe bie awitglieber»
3 aI)I feit Anfang 1916 um 10 b. angemadjfen fein mirb, fo
mirb bet Bunb im $abre 1918 runb 3 Btid. granFen Beiträge
au leiften haben, moau noch etma 1 Btid. Staufen ©ebirgS«
anfdjlägc unb Beiträge für bebiirftige föaffenmitglieber treten
merben, etma bobbeit fo biel SlttSgaben, als man bei ber Be¬
ratung beS $ranFenberfidberungSgefefeeS feincraeit erwartet
batte.
ÜUlit bet Sil t e r S • unb ^nbalibcnberfidjerung
in ber Sdbmeia, beren präget* bie Kantone finb, bat eS noch
meite Sßcge. Bis beute bat nur ber Danton ©laruS eine
Fantonale SllterS» unb Sbbcdibent>erficberung§anftalt ins Seben
gerufen, bie bereits in abfebbarer S^it ihre praFtifche £ätigFeit
aufamtebmen bermag. Bei Berbanblungcn übet ein ähnliches
Unternehmen im ®antonSrat bon Slppenaed (Sf.-SU).) mürbe
betont, ehe biefe grage auf bem gefantten eibgenöffifeben Boben
jprudbreif merbe, biirften noch Öabraebnte bergeben. Önt
Danton Slppenaed hofft man 1930 bie erften SllterS» unb
^nbalibenrenten auSaablcn au Fönnen: S)ie Kantone banbelti
in biefer grage febr uhgleidbmäfeig, nteift aus SWangel an
öffentlichen Spitteln, ättan behilft fid) hier unb ba inamifdjen
mit Fantonalen SllterS- unb ÖnbalibenberfidbentngSfonbS bon
gana unaulänglid)em Umfang unb rät int übrigen bin unb her,
aus meldjen Quellen man meitcre ©elber aufüfjren Fönne. Sta¬
bei uerfällt man auf bie feltfamften ginanaieritngSpläne, bie
bem BerbiFt ber 3d>ccffteuern oft inS ©efid)t Ablagen. SBäl)*
renb man in einaelnen Kantonen bie Staffen ber Fantonalen
©e.bäubeberfid)erung, bie btclfad) befebeibene überfdbüffe machen,
für bie Steifung eines SllterS* unb ÖnbalibenberfidherungS»
borteS angeaapft bat ober anauaapfen im Begriff ift, bat fidj
bie fogen. „StranFenFaffen»£anbgemeinbe", bie im Stöbernder
1917 500 SIbgefanbte Don faft allen StranFcnFaffen ber Scbmeia
in ber BfarrFirdbe au Olten bereinigte, um über bie görbernng '
ber Soaialberfidberung au beraten, febr dngebenb mit bem
Blaue befaßt, ein eibgenöffifcheS Qfagbregal einaufübren, baS
ntinbeftenS 7 SOtid. granFen jährlich einbringen unb nad) Slb-
aug ber Slnteile ber Kantone — bie beute aus ber Bergebung
ber ^agbpatente ©eminnc aieben- — unb ber BermaltungS*
Foften etma 5 BUH. granFen iäbrlid) für bie Soaialberfidjerung,
inSbcfonbere alfo für bie gelblidje ©runblegung ber SHterS*
unb Subalibenbcrftcherung, bann aber and) für ben SluSbau
ber .UranFenberfidjerung aagunften ber grauen unb Stinber
erübrigen fod. Ster Blau, eine eibgenöffifdje BoIFSinitiatibe
anr gefefeltcben BermirFlidjung biefeS feltfamen ginanaicrungS-
gebanFenS au betreiben, mirb ber näcbften Bertreterberfamm» •
Iung ber Sdbmeiaer ^ranFenFaffen nochmals unterbreitet
merben.
S)ie Sdjmeiaet ©enteinbebermaltungen, benen bie SllterS*
unb Snbalibenberfidjerung ihrer Slngeftedte’n «am $eraen liegt,
bie fie aber, aumal in ben Fleincren Ortfdiaften, aus B7angel
an Mitteln nicht auf eigene gauft bnrdbfiibren Fönnen, haben
ihren Blatt, biefe Stufgabe einer aentralen BeufionS-
Faffe beS Scblueiaerifcben StäbteberbanbeS
au übertragen, nad) umfangreidten Borarbeiten beS B^of.
Dr. 9teuter in Bern iefet fertiggeftedt. &ie Äaffe fod laut
Sabung bem ftäbtifeben Berfonal ^nbatiben-, Sßitloen- unb
SSaifenpenfionett, StlterSrenten unb notfalls Snbalibenabfin«
bungen bieten.
Bur Bflege beS internationalen Strbeiter--
f cb u fe e S , beffen fd>öne ©ebanFen bie Sd)lueia tuäbrenb beS
Krieges gleidifarrt Inie baS ■ glimntenbe getter unter ber Stfd>e
beiuabrt unb hütet, bat ber Sd)loeiaer @elnerFfd)aftSbunb jebt,
loo ber griebenSfcblufj in greifbare Stäbe geriieft ift, ben
Scblneiaer BunbeSrat aufgerufen. S)ie BunbeSbebörbe fod il)t
ganaeS ©emidjt bafür einfeben, bab bie gorberungen beS inter¬
nationalen ©emertfd)aftSFongreffeS in Bern für bie griebetaS-
berträge bei ‘ben beborftehenben griebenSberhanblungen ber
Friegfiibrenben Staaten BerücFficbtigung finben. (£S märe gut,
tuenn baS internationale StrbeitSamt feine SanbeSgrut)t>en
adcntbalben in gleichem Sinne mobilifierte.
fer Pdtktprm.
Bon SlmtSrat Dr. @ m i I ^ 0 f m a n n ,
Borftanb be§ ftäbtifeben BreiSprüfungSamtS unb £>oaent an ber.
©oaiaten gcauenfcbule, Biannbetm.
11 . (Scbiufe.)
Sm Urteil beS bierten Straffenats beS dl e i db S g e r i d) t S
botn 2, B?ära 1917 Reifet eS: ,,©S mirb baran feftgebatten, bafe
bie SWatFtlüge; bie ihren ($runb in ber* burdj ben ^rieg ber»
urfaebten aöarenFna^beit bat, eine StotmarFtlage ift, unb bafe
bie unter bereu SDrucF entftanbenen BtarFttireife bei ber Be¬
urteilung ber ÜbermäfeigFeit beS ©eioinnS auSanfdbeiben
haben."
UttfereS (£rad)tenS mufe angegeben toerben, bafe mit
biefer StuSlegung bem ©efefe 3d>ang angetan mirb; „mit-Be»
rücFficbtigung ber gefantten Berbältniffe, inSbefonbere ber
Btarftlage" Fann bod) nach bem Söortlaut nur beifeen, bafe baS
gorbern beS BtarFtpreifeS im allgemeinen auläffig ift; U>eld)e
gunFtion bie BerücFfidjtigung beS BtarFtpreifeS erfüden fod,
luenn biefer Feinen höheren Steingeioinn einfdbliefeen barf als
in griebenaeiten, ift unFIar. S)ie Behauptung ber Silteften ber
^auftnannfebaft bon Berlin, ber BtarFtpxeiS fei berjenige
Breis, ber einer beftimmten BtarFtlage entfpredjle, U>irb man
nicht toiberlegen Fönnen. Sta aber bie Slnet'Fenmmg ber BtorFt-
preifc anrn bodftänbigen Sufantmenbrucb führen mürbe, hätte
längft baS ©efefe geänbert merben miiffen; unb ad>ar eradbten
mir bie öfterreid)ifdbe gaffung für atoecFmäfeiger (fiel;e unten).
Ster ®anbel berlangt burdblueg ben BtarFtpreiS,. mie er über¬
haupt ben StanbpunFt beS fRetd)Sgerid)tS für mirtfdbaftlid)
berfehlt hält. So bat ber Steutfcbe ^anbelstag im Porigen
^abre bie gorberung aufgeftedt, bafe ein Breis niemals als un*
auläffig itnb ftrafbar angefeben merben biirfe, ber fidb in ben
©renaen beS SdtarFtpreifeS halte.
ferner Oerlangen bie & tieften ber ®auftnannfdjaft
0 0 it Berlin in ber (Eingabe an ben Steidb^Fanaler bom 24. 2Rära
1917, bafe bie (Einhaltung beS auf einmmibfreier ©runblage er=
mittelten 2EarFil>reifeS eine Beftrafung auSfchtiefeen fotte. Unb in
ber Stutnwrct auf ben offenen Brief beS 9teieh^gerid>tSratS Dr. £obe
behaupten bie iHlteftcn ber $aufinannfdhaft fogar, bafe ficb im grofeen
unb ganaen aud> toährenb beS Kriege» ber ^arftpreis banadj geftalte,
bafe ber S)urcbfdpiitt ber Äauftcute an ben Sßaren einen angemeffe*
neu, nirf)t aber einen übermäfeigen ©eloinn eraiele.
S)iefen SluSfübrungen des ^anbelS bermag man bom
StanbpunFt ber Sldgemeinbeit aus nicht au folgen, ©ben meil
— infolge ber BßarenFnappbeit unb ber rnangelnben .^onFur-
rena — Slngebot unb Stacftfrage ein gemaltigeS Steigen ber
Breife bemirFten, ntufete ber äftarFtprciS im adgemeinen auS-
gefdbaltet, ber übermäfeige ©eminn berboten merben. Ob bie
Beurteilung ber STngenteffenbeit ber Breife bormiegenb auf
ber ©runblage ber ©eftebungSFoften Faufmännifdben ©elnobn»
beiten unb Bebiirfniffen mibcrfpridft, mie ber Steutfcbe ®an-
belstag auSfiibrt, ober ob nadb Faufrnännifcber Slnfdxumng ein
Kaufmann nid)t als Bemud)eret; ber Sldgemeinbeit an ben
Branger geftedt merben Fann, menn er ben adgemeinen SRarFt-
preiS innebält, mie bie Stlteften ber Ütaufmannfcbaft meinen,
mufe als unerbeblidb beaeiebnet merben; entfd>eibenb ift, maS
bie Slot ber 3eit erforbert, maS bas Sldgemeinintereffe ber*
langt, um bem beutfeben BoIFe baS 5)urd>balten 51 t erleidjtern
unb überhaupt au ermöglichen. S>ie BoIFSnmral gebt ber
StanbeSmoral bor.
S)ie öfterreiebifeben ©erichte unb BermaltungS*
bebörben haben fidb übrigens gleichfalls auf ben StanbpunFt
geftedt, bafe bie SelbftFoften als BergleidhSbafiS au bienen
hätten, ©in ©rlafe beS dtHnifteriumS beS Innern bom 22. guli
1915 erFIärt, bafe eS nicht ohne meitereS angängig fei, bie
B2arFtpreiSnotterungen, bie ja oft auf gerabeau mndjerifdber
©runbtage entftanben feien, an unb für fid) fchon als legale
BreiSgrttnblage au betradbten. STderbingS ermähnen bie öfter»
reid)ifd)cti Berorbnnngen aud) nid)tS bon ber ddarFtlagc; fo mirb
nad) § 20 ber fefet ntafegebenben .Üaiferlid)en Berorbnitng bom
' (Soziale ^ßcajis mib ?frd^it> für $8olf£lüofjlfa!jrt — 1918 — XXVII. Dir. 18.
262
24. 3Jläx& 1917 jebet rnit «treft Don 14 Stagen big au 6 Mona¬
ten beftraft, „mer in «ugnübung bet burch bett Krieggauftanb
Verurfachten auherorbentIid)cn Perhältniffe für Pebarfggegen»
ftänbe offenbar iibermäfetge greife forbert, fid) ober einem an¬
deren gemähren ober besprechen läht".
Sßodj Von einer anberen ©eite her müffen bie äftarFtpreife
beleuchtet merben. 2ftan behauptet bigmeilen, bie Preigbinbung
hätte bie bcraeiti&e SebengmittelFnappbeit mitverfdjulbet, ba¬
gegen mürbe bei freiem SEanfd)VerFebi* ber Preis aunädjft mohl
fef)r hoch hinaufgehen, aber ebenfo fdjneE mürbe er fich mieber
fenFen, nadjbent bet örtliche Pebaff gebecft fei; bemaufolge
forbert man bie JftüdFehr aug ber gebunbenen SBirtfhaft 311m
freien ®anbel. biefen Puf nach ber freien Preigbilbung
Vermögen mir nid)t einauftimmen, folange * SBarenFnappheit
befteht. 2Bir meifen mit befonberem Sftachbrucf barauf hin.
bah man anr amanggläufigenKrieggmirt-
f d) a f t er ft überging, nachbem bie © e ft a 1 -
tung bem öffentlichen gnte reffe nicht mehr
gered)t m erben fonnte. ©ben meir bei freier
Preigbilbung bie ättarFtpreife auf eine für bie erbriidenbe
Mehrheit beg beutfchen PolFeg unerfchminglidje $öhe an Hef¬
tern brohten, muhte gegen bie aftarFtpreife angeFämpft, muhte
bie Preigregulierung nach Sfngebot .unb Nachfrage augge-
fchaltet merben. Unb mag bie Perfoirgung anlangt, fo fann
aitdj bie freie Preigbilbung bie SBarenFnappheit nicht be¬
teiligen.
9HS SÖetf4>ieX möge ermähnt fein, bah mir im borigert $ahre
im ®rofeheraogtum Pabeti für Kirfdjen einen $öchftyreis bon 25 Pf.
für bas Pfunb hotten; eg mcrr eine fehr, gute ©tute, mir fabero aber
m Mannheim nur fehr menig Kittchen, meil in ÄubmigShofen ber
attarfipreis 30 Pf. betrug, in graitffurt 40—50 unb in Perlin
60 unb 70 Pf., 2>ie Sfltorttprcife hoben alfo — noch mehr mie bie
örtlich betriebenen £öcbftpreife — a u r $olge, bah bie SBaren nach
ben ©egenben mit ben hödjften greifen manbetn. hätten mir in
aWarnnhetm ben Kirfebenpreis um 10 Pf. erhöht fo mären bie Stfarft*
preife in ben anbetn ©iäbten eben auch um 10 Pf. hinaufgegangen
ufm.; bnrch berartige Preistreibereien määjft aber auch nicht eine
einaige Kirfche mehr.
Unb noch ein Peifpiel. 93ei ben ©rfabmitteln hoben mir fo*
Tange ber freien SJiarftpreiSbilbung augefeljeu, bis für 1 Siter foge=
nannten ©alatölerfajjeS — ber 99 b. £. SBaffer enthielt — bei. 15 Pf.
$erfteHungSfofteu bon ben Käufern in SJtannheim 3 M berlangt
mürben, ^m l^uli 1916 mürbe aisbann ein Richtpreis bon 40 Pf.,
im S)eaember ein £öd)ftpreis boit 45 Pf. feftgefeht. SDie Verbraucher
maren fehr banfbar bafiir, ba% man fie gegen bie mucherifchen 3ttarFt=
preife in ©chup nahm. Bange Beit ging biefeS ©rfabmittel in
©tuttgart burch brei £änbe, in ^eibelberg mar ber ©eneralbcrtreter,
in SKannheim ber ©tabtbertreter, aufeerbem ging eS hiet bismeilen
nochmals burch brei $änbe. ©o ftieg ber aftarftpreiS bis auf 3
feiner ber ^Beteiligten hotte inbeffen nach feiner. „ehrbaren fauf=
männifdjen Sfuffaffung" ettoaS Unrechtes getan.
«18 britieS Peifpiel möchten mir anführen, bah in biefem ^ahrc
ber Preis für 1 Pfunb- ©rbartifchoden auf 30 unb 40 Pf. geftiegen
mar. SGBas hotten ba erft bei freier PreiSbiiTbung bie mertbolleren
Kartoffeln gefoftet? 9iumneT>t mirb ja mohl für biefe SBate ein
^ödhftpreis fcftgefefct ber niebriger fein bürfte als ber Kartoffel*
hödjftpreis.
SBaS lehren uns meiter bie Obft*, 2Bein- unb ^»olaoerfteige*
rungen? SBat hier nicht überall bie bon ben #lteften ber Kaufmann*
fdjaft ermähnte „einmanbfrete ©runblage" borhanben?
Sötgmeilen mirb eingemanbt, bie Sfeftfefeung bon ®öd)ft-,
9tidht- unb VertragSfireifen hätte fdjon um beSmillen feinen
3med, meit fich neben biefen hoch ber mirflid)e 3Warftpreig
bilbe; au biefem mürbe man bann auch Söare befommen. «udh
biefem ©inmanb Fann nicht beigebflichtet merben. ©emife mer-
ben bie feftgefehten Preife nur aUauoft iiberfchritten; aber mer
magt au behaubten, bah bie minberbemittelten Greife bei freier
preisbilbung 1 Pfunb Prot um 20 Pf., 1 Pfunb Kartoffeln
um 9 Pf., 1 ßitcr 3Wird) um 36 Pf., 1 Pfunb 3ucfer um 32 Pf.
erhalten mürben? Sffiirb nicht auch auf anbern ©ebieten gegen
flefehltd>e Peftimmungen berftohen? 3ßir erinnern nur au
Pcleibigung, ©rbreffung, 3Worb ufm.; hut man begfjolb etma
bie ©efehe mieber aufgehoben? 3fuf baS grofee ©anae Fommt
eg an, auf baS Sutereffe ber SlUgemeinheit, auf baS Staats-
mohl unb nicht barauf, ob bie fraglichen Stnorbnungen ein¬
gehalten merben ober nicht; ba£ hie&e baS 3iel berfdjieben.
Söenn eg meiter richtig märe, bah nur bei freier PreiSbilbitng
SEÖare auf bie ftäbtifd>en ü)?ärFte Fomme, unb bah bie Preig-
binbung bie aBaren bom SWarFte bertreibe, bann mühten bie
a^annheimer SBod)enmärFte fchon feit ©ebtember 1915 aug-
geftorben fein, benn feit biefer 3eit merben bon ber Preig»
brüfunggfteüe mödhentlidh minbefteng einmal bie Preife feft-
gefefet; bah bie fragliche SCenbena bigmeilen befteht foll bamit
aber Feinegmegg geleugnet merben. ©ine bireFt unberftänblid)e
Pehaubtung ift bie, bei freier Preigbtlbung — mit ben hohen
Preifen — mürbe ber Perbrauch eingefchränFt, mit ben bor-
hanbenen ©ebrau^ggegenftänben fbarfam umgegangen merben.
Söie foH man heute a* P- ben Perbraud) bon ©iern unb a^ilch.
3ett ufm. noch mehr rebuaieren? ^n SöirFlid)Feit mürben fich
bie Perhältniffe fo geftalten, bah bie FaufFräftigften Perfonen
mie in normalen Seiten leben mürben, mährenb ber meitaug
gröhte Steil beg beutfchen PoIFeg berhungern mühte. •
^ach aHebem muh baran feftgehalten merben, bah bie
SftarFtbreife einmal ein ungeeigneter SWahftab für bie Peur-
teilung ber Slngemeffenheit ber Preife finb, 311m anbern fich
nicht mit ber Slufgabe bereinbaren laffen, ber PeböIFerung bie
Söare möglidjft billig unb glcichmähig auauführen. ©0 muh
eg benn im allgemeinen bei bem ©eftebunggFoftenftanbbunFt
beg Sftekhggeridjtg bleiben; bah biefer in allen Säüen an-
menbbar ift, foü jeboch nicht behauptet merben. SDie freie
SWarFtbreigbÜbung Fann aber borerft nicht augetaffen merben,
ba bie heutigen ÜDtfarFtbreife nicht alg bag ©rgebnig eineg nor¬
malen PerFehrg angefprochen merben Fönnen.
©efdlfrijap für Qeffitm.
ffirtmutüntalf ^miitignng für gf JCrCrtiterfttrub.
• SDtc Sorbcrungcit ber ©efettfehaft für ©ogiale ^Reform aur
intcruatiottölen ©osiatpoliti! beim SHebeitgbertraggf^luh hoben
in ber Preffe biel Peadhtung gefunben. $ie Slrbeiterpreffe
nimmt fich i&rer marm an, bie übrige Preffe berichtet amneift
ohne meitere 3ufäfee, ©omeit mir feh«n, hat fich nur bie
„£)eittfche ^Sagegaeitung" in einem Stuffahe, ber bon berblüffen-
ber gefd>id)tti(her MlnFenntnig aeugt, gegen bie Sorberungen
augbrücFlid) gemenbet, u. a. mit beto ^inmeig auf bie Sotgen,
bie berartige Per träge für bie ©ouberänität ber ©taaten
hätten: 2)ag «uglanb merbe baburch aur ©inmifchung in
innerpotitif-che Perhältniffe gerabeau herauggeforbert. SDer
„Pormärtg" 5Rr. 16 meih ben ©intoanb beg Fonferbatiben
Ptatteg mit bem $inmeig auf bie ©efd)id)te beg internationalen
Slrbeiterfdhupeg abautun. ©r erinnert an ben Kaifertidjen ©r-
lah bom 4. Sebruar 1890 unb bie ihm folgenbe Snternationale
airbeiterfdöupFonferena, an bie ferneren internationalen Kon-
fetenaen unb ihre ©rfotge (Phogphorberbot unb iRadhtarbeitg-
befchränFung). SBeniger meit alg bie „SCagegaeitung" geht eine
bereitg ©p. 229 ermähnte mehrfad) nachgebrurfte Slugfaffung,
bie in ber Preffe alg halbamtlich beaeichnet mirb, an bereu
,§albamt!ichFeit ung aber inamifd>en begrünbete 3toex-
f e 1 anfgeftiegen finb. ©ie meift nad^brüdlich auf bie ©djmie-
rigF^iten mirFlicher ©rfolge beg internationalen Slrbeiterfdjufceg
hin unb glaubt, bie SBelt erft noch bariiber belehren au müffen,
bah meniger auf ben ©rlah bon ©efeben alg auf ihre Stn-
meubung anFomme. ©obann tpirb, obfdjon natürüdh befonberg
bie beraeitige ruffifche Regierung gemih 3u0eftänbniffetn auf
foaialem ©ebiete nicht abgeneigt fein bürfte unb mir mit ber-
artigen Sorberungen, felbft menn fie abgefebnt mürben, nur
moralifche ©robenmgen machen Fönnten, ben feinblichen Per-
traggFontrahenten bereitg bag ©tid>mort gegeben, fie Fönnten
mohl Faum auf Pinbungen eingehen, bereu iragmeite fidh noch
ftfjmer itberfehen laffe. SDaher fei bie ^auptfadhe, bah bie inter¬
nationale Pereinigung für gefepltchen Slrbeiterfdjub balbmög-
lid)ft nach bem Kriege ihre Arbeiten mieber aufnehme; bann
merbe bag erftrebte 3tel auch ohne Vertragliche Perpflichtung
im Sriebengfchluh erreicht merben. SDiefe Sufchiebung ber ini¬
tiative an bic internationale Pereinigung muh alg völlig Ver¬
fehlt beaeichnet merben. SBann biefe private ©efeüfchaft mieber
internationale Kongreffe Veranftalten Fann, Vermag heute noch
niemanb au überfehen. SDie ©taatgmänner merben jebenfallg
)ncit früher am Perhanblunggtifdj für ben Sncben beifamnten-
fiben alg bie führenben Perfönlid)Feiten ber internationalen
Pereinigung. £ält bie ^Regierung bag 3iel internationaler
foaialpolitifher Perträge für richtig, fo muh fie bie unmieber-
bringiidje ©elcgcnheit mahrnehmen, biefe im «nfd)luh an bie
Sriebengvcrträge in bie SBege au leiten. Ob bag gelingt,
Fann heute niemanb fagen; aber Verfudjt merben follte eg
menigfteng, auch im intereffe beg SBieberaufbaug ber 2öirt-
fchaft. ERit IReht meift bie „©emtania", 9Fr, 36, bairauf hin»
263
®ogiale SßrajtS unb Arcßib für Bolfsmoßlfaßrt — 1918 — XXVII. 3Jr. 18.
264
baß Deutfcßlanb bei ben Berfammlungen ber internationalen
Bereinigung immer gut abgefchnitten habe, meil feine 0ogtal-
politiF and) non unferem blutigen geinben als muftergiiltig an»
erfannt mürbe. Darum habe, fo meint baS fiibrenbe 3entrumS«'
blatt, gerobe Dentfd)Ianb gar feinen ©runb, internationale Ber»
tragSbeftimimmgen abgnlehnen. 2öaS ben $inmeis auf bic
©dbmierigfeiten anlange, Sie in ber 0ad)c felbft liegen, fo
batten biefe bie BeichSrogiexung bod) bi^b^f nicht abgebalten,
baS internationale Arbeitsamt gu fubPentionieren unb bie
Tagungen bet internationalen Bereinigung faft regelmäßig
git beeiden, noch guleßt burd) ©rgeEeng ©afpar unb Perfchie»
bene Referenten feines BeffortS. BMr nehmen t>on biefer Dar¬
legung bcr „©ermania" mit Befriebigung Kenntnis, ba fie
burchauS ben Kern ber gragc trifft: fd)on menn internationale
Berträge über 0ogialpoIitiF in feinem mefentlidjen Bnnfte für
bie beutfd>c 0ogialreform gortfehritte bringen, finb fie unS
miHfommen, fofern nur baS fogialpolitifd) riidftänbige SluS»
lanb gegmungen mirb, feine 0ogialpoIitiF ber unfrigen angu*
näbern. DaS ift eine gorberung, bie itnfere Unterhäuser in
allgemeiner gönn, gngleid) auS ©riinbeit humaner 31 rt unb
geftiißt auf unferc militärifche Sage, fo gut fteEcn Föttnen mic
trgenbeine anbere, unb,. falls eS mirflid) eine offigiÖfe 0teEe
gemefen fein fällte, bic fid) hiergegen gemenbet bat Fann man
bem „BormärtS" nur beipflidjten, menn er baburd) „in hohem
Dftaße befrembet" ift.
AuSfdjttßfißmtgeu ber ©cfeUfcßaft für Sogiale Reform
fanben Dom 23. bis 25. Januar ftatt. D e t £ a u p t a u S f d) u ß
ber ©efellfcf)aft nahm ben © e f d) ä f t S b c r i d) t beS fteEPer»
tretenben ©eneralfeFretars entgegen, ber erfreuliche gortfd)ritte
feftfteHen Fotinte (Beitritt michtiger Berbänbe, Bilburtg Don
Ortsgruppen ber ©efeEfcßaft) unb bic DätigFeit beS ©eneral»
iefretariatS fomic ber UnterauSfd)üffe fd>ilberte (erfolgreiche
Borarbeiten für baS 3nftanbefomnten beS SlrbcitS»
FammergcfeßeS . unb für bie 3lufhebitng beS § 153 ©O.;
©ingaben gur ©infommenSgxcngc in ber KranFcnPcrficherung,
gunt Baterlänbifchen ©ilfsbienft, gur ©efjaltsfrage ber 3ln*
geftcllten, gur Regelung beS gadrfd>ulmefenS unb gur inter¬
nationalen 0ogiaLpoIitif beim griebenSfchlnß; Übernahme
ber übergongSmirtfdxiftlichen Arbeiten auf bie Kriegs*
mirifdjaftlidje Bereinigung in ^Perfonalumon mit leitcrtben
Borfönlichfeiten bcr ©efeEfcßaft; fünf neue Sd)riftcn ber
©efeEfdjaft, brei meitere in' Borbereitung). s J?ad) eingeben¬
bet 2tuSfprache über ben Bericht mürbe ber ©ntmurf einer
K n n b g e b u n g bebanbelt, bie bie jgorberungen ber ©efeE-
fd)aft an bie fiinftige 0ogialpoIitiF gufantmenfaffen foll unb git
gegebener 0tunbe Peröffentlicht merben mirb. 3lnfang Eftärg
foÖ ber inhalt ber Kitnbgebiing einer großen Rtttglieber-
perfammlung ber ©efeEfcßaft gugrunbe gelegt merben, bie nach
Berlin einberufen merben mtrb, um bie 2Mnfd)e ber Arbeiter,
3lngcftcEten unb Beamten funbgutun. ©in Eintrag ber
BHincßener Ortsgruppe gu einer «SteEungnaßme gegen un-
beredjtigtc BftetSfteigerungen fanb grunbfäßlidj Annahme, Por»
bebaltlid) cingeßenber Begriinbung. Der Berlaitf bcr 3luS»
fdjußfißmtg, bie bom StaatSminifter Dr. greibernt b. Bcrlepfd)
geleitet mürbe, berechtigt gu ber Hoffnung, baß bie Mitarbeit
ber angefcßloffenen Berbänbe fid) nod) lebhafter geftalten unb
inSbefonbexe and) gu einer meiteren Kräftigung beS Kaffen»
ftanbeS führen mirb. - Der U n t e r a u S f d) u ß für b a S
© a ft m i r t S g e m e r b e berauftaltete eine 0ogiaIpolitifche
Konfereng, an ber Bertreter aEer größeren ©eßilfenPerbänbe
unb ein Bertreter ber Bringipale 1 teilnabmen. Befprod)en
mürbe bie grauenarbeit im ©aftmirtSgemerbe unb bie Berein-
beitlidjnng ber ©ehilfcnbemcgung. Beibe ©egenftänbe foEen
in einer gmeiten Konfereng ©nbe gebruar nad) erneuter
Biidfprache ber Bertreter mit ihren BerbanbSPorftänben gu
©nbe beraten merben, ber erftere unter ftärferer Beteiligung
ber öaftmirtSorganifationen. Die Beratungen U>erben im
gcyjenmärtigen 0tabium als nertraulid) angefeben. — Der
11 n t e r a u S f d) n ß für b a S 2frbcitSred)t führte feine
Arbeiten über baS Koalitionsrecht gu ©nbe. DaS 4. ^eft, baS
aus biefen Arbeiten bertmrgegangen ift, befinbet fich in Drucf
(„KoalitionSfarnpf unb 3ibilred)t", .^peft 60 ber 0djriften ber
WefcEfrfiaft für 0ogiali* Beform, Bcrlag gifd>er, Scma,
Breis 00 Bf-), baS 5. .<peft liegt im ERanuffript Por. Die 3Tr-
beiten beS ilnterausfcbuffes haben fich fomit ungemein frucht¬
bar geftaltet. 3ln beit lebten 0ißimgett nahmen Bertreter ber
Pier ©emerFfdhaftSgentralen neben bett Botfißenbcn ber i^efeE-
fdraft unb ben Ofehei in täten Brentano unb .‘perfner teil.
^)ie Ortsgruppe Setpgig ber ^efettfebaft für 6ogtole Reform öer=
anftaltete am 10. Januar einen ftarf befuebten Bortrag beS ©cbrif ts
leiterS ©1 e i d) a u f, Borfißenben beS ^entralratS ber Deutfcben
©etoerfbereine (^).*D.) über bie „© r f a h r u n g e n m i t b e m
^>ilfsbienftgefe ß". 3?a<h einem iHüdblicf über baS 3 u ßanbe=
fommeu beS ©efeßentmurfeS mies ber töebncr auf bie Bebeutung beS
©efeßes bin, bie barin liege, baß einevfeits bic greigiigigleit ber Be=
amten unb 3(rbeiter befeßrönft mürbe, bamit Jeine 3lrbcitSlraft ruße,
anibererfeits aber auch 3lrbeitsmiüen unb bie 3lrbeitSfrcubiefcit
ber großen Vlrbeitermaffe erbalten mürbe. 3ur gorberung ber
3lrbeitSfreubigfeit batten namentlich bic 3lrbeiterbertrctungen in ben
Betrieben bon über 50 Beamten unb 3lrbeitern, bie aus geheimer
SBabl beroorgingen, erheblich beigetrageu. Sie fteEten einen bebeut*
famen fogialcn ^ortfeßritt bar, bcr aud) für bie 3eit nach bem Kriege
beibebalten merben miiffe, menn aueß bie Arbeitgeber cinftmeilen noch
Borurteile gegen bie Arbeiterausfrijüffe hegten. Auch bie paritätifcß
gufammengefeßten ^Scßücßtungsausfcßüffe bemäßrten fieß. AßeS in
aßem ßätten bic ©rfaßrungen mit bem toilf^bienftgefeß gegeigt, baß
es fieß empfeßle, feine ©inrießtungen nad) bem Kriege nießt nur meiter
befteßen gu laffen, fonbent uod> auSgubauen, bis einmal ein 3teicßs=
©inigungsämt gefrfjaffen merben fönne, baS bei großen BtciuungS*
berfeßiebeußeiteu gmifdßen Arbeitgebern unb 3lrbeitneßmern cingrcife,
eße es gu feßmeren 3luSftänbeu Jommc. DaS beutfeße Bolf biirfc naeß
bem Kriege nießt mieber ber ©efaßr auSgefeßt merben, bureß Streifs
unb Vobufäntpfe in gmei feinblicße Säger geteilt gu merben. Dem
Bortrage folgte eine längere iutereffante AuSfpracße. Die uächften
Borträge foEen SJJittelftanbSfragen, fomie bie 3(rbeitSbermittlung unb
Demobilifierung bcbanbeln.
Die Ortsgruppe ©lüneßen ber ©efeUfcßoft für Sogiale Reform
Heranftxiltct biefen SBinter eine BortragSreibe Dr. ^>. B^tt-
boffs über reeßt ließe unb m i rtfcßaf tlidic g ragen
beS ArheitSberßältniffes gerne infcßaftlid> mit bem
&nftitut für Sogiale 'Arbeit. ferner ftnben BortragSabenbc
mit fofgenben iHebnern unb Dßemen ftatt: Sinus gunfe
(cßriftlicße ©emerffeßöften) über „§ 153 ©€\"; Kurtß (freie ©e=
merffeßaften) über „3lrbcitslofeimerfidberung unb StrbcitSbefcßaffung
nad) bem Kriege"; Dr. Batthoff über „Sogialpolitifd)e Brobleme in
ber Übergangsmirtfdjaft"; ^offcßaufpiclcr Scßmanettc unb Dr. ,^aE*
garten (SBirtfdjaftl. Berbanb ooitragcnbcr Künstler, Wtüncßen) über
„Die mirtfdjaftlicße Sage ber Büßiteuangebörigen unb ber bortragen=
ben Künftler"; Dr. JAaueder, 3?tüucßen, über „3Wobe, 3Ruftct=
medjfel unb Sogialpolitif". — Die Ortsgruppe gäßlt bereits 110 SWit=
glieber.
Die Ortsgruppe Breslau ber ©efcUfcßöft für Sogiale Wefottn
ueranftaltet gemeinfam mit ber Sd>lcfifcßeu ©efeßfeßaft für Batcr=
länbifeße Kultur eine Bortragsreiße gur tt b e r g a it g S m t r t f cß a f t.
Die aEgemcine ©inleituitg gibt Brof. 3lb. 3B e b e r ; über „greißeit
unb 3bJang" fprecßeit JKittergutsbefißer Dr. Dßßrenfurtß unb bcr
BorfißenDe ber Ortsgruppe ^uftigrat Dr. S t e i n i ß ; über „SogiaD
politif naeß ^riebenSfcßluß" fprießt Sambtagsabgeorbneter Stabtber»
orbneter ©. 2B o 1 f, Scßriftfüßcer ber Ortsgruppe. 3fußerbem foE
bie Abbürbung ber Kriegs laßen befpnxßcn merben.
JlUgfinfitie
Billige SehenSmittel als Söfmtg ber fogialett grage.
Der Krieg ßat bic brei ©runbgehredhen unferer SebenS-
mittelPerforgung audß bem blöbcften Sluge offenbart: bie Bor-
ßerrfcßaft beS ©igenintereffeS Por bem ©erneimoohl, bie Über-
madß beS ©rgeugerS imb ^änblerS über ben Bcrbraucher, bie
ItnterbriicFung beS BerforgitngSgebanFenS bnreß baS ©eminn-
ftreben. SlEe brei gehler ßängen eng miteinanber gufammen,
einer aEein ift nid>t gu befeitigen, unb ißr Bwfammcntotrfen
hat nnS in 3aftänbe geführt, beren UnßaltbarFeit Pon
tiieinanb meßr beftritten merben Fann, beren gange 0chmierig-
Feiten unb ©efahren uns erft nad) bem griebenSfcßluffe auf¬
gehen merben.
Unter ben gaßrreießen ^djriften gu biefen gragen fei hier
eine ßcrPorgcßobcn, bie Beachtung Perbient. Unter bem Ditel
„0d)afft billige SebenSmittel!" ift im Berlage Pon Büott) &
Soohfc, BUinchen, eine breiteilige 3lrbcit eines ungenannten
„©erntanuS" erfchienen, ber ben baperifchcn Ianbmirtfd)aftlid)en
Berl)ältniffen nahe fteht, in ber SöirtfchaftSgcfchidjte bemanbert
ift unb aus heißem BoIFSempfinben heraus mit greinurt unb
goIgerichtigFeit bie beftchcnbcn 0d)äben anparft.
Das erfte ^)eft (68 Seiten, Breis 1 M) bringt eine allgemeine
©inleititug über bie ©ntartung beS .^attbels unb feinen ©iufluß
auf ben .'oauSßalt. Darin mirb etmaS einfeitig bie gefamte Bcr*
teueruug unb Bcrfcßlecßtccung ber SebenSmitteluerforgung barauf
gurücfgefübvt, baß ber §011 bl er mit feiner „fapitaliftifdien ^bce" fid)
ber Aaßrungsmittel bemäeßtigte. vsn ben gefcßid)tlid)cii Darlegungen
ift rnamßeS Sd)icfe. Defto mertuoller ift baS gmeitc ©eft „Die Al>=
meßrmaßmibmen gegen ba« gortfdireiteu ber fapitaliftifd)cir .^sbee
gum Sdmße Hon Aäßrgut unb ArbeiiSlraft" (erfdücnen ©nbe 1916,
Soziale grasig unb Slcchil) für Bottsmohlfahrt — 1918 — XXVII. Sir. 18.
260
m
192 ©eiten, 2 M), $>ag Bcftc ftnb nic^t bie „Abmehtmaftrcahnten"
fonbern bie Säuberungen ber beftehenben Stäben unb ihrer ©nt»
fieljung auS ben ibpHifchen guftänben beg lebten ftahrhunbertg, bie
mit Siebe unb groftcr ©adjfunbe bargeftettt merben. St am entlief) für
ben norbbeutfehen ©täbicr ift eg höchft beleljrenb, gu'fehen, mie lange
fief) einfache ^uftänbe unb unglaublich nichtige greife in Bahern,
auch in SRüra&erc, erhalten hoben, melden fogialeu ©tnfluft fie auf
bag BerljältniS ber Boltgfdachten gueinanber, befonbeig auf bag
gmifdhen Beamtenfchaft unb Bürgertum, augübten. Dag britte, noch
nicht erschienene §cft foö bie allgemeine Slährpflicfyt alg gulunftg*
programm behanbeln.
Slatf) beS Betf. Behauptung herrfchte in Bapern bis Furg
bor ber ReichSgrünbung bie LebenSmittetmährung. Grunblage
itnb SBertmaftftab mar bie Blaft Bier, beren Gelbpreis fid) Salm-
hunberte lang gmifdhen 5 unb 7 Pfennig beinegte unb 1865 noch
5 Kr. = 15 Pfennig betrug. Rach bem Bierpreife richteten
fid) bie anberen allgemeinen Lebensmittel (ber SBeibling SRild),
10 ©ier unb bie Rinbflcifdbportion im Gafthaufe g. 93. fofteten
foniel mie bie 3ftaft Bier). DaS 93ier mar Räprgut atnb Ge¬
meingut. Durch baS ©inbringen ber Gelbmährung unb ber
Fapitaliftifchen Sbee mürben biefe Berhältniffe über ben Raufen
gemorfen. DaS 93ier unb mit ihm alle RahrungSmittel mürben
gum $anbelSartiFel, ihr Smecf baS Gelböerbienen burdh ben
©onbler. Den ©«haben trug ber Berbraucher, unb gmar in
erfter Linie bie „Fletne georbnete Brtbatmirtfdhaft", bte als
Grundlage gefunber BolFSmirtfdhaft ber großen Bnbatmirtfdhaft
beS SBohlhobenben unb ber ungeorbneten gegemibergeftellt
mirb. Unb nun folgt eine rücffidhtStafe, mit bieten Beifpieten
unb 3aplen belegte DarfteHung ber allgemeinen BreiS-
fteigerung, ihrer Griinbe, golgen unb Begteiterfdheinungett,
bor allem and) ber bielcn, tiefgehenben SRiftftänbe, bie im
Kleinbanbel mit Lebensmitteln fich- eingefreffen hoben, bon
ben groftgügigen SRaftnahmen ber Fiinftlidhen GüterFnappheit,
ber Rififo-AuSfchoItiing, beS fpeFitlietenben KettenhonbelS, ber
Konferbierung, ber „©rFlufibität" ber SSarc (Schaffung bon
LuruStppen, @mfon), ©infüljrung immer Fleinerer Stengen
als BreiSgrunblage bis gn ben bielcn fleinen DritfS unb Be¬
trügereien, mit benen ber Käufer fcpledhte SBare ftatt guter,
Unrechtes SRaft unb Gemidht, BcrpacFimg ftatt Rährgut erhält.
Die Löfung ber Stage für bie Gegenmart fieht GermanuS
AgriFola fehr richtig in ber RüdfFehr gunt BetforgungSgebanFen
als beherrfdhenbem Gritnbfafc unb int ©rfafc ber bisherigen
fid) oft änbemben unb miberfbredjenben ©ingetmaftnabmen
burdh ein ©pftern, baS ohne falfche Rüdfidhten burchgufühien
märe. Aber maS er im eingclnen borfchlägt, mirb auch bei bor-
nrteilsfreien, aufrichtigen ©ogiatpolitiFerrt nicht ohne BebenFen
breiben.
©tue fdjcmatifdjc Überficht genüge:
A. Stütffeljr gum gefunben ^reiS:
1. Grunbpreife an ©teile ber $öchftpretfc, aufgebaut auf mir!»
liehen ©elbftFoften. 2. Hugfdjcrttung alles entbehrlichen Smifchett»
hanbels. 3. SebenSntittelmährung, anfnüpfenb an einen löierpreiS
bon 24 5ßf. für baS ßiter.
Xiefe 95orfchläge grünben ftch auf bag Vertrauen gur Berufs»
treue beS Bauern,* ber auch &u mefentlich niebrigeren als ben lebten
griebenSpteifen arbeiten unb liefern mürbe. Seiber mirb man baS
Bertrauen nicht allgemein faffen fönnen; bie „fapitaliftifche ^bee"
botn rüdtfichtglofen Brofitntachen befchränft fi<h nich* auf beit ^>änbler
fonbern hat alle Greife ergriffen.
B. Stücffehr gur normalen Berteilung:
1. Berteilung beg gefamten notmenbigen SebenSbebarfeS burdE)
ben ©taat (einfrfiliefelidh ber allgemeinen Genufemittel). 2. Ber*
tcilung nach bem Bebarf beS Konsumenten. Sin ©teile ber f<hcma=
tifchen, gleichmähigcn Berteilung ohne Stiicfs'icht auf Gef<hm«cf unb
Gelb (^leifchfarte) foll eine inbibibuelle Berteilung auf Grunb bon
BebarfSanmelbungeu treten, mit Unterfchcibung ber ipauShaltungen
unb ber SKirtShauSbefucher. (Bon ben praftifchen ©chmieriigfeiten
bet Durchführung unb ber ungeheuren Bunahme ber BermaltungS»
arbeit biirfte GermanuS fich !aum eine rechte BorfteUung machen.)
3. Btelbcgmang unb Kontrolle für alle ©rgeugung unb alle Borräte
an SebenSmitteln. 4. ©taatlidie ttbermachung unb teilmeife ftaat*
liehe Seitung beS BerlaufS, ©inrichtung bon 3Kär!ten in allen
©tabtbegirfen. 5. Sßiebereinführung ber alten Gar!ii<hen: ,,©chmacf=
hafte, inbibibuelle ©peifengubereitung ohne Drin!» unb Drinfgelb»
gmang“. ^nt Slotfalle äftaffenfpeifung, aber gmangSmcife für bie
Gefamtheit. 6. Befeitigung ber Sur^uSgemerbe (Konbitorei), ber
SluSfuhr bon Unentbehrlichem aus SBähcungSrücffichten (Burfer), Be*
l'chränfung ber Biehhaltuug unb beS gleifihgenuffeS (als SujuS).
C. Stücffehr gum chrlidseti Geschäftsbetrieb: 1. Kongeffiongpflid>t
für ben Klcinhanbel auf Grunb ber Bebürfnigprüfung. 2. ©tänbige
polizeiliche .Kontrolle, SSIarltpoligei, KontroUftatronen in allen Be»
^irfen. 3. ©tatt ©trafberfahreu Berbmrnungen, Bermeig unb Ge=
fehäftsfehlufe. 4. ©tänbige Slufficht über bie Gafthäufcr. 5. Slllge*
meiner ©chuhberbanb ber Berbraucher.
Die einfeitige ©infteHung beS BerfafferS auf bie fdjäblichen
Sötrfitngen beS SebenSrnittelhanbclS hot ihn gtuei BorauS»
fehungen als gegeben annehmen laffen, Don beneti bie Befferung
unbebingt abhängt: ben guten Sßitien ber ©rgeuger, im befon«
beten ber 93aucm, unb baS BerftänbniS ber ftäbtifchen Ber-
braueber gur Blitmirfung. Der burdh bie Kriegserfahrungen
leiber fehr begrünbete Blangel an Bertrauen in beibe gaftoren
läfet audh bie I)ier borgefchlagene SüUe neuer BermaltungS»
mafenahmen als einen gmeifelhaften Geminn erfmeinen. tin-
bebingt guguftimmen ift aber ber fraftboU auSgefprodhenen
Übergeugung, bah in bef Stiirffehr gu erträglichen greifen ber
Lebenshaltung eine ber Dorbringlichften Slufgaben liegt, ohne
beren SÖfung alle ©ogialpolitif für Sfrbeiterfdhaft unb äftittel-
ftanb mirfungSloS bleiben mufe. Der bon GermanuS beige-
bradhte ©toff fann bei biefeu Beftrebungen bortreffliäje Dienfte
leiften. Dr. ©eing Kotthoff.
JJolksfntäljnjRg unk gebcttsliultung.
©Hgere Ber&misung beS preniffchen ©rnährunggmefettg mit bem
Krieggmucheramt. Die 3uftänbig!eit beS preufeif«hen ©taatgfommif»
farg für Bolfgeruährung ift burdh einen ©rlafc beg Königs bahiu
ermeitert morben, ba^ ihm fünftig auch bie Bearbeitung sämtlicher
Slngelegenheiten beg KrieggmucherarntcS obliegt, bie bigher mit bem
SHinifterium beg Innern Oerbunben maren. ^öffentlich gelingt eS,
burch bie neue Organifation ben KriegSmudhcr fo fdharf mie möglich
gu erfaffen.
Bertretung ber Berbratuberfretfe bet ber ^eftfteHuug ber (anb»
mirtf(f)aftlid)en ©rgeugitiffe. Der ©taatgfefretär beg KriegSernäh»
runggamtg hat in einem Stunbfchreiben an bie Bunbegregierungen
biefe erfucht, gur Deiljtahme an ben Slrbeiten bet ^eftftellunggaug»
fchüffe, bie na^ Slblauf ber Drufdjtermine bie bei ben lanbmirtfehaft»
liehen Betrieben noch borhanbenen Getreibcborräte feftfteUen folleu,
au<h Bertreter ber Berbrau<hcr!reife heraugugieheu. Bei ber Slug»
mahl biefer Bertreter follen möglidhft alle Kreife ber Berbraucher
berüdtfichtigt toerben, ^ubuftriearbeiter, ^anbmerfer, Slngefteßte beg
^anbelg unb ber Kleingemerbe, Beamte, Slugchötige ber freien Be=
rufe ufm. BefonberS foll ben Berbraucheni ber ^nbuftriegentren
Gelegenheit gegeben toerben, ftd> bou ber orbiiungggemähen Durd^=
führung bet angeorbneten SKahnalimen gu iibergeugen. Der ©taatg*
felrctär hofft, Saft burdh btefe Blitmirlung ber Bertretcr aug Ber»
braucherfreifen bie Arbeit ber ^eftftellunggaugfchüfse geförbert mirb,
unb baft gugleich ein beff-ereg Berftäubnig gmifchen ©tabt unb Saub
angebahnt mirb, fo baft bte beftehenben ©djmierigfeiten gegenfeitig
beffer erfannt merben.
pumntnitalf fajiulpolötk.
Die Stengeftaltiittg beS ftäbtifchen Arbeitsamtes in Gwben.
Bon Oberbürgermeifter Dr. G1 ü d S m a n n, Gubem
Die erfteu leifen Döne ber ^riebeuSglocfcn hoben auch in
ben Kommunalberloaltungen auf bie organifaforifchen Blaft-
nahmen belebenb gemirft, mit benen ber Bahmen für bie
BertoaltungSaufgaben ber neuen Seit, gsefchoffen merben foll.
Slachbent in ben Grofeftäbten bebeutfante Borlagen, gur Bor¬
bereitung ber SricbenSmirtfdhaft bie SlufmerFfamfeit ber
©ogialpolitifer ermedt hoben, bürftc cS auch intereffiereu,
mie eine Bftttelftabt mit ftarf ittbuftrieljem ©horafter ihre
Bcrmaltnug auf bie neuen Slufgabert eingeftellt hot, bie
namentlich auf bem Gebiete beS SlrbeitSmarFteS an bie
Kontmunalbehörben berontreten. Guben ift am 28.12.1917
Don ber ©tabtt>erorbnetent>erfammlung einmütig eine neue
©aftitng für baS ftäbiifdse Arbeitsamt angenommen morben,
bie ben minifteriellen Anmeifungen unb ben gorberungett
ber fogialpolitifd)en ©rganifationen für bie AuSgeftaltung
haritätifcher ArbeitSnad>meife in Oolleiu Umfange Stcdjnnng
trägt. Slad) biefet ©aftung ift bem ftäbtifchen Arbeitsamt
neben ben Gefd)äften beS ArbeitSnad>meifeS and) bie Vorläufig
als KriegSeiu-ridhtung, namentlich für baS SBebftoffgemerbe,
aufgebante ©rmerbslofenberforgnug gugemii’fen unb bamit
bie Borarbeit für eine enbgültige, ben mirtfdjaftlichen Be-
bürfniffen nad) bem Kriege Stedmung tragenbe SlrbeitSlofen-
fürforge. ©djlieftlid) mirb ihm als britteS BetätiguugSgebiet,
ber üblichen, menn auch nicht fachli^ gebotenen Gepflogenheit
folgcnb, bie genretnnühige BedjtSanSfnnft übertragen, bie in
Guben fchon feit langem befteht unb nach Richtlinien geübt
267
©ogiale BrajiS unb Ardjib für 33&lf8tooI)Ifafjrt — 1918 — XXVII. 91t. 18.
mirb, an benen nichts burd) bie 9teueinri<htung geändert
merben foll.
Auch bcr gemeinniibige ArbeitSnachmeiS ift eine alt*
bemährtc ©inrid)tung bei* ©ubener 0tabtbermaltung, ber über¬
bürd) bie neue Organifation erft ber richtige Blob im Bßirt»
fd)aftsleben ber 0tabt eingeräumt Serben foll, nachbem
bereite feit $riegSbeginn mit größtem 9tadjbrucF berfud)t
morben ift, fie in ben BlittelpunFt beS gefaulten ftäbtifdjen
ArbeitSmarFtcS au rücFen. TieS gefchoh gunächft burd) eifrige
SSerbetätigFeit, inbetn bei ben ungeheuren 0chmanFungen
gmifchen auSgebreitetef ArbeitSlofigFeit unb fiärFftem Arbeiter«
mangel im beimifthen, bon bei* bebeutenben §ut- unb Tud)«
inbuftrie beberrfdjten, teils inbuftrictf lahm gelegten, teils
mit reicbltdjften unb bringenbften ®riegSaufträgen bebadjten
SßirtfchaftSleben ben beteiligten ©nippen Flar gemacht mürbe,
baft ohne einen bollgültigen BtttteLpunFt ber ArbeitSber»
mittlung unmöglich bie nötigen AtbeitSFräfte für bringliche
BrobuFtionSaufgaben fcbneH befdjafft, für bie bracbliegenben
Kräfte eine reebtgeitige giirforge eingeleitet merben Föntte.
(Sine mirFfame VerftärFung erfuhr bann biefe Bterbung, als
im BufammenrnirFen ber Regierung unb ber beteiligten
ftommunalbcrbänbe für baS gange Subuftriegebiet ber lieber*
Saufip eine für gana ober teilmeife (unter 60 0tunben möcbent»
lieber ArbeitSgeit) ©rmerbslofe beftimmte Btebftoffarbeiter*
fiirforgc ins öcben gerufen mürbe, beren Turcbfübrung ben
ftäbtifeben ArbeitSnadjmeifen beS BegirFS gufiel. Tamit
mürben bie Arbeitnehmer, menn fie ber giirforge gegebenen»
faHS teilhaftig merben mollten, an bie Snanfprudjnabme beS
ArbeitSnacbmcifeS gebnnben, unb auch .bie Arbeitgeber, bie an
ber giirforge finanziell unb organifatoriftf) beteiligt finb, gur
. Bufammenarbeit mit biefem SAittclpunFt beS ArbeitSmarFtcS
angebalten. Tie Bebeutung biefer ftäbtifeben ArbeitSmarFt*
aentrale ftieg bann noch baburd), bafe ihr bie $riegSbefd)äbigtem
fiirforge angegliebert mürbe unb meiterbin ber ©cfd)äftSFrciS
beS freimilligen HilfSbienfteS, für ben ber ftäbtifdje ArbeitS»
nadjmeis gur HilfSbienftmelbeftelle beftimmt mürbe. — 0inb
alfo alle Vorbebingungen gegeben, um ben ftäbtifeben Arbeits¬
nachweis au einem mirFltdjen BHttelpunFte beS örtlichen
ArbeitSmarFteS an machen, fo foH ihn je^t bie Umgeftaftung
feiner äufeeren Organifation in eine fo innige Berbinbung
mit allen mirtfdjaftlkhen BrobiiFtionSgruppen bringen, bafe
er geeignet erfd>eint, als einaige BertrauenScinricbtung ber
beteiligten, unter AuSfdjaltimg aller privaten ArbeitSber*
mittlungSberanftaltungen, anm alleinigen Bentrnm bet Ört¬
lichen ArbeitSbermittlung att merben.
hieran mar eS notmenbig, bie paritätifebe ©eftaltmtg
ftreng im 0inne ber neitgeitlüben gorberungen burcbanfiibrcn.
Bmar beftanb auch fdjon borber für ben ArbeitSnadjmeiS unb
bie BecbtSauSFunftftelle eine paritätifebe BermaltungSFoni*
miffion, bereu Bufanunenfebung aber Feine ©ernähr für ben
organifatorifdjen Bnfammeiüjang mit ben beteiligten Berufs»
gruben bot. (Sin folcber Fonnte auch burd) bie in berfdjiebenen
0täbten burdjgefiibrte Heranaiebung ber ©emerbegcricbtS*
beififcer nicht eraielt merben, ba biefe in ©üben nod) nicht im
Bßcge ber Bert)ältnismabl, fonbern burd* ÜDlebrbcitSmabl
beftimmt finb. 3Wan entfdjieb fid> bcSbalb bei Bufamntenfebung
beS neuen BermaItungSauSfd)uffcS für unmittelbaren Borfcblag
feitenS ber in betragt Fomntenben Arbeitgeber- unb Arbeit»
nebmergrubben, liefen borfebtägen foH bie 2öabl ber bor»
gefdblagenen bitrdb ^ bie 0tabtberorbnetenberfammlung nadv
folgen, bamit bem fo a« bilbenben „Außfdjufe für ba§ ftäbtifche
Arbeitsamt" ber (ThtivaFter einer ftäbtifeben bermaltungS*
bebutation iunemebnt. ©eleitet mirb biefe ^Debutation ber
0täbteorbnung gemäfe non bent Dberbiirgermeifter ober
einem bon ihm %\i beftinimenben 9??agiftratSmitgIieb, mäljrenb
bie 14 non ber 0tabtberorbnetenücrfammlung m mäblenben
SBeififcer je am* ®älfte Arbeitgeber bam. Arbeitgeber-fBerh’eter
unb Arbeitnehmer bam. Arbeitnebmer-95ertreteT fein miijfen.
^ie SSahmorfcblägc, beren unbebingte iöeriicfftrbttgung burd^ bie
0tirbü)croubiietcnücrfammhmg erinartet toirb, finb Dorläufig für je
5 ä*litflliebcr feftgefebt unb grunbfäblttf) nur eigentlichen Berufs*
nerbänben, nid)t alfo aud) StanbeSnereiwu ohne fabungömäfeige
rufsbiubung, gemährt, finb beteiligt: ber Vlrheiigcber^erbanb
ber beirtfdjcn .'putinbuftrie, bcr 5lrl>eitgeber=i8crl>anb ber Xej:til=
inbuftrie ©üben unb bie ätaugetDcrbSinmmg mit je 1 ißorfdilcrg/ bie
freie Bereinigung ber ^nnungguorftänbe ©üben mit 2 Borfd>lägen
auf ber einen Seite, ba£ QieiüerFfchcrftöFcirtell in ©üben mit 4 Bor*
nülügeu, ber ©elucrfoerein ber ^eutfd)en Textilarbeiter unb ber @e=
merfnerein ber diriftlicheu Textilarbeiter mit 1 gemeinfchaftlicben
Borfdjlag auf bcr unteren Seite.
Tiefe Bohle ngrubpierung auf Arbeitnehmer feite entfpricht ein*
mal bem Aiitglicbcrbefianbe unb berfolgt gum anberen ben 8h>ed,
ben freien ©emerlfchaften, bie im CrganifationSleben ber Arbeiter*
fchaft ftarf übermiegen, bie Beteiligung für je 1 Bertreter ihrer mich*
tigften BcrufSgnfppen einauräumen.
Tie fo gemonnene Bufmumenfetjuug beS SSermaltungS»
auSfdjuffeS gemäbrleiftet eine enge Berbinbugg aller beteiligten
greife mit bem Arbeitsamt unb fidbert biefem eine SBertraucuS-
ftellung innerhalb beS ArbeitgebertumS unb ber Arbeiterfcbaft.
Tiefe BertrauenSftellung beruht barauf, ba^ bte Vertreter
ber beiben ©nippen ibcS ArbcitSPerhöltniffeS mafegebenben
©influfe auf bie ©runbfäbe haben, nacb beneu bie ArbeitS-
bennittlung betrieben mirb. Tiefe ©runbfäbe im einzelnen'
feftaufefeen ift bie Hauptaufgabe beS BermaltungSGuSf^uffcS,
bcr fomit ber Leitung beS ArbeitSnadtioeifeS, bie felbftoer-
ftänblidb in ben Hänben hauptamtlicher Beamter liegt, bie all¬
gemeinen Stiditlinicn ber ©efcbäftSfübrung borfd)reiben Fann.
©ebunben ift biefe ©efcbäftSführung febon burdb bie 0ahung
nur in ben miebtigften ©runbfragen. ^n Hauptfacbe ift bie
gleidhmäfeige Beriidficbtigung aller Anträge, bie an bie Arbeite
Permittlungftellc berantreten, borgefchrieben, mobei unter ben
Arbeitfiubcnbcn lebiglid) ben OrtSangebörigen gegenüber, ben
DrtSfremben, nnb ben gamilienbätcrn gegenüber. ben Unoer-
heirateten ein BoraugSred&t eingeräumt ift. geftgelcgt ift
auch, um bon bornf)erein SDleinungSberfchiebenbeiten im Ber-
maltungSauSfdmffe über bie miebtigften arbeitSpolitifcben
^fragen anSanfcbalten, baS Verhalten beS Arbeitsamtes bei
BUrtfdbaftSfämpfen, unb Jinar ift and) hier burd) bie Begelung
in bcr 0abung bolle UnparteilidbFeit angeorbnet. Bei Arbeits¬
einteilungen bgm. AuSfperrnngen hat ber ArbeitSnad>meiS
feine TätigFeit nicht an unterbrechen, ift aber gehalten, ben bie
ArbeitSber-mittlung in Anfprudj nebmenben Berfonen bon ben
0treitigFeiten in bem betreffenben Betriebe bei Ausübung ber
Vermittlung. Kenntnis au geben, menn ihm biefe BorfäHe be-
Fannt finb. —
Sn bem nad) biefen ©runbfäben aufgebauten Arbeitsamt
bat fid) bie 0'tabtbermaltung ein Organ gefebaffen, böS ent-
micFlungSfäbig unb beftenS geeignet erfdjeint, bie Aufgaben
ber ÜbergangSmirtfchaft au löfen, bie gerabe auf bem ©ebiete.
ber ArbeiterpolitiF befonberS miebtig fein merben unb in ihrer
Xragmeite nod) nidjt iiberfebbar finb.
Tic grau in bcr ©emcinbebertoaltung. Anträge unb
©ingaben für unb miber bie größere Beteiligung bcr
grauen am öffentlichen £eben Famen am 15. unb 16. Sanuar
im preufe. AbgeorbnetenbauS aur Bcrbanblung. Ter
midhtigfte BunFt mar ein Antrag ber gortfdjrittlicben BoIfS-
partei auf Bulaffung bcr grauen als ülftitglieber
ftäbtifcher Vermalt ungSbeputationen unb
0tiftnngSborftänbe. Born B^ntrum mar ber Antrag babin ab-
gefd)mäd)t morben, bafe bie Bulaffung ber grauen befchränFt
merben follte auf Teputationen, bie fidh mit gragen ber fogialcn
giirforge unb SBoblfabrtSpflege bcfd)äftigen, fomie auf 0chul-
Fomntiffionen. (9Facb bem gegenmärtigeit 0tgnbe ber ©efeh-
gebung finb auf ©runb ber preufe. 0täbteorbnung nur „ftimm-
bere^tigte Bürger" als Blitgliebcr ber Teputationen äuge*
laffen; Ausnahmen befteben nur für bie Armenbermaltung
unb 0cbulbeputation, rneil hierfür nicht bie 0täbteorbnung,
fonbern baS BeichSgefefc bom Untcrftü^ungSmohnfih bgm. baS
preufeifd)e 0d)nlmiterI)aItungSgefeh mafegebenb finb.) ©ine
bebeutenb meitergebenbe Botition beS graucnftimmrcd)tS*
bunbeS, Ortsgruppe granFfurt a. 311., bedangt, ben grauen
baS BSablrecht in 0taat unb ©emeinbe auguerFennen.
TaS ©egenftiicF hieran bilbeten bie bon uns bereits Fritifd)
beleudjteien ©ingaben beS Teittfcben BunbeS gegen bie
grauenemangipation (0p. 136) um 0d)up ber 0taatS- unb
©emeinbebeamten gegen bie HnterfteUung untet amtlid) be-
fteüte mciblid>e Borgefebte, fomie um 0chup ber Beamten unb
Bribatangcftellten nad) bem Kriege gegen bie meiblid>e ^on*
Fnrreng im ©rmcrbSlcben.
ber ©rörterung fanb ber am lueiteften gcljenbc Antrag auf
©rteilung beö SBaljlrecbtS lebiglid) bon fogialbemoFrotifcher Seite
Unterftübung. Ter Fombinierte Antrag ber gortfcbrittlid)en Bol!»*
Partei unb be^ BentrumS fanb bie llntcrftübung bcr Aebncr biefer
Barteien, fotoie be» nationalliberalcn Aebner». giir bie ©ingaben
be§ Teutfhen BunbeS gegen bie gcauenemangipation festen ftdf)
einige fonferbatibe Aebncr ein. Bon allen Barteien erhielten! bie
grauen jeboch f e hr bicl Sob für ihre Seiftungen auf fogialem unb
mirtfchaftlidiem ©ebiet toährcnb ber ^riegSaeit. Als AegierungS*
I bertreter gab ©cheiuter Aat Br. (£onge tvie ©rFIärung ab, bte Ae*
m
(Soside $raps unb für SBolfStoohlfahtt — 1918 XXVII. Rr. 18.
270
gierimg fyrf>e aus ben ©tfahcungen biefeS Krieges gemiffe golße*
rungen gezogen unb fei butdbaus bereit, bieStäbteorbnungen
in bem Sinne beS 93efcf)tuffeS ber- »erftärften ©eincinbefommiffiou
abauänbern. Sie hält eS aUcrbings nicht für ridjtig, friefe Abänberung
»ormeg in einem befonberen ©efefe 8 U boltaiehen, fonbern erft bei ber
ohnehin notmenbigen Änberung ber ©enietnbeberfaffungS*
g e f e b e. Schon nach ben bisherigen ©eftimmungen fei eS jeboch
möglich, einen Sßcg au finben, um ben grauen in mciterem Umfange
alö bisher baS Stimmrecht in ben ftäbtifchen Seputationen au geben.
$ 8 ei ber Rbftimmung mürbe ber Rntrag auf ©rmeiterung
ber Frauenred&te in ben ftäbtifd&en Seputationen an¬
genommen. Sie Petition um (Erteilung beS Frouenmahl-
rechts mürbe ber Regierung als Material übermiefen. 3 «r
©rmägung mürbe bie Petition bcS VunbeS gegen bie
Fraueneinanaipation gegen bie UnterfteHung männlicher 99e-
amter unter meibiidjie Vorgefefete übermiefen, mährenb ber
anberc Seit berfelben Eingabe, ber bie VriPatangefteUten Por
ber meiblichen ®onfurrcn& fichern miU, burch Übergang
3 n r SageSorb n’u n g erlebigt mürbe.
JöljitfiettiepngeR tutii JUbcitsMmpfe.
vnb Slröeiterfdjaft. ber hörigen SBodje
finb in Berlin mehrfach Flugblätter Perbreitet morben, bie
mehr ober minber bie Arbeiter ber RiiftungSgemerbe au einem
RuSftanb aufforbern. Sie §erfunft biefer VroPofationen ift
aum Seit in Sunfet gehüllt, aum Seil gehen fic auf Greife ber^
unabhängigen Soaialbemofratic auriicf. RlS ©rünbe für bie
(Streifs merbeht bormiegenb politifdje 2Rontente angeführt, fo
bie ©nttäufd>ung über bie Veraögerung ber FriebenSPcr-
hanblnngen mit Rufeftnib, bie Sehnfudjt nach einem allge¬
meinen Frieben, bie Verfchleppung ber preufeifchen Söahl»
reform; bie ©rnährirngSfchmierigfeiten' unb bie ©ntrüftung
über ben ^reismucher ftehen erft in ameiter Sinie. ©S bonbeit
fich um einen auSgefprodjen politifdjen SeinonftrationSftreif.
Önfofern hätten mir an' biefer Stelle uns nicht mit biefer ©r-
fchäinung au befaffen. Rbet fie hut rnöglichermeife Folgen
foaiolpolitifcber Statur. ©S fann nicht bem leifeften 3toeifel
unterliegen, bafe mit folchen Streifs, mie fie feter angeaettelt
merben, ben fchärfften ©egtter foaialer Reformen miUfornmene
Söaffen in bie $anb gebrüeft merben. Sie haben es fehr
leicht, bann au argumentieren: Rrb ei termaffen, bie mährenb
eines SafeinSfanipfeS baS Vaterlanb im Stich Iaffen, fann
man meber bie politifche ©Ieidjbereicbtigung im äöablrecfet noch
bie SöemegungSfreiheit. ber anberen Staatsbürger in ihren
Vcrbinbttngen unb Vereinen augeftefeen. Sie müffen unter
3mang unb Srucf gehalten metbeii. Serartige innere 3er-
mürfniffe fönnen ben Frieben nicht befchteunigen, fonbern
müffen ben ®tieg Perlängern, meil fie bie Hoffnung unferer
in ihrem VernicfetungSmillen noch ungebrochenen Feinbe auf
3ufammenbrud) S-äutfchlanbS Perftärfert. Von ben ©briftlidjen
©emerffdjaften unb ben Seittfchcn ©emerfPereinen liegt benn
auch fcfyon entfefeiebener ©tnfpritd) gegen bie Streifptäne bor.
Siefe fanien auch bereits im $auptauSfd)ufe beS Reichstages
in ber Sifeung bom 26. Januar aur Sprache. Rbg. Raumann
mieS auf eines ber ermähnten Flugblätter hin, unb ber Staats-
fefretär beS Snnern gab barauf eine ©rflärung ab, bafe bie
oerbiinbeten Regierungen fich ber Pflicht aur Rnfred)terbaltung
ber öffentlichen Orbnung unb Sicherheit unter allen Xlmftänben
bemufet feien, an bem ©ruft unb ber F^ftigfeit beS VMUenS,
bieS au tun, bürfe fein 3*neifel beftehen. ©r hübe aber and)
au ber Rrbeiterfdjaft baS Vertrauen, bafe fic einem folchen nicht
au bernntmortenben unb bon unberantmortlidjer Stelle auS-
gehenben Rufe aum RuSftanbe bie Fotgo bermeigern mürbe,
©in SßivtfchaftSfrieg im Innern miifete auch hie Front braufeen
brechen unb benRtännernSob bringen, bieaudh für$eimat,3Beib
unb SHnb ber Arbeiter ftreiten. Siefe fehr ernfte Söarnung
unb Rtefennng mirb ben Rrbeiterfübrern, bie ben RuSftanb
nicht mollen, einen Rüdfealt gegen berhängniSboKc Strömun¬
gen in ben SRafjen gemähren, bie hoffentlich in ruhigen Söahnen
geholten merben fönnen.
Sie Slr&eitSftreitiflleiten in ©ngtattb hoben nod^ einer überficht
beS „Sailh Telegraph" 1917 fehr ftorf angenommen, ^m ^anuor,
Februar, SDiärg unb Slpril mürben narb amtlichen Eingaben in§gefamt
etma 351000 Arbeitstage burdh Streitfälle berloren; bagegen be¬
trugen bie 93erlufee im
' Huguft September Oltober Robember
332 700 705 000 568 200 997 900
AIS Urfachett haben nach englifdhen Cuellen bie llnaufriebenheit
in ber R ü ft u n g S i n b u ft r i e , inSbefonbere megen ber Refrutie*
rung unb beS „AuSfämmenS“, baneben aber auch bie fich bauernb
bcrfdhiedhternbeit ©rnährungSberhältniffe an gelten, ©igentlich poli=
tifdje ©riinbe. fcheinen noch immer nicht bocauliegen.
•rgunifattnus (Steifen, JLitgeßtlUfn
nitit
SohnpoUtif unb ^robufttouSpolitif ber ©emerff^aften^
Su einem becuhtenSmerten Sluffafe ber „©locfe" bom
1. Sea. 1917 unterfucht ber ©emcrffchaftSfithrer Sluguft
3Ö i n n i g bie Sfitfgaben, ber ©emexffchaften in ber Über-
gangSaeit unb ber fommenben FriebcnSaeit. ©r ficht bei ber
herrfchenben ©elbentmextung, bie auch nach FnebenSfrfjtufe
OorauSfichtlidh noch anbauern mirb, bie ^auptfehmierigfeit
barin, ben Reallohn fo au fteigern, bafe ber Arbeiterflaffo bie
ÜRöglichfeit ber Sfufrcchtcrhaltuug ihres SehenSftanbarbS unb
barither hinaus bie ÜRögiichfeit' beS STufftiegeS gefiebert mirb.
Ser Auffap bringt annädhft einen Rüclblicf auf bie medhfelnbc
Saftif bec ©emerffdhafben in beit brei erften ^riegSjahren, bie ben
mcchfelnben mirtfdhaftlidhen ©erhältniffen angepafet merbett mufete.
^unächft galt bei Striegsbcginn ber Safe, bafe alle Sohnbemegungen
einauftcllcn feiern ^n nieien berufen mufete aufeerbem gemeinfam
mit ben Arbeitgebern! gürforge für bie Arbeitslohn uitb 93e!ämpfung
ber ArbeitSlofigteit angeftrebt merben. Später hob fich 3 tnar bfie
Arbeitsgelegenheit bebeutenb, aber mit ber machfenben Neuerung fefete
trofebem eine mahre „®ataftxophe beS Arbeitslohns“ ein, mie Sin¬
nig es nennt. Raturgcmäfe fam eS nun auch trop beS Krieges unb
beS w 58urgfricbenS" mieber au 2ohnbemegungen. Sas ^ilfSbienftgefep
»erfolgte neben ber Rtobiliftetung ber ArbcitSlräfte auch ben Smecf,
ben SöirtfdhaftSfrieben für ÄriegSbauer mieber mel)r a u ftchetm.
Aber trofe ber SRiimirfung ber ©emerffchaften bei ber Surchfiihumg
beS ©efe^eS ift eS im allgemeinen hoch nicht gelungen, ben Arbeits¬
lohn im gleichen ^erhällniS au fteigem, mie bie Soften ber 2ebenS=
haltung geftiegcit finb.
Ruch bie ©emerffrijaften, beren Rtitglieberbeftanb auf etma
ein Srittef beS F^iebenSbeftanbcS aurüefgegangen ift, müffen
ihre ©inrtdhiungen, bem gefunfenen ©clbmcrt entfptechenb,
änbern unb ansbauen. Su aohlreichen Rerbänben merben
SafeungSänbcrungen borgenommen, bie Beiträge merben erhöht,
um fiinftig höhere Unterftüfeungen bei ^ranfheit, RrbeitS-
lofigfeit unb auch bei SQSirtfchaftSfämpfen schien 3 « fönnen.
Seboch foüten — nach SBinnig — bie ©emerffchaften bei ihrem
Streben nadh Sohnerhöhungen nicht febiglicf) bie früheren
SRethoben anmenben, bie einfeitig baS ^ntereffc beS RrbeiterS
im Rüge hatten, fonbern gerabe auch als Vertretung ber Sohn«
arbeiterfdhaft follten fie augleich barauf bebacht fein, bic Vro-
bnttion au fteigem.
„Sas Streben ber ©emerffchaften, mufe bafjin gehen, ben Real¬
lohn möglichst über bie reinen ReprobuftionSloften ber ArbeitSfraft
hinaus au fteigem, um berbutd) ber Arbeitcrflaffe bie ftraft ^ur fitt=
liehen unb fulturellen ^öh^^entmidlung a u geben,’ bie mieberurn
Vorbebinguitg für politrifche 5Rachtermeitcrung ift.“ Unter ben
„Reprobuftionsfoften ber ArbeitSfraft" »erfteht SBinnig fomohl ben
JjSreis ber SebenShaltung, bie aur ©rhaltiing ber »ollen ArbeitSfraft
erforberlich ift, mie auch bie eigentlichen ^robuftionSfoften unb bic
Abfahbebingungen.
RuS biefen ©ebanfengängen heraus regt SBinnig eine
„Reuorientierüng ber ©emerffchaften" in bem Sinne an, bafe
fic nicht nur ber Sohnfrage beS RrbeiterS, fonbern
attgleich bet Frage ber Rentabilität ber beittfchen
SBarenprobuftion Rufmerffamfeit fcheufen malfeten.
Sa bie beutfdjc ^nouftrie bei ber SBieberanfnahme beS inter¬
nationalen SÖettbemcrbS mit grofeen Schmierigfeiten au redhnen
haben mirb, bie fich nicht ohne meiterc# abfteEen. taffen, fo mufe
fie auch an beut SRittet greifen, eine gröfeere Rentabilität burch
ben Übergang au rationelleren VctriebS-
methoben au eraielen. Sie ©emerffchaften hohen folchen
Veftrebungen, 51 t benen a- 33. oudh bie Rnmenbung beS fog.
Saptor-SpftemiS gehört, bisher ärmlich mifetranifch gegen¬
über geftanben, meil fie barin ein Vcftreben aur gröfeeren RuS-
beittung ber Arbeiterfdjaft mitterten. Rber eS gilt, ben
öfonomifch*fortfd)riftlid)en ©runbgebanfen barin au erfennen^
bie aufgemgnbtc ©nergiefumme an RrbcitSfraft beffer au Pcr-
merterc als* bisher, unb befferc ©rgebniffe au eraielen, bann
läfet fich oud) Pom Rrbeiterftanbpunft nichts bagegen cinmcnben.
Ser ©ebanfe, bafe bie Rrbeiterfchaft fi^ nicht nur als
Sohnempfänger, fonbern als eng beteiligtes ©lieb beS ganaen
271
Sogiale $ra£is unb ftrchio für Bolfsroohlfafjrt — 1018 — XXVII. 9?r. 18.
272
BrobuFtionSproacffeS betrad)ten lernt, baS cbenfo ftorf am i
Aufblühen ber ^nbuftrie beteiligt ift n>ie ber Unternehmer
unb lebten Gnbcä ba§ ganae bentfehe BoIF, Fehrt jefct bereite |
mehrfad) in ber gemerffcbaftlidjcn un b foaialiftifdjen 3(rbeiter'
breffc Wteber.. befielt bie Hoffnung, bafe mit ber 9fu£-
Breitung foldjer Gefinnmtg innerhalb ber 2(rbeiterfd)aft auch
Ciinftige 3Birtfd>afi§Fümbfe immer mehr im $inblid barauf
auSgefochten Werben, ob unb wieweit ba§ beutfebe SBirtfchaftS-
leben baburd) gehoben Wtrb.
(Sine SlrbeitSgemeittfdjaft weiblicher Bctfbßnbe ift nunmehr
auftanbe gefommen. Xe nt unabweisbaren SöebürfniS nach einer
wirffamen Sufamrnenfaffnng ber Berbänbe Weiblicher ,§anb*
lungS- unb Biirogehilfen ftattgebenb, h<uhcn fief) fünf namhafte
Vereine anfainmcngefchloffen: ber Kaufmannifche Berbanb für |
Weibliche 3lngefteflte (0ih Berlin), bie Berbiinbetcn Fmtfmän* '
nifdjen Vereine für weibliche Stngicftellte (Sifc Gaffel), ber
SCatholifd)e Berbanb ber Weiblidjen Faufmännifd)en Sfngeftellten
unb Beamtinnen XeutfchlanbS (0ifc Betlin), ber Berbanb
fatholifd)er Faufnüinnifcher * (Gehilfinnen unb Beamtinnen
XeutfdjlanbS (0ih Göln) unb ber Siibbcutfche Berbanb ber
Bereinc Fatholifdjtar Faufmännifchcr Gehilfinnen unb Beam¬
tinnen (Sifc München). Xtc SlrbeitSgemeinfchaft Will bie ge-
meinfamen Sntereffen ber in ben $reiS ber Bereine gehörigen
SlngeftcHten öffentlich bertreten unb gefchloffen borgehen. Bor«
fifcenbe ift für bie erften awei S^hre gräulein eignes $errmann,
Berlin SO 16.
Jtifrarifdjf pitteilungen.
II n f e r e Jy i n a n 3 e n n a d) b e m Ä r i e g e. Bon Dr. 91. & u =
catjnSfi. Julius Springer. Berlin 1917. 131 S. 1,40 M.
*ßrotofoll ber 13. (aufeerorbentlichen Generalberfammlung be$
Xeutfchen ScEtilarbeitierDerbanbeS; Berlin 1917.
Sie geitfdjrift „gtöilalc unb 3t,rdjiu für ift
©iitgelnummer 35 ©f. Ser SlngeigenpreiS
Geroerffchaftltch gerichtete Slngeftetttenorgantfation fucht
31 t halb
einen fogiatyolitifchen SOIttorßeiter,
ber fich auch journaliftifch betätigt, im Nebenamt. Bewerbungen
unter Angabe ber bisherigen £ätigleit erbeten unter 3* Ä. 1720
au 9tubolf Stoffe, Berlin SSB. 19.
Dectag oon 6 u ß a 0 $ f f d) e r In 3*n«-
Über 6 ientuttet. oen Dr. J. 3brai>im,
e. 6. Prof, der Äfnörrbeflfunöe fn 5«na.
♦ ♦ ♦ ♦ Prete: 75 Pf. ♦ ♦ ♦ ♦
burdj alle Budjhanblungen unb ©oftamter (©oftacituugSnummer 7137) au bestehen,
ift 45 ©f. für bie blergefpaltene ^ßetitgeilc.
uiiiiiiiininininiiiii iin nniniiiiiiiiiiniiiniiiiniiiiHHHiiniHniiimiiiiiiiuiiiiiiminiiiHnmiuiimiHHiinnin>iMiiiiiiu»iiimimnuit;
(Sinbattbberfen
}u 3obrflang XXVI ber „©ojfofen Praxi#
unb SCrdtfo für 2foffetoo$(fa(>rf*
(ln brauner Cüangldnwanb unb in ber Sfrt ber iDecfen
gu ben Dorhergehenben Jahrgängen) finb aum prelle
non 2 IRorf 50 pfg. burd) jebe SortimentS^udj*
hanblung gu Begieren.
Jena. <9uftan $if<her, Verlag.
miiiiiiiiiiiifiiiitiiiiitimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiniiiiHiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiniiiHiunimiHiiiiimtim
Verlag oon © « ft a » f$r t f d) e t itt ^ena.
Soeben erfchien:
2tt3tlid)e Ärtegö = unb gfriebenägebanfeu.
sieben unb Slb^anblungen au§ bem SSeltfriege
bon
Ißvof. Dr. 9 Jtartin Ätrchner,
2J?lmfterialbireftor im SJUntfterlum beS Innern.
SWit 14 2lbbilbnngen im £e£t. (VI, 305 S. gr. 8 °.) fßtei£z 10 9Rm;F.
Jn ben uorliegenben Sieben unb Slbljanblimgen, bie teils furg öor
bem ?luSbrudj beS SBeltfrieaeS, teils loäfjrenb besfelben öerfaftt morbeit
finb. Berührt ber befannte Seiler ber ^reu&ifcbert aiiebiainalüeriualtimg
alle fragen, toelcf)c an ben Slrgt, ben ©anttätSofftgicr unb ben SÖiebiginal*
beamten in biefen fc^njeren hagelt berantreten. Seine in fliefjenber
3)iftion gehaltenen unb non mariner Baterlanbsliebe burchmehten 5(uS»
fübrungen behanbeln bie 31iitmirfung beS SlrgteS im ßriege unb bie amt¬
liche ^nebenStätigfeit mährenb beSfeiben, bie Borbereitung, ©urd^führung
unb biedrfolge ber Seuchenbefämpfung im allgemeinen unb im eingelnen,
fomieSJiitteilungen über baS eigene Eingreifen beS BerfafferS in fricgerifche
Aufgaben auf gefunbheitlidjem ©ebiet mahrenb beS Üluffene in falls in Oft-
breufeen unbfchlieBen mitbcheraigenSmerlen^luSblicfen auf neue griebenS*
aufgabeti nach bem SBcltrriege. Sicherlidb werben biefe ärztlichen ÄriegS*
unb JriebenSgebanfeit für mandjcit beutfehen Slrgt uon bleibenbem SBerte
fein, iöiclleidht werben fie fpäteren ©efchlechtern ein ©ilb geben non
bem Genien unb Streben ber beutfehen Ötrgte in fchmerer 3 e it.
3 »t 2 tbtoeI)C
be£ etfytffyen, be£ foatalett, be£ poltttfchen XatrwintjSmuö.
Bon
OScar 4 >erttt>ig,
7)ircftor beS auatomifch-btologifchen ÖnftitutS ber llnioerfität Berlin.
$veiS: 4 SOlarl.
Inhalt: Einleitung. — 1 . XetI: Xer bialogtfche XartoiitiStmtS. 2. Seil: Xec ethtfeh^ Darn»itttSimiS. 3. Seil: Xer
foatale XanomiSmuS. I. Söege unb 3lcle ber negatibett SluSlefe. II. SBege unb 3icle ber pofittben HuSlefe. 4. Seil: 3^r Äritif
rntb Abwehr beS foktalen XarminiStmtS. 5. Seil: Xer politifche XanoittiStnitS. — Xa§ ©ebot ber Stunbe, ein 9Iadhwort.
® eraitiluortlich für bie ©chriftleUintg: Dr. ß u b m i g $ e h b e, ®erlin*®nmc»)alb. — Scrlag :©uftabÖifd&er, geita.—©ebrueft bei 3 u li u ß ® i 11 e n f e l b, ^ofbuchbrutfet. Berlin W 8
xxvtl. H«tjrgang.
Serlht, öfti 7. |ebruar 1915»
Uumiswt 19.
unb
glrrpnt für
Gvttetat <m fAm JBmmmtag.
S4rlftUtt»«|t
gerltn Wso, gflUirttfrfllr* 29/30
Int UtlUntotf *80f<
§tr*ssjfg*fcm
Jfrfff. Dr. <$. framke uitb Jfrof. Dr. p. gtatnwrntmm.
Prrf« rtttttqftbrHdj 4 Maxi.
«Mfliur ^tTiOtr, Jen«*
Sfernfpre^er 63.
inkalL
©inaBfdjredfenbegSetfüiel. SBon
gJrof. Dr. @. 0-rancfe, Berlin 273
Aufgaben, ©inridjtungen uttb
drgane Don SBo^lfa^rtS-
cimtern in 0tabt- nttb Lanb«
!retfen..93on Dr. 2Warie Saum,
Ham6urg. 1.276
©atevlttttbifcfter $UföJ>ienft ... 279
HUfäbienftpflicljt unb OMbeoerorb-
nung.
VoIfdenityrKKB mtk Sieben®*
fealtnng.279
©inblicf in bie Lebenshaltung
be§ AJittelftanbeS «nb ber
Arbeüerfd)aft im 3. Kriegs-
jahr. .
XarifoevehtBatmtgen pȤf$eit
türbeHgcbern unb Arbeitern. 281
©a$ Stammergericht über bie
SftedjtSgültigfeit beS »uth-
brucfertarifs.
©ntü ©öblin f.
Organifationcn bet Arbeiter, ©c*
hilf eit, AnoefteOtcn nnb ®e*
amten.282
©er ^arteüaerbanb ©eutfdjcr 2Berl*
Dcreine.
Cfrbettevfdbtig.283
©rneute Mahnung aum 0cf)ub
ber Arbeiterinnen.
©ie 93abifä)e gabrifinfpeftion.
SRinbeftlöTjne für bie Heimarbeit.
KrbeitSlofigleit nttb Ihre ®e<
(Ompfung. . . . . 285
AeidjSmittel jur ©ntfchabtgung für
unfreiwillige geierf(hielten.
VBoblfabrtdetnirtchtnngen .... 285
ArbeitSgemeinfchaft ber Ardjiue für
SBolfStooljlfabrt.
^Sanbaufenthalt ber (©tabtfinber.
giierarlfdje SPtttteilun&en .... 286
Abbrud fämtlidjet Auffafee ift Seitungen unb Seitföriften geftattet, febodh nur
mit boüer DueHenängabe.
@in abfüfxttiitntez
SDie SluSftanbSbemegung ber lebten Socpe in 3)eutfd)lanb
bietet baS Söilb „milber" SRaffenftreifS, aufgeftiegen aus bunflen
liefen, ohne- fefte Leitung, üermorren in ben Sielen, befletft
üon SlnSfcpreitungen unb Tumulten, enbenb in Sufammen-
bntrf) ober SSerfanben. Sie ift ein bunfleS 33latt in bein fonft
fo rühmlichen 53ud>e ber beutfehen 5lrbeiterfd)aft im Kriege.
Unb felbft menn man alle ©rünbe fid) üor 5lugen hält, fann
man nid>t au bein Scpluffe fommen: 5lUeS üerftehen, heifet
alles üergeipen; fonbern gum minbeften bleibt ein Reft „git
tragen peinlich". 5lud) bie Statfadje, baß bei unfern geinben,
in Snglanb, granfreiep, Italien große SfuSftänbe häufig finb,
ift fein Xroft: mir üerlangert üont beutfd)en Arbeiter beffere
Sinficpt unb ftraffere Sucht in ber Rot beS SSaterlanbeS, baS
feine Söriibcr an ben gronten mit ihrem Glitte üerteibigen.
„Silbe" Streife ohne fefte Leitung unb Organifation
finb ftetS üon gefährlid)er 51 rt. llnb menn je, fo maren biefe
5luSftänbe „milb", aus bumpfen (Gefühlen unb mirren ($eban-
fen aufpreepenb. £er fd)ier enblofe SSeltfrieg hat bie Waffen
germiirbt, bie RaprungSnöte bebrängen Seih unb 0eele, froh
fiep regenbe griebenshoffnung midj ber ßnttäufchung. 5luf ber
einen 0eite 5tiefenüerbienfte, auf ber anberen Verfall unb ©lenb.
CDer Jammer um bie Ströme eblen 53lute§, baö helbenmiitig
für bie Heimat bahingegeben mürbe, ftebt hart neben grellem
Taumel ber Sinne. 3Bie menig ift nod) üon ber Seihe ber
großen Seit au fpiiren, ba ba§ beutfd)e 53oIf einig unb ent-
fd)Ioffen anr SJertcibigung be§ $aterlanbeä gegen 2:iicfe unb
05emalt aufftanb! ilnb in aü biefe feclifd>e unb leibliche 5tot
mifchte fid> ba^ ^ifetrauen, bie Sorge, ob bie Regierungen aud)
mirflich feft bleiben mürben gegen ben 5lnfturm ber @r«>
obcrung§politifer unb ber Scharfmad)er. 2:ie tiefe griebenS»
fehnfuefjt, bie unfer fBolf erfüllt, empört fich gegen bie lärmen-
ben Streibeieien, bie auf einen (bemalt» um) Sdhmertfrieben
bringen unb bie mit ihrem Stoben ebenfo gegen bie Staats¬
autorität anreunen mie fie bie innere C^efchloffenheit gerflüften.
Unb bie äJtanöüer ber Sal)ltecl)tSüerfchieppung mirften nicht
minber aufreigenb als bie 5lnjd)läge fernerinbuftrieller Unter¬
nehmer gegen ^öeftanb unb Sidjerung fogialpolitifcher ©r-
rungenfehaften. Sirb gegen biefe 9Rud)enfd)aften bie Regierung
feft bleiben? Sinb ihre Sorte unb ihre Üaten ftetS flar unb
offen?
5tde biefe Steifet unb Sorgen bienen nicht gur ©ntfchul-
bigung ber bcflagensmerten SSorgänge. 5lber fie erflären eS
einigermaßen, mie nun bie gunfen in biefen aufgehäuften
Siinbmaffen hunbertfad) ^öränbe meeften. Seld>e $änbe haben
biefe gunfen auSgeftreut? ©S finb bie Schulbigen fauni gu er¬
mitteln. 9Son Rußlanb meht eine fcharfe ReüolutionSluft über
bie Seit. SDer 2)emonftrationSftreif in Sien mit feinem Er¬
folge locfte gur Rachahmung. S« SRaffen mürben glugblätter
üerteilt, mit offenen ober üerftedten Streifaufforberungen;
lüenn man, mie eS ein glugblatt ber „Unabhängigen Sogial-
bemofratie" getan hat, ben Arbeitern guruft: „Seßt habt ihr
baS Sort!" fo mirb baS üerftanben. Unb an men menbet fid)
biefe 5lufreigung? ^n manchen alten ©emerffdjaften ift Sucht
unb Drbnung üielfcwh burch.rabifale R?ad>enfd)aften erfdhiittert.
Millionen üon grauen unb unreifen 53urfd)cn hat bie Kriegs-
notmenbigfeit in bie 5lrbeit geführt, ohne fie ben @emerffd)aften
einguüerleiben. ©ohe Söhne taffen ein geiern mie gerien er-
feheinen, noch höhere Unternehmergeminne reigen Reib unb 23e»
gehrlid)feit. So mar bie $crfaffung meiter Greife ber 5lrbeiter-
fd)aft, als bie Streifs auSbradjen. 3Ran braud>t gar nicht, mie
bieS hier unb ba behauptet mirb, an bie Siihlereien feinblicper
5lgenten gu benfen, auch nid>t an 3RiIIionen feinbiieher SBe-
ftedhungSgelber. glommt an einem ^erb ein 33ranb auf, fo greift
baS glugfeuer meithin über baS Sanb.
5lber nid)t aHermärtS hat eS gegiinbet. Unb an manchen
Orten fanfen bie glammen rafch mieber in fich gufammen.
Seite SBegirfe blieben gang ober faft gang üerfd>ont. So hat
Rbeinlanb-Seftfalen fid), abgefchen üon geringen SuöCungen,
ruhig bei ber Arbeit üerhalteu, ebenfo Sdüefien mit menigen
5luSnahmen, baS ^önigreid) Sadjfen nid)t minber, ferner bie
öjtlid>en s $roüingen; in Siibbeutfdjlanb hat bie 53emegung, ab-
gefehen üon einigen ©roßftäbten, nicht ernftlid) guß gefaßt,
^m Bergbau mürbe gearbeitet, nur meuige fleine unb üer-
eingclte Streifs, bie rafd) .bcenbet mürben, famen üor. SDaS
gefamte ^ranSportgemerbe, bie 53erfel)rSanftaIten blieben un¬
berührt, auch @aS* unb ©leftrigitätsmerfc unb bie RaprungS-
gemerbe. 5luf ben Scrften Rorbbeulfd)IaubS führten mirtfdiaft-
lidje gorberungen gu SbeilauSftänben,. bie nad) menigen Stagen
in SSerhanblungen bcigelegt merben fonnten. $ier unb ba
frf)ien anfänglich bie SBemegung einen großen Umfang für
längere Oauer angimehmen; unermartet rafd) ging fie bann
gu (Snbe. Sine mirflich ernftpafte, beflagcnSmcrte Söebeutung
hat ber 5fuSftanb eigentlich nur in ÖJroß-Söerlin gemonnen. (^e-
miß hat er aud) hier nur ein Viertel, höd)ftenS ein drittel
ber 5lrbeiterfd)aft in ben RiiftungSgemerben erfaßt. 5Iber bie
275
Soaiale graste unb für VoIfStoohlfaljrt — 1918 — XXVII. Nr. 19.
276
Vegleiterfdjeinungen unb bie folgen gaben ihm ein gefähr¬
liches ©epräge: am Anfang eine Bößige Vermutung mit itn*
Berniinftigen politifcpen Sorberungen, bann grobe 2luSfd)rei*
hingen unb Angriffe auf Sehen unb Eigentum, 511 m Scpluh
bei* Sufammenbnid) unb als Nacpfpicl bie Strenge beS ©efepeS
unb harte Strafen.
Ounfel, mic bcr Urfprung biefer unheilBoßett Vcmegung
mar, fonnte fie in Berlin nid)t in bie feften Scpranfen befonnc*
ner Leitung gebracht merben. Unb baS Beilegte ben Weg aitr
Verhaitblung unb sunt 2tbfd)tuh. Oie dbriftlid)en ©cmerffcpaf*
ten, bie beutfd)en ©cmerfoereine $.*£)., bie $o!nifd)e VerufS»
Bereinigung haben it;re Stimmen 311 ernfier Nbmahnuug er*
hoben. Oie Neid)Sregie.rung hat $emarnt. Oie ©eneralfom*
rniffion ber freien ©emertfdjaften erhärte ihre Neutralität: bie
Streife entftanben außerhalb ober im ©egenfap 311 ben Drgani*
fationen, Unterftiipungeii mürben beSbafb nicht gegahlt, bie
©emerffdjaften 0 iS foldje hatten mit ben 2luSftänben nichts
gemein. Nun bilbeten bie Streifenbe_n nad) ruffifdient Nhtftcr
einen „ 2 lrbeitcrrat", unb ihnen sur eeite traten Sührer ber
Unabhängigen Soaialbemofraten. Um bie Vemegung nid)t
gang ins Wilbe laufen au taffen, folgten einige üNitglieber beS
VorftanbeS ber foaialbemofratifdjenNJehrheitöpartei einem Nufe
auS ber SNitte ber Streifenben. SNan hat ihnen baS Bielf ad)
Berargt; uns miß fcheinen, als? ob ber baperifche SNinifterpräfi*
bent in feinen ftugen unb fefteti Neben im Nbgeorbneten»
häufe bie Sachlage richtiger beurteilt, menn er ben Soaial*
bemofraten auSbriidlid) ben Oanf bafiir auSfprad), bah fie bie
Sührung in SNitncpen übernommen unb ben Streif rafdj au
Enbe gebracht haben.
ßeiber ift bieS in Berlin nidjt gefdjehen. 2M)rfache Ver*
fudje, Verhanblungen amifd)cn ber Negierung, bem Neid)S*
fanaler, bent SSiacfanater, einaclnen StaatSfefretären unb 23er*
tretern ber foaiatbemofratifd)en Parteien, ber freien ©emerf*
fdjaften unb ber Streifenben auftanbe au bringen, fdjei teilen:
bie Vertreter ber Streifenben 311 empfangen, lehnte bie Ne*
gierung ab, bie Vertreter ber ©emerffd)aften fühlten fid> nid)t
auftänbig, bie fo 3 iatbernofratifd>en Slbgeorbncten fonnten ober
moßten nid)t ohne bie Vertreter ber Streifenben Berpanbeln.
SNan fann ben Stanbpunft ber Negierung Berftehen. 2lber
erforbern ungemöhnlidje Ereigniffe nicht auch itngemöbnlidje
NtittcIV Oarf man niept um ber Sad)e mitlen in ernfteften
Gingen bie Sorm preisgeben? Unameifeihaft hat bie Negie*
ruttg bis au bem einen 25unft Bolle SBereitfcf)oft 311 m Ver¬
handeln gcaeigt unb ebenfo unameif eihaft hat bie hartnädige
Sorberung ber Unabhängigen unb ber StreifBcrtreter ebenfo
eine Verftänbigung aerftört mic bie Weigerung ber Negierung.
9Xber eS bleibt bod) bie betriibenbe Oatfadje, bah an einer
^erfonenfrage, bie freilid) einer grunbfäplid)en Vebeutung nidjt
entbehrt, eine Beilegung beS Streifs? gefd)eitert ift.
Snamifd)en hatte baS Cberfommanbo in ben Ntarfen
mit fdjarfen militärifdjen SNahnahmen eingegriffen: Verbot
aller politifchen Verfarnmlungen in ©rohberlin, Nuflöfung beS
StreiffomitecS unb Unterfagen jebet meiteren Oätigfeit unb
3nfammenfunft, Verfcpärfung beS VelagerungSauftanbeS mit
Einfepung Bon ßricgSgeridjten, SNilitarifierung grober
NüftungSbetriebe, Nnbrohung fdjmcrer Strafen gegen bie Strei¬
tenden, Einaiepung Bon Ncflamierten, bie bie Slrbeit Berlaffen,
Näumung ber VerfammtungSräume be'S ©emerffd)aftShaufeS,
Verhaftungen auf frifd)er Oat, barunter and) eines NeicpStagS*
abgeorbneten. Von einigen anberett fteßBertreteuben ©encral*
fomruanboS finb ähnlid>e, menn auch nicht fo' meitreidjenbe
Ntahnahmen angeorbnet morben. Oie Notmenbigfeit, bie
Nube unb Orbnung au mähren, bie NüftungSgemerbe in ©ang
311 halten, ben Verfehr 311 fidjern, StuSfcpreitungen au Ber*
hinbern unb bie ßftiffetäter ftrenger Strafe 3 itaufiihren, mirb
niemanb*beftreiten, — am menigften mäprenb beS Striegel.
9lud) gibt ja ber äuhere Erfolg ber ntilitärifcpen Strenge red)t:
Oer Streif ift 31 t Enbe. 2Sa§ im Saufe ber Borigen 2ßod)e au§
ben Bcrfchiebcnften Orten gemclbet mirb, Bollaieht fief) aud) in
Verlin. Oie Arbeit ift fafi überall mieber aufgenommen, bie
Nuhe nirgenbö mehr geftört morben.
9lber bamit finb bie Söirfungen unb Sotgcn nodj nicht ab*
getan. Oer fchnurralidjc ©inbruef bleibt, bah in nnferem Volfe
Strömungen fid) an bie Oberfläche brängen, bie bie innere
©efchloffenbeit unb Straft fd)mäd)cn. ($0 tmth hier ber gefunbe
Sinn ber übergrohen SNchrheit unferer 9frbeiterfdiaft, ber- fid)
bod) gcrabe auch hei biefen Streifs geaeigt hat, fid) bemähren,
mie mir anbererfeitS hoffen, bah* bie Negierung nicht bem 2In=
finnen meicht, bie beflagenSmerten Vorgänge gegen bie 2fr*
beiterfdjaft auSaunüpen. @S fönnte nid)tS ©efährlid>ere'S
geben, als menn man nun Bon ber Vahn bcr Neformen ab*
lenfen mollte. OaS märe ungerecht, meil man baS ganae Volf
ftrafte für bie Verbrctfjen einaelner, eS märe unflug, meil man
bamit bie Erbitterung ber SNaffcn meden mürbe, unb eS märe
Berfehlt, meil biefe Neformen für Neid) unb Staat notmenbig
finb. Nein, jefet muh es heihen: Erft rcd)t freiheitliche Ne*
formen! Einen iiberheiaten Sieffel bemal)rt man nid)t Bor bcr
Ejplofionen, inbem man alle Ventile fefter fchraubt.' 2fuch bei
unferen Soiuben im 2fuSlanbc unb bei ben Neutralen mühte
eine NeaftionS* unb ©cmaltpolitif bie Ermartungen neu be*
leben: ber fd)neße 3ufammenbrud) beS po!itifd>en Ocmonftra*
tionSftreifS hat ihnen geaeigt, mie menig hoch im ganaen ge*
nommen biefe Vemegung in Oeutfdhlanb 311 bebeuten hat. §hrc
Hoffnungen auf Qufammenbrud) finb mieber einmal eitel ge*
mefen, fie mürben aber geftärft, menn ber Schein entftäribe, nur
mit ©emalt feien bie Niaffen noch int 3 aum- 31 t halten. 2 fn
ben beutfdhen Arbeitern ift eS aber jept, ben VemeiS 311 liefern,
bah fie bie einbringlid)e Sel)i*e ber lepten Oage beheraigen:
fie nüpen bem Vaterlanbe am beften, menn fie in gemerffdjaft*
iid)er 3 ud)t unb Orcue ebenfo ihre ^füd)t erfüllen, mic ihre
Vriiber in militärifdjer 3ud)t unb Öreue branhen an ben
Sronten. So fann ba»S abfd)redcnbe Veifpiet beS „milben"
poIitifd)en OemonftrationSftreifS fogar nod) feine heitfamen
Solgen haben! E. S r a n d e.
Aufgaben, ®inrid)tungcn unö ©rganc »01t Pütjl-
fatjrtsämtrru in §tnöt- unii Jmtiihrftffn.*)
Von I)r. SKarie 95aum»Hamburg.
I.
Oie Einigung ber 2öoblfafn*t3pfIege, unb amar fomohl ber
freien mic ber fommnnalen, befchäftigt unS alte feit geraumer
3eit. Oer ftrieg fepte an Stelle tl)eoretifd)er Erörterungen
ctmaS VefjercS: bie ^fai'i^. Vkitn biefer furchtbare
Sßeitfricg hie unb ba auch etmaS ©uteS geaeitigt l)üt, fo
Berftepe ich barunter nicht aum menigften baS oertiefte Ver*
ftänbniS für perfönlid)cS Sehen auf ber einen, für baS foaiale
Sehen auf ber anbern eeite unb bie Vetonung einer 2£ed)fel=
mirfung bahin, bah man in bcr foaialen Sfrbeit baS perfönlid>e
Sehen berer, bie fie auSiihen, unb berer, benen fie gilt, mehr
ad)tcn gelernt hat.
2Bie ftanb cS mit bcr 2BoI)lfahrtSpflege Bor bem Kriege
unb Biclfad) nod) jept? Sä) möd)te eS im Verglcid), — bcr eben
als Vergleich mit VcrftänbniS geiiommen merben miß, — fo aus*
briiden: Oie innerhalb einer ^tabt mit Wohlfahrtspflege be*
trauten Stoßen finb gegencinanber beinahe ebenfo abgefd)loffen
mie Bor 100 Salden bie beutfehen VunbeSftaaten burd) ihre
3oßfcbranfcn. Scbc hütet ängftlicp' it;r Neffort, Biclfad) herrfdjt
Unmohlmoßen unb Nühtrauen gegencinanber; unb baSfelbe
Unmohtmollen, gepaart mit UnBerftänbniS, aeigt fid) gegenüber
bei* freien Siebestätigfeit, bie, in ber gleichen Enge befangen,
fid) and) in Einaelgebiete Bcrfapfelt unb als il'räutdjen Niipr*
mich^nidht’an gebärbet. Sm Sah re 1820 fprad) man baoon, bafe
burd) biefe mirtfd)aftlid)e 9fbfonberung bie VunbcSftaaten fid)
felbft baS Sehen abfepniirten, langfant Selbftmorb Beriibten.
Out im Sahre 1920 bie Wohlfahrtspflege nid)t etmaS 2 lI)nlid)e§V
Oer 3oß mirb nicht in ©elb beaaplt, aber in etmaS, baS fchioerer
miegt: in enblofen Sdjreibereicn unb Verärgerung unterein»
anber, unb feitenS ber Hilfsbobiirftigen in Umbertaufen unb
Warten, Warten unb Umberlaufen, Erbulben Bon bureaufrati*
fcpenVeläftiguügen aßer 2trt, enblofem 2luSfragen, baS oft genug
Oaft unb 3artpeit Bermiffen läfet, — aßeS bieS Bergolten burd)
eine Verbitterung fonbergleidjen. ES gehört oft mirflid) ein
groheö NJah Bon ©ebulb unb ©efepid baau, im Einaelfaß ober
um einer guten, allgemeinen Sache mißen biefe Sdhranfen 311
überminben, Schranfcn, bie tatfädßid) beftehen, menn auch, mie
mir natürlich) befannt, SluSführungSbeftimmungcn unb Oicnft*
anmeifungen anbercS Borfchreiben, unb bie eine ober anbere
2luSnahmoftabt and) mirflich gcbciblicherc Verhältniffe aeigt.
Nun finb an ben Berfdjiebenen stellen OentfchtanbS Ver-
fuche unternommen morben, biefer Serfplitterung Herr 311
") Vortrag, gehalten auf ber Tagung ber freien Vereinigung für
SlriegSioohlfahrt in Hamburg am 2. Oeaember 1917.
Soziale 5]3rajig unb Archiv für PoIfSiuofelfaljrt — 1918 — XXVII. Ar. 19.
278
217
Werben. höbe mir nidjt bic Aufgabe gefefet, biefcn in ihren
©inaelfeeiten nacfeaugeben unb feftauftetten, Wo bie eine ober
nnbere Sorberung etwa bereite erfüllt fei. Pielmefer beab-
fidjtige id), ein Pilb ber geeinigten Wohlfahrtspflege au ent¬
werfen, Wie cS fic^ mir in ber praftifdjen Arbeit unb im SftaCh-
benfen bariibcr geftaltet hot. Die Durchführung Verlangt
freilich nicht mehr unb nicht Weniger, als bie Aufhebung ber
3 ottfd)ranfen, bie ©inhcit auf Soften mandjer liebgeworbenen
Selbftänbigfcit, bie eben Don Weiteren ©efid)tspunften ouS eine
lebenSfcinölicfee AbfCfeliefeung bebeutet. * Über biefe Pcreinljeit-
lid)ung Weit hinaus aber greifen bie fd)öpferifd)cn Aufgaben,
bie ber frei unb beWeglid) geworbene Organismus nun au
leiften imftanbc fein Wirb, gana Wie ber WirtfcfeaftSförper fidj
behüte unb Wud)S, olS bie einfehnürenben Sötte gefallen.
* *
*
Unter Wohlfahrtspflege Wirb in biefent Sufantmenhang
bic inbivibualifierenbe offene Sürforgc für ®ilfsbebürftige
aller Art einfd)licfelid) ber gefefelid) vorgcfd)riebenen Armen-
unb Waifenpflcge verftanben. 9htr biefe offene giirforge Wirb
unmittelbar vereinheitlicht Werben fönnen. Die au ihrer ©r-
gänanng notWenbigen Anftalten hüben ber Statur ber Sad)e
nad> ihr abgcfdüoffcneS ©igenleben. Da fie aber ihre Pfleg¬
linge Von ber offenen Sürforge aus augcWiefcn erhalten, raufe
bie ttftöglicbfeit gegeben fein, and) fie in ben 9ting ber gentein-
famen Arbeit einaubeaieljen unb, wo fie ungeniigenb arbeiten,
bie erforberlidjen Pcibefferungen au erawingen.
^ SaCfelid) Wirb bie Vereinheitlichte Wohlfahrtspflege foWohl
bie VolfSgefunbbeitiiche Wie bie WirtfCbaftliCfee unb bie eraiehe-
rifefee Sürforge umfaffen.
Die gefdyid)tlichc ©ntwidlung hot aur Speaialifierung ge¬
führt. berufene Präger ber PoIfSgcfunbheitSpflege finb a. 33.
aWeifettoS bie Organe ber Soaialvcrficberung, berufene Präger
ber ©raiefeung bie Schulen. ©S liefee ficf> benfen, bafe man bie-
fen großen unb grofeaügigen ©inriditnngen bie Durchführung
bec volfSgefunbfeeitiichen unb VolfSeraieherifdjen Arbeit in
Stabt unb Saitb übertrüge, wie ja bic SanbeSVerfidjerungSan-
ftalten tatfäd)lid) fdjon jefet vielfad) bic offene Sürforge für
Sungeit« unb ©efcfelcd)tsfranfe burdjfüfercn, bic cödjulen fdjon
jefet hie unb ba Sfäitme unb AufficfetSfräfte für Horte unb
Wartefdjnlen bereitftetten, Sdptlfpeifung übernehmen unb
bnrdh Angliebcrung Von Sdjulpflegerinnen bie Pcaiefeungen
aWifdjen HauS unb Sd)ule fniipfen.
Peibe Söfungen hoben aunädjft etwas PcftedjenbeS an fid),*
aber fdjon fie bebeuten eine SWeiteilung nad) aWei Völlig aufeer
Ptrbinbnng miteinanber ftehenben Organifationen; unb bod)
fehlt aisbann nod) bie WirtfCfeaftlidje Sürforge als britte Sorrn,
bie bodj Wohl nur allein von ber StommunalverWaltung unb
ber freien Wohlfahrtspflege auSgeiibt Werben fann. Die
Solge Wäre, gana obgefefeen Von einer Iftcibe tedjuifdjer
Sd)Wicrigfeiten, bafe bie einaelne Hilfe unb fftat fudjenbe
Somilie eS hoch Wieberum mit brei gana Verfd)iebenen Stetten
au tun unb Pefucfee von minbeftenS brei Seiten auS au ge¬
wärtigen hätte, WaS bod) gerabe in ihrem ^ntereffe burchauS
Vermieten werben fott. -ftur bie SlommunalvcrWaltung. aber
ift irnftanue, eine foldje ©inigung voraunehmen, baS, WaS fie
felbft auf beu Verfchiebenften ©ebieten teils gefefelid) gebunben,
teils freiwillig gefdjaffen hat, aufarnmenaufaffen unb bie Von
ihr aum Deil fefeon jefet mannigfach unterftiifete Privat-Wohl¬
fahl 1 Spflege feeran 3 U 3 iehen.
Obwohl alfo anbere Söfungen nicht möglich finb, obwohl
fie fogar gegenüber mangelhafter Durchführung in Stabt- unb
Öanbfrcifen unter Umftänben burd)auS ben Poraug verbienen
würben, wollen wir unS hier bod) nur auf bie Sorm ber freiS-
Weifcn Organifationcn befd)ränfen.
* *
*
Die geeinte WohlfahrtSpflegerifdje Arbeit raufe vor allen
Dingen ein ttftefer an foaialen ©nergien bebeuten unb fidj trofe
feften AufbauS bodj nad) allen Seiten hin fliefeenbe ©rensen
au ben ©ebieten ber Soaialpolitif Wahren. Ohne Sufammcn-
ijang mit bem ArbeitSnad)WeiS, ber PerufS- unb Sehrftettcn-
vermittluna, ber ©eWcrbcinfpeftion, — ©inridjtungen burch¬
auS fo 3 iaIpoIitifd)en ©haraftcrS —, ohne engfte Süfelung mit
ber SoaialVcrfid)enmg, ohne ©inverleibitng eines feft unb
cnergifd) arbeitenben foaial ausgebauten Wohnungsamtes Wirb
baS Wohlfahrtsamt Stiicfwerf bleiben, unb idj möd)te immer
unb immer Wieber unterftreidjen, bafe unfer Witte nicht auf
foIcfeeS StiirfWcrf, fonbern einmal befreit Von alten Sdjranfcn,
auf etwas ©anaeS unb PotteS auSgehcn fott.
1. WaS fott burch baS Wohlfahrtsamt geeinigt Werben?
WaS man heute tatfäd)lid) als Wohlfahrtsämter beaeidjnet,
finb ©ebilbe fefjr Verfd)iebcnen Umfanges unb ©fearafterS.
Pegrifflid) biSfutiert man bariibcr, ob nur bic bcbörblichc ober
nur bie freie Wohlfahrtspflege ober beibe gemeinfam geeinigt
Werben follcn, ob etwa in ßanbfreifen vorläufig nur volfSge-
funbheitiiehe Sürforge Stoff unb Inhalt beS Wohlfahrtsamtes
Wirb unb bergleidjcn mehr, geh fagc barauf: ©S mufe alles baS
unmittelbar unb liitfenloS Vereinheitlicht Werben, WaS in ber
gorm ber „offenen Sürforge'" mit 3tat, SluSfunft, inbivibuali-
fierenber ilnterftüfeung (alfo nicht mit folcher, auf bie ein
StethtSanfprud) befiehl,), 3 Iuf|idjt (Kontrolle, SChufeaufficht),
Pflege irgenbweld)er 2lrt an Smnilien ober OTeinftehenbe
herantritt. Wo Wir h^vte Slrmenpflege, Waifenpflcge, Siel)-
finberaufficht, WohnungSfiirforge, ttTCutter- unb Säuglings-
fd)ufe, ^Icinfinber- unb Schulfinberfiitforge, ^auSpflege,
StriegShilfe, S.iirforge für Hinterbliebene unb ^riegSbefd)äbigtc
(über baS PJafe ber diente hinaus), 3lrbeitSlofenfiirforge unb
noCh Daufenb anbere Sonnen hoben, hot eine cinbeitlidj ge-
orbnete, in fleinen iiberfehbaren Peairfen von foaiol gefChuticn
Kräften amtlich unb ehrenamtlich auSgeübte VoIfSgefunbhcit-
Iidje, Wirtfchaftlichc unb voIfSeraiehcrifche fjomilienfiir-
f o r g c au treten.
Dies erfdheint bem unbefangenen Plitf fo ungeheuer ein¬
fach unb ftöfet bodj auf foviel Sd)Wierigfeiten, Weil ber Poben
nicht frei, fonbern foaufagen hPPvthcfarifd) belaftet ift, Weil
auf Wegen unb Stegen chrwiirbige, erworbene Rechte ruhen
unb um iebeS ©ebiet Säune unb Schranfen geaogen finb. Der
fefte Witte aur freien Pahn mufe aber baS ©clänbe freimaChen
fönnen, ebenfo Wie vor 100 fahren baS ©ebiet beS Wirt»
fdhaftSlebenS freigemacht Würbe.
Denn WaS liegt in ber heutigen Wohlfahrtspflege für eine
®räfteVergeubungl Wie Wirb mangels jeher orbnenben Honb
bie eine Samilie burCh aehnfadhe Kontrolle geängftigt, bie
anbere, in ber Hilfe Vielleicht Viel nötiger Wäre, VernaChläffigt.
DaS alles ift befannt genug. Sftidjt Weniger fChWer Wiegt, bafe
eS ber nidjt auS einem grofeen, fonbern aifö vielen fleinen
Hoiiaonten wertenben WohlfohrtSpflcge heute nid)t möglich ift,
leitenbe ©efid)tSpunfte auf breiter ©runblage au faffen. ^oft*
bare ©rfohrungen bleiben unauSgcnufet, Währenb — au fiaften
ber Pevölferung — immer wieber neues Sehrgelb geaahlt Wer¬
ben mufe. Unb Wie fepr fehlt eS an ber foaialpolitifdjen Aus¬
weitung. Audj hier liegen bie Peifpiele auf ber Honb: Der
Armen- unb Waifenpflcge unb jebem gröfeeren UnterftüfeungS-
Vereir. finb öieSufammenhänge aWifcben Armut unb Wohnungs¬
frage, SUnbcrVerWahrlofung unb AuffidüSlofigfcit ufw. aur ©e-
niige befannt. Unb bod) gebt von ihnen in ber Siegel fein fühl¬
barer Anftofe aur Perbefferung beS SilcinWohnungSWefcnS, aur
Schaffung fommunaler ^inberhorte, Wenn bie privaten Ver¬
tagen, auS. DaS fott ihnen nid)t aum PorWurf bienen, fonbern
nur bartun, 311 Welcher Unfrudjtbarfeit bie Abfonberung biefer
einaelnen ÜteffortS erftarrt.
Weit lebensvoller hot bagegen bie gute ®ricgSbilfe ge¬
arbeitet. Pei ihr War eben bie Starrheit gelöft, unb ihrem
unbefangen frifchen Plid fam ber geftärfte Hilf mitten ber 3cit
entgegen. Wie fd)nctt Würben hier SWängel ber ©efefegebung —
5 . P. bei ber Perforgung ber gcfd)iebcncn S^oucn, ber Somilien
aftiver Solbaten ufw. — ober ttftängcl ber Praxis — Peföfti-
gung ber Urlauber, Regelung ber ttftietVerbältniffe u. a. nt. —
erfannt, baS ^otwenbigfte fofort abgeftettt unb auf breite Pe*
honblung ber Sroge cnergifd) hingcWirft. Um bie öffentlichen
©elber burd) Unterftüfenng arbeitsfähiger, atteinftehenber
^riegerfrauen nid)t iibermäfeig 51 t belaften, Würbe mit beftent
©rfolge ein 3nfammcngehen mit beut Arbeitsnachweis einge¬
leitet, ArbeitSftuben errid)tct, Heimarbeit vermittelt unb burd)
alles biefeS angleid) ben Sronen in höherem, befferem Sinne
geholfen als mtt ©elb allein. Dafe ber Schüfe ber $inber ber
arbeitenben Seiten tatfräftig burd)geführt würbe, vcrjtefet fid)
Von felbft.
Diefe Peifpiele mögen genügen, um an aeigen, bafe eS fid)
um tiiChtS Weniger als eine rein äußerliche Sonnung, fonbern
um hödjft lebensvolle Srogen honbelt, bie ben ^eint beS
SChöpferifd)en in fich tragen.
(gortfefeung folgt.)
279
©ogiale 5J3raj;i§ unb?lrd)ip für BolfStDohlfahrt — 1918 — XXVII. 9fr. 19.
280
Jtderläniiifdifr gilfs&ifttfl.
$ilfsbienftpflicf)t ttnb SJielbebcrorbititng.
9tuS ber DtedhtSabteilung mirb im „StriegSamt" (9fr. 41)
mitgeteilt: Tie BunbeSratSPcrorbnung Dom 13. 97oPembcr
1917 über meitere Bcftimmungcn aur Ausführung beS § 7
beS ©efeßeS über ben oaterlänbifdien ®ilfSbienft Ö)t©Bl.
0. 1040) ift tuelfod) mißPcrftanben morben. Tie Berorbnung
Pctfolgt ben 3loetf, bie 9fad)h>cifungen ber hilfSbicnftpflichtigen
Berfonen au PerPoUftänbigen. 9fad> ber BunbeSratSPer*
orbnung bom 1. $färä 1917 ($t©Bl. 0. 202 ), bie benfelben
©egenftanb betraf, hatten fid) nur bte nicht mel)t l'anbfturm-
pfliditigcn BCrfonen 31 t ntelben, unb aud) bon btefen mar eine
größere 9lti3ahl ausgenommen. Tie Grfahrung hatte nun
gelehrt, baß biefe 9tuSnahmcbcftimmungcn häufig falfd) ber*
ftanben morbeu maren, inbent bie 2)Mbepflid)t mit ber $ilfS*
bienftpflid)t felbft bcrmedifelt mürbe, unb baß infolgebeffen
gahlrcidhe 2 WeIbepflid)tige fid) 31 t Uured>t nid)t gcmelbct
hatten. Um nun ben GinbcrufungSauSfchüffen, benen bisher
nur ein fehr liidcnhaftcS Sftaterial 31 t ©ebote ftanb, einen
möglidift anpcrläffigen Übcrblicf über bie 3 ahl ber in ihrem
BeairF aufhältlidien $ilfsbienftpflid>tigen 31 t geben, erfd)ieit
bie Anorbnung einer abermaligen Reibung, mie fie burd) bie
ermähnte Berorbnung bom 13. 9fobember 1917 erfolgt ift, er*
forberlid). hierin, alfo in einer nodpitaligen Utegiftrieruug
ber SilfSbtenftpflidjtigen, crfd)öpft fid) bie Bebeutung ber
Berorbnung. Gine fad)lid>e Beränberung ber #ilfSbienft-
pflid)t, inSbefonbcrc eine Grmciterung ber im fiilfSbienftgefefc
auSgofprod)enen Bflid)ten, fontttc burd) bie BunbeSratSPer»
orbnung nid)t beabfießtigt fein. GS Fann alfo feine Dtcbe
babon fein, baß biejenigen ^erfonen, bie fid) auf ©runb ber
Berorbnung 3 U mclben haben, nunmehr alSbalb bamit rechnen
müßten, 311 einer anberen B cf djäfti gütig als ihrer bisherigen
herangesogen 311 merben; bielmehr Fann grnnbfäblid) jeber,
ber bereits im ©ilfsbienft fteht, feine bisherige Befd)äftigung
bcibchalten. GS bleibt inSbefonbcrc babei, baß nach ber be*
Fanntcn Beftimmung beS § 2 Abf. 2 beS .ftilfSbicnftgcfeßeS
fold)c Berfoncn, melche bor bem 1. 9tnguft 1916 in einem lanb-
ober forftmirtfd>aftlidien betriebe tätig maren, überhaupt nicht
311 einer aubermeitigen .‘pilfSbicnftbefdiüftigung herangesogen
merben biirfcn, unb bah aud) im übrigen Lanb- unb Forft-
mirte anS ihrer bisherigen Befdiäftigung nur herausgenommen
merben biirfcn, menn fid) ber betrieb als iiberbefeßt heraus-
ftellen follte, maS ja bei ber Sage ber Lanb* unb Sorftmirtfd>aft
nur gans aitSnahmSmeife ber Fall fein mirb. Tiefe ©runb»
fäßc galten bereits für bie frühere SDMbeoerorbttung bom
1. fbfeirs 1917; burd) bie neue Berorbnung mirb an ihnen nid)tS
geänbert. _
#0lk5fnt8jjnm<j ttnb fetrenstjdhmg.
Ginblirfc in bie fiebeitSfjaltuttg be$ SJfittelftanbcS nnb ber
Arbcitcrfdjaft im 3* StricgSjaijr,
Ter ÜricgSauSfdmß für ftonfumentenintereffen hotte be¬
reit? im griihjöhr 1916 mit £>ilfe feiner OrtSauSfdiüffe eine
umfaffenbe Grhcbung über bie Lebenshaltung ftäbtifd)er Fami¬
lien im .Uriege beranftaltet C5g. XXVI, 90) unb bicS Unter¬
nehmen im 9lpril 1917, menn and) in etumS fleinerem Umfang,
mieberholt. Tie neue Grhebung mar bon Anfang an im Gin»
beruebmen mit bem Uaiferlichen 0 -tatiftifchen Amt beranftaltet,
ift audi bort im Referat be? ©eh. 9feg.-9fat Dr. Feig burd) Dr.
b. Ttjfafa bearbeitet morben nnb jeßt als 0önberbrucf crfdjic-
nen 1 ). Um bie Berglcidibarfcit ber neuen Grhebung mit ber
früheren 311 firfjevn, mußten bie neuen Fragebogen möglid)ft
iibcreinftimmcnb mit benen be* Vorjahres gehalten fein; nur
bie GinfonuncnSbcrhältniffe finb fdiärfer erfaßt inbern bei:
ArbcitSPerbienft ber Ghefrau ober anberer Familienmitgliebcr,
fomie bie fonftigen Ginuahmcn (ßinfen, Sftenten- UriegSunter-
ftiißungcn) getrennt erfragt mürben.
Bon 1000 ausgegebenen: Fragebogen finb 342 als brautfi»
ßar für bie Bearbeitung snrüdgefommen. Tiefer 0toff ift bon
ben Oerfdiicbenften (^efid)tspunftcn auS, gegliebert nadi 0täbtc-
gruppen ((^roüftäbte, B^ttelftäbte, fomie Ulein» unb Sanb-
1 i Beiträge sur Kenntnis ber Lebenshaltung im 3. ÄricgSjnljrc.
17. Sonberheft 311m 9lcidiS=9(rbeits'Matt. Berlin, GarT ©ctjmanni
Berlag, 1918. %h. 2,40 ,H.
ftäbte), nad) BSohlhabeuheitSftufcn je nad) bem Familicneinfom*
men, unb aud) nad) BentfSgruppen in Berbinbnng mit ben
SSßohlhabenhcitSftufen, bearbeitet morben. 9fitS bem umfang¬
reichen Tabellenmerf feien hier einige befonberS fennaeidmenbe
Grgebniffe mitgeteilt.
Tie SluSgabert tourbcit nad) „BerbraudjSeinheitcu" bercrijnct,
bie fid) nid)t gana mit ber Uopfsahl berfen. 911S Bcrbraud)Seinl)eiten
mürben alle Grmad)fcnen fomie Äinbcr über 11 ^ahrc geredmet, mäh»
renb bie jüngeren Uinbcr 311 ameit eine B'erbraudjScinheit bilben;
Säuglinge mürben bei biefer Beredmung überhaupt nirfjt mitgcaähJt.
7sm Turchfchnitt fämtlid)er Familien fielen 51,03 n. aller 9luS=
gaben auf 9tahrmigS= unb ©enufemittel; 11,2« n. £>. auf SWiete;
12,30 0. £>. auf SUcibung unb 9Bäfd>c; 5,44 0. £>. auf ^ei^ung unb
Beleuchtung; 19,77 0. .<o. auf SonftigcS, fcarunter 7,r.2 n. <p. .Üultur--
bebürfniffc. 9luffallcnb ift ba - fehr tuet höhere BerhältniSfap, ben bie
uuterften 2öohll)abenheitSftufcn für bie Utahrung aufmeuben müffen
als bie oberften SLohlhabenheitSftufcn. Gr beträgt bei ben Familien
unter 100 Jl SPfonatSeinfommen 54,38 t>. .'p >/ bei 100—200 Jl BtonatS»
cinfommcn 56,10 P. fr. umb finft bann bis auf 41,02 o. bei ben BtonatS»
ciufommcu über 50T) Jl. Bei ber Bticte bagegen, mo fonft bie Un=
bemittelten gemöhnlid) einen fehr PicI höheren BcrhältniSfap auf-
menben müffen, tritt bicS bei ben befragten Familien ber uorlieaenben
Grhebung nodi nicht herPor; bie Säpe liegen in allen SSohlhaöen»
hcitsftufen bidjt an ber £>öf)C beS TurdjfchnittSfaheS.
Bei einer Prüfung ber UCuSgaben für bie cinacluen Lebens#
mittel ftellt fid) — im ©egenfap 3U früheren ähnlidicn Grhebungen
auS ber FnebcnSaeit — heraus, bafj. beim Berbraud) ber rationier»
ten Lebensmittel bie UluSgabenanteilc ber i>crfd)iebencn 3Loh I haben-
heitsftufen nur geringen Sdjmanfungen unterliegen, bagegen ift je
nach ben höheren äLohlhabcnheitSftufen ein erhebliche» Ulnfteigcn
ber UluSgabcn für nid>t rationierte Lebensmittel 311 merfen.
ToS 0tQtiftifd)C 9lmt hat aud).Berechnungen ber UluSgaben
für fogen. oierFöpftge Utormalfamilien (Gltern unb 2 ftinber)
ongefteHt. Ta aber nur 51 9tormaIfamilien oorhanben loarcii,
bie fid) auf 3 Perfdiiebene SBohlhohenheitSftnfen Oerteilen, fo
fiub bie Grgebniffe biefer Bct*ed)nimgen ^jod) 31 t ftarf burd) 3» s
fäUigfeitcn beeinflußt, fo baß Oor feften Schlüffen 31 t marnen ift.
Gin 9lbfd)nitt ber Bearbeitung beS 0taliftifd>en 5lmtS ift
ber F^age gemibntet, in mclcher 3Beife es beit Familien gelang,
bie 9t u S g a b e n mit ben Ginnahmen in Über»
cinftiimmmg 311 bringen. .§ier aeigen fid) 311 m Teil redjt trübe
Bilber. ^n ben GiuFommenSftufen bis 31 t 300 JC monatlid)
iibermiegen bie Fehlbeträge, bie 311 m Teil red)t beträchtliche
$öhcn erreichen. Grft in ben GiuFommenSftufen Don 300 J( an
merben bie Fehlbeträge einaclner Familien burd) Ühcrfdntffe
bei anberen übermogeu. 9htn meint amar ber Bearbeiter, man
miiffe bei biefent Bilbc beS 9tuSgleid)S atoifdxm Ginnahmen unb
9luSgaben im 9tnge behalten, baß bie Grhebung nur einen
ütfonat umfaßt, alfo Fehlbeträge in biefem SWonat burch bie
Ginnahmen anberer SWonatc auSgcgIid)en merben Fönncn; and)
hätten mohl cinaelne Bcantmorter ber Fragebogen bie Ber*
hältniffe abfid)tlid) ctmaS fchmara gefärbt. 9lnbererfeitS aber
muß man bod) and) beriidfiditigen, baß Familien, bie überhaupt
einen Bionat hinburdj fo genau Bud) führen, mie cS für bie
Oorliegenbe Grhebung notmenbig mar, immerhin 311 ben orbent»
Iid)ftcn nnb Perftänbigften gehören müffen, bei anberen Fami¬
lien mögen bie Berhältniffe baher nod) lüel fehl immer liegen.
67 Familien hatten auS früheren Grfparniffen sugefeßt. 3u
beriidfiditigen ift ferner, baß bie Grhebung beS .ÜriegSanc-
fd)itffeS in ber 2 M)raabl Familien ber Fcftbefolbcten (Beamte,
BriPatheamte, 9tngeftcntc) umfaßt hat, bie unter ber Kriegs*
tcuerung am meiften leiben, meil fie ihre Ginnahmen in gerin¬
gerem 9^aße als 3 . B. bie Arbeiter in ber 9IüftmtgSinbuftrie
ben erhöhten 9IuSgabon anpoffen Fönncn.
Ten lepten 9thfchnitt ber Bearbeitung beS 0tatiftifd>cn
9fmtS bilbet ein Bergleich mit ben Grhebungen Pom 9tpril 1111 b
^uli 1916. 9fuS ben Grgehniffcu bicfcS BtcrglcidjS mirb bie
folgenbe 3d)lußbctrad)tung geaogen:
„UBenn fomit aud) bie Lebensführung ber Bcoölferuug — io-
)ucit aus bem Bergleidi beS BerPraudis unb ber UluSgabcn einer im¬
merhin redjt flciuen ^al)I Pon Sbauslialtungen ein Sd)Iuß gcaogeu
merben fann — Pom ameiten aum brüten Mricgsjnhr fid) »weitere
Giufchräufitngeu auferlcgen mußte, fo maren biefe bod) feineSioegs
beträchtlicher ober gar beben?lieber 9lrt, unb biirftcn fidicrlid) meit
geringer fein, als Pielfad; ermartet ober Pielmchr bcfürditet mürbe.
Ter Büubcrung beS Bcrbraud)S an .Siartoffeln, bie am fd)iocrften
cinpfunbc.il mürbe, ftanb hier aum Teil auSglcidienb eine bcbcutcnbe
Fuiiahmc beS ©ebraudjS au Gemiife gegenüber, unb bie 9lbuahmc im
Butter» unb Fcttocrbraud), bie ebenfalls eine recht unangenehme
Ginfdiräiduug bebeutete, mürbe mohl mehr als nuSgeglidjcn burrfi
I eine Steigerung beS Füüfd)berbraud)S. Ter UUicfgang ber marfen-
Schale Sßrajiö unb Ardjio für VoIfStoobIfal)tt — 1918 — XXVII. Ar. 19*.
282
2S1
freien Baeftoare mürbe sutrt £eil aufgehoben burd) eine Sunaljmc beS
5DZe^U unb ^eigmarenDerbraudjS. C£aß troßbem bet Verbraud) im
großen unb gaitseit incrflid) auriitfgegangen ift, mäljrenb bie Aus*
naben fid) nur gang unmerllid) oerminbert haben, fott feineStoegS
beftritten werben. 5>er $rieg legt eben allen BebölferungSfdjidjtcn
Opfer auf, bie mittig unb mutig ertragen Werben miiffen."
©flnfuminbaniitgett junfriieit ^rbfitgebern unb
JUbtitcru.
®a$ .ftammergeri(f)t über bie iHedjtsgültigfeit bcö
BuchbrucfertarifS.
2)ie &arifgemeinfchaft ber 2>eitifd)eu Budjbrucfer hat in beit
lebten fahren fid) mehrfacher Zugriffe Von folgen ©eiten ermeßren
muffen, gegen bie fie auf ©runb ber Beftinmmngen über fpreis-
fdjleuberei oorgegaugeu mar. ©oldje 9ßreiSfd)leuberer moHteu
Stoar bie 8 l igehÖrigfeit aur £arifgemeiufd)aft nicht aufgebeu,
um bereu Vorteile nidjt 511 entbehren, gleidjscitig mollten fie
aber bie tariflitfjen Verpflichtungen,. iusbefoubere bie Sinl)altung
ber ©äße beS £)rucfpreiS=£artfS, uid)t erfüllen. äöäßrenb in
anberen gälten bie Angreifer bie AuSfidjtSlofigfeit ißreS Bcftrebett§
fdjott Vor ber gerkhtlidjeu Sntfcheibimg cinfaheu, ()at eilte ginna,
bereu fyarhtäcftge SßreiSfdjleubcrei bie Stariforgauc mieberßolt
befdjäftigte, bie ©adje bis 51t einer (Sntfdjeiburtg beS SUmiglidjeit
ftammergeridjtö burdjgcfüljrt; biefe ift unter bem 22. 9?o0ember
1917 in bert Elften 22. U. 9550. 14. ergangen. Qn eiuge^euber
Begrünbuug b>at ba£ königliche kammergerid)t alle Ausführungen
ber ftreitenben girma bermorfen.
®er ^eflagte l)at 3imäd)|t feine Sftitgliebfdjaft gur £arif-
gemeinfdjaft beftritten, meil er beit £arif bon 1911 nirf)t aus-
brücflid) anerfaitnt b^bc. 2)aS kainmergeridjt führte auS:
„£5ie Besagte ift mit bem SnJrafttreten beS 2)eutfcben Budjbruder-
Tarifs in feiner borliegenben gaffung feiiteSWegS aus ber £atifgeineinfdjaft
ausgetreten, fonbern gehört biefer nad) Wie bor an unb nimmt biejenigeit
Vorteile in Anfprudj, bie fid) für fie aus ber 3 u 0^bbrigfeit ergeben."
®en Sinmaub ber Beflagten, baß ber § 82 bcS Tarifs mit
feinen ©trafbeftimmungett unb bem 9ied)te auf Ausfdjluß aus
ber S£arifgcmeinfd)aft bei uadjgemiefeuer fßreisfdjleitberei eine
mirtfdjaftlidje Knebelung bebeute, h°t ba^ kamntergcrid)t mie
folgt abgemiefen:
„&ie Aed)tSber 6 inblicbfeit biefer Befttinmungen Wirb bon ber
Beftagten mit Unrecht angegriffen. ^nSbefonbere ift bon einer über*
mäßigen tt>irtfdbnftlicf)en Knebelung feine Diebe, tbie aus ber allgemein
anerfannteu fjerborragenben, wirtfcbaftlidjen unb fo^ial*
politifdjen Bebeutnng gerabe beS Budjbrutfer-JarifS Ijerbor*
gebt. 2>icfe Bebeuiung ift 3 . 93. anerfannt in bem Urteil beS AeicßS*
geridjts bom 22. Sftäta 1911."
$ßreit $auptangriff begriittbete bie Beflagte bautit, baß bie
§§ 82d unb 90 beS Tarifs nidjt in rechtsgültiger Sßeife auftanbe
gefommen feiett. £>ie3 miberlegt baS Urteil mie folgt:
„3Me ^eflagte macht geltenb, bafc bie ^ovfdjrift über ^reiSfdileubem
unb über bie 9ftafegcblicbfeit beS 2)eutfd)en 9 ?udjbrud*XarifS gu Unred)t
in bie töorfdjrifteu beS 2 )eutfd)en ^uebbrnefer Tarifs büteingebrad)t
inorben fei unb baber fie uidjt berbinbe. tiefer @tanbpunft ber
©eflagten ift ni^t burdjgreifenb. (£S liegt an fid) feineSloegS aufeerbalb
ber 3 )oecfe einer Xarifgemeinfd)aft, and) ^orfdjriften über s 4 >reiofct)Icnbcrei
in ben itreis ihrer. Örbnung 311 aiebcu. Tct unmittelbare 3 l t» e d ber
£arifgcmeinfcbaft ift atterbingS, loie bic Gefragte rid)tig berborljebt, bie
ßobnberbältniffe aioifdien 51rbeitgeberu unb 9 lrbeituebmern im 93u4)brud*
geloerbe 31 t regeln, ^iermit ftebt aber bie geftfel 3 ung ber greife, meld)e
bie Slrbeitgcber bon ihren ©eftellem für bie Xrucfev 3 eugniffe fovbern
bürfen unb forbern müffen, in fo engem gtifommenbange, baf 3 aud) bie
SRegeluug biefer greife burdjanS auläffiger unb gegebener ©egeuftanb
einer ^arifgemeinfdjaft unb eine* bie 93erl)ältniffe ber Arbeitgeber unb
Arbeitnebiner unmittelbar orbuenbett Vertrages fein faun. £)ie grage
ift nur, ob bie Dtegelung eines berartigen ^ev()ältniffeS bon bem 3 uftäubigen
Organ borgenommen toorben ift.
(2)ieS mirb bann bom $ammergerid)t in eingebenber Darlegung
bejabt.) ....
5)ie Ölüttigfeit ber neuen SBorfcbriften faun baber aus biefem ©runbe
nicht beanftanbet toerben."^
SöemcrfcuSloert ift auch, iocld)e 0 tetluitg baS Slöttiglid)e
Äamntergeridbt gegenüber bem Oott ben ^reisfdjleuberent regel¬
mäßig erhobenen ©intoartb einnimmt, fie föitntett megen fßreiö-
fdjleuberei nid)t berfolgt merben, loeit aitbere ltad) il)t’er
S3ehauptmig preisfdjleubentbe ginnen bott ben %arifOrganen
nidit in glcidjor Steife 3 m 9ted)enfd)aft gesogen feien:
„5jie ^eflagte bot fid) bin[id)tlid) beS Xeutfdjen 93ud)brud^arifS
ber SBereinSnutonomie bet iarifgemeinfehaft unterioorfen. l^bettfo, loie
fie fid) felbft benjeuigen aRaßnahnuu fügen mufe, loelche bie betfaffungS*
mäßigen Organe ber £arifgemeinfcbaft gegen fie einfchlageit, loenn fie
fid) einer ^reisfcblenberet fd)iitbig madjt, muß fie aud) bie Verfolgung
äl)itlid)er Verftöße bei anberen ginnen bem pflichtmäßigen ©rmeffen
ber VereinSorgnne überlaffen. ^anbelt eS fidh bagegen
um bie Beurteilung eigener Verftöße ber Beflagten, fo ift fie au bie
©ntfcheibuug ber Vereinsorgane gebunben, unb eS fann aus beni Verhalten
ber Vereinsorgane in anberen gatten toeber ein ©inmanb ber Arglift
noch bie ©inrebe ber 3nnidbebaltung an ben eigenen Verpflichtungen
ber Besagten begleitet tuerben. hieraus ergibt fid) augletd) bie
llnerbcblid)fcit ber ©inhjenbungen ber Beflagten gegen bie Vcvbinblichfeit
beS Tarifs, bie aus beffen Inhalt b^rgeleitet toerbeit. And) in biefer
^)infid)t muß fid) bie 93eflagte ben maßgebeuben geftfeßungen ber
Vereinsautonomie füg^n. 2>ie 3toedmäßigfeit unb Bittigfeit biefer
geftfeßitngen nadjaupriifeu, liegt außerhalb ber Aufgabe beS (ilerid)ts.
2)aß ber Sarif an ficb unberftänblid) loäre ober miber bie guten ©itten
ober bie öffentliche Orbnuug oerftieße, gebt ans ben Behauptungen ber
Beflagten nid)t bcrüor. 2Mefe ergeben Oielmebr nid)tS meiter, als eine
gemiffe T'ebnbarfeit ber 0äße, fofern man überhaupt bie Anführungen
ber Beflagten als richtig unterteilen min. £ie DiecbtSftettung beS
etnaelnen mirb burd) bie oben gefebilberte ÖJeftaltung eines georbneten
^nftanaenaugeS auSreid;cnb gemährt."
SDer juriftifdje Vorfißenbc beS ^arifamtS, Qfuftijrat ©tein,
bemerft 311 biefem Urteil: „$>ie Aiterfemtuitg boit fetten be£
hüdjften fßreußifcheit ©evid)tShofeS, baß bie £arifgemeiufd)aft
auf feft gefügtem StechtSboben ftef)t unb eine b^rborragenbe
mirtfdjaftlidje unb fosialpolitifdje Bebentuug in ftd) trägt, mirb
im gefantten (Semcrbe s ben ^arifgebattfen ftärfeit unb basu
beitragen, bie Söirffantfett ber ^larifgemeinfdbaft burd) bie jeßigen
fdbmierigeu SlriegSberhältniffe I)iuburcf) 31t forbern bis in bie
hoffentlid) halb nabenbe griebenSseit!"
ßntil ^öbltn t» ^iad) längerem Reiben ift @mil ^öbltn,
giiljrer ber Öehilfenfdjaft im Budjbntdgemerbe unb SKitglieb
ber ©encralfommiffton ber ©emcrfjdjaften 2)entfd)IanbS, am
31. Januar geftorben. §11 ihm Oerjicrt ber öebanfe beS 2lr-
beitStarifOertragS unb feine Surdjführung einen feiner älteften
unb bebcutcnbften Vorfäutbfer, ber in ben Soh^üchetn bei
©oaialpolitif megen feiner großen Vcrbtenfte um ben gemerb*
liehen grieben ebenjo mie um bie mirtfchaftlidje unb geiftige
Hebung bei; Arbeiteifdbaft einen ©i)i‘enplaß berbient: llnermiib-
lid) unb mit größtem @cfd)icf l)üt er als giihret ber öehilfen
nadß bem Verlorenen ©treif bon 1892 barauf gebrmtgen, baß
in Verhanblung unb Vertrag mit ben Arbeitgebern georbnete
unb bauernbe Abmadmngen über fioljn, Arbeitszeit, SehrlingS-
haltung, ArbeitSbermittlung gcfdjloffeit mürben. Sr fanb hier-
fiir and) bei ben Vrinaipalen madbfetibcö VerftänbniS. §mmer
meitere’ Greife ber Unternehmer unb Oieljilfen traten in bett Be¬
reich beS 5tarifbertragS ein, fo baß er jeßt nal)e3u baS gefamte
Budjbiucfgemerbc umfaßt unb als ArbeitSgefeßbuch faift unuiu-
fdjränfte ©eltntig unb Straft befißt. £aß bieS 3icl erreicht
merbeit fonnte, ift nirfjt 311111 menigften ber Vcrfönlidjfeit ^öb-
linS 311 Oerbanfen, ber bie merbenbe .ftraft ber iarifibe'c in bie
VrariS ltmaufeßen Oerftanben hot 2)er in feinen ©runbfäßen
imerfcfliitterlichc ittcann Oerbanb mit großer geftigfeit eine ver-
föhnlidie Art beS SBefcnS, bie bic oft großen fachlichen 0rf)mie=
rigfeiten in ben Verhanblitngen 311 glätten mußte. Sr genoß
baS imbebingte Vertrauen ber Arbeitcrfdjaft, nic^t ntinber and)
bie Adjtitng unb baS Vertrauen ber Arbeitgeber. Söenn eS in
einem Nachruf feiner Kollegen heißt: „©ein DerbienftOollcS
^ebenSmerf fidjert ihm . . . ein cßrenbcS 05ebäd)tniS meit über
ben .Ureis ber engeren BerufSgettoffcn hinaus", fo mödjtcn mir
hier auSbriicflich befunben, baß mir unb nufere greuttbe bie
fchmcrslichc Iraner um Smil Xöblin von .perseit teilen.
©rjjmttfditntfn Her ^rbfitfr, ©eljilfen, |l«0f|ltUtfn
unb gfamtfu.
2 )cr STarlellbcrbanb Scutfdjer SSerfueretnc hatte nad)
feiner leßten, Snbe 1916 h^vgeftettten ©tatiftif 39 082 3fUt-
glieber, bantnter 12 422 im gelbe bcfinbliche. ©ic Sinnahmen
ber in ihm sitfammcngefüjlojfencn 39crFoercine betragen 1916 im
gansen 638 693 Jt, mobon aber 463 750 J( aus pflidjtmäßigen
Beiträgen ber iFcitglieber ftammten. Von 710 719 J( Ausgaben
mürben 636 102 J( für Unterftiißungsamerfc, baruntcr etma bie
.pälfte sugimften ber Siubcnifeuen, Vermcubct. ©aS 06c*
famtVenuögen mar Sitbc 1916 632 722 Jl. Sm .Urieg mür¬
ben bis 311 biefer Seit ntnb 50 J( auf ben Uopf bes zurzeit Bei
283
Sonate $raji§ unb Ard>il) für Bolfswoljlfaljrt — 191S — XXVII. Ar. 19.
284
tnn] 5 ol)Icnbcn MitglicbcS aufgetoenbet. Tic ©tatiftif für
1^17 liegt nod) nidit oor. ©nbe Januar fanb bei* 2 . Ber-
banbstag beS ShirtellocrbanbcS in Berlin ftatt; zahlreiche Ber-
treter bei* Bebörbcn unb ber Arbeitgeber, fomie bcmerfeitS*
mcriermcife and) ein Vertreter beS BerbanbcS fatholifcber Ar-
beiterbereine (3ife Berlin), nahmen an ben Berhanblimgeu
als Oiäftc teil.
Tie Borlriigc, beiicn eine nennenswerte AuSfprachc nid)t gefolgt
ifb betrafen f r i c g s w i r t f d) a f t ti di e unb Übergangs*
fragen iDr. C. ©oebel bom ftriegSamt), bic A> o I) n u n g S =
fri* a g c f ü r b i c A r bei t e r f ch a f t nndi b c m M r i c g e (Tipi.»
(sng. \ieiij_cr ooni ©roß=Berliner herein für M'leimnobmingsnjcfen»
nnb bie Stell n n g n a l) m c b e * M artcllucrb a n b c S 3 n
ben f o 5 i a I p o l i t i f rij c n Jyragc n (Dr. Aat^anfof) n). Aus
leiderem Vortrag unb aus bem BorftanbSberidit, foluie bet am
fdjlicfeenbt'u iHusfprad>e ergab fid), baß ber MaitelWerbcmö bie .SrnD
tuug ber fogenanuten .ÜainpfgeiueuTfdjaften zur groge ber ©leid)»
bcredjtigtntg ber ©eiben nidjt uerfdjmerzen faun. Dr. Aatljanfoljn
mariite es ben Gehörten 311 m fdituereu Vorwurf, baß fie, um fid) bie
Mitarbeit ber felbjtänbigeu ©ewerffdjaften an ben fo,^iaIpolitifd}en
Vlufgnbcn, befouberS an bet Turdjfüljrung bes £ülf*bieujtgefcbeS,
3» fiebern, auf bie gleidjberedjtigte Mitarbeit ber BSerfoereine Per»
siebtel batten. Irr fiinbigte an, bic SScrfuercinc mürben in gu=
fünft uon ber füerteitigung jum Eingriff übergeben unb insbefonbere
auf bie Übertragung bes TarifuertragsmcfenS an gefeülidje, aus
Arbeitgeber* unb =nebmeruertretcrn ^ufammengefebte ftörpcrfdiaftcn
binarbeiten. Sdiarfe Sporte fanb Dr. Aatljanfofm für bie ©u=
iiäbrung^ujtänbe, in benen „bas ©pftem beS fo^ialiftifdien Äon*
funwerems, bas ©pftein Vluguft Müller", gefiegt habe. Anträge zur
^sugenbfrage (pflege einer gelben ^ugenbbcmegung), 3m* Crganl«
fierung brr grauen unb gut Sd>affung bon Sonbergruppen für
Mriegsbefd)äbigte luurbeu angenommen.
$>n ben Berhanblungen ift immer mieber betont morben,
baß bie B3erfoercinSbtnuegung frei unb unabhängig fein miiffe,
nm Povanzufomnicn. ©in Ncbner aus Nürnberg oermarf
„Teücriannnlungcn bei ben Arbeitgebern, mic fie Pom Haupt«
ausfrimfi nationaler Arbeiter- unb BcrufSoerbäubc gutgclieißcu
unb bom Bunb Teittfd)cr SBcrfoereine. frenbigft aufgegriffen"
morben feien, gan 3 cntfeöieben. Tie Neutralität ber SBerf»
üercine mürbe berüorgebobcn, ebenfo bie Unmöglichfcit,
g r u n b f ä b I i dj auf bas Streif recht 311 bci* 3 id)ten. Mehrfach
mürbe aber betont, t bafj BoranSfebung ber StöcrfoereinSbewe-
gung baS berftänbnis* unb Ocrtraucnsnolle ©ingeben ber Ar¬
beitgeber auf bie’ B3iinfd)e unb Abfidjten ber AJerfücreine unb
bie Untcrftüpung ber Söerfbercinssiele bon biefer Seite fei.
Jlrtotterltyiife.
©rneute üüafjmmg zum ©d)uß ber Arbeiterinnen
ergebt bom NeicfjSfanzler (Neid)Stoirtfd)aft£arnt). gu
3 mei ©rlaffen bom 24. guli unb 24. Anguft 1917 ( 603 . BrariS
gafwg. XXVI, 992) mareu beftimntte SBeifuttgen für bie Be»
fd)äftigung bott Arbeiterinnen, namentlich in bezug auf Arbeite»
3 eit, Nachtarbeit, überftunben, gegeben morben. gn ben meit*
auS meiften Bcztrfeu haben fid) biefe Niditlinieit, menn and) nad)
nberminbung anfänglidjer Sd)mierigfeiten, burd)fiU)rcn Iaffeit.
git einigen fehl* inbuftriereidieii 33eäirfeu befonberS im Sßeften
ift es aber trob ber Bemühungen ber 3 uftänbigeu ©5cmerbe*
anffidji-Sbeamteu itod) nidit gelungen, bie 9tad)tarbeit unb bie
Überarbeit in bem ermünfdjten Maüc cinsufdjränfen. Bei ben
bariiber gepflogenen cingehcnben Berhanblungen Ijdt fid) ergeben,
bafe cs fid) babei um Betriebe h^ubelt, bereu liugeftörter gort»
gang für bie '>id)Iagfertigfeit beS feeres unb für bie ©ruähnmg
ber Bebölferuug unbebingt erforberlidj ift, beiten eS aber bisher
itid)t möglich gemefeit ift, eine genügeitbe 3ahl uon Arbeiterinnen
au 3 iimerbeu, um fie allgemein, fomeit fie nad)t§ befd)äftigt
merben, in adjtftünbigcn Sd)id)tcu 31 t bcfdjäftigeit ober über¬
arbeit gan 3 311 bermeibeit. !gu bem neuen, 00 m 9. Qanuar
191-S batierteu 9tuubfd)reibeu bes NeichsfanjlcrS an bie Bunbe£»
regierungen heifjt es nun:
Ta bie red)t 3 citige ftcrftcllung ber für bav $eer unb bie
Beoölfcrung uucntbehrlidjcii ©rjeuguiffe unter allen üntftänben
fidjergeftellt merbett ntufj unb bemgegeniiber jurseit alle auberen
SHiirffid)teu 3 urücfgcftcllt merben rnüffeu, jo mirb mau fid) bainit
abgitfiubcii hdbeu, bafi für eingclnc Betriebe, mo biefe Boraus-
febuugeit nadigemiefenermaften 3 ittreffen, Uorübergehenb 31 t-
gelaffeu mirb, Arbeiterinnen unb jitgenbliche Arbeiter in meiterem
ilmfauge hcrau 3 U 3 iel)en, als bieS in bem Nuubfdjreiben bom
11. Anguft 1917 borgefeljen ift. Tabei bitte id) jebod) bie
Wemerbeauffid)tsbeamteu ansumcifeu, folgeube 0 runbfähc 31 t
beadjteu:
1 . ©chmache unb fräitlliche, fdjmangere unb ftiKenbe Arbeiterinnen
bürfeit 3 ur Aad)t* ober überarbeit nicht herange 3 ogen Werben.
Tie Bcftimmungen be§ § 137 Abf. 6 ber (SeWO. (8 wöchige Anhe«
Beit bot unb nad) ber Aieberlunft) ntüffen unter allen üntftänben
gewahrt bleiben.
2 . Tie fteranaiebmtg bon Arbeiterinnen iebe§ Alters 3 U 24 ftünbigen
ober ät)ulid) langen SBechfelfd)ichten ift au§gefd)loffen.
3. Serben Arbeiterinnen über 18 gal)re an ber Aadjtarbeit beteiligt,
fo tnüffen fie, Wenn irgenb möglich, in 8 ftünbigen ArbeitSfchichteu
befchäftigt werben; jebenfalls biirfcit aber ihre Arbeit3fd)id)ten
einfchließlich ber Raufen 12 ©timben nicht iiberfteigen.
4. giir Arbeiterinnen 3 Wifcf)en 16 unb 18 fahren barf eine neue
©rlanbnis 3 itr Aaditarbeit in ®d)id)teit, bie einfchliefelich bei*
Raufen länger als 8 ©timben bauern, nid)t erteilt Werben.
Betriebe, benen eine foül)e Erlaubnis fchon erteilt ift, frntn fie
mit ber Befd)ränfung berlängert Werben, baß mir biejenigeu
Arbeiterinnen unter 18 fahren weiter an ber Aad)tarbeit beteiligt
Werben öiirfcn, bie-fie fd)on jejljt (elften.
5. Arbeiterinnen jebeS Alters, bie in längeren als neunftiinbigen
©diidjten einfdilicfelid) ber Raufen befriiäftigt Werben, bürfen in
3 Wci A3od)en l)üd)ftenS 311 fechs Aad)tfd)id)ten herange^ogen werben.
6 . Arbeiterinnen 3 Wifd)en 14 unb 16 galjrcn bürfen an eigentlidjer
Aad)tarbeit — giffer 3, 4, 5 — nidit beteiligt Werben.
7. gngelaffcu werben faun eine Befdiäftigung bei Arbeiterinnen
3 Wifchcn 14 unb 18 fahren in berlängcrten Morgen* mtb Abeub*
fd)iditcn, b. h- Uor 6 Uhr morgens unb nach .6 Uhr obeubs, wenn
tl)rc Arbeit auf 3 Wei hödifteuS ucunftünbige ©d)id)ten einfdhlie&»
lidj ber Raufen befd)ränft bleibt unb an ihrer ArbeitSftelle fein
eigentlicher AadjtbetrieO ftattfinbet.
8 . ©ine neue (Erlaubnis 311 c Überarbeit für Arbeiterinnen unter
18 fahren barf nur innerhalb ber ©reuaeit erteilt werben, bic
in ben §§ 138 a unb 139 ber ©ewerbcorbmmg gejogen finb.
gür Betriebe, benen eine foldie Erlaubnis fchoit erteilt ift, famt
fie mit bet Bcfchränfung berlängert werben, bafe nur biejenigeu
Arbeiterinnen unter 18 fahren weiter in ber Überarbeit beteiligt
Werben bürfen, bie fie fü)oit jept leiften.
Selbft bie ^arte ^riegSnotmeiibigfeit barf uid)t 3 U einem
Naubbau au ©efunbl)eit unb Mraft ber grauen führen, giir
ben SBieberaufbau unfereS BolfsförperS muffen mir fdjon jeht
auf bie tuulid)ft burchgreifetibe Schonung ber gewerblich tätigen
grau burd) Schuhmafenahmen bebacht fein.
Tic Babifdjc gabriftufpeftion üerliert in bem (M). Tbcr-
reejierungsrat Dr. Bittmann, ber biefer Tage fein Amt
aus eigenem ©ntfd)lufj niebergdegt I)at, ihren ausge 3 ctd)ncten
Borftanb. Bittmann, ber im 3 al)re 1851 geboren ift, hotte
fid) 3 iicrft ber technifchcn Laufbahn 3 ngcmcnbet unb hier im
$n» mie im AuSlanbc, namentlich in ber Sucfcrinbuftrie als
Leiter großer Unternehmungen gläu 3 enbe ©rfolge craielt. ^ni
Sol)re 1895, in ber Aeva Berlcpfd), trat er in bie prenfeifche
gabrifinfpeftion unb nmrbc mit ber Leitung ber ©cmerbcaiif-
fidrt im NegierungSbcsirf Trier betraut. Bon bort mürbe er
nad) bem Niicftritt B3örisl)ofers 1902 nad) Baben berufen,
©eine BUrffamfeit ift non ftärfftern ©influfe auf bic Arbcits-
üerhältuiffc gemefen. Ts'n hohem gemann er baS Ber»
trauen ber Arbeitcrfdiaft, unb lucnn er audh anfänglid) auf
mand)en Söiberftanb bei Unternehmern fließ, fo muhte feine
Sadifunbe, fein gered)teS halten nnb feine Tatfraft and) foldie
,<oinbcrniffc 311 itberminben. A'ebcu feiner praftifdien Amts-
tätigfeit mar Bittmann and) eifrig mifjenfdiaftlidi niclfadi bc-
fchäftigt; feine große Arbeit über bie Heimarbeit in Baben,
feine ©tubien unb geftfteUnngeu über Arbeiterhaushalt nnb
©rnäbniug haben blcibenben B3crt. SGBährenb ber Briiffelcr
^cltansftellnng bat er Arbciterbcfuche organifiert, bic. Diel Auf-
feilen erregten, .shtrj midi ber Befelmng Belgiens Umvbc er
bom Ökneralgoimerneur 31 a* Regelung unb Beaufsichtigung ber
Arbeitcrnerhältuiffe berufen intb bat in biefem fdimierigcn
Amte brei Jsabre lang gemirft. Ter „© 03 . Bvaris" bat er
mcrtbollc Beiträge geliefert; er gebürt bem Ausfdmß ber 05e-
fellfdiaft für ©oaiale Aeform an unb nahm audi regelmäßig
an ben Tagungen ber internationalen Bereinigung für gefci 3 =
lidien Arbeiterfdiub teil. 5i>enn ber bodiDerbiente Mann nun
mein* fein Amt niebcrgelegl bat, fo folgen ihm unferc heften
39iinfdic in eine Muße, bie er fidier nicht mtgcnüBt genießen
luirb, nnb bic hohe Aucrfeuniing ber Arbeiterfdjaft, bic. fidi in
zahlreichen ^unbgebungen ausfpridit.
Minbcftlöhnc für bic Heimarbeit bringt ein ©efeb, bas
bor furzem einftimmig in Normcgen angenommen ift. Cb es
fiel) mit bem früheren ©utmmf (© 03 . BeoriS XXV, 681) beeft.
©oflmle 5pta£is unb Archiv für VolfSwohlfaljtt — 1918 — XXVII. Ar. 19.
286
Äo
ift Icibei* ait£ ben bisher eingelaufenert Mitteilungen nicht au
■ erleben, jedenfalls foll ein ©eimarbeitSamt gefdjaffen inerben,
baS bie gefehlt eben Minöeftlöhnc fontrofliect. Außerdem inurbe
einmütig eine Entfd)üeßung angenommen, baß bie Regierung
bie grage ber Mindeftlöhnc aud) fiir bie grauen unterfudjen
füll, bie in 2ädett, Kontoren, Sägern ltfiu. angefteKt finb.
imi tjjr* Bekämpfung*
DfctcfjSmittel auv Eittfchübigung für uttfreitotUigc geter-
frfjicfjtcn. Set VundeSrat I;at in feiner (Sißung nom 1. ge-
bruar Veftintmungen getroffen, ben Arbeitern nnb Arbeite¬
rinnen, bie infolge deS durch s ikrM)rSfd)toierigfeiten entftan-
denen kohleninangclS nicht arbeiten fönnen, Entfchädignngen
äufommen 511 laffen. Sie Vefiimntungen beaiehen fid) auf
Einteilungen und Vefchränfungen ber Arbeit in friegStoidj-
tigen betrieben ber ^iiftungS» unb ErnährungSindufirie unb
auf bie Seit Dom 2. Sanitär bis 31. Mära. Ser Vefchluß deS
VundeSratS ift bie golge noti Verhandlungen, bie auf Veranlaf-
fitng des EhefS beS kriegSanttS im 9teidjStoirtfchaftSamt unter
Suaießung non Vertretern ber Arbeitgeber unb Arbeitnehmer
geführt inorben finb. Ser (Sdhaben, ber bitrdh geierfd)id)ten in¬
folge JioblenntangelS erfolgt, ioirb nad> biefen Veftintmungen
gemifferutaßen atoifdjen tfteid), Arbeitgebern unb Arbeitnehmern
geteilt.
Sie Entfd)äbigung beträgt 70 V. £. beS bur<hfd)uittlidhen ArbcitS-
VerbienfteS. Sic ruirb für bicjcmgeit Stuiiben gewährt, bie bie Ar¬
beiter infolge ber Arbeitseinstellung an. ber bctriebsüblicben 2Bocf)en=
arbeitSaeit (ohne Überarbeit) verlieren.
Minbcr gelohnte Arbeiter trifft natürlidj eine Sohnminbetung
unverhältnismäßig fchWcrer als hoü)gelohutc. Siefer Satfadjc tragen
bie Veftimmungcn beS VuitbeSraiS infofern Rechnung,,als fie eine
Verdientgrenze fejtfeben, bis 31 t welcher ber bolle burd)fd)nittlid)e
Verbienft als Eutfdjäbigung gewährt ioirb. Zugleich ift eine obere
Ekeuae Vorgefehcn, über bie hinaus ber Vctrag ber Entfdßibigung
nidjt fteigen barf. Um ben berfd)iebenartigen £cbens'= unb Vcr-
bienftberbäItniffen in ben einzelnen Seilen beS AeidyeS gerecht 3 U
Werben, finb biefe Ekeuaeu nad) bem auf Ekunb ber Aeid)SVerfiche=
rungsorbiumg feftgeferteil OrtSlohu Vcjtimmt.
Sie Arbeitgeber übernehmen bie l£nifd)äbigung für bie erften
fünf vollen Arbeitstage ober bie ihnen cntfprcdienbe Anaaljl bon Art
beitsftunben gana auf ihre Aedjnung. Sen fedjfteit Arbeitstag ober
bie ihm entfpredjenben ArbeitSftunben trägt ber Arbeiter 31 t feinen
Saften, fo baß alfo eine Entfd>äbigung für biefen Sag nidjt geaalt
toirb. Siefer eutfchäbigungSlofc Sag ioieberhott fid) aber nicht, fon=
berrt faun in jebem betrieb nur einmal cintreten. Vom fiebenten
Sag au teilen fich ber Arbeitgeber unb baS Aeid) in bie Eutfdjäbigung
nach bem Maßftabe, baß ber Arbeitgeber */V ber Außoeubuugcn trägt,
mähreub ihm bie übrigen 6 /? bom Aeid) auf Antrag auriiefvergütet
merteu.
_ Arbeitern, beiten eine geeignete, minbeftens in ber föofje beS
Erfa^cS entlohnte anbere Arbeit angeboten ioerben fann, höben
feinen Anfprud) auf Enifd)äbigung, falls fie biefe Erfafcarbeit ohne
©mnb ablehneu.
Pujjlfaljrts^inrirfitung^n*
ArbeitSgcmeinfcbaft ber Archive für krtegStootjlfahrt. Auf
Anregung bei* „greien Vereinigung für kriegStoohlfahrt" ift
fitralich ein 3 u f a 111 m e n f d) I u ß ber SBohlfahrtS-
ard)ibe auftanbe gekommen. Siefen Ard)iven fällt bie toid)*
tige Aufgabe 3 «, bie Erfahrungen ber foaialen giirforge feft*
auhalten. Aur toentt bieS in forgfältiger unb umfaffenber
äöeife gefdhieht, mirb es möglich fein, bie tief greif enben Ver-
änberungeu unb amu Seil fehr mertbollen Errungenfchaften,
bie ber krieg auf bem ©ebiete ber SBohlfahrtSpflege unb ber
k/oaialpolitif herborgerufen hot, miffenfchaftlid) au verarbeiten
unb für bie griebeuSaeit praftifd) au bermerten. 3mifd>en ben
öorhanbenen Ard)ibeit, bie metft an praftifd) arbeitenbe Or«
ganifationen angegliebert finb, ift eine gemiffe Arbeitsteilung
borhanben. Sie and) auf bem (Gebiete ber foaialen giirforge
fid) itherftüraenben kriegSuotmenbigfcitcn hoben aber biefe
Ekenaen bielfad) berfchoben. Sa außerbem bisher faft fein
Bufammenhang atoifdjen ben einaelnen Ard)iben beftanb, ift
ein unb biefelbe Arbeit bielfod) bon ben berfd)iebenftcit 'Stellen
aufgenommen morben, fo baß eine große 3erWitterung ber
Arbeit entftanben ift. Aud) loer über foaialfitrforgerifd)e Ma߬
nahmen, fei eS au praftifdjen, fei eS m theoretifchen 3mccfen,
AuSfunft hoben miU, hat große Mühe, bie snftänbige SteEe
auSfinbig au tnoöhcn. ^odh fchmerer toirb eS bem toiffenfdfoft-
liehen Vearbeiter, fich aaüerläffigeS M?aterial a^ befchaffcn.
Um btefer Vertoirrung au ftenern, ift baher eine? 3ufommen-
arbeit ber beftehenben Ardhtbe hstbeigeführt. %n ber EJefchäftS-
ftclle, bie an bie Sentralftelle für VolfStoohlfahrt, Verlin W 50,
Augsburger Straße 61, angegliebert toorben ift, ift eine 3c’n-
tralnad)toeifeftede gefd)affen toorben, bie über bie Sammlungen
ber Archive genau uuterridjtet ift, über bie Sßeiterarbeit ftäubig
auf bem laufenben gehalten toirb unb außetbem in ber Sage
ift, ben Archiven Anregungen au geben. Allen AuSfunftfudjen-
ben ift baher bringenb au raten, fid) an bie E5 e f d) ä f t S ft e 11 e
ber ArbeitSgemeinfchaft au toenbeit, bie bann
ihrerfeitS boS auftänbige Archiv aur AuSfunftcrteilung ver¬
anlaßt. Ser ArbeitSgemeinfchaft finb alle bebeutenben Archive
auf bem EJcbiete ber eigeutlichen SßohlfahrtSpflege fonfeffio-
neller toie interfonfeffioneller Art, fotoie aiud) foaialpolitifche
Srganifationen, bie großen E5etoerffd)aftSVerbänbe unb Ve-
rufSorganifationen angcfchloffen. Auch für 3öol)lfahttSorgani-
fationen, bie ber ArbeitSgemeinfdjaft nid)t angefd)loffen finb,
bürfte eS atoedmäßig fein, fich in 3meifelSfällen an bie @e-
fchäftSftelle au toeräen unb Vor allem ihr fold)e Anfragen au
iibertoeifen, für bereu Veanttoortung fie fid) felbft nicht für au-
ftänbig holten.
Sanbaufentholt für (Stabtlinber. ber AuSfchußfibung beS
„Vereins Sanbaufenthalt für Stabtfinber", bie Vor furaent in Verlin
abgeholten iourbe, tonnten bead>tenSioerte Mitteilungen über beri
(Srfolg beS bur<h ben Verein in bie SSBege geleiteten Unternehmens
gemalt ioerben. Ser Eebnnfe ber organifatorifchen Maßnahmen,
nämlidh amtächft AuSgleid) von Angebot unb Aadjfrage innerhalb bei
^5rovinaen unb VunbeSftaaten unb alsbami aitgemeffene Verteilung
beS ÜberfchuffeS an Vflegeftellen baio. Stabtlinber atoifhen ben $|ko=
Vinaen unb VimbeSftaaten untereinanber burd) ben Verein als
SanbcSacntrale baio. AeidjSacntrale, hot fid) beioährt.- 506 719'^in-
bem tonnte Sanbaufenthalt Vermittelt toerben. Sie © c -
ioidjtSaunaljmen fchioanften atoifchrn 6 unb 12 Vfunb, bei
einer burd)fdjnitttichen dieioid)tSaunahme von 10 bis 12 $funb.
Vei einer fo großen Unternehmung finb natürlich auch Mängel
hervorgetreten; fotoohl bie AuSioahl ber &inber loie anbererfeits bie
AuSioahl ber Vflegefteüeu hat nid)t immer alle Erwartungen erfüllt,
bie Vielleidjt aud) manchmal au ho<h gefpannt waren. Saher würbe
wegen Heimweh/ kcanfheit ober aus fonftigeit Ekünbcn burch|d>nitt=
Iidh etwa bei 10 v. ber kinber ber in ber Aegel auf minbeftens
4 Monate berechnete Sanbaufenthalt vor ber $eit abgebrochen. Sie
Einaelpflegeftellc hat fich allgemein am beften bewährt, wenn auch
bie Unterbringung in Kolonien für mandje Arten von kinbern
(^ilfsfchultiuber, kinber aus höh er en ©chulen unb jüngere kinber)
fidh als empfehlenswert erwies. Sie VefdjuIunQi ber kinber hat fid)
faft überall butd)fül)rcn laffen. Sie weifte« kinber nahm bie
VroVina Oftpreußen mit 79170 einfchließlich Verwanbtenfinber. ES
folgen bann Sommern mit 37 895, Schießen mit 35 000 , Vofen mit
26 436.
Ser Verein bilbet and) bie AeicfjSaentrale für bie Unterbringung
bcutfdjer kinber im Verbüitbeten unb neutralen AuSlanb. Stach
£ollanb tonnten etwa 20 000 , nad) ber Schloeia etwa 6000, nad)
Sänemart etwa 4000, nach Ungarn etwa 1500 kinber amu ^anb-
Aufenthalt entfanbt Werben.
Pitteilnngen.
Alle neuerfchleitenen Vüdjer, bie ber SchriftTeihmg jugefanbt werben, werben hier
veraeichnet. Sie weitere Vefprechnng einzelner Schriften, hier ober im $auptteil
ber »Soaialen ^rasiS - , behält fich bie Schriftleitung üor.
Dr. A i h a r b V e r g e r/Sie beutfdjc Soaialbemotratic im 3. kricgS-
ja§r. 1917, VoIfSVerei 11 ^Verlag ©. m. b. M.-Etfabbadj.
SBie in feinem früheren Vud)e „grattionSfpaltung unb Partei-
frifiS in ber beutfdhen Soaialbemofratie", hat ber Verfaffer in biefer
neuen Schrift „Satfatfjen unb Senbeuaeit" aus bent in ber SageS-
preffe, Sdjrifien unb offentlieheu kunbgebuiigen, fotoie ben parla-
mentarifdien Veridjten reid;Iid) Vorljanbenen, aber vielfad) aei^
ftreiÄcn Material gefammelt unb iiberfidßlid) unb tlar georbuet 311 =
fammcngeftellt. Ec enthält fid) babei ‘jeber parteipolitifd)eii Ans-
nühung ber Vortjänge, fonbern ift mit gutem Erfolge bemüht, ein
ftreng objettives Vidb au geben. Aud) Wo er urteilt unb tritifiert,
gefcl)ieht cS in ruhiger Sachlidjfeit. Sie Vom September 1916 bis
Mai 1917 reidjenbe Sd)tlberung ift in folgenbe Abfdjnitte gegliedert:
1. bie AeidjSfonferena Vom 21. 122. September 1916; 2. bie Addis-
fonferena ber oppofitioncllen Gkuppcn vom 7. Januar 1917; 3. bie
ent|d)eibenben Vefcljliiffe ber Varteiiuftanaen unb bie golgeit ber
VarteifrifiS; 4. bie Sdjeibung ber EJeifter unb Ekiioffen im Aeid);
5. bie Unabhängige Soaialbemofratifdic. 'Partei Seutfdjlanbs; 6 . ber
Verliner Metallarbciicrftreit Vom April 1917. Sdßußbcmcrtiing.
Sic gewiffenhafte, mit großer Umftd>t bitrd)geführte Sarftellumg ift
ein wertvolles Sofuntent, ba*S bleibcnben SEert höt.
287
(Soziale ^ra^ig unb Slrdjib für 92olfgtt>ohIfal)rt — 1918 — XXVII. 9tr. 19.
288
S a ö 93 c b ö l f e r u n g g p r o b l e m , feine Erfaffung b u r cf)
g a m 11 i e n ft a 11 ft r f unb jawilien p o 1 i t i f, mit bc=
fonberer .33erüdfidjtigung ber bcutfdjeu 9teformpläne unb ber
franaöfifdien Stiftungen. 93oit Dr. g r i fj 93 tt r g b ö r f e r.
W. 53ucf)f)ol3. Sßündhcn 1917. 254 0.
■Ü o a (i ti o n c n unb St o a l i t i o n S r c d> t i it § c lt t f d) I a u b
big 3 u r 9 t e i dj g g e to c r b e o r b n u n g. Sta<itgn.Hrtfd)aft=
lidje 9tbl)anblung bon Dr. 28 o l f g a n g 9t i t f dj e r. (5).
Eottafdje 93uct)l)anblung 9?ad)folger. Stuttgart unb Berlin 1917.
307 0. 8 M.
S e r nt u b e r n e $ a p i t a l i 3 m u 3. II. 93b. 93on 98 e r n e r 0 o nt =
hart. Wunder & .§umbfot. SWiindjcn unb Seip^ig 1917.
5S5 0. 14 Jl.
X i e b c u t f d) c u 9t e i dj g f i tt a n 3 e n bar, tu ä I) 1 e 11 b unb
n a d> bem SBcltfricg. 93ou* Dr. € 11 0 $ ö b r c n b a d).
93idefelbg Verlag, ^reiburg i. 93r. 1917. 40 0. 50 Sßf.
X i e g r 0 8 e r u f f i f d) c 9t e b o I u t i 0 u. 93 on 9?. E. 93 e r o tu.
iDiit Ijiftorifdjeu 93ilbern unb v }3orträtg. 93erlag für Soji-aD
' tbiffeufdiaft 03. m. b. 93urliu SW 08, Siitbenftr. 114.
2,r,o Jl.
3)ie geitfdjrift „gtofiaie unb ^xr4jiu für Ipoltaentuijlfaijri“ ift burd) alle ©udjbanbfungcn unb ^oftämter (93oftaeitunggmmtmcr 7137) gu begteljcn
©ingelnummer 35 ©f. $>er Slngeigenjtreig ift 45 $f. für bie öiergefpaltene 93etitgeile.
^iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiniiiiiiiniiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiniiiinHiiiiiiiiiiiiiniiiHiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiHiHiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiinii
(Sfnöanööetfen
3u 3atjrg<ing XXVI ber „(Sojiden Prägte
unb Sfrdfto für XJotfötooflfafrt"
(in brauner ©angfeintuanb unb in ber 2lrt ber JDetfen
3u ben t>orf)erge^enben 3af)rgängen) ftnb gurn preife
bon 2 3 R«rf 50 pfg. burd> jebe Sortimentd-Sud?-
f?anMung ju begießen.
3 ena. Öuftou Verlag.
...
_ Vertag oon <Buftat> 3 if(f)et in 3 ewa. _
54»ctffen be« 3nfftfufs für oftt>cuffrf»c Birtftfjaff
in Königsberg i. Pr.
ffrftes Heft:
3« BetabüffeneBt Oft- tmiiBefQntnifin» nrter
23on
Dr. (Ebuarb ZBitfjetm 2 ttat)er.
. (XIV, 124 S. gr. 8°) 1916.
Urei«: 3 IRart 60 Pf.
r
Vertag tum ©ttftcu» Hifäjrtr in |tena.
trichidj |i(l
ein pcopliei traft ntötfqcet öeufjrfjet ttelfroittföiaft
93on
libalf Pamardtbe
©orfifeenbem be§ ©unbeg ©cutfrfjer ©obenreformer unb be3 .'öaupt*
augfdjuffeg für $ricgerheimftatten
(46 0. gr. 8°.) 1917. <|3reig: 00 Sß\.
JttljöU: I Einleitung, 1. 0taat»bürgerlid)e Dichte unb ftaafg*
bürgerliche ^3flid)ten. 2. 93om 28ege 3ur ftnatgbürgerlidien ©ilbung.
— II. griebrtth ßift. 1. 2)er fteiten $intergnmb. 2. $n ©ilrttem*
berg unb 2lmerifa. 3. £>er Äainpf um bie Eifenbahnen. 4. 0ad)*
berftänbige unb ^ntereffenten. 5. Um ^otlfreipeit unb Seegeltung.
6. 3)et Ausgang. — III. 93ebeutung unb 98ir!itng. 1. „9tur Agitator."
2. nationale Stiftern. B. Xaufdhroerte unb ^3robuftibfräfte.
4. ^iftorifche Sd)ule unb 93obenreform.
ptrtfd|gftsge<jgro|i§ie
non JlfrtUa
93ott
|Irof. Dr. |i. Potte
ftreiburg i. Sr.
H3ret§: 8 SWarl.
Jnljalt. Erft er ^etl: 1. Einführung in bie SJBirtfchaftggeograbhie
9ifrifa§. 2. Einfluß ber 28eitlagc auf bag 58ivt[d}afteleben 9lfrifag.
B. ^er Aufbau 9lfrifag unb ba§ 28irtfd)aftglebeit. 4. S)ecJ£influfe
be§ ÄtlimnS auf ba$ 96irtfd)aftöleben. 5. SSJaffer imb bag
28irtfdiaftgleben. 6. ^ie tuirtfdjaftlidie 93ebeutung ber afrifaiiifd^en
s -f3flau3emoclt. 7. 3Me Sebeutitng ber 3:iertüelt für bie 98irtfd)aft
Vlfrifag. 8. £ie tuirtfdiaftlidie 93ebrutung ber afrtfanifdieti 93e*
bölferung. Sd)fu8: 2)ie 9lufgaben ber Europäer in 9tfrifa. —
^toeiter 3Tcil: 1. T^er aufjertropifdje 9?orbtoeften. 2. !Tie öftlid)e
;ione bon 9torbafrifa. SDer Suegfaital. 3. £ie ßbne ber Saljara.
4. ftlad)ttfrifa. 5. ^ochafrifa. 6. 2)ng aupcrtropifdie Sübafrifa.
7. l)ie aftifanifchen ftttfeht. — Anleitung 311m ©ebraud) beg 93udieg.
0ad;regifter. — 9?amenregifter. — 0afcfef)ler unb Ötnberuugen.
Üatiöbud) DeclBittfd|af(sgefci|i(()(e
^>erauggegcbeu bon
|»rof. Dr. @e«eg probtti^
in $allc a. €.
§robttiij, EJeorg, ®itglifri|e ^Jirtfilföft^gefihitiit«. I. 93anb.
ißreig: 16 2JtorI.
Unfere 3cit erforbert erhöhte ÜluSInuböfenntniffe, gumal in toirtfd§aft*
IidOen fragen. S)eghnlb luirö tuetlen Greifen biefe erfte beutfdje ®ar-
fieüung beg SBerbeng ber größten .Oaubclgnmcljt ber ©eit trtttfommen
fein. Entftchung unb ( ybrtbilbung beS englifthen JlapitaUgmug unb ber
fapitaliftifctjen ^olttif bilbeit ben äfltttelpunlt bc$ ©erfe«. ES er]d)eint im
9tnl)mcit bc§ .\banbbud)g ber ©irtid)aftggefdiichte, bag bie Enttoicflung ber
h)td)tigften üäitber in felbitiinbigen äKonographicu fehübern loirb. 'Bamit
füll nid^t nur bie ftenntnig beg Üluglaitbg ermeitert, fonbern nud) burd^
©ergleid) bag 93et]tü»tbnig uuicrer eigenen ©erijältniffe geförbert werben.
^ntereifiert fiitb neben beit iUiiinnern ber ©iffenfdjaft öoritehmlich
Ütatioualöfonomen, /oiftorifer unb alle an 9luglanb§wirtid)aft unb 9luglaitbg*
politif ©eteiiigten.
OürnnMagrn
4 :.
K
beg
Ptdft||aftöleljen 0 ttatt (Öftyt'rufwt
fenhfitfrift jum Utirörraufbatt brr Prootttf
3 m omtlicfieu Aufträge fjerauSgcgeöen
in (iJeuteinfchaft mit
©cf. 9ieg.»9tQt Dr. |f. ganfett unb Dr. |. pHrrttcr
'profeffor ber Üaitbwiitfd)aftgmiffenfcf)itft ^rofeffor ber .pianbelgwiffcnfcftafteii
bon
Dr. |U ®efTc
v profeffor ber ©taatgwiffenfcbaffen in Stümggberg i.
fünfter Seil:
Poljl(t(inbötrrrljffUm|ff in CfDffprrufjrit
93on
Herbert (Hoelbel
2)offor ber ©taatgiDiffenfchaften
(VIII, 127 0. gr. 8°.) 1917.
Sf3reig: 2 Maxi 50 g3f.
j
Seranth)Otüi(( für Me C^TiftleÜung: Dr. ßu b fo i g ^ e b b e, SerUn*®runeh»aIb. — Serlag :®uftabQfifchet, S$ma .—® ebrueft 6ei 3 u I i u g 6 i f t e n f e I b f $of&ud)fctutfer., Serlm W&
XXWl. 'äwtytgang.
frrltn, Hen 14. |cbrnar 1918.
Itumnut 20.
alz
mt8
für |Jtflk 0 mtfJ)lfaJ)rt
Grfi$eint an f&m Dmmmtag.
ferlin W», gUIU***rf(tr. 29/30
Itntfyrcdjrr: Xmt ttdUtttotf * 80 t.
9 erft«fgeb*rs
Jfrof. Dr. ®. frandtf unb Jfrof. Dr. p. gitnmermann.
|0rtfo DlerteljäljrlW) 4 iftartu
«Itltn
9 ufao £if<tjtr, fena.
fternfprtdKt 58.
flnljfllt.
Xer 3Ben &cr Reformen unb
bc# .(Trieben*. s i>on ©rof. Dr.
ti\ tTrancfe, Berlin.289
u f gaben , Ginrid) tun gen unb
Organe oon SÖoplfaljrtS»
Ämtern in (Stabt« unb X'anb*
freifeit. 5Con Dr. iütarie ©aum,
.Hamburg. II. (gorü'efeung) . . 293
bOgmeine eojialiioIUif .... 290
tftciinberedjt unbj^oliaei.
Xer GfcfdjäftätrciS be* SleidjSmirl«
fcbafWamtS.
Xcr preu&ifdje (Steuerertrag.
«ojiole Suftänbe .297
ftörbenuig ber laubmirt fdjaft»
litpett Graeugung burd) ©er»
befierulig ber Set riebst edjnif.
ttrbeiter« uub Unferneljuicroer«
tretungen .29H
Slrbeiterucrtrcter im ,ymanat>eir<tl
beim töeit^Sfdiafeamt.
Hrbeitälofigfelt nnb ihre ®e*
ISt«pfM*s§. 298
3Irbeiterentlafiungeu infolge Gin»
förätifuttg ber $erfteQung oon
Xabaferaeugniffen.
ttrbettätttarft st. KfbeHgnoi^nieid 298
Xer beutfdje 9(rbeitSinarft im Xe»
aember 1917.
^(rbeitSnacpmeiS, ©eruföberatung,
VeprfteUenoennittlung im ©rcufei«
fdjen $lbgeorbnetenf>au$.
«Bobttrntg** »*>b ^obewfeagest . 300
ÜJtafenaljmen aur ©efdnipfnng
ber 3bo$nungduoi.
tütorarifi^e Mitteilungen . 302
Slbbrudf fänttlic^er Stufjötje ift Bettungen unb 3*itf$riften geftattet, jebodj nur
mit notier Ouettenangabe.
fft Prg ber Itffonnen uitH öfs |rtfbfne.
ReidjSfanaler (Graf oon Bertling bat bem ^räjibenten
beS SlbgeorbnetenhaufcS laut einer mn 12. gebruar ber*
öffentüchten amtlichen Mitteilung erflärt, er fei entfcbloffen,
„bie SBahlrechtSrcform mit ollen ihm au (Gebote ftehen»
ben Mitteln auftonbe 311 bringen". J>erSBiaepräfibent bcS3taatS*
miuifteriumS Dr. Sri ebb erg betonte im 2fuSfd)uh tags
oorljer, bah bie Regierung „alle berfüffungSnnihigen Mittel an*
menben werbe, um bie fcfjleunigc f 8 erabfrf)iebung ber Vorlage
. . . bttrehaufehen." Minifter Dr. Xrelrö batte fchon am 8 . 3^*
bruar erflärt, fein föertrauen 311 m SBolfe fei auch bureb bie jiing*
ften (Erctgnifje in feiner Söeife erfchüttert, unb bie Regierung
Werbe bcShalb nad) wie bor bie i n n e r e n R e f 0 r tn e n nady-
briidflid) förbern. Xer 00 m ReichSfanalcr am 29. Robember im
Reid)Stag angefiinbigte (Gefetjentwiirf über bie 21 r b c i t S»
■famntern ift im Reid)SWirtfd)aftSQmt fertiggeftcHt unb ent*
fpricht bem 23ernel)men nad) Weitgehenben (Erwartungen; inS=
befonbere erfährt baS (E i n i g u n g S w e f e n eine 2luSgcftal«
tiing unb geftigung. (Eine Vorlage über befonbere Q auf*
111 a n n § f a m m e r n foll folgen. Sßeiter toirb geblaut bie
im «ftilfsbienftgefep gefdiaffene (Einrichtung Oon 31 r beiter*
unb 21 n g e ft e 111 e n a u S f d)ü f f e n in (Großbetrieben
burch eine Lobelie aur (GeWerbeorbnung bauernb au fiebern.
Xie ebenfalls bom ReichSfanaler am 29. Robeniber besprochene
23efeitigung ,derjenigen 58efd)i*änfung ber &oaIitionä-
freibeit, bie ficb au^ § 153 ber (#£). ergeben", foll ben
9 tcicb§tag in feiner näri>ften Xagung bcfchäftigeu. 3o mirb
ber befebrittene 2öeg innerer Reformen weiter gegangen. Xie
beflagens wer ten „Wilben" Maffenftreif^ ber 2ßocbe bom
28. Januar biö 3. Sebruar haben bie Regierung in ihrem
2öiücn nicht beirrt. Xie ©infebränfungen beö SBerfammlungS-
wefen§ finb aufgehoben. Xie „fttorbb. 2lüg. 3t0* #/ hatte fd)on
am 3. gebruar erflärt, ber fßerfucb, bie Streife als 23eWeiSftiid
gegen bie 9totwenbigfeit ber 9teforntbolitif aa berWenben, fei
abaulehnen. 2 öir wünfd)en nur, bafe bei ieber ficb barbietenben
(Gelegenheit btefer fefte unb flare Stanbpunft ber Regierung
offen aum 2lusbrucf fäme, in ^on stoben ber Minifter unb
Staatsfefrctäre, bor allem aber in Xaten, unberaügli^, fraft*
boll, flar bor allem im Reichstag. Xcnn ber Srgmohn, bie
Regierungen Föunten bod) noift bon ihren Reformplänen ab«
gebrängt werben, hat fich tief in ben 2 lrbeitermaffen eingeniftet.
Xiefe 33eforgniö erhält täglid) neue Rafyrung burd) bie
2luönübung bes weitberbreiteten unb gerechtfertigten Unwillens
über bie 2 luSftänbe. 3 al)lreiche Blätter, bie offen ober ber*
fiecft im Xienfte fcbwerinbuftrteller 3d)arfmad)erei ftehen,
prebigen baS ihnen fo willfommenc ©bangeliunt ber „ftarfen
Sauft". SSott fonferbatiben Männern wirb mit beräd)tlicher
^anbbewegung auf bie politifdfe Unreife beS fßolfeS hin*
gewiefen, baS man boeb nicht aur Mitarbeit an ben 0taatS«
gefchäften hcranaiehen fönne. Xie ftinber ftreifenber Arbeiter
werbe man nicht wieber auf bem Üanbe „füttern", berfünbete
öffentlich eine (Gutsbefifeerin. Xie SSahlrefornt fommt im 2luS-
fchufe faum bom Srlccf. Xie „ 2 BirtfchtiftSfrieblichen" im
herein mit Unternehmerorganifationen laufen erneut 0turm
gegen bie Aufhebung beS § 153 (GX. 3a, felbft in einem offi-
aiöfen Platte finbet fid) eine 2 lnbeutung, als ob man an eine
23erfd)ärfung beS ^ilfsbieuftgelepes benfe: in (Englanb habe
man ja gleich bei Üriegsbeginn eine weitgehenbe Militarifierung
ber Riiftungsbetriehe eingeführt. XaS ift riditig. 2lber e?
wirb babei bergeffen, bafe biefe Maßnahme and) eine fcharfc
23egrenaung beS Unternehmergewinns borfal), bafe bie 2lrbeits-
ftreitigfeiten troh aller 93orfeI)rungen in (Englanb aunahmen,
unb ba§ Regierung fich genötigt fal), wieberholt nachaugeben
nnb baS CGefefe a» milbern. ©benfo in öfterreid). Seber Sfr-
beitsaWang reicht nur bis a» einer gewiffen QSrenae: er fanti
31rbeiter unb 2 lngcfteHtc nötigen, im betriebe au,bleiben, aber
nicht eraielen, bah aut unb rafd) gearbeitet wirb, gana au
fdjweigen bon Sabotage, ^orübergehenb mag bie Militarifie-
vnng bon RiiftungSbetrieben angcaeigt fein. 2lber nühlicher
ift’S jebenfallS, wir bleiben in Xeutfd)lanb auf bem 33oben beS
f r e i e n 31 r b e i t S b e r t r a g e S , mit ben burd) ben Strieg
gebotenen 33 efd)ränfnngen im §ilfsbienftgefcp, unb gehen im
übrigen ben 9B e g b e r R e f 0 r m e n.
Xenn mit ben Mitteln poIiaeilid)er unb militärifcher (G e *
w a 11 fann man mol)I äitherlid) Ruhe unb Orbnung hcrfteUen
— unb Wo immer es erforberlid) ift, muh bi^ gefchehen - aber
Weber bie Urfadien ber Unruhen befeitigen, nod) ben Srieben
bauernb fiebern. 3ßir fürchten, bah and) bei ben lebten @treifS
im Verbote bon 33erfammlungen, in 33ehinberung beS Vereins*
wefens unb Unterbriicfung bon 3dtungen au biel getan worben
ift. (Es ift biel gefährlicher, bie (Erregung nad) innen au brängen,
als ihr 2luSgänge au laffen. 2öilbe (Gerüchte finb biel fd)limmer
als 3^itungSartifel, unb bie (Gärung, bie fid) nid)t £uft fchafft,
jd)lägt inS ^lut. (ES ift bod) Xatfad)e, bah überall, Wo bie
3treifenben fid) berfanuneln unb bcrhanbeln fonnten, ber 2luS-
ftanb rafd) unb glatt au (Enbe ging. Unb befonbere 2lner*
fenuung berbient eS, bah in 3lurid>, Xanaig, Magbeburg, ^öfn,
.Qiei, München, Riirnberg unb anberSwo bie 0taatsbehörben
fich bemüht haben, burd) fecrhanblungen bie 0treifS au
beenben. Seiber ift bieS bcfanntlich in Berlin nidjt ge-
202
29^ : '
Co.gide Brapiy uub VIrdjio für 'Bol fswoßlf ehrt 10 IS XXVII. 9fr. *20.
langen. Wie jotst als fidlerer Tntbeftanb fcftgefteüt mcrbeit
fattn, tragen Me „Unabhängigen SoaiaJbemofraten" baran^bie
3d;ulb. So führt bas „Klorrefponbenablatt Der (General*
fomnttffion Der (Gemerffdjaften Xcutichlanbs" (nenn 9. Bcbntflr)
Den VFndjmcis, baß cs „U m a b b ä n g i g e" waren, mddie bie
Bevhonblungsmöglidjfeiteu feheitern ließen,meil fic unter feinen
llinftänben Vertreter ber (Generalfomiitiffion 311 ber s Attsfprad)o
binaugeaogen feben wollten. Über biefe Haltung fällt bas Blatt
mit Pollern 9hd)t bas frixirfftc Berbamimtngsnrteil; es führt
11 . *a. aus:
rein nec 1 ffcf)afiIicf?c 11 Stmibpuiift muß biefe Haltung
ber Unabhängigen aufs fduirffie ^uriicfntiiiicicii werben. Mir liegt
bas gleiche '-Prinzip .mgnmöe, bas bie fdiwerinbuftriellen SdHuj*
niadjev bei VliWiitseinfteUungen 311 oerfed)ten pflegen, bie awar mit
„ihren" ftreifcnbcir 'Arbeitern berhonbdn, bie „Eimuifcbuug“ eines
Tritten, ber (Gewerlfctjafr nämlid), in „ihre" Vlngclegcnheiten ab-
Idjnen. Tie MeicfjSregieruug erfannte bie wirtfrfjaftlitfjc Crgank
fatioit ber Vir beiter als ucrbanblungsfähig an, meÜ fie in ber Tat eine
Bcairetung ber VIrbeiterflaffe barftcllt, bie „Unabhängigen" Trabt-
lieber in 'Berlin mieten audj biefen Weg ber Bcritänbigung gurücf
itnb ließen bie Vlrbciter lieber mit bem (Gefühl ber 'Beficgtcn in bie
'Betriebe aunieffehren, als baß auf bem Berbanblungsutege mit ben
CGcwerffdjaften genicinfam ein möglicher VI 11 »gleich gefud)t würbe.
. . . . Tie Unabhängigen haben burd) ibr 'Berbalten bie '-ßolitif ber
fdjlimmftcn Vlrbeiteifeinbe geföröert unb bie Vlrbciterintereffen
Kbmiiblicb prcisgegebeii. Tie fvolne ihrer \g>a Dotierung ber üom
Vleidjvfan^ler ermöglichten Berhanblungcn ift bie fofortige SWilitari*
fierung einer Vln^abl (Großbetriebe mit bem bamit anfatninerihängen*
ben Berluft miditiger VIrbeiterrerf)te unb bie (Sinaiebung ^afjireictjer
Vlrbciter ,311 ben Sahnen uub bie frimineüe Berfolgiing einer nidit
geringen Babl non Vlibeitern, bie fid) in beit VJiafchen ber Kriegs*
gefeße nerftrieften. Vlu Stelle eines georbneten Vlbbructis beS Streifs,
uaebbem er ben einzig möglid)en ;fmecf einer Xemonftration erreicht
hatte, beibauten bie 'Berliner Vlrbeiter ben Unabhängigen eine
politifdie unb wirtjcßaftlidie Viieberlagc, wie fie fcblimmer in 'Berlin
nie 31 t üergeidjneu war."
Tie hefte Antwort auf biefe fchlimmen 2Wad)enfd>aftcn ber
„Unabhängigen" fei, fo erflärt bas „Korrefponbcnablatt", bie
3 t ä r f n tt g b c r (G c m e t* f f d> a f t e it unb bie mtbebingte
3 t r n halt u n g ber a 11 a r d) 0 - f t) n b i f a l i ft i f d) c n
Tertb entert, bie fid) unter ber Hcße gegen bie (Gerne rf*
fdiaftsfiihrer Herbergen. Bcmcrfenswert ift, baß ber Au ff aß
and) mieberbolt betont, nur wer mit politijdier Bliiibhcit ge«
jdflagen ober ben Streifeitbcit in gemifienlofefter Weife Trug*
bilber oorgaitfeln Wolle, Fönne Davon träumen, bie beutfebe
Staatsgewalt nad) bolfchemiftifcbem Borbilb burd) Streifs 31 t
aertriimmern ober and) nur in bie Hanb ber „unabhängigen"
Trahtjicber 311 bringen. (Gemcrffd)aftlid) unb politifd) gcfchulte
Vlrbeiter mären für ein io m a h n mihi g e s 11 rt t e r rt e h *
men nie 311 geminnett gemefeu. Glicht minber bemerfenswert
als biefer fcharfe Broteft ift bas 'Betenntrtis 311 m treuen Seit*
halten an ber Bfüd)t ber £ a tt b e s 0 e r t e i b i g tt tt g , mie
es in ben Entfd)ließnngen ber 'Borftänbefouferena ber freien
(Gcmerffdjaftett unb bes Vlusfdiuffes bir fo 3 ialbcmofratifd>en
Btehrheitspartei mit Poller .Klarheit mieberholt morben ift;
biefe Kunbgebungcn hat bie Benfnr in 'Berlin nnterbriieft, an*
bersmo tut Reiche hot matt fic oerftänbigermeifc ruhig in bie
Cffentlidifeit gelaffen.
Bur Bfüd)t ber iVanbesPerteibigiiitg gehört aber ttitbc*
bingt and), baß man bie 3 e i n b e burd) fein Tun ober Unter*
laßen ftärft. Ties ift leibet* bttrd) bie Vlusftänbc gefdyehert.
fettiger mohl burd) ben Vittsfall an 2 )?iinitionser 3 eugung, ben
felbft notorifd) friimerinbuftriellc 'Blätter nid)t aÜ 3 tt hod)
anfd)iagett, ba ber Kohlenmangel ohnebies eine Bcfdiränfuttg
auferlegt habe. VIber ber SWaffenftreif hat bie Hoffnungen ber
3cinbe auf einen inneren Verfall ber 'Bliberftanbsfraft Teutfdi*
iaubs miebernm ttett belebt. Bmar äußern fid) ntattdje 3 eä*
hingen in. Baris itrtb Bonbon mit oorfidjtiger 3ttrtirf«
haltmtg, fd)on meil fie Unruhen im eigenen k ; anbe fiird)ten,
attbere aber frohlocfen laut. 3n Betersburg fab matt fdwtt bie
Vi'epolntion amh in Teutfdilanb triumphieren. Unb Pon nett*
traten, uriPerbädttigen 3timtnett mirb heftätigt, baß bie befoit*
bcrS fdrroffe (frflärung bes Kriegs* nttb 'BernidttungSmillens
ber Alliierten itt 'Berfailles ihren OJriutb in ber ©rmartung
fdHPcrfter Unruhen in Teutfdilanb habe. Taß mtfere 3einbe
in biefent Böahn beftärft merbett, gefriiieht freilid) nidit ohne
'Biitfdmlb jener allbeutfdicn uub fdxtrfmadH'rifdien Breßorgane,
bie fid) nidit genug iit iiberteibenbeu 3d)ilberungett Pott ber
(Größe nnb ber (Gefahr ber Vlnsftänbe tun fonnteit. „Vi i di t
ein 3 m ö 1 f t e 1 ber Vlrbeiterfdiaft in (Grofr'Berllu hat ge*
greift, nttb braußeu im Vanbe norii mettiger", fagte am 8. 3 ^
bruar ber «BÜnifter bes Smtern im prettßifd>en Wahlrechts*
ansfd)itß. Unb mentt man fo leidster Hanb mit bem Bormttrf
bes XlaubesPerrats gegen ftreifenbe Vlrbeiter um fid) mirft, fo
erinnern mir an bie auttlidjeBranbinarfung: „WerBrotgetreibe
Perfiittcrt, Pcrfiinbigt fid) attt Baterlanb!" Cber bie aiiitlitfH'
(Geißelung bes Wuchers nttb bes 3d)leid)hanbels. 'Banbespcr*
rat ift bodi and) bie 'Bebrohuug unterer WiberftanbSfraft auf
bem (Gebiete ber Bolfsernähruttg, nid)t mittber als in ber
'Biunitionsei^eugung. BeibeS Perlätigert biefen unfcligen
.strieg, inbettt es bie Hoffnungen ber Seitibe anfpeitfeht, bie
Heimat zermürbt unb bie 3ront fdimädit.
Aut 9. gebrnar morgens 2 Uhr ift ber e r ft e 3 rieb e tt s -
pertrag itt biefent Wcltfriege nnteraeidinet morben: ber
'Bierbnnb, Teutfchlattb Poratt, hat ihn mit ber Ufraitte ge*
fchloffctt. Taiuit ift an einer miditigeit 3tetlc ber eiferne Vting
3 crbrod)ett, in bem nufere 3 tiitbc uns 31 t erftiefen meinten.
Viidit minber groß als ber politifdie unb mirtfchaftlirfK 'Jhtßcn
biefes ©rcigitilfes mirb bie moraltfdic 'Wirfurtg fein. (?s ift,
mie es in bem Verträge heißt, „ber elfte 3 d)ritt 31 t einem
baue r h a f t c tt unb f it r alle Teile ehrenvolle n
W e 1 1 f r i e b e tt, ber ttid)t nur ben 3d>recfniffen bes Krieges
ein @nbe fehett, fottbern a-uri) 3111 - Wteberherftellung ber freunb*
fd)aftlid)eti 'Besichungen annfcheti ben BöIFern auf politifefjeni,
red)tliri)em, mirtfdxiftlidtem unb geiftigem (Gebiet führen foü."
9t tt ß 1 a n b erflärte fchott am 10 . Sebruar bas (fnbe bes
Krieges nttb bie Xcntobilifation. 9t n tu ä tt t e tt mirb, muß
folgen. Aber biefer Sricbe ift errungen morben battf bem 0iege
ttnfercr Waffen nttb battf ber Stanbbaftigf-eit nuferes BolfeS in
ber Hc'imat. Vittr biesAnsbarren oerbiirgt and) basgortfebreiten
bes 'Berftänbignngsfriebctts. Tas mögen untere beutfeben 'Ar¬
beiter 31 t jeher 3tunbe ber Arbeit unb ber Stube bebenfcit.
Vcod) bauert ber milbe Katnpfcsmille nuferer 3oinbe mit feinen
Berftörnngs* unb Berniditungsplänen Tentfcblanbs uttge-
fd)mäd)t an. Tie beutfd)c Arbeiterfchaft meiß, mas eine Vcieber-
lage Tentfdilanbs gerabe für fie 311 ln beuten hat: ein nanieti
lofes (Slenb, ein 3flaPenlehett, ein Sdntften für (Snglanbs
Tctfd)en. Ter „Bormärts" fagte am 9. 3ebrttar 311 ber er*
neuten 'Berfütibitttg bes Wirtfdiaftsfriegcs burcf) Sperrung ber
9tol)ftoffe: „Viietttanb mürbe mehr unter fo brutalem
H p n fl e r b r u cf leiben als ber bcutfd)e Vlrbeiter. Solange bie
(Tmtenteregierungen ernftlid) folrhe ^sbecn Pertreten, fä tupft
ber b e 111 f d) e. S A r b e i t e r i tu K a m p f e gegen f i e
tt m fein t ä g 1 i d) e s S B r 0 1." Wir tnüffeu burcbhalten bis
3 utu (fnbe, fonft fittb mir auf ein ^ahrbuubcrt 31 t Vfiebrigfeit
nnb Öopnoor Perbamiitt. Cber 31 t immer neuen Kriegen, um
bie laftenben Ketten abaitfri)iitteln. Wer biefe bittere Wahr¬
heit uerfennt, tättfd)t fid) itnb attbere, treibt fid) uub anbere itts
llttglücf. Wir haben 31 t beit berufenen Siihrern mtb ber
großen Mehrheit ber Vlrbeiter in Stabt nnb S2anb bas felfeti-
jefte Bertrauen, baß fie treu 3111 - üanbespcrteibigung halten itnb
ihre Patertänbifdie Bflid)t tun. Sie ntiifien ben Giften unb
9[änfett ebertfo mie ben ©infliiftcriingen ber Unabhängigen,
vipartafusleuti, Stjnbifaliften unb Anardnften, mie fie and)
heißen unb mer fie fein mögen, miberfteheit itnb bie Berfühvcr
pon fid) meifen. 9tuhe unb 'Befonnenheit ift nötig. Keine Aus-
jtänbe, attt menigften milbe 9}?affenftreifs! Beitrauen auf bie
berufenen Siihrer, Eintreten itt bie (Gemerffdxxften, 3oi't s
fdireiten auf bettt Wege ber 9teformcn. Ü'i führt 3 ttr Stärfmig
ber 'Aatioti unb bamit and) 3 ttitt 3viebett. Wie es in bettt Tauf
bes Kaifers für bie Kiutbgebungcm 31 t feinem (Geburtstage heiftt:.
„Tie opfermillige Ausbauer unb bie gemaltigen
Arbeitsleiftungen ber Heimat haben and) ber V?ot unb
Entbehrung Troß geboten, fo baß nufer im Selbe’ itnb int ttanbe
bemährtes Bolf mit (Gottes Hilfe Poll ftarfer 3noerfid)t einem
guten 3 1 * i e b e tt entgegntfehen fantt. Hierzu bebarf es aber
jeßt ber ernfteit Selbftaucht, ber inneren (Gcfchloffenheit, ber
milligert Uttterorbmmg unter große Biele ber Bercitfdxtft, and)
bas Sdimerfte 31 t tragen, bes Bcrtrauens auf bie eigene litt-
befiegbarfeit unb ber Einfteüung aller Kräfte für bas eine große
Biel ber ©rfätupfting einer fta r f c tt tt tt b fid) e r e tt 3 u -
f 11 tt f t bes B a t e r 1 a n b e s. Hieran erbitte irf) bie treue
Mitarbeit aller, bie nufer Bolf lieb haben itnb feiner Baüutft
bietten molleit. Tatttt mirb aus ber Saat biefer fdimeren Saftim
unb bem Blute ber gefallenem Söhne Xentjchlanbs ein ftarfes
9feid) nnb ein gliicflidtcs, au mirtfd)aftlid>eu, geiftigeit nnb fitt*
iidien (Gütern gefegnetes Bolf herPorgehen. Taau helfe un
(Gott!" E. Fi*.
m
Soaiale Brari? unb Slrdjiu für Bolf?mol)lfabrl— 1918 — XXVII. Rr. 20.
294
linfgabfn, ©inridjtmtgrn und (Organe »ult ppljl-
fitljrtörtintfrn in $tuM- und JiutMurifcn.
Bon I)r. SDZötic Baum‘Hamburg.
II.
SSonim aber nicht£>alt itiorfx'u vor ber Sinnen- nnb Sßkufcn-
Pflege, biefert prnnbgctoachfenen Beftänbcn ber ftonunnttal*
roohlfabrt, benen gefehlte!) 9?c0cfimg, UntFrei? mtb Xtefe ohne¬
hin teftimmi ift?
s lNeitt Stanbpnnft ift oicllekht hier am fcftuerftcn 311 he-
griinbcn, unb bod) möd)te id> ihn nnoerrücfbar fcftbaiten. Sind)
bie Sinnen- unb bie SSatfcnpflege finb Steile ber ittbißibnnli«
fierenben 3öol)lfahrt?pfIege mtb babcr ber größeren ©inbeit
ntdit neben- ober über-, fonbern finitgetnäß einattorbnen. SBer
ift Denn „arm" im rechtlichem Sinne?
©? fcbtoinben, c? fallen
bie leibenben SWcnfchen
blittbling? Oon einer Stunbe anr anbent,
lote SSaffer oott Klippe 511 Klippe getoorfen,
japrlang ins? llngemiffc hinab.
"Xoa gilt oom fittlid)en, tote ootn n>irtfd>aftlid)en Gebern TOt
langfanter, unerbittlicher Sicherheit fliefst SIrmnt an? föranF«
beit, SIrbeit?lofigFeit, Jdinbcrrcichtnm, ©nergiefd)U)äd>e, toirt-
jchqftlidjcr llnFcnntni?, ans? ^dntlb unb gehle. Genau an? beit
gleichen Duellen aber fließt and) bie H>ilf? 6 cbürftigfeit, bic ttod)
uidd SIrmnt ift nnb fid) ber SBJohlfaprt?*, nid)t ber Sfrmenpflege
aumenbet. Schulbios in SJot unb Sorge geratene SRcnfchctt
haben mir hier mie bort unb ebenfo faule, trunFfiwhtige, fchtoer
au bebanbelnbe. Sil er toiü ba bie Grenaen 51 eben? Xie Slrbeit
in ber $rieg?bitfe bat uti? aufs? beutlichfte gelehrt, mie fchtoer
es? ift, orbentlidx*, fittberreiche ©Itern ober Söitmen ber oöflig
unzulänglichen Slrmenhilfe au iibcrlaffert, augleid) aber arbcit?«
fcheue, cmig mtanfriebette frühere SIrmertpfleglinge rcichlid)
an unterftüben, nur meil fic jefct au? formalen Grimben ber
$rieg?I)ilfe augemicfen mürben. Xie .Vtrieg?hilfe fonnte in
ihrem ,Umupf um bie Bcfferftcilung ber Slrmennnterftüpten
nid)t oiel erreidxm, beim bie 3 <>Ufd)ranfen blieben aufgiv
richtet. ©? ftecfeit eben in ber heutigen Slrmeupflege Refte oon
Barbarei, bie oie(Ieid)t meniger in Stabten mit reichen Stif¬
tungen, bafiir aber ttm fo mehr in leiftnng*fd>macben Geuteinbcn
feuntlid] hierbei), unb bereu enbliche Beseitigung nur burd)
ooüe Bereinigung mit ber SSohlfabrt?pflege erreicht merbeit
fmut.
Someit bie bebörblicbeu Stellen in grage fommen, ift bie
gorbernng fomit toohl inhaltlich geFlärt. 3öic aber foll man
bie freie Söohlfahrtepflege, alle bie sabllofeit Bereitte unb Ber*
bäitbe ber ©inbeit aufiihren?
©in Smang aur ©inheit fmtn nid)t ansgefprodjen merbeit,
bar über finb fich alle Beurteiler einig. SRan fann unb foll
aber, unb a^or in hct;borragenbetu Sflafjc, auf bie in ben
Xingcn liegenbe Berriunft bauen, bie fid) um fo leichter burch-
fepen mirb, je reicher, fd>öpferifd)er unb leben?Ooücr bie Slrbeit
fief) geftaltet. Sobann aber hat fcpließlid) ein oon ber Kom¬
mune mitgeleitete? B?oblfahrt?amt hoch fd)on allerlei Mittel
an ber $anb, fcbäblicpe ©igenbröbelei au übermittbett. Sic
mirb ben fid) hodmiiitig abfonbernbert Slnftalten unb ©ittrid)-
tungen feinerlei 3 nfd)iiffe an? öffentlidien Mitteln aumeifett;
fie mirb burd) bie frei?örztlitf)e Stnffid)t gefunbheitlid) Unau-
länglicpc? ober Sdiäblicpe? unerbittlich befätiipfen, mie es? nid)t
nur ihr Recht, fonbern ihre VJ3flirf)t ift. Sie mirb Söaifett ober
fouftige Pfleglinge nid)t auf öffcntlidie Soften an Slnftalten
abgeben, bie bent gemiinfepten SRinbeftmaß an gefimbhcitltcher
unb eraiehlicper giirforge nicht entfpredyen. Xaß attßerbcm beut
auf bent (Gebiete ber Gelbfaminlung crtoachfenen llnmefen auch
nach bent Kriege gefteuert merbeit foll, ift eine vielfach Ver¬
tretene Sorberung. SIbcr bie? alle^ fei nur nebenher ermähnt.
Xa$ ©igentliche unb Söefentlidie erhoffe iri) oon ber Slnaiehung^-
Fraft, bie ba$ mahrhaft (SJute mtb Öeben^oollc in fid) trägt.
* *
*
SLMe bemältigt mau biefe foloffalen Inhalte ber Svrm nad)?
Sind) hier hat uns? bie $Iricgs?hiJfc Xinge gelehrt nnb tun
heißen, bie mau früher nid)t leid)t für möglid)’gehalten hätte,
mtb Duellen eröffnet an gelblidier mtb ntenfd)licher .§rlfe, bie
früher itidd floffeit. Bott ber Sinnen- unb SBaifenpflege her
fetttit man ja laugft ba? 3 nubermort ber redyten Berbiitbmtg
Oon aentraler Leitung mit beaentralifierter SIu?führtmg. SIber
eö hat bod) in ber ®rieg?hilfe erft eine gattä attbere Bcbcntmtg
gemonnen. Xer „Beairf" ber ^riegöhtlfc ift etma§ oiel leben-
bigereö, fapbarere^, fonfretere? als etma ber Slrntenboairf, ber
fchon an? SSiangel eine? allen augänglid)en räumlichen Spittel-
punfte? mit regelmäßigen Spred)- unb 9tatftunben etma? la¬
tente?, oerborgettc? an fid) hat. Xer Begriff ber lebenbigen
Beairf?fiirforgeftelle ift itn? moht allen erft jept gana Flar ge-
morben itttb follte nie mieber au? ber 2 BohIfahrt?pfIege oer-
fdymittben. Xie Sürforgeftelle mirb auch bie ^auptträgerin ber
Slrbeit unferer neuen SBohIfahrt?pflegecinheit merben.
Qnbem ich junächft ftäbtifdx* Berhältniffc in? Singe faffe,
möd)te id) aur (%mährung eine? iiberblicf? folgettbe? Schema
aufftcllen, ba? aur SFeugeftaltung ber Fommunalen SSohlfahrt?-
pfiege, einfchließlid) ber Sinnen« unb Bktifenpflege aufaminen-
geftellt ift nach ben BerIxtltniffett einer rl>einifd)en ©roßftabt.
1. Xie Stabt richtet ein 3BoI)lfabrt?nnit ein mit einem ftäbtifd)cn
Beamten, einem Bertretcr unb einer Bertreterin ber freien SBohl-
fahrt?pflegc al? Borfipenben unb einem S(rbeit?au?fcfyuß, in bent bie
Crgane bir ftäbtifd)eu unb freien SSohlfahrtC’pflege oertreten finb.
Xa? ^entralbiiro mirb Oon hier mit amtlichen Kräften geleitet.
2. Sür ba? ©ebiet ber Stabt finb für je etma 20 000 ©inmoljucr
tfürforgebeairfe au bilben. ^eber ^ürforgebcairf erhält eine (einen)
cbreuaiutliche(u) Borfipenbeiu) unb bilbet einen Slrbcit?au?fchuß.
8. Xie Sinnen* unb bie Sßaifenpflcge mie bic SBoIjnungSfürfotgc
bilben einen Xeil ber gefamten Sßohlfahrt?pflege. Sinnen*, SBaifeu*
unb SBohnungSamt finb im 3Öahlfahrt?amt nertreten. innerhalb
ber Sürforgebeairfe gehören bie Beairf?oorfteher bem bort gebilbeten
Slrbeit?au?fd)uß an. Xie Reifer unb .^>elrf er innen bc? Sürforge-
beairf? merben gleiriiaeitig a» Slrnien* unb SBaifenpflegern (Pflege¬
rinnen) beftcllt. Sür hie Bchanblung fd)mieriger SäHe (SIrbeit?f(hcuc)
fönnen berufliche Üoutrollbeamte oermanbt merben, bon benen einer
für mehrere Sürforgebcairfe genügt.
4. innerhalb .jebe? tfürforgebeairf* merbe-n nad) ben 00 m SBohl-
fahrt?antt gegebenen Stiditlinien bie nad)folgenben ©ebietc beljanbelt.
Xie Bearbeitung erfolgt entmeber felbftänbig bon bem Sürforgc*
beairf au? ober, fomeit gute anbermeitige, für ben ganaen Stabtbeairf
beftimmte Crganifationen borhaitben finb,‘im ^ufainmenljang mit
ihnen:
a) Sluf ber ©runblage „allgemeiner bolf?gefunbheitIid)er Souti-
lienfiirforge" bie Sürforgc für Säuglinge, .^leinfinber, Schulfiuber
(int ^nfammenhang mit Schularzt unb Sdmlfdhmeftern), Xuberfulöfc,
Sllfoholifer, Äreb?fraufe ufm. b) Sßohnung?pflege in ^ufamnicnhang
mit bem jtäbtifd)en SBohnung?amt, unter Slu?fchaltung ber fßoliaci
al? auyfithrenbem Crgan. c) ©raicherifdje Sd’ulfinber* unb ^lein-
fiuberpflege in ^ufammenhaug mit Schulpflegerinnen, Äinberhortcu,
Sßartefchulen ufm. d) ^ugenbpflege in 3ufammeuhang mit ben
borhanbenen mannigfachen Crganifationen. e) ^sugcnbgericht?hjlh‘
unb Sngcnbfitrforge. f) Sinnen* unb SBaifeitpflcge. g) Samilieu#
fürforge für .^rieg?befd)äbigte unb bie .^unterbliebenen ber im Kriege
Gefallenen, h) Crgauiiatiou unb Slbgabe bon Heimarbeit an Sinnen*
Pfleglinge unb Rentenempfänger in ftärtbiget ^ufammenarbeit mit
Stabt, Staat unb Reid) al? Slrbeitgebcr. i) Slrbcit?lofcnfiirforge in
^ufammeuhaug mit ben nach fokalen ©efid)t?punftcu au?fd)aueubcr.
S(rbeit?nad)mei?ftelleu unb mit ber Beruf?beratuug?)tcHe unb Sehr-
fteHenbcnnittlung. k) Sittliche Übermachung. ber im ^ürforgebeairf
befinbiiehen, ber 9ßohlfahH?pflege bicueuben Slnftalten (Horte, Grip¬
pen, SBartefchuIen ufm.).
0 . SU? beamtete unb chreitamtlidte Hilf?fräfte Folmnen, abgcfcheu
bon ben fdmti ermähnten Borfipeuben unb Slu?fchüffen in §ragc:
n) Tvür jcbcu Beairf minbeften? 2 gut au?gcbilbete ^ürforgerinneit,
bon benen a^berfmähig bie eine nach ber bolf?gefunbheitlid>eu, bie
anbere nach ber bolf^eraiehlidjen Seite hin fadtlid) unb foaial gc*
fdhult ift. b) Siratlid)e Btitarbeiter: Xer SäugIing?fürforgearat, ber
Xuberfulofenfürforgearat, bie Schulärate, Speaialärate. c) ©h^’en-
amUiche Helfer unb Helferinnen, bic ajigleidj td? Sinnen* unb
Sßaifcnpfleger a 11 bcfteüen finb; für jeben Beairf etma 20. Hier finb
befonber? bie in ber_.^ricg?mohlfahrt?pflege gefchulten grauen heran-
auaiehen. d) ©ine vsoaialfefrclärtu (gute $artothef=Slften* unb Sijtcus
führuug).
6. 3ur Befdtaffung ber ä)iittel — bereu Höhe hier nicht angegeben
merben fann - fommen berfchiebeue SS ege in fraget a) Saufeube
ftäbtifche ^ufchüffe, bon benen iu?befoubcre alle ©ehältcr unb Slu?-
gabeu für bie Jtiirforgebüro? a u berfeu finb.- b) Xie etatmäßigen
Büttel für Slrmenpflegc. c) Xie bi?her in ben ftäbtifdtcu Haushalt-
plan uteift uicfjt aitfgcnommeuen, aber m. ©. notmenbigen befonberen
Büttel a»r Xurdtfübrung ber Sßaifenpflcge. d) Xie färntlidycu, meift
unter Bermaltuug be? Slrmenamt? ftchenben Stiftungen, mcldte
großen teile' nur aur ©ntlaftung bc? Slrmenetat?, nid>t aber a» einer
©rmeiterung bev Slrmeupflege au allgemeiner Sßohlfahtcunflcgc Ber*
menbuitg finben. i*i Slubere bon ber Stabt bermaltete Stiftungen
i.SBohiuiugöftiftimgen ufm.i. f) Xie Sfationalitiftimg für Hinter¬
bliebene bon Mriegvteilnebmern unb alle anberen für ben gleichen
^rnerf nodi au ermarteitben Stiftung?mittel. *:•> Tvreie Beiträge, bie
nach ben in ber Mrieg?acit gemadden ©rfahrungcu im Hiublid auf
ba* ber Mriegvfamilieufürforge in breiten Mreifen gefd>eiiftc Ber*
295
(Soziale Sßragiä unb?lrd)iü für Volfsmohlfahrt - 1918 — XXVII. Ar. 20.
29«
trauen ameifelloß reidjlid) fließen merben, rocuu bie ©ohlfabrtspflege
ähnlich ber ShiegÄfamilienfürforge geftaltet mirb.
DaS an ber Spifce ftehenbe Ami ift bic ftets lebenöige
Energiequelle, non ber ben Veairfen Anregung, Hilfe, »tat utib
Halt auftrömt, mährenö fie ihrerfeitS fortlaufenb »tedjenfdjaft
oblegen unb il)re reichen Erfahrungen bortbin übermitteln.
Xrofc ber ftrift bnrchgefiifjrten Einheit ift in bem Entmurf
bod) Pom Armenamt, ©ohnungSamt, ©aifenautt bie »tebe unb
fönnte ebenfognt noch Pon einer »leihe aitbercr, fei cs behörb-
lieber, fei eS ber freien ©ol)Ifal)rtSpflege entfpruugener 'Sentral-
ftellen gefprochen merben. ES ift natiirlid) gar nid)t 31 t ber*
ineiben, baß fold)e fadjlidjen SRittelpunfte befteben bleiben ober
and) fortlaufenb ncn gegriinbet merben. Sic finb felbftänbige
AuSfchiiffe, $ommiffionen ober mie man eS nenneji mili beS
©oßlfahrtSamteS, baS fid) nach 93eborf facblid) gliebern fann,
immer aber in ber 3cntraIfteHe oben unb, maS nicht minber
midßttg ift, in ben SBegirf^ftelleii unten micber alle gäben au-
famntenlaufen läfet. Öd) berbeble mir bic PermaltungStcd)*
nifdien Schmierigfeiten nid)t. Die bisher felbftänbigen De¬
zernate, ebenfo Vereine unb Verbänbe, merben fich ungern einer
Spipe unterorbnen, bie nod) baau halb ehrenamtlich ift. 27tan
fann bod) aber bie Sache fo aitffaffen, baß fie, mie and) fonft
nielfad) im fommunaleit öeben, einer AuffiddSfteflc (ftont-
miffion, Deputation 0 . bgl.) »tedjenfchaft fchulbig finb unb
Pon ihr DireftiPen empfangen, unbefd)abet beS technifd) felb-
ftänbigen HanbelnS. ©leiche Vebenfcrt mag cS erregen, Daß in
ben Veairfen bic Beamten unb ^Beamtinnen fotoohl mie bie
ehrenamtlichen $ilf 6 fräfte nad) mehreren Seiten hin Dichtung
311 nehmen hoben, inbem fie teils als Armen» ober ©aifen-
Pflegerinnen, teils als ©ohmmgSfürforgerinnen ober Helfe*
rinnen ber ®interblicbenenfiirforge ober aber im Dienfte ber
nicht fommunal geleiteten Dnberfnlofen- unb SänlingSfür*
forge 0 . bgl. Dürfen. And) hier aber fehlt es fchließlidj
nicht an Analoga, mie ja 3 . V. als Armen- unb ©aifenpfleget*
faft immer bie gleichen Verfoneit tätig finb. Sollten fid) im
Einaelfall Schmierigfeiten ergeben, fo müßte bie -SentralfteHc
bes ©ohlfaßrtSamtes mit Daft unb ©efehief uermitteln.
2BaS bebeuten aber biefe oerhältniSmäßig geringfügigen
formalen Vcbenfen unb »teibinigsmöglid)feiten (bie eS natiirlid)
bei jebent anbereu Spftem and) gibt!) gegenüber bem unge¬
heueren Vorang ber in ben einaelnen Stabtteilen 31 t eraielenöen
Icbenbigen Arbeit! öd> höbe in mandierlei Stäbten, in benen
ich bie $riegSl)ilfe einrichtete ober beobad)tete, bie Erfahrung
gemacht, baß bie Veairfe fehr Perfdiiebene ©efießter hoben, -
fd>öne unb häßliche, chorafterOolle unb einförmige, - unb je
nachbem befonberer Vehnnblnng bebiirfen. Selbft in ben an»
kßetnenb fo troftloS gleichmäßigen neuen ^nbnftrieftäbten ift
baS öbe Bcchenoiertel, non bem bie Siebelung feineraeit anS-
giug, unterfeßieben noit ber mobernen, garteugefdhmücften Ar*
beijterfolonie, non bem jefet einen Stabtteil bilbenben, einge¬
meinbeten Dorf ober bem ftern ber Stabt, ber mit feinen
©efd)äftSl)änfern unb SWietsfafernen bem fpärlidßen SJtittel*
ftanbe bient, ^n Stäbten mitOefchidjte aber bilbet biefe bannig-
faltigfcit eine Duelle ber greitbe unb beS 9lnfporn6 in ber
foaialen Sfrbeit. Die begiinftigten Viertel empfinben fid) aI 6
folche mit einem getniffen 'Ätola, ber Schmierigfeiten leichter
übertoinben Iofet. 5llte patriarchalifd)e 59eaiehungen, nieHeid)t
non einem frühem Vanbgut ober einem eingefeffenen grofeinbu-
ftriellen betrieb herrühreub, geben ber ©egenb hier ober bort
ein beftimmtes (Gepräge, ^n fonfeffionell gemifd)ten Drten
herrfcht im guten mie im unerfreulichen Sinne ber Söetteifer,
@igene 6 311 febaffen, unb läftt fid) mit 3J?iihe unb Siebe nadh ber
guten Seite hinübersieben. Sehen mir non ^iefengebilben,
mie SBerlin, ab, für ba 6 immer befonbere SWahnohmen er*
forberlid) fein merben, fo fteefen mohl in jeber Stabt eine 3fn-
aahl folcher ®eime, an bie fid) anfniipfen läfet. Sßiebiel gute 6
unb fräftige 6 ©ollen in ber freien SBoblfabrtSpflegc ruht, bas
haben mir bodj gemife in ber .^rieg^aeit erfennen fönnen.
Die 33eairf6fürforgc foü ein bemühtet .<pcrau 6 arbeiten
biefer SWannigfaltigfeit bebeuten, ein bemufjte 6 s 3 erftärfen allen
prinaten ©oÜen 6 unb' Könnens, geleitet unb geftüpt non ber
©inficht berufener Kräfte, giir einen s ilu 6 glcidj nach ben
minber begiinftigten Stabtteilen hin hat bie Sontralftelle 311
forgen.
^s'nbem man biefeit Plänen einer mirflid) im Bürgertum
muraelnben (ebenbigen, blutmarmen, fo 3 ialen Arbeit nachhängt,
fieht man fie gern im eigenen .<pcim untergebracht, on jebem
^eairfe ein itfolfs* ober gugenbheiut, hier in Hamburg bc
fanntc gönnen —, in bem audö alle fultureüen 33eftrebungen,
nor allem Minber- unb ^ugenbpflege ihren ^Boben finben, mit
großem, fonnigem lebenerfiilltem ©arten, mit einem Dag- unb
9fad)tbeim für Minber, bie, nur ooriibergehenb einer Unterbrin¬
gung bebiirfenb, fobiel erfreulicher in einem fleineren, ber S 0 e-
oölfernng inncrlid) augehörigen $cim, al 6 in bem nnperfön»
lidxm groben©aifen- ober$fIegehau 6 nntergebrad)t mären; mit
SÖibliotbcfen für ©rmadhfene, Minber unb ^ugenbliche, 2 lrbeit 6 -,
Spiel- unb 2Serfammlung§räumen, neben ben Simmern, bie ber
^öeairfsfiirforge bienen, unb bie natürlich l)infid)tlich ber .^ar-
tothef- unb Wftenfiihrung fo gut mie inöglid) auSgeftattet fein
miiffen.
©enn e 6 bod) gelänge für biefe ^bee 31 t merben unb ben
•l)ied)ani£mu 6 unferer Pielfad) fo blutlofen, erftarrten ©ohl-
fahrt 6 pflege bitrd) lebenbige gönnen 31 t iiberminben!
(Sdjlub folgt.)
^ojinlpolitik.
©efinberecht unb gu einem fehr lefeuömerten
Sluffah, „93ou fünftiger jjuter ^oliaei" betitelt, ben Ober-
PermaltungSgerichtsrat Dr. §. Sin beit au in Söraun’S „Slnnalen"
Peröffentlid)t hot, mirb einbringlid) unb mit guten ©riinben
bie gorberung üertreten: Die Qufunft ber ^poligei liegt in ihrer
SSefd^rärtfung! Unb unter ben aahlreidjeit ©ebieten, au 6 benen
fid) nach ber Meinung bes erfahrenen gadpnanneS, ber felbft
lauge Qaljre ber ^oliaei angehört hat, bie ^oliaei aurüdaieheu
foU,*mirb auch baS ,,©efinbered)t" genannt; e§ heifct ba:
2 lu§ ber ©efeögcbuitg, bie ber Sßoliaei ungeeignete, 3 . SC. gaua
iiberflüfftge Arbeit aufbalft, fei als abfdjredenbeä ©eifpiel baS überhaupt
öeraltete preufetfehe ©efinbered)t angeführt mit )einem poliaeilichen
Sühnetermin, poliaeilidpen Stoang 3 ur gortfepung be§ DienfteS, ber
poliaeilichen ^eugnisprüfung unb ©erid)tigitng. mar einmal eine
3 eit ( in ber ba§ Verhältnis amifdjen „§errfd)aft unb ©efiube" eilt
enges unb patriardjalifcheS, bem gamilienaufammeithange naheftehenbeS
.toar unb feine C2rfd)iitterung als Störung ber öffentlichen Orbnung
entpfuttbeit mürbe. SKatt mag bas Sd)miuben mancher Vorzüge, bie
bamit berfniipft maren, bebaueru, barf beShalb aber nicht baS Per-
ftaubte Oiüftaeug ber Vergangenheit auf beit WvbeitSbertrag anmeitbeit,
auf bem heute 9ie<hte unb ^flidtfeit ber ^>auSangefteUteit beruhen, uitb
beffen Verlegungen ben „Vagatellrichter" befchäftigen mögen, aber nidbt
bie Hüterin ber öffentlichen Sid)erheit, bie Sßoliaei.
Sdhoit mit biefent 9titdaug ber ^oliaei aus bem ^Irbeitss-
Pertrag ber ^auSangefteßten märe oiel gemomten. Qv mürbe
auch einer grünblichen Reform bes gefamten „©efmbered)t§"
ben ©cg bahnen. Unb biefe inufe fommeu.
Der ©eichöftsfreis bes s Jicich 0 )üirtfd)aftSamts, bas burch
.Üaiferl. (2rlafe Pont 21. Dftober 1917 errid)tet mürbe unb feit
bem 20. WoPembcr 1917 beut Staatsfcfretär ©irfl. ©ch. ^tat
greiherrn Pon Stein nnterfteht, umfaßt bie mirtfehaftspoli-
tifcheu unb foaialpolitifchcn Slufgoben/ bie früher bem 9tcid>3*
amt bes Innern aitgemiefen maren. Durd) Verfügung bes
9teid)SfaualerS Pom 23. Januar 1918 finb bie Dienftgefcbäfte
bes ^eid)sfommiffars für übergangsmirtfehaft auf ben Staats -
fcfretär beS SlteichSmirtfchaftsamts übergegangen. DaS SÄcicfts-
mirtfd)aftsamt ift in amei Hauptabteilungen gegliebert, bie je
einem UnterftaatSfefretär unterftehen unb mieberunt in mehrere
Abteilungen aerfallen. Die foaialpolitifche Hauptabteilung ftebt
unter bem UnterftaatSfefretär ©irfl. ©eh. 3tat Dr. ©afpar;
fie umfaßt aloci Abteilungen:
Abteilung II A unter Leitung 0011 ©irfl. ©eh- Aat Dr. (Safpm
als Direftor bearbeitet bie grageu beS ©emerbemefeuß {©emerbe
orbiiung) einfdil. .Siiitogefeb, ©ülmcugefep, Vlrbeiterfdjup, Sonntagc--
rufjc, ferner ©crufsocreine, Hanblungßgchilfcu, ^ritoatangeftcllie
(mit Vlußnahinc ihrer Verfidientugeu), ©erfmeifter unb Dechnifev,
Xarifbertrcige, VlrbcitSfammcrn, Ifinigungsmefen, ftoalitionßrccpt,
bie Verhältuiffe bes Vlrbeitvinarfteß, V(rbeitßna^mci«mefeu, VlrbcitS-
lofcnfürforge unb Verfidierung, bie iVtittelftauböfragen, bas ©enoffeu-
fdiaftß^, Hbpothefcn- unb Sparfaffeumefcn, AechtSocrhältniffc ber
iänblid)en Arbeiter, Sotterie unb ^pielbauteu, VoIfSaciblpngeu,
M’tänbige Vlußftelhtng für Vlrbeitermohlfahrt.
Abteilung II B unter Leitung beß ©irfl..©eh. Dberregieruugv
rats Dr. © u c r 111 c I i n g bearbeitet bic gragen beß Verftcherungß^
mefeuS, ber Arbciterocrficheruug, insbefonbere bie .(hänfen-. Unfalb,
v'subalibcm unb Hiuterbliebeneimerficherung ber Arbeiter, bie Vor
lieherung ber Slngeftcülen iAeiri)Sberfid)evuugsamt unb AeidKmerfidie-
rungßanftalt für Angeftelltei, bie üricgviiuuhenbilfc, baß priöate Vev
jicherungc-mefeu (Vluffidilßaiut für VribatPerfidierungi, bao Venfionß
©oflirtle ißragis unt> ^Irc^ib für VolfsmoIjlfafH't — 1918 — XXVII. Sir. 20.
298
291
faffenmefen, bas Haftpflichtgefcß, ber SBoblfabrtSeinncfjtuiiöen im aß*
gemeinen, ^ugenbfürforgc, Kneg£moI)ffal)rt3pflcöC (jHeidjSbeiljilfcn),
foaialc &tiefl#bcfd)äbigtenfürforge unb ^ufa^renien, ferner fragen
be3 baterlänbifdjen HilfSbienfteS, ber SBofjnungsfürforge.
Der Sßreffebienft ift für bas Stint einheitlich geregelt nnb
mirb bet ben beiben UnterftaatSfeFretären fclBftänbig bearbeitet.
Xer preufMfdje Steucrertrag gemäß ber Veranlagung für 1917
beträgt für bie Ginfommenfteuer etnfclließlid) ber Steucraufdjläge
718,8 SDlittioneit Max ! (1916: 610,7; 1915: 4*20,9; 1914: 442,8). Xie
Steueraufdjläge (1909 eingeführt) bringen 255 SJlill. |1916: 206; 1915:
61; 1914: 68), alfo eine Steigerung im Krr«gSt>erlaufe auf ba§
Vierfache, Xie Grgänaungsfteuer nebft ^ufeßtägen ift auf 87,3 2>lil=
lionen ucranfcblagt (Vorjaßr: 70,3 SJlill.). Xie Steigerung ift auf
bem Sattbe e r t) e b l i d) größer alö in ben Stabten
(burcbfcbnittlicbe Steigerung: 24,24; auf bem Sanbe 29,79, in ben
Stabten 20,86 u. #.). Slud) in Cftpreußen fteigt ber Steuerertrag
troß bet uaritbergebenben Vefeßung burd) bie muffen. So betrug
ber Ertrag bes 3«brescrtragS ber Ginfommenfteuer in ben Stegie*
ruiigsbeairfeit Königsberg, Gumbinnen unb SlUenftetn*1913: 4,7, 1,6
unb 1,2; 1914: 5,0, 1,8, unb 1,3; unb fobann 1916 bereits 7,6, 2,1
unb 1,6; unb 1917: 9, 9, 2,9 unb 2,1 Millionen 3Warf.
gwiale Jitdfiuiie.
Jvurbcnmg brr lnnbmirtfrf)«ftli<bcn ©raatgnng burcf)
Verbefferiiitg ber #etrieböted)ntF*).
XaS Xeutftfje SReich führte Dor beut Kriege an Sebent« ein*
jchließlid) Futtermitteln unb HanbeBbiinger auf ben Stopf
ber VebölFernng für 41,8 Ji jährlich mehr ein, aB bie ent*
fprecfymbe SfuSfithr betrug. Somoßl ouS Va(itta*Wrünben
mie auch um ber Sicherung ber Unabbängigfeit mitten mirb
eine ber midhtigften Stufgaben in ber Fommenben griebenSaeit
barin beftehen, biefe SfuSgabe naef) ttttögtidbfeit au fparen unb
©rfaß für bie ©infuhr im eigenen Sanbe au fdßaffen. ^n
einer beadjtenSmerten ©tfjrift metft Dr. SÖilbetm SBüffel-
b e r g barauf t}in, mie ftarf bie lanbmirtfdjaftlicbe ©raeugung
bttrtt) größere ^htßbarmacbung non ^ubuftrie unb Xecbnif ge*
hoben merben FÖnnte. ©in Houptamecf feiner Sttbeit ift, bie
führen ben XechniFcr unb bie teebnifeben Hodjfd)uIcn barauf
binauttieifcn, baß fie in ihrer gratis bam. in ihrer SehrtätigFcit
biefer Stufgabe mehr Veachtung fcbeuFen fottten als bisher
geschehen.
So toeijt Vi'tffelbcrg a* SB. barauf t)in, mie jeßr es uad) bem
Kriege barauf anfommen mirb, bie burch ben Krieg gcfchtuächte unb
aaßlenmäßig ftarf uerminberte m e n f d) l i dj e St r b e i t S f r a f t in
Diel größerem Umfang als bisher burch medjauifd)c Kraft $u
erfeßen. Xaburd) föiunen mir uns audi unabhängiger uoit ben auS=
länbifdjeu Sßanberarbcitern machen. eiuacincu mirb geaeigt, iit=
miemeit bie SBafferfraft, bie SBinbfraft, ber Xampf, bei manchen
Verlabearbeiten auch bas einfache Gefeß ber Sdjmcrfraft auch für
Heinere betriebe a“ Reefen ber Slrbeitscrfparnis nufcbat gemacht
merben fönnten. Natürlich gehört baau SlufftärungSarbeit bei bem
ftarf am Sitten flebenben. flcinen Sanbmirt, fomie fortfdjreitenbe Vcr=
befferung unb Vereinfachung ber Sllafdjinen burd) bie Xccbnil Von
befonöercr Sßicßiigfeit für bie Sanbmirtfdfaft ift auch ber planmäßige
St uS bau ber V e r f e h r s m e g c. Viiffclbetg empfiehlt bie Stn=
tage fefter fomie bevtegbarer gelbgeleife. Hierburdj tft eS leichter,
bie arbeitfparenbeu 2)2afchiueu au Crt unb Stelle au bringen; cS ift
aber auch erleichtert, bie Gracuguiffe an bie Hauptbahnen aur SBciter=
beförberung an bie Vebarfsgebiete au bringen ibie Verfehr^nöte ber
Kriegsaeit in biefer Hinfid)t foüten eine unbergeßlidje Äehre fein!).
v^djUefelich fällt auch tnS ©emidht, baß burch bie Slnlage bon möglichft
uicl gelbgeleifen an ^ugbieh fomie au teuren Straßenbauteu gefpart
merben fann.
Xte )öobeucrforfchung unb 53obent)etbeffctung finb gleich*
falls michtige fünfte aitr VerftärFung ber lanbmirtfchaftlichen
©raeugung. Xie XcchniF Fann hier michtige Xtenfte Ieiften,
inbem fie a. 33. bie gegenüber ben © tt tmäffcrnngäanlagen
noch ftarF bernachlciffigten 33 e mäfferungSanlagen Derbeffert
unb aiBbaut. Von mefentlidjem ©influfe auf bie ©ntttücflung
ber beutfehen ^anbluirtfdhaft Faun bie beutfehe S t i cf ft o f f -
f a b r i F a t i o n merben, bie nn§ unabhängig oon auSlänbifdhen
Xüngernitteln macht.
»Xurch Belehrung ber Verbraucher muß Dafür geforgt merben,
baß bie i e b t für bie V u I o e r b er e i t u n g e r f o r b e r l i <h e
'S? t i cf ft o f f m e it g e muh ivricbnisfdjtuß non b e r fi a n b m i r t *
1 cf> a f t a it f g e n o m m e u m e r b e n f a n n u n b and) m u ß , ba
baburdi, gana abgefehen non ber lanbmirtfd)aftlichen Vrobuftions^
Vi Snnberabbrud aiiv „^ed)iiif mtb Sßirtfchaft", SKonatSfchrift
beS Verein# Xeiitfcper Ingenieure, (sg. X, Hefl X. $r. O,oo Jl.
fteigerung, ber ftisfus, ber bi« Vürgfchaften für bie Salpeter-
fabrifen übernommen h°t, cntlaftet merben fau n."
Xer Verfaffer gibt bann meiter einige Hinmeife, mie burd)
mirtfdhaftliche, gefiiubbeitlidjc unb 5 tDccfmäfetge Stnlagc ber
Söohn- nnb 3Birtfchaftggcbäube arbeitföarcmb unb örobnftions*
förberttb gemirft merben Fann. ©r ftettt ber Xcutfd)en l ? anb*
mirtfdjaftägefeüfdhaft fomie ben grofeen Sn^wfiri rfotl 5 Grnen bie
Stufgabe, mit ihrer Vroöaganba unb tmrd) geeignete Organifci-
tionen ben Öanbmirten beratenb aut ©eite au ftehen, fo baß bic
fianbmirtfehaft Diel mehr aB bi§$er Don XetfmiF nnb Snbiiftrie
bnrd)brungen mirb.
Xie Strbcit Don Vüffelberg mirFt mie ein fchöne^, babei
burchaiB im 33ereich be§ 2IFöglid)en liegcnbeS SuFunfBbilb,
mie nach ben bitteren ©rfabrungen btn* ©rnährung§fd)mierig^
Feiten ber KriegSaeit eine neue 33fiite ber bentfd>cn Öanbmirt-
fd>aft planmäßig entmicfelt merben Fann.
Jlrh^iter- uni ICrrtFrnftfmcnifrtrftunjnt.
^Dbetterbertretcr im ^inanabeirat beim 9 ietdBfd)flbnmt.
3n ben jeßt neu errichteten ginanabeirat beim 9Feith§fd)ußamt
finb neben aohftcidhen Vertretern ber Sinnna, ber ^nbuftrie,
beS HanbcB, ber £anbmirtfd)aft auch aluei StrbeiterfeFrctäre
cinberufen, bie Herren S ch t i D b e l unb <Ste germalb. Stuch
gehören bem 33eirat an bie S^ationalöfonomen 3?tof. Xießel
(Vonn) unb ?3rof. D. (Sdjana (Sßürabitrg), Dr. Öuther aB Ver*
treter beö Stäbtetageö, fcbermeiftcr Sftaharbt unb ©eheimrat
Dr. Stmß (Vcrtin). — Stud) im Steid)öaiBf(huß für Söicber-
anfban ber (Seefdhiffahrt (Vorfißenbcr SWiniftcrialbireFtor
Dr. ^ongutöre^ Dom 9tetch*U)iidfd)aft#amt) haben bie organi*
fierten Strbeiter neben ben Jlfcebern einen Vertreter in bem
githrer beö 3eemann§DerbanbeS Herrn V- ii 11 c r erhalten.
JLrlicit9lti)tglirit unb iljre gjtttämpfung.
Sir beiter cittloff ii itgen infolge ©infdjrönfung ber HetftcUung
nun Xobofcraeugniffrn hoben fid) burch bie i)tohftofffnabbheit
notmenbig gemacht. Xie SabriFen, meldhe Heerc§Iteferungen
aiBfiihren, biirfen Don ießt ab nur noch 40 D. H- berjenigen
Stenge an 3i0orren unb StauchtabaF herftellen, bic fie in Den
elften 7 Monaten bes Jahres 1915 craeugt hoben, bie Sabrifen
ohne HecrcSlieferungen nur nod) 20 D. H- lim Härten bei
ber ©nttaffung Don Strbeitern au Dermeiben, hat bie 3entrale
in SWinben Veftimmungen erlaffen, burd) bie bie SBcitcrbefchäf*
tigung bam. ©nttaffung Don Strbeitern geregelt mirb. 3u*
näd)ft finb ausnahmslos fämtliche Strbeiter unb Strbeiterinnen
au cntlaffen, bie Dor bem 1. Stugiift 1914 nicht in ber 3ißorren*
herftettnng befchäftigt maren. Hierburd) fott ben Sobrifanten
ermöglicht merben, fomeit als angängig ihren alten Stamm
Don Strbeitern meiter au befchäftigen. Sitte in einem Vetricbe
Derbleibenben Strbeiter fotten Dott befchäftigt merben. Someit
bies nicht au erreid>en ift, finb in erfter Öinie folche Strbeiter
au cntlaffen, bie bie Herftettnng Don 3igarren nur als Sieben*
ermerb betreiben; in auieiter fiinic Strbeiter, bie in ber ßanb«
mirtfdjaft ober in anberen Wernerbeameigen an ihrem Wohn¬
ort Vcfchäftigung fiitben Föniten; in britter Öinie fold)e Str*
beiter, bic nid>t burd) häusliche Verhältniffe ober anbere amtn*
genbe perfönlicfK 1 Wriinbö an ihren Wohnort gebunben unb
FörDerlid) imftanbe finb, ausmärts au arbeiten. Vctriebsftätten
Oilialbetriebe), in benen fid) bie Verarbeitung Don Xabaf als
uumirtfchaftlich crmcift, Fönnen ftittgelegt merben, auch menu
bie oben angegebenen ©ntlaffungSgriinbe nicht Dorliegcn. ©ine
©inftettitng Don Strbeitern barf nur mit Genehmigung ber
Zentrale in ttftittben erfolgen.
Jlcbeitsmurkt unk |Ubeitsnattyrom.
Xer bcutfd)c Slrbeitsmnrft im Xcacntbcr 1917 mirb im
„SieichS-Strbeitsbtatt" (Shunmer Dom 28. JJonuar, bie uns erft
am 5. Februar auging,) mie folgt gefdiilbcrt: 5iir ben lebten
Wonat bes Rohres 1917 ift bic g l e i ch ft a r F e SB e f d) ä f t i -
g n n g ber Houptiiibuftrieu mie in ben oorbergebenbett
Monaten bes 3Birtfcl)aftSial)res 1917 feftaufteüeu.
vim Vergbmi unb Hüttenbciiicb licrufcbtc bic glcidic cuißei-
lubcntlid) lebhafte Vlodifrage, mie fie für bie ooilieegeüenbcii Zonale
;u beridUen mnr. rfuiu Xeil ift bei Verfanb bei Steiufoblenmeife
290
(soziale $ßra£i§ unb Atchio für Volf*tDohlfnh*t — 1918 — XXVII. 9fr. 20
800
bem Vormonat gegenüber etwa* aurücfgegaugeu. Sic Ififen* unb
AietaUinbuftric wie ber Aiafd>inen* unb Apparatebau arbeiteten mit
unoerminbericr Äraft fort. Sas (Gleiche gilb für bie cleftrifcfjc vSii=
buftvie. gn ber d^emi|d>en gnbuftrie ift ebenfalls feine toefeutlühc
Vcränbcrung gegen beu Vormonat 511 erfenneu, bod) gcftallete fiel) ber
Okfdiafisgang bielfad) günstiger als? im Vorjahr. Auf bem Baiunarft
.ift eine befonberc Vercinberung ber Bcfdiäftigungsbcrhältniffe nid>t
eingetreteu; ber hinter mad)t fid) burdi eine geringe Steigerung ber
Arbcitslofigfeit bemerfbar.
'Sie Aadhwerfuiiqen ber .Stranfenfaffen taffen für bie am 1. $a^
nuar 1018 in Befdjättigung ftebcnbeu Äiitgliebcr im Verglcirf) 411 m
1 . Seacmbcr 1917 eine Abnahme um insgesamt 180 40(1 ober um
1 ,:» u. &. erfenneu. . . . An ber Abnahme ber Befdkiftigienaabl, bie
fid) am 1 . Januar b. ergab, ift bas meiblidjc (»efd)led)t in etwas
gröberem Aiabc alt? bas männliche beteiligt. Sie männtiri)c 93efcf)äf=
tiguug ging um 09 701 ober 1,1 b. (gegen 0 ,<; int Vorjahr unb l,n
v. $. am 1 . Januar 1910 b ( po. t,s n. <p. Anfang 1915; auriitf. Sic
weibliche Bcfdjäftiflienaohl nahm itari) ber jüngsten JveftftcUunn um
70 045 ober 1,7 ü. Sg. ab.
Aad) beit gestfteUuugeu üou 85 gad)Derbönbeu, bie für 1 077 085
Aiitglieber bcriditctcu, betrug bie Arbcitslofigfeit insgefamt 9452 ober
0 ,o u. jg. Sic Arbeitsdofen^iffer betrug im Vormonat 0,7 0 . .<p. $n=-
fotge ber Zunahme ber Arbcitslofigfeit im Baugewerbe (bou 0;i auf
1,8 u. ,'p.}, mie fic im hinter in ber Siegel Auftritt, ift alfo eine geringe
(Ocfamt^uuabme ber Arbcitslofigfeit eingetreten.
Sie ©tatiftif ber Avbcitsuadsweife läßt im Vevidstsmouat
für öa* männlidie mie fiir bas wetblidie Otefdilerfst ein gering*
fiigigee ©tnfen be* Anb langes ber Arbett*fudicnben erfenneu.
gm Seaember famen auf 100 offene ©teilen bei ben männlichen
Verfonen 54 Arbeitfudsenbc (gegenüber 50 im Vormonat);
beim weiblichen 05efd)lcdit fanf bie Anbrangaiffer non 108 auf
1Q0. Auf bem weiblichen Arbcit*marft beerte alfo ba* An*
gebot ber .<c>ilf*fräfte bie Nachfrage im Verirfitsmonat.
Arbcit*itnd)iuei*r Vetufsberahing, fiehrfteHentoermittltutg
im Jßreufjifrfien Abgeorbtteteuhnu*. Warfjbent fid? im 3ttära
1917 bie Vetition*fommiffion mit ber geWerffchaftltdsen (£irt*
gäbe (© 03 . Vraris, 25. Qabrg., ©p. 022) betr. ©chaffnng pari*
tätifdjer ArbeitSnariiweife mit bem (Frgebnis befchäftigt hatte,
bie Eingabe 3 m* (h'iuägimg 31 t iibertneifen, ftanb bie grage am
23. gannar im Plenum 3111 * Verbanblung. Öcibcr famen bei
ben ©iüungen meber bie gorberungen ber Eingabe, noch bie
ihr aitgrunbe liegenben Satfadicn gana 311 ihrem s Jted)t. Ser
Stegierungsoertreter entwarf ein fehl* rofiges Vilb ber Gut*
witflnng be* Arbeitsnacf)Wei*mesens in Vreithen, burch bie
bie Eingabe inawifrfien überholt fei. Salfäd)IidM’ntfprid)t bei
pmthtfebe <£rlah uotu 25. gitli 1910 gerabe in beit wichtigften
fünften nicht ben SBiinfchen bet Eingabe, ba er Weber bie
Okmtetnben 3 m* ©chaffung non Arbeitsnachweisen n e r p f I i di *
t c t, noch bie p a r i t ä t i f d) e Verwaltung als 3 it*l feist, wie
es ber bagerifche <£rlah in norbilblicher Aßetfe tut. Audi bic
gelbliche Beihilfe non je 80000 d( in ben fahren 1915/17 über
beu ©tat hinaus muß für einen ©taut wie Vieuhen als red)t
biirftig beaeichnet werben, ebenfo wie bie’ aahlenmäftige Zu¬
nahme ber öffentlidien Arbeitsnachweise mährenb ber lebten
gab re. (£s fonnte baher niefit ausbleibcn, bah non nerfdiiebenen
Aebtiern Uritif an bem ^uftanbe her Arbeitsnadiwctfc in
Vreufjcn geübt würbe. ©0 wies ein debiler barauf hin, bat?
bis heute grosse, geSnerberciche ©emeinben wie Uattowiö,
Veuthcn, Uünigsbütte 11 . a. m. nodi nid>ts für bie (miditung
non öffentlichen Arbeitsnachweisen getan haben. Audi würbe
betont, bah mau Sich nicht bamit begnügen bürfc, nur Kriegs*
mafsnahmeu auf bem Verorbnungswege 311 treffen, fonberu an*
gefidits ber 31 t ermartenben Verfdiiebungcn in ber Übergangs*
3 eit, bcs 9tiirffluten^ non Millionen non Arbeitern, ber ©dimie*
rigfeiten ber Unterbringung ber ftriegsbefrfiäbigten, bes (rin*
brtngens ber Sraucn ben Vlicf auch in eine weitere ^ufunft
riditen müffe. Sic Vcrhanblungen waren, wie bas bei ber
^ufammenfetjung bes Kaufes 311 erwarten war, erheblich be«
eiuflnfjt burcfi bic Veforgnis, bah burdi bie (frrichtnng paritä*
tifdier s JOichwetfe bic A r b e i t g c b e r n a d> w e i f c beemträdi*
tigt werben formten. Siefe brächten etwa brei Viertel aller
Arbeitslofen unter, führten babei eine aweefmähige Auswahl
biufiditlich ber Sualitätsarbeiter burch, währenb öffentliche
A'ariiweifc foioolil gelernte wie ungelernte Arbeiter nermittel*
tcu, unb awar nach ber iJtetbenfolgc ber Reibungen, fo baf?
unter Itmftänben ein fdilediter Arbeiter in einen guten Vctrieb
fame. Sie Arbeitnehmer fallen im paritätifdien Dairiiweis ein
Marnpfmittel, beffen sie Sich bemächtigen mühten, namentlich in
länblidien Veairfen beftänben Vebeufcu gegen paritätifdx* 9cadi*
weife ufw. Srofcbcm namentlich ein Jyortfchrittler unb ein
©oatalbemofrat fid? mit ftarfen fadslirfien Argumenten für bie
Petition in* 3vug legten. Würbe fic, entgegen bem weiter*
gclienben Antrag Vraun, ber Regierung nur 3111 * (rrwägnng
iiberwiefen.
ÖHetchaeitig ftanb ein fonferuatiner Antrag auf Ausbau ber
V e r 11 f S b e r a t n n g 11 n b 2 e h v ft e 11 c n n e r m i 111 u n g
für ^ugenbliche beiberlei (^efchledhts anr Veratung. Ser An*
tragfteller wies barauf hin, bah bas bisherige Aftern ber Vc*
fchaffung non 91ad)wmhs für £>anbwerf, .Janbcl unb Snbuftrie
mehr unb mehr nerfage, bah es notwenbig fei, alle beteiligten
Sx reife, Lehrer, ©chulärate, ©taats* unb C^emeinbcbehörbcn,
.^aubels* unb ^anbsoerfsfammern, S»flonbfiirforger ufw. 311 -
fammenaufchliehen 31 t gemeinfamer Arbeit, möglichft im An*
fehl uh an bie paritätifdien Arbeitsnadiweifc. Sn^befonberc
fei bic Sütitwirfung ber ©diule für bie Anslefe unentbehrlidi.
9 Kit 9 tcd)t legte ber SRebner feinen ginger auf einen fehl* umn-
ben Vunft: bic ungenitgenbe (^ntfihabigung ber Lehrlinge, bie
fid? in lebter 3^it noch baburd? uerfdhlecfitcrt hat, bah ben Sehr*
fingen jtatt .floft unb i?ogiS ein gama unaulängltdies .Qoftgelb
gewährt wirb, fo bah unbemittelte Eltern fclbft bei gutem
VMUen nid?t imftanbe finb, ihre .ftinber währenb ber Öehraeit
burdiauhalten. Qn ©rohftäbten follten — ein Vorfdilag, ber
audi non ben Arbeitdnachloeifen gemacht Wirb, - gute, behag¬
liche yehrlingdheime gefchaffen werben, um llnterfnnft*nöten
abauhelfcn. _^
JjJflljmmgs- uni» gobfitfragtit.
s JUtahnahinen f ?ur Vcfömpfiing ber SBohnungdnot.
Von ben Derfchiebenften ©eiten ans werben Vorfdilägc ge¬
macht unb troh aller .flriegshemmungen auch bereils prafttfehe
Versuche unternommen, um ber bereits beftehenben unb nach
bem flriege nod? ftärfer brohenben .Uleinwohnungsnot entj
gegenanwirfen. And? ber Dom SReichsfanaler im J5ohrc 1915
gcfchaffene @ r u n b f r e b i t a n * f chu h (XXV, 239) ift
nadi langer ’ Vaufe einmal wieöcr uom ©taatsfefretär bes
JReidi*wirtSdiaftsamtes an einer ©ipnng am 20. Januar 311 *
fammeuberufen worben. (f'incu .'pauptgegeuftanb ber Ver
hanblungen bilbet bie grage ber A 11 f b r i n g u n g b e r g c l b c
l idicn Mittel für bic inöglidift fchnelle ^ngangfetjnug ber
V^ohnnngserftellung.
3n grober Übereinftinunnng gingen bie Anfid)tcn ber
meiften JRebner baliin, bah anr Aufbringung bes äftchrs an
Vaufoften, insbefonbere in ber Übergangsaeit, bas 91 e i di
c i n g r e i f e n mühte. Visber hat fid? bas Weid? ftet* gegen
berartige Vorfd?läge ablchnenb berlfalteu unb fid? auf ben
^tanbpunft geftellt, bah bie Regelung ber V*ohnung*fragc
©achc ber (finaelftaaten unb ber ©täbte fei. Sicfer ©tanbpunft
ift rein formal auf t^rnnb ber 9K v idisoerfoffung auch bercditigt;
angefichts ber fataftrophalen ©rfchüttenmg gerabe be* 9 Boh*
nungs* unb Vauwefens infolge bes Uriegcs müfete biefer rein
formale ©tanbpunft jebod? enblid? aitfgegeben werben, benn ber
Urieg unb bie Teilung ber Urieg*fd?äben finb itnbcftreitbar
eine ©ad?e be* 91eidis.
Snawtfchen finb erfreulicherweise audi bie C 5 i n 3 e 1 -
Staaten unb <stäbte nicht ntühig, fonberu bereiten mancherlei
Verbefferungcn für bie fommenbe grieben*aeit bor. Sa* ©diief*
fal ber p r c u h i f di e u 05 e f e h e n t w ii r f c am* Ver*
beffentng bes s 4öolinungswefen* unb am* Sanierung, ber ftäbti*
fd?en $i)patf?efcnoerl)ältniffe ist fortlaufend in ber ,,© 03 talen
Vraris" behanbclt worben (Dgl. ©p. 253), ebenfo fei nochmal*
auf bie Vorgänge in $ e f f e n berwtefen (©p. 254), bas ia über¬
haupt bahnbredienb borgegangen ift unb als erfter ©taat bie
ftaatlidie 2Bohnuugsanffidit eingeführt hatte. Siefem VeifpieF
folgen nun audi © a d? f e n , 3)1 e i n i n g e n unb A n h a 11.
Vom 1. guni 1918 ab luirb iu ©adjfen bie gefamte
0 f) it u 11 g s a u f f i di t einem ftaatlid>en 59ol)ming*infpeftor
lintcrftellt mcfbcn. (Sr foll wie in Valicrit unmittelbar unter bem
3)?tnifteri 11111 bes Innern flehen. —■ Ser üanbtag in Ai e i n i n g c n
nerfnn am 9. Januar einstimmig eine AegicrungSuorlage über ein
A) 0 b 11 u n g 0 a u f f i di t S g e f e b au. ^m Joeraogtum Anhalt
ift am 5. September 1917 ein Okfet? betreffenb A’örbcrung bed
MJeimuolimtngsuu'fens angenommen. Sas Ok'fep ermöglicht bie
gelblidie Beteiligung bes ©taats an gemeinnübigen Baiiuereinigungen
nnb ftellt hierfür 800 009 Jj aus beu iSberfd)üffen ber Vanbrcuten^
bau! nadi Bebarf ,-gir Verfügung. Auherbcm wirb bie Aiöglidifeit
gefdiaffen, bah ber ©taat für ameitjleilige lilgungshtipothefeit bis
So3ialc BrajiS unb 2ltcbio für BolfSmoblfal)rt -- 1918 — XXVII. Wr. 20.
m
302
311t Bclcibuugsgu-ii^e nou 90 ü. fc. bei* Selbftfoften unb bis 311 einem
©efamtbeiragc non 2 iWiüionen Wfarf Biirgfcbaft teiltet, Dem ge*
meinnüpigeu 28 obmtngSbau fann ferner burdj ©rleicbteruug ber bau*
polizeilichen Borfcbriftcu Wecbming getragen merben.
9 Wit ber grage- ber 28 01) n 11 it 0 ö b c f d) a f f 11 n g n a d)
b e m St v i e 0 c befd)äftigt fidi eine ©ingabc, bic ber Borftanb
t>e 3 Breupifdien Stäbtetagc* an bas? prcupifchc 'JWinifterium
beö Innern gerichtet bat.
'Die ©ingabc bcbanbelt 3mei bauptfcicblicbc ©eficbtSpunfte,. miim
lict) erfteus b i e B e r e i t ft c II u n g uo n © c l b unb Sa nb 3 11 m
'B a 11 c n unb ßmeitenS bic Befcbaffuug non 2 ( r b e i t S f r ä f t c n
unb Bau ft offen. Wirbt nur bie Bauftoffe, bic in ber Heimat neu
bergeftctlt merben, fominen für eine Wegelung in Betradjt, foubetu
ebeitfo bas« reiche Wiaterial ber Heeccsoermaltuug. ^n befliß auf bie
Bercitftelluug non Vanb unb ©clb meift ber Stäbtetag barauf bin,
bap alle Bereitmiüigfeit ber Stabte unb and) ^nbuftrieller, geuoffeu*
fdjafilichct ober gemeinuüpiger Unteruebmuiißen ( jur Herbcifcbaffung
ber nötigen ©elbmittcl nicht ausreicbcn, fonbern bap hier W e i cl)
ober Staat helfen miiffen. Dürfe Hilfe non Weid) unb Staat mi'tffe
bureb Hergabe non 'Baugelb unb Hbpotbefen 31t einem BinSfup er*
folgen, ber erbeblid) unter b c m p r i n a t U) i r t f cb a f 11 i d) e n
$ i it s f u p ließt.
■Sn^uiifdjcn ßel)cn eine Weibe non Stabten felbftänbiß
auf bem Gebiet ber 28 obmmgsfürforge nor; (ebenfalls mirb
überall bem ernften Problem fteigenbe Beadjtung gefdienft.
^n ber Berliner Stabtnerorbnctenncrfammlunß batte bie
rvraftton bet Unabbänßißen Sogialbcmofratie einen Antrag geftellt,
bas bei tötiegSauSbrucf) ßefdjloffenc ftäbtifdie 28 obnuugSamt mäße
feine Dätigfeit micber aufnebmen. Dicfer Slntraß tnurbc 311m r ab«
ßelebnt unter Himociö barauf, bap infolge bes Mangels au 2lrbeits=
fräften bas 28 obiiuugsamt feine eißentlicbeu 2 lufgabcu, Beauffidjti*
ßunß unb ^nftanbfeiuiuß ber 28 obnuugeu, jept fcod) nid)t burd)fiibren
tonnte. Die oorbeugenbe Dätigfeit 3ur 'Bermeibuug einer 28 of)nungs*
not beim $riebenSfd)Jup ioll aber jept fdjou nom Wiaßiftrat unb ber
58 obmmgst>eputation mit ©ifer buccbgefübrt merben.
Die iS r r i cb t u n ß eines 28 0 b n U u g s a in t e S ift nou ben
Stabtoerorbneteu in Sföln befd)loffen morben. Das 2 lmt betreibt
28 obnungsuad)meis (mit Wi'elbe^nmuß), 28 obuungsftatiftif, 28 obnungs*
pflege, 28 obnungSfürforge. Die 28 öbuuugSfürforgc mirb nantentlid)
in ber Uutcrftüpung bes gemeinnüpigeu 29 obnungSbaueS, '-Beeilt*
fluffuttß bes ftäbtifeben 'Bebauungsplans, ber ^lucbtlinienfeftfepuuß
unb ber 2 touorbnung, 'Befcbaffuug biüißen BaulanbeS unb ber Wiittel
,511m 'Bauert unb Sorße für ßute Babnücrbiubungcn befteben.
28 id)tige SWapnabmen 3111* Bcfämpfnng ber Allein-
mobnungenot firib non ben StabttHTlualtnngcn in 3 W ii rt d) e ti,
WJaQbeburß, ^a mm i. SBeftf., .'p i 1 b b it r ß I) a tt f e n
in Wußriff ßcnommen.
3u Wt ii it (ben, über beffen eiliße Wotftanbsmafenabmen bereits
Spalte 189 berichtet rourbc, ift am 7 . Dezember unter Bcteilißunß
ber Stabt eine „©eiueiumipißc 59 obuftäiteußefellfcbaft '.Wüudjen
in. b. ßeßrünbet morben. Wtan bofft, ein ÖefeUfcbaftStapital
nou'2 SWilliouen 2)?arf ^ufamtnen^ubrinßen, unb bentt, baf5 fid) aud)
bie £n)potbetenbaufen unb bie ©robiubuftrie barau bctetlißen merben.
Bur 'Befeitißuiiß ber ÄleinmobumtßSnot bat man in Wtaßbe«
butß bie oerfebiebenften Wotftanbsmapnabtncn erßriffen. Sluf einem
für ben 'Bau 001t .tleinmobuuiißeu oorbebalteuen ®runbftiicf foltert
fofort 20 Baradfcu itt Vebmfacbmerf mit 'Brudßteinmauermerf für
je oier ^amilien errichtet merben. Die oou ber Sdmloermaltunß mit
C' 9 enebmißunß ber Weßierutiß ^ur Berfiißunß ßeftellten Sdjulen füllen
fofort 311 .^leiumobuunßeu utnßcarbeitet merben, ebenfo bas Slfpl
für Cbbacblofe. ferner müffeit bic .pausbefiper leerftebenbe Wäume
unb Üciben 311 .Hleinroobnmtßen urnmaitbcln, toobei ihnen ein Bw*
fdjufe bemillißt mirb; aud) ßeinciunüpißen 'BaußefeUfcbaften merben
ejur ?förberuiiß bes MleinmobnunßSbaues 'Beihilfen ßemäbrt.
Jyii ö i l b b u r ß bn u f e 11 b a t bie Stabt auf Slnreßuitß bes
StaatSminifteriums ein ©clänbe bou H 1 /, .'oeftar 311111 Bau uoit
Äleinroobnuiißen auserfebeu, melcbcS an baufäbißc .^leinbürßer, be*
fonbers an foldie, bic aus bem heieße bemdebreit, auf 99 ^>abre in
Erbpacht oeißcben merben joll. Die 'Beleibutiß ber Oiebäube fotl burdj
bic ftäbtifd)c Sparfaffe mit 80 u. ßefdjebeit.
’ ' ' Jiir bie 'Befdmffuiiß non Mleiumobnutißcit in ^>amtn finb
mehrere bortiße inbuftrielie BJerfe unb bie Stabt ber bort ßeßritubete«
Baitflefellfcbaft für ben .SlleinmobnunßSbau, meldje ben beimfebrenben
Alrießcrn unb ben minberbemittelten, finberreicben Familien SBob-
nuugen befdjaffen mill, mit einem Kapital non 150 000 Jl b3tn.
200 000 Jl beißctrcteu.
©ine neue Sfrt nou Borßeben 311 r .’pebunß ber 0 b *
u u n ß § n 01 finb e r r c i d> e r R a m i l i e n mirb jept
non ber W b e i n i f d) e rt ü o n b e ö 0 e r f i d) e r u n ß s *
a rt ft a 11 aus anßebabnt. Die Öanbesuerfidierungöanftalt bat
fid> ßeßeniiber ben Cberbürßermeiftern unb ^anbratsämtern
bereit erflärt, für alle Stabte unb (#emeinben mit mehr als?
20 000 ©inmobnern Beihilfen für ben Betrieb 001t 28 0 b-
n 11 it ß s f ii r f 0 r ß e ft e II en für ntinber bemittelte finbcrreid)c
öautilien 31 t ßemäbren. Die ^ilfsmafenabmen biefer Jürforße*
ftellen foltert, in aWictS 3 nfd)üffen, Bettenbefcbaffuitß nfm. be«
fteben. %ebc r fjall foü ein 3 eln bttrd) bie' örtliche Soblfabrts*
pflege geprüft merben. Sollte fid) bas Borgeben ber Wbeinifcben
Sanbe^nerfidK'rungsanftalt in ber Brairis gut bemäbrert, fo
mürben fid) niellcid)t aud) anbere Berficberung^anftalten biefem
Borgeben anfcblicfeen.
Um bie aSobnnngserftcllung rtad) bem .Uriege 31 t erleid)-
tern, merben nou nerfd)iebenen Seiten b a tt p 0 1 i 3 e i I i di e
© r 1 e i ri) t e r u n g e tt für ben .U i c i tt b a 11 £ b a u ge«
forbert. Sind) ber für Breupen eingefepte Beirat f ii v
Stabte bau bat fidi in einer Sipnng BZittc Januar in
Berlin mit biefett 3ragen befd)äftigt.
©s mürben Sonbcrbauorbnungeu für Äleinbäufer, fomie er*
leiebternbe 'Beitimmuiißcn für Uleinmobnuußcn in Girofjbäufcrn unb
für bic £>erftcHunß nou WotftanbSbauten beraten. Biel Wnflaitß
fanbeit bie nom (i)rop='Berlincr 'Bereit! für .Uleinmobnunßsbau untere
nommenen Schritte,^ burd» Dt)pett unb ©inbeitsformert für <&ruub=
riffe unb Baumeife ben .HleiitmobnuiißSbau 3 U oerbiUißeti ((XXVI,
010 ). ^n bas ©ebiet bes Strebens nach Berbillißung gehört auch ein
^ r e i S a u S f d) r c i b c it, bas nou einem neu ßegrünbeteu
„ W e i d) s ü ertaub 3 u r 3 ö r b.e r it n g f p a r f a m e r 'B a u -
m c i f c" erlaffcn morben ift. ©s finb Arbeiten eiu^urcic^en mit
Worfcblägen 3 «r 'Berbillißung bes UleinmobnunßSbaus, mit betonberer
Becücfficbtißunß beS Strießerfieblungsmefeus. Die näheren 'Be-
bingungen finb non ber ©cfdjäftsftclle, Berlin W 30, 'JKopftrape s,
31 t be 3 ieheit.
©itten 21 its bau ber 28 0 b tt tt n g s ft a t i ft i f regt
bas? S t ä b t i f d) e S t a t i ft i f d) e 21 mt' ber Stabt
Sranffitrt (SWain) an. ©S müufcht ben ©vlap einer
Bunbesratsoerorbnimg, nad) meld>er bie $ait$befiper ober bereit
Stellbertreter verpflichtet finb, 31 t einer beftimmten grift ein«
malig bie' leerftepenben SBobnnngen unter 21 ngaPe ber
äimmeraabl unb bc$ 3o^)örs auf einbeitlid) über bas? Weid)
oorgefebriebenent Borbrucf au 3 it 3 eigcn unb alsbantn Tanfenb bas
?eermei-ben unb bie 28ieberbefcpung non 28ol)ttungeu inner»
halb einer feftgefepten Srift an 3 itmeiben. Diefer Borfchiag ift
aüerbings 3 nnöd)ft im $inblicf auf bie yebensmitteluertcUung
eutftanben; matt hofft einen fefteren 21nbalt 3 m* Bertcilung ber
Lebensmittel, Brennftoffe tifm. 31 t befommen, mettn mau bie
21 u$meife für ben Beaug rationierter BJairen nicht nad) ber
©in 3 elperfon ober bem £>ait$fmlt nerbud>t, fonbern je nad) ben
Söohnimgeit. Sugleich aber miube-eitte regelmäßige unb ein»
heit(id>e Wotierung ber leerftehenben 28ohtmngen and) für bie
Beurteilung bes SBobnungsmarftos Pott bcfotiberer 28id)tigfeit
fein. DaP ©tatiftifche 2(tnt ber Stabt 3ranffurt bcgriitibet
feine 21 nregung n. a. mie folgt:
„Der tu manchen ©ropftäbten in ben fahren 1914/15 imr*
baitben gemefene ßrope Vcerftanb bat fich aümählich erheblich wer*
rinßcrt. Weue Wohnungen merben nur in geringem 'JDtape erftellt.
unb ber Borrat mirb nach unb nach bureb bie Wcugrünbung nou
Haushalten infolge oon ©befcbliefeungcn unb Deiluug nou Haus»
halten aufgc 3 ebrt. Der ©influp bet Söanbecungen geftaltet fid) ic
nach bem Boubaubenfein eines 28anbcrungSgeminns ober 5Banbe-
rungsocrluftcs. 2 Bie bie natürlidjc unb bie 28auberbcmegung fid)
nach beut Üricg entmidelu mirb, fann nicht ooraus gefeben merben,
jebenfaHs aber ift bie Äenittnis bes nerfiigbarcn 28obuungsbeitanbv,
ber fid) bOtficbtlicb feiner Bafammenfcpuug nach ber ©röpe ber
28obnuugen gegenüber bem ftriebens 3 uftanb erbeblid) geänbert bat,
fomobl für bie Bcrmaltungen, mie and) für bie HauSbeftPeroereinc
unb 'Bauunternehmer non groper 28id)tigfeit; man möchte baber
biefe giinftige ©elegenbeit, eine aud) im ^riebeiiS 3 itftaiib bci 3 tt-
bebaltenbc Vlnorbnung 31 t treffen, nicht uorübergeben laffcit. Die
Bfelbuugcu hätten fich 3 mecfmäpigermeifc ba, mo Statiftifdie 'iimter
finb, an biefe, im übrigen au poÜ 3 cilid)e SWelbeämter 311 ridjten, bie
BufammcnfaPung erfolgt periobifd) mie üblich in Statiftifdieu
Vaubesämtern unb bent Maiferlidreif Statiftifchen Wmt.“
fttrcarirrtir Ätittfilunjfu.
D i e W u f g a b e n ber 21 r b e i t s ä m t c r n a cb b e m St r i e g e
: in © l f a p * 8 01 h r i ii g c 11 . — ©ine y a n b e s -- 21 r =
| b e i t S n a <h m e i S * O r b 11 u it g für © l f a p = y 0 t b *
j ringen. Bon Dr. Äurt Blau nt. Strapburg i. ©. 1917.
! yubolf Beuft, 'BerlagSbmhbanblung. 27 unb 59 3. 50 Bf.,
i < -«•
I Die Italiener in ber S d) m e i 3 . ©in 'Beitrag 311 t ^rembeu--
1 frage. 'Bon H e f t 0 r 21 m 111 a n. Bafel 1917. ©ruft Jvüicfb.
48 3. 2 Ji.
Dev 11 e i u e Hau s g a r t e n. Bon © a r l 28 e i n b a u f e 11 .
Deutfdje yanbbmhbanblung, ©. m. b. H., Berlin SW 11 . 1917.
120 3. 1,r>o Jl.
joviale ©rajiS und Architi für ©oltsiuohlfahrt 1018 XXVII. 9?r. * 20 .
$i c ^citfclnift ,,$oiialc Vvavi* nufc ^rdjtu füv UolU*u>ohlfahvf ijt bmd) alte ©uchhau&lungen uub ©oitämter (©oftaeitmiöSmimmer 7137) su beaichen.
(Sinaclmimmer 35 ©f. 35er Anzeigenpreis ift 45 ©f. für bie niergefpnltene ©etitjeilc.
SRheinifcher Fnbuftrieder fuebt fchriftftederifrf) und rebnerifff)
geumnbte ©erfimlichfeit, möglidjft mit ttemttui* inbnftrieder U
©erhälttiiffe, 311 V I I
*43ropaganba für bctrieBöfo^mle Söeeit,
fotoie auch 3 m: Ausarbeitung beS ©laneS eines gewerblichen L
j Unternehmens mit Anteil ber Arbeiter an Kapital und Ergebnis, ri
unb AuSgeftaltung bev foaialen (ftnddjtnngen eines bereits j
begehenden Betriebes.
I ©etoerbuitgenT, finb eingureic^en unter C. 1*2 3*27 nu beit
©erlag Don © 11 ft a b F i f d) e r in 3 ena.
ßillb flflö ö C tfctl Ucacis un D 4 ic d)iojü c'n o iVß roo^jlfa b cl ‘ ‘
(in brauner © 0113 lein tu anb uub in ber Art ber Werfen 311 bcu borl)er=
gehenden Fahrgängen) finb 311 m greife bon 2 Ittatf 50 pfg. burd) jebc
SortimentSbudibanblung 311 beaiefjeu.
3 cna. (Buffao Jifcher, ©erlag.
Vertag t>on ®uflot> 3fifd>er in
Schriften des flänöigen Ausfitjuffes
m Förderung der TlcbeUetinnen -3nfeceffen.
■tieft 1: -fteimarbeit unb Sohnfrage. Drei ©orträge, gehalten
non Anna Schmidt, ©ertrub Dghrenfurtf), Alice Solomon.
1903. © r e i §; 50 ©f.
Heft 2 : 3>er Anteil ber Frau an ber beutfe^en ^nbufirie
nad; ben ©rgebniffen ber ©erufSaählung butt 1907. ©ortrag,
gehalten auf ber ^tueiten ftonferena aur Förderung des Ar*
beiterinneufdmheS. ©011 üpelene Simon. 2Rit 13 DabcÜen.
1910. ©reis: 1 2 Rar! 60 ©f.
Heft 3: »Der Ghtflufj ber gewerblichen Arbeit auf baö
perfönlid)e geben ber Frau. ©011 Dr. dJiarie ©aum. —
35er (§fnflufe ber gewerblichen (Bifte auf beu Organik
muS ber grau. «ott Dr. med. Slgnee Sie grau IDrrl.iiT tinii aß n ft all l'ifrtipr in Trn.i
in ber @en>erbe. 3 nft>e»ion. ®on «. - * c J la U Uun 11 H « « J M n) l 1 IU J cna -
; Drei ©orträge, gehalten auf der atoeiten^onferena 3111 * Förderung , ,
ber Arbeiterinnen-gntereffen. 1910. ©teiS: 1 War!. . »«Wutsein erftTjfrn dir dritte nmgcarlicttete unb erweiterte
■tieft 4: Arbeite uub SebenSuerhältniffe ber grauen tu ^ u - lage bom
ber Sanbwirtfchaft iu «öürttemberg, *Baben, ©Ifafc fV .111 hll 11 fll hf^t llft 11 ft 111111 ItriVll ffpttfi
Lothringen uub 9 ih e inpfal 3 . Auf @runb einer bom ftänbigen il II U l U UJ UU Ik U l) li W ll y J IU L ] 111 J
AuSfchuf* 3 . F* b. A.*3- beranftalteten Erhebung bargeftent bon ttttS Sm* 11^ Il fl 111111 ITT
HanS Seufert, ©facrer in ®oxt (©oben), mit 7 Dabedeu. ullM
1914. ©rei§: 6 äftarf. x>o\\
tieft 5: Wrbeitö^ unb ßebenSoerljältniffe ber greauen iu ber -p. lUnhnif
SanbmirtfcBuft in $8ranbenburg. s Jluf ©runb einer bom ^ muuuif ^ülifiuui,
ftänbigen «luetfdmn 3 .^. b.«.-3. beranftalteten Erhebung bargeftedt orben ‘ I - ^«»nororprofeffor an ber sr 0 i. Sriebrid,.ffiiideim.u n ioerfität 3 u Berlin.
bon eag 3 U ©utlib- 3ltit 4 «Ibbilbungen uub 16 ^abeden. J( ^j t j QTeCtaBÜUtlUimen*
i 1914. ©rei§: 10 fdtarf. ' v
tieft 6 : ©rbeitös unb iiebenöoerhältniffc ber grauen in ber l^rrtö: 16 .Dftarlf, geD. 19 .öHitrli.
SanbmirtfcBaft inSOiectleuburg. Lluf^runb einer bom ftänbi- (X, 690 gr. 8 °.) 1917 .
gen 9lu§fd)ii^ 3 . $. b. 91.=^. beranftalteten Erhebung bargeftedt bon
Dr. ©riefter, JHoftod. dtfit 10 Tabellen. 1914. ©rei§: 5 9Karf.
«eft 7: (Srgebniffe einer Unterf«d,un fl über bie Slrbei«. ^-M ^ ,u tool.mccaienmy _ IHu(
unb fiebenöoerf)äUniffe ber grauen in ber Üanbroirt= ^ ' 1llgtc • • • (NommmulDl.m für CljtenBtamte J 9 n.)
(Srfter Xeil: 3)ie 6 intoir(ung ber toirtfchaftlid)* I ryodieumcljciidc Daitdbudj bco IDolinungölucfciis und drr
foiialen «©erhättniffe auf baei ^rauenleben. 9luf ©mub lDoljnnnggfrage . . . (^fdjnlfdjeö 4 ?rmrtnbcötatt 1911 .)
einer bom ftänbigen 9lu3fd)ufe 3 . b. ?l.» 3 * beranftalteten (5r=
hebuug bargeftedt bon ©ertrub ighrenfurih, mit ©eiträgen _ ,
bon ^teiin ©llt) 311 ©utlifc, Dr. idofa.Qempf unb ©lifabeth Wolnifdhe Geltung bom 12 . Februar 1911 ;
©oehm-fiamgarben. 1916. ©rei§: 2 2 Rarf. , • • • Untrr blrfen Cljforetlftmi bc^ nDoljnung^roülemjl —
. .. „ . gr i ,-r w r*. «1 ix • v 01 % x ™ »m bfften ^liinc getagt — Ijat ftcli li>rof. iDr. Club. 4* ber da dt
■Veft 8 : 2)tc Cntrotcflung der Frauenarbeit tu ber JJietatls fdjon lange eine führende Stellung erobert. Jitln DaubbucT) brö
inbuftrie. ©ortrag, gehalten auf ber drittenÄonferena gur^orbe* IDoijnungGluefcuö und der IDoljnungöfragc Ijat tuoljl Ut^ljcr am
ruug ber ?lrbeiterinnen^ntereffen am 19. Februar 1914 bon Dr. umfangrcicht'trn unb gründltdjden daö IDohnungobroblem behandelt
©Ufabeth 3Utmnnns©otthriner, Mannheim. 1916. ©rei§: 30©f. unb dann auf ben HtuhmoStltel eine? fitanbarbiuerfirö
V y mit Utrdjt Knfyrttdh madjen. . . .
BcrmUnuullirf) für bio€rf)rifl!cidiitfl: I)r.l?iibmifl4»cl)bc, Berlin (ftninctiuilb.— Berlafl: (Unflat» f^ifc^cr. ^cna.—CWebriuft bei Online ©itteufelb,^ofbm^bmrfer. BerlinW8
Befannlmachung.
Das ©uchbruttgemerbe hat einen fchtoeren ©erluft erlitten!
Der Führer ber beutfd)en ©uci)brucfergehilfenfd)aft, .f)err
(Emil ZlöbUn
ift geftern oerfd)ieben.
Die larifgemeinfdjaft betrauert in betti Dahingefdjiebenen
einen feiner dRitbegrünber unb einen dRitarbeiter, ber oon
heroorragenber Stelle aus in bie ®efd)id)te bes ©eroerbes
ftets mit oermittelnber 5ianb eingegriffen unb bem gemerb-
lidjen Frieden jeberaeit bas 2 Bort gerebet hat.
Der ©erftorbene mar ein Arbeiterführer im beften Sinne
bes fZBortes, aufrichtig unb mahr, unerfchrocten unb treu, unb
mar immer bereit, auch bie ©ecf)te ber ©rinaipalität aus bem
Arbeitsoerhältnis in gebührenbem dRafee anauerfennen unb
3 U refpeftieren.
Dtefe feine heroorragenben (Eigenfchaften trugen ihm bie
Siebe unb Hochachtung oder ©erufsgenoffen in feltenem dRa^e
3 u! Deshalb ift ber ©erluft biefes feltenen dRannes ein
äufeerft fernerer; doppelt ferner in ber heutigen unb für bie
fommenbe 3 eit, in ber auch unfer ©emerbe überaeugter unb
ganaer dRänner bedürfen roirb, um ber firf) immer mehr
ausbreitenben Schroierigfeiteti in einer bem ©emerbe dien¬
lichen Rßeife Herr rnerben au fönnen!
©Mr bonfen bem ©erftorbenen namens bes Deutfchen
©uchbrucfgemerbes für aües, mas er im Fntereffe besfelben
getan! Sein fRatne mirb in ber @efchid)te unferes ©emerbes
fortleben unb bas Anbenfen an ©mil Döblin mirb in uns
nicht erlÖfd)en!
©erlin, 1 . Februar 1918.
Jür den
larifauöfdjufj ber Deuffdjen Budjbrurfer
2 )a5 Xarifamt
Hub. Hüffcin, mb. Jabcr,
BrinatpolsDorfiftenber. ©tello. ©cljilfemjorfiöenber.
Paul Sdjliebs,
(Befcfjäfföfüdrer.
XXVU. f«fraros. Ittlht, bot 21. fdmtnr 1918.
gfaftirU
mtfr
fttr 'Q0lh&v$$\){fa\$xt.
«*«(**** nt )*cw B«wr»t«*. _ gab vterUU»)rlt4 4 Mark.
- 9 *rstf $tmx _
gtrlta W*>, g*Ufi» *rf»r.29/3« JJtfff. Dp. ®.Httb jfwf. Dp. $$. JtWIttfrWflmt. «afbur |"ri*'r, |ttta.
XmX SzlUmbotf 180». gernfprefler 58
itomratr 21.
injialL
Sogtaljiolitifd&e SIufgaBert beS
SfteidjStagS. ©on ©rof. Dr.
©. grande, ©erlin.805
Aufgaben, Einrichtungen unb
Organe non SBohlfahrtS*
ämtern in Stabt- unb iianb-
freifen. ©on Dr. HRarie Saum,
Hamburg. HL (Sißlufe.) ... 307
tut*enteilte SggtalptflWf .... 309
©ebanfen über bie ©emetnfdjaftg-
arbeit im 5öud&brudtgeroerbe.
$er ©emeinfd^aftSgeift im Sieeberei*
gemerbe.
Cojiale Sttfiittbe.311
SMe &rinfgelbfr age. Eine Ent¬
gegnung. ©oit Slbolf Schaar,
©orfifcenbem be« 9teid)goerbanbe$
ber ©afthauSangeftelltcn (Ehrtftlidje
©emerff^aft).
Xarifneceistbanntgeit juHf^en
Arbeitgebern ttnb Arbeitem. 313
£ariföerlcingerung im 2HaIerge»erbe.
Organifattonen ber Arbeiter. Oe«
bilfen, AngefteOten mmb Oe«
amten.313
Xrgbe, UntonS unb (51jop SteioarbS.
Arbeiterfcbab.. 814
3urgrage ber ©erfüraung ber'
Arbeitzeit.
Arbeiterfchukgefeßgebung in
(Stßroeben.
ArbettAmorft *♦ ArbeitAnacbmeid 318
ArbeitSnadjtoeife für grauen,
©on Dr. flättje ©aebel, ©erlin.
£iterarifcbe OHtteilnngcn .... 318
Abbrud fämtlicher Auffäße ift Betons*« unb geltfTriften gebattet, febodj nur
mit Doller OueQenangabe.
3M>?tttlp0ltttfty* Aufgaben bts l^driistflgs.
5Drci ©efeßenimürfe merben bem NeicßStag gugehen:
1. &ie Arb>eitSfammerborlage. 2)em 33er»
nehmen nach hält ber ©nimurf in ber $au.ptfache feft on ber
fachlichen ©lieberuttg ber Kammern. Unter ben Aufgaben mirb
baS ©inigungsmefen borangcfteHt. 2>er SBunbeSrat beftijnmt
bic ©vridhtung bon Kammern. Unter einem neutralen 33or»
fißenben treten Arbeitgeber unb Arbeiter eines ober mehrerer
bermanbter ©emerbegmeige gufamtnen. Mehrere Kammern
fönnen and) untereinonber in 23erbirtbung treten, inSbefonbere
a!§ ©inigungSamt. SDcr Bereich ber Kammern erftretft fidh auf
alle gemerblichen Arbeiter unb bie tedhnifchen AngefteHten, für
bie eine befonbere Abteilung errichtet mirb, nicht aber auf bie
Faufmännifdhen AngefteOten; ihnen ift. bie ©rridhtmfg be«
fonberer KaufmannSfammeru gugefagt. 2)agegen merben in
bie ArbeitSfammern einbegogen auch bie Arbeiter ber Neid>§«,
®taatS' unb ©emeinbebetriebe. 2)ie Vertreter ber Arbeit¬
geber unb ber Arbeiter merben in geheimer, birefter SBahl
gemäßlt; Söähler finb alle Arbeitgeber unb Arbeiter beiberiet
©efdhledjtS, bie 21 £yaßre alt finb unb 1 !gahr bem betr. ©emerbe
in ihrem Söegirf angehören, mählbar alle über 25 gahre. 2)ie
33orfißenbcn unb Beamten bon! 33erufSbereinen, alfo Arbeiter«
unb Arbeitgeberfefretäre, fönnen gemähU merben, bod) barf
ihre 8aßl % ber Kamntermitglieber nicht itberfteigen. Sßie
auS biefen furaen Anbeutungen erhellt, nimmt bic SftegieritngS«
borlage bie 39efchlüffe beS 9teid&StagS bon 1910, an benen ber
bamaligc ©efebentmurf in 2. ßefung fdbeiterte, nunmehr auf,
bagegen ntdjt eine SReibe bon 2Bünfa>en, bie ber gemerf«
fehaftftebe Gntttwrf (ep. 138) borbringt.
2. $)ieAufhebungbeS§153 @0. Audh biefe 3Wa6*
nähme mar bom 5ReidhSfan5ler ©rafen Bertling ebenfo mie
bie ArbeitSfammerborlage bei feinem Amtsantritt am
29. üftob. im Reichstag für bie jebt begonnene 5tagung an*
gefiinbigt. 2)er StegierungSentmurf befdhränft fidh, mie mir
hören, auf bie glatte ^treidfrung biefer bie Koalitionsfreiheit
befdhränfenben, in ber 3ßta;riS nur gegen Arbeiter gerid)teten
33orfchrift unb Iäfet meitergehenbe Reformen beS KoalifionS»
rcditS aunädhfi au|er ad)t. SSermutlidh mirb eS im SfteidjStag
nid&t an 33crfud)en fehlen, biefe Vorlage noc^ mit anberen
gorbentngen gu bepaden. (Bo münfdjenSmert eine grünbltdhe
^eubilbnng beS gefamten JRedüS ber Koalition ift, — bie
0d}Tiften ber ©ef. f. ®og. Reform lafjen bariiber Feinen
Smeifel —, fo marnen mir bodh gegenibärtig bor einer 33e»
Iaftitng ber Aufhebung beS § 153 ©£). noch mit anberen An¬
trägen unb Sßünfchen. ©ine berftänbige ®oaialpolitif mufe fidj
mit bent ©rfolg an befdheiben miffen, ber für ben Angenblid au
erreichen ift. Unb bie glatte ©treidhung beS fdhltmmen Aus»
nahnteparagraphen, unter bem Xaufenbe bon Arbeitern ge¬
litten hoben, ift tatjädhlid) ein großer ©rfolg.
3. 2>aS gefeßlidhe Verbot ber Nachtarbeit
in Söädercien. ^6aS mährenb feiner furaen AmtSgeit bon
Dr. ©chmanber gugefagte ©efeß ift im Neid)SmirtfdhaftSamt
nuSgearbeitet unb bom 33unbeSrat angenommen morben. 25a-
mit mirb eine alte Sorberung beS ArbeiterfchußeS enblidj
gefeßlidh fuubamentiert, muhbent baS Nadytbadberbot mährenb
breier KriegSjahre fidh praftifdh bemährt hat. SWeifter unb
©ehilfen im 33ädergemerbe berlangen eS gleidhmäßig unb
bie SSerbraudher haben fidh baran gemöhnt. Nur in ben Kreifen
mancher ©roßbädereien mar noch Sßiberftanb gu finben. SNan
hat ihren befonberen SSerhältniffen baburdh entfprodhen, baß
ihnen gmei ®chidhten bon je 9 0iunben gitgeftänben finb, ins«
gefamt alfo eine 18 ftünbige #ödhftarbeitSgeit, mährenb für bie
große Ntehrgahl ber betriebe eiine Nadhtmhe bon minbeftenS
9 ®tunben borgefehen ift.
2>erNeidhStag mirb mit biefen brei NegierimgSborlagen ein
praftifcheS Arbeitsprogramm borfinben, baS ihm unter ben
obmaltenbcn Umftänben reidhlid) gu tun gibt. £)I)ne grünblidhe
AuSfchußberatung mirb eS nicht abgehen. SBer aber ernfthaft
jeßt in ber Sogtalpolitif bormärtS miH, ber foHte fidh hüten,
nun mieber in ben alten fehlet ber maffenhaften ©ntfdjlicßun*
gen gu berfaHen. ®eute gilt mehr als je baS alte SBort: SBer
gnbicl erreichen miH, berfehlt AEeS. ^n ber SBefdhränfung
geigt fidh öer SNeifter! 2)aS foHten aße Parteien unb Ab-
ucorbnete, bie im NeidhStag ernftlich für bie gortfiihrung ber
Sogialreform cintreten, behergigen!
2)er Nei dhS Fan gier hat in einer Untecrebung, bic
er am 18. gebritar bem Untergeid>neten gemährt hat, nicht nur
feine ftarfe Teilnahme für biegortfeßung ber®ogial-
reform im Attgenteinen, fonbern and) feinen feften äöißen
befunbet, bie angefüngigten Vorlagen bitrdhgufeße'if.
2>eS SBcitercn fpradh er fein lebhaftes ^ntereffe für bic g efti -
gitng beS ^arifbertragSmcicnS ans.
©. g r a n <f e.
Sojialc 5gtu £ i« unb Slrdjib füc Wolfäroofjlfafjtt - 1918 — XXVII. Sr. 21
30 «
307
Aufgaben, ©tnridjtungen unb ®rgmte nun
futjrtsämtfrn in §taiit- unb fnnbhrdfjen.
93on Dr. Marie ©a um »Hamburg.
III. (Schluß)
tiefer toeitbcrätDcigte Organismus bebarf natiirlidj fepr
aaplreicher ©ilfSfräfte. Sie au gewinnen, jeben an feinen
richtigen ©lap gu [teilen, ift bie Aufgabe ber ßeitung in bet
3cntral- wie in ber ©eairfSfteEe. 2)aS ©eheimniS guter Or»
ganifation ber foaialcn Arbeit ift ja überhaupt bie feinfühlige
Abgrenaung beS ftarren £eilS ber Aufgaben bon bem lebenbigen
£eile, ber burdxuiS als ber wertboEere au betrachten ift. Man
fann ben KommunalberWaltungcn ben Vorwurf nicht erfparen,
bah fie eS hier oft an VerftänbniS fehlen laffen. Xa ber X&
aernent fich begreiflicperweife nicht um Kleinarbeit fümmern
fann, überläßt er fie feinen Unterbeamten, bie heute nicht nur
jeber foaisalenSdjulung entbehren, fonbern bitrcpauS auf ©ureau-
ted)nif, alfo auf ben ftarren Xeil ber Arbeit eingeftcllt finb.
£ah Don ihnen nun bie „beweglichen" Kräfte auSgefucpt, an-
Xk ©eftalt ber Sürforgerin, unb 5 War WaS wir im beften
geleitet unb fommanbiert Werben, halte ich für baS größte
MißberftänbniS, ia Unrecht, ©ei biefent Spftem fönnen nur
enge unb befcpränfte Stiftungen erwartet Werben.
0inne barunter berftepen,' ift jefct gliidlicperWeife nichts
SrentbeS mehr. WiE unb muh man mit Wohlfahrtspflege fo-
weit inS ©auS unb in bie gamilie bringen, Wie wir eS bod)
alle für erforberlicp halten, fo ift biefer ©ingriff in bie perfön-
liehe Freiheit nur ertragbar, Wenn er bon aartfiiplenben ©änben,
bom pöcpften bolfScraiepIicpen (Stanbpunft aus erfolgt, Sieber
gar feilte giirforge, als eine gefcpäftSmähig ober gleichgültig
burd)gcfiihrtc. Wenn biefe Arbeit nid)t im tiefften ©runbe ber
iiiebe, ber Verantwortung unb beS ©efüpIeS ber ©emeinfepaft
aller Menfcpen Wnraelt, ift fie ©ift, nicht Wohlfahrt.
hierfür brand)en wir grauen, benen eben biefe Art ber
Arbeit auch in täglicher Wieberpolung nie etwas ©efcpäftS*
mäfjigcS Wirb, benen hinter ben Aften ftetS bie lebenbigen, ber-
trauenSboll ihre nacpbarlidje ©ilfe auffudjenben ober entgegen-
ttehmenben Menfrfjen ftehen. $*ane AbbamS nennt bie mn ©uE
©oufe lebenbe ©ebölferung „our neighbours". Wenn eS itnS
nicht gelingt, ben Mechanismus ber 0tabt in folcpe lebenbigen
nad>barlid)en ©emeinfehaften aufaulöfen, fo möchte ich an ber
Wohlfahrtspflege überhaupt berawcifeln, ber bod) meinem
innersten ©cfiiplc nad) eine fo bebeutungSbolIe, unerfcblidje
Stelle neben ber Soaialpolitif aufommt.
©raftifcp fann man gegen bie „©cairfSfiirforgerin" mit
fdjeinbareni Rechte einwenben, bah Wir eine grofje 3apl bon
Speaialfürforgerinnen in 0tabt unb Sanb befifcen, bah biefeS
Speaialiftentum Wie jebeS anbere auch feine Vorteile böte u. f. f.
Wir fontmen hier an bie grage heran, ob bie in ber grofjbetrieb«
lidhett £ecpnif fo glänaenb bewährte ArbeitSaerlegung unb be¬
rufliche Speaiolifierung fich auch auf baS ©ebiet ber Wohl¬
fahrtspflege übertragen taffe. Öd) möchte baS gana beftimmt
berneinen. £ie ©ntperfÖnlicpung unb ©ntfeelung ber Arbeit
muh in ber £edjnif ertragen werben. Weil baS Werf lutrd) bie
Verfeinerung unb bergröherte ©;rafti)eit ungeheure Vorteile
gewinnt. Sn ber Wohlfahrtspflege ift gerabe baS ©egen¬
teil bet gaD. XaS Wert, bie giirforge, leibet, Wenn Wir eine
gamilie aepnfad) fpeaialiftifch beraten laffen müffen; eS leibet
aber nod) bielmehr, Wenn bie AuSiibenben, bie hoch fortwährenb
grifd)e unb Kraft auSftrömen, ©alt unb Stühe fein follen,
burd) ©infeitigfeit ber Arbeit innerlich eingeengt Werben. ©iet
liegen gana Wefentlidie Untcrfchiebe awifd>en AnftaltS- unb offe¬
ner gürforge. Xk ©flegerin franfer Kinbcr in einer Anftalt
wirb auS ber Önnigfeit ber boEen perfönlid)en ©flege unb
Sorge fich felbft ßeben fd)öpfen, Währenb eine SäuIingSfür-
forgerin, bie in ben befuepten gamilien nur „pqpnotifiert auf
ben Säugling fd)aut", binnen furaem abgeftumpft Werben muh,
Wenn fie cS nicht borper fepon War.
Ö<h fehe eS als einen groben Sortfdjritt an, bah bie bebor-
ftehenben preuhifdjen ©rlaffe über ©riifung bon gür-
forgerinnen bie Klippe beS SpeaialiftentumS umfepiffen unb
nur bie fadjlid) unb foaial gefdjulte gürforgebeamtin fennen
werben. Wirb fid) auch bet einmal gegebenen ©ntwicflung
nach bie Speaialifierung nidjt überall gteid) auSfdjalten laffen,
fo fori man baS bod) als 3icl im 3luge behalten.
Scheinbar ift eS eine Srcfonfequena, Wenn ich hiernach hoch
aweierlei giirforgerinnen borfepe, unb a^ar eine mit botfS-
gefunbpeitlichcr, eine mit bolfSeraieherifdper gachbilbung. 3)a-
bei ift aa benwrfen, bah bie in erftcr fiinie mit bem # Verfepr in
ben Käufern betraute Veamtin bie bolfSgefunbpeitlich gefdpulte
fein Wirb. Xex anbern Werben bie aablrcüdhen Aufgaben a«-
fatten, bie opne gefcpuIteS päbagogifdjeS VerftänbniS nid)t
gleidh gut burd)gefüprt werben fönnen — Schufeaufficht,
Sugenbpflege unb bgl. —, bor allem aber bie £ätigfeit einer
„©inrichtcrin", b. p. einer ftänbigen Veraterin für bie ber
VoIfSeraiepung bienenben 9lnftalten (Kinbergärten, $orte,
Sugeubbibliotpefen).
Stuf forgfältigfte SluSWapl, bann aber auf biefer ©runblage
Weitgepenbc Selbftänbigfeit ber Veamtinnen ift ©emid)t a«
legen; bei ber Verfügung über ©elbmittel Werben fie, bie felbft-.
berftänblicp ber VeairfSleitung angeboren müffen, entfepeibenb
mitwirfen. s illS fepr alwdmähig wirb fi^ bie Stammen-
faffung biefer gürforgebeamtinnen unter eine bei ber 3^ntral«
fteEe angeftelltc Weibliche'Oberleitung empfehlen.
Sc fähiger biefe Spipe, ie fähiger bie bon ipr geführten
Veamtinnen finb, in um fo höherem ©rabe Wirb bie
^eranaiepung unb Velebung ehrenamtlicher Kräfte gelingen,
opne beren $ilfe Wir befeelte foaiale Slrbeit in bem
erforberlidjen Umfange niemals werben leiften fönnen.
3)iefe ehrenamtlichen Reifer unb ©elferinnen Werben niept
nur bie erforberlidpe Vreite ber VerüprungSfläche gcWäprleiften,
fonbern auch, ba man fie aus aEen 0d)icpten ber Vcbölferung,
bor aEent auch auS ben Kreifen ber 3lrbeiterfchaft, ©eweerf-
fd)aftsbeatnten ufw. Wählen wirb, für jeben einaelnen gaE be-
fonbere fRüdfichtnaptne ermöglidjen, beren Wir aut* qualitotiben
SluSgeftaltung ber Wohlfahrtspflege bringenb bebürfen. Süj
erinnere hier nur an bie KonfeffionSgldcpheit bet Vormunb*
fepaften, Scpupaufficpten u. bgl. mehr. Oah aud> hier wieber
befonberS bie in ber KriegSpilfe erfahrenen grauen wefentlicpe
©ilfe leiften Werben, bebarf mopl faum erft ©rwäpnung.
.S<h. ßepe nun auf einige Vcfonberpeiten ber ßanbfreife ein,
bie ja nid)t opne Weiteres ben Stäbten gleid) organifiert Werben
fönnen. 3«uäd)ft liegen hier ncrwaItungStechnifd)e 0d)Wierig-
feiten barin, bah bie Selbftöerwaltnng beS SanbfreifeS niept
bie gleid)e ift Wie bie ber Stabt, fo bah hier mehr bie ©efapr
einer bureaufratifep, Iebiglid) Oont Sanbrat unb PieEeicpt nod)
KreiSarat regierten Wohlfahrtspflege beftept. Sht* mühte mit
aEcr ©nei^ie t begegnet Werben, bentt auf bem fianbe wie' in
ber Stabt Wirb bie WopIfahrtSpftegerifcpe, ber Soaialpolitif
auneigenbe Arbeit um fo vertiefter unb reicher anSgeftaltet
werben, je Weiter fie in ber Veoölfcrung felbft eingewuraelt
ift. ÖnSbefonbere mühten bie freiScingefcploffenen ©emeinbe«
Perwaltungen lebenbig an ber Mitarbeit beteiligt fein, fo bah
fie niept fiuft unb greube an biefent 3weige berlieren, fonbern
im ©egenteil felbft immer neue Anregungen, neue Arbeit bem
Kreife aufüpren. S)er Voraug beS ÄanbeS ift ja bie gegebene
Aufteilung in gitrforgebeairfe, ba biefe fiep naturgemäß mit
ben ©emeinben beden. Oah biefeS bei gleichgültigen, foaial
unlebe'nbigen Vürgermeiftern auch feine groben Scpattenfeiten
hat, berftept fiep bon felbft; immerhin berfäEt baS ßanb nicht
fo Ieicpt ber oben Scpematifierung, biefer fteten ©efapr ber
©rohftabtgebilbe.
©in Weiterer Voraug für fepöpferifepe Organifationen ift
auf bem Sanbe ber Mangel beffen, WaS ich borper cdS pppotpe»
farifepe Velaftung beaeupnete. Auf bem ßanbe ift biefe nidjt
8 u befürchten, eher mit bem ©egenieil, einer grenaenlofen Un¬
tätigfeit in woplfahrtspflegerifcper Arbeit, au rechnen, wie benn
überhaupt bie 3)urcpfepung ber länblicpen Vebölferung mit
foaial-intereffiertcn Menfd)en, ber ©inrid)tungen mit foaialem
©eift nodp unenblidj biel au wünfepen übrig läht. ©nge, Armut,
bielfacp auS Kargheit geborener ©eia finb feine förbcrlidje
Atmofppäre für großäugige foaiale Vetätigung, ebenfowenig Wte
bie taufenberlci Otüdfidjten, bie aatf KreiSauSfdjuhmitglieber
unb ipre Angehörigen genommen werben müffen. £rop aEe-
bent palte id) baS ßanb für einen frud)tbaren ©oben, Wenn fidj
bie red)ten Menfdjen finben unb Mittel erfdjloffen werben. Auf
©inaelpeiten einaugepen, berbietet ber Nahmen biefeS Vor¬
trages, bod> möd)te idp nidpt berfeplen, auf bie bezüglichen Ar¬
beiten ber früheren WopnungSinfpeftorin beS SanbfreifeS
WorrnS, Dr. Marie Kröpne, pinanweifen, bie jept ihre in ber
©rajis gewonnenen reifen ©rfaprnngen im SRegientngSbeairf
3)iiffeIborf Weiter berwertet. ©ier War fdjon borper gerabe twS
ßanb au organifatorifeper Arbeit mit beftem ©rfolge angeregt
Worben, wie bie ÖapreSbericpte beS Vereins für Säuglings*
©oatale fragte unbHrdjtö für ©olfsmohlf ährt — 1918 — XXVII. Dr. 21.
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futforge unb WoblfabrtSdfteüe im DegterungSbesirf Oüffelborf
beweisen. 9tud) an ©elbqueßen bot e@ nie gefeit, befonberS
nicht, feit bie SanbeSOerfidherungSanftalt Dheindrodina in
engfter Sufammenarbeit mit biefem Verein Mittel aur Unter-
ftüfcung ftäbtifdjer, ober dor alleni and) länblidjer WohlfahrtS*
dflege in grofeaügigfter Weife aur Verfügung fteßt.
StB Organe werben natürlich and) auf bem Sanbe in erfter
Sinie bie giirforgerinnen ingrage fommen, benen man recht
Heine Veairfe Wiinfdjt, bamit fie ihre reichen unb mannigfaltigen
Slufgaben mit einer Muße erlebigen unb bureb ißte ^terfönlidjs-
feit ©emeinfdbaftSleben fdjaffenb Wirfen Fönnen. Oa bie Wohl-
fahrtSdflege auf bem öambe aus nabeliegenben ©riinöen fid)
gunädjft auf qefimhheitlidic ober WohnungSdflegerifdje Slrbeit
ftüfcen. wirb, fo Wirb bie gürforgerin befonberS nach biefer Did>-
tung bin gefcßult lern mäßen. Wenn ber &reiS für amei Slrtert
bon gürforgerinnen Spittel aufbringen Fann, wirb bie für bie
Stabt entdfohlene 8 toeiteilung and) hier ©eltung hoben, jebodß
Wirb man fid) Wohl dielfadh mit e i n e r diclfeitig gefcbulten Ve-
amtin behelfen miiffen, was um fo Weniger Vebenfen hot, wenn
bie Organifationen ber einaelneH fianbfreife a« einer gröberen
Einheit — DegiermrgSbeairf ober Vrodina — fadfjderftäubig au
fammengefaßt Werben. ®iefe 3ufammenfaffung ift äußerft
ttriinfdhetiSWert, ba, Wie bie Oingc nun einmal liegen, burdf
baebte unb burdhemdfunbene foaiale STrbeit bon ben gana anberS-
artig gefaulten VcrWaltungSbeamten Wohl nur in SluSnahnte*
faßen erwartet Werben Fann.
25em auf bem Sanbe häufig in befonberS unerfreulicher
Weife auftretenben mangelhaften VcrftänbniS ber Errate für
fürforgerifdße Oütigfeit wirb bie Sdiße baburdß abgebrochen,
baß man beamtete gürforgeärate, bie feine VrairiS treiben,
fonbern bollamtlicb ficb ber borbeugenben foaial-bbgienifdben
äratlicben Oätigfeit Wibtnen, anftellt.
Wie geht ber Weg au biefem unten unb oben dößig neu au
orgamifierenben STufbau? ©emiß nidjt bon heut auf morgen,
moßI aber langfam, in bemühtem (streben nach bem als richtig
erfannten Siel. Oie bisherigen Vorfdßläge begegnen ficb meift
in ber gorberung, baS mannigfad) 3erftreute unb Serfdlittertc
nach oben in einer Sdtße aufammen au faffen. Stiebt weniger
wichtig jebod), ober bieüeicbt noch wichtiger, ift baS Sufatntnen-
leitcn aller gäben nadj unten in bie Iebenbige Slrbeit ber giir-
forgebeairfe, bie nun ihrerfeiB auS ihren täglichen Erfahrungen,
aus bem blutwarmen ßeben ihrer Strbeit ber Sentralinftana
unb ben Mittelteilen bie ©tunblagen 5 x 1 immer meiterer StTätiß“
feit auführen.
OaS datriarcfjaltfd)e Element ift aus ber Welt derfd)Wunben,
mub eS fein. Oie abfolute atomiftifche ßoSgelöftßeit bebeufet
nicht nur Oroftlofigfcit unb Seere, fonbern hot audj tatfädßid)
fo Diel Vermaßriofung jeber SIrt geaeitigt, baß alles nadj neuem
Slufbau, nach neuer ©efunbung fdjreit. %n ber gamilie aB
©anaeut ruht nach mie dor bie ®raft beS VoIfSlebenS. (sic
fraftdoß au erhalten ober au heilen, ift eine SebenSfragc für bie
förderliche unb geiftige VolfSgefunbßeit iiberßaudt. SSon hier
auS neue gönnen ber ßebenSgemeinfdjaft amifchen ben ge¬
trennten klaffen au fueben, auf Vertrauen gegriinbet, hinüber-
leitenb über alle febmierigen gälle au ben £>ilfS- unb 3U)angS-
mabnahmen ber behörblicben unb freien SßohlfahrtSdflege, baS
ift bie Aufgabe, bie uns neben ber (soaialdolitif audh I>eitte
noch als lebensmarme Stotmenbigfeit obliegt.
. Orbnung unb ßiebe, mo heute ein ungeorbneteS unb häufig
fehr liebeleereS Stebeneinanber herrfcht.
©ebanfe» über bte ^emctnfcbaftSarbcit im $u<bbrurf=
getoerbe finben ficb in bem ©efdjäftSberidjt beS 5tarifamtS für
1917. $m Slnfdhlub an bie ftatifiifd)e ä)arfteKnng ber ßage
im ©emerbe ttnb ber 5tätigfeit beS StarifamteS mirb gefagt,
aße 0 tcßen im ©emerbe feien in geineinfanter STrbeit bemüht
gemefen, bem ©emerbe unb ben in ihm tätigen über bie
febmere Seit hinmegauhelfen.
„Eine bofte Erfüllung ber geäuberten unb gemib auch berechtigten
Syünfche mirb tro^bem in einer Dteihe botr gällen nicht möglich ge*
rnefen fein. (J)em ftchen unüberbrüdbare £inberniffe entgegen, bie i
borin beftehen, bab beibc Xarifpartcien unter ber Slot bes Krieges
fchrner au leiben haben, unb bab bie Erfüllung bon SBünfchen ber j
einen Partei fcheitert an bem Unbermögen ber anberen, noch weiteres
Enigegcnfommen befunben au lönnen. ... •
2)ie ©chmierigfeiteit ttn S)urchhalten machfen bauernb für ben
Einaelnen fotoohl, loie für bie ^Betriebe; faff jeber ^ag bringt neue
bittere Erfahrungen. ES ift nicht möglich, für bieS unb jenes immer
ben anberen £eil aus bem SlrbeitSbertrage Ijaftenb heranauaieljen,
fonbern es fönnen nur auf bem 2Bege beS beiberfeitigen Entgegen*
JommenS alle bie $inbemiffe befeitigt merben, bie erfchmerenb unb
lähmenb bon allen ©eiten ber 89etriebSmöglid|Feit fi«h in ben 2Beg
fteüen. Sllfo gegenfeitig ©olibarität üben!-. . .
©ich berftehen unb fich berftänbigen! — atoei inhaltsfchmere
Sporte, bie ben gewerblichen gtieben ermöglichen, beten Beachtung
aber heute noch mehr Wie früher ben Parteien aut Pflicht werben
follte. ^anbeln Wir alle banach, fo Wirb, babon finb Wir iiberaeugt,
bie Xarifgemeinfchaft auch für bie fommenbe griebenSaeit barauS
nur gewinnen fönnen. 4>od>gefbannt finb bie SBünfche unb Er*
Wartungen, bie an bie fommenbe neue Seit, für bie SKiUionen ge*
fämpft unb mit bem fieben gerungen haben, in beäug auf bie
©leichberechtigung aller 93olfSf<hid)ten an ber Teilnahme aller foaialen
Errungenfchaften geftellt Werben. £)ie 2(arifgemeinfchaften finb ein
Xeil biefer Siele aur 93erftänbigung unb aur Sufammenarbeit beS
beutfehen S3olfeS; forgen Wir bafür, bafe unfere £arifgemeinfchaft
innerhalb gefeftigt unb frohgemut bie ©chwelle biefer neuen Seit
überfchreiten unb nach mie Oor als SBorbilb für bie Starifgemcin*
fchaften aller ©ewerbe gelten fann: ©0 foH cS fein — unb eS wirb
fo fein!"
Solche Slnfichten über bie ©emerbefoltbarität ber gleich¬
berechtigten unb fraftbollen $ontrcihenten beS SlrbeitSoertrageS
Oerbienen ©emeingut aller Sfabuftrien au toerben. ^hre 23or-
auSfehnng ift, bafe Fein einfeitiger SüBtlle, ben „^errn im Saufe"
herOoraufehren, fonbern organifierte 33erftänbigungSbereit-
fchaft unb Slnexfeunung ber 3Serbänbe aB Vertreter ber ©rud-
den, für bie fie beftehen, herrfcht. Ohne biefe SSorauSfebung gibt
eS feinen Sßirtfdjaftsfrieben, fo bringenb er auch nach bem
Kriege notmenbig fein intrb.
2 )cr ©cmciitfchaftSgcift im fftcebereigeuicrbe, auf ben mir
Sd- 229 hinmiefen, geigt fich erneut in a^ci Sluffäben, bie ber
gührcr ber freigemerffchaftlidhen Seeleute, ^ßaut SW ü Iler,
Veröffentlicht. 2 >er eine („Eorrefdonbenablatt öer ©eneralfom-
iniffion", 9. gebruar) (teilt eine Sd)ilbernng ber Aufgaben bar,
bte ßTCüIIer aB fedmänmfdjem S3eirat ber Sce-33eritfSgenoffen-
fchaft geftellt finb. Füller rechtfertigt bei biefer ©elegenheit
fein Verhalten, ohne freilid) auf bie unflätigen Singriffe etnau*
gehen, bie t>on rabifalfter Seite gegen ihn gerichtet'Worben finb.
Er Weift nach/ bafe eS eine alte geWerffdxiftlTd>e gorberung fei,
auch in ber Unfaßöerficherung ben Einfluß öer Arbeiter ficber«
aufteilen. ^iet 3 U habe fi^ nun, ohne gefehlten 3 ß>ang, bie
See-SöeiufSgenaffenfchaft für ihr ©ebiet entfchloffen. 5)abnrch
feien bte Seeleute in bie Sage Derfebt, fid) mit ihren Anliegen
unmittelbar an beit ättarat ihres Vertrauens au Wenben. 21B
fotd>er Werbe er fein Stint führen, baS ihn übrigens ber geWerf-
fchaftlid>en greiheit nicht beraube, auch Wenn er eS für not-
menbig halten Werbe, feine „Vflidjt jur ftrcngften Objeftidität
unb Neutralität im Slmte ben 9teebern, ben 58orgefebten, ben
organifierten, ben nnorganifierten nnb ben anbcrSorganifierten
Seeleuten gegenüber" au erfüllen unb fid) Währenb feiner
Stätigfeit jebe.r einfeitigen darteidolitifchen ober geWerffd)aft«
liehen £ätigfeit au enthalten. 5Sor ber Verantwortung fehreefe
er nicht aurürf. „Seit Wann haben Wir eS beun für unfer gutes
9ced)t erflärt, dor ber Übernahme irgenbWeldher Verantwort-
lichfeiten feige au fneifen?" Sn bem anberen 2 luffafce („ 0 o-
aialtft. Monatshefte", 2 . gebruarheft) rechtfertigt Müßer, ber
jeht auch aB Slrbeiterdertreter iu ben SßeichSauSfchufe für ben
aBieberanfbau ber ^anbeBflotte berufen Worben ift, baS
8 leebereigewerbe gegenüber beut VorWurfe, ,ba& feine Unter¬
nehmer burd) baS ©efeh über bie Söieberherfteßung ber $an-
bcISflotte eine MißiarbenliebeSgabe erhalten hätten. Er meint,
foldje Vehaudtungen fchliigen ben Statfadhen tnS ©efidjt. 5ßeben
2—300 000 beutfehen Seeleuten, ®afen- unb Werftarbeitern
feien Weitere hunberttaufenbe beutfeher Slrbeiter im Vinnen-
lanbe brenttenb an bent Wieberaufbau ber ©anbelSftotte inter»
effiert. tiefer fei ben Stabern ohne bie $ilfe beS 9teid)S gar
nicht möglich, ba bie größten beutfehen 8 tabereien ftnanaieß
gefdhwädjt, ja erfchödft'feien. 2 lnfd)ließcnb greift Miißer bie
Soaialbemofratie beiber Dichtungen an, Weil fie im Deid)Stage
— Wenn auch bie alte Partei nur mit gana geringer 3ufaßS«
ntehrheit — ftdj nicht habe ctttfd)ließen fönnen, ben Slrbeiter-
ftanbdnnft, nämüd) ben ber 3 uflintmuug au bent ©efeße, au
dertreten. Oie MehrhettSdartci fei Wohl nicht dott rein fach¬
lichen ©efidhtSdunften ausgegangen, fonbern, wie beS öfteren,
bnreh bie Haltung ber „Unabhängigen" mitbeftimmt Worben.
311
6odiale «ragt* unbÄtdjü) für MfiNräPfoIri — 1918 — XXVII. Ar. 21.
312
gnftänie.
2>ie Itinfnelbfrafte*).
©ineEntgegnung.
«on VI b ü I f S d) a a r, «orfipenbem be3 Aeidjgöecbaube* ber ©aft=
haugangeftellten (©hriftlidje ©emerffchaft).
Qu bem Auffap „Qur Söfmtg ber Strinifgelbfrage", melchen
bie „Soaiale Sßragig" in Nr, 15 and ber gebet griebridxSchola’
beröffentlidjt, bürften bom Stanbpnnft ber Angefteßten beg
©aftmirtggemerbeg aug mof)I einige Bemerfitngen angebracht
fein.
Über bie bom Berfaffer eingangs behanbelte „©thif beg
Xrinfgelbeg" fann man burchaug abmeichenber Meinung fein.
SWan fann eg berftehen, menm befonberg anfprud)gboß heran*
lagte üNenfdjen für bie abfonberlicbc Behanblung iljreg ö'd)g
fic§ berpflidjtet füllen, ungemöhnliche £anbreitf)ungen dritter
bureb ^ergäbe Hingenber SAiinae 511 bergelien. ©ier fei nur
an bieBehandlung im Saben beg grifeurg erinnert, bann meih
man, bah bei ibm bie perfötilühen Nüdfidhtem auf bie ©igenart
feiner Shmbeit eine mefentlidje Noße fpielen. £n foldjen unb
tibnlid)en ©emerben merben ®anbr eidjungen berlangt unb An*
fprüdje gefteßt, bie oft über bag im aßgenteirten üblidje 9Aah
meit binauggeben. 3Aan fann überhaupt über ben begriff
„£rinfgelb" in feiner gangen Stragmeite febr unterfchieblidjer
Meinung fein, ©ibt eg bod) Settte, melche behaupten, bah bie
©ntidjäbigunpen an Auffidjtgratgmitglieber bon AFiiengefeß-
fdjaften „£rtnfgelbcr" ber AFtionare feien, bah bie auher-
orbentlicbcn Auftoanbgcrttfchäbigungen unb befonbeten Qu*
Tagen an Beamte „Strinfgelber" ber ftcuergablenben Staats*
bürget barfteüen. SDie gefeflfcbaftlid>e Stellung unb bag per*
fönlicbe Anfehett biefer „£rtnFgelbempfänger" ^cit baburd)
feinegmegg gelitten, ©g ift bod) eine 5tatfacbe, bah Angehörige
mittlerer unb hoher Berufgflaffen bon dritten Berfoncn für
aufeergemöhnlicbe ßeiftmtgen oft befonbere Qumenbungen er*
halten, bie nur lnegcn ihrer AuhergemÖbnlid)Feit ober megett
ihrer ®öhe nicht unter ben begriff Srinfgelb faßen.
Anberg liegen jeboeb bte2>inge, — unb barinmufe man beut
Berfaffer beg ermähnten Anffabeg durcfjaug auftimmen —, menn
fiir einen Beruf bag StrinFgelb bie teilmcife ober böllige ©nt*
l c b n u n g bedeutet, mie bag befonberg im ©aftmirtggemerbe
mit menigen Angnahmen für bie Angefiellten, fomeit bic Be*
bienung in grage foinmt, leibet ber galt ift. SNan barf fagen,
bah bie tucit iibermiegende 2 Nebraai)l ber ©afthaugangefteflten
ficb beffen bemüht ift, bah bie £rinfgelbentIohnung für ben
einaelnen mie auch für ben ©tanb eine mirtfdjaftlidhe, fojiale
unb gefcllfcbaftlicbe SDentoralifation bebeutet; unb biefeg Be*
muhtfein hoben befonberg bie gemerffchaftlich organifiertert
©aftbaugangefteßten in ihren SAitglieberfreifen unentmegt
geftfjärft. befonberg aber ber $rieg hat ben ©afthaugan»
gefteßten bag mittfdhaftlidj unfidjere (Dafein, meldheg ber £rinf«
gelbentlohnung innemohnt, mit aß feinen Nachteilen bor
Augen geführt, £ic feftentlohnte Arbciterfdjaft Fonnte eine
Steigerung ber Söhne mährenb beg föriegeg bitrdjfchen unb fie
menigfieng in einigem ber gefteigerten ßebcnghaltung anpaffen,
mag man binfiebtlid) ber £rinfgelbentlohnung nicht fagen fann,
ba hier jebe Norm fehlt.
$ie gemerffchaftlich organifierten ©afthaugangeftellten
betrachten nadh all ben gemachten ©rfahrungen bie £rinfgelb-
entlohnung unb ihre golgen nicht mehr alg ein NJoralitätg-
Problem, bag feiner ßöfung harrt, fonbern lebiglicb bon ge-
mcrFfcbnftliihen ©efieptpunften aug: für gcleiftete Arbeit
augfömmlicben ßohn. Sie fÖnnen fidh im ©egenfap an ®<bo!a
auch nidht mit ber grage befaffen, mie ber gaftmirtfcbaftlidbe
Unternehmer in Qufunft bie ßöhne für feine Angeftellten auf-
brin'gt. ^ag ift allein Sache ber Unternehmer, meldhe bie An*
gefteHten, bie in ihren betrieben befd>äftigt merben, au ent¬
lohnen haben. ÜNit melchern Ned)t berlangt ba ber gaft-
lrirtfcpaftliche Unternehmer einen greibrief? SDie fßerhältniffe
bemeifen eg, ba& gaftmirtfdhaftlidje Unternehmen, bie hohe ©e*
mimte abmerfen, trofe ihrer Ncntabilität nicht einen Pfennig
Sohn aahlen, fonbern im ©egenteil oft ttod) Abgaben bon ihren
AngcfteEten einaiehen. INan Fann ja aud) bie ©rfahrung
machen, bah in ben ftaatlidhen AHrtfdjaftgbetrieben, in ben
©ergl. Ar. 15 ber „Sozialen Spalte 209. — ©ine
n>eiterc Erörterung ift auraeit mcgcii Äaummnngcld ntebt angängig.
T'ie Schriftieitung.
föahnhofgmirtfchaften ufm., bie Kellner genau fo auf bag &rinf-
aelb alg alleinige ßohneinnahme bermiefen merben, mie in ben
pribaten ©afthaugbetrieben. Sinb bod) auch Säße febr sahl*
reich, bafe ben Angeftellten beg ©aftmirtggemerbeg mährenb beg
^riegeg monatliche „©ebälter" bon 30—40 JC gefiirat ober
gans genommen mürben, obmohl manche biefer in betracht
Fonimenben betriebe feinen fchlechteren ©efchäftggang auf*
miefen. So muh man au ber Überaeugung Fomrnen, bah b i e
fefte ©ntlohnung ber Ange ft eilten nidht bom
können, fonbern bom SBollen ber Unter«
nehnterabhäugigift.
SBenn ber «erfaffer beg Artifelg „Qur ßöfung ber 5trinf*
gelbfrage" eg für noimenbig eradhtet, befonberg 31 t betonen, bah
bag fßublifunt bie Soften ber ©ehaltgerhöhung für bie ©aft-
haugangefteßten tragen müffe, fo ift aud) biefer forglid>e ©e«
banfe burd) ben 5^rieg enbgültig überholt. £ic ©ktftmirte,
melche bei früheren fßerhattblungen über bie ©inführung fefter
©ntlohnung bie notmenbige föelaftung beg Sßublifumg alg
(unmöglich erflärten, meifen in ihren gadbblättern befriebigt
barauf hin, bah ber 5hriep eg ben ©aftmirten ermöglicht habe,
nunmehr auch bie Spetfett gemirtnbringenb a« oerfaufen,
mährenb bor bem Kriege befonberg mancher gaftmirtfchaftliche
©rohbetrieb erhebliche $üdbenaufd)iiffe erforberte. SNan fieht,
bie feelaftnng beg fpublifuntg mirb burdhgeführt, Fann burd)«
geführt merben, menn ber ©emittn annt Segen beg Unter*
nehmerg bermenbet mirb.
Ntit bem bon bem fBerfaffer genannten Artifelg für möglich
gehaltenen gefeplidhen ^rinfgelbberbot mag mol)l bie Angelegen¬
heit nach ber moralifchen Seite hin gelöft fein, aber nid)i nad) ber
mirtfd)aftlidhen, bag Sntereffe ber Angeftcßten erheifdhenbett
Seite hin. giir bie augföntmlidje ©jiftena beg einaelncn Att-
gefteßten unb befonberg feiner gamilie ift nid)t ber ßohn über¬
haupt, fonbern bie ®öhe beg ßohneg augfd)laggebettb. Cb nun
bei ber fidj bann notmenbtg tnachenben ©ittfiihrung fefter
NUnbeftlohnfäpe fid) aßeg im tiefften gemerblirf)en grieben boß«
aiehett mirb, erfdjeint bann befonberg aloeifelhaft, menn man an
bie 2LUberftänbe benft, melche bie Angefteßten bei ber ©in¬
führung ber alg Iäd)erlid) gering an beacidjnenben ©ntfdhäbi-
guttgen au übermiitbcn hatten.
©in gefehgeberifdheg Vorgehen aber ift tnöglidh gegen jene
Unfitte, bie auch Schola „alg fdjmer gegen bie guten Sitten ber-
ftohenb" beaeichnct: eine Abgabe bom Arbeitoberbienft — b. I).
bom £rinfgelb — beg Angefteßten an feinen Arbeitgeber!
biefeg Abgabenftjftem fteßt benn bodj bie ffrupellofefte Aus¬
beutung ber Arbeitgfraft bar unb bebeutet einen unleugbaren
Schimpf für bag ©aftmirtggemerbe. 9Jtan fann meiter gehen:
5Benn ein ©afthaugangefteßter, mie bag im ©aftmirtggemerbe
ber gaß ift, a* ein if>m borgefchricbeneg SBruchgelb an ben
betrieb anhlen muh, ohne bah bie Angefteßten beg 5öetriebeg
bie burd) bie $öpe beg 5örud)gelbeg bebtngte Ntenge beg ©e-
fd)irrg burdhfdmittlid) aerbredjett, fo barf er getroft behaupten,
bah ber SöetriebginhaJber einen betrug gegen ihn Ueriibte.
ag Söageunußen, toeldjeg Oor fahren im Söergbau üblich mar
unb ein Abgabenfpftem ber ^Bergarbeiter an ben Sßerfgbcfiher
barfteßte, ift Oerbotcn morbett. 2 öaruni foßten fich nid)t auch
bie bcrfdjiebenften gornten ber Abgaben ber Angefteßten an
ben gaftmirtfdjaftlidien betrieb gefeplidh aug ber äöelt fchaffen
laffett? ^ebenfaßg bemeifen biefe unb anbere eigenartigen
Arbeitg* unb ßohnuerhältniffe, bie fidh mit ber Qeit im ©aft¬
mirtggemerbe hcrauggebilbet hoben, bah ein befonbereg
Arbeiterfchupgcfefc für bag ©aftmirtg-
g e m e r b e, meldheg fchon Oor fahren angefiinbigt mürbe,
eine bringenbe foaialpolitifdhe Notmenbig*
feit ift.
£)ie Jöefeitigung ber £rinifgelbentlohnung, biefeg 3 ufaß*
einfommeng, unb bie ©inführung fefter Sohnfähe betrachten mir
©afthaugangefteßten alg eine rein mirifdxtftlirfjc gragie, bie nur
burdh bie gcmerffdxtftlid>e Betätigung ber Angefteßten felbcr in
einer für biefe befriebigenben Söeife gelöft merben fann. Unb
batnit mürbe and) bie Söfung beg £rinfgelbprobIemg iiberl)aupt
erreicht fein. 2>er ^rieg mirb auch fiir manchen Angefteßten
ein Sehrmeifter gemorben fein, unb amar bahingeljenb, bie©Ieich-
berechtigung mit anberen Berufgflaffen im Arbeitgoerhältnig,
bie Anerfenmtng für geleiftete Arbeit burd) bett Arbeitgeber
anftatt ihrer mißfürlichen Beaahlmtg burdj ^Dritte burdjan-
iebett. Anfänge baau maren fchon t>or bem Kriege borhanben.
Xie gemecffchaftlid) orgamfierten Angefteßten finb fich bariiber
©oktale $ragi0 unb Are fyt> für VoK*t»oblfabtt — 1918 — XXVIL 9fr. 21.
814
818
Har, baß aßetbingS auf bicfcm ©ebiete gemerffchaftlichet Be¬
tätigung baS SBort allein nicht aum Qiel führen mirb. ES ftept
3 U hoffen, baß baS fommenbe ArbeitSfammergefep
auch Arbeitgebern unb Arbeitnehmern beS ©aftmirtS-
gemerbeS ben SGßeg aur Befeitigung beftepenber ober Per-
meintlicher ©chmierigf eiten ebnet, ba bie VerhanbhingSgelegen-
peit amifdpen beiben Saftoren burd) baS ©efep geförbert mirb
unb eine Art VerhanblungSamang Porgefepen merben bürfte.
„Sie Söfung ber Srinf gelbfrage" bängt allein bom 2BiI-
len ber gaftmirtfcpaftltchen Unternehmer ab. Siefen Söißen, mo
er nicht borbanben ift, 511 eraeugen, muß bie Aufgabe ber Orga-
nifationen ber Angefteßten fein. @0 febr feineraeit (General*
bireftor ©enbigS Bürfchlag als folcper, — men» and) nicht in*
baltlid) —, bon Per ©el)ilfenpreffe begrübt unb befproepen mürbe,
ebenfoioenig erfreut aetgie ficb bie treffe ber Unternebmer über
baS Vorgehen ©enbigS. @0 Pcrfprecpen luir uns im ©egen*
fab au ©cpolä bon ber Siiffelborfcr ©otelpochfchule, ber Afobemie
beS ©otelbefipernacpmuchfeS, nicht befonberS biel; benn im aß-
gemeinen inbuftrießen Leben bat man nicht bie Erfahrung
madjen fönnen, baß afabentifch gebilbete Snbuftrielle ober beren
Vertreter ben Voraug aufmeifen, mit foaialem CI gefalbt au
fein. SaS Anfepen beS ©emerbeS fpielt bei ber Unternehmer-
fepaft, unb im ©aftmirtSgemerbe fepeint baS befonberS ber Saß
311 fein, binficbtlidj ber ©öpe beS Lohnes für bie Arbeiter unb
Angefteßten feine auSfcplaggebenbe Noße. AuSfcplaggebenb
ift Pornepmlid) ber BetriebSgeminn. Unb baruin ift ber ©in-
meiS beS VerfafferS auf bie Siiffelborfer ©otelpochfchüfer für
bie ©aftpauSangefteßten nur ein fcpmacher Sroft.
®«riftrrotnbanmgflt ptrifötn ILrbJtlgfbent uttit
Jlrktorn.
Sarifberlängeruitg im Vtalergemerbe. gm Neicpsmirt-
fcpaftSamt ift am 8 . Sebruar nach ameitägiger, oon Perf ähn¬
lichem ©eifte getragener Verbanblung ein Vertrag amifdben Ar¬
beitern unb Unternehmern beS ßßalergemerbeS aitftanbe gc-
fontmen, ber im mefentlidjen befagt: Ser SarifPertrag bon
1913 mit ben ergänaenben Vereinbarungen bon 1916 unb 1917
mirb bi§ aum 15. Sebruar 1919 oerlängert. Sie ©epilfen erhal¬
ten bom 15. ßftära ab eine neue SeuerungSauIage. Siefe bc-
trägt in ©täbten mit über 100000 Einmopnern 15, anber*
märtS 10 Bf. bie ©tunbe unb fteigt überaß am 1. $nni 1918
um meitere 5 Bf. Auf bie 8 «Iagen merben ©onberaulagen
nur angerechnet, fomeit fie nach bem 1. Oftober 1917 ber-
einbart finb. — Sie Vereinbarungen finb ben Bemühungen
beS VetpanblungSleiterS, ©eh. Ob.-Neg.-Nat © i e f a r t, unb
beS NcgicrungSratS Di*. © i p I e r au berbanfen. Von Arbeit-
geberfeite nahmen an ben Verpanblungen teil: ber ©aupt-
oerbanb beutfeher ArbeitgcberPerbänbe für baS ßMergemcrbc
unb ber Bunb beutfeper SeforationSmaler (©iß ßßümpen); auf
Arbeiterfeite maren bie ©emerffchaften ber brei großen Niep»
fungen bertreten. SNit bem Vteftbeutfchem NtolcrmeifterPer»
banb, ber fiep hatte entfcpulbigen laffen, mirb getrennt im
Veid^mirtfcpaftSamt berhanbelt merben. Sie Organifationen
cntfdheiben bi§ 10. s JWära über bie9innal)me ber Vereinbarungen
ihrer Vertreter. — 8 metf§ Beratung einer Sßüdbergütung ber
Seuerung&aulage an bie Slrheitgeber ift eine $onferena mit
Vertretern be§ $rieg§mini:fterium§, ber SWarinebermaltung
unb anberen Bebörben geplant.
©rjmriffliimwtt Jiet Jlnsf^ellttn
mü» Semnlra.
Stabe llnionb uitb 6tob ©tetoarb^. ber britifchen
SXrbeiterbemegung macht fich immer mehr eine Ummanblung
ber OrganifationStenbena bemerfbar. SDBie ber „5ßem ©tate§-
rnan" bom 15. Seaember berichtet, erheben in immer meiteren
^nbuftriebeairfen, fo in ©obentrl), ©heffielb, Birmingham unb
Seilen Sonbon§, bie Arbeiter ben SInfbruch, bafe bie bon ihnen
gemählten Sabrifbertrauen§Ieutc (©hop ©temarbS) al§ bie ge¬
gebenen Unterbänbler ber Slrbeiterfchaft anerfannt merben. Ser
Vorgang geht lebten (Snbe3 barauf autücf, baö bie na^ Be¬
rufen geglieberten ©emerffchaften ber grofebetrieblidjen unb
meitfehidhtigen ^nbuftric-SntmicHung fidb nicht anaupaffen ber-
tnocht unb gemifferrna&en ben feften Unterbau örtlidher unb be¬
trieblicher bom Vertrauen ber SWaffen getragener Organe ber-
loren haben. Sie SabrifationSbertrauenSleute ber einaelnen
Abteilungen haben fich 3 u BetrieböauSfchüffen, alfo über bie
berufliche Trennung hinmeg aafammengefunben, unb biefe
Betrieb^ausfchüffe haben ©efamtauäfchüffe ber Arbeiterfchaft
eine§ ©ebiete§ gebilbet, mie bie§ a* B. fdjon bei ben Kämpfen
am (Slpbe feineraeit in bie ©rfcheinung trat. SarauS ergibt
fich aun bie ©dbmierigfeit, amifchen ben Betrieb^auSfchüffen unb
ben ein$elgemerffd)aftlichen VeairfSau^fdhüffen ein lan^emef»
fene^ Verhältnis an finben, ba beibc fid) in ben bon ihnen
erhobenen Ansprüchen miberftreben. Au&erbem aber erlebt
man nun ben auch für beutfdje Verhältniffe gana lehrreidben
Vorgang, bah bie Arbeitgeber ber früher fo beliebten Ver-
hanblung mit „ihren" eigenen Arbeitern aus bem Söege an
gehen fuchen, mährenb fie'bereit finb, mit ben „betriebSfrem-
ben" Elementen, nämlich bem gemerffchaftlicben BerufSberein
ber Arbeiter, beffen Sühter ja meift ma&bouer fin|b, a« ber»
hanbeln. _
Jürtsrikr{H|ii$.
3ut große ber Scrfütjung bev Slrbtitsjcit.
9öir erhalten folgenbe 8 nfchrift:
8 u bem Referat „Sür unb miber bie Verfüraung bev
Arbeitzeit" in Vuntmer 17 Pom 24. Januar 1918 bitte ich
mir an geftatten, einige Anmerfungen an machen. Sabei miß
ich bon ber Erörterung ber ^ahnahmen abfehen, bie aus
militärifchen S^iidfichten unb auS ©riinben ber ^ohlenerfparniS
bie Einführung ber ungeteilten, Perfüraten Arbeitzeit be»
ameden; hierbei hanbelt eS fich nm Anorbnungen Poriibergehen-
ber Art, bie mit ber Befeitigung ber Urfachen Perfchminben
merben; benn mit bem Übergang an regelmäßigen Verhält-
niffen mirb üid)t in gleicher Sßeife meitergearbeitet toerben
fönnen.
SBie mirb eS aber mohl merben? Unfere VrobuftionS-
unb VerfehrSmittel finb herunlergemirtfdhaftet; fie merben fich
nad) bem Kriege in einem 8 nftanbe befinben, ber fie für bie
meitere rationeße ©üiereraeugung unb ©üterPerteilung un¬
tauglich ma^t. aWißionen §änbe Pierben nötig fein, um aßeS
mieber heraurichten. SWißionen föänbe merben mir hraud)en,
um bie fßohftoffe, fomeit mir annächft barüher Perfügen, anr
Befriebigung bringenbfter unb feit fahren aatüdgebrängter
Bebürfniffe in BebarfSgiiter beS S^tebenS umauPxmbeln. Viele
taufenbe Perfümmerter unb Peröbeter Betriebe miiffen mieber
in ©ang gebracht merben.
©unberttaufenbe Pon Stauen, mit bereu ArbeitSfraft mir
ießt, notgebrnngen, Raubbau treiben mitffen, finb abaulöfen.
©unberttaufenbe Pon Lehrlingen merben nach ihrem ßßeifter
fuchen. ©charen Permahrlofter ^ngienblidjer miiffen in georb*
nete Sätigfeit aarüdgcbracht merben. Unb miePiel ehebem
fleißig fd^affenbe ©änbe rühren fid) nicht mehr? Unb miePiel
Qnteßigenaen finb bem äßirtfchaftSleben auf immer eutaogen?
ES mirb uns alfo an Kräften fehlen, unb Por aßem an auS-
gebilbeten Arbeitern. Ungeheuer fchmer mirb eS fein, tüchtigen
Vad)mu<h£ heranauaiehen.
Unter folchen Umftänben erfcheint mir ber 8 eitpunft a»
Erörterungen über bie Einführung beS Acht- ober ©ieben*
ftunbentageS benfbar übel gemäßlt, unb mohl feiner Pon ben
©cßaffenben, bie feit fahren braußen im Kampfe ftehen, mirb
jept ber SiSfuffion ber Srage über bieAbfiiraung ber ArbeitSaeit
auf acht ober fieben ©tunben VerftänbniS entgegenbringen.
Sen beften VJenfchen* ober Arbeiterfchup merben mir treiben,
menn mir aße Serben unb SKuSfeln anfpannen, um uns mieber
in bie ©öße an bringen, um uns bie ©errfeßaft in ©emerbe,
Snbuftrie unb ©anbei mieberauerrirtgen, mie mir fie Por bem
Kriege hatten.
Unb menn mir, in harter Arbeit, ben ©tanb beS ©djußeS
Pon 1914 bei gefieberten VrobuftionSPerßältniffen mieber
Peranfert unb eine äftenge Vorfragen fchmierigfter Art
gelöft haben, mögen bie Erörterungen über Abfd)affung bev
Nachtarbeit, über Verfüraung ber ArbeitSaeit, über intenfiPe
Bflege ber geiftigen LebenSgüter unb über artberc an fich recht
erftrebensmerte 8 iele Pon neuem einfepen; aber unter ber Vor»
au^fepung unb Bebingung, baß mir nicht aßein an bie. Sronl
gehen, an bie mir ehemals fo oft Pon Srentben unb für Srembe
gefdüdt morben finb, fonbern baß bie anberen, bie im mirt-
fchaftlidjen SBettbemerb mit uns ftehen, fich auf ben nämlichen
815
!© 08 iole^töji« unbAtdfrto für «olfctoo$lfa*tt — 1M8 — XXVU. Br. 21.
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Voben fteßen. Aßenn baan Neigung befiehl, fo mögen intet-*
nationale Vereinbarungen mteber herbeigeführt, augleich jebod)
auch intentationale Kontrollen eingerichtet merben.
Süßer jahrelang int gemerblidhen betriebe fdjaffenb ge-
ftanben uttb jahraehnielang ficf> bem Arbeiterfcßuß bon VerufS
megen mit innerer Anteilnahme gemibmei bat, ficht ben über
ireibungen ber Sdhußbeftrebungen, bie, troß beS Krieget, un¬
berührt bon ber fchmeren SEBucht ber Datfadjeu, unbefümmert
herborfdrießen, in ihren folgen mit banger Sorge entgegen.
VreSlau, Dt. E 3 t m a t i 6 .
* , *
*
NadEjtou'rt ber Sirrifilcitung. Die borfteßenbe Mahnung
eines fo auSpeaeid)neten, an Erfahrungen reifen gadßmanneS
m beröffentlichen, erfchien uns Vflidht, auch menn mir ihr nicht
in allen StiicFen auftimmen Fönnen. 2öir bermcifen barauf,
bafe bie Meinungen darüber, ob mir nach bem Kriege Arbeiter-
ober Arbeitsmangel haben merben, fehr geteilt finb. VorauS-
fichtlidh mirb in ber Sanbmirtfchaft, im Vergbau, in ber Jütten»
rnbuftrie^ im (Schiffbau, im NFafchinenbau regfte Nachfrage nad)
Arbeitern eintreten. Sn anberen ©emerben bagegen ift eher
eine ArbeitSlofigFcit 31 t befürchten, fei eS meil eS an Nohftoffen
unb Kaditalien mangelt, fei eS, baß bie Ausfuhr nur langfam
mteber in gluß Fommt; baS Vaugemerbe, bie Dertilinbuftrie,
bie VefleibutigSgemerbe unb manche anberen gehören Oermutlid)
hierher. Aber noch meit mehr faßt ein anberen SNontent ins
(Vernicht. SBir haben nicht nur unfer beutfdjeS Süßirtfehaftr¬
ieben mieber aufaubauen, fonbern bor aßem unfere beutfehe
VolFSFraft. Neben bie unmittelbaren £>dfer beS Krieges, bie
Stoten, Verftiimmelten, KranFen unb Seidenben, tritt bie not-
gebruingene Sdbmächung, bie bie Überanftrengung unb bie
Verfd)lerf)terung ber Ernährung unfernt gefamten VoIFSFörder,
inSbefonbere ben grauen unb Kinbern, augefiigt hat. Soßen
mir gefunbheitüd) mieber auf bie boße ®öße ber SeiftungS»
fähigFeit Fommen, bie augleich entfdbcibenb auch für bie bauembe
Kräftigung unferer VoIFSmirtfchaft ift, fo bürfen mir nicht
Naubbau an ber VolFSFraft treiben, fonbern mir muffen
bringend auf ihre Schonung unb Vefebung bebadjt fein.
SBir müffen 5Nenfd)enöfonomie treiben, im ftrengften Sinne
beS SEBorteS. Und hierher gehört and) bie Vegreuaung
ber ArbeitSaeit, bie Etemährung bon Raufen, bie Nacht¬
ruhe, bie gernhattung bon grauen, §ugenblidjen,
Kinbern bon gefährlid)en,- überfeineren Verfügungen.
2BaS nüßt eS itnS, menn mir eine raftlofe 2öirtfd)aftS-
doIitiF treiben, bie unfere Arbeiterfdiaft burdh über¬
große ArbeitSaeit unb Anftrengung cntFräftet? ES ift ja bod)
eine unumftößliche Datfad)e, baß lange Arbeitzeiten' Feines-
megS bie ßöchfte fßrobuftion berbiirgen. §m Etegenteil hat
eine Verfügung ber ArbeitSaeit — felbftberftänblich in ber«
nünftigen ©renaen! — eine Steigerung beS Ertrags in faft
aßen Snbuftrien aur golge. Hm eben biefe ©renae banbeit
eS fidh. Sie mirb beftimmt burch draFtifdje Erfahrungen, bie
lieh ebenfo auf bie Förderliche unb geiftige SeiftungSfäßigFeit
bcS Arbeiters mic auf bie SNenge ber geleifteten Arbeit ftiißeit.
Süßirtfchaftlidje unb hböienifche Momente fdrechen ba baS ent-
fdheibenbe Söort. ES märe tief au beFIagett, menn eine miß«
berftanbene SEßirtfdhaftSdolitiF nach bem Kriege berfuchen foßte,
burd) Verlängerung ber 5IrbeitSaeiten, STnfhebung ber Nacht¬
ruhe, Sonntagsarbeit baS Verlorene mieber hereinaubrinigen.
3öir mürben fehr balb fbiiren, baß mir babei mirtfchaftlicß nidyt
boran-, an VoIFSFraft aber auriicFFommen mürben. SBaS nüßt
aßeS SBirtfdhaften, menn ein VoIF babei gefdimächt mirb? Nein,
ber ST r b e i t e r f ch n ß ift eine unbebingte NottpenbigFcit nad)
bem Kriege. SEßir moßen uns bamit begnügen, ihn borerft
tunlichft halb mieber hcraufteßen, um aud) auf biefein ©ebicte
bie inneren KriegSfchäben auSauheilen. ^Dabei mirb bon gaß
au gaß au unterfudhen fein, ob Küraungen ber 3IrbeitSaeit an-
gemeffen, rätlid) unb notmenbig crfd>einen. Vor Über¬
treibung unb Übereilung ift felbftberftänblid) au marnen. £aß
burch i n t e r n a t i 0 n a I e Abmachungen, aud) menn mir ihre
Vebentung nicht iiberfd[)äßen, bodh mancherlei Erleichterungen
unb gortfdßritte gefdhaffen merben Fönnen, halten mir für un*
beftreitbar, fclbft menn- eine internationale Kontroßc nicht ftatt-
fnbet. 5Die Arteiterorganifationen in jcbem Sanbe ber-
mögen als AuffichtSorgane immerhin einen gemiffen Schuß au
bieten, faßS bie NegierungSorgane hierin läffig fein foßten.
Arbeiterfchußgefeßgebuug in Schieben« Me fchmebifdhe Ne¬
gierung hat einen AuSfchuß eingefeßt, ber Arbeiterfd>ußgefeße
aiiSarbeiten foß, inSbefonbcrc ben Entmurf aur Einführung
eines NormalarbeitStageS, aur Einfd>ränFimg ober Abfchaffung
ber Nachtarbeit, aur ©emährung bon gerien für bie Arbeiter
unb aur ftaatlidßen gürforge für ArbeitSlofe.
Jlrkttstttarld utti
ArbeitSnachtoeife für grauen.
@roße, nach Umfang unb Suhalt gefteigerte Aufgaben er-
madhfen ben ArbeitSnachmeifen für grauen in ©egenmart unb
bießeicht nodh mehr in 3uFunft. Sßßährenb man bor bem Kriege
annahm, baß ein drittel aßer ErmerbStätigen grauen maren,
fcßäßt man ihren Anteil jeßt auf mehr als bie Hälfte. Sd)on
feit längerer Seit überfteigt 5 . V. bei ben ©roß-Verliner
KranFenFaffen bie Sohl ber grauen nicht unerheblich bie ber
ÜNänner. £er Anteil ber grauen am ErmerbSIe.ben mirb
boirauSfid)tIich audh in 3uFunft erheblich höher bleiben als bor
bem Kriege. Aber nicht nur bie abfolute Sunahme ber grauen
im Arbeitsleben ber VöIFer, fonbern auch bie gemaltigen Um-
fdjicfjtungen beim Übergang aus ber Kriegs- in bie griebenS-
ar.beit, bie teils au umfangreichen NücFmanberungen ber in
bie KriegSinbuftrie übergegangenen Arbeiterinnen, teilS .au er¬
neutem, auch amifchenörtlidjeni SEßechfel ber ArbeitSfteßcn führen
mirb, erforbern ein leiftungSfähigeS ArbeitSnachmeiSmefen auch
für bie grauen, baS imftanbe ift, fi^ Übcrblicf über einen
meiteren SNarFt au berfdxiffen, bie Arbeiterinnen bortbin au
leiten, mo fie gebraud)t merben, unb fie bon aioedlofen $in-
unb ^erreifen, namentlid) bon ungefunber unb burdh bie Sage
beS ArbeitSmarFteS nicht gered)tfertigter 3umanberung in bie
©roßftäbte abauhalten. Me KriegSnöte haben au aablreidßen
Verdflanaungen bon Arbeiterinnen, aur Söfung mertbofler
Vinbungen an garnilie, ®einiat, feftgefiigte Sitte geamungen;
biefe Umfd)i<htung m ar ein fchmerer Naubbau an ber fitt-
lichen Kraft unfereS VoIFeS. Unb hoch Famen hier bie grauen
menigftenS in fefte, gut gelohnte Arbeit, — mie aber, menn
biefer Süßanberftrom fich bon neuem aielloS ergießt, ben
grauen aber nicht Arbeit, fonbern Ar.bcitSlofigFeit
auteil mirb?
2)ie ArbeitSbennittlung für grauen ift in mehr als einer
§inficht ein befonberS fdhmierigeS Problem. Strebt ber fort-
gefchrittene ArbeitSnachmeiS fc$ 5 n für bie äßänner nad) einer
forglidjen Vehanblung bcS EinaelfaßS, um Arbeitgeber unb
Arbeiter mirFlid) au jbefriebigen unb ben richtigen SNann an
bie richtige Stelle 311 bringen, fo ift biefe berfe'inerte Art ber
ArbeitSbermittlung bößig unentbehrlich für grauen. Met
iNann meiß, menn er auf ben ArbeitSnachmeiS Fommt, genau,
melchc Arbeit er annehmen miß unb Faun; bie grau fudßt, menn
man bon ber berßältniSmäßig Fleinen ©nißde ber gadf)-
arbeiterinnen abfieht, „Arbeit" fchledythin. SDarum braucht fie
eine Arbeitsberatung, bie auf ihre Förderliche Eignung,
gamilienberhältniffe, SBohnort, frühere ^ätigFeit unb Art ber
Vefdjäftigung Niidficht nimmt. Ein gut ^eil ber bielbcFIagten
UnftetigFeit ber Arbeiterinnen, bie unferer VoIFSmirtfchaft aß*
jährlid) biele 5taufenbe Foftet, ift auf bie mahllofe Übernahme
ungeeigneter Vefchäftigung aurürfauführen, unb bie Erfahrung
aeigt, baß eine forgfam burchgefiihrte Einaelbermittlung bie
StetigFeit hebt.
Unentbehrlich ift auch ein guter ArbeitSnachmeiS, ber mir!-
lieh bie Sage beS Ar.beitSmarFtS iiberfdjaut unb imftanbe ift,
neue ArbeitSmöglidhFeiten aufaubeden, für bie ^urdhführung
einer E r m e r b S1 0 f e n f ü r f 0 r g e für grauen; bie fo
fchmierige Prüfung ber ArbeitsmißigFeit, bie (Mtenbrnachung
ber VfM)t aur Arbeit unb bie Kontroße Fann nur burdh ben
ArbeitSnad)meiS geleiftet merben. Vei mangelhafter Durch¬
führung biefer SNaßnahmen mirb nid)t nur fehr biel @elb
amerfloS berfdhmenbet, eS mirb aud) bie Eigenfdhaft, auf ber ber
üüßieberaufbau unferer VoIFSmirtfchaft ruht, baS Selbftberant*
mortungSgefiihl unb ber 9öiße, fid) felbft au helfen, in meiten
Kreifen gelähmt.
SNit aß biefen Aufgaben hat ber Ausbau ber meiblidhcn
Abteilung beS öffentlichen ArbeitSnad)meifeS bis ießt nodj nicht
Sdhritt gehalten. Keine ber berfdjicbenen VunbeSratSbcrorb-
nungen unb Verorbnungen gebenFt ctud) nur mit einem SBort
ber befonberen Vebiirfniffe ber grauen; Iebiglid) bie Erlaffe
beS KriegSamtS fuchen eine bermehrte QeiftungSfähigFeit ber
Soaiafe Bragis unb Archiv für BolfSmohlföhrt — 1918 r- XXVII. Ar. 21.
318
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grauen herbeiaufjihten. £atfa<he ift, bafe Weber bie 3ohl
noch bie ©üte ber ArbeitSnadhweife für grauen auSreicht, um
ben gefteigerten Anforbcnmgen ber ÜbergangSmirtfdjaft 31 t
genügen. Söohl bot eine Aeihe von einfidjtigen StaMvetwal-
tungen, unterftiifct burcb KriegSamtSftellen unb ArbeitSnad)-
meiSVerbänbe, bie neuerbingS einen befonberen AuSfdjufc für
bie mit ben ArbeitSnarijWcifen für grauen aufammenhängenben
gragcn gebilbct haben, ben weiblichen Abteilungen ihrer Ar-
f>eitSnad)Weife größere Auf merff amfeit gefdbenft unb erheblidje
Berbefferungett borgenommen. Sichrere Arbeitsnachweis»
Verbänbe, fo ber fcplefifche, märfifdje u. a. bemühen ficb, burcb
gortbilbnngSfurfe bie fad)Iid)e Gilbung ber Beamtinnen 31 t
beben. Aber ber grofee ^urdbfd&nitt unferer ArbeitSnadjmeife
für grauen befinbet fid) auf einem etfchrecfenb nieberen Stanb,
unb ©cmeinbe- unb Kreisverwaltungen fteben ber grage mit
völliger BerftänbniSlofigfeit gegenüber. ©S ift faum begreif¬
lich, Wie wenig biefen Stellen bie burd) ben Krieg grunblegcnb
veränbefrte (Stellung ber grauemsrbeit aum Bewujjtfein -gc-
fommen ift.
©ute ArbeitSnadjweife für grauen erforbern ©elb, tikfy
tigeS, fosial unb fachlich gefdjuIteS Berfonal unb eine (Stellung
biefeS BerfonaB innerhalb beS BeamtenförperS, bie einer felb-
ftänbigen Initiative unb freien Betätigung Aaum Iä&t. (So¬
lange? man auS fisfalifdjen ©rünben, unb auch bielleicht, Weil
fie bequemer ift, bie untergeorbnete Bürohilfe, bie fid) bielleicht
in ber BeaugSfdjeinftelle bewährte, für genügenb hält unb
biefe Kraft ohne iegliche Schulung auf bie arbeitfnchenbe Weib¬
lich^ 3Aetifd)heit IoSläfet, fann fid) nichts anbereS ergeben als
eine rein fdhematifdje Berbinbung beS Arbeitgebers A mit
ber Arbeiterin B. 3ohfreid)e Aadjmetfe finb noch heute, wie
Vor bem Kriege, in erfter ßinie Stellenvermitt-
lungen für Dienftboten. ©S Wärd nicht uninter»
effant, feftauftellen, wieviel ArbeitSnochweiSbeamtinnen Wohl
fqftematifdh bie Betriebe ihres BeairfS befid)tigt hoben, unt fid)
einen ©inblid in bie ’ArbeitSVcrhältniffe unb bie Art ber
Arbeit au berfchoffen. Dte Schreiberin biefer 3eilen hot mit
ben ArbeitSnacbWeiSleiterinncn grober meftbeutfdher ^nbuftrie-
ftäbte gefprochen, bie noch nie in einen Betrieb bineingcfchaut
hatten.
Da bie Berfonalfrage baS A unb £ jeher Befferung beS
Arbeitsnachweis ift, mufe bie Schaffung eines georbneten
BilbungSgangeS, in bem beftimmte tedjnifdje, fachliche unb
allgemein fogiale Borfenntniffe gegeben Werben, am beften im
Anfdjlufe an einen guten Arbeitsnachweis, bringenb geforbert
merben. Die foaialerugtauenfthulen menben neuerbingS biefer
Aufgabe ihre befonbere Aufmerffamfeit au; baneben ift au
Derfuchen, namentlich für bie gachabteilungen grauen au ge*
mimten, bie aus bem in grage fontmenben ©emerbe ftamtnen.
BefonberefS ©emid)t ift auf bie SEßeitcrbilbung ber fefjon
im Dienft ftehenben Beamtinnen au legen. Die Berfuche, bie
einige ArbeitSnadjweiSVerbänbe unb KriegSamtSftellen mit
ein- bi§ vierwöchigen Surfen gemalt hoben, aeigen amar,
ba& folche furafriftigen Kurfe nur ein bürftigeS AuShilfS-
mittel finb, bafä fie aber bod), namentlich menn fie öfter mieber-
holt merben, manche Anregung geben, manche ted)nifdjc Kennt¬
nis Vermitteln unb bor allem baS oft böHig mangelnbe Ber-
ftänbniS für bie VoIfSWirtfdjoftliche unb foaiale Bebeutung
ber ArbeitSnadjweife förbem fönnen. ©rfreulicberweife hot
baS KriegSamt für all biefe AuSbilbungSaWecfe Mittel aur
Berfügung gefteüt.
Der Ausbau eines guten ArbeitSnachmeifeS foftet ©elb.
Unter Umftänben fann es fogar erforberlidj fein, ben ©tat
für bie mei.blkhe Abteilung höher als ben für bie männliche
einaufefcen, ba nicht nur manchenorts bie Weibliche Abteilung
mehr Bermittlnngen tätigt als bie männliche, fonbern auch
bie Ausstattung ber Aäume für grauen gefälliger fein nuifj,
miß man nicht gerabe bie befferen ©lemente abftofjen. Bor
allem muh für bie grauenabteilungen, bie fich erft einführen
müffen, eine umfangreichere Söerbung entfaltet merben. Um
Klarheit in bie gelblichen Bebürfniffe unb Aufmenbungen au
bringen, empfiehlt eS fid), bie ©tats für bie meiblidjen Ab¬
teilungen gefonbert aufaufteHen.
©rft eine fadjiiehe ©lieberung ermöglidöt eS bem Arbeits¬
nachweis, eine £ätigfeit, bie bem ©inaelfall gerecht Wirb, au
entfalten. SBenn aahlreiche, felbft grohftäbtifdje ArbeitSna^-
meife für grauen biefer ©runblagen entbehren unb in frieb-
lichem 3 )urcheincmbcr 3)ienftboten, gewerbliche unb lanbwirt-
f^hoftliche Arbeiterinnen, faufmännifdje AngefteHte bermitteln,
fo ift ihnen bon barnherein bie SKöglichfeit einer inneren —
unb bamit auch äufceren — ©ntwidlung beengt. Sie gelangen
nie baau, bie höher qualifiaierten Kräfte au gewinnen, bie
mit fftedjt oine ihrer fachlichen Borbilbung entfpre^enb fpeaiali-
fierenbe Behanblung berlangett. 2)amit berlieren bie 9^ach-
Weife aber auch bie befferen Stellenangebote unb bleiben auf
bie Bermittlung bon SDienftboten unb ber unteren Schicht
ungelernter Arbeiter befdjränft. Sn größeren ^Drtcn foÜten
für bie gacho.bteilungen eigene par-itähfehe gadhauSfd^üffe er¬
richtet merben, um bie fo notWenbige gühlungnahme mit Ar¬
beitgebern unb -nehntem heraufteücn. Seicht immer läfet fid),
namentlidb in Klein- unb ÜDßittelffäbtert, eine Weitgehenbc
©lieberung (ermöglichen; bann fann man — wie baS für*
einzelne BerufSaWeige auch bon gröberen ArbeitSnachweifen
üblich ift, ohne Schaben ben Ausweg Wählen, bie grauen bnrdj
bie entfprechenbe männliche Abteilung gehen au laffen.
tiefer 3ßeg hot überhaupt ba ben Boraug, Wo wegen ber
Kleinheit ber Berhältniffe fich bie ©infteHung einer eigenen
hauptberuflich tätigen Beamtin unb Schaffung einer felb-
ftänbigen grauenabteilung nidht lohnt; eS wirb im allgemeinen:
awedmäfciger fein, bie Bermittlung'ber grauen, bieüeicht in
befonberen ^ienftftunben, bem Be'rmalter ber männlidhen Ab¬
teilung au übertragen, ber ohnehin fchon Überblicf unb ©r,«
fahrung hot, als eine nebenamtliche Weibliche Kraft anau*
Stellen; nur mufc auch hier in BerWalterfonferenaen ober be*
jonberen Kurfen bafür geforgt Werben, bah bie männlichen
Beamten BerftänbniS für bie befonberen Probleme ber Ar¬
beitsvermittlung für bie grauen gewinnen.
$ie ArbeitSnochmeiSfrage läfet fich nicht allein burcb grobe,
gefepgeberifche Biabnahmen löfen. ©ntfd)eibenb ift bie falibe
Kleinarbeit on taufenb Stellen, ©he nicht in bie beutfehen
Stabt- unb KreiSberWaltungen, in bie ArbeitSnodhWeife felbft
baS BerftänbniS für bie groben VoIfSWirtfchaftlid)cn Aufgaben
be'r ArbeitSnadjWeife einsieht, ehe nicht bie biirofratifdje Stirf-
luft burch einen frifcf>en foaialen 3öinb Vertrieben wirb, bleiben
bie febönften Berorbnungen von oben herab ein Stücf bebrucfteS :
Bopier. ®er Bud)ftabe tötet; aber ber ©eift macht lebenbig.
Berlin. Dr. K ä t h e © 0 e b efl.
gitfwrtfdje PittfUmtgf«.
Äße neuerfc^ieitenen ©üc^er, bie ber ©c^riftlelturtg pigtfanbt merben, merben §ier
berjeit^net Die meitere ©efbred^ung einjelner ©Triften, ^icr ober int ^aubtieil
ber »Soaialen beijäit fic^ bie ©c^rtjtleitimg üor.
Aufgaben ber beutfehen ©emeinbepolitif it ad)
bem Kriege. Bon Stabtoerorbnetem Bau! $ i r f dj,
glieb beS Breufe. Abg.*£aufe$. Berlin 1917. Berlag für
goaialtoiffenfdjaftcn 1917. Breis 1,60 JC.
$n ber (Schrift toerben bie Verfdjiebenen Aufgaben befprothen,
bie eine moberne Stabtoertoaltung a u orfüUert hat. Der vorliegenbc
erfte Deil bebanbelt BerfaffungS» unb BermaltungSfragen, ferner bas
ginanaroefen, bie Armen= unb SBatfenpfkge, bie Arbeitslofenfürforge,
baS Shulmefen. ^n einem fpäieren ^>eft follen ©efunbbeitstoefen,
SBohnuugSfrage, ©rnährungSpolitif erörtert merben. Der Berfaffer
fdjreibt amar als Soatalbcmolrat, aber bod) nicht in einfeitig pariei-
politifchcr SBeife, fo bafe bie Schrift für a 11 e an ber ©emeinbebermal-
tung in irgenbeiner SBeife beteiligten SWänner unb grauen ein guter
SBegmeifer fein fann.
Die Anbaufläh^n unb ©rnteftatiftif in ß ft e r r e i ch
in ben fahren 1916/17, augleich ein Beitrag aur Äeform ber
lanbmirtfdjaftlichen BrobuftionSftatiftif. ipeft I ber Abljanb-
lungen aus bem ©ebiete ber Kriegsmirtfchaft. Bon Dt. B'<* u I
Arthur Söhne r. SBicn unb Seipaig 1917. grana Deutide.
103 ©. 2 M.
Die ttbergattgsfürforge vom Krieg aum grieben.
Schrift beS Deutfehen BereinS für Armenpflege unb 2Bol>l s
tätigfeit. 104. tpeft. Borfchläge von D i r e f 1 0 r Dr. B1 a u m.
Dun cf er u. Jpumblot. 2>?ünd>en unb ßeipaig 1917. 52 ©.
l,oo JC.
Die beutfebe B 0 1 f S er nä h r u it g genteffen am tat =
fachlichen Ä 0 n f um grofeer Konfumenten-
freife. Bon A. ©. SAap. (Sonberabbrucf aus gd&tnottorS
gahrbueh 41. gahrg. 1. u. 2. $eft.) Duuder u. ^urnblot.
München ui. ßefipaig 1917. 199 ©.
greieBabnfür bteKurpfufcher. Bon Afebiainalrat
Dr. ^cetnrich Kantor. 3Ait einem ©eleitmovt Von
Dr. Otto Aeuftätter. guliuS Springer. Berlin 1917. 55 ®.
Die £ a n* b a r b e i t.e r f r a g e i n D e u t f ch I a n b. Bon B r 0 f.
Dr. SBbgobgiuSli. g. gj. Sftohr. Tübingen 1917.
83 ©. 2,40 JC.
319
(Soziale ©raji« unb für ColfStooIjlfaljrt — 1918 — XXVII. 5?r. 21.
320
'S i e 29 o b tt u n g S f v a nc Nr u w b u a d> b e tu fl r i e g e. Witf*
fäfce uni) ©ociräge aut ©Sobnuitgsfrage. Weue golge. ©on
fl o r l Johanne« g u d) 3. Suntfet u. Qumbfot. SRünÄen
it. Veivaig 1917. 235 S.
Sic b -e U' t f dj e fl t i c g 3 = g a m i l i e n » U n t c r ft it b u n g in
b e c 3 cf) m e ig. Wad) amtlichen CUteHen bearbeitet für Unter»
ftiibung3berechtigtc unb flrieg3unterftiibung3ftelten ufn>. ©on
Erich St o bot). Vlrt Jnftitut Grell güfeli. 3iiric^ 1917.
70 3. 2,80 gr.
11 n t e r f u dj u it ß e tt über b i c U c b c tt 3 ! o ft c it in ber
3 d>U)<e i a* Jut Aufträge bed ©erein« fürSoaialpolitif beraum
gegeben bott Dr. Stephan 23 a u e r. Sünder it. ©umblot.
Sftünchcn u. Seipaiß 1917. 303 3.
3 d) u b gegen Sepotunterfcblagungen b u r d) ©er»
f t d) e r u n g. Erfafc ber ©anaufrion burd) ©erftdjerung be3
WngefteUten. ©on D r. fl a r l 2 u 1 1 -e n b e r g e r, ©erfichc»
rungededjnifer. £. VI. Sd)metfd)fe u. Sohn. ©erlin 1917.
92 3. 3,50 M.
Ste Seitfdbrift ,,£o|tale *)vaei* unfc 3lrditt» für ^othettjoltlfalirt“ ift burd) ade ©udjbanblungen unb ©oftämier (©oftaeitungSnummer 7137) ju belieben.
©injjelnummer 36 ©f. Ser Vlnjjeigcnprei« ift 45 ©f. für bie Dlergefpaltene ©etitjeile.
©erlag oon ®uftao gifd&er
^Jiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiu
^Beamtet
bon aentralcm ©erufemerbanbe
in ©erlitt gefucht. Ermünfcht
Vertrautheit mit ftatiftifdjer
Bearbeitung f oätaler fragen,
namentlich ber
Brbettäoermittlung.
©elberber, bie in ber VlngefteHten«
bcroegmtg fdbott tätig gemefen finb,
merbeit bebor^ugt. Angebote unter
91. 7742 an Jnbalibenbanf,
©evlin SB. 9.
(SinbanbÖerfen
SU Jahrgang XXVI ber „©oafaten Profi*
unb Brdjfo für 33o(f*tt>ol)(fa(?r<"
(in brauner ©anjleintoanb unb in ber 2 lrt ber ©eefen
3 U ben borbergebenben Jahrgängen) flnb aum preife
bon 2 3Harf 50 pfg. burd) jebe 0ortiment3-;0uth*
banblung 311 belieben.
3ena. Öuftab $if<her, Verlag.
in Jena.
Jfülc unö Ä)c0ß
kr BaaotnolWiWa
©Olt
öc. $r. 0(^omcru$
iit Jena.
Wad) einem ©ortrag am 5. gebruar
1908, gehalten im Auftrag ber
Jenaer ©augenoffenfehaft.
=-kiiiiiiiiiiiiiiitiiiittiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiitiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiniiri
1908.
©rei3: 60 1
r
~i
Verlag »ott (öuftao 3 rtfcber Itt Jena.
©ereitS im 61. big 70. Saufenb erfdjicn:
Die Bobenreform.
®rmtbfä6ltdje£ unb ©ef($id)tltdje3 jur Crrfemttnte unb
überroinbung ber foatalen 9Jot
bott
Stbolf $amafd)fe.
500 Seiten. ~ ©ret3: btofd). 3 Wtarf 50 ©f., geb. 5 97?arf.
Jnljatt:
1. SBeber 3Hammont3mu3 noch flomimtniömu«!
2 . Sie ©obettrefontt ttttb bic inbuftricDe Enthndlung.
3. Sie ©obenreform unb ba3 Vlgtarproblent.
4. Sie ©obenreform itt Jfrael.
6 . Sie ©obenreform itt .©etlao.
6 . Sic ©obenreform itt Worn ttttb ihre Sehren.
7. ©enrt) ©eorge.
8 . Sie ©obeit 3 oHent unb bie ©obettrefontt.
9. Ser ©Jeltfrieg im £id)te ber ©obenreform.
2 (uö mehr alö 1000 ©efprechnngen:
ftölnifc^c ‘itolfö^citunfl: Samafrf)fe§ „©obenreform" mirb infolge
ihrer ©orjiige ber feffclnben, itberjeugenben SarfteHunq, namentlich
aber infolge ihres tiefen inneren SSerteS für ben allgemeinen flultur*
fortfebritt ju ben unoergänglidjen Büchern ber nattonalöronomifcben
Citeratur geboren.
Scutfcber IHcicbS* unb ©reußifeber Staateanjetflcr: (Sine Vluf«
flärungSfcbrift im beften Sinne, bie eine erfeböpfenbe Sarftellung
ber in immer treitere flreife bringenben ©runbfäbe ber ©obenreform
enthält.
Soziale ©rosidt SiefeS SSerf ift nidht blofe für Scbutaufcnbe fonbern
halb für §unberttaufenbe beutfeber ßefer eine Wrt oolfSmirtfcbaft-
licbeS ©eTenntniSbucb getoorben.
Icutfcbc 9lad)rirf)ten: 9?ie habe icb ein ©utb fo arünblidj ftubiert
mie biefeS. Jcb fann tagen, bafj eö in mir eine feelifdjc ©efreiung
audlöfte.
Xrcsbcncr 'Jlcucftc ytart)rid}tcn: ßin cinjigartigeS Sßerf. SBenige
©ücber gibt eS, bfe fo Diele Säten gefebaffen babeul
‘Berliner ‘Botfö.tcitimg: &8 ift baS f 1 af f if cb e ©ueb ber ©obenreform*
Literatur. Sein Stubiinn ift iebem anjuraten, ber in einer ber bebeutfam-
ften gragen ber 3eit fief) niept als Jgnorant entlarvt feben möchte!
Soeben erfd)tett
bie 9. toefentlich ermeiterte Auflage (40. —42. Saufeitb) ber
^cfdiidite kr Wationalöfonomie.
(Sine erfte (Sinfüfjnmn
bott
3tboIf 2)amafrf)fe.
3n ätuei Banben.
Jnbalt beS 1. ©attbeS:
I. ©om SBefett ber Watioualöfouomie. — II. Sa§ Vlltertum. — III. Sa«
SWittelalter unb ba« faitottifche Wedjt. — IV. SaS 3 c il fl H cr ®* crs
fantiliSmu«. — V. Sie ©bbU°^aten. — VI. Sie liberale Schule.
Ser erfte ©attb (400 Setten), ©rei§ geheftet 4 ©tarl
gebunben 5 SWarf 50 ©f. liegt abgefchloffett uor.
Ser aroeite ©anb, ber bas nationale Stjftem, Soatalismus unb
Aommunismus, bie 2 lnarrf)tften unb bie ©obenreform enthält,
erfcheint in allernäd)fter 3 elt.
2lu« beit Urteilen ber ©reffe:
‘Brcuftifrbrö tBcrtoaltungSblatt: 33ir müfiten surjeit fein anbcreS
©Jcrf, baS fo febr aur erften Einführung in bic ©efebiebte ber ©olfS»
mirtfcbaftSlebre geeignet träre.
®cr ftunftroart: So ift bicfeS ©inb—inbaltSboU, unmittelbar, moblbunb*
baebt, loeifc georbnet, in gutem Sinne fritifcb unb perfönlid), fachlich unb ehrlich
unb flu allebem gut gefebrieben unb gut auSgeftattet—mehr als irgeitb ein
anbereS ©ueb geeignet, baS unfercr allgemeinen ©Übung fonotmenbige
beutfebe JpauSbuct) ber ©olfSroirtfcbaftSgefcbicbtc au merben.
®aS^Ltol9tecbnifum:5)aS2Berf bebarf feiuerEmpfeblung mcbr;eS
ift namentlich fürVln fanger in berWationalöfonomie unentbehrlich gemorben.
tDtagbcburgifcbc Leitung: ©ieS ift baS ©ueb, baS ficb Diele febon
lange gemünfdjt, auf baS Diele gemartet haben, beiten nach ©er-
ftänbniS Derlaugte für miebtige Aufgaben uitfcrer 3*it, um tuitarbeiten ju
föttnen att ihrer ßöfung.
Hamburger 9lacbricbtcn: $er ©erfaffer bat ficb baS ©erbiettft er-
morben, eine ÖücfeauSjufüllen, bie Dott allen greunben DolfSmirtfcbaft-
licben StubiumS f*meralid) empfuitbett mürbe. Seinen Settbenjcn itadb
ftebt baS ©ueb bitrcbauS über ben ©arteien unb entgeht barnit einer (Gefahr,
bie nationalöfouomifcb-biftorifcben SSerfcit befonberS brol)t.
©äbagogifebe 3citung, ^»auptorgan beS beutfeben SebreroereittS: ©iSbcr
batte ficb nod) ni e m a n b an biefe Vlufgabe berattgeioagt. SamafcbfeS g r 0 fe e r
SacbfenntniS unb glaitjeitber fcbriftftellcrifcbcr ©egabuttg ift
eS gelungen, hier auf ben erften SSurf etroaS ©tu ft er gültiges au fdjaffen!
Berantmortltcb für bic ©chriftlcihmg: Dr. ßu b io i g ^ e h b e, ©etliit»©nincmalb. — ©erlag: & u ft a b 3 i f d) c x, Jena. — ®ebrm!t bei J u l i 11 « $ 111ett f c l b, ^ofbuebbrnefer., ©erlittW.8.
xxvn. pljtflons.
§?rlnt, J»tn 28. fcbrnar 1918.
jjfrmmfter 22.
g^ftale $xaxi 8
mtir
A
3 tr 4 )iu für
•tfadwl an l&ew Itamtrftag* irterttljiüirlidr 4 M &rlu
_ ttriugtmt -
ftrit« w*4 2»/8« Draf. Dr. ®. #r«ndtt roü> |)rof, Dr. |SJ. giranterraamt. ftr*«, |ttr«.
/trafen**** Xmt tftUrafttrf 180t. 5emfere*«r 53.
gn^itlL
Problem« ber Frauenarbeit in
ber ÜbergdngSaeii ©on Dr.
Äat^e ©ae6el*©erltn .... 321
OefeQfc^aft für 0o}iale {Reform,
internationale tDereinignng für
Sefeftli^cn ftrfceUerfcfettfe . . . 325
“Sie Ortsgruppe Leipaig ber ©efell»
fc^aft für (Soziale iRefonn.
©ie Ortsgruppe ftötn ber ©efeUfchaft
für ©axiale 9icfortn.
ftUgemeine «oaUOooUltf . ... 326
grtebcnSüerträge unb internationaler
SCr&eitcrfchufc.
©ie Scpabigung ber Patentinhaber
burth ben ftrieg.
QoCReniS^tMig trab Sebent«
fcaltattg.327
©ojialpolitifcbe Birtlingen
ber ftriegStuirtfdjnft in ber
@<htt>eia.
kostale 3*f*öid>e.329
(Sine geheime ftonfurrenjHaufel in
ber ^Berliner 9tüftungSinbuftric.
iianbarbeiterfragen nach bem Kriege.
{Rechtsfragen .229
ÜJiichtigfeit ooit ÄriegSoerträgen.
Mrbeitec« nnb Unterncbneroer«
tretiragen .330
©er bcutfdje ynbuftrierat.
tttbeitetfibttft.,331
iperabminberung ber Unfallgcfafjr
burdj ©elbfteraiehung ber Arbeiter*
fthaft.
©er 7 tlhr-Latenfchlufe.
<Benoffenfcftaft*n>efen.332
©ie grau unb ba« ©enoffenjdjaftS-
roefen.
{BottSergiefcntig.332
33itbung§arbeit in ber ©tappe.
.yernnaiehung oon Lehrlingen in baS
©eroerbe.
OoKSgefimbbeii.333
3mci ©efefcenttoürfe aur ©e-
fätnpfung beS ©eburten«
rüdgaitgeS.'
Uiterarifdpe 9RitteiItmgen .... 336
9lbbrud fämtlicher Wuffäfce ift Sei tun gen imb 3«ttfcbriften geftattet, feboch nur
mit Boiler (Quellenangabe.
Probleme ber franenarbett in ber iitogangsjeit.
©on Dr. Äätlje © a e b e I *©erlitt.
£ie bebeutfamfte ©rfdjeinung ber grauenarbeit im ©ßelt-
frieg ift oielleicbt nicht fo fetjr bie abfolute gunabme ber ©r-
werbstätigen, gls oiclmebr bie gewaltige Umfd)id)tung inner¬
halb ber ©rmerbSarbeit imb innerhalb beS räumlichen @c-
oieteS. Tie StriegSinbuftrie fangt Wie * ein automatifdjeS,
Pttntpwerf bie arbeitslos Werbenben Kräfte aus ben Iabm-
gelcgten Snbuftrien, aber and) bie nod) berufstätigen aus ber
2anbwirtfd)aft fowie ben bäu£lid)cn Verufen unb fdfließlich eine
9lnaal)l WS bol)in berufSlofcr ©lemente auf. 0o notwenbig
biefe Umfdxütung unb fo wertooü eS War, baß ltnfcre Arbeiter«
fd)aft Vemcglicßfcit, SlnpaffnngSfäbigfeit unb UntemebmnngS-
iuft genug befaß, um fid) 311m Übergaing in gana anberS ge¬
artete Verbältniffe, oft sunt Verlaffen ber gamilie unb $eimat
31t entschließen, fo batte biefe Untfd)icbtung bod) febr ernfte
unb uuerquitfliche golgcerßbeinungcn. Taufenbe oon un-
gefeftigten jüngeren 2ftäbd)en finb aus ber 0id>erl)eit beS bäng¬
lichen §erbeS berauSgeriffen an wilbfremben Orten ohne
0d)uß nnb $alt fid) felbft überlaffen; bie 0d)la.ffteIlen unb
UntcrfunftSräitme 3itmeift mangelhaft, oft nnwiirbig; bie bunt
aus aller Herren Sänbcrn ^ufammengewiirfelte Slrbeiterfdjaft
namentlid) an ben Orten plößlid) entftanbener ftriegSbetriebe
ohne inneren SufammeUbcmg, 0tanbeSbewußtfein, Strabition.
©ine nid)t minber unerfreitlid)e 33egleiterfd>einung ift
cinerfcit^ bie Sufammenballimg an ein3elnen Orten, feien
eä nun bie alten ^nbuftriesentren nnb ©roßftäbte, feien eö bie
neuen ,,©inbenburg"-£)rte, unb anbererfeit^ bie! weitere ©nt-
oölferitng be§ £)ften£. SDenn tiefer bat neben ben ^te^til-
besirfen am meiften $D?cnfd)en für bie ^riegsinbuftrie ab¬
gegeben itnb ift be^bolb nod) blutarmer geworben, als? er e3
fdjon oor bem Kriege War. $ftid)t nur bie Öanbwirtfcbaft, fon-
bern au^ bie Sobuftrie be'ö Oftenä ift Oon Slrbeitöfräften in
beben£lid>er ©ieife entblößt, ebenfo wie bie au^fcblicßlidjen
^e5tilbe3irfc, unb eö ift fraglich, ob ber gan3e 9lus?fall bureb
bie ^üefwanberung gebedt Werben feunn. SlUerbiugö wirb man
gerabe ben großen 3lu^w0 ber Stejtilinbuftrie nid)t nur
mit einem naffen, fonbern auch mit einem trodenen 5luge bc-
trad)ten; er Wirb hoffentlich tasu beitragen, bie ÖobnOerbält-
niffe in biefem (bewerbe auf einen normaleren 0tant 311
bringen.
3^ong bie .^rieg^not 3um Raubbau m SWenfchenfraft,
fo miiffen wir unö fo fc^nell wie möglich Wiebfcr 311m @runb-
faß gefunber 3l?enfd)enöfonomie befennen. ^n bem 0d)lagwort:
„SWebruug ber ©olf§fraft in gefunbbeitlither, wirtfdjaftlicher
unb fittlicher ©e3iebung" barf ber 5lon nicht einfeitig — wie e^
heute sumeift gefd)iebt — auf ba§ „Wirtfchaftlidj" gelegt Wer¬
ben. @an3 befonberS gilt baö überall ba-, wo &rauenarbeit§-
probleine in ©etrad)t fommen, weil biefe fich nie gefonbert alö
©rwerb^- unb 2trbcit§fragen, fonbern auch bei ben noch lebigen
grauen nijr im 3ufammenhong mit ben 2lufgaben ber grau
als* SJhitter unb Hüterin bes? büu§Iid)en ,<perbe§ behanbeln
Iaffen. ^ft ber 3)emobilma<hnng§blan für Männer Wefentfixh
unter wirtfchaftlichcn ©eficht^punften aufgeftellt, fo muß bie
grauenarbeit^olitif in ber ÜbergangSmirtfcßaft oorwiegenb
unter fo3ialen unb beoölferungSpolitifchen ©efidbt^bunftcn ge¬
trieben werben.
$>abei fteben folgenbe Slufgaben im ©orbergrunb: 3}ie
Sltüdfübrung ber Kräfte, * bie Oon ber ®ricg§inbuftrie nicht
mehr gebraucht Werben, in $öe3irfe unb (fernerbe^meige, in
benen fic Aufnahme finben fönnen, bie Söicbereinfübmmg be§
2lrbeiterfd)iibc§, bie ©ef^affung oon Slrbeit^gelegenheit unb
fchließlich ba, wo $itfe burch Arbeit nicht möglich ift, bie ©r»
werbölofenfiirforge.
93ei ber fltüdführung ber 9lrbeiterfd)öft in bie griebenä*
arbeit Wirb naturgemäß bie $aubttätigfeit ben SlrbeitSnoch-
Weifen 3ufallen. 9£a^ Weldbcn Dichtungen biefe auägebaut
loerben miiffen, ift in biefen ©lättern (0b. 316) aufge3eigt.
©^ ift aber notwenbig, fchon jeßt bie Z e d) n i f biefer 5lrbeit§-
oermittlung in ber Ubcrgang^cit, bie großenteils 3Wifd>en-
örtlich fein wirb, fo burd)3iibcnfen, baß ein fefter gaben bie
arbeitslos werbenbe fd)lcfifd)c Textilarbeiterin aus ber ti)ve
Tore fdiließenben ^ßnloerfabrif an einen anberen SlrbeitSblaß,
loomöglid) in bie $eimat 3urüdfiihrt. ©S muß unter allen
Umftänben Oerhinbert werben, baß fie, auf bloße Vermutungen
bin, im £anbe umberirrt, Wohl gar ba^ arbeitSlofe Proletariat
ber ©roßftäbte, bie oermutlid) Wieber in erfter Sinie Sln-
3iebungSfraft auSüben Werben, oermehrt, ßeiber fehlt uns
jeber wirflicbo Überblid über Umfang unb 9lrt ber grauen¬
arbeit unb über bie Oorgenommenen Verpflansungen. Dament-
Iid) wäre es WertooII, Wenn eS gelänge, bie 3abl ber Oor-
auSfichtlich 3ur ©ntlaffung fommenben unb auf eigenen ©rWerb
angewiefenen grauen WenigftenS in großen Umriffen feftsu-
ftefien.
828
Sosiale Sßrajis unb Slrd^it? für S8olf«rüof>lfafjrt — 1918 — XXVII. Sr. 22.
m
SDicfe ©nippe, Pie (nc’r allein intereffiert, muß burch bie in
grage fommenben ArbcitSnadjmeifc irgenbmie erfaßt metben;
ein nicht gang leichtes Problem, beffen Durcharbeitung
aber mohl beS SdjmeiheS ber ©bien mert ift. Dr. Starie ©.
SüberS empfiehlt in ber „Sorbbeutfdicn Allgemeinen 3eitung"
Dom 17. Januar ©IS eine mirtfdfaftlidhe Stammrolle ber
grauen in betrieben über 20 Arbeiterinnen, oon bei* fie fief)
auch für bic Durchführung perfönlichcr gürforgemahnahmen
oiel oerfpridjt, unb beren gortführung fie fiel) unter Bcnupung
beS ArbeitSnad)meiS» unb $ranfenfaffeumateriaIS bcuFt. ©S
erfchcint smeifelbaft, ob ber aur Schaffung eines fo groben
Apparate erf orberliche Aufmanb an Seit, ©eü> unb $raft jept
noch gemacht merben fann, unb ob man nicht berfuchen follte,
fich mit einfacheren Mitteln au behelfen.
Die SBiebcreinfühoungbeSArbciterinnen-
f d> u p e S , namentlich beS Verbotes ber Sacht-, Sonntags- unb
Überarbeit follte fd>on im §ntereffe einer möglid)ft ftarfen
Stredung ber Arbeit fofort ftattfiuben, bic AnSfchaltung ber
grauenarbeit auS gefunbbeitSfchäblichen betrieben möglichft
fdhnell, jebenfaflS aber in atoei bis brei Monaten liidenfoS boll*
Sogen fein.
Sehr fdjmierige Probleme rollt bie grage auf, ob unb in
meldjer Art ein fefter DemobilifationS-, b. h- ©ntlaffung S-
p I a n für bie grauen ametf ntähig ift. Da bie ^robuftionS-
berhältniffe nach bem Kriege nod) Diel mehr als heute mit
großen UnbeFannten au rechnen höben merben, ergibt fich eine
üölltge Unficherheit in beaug auf bie VefchäftigungSmöglid)-
feiten. Vlöplid)e, frifenbafte Wartungen beS SBirtfdjaftS-
FörperS finb mahrfcheinlicf), aber nad) Seit Umfang unb Art
in Feiner Vteife borheraufehen. Dies oöllige gehlen fichcrer
Unterlagen macht ein amangSläufigeS ftaatlicheS ©ingreifen
unmöglich- Stein Stenfd) Fann es magen, burd) fefte Segeln
bie VemeglidjFeit unfercr VrobuftionSfaFtoren — ber Unter¬
nehmer mic ber Arbeiter — einaufchränFen in einem 3citpunft,
mo fchnelle Anpaffung an alle 2SögIid)Feitcn für beibc Deilc
unentbehrlich ift, mo alle ©emmungen in ber freien AuSnnpnng
ber ArbeitSFraft hoppelt empfinblich finb.
©ine amanaläuftee aenereüe Stredung ber Arbeit bürfte
mohl auf allgemeine Ablehnung flohen; benFbar ift fie in An¬
lehnung an eine aentuuiiierte ?/tot)|toffoerforgitng, in ber fie in
enger Vcatehung au ben gelieferten Sohftoffen erfolgen fann,
fo bafe fie nicht au einer Vergemaltigung ber ^nbuftrien führt.
2Benn and) in biefen ©etoerben mabrfcheinlich bie Unternehmer
auf bic ©eranaiehung eines brautf)baren ArbeiterftammcS unb
bamit Oon felbft auf Stredung ber Arbeit bebacht fein merben,
fo ift bod) bie 9Sögficf)feit nicht oon ber ©anb jn meifen, bah fie
jemeils möglitf)ft fd>nell fudjen merben, bie Fleinen Ocrfiigbaren
Sohftoffmengen aufauarbeiten, um als erfte auf bem SSarft au
erfcheincn, fo bah bie ganae Arbeit fid> aunädjft gana rudmeife
OoUßiehen mürbe, maS unbebingt Oermieben merben muh- %m
übrigen follte ber ^rioatinbuftrie nad)brüdli(h — namentlitf)
auch bitrd) bie Arbeitcrorganifationcn — bic $flid)t nahe gelegt
merben, ©n-jtlaffungen butreh Stredung ber Arbeit au oer¬
hüten; ein gutes Veifpiel hierfür geben eine Seihe girmen-
tarife beS Dcutfchen SSetallarbeitcrOerbanbeS. SBiinfcfjenSmert
ift jebenfalls, bah bie groben Staatsbetriebe, fomcit baS
möglich ift, burch Stredung ber Arbeit, Vergröberung ober
3ufantmcnaiebung beS Betriebes regulieren!) auf ben ArbeitS-
marFt einmirfen. Ob eS amedmäbig ift, in ben tppifdjen
StriegSbctrieben, bie auf ©runb beS ©inbenburgprogrammS
entftanben unb nadj feiner ©rlebigitng eingeben, burch Ver-
• tragSbcbingungen oon gaH au gall gemiffe längere AuSlauf-
friften feftaulegen, bebarf oorfid)tiger ©rmägung.
3mei anbere SSahnahmen aber finb mol)I geeignet, bie in
plöplicben groben ©ntlaffungen liegcnbeit gärten 1 ) au milbern:
eine mehrtägige SlünbigungSfrift (ein Vorfdjlag, ber int eng-
lifchen DemobilrnadnmgSpIan auftaucht) unb SSabnabmen, bie
auf eine allmähliche, gruppenmeife ©ntlaffung ber grauen hiu-
auSlaufen, fo bah oerhinbert mirb, bah unter Umftänben
^aufenbe oon Arbeiterinnen auS einem SBerF auf einmal auf
bem ArbettSmärFt erfcheinen unb hier* panifartige 3oftänbe
nach Art ber erften firiegStage craeugen, 3oftänbe, bie and)
auf bic ArbdtSOcrhältniffc unb Söhne ber 3Sänner gerabeau
M 3)cr gröhte ^eil ber bei Staat#- unb ©emeinbebehörben an-
geiteüten grauen ift auf Xagegelber gefept, unb grofee ^snbuftrietoerfe
haben fchoii bei ber Slnnabme bic Arbeiterinnen einen ^ünbigungS-
reber# für ben jyall ber Temobilmachung unterfdjreibcn laffen.
beSorganifierenb mirFen Fönnen. Unter allen Umftänben müffen
bie SentralauSFunftSftellen oon beabfichtigten gröberen ©nt-
laffnngcn fo früh mic möglich Oerftänbigt merben; eine Art
2Mbcamang in biefer Sichtung mürbe fich toohl rechtfertigen
unb and) ohne allsugrobe Sd)mierigFeiten burchfiihren laffen.
©S liegt nahe, analog ben ^DeutobilmachnngSpIänen fiir^'bie
SSänner and) eine Seihenfolge feftauftellen, in ber bie
grauen am- ©ntlaffung Fommen follen.' Aber auch hier er¬
heben fich gegen fefte Segeln ftarFe SebenFen. ©tnmal muh
baS Sotereffe ber ^nbuftrie an ber ©rhaltnng eines tüchtigen,
fachlich gefdjulten ArbeiterinnenftammeS beac$et merben. Aber
auch innerhalb beS burch biefe Südftchtcn gegebenen SahmenS
liegen SdymierigFeiten ber praftifd>en SDimhführung barin, bah
jebe behörbliche Segelung fd)cmatifch fein muh unb beShalb
unbermeiblid) gärten unb in ber praftifchen Anmenbung Un-
gerechtigFeiten in ficf> fchlieht, bie bon ber Arbeiterfchaft bitter
empfunben merben. Aud) hier mirb eS fid> für bic Sriöat-
inbuftrie nur um Anregungen hanbdn Fönnen, mährenb für bie
Staatsbetriebe Oiel!eid)t etmaS feftere Sorfchriften gefdbaffen
merben Fönnen.
Qringenb notmenbig ift aber, bah in meiteftem Umfange
ftaatlidhe Aufträge, bie oon grauen erlebigt merben Fönnen
unb bie tedjnifd) ni# an beftimmte Orte gebunben finb, als
SotftanbSarbeiten oergeben unb an bie Orte unb au
ben Serfonen geleitet merben, bie ihrer bebiifrfen. X>ie plan
mähige Serteilune ber $cereSnäl)arbeiten hat fich als eine
ber frud)tbarften foaialpolitifchen SSahnahmen biefeS Krieges
ertoiefen; bie mit grober ©nergie in bie Stege geleitete'Organi-
fation, bie h^utc gana $eutfd)lanb mit einem bichten Seb Oon
Orts- unb SeairFSauSfd)iiffcn übersieht, bietet nicht nur ein
oortrefflidjeS Sorbilb, fonbern audh mertbolle AnFnüpfungS«
punFte. ©ine fpftematifche Verteilung ber Staatsaufträge
bebeutet FeineSmegS,einen AuSfchluh ber Vripatinbuftrie, fon¬
bern unter Umftänben gerabe bie Verüdfic^ttgung notleibcnber
betriebe, ^n grage Fommen neben Säharbeiten aller Art
(oon $ea*, Voft, ©ifenbahu, öffentlichen Anftalten) Saftanb-
fcpungSarbciten für baS ^eer, Vefen- unb Vürftenherfteilung,
gabriFation Oon ^ränfetmern, Vled)gefd)irren ufm. Um bic
Seigung sur SiidFel>r in bie Heimat au förbern, bürften Sot¬
ftanbSarbeiten nur an grauenl oergeben merben, bie ortSanfäffig
ober nach Aufgabe ber FriegSmirtfchaftlichen Atbeit in bie
©eintat aarüdgeFehrt finb.
Überall ba, mo bie gefd)ilberten S?ahnahmen ber A r -
b e i t S fiirforge Oerfagcn, mirb als lepteS ©ilfSmittel, um
fchmeren Sotftänben'Imb fittlichen (Gefahren $u begegnen, eine
© r m e r b S l o f e n fiirforge unentbehrlich lein. 2)ie gurforge
für bic nad) bem Kriege crmcrbSloS merbenben grauen bietet in
mehr als einer ©inficht auherorbentlid) fd)mierige Probleme,
bie fid) in feiner 9Beife mit benen ber ArbeitSIofenfürforge oor
ober mährenb beS Krieges oerigleichen lafjeu. Senn mit bem
Aufhören beS töriegSauftanbeS tritt für aahlreiche grauen eine
Anbetung ihrer mirtfchaftlichcn Sage ein, bie generellen Vor-
fdpriften grohe Schmicrigfeiten bietet. 3ahlretd)e heute sum
©rmerb genötigte grauen unb SFäbcheti toerben nach öer Süd-
Fchr beS ©rnährerS ober ber SßieberFchr anberer ©innahme-
quellen ( 3 immeroermietcn, Sabenbetrieb, SSiebcreingaing oor.
Sinfcn nfm.) nid)t .mehr ainn Verbicnen genötigt fein; follen
aud) fic Anfpruch aiif ©rmcrbSlofenunterftüpimg haben? An-
beretfeits merben gar nicht menige 5triegerfrauen, bie beule
)d)led)t unb recht Oon ber gamilicminterjuipung leben, 311 m
Verbienen geamungen fein, meil bic SSänncr nicht gleidh ober
anher halb Arbeit gefunben hoben ober sunädjft nicht arbeiten
Fönnen ober moilen, ober meil ber heruntergeFommene ©aus«
halt mieber in bic ©öhe gebrad)t merben nmh- Leiber merben
mir mol)l auch mit aahlreicbcn gällcn rechnen müffen, in benen
ber jahrelange Siricg bie gamilienbanbe fo gelodert hat, bah
fich ber heimfehrenbe gelb 3 ugStetlnehmer ben Pflichten gegen
bie gamilie bauernb entaieht. §n all biefen gällcn, in benen
bie grau erft nach bem Kriege als Arbeitfuchenbe unb Arbeite-
lofe crfcheint, fällt baS übliche Kriterium ber ArbeitSlofenunter*
ftüpung, ber Sad>mciS bisher auSgeiibtcr Berufsarbeit, fort;
tropbem ift bie ©ilfSbcbürftigFeit biefer ©nippen gröhet als
bie ber oben d)arafterifierten ©ruppe arbeitslos ©emorbener.
2öie Fann hier geholfen merben? 3a>ci StöglidiFciten er¬
geben fid>: ber 2Beg ber SoaialpoIitiF mit generellen Staffen-
mahnahmen unb red)tlidjen Anfpriichen unb ber 35teg bet inbi-
oibualifierenben giirforge, bie bei* befonberen Sage beS ©tnael-
825
Soziale ^rajig unb ArcßiD für VolfSWohlfaßrt — 1918 — XXVII. Br. 28.
326
fallö gerecht au Werben fucßt. ©o biel BeftecßenbeS tiefer
leßtere Weg bei bcr SBanmgfaltigFeit ber BorauSfeßungen
weiblich«: ArbeitSlofigFeit unb ber Berfcßiebenßeit ber
Söeblirfniffe ßat, fo barf bocf) aWeierlei nid)t überfeßen U)erbe*n:
baß eS fid) um ein SBaffenproblem ßanbelt, unb baß in Weiten
BolFsfrcifen ber Wunftß twrßanben ift, fefte Flare BecßtS-
cmfprüdje an ©teile ber im ©inaelfall au erbitterten Unter-
ftüßung au haben, Die ©rfaßrungen ber KriegSWoßlfaßrtS-
Pflege, bie fid) bor bie Aufgabe geftefit fab, mit einer inbitnbua«
(ifierenben BeßanblungSWeife ein Btoffenptoblem 51 t bewäl¬
tigen, führten mehr unb mehr 31 t einheitlicher ©rlebi-
gunlg gleichartiger Fälle. Die BunbeSratSüerorbnung
boni 21. Qanuar 1916 ift ber erftc bebeutenbe Anlauf ba*
3 u bon Beid)S wegen. Aber auch in ber praftifcßen Kleinarbeit
erwies fid) 3 ur Bermeibung bon WiIIFürIid)Feitcn unb Ungerecß-
tigFeiten bie Befolgung gleichmäßiger ©runbfäße in bem SBaßc
als unentbehrlich, wie bie SBaffe ber 311 betrcucnben Berfonen
Wuchs.
Daß unfer UnterftüßungSwefen in ber Form, in ber eS
bielfach heute gehanbhabt Wirb, nicht nur 311 läftigcr Bebor»
munbung, fonbern audj 31 t einem, wenn auch bielleicht ber-
fchleierteri Almofenwefen geführt nnb ©elbftberantwortlicß»
FeitSgcfiißl unb moralifchen Anftanb ernftlich gefährbct hat,
wirb bielfach als fcßwerer ©djaben empfunben. deshalb wirb
ber ©oaialpolitiFer mich auf einem fo unwegfamen ©ebiet wie
ber ArbeitSlofenfürforge für grauen berfucßen, alles was fid)
an tppifcßen 2BaffcnfcßidfaIen irgenb für eine allgemeine Be«
hanblung gufammcnfaffeit läßt, ßeranSaugreifen. Sn ie grö¬
ßerem Umfange baS gelingt, um fo geringer bleibt ber Be|t,
ber bann bcr inbibibueüen Fürforge überlaffen bleibt unb bann
bon ihr auch Wirtlich inbibibuell behanbelt Werben Fann. Sc
Flaret feftgeftellt Wtrb, Weld)e Kategorien bcr etnen unb welche
ber anberen BeßanblungSWeife 3 ii 3 uführen finb, um fo leichter
unb bcffer wirb bie Durchführung. Nichts erfd)Wert eine fpfte-
rnatifchc Beßanblung beS ©toffeS fo fehr Wie bie Unficßcrßeit
über bie ©Jrenaen beS Könnens, ja eS ift 311 befürcßten, baß
notwenbige SWaßnaßmen unterbleiben, wenn Weber bie ©oaial-
politiFet noch hie Vertreter ber Fürforge ©inftcßt unb Bhit
haben, fich 3 n befcßränFen.
für tytfütm.
fittenurttmuü* ^mtnigung für
Die prtSßruppe fieipaig ber ©efeüfcßaft für Soziale
Reform hielt am 7. Februar ihre ®auptberfamm(ung ab, in
ber $err B e tf m a n n ben SaßreSberid)t für 1917 erftattete.
Obgleich Me Dätigfeit burd> bie KriegSberßältniffe ftarf be¬
einflußt Würbe, ift eS ber Ortsgruppe gelungen, bureß Beran-
ftaltung bon ©r Örter ungSabenben baS Sntcreffe an
ben foaialpolitifchen Fragen aufrecht 31 t erhalten unb bie 9Bit-'
glieberaahl an ftärFen. Der herein ift in baS BereinSregifter
eingetragen WorbenL Der auf Anregung ber Ortsgruppe im
Oftober 1914 gegründete KriegSauSfcßuß foaial-
tätiger Bereinigungen hat burch feine ©onberauS-
fchüffe eine umfangreiche öffentliche DätigFeit entfaltet, Bern
gegritnbet Wnrbin bie UnterauSfcßüffe für ©äuglingSfürforge
unb SBöbeibefcßaffimg für Kriegsgetraute. Der KriegSfpeifen-
berfaitf hat fid) günftig entwidelt. ©S Würben bont 19. April
'1915 bis aum 31. Deaember 1917 2 826 361 SBaßlaeiten aus-
gegeben, ber ftäbtifeße Qnfdhufe betrug 252138,12 9BF.
Snt Anfcßluß an bie £auptberfammlung hielt .§err ©encral»
felretäc Kurt §ripfche, DreSben, einen feffelnben Vortrag über
3Brttel ft anbSf ragen, Worin er bie üble Sage beS Klein»
faufmannS unb föanbwerferS fd)ilberte, wie fic fid) in ber Kriegs»
wirtfd)aft entwidelt fjabe. Den hieraus entftehenoen (Gefahren fötinc
nur burdjftärfere g e n 0 f f e n f d>a f 11 i d) c € r g a n t f a t i 0 11 aunt
3wedc ber Befcßaffung non Bohftoffcn, billigem Krebit ufw. ent»
gegengetreten werben. $n ber Ausfpradjc cntwirfeltc fid) ein leb»
hafter BieinungSauStaufd) über Äcljrlingswefcn, Frauenarbeit, ©elbft»
hilfebeftrebungen, wobei eS Don Vertretern bcs ^anbwerts als
banfcnSwcrt beaeid)net würbe, wenn bie <3tefellfd>aft für Soaiale
iHeform ihre Aufgabe nicht nur in bcr Fürforge für Vlrbeitnehmcr,
fonbern aud) in ber Beratung bon Fea^u heS 3W,ittelftanbeS crblide.
Die Ortsgruppe (£öln ber öcfellfchaft für ©oainle Reform
üeranftaltet eine Beihe öon Borträgen, um 311 ben gegenwär¬
tigen nnb aufünftigen foaialpolitifchen Broblemen Deutfdv
lanbs ©tellung 311 nehmen. Der Borfißcnbe ber Ortsgruppe,
Brofeffor Dr. ©tier-©omlo, fprach am 27. Februar über
SEÖ a(h I r« d> t unb ©0 3 t alpo I it tF. 21 m 20 . SWära
finbetv Borträge bon Biof. Dr. ©tier-©omlo unb (SeWerF-
fdiaf tSfeFretär (Sari © d) m i ß über „Die SBirFung beS
föilfSbienftgefeßeS in unb nach bent Kriege"
ftatt; am 24. 2lprü fpreeßen Brof. Dr. SßirminghauS
unb Karl Beinarb, Borf. beS OrtSauSfdhuffeS ber 2TrbeitS-
gcmeinfdhaft Faufm. Berbänbe, über „Kaufmanns-
f a m tu e r n". SBeitere Borträge finb borgefeßen ülber bie
Wohnungsfrage, inSbefonbere auch ^ic Kriegerheim-
ftätten-Bcwegung; bie reichSgefeßliche 2tnbcrung beS Koali-
tionSred>teS, bie ©inheitsfchule unb bie foaial-
po!itifd)e ©eite beS ©chulproblernS; bie S 0 h n f r a g e in unb
nad) bem Kriege u. a. m.
JlUgfmrine
FrriebenStoertrüge unb internationaler ^rbeiterfchnp. Sn bie
Sreubc über ben erften Ft*iebenSfd)luß in biefem Weltfriege, ber
awifeßen bem Deutfd)en Beicß unb bem neuen ©taat ber Ufraine
freitnbfchaftliche Be 3 iehungcn herfteüt, mifeßt fid) für ben © 0 -
StalpolitiFcr ein leifeS Bebauern: in bem ganaen Bertrag ift
mit Feiner ©ilbe ber gegenfeitigen ©ießerung beS Arbeiter-
fd)ußeS gebaeßt. Sn genauen, feßr cingeßenben Bereinbarun-
gen werben bie WirtfcßaftS- unb BecßtSbcaießungen ber beiben
©taaten, foWte ihrer Angehörigen geregelt, ©eßr erfreulich,
fehr mißlich unb notwenbig! Aber um fo bebauerltd^er ift eS,
baß eine Klaufel, bie ber gewerblichen Arbeiterfd>aft beiber
Sänber ein geWiffeS 3Binbeftmaß bon gleid)artigem ober gleifr
wertigiem ©dßuß für £ebcn, ©efunbhcit, ©ittlicßfeit fießert,
böllig fehlt. Weber haben bie Diplomaten, noch ber BunbeS-
rat unb ber BeicßStdg bafür ein Wort gefunben. Wir
glauben gar nicht, baß hier irgenbwelcße beftimmte Abficht
borßanben ift: man hat eben einfad) nicht baran gebaeßt. Unb
boeß liegen BräaebenafäEe bor, wie 3 . B. frühere £>anbelS»
berträge berartige 3 nfichentngen enthielten, unb bie Eingaben
bcr ©efellfcßnft für ©oaiale Beform unb ber ©eWerffchaften,
bie für bie SriebenSberträge foldße internationalen Arbeiter-
fcßußFlaufeln forbern, hätten and) an bie gntnbfäßlicße Be-
beutung einer folcßen Maßnahme mahnen foKen. SBan hat
biefe ©ingaben bermutlicß bon einer AintSftube in bie anbere
gefd)oben unb fcßlicßltd) bergeffen; wenigftenS hat bie @efeH-
fd)aft für ©oaiale Beforrn aloar ?ine ©mpfangSbeftätigung
aus ber BeicßSfanalei, aber Weber bom Auswärtigen noch bom
Bcicß^WirtfcßaftSamt erhalten. Bun ift’S 31 t fpät fiir bie
Ufraine — eine ber bielen berpaßten ©elegcnheiten in ber
©oaialpolitif! 2lber nid)t 31 t fpät für ben FriebenSfcßluß mit
anbern ©taaten, — unb beShalb bringen Wir unfere ©ingabe
(©p. 196) hier nochmals in ©rinncrung unb bitten BeicßS 5
regienmg unb BeicßStag, bie WidßtigFeit folcßer Arbeiterfcßuß-
Flaitfeln als eines KuIturmomentS nid)t au unterfd^äßen.
Die 0cßäbi0ung ber Batentinßaber bureß ben Krieg ift einer
©iygabe bes BunbeS ber tedjnifdHnbuftrieUen Beamten an ben
AeicßSfangler aufolge, mit ber Sänge beS Krieges außerorbenttieß ge-
wadjfen. Vor allem berfaHen alljährlid) Diele latente wegen Ablaufs
ber gefeßlkßen Dauer Don 15 Fahren. Bun reeßnet bic ©ingabc
aus, baß (bei einer KriegSbauer bis ©ttbe 1918) bie unwirffame
©ßußbauer für cinberufene Grfinber, bie Fura Dar bem Kriege an»
melbeten, aber bie ©rfinbung nid)t meßr Derwirflicßen tonnten,
7 Fahre betragen bürifte; habe ber ©rfinber fcßoni Dor bem Kriege
mit ber ©rfinbung gearbeitet, fo Werbe fieß bie breijährige ©in»
führungSacit wegen ber WirtfchaftSlage, Dor aüem ber Aohftafffnapp»
heit, wiebcrßolcn, fo baß eine unwirtfame ©dmßbauer Don im ganaen
10 Fahren cntftebc. ^inau fommc bie unerfd)Winglicße ^)öhe ber ge»
ftunbeteii ÖJcbiihreii, bie 3 . B. bei Batenteu aus bem Fahre 1917
2250 Ji betrage. Die ©ingabe forbert baßer bringenb bie Verlange»
rung aller „beutfcßeii Batente unb ®cbraud)Smufter battfeßer ©taatS»
angehöriger, welche bis aum FriebenSfdjluß angcmelbet Waren, um
bie Kriegsbauer, ober, wenn fie wäßrenb beS Krieges angemclbet wur»
ben, um ben £cil ber KriegSaeit, ber mit ber ©djußaeit aufammen»
fällt", foWte bie Vcrfdjiebung beS FäUigteitstagcS jeber geftunbeten
(Gebühr um bie Dauer beS Krieges. Batente, bie bis aum 31. Fuli
1914 fdion Derfallen Waren, foHen nid)t wieber in Kraft treten. Die
Vergünstigung für bcutfdic ©taatSangehörigc foH auf bie Angehörigen
ber ©taaten ausgebehnt werben, bie aum Abfd)luß Don (Slcgenfcitig»
teitSDerträgen bereit finb. Die ©ingabe weift barauf Ißu, baß baS
fciitblidje Auölanb bereits bic Batcntbauer teilweife auf 20 Fahre au
Derlängcrn im Begriffe fei; wir müßten folgen, unb eS fei boeß gleid),
in weidjem Fahre ber Anfang gemadjt werbe.
327
©oawle BtögiS unb Strd^iü für SolIStooljlfaljrt — 1918 — XXVTI. Ar. 22.
328
UrrUtsfntfijirmtg inü» gjbensjjaltimg.
Sojtaljiolitifdjc SBirhingcu bet ftriegsnurtidjaft itt bet Sdjtuei;;.
Die &nabbh<?it unb Ungewißheit ber Besorgung mit
£ebcnSnütteln imb Brcnnftoffen nnb bic bamit jufammen*
hängenbe Neuerung macht fief) and) in ber neutralen @d)Wei 3
jeßt non SNonat 3 u SNonat fühlbarer unb forbert ®d)uß- unb
Borforgcmaßnahmen in wachfenbe'm! Umfange heraus. Die
Sentralen eibgenöffifdben Behörbcn, namentlich baS boIFSWirt»
fdjaftlidje unb baS NUIitärbebartement befnnbeit eine Weit-
fdxtucnbe ©inficht in ben ©ruft ber ßage unb eine bcmerfenS»
Werte ©nergie au norbeugenbem ©ingreifen, Wobei ihnen bie
©rfabrungen DcutfdhlanbS fichtlid) 3 U 0 ute fommen, aber aud)
®cf)ritte erfolgen, non benen Deutfdhlanb bielleicht nodb lernen
fönnte. Sieben ber Stationierung b e S Verbrauchs
burd) Brot* unb Settfarten (nur nodb 500 ©ramm monatlich
foH bie benorftehenbe Settbefdbränfung auf ben Mobf abwerfen)
unb burd) gemeinbliche BesugSfontroHbüdhlein fiir nicle anberc
nichtige ßebenSmittel fteht jeßt biefhftematifdjeSörbe-
ruitg ber Sebentmitteleraeugnng int Korber*
grunbe, ba nad) einer Unterfudbung non Sri. Dr. 0 . ®chneiber
über bie ©ntäbrungSbilan 3 ber ®d)Wei 3 baS ßanb bisher nur
2 / 5 feines BebarfS an Mol)lel)t)braten, nur 7 /io feines ©iweiß*
bebarfs unb reidhlidh 4 / 5 feines Settbebarfs eraeugte. Der
jüngftc Befchluß beS BunbcSratS nom 17. Januar 1918 ber*
fügt entfchloffen einen Anbauatoang für alle ©Srunbeigen-
tünter unb Pächter im NHnbcftumfange ber Beftellnng non
1914. darüber hinaus fönnen bie fantonalen Tentralftellen,
benen bie Durd)führung beS BefdVluffeS obliegt, jebermann
bie Beftellung einer beftimmten Slddye SanbeS mit Selbfriid)ten
unb ©entiifc borfdweiben unb alle Tiergärten, Sportbläße, Bau*
flächen, öffentlid>e SInlagen aur Beftellung heranaiehen. ©rfüHt
ber Beider ber &anbfläd)c feine Bflid)t nicht ober ungeniigenb,
fo fartn ber Danton baS Sanb für bie nädbften 3tafwc aWangS*
Weife bebauen laffen. Die öemeinben foHen nad) SNöglidifeit
jeber S«milie, bie Nahrungsmittel für ben eigenen Bebarf an¬
bauen Will, fPflanalanb 3 itWcifcn, ebenfo bie Snbuftricbetriebe
ihren Arbeitern. 3u ben BeftdhmgS» unb ben ©rntearbeiten
bürfen bie MantonSregicrungen alle geeigneten Ber»
fonen in 31 n f b r n d) n e b nt e n unb bie ©in tu ohne r
aur gegenfettigen $ i I f e berbflichtert. Serner fann
baS 3SoIfStoirtfdxiftlidhe Departement ade aur ÖebenSntittel-
berarbeitung ufw. geeigneten gewerblichen betriebe ohne wei*
tereS in feinen Dienft ftellen. Muraiim, eS wirb eine allgemeine
„3 t b i I b i e n ft p f I i d) t a u r H i I f e I c i ft u n g in ber
It r p r o*b u F1 1 o n" ftabiliert unb ihre fantonale Dittch-
fiihrung foll entfdhloffen bei ®trafc ermirft Werben. ©twaS
3(hnIid)eS ift am 18. Januar bom BitnbeSrat für bie Nußbar-
madhung ber mtncralifchcn Bobeufcbüße cingelcitet Worben.
Über bic Durchführung ber 3lrbcitSot*ganifation für bie Ur-
brobuftion unb bie BcbcuiwrbciwiT.ugcn laufen nod) bie Be¬
ratungen in Bern unter militärifchcr Reitling. £bwol)I man itt
erfter Sittie an bie «fteranaiebung bon 3lrbeitSlofen, unb Weiter
bon frentben Def er teuren unb Nefraftärcit, bie auraeit in ber
®d>U)cia nicht immer gernbe eine willfommcne Nolle fbielcn,
benft unb bann erft fonftige HilfSbicnftpflitfitige in Slnfpruch
nehmen will, 'hat baS Borhaben trots ber qrunbfäülidicn Be¬
grünung in ber Öffcnüidifeit bod) auch biel praFtifch-boIitifchc
Bebenfen getweft; fo befiirditct bie foaialbemofratifche Slrbciter-
fdjaft, namentlich bie bom „Jsitngburfchentum" antimilitariftifch
bceinflufetc, eine „SWilitarifierung" beS SfrbeitSbcrhältniffeS.
3ur nürffamett Überführung ber Ianbuiirtfchaftlidtcn ©rnto
erträge in bic öffentliche £uinb hat baS SJJilitärbebarteiueut
am 18. Stannat* berfiigt, baft alle Befiber bon ablieferungsbflid)*
tigern Oietreibe für jebe fehlenbe Beenge baS Bierfachc beS
.siöchftbreifeS als ©rfajj au aahlcn haben.
Natürlich fantt biefeS BrobuftionSförbernngSfpftein bie
gegenwärtigen DeuerungSnöte auf abfehbare 3eit nidit beeilt-
f fuffcn. Darum fbiclett beraeit befonberc Z e u c r u tt g S --
a b h i l f e m a fj tt a b itt e it beS BnnbeS mtb ber .siantone eine
Stolle. Sn bielfeitigercm Umfange als in Deutfdilanb laffen
fidt bie ftaatlichen Negierungen eine B e r b i 11 i g u it g b e r
tt o t tu e tt b i g ft e n £? e b e tt S b e b a r f S m i 11 e 1 f ii r Be-
b ii r f t i g e a tt S ö f f e it 11 i cf> c n Nt i 11 e 1 n angelegen fein.
3o haben nad) einer neueren Bunbesratsuerorbnuttg bie Man-
tone unb SiUihnortSgenteinben ben annt billigeren Brotbeaug
bered)tigten Sauülien unb Schwerarbeitern einen Beitrag bon
21 Nabben auf 1 Kilogramm au Ieiften, mtb bon biefer Öeiftung
übernimmt ber Bunb bann awet Drittel. Bei ber Ntilchtter-
forgung geniefecn bie SNinberbemitteltcn in einaelnen Mantonen
Bergiinftigungen bis 31 t 10 Nabben aufs Siter, teils bureb ©in-
räuntuttg erheblicher BreiSabfchläge, teils infolge 3ufd)iiffen bd
BunbeS unb ber STtilchbrobuaentenbcreinigungen au ben 5rad)t
foften. Beim Betroleuiubeang aal)len bie Bebiirftigen 38 ftatf:
60 Nabben, wobei Bunb unb ilantone ben Unterfdficb brauf^
legen. 3lhnlid)e SlufWenbtingen aur ßinberung ber Deuerun w
für bie Bebiirftigen madft ber Bunb noch bei anberen SebenS*
notwenbigfeiten. DaS $aubtobfcr aber, baS bie Neuerung ber
©ibgenoffenfehaft auferlegt, bilben bie DcuerungS*
3 u lagen für bie öffentlichen Beamten unb
31 r b e i t e r ber BunbeSbcrWaltungcn unb Betriebe, bie für
1918 auf 55 Millionen S^anfen beuteffen ftnb unb im einaelnen
eine ©irunbaitlage bon 15 b. beS öehaltS ober ßohneS bon
1917 (miitbeftcnS aber 450 Sr., höd)ftenS 1200 Sr*), ferner eine
Sautiliensufage bon 250 Sr* für Verheiratete bis 3600 Sr*
^ahreSgehalt (barüber um 15 b. fallenb) unb eine Minbcr-
3 ttlagc bon je 100 Sr. bis 31 t 4500 Sr. SahreSgehalt (ba riiber
'•um 5 b. fallenb) auSntadhen. Bei ber übermäßigen 53er-
fteifung ber BunbeSfinanaen ift baS, berglidtctt mit ben Deue*
rungSattlagen bon 1915 unb 1916, eine erhcblidtc 3lttfbeffenmg,
gleichwohl Wirb fte ber tatfäd)Iid>en $auShaltSbelaftung ber
Slrbeiter unb Beamten burch bic Dettcrung nod) bei Weitem nicht
gerecht.
Die Weiterung beträgt nach ber ^nberberedhnung bon
Dr. £acob Sorena, bem früheren Leiter ber Siga aur BerbiHi-
gung ber SebcnShalhtng, jebigem Borftchcr beS 3ürid>er fanto*
nalen SebenSmittelamtS, für bie Teitfbanne 1. ^uni 1914 bis
®ebtcmber 1917 132 b. Nedjnet man biefen Nominal-
i n b c 5 unter Beriicffidhtigung ber ©infehränfungen unb Bc-
barfSberfdhicbungen ber MricgSaeit auf einen ©ffeftib-
i n b e t: um, fo bleibt bod) immer nod) eine DNchrbelaftung beS
fünfföpfiaen ^anShaltS ttttt 60—80 b. nach ber fritifchften
Bemeffung. Diefer n>irlfd}aftlid>e Überbrucf beunruhigt be-
fonbetS aud) bie Bribatange ft eilten, bie Seftbefol-
beten beS fleinen NiittelftanbeS, bic nicht mehr wiffen, wie
fic fid) nach ber Dedfe ftreden follen. 3öcr bie Borgänge in ben
3lngcfteIItenbcretnigungen ber ®d>)b«ia in lebtet* Seit berfolgt,
bei bem ®chWeiaerifd>en Banfbcrfonalberbanbe, in ber Union
£>elbetia beS ^otelberfonalS, bei bem großen Manfmännifchen
Betein 31 t Bafel, bei ben VerfidjerungS- unb tedwifchen Be-
amtenbereinen, fann eine 3lrt ©oaialifierungS*
b r 0 a e ß in biefen bisher auf fchr äußerliche fonferbatiue
®tanbcS- unb UnterftüßungSfaffenboIitif abgeftelltcn Berufs-
bcrcinigungcn beobachten. Allenthalben fteht bic Sorbcrung
eines SNinbeftgehaltS 3111 * ©rörterung neben Webanfett einer
nutomatifdben öehaltSaitfrücfiing, bei* Befeftigung bc«
MoalitionSrcdüS unb beS 3litutfS ftaatlid)er ,^ilfe.
Der ©ebanfe beS NH n b e ft 1 0 h n e S ift fiiralid) im
Süridier MnntonSrat febr lebhaft attd) in bie Debatten einer
gefeßgebenben Mörbcrfdiaft geworfen burch eine SNotion
öuberling, bie nach tagelangen Bcrhanblungcn im Nouember
1917 fchließlid) baau führte, ben Türidicr NegientngSrat cin .311 *
laben, beim BunbeSrat bie Briifnng ber iui 3 iireichcnbcn Ööhnc
in bert (bewerben gegenüber ber ^ebenSbertencrung unb Hilfs¬
maßnahmen für bie ÜbernangSmirtfdxift bont .Qrieg amu Stie¬
ben 311 beranlaffcn, foWic eine Untenudmttg ber Sohn- unb
3frbcitSbcrhältnific ber 3üricher Dcrtilinbiiftrie in Bcrbinbung
mit bett Arbeiter» unb Slrbeitgeberorganifationen rafdieftenS
bor 3 iiriehmcn. B^ährenb fich ber MantonSrat nnb bie frei-
ünniivbeuiofratifdie Breife bem allcrbings ungefdneft borge-
tragenen (^ebaitfeit ftaatlid) georbneter Niinbcfilöhitc anfangs
aiemlid) hilf* nnb berftänbniSloS gegenüberftellten, fiegte fdiioü-
lich, al« man bic kümmerlichen ^ohntatfadien bet* Dertilinbuftrie
21 bis 32 Nabben 3tunbcnlohti für 3binncieiarbcitcrinnen.
37—41 Nabben für Ntänner borbeiaiehen ließ, bei* geiunbe
Ment ber Sorbcrung, baß 31aat mtb (^emeiube ttidü länger
burd) öffen11 idie Unterftiißung unb 3llmofen baS SebeitSbal--
limiVMuanfo bei* 3frbeiter. baS unaureidienbe ©ntlohmmg ber
uriadit. aiiSgleidten biirften, fonbern fich um bie anftäitbiiv
Löhnung ber 31rbeit«fräite in ben Subnftrien, bic fo reicf>e
Miiegogewitttu wie bie Dertilinbuftric bisher wenigftens —
einheimfcti Fonnten, an Fiimmern haben. 3 ubem ift bie 3 tim
uiung in mandvit Deilen ber 2chWciaer 3lrbeitei*fdigft aiemlieb
geibannt, — bgl. bie Unruhen in 8iiriclr31ußeufil)l, bie ia nicht
hieß aus bolitiidvantimilitariftiidien Hetereien au crflören
829
Soziale SßrajiS unb Slrd^ib für Volfsmoljlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 22.
380
finb, — unb bie brohenben BctriebSeinfchränf ungen in ben
9AunitionSinbuftri!en, benen bie Aufträge anS ben $MegS«
ftaatcn berfürzt merben, bergen gaftoren 31 t - mcitercv Beim»
rubigung ber Arbetterfdjaft in fid).
Qfljxült JufWnte.
©ine geheime Äonhimnzflaufel tit ber Berliner
AüftungSinbuftric betft 0. Aitfbäufer in ber „Snbnftrie-
beamtenzeitung" 9£r. 4 auf. ©te Vereinbarung lautet:
„ 2 Birb mäljrenb bes Krieges mit Gnglanb bon einem SWitglicb
ber Vereinigung ein männlicher ober meiblicher Beamter eines
anberen Afitgliebes ohne beffen 3uftintmung angeftellt, fo ift erjtereS
berpflidjtet, einen Betrag in eine bon bem Verbanb Berliner AZctall*
inbuftrietler bemaltete Stoffe zu fahlen gleich bem hoppelten bcS
bon bem VlngefteHt-cu in ben erften gtoei fahren erhielten 2 ?M)r=
cintommcnS. ©er 3uftimmuttg bebarf es nicht, menn ber männliche
ober ber tocibliche Beamte infolge ®ünbigung fcitenS ber girma fid)
um bie neue Stellung beworben hot. ©ie Zahlungen finb talenber*
bterteljährlid) zu leiften. Streitigfeiten entfeheibet bie Vertrauens*
fommiffion bes VerbanbeS Berliner SietallinbuftrieUcr."
An beni Abfommen finb u. a. folgcnbe grofec Betriebe
beteiligt: 31.«©.*©., B.A.9A.A.©., Bergmann, Borfig, ©entfdje
©Baffen* unb VhmitionSfabrifen, ©oerz, ®notrbremfe, ßubm.
ßöme unb (Jo., ©)?i£ unb ©eneft, Siemens unb $alSfe, Sie*
menS-Stfjutfert. ©ie Sdtung beS ©eutfdfeen SEBcrfmcifter-
berbanbeS für Berlin, „©er ©Berfmeifter", hegt bie Vermutung,
bafe auch noch anbere als bie 19 ginnen, bon benen eS nun
befqnnt geüxtrben ift, an bem Abfommen beteiligt finb, unb
bafe oerfud)t mirb, ben AngefteQten biefer ©Berfe burefetoeg bie
einmonatige £ünbtgungSfrift aufzuzmingen. — ©ie „Sn-
buftricbeamtenzeitimg" hofft, bah baS ftriegSamt gegen bie
Unmirffammachung beS § 9 beS SilfSbienftgcfefeeS mit ©tach-
bruef eingreift. — Abg. 0 i b f 0 b i d) (gortfdjr. Vpt.) hat bie
^laufet gum ©egenftanbe einer fleinen Anfrage itU Reichs¬
tage geinad)t. Gr fragt, toaS ber Aeid&SfanzIer 31 t tun ge-
benfe, um au oerhüten, bafe ben beteiligten AngefteUten bie
lebte 9AögIid)Feit einer mit bem StcHungStoedtfel oetbttnbenen
©ehaltSaufbeffernng genommen mirb.
©ie Sanbarb,eiterfrage na<h bem Kriege bilbete einett ber Vcr*
IjanblungSgcgenftänbe auf ber £auptberfammlung bcS ©eutfehen
Vereins für Iänbltdje ©BohlfaljrtS* unb öeimatpflege am 18. gebruat
in Berlin, ©er Vortragenbc ©eh. Aeg.*Aat Vrof. Dr. 2lereboe mies
Pom mirtfchaftlichen Stanbpunft aus bie fdjimereti Schäbigungcn nach,
metefje bie 3ulaffung ber auslänbifchen ©Ban Verarbeite r
ber beutfehen Volfsmirtfdhaft gebracht, mie biefe inSbefoitbere bte
Sanbflucht berftärft, ben rechtzeitigen Bau bon Äeuteroohnungen ber*
binbert u. .a. m. Gr gelangte hiebei zu ber gorberung, bafe bie
3 ulaffung ber auslänbifchen 22 anbcrarbeiter fhftematifch abgebaut
merben miijfe. 2ltS Mittel hierzu fchlug Aebnet bie Auferlegung
eines bon $ahr zu $ahr fteigenben erheblichen 3oHeS bor, beffen
Grträgnijfe als Jöilfeleiftung für ben Bau bon Seutetoohnnngen
namentlich auf ben großen Gütern bemanbt tuerben foHen. 22eitcr
forberte er bie Erlaubnis ber Anfieblung ber 2luSlänbcr in ztoccf*
mäßiger Verteilung auf bas Sanb.
©er Aebner ging toeiter auf bie 28 0 h n u n g s f r a g e ein unb
berlangte Ginfteüung beS lanbrnirtfchaftlichen BclcihuttgStoefenS auf
bie Bmecfe bet görberung bes SlrbeiiertoobnuttgStoefenS. Schliefelid)
fprach ber Vortragenbc über bie mirtfdjaftlichen Aföglidtfcitett ber
Sanbmirte, nach betn Kriege gelbliche Cpfcx für bie Verbefferung
ber 2 lrbeiterberhältniffe bringen 311 föttgen. ^m ganßen beurteilte
er babei bie Sage burdjauS zuberfidjtlich. AHerbingS mirb ber Unter*
fchieb zmifchen ben bon tüchtigen Sanbmirten geführten unb benjettigen
Betrieben, beten Seiter unter Spittel ftehen, fo gtofe toerben toie
noch nie. 9famentlid) baS gröfeere ober geringere @e*
f ch i d ber e n f ch e n b e b a n b l u n g mirb nach bem Kriege in
nie geahnter 28eife ben VluSfd)lag für bon (Jrfolg ber fianbtuirtfdjaft
geben.
Ü2id)Hnfcti bon Äticßlöetträflcii. (Sine für bie 2id>erung
OgS Arbeitsrechts ber Schaufoieler loidjtigc (Jnt-
feheibung ift Oor furzeut burd) baS VcichSgcricht als Beftäti«
gung eines ^ammergerichtSurteilS gefallt tuorben.
Gin ©heaterbireftor, ber zu Beginn bcS Krieges fämtlidjen
Vlitgliebern feines ©heatcrS unter Berufung auf bie ^riegStlaufel
mit einer grift bon acht ©agen gefititbigt hatte, bcrpflichtete biefclbett
Biitglieber aufs neue z« ftarf herabgefefeten ibionatSgcl)ältcrti. 21IS
nun eines ber SRitgliebcr in einem biel gegebenen Stiicf einen
Oefonberen Grfolg errungen hotte, fuchte bte ©ireftion ben betreffend
ben Schaufpteler burd) eine Abmachung z u binbett, toonach bie
©ireftion fid) cinfeitig bas Aecht auSbebingen tooüte, ben griebettS*
bertrag bon einem getoiffen ©ermitt ab jeberzeit toiebet in ^raft
treten zu taffen, ©er Schaufpieler,: bet fid) in toirtfchaftlicher 2k*
brängnis befanb, Unterzeichnete biefe' Abmad)ung, beftritt aber fpäter
ihre ©ültigfeit, als er in bie Sage fatn, ein für ihn giinftigeö
bauernbeS Gngagement abznfchltefeen. ©aS AeichSgericht entfehieb
nun, bafe bie bott ber ©heaterteitung getroffene Vereinbarung, burch
toelche ber ©heaterleitung baS einfeitige GcneuerungSred>t beS gric*
bcnSbectrageS eingeräumt tourbe, ungültig fei, ba „burch fie bie
unfittlidje ©ittfehränfung ber toirtfchaftlichen Selbftänbigfeit ber
Schaufpicler noch erhöht toirb, inbettt fie zu ber Unficherheit bet
Verhäitniffc für bie laufenbe Spielzeit nun auch noch bie Unmöglich*
feit für ben Beitagten hiuzutreteu liefe, fich redjtzeitig für bie
folgenben ^ahre einen Unterhalt zu fichern". ©as AeicfeSgericht
hat in ben befonberen Umftänbcn, unter melden bie Vertra^berein*
barung ztoifchen ber ©heaterleitung unb bem Sdjaufpielcr zuftanbe
fattt, eine miberrechtliche ©rohung gegen ben Schau*
f p i c I e r erblicft, bie bas AechtSgefchäft nid)tig mache.
©a fehr biclen SchaufKielern zu Anfang beS Krieges bie
laufenben Verträge gefitnbigt unb bte ©agen gefügt mürben,
fo finb infolge biefeS SfteidjSgerichtSurteilS bet ber Red)tSfd)ufe-
ftelle ber 33ühnengenoffen;fd)aft oiele Anfragen eingelaufcrt,
ob unb miemeit bte gefügten ©agen nadfegeforbert merben
föüttten. ©er SfenbifttS ber ©enoffenfd)aft gibt barauffetn im
Crgan ber ©enoffenfehaft (16. gebruar 1918) bie Antmort, bafe
bie Beantmottung folcher gragen baoon abhängt, ob ber ge»
fchloffene ^riegSbienftoertrag nach ben Oont 9feid)Sgerid)t auf*
geftellten ©runbfäfeen als fittenmibrig unb baher nidhtig an*
5 itfel)en ift.
„^ft er als fitfcemtoifrrig unb nichtig anzufehen, toaS Iefeten
Gnbcs immer toieber nur bie ©eridjte bon gaU zu galt entfeheiben,
fo fönnen aus bem nichtigen Vertrage Anfprüdje gegeneinanbet
nicht geltenb gemacht toerben. ©ic ©ienfte, bie baS SKitglieb bem
©ireftor geleiftet, fönnen aUcrbingS nicht mehr riiefgängig gemacht
toerben, fie finb aber bann bezüglich ber Vergütung nicht mehr nach
ber im Vertrage eingefefeten h er oögcfefeten ^riegSgage zu betoerten,
foubern ber Schaufpielet hot nach § 612 Abf. 2 B®B. bie übliche
unb angemeffene Vergütung zu beanfpruchett. ©ie $öl>e ber Ver*
giitung .ift bont dichter unter 9krücffi<htigung aller einfd)lägtgcn
Verhäitniffc cbtl. nach Anhörung bon Sad)berftänbigen feftzufeben."
Arbeiter- nni> Itntcrnfljmenjfrtrftungfn.
©er ©etttfehe Snbttftrierat f auS bem ürtcgSauSfdhufe ber
beutfehen ^nbuftrie, ber bereits am 9. 2ftobilntad)ungStage auS
bem SentralOerbanb beutfehet SfnbuftrieUer unb bem Bunb ber
Önbuftrteilen hcrOorgegangen mar, burch $inzutritt bcS Ver¬
eins zim SBaferung ber ^ntcreffen ber d)emifd>en ^nbuftrie
im ,§erbft 1916 entftanben, hielt am 16. gebruar feine erftc
VoUfifenng in Berlin ab. Sn beut Snbitftrierat ift bie beut*
fd)e iitbuftrieHe Unternehulerfchßft burch 65 garitleute ber ein¬
zelnen ©nippen ttertreten. ©er Qnbuftrierat nahm Vorträge
über bie ÜbergangSmirtfchoft unb fiinftige 0teuerpolitif, fo*
mic über inbnftrielle Sutereffenoertretnng entgegen. Gr bil»
bete einen „Vreufeifcben SnbitftrieauSfdmfe" oott 54 SUit-
gliebern, ber bie Vertreter ber inbuftriefien Unternehmer
int ^errenfKtttfe präfentieren möchte, ©egen ben Befchlufe
beS VerfaffungSauSfd)uffeS beS prettfeifchen Abgeorbneten-
haufeS, ftatt 72 nur 48 foId>er Vertreter feftzufefeen,
mürbe energifd)er Ginfpntch erhoben. An ber Sifeung
nahmen 2 StaatSfefrctäte unb 4 preufeifihe BUnifter
teil, ©er © a n b e l S in i n i ft e r hielt eine Sftebe, bie
auch fozialpolitifd) nicht unbeachtlich mar. 9tad) einer Ver¬
beugung bor ben befanntett meitPerbreiteten 2öünfdhen nach
balbiger 2ßieberf)erfteIIung ber inbibibiialiftifd)cn ©BirtfchaftS»
meife fuhr ber SRinifter fort:
„gtn übrigen fann man tüohl fagen, baS Streben nach Qufammen*
faffung ber Kräfte liegt auf allen ©ebieten in ber Suft; inSbefonbere
toerben bie getoerblichen Arbeiter nach ben Vorgängen beS
Krieges ihre Crganifationen zu berftärfen unb zu erweitern fuchen.
3h tnüfetc fürd)tctt, an bem Bilbe bon ben $lufgaben ber 3ufunft
loichtigc Striche forizulaffen, mettn ich nicht auch an biefer Stelle
ber Überzeugung Ausbrucf gäbe, bafe mir in ber fommenben gricbcnS*
mirtfdjaft in meitent 3Kafee zu Vcrftänbigungen ztoifchcn
ben Crganifationen ber Unternehmer unb ber 21 r =
be.it er toerben fotnmen müffen, mentt mir unferc mirtfd)aftlid)e
23ettbcmerbstfähigfeit aufrecht erhalten mollert, ^ch fenttc bie Sdpoic*
rigfeiten, bie bem cntgcgenfteljen, ganz genau, meife bie ©ritnbe bes
iPiifetrauens mohl zu mürbigen, aus benen jeber ©eil oont anberen
einen Übergriff in bie Sphäre fürchtet, bie er fich felbft borbeholtcit
mitfe ober glaubt, borbehalteit zu mi'tffett. 2 (bcr fie müffen übermitttben
831
Scaiale fragte unb SXrd^it» für BoIfSWoljlfahrt — 1918 — XXVII. 92r. 22.
382
werben. 2Bir fönnen es uns nad) bem Kriege nicpi teilten, biefe
HHcinungsperfdjtebenbeiten burd) HWadjtprobe, b. h- auf bcm SEBege
auSgebchnter, SBod>cit unb Monate bauernber Streife auSaufäinpfeu."
Diefe Mahnung aitr BerftäubigungSbercitfdxift öon Or-
ganifation an Organifation ift fehr acitgemäh, aud> wenn man
nicht fo fefji* wie bet Sftiniftcr an bie 2Sahrfcheinlid)feit nto-
natelanger Streifs als vielmehr an bie ©efahr grober
s £u S f p c r r u n g e n nach bem Kriege glaubt. 2ln anberer
stelle führte bet ÜDfinifter auS:
„$uraum, wir wollen, wie Sauft auf freiem ©runb mit freiem
Bolfe fiepen! 2Bas bie ölcfährbung bes heimifepen BobcnS, inöbc*
fonbere für unfere Arbeiter, bebcutet, bat ein bcfamiter foaialbcmö*
fratifdher 2lbgeorbneter im prcuftifchcn Vanbtag gana ri<ptig hervor-
gehoben, inbcin er betnerfte, bafc, wenn eS ben Sranaofcu gelänge,
b a S HW ,i n c 11 e g e b i e t D c u t f d) = ü o t h r i n g e n s wiebet
ftrankeid) anaugliebern, bann bie beutfebe (Sifcninbuftric einen uu=
beilbaren Schaben erleiben unb ungeaählteP iHrbcitern bie 2lrbeitS=
gclegeubeit berieten geben würbe. ©S hätte fid) Wohl gelohnt, biefe
faft unbeachtet bingegangene Bewertung aum ©egenftanb ausführ-
lieber Betrachtungen, namentlich auch in ber rlrbeiterpreffe, a n
madben."
2öir wollen unS nicht in ftriegSaielbehatten einlaffen,
ahei bod) wahrpeitSgcmäh feftftellen, öah bic 2lrbeiterpreffe
aller föibhtimgen auf bie fataftrophalen folgen einer 2 Jflbtrenn-
nitng Iothrin*gifd)er ©ragebiete immer wichet hingemiefen hat.
ÖnSbcfonberc ift in ber freigewerffd)aftlid)en „Bergarbeiter-
aeitung" unb ber „aftetallarbeiteraeitung" eine ganac 9feihe
Von 2luffäpeij erfchienen, bie a^ar ben ©ebanfen einer 2ln-
glieberung ber (Gebiete Don Songmtj-Briei) aotücfgewiefcn, am
gleich aber bic vitale Bebeutung ÖothringenS fiir baS
Dcutfche Sfteid) ftar! hervorboben.
.t abminbcrting ber Unfallgcfaljr burd) Sclbftcratcbung
ber Hlrbeiterfchaft. 2 ütf bie 9)2öglid)feit einer platimähigcn ©r-
aiehnng aur Unfallverhütung weift ©ewerberat Dr. B e n b c r
im 3antralblatt für ©etocrbbhpgienc vom Januar 1918 hin.
Bereite in früheren Unterfudmngen (Dechnif unb Söirtfdxift
1916, $eft 8 ) hatte berfclbe Bcrfaffer Seftftcllnngen bariiber
Veröffentlicht, bah in Betrieben mit gut cntmicfelter
U n f a 11 f ii r f o r g e bic UnfaÜhäufigfeit bis auf etwa ein
‘Drittel von berjenigen in Betrieben mit mangelhafter
Unfallverhütung befchränft Werben fann. Das muh ein 21n-
fporn fein; foWol>I bie Betriebsleitungen wie bie Sfrbciterfdhaft
immer planmäfciger baau au eraiehen, ber Unfallverhütung bie
gröhtc Stufmcrffamfeit a» fchenfen, benn bic Unfallhäufigfeit
ftellt eine fchwere Belaftung ber beutfdien Bolfswirtfdjaft bar.
Benbcr empfiehlt in feinem Slnffafe, bah ben Stubicrenben
gewerblicher gäd)er an allen technifdhcn Hodtfchulen eine forg»
faltige Borbereitung für bie Aufgaben ber Unfallverhütung
unb beS 2lrbeiterfd>uPcS gegeben werben niiiffe, bamit fie als
fpätere Betriebsleiter tn biefem 3innc wirfen fönnen. 2Iber
and) eine ©raiehung ber Arbeiter ift notWenbig, benn nad)
einer Statiftif bcS 9teichSVerfid)erungSamteS finb etwa 41 v. H-
aller Unfälle auf Berfd>ulbcn feitcnS ber 2lrbeitnehmer aurücf-
aufiifjren. Daher empfiehlt Benber, in ben gortbilbungS-
fdiulen einen recht eingehenbcn fachmännifchen Unterricht über
Unfall* unb ftranfbeitsverbütung a« erteilen unb bamit bem
jugcnblidben Slrbeiter eine ©runblage bafiir a« geben, bah er
felbft baran mitwirfen muh, bie Unfall- unb $ranfbeitSgcfabr
herabaunjinbern.
SllS muftergültigeS Beifpicl fchilbert Benber baö Borgehen
einer Berliner 2J?afd)inenfabtif, wo eine au* Ingenieuren,
iPfeiftcrn unb 3d)Iof[ent' beftehenbe 91 r b e i t e r f d> u ö f om¬
ni i f f i o n gebilbet würbe, beren Hlufgabe es ift, bie Sabrif-
leitung auf mangelhafte ©inridtfnngen, B?afd)inen unb 2 Tr«
beitSmctboben aufmerffam au machen unb geeignete 9lb£)ilfS-
mahnahmen Voraufd)lagen. 21 ud) liegt eS ber töommi'fjion ob,
bie Durd)fül)rung ber UnfallverhütnngSvorfdiriftcn av beauf»
fichtigen unb bie vorfommenben Unfälle au begutachten. 9?ach
ben guten ©rfahrungen, bie mit biefer Hlrbeiterfdmhfommiffion
gemacht worben finb, fann bic ©inriditung foldier Mommif-
fionen allen Betriebsleitungen bringeub empfohlen werben.
2 fud) bic BernfSgenoifenfchaftcn als Dräger ber Unfalfverfidie-
rung raten bringeub, bah redit viele Sabrifen aus ihren
Csugenieureu, HWeifleru unb Hlrbeiteiu bernrtige Slomtiiiffiouen
bilben.
Der « Uhr^SöbenfdHuft für ßkfehäfte, bie nicht ScbenSmittel vcr=
taufen, gilt für bqS ganae einheitlich. ®aS .^ammergeri^t hat
fich gegenüber ber 9tcbifion eines ^igarrengcfchäftSinhaberS auf
biefen Stanbpunft gefteüt unb ben ©inwanb aurüefgewiefen, bah bie
BunbeSratsoerorbnung nur im SBintcr gelten foüe. fiebiglich bie
Einnahme cntfchulbbarcn Irrtums hat in bcm genannten SaUe a uc
^uriiefweifung ber Sache an baS Sanbgericht geführt.
©jtwlfenftljflftsrofren.
Die Srati utib baS ©eitoffenfchaftsuiefcii. Bet einem X?chr'
furfitS, ben ber Bcrbanb beutfeher ^ausfraiienvereine im 9fo-
tKittber 1917 in Hannover veranftaltet hatte, hielt Dr $urt
21. Ö er lach, Brivatboaent an ber Univerfität ^liel, ben
©röffnungSvortrag über baS Slhema „!Die Srau unb ber ®e-
noffenfchaftSgebanfe". Diefcr Bortrag ift jept in erweiterter
gorni erfchienen *) nnb bilbet eine gute erfte ©injfübntng in
baS C^cnofjcnfdjaftSWefcn überhaupt. Der Bcrbanb beutfeher
/pauSfraucnvereine ift eine s ^otftanbSgrünbung ber ÜriegSaeit.
Die Hausfrauen würben aufammengefd)loffen amtächft mit bem
Hauptawerf, aufflarenb auf bic Hausfrauen au ivirfen, wie
fie ihre Haushaltsführung ben ftriegSvcrhältniffcn anaupaffen
hätten. Dann aber fanien audh mehr unb mehr fonfuntgenoffen*
fchaftlid)e ©ebanfen in bie HauSfrauenbewegung, unb man Ver-
fud)tc, bnreh ©infanf im groben ben ÜWitglicbern bic Befdhaf-
fuwg Von SebenSmitteln a« erleichtern. Die gröberen ge»
noffenfdxiftlichen @efid>fspunfte liegen ber äWehraahl ber Haus¬
frauen aus bürgerlichen Greifen icboch no<h fehr fern, baber
muhten in bei* vorlicgcnbcn Schrift bie grunbfäbltchen
banfen fehr breit bebanbelt Werben, gewiffemtahen baS 2lbc
ber ©enoffenfchoftSbeWegung.
©S ift bereits au einem planmähigcn 3ufanunenarbeiten
awifdhcu bem Bcrbanb lanbwirtfchaftlicher Haus»
frauenvercinc unb bem Berbanb ber — nicift auS Stabte-
rinnen beftebenben — HauSfranenvcrcinc gefommen. Damit
ift ein beachtenswerter Schritt anr 2 lnbal)nung eines befferen
BerftäubniffcS 5 lr>ifrf>cn fianb unb Stabt, auüfchen ©raengern
unb Bcrbranchern, getan. Dagegen fehlt, mit SluSnahme We¬
niger Orte, ein 3ufammengehen ber HauSfraitenvcrcine mit
ber ^onfumgenoffcnfchaftSbewegiing. 3Wan fpiirt auS ber Vor*
liegenben 2lrbeit, bah fid) ber Bortragcnbe gana befonberS be¬
müht hat, baS in breiten bürgerlichen Greifen be¬
ftehenbe. Borurteil gegen bic „foaialbcmofratifdhcn" ^onfum-
vereine an befampfen, unb bie HaitSfraucnVereine aur 3u-
fammenarbeit mit ben bereits beftebenben groben .ftonfu*
mcnten-Crganifationcn anauregen. ©S Wäre fehr 311 Wünfchcn,
bah foIcheS 3ufammenarbeiten gelänge, fei eS in ber ftorm, bah
bie einaelitcn 2Witglieber ber HauSfranenVereinc ben örtlidien
Alonfiimvcreinen beitreten, ober bah ber Berbanb als fold)er
für feinen BBarenbeaug bie Berbinbung mit ben beftebenben
03rohcinfaufSgeieUfd>aften erlangt. Bei einer folchen 3u*
fammenarbeit fönnten bie organifiertenHausfrauen befruchtend
itnb anregenb auf bie ©JenoffcnfchaftSbcWegung wirfen, äbnlicf)
wie bieS in ©nglanb bie SraucngcnoffenfcbaftS-QSilbc tut. Ohne
ein fold>eS 3ufammenarbeiten lieqt in ben Hausfrauen*
vereinen bagegen fogar bie (Gefahr einer neuen 3 crfplittcrung
ber Kräfte unb Mittel._
Dfikser^if^irag.
Bi(bunj)Sar6e!t in ber ©toppe.
©in Sikrfmciftec fd)reibt aus bcm HecreSbienft:
„2lusgehenb non ber BorauSfepung, bap es in polfSWtutfdjaftlidier
ÖinfidU widitig .ift, ben llutcroffiaiercu unb SWannfcpaften nad) bcs
Xagcs üaft unb HWiihcn nid>t nur l'lUgcincinbilbung ^uteü werben a«
Iüjfcn, foubern befonbers bic tliebe au bem früheren Berufe a» heben,
nahm in einem ©Jaruifonortc ^orbfdilcSwigS H au Ptmann ©hriftoph,
Rührer einer ©amifoiuBionicrfompagnie, Beranlaffung, berartige
Beftrebungen nad) HWöglicbfcit au förbern. ^unädp't würben (Sarni*
fouabcube eingeführt. Diefc Beranftaltungen finben allwödientlid)
HWittwodis abenbs ftatt. Sie Werben burd) einen ungefähr % ftim =
bigen Bortrag c.ingelcitet. Darauf folgen JHeaitationen, @cfang#«
Vorträge, Bcufifbarbietungen, bumoriftifd>e Borträge unb auweilen
Heinere JheaterporfteUuugen. ‘iWidit mir feiteuS ber HWilitärperfoneu
erfreuen Ud) bie Darbietungen größter Beliebtheit, foubern and) bic
^lUilbenöJferung bringt ihnen — befonbers bem untcrhaltenbcn
Seile - bas größte ^utereffc entgegen.
*) Bcrlag ©uftap Jyifcpcr, ^ena 1918, Br. 1,50 J{.
m
Sogiale jß'rajig unb Sltd^io für Volfgmohlfahrt — 1918 — XXVII. 2%
834
„Sic öectjdUindmttfein feljr geringen hoffen merben teils burcfj
freiroiUigc Beiträge ber Sruppenteile, teils burch (Erhebung bon (Ein-
trittggelbeTn. für $i&ifpcrjonen fjebccft. Sic ©cminnung bcr Vor¬
tragende« bereitet im Anfänge etmag Schmier igf eiten;* flappt bie
©ad>e jeboch einmal, bann ift bag Angebot grÖfter mie bie s Jiad)frage.
»Um ben 2Bert beg Sargebotencn 51 t beurteilen, folgen nach-
ftobcnb bic ^bemata ber gehaltenen Vorträge (Cltober bis Januar):
Sanbmirtfdjiaft unb $nbuftrie ($>auptm. ©Ijriftopb).
(Entmicflung ber beutfcfyen CSifeninbnftrie (Scutn. Hcngd).
Verfebrgentmitflung (Pionier. Sftomag).
Sut^er unb bag beutfefte $ir<henlieb (^aftor ^orftmaun).
Sutljer alg Seuifcher (Sdjrer Krieger).
Kapital unb SBirtfdjaft (Pionier Sbornag).
Sag beutfdje ganbmerf (#aupim. (Eljriftopb).
<5inn unb Hacht beg ©ebetg (^aftoc ^chmibt).
Ser beutfehe §anbel (Sanbfturmmann Gramer).
©emerffchaiften unb. V e r u f 3be r e i n i g u n g c u
(Sanbfturmmann 3 immer).
Sag beutfehe Vilbungbroefen (Sehrer Krieger).
SSirtfchaftgbe’rbänbe bcr Unter n c h ni er (Pionier
3^oma§).
Vebölferunggpolitif (Untcrargt $enfen).
„§reraug ift mahl ant. beutlichften erfidjtlid), baß e3 fidj bei ber
gangen Sache nidr-t etma um eine (Spielerei, fonbern um ernfte 9luf-
flärunggarbeit hanbelt.
„Vdjufg heiterer Verufgaugbilbüng merben ben Unteroff.igieren
unb Hannfd>aften : Verufg- unb $achgeitfchriften foften*
lof geliefert. Slufterbem .ift ein Sefefaal mit einer anfehulichcn
Bücherei eingerichtet. 2Bag ben Vefud) ber Sefeljalle betrifft, fönnte
mancher ftäbtifchc Sefefaal mit 9teib auf bie grafte ?(ngal}l ber
SKiffengbegierigen herabbtiden. Ülufterbem befteht eine ®omntiffion
gur Veantmortung mirtfchaftlidjer unb tedjnifcher Vlnfragen, bie biri-
fach in Vlrifpruch genommen roirb.
«SBie bei allen berartigert (Sachen hängt bag ©ebeihcit aller bcr
Veftrebungen faft augfchlieftlicf) bon ber (jterfon beg Seiterg ab. Stenn
bon feiten ber maftgebenben Verfönlidtfeit ber Sache Suft unb Siebe
entgegengebracht mirb, bann entfielen (Einrichtungen, bie für jebe
©arnifon bon gröfttem Sßufcen finb."
$erangiet|ung bon Sebrlingen in baS ©enterbe. Set Sanbeg*
oerbanb ber babifdjen ©emerbe- unb #anbmerfg!ammer=Vcreini-
gung h«t eine Sehrlingöberficherung cingefüljrt, bic am 1 . Januar
1918 in Sttaft getreten ift. Riefet (Einrichtung fdjmebt bcr ©ebattfc
bor, baft bie Slugficht, fpäter felbftänbig gu merben, einen Slnreig gur
(Erlernung beg ©emerbeg augüben fou. Surcb bic Vcrfidjerung foU
bern berficherten Sefttling ein Kapital bon 500, 1000, 1500 ober
2000 Jt fichergeftellt merben. Sie Vetftcherunggbauer beträgt
menigfteng 10 unb fjöchfteng 15 $ahre. Sie ^aftregprämie beträgt
gur (Erlangung eineg ßapitalg bon 500 M nach 1° $aljren 42,35 Jl,
nach 15. fahren 26,15 M. Um 2000 JC nach 1° fahren gu erlangen,
müffen 169,40 Ji jährlich gegabtt merben; bag gleiche Kapital !ann
man fi<h nach 15fahren burd) eine ^ahregpeämie bon 104,50 Jl fichern.
®ag mcfentlichfte an ben SSerficherunggbebingungen ift, baft ber Seftr=
meifter bie Verpflichtung übernimmt, bie Vxämien mährenb ber Sehr*
geit gu gaftlen; bamit fall bie ©egenleiftung für bie Slrbeit beg Sehr*
lingg gang ober teilmeifie abgegolten fein. s
ffflhsgffunö^it
3w«i ©eft^entwürfe jut SBcfämpfunn bt? öcOurtenriictgfliiflr-'.
Sem 9teidh§tag finb gmei ©efeftenttoürfe ängegangen., bie
;ifh auf bie Söefämpfunq ber ©cfd>Ied)tgfranf-
h eiten begiehen unb bie f ü n ft I i cf? e Verhtnberung
bcr©eburten einbämmen mollen. ^sn bcr genieinfamen 33e*
grünbnng gu beiben Vorlagen mirb fehr einbringltd)i auf bie
©cfaljr beg @eburtmriicfgangg hingemiefen, ber auf fittliche,
fcgiale unb luirtfchaftlidje llrfachen. gurüefguführen ift. Sem @e*
burtenriidfgang fei baber and) nicht burd) gefeftlid^e Haftnahmen
allein gu fteuern, fonbern uor adern fei eine (Einmirfung auf
bie fittiieben Sluffaffimgen notmenbig; glei^geitig müftten aller-
bingg nadf) Höglid)feit audh bie mirtfdjaftlichen Schlüi^'iö^itcn
beseitigt ober menigfteng genülbert merben, bie mit einer
gröftcreni ^inbergahl berbttnben finb. Sie Regierung meift
fdbft barauf hin, baft nad) biefer Dichtung hin umfangreiche unb
bielfeitige Aufgaben in Singriff genommen merben müffen. Un¬
abhängig bon biefen meitergreifenben fogialen unb mirtf(haft-
lidhen Haftnahmen, bie teilmeife erft nach bent Kriege gu regeln
fein merbens, mill bie Regierung jeboch fdjon jeftt in feftrittmeifem
Vorgehen biejenigen Haftnahmen ergreifen, bie auf gefunb-
heitgpoligeilichem Gebiet liegen. Sen STnfang gu biefer Slrt
bon Haftnahmen follen bie beiben borliegenben (Entmürfc
bilben.
Ser erfte ©ntmurf ftempelt bie bemuftte Slnftedung mit einer
©cfdjtcchtgfrarilheit gu einem Slntraggbdift, bag mit Strafe big gu
brei fahren ©efängnig beftraft merben fann. Unter Strafe mirb
aud) bie gemerbgmäftige Vehanblung bon ©efchlechtglranlen burch
5?urpfufcher fleftedt; auch' ift berboten, Hittel, ©egeuftänbe ober Ver=
fahren gur «Teilung ober Sinberung bon ©efdhlechtgfranfheitcn attgu^
hiubigen, angupreifen ober öffentlich auggufteüeu. SBeiterc Vor=
fchriften fehen bie gmanggmeife ^>eilbchanblung meiblicher Verfoncn
bar, bie gemerbgmäftig Unguc^t treiben. Sie §§ 180 unb 361 beg
yteichgftrafgefchbuchg erhalten cntfpredjenbe SinbcrunQen. Vefonberc
Sdjuft= unb Strafbeftimmungen finb bann noch in Slugftcht genommen,
um bie Übertragung bon ©efd)ie<ht3franfheiten burch bag Slmmen=
unb 3iehtinbermefen gu berhüteu.
Ser gmeite (Entmurf eineg ©efe^eö gegen bieVerljinberung
bon ©eburten 1 gibt bem Vunbegrat bie Vefugnig, bie gemerbg-
mäftige perftellung, bie ©inlfuhr unb ben Verlauf bon Hitteln unb
©egenftänben gu berbieten, melche bem 3mede ber (Empfängnig*
berhütung ober Unterbrechung ber Schmangerfchaft bienen. Sluch bie
gemerbgmäftige Vropaganba für folche Hütet unb ©egenftänbe mirb
berboten. Viag h^t hier nur ein tHahmengefeh gegeben unb ben
2öeg ber Regelung burch Vunbegratgberorbnung gemählt, bamit bie
Verorbmutg genauer fonbern fann, unb folche Hittel unb ©egenftänbe
bon bem Verbote befreit bleiben, bie auch geeignet finb, bie ©nt-
ftehung bon ^remfheiten, ingbefonbere ©efchlecht^fr-anfheiten, gu ber-
hüten.
Sie Söegriinbung ber beiben ©efeftentmürfe enthält aufter
ben fachlich^ ©ingelhdten mertbolle Stattftifen unb Eingaben
fomohl über ben ©eburtenriidgang mie über ben bermutlichcn
Umfang ber ©efchlcchtöfranfheiten. Siefe Sohlen reben eine
ernftc Sprache unb bilben eine cinbringliche Hahnung. Sabei
ift gu beachten, baft mcift nur bie 3ahlen bi§ gum leftten 8**ie-
ben^iahr angegeben finb, mährenb alle bedrohlichen ©rfd)cimtn-
gen, ber ©eburtenrüefgang fomohl mie die ©efchlcd)t^franf s
heiten, bm*d> den Erieg noch eine mcjcntliche Verfd>ärfiing er¬
fahren hohen.
golgenbe 3ohlen über ben ©eburteurüefgang finb befonberg
fcnngeichnenb: Jahrfünft 1841/45 betrug bic 3«hl ber
Sebenbgeborenen auf 1000 ©inmohner 36,7 int ^ah^egburch'
fchnitt; fie erreichte im ftaljnfünft 1876/80 mit 39,2 ben ©ipfel unb fanf
bann ftänbig big auf 27, 5 im $abre 1913 nnb 26^ im ^ahre 1914.
SScun trohbem in ben ^riebengjahren noch immer ein erheblicher ©e-
burtenüberfchuft ftattfanb, fo ift bieg le bi glich beni Sinfen ber
Sterbegiffern gugufchreiben, bie im Jahrfünft 1871/75 28,2 auf
Saufenb betrugen unb 1913 auf 15,o hcrabgebrüdt maren. Ser ©c =
bürten über fchuft. mar mit 14,7 auf Saufcnb am häuften im
Jahrfünft' 1896—1900, er mar 1913 bereitg auf 12,7 gefuufeti.
Sie 3ohl ber Sebenbgeborenen unb be^ ©e'burtenüber-
fd)iiffe§ ift auch international tmrglidjen morben. Stimmt
man in jebem Sanbc bie 3ohl ber Sebenbgeborenen im 3ohi*5d)nt
1881—1890 mit 100 an, fo ergibt fid) gmar für alle Sänbcr
mit 5lu§nahme Stiunanienö ein Stiicfgang ber ©eburten, aber
Seutfchlanb nimmt leiber bie gmeitniebrigfte Stelle in biefer
.?ünfidit ein. Saft beim ©eburtenüberfeftuft bei ber gleidhen S9e-
rechnung^art Seutfchlanb nod) einen oerhältmämäftig hohen
s $laft einniimint, ift eben nur ben hhgienifchen gortfehritten unb
ber herabgeminberten Sterblidhfcit^giffcr gu banfen. V3enn
bie ©eburtengiffer unb ber ©eburtenübcrfchuft in ben betreffen*
ben Säubern im Sol)i*äehnt 1881—1890 mit 100 angenommen
mirb, fo ergibt fid) folgenbeö Vilb:
©eburten- ©eburten* ©eburten* ©eburten«
jiffer überf(f)itft giffer fiberfäjufe
Seutfdjeg IRetch 74,7 106,o Sänemar!. . . . 80 ,0 97,8
Cfterreidj .... 78,4 111 ,» Schtbeben.... 79,7 77,9
Ungarn. 78,4 73,8 Äormegen. . . . 81,8 87 ,0
Italien. 83,:» J 20 ,e (Eutop. Dtuftlanb 85,* 112 ,i
Sdjmeig. 82 ,.5 121,9 ffimtlanb .... 83,4 93 ,b
ffranfreich.... 78,7 55,« Serbien. — —
(Englanb - SBaleg 73 ,5 76 ,1 SRumänien ... 101,7 115 ,1
Velgieu. — — (Bulgarien. . . . — —
9tieberlanbe. . . 82,2 119,7 Spanten .... 83,6 —
Über bie Verbreitung ber ©efchlechtsfranfheiten im Seut*
fdien 3teid)e liegen fichere Angaben nid>t bor, meil meber im
3teid) noch in. ben Vunbesftaaten eine 2lngeigcpflicht für biefe
.(hanfbeiten befteht. SRur fchäftttngömeifc Angaben, g. V. auf
©runb bon 3äl)Iungen bcr an ©cfcbled)t§franfbeiten in ben
.dranfenhäufern bchanbelteti Verfonen, ober auf ©runb ber
bei ben VcFrutenaitshcbungen franf befunbenen* Htinner
merben mitgeteilt. So hatte im £abre 1899 bag ,(?gl. ^Sreuftifdfjc
3tatifiifrf>e Viiro bie 3ohl ber in eine 11 t Saht* in Vrenften er*
folacnben benerifchen ©rfranfungen auf minbefteng 500 000,
b. i. 1,45 b. ber Vebölferung, gefchäftt. Vei ben Vcfruten-
augbebungen bemegten fid) biefe 3ohlen bcr gefd)led)tgfranfen
Vcfruten in ben Sohren 1903—1910 auf 7,u big 7,i> auf Saufenb.
Sie grofte bolfgmirtfdxiftlidie unb bolfggefunbheitliche ©efahr
335
Soaiale Vtajis unb Rrdhib für VolfSmohlfafjrt — 1918 — XXVII. Rr. 22.
336
ber (Gefd)Ied)t§franH)eiteu liegt nitfit nur barin, bafe fie bie
Erfraitften felbft fd)äötgen, fonbern bafe oiele Eben babnrcf)
üernidjtet, bie Ehefrauen angefteeft tnerben unb aaljllofe nngliicf»
lidje erblid) belastete ftinber bie 3ünben ber Väter büßen
muffen.
Xio beiben (Gefc(jcnt)mtrfe finb bereits am 20. gebruar im
Reidy&ag in erfter Sefung bebanbeft morberu 0taatsfefretör
bes? Qnnern SB a 11 r a f U>ieS bei ber Einbringung ber Vor-
lagen erneut barauf bin, bafe biefe ftrafred)tlid)en unb gefunb-
hdtspoliaeilicfym Sftafenalnuen nur bie erften Schritte fein
foHten fiir bie Stuf gaben, bie in nmfafjenberer unb fd)öpfertfd>er
SBeifc auf beut (Gebiete ber 33enöIferungSpoIitif in Singriff ge¬
nommen Werben foUcn. 2luf Slntrag beS 216g. o. (Sailer
(Ratl.) tmtrben beibe (Gef efcent würfe ohne Weitere Erörterung
bent 21 u § f d) u fe für 23 e ü ö l f e r u n g S p o l i t i f jiber-
Wiefen. Veibe Entwürfe beruhen auf Vorarbeiten oiefcS
2In3fd)irffe$. S3ei biefer (Gelegenheit mürbe bon ber Vottber»
famntlung beS Reichstages and) eine Reihe Oon Slnträgen beS j
VeböIferungSönSfd)uffeS angenommen, welche bie erhöhte Sür- I
forge für SRutter unb Stinb burd) Erweiterung beS SIrbeite- I
rinnen- unb SBödmerinnenfdmheS, burd) .fteiinarbeiterfdjufc, fo-
Hüe burd) ermeiterte SRnfcnabinen bcr 3äugIing*fiirforgc be¬
treffen.
litfrarifrirf pittfilungfn.
V r i e f e c i n e S 21 r 3 t e S i't ber E r it ä I) r u n g an einen Unien.
Von Stabtarjjt Dr. 2 i c. 11 e in a n n , Bresben. SRit einem (Ge*
leitiuort beS fterrit (Geh. €bcrmebi,ünalrat ^rof. Dr. VIbei,
geita. (Gujtab gif d) er gcna 1918. 94 < 2 . 2,m\ Ji.
©er, Verfaffer hat bie gönn Don Briefen gewählt, um tu alD
gemein ocrftänblidicr SBcife bas ErnähntugSproblem, aud) in feiner
Vergebung ^u Wirtfd)aftlichcn fragen) unb ber befonberen bcpörblichen
Regelung ber Ernährung, fo bar^uftellcn, baß cs in äaienfreifen ein
beffcrcs VerftänbniS finbe ynb allen beiten ein fyülircr fei, bie in ben
ihnen ^ugetniefenen Greifen aufflärenb dürfen wollen.
X i e R 0 t tu e n b i g f e i t einer h Ö u S l v d) e n f i 111 i di e n
Erziehung. Rad) einem Vortrage uor bem AuSfdjuffc
bcr berliner Vereine für fragen ber VolfSfittlid)feit. Von
Dr. med. Martin E h 0 p c n. VreSlau« 1917. ^oebnerfdje
Vuchhbl. (Varajch u. Rtefcnfelb). 32 S. 80 Vf-
©ie 3citfrhrift M £to?iaU pvati* un& 3U*d)tu für |ß olhanxolüfahri“ ift burch alle Vuchhaitbluhgen unb Voftamter (VoftaeitungSnummer 7137) %u bestehen
Eingelnummer 35 Vf- ©etf AnaeigenpreiS ift 45 Vf- für bie oiergefpaltene Vetitaeile.
Verlag non ©uftat> fttfeher Ut Sena.
3tele unb 2öege ber Vaugenoffenfcbaften.
Von 5)r. $r» Sd)omeniS in gena.
9iad) einem Vortrag am 5. Februar 1908,
gehalten im Auftrag ber Jenaer Vangenoffenfcpaft.
1908, qprelS: 50 <Pf«
Üerlag oon Guftao $ifd)cr in 3*na.
Über 6 te fltüäer. ÜS. 5 T
0 . ö. Prof, ötr Kinberheflfunde fn 3 taw.
♦ ♦ ♦ ♦ Preia: 75 Pf» ♦ ♦ ♦ *
SBerlag oon ©uftoo giftet in
3 cn 0 .
Vom 2. Sanuar 1918 ah erhebe ich i» gleicher SBetfe toie ber größte Set! ber n>iffenf<haftUchett VerlagSbuchh^ublungett attf meine
bis jum 31* 5)e3ember 1916 erfchienetten VerlagSioerte mit Ausnahme ber 3eitf<hriften «l»e» ÄriegStetterungS 3 ufchlag oon 15 °/o
auf bie ßabenpreife, toie fie in ben Katalogen unb meinen VerlagSangeigen genannt finb, ©er oermittelnbe ©ortiments-
buchh^nbler hnt bas 9led)t f toeitere 1U % 00 m ^abenpreiS aufjuf^lagen.
SritiWe SJogmcnaeWiiite £*,5r ! S5, i lÄ [
(IV, 133 8. gr. 80). 1913. VretS: 8 SWart 50 Vf- '
Inhalt: Einleitung: Aufgabe unb Einteilung ber Arbeit. — 2)a$ Öopn«
gefe| in ber Dorflafiüchen sßfononnf. — Vohngejeh ber flaififchen National»
ofonomie. — 5>ic nathHaffifche Seit. — Ta§ Vopugcfep im 9ial)meit fogial»
politifd^er ^beenrirf)limgen. — S)a4 Vohngeiej} uub bie Süjialiften. — S)a§
^eberne Vopngefeh* VaffallcS. — ©egner be4 ^ehernen ©efepeS". — 5)a§ Öoptt«
gefep in ber neueren i)lational5fonomie. — Ergcbniffe für bie Veurteilung non
fioljngefefeeu. — Literatur.
$anbdä>3eUuitg Oed {Berliner Xageülattd Dom 30. &uni 1913:
S)ie Verfafferin gibt eine fritifdjc Überfid)t über bie Entroicflung bed
©ebanfend be§ 2ohngefehc§ üon beit englijdjen unb franjöiifihen Vor*
flaffigiflert an über bie ftiaffiter (Smith, SRalthud, aticarbo), bie ylaiflaffiter
(Rau, Rofcher), bie ©o^ialiften (Robbertu§, Rfarr) bi4 ju ben Vertretern ber
neueren Rationalöfonomie (Vrentano, Siepcl). E4 hanbelt fid) bei bem oor»
liegenbeit iföerfe um mehr als eine blohc Slneinanbcrreihung miffcnfdjaftlichrr
Sluffaffungen; bic Slvbcit gibt ein innerlich ftufammeugehalteneS Vilb ber Ent»
micfluttg biefed wichtigen fosialen unb öfonomifchcn ©efefceS, beffett ©efeh»
mäfeigfeit felber oorläufig aKerbiugd noch reiiteSwegS feflfteht.
Vorlefungen über fo3taIe Vlebiäm.
Xeleft}, V^üatbo^ent für fojiale 9Kebi3tit an ber Umüerfttät V3ieit. J
E r ft e r % e i l. 2>ie mebightalsftatiftifchen ©rnnblagen: Sterb* i
lichfeit, SobeSurfachen, (Geburten, Äörperbefchaffenheit in Stabt unb
£anb unb in oerfebiebenen SBohlftanbSftufen. Einflug beS Ventfed
auf Sterblichleit «nb ErfranlungShäufigleit Ihranlenfaffenftatiftff.
SPTit 14 Äuroen im $ert. 1914.
(VIII, 282 S. gr. 8°). V*ei§: 8 SWarf, geb. 9 Rlart
5)er 3Bert beS VuchcS liegt barin, ba& baS reiche Dorljanbene Vlateriah
bem ber Vcrfaffer Refultate eigener gorfchungett beifügt, nicht nur überfichtlich
5 ur 3)arftcUung gebracht, foubent auch fritifet) gefidjtet unb geprüft Wirb; iu3»v
befoitbere wirb ber ©eri unb bie Verläntidjfeit ber .^ranfenfaffenftatiftif ein»
gehenb erörtert, auf häufig überfehenc Riängel be§ RiaterialS uub ber Ver*
arbeitung hmgetoiefen unb bereit Vebeutung bargclegt.
©0 wirb baS Vudj nid)t nur allen jenen, bie fid) über bic ciitfd)Iagigen
fragen unterrichten wollen — unb biefett SBuitfd) follett ja aüc VerwaüuugS»
beamten, Voir§mirtfd)aftler, Rrjte haben —, einen rafdjett Überblicf ermöglichen, 1
fonbertt cS wirb fie auch auf bie beftehertbeti Vücfett uitferer ErfenntitiS aufmertfam '
machen, unb fie befähigen, oon weld)er ©eite immer fid) ihnen bietenbcS Material j
fritifet) su prüfen, bei eigenen Slrbeitett fiep uor ^eplfchlüffen au bewahren.
e«0cn 2)ü^tmgä fflertlcSte.
lehre. Von (Gerhöib Wtbveifyt, £>o!tor bcr Staatdmiffenfd)aften.
(IV, 60 S. gr. 8°.) 1914. VteiS: 1 SRarf 80 Vf*
Inhalt: 1. 2)ic Vebeutung ber öFoitomifchenSBerttheorie. — 2. ©er Vro»
buftioitS» unb VertcUmigSgefldjtSpunft (bie „theoretifche" unb bie „politifche -
Vetrachtung). — 3. ©a§ fubjeftioe VebürfttiS als primäre SSertfdhähungSurfadje.
—‘ 4. ©ie VefchaffungSfoften. — 5. ©er SBertinhalt. — 6 . ^VroöultiortSWert*
unb „Vofitiottäwert". — Er.FujrS: ßur SRarjfchen SBertlehre.
Vorträge, Reben «nb Sdjriften SsKSSS
3nhaltö. Von Erttfi ^bbc. (Vilbet gugleidh Öen 3. Vanb ber
„Eefammeiten Slbhanblungen" bon Entft 2lb5e.) 9Rit einem Vertrat
be§ Verfafferö. 1906. VreiS: 5 SRarf, geb. 6 SRart 80 Vf-
Inhalt: 1. 'JSelcpe foaialen gorbemngen füll bic freifinnige VolfSpadci
in il)r Vrogramnt aufnehmenV (1894). A. ©icuerfhftem. B. Slrbeiterfcpuh.
Sltthang (auS „Entwurf §u einem Statut ber Earl 3et&« Stiftung"). —
II. ©ebäd)tniSrebe aur $eicr beS 50 jährigen VeftcpeuS ber oplifchett SBerfftättc
(1896) — III. Über ©eminnbeteiligung ber Arbeiter in ber ©rofjinbuftrie (1897).
— IV. Über bic ©runblagett ber iJohnregelung iit ber optifdjett ©erlftätte (1897).
— ßur §ragc ber ©onberbefteuerung oeS StonfumücreinS (1898). — V. ßur
grage bcr ©onberbcfteueruitg beS StonfumoercinS (1898). — VI, ©te rcdjtS«
wibrige Vcfdjrättfung bcr Verfammhutgfrciheit im ©rofjperaogtum ©achl’en
(1900). —VII. ©ie oolfSwirtidjaftlichc Vebeutung bcr Verfügung bcS inbuftrieUen
Arbeitst ages (1901). — VIII. Über bie Aufgaben be§ ArbeiterctuSfchuffeS (ÜK)2).
— IX. Statut ber Earl 3eife»@tiftuiig ä 11 \3 c *m (©er.t ber Reurebaftiott oon
1906 mit ben Varianten ber Ausgabe 001 t 1896) nebft ErgänaungSftatut (19<X)).
— X. üUotioe uitb Erläuterungen 50 m Entwurf eines Statuts oer Earl
Stiftung (1895). — Xa. Viotiue unb Erläuterungen. Radjtrag snnt sweiten
Entwurf, ©itel V (1896). — Xb. ©ie Verfaffung ber Earl ßeiß» Stiftung.
Erläuterungen s» Xitel 1 unb II beS StiftuugSftatutS (1900).
me $Ufe, Rr. 37, 1906:
„SSenn einmal in 100 fahren einer bie @efd)id)te ber beutfehen Sosial»
politif fdjreibeit wirb, bann barf er feinen AuSgang nicht nur oon ben fo§ial»
politifchen Xheoretitern unjerer nehmen, fonbern muh an ben Anfang
feiner ©efcpidjte auch bie erfte Vrai;iö auf bem ©ebiet beS bcutidjen Arbeiter»
fdjutjeS ftelleu, bic mit bem Ramen Ern ft Abbe oerfnüpft ift. Unb baS
wid)tigfte ©ofument babei werben iptn bie „foaialpolitifdjen Schriften oon
Ernft‘Abbe" fein, bie foeben fein greunb unb Rlitarbeiter Vrof. EjapSfi
herausgegeben hat."
BerantWortlich für bie ©djriftleitung :Dr.ßubwifl^et)be, ®erliu«@runewalb. — Verlag :©uftabgif<her, 3cna. — ©ebradt Bei3uliu8(5ittenfelb, ^ofbuch bruder., Verltn W. 8 .
UT" ©tefer Rümmer ift eine Veilage bom „Vuttb ©eutfeher iBobetirefonitet M , Verlin, 5et r. ,,SB ogner f Ein ©ort jmn gfrieben", beigefügt.
SBir empfehlen bie Veilage geneigter ©eadhhmg.
XXVII. |o»)t5tt«9.
Ötrlin, lim 7. lHätj 1918.
ilmnm« 23.
tyvaxi#
nnb
giVdjiv fixt |IblkSttUTj)lfitJ)rt
Crftyefot oi \&m Domterttag.
Sdfrtftliltsiii
§ erlitt W», lleilfttbörfftr. 29/30
1 «I Stitttfcotf UM.
gr*f. Dr. ®. fraRdte unb Jwf. Dr. p. |intntrtmann.
fhreti Jrtertel|ÄljrIl^ 4 Jiarlu
0 trief *
fftfiher, gewa.
Strnfprntyer 58.
3 t rcifflnufcl unb Einigung^-
3 ioang im ArbeitSnaduoei«*
luefeit. s ^oii Dr. SfclauS Sogner*
JRoemmich, ©reSlau.387
Dag Aedjt ber Organifationen
im neuen Dcutfdjlattb ... 340
9C0gemehie 8o$fofpaIMt .... 342
Dte Sogialpolitif in ben Etat-
beratungen be$ 91etc^dtag$.
Ein dnftitut für (ojiale gorfetjung.
4laterUinbifd)er $ilfgbietift . . . 343
Aeue AuSfübrimgäDeftimmuiigen 311
ben bie Arbeiter* unb Angeftelften*
augföfiffe betreffenben ©eftimmun*
gen be§ #Uf$bienftgefebc 8 .
3tt<htlinien für bic öötjne in toiirttem«
bergigen StriegSbetriebcn.
Sartfoeceinlanitttett jmtfdjen
ftrbeitgebern mb tKrbeUem. 344
Der AeicpgtanfDertrag für ba$ 2eber*
n u$ vüftun g £ g e tu erb c.
Die Dariffrage int Dathbecfergetoeibe.
OrgattifatioMeit bet Arbeiter, ®e>
fUffest, SfngefteHien unb Qe»
amten .344
Eine Arbeitsgemeinfdjaf t ber gaftmirt*
fthaftlidjen AngeftellteitDerbänbe.
Ein gretIjeitIi<h*9tationaIer Arbeiter*
unb StngefteÜtenfongrefe.
Eine erfte JReidjgtagung faufmäimi*
idjer Angefteflter Deutfiblanbg.
btebeitevoeefUbemng. gpavtaffen 346
gortgetoabrung ber SRentenjulagen.
Ausbau ber ^nüalibenoerfubemng.
«frbettgmarft st* ürbeit#na^»ei# 340
Der beutfrbe ArbeitSnmrft im Januar
1918
<EBobIfabrt0einri(btttttgen .... 347
Der ftriegdaudfcbuB 311 m Scputje
auffidjtglofer SKnber.
Die Qcntrale für private ^ürforge,
©erltn.
Die ©osiölbemutin alä Wlieb ber
©olfSgemeinfchaft.
«olfgerftiefttraa.348
Die ^Regelung be$ v getoerblidjeti
©rinatunterricbtötnefenS.
Die SRot im 2 ebrtiitg 8 h)efcii.
.•bo^fibule für fommunale unb fo*
3 iale ©erioaltung, ftölit.
«BoKggefnnbbett.349
Die ©eratuitg be£ iVfebiaiitaletate im
5ßreufelfd)e» Abgcorbnetenhaufe.
VBobituug*» unb Vibettfregen . 349
Die Maßnahmen ber Datjcri*
idt)eit fWegierun^ 3 ur ©efämp*
fung ber SBobnungSnot nad)
bem Kriege.
Au 8 be|mntg beS äRieterfdjupe* in
ber ©eptoets.
SUevarififie SHtteUnngen .... 350
Wbbrucf fämtltdjer Auffäfce ift Beitungen unb Settfc^rlftcn geftattet, jeboib nur
mit Doller Quellenangabe.
SrtmklUnufH tittb ©tmpnpjroamci ittt Ärtrerts-
nadjntmaffien.
Von Dr. Klaus ©agnersAoentmich, Vreslau.
Vei Arbeitöftreitigfeiteii smijehen Arbeitgeber uni) Arbeit*
nehmet* ift cS für bie öffentlidjen ArbeitSnachmetfc am ein»
fachften, bie Vermittlung für ben beftreiften Vetriefo unb für
bie ftreifenben ober aitSgefperrteit Arbeitnehmer einguftelleu.
Die ArbeitSnad)meife fperren alfo gemifferrnafeen mit auB ober
ftreifen mit, [teilen fief) innrer auf bie Seite beS Kampfluftigen.
Dtefe ®anbbaburtg mar bet ben öffentlichen ArbeitSnachmeifeti
Siierft allgemein üblich, unb btefer erfte SS eg ift and) nicht
nnbebingt überall abaulehneu. Die .§erbeifchaffung Don
l)lrbeit§miHigen für beftreifte betriebe liegt int 3lufgabenfreife
bcsi fämpfenben Slrbeitgcbemcrbanbeö, unb bic Unterbringung
non Streifenbcn unb SluSgefperrten außerhalb beg Streitfchan*
pla^eO liegt im 3fufgabenfretfe bes fäutbfenben Slrbeitnehtner*
oerbanbeö. Die Verbättbe tonnen bie§ .Kampfmittel ol)tte
^mifd)enfd)iebnng ber öffentlid>ett Wrbeit^nadjmeife tüel beffer
benufeen. Dte ÄrbeitObermittlung bet $rbeit§frieben uit-b bei
5 Xrbeit§ftreit mirb als Dcitigfeit t>erjd)iebener 2 frt anerfannt
unb berfchiebenett Einrichtungen iiberlaffcn, bei OTbeitSfriebcn
ben öffetttlidien 9lrbeitsnad)tucifen, bei 5lrbeit0ftreit bem Ve»
rnf^berbanb. Die Vcrbänbc fönnett bet SlrbeitOftreit erfolg*
reid) vermitteln, and) menn fie bic ^Irbeitsvermittliing ber
9 frBcitSfriebenö 3 cit nid)t itt ber ^oattb haben. Diefer Vergidht
ber öffentlid>cn SCrbeitSDermittiung auf Vermittlung bei
9frbeit$ftrcit ift ficherlid) nid)t erfreitltd), aber ift bort jmed-
mäfeiö, mo fich.bie am Slrbeitenacbmete beteiligten Arbeitgeber
unb Arbeitnehmer über etluaS Vefferes noch tiicht einigen
fönnen, mo bie Einrichtung einer bott Arbeitgebern unb Arbeit*
ttehmeru atierfannten öffentlichen Arbeitsvermittlung, anbern-
falls fchettert.
Diefer erften Viöglidifcit, bah ber ArbeitsuacbmeiS fich bei
ArbeitSftreitigfeiten tot fteflt unb überhaupt uid)tS unternimmt,
fteht gegenüber bie b n» e i t e , entgegengefefcte 30^öglid)feit, bafe
er meitcr vermittelt, aber fid> gegenüber bem ArbeitSftreit taub
ftcllt — trop aller vor ber Ditre unb in bem VJarteraum ftehen-
ben Streifpoften. Der Arbeitgeber ift aber befanntlidj ent*
riiftet, menn ber ArbeitSnachmeiS ihm unter Entlaftung bet
Streiffaffen Arbeiter aus beftreiften ober ausfperrenben Ve-
triebeu ^ufeubet, unb ber Arbeitnehmer crflcirt, menn eine
ArbeitSfteEe bnrd) Streif ober AuSfperrung frei gemorben ift,
fo gehöre baS ^u ben mefentlichen ArbeitSbebingungen, bte er
vorher genau auf bem ArbeitSnadimetS erfahren miiffe, $umal
bann, menn er nad) auSmärtS gefchieft mirb. Diefer ameite,
heute r«ht gebräitchlid)e VJeg, bei ArbeitSftreit genau ebenfo
311 vermitteln, als herrfche ber tieffte Srtcben im Öanbe, ift nod)
fehl* viel nnametfmäßiger als bei* erfte 2Beg. . s XBenigftenS ift
bann ein Anfdjlag nötig: „Das Arbeitsamt sieht Feine Er*
funbigungen über Streifs unb AnSfpernmgen ein unb über-
lafet SKitteilungen bariiber ben Arbeitgeber* unb Arbettnehmer-
verbänben", ober nod) ein Schritt meiter: Arbeitgeber unb
Arbeitnehmer erhalten je einen AuShangfaften auf bem Arbeits¬
amt für Vefanutmachuugen ohne Verantmortlichfeit beS Ar¬
beitsamts. Dies führt su einer britten 3l2öglichFeit hiuiiber *).
AIS fortfd)rittlid) erfcheint ber brittc 2Ö e g, über ben
auf ber VreSlauer Dagung öes VerbaitbeS Deutfd>er ArbeitS-
uachmeife (Schriften beS Verbanbes Deutfdher ArbeitSna<hV)eife
9fr. 8 , «Berlin 1911, Seiten 27, 28, 14, 52, 68—74, 80—100)
eingchcnb gefprod)eii mürbe: Mitteilungen ag ben Arbeit¬
nehmer unb an ben Arbeitgeber Von bem Vcftchcn eines ArbeitS»
ftreiteS. Es liegt auch nicht im Jsntereffe beS Arbeitgebers,
menn ihm teilte sngefaubt merben, bie feine Streifftellcn an¬
nehmen mollen unb bic am Snbriftore mieber umfehren, moraus
nur UnauträglichFeiten entftehen. Auch ift es für ben Arbeiter
fein Vorteil, menn er 311 einer- Stelle, Vielleicht einer auS-
märtigeu, vermittelt mirb, bie ihn nad) mentgen D-agen mieber
entläßt, fobalb feine Streifbeteiligung befannt mirb. ©ans
*1 Ente Vcrorbitutig bee 3äd)jt)d>eii Minifteriumss beS Innern
Dom 26. Mat 1917, 542 III Dcrpflichtct in § 13 bte öffentlichen
ArbeUdnadpueifc, Arbeitgeber von Auöfperruitgeii, Arbeitticbnter von
ArbeitSeinftenungeu 3 U uerftänbigen. Eine Dreitmuig von Auö-
fperrung unb Arbeiiöeiuftcllung ift aber praftifch iinbnuhfübrbar,
bcibeS gel)t nteift .^anb in ^attb. And) toollett Ael^eitgeber über
Streifs unb Arbeitnehmer über AuSfperrungeu unterrichtet fein.
Offen bleibt bie grage, ob bie beftreiften firmen ben Arbcitfuchenben
ttnb bie auSgefperrictt Arbeitnehmer ben finiten mit Aatiten genau
attsugeben finb.
Soziale $ tagte utib 3(rd)it> für BolfSwojfjlfahti — 1918 - XXVII. 9h'. 28.
33Ö
840
fclbftberftänblid) follte eine Unterrichtung übet* ben Arbeite-
ftreit im gwifchenörtlidjen Bevfchr fein, inn betbe ^arteten. Dor
unnüßen Aeifefoftcn nnb Dor 3eitberluft gu bewahren. Die
Mitteilung an ben Arbeitnehmer lautet am unparteiifchftcn:
„Sn öent betriebe Wirb übrigens geftreift; ob mit stecht ober
Unrecht, wiffeti nur natürlich nid)t." Sn fold)en ÜUiittcilungen
fehen aber bie Arbeitgeber eine Aufforberung, bie Stellen ab*
gnlehnen. Sie glauben, ber Arbeitnebmer fd)ene fid) fd>bu
gegenüber bent ArbeitSDermittler, ben Bewerbcrfd)ein angu*
nehmen. 9fod) mebr entrüftet finb aber umgefchrt bie Arbeit¬
nehmer über eine entfßrechenbe Mitteilung an ben Arbeitgeber,
baß ber Arbeitnehmer auS einem beftreiften betriebe fomme.
Sic feben barin einen amtlichen Ausbau ber ^eßwargen Siftc.
SBenn hier beibe Steile gleich behanbelt werben follcn, fo müß*
ten bie ArbeitSnadjWeife fd)on ein SttctfenbewBergeidwiS bon
ben Arbeitgebern entgegennehmen, ba. bie Streifaugehörigfeit
ber Arbeiter fonft nur fd)Wer unb faunt beweisbar feftgefteHt
merben fann. C£rleid>tert es? ber Arbeitsnachweis bitrd) eine
Mitteilung ben fätnpfenben Arbeitnehmern, ben 3 nftrom neuer
ArbeitSfräfte au fämbfenben Arbeitgebern abgufdjnetben, fo
oerlangt ber Arbeitgeber, baß er bariiber unterrichtet wirb,
wenn er burch Übernahme ftreifenber ober auSgcfbcrrter Ar¬
beiter ben Kautpf ber Arbeiter gegen anbere Unternehmer
finangieU erleichtert, Die Sdjwierigfeiten fcheinen faunt ent«
.wirrbar, Befriebigitng auf beiben Seiten ift auf biefc äBeife
faum erreichbar. (£S fontmt binau, baß baS ©efdjäftsperfahrcn
ber ArbeitSnadhweife bei ArbeitSftreitigfeiten baS ©inigungS«
unb S#ebS 0 erfahren nicht crfriiWerert barf, fonbern fÖrbern' foll.
Da bei ArbeitSftreitigfeiten am £rte Mitteilungen Weniger
nötig finb. Wirb man au folgcnbcr Orbmtng foinmen, au ber
fid) Anfähe fchon bei ntandjen öffentlichen ArbeitSnad)Weifen
unb in ben Muftcrfaßungen ooit Darifberträgcn finben, aber
«reift noch Wenig burdjgearbeitet nnb nngleid)mäßig:
Bei ArbcitSeinftcUungeii unb ArbeitcrauSfperrungcn. wirb bic
ArbeitSDermittlung fortgefeßt. Dem Arbeitgeber muß ber ArbeitS-
occmittler mitteilen, baß ein Arbeitnehmer einem beftreiften ober
auSfberrenben betriebe angehörte, wenn ein auswärtiger, noch nicht
augereifter Arbeitnehmer vermittelt werben foU. Xem Arbeitnehmer
muß ber ArbeitSDermittler mitteilen, baß eine offene Stelle einem
beftreiften betriebe gugeßört, wenn bie stelle auswärts ift unb ber
Arbeitnehmer nod) nicht hingereift ift. $n anberen ^äUeu ift bie
Mitteilung Don ArbeiiSftrcitigfeiieu bem ArbeitSDermittler oerboten.
Das Arbeitsamt ift nicht oerantwortlid) für Mitteilungen über
ArbeitSftreitigfeiten ober für ein llnterlaffen folcher Mitteilungen.
Den an ArbeitSftreitigfeiten beteiligten Bereinigungen unb Be¬
trieben bleibt es oorbehalten, einen Aushang mit einet futgeu Mit¬
teilung über ArbcitSftreittgfciten bem Arbeitsamt gugufteUeu. Der
Leiter bcS Arbeitsamtes fann biefe Mitteilungen an einer außer¬
halb ber BerauiWoriung beS WwitSamtcS fteljcnben, für Mittei¬
lungen Sßrioater beftimmteu 3TafeX auShängeu, folcmge ber AuSfdmß
nicht wiberfpricht.
SBurbe eine tarifoertraglid) Dorgefepene (nnigungSftelle, ober
beim fehlen einer tarifbertraglichen Beftimiming ein bchörbfid)cS
CSinigungSamt angerufen
n) bon ben Arbeitgebern, fo bürfen ftreifenbe Arbeitnehmer erft
bann wicber nach einem anbereu ars bem beftreiften Betriebe
bermittelt werben, wenn ein SdjiebSfprud) gefällt ift, ber Don
ben Arbeitgebern abgelchnt wirb,
b) bon ben Arbeitnehmern, fo bürfen burch Auswertung ober
Streif frei geworbene Stellen erft bann wieber mit anbereu
als auSgefperrten ober ftreifenbeu Arbeitnehmern befeßt wer¬
ben, Wenn ein Sdjiebsfpruch gefällt ift, ber Don ben Arbeit¬
nehmern abgelehut wirb.
Sehnen bie Arbeitgeber allein bas ÜrimguiigSoetfafjren ober ben
SchiebSfpruch ab, fo finb bie burch AuSfperrung arbeitslos gewor¬
benen Arbeitnehmer DoraugSWeife au Dcrmittcln; lehnen bie. Arbeit¬
nehmer ab, fo finb bie burd) Streif frei geworbenen Stellen DorgugS-
Weife gu befeßen. SBäfjrenb eines anhängigen J£intgungSberfa§tenS
neu auSgefperrte 'Arbeitnehmer ober neu burdi streif frei geworbene
Stellen finb borgugSWeife gu Vermitteln.
Offenbar ift biefer britte 2öeg mit allen feinen Unftimmig*
Feiten unb Umftänblichfetten nur eine ÜbergangSform gu einem
oierten- BJeg. Die Auwenbung eines DrncfS auf bie
Streifenben 311 t* frieblidien Einigung fann gu einem befriebt»
genben neuen ©cfchäftSbor fahren ber At*beitSnad)Weife bei
ArbeitSftreitigfeiten führen. Das Arbeitsamt ber Stabt
Bre.Slan h<ü bei feinen neuen 2 fadhabteilungen, bie auf
Selbftoerwaltung ber Arbeitgeber unb Arbeitnehmer beruhen
unb bie oon ben BerufSDerbänben als BflidjtarbeitSnad)WeiS
anerfannt würben (Mclbegwang für ArbcitSgefudje unb offene
Stellen, BcrmittlungSgwang bei Belebungen, aber nur Bor«
fd)lagSred)t beS ArbeitSnad)WeifeS, fein AiiuahmegrDang bei* s Be-
teiligte«) folgenbe Orbnuiig getroffen:
Streifenbc ober auSgefperrte Arbeilnehmcr bürfen erft bann
nach einem anbereu als bem beftreiften ober auSfperrenbcn Betriebe
Dcrmittelt Werben, wenn bic Arbeitnehmer eine l£miguugSftcttc am
gerufen hoben unb bic Vlrbeitgcbct fid) am (iinigungSbcrfahrcn^ nidn
beteiligen ober ben bon ben Arbeitnehmern anerfauuten SchicbSfprudi
ablehnen. Sold)e Arbcitfuchenbc finb oorgugSWcifc gu Dcrmittcln
unb fteßeuanmelbcnbe Arbeitgeber finb eutfprcd)enb aufgnflärcn.
Surd) Streif ober Ausfperrung frei geworbene Stellen bürfen
erft bann wieber mit anberen als ftreifenbeu ober auSgefperrten
Arbeitnehmern befe^t werben. Wenn bic Arbeitgeber eine (Sriuigung^
ftelle angerufen haben unb bie Arbeitnehmer fid) am ©inigungSoer
fahren nicht beteiligen ober ben Don ben Arbeitgebern anerfauuten
SchiebSfpruch ablefjncn. Solche Stellen finb DorgugSWeifc gu be
jebeu unb Arbcitfuchenbc finb cntfpredjeub aufgufläreiu
Slnihreitb eines anhängigen ©inignngSDerfahrenS neu auSge
fperrte Arbeitnehmer ober neu burch Streif frei geworbene Stellen
finb DorgugSWeifc gu Dcrmittcln.
AIS Ü'inigungSfteile gelten tarifDertvaglid) Dorgefehene Stellen
ober beim gehlcu ciuer tarifDcrtraglidjeu Befttmmung behörMidv
(^inignngSftellen.
2)icfcS Berfahren erfdjeint geniigenb geredht, einfach mib
flau, um fid) einguhürgern. hierfür fpricht, baß bie Arbeitgeber
unb Arbeitnehmer beS Baugewerbes biefe Beftimmungcn fau
bebatteloS als gerabegu felbftoerftänblid) annahmen, troßbem
Bauunternehmer unb Bauarbeiter befanntlid) nid>t immer bie
finb, bie fid) am rafdbeften ftill unb fricblid) finben. SDaS ®olg
geWerbe, baS fdion alten BerftänbigungSboben bietet, feßte iol
genbe, in ihrem Söortlaut hier bereinfad)te unb formell Oer-
befferte Beftimnimmtg hinan: „2)ie Arbeitsoermittler follcn
auf eine fofortige Anrufung ber ©inigungSftelle hinwirfen.'
Biellcidht finb biefe Beftimmungen bniftifd) nollfommen burdi
führbar nur bei gut burdjorganificrten unb tariflid) Wohl ge
orbneten BerufSgrnbpcn, aber bie GntWicflung foll nad) biefer
3Fidhtung gehen. $ier Wirb alfo baS ©inigungSoerfahren als
baS Normale anerfannt. B>er fiel) ihm nid)t anfd)Iiefet, wirb
Dom ArbeitSnad)WeiS abgelchnt. Wer unter bem .Qampfwillen
beS ©cguerS leibet unb einigungsbereit ift, Wirb Dom Arbeits¬
nachweis fogar beDorgugt. An bie Stelle ber alten Mitteilnngv
bflid)t über ArbeitSftreitigfeiten, bie gu einer Beteiligung bisiiei
außenftehenber Arbeitgeber ober Arbeitnehmer an ber Bot)fcu
tierung ber .anberen ermunterte, ift eine neue Aufflärungv
t)flid)t getreten, bie einigungSberciten Arbeitgebern gu Arbiüts
fräfteu unb eimgnngSbcreitcn Arbeitnehmern! gnr Arbeit Der¬
belfen WiH.
2)er erfte BBeg War britfnngSlofe .Uambfbeteiligung bei
ArbeitSnacfyWeife, ber gweite Söeg War eigenfinnigcS $imueg
fehen über bie ArbeitSftreitigfeiten, ber brittcäßeg War ein un-
befriebigenbeS ^ombromiß, ber Dierte B>eg fnitpft an ben ein
fad)cn erfterr 2Beg an, er hilft ftreifen unb hilft auSfberren, aber
geholfen wirb nur ben ©inigungSberciten, bic Dom fnnun
luftigen ©egner boßfottiert Werben. ift ber Bkg bet
3Ö i r tf dhaf tS f ri eb I i d)f e i t im beften Sinne biefe*
BBorteS ober, rid)tiger, ber A r b c i t S f r i e b I i d) F e i t.
fas Itertjt Her ©r^flntfatitfuen im itmn
(^iii Don ber Qtefellfchaft für Sogiale Aeforni eingefeßter
tlntcrauSfchuß für ArbeitSred)t, ber Bertreter ber ©eWerf
fd)aftcn unb ÖeWerfDereine aller Aid)tungcn 'mit Sogial
bolitifern unb guriften bereinigt, h^t, wie in biefen Blätter;
öfter, erwähnt, baS ÜoalitionSredht gum Öegenftanbc eingehen
ber Beratungen gemacht. $n bret «heften ber „Sd)riften" ber
©efeUfchaft (Sena, ©uftaD 5 ifd)cr) waren gunädift behaubel
Worben: 1. StoalitionSrecht unb Strafred)t G'&eft 5G), 2. Tas
5^oalitionSrecht unb bte ftrafrechtlidjen Aeben- unb Boitgci-
gefeßc ($eft 57), 3. TaS ^oalitionSrecht unb baS ©efinbe- nnb
Oanbarbeiterred)t (©eft 58). liefen Abhanblungen fdjließcr
fid) nun gWei weitere $eftc an: 1. Xer ST 0 a [ i t i 0 11 s
f a m p f nad) g e 11 e n 5 e nt Q i d i l r e d) t Ooeft 60, Brett
90 Bf-) unb 2. X e r 0 a I i t i 0 11 0 f a 111 D f a i S B u 0 b I c in
ber ©efeßgebung (,?>eft 61, Breis 60 Bf.). Snbem wti
uns eine eingehenbe Befbred>ung biefer Schriften DorbebaltcH.
befchränfen Wir uns heute auf eine furge Angeige.
%n ber Borbemerfitng gu .^eft 60 beißt es:- „Die Däti.v
feit ber Koalitionen berührt nicht nur baS öffentliche ittedt
inSbefonbere baS Strafred)t, fonbern and) baS 3iDilreri)t.
Dies gilt namentlid) Don ben KoalitionSfämßteri. Criit (vin
841
©oaiale graste unb Slrcbiö für Bolf3Wof)lfabrt — 1918 — XXVU. 9fr. 23.
342
griff beS ®efepgeberS auf biefetu-(Gebiete ift mit beförderen
Scbwierigfeiten Verbunbett, bewtjeber gefepgeberifche Eingriff
fcf>Iiefet bie ($efal)r in fid), bic Sfeipeit ber Koalitionen au be¬
grünten unb m erfdbweren. 2lud> Freien fid) hier bie ver»
fd)iebenen Bteltanfdbauungen über bie münfchenSWerte gefed»
fcf)aftlicf>e GrntWidlung au febr, unt ohne eingebenbe Borberei»
Imtg bie Oirunbfäpe über baS erftrebenSWerte BerbältniS awi*
leben 3iöilredit unb KoalitionSFämpfcn feftlegen au Fönnen.
(£S erfd)ien beSWegen etforberlidb, in ber vorliegenben 5FbJ»anb-
fuitg aunäd)ft einen Überblid über bie Stellung beS gelten-
ben Bi&ilredbtS au bei# KoalitxomSFämpfen au gewinnen, hier¬
bei Fant eS nid>t barauf an, eigene 5lnfidbten über ben Sinn
unb ben Subolt beS geltcnben 3tViIred)tS au entwideln. GrS
banbeite fid) Vielmehr bantm, ein möglidbft objeftiv gehaltenes
Snventar ber berrfdbenben 9lnfrfjauungcn auf beni fraglichen
lebtet aufaunebmenl unb baraulegcn. Senn btefc berrfdbenben
Rnfcbanungen, nicht fubjeFtive Söitnfcbe, finb bie Brächte, mit
benen fidb ber ©efepgeher auSeiitanberfepen unb an bie er an»
fniipfen nuift, Wenn er baS geltenbe Recht revibieren unb fort»
bilben Will. Rur foWeit berrfebenbe Slnfdbaitunöen auf bem
Boben beS geltenben Red)t§ nicht fefigeftedt Werben Fönnen,
war Von gegebenen BoraitSfepungen aitS, bie inSbefonbete ber
Redbtfpredbung beS Reichsgerichts au entnehmen finb, ber Su¬
balt beS geltenben Rechts felbftärtbig auSauIegen. Sement»
fpredjenb erfebien eine 9lnSeinanbcrfepimg mit beftimmten fite»
rarifdben Strömungen nur ba erforderlich, Wo biefe Strömungen
fid) gegen jene berrfdbenben 9fnfd)mtungen richten. (£S muhte
in biefen Salten geprüft Werben, ob fie begrünbet finb ober
nid)t. Sw übrigen war bic Unteifndjung auf baS Btefentlidbe
au hefdbränfen unb baSjenige (Gebiet befonberS au beleuchten,
WeldjeS im Borbevgrltnb beS foaialpolitifdjen SutereffeS ftebt."
Ser Inhalt brr ?(übanblung glicbcrt ftd) irr folgenbc ?lbfd)nitfe:
I. Slbgrenaungcn: 1. Sie Satbeftäiiibe be& KocrütionäfmnpfeS; 2. Sie
IKedjstsarten bet Koalition. II. RedjtStoirfungen beS Koalition#*
fampfeS: 1. Sie Koalition^bhiberung; 2. Sre Koalition#binbung;
3. Sic # KoalitionSfampfbanblung; 4. Sie Koalition#tuerbung; 5. Sie
tftoalütonSfampflage.
Sie SchlnhbemerFung fafet ben Buftanb beS geltenben
Rechts in folgenbe ©inbriiefe aufammen: „3unäd)ft Wirb bie
Berfdbiebenbeit ber RechtSbebanblung auffaden, bie baS gel¬
tenbe Red)t ben Koalitionen auteil Werben Iaht, 9Ran Wirb
biefe Berfcbiebenbeit nicht aus inneren ©riinben, fonbern nur
aitS ber gefchichtlichpn ©ntWitflimg beS KoalitionSgcbanfenS in
Scutfd)lanb erFIären Fönnen. Bteiter fiebt man, bah ber Stanb-
punFt, ben baS geltenbe 3ivilred)t bem KoalitionSFautpfe gegen¬
über einnimmt, nicht auf beftimmte einheitliche (SrunbgebanFen
auriidgebt, fonbern Don ben anfälligen GrinWirFungen abbängt,
bie baS allgemeine bürgerliche Stecht auf bie Tatbeftänbe beS
KoalitionSFantpfeS auSübt. Ser @runb bafür liegt in ber in»
bitribnaliftifchen Slnlage beS geltenben RedbtS, Weldhe eS Ver*
fdhmäbt, adf bie ($nippenbiIbungSbeWegung ber Koalitionen
befonbcr§ einaugeben. Sd)liehlid) Wirb ber (SebanFe nicht ab-
amueifen fein, bah bie Probleme, bie ber Koalition^Fampf auf»
wirft, au tiefgreifenb finb unb au febr mit ber gefeHfd)aftlid>cn
C^efamtentwidlung in SSerbinbung fteben, um burch eine ifo»
lierte atbilredhtlichc Betrachtung in ba§ richtige Sicht gerüdt
werben au Fönnen. Stur eine gefamtredbtlitfjc Betrad)tung§-
Weife Wirb bie Stege erhellen Fönnen, bie au einer fachlichen
Söfung ber Probleme führen."
SaS aWeite $eft (61), ba3 bont KoalitionöFarnpf al^
Problem ber © e f e b g e b u n g banbeit, fd>Iieht fid) eng
an bie llnterfudjnng ber Dorbergebeuben Sdbriften, beren
K'enntniö Ooranögefebt wirb, ebenfo wie bie bort borgenom»
mene Sfbgrenaung bes ©ebietä: „Sobalb man, wie e§ hier
gefchiebt, biefe§ (Gebiet alö Problem ber ©efebgebung auffaht,
acigt fid), bah ber KoalitionSfantpf nicht lo§gelöft boni bem
3W>ede betrachtet Werben Fann, bem er innerlich bient, unb bie
3 it>ilred)tlicbc Betradjtung nidit aitöreicht, um allen Seiten
biefe§ Broblcm^ gerecht werben au Fönnen. Seewegen muhte
tn biefen 2lu§fübrnngen bie böbrre foatale Drbnung, auf bie
ber KoalitionSFampf binbrängt, in ben Borbergrugb geftellt
mtb bie Betrachtung auf Sragen be§ öffentlichen 9ted)t§ au^-
gebebnt Werben. Slnbererfeitö War jene Drbnung, bie im
Sarifbertrag aum SluSbrud Fommt, nur infoweit rechtlich au
6ehanbeltt, al^ ihre (SinWivfung auf bae KoalitionSrecftt in
T^rage ftebt."
So» ^nboltwüaacidmi^ locift folgenbe 'dbfebnitte auf: I. Sa§
lagiÄlatioe Problem. U. ^ofitineb Koalitionsirecbt: 1. Sie Erhebung
bei Koalition aum Crgäit foataler Sclöftbeftimmung; 2. SaS Stecht,
fid) au foalTcren. III. KocrlitionSfampfrecbt: 1. Sie Satbeftänbe beö
• ftoalitionafampfeä in reehtöpolitifcber Beleuchtung; 2. § 826 B^B.
unb bie Freiheit ber Koalitiongtampfhanblung; 8. Sa§ Stecht aur
Koalttionömerbung; 4. Kampfoorbeugung burch öffentliche^ Stecht.
IV. Sie Sorberungen an bic ©efefcgebung.
2113 Sorbernngen an bie (^efehgehitng
Werben aufgeftellt:
1. SlUe lanbeörechtlidben Beftimmungen, bie Koalitionen
5 u KampfaWeden Verbieten, finb aufaubeben. 9lufaubeben ift
auch § 153 @£>.
2. § 152 3lbf. 2 @£). foll für bic Beaiebnngeit Wegfallen,
bie fid) aWifdbeü ber Koalition unb ihren ÜDfrtgliebern aur
Snrchfübrung eineä Tarifvertrags ergeben.
3. 9ludb nicht rechtsfähige Koalitionen follen als rechtsfähig
angefeben werben, foWeit es fidb um ben Sttfdjluh von Tarif¬
verträgen unb bie Slnfpriidbe aus Tarifverträgen banbeit.
4. SaS Stecht eines jeben, fid) au Foalieren, muh als ein
unentaiebbareS BerfönlichFeitSre^t gelten. Slbrebert unb Be-
fdbliiffe, bie biefeS 9ted)t bceinträd)tigen, finb ungültig.
5. @ine Kampfbanbhtng Fann Wegen ihres 3ieleS nur
bann eine unerlaubte $anbtung im Sinne ber §§ 823 ff. B@B.
bilVen, Wenn biefeS 3iel einem gefehlichen Berbot Wiberftreitet.
Sie Kampffreibeit ift infomeit gegen bie Slnwenbung beS § 826
B@B. fidberaufteden.
6. SaS Stecht muh Borforge treffen, bah bas StreiFpoften-
fteben eine georbnete SluSfubrung finben Fann, auch gegen
Boliaeiverorbmtngen, bie aum Schuh* beS Strah*uVerFebrS
erlaffen finb.
7. 3ur Borbeugung wirtfchaftlidber Kämpfe ift auf bem
(Sritnbe beS freien KoalitionSWefenS ein befonbereS TarifVer»
tragSrecht au bilben unb mit ®ilfe Von SlrbeitSFammern aus«
anbauen. 9litd> finb obligatorifdbe 2lrbeiterauSfd)üffe mtb
Schlichtung§ftellen beiaubebalten ober neu au fdjaffen, foWie
bie ©inriebtungen beS ©inigungSWefenS fortaubilben, inSbcfon-
bere burd) ©rridbtitng eitteS SteichSeinigungSmnteS mit Ber-
hanblungSaWang. _
JUlgcmfitif gtfljtttljifllttth.
Sie SoaialpolitiF in ben @tatbcratungcn beS ÜteichStagS.
Sn ber ©tatbebatte, bie Vorige Söodje mit ben Stehen beS Kana-
lerS unb BiaeFanalerS eröffnet würbe, fpielte bie SoaioIpolitiF
eine überaus geringe Stolle. KriegSaiele, SriebenSVerbanb-
lungen, 3Bablreform beberrfchten bie 9luSfprache. Saneben
Witrbe ber politifeben StrciFbeWegung ausführlich ge*
bad)t, Wobei fidb bei ber Begiermtg unb allen bürgerlichen Bar-
teien iibereinftimmenb bie Volle Berurteilung beS unVerant-
Wortlich törichten Streifs ergab, Wäbrenb bie BtebrbeitS-
foaialiftett eS awar Vermieben, ihn au Verurteilen, aber immer¬
hin bie ganae Slngelegenbeit ohne $erauSforbentng unb mit
ber merfiidjen Slbfidbt, es barüber nidbt aum Vollen Brudbe
mit ben Regierungsparteien Fommen au taffen, bebanbelten.
Sah ber Biaefanaler v. B ö p e r nnb StaatSfeFretär
3Ö a 11 r a f bie Haltung ber Regierung Wäbrenb beS
Streifs verteibigten, ift felbftverftänblid), unb man
Fann erfennen, bah *3 mit manchem giuten @runbe
gefdjab. SBeniger gtüdlicb War ber Berfud), bie Be¬
wegung im Wefentlidjen als bas Fitnftlidje BrobuFt einer vom
feinbticben SlitSlanbe auSgebenben SlngblattVerbreitung au er¬
FIären. Sn ber Sarlegung beu StimmungSgrunblage beS
Streifs aeigte fidj Scbetbemaun vielleicht als beffer unter-
( ricbtet als bie Regierung, nur verfiel er in ben entgegen-
gefepten Schier, bie $eparbeit ber raVifalen ©ruppe aHau febr
mit bem Schleier ber Siebe anaubeden. So aeigte bie Sebatte
Feine fonberlidbe Slnnäbernng ber grunbfäplidjen StanbpunFtc
au ber Strcifbewcaitng nnb ihren Urfadben, würbe aber auch
nidbt au ber Vielleicht im SlnSlanb erwarteten groben Senfation
eines Brud)cS awifd>en Regierung unb SoaialbemoFratie. —
Reben ben StrciFfragen Würben in ber Gtatbebatte Vor adern
noch biejenigen foaialpolitifdben 9lngetegenl)eitcn erörtert,
beren parlamentarifdie Bcbanblnng alsbalb ftattfinben wirb.
SRit Warmen Porten fiinbigte ber Biaefanaler, nadb Furaent
Rüdblid auf bie foaialpolitifchen Sortftfjritte ber KricgSaeit, bic
©inbringnng beS 9lrbeitSFammer - QJefepcntWurfS nnb
bie 9lufbebnng be§ § 15 3 R65C. an. Wobei er befonberS be¬
tonte, bah biefe ©rrungenfchafteu foaial Verföbnenb wirfen
foden. Serner machte ber Biaefanaler von bem Oteiepentmurf
343
Soaiale Praxis unb Vlrdpp für PolfSWohlfahrt — 1918 — XXVII. 9k. 23.
344
,’jiir Pefäutpfung ber (Hcfd)led)tsf rauf beiten unb ooit einer
Puubesratsoerorbnung gegen bie Preistreiberei Mitteilung,
mn fd)ließltd) eingebettb bet ber 28 o b tt n tt g s f ü r f o r g e 31 t
Derweilen, für bie er bie fittanaielle llittcrftübnng ber (finael-
ftnnten unb (Hemeinbeit bitrd) bas Reich in .Vlusfirfjt fteüte. Bon
bett parteirebnern Waren es oor allem bie Vlbgg. 3 t r e f e -
in a tt n , X r i m b 0 r n unb öraf P 0 f a b 0 W s f t), .bie 311
bett foaialpotitifdien Sraßen Stellung nahmen. 3o ging
3rtutborn auf bas 3'artf* unb ' (finigungäwefeu, bie Pe*
Dölferuugs- unb bie 28obn ( uugsfrage ein unb fcfjlofe beu foaial-
politifchen 3eil feiner Rebe, bie and) fiir bie Notlage ber Pe-
aiutenfdjaft freunblicbe Sporte faitb, mit einem Vlusblicf auf bas
28icberaufleben bcs Soaialibcalismus nad) beut .Kriege. (Hraf
P 0 f a b 0 tu S f i) bcOanbeltc bie 28obnnngsfitrforge, bie feines
(frad)tens fid) febr foftfpielig geftalten wirb, Dr. Roefttfe
erfitebte, and) bie 28obnfrage auf beut Vattbe nid)t 311 oergeffett.
3 t r c f e m a tt n maritte, bie ^uftättbe, mie fie uad) 1871 mären,
tuicberfebren 311 loffen. $infid)tlid) ber Vlrbeitsfantmcrn
uuinfdjte Sirefemattn, baß hon nornberein befonbere 9fu*
geftelltcnfammern uorgefeben mürben. Dr. 9t 0 e f i cf e warnte
nor ber Übernabtue 001 t Peftiminnngett bes .'pilfsbienftgefebes
in beu Rahmen bes Vlrbeitsfammergefeßes, mas fid) nor allem
auf bie Wvbeitcraiisfdmffe beliebt. Saft bnrd)iucg baubeite es
fid) bei biefett Vinierungen aber um beiläufige Pentcrfungen
int Rahmen grober golitifdter Reben. Räber auf bie auge-
.fchnittenen &ragett einaugeben, wirb' ber Reirfistag mobl im
•weiteren Perlaufe ber Debatten noch (Helcgenbeit babett.
(fin ^nfütnt für foaiale ftorfdmng wirb uon ber Stabt MÖIu
nifd)affen Werben als (frgänauug ber por 20 fahren in Köln ge*
giiinbeteit erften .sbanbclsbodtfdnilc unb ber por einigen fahren bis
lieben gerufenen .'bodiuhule für fommuuale unb foaiale Verwaltung.
3 ie Vir beit bes ^nftituts fall fid) in brei 9 tid)tuugen gliebertt: eine
f 0 3 i o l 0 g i f dt e . eine f 0 3 i a I p 0 111 i f dt e unb eine f 0 3 i a 1 *
red)tlid)e Vlbteilung. 3 ic ^orfdjuugeu füllen uiibebingt frei unb
abfidjtslos getrieben werben. 3 a aber immerbin jeber Ci 5 elef>rtc bis
311 einer gewiffen Örenae uon feiner VBeltaufchauuug beeinflußt ift,
Wirb je ein fyorfdter diriftlidiev, fapitnfiftifdKr unb foaialiftifdter Vln
fdmuung an bas (Uijtitut berufen. Vlußerbem ift an bie ,v>cran-
( >ieljuug weiterer Welefirter, and) foaialbemofratifcher, gebadit. 3 ie
Vlrbeitsterhuif biefe* omtituts für foaiale CiJeifteswiffcnfcbaft glieberi
fid) in ber Ui>cife, baß gunädiit bie Urmaterialicn, (Heieße, Verorb-
uuugen, Statiftifcu ufw., fo.gaipolitifdte Literatur, aud) Vilbcr ge¬
fummelt werben. 3 a* Material muß bann miffeufd)aft(id) burct)-
brungen werben. 3 ie Verwertung ber jvorfdiuugsergcbuiffe bat bann
,ju erfolgen burri) fttftematifdje wiffeufritaftlidie Veröffeutlidnmgcu -in
8eitfd)riften, Piidtern, Brofdgimt, burch Vorleiungen unb Vorträge,
foaiale 38 odicu, burd) (fiiiaelPorträge. 3 ie Moften fiitb aunädnt auf
120 000 J( oeranfdtlagt.
^fltfrltfnbfrrirer filfsötettff.
Reue Vlusfnl)ruitgs 6 citii»muiigcii 311 bett bic Arbeiter unb
RngefteUtenait£frf)üffc betreffenben Pcftimmungen be£ ,£ülf*=
bieitftgefebes (§ 11) l)at ber preuftifefte $anbelSmtnifter am
31. 3edcmber 11)17 eriaffeu, bic im „MriegSamt" oeröffentlidit
werben.
3 er Petr-iebsuuteniefimer bat bie Labien berbeiaufübreu. 3ie
gefeblirije Miubeftaabl ber Arbeiter ober VlugeftcKtcu bemißt lief»
unter Mitaäljluug aller obue 9 lüdfid)t auf (Mefcbledtt, Vllter unb
3 taatsangeborigfeit. V!uf 250 Vlrbeiter ober Vtngeftcllte fommen
miiibefteu* 5 Vlusfduißmitglieber, auf weitere 50 je ein*; bei 500
»nüffeu bie s Jlu*fd)iiffe miiibefteu* 10 Mitglieber haben. 3ie*3abt ber
ti'rfabmänuer muß hoppelt fo groß fein, ^iir Petriebsabtciluugen
fÖnncn befonbere Vlusidniffe errulttet werben; bie* fanu bei mebr
al* 5000 Vtrbeiieru bie bobere Perwaltiuig*bebörbe anorbnen. Vllle
Vlrbciter unb 'Jlngeftellteu muffen burdi einen Vlusfdjuß oertreteu fein.
V 9 «blbered)tigt fiub bie oolljäbrigen Vlrbeituebmer beiberlei ©efd)led)ts,
bie V 9 äl)lbarfcit fept einmonatige Petrieb* ( gigef)örigfeit borait*. 3er
Vlusfd)uß wählt einen Cbmauu, ber bett Viusfdjuß betn Petricbc^
Unternehmer unb ba- 3 d)lid)tuug*ftelle gegenüber pertritt. 3 er-Unter*
liebtuer leitet bie oipuugeu. Vluf VlOuifd) fami ber VluSfd)ȧ auch
3uuäri)ft ohne ibu auf liiulabimg bes Cbmauu* tagen, barf bann
aber feine aubereu Pefdtlüffe als beu ber Vlnrufuiig ber Sihlichtungs*
ftelle faßen. J^ür perfäuuite VtrbeitSaeit barf fein Sohuubaug ftatt*
fiuDeu. Pei 3 treitigfeiteu, bie mit ber tSrridjtung ber VtuSfrftüffc,
beu Tablett 311 ihnen, ihrer ^uftänbigfeit unb Ok’fdiäflsfübrung
aufammeuhäugeu, eutfebeibet bie Wewerbeanffid)t, gegen bereu
fd>eibung Pcfdiwerbe an bie höhere PerwaltungSbehörbe auläffig ift.
,yiir Vlu*fd)üffe, bie Por bern (i. 3 eaember 1010 gemäß ^ 134 9 t(MC.
beftaitbcn. finben biefe Porfdirifteu feine Vlnweubuug.
3er Mittiger bat bie höheren Perumltmtgsbebörbcii erfmlit,
bafiir 311 forgett, baß überall, mo es ttod) immer nidtt gefdieben
ift, 11 n ihm* a ü g I i d) bie gefehlid) oorgefchriebetten Vütsfdiiiffe
gebilbet werben.
9üchtHnieit für bie ^öhuc in württeutbergifdjen Kriegs
betrieben ber Metall- nttb Mafchtnettinbuftrie hat bas Kriegs-
minifterinnt in Stuttgart aufgefteüt, ita^bem Perhattblnngen
ber Metattarbeiterorganifationen mit bent Perbanb wiirttem-
bergtfther MetaUinbnftriellcr Feine Grinignitg ergeben hatten.
3ie 9tid)tlinicu gehen uon ber Neuerung einerfeits, anbererfeit*.-
aber aud) bapon aus, bafe „heute bie Metall* unb Mafchincninbuftric
faft ausfchliefelich für bie ^riegSWirtfcbafL porwtegenb für beu un
mittelbaren öeeresbebarf l 0 1) n e it b e VI 11 f t r ä g e ausführt." <iv
werben i n ft e ll * Söhne für beu .^nbuftriebeairf Stuttgart als
untere ©renae ber Sohnhöhe währenb ber erften SÖodteu, bie ein
Vlrbeiter im Petriebe perbringt, aufgcftcllt, bie für crwadjfeuc ge
lernte Vlrbeiter 1 J( bie Stunbe, für ^ugcnblidje 75 Pf. betragen,
bei beu Vlngelernteu je nach Vüter pon 50 bis 85, bei beu §ülT*
arbeiten) poit 35 Pf. (mit 14 fahren!) bis 75, bei weiblidicu tpilf*
arbeitern Pon 30 bis 50 Pf. bie Siuube betragen, unb 3 War ein
fdjliefelid) 3eueruug*aulagen. Vlufeerbem regeln bie Diiditlinien ba*
VluSfehen unb VBartcn, ba* Sehrliugswefen (StunbcnPergütung poh
10 bis 50 Pf., Vlfforblöhne in %=^öhe», fowie bie ttberßeit*, Wacht-
unb 3onntag*arbeit (^ufchläge Pon 25 bis 50 p. 3oitberaulage
Pon 1 M für V2ad)tfchid)ti. — ^iir anberc Gebiete als bas Pon 3iurr
gart*(Sfelingeu biirfen bie Söhne bis 311 20 P. niebriger fein.
TDtefe Sohnfähe ftnb nid)t fo ungeheuer had), wie bie oolfs
tiimlidhen Sagen über bie .§öhe ber MunitionSarbeiterlöbnc
es erwarten liefen. 3er .$auptawccf foldter Mtnbeftlöhne ift
nur, wie ber „3eutfd)e Metallarbeiter" beiuerft/ „bie Pcfeiti
gitng ber SdimuhfonFurrena gana fd)led)ter Söhne, aud) in Pc
trieben mtb Drtett, bie es bisher oerftanben haben, ben bered)
tigten Sorbernngen ber Vlrbeiterfchaft auf ntenfd)enwürbtgc
Perhältitiffc 311 entgehen". VTnßerbein finb bie Richtlinien
n t ch t 0 e t* b t tt b I i d). Sic foHen aber ben Schlichtung^-
a n s f ch ii f f e n VlnhaltShunfte bafiir geben, welche Sohn
bebingungen als „angettteffen" im Sinne bes § 9 Vlbf. 3 .$305.
31 t gelten haben.
®ttrifoncinbflrungen puiftyiit |ltbeitgfbfrn nnb
Jlrbfitfr«.
3er fHeichstarifpertrag für bas' Seberausrüftungsgewerbe m
uad> fdjwierigcit, aud) Pon ben Pebörben gefövberten Pcrhanblungc:;
am 28. Februar perlängert worben, (fr läuft nun bis 30. Septem
ber 1919. Um biefes (frgebnis hat fid) ber Pürftfcenbe bes 3anr
amis, $anbclSfammerniubifus Vlbg. Mct>ci*(S'ranffurt, perbient ge¬
macht. 56 Vtrtifel finb im Vlfforb aufgePeffevt worben; bic Minbeit
ftunbenlöhne finb burdjwcg erhöht worben unb betragen nun (obiii
bie STeucrungSauIage) für evioiuhfenc gelcrule Sattler in 5 Crie¬
ft affen 78 bis 03 Pf., für erwadpeue Hilfsarbeiter 54 bis 65 pf..
für $ilfSarbeiteriuneu 32 bis 38K», für Seberftepperiimen 41 yu b;c-
49%, für fouftige Mafchinennäherinnen 37 bis 44 unb für $anb-
näherinnen 46 bis 55 Pf. 3ie XeuerungSaulage beträgt bis 311
40 Pf. bie 3tnnbc (für geleinte Sattler, portefeuiller, Japeaiere-
ufip. mit mehr al* 2 Miuberu). 3'e .s>eeiesperwaltuug hat erflän.
baß in beu SicferungSPerträgeu bie Unterwerfung unter ben 3arir
porgefehen wirb.
3ie Xariffrage im 3a<bberfirgcwer(je geht einer gebcihlicben
Söfung entgegen. 1917 haben im 3ad)bedergewerbe erftmais aen
träte Perhanblungen wegen einer XcucrungSaulagc ftattgcfuuben.
bie bics ^aßr erneuert würben, ^iir 135 Crte mit 1 SOO'Gtehilfct?
würbe babei eine Perftänbigung bahin erhielt, baß bie Zulagen
analog beneii bc* Baugewerbes 311 aahlen finb. 3ie uid)t orgam
fierten Meifter Weigerten fid) aber, bie Vereinbarung als für fid
perbinblid) anauerfenucu, fob aß für 30 Crte mit 700 Vlrbeiter» nod
feine Regelung ber Zulage befteht. eJribeffen haben bie organifierttr.
Meifter ben VBiuifd), bas Oie wer In* auf bie feftc Okunbiage eilte*
91 e i d> S t a r i f s 311 ftellen. 3aher finb bie bisherigen 135 einael
neu XarifPerträge einheitlich bis 311111 31. Mära 1919 Perlängcn
worben, (fine Wommiffioii ber Meifter tritt inamifdjeu mit ben
(Schilfenperbäubeit Wegen bes Reichstarifs in Fühlung.
®rgmti|atum*n btt &xbe\ttr, ©e^ilfcn, JLngrßellt^n
mb §tü\\\lttu
(ftne Rrbeitsgemcinfchöft ber gaftwirtfchaftlichen Un
gcfteUtenberhöitbe ift am 26 . Sebntar auftanbe nefoimnen.
3 ic ©efeltfchnft f ii r S 0 31 a l e Reform hatte 311 'ci
Sißungen („So 3 mlpolitifd)e Konferettaen für bas (Haftwirts
oewerbe") oeranftaltet, ttt betten bie Srauenerwerbsat Oer
ititb bie VSMeberetnftcIlmut ber Kriegsteilnehmer, fowio bie
345
©oktale i^rajiä uubArchia für ftJoIfStDO^Ifafjrt — 1918 — XXVII. Ar. 28.
346
Bereinheitlichung bei* EehUfenbemegitng beraten mürben.
AuS biefen Besprechungen ift bie neue Arbeitsgemeinfchaft,
Me erfte in ihrer Art, herborgegangen. beteiligt finb an ifjr
alle grofjen 3<mtralber&^nbe ber Kellner, Köche ttfm., mtb
äibar ber Xeutfdie Kelltterberbanb, Eenfer Berbanb, 9 teicf)^-
berbanb ber (^ftbansangeftellten (d)riftlidje Eemerffchaft),
Berbanb ber Eaftmirtsgehilfen (freie Eemerffchaft) unb Bet«
bnnb ber Ködjc. Als <55aft mirb 511 ben Wiblingen bei* ArbeitS«
gemeinfdiaft borerft ein Vertreter beS 3<mtralbereinS Ser»
liner Kellner ($irfd)-Xnndet) augelaffen merben. %\u iibri«
gen finb Sofaibereine an bei* ArbettSgemeinfdjaft nid)t betei¬
ligt. Xus Arbeitsgebiet beS neuen BttnbeS ift bie gefomte
3oaialpolitif bes OiaftmirtSgemerbeS, msbefonbere and)
fragen bes ArbeiterfchnpcS, ber Arbeiter* mtb Angeftelltem
berftd)entng, ber ArbeitSbermittlung, ber BerfehrSpolitif,
beS Sehrlings« nnb bes XVoft- unb SogismefenS, aufterbem
natürlich alles, mas bie Sohn« unb ArbeitSbcrhältniffe ber
(M)i(fen anlangt, Eine Berfd>melaung aller Berbänbe er*
fdjien ben meiften Xcilnehmern an . ben Beratungen nicht
erreichbar; fomeit aber bie Berfchmelaungsbeftrebungen fort-
geführt merben, fallen fie aon ber ArbeitSgemeinichaft nicht
behinbert merben, Eefchäftsführer ber lebteren ift SW. Widder
baut Berbanb ber KÖdte. SWit ber 3chaffung biefer OSemcim
ichaftSarbeit ift ein e r h e b l i di e r (Erfolg erhielt morben,
ber nod) aar menigen fahren unerrcid)bar erfebien. Wun
haben bie erfolgreidhen EtnigttngSbefttebitngeu im Säger ber
gaftmirtfchaftlidyen Arbeitgeber ben langjährigen Bemühungen
ber ©efellfchaft für Soziale Weform um ein befferes Ber*
hältnis amifd>en ben gerabe im. Eajtmirtsgemerbe arg 5 er«
fplitterten Eehilfenberbänben enblid) an einem (Erfolg ber-
bolfert, ber mohl audi in anberen (demerbett Wachabmmtg
finben mirb. - Xie 3oaialpolitifd)en Konferenzen für baS
OkiftmirtSgemerbe befaßten fid) attftcr mit ber Bereinheit-
lichung ber Ecbilfenbemegitng and) mit ben 3 d>mierigfeiten,
bie fid) aus bem ftarfen Einbringen bei* Sraitenarbeit ins Ee*
merbe mährenb bes Krieges ergeben haben, unb bie befonberS
fühlbar fein merben, menn bie heimfehrenben Krieger mieber
in ihre alten Betriebe eingefteüt merben mallen. Xer Be¬
ratung biefeS d^egenftanbes* mohnten Bcrtretei* ber meiften
großen Arbeitgeberberbänbe bes EaftbanSgemerbes bei.
SWehrere bort ihnen erflärten ihre 3t)iitpathie mit beut Eritnb-
giebanfen beS Borfdjlages eineS (Mdlfenbcteitts, nad) beftimm-
ten Seitfähen bie 2BiebereinfieIInng ber Kriegsteilnehmer auf
Erunb örtlid)er Bereinbarnngen amifchen ben beiberfeiigeu
Organifationen 51 t betreiben. Xa jebod)' aüe Bertreter ber
Brinaipalberbänbe borerft eine eingehenbe Aussprache über
bie fragen in ihren Crganifationen für nötig hielten, mürbe
bie Befcblitbfaffung auf ctma fed)S 98od>en bertagt. .’Qoffent*
lieh gelingt es bann, a» einem befriebigenbeu Ergebnis an
gelangen.
Ein Srciheitlich-Wationnlcr Arbeiter- it»b Angestellten-
fongreft foü amifchen Cftcrn unb Bfingfteu ftattfiniben unb
fid) unter AuSfdjaltnng aller Bartcipolitif mit fragen ber fo«
aialen Kultur, ber ftaatsbürgerlidjen Eraiehuitg, ber Bertretnng
ber Arbeitnehmcrfdiaft in ben Parlamenten, bem 28ol)nitngS-
mefen unb ber Arbeitnehmer- unb 28irtfd)aftSpolitif im neuen
Xentfd)lartb befdjäftigen. Xer Kongreß fudjt bie amifdjen bei*
- foaialiftifd)-freigemerffdKiftlid)en Arbciterbemegnng eiitcrfeits
unb beut Ebriftlicb^Wationaleu Arbeiterfongrefe aubererfeits
berbleibenbe Siicfe aiiSaufüllen unb bie Crganifationen, bie auf
freiheitlid)-uationaIem Baben ftehen, a» fammcln, um bereu
Einfluß im öffentlichen Sebeu au erhöhen. XieS erfcheiut feinen’
Beranftaltern um fo notmeubiger, als fid) mieber bie alten
Sßiberftänbe gegen bas berechtigte BormärtSbrängen ber Ar-
beiterfchaft geltenb machen, mie fie bor bem Kriege beftanben.
Xie Borbereitnngen bes erften Kongreffes liegen in ben .§än-
ben eines Sretheitlich-Watianalen Arbeiter- unb Angestelltem
auSfchuffeS, ber alle riditungsaermanbten Arbeitnehmeraerbänbe
aur Xeilnahme bis aum 1. April auffoirbert. Xiefcm Ausfchnn
gehören bisher an: ber B e r b a n b ber X e u t f ch e u
© em e r f t> c r e i n e, ber Berbanb X e u t j ri) er E i f e n-
bal>n ha n b merf e r unb -arbeitet*, ber Bunb
X e u t f ch e r X e I e g r a p h c n arbeitet*, -Bararbeiter
unb -^panbmerfer, ber X e tt t f d> e Wc il i t ä 1 a r b e i t er¬
be rbanb, fomie ber Bunb ben tfdier, öfterreid)ifd)er
unb ichmeiaerifcher B r a u e t* g e f e 11 e tt, ferner ber Ber¬
banb X e n t f cb e r a tt b l tt tt g s g e h i f f e n , bet B e t* -
ein b e t X e tt t f d) e tt M a tt f l e u t e mtb ber X e u t f dt c
l 28 e r f tu e i ft e t* a e r b a n b, Xie E5efchäftsfteüe befinbet fid)
in Berlin, Eüeifsmalber 3trafie 221.
Eine erfte WcidjStagung fanfmänitiithcr AugeftcUter
XeutfrfilanbS finbet am 3onntag, 10 . W?ära (Beginn % Porm.
10 Uhr) in Berlin im Abgeorbnetenhaufe (großer 3ihmigSfaai)
ftatt. Einberttfen mirb fie aon ber ArbeitSgemeinfd)aft ber
fmtfmännifd>en Berbänbe, bte jept folgcnbe Bereine unb Ber*
bänbe umfafet: 1. Allgemeiner Xentfdjer Bmhhanbhmgs-
EJehilfenberbanb Seipai^; 2. Xeutid)er Banfbeamten-Berein,
Berlin; 3,'Xeutfd)er Berbanb fattfmännijdjer Bereine, Sranf-
fitrt a. 2)?.; 4. Xentfch-nationaler .^anbhmgSgchilfen-Berbaub,
Hamburg; 5 . Kaitfihännifcher Bercin aon 1858, Hamburg;
6 . Berbanb ber beittfdjen BerfidjerungSbcamten, SWiindien;
T. Berbanb beutfdher .^nblungSgehilfen, Seipaig; 8 . Ber¬
banb junger Xrogiften XeutfchlanbS, Berlin; 9. Ber-
hanb fatholifcher fauftnännifcher Bereinigungen Xeutfd)-
latibS, Effett; 10. Berbanb rcifenber Kaitflente XeutfchlanbS,
Seipaig; 11. Bereitt bei* beittfchen Kaufleitte, Berlin. Xie
XageSorbnung (Borfip Berbanbsaorfteher $anS B e ri) 1 1 ),
Hamburg) meift falgenbe Beratmitgsgegcuftänbe auf*. 1. Xie
KaufmannSfammern (Berichterftattcr W. Xöring, .»oam-
burg); 2 . SBiebereinftellting ber Kriegsteilnehmer (Beridd*
erftatter 3 chap e r, Hamburg); 3. Xie E5chMtsfrage
(Borichterftatter Sß. B c cf nt a tt tt, Seipaig).
|lrtifitfr»er(lit>erung. ^jjarha(ffR.
5ortgelüähntttg ber Wentenaulagcii; Xie 3alagett a» beit
vmoalibert- unb llnfallrenten, bie aunächft für bie 3 eit bis aunt
31. Xeaember 1918 in AuSficht genommen morben finb, merben,
mie halbamtlich mitgcteilt mirb, aorausfichtüch auch fpäter ge¬
mährt merben, ba bie Xeiterung, bie ber Aniah für bie @emäl) s
rnng biefer 3ulageit ift, aller BorauSfid)t ttad) and) nach bem
31. Xeaember 1918 nicht behoben fein biirfte. ES befiehl bem«
gentäh bie Abficht, im 98cge bei* öefehgebnng eine 28eitei*aah-
fuug ber 3 alagett über ben 31. Xeaember 1918 hinaus Iierbei-
auführett.
Ausbau ber ^ttualtbenuerftdierung. Xie ^cntralfteüe für
balibemicrftcheumg, in ber fotoohl bie djriftlichen tuie bie freien 4)e=
luerffdjaften aertreten finb, hat an 93unbeSrat unb Aei<h^tag eine
Eingabe betr. AuSgeftaltuug ber ^ubalibcnncrftdjcruug gerid)tet.
Hunädnt mirb Oerlangt, bafe bie ben Aentenempfängeru mährenb beS
Krieges gemährte Zulage aon monatlich 8 Jl (Sp. *219) nicht burch
bie. BerfidherungSanftalten, fonbertt aus Aiitteln bes Aeichs gebeeft
mirb. Aotmenbig fei iebocf), bie ^naalibeitrente überhaupt au erhöhen.
Xie* fei am amedmäBigfteu a» erreichen burch eine Erhöhung bcS
E r u n b b e t r a g e S ber ^ n 0 n ( i b c n r e tt t e. $ui öinblirf auf
bie ©djmächung bes Ek’fu 11 bheit»aufta 11 be* ber gefamten Beaölferung
fet ferner a u empfehlen, beti E e f u tt b h c i t S a 11 ft a n b ber ju -
genblid)cn A 11 e r S f l a f f e tt aon 14 bi* 21 fahren nadi
KriegSettbe einer allgemeinen ärgtlichen Unterfuchung au unteraiehtn
unb eotl. bauernb a u übermachen, um auf Erunb ber Ergebniffe
umfaffeitbc ^ilaerfahretr unb ErholuttgSfttren burchauführen. Am
heften- mürben bie Xräger ber ^naalibeuaetfid)crung mit einer ob-
ligatorifd) burdjauführettben Unterfuchung betraut. Xie Eingabe
tritt au« 1 3d)Iuf5 für Anbetung ber Borfcfyriften ber A.B.O. über
ba* Erlöfdtcn ber Anmartfdiaft ein, ba bie jepigen Bor-
jdirifiett oft ( \u gärten führen.
JUimtsmnrttt nttii JCrtrriteiw^wetsi.
Xer beutfdfe Arbeitsmarft im Januar 1918 mirb int
gebruarheft beS WeidhS-ArbeitSblatts ba^in gefennaeidjnet, bafe
fid) bie angefpannte Befd)äfttgmtg ber ^auptinbuftrieameige, bte
feit einer Weihe bou W?onatert feftgeftellt merben . fomtte, im
großen unb gattaen mit ungefchmäd)ter 0 tärfc auch im Qanuat*
fortgefeht hat. Qm Bergleid) sum Borjaht* hielt fid) bie Xätigleit
aum minbefteti auf ber gleichen ^öhe, Pielfach ift cS uodh gelungen,
meitere SeiftungSfteigerungeu 311 erreid)en.
Xie Aachtaeifuugeu ber Kvanfenfaffen laffeit für bie am
1. gebruar in Befdjäftiguug fteheuben Aütglicber im Bergletch aum
Anfang beS Bormonats eine Abnahme um inSgefamt 37656 ober unt
0,5 a. $. (gegenüber einer Abnahme ber Befdu’iftigteuanhl um 1,r a.
im Borutojiat) erfemten. Xie männliche Befdjäftiguttg hat um 3009
ober um 0,1 a. £>. abgenommen (gegenüber einer Bermiitberuttg um
1,4 a. $. tttt Bormouat). Xte laeiblidje Befd)ärtigteuaahl fanf ftärfeu
als bie mämtlidje, fie ging um 34 547 ober um 0,9 a. §. (gegen 1,7 u.
im Bormonat) aurüd. Bei ber Beurteilung ber Vage beS BeidjäftigungS*
grabe* ber SWätmer ift jebod) ju berüeffidtfigen, ba% bie fahlen ber
Kriegsgefangenen bttrdh bte Kvmtfenfaffenftatiftif ttid)t erfaßt merben.
347
Soziale Hkar.iö unb 51rd)i& für BollSWoblfobrt — 1918 — XXVIL Nt. 23.
348
©>ie Mrbeitölofcnaiffer betrug nad) ben Eingaben uoit 34 bc=
rid)tenben gadjberhänben Enbe Januar 1918 9 882 ober 0,« o. §. bet
Niitglieberaabl biefer Betbänbe.
©ie ©tatiftif ber 9lrbeit$nad)toeifc läfjt im BeridjtSmonat für
baS männliche ©efdjledjt ein ©teigen, für ba§ Wetblitfje ©efdjledjt ein
geringfügige» ©infeit beö 51nbrangeS ber Nr&eitfudjeuben er*
tauten. gm Januar tarnen anf 100 offene ©teilen bei ben männlichen
Berfoneit,62 Slrbeitfudjenbe (gegenüber 54 im Vormonat); beim Weiblichen
tflefdjlcrtit fan£ bie Slnbrangaiffer bon 100 anf 99. 9luf bem Weiblidjeu
Ärbeitbmartt bedie alfo im BeridjtSmonat ba§ Angebot ber ßilfsfräfte
faft bie Naxhfrage.
51m ftürfften ift Me SlrbeitSanfpamumg im Bergbau unb
in ben.^üttenbetrieben; in ber Etfen* intb Rietallinbuftrie,
ebenfo im R?afd)inen* unb Slpparate&au gcftaltete fid) bie
©citigfeit Ptclfarf) nod) lebhafter als im ganuar be$ BorjahrS.
IKjljlfaljrtsfinririjtungfn.
©er Äriegdaubfcbuft aum ©d)upc auffidjtSlofer Stinber, ber am
10. Januar 1917 in Berlin unter bem Borfifc bon ©tabtrat ©affenbad)
gegrünbet Würbe, berfenbet feinen erften gahresbericht. ©er 51 uS*
ldjufe fteljt in enger gühluitg mit ber ÄricgSamtsftelle in ben Sparten
fotoic mit allen ber gugeubfürforge gewibmeten ©teilen ©rofe=
Berlins; fein gwerf ift, für bie gute Unterbringung ber Mittber 311
forgen, bie infolge ber aufjcrtjäuolidjen Berufsarbeit ber Niutter ge*
fäfjrbet finb. ©aburd) Wirb 3uglctd) bie Nrbeitsfrihigfeit ber Butter
gehoben. ©er ^ricgSauöfcfjuB fudjte feinen gwed teilweife burd)
Erweiterung unb Neuschaffung bon MiuberbcWahrauftalten aller xHct
31t erreichen, er legte aber auch befonberen SBert auf bie nad)barlid)c
•t>ilfe bon gall 311 galt, b. b. auf bie Unterbringung ber Minber in
geeigneten gamilien, entweber nur tagsüber ober bei Nachtarbeit ber
Mütter and) nachts, ©otoofjl bie Vlnftalten (Grippen, Äinbergärten,
Sporte) wie and) bie einzelnen Bflegcftellen werben bon eigenen
gürforgerinnen geprüft unb überwacht. Es finb Richtlinien auf*
geftellt für bie Nnforbciungeu, benen bie Nnftaltcu fowie bie pflege*
ftellcu genügen mitffen, um bas SBohlergebcu ber Miuber 311 fidjern.
©ie Einnahmen in tpöhe bon 164 000 J(, benen eine ©cfamtauögabc
bon 115 000 „ k gegemiberfteht famen bon ber SanbcSoer*
ficherungSanftalt, ber ©tabt Berlin, aus Stiftungen, fowie Beiträgen
bon gnbuftricüen unb Beamten, .hoffentlich gelingt es, bie Nrbcit
bes MriegSausfchuffeS and) Weiterhin gelblid) 311 fidjern, ba feine Be*
ftrebungen fowotjl bie Stricgswirtfdjaft burd) greimadjen ber NrbeitS*
fräfte ber grau, wie bie Bebölferungspotitif burd) ben ©dm 9 ber
Mi über förbern.
©ie gentralftellc für private gürforge, Berlin, hielt fitralid) ihre
pauptbcrfammluug ab. Nad) bem non bem Borfifecnbeu, herrn Dr.
Vllberi Sebt), erftatteteu .Jahresbericht ift infolge ber günftigeu ßle*
ftaltung be§ Nrbcitsmarftes, fowie infolge beS im Saufe ber 3eit
erfolgten Nnbaus ber MricgSfürforgemafjnahmeu bie gab! ber 3111*
Behaublung lommenben Eiefud>c in ben lebten 2 gapren awar einer*
feits 3urücfgegaugeu (1917 — 7 S 91 gegen 11 002 im Borjahr), anbercr*
feits berurfachteu bic 31x1 Behaublung lommenben gälte einen bc=
bcutenb höheren Nufwanb an perfönlirf>cr Arbeit unb gelblidjer
giirforge. ©ie bon ber Neutrale feit gutti 1915 eiugeridüete befonbeve
Abteilung f ü r M r i e g s h i n t e r b l i e b c u e 11 f it r f 0 r g e ,
bie fid> bisher mit mehr als 4000 gälten 311 bcfdjäftigcn hotte, hot
ihre felbftänbige ©ätigfeit feit bem im £>erbft 1916 erfolgten Einfebeu
ber $interbliebcncnfürforge ber ©tabt Berlin aufgeben müffen. ©ie
Zentrale ift febod) in ben 23 Bewirfsftellcu ber ©täbtifdjen hinter-
blicbcncnfürforge mit airfa 40 tütitglicbcrn bertreten 11:1b hot ferner
©ip unb ©timme in bem ©täbtifcbeu Nrbeitsausfdiuü unb haupt*
ausfd)ufe. find) bie Bätigfeit 1111b bie Vlrbeitslaft ber Abteilung t'l r d) i u
ber SB 0 p l f a h r t S e i u r i d) t u u g e n hot fid) im gahre 1917 um
ein Bielfadjes gefteigert. Nuf Elrunb bes tu bem Nrdtib üorhonbeuen
Materials erfd)teneu bas „h a n b b u ch b e r M r i e g s f i't r f 0 r g e
i m e n t f th e tt i)t e i di", fowie ein Mommeutar 31t ber „B u n b e c
r a t s b e r o r b it n u g ii b e r 5 B 0 h l f a h v t S p f l e g e i m
M r i e g e". Xk 51 b teil u 11 g M r i e g s b e f d) ä b i g t e n f ii r *
forge betreibt bie pflegcrifdie giirforge für bie gautilicu ber
Mrtegshefd)äbigten gewiffermaßeu als Crgan ber amtlichen Äricgs*
befd)äbigtenfiirfotge, bereu giirforge für bie Mricgsbcfdiäbigten fclbft
fic 311 ergänzen fudjt. ©djluß hielt Brofeifor 1) r. ©.
HS. 51 1 1 m a it it, Ni a tt u h e i in , einen Bortrag über „Ni e n f ch e n -
ö f 0 it 0 nt i e u it b Ni e u f di c n 0 c r f ch w c it b u n g".
^)ie ©oaialbeamtin als Ollicb ber BoltSßcmeinfdiaft. Vlls erftes
helft ber ©dheiften bes Scutfchcn Berbanbes für ©03ialbcamtiunen
ift ein einbrurfsooller Bortrag Don ® c r trüb g S r a e l erfdjicneu,
in bem 3UIU erften Niale ein Beograimn^ biefer ©tanbesbewegung
auf geftellt unb bie befonbere Stellung ber «oaialbeaintinnen umviffen
wirb.
Xk Berfaffeviu hebt hertwr, baf^ biefe befonbere Stellung aus
ber engen Berbtnbung aweier Wefeusfrember Äreife ftammt, itämltd)
bes eigenen ErwcrbSftanbcs unb ber Niitarbcit ehrenamtlich tätiger
Niitglieber; ferner beruht fic auf auf ber großen Beraniwoitung bev
BolfSgcmeinfchaft gegenüber, ^ic Berfnffcrin eraditcr es als eine
Notwenbigfeit, nidjt nur bie Pflichten bes ©taubes gegenüber ber Bolfs*
gemcinfdjiaft 31t betonen, fouberu audi bie Bfüditcii hernoi^uheben,
bie ber ©taub gegen f i di f e l b ft hot unb awar auuädift I)iu*
fidjtlid) ber görberuug ber Bcrufsbilbung unb feiner iieiitungeu.
51 bcr aud) bie w i r t f di a f 11 i di e Ok’fffnberholtiuig bes staube» ift
natwcnbig. B>irtfd]aftlid)e Selbftänbigfeit ber tooaialbeamtin, ein
fefteS ReditSberhäitnis unb ©d)ouung ber jefct oft fiarf ausgenüütmi
5 lrbeitS!räfte fi)ib Borausfepungen bafiir. iHhnlid) wie aubere Berufe
mufe and) ber ©tanb ber ©oainlbeamtinuen burch ©elbfthilfe unb
Crganifation fid) feine Befferftellimg 31t erringen fuefteu.
Xie Regelung bes getoer&Iidjeit ^ribatmitcrrtc^tmuefcns
löfet fid) ba§ prcuBifdK* $onbel§miniftcrium uncrmiiMid) on-
gelegen fein. SDet* Erlafe nom 1. SRai 1917 ( 303 . s 45n;.
gof)i‘g. XXV @p. 717) ha bie notlocnbigen 05nmbiagen für ein
fräftigeö Sugreifen gegeben unb tvoü mandier burd) bic Mrieg^
läge gegebenen Erfdüncrnngen erfreulidie Erfolge gcaeitigt.
5nierbingS merben )uol)I immer nur bie aßerfdjledjteften
3 ötnfelfd)ulcn getroffen, bie nid)t gcrabe bie befud)tcften finb;
bie minbevtoertigen 0 d)nlen, bie nrdit fo offenbare haubbaben
bieten, finb febmer 311 erfaffen, aber gerabe infofern bie gcfäljr*
lid)ften, als fic bic grofieu Niaffett anlocfen. 5lud) fehlt es totel*
fadf) ben unteren aitSfiibrenbcn ©teilen an ben geniigenben
©piesialfcnntniffen. Xie ©eneralfriiulriite, betten bie Sl 01 ttrolle
meift obliegt, finb in elfter Öinie auf bie ted)nifd)en ©dmlen
eingeftellt, fo bafe bas jüngere fanfnüinnifdw ©dyirfmefeu, bas
}ebt an Bebcutung bas tedmifdie übertrifft, nod) immer nid)t
in ber erforberlidjen f p 03 i alt ft i fcfjett SOßeife bcbanbelt wirb,
^robbem finb namentlid) banf bem energifd>en Einfcbretten
ber Sentralftellen eine Reihe Don ©cbulcn gefdiloffen; anbere
finb unter fdbarfe Kontrolle genommen.
Nitniueht ift, um bem ungefunben Vlnbrang ungeeigneter
Elemente in ben faufmännifd)cn Beruf 31t fteuern, unter bem
3 . ganuar 1918 eine neue Berorbnung ergangen, nad) ber an 13 ehr=
gängeu in Mur^fdjrift ober Niafd)iuenfchreiben ober in beibeu
gädferu 3ufmnmen nur ©d)ülcr teilnehmen biirfen, bie eine hin
reidyenbe ©idierheit im fchriftlicheit @cbraudje ber beutfdien Sprache,
in ber Red)tfdneibung unb ;lcidieufebung erworben hoben. Xcx
?iadiwcis ber hinreidjenbeu Sidjerheit ift twu ber 51 ufnähme in ben
üutcrrid)t burd) 5 lblegung einer fchriftlidjcn Prüfung 31t erbringen,
bic ber Sdjuiuntcrnchmer ober deiter ober ein Schrei* ber
©chule abauhaltcu hot. ©er ÄcbulauffidjtSbehörbe bleibt eS über
(affen, Beftimmuugcu über 51 ri, llmfang unb ©iirdifübrung ber
Briifung 311 treffen. Soweit nidits anbere» beftimmt Wirb, hot ber
Briifling ein ©iltat 0011 miubeftenS 150 B 3 örtern niebcraufchrcibeu.
beffeu Stoff aus bem Senbudj ber Cberftufe ber BoIfsfd)itIe bes
BrüfungSortS 311 entnehmen iit. ©ic BrüfuugSarbcitcn finb üon
bem ©d)ulunteruchiucr ober deiter ein gabr lang aufaubcwahrcii
unb ber ©chulauffiditsbehövbe fowie bereu Beauftragten auf 83 cr=
langen norjulegen. Bon ber Nblegung ber Briifung finb bie
Sdhüler höherer Schranftalten befreit, bie eine beftimutte Mlaffeu
reife erreicht hoben. vi
®lcid)3eitig Weubet fid) bas prcufjifdje hanbelSminifterium
gegen bie Berfud)c unaulänglicher unb unlauterer BrWatdlnter*
richtSuntcruchmungen, burdh lauttönenbe ?ln!ünbigungen Kriegs*
befdiäbigte 311111 Befud) 001t Schrgängen in faufmännifdyen unb
gewcrblidjeu gädjeru auaulodtcu. Niaitdjc Unternehmungen
pceifeit unter bem ©edniautel gemeiunübiger Bercine uneutgelt*
!id)c Sehrgänge an. Wobei fic fid) für ihre Bcrfou befonbere Bor*
teile in gönn Ooit Nütglieberbeiträgen ober burd) i'lberlaffuug oon
Sehrmitteln fidjern, währenb fie oft gar nidit bie Elenehmigung 3111*
Erteilung Don Unterricht erhalten haben. Nid)t feiten haben foldje
Beranftalter bon Sehrgangen fid) nicht nur an bie MriegSbcfchäbigten
felber, fouberu and) uuniittelbai an militärifdie ©ienftftellen ge*
wanbt. Niit 9 ted)t Weift gegenüber biefem ©reiben baS .^panbelS*
minifterium baranf hat, bah faft überall bie öffentlidien ©djuleti
in ber Sage unb bereit finb, befonbere Bebitrfniffe nad) Unter*
Wcifung Mricgsbefdiäbigter 311 berürffidjtigen, unb empfiehlt ba. Wo
bicS ber galt ift, prioate Sehrgängc nad) Niöglidileit auSaufdjalten.
Redit miinfdu'iismert märe eS, memt bie amtlidjen Blätter
für ,Vu*ie&öbefd)äbigte baraufhin eine reriit forgfältige Bbüfnrtd
bei 'dnerbietungeu priuater Unterridüsfnrfe vornehmen
mürben, Me fic in ihren ©palten oeröffentlidicn.
^ic Rot im £ehrlingsWcfen. Sfnfnüpfenb an ben 5Iuffaü
in 9tr. 11 ber „^ 03 . §Pray." mirb nnS aus Blerfincifterfmfen
ein galt beriditet, ber leiber gciiit, mie fein* ben ginnen bnrd)
fleinliche Boliaeimafinahmen, bnrd) ein 31 t ftarves 51m-Bnd'
ftaben»geftf)alten bie Sitft am* Sebrlinasansbilbniui bcrleibet
merben Fann.
Sofliale Brajis unb für Sßotfömo^Xfa^rt — 1918 — XXVII. Ar. 28.
850
Gü^e mit midjtigen HeercSarbeiteu hcfchäftigte gicma fteXlte, als
\\t burd) Plöplköe unb ftarfc Gtubenifungcit ihrer Senfe in ber Auf»
rcchterh'-ütuug ihres Betriebe* beeinträchtigt tnar, einen als Sauf*
Durften angenommenen jungen Manu gelegentlich aud) aur
Mafdjinenarbcit ein. 2 a fiel) babei l)crau*ftcHte, bah ber junge
Mann befonberS intelligent unb für bie Arbeit begabt toar, gab fid)
ber Sßcrlmcifter au* perföulidjcm gutereffc, um ben jungen Mcnfcpen
bor bem Sdütffal bcS ungelernten Arbeiters 511 Dctuahren, bie Mühe,
ihm einige gmigfeiten im gach beigiibringcit. Mau meibete ihn
nun aud) 3111* gortbilbungsfchulc an. Ml^eil aber biefc Anmelbung
bes uvfprüuglid) alb Saitfhurfche augeftelltcn Augenblicken nicht in*
uerljalb ber burch Cvtsfapung fejtgelegton grift erfolgt luar, erhielt
bie gfirnia bon ber Boliaci ein Strafnumbat über 10 M.
formell mag bie Boltaei tntiit ihrem 0trafmanbat im
Stecht gemefen fein. 2 iod) ift bebauerlich, bah nidht auf ben
befonberen gall 9 tücffid>t genommen morben ift, um fo mehr,
als bie ginna in einem Brief an ben Seiler, ber gortbilbungS-
frfjnle ben 2 dd)D erhalt entfd>ulbigcnb unb erflärenb bargelegt
hatte. 2ftan fdjrecft bitrdj flcinlidje SWaftnahmen bie Betriebs*
leiter unb SBcrfmeifter nur öaDon ab, fid) mit perfönlidhem
SBohltootteu and) um baS Schirffal ber jugenblicben Hanblanger
unb fiaufburfdjen 31 t flimmern.
Jpofbfdiulc für fontmunalc uhb fokale Vermattung, Gölit. 2 as
BorlcfungS=Ber3eid)niS für ba* Sommer*Halbjaht 1018 ift erfd)ic*
ncn. 2er SSeprplan umfaßt auf bem (Gebiete ber Aed^S» unb
Staatslehre 19 Borlcfungeu unb Übungen in 27 SBodjcnftunben;
auf bem (Gebiete ber SBirtfdjaftslehrc unb ftuliurpffege 28 Bor»
lefungcn in 44 Stunden; auf bem (Gebiete ber Statiftif 4 in 11; auf
bem ©ebiete ber BerfidjerungSlehre 3 Borlefuugen in 3 Stunben.
Tie Borlefuugen unb Übungen beginnen am 15. April.
UflUtsgffmtiiijeit.
Tie Beratungen be£ Mebiainaletat# im 1ßreu|ifcben Abgeorb*
uetenhaufe. An ber Sipuug Dom 1. Mära lourbc Don Siebncrn aller
Parteien mit gceube begrüßt, bah Don ber Acgicrung 500 000 Ji
3itr B c f ä m p f u 11 g ber Säuglings ft crblichfeit bereit*
gcftellt tu erbe n. Anfchlicftcub baran mürben Bcrbeffcrung beS Heb»
ammentucfeuS, Ausgestaltung ber .<pebammen»Sehranftalten burd) Sin*
glieberuug dou föiuberhcimcu, Schonung ber Mildhüicbbeftänbc, Gr*
baltung ber im Kriege gefdmffeuen Aeid)Smüd)cn(jilfe als bauernbe
Ginridtfuug geforbert. — Bon fo,gnlbemofratifchcr Seite nutrben
erhöhte ftaatliche Anftuenbungeu für bie 33 c t ä m p f u n g ber
T u b c r f u l 0 f c geforbert. 2er StaatSminiftcr bcS giuiern gab 3U,
bah eine Herabjepuug ber förperlirfjen B>iberftanbSfähigfeit, inS*
befonbere gegenüber ber Tubcrfulofe, burch bie Dcrfdjledjtcrte Gr»
uährung eingetreten fei. 2ie McbiainatocriDaltung ioerbe auf biefem
(Gebiete über bas hinausgehen mitjfen, tuaS bis jept gefdjehen ift.
Gin Aep Don gürforgcftcllen für Tubcrfulofe unb aüe anbeten
grageu ber Bolf*gefunbheit muffe baS Vanb überaietjen. —- 2et
fortfdjrittlidie Abgeordnete SanitätSrat Dr. Mugbnn bchaubclte eine
Acil)e ä r 3 11 i d> e r g r a g c n. Gr »erlangte bie Bcrmejjruug
orthopäbifchcr ycfjrftithle, Ginrid)tung Don gortbUbuugSfürfcu für fo»
3tale £>pgieue unb Vlrbeiterpcrfidjcrung ufto., Umtuanblung ber Dielen
unbefolbeten .ÜreiSaratftellen in befolbete, tkimit bie .S\reiöär^tc ihren
Aufgaben als ©efunbhcitsberater nid)t burd) B.riDatpraris entaogen
tuerbeu. gilt bie ÜbergangStuirtfdiaft gab SanitätSrat I)r. iUiugban
bie Anregung, bie Dielen freimerbenben Va 3 arette föunten
3um tJlusgleich bes Mangels an ß r a n f c nl) ä 11 f er n Dermenbet
merbeu, ftatt fie ettua, tuie 1870, meiftbietenb gu Derfteigcrn.
Scbhaftc Grörterungcn erregte bie grage ber S8ct)anblung ber
öefchledjtsfranfhciteu burd) ^alDarfan, ein Heilmittel, beffen 1 24n=
menbung dou maneber Seite fdjarf befämpft tuirb. Gin fogialbemo*
fratifchcr Antrag auf Ginfepuug einer paritätifd>en UnterfuchiingS*
fommiffiou- für bie Saluarfanfragc mürbe ber Regierung 311t Gr»
tuägung übermiefen. Slngenommen tuurbe ferner ein Slntrag ber
^cntrumSfraftion, bie Regierung möge einen (ftefepentmurf ein*
bringen, bei* ben unbemittelten jugenblicben Krüppeln unter
lß A«lncn geeignete gürforge fichert.
PflJjmmgs- uni gaJeitfragem
Xie ^afinnhmen ber baherifdjen s 3icgtcruug 3 «r ^cfänM)fung
ber Söohniiugenot nadj bem Kriege,
3u einer auSgebelmten Grörterung iiber bie SBohnungS*
frage fam cs in ber 3ibung bes 33at)crifd)en SanbtagS Dom
28. Sebrnar. 2 cn Wnlaft bot eine S^eihe bon Einträgen beS
Zentrums, ber liberalen unb ber Sosialbemofratie, benen ber
borberatenbe 5 fusfduth eine cinbeitlirfie Raffung gegeben hatte
mit folgenben Hmtp»tpnmfteu:
Schilp ber burd) ben ftrieg gcfchäbigten HauSbefipev; Bereit»
ftellung dou billigem Baumaterial; görberung beS reellen Bauge»
merbeS; Grfcbliehuug Don Baugclänbc unb Abgabe 31t giinftigeu Be*
bingungeu für Xileiu« unb Mittdftaubsmohuungen; Ausbau bec*
Grbbnured>tS; red)t3eitigc WuffteHung Don Bebauungsplänen; Gr
leichterung ber Bcfcbnffuug Don Baufrcbit unb Don ameiten Hhpo-
tfyefeii; Heranaiehung ber burch ben Ärieg fdpoer gefchäbigten '^riDat»
crrchiteiten au ^lanlegung unb Ausführung öffentlicher .Arbeiten;
baupoliaeilidje Grlekhtetungcn; §efepliche 3 u f a, umenfaffung ber Be»
ftinunungen über SBohmiugSbau, SBohnungSaufficht 1111b SBohnuugS»
pflege; Grrichtung Don BJohuungSämtern als Gkincinbeauftalteu
unter Suaichung meiblichcr HilfSfräfte; Bcreitftellung Don $Iein»
mohmingen; Dccmehrte öffentliche Mittel für ben gemeinnüpigen
SBohuungiSbau; Bercitftcüuug Don militärifdjeu fieid)tbautcu unb
Bauftoffcn für bett SUeirtmohnungSbau; Dermchrte Befchaffuug dou
^Bohnungen für bie in Staatsbetrieben Befchäftigten.
StaatSminifter beS AfOnern Dr. o. B r e 11 r e i d> nahm
hierbei (Gelegenheit 31 t einer programmatifdjen Siebe über bie
Stellungnahme ber 9iegicrung aar BJohnungSfrage. 2>er
Grnft ber ßage geht barauS heroor, bafe fdjäpungsmeife
ber Bebavf an neuen SBohmtngen für baS erfte Srieben^jahi
für 2)eutfchlanb auf 750 000, für bie erften Monate uad> Kriegs*
enbe auf 300000 beredmet loirb. Tabei muh mit einer Gr*
höhung beS SioftenoufmanbeS für bie BßohnuugSerftelTimg Dou
80 bis 100 b. gered)net iuerben.
Ter Minister fagte DielcS Gntgegentommcn Don ber StaatSforft*
Dermaltung unb ber öeereSDermaltung bei ber Sieferung dou
Hold öu. Sur Befdjaffung Don giegeln, gement, Baucifen mirb
ein ßa n b c S D e r c i 11 für Bauftoffoerbrauchcr gebilbet
merben. Um bie Sdjruierigfciten ber ©elbbefchaffung 31t
niinbern, mirb ein enges gufammcnmirlen Don Staat, Stäbtcn-unb
^riDatfapital notmenbig fein; bie Staatsregierung mirb, menn es
nötig ift, mit allem s Jtad)brud auf HhP°H^t en t ,ai den, Spartaffen,
BerfidjeningSanftalten/Glcmeinben einmirten, bafe fic billige Tarlchn
geben. 2och fpradp fich ber S0ünifter auch bafür aus, bafc größere
gclblid)e Beihilfen beS IRetchS gegeben merben miiffen,
ba bie SBohnungsnot burdp bem förieg Derurfacht fei.
Jochbein ber SPiinifter nod) auf bie in Batjern unternommen
nen ^otftanbSmahnahmen unb bie Tätigfeit ber 3)?ietS=
cinigungSämter hingeiniefen, fagte audh ber baberifdhe Kriegs-
minifter baS Gntgcgenfommen ber baberifchen HeereSDermal«
tung bei ber Überlaffitng Don Seid)tbauten unb 9tohftoffen nad)
bem Kriege.au. Bei ber Slbftimmiing mürben bie Dorliegenbcn
Anträge einftimmig angenommen. Auherbem mirb nod)
Derlangt, bie baherifdje Regierung möge im BunbeSrat barauf
hinmirfen, bah üom 8 teidhe bei ber uäd)ften Kriegsanleihe ein
Betrag Don 500 Millionen SWärf 3111 görberung beS Klein*
Wohnungsbaues 3 m* Berfügung gejtellt unb Bauern ein ent*
fpredjenber Betrag bierDon 3 insfrei iibermiefen merbe.
Ausbeutung bcS Bücterfchupcs tu ber ©djUieta* AngefichtS
ber in einaelncti groben Berfehrsftäbten broheuben BSohnungS-
not hatte ber BunbeSrat am 18. ^uni 1017 bie Kantone aum
Grlah Don 2^ieteifd)npDcrorbnnngcn ermächtigt unb ihnen inS*
befonbere bie Befugnis erteilt, äftietainSerböhuugcu nnb Kiinbi-
gungen ungültig 311 erflären, menn fie nicht geredjtfertigt er-
febeinen, unb biefe Befugnis auch an beftiinmtc ©emetnben
meiter au übertragen. Bon biefer Befugnis haben Diele gröbere
Stabte ber Sdjmeis fd)on fraftigen Öebiaurij gemacht, ohne
allcrbings überall, 10 3 . B. in Bern unb ßiirid), bamit ber 3Boh c
mtngSnot fteuern 311 fönnen. TaS meitgehenbe Giugreifen ber
Dom Bemer (Gemeinberat cingefeptcrt Biietfommiffion hat nun
Fiiralid), abgefehen Don ber allgemeinen Broteftbcmegung beS
BerbanbcS fchmeiaefifcher .^ausbeüpcrDcreine, 31 t einem Broaeb
Dor bem öberften BunbeSgeridit geführt. Je Jod) mit bem für
bie HctuSbefiper unermarteten Grfolgc, bah baS BunbeSgericht
ben äliietfdjupDcrorbuungcu fogar riiefmirfenbe Kraft unb ben
SÜ?ieterfd)itpfommiffionen bie Bcfugniffc anerfanntcr Crganc ber
AedüsDflege ähnlich ben Bidjtern aufpuad).
litfrflrifiljf pittfilmtgtn.
Alle neuerftpieiienen Bücher, bic berSd^riftrcihing jugciQnbt merben, merben hier
üerfleidjnet. Bie meitere ©clpredjung einzelner Schriften, hier ober im Hauptteil
ber # <3ojjlalen ^rajiS - , behalt lieh bie Sdjriftlcitung oor.
g 0 v t f dh r i 11 c b c S M i n b e u f d) u p e S unb bei g u g e n b -
fürforge. Bicrteljöhi'öheftc bes Ard)iDS beutfchei Berufs*
Dorntiinber, h^rouSgegeben Don Brof. Dr. GTjr. g. Klumfer*
AJilhcfmSbab. 2. gahrg. .?^ft 2. guliuS Springer. Berlin
1917. 31 S. 1 M.
gu bem erften Teil bcS Heftet gibt Dr. © u ft a D X u g e n b »
rcidj, Vciter ber [täbtifchen SäugliugSfürforge Y in Berlin, eine
Betrachtung über ben Ausbau ber Kleinlinberfürforge unb fu-dht bic
erfreuliche Tatfadic feftauftellen, bap Das bisher Dcrnadiläffigte ©e»
851
(äoaiaic Brajt« imb Vlrdjio für Bolf«tuohlfal)rt — 1918 — XXVII. 9ir. 28.
852
biet ber foleiufinberfürforge jept mehr unb mehr in bei Siteratur
unb in Dagungen non Jyadnn’rbänben zur Sprache fotnmt, unb baft
toefcutlkpe Jyortfdnitte auf bem (Gebiet 31 t ucraeidyuen fittb.
vln bem ameiten Deil bc« $eftc* gibt I)r. SLMlfjelni *y e! b
einen V(u*blicf über ftatiftifcfK' drbebnnft.cn ber fo^ialcn Sage non
ttiubertt. Beridgebeutlidt finb fdyon Berfudje gemacht toorben, bie
aufjerhäuslidt crloerhetätifteu ftinber unb ihre Sagc burch Umfragen
ftatiftifd) an eifaffen. ?Ü« Oorbilblid) fönneu bie fdymeiger Berfudje,
befonber« bie Bafel*, gelten. Sie haben inert bolle Grgebntffc fteliefert
unb bürtteu manche Anregung auch für beutfdyc ^er^ärfniffe geben.
£>ic ßcitfdyrift ,,$o|laU #va*i* unb jlrdjiu für iiolUeiuoljlfalirf' ift burct) aüc Buch&anblungeit unb Boftaniter (Boftaeitungftiuimmer 7137) 311 belieben.
©ingelmtmnicr 35 Bf- Der Slujjeigenprei« ift 45 Bf- für bic öiergefpaltene Bditscilc.
$od)fd)ule für fommunole unb f03tale Berroaltung, Eöln.
D)a« Borlefuug« * Bevaeidjiti« für ba« Sommer = Halbjahr 1918 ift eifdyieneit mtb fmm nebft
bcu fonftiften Drutffadjeit bttvd) bas Sefvetariat bcr £>odtfd)tile r tölaubin«ftrnfte 1 , beaogen werben,
(freies 0 ; 25 Jl.) Beginn ber Borlefimgett unb Übungen am 15 . Slpril 1918 .
Xer Stubienbireftor ber Gölner $otf)frf)u[eu $er «(bteilmtgöbireftor ber £oc^fd)ule
spiofeifor Ur. Gtji. Gefeit, für fowittuttnle unb fojtale »crrooltunfl
C«ef). Stegienuirternt. . Brofefjor Dr. §rip Stici'sSomlo.
(BolOaer tedensoeifidieningsiiant auf 6egenfei(igteit.
(Errietet 1827.
Bisher abgefd)loffene Berficherungett . . . 2345 Willionert Warf.
- ausgeaatjlte Berfid)erungsfmnmen 810
- aurüeferftattete Uberfdjüffe. 361
HUr flberfdjüffe fommen unoerfürjf Öen Oecfid)crungsncf)tnern jugufe.
Die Battf übernimmt
Derficherungen auf benXobe»* unb Erlebensf aU(lebenslänglid)e unb
abgefür 3 te Berficherungett) gegen Öatjres- unb Bierteljahrsbeiträge,
äufahoerfichetungen oon Beiftagsfreiheif mit barer Benfe für ben
3noa(ibifätsfaU mit ffeigenben liberfd)ufeantei(en.
Berfidjerung oon Ceibrenfen unb bebingungsfos aahlbaren Kenten
auf 1 unb 2 ßeben aus fälligen Berfid)erungsleiftungen
mit Küdfaufsbered)figung unb Überfdjufebefeiligung.
TUifoetfühetungergänaenberUHttoenrentem.iibetfchufobefeUigung.
Slustunft unb fßrofpefte erfjältlid) bei ber fBanf in ©olba foroie bei ben
Sertretern an größeren unb minieren Orten.
Verlag oon ®uftao fttfd)er
in ^ena.
Jfelt unö *$Am
6 er tiaugrnoMMn.
Bott
Dr. $r. 6d)omeru8
in v 3*oa.
Wad) einem 'Bortrag am 5. g-ebvuar
1908, gehalten im Auftrag bei
Jenaer Baugeitoneufdjaft.
1908. Brei«: 50 Bi¬
ll erlag oon (Buffao $ifc^er
in 3ena.
Dolfötümlicfje
Rebefunft.
(Erfahrungen unb *Rötfd)läge
oon
Slbolf Damafd)fe.
25.-27. Xaufenb.
96 Seiten. Breis: 1 Warf.
Der itieg
unb
ber 3nbiol0uali$ttm$.
Bon
l)r. £ubrotg -petjbe.
(24 ©. gr. 8 °.) 1915.
^ret«: 75 ¥f-
erlag Don © it ft a u ^ i f c§ e c in 3 e n a.
0) r u n b 1 a g e it
bes ©irtfd)aftslebens oon Oftpreufjeu.
X'onffrfjt'ift jum SBieberaufbau ber ^roDin^.
3m omtliriien SCuttrage (jcrauegegeben
in ©emeinfdjnft mit
©ei). s Jleg.<KatDr.3.§anfcn, mib Ur. Jy. ferner,
'Croteffor ber Öanbnurtfcfiafrtmiffenfdiaft 'itrofeffov ber ^imtbel^UMffenfdjafteu
OOlt
I)r. 9(. tpeife,
'profeffor ber vStnat^triiffeiifdyaften in AtöuiflSberg i. Sßr.
fünfter $eil:
SSJoblftanböbcrljältniffe in O ftp reu Heu.
Bon
Herbert ^oelbcl,
Dortor bcr ©taatöujiffeufddaften.
(VIII, 127 S. gr. 8°.) 1917. B*eiS: 2 Warf 50 Bf-
$ic foäiale Bebeutimg ber Ääuferfitten.
Bon
Henriette
(IV, 124 S. gr. 8°.) 1917. Bt*ei§: 3 Warf 60 Bf-
3>ie ^rau unb ba§ O)enoffenfd)aftstoefen.
Bon
I)r. tturt VUbert Verlad),
^rioatboftent an ber Unioerfität ßiel.
Erweiterter, auf bem 2. £efjrfurfu§ beö Berbcmbe^ Deutfdjer
.'pau^frauenbereine gehaltener Bortrag.
(64S.gr. ho.) 1918. Brei«: 1 Warf 50 Bf-
3)ie ftaatlidye Eleftri 3 ität§*(^roüoerforgung
2)eittfd)lanbs.
Bon
S)r.*5iig v I)r. rer. pol. Stuguft Snog-
VIII, 121 S. gr. 8 °.) 1918. yxe\§: 4 Warf.
s ^irtfd)aft(id)c Borgänge, Erfahrungen
mtb Sel)ren int enropäifchen .Hrieg.
Bott
Dr. jur. Eritft Soeb, Berlin.
•Elfter leil.
(IV. 1 U 8 S. gr. 8 °.) 1918. Bvei«: 8 Warf.
.'p o d) f o tt j tt n f t tt r it tt b .Vt r i e g. -^ a !l ^ ei ‘ -'Oeintfehr.
^on * Sxiflialpolitiidjc Bctvadituugeu aur Übergangszeit.
Dr. phil. et rer. pol. ^einridi Ü)iannftaebt,
v 4Jrofcffor an ber llniOerfität 93oim.
(VIII, 46 S. gr. 8 °.) 1917 Brei«: 1 Warf.
Sd)vtften ber 63efellfd)aft für Soaiale Oieform
§eft 59 (7. Bmtb, &eft 4).
(VI, 104 S. gr. 8 °.) 1918. Brei«: 2 Warf.
Born 2 . ^nttunr 1918 ab erhebe ich in gleidjer Steife loie ber größere Jeil bcr imiienfd)nftlid)eit Berlag«buchl)auMnttgeu auf meine bi« 311 m 81. ^eaetttbev
1916 crfrfjienencii Berlag«tocrfe mit $fa«nnf)tite ber ^eitfdyrtften einen ^ricg«leilevmtg« 3 ufd)Iag oon 15% auf bie Sabettpreife, toic fie in bettMatalogen
uttb meinen Berlag«att 3 eigeii genaunt fiitb. Der uermittelnbc Sortiment«bitd)häubler hat ba« Jliedtt, meirere 10 % oottt Sabenptei« aufanfchlagen.
®eraut»T)orincft für bie ©djrtftTethmQ :Dr. Cubh)iQ^et)be. ®er[in»®nmett)alb. fterlag: ® u ft a b {J i f eft e r, 3ena. — ©ebrueft bei 3 u f i u 5 <S i 11 e n f e 1 b. £off>ud)brucfer.. Berlin W 8.
xxvn.
fjerlitt, Dtn 14. JJtirj 1918.
Uurnnter 24,
unir
glrrtjiD für |Trlk0ntrljlfal|rt.
ffrfttefnt an febem JDom«r»tag, JDrets rterteljätjrltdj 4 4Marh.
- Äeranagebtr: -
SdjrtftUttBttfir JDtrlag:
gtritt w», y«utt]>orf)ir. 3»/30 Jlrflf. Dr. ®. fcatuke unb Jlcof. Dr. p. gimmertnantt. ««p«» g t rmtr, }»«.
#eror?rf$m Hurt Jtoltatborf 2809. * gemfprc$er 53.
gltltttlL
griebe im Often — S&euorbnung
im gnnern. SBon ^rofeffor Dr.
®. grantfe, öerlin.363
•efellfcboft für «ojiale {Reform.
- Sntemationale fBerehtigttttg für
gefefe(id)en HrbeHerfcfettg . , . 356
@inc (Eingabe her ©efellfdjaft
für ©oainle «Reform be*
treffenb grauenarbeit.
©ie Ortsgruppe ftölit ber ©efettfd&aft
für ©ogiale ^Reform.
tUIgemehie Cogialpoltttt .... 357
<&(eidjbered)tigung unb S0?it-
arbeitl
©ie ©ommeraeit.
Äirferge fSv JtriegerfamUieB unb
£t*terMiefceite.359
©ie ©runbfeipe für bie Unerfenmmg
ber ftriegSbienftbefdjäbigung.
ftomnautale eogfalpofitff .... 360
©ie ERitarbeit ber grau in ber ®e*
meinbeoerhJaltung.
Sarifoereittbantitgctt gmiföett
Arbeitgebern stnb Arbeitern . 360
©aSSarifamt ber ©udjbrucfer
unb ber polittfdje Streif.
Krbcit((l«r« mib tt«t««<|iN<y«
»erbftnbe .361
©ie ttrbeitgeberoerbanbe unb
bie foaifll-politifdjen ©efefc-
entmürfe.
©er ©eutfdje 93ü^nenberein für
jUtinbeftgepälter für ben beutfdfjen
©djaufpielerftanb.
Sebntewegirageii unb Arbeit*«
fftotpfe .363
©er ©eutf^e 2Retallarbeiter*
oerbanb gegen neue Streifs.
Crganifatiouen bet Arbeiter, ©e*
bilfen, Angeftettten nnb 8e»
amten .364
©ie 1. SteidjStagung fauf*
männifd&er Slngeftelltcr
©eutfdjlanbS.
Oebnamg*« unb Aobenfragen . 365
©ie ©obnungSgefebgebung in beiben
Raufern befl $reu&ifdf)en ßanbtag».
©ie Stäbtetage unb bie SBobnung«-
not.
©ie §eimftättenfrage berWngefteUten.
«Herarlfdje 9RitteiInngen .... 366
ttbbrucT fümtlliber Auffäfce ift 8eltungen unb gettfebriften geftatiet, febodb nur
. mit botter Dueüenangabe.
frfrt« Int <Ü>|Utt — Penorlmung int Innern.
griebe mit ber Ufraine, mit Rorbrußlanb, mit Rumänien,
mit ginnlanb — griebe bom Eismeer bis aum Schmalen 2Reer!
®ein ,$ambf, lein $hieg, lein Vlutbergießen mehr im meiten
Often auf ber ganaen, fester ltnenblichen gront, auf bie in
langen unb Stola, in Sorge unb StegeSfreube unfere Vlidfe
faft hier Qahre lang gebannt mären, gaft ift’S, als ob mir ben
Sinn ber mettgeßhichtlichert Zat „griebe im Often" noch gar
nid^t recht faffen tonnten, als ob mtr, a&>ar bon einem Slip be¬
freit, bodj nod) nt<f)t frei aufauatmen bermöd)ten. 2>enn ferner
laftet' auf uns bie Drohung im äßeften unb ©üben, mo ber
SBeltfrieg nun aur Entfdjeibung brängt, mo bie Sßaffen, unter
Strömen bon Vlut unb tränen, ben grieben erlärnpfett miiffen,
meil bie Regierungen ber geinbe fief) nicht aur Sßerftänbigung
bequemen, a^ ^er ©eutfd^Ianb unb feine SBerbiinbeten bereit
finb. Unfer 93oIf mirb aud^ biefe ftärtfte $robe fiegreid^ be-
fteben — babon finb mir felfenfeft überaeugt. 2)iefe §uberfid^t
bürfeti'mir fd^öbfen aus bem grieben im Often, aus bem Ver¬
trauen auf unfere großen gelb^erren, bie ungebrochene $raft
unferer VolfSheere unb bie StuSbauer ber $etmat. Reiche Veute
an SfriegSgerät ift uns auo^faHen, beträchtliche Vorräte an
RahrungS- unb guttermitteln, bie mir ermatten, merben uns bie
fchmierigen 9Ronate bor unferer eigenen @rnte erleichtern, unfere
friegerifchen Kräfte im SBeften finb burdf) ben grieben im Often
gemalttg geftärft. Rach unfäglichen ßeiben tehren bie in ber
^efangenfdjaft fdfjmadjtenben beutfehen Vriiber guriief. 5(Ite
beutfdfje fianbe finb bom ruffifd^en SDrud befreit. Unb jelbft
menn nidfit alle Veftimmungen ber griebenSberträge einem
Seben gefallen — haben mir nicht boßften ®runb, uns aus ber
£iefe unfereS $eraenS au freuen, bafe enblich, enblich ber griebe
nadq att ben 3ah ren ber Qerfleifchung unb 3ctftörung bom
Often h^r feinen <£inaug hält?
3u biefer greube gefeilt fich ber 3)ant für unfere Vrüber
in SBaffen, bie biefen grieben ertämpft haben. 25iefe SDauteS-
fdjulb abautragen, ift jefet bie bornehmfte ^Pflicht bes beutfehen
Voltes. Reichstag unb Regierungen bereinigen fich iw ber Er¬
füllung biefer Pflicht, bie ben SÖorten erft burcf) ^aten Inhalt
geben foH. ES ift nicht genug, menn bie teilmeife Reuänberung
beS 3RannfchaftSberforgungS- unb 9RiIitärhinterblie-
benengefeheS, bie im 2ßerfe ift, für bie SlriegSbefchäMgten
unb Oranten, bie Söitmen un^ SBaifeit ber ©efaüenen Erleich¬
terungen beS fiebenS fdljafft. 2)aS ift nur eine felbftberftänb-
lidtje gorberung, bereu Erfüllung aHfeitig berheifeen ift unb tunlichft
rafch bermirtlicht merben fotlte. ES ift aud) nicht genug, menn
alle Sßege befchritten merben, um ben ^eimfehrenben Arbeit,
Vrot, Verforgung au gemähten, bamit fte mieber feften gufe
in ber §eimat faffen. 2)ie Reuorbnung unfereS ftaatlichen,
mirtfchaftlidf)eu, foaialen öebenS ift bereits im Quge. 2öir ftehen
feht fchon mitten in ber ÜbergangSmirtfdhaft brin, bie hoch nichts
anbereS ift als ber Vegimt eines neuen SDafeirtS in 2)eutfchtanb.
ES ift ein großer Srrtunt au meinen, ber griebe merbe uns
ermöglichen, bie am 81. Quli 1914 aerfd^lagene Orbnung einfad)
nach bem alten Rtufter mieber aufaurid)ten. 2>iefer Sföeltlrieg
ift feine Epifobe, er hat bie 2)inge bon ©nmb aus umgefehrt,
ÜRorfdjeS unb Trantes bemichtet, neue Kräfte gemedt unb einen
©eift ber ©eredjiigfeit unb greiheit gerufen, ber unfer
Volt bon ber oberften Sjnfce bis in feine lebten liefen erfüllen
mirb. tiefer ©eift mufete fich f^han mäljrenb beS Krieges fefte
gormen bilben. Er brach burch alles 8ögem unb Saubern
hinburch aur 2Birftid)teit, es mar falfch, a u glauben, man mitffe
fein Söalten berf(hieben, bis überall bie Sßaffen ruhen unb bes
Krieges Stürme fchmeigen. ©erabe meil noch getämpft merben
mufe für ben grieben im Sßeften, brauchen mir £aten, um ben
2Rut unb bie ftraft unfereS Voltes an ben gronten unb in ber
$eimat au erhalten. VäuglicheS Schmanfen unb Enttäufdjung
entnerben, frifche unb freie Xat erhebt unb belebt. Solche £aten
maren bie 2Sahlbotfchafteu bes SlaiferS unb Königs fiir ^reufeen,
bie 9lntünbigungen foaialbolitifcher Reformen, bie Verheißung
eines neuen S)eutfchlanbs, baS für ben £ag ber §eimfehr fich
bereitet.
£)ie SBahlreform in Preußen, bie mit bem gleichen,
geheimen, bireften, allgemeinen Stimmrecht bie SRitarbeit beS
Voltes an ber ©eftaltung feines ftaatlichen unb mirtfdjaftlidhen.
fiebenS berbürgt, mirb borauSfichtlich noch einen meiten, fteinigen
Sföeg bis aum Siele au gehen haben. Slber fie mirb ans 8iel
gelangen. 2)et bereinte SBille bon ®rone, Regierung unb Voll
ift unmiberftehlidj. Unb menn bie SRaffen unmuttg, ja un-
gebärbig merben foHten, meil ihre ©ebulb auf eine fehr harte
^ßrobe gefteüt mirb, fo mögen fie fich an ber geftigfeit ber
Regierung beruhigen, bie nicht ntübe mirb au betonen, baß fie
unerfdjütterlid) auf ber Söablreform beharrt. Roch bor luraem
fagte ber ReichStanaler au oem Schreiber biefer Seilen: „3<h
ftehe unb falle mit bem gleichen SBahlred^t. habe
mein SBort bafiir berbfänbet, unb in meinem taugen
355
©oginle SßtQgiS unb Sttdjim füt^oljtetoofrlfflljr t — 1918 — XXVII. Sir. 24.
fiebert bin id) niemals^bon meinem Söorte getüften!"
Sn einem Erlah an bie 9tegierungSpräfibenten meift bet Sftinifter
beS Qnnetn auf bie Erregung in ber SlrbeiterfdPjaft megen ber
Berfdjleppung ber Söaljlborlage §m unb erflärt: „Bei ber ent*
fdjeibenben friegSpolitifdjen Bebeutung, bie bie preuhifche Sßahl*
redftSborlage geloonnen Ijot, muh id) mit 9?ad)brud forbern, bah
bie mir nachgeorbneten 0ienftfteEen bie Sßolitif ber ©taatS*
regierung uubebingt nad) aufeen l)in bertreteu. SnSbefonbere
ermarte id) bon ben Herren BegierungSpräfibenten, bah fie, mo
immer fid^ (Gelegenheit bietet, mit aber Entfdjiebenljeit betonen,
bah bie ©faatSregierung mit unberminberter Ent*
fd)loffenheit auf ber StuSführung beS Slllerhöchften
ErlaffeS bom 11. Snli 1917 beharrt, bah fie feftpält an
ihrer mieöerholt gegebenen Erflärung, an bie Ein¬
führung beS gleiten 2Bahlred)tS alle berfaffungS*
gemäfe guläffigen Sfeittcl gu fefcen." Solcher Sföorte muh
man eingebenf bleiben, toenn bie Beratungen ins ©djmanfen
unb ©tocfen fontmen: 0aS KönigSmort bom 11. Snli 1917
mirb gu „reftlofer Einlöfung" gelangen.
Stehen biefer Sfteform, bereit 0ragtoeite für unfer gefamteS
ftaatSbiirgerlicheS unb fogialeS fieben in Sßreufeen unb bamit
auch im 9ieid) heute noch gar nicht gu ermeffen ift, ftehen freilich
bie fogialpolitifdjeu SDtahnahmen, bie bon ber BunbeSratS»
tribüne angefiinbigt morben finb, erft in gtoeiter fiinie. Slber
ihre grohe Bebeutung mirb nur ber berfennen, ber meber bie
toirtfcpaftlichen Berhältniffe noch bie feelifche Berfaffung beS
arbeitenben BolfeS mürbigt. Etahegu Eiuigfeit fjerrfdjt über bie
Stottoenbigfeit gri'mblid)er 28oh nu ng Sr efor nt. ©o bebauerlich
eS ift, bafe für baS Jpreitfeifche SBohuuugSgefefc erft jefct, nach
enblofem $itt unb $cr, übereinftimtnertber Befcpluh erreicht mürbe,
fo regt ficp’S hoch mit lebenbigen Kräften in ben ©emeinben
unb Greifen, um ber SBohnungSnot gu fteuem unb ben Waffen
§eimftätten gu fchaffen. Stud) bie 9teid)Sregierurtg hot burch
ben Bigefangler erflärt, bah baS Sieid) hilfreiche $anb auf
biefent Gebiete leiften mirb. Sn ber SöohnungSreform muh
bie (Grunblage für ben äöieberaufbau beS burd) ben Krieg er*
fchiitterten unb gefdjmädjten BolfSförperS gefchaffen merben, —
man famt fie nicht breit, feft unb rafch genug legen. ©ie
bereitet and) ben Boben für attbere SBege ber Be'böIferungS-
politif, bie in ben beiben, bom SHeid)*Stag jept in Beratung
gegogenett föegierungSborlagen gur Befämpfung ber ©efd)Ied)tS*
franfheiten unb ber ©eburtenberhinbenutg befchritten morben
finb (bergl. ©p. 333). 9^tc^t minber angegeigt aber er*
•fdjeinf nunmehr bie für bie BolfSfraft ebenfo nottoenbige
2BieberfjerfteEung ber &rbeiterfdjufcborfd)riften. 0ie harte
gorberung beS Krieges hoi fie gum 0eil befeitigt ober hoch
burd)löd)ert. Seht merben aber fdjon ftarfe ©djaren bon Sir*
beiterimten aus ber EtüftungSinbuftrie frei, unb baS mahnt,
ben ©d)ufc,bon fieben, ©efunbljeit unb ©ittüchfeit mieber boE
aufgubauert. Eine fefte ©idjerung ber 8 —9 ftiinbigen 9tad)truhe
im Bäcfergemerbe burch (Gefei ift eine roertbolle Ergängung
be§ 2(rbeiterfchuhe§. S)ie Beröffentlichung ber Borlage foüte
nicht länger hwouägefchoben Serben.
Bennutlich mirb fich ber Bunbeörat auch benmächft über
ba§ SlrbeitSfammergefeh Wlüffig machen, ba§ namentlich
nad) gtoei ©eiten bon etttfcheibenber SBid)tigfeit ift: e£ gibt ben
Slrbeitertt eine öffentlich-rechtliche Bertretung ihrer Qnterefjen
unb e£ fchafft Einrichtungen für ben gemerblichett Sieben, ber
un§ für ben Söieberaufbau unferer BoIf§mirtfd)aft fo bitter not
tut. Sßir merben ja halb (Gelegenheit hoben, auf bie eingeluen
Beftimmungen be§ giemlich bertoidelten (Gefehentmurfe^ eingu-
gehen, bem gur ©eite gehen ein bon ben Berufsbereinen ber
Arbeiter unb tedjnifdjen ängefteEten eingebrachter Entmurf unb
ein gtoeiter bon ben Jaufmännifchen Berbänben borgelegter.
9tur fobiel fei'für heute bemerft: 3öir halten e§ nicht für au§*
gefchlofjen, bafe fich bie Borgänge bom §ilf£bienfigefeh toieber-
holen, too unter SWittoirtung ber Slrbeitergetoerffchaften unb
Slngeftefltenberbänbe eine 9?eugeftaltung ber 9tegierung§borIage
im ©inne fogialbolitifdjer Sßirfung burch eine gefchlofjene
9Jiehrheit bon 9teid)@tag§borteien erfolgt ift, unb mir hoffen,
baß auch biennal bie Regierung an einem bergrtigen
Borgehen fich beteiligen toirb. Qn Slrbeitgebertreifen fcheirit man
fid) mit ben Slrbeitsfammern abfinben gu tuoEen. Eine am
7. 3J?ärg in Berlin abgehaltene Berfammlung ber Bereinigung
ber £)eutf<hen Slrbeitgeberberbänbe erflärte, trofc fchmerer
Bebenfen, ob auf bem Biege ber Errichtung bon 21rbeit£fammem
bem aEfeitig erftrebten 3iele be£ mirtfchaftlichen S^ebenS
gebient toiirbe, fich koch bereit, ben früheren SBiberftanb
oufgugeben unb bei ber Beratung ^e§ ©efehenttourfg mitgu*
arbeiten, (©iehe auch
SOTit äEer Entfd)iebenheit erflärte fich ober biefe Bereinigung
gegen bie in Slu£fid)t gefteEte Slufhebuttg be§ § 153 B(G0.,
toeil biefe Aufhebung eine tueitere Bertoilberung ber BMrtfdjaftb^
fäntbfe gur S°lge haben mühte. 2)ie Befeitigung berjenigen
Befdjränfungen ber Koalitionsfreiheit, bie fich ouS § 153 © 0 .
ergeben, hot ber 9teid)3fangler am 29. Stobember 1917 Up
Beich§tag angefünbigt. ©eitbem ift e£ merfioiirbig ftiE baboit
getoorben; .bor furgern tourbe in ber ^ageSbreffe beraubtet, hic r
fei man nod) im ©tabiunt ber Borbereitungen, uno bie S er &9*
fteEung beS EnttourfS toerbe fich kis nach 0ftern bergögem.
2) ie Erflärung beS Steich^fanglerS, bie befanntlidj auf einer
Bereinbarung mit ber groben Mehrheit beS SteidjStagS beruhte,
tourbe aEgemein — jebenfaES in ber gefamten Slrbeiterfchoft — fo
aufgefabt, als ob bie glatte ©treichung beS § 153 als eines fraffen
SlnSnahmegefeheS beleihen loorben fei. ©oEte baS nicht ber jjoE
fein? ©oEte bie Bergögerung toirflich, tuie baS (Gerücht toiffen
toiE, bamit gufammeithängen, bah bie Regierung unter bem 3)rud
ber ©dpoerinbuftrie, ber ©eiben unb ihrer ^ilfstrupben nach
einem „Erfah" für § 153 fud)t, nad) Kautelen unb gineffen,
um baS KoalitionSre^t mit neuen Hemmungen gu belaften?
Söäre bieS ber SoE, toaS toir einfttoeilen nicht glauben tooEen,
fo mürben mir baS für gerabegtt berhängniSboll holten:
3) ät einem ©djlage ginge bie Regierung beS BertrauenS ber*
luftig, baS fie fid) fotoohl in ben EtfehrheitSparteien mie bei ben
Slrbeiter- unb SlngefteEtenorgauifationeu burd) bie Kunbgebung
ihres BeformmiEenS ermorben hot, unb eS fönnteit bann golgen
eiutreten, bie toeit über ben unmittelbaren Slnlah htnouSgehen.
Seht ift mahrlich nicht bie Qeit, burd) gefehgeberifche Kniffe mit
ber einen §anb mieber eingufd)muggeln, maS man mit ber
attbern borher befeitigt hot. 2 öie gefagt, mir glauben folchen
(Gerüchten nicht, empfehlen aber hoch bringenb, ihnen ben (GarauS
gu machen, inbem man bie Borlage mit ber einfachen Stuf*
hebung beS § 153 ©0. unbergiiglich beröffeutlid)t. ERihtrauen
niftet fid) nur gar gu leidet ein. 0 er S^ e be im 0 ften hot fein
©egenftücf am Kriege im Sßefteh: nie mar uns Slraft unb
Einigfeit notmenbiger, nie auch baS Bertrauen auf bie innere
Sieuorbnung! 0aS flingt aud) aus ben ergreifeuben Söorten
beS 0anfeS beS KaiferS an ben 9teich§tag h er °oS, bie
mir als Krönung biefer Betrachtungen hierher fe^en:
„0er böüige ©ieg im 0ften erfiiEt mid) mit tiefer 0anf»
barleit. Er Iäfjt uns mieber einen ber groben Momente erleben,
in benen mir eljrfürd)tig ©otteS SBalteit in ber ©efd)ichte be-
munbern fönnem Sßelch eine SBenbung burch ©otteS Sü 0 ung!
0ie ^elbentaten unferer Gruppen, bie Erfolge unferer groben
Selbherren, bie bemunberungSmiirbigen fieiftungen ber $eimät
murgein lebten EnbeS. in ben fittlichen Kräften, im fategorifchen
Smperatio, bie unferem Bolf in horter ©d)ule anergogen finb.
©ie merben uns aud) burch bie entfd)eibenben ©chluhfämpfe
hinburchtragen, eubgültigem ©iege entgegen. Bei ben -groben
Aufgaben, bie uns S r ^benSfd)luh, SBieberaufbau unb Teilung
ber KriegSmunben fteEen merben, miinfdje id) meinem geliebten
beutfdjen Bolf bie alte gefdjichtlidje Erfahrung, bah Einigfeit
ftarf macht. 93?öd)te eS mit ftarfem 2öirfüd)feitSfinn, mit un*
beugfament ©lauben an fich felbft unb feine Stfiffion, mit ftarfem
©taatSgefüljl unb ftolger Sreube am Baterlanb an bie neue
3eit unb ihre Stufgaben herantreten, mit mir unb meinem
$aufe burd) bie altbemäl)rten Banbe gegenfeitigen BertrauenS
Oerbunben! atoeifle nicht, bah ouS ben ©türmen unb
0 pfern biefer 3 eit eine reiche, ftarfe unb glücflid)e 3 ofunft
ermachfen mirb."
Sn biefen Söorten liegt auch eine Mahnung: man hüte fich
bor jebem ©chritt, ber bom SBeg gu biefer 3o3funft abfeits
führt!
Berlin. _ E. Sandte.
fttr Peftm
|ntfrnati<m«U Ufrcintgmtg für gcfeljUtljcn ^rbfürrf^nb.
Eine Eingabe ber (Gcfcflfdjaft für Sogtale fReform betr.
Srauenabbcit
ift biefer 0age bei BitnbcSrat unb Reichstag ctngeretcht mor*
ben. StuSgehenb bon ben Beränberungen ber Srauenarbeit mäh*
renb beS Krieges unb bei* borauSfichtlidjen fiage ber St'auen-
arbeit mährenb ber ÜbergangSn>irtfd)aft (fiepe auch ®P- 321)
merben eine 9teihe bon Sorberungen für bie Überführung ber
35T
©oaiole ©rajis unb Archto für Volfsmohlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 24.
858
grauen auS bei* KriegSinbuftrie in bie griebenSmirtfchaft auf-
gcfteßt, bie namentlich folgenbe ©unfte ttmfaffen:
a) 5>er Arbeite tinnenfchuh ift mieberljeraufteBen. 55a grauen
mäljrenb beS Krieges in neue, gefunbheitsfdjäbliche Gemerbegmeige
eingebrungen finb, für bie noch feine ©eftimmungen erlaffen mären,
meil fte öor bem Kriege feine grauen befdjäftigien, ift burch bie
Gemerbeauffidjt eine erneute Prüfung bariiber anaufteßen, in melden
©efchäftigungett bie grauenarbeit au verbieten ober mit befonberen
©chufebeftimmungen au umgeben ift.
b) (Sine forgfam burebbadtfe ArbeitSOermittlung mufe unter
£>inauaief)ung ber fonftigen in grage fommenben ©teilen bie aur
Gntlaffung fommenben, arbeitfuchenben grauen noch Oor bem Seit*
punft ber Gnctlaffung erfaffen, ihnen nach 3Mögli<hfeit Arbeit ber*
febaffen, Obbachlofe in gürforge nehmen unb OmtSfrentbe in bie
Heimat beförbern. $u biefem gtoeef müffen bife Arbeitgeber ber*
pflichtet merben, bei Gmtlaffungen bon mehr als 50 Arbeiterinnen
etne achttägige Kiinbigungsfrift einaubalten, unb ber auftänbigen
BentralauSfunftftelfe acht Xage borber 2J?itteilung au machen. 5)ie
Arbeiterinnen finb nachbrüdlich auf bie öffentlichen ArbeitSnadjmeife
binaumeifen. CrtSfrembe Arbeiterinnen, benen feine Arbeit noch*
gemiefeit merben famt, finb bem heünifdhen ArbeiftSnadjtoeiS, ba*o*
äentralauSfunftftelle au übermcifen.
5)amit bie öffentlichen ArbeitSnachmeife beit hier gestellten
grofeeit Aukuben genügen fönnen, müffen fie fo leiftungSfähig mie
möglich ausgebaut merben, notfalls mit gelblicher ©eiljilfe beS Aeid)S.
c) (SS finb Grunbfäpe für bie Gntlaffungen bon Arbeiterinnen
aufauftellen, bie für öffentliche ©etrtebe binbenb finb, aber auch ben
©ribatbetrieben, gegebenenfalls burch Vermittlung ber Arbeitgeber*
berbänbe, nachbriicflich nahe ab legen ,finb. danach ift — fomeit
nicht befonbere fachlidje ©efähigung ber Arbeiterih borliegt — a u
berüdiidjtigen, ob fie auf eigenen Grmerb angemiefen ift, unb ob fie
aus arbeit+Shungrigcn ©crufen (ßanbmirtfchaft, 5>ienftboten) flammt.
d) Gine amattgsläufige ©tredung ber Arbeit empfiehlt fidh bei
ber Uniiberfichtlidifeit bcS SGBirtfchaftSlebenS nach bem Kriege nur
für bie Gemerbc, bei benen fie in enge ©eaieljung a u einer ftaatlid^
fontroUierten Aohftoffoerforgung gebracht merben fann. gm übrigen
ift ben pribaten Arbeitgebern bie foaiale Pflicht, bie borhanbenen
Arbeitsmengen bei ftarfem Überangebot an ArbeitSfräften auf
ntöglidjft biele Arbeiter au berteilen, naheaulegen.
e) $ um gniccf ber Arbeitsbefchaffung finb geeignete öffentliche
Aufträge, namentlich an Aäh= unb gnftanbfefcungSarbeiten, plan*
mäfeig an bie Orte unb ©erfoneitfrcife au leiten, bie ihrer bebürfen.
5)ie Verteilung ber JocereSnäbarbeitert burch baS KriegSminifterium
gibt einen guten Anhalt für ©bftem unb Crgauifatiou, bie im gnter*
effe ber Giuheitlidifeit ber ÜAafenabme möglichft äentralifiert fein
füllten, ©ei ber Ausmahl ber mit Arheiit au bebenfenben ©er*
fonen müffen bie öffentlichen ArbeitSnachmeife beteiligt merben. Aot*
ftanbSarbeiteu finb nur an folche ©erfotten au betgeben, bie orits*
anfäffig finb ober nach Aufgabe ber friegSmichttgen Arbeit in bie
£eintat aurüdgefehrt finb. Bu beboraugen finb ©erfonen, bie in
bem bctreffeiibcn Gemerbczmcig bereits berufstätig maren.
f) 55ie Grmerbslofcnfürforge für grauen mufe, fomeit boß*
beruflid) tätige grauen in grage fommen, generell geregelt merben.
Vor allem barf fie nicht mie bisher in ben freien ©Siflen ber
Gemeinten geftellt bleiben, fonbern mufe au einer binbenben Ver*
pfliichtung auSgeftaltet merben mit bem gmed, ben GrmerbSlofen
ben notmenbigen yebensbebarf au fichern. Ginbeitlicber Regelung
für baS ganac Ae ich bebarf bie SCrögerfchaft, bie Aufbringung ber
SWittel, ber Kreis ber Unterftiihten, bie 5>auer unb bie |>öhe ber
Umterftüfcung, bemeffen in ^unbertfähen beS OrtSfoljneS, fomie bie
Pflicht aur Arbeit.
g) 5)ie Aeferate für grauenarbeit beim ^riegSamt finb nach
einer fachlid) begrünbeten übergangSaeit bon ben 3toÜhehörben 3 U
übernehmen. 5?ie ©ceinfluffung aller AZahnahmen ber ArbeirtS*
bermittlung, Grmerbslofenfiirforge, ©efunbheitS*, SBohnungS* unb
Äinberfürforge unter bem befonberen ©efidjtspunft ber grauen*
arbeit ift in ber Übergangszeit mit ihren bielleicht noch berfdjärften
Problemen unentbehrlich* müffen baher entfprechenbe ©teüen
mit einer ©pi^e im Aeichsmirtfchaftsaniit gefchaffen merben.
5)ie @efd)äftsftelle ber Cffefellfchaft fiir ©oatöle Aeforrn,
99erlin W 30, Aoüenborfftr. 29/30II, ift gern bereit, auf Aac^-
frage öiefe Gingabe au iiberfenben.
$>ie Ortsgruppe GiUn ber GefeßfChaft für foaiale Aeform nahm
am 27. gebruar ihre ^ätigfeit nach längerer Vaufe mieber auf, um
au ben gegenmärtigen unb autiinftigen foaialpolitifchen gragen ©tel=
lung au nehmen. Au bem Abenbe fprach ber Vorfipenbe '^rofeffor
Dr. ©t i e r * © o m I o über „AS ahlted)t unb ©oaialpoli*
t i V unter großem ©eifall. Gine lebhafte AuSfprache fd^lofe fich an.
JUlgimme fojialpülitih.
Gleichberechtigung unb ©Mtarbeit!
©Siditiger als aller äu&ere gortfd)ritt ber foaialen Sage
linferer Arbeitcrfdiaft ift,— mir merben nicht miibe, eS hert>or<
auhchen —, bafe fie bas (Gefühl erhalten tnuft, in ©eruf unD i
Sehen ein gleichheredhtigter gaftor au fein unb iiheraß jur
SWitarbeit herangeaogen au merben. ^öchfte ©taatsfunft ift
eS, bieS @efühl boller ©ermachfenhett be§ lebten ©ürgerS mit
bem ©taate au fchaffen, baS ©dndfut ber Nation tief im ©er-
antmortungSgefühl beS ©olfeS au öeranfern. 5)aS mar bie
©olitif ©ethmann $ollmegS nach Kriegsausbruch, unb bau ihr
haben mir, metl fich her Kanaler, mie oft er auch bte Staten ber-
mtffen liefe, in Ieuchtenber Klarheit gahllofer bolfstiimlidjer
©Sorte au ihr fo marm befannte, bafe ihm jeher ben tiefen
©Siüen aur Erneuerung glaubte, bret fchmere Kriegs»
jahre hinburdh geaehrt. Sie Haltung ber breufeifchen
Regierung in ber ©SahlrechtSfrage itnb bie ©teÖung
bon AeichSregierung unb AeidjStagSmehrhcit in ben
GtatSbebatten haben bemiefen, bafe jefct an bie ©ebanfengänge
©ethmannS tatfräftig unb amlfi^er angefniipft mirb. Gine
ganae Aeihc bon Aebnern hat baS aum AuSbrurf gebraiht;
mit befonberem ^inblirf auf bie ©oaialbemofratie hat bor»
nehmlidh 2lbg. Graberger (3tr.) bie ©erbienfte ©ethmannS
anerfannt unb u. a. htuaugefügt:
„Gs märe ber befte ©ie(p menn es ber Gntente gelänge, bie fo*
aialiftifche ©artet abaufprengen. 5>ie ©oaialbemotraten haben fidj
mit uns aur Verteibigung befannt. ©olange mir bom geinbe be*
rannt merben, märe es SSahnfinn unb Verbrechen, menn mir bie
grofee ©taffe bc_s merftätigen Voltes abftofeen mollten. SBelche ©artei
hat parteipolitifch baS gröfetc Opfer gebra<ht? 5)ie ©oaialbemotraten.
geh habe boües Verftänbnis bafür, /bafe fie bie ©paltung auf fich gc=
nommen haben. 5)ie ©tehrheitS*©oaialbemofraten haben bie Ginheit
ber ©artei braufgehen laffen, meil fie bem Vaterlanb bienen mollten.
geht hat ber Krieg bie günftige Gelegenheit geboten, mo bie Ar*
beiter hetanfommen unb fidh eingltebern in ben grofeen ©taatSocga*
niSmuS, unb ba füllten mir fie abtun? Aein, eine folche ©oliti!
machen mir nicht mit, unb baS mar baS Biel ber AeichStagSmehrbeit
für ben beutfdhen ©ieg. SEBer mährenb ber jehigen ohne ©reis*
gäbe ber eigenen Anfichten mit ber ©oaialbemofcatie a u f a m nt e n *
arbeitet, ber treibt eine ftaatsechaltenbe tonferbatiue ©olitif im
beften ©inne. 2Ber bie Arbeitermaffen mit ber ©oaialbemofratie ab*
ftöfet, ber treibt eine anarchiftifche ©olitif."
5)ie ©emerffd>bften, beren giihrer bte auöerläf-
figften ©tüfeen ber foaialbemofvatifchcn ©olitif beS 4. Auguft
1914 finb, oerlangen bringenb bie Aufredhterhaltung foldjer
Sufammenarbeit, uitb mir moüen nicht Verfehlen, hierfür-aunt
©eleg noch einiges aus ber SJenffchrift „©oaial^alitifChe
Arbeiterforberungen ber beutfehen Gemerffchaften", bie furalid)
im ©erläge ber Generalfommiffion erfchienen ift, au bem
0p. 216 gegebenen AuSauge nachautragen. 2)ie gana in biefem
0inne gehaltenen 0d)lufefäfee haßen mir bereits amtiert. Aicht
minber mertüoH erfcheinen unS aber manche ©Sorte auS ber
G i n I e i t u n g, bie aunächft bie Sösbarfeit aß ber fchmeren
unb benorftehenben Aufgaben nach bent Kriege an bie ©orauS»
fefeung Fnühft, bafe „baS beutfehe ©olf mit ber gleichen Gin¬
nt iitigfeit, bie feine Abmehr ber feinblichen Angriffe auf
. bie ftaatlicfje uttb mirtjchaftliche Gsificua beS ©aterlanbcS 6e»
Funbete, fidh ber fommenben griebenSarbeit aumenbet". Sßirb
fo jebe 3erfblittentng ber Kräfte in ber ÜbergangSaeit öer* *
tnteben, bann fielet bie 55enffchrift mit ©ethmann „eine 3m
funft XeutfdjlanbS, in ber äße feine ©ohne ihr @lücf fiitben
foßen", fommen: baS freie SDeutfdhlanb als 5>anf für aße, bie
eS im Kriege mit ihrem ©lute nett ermorben haben. $>afe eS
in ber Ginmütigfeit einer neuen 3eit, bie nur noch SDeutfche
fennen foß, mieber ©arteien geben mirb, hat ©ctbmamt fehon
Sit einer 3eit gefagt, bie noch mit meniger mibermärtiger Gin-
bringlichfeit an biefe harte featfadje gemahnte als baS Utcrte
KriegSjahr; mit ihm aber ift bie gemerffd)aftliche 3)enffthüft
barin einig, bafe bie hofitifefjen Kämpfe |icf> freihalten muffen
Don bem ©treben nach SluSnahntebehanblung nnb AuS-
fchliefeung cinaelner ©arteien.
„Gleicher Anteil aller beutfdhen ©taats*
Bürger am GemeinfchaftSIeben in Aeid), ©taat unb
•Gemeinbe", fo fährt bte 5>enffchrift fort, „unb eine innerpolitifche
Geitallung, bie biefen AnfprudEj au Oertuirflidhen ermöglicht, — baS
finb bie ©chlufefolgerungen, bie baS beutfdje Volf aus ben regierungS*
feitig inmitten bes Krieges gemachten Sufagen aiehen mufe."
„gür bie Arbeiterflaffe bebeuten biefe ©djlüffe etmaS mehr als
für bie übrigen 2kpölferungsfd)id)ten, meil fie burch nachteilige Gin*
fommcnSpertcilung unb mirtfchaftliche Abhängigfeiten, burch foaiale
Aüdftänbigfeiten unb politische Burüdfehung non biefem Gemein*
fchaftsleben faft nöttig auSgefdsloffen ift, berartig auSgefchloffen, bafe
ihr ©eftreben, fich biefe Gleichfteüung in Aedjt, S2Sirtfd)aft unb Ge*
feßfehaft burch bie 9Wad>t ber Organifation unb beS ©timmaettels au
erfätnpfen, mit AuSnahmegefehen, AechtSberfolgungen unb Aberfen*
nung bes AameitS 5>eutf<he beantmortet mürben, ©o mcit maren
859
fatale prajis unb Arcßto für VolfSmoblfaßrt — 1918 — XXVII. 91 r. 24.
360
Vorurteil unb $aß gebieten, baß man allen ErnfteS glaubte, bie
beutfcßen Arbeiter mürben ißt Vaterlanb betraten unb im Nüden bet
ÄanbeSberteibiger Nebotutionen entfachen."
9BaS aber bie Arbeiter, toetl fie biö^er btel entbehren
miufeten an toirifchaftltdjen, fulturellen unb boUttfdjen Werten,
mehr forbern müffen afS anbere ©tänbe, öaS verlangen fie
nicht als Sohn für VBofüberhalten, „benn für Pflichterfüllung
bebarf eS feiner Pelohnung", fonbern um boümertige Bürger
SU toerben. „Unb ihre gorberungen foEen bie VorauSfeßung
bafür fdjaffen, baß fie rnitarbeiten fönnen. ©ie foEen bie
rechtlichen unb foaialen ©djranfen befeitigen, bie biefer Mit¬
arbeit entgegenfiehen, foEen bie öffentlichen Einrichtungen er¬
fteben Iaffen, in benen biefe Mitarbeit auSgeiibt tuerben fann,
unb fallen bie £>rganifa Honen fiebern, burch ineldje ber
Arbeiter als SBirtfcftaftSglieb, als ©efeEfdjaftStoefen toie als
(Staatsbürger fein Öntereffe im Sabinen beS ©emetniooblS
Vertreten fann". Saß bie getoerffcßaftltcbe 5Denffcf)rtft bie
gorberungen, bie bie £)rganifation unb Vertretung ber 2fr*
beiterfdjaft betreffen, in ben Vorbergrunb ftellt, ift nach att bern
nur felbftberftänblidi: benn eS gibt feinen 2Beg aur Vertt>irf*
lidbung ber boEen ©Ieidjberechttgung unb Mitarbeit als über
bie Organifation, „unb ber STrteg bot taufenbfältig betuiefen,
bah ihre 2fuffaffungen Dom ©emetnfcßaftSleben mit bem
öffentlichen ©emeintoohl feineStoegS im 2Biberft>ru<h flehen."
SBaS aber an Reformen gefcheben füll, baS mahnt bie
Senffdjrift b a I b au tun. „SBer tuirflid) geben null, ber gebe
fofort." Jgebe ®inanSfcbtebung, Verfdjlcbbung ober Verbxiffe-
rung, tüie fie bor bem Kriege beliebt mar, ftört bie Einmütig¬
feit beS VoIfeS. Senn bon ber Verluirflichung ber gorberun¬
gen beS ArbeiterprogrammS bongt eS, fo meint bie Senffdjrift,
ab, „in Welchem Maße bie Arbeiterffaffe fid) in bie ©taats-
orbnung einfügt. Erfennt man ben beuifchen Arbeiter als
bollgültigen VoIfSgem offen an, unb gibt man ihm
Sutritt aur Mitarbeiterfd)aft auf allen (Gebieten beS
öffentlid)en ßebens, fo nürb in erfter &inie baS ©taatS»
tv e f e n fefbft ben Sftußen hoben, benn nur auf bem gunbament
ber berechtig feit fann baS Neid) int SafeinSfampfe ber
Völfer gebeiben." __
Sie Sommerzeit, b. ß. bie FriEjerieguug ber Ußraeit mäfjrenb
ber Sommermonate, mitb uudj in biefem Sabre burcbßefubrt merben,
benn eS finb tajtfädjlidj in ben beiben Vorjahren gana erhebliche
Erfparniffe an ben für VeleucßtungSamedc notmenbigen Nobitoffen
erzielt motben. ; Sie Sommerzeit tbegjrnnt in biefem Faßt am
15. April morgens 2 Uhr unb enbet am 16. September morgens
8 llbr. Veibe Sage finb Momtage, ba ber SBedjfet für bas ©e-
fchäftsleben ft<b bann am menigften fühlbar macht.
Jflrfirrg* ßtr §xußtxfamlm mtl> ghrterMubm*
Sie ©runbfäße für bie Anerfcmtung non ÄriegSbienft-
befcßäbtgmigett hoben burch einen Erlaß beS ®riegSminifte«
riuntS boin 30. Januar 1918 folgenbe Erläuterung unb Er¬
gänzung erfahren:
Febc Sienjtbefdjäbigung, bie auf bie befonberen Verßältniffe
beS Krieges aurüdaufütjren unb in ber Seit Pom Veginn ber Mobil¬
machung bis aur Veettbigung ber Semobilmacßung erlitten mirb,
ift als ^riegSbienftbefcßäbigung anaufehen.*
Vefonbere Verbälitniffe beS Krieges liegen im ÄrregSgebiet bann
Por, toenn fie fi<b bon ben im ^eimatgebiet 3 Ü berfelben S«ü
allgemein befteljcnben Verhältniffen unterfdjeiben. SBährenb es im
oorberen Seil beS ^riegSgebietS eines 9ladjmeifeS, baß berartige Ver-
baltniffe borgelegen haben, nur gana auSnahmSmeife bebarf, fann im
meiter rüdmärts gelegenen Seile beS ^riegSgebietS anf biefen 9tach-
toeiS oft nicht beraidytet merben.
S » 1 ^eintaigebitet genügt für bie 2(nerfennung bon ÄriegSbienft-
befchäbigung ber 9?achtueiS ber Einhnrlung befonberer Verhältniffe
beS Krieges: a) allgemein bei Angehörigen mobiler Formationen,
b) bei 2lngehörigen immobiler Formationen, fofern fie fid) auf bem
Marfche in baS $riegSgebiet ober auf bem Stücfmege bon bort befinbeu
S3eim Earnifon- unb AuSbilbungSbienft fönnen fokhe Suftänbe
nur bann als borliegenb angefehen merben, rnenn ermiefenennaßen
Iebiglich burch Öen 5lrieg bebingte unb über baS FrieöenSmaß htuauS«
geh«nbe außerorbenftliche $(nftrengungen ober Entbehrungen ober bem
fieben unb ber ©efunbheit gefährliche Einflüffe borgelegen haben.
$ebe EefunbheitSftörung, bie mit einer ^riegSbienftbefchabigung in
urfächlithcni Sufammenhange fteht, ift als ÄrregSbienftbefchäbigung
anaufehen.
Eine Nachprüfung bet Füße, rn benen bisher nur Sienft*
befdjäbigung anierfemnt morben ift, Iebiglich bataufhin, ob auf Erunb
ber borftehenben Ausführungen nunmehr bie ÄriegSbienftbefchäbi-
gungsfrage |u bejahen ift, finbet nur auf Antrag ftatit.
Sie Mitarbeit ber Frau in ber Qkmeinbebermaltung. S»*
Fahre 1907 mürbe als ArbeitSauSfdjiuß beS Aflg. beutfehen Frauen-
bereins eine Sentralftetle für bie Eemeinbeämter
ber Frau in Franffurt a. M. gefebaffen. Ser je^t borliegenbe
Nücfblid über bie 10 jährige Sätigfeit gibt Einblid in bie' fleißige
Slrbeit biefer Stelle unb faum auch manche Erfolge aufaählen, bie
banf ber SBerbetätigfeit biefer Stette erzielt rnorben finb. Sie
ScntralfteHe berfolgt einerfeits ben S^ed, bie Frauen für bie Über¬
nahme befolbeter unb ehrenamtlicher Eemeinbeämter zu getoinnen
unb zu fchulen, anbererfeits milt fie auf Staat unb Eemeinben ein-
mirfen, baß fie bie F rcr uenfräfte für biefe michtigen Arbeitsgebiete
nußbar machen.
SaS für bie Arbeiten ber Scutralftelle notmenbige Drientie-
rungSinaterial tourbe im Saufe ber F^hre burch 19 größere Um¬
fragen bei ben Stabiöermaltungen gemonnen. Sie leßthin im Funt
1917 berauftaltete Umfrage umfaßt bie Mitmirlung ber F rau auf
allen Eebietcn ber tommunalen SBohlfahrtspflege. fomraunalen
^riegSfiirforge unb ßebenSmiteluerforgung; baS getnonnene Mate¬
rial mirb als Unterlage für einen ErgänzungSbrudf bet Schrift
„Steßung unb Mitarbeit ber F*uu in- ber ©emeinbe" bienen.
An gefeßlicher Förberung fommunaler Frauenarbeit in ben
leßlen 10 Fahren ift zu bermerlen: SaS Vaperifche Armengefeß
Dom Auguft 1914, bie Übertragung beS Amtes eines 9BaifenrateS
auf bie Frauen in Vaben, Vapem- unb ber Stabt ©cra. Fni ©roß-
herzogtum ^ffen lonnte, menin auch nicht gefeßlich feftgetegt, eine
bebeutenb felbftänbigere Arbeit ber SBaifeupflegerinuen ermöglid^t
toerben. Auf bem ©ebiete ber Sd^ulbermaltung finb als für
bie Frauen günftige ©efeße außer bem preußifchen Volfsfchulunter-
haltungSgefeß, bie oon Sachfen, SBürttemberg, Vaben, Reffen, £ 1 =
benburg, Sachfen-Meiningen, Vremen, Elfaß-Soiljringen zu ertoäh 5
neu. Sie „Mußborfdjrift" in Vaben unb bie „®annt>orf<hrift" in
Reffen, £Ibenburg unb Sacpfen betr. bie Mitarbeit bon
Frauen in ftäbtifeßen Vermaltu ngSlommiffioneu
finb als bebeutenbfte gefeßgeberifeße Ereigniffe zu beaei<hnem
Fm Cftober 1916 erfolgte bie 2fnglieberung einer Steßenber-
mittlung für foziale unb lommunale Veamtiunen. Sie angebotenen
Steflungen tagen auf ben berfdpiebenen ©ebieten ber FriebenS* unb
Skiegsmohfahrts-pflege; bie Vemerberinnen feßten fieß borzugSmeife
aus 21labemilerinnen, foziaten F^auenfchülerinnen unb Uranien-
Pflegerinnen zufammen.__
©arif»fretnli«ruii0fn fnrtftptn |lrlifttgebem ttttit
Jlrbeitem.
SoS Xarifamt ber Suchbrtttfcr imb ber politifche ©tretf.
Sei* ©treif, ber Enbe Januar in Perlin muh eine Anzahl
Pudjbrudereien betraf, hot einem Seile ber babon betroffenen
girnten Anlaß zur Einreichung einer SHage bei ben tariflichen
©cßiebSinftanzen gegeben. Sie tfHage lautete auf „begangenen
Sarifbrnd) in ibealer ^onfitrrenz mit ^ontraftbruch". Sa
baS ©chiebSgericht Perlin bie ®Iage mit ©timmengleichhcit
abgelehnt hotte, tourbe baS Sarifamt al§ PerufnngSinftana
angerufen. SaS Sarifamt hot in biefer Sllagefoche am 1. März
berhanbelt unb hat für stecht erfannt: Sie beHagten
©ehtlfen haben mit ber gemetnfatnen Ar
b c i t S n i e b e r I e g it.n g fidj beS ®ontraftb iud)S
fcpulbig gemacht.
Aus ben EntfcßeibungSgrünben fei mitgeteilt: Sie Pe-
Üagten ßaben in ben leßten Sagen bceS Monat Fanuar ißren Prin¬
zipalen erflärt, baß fie fid) einer politifcßen AuSftanbSbemeguug an-
fdjließen unb bie Arbeit rußen laffen mürben, ScßtereS ift gegen
ben SBißen ber Prinzipale unb troß bereu Einfpmcßs auch gefcheben.
Nacß Ablauf bon menigen Sagen bis zu einer SBocße hoben bie Pe=
üagten barum erfueßt, ißre Arbeit mieber aufneßmen zu bürfen, unb
ift beren Einfteßung and) mieber erfolgt. 3um Seil ift leßtereS be-
bingungSloS gefeßeben, aum Seit bpbeu bie Prinzipate fid) bor-
beßalten, ben 2 Beg ber Mage gegen bie ©eßitfen au befeßreiten. Sic
tlagenben Fernen erbliden in ber Slrbeitsnieberlegung ber Veftagten
einen Sarif» unb ^outraltbrucß; aus melden ©ri'tnben ber Streif er¬
folgt fei, fönne muß Slnficßt ber Kläger für bie Verecßtigung ber
SHage nidjt entfeßeibenb fein. Sie Veflagten bagegen finb ber Auf-
faffung, baß eS fidj um einen politifdjen SemonftrationSftreif ge-
banbeit habe, bet meber ^ontraftbrueß, nodp Sariifbrucß fein fönne, ba
fidj ber Streif nidjt gegen bie 2lrbeitgeber, fonbern nur gegen Me
Negierung unb beren Maßnahmen gerichtet hätte..
SaS Sarifamt erflärt: Sie Veflagten finb fämtlidj Mitglieder
ber Sarifgcmeinfdjöft unb hoben als foteße bie Pflicht, ben Seutfcßeu
Vucßbruder-Sarif in aßen feinen Seilen gemiffenbaft 3 U befolgen.
Ein mefeuttich mießtiger Seit beS SatifS ift biie Veftimmung über
.^ünbigungSrccßt unb ^ünbigungSpfließt. SieS geßt fdjon barauS
ßeroor, baß zum 3‘uede ber gemiffenpafteften Vefolgung biefer tarif=
Sojiale $rajig unb Arcßib für BolfgWoßlfahrt — 1918 — XXVII. Str. 24.
862
861
ließen 9ßfti<ßt aWifcßen bet Btinaipalg*€)rganifation unb bcn beiben
QtehUfeTwOtöanifattonen noch ein befonbeter ^äftunggbertrag. aum
Slbfc^Iufe gefommen ift. Außerbem beftimmt ber § 82 beg Darifg, »
ba^ Swed ber Darifgemeinfcßaft u. a. bie Sicherung beg gewerblichen
Sfrkbeng bureß ©Raffung unb Schuß be§ tariflichen Stecßteg ift, unb
baß aHed, Wag mit bem Swecfe ber Darif gemeinfd)aft berbunben ift,
unter Augfcßluß parteipolitifcßer unb religiöfer ©eficßtgpunfte au
erfolgen habe. Dag ift nicht anberS au berfteßen/erfg baß Barteipolitif
unb Religion bie (Erreichung unb ^nneßattung biefer Swede ber
Darifgcmeinfcßaft —* baau gehört natürlich auch bie Aufrecßterhaliung
ber gewerblichen Orbnung — in feiner SBeife beeinflußen bürfen;
baß bie beflagte Arbeitguieberlegung bie gewerbliche Crbnung er*
ßeblicß berieft hot unb auch einen parteipolitifchen Eßarafter trug, ift
nachgewiefen; bie bellagte ^anblung ift begßalb auch eine Berleßung
ber Beftimmung beg § 82 beg Tarifs.
Stach bem Kommentar aum Darif, ber nach einem Befcßluß beg
Darifaugfcßuffeg auch heute noch ©ültigfeit befißt, foWeit eg fich um
Sluglegungen beg Darifg hobelt, liegt Äontraftbrucß bor, fobalb ein
Brinaipal einen ©eßilfen ohne (Einhaltung ber Äünbigunggfrift ent*
läßt, ober wenn ber öVe^ilfe in bcrfelben SGßeife feine Stellung ber*
lagt. Ob biefeg Berlaffem ber Stellung ein bölligeg Augfcßeiben aug
ber Arbeitgftätte ober nur ein borübergehenbeg Entfernen aug ber*
felben aum Siek hot, unb aug welchem Anlaß bieg gefeßießt, ift für
bie Entfcßeibung, ob Äontraftbrucß börliegt, nicht ougfchlaggebenb;
benn jebe ArbeitSeinftellung (Streif) ift regelmäßig eine Söfuna beg
Arbeitgberßältniffcg unb nicht nur ein Augfeßen mit ber Arbeit.
Dag ift auch bie Sprucßprajig ber ©etoerbegerießte, fo baß eg Weber
eineg Darifg, noch «in# Organifationgbertrageg bebürfen Würbe, um
fo entfeßeiben au müffen.
8u ben auf Streu unb ©lauben aufgebauten ©ruubfäßen ber
Dartfgemeinfchafi gehört unbeftritten auch ber SBitte ber Tarifs
Parteien, Währenb ber ©ültigfeiitgbauer beg Darifg Streifg /unb
Augfperrungen) boltftänbig cmgaufcßließen. Cb eine Arbeitgnieber«
Iegung (Streif) aug parteipolitifchen ©tiinben erfolgt ift, oermag an
ber £atfa<he beg begangenen Äontraftbrucßg nießtg au änbern. SEBoUte
man tiefen Stecßtggrunbfaß bei bem aur Entfcßeibung ftehenben Äon*
flift nicht anerfennen, bann würben Darifberitägc auch bem Ar*
beiter feinen Schuß mehr gewähren föttnen, fallg bie Arbeitgeber
ebenfatlg aug parteipolitifchen ©riinben eine Augfperrung ber
Arbeiter bornehmen Würben, Daß bie aWöglicßfeit au einer folgen
SWaßnahme im anberen Säger nicht auggefchloffen ift, wirb Oon feiten
ber Beliagten nicht beftritten Werben fönnen. $m Bucßbrudgewerbe
ift eine folcße Augfperrung nach Überaeugung beg Darifamteg wäh*
renb ber ©ültigfeitgbauer beg Darifg aber beftimmt nicht a u er*
Warten, fonbern muß alg auggefchloffen gelten, unb begßalb hotten
auch bie ©ehilfen bie Pflicht, unter Berufung auf ihre tarifliche
Crbnung bie DCilnaßme ani einem folcßen parteipolitifchen Streif au
unterlaffen. Dag Darifamt aber fann feine Entfcßeibung nur treffen
nach bem oberften ©runbfaß unferer Darifgemeinfchaft, unb ber getjt
aweifellog bafjin, baß in unferen Schiebginftanaen ohne Anfetjung ber
Berfon nur Stecht au fpreeßen ift.
Sfuä btefen ©rünben bog £arifamt entfeßieben, baß
bie BeFIagten fich beg ®ontraFtbntdj§ ßßulbtg gemacht
hoben, Bon einet* Prüfung unb Entfdheibitng borüber, ob bie
BeHagten gleußaeitig ouefj & o r i f b r u dj begongen höben, f>at
bog Äorifomt befcßloffen Slbftanb au nehmen. Die $Ioge ift
unter Berufung ouf Beftimniungeh beg Darifg unb beg £>r«
gonifotiongOertrogeg eingereidht worben. Da noch bem Or-
gonifotiongbertrag bie ©ntfeheibung borüber, ob in biefem
Grolle ^ontroFtbruch borliegt, lebiglich bem Darifamt aufteßt,
ho/t bog Storifomt fich auch fü r berechtigt, ben Flogenben
Firmen au empfehlen, in biefer ernften Seit, in ber bog gonac
SßoIF fortgefeßt fdhWeren ©rfchütterungen beg wirtfchoftlichen
unb ßolitifdhen fiebeng ouggefeßt ift, Don bei* 3 o r b er un g
einer ^ontroFtbruchftrofe obaufehen unb mit
ber ©ntfeheibung beg ^orifamteg ben im
Öntereffe beg gewerblichen 3 *iebeng, ber oll-
gemeinen ^oriffache unb nicht ft-uleßt ber Sfr-
beiterifoche tief bebouerlichen unb fchorf 511
berurteilenben SSorfoII olg gefühut unb er*
lebigtaubetrochten.
ILrCtfitgeber- ntdt |Citffrne^mfrtrfrböiüi».
$te SFrbeitgeberberbanbe unb bie foaialbolittfcheu
©efeßettttoürfe.
2)ie Bereinigung beutfeher Slrbeitgeberöerbänbe hot in
einer Berfommlung bom 7 . Bfära folgenben Befchluß üiber bie
Errichtung bon SCrbeitgFommern gefaßt:
„SJadj ber Erflärung beS $erm Sleichgfanalerg bom 29. 9?o*
oember 1917 wirb bie Stegterung bem Sleidhgtag einen ©efeßentwurf
borlegcn, ber bie Schaffung bon Arbeitgfantmern borfieht. ®a biefe
Erflärung augbriicflidh auf bie Befälüffe beg Sleid^gtaggaugfchuffeg
bom ^ahre 1910 Beäug nimmt unb biefe Befdjlüffe alg eine brauch¬
bare ©runbfage für ben SlegierunggenjtWurf beaeidhnet, fo muß bamit
gerechnet Werben, baß bie Borlage, gegen Welche bei ihrer früheren
(Einbringung bie beutfdfe $nbuftrre unb ber beutfehe £anbel burch
ihre berufenen Bertretungen einmütig SBiberfptsuch erhoben
haben, aur Annahme gelangt. SBenngleicf) bie Bereinigung ber
beutfdjen Arbeitgeberberbänbe nach Wie bor ber Überaeugung ift,
baß burdf) bie geplante Errichtung bon Arbeitgfammern bag aUfeitig
erftrebte 3i«l ber ^örberung beg wirtfd&aftltchen
griebeng nichit erreidht, Tonbern im ©egenteil
bireft gefähxb'et wirb, fteüt bie Bereinigung hoch ihre
Sftitarbeii bei ber Beratung beg ©efeßentwurfg aur Berfügung.
®ie SStitglieberberfammlung ber Bereinigung ber beutfehen Arbeit**
geberberbänbe ermächtigt begholb bie Seituug ber Bereinigung, nach
Maßgabe ber heute feftgeftellten Auffaffungen bie Stellungnahme
ber bereinigten Arbeictgeberfchaft au ben Eiuaelheiten beg,@ntwurfg
nach feiner Beröffentlichung au«' Augbrudf a u bringen unb biefer
Auffaffung nach Sbiöglichfeit -©eltung au berfchoffen."
ferner Würbe beaüßlith ^eg § 153 ber (bewerbe-
orbnunß befdhloffen:
3>ie Bereinigung ber beutfehen Arbeitgeberberbänbe bebauert
lebhaft, baß bie berbünbeten Stegietungen entgegen ihrem lang¬
jährigen Stanbpunft ohne in ber Sache felbft Iiegenbe ©rünbe unb
lebiglich aug politif<hen Stiidfichten bem drängen ber Steid)§tagg*
mehrheit auf Abfdjaffung beg § 153 ber ©ewexbeorbnung nachgeben
wollen. 3)ie Bereinigung ber beutfehen Arbeitgeberberbänbe ift
ebenfo wie eine Steihe größerer 'Arbeiterberbänbe (b. h- bie ©eiben
uub bie Äatholifchen Arbeiterbereine^ Siß Berlin. S). Sdhriftßtg.)
nach wie bor entfehreben gegen biefe Aufhebungoljne
gleichaeitige Anberung ber allgemeinen ftraf*
rechtlichen Be ft immun gen (bergl. b. Seiiauffaß biefer 9lr.
2). Schrifitltg.). ©erabe bie Streilaugfchreitungen Wt jüngften Seit
füllten hoch au ber überaeugung führen, baß brel eher eine Ber*
ftärfung beg fdjon jeßt alg ungeniigenb erwiefenen Schußeg gegen
ben Streifterrorigmug notwenbig ift alg ber in Augficßt gefteftte
SBegfall biefer Sdhußborfchrifit, ber nur eine weitere BerWilbetung
ber Ußirtfchaftgfämpfe aur ficheren golge hoben muß, .
Enblkh würbe folgeuber Befdßluß über bk SS i e b e r e i n *
ftellung ber ® r ie ggteiltteh m er gefaßt:
S>ie in ber Bereinigung ber beutfehen Arbeitgeberberbänbe a Us
fammengefchloffenen Arbeitgeber erÜären eg in SSieberljolung
früherer Skfcßlüffe für ihre (Ehrenpflicht, ihre ehemaligen Angcfteflten
unb Arbeiter nach ber Entlaffung aug bem ^peeregbienft, foWeit eg
bie Betriebgberhältniffe irgenb aulaffen, in ihre Betriebe Wieber auf*
auitehmen. Sie hoben biefe ihre Bereitwittigleit feßon jeißt in
großem Umfange ihren im SteWe ftehenben früheren Betriebg*
angehörigen miitgeteilt unb Werben auch fernerhin aHeg tun, um bie
bureß bie Äricggberhältniffe etwa abgeriffenen perfönlicßen Be*
aießungen, namentlich 3U ben Angeftetlten, wieber aufauneßmen. Sie
finb aud^ Weiter gern gewillt, im ^ntereffe biefer SBicbereinftellung
unter Umftänben jeßt borübergeßenb mit (Erfaßtcäftcn befeßte Stellen
freiaumaeßen, foWeijt fieß biefe ohne Störung beg Betriebeg unb oßne
ungerechte .^äcte gegen pflid>ttreue Erfaßfräfte burd)fiihren läßt.
#eber gefeßlicße Swang aur SBiebereinftellung ber Ärieggtcilneßmer
unb Eiitlaffung ber Erfaßfräfte würbe aber üßeraug berßängnigpolle
28ir!ungen haben. Abgefehen babou, baß ber Durchführung folcßer
gefeßlicßen Swanggmaßnahmcu !aum au überwinbenbe Schwierig*
feiten entgegenfteßen, würbe eine awanggweife Siegelung bie ©runb*
lagen, auf benen fieß unferc SBirtfcßaft aufaubauen hat, gerabeau
erftören, eine 3üÜe bon gärten unb Uugeredjtigfeiitcn aur 3f°l0 e
oben, bie Freiheit bet Bertragfdjließenben faft böllig aufßebcn unb
bag fo entftanbene Dienft* unb Arbeitgberßältuig bielfacß unenträg*
ließ ntadjeu, aug biefen ©rüttben alfo aueß ben $ntcreffen öer 2Bieber=
einaufteßenben felbft auwiberlaufen.
SJ)er ^eutfeße Bithneitbeveitt für BtinbeftpehäUet für bcn
beutfdjcn 0<houfßieIerftanb. Einen bon foatolem ©eiftc er¬
füllten Befcßluß ßot ber Dentfcße Bühnenoeretn auf feiner
51. ©eneraloerfammlung Slnfong SD?ära in Berlin gefaßt, in*
bem er feine BHtglieber berpflicßtete, für bie @choujinder
Bttnbeftgeßolter onsuerfennen unb ^citerunggaulagen au be¬
willigen.
$üt bk EinaelbarfteHer würbe ein aftinbefteinfommen bon
200 Ji mit rüdwirlenber Äraft ab 1. Deaember 1917 für bie laufenbe
unb bie näcßjte Spielaeit feftgefeßt. Wobei nur für bie Anfänger im
erften Engagetncntgjaßr eine Ausnahme auläffig ift. Außerbem
Würben allen 2J?itgliebern Deucrunti»aulagen mit riidwirfenber
Äraft ab 1. Januar unb ebenfatlg feßon für bie näd^fte Spielaeit
mitbeWiHig^: unb awor in folgeuber Abftufung: 3?ionatggagen big
250 M erßalten 25 bom ^unbert, big 500 Ji 15 bom öunbert, btg
750 Jt 10 bom §unbert, big 1000 M 5 bom) i&unbert Die aKufifer
Werben in awei Darifflaffen cingeteüt, beibe mi|t 180 M big 200 M
©aae unb mit 30 Ji beaießunggmeifc 20 M Deuerunggaulage. Am
ei-nfcßneibcnbften bürften bie Aufbefferungen für Eßor unb Ballett
mirfen. Aucß ßiet finb Deuerunggaulageu bewilligt, unb awar in
<oößc bon 25 bon $uiibcrt mit ber Maßgabe, baß für bcn Eßor ein
863
.(©osialeSßtasi* unbAnhib für VoIfSmohlfahtt — 1918 — XXVII. Sir. 24.
364
SWinbefteinfommen twn 200 Jt erreicht werben mufc. ©egen baS
gleiche aftinbefteinfommen für baS Ballett fitäubie man fid) gunädjft,
biö man fid) fchliefclüh entfthloft, ben $ire!torktlauSfchu& audj hwt
mit bec geftfefcung einet SKinbeftgage gu beauftragen.
Sluch im übrigen Wat* auf ber Tagung beS BühnenuereutS
ein neuer ©efft gu fpüren. S?ad) einem Sßortc beS fogtal ge»
finnten (Stuttgarter ©eneralintenbanten, Baron Vutlift, bat
ber Bühnenoereirt ben alten ^errenftanbpunft oerlaffen, non
bem aus man ben SlngefteEten nicht baS Stecht gugeftehen
wollte, burcf) tfwe Berbänbe für fid) Perharfbeln gu taffen. ES
mürbe auf biefer Tagung einstimmig befchloffen, mit ben itor-
porationen ber SlngefteEten in ein bauernbeS Einvernehmen
gur genteinfcbaftlicben Behanblung gemetnfamer gragen gu
treten.
SBer fiel) ber fchweren Kämpfe erinnert, bie noch Vor
weniger fahren gwifeben bem VithnenPerein, als ber Slrbeit»
geberorganifation, itnb ber Bübnengenoffenfchaft, als ber Ver¬
tretung ber Schaufpieler, gefpielt haben, Wirb biefe Söanblttng
mit gang befonberer greube begrüben.
gjtydmw<itra$en msi* JLrbftokänqif«.
$cr $eutf<he SKetallarbeitcrüerbanb gegen neue Streife.
$ie fdjwere Stieberlage, bie bie StüftungSarbeiter, foWeit
fie' [irfj an bem lebten 25emonftrationSftreif beteiligt haben,
abfeitS Pon ihren ©ewerffdhaften erlitten haben, fcheint meitefte
Greife ber unter rabifalem Einfluft ftehenben Slid>eiterfd)aft
ernüchtert gu*haben. So fommt eS, baft nunmehr ber Borftanb
beS Seutfchen EftetallarbeiterPerbanbeS, ber bei ber lebten Be¬
wegung ebenfo wie alle anberen freien ©ewerffdjaften neutral
geblieben War, mit SluSfidit auf Erfolg einen ftöchft beachtens¬
werten Aufruf gegen Umtriebe erlajfen fann, bie neuerbingS
Wieber in Pielen Betrieben git beobachten finb. Sn ber „BletaU-
arbeitergeitung" bom 9. Ellärg finbet fid), bie gange elfte (Seite
beS Blattes füllenb, ber Slnfruf, unb eS berbient h^rborgehoben
au Werben, baft feit langem nicht mit folcher SBärme unb Sidjcc»
l;eit auf bie Gefahren ber SlrbeitSeinfteEungen für bie Bater»-
lanbSPertcrbigung hingewiefen Worben ift. $er Aufruf nennt
furg bie ©riinbe, bie bon ben anonymen glugbiattbelben für
ben ERaffenftreif geltenb gemacht werben (SlahntngSnot, fchlep«
penbe griebenSberhonblungen, EroberungSpropaganba, Per»
cinSrecbtliche EKiftftänbe unb Sangfamfeit ber Shmorienttcrung),
unb erwähnt auch, baft eingelne Flugblätter nicht nur ben aü«
gemeinen gtieben ergwungen, fonbern auch bie Regierung ge»
waltfam geftiirgt fehen möchten, Wobei auf bie bann folgenbe
Erhebung ber Arbeiter anberer Öänber angefpiclt werbe. „Sinb
folche Slufforberungen", fragt nun ber Stuf ruf, „in eurem Snter«
effe? Stein unb abermals nein! Sie liegen im anSfcbliefjlicben
Sntereffe unferer ©egner, bie ben Alrieg fortfefecn unb £eutfcb»
lanbS BolfSWirtfchaft baburch Pernidjtenb treffen WoEcn."
Slufterbem, meint ber Stuf ruf, trügen Streifs nur bagu bei,
im eigenen 2anbe bie ©egner eines BerftänbigungSfricbeuä
unb bie geinbe jeber freiheitlichen EntWitflung gu ftärfen.
©erabe in Stuftlanb habe fid) bod) gegeigt, bah feine blofte
Slrbeitererhebung fiegen fönne, baft Pielmehr auch bie bürger¬
liche Snteiligeng, bie Bauern unb bie Solbaten fid> ben Sir«
beitern gugefeEen müftten, Wenn biefe Erfolge erringen foEten.
„Eitel t glunferei ift eS, Wenn euch in glugblättcrn ergählt
wirb: ihr braucht nur gu WoEcn, bann fönnt ihr bie politifcfte
EKacht an eud) reiften." ©itel glunferei fei eS aber audi, bie
ieftigen ruffifchen Berhältniffe, bie binficfttlid) ber Ernährung
unb ber politifdjen greiheit nidjt beffer feien als unter bem
Zarismus, als erftrebenSWertcS 3iel hingufteEen. „gurchtbar
litt baS ruffifche Bolf unter ber 3arenherrfd)nft, furchtbarer
leibet eS heute burd) bie Selbftgerfteifchung. . . . griebe er¬
nährt, Unfriebe Pergehrtl 2)ie furchtbare Wahrheit biefeS alten
SpridjwortS gibt fid) uns am ruffifchen Bolfe mit erfdftrecfenber
^entlicftfcit gu erfennen." SDarunt appeEiert ber Stufruf an bie
eigene Urteifsfraft gegenüber ben Streifflugblättern unb
mahnt bann: „X)enft an unfere BolfSgenoffen im gelbe!
Bcrgegenwärtigt euch bie Gefahren eurer Brüber, Söhne,
BerWanbten unb greunbe, bie bort jeben Slugenblicf bem ^obe
inS Slntlift fchauen, bie härteften, fdjWerften €pfer unb Ent¬
behrungen auf fid) nehmen, um mit ihrer ®eimat auch e u d)
gu fd)iipen. ©ebenft ber Vergrößerung ber (Gefahren, bie
burd) euer Erlahmen in friegSWidhtiger Slrbeit, in Slnfertigung
beS §eereSbebarfS für unfere Brüber unb Söhne im gelbe
entftehen fönnen. . . . SBennihtbieOpf'crberanber
gront fämpfenben BolfSgenoffen mit ben
Opfern, bie ihr gu tragen habt, unbefangen
per gleicht, werbet ihr in eurer Entfcfteibung eure Snter*
effen mit benen ber im gelbe fämpfenben SlrbeitSbrüber in
Einflang gu bringen wiffen. Steht folibarifcft gu
ihnen, unb -laftt fie in fdjwerem Kampfe
nicht in Stich!"
©rgmrtftttiajttii tt Arbeiter,
mtii $emnten.
$ie 1. 9Jci(f)shrflung f«ufmönuifrf)er 'Jlngcftclltcr $eutf<l>(anb£
bat am 10. E^ärg in Berlin ftattgefunben unb einen etnbrucfS»
PoEen Verlauf genommen. Einberufen Pon ber SlrbeitS-
gemein fd>aft ber f a n f m ä n n t f d) e n Berbänbe,
bie etwa 600 000 SWitgliebcr in 11 EingelPerbänben umfaftt,
lepräfentiert bie Tagung bie gewaltige Mehrheit ber beutfdhen
organifierten ^anblitngSgehilfen.
ES ift baS erftemal gewefen, baft bie faufmännifd)en Stn-
gefteEten, beren Serfplitterung in Piele Berbänbe nidßt wenig
bagu beigetragen hat, ihren Einfluft auf ©efehgebung unb Ver¬
waltung hintanguhalten, fo wuchtig unb gefchloffen thre
Stimme erhoben. £abci lieft fid) eine bemerfenSWerte Ver-
einheitlidhung ber fogialpolitifchen SlnfchauungSWe’ife biefer fich
einft hart befehbenben Berbänbe feftfteEen. X>urd) bie gange
‘Tagung ging als leitenber ©ebanfe hinburch: 2Bir finb eine
grofte BePölferungSfchicht, bie in ihrer Bebeittung noch längft
nicht erfannt ift; wir flehen gwifchen*Unternehmer unb Slrbeiter
als befonbere SWiftelfd)id)t mit auSgcfprod)enen Sonberinter-
effen, bie wir Weber Pom organifierten Slrbcitgebertum uns be»
ftreiten, nod) Pon ber groften B?affenbewegung ber Slrbeiter«
fdjaft Pcrfchlingen Ioffen WoEcn. liefen ©ebanfengang fri-
tifch gu beleuchten, fehen wir feine Beranlaffung; genug, baft
er Pon ber großen SD?affe ber ^anblungSgehilfen Perfochten
wirb, baft biefe fid) gegen bie Brofetarifiernng ihrer Eyiftengen
burd) unerträgliche SlrbeilSPerhältniffe ebenfo Wehren Wie gegen
bie Brolctarifierung ihres StanbeSbeWufttfeinS, ihrer öffent¬
lichen (Mtung.
^Die EröffnungSrebe B e d) l p S, beS BerbanbS-
PorfteherS be^S ^eutfd) - Stationalen ®anblungSgehilfen-
PerbanbeS, fdjlug biefe Stote fchon fräftig an. Er arbeitete bie
Bebeutung beS SlngefleEtenftanbeS einbringlid) he’rauS unb
rechnete mit ben SfrbeitgeberPerbänben unb BehÖrben, bie fich
ihrer nidht bewuftt finb, mit beiftenber Schärfe ab. ^nbem
er aber bie ©renglinie gegenüber ber SlrbeiterbeWegnng gog,
fteEte er gugleid) eine SöarnungStafel für aEe auf, bie bie Sin»
gefteEtenfchaft in ein rabifafeS gahrwaffer burch bie Slrt, Wie
fie fie behanbeln, gerabegu hineinbrängen.
^tr ©ebanfe beS felbftänbigeu EharafterS ber faufmän»
nifd)en Slngefteütenfchaft fehlte bann in ben Borträgen über bie
® a u f nt a n n S f a m m ein unb über bie ©eftailtS-
frage wieber.
3>ie If a « f in n n n § 1 a nt m e r tt behanbelte 91. S) ö r i tt g ,
Hamburg. Ec fehilberte ben gefcßichtlichen EntmicflungSgang beS
©ebanfcnS ber befoitbereu StaiTbeSoertretung für ?lngeftetlte, ging
auf bie BerljanMitiigen ber Sl. Ä. V. iniit bett ©ewertfehaften unb
mit beit anbereit XHrbeil^gL'tncinfdtaften Port SlugcflenteitPerbänben
ein, bie trop anecfannlen EntgegenfommcnS bec ©elucrtfchaften
nidü gur aWttuutergeidjnung ihrer Eingabe burch bie Sl. Ä. B. führen
fonulen, unb hicü bk Slufnahuie ber Xedjnifer in bie Kaufmanns»
famment, bie inbeffett auch bann biefen Slamen behallen fotten,
für möglich, wenn getrennte SBaf)!* unb BeratungSförper gebilbet
werben. Er fd)foft mit einem warnten Appell an bie flufammen*
faffung aUer Kräfte 311m SBieberaufbau be§ SBirlfchaftSlebeng nach
bent Kriege. 9?ad» ihm fprachen Baum (granffurt) unb Mennig
(Berlin) gu eingelneit fünften beS BorlragS, befonberS gur grage
beS grauenwahiredjt» gu ben Äaufmanngfammern. 5)ann würbe
eine Entfdjiieftung angenommen, in ber ^aufmannSfammern
mit folgcnben aE^nicitren Stuf gaben geforbert werben: 1. pflege
be§ Söirtfchaftäfriebens; 2. SBabmehmung ber gemcinfamcn beruf¬
lichen unb wictfchaftlichen 2lngclegenhciten ber feE>ftänbigcn unb
angeflcEten Äaufleute; 3. Bertretung ber befoitberen beruflichen
unb wirtfdjafitlidjen Angelegenheiten ber faufntännifchen AngefteElett;
4. Sftitwirfung an ber 2luSgeftaftung ber Schufcbejtimmunge'n für
faufmännifd)e 2lngefteEtc unb Überwachung biefer Beftimmungen.
gerttec füllen bic Kammern gu Umfragen befugt fein unb Schlich*
tuugSftellcn unb EinigungSämtcr errichten. SBahlbered)tigt foEai
aUe üolljährigen ^erfoiteu fein, bie fünf gahre in Xeutfchlatib fauf-
366
Sogiole fßrajis imb Ärd^tb für fÖoI&toohlfahrt — 1918 — XXVä. 9fr. 24.
366
mämtifth (tätig finb unb im Vegirf ber Kammer toofjnen ober be*
fc^äftigt finb; bie SBäfjlbarfeit toirb an bi« 2o=$cdjr*(&ren3e
gefnüpft. Huch HngefteEte unb Seit-cr bon faufmännifchen Verufs*
bereinen fotlen toählbar fein.
#ur ©ehaltsfrage legte SBerfmanh, ßeipgig, bie gange
©efaht ber ^rofetartfierung einer VeböIfetungSfchid)t bon- 1,5 Wl\U
Iionen SDfenfdren (ohne 9lngeljörige) bar unb forberte 3K i n b e ft *
geaalter nach Maßgabe ber bon ben Organifationen aufgefteHten
Stfinbeftgehaltstafel. (St berfptach fich gerabe auch bon ben Kauf*
inannSfammern eine görberung biefer Veftrebungen, toenn bie
Kammern gu Vereinbarungen bon SWinbeftgeljältern anregen biirfen.
Sk bisherigen ^Bemühungen, bk 9trbeitgeberberbänbe gur 9(itccfen*
nuttg ber Safel au bringen, finb nicht feljt erfolgreich berlaufen:
auf 1Q00. .gur. (Stellungnahme an Verbänbe iiberfanbte (Stüde bei*
qwniyHfrrif* 3 ».r aJünbeftgeljaltSfrage finb 42 9lnttoortcn eingegangen,
gabon nur 7 glatte grunbfäßliche guftimmungen. VcfonberS ift über
tfie Haltung ber SDfetaHinbuftrkEen gu f lagen. — Sine entfprechenbc
Sntfchließung mürbe angenommen.
(Snblidj befaßte fid) bie Tagung nodj mit ber lieber-
einftellitng ber Kriegsteilnehmer. $. © d) a *■
per, 9??. b- 58., Hamburg, legte ben 58erlauv i>er Verbanb-
hingen mit tien Arbeitgebern bar, bie fid) bisher nur aur 5Eßie*
bereinfteHung als ihrer „©Imenpflid)t" befennen, bon irgenb-
melcher gefefclirfjen geftlegnng aber nid>tS miffen moEen.
Sähet befürchten bie HngefteHten, baß mancher alte College
nicht mehr an feine frühere 9lrbeitSftätte toirb gurüeffehren bürfen,
toeit ihm bebeutet toerben fönnte, er fei „gefchtoächt" unb muffe
ftd) bom Staate berforgen taffen. Sie „Sog. ^raj;." toirb auf bkfe
tftage bemnächft noch eingehenber gurüeffommen. Sie gorberungen
ber 91. St. V. gehen giemlich toeit: ein Aotgefeß foE feftfefeen, baß
baS 9lrbeitSberf)ältniS toährenb ber miliitärifäjen Siertftleiftung bon
§lngcftellten, bie am 1. 9luguft 1914 in ungefünbigter Stellung toaren,
nicht cinfeitig burd) Kiinbtgung gelöft toerben tann; für bie übliche
ober bertraglid) feftgelegte ©eljaltsftcigung foU ber 3Kilitärbienft als
geteiftete Sienftgeit angerechned toerben; ift ber 9lngeftcEtc mili*
tärifd) gehinbert ober persönlich unfähig, Sienfte $u Ieiftcn, fo enbet
baS 9lrbcitSberhältniS, hoch behält ber ©eljilfc fernen 9lnfpruch auf
ßtehaltSgaplung auf bie Sauer bon 6 SBochen. Sk 91. K. V. fieht
— baS briiefte auch bie angenommene (Sntfchließung aus, bie im
übrigen baS SkidjStoirtfchafitSamt gut Söiebcranbahnung mitnblicher
Verljanblungen aufforbert unb bon ihm bie ^Beibehaltung ber unter
Schtoanber gegeigten Vereitfdjaft gu gefeßgeberifdjem Vorgehen er*
toartet — in derartigen Vcftimmungen feine gu große Härte für bie
friegSgefchäbigten Unternehmer; beim mangels aitberer Verein*
barungen foE ber V^ngipal fein höheres ©ehatit gahlen miiffen als
bor Kriegsausbruch unb gur 5EßiebereinfteEung beS Kriegsteilnehmers
überhaupt nicht bcrpflicptet fein, toenn er ben Vetrieb eingeftellt
unb noch nicht toieber eröffnet hat ober ihn fo einfehränfen mußte,
baß er gur 5B$ieberbefd)äftigung beS ©efjilfen außerftanbe ift. 3u s
bem foU ein gleichfeitig befepiter Sd>li<htungSauSfchufe bei Streitig*
feiten entfeheiben. Qum Schube beS VringipalS foU enblich bte Ver*
pflichtung beS ^>anblungSgehilfen beftehen, ftch noch toährenb beS
SfeilitärbienfteS, fpäteftenS aber 14 5£age nach ber (Sntlaffung gu
melben; bie Vinbung felbft foU nach 9lblauf t»on fedjS Monaten
aufhören.
Sahlretdhc «Vertreter t)on Vehörben unb Unternehmer-
nerbänben haben an ber 1. Veid)Stagung ber ^ainblungSgehilfen
tiilgenommen. ©ie merben aus ben Verhanblungen erfehen
haben, in melcher Dichtung bie 3öitnf<he biefer SlngefteEten-
gmppe perlaufen. Unb menn beren ©tenungnahme im ein*
gelnen auch bon berjenigen ber übrigen 2IngefieIItent>erbcinbe
mehr ober mentger a6mcicht, fo hat bie’ ftarf befuchte Tagung
hoch ben Singer auf mondje Söiutbe gelegt, bie ben gangen
©taub fdhmergt unb auf Teilung im neuen ^etttfchlanb hofft.
Ptffymmg*- mt> §$btnfxa$m.
SBohttungSgefefegebiing in ben ‘beiben ^ättfern beS
fPretift. ßanbtages. XaS 9IbgeorbnetenhauS hatte ben t>om
Herrenhaus abgeänberten SBohuungSgcfehentmurf
nochmals an einen StuSfdhufe oermtefen, ber jebodj nur un*
mtfentlidje Säuberungen Oorgenommcn hat ber Sonn ber
Vefchliiffe beS 2tuSf(huffeS ift baS @efeh bann in ber ©t^ung
Uom 24. Januar einftimmig angenommen morben. Xrohbem
bie borgenommenen SIbänbernngen faft nur formaler Statur
maren, muft ber ©ntmurf nun hoch nod) einmal an baS Herren*
hanS guritdgehen. 5IDie SIbänberungen, bte burd) baS Herren¬
haus in ben (Sntmurf gebracht maren (©^. 253), mürben im
HbgeorbnetenhauS als Verbefferungen anerfannt.
>DaS HetrenhaitS hat fid) nun nochmals am 9. Sftärg mit
bem VßohnungSgefefc befchafttgt unb baS @efeh in ber lefcten
Saffung beS SäbgeorbnetenhaufeS angenommen. $amit ift baS
t)erfchlch4>enbe Hin- unb Hermanbern beS ©ntmurfs smifdfjen
ben heiben Käufern enbli,ch gum Stbfchlufe gelangt
©inftimmige Annahme im Herrenhaus hat auch baS
©tabtfd)aften*@efeh (XXVI, 247) gefunben, nachbein
eS am 24. Januar 1918 bom SIbgeorbnetenhauS angenommen
mar. dagegen nahm baS Hoi‘i‘oahauS an bem bom SIbgeorb-
netenhaufe gletdhfattS am 24.. Januar angenommenen
©chähungSämter-@efeh mieber einige midhtige ^In-
berungen bor, fo bah bie Söanberfchaft btefeS OefeheS gmiWen
ben beiben Häufcm nodh nid)t beenbet ift, fonbern bieS @efeh
ans SIbgeorbnetenhauS gurüdgeht
5^aS mit bem feohnungSgefeh berbunbene 58 ii r g •
fchaftSfidherungSgefeh mar ohne meitere tnberungen
bom SIbgeorbnetenhauS am 24. Januar angenommen morben.
®ie Stöbtctttge unb bie SSohtutngSttot. (Sin gemeinfomer 9luS*
fchufe beS 3>eutfchen unb beS Vreufeifchen StäbtetagcS
hat fid) in einer 9lnfcmg 3Kärg in Vetlin abgehaltenen Sihung mit
ben fragen befchäftigt, bie fi$ auf bk 58‘efämpfung ber nach bem
Kriege gu ertoartenben Schmierigfeiten auf bem (Gebiete ber 3Boh s
nung begiehen. 9lls eine ber Hauptfchtoierigfeiten tourbe babei bie
©elb* unb fHohftofffrage betont. SBegen ber Unficherheit, bk aus
ben übermäßigen ©eftefjungSfoften entfpringt, toerben toeber bk
Vribatbautätigfeit noch auch bie gemeinnitpige Stautätigfeit fich recht*
geitig entfalten fönnen. deshalb fott an bie JHeichSregierung unb
an ben Reichstag mit ber bringenben Vitte herangetreten toerben,
Dfekh^mittel gur Verfügung gu fteHen, um bie Überteuerung ber
erften nach KriegSenbe errichteten Vauten auSgugleichen. 9lußerbem
fallen Maßregeln erbeten toerben, um bie Vereitfteüung ber toidjtig*
ften föauftoffe, befonberS bon Holg unb Siegeln, gu angemeffenen
Vreifen für ben KlcintoohnungSbau gu fichern.
^ie Hcimftäftenfrage ber SlngeftcKtctt, über bie bereits
* berichtet mürbe, ift in ber ©ißung Dom 23. Januar, an ber 46
58erbänbe mäunlid>er unb meiblicher SIngeftellter teilnahmen,
ein gut ©tücf geförbert morben. 9Iuf biefer ©ißung mar auch bie
VeichäüerficherungSanftalt für StngefteHte tiertreten, bie größere
Mittel für ben gemeinnüßigen 5löohnungSbau ber SlngefteUten
hergugeben bereit tft. 2)aS Ergebnis ber Scmuar-©ihung
mar ber 58efd)luß, bie ©efeUfchaft gunächft mit einem Kapital
oon brei älfillümen SKarf unbergüglich gu griinben; ihr ©e-
fdiäftSgcbiet foü baS SDeutfche Steich, ber ©iß @roß-58erIin fein,
ou einem 9Iuffid)tSrate Oon 15 bis höchftenS 21 3)?itgliebern
foE ein Vertreter ber 5Reid)Soerfid)erungSanftaIt ben Vorfiß
übernehmen, im übrigen ben 9IngefteEtenbcrbänben als ben
©riinbern ein entfprechenber Einfluß gefiebert unb auch 5fftio-
nnVen auS Kreifen ber Slrbeitgeber unb ber @emeinbet>ermal*
tuugen eine bem Umfange ihrer 3eichnnngen augemeffene 9fn-
gahl Siße Oorbehalten fein.
2>ie „© e me in n ü ß i ge 91 f t i e n * © e f ei l f ch a f t für
54 n g e ft e 111 e n * £ e i nt ft ä 11 e n" toirb nach ben fHichtlinicn ar*
beiten, bie in bem 9luffaß bon 5EBerner Heinemann Sp. 221 mitgeteilt
finb. übet bie ffteifjenfolge ber 583ohnungSantoärter
tourbe folgenbeS befchloffen: Käufer, bie ben burd) HhPotljefen nicht
gebeeften 5Ceit beS 9lnlagefapiialS felbft ftafflen, fönnen, ba fie bie
©efellfcpaftsfaffe nicht belaften, ohne toeiteres uerforgt toerben. ^m
übrigen toerben mit Kaufantoartfchaft bermietete Häufet ober reine
Vüettoohnungen gunächft ben 3Witglicbcrn folchet Verbänbe ober ben
bcrfichertett 9lngieftellten beteiligtet ©emeinben ober 9Ingeftettten
folget 9lrbeitgeber bereitgufteEen fein, bie baS Unternehmen burch
Zeichnung bon 9lftien ober burch 9lbnaljme bon Sdjulbberfdhreibungeji
förbent. Hkrnadh berbleibenbe SBohnungen ftehen fonftigen ber*
fieberten 9lngeftcEten gur Verfügung.
giUrnttfiljf pittcilnngcn.
8rn< neuerfchietieneti Vücher, bie ber Schriftleihmg jugefembt »erben, »erben hier
öeraeidjnet 2)te »eitere Vefprechung eingeüter Schriften, hier ober im Hauptteil
ber »Sojialen Vrafii«', behält fleh W ©chriftleitung bor.
Sie beutfehe g^eiheü. günf Vorträge. H^rauSge^eben bom
Vunb beutfeher ©eiehrtet unb Künftkr. . Verlag gr. 91.
VertheS, ©otf>a 1917. fßt. 1,60 J(.
Sie fünf Vorträge ber herborragenben ©eleljrfen Hbolf
b. Harnacf, griebrich Sfteinetfe, ältaj Sering, ©rnft Xroeltfdh, Otto
Hinße, bie im 3J?ai 1917 in Vetlin geharten tourben, bilben eine
fcharfe Suriicftoeifung ber 5lBilfonfchcn 9lnmaßung, fich in beutf^e
innerpolitifche VerfaffungSfragen eingumifchen. Sk Stottoenbig-
feit bon VerfaffungSrefortnen toirb jebod) boü anerfannt. Surd? aEc
Vorträge geht als ©runbflang ber ©ebanfe einer fogialen Monarchie,
bie fich auf ein freies, tüchtiges Volf ftüßt. Saneben toirb — nament*
lieh in bem Vortrag bon Hinfce — bie 9tottoenbigfeit äußerer SÜacht*
fteEung unb Sicherung betont, benn ohne ein StaatStoefen, bas frei
unb ftarf im Kreife ber Völfer haftest, ift auch öie ejtremfte Semo*
fratie nur ein Secfmantel bet Unfreiheit.
307
(Soziale BrajiS unb Mrdjib für Bolfsmohlfaljrt — 1918 —. XXVII. 91t. 24.
368
Mite unb Rillige. Über DcutfchlanbS ©egenmait unb S lls
funft. Unterhaltungen amifchen gelb utib Heimat. Heraus*
gegeben bou Brof. Dr. ttticf)a rb ( 5 Breuberg, ©uftab
gifcher. gena 1917. 2 Ji. 76 ©.
©enoffenfdjaften unb k r i e g S ft a t i ft i f. ©tatiftifd>e ®r=
Hebungen bei ben ©cnoffenfdjaften beS Mttgemeimen BerbanbeS
ber auf ©elbft^ilfe berufen beit beutfdjerc ©rmerbs* unb 38irt*
fdjaftögenoffenfhaften e. 58. 331 it grapfyijd)en Darftettungen.
Bon D r. j u r. (5. H- 3Jlet)er. g. ©uttentag, BcrlagSbud)hanbl.
©. m. b. H- Berlin 1917. 100 ©.
krieg unb HanbctSribalität. ©in f r i t i f d) c r Bei*
trag jur beutfd)*englifd)eu B o l i t i f. Bon Dr.
Mn ton £ofridjter. Bud)hanblung BormärtS. B fl ul
Singer ©. m. b. H- Berlin 1917^ 104 ©.
giin f galjre 9te i dj 8 b c r*f i $ e r u n g 3n>rbn u n g. ©onber*
abbrud aus galjrg. V ber „Sammlung bon ©ntfdjeibungen beS
ÜteichSberficherimgSani'tS, ber fianbcS* unb CberneificherungS-
ämtcr". Herausgeber: Hermann Breithaupt, kaif.
©eh. $Keg.=9tat. Verlag für 9tekhSberfkherung, ©. m. b. H-,
äHündjen. ©efd)äftsftctte: 9iottad^©gern bei ättünchen. 95 ©.
Die geitfehrift „$o|iaU *ira*i* »ul» Slrdjiu für £>olh*«»oljlfal)rt‘‘ ift burdj alle Buchhmtblungeu unb Boftämter (BoftaeitungSnummer 7137) 311 beaiehen.
©inselnummer 35 Bf- Der SlnsetgenpreiS ift 45 Bf- für bie biergefpaltene Betitseile._
SBit beabfidjtigen, borübergebenb (ebtl. über kriegsbauer) einen
tmffenfd)aftltd)en Slffiftenten
anauftetten. Herren, Welche bereits als Volontär ober loiff. Hilfsarbeiter
in einem ftatiftifdjen Slmt tätig Waren (aber nur foldhe), Werben gebeten,
fid) unter Mngabe ihrer ©eljaltSanfprüche balbmöglidjft 31 t bewerben.
Stuttgart, ben 4. tttfära 1918.
Stabt. ©tat!ftiföeS Slmt.
Die ©teile beS
Bcner a Ifef r c tär 0
bcs Rf>cinif«^en Omina für £(cinn>ot)nung 0 tt>cfcn
ift balbmöglidjft neu au befepen. gn Betradjt fommt nur eine gefcmnbte,
tüchtige unb biird)auS auberläffige ißerfönlidjfeit mit guter bolfS*
mirtfdjaftlidjer Schulung, mit 0 rganifation 8 talent, fchriftfietterifdjer unb
rebuerifdjer Befähigung. ©rWünfdjt finb praftifdje ©rfahrungen in ber
©oaialpolitif, im BerwaltungSWefeu unb ©enoffenfdjaftsmefen.
Bewerber, bie an felbftänbiger güljning ber ©efdjäfte geeignet finb,
motten ihre ©ingaben unter Beifügung bon 2ebenSIaitf unb Sieferenjen
unb Slngabe ber ©ehnltSanfpriichc tunlidjft bis aum 20. Mpril an ben
Unteraeidjneten einfeubeu. giir Bewerber, bie im HeereSbicufte fteheu,
mürbe ber Berein berfudjtn, bie gurüdftettung 3 U erreichen.
Düffelborf, ben 4. 331ära 1918.
Der Borftanb beS SHhetntfchen BeretitS für klemioohmingSroefen
kehl, ©eheitner Dtegierungsrat.
3 . (Buffenfofl, Bedagsbud)()anölung, (B.m.b.f)., Berlin
Sn kürae erfd)eint:
Ser 2trbeifsnarf)roeis
5)anbburf) für ben ©ebraud) bei ber Stellenoermittlung
im Deutfdjen Steift)
oon '
ttttagiftratsrat }Jau( XBölbling
Berlin
preis ca. 5 ITlarf
Mnnähernb 10 SJliüionen SIrbeitsoerhältniffe merben jährlid)
in Deutfdjlanb neu eingegangen. Den mefentlid)en Mnteil an
ihrem MbfchluB h a * ber öffentliche ober prioate 2 Irbeitsnad)meis. ,
Über bas tttedjt unb bie Drganifation ber ©tettenoermittlung, bie |
©efchäftsführung ber oerfchiebenen 2 Irbeitsnachroeife, ihre oolfs-
mirtfchaftliche unb foaialpolitifche Stellung unb ihre Beroertung
burch Arbeiter unb Arbeitgeber gab es bisher nod) feine aufammen-
faffenbeDarfteüung. Mus befonbers eingehenber ©ad)fenntnis gibt
ttttagiftratsrat ttBölbling hier eine foldje Darftettung, bie fief) aum
t ©d)Iufe auch mit ben gragen ber Übergangsmirtfchaft bejehäftigt.
V__y
Verlag oon Q&u ftag gifc^er in %ena.
Bom 2. ganuar 1918 ab erhebe ich 1« gleicher SSeife mie ber größere 2:eil ber roiffenfchaftlichen BerlagSbuchhun^luwöen auf
meine bis aum 31. Deaember 1916 erfchienenen BerlagSmerfe mit MuSnahme ber 3ettfdjriften einen llriegSteuerungSaufchrag non
15% auf bie Sabenpreife, mie fte in ben Katalogen unb meinen BerlagSan 3 etgen genannt finb. Der uermittelnbe Sortiments*
bnchhänbler hut baS JHecht, weitere 10% 00 m SabenpretS aufanfchlagen.
3«r (55efcf)tcf)te «nb Xljcot-te ber ©rujtbftitcfölrifen
in ben beutfd)en ©rofeftäbten mit befonberer Bcrücf*
ftchtigung non ©rofe* Berlin. Bon *Büma ^arthauS in granf*
furt a. W. (VI, 237 ©. gr. 8°.) 1917. ißreiS: 6 fttlarf.
®te ßrebitnot bes ftäbtifeben ©runbbeft^esi «nb
bte Reform beö 9iealfrebitö. ftteferat für bie gmmobiliar*
frebit*Äommiffion (ermeiterte MuSarbeituug). Bon 5f>rof. Dr. tRubolf
©berftabt, Do 3 ent an ber königlichen gnebrid)^29ilhelmS4luüjerfität
Berlin. 1916. 5ßreiS: 1 9Karf 50 $ßf.
llnfcr SBobnungömefen unb bte 9lottt)enbigfett ber
Schaffung eineö preujjifdjen Sßobttungögefegeö.
Bortrag, gehalten auf ber IX. Huuptberfammlung beS 2i3eftfälifcf;en
BereinS für kleiumohnungsmefen in SWüufter. Bon Brof. Dr. JRub.
©berftabt, Berlin. ©rm eiterte MuSarbeitung. 1910.
BreiS: 80 Bf-
©rojjftabttttoJjnungen unb fiietnbaueftebelungen
in t^rer Ginroirlung auf bie Bolf3gefunbf)eit.
©ine fritifdje ©röilerung für Mrate, BermaltuugSbeamte unb Bau*
meifter. Bou Dr. med. 6. gliigge, 0 . ö. B ro f c ff° r u ^b Direftor
beS Hh 9 ^ en ifd)en gnftitutS ber Uniberfität Berlin, ittlit 8 Mbb. im
Sejt. (VI, 160 ©. gr. 8°.) 1916. BrciS: 4 3Warf.
Die Bauoerbältniffe in ©rof^Berlin not unb nad)
bettt Kriege, «on $eint<^ Srcefe. (43 S. tt. 8 °.) 1914.
BreiS: 80 Bf-
gnhalt: 1. Bor bem kriege. 2. Die Urfadjen ber Berlufte. 3. Mtterlei
Borfdjlägc jur Mbhilfe. 4. DaS Baupfanögefej. 5. Der Söcltfrieg. 6. s J?ad)
bem kriege.
Beiträge 3«C SBobnUngÖtefornt unter 6efonbeter Serücf.
fidhtigung beS kleinroohnnngSbaueS (technifch — bolfsmirtfd)aftlich —
joaialpolitifch). Bou äbalbert 51elm, 3Harine * gutenbantur* mtb
Baurat in kiel. Stfit 18 Mbbilbungett im Dert. (IV, 245 ©. gr. 8°.)
1911. BreiS: 6 SNarf.
Jorftbungen jur Bobenreform. «ou »«1 qsotensfe.
I. Boben unb kapital im Diec^t — eine ©nmblegung. II. Die
IRedüSerftredung bon Boben auf Bau unb Bauftoff unb baS Bau*
gläubigerpfanbredjtimrömifdjettAedjt. 1909. BreiS: 23War!50Bf-
—, III. Der Baugläubigerfchnp im SWittelalter unb ber Meuaeit. 1910.
BreiS: 2 3Wnrf 50 Bf-
Jahrbuch bon ©chmoller, Bb. I, £>cft 35:
. . . DaS Buch ift für Mationalofonomen mtb krebitpolitifer tu hohem
©rabe lefenSrcert unb tocift allgemein tricbcr einmal auf ben innigen 3ufammett»
bang ätoifchen redjtlichcn unb mirtfchafiltchen ßuftänben hia unb bamit auf bie
Müfclichreit einer entfprcchenben Bereinigung in ber miffenfdjaftlichen Borbilbung
unb gorfchuttg. SD?. SS c per mann.
©runblagen bed fHetbnungdttiefend ber ©emetnben.
Bon Dr. ^aul Olütjl, Beigeorbneter in Herne i. SB. (38 ©. gr. 8°.)
1914. BreiS: 1 SKarf.
Die ßrebitnot ant ftäbtifiben ©runbftücfsmarft.
Bon I)r. rer. pol. %evf)aUe, Slffiftent am ©taatsmiffen*
fdjaftlich*©tatiftifchen Seminar ber llniberfität BteSlau. (XII,
268 ©. gr. 8°.) 1916. BreiS: 7 ttttarf.
llttfer Bobenrccbt. ©ine fritifetje ©tubie bon Slrttolb
mann. 1912. BreiS: 1 3Warl 60 Bf-
gnhalt: ©Inleitung. — Hiftorifche Darftettuug unferer BoIfStmrifdjaftS«
enttbicflung. — guriftifche Begrünbung ber gewonnenen ©rgebniffe. — Unferc
heutige BMrtfcftaftSlagc unb ihre theoretifchc SSürbigung. — Der SSeg junt
3icl. — DaS fünftige Bobcnrccht. — Die nottoenbigen tilnberungen ber 3tcchtS-
orbmmg. — @d)Iufemort.
Bcrantmortlicb für bie ethriftleitung: Dr. ß 11 b W i g e h b e, Betlin-Wninetualb. — Berlag: ® u ft a b Q i f cb e r, gena.—©ebnidt bei 3 u l i u 8 <5 i 11 c n f e I b, fcofbuebbrutfer., Berlin W 8
xxvn. $aljrjang.
gerlin, Den 21. fgär? 1918.
Itummer 25.
fixt JJaUitfwaJjlfaljti
«rfi^eint an febern JDomtmtag. ■ Jflrete »terteljfttjrlidr 4 iÄarfe*
- gjeraiwgebtr: -
gerlin w», JMttcirtorfllr. 29/30 Jlrflf. Dr. <&. $raiuk£ Uttb Jfnif. Dr. P. gitttmetlltaitn. <Ti fn» fifjtier, $ena.
#*ntf?red}#u Ämtr tlolUnborf *809. ftem'pndjer 58.
Sfir ( 3 ojidtpofiHf nad? dein Kriege.
©urd) bpn Ärieg in bcr Hberaeugung bom nationalen 28erte grofeaügiger ©oaialreform beftärft, ruft bie ©efeHfdjaft
für ©oaiale Reform ihre 33titglieber au einer ,
©ro^eti ^unbgebung für Sojtatyoliftf ttad) bettt Kriege
auf. ©iefe foH (Sonntag, best 14, MptH 1918, mittag^ 12 Uljr, im großen ©aale ber ^bühottnonte, Berlin,
Bernburger ©tr. 22/23, ftattfinben.
©er Borfifcenbe ber ©efellfdfjaft für ©oaiale Reform, ©taatSminifter Dr. gfrljr. b. Berlepfch, toirb- bie
Berfammhing mit einer 9fnfpradje eröffnen unb leiten.
©er fteHbertretenbe Borfibenbe ber ©efeüfdjaft, Sßrofeffor Dr. ®. grantfe, toirb in ber §auptanfprad^e bie
foaiatyolitifdben Folgerungen au£ bem ÄriegSerlebniS sieben. *
s Ferner toerben furje Slnffirac^en polten:
©eh-$ofrat Sßrof. Dr. ßujo Brentano;
2öirfl. ©eh- 9tat Dr. 23. ©ernbura, 33t. b. §.;
©taatSntinifter D. Dr. ©raf b. $ofaboto$fb*2öehner, 5)t. b. 9t. u. b._§.;
®ef). Suftijrat ©rimborn, 33t. b. 9t. u. b. 21.;
Bestens, Borftbenber be$ 2tugfcbuffe$ be§ (Sljriftlic^mationalen 2trbeiterfongreffeS, 3)t. b. 9t.;
£artmann, Borfibenber be£ BerbanbeS ber ©eutfdjen ©etoerfbereine.($.•©.);
Scfler, Borfibenber be§ Berbanbe£ ©eutfd^er ©ifenbahnbanbtoerfer unb »arbeiter, 33t. b. 9t.;
ßegien, Borfibenber ber ©eneralfommiffiou ber ©eloetffdjaften ©eutfdjlanbS, 33t. b. 9t.;
9(itfhäufer, Borfibenber ber 9trbeit8gemeinfchaft freier 2lngeftelltenberbänbe;
Bed)lb, Borfibenber ber 2lrbeit£gemeinfcbaft faufmännifd)er Berbänbe;
Dr. ©örnanbt, Borfibenber ber Bereinigung ©eutfdher $ßtibatbeamten* unb 2tngefteütenberbänbe;
FrL 2t. ^errmann, Borfibenbe ber 2trbeitSgemeinf^aft loeiblicher Berbänbe;
Dr. Jpöfle, Borfibenber ber 2lrbeit$gemeinfd)aft tedjnifdjer Berbänbe;
9temmer3, Borfibenber ber Sntereffengemeinfd^aft beutfd^er Beamtenoerbänbe.
©ine ©töfuffion finbet nicfjt ftatt. Qutritt haben alle ©inaelmitglieber ber ©efeßfdjaft, fotoie bie 33titglieber bet
ihr förj)erfd)aftii<h angefdjloffenen Berbänbe, Unternehmungen unb Beworben, ©ie erhalten ©inla&farten bont ©enerah»
fefretariat ber ©efeHfd)aft, fotoie burdh bie ©efd)äftöftellen ber Berbänbe. Für ©injelmitglieber finb einige ©tuhlreiljen
referbtert. — ©d^Iufe fura na<h 2 Uhr.
©ie Äunbgebung hübet bert gtoeiten ©eil ber
7 , otbenilidien ^auptmtfammlnng
ber ©efeüfdhaft. 2tl£ erfter ©eil finbet am Sotutabenb, ben 13, Slpril, na<hm. 3 V 2 Uhr, im ©benholafaale beS
2öeinhaufeS „Bljeingolb", Berlin^ ^otsbdmer ©tr. 3, eine Beratung gefd|äftlicher 9lngelegenheiten> ber @efeHfd)aft ftatt.
©iefer ©eil h<*t folgenbe ©ageöorbnung:
1. ©ätigfeit^beridht. 4. Bestechung ber Beitragsfrage (§4,3(bf. 2 ber ©afcungen).
2. ^affenberidht. 5. 2öahten aum ßluöfcf)ufe gemäfe" § 6, 2tbf. 1.
3. 2lu8fpradhe unb ©ntlaftung. 6. ©onftigeg.
2lHe 33titglieber ber ©efeltfd^aft finb nach ÜDta&gabe be§ § 10 ber ©afcungen hierburdh tut ©eilnahme an ber
§aüptberfammlung ergebenft eingelaben.
Berlin, ben 21. 3Jtära 1918.
©efcUf(^aft für (Soziale Reform.
(gej.) StaatSminifter I)r. ». ’BctUpfc^, (gej.) ^rofeffor Dr. <2. brande,
5?prfi$enbcr. ftetto. ^orfi^enbev.
371
©oktale Sßtajtg unb ArdE>it) für VölfSwöfjiföljtt — 1918 — XXVfi. 9lr. 25.
376
gür ©ojjialpplitiE nad&fcem
ft v lege.'.369
fto't an ßeprlingeu itnb 2e!jr*
HiigSpot. Von Ölte &• A*It,
'ßeifcrtn ber güdfjfurfe für 58olf«-
pflege, SBien..371
9lll0eweine QiogialpofHtf .... 373
©ojialpoUtif in bcn Ver-
IjanMüngen beS preufotfcfien
AftgeotbnetenljoufeS über
HanbelS* unb ®tfenbaljnetat.
SWiUelftanbSfrdgen im 9teid&$tag.
S>U Aufpelmng beS § 153 ber SReid&S*
getocrbeorbitung.
VoCMetn%in8 Hilft Hefte»#*
ftatamg.376
©itte Verorbmmg gegen ben gett>erÖ§»
mäßigen ©cpleicfjljanbel.
©täbtifd&e ©ütertolrtfd&aft.
®ie ©eneljtmgungSpflirfjt für (hjdfe-
mittet.
gf fa rf org e fftr ftetegerfowilie» »nft
£f»tevftliefte«e.376
$>er ArBettSauSfcpufo ber
ftriegerttJitmen* unb - toaifen*
fürforge.
fttedfrtftfvagen \ . . . 377
®er ©djdbenerfdfe für uermeigerte
Aftfehrföeirie.- .
©efoerffdjaftstjerfdmmhuig unb Be*
lagerung$8uftanb.
fti6eiteroerMenmfl« epattafft» 378
$ie nerftdrfte Heranaiefjung Weg#*
rmdjttger Betriebe aur Unfalloer*
fu|enmg.
«trftettftmartt *. «rftettSnaiftioei* 378
S)er öffentliche ArÖeitSnodj*
roei# für bä# Heraogtum
©otpa. Vom Vorfifeenben, (Senator
Unoerfätyr, (Sotija.
2)ie §ebung ber toeiblicfjen Arbeit#-
bermittlung.
$BoftIfaftrt#eiiirirf)ta» 0 e» .... 380
©ine 3entraIn>oblfaprt#fteDe ber
beutftfjen Öuben.
»aKSgefmiftfteit ..383
2>a# ©eutfcpe 3entralfomltee JU¥ Be-
fäntpfung ber Xuberfnlofe.
Qteieerftegericftte. ftattfraann#-
gericftte. StaigmigSSaitev . . 383
©etoetblidje# @imgung#n?efen in ber
(Sdjtuetj.
AbbrmT fäm0i(|er Auffäfce tft Seitungen unb Qeitlchriften geftattet, iebo$ nur
mit OoUer Quellenangabe.
Hot an Jttjrlingfn »ni fejjrlingsttot.
. Bon $lfe *>• Arlt, Leiterin bet gachfurfe für VolfSpflege, SBien.
Smmer fc^mierigcr ertocift fid) bie gcmerblid^c AuS#
bilbung ber Sugenb. $er ftrieg bat auch ba Weniger neue
iibelftänbe gefchaffen, als altbekannte vergröfoert, ins äRaßlofe
veraerrt.
Hier finb es: gehlen geeigneter Lehnneifter, Abneigung
ber Öugenb gegen bie SRetfierlehre, Stoaug ober Neigung,
fofort als Hilfsarbeiter au Vevbienen, au girofee ©iunahmen bet
iugenbiiri)en Hilfsarbeiter — ein fonft innerhalb ber Arbeiter-
fdjicht nicht eben Vertretener gebier.
2>er Kernpunkt über ift baS geblen geeigneter Lehrmeifter.
$ie tecfonifche Sette ber Hanbrnerfslepre ift genugfam er¬
örtert: bie Überlegenheit beS, Vielfeitigen unb vielfeitig be-
fchäftigten SReifterS über bie gabrif; bie ©efaht beS einfeitig
ober fdhledht vorgebilbeten ober mit gab rifslief er ungen ein¬
feitig befd)äftigten äReifterS. SBie aber fteht eS mit ber pflege-
rifchen unb eraieherifchen Seite? Vielleicht märe hier ber
Hebel anaufefoen. 8fi eS bodj bie fdbmerfte ©raiehumgSaeit, biefeS
ungleichmäßige Reifen ber felbftänbigen Verfönlidhfeit, bie in
manchem über ihre Umgebung hinauSmud)S, in vielem ihter in
finblicher unb finbifcher SBeife aur gührung bebarf. SBir
miffen, mie häufig ba bie gamilie, mie bie Anftalt verfagt.
giir ben Sßeifter aber ift fie erfdauert burch bie eigentümlidh
verquirfte, teils mirtfchaftlidje, teils eraieherifche Seaiehung.
Überblicken mir aunädhft bie Stufgabe beS SWcifterS Vom
OJefichtSpunfte ber fßolfSpflege. $>er 14—17 jährige Sunge*)
braucht:
1. SluSrekfjßnbe, fräfttge, aber getoütaarme, arfoholfreie, an
fonftigeu SKeiamitteln, u?i<c Xtz, ftaffee, arme ftoft. SBelche
J&ebeutung ihrer atoedmäftigen SBahl jutommh erhellt aus bem
lXmftanbe, bafe manche ßeiben ober Berirrungen biefeS HlterS
oft au&fcbliefelitb burdh ftoftänberung geheilt werben.
2. ©inen gut gelüfteten fauberen ©Alafplafe, ein eigenes ^lähcben
3 u r Stufbetoahruiug beS petfönltchen 93efi^eö r für bie greift
einen ungeftörten Slufenthait im Haufe ober aufoerhalb.
3. ©elegenheit meift auch Anleitung aur richtigen ftörpetpflege,
au Bäbern, täglichem ©amatoafchung, au gupübern, Qdhü-
unb Haarpflege, womöglich aum Schwimmen.
4. SluSreichenben 37achtf<hiaf/ genügenbe fWuhepaufen (bie borge-
fchriebenen SlrbeitSpaufen in SHuhefteHung!). SE&itfliche Sonn¬
tagsruhe unb Slnregung au ihrer richtigen Verwertung burch
ÄeibeSübungen, SBanberungen, ßefen, SKuftl, Sd^aubühnen,
Vorträge, Unterhaltung mit äfrbeitSgenoffen.
# ) Von ben SRäbchen wirb in einer fpäteren Veröffentlichung
ju fprechen fein.
5. VechtaeitigeS Befragen bes SlrateS bet jeber Abweichung bont
regelmäforgen’ ©ebeipen. Seht 9tat in benfchwierigen gef unb*
. : heTtftdHwltdhen gragen.
.6. An ftranfenpflege: VerüdEfichtigung unb richtige hei
jenen Heineren ßciben, bie attmr, nicht baS ftranfenhauS cjc*
forbetn, aber hoch Unterbrechung, ober ©infchränfung ber
Arbeit..unb 9tüd!fichtnahme: H a 1 g cüt3Ünbungen, VerbauungSf
ftötungen, manche AuSfdhläge, Heinere Verlegungen uf.?.
7. ©eiftelpfrege erforbert bie SBegweifung a u allem S.hönen,
©Uten unb ©rofotfn unb bte Anleitung <jur Verwertung aller
©eifteSgaben, fei eS au ©enufo, aügememer .AuSbilbung ober
BerufSbilbung.
©o ungefähr ftcUt ftch Me Aufgabe bar, nnb mie fehen nur
au oft ber SWeifter unb fein HauS anS, bie berufen finb, fie ja
löfen? ©S ift berfelbe URann, beffen Verfagen als Vormunl
mir fennen, vor beffen mangelnber Seit, Hingabe unb gähigfeit
bie. Snflenbfürforge am BerufSVormunbfchaft gegriffen hut;
ber „SOtann awS bem Volle", über beffen Hnfähigfeit, mit ber
@dhnle baS ©raiehungsmerf au teilen, bie VoIfSfdhuIlehrer
bittere SHage führen; ber gamilienvater, ber feine ®inber ohne
fadhmäfoige Beratung in irgenb eine Sehre fd)idt, ber SKaitn,
(gegen beffen £rinfgemohnheit, menn nidht Strunk, äratlid&e
Vöif{enfdhaft unb gefnnbheitlidh fittlidje Abmehrbemegungen
einen ^reuaaug führen; ber 2ftann, ber für fich unb feine
gamilie au fpät ben Arat ruft, beffen Arbeitsheim nur a«' oft
eine Vrutftäite ber £uberku!ofe ift; ber SKieter, beffen SebenS-
gemohnheiten fo oft bie ©trungenfdhaften beS gemeinnübigen
äBohnungSmefenS au nickte machen.
, . ?tur au begreiflich ift eS, menn bie Urteile über bie 85Hr*
fungen ber SWeifterlehre fo verfchieben finb, unb menn eS viele
Kenner ber Verhältniffe gibt, bie ihre Votfftönlbige ©tfehung
burch öffentliche ©djulen unb äöerfftätten ober burdh 'bte> —
unperfönlidhe — gabrilslehre anjftreben.
©S geht mie mit bem ©äugltngSfdjufc. AIS bem erften
Schrecken über bie Höh« ber Säuglingfterblnhfeit bie ©infi^t
in ihre Urfadje — meift Vflegefehler — folgte, meinte man,
bic Mütter hotten ftd} als gana unaulänglidh ermiefen, unb baS
3iel fchien, ihnen recht früh Me ®tnber abaunehmen. Ver¬
tiefte Veobachfaing hat geaeigt, bafo nur im Vetfammenbleiben
Von SJbitter unb $inb, nach erfo f gter V e le h t unjg
ber Butter 5 unb bet ftänbiger Übermadhung, baS Hctk aü
finben fei 2Ratf menbe nicht ein, bie SR o t Velurfodhc alle jene
Übel, — eS aeigt fid), bafo bei gleichem Aufmänb'bte
pflegetüdhtige gomtlte unenbltch Mel mehr leiftet, als bie un¬
tüchtige, bafo oft bie beffere Vf lege meniger fofietl @o mie bei
ber Säuglingspflege hängt auch hei ber fiehrfrage bie Vefferung
von ber Vefeitigung jenes ©runbfehlerS ab, an bem alle tinfre
ßebenSorbmtngen kranken. ©S ift bie ftiUfdjmeigehbe Vor-
auSfepung, bafo jeher SRenfch für fich unb bft Von ihm ab¬
hängigen ÜRenfdjen bie gefunbheitlidh, fittlidh, mirtfehaftlid)
richtige Vefrtebigung ber lebensmidhtigen, allgemein menfdh*
lieben Vebürfniffe h^rbeiauführen mtffe. Vom jebem einaelnen
VebürfntS meifo man amar, bafo eS faft allgemein fehlerhaft
ober mangelhaft befriebigt mirb — mie früher nuSgeführt
mürbe —, Vor ber 3ufamntenfaffung fcheut man ftch.
3u forbern ift: bie AuSbilbung ber SReifter in beäug auf
Körper- unb ©eifteSpflege beS jugenblichen Alters. SeEbft bei
geringem 3«üaufmanbe können ebenfo gute ©rfolge erhofft
merben, mie bei ben ©inführungSkurfen auf anberen pfrege-
rifdjen! ©ebieten. ®ie ^Durchführung märe aunädhft in Surfen
mit freimiUigent Vefudje mte für bie tedhnifdhe (Seite bie ge«
merblidhen gortbilbungSkurfe beS I. k. ©emerbeförberungS-
amteS tu SBien einauridjten, um nach einer übergangsaeit beS
©rfahnmgSfammelnS au einem feften Veffanbteil ber SReifter*
auSbilbung au merben. ©igenS Vorgebilbcte ÜbermachungS-
fräfte hätten fich — über bie ©emerbe-^nfpeftion hinaus —
Vom Vflegeauftanb unb ber ©raiehuttg ber fiehrjungen au über-
aeugen. SReiftern mit befonberer ©ignung' unb unameifelhaft
nadhg«miefenen guten ©raiehungS- unb Vfiegeerfolgen ma.re iaS
Annehmen Von mehr als ber fonft geftatteten 3ahl Don Lehr¬
lingen au erlauben. £ie äReifterlehre als foldhe hat beraeit
faft auSgefpielt. SBeldhe mertvolle ©raiehungSeinrichtung.bannt
Verloren geht, erhellt auS ber SBirkung hanbmerflicher Arbeit auf
2Rittelfd)üIer einerfeitS, mit ©ebredhen behaftete ober ftraffäHigc
Sugenb anbererfeits. ^u alle ©raiehungSanftalten aleht mtn-
beftenS ein Abltatfdf) ber SBerktüdhtigkeit ein, unb nur ben
breiten SRaffen entaieht fie fich hon Sahr au Sähr mehr.
3^ie 2Reifteriehre rnufo im neuaeitlidhen Sinne berort neu be¬
lebt merben, bafo eS fdjltefolrch auf bem ArbeitSmarft eine
m
©oaioje lmb&rchto für jBotfamdjlfaljrt — 1918 — XXyil. Ar, 26.
374
fühere &mßtehtung fein jptefr: Lehrzeit-bei Reiftet founbfo
bcrbrodjt. £ie bteXen eraiehunlgStüchtiflert ©teifter, b ie eS eben
bod) gibt muffen herauSgefintben unb rburdj bie notmenbige
©elebnmg 5 h boflent AusmirFert gebrächt * Serben. (Solche
^ebltnji be§' STnfebenf ber ßebrfätigfeit reifet bann btc ©leid)-
gliüigen. mit,, unb 'eS mirb Socke beS ©hrgeiaeS, brabc unb
tüätfige Lehrburfchen au haben. 3Bo. aber Augenblicke fdjen auf
Ahmede geraten mären, mirb ein fo!d)eT:;Er 3 iebm\gSnietfteT fie
bieldeickt aitred&tbringen Tonnen, unb fein 9Bort mirb auS-
reichen, um bie ©infteßung beS ©urfdjen in guten Arbeits¬
plänen au beranlaffen.
Hiet toie in allen ©öten unfereS IßolfeS geht “eS eben nicht
bgrum, burdh fiinfttiche (Seftaltungeu neue Lebensformen au
finben,. fonbern bie eigene ©flegeFraft beS ©olfeS frei au machen
bon.bem ©ruefe, bei* auf ihr Taftet. Aße paar Aohtaehnte ober
Aahrhunberte rnufe baS ©obenftänbige, in jahrtaufenbelanger
Arbeit geftaltete ®erfominen befreit merben bom Dielen Un-
fraut, baS fich mitenimitfelt hat unb gelegentlich baS ©ute über¬
müdet. ©ad) ber jemeilS glütflichften ©eifteSridjtung fcheint
uns baS eine ober anbere ärgerlicher: beraeit ift eS ber Unfug in
bringen ber ©efunbbeitSpflege, bem mir angefidjtS ber herrlichen
Erfolge ber SBiftenfchaft nicht ruhig aufeben fönnen. An ihren
neuen @rFenntniffen moßen unb müffen aße £eil haben, be-
fonberS bie jefet fo fehr gefährbete, in fo falberer 3eit heran 6
machfenbe Augenb.
3)ie beseitige Slot an Lehrlingen mirb ficher aum Anlaffe
für Änderungen beS beftehenben ©erbältniffes merben. ©Fügen
im SBettbemerbe ber ©leifter um bie menigen Lehrlinge jene
fiegen, bie neben ernftcr Schulung ihren ©urfdjeh ben SBeg a«
©fabfinbern ober TBanberbögeln meifen, unb nickt jene, bte fie
^u ©aftbanS imb Lichtfpielen nrituehmen.
Pgwtfutf ^ialptrlittk*
Soaialpolitif tu ben ©erbanblmt&eu be£ ©reufttfeben Ab-
georbnctettljaufeS über HanbelS« unb Gifenbalnetat.
©eim HoufbottSpIan für bie HanbelS- unb ©emerbeber«
Mffiing hghen fo^alpoljtifche ftragen eine .erhebliche Stoße ge-
fbielt, bie 3 . Z. fogav über ben Stabmen beS ©eratungSgegen-
ftänbeS hinau^griffen. So-murbebie Aufhebung beS § 153 @0.
mehrfach berührt, mobei ber Vertreter ber (Sdymerinbuftrie,
Abg. Stoetger (fonf.), ber in bem aufauhebenben ©efefe nichts
als einen Stüdbalt gegen ben „Xerror" ber nach feiner Meinung
bie Arbeiterfd)aft nicht repräfentierenben ©eb?eiFfcbaften er«
blicft, bie beborftehenbe Aufhebung beS berüchtigten Ausnahme*
gefefceS eine „ungeheure ©efabr für ben SBieberaufbau unfereS
SBirtfchaftSIebenS" nannte. Abg. Stofenom (ft. 93b.) hingegen
hielt biefe Aufhebung für unbebingi erforberlicb, unb Abg.
Leinert ((Soa.) marnte bringenb babor, fie mit einer Steform
beS § 152 Slbf. 2 au berfnübfen, burth’bie auraeit ein neues
HuSnahmerecht gegen bie Slrbeiterorganifationen gefchaffen
merben Fönne. Sieben eingehenber Beratung bon ^anbmerFer-
fragen brachte bie Debatte, loenn mir bie biel erörterte grunb-
fäfeliche Sfrage bon Freiheit ober Bmang in ber Übergangs*
mirtfehaft aufeer Söetrad&t laffen, ferner bor aßem ben aß-
gemeinen SBißen autage, bafe in ber 9B 0 h n u n g S frage recht-
aeitig aßeS gefchehen müffe, um 3uftänben mie nadh 1871 borau-
beugen. fßofitibe |fnregungen mürben aßerbingS menig ge¬
geben. 9lbg. «eß-®ffen (3tr.) münfehte, bafe ^bbotheFcnfchufe-
banfenl errichtet unb bafe bie 902ittel ber 0harFaffen ünb ber
löerufSgenoffenfchaften aur SCßieberbelebung ber SöcnutätigFeit
hetangeaagen mürben. $)et ®anbeISminifter ermähnte, bafe
bie Ausführung beS neuen 9Bol)nungSgefefeeS bei einem ein-
aelnen Sieffort aufammengefafet merben mürbe; Erfolg berfbr^-
chenbe 93erhanMungen hierüber feien Im @ange.
1 SSiehrfadb mürbe getabelt, bafe aur 93orbereitung ber Über-
gängSmirtfchaft für, baS JHeingemerbe, bie Angeffeßten unb
Arbeiter noch fehr menig gefchehen fei. Auch bie ft rage ber
Sßiebereinfteßung ber Kriegsteilnehmer in ihre alten betriebe
mürbe mehrfad) erörtert, mobei ber Fonfcrbotibe unb fortfehritt-
liche ^ebner. bie ©hrenbflicht aur SBiebereinfteßung anerFann-
ten, einer gcfefelichen Regelung aber menig ©efdmtad abge-
minnen Fonnten. (Snblid) fei noch ermähnt, bafe ber Ausbau
ber ArbeitSnocbmeife immer mieber gefordert unb bie balbige
SBieberinFraftfefeung beS Arbeiterfd>ufeeS angeregt mürbe. £)em
Verbringen ber ftrauenarbeit entfbrechenb mürbe auch ge-
miinfdht, es foßten mehr meibliche Beamte bei ber ©emerbeaitf-
ficht eingefteßt merben. Zet SWiittfier ermähnte, bafe iefet bief
etatSmäfeige ^Beamtinnen unb 43 Affiftentinncn angefteßt feien,
unb bafe er aur Urnmanblnng einiger Affiftentinnenfteßen in
etatSmäfeige ®teßen, fomie aur <£infteßung meiterer Affiften-
tinnen bereit fei, j foiueit bie Überladung ber männlichen Be¬
amten bie Anlernung neuer meibiidjer Kräfte aulaffe. — ©eint
©ifenbahnetat Farn, mie aßiährlich, eine ben Aufeenftehenben
faft bermirrenbe ftüße bon SBiinfchen aum AuSbrud. 2)afe ihre
ausführliche ünrlamentarifche ©ehanblung grofeen Erfolg hätte,
erfcheint atueifelhaft; in ber Zat Jtnb aud) bieS Abfer 9Bünfche
miebergeFehrt, bie längft im Abgeorbnetenhoufe borgetragen
morben maren unS trofebem nicht erfüßt mprben finb. SDaS gilt
5 . hinfichtlich ber ©chlid)tungSauSfd)üffe noch bem ©prbilfee
beS fiilfSbienftgefefeeS. S)ie 2l?ehräahl ber fonftigen ftorbe-
rungen erftredte fidb auf bie ßohn- ober ©ehcdtShöhe einaelner -
©ruüben, mobei ber aßinifter erFfärte, er ftehe einer neuen
Lohnerhöhung FeineSmegS ablehnenb gegenüber. Mehrere
Äebner hoben bie. Notlage ber @ifenbabner ftarF herbor, mäh*
renb ber üflinifter bie tatfächlich nicht geringen, aber. freilich
hinter ben ungeheueren ©reiSfteigerungen aurüdbleibenben
Lohnerhöhungen, bie bisher fdhon bemißigt morben finb, in ben
93orbergrunb fteßte.’ ©ehr bered)tigt erfcheint baS (Srfuchen beS
Abg. Melius, (ft. ©b.), bie Kleinbahnbermoltungen au gröfeeren
foaialen Leitungen asnauhalten; hier fcheinen. in. ber £at
imgemöhnlüh böfe ©erhältniffe au herrfchen. Abg. SBaßbaum
(Konf.) unb ambere Stebner miefen auf bie 9BofinungSnot
ber Gfifenbabner hin. Abg. Leinert (<s>oa.), ber ben feften 9Bißen
ber ©ifenbahner, um höheren Lohnes mißen n t ch t au fttetFen,
herborhob, unb Abg. OoftfchalF (natl.) legteti bie 9Bi<httgfeit be’S
Erholungsurlaubs in einer 3eit, bie ben regelmäfetgen Stuhetag
nicht immer aulaffe, bar.
Am ganaen geftaftete fich bie Debatte menig erquicflid).
®ie grofee 3 erfblitterung ber @ifenbahnbeamten- unb -arbeitet-
bemegung fbieiie immer mieber in bie Sieben bineift, unb tttS-
befonbere ber milbe Kambf amifchen bem freigemerFfchaftlidien
©ifenbah'nerberbanb unb ben älteren ©erbgnben ftärFt nicht bie
©ofition ber Arbeiter gegenüber Stegierung unb ©arlament.
Auffaß^n mufe inbeffen, bafe fomobl beim ^anbelS- mie beim
<£ifenbabnetat bie awftänbigen Sliinifter eine gemiffe Sieigung
beFunbet’hoben, fich in AuSeinanberfcfeungen mit ben (Soaial-
bemoFraten einaufaffen, bie tbenig amedmäfeig erfdheinen. $er
©rfenbahnminifter glaubte bem freigemerFfchaftlichen 93erbanbe
nachlneifen au foßeti, bafe in feinen Sieihen eine bie Unaufrieben-
beit ber Arbeiter fchiirenbe AgitationSmeife beliebt merbe; er
hielt eS für richtig, bie bon Abgeorbneten mehrerer ©arteien er¬
mähnte, auch ohne meitere Agitation begreifliche Unaufrteben-
heit in ©ifenbahnerFreifen naöeau gänalid) abauftreiten, unb
mufete bie ÄidktigFeit einer Sftitteilung LeincrtS (@oa.) augeben,
bafe er fich mit ber £5berften Heeresleitung bafiir auSgefbrochen
habe, bafe eine meitere (Steigerung ber Arbeiterlöhne in ben
SHiftungSinbuftrien berhinbert merben müffe; erft auf mieber-
holie Einmenbungen hin fügte er biefer auffehenerregettben
SWitteilung hiuau, bafe felbftberftänblid) auch erörtert merbe,
mte man ber (Steigerung ber Unternehntergeminne borbeugen
Fönne. 2)er ganae 3ufammenftofe amifchen bem ßßinifter unb
ben SoaialbemoFraten erfdjien nicht gerabe nötig.
ZaS ©leiche gilt bon einem 3mif<henfaß in ber HanbelS-
bebatte, Hier hob SWinifter Sbbom mit Stecht bie imberialiftifchc
Haltung ber englifdjen Slrbeiter herbor, bie Abg. Leinert gana
iiberflüffigermeife au befdjonigen fuchte. Zer ©tinifter ging
aber meiter unb fefete fich ameifelloS inS Unrecht, luerttv er babon
jbrad), bafe bie Ar beiter b reffe biel au menig bie ©taffen über ihre
Antercffcn an einem guten AuSgang beS Krieges aufFIäte, unb
bafe, als Abg. Hue bor Aoh^en ben etmaigen©erluft ^eutfd)-Lotb-
ringenS als löblichen @d)log für unfere Anbuftrie beaeidmet
habe, bie Arbeiterbreffe bieS Faum beachtet höbe. Stichtig ift, bafe
eS ber „©ormärtS" jahrelang an foßher SlnfFIärung hot fehlen
laffen, aber ber „©ormärtS" ift nicht ibentifch mit ber ganaen fo-
aialbemoFratifchen ober gar ber freigemerFfchaftli/chcn ©reffe. Huc
hat nicht blofe bor Aohren, fönbern bis in bie lebten SBochen
hinein ben bom ©tinifter ermähnten (StanbbunFt in (SJemerF*
fd)aftS- unb ©arteibreffe bertreten, unb befonberS bie erftere
hat fehr biele Auffäfee gleichen 0tnneS gebracht. Aud) Fann nur
immer mieber an baS gemerFfchaftlidje ©ud& „Arbeiterintereffen
unb KrtegSergebniS" erinnert merben, baS gana in ber gleichen
Stidjtung liegt. $er SWinifter ift fchon Fiiralid) bet. einer fteftrebe
bent gleichen 'Arrtunt berfaßen unb hot ftd) rnerfmürbigermeife
B75
Soziale ^rariß unb 9lrd)io für Volfsmohlfahi't - 1918 — XXVII. Rr. 25.
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inatmfdjen nicht Pon ber UnhaltbarFeit feiner KritiF iiberaeugt.
Vielleicht 6 öt aber biefet fo leicht Permeibbare 3mifdjenfaß
menigftenS baS ©ute, bafrer bolle Klarheit gefdjaffen bat; benn
ber 2 lbg. Seinert bat nun nod) einmal mit aller SDeutlicbfeit aus¬
gesprochen, bafj cS and) für bie SoaialbemoFraten feine clfafe-
lotbringifche 3ra,ge, über bie mir itnS mit bem 2luSlanb m unter¬
halten batten, gebe, unb baft für ibn Elfafe-Sotbringen fo gut
3 ur heimatlichen Scholle, bie mir Perteibigen, gehöre mie Söerlin.
SRittcIftaitbSfragen im Reichstag mürben auf ©runb einer
bom 3 entrum eingebrad)ten Snterpeßation in ber Sibnng bom
14. üftära bebanbelt. £ie Önterpeßation unb bie 23cgritnbung
berfelben burd) ben' 2 Ibg. Sri ging bor allem barauf hinaus,
bie SdjmicrigFeiten baraulegen, melche für ben 3P?ittelftanb im
$anbmerf, im #anbel unb ber Kfeininbuftrie burdb bie fdxtrfen
bebörblid>en‘KriegSntahnabmen entftanben finb; Pon ber Re¬
gierung mürben Rtofjnabmen berlangt, um bie Sd)äbigungen
mÖglidjft hintan 31 t halten unb ben SBiebcraufbau 31 t er¬
leichtern. ^n ber Vegriinbnng unb bei ber fpätcren Erörterung
ber ^nterpeßation fpielt bie Srage SöieberberfteUung ber freien
Söirtfcbaft eine grobe Roße. Mehrere Rebner (banptfächlid)
3entrum unb KonferPatioe) bxmbten fid> auSbrürflidb gegen bie
in Schriften bon Ratfjenau unb UnterftaatSfeFretär Sluguft
SRüßer in iüngfter Seit bertretenen $*been, aud) in ber Fünf-
tigen Übergangs* unb griebenSmirtfdjaft eine teilmcife Ratio¬
nierung 'ber VoIFsmirtfd)aft beiaubebalten, fomejt baburd) bie
Konaentratian! ber Kräfte unb bie ErfparniS an Robfioffen
geförbert merben fann. Von fortfd)rittlid)er unb national¬
liberaler Seite mürben bie Kleinbetriebe auf ben 3ßeg ber
©elbftbilfe burdb ben Sufammenfdblufj in ©enoffenfdbaften unb
ßieferungSPetbänben betmiefen, bamit fie auf biefe äßeife mit
ben ©ro|betrieben beffer Schritt halten Fönncn. %n ber 33c»
antmortung ber Interpellation mieSberStaatSfeFrctär beS Reichs«
mirtfchaftSamtS b. Stein anr ^Beruhigung barauf hin, baß bic
bietfad) gerügte unb als $ärte mirfenbe Sufanimenlegung ber
betriebe auf ben Robftoffmangel auriidaiifübren fei; man hofft,
bafe bon meiteren 3 nfamtnenlegungcn ober Stißegungen. ab-
gefeben merben Fann. Über bie umftrittenc Srage ber anfangs»
Iäuftgert ober ber freien SBirtfdjaft äufeertc fid) ber Staats»
feFretär nach her „Voffifdfen Sritimg" mie folgt:
„2)ie fdjmierigfte ftrage ift bie Robftoffbefdjaffuug. $ier fpielt
eine grofre Rolle baS KfiegSamt. 3mci Rnfichten über bie fiinftige
Vemktfchaftung ber Robftoffe befämpfeit fid) Sie eine ermartet alles
Ipeil bon. ber boüen Rittffebr aur .ffreifjeit beS .§aubelS, bie anbere
tmreb 1 ben 2lu3bau ber burd) ben. 3mang bcö Krieges gefchaffeneu
amtlichen ober unter amtlicher Leitung flehenden Steilem £)ie tat-
fachliche. Entmitfluttg mirb fich moljl in ber Riitte halten. Sotoeit mir
bie Robftoffe nicht geniigenb im $nlanbe herftelten, merben mir noch
auf abfehbate Seit mit ftärferer 'Knappheit au rechnen haben.
aber bie Vebürfniffe ber Vebölfcrung gegenüber bfcm $eereSbebarf
mehr in ben Vorbetgrunb rüden, mirb eß nicht mehr nötig fein, alley
bon 9lmt§ megen anauorbnen."
2)or 0taatöfeFretär erfannte bie 33ebeutung eineö gefunben
3Ritter.ftanbe§ für baö fBolFöleben boß an, aber er mieö boih and)
ftarf auf ben ©ebanfen ber ©elbftbilfe burdb 3 nfamnienfchlnh
bin. 2)er EfebanFe ber 3T r b e i t ö » unb Ermerh^gernein«
fdbaften müffc infolge ber Sehren be§ Krieget auch ba an
33oben geminnen, mo bie einaelnen 93eruf§öngebörigen nod)
Feinen 0inn bafiir haben. 2)ie 33ilbung non $anbmerFer»
genoffenfebaften itnb Öiefenmgöberbänben miiffe geförbert mer¬
ben, benn nur leiftungöfäbige Efebilbe Fönnten bei größeren
Aufträgen ber 33el)örben 33eriidficl)tigung erhxirten. 2ln ^ilfö-
mafenabmen für Einaelfäße [teilte ber 0taat§feFrcfcir
bie Erleidjterung bon Krebitbefdjaffung namentlich für
Krieg^befdbäbigte unb Kriegermitmen, fomie bie Einrichtung
bon 33eratungäftcIIen für ben ^anbmcrFerftanb in STuöficht.
^ie Aufhebung bcö § 153 ber Reicbögctoerbeorbituttg, bie
bom Reid)3Fanaler ©rafen.bon Bertling am 29. Robcmber im
Reichstag angeFiinbigt morben ift, mirb in einer bom Reiche
mirtfchaftSamt au^gearbeiteten, bom preufcifchen 0 taak-
minifterium genehmigten, jept im 33unbe§rat licgenben Vor¬
lage geförbert. Unb amar tft bie glatte 33 ef ei t i g u n g
bicfe£ gegen bie 21 r Beiter g e r i d> t e t e n
2 lu§nabmegefcpe§ bor gefeben. £ic auch bter er¬
mähnten ©erüchte, e§ feien „ErfapborfdirifteiV' geplant, finb
unbegriinbet; fie maren entftanben au§ ber langen ®auet ber
33orbereitung beö ©efefeentmurf^ unb bem 2 lnfturm ber 2lrbeit-
geberberbänbe, ber „©eiben" unb ber Katl)olifd>en ^achbereinc, !
bie fich bi^ au Smmebiateingaheit art ben Katfer berftiegen
haben. Ein Rachgeben ber Regierung in biefem fünfte miirbc
febr ernfte folgen gehabt haben, unb barurn be’griihen mir e^
mit großer ©enugtitung, bafe bie glatte 2 lufbebung beö
fdblimmen fParagrapben erfolgen foß. 2>ie fadblidhe 3Jered>-
iigung biefer 0 treid)ung ift in biefeit fölättern fo oft nadj-
gemiefen morben, bah beute Fein SBort mehr bariiber 311 ber*
lieren ift. ~
^alksernflljnmg mti Jfbenskfllbmg.
Eiste ^erorbnuttg gegen ben gemerb^mähtgett 0d)leid)=
banbel ift bom 33itnbe§rat erlaffen unb bereits am 15. SRära
in Kraft getreten. 0 ie richtet fid) gegen ben 0 cbleid)baubel in
ber JJornt beS gemerbSrnähigen, aur Söeiterberäufeerung er-
folgenben 2 luffaufeS öffentlich bemirtfehafteter SebenS* ober
Suttermittel. .
2>a bon ©elbftrafe allein gegen gemevbSmäfeige Sihleichhätiblei*
in 2lnbetradht ber aufeerorbentltch hoben ©emhme, bie im Schleich*
hanbel er^iedt au merben pflegen, eine nennenßmerite 2Bir!ung nicht
au ermarten ift unb ber gemerbSmöftige Sd)leid)haitbel auch fchou
burdf) bie ?lrt ber Strdfaubrohung bem 3$ol!$einpfitiben entfpredhenb
al§ befonberS bermerfli<h gefennaeid)net merben follte, ficht bie ®er--
orbnung bor, bafe gegen ben gemerbörnäfeigen Schleichhanbel ftctß
auf greiheitöftrafe au erfennen ift. daneben mufc in jebem
3’alle auf ©elbftrafc eriannt merben, bie bi§ a ur ^>öhe bon fünf-
hunberttaufenb Riar! bemeffen merben fann. Wu<h fann auf Söerluft
ber bürgerlichen Ehrenrechte erfannt unb angeorbnet merben, bafc bic
Verurteilung auf Koften bcS StäterS öffentlich befanntaumachen ift.
£>te gleid)e Strafbrohung ift gegen benjenigen uorgefehea, ber fid)
gemerbSrnäfeig au einem verbotenen Ermerb bon £ebcn^= ober gutter-
mittein erbietet ober gemerbSmäfeig Schlcichhanbelögefchäfte ber-
mijttelt. gür ben miebcrholten Blüdfall, beffen VorauSfchungcn im
mefentlichen in Anlehnung an bie Vorschriften beö Straf ge fcpbucheS
über RitdfaUbiebftahl geregelt finb, brüht bie Verordnung Qud)thauö=
ftrafe, bei milbernben Umftänben ©efängniß nicht umter 6 Rtonaien
an. Reben 3uchtf)au6 ift in biefem £fal! bie 2lberfennung ber bürger¬
lichen Ehrenred)te atotngenb borgefdjrieben.
©täbtifdjc ©ütertoirtfdjaft. 2)ie 0tabt 5 r a n F f 11 r t a.
bat fid) aur 2fufgabc gefteßt, bic gefamtc für bie Säuglings-
ernäljrung erforbcrlicbe fRild) in Eigcnmirtfchaft au geminnen.
ES ift banad) für 800 SRilchFiibe unb 650 StücF ^ltngPieb ge¬
eignete 3£eibegelcgenbeit au Jbefd)affcn. 3« 3 ‘uci dritteln ift
bieS bereits burd) Übernahme einer 2lnaal)l Pon 33ad)tgiitern
unb ähnlidje SRafenabmen Pon Stiftungen erreicht. Um and)
ben refilicben ^eil ber 2 lufgabe au erfiißen, bat ber ätfagiftrat
befchloffen, nod) baS ^omänengnt Klofter 5tl)ron im Pannus
auf 25 Sabre 311 pachten unb in 33erbinbung bamit auf meiterern
$ad)tgelänbe eine SBeibemirtfdbaft im hinteren SaunuS ein=
auridbten.
®ie ©enebmißungSpfltcht für Erfahmittel miirb burch eine am „
1. R2ai 1918 in Kraft tretenbe VunbeSratSberorbnung fünfitig ein¬
heitlich für baS ganae Reich geregelt. Rad) ber neuen Verorbnung
mirb bie gemerbSrnäfeige ^erftellung unb ber Verlauf aller Erfah*
nahrungß* unb -genufcniitiel nur geftattet, menu fie bon einer Etfap-
mittelftette genehmigt )inb. 2)re Crganifaition ift bert Saubeeaentral-
bchörben übertaffen. ES merben bom KriegsernährungSamt unb bom
Kaiferlichen ©efunbheitSamt befonbere Rid)tlinieu über bie auläfftge
3ufammenfeöung bon Erfabmi<ttctn aufgeftellt merben. S)ie Verorb¬
nung besieht fich anaächft nur auf Erfafcftoffe für fiebenSmiitel,
boeb ift ihre 9luSbehuung aud) auf anbere Erfa^ftoffe borgefehen.
förfarge für prifgcrfamtlwn uni ftntfrbitfbrne.
^er 2lrbcitSauSfchuh ber Kricgerluittucn- unb -tootfenfürforge
bat in ber Reibe feiner „Schriften" (®eft 7 unb 8 ) ein
33eraeid)niS ber beftebenben amtlichen gürforgeftellen für
Kriegshinterbliebene berauSgcgeben. ES ift geograpbifd) 0 O S
gliebert unb enthält in feinem J. £eil aße preuhifchen Steßen;
ber II. £eil innfafit biejenigeit aßer übrigen SöunbeSftaateu.
3iir baS ganae Reich finb 3 . 3t. runb 5000 Steßen oaifgcführt.
-5peft 7 intcreffiert infofern befonberS, als ihm bie Erlaffe bei¬
gegeben finb, bie bic Einrichtung oon 3ürforgefteßen betreffen:
fünf FriegSminifterieße unb aß^ei Erlaffe beS preufc. RUnifte-
riumS beS Sancren. Sie führen nod) einmal bie EntmicftungS-
gcfchichte ber gürforgefteßen, beten 3 abl immer noch mächft,
beren 2lufgabenFreiS fich ftänbig ermeitert, Por 2fugen.
2)em VeraeidhniS liegt eine Umfrage beS SRinifteriums
beS Snnern angnmbc. — $eft 8 ift PerPofiftänbigt
burd) ein alphabctifdieS Regiftcr, bas beit ©ebraml)
377
Schrate gratis unb Arcfyib für VolfSWohlfahrt — 1918 — XXVII. 92r. 25.
378
9Cuf vuf!
Sßä^reub int Often bie 2J?orgenröte beS griebenS heraufbftmmert, Wollen unfere berblenbeten weft-
liäjen ©egner bie §anb gum grieben noch nicht reichen. @ie mö^nen noch immer, uns mit SSaffengewalt au
Voben ringen au lönnen. @te Werben erlernten müffen, ba& ba§ beutle 0cfjwert bie alte ©djärfe befifct,
ba& itnfer bratet Heer, unwiberftehltd) im Angriff, unerfdjütterlich in ber Verteibigunft, niemals gefd)lagen
Werben Fann. Von neuem ruft baS Vaterlanb unb förbert bie SDttttel bon uns, bie 0<hlagfertigfeit beS
H^reS auf ber bisherigen ftolgen $öt)e au halten, äöemt alle helfen, @tabt unb ßanb, reich «ab arm, grofe
unb Hein, bann ftrirb aud) bie 8. Kriegsanleihe fidj Würbig ben bisherigen (Mbfiegen anreihen, bann
nrirb fie Wieberum Werben au einer echten rechten beutfdjen VoIFSanleihe. .
betber Hefte erleichtern biirfte. SaS Vergeichniä ift
bie erfte fgftematifdie unb Wohl umfaffenbfte 3ufammen«
ftellung biefer Art.
Am 27. gcbruar hielt ber Haupt* unb ArbeitSaitSfd)uft im
92eichStagSgebäube feine lefcte Tagung ab, auf ber er feine
«Suftimmung aur Übernahme feiner ©efdjäftSfteHe burd) ben
Beirat ber ÜUationalftifhtng fiir bie Hinterbliebenen ber im
Kriege (gefallenen gab. Vrof. Dr. ©. grantfe, ber Vor-
fifcenbe bcS ArbeitSauSfdjuffeS, gebachte in einem föiidfölicF auf
©ntftehung unb 2öad)3tum beS ArbeitSauSfdjuffeS aller — Ve-
hörben, Organifationen unb ©ingelperfonen —, bie'in ftetem
gntereffe unb reger Mitarbeit bem ArbeitSauSfchnfe au bem
Uerholfen haben, WaS et heute barfteße. Ohne biefe Mitarbeit
habe er feine ©rfolge nicht erringen, ihm häufig auteil ge¬
worbene AnerFennung nicht finben Fönnen. Sie nnmefenbcn
Vertreter Pott Veljörben — Pom *fteid)SWirtfdjaftSamt, 9J2inifte-
rium beS Innern, KriegSminifterium, SKinifterium für ßanb-
Wirtfdjaft — banften ihrerfcitS für bie oielfadje Anregung, bie
ihnen aus ber 3»fammenarbeit mit bem ArbeitSauSfchufe er¬
wachten fei.’
Hieran fdjloffen, fid) brei fachliche Referate, beren erfteS
„©ntwidlung unb gegenwärtiger (Stanb ber KriegSbinter-
bliebenenfürforge" bie ©efchäftSfiiprerin beS ArbeitSauSfchnffeS,
Helene 0 i m o n, erftattete. ©in gefchidjtlicher Überblicf
führte bon ben gelegentlichen KriegSPcrforgnngSmafjnabmen
beS hörigen Sa&i’hunbertS au bem höchft Fontpligierten Renten*
bemeffungSfbftem, baS ber SBeltfrieg gefchaffett hat. SBenn
auch bie ^Dreiteilung in ©elbberforgtmg, (Mbfürforge unb
(sogiale giirforge grtinblegenb fei, fo tue fich baneoen hoch eine
gütte bon ©inaelfrngen auf, bie bei ber heutigen ©eftaltung
beS Wirtfd)aftlidhen unb foaialen ßebenS bringenb Veriid«
fichtigung erforbertt. Öhre gerechte Vehanblung mache auch bie
in AuSficht gefteHtc Reform beS SD^H©- aut unbebingten 9*ot-
WenbigFeit. Sie Htnterbliebenenfitrforge berfange bor allem
eine einheitliche Otganifation, bie, and) foweit fie fchon bor*
hanbcn, beS inneren Ausbaues noch Pielfadj bebürfe. SaS
betoeifen bie aahllofen Stucifel unb Unfüherbeiten in ber Vc-
hanblung biefer gragen, g. 93. Ser örtlid)en SuftänbigFeit,
ber AuSgleidjäunterftüpung unbfpftematifchen ßiftenfühnmg
bitrch bie amtlichen gürforgefteHen. Klärung, Vereinheitlichung
itnS Ausbau ber Hinterbliebenenfürforge fei bie Aufgabe beS
Soaiafen VeirateS ber 9tationaIftiftung, wenn er in 3uFunft
bie ^ätigFeit beS SlrbeitSauSfdhuffeS Weiterfiihre. — SDtit
reichem Veifaff banFte bie Verfammlung ber Vebnerin für ihre
feffelnben Ausführungen. Utnfaffenb, in bie ^iefe gebenb, auS
warmem, bon Heraen Fommenbem Mitgefühl für bie, beneit all
biefe Veftrebungen lebten @nbeS bienen follen, herborquellenb,
mögen fie fbmbolifdj fein für bie intenfibe SßirFfamFeit, bie
bie ©efchäftSfiihrerin gemeinfam mit beut Vorfihenben im
ArbeitSauSfdhufe entwidelt hat.
2)ie AuSfbradhe beftätigte wefentlidy bie im Referat ange¬
führten SchmierigFeiten auf bem ©ebiet ber Hinterbliebenen¬
fürforge. (£S Würbe fofgenbe @ntfd)liefeung angenommen:
„®ec HauütauSfhufe ber ®ricgerhüttüen= unb =iuaifenfürforge er=
flärt bie fchleunige, no% Währenb beS Krieges burchaufuhrenbe ge=
fe^Irdhe Aeuorbnung ber Verforgung ber Kriegeriuitmen unb =ttwifen
für bringenb erforberlich. Sie Unnronblung ber jeht toiberruflid)
gegebenen Quwenbungen aus Aeic^Smitteln in ein ben Kriegertoittoen
unb Kriegertocrifen gefehlich gefiebertes Aeeht ift eine ^flieht ber
SantbarFei't gegen bie für uns (Gefallenen, bie nicht länger IjinauS=
gefchoben Werben barf."
Sie „KriegSWaifenhaitSfrage 7 ' würbe bon fßtälat Dr.
SSerthmann unb Dr. Käthe Sttenbe behanbelt gemäfe
einer Umfrage, bie ber ArbeitSauSfchufe gemeinfam mit ber
Scutfdjen 3eutrale für ^ugcnbfiirforge beranftaltet hat. SaS
Ergebnis War, baf$ a- 3- immer nod) eine erhebliche Anaahl
bon Vläfcen in beftehenben äöaifenhäufern frei fei, obfdjon bie
‘lebten KriegSjahre ihre £>hfer auch auS älteren Sahfßängen,
alfo Finberreidjeren gamilienbätern, geforbert haben, ©leidfr
Wohl fei bie 3ahl ber Vollwarfen erfreulicherweife nid>t fo grofe,
Wie man gemeinhin annehme; bie borhanbenen Werben bor-
Wiegenb bei VerWanbten untergebracht. Veriicffichtigt man
ferner bie Satjadje, bah auraeit Kinbet bon Kriegsteilnehmern
Vlähc in Vkufenhäufern einnehmen, bie mit griebenSfchlufe
Wieber bon ber gamilte aufgenommen Werben, fo fei bor ber
Veugriinbnng fold)cr Anftalten, bie nteift auS gutem Heraen,
aber bei böHiger UnFenntniS ber beftehenben Verhältniffe inS
SBerF gefegt Werbe, bringenb au Warnen.
3um ®d)luh erörterte Senator @ b e r S - Siibcrf bie grage
ber „Abtretung bon militärifchen VerforgungSgebührniffen".
0cine Ausführungen gipfelten in ber folgenben aur Annahme
gelangenben ©ntfchliehung:
„Um eine Soppelleiftung burch militärifchc VerforgungSge&üfjo
uiffe erncrfeits unb Unterftiibungen bon ©emeinben aus 9(nntn= ober
SBofjlfaljrtömiitcIn anbererfeiits auSaufhliehen, ecfucht ber Houpt=
auSfchufe ber Kriegerwitwen» unb =Waitfenfürforge, ben in ber Ve=
arbeitung begriffenen ©efepen über bie militärifchen VcrforgungS=
gcbiihrniffe'eine Veftimmung entfprechenb § 1506 unb § 1536 ber
9U8C. hiuauaufitgcn, nach welcher bie ©ebithrniffe bei bollftänbigem
Unterhalt in einer Anftalt in ganger Höhe, bei borübergehenbem
Unterhalt jeboch nur gum Seil abtretbar unb pfänbbar finb."
Ser Vcfud) ber Sagung, gu ber fid) Vertreter bon amt¬
lichen giirforgeftellen auS allen Seilen beS 9teid>c3 eingefunben
hatten, hat bie SBichtigFeit ber bom ArbeitSauSfd>uh ber Krieger*
Witwen- unb -Waifenfürforge, geleifteten, Arbeit erWiefen. Auf
ber bon ihm gefchaffenen ©runblage weitergubauen, Wirb eine
fchwierige, aber auch banFbare Aufgabe beS VeirateS ber
iUationalftiftung für bie 3«Funft fein.
Ser @ch<»benetföfe fiir verweigerten Ahfehrfchein fällt nach
einem Urteil beS fianbgeridhts I Verliu bom 18. Oftober 1917 nicht
in bie Sujtänbigfeit ber ©cwerbegerichte. SiefeS Urteil hat erheb»
lidpeS Auffehen in Arbeiterfrei feit erregt. Weil bas Verfahren bor bent
Amtsgericht befanntlid) langwieriger unb foftfpieliger ift als baS»
jenige bor bem ©ewerbegeridtf, fo bafe in SBahrljeit ber Anfpruch beS
Arbeitnehmers aus boreutljaltenem ober ttid)t rehtgertig auSgel)äit»
bigtem Abfehrfchcin feiten berfolgt Werben Wirb, wenn er nicht bor
bem ©eWerbegerieht burdjgefodjten Werben fann. Ser Vorfibenbe
ber . Verliner ©eWerffdhaftSfomutiffion hat beShalb an len &eicf)S=
fan^ler bie Kleine Anfrage gerichtet, was er nach bem Verltncr Urteil
gu tun gebenft, um bie ^uftäniigfeit beS ©ewerbegerichts aur An»
erfennung gu bringen. Ser AcidjSfangler hat herauf geantwortet,
bafe bie Weitaus grofete $ahl ber ©ctocrbegerid)tc auf einem beim Ver=
liner Urteil entgegengefepten ©tanbpunft flehe. Sas geige eine grofec
Qahl ber in ber 2J2onatSfdjrift „©eWerbe^ unb Kaufmannsgericht" ber»
öffentlichen Urteile Wie auch eine bon bem Verbaube Seutfdjee
©eWerbe» unb KaufniaimSgcrtchte beranftaltete Umfrage bei ben
Vorfthenben ben größeren ©cwerbegetichtc. $tt ben wiffcnfchaftlichcn
Unterfudjungen fei bie ^uftänbigfeit' jj ec ©cmerbcgeridjtc größten»
teils bejaht worben. — SKcnn Ijieenadj auc h anaunehmen ift, ba§ bie
Regierung felbft bie 3aftänbigfcit ber ©eWerbcgeridjte für gegeben
hält, fo befagt bie Antwort boh leibet nid)t, ob beabfidjtigt ift, burch
einen gefehgeherifchen Aft bie gegenteilige Vechtfprechuug auSgu»
fdjliefeen, ober ob bie bisherige SHechtSunfidjerheit fortbcftchen fob.
©ewerffchoftSvcrfammlung itnb VelttöcrungSauftanb. Sas fteü -
üertretenbe ©encralfontmanbo bes II. baper. ArmeeforpS hatte auf
©runb Art. 4, £iff. 2 beS KriegSauftanbSgcfebeS burch Vefamtt»
machung bom 16. A2ärg 1916 bie Aumelbepflidjt für Verfammlungen
mit politifchen VeratungSgegenftänbcn angeorbnet. gut ©eptember
1917 beranftaltete nun ber ^entralberbaub diriftlidjer gabrif» unb
Transportarbeiter für bie Arbeiter eines ^ortlanbgcincntwärfes
in Orlenbach eine Verfammlung gur Vcfprechung bet Sohnberhält»
niffc be^ VetriebeS. See VegirfSleiter bes VerbaubcS erhielt barauf
KM) M ©clbftrafc. (5r erhob (Jinfpvud). Siefcm (£infprud)
Soziale $va£i£ unb Arcfrio für ©olfstooblfabrt —. 1918 — XXVII. Ar.25.
SSO
379
tourbe bom Amtegericht §eibenfelb ft a tt 0 e 0 cbe n. ,S)aS ©ericht
fam au. biefer ©ntfdbeibuitg, bie auch ber Amtsantoalt beantragt
batte, ip'eil cS bte Anmelbcpflicht für ©erfa nun fangen/ in bencn nur
ctn beftimmter gelabener ©etfonenfreiSfiohnfragen* eines einzelnen
Betriebes behandelt, too alfo nicht bon allgemeinen toirtfdjaft*
licken fragen. gefprodjen toerben fatut, n i d) i als gegeben anfalj.
JLrSrfttfnjerft^frnttg. gfojarkflpn.
$ie berftärfte ^erattaiehttitg firiegStoidjttgcr betriebe aut
llnfaflberftdjerunft ermöglicht eine ©unbeSraitSberorbnung bont
11. 2. 1918. danach fönnen bie ©orftänöe ber ©erufSgenoffen«
fchaften mit 3uftimimmg beS Steid)SDerficherungSamteS beftim*
mett, bafe bie toährenb beS Krieges neu errichteten ober neu ein*’
gerichteten ©etriebe, bie auSfchltefelich ober iibertoiegenb für
ben ©ebarf beS $eereS ober ber Marine arbeiten, 311 bem auf
fie entfallenben Itmlagebeitrage für eine beftintmte Seit einen
Sufchfog bi§ aur bobbeiten $öhe biefeS ©ettragS au entrichten
haben. $>ie 3ufchläge finb 31 t einem ©ermögenSftocf arfau*
fammeln, ber $ur ©rntäfetgung ber Umlgge fbätercr Jahre au
nertoenben ift. v , , $aS Käh'ere : • beftimmt bas <9?eid)Sner*
ficherungSatnt. v '
3Utoritjm«rltt mt^|lrbeit$na^wEts.
$cr öffcnt(irf)t 3(rbcitsnarf)U)cis fut bnö $eräogtum GSattjn.
©om ©orfifcenben, Senator Unberfähr in ©ot!ja.
SWit 3wftimmung- &eS ßej^aoglidjen StaatSminifteriumS
haben bie fieben Stäbte bes ser 30 gtiunS'@othg einen Vertrag
gefdjloffen, auf ©ruttb beffen der bisherige ftabtifefle Arbeite*
ttadjtoete i,n ©otha bie Aufgaben einer #auptbevmittlungS»
[teile für das #eraogtum übernommen hat unb Sieftenftellcn
in ben übrigen ]ed)£ Stabten beS ^eraogtnmS errichtet tootbett
finb. 2)er ArbeitSnadjtoeiS in ©otfja bleibt eine ftäbtifche ©in*
richtung. ©r bat eigene ©efdjäftSräunte unb hauptamtliche
©efdjäftSführung erhalten. ©efd)äftefiihrery ift ber bisherige
SöürotJorfieber beS ©erbanbeS £l)üringtfcher ArbcitSnady
toeife. 5bie StebenfteUen finb ©inrtdjtungen ber betreffenben
Stabte. £ie Beamten ber StcflenfteHen finb nur im Stebenamtc
tätig, in ber Stege! ;finb *eS-©Samte‘beä ©intobbuermelbeamtSi
2)te Beamten ber ^aupt- unb —lotoeit fie für ben Arbeite»
nadjtoete tätig finb — auch bei* Stebcnftettert uniterfteben bem
©orftanb beS neuert ArbeitSttadjtodfeS.
tiefer ©orftanb fefct fich auS 13 SWitglieberu aufammen, bon
beiten 3 ©erlöster Dort beu ©ehörben freftetlt, 5 ©ertreter bon ben
Arbeitgebern unb : 5 bort ben Arbeitnehmern getoählt tborbeit finb.
©on ben 3 behörblid)en Vertretern haben einen bie Stabtgemeinbe
©ot!ja, einen bcrSfaat für fid) unb bie Sanbgemehtben; ben britten
bie 6 übrigen Stabte beftellt. 2)er ©ertrqber ber Stabtgemeinbe
©otfja führt ben ©orfip im ©orftanb. ©on ben je 5 Arbeitgeber*
unb Arbeitnehmerbebtrefcern finb je 3 SHänner unb je 2 grauen.
2)ie 3 männlithen Arbeitgeberbertreter tourben bou ber ^>anbelS*,
^>anblrerfS* unb SanbmirtfchaftSfammer, bie beiben meiblichen ??er=
treter bon bem neugebilbeteu „^KtnSfrauenauSfchufe für roirtfchaftliche.
.^riegShilfc" getoählt. iöon ben Arbeitneljmerbertretcrn entfallen ßjpei
auf bie Angefteflten, brei auf bic Arbeiiter. ®inen Vertreter'ber
AngefteUten [teilen bic Männer, ein^tt bie grauen, ©en männlichen
©eriret-er h^en bie bereinigten ^>anblungSgel)ilfenberbänbe al§ bie
bei öffentlichen SGßahlen bisher auSfchlaggebenben AngefteUten*
berbänbe, ben meiblichen ©ertrqtec h fl t ber faufmännifdje ©erein für
meibliche AngefteUtc gemählt. SMe Arbeiter finb burch 1 gmei SMnner
unb eine grau bertreten. $üe männlichen Arbeiter haben bje
freien ©emertfehaften, bie Arbeiterin bte übrigen Arbciterberbänbe
gemählt. Sämtliche SBahlen finb ohne befonbereS ©erfahren auf
©runb gütlicher ©erftättbigung borgenontmen toorben. Auch über bie
gahl ber ©ertreter ift tro£ ber in ©otha h^erfchenben ftarfen ©egen*
fä^e int SGßcge beS ©crgleich^ eine Einigung eraielit morben. Aufeer
oiefen SRitgliebern mit befd^liefeenbct Stimme h a ^n noch
fchäftsführer ber ^auptbermittlungSftefle unb bie SBertcflfbei: ber
StebenfteÜen baf Stecht, an ben ©orftanbsfifcungen mit beratenber
Stimme teilaunehmen.. . . - •
SDa ber 9frbeit£nad)met£ in gaita befonberem 9)io6e -fich
ber Unterbringung ber ^r ieg.Sb cf ^dbtgteh mibnten
mirb, fo ift aud> bent Vertreter ber ©efd]äft§ftellc ber Soatalen
.QrtegSinOalibcnfürforge in Söetmar unb bem gefdjaftsfiihren-
ben ©ertrauenSmanu in ©otha baS Stecht dngeräumt loorbeu,
ben ©orftanbsfibnngen beratenb beiauloohnen. ltm bie Arbeit¬
geber aür ©infteHung oon 5kiegSbefd)öbigten a« t>eranlnffen,
ift für jebeit Arbeitgeber, ber AngefteUtc ober Arbeiter fudjt.
ciu ©orbruef auSaufiiilen, in bem bie Sragen, ob Alriegebefchä-
btgte eingeftellt merbeit fönnen unb toeldhe ©efchäbigungen fie
haben biirfen, an bea,ntnjorten finb. Arbeitgeber, bie fich ohne
hinreichenden ©runb loeigern, ^riegSbefdhäbigte einauftellen,
toerben bem Stabtrat namhaft gemacht. 2>ie Stabtgemeinbe
©otha tpirb fplche Arbeitgeber bet ©ergebung ftäbtifcfjer ßiefe*
ntngen unb Arbeiten unberiidfidhtigt laffen.
Sieben ber Ärbeit^öermittlung toirb ber neue ArbeitSnach-
loeiS auch ber © er it f S b ; e r atung, ber ßehrftellen-
uttb ber 5 ü r f 0 x g e 0 e r nt 1111 u n g fotüie ber gfrage
ber A r b e i t S l 4 > f e n b e r f i e r n n a feine Aufitierffam*
feit auloenben unb fp oHmählid) in ein Arbeitsamt auSgebaut
toerbem. ^Di^ Soften beS ArbeitSnadhloeifeS finb aunächft auf
12 000 M jährlich beranfchlagt. ( 3n .biefen Soften Ieiftet bie
^eraogli^e StaatSregierung einen feften Jahresbeitrag Oott
6000 M. ©kitere ©eiträge aahlen bie $anbelS-, ®anbn>erf£*
ttttb SanbtöirtfchciftSfammer. ®er Ste^tbetrag mirb auf bie
fieben Stabtgemeinben nach ber Sintoohnepaahl verteilt, ^er
©erbattb £l)üringifdjer ÄrbeitSnouhloeife in Jena, bie 2 :hnrin-
. gif^ ßanbeSOerfid^rungSanftält in SBeimar unb bie Soaiale
. ^riegSinOalibenfürforge ebenba'haben fiir bie 3 y^mft ©eiträge
in AnSfidjt gefteUh ■.
^>ie ^pebuitg her toeiblichen Arbeit^üenntttluttg, bie bas
$riegSamt fich Don jeher fehr angelegen fei» liefe, beatoedft ein
| ueuetlid>er ©rlafe Dom 31. Januar 1918, ber fich mit ber Kern¬
frage, ber ©efdxtffung Don gut Dorgebilbeten ©eamten unb
©eanttinnen befafet. • S^adjbrüdflich Dierben bte Kriegsamts»
fteHen crfitcht, bic ©rgänaung unb Hebung beS ©erfonalS bei
ben öffentlichen ArbeitSnachloeifen in enger 3ufantmcnarbeit
mit 3eatralauSfunftSfteIIen, ArbeitSnachiDeiSDerbänben, StDil-
behörben au förbent. Singeregt toirb and) bic ©iuftellung Don
©eatutinnen itt bie 3 entralausfunftsfteüen, mit ber bislang
gute ©rfabntrtgen gemacht finb. Um baS nötige ©erfonal a»
getoinnen, ift aunächft bei ben foatalen Srauenfchulen angefragt
morben, mieJoiel Schülerinnen, gegebenenfalls mit S^achfdbulung,
aur Übernahme Dptt ArbeitSnaftmeiSpoften bereit unb geeignet
finb. SelbftoerftqnMid) -toirb baburd) nur eilt Heiner äeil beS
in.grage fommetl^er ©giarfS gebeeft toerben, eS geht aber aus
ber ganaett Anlage beS ©rlaffeS herDor, bafe baS KriegSantt alle
fonfttgen SWöglichfetten benufet, um geeignete ©erfönlichfeiten,
namentlich aud) folche, bie auS eigener Erfahrung gute Ketmt-
niffc beS ©erufSlebettS haben, heranauatehen, mobei aHerbingS
* bie gorberung einer geniigenben AUgemeinbilbung unb Über¬
ficht über bie SDingc nid)t aufeer acht gelaffen toerben barf.
©efonberen SBert toirb auf Schulung ber ©eamtinnen in
gut geleiteten toeiblichen ArbeiiSttad)toeifen gelegt. 3nr
© a d) f ,ch u I it n g - ber d 0 r h a n b e n e n © e a nt 11 n -
n e tt toerben ein- .bte Diertoödhige Kurfc emDfohlcn, au
benen ©länc Dom KriegSamt A. Z. S. c. au beaiehen
finb. 2)ie ©eranftaltung foll atoccfntäfeig an folche Orte
gelegt toerben, in benen gute toetbliche Sfadjtoeife für bie braf-
tifchen Übungen befteheu; bie 5tctlnehinerinnenaahl foH 25 nicht
iiberfteigen; bei au geringer ©eteiligung toirb ein genteinfanteS
©orgehen benachbarter KorbSbcairfe'Dorgefd>lagen. Allgemein
ertoiinfeht, tmbebtngt erforberlidj aber an foldjen Orten, too bte
Vermittlung -ber Stauen auSfdhliefelid) in ben fänden Don
titännlidjen ©eamten ruht, ift bie J tt f 0 r in a t i 0 n b c r
m ä n tt I i ch e n © e g in t e tt über bie befonberen Aufgaben
ber toeibli^cn ©ennittlung. Xex ©erbaub Xentfcher Arbeite-
na<htoetfe ift bähet gebeten toorben, bei ben ©erbänben anau-
regen, bafe bet ben näcfeftcn ©ertoalterfonferenacn unter Setcili»
gung ber grauenreferote unb möglid>ft and) ber toeiblichen
©eamten ber S^auenarbettSmelbefte&en bie befonberen Stagen
unb Aufgaben be’r toeiblidben ArbeitSDermittlung int Kriege
aur ©efprechung gelangen.
©inc ^cntraltuohlfQbrtSftclle ber beutfebett ^uben i©cfchäftsfteOt
©erlin W35>. Stegliher Stc: 9) ift-am 8. |^el)ruar-1918 auf An*
regung unb burd) 3ufammenfchlufe einer grofeeten Angahl jübifcher
SBohlfafirtStjereiniflungen entftanben. ^i-e Zentrale beatuedt bie ©er*
trotung ber angefd^Ioffenen ©ereinc im ©erlehr mit ©eljörben unb
©inrichtungen ber allgemeinen SBohlfahr^Pflege. Angeftrebt toirb bie
©rünbung oon gtoerfberbänben, bte Sammlung beS gefamten
terials in ©erbinbuita mit bet ©intidjhutg einer AuSfunftS* unb
©eratungSftelle über SBohlfahrtSeinrichtungen, fertter Jollen pon ber.
Zentrale aus Anregungen aur @rrid|tung netter ©inrichtungen.
m
Soziale ^rdrte unb Vlrcfjib für ^ottömoplfafnt 1918 — X3CVU. 9lr. 25.
382
Stiftungen unb 'Ünftaljten gegeben mcrben. Vüö erfte praftifdjc Vlrbcit beu ^efjörben, ben interfonfeffionetfen Söoljlfa^rtöperbänben in
fKit man bie Regelung bec jübifdjen (5amtuclbormunbfdjaf t unb bie 3>eutfdjlanb will bic ^entraIiDot)Ifa^ptöfteIIe in enge 93eaieljung <ju
Reform ber ©aifenbäufer in bie Joanb genommen foroie-gemeinfam ben großen allgemeinen fßoljlfabrtöfragen treten unb ber iübifcEjen
111KOumnt3imt»ti
- öiv 6 rfamtförforumt aUrr äbric^ra £üst&vr nur: 0
/ttsf foldjenUHrtfcbaftefräftvn beruht di* <5id)irtfreit
dvt ^rieggotile^eti • ^orumy| ^|||| ^f
mit bem £}eutfcf}=>3fraelitifd}en ©eineinbebunb unb ber .QriegöljüfS s 2Bof)lfaf)rtöj>flege in bec £)ffentlicf)feit bie Stellung berfefjaffen, bie
ßommiffion ber $übifcbcn ©emeinbe au Berlin bic Unterbringung ifjtet 9?ebcutung errtfpridjt.
jübifefjer Stabtfinber auf bem ftanbe. Snircf) bte $erbinbung mit | -
383
Soziale Bra^iS mtb Ardjit) für BoÜStoohlfahrt — 1 ®18 — XXVII. 9fr. 25.
384
$0Ut$$eftndi|)etL
2>er luÄaii l>cr JtiiierfuIofefürforflcftcHen. 2ia.S 2)eutfche
Sentralfomitee aur Befämjifung ber £uberfulofe Oeranftaltet
in Berlin einen AuSbilbitngSlehrgaug für fjürforge-
fchtoeftern. Sn feiner EröffmmgSrcbe mieS ber Borfißenbe
beö ArbeitSauSßhuffeS, (Seh. BegierungSrat Dr. greunÖ,
barauf bin, baß ber ®rieg für bie Ausbreitung ber Stnberfulofe
fel)r giinfttge, für ihre. Befämpfung fel;r ungiinftige BorauS*
feßnngen gefchaffen fyabc. 9ftit um fo größerer Entfdjiebenheit
muffe ber ®ampf aitfgenommen merben. 2 )er innerhalb 5eS
3entraIfomtteeS gebübete Arbeitsausschuß für baS giirforgc*
fteHentuefen habe eS ftcf> baber 511111 Siele gefeßt, baS 3)cutfche
föetdj mit einem engmafeßigen 9teß uon Sürforgefteüen 51 t um*
fpannert, beten mirffarne £ätigfeit mef entlieh bon ber ^itcßtig»
feit ber gurforgefdjmeftern abbange. An bem fturfuS nehmen
40 3rf>U)eftern teil.'_
WmtxbtpxUbU. Ittmfmatms^ridjte. ©mipttgsffmto.
©chjerblt(bcs ßinigüngShjefctt in ber ©eßtoeta* * ®a fid)
mögen ber fortmcifJFenbcn feerfebteebternng ber mirtfd)aftlid)cn
Suftänbc ber 3chmeia bie Berttältniffe amifS^en Arbeitgebern
unb Arbeitern immer fchtoieriger gehalten, bat ber BunbeSrat
am 1. gebruar Befdjloffen, bie ArttFel 30 bis 35 beS gabtiF-
gefeßeS bon 1914, bie bie Errichtung fantonaler
E t n t g u n g S ft eilen, baS Verfahren bafelbft unb baS 93er*
böftniS ber amtlichen au freimilligen EinigungSfteHen ufm.
regeln, auf ben 1. Abril 1918 in $raft au feßen, unb atoar bat
ber BunbeSrat auf (Sntnb feiner außerordentlichen Boftmachten
bie ®antonSregierungen augleicb ermächtigt, unter Abmeicbung
bon bem burd) bie einaelncn %mitonSberfaffungen borgefchrie*
benen langmierigen (SefeßgebungSmege bie Forschriften für bie
fantonalen EinigungSfteßen einfach im BerorbnungSmege au
erlajfen, um bie bringenb notmenbigen amtlichen ©rganifa*
tionen aur rafchen Unterfuchung unb Beilegung bon Arbeit*«
ftreitigfeiten au befchtleumgen. Auch fönnen bie ^antonS^
regierungen bie EinigungSbeftimrrrungcn''nach Ermeffen auf
9tichi>gäbrifbetriebe unb auf faufmännifche betriebe auS*
bebnen. — Sßie notmenbig unb fegenSreich ein großäugiges
öffentliches EinigungSmcfen in ber 3djmeia fein fann., hat bie
auSgebehnte, aufregenbe unb fid) lange btnaiebenbe ßohnbemc*
gung beS Berfonals ber rßätifchen Bahnen im §erbft 1917 be»
miefen, bie fdßlteßlid) erft burd) ein tfhie^^^ithterlicheS Ein«
greifen 1>er hödjften BunbeSbeßörben beigelegt merben Fonnte.
^teSeitfchrift M^ofiaU fivavi* uni» &*d;iv für tpolfeentoljlfabri" ift burd) äße Budjhanblungen unb Boftämter (Boft8ettung$nümmer7l37) gu beziehen.
»nieliMnunec 35 Bf- 3)er Anzeigenpreis ift 45 Bf- für bie ütergefpaltene Betitaelle.
Drganifator gejucht.
§iir bie Leitung ber OrganifationSarbeit beS „BoIfsbstiibeS für greibeit
unb Baterlanb" toirb eine geeignete B*rfönli<hfeit gefudjt. Erforberlid)
finb in erfter ßinie organifatorifche Erfahrung unb rebnerifdje Befähigung.
StrjegSbefchäbigte beboraugt. Angebote mit genauen Angaben, auch
über bie Anfpriidje, finb au richten an ben Borfißeuben beS BoltSbmibeS,
Brofeffor Dr. 6. grattefe, Berlin W30, AoUenborfftr. 29/30n.
-£ie Zentrale für prioate gürforge E. B. au ffröuffurt a. 9ß.
fncht
roiffettfdjaftiicfien Slffiftenten
mit abgefchloffener ^othfdjulbilbung (gurift ober Aationalöfonom) unb
braftifdjer ®rfahrung in foaialer ftürforge aum balbigen Eintritt.
Befähigung für otganifatortfehe fragen unentbehrlich- (Sehalt M 4500
bis M» 6000, je nach ßeiftung. Betoerbungen mit öebenölauf, 3®ugniS«
abfehriften unb Aeferenaen erbeten an Dr. ißotttgfctt, granlfurta.SW.,
©tiftftr. 3.
%erCa fl ooit iu [tna Qrif dj.er tit ^ena.
m !Prei8n#H3 f©icf)e £Hr. 24>.
betOtgatiifafionen! ~ ^ H,aramntt ^ rift —w--
im neuen Denff^anb Bobenreform
1V . - ‘ Örunb[ä|lid^e§ unb .@e|d^i(^tlid)c§ jui' @rfcnntni§
Ä 1 ! unb • ÜBerminbung bei - formten 9iot
Der SoaHtionsfompf nad) gellendem 3ioilted)i i Bon
öm Aufträge beS BorftaitbeS ber
©efeüfchaft für 3oaiaIe Reform
herausgegeben
Dom Uttierauäföttfg füt Mvbeitätety
(©chriften ber Eefellfcbaft für ©oaiale Aefonn. ^tft 60.)
BreiS: 90
V.
Der goaliüonslantpf als Problem bet ©efefgetrang
8 tu Aufträge beS BorftaubeS ber
©efeüfdhaft für (Soaigle Oieform .
herausgegeben
00m Uittermtäfchufi für %Ltheit&ve 4 )t
(Schriften ber (Sefeüfchaft für Soaiafe DTeform. 61.) |
BreiS: 60 Bf- j
mo If Samafchfe
| '^orfi&enbcm be» ©uubeS ^eutfdber ©obenrefonuer.
i 61 — 70 . Saufenb. 600 ©eilen. BreiS: geh- 3 , 50 SWarf, geb. oSWarf.
! Inhalt:
i ■ I. SScber SftammoniSmuS noch ftommuniSmuS.
II. 3)ie Bobenreform mib bie inbuftrielle Entroicfluug.
1 III. 3)te ©obenrefonn unb ba§ Agrarbroöletn.
! IV. 3)ie Bobenreform in ^frael.
! V. S)ie Bobenreform in weUaS.
1 VI. 3>ie Bobenreform in Aom unb i§re üchren.
VII. £>enro (George.
| VIII. s)ie ßohenaoUern unb bie Bobenreform.
I IX. 2)er SGBeitfrieg im Sichte ber Bobenreform.
Jriebrid) Cifl
ein ptopiiel nnb IRürlgret beultet BeHtnitlfdjafl
. . - . Bon ■ - - ■ -
SCboif Samaföfe
©orft^enbern be$ BimbeS Sseutfc^er ©obenreformer uitb bei .^aubtaubfe^nffeb
ffir Ärieger^eirnftötten.
(46 ©. gr. 8°.) 1917. BreiS: 60 Bf-
ffn Mt#c|MfH«9ung:Br.«ubtoifl«elpbe, »erlin.®nmeh>atb.-©telao: «nfl«I» »if *et,Sen«.-«ebniit f>+i Suliit« «ittenfelb,^oflu<|bwcf«c^
ftftii. |«ips««4. üen 28. p«rj 1918.
^o^ialx $}xaxi&
Utti« -
^.vdjht fixx Ikdteutaljlfitljri
©rfipetat an |ebm Donnerstag. tfrete »terteltätjrltdj 4 jMarh.
- Herausgeber: -
ftriin ww/jioucuÄornir. 29/30 |)raf. Dr. ffi. Uröntht unb ||cof. Dr. p. «Bitnnterntann. .©«p#» $mtr, g,n«.
^rnfpwdjm Amt ItßlUnborf 2809. gernfpredjer 63.
jtainnttr 26.
A
. £Jn&alt
Ta& Acd)i ber Crganifattonen
im neuen S>eutfd*Ianö . . . 385
©efellfäaft für Cojiale {Reform,
internationale Vercinioung für
gefeglidjcn ilr&eiterfdpftf, ... 388
^auptDeriammliing ber ©e*
fellfcf)aft für Soziale Reform,
tiagemeine ioglalpolitif .... 389
Untere $einbc gegen bie
beutftfje Arbeit.
2) er 9teicf)etag für fogial-
poliiif$e SU au fein in ben
^riebcnSDcfträgen.
Qolftemiltrung nnb Sebent«
baltnng.392
2>ie ©rotration ber ©elbftoerforger.
2fHttoirfung ber laubttnrtfdjaftlidjen
©enoffcnfdjafteu bei ber ©rfaffung
ber Sta^ningömitlei.
JDrganifationen ber Arbeiter, (Be«
Hilfen, Ungeteilten nnb ®e«
amten.393
®er Cerbanb $eulfdjer ©fenbaljn*
^anbroerfer unb »Slrbeiter.
$>er Sleulfdfe ©auarbciieroer6anb.
Ter ©etDcrfoerein ber freimarbeite»
rinnen.
ttrbeiterfönfc.395
SluSbau ber fogialboüttfc^en
©efepgebung in 3'innlanb.
S5ie SiuSfidjten für ba« duftanbr«
fommen be3 SheatcrgefefceS.
WrbcHätstnrft n. tfrbcitdnadbmeiS 396
3ur $rage ber SirbeitSmarft»
ftatiftif.
©olHergieftttng.397
3ur ©efämpHutg beS ©eburten»
rücfgcmg§. ’
5Die Überlist über bie£ageSftaiien für
unbeauffic&tigte Säuglinge, ftlein»
finber unb (5<§ul!inber in ©roft-
©erlin.
BBoBnnngt« nnb ©obenfragen . 397
(Sine gemeinfame SUtlon ber Slrbeiter*
uub Slngcfteütenöcrbänbe in ber
©rof}»©erlirter 23oI)nung§frage.
Taä @djä&ung8amt$gefefc
£Uerarif©e 9RitteUnngen .... 39g
llbbrud fämtli^er Sluffa^e ift ßeihmgen unb Qetifd&riften geftattet, iebo<$ nur
mit boHer Quellenangabe.
Oos §ted)t ber ^rgenifdtionrn int neuen f entfrijlnnJ.
ber Stummer 23 ber „Sogialen H$rai;i3"
uoni 7. Sftärg 1918 haben mir bie im Aufträge beS
©orftanbed ber ©efellfrfpft für (Soziale Aeform
uom Uriitcraugfdjitfe für ArÖeit£rcd)t heraus*
gegebenen beiben neuen Jpcfte über baS ®on=
lition3red)t furg angegeigt. 2Bir molien heute auf
beit Inhalt bet Arbeiten genauer eingeben.
Xie ®efte 60 uub 61 ber „Sdjriften ber Q5efellfd>aft für
Sogiale Jfteform" (4. unb 5. Stiitf ber Solgc ber KoaIitionSred)t-
fdjriften) unterfudjen bie ^cuorbnung bcS KoalitionS-
retf)tS, infomcit ber KampfgmecF ber Koalitionen in Srage
fommt, unter bem (Sfefidjtepuuft beS 3 i b i l r e d) t S, unb
gmar mirb gunächft baS g e 11 e n b e Aed)t gur Xarftellung ge¬
bracht, ba bie Srage einer Anberung ber ©efepgebung bie
grünbliche Kenntnis bcS beftehenben AechtSguftanbeS tiorauö*
fept. Seine Erörterung in ber borliegenben Sd)rift ift eine
aufterorbentlid) gelungene. SBer fid) heute über bie ein-
fdfiägigen AedjtSfragen informieren miH, muß bie umfang*
reichen Kommentare gunt bürgerlichen ©efebbu^, in^befonbere
bie OonStanbinger unb ben^eich^geridbtöräten hcrau^gegebe-
nen, gitr$amb nehmen unb mit grobem Seitaufmanb ben 8tanb-
bunft ber berrfebenben SWeinung, in^befonbere be8 5teid>öge-
richte, feftfteüen. 2)iefe Arbeit ift iefct nicht mehr notmenbig.
2 Äir befifeen nunmehr gum erften 3flale in ber beutfehen
Literatur ein Kouthenbium be§ KoaIition§recht§, ba^ man um:
aufgufdbfagen hraudht, um fofort gu miffen, ma§ ote geltenbe^
stecht angefehen merben fann. SBie nichtig bie§ fiir $frbeiter-
iefretäre, Gtemerffcbaftebeamte. nfm. ift, bebarf - Feiner 9fite-
fübrung.
bei ber XarftcUung ioerben oier Xatbeftänbe nnterfchieben,
bie für ben Koalitionöfampf oon bebeittung finb: a) XW
K o a I i t i o n ä h i n b e r u n g. 3ie miH bie Kräfte ber
Koalitionen fdimäd)en burd) Entgiebung unb Sernhaltung ber
Kampfgenoffen, hierhin gehört bie 9(brebe gmifchen 3lrb‘eit=
gebern nnb Arbeitnehmern, tnonad) ber Arbeitnehmer fid) ner*
pflidftet, fid) in beftimmter Sßeife gu organifieren ober nicht gu
oirganifieren ober 9tad)teile gegen fid) gelten gu laffen, menn er
fid> nicht in ber oorgcfdiriebenen SBeife organifatorifch nerhäit.
Koalition^hinbernb finb meiter bic Abreben unter ben cingelncn
Arbeitgebern ober bic 58efd)Iüffe non Arbeitgeberoerbänben, bie
barmtf gerid)tet finb, bie eingelnen Arbeitgeber gu üerpftidjtcn,
nur folcbe Arbeiter in Arbeit gu nehmen ober in Arbeit gu be*
halten, bie beftimmten £rganifationen angehören ober nidjt
angehören, b) Xic Koalitionöbinbung. Tkuuit ein
Koalition§Fampf binbenb fei, ift 2)ifgiplin ber Koalition**»
genoffen ihrer Koalition gegenüber erforberlich. £iefe Sifgiplin
fann aitegeübt merben bnreh red)tlid)e 8mang§mittel, bie
fid) aus Vertrag unb 9$ercinSred)t ergd)en. 0ic Fann aber
-and) bitreb bie Mittel ber fogialen EjeFution fidhergeftellt Ser¬
ben, bie bie Koalition als fold)e gegen ihre äftitglieber auSgi^
üben imftanbe ift. c) Xxe K o a l i t i o n S F a m p f h a n b »
lung : 8treiF, AitSfperrung, 93opFott. d) Koalitious-
merbnng behufs ^erftellung einer einheitlichen Sront.
Kurg unb prägiS toirb im $eft 60 bargelegt, mie fid) baS
geltenbe 9ted)t gu ben aus biefen oier (Gruppen fid) im praF»
tifchen ßeben ergebenben Eingelfm-gen berhält. SDabei merben
alle th^oretifchen Erörterungen unb aller gelehrt erfcheinenbe
^öaüaft berntieben, bielmehr lebiglid) bie Antmortcn auf bie-
jenigen fünfte gegeben, mit beneu es bas genierlfd)aftlid)e
^cben tuirflid) gn tun hnt.
9tad)bcm fo in $eft 60 auf biefe Söeife ber ©tanbpunFt bcS
gcltcnben 3ted)teS feftgeftellt ift, toerben in $eft 61, baS ben
Xitel führt: „Xer KoalitionSfampf als Problem ber ©efep*
gebung" bie gefepgeberifchen Probleme erörtert. XaS 3id, bem
bie KoalitionSgefepgebung auf ber Arbeiterfeite guffrebt, ift,
eine höhere £rbnung in ben fogialen 93egiehungcu gtt)ifd)eit
Unternehmertum unb Arbeiterfd)aft gu fchaffen. Eine foId)c
Drbnung ift notmenbig gegenüber bem ArbeitSbertrag, ber
lebiglid) ein ^nftrument ber inbibibwellcn ^ntereffen*
auSeinanberfepung ift, mährenb in 3ßirflid)Feit bic ArbeitSbc-
bingungen nicht nur üftieberfthläge isolierter inbibibucllcr
Sntercffen, fonbern in erfter Sinie bie SBirFung gefcUfd>aft!id)cr
^uftänbe finb. Eine fo!d>e Drbnung ift and) notmenbig gegen¬
über bem Staat, ber gur S3crmirFIid>ung beS fogialen ©e-
banfenS ber Selbftbermalhtng unb Sclbftbeftimmung burd)
autonome SebenSfreife nid)t entraten Fann. S3on biefer Er-
FenntniS ans mup fid) bic Stellung ber DledjtSorbnitng gu ben
Koalitionen bon ©riinb aus änbern. Sie Fönncn nicht mehr
als Elemente fogialer Unruhe bon Staats megen geästet mer*
ben. XaS 3tted)t mufe bielmehr Sonnen finben, bie fie bor mill»
Fitrlid)er 93eeinträ$tigung fdjiipt nnb ihre AuSmirFung in ge¬
regelten Bahnen förbert.
Xagn gehört in erfter ^inie bie Sdiaffintg eines pofitiben
KoalitionSrechtS an Stelle bes heutigen 3*>ftanbcs, ber lebiglid)
387
<25oaiale Brajt* unb für iJotfSttJotjlfaljti — iÖi8 — X&VIL 9tr. 26 .
bie @trafbarfeit beftimmter unb nicht einmal aller Koali¬
tionen befeitigt. SDaS pofitiOe KoalitiomSrecpt muh bie
Koalitionen befähigen, bie Stufgaben, bie fie fid) felbft fteHen,
recptltd) 311 löfen, inSbefonbere einen £arifoertrag 311 fcpliehen
unb 511 erhalten, tiefer fann nur bann feine gunttion erfüllen,
menn feine Beftinunuttgen nicptals ein nur fubjeftiOeRedjtebe*
grünbenbeS BertragSOerpältniS, fonbern als eine unabbingbare,
formen fchaffenbe RecptSquelle anfgefaht merben. SDamit bie
Koalition biefe gunftion ber foaialen RecptSfd)öpfuitg erfüllen
fann, ift ein boppelieS erforberlich: Qunäcpft ift baS Koalition^-
recht t>on ben Vernutungen 31 t befreien, bie bie lanbeSrecptlicpen
Verbote ber Koalitionsfreiheit, namentlich für bie lanbmirt*
fchaftlichen Arbeiter, ttod) bereiten. 2 )iefe Verbote finb um fo
ungerechter, als bie ©egenfeite, bie Ianbmirtfä)aftlid)eit Arbeit¬
geber, bie Koalitionsfreiheit in Oollem Umfange geniehen.
(Eine Ventmung befonberer Art unb amar foaial-pfpcpolo*
gifcher Statur bietet ber § 153 ber ©emerbeorbnung, inbem er
unter allen Bereinigungen gerabe bie Koalitionen unter etn
SfuSnahmerecht beugt unb ihnen bamit baS foaiale. Slnfepen
raubt, baS ein OonStaaiSmegen ftigmatifierteS($ebilbe in bollern
Umfange niemals genießen fann. gerner ift bie Rechtsfähig*
feit ber Koalitionen au forbern, i n f 0 m e i t ben Starifoertrgg
betreffenbe Angelegenheiten in grage ftehen. Ob Rechtsfähig-
feit für Koalitionen fd)led)thin au berlangcn ift ober beffer ber*
mieben merben foüte, um ber (Gefahr einer bureaufraiifdjcit
SmangSorbnung au entgehen, fann hie* bahingefteüt bleiben.
3 n f 0 m e i t eS fiep um ben Abfd>Iufe bon Starifoerträgen unb
bie' Anfprücpe auS folgen panbelt, müffen auch nicht rechts¬
fähige Koalitionen als rechtsfähig angrfepen merben. — 2>er
%arifoertrag ift ein Rtaffenbertrag. 2)er allgemeine ftaatlid)e
Red)tSfd)up, ber auf bie inbibibuellen Red)tSbeaiehungen 3 m
gefepnitten ift, ift baper für ihn ltnaulänglid). AuS biefem
©runbe müfjen bie Koalitionen als orgatiifatorifcpe Einheiten
felbft baau berufen merben, ben %arifoertrag rechtlich au fichern.
SDiefe gunftion ber Selbftejefution fefet bie Streichung beS
§152 A6f.2 ©emerbeorbnung für X a r i f a m e cf e borauS. 50iefe
Borfcprift burd)fd)neibet bem rechtlichen Korber beS Slarifoer-
trageS bie Sehne. ®er £arifocrtrag bedangt in feiner 25urdj*
fiihrung bie (Einmirfung ber Koalition auf ihre üRitglieber.
Ob ber § 152 Abf. 2 überhaupt au ftreidjen ift, fteht hier nicht
in grage. giir bie Starifamecfe jebenfallS ift er au befeitigen,
um im Sttnern beS tariffähigen BerufSoereinS ein rechtliches
^ebeit 311 begrünben.
®ie greiheit eines feben (Einaelnen, fich au foaliereit, muh
fichergefteUt merben. £>iefeS Recht ift burep ©inbeaiepung ber
Koalitionsfreiheit in ben Kreis ber burch § 823 Abf. 1 B@B.
gefepüpten sfteepte au einem unentaiehbaren BerfönlidjfeitSrecpt
au erheben.
äöaS bie KoalitionSfantpfpa'nblung anbetrifft, fo mirb ber
(#runbfap beS geltenben Rechts beiaubehalten fein, bah fie frei,
aber nicht fcpranfenloS fein barf. Offen bleibt nur bie-grage,
ob bie ©runbfäpe, bie baS ReichSgeridü auS § 826
B($B. hier entmidelt hat, unbebenflich finb, ober ob nid>t
an bie ©teile biefer behnbaren RechtSregefn fefte Rormen au
fepen finb. ©emifj aeugert bie t»om RekpSgericpt aufgefteüten
Brinaipten bon feinem fittlid)em (Empfinben unb unparteiifchem
SBillcn, aber fie finb au meitgepenb. ©o, menn 3 . B. baS
Reid)Sgerid)t auch im allgemeinen aufreiaenbe unb gehäffige
ober fahrläffige Rebemenbungen beanftanbet. $>iefer ©ebanfe
berüdfieptigt nicht bie Biologie beS Kampfes, ber für bie
ruhige Überlegung beS geschäftlichen SebenS feinen Raum
bietet. ($ana befonberS leiben bie Arbeiterintereffen unter
biefem Red)tSfap, ba bie Arbeiter ben Kampf Öffentlich führen
müffen unb auf SRaffenmirfungen angemiefen finb, mährenb
auf ber ArbcitgeCerfeite fich bie Riobümacpung faft lautlos
Oollaiept. Rod) bebenflicher ift bie Beoormunbung ber Koali 3
tionSfampfhanblungen burch baS Reichsgericht. (Es Oertritt bie
Auffaffung, bah ber mit bem Kampf oerbunbette Stuecf objeftio
Oom Rid)ter auf feine Angemeffenheit nachgeprüft merben muh/
ob 3 . B. bie gorberung ber Befeitigung ber Veimarbeit, ber
Anerfennung ber Arbeiterorganifation unb beS ArbeitSnacp-
meifcS als fadjlid) begrünbet erfdjeinen. SDamit mirb bem
Ridjter augemutet, auf @runb feiner befonberen Söeltan-
fchauung unb AuSbilbung Probleme au löfen, um bie fid) oft
noch bie Söiffenfdjaft oergeblid) müht, unb bie gar nicht nad)
objeftio feftftepenben SRahftäben, fonbern nur auf QSruitb Oon
Söerturteilen unb äöiflenSentfcpeibungen beantmortet merben
fönnen.
^Oief^ BeOormunbung gefährbet oor allem bie greiheit ber
Xarifbemegung, bie eS oielfach mit.gragcn 311 tun hat, mit
benen fid) bie ftaatlichc ®efefcgebung no^ abmiiht. 3>ie Be=
beutung ber imJtarifoertrag aum SluSbrucf fomtnenben Be-
ftrebungen liegt gerabe barin, bah fie auf foaialem (Gebiete
für ben ©efepgeber nicht ober noch nicht lösbare gragen aur
(Sntfcheibung bringen, stritt ihnen ber Richter in ben äöeq,
fo unterbinbet er eine für ben gorifd>ritt unentbel)rlid)c
Bionierarbeit, bie bie beamtenftaatlicpc Sluffaffung nicht er-
fepen fann. ©nblid) erfcheint eS bebenflid), menn baS Reid)S s
geridjt bie ©renae einer auläfftgen Kampfpanblung in bei
Rtöglichfeit ber mirtfchaftlichen Söeiteresiftena beS Gegners
crblidt. Rieht alles, maS heute eine mirlfchaftliche ©yiftena
bilbet, hat ein Recht hierauf. SRan benfe an Betriebe, bie nur
in ben gönnen fraffer SluSbeutung leben fönnen. 25iefe Be-
benfen führen au bem Borfchkig, bah auS bem Qtoede einer
KoalitionSfampfhanblung auf @runb beS § 826 nur bann ein
Slnfprud) auS unerlaubter Vanblnng hergeleitet toerben fann,
menn biefer gmeef gegen ein gefeplicheS Ber-
botberftöht.
Um baS Re^t aur KoalitionSmerbung ficheran-
[teilen, muh baS öffentliche Recpt bie Befugnis beS ©treifpofteir
ftehcnS anerfennen unb Oor feber poliaeilidyen STntaftung
fepüpen.
©chliehlidh finb Söege a« fuepen, bie eS ermöglichen, bie
burd) ben KoalitionSfampf angeftrebte höhere foaiale Orbnnng
au oermirflicpen, ohne bah ein Kampf au ihrer (Erreichung not-
menbig ift. £)iefe Slnfgabe mirb nad) bem Kriege eine erhöhte
Bebeutung getoinnen. 2)enn ber OolfS- unb meltmirifchaftlicpe
Suftanb mirb bann intenfiofte (Entmicfelung unb Steigerung
aller probuftiOen Kräfte erforberlich machen, gar Erreichung
biefeS StoecfeS ift eS notmenbig, baS SlrbeitStarifoertragSmefen
recptlid) auSaubauen unb 311 fiepern. gerner: JiarifOerträge
haben heute nur ©eltung für bie ^arifbeteiligten. Unb bodj ift
bie ^enbena ber/ meiften ^arifoerträge barauf gerichtet, and)
biejenrgen Betriebe unb Arbeiter bem &arifoertrage au unter-
merfen, bie bein betroffenen @emerbe augehören, aber an bem
£arifoertrage nid)t beteiligt finb. (ES foftte beSmegen ntöglid)
fein, ben ©eltungSumfang eines 5tarifoertrageS über beit Bei«
tragSbereid) hinaus 311 ertoeitern. i-ieS fönnte burep @im
rieptungen — man benfe an bie SlrbcitSfammern — erreicht
merben, bie bie Aufgabe haben, oon gall au galt bie
SluSbehnungSfähigfeit ber einaelnen 5tarifoerträge a»
prüfen unb bie Oorgefepene ©rmeiterung beS BertrageS
au Oerorbneit. SBeiter finb Stellen au fcpaffeit, bie
bie (Entftehung ber Kampfittfachen Oerpinbern. ^)er
(Einbau fold)er Bentile ift burep baS VilfSbienftgefep
mit feinen obligatorifcpen SlrbeiteranSfcbiiffen unb Sdplicp*
tungSfteden Oorbereitet morben. Scpliehlich ift Borforge
au treffen, bah nach 5luSbrucp Oon Kämpfen beffer als bisher
eine (Einigung ber ftreitenben Steile möglich ift. 2öie bieS 311
gefepepen pat, ergeben bie oon Dr, greiperrit 0 . Berlepfcp unb
Brofeffor 8 immermann ber 6 . VauptOerfammlung ber ©e«
feUfcpaft für Soaiale Reform im Sapre 1913 Oorgelcgten Seit-
fäfce, bie bie (Errichtung eines ReichSeinigungSamteS mit Ber»
panblungSamang Oorfepen. H. H,
mmm f8r $ojtflle
IntonatüHwlf für gefeljUitjfn
Sau^berfommlunß ber SefeBf^nft für Soziale Reform.
®ie QSefellfi^oft für ©ojiale Dfeform labt ju itirer
VII. orbentlidjen^ Vauptoerfammfung nach SRahgabe bes
§ 10 ihrer Sapungen ein. SDie Vauptüerfammlung
finbet am 13. unb 14. April 1918 in Berlin ftatt. Sie beftept
ans einem gefdpäftlicpen £eil unb einer Kunbgebung für So-
aialpolitif nach bem Kriege. A. ©efcpäftlidfer Steil: Sonn-
abenb, ben 13: April, nad)mittagS 3 J /2 Upr, int (Ebenpolafaalc
beS „Rpeirtgolb", BotSbamer Strahe 3. StageSorbnung:
1. 5tätigfeitSbericpt. 2. Kaffenbericpt. 3. SluSfpracpe unb ©nt-
laftung. 4. Befprecpung ber BeitragSfrage (§ 4, Abf. 2 ber
Sapungen). 5. Sßaplen aum $luSfcpuh gentäh § 6 , 3iff. 1-
6 . SonftigeS. Slnfdpliehenb Sipung bes ^luSfcpuffeS (Sapungeu
§ 6 / 8 iff. 3). B. Kunbgebung für Soaialpolitif nach beni
Kriege: Sonntag, ben 14. April, mittags 12 Upr, im groben
Saale ber „Bbilpatmonie'", Bernburger Strahe 22 . ßeitung:
StaatSmtnifterDr.grhr.O.Berlepfdp. Bortrag: Brof.Dr.grancfe.
389
«oaiale pragi* unb Arcbto für SBoif8tooIjIfa§rt — 1618 — XXVII. Kr. 28.
390
Anfprachen: ©ep. ©ofrat Prof. Br. 8 ujo Brentano; äöirf»
lieber ©ep. 9tat Br. Sernburg, 3W. b. ©.; ©taatSmircifter B. Br.
Br. Br. ©raf b. PofabomsfmjilBebner, 5W. b. $>. unb b. W.; ©ep.
guftiarat Srimborn, 3W. b. W. unb b. A.; PeprenS. 3W. b. W.,
AuSfcpufjborfibenber beS C^f)riftItcf>-9JationaIen Arbeiterfon-
greffeS; ^artmann, VerbanbSborfipenber bcr Seutfdjen ©e»
merfbeteine (©.-3).).; gdler, SK. b. W.; hegten, SW. b. W., Vor«
fixender ber ©eneralfommiffion ber ©emerffcpaften Seuifd)-
ianbS; Aufpäufer, Vorfibenber ber Arbeitsgemeinschaft freier
AngefteHtenberbänbe; Pecplt), Vorfipenbcr ber Arbeit 8 gemein-
fd^aft Faufmännifcper Verbände; Br. ©örnanbt, Vorfitsenber
ber Vereinigung Seutfcper Pribatbeamten« unb Angefteßten»
oerbänbe; Sri. ©errntann, Vorfipenbe ber ArbeitSgemeinfcpaft
metblidjer Verbände; Br. ©öfle, Vorfipenber ber Arbeitsgemein«
fchaft tecbnifrper Verbände; WemmerS, Vorfipenber ber gntet«
effengenteinfcbaft Seutfcper Peamtenberbänbe.
© e f e 11 f d) a f t für © o 3 i a I e W e f o r in
©tacrttninifter Dr. grpr. b. Perlepfdj Vtof. Dr. @. grantle
SBorfifcenbet Steife. ©orfifeenber
Uitfere geinbe gegen bte betttfdje Arbeit.
Ser VernicptungSmille der geinbe SeutfcpIanbS foll, toie
hundertfach in Sonbon, Paris, Sßafpington befunbet mirb,
felbft ben $rieg überbauern. Wid)t nur mit ben SBaffen min
man uns nieberamingen, fonbern auch nad) bem grieben alles
aufbieten, itnS im ©lenb a« halten. „Seutfcplanb foll nie mie«
ber fein ©aupt erbeben!" fagte fcbon bor mehr als gtoei fahren
ein englifdjer ©anbelsminifter, unb er gab bamit nur ber
Stimmung AuSbrnd, die bereits lange bor dem SBeltfriege in
ben Söorten einer meitberbreiteten Qeitfd^rift mieberflang:
„An bem Stage, mo Seutfcplanb berarmt, mirb jeder ©nglänber
reifer merben". Staatsmänner, Parlamentarier, giibrer ber
©emerffdjaften, Seiterinnen ber grauenbemegung in ber feind¬
lichen Sßelt buben fiep in ähnlichen brobenben Äußerungen über¬
boten. Ser mirtfdjaftlid)e ®rieg nad) bem grieben, bie ©per«
rung ber Wopftoffe, ber Popfott beS beutfdjen ©anbelS, bie
Vertreibung ber beutfcben ©cpiffe auS ben frentben ©äfen
merben immer mieber als unerläjjlidje üWafjnapmen berfiinbet.
©ier einige Proben:
Sa3 augcfebene englifche gacpblatt „©nQiueec" erhofft uou ber
Dffenfibe bte überlegte unb organifierte gerftörung ber gefamten
Anlagen unb SluSrüftung ber beutfcben gnbuftrie tut allgemeinen.
Pei biefer organifiecten 3erftörung füllten auch bie großen ©ifen*
unb Stahüoetle SeutfdjlanbS iljr Seil erbalten. Vefepung
beittfcpen ©ebieteS burcb uerbünbete Stupfen füllte begleitet merben
bon ber ^erftörung aller grofjen ^nbuftrien tin befe^ten ©ebiete.
Ster 9lrbeit8minifter ^>obn ©obge, ein früherer ©etoerffcbafter, er-
Härte am 13. SRära in einer ^crfatmnlung au äftandjefter, bafe nach
bem Kriege bie Otobftoffe, über bie bie Vcrbiiitbeten uerfügten, ben
iWititelmäiteu nicht augänglidj gemaiht merben mürben. $)erfelbe
älftnifter batte au 9totberb<rm ant 21. Januar 19i7 bereits erllärt:
„3 Millionen STottnen beutfcben ©tabls famen bor bem Kriege nach
©nglanb. ^cb merbe leinen beutfcben Stabl in ©nglanb bulben, fo
lange es noch einen einigen müßigen ©od^ofen in ©nglanb gibt."
$n einer 9tebe a u ßonibon fagte ber 3)tinifter ©ir (fbmarb ©arfon
am 21. Kobember 1917: „S)ie Vereinigten ©taajten unb ©nglanb —
bon granlreicbr Italien unb ben anbereit Verbündeten au fdjmeigen —
haben ben ©trid in ber ©anb, ben mir £>eutfcblanb um ben ©als
legen lönnen, und mir merben eS auch tun." 3obnfon»©itfs fdbrieb am
3. Januar 1918 im „Skrilb Telegraph": „SWnn mufe bie rbeinifcben
gnbuftriiegebteite mit 100 glugaeugen Stag für Stag bombarbiereit,
bis bie $ur angefdbfageu bat." Unb benfelben 9tat gibt ©ir ©bmarb-
(Jarfon in ber „&imeS" bom 21. Kübember 1917: „SBir mollen bie
©efdjäfte ber ©unnen bontbarbieren, bafe fie nach bem Kriege nicht
mehr emittieren merben, ba ihre gunbamenite nicht mehr borbanben
finb." Ster Präfibent bet nationalen ©eioerffchaften ber ©eeleute
unb ©eiaer ©abelod SBilfon erflärte in einer Verfammlung in
Bonbon am 14. SKära 1918, über bie Seutfdjen müfete ein Vopfott
üerbängt merben, ber für jebeS begangene Verbrechen um einen
iWonat berlängert merbe; gegenmärtig betrage bie Sauer biefer
Sperre fcbon 5 ^abre 4 SKonate. „Saiü) ®btonicle" bom 9. Ol*
tobet 1916 berjteigt fid) au der Srobung: „SBir merben bie Seutfcben
amingen, für uns 80 ober bietleicht 100 gabre au arbeiten, f i e
merben bie ©Haben ©uropaS." Sie englifche grauen-
partei bertangt, bafe die „Sraborräte, bie Kohlengruben unb bie
CueÜen bet KriegSrohftoffc Seutfcblanb entaogen" merben.
Ser franaöfifcbe Senator (Sb- ©umbert fchreibt im „parifer
gournat": „SeutfdbtanbS Vetgmerfe, gabrilen, SBerften merben uns
u m f o n ft Kohlen, ©tabl, ©djienen, Sofomotiben, SBaggonS,
^afchinen, Schiffe liefern rnüffen. KIS ©Haben merben mir biefe
9taffe behandeln, bie babon träumte, bie SBett tprannifcb au
Oebetrfdjen." Unb ©umberts ©cnatSfoHege (Sharon führte als Vor=
fipender des ProbinaialrateS bon (SalbaboS am 16. Slpril 1917 aus:
„Scutfcblanbs Kecbnung mirb nicht burdj bie Kiidgabe der beiden
1871 geraubten Ptobinaen beglichen fein. 2lße KriegSloften mitffeit
ihnen aucfgebürbet merben. ©ie rnüffen bie Summen für bie Pen*
jionen ber gamilien ihrer Opfer aufbringen. SlllcS, maS fie a er '
ftört haben, mufe auf ihre Koften mieber aufgebaut merben bon der
geringften ©ütte bis aur prächtigften Kathedrale, ©ie unb ihre
killet merben im ©cbmciBe ihres ?lngeficbts arbeiten rnüffen, bis die
Vüume, bie fie bemühter Sßeife abgehauen haben, ftch mieber höher
erheben als aubor. gh^e Schiffe rnüffen bie unfrigen merben unb
im Sriumph bie gähne ber greiljeit über bie 2K.eere tragen. Ser
ungeheure Schaben, ber durch die lange Unterbrechung beS nationalen
ScbenS unb der Arbeit ber Völler berurfacht morden ift, mufe in einer
furchtbaren KriegSentfchäbigung a u >n StuSbrutf gelangen., ghre
9tcicbtümer, ihre grofjen probultionSquellen merben nach und nad)
biefe ©djulden abtragen miiffen. @S ift nicht au unterfchäben, bafj
mir lange 3 c tt ihre ©täubiger bleiben merben: das ift eines ber
fidjeeften Mittel, um au behindern, bafe ftch ihre berbrecherifche SKacbt
bon neuem gegen uns menbet." Und ber „Sftaitin" erllärt am
17. 2Rai 1917 in einem „©rtafe an baS beutfebe Voll": „Seine
Verurteilung aum Sobe ift eine b ef c%Ioffene
Sache."
SWait mag biefe 2öittau§brü<he SBabnfittn nennen, aber eS
ift SWetfiobe darin. Unb niemand mürbe bon biefem Ver=
nichtungStoillen ber geinbe fernerer getroffen als ber
beutfehe Arbeiter in Stabt unb Sand, ben eine
Wieberlage unferer SBaffen in ©Ienb unb ®ned)tfcf)aft treiben
miifete. „gft bet uns aufgeatoungene ^ampf um baS tägliche
Prot unfereS VoIfeS toeniger heilig, meniger gebieterifche Wot«
loenbigfeit als ber ®ampf um ben baterlänbifchen Poben?"
fagte fiiralich ©taatSminifier Dr. ©elffericb im Verband beS
Seutfcben ©infubrbanbelS, unb er fuhr fort: „geh miinfehte,
bafe jebermann im beutfcben Weiche bis aum befebeibenften
Strbeiter fidh biefe gragen borlegte, ^cb loünfcbte, bafe alle
Plätter, bie in ben arbeitenden Schiften unfereS Volles ge-
lefen merben, täglich int Sperrbrucf bie SWapnung enthielten:
Arbeiter, ber ^rieg geht um dein t ä g I i cf) e S
Pro t." Sie ungeheure SWeprheit ber beutfcben Arbeiter meife
baS unb bündelt danach! _
Ser WeidjStag für foatalpoltttfjhe ^laufeltt in ben grtebcnS-
bertrögem
gm guli 1916 hat eine $onferena bon 'Vertretern ber ©e-
merffebaften granfreidjS, ©nglanbS unb PelgieuS, an ber and)
einige gtaliener teilnahmen, Wicbtlinien für foaia!poIitifd>e
.fHaufelit in ben griebenSberträgen aufgeftellt, bie fid) auf baS
VereinSrecbt, bie ©inmanberung, bte Soaialberfidherung, fomic
ben Slrbeiterfdjup erftredten.- gn ähnlicher Wichtung beme'gten
ftch feit langem bie 2 Bünfd>e ber Arbeiter in ben mitteleuropä-
ifd>en (Staaten. (So fonnte ber gnternationale ©emerffd)aftS-
bitnb auf ber Perner ^onferena (Oftober 1917), an ber Ver¬
treter auS Pulgarien, Sänemarf, Seittfchlanb, ©ollanb, Wor-
megen, Ofterreicb-Ungarn, ©cbmeben und ber 0 cbmci 3 teil¬
nahmen, ein Programm für die internationale (Soaialpolitif
in griebenSberträgen aufftellen, baS an bte .ßeebfer Sßiinfd)e
anfnüpfte, ihnen freilidh einen meit realpolitifeberen 3 ufdhnitt
gab. (SomopI bie ^onferena bon SeebS mie bie bon Peru
fdjlofe ihre Vorfdpläge mit bem Sßunfcbe ab, bafr baS gnternatio-
nale Arbeitsamt, baS bon ber gnternationalen Vereinigung für
gefeplicben Arbeiterfcbup mit Unterftüpung ber Wegierungen
aller ^ulturftaaten in Pafel unterhalten mirb, als Organ für
bie Surd)fiihrung beS internationalen ArbeiterfdmBeS in den
Verträgen auSbrüdlid) anerfannt merben möge, (^cbon daraus
ergab fid) baS gntereffe ber ©efellfdpaft für (Soaiale
W e f o r nt, bie bie beutfebe SanbeSfeftion ber gnternationalen
Vereinigung ift, an ben gemerffdxiftlidbem Anregungen bon
felbft. ©ierau. fam aber, bafe bie ©efeüfchaft auch bon fid) aus
längft einen ähnlichen ®<britt mie die ©emerffdhaften plante
und borbereitete, ©ie führte ihn in ber ©ingabe bom 24. Seaem-
ber 1917 an ben WeicpSfanaler (WeidhSmirtfdjnftS- unb Aus»
märtiges Amt) auS, bie in ber ,,©oa.*PrariS" (©p. 196) mört»
lieb miebergegeben ift.
2 öir finb uns ber ©inli>enbungen, bie gegen foaialpolitifdje
griebenSflaufeln erhoben merben Fönnen unb auch erhoben
morden finb, mopl'bemüht. Verlangt man, bafj ausführlich
alle ©inaelheiten ber foaialpolitifcben Annäherung in ben
griebenSberträgen niebergelegt merben, fo mirb eingemanbt.
392
891
Sogiale ijkagis unb9lrd)iu für 93olföa>o^lfat)rt — 1918 — XXVII. 91c. 20.
öctbiird) merbe bei* grieben cnbloS l)inauSge 3 Ögert merben, meil
fchlcbe Vereinbarungen erfahrungsgemäß fe(>r fchmierig finb.
Vegniigt man fid) aber mit einem pactum de contrahendo,
mie eS 3 . V. bei* beutfrf>-italienifct>e $anbelSuertrag hon 1891
in beni 3ufabariifet 2 a hoin 3. Tesember 1904 ober bei*
fcf>rDeiäertfcf>-itoIicnifd)c $anbclShertrag hon 1904 in feinem
9 lrttfel 17 enthielt, fo mirb mieber eingcmenbet, foldjc allge¬
meinen Verpflichtungen frud)teten menig, menn bemSlontraljen*
ten bcr gute 3 Bille fehle, unb biefer merbe gerabe bann am
eheften fehlen, menn bie ülaufet als eine griebenSbebingung
erfd)eine. Qn fold>eu Gingen müffe man ©Sebulb üben, bis bei*
grieben felbft bie fd>nx*rften SBunben gebeilt unb einer Ver-
föbnung bcr Voller bie Vkge geebnet l)abc, fonft blieben alle
Vereinbarungen auf bern Rapier fteben.
SDerlei ©inmenbungen mögen hon bem ernften Vollen
ausgeben, ben internationalen 9(rbciterftf>ub mirflid) 31 t för»
bern, ja ibn hör einer bcrnieintlidjcn ©Jefabr 31 t bemafjren.
Qfmen gegenüber muß aber betont meiden, baß fcßließlidj jeber
Vertrag ben guten VMllcn beS anberen Teiles mehr ober we¬
niger horauSfeßt, unb baß auch bei Verträgen unter Staaten
nid)t jebeSmal bie Erfüllung unter 9fufmanb aller SFtodjtmittel
ersmungen merben fann. Sclbft menn man anerfenncn miH,
baß bie ©ingelbei teil fo 3 ialpoIitifdjer Vereinbarungen nod)
Schmieriger fein mögen als bie bod) aud) fd)on recht beiflen
mirtfcbaftlidyen Materien, bie in ben bisherigen gtiebenSher»
trägen peinlid) genau geregelt morben finb ober beren Re»
gelung im SBeqe fommiffarifd)er Verhanblungen erfolgt, fo
mürbe felbft ein bloßes pactum de contrahendo fd)on hon
Rußen fein, tocil, menn ein fold)e'S einmal 3 »ftanbe gefommeu
ift, bei* TrncF ber 9lrbeiterbemegung aud) in ben unS feinblichen
Säubern mobl bnrauf hinmirfen mürbe, baß bie hereinbarten
Sonberherbanblnngen mirflich ftattfinben. ©S banbeit fid)
ja nid)t barum, baß Teutfd)Ianb feinen geinben etmaS auf»
3 mingen foll, mas biefe herobfd)eüen, fonbern baß eS fich in ben
Tienft einer großen humanitären Qbee 311 ftetten hätte, bie aud)
im feinblichen Sanbe erheblichen Slnbang befißt. 9lnbererfeits
fällt iS gerabe bem Tentfd)cn Reiche leidjt, hier bie — in ber
gan 3 en Söelt Spnipatbieu merbenbe — Qnitiatihe 311 ergreifen,
iueil eS felbft in fo 3 iaIpolitifd)er Öinficftt meit horgefchritten ift,
fo bah bie feinblkhen Sauber sunächft einmal uns nad) 3 ufolgen
hätten. Ter SBieberaufbau unferes 29irtfd)aftSlcbenS, ben ber
.^anbelsfrieg gegen uns bintanhalten foH, mirb einer Gefahr
lebig, menn bm geinbe in fo 3 ialpoIitifd)er .<pinfid)t ähnliche
Saften auf fid) nehmen, mie mir felbft. Unb bei ihnen mie bei
unS mirb bie Schmächung beS VolfSförperS burd) ben $rieg
ben Schuh beS oberften ©htteS, ber VolfS» unb 9fr-
beitSfraft, gebieterifd) erbeifd)en. So fpridbt alles bafür, in
bie Verträge, bie ben .ftrieg beenben follen, 3 ugleid) bie
VUeberbcrftclIung ber Verlufte an Straft ein 3 ube 3 ieben, bie bie
gange ftulturmelt jeßt 3 « beflogen bat.
s Mx freuen uns, bah, hon folgen ©rmägunge’n auSgebenb,
ber Teutfdie Rei.djStag bie Regierung bagu ermuntert
bat, fo 3 iaIpoIitifche Sllaufeln in bie griebenSherträge anfau-
nehmen. Ter 9lbg. ©bert bat im 9luSfd)nß bie grage am
gefchnitten unb fofort bie 9lntmort beS UnterftaatSfefretärS
hon bem Vnsfdie (9luSm. 9lmt) erhalten, baß er nad)
Rücffprad>e mit bem Staatsfefrctär beS Reid)Smirtfd)aftsamte*
bem ©tebanfen fh mp.at&rfch gegeniiberftebc. Taranfhin
hat ber 9luSfd)itß folgenbe ©ntßhließunq e i n ft i m m i g a n •
g e n 0 m m e n :
ben Reidjvfanglcc 311 erf ließen 1 , beim 9lbfd)luß ber fünftigen
# y riebenöhertrage fcahin 311 mirfeit, bafj Vereinbarungen über eine
Winbeftforbcruug auf bem Gebiete beß 9lcbeiterfd>uheö unb ber
803 ialoerfidicrung .guifeben ben oertragfdüiebenbcn Staaten herbei^
geführt iuerben unb für bie 9lu3gejtaltung eines internationalen
'JlrbcitcrfriiuhcS unb ber So 3 ialncrfid>erung bie ©rnnblage einer
locitcrcn (Jnhuicflung gefchaffen mirb.
91ud) bie VoHfihung beS 9tcid)Stagö hat biefe ©ntfchliefpmg,
iiad)bem fie Dr. T a h 1 b befiirmortet fjatte, angenommen, ßer-
horgeboben 3 u merben herbient, bah im 9fuSfd)u6 befonberS
9lbg. Dr. S t r e f e mann audh bie Sympathie ber 3nbu-
ftricilen für ben Okbanfcn auSgefprod)cn fjattc.
Ter Ofebanfe bei* internationalen So 3 iaIpolitif, ben in
Teutfdjlanb bie ®cfcllfd)aft für Sosiale Reform linobläffig
herfochten hat, hat bamit einen f e ö r fd)önen Erfolg er¬
rungen. VUr nnb mit nnS bie Ojemcrffd)aftcn merben mach-
fam fein, bah nun mirflich etma* g e f d) i e b t unb bie ©nt-
ühliefjung beS 9tcid)StagS bie ihr 3 iifommenbc Vead>tung
finbet. Tie 9luSfid>teu hierfür finb nach bei* (£rflärmig bes
9tegierungShertreterS burcf)aiiö günftig, unb mir hoffen, bafi
fidh bie beutfd>en griebcnSunterhänbler feinei* 3 eit baS Ruhmes¬
blatt nid)t entgleiten laffen merben, bafe baS Teutfdje Reid)
in biefer miebtigen menfd>heitlichen grage fid) als mächtiger
Träger beS gortfchrittS ermeift.
mitsrtitityntng »itii ifCjfnstjttlhmg.
Tic Vrotratio« bcr Sclbftocrforgcr. Ter VunbeSrat hnt
burd) Verordnung hom 21. TOra 1918 bie Mengen an Vrot-
getreibe, bie bie Selbftherforger 311 ihrer Ernährung hermen-
ben biirfen, für ben Slopf auf 6 i / 2 Kilogramm monatlid) feft-
gefept. SBährenb fie bisher 8 y 2 Kilogramm betrugen, ent¬
sprechen fie nunmehr ber ber hcrforgungSberecbtigten Ve-
hölfernng für ben Slopf 3 uftehenben Stenge. Tiefe ÜRabnabmc
mar notmenbig, um bie ReidjSgctreibefteüe in ben Vefip ge-
nügenber ©etreibemengen 311 bringen unb bie ©efamtbehöl-
ferung aitS ben Vorräten alter ©rnte bis 3U111 ©ingang ge-
nügenber 3 tif«hren aus ben befehlen (Gebieten unb aus ber
Ufraine fomie bis 3 wm ©in]eben beS grühbrufdheS 311 her-
forgen. Um jeboch 3 « hermeiben, bäh f^merarbeitenbe Sanb-
mirte gegenüber ben ftäbtifdjen Sd>merarbeitern burch bie
^erabfepung ber Selbftherforgerration snriidgefebt merben,
hat bie SReichSgetreibefteHe Vorforge getroffen, ba| ber
fdjmerarbeitenben SanbbehöIFerung mährenb
ber VefteHseit unb mährenb ber ©rnte 3 u Iagen gemährt
merben fönnen.
s D?ittotrhmg bcr lanbluirtfchaftlidjcn (>5ciioffcufd)aftcn bei
bcr ©rfaffung ber RahrungSmittcI. Vor einiger 3cit mat* eine
ftarfe ^Beunruhigung herhorgerufen, als in ber Vreffe befannt
mürbe, ber SlriegSauSfdmh ber beutfehen Sanbmirtfdnift habe
bem SiriegSernähvungSamt eine 9teihe hon Vorfd)lägen unter¬
breitet, bie auf eine ftärferc Veteiligung ber lanbmirtfchaftlidjcn
VerufSherbänbe • an ber Orbnung beS SebenSmittelmarfteS
hinauslaufen; burd) Veteiligung bei* lanbmirtfdjaftlichen ©c-
noffenfd)aften foHtc im gntereffe bcr Verbraudjer eine befferc
©rfaffung ber lanbmirtfchaftlidjen ©i* 3 eugniffe erreicht merben
Slnfniipfenb an biefe Vorfchlägc fpradj man bereits hon einer
?inberung beS SpftemS ber SebenSmittelherforgung —, unb baS
hierte £h*iegSjahr erfdjetnt nid)t gerabe ber geeignete 3eitpunft,
um neue ©rperirnente in besug auf bie SebenSmittelherforgung
31 t machen! Von mehreren Seiten mürben baber auch ©fegen-
eingaben gemadjt, u. a. audj hon ber ©feneralfommiffion bei*
freien Qfcmerffd)aften. Sn biefer ©ingabc mürbe 3 luar gruub»
fäfelid) bem ©iebanfen sugeftinimt, bie lanbmirtfd)aftlid)en Oie-
noffenfehaften ftärfer 3 ur SOUtmirfung heran 3 U 3 icl)en, h^upt-
fädjlich für bie ©rmittlung ber 9lnbaufläd)e unb bie geftfebnng
ber 9lbgabc bcr fanbmirtfchaftlichen ©rgcugntffe, bod) foüte baS
91 u f f i d) t S r e d) t ben CberhermaltnngSbehörben übertragen
merben. genier herlangte bie ©ingabc ber ©ieneralfommiffion
bie 9fufredjterl)altung ber ungehinberten Tätigfeit beS Kriegs«
ernähmngSamteS, alfo Feinen Vrud) mit bem bisherigen
Spftem, fonbern -nur bie c r g ä n 3 e 11 b e üftitmirfung ber ©k-
noffenfehaften. — Tie Vorfchläge beS <dnegSauSfd)ufieS ber beut»
fdhen Sanbmirtfchaft finb hör furgem im .VlriegSernährungSanit
fomohl mit ben Vertretern ber lanbmirtfdxiftlidyen ©fenoffen-
fchaften mie Vertretern beS föanbelS, bem Vorftanb beS
.^riegSernährungSamteS unb bem ©rnährungSbeirat beS
Reichstages eingehenb bejprodjen morben. hierbei ift höllige
Übereinftimniuug aller Veteiligten bariiber feftgefteHt morben,
bafe mit biefen Vorfdüägen meber eine fpftematifdic Umgeftal-
tung ber ifriegsmirtfehaft allein auf genoffenfdiaftlkbo
Seiftungen, noch eine 9luSfd>altiing beS innerhalb ber .ilriegS-
mirtfehaft befdhäftigten SanbelS burdjgefiihrt merben foll.
©benfo follen bie ftornmnnalbcrbänbe fiii* alle VermaltungS»
auf gaben unb für bie holle ©rfaffung 3 uftänbig unb herant-
mortlid) bleiben. 9hir bie unmittelbar gefdjäftliche ^Betätigung,
bie bisher teilmcife and) hon behörbiid>eu Stellen geleifiet
mürbe, foll mehr als bisher prihatred)tlid)en ©fefchäftsftellen
übertragen merben unb für biefe Stellen bie beftehenben loub
mirtfdjaftlichcn (Senoffenfchaften nupbar gemad>t merben. Qm
Sinne biefer 91 uSfprache hat baS .ÜricgSernährungSamt ben
Regierungen ber ein 3 elneit VunbeSftaateu empfohlen, bie
Turd&füfjrung ber faufmännifchen ©fefchäfte bei ber ©rfaffung
ber lanbmirtfchaftlichen Rrobufte grunbfählidh fachfunbigcn
C^efd)äftSftellen 311 übertragen, bie in gönn prihatred)tltdjer
Sogiale i^rajis unb 2lrd)ib für $8olföU)oI}lfaf)ct — 1918 — XXVII. 9Nr. 29.
991
©rünbungett QUS Greifen Der ©enoffenfd)aften unb bes £an*
belS ober au£ beiben ©nippen nebencinanber gebilbet toerben
unb bamit beu rein bureauFratifcben £>anbel erfepen follen.
©rgamfationen iier Jlrbfitfr, ©eijilffit, &nrje|Mtni
uiti» Beamten.
Der Vcrbaitb Deutler (fifcnbabnbaitbluerfcr unb -nr=
beiter, mit 116 000 SNitgliebern, barunter 3 al)lreid)en weib¬
lichen, iept bie Weitaus ftärFfte Organifation bei* C^ifen»
babner, bat auf feinem 23erba.nbStag (difenad), 17. itnb
18. SWärs) nad) Vorträgen bes Vorfifceitben 3lbg. £5 d t e v,
bes ©eneralfeFretärS Giebel unb beS VerbanbfcFretärS 2lgte,
in benen über bie ©rfolgc beS VerbanbeS, feine grunbfäblidye
Stellung in bei* Slrbeiterbemegung unb bie 3 «fönimenbänge
non Sohn» itnb 2öirtfd)aftSpofitiF gef proeben Worben War, feft»
gefteUt, bafr baS VerbanbSprograinm, bas Poriges Sabr uom
3 entralPorftanb anfgeftelit mar, 51 t billigen, bie ©einem»
Verfonal. Der bisherige SNonatSbettrag mürbe in einen
Wocbcnbcitrag uingemanbelt, ber Mairie beS Vereins in „3111»
gemeiner © i f e n b a b n e r P e r b 1 a n b" abgeänbert. —
3 n einer öffentlichen töunbgebung fpradjen bie 3lbgg. SNüllcr-
Meiningen unb Scbulenburg über „Die Staatsarbeiter im
neuen Deutfdjlanb" unb „Die wirtfdjaftlicbe Sufunft
Deittf d)l an bs".
Der Deutfcbc Vauarbeiterocrbanb, ber (Silbe 1913 über
310 000 äftitglieber gäblte, bat an baS $eer mehr als 180 000
Sflitglieber abgegeben, Don benen etwa 17 000 gefallen finb.
3luf feinem VerbanbStag (Nürnberg, NNitte SP^ärs) beFräftig*
ten bie NNitglieber bie s fMitif ihrer fjiibrer VaeploW, Sßirinig
unb Silbcrfdguibt unb legten nach einbrucfSPollcn 2luSfüb*
rungen biefer Herren, benen bie „unabhängig" gefilmten
Delegierten aus Berlin, Seipgig nfm., befonberS bie 2lbgg.
V. ®offmann unb .«püttmann, miberfpradjen, ein nahezu ein*
ftimmigeS VeFenntniS 3111 * VolitiF ber ©eneralFommiffion
ber ©emerff(haften ab: nur brei Stimmen mürben gegen bie
Pon ben Öiibrern reft* unb PorbebaltloS gebeefte „ s ^olitif beS
3n 4 ?ohr^<>nlfn
if< 3>rutf«f»ta**60
Hobeifcu , 6t«bl
?r$vu9tmQ vr^vui^tttu» fördtrun^ }aJ)I
um«toe4focfcv, |uro*u3^fadf>*J um ^«^fadje.lumiUw^yiüaipnn»
_ ggfligggii_
V&lf, 6m fpld^rti i)ttffdm>ung ^enomtnm,
6m über foleh? ttertfMetriiffo verfügt. 6m
eins foldj arbri$?am?£rtüjlfmm$ bat, ift
6vt fidjerfte 0dmldtt?r. - tPrr
6te f tefterf ftnpit&lmnhi®*
6sfr Wett!
jdjaftSarbeit mit bem ©Iberfelber Vcrbaitb (SentralPerbanb
Deutfcber ©ifenbabner) nach Vebarf auSgubauen, ber 3m
fammenfdjlufj mit mefenSPermanbtcn Vereinen 311 einem '
greibeitlifh-nationaleu Arbeiter* unb SlngeftelltenFongrefe
gutaubeifeen unb bei* po!itifcf>e ©influfc bes VerbanbeS unter
Nahrung ber parteipolitifhen Neutralität, inSbefonbere im
.<pinblid auf bie in ber ÜbergangSmirtfd)aft ungemein miebtige
Wirtfd)aftSpoIitiF, ohne bie jebe noch fo gute Sobnpolitif 11 m
frudjtbar bleiben miiffe, 311 PerftärFen fei. Nad) einem Vor¬
trag 2f. DamafcbfeS befannte fidy bie Dagung gut* gort*
fiibnmg ber Sogialrefornt, befonberS beS SogialPerficberungs-
wefenS, unb ftcllte bie SBobnungSfrage in ben Vorbergrunb.
Der Verbanb ift and) NNitglieb beS VunbeS Deutfcber Bobern
reformer unb beS $auptauSfdntffeS ber $riegerbeimftätten
gemorben. 2 ln fogialpolitifcben SBiinfdxm für bie ©ifenbabner
mürben befonberS berPorgeboben: bie Vefeitigung aller
NFForbfhfteme gugunften fefter 3eitlöl)ne auf ©runb Pon brei
neuen ßobntafeln für $anb Werter, gelernte unb ungelernte
Arbeiter ohne Unterfdjieb beS VefdyäftigungSgWeigs, eine ein*
Zeitliche Neuregelung ber ^IrbeitSgeiten unb beS ©rlyolungS«
urlaubS, fomie befonbere 33eftimmungen für baS meiblicbe
4. 9(uguft" abgegeben. Die Haltung beS „©runbftein", ber
ber neuerbingS Pon manchen blättern beliebten „'Neutralität",
hinter ber fid) nur bie gurebt, es mit ber „unabhängigen"
NNiuberbeit 311 Perberben, Perbirgt, Feinerlei 3 ,l öeftänbnis
mad)t, fanb Polle Billigung, mie fid) überhaupt einmal mieber
geigte, bafe biejenigen fjiibrer, bie ben 9Jhit aufbringen, mit
ihrer gati 3 en $erfönlid)Feit für eine als richtig erFannte ^oIitiF
cinaufteben, einen leidderen v^tanb haben als bie Wetter¬
fahnen, bie cs fteüenmeife ebenfalls gibt, bereu unFlare $oli*
tif, ftatt 311 führen, ben NNaffcn einfach au Villen ift unb
biefe baburd) am allerebeften einem unfruchtbaren NabiFa*
lismuS in bie 3lrme treibt.
21 uS bem Verlauf beS ©erbanbstages feien folgenbe ©ingelbeiten
erloäbnt. Über bie 2lrbeitSgemeinfd>aft mit ben 2lrbeitgebern Fonnte
4$ a e p l 0 m menig ©rfreulidieS berichten, hingegen ermähnte er,
bofe mit bem ^olierbunb ein engeres Verhältnis angebahnt loorben
fei. Über bao £ilföbienftgcfc(j jagte er, es fei ber SJiilitarifierung
ber betriebe, bie bei feiner Verluerfung gefommen märe, üorgngiehcn
gemefen. ^n ber VluSfpradje mürben manche .(Hagen über baS ©efeb
laut, bod) fonnten bcreingelt audy fehr gute ©rfahrungen, bie mit
ihm gemacht morben feien, berichtet merben. ©ine ©ntfdyliehung
forberte -bie Meichsbebörben auf, mit ftarfer Jpanb gegen üiNifeftänbe,
895
vSoaialc unb Ntdötb für BoHsiPohlfahU — 1918 — XXVII. Nr. 26.
896
bie angeblich bon militärifcheH (stellen gebulbet mürben, auf bem
Gebiete beS ben Arbeitern burd) baS HilfSbicnftgefefe gefoährleifteten
©cbufecs emaufebreiten. ©in Vortrag 2ö t tt n t g s liefe etfemten, bdfe
bie Bauarbeiter nach bem Kriege nicht bulben n> ollen, bafe bie 5ßro-
bultionSlofteu au Saften ber Arbeiter Ijerabgefefet toerbpn; fd^oere
Kämpfe feien bann unbermeiblich, barauS freilich gerabe metbe bie
Noitoenbigleit geregelten NuSgleidhS ertoaefefen. SKebtere Dage be*
anfpruefete bie Neuregelung ber BerbanbSfafeungen, BefonberS bie
Staffelung beS ©intrittSgelbeS nadj bem ßebcnSalter, bie Nrt ber
NnfteUung ber BeairfSleitec unb bie ©rloeiterung ber SlrbeitSlofcn*
unterftüfeung bon 8 auf 12 SBoüjen fanb eingehenbe Befpredjung.
Die erftermäfjnte Staffelung mürbe abgelehnt. Die Beiträge mürben
mefentlidb erhöbt, ebenfo bie UnterftüfeungSfäfee; bei ber Nroeitslofen«
unierftüfeung murtfeu bie bisher bon if>r ausgenommenen Ntonate
Januar unb gebruac einbeaogen — ein f e b r beachtenswerter Bor»
gang. Der acnfripetalen ©ntmicflungstenbena ber ©emerlfchaften
enlfpricfet es, meun feftgeftcllt mürbe, bafe baS Berinögen ber 3meig=
bereine bem ©efamtberbanbe gehört, fo bafe bie „lofale Demokratie"
nicht eines fcböneit DageS mitfamt bet CriSbereinSfaffe aus bem
Berbanb ausfebeiben fann, menn ihr ein NtebrbeitSbefdblufe beS Ber»
banbes nicht pafet; in ber gleichen Nicbtung liegt cs, meun ber Ber*
banbsausfehufe fünftig nicht, mie bisher, bon bem Berein am ©ife beS
NuSfdjuffeS, fonbern bom BerbaubStag gemährt merben foH, unb menn
ber Borftanb. bem ngchften BerbanbStage bariiber berichten foll, ob
es nicht nyjglicb fei, fämtliche BerbanbSbeamte auf bie ^auptfaffe
au übernehmen. Derartige Botfdjläge tauchen in ben ©eioerlf haften
jefet berfchicbentlich auf unb merben, mo 'baS BerfeältniS bon Rührern
unb Niaffen ein ininber gutes ift als bei ben Bauarbeitern, oft beife
umstritten, meil biefe gan$e aentraliftifche Denbena natürlich geeignet
ift, ben ©influfe ber gührer 8« ftärfen.
Der Bauaiheiterberbanb fühlt fid) — als einaige freie
©emerFfdjaft — imftanbe, ben Kriegsteilnehmern bie gefamte
KricgSbicnftaeit auf ihre SNitglicbfchaft im Berbanbe boll
onauredhnen, fo bafe bie heimfehrenben Krieger alfo in ihren
Nechten an baS UnterftüfeungSmefen beS BerbanbeS fo gefteüt
fein merben, als hätten fie «nunterhrodhen Beiträge geleiftet.
Der ©ettieeFbemn ber Heimarbeiterinnen mirb nach fünftägiger
Berufe SWittc Npril in Berlin feinten BerbanbStag abhaltcn. Bor*
gefcl)en finb u. a. folgenbe BerhanblungSgcgenftänbe: Die Not*
menbigfeit ber (Erhaltung ber Heimarbeit (Beri<hterftatierin
©erirub S>bhrenfurth). Die grau in ber übergangsmirtfehaft mit
befonöerer Berüdffidptigung ber Heimarbeit (Berichterftatterin
Dr. Käthe ©aebel = Berlin). * Kraulen* unb $nbali&enberficherung
(Berichterftatterin ©Ife 2überS=Berlin). Die Sohnrcgelung beS
KriegSbefleibungSamteS beS (&arbe=KorpS für HcereSuäharbeit (Be*
riebterftatier Hauptmann Hcfmbolb*Bcrlin). Durchführung unb
VtuSbau beS HnuSarbeitgefcfeeS (Berichterftatter Dr. jur. ©iquet,
6 )rofehcraogl. ©emerbeinfpcltorin, Karlsruhe). Die Nlitarbeit ber
grauen auberer ©tänbe an ber H^i'marbeiterinnenbemegung (Be*
richterftatterin gr. Don Bonin*5Naina).
Nusbau ber foaialdolitifdjen ©efebgebuug in ginnlanb.
Nnfeet* bem ©d. 252 bereits mitgeteilten ©efefe über ben
Ncfetftunbentag hat ginnlaitb im ©ommer unb ®erbft
1917 nod> eine ganae Neifje anberer michtiger ®efefee jum
©d>ufee ber Nrbeiterfchaft angenommen.
©in allgemeines NrbeitSgefefe Dom 18. Nnguft 1917
enthält oor allem bie. Beftimnumgen sur BefdhränFnng ber
Nr beit ber Kinber, ^ügenblidhen unb grauen. Kinber bürfen
erft Dom 14. ^ahre an unb nicht länger als fedjS (©tunben
täglich arbeiten; gugenblidje ämifdhen 15—18 fahren bitrfen
nicht länger als acht «©tunben täglid) befdhäftigt merben. Die
Untertagearbeit nnb Nachtarbeit ift für Kinber unb $ugenb*
liehe berboten, ebenfo finb einige befonberS fdjlbere Berrichtun»
gen mie Dragen fdjmerer Saften ufm. unterfa^t. Nud) muffen
Kinber nnb £$ugenblid)e eine ärztliche Befdhetnigung beibrin-
gen, bafe bie borgefehene Nrbeit für ihre ©tefunbheit nnb
förderliche ©ntmidlung nicht fdfeäblid) ift. —
DaS ©efefe bom Nuguft 1917 fal) alSNegelben8ehnftnnben-
arbeitStag bor, bodh geht baS ©efefe bom Nobentber ja bereits
Darüber hinaus, inbem es ben Ncbtftunbentag borfdjreibt.
©in befonberer 21 r b e i t e r i n n e n f d$ u fe ift in ben finni-
fd)en ©efefeen nid>t botgefehen, auch Fein Bcrbot ber Nachtarbeit
für grauen. Nur für 2Söd)nerinnen ift eine Nuhelxmfe bon hier
Wochen borgefchrieben, unb ©chmangere Dürfen nicht mit 2tr*
beiten befdjäftigt nuu-ben, bie ihrem 3ufl<mb fdjäblich fein
FÖnnen.
Die 2luffid)t über bie Durchführung ber NrbeitSgefefee
liegt ber STrbeitSinfdeftion ob, bie gleichfalls burd)
©efefe bom 18. 2luguft 1917 geregelt loirb.. ©S loerben ein=
gefefet ein OberinfdeFtor, eine Hüf^oherinfdeFtorin, fomie
bie erforberliche Nnaahl bon männlichen unb leiblichen 2lffi*
ftenten; auch HilfSFräfte aus bem Nrbeiterftanb Fönnen nad)
Bebarf augeaogen merben.
2luch bie 11 n f a 11 b e r f i ch e r u n g ber 2frbeiter ift
burd) eine Berorbnung bom 18. 2luguft 1917 geregelt morben.
Die ltnfaHberfidicrung besieht fidh riidht nur auf bie Sn*
bnftrie, fonbern auch nuf bie Sanbtoirtfchaft, Bauarbeiten,
BerFebrSatoetfe, gifcherei ufm. Die Berbältniffe ber (Schiff¬
fahrt finb burdh befonbereS ©efefe geregelt. Dem Beritnglücf*
teu ftebt baS Nccht auf ©eilbehanblung au, bei bauernbem
©d)abe*n baS Ned)t auf Nente; bei DobeSfaO mirb ©terbcgelb
unb Nente an bie Hinterbliebenen geaahlt. Die ©äfee ber
Ncnte finb ungefähr nach beutfehem SNufter bemeffen. Die
2lrbeitgeber finb haftbar; fie finb berpflidhtet, bei ber noch an
febaffenben ftaailidjen BerficherungSanftalt ober bei einigen
augeiaffenen dribaten BerficherungSgefeUfduften ihre Betriebe
gegen Ünfaügefabr au berfidhern.
3mei Berorbnungen bom 2. Nobembcr 1917 regeln baS
21 r b e i t S u a d>m ei S b>e f en unb fehen ftaatlidbe Snfdhüffe
aur 2FrbeiiSlofen unter ft iifeung bor. Sn ©emein-
ben mit mehr als 5000 ©inmotnern m u fe ein öffe'ntlidier 2lr*
beitSnachmeiS errichtet merben. Bereine, meld)e eine 2lrbeits*
bennittlung betreiben mollen, muffen fidj beftimmten Bebin*
gungen unb ber ftaatlichen 2luffid)t untermerfen. Die 2lrbeitS-
bennittlung mufe immer unentgeltlich nnb auf gemeinniifeigei
©runblage eifolgcii. Die 2ribeitSlofennnterftiibuiig erfolgt
nach bem ©enter ©bfteni. 2lrbeitSlofenFaffen, meldfee ihre
©atnmgen ben borgefchriebenen Bebingungen andaffen, er¬
halten amei Drittel beffen, HxiS fie ihren SNitgliebern an 2lr-
beitSlofcnunterftiifeitng gemähren, aitS ©taatSmitteln auriicl-
erftattet. _
Die Nusfichten für bftS 3nftanbe!omiueu beS Dheater*
gefe^cS* 2luf eine „Kleine 2lnfrage" bon feiten ber Unabhängi¬
gen (©oaialbemoFratie, ob baS Dheatergefefe nod) mährenb bes
laufenben KrtegSjahrS au ermartrti fei, gab llnterftaatS-
feFretär ©afdar am 19. 3Näi*a bie 2lnitmort, bafe tfvat bie
Borarbeiten fchoit aiemlid) meit gebiehen finb, bafe eS aber auS
dolitifd>cn ©riinben mahrfcheinlid) nid)t möglich fein mirb, bem
NcichStag mährenb beS Krieges einen Dheatergefefeentmurf
boraulegen. Sn ben beteiligten Kreifen herrfefet ber BSunfdj,
bafe bie bentfhe Dheatergefefegcbnng in möglid>ft grofee Über-
einftimmung mit ber öfterreichifcben Dheatergefefegebung ge*
bracht merben möchte. ©S maren Daher imSunil914 bereits Bev-
hanblungen an>ifch^n ber beutfehen unb ber öfterrcid>ifchen Ne¬
gierung über bie 2InSgeftültung biefer ©efefee eingeleitet mor*
ben, bie jeboch burd) ben Krieg unterbrod>en mürben unb aud)
nod& nicht mieber aufgenommen merben Fonntcn. 2luf eine meiterc
2lnfrage beS BertreterS ber Unabhängigen ©oaialbemoFratie,
Neid)§tagSabg. Kunert, ob bann nid)t menigftenS baS ©(hau-
fdielerre# auf ©runb beS 2lrbeitSbertrageS noch mährenb beS
Krieges geregelt merben Fönne, erfolgte bie 2Tntmort, bafe aud)
in biefeitt BunFt megen ber engen Beaieljungen aa>ifihen Dem
öfterreichtfehrn unb beutfefeen Bithnenmefen bon Den beteiligten
Kreifen eine Übereinftimmung befonberS gemünfdjt mürbe,
alfo auch biefer £eil ber £beatergefefegebung aitfgefd>oben mer¬
ben inüffe, bis bie burd) Den Krieg unterbrochenen Berhanb-
hingen mit Cfterreicb mieber aufgenommen merben Fönnen.
JMrfttsmarlit itni ^rCrfitsnattjtufts.
3ur grage ber NrbeitSmarFtftattftif.
Se fdjmieriger unb für Den ©inaelnen nnüberfidhtlicher
fich Die Berbältniffe auf bem 2lrbeitSmarFt geftalten, um fo
Dringlicher ift baS BebürfniS nach riner mirFlidh guten unb
auberläffigen 2lrbeitSmarFtftatiftiF. Ohne fie ift eine dlan-
mäfeige ßenFung ber gemaltigen Binnenmanberungen, bie fid)
tn ber ÜbergangSaeit bom Krieg am« grieben boßaiehen
niiiffen, nicht au ermögtid>en. 21H ben ©efabren, ben bolfs-
mirtfdhaftüd)en unb fittlid)en Berluften, Die baS aügel-
lofe Herumfahren grofeer 2lrbeitermaffeu mit fidh bringt,
Fann nur auf ber ©runblage einer mirFlidh brauch¬
baren Überficht über ben 2U*beitSmarFt begegnet merben.
%rofe eifriger Bemühungen ber ©taatsbehörben ift es
leiber immer noch nicht gelungen, bie ©tatiftif fo auSaubateit,
Soziale fragil unb Atdjtb für VollSWohlfaljrt — 1918 — XXVII. Nr. 26.
baß fie allen billigen Anforberungen genügen fönnte. Wenn aud)
für bic Befd)affiing beS UrmaterialS auS all ben bielen, a* 3.
noch recht mangelhaft auSgebilbetcn ArbcitSnadjtoeifen natur¬
gemäß erft mit ®ilfe längerer ©raichungSarbeit forgfältige,
lüdenlofe Beridhterftattung erreicht merben fann, fo liegen bod)
aud) in ber Anlage biefer Berid)terftattung fo erhebliche
Mängel, baß fie felbft bei ooßfomntener Arbeit ber unteren
Steden fid) geltend machen.
der ©runbfehler unferer ArbeitSmarftftatiftif ift bie oer«
fcßiebene ^arenaaeit, innerhalb beren Arbettfuchenbe unb offene
®teßen meitergeführt merben. denn eS ift erfidjtlidh, baß ber«
felbe ArbeitSnachmeiS gana Dcrfdhiebene gaßlen liefert, je nach-
bem, ob er bie unerlebigten Säße eine Woche, einen SWonat
ober ein Vierteljahr meiterführt. @S mar bem*Außenftehenben
oft unberftänblid), marurn einige ArbeitSnachmeife felbft in
Seiten ftarfer Anftxmnung beS ArbeitSmarfteS ftänbig große
Siffetn Don Arbeitfuchenben batten, bis er beS SRätfelö Löfung
fanb: eine breimonatige ®arenaaeit, mäljrenb berer biefelben
Angebote unb Nachfragen bie @tatiftif belafteten, obmoht fie
fid) vermutlich inamifdhen auf irgenbeinem anberen Wege er-
lebigt batten. gaßs eine einheitliche VormerfungSfrift für aße
■Nachrichten arten, mie bielfad) behauptet mirb, praftifdj
auf große 0djmierigfeiten ftoßen foßte, fo märe fdjon burdj
eine einheitlicheBeridjterfiattung innerhalb gemiffer ©rubben Viel
erreicht. Solange baS nicht gelingt, mirb bie ArbeitSmarftftatiftif
immer ein öeraerrteS Bilb ergeben. Qn engem Qufamntenhang
bamit ftebt bie &enntlid)ma<hung ber alten unb neuen Reibungen,
bie bcnt aumeift nod) in feiner Weife gefchieben merben, fo baß
fidh in ber 0tatiftif bie ©eftaltung beS ArbeitSmarftS in ber
BeridjtSaeit felbft ftarf bermifdjt unb fidh nie eine mirflid) ftarfe
©barafteriftif ber lefeten Bemegungen eraielen läßt, ©dhließlidh
foßte gana aßgemein bie Trennung bon Arbeitfuchenben unb
ArbeitSlofeit burdjgefübrt merben, auch fie ift für bie ©eminuung
einer praftifd) brauchbaren Unterlage eine unentbehrliche 9Waß-
nabme, bie übrigens bon einer Neibe bon ArbeitSnadjmeifen
bereits bcrfucht mirb.
3ur Vefämpfimg beS ©efmrtettrütfgangcS. 3 U ber 3p 334
mügeteiltem internationalen €>tactiftif über ben ©eburten»
überfdjuß in ben berfchiebenen ßänbern ift aur Grganaung nach-
autragen, baß bie bergleichenben fahlen, welche ben ©eburtSaiffern
unb bem ©cburtenüberfchuß in Ibem Jahrgehnt 1881—1890 gegen*
übergefteßt merben, fidh auf bas Jahr 1913, als baS bolle leßte
griebenSjahr, beaiehen.
die ü&erfidjt über bie „dageSftätten für unbeauffichtigte ©äug.
(ittge, Uleinfinber unb ©djulfinber in ©tol-Setliti", .welche bie
deutfehe Zentrale für Jugenbfürforge guerft im Jahre 1914 beröffent*
lid)t bat/ ift jeßt in 2.* Auflage bon bem ©roß*Verltner ÄrtegSauSfdjuß
aum <3cf)uß auffichtölofer Slinber, Söerlin SW 68 , Alte Jalobftr. 33/35,
unter SNitwirlung ber deutfehen 8 entrale für Jugenbfürforge her*
ausgegeben, die fefjr überfichtlid) angeorbneten Vergeichniffe, bie
burc| bie Eingabe ber Öffnungszeiten, fomie ber 3<hute unb Verpfle*
gungSfoften ergänat werben, feien aßen in bet flinberfürforge ar*
beitenben Crganifationen gut Beachtung empfohlen.
Potjnungs- mti> fßtenfrggfit.
©ine gemeinfame 9ffttoit ber Arbeiter» unb ^ngefteßten-
toefüänbe in ber ©roß*S5erItner SBohnungSfrage ift qm 12. fNära
auf SSeranlaffung ber berliner ©emcrffcbaftSfommtjfion in bie
3öege geleitet morben. S)en einleitenben SBortrag hielt ber
3>ireftor beS ©tatiftifeben 2lmteS ber 0tabt (^dböneberg, Dr.
^ucabnffi, ber ben an ermartenben 2öobrmngSmangel
aablenmäßig nachmieS.
SMe 3abt ber leerftehenben SBohnungen ift in ben 46 ©e*
meinben ©roß*93erIinS in ber 3eit bont 2Rai 1916 bis SWai 1917 bon
32145 auf 24 812 aarüdgegangen unb geht feitbem noch weiter
aurüd. demgegenüber fteht halb nach bem (Snbe bes Krieges ein
s 3 ebarf au 20 000 Sßohnungen bon ®tiegerfrauen, bie gegenwärtig
feine eigene Hoffnung habe”- ‘ fWinbeftenS Weitere 20000 SBoh*
nungen werben benötigt bon Männern, bie ihre Verheiratung Wäh-
renb beB .Krieges aufgefchoben hatten, daau fommt nodh eine be*
trächßiche 8 ahl aus bem $eere aariieffehrenber aßeinftehenber
SWänner, bie bor bem 5hnege eigene SBohnuugen hatten. Hußer*
bem ift au redhnen mit bem burch $eranwachfen ber ^ugenb unb
Quaug eniftehenben Slnwachfen beS normalen VebarfS, fo baß in
©roß*S3erlin währeub ber erften griebenSjahre ein Vebarf bon
minbeftenS 60 000 SBohnungen borhnnben fein Wirb, ber bann in
jebem Sahre um weitere 20 000 fteigt. diefer Vebacf fann nicht
gebedt Werben burch. Notbehelfe wie bie Venußung bon dach^ unb
SMlerWohnungen, alter (Sifenbahuwagen unS) ber £erfteßung bon
Vataden. Nur Neubauten in großem SWaße fönnen biefer
SSohnungSnot abhelfen.
^ucahnffi fomohl mie bie nachfolgenben Nebiter, Netcbö*
tagSabgearbneter © obre unb ®tabtt>erorbneter 9H 11 e r,
Vertraten bann bie befannten gorbemngen a«r SNilbening bot
SBobuungSnot nach bem Kriege, bie auf ein Bufainmentairfeit
öon Neich, ©taat unb ©emeinbe in ber ^efd)affung bon
S3oben, ©elb, Nohftoffen unb SlrbeitSfräften hiimitSgehen unb
audh in biefen blättern mehrfad) behanbe'It morben finb. 3tabt*
Oerorbnetcr N i 11 e r, ber felbft auS ©emerfjdhaftSfreifen
ftammt, bermieS barauf, baß bie SBohmmgSfrage eigentlich nicht
au bem engften 5tätigfeitSgebiet ber ©emerffdjaften gehöre.
Nber bie ©emerlfc^aften hüben, fidh in ber ^riegSaeit mit
manchen dingen, a- 33. ber ©rnährungSpoIitif befaffen miiffen,
bie fonft auch nicht au ihren Aufgaben gehörten; eS i'ecbtfertige
fich beSholb, menn fie fich beS Problems ber SöohnnngSfiirforge
annehmen.
die Verfammlung, bie fid) aus Vertretern ber freien, ber
chriftli^n unb ber $irfdb-dundferfd)en ©emerffdhäften, fomie
ber Slngefteßtenberbänbc aufanimenfeßte, nahm einftimmig eine
©ntfchließung an, in melcher a«r möglichft fdhneßeni ^crfteßuqg
neuer Sßohnhäufer bie ^ergäbe bon bißigent ©runb unb Voben,
fomie bie Vergabe bon NeidhSmitteln aur Ausgleichung ber
burdh ben ®rieg oerteuerten Vaufoften geforbert mirb. gerneu
mirb geforbert bie Snbetriebfeßung bon 3ie0«Ieien ufm. itrÜb Lie¬
ferung bon Baumaterial feitenS beS NeicheS au mäßigen Vreifeu,
fomie aur fchleuuigen Inangriffnahme biefer Arbeiten bie Be¬
urlaubung bon Bauarbeitern. auS bent ©eereSbienft. die ©’nt-
fdhließung geht nach biefen auf bie Wohnungsfrage aßgemein
beaiiglichen gorberungen noch auf bie befonberen Berhältniffc
in ©roß-Berlin ein, ba hier bie tomniunalpolitifdhe 3erfblit-
terung gana befonberS hemmeni) mirft. die Beifammlung be-
fdhloß baher, an bie breußifdje (^taatSregierung baS bringenbe
©rfudhen au richten, für. ben 8toed beS ^leinmohnungSbaues
in ©roß-Berlin eine Organifation au fdhaffen, meldhe bie ein¬
heitliche durdhführung ber beabfidhtigten ßßaßnahmen er-
möglicht.
die am 12. N?ära eingeleitete Bemegung mirb bon ben
beteiligten Berbänben mit Nadbbrutf meiter berfolgt merben.
hoffentlich bringen fie bie @adhe gut in gluß, benn bon ber
ÄleinmohnungSnot finb in ber dat bie Arbeiter- unb Ait-
gefteßtenfreifc ©roß-BerlinS fchmer bebroht.
das <S<häßungSamtSgefeß ift am 21. ÜNära im Abgeord¬
netenhaus angenommen morben. die Mehrheit hat fich mit
ben bom herrenhauS eingefügten Anbetungen einber-
ftanben erflärt. damit hoi nun aud) baS bierte ber ä»m
bombier ber WohnungSgefeßgebung gehörenben ©efeße
(0djäßungSamtSgefeß, ^tabtfchaftengefeß, WohnungSgefeß,
BürgfdhaftSfidhenmgSgefeß) bie hin- unb hermauberung
amif^cn herrenhauS unb Abgeo-rbnetenhauS boßenbet unb itt
unter dad) unb gadh gebracht.
gtterartffy* ptttfUunjf«.
Wße neuerf^ieitenen Bücher, bie bet ©djrtftleitung augefanbt werben, merben hier
oetjei^net die meitere Vefpredjung einzelner ©Triften, ^ier ober im ^aupHcil
ber »©ojialen ^rajiS - , befall fleh bie S^riftleitimg bor.
91 r b e i t e r j u ß e it b unb b ü r g e r l i ch e ^ u 0 e n b b e w e g u u g.
Von Ä r a n o l b. 1917. Verlag ^ugenbauefchuß
für bie (Shemnißer Arbeiterjugenb. ^IreiS 0,30 M.
innerhalb ber beutfdjen ^ugenbbewegung beftanb leiber bor bem
ftrieg eine fcharfe Abgrenaung awifeßen ber fog. bürgerlichen unb ber
foaialiftifdhen ^ugenbbewegung. der Verfaffer ftrebt mit feiner
©cfjrift barauf hin, ein größeres VerßänbniS — unb bannt für
lünftig gegebenenfaßs ein gufammengehen in cinaelncn gragen —
awifcßeni ber freier gerichteten fog. „autonomen" Jugendbewegung
ber bürgcrtid)en Greife unb ber foaialiftifchen JugenbbeWegung au-
aubahnen. Vor aßem wiß er bei ber Arbeiterjugenb baS Vorurteil
aerftören, als fei bie Jugenb ber anbern Greife aßes eine „oeaf»
tionäre SNaffe“. die „autonome" JugenbbeWegung, aus ber-ber
Verfaffer felbft hertw* 0 e{mngen au fein fcheint, ift baTjer auch mit
®hmpathie unb Verftänbnis behanbelt. dagegen erfolgt bie Vehanb*
lung ber lirchlich ober ftaaßieh geförberten fog. „autoritären Jugend
bewegung" mit offenftchtlicher Antipathie unb baher ungerecht.
399
(Soziale ^rajiö unb 9lrd)iD für 93oit?tt>ot)lfahrl — i918 — XXvll. 9lr. 26. 4ou
Wamentlid) wirb man unangenehm berührt burd) ben Mangel an |
G'hrfurdjt noc ben religiöfen Xriebfebern in ben fonfeffioneltoi !
$ugenbbereinen. ©. Xi
K u r i e r 3 m a n g unb Sv u c p f u f d) e r e i f r e i f) e i t. Tic nod>=
malige ^erftörung einer XScgcnbe. 93on I) r. Cito 9tcu =
ftätter. Julius Springer. Berlin 1917. 16 S.
T a ? s 4 $ r e ir fe i f dj c 9t c n t e n g u t ober Sic fotiu man ol)iie große
9ktcmittel 31 t einem eigenen Iänblidjcu 9kfip mittleren unb
Heineren- Umfangs gelangen? $n aügeni c tmöorftä nbl<idjer
Sciff^ bearbeitet ( gim ©ebraudje beim faitbmirtfdjaftlicfyen
Unterricht im fpeere fomie gum Sel&ftunierridjt’, bot* allem für
unfere Kriegsbefd)ä bigten bon ©eh- Ob.=^aiftiärat Melius,
M-riglicb bc? Cber*2anbe3fulturgericf)t3. Teutfdie Xktnbbud)=
Ijanblung ©. in. b. Berlin. 83 Seiten. SßiieiS 1,20 M.
S eile b e r T e d) n i ! i m Xi a u b f d) a f t S b i I b. £cdjnifd)c
Ülbenbe im jjcntralinftitut für (Jr^iebung unb llntcrrirf)t,
H. $>eft. Sion (& c I). 9t e g i c r u n g S r a t sp r o f. S. $ r a n 3 ,
(Sljarlottenburg. Mit 21 ülbbilbungen. Gruft Sicgfrieb Mittler
u. Sohn, ftönigl. Öofbucbbbl., Kocfrftr. 68--71. Berlin 1917. ,
21 S.
UbergangStturtf d) a f t. 2 ) i e 93 r ii de b o m fir i c g
3 u nt Triebe n. 9$on I) r. ?M f r e b S d) m i b t (Gffen).
VDlf?DereinS*Verlag m. b. £>., M.=@labbad) 1917. 87 S.
1,90 J(.
r i e g s j a I) r b u d) 1917 für 93 o l f 6 * unb $ugenbfptcle.
$n ©emeinfdjaft mit Cberbüraermeifter 9llejanber To =
minicuS unb ©anitätSrat sp r o f. D r. *y. 91. Srijjmibt
bcrauSgegeben bon sp r o f. D r. @. ft o b 1r a n f d). 93. 01.
Teubner, Seipgig unb Berlin 1917. 194 S. 3,20 M.
T a S ft i n b u u b fei u e s p f l e g c. 15in fpilföbud) für
Mütter. 93on sp f o f. Dr. 9t. .'gerf c r unb S d) tt> c ft e r 9'.
Soerner. grcm 3 lÖanfftaengel. München 1917. 64 S.
Sie llntermeifung b e r 93 o r m ii n b c r. 93ou Dr.
Xiarengf XHmtSri&tcr in ttrbingen (Grcfelb). (Sari £>eti=
mamiS Verlag. 93erliu 1917. 16 S.
9 ' c i* i d) t ü b e r b e n 22 . b c u t f d) e n Ort£franfeu =
f a f f e u t a g a m 17., 18. u u b 19. September 1917
iii Bresben. 9 'crlagSgcfellfd>aft CrtSfranfenfaffe m. b, £>.
TreSben 1917. 184 S.
©ie Seit^rift „Spital* unb 3lr4)iu für ?p0lk*tt>ol|lfakrt“ ift burd) alle ©uchhaublungen unb 93o|tamter (^oftäeitimgSnummer 7137) au belieben.
Ginaelnummcr 35 ?ßf. Ter 9lnaeigcnprci? ift 45 pf. für bie Diergcfpalteuc 'pctitaeile.
So^ialbeamttn gefudjt
311 r iUearbettung be? ©C 3 irtearbeit?uacf)roeife? f ber ftrauenmelbeftcHe
unb ftürforgeoa-mittlungeftelle. — VoIfStmrtfdjafllidie Schulung,
©rfabrimg im 'HrbcüSnarfgucistuefcn unb in ber 9lrbeiterinnenfürfovge
ermiinfdjt. (53el)altSanfprüd)e finb 31 t ftellen.
93eloevbungeu au .'geint 9(mtobauptmann Dr. (fbelmatitt, fflöbo
(Sad)feu).
Derlag oon 6uftao $ i f d) e c in 3 cna *
mtt tk mutt«.
0 . 6. Prof, öer Äfnöcrftcflfundc fn ^ena.
♦ ♦ ♦ ♦ Prelo: 75 Pf. ♦ •» ♦ ♦
Jecd. Dümmlcco Oedog, Ocdln 6U)6$
3 m 9lprtl erfd)eint:
lapuftopSötrjiräiif 1918
30 . 3al?rg.
33on <göhe»gd)indler. - 3 3änbe.
H”:
^orrerfaufSprciS, gültig bis 1. b. 3-, 2J?arf 1 5.—
feil 29 ^abren erftbeinenbe unb tpeituerbreifcle gobrbud? ber Arbeiter»
ucrfidicrung uon ©öl?e<-(?dblnbler cntfprld)t einem 23ebiirfnU bei ben
mit ber Durchführung ber 91rbeitcrperfid)erung befaßten 33erficfierung^bebbrben
unb 33erficf)erung<itrügern.
Der Präfibent be^ Jleich^Derficherunfltiamte.
(L. S.) Berlin, 17. ganuar 1918. (gej.) Dr. Kaufmann.
t»r»tt ©rtgatt iJtfgjpr in
Prtljolitfrijf ©iitfüljntnfl iw bic «Ugmrtnf gJivtfrlinfts-
gra^rapljir. 93ott Ifirof. Dr. flaue, 93erlin. (VII, 51 S. gr. 8°.)
1914. qSreiS: 2 Matt.
3nbalt: I. 1 . Unterfcbieb jmifdben ber 93irtfd)aft§geograpbte unb ber
9tationalöfonomie. 2. 2)ie 9lrbeitStoeife ber s BirtfcbaftSgcograpl)ie; bie geo»
grapbildje 8 tatiftif. — II. 3. (9cograt)f)ie ber ©iitererjeugung 4. ©ecitifluffung
bcö jganbelS burrfj geograpbifche 'IXMrrungcn. — III. ©eograpfjie bcS
93erfel)rS. 5. ®eograpf)il^e rsirunblagen beS öanböerfebrS. 6 . (fteograpbicbe
(Srunblageu be 3 93erfebrS auf beit (sleiräffern beS 93iimenlaube§. 7. 2eiftungS»
fäf)ipfeit oon ©egeu. 8 . 2)er Seedertebr. 9. ‘Ser 2uftdcrfel)r 10. Ter Sßoft»
uertebr. 11. bei* ÖoTalDerfebr.
TaS SBerfdjen tuill feine allgenicine ^irifcbaftSgcograpbie fein. 15S
beabfiebtigt Dielmebr, ben £>örer an ber UniDerfität unb an ber .sganbelS-
bocbfdbule unb namentlicb aud) ben im Sieben ftebenben Kaufmann unb iedbnifer
in bie Senufjung ber fietS unb überall auf ibu einbrtngcnben ftatiftifeben
^ablenreiben einjufübrett unb ibu jum 9tadbbenfen über bie ©runbfrageit bc3
Sßerfcbrö unb .'ganbelS ju betnegen. 9tn bie ©teile Don Tabellen, bie nicht
einmal in genügenber Verarbeitung geboten merben fönnen, fc^t eS Veifpicle
nuS bem ©ebiete ber SöirtfcbaftSgeograpbie. Mit 9 lu§nabme einzelner allgemein
berannter Tatiacben unb 3 beett bringt baS au§ einem ftoHeg berborgegaugene
93 üd)lcin faft nur ba§ Ergebnis eigener ©ebanlen unb Arbeiten unb biirfte
fotDoljl ben gaebgenoffen mie ben im prartifdjen Vebett tätigen Greifen maudbeS
SJteue bringen
jitflflgiC. 91 01 t Dr. phil. (f-lriitlievopuloe, 1|3rinatbo3ent in ^ürid).
3toeitc, ertoeitevte unb umgearbeitete Auflage. (XII, 236 S.)
1908. SßreiS: 4 Mart, geb. 5 Mart.
3nbalt: Crmfeitung. 1 . Teil: Urfprung beS fojialen 2 eben§.
1. Ta§ gefcbicbtlicb feflfteübare erfte fojialc Üebett unter ben Metifdien II. A'rilifdje
©eftimmung bc§ Anfangs beS foaialen 2 eben§ ber Menfcben. 2 . Teil: 15nt»
mtrflung be9 fonialen Sieb eit 9. I. Tie (SutiDidlungSmomentc be§ foaialen
Gebens. II. öntiDidlungSricbtung ber l5nimidlung9momente be§ fojialen 2eben9.
III Ta9 ©erbaltuiS ber l5ntlDidlung9momente be9 iojinlett 2eben§ gueiitanber
unb ihre llrfadien. 3. Teil: ©efeit unb s ^otmenbigfeit be§ jovialen
lieben*. I Sefen be9 fojialen lieben?, ober baS ^3ein" beSfcIbeit II. ©3efen?»
uolmcnbigfeit be? fojialeit Sieben?.
Ärltfitcr|ietifniwsltn(iri'u wm'i Ärbeitswcrtnui. »an Uihtor
1£tyvtnbtri& i s -)3rof. in ©öttingen. 1908. SßreiS: 1 Mart 50 g3f.
I Sßrcufjlfdje? Vermaltung?blatt, 9lr. 17, Dom 23.3anuat* 1909:
. . Ta? Heine SBerf beametft, ben fünften, ^abuftrietlen unb Slrbeitern
mehr Älarbeit über ba? ©efen ber Venfion?Derfid)enmg 31 t Dcrjdjaffcn, unt
, allen Veteiligten ba? Unhaltbare biejerCage unb bie fehler barsutun, bie bei
ben (tteridjtSurteilen unb ber Slbfaffung ber ftaffeniafcmtgen begangen morben
finb. Tie flar gefdjriebene unb namentlid) aud) für bieienigen, bie nicht ^ach*
männer im Verfithcrung9tDcfen finb, Ieid)t ucrftänblidje ?lrbeit fei allen, bie
an ber örridjlung unb Veauffichügtutg Don SlrbeiterpenfionSfaffen beteiligi
finb, auf? märmfte empfohlen
§ Wötn- uuh SlHll'ttjfhrupnUih'mr. .Wntif^e $Uit)aniiIungeu.
Von ftibwig 1913. sprci?: 2 Mart 50 sp.f.,
geh. 3 Mart 50 spf.
Inhalt: 1. Sie 9teute eutfteht. — 2. Ta? 9ted)i ber Priorität. —
3 .’pnpothefenredjt unb Vaumarft. — 4. Ta? OSefet? «ur Sicherung ber Vau»
forberungen. — 5. ©aitfen für ^melic .vnpothefen. — 6 . .^opolbetenunrecbt. —
7. Terrainafticn. - 8 . 3 l,r Miturgefchi^te ber Terraingefellfchaften. — 9 £au?’
befife unb ©runbbefitj. — 10 . Käufer a(9 Kapitalanlage. — 11 . Kaufmann unb
Serl 3 umach?ftcuer. — 12 . Vaufpefulatiou unb Vanlmelt. — 13. Jerrainfrifi?
unb Sertsimuich?iteuer. — 14. ISthifierung bc? lerraingrfdjäfl?. — 15. Theorie
unb Sprat;i? im Slftienmefen.
Ter Tag, 9fr. 127, Dom 3. ^unl 1913:
Ter Verfaffer ber 15 liXuffä^p, bie in bem un? Dorlicgenbeit Vanbe Dercinigt
finb, ift Vobenreformer. 9lber er befibt bie fchäbbare (Sigenfchaft, nicht auf
graue Theorien 311 fdjmören, fonberu bie ©rar,iS jur fslriutblage feiner Seit»
ctnfdjauuna ^u madjen. llfchmege fennt ben ©runbftücf?» unb Vaumarft mit
leinen Kuliffert unb 2d)iebern ebenfo genau mie ba? Vörfen« unb Vanfgefchäft.
tlr hat fid), mit frnftiger $XnitiatiDe unb uoHent Verftänbni? für 2ebcn?«
bebingungen unb 9fotmenbigteiten, aller Probleme angenommen unb fie au
ber \\tnb praltifd)er gälte bi? in ihre lebten ©chlupfminfel burchforfdjt Gr
ift befannt bafiir, baf) er fich nicht fd)eut, fd)arfe Kritif üben, mo er Tinge
iief)t r bie ber iRemebiir bebürfeit ©0 brehen fid) bie Slbhanblungeit meift um
Vorgänge; unb biefe ©e^chungen 311 m praftifchen lieben förbern ba? Verftänbni?
ungemein. Tie filftualitäl be? (ftegenftanbe? perfteht fid) au? ben Grörtenmaeu
über bie Vrin^ipienfragen be? 61ruubbfiibe9 Don felbft Olerabe jc^t finbet
eine 9lu?eiuanberfebung jmifcheu ^mei Seltanfd)auungen im ©creich Don Wrunb
unb ©oben ftatt, für bie man in bem Gfchmcgefchen ©ud) reiche? informatorifche?
unb bie Grfeuntui? förbernbe? Material finbet
SetanttDortnch für Me ©chriftkttiinfl :Dr.ßubh)ig^ehbe, ©erliu-Qlrunemalb. — Verlag: ®uftabOfifcher, ^ena .—® ebrueft bei 3 u l i u § @ i 11 e n f c l b, ^ofbuchbrurfer., ©crlin W 8.
xm.§dpft«ns‘
gerlttt. Den 4. &jtril 1918.
Jlummer 27.
gfüfiaLe $xaxi&
«»5
gUretjiD für
Grfjbehit an feiern Donnerstag. ^ JOreie Diertel|ät)rlidj 4 jStarfe.
- Üernnsgeber: -
ferlte W^oJ'j[*#«iorf|llr. 29/BO pflf. Dr. ©. |rfl«dut ttlti J)t0f. Dp. p. li^ntwmann. ffinfn«. fl mix, ?,n«.
/ernfyrtdjm 3ltoi Uoüenborf »809. ffernfpri^cr 53.
$ttl|aU.
SWöfcelnot unb SKSfielfürforge.
93on Dr. Han« griebritb, totffen»
fdjaftl. ©UfSarb. 6. ©tattft. Amt
Nürnberg, AümÖerg.401
9lrf«(ge fftr «rieg8&efd|ÄMgte ml
fteimfeftrenfte «Heger.404
ArbeitSfi^eirung für Unfall-
unb «riegSbefäjäbigte. 93on
§ r i e b r i dj fc I o v tt, ® etoerf fd&afts-
fefretär, ©erlin.
Soziale Ärieg3befdE)äbigtenfürforge.
Arbeiter- unb Unternebmetm er»
tretungen.408
DaS ArbeiiSfammergefefe.
Die 8lrBeUerau«fd)üffe bei ben
Sädjftfdjen Staat$eifenb«bnen.
Organtfatinnrn ber Arbeiter, bei
btlfeu r UngefteOten unb «e»
amten ..400
25 Sal)re $>eutfd|er Holzarbeiter»
oerbanb.
tZrbetterföufe.409
Ster Umfang ber über* unb Aatf)t-
arbeit ber Sugenblidjen unb Ar¬
beiterinnen in ben «rieg8jal}ren
1915/16.
Die Sonntagsruhe in ©erlin.
«IrbeitbKafiofeit unb ihre We*
fämpfnn g.411
2>ie ftrifen-ArbeiUlofigfeit*-
oerfidjerung für bie Oft-
fdjioeizer ©tidereiinbuftrie.
Art unb Umfang ber ©rtoerbslofen-
unterftüfeung in ©armen.
ftrbettbmdrtt u. ArbeH«rtadM»et# 418
S)er Arbeitgmarft im gebruar 1918.
SStobuttttg** ««b ©nbenfragen . 414
®ie 8Bo^nung5fürforge in
©a^ern
Abbruef fämtli^er Aufffi|e ift Belästigen unb 3eitfcf)riften geftattet, {ebo$ nur
mit OoÜer Quellenangabe.
Pflbdiurt hhJ> PflMfÖrforgf.
©on Dr. Han 8 grie brich, toiffenfcb. HüfSarb. b. Starift. Amt
■Nürnberg.
25er SöobnungSnot ift halb bie Möbelnot gefolgt, ©ereit*
fteflung beS dufteren Rahmens, ber äöobnung, unb ©e*
Schaffung beS JgnbentarS, ber nottoenbigften ©inrichtungSgegen-
ftänbe, ift beute bie fiofung. Soaial-etbifche ©efidjtspunfte
unb beöölferungSpolitifcbe Rücfficbten finb eS Por adern, bie
bie öffentliche ©ettxüt beranlaftt hüben, bie Möbelbefdjaffung
auf gemeinnüftiger ©runblage in bie ©anb au nehmen.
<Die greife für Möbel, neue toie gebrauste, finb im
Kriege gana aufterorbentlidb geftiegen. ReueMöbel foften
heute atoei- bis breimal fobtel mie im lebten griebenSiabr. So
ftcdte fid) b- ©• ber ©reis eines eichenen SchlafaimmerS, baS
furä bor Kriegsausbruch um 450 Jt au erfteben mar, im Ro-
Dember 1917 auf 1230 Jt. Am gleichen Orte foftete 1 Scbranf
im Sabre 1914 200 Jt gegen 530 Jt im Roüember 1917,
1 ©ett 50 Jt gegen 130 Jt\ 1 SBafdbtifdh mit 3Warmorf)latte
70 Jt gegen 230 Jt, 1 Riegel mit @laS 25 Jl gegen 70 Jt.
3 fik bie einfacbfte Einrichtung, bie lebiglich aus 8 immer unb
Sliidbe beftanb, fod man im 9tobember 1917 in ©erlin bis au
2000 Jt berlangt unb beaablt hüben.
£)aS machfenbe Slnfteigen ber ©reife für neue 2ftöbel mirb
Don ben gacbleuten auf bie b erteuerten©crftellungS-
foften aurücfgefübrt. ©in befannter ©erliner SWöbelinbit-
ftrieder, ber SDTitglieb beS gacbauSfcbuffeS für bie bolaarbeitenbe
Snbuftrie ber ©anbelSfammer gu ©erlin ift, faftte bie ©er*
teuerung ber Materialien unb ber Arbeitslöhne im Oftober 1917
tt)ie folgt aufammen: S)ie ©infaufSt>reife finb teurer getuor*
ben für: SBeichbülä «m 250—300 %, ©belbola. um 75 %, ßeim
um 500—600 %, ©olitur unb ©eiamaterial um 400 %, Möbel*
befcftläge, ©änber, Schrauben um 300 %, bie Mebrauftoenbun-
geu für Arbeitslöhne belaufen ficb auf etma 100 %. Am
meiften fällt natürlich baS Steigen ber ©olabmfe inS ©emicht.
Sn SBeiftenburg i./©at). ergab im Sünuar 1917 bei einer ©er-
fteigerung 1 Stamm ©ichenbotaeS einen ©rlöS bon 1670 Jt, bon
einem Heineren, für eine gournierfcbneiberei geeigneten
Stamm fteüte fich ber Kubifmeter auf 720 Jt, ber Kubifmeter
guten ©uchenboIaeS foftete 100 Jt, gegenüber 25—30 Jt im
grieben. S)er S)ireftor einer Möbelfabrif in einer btcnftifch^n
©rot)inaftabt berechnete bie burchfchnittlidbe Steigerung ber
Selbftfoften ber Möbel auf runb 200%.
. ©reiSfteigernb büt natürlich audb ber SR ü cf gang beS
Angebots an neuen Möbeln gedurft. Ob nicht auch eine
getoiffe Ü b e r f p a n n u n g beS ©erbienftftanb*
punfteS, tuie fie beim Altmöbelbanbet 511 beobachten ift, mit
oeranttoorttich au machen ift für bie enormen ©reiSfteigerungen
bei neuen Möbeln, bleibe babingeftedt.
©ei ber Neuerung unb bem gehlen neuer ©inricbtungS*
gegenftänbe haben bie gebrauchten Möbel, ber ©rfafc,
mehr unb mehr an ©ebeutung gewonnen. Kein SBunber, baft
audb beren ©reis erbeblid) in bie $öbe ging. 97adb Stabtrat
Dr. ©rünfpan (S)anaig) foden alte Möbel heute teilmeife auf
baS günffache beS ©reifes bon ebebem au fteben fommen. %m
Altmöbelbanbet bat fich ein getoiffeS Schiebertum b^auSge-
bilbet. 2>aS Satiicfbalten ber feare, bie ©Übung unterirbifcher
Dtinge u. bgl. m. foden bie ®aupturfad>en ber fo aufterorbentlid)
ungiinftigen ©reiSgeftaltung fein, iatfadje ift eS, baft bei
©erfteigerung ber Konfument nur feiten a«in 3uge fommt.
©ans beftimmte $änblerfreife faufen adeS auf, fofte eS, maS
eS toode, um bie ©egenftänbe bann nad) Snftanbfeftung teuer
toeiter au berduftern. Su ber ©robina unterhalten biefe Kreife
bielfach Agenten aum Auffauf ber SBare unb aur Überführung
in bie aufnahmefähigen ©rofeftäbte.
©S fragt fich nun, n>aS gefd)et)en fann, aur ©ebebung
ober bodb S im b e r u n g beS am ©olfsförper aebrenben
Übels ber Möbelnot. ©rforberlich ift bie Regulie¬
rung beS MöbelbanbelS unb bie görberung
b e r ^ e r ft e 11 u n g neuer Möbel. Reifen fann nur ein
möglid&ft meitgebenber Abbau ber ©reife in ©erbin-
bung mit ber ©er gr oft er ung beS Angebots an
Möbeln.
3>ie Regulierung beS MöbelbanbelS fann auf
2 äöegen erfolgen: 1. $>urd) ©efdbneibttng ber Selb-
ftänbigfeit beS ©etuerbeS (©rlaft obrigfeitlidjer ©or-
fchriften) unb 2 . burcb eigenes Auftreten ber
öffentlichen Körperfchaften, in erfter ßinte ber
©emeinben, alS©erfäufer Don Möbeln.
Mit bergeftfeftungbonSöchftpreifen mirb auf
bem ©ebietjf beS MöbelbanbelS auch nicht mehr au erreichen
fein al$ auf.erndbntngsmirtfchaftlidbem ©ebiete, fofern fie nicht
in ©erbinbung mit ber ©efcftlagnabnie ber Jfißare erfolgen,
ein ©erfahren, baS aber auch toieber fo ernfte ©ebenfen loadj-
ruft, baft man fich feiner bei ber Möbelfürforge nur im
äufterften Rotfad bebietien fc>irb. ©ine toeit milbere Maft s
nähme ftedt bie Konaeffionierung beS Möbel¬
banbelS bar. Aber luenn biefe gönn beS ©orgebenS,
4Ö3
Soaiale i|$rciEiö unbSlrcpiü für Söo(fjSmo^ffaf)rt — 1018 — XXVII. Rr. 27.
404
bic eine fcharfe Übcrmacpung öeS ©emcrbeS oorauSfept, and)
bic SluSfcpaltung itnb Srrnhaltung imaubcrläffiger Sßerfonen
Dom Möbelpanbel ermöglicht, fo ift eS öod) fraglich, ob fie eö
aud) erlaubt, eiuen auSretd>enöen ©influft auf bie BreiSgc*
ftaltung auSauiiben. Die ametfmäftigftc Slrt t>eS_©ingreifenS
bilbet mopl öaS eigene Stuftreten ber ^tabt aH
33 c r f ä l t f e r i n , unterftii^t oielleid)t burd) ein Sl n F ä u f £ -
m o n o p o (, sunt minbeften für alte Möbel, ein Berfaprett
ber BreBbceinfluffung, mit bent bic öeutfepen ©täbte bereite
gute Erfolge in ber ©runö.ftücfSpolitif erhielten. BorauS-
fepung für bie SBirffamfeit be£ SlnfaufSrnonopoB märe natür¬
lich bie fiebere ©rfaffung ber SBare. 3 ur SluS-
befferung befepäbigter 38opnungSeinrid)tungcn mären Sepa¬
rat u r m c r f ft ä 11 e n , für bie ©taat unb ^eereSoermaltung
int BebarfSfalle Material unb s ^erfortaI au überlaffen hätten,
au errichten, giir bie oon ber ©tabt nid)t beanfpruepten Möbel
fönnte eine 33 e r tu i 111 u n g § ft e U e ins Leben gerufen
merben.
33ei ber £> e r ft cIIn n g neuer M ö b e l entfepeiben fiep
bie ©enteinben entmeber für bie St u S f ii p r ung i u
eigener Regie ober für ben St b f d> I u ft o o n S i e fe¬
rn n g £ t) e r t r ä g e n. Sind) in Iebterem Satte merben fiep
bie ©täbte um bie Befcpaffung Oon Rohmaterial unb SlrbeiB*
fräften au bemühen haben. Geeignete Korporationen für bie
Stnftiüpfung oon Berpanblungen finb bie .§anbmerfSFammertt,
bie Innungen ber Difdjler unb Dapcaierer, bie $anbeB*
fammern mit SacpauSfcpiiffcn für bie polaüerarbeitenbe S»-
buftrie, bie Sacht)ereine ber ©anbmerfer unb Sdbrifanten. Be-
3 merft mirb in jebem Satte bie maffenhaftc $erftellung preiS-
mcrten, gebtegenen, gefcpmatflicp einmanbfreien $auSraB.
©ine grofte Reihe, beutfeper ©täbte hat bie Mobelfiirforge
bereits organifiert; bie Mepraapl non ihnen begann bamit
mohl itn $erbft 1917.
Die Slnregimg aur Bermertung ber St 1 1 m ö b e t burch bie
©emcinben ging in Breuften oont Minifter für ®anbc( unb
©emerbe aitS, ber im Saprc 191? im Bufammcnpang mit an*
bereit ftaatlicpen 33ehörben ein Runbfchreiben an bie ©roft-
Bcrliner Kommunen richtete, in bem er bie ftäbtifepe 33 er-
mertung gebrauchter Möbel nad) bem 33orbitbe ber Stttflciber-
oermertungSgefellfdraften empfahl. Die St 1 1 nt ö b e l -
f a m m e I ft e 11 e n bitben unb ergäben ihre 33eftänbe tciB
aus eigenem gemeinblid>en Befip, teils burd) ©rmerb über*
fliiffigcr Möbel aiB Brioatbefip unb ©d>enfungen feiten^ ber
moplpabenben Biirgerfcpaft.
Mit befonberem Rad)bruc! mibrnen fiep bie ©täbte ber
Sörberung ber ©er ft eil ung neuer Möbel, eine Stuf*
gäbe, bereit praftifd>e Durchführung iitbeffen, fo einfach mie ber
©ebanfe auSfiept, Oon hnnbert ®inberniffctt umgeben ift.
©cpmierigfeiten bereitet namentlich bie Befcpaffung auS-
reiepenber unb geeigneter Materialien. Sn biefer Rid)tung Oer«
bient ba§ Borgepen Berlins, baS mit bem SorftfBFuS unb bem
KriegSminiftertum Berpanblungen megen ber Slbgabe brauch¬
baren ^olaeS angebahnt hat, Nachahmung.
Der feit Oftober 1917 tätige SluSfdjuft für Möbelbe*
fcpaffuttg in Sicptenbcrg b./33 e r l i n hat bB Januar 1918
mit oerfepiebenen Sabrifen LiefernngSoerträge auf 650 ©tuben-
itnb ungefähr ebenfo oielc Kiid>eneinricptnngen abgefd)loffen.
SlnfangS Mära 1918 fonnten bereiB Beftellnngen auf Liefe¬
rung non ©tubem unb Küd)eneinricptungcn gemad)t merben.
33orgefepen fitxb 4 oerfcpiebene Mufter. Die 3meiaimmer-
mohitungen (©tube unb Kiicpe), bie 2 33ettfteltcn, 1 ©arberobe*
fepranf, 1 Kommobe, 1 Difd), 1 33ertifom, 2 ©tiiple, 1 Kiid)en-
fdiranf, 1 Dopfbrett unb 1 Kiidjenftupl enthalten, folten 800 M
Foften, bie Dreiaimntermohnungen, bic aiB ©cplafaimmcr,
39ohtt« unb ©ftaimmer, fomie Kü<pe beftepen, 1800 J(. Die
©tabt hat auch einen gröfteren foften Matrapen befepafft.
Der oor furaent in^ Leben getretene 33erein „Deutfcpe^
3h'irgerheim" au Stuttgart ftellt bie fiinftlerifd)e ©eite ber Sin»
gelegcnpeit in ben 33orbergrnnb, ebenfo ber Dreöbener
„Srauenbatif 1914" gemcinfam mit beut Lanbessocrein ,,©ädj*
fifeper ®eimatfcpuft". •
Mit einem grofteü s lK*oieft, ba^ inamifd)cn mopl Oerloirflidü
morben ift, trug fjd) bei; Magiftrat 31 t Magbeburg, ber gemein*
faut mit ber Rüftungäinbuftrie unb ber LanbeSPerfid>entng 3 -
anftalt ©acpfen-Slnpalt bie ©riinbnng einer Möbellicferutig^-
gefellfcpöft mit einem Kapital Oon 3^ Millionen Jf erftrebte.
Sn ben gröfteren ^Bunbe^ftaaten hat fid> bie ©taat§regic-
timg an bie ©pifte ber 33emegung geftellt. Sn fpreuften ift auf
Slnregung be§ $anbeBminifteriunB bie „$au§raf, gemein*
nüpige ©efcHfcpaft tu. b. ®,", bie fid) bie Regelung ber Möbe?
befcpaffitng für ©roft-33crlin unb bie 33robina Sranbenburg
am* SXnfgabe geftellt hat, errichtet morben. Slufter einer Rcfpe
Oon Kreifen unb ©täbten ber ffrooina haben fid) ipr neucrbing£
auch bie ©täbte ©parlottenburg, Lid)tenberg, Reufölln ange-
Icploffen; bic ©tabt Söilmeräborf fomie Pie Krcife Rieberbarnim
unb Deltom planen ben 33eitritt.
Sn 33apern ift Oor furaem unter Beteiligung aüer Snter-
effenten bie „33aperifcpe ^aiBratpilfe ©. m. b. mit einem
©tammfapital Oon aunäcpft 2 Millionen d( gegriinbet morben.
©egenftanb be^ lttitcrnehmen§ ift*):
a) bic ©rmittlung be@ Bebnrfg an ^xru^rat für bie minber-
bemittelte Bebölferung;
b) bie Vergebung ber .^erfteüuitg unb ber ©rofeoertrieb oon neu
craeugtem ^>au§rat, bcifpieBmeife an ©emcinben, Bcrbraucper*
einrieptungen ober an ©frmdjtungcn ber Äricg8fitrforgc, in- bringenben
Süllen bie ©icperuitg ber Slopftoffe;
cl bie ©ammlung unb ber S( uff auf oon gebraustem ^)auöcat,
fomie bie Bermertung unjb ber 33ertrieb folcpen ^auörats, bcifpieli-
weife an ©emeiubcu, 33erbrauSereinri<ptungen unb ©inricptungeii
ber Kriegyfiirforgc;
d) in oorbringlicpen Süllen bie Regelung beftepenber Slbaapluugä«
Ocrpflid)tungen in ^augratangelcgcnpeiten;
e) ©rrid)tung oon Bcratung^ftellen.
Befonberer SBcrt ift barauf au legen, baft bie ©inricf)tung3gcgcu-
ftänbe preiswert, awccfbienliS unb in fSönpeitlicper Beaiepung ein*
manbfrei finb.
Sie Sumilien oon Kriegsteilnehmern unb f^amilien mit Kinbern
füllen ooraugsmeifc berüdfiStigt merbcn.
Die Dätigfeit ber ©cfeüfipaft bcaiept fiep auf ^auSftaubS*
grünöungen, bie fura oor bem Kriege, mäprcnb bes Krieges ober
innerhalb 3 ^aprem uaep bem Kriege erfolgt finb.
Der oorftepenöen Darlegung liegt c£ fern, etma ben ©egen¬
ftanb erfepöpfenb hepanbeln au mollert; fie beutet nur bie
mid)tigften Probleme einer ber brenncnbften foaialeu DageS*
fragen fura an.
Daft eS mit ber Möbelbefcpaffitng allein uiept getan ift,
liegt auf ber $artb. ©iner Regelung bebarf inSbefonbere bie
mid)tige Srage ber SaplnngSbebinguugen. Die
Sinanaierung beS MöbelfaufS burd) bie Konfumenten läftt ftep
oielleidjt am beften burd) ©rrieptung einer Darlepnöfaffe,
bie unter finanaieHcr Mitbeteiliguug aller Sntereffcnten (©taat,
©enteinbe, $ccreSocrmaltung, RiiftnngSinbuftrie, ©emerf-
fdiaften, Dräger ber ©oaiaIberfid}eruug ufm.) au griinben märe,
bemerfftelligen. Die Möbelfiirforge felbft märe naep Möglid)-
feit au einer ©teile für KleinmopnungSeinrichtun-
geu iiberpaupt, bie fid) and) um bie 33cfcpaffung fonftiger
©inrid)tungSgegenftänbe (©arbinen, 33orpänge, Kiid)engerät
u. bgl. nt.) bemiipen mürbe, auSaugeftaltcn.
Rad) SriebenSfcpluft mirb bic Sfngelegeupeit in¬
fofern ein anbercS ©efidjt erhalten, aB bann ocrfd)iebene ©r*
fepmerniffe ber KriegSacit allmählich mcgfallen merben. Die
öffentlichen ©teilen foüten fid) gleicpmopl fd)on jept bemiipen,
bic Besorgung mit Materialien aiB ben Beftänben ber
$eereS 0 ermaltung, bic Ooraug^metfe ©ntlaffung ber Sacblcute
bet ber Demobilifierung, bie fcpleuntgftc Burücffüprung ber
Oon ben militärifcpen ©teilen beniipten Möbel itn befepten
©ebiet in bie Jpeimat nach ©inftcllung ber Scinbfeligfeiten
burchaufepen. ©ad>e ber öffentlid)en ©teilen mirb cS- fein, burd)
rege SBerbctätigfeit bafiir au forgen, baft bann auch bie er-
forberlichen ©elbmitfel aur Verfügung ftepen.
^firfargf fttr^ric 0 sbepdjftiigte «ni ritger.
für Unfall, unb ÄrieBbüff^äbiflle.
Son f i c b r t dj (f f o t n, @ctt>erf|'d(|aftäfefreiär, Serlin.
®ie 5rage ber SlrbeiteraxiSlefe Umrbe uor bem Kriege
iiaa) jiuct befonberä beroortretenben SWerfmalen erörtert 3al)I
reidbc ältere Arbeiter unb Slngeftellte, bie fid) jur Sfrbeit nod)
gons ruftig führten unb aus irgenbeinem Slntafe ibre Stelle
med)feln nuiBten, ffogten bariiber, iibcrnU alsi „3 11 a 11" nbge-
nuefen ju luerben. ©eiliger an jfabl, bafiir aber um fo ein-
brtnglidjer an Orimben, flagten bie 11 n f a 11 b e f d) ä b i g
t e n ^ r b e i t e r, baft fie 311mr 311 founbfouiel ^rosent als nödi
erioerbsfabtg obgefmtben nmrben, beim beften ©illcn ober
*) Warf) bem SabmigSciitimirf, ber ober in.goifrfjeii Mmiobme
gerun.be 11 piiOcn Dürfte.
405
Soaiale fragte unb Acdjiu für SSüIfdroo^fa^ct — 1918 — XXVII. Ar. 27.
406
feinen Arbeitgeber fänbert, ber für beit Neft ihrer Arbeitsfähig-
feit Veriuenbung habe. Tiefe aEtäglkpen Silagen liefe man anf
fid) bernfjen als bebaner.licpe, jebod) leiber unoermeiblicpe
Einaelericpeinungen.
Tic JlricgSnottuenbigfeiten haben and) hierin einen oöEigcit
Itmfdpuung bcluirft. Vorbau längft nie! an alte ober an febv
befchäbigte Arbeiter fanben .luieber Arbeit. Sdxmfluirte ttrtb
nielc anbere fleirte ($efd)äftsleute nahmen ihre frühere VcrufS*
tätigfeit Uneber anf ober paßten fid) gar einer neuen Tätigfeit
an. And) ItnfaE- unb iiriegSbefcbäbigte finb heute in Arbeit.
Allein biefe erfreuliche llntlüertung luirb halb rtad) Vecnbigung
beS Krieges luieber aufeer töurS fomnten. Tie luäprenb beS STrie*
gcS fo anfeerorbcntlicp ftarf Derbrcitcte Sraiienarbe'it mirb
luopl an Dielen SteEen luieber auriiefgeben, bod) luirb fic mit
ber ERännerarbeit fiinftig in lucit fepärf erc Sion fit rre na treten als
je Dorbem. Tainit luirb aber bie Ncöglid)feit einer peinl'idjen
AüSlefe ber Arbeiteträfte nach betriebSluirtfd)aftlid)en Ntetpoben
bebentenb gröfeer. Tie ftricgSbefdjäbigungen fedjt 3 ahlreidjer
Arbeiter unb AngefteHter laffen in Verbinbitttg bamit bie
55 rage einer getuiffen $8 e f ehr ä n f u n g in ber
A u S l e f e ber A r b e i t S f r ä f t e an einem bring»
I i d) e n unb lu i d) t i g c it f o 3 i a l e n Problem
luetben.
Ten &riegSbefd)äbigten luirb in jeher Steife flar gemadji,
bafe eS lueber tnöglid> noch lminfcpenSluert noch für fie gut luäre,
fic als SnDalibenrentne'r 31 t Derforgen. TaS HeilDerfapren
beatueeft aufeer ber .Teilung, bie beeinträchtigte EnuerbS»
fähigfeit folueit als irgenb möglich 31 t erhalten unb fie
unter Snhtlfonahmc möglidtft DoÜfo.mmener, praftifd) erprob»
ter Erfapglieber unb ArbeitSbeipilfen 311 erhöhen ’itnb nttpbar
au machen. Ans ber Verpflid)tung, bie luir ben töriegSbefchä*
bigten auferlegcn, fich fo gut eS irgenb gehen mag luieber ihrer
früheren VerufStätigfeit auauluenben ober irgettbeine anbere?
für fie geeignete EriuerbStätigfeit au ergreifen, ergibt fid) für
uns bie nnabiuciSbare Verpflichtung, inSbefonbere im Hittblicf
auf bie ArbeiterauSlefe, nun auch bafiir 31 t forgen, bafe ihnen
bie Verluertung ber Dcrblicbeiten ArbeitSfraft ermöglicht unb
gefiebert luirb.. Tiefe Verpflichtung aber fanit nur Durch
Einführung c i it c S g e f c p l i ch e it 3 lt) 0 n g e »
3 u r V e f d) ä f t i g u n g and) b e r er ln e r b S 6 e f cp r ä n f»
t e n, itnfall* unb friegöbefd)äbigten Ar¬
beiter unb A n g e ft e 111 e n erfüllt luerbcrt.
Tbluopl bie Arbeitgebcrpreffe augeben muß, bafe bie Eßic*
beraufnahmc ber griebenSluirtfcpaft bie teriegsbcfd)äbigten Dor
bie Kalamität ber Erluerbslofigfcit fteEt, luill fic Don einem
folchen Sluange nichts luiffett. „TaS Teutfcpe HanbluerfSblatt" l )
.heilt ein ($efep 3 ur Arbeitsbeschaffung für bie $riegSbefd)äbiq-
ten für „fchlccpterbingS unbenfbar", lueil bie öohnfrage fiel)
nicht gcfeplicp regeln laffe. Tie „Teutfche Arbeitgeber*3eitung"
tritt mit aller Entfchiebenbeit bem Etebartfen entgegen, bie 2 öie»
bereinfteüung friegSbefcpäbigter Arbeiter unb AngefteEter burd)
gefeplicpe Eftafenapmen eraluingen 311 moEen 2 ), rechnet aber ber
Vorficht halber bamit, bafe fpäterbin tropbem irgenbeine gef et¬
liche Einmifdjung bei ber Unterbringung ber $riegSbefcpäbigten
als luiinfcpenSmert ober notluenbig angefehen lucrbe, unb luill
für biefen 55oE Dor aEeit Tingen bie Unternehmer felbft an ber
Turdjfüprung ber erforberlicpcn Sftafenapmen praftifch beteiligt
luiffen.
Eine folche Beteiligung ber Unternehmer unb Arbeiter
ift fogar notluenbig. Notluenbig Dorab ber EinfteEungSaiuang
felber, unb aluat* einmal im Hittblicf auf bie Braute ber für bie
W'ofpcrität ber Unternehmungen Derantluortlicpen Betriebs-
leiter bei ber AnSluapl ber Arbeiter unb AngefteEten, lueiter
aber hinfichtlid) ber ganaen Situation, bie fid> nach bem Kriege
ergibt, foluohl aus beut Mangel an Nopftoffen, an Sfradhtramu
aur ^erbcifchaffung auf ber einen, als auS bem neubeginnen»
ben Söettbelucrb ber betriebe unter fid) luie mit ben auSlänbi«
fefeen Snbitftrien auf ber anbern Seite. Situ gefühl^mäfeige Er*
luägitngen unb Niicffid)tcn bleibt ba luenig Wob. VUtfe fdiou
für bie DoEluertigen Arbeiter mehr beim je eine Arbeitslosen*
uerfid)erung geforbert luerben, biirfen bie ^inbereriucrbsfähi-
gen um fo lucniger ftd) felbft unb bem 3 nfaü iiberlaffen bleiben.
3hre Verlueifung auf bie ihnen. Derbliebene'ArbeitSfixift bei ber
Nentcnbcmeffung bebingt für fie e i n ))l c d)t auf A r b e i t.
Vequemer luäre ber Stanbpunft beS AbluartenS, luie bie Tinge
*) 11. ^iahrg., .^eft 12, Teaembcr 1917.
*t ^0111 in. Teaciiibcr 1917.
fid) geftalten. Tod) lueitn bie Arbeitsaufnahme ber luieber ar¬
beitsfähigen ft'ricgSbcfchäbigten and) nur um luettige !©od)en
nnnüp Deraögert mürbe, bann luäre ber barattS erluad)fcnbe
baiternbe Schaben an ArbeitSunluft, ber Einbnfec an Selbft*
Dertrauen unb 3imerfid)t faunt luieber gut au machen; gana ab-
gefehen Don ber Notlage, in: bie bie ^ricgSbefchäbigtcn famt
ihren Samilien geraten müfeten. Tie StriegSbefd)äbigten*Sta-
tiftif, bie uns beftenfaES für bie .^riegSaeit einigen Auffchlufe
über ben Umfang unb bie Sdiluierigfeiten beS Problems geben
fönnte, aeigt in ihren bis jefet Doriicgenbcn Ergebniffcn nod)
fo luenig Einbeitlidjfeit unb Volffommenheit, bafe fidh barauS
eine abluartenbe Stellung nid)t herleiten läfet.
Sn s Biirbigung ber Vcbeutung beS Problems l)at fid) ber
Dom Neid>SanSfd)ufe ber SlriegSbefd)äbtgtcnfürforge eingefepte
S 0 it b e r a it S f d) u fe für e f e p g e b u n g unb 93 er¬
erb n u rt g bereits eingehenb mit ber 55rogc ber Unterbrin¬
gung ber ShüegSbefcpäbigten nach bem Kriege befafet, fo bafe als-
balb eine abfd)Iiefeenbc Beurteilung au erludrten ift. Tie Art ber
gebachten Söfung, luie fie fid) foluohl unter Verücffidjtigüng
ber Einluänbe ber UntetnepmcrDertreter, als and) aus bem Ve-
ftreben einer Einigung burd) gegenfeitige Annäherung an bie
Derfdhiebenen Auffaffungen ergeben mag, läfet meines Erachtens
fepr befürchten, bafe es 31 t einer bebenflidjen Halbheit
fomnten fönne. gallS überhaupt ein äioang aur ArbeitSau*
laffung Don AlriegSbejd)äbigteu auSgefprodjen luerben foE, fofl
er l e b i g l i cp a u g u tt ft e n b e r S d) lu e r ft b e f ch ä b i g -
ten herbeigeführt luerben. Tie Sorge für bie Sd)iuerftbefd)ä-
bigten ftept begreiflidjcrlueife obenan. Teitnod) biirftc bie große
SNchraahl ber fcpiuer unb fd)luerer Vefd)abigtcn nid)t einfad)
übergangen luerben. Unb iuenn ber NeichSauSfchufe fid) feiner
befonbereit Aufgabe gemäß auf bie giirforge für bie ilriegS-
bcfd)äbigten befdhränfen muß, fo biirfte hoch ber ©efepgeber bei
ber notlueitbigen Regelung auch bie It it f a 11 b e f ch ä b i g -
t e n nicht unbcriidfid)tigt laffen. Tb gerabe ben Sd)luerftbefd)ä-
bigten burd) einen 8 ^fing, fie in Arbeit 31 t nehmen, fonberlid)
geholfen luerben fann, ift fraglid); jcbenfaES nid)t burd) einen
fold)en 3iuang allein. Einem lebiglid) 31 t ihren (fünften be-
ftimmten Qluange laffen fid) Dom Unternehmerftanbpunft aus
bcad)tlid)e Vebcnfen entgegenftellen, benen aud> bie ©clucrbe*
infpeftoren Dielfach beipflid)ten müfeten. Ein Necpt anf Ar¬
beit fept natürlich bie ^äpigfeit au einer geluiffen regelmäßigen
unb brauchbaren Arbeitsteilung DorauS, bie eben ben Scpluerft-
befepäbigten häufig mangelt.
Tie Verpflid)tung aur Aufnahme' in Arbeit müßte allge¬
mein für aEe Vefchäbigien enuirft luerben, bie infolge ber Art
ihrer Vcfdjäbigung ober ihres ßeibenS DorauSficptlid) nid)t
ohne lueitercS Arbeit fiitbett fönnen, ber fie geluacpfen finb, unb
bie ihnen famt ihrer Ncnte ein bcfcpeibeneS AuSfommeli er¬
laubt. Tie ESrenae ber EriuerbSeinbufee, Don ber gb ein/ folcper
Scpup eintreten muß, läfet fid) in Woaentaiffern um fo lueniger
bejtimmt aiepen, als ber militärifd)e SNafeftab nicht ohne luei-
teteS für baS praftifepe ErluerbSleben paßt, immerhin muß
fürs erfte eine geiuiffe Eirenac gcaogen luerben, Don ber ab ber
EinfteEnngSaiuang einfepen foE, Tie Vcgrenaung ttad) unten,
ber geringften Einbuße an EnuerbSfähigfeit entfpredjenb,
biirfte nid)t Don Dornperein als unoerriicfTbar gelten unb förtnte
fo bc»i einer ErlüerbSbefcpränfung Don 20 bis 2.5 0 . .£>. erfolgen.
(Geringere Einbußen fönnten in ber Negel uoit bem gebad)ten
Sd)itpc auSgefcploffen merben. ES luiirbe bann nod) 31 t unter-
fepeiben fein atuifchen Schluerbefrfjäbigten, bei ErlucrbSbcfd)rän-
fung Don 20 bis 40 D. £>., Sd)luere£bcfd)äbigten, bei 40 bis 60
D. unb bariiber hinaus, ben od)luerftbcfri)äbigtcn. Von
ben S cp lu e r b e f cp ä b i g t e n müßte je einer auf
c t lu a 25 b e f d) ä f t i g t e Arbeiter e i n g c ft e ll t
iu e r b e n , Don b e it S cp lu e r e r b e f d) ä 0 t g t e n
a it fe e r b e m je einer auf c t lu a 50 bis 75 V 0 ll -
arbeitet* ; als foldie hätten and) bie N?inberbefd)äbigten 31 t
gelten. Siir bie S cp lu c t: ft b e f cp ä b i g t e n ift bie Verhält»
niSaiffer au ben Vollarbeitern erpeblid) höher 3 u fepen. 3hneit
muß jebod) lueiter geholfen luerben. Pförtner- unb Voten»
ftellen finb für fie freiaupalten, aitfeerbem aber eine gattae Ncipe
befonbercr Maßnahmen aur Vefcpaffuttg geeigneter Arbeit für
fie 31 t treffen. 3n biefer Vcaiehung fei auf bie Vorfdiläge Don
ßanbeSrai l>r. .£> 0 r i 0 u Dcrluiefen 3 ), foluic auf bie Tarlegungeit
Don Dr. Alätpe Efaebel über Heimarbeit für ^d)luerftbefd)ä*
r> ) „Tie ^rienSbcfä)äbigtenfürfoige% 2. Saljug., 2. Heft, Anguß
1917.
407
(Soziale gkö£iS unb füt VolfStooßlfaßrt — 1918 — XXV11. Ar. 27.
408
bigte 4 ). Die Arten bei* Veeinträdjägung ber ErmerbSfäßigFeit
ltnb bamit and) bic ber VermenbungSmöglidtfcitctt finb fo feßr
verfdjieben, baß hier nicht bovanf etngegangen Serben fann.
®ic Erfahrungen über bie 0tf)itffale bei* Unfall,befdjäbig*
ten biirften mirfltd) auSretd)eit, mit bringetib bavor 31 t martten,
ihre ungleich aahlreicfjeren FriegSbefd)äbigten ßeibenSgefährten
ben gleichen mirtfchaftlicßen llnbilben aitSaufeßen, bie fid) aus
einer uueingefdjränFten, millFürlidjen AuSlefe ber ArbeitS-
Fräfte, aitmal bei nngiinftiger JFonjitnFtur, für fie ergeben
müßten.
Itnfere ftriegSbefchäbigten, bic mit ber amtttcfjen Vereini¬
gung beS ©rabeS ber ihnen Verbliebenen ErmerbSfähigFeit aus
bent £>eereSbienfte entlaffen merben, biirfen nicht Vor ben £oren
ber ArbeitSftätten ftehen bleiben, iveil biefen ober jenen ber
mit ber Ein- ober Aufteilung betrauten Beamten baS Vernarbte
ober FränFliche Außere beS Arbeitfuchenben itu erften SWoment
abfd)retft, bic eine ober anbere Betriebsleitung befürchtet, bic
Vefd>äftigung mtnberleiftungSfähigcr Arbeiter unb AngefteH»
teii fei unrationell unb bringe mancherlei UnauträglidjFeiten
mit fich. ©ritnbfäßlid) ift man fid) ja aud) in Unternehmer-
freifen bariiber einig, baß ben $riegSbefd)äbigten burd) ArbeitS-
befdjaffung geholfen nxß-ben muß. Dann muß man aber auch
baS Mittel molleit, baS etnaig baäu geeignet ift unb eine gleich¬
mäßige Verteilung ber nottoenbigen SRiidfidüen auf alle be¬
triebe, auf alle Unternehmer unb bamit audh ouf alle Arbeiter
verbürgt. Der EinftellungSamang bi 1 bet ben
nottoenbigen 0 d) l n ß ft e i n ber $riegSbefd)ä-
bigtenfürforge für bie Arbeiter unb 8 n»
ge ft eilten, daneben bleibt bem guten Söißen unb ber
C)gferfreubigfeit in Unternehmerfreifen nodj ein reichet Selb
ber Betätigung augunften ber 0chmerftbefd)äbigten. Obtool)!
bie „Arbeitgeber-Bettung" gegen bic Einfeßung unparteilicher
0 d) l i d) t u n g S F 0 m tn i f f i 0 n e n nicht minber fdjtoere Be-
benfen gcltenb machen 31 t miiffen glaubt, märe noch 31 t betonen,
baß biefe Einridüung eine wertvolle Ergänzung ber giirforgc
burd) ben EinftellungSamang bilbete unb als foldje auch ben
Unternehmern nur ermün frißt fein formte.
©oaiale - ^i fg »b rf(hfftHgtcnfürforgc.' Ipierfüa* hat baS
Gleich Weitere 5 Millionen aur Verfügung gcftcKt, bie nad)
folgenben ©runbfäßen Verteilt merben follen:
5 >ic ergänaenbe giirforge beametft, bebiirfiige ßriegSbefcßäbigte
nebft ihren gamilienangeßörigen vor mirtfcßaftlicßet Aot au fdjiißen
unb ihnen ben Übertritt in baS ErmerbSlebcn au erleichtern, (Sic
füllen babureß nad) AföglicßFeit Vor ber Armenpflege betvaßrt merben,
menn. auch bereu Eingreifen nicht immer 311 vermeiben fein mirb,
3. V. bei Druuffiicßtigen über ArbeitSfrfjeucn ober bei foldjen, bie
fid) ber gürforgearbeit mutmiUig entaießen ober ihr autoibcrßanbeln
unb ßiicrburcß bebiirfiig merben, ferner bei folcßcii, beten Notlage
mit ber $h*iegSVefd)äbigung nichtd.au tun hat unb bie feßou uor bem
Kriege nrmcnuntcrftüßt m-aren. fyiir ben begriff b cf Kriegs*
b e f d) ä b i g u n g . gelten bic vom VeicßSauSfcßuß ber ÄriegSbe*
fehäbigtenfürforge aufgeftetlten ©ruubfäße. Die milifärifcße Ber*
forgung eines ftricgSteüneßmers bilbet alfo nid# bie unumgängliche
VorauSfeßung für bie giirferge. BiSßec fomtteu Beihilfen amn
Unterhalt bes toxi-cgsbefcßäbigien ober feiner Angehörigen au Saften
ber Acicßs mittel nur bei Durchführung einer befoubereii giirforges
maßnahme geiuährit nverbeu (3. V. Vmifdaudbilbung), bagegeit nicht,
ioeitn ber Vetreffeube nad) erfolgter Au^bilbung unb Vor Antritt
einer ArbeiUftelle erfranfte unb baburch mit feiner Familie in eine
bebriiugte Sage fam. Nunmehr finb berartige Skfchräufungeu fort»
gefallen, llntcrftübungen bürfen aber aud) in ben gäßen ber er»
gänaenben Sürforge lebiglid) bei ©rfranfungen aur Behebung tvirt»
fchajrtlidjer 9 ?ot, aur Veftreitung beö Sebenöunterhaltd von Kriegs»
befchäbigten unb bereu gamilien, aur Vefd^affung ber notluenbigften
bürgerlichen .Slleibung, aur ©elvöhrung von Umaugdloften ober aus^
Anlaß befonberer Vorfälle beioilligfc merben. Eine ^eranatehung
ber für Bmede ber foaialen ^riegdbefdjäbigtenfürfiorge beftimmten
Uteidjömititel fommt nur für bie 3eit in betracht, toährenb melcher
ber Ärrcgdbefd^äbigtc ©egenftanb einer pflegerifchcn Dätigfcit ber
öffentlichen ^ürforge ift. 3 tach Abfdjluß ber foaialen Sürforgearbeit
merben bic gleichen Aufgaben nicht mehr ben ermähnten tfteichtf-
mi-ttdn, fonbern ben C%meinbcu als? Drägern ber ^riegßluohlfahrtd«
pflege unter Beteiligung Von dh\d) unb < 5 taat aur Saft au legen fern.
Die imäßege ber ergänaenbeu Sürforge Verausgabten Beträge bürfen
nid)t in voller Jpöhe, fonbern nur bis aur ^>öhe Von atbei Dritteln
aus beit !Heid)smitteln erftattet merbett. Bei ber ben ^iirforge»
organifatioueu au übcrlaffenben Etitfd)eibung über bie ©emähmng
einer ergänaenbeu gürfoege mirb nicht außer Betracht bleiben bürfen,
baß baau bie für Bluede ber foaialen ÄriegSinValibeufürforge be=
ftimmten Steichsmittel nur audhilfdmeife infomcit m Anfprudh
nehmen finb, als baS Bebürfnid nicht aud anbereit Btitteln- cris folchen
ber Armenpflege ($. B. Setftungen ber Arbeiterverficherung ober
Unterftühungen beam. ^umenbungen ber ^eereSVermaltung aus
^ap. 74 beam. 84a bcS iKeichShouShaltS) gebetft merben fann; cs muß
auch bavou ausgegangen merben, baß aur Ausübung einer ergänaen»
ben Sürforge ctma bereits gefchaffettc, memt aud) auf freien SWitteln
bendjenbe Einrichtungen meiter bcftel)en bleiben.
2trbriter- unb Itntfrncljiufruntri'lnnjrn.
^IrheitSfomnicrgefch ivirb in ber gaffimg bei bevor-
ftehenben ^egienmgSVorlägc, tvie verlautet, nic^t bie territo¬
riale, fonbern bie berufliche ©liebernng vorfeßen, loie bieS
ber ©ntrnurf Von 1910 gleichfalls tat. Die 9tegkrung läßt ftd)
offenbar von ber Slnnäßme leiten, baß baS Siel ber Vflege
uiib Sörbenmg beS foaialen griebenS bei beruflicher ©liebe*
rung leidyter au erreichen ift als bei territorialer: bie territo¬
rial gcglieberten Kammern fchettien ihr au leicht a» politifchen
DiSfutterflubS aitSauarten unb mangels einer auSretdienbeit
©ninblage, lute fie nur ba,S geuteinfame VerufSintereffe bieten
fönnte, im ^laffenftreit a» Verflachen; gerabe baS ©intgungS-
ivefen tverbe barunter am allermetften leiben. 2 Iuch bie „ 0 o*
aiale hat fid), loie ertnnerlith. Von Anfang an auf
ben (Stanbjmnft ber beruflichen ©Iteberung geftellt. 2TlIe Er¬
fahrungen fdbetnen ihr nod) immer bafiir au fbrechen, baß
bie Verftänbigung aluifchen Unternehmer unb Arbeiter im all¬
gemeinen auf bem Vobenj beS cinaelnen ©eloerbeS Verhältnis¬
mäßig leichter möglich ift als auf gebietlicher ©runblage. 9fun
hat fid) aber befanntlid) bie Eingabe ber ©eloerffdjaften nnb
atveier SlrbettSgenteinfdbaften von 3IngeftelltenVerbänben auf
ben Voben ber territorialen ©Itebernug geftellt, vor allem
tuobl aus ber VeforgniS heraus, baß bei beut beruflichen Slufbtui
baS EinigungSluefen troß feiner bann! befferen bfVthologtfchen
VorauSfeßungen ntdßt liicfenloS genug anSgeftaltet merben
mürbe. 9Bic mir hören, gebenfen bie Unteraeid&ncr ber ©e-
merffchaftSeitigabe biefen nach langen Überlegungen einge¬
nommenen 0tanbbunlt nid# 3 M Verlaffen. Daburch entfteht
etite gefährliche ^libbc für baS ©efeß, in ba§ übrigens bie
Dtegierung bie 0taatSai*beiter n u r bann etnbcaiehen mtü, menn
bie fad)ltche ©lieberung erhalten bleibt. SBir halten bafür,
baß rcchtaeitig eine Verftänbigung angeftrebt merben follte.
£)b biefe möglich ift auf ber ©runßlagc beS urfprünglidjen
En^tmurfS, ber eine Vei-binbiinö beS fachlichen mit bem terri¬
torialen ©ebanfen Vorfah, berart, baß für große, midjttgc ©e-
merbe ber erftere, für bic anberen ©rubben aber jemeilS ber
leßtere baS grunblegenbe CrganifationSVrinatV barfteHen follte,
laffen mir bahingeftellt. Ebenfalls fönnen mir aud) als 3lnhän^
gcr beS gadjVrinatVä bod) nid)t baan raten, bic 2frbettSfantmern
in einem mefcn^ltchen fünfte Völlig gegen bic SBiinfdhe ber
9täd}ftbeteiligten au geftalten. Die Arbeiter haben fo lange
auf einen angemeffenen VertretungSförVor gemartet, baß man
nun, mo man ihn ihnen gemähren miü, fd)on auf ihre eigenen
2Biinfd)e meitgehenbe SRiidficht nehmen follte. ©efd>iel)t bteS
rtoch nicht Vor ber Verhanblung über bie Vorlage, im 9teich$*
tag, fo mirb bie Regierung in biefer Verhanblung felbft hoffent¬
lich einen auSreichenbeit VerftänbignngSmillen aetgen. 3Bahr»
fchetnltd) mürbe ber Eiubrud, baß eS and) ihr um bie Verbeffe*
rung beS EinigungSmefenS au tun ift. Von vornherein verftärft
unb ein Entgegenfontmen ber ©egenfeite erleichtert merben,
menn gleichartig mit bem ArbeitSFammergefeß and) eine
Novelle aur ©elverbeorbnung an ben Veid)Stag Kirne, bie für
bieArbeiterauSfdjüffe bie in bet©emerFfd)aftScingabe geforberte
8 techt§gnmblage Vorfieht. Die leßtere barf nicht an ber gorm-
frage fcheitern? ob fie in bem ArbeitSFammergefeß felbft aber
in ber gorm einer befonberen Novelle gefdjaffen merben foH.
Die AiüeiterauSfchüffe 6ei ben @ädbfifihcn 3toatSeifen6aßnen.
Bei ben (Sächfifcßen ©taiatseifeidmhneii befteßen feit faßten Arbeiter»
ouSfcßüffe füt bie nicht beamteten Bebienffceien. Diefeu Arbeiter»
auSfdiüffen, 22 an ber 3 a ßl, mar ein Berfeßr mit ber leitenben
Beßörbe ber Staatsbaßnen bisßer nur bureß BermitUung ber
^tvifcßenftellen, ber Dircftioneu unb Ämter, möglich. Darin mirb
jeßt B>anbcl gefeßaffen. Die ArbeiterauSfcßiiffe mäßlen nunmeßt
aus ißren Bdtgliebern einen aus 21 Arbeitern befteßenben SattbcS»
Arbeiterausfd)uß, ber unmittelbar mit ber ©encraibiireftion ver»
ßanbelt. Die ÄUrßl gefeßießt für 5 $aßre; bie in ben S-anbeS»
auSfcßuß mäßlbaren Verfoneit ber ArbeiterauSfcßiiffe merben von ber
Beßörbe beaeießnet. Vielleicht minft nun aueß ben Beftrebungen ber
Beamtenfcßaft nad) folchen AuSfcßüffem in abfeßbarer $rit eilt Erfolg.
4 ) Ebenba, 2. .^aßrg., 8: .Ocft, September 1917.
409
Soziale Hicaji« unb Mt#» für S3otfSiooE»4fa^rt — 1918 — XXVII. 5!r. 27
410
(BtganifflUtmtn bn Reiter, ©ejjtlfw, JlngeHrUtrn
unb geamtfu.
25 ^otjrc Xeutfthcr ^otoarbeitenjerbaitb. VI m G. April 1893
tourbe in ©affel her $)eutftf>e Holaarbeiierberbaub burdj ftufammen*
fd)Iufe bcö £eut[<hen StifchlierfrerbanbeS, ber Bereinigung bet Srecbflcr
fomie einer Vlnaahl flciiicrcr Berbänbe gegrünbet. Zahlreiche weitere
Crganifationen haben fid) fpäter angcfd)loffcn r fo bafj bet Bcrbanb
bon 22 745 Biitgliebern in ben oerfloffcn-en 25 fahren. auf (bot bau
Kriege) ctlua 200 000 AUtßliebcr amuud>3 unb einer bet mädjtigften
gnbuftrieberbäubc unter ben (&cn)ertfd)aften tourbc. Big 1908 hatte
bcr Berbanbäborftanb feinen Sip in Stuttgart, fefcfc h«t bie Bet*
maltung ein fchöneg Heim in Berlin, bag in feinem funftgetoetb»
lid>cn SBcrtc bem ganzen Berufe ber Holaarbeiter ©h r e macht. $>er
Bcrbanb berfolgt eine folibe 5X:acift>crtrerg^politif im ©iaibernehmen
mit feinen Bruberorganifationcn im tpitfch^unrfcrfdjcn unb d>rift*
liehen ©etnerffchaftglager. Sein Borftpenber ^hcobat Seipc*rt
äählt 311 ben bemährteften unb ange|chcnfteu bcutfd>en Arbeiter*
führern.
airFen beuten auf eine fehr uneinheitliche Hcmbhabung be$
Notgefepe§: Auffaüenb hohe 3iffern hoben 3 - 33- Göln
(257 000), Bansin (210 000), Erfurt (203 000), Oppeln
(258 000), 0tabe (119 000), Oänabriicf (140 000), mährenb an-
bere, ftarF inbuftrialifiertc BeairFe Perhältntemäfcig niebrige
Siffern aufmeifen: Berlin (779!), BreSlait (20 000), Hannoocr
(9000), SNagbeburg (21000), Stettin (16 000). Bofen hat
überhaupt Feine Überftunben} bewilligt. Norf) auffälliger finb
bie Unterfchiebc in ben ObcrbergamtgbeairFen, mo Breslau
mit 500 000, Halle mit 39 000 , C£ran^thal mit 0 unb Bonn mit
176 000 bemilligten Überftunben Dortntunb mit ber gemaltigcn
3ahl Pon faft 4 Millionen gcgenüberftchen.
©ine fehr erheblid>e Steigerung meift bie Nachtarbeit
Sugenblidjer auf, bie inArbeitStagen betrug:
1915
191G
bei jJueifcbicfjttQcr Wr&citSrcflclunfl
in Sag* mit» ftbeinV
fd)id)t lahiifchen 6lt(jr
morgenö unb 12 Ufjr
abenbg
. 501 000
. G72 000
in Sag-
unb
M«cf)ifd&idjt
1 OG7 000
2 208 000
bei broi
fdjicfctiflcr
Mrbcitö-
regeluug
54 000
203 000
fäfttrüdte
yafyti 6a07tei(h für
%eöe iOOO TWarf
Kriegsanleihe. 6<?
legft O« Dein 0eld
mündelficher nnö
hoth^meltdh on.
ÄrbcUrrfdjuh.
$cr Umfang bcr über- unb Nndjtnrbcit büit 3ugcnbUd)cn
unb Arbeiterinnen in ben &rieg§jabren 1915/16 ergibt fid) auä
einer amtlichen Nachmeifitng in Nr. 5 be£ preufcifchen ®anbelö«
N 2 inifterialblatt§.
danach hat bie Ü b e r a r b e i t S u g c ti b I i cb e r erheblich
angenommen. ©3 mürbe Überarbeit bemiüigt:
Sei riebe m ' % W nm<S,(n Ofcrjhmfcai
1915 . 793 24G18 4 053 293
1916 .G57 26 898 6 813 961
SWehr als bie Hälfte ber Überftunben entfiel auf bie (Grup¬
pen Bergbau-, Hütten« unb Salinenmefen, Xorfgräberei unb
hier miebermu Pormiegenb auf ben BergamtöbeairF 2>ortmunb,
bcr 1916 nah 0311 4 NUllioncu Überftunben bemiüigte. Bon
Bcbcntung ift bie Überarbeit Öligen blitf)er uod) in ber N?a«
fchineninbuftrie, mo ftc Pon 769 000 auf 1348 000 ftieg; bc»
mcrFenämert ift, bafj, unb fogar uod) 1916, in bcr £ertiltnbuftric
mit 62 000 Überftunben gearbeitet mürbe. Xk großen unb
mit ber örtlich inbuftrieüen ©ntmicflung aum 5£eil im ©egen«
fap ftehenben Berfchiebenheiten in ben cinaclncn Auffirf)t§bc*
Bead)tlid> ift baö Übermiegen ber härteften gorut ber Nad)t«
arbeit, ber ameifd)ichtigcn Arbeit in FontinuierIid)en Betrieben.
Narfjtarbeit in nennenämertern Umfang finbet fid> nur im
Bergbau, ber Hütten«, SNetafl« unb Ntofchincninbuftric. And)
hier finb örtlich fehr grofee Unterfchiebc. ©in drittel aller
ameifchidhtigen Nachtftfyichtcn in Fontinuierlid)en Betrieben fällt
auf Oppeln, beinahe 300 000 auf ©öln unb 200 000 auf
SDüffelborf unb Arnsberg, mäbrcnb Breslau, §annoPer, fün¬
fter, Botöbam, Stettin, BieSbaben bie Nachtarbeit in ange-
mefjenen ©renaen heilten, Berlin jie nur in ber 3cit Pon
12 Uhr abenbä geftattet unb eine Neihe Pon BeairFen (Danaig,
©rfurt, ii. a. m.) fic überhaupt nid)t bulbeten.
Die.Ü b erarbeit Pon ermad)feiten Arbeit e r i n n e it
ging 1916 gegenüber bem Borjahre etmaö auriief; fie um¬
faßte 1916 14 815 000 Arbeitgftunben, bie fid) auf 97 000 Ar¬
beiterinnen (150 000 t. B.) Perteilten. BJährcnb 1915 bie
Snbuftricn bcr Niafchiucn, 59crFaeuge, ^nftrumenton unb
Apparate mit 5 131 000 , bie £ertilinbnftric mit 4 275 000 unb
bie Nahrung^« unb ©eniifemittelinbuftrie mit 1 966 000 Über¬
ftunben bie Hauptrolle fpielten, fanF 1916 bie 3aW ber Über¬
ftunben in ber Stejtilinbitftrie auf 309 000, in ber Nahrung^-
©oaiale $)Srajt§ unb ^Irc^iü für 33 olfsmohlfahrl — 1918 — XXVII. Ar. 27 .
411
412
nnbE3enußmittelinbuftrie auf 577000, mährenb fic fid) imBerg*
bau*, Jütten* unb 3aliuenmefcn von 931 000 auf 3 '886 000
vermehrte unb in ber Metallverarbeitung auf 1 160 000 , in
ber Snbuftrie ber Mafrffineu tifm. auf 6 975 000, in ber d>emi*
fd>eu Jgnbuftrie auf 1 065 000 ftrec?.
Auffällig groß ift bie 3aI)I ber bemilligten Überflunben
int AuffühtSbeairf Botsbam, mo fie 4^ Millionen betrug, bie
fid) auf 13 769 Arbeiterinnen Verteilten, mäbreitb fortft nur ein
Beairf (Erfurt) über 800 000, ein Beairf 7—800 000 (Eöln),
brei Beairfe 5—700 000 (Arnsberg, Tiiffelborf, Magbcburg),
alle übrigen unter 500 000, aumcift fogar unter 100 000 Über*
ftunben auftuiefen.
3ef)r hohe 3*ffertt. bat aurf) ber Oberbcrgamtdbcairf Kort¬
in unb.
3 ?nbeaug auf bie N a ri> t a r b c i t ber A r b e i t e r i n u e tt
bat eine febr ftarfc ämwhme ftattgefnnben, bie burd) folgenbe
3ablen djaraFterifiert nürb.
3at)l bei' 9tad)tfd)iditcii
bei ait»eifd)id)tiger Arbeitsregelung
in ^nfl- unb ~ .,„ K
12 Uljr MoiStT^r
bei brei
^ölrbeitS» 1
rcfl^luufl
1915 .
. . . 1 089 000
8 872 000
2 235 000
1916 .
... 2 653 000
17179 000
5 317 000
Über
Umfang ber Nachtarbeit
in ben einaelnen Beairfen
mtb Art ber Regelung geben folgenbe 3tid)proben Auffchluß:
3af)l ber ?tad)lfcf)tcfiten
bei i?tt>cit(f)icf)tirter 9trbeit«reflelimg
bei brei
in Inn nub
iit Smv unb
fdiirfjtifler
9llu'iiMif)U1)t (bi?
12 Ubr linrbt?)
arbeite»
rcflelunn
Arnsberg
. 72 000
1 110 000
261 000
Berlin
.899 000
1 001 000
1 551 000
Breslau
. 55 000
244 000
44 000
Eölu . .
. HS 000
2 185 000
249 000
Tiiffelborf
.370 000
2 420 000
1 957 000
Btagbeburg
. 8 000
020 000
443 000
Cppelu
. 97 000
1 291 000
25 000
Boisbam .
. 489 000
4 140 000
472 000
Man fiebt, and) bei bett 3rauen iibermiegt meitaus bie
anftrengenbfte gönn bes NachtbienftcS, bie Tag* unb Nad)t*
frf)id)t, bet ameifthießtiger Arbeitsregelung. Nut* in Berlin
iiberuüegt ber Treifd)id)tcnturnnS, unb and) bie Abenbfd)id)t
fpielt eine erbeblidte Nolle, mäßrenb in beut faft gleichartige
'ißebingungen anfmeifcttben Beairf Botsbam nid>t nur bie ab*
foluten (£efamtaiffern febr hod) finb, fonbertt and) neben ber
12 ftiinbigeit Nad)tid)id)t bie beiben attberen formen faurtt in
grage fomnien. Eine Verhältnismäßig höbe Bebentung haben
bie flftiinbigen unb bie Abenbfchifhten notfj. in Tiiffelborf mtb
Magbebttrg, mährenb 3 . B. int Beairf Cppeln bie breifchidtfige
Arbeitsregelung — chorafteriftifch für bie oberfchlefifdien 33er»
häftniffc — gana auriieftritt.
33ort nod> gröberem Sntereffe merben bie Biffrru Von 1917
fein, in benen einmal bie getualtig Vermehrte ArbeitSleiftung
bet* grauen! unb §ugenblichen auf @3rnnb beS Hinbenburg»
' Programms, sunt anbertt aber boffentlid) and) baS Ergebnis
ber verfebiebenen Netd)SFan 3 lererlaffe sur (Mtung Fommeti mirb.
Tic Sonntagsruhe in Berlin. Tie ©tabtverorbnet-euücrfamtn*
hmg ftimmte anv 27. SWära einer MagiftratSDorlage 311, nad) toelchcr
für bie datier ber Äricgsaeit für bie offenen Berfaufsfteüen beb
nanbelsgemerbeS- bie n ö 11 i g c © 0 u n t a g S r u h e t'ingefithrt nürb.
Ausgenommen non tiefer Beftimmung bleibt ber Ipnnbel mit
Aobrungö* unb Eeuußmittelu, mit Blumen unb Leitungen. Einige
meitergebenbe 3l3ünfd>e, — bie Beibehaltung biefeS CrtsftatutS auch
für ben gricbeit, bie Ausbeutung auf bie Büros unb ben (Mroß=
hanbel, bie Befcbränfuug ber BcrfaufSacit für bie augelaffenen
Brauchen auf 8 bis lü Uhr morgens —, mürben abgclebnü
Jtrtifitaloftjkfit unk itjre § fhänqjfuttg.
Tic Ärtfen=Arhettslofigfettsücrfid)crung für bic Dftfdjtociaer
ÖtidcrcUnbiiftric»
Cf in großes foaiales 3Berf, an beut aebit 3'abre vorher ohne
eigentlichen Erfolg gearbeitet morbett ift, fo rühmt ber neuefte
BerluciltiingSbericht bes Manfmännifd)cn Tircftoriums in 3t.
Olallen, ift nunmehr bitrd) bas yufarnrnenmirfen von amölf 33 er»
häubett von 3düfflilohn» unb .'panbmafdümmfticfern einerfeits
mtb 3ticfereiei;porteuren aubererfeitS, ttt fünf 3ticfereiFantonen
ber Cftfdjmcia unter MitmirFung von 33unb, Mantonen unb 03c-
meittben auftanbegefommen. Es hanbelt fid) um bie Um*
maublung unb Ausgcftaltung bes feit aehn fahren beftehenbeit
„HHf^fonbs" ber 0ticfereiinbuftrie unb feiner Arbeiterfrifen*
Faffen au einer allgemeinen bauernben 33erficherung gegen bie
aitS einer anerfannten ^nbuftriefrife e tt tfprin gen ben ArbeitS*
lofennöte in ber giöHten 3d}meiaer gabrif* unb $anSinbuftrie.
^5111 Sabre 1916 halte mau ben 3>lan eines großen s JtotftanbS»
fotibS für bie vom Si liege in ihrer Ausfuhr arg bebrohte
3ticferciinbuftrie gefaßt, unb fd)lieülich hatte ber BunbeSrat, ba
bie freimiüige (^riiitbnng nicht auftanbe fontmen molltc, bitrd)
Befehl 116 vom 12. ^eaember 1916 a'nangSmeife bic (Srrid)tung
eines 3t 0 t ft a tt b S f 0 n b S Von minbcftcnS 700 000 granfett
bitrd) Abgaben von l A 0 . &. bcS bnrchfchnittlicbeit jährlichen Um*
fabes von 1913 bis 1915 für bie fünf 3ticfcreifantonc angeotb*
net mit ber Snfabbeftinnnung, baß ber gottbS, auntal fomeit ber
Überfdjub über 700 000 graulen hinaus in grage Foinmt, in bic
Bahnen ber Strifen* unb Ar 6 citSlofctiVerficherung übergeleitet
mprbett folltc.
Xies begann mau in ber B3eife, baß an bic bisherigen, von
ben Arbeitern betriebenen Si rijen Faffen anS bem 3lot*
ftanbSfonbS bei ihren UnterftübungSleiftungeu mit Beihilfe
von \tantouSanfd)iiffen fubventionierte, unb baß bie ©emeinben,
menigftenS in beu 1 rührigen Kantonen 3t. 03aden unb Sippen*
aell, für bie nnorganifterteu Arbeiter.befonbere 03emeinbefrifett-
faffett errichteten. Unter 33ervoIlfommnung biefeS BrinaipS ber
^rifenfafjen, bie auSbriicflid) nur jene SfrbeitSlofigfert, bie int
befolge einer allgemeinen 3ticfereifrife auftritt, nicht aber bie
inbivibuelle ArbcitSlofigfcit an liitberit beftimmt fittb, ift nun*
mehr folgenbeS 3 V ft c m f 0 a i a l c r .U r i f e n V c r f i d> e *
ntng erfteHt morben: ®ie Angeftellten, Arbeiter unb Arbei*
terinnen cinfdjlicfelicb ber ftänbigen Heimarbeiterinnen reiften
buich 33erbanbS» itnb 03emeinbefrifeitfaffen fabungSmäßig bc*
ftimmte, nach (Gruppen abgeftufte niebrigc9?tonatSbeiträge, benot
in Älrifcnaeiten bei ArbeitSlofigFcit' ©ntfd)äbigitngen bis au
4 granfett täglid) gegenüberftehen. Am aitonatSanfang berichten
bie .Urifcnfaffen beim A’otftanbSfonbS über bic 3nmmc ber ge*
leifteten llntcrftiißungen unb erhalten baranfhin bic Hälfte
ihrer Auslagen anrücF. Am SfahreScnbe rordien bic .Urifenfaffett
ihrem Danton bic Rechnung über bie geleiftetcn ©efamtunter-
jnibungen, abaiiglid) ber bereits erftatteten Hälfte, ein, morauf
ihnen mieber 50 v. H- anrürfvergiitet merben. Tic rifenfaffett
haben fomit felbft nur I 4 ber Ünterftübnngen an beefett. Tie
ÖeiftungsfähtgFeit beS 9fotftanbSfonbS ift baburd) für lange
Tauer gcmährleiftet, mährettb er fid) itad) ber einfachen 3$ertei»
ImtgSabiidit von 1916 fehr rafd) verflüchtigt hätte, anmal mentt
bie aunchmcnbcn Einfuhrverbote ber ^riegSftaatcu bie CfO
fchmetacr 3ticfereiinbuftrie in auSgebehntc .Cirifeti 311 ftiiraen
brohen.
33ort ber urfpriinglid) geplanten allgemeinen B r 0 b tt f *
t i 0 n S e i tt f d) r ä n f tt rt g in ber 3ticfereiinbnftrie hat man,
folange bie Einfuhrverbote ber .OriegSftaaten erft am Horiaonte
brohten, abgefehen. Nunmehr aber richtet man fid) and) baranf
ein. Ta ift eS beim lehrreich, 31 t beobachten, baß bie 3ticferei
inbuftrie itt 3t. 03aflert bie 3d>äbigitngcn ber s Arbeitscinfchrän*
fung für bie Arbeiterfd)ttltern 31 t erleid)tern trachtet. Eine
Bercinbarung amifdjem Arbeitgebern unb Arbeitern ficht neben
bem Anfprud) auf volle hergebrachte 33ergiitung für bie mirf-
lid)e Arbeitsacit E n t f d) ä b i g u n g e n für ben Ar¬
bei t Sau Sfall in Höhe von 25 bis 50 v. H- ber Sahrcs-
einfomtueu bis 311 6000 grauten Vor; bieS gilt and) für
SWilitärbienftpflichtige. An 33erl)eiratete nnb UnterftüßungS-
pflichtige merben Teuerungsanlagen von 20 v. H- (bis 511
2700 granfett), Von 15 unb 10 v. H- hei höheren Einfoutmen ge*
aahlt; Alleinftehettbe erhalten bie Hdlftc. Tiefes allgemeine
ArbeitS» mtb Sohnabfommeit, baS auch Bcftimniungen über
33ol)n*Bered)nungSgrunbfäße, Ausnahmen unb Befdfmerbever»
fahren enthält unb ftiiraungen b e ft e h c n b e r ® e h ö 11 c r ,
Söhne unb fonftiger Begünstigungen Verhüten mill, ift bis
1. Tftober 1917 mit riidmirfenber .Straft anfgeftellt morbett.
_ Z.
über Art unb Umfang ber Ermerbslofcuuntcrftüüung itt Barmen
liegt fülgcitbet' Bericht aus bem Tcaentber 1917 vor:
3ie Textilarbeiter merben in Barmen ebenfo mie alle Ermcrbo-
Iofen ans Mitteln ber .^degsmoblfahttspflege im .^riegsermcrbslofcit-
Unterftübungsamt unterftüpt. griebensaeiten maren etma 2()0(K)
männlidic utib etma 16500 meiblidje Berfoncn in ber Textilinbuftrie
befchäftigt; als Ermerbslofe merben jebod) jebt nur itüd) 194 mäun
liehe unb 252 meiblidje unterftüpt; bie meiften haben, fomeit fie nid)i
im gelbe ftcheit, in ber AtunitionSinbuftric unb ©chmerinbuftrie.
allerbings 311m erheblichen Teil ausmärts, Bcfchäftigung gcfimbcn.
413
£ogiale SßrajtS unb für SBolfSrocrfilfafjrt— 1918 — XXV11. Ar. 27.
414
Aufeerbcm werben gurgeit nod) 211 Familien als KriegScrmerbSlofe
unterftüfet, bic nicht unmittelbar in ber Xejtiliubuftric gearbeitet
haben; Sie ©rWcrbSlofigfeit hängt jebod) bei fchr Dielen mittelbar
mit bem Aohftoffmangel in ber SeEtilinbuftric gufammen. AIS
SeEtilarbeiter werben auch 100 alte Leute unterftüpt, Sie im ^rieben
nod) etwas iöerbienft burd) JpitfSarbeiteu, befonberS in ber $cim»
inbuftrie, hotten, obgleich eS bei Dielen Don ihnen gweifelhaft ift,
ob fic jefet noch arbeitsfähig finb.
Sie llnterftübungen ber ©rwcrbslofeit werben immer für gwei
SLodjcn auSgegahlt; Dor ber AuSgaljlung wirb jebod) baS ©infommen
genau geprüft. Aur biejenigen erhalten eine llnterftiifeung, bei
benen ber Arbeitsnachweis befdjeinigt hat, bafe fie in ber lebten 2Bod)e
überhaupt feine Arbeit finben fonnteu, ober beren s #erbicnft ohne
ihre ©chutb infolge beS Krieges fo gering ift, bafe fic baDon bcn
Lebensunterhalt ihrer Familie nicht beftreiten fönnen. begug
auf bie Jpöfje bet Unterftüpung finb bie ©rwetbslofen ben Kriegs»
untcrftüfcten nahegu gleichgcftellt; bie 0äfee finb bemgemäfe Derhält»
niSmäfeig hoch- S3ci benjenigen Unterftühtcn, bie ©infommen haben,
Wirb baS Aeineinfotnmen gur Hälfte angerechnct. Sie Unterftüpung
wirb eingefteEt, fobalb baS ©infommen bie £öhc ber gurgeit gelten»
ben ©äfee ber Striegerfamilicnunterftübung erreid)t.
Ser monatliche 93ebarf einer $crfon an Lebensrnitteln wirb
Dom ftatiftifchen Amt S3annen auf 57,42 JC berechnet, währenb er
im Scgember 1916 nur 49,21 Jl betrug. Safe bic Familien gum
Seil mit llnterftiihungcn auSfommen, bic niebriger als bie greife
ber Lebensmittel finb, ift baburdj gu erflären, bafe bie SAehtgaljl bie
teuren Lebensmittel nicht fauft unb gahlreichc Familien in ben
Stabtfüd)en effen.
Aufect biefen Unterftüfeungen wirb — jeboch im aEgenteinen
nur an biejenigen Familien, bie fein fonftigeS ©infommen haben —
eine befonbere SftietSbeihüfe in £ölje bon 40% ber Atiete gegal)lt,
wenn ber Vermieter 10 % ber Afiete nadjläfet. ferner erhalten Diele
3familicn Kohlenguifchcine, Alilchgutfcheine unb befonbere güfchiiffe,
Dor aEem Äranfe unb Angehörige bes AfittelftanbeS.
Safe bie Arbeitgeber bie Löhne niebrig halten, weil ben Arbeit»
nchmern baS gum Leben Aotwenbigc burd) bie ©rwerbSlofcnfürforge
gewährt wirb, ift in ber Söarmer Se^tilinbuftric nicht beobachtet
worben. Sagegen finb in eingelncn gäEcn folche ibeobadjtungen
in ber A7unitionSmbuftrie gemacht worben, bcfonbcrS bann, wenn
AuSglcidjSunterftüpung an gur Arbeit entlaffenc ERannfdjaften ge=
gahlt-würbe.
Sie Anrechnung beS SBcrbienfteS hängt Don ber £>öfje ber burd)
bie Arbeit entftehenben Unfoften ab; gunächft werben biefe Unfoften
abgegogen; Don bem bann Derblcibenbcn Aeineinfommen Werben
50% auf bie llutcrftüpung angerechnct. $c nach öer Kinbergaljl,
ber Sauer ber $c it unb ber Art ber Arbeit, ber ©ntfernung Dom
Arbeitsort ufw. werben bie Abgüge für bie ArbeitSunfoften 20 bis
100% beS SöerbieuftcS auSmadjcn, fo bafe höchftenS 40%, in ben
weiften gäEen aber Wohl nur 33% beS ^erbicnjteS Don ber Unter»
ftüfcung abgegogen werben.
befonbere SWafenahmen gegen mifebräuchliche AuSnufeung bcr©r»
werbslofenfürforge waren bei ber ftänbigeu fqarfen KontroEe burch
ben Arbeitsnachweis unb baS UnterftiifeungSamt nicht erforberlidj.
eingelncn ftäEen wirb Untcrftüfeten bie «perabfefcung ober ©m»
giehung ber Unterftüfcung angebroht, wenn fie mehrere Aionatc
hintereinanber trop geniigenber Aachfrage nach Arbeitsfräften feine
Arbeit angenommen haben; fic haben bann weift eine 23efdjäftigung
gefunben. Sies gilt jeboch weniger für bic ©rwerbslofen ber Sejtil'-
inbuftrie als für früher felbftänbige ^erfonen, 3 . 93. 93efifcer fleinercr
^abrifen, Kaufleute, Agenten, ^anbwerfer ufw.
JLrtoitemarht mti>
Scr ArbeitSmarft tut 'Jebntar 1918. Sw Sehruar 1918
fonnte, bem „AeichS-ArbeitSblatt". A x r. 3 gufolge, feine wefent»
lidhe Sßeränberung in ber 3:ätigfeit ber bentfd>en ^nbnftrie
gegenüber ber Lage int Januar feftgeftellt tperben. ^ie 93c-
fd)äftigung hielt fid> and) gegenüber bem SSorjaht ungefähr auf
berfelben §öl)(?. ©inige ^nbuftriegweige, an bie befonbere 9ln*
forberungen infolge beS Krieges geftefit werben, fonnteu ei tu*
weitere Sßcrbefferung ihres @efd)äftSgangeS nad)Weifen.
^m iÖergbau= unb ^iittenbetrieb wirb bie Lage befonbers burd)
bie ©inftcEung neuer männlicher ArbeitSfräfte gefenngeichnet. Sie
©ifeit» unb Aietaltinbuftric unb ber 2 tfafd)inenbaat hatten bie gleich
rege Sätigfeit wie in beit Dergangeiten Aionatcn aufguweifen, ebenfo
fonnte bie clcftrifche ^nbuftrie über einen gieidnnäfeig guten @e»
fchäftsgang berichten. Sie djemifdhe ^nbuftrie war unftanbe, eine
erhebfid) gröfeere Angahl Don Arbeitsfräften gu bcfd)äftigcn. '3ct
biefen AeueinfteEinigen waren wieber bie Sütänncr in ber 3Jfehrl:cjt.
Auf bem 43aumarft bagegen hat ftd) bic Lage nod) ruhiger als in
ben lepteii Aiouateit geftaltct.
Sic Aad)Wcijungeu ber .^ranfenfaffen laffcn für bie am 1. Afävg
in 93efchäftigütig fteheuben AZitglieber im ^vergleich gum Anfang
bcS Vormonats eine Abnahme um 7401 ober 0,i d. . 0 . (gegenüber
einer Abnahme bei* s 3cfchäftigtengahl um d. fo. im hormonal)
erfennen: Sic s 41erimnbecung trifft aEein bie weiblichen Kräfte,
bie um 11088 ober 0 ,n d. (gegenüber einer 3crmrnberuiig um
0,u D. ^>. im Vormonat) abgeuommen haben, währenb bie mäitnlid;c
Arbeiterfchaft einen Zuwachs Don 3687 ober <»,i D. ö- (gegenüber
einer Abnahme um 0,1 D. int Vormonat) gu Dergcidjnen hatte,
^m SBcrgleicf) gum Vorjahr, ginn 1. A2ärg 1917, läfet fich eine uu*
günftigere ©cftaltung bcS ArbeitSmarftS fcftfteEcn. ©S wac bantalS
eine Zunahme an Arbeitsfräften Don 0,4 d. ip. gegenüber bem 93or»
monat gu Dergeid)iiett geWefen, tu geringerem Atafee bei bcu Aiäiutern
(0,i D. £>.), in höherem Atafec bei ben Weiblichen Arbeitsfräften
((),« d. $.).
Aad> ben gcftftcüu-ngcn Don 34 gadwerbänben, bie für 1 126 768
Acitglieber berichten, betrug bie Vlrbeitslofengahl ©nbc Februar 1918
9308 ober 0,.s 0 . $. ©S bcbcutet bieS eine s 3erbcfferung gegenüber
bem Vormonat mit 0,» D. ^m SSerglcidj gum Februar ber Dicr
Dorhcrgeheuben ^ahrc ift bie ArbeitSlofengiffer bebcutcub geringer.
0ie hatte namentlich ©nbe ^ebruar 1915 5,1 unb ©nbe Februar
1914, alfo in ber $ricbenSgeit, 3,7 D. betragen; fie war ©nbe
Februar 1916 auf 2,8 unb gebruar 1917 auf l,ß D. .<5. auriiefgegangen,
alfo 1917 noch hoppelt fo grofe als im 93crichtSmonat.
Sie 3tatiftif ber ArbeitSnachWeife läfet im 93eritf)tSmonai
für beibe C^efd)led)tcr einen geringfügigen Aücfgang bcS An»
brangS ber Arbeitfud>enben erfennen. Si» Sebrnar famen auf
1(X) offene Stellen bei ben männlichen fßerfonen 58 Arbeit«
fuchcnbc (gegenüber 62 im Vormonat); bei bem weiblid)en @e*
fd)Ied)t fanf bie AnbrangSgiffer t»on 99 auf 93. SaS Angebot
ftanb alfo auf bem weiblichen ArbeitSntarft noch äufeerft giinftig
gur Nachfrage. _
P0^mtn0s- miö $0it?nfragen.
Sic SBohnungSfürforge in Söahcrn.
Sm Aufträge beS 93aoerifd)en StaatSminifteriumS beS In¬
nern hot ber batjerifche LanbeSWohnungSinfpcftor Dr. £)tto
Löhner eine Senffd>rift über ben Stanb ber 2Sohnun{gSfiirforge
in ben fahren 1913—1916 Deröffentlidht 1 ). .Slurg Dor bem
Striepe hotte bie Sßohnnngöfrage bie £ffentlicf)feit in 93ai)crn in
fteigenbem 3Aafee befd)äftigt, 110 b namentlid) bie gemeiniuifeige
93autätigfeit War in giiuftigcr ©ntwicflnng begriffen. Ser Sfrieg
hat, Wie überall, fo' auch in 23at)ern lähtnenb auf biefe 53eftre*
bungen gewirft.
Sie feit 1915 Dom StaatSminifterium angeorbnete regel»
mafeige ftatiftifche ©rfaffung beö 93au» unb AßohnungStnarftcS
in 58ai)ern gab gunt erftenmal gahlenmäfeige Söeweife Don ben
©rfdjüttevungen, bic bitrd> bie itriegSDerhältniffe unb bie ftar*
fen 93innenwanbernngen herDörgernfen Würben. An Drten bet*
EtiiftungSinbuftrie trat eine beängftigenbe Übcrfiillung aller
Sohngelcgenhciten ein, an anberen stellen geigte fid) ein
frifcnbafteS Leerwerben Don SLohnungett aller (Gattungen. Sn*
folge beS Mangels an Kapitalien, Arbeitsfräften nnb L3au-
ftoffen ift eS and) nicht ntöglid), neue 9Lobn gelegen beiten gu
fchaffen an Crten, wo fic iefet ober norauöficbtlid) nad) SriebenS»
fchlnfe gebraud)t Werben.
Um jebod) fd)on jefet für bie 23efämpfung ber Klein»
Wohnungsnot nad) bem Kriege Dorguarbeiten, ift in SBapern
ftarf barauf hingebrängt Worben, bafe bie 53aupoIigci unb bie
Üfemeinbeu fd>on jefet bie allgemeinen Söaulinienpläne unb.bie
örtlichen 93ebauungsfd)riften Dorberciten, fo bafe mit ber cigent*
lid>eu ^öautätigfeit begonnen luerbcn fann, fobalb bic Verhält»
niffe eS nur irgenb geftatten. hierbei werben nach 9Aöglid)fcit
baitpoligeilichc ©rleid)tcruugen für ben KleinbatiSbau gewährt.
Sn ber amtlichen Scnffchrift finbet fid) aud) eine Üherfidjt
über bic ftaatlidie unb gemeinbliche A3 0 h n u n- g S a u f f i d) t,
wie fie fid) auf ©runb einer 9Serorbnung Dom 10. $ebruar 1901
allmählid) entwicfelt hat. Sieben ben ehrenamtlichen Aßohnungs»
fommiffionen. Welche bie örtlidjc A3ol)nnngSauffidht auSiiben,
gingen Dor bem Kriege auch mehr unb mehr ^täbte bagit über,
beamtete Kräfte bafiir anguftellen. Sw Striepe ift bie 3ol)l biefer
beamteten Kräfte wieber etwas gurüefgegangen. @ie beträgt
jefet 65, baoon üben 15 Snfpeftoren bie Arbeit im Hauptamt
aus, 50 im Nebenamt. Aufeerbem finb noch ASohnungSpflcgc»
rinnen angcftellt, nnb gwar 11 in ltnterfraufen, 2 in SAittcI«
franfen, 1 in ber s 4>falg. Als befonbere Sörberung für bic ört*
lid>c 3öohnungsaiiffid)t haben fid) bie auf Anregung bes Laubes-
WohnuugSinfpeftors aüjährlid) abgehaltencn K 0 n f e r e n «=
gen b a p e r i f d> c r S M 0 b n 11 u g s i n f p e f 1 0 r c n er*
Wicfcn. ©S finbet bort ein niifelidx'r ©rfahrungsauStaufd) ftatl,
V) 3eitfd)i*ift für WohiumgSwcfeii in 3«iUcni, ’^g. XV Ar. 12.
415
Soaiale ^rajiS unbÄrchiP für BolfSttJohlfaljrt — 1918 — XXVII. 3h. 27.
4tä
unb eS bilben fid> einheitliche ©runbfäße für bic $anbf)abtmg
bcr SöohnungSaitrficht beraub.
ftönncni bic © cmeinbcn a- St. aud) beim beften Sötllen
aus Mangel an ArbeitSfräften unb föohftoffen nid>t Diel bireft
aut* &örberung beS SReubaueS Don ftdeinjoohnungen tun, fo
fönnen fte bod) burd) eine ganje ^tethe non ^Maßnahmen babin
loirfen, bic Spannungen unb Rrifen auf bein 53 ait- unb
V&ohnungSmarft au milbern.
VI lö rühmliche« Bcifpiel tuirb bic (Stabt fiubtoigöbafen
beruorgebobCn. Die Stabt bat Eelb für amcitfteßige £t)pothefen
bereitgeftcllt unb bamit aud) bereite 58 Antuefen belieben, ferner
tourben Baupläne au günftigen 3in gs uub DilguugSbebingungen ab=
gegeben; .^auSbcfiber, bie größere Söoljnungen au Äleimoohnungen
umbauten aber uugefuitbe unb ungeeignete Vöobuungen fanieren
mailten, erhielten gleichfalls billige Marleben. — $n ßubttugSljafen
fomabl toie auch in anberen baperifchen Stabten bilben bie 311m
Dcil recht erbeblidjen 9A i e t £ 3 u f dj ü f f e einen nächtigen Deil ber
geineinblid)en VBohnungSfürforge. So bat 3. B. München im
Sabre 1914 monatlich 32 000 A, 1915 monatlich 135 000 A unb 1916
monatlich 270 000 A für SJtieiaufchüfie aufgetoanM. Nürnberg
bat außer ben regelmäßigen AlictSaufchüjJeu bereits 660 000 A aur
tSrlebigung beftebenber AtietSriirfftcmbe aufgemanbt. — S n &*£ ä'ätig*
feitSgebiet ber QJcmcinben fällt auch oie Errichtung bcr SKietS-
e i n i g u n g 3 ä m t e r auf ©runb ber BunbeSratSperorbnungen 00m
15. Deacmbcr 1914 unb 26. $uli 1917 . $ie Baperifche Regierung bot
in ihren ÄuSführungSbeftimmungen nicht nur bie Eemeinbeti mit
mehr als 10 000 Eimoobnern aur Errichtung folcber Ämter ber*
pflichtet, fonbern aud) Heinere ©emeinben, in benen gefpannte 2Bob=
nungSPerijältniffe berrfeben.
Übet* bie 2 B 0 h n 11 it g S b e f d) 0 f f u n g b u r d) VI r *
beitgeber fann leiber, 0011 mentgen rühmlichen Ausnahmen
abgefchen, fo gut mie nichts berichtet toerben. ES heißt in bem
Bericht, baß „bie mit .©eereSanfträgen bebad>ten Unternehmer
bcr orbnungSgcmäßen Unterbringung bei non ihnen anfamnten«
gerufenen Arbcitermajfen nicht jene giirforge gefd>enFt hoben,
bie im Snterefje ber ©emeinbe mie aunt Wohlc ber Arbeiter
unb ihrer Samilie notmeubig gemefen märe".
$ic g e m e i n n ii ß i g e n 53 a n 0 e r e i n i g u n g e n
BatjernS, bie gerabe in ben lebten fahren Pot* ftricgSauSbrudi
einen ftarfen Auffd)U)ung genommen hatten, fonnten amar nicht
Diel Neubauten enteilen, fonbern hödtftenS bie angefangenen
Bauten Pollenben, aber fie haben bie mirtfdxiftlid)cn Erbitte¬
rungen beS Krieges roenigftenS gut iiberftanben. Die mid)tigfte
$ilfe boten hierbei bie Baperifdjen ßanbeSfultur-Dtenten-
anftalt fomie bie SanbeSPcrfichcnrngSanftaltcn als DarlcßnS-
geber bcr ^ppothefen, bie in bc3ug ctuf bie Bio^aohlungen unb
bie DilgimgSfäße Piel Entgegentommen aeigten.
Alles in allem geminnt man aus ber baperifd>en Denffcßrift
ben Einbrucf, baß banf ber Vlufmerffamfeit, bic Pon allen
Seiten ber Wohnungsfrage geaollt mirb, unb banf ber SDtafp
nungen unb Anregungen, bie Pon feiten beS 3 <mtmto|numgS-
infpeftarS ftänbig an bie ©emeinbePenualtungen < 3 s fce-
rufenften Präger unb Sörberer ber praftifchen SWaßnjahmen er¬
gehen, bie Erteilung Pon JHcimuobnungen nad) bem Kriege
fomeit mie möglich Porhereitet ift.
Die3eitfchrift ,,$o?ialc Vvarie. unb 3U*rfytv für yolh^wotylfaljrt“ ift burd) aße Budjhanblungen unb Boftämter (BoftaeitungSnummer 7137) au beziehen.
Einzelnummer 35 ^3f. Der AnaeigenpreiS ift 45 Bf- für bic oiergefpaltene ^etitacile.
XJerlag oon (Buflao Jifcfyer In 3ena.
Stfflimmietten wi ftisfdiiij.
Betrachtungen oora äratlühen, juriftifd)en
unb ethifd)en Stanbpunft.
Bon
JJcof. 9 t. meö. man Slefd), unb Dt. jut. Cuäroig Betfyeimet,
Jraurnarjt R«d>t»amoalt in Jranffnrt a. Ht.
(VII, 82 S. gr. 8°.) 1903. Drei»: 2 Ularf.
----^
=|^
Jcrd. OuinmUc» ücrlag, ßctün 6Ü)6$
3 m 2lpril erfdjeint:
tapebutf) tajMttorotrfidieriino wia
30. 3 obrg.
33on ^öhe-0d)indler.' - 3 ^dnbe.
JJorpcrf aufSpreiS, gültig bis 1. 3Hai b. 3-, 2?tarf 15.-
feil 29 3<»brcn crfd?etnenbe unb tpeiiperbreitrte 3ot>rbu<p ber atrbetter-
Dcrfid)erung pon ©6ijc»(5dbinblcr entfprl<pf einem 2)ebürfnltf bei ben
mit ber ©urd?fübrung ber Jtfrbelterperfi^erung befaßten :0erfi<perung4bel)tfrben
unb 23erfid)erungrftrdgem.
©er prdfibenf bed ^eltpdperfitperungrfamtrf.
(L. S.) »erlin, 17. 3anuar 1918. (gej.) Dr. Äaufmann.
iö e v I a 9 »oit ® u ft o o gif ^ et iit 3«“«-
2)te fonftituttoneUe ^obrif. «on ^einri^ gfteefe. 1909 .
gäreiS: 1 3KarI 50 Sßf-, ßc 6 . 2 3Ratl 50 <ßf-
Snbalt: A VluS bemXJcrfaffunaSlcben. 1. ®icEinführung V.iJaS
^abrifparlament 3. S5ieVSaf)ler 4. 5)er Sarifocrtrag. 5. Der Äcbtftunbentag.
6 Die Berufung gegen ©trafen. — B. Der Erfolg ber ©elbftoerioaltung.
1 . Die UnterfiübungSfaffe 2. Die ©ittoen- unb VUterpenfionen. 3. Die jinS*
lofeti Darlehen. 4. Die ^abriffparfaffe. 5 Die SBeibnacbtSfparfaffe. 6 Die
gemeinfcbafllitbe geueroerfitherung. 7 Die Samariter —C. Die Erziehung
jum Mitarbeiter. 1. Die ©eminnbeteiligung bcr Beamten. 2. Die ©eroinn-
beteiligung ber Arbeiter 3. Die Ergebniffe 4 Die SBerbefferungSpräniien.
5 DienftauSacidhnunaen — D.ErhoIuttg uub ©ergniigen. 1 . Die Erholung«»
räume 2 . Der ßuifengarten. 3. Der ©ommemrlaub. 4. Die gabrirbüchcrei.
5. Der gemeinf(haftli(hc »iereinrauf. 6 . Die gcftlic^feitcn. — E ©d)lufjmort.
— F. Vlnhaitg (ttberfichten unb Vlu«jüge)
Kein thcorctilrtjrö, ein pvaUiftheS ®u<t>. Sireefe hat bereite anögeführt, nmo
nnbere empfehlen. Ein hortjbcbctitfamcö Volumen! lätiger Eoiialpolitit unb ein
hanbgreiflither Äortfrt»ritl bed (frbeitenrethlS ift hier niebergelegt.
Der freie SBerfoertrag unb feine (Gegner, seo«
0elnri* Sfrccfe. (IV, 57 ©. H. 8») 1913. ißtei«: 80 (ßf.,
ßcD. 1 SKarr 50 ißf.
Der befannte berliner Vlrbeitgeber, bcr in feiner fonftitutionellcn Jvabrif
brauchbare, neue s Bege praftifcher ©oaialpolitif gegangen ift, hat un« öiel öon
bem Äampf $u erjählcn, in ben er eben baburd) ocrmicfelt morben ift. 2 öenn
er früher glaubte, baß er mit feilten herDorragenben foaialpolitif^enEinrichtungen
auch bei oer ©ojialbemüfratie Vlncrfennung finbeu mürbe, fo hat er fid) barin
bitter getäuffht gefehen. Über ba«, roa« gegenüber feiner tätigen Arbeiter»
fiirforge ihm oon biefer ©eite gcfchehen ift, berichtet bie dorliegenbe Schrift
in höchft intereffanter Söcife. Sie ift baher ein roertoolle« Dofument für bic
Beurteilung ber foaialen Äämpfe unferer Dage.
'Die Heimarbeit. 2 )a« jüngftc Problem beb Slrbeitcrfttjugeb.
Bon Dr. Stäthe ©aebcl. 3Kit einem ©eleittüort Pon ^rofeffor
Dr. A. VBilbranbt. (VIII, 246 S. gr. 8°.) 1913. ^retS: 7 SRarf.
Die ftilfe. 3lv. 33, ü. 14.2luguft 1913:
Die Vlrbeit ift als mertooüeS 9tacf)fchlagcbud) für iebeit 311 teimaeidjneu,
ber fid) über bie ^mge ber Heimarbeit oon ber ©eite ber fojialei^ loirtfchaftS»
politifchen uub gcfeblichen Orbnung, über ihre ^ortbilbungSinöglichfeit, bie
Vlotmenbigfeit unb 3 u flünbigfeitSformcn bcr einfchlägigeu ©efepgebung mie
auch ber freimilligcn Bereinbantngen (Darifgemcinfchaften, Darifoerträge) in
ebeitfo anregenber mie fnapper unb erfchöpfenber Steife unterrichten miß.
©ie befchränft fich nicht auf beutfdje Berhältniffe, fonbeni gibt eine auf meit»
fcpichtigem unb cingehenbem Material aufgebaute, grünblich burchbadjte Dar*
ftellung ber bezüglichen Bcrhältniffe ln 2lu|tralien, Englanb, £>fterreid),
reid), Belgien unb Deutfchlaub.
Eoncorbia. XX. 3ahr0v Vir. 19, o. 1. Oftober 1913:
Die Ausführungen ber Berfafferin finb feljr beachtenSmcrt, namentlich ba
fie fleh auf eingehenoe ©tubien unb Erfahrungen flüfccu, unb merben auch b*d
bem meiteren Ausbau beS beutfd)en HauSarbeitergefepeS oon Aufeen fein.
Eorrefponbenj-Blatt b. freien ®emerff(haften. Ar 6,0 28. 3uni 1913:
Ohne unS mit allen Ausführungen ber Berfafferin einoerftanben *u
erflären, mödjtcn mir baS Bud) hoch aßen Sntereffenten empfehlen. ES ift
eine grünbliche unb oerftänbniSooße llnterfuthung biefer »frage unb mirb in
bem für Deutfchlaub noch in AuSfidjt ftehenben Stampf um bie ftaatlichen ßofjn-
ämter gute Dienfte leiften fönnen.
Die Äonjunftur. Heft 35, 0 29. Alai 1913.
DaS Buch enthält eine Unmenge roertooller Beobachtungen unb Quellen¬
mäßiger Belege. STOit ber miffenfdjafilichen ( 9 rünblirf)feit oerbinbet bie Berfafferin
eine angenehme gorm bcr Darfteflung.
Berantmortlich für bie©cbrlftlettuiiö:Dr.ßubmtgH«hbe,Berlin-Etunemalb. — Bering: Ouftab Qfif cper,3eita. — Ecbrucft hei3uIiuS@111eufeIb.Hofbucöbruder., BerlinW.8
W* 5)tefer Aummer ift ein ^3rofpeft Pon 9t. Boiatlänber in eip 3 ig, betreffenb f> ^o ^man n » ffofrenoSpe, Ein EieichniS M f Detgefilgt.
VÖir empfehlen bie Beilage geneigter ©eadjtung.
Oeit 11. Jl|rrU 1918.
Stummnr 28.
$}xfxxx&
t»i0
A
gUrctjttr für
®rrdjehtt an febem Donnmtag.
S^rtftUiinngs
ferlte W», |l«U(Kt«rf)lr. 29/30
^trnfprtdjrri Hmt töollfnbötf 9809.
fnauügfbtr:
Jlrof. Dr. <$. |ran&e mti> JJrof. Dr. p. Stmiturmanti.
Blerttpijrlt« 4 JKactu
«erlagt
©lipirn geitcr,
Sfemfprrdjer 53.
öao neue 0euffd?fant> unb bie ©ojiaCreform.
Erflärung ber <5efettfd)aff für (Sostafe Reform.
2>er Krieg bat in Selb unb Heimat ein mannhaftes Voll
gefunben. Von natürlicher VaterlanbSliebe befeelt unb bem
Staate banf feiner jabraebntelangen ©oaialpolitif innerlich ber-
J6unben, buben bie Vtiliicnen beutfcfecr Sir,beitet unb Angeftcll-
ten, gefdfeult in ber Sucht ihrer VerufSbereine, HerborragenbeS
gcleiftei,_ fidf aufs glänaenbfte bemäbrt. $ieS ohne Vetfleinc-
rung beffeU/ maS anbere ©tänbe gdeiftet unb gelitten buben,
anauerfennen, gebieten ^anlbarfeit unb ©eredjtigfeit um fo
mehr, als bie Arbeitnefemerfd)aft ben aerftörenben Einflüffen
beS Krieges ohne mirtfchaftlicfeen Stiidbalt aitSgefefet unb batum
bon ber Stot mit am bärteften betroffen mar. 9tidjt
aber mit SBorten au bauten, fonbern tatkräftig bie Sai¬
gerungen aus bei* neuen Sage au sieben, ift bie Aufgabe einer
geftaltungSfreubigen, bie 3eid)en ber Qext berftefeenben ©taatS-
politif, fofern biefe ben Anfprud) erbebt, bie 2ftadjt beS 9teidf)e^
in ben ©ienft f i 111 ich er ©e'banfen au fteHen unb ben
VHüen aum freubigen SDienft für baS SBobl beS VoIfS unb
©taatS in allen ©dbiefeten ber Vebölferung lebenbig au erbalten.
2)aS mirb nad) bem Kriege um fo notmenbiger fein, als bie
lange 3eit beS Kampfes unb ber Scot itnameifelbaft berberbenb
auf baS StedjtS» unb ©ittlidfefeitSgefübl Leiter Volfsfreife ge¬
rn irft unb einem ungeahnten SWafee non Ausbeutung unb
©treben nach mübelofer Vereidjerung Salbung berfebafft but,
fo bah baS fittlicbe Empfinbcn ber befifelofen Vtaffe beS VoIfeS
beriefet unb feine ©taatsfreubigfeit bernichtet au merbem brobt.
Su biefer Sage erbeben mir, sugleicb geftüfet auf ben mili-
tärifeben ©ieg beS bau! ber bisherigen ©oaialpolitif erftarften
beutfcljen VolfeS, aufs neue unfere ©timme für bie alten $beale
ber ©oaialreform: für Stecht unb Eteredjtigfeit, für ben ©djufe
ber ©djmachen, für bie Anteilnahme beS ganaen VolfeS an bem
©egen beutfdjer Kultur unb ftellen für bie Sortfübrung ber
©oaialreform folgenbe Sorberungen:
£)ie Etnglieberung beS Arbeiter- unb
An ge ft eilten ft anbeS in ben ftaatlidjen Neu¬
bau, tote er aus bem SBeltfrieg berborgeben foü, ift nur auf
bem SBege ber bollen tatfädjlicfeen Ancrfennung feiner mirt«
fdjaftlicben, foaialen unb politifdfeen ©leidjberedjtigung
unb bitrcb bie ®eranaiebung feiner örganifa«
t i o n c n aur -Dtitmirfung auf allen ©ebieten beS SBirifdbaftS-
unb Kulturlebens au erreichen, ©ie muh bödjfteS 3iel ftaatS-
pofitiber ^nnenpolitif fein. 2)ie ©leicbberechtigung
bat ihren AuSbrucf in ber Anerfennung ber 93erufS-
0 e r e i n e ber Arbeiter unb AngefteHten burefe ©efefe unb
SSertualtung, inSbefonbere burefe ©idberung unb Ausbau beS
Koalitionsrechts unb burch bie ©efeaffung bon ArbeitS-
fammern mit SBäfelbarfeit bcr OrganifationSbertreter, au
fiuben. 2>ie ^eranaiebung ber Arbeiter aur Sftitarbeit an ben
öffentlichen Aufgaben mu§ unter Söerücffichtigung bcr bemäbr-
ten SöerufSbereine erfolgen, hierbei buben bieienigen Ar-
beiterorganifationen, meldje bon Arbeitgebern ober mit ihrer
fiilfef ins Seben gerufen finb, bon ihnen erhalten unb unter-
ftiifet merben, ihre Vertretung in baritätifdb aufamntengefefeten
Körperfchaften auf feiten ber Arbeitgeber au fliehen.
Jpanb in ®anb mit ber Erneuerung ber fftechtSgrunblagc
beS KoalitionSmefenS, burch bie bie im ©efefe bereits aner-
fannte ^editSgleichbeit ber Arbeitgeber- unb -nebmerberbänbe
ber 93ermirfli(hung näher gebracht mirb, muh ein ©d)ufe bcr @e-
famtbeit bor ben Solgcn ber Kämpfe auf mirtfdbuftlichem Ge¬
biet gefchaffen merben. ©treifS unb AuSfberrungen
gefäbrben ohnehin ben SBiebcraufbau beS SßirtfchaftSlebenS unb
bie SBettbemerbSfäbigfeit mit bem AuSlanb aufs fchmerfte. 3u
ihrer Vermeibung ift bie beiberfeitige VerbanblungSbereitfchaft
burch Ausbau beS geloerblichen EinigungSmefen S(Vei-
bebaltung obligatorifcher Arbeiter- unb AngefteütcnauSfcfeüffe,
Umgeftaltung ber ©d)Iid)tungSauSfchüffe beS £>iifSbienftgcfefeeS
entfbrechenb ber mieberbergeftellten Sreiaügigfeit, VeicfeSeini-
gungSamt) fidberauftellen. Söir fotbern grunbfäfelich ben Slb-
fchlufe bon iarifberträgen unb eine gefefelidbe ©rnnblage für
biefe SEarifberträge.
2)aS fittliche Empfinben beS VoIfeS mürbe fd>mereu
©d)aben leiben, menn bie 2)anfeSpflicht gegenüber ben
KriegSbefchäbigten unb -binterbliebenen
bernad&Iäffigt mürbe, ©ie bor ArbeitSIofigfeit unb ihren Sul-
gen au fdjüfeen, für ihre tunlidbfte SBiebercinfteHung in ben
alten betrieb au forgen, ihre Stenten aufaubeffern unb unter
foaialen ©efidjtspunften au bemeffen, fomie einen georbneten
Sted)tsmeg für baS Stentenberfahren au fd)affen, ift eine bring*
lid)e, bielleicht bie bringlidjfte Sorberung, daneben gilt eS,
nach ber SDemobilifierung ben beimfebrenben KriegS-
teilnebuiern bafeinsmürbige SebenSbebingungen au
fd)affen. Einer etmaigen ErmerbSlofigfeit ift burd) Erftettung
probuftiber Arbeit, burch ben meiteren SluSbau beS öffentlichen
paritatifchen ArbeitSnadfemeismefenS unb bie tat-
fächliche ©idjerung ber 3ufamrnenarbeit aller nidjtgemerbS-
mäfeigen ArbeitSnachmeife boraubeugen: ErmerbSIofen-
Unterftüfeung unb KrebitbiIf e hoben ergänaenb ein«
augreifen, um Vcrfd)ulbung unb Verbitterung btutanaubalten.
Von ben Arbeitgebern muh eine ben fortbeftebenben
^EeuerungSberhältniffen angemeffene ßobnpolitif er-
martet merben, notfalls ift biefe burd) red)tSberbinblidje 3Ptin*
beftfäfee inSbefonbere für bie Heimarbeit au eramingen. 2)er
3uaug a u S I ä n b i f db e r A r b e i t e r für bie bcutfdbe Öu*
buftrie bebarf einer Sohn- unb Kulturbrucf oerbiitenben Re¬
gelung, unter SUtitmirfung ber beteiligten Organifationen, ba«
mit bie ©taatS- unb ArbettSfreubigleit beS ArbeiterftanbeS er¬
halten unb gemehrt mirb. SDie Arbeit smeife muh intenfio
410
420
Soziale BrnsiS unb^rd)io für VoIföluoljlfafjrt - - 1918 — XXVII. 92r. 28.
fein, ohne burd) eine befiunungSIofe fiaft förbernbeS SlrbeitStei*
lungS» ober ©ntlohnungSfpftem Raubbau cm SIrbeitSFraft unb
Lebensfmibc beS SIrbeiterS ober Slugefteilten su treiben. Xer
auf iirieg» 3 eit befeitigte 21 r b e i t e r f d) n p ift natürlich aB»
halb mieber hersufteüen. Über ihn hinaus fpredjen aber 3 min*
genbe ©ritnbe fiir eine aielbemuhte BeoÖIFerungSpolt«
t i f. 2 öie meit man im einseinen fogleid) mirb geben fönnen,
ba§ mirb t>on bem ©tanbe bcS SBteberanfbaueS ber 2Birtfd)oft
mit abbangen müffen, mobei jebodj nie Pergcffen merben barf,
2IuSgaben für bic BetJolFerungspoIitif aB bcftmöglichc $api»
taBanlage nnb nod) bem 2Iberlah biefeS Krieges als eine ein*
facbe Lebensfrage unferer Nation ansufeben. ©in Volf, baS bie
ungebenerften 2luSgaben fiir feine Verteibigung aufgebracht
bat, mnf 3 auch für feine fernere ©elbfterhaltung anSreid)enbe
Mittel befdjaffen. XieS gilt gans befonbcrS Pon ber 2Ö 0 b e
n u n g S e r ft e 11 u n g auS.öffentlidjen Mitteln, ber bie Reform
beS £>t)pothefen«BanFgefepeS unb eine grohjügige länblidje unb
Ijalblänbliche ©iebelungSpolitif an bie ©eite au treten hoben.
©ine* Sortentmitflung Pon 2Irbeiterfdbup unb «Perfichentng
batte inSbefonbere ben ©d)up ber Stauen unb ÖnQenblidjen 311
oermebren. ber .ftranfcnPcrficherung märe bie 2ööd)«
nerinnenbilfe getuäh ber SfteidjSmodjenhilfe unter ^cransiebung
öffentlicher Mittel auSaugeftalten; bie £>auSgemerbetreibeitben
mären allgemein in üratiFen« unb QnPalibcnPerfidjerung reidbS»
gefcplirf) einsubesieben. Xie £ranFcnPerfidjerung märe obliga«
torifd) auf bie gamilienangehörigen auSaubehnen, bie ©in»
FommenSgrense tn ber ©osialPerficherung 31 t erhöben, JJür bie
BeFämpfung ber VolFSfcud)cn unb £TricgSfoIgen mären ben
Prägern ber ©osialPcrfidierung Mittel beS Reiches unb Staates
in auSrcid)enbem Wahc sur Verfügung 31 t ftellen. BePölFernngS« |
politifdic ©tebanfen muffen and) in ben Stagen ber Sonntags*
ruhe, ber Nachtarbeit, ber gefunbheitSfchäblid)en unb be»
fdjmcrlidben betriebe, beS $auSarbeiterfd)upe3 unb bei äöiir»
bigung ber ©onbermiinfehe ber BnPatangefteHten unb Unter»
beamten mehr unb mehr bie £)berl)anb gemiunen. 9Fid)t
minber müffen ©teuer- unb ©rnäbrungSpolitif auf biefen
©JefichtSpunFt eingeftetlt merben, bie erftere, inbem fie ben
®inbcrreid)tum begiinftigt, bie Icptere, inbem fie für alle 3 u»
Funft bie 2Bieberl)olung einer ernften ©*efäf)rbung beS 9fad>*
muchfeS burd) inangelube ©rnähruugSoorforge unmöglich
macht. SnSbefonbere finfc auf biefent ©Gebiete 31 t oerlaugcn:
bie Sömerung ber lanbmirtfchaftlichen (Mtererscngung, 3 U»
mal burd) länblidje Sortbilbung unb burd) fokale $ebung
bcS Lanbarbeiter» unb ©BfinbeftanbeS, meitfichtige Vorrats»
politif, Sicherung ber rechtlichen ©tellung ber $onfumPereine,
fosiale ©HitertarifSpolitif. 3utn Söieberaufbau beS VoIFS-
FörperS gehören inbeffen auch bie SortentmicFlung eines guten
VolFS» unb SortbilbungSfchuImefenS in ©tabt unb
Laub unb Wahnahmett, bie über bic ©djranfen beS BefipeS
hinaus ben 2Iuffticg ber begabten in anbere Berufs*
fdjichten nad) Stfafegabe ihrer befonberen Säpigfeiten er¬
möglichen.
XiefcS Programm 31 t Permirflidjen, mirb 3eit unb ©Selb
Foftcn. deiner feiner BunFte aber Pertragt auf bie Xauer
Sluffchub, ohne bah utifer VolF barunter ©d)abcn litte. Wancpe
BebcnFcn Fönnen übermunben merben, menn beim SriebenS-
fdblufe unb in fpäteren ©taatSDerttägen fBertragSFIaufelu
ein SJHnbeftmah oon ©osialpolitiF international feft-
legen unb fo bie SBettbemerbSfäbigFcit 2:eutfd)lanbS auf bem
2IuSlanbSmarFtc Perbeffern.
ÖefeUfcböft für @osiafe Reform.
(acj.) 6füd«fmini(ler !0r. 3fr^r. 9 . 33er(epfdj, (ge*.) profeffor Or. <S. 3ratufe,
^orfl^enber. fledo. 3)or|I^enber.
Da# neue ®eutf^Ianb unb bie
(Sojinlreform. örflnrung ber
©efelli^aft für (©ojiale Stefomt. 417
9(rDeitdrec^t an .vodjfdjnlen.
i?on Dr. .S> e i n 3 0 t H) 0 f,
TOnrfjcn.419
©efcBf^dfl für 0 O 3 iaIe {Hcform.
^internationale Vereinigung für
gefeftlidjen Vrbeiterfc^nfe . . . 422
Crtöflruppc ,'onnnoüer ber ®c)cHIc^nft
für Soziale Siefoun.
Tic Oriögruppe ©erliu ber (Sefetl*
fc^aft für Soziale 'JNform.
cnOgcmeiiie Zo&ialpolitit .... 422
Tie 2öirif(f)rtfiö* unb So^inlpolitif
und) bem Kriege
T:e©tellimg ber Ctteuu‘rlfd)aflcn jur
^©ommeräeil".
Tte reic^dgefc^lic^e Regelung be§
©efinbcrec^lS.
iffirforge ffir Hrleg#fiefcf»abigte nnb
^ebnfe^renbe Urieger.424
Tcr93unbberSriegSbcft^äbig«
ten unb .<lricgSteiIuef)mcr.
Coaiale guft&nbt .427
Tic@in« unb 2tu§ti)anberung$*
frage nad] bem Kriege.
<Benoffenf(^aft#niefen .428
Tie w ^3robuftion" im britleu Mrieg^»
ja^r.
Qtolfdgefunbljeit. 42 s
Tie fta a tlid)e ^ 0 1) (f a 1) r 13 f 1 e g e
in ®ad)fcn.
©in '41ufmf jur ©iUIidjfeiiofrage.
2tI)bni(I fämtltd)er Slufföfjc ift Beituiigen unb Seitfc^riften geftattet, Jebod^ nur
mit DoÜer Quellenangabe.
^rljfitsrfdjt an iorijftijMlcn.
ÄrÜe oor bunbert oäbrett in ben Briten größter Not, fo ift
and) jobt mieber bie ©rridftung oon . < pod))dmIen ein SWittel
Xeiitfchlaiib^ nid)t nur 31 t politifcheu fielen (©ent, 2 Barfd)mt
nad) bim ^orbilbe tum ©trafjburg), fonbern aud) sur Vorbe¬
reitung fiir bie Sfufgabcn ber fiinftigen SriebcuSseit. TaS
mag uitS grunbfählid) bod) erfreuen aB ein Brichcti beittfdier
Airajt, beutfder (^eiftccdultur, als befte ^Überlegung bec> feinb-
lidicn OierebeS oon Barbarentum, Materialismus unb 3IFili»
tarBiuus. 21 ber bei ber hoben Balil Pott beftebenbett Ititiner-
fitaten unb 2 (fabemien aller 2 Irt, bei bem iibermähigen $iu*
ftreben aller Mreife nad) „afabeutifdier Vtlbttng", bei bem
madifcnbeu aKiftbrandbc ber Sötlbungsfcbeittc unb Prüfungen
3111 * 2Ibfd)liehung ber Berufe, 3111 * .Vtlaffcntcilung bes VoIFeS,
folltcn mir uns bariiber Flat* fein, bah neue 2lnftalten nur bann
einen ©egen ftiften Fönnen, menn fie Por ben beftebenben etmaS
PorauS haben: entmeber etn neues Lcbrgebict ober eine neue
©kfinnnng. Unb man folltc beibem gegenüber fid) fragen, ob
nid)t eine Söanblung unb ©rmeiterung ber beftebenben $od)=
fd)ulen notmertbiger unb mirffamer ift als bie ©5riinbnng einer
neuen.
©ah ber Lehrplan ber Unioerfitätcn Lüden enthält, bah
fie nid)t mehr ganj aB universitates literaCum au 3 ufpred)em
finb, ift oft betont morben. XaS liegt nid)t nur an beut SBacbfcn
beS 2BiffcnSftoffeS, fonbern noch mehr an ber immer ftärferen
^inmenbung Pon ber reinen pflege ber VMffenfcbaft sur Vor»
bilbnttg Pon Beamten. Xic ®od)fd)iifcn merben praftifd)cr,
nid)t nur bic jüngeren Xedjttifchen unb ®anbclSbod)fd)uIen,
fonbern and) bie älteren UniPerfitäten. Umfo erftaunlicber ift
es, bah nod) immer nid}t baS 2FrbeitSred)t ben gebübrenben
Vlah in bett Lehrplänen erhält, obgleid) es nid)t nur ber $cd)tS-
miffenfebaft bie allcrmid)tigften unb intcrcffantcftcn 2 lufgaben
fteilt, fonbern and) Pon einer unmittelbaren praFtifdten Ve«
bentung ift, bie faunt hoch genug Peranfchlagt merben fann.
Uttfere gattsc tcd)nifd)e unb mirtfebaftliehe Üultur beruht
auf bem 2IrbeitSPerbältniS; Fein ©titef nuferes Verbrauches,
beffen ^erfteHung unb Übermittelung nicht mit bunberten,
mcift mit jebntaufenben Poti 2IrheitSperträgen 3 ufanimcnl)ängt.
Xcr XienftPertrag ift bic ©liftensgrnnbiage für bie grohe
Mehrheit unferes VolfeS. Schon 1907 sähltcn mir IG Millionen
Arbeiter, 2 Millionen VriPatangeftelltc, 2 9}itIliouen Beamte,
mit ben Singehörigen 40 Millionen äftenfdten, bic in 2lb*
tängigFeit Pom Lohne leben — unb leben müffen; beim ba alle
Lcbcrtsbebingungeu (anher ber Luft) burd) baS Bei^ot 5
cigentum Pcrfperrt finb, bleibt bemjenigen, ber nicht über ein
Ttiicf Boben ober feine ©rseugniffc ober über Xaufdunittel
Perfiigt, Feine anbere ©rifteii 3 möglid)Feit als bic SIrbeit im
Xienfte eines Befipenben.
©S gibt bahn* feine Jyrogc Pon foldier fosialmirtfdiaftlidien
Bcbeutnng als bie, bah bie Waffen ber Befiplofcn eine ge«
421
422
(Soziale SßrajiS unb Slrdjio für VolfSmpljlfabrt — 1918 — XXVII. Dr. 28
eignete 3lrbeitsftätte mit angemeffenen SlrbeitSbebingungen
finben; bafj bie 2lbhängigFeit, in bie fie fid) bomil begeben,
niefjt 31 t einer Schäbigung- ber einseinen nnb ber ©efamtöeit
(Daubbait an ber SlrbeitSfraft), nicht 31 t einer föefdpieibitng ber
PcrfaffungSntäfcigen Bürger rechte führt. Tiefe Aufgabe wirb
naef) bent grieben nod) gewaltiger fein als bisher, benn bie
Aon 3 entration ber betriebe nnb beS AapitalcS Wirb Wachfcu,
bie Qa!)I ber auf ein SlrbeitSoerpältniS DngeWtefenen non
40 auf 50 Millionen fteigen; bie Unterbringung ber Millionen
non föeereSangehörigcn unb AriegSbefchäbigten eine ebenfo
fd)Wierige wie Perantwortlicbc s $flid)t ber C^efamttjeit fein.
8 mn Söieberanfbau feiner SBirtfdjaft bebarf Teittfd)lanb ber
Dnfpannnng aller Kräfte sur <§öd)ftletftung, einer weitgeben-
beu Dationalificnmg ber betriebe, — aber and) einer 00 IFS-
Wirtfchaftlid) rationellen SluSnupung ber 2lrbeitSFräfte, Wenn
nid)t ber wirtfcbaftlicpe ©rfap auf Soften ber föcoölFcntngS-
;,nFunft geben foll.
$icr liegen gorfdmngSgebietc fiir bie oerfd)iebenfteit
3Biffcnfdjaften, beren Vernad;läjfigung nnbegreiflid) ift, für
bie 3uFunft aber imoerantwortlirf) fein würbe*). 2lnt bring-
lüpften finb bie gorbentngen an bie Ded)tswiffenfd)aft unb bie
DecbtSprariS. Tenn b^r fehlt eS nod) beinahe oh ben CSvutib-
lagen. Tie DnFniipfitng an baS römifebe Ded)t bat baan ge¬
führt, baft wir eine grmtbfäplicbe Degelung beS 2lrbettSred)tes
bureb ®efep nod) nid)t haben. ÜBir wenbeu heute nod) bie
Regeln beS 3ad)cnred)tes' auf ben Tienftoertrag 3 Wifd>en 3 Wei
Staatsbürgern an, als ob es fid) um bas alte SflaPcnoerbältniS
banbeite. Tie Teilung in öffentliches» nnb prioateS Siecht, in
bie Tifsiplinen nad) ben ©efepbiiebern, hat nufere Ded)tsfaFul-
täten gehinbert, bie ©inbeitlid)feit beS neuen StedjtSgebieteS 311
erfennen unb 311 bearbeiten. So Fommt es, bah bie gefeplicpe
Regelung beS Widitigfteu Ded)tsgefd)äfteS Pöllig unsulänglirf),
liicfenhaft, verworren ift. Deben beut flehen fünf 3teid)S-
gefepe unb Titpertbe non LanbeSgefepett mit bnnberten non
Spe 3 iaInorfd>riften, bie in finnlofer Söcife Ooneittanber ab-
Weichen, fich Wiberfprcdjen. So fommt es, bah an feiner
Uninerfität Vorlegungen über baS Wcfamtgebiet bes Tienft-
nertragSred)tcS 311 m Lehrplan gehören; bah unfere fiinftigen
dichter, Staats- ober Decptsanwältc unb VerWaltungSbcamten
in allen möglichen Tifsiplinen geprüft werben, nur nicht in ber
wid)tigften, Welche bie LebenSbebingungen für brei Viertel beS
VolFeS behanbelt. ^0 fommt eS, bah Technifcpe unb £anbelS-
hochfchulen non ber älteren Scpwcfter alle möglid)en iitriftifd>en
Vorlefntigen übernommen, nur nicht bie bort fehlenbe wid)tigfte
evgän 3 t haben, obgleich bod) ber Ted)nifer unb Kaufmann
feinen Schritt im Leben tun fann, ohne auf sahllofe Slrbeits-
nerträge unb fragen beS TienftnerhältniffeS 311 flohen. So
fommt eS aber and), bah bie 9led)tfpred}ung auf feinem (Gebiete
fo nerfagt hat Wie im 3lrbeitSred)te; was nicht mehr bewiefen
31 t Werben braucht, ba bie ©rrid)titug ber (bewerbe* unb Aauf-
mannsgerid)tc ber beutlichfte beweis ift.
Tah ber gegenwärtige 3 uftanb nod) lange beftchen bleiben
fann, ift ausgefchloffen. Turd) bie ^rariS ber 3lrbeits=
gerichte, burch bie Praxis beS SSirtfcpaftslebenS mit
LobnFäntpfen nnb Tarifoerträgen brängen 31 t niele Probleme
nad) einer Löfuitg. TaS alte Sd)ema ber WelegenbeitS-
gefepe als fafitiftifd)cr Spesialgefepe oon Sali 31 t Sud
fann auf bie Tauer nicht genügen. Ter Stuf na<h „bent Rechte,
baS mit unS geboren ift", Wirb immer lauter. 3£ir finb ein
Volf oon Lohnarbeitern im Oiroßbetriebe geworben. 2Bir be-
biirfeu eines einheitlichen, fostalen 2lrbeitSred)teS an Stelle
beS bisherigen Turdjeinanber oon fo^ialen glicFcit auf ein
inbioibualiftifd)eS Sachenrecht. W\v bebiirfen feiner um fo
bringenber, wenn bie politifche Deubilbiutg unfereS Vcr-
faffnngslebens wirffant werben foll; benn alle Rechte ber
arbeitenben klaffen flehen nur auf bem Rapiere, folange fie
nicht burd) wirtfd)aftlid)e 3P?ad)t ober burd) fosialeS Dcd)t ge s
fid)ert finb. Itnb Wir Fönttcn in ber Sufunft nid)t ertragen,
bah bie Parteien beS SBirtfchaftSlebenS ihre ©egenfäpc neben
bem Rechte, 3 U 111 >sd;aöen ber ÖJefamtheit gcWaltfam auS-
Fämpfen.
Tie Bewegung 3 U 111 bentfehen 2lrbcitsrecf)te ift im glitffc
nnb nid)t aufsubalten. Söenn bie Unioerfitäten unb ihnen
folgcnb bie Tecbnifcbcn unb ®anbeIsl)od)fchulen nid>t baS grohe
üBAjfensgcbiet in ben Vcreid) ihrer gorfdjung unb Lehre auf-
*1 DahcreS in meinen , 'Problemen beS DvbeitSvedtteS", ge na
nehmen, fo Werben fie ben neuen Slfabemien für Sosialwiffen-
fchaft, VerWaltungSmif}enftf)aft unb bergleid^cn ein Wid)tigeS
gelb überlaffen, baS biefen 3111 * Söliite Perhelfen Fann; fid) felbft
aber unb ber Sad)e werben fie fdiaben. Tenn wir brauchen
eine allgemeine Kenntnis beS plrbcitSredjtcS bei Suriften,
^olfswirten, TcdwiFem, .Slauflcuten ufw.*). Söir brauchen 001
allem aud) eine Tnrd)tranfung aller im SBirtfdxxftSleben
wirfenben Siihrcr mit bem fo 3 ialen (Erfennen, ©mpfinben uttö
SBollcn, baS ans ben Söebiirfniffcn unferer 3cit herauSWächll,
baS nirgenbS fo laut nnb cinbringlid) nad) Leben brängt, wie
int 9lrbeitSred)te; unb baS niemals fo nötig war wie gegen¬
wärtig, Wo ber 3Bud)ergeift im SßirtfdiaftSlcben ber Sciuiat alle
©rrungenfdjaften beS Slugitft 1914 unb ber €pferbereitfd)aft
an ber Srout 311 nichtc 31 t machen brol)t.
München. Dr. § ei 113 ^ottpof.
fUr $«fartn.
Intfrnationalf |lf wmigung für gtfttjliiljfn ^rbfUfrfdjuft.
Ortsgruppe $)annoPcr ber öefcUfdjaft für Soaialc fHefonn,
Unter gührung ber Herren Tirefitor Schiefenberg, beS Leiters
beS ftäbtifd>en .UriegSfürforgeamtcS, Pfarrer 2flaren, beS ^Bor-
fipenben beS Fatpolifchen 3lrbeiterPereinS, unb beS $Irbeiter-
fefretärS s 45abft Pott bett greien 0)ewerFfd)aften haben bie ber
^efellfchaft für Soaiale SHeform burd) ihre 3cntralen am-
gefdiloffenen SSerbättbe ber gewerblichen Arbeiter, Fauf-
ntaunifchen unb ted)nifd)cn Sfngeftcllten unter ^insutritt 30 hl*
reicher ßinaelperfoncrt ber Peilchiebettfteit s 43erufSftänbe unb
Dichtungen befd)loffen, eine Ortsgruppe 31 t begriiitbcn, um
ber SoaialpolitiF in ,<pannoPcr eine breite örunblagc nttb einen
feftcit $alt 31 t fchaffett. 2lnt 5. 9(pril fanb bie CMitbungS-
Pcrfammlung ftatt, in ber auf ßinlabitttg beS Porbereitenbcti
9lusftf)uffeS ber ftellPertretcnbe SSorfipenbc ber (#efcüfd)aft,
i'rof. Di\ ( 5 . grattefe, einen SBortrag hielt. Dcdjbeni er @ttt-
ftehuttg, Programm, Arbeit unb 3 ufammeitfepung ber (^efcll-
fchaft bargelegt hatte, ging er auf bie foaiatpolitifdie ©nt-
wicflung Währenb beS Krieges ein unb ftellte bann ein Pro¬
gramm ber gorberungen unb 3iele ber So 3 ialrefornt nad) bem
Kriege auf. 3ln bei* ^vaitb'bcS LeitfapeS „Teutfchlanb Wirb*
foaial fein, ober eS Wirb nicht fein" fcpilbertc er bie 2lufgaben
ber Soaialpolitif bei bent Deubau ber PolfSFraft, bent 31 ufbau
beS SBirtfdxiftSIebetxS, ber Deitorbnuttg in Staat, ©fefellfd)aft,
Kultur. Dichtfchnur werbe por allem bie 31nerfenttung unb
Turchführuttg ber Pollen @leid)bered)tigung ber arbeitenben
klaffen int öffentlichen Leben wie im 3frbeit*0ertrnge fein unb
ihre Mitarbeit auf allen (Gebieten. Tie aaplreich befuchte, Poit
TireFtor Schiefenberg mit einer Witfpradte begnihte unb ge¬
leitete SBerfammlung briiefte burd) lebhaften Peifall ihre 3 u-
ftintmung 311 ben 3lusführnngen beS DebncrS aus nnb ge¬
nehmigte bann bie ihr Porgelegte Sapung. Tie neue Orts¬
gruppe, bie allein in ben ihr angefd)loffctten Pereinen Weit
über 30 000 Sftitglieber 3 äl)It, wirb unoer 3 iiglid) ihre TätigFeit
beginnen.
Tie CrtöflruDpe Pcrltn ber PJefcllfcpaft für Soaiole Deform hat
fid) in ihrer Tätigfeit mäpretib bcs Krieges auch lueiterhin auf
Pefpred)ungeit ihres PorftanbeS mit fad)funbigen iDitgliebcrn unb
greunben ber ®efcllfd)aft für Soziale Deform („So;,iaIpolitifdie
X’lhenbe") Pefdjränft. gu ben iüionateu ganuar bie iViära fanben
Pefprcdjungen über folgenbc ©egenftänbe ftatt: „Tie ,3ufunit tes
C^emeiiifdiaftegciftee" 1 (ii nie i teilte TL orte: prüf. Dr. Pierfanbti,
„Oicmerffchaftlidje ©mmidlnngetenbcuaen" (Dr. L. dehbc), „gragen
ber grauenarbeit in ter ilbergangsmirtfdiaft" (Dr. Aäthe OJaebcli.
Tie Ortsgruppe hat in biefen Monaten. 2,3 neue Diitglicber ge-
monuen.
JUlgenifinc ^ajialpülitih.
2)it nfib Su.iinlpDlitif nadj bem ärienc nmtbo
in einem bemerFenswerteit SSortrag behanbelt, ben Staats-
mirtifter ön.tf Pon fßofabowsfp auf bem am 3. 3lpril in Tresben
abgchaltenen A i r d) l i d) - f 0 3 i a l e tt A 0 n g r e 6 hielt.
OUaf U. 'pofabolusfp ging nad) einer aneführlicheu Sdiiltening
ber politifd)en unb mirtfd}aftlid;en Vage bei 1111« unb unfern Weg-
*) 28 ie ftarf bie VInieilnahmc an biefen gragen ift, .g'igt muh
eine Vortragsreihe, bie idi auf Veranlaffuug bei* Crlsgruppe bei
Wef. f. fü3- Dcf. in Verbinbuug mit anbereu Vereinigungen in
Wandten gehalten habe unb bie megeu liberfiillitng breimal miebev
bol! merben mußte.
imi.
423
(Soaiale $ßra£i3 unb Archiv für VolfSaJoljlfabrt1918 — XXVII. Ar. 28.
424
nern hauptfäd)lid) auf öie grage ein, mie bie Wuitöen öes Krieges
au feilen fein merben. Ser Krieg gegen ei-ne flanke Welt bau
geinbeu mar mir 31t fiüjren auf beut ©runbe ber Wirtf<haftSpolitif
unb ©oaialpolitif. Vluf biefeit beibeit ©runbfagen müffe aud) nad)
bem Kriege bas fdjmergepriifte Vatcrtaub micber aufgerid)tct merben.
Sie Befchaffuug ber Äohftaffe unb bie Knappheit ber VcVenSmittel
aud> nad) bem Kriege ftelleu ber Wirtfchafispolitit hohe unb fdjmicrige
Aufgaben. Vor allem öebürfc Seutfchlanb btingeub einer tedjnifdjen
$>ct>ung ber ü <t 11 b m i r t f d> a f t, um bic ©rtragSfäfjigfeit bcs
Babe nS 3U fteigern. ferner gilt eS faß. „innere Linien" für bie
fiebcnSmitiek unb Dtohftoffverforguug an fc^affcn. SeSl)flU> muß
bafiir Sorge getragen merben, baß aud) in einem aufüitfiigen Kriege
ber Weg 31a* Hfraiue frei fleht. Bei ber noch ftärfer merbcitben
Belüftung ber bcutfdjc.n gnbuftrie burd) bie fokale Ver*
fidjerungSgefcbgclmng füllten in bie gricbenSVerträgc Beftimmungeit
aufgenommen merben, monad) 1 fid^ bie auberen Staaten verpflichten,
bie gleichen foAialen ©efeßc bei fid) einaufüfjrcH. 33 ei bem» ju er*
martenben ftarren 8uftrom aur gnbuftric finb gefeblid)c Beftimmun*
gen über bie Regelung beS $uaug§ in bic gnbujtricorte bringenb
nötig. SaSfelbe gilt für bic Wohnungsfrage. Klein*
Wohnungsbau unb Siebelung fönneu nicht ©cuoffcnfdjafteu allein
übevfaffen merben, fonbeni muffen bon ben (lautlichen unb ftäbtifdjen
Vermattungen planmäßig bura>geführt merben. Wof)nungSoerfid>e-
rung für finberreidje Familien, Surd)führung unbebingter Sonntags*
ruhe, gefeblicheS Vorgehen gegen ben AlfoljoliSmuS, bie Ausführung
bcs £>eim* unb &auSarbeitergefcboS mären bie ^auptfäd^Iic^ften gor*
berungen, bie ber Dtcbner geltenb machte.
Sie Stellung ber ©eUicrffchaftcit aur „©ommeraeit". s JWit
bem 15. April b. 3- luirb — nun bereits autu brüten Bc'ale
mährenb beS Krieges — bie „©ommeraeit" micber eingeführt,
b. I). bie griiherftellung ber Xlf>raett um eine ©timbe mährenb ber
hellen Monate. S)iefe Wieberholung ift ber hefte BemciS bafiir,
baß ficf> bic „©ommeraeit" im allgemeinen bemührt hat, baß
alfo eine beffere AuSnußung beS SageSlichtS unb eine ©r»
fparniS an Belend)tungSftoffen cingetreten ift. Srohbem finb
bie Meinungen über ben prattifeben Wert biefer 3ttaßnaX)men
heute nod) geteilt. Klagen fommeti .namentlich aus ben Greifen
ber £anbmtrtfd)aft, bie in fd>on immer ihre Arbeiten ben
©onnenVerhältniffen ftärfer als ben Uhracitcn angepaßt hatte,
unb aud) aus ben Greifen ber Arbeitendst, fomeit t>iefe meite
Wege aurüdaulcgcn hat itnb tnfolgcbcffen fdjvn Var ntmigenber
^peEigfeit aufbrechen muß. Ilm Klarheit barüber au geminnen,
ob bic „©ommeraeit" nur als Kriegsmaßitahmc Bebeutttna hat,
ober ob bie Vorteile fo iibermiegcnb finb, baß man bic ©in»
rid)tung aud) in ben ^rieben übernehmen foüte, ift c£ banfetts*
mert, bafe auch bie ©femerffchaftsfreife fid) eingehettb mit ber
grage befd)äftigen.
SDie ©eneralfontmiffion ber öemerffdxiften hut bei beit
VerbanbSborftänben eine Umfrage bixrüber bcrauftaltet, meldieti
©influfe bie frühere ©ommeraeit auf bie ©cftaitnng ber 3lr-
beitSberhältniffe auSgeiibt hubc^mtb meld)e Stellung bie Orga=*
nifation aur ©infüljrung ber ©ommeraeit au nehmen gebenfe.
Vln ber Veantmodung biefer Umfrage Imben fid) 22 Vorftänbe
beteiligt mährenb 2ü fid) au ben gcftellteu gragcu nid>t geäußert
Imben. 3 u ben Ieptereu gehören eine Dt ei he großer Crganifationen,
mie bie ber Bauarbeiter, 'Xeytilarbeiter, Transportarbeiter unb ©e*
meiiibc* unb Staatsarbeiter, fomie bie aur BefleibungSinbuftrie aäl)^
leubeii Verbänbe. 3 lber and) bie Shißeiungcn ber au ber Umfrage
beteiligten Verbänbe finb faft tburdßoeg fepr auriicfhalteub; ba bic
ÜUiitglicbfdjafteu in ihrer Mehrheit nicht felbft Stellung genommen
hätten, fömie * man nur ein borläufigeö Urteil abgeben. Un*
licbingt für bie Sommcraeit traten bie Vorftiinbe ber Bilbljaucr,
ivleifcher, ©aftmirtsgchilfeu, fölafer, ,'paiibluugSgehilfeu, Stupfer*
fd)iuiebe, Sicberarbeiter unb .'ganb(d)uhmad)er, Lithographen unb
Steinbrucfer unb Tabafarbeiter ein. Vlls ©cgner bei* tfinführung
äufjern fiel) bie Verbänbe ber Bergarbeiter, 'Brauerei* unb iVfithlcu*
arbeüer, öutuiadjer, üaubarbeiter unb Steinfeber, l^iue abmartenbe
ober uncntfdjiebene Stellung nehmen ein bie Borftänbe ber Bud)=
binber, Budibruder, gabrifarbeiter, grifeurgehilfen, «^olaarbeitcr,
'.'Italer, IDfetallarbciter unb Tapeaiccer.
3m .Slorrefponbenablatt ber öeneralfomiuiffion bom
9. Wlä ra b. 3- merben bie einaelneu 31 ntmorten mitgeteilt. 3iu
allgemeinen aetgt fief), bafe biejenigen Berufe, bie fid) Ijaicpt-
fäd)lidh in ber ©tabt unb in gefdhloffenen Räumen abfpielen,
bie „^omuieraeit" begünftigen, bafe bagegen Berufe, bie fid) im
JVreien abfpielen, ferner bie Arbeiter in länblrd)en Beairfen unb
.^leinftäbten ber Neuerung miberftreben. Namentlid) bie Üatib*
arbeitcr befürchten, bafj ber frühere Beginn für fie einfach bie
golge haben mirb, bafe bie 3lrbeitSaeit gegen früher um eine
©tunbe verlängert mirb.
’Jjte reich^gefetliche Regelung beS öcfiitbcrerf)t^ mirb in
einer ©iitgabe gefolgert, bie ber 8 e ti t r a 11> e r b a n b ber
$öiiö a n g c ft c111 e n an ben Dteidistag gerichtet hat. Ber*
langt mirb Aufhebung ber ©Jefinbeorbnung unb 3luSbehnung
beS Bürgcrlidhen ©fefehbiuheö unb^ ber ©fernerbeorbitung auf
alle £>ienftboten unb ®au3angeteilten.
Sic (Eingabe luurbc im gebruar b. 3 - üit VetitiousauSfd>uß bcS
Dteichstages behanbelt. Scc Bcrichterftattei* bcS 3luSfd)uffcS l>can*
tragte ttbertocifung ber- ©iugabe an ben 9leid>öfanaler aur Bcritd=
fichtigung. Ser 'JlegieruugSbertrcter trat bem febod) entgegen,
unter $inh>eis barauf, baß bei ber SJtatinigfaltigfeit ber Verl)ältiriffc
bie grage nicht burch 9tcid)Sgefeb, fonbern nur burch Vaiibcsgefeß
3 U regeln fei. Ser 3lu£fchujj bcfd>loß baher aud) nur bie Über*
meifung ber Eingabe „ 3 m* l£rtuäguug".
Ser SReich^tag hut fid) bereite mehrfach — angeregt burd)
©iugaiben aus ben Greifen ber organifierten Slrbeiterfchaft unb
aud) au^ ben Greifen ber granenbemegung — mit ber grage
ber reid)3gefeblid)eu Regelung beö Sienftbotenberhältniffeö be*
fd)äftigt. Suraeit beftehen 59 Verfchiebenc ©fefinbeorbnimgen
im Seutfcheu Speich, bie tcilmeife einen völlig überlebten, im*
foaialen Stnftrich hohen. Bereite im 3uhte 1897 mürbe ein Be-
fchlufe im 9teich§tag angenommen, ber bie Regierung um Bor*
läge eiue^ ©fefebentmurfö aur reich^gefeblichen Regelung ber
9ted)tsverhältniffe ber Sienftboten erfud>t, bie.Sache ift aber
feitbem nid)t einen ©d>ritt meiter gekommen. ©5crabe menn man
bie 3öid)tigfeit ber Sanbarbeit unb ber häuslichen Slrbeit Voll
nnerfennt — nnb ihre große Vol!Smirtfd)aftItd)e Bebeutung ift
burch ben törteg hoch mahrlid) in befonberS helle Beleuchtung
gefebt! —, fo erfdjeint eS als ein völlig unhaltbarer Quftanb,
bie Angehörigen biefer Bentfe unter AuSnahmegefeben mit
amu Seil ehrenrührigen Beftimmungen au holten, mie fie manche
©5efinbeorbnungen barftelleu.
lürforgc fflr ItmpbcfdFäiigte «nl> ^etmkctjreiü»«
Scr Bunb ber SlriegS&cfdjäbtgien unb ÜricgStcifnehmcr
machte auf feiiter Sagung (Dftern in Weimar) ben Berfudj,
burd) Berfdjmelamtg mit auberen Berbänbcn Von SlriegSbe*
fchäbigten eine große ©inheitSorganifation au fchaffen.
3n biefer Dtichtung belegten fich auch bie Begrüßlmg^tDorte bev
Vertreters ber freien ©Jeiuerffdjafteu: Sic ©Jemerffjhafteii brächten
bem CrganifationSbebürfiiiS ber ÄriegSbefchäbigtcu Volles VerftäubuiS
entgegen; fie feien für bie gniereffen ber ^ricgSbefd)äbigtien einge*
treten unb hätten auch En DtekhSauSfdjufe für StricgSbefdjäbigten*
fürforße '©ntgegenfommen gefunben. ©Ueidßooht mürben fie gern
mit ber Crganifation ber ÜriegSbefchäbigten unb ÄriegStteilnehmer
aufammen arbeiten, mobei ftc VorauSfehten, baß nid>t nur eine,
fonbern alle Organ ifationSg nippen ber ?lr*
beiter u n b 31 u ge ft e 1 lit e u fid) entfchließeu fönnten, mit ber
neuen ©inheitSorganifation ber $ricgSficfd)äbigien aufauintenau*
arbeiten.
Scu etuleitenöeu Berid)t, ber augleid) ein Programm beS
neuen BunbeS entmarf, brachte ®c cf mann, Berlin.
Hin bie ©ingfieberung ber ^riegöbefchäbigten in baS mirtfchafit*
lidie Sei)en 311 fidjern, bebürften fie ber .C?ilfe ber ©efebgebung im
iveitefteu Umfange, inSbefonbere burd) bic Dtentengeioährung, ben
©iuftellungsamaug für Sdjloerbefdjäbigte unb ben Sd)itb vor Über*
auftrengung unb Ausbeutung. Sic f>UfSbcbürfitig!eit unb mirtfehaft*
liehe Sdjmädje ber StriegSbcfd)äbigtcn biirfe uid)t au einer Minbcrung
ber ftaai_sbürgerlid)en 'Jtedjte führen. Ser Bunb müffe neben ben
Ätriegsbefdhäbigtcn audi bie Kriegsteilnehmer untfaffeu, fdhou bamiit
ber ©efidjtsfrciS beS BunbeS fid) nicht auf bie Dtentenfragc Verenge
unb ein Oueruranteutum großaögc. Varteipolitifch uitb religiös
müffe ber Bunb VoUfommen neutral fein; er müffe fteubig mit allen
Parteien aufammenarbeiteu, bie feine ^iclc förberten. — Aadibem
ber Dt ebner fich gegen ben Vortvuiif gemenbet hatte, als habe ber
Bunb burd) feinen Kampf gegen bic Vaterlanbspartei bie Aeu=
tralität verlebt-, dßiralterifieiit er feine Beaiehungcn 3U ben Berufs*
vereinen, ©r molle biefe nicht eiferen, nicht lahmlegen ober
fcpmächcH, fonbern genieinfam mit ihnen am Wähle ber Kriegs*
befchäbigten arbeiten.
Sie Dcotmenbigfeit einer Arbeitsteilung unb ©femeinfehafts*
aröeit mit ben mirtfchaftlicheu Berbänben ber Arbeiter, Au»
gefieUten unb Beamten betonte auch ein finiterer Bericht*
erftatter.
And) gegenüber ben Organisationen ber KriegSbefd)äbigteu*
f ü r f 0 r g e Verfndjte ber Bunb eine Abgrenanng au VoUaieheu.
Sie gürforgebeftrebung beS 9ieid)SauSfd)uffeS unb feiner Unter*
gruppen fanben manne Anerfcmmnig; öS mürbe aber bie gor»
berung erhoben, bie KriegSbefrf)äbigten nicht länger nur als
Objcft au behanbeln, fonbern fie aur ÜDÜtmirfung heranauaieheu.
Sie Teilnahme ber KriegSbefduibigten an ben natürlid)en
©dnoierigfeiten ber giirforgearbeit mürbe ihnen baS ©5efühl
427
(soziale VvajÜS unb Ardjiu für s 4tolf$U)ol)lfüf)rt — 1Ü1S — XXVII. Ar. 28
428
zur 9Sereiii0citIicf>uiifl ber Veluegung führen luirb. 3elbft bie
in VJcimar uerfommelten Selegierten fufionsfreubiger Verbänbe
haben tciliueifc on bcni politifdjen Referat Anftofj genommen,
unb bei* Scrncrftebenbe geluinnt nur 31 t Icicf>t hon Ginbrutf,
baß hier ein 2eitenftii<f 311 ben natürlich and) ,zentralen" Ar*
beitertnrn*, -rabfnbr- nnb -fängvrbriibcrn geschaffen tuerben
follte, über bereit SinneSrichtung ja bod) faunt große 3u>etfel
möglich finb. Nach all bem fdieint es uns fehr richtig, baß
ber Vertreter ber ©eneralfommiffion eine abluartembe Stellung
eingenommen unb bie 3 ufammenarbeit aller ©eiuerfßhafts*
riefttungen mit ber Shüegsbefdiäbigtcnorganifation 3111 * Vor*
a 11 3 f c b lt n g eines förberlidten VerbältniffeS zluifdteu beit
freien ©eluerFfd)afttn nnb bem Vnnbe gemacht fmt. Vielleicht
famt ber Vunb itod) bie unentbehrlichen Garantien ernfthafter
parteipolitifdicr Neutralität fd)affen, bie eS aud) ben dpiftlichcu
©eluerffriiaftcn ermöglidien, auf eine befonbere Srganifation
ber ihnen nabeftefjenben Slriegsbefdxibigten 31 t verzichten. 3 n
ber Leitung beS VnnbeS tnirfen ja mehrere fehr luarmc Sreunbe
ber geiuerffdKtftlid>en ©emeinfd)aftsarbeit mit. 3 ft bas aber
nidit ntöglid), fo luirb man es begreifen föitnen, luenn bie
Arbeiterorganifationen, bie 310 ar 31 t glcidibercdiUgtcr 3u
faminenarbeit mit ben freien ©eiuerfjdiaftcn iiuiner bereit finb,
ber 3 o 3 ialbemofratie aber fein Cpfer ber Überzeugung bai* 3 ii*
bringen vermögen, in ber Crganificruug ber .\iriegsbefd)äbigten
ihre eigenen Vk'gc geben. g. h.
§ojiale gupönbe.
Sic Gin unb Ausiunnbcrungsfrngc uarfj bem Kriege.
3 m ft'orrefponbenzbiatt ber ©eneralfommiffion ber ©e*
iuerffd)aftcn Scutfddanbs tuirb auf ©runb amerifanifdjer
Stimmen bie für Anterifa unb Europa bebeutungsuolle
menit and) bebentungSnoll im umgefehrten Sinn - Gilt* 1111 b
Ausiuanbercrfrage bebanbelt. Sas ^erftörte uttb fo vieler
Utfänucr im fräftigften Alter beraubte Guropa luirb nad) bem
.Uriege fehr ftarf aller männlichen Arbcitsfräfte 311 m lieber*
oufbait bebiirfen. GS befteljt fogar bie N?öglid)feit, bah ein--
3 elne Negierungen verfneben inerben, bitrd) gefeplidic SWoß*
nahmen ober Verorbnungcn bie Ausiuanberung möglidßt 311
befchränfeit. Anbererfeits tuerben in Guropa aud> Stimmen
[aut, bie infolge bes ftarfen öfonomifd)eu Srutfcs eine fehr
[lorfc Ausiuanberung erinartcu. And) bie amerifanifdie Seit*
fdjrift „Nein ?Joa*f Siities" glaubt au eine SNajieuflndit aus bem
ncrelenbeten Guropa. Ginc für Guropa giinftigere, für
Amertfa u tt g ii n ft i g e r e Auffaffung bat bagegen ber Mono
miffar für bas amerifattifchc AuSluanberertuefen .<oolue. Gr
enuartet, bah im elften 3ahr nad) bem .Uriege minbeftens 3 iuei
Millionen Jyrembe nad> Guropa 3 uriidfehren lnerben, fobalb
iidi bie Veförberungsmöglichfeiten bieten. Aitberc Amcrifaitcr
fd;äben bie Niiffluänberuitg fogar auf 1 -?> Millionen. Gbeuio
nlanbt funuc, bah bie Negierungen ber nerfdiiebenen eitropä*
ifdieit Xfänber. namentlich biejenigeti-, lueldie bie größten
Nietifchcnnerlufte hatten, bie Ausiuanberung nad) Sriebensfd)Iuß
foniel mie möglid) erfdnneren mürben.
Sie Vereinigten Staaten f)af>cii in ben lebten v^hren jtets einen
Harfen itberfdiuß ber Giumanbeivr über bie Aus* unb NiicfiuauDerer
gehabt. - Sie betrefferben fahlen mären für 1918: 1878 818 Giio
munterer gegen 274 209 Nüdmanfcerer; 1914: (388 495 Giumaubercr
gegen 29(1085 Niidmanberer; 1915: 258 078 Ginmauberer gegen
100 041 Niidmanberer; 1916: 855 587 Ginmanberer gegen 09 725
Niidmanberer. Sie Vereinigten Staaten rechneten ftänbig mit einem
jährlichen tuefentlidjen ^ufdiuß an curopäifdtcn Arbeitsfräften burdj
b:e ftarfe Gininanberiing. Gfi ift baher begreiflich/ baß ber ameri¬
fanifdie Mommiffar für bas Vliiymanbcrermefen non einer Veränbe«
nmg ober gar ilmfebrung biefer ^ahlenneihältniffe ernfte folgen für
bie amerifanifdie Volfeniirtfdiaft, namcntlid) für bie Aianbiuirtfdjafi
nnb Vial)rungymitteler 3 eugnng befürd)tet. ^iir bie europäifd;cn
-.änber aber ergibt fidi umgefehrt bie üchre, alles 311 tun, um
einen möglichft groben Niicfiuanbererftrom auf fich 311 lenfen.
3lud) Sentfd)lanb ift an biefer amerifanifd)-europäifd)e;i
/trage bes .v>eran 3 iebcns unb gefibaltenS ber 2lrbeitsfräfie
ftarf beteiligt. 3 c mehr es gelingt, burd) inirtfdxiftliriie unb
fo 3 iale Neformen ben Waffen ausfömntlidic Arbeitsgelegenheit
311 fdiaifeit, um fo^ geringer luirb ber Srang jur Ansmanbciung
lucrbeti. Gbenfo tragen politifdie unb Verlualtungsreformeii
ha 311 bei, ben Arbeiter an bas Vaterlanb 311 feffeln, nnb ehemals
nad) bem „freien Amerifa" AuSgemaubcrte luieber in bie
v>eimat 3 nnicf 3 U 3 iehcit.
©eiwIfenfr^aflsmeffTU
Xic f/ Vrobuftion v im britten ÄricgSjahr. Ser Uonfum-,
Vau- unb Sparberein fßrobuftion in Hamburg ftellt luobl für
Seutfd)lanb ben am höchften entluidelten Spp einer Uou*
fumentenorganifation bar, bie in hohem 3Raftc and) 31 ‘c Gigcn-
er 3 cugung übergegangen ift. Ser Verein uerfiigt nid)t nur über¬
eilte eigene Väcferei unb Jlcifdierei, fonbertt and) über eigene
Ntolfcreien, eigene Sanbiuirtfdiaft auf einem ihm gehörenben
©ute; and) ift ber Uonfnmnerein nerbunben mit einer „Vau*
unb ©runbftiidSermerb * ©efcllfdiaft Vvobitftion m. b. >p.",
fo bah alfo auch bie SöobnungSfiirforge auf genoffenfd)aftlid)er
©ntnblage geregelt ift. Ser nor fiträom crfd)icncne Sätigfeits*
bericht iibev bas 3al)i* 1917 3 eigt ftarfes VkuhStüm nnb fron
ber Grfd)luerungen ber UriegSaeit auf manchen ©ebietcu beruor*
ragenbe Seiftungen.
Ser Gcfamtumfab A>arcu ftieg auf 50049534 M ober 4 /. 1
Aiiüioucu mehr als im Vorjahre. Sie Väcferei erhielte luieber ruiib
A'/ 2 iNillioneu Umfab, bie Sdilädherei hingegen uafie.m 22 ViiUioncu,
b. I). über 4 Aiillioncn mehr als im Vorjahre. 7vür bie Afildi-
ueijorgung ipamburgs bat bie „Vrobuftion" ( jiuei neue Auüfereien
im Sitbmarfdicirenuorben. Sihibrenb bes Mrieges finb freilich bie
Vtolfcreibdriebe uerluftbriugenb. Vlud) bas Gut Sdimanbcibe ha:
burdj eine uoUftänbige Uörnermihernte in biefem ^alire ein 1111 -
künftiges Ge fdjäf tse r ge Im i s.
Sropbem ift ber Gefdniftcanleil ber Uliitglieber auf über 2 VJt'illio-
nen Aiavf geftiegeu, ber Aotfonbs auf über 20 ttJüllioneii unb ber Vc*
jianb ber Spar taffe auf 12 /. SütiUiouen. Von bem Gefd)äftsgeiuinu
ber „Vrobuftiou" mürben ruub 90 000 Ji ben nerfdiiebenen f >onbs,
barunter 40 000 Ji bem Vilbiingsfonbs, augemiefen. Sie Nürfucc-
giitung mürbe mie gemölmlidi in .v>of>e non 5 u. .vx gemährt.
Sie „Vrobuftiou" ui ad) t auch erheblidie Vlufmeubuugeu für
fo.ji ale ^luede. ( \iir fvamilienunterftüpungcn, Jeuerungs-
Zulagen, Ai'ieterlaffc ufm. mürben iusgefamt über 1 l A Atilliouen V?arf
ausgegeben. Jyiir bie fo^ialc Jviirforge aitguujten ber VlngefteUten
mürben 440 000 Ji aufgemaubt, insbefonbrre für Verfidieruugs-
3 mede unb Gehaltszahlungen mähreub ber Serien mtb ft rauf hei ts--
Zt'iteu. Gin eigenes S\ i n b e r c r bo I u n gs h e i m mürbe in .Oaff-
trug au ber C ft fee ermorben.
Vlls befonbere Vlufgabe bei* nädiften ^eit finb bie V e f dt l e u n 1 -
guug bes ft l c i n m 0 h n u 11 g s b a u e s unb bie iW 0 b e l_
b e f d) a t f u u g in Ausficht genommen, -- bie Vrobuftiou trägt alfo
aud> hierin ben ftarfen, betonteren Vebürfuiffcn ber Gcgenmari
Ntdtnuug.
Von hefonberem 3»tcrcffe finb bic allaemetnen Vcob
ad)tungen über bte Grfahnmgen ber oier Kriegsjal)ie, bie bem
eigentlichen ©cfd)äftsbcricht ooranSgefd)icft inerben, namentlidt
fomcit.fic Ausblide auf bie aufiinftige ©eftaltung bes ©irt
fchaftslcbens enthalten.
„A3as ber ftrieg auf mirtfdHiftlidiem Gebiete eiugeleitet hat,
luirb ber Jvriebe uoücuben muffen. Waben Angebot unb Aadtfrage
in borausgegaugeneu ruhigeren feiten ben Giiterumtrieb notbürftig
in Gang 311 halten uermod)t, fo lehren gerabe bie ftriegserfahruiigeu.
b;ih ein anbauernbes iUfißberhältuis zmifdren Anirenuorrat 1111 b
Giiterbebarf 311 m ^ufammenbrud) ber Verfürgiingsmirtfdmft führt,
om Vorbergrunbe fleht nicht bie ivrage, ob tu ^ufunft ber waubei
frei ober einer Staatsauffidit unterfteüt fein füll, fonbern bie Vor
einfarijung bes Güteraustaufriies felbft. .... -
Surd) biefe Umgeftaltuiig tuirb feiuesmegs ber Waubel aus bem
A3irtfd)aftsleben uerfchtuinbcn; nur feine Aufgaben merbeu fidt uer-
'Ciufadjeti . . . Ser Ausbau ber Gefeüfd)aftseiurid)tuugeu unb bie
‘^urüdgcmiuuuug ber VJcitc, bie brr ftrieg zerftörte, zmiugen zur
plan mäßigen $ufam menarbeit."
GS luirb bann lueiter baraatf hinflcluicfcu, mie nidtt nur
burd) bie Üonfi:mcntcn*Vei*bänbe, fonbern and) burd) bie 3ux'd:^
oerbänbe in 3nbuftrie unb ^anbmirtfdtaft eine AnSfdtaltung
non 3mifd)engliebcrn burdigefiihrt luirb; „bic fozialifiertc ^orm
ber Satfraft leiftc babei augenfdieinlidt nidit lueniger, als bie
frühere perfönlidie Unternehmungsluft bes einzelnen". Sie
allmäl)lidx v Angliebcrung bes töanbcls an ben Grzcitger nnb
Verbraucher ftelle eine gefebmäfügc Gntiuicflung bes VMrt
fdtaftslcbens bar unb fei feine größere Umluälznng, als fie fielt
in anberen Seifen aud) bei früheren ©efeUfdtoftSfoimen, unb
manchmal utel fdtneller, uollzogen habe.
Sic ftaatHchc V3ohlfohrtöpflcgc iit 3orf)K«*
3nt 3anuar 1918 hat bie fäcf>fifd>e Negierung bem Var
lament ben Gntumrf eines ©efebeS über bie VJohlfabrtspflcgc
zugeben laffen. Sie Vorlage umfafet nur brei Vgragrapben
^oaiflfc Sprays unbftrchto für Voltetoohlfabrt — 1Ö18 — XXVII. Rr.28.
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m
und lauft neben einer llmfchreibung bcS VegriffS „Üöohl*
fahrtSpfiege" — im mef entliehen barauf hinaus, ben VeairfS*
oe'rbänben bie Pflicht ber Mitmirfuttg nn ber 2Bol)Ifat)rtSpflege
urtb ber Eraicßung unb Verpflegung für beftimmte ©nippen
Minderjähriger aufauerlegen, fotuic bem Minifteriutn beS In¬
nern bie Ermächtigung aunt Erlaß ber notmenbigen RuS»
führnttgSderorbnungcn an geben. ES banbeit fiel) alfo um ein
Rahmengefeß, unb erft bie umfangreid)e ^Begründung laßt bie
tfteßtung erfennen, in ber fiel) bie ftaatlicbc SöohlfabrtSpflege
in Seehfen bemegen foll. Der Entmurf lautet:
„Die VcairfSderbänbe haben bei ber VtoßlfahrtSpflege mit*
amoirfen. SllS SBoßlfahrtSpflege hu Sinne bicfcS ©efeßeS
gelten bie Säuglings» unb SHeittfinöcrpflege, bie SSoßnungS-
pflege, bie SH’iippelpflege unb bie Vefämpfung ber Scßmittb-
fudjt. Öeber VeairfSderbanb nnb jebc bcairfSfreic Stabt bilben
einen Pflegcbeairf. Die VeairfSdcrbänbe finb berufen, bie Er»
aicbnng unb Verpflegung ber Minderjährigen an beanffirf>tigen,
fotnelt biefe Ve’aufficßtigung bie VorauSfeßung fiir bie Vegriin»
öitng einer gefeßlicßen Vorntunbfcbaft ober Pflegfdjaft durch fie
bilbet. Die anr Durchführung biefcS ©efeßeS crforberlicftcn
Veftimmungen merben dom Minifterium beS Innern getroffen."
Dem hoben Stanb ber SäuglingSfterblichfeit in Sad>fen
entfpridbt eS, baß bie Säuglings* unb SHeinfinberpflege im
2 ftittelpunft ber in Angriff genommenen Arbeiten fteßt, unb
bafe fid) um fie bie SßohnungS«, Dnberfulofe- nnb Krüppel*
fiirforge gruppiert.
Die geplante £rganifation ift don bem Veftreben geleitet,
einmal bnrd) meitgeßenbe Deacntralifation bie örtlid)en
Stellen, bie aahlreicßen frcimiHigenj Mithelfer an reger Mit¬
arbeit an deränlaffen, ben örtlichen Verßältniffen Rcdjnnng an
tragen, aber anbererfeitS nicht an fleine Veairfe an feßaffen, bie,
mie etnxi bie fleinen ©emcinben, meber bie nötige ÖeiftnngS?
fäbigfeit noch baS VerftänbniS befißot. Die Einbeaiebung aud)
ber größeren ©enternden in bie Pflegebeairfc erfdjciut befonberS
mit Riicfficßt auf bie „manbernben Binder" erforderlich. 91tt
baS Vorbanbene anfniipfenb, follen bie aahlreidjen freimiiligen
Einrichtungen, bie feßon bisher in anerftunensmerter 2lrbett
©uteS geleiftet haben, aber aud) manche örtliche unb fachliche
Siicfc aetgen, feine ©ernähr ber ^auer in fid) tragen unb diel-
fad) nebeneinanberber arbeiten, auSgebaut, neu belebt, auf eine,
feite, baS ganac Sand planmäßig umfaffenbe Unterlage gcftellt
unb ihnen bamit eine Spiße unb bauernber Halt, fomic eine
größere Einßeitlichfeif unb ©leichmäßigfcit gegeben merben.
Daau bebarf es neben ben örtlichen Prägern dor allem einer
3 entralfteIIe, bie bie allgemeinen Richtlinien gibt, ihre Durch¬
führung Übermacht, Slnregungeif. gibt unb denen, bie anr
Pflegetätigfeit bereit ober berufen finb, an ben erforderlichen
ftaatlichen Mitteln derßilft.
Die Säuglings* nnb ftleinfinberpflege foll alle, and) bie
chclidmn SHnbt'r bis au 6 fahren nntfaffen, bie einer befonberett
Siirforgc bedürfen, menn and) bei ben ehelichen hindern ben
größeren Machtbefngnijfen Rechnung an tragen ift, bie Red)t
nnb VolfScmpfinben ber elterlichen ©emalt anerfennen.
Die überall an fehaffenbe ©runblage ber Säuglings- *
pflege hat bie Aufteilung don VeairfSpflegerinnen unb bic
Schaffung don MütterbcratungSftellen 51 t bilben, mährenb bic
Maßnahmen ber gefd)loffenen Säuglingspflege moßl nur für
größere Verßältniffe in grage fomrnen. Die VcairfSpflege*
rinnen haben unter $cranaichung ber örtlid>en Crganifationcn
bie pcrfönliche Aufficßt über bie Binder inSbefonbcre burd)
HaitSbcfucbe an führen, Mütter unb Schmangcre anm Vefud)
don MiittcrberatungSftellen an derantaffen, fomic auf bie Um*
melt ber Pfleglinge mit Rat nnb Dat einaumirfen. Sie miiffen
aber nicht nur in ber Säuglings- unb .Vtleinfinberpflege, fonberit
and) in ber allgemeinen .ftranfem», Duberfulofc* unb SßohnungS-
pflege erfahren fein, unb amar nicht nur in fleinen Vcait’fett,
mo einer cinaigen Perfönlichfcit eine Reihe don Pflegcgebictcn
augemiefen mirb, fonbern and) in größeren Veairfen, mo ttod)
befonbere SSohnungS- ober Duberfulofepflegerinncn tätig finb.
Vegriinbet mirb biefe &orberung bamit, bafe unt ber Einheitlich-
Fett aller auf ein unb biefelbe Samilie beaiiglichen Pflegemah-
nahmen millen bie VeairfSpflegerin in ben don ihr bcfud)ten
gamilien gelegentlich fomohl bie Aufgaben ber SEßohnungS-
unb Duberfulofe-, als and) ber Säuglingspflege übernehmen,
jcbenfaHs aber in engfter giihlung mit ben anberett Pflcgeein-
richtnngen nnb Helferinnen arbeiten mufe. (5ine notmenbige
golgerung aus fo ideitgchcnben Rnfpviichen an bie Vrelfettigfeit
ber Veairfspflegerin finb erheblidje Slnforberungen an bie Vor*
bilbung bevbafiir hcrarianaiehenben Kräfte.
Vefonbcren SBert legt bie Vegrünbung meiter auf bic Schaf¬
fung einer geniigenöcn 3dl)l don MütterberatungSfteUcn unter
ftänbiger äratlidjer Scitung unb auf bie Schaffung ber gefefc*
liehen VerufSdormunbfcbaft, beren Vorteile im Saufe ber Sahre
mehr unb mehr antage getreten finb.
911S beratendes Crgan follen neben beri VeairfSauSfchüffen,
bereit 3nfammenfebung nicht auf bic Sonbcrameefe ber Säug¬
lings- unb Aleinfinberpflegc angefdmitten ift, befonbere
„p f l e g e a u S f d) ii f f e" gefdhaffen merben, bic nach bem
Mnfter ber gemifd)ten Deputationen eine meitgehenbe Heran-
aiebnng unb Vertretung bet* in biefer Pflege freimillig ober
berufsmäßig tätigen faebfunbigen Kräfte an fichern hoben.
Öhre Mitglieber follen auf bie Dauer don brei Öahrcn dom
VeairfsauSfchuß, in ben beairfSfreieti ©emcinben dom Stabtrat
nrtb Stabtderorbncten gemählt merben.
Die 3nfammenfaffung ber $ntereffen ber Säuglings* nnb
.Uleinfinberpflegc unb bie Vertretung berfeiben bei ber Staats¬
regierung liegen bei bem £anbeSauSfd)ufc für Säuglings*
unb ftieinfinberpflegc, ber fid) über ben 3nftanb bcS Pflege¬
gebiets im Sanbe unb ben anberett VunbeSftaaten an unter¬
richten, allgemeine 3lnorbnuntgen nnb @inrid)tuttgen an begut¬
achten unb anauregen, fomie bie Verteilung don Staats- unb
fonftigen Stiftungsmitteln (in Vetracht fornntt befonberS bie
ßingnerftiftung) oorattfcblagen hat. ©runbfäplich mirb aber
baran feftgehalten, baß bie Slnorbnitng unb Durd)ftihrung ber
allgemeinen, für baS ganae Öanb beftintmten pflcgcntahnahnten
bem Ministerium beS Önnern dorbehalten bleibt. Der SanbeS-
auSfd)uß ift als ein fo dielföpfigeS -Parlament gebadjt, baß
er mohl feine Stätte ftänbiger gemeinfamer Arbeit fein fann.
Hierfür foll ein SlrbcitSauSfchuß aus ben bem Mittiftcrium bes
Önncrn angehörettbett Mitgliebern beS SanbeSauSfchuffeS ge»
bilbet merben, bie ihrerfeitS miebernnt nad) Vebarf nnb eigenem
©rmeffen anbere Mitglieber beS ÖanbcSanSfchuffeS htnauaiehen
föttnen.
Mit bet* 3cntralifation ber Säuglings- unjb AHeinfinber-
fürfatge gehen Veftrebungen Hanb in Hattb, beit engeren 3»-
fammenhang mit ben anderen Steigen ber 3BohIfah.rtSpfIege
ebenfo mie an ben unteren Stellen aud) an ber Spipe herau¬
fteilen. Die ^Begründung glaubt, baß hier eine Perfonalitnion
allein nicht hilft, unt fo meniger, als bic derfchiebenen Pflege-
ameige in fortfehreitenber ©ntmicflung begriffen finb unb bie
Veherrfchnng aller ©inaelheiten eine Sad)fenntniS nnb Slrbeit
erfordern, für die bie bisherige Vehörbenorganifation nicht aus*
reid)t. ©S mirb deshalb als eine alle 3 entralcn nntfaffeitbc
Spiße ein bem Minifterium des önnern unterftelltcS ^attbcc>-
amt für SöohlfahrtSpflege dorgefehett.
Die 0 ft e tt, bie einem Pflegebeairf burd) bie Einrichtungen
ber Säuglings- unb ftleinfinberpflcgc entftehen, finb in bem
Veairf felbft aufaubringen, bod) follen Veihtlfen aus Mitteln
ber Staats- uttp der ^ingnerftiftung gemährt merben. Die
dafür eingefeßten Vcträge finb aderbingS fo minaig, baß ohne
eine fehr crl)cblid)e Erhöhung an befiird)ten ift, baß die ganae
9lftion an ber .Qoftenbecfitng fd)eitert, ba bie armen fächfifchen
gabrifbeairfe, bie ohnehin dielfach bem Vanfcrott nahe finb,
gar nicht bie nötigen Mittel aufaubringen dermögen. 3m
Öahre 19J7 maren ftaatlicherfcits 11000 J( für biefe 3n>ede
aufgemenbet; aud) bic in den Haushaltsplan don 1918/19 eitt-
geftellte Summe don 90 000 J( ift, felbft menn fie durch erheblidie
Summen ber ^ingnerftiftung ergänat mirb, diel an niedrig,
unt in einem Sande mie Sachfen tnirflich Durd)greifenbcS an
leiften. 2Ber ben 3ldetf min, muß aud) bie Mittel mollett; nur
menn ber Staat mit bedeutenden Veißilfen einipringt, ift an
erhoffen, baß ber Rahmen beS ©efeßeS mirflich fruchtbringenden
Önßalt erhält. _________
Ein Aufruf a«r SittlifhJcttSfrage mirb don aahlreidtett
angefchenen Vereinen derfchiebenfter Rid)tung derbreitet. Er
lautet:
„ö>t den Stürmen bcS Krieges erlebt uufer beutfcheS Volf don
neuem den hohen 5Bert jener heiligen ©iitcr> bic 311 ollen feiten
bic Cnellcn ber VolfSfraft gemefen find und fein merben. Daau
gehört neben dem SBibermillcn gegen fittge und Heuchelei, gegen
Vooheit und Oknieinheit inSbefonbcre das fittlid) reine Empfinden
auf gcfcblecbtlkheut (5)cbiet, baS eine ber mid)tigften VorauSfeßungen
für eine gefunde Entmicflung des VolfSlebenS ift.
SBiu haben uns dol>er aus den bcrfd)iedenft€n politifchen, reli =
giöfeu und ge fetlßha ft liehen ©ruppen aufammengefunben unb rufen
auf 31 tnt Stampf gegen die doppelte Moral, ßcgeit die öffentliche und
48 t
(soziale ^rajiS unb Arcf>iü für 93olf§tt)oljIfaf)rt — 1918 — XXVII. Nr. 28.
m
pcrfönlichc Seicbtfcrtigfeit im pcfd>Icrf>tIid)c11 5ict»cu r uor allem flehen
bic Anficht, als ob cs fidj bei fittlichcn Bcrfet)lungcn ober gcfchledyt-
liefen Grfranfungcn nur um eine Bribatfad>c I)anble. llnfcrc Ab=
fidjt gebt mcitiger babin, und an biefer Stelle auf gcfeßgcljcrifdjc
Waßnabmen fcftaulcgen.
29 i r in c r b c u um b a S © e m t f f c u u n f e r c S B o l f c 3
in allen feinen S rij i d) t c n.
2Bcnn es auf irgenbeinem (Gebiete leichter ift, OorduOcugcn, al?
gu heilen, fo hier, Xic Wöglidjfeit redjt3eitigcr Cffrfilioinm für
alle BcrufSftänbe muß geförbert merben. llmfaffeubc 29obmtngS=
uform unb narfjbriicflicl)c Befämpfung beS AlfoboliSniuS gehören 311
beu unerläßlichen ©runblagcn unfercr BolfSgefunbung. ©eljalt unb
Lohn fallen ber tßfleße junger ©beu unb bem Schüße finberreidjer
gamilicu Rechnung trergen.
Xanebcn l>at bie unmittelbare Befämpfung btr ©efd)IeditS=
Iranfbeiten ein^ufeben. $ebc Bcbnnblung ber ©efchlechtSfranfcu
Durch Murpfufdjer ift 311 oerfjinbern. Beratungstellen. finb biefen
Lcibcnben 3ugänglid> 311 machen. Sorbette unb’ borbcllartige Bc=
triebe müffcit aufhören; fte finb beS Bolfes uumiirbig, baS bie
Schlachten bicfeS 29eltfricgcS fchlug. Xer polizeiliche 3ma»g ber Gin*
tragung in Xirnenliftcn foll ncrfchminbcu. gugenb unb Familie
finb gegen bie Broftitution 3U fd)üßcn.
$n fachbcrftänbigen ©ruppen mirb bie gefcßliche Xurdjfi'thrung
folcher unb ähnlicher Gnnäelüorfchlägc augenblicflid) ermogen. 29ir
lüolleu für biefe Beftrefcungen BerftäubuiS metfeu, bamit bic ©röße
ber ©cfahr erfannt merbc.
29 ic mcubcit uns an bie fittlidjc Araft unfercr Scanner unb
grauen, mir ertuarten oiel oou unfercr ftugettb. 29cil mir nufer
Bolf ernft nehmen, barum rebeu mir eruft. Gin re ine 3 Bolf ift
feiner Xatcit unb Siege mert unb trägt ben Segen für feine 3ufunft
in feiner töaub."
Xeit Aufruf halten alle namhaften 3ittlidifcitS*, Diele
grauen- nnb Anttalfoholbercinc, aaßlreidie Bereinigungen für
oitnerc nnb ,§ciben»99?iffion aller $onfeffionen, mehrere Sehrcr»
rerbänbe nnb folgettbe fokalen nnb ©ohlfahrtSberctnigimgen
nntcrjcichnct: Arbcitcrmohl, Bcrbanb fiir fozialc Kultur nnb
©ohlfaßrtSpflcge (Brofeffor .£>iße, 2R. b. 9i.); AuSfcßuß ber
dn'iftlich-natiionalcn 2trbeiterbetnegung (Xeutfchcr Arbeiter’
Kongreß), (BeßrcnS, 39?. b. 9?., Stegermalb, 39?. b. Bcd)lt));
Bitnb fiir Xentfd)c gamilie nnb BoIFSfraft (Scbitlarat $Paul);
©efamtüerbanb ber Gttangelifcßen Arbeitcrderetne Xentfdv
tanbS (IX ©eber); Xentfche ©efeßfefjaft fiir BcbölferungSpoIitif
(Bräfibcnt Don Strauß nnb Xornctj); Xentfchcr Berein fiir
länblidfe ©ohlfaßrts- nnb .'pcintatyflegc (Brofeffor Sohnrei));
©bangelifdvSoäialer Kongreß (©ebeimrat Baumgarten,
D.Schneemelcher); greie ^ird>Iid>*Soäiale.^onferens (©chetmrat
Seeberg, I>. 39?nmni, ä)?. b. SR.); © e f e 11 f ch a f t f ii r S 0 •
Z i a l c SRefornt (Staatcmiinifter greiherr Don Berlepfd),
Brofeffor grandc); Berbanb ber fatholifchcn 5Trbcitcr*S3ereinc
(Siß Berlin); Bcrbanb ber fatholifcßen Arbeiter* nnb Knappen«
oereine, 39?.»C^labbad); Bolf^nerein fiir baö fatholifdje Xeutfdh-
laitb (Prälat Bieper, 2R. b. n. b. 91.); Scntralmohlfahrtd»
fteüc ber bentfdhen Önben (©eheintrat Bertholb).
Xie 3 eitfcbrift „$o?lrtlc prari* unb für ift fc>urcö nttc ^ucbbanblungen unb ^oflamter (^oftseitungdmimnier 7137) 311 bejicben
©ingelnummer 35 Xcr ?ln 3 cigenprci 3 ift 45 ^5f. für bic üiergcfpaltcnc ^etit^cilc.
Äreiöf iief orflert«
3uu Xurd)fübruug ber gielc unfereö Mrei§mobIfabrt 3 amte 3 — itie*
befoitbere Säugling^, Ainber«, Xuberfulofe^ ©ohnungdfärforge
311 möglidjft fofortigem Gintritt gefud)t.
Aufteilung mit Areiöbeamteneigenfcbaft 3 unädjft auf minbeftenö ein*
jährige v Probe 3 eit, fpäter auf länger, gegebenenfalls auf 9 cbcn$ 3 eit. 9inbe-
gebaltSbereduigteS Xienftcinfommcii 2404) M, fteigcnb bis 311 m ftödjft*
betrage bon 3200 X. Außerbem COO.fl jährliche s ^aufchalcutfd)äbigiing
für Xieuftreifefoften, AricgSbcihilfcn fomie XeuentugSflitlagen.
(geeignete Bemerbertuuen — ermiinfdjt ift AuSbilbitng in einer
anerfanuten SBoblfafjrtSfchuIe — moüen ihre Bemerbimg nebft 9ebenS'
lauf nnb Reuguiffen über ihre frühere SteHuugen bis 311 m 15. April b. $S.
an mid) einreichen unb babei angebeu, manu ber Xienftantritt fpäteftenS
erfolgen fann.
Ottmeiler, ben 30. 3 Rär 3 1918.
2)er '-öorfi^enbe bcct .Ureisausfchuffes.
ÜJloriß, Agl. fianbrat.
Vertag t» o n 05 u ft a o ^ifc^cr t« gena.
Born 2. Januar 1918 ab erbebe ich i« gleicher ©eife roic ber größere Xeil ber mißenfchnftlichen BerlagSbucbbattblunaen auf
meine bis 3 um 31. Xe 3 ember 1916 erfchieneuen BerlagSiucrfc mit Ausnahme ber 3eitfd)riften einen AriegSteuerungSflufcbiag non
15% auf bie Sabenpreife, roie fie in ben Aatalogen unb meinen BerlagSan 3 eigen genannt finb. Xer nermittelnbe Sortimente*
buchhänbier hot bae fHccht, roeitere 10% nom iJabenpreis anf 3 ufchlagcn.
Die ^Begrünbung beS ^cin 3 t|)ö ber Sojialreform.
Gine literar=hiftorifd)e llnterfudjimg über 91?ancheftertum unb Matheber*
fojialiSmuS. Bon I)r. ^anö ©el)rig, g?rof. ber StaatSmiffcnfdjaften
au bet Aönigl. Xed)n. ^odRchule vanno0er. So3iaImiffeufd)aftliche
Stubien. ^erauSgegeben bou 29aentig. Banb II. (VI,381 S.gr.8°.)
1914. BreiS: 8 3Rar!.
Inhalt: l£itcrarifrf)c Borbcmcrfimgcn. 1. Xer Ginfluß ber englifdhen
BoltSmirtfchaftSlebrc auf bie foMalpolitifcljen Anfchauungcn. — 2. ©eltanfcbauung
unb iWethobenlebre beS beutfeben mtrtfrijaftspolitifcben ^nbiDibualiSmuS. — |
3. .’oarnioniebogma unb ^Refonnprinjip im ^rinjipienftreit ^toifeben 9Jiancbcfter»
tum unb 5latt)eberfoMnIi3mu§. — 4. Xie liberale ©ojialreform als GntmicflungS«
probuft ber biftorifcb-etbifdien 9tationalöfonomic.
2 )te 5 tnan 3 = unb ßottpolittf bes JJeutfrijen i'Uetrfjeö
nebft ihren Besiebungen ju SanbeS* unb ©emeinbeßnanien non
ber ©riinbung beS Aorbbeutfchen BunbeS bis 3 ur ©egenmart.
Bon Dr. ^BUßelm ©erloff, orb. ^rofeffor ber Aationalöfonomie
unb Statiftif. (XVI, 553 S. gr. 8°.) 1913. ^reiS: 14 3Rarf.
Inhalt: Bormort Ginleitung. — I. XaS ginanstoefen beS 9?orbbeutfdjcn
BunbeS. — II. Xie erfte Beriobe ber StcicbSfinanärefonn 1872 bis 1879. Xte
Gpocbe ber liberalen ginaua» unb 3°Hb ü litif. — III. Xie nnb ginanx*
reform oom ^abre 1879. — IV. Xie ameitc Beriobe ber AeichSfinanämirtfrfiaft
1880 bis 1895. Xie 3eit ber BiSmarcffdjen 3oH» unb ginanapolitif. — V. Xie
3oU- unb ginarareformeu oon 1893 bis 1896 — VI. Xie britte Be^iobe ber
iHeidjSfinanamirtfcbaft 1875 bis 1906. Xie 3*0 &er Notbehelfe. — Vll Xie
oierte Beriobe ber NeithSfinanamirlfthaft 1906 bis 19'2. Xie 3eit ber Neform-
oerfuebe. — Anhang, überfiebten über ben Stanb ber ginanaen in Neid) unb
(aiiebftaaten. - Namen» unb ©aebregifter.
fioreita ooit Stein unb bie ©efettfdjaftsleljre.
s Bon I)r. (Srnft ©rünfelb. (Sosialmiffenfchaftliche Stubien. ^>erauS=
gegeben bou tp. ©aentig. Banb I.) 1910. BreiS: 4 Warf 50 Bf-
©oaiale Aultur, 4. £eft, April 1912:
Gin bebeutfamer Beitrag anr ©efdbid)te ber mobernen ©efcHfdjaftSIebrc.
Xie beröorragenbe Stellung oon ©teinS mirb gebiibrenb geaeichnet unb ber
Ginfluß feiner 2cbrcn unb gorfd)ungeit bis in Die ©egenmart nadjgemiefen.
Xer literaturgefcbicbtliche Seil beS SBcrfcS Darf nicht als baS lefcte eine befonberc
.v'eroorbebung beanfprueben gür meitere Stubien mirb er febr gute Xienfte
leiften. ©egeniiber ben Brdtentioneit ber mobernen ©oaiologie ift baS oor-
liegenbe SBert ein gutes Aorreftio.
ßäufermoral. Xcr Schuß ber 2(ngefteflten nnb 2(rbeiter unb bic
Begebungen beS AäuferbunbcS. 3 lDC i Borträge bon Pr. Sfclic
(Slauß unb grl. (flfc fiüberS, Witglieber beS Bureaus für So3ial'-
politif in Berlin. (Schriften ber ©efellfchaft für Soaiale IRcform.
CrtSgnippe Berlin.) 1913. 30 Bf-
Bremer Nachrichten b. 29. SNära 1913:
Gine bem ©djuß ber Angefteüten unb Arbeiter unb ben Begebungen beS
Müufer&unbeS gemibmete fleine Schrift. Xer ©ruubgcbaitfe ift, baß baS faufenbe
Bublifum in erfter 2inie folcße ginnen bcrücffidjttgcn foD, bie bezüglich ber
Bebanblung ihrer Arbeiter unb AngcfteDten einem burchauS fortfcbrittlichcn
ioalalpolitifchen Brogramm hulbigcn. Xanebcn follen alle Lieferungen bar
beaablt meroen, ©onntagScinfäufe finb möglidbft einaufchränfen ufro. Aura.
eS finb bic gorberungen, bie u. a auch öon Den XetaiUiftenoerbanben fchon
öerfchicbentlich aufgcftcQt morben finb ©egen feiner gefunben Xenbcna Tann
baS ©djriftcbeu Deshalb ^ntereffenten nur empfohlen merben.
Seranlmortlich für bic (Bcbriftleilung: Dr. 2 u b m i g § c h b c, Berlin«(5lnmcmnlb. — Acrlag :©uftabgifcher. Jena. — ©ebrudt bei 3 u I i u S © i 11 e n f c t b, $ofbitcf)brucfer.. Berlin W 8
XXVtt.
^erlitt, Dm 18. jLjmt 1918.
Itumttur 29.
gitfStctle tyxaxi&
uni»
A
^Urrijih fuf jtfaltetttaJjlfaljrt.
• «rietet an |ebem«Bomttr»ta0. tfrttf irtertel}5tirltd> 4 ÜBtark«
- $ttan$$tbtxt -
«tritnw«o, t >*sVs6*r( : 8r.29/30 Jfrof. Dp. ®. f raiuk* unb Jlwf. Dr-P. gimmerntann. «m*» ftriS'r, |*n«.
^tmfpxu^tvt Amt itolUnfcorf > 809 . gemfprf^cr 58 .
gnljaU.
5S)ie gro&e Äun&geBung ber
Qefeltf$aft' ffir ©ojiale
Reform ..433
«efeflfdjaft f4r €o$iale {Reform.
girittMtiomde {Bereinigung für
gefefeli<$en ttrbeiterfgnfe ... 442
$ie 7. orbentlidje #auj>ü>erfammlurtg
bcr ©efeHföaft für ©oktale SReforot.
... 443
Ärbcttertnncn unb £tlfs*
b t en ftp fli djt. 93on 2Jtogiftrat8rat
3R. 0 . ©djula, »erltn.
Organifatiotten ber ftrbetter, (Be<
f)Ufett, Ungeteilten ttub Be«
amten.446
$ie lebte SBorftänbefonferena ber
greien ©emerffcbaften.
3Bacf)8tum ber SWetattarBetterorgani*
fattonen in öerfd&tebenen fiänbem.
9tr5eiten>erfid)ernng. ®t*«rfnffeo 446
©rleid^terungen in ber ©ojialöer*
fitberung für Ärtegötetlneljmer.
8lu$Bau ber Shanf erteil fe burdfj bie
berliner DrtSfranfenfaffe.
fl®*%msftg*« unb ttobenfragen . 447
S)a8 preufeifdje SSöljruingS-
gefeb.
UBbrucf fämtlld&er Äuffäfce ift Bettungen unb 8eitfdjriften geftattet, febo<$ nur
mit Doller Quellenangabe.
D« große |totti> 09 tomg Jter ftllfttpiß für ^ojtalf itefonn.
(»erlht, 14. Steril 1918.)
$er Aufruf bcr ©efeüfcbaft für ©oaiale Reform an einer
großen $unbgebung für ©oaialbolitif nadj bem Kriege hat ge-
maltigen SBiberball gefunben. ©d)on lange bor bcr feftgefeßten
2fnfang3ftunbe mar ber große $onaertfaaI ber Philharmonie,
ber für bie nur gegen harten angängüd)e Perfammlung au§*
erfeben mar, troß be§ ftraiblenb-marmen 9(:prUfonntag§ Dom
Snftrom ber £eilnebmer berart angefüttt, baß im großen £)ber-
lidjtfaal bcr Philharmonie eine Rebenbetfammlung eingerichtet
merben mußte, um bie SWaffen ber bielen Saufenbe au faffen,
bie gefommen maren, um in ftarfem einheitlichen Stuf»
marfrf) ihre Überaeugung unb ihren äßiHen anr großaügigen
Sortf übrung ber ©oaialrefortn nach bem Kriege aum 9lu3brucf
£u bringen, Rieht nur bie Anhänger ber bielen ber ©efell-
fdjaft für ©oaiale Reform ongefcblojfenen PeiufäDerbönbe unb
gemeinnübigen Bereinigungen, fomie bie bribaten Einaelmit-
glieber aus allen teilen be£ Reichet mareti in 3 aJ&Uofen Reiben
erfchienen, auch bie hohen unb böd^ften Reid)3- unb ©taat§-
bebörben, bie ©erneinbebermaltungen, bie Parlamente unb
fanftigen öffentlichen ®örberfd)aften bezeugten — ungleich ben
Erfahrungen bei ber erften foaiatyolitifchen Shmbgebung ber
©efeüfcbaft bor bent Kriege am 10. SRaii 1914, mo bie Reidj§-
beworben nur burdj einen ©ebeinitai bertreten maren — burdj
bie ftattlidbe 8abl tbrer Vertreter ihr eingebenbe^ Sntereffe an
bem Sßetfruf für bie fommenben foaialbolitifdjen Reformen.
Unter ben Erfdbienenen bemerfte man al§ amtlidbe SBertreter
bie folgenben Herren:
beit ©teübertreter beS 3iekb^tnnaler§ b. ißa^er mit ©ef).
JHeg.*5Hat b. © cb t i e b e n bau ber SKeicbSfcmatei, ben ©täatsfefreich’
be§ 9leicbStüirtfcbaft§amtg grbrn. b. ©tein ntit bent nnterfta<rt@»
felretät <S a f p a r un/bi bem ©elj. Ober»3icg.=9lat © i e f a r t, ben
©taatSfcfrctär beö Steicb^iuftiaamtd.b. Traufe, ben Vertreter be§
9ieid>§amtg beS Innern Öteg.^at b. $ a c o b i, ben 5ßrä=
fibenten be§ 9lei4sberftcbenin)0danitö Kaufmann; mit ©ireltor
33 aff enge unb ©ebeimrat ©cbul^, ben ißertreter be§
preufeifeben Äneg^minifter^ ©cneralmajor © cb e ü cb, Gfjef be§
ÄriegSamtS, bie gerben Unterftaatäfefnetär S) ö n b o f f unb SKini*
fterialbireftor b. 2Jt e ^ e r e n bom preufeifeben ^anbelSminifterium,
ben Skrtreter be§ preufeifdje* 1 ^uftiaminifterä ©eb- ^»uftiarat
© cb o 11 e n, ©ebdnirot @ g g c r t bom Äanbrnirtfcbuftöminifterium,
ferner bie SBerfrreiier ber ba^erifeben unb toürttembergifdben Regierung
iPiinifterioIbireftor Otobmer unb 3Kin.»9iat ©cbäffer, fomie
boir ber fäcbfifcben ©efanbtfcbaft ßegationörert ^ o e fc f cb unb
bie aKilitärbcboümckbtTgten a3a^emö, ©ocbfenS unb SBürttembergä,
©enercrl ber Infanterie b. ® ö p p e l, Oberftlcutnant © cb u I a unb
(Generalmajor gäbet bu gaur.
2Tu§ ben Greifen ber höheren 5öeamtenfdbaft unb ber ©tabt-
bermaltungen faben mir ferner u. a. bie Herren:
SWinifterialbireftor ®eutelmofer (Slu^to. 21mt), (Gebeimrat
SBuermeling (3leicbsmirfcfcbaft§amt), (Gebeimrat 3 a öb e r
(^aiferl. ©tatift. 51mt),' Cberft Dtitter unb ©blec bon iöraun,
SJeburtementSbireftor im ^ricgSminifterium, (Gebeimrat S>ütt =
mann (2anbeSl>erficberungöanftaIt Olbenbuirg), @ja* b. ^ e g e I, bie
Cberbürgermeifter bon HRaina, giirtb unb ©üben fotoie aubheirbc
Herren bon anberett ©tabtbermaltungen, befonberS (Grofe^erlittg.
Enblidb mobnten ber Shmbgebung eine große Enaabt bon
9fbgeorbneten a.u§ faift allen ^arteten, mehrere befannte Sn*
buftrieüe unb (Gelehrte fomie Vertreter ber Strbeiter-, STnge-
ftellten- unb Söeamtenberbänbe au§ allen Zeilen be§
SteidbeS bei.
®ura nadb 12 Uhr eröffnete ber SBörfibenbe ber ©efeüfcbaft,
©taatsminifter Dr. Srbr. b. fö er I eh f cf) bie »erfammlung
mit einer freubig bemegten STnfbra^e, in ber bie (Genugtuung
über bie gemaltige 5teilnabme, bie ber (Gebanfe ber ^unbgebung
im ganaen 93oIfe unb befonber^ auch bet ben 9tegierung3bebör«
ben gemeeft bat, tum 5tu§brucf fam. (Gerabe au§ bem $öcrgleidf)
ber unbefrieöigenben Vorgänge bor bem Kriege, bie bie (Gefell-
febaft amn $roteft nötigten, mit ber heutigen Tagung unb ber
auberfidbtlicben ©timmung, bie fie befeelt, fönnen mir, fo be¬
tonte Srbr. b. Söertepfd), erfennen, melcb ein Reifer auf foaial-
t>o!itifcf)em ©ebiet ber .#rieg, bet fonft fo bi,ele§ gehemmt unb
aerftört bat, gemorben ift. ©emeinfameä ßeib, gemeinfame Sftot
fdjließen eben bie a?tenfdben meift fefter aufammen als gemein-
fame§ ©liicf. Unb bor allem büt ber $rieg auch bielen
©egnern ber ©oaialreform, bie ficb bor bem Shrieg in Unfen-
rufen über bie fcbäbticben SBirfungen ber ©oaicilpolittf ergingen,
bie 9tugen für ben ftaatäbolitifcben ^ufeen ber ©oaialrefornt ge¬
öffnet. $eut begegnet bie foaialpolitifdje Sßirffamfeit aHent-
balben lebhafter Slnerfennung, unb bie Regierungen unb Par¬
lamente berbinben bamit fo beftimmte gefefegeberifd^e 3u-
fidberungen, baß mir mit ftarfer Suberfidht ber ferneren Seit,
bie audb nad) bem Kriege über 2)eutfcblanb nod) laften unb
un§ große Aufgaben fteGen mirb, entgegen, ^e au§
mannigfachen gefchicbtlichen Erfahrungen l)\e unb ba auf-
tauchenbe ©eforgniö, baß auf Seiten großer Erhebung oft
Seiten bitterer Enttäufdbung folgen, fönnen mir mit berechtigter
®offnung§gemißbett bon itn§ metfen. ©ilt e^ hoch audj, ben
SlngefteHten unb Slrbeitcrn, bie braußen im Selbe unb in ber
©eimat ficb unbergleidblich bemäbrt mtb ben ^anf beg 58ater-
Ianbe§ ermorben b^ben, biefen SDanf baburdb m beaeugen,* baß
ba£ Saterlanb ihnen eine fieben^Icrge bereitet, auf bie fie
STnfbntd) haben, unb in ber fie freubig aum Söohle be§ ©anaen
mirfen fönnen. Zie aöillen§ridhtung für biefe großen unb
fchönen STufgaben an ftärfen, baau foü bie gegenmörtige
^unbgebung ber ©efeUfchaft bienen.
435
Soaiale praji4 unb Ardjio für ©olfÄrootylfaljrt — 1918 — XXVII. Kr. 29.
430
Rad) biefen einleitenben PegrüfeungSmorten beS Porten«
ben ergriff ber ameite Porfifcenbe, P r o f. Dr. @ r n ft
Rrande, baS SBort au ber Houptrebe beS DageS, tu ber bie
Seitgebanfen ber Shmbgebung in marfigen, übetaeugenben
Säfcen i&rc einbrudSPoße Prägung fanben. ©r führte unge¬
fähr folgenbeS auS:
DaS elfte SBort gilt bem Polf in Söaffen, baS bie Heimat
Por Permiiftung unb PerfflaPung fd)ühi. Seinen großen
Rührern ti?ie jebem eiitaelncn Söehrmonn fd&ulben mir ehrfürdb-
tigen Danf. Diefe DanfeSfchnlb geloben mir in Daten 311 acthlen.
Dem PernichtungSmißen berReinbe fefcen mir unfern ftahlhorten
SiegeSmißen entgegen. Dreu moßen mir in ber Erfüllung ber
Pflichten auSharren, au benen mir berufen finb. . Den
Dampfern, bie an Seib unb Gcfunbhcit gefchäbigt finb, foH
ein erträgliches SoS beftfjieben fein. Den (Gefallenen moßcm
mir ihr £>pfer Vergelten an ben SBitmen unb SBaifen. Unb
menn ber Dag ber ^eimfehr bie Sieger unb bie (gefangenen
aurüdfübrt, bann foßen fic ein neues Deutfchlanb finben, in
bem fie in frieblicher Arbeit aB gleichberechtigte Bürger ein
ebrenPoßeS Seben führen Fönnen. An ber (Grfüßung biefer
Pflichten ber Heimat gegen ihre fetter hat bie SoaialpolitiF
mttaumirfen.
Die Gefeflfdhaft für Soaiale Reform hat bie SoaialpolitiF
ftetS unter bem GcfidjtSpunFt beS GefamtmobleS aufgefafjt
unb betrieben, ^nbern fie für bie mirtfchaftlicbe unb geiftige
Hebung ber Arbeiter in Stabt unb Sanb, ber Angefteßten in
Hanbel unb Subuftrie, ber Beamten in Reich, Staat unb Ge»
meinbe eintrat, mar fie Don ber Überaeugung befeelt, bamit
aitgleid) eine Stärfung ber PoIFSfraft, eine Rörberung ber
PolfSmirtfdhaft, einen Aufftieg ber Kultur unb bamit eine
Gehrung ber SBohlfahrt unb 9Rad)t beS RcidjS au bemirfen.
AB oor reichlich 4 fahren bie Soaialrefonn ins Stocfen ge¬
riet, fahen mir barin eine fcpmere (Gefahr für bie Nation unb
erhoben besmegen (Sinfprucf). Die ©reigniffc haben uns red)t
gegeben. 9US ber Shieg auSbrad), Perftummten bie SHagen
unb Pefdjmerben Por ben Datfatfjen: Die Stunbe ber Rot
fanb ein mehrhafteS, einiget PoIF, eng Perbunben nicht nur
ber Heimat, fonbern bem Reich Der 4. 9luguft 1914 brachte
bie Rriidbte ber So 3 ialreform aunt Reifen, ber Sfrieg hat bie
Grnte gemehrt.
3 mar hat ber $rieg auch hier, mie anberSmo, aerftört.
(£r amung aut Durchbrechung ber Schubmehren ber gemerb-
Iidjen Arbeit. Aber felbft hier hat er ReitcS gefchaffen, im
Rad)tbadoerbot, im Sohnfchup ber Heimarbeit, ©r bradyte bie
2Bochenhilfe, bie Herabfebung ber AlterSrentengrcnae. Der
ArbeitSnachmeiS mürbe auSgcbaut, bie ©rmerbSlofen-Unter-
ft Übung rettete Por äufjerftcr Rot. Die Darif Per träge blieben
erhalten, neue mürben gefchaffen, ArbeitSgemeinfchaften er¬
rietet, baS ©inigungS- unb SchlichtungSmcfen auSgebaut, Pe-
triebSauSfchüffe für Arbeiter unb Angefteßtc eingefebt. DaS
HilfSbienftgefeb brachte Reformen, um bie jahraehntclang ge-
läntpft morben mar.
Aber aße biefe ßßafjnabmen übertrifft an foaialpolitifcber
Pebeutung eine Datfache: bie Anerfennung ber Arbeiterberufs«
Perbänbc aB michtige mirtfdhaftliche unb nationale Organifa-
tionen. früher mit SRifetrauen betrachtet, mürben fie nun aur
Mitarbeit gerufen. Pebörben, Arbeitgeber, Arbeiter führte bie
,\hiegSnot aufammen. ßRan lernte fid) gegenfeitig fennen, man
fab bei aßen trennenben Gegenfäben nun baS eine, maS not
tat: baS Patcrlanb au retten, RHnifter unb StaatSfeFretäre
befudyten GemcrffchaftShäufer, Führer ber Arbeiter- unb An-
gefteßtenPerbänbe mürben in bie AmtSftuben berufen. Aße
fühlten fich auf Gebeih unb Perberb Perbunben. (Sine SftoPeße
auin äJereinögefeb erflärte bie @cmerffd)aften für nicht-
politifchc Vereine. Auf aßen ©ebieten ber ^rieg^mirtfehaft
unb ber ^rieg^mohlfahrt haben bie Organifationcn ber Arbeit¬
nehmer mid)tigfte Dienftc gelciftet. Unb mit berebten Porten
mürbe ihre ßRitarbeit Pon Regierungen unb Parlamenten ge¬
rühmt. 2Bie Arbeiter, Angeftefitc, Beamte au ßRißionen mit
ben Aktffen baä Paterfanb Perteibigten, fo haben ihre Prüftet
unb Sdjmeftern in ber Heimat Schulter an Schulter mit aßen
anberen klaffen in ber Arbeit geftanben. Die (£inglieberung
in ben Staat mar Poßaogen.
2Rit tiefer Genugtuung barf bie Gefeflfchaft für Soaiale
Reform biefen üriegögeminn greifen. SRan hat un£ oft
meltfrembe Schmärrner unb Geologen gefcholten. Die höchfte
Gefahr hat unfere Anfichten unb Peftrebungen al£ rettenbe
Rotmcnbigfeiten ermiefen. Da^ ermutigt un$ heute au biefer
ßunbgebung, bie Beugniö baPon abfegen fofl, ba| bie im
Kriege befchrittenen äßege and) im Srieben fortgeführt mer-
ben miiffen. Denn mir brauchen bie Soaiafreform, um unfere
Polf^fraft mieber aufaubauen, um unfer Sßirtfdhaft^lcben au
neuer Pliite au führen, unfer ftaatlicheä Dafein neu au orbnen
unb unfere Kultur au befruchten. Itberaß mirb fich bie So*
3 ialpoIitif aB unentbehrliche Helferin ermeifen.
3Renfd)en finb ber größte Reid)tum be§ Staate^. Der
,$rieg hat furdjtbare Süden in unfer Polf geriffen. Der Dob
auf bem Schlachtfelb, Sßunbcn, Perftümmelungen, ^ranfheiten
aB ^riegsfolgen, baau bie Permehrung ber Sterblidjfeit unb
ber Riebergang ber Geburten in ber Heimat haben unfere
Straft gefchmäd)t. äöir müffen eine entfchloffene Pepölferung^
politif treiben. ^ebe§ ^inb, ba§ un^ aumäd>ft, ift ein sschafe,
icbe§ erlxiltene fräftige ArbeiBIeben ein Söertgut. Die
fchmeren PolBfeud>en, Duberfulofe, Gefchlecfrtöfranfheitcn,
Drunffucht müffen nodh Piel enetgifcher befämpft merben.
©mfigftc Sitrforge für ßRutter unb ^inb tut not. Unfere
Soaialoerfid)erung, bie fich fo glänaenb für bie PolBgefunb-
heit bemährt hat, mirb hier noch grofec ©rfolge eratelen, menn
ba§ Reich ihr bie nötigen ßRittel baau gemährt. Die 9Bod>enhilfe
ift beiaubehalten, bie ^ranfenhilfe auf bie Ramifie au§au-
behnen, bie (SinfommeiBgrenae au erhöhen, bie UnfaßPer-
hütung unter ßRitmirfung ber Perfid)erten 3 u Perftärfen, bie
Heimarbeit ber $ranfen- unb SubaiibenPerfiherung au unter-
fteßen. Dringenb mahnt bie 9öohnung§reform: eine bittere
Rot mirft brohenb ihre Sdjatten porauä. Reidh, Staat, Ge*
meinbe, Genoffenfdxiften, PeruföPerbänbe, Unternehmer unb
prioatfapital müffen mit Pereinten Kräften fie bannen — 1111 t
ber PoIBfraft mißen. Da§ mirb grofee 3Rittel ei*forbern, unb
ba§ Paterlanb ftcht unter bem Drud fcfytoerfter Saften. Aber
fann ein Kapital ntibbringenber angelegt merben aB in
ßRenfd)enmerten? Jsebc SRißion bringt mit ber 3 eit hier
l;unbertfältige Rrud)t, ift ein Samenforn, aiB bem eine Polle
Ähre aufmächft. Der ^rieg hat Raubbau an unferer PoIBfraft
aud) in ber Heimat getrieben, bie Rraucn unb Jstigenblichen
haben Rtännerarbeit Pcrridi4ct in überlanger Arbeitzeit, mit
Peraid)t auf Rächt- unb Sonntagsruhe, in fchmeren, gefähr¬
lichen, ungeeigneten Pefchäftigungen. Um unferer PolfSfraft
mißen muß ber Arbciterfchub unPer 3 iiglich, fomie ber Kriegs*
amang enbet, mieberhergeftcllt merben. Rid>t nur für gemerbli^e
Arbeiter, mobei bcfonberS auf grauen, ^ugenbliche unb Sanfter
Pebadjt au nehmen ift, fonbern and) für bie Angefteßten unb
Pearnten. Daau gehört aud) bie Perftärfung ber (^emerbc-
aufficht.
9Ran menbe nicht ein: nad) bem Kriege müffe unfer Polf,
ein jeher unb eine jebe, mit aßen Kräften arbeiten mie nie
auPor, bamit unfere SBirtfdjaft neu erfteht; beSloegen bürfte
ber Arbeiterfchub nicht hemmenb einmirfen. 23ir aber fommen
mirtfd)aftlid) nur mieber hoch, menn mir bie Arbeiterfdjafi
bauernb leiftungSfähig erhalten. Unb es ift eine taufenbfadh
beftätigte Erfahrung, bafe lange Arbeitzeiten bie Sntenfität
ber probnftion beeinträchtigen. Anfpannung ber Kräfte in
bem Riape, bah fie fich nicht abnüpen, Rortfdiritte ber Dechnif,
SntenfiPicrung ber PetriebSmeife, Rationalifierung unfere^
gefaulten SßirtfchaftSlebenS führen unfere ^nbuftric unb un-
feren Hanbel mieber auf bie Höhe. Unb aunt Ausgleich im
Sßettbemerb auf bem Sßeltmarft bienen internationale Arbeiter-
fd>uh- unb PerficherungSPerträge, bie bieGefeßfd)aft für Soaiale
Reform im Pcrcin mit ben anberen Perbänben aB ^laufeln für
bie RriebenSoerträge forbert.
Die Sieberherfteßung beS ArbeiterfdhuheS permehrt audi
bie Arbeitsgelegenheit. 9öenn bie Rtißionen auS bem Reibe
heimfehren, fuchcn fie Arbeit. 3n aahlreidjcn Gemerbcn mirb
fic reidßicb geboten, in anberen mirb fie auS Rtangef an Roh*
ftoffen fehlen. RiemalS mar eS notmenbiger als für bie erften
RriebenSaeiten, ein liidenlofeS Rep gut gerüfteter ArbeitSnoth-
meife über bas ganae Reid) au fpannen. Der ^rieg hot unS
hier ein gutes Stüd PormärtS gebracht. Aber eS ift nodh Piel
au tun, namentlich auch für bie Rrauenarbeit. ArbeitS« unb
PerufSberatung Fönnen helfen. Doch mirb ein Heer Pon
ArbeitSlofen in manchen Gemerben unb Gcgenben bleiben.
9Ran fann aber unfere Kämpfer unb Sieger hoch nicht an bic
Armenpflege meifen. Hier muh (SrmcrbSlofenfiirforge aum
minbeften eintreten, Pon Reichs megen georbnet, Pon ben Ge-
meinben getragen. DaS Problem ber ArbeitSlofenPerfidjeruna
melbet fi^ bringlidh am ArbeitSbefchaffung burdh öffentliche
Aufträge mirb in Pielen Räßen fid) aB erforberlidb ermeifen.
437
©oktale Sßtajiö unbArdjib für Völfdtoohlfabrt — 1918 — XXVII. Ar. 29.
438
Hier !ann zugleich mirffam Sohnpolitif getrieben merben: um
SohnbrucF unb Verelenbung au Oerhüten, foHte jeher Auftrag
oon Sleich, Staat, ©emeinbe an bie geffefeung befimmter
Söhne gebnnben fein, Slamentlid) finb rcchtdoerbinblidje
Minbeflöhnc in ber Heimarbeit uottoenbig. Stod) fehlen hier
bie gaepaudfehüffe: je eher fie fommen, befto beffer merben
fie llnljeil oerhüten fönnen.
®rofe ift bte ©efafer, bafe fefemere ArbeitdFäntpfe nad) bem
Kriege bie UmfeEung ber Snbuftrie unb bie gebeihlidje ©nt*
micFlung fören. £ie greife aller Sebendbebürfntffe bleiben
ooraudfidflid) noch geraume Seit hoch, bie Söfenc merben
faHenbe Stidfung einfcfelagen. $>ie Arbeiter unb AngefeEtcn
ntüffen fid) gegen eine Verfd)led)terung mehren. Um ernften
^onfliFten Ooraubcugen, ntüffen alle Mittel ergriffen merben.
Aud) hier ift bie ftriegderfohrung ein guter Sehrmeifer:
Arbeiter* unb AngefeEtenaudfchiiffe aur Pflege bed griebend
im ©inaelbctriebe, ©emerbegcrichte, Scfelidfungdfeflen, Eini-
flungdäinter bid hinauf anm Steichdeinignngdamt. Verhanb-
lungen unb Verträge amifdjen ben Drganifationen ber Arbeit¬
geber unb Arbeiter fiebern nicht nur bie Stube im ©emerbe,
fonbent aud> ben foaialen grieben.
3>ad mufe eine ber Aufgaben für bie Steuorbnung unfered
ftaatlicfeen Sehend fein. Sbr follen bie Arbeitdfammern
bienen in "ben Vorfchriften über bad Einigungdmefen. Aber
fie follen aud) mciter ben Arbeitern ermöglichen, ihre SBiinfche
3 u ©eljör au bringen, ihre Sntereffen au mähren. SDamit mirb
bie Arbeiterfd>aft eingegliebert in bie ftaatlid)C Organifation.
3uiedfmäfeigfeit§fragen, toenn aud) Oon bober Vebeutung, finb cd,
nrie man biefe Kammern am beften für Arbeiter unb für An»
geftellte einrid)tet. SBir hoffen, bafe ber grunbfäfelichcnuberein-
ftimnutng auch bie tatfädjlid)e ©inigung folgen mirb. Mit ber
Errichtung folcfeer Arbeitdfammern mirb ein Audnabmeaufanb
Gefertigt: mie anbere Verufdflaffen erhalten nun Arbeiter unb
Slngeftelite ihre gefefelicfee Vertretung. Unb nud) in ben
weiten Srf)id)ten ber mittleren unb unteren Veamten beftebt
bad Verlangen nach einer gefefelid) geoarbneten Vertretung.
Aid)t minber tief greift itt bie faatlicfee Steuorbnung bie
Reform bes Stoalitiondrechtd ein. iatfäd>Iid& fteben auch bißt
Arbeiter, Angeftellte, Vearnte unter einem Audnahmerecht.
SBcr WiE nach biefent Kriege, too alle VoIFdgertoffen glcicfemäfeig
ihre Pflicht getan hoben, ed noch bulben, bafe MiEionen min»
bercit Rechtes? finb? 3Der Stuf nach Stecht unb ©erccfetigfeit
fattu nicht uugebört oerballen. 2)cr Anfang ber Reform ift
mit ber Vefeitigung bed § 158 ©£). oerbeifeen. $eine Straftat
bleibt ungefiibnt, menn er fortfällt, bafür forgt bad Straf-
gefefebud). Sebocb bie fittlicbe Vebeutung biefer Aufhebung ift
ftarF unb mirb tief in ber Arbeiterfeele empfunben. Aber bamit
mirb nur ein Anfang gemacht, bem meitere gortfbrittc folgen
muffen. i£ad iTtoalitiondrecht mufe frei fein für alle Arbeiter,
AngefeEtcn unb Veamten, nur burd> bie ScferanFen begrenat,
bie im allgemeinen Stecht für alle anberen Verbinbungen
liegen. SoId)e Steform märe aud) bie befte ©egenmebr gegen
bie Sanbfludf ber länblichen Arbeiter. Hier gilt ed aunädjf
Schutt megauräunten, um Plafe für ben Neubau au beFommen.
Sledf unb 05erecbtigfeit forbern aud) für ihren Arbeitsertrag
bie Angehörigen ber Viibnen unb Otchefter, bie ©aftmirtS-
gebilfen, bie ftranfenpfleger. 2)er fiebere 9ted)tgboben mufe
oor allen Gingen aber beut foEeftioen Arbeitsertrag gefiebert
merben. OEeicbbcred)tigung mit ben anberen Stänben — ba§
ift ber 9iuf ber Arbeitnehmer. Vrit ihm forbern fie audj bie
Reform be^ preufeifeben SBablrechtö, unb e^ mirb nicht Stube
merben, bi$ ba§ gleiche, birefte, aEgemeine unb geheime
Stiminred)t erntngen ift.
Sn biefem Stufe nad) 05leid)bered)tigung, nad) Steebt unb
@5erecbtigfeit liegt eine grofec fittlicbe Straft. Arbeiterfcbufe
unb Soaialoerfieberung gemäbren ben Arbeitnehmern ©ebup
für Sehen, 05efunbbeit unb Sittlichfeit, beben fein gamilien*
leben, Iaffen ihm Vtufec für fein Sehen al^ Vtenfeb unb Vürger.
2)er Veruf^berein ftäblt feine Verfönlicbfeit, mehrt feine Vil«
bung, fräftigt öaä 05emeinfcbaft^bemufetfein. tDie OJleidb*
berechtigung befähigt ihn aur Stcilnabme an ben öffentlichen
Srufgaben unb Ämtern. SBir merben für ben Steubau be§
Staat^leben^ nach bem Kriege aEe stopfe unb Hänbe braudben,
bie fähig unb miEig aur Mitarbeit finb. Sn ben gübrern ber
VernfSerbänbe ber Arbeitnehmer bieten fid) folcfee Mitarbeiter
unb Helfer, bie im Kriege erprobt finb. Man öffne ihnen
nicht nur bie Xiiren ber Parlamente, fonbern auch ber Amt§*
aimmer unb OJemeinbeOermaltungen, unb man mirb gute Er¬
fahrungen mit biefen Männern unb grauen in praftifcher
Arbeit rnaehen. So PoEaiebt fich ein Aufftieg ber Vegabten,
ber bem 05emeinmohl bient, ©ine Politif be§ Vertrauend,
mie fie bie Ofterbotfehaft bed ^aiferd unb $önigd berfünbet
hat, mirb Vertrauen geminnen, unb bie ^rone ber Hohen-
aoEern, bie fieh old roi des gueux befennen, mirb nie fefter
y ruhen ald auf bem Vertrauen bed Volfed.
3u biefen 05runbfäfeen fteht bie ©efeEfchaft für Soaiale
Stefornt, — Vorftanb unb Audfefeufe hoben fie ald ihre SBiEend*
meinung in ber ^unbgebung niebergelegt. SBir miffen fehr
mohl, bafe nnfer Programm nur Schritt für Schritt burdjge-
führt merben fann. Aber Stegierung unb Parlament foEten
ftd> auf einen feften, flar abgeftecften Arbeitdmeg ber Steformen
einigen, ber planmäfeig unb gcrabeaud aum Siele führt, tiefer
2Seg mirb gemife nicht frei Oon Hinberniffen fein. 05rofee Vlöde
unb brohenbe Sperren merben in bie Vabn gemälat; fie mirb
aud) burch S^iebcrungcn unb Sümpfe führen. Aber aEe. Söiber-
jtänbe fdjrecfen und nicht. SBir hoben bie felfenfcfte Überaeu-
gttng, bafe fie befeitigt merben. ©d gibt fidjer oiele unb heifee
Kämpfe. ÄHr moEen fie führen mit ber ©ntfdjloffenbeit, fie
au geminnen, aber mit bem Vemufetfein, bafe fie unter Volfd-
genoffen audaufedjten finb unb aum grieben führen ntüffen.
Önb biefer foaiole griebe ift ber Preid bed Sieged: bem neuen
2 >eutfcblgnb, bad aud ber furchtbaren @5röfee biefed SBeltfrieged
nach namenlofen Opfern auffteigt, leuchte bie Sonne ber
Soaialen Steform. —
£>er ftarfe Einbrucf, ben Prof, granrfed Oon Heraen
fomntenbe, in fnappe programntatifche Säpe gefafete Siebe auf
bie Verfantmlung gemacht feotte* befunbete fidh in bem be¬
geiferten VeifaE ber Staufenbe Oon Hörern. An biefe Huupt-
rebe febtoffert fid) nun in mirfungdooEer Abmedjflung Anfprad)en
oon führenben Perfönliichfeiten aud aEen Sägern, bie aur
beutfeherü SöaialpolitiF in einem befonberd innigen Verhältrtid
ftehen, unb amar nicht blofe aud ben Oerfd)iebeneit Verufd-
intereffengruppen, fonbern ebeitfo lebhaft auch oud ben Greifen,
bie bie gereifte ftaatdmännifche Erfahrung, bie parlamentarifcfee
Klugheit unb ben Söealidmud ber SBiffenfchaft repräfentiereit.
So mannigfach ber Snholt biefer Anfprachen fich im ©inaelneit
gefaltete, tn ihnen aEen Flang bodh ald beherrfchenbed
Seitmotio immer mieber ber ©ebanFe an: 2)eutfd)lanb braucht
eine aielbemufete gortführung ber SoaiolpolitiF nid)t blofe um
ber Menfdjen miEen, bie Anfprudj auf ein lebendmürbiged
Unfein hoben unb fich in aEen Sllaffcn ber foatalen atnb
politifchen ©leichberedftigung mürbig unb fähig ermiefen
haben, fonbern Oor aEem and) um bed Vatcrlanbed unb bed
Staated felber miEen, beffert gefchmädfe VolFdFraft burdj bie
gürforge für ©efunbheit unb Sittlichfeit unb Arbeitdtiichtig-
Feit, indbefonbere aber burd) bie geftigung unb StärFung ber
gantilie ald ber frudfbarfen SebendaeEe im Staatdorganidmud
au neuem Auffdhmung gebracht merben mufe.
Aid erfter ber Stebner entmicfelte Staatdminifer ©raf P o -
fabomdFp-SBehner gerabe biefen festeren ©ebanFengang
in längerer Anfprache. Er beaeid>nete bie SBirtfchaftdpolitiF unb
bie SoaialpolitiF ald bie beiben gaFtoren, bie ^eutftffanb be¬
fähigten, bad grofee SBunber au leiften, brei 5\rtcgdj|hie unb
länger fieghaft burchauhalten. SoaiolpolitiF if ein orgonifcher
Vefanbteil aEer neuaeitli^en StaatdpoliüF. Siuhcpaufen in
ber Soaialpolitif au befürmorten, aeuge Oon 2)ilettantidmud,
meil bie gefamtc Volfd- ttnb 2Birtfd>afd-, bic technifche unb
Sieblungd-Entmicflung nicht fifle fteht. SoaiolpolitiF beöcutet
ooir aEem, bie Maffen farF unb gefitnb au machen, um bie Ar-
beitdfraft ald bad Oomehmfte SBirtfchaftdFapitel au forbern unb
bie Maffen in ihren Sntereffen unb ihrer ©efiitnung immer
fefter mit bem Staat an OerFniipfen unb ihnen bad ©efüff ber
©leid)berechtigung mit ben anberen klaffen im Staate au
oerleihen, ©raf PofabomdFt) belendfete bann näher brei
Hauptfragen ber Soaialpolitif, bie SBohnungdfrage, bie
grauenfraige unb bie ®ricgdbefchäbigtenfürforge. Vei ber
erfteren, bie fich in ber ©rofefabt, ber tfleinfabf unb auf bem
platten Sanbe gana. Oerfchieben gefaltet, betonte er bie Slot-
menbigfeit, bie SBohnungdherfteEung unb ben Sfiobnungd*
bebarf, ben ber 3uaug oom Sanbe beeinflufet, in Flareren Ein-
Flagg ald bidl>er au bringen (burd) eine Art SBohnungdaudtoeid
ber 3uaiehenmoEenben). Sn ber grauenfrage fpielt ber Arbeite-
rinncnfdmp unb bie 3uriidführung ber grau ald ©attin unb
Mutter in ben Scfeofe ber gamilie bie HouptroEe. gür bic
^riegdbefchöbigten fei audreichenbe Arbeitdbefchaffung eine
ioirifige Aufgabe, ba bie Erfahrungen'nad> 1870/71 mit ben
489
Soaiale SßrajiS unb Sttdjib für tBoHStooljlfabtt — 1918 — XXVII. Ar. 29.
440
fdjäbigenben 2öirf ungen ber Steßenlofigfeit bcr SfaPaliben
fdjretfen.
®en Zeigen bcr Vertreter ber groben Arbeiter-, Angefteß-
ten* unb 23eamtengrupfen eröffnete ©. £> ar t m ann, ber 23or-
fipettbe beS PerbanbcS ber beutfdjcn ©etoerfoereine (§irfd)-
£)untfer). Er fprad) über ben nottoenbigen Ausbau beS ge-
toerblidyen EinignngStoefenS auf ber burd) baS ©ilfsöienftgefep
gefdxtffcnen ©runblagc ber Arbeiter- ltitb Sd)Iid)tungSauS-
fdjüffc burd) 2luSgeftaltung ber EinigungSämtcr im SBege beS
©efepcS, burd) enblid>e Errid)tung Pon ArbeitSfammevn unb
eines 3teid)ScinigungSamteS, baS oorbeugenb unb Permittelnb
bet allen groben, über ein Staatsgebiet hinaus brobenben Ar-
beitSatoiften einaitgreifen bereit fei. Dr. ©örnanbt, ber
tBorfipcnbc ber ^Bereinigung beutfdjer Prioatbeamtcn- unb An-
gefteßtenPerbänbc, legte ein 29efenntniS aur beutfdjen Soaial¬
politif ab als einer Politif, nicht ettoa ber Sditoädhe ttnb ber
23ermeid)lid)ung, fonbern ber Stärfung bcr PoIfSfraft, als einer
Politif nicht beS Kampfes, fonbern ber Perftänbigung ber
Klaffen. 2>iefe Soaialpolitif muh nad) bem Kriege aber mebr
als bisher f ü r bie unb mit ben Angefteßten erfolgen, ba ber
abhängige SPtittelftanb im Kriege am meiften gefepäbigt ift.
Sßeiter hanbelt eS fidh um moralifdjc Söiebcrherfteßung ber ©e«
feßfehaft, ba bie SAoral im Kriege fdptoer gelitten hat, unb
um ben SGßieberaufbau ber gamilien als befonberc Ehrcnpflidjt
gegenüber ben peimfehrenben unb ben gefallenen Kriegern.
3)aS alles erforbert neben ber Arbeiter- unb 2Ingefteßtenfd)up-
politif grobaügige foaiale PeoölferungSpolitif, Steuer- unb
©epaltSpolitif.
ß e g i e n , 9ft. b. 8 t., ber Porfipenbe ber ©eneralfotnntif-
fion ber ©etoerffdpaften, forberte in feiner Anfpradpe faftemoi-
iifdpen Ausbau beS KoalitionSredjtS unb beS 2lrbeiterfd)upeS.
2>ie Koalitionen, bie bisher feinen gefeplid)enSteä)tSboben hoben,
fonbern eigentlid) nur gebulbet fittb, toerben nad) bem Kriege,
toenn bie toirtfcpaftlifben Kämpfe als 29egtciterfdjeinung nuferer
bribatfapitaliftifd)en3öirtfd)aftsmeifc naturgemäfe tuicber offener
aufleben toerben, eine noch gröbereStoße fpielen ars Porbent. 3)ic
Arbeiter Perlangen ein flarcS, fid)ereS Stecht für bie Ausübung
ber Koalitionsfreiheit, fein Porredjt, fonbern nur Poße ©leid)-
beredjtigung mit allen' anbeten Drganifationen, inSbefattbere
ber ber Arbeitgeber. 2)ie Pefeitigung beS AuSnahmeredhtS beS
§ 153 @0. ift boau nur ein Anfang. Der 2 lrbeitcrjchup unb
fein 2tuSbau toirb nad) bem Kriege hoppelt notioenbig fein,
nadpbem burd) bie 2lufpebung ber Schupfdjranfen unb bie
ilöeranftrengung toäprenb ber KriegStoirtfchaft ber OrganiS-
ntuS ber SDtänner nidht toeniger als ber ber grauen unb Öugenb»
liehen gelitten hat.
8 t e m m e r S, ber Porfipenbe ber ^ntereffengemeinfepaft
bcuifchcr PeamtenPerbänbe, begriinbetc bie Stotioenbigfeit ftär-
ferer faaialpolitifdper giirforge für bie Peamten, bie atoar in
mancher $infid)t eine ftaatlidje Esiftenafidperung Por ben Ar»
beitern PoranShaben, aber in ihrer ganaen EinfommenSgeba-
ntitg unb Lebenshaltung, anmal infolge beS Krieges, oft hinter
ben 2 lrbeitent auriidfteben. Sin übrigen hot fid) auch ihr
DienftPerhältniS in ben riefenhaften ArbeitSbetricben, bie über-
bieS oft auf ©etoinn abgefteßt finb, immer mehr bem ArbeitS-
PerhältniS ber breiten freien Arbeiterntaffen anuenäpert, ohne
bafe bie Beamten ber gefeplidien 2lrbeiterredhtS* unb @d>uh-
beftimmurtgen ( 3 . 29. hinfichtlid) ber 2lrbeitSaeit unb ber Sonn¬
tagsruhe) bisher teilhaftig gemorben finb. &ie 3 nrüdfepung
ber 23eamtcnorganifationen hinter bie 2 lrbeiterorganijationen
in beaug auf SntereffcnPertretnngSredjte ift aud) unhalt¬
bar getuorben, 29eamtenauSfd)iiffe unb 29eamtenfammern finb
nötig. SJtan muh bie Beamten burd) ben ÜDtunb ihrer organi-
fierten 5Bertretungen bei allen fie betreffenben 8 teuorbnungen
mitfprechen laffeit. So ergeben fid) überall innige Be¬
rührungen alnifdjen ber Soaialpolitif für bie Beamten unb ber
für bie Arbeiter, bie beSholb fiinftig mehr Sdptltcr an Sd>ulter
mirfen folltcn.
©eh. SnfHarat Dr. X r i m b 0 r n, 3lt. b. 8 t. unb b. 2t,
führte Pom Stanbpitnft beS SoaiolpolitiferS, ber in jahraehnte»
langen parlamentarifchen Kämpfen baau beigetragen hat, ber
Soaialpolitif freie Söahn an fdm^fen, mit lebenbigen Söorten
aus, mie ber Krieg unb feine (Erfahrungen mit ben leiftuijgS«
tiidjtigen unb ftaatSbeluuhten Millionen unb 2 lbennillionen
pon Kriegern unb 2lrbeitern bie Soaialpolitif nun erft recht ins
helle Lid)t gcriidt hat. Sm SWittelpunft ber fiinftigen Soaial¬
politif muh nadh 5trintbornS Überaeugung bie gamilie, bie
giiilorge für bie finberreidben 58ätcr unb Mütter fteheu. Unter
£>inli>eis auf StofferS ergreifenbe (ElenbSfd)ilberungen unb
Brof. Dr. ^iheS Schrift über jSeburtenrücfgang nnb Soatal-
reform begrünbete er bie 9totmenbigfeit eines fgftematifdjen
hpgicnifdhen unb fittlichen ®iifSprogrammS. Seine SScrtmrf*
lidjung fei augleid) ber befte 2 >anf, ben mir ben heimfehrenben
Kriegern beaeugen fönnen, bie fid) oft genug fchtoerc ©ebanfen
um baS Sdjidfal ihrer gamilie machen.
giir bie meiblidjen 2 lngeftellten brad) grl. 2 lgneS
-0 e r in ann, bie 33orfihenbe ber 2lrbeitSgentein}chaft meiblicher
SBerbänbe, eilte ßanae, inbent fie bie red)tlid>e 29efferftellung ber
toeiblidhen 2lngefteÜten, bie troh gleicher 2lrbcitSbeanfpruchung,
23elaftung unb Pielfad) gleid)er ßeiftung hoch oft nur beShalb,
toeil fie grauen finb, Pom ©efefc gegenüber ben Scannern be¬
nachteiligt finb, in toarmer Sprad)e begrünbete. Sie Per¬
langte im einaelnen baS 2Bahlred)t 31 t ben 5fanfmannSgeridhten,
©leidjfteEung mit ben männlid>en 2lngefteIIten in ben Körper*
fdjaften ber 2lngeftelItenPerfichernng, SBählbarfeit als S3er-
treter im SBerficherungSamt, OberPerficherungSamt unb
8 teid)SPerfichentngSamt. Leiter forberte fie ein bichteS 9tefc
Pon ^flidjtfortbilbungSfchulen für meiblichc 2lngefteHte
unb ftrenge ÜberU>ad)ung ber priPaten $anbelsfd)ulen foloie
beS ßehrlingSmefenS. 9tad)bem man bie grauen im Kriege au
ollen 2lrbeiten unb Leitungen für tauglich befunbeit hot,
biirfen in Sufunft nidht fleinluf^e 29ebenfen bie Erfüllung biefer
berechtigten gorberungen hinbern, menn man bie 2TrbeitSfreu*
bigfeit ber toeiblidhen 2 lngeftellten nid)t lähmen iotll.
23 e h r e n S , 2R. b. 8 t., 2luSfdhuhPorfibenber beS (Ehnftiidj 1
natioiuden 2lrbeiterfongreffcS, brad)te mit erfoeulidjer ©nt-
fehiebenheit bie foaialpolitifdjeu gorberungen ber öanbarbeitei
aur ©eltitng, bie bisher immer hinter bie getoerblidhen aurüd-
gefept tuorben finb, obgleich bie grohe 29ebeutung ihrer 2 Crbeit
für bie 29olfSioirtfdhaft nun im Kriege Pon allen erfannt iuor-
ben ift. SCßill man eine tüchtige ßanbarbeiterfdbaft l)oben unb
bie Sanbfludht hemmen, bie houptfädhlid) foaiale ©riinbe hat,
muh man bie ©cfinbeorönungen unb baS preuhifdie 2luSnahme*
recht für Sanbarbeitcr Pon 1854 aufhebert unb bie ßanbarbeiter
im 2TrbeitSfammergefep, bei ber SSereinS- unb KoalitionSredjtS-
rcgelung Perftänbig berüdfid>tigen. 23ehrenS befiutoort^te
ferner bie 23efeitignug ber Ö 3 utSbe 3 irfSeiurid)tiing, bie Schaf¬
fung länblidjer Sd)iebSgerid)te unb ©inigungSämter, Siegelung
ber 2lrbeitSaeit unb beS ßohntoefenS, Einführung Pon 5tarif-
Perträgen für länblidje 2lrbeiter unb Steform beS länblichen
3®ohnungStoefenS.
Xet 29orfipenbe ber 2lrbeitSgemeinfd)aft tedhnifdher 25er*
bänbe, ®ireftor Dr. $ ö f l e , 30 g in feiner 2lnfprache eine pa¬
rallele atoifchen ber Steuorbnung beS 25erl)äItniffeS atoifdhen
Staat unb Bürger unb beSjenigen atoifdhen 2 lrbeitgeber unb
2 rrbeiter. 2 Bte jene im foaialen ©eifte erfolgen unb bie
Staatshilfe neben ber foaialen Selbfthilfe ben 2ln-
gcfteHten gePiähtleiften muh, um ihre Scharen im¬
mer fefter gtü bem Staat au Perbinben, fo toirb
aud) eine neuacitlidje foaiale Drbnnng ber 29eaiehungen
atoifdhen 2lrbeitgeber unb 2lngeftellten baS 2lrbeitSPerhäIt-
nis, toentti fie and) bie natiirlidjen ©egenfäpc nicht in
eitel Harmonie Perflüchtigen toirb, bod) immer ftärfer mit bem
©eifte jener getoerblidhen Solibarität burd)tränfen, bie baS ©e-
beiden ber 3‘nbuftrie nnb ihrer beiben Präger, beS Untetneh-
mertumS unb ber ted)nifd)en 2lngeftellten!räfte, Perbürgt. 29ei
foldjer foaialen Steuorbnung ift bie 2 lnerfcnnung ber organi-
fierten ^ntereffenPertretungen ber 2lngefteüten als gleich-
beredjtigte gaftoren, bie ben 2lbfd)luh tnoberner 2)ienftPerträge
beiberfeitig mitbeftimmen faßen, 23orauSfepung.
^>aS geuer feines toiffenfd)aftIid)en unb etbifdpen ^bealiS-
muS toarf Prof. 29auingartcn -Kiel, ber Porfipenbe beS
epangelifd)*faaicden KongreffeS, ber an Steße beS Perhinberten
ProfefforS 23rentano-3l?ündhcn über bie Peaiepungen atoifchen
SBiffenfdjaft unb 2 lrbciterfdpaft in furaett, aber hinreihenben
SBorten fprach, aünbenb in bie Pcrfammlung hinein. Er legte
bar, toie bie Sßiffenfchaft trop ihrertiihlen Steutralität unb
rücfholtung bodh nntoißfiirlidh burd) baS Stubium ber ©e-
fchichte ber Arbeiterfrage unb ber 2lrbeiterbctoegnng Pon fitt*
Iid)er Anerfennitng für biefeS Stingen unb Sdjaffen unb Pon
innerer £>od)ad)tung für bie 0rgomifationSfraft, bie ^ifaiplin
unb bie Selbfthilfeleiftungen ber Arbeiter unb 2lngcfteßten,
für bie barin fid) betätigenbe geiftige Jsbecnmadit allmählid) er-
fiißt toorben fei unb fid) beS toegen fokher ehrlichen 2®iirbigung
ihr angehängten SdjeltnamenS „Katheberfoaialiften" nicht au
fdiämen braudje.. ^m ©egenteil ift baS foaialmirtfchaftlichc
441
(öoaialS SßtajU unb für ©olFStDohlfabri — 1918 — XXVII. Wr. 29.
442
\
TenFen unb gorfdjcn ber beutfchen (Mehrten burcf) biefeg liebe*
Holle Perftänbnig ber Slrbeiterbemegung nad) mancher Wichtung
befruchtet morben, unb bei aller Unbefangenheit unb Ungebun«
benbeit an irgenbmeld>c Parteien, lebiglid) gcbunbett an bie
SBaßrheit unb bie 3BirFlid)Feit, U)irb bie 5Biffcnfcbaft, bie ben
großen Slufgaben ber Seit mit boEem Einfaiß il>rcö fittlicb-reinen
©trebeng bienen miE, ben hohen Seitgebanfen ber ©oaialpoIitiF
ber Arbeiter unb SlngefteEten, aEen im SBoIfe eine immer ftär*
Fere Slnteilnahme an möglicfjft aEen ©iitern ber Nation 31 t er¬
ringen, ihre boEe ltnterftiißung mibmen.
3lm ©d)luß ber Slnfbrachenreiße ergriffen nod) einmal
einige Vertreter bei* ©taatgarbeiter- ;inb StngefteEtengrnbben
bag SBort.
Sdler, SW. b. W., befiirmortetc nufer Htnmeis auf bag
^rbeitgFammer« unb bag lebte Pereinggefeß bie cnblid>e recht¬
liche ©leicbfteEung ber ©taatgarbeiter mit ben Arbeitern ber
Pribatbetriebe unb beleuchtete bie WotmenbigFeit Weiterer fo»
3 iaIboIitifd)er gortfebritte im Tarif bertragg« unb Perficherungg»
mefen, namentlid) megen ber Steuerung unb ©elbcntmertung.
Wur burd) eine fortfehreitenbe ©oaialpolitiF Fönnen mir bem
SBirtfcbaftgfrteben unb babnrd) aud) ber EinigFeit beg ganaen
PoIFeg näher Fornmen.
P e cf) l b , ber Porfißenbe ber 9lrbeitggemeinfd)oft Fauf«
männifeber Perbärtbe, fbrad) mit einigen Fritifd>en 3 ^eifeln
bon ber foaialen 3uFwtft ber Faufmännifd)en SlngcfteEten, bie
jeßt überall auf gefteigerten meiblid)cn SBettbemerb ftoßen unb
fid) auf bie foaiale ©efinnung ihrer Slrbeitgeber nidht iiberaE ber«
taffen Fönnen nad) ben böfen Erfahrungen, bie fie troß beg
SBeheng beg ©eifteg bon 1914 bamal£ im Slnguft mit ber orga-
nifierten ©ebaltgbriiderei mand>er Prinsibalggrupben gemacht
hätten. 3tud) fehle eg noch immer an ber gutmütigen Slner-
Fennung ber Faufmännifcben 3tngefteEtenorganifationen. Teg-
fjalb foft man fogialpolitifd^e ©idjerungett fdjaffeit, baß ber ©eiit
ber liinftigen SlngefteEtenpoIitiF nid)t jenem bon „1914" gleidje.
31 uf häufe r, Porftanbgmitglieb ber Slrbeitggemein-
febaft freier SfngefteEtenberbänbe, legte befonberen Wacbbrud
auf ben Wcd)tgfd)uß im Wähnten ber ©oaialpolitiF, ber neben
/ber gefunbheitlicben görberung ber SlrbeitgFraft ber ©icberung
ber PcrfönlicbFeitgintereffen beg 31ngefteEten bient unb baau
beiträgt, feine Sfrbcitgfreubigfeit unb bie Entfaltung feiner
geiftigen Slnlagen 311111 Peften ber PolFgmirtßhaft 3 U ftärFen.
,greie Pabn bem Tiid)tigen\ biefe Sofung muß aud) gegenüber
ber ^onFurrenaFIaufelbrarig ber Unternehmer unb bem riidftän-
bigen Erfin ber fchuß recht gelten. Tag Wedjt ber geiftigen 3lr«
beiter bebarf Fiiniftig gana anberer foaialer pflege alg bisher.
Tie beutfebe PoIFgmirtfdjaft braitd)t nicht bloß SlrbeitgFräfte,
fonbern PerfönlicbFeiten.
Ten ftarFen Einbrucf, ben bie bielfeitigen, mannigfach
mobnlierten, aber auf einen einheitlichen Ton abgeftimmten 3ln-
fpracben aug fo bielen berfchiebcnen Sägern in ber Perfanunlung
ber Taufenbe hinterkuffen hatten, faßte ©taatgminifter grßr..
b. 33 e r I e b f d) am ©d)luß in folgenbe gelobenben unb maß-
nenben SBorte aufammen:
Tic ©efeEfchaft für ©oaiale Reform mirb aEc bic guten
SBünfcßc unb gorberungen ernftßoft beachten unb aud) bie-
jenigen, bie beute, mie 3 . 58. binfid)tlid) ber Heimarbeit- unb
$rieggbefd)äbigtenfrage nicht eingebenber hohen bertreten mer«
ben Fönnen, unb aEe biegragen, bie bertörieg fonft nod) neu auf»
merfen mirb. Pei biefem beginnen, groß unb Fiihn an Umfang
unb ©cbmerc, treibt ung nicht Weuerunggfud)t, fonbern ber
innerfte, begliche SBunfd), ba^ beutfebe S3olF 311 einem fßolFe
3 U machen, baä an ber 0 ]pibe ber fönltnrnationen feinen fpiaß
beanfbruchen barf unb feinen ®ulturreid)tuin berart bermaltct,
baß aEe 5BoIF3genoffen baran 3lntcil hoben foflen. 5Dabei moEen
mir Feine3meg§ bic überlieferten Foftbaren Erbgüter ber Wation,
fomeit fie unferem 33eften bienen unb ber EntmicFlung fid) nicht
fberrenb in ben SBeg fteEen, befeitigen, fonbern mir moEen fie
nur in Übercinftimmung mit ben 93ebitrfniffcn ber ©egenmart
unb mit ber amingenben Wcugeftaltung beS 0taate§ in EinFlang
bringen. Wun aber gilt e§, nid)t bloß bie SBortc 31 t hören, fon¬
bern ein jeber muß mit bcni feften SBiEen biefe SSerfammlung
berlaffen, für bic 3lu§geftaltung ber 0oaialreform aud) in
lebenbiger £at ba§ 0 eine au tun unb unfer ßofungömort ber
Erfüüung praFtifd) näher bringen: ©crecbtigFeit für 3lEe, 0d)uß
ben 0 d)mad)en unb HtffSbebiirftigcn, ©inigFeit be§ ganaen
S3olFe§ unb SBoblfabrt unfereS 58aterlanbe§!
•-Ü *
Sn ber gleid) 3 eitigen 5ßerfamntlung int Oberlicht-
f a a l e ber Philharmonie, bie ebenfo mie biejenige im großen
0aale fo ftarF befud)t mar, baß bielc Teilnehmer mährenb bet*
ganaen Peranftaltung ftehen mußten, lag bie Scitung in ben
Hänben be^ ©chaißmcifterö ber ©efeEfchaft für ©oaialc Weforni,
58aurat 58 e r n h a r b. Tie Eröffnung£rebc hielt hier 0taatö-
feFretär a. T. Dr. T e r n b u r g. Er begrünbete Fürs bie fo«
aialc Wefortn aB 2roi*herung ber SWenfd)Iid)Feit, ber ©crechtig«
Feit unb ber 0taat^notmenbigFeit, ging bann auf bie SWethobe
unferer Seinbc, aEe^ Teutfche herunteraureißen, ein unb hob
mirFungäboE herbor, mie fel)r ihn feineraeit im ®ambfe um
bic öffentlidie SWeinnng eineg neutralen £anbe£ ber belegte
Hinmeig auf ,Teutfd)Ianbg 5ßorFärnbfertum für bie foaiale Re¬
form unterftiißt hohe. Hierin fab Ternburg einen großen 58c-
meig für bie Wid)tigFeit beg 0trebeng naid) 3 lugbau .unferer
0oaialboIitiF. Tiefen 31 t förbern, fei bic ©efeEfchaft für 0oaiale
Weform nie nttibe gemorben, „in ber richtigen ErFenntnig, baß
audh bic ungeheure Prüfung, burd) bie itnfcc 58oIF jeßt geht,
hauhtfächlid) eine Probe auf ttnfercn EbairaFtcr alg fitt-
licheg, gered)teg, gehilbeteg PoIF barfteEt, bag bon feinen 3ielen
im Hngliid nid)t Fleinlaut abmeießt unb ihnen im ©liid mit um
fo größerem Wachbrud nad)ftrebt." gür biefe Sluffaffurtg ein
PeFenntnig absulcgen, fei 3E>ed ber großen ^unbgebung: mir
moEen auch meiterhin foaialbolitifd) an ber 0biße ber PöIFcr
marfchicren.
Hierauf gab Paurait Pernhorb Herrn Prof. Dr. Wobert
SB i 1 b r a n b t (Tübingen) bag SBort. Tiefer hegrünbete bie
S^otmenbigFeit ber 0oaiaIbolitiF nach bem Kriege bor aEent
aug ber boIFgmirtfdxiftlichen Sage, bie biefer gefdjaffen hot.
Er ging auf bie großen borgen bei* Überganggmirtfchaft --
Wohftoffmaingel, SehengmittelFnapbheit, SBohnunggnot unb
SlrbeitglofigFeit — ein unb entmidelte baraug bie ©efahren, bie
gerabe Slrbeiter, SlngefteEte unb Peamte bebroben merbeu.
SEehr beim je fei ba 0 oaialbolitiF am Plaße, bamit bag brohenbe
Elenb behoben ober beffer berhütet mirb. Sm einaelnen ftreifte
ber Webner befonberg bie 5!rieggbefd)äbigten- unb Hiuter-
bliebenenfiirforge, bic grauen- unb Sugenblidjenarbeit, bie
Sohnfraige. Er nahm eine WabiFalifierung ber $rieggteilneb«
mer alg mahrfcheinlid) an unb mahnte au TcmFbarFeit unb
Pflid)terfüEitng beg 0taateg gegenüber ber Slrbeiter- unb 3ln-
gcfieEtenfchaft. Sbre Treue miiffe er entgelten, ittbenraud) er ein
treuer Pater feiner ärntften 0öhne ift. 5Bor aEent gelte eg, fold)e
Treue gegenüber ben ©emerFfcbaften unb ©enoffenfebaften au
beFunben, bie ber 0taat nie mieber alg Paria-g ober Webeflen
bel>anbetn bürfe. Treu möge ber 0taai aber auch barin fein,
baß er bie SWaffen an feinen ©cfd)iden ntitmirFen laffe, bor
aEent burd) bag gleiche SEßablrecht in Preußen. 9Wit einem
mannen Slufruf 311 bleihenber EinigFeil aEer, bie foaialbolitifd)
bormärtgbrängen, febloß Prof. SBilbranbt feine gehaltboEen,
mieberholt bureb fräftigen PeifaE unterbrod)enen 3lugfüh-
rungen. Wun folgten Slnfbracßen beg 0 taatgminifterg gri)rn.
b. Perlehfch/ beg ©rafen PofabomgFi), beg Slbgeorbneten Trint-
born, beg ©ebeimratg Paumgarten unb ber SXrbeiter- unb 3ln«
gefteEtenfiihrer mie im großen 0aale. Sluch grl. SWarg.
58 e b m ergriff bie ©elegenbeit, einige SBorte für bie H 0 i ut -
arbeite rinnen au fogen, bie in großer 3 obI ouch bon
außerhalb 31 t ber .^imbgebung erfd)ienen maren, ber marin«
heraigen görberung gcbenFenb, bie bie ©efeEfchaft für Soaiole
Weform ber grage ber Heimarbeit ftetg entgegengebracht hot.
Snt 0d)lußmort fbradb prof. Dr. E. g r a n d e bie Pittc aug,
bie Perfamntlung möge ben Einbrud ber gehörten Weben treu
bemabren unb bie Peftrebungen ber ©efeEfchaft für ©oaiale
Weforrn nachbriidlich unterftüßen.
Intfriurtwitfllf ^fwintgjntg für ^rbfüfrfdinb.
Tie 7. orb. Houhtbcrfammlung ber ©efeEfchaft für Soaiale
Weform (13. unb 14. Hbril 1918) glieberte fih tu einen ©e-
fcbäftlid)en Teil unb bie ©roße ftunbgebung für ©oaialbolitif,
über bie mir 0p. 433 beridjten. Sm ©efd)äftlid)en Teil mürben
TätigFeitg- unb ftaffenberiebte für bie 3cit bon 1914 big jeßt
erftattet. Ter ©cfdjäftgberid)t bleibt fpäterer augfül)rlid)cr
Peröffcntlicbung borhehaltcn; er fteflte bie Slrbeit ber C^efeE-
fdjaft bon ber Tiiffelborfer ©eneralberfammlung big aunt
5h*ieggaugbritd) (^onFurrenaFlaufel, Erfinberfcbuß, 0onntagg*
ruhe, Tarif- unb Einigunggmefen, TrinFgelbablöfung, 0atuc-
443
444
Soaiaie Prajis unb Ardjib für VolFSWoljlfahtt — 1918 — XXVII. Wr. 29.
tagsfrühfchluß, ^acfttaibeittoerbot, Höd)ftarbeit*tag ufiu.)
bar unb fobann bie^DätigFeit im Kriege (befonberS: Arbeite-
nad)U>eiS, Heimarbeit Hilfibienft, Übcrgang§mii*tfd}aft $ 0 Qli<
tionSred)t, ArbeiteFammern, Sobnfrage; aablrei-cfie Eingaben,
9 Hefte ber „Sdiriften ber ©efcllfd)aft"; Bemühungen um mit¬
telen ropäifeße Annäherung in Arbeiterfdjitß unb -berfidherung,
fomie um foaialpolitifdje SriebenSFlaufeln). Über bie orgaiti-
fatorifebe ©nttoicFlung ber ©efcUfdjaft Fonnte berid>tet Werben,
bafe bie 3 ahl ber ©inaelmitglieber wefentlid) gemachten ift unb
bafe 15 Förperfd)af Fliehe 2 ftitglieber neu beigetreten finb, fo baß
bie 3 <d)I ber burd) ihre Crganifationen mittelbar ber ©efell-
fdjaft angefdjfoffenen SD?itgIieber über 4V4 Millionen beträgt.
Öm lebten 3fahre mürben neue Ortsgruppen in Hamburg, Han*
noper unb 5D?iind)en gegriinbet. Der &affcnbcrid)t ergab, baß
bie ©efellfchaft bei fparfamfter Söirtfchaft borerft nod) mit ihren
©innahmen aateFomnten Wirb, baß aber mit SBirfnng bon fpä-
teftenS 1920 ab eine 9Feuorbnung ihrer ©inFünfte ftattfinben
muft. Die ©efchäfte finb fo ftarf geWachfen, baß bie. ©efdjäfte-
ftelle bringenb ber ©rmeiterung bebarf, wenn fie ben fommen*
ben Anforberungen geredjt Werben unb bor altem ben plan¬
mäßigen Ausbau ber Organisation in ber Brobina betreiben
null. Die Hauptberfammlung genehmigte (SefdJäftS* unb
Alaffenberid)t, erteilte nach Bericht ber Äaffenrebiforen bie ©nt-
Iaftung unb ftimmte bem 3djaßmeifter böllig barin bei, baß bie
©innahmen ber ©efellfchaft 51 t erhöhen finb. Da es fic^ hierbei
im mefentlichen um bie Beiträge ber Förperfd)aftlidhen 2 ftit«
glieber hanbeln biirfte, mürbe ber 23orftanb beauftragt, einen
ItnterauSfchuß einaitfcßen, ber ameefmäßige Borfdyiäge in engem
©inbernehmen mit ben Crganifationen ber Arbeiter, Ange-
fteßten unb Beamten auSarbeiten foll. tiefer UnterouSfdbuß
foll a» 23orfd)Iägen einer grünblkßen Reform beS BeitragS-
mcfenS gefangen, bie ber ©efellfchaft reidhtidj bie Spittel aur
Sortfeßung ihrer Arbeiten bringt, ©ine neue ©eneralberfamm*
lurtg foll im Hcrbft bie Beitragsreform enbgiiltig befchließen.
3obann mürben bie Neuwahlen 311 m AuSfdptß borgenommen.
3ie ergaben bie SBiebermaßl aahlrcidhcr AuSfdbußmitglieber ber
(^efeUfjhaft. Die Sifte ber ©emählten beröffentlidjen mir, fo-
bafb biefe bie 2ßah( angenommen haben. — Anfd>lteßenb fanfc
eine A u S f d) u ß fißnng ftatt. ‘Ser Ausfdjuß fooptierte aus
ben Leihen ber faßungsgemäß AuSgefd)icbenen 26 ‘Damen unb
Herren unb mähltc einen Herrn neu. Der Ausfdjuß ift aljo
aus ber @enerdberfammlung unb ber AuSfchußfißung fo gut
wie unberänbert herborgegangen. 3obanii wählte ber AuS-
fdptß bie bisherigen 23 0 r ft a n b S mitglieber unberänbert mie-
ber unb neu htnau bie Herren Abg. Regien unb DireFtor
9t c i f. ©in sptaß mürbe für bie DecßniFer offengehalten mit
ber äflaßgabe, baß er ohne nachmalige befonbere SSahl mit ber-
jenigen BerfönlichFeit au befeßen ift, auf bie fid) bie Dechnifer-
berbänbe einigen. _ _
llfltfrläit&tfdjer DUfsifcnff.
Arbeiterinnen unb HüfSbienftpflicßt.
Die Arbeiterinnen einer 3irma ber Berliner Metall'
inbuftrie haben Sohnforberungen gefte'IIt unb mangels ©ini-
gütig ben kricgSauSfdmß für bie 2ttetatlbetriebe ©roß-BerlinS
angerufen. Die girma bermeigerte unter ber 23ehaiiptung, baß
bei* ft'riegSauSfchuß aur ©ntfeheibung nicht auftänbig ift, eine
23erhanblung bor bem AuSfchuß. 3te erfdjien auch nicht au
bent angefeßten Dermine.
Der .ÜricgSauSfchnß erFIärtc ficb fiir unauftänbig unb lehnte
bie gältung eines 3d)iebSfpruchcS ab. Mehrere Sachblättcr
befprachen ben 3treitfaH unb beaeießneten bie ©ntfeheibung beS
.^riegSanSichuffeS als einen 3 e ß I f p r u d>. Da bem HilfS*
bienftauSfdinß beS 9tcid)StageS bon ben SIrbeitern bie U'n-
auftänbigFeitSerFtärung beS SluSfchuffeS mitgctcilt morben ift.
befcßränFc id) tnidh, augcnbiicFlid) nur bie ©riinbe beS 3pntcheS
tuieberaugeben. 3ie lauten:
Da» HilfSbienftgcfeß bcaicht fid) n 11 r auf ^rfonen, bie aum
imtcrläitbifchen Hiifööienft uerpfliditci finb. Die gefeßltdjen
Mörperfrfjaftcn tourbeii fid) einig, 3 tauen in biefen ^hrciS nicht
l)ineinaunel)men. Die :>tcid)Srejiicning nertrat Dort Slnfang an bett
3tanbfuiuft, baß es nid)t erforberlid) fei, Stauen bem üatcrlänbifcheu
.s>ilfsbien)t 511 unterwerfen. Dies beaeugt ber ^ußalt be§ § 1 be§
aus nicr 'Paragraphen beßchcnbeu StegicrungScntrourfS, ber [ich mit
^ 1 bcs ©efeßes bem Wortlaute nad) beeft.
^ 1 bes ©efeßcS beftiinmt, baß jeber m ä n n t i ih e Dcutfcße uom
uoüeubeten fiebaehnteu bis 311111 iioUenbcten' iediaigften Sebensjahte,
ioloeit er uießt aum Dienft tit ber bewaffneten 2)tad>t ciuberufen ift,
bie ^fließt aunt baterlänbifcßen HilfSbienft I>at.
Öni großen unb ganzen bilbet § 2 beS genannten (SnttourfeS bie
©runblage aum § 2 beS ©efcßeS. § 2 beS ©ntwurfs fergt am Stn--
fang: „Stls baterlänbifcßcr Hüf^bienft gilt außer bem Dienfte uftu."
Dafür beginnt § 2 beS ©efeßeS mit ben Sßorten: „9ItS nn batcr=
fänbifeßen ^ilfsbicnft tätig gelten alle 5p e r f ü u c n, bie bei 23e=
hörben ufw. befchäftigt finb", unb fdjlicßt ber Sfbfaß mit bem Vor¬
behalt, „foWeit bie ^ahl biefer 'P c r f 0 n e 11 baS iöebürfnis nicht
überfteigt." SluS bem Vorbehalte erhellt, baß ber ©efeßgeber in beut
£ 2 mit ben Verfallen, bie bei Vehörbcn ufto. befchäftigt finb, bic
„männlichen D-cutfdjen" im Vlugc hat. Stur bei ihnen fatin ber
SeftftellungSaitSfchüß (§ 4 Slbf. 2) aur Prüfung ber Vebürfniöfroge
gelangen. Slud) hier feßeiben Stauen bentnad) aus ber Vetrachtung
aus, ba übet ftc ber SeftfteüungSausfchuß feine Verfügung hat.
Die Vorfcßriften ber beibeu erften 'Paragraphen beS ©efeße»
unb beS SlcgierungSentnnirfs ergeben, baß nicht bas Uuternehmeu
als folcßeS bem ©efeß unterliegt, fonbern nur ber einaelne in einem
Unternehmen tätige Slrbciter, oorauSgefeßt, baß beaüglid) feiner
perfönlid}feit bic Vebiugungen erfüllt finb, bic im § 1 erfchöpfcub
aufgeaählt würben (^uftiarat Snlb= 2 lfaina). Slrbeitc rinnen ge¬
hören alfo nid)t hierher. Sät bas ©egenteil irgenbwelche Säue¬
rungen aus bem 3ape beS § 11 beS ©efeßeS: ,,^n aßen fiir ben üater-
länbifchen Hüf^bienft tätigen '.Betrieben nfw." an aiehen unb- and)
bie betriebe felbft für hilfabicnftpflichtig 3 u halten, ift nad> ben
obigen Slusfiihrungen nicht geftattet. Vefiärft wirb bic uorftehenbe
Sluffaffung burd) § 3 beS ©ntwurfs (f. jeßt § 19 bcs ©efeßeS) m
Verbinbung mit ben eiitaelnen Veftimmungeu bes Eintrages
Dr. 3pahn unb ©en.
Der VunbeSrat hat nach § 3 bes StegierungSeutwurfS bie anr
VluSführung bcs ©efeßeS erforberlichcn Vorfchtiften au erlaffen uup
lann ^nwibcrhanblungen mit ©efängnis bis a u einem .^dhre unb mit
©elbftrafe bis an aehntaufenb Stfatf ober mit einer biefer Strafen
ober mit Haft bebrohen. Stad) ber Stellung beS Paragraphen 1111
©ntwurf ift es einleuchtcnb, baß ber im § 3 erklärte SBille lebig-
I i d) auf bie Hdf^wnftpf l i d) t i g c n gerichtet ift unb nidd bie bei
ben im § 2 beS Entwurfes t>eacichneten Einrichtungen etwa be-
fchäftigteu Siaueu, welche überbies im Entwürfe nirgienbs ange
führt finb, erfaßt. Die Erweiterung beS iKegicrungSeutwurfS burd)
ben Eintrag Dr. Spahn u. ©eu. unb bie Erhebung beS Eintrages 311111
©efeß mit Wenigen 'dbäuberungen gcfdwh, um ben Hiif3bicu-ft*
pfl i d) ti g c 11 , welche ihre VewegungSfreiheit nicht unwefenitlich burdi
ba^ ©efeß einbüßen, gegen eine gu weitgeheube Einengung ihrer
Rechte Schaß unb Sid>erheit au geben. Derartiger Hilfe benötigen
S rauen nicht, weil fie nach feiner Wichtung burd) ba§ H®®-
bunben ftnb.
§ 13 bcs ©efeßeS ferner, auf ben es in bem uorliegenben Streit¬
fall bornehwlidh anfommt, macht bon ber Wegei Feine 2lu3nahnK.
Der Paragraph ift allein für Arbeiter, nicht für .Arbeiterinnen u:
Vetradht aa aiehen. Er [teilt im Abf. 1 bei Streitigfeiten über ben
Sohn ober aubere ArbeitSbebingungcn ber Parteien für bie Arbeitet
ihrem AuSfd)uffc ben im § 9 Abf. 2 beaeid)ndeit Sd)Iid)huigSauS-
fd)uß aur Verfügung, äßenn ein ArbcitecauSfchuß nicht borhanben.
ift cs bann ber „Arbeiterfchafr nach Abf. 2 erlaubt biefe Schlich 5
tungSffceüc anaurufen. Abf. 3 beS § 13, ber für bie borhergchenbeit
Abfäße gleichermaßen gilt, loiutet wörtlich: „Unterwirft fich ber
Arbeitgeber bem Sd)iebsfprud) nicht, fo ift ben beteiligten
Arbeitnehmern auf ihr Verlangen bie aum Aufgcbcn ber Arbeit bc-
icchttgenbc Vefcheinigung au erteilen. Unterwerfen jich bie Arbeit¬
nehmer nicht/ fo barf ihnen aus ber bem Sd)iebsfptud> augrunbe
liegenben Vcranlaffung bie Vefdjeinigung nicht erteilt werben.“
Abf. 3 beweift, baß ber ökf^ßgsber. Welcher im Abf. 1 oou Streitig¬
feiten ufw. unb im Abf. 3 bon ben babei beteiligten Arbeitern
fpricht, cinaig an männliche Arbeiter bcuft. Denn biefe werben
im ©egenfaß a u Arbeiterinnen, benen baS Hilf^wuftgefeß
Sd>ranfen nicht gefeßt hat, nur nach Erlangung beS AbfehrfdicinS
„aum Aufgeben ber Ärbcft" berechtigt.
AugefichtS biefer Sad)- unb WedßlSlage ift feftauftellen, baß bei
©efeßgeber ben Arbeiterinnen ben 2 Beg aum Schlichtungs-
auSfchuß n i d) t offen gehalten hat. Selbft alfo wenn Arbeite¬
rinnen etwa bon Streitigfeiten über bie Sohn- unb fonftigen
ArbeitSbebingungcn ihrer männlichen Svollegen berührt Werben,
würben fic bon bem ArbeitcrauSfd)uffc beS fraglichen VctricbeS bor
bem ^d)lid)tungsausfd)uffe nid)t bertreten werben föuneu. AnS ben»
fclbeu ©rürtben faun Schi f f c r unb $ u n cf nid>t beigetreteu werben,
bic in ihren Erläuterungen aum H^®* 67) bei ber Auslegung bes
2ßorteS „Arbeitcrfchaft“ (Abf. 2 § 13) bemerfen, baß „auch
©ruppe bon grauen, faßs fie nach ber Eigenart- beS in Vetradjt foni*
menben V-ctricbeS als „Arbeitcrfd)afi" angefehen werben bürfen, bie
Sd)lid)tungsfteüe anrufen fönuen.“ Die Verleihung bes aftiben unb
pafftben 2ßahlrcd)te’ an bic ftnnteu cn 5itd> i.Sl ricgSamt Wr. 11 3 2
unb W©Vl. S. 1333) für bie ArbeiterauSfd)äffc änbert nichts an bem
Wcdjtsauftanbe. Arbeiterinnen, bic in ben ArbeitcrguSfdjuß hineiu-
gewählt finb, hüben awar bie Vefugnis unb bie Pflicht, bie Sache
ber hilf£denftpflid)tigcn Arbeiter ihres 'Betriebes bor bem ^riegs-
ausfd)uß au b c r t r c t e n. Das ohne i e b c it 3 u f a ß feftgclcgtc
aftibc 1111 b pafftbc SBahlrccht beranlaßt jebod) nicht eine Vcinberung
bei ^-iciheit bei 'Arbeiterinnen beim Abfd)Iuß bon Arbeitsberträgen
44b
(Soziale ^ßtajiS unb Archib für Bollgmoljlfahtt — 191S XXVII. 9lr. 20.
446
unb eine ©leidjfteßung mit beu m ä n n I i dj e n Arbeitern beg Be¬
triebes. Ser BunbeStctf foßte immerhin bie fühlbare Süde, bafc
grauen, bie in einem (Gcmerbebetriebc für ben oaterländifchen ^ilf 8 *
bienft arbeiten, ben Sd)li<htu nggaugf chufc nicht in Slnfprucf) nehmen
tonnen fcbliefcen. (Er fann bieg nach § 3 beg (Gcfebeg über bie (Er**
mächtigung beS BunbegratS su mirtfd)aftlid^n Aiafcnahmcn.
9^ac& allebem — fo Reifet eg aitm Schlufe in der Begründung
deg Urteils — war ber $rieggaugfd)u 6 für bie SWetallbetriebe
©rofe-Berling nicht in ber Soge, über bie bei ihm an'gemeldeten
Streitigfeiten 5 tt)ifd>cn ber girma nnb ihren Arbeiterinnen au
tierhandeln, unb ntufcte fid) infolgebeffen für nnanftändtg er¬
achten. Sa bie beflagtc girma 311 m angefefcten Termine über¬
bauet nicht erfd)ienen mar unb eg Oorher fefton abgdcbnt batte,
oor bem STugfchufc aufautreten, tt-ar eine Bergleid)gmöglidhfeit
ber Parteien unb eine Berhandlnng bor bem Strieggaudfchufs—diel-
leidjt als Schiedsgericht int Sinne ber 3$€. auSgefdjloffen.
Berlin. __ _ b. S <ft u l 3 .
©rgairifidüntfn )er Jlrbttttr, ®ejjUfen ( JtogtpfUten
bkJ> gfjontfit.
Sie letzte Borftonbefonferena ber gteiett ©ett>erff<h<tftett
befaßte fid) mit einer Reihe Wichtiger foaialdolitifcher fragen.
3ur Beratung lag eine Eingabe betr. bie gef etliche Re¬
gelung ber 31 v b e i t S 10 f e n b e r f i d) c r u n g unb
31 r b e i t g d e r m i 111 u n g bor.
Ster oorb ereilende Augfcbuft bat fid) für eine 3mamggoec f über u n g
in Anlehnung an bi« ^noalibenoerfichcrung entfebieberc. Ser Ber*
ficberung^a^ang faß fid) auf aßc Arbeiter unb Slngefteßtcu big 5000
iWarf gahregeinfommcu erftreden; bi« Beiträge foßen je aut Hälfte
non ben Bccftcbcrten unb beren Arbeitgebern aufgebradjt merben. Sag
Weid) 3 <*hlt ben 31 rbeiidofenfaffen ein Srittcl ihrer jährlichen Unter»
ftübunggauggabeu I>inau. giir bie Beitraggerhebung foß ein Bufcblag
3 u ben» SntxilibcnoerfidjerunggbcitTägcn feftgefefct merben, ben bie
Berfichcrungganftattim an bie 31 rbcitslofigfeiPfaffen abaufübren
haben, oon benen je eine ftaffe für jeben Beairf einer Bcrficbcrungg»
anftalt errichtet tüirfb. Sie Berufgoc reine mit Slrbeitglofenunter*
ftüfcung faßen möglidjft in bag Bermaltunggncb ber Slrbeitg»
iofenunterftüfcung eiingefügt merben, bie 3lugaaf)lung ber Unter»
ftüfcung unb bie Kontrolle ber Slrbcitglofen übernehmen unb Oom
Meid) ebenfalls ein Srittel ihrer eigenen Unterftütjmnggauggabeii
311 x 11 de rftatt et erhalten. Sie Reichgarbeitglofeminterftübung foß nach
Xiohnflaffen: abgeftuft mcrbni, aber mimdefteng bie Hälfte beg ortg»
üblidjen Sagelo-hn» betragen unb längfteng big aur Sauer bon
20 23od)cn gezahlt merben. Unterftübung mirb nicht gemährt bei
Slrbcitelofigfeit infolge oon Streif unb Augfperruug, fomie bei (Er*
mexbgunfähigfeit infolge Don Äraufbeit, Unfaß ober $m?alii>ität.
Sie Stellung bei* ©ewerffdxiften aut* 3lrbeitglofender-
fidbevung bat mandbe äßanblung erfahren. gorberte ber Stutt¬
garter Sfongreft 1902 bie Staatliche görberung ber gewerf*
fchaftlidien Selbftderfichcrung, fo trat ber 2ftünd)ener ^ongrefe
1914 für eine öffentlicb-redbtitdbe, allgemeine, obligatorifcbe
3Serfid>erung ein, baS ©enter Softem in bie Rolle einer Uber-
gangSeinricbtnng surücfbrängenb, ein Stanbbunft, ber im
roefentlidben and) burdb bie neuerlid)en Rorfcbläge oertveten
mivb. N
3 u bem Sö u n b ber StricgSbcicftäbigten unb
eb^ maligen ® r i c g $ t e i l n e b m e r (Sb- 427) nahm
bie ®onferena mit allen gegen 2' Stimmen folgenbe @nt-
fcbließitng an: ' .
„Sir ®ottferena fieht feinen 3lnlafe, au bem 23uubc ber Äriegg»
hcfchäbigten unb el)cmaligen Mrieggteilnehmer in hefiirmortenbem
ober abkhuenbem Sinne Steßung au nehmen. (Stegen btie ^örberung
beg iBunbcg burch ©emerffchaftgfunftionäre hcftchen feine 33ebenfen.
Tfiin-e ißerpflichtung in biefer öinficht fann jeboch niemartib auferlegt
Serben."
Leiter tmirbc über bie Beteiligung ber ©emerffebaften
an ber oom Reid^augfdbufj ber ^riegöbefd)äbigten-
f ii t i0 r ge in 31 it £f idjt genommenen Sammlung für
bie $rieg£befd)äbtgten gefbrochen; bie urfbritnglidb ablehnenbe
Haltung ber 3lrbeitcrfd)aft fdicitrt bem Beftrcben Blafe an
machen, bie ßrage eingehenb au briifen. Bon einer enb-
gültigen Befd)lufefaffung tourbc auf ber Borftänbefonferena
abgefehen, um ben ©emcrffchaftäborftänben ©clegcnbett au
cingehenber Information itnb SteHnngnahmc an geben.
Btadpgittm ber BJetallorbciterorganifationen in berfd)iebe»
ue» fiänberit* Sic ftarfc 3Tnfptemnung ber BfetaUinbuftrie mäh*
venb beg Krieges hat faft überall ein ©inftromen breiter 3tr-
beitevmaffen in biefc Berufe aur Solge gehabt, .ftanb in .^anb
bamit ging in ben meiften Sänbern auch ein 3 lnmad)fen ber
getnerffchaftlichen Organifationen.
Ser S e u t f dj e SDtetaßarbeiteroer&anb much& Don 233 107 3Äit=
gliebern Anfang 1915 auf runb 400 000 im Februar 1918. u n =
garifchen Berbanb ftieg bi« 2WitgIieberaaI)l Oon 20 965 3ln=
fang 1917 auf 80 934 am Schluß beg ^ahreg. Ser ö ft e r r c i <h i fd) e
Berbanb muchö in berfelbcn 3eit bon 29 621 fogar auf 121 942 HKit*
glieber. Sieg ift um fo bemerfengmerter, alg bi« fcrganifationg*
beftrebuugen in Cfterreid) ftarf burch bie Rationalitäienfämpfe bc»
beeinträchtigt merben. Slug (Großbritannien, mo gcrabc in ber
3Wetaßarbeiterbemegung eilte grofee Berfpütterung herrfd^t, mirb mit»
geteilt, ba^ bie Buhl ußer organifierten 2Jlctaßarbeiter in beu
fahren 1914/15 bon 57 741 auf 633 502 geftiegen mar.
3lud> in ben Organifatiouen neutraler Staaten finb machfenbe
aWitgliebcraahkn au beraeidjnen. ^m n 0 r-m e g i f d) e n ©ifen» unb
Sfteiaßarbeiterberbanb mud)g bie Buhl bon 14 092 im ^ahre 1914
auf runb 200 000 im $ahre 1917. Ser fchmebifche ©tetaß»
inbuftriearbeit«r=Berbanb aähltc am 1. Januar 1915 30584 9Wit=
glieber unb ©nbc 1917 60 677. 3n ber Schmeia haben fid) Ber»
bänbe ber S^etaßarbeiter unb Uhrmacher berfchmolaen. Sie aühlten
äufammeit nach ber Bereinigung airn 1. Januar 1916 21321 3Kit=
glieber, (£nbc 1917 62 826 SWitglieber. Ser Slßgemeine n i e b e r =
länbifdhe SWctaDarbeiterberbanb mar (Snbe 1917 auf runb 15000
SJfcitglieber gemachfen, mährenb er au Slnfang beg .^riegeg 6000 ge»
Bählt halte. _
|lrl»ittmc)iftr«nni$. Svatkiipii.
^rletchtentngen in ber Soaialberfidjeftiitg für ^rieggietl-
nehmer hat ber Bunbegrat in ber Sihung am 28. SRära bc-
jdjloffcn. . Sie neue Beroubnung bringt in ber <§aut>t-
fad>e einen erweiterten Schuh ber ^rieggteilnehmer unb
ihrer Hinterbliebenen gegen Rad)teile, bie ihnen burch
S r i ft b e r f ä u m n t f f e ober 31 n \v a r t f ch a f t g t> e r I n ft
in ber S n b a I i b e n - unb Hinterbliebenenucr»
f i dh e r u n g ermadhfen fönnen.
Sie bereitg friil)er augeftanbetie 3lnrecheubarfeit ber im öfter»
reidhifd)»uugarifchcn' Heere auriidgelegten 3Kilitärbienftaeite« fomic bie
ben Berfidjerten öjterrcid)ifch»ungarif'cher Staatgangehörigfeit ber»
liehene Bcfugnig aur 3tad)bringung bon Beiträgen mirb auf bie anbe»
reu berbünbeten unb bie befreuubeten Staaten auggebehnt. Sie Slug»
nahmen, meld)c bon ber Borfchrift beg Barographen 1253 ber Rcichg*
berfichcrunggorbnung bigher nur augunften ber Hinterbliebenen
&'rieggbcrfdjoßeuer gemadjt morbeu finb, greifen fiinftig auch bann
Bläh, menn ber Bereicherte bor ber geftfteüung beg Sobeg nid)t ber*
mifet gemefen mar. Sag (^ntfprecheube gilt beaügüch ber Grjtrcdung
ber einjährigen Stugfchluftfrijt für bic Slnforberung beg SBitmengclbeg
gernäfe § 1300 ber ReichSberfidterunggorbnuug; biefe S^M’l beginnt alfo
fünftig, gleichbiel, ob ber Sob im» Slnjchlufj an borgängige Berfchoßen»
heit ober ohne foldje feftgefteßt mürbe, erft mit bem Sd)luffc beg
Slalenberjahreg, bag bem ^ah^c ber ftricggbecnbigung folgt, ober
mit ber früheren (Eintragung beg Sobegfaßg in bag Stcrberegiftcr
ober bem früheren (Etla^ eineg gcrid)tlid)en Urteilg auf Sobeg*
erflärung. (Enblich mirb beftimmt, bafe Beiten beg Beaugeg einer
SWilitärrcnte bon minbefteng 20 b. H- ber Boßrente für bie SBahruug
ber Slnmartfchaft mie Beitraggmocheu aählen. Slße biefc neuen Ber*
günftigungen gelten rücfmirfenb bont ftrieggbeginn ab.
3lud) für bie STngeftelftenbcrftdherung Wirb
bitrd) eine Berorbnung bom 28. 3Rära eine Berlängerung bev-
fchiebenci- im ©efeh borgefdhriehencr griften big amu 3TbIaitf
be^ töaienberjahreg nach bem 3 al)i*e beg ^rieggenbeg borgefehen,
um bie ^rieggteilnehmer bor Schaben burd) griftberfäumniffe
an bewahren.
(Eg merben bie griften hinauggefchobent für bic Rachaahlung
ber riidftänbigen Beiträge, burch meiche bie erlofchene Anmartfchaft
auf bie Bcrfifterunggleiftungen mieber auflebt, unb für ben Slntrag
auf Stunbatng ber rüdftäubigeit Beiträge, menn bie Slnmartfchaft
mährenb ber SBarteaeit edofd)en ift. gern er ift bie gefchlid>e grift
für bie Bcitraggaahlung im gaße ber freimißigen gortfehung ber
Berfichcrung ober ber Slufrcd)tcrhaltung ber ermorbenen Slnmart*
fdjaft berlängert. Weiterhin mirb bie gefebüd) borgefd)riebene Bu*
rüdmeifung oon Beiträgen, bie erft nach Ablauf gemiffer griffen
entrichtet merben, eingefchränft. Auch bie griften, bic bag ©efeh für
bie ©eltcnbmachung bon Slnfprüchen auf iHiiderftattung oon Bei*
trägen üorfchreibt, merben oerlängcrt, fo bah fic nicht üor bem 1. guli
beg Saleitberjahreg ablaufcii, bag bem gahrc fofgt, in bein ber
.^rieg beeubet ift.
Au&bau ber ftranfenhilfe bunfi bie Berliner CrtSfranlentaffe.
Slm T. Stpril hat bie Aßgemeine £)rtgfranfen!affe ein „Siagnoftifcheg
gnftitut" eröffnet, beffen fich fünftig aße Slratc bei ber Behandlung
Oon Äaffeufranfen bebieneit fönnen. Sag guftitut hat ben Bwed,
ben Slrat bei ber Siagnofcfteßung burch eine genaue, mit aßen
aiiittcln unb 3Kctl)obeu ber ntobernen Sedhnif auggcfiihrte fiabova»
toriumgunterfmhung a« uuterftübeu. Sem Äaffcnmitglieb fann ba=
durch aßeg angebeiheu, mag aur frühzeitigen (Erfennung unb Be*
fämpfung feineg Seibeng erforberlidh ift.
447
©ogiale unb Mrchto für VolFSfcohlfahrt — 1918 — XXVII. Mr. 29.
448
plto&iumgs- und §u&enfra$jn.
$ns pmifttfrfjc SBofjmutßSßcfefc.
ittad) langen Vorbereitungen unb mandjertei Hin unb Her
awifrfjen bem Herrenhaus unb 9Ibgeorbnetenl)auS ift nun
enbltd) aud) für Vteuften ein S&obmtngSgefeft auftanöe ge-
Fommcn, nadjöem gefefcgeberifcbe Verfliege aus ben ^fahren
1904 unb 1913 gefd>eitert Waren. £aS (Gefefc ift am 28. Härg
1918 veröffentließt Worben unb bereits am 1. Slpril 1918 in
Äifraft getreten.
Sh ber „Soaialcn ^rariö'" finb feirteraeit bie Wicfttigften
fünfte beS 9tegierungSentwurfeS ausführlich bargelegt
(3nl)rg. XXVI Sp. 224), unb weiterhin and) bie bei ben
MuSfdwftberatungen beS SlbgeorbnctenhaufeS vorgenommenen
Verhelf evungen geWiirbigt worben OKahrg. XXVI Sp. 641),
bie bnuptfäd)Iicb borin beftanben, baft eine Vethe von
„todnn-Vorfcbriften" beS erften Entwurfes betr. SB o h -
n n n g S a u f f i d) t unb SBohnnngSo. rbn ungen für
bie (Gemeinben mit ntebr als 10 000 Einwohnern in „Huft-
Vorfdhriften" umgewanbclt Waren. 2>icfe Verbefferungen finb
and) bei ben Weiteten Stabten ber gefebgeberifdjen Ver-
banblmtgen beibebaltcn Worben. Vei bem Hin unb Her, baS
aulefct amifeben 2Ibgeorbn£tenhauS unb Herrenhaus ftatt-
fanb, bönbelte eS ficb hauptfäd)lid) lun biejenigen 2fb-
febnitte beS (GefefteS, bie ficb auf baS Vaugelänbe,
foWie baS Verfahren bei Enteignung, E i n g c -
meinbung unb Umgenteinbung bcaieben. gu-
g(eid) ftrebten bie burd) bie Oberbürgermeister im Herren¬
haus vertretenen Stabtverwaltungen banad), ben ©täbten
größere 9ted)te gegenüber ben ftaatlid>en Snftanacn ber OrtS-
poliaei au fiebern.
Surth hie Beratungen beö Hen^nhaüfes ift eine Beftimmung
aufgenotnmen morben, bie bis gum 31. 3>egember 1926 ein erIeid>terteS
Enteignung«!» er fahren üorftebt, fomeit bies „attr Befric*
bigung bis Bebürfniffes nad) Mittel* unb tokiitroohmmgen ober für
bie (Gefunbung vott SBoljiWierteut, Häuferblods unb bergleichen“
nottoenbig - ift. Mud) Sing c nt c i n b u n g e u u n b U m g c =
nt ein b ungen löuucu unter erleichterten Bebingiingeu borge*
ttomnten merben, menn bie Dtiidfidd auf baS SBobnung^bebürfuiS
bieS erheifcht. — Eine Mbgrenaung ber iKedjte atüifdjcn Stabtber*
Haltungen unb Crtspoligci ift in ben Vorftfjriftcn über baS Bau*
gelänbe borgenommen. Sic Straßen* unb Baufluchtlinien finb
bom (Gemeinbevorftanb im Einbcrftänbniffe mit Iber (Gentcinbe ober
bereit Vertretung bem öffentlichen BebütlfniS ent*
fprcchenb, unter guftimntung ber OrtSpoligei*
b e h ö r b e, feftgufeben. ftontmt jebodj bie (Gcmeinbe ihren Aufgaben
nicht in au£reid)cnbem Hafte nach, fo tonn bic OrtSpoligei bie
(Gemcinbc baau beranlaffen, foiucit poligeiltdjc Sfliicffidjten ober baS
BebiirfniS rtad) tot ein* unib iWitteHoohnungen bie geftfepung ber
Straften* unb Baufluchtlinien forberit. 3 )ic ßrtspoligei bebarf leboch
bei folcheut S'rucf auf bie (Gemeinheit bcö EinberftänbniffeS ber
^ommunalauffid)tßbehödbe. 2>ic Drtspoliaet tarnt aud) unter gu*
ftim utung ber toommuiialaufftchtSbchörbc bie (Genehmigung au
Straften* unb Baufluchtplänen ber (Gcmeinbe üerfagen, toemt bieS
in »iiidficht auf bas Bebütfnis nad) totein* unb Hittein) oljnun gen
nottueuibig ift. Hiermit fall bem fteüemocifc berborgetretenen un=
foaialcn Verhalten ooit (Gcmeinbeu norgebeugt merbcu y bic — um
fteuerträftige Bieter herauauaichcit — in beftiutmten Stabtteilen
nur ben Bau non (Groftmohnungcu aulaffett tnoüteu. Much i m übrigen
geht ber Mbfchnitt über bas Baugelänbe nor allem barauf hinaus,
ben tolcintnohnungsbau unb ben glad)bau 311 förbern. So tömun
burd) CrtSftatut bie Mnlie gerinnt rage für tokimoohnungSftraftcn ober
für Bauten 3U gemeiunüftigen Eiurid)tuugcn für SJiinberbemittdte
gaita ober tciltocifc erlaffen ober geftunbet meroeit. SBichtig ift auch
bie Vorfdjrift, Ibie bereits im iHcgierungSentmurf enthalten mar, baft
bei MufftcUung ber Baupläne auch in ausgiebiger gahl unb Eröfte
Vläpe für (Gartenanlagen, für Spiet unb Erholung borgefehen fein
müffen.
Biit bem Vvcuftifchert SöohnungSgefeft ift eine gute (Grunb*
tage gegeben, baS SBohnloefen aHmählid) au Perbcffern, nament-
lid) bei ^euerfdjlicftimg von (Gelänbe mandje Verhängnis¬
volle gehler ber Vergangenheit au Vermeibcn. Hoffentlich
tun nun bie Stöbt- unb (GenunnbeverVxtltungen, unb too
biefe Verfagen, bie OrtSpoliaeibehörben baS Sh r *9 e ^ a 3u, bafe
baS (Gcfeft nid)t nur auf bem Vapier ftehen bleibt, fonbem
volles Öeben bcfomnit. Solvohl bei ben Vcrhanblungen im
MbgeorbnetenhonS tvie im Herrenbaus mar mehrfad) betont
luorbcn, baft baS BßobnungSgcfefc nur als ber erfte Schritt
au einer griinblichcn Verbefferung beS SöohnungSluefenS ge¬
wertet werben Faun. 2^aS SlbgeorbnetenhauS hut in einer
Dtcihe von Entfd 7 lieftungen feine 2Biinfd>c für bie weiteren
Haftnahmen ber SRcgicrnng auf biefem (Gebiet aufgcfteöt.
2)ie Wid)tigften VunFtc biefer Entfchlieftitngen bilben bie ge¬
eignete (Geftaltnng beS VerFehrSWefenS, Erlaft eines Vau-
gcfcfteS, Wcld)cS ben Vebitrfniffcn ncuaeitlid)eu StäbtebauS
cntfpricht, reid)Sgefeblicher MiiSbau beS Erbbaurechts, Ein*
rid)tung von Mnftalten, Weld)e bie allmähliche Tilgung ber
Mnlicgerbeiträgc in fflentenfornt crmöglidhen.
®ic Bcitfchrift Pravif nnt> »rdji*» für SloUwwohlfahrt“ ift bunh atte Vuthhanbümöcn unb Voftamter («ßoft 8 eituu 0 «nummcr 7137) su begehen
Einjclnuntmcr 36 ^ßf. S)er MnjcigcnpreiS ift 46 4if. für bie biergefpaltene ^etttjeile.
|tgrla0 von ti>p in gen».
«ow 2. Sanuat 1918 ab ergebe 14 » in gleitet 5ßeife tote bet größte Seil bet toiffenfcßaftlitßen 55etlagibttd)t>anbtungen
anf meine bi# gutn 31. Stejembet 1916 etfeßienenen 33erlag#toer(c mit 3tu#nabme bet 3eitfAtiften einen Krieg#*
tenernng#}nf(b(ag non 15 % auf bie gabenpreife, toie fie in ben Katalogen unb meinen ^etlageangeigen genannt
finb. Stet oetmittelnbe @ottiment#bucbbSnbter bat ba# 9le«b t, toeitete 10 % oom gabenptei# auf juf cp tagen.
imli ^frmaltMKg mit befonberer Berütffidjtigung ber
preuftifchen VermaliungSreform. Von Dr.
toreiSftatiftiler. (IX, 62 S. gr. 8°.) 1913. SßreiS: 2 SKarF.
ES bunbelt fich hier um feine geringere grage al« bie ber gegenteiligen
Äbljängigfeit unb Stellung oott ©tattftlf unb Vermaltung. ®ie Vorfchläge,
bie ber Verfafjer hier macht, finb ben Beobachtungen unb Erfahrungen einer
mehrjährigen VniSiS al« Äreisftatiftifer entnommen unb bürften, ba fie ba«
Problem jum erften SWale erörtern, in beiben 2 aaerr, bem ber ©tattftifer mie
bem ber VertoaliungSbeamien, grofee« Qntereffe finben.
f« Pft^gjclifl^reiuirliraing förgtugen «.gartjoerlläniiigf.
Er!lfnt.ert für fr?!* unb ©ertdftsbeumt*. Von Dr. §tittr« ioaihtin#
SanitatSrat, unb Dr. 3Ufr*fr # 0 nt, Suftigrat. (XI, 102 S. gr. 8°.)
1915. ißret«: 3 SWarf, geb. 3 Sftarf 80 ißf.
©runörifj bt& önitfttjtu pr stubimnb*, Jir?t*
unb H*rnmltuns«b*anit*. Von Dr. S*tnr. loadpttt, SanitatSrat,
unb Dr. 3Ufy*b #*vn> ^uftiarat. 1914. (XII, 220 S. gr. 8°.)
^rei«: 6 SRarf, geb. 7 SRarf.
ffr &rjt in iitr Itfidfs-Pfrruljfrnngsartnnnö. §*tnr iimrte
unb $!ßiJht*n. Von Dr. 9eint SanitätSrat, unb Dr.
3Ufr#b »Om, guftiarat. 1912. (XIV, 172 S. gr. 8°.)
ißreiS: 5 SKarf, geb. 6 9Warf.
$er Jlrjt int JtngglteUtcn-^erftdjfrungsgcr^. §etne itnßte
unb flfliihten. Von Dr. 9*inr» ioad|ittt 4 SanitatSrat, unb Dr.
»Ifrefr ^uftiarat. 1913. (XIV, 216 S. gr. 8°.)
SßreiS: 6 SWarf, geb. 7 SWarf.
5ft jCrbettstariftifrtrag als ©tfetomgspraMfm. eine
foaialpolitifcpe Stubie. Von Dr. 9* ißriVatbogent (jefct ißrofeffor.
an ber tlniverfität SJtarburg a. S. 1908. ißretS: OSDlarf.
Öahrbuch bon Schmoller, 1910, 0h:. 2;
ftöppe« Buch ift bie umfangreichfte S^arftellung be« MrbeitStarifoertrage«
unter ben aablreidjen Schriften, bie in ben Iefeten Qahren biefer grage gerpibmel
finb, menn mir oon bem amtlichen 9Berf über ben £arifoertrag, ba« be^
Äaiferlich Statiftifche Mmt in 3 Bänben h«rmHgegeben hat unb ba« fich ni$t
mit einer Xatfachenftatiftif begnügt, abfehen. toöppe« B^tch ift gugleich bie
fachlich untfaffenbfte 2 )arftellung, ba fie fich feine«roeg« auf ba«
„(GefekgebungSproblem* im Xarifoertrag befchränft, fonbem mit gleift unb
Umficht ben ganzen literarifcheit Stoff, in bem fich hie oerfchiebeneit Seiten
ber %arifoertrag«frage miberfpiegeln, gufammengetragen unb nach mirtfehaft-
liehen, foaialeit, technifchen, gerichtlichen unb rechtlichen Eeftcht«punften oer-
arbeitet hat. Sn biefer Mrt ber Behanblung ber SarifoertragSfrage liegt
ohne gmeifel ber Borjug be« Buche« oor ben zahlreichen fojialpolitlfd^en,
jurtftifdjen unb technifchen (Monographien, bie mefentltdj nur eine Seite beleuchten,
unb für ben gernerftehenben, ber fich l« ha« ©efamtgebiet be«
Mrbeit«tarifoertrag«problem« bequem unb suberläfftg ein¬
führen taffen will, mirb ft öppe« ffierf in erfter fiinie ju empfehlen
fein.
SeamtoortlUt für Me Gtixtfftettung :Dr.8ubmig^ehbe. Berlln-9runetoalb. - «erlag: (ftuftatoftifcfteT, gena.—®ebrudt bei ^ u l i 11 « © i 11 e n f e I b, $ofbu<bbnttfet.. Berlin W 8.
xxvn.
ferlin, Um 25. JlprU 1918.
Ütummtr 30.
tale $xaxx&
tmfr
§U*4)ut für Ifoltero#JüfaJjrt
Grfdjetnt m febem Donnmtag.
ÄdjrtftUttnnai
gtrltn T«, 9(Uenfetrf|lr. 39/30
fttnfyttäinx Amt Kottendorf > 809 .
ftritttjfgtbtr:
jtwf. Dr. ©. |nndtt und gfrof. Dr. p. |tnmenttamt.
Vre !0 »terteijftljrltdj 4 JWark.
Vorlag:
©ufau §*««♦
9ernfpre<$er 63.
gtii&aU.
©in fianbarbeltetprogranim.
»on graita SeljrenS, 2fl. b. 81.
©erlin.449
©efeflf4«ft für «o^iale {Reform.
3«teniiilionale Ocrehtigirag für
gefefelidjeit «rbeUcrfdjufc ... 451
Ergebnis beS»reittauSft^rei-
ben§ ber ©efellfdjaft ffir<5o«
jiale SReform betreffeitb Sin-
geftelttenauSf tröffe.
tiagemetne Voiialpomt .... 452
Für fozialjjolitifdje&lflufeln in
ben griebenSöerträgen.
®ie ©ntroürfe be8 SlrbcitSfammcr«
gefefoeS unb ber Sluföebung beö
§ 153 Si©£>.
frftrforge für Aviegerfamilie« anb
^MerMiedeite ..453
©efdjleunigung ber Hinterbliebenen»
unterftübung.
ffftrforge für Jtriegtbeföftbigie muh
9eintfe!)rettbe Äricger.454
@initeDung§ätt>ang jiigunften ber
StriegSbefääbigtcn.
Soziale Buftünbe.454
Frauenarbeit in ©nglanb.
drbehet« mtb Utdemc^tncroer*
tretungen.455
Arbeiter» unb SlngefteHtenauSfdjüffe.
OvgantfiitUm«» ber tlrb etter, (Be«
iltfen, Wngefteüten trab ®e«
amten..456
S)er 5. ©erbanbStag be« @e-
hyerfoerein# ber Hetmarbei*
terinnen 2)eut[djlanb8.
®ine $>enrfdjrift be« ©erbanbe« ber
«öteinfefcer unb ^flafterer.
Hrbetteroerfidjermig. gporfoffeu 458
3>ie obligatorifd^e Äranfen-,
ftnbaliben* unb SilterSüer«
fidjerung in ©elgien.
«oUäeratebnng.460
6inSReirfj«gefefc jur Siegelung
be« £id)tfjjieltoefenS.
flBofcirang«« trab ©obenfragen . 460
3n>ei mistige ©rlaffe zur görbening
ber ©autätigfeit.
2>er ©rob*©erliner ©ercin für Stlein*
toobnung^inefen.
'Sie ©efätnbfung ber&mbfludjt burd)
ben Äleimoobnungttbau in Cft«
breufeeit.
tttterorif^e ©HtteUungen .... 462
Wbbrudf fSmtli^er ttuffd^e ift Bettungen unb 3 e ttjduften geftattet, febo$ nur
mit Doller Quellenangabe.
©in äandnrbettfrprojjramm.
»oii Franz ^etjrenö, HK. b. SW., Berlin.
Seitbem bic beibcn ^anbarbcitergemerffchaften, ber
duiftlich-natioitale .BentralPerbanb ber Sorft«, £anb« itnb Söeitt*
bergSarbeiter Dcutfchlanbs nnb ber freie Dcutfcöe ßanbarbeiter-
perbanb ihre Arbeiten aufgenommen haben, ift bie ßattb«
arbeiterfrage infofern in ein neues Stabinm getreten, aIS
nunmehr bie foziaIpolitifd)e Betrad}tungSmcife biefer Srage in
ben Borbergrunb riicftc. Bis bahin mürbe bie Öanbarbeiter*
frage oornebmltd) als eine betricbStechnifchc (öcutenot) unb als
eine beoölferungSpolitifdje (ßanbfludjt) grage behanbelt. Die
bctriebSted)mfd)c führte u. a. sur BerOonfommnung ber
mafd)incHen Hilfsmittel unb aut* umfangreidicn Heranziehung
oon auSIänbifchen SlrbeitSfräften. Born bePölferungSpoIitifdjen
($efichtSpunft aus mürben ernftc Berfuche mit: Slrbeiter- unb
Kfeinfiebclimg unb banfcnSmerte Bemühungen um bie gör«
bentng ber länblicbcn SBohlfahrtSbflegc, (entere befonberS bon
bem ^eutfdjen- Bercin für länbliche SBohlfahrtS» unb HeintatS»
pflege C^3rof. Heinrid) ®ohnret)} gemad)t. Der Berfitd> ber
Ööfimg ber fianbarbeiterfrage burc^t Slrbeiterfieblung führte
nicht zu bem erhofften Ergebnis. ©S hat fid> als unzmeifelhaft
herauSgeftellt, baft bic ßicinfieblung ein braitdhbareS SKittel z.n
ber ermiinfdücn bichten Bcficblung beS ^anbeS ift, aber bie
£anbarbciterfrage ift bamit nidit zn löfeu.
Droh ber umfangreidhften 3lnfbannnng ber Sraiten- unb
$inberarbeit in ber 5ianbmirtfchafit fehlten in ber Öanbmirt*
fchaft bereits bor bem Kriege runb 400 000 3lrbeitSfrcifte, bie
burd) auSlänbifdhe 2trbcitSfrcifte erfeht murben. 9^adf falber-
ftänbiger ^djähung merben infolge beS Krieges nach bem gort-
gartg ber Kriegsgefangenen runb 2 Millionen SlrbeitSfräfte
fehlen. Diefe für bie BolfSernähntng nach bem Kriege be-
bcuflid>e Datfachc hot erneut baS Slugenmcrf meiter, inbefon*
bere aber auch ber lanbmirtfd)aftlid)en Körperfchaftcn auf bie
Srage gelenft unb ben Sorbcrimgen ber Öanbarbeitergemerf-
fchaften nad) lärtblichcr ®ozialreform Beachtung berfchafft.
Söährcnb ber lebten Ianbmirtfd)aftlid)en 3Bod)e (Februar
1018) fant bieS in ben Borträgen beS ÖfonomieratS Kaifer
utib beS BrofefforS Slreboe zum S ilnsbrucf. 3m Berfolg biefer
Datfad>cn haben jept bie beiben obengenannten Sanbarbeitci--
berbänbe ihre fozialpolitifchen Sorberungen zn einem Öanb-
arbeiterprogramm zufammengefafet. DiefeS Brogramm ift
bou ihnen ben mährenb beS Krieges unb ber ÜbergatigSmirt»
fdxift rnafegebenben lanbmirtfdhaftlidjen 3lrbeitgeberforpora*
iionen unterbreitet morben. Diefcr erfte, feljr bead)tenSmerte
Crntmurf ctneS fozialpolitifchen £anbarbeiterprogrammS l)(ü
folgcnbcn Wortlaut:
„Um ber £anbflucht ber länblichen Arbeiter unb Singe«
fteflten erfolgreich entgegenzumirfen, bie lanb« unb forftmirt*
fdiaftlichcn Slrbeitcr unb bereu ^ad)mud)S ber Öanbmirtfchaft
Zu erhalten unb um bie bauernbe S)tiicffel)r bei* abgemanberten
Arbeiter in bie länblid)e Slrbcit zu förbern, erachten bie gemerf«
fdjaftlichen Berbänbe ber lanb« unb forftmirtfchaftlichen Slrbciter
folgcnbe 5Wafmahmeit für bringenb erforberlid):
I. D u r ch b i e 9t e i d) S g e f e p g e b u n g.
1 . Sille Bcrbote unb ®trafbeftimmungen gegen lanb- unb
forftmirtfchaftlidie Slrbeiter irgenb meld)er Slrt megen Berab-
rebung unb Bereinigungen zur Erlangung giinftiger ßohn-
uiib SlrbeitSbebingungen, inSbefonbere mittels Ginftcllnng ber
Slrbeit, aufznhebcn. ©benfo alle lanbeSreditlidfcn Beftimmun-
gen aufzuheben, bie an Bcrlefcmtgen beS DienftocrtrageS ber
lanb« unb forftmirtfdxiftlid)en Arbeiter Strafe ober polizctlidje
SmangSbefugniffe Fniipfen.
SanbeSgefehgcbung unb Bolizei fönnen fiinftighin auf
biefem Gebiete einfd)i*änfenbe Beftimmungcn nicht erlaffen.
2. Stile ben SlrbeitS« unb Xienftoertrag für lanb« unb forft*
.mirtfdjaftlidje Slrbeiter unb (#efinbe betreffenben gefeplidjen
Beftimmungcn (öefinbeorbnungen) aufzuheben. Den S 95
beS GinfiibrimgSgcfebeS beS Bürgerlichen öefepbudieS zu
ftreichen. Bei bei* Schaffung eines allgemeinen SlrbeitSrechtS
• baS gefamtc (lebtet beS Öanbarbciter« unb ©cfinberedhtS bariti
einheitlich z« regeln.
3. ©rlafc t>on 2lrbeiterfd)uhbeftimmungcn für lanb« unb
forftmirtfchaftlidie SIrbeiter, Slrbeiterinnen.
4. ©rlaft eines ©efehcS zmedS ßrrid)tung tum länbltdien
Sd)iebSgcrid)ten für Streitigfeiten anS bent SlrbeitS» mtb
Dienftbertrag ber lanb* itnb forftmirifdiaftlichen Arbeiter nad)
Slrt ber @emerbegerid>tc.
5. (Jrlafj eines SlrbeitSfammcrgefehcS mit befonberen Sfb«
teilungen für 2anb« nnb Sorftmirtfdjaft.
Sdiaffmtg non Sd)lid)tungSftclIen mtb (unigungSämtcni
Zur Borbengitng unb Beilegung Pon mirtfdiaftlidicn Streitig«
451
(Soziale B^ajriS unb Ardjib füt Bolfswohlfahü — 1018 — XXVII. Ar. 80.
. 452
feiten gU)ifd}en Arbeitgeber unb Arbeiter ber Sartb- unb gorft*
loirtfcpaft.
Errichtung von gctoäölten ArbeiteranSfdjiüffen für alle
lanb- unb forftmirtfdxiftlidien betriebe mit mtnbeften£ 20 Ar¬
beitern unb Arbeiterinnen. Anlehnung ber Aufgaben ber
£anbarbeiterau£ftfjiifje in fofeben ©lttöbegirfen, für tnelcbe feine
gewählte ©emeinbevertretung beftebt, mit cntfpredjenben Auf¬
gaben einer ©emeinbevertretung.
0 . Bcfeitigung berjenigen Beftimmungen in ber Aeid)§ver-
fidjerungSorbmmg, burdj metdje bie lanb- unb forftttürtfdjaft*
Iid)en Arbeiter rechtlich unb materiell ungiinftiger geftellt finb,
al^ 'bie gemerblichcn Arbeiter.
Streichung bcS § 418 ber AB£).
II. X u c d) bie S a n b e 3 g c f e p g e b it n g.
1. Beteiligung ber Arbeiter an ber ©emeinbebertoaltung.
Sn ©ntäbegirfen geftfepnng ber Aufgaben ber Arbeiterauä«
fepüffe in bent Bereich ber @ut§gemeinbe-Berft>aItung (SBoh*
nitng§mefen, Schule, Armenpflege, 3Bol)Ifabrt§pflege uftn.).
2 . Schaffung bon gewählten Bertrctitngen ber Arbeiter
in ber £anbe§Vcrmaltnng, ben föreiSanSfdjiiffen, Begirf3au§*
fdiitffcn, Brobin^ialfanbtagen nfto.
3. WÜtmirfung ber Arbeiter in ben £anbtoirtfcbaft§-
fammern; inSbefonbcre paritätifche Snfammenfepiing ber AitS-
fchiiife für ArbeitSnacbmetfe unb für Arbeiiermefen. 9 Ait-
Uürfung in ben AnSfd)üffen für Etenoffenfdjaft§tt>efen unb ®lein-
tiergudjt.
III. X n r dj b i e A r b e i t g e b e r - it n b A r b e i t n e h m e r -
£rganifationen.
1. Unter SRittuirfung ber Bcrmaltnng ber öffentlich-recht¬
lichen föörperfchaften finb bon ben Sentralleitungen ber lanb-
ibirtfchaftlichen Arbeitgeber-Organifationen unb ber gemerf»
fcfjaftlichen Arbeiterberbänbe ©runbfäpe für Arbeite unb
Xienftverträge feftguftellen unb BertragSmnfter 31 t fdjaffen.
2. 3nr Nachprüfung bon abgefchloffenen ArbeitSVer-
trägen, ob biefe ben ©runbfäpen für Arbeite- unb Xienftber¬
träge entfprechen unb ob ber £opn ein angemeffencr ift, finb in
Anglicbcrung an bie Arbeit^fammern paritätifch gnfammen-
gefepte BcrtragSpriifungSftellen etnsurichten.
3. Xer Abfd)Inß bon XarifarbeitäVerträgen gmifdjen
Arbeitgebern unb ben bon ihnen befchäftigten Arbeitern ober
beren £rgani{ationen ift 311 förbern.
IV. Allgemeines. .
1. Xie Berbeffcrung ber länblichen Arbeitermohnungen,
görberuttg beS ArbeitermohnungSbaueS (and) 2Aiet3toobnun»
gen), BereitfteHung bon Bochtlanb (@emeinbefird>enlanb ufn>.).
2. Xie Söhne finb ben fteigenben $ulturanfpriuhen beS
beutfehen BoIfeS unb ber Neuerung bcS allgemeinen SebenS-
bebarfS entfpred>enb angnpaffen, b^m. 3 U erhöhen.
3. Xie länblidje SBopIfahrtäpflege ift im ftärferen
and) bon Behörben unb Arbeitgebern 3 U förbern.
4. £bIigatorifd)er gortbitbungS- unb $au3balt3unterrid)t
für bie Uinbliche Arbeiterjugend Staatsbürgerliche Abend
’furfe für Erfcxichfene."
©ffdlltyaft für § 0 jtale rot«
Intrrnfltunwlr Umnrigmtjj für gr^it^rtt JLrtrrttrrf4fnb.
Ergebnis bcS BmSauSfdjreibenS ber ©efellfdjaft für Sogiale
Neform betr. Angeftclltettausfdjüffe.
Auf baS BreiSanSfcpreibcn ber ©efeüfcpaft (XXVI, 741) hin
finb 6 BemerbungSfchriften eingereicht morben. Sie trugen
fotgenbe ftenntoorte:
„£anfa", „Botlbampf", „griebe ernährt — Unfriebe üergehrt",
„Xu fotlft Xeinen. Aädjften lieben als Xid) felbft", „Beata", „Acue
ocit".
XaS BreiScidjtexfollegium, bem neben ben beiben Borftpenben
ber ©efellfdjaft brei Arbeitgeber unb Bertreter ber brei größten Ar-
lieitSgemeinfrfjaftcn non Angeftetltenberbänben angehörten, lonnte
fiel) nid)t cntfchlieftcn, ben Breis non 1000 2 ftart ungeteilt einer biefer
Arbeiten gitguerfeuncn, ba feine ber BreiSarbeiitem. ben an biefe 31 t
fteUenben Anforbcrungen noll genügt. Aus bem gleichen ©runbe
befd)lof 5 ber Borftonb ber ©efellfdjaft für Sosiale Aeform, bon ber
Beröffeutlidjung ber preisgekrönten Arbeit in ben „Schriften ber
©efellfdjaft* alvjufchcn.
Xer Breis ift gtoifchen beit Herren stud. rer. pol. gofef g a b r t),
Ehr*enbceitftein („Aeue 3eit"), unb Aeinh- B ö t h e , griebrid)Sort=
.^iel („Beata"), berart aufgeteilt morben, bafe ber erftere 600, ber
lehtcre 400 Jl erhält.
^Ihicmrine §0jialju»litik.
gür foaialpolittfchc Älaufclu in ben gricbcttSncrtrögcit
treten jefet, bem Bcifpiel ber Etefeflfchaft für Sosiale Reform
unb ber ©etoerffchaftcn folgenb, immer roeitere Greife ein.
Befonbere Beachtung barf eine bon hcroorragenben Sach-
fennern untersetdjnete Eingabe beS X e u t f ch e n Ä ö m i t e e S
für internationale Sosialöerficheritng bean-
fpruchen, bie am 18. 3Aärs bcni AeichSfansIer iiberfanbt loorben
ift. Xie Eingabe münfeht, „ba& in! bie absufchliefjenben gtie-
benS- unb $anbelst>erträge in Weiterer goribilbung früherer
Einseloorgänge allgemein eine ^laufet aufgenommen tnirb,
nach tnelcher bie' Oertragfdjliefeenben Negierungen fich ver¬
pflichten, bie auf ben ©ebieten ber Sosialberficherung unb beS
ArbeiterfdmheS getroffenen ober noch SU treffenben Bergün-
ftigungen tunlichft cinanber gleichmcrtig nnb ihren Arbeitern
unb Angeftellten gegenfeitig sugänglich sn machen." 3ur Bc-
guinbung mirb u. a. auSgefiihrt:
„Xie jährlichen Auftoenbimgen für unfere Sosicrlberfiche*
rung betrugen sur 3eit fchon bie gewaltige Summe bon runb einer
Aülliarbe SAarf unb tuexben in ber 3 c it nach griebenSfchlufe noch
fontgefept unb gang erheblich anfteigen. Eiraual, toeil ber fogenanntc
BeharrungSguftanb in ben Aentenbelaftungen erft in einigen gahr*
Sehnten 311 erwarten ift; fobann, weil bie gefundene Stauffraft beS
(Selbes alsbatb eine Erhöhung fowohl ber Beiträge wie ber ßeiftungen
erheifch-eu Wirb; ferner. Weil bie gefuubheitSfd)äblid>en Aiicfwirfun^en
ber SVriegSjahre bie BerfichenmgSträger, inSbefonbere ber Stranfen-
unb ^noalibenbetficherung, erheblich fdjärfer belaften werben, unb
enblich, weil eS iin gute reffe ber BeuölferungSpalitif crforberlich fein
wirb, bie fieiftungeu ber Sosialberfidjcrung nodh weiter auSgubaucn,
fo namentlich auf bem ©ebiete ber S\ rantcn 0 erfid>erung burdh Einbe-
giehung bor Aüilterfchaftsfürforge unb ber gamilienhilfe.
„Bei fo ftarfer Borbeiaftung beS beutfehen SBirtfdjaftSlebeuS
wirb beffen SB ie herauf bau nad> bem Kriege ftd> um fo f d)W irrige r
geftaüen, je größer ber Abftanb gwifdjen beti fogialpolitifdien Auf-
wenbumgen Xeutfd)laubs unb benen bes AuSlanbS im internationalen
SBettbewerbe fich gcftaltet. Xiefer Abftanb war fchon Dor SlriegS-
ausbruch ein gang erheblicher, ba bie anbern Staaten bem Borgang
XcutfchlanbS nur aögernb gefolgt unb gumeift hmter bem beutfehen
Borbitbe Weit guriief ge blieben Waren, hiernach liegt es c b c u f 0
f e 1 ) r im g n t e r e f f e ber allgemeinen ^ulturfort-
fchritte wie im befonbere u gntereffe Xeutfdh-
l a n b S, rechtgeitig Borforge bahrn gu treffen, bafe in ber ein-
fdhlägigen ©efehgiebung ber berfchiebenen Staaten tunlichft ©leid)-
Wertiges unb bamit bie Borbebingung für ein ©egenfeitigfeits-
berhältnis geboten wirb.
„©an»g ähnlich liegen bie Berhältniffe auf bem bcrWanbicu ©c-
biet bes A r b e i ,t e r f ch u fc c S. Auch hier fteht bie beutfehe ©efeh-
gebung ausweislich ber ncueften gufawmenftellung in ben inter¬
nationalen Stubien über ben Stanb fces ArbcitcrfdjuheS bei Beginn
bes SBeltlriegeS 4 bon Braf^for Dr. SBalter Schiff, Berlin 1916,
allen anberen Säubern boran, unb trohbem !a i nn eS auch hier nadi
bem griebensfehluh fid) für uns keineswegs um Stiaftanb, biclmehi'
Iebiglich uni weiteren gortfdjmtt haubcln. So werben gunädift bie-
je ui gen Arbeiterfdruhborfchriftcn, Welche unter bem 3wangc ber
StriegSnot aufeer ^raft gefept Worben finb, nicht nur balbtunlichft
wieber herguftellen fein, fonbern fie Werben gum Schup ber währeub
ber StriegSjahrc übermäßig in Anfpntdj genommenen jugcnblidjeu
unb weiblichen ArbcitSfräfte fowic ber heranwachfenbcu gugenb,
insbefonbeoe auf bem ©ebiet ber Heimarbeit, noch weiter aus-
gubauen fein. Xa auch biefe gorifiihrung ber Sogialpolitit fich gu^
uächft nidjt ohne Einbuße au nationaler Bmbuftibfraft burdiführeu
iäfet, fo fprechen hwe gleid) gwingenbe. ©riinbe für eine wechfelfeilige
Annäherung unb Ausgleichung ber ©efehgebungen ber bcrfdiicbeneu
Sänber wie auf bem ©ebiet ber Sogia(i>erfid>erung — bieS um fo
mehr, als infolge ber gewaltigen SAcufdjcnopfcE biefeS SBeltfriegce
bie einzelnen Sänber Europas Oielfad) auf gegenfeitige AuSbüfe mit
ArbeitSträften augcwiefeti fein werben unb biefe Wicd)felfcitige Aus»
hilfe fich um fo leichter burchfüfwen laffen wirb, je mehr bie auS-
länbifchen ArheitSträfte auf. bie gleichen Bergiinftigungen wie bie
eiinheimifdhen rechnen tonnten.
„2BcIch h°hcc SBert einer berartigen görberung unb AUn¬
gleichung ber fogialen ©efepgebung ber i>erfd)iebenen Äulturftaatcn
in weiten ^d>ichtcn unferes BolteS unb insbefonbere in ben Al¬
be iterfreifen beigemeffen wi^bt. Wollen Euer Ejrgeücng aus Iben gleich¬
artigen Eingaben fceS BorftanbeS ber © e f e 11 f ch a f t für
S 0 g i a l e A e f 0 r nt unb ber ©eneralfommiffion bet ©ewerffdjafteii
XcutfchlanbS entnehmen.
„Schließlich barf begiigtid) ber praftifdjen Xurchführung ber er¬
betenen Aiaßnahmen auf bie früheren Borgänge in ben berfchiebenen
©oaiale fragte uitb Ärdhib für »ollsmohlfafat — 1918 — XXVH. SRr. 30.
454
HaubelSDenträgen unb auf bk twrbilblid^cn Veftiimmungen in bem
franaöfif<h=italie™f<hen SlrbeitSbertrag Dom 15. Slpri'X 1904 93eaug
genommen m erden. llnb 9 « gen über ben bielfad>en Verleumbungen
T>eut[d)lauöS als eine» VarbarenftaakS dürfte eS feine beffiere 2lnt*
tnort ff eben, als meirn 2kutfd>laub auf biefen beiben für jebeS Kultur«
bolf fo midjtigen ©ebiekn and) nad) bem ßrkgie bic gühcerfd)aft
übernehmen unb mciter bahnbrechend borgehen mottte."
$>te ©tngabe ift unteraeichnet bom ©rafen fßofa-
ö 0 m £ F t), UnterftaotSfeFrctär 3 . 2). Vrof. b. SW a t) r, Vräfibent
Kaufmann (3fetdh£berfidhenmg£amt), SDireFtor 3 a d) e t
(®aif. Statift. Slmt) unb Vrof. SW a rt e £ (2>eutfcher Verein für
Verfid)crung£mtffenfd)aft).
Sn ähnlicher Dichtung bemegt fid) 3 . 5£. ein Sluffaß „Snter-
nationaler Vergarbetterfdbuß" in ber „93 e r g a r b e i t e r a e i -
tun g" botn 20 . Sfprtl. $ort mirb gefagt, gerabe menn bie beut-
fd)en Unternehmer fid) rühmten, in ber Sfrbeiterfitrforge an ber
0bihe 3 » marfchieren, fo habe £eutfd)lanb um fo meniger Vcr-
anlaffung, einer internationalen Regelung ber 2 Trbeiterfd>uh-
unb •berfichertmg£gefeßgebung au£ bem 9Bege au gehen, ja e£
liege im unmittelbaren Sniereffe $eutfdblanb£, bieanberen
Staaten 31 t r 21 n er Feitin 11 n g biefeS notmen»
bigen SW e nl <h e n f d) u ß e £ au nötigen.
2luch bie 3)enFfd)rift be£ 99 it n b e § 2 ) e u t f due r
grauenbereine unb be£ Stänbigen 21 u £ f d) u f f e £
3 ur görberung ber 2 Trbeiterinneninter-
e f f e’n an ba£ 9ieich§mirtfd)aft£amt, bereu übrigen Snbalt mit
an anberer Steife befprechen, forbert fd)Iießlid) „bie Aufnahme
internationaler 2 lrbetkn*ftf)itßbeftimmungen in bie ben grie»
ben£Derträgen folgenbett mtrtfdjaftlid)en 2 lbmachungen". Sm
einaelnen mirb ini ber Eingabe bic Regelung ber SIrbeitäaeit ber
grauen, be£ 2 Söd)nerinnenfd)uße£, be£ grauenf<huße£ in ge-
funbheit£fd)äbigenben ^Betrieben, ber VcßhränFunlg ber Arbeit
Sugenblicher auf bem Sßege ber amifcßenftaatlichcn Vereinba-
ntng empfohlen. Shve SFotmenbigFeit mirb mit ber ©efahr
einer übermäßigen SAnfpantoitng ber grauenFraft im berfdjärften
mirtfd)aftlid)en Sßettbemerb nadh bem Kriege treffenb begrünbet.
Sßir leben in ben neuen ©ingaben eine mertboüe Unter»
ftüßung ber älteren unb hoffen, baß fic baau beitragen, baß bic
Vorarbeiten für bie angeregten unb bem Stfcid^tage bom Ver¬
treter be£ 2 lu£märtigen 2 lmte£ augefagten SHaufeln halb burdj»
geführt merben. _
2ie ©ntUiürfe be£ 9ttbett§ftmmergefe|ed unb ber 9luf»
bebmtg be£ § 153 9t©£). firtb nad) eingehenber Vorberatung in
ben 2ln£fchüffen bom Vunbe£rat am 18. 2lpril a n •
genommen morben. Vi£ aur Stunbe be£ ^ebaftionö«
fd)luffe£ biefer Kummer ber „Soa. Vra£i§" maren aber biefe
Vorlagen, bie nunmehr bem Reichstag augehen, norfj nicht ber«
öffentlich!. 9öir befd>ränFen un£ hoher auf ben §inmei£, baß
bie „Soa. Vr." bereite in 0p. 375 unb 408 einige SWitteilungen
über ben Snßalt ber ©efeßentmiirfe gebracht hat, unb hoffen,
©enanere£ in ber näcßften Kummer unfere£ VIatte£ bringen
au Fönnen. Über bie gnmbfäßlichc Vebeutung biefer beiben
Maßnahmen für bie gortführitng ber Soaialrefonn haben mir
nn£ fo oft unb fo nacßbrüdlid) geäußert, baß mir heute unfern
Sefern nid)t£ 2 Feue£ mehr 31 t fagen müßten, ©ntfcheibenb ift,
baß bie ©rrid)tung Oou Slrbeit^Fammem unb bie Streichung
be§ § 153 @ 0 . einer gorberung ber ©JcredhtigFeit ent«
fprechen, unb baß mit bem 2 Iu§bau be§ ©inigung^mefen^ burch
bie 9Irbeit§Fammern bem gemerblidhen unb foatalen g r i e b e n
breite Sßege eröffnet merben.
für frirgerfaimlien tnt]i
Vefdjleumigung ber ^interbliebetienunterftü^ung. 2)a§
.QriegSminifterinm hat folgenben ©rlaß an bie fteübertretenben
(ScneralFommanboä unb ftelloertretenben Sutenbanturen ge-
richtet:
„2km ^rieffömimfterium fiitb aahlreiche göße befatmt geloorbeit,
in benen Hinterbliebene üon ißerfonen ber Unterflaffen, bk aus ?ln=
laß beS Krieges aum HeereSbienft heranffeaogen morben ftnb, baburch
\n mirtfd>aftliche Notlage geraten finb, baß für ba§ Seiben beS Ver-
ftorbenen 2)ienjtbefdiäbigung nicht anorfannit, ihnen baher SBtttoen*
unb SBaifengelb nicht gemährt merben fonnte. gortan ift in aßen
berartigen gällen bon ?lntts megen — unb amar befchleunigt — au
prüfen, ob nid)t burdj bic Sage ber Verhältniffe bie ©emährung einer
llnterftüpung an bie Hinterbliebenen angebracht ift. Steßt fich bieS
heraus, bann ift fo fchneß als möffliih aus Spenbenmitteln au helfen,
derartige gäße finb burch bie fteßbertretenben gndenbanturen unter
Beifügung ber Unterlagen bem örtlich auftänbigen fteßoertretenben
©eneralfommanbo fchleunigft boraulegen."
ffirforge plr ^ciegsb«frf|äMgtf unb tmkfljrf nbe §rif ger.
©iuftcHungSatoang su^unfteit ber ^riegSbefchäbigten. ©ine
ber umftrittenften gragen auf bent ©ebiet ber ^riegSbefdjä-
bigtenfiirforgc ift ber Don ben ^Arbeitnehmern unb Don
.ÜriegSbefchäbigten felbft lebhaft geforberte, aber Don ben llnltev«
nehtitern ftarF beFämbfte ©infteUung^amang augunften ber
.^riegSbefchäbigten. Sein 9Befen befteht bortn, baß fämtlid>e
Sfrbeitgeber Derbflidrtet merben foUen, einen^eftintmten Vro-
aeittfaß ,^riegSbefd)äbigte bei fid) einauftcUen. 2)ie Unter¬
nehmer Derfidhern amar, baß fie bie $rieg§befd)äbigten mieber
cinftellen mürben, aber fie molfen bie& nur als freimiOige
ßeiftung auf fid) nHjmen. 2 )ie SIrbeitnehmer nnb .^riegSbefdhä"
bigten betonen bagegen, baß folche greimiüigfeit giaSFo er¬
leiben mürbe unb ber gefeßlicße Bloang hier bie einaige mirf-
fcuite S?öfung fei. SDer „^teich^aiiSfchuß ber ^riegSbefchäbigten-
fiirforge" hat Füralidh mit gana Fnabber Mehrheit fid) gegen
ben ©infteUungSamang auSgefprodKn. Söie ba§ „äorrefpon-
benablatt ber freien ©femerffdiaften" mitteilt, beruht biefeS 91b-
ftimmungSergebniS Iebiglidh auf bem Umftanb, baß faft alle
Vertreter ber Arbeiter unb SIngeftellten Derbinbert maren, an
ber entfdheibenben Sißung beS 9teid)SauSfchuffeS teilaunehmen.
2)ie jiing’fte VorftänbeFonferena ber freien ©kmer Ff (haften hat
fid) nun mit ber Slngelegenheit befaßt unb nach einem Referat
beS ^ Dteidh^tagSabgeorbneten Vauer über bie Vorgänge im
VeidfSauSfchuß ber $rieg§befdbäbigtenfürforge einmütig be-
fijüoffen, aud) fernerhin für ben gefeßlid)eni ©infteHungSammtg
etnautreten._
$u;iale
grouctmrbett in ©nglnnb.
Über bie SluSbehnung ber grauenarbeit in ©nglanb bringt
bie „ßabour ©aaette" Dom SftoDember unb 2)eaember 1917 cin-
gehenbe fWitteilungen.
2 >ana<h finb mährenb be$ ÄrieffeS faft SJtißioneu grauen
— 42^ b. H- ber tm 1914 befchäftigten grauen neu in ^nbuftrie
(abgefehen Don Keinen 9Ber!ftälten), Hnnbel, VerFehr unb ftaatlichc
2 >ienfte getreten. 2)och mirb bie abfolute gunahme ber grauen nur
auf l,i SRißionen gerechnet, ba fdhähungsmeife 400 000 grauen aus
häuslichen 2>ienjten uitb Keinen SBerfftätten unb ber VefleidungS*
inbuftrie aJbgemanbert finb. 2>aS ftärlfte 2BachS<tum meifen natur¬
gemäß bie 2)?etaß* unb chemifdje gnbuftrie auf, in ber im ^nli 1914
210 000 grauen gegen 616 000 grauen im $uli 1917, oormiegenb
mit SWunitionSaxbeit, befchläftigt mürben, gn ben ftaatlkhen be¬
trieben bermeljrte fich allein in ber geit 00 m ^eaember 1915 bis ^nli
1916 bie gahl ber grauen bon 2700 auf 32 500. dagegen fiel in
ben 9?ichtmunitionSbetrieben amifchen ^>uli 1916 unb Januar 1917
bie gahl ber grauen erheblich, um erft jeßt ctma ben alten Stanb
3 u erreidjen. 25aS berhältuis amifchen bem 2 &ad$tum t>er giffern
bcfchäftiffter grauen überhaupt unb ber giffern ber grauen, bie
SAänner erfeßen, ift fehr berfchkben in ben SWunitionS- unb 9Zid)t-
munitionSmerfen. SBährcnb in ben erfteren bie gahl ber neue tu-
gefteßten grauen mcitauS bie ber erfepten Männer überfteigt, ift bas
©egenteil für aße anbern ^nbuftrien ber gaß. 2)ian fchäpt bie gahl
ber grauen in ber SAunitionSarbeit auf 670 000; meitere 630 000
grauen merben mit anberen ftaatlidjen Vlufträgen (befonberS HfcreS-
näharbeiten unb ßonferbeninbuftrie) befchäftigt.
©ine auf ©runb ber Slrbeitslofenbüd)er gemachte gufammenfteßuug
aeigt bie H^rFunft ber auf ©rmtb beS National Insurance Workers Act
bon 1916 berficherten grauen. 2)anadfj ergibt fidh folgenbeS Vtlb, nad)
bem bon 444000 grauen 308 000 ihren Veruf mährenb beS Krieges
gemechfelt ha^n-
Vefthäftigung tm ganuat 1917 in ^aufettben
»cf^äftiöuitQ
bot bem 5erteg
9RetaUinb.
(aufter
SedjniD
(E^emifc^e
(Beftetbe
(mit «.
©affen)
SBcfleib.»
©enterbe
Wnbcre
©enterbe
9UIe ber
fidjerten
©enterbe
©leiches ©emerbe
Häusliche Pflichten,
58
15
38
30
186
früher nidht befchäf¬
tigt
19
52
9
18
98
^ejtilinbuftrie
3
6
1
4
14
©eFleib.-gnbuftrie
5
18
8
9
40
Slubere gnbuftrieu
12
21
6
10
19
SMenftboten
Slnbere nicht inbu-
13
44
5
12
74
ftrieß ©efchäftigie
5
17
4
5
31
Vott Verfi(hterte
110
173
71
88
444
465
Soaiale Sßrajig unbAtchiP für Voltemoplfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 80.
456
8 um Ausbau ber ArbettSnacpmeife finb unter Htnsu-
aiepung Pon grauen örtliche beratenbc AitSfdpüffe gehilbet, die
auch bie engere Veriihrung mit Arbeitgebern und -nehment
bcrftellen follen. Xurcf) fleine UnterauSfcfjüffe für bie ein-
seinen VerufSametge follen eine befonbere VerufS- unb ArbeitS-
bemtung auSge’iibt unb WohnungSliften für Arbeiterinnen
bergeftellt merben. Sn enger Verbindung mit bem ArbeitS*
nadhmeiS finb bereite über 40 StricgSberufSbcratungSftellen für
grauen errichtet, bie merfpollc Hilfe geleiftet buben bei ber Ver-
menbung Pon grauen für Friegsmichtige Arbeiten unb bei ber
^Behandlung ber Probleme, bie aitS ber ltnftetigfeit ber grauen
entfteben. ES ift febr tf)araFteriftifcb, baß fiep audb in eng»
lifcfjen Arbeiterfreifen Wiberßpruch gegen bie gabriFbflegerin,
bie bort mic bei uns Angeftetite beS Unternehmers ift erhoben
bat. Englifcpe grauenblätter führen ihn auf diejenigen
auriicF, bie unter allen Umftänbcn ben Vemüfmngen, ein
beffereS Verhältnis amifepen Arbeitgebern unb -nebmern sit
eraiclen, entgegenarbeiten. Vielfach mirb bie Anfidbt bettreten,
baß unter allen Umftänbcn bie Xurdjfiibrung eines SWinbeft-
maßeS bon Arbeiterfdjufc, ebenfo mie bie Anregung, ctmaS
darüber binauSaugehcn unb Vorfcpläge für Verbeffcrungcn 31 t
machen, bon ben ftaatlichen Snfbeftoren geleiftet merben foHte.
Aur bie eigentliche Wohlfahrtspflege fei bon ben betrieben 31 t
leiften, in bereu WefcpäftSintcreffe fie ebenfo liege mie bie
Arbeit ihres GhemtFcrS unb Vtafcpinenfadmerftänbigcn. VraF-
tifepe Schmierigfeiten haben fid) augenfeheiulid) ans ber plöp-
licpen Vermehrung ber grauenarbeit unb ber ctmaS Frantpf-
haften Art ber Einführung ber Wohlfahrtsarbeit ergeben, ba
biefe 3 itr Einteilung bicler unerfahrener unb gana ungeeigneter
Vcrfonen führte. And) mirb gelingt, baß bie gabrifpflegerinnen
31 t menig mit dem 9köten unb Wemopnpeiten ber Arbeiterinnen
bertraut finb unb einen patronifierenben Xon anfcplagen, ben
bie englifche Arbeiterin mit ihrem ftarfen llnabhängigfeitsfinn
ablehnt. Xie Anhänger beS SpftemS ber gabrifpflege erblicken
barin etmas bon beut ntobernen OSeift, ber bie ^nbnftrie nicht
nur unter bem materiellen fapitaliftifchen Standpunkt anficht,
foitbern unter bem ber Wohlfahrt ber gansen Wemeinfcpaft, unb
erhoffen bon ber 3ufammenarbeit beS Unternehmers mit einer
tüchtigen, gefd)ulten unb erfahrenen Veanitin, bie bie Ar*
beiterinnen fennt unb berfteht, eine mefentliche Erleichterung
in ber Vebanblung ber gabrifarbeiterinnen.
gür bie Xemobilificrung ber grauen merben
bon ben Arbeiterinnenorganifationen folgenbe gorberungeu
auf geftellt:
ai Weorganifation des ganzen Stjftems ber ArbeitSlofenOcrfiche*
rung in bent Sinne, baß 1- fie alle Arbeiter eiiibeatcbt, tuobei bie-
jenigen ©emerffdurften, bie fefjon auSreid>cnbe Vcftimmungcn für fid)
getroffen haben, ausgcfdjloffcn merben lonnen; 2. biejenigen Arbeiter,
bie meni-ger als ben Lebensunterhalt oerbienen, nid)t beitragspflichtig
lind unb 3. bie ArbeifSlofcnunterftütumg für einen anftänbigen
Lebensunterhalt für bie Seit ber Arbeitstofigfeit genügt. 1 >) (fine lim*
frage bei ben ft innen, miebiel Arbeiter fie narir Aufbörcu ber Kriegs*
arbeit für 'pribatarbeit braudien; Vciiadjrirfjtiguiigeii baritber finb
burch ArbeitSuadtmeife unb Gcmcrfßbaftcn au bie Arbeiter 311 uer=
teilen, bcoor fie bie Slriegsarbeit aufgebcu. Gleidjaeitig fallen alle
für bie SuiegSaeit befdjäftigteii Eifapfräfte Formulare bekommen,
in betten fie ihre Wüiiftf)e für bie sufiiuftige Vcfdiäftigitug aus*
fpredwn. e) C5inc ausreichende SVüubiguugsfrift in allen ftaa-tlid;eu
ttnb fontroiliericn Vctrieben; bei Vtiriiteinhaltuug ber SAinbigungS*
frift AttSphlung des oolieu Lohnes, gälte bie Arbeiter, um Ve=
fdjäftiguug 311 finden, ihren Wüljnfip aufgiegebeit hoben, ift ihnen
burd) ben ArbeitSnacbmeiS bas Weifegelb in ihren früheren Wohn üb
fahlen, d) Gcmäfjrung eines biermöchigert Urlaubs unter polier
gortsahluug beS Lohnes für bie Arbeiter, bie in Munitions* unb an*
bereu Gcmerben übermäßige lU>erarbeit geleiftet hoben, um ihre
C^efmibbeit micbcrher^uftellen. 0 ) Xie Venupiutg ber neuen ftaat*
lieben gabrifeu als Mittelpunkte ber ualionalen Produktion, um ben
Arbeitsmarkt im Notfälle 311 oerfteifen, ferner 3111 * geftjtcllung befferer
ArbeitSmethoben. f) llmfduiluug für grauen, bie uirht in ihrem
eigenen ©emerbe Arbeit fiubeu tonnen. Außerbem ift bie Schaffung
eines AuSfchuffes snr geftftelluug, für melche (^emerbe graueuarbeit
geeignet ift, angeregt; ferner uerbefferte techmfdje AiiSbilbung ber
grauen, bie gerabeäu als Lebensfrage ber gnbuftrie beaeichnet mirb,
unb AuSbchuung ber Lohnämtcr unter einem Perl>cfferteu Lohn*
ämlcrgefeß auf alle Oiemerbe, melche grauen 3 U Löhnen befchäftigcn,
bie nicht ben LebeuSminbeftbebarf jtchern.
Arbeiter- und llntenifljmfrucrtrftungeu*
Arbeiter» unb AngeftcUtciionSfchüffe. Wie halbamtlich mit¬
geteilt mirb, finb ttodi nid)t in allen Vetrieben, bie nadi § 11
beS (iJcfdjcS über ben Paterlänbifdieu ^ilfsbienft basu Per¬
pflichtet finb, Arbeiter- urub AngeftentenauSfd)üffc gebilbct mor*
ben. ®en in grage ftehenben VetriebSunternehmern mirb nun¬
mehr oon ben 3 iiftänbigen ©cmerbeinfpeFtionen eröffnet, bafe bei
Aichtbilbung bei* AuSfdhiiffe gemäß § 132 beS ßanbeSPermal»
tungSgefcßeS 3mangSftrafcn berhängt ober bie Wahlen amangS-
meife bnrehgefiihrt merben follen.
©rganifatimieti iw Jlrbettfr, ©Hilfen, Jlngepelü««
nnii gfamtfn.
Xer 5 . VerbanbStag beö üfcmerFuereinS ber Heimarbeiterinnen
Xeutf^IanbS
fonb Pont 10. bis 18. April in Vcrlin unter ftarFer Veteiligung
ber Viitgliebcr, — 102 Ortsgruppen hatten 201 Abgeordnete
entfanbt —, ber Vebörben unb herPorragenber ©inaelperfonen
ftatt. Jsiu Aufträge bei* ^aiferin crfd>icn (Gräfin Vrocfborff.
Von Vebörben maren Pertreten: baS Weid)Smirtfd>aftSamt, baS
Vciuifterium beS Innern, baS ilriegSminifterium, baS SFriegS-
amt, baS ßriegSpreffeamt, baS VeFlcibnngSamt beS C^arbeforpS,
baS SWeid)SberficheuingSamt unb ber SRagiftrat -Vcrlin. Von ber
(fJefcllfchaft für ^oaiale Reform maren bie beiden Vorfipenben
onmcfenb; LaubtagSabgeorbneter Wallbaum mar für bie Fonfer-
patipe,, (^eheimvat Dr. Ltepmamt für bie nationalliberale
graftion beS AbgeorbnetenhaufeS geFornmen. Xie diriftlichen
Wemerffchaften fanbten Wriifee burd) (^tcgermalb unb VebrenS.
^cad) ben einleitenden Vegrüßungsmorten ber HauptPor-
fipenben, grl. Vehm, erftattete grl. Wolff den WefchäftS-
bericht über bie lepten 5 ^ohre, ber eine Überfkbi über bie
umfangreiche Arbeit und mancherlei Erfolge beS WemerfPereinS,
namentlich im Kriege, gab. Xie 3ol)l ber Ortsgruppen ift
in der VeriditSaeit Pon 74 auf 102 geftiegen; gleichaeitig hot
[ich bic__ ^itglieberaal)! mehl* als Pcrboppelt; eS ift gegliidt,
über 17 000 Heimarbeiterinnen 311 organifieren. Sm Sftittcl-
punft der umfangreichen foaialpolitifdhen XätigFeit beS We-
mcrfPercinS ftanb die gorberung nad) ^nfrafttreten unb Aus¬
bau beS fiauSarbeitgefepeS unb bie 2ftitmirFung ; an ber Sohn*
regehmg für baS Vtilitärfd)neibcrgemerbe unb an der plan¬
mäßigen Verteilung ber HecreSnäparbeiten. And) an ber
Wiedereinführung ber burd) baS Wotgefeß Pom 4. Auguft 1914
aufgehobenen <dranfcnoer|id)crung hat ber WemerFPeretn fich
ftarF beteiligt, gitr bie fad)Iid)e Weiterbildung ber Vtit-
glicber mürbe burd) AuSbilbungSFurfe geforgt. Vor allem er-
miefen fid) als gute Leprpläpc bie 39 ^riegSnäpftuben, die, in
Perfcpiebcnen Orten errichtet, 1916 burchfchnittlid) 10 000 Htüm-
arbcitcrinnen befepäftigten. 3ie erbrachten für bie Xarif-
fommiffionen äußerft mertPolleS, eimoanbfreies Material über
ArbcitS 3 eit, ViaterialPerband) unb damit 3htnbenPerbienft.
Xie Übcrfdpiffe ber Vetricbe mürben 311 m Veften ber Arbeite¬
rinnen, 3 ur Aufhöpung ber gonbs für Alters- unb Erholungs¬
heime Pcrluanbt. 3nr Erleichterung für die VcpÖrbcn mürben
für bie föriegSnäpftuben eingetragene Vereine begründet, die.
fid) 311111 Verband ber VetriebSmerFftättcn aufammenfchloffcn.
Xie Einnahmen des WcmerfoereinS betrugen 312 031 Ji, die
Ausgaben 235 636 Ji, der ilaffenbeftanb am 1. Januar 1918
415 022,75 Ji.
An 8teile ber burd) Mranfpeit Perpinberten Acferentin
Gertrud Xphrenfurtl) PerlaS gräulein Vepm bereu Aus¬
führungen 311 m Xpema: X i c 0 1 m c n b t g f c i t ber E r «
p a 11 u n g b e r H c i m a r b e i t.
Xie Vcrichterftatlcrin ging aunädjft auf die PolternirtfcpafHiebe
Vcbcutung ber Heuuarbeit ein. Wenn fie aud> bic tedhnifepe Über*
legenheit anderer Arlvcitsmcifen anerfamite, fo fap fie bod) einen
Ausgleich darin, daß die Heimarbeit ArbeitSfräfte aus aüen Winfeln
und Eden herPorhoIt, bie fonft oöllig ungenüpl bleiben mürben.
Auch habe fie fiep ebenfo mie das Hanömer! allen ^ropheaeiungen
3 um Xrop erhalten; Verminderung pon cinjeliicn Stellen ftche Ver*
mehntng an anderen gegenüber. Xer lapitaliftifdjc Großbetrieb,
Pon dem bie Heimarbeit ein Teil ift, halte an ipr. feit, meil fic für
ihn profitabel fei. (Allerdings finb gerade die Umftänbe, die die
Heimarbeit dem Unternehmer mcntPoU erfrfjeineit laffen, Pom Stand*
punft des Arbeiters nachteilig: die Viüigfcit unb Willigleit der
Arbeitsfräfte, die Möglichkeit, Aebenunfofteii und das Wififo auf den
Arbeiter abgumälaen. Web.) ^m Mittelpunkt des Vortrages
ftanden bie manu empfundenen und Pon ftarkem Verftändnis für bic
Seele, der Heimarbeiterin getragenen Ausführungen über die Ve*
beutuug der Heimarbeit für die halben Kräfte unb por allem fiir
die grauen unb Mütter, bie burd) eine Weihe IcbenSPollcr Vtlder
aus der Heimarbeit illuftriert mürben. ^>er Grundfap der Menfcpen*
öfonomie fordere, bic grau nach beit gcmaltigen Verfuften des
(Soziale Bra^iS uitb Ardjfib für Bolfsmohlfahrt — 1918 — XXVII. Kr. 80.
458
a sn
Krieges nicht bcnn ie mieber bem Haufe gugufüljren. liefen Be*
ftrebungen komme bie ^eimarbeiit entgegen; mit ihrer Hilfe fei cs
möglich, aud) ben ®tnbern ber berufstätigen Mütter pflege unb ©r=
gu fiebern. Aber bie Heimarbeit biirfe niemals ein Hemm*
nid für bie Arbeiterbemcgung inerben. Um bieS 311 bermeiben, fei
nidjt bie Abfchaffung ber 'Heimarbeit gtoedmäßig, bielmchr ftaatliche
Htffe für bie HeimarbeileriiTtineit unb gefeßlidjet Sd)uß burd) Aege*
Iuttg ber Soljn- unb SßoljnungSfrage unb anbere Maßnahmen.
Daß bie Ausführungen fid) mit ben Anfdxutungen ber ge*
fpannt githörenben Heimarbeiterinnen beeften, a^tgte nicht nur
ber lebhafte Beifall, fonbern auch bie nachfolgenbe AnSfprad)e,
an ber fid) nur orbentltcße Mitglteber beteiligten, bie aus
eigenem ©rlebertj manch ergreifenbeS Bilb auS- bent Renten
unb fühlen biefer gang eigenartigen Arbeiterfchaft brachten.
Über baS Thema „Die grau in ber Übergangs*
m i r t f dj a f t mit befonberer Berücffichtigung ber Heimarbeit"
fpraef) bann gräulein Dr. ®ätl)c ©aebel, Leiterin ber AuS*
FunftSftelfe für Heimarbeitreform, Berlin.
Die Aebucriu ging non bet mit Sicherheit in ber Übergangs*
geit Dom flrieg gum griebcu gu erwarte üben Arbeitsrofigteit ber
grauen aus, bie burd) bie AiidFehr ber Kriegstciliiehmer, baS Auf*
hören ber StriegSaufträge, ben Aohftoff* unb Abfaßntangcl in ben
michtigften grauettgemerben bebingt fei. ©ang befonberS ungünftig
merbe fid) mahtfcheinlid) ber ArbeitSmarkt in ber Konfektion ge*
ftalken, »nenn bie Heeresaufträge, bie ihn bislang gehalten hätten,
mit gtiebenSfdjluß erheblich gurüdgehen mürben. ©S müßten beS*
halb alle Maßnahmen getroffen merben, um einen unermünfdjten
3ufluß non grauen, bie nicht auf Heimarbeit als einzige Berbienfi*
möglich Feit angemiefen finb, fernguljaltcn. $nSbefonbere müßten bie
ArbeitSuachmeife in biefer Dichtung täitig fein, Der ©emerkberein
habe fehr meiigebenbe Maßnahmen gunt Schüße ber berufstätigen
Heimarbeiterinnen in ©rmägung gegogen. Bor allem aber fei non
auSfchlaggebenber Bebeutung, baß bie im HrimarbeiitSgef-eß non 1911
borgefehetten AuSfchüffe eitbltd), unb gmar noch bar KricgSenbe, ge*
fchaffeu merben. SBicßtig fei bie Schaffung non KotftanbSarbeiiten
für grauen. Die für grauen geeigneten öffentlichen Aufträge feien
griutbfäßlidj für biefe Bmedc bienftbar gu machen. Die ©ntlaffung
ber grauen follte unter Beriidficbtigung fogialpoliiifdjer ©eftebts*
punkte erfolgemu gn ©emerben mit erheblicher Arbeitslofigfeit fei
bie Arbeit gu ftreden, um fte auf möglidjft niele Arbeiterinnen gu
nerteilen. $m Sufammenbang hiermit ftehe bie SBiebcreinfiihrung
beS Arbeite ri une n f dju ßeS. Unentbehrliche ©rgäugung biefer Maß*
nahmen fei eine obligatorifche ©rmerbslofeuunterftüßung bollberuf*
lieh tätiger grauen unter ©tnfdjluß ber Heimarbeiterinnen.
Über bie Äranlen* unb giibatibenbcrficherung
ber H a w S gc m c r b tr e i be nbe tt erftattete Arbeiterfefretär
Dred, Müncben*©Iabbad), einen Vortrag,, in bent er cmS ben ©r*
fahrungen ber Braj-iS bie Unburchfübrbarteit ber reid)Sretlichen
Regelung ber Krantenberficherung barlegte. Die Berftcberuitg auf
bent SEBege ber CrtSfaßuug fei immer noch lügenhaft unb ein Kot*
behelf; gu forbern fei eine Keuorbnung burch Aeicbsgefcß, für bie
ber tHebner eine Aeiße bDn Borfcblägein- brachte, bie atterbingS gum
Xeil, mie bie Übernahme ber Beiträge burch bie (^emeiatbe, nicht un*
miberfprochen blieben, ^m mefentlichen mürbe aber Übereinftim*
mung ergielt, bie in einet ©ntfchliefeung ihren AuSbrud fanb. Auch
bie Önüalibenoerficherung ber Heimarbeiter mürbe unter lebhafter
^uftimntung ber Anmefenben enieut bringenb berlangt. 93cbanien,
bafe bi e Hei »narbeiter bie Saften bet Sßerfichcrung nicht tragen
fönnten, mürben non feiner Seite erhoben, mohl aber bebauert, bafj
ber ^öunbeSrat troh beö Drängens ber Crganifation feit 1894 feinen
Schritt gur AuSbehnung beS ÖVefebeS getan hohe.
3 >eu folgenben 2 ^ag cröffnete ein Vortrag üott Haaptmanit
Helmbolb bom ÄriegSbefleibungSamt beS ©arbeforps, ber ein fnappes
unb klares SJitb ber Kiafeit ahnten beS ÄriegSbe*
f l ci b uttgSa nt tS gum Schuh gegen bie AuSituhuttg btr Arbeiter
gei<h mfc fe. ®iefe SMafenahmcn führten boit ber SJeftintntung, bafe ber
vlrbctter ben ortsüblidicn Sohn erhalten müffe, bis gur geftfeiutug
betaillicrter 5Tcilftiidlöhne unb beS auf ben Heimarbeiter entfallen*
ben SbDt-eilS unb gur Sicherftellung ber AuSgahlung burch bie KejhtS*
Ocrbinivlid^feit ber HoereSlöhne. @S ift m-eiter burch bie iöorfdjriften
ber Allgemeinen IBertragSbebingungen, bie für gang 2>eutfd>lanb
tuxrbilblich mürben, geglüdt, baS bielfach gaug parafitäre '^mifchen*
mei-ftertum in Berlin, menn nicht gu befeitigen, fo hoch eittgu*
fchränfen. SBährenb beS Krieges h^ben bie Söhne ber für baS ^c*
fleibungSamit beS ©arbelorps tätigen Arbeitnehmer — barunter be*
finbert fid) 7000 Heimarbeiterinnen — eine (Erhöhung um 60 bis
80%, bie Vergütung ber Unternehmer eine ©rhöhung um 30 bis
40% erfahren. Segensreich für bie Arbeitnehmer habe bic gur
(Schiftung bon Streitigkeiten unb Ahnbung Pon SSerltöfeen gegen
ben Xarifbcrtrag eiatgefebte Sd)Iid£)tungSf 011 tntiffioit gemirft. Sic
hat in etma 2000 gälten minbcfteitS 200 000 M gu menig gcgahlter
^öh lt5 c ^ en Arbeiterinnen gerettet, gälte, in benen es fid) um bie
nachträgliche 8 ahlurtg fehr erheblicher Summen haitbelt, marcit nicht
fetben, fo hatte ein Unternehmer feinen Arbeiterinnen 45000, ein
anberer 10 000 M borenthalten. Xrofc aller löemühungen feien leiber
bie grällc ber Kichteinljaltung ber Tarife immer noch feh c häufig.
unb bie SchlidjtungSfommiffton merbe teils aus Unfenmitnid, teils
aus Angitlichfeit noch längft nicht genug bon ben gefdjäbigten Ar*
bei te rinnen angerufett.
AIS le^tc Kebnerin bei* öffentlichen 93cifammlnng fprach
gränletn Dr. Siqitd:, Karlsruhe, über bie3)urchfnl)rung
unb benAuSbau beS How^orbeitgefeheS.
Sic berichtete aus ihrer reichen ©rfahrung in ber babifchen
HauSinbuttrie, um beren Aegetung bas babifd>e ©emerbeauffichts*
amt fid) befonbere IBerbienfte ermorben hat/ bon- jeher ben Staub*
purfit bertretenb: ©efunbmtg,_ aber nicht Abfchaffung ber Heim*
arbeit. £rohbcm gerabe in 93aben eine fa gielbemufete HeimarbeitS*
politif bertreten ift, mie btelleicht in menigett ^öegirfen SeutfehlanbS,
mufjte bie Aeferentin gugebett, bafe bie 2Bix!ung beS ©cfepeS fih in
ber ^ffentlichreit nod) menig bemerkbar getnad)t hübe. Auch fei bie
Durchführung beS ©efebeS burch hett Ürieg fehr gehemmt. 3 U
forbern fei bie Beibehaltung ber amtlichen Soljnfeftfebung mit rechts*
berbinblicher ßraft im grieben unb bor allem bie Schaffung bon
gachausfchüffctt nod) im Kriege unb ©cmährunp mertgeheuber Aechte
an biefe Ausfchiiffe.
3itm 0d)lufe nolim ber BerbanbStng cinfttnunig eine ©nt-
id)licümtg an, in ber bic ©rholtung ber Heimarbeit als eine
nationale nnb boIFSn>irtfd)aftIid)e ^otloenbigfeit begcichnet unb
folgcnbe gorbernngen aufgefteüt merben: 3Kafenal)iuen gnm
Schub ber berufsmäßigen Heimarbeiter gegen ben Anbrang
frember Kräfte in ber ÜbergangSgeit, ©leichfteUung ber HouS*
gelnerbtreibenben mit ben Sohnarbeitent in begng auf Traufen*
nnb Suüalibcnberfichcrung, Übernahme ber üorbilblichen Ae»
gelang ber £oI)nfrage beS BeFleibungSamteS beS ©arbeforps
non allen behörblichcn BefchaffungSämtern aüd) für bie grie»
benSgeit unb balbmöglichfte ©rridjtung bon gadyauSfchiiffen für
bic in ber Jsnbuftrie bcfdbäftigten Heimarbeiterinnen.
Die Berhanblitngcn, bic non bem regen Sutereffe aller
Teilnehmer begleitet mären unb eine giiüe tocrtbollcn Mate¬
rials heranbradhten, nahmen einen fehr erfreulichen Verlauf.
^nSbefonbere geugte bie AuSfprache, bie faft auSfchricßlich bon
ben orbentlichcn Mitgliebern geführt Umrbe, baß bem 2Bad)S-
tum beS ©emerfbereinS nach außen and) ein ©rftarfen beS ge-
merffchafilichen ©ebanfenS nadi innen gegenüberfteht. Hoffent¬
lich gelingt cS ber Crganifation, auch bie Stürme ber Über¬
gangSgeit gut gu übertoinben.
©tite Dettffd)rift beS SerBattbeS ber Steinfeher unb $f(aftcrer
au alle üuternehmerberbänbe beS ©emerbes regt bie Schaffung einer
großen A r b e i t S g e m e t n f <h a f t ber Arbeitgeber unb -nehmet*
im ^flafter* unb Steinfeßgemcrbe an. Als nächste. Aufgaben merben
für bie ÜbergangStoirtfchaft Aerteilung unb Befchaffung ber be*
nötigten bgro. borhaiibencn Arbeitskräfte unb Berteilung ber Aoh=
ßoffc genannt, giir fpätcr foll bic Befdmffung bon- Arbeitsgelegen¬
heit unb bic ©rjdjließuitg neuer Arbeitsgebiete für baS $Iein=
pflafter burch umfaffeinbe SBerbetätigfeit, befonberS gegenüber ber
Äonkurreng bes Vlfphaltgemerbes, fomie burd) Anglicberuitg neuer
Arbeitsgebiete (tunßgemerbliche Aiofaife-r. ufm.) bon ber ArbeitSgc*
mcinfdjaft betrieben merben. Das borhanbeuc Arbeitsgebiet foll burd)
görberuitg ber Gualitätsarbeit, Bekämpfung ber Sdjmußfonfurreng
unb Stellungnahme gu beit ^ollfragett mögliChÜ erhalten merben.
gerner meift bic Denkfchrift einer ArbeitSgenirinfchaft u. a. bie Sehr*
IingS* unb ArbcitSnachmciSfragcn gu, cnblich baS gemeinfame Bor*
gehen bon Unternehmern unb ©ehilfeu gegenüber ben Auftraggebern
gmeds Bereitftcllung bon itäubiger 2Binterarbeist, fomie in 5preis*
unb ßohnfragen. — Die ©iugabe tK'meih aufs neue, micbicl guter
SBille unb Berftäubnis für ©ebanfen ber ©emerbefolibarität, fomeit
eine folche eben unbefchabct bcS fogialctt ©egcitfaßeS möglich ift, in
©ehilfenkreifeu gu finbett ift. gaft immer finb bie Arbeitet bic
Träger bes ©ebam.kenS ber ©emeinfehaftsarbeit, mährenb rm Unter¬
nehmerlager ein bebauerlich großer ®reiS auf bent Stanbpuntte Per*
harrt, baß ber ©emerbefrieben fefter in ber Untermcrfung ber Ar*
heiterf^aft berankert ift als_ in ihrer Hcrangiehuttg gu geregelter
Aiitmirkung an ben gemeinfam-cn ^ntcrcffcn bcS ©emcrhcS.
Jlrbrftm>er(!i^«:ntig. §jwrka(fett.
Die ohligatorifdie Stanfen-, SttPaltbett* unb AUcrSuerfuherung
in Belgien.
©S entfpridht ber allgemeinen fogialpolitifchen Aiidftänbig-
feit in Belgien, baß es bort bislang, abgefehen non ber Unfall*
fiirforge nnb ber AlterSberfichetung ber Bergarbeiter noch
feine ftaatlicße 3mangSberftd)crung gab. ©rft baS J^ahr 1912
brachte ben erften ©ntlmirf einer ©efeßgebung (22. Sohi'ö-
S p. 674), bie aber bis gu Beginn beS Krieges noch nicht ämn
Abfchluß gefommen mar. Dabei mar ber Umfang ber frei-
miüigen Berftchernng feineSmegS befriebigenb. BJaren bod)
459
®oätaIe Praxis unb Ztchiö für PoIfSttohlfahrt — 1918 — XXVII. 9?r. 80.
400
1913 bon bcn 2,1 SRiMonen Lohnarbeitern unb Zngeftellten nur
etwa y 4 gegen 5tranfheit, 1 / T gegen ^nPalibität unb V« gegen
Zlter Perfichert, obgleich ber ©taat bie freien ^ilfSFaffen unb
bie für bie SfriPalibcnPerfidserung gefdjaffenen föaffenperbättbc
(fedärations mutualistes) mit erheblichen Beiträgen nntcrftnfete
unb für bie ZlterSPerfidberung fogar felbft eine allgemeine
ZlterSrentenfaffe fchuf, bie er 1913 mit Sy 2 Millionen granfen
botiertc. Tauf biefer gohhofebolittf Waren fd^Iiefelidh bei ber
$affe 1,6 SRillionen Pcrfonen Perfid)ert.
Tie Renten feßtoanften annfehett bem 3ftinbeftbetrag bon 1 gr.
unb bem §öcbftbetrüg bon 1200 gr. ja^rli-dh. 1913 mar bie ©efamt*
iumme ber Gingablungeu riBnb 22,8 Millionen granfen, benen nun
ruitb 3,7 Millionen Zuzählungen gegenüber ftanben. ©ie Stenten»
fonbS Waren auf 234,6 Millionen angemaebfen. freilich bilbeten
bas $guptfoiitingent ber ^affcumitgliebcr nicht Arbeiter unb
Ziigeftedte, fonbern pcrfonen jugeitblid)cnr ZliterS, ©olbaten auf
Grunb eines GcfeßeS ooit 1902, f(eine Rentner, Pcrufslofc nfto.
Run hat allerbingS jeber bebiirftige Belgier auf Grunb beS
GefeßeS botn 11. SRai 1912 Znfprud) auf eine ftaatlirf)e ZlterS-
penfion bon 65 gr., aber bie böllige UnaulängIid)Fett ber Wefcnt*
lich auf ber grcimiüigfeit aufgebauten Perforgatng mad)te fief)
bod) fo ftarf geltenb, bafc furje Seit nadj @rlafc beS GcfeßeS
über bie Gewährung bon ZlietSpettfionen ein neuer Gefeß-
entmurf ansgearbeitet Würbe, ber eine amangSWeife Perfidje-
nntg gegen $ranfßeit unb SnPalibität borfieht.
Stuf biefent GefeßentWurf bon 1912 bauen bie jeßt bom
GeneralgouPerneur bon Belgien erlaffenen Perorbnungcn auf.
Tanad) werben für bcn gaH ber föranHjcit, ber üorgeitigcu
gnDalibität unb beS ZlterS berfichert Arbeiter, Gehilfen, ©efeHcn,
Lehrlinge unb alle fonftigen ZngefteHten beiberlei ©cfd)lcd)ts, bie
in ber Laub» unb gorftwititfdjaft, in. ber gnbuftric unb im Gewerbe
ober im ^anbel für Rechnung eines Unternehmers gegen ßoßn ober
©eßalt befcßäftigt finb. Tic Perfi<herungspftid)t erftredt fidh nicht
auf Pcrfonen, bereu regelmäßiger gcthreSarbcitSberbicuft 3000 gr.
an ßoßn ober ©eßalt überfteigt. Tic felbftänbig Erwerbstätigen
unb bie itad) Zbfaß 3_(ficl)e bcn borhergehenben ©aß) nidjt ber*
fid^rungSpf richtigen perfoneu tonnen bie Vorteile biefer Perorbnung
nach näherer Pcftimmung einer befonberen Pcrorbnung genießen.
Präger ber Perfidjerung Werben bie bereits borhanbenen frei*
mittigen Einrichtungen fein; fubfibiär treten für bie als fehlend
Rififen boit beit anberen Waffen abgemiefeneit bie meu gefchnffcucn
©eairfSberftcheruitgSlaffen ein. güt bie ZltcrSberftchcrung tft weiter
bie ftaatfieße ZlterSrentcnfaffe borgefeheit.
Pei fortbauernber Erfraitfung nach Ablauf ber ntinbeftenS brei
SJionate betragenbert ßciftungSbauer ber ®ranfenfaffe tritt ber
Präger ber gitbalibcuberficherung ein, ber freie ärztliche Pebamblung
unb Zraneimittel fomie gnoalibengelb gemährt. $>ier greifen michtige
©runbfäßc über bas ^cilberfahrert ein. — ©taatlidje Mittel follen
bcfonberS a ur Tubertulofcbefämpfung freigefteUt werben.
Tie ßeiftungen ber ft'ranfenfaffen ftnb gegenüber bem
früheren Entwurf erheblid) gesteigert; fie umfaffen: freie äratliche
Pcßanblung unb äratliche Z ran ei mittel, ein ®tan!ettgelb bon
1,50 granfen bei ZrbeitSunfähigtci't, als ©rfableiftung ftatt ber
ßeiftungen unter 1 unb 2 freie ÄraitfcnhauSbehnnbtung, baneben
unter Umftänben für bie Zugehörigen ein £auSge!b in ipöhe bott
0,75 gr., ein SBochengelb bon 1,50 gr. täglich für 4 Soeben, baS
berficherungSpflidhtige Söchncrinncn erhalten follen.
Gegenüber ber beutfehen ©oaialberficherung ergeben fid)
bebeutenbe grunbfäbliche Unterfchiebe. Tic S3crfid)erung ber
Arbeiter unb ZngefteHten loirb einer getneinfamen Regelung
unteraogen; namentlid) aber ift ber feit langem bon ber beut¬
fehen Versicherung bedaffenc ©runbfaß: .^affenatnang, aber nicht
3 tuang§faffen, aitS bem früheren ©efefcentmurf übernommen,
troh feiner gerabe in Belgien ftarf herbortretenben Stängel.
TieS Verfahren ift Iebtglid) auf fjolitifche ^öemeggrünbe auriief-
auführen. Tie ®ilf§faffen finb bon ben bolitifdsen £)rganifa-
tionen gefchaffen; fie toerben bon ber belgifchen Zrbetterfdhaft
als ein ioertboHer 3^etg ber ^elbftbilfe gepflegt, auf ben fie
befonberS ftola finb. 2Tuflöfung, loenn and) fachlich be¬
grünbet, hätte fid) bem SßolfSembfinben bod) als fd)loerer Ein¬
griff in bie Unabhängigfeit ber Arbeiter- unb Zngefteütenfdxift
bargeftellt, imb öffcntlid)-red)triche Organifationen, bon ber
beutfehen Regierung gefd)affen, mären bem ftärfften 3Wih-
trauen begegnet. Tafc bie unter ©efichtSpunften, bie an fid)
mit ber fBerficherung gar nichts, a« tun hoben, erfolgte meit-
gebenbe Setfblttterung in fferifale, liberale, neutrale ufm.
Siaffen ihre LeiftungSfäbigfeit fehr ftarf beeinträd)tigt, liegt
auf ber $anb. 2lud) mirb bem gefunben ©runbfafc, bafe bie
guten Dtififen bie fd)led)ten mittragen müffen, burch bie gegen¬
wärtige CrganifationSform nicht 9tcd)nung getragen.- Ent¬
gegen bem beutfehen ©efefe umfaftt baS belgifd>e nur wenig
Paragraphen unb berweift Wichtige ©ebiete auf ben Seg
ber ZuSführungSberorbmmg.
9»if ben borliegenben Peftimmungen hot bie beutfehe Re¬
gierung'ber belgifchen Zrbeiterfdhoft erneut ein bebeutfameS
foaialpolitifdjes @efd>enf gemacht. Pei bem Ebarafter bcS Ek-
fepeS, baS fehl* biel in bie $anb ber- Perficherten felbft legt,
aubeni als Rahntengefep nodh eines Weiteren ZuSbaiteS be-
barf. Wirb ber Erfolg ber SRaftnahntcn wefentlich bon einer
Willigen unb berftänbniSboKen Mitarbeit ber Zrbeiterfdsaft ab^
hängen. _
3 ) 0 lkstf?iflpntg.
öiii s Jfei(f)8ßcf«^ Jur Sicßdung bes üirf)tf|)idtt)cfene.
bereits im grieben War berfnd)t Worben, baS neu auf-
gefommene öidftfpielwefen burch entfprechenbc Slnberung ber
bon ber ^onaeffionSpflicht honbelnben Paragraphen ber ©e*
Werbeorbnung (§§ 33 ff.) a« regeln, bod) war ber barauf be*
aiiglid)e Entwurf Wegen beS ÄriegSanSbruthS nid)t mehr a»r
Erlebigitng gelangt. s Jöäl)renb beS Krieges finb an mehreren
©teilen beS Reichs bie 2RiIitärbeI)örben ben 9luSWüd)fen be«
Lid)tfpieIwefenS entgegengetreten. ZIS aufeer ben boIfSeraieh'
liehen (Gefahren fid) and) nod) wirtfd>aftlid>c Pebenfeit (Sohlen-
unb LichtbcrfchWenbung) unb Pebenfen für bie PolfSgefunb-
heit (geuerSgefahr bei ber föebienung ber Apparate bitrd) um
gefd)uIteS Perfonal, fomie bei ber Unterbringung in ungectg*
neten Räumen) geltenb machten, toollte ber PupbeSrat btc
grage einheitlich für baS Reich regeln unb bereitete eine Per*
orbnung auf ©rnnb beS RotgefeßeS Pom 4. 2fuguft 1914 por.
Welches ben PunbeSrat a» wirtfdhaftlicften äRafenahmcn er
mächtigt. %\\\ $auptaiiSfd)ith beS Reid)StageS erhoben firfs
aber ftarfe Pebcnfen bagegeu; cS fei eine ao Weitgchenbc 2lnS
legung beS Ermäd)tigungSgefepeS, Wenn eS ber PunbeSrat 311
einer fo tief einfd)ncibenben SRafenahmc anWenbc. Tie Lidit-
fpierperorbnung Pom 2. Zuguft 1917 Würbe baber a»rücf-
geaogen. Ter jeßt Porgclegte Entwurf entfprid)t jebod) ber
bantaligen PunbeSratPerorbnung, bereu fiauptpunfte bereite-
yfabrg. XXVI 0p. 892 mitgeteilt ftnb.
Ter fpringenbe Putift beS neuen ©cfeßeS ift ber ©ebanfe,
bafe bie Lichtfpieltheater ber ErlaubniSpflicht unterteilt Wer*
ben. Tie Erlaubnis fann Pevfagt Werben, ober eine bereits
erteilte Erlaubnis fann ai^ödöWgen werben, wenn 1. bie.
Zunahme gerechtfertigt ift, bah bie beabfid)tigten Peram
ftaltungen ben ©efepen ober guten ©itten a n W i b e r =
laufen Werben, ober Wenn ber Rachfndjenbe bie erforberlid)e
3nPerläffigfeit in beaitg auf ben Gewerbebetrieb nicht nacham
Weifen Permag; 2. wenn bie amu Pctricbe beS Gewerbes be-
ftintmten Räitmlichfeiten Wegen ihrer Pefdhaffenheit ober Lage
ben poliaeilidjen Znforberungen nid)t genügen.
Eine Reuljeit ber Gefepgeburtg ift bie Porfd)i*ift, bafe bte
Erlaubnis and) Perfagt Werben fann, Wenn eine ben Per*
bältniffen beS PeairfeS entfprechenbc Znaahl Pott Lidhtfpiel'
betrieben bereits b e ft e I) t. PefonberS gegen biefe leptere
Porfdpift Wirb Pott ben 3>ntereffentcnfreifen unb einem Teil
ber Prcffe bereits ©turnt gelaufen, weil eS „lepten EnbeS auf
Znfbebttng beS freien SßirtfdbaftSPerfchrS unb beS wirtfehaft-
lidjen ©elbftbeftimmnngSredtS" binanSlaufe (Perl. Tage*
blatt). S^er fid) aber beWuht ift, Wie febr Wir jept unb in ber
ÜbergangSWirtfchoft a»i äufeerften ©parfantfeit geaWungen fein
Werben, ber wirb fid) bitrd) ©chlagWorte Pom „wirtfehaft!icben
©elbflbeftimmungSrecht" nicht blettben laffen. ES Wäre febr
gut, menln ähnlid) fdsarfe Peftimmungen, bafe nur eine ent*
fpredbenbe Znaahl Pon Petrieben geftattet Wirb, auch für bie
aabllofcn fleinen ©dsanfbetriebe, 3 i 0 orrengefchäfte ufw. er¬
laffen Würben, bie für bie PolfSWirtfchaft nttb bte PoIFSgefuttb-
heit Wahrlid) feinen Rußen, fonbern nur ©chaben bringen.
Pafymmgs- imi §nbtnftü$m.
3wet wichttgje Erlaffej gitr görbentng ber Pautättgfcit
finb in Ießter 3eit Pont ftriegSantt auS für gana Teittfchlanb
unb Pont LanbWirtfchaftSminifterinm unb bem SRinsiftcriusn
ber öffentlichen Zvbciten für Preußen ergangen.
Zuch bie Regelung ber Pautätigfeit wirb Pom 5t r t e a ? •
amt unter bem GefichtSpunft betrieben, bie LeiftungSfäbinfeit
ber 5triegSWirtfd)aft m erhalten ober au fleigevnl Tic bis*
461
©oaiale Sßtajtg unb Htd^tü für BoIÄtoa^Ifa^rt — 1018 — XXVII. 9 It. 80.
462
hertgen Richtlinien für bte 3Rttlmrfimg ber $rieg3amtfteflen
6ei bei* Regelung ber Sautätigfett, b'ie in erfter ßinie bie Se-
biirfniffe ber SMegSinbuftrie berücffid)tigten, finb für bag Sau-
jahi* 1918 in bem 0innic ergänat luorben, baff ber bereite nor-
hanbenen ober m errtartenben SkrtnungSnot burdfr erleicftternbe
SRaff nahmen bon ben ®vieg3amtftcßero au§ entgegengettürft
tuerben fann. (Solche au forbernben aRaffnabtnen finb bie Stei¬
gerte non Sanftoffen, Setmßignng non VerfebrSmittcln, Einael-
bi&penfe ober ßrimbfäffltd&e Rfaffnahmen u. a. m. Die
ftellung ber Dringlidhfett non Einträgen auf Saubemifligung er¬
folgt im Einvernehmen mit ben auftänbigen 3ibilbebörben.
25er Sau non lanbrnirtfcffaftlidjen SetriebSgebäuben fofl in
ftärfereni aRaße als bi^f)er geförbert tuerben. Sin aRaffnabmen
3 ur Sefäntpfung ber SöolmungSnot foßen an beni örtlichen
.^riegSamtfteßen burch Saubemilligungen unb Erleichterungen
geförbert toerben: Um- unb STuSbautcn; in äufferften Rotfäßen
ber Sau non Saracfen; Sertigfteßung ftißgelegter Sauten, fo-
mcit eS fich um ben Sau non Sebarfsioobnungen banbeit, — aße
ßujuSbauten finb oerboten. SDie $Ieinn>obnung3bauten, na¬
mentlich and) non feiten ber gfnbnftrie für bie STrbeiterfchaft, finb
mit aßen Kräften au förbern. —
Der Erlaß berpreufeifdbenaRintfterien brüeft bie
Sereitmißigfeit aus, aur $erfteßung non RBobnungen, nament¬
lich non Rothäuten (Saradfen ufnx), an ©emeinben unb gemein-
niihige Serbönbe unb ©efcßfdxiften an Saubola geeignetes
$ola auS beri ©taatStoälbem freibänbig au Verkaufen unter
ber Sebingung, baß bie Vertoenbitng beS $olae3 für ben ge¬
badeten 3rtedf fidhergefteßt unb jeher fbefulatine aRißbraudj
auSgeftfjloffen toirb. Sind) foßen bie Sebörben ihren Einfluß
auf bie ©emeinben unb privaten Röalbbefiffer babin geltenb
machen, baß audb biefe ben Einfchlag non Saubola möglidtft
fteigern unb bei feiner Vertnenbung nach ben gleichen ©ritnb-
faßen nerfabren.
Der ©ro^-löerliner Verein für ftleimoobnwngSwefen hieß
Riittx SlpriX feine 4. ©enexalberfaminlung unter ftaxfer Seteiligung
non Vertretern ber staatlichen unb ftäbtifchcn Sebörben ab. Der Vor*
fifee-nbe,0taattcife!rctär a. 2. Dr. Wernburg, gab aunädjft einen Überblicf
über bie gefebgcbexifdjc« Arbeiten auf bem ©ePietc ber SBobnungg*
frage unlb ftellte einen llmfcbmung ber öffentlichen Meinung fejt,
ba bie Schaltung ber SBohmuigfrage immer meljr erfannt mürbe.
Sllg eine ber tmchtißften Aufgaben ber SBobmmgSpolitif hob er bte
VerfehrSpolitif hervor; alle Verfuchc bex Dca-cniralifation
ber ©roffftälbic mürben erfolglos bleiben, merni bie Dringlidhfeit
billiger Verfebrömittel nid>t anerfannt mirb. — 2er ©eneralfefrctär
beS Vereint, Dr. ©rid) Setffer, ging näher auf bie Strbeitcn beg Ver¬
eins unb bie Sage in ©roff-Skrlin ein. Rach feinen ©cbäbungen
müßten in ber Kriegs* unb ßbergangsmirtfehaft für mehr alg 200000
Rtenfcben Unterfüuftc neu gefchaffcn merben. Slug beit Sir beiten beg
Vereins ermähnte er bie Verfudhe, burch Dppifieruitg ber formen
ben Sau au berb tili gen, ferner bie unter Seihilfc beg VeretnS ge*
bilbete gemeinmißige ©efeüfdjaft „Jpaugrat", aur Sefcbafifung preis*
merter SBohmttigge tnxidjtuti gen.
Den Schluff ber Tagung bilbete ein Vortrag beS StaatSminifterS
©raf Vofabomsfp=SBchner: „Stach bem Kriege", in melchem er fomohl
bie mirtfchaftlichen mie bie foaiatpolitifchen ©eiten, unb inSbefonbere
bie SBohuungSfrage bchanbdte. ©r forberte eine Ergänzung beS
SBohnungSgefebes burch bie Verpflichtung beS Stachmeife© bei Um-
Bügen nad> anbexen Orten, bafe bort für erit ben poüiaeilicheu SKinbeft-
foOberungen enifprechenbeS Untertommen gefargt fei.
e Sefambfung ber £anbfhtcht burdj ben Stleimnobnungö*
bau tn Dftbrenfeen.mirb in bie äßege geleitet, ©ämtliähe Greife
finlb mit ben 0täbten, einaelnen Öanbgemeinben unb ber oft-
tireufeifchen ßanbgefeßfrtaft, aum 2eil auch unter Setciligung
non ©runbbefibern unb inbuftrießen Unternehmungen au ö r t •
liehen @ l e i it f i e b l it n g § g e f e 11 f d) a f t e n aufammen-
gefchloffen, toelche bie (Schaffung unb Vergebung non SBoim»
unb 3ßirtfd)aft§beimftätten betreiben. Siir biefe SBobn«
nnb aBirtfd)aftgbeimfiätten fommen al£ Änfiebler SIrbeiter,
^anbmerfer unb biefen foaial gleichftebenbe ©dhichten in Stöße,
inäbiefonbere foßen aug Ofthreufeen ftammenbe ^rieg^teil-
nehmer, ^rieg^befchäbtgte unb äriegertoitmen beriidfichtigt
tnerben. Sebc SSirtfchaftgfteße foß au£ einem 2ßobnbaufe mit
einer ®auhttt>obmtng unb einer 5ßtictmobnung non 2—3 3ini»
mern unb ®iid)e befteben; auherbent ift für jebc SarteiStaßung
nnb artei a^orgen &mb Oorgefeben. 2)er 3ß)ecf ber bie ganae
^pronina mnfaffenben Organifation ift einerfeitg aRinberung ber
^leinmobnunggnot, anbererfeit^ eine größere Sehbaftmachung
ber Senölfcrung. 2iefe STrt, ber ßanbfluäht entgegenanmirfen,
ift entfdjieben fhnrbatbifdher als ber Ruf nad) SfuSnabmegefeben
nnb Sefchränfung ber Sieiaügigfeit fomie bie STitfredbterbaltung
beS ueralteten unfoaialen ©efinberechtS für bie ßanbarbeiter.
DaS Vorgehen in Oftbreufeen oerbient jebenfafls grofec Seadb-
tung nnb fortlaufende Seobachtung ber Erfahrungen, bie bort
gefammelt tnerben.
pttteUnitgttt.
Mllc neuerfchieuenen ©ücher, bic ber ©dEjrtftlelhmg jugefanbt loerben, toerben hter
ocrietdjnet S)ie meilere Vclprecf)iiug eingelner ©chriften, hier ober ini $auplteü
ber # ©oaialen behält fleh bie ©thriftleiüing üor.
itBohnunggnot bei Sri^bengfcjjlufe? 5ß 0 n Dr. R.
ßucahnSfi, 2 >irefior beö ©tatiftifchen SlmtS ber ©tabt
Serlin»©chönebet 0 . — SBohnunggfrage unb über*
gangömirtfehaft. Von Dr. ©. Sl l b r e <b t, Dr.
o. aWangolbt unb RegierungSamtmann Dr. Rufch- #eft
2. uno 3 ber ©djriftett beg Deutfdhen SBahnüngSauSfchuffeg.
Earl ^epmanng Verlag, Serlin 1917. Vreig 1,80 Wt
bam. 3 Vt.
Die ©chrift bon Äucapngü beruht auf einer befonberen Umfrage
bei ben 99 beutfdjen ©emeinben mit meljt alg 50 000 ©inmohnern
unb berfolgt für biefe ben Sßobnunggmarft fomohl für bie Beit bo r
bem Kriege mie mäh re nb beg ^riegeg. Diefe genauen Rach*
meifungen finb midhtig für bie Seurteilung ber Srage, ob unb mie*
meit unb an meldjen ©teilen mit einer SBoljnunggnot bei S c l e öeng*
fchlufe au rechnen ift. — ^n ber anbern ©chrift mirb etngehenb ba 8
Sür unb SBiber ber mannigfachen Vorfchläge befprochen, bie bon
berfdjiebenen ©eiten uug gemacht morben finb, um bie SBohnungg-
frage in ber überganggmirtfchaft au erleichtern unb einer $ata='
ftrophe auf bem SBohnunggmarft boraubeugen, bie fonft fomohl für
^augbefther, ^>hpothefengläubiger, mie 3Rietec bon Älein- unb 3Rit=
telmohnungen broht. Die in ber ©chrift gemachten Vorfchläge be*
megen fich m ähnlichem ©inne, mie bie auf ber Shtnbgebung beg
beutfdjen SBohnunggaugfdhuffeg am 30. Oftober 1917 angenommenen
©p. 94 mitgeteilten Seitfähe.
Der bolfgmir tfdjaftliche SBert beg frufamuieu*
fdhluffeg ber ^>augfrauen. Von Dr. Sr uno
Raue der, SPiitglieb beg Siirog für ©oaialpolitif. ^eft .‘3
ber Srugfchriften beg Verbanbeg beutfeher ^augfrauenberciue.
©. Sraunfche ^ofbuchbruderei, ^arlgruhe 1917. 16 ©. 30 H$f-
Der Verfaffer geht in feiner fleinen ©chrift bön bem ©raub*
aebanfen aug, ba^ ber Seau feit ihrem Eintritt in bie Volfgmirt*
fchaft midjtige, erjt je^t in ihrem ganaen Umfange ertannte Sluf*
gaben alg ^aupttonfumentin aufaßen, unb bafe fie ber ©rfüßung
biefer Slufgaben nur in grofeen Sufammenfchlüffen, bie bie Rt a f f c
ber ^augfraueit umfpannt, gerecht merben tann. Diefe grauen*
organifationen foßen nicht nur einen eraiehfichen Einflufe aug-
üben, fonbern auch praftifch am ©üterlreiglauf, mie er fich in ber
©ütererfaffung, ber ©üterberteilung unb im ©iitcrberbrauch boll-
aieht, mitmirlen.
Die beutfehen Säuern in ©übrufelanb. R2it Untcr-
ftithung ber ©efeßfehaft aur görbexung bex inneren Äolonifa-
tion hcrauggegeben bon © ch m i b, granlfurt a. O. —
Serlin 1917, Deutfche Sanbbuchhanblung ©. m. b. Vreig
1 M.
Der Verfaffer hat jahrelang unter ben beutfehen Äoloniften ©üb*
rufflanbg gelebt; bag bortige ^olanifcrtiongmerf, bem er ein aujjer*
orbentlich giinftigeg 3^ngnig augfteUt, ift* in Deutfchlanb fehr biel
meniger befannt alg bie beutfehen Slnfieblungen in ben Oftfeegebieteu
unb in SBolhhnien. 3^ec! ber ©djrift ift, bic Slufmerlfamleit ber
beutfehen Kolititer unb VoUgmirtc auf bie ^olouifation in ©iibrufe-
laitb an lenfen, bamit beim fiinftigen griebengfchluff aurt bag ©chicf-
fal ber je^i in ©übrufflanb bcrfolgten unb entmuraelten Deutfdhen be¬
achtet mirb unb bie bort ftedenbe bcutfdje Sauernfraift bem neuen
Deutfchlanb in ivgenbeiuer gorm nuhbar gemacht merbe.
DieSeaielj! un 0 en ' 3 i f ch e n Scruf, Sefchä<bigung
unb gürforge bei ben ©chmertrieggbefchäbig-
ten ber Rhein probin 3 . gut Sluftrage beg Sanbeg*
hauptmanug bex Rheinprobina betitbeitet bon 2B. gratt-
aiftret. Düffelborf 1917. $rei3 1 M. 321 ©.
Die borliegcnbe ©chrift beharrbeit bag ©chidfal bon 5000 ©chmer*
frieggbefchäbigtett ber Rheinprobiita, mie eg fid) unter bem ©ittfrufe ber
erlittenen Sefchäbiguitg nach Riaffgabe ber tl)pifchen Sexufghantierirn-
gen unb im Rahmen ber foaialen Ummelt geftaltet.
Dag Reichg*gugenbmehr = ©efeh. Seiträge bon gr. SB.
goerfter, Sllejanber b. ©leichen-Ruffmurm u. a. Skrlag Ratur-
miffenfehaften, ßeipaig 1917. 87 ©.
Die ©chrift fteßt einen ©prechfaal bar, in melchem fich Väbagogen,
©oaiologen, ein Slrat, ein Ärieggteilnehmer, eine grau, fomie ber-
fd)iebenc Vertreter ber freien gugenbbemegung aur gragc ber mili»
tärifchen ©raiehung ber gugenb äuffein. Sitte fommen au einer Ver¬
neinung ber Rotmenbigfeit eineg gugenbmcljrgefeheg. Doch tx»ie matt
auch 311 ber grage an fich ftehen mag, auftimmen mirb man ber mehrfad)
auggefprochenen Meinung, baff ein fo tief einfehneibenbeg ©efep nicht
unter ben anormalen guftänben unb ©timntungen ber Sxieggaeit er*
laffen merben fann, fonbern baff eg ruljigfter, fachlicher Prüfung bon
BcccntoottRg fftt W« ©djrtftlettiing :Dr.ßubtotg$e$be. 93erliu»<8ruuen>alb. — Sßerlag :®uftab#tf<$ei:, 3ena.—öebrudt fr*i 3 u l i u § § i 11 c n f e I b, $of6iu$ bnief et.. ficdtaWÜL
XXVtt. ’^tt'jtgnng.
^erlitt, Den 2. Ittni 1918.
g*Dfit*le $}vaxi&
tmfr
Jlummtr 81.
A
«§lr 4 )tvT für IfrHlmxtoJjlfitljri
®rfriietnt an febem Donnmtag. preis utcrteljä^rlidj 4 jMarh.
- ferausgeber: -
«erlitt W», JlüUenbarfllr. 29/30 $XVf. Dr. ®*- jraiUkt Ultb f rflf. Dr. P* gimmermamt. «nfntr |ird?*r, gen*.
jftcnlprwijm Amt ÄflUwt&orf 2809. gcmfprt^cr 53.
Hnl)ttlL
®o§ ArbeitSfamntergcfcfc. . 465
®ie Aufhebung beS § 153 ber
NeidjSgewcrbeorbnung. . 472
©efeOfrfjaft fär ©ogiale {Reform.
internationale fBereinigtmg für
gcfcfelidictt ttrbeHerfönfe . . . 473
2 )er AuSföufs ber ®efeflfd)aft für
Soaiale Reform.
ttagemeine ©osialpalittC .... 474
üüubarDeiterredjt.
©ogiale 3nftanbe .476
Anlernling gewerblicher Ar*
bciterittneu. Von Dr. ÜJiarie
Elifabeth ßüberS, ®üffclborf.
SofenJberoegungen nnb Arbeit*»
fSmpfe .477
yohnbeweguugeit bcr Strafen»
bahnertnnen.
Drganifatioiictt ber Arbeiter, ©e#
bHfett, Angeftetlten nnb ®e<
amten. 477
Ar beiter bertrei er beim 9t eich S»
fan^ler.
S)er Bunb ber ted)nifd)*mbitftriclten
Beamten
Arbeiterfd)itfe.478
Arbeiterfdjufffragen im Baperifdjen
2 anbtag.
SMe Stellung ber babifcheit 9tegierung
äiini Verbot ber Nachtarbeit in
Viicfereieit. y
Vädermeifter für baS Nad)tbadaerbot.
VBobmrag#» nnb ©obenfragen . 480
Eine aUgettieine SBühmtngSgählung.
Siterarifcbe SNtttetlnngen .... 480
Abbrucf fämtlldjer Auffafce ift Sphingen unb Seitfdjriftert geftaitei, febod^ nur
mit Doller OueQenangabe.
fas gUbeitsluunmenieff^.
®er 3tr6eitöfQmmer-©efefecntn>UL*f, ben bie Negierung bem
Neidjötage Dorgclegt hat, ift, a 11 e S i n a 11 e m , 6 r a u d> b a r.
Er ift auf bem langem SBege bon ber gertigfteUung im NeidjS-
toirtfcbaftSamt (®b. 289) bis äitr Einbringung im NetdjStage
3 tt>ar an einigen (Stellen in einer Sßeife beränbert Worben, baß
mir nitfft bon SSerbefferungen fpredjen möchten, aber and) in
ber jetzigen gaffmtg ift ber Entwurf eine loyale Erfüllung beS
gegebenen Nerft)red)en§. ©Ieid)Wohl ift er oerbefferungS-
bebiirftig, unb inSbefonbere ber ©egenentwurf ber ©ewerf*
fdjaften enthält mandje 93orfd)läge, bie burd)auS in ben Negte-
rnngSentWnrf Ijineingearbeitct au werben berbienen.
Sßir geben aunädjft ben Inhalt, foWeit er bon fadjlidjev
unb nicf)t nur oerwaltungStedjnifcber Bebeutung ift, fura mieber.
§ 1 beftimmt, baß ArbeitSfammern, „foweit nach bem (Staube
bet - gewerblichen Entwitfhing ein BebiirfniS befteht, auf fach*
r i d) e r ©runblagc" errichtet Werben. § 2 nennt als Aufgabe au*
oörberft bie pflege beS wirtfchaftlidjen griebcuS unb fährt bann fort:
3Me Hämmern „folleit bie gemeinfamen gewerblichen unb wirtfdfaft*
liehen ^utereffen ber Arbeitgeber unb ber Arbeiter ber in ihnen öcr*
tretenen ©ewerbeaweige sowie bie auf ben gleichen (Gebieten liegen*
ben befonberen ^ntereffeii bcr Arbeiter unb bie auf bem ©ebiete beS
2 lrbeit§oerhäItniffcy liegenben befonberen ^ntcreffen ber Arbeitgeber
mahrnchmen“. § 3 nennt al£ befonbere Aufgaben nochmals bie
görberung eines gebcihlichen ^erhältuiffeS atoifchen Arbeitgebern unb
=nehmcrn unb bie pflege beS gewerblichen Einigungöwefcnä unb
3 ählt bie weiteren Aufgaben wesentlich wie bie älteren Entwürfe auf.
5:ie föehörben finb burdj tatsächliche Ntitteilungcn unb ©utachten a u
unterftü^en, bie befoubers ben Arbeiterfchufc betreffen unb, wo ga<h^
auSs'd)üffe nad) bem ^>auSarbcitgefe^e fehlen, fid) auch auf ben Er*
lafe bon s 43orfd)riftcn auf ©tunb bec §§ 3, 4, 10, 14 bi<S 16 biefeS ©c*
fe^eS ers'trecfen. ®ie $&ehörben finb ferner gutachtlich über bie für
Auslegung bon Verträgen geltenbe ^erfehrSfitte au unterrichten.
SBeiter wirb eS als befonbere Aufgabe ber Hämmern beaeichnct,
„Söeranftaltungen unb 2 Nafen<thmen, welche bie Hebung ber wirtfehaft*
liehen Sage unb ber allgemeinen SBohlfafwt ber Arbeiter, inäbefonbere
auch bie pflege b e s i u g c n b l i d> e it N a ch w u d) f e S aum
3wecfe haben, anauregen uub auf Antrag ber Vertreter bcr hierfür
getroffenen Einrictstungcii an bereu Verwaltung mitauwirfen; beim
Abfd)Iufj bon X a r i f b c r t r ä g e n mitauwirfen; fotocit nicht ^nch*
ausfehiiffe nach bem t>auSarbeitSgefehc borhanbeu finb, auf Anfuchen
ber Staats* unb ©emeinbebcböubeii in geeigneter SÖßeife, inSbefonbere
burd) Vernehmung beteiligter ©ewerbetrcibetiber unb ^auSarbeitec,
fowie bon AuSfunjtspcrfoncn bie .Oöhe bes bon ben ^>auS*
a r b e i t e r n t a 1 1 ä cf) l i d) e r a i c 11 c n A r b e i t S b e r b i e n ft e S
3 U ermitteln, helfen VI n g e m e f f e n h e i t a u b e g u t *
achten unb Vorfchläge für bie Vereinbarung augemeffenet Entgelte
für bie $?ausarbeiiet au machen; nicht gewerbsmäßige ArbeitS*
nach weife 3 u förberu; bei ber VlrbeitSliefdjaffung für HriegS*
befchäbigte unb anbere bitreh ben Hrieg in ArbeitSlofigfeil ge*
ratene '-jkrfonen mitauwirfen". 2^ie Hämmern erhalten im Nahmen
ihres EtaiS bas 9ie<ht, 11 nt f r a g e u über ArbeitSberhältuifsc ufw.
5 U berauftalteu; ferner bürfen fie nach § 4 Anträge an Vehörbcn
unb gefehgeben.be Hörberfd>aften richten. § 5 berbietet bie Vchanb*
lung ber Verhältniffe eiuaelner betriebe. § 6 umgrengt ben HreiS
ber Arbeiter, für bie baS ©efch gilt: Heimarbeiter unb
Staatsarbeiter finb e i it b c a o g e u , Sanbarbciter
unb f ä m 11 i ch e An ge ft eilte finb auSgcfchloffen.
gür lehtcre Werben „VliigcfteUu-nfamn ent" burdj s Jkid)SgeKh aug.'*
fünbigt. Von ben gewcrblid>cu Vlrbeitgebern Wirb bedangt, baß fie
regelmäßig minbcftenS 1 Arbeiter beschäftigen. § 7 weift betriebe
eines Unternehmens an mehreren Crten ober auS mehreren ©eWerbe*
aweegen (außer bei untrennbarer Verbinbung burch VetriebSleitung,
VlrbeitSberfahren ober räumlidjc Verhältnisse) berfd)iebeueu Hnm*
mern au. § 8 ficht Errid>tung ber Hämmern burch VuubeSrafcS*
befdhluß nach borheriger gutachtlid^er Äußerung bon 'Arbeitgeber* unb
*nehmerberbänben bor. Es fanu bie Vilbung bon Abteilungen für
©ewerbeaweige, Betriebsarten ober Beairfe angeorbnet werben. § 9
läßt bie Einbeziehung ber gachauSfchüffe bes £>auSarbeitSgefehe3
unter bie ArbeitSfammern als bereu Abteilungen au. § 10 regelt
ben Vorfiß in ben ArbeitSfammern; bie frühere Beftimmung, baß
biefer ehrenamtlich geführt werben muffe, ift fallen gelaffen. § 11
fießt bie buritätifche ^ufammenfebung ber Hämmern bor; fie foü nicht
weniger als 20 ättitgiieber haben. § 12 läßt au, baß gleid)gewerbliche
Hämmern miteinanber in Verbinbung treten unb gemein*
fam EinigungSämicr errichten. § 13 läßt unter beftiimnten Voraus*
feßungen 31 t, baß burch BunbeSratsbefchluß bei beu Verfehi^anftalten
beS Neichs unb ber Einaelftaaten ArbeiterauSfd)üffc au VlrbeitS*
fanimcni erflärt werben; bie Bebingungen finb bor allem, baß bei*
Vorfibcnbe Weber Arbeiter uod) Sciter ober Beamter ber betreffenben
Xienftftelle ift, baß miivbefienS 10 Diitglicbcr bem Vlrbeitcrftaube au*
gehören, baß bie Vertreter ber Verwaltung hödjftcnS bie ;]al)l bei
'Arbeiter erreichen unb baß bie B>ahlbcftimmungen bcueu ber Vir*
beitSfammern entfprecheu; für größere Beairfe foü aber unmitiek
bare SEBahl burch bie 'Ausfdjüffe fleincrer Beairfe augdüffen werben.
§§ 14—17 regeln bie B'ahlberedstigiuig unb 'JBäblbarfeit. ßaupt*
beftimmuugeu: 21 ^ahre aftines, 25 ^alfrc paffibeS SBahlalter;
SBählbarfcit „folcher Verfallen, bie wenigftenS brei ,\>al)re hiuburd)
ben ©ewerbeaweigen, für welche bie Arbeitsfaiuincru errichtet finb,
als 'Arbeitgeber ober 'Arbeiter angchört haben uub feit minbeftenS
einem ^sghre im Beairfe ber auftänbigen VlrbeitSfamnicr Wohnen,
ferner als Arbeitgeber aud) foldjer Vcrfonen, bie minbeftenS ein
$al)r als Vorfi^eube ober Beamte beruflicher Vereine ber
Arbeitgeber berjeuigen ©ewerbeaweige tätig finb, für wcldje bie
'ArbeitSfammern errid>tet finb, unb im Beairfe bie auftänbigen
ArbeitSfammer wohnen.“ £)ie 3uhl biefer nidjt bem ©ewerbe felbft
angehörenben V€cf on€n öarf in jeber ArbeitSfammer nicht mehr
als je etn Viertel ber Vertreter bec Arbeitgeber unb Arbeiter
betragen.
§§ 18 bis 25 betreffen SBahlüerfahreit unb 2Bahtaeit (V c r *
h ä 11 n i S w a h I); für 'Arbeitgeber fann ^ffentlid)feit feftgefeßt
467
(soziale fragte unb Slxd^it» für 93olf3too^lfaf)rt — 1918 — XXVII. 9fr. 81.
468
werben, ba geheime 2 Öal)l mit oorgefebenem 'lUumlmaljltcdjt itad)
ber SBertriebSgröhe fdjtocr Vereinbar.
§§ 23 bis 27 regeln ben ftoftenaufmanb. ^uptbeftimmung:
Tic im SBegirf gelegenen ©emeinkn trögen bie Soften, fönnen
fie fid^ aber bon ben betrieben unb Arbeitern guriicferftatten laffeit.
$n §§ 28 big 41 wirb bie ©efd)äftsfül)rung georbnet. Ter s i$or*
fi^enbe führt bie laufcnbe Söertrmltung, beruft bie ©ifcungcn ein
unb nimmt .an ihnen mit bollern 3timmred)t teil. Tie Arbeiter
biirfen nach borheriger Mitteilung bon ber ©ipung an ben Slrbeit-
geber rnegen SlrbeitSbcrfäuntniS nicht ohne ßünbigung cntlaffen
werben. SGBenn Abstimmungen über Anträge unb ©utacfyten, bie
bon ber Arbeitgfammcr auSgehcn füllen, ergeben, bah minbcftenS %
innerhalb ber beiben einzelnen ©ruppen einen einanber entgegen*
gefegten ©tanbpunft einnd)tnen, fo erfolgt gefonberte e =
ratung unb 93efd)lufefaffung in ben ©ruppen ber
A r b e i t g e b e r unb Arbeitnehmer.
§| 42 bis 48 gehen näher auf baS © i n i-g u n g g n> c f c n ein.
Tie Arbeitgfamnter errichtet für ihren Stegirf ein ©inigungSamt;
il)r IBotfifecnber ift gugleid) ®orfifeenber biefeg Amteg, bag 2 ftänbige
Söeifiher aug ben ©ruppen ber Arbeitgeber unb -neljmcr ber Kammer
hat. S 8 on fyaU gu gall fönnen aufeerbcin Sßertraucngmänner ber
Streitparteien gu unftänbigen SBeififcern ernannt Werben. $n toich*
ligen fallen unb auf Antrag einer Partei werben ferner 2 Un*
parteiifche gu unftänbigen Söeififcern nach SBorfchlag ber beteiligten
ernönnt. bei Arbeitgfammern nach § 13 (f. o.) brauchen bre 93ei=
fifcer ber Arbeitgeberfeite (berwaltung) im ©inigungSberfahren
nicht* Mitglieber ber Äammer gu fein. Tie ©inigungSämter ber
Arbeitgfammern fönnen angerufen Werben, wenn eg an einem 311 =
ftänbigen ©ewerbegericht fehlt ober bie beteiligten Arbeiter in ben
begirfen mehrerer ©ewerbegerid)te befchäftigt finb. bei AeichS* unb
Staatsbetrieben ber ©ifenbahn unb ^oft, bei benen ein Stretfbcrbot
beftcht, finb bie ©inigungSämter bei ©treit um bie grunbfäfcliche
©ejtaltung ber Arbcitgbebingungen angurufen, im übrigen aber bei
©treit um bie bebingungen ber Sortierung ober SBieberaufnahme
beS Arbcitgoerhältniffeg. bei weiter ©ntfernung ber Arbeiter bom
Si^ ber Arbeitgfammer fann eine © d) l i cb t u n g g ft e 11 e ad hoc
uou bem ©iniguuggamt ber Arbeitgfammer errichtet werben. TaS
betfahren bot bem ©inigungSamt fowohl ber Arbeitgfammer alg
auch heg ©ewerbegerid)tg erfährt burd) § 52 wefentliche Anberungcn.
Ter ©runbfafc, bah b c i b e Teile bag Amt artrufen miiffen, wirb
fallen gdaffen. ©g Wirb berhanbelt, aud) wenn nur ei n e Partei an*
ruft unb bertreter beftellt. Auch ein (nach wie bor nicht ergib ingbarer)
©chiebgfpruch fann bei einfeitiger beteiligung gefällt werben,
©ine beftimmung fdjafft aber Schuh bor Umgehung tarifbet*
t r a g l i ch e r Abmachungen über eine beftiannttc ©inigunggftelle
burch einfeitige Anrufung beg ©inigungSamtcS; in folchcm Salle
hat leptereS fich für unguftänbig gu erflären.
§§ 49 big 51 enblid) orbnen bie beauffi chtigung burch
bie höhere bermaltunggbehörbe. Tie Kammer ift unter Anorbuung
bon Neuwahlen aufgulöfen, wenn fie ihre Pflichten bernadhläffigt,
gemeingefährliche ^anblungen ober Unterlaffungen begeht ober
„anbere alg bie gefe^lich guläffigen 3 wecfc verfolgt."
Tie „3ogiaIe ^ßrarig" hat bie ©efepentwürfe bon 1908
unb 1910, in benen bie fogialpolitifdhe Snitiatibe bethmann
$ollWegS gu berfpüren mar, feinergeit mit grober Ausführlich-
feit behanbelt (inSbefonbere %g. XXVII, 513 unb Jgg. XX, 327).
3ie fann fid), nad)bem bie ßeitgebanfen beS Arbeitgfammer*
gefeßeS längft ©emcingut geworben finb unb berfchiebene
©runbfragen 3p. 25 biefeS Jahrgangs noch einmal eingehenbe
SBefprechnng gefunben hoben, nunmehr fiirger faffen.
Tie Weitaus Widhtigfte Srage ift neuerbingS bie geworben,
ob bie ArbeitSfammern auf fachlicher ober terri¬
torialer ©runblage errichtet werben follen. SDiefe Srage
war bon ber 3eit ab, wo ( man bie ©rfütlung beS faiferlichen
93erfpred)cnS bon 1890 nicht mehr in Arbeiter-, fonbern in
ArbeitSfammern fuchett gu biirfen glaubte, gugitnften ber fad)-
lid)en ©runblage entfdyteben. Auch ber 9teid)Stag (teilte fidj
nod) 1910 auf biefen 58oben, unb eS erregte einige Überrafchung,
als ber ©ntwurf ber bicr ©eWerffchaftSgentralen unb gweiet*
AngefteUten-ArbcitSgemeinfchaften bom ^Dcgember 1917 für
territoriale ©lieberung eintrat. 3öir haben hier noch am
11 . £)ftober bie fadjlkhe ©runblage als eine 3 elbftberftänblid)-
feit angefehen. Tie ©ewerffd)aften führen für ihren AJunfdj
ins gelb, bafe fie felbft ingwifdjen gu beruflichen Sntereffen*
bertretungen großen 3tilS geworben finb, fo bafe bie fachliche
©licberung ber ArbeitSfammern geeignet Wäre, einen gang un-
crWiinfchten ^aralleliSmuS gu fchaffen; ferner bafe nur bie
territoriale ©lieberung bolle ©ewähr für bie ©rfaffung aller
Arbeiter burd) bie Kammern bietet. Tie Sreunbe ber fadh-
Ikhen ©lieberung machen hingegen geltenb, bah lueite Teile
beS ArbeiterfdwheS, foWie bie gange ©ntwicfelung ber ßohn-
bewegungen unb Tarifberträge, ferner bie gewerblichen
'“Präuche, ArbeitSorbnungen, ü}öhnungSmethoben ufw. auf fach¬
lid)em ^öoben et*Wad)fen feien, unb bah alles, Was cS bisher an
©emeinfchaftSarbeit ber Arbeitgeber unb -nehmet* gebe, auf
biefer ©runblage ruhe. Tarüber hinaus Wirb — u. ©. gu
Unrecht — ber ^Befürchtung AuSbrnd gegeben, bei territorialer
©lieberung fönnte fich ein adgemein-bolitifcher ©eift in ben
Kammern feftfehen unb fid) fei.nerlei frud)tbareS Sufammen-
wirfen bon Arbeitgebern unb -nchmern enttoicfeln. ©S liehe
fid> gegen bie territoriale ©lieberung auch nod) anfiihren, bah
fie ben SßaralleliSmnS gitr gewerffchaftlinhen ©ntwidelung nicht
befeitige, fonbern nur berfdjiebc, inbent fie bie OrtSfartelle unb
s ^cgirfSfefretariate in eine ähnliche föonfnrreng gur ArbeitS-
fammer brächte Wie bie Sentralberbänbe bei ber beruf¬
lichen ©lieberung. Tiefe $onfurreng ift nämlich nach
bem (Stanbe ber heutigen ©ntwicfclung überhaupt nicht
gang gu bermeiben. 3ie ift eS ja auch, bi.e bie gangen ArbeitS¬
fammern, foweit eS fid) um ihre Aufgabe ber Sntereffenber-
tretung hanbelt, heute nicht mehr ebenfo bebeutfam fein läfjt, wie
fie eS bor etwa 25 fahren gewefen wären. Se mehr aber mit
ber fachlichen ©lieberung gngleid) ber ©ebanfe ber ©ewerbe-
folibarität unb beS ©inigungSWefenS in ben SSorbergrunb tritt,
befto Weniger cmpfinblidh fcheijnt uns biefe ®onfurreng, befto
mehr Werben bie ©ewerffchaften felbft gu Organen für bie SÖe-
lebung unb Turchbringung ber Kammern. ®iergu tritt gu-
gunften ber fachlichen ©lieberung ber Umftanb, bah fie bie
©ntftebung eines ftbermaheS an Kammern hintanhält
unb fo-Iche nur bem SBebürfniS folgen läht. Taburch wirb
cinerfeitS bie SBilbung non 3mergfammern ober bo<h minbeftenS
Kammern ohne groheS Anfehen nermieben unb anbererfeitS
ber ©ntwicfelung ber ©ewerffchaften unb beS TarifncrtragS-
wefenS 51 t öffentlidh.-rechtlid)er 33ebeutung fein 3tein in ben
2 öeg gelegt, ba in ©ewerben mit guten Tarifgemeinfchaftert
feine ArbeitSfammern notWenbig finb, biefe nielmehr felbft
fid) bieienige Autorität gu fchaffen in ber Sage finb, bie bie Kam¬
mern befifcen n>erben. 3öir möchten alfo bon bem ©lauben,
bah bie im 9tegierungSentwurf borgefehene fachliche ©liebe¬
rung ben 93orgug berbient, nid)t abgehen. AnbererfeitS läht
fid) aber bie ^Befürchtung ber Arbeiter nicht einfad} bon ber
$anb Weifen, bah bei fachlidjer ©runblage aus ben ArbeitS¬
fammern, ba ihre ©rrichtung bon ber SBebürfniSfrage abhängen
foll, nicht allgitbiel wirb, ©erabe bic ©rfahrungen mit bem
^auSarbeitgefefc, auf baS bi« Vorlage mehrfach gurüefgreift, le¬
gen biefe ^Befürchtung nahe, ba bie Sud)anSfd)üffe befanntlid)
immer nod) auf fid) Warten laffen. S3ci territorialer ©lieberung
ift ber 33unbeSrat an einen feften DrganifationSplan gebunben,
bei fachlicher ©lieberung fann er unter Untftänben ©inflitffen
erliegen, bie barauf abgieleh, gerabe für biejenigen ©ewerbe
unb biejenigen ©egenben, bie beS 3iuangS gur ©emeinfehafts«
arbeit am bringenbften bebürfen, g. 58. bie weftbeutfehe ©ifen*
inbuftrie, auf ArbeitSfammern gu oergidjten ober bod) ihre
©rrichtung hinauSgugögern. 5D?an fann eS berftehen, wenn
58ebenfen auftauchen, bem SBunbeSrat bie Prüfung, ob „nadi
bem 3tanbe ber gewerblidjen ©ntwicflung ein 58ebiirfniS be-
fteht", allein unb unter lebiglüh gutachtlid)er Anhörung ber
^Beteiligten (— wobei fehr oft Meinung gegen Meinung ftehen
wirb! —) gu iiberlaffen, ober Wenn eben gerabe aus foldjer
58eforgniS bielfach bem ©ebanfen ber territorialen ©runblage
ber SSorgug gegeben wirb. ®iergu fornrnt aber für uns nod)
bie ernfte politifchc ©rwägurtg, bie wir bereits 3p. 408 an-
gefteHt hohen. 3oIl -Wirflich, nachbent baS 58erfpred)en einer
Sntcreffenbertretung für bie Arbeiter bor 28 fahren gegeben
ift unb ber ©ebanfe ber ArbeitS- unb Arbeiterfantmern fdjon
40 ^abre lang febwebt, baS ©efeh als anfgebrungene Wohltat
guftanbefommen unb feines fogial-berföhnlichen SßerteS bon
bornherein baburd) gum Teil entfleibet werben, bah eS in
einem Wefentlid)en fünfte ben Sßiinfchen bei* ©ewerffchaften
fehnurftraefs entgegenläuft? TaS wäre gerabe bei einem
©efepe, baS auSgleichenb wirfen foll, Wenig rätlich. SBir
möchten hoffen, bah fid) ein Mittelweg finbet, ber bic
groben Söorgiige ber fachlichen ©lieberung rettet unb ben
Arbeitern gugleid) bie SBeforgniS nimmt, bie ArbeitSfammern
fönnten größtenteils bloh auf bem Rapier ftehen unb ihr
©inigungSWefen fönnte nur einer fleinen Angahl bon Arbeitern
gngute fommen. Tie 3uche nach einem Mittelweg ift um fo
berechtigter, als bie Arbeiter, nicht bie Unternehmer, tat-
fächlid) bie 97äd)ftbeteiligten bei biefem ©efefec finb, Wenn
anbcrS eS eine ©rfüDung ihrer alten, burch baS faifcrliche 5Ber-
fpredhen geftüßten Sorberung nach einer Sutereffenbertretung
für fie barfteHen foll. Auherbem hot and) bie SftegierungS-
m
©oatole unbSlrdito für Bolf8ö>o^lfa^rt — 1918 — XXVII. Str. 81.
470
oorlage in ihrer urfprünglichen gaffung bereits eine Ver-
binbung öon fachlicher unb territorialer ©lieberung borgefehen,
freilid) ein rein medjanifcheS Stebeneinanber: eS foßten für
grofee ©emetbeameige fachliche SlrbeitSfammern entstehen, für
minber midjtige aufammenfaffenbe territoriale Kammern. ©S
gebt nicht an, jefct bic Srage nach ber ©lieberung ber Kam¬
mern au einer hod)politifchen aufaubaufd)en unb, mie eS hier
unb bort gefdbiebt, bie Sforberung ber territorialen ©lieberung
bereits mieber mit bem mohlbefannten 0 eitenbIid als
„foaialbemofratifch" abantun, nacbbem bie StegierungSPorlage
felbft erft in einem fpäteren 0 tabium aum ftarren gachprinaip
gelangt ift. ©S bonbeit fid) mirflid) um eine reine 3med*
mafeigfeitSfrage, in ber man beiberfeitS nicht aHau
fchmereS @efd)üp auffabren follte. Ob bie ursprüngliche
gaffung ber StegierungSPorlage ein geeignetes ®ompromi&
märe, Iaffen mir bahingefteßt: ©in foIdjeS fönnte Pielleicht
and) in ber territorialen Bufammenfaffung pon Sudjfammern au
höheren ©inbeiten ober in ber Schaffung territorialer Kam¬
mern (für größeren Veairf) mit beruflicher Unterbliebenen g
gefinht merben. ^runter mirb baS 3iel fein miiffen, eine
©ernähr au fdjaffen, bafe alle Arbeiter, für bie nicht eine gut
arbeitenbe £arifgeraeinfd)aft beftebt, unter eine SlrbeitSfammer
fallen unb baburch inSbefonbere auch unter baS neue ©inigungS-
mefett einbeaogen mSrben.
3n lofem Sufammenbang mit biefer Srage ftebt biejenige,
ob ber SlrbeitSfammer eine Srt Slrbeiterfammer eingegliebert
merben foß, mie bieS ber ©emerffchaftSentmurf Porfah- EBir
halten bie Sorberung bem ©runbe nach für berechtigt. § 32
beS StegierungSentmurfeS gebt nicht meit genug, menn er bie
Abgabe getrennter Gutachten unb 0 teßung aefonberter Ein¬
träge in beiben ©ruppen ber Kammer für beftimmte Säße
Porfieht. 2)er Slrbeitergruppe mufe baS Stecht, felbftänbig au
arbeiten, auerfannt merben, mobei man ungefähr fomeit
mie § 3 beS ©emerffdjaftSentmurfS geben fann unb nur biel-
leicht beffer baS ©nqueterecht ber ©efamtfammer mit ber
Uftafegabe borbehält, bah biefe auf Eintrag ber einen ©ruppe
bie ©rbebung bitrchfiibren muh. 2>aS erfdjeint münfdjenSmert,
um ber ©rbebung bon Porherem eine gemiffe Elutorität au
geben, bie bielleicht fehlt, menn bie eine ©nippe allein fie Per-
anftaltet. ©ine 0 onberfteßung augnnften ber Slrbeiterab-
teilung ift grunbfäplid) richtig, meil bie Unternehmer aufjer
in feer SlrbeitSfammer aud) noch in ber ^anbelSfammer eine
Vertretung befi|en. 50ie gaffung beS § 2 beS StegierungS-
entmurfS ift gefünftelt unb gibt nitf)t biel 0inn; ber ©emerf»
fchaftSenttnurf ift flarer, menn er ber ©efamtfammer bie ge-
meinfamen STngelegenheiten itnb ber Strbeiterabteilung bie
befonberen gragen ber Elrbeiter als EBirfitngSgebiet aumeift.
©egen bie Slufaäblung ber Stufgaben, mie fic § 3 enthält,
ift nicht biel einaumenben. Sebiglid) baS Verhältnis au ben
gatf)ausfcöüffeu beS $auSarbeitgefepeS er«
fcheint PerbefferungSbcbürftig. ©S fontmt nid>t barauf au,
biefe SluSfchiiffe au erfefeen, mo fie fehlen, ober fie in bie Kam¬
mern einaubeaiehen — baS ift eine Stebenfrage —, fonbern
einen 2 )rud auf ihre ©rricbtung, bie nadjgerabe unauf-
f cf) i e b b a r notmen big gemorben ift, auSauüben unb, mie
ber ©emerffchaftSentmurf gana ungemein gliidlid) Porfdjlug,
burch Sknnmerbefchlnfj bie Unabbingbarfeit ber bom
gachauSfd)uh als angemeffen erachteten Söhne feftfefcen Iaffen
an fönnen. Sfuf biefent EBege fonnte baS ^auSarbeitgefep
mittelbar fortenmidelt unb ber ©eöaufe beS SobnanttS unter
einem $öd)ftma&e bon 0 id)erungen bor Eftifegriffen auf beutfche
Verhältniffe übertragen merben, fobah fich mirflich nichts mehr
gegen ihn einmenben lieh-
^Die Umgrenaung beS Verfonenf reifes, für
ben bie StrbeitSfammern errichtet merben follen, mirb au
erheblichen SWeinungSberfchiebenheiten führen. $5ie ©in-
beaiehung ber gemerblichen Elrbeiter beS ®anbeISgemerbeS
unb ber Slbothefern ift natürlid) au billigen. $aS gleiche gilt
bon ben Sfrbeitern öffentlicher betriebe. Sb^e ©in-
£»C 3 iebung ftellt einen groben Sortfchrijtt bar, ben freilich bie
Regierung, mie füralirh berlautetc (0p. 408), nur bei
fachlicher ©lieberung aufrechterbalten mill, ba fie offenbar
immer nod) bor ber Verühntng ber 0taatSarbeiier mit ben
’ißribatarbeitern bie fonberbarften Vefiird>tungen hegt. Uber
bie 3 medmähigfeit, bie Vribatau ge ft eilten in bie
EfrbeitSfammern einaubeaiehen, fann man berfdhiebener
E^einnng fein, unb in biefer VfeinungSberfchiebenbeit ffriegelt
fidh bie ganae ungeflärte Sage beS VrioatbeamtenftanbeS,
ber ©laube an feine Etibellierung ober an bie ©r«
baltung feiner inbibibueßen ©lieberung. SBir neigen
aus 3medrnähigfeiitSgrünben, mie 0b. 28 bargelegt, ber ©in-
beaiebung ber ElngefteHten unter baS SlrbeitSfammergefeh au,
bie bei fachlicher ©lieberung bem ©anblungSgebilfenftanbe burch*
auS fein SRecht merben Iäfet unb bie Unternehmer babor fchüht,
aßaubiel Kammern befchiden au müffen. 3Die Xechnifcr unb
Söerfmeifter finb mit ber ©inbeaiehung auch gana einberftanben,
mäbrenb eine SRebrbeit ber §anbIungSgebiIfett ^aufrnannS-
fammern forbert. Vor ber Serreihung beS ganaen ElngefteHten-
ftanbeS burch bie urfbrünglid) im EtegierungSentmurf borge-
febene ©inbeaiehung ber Xechnifer unter bie SlrbeitSfammern
unb anbererfeitS burdh 0 dxiffung befonberer Kaufmanns-
fammern für ^anblungSgehilfen berbient bie iebige Saffmtg beS
©ntmurfS, bie für äße Vribatbeamten Slngefteßtenfammcrn auf
©runb befonberen EteichSgefeheS anfünbigt, entfdhieben ben
Voraug unb fcheint auch eine ftarfe Eteich^tagSmebrbeit finben
au foßen.
®er ganae ©ntmurf ift in feinem Eöortlaut auf gemerbliche
ElrbeitSberhältniffe augefdjnitten. 2)em entfprechenb finb für bie
Sanbarbeiter feine SlrbeitSfammern borgefehen. EBir
halten baS für eine ber größten 0d)mäd)en beS ©ntmurfS. 2)urch
bie 3 » 3 tebung bon Sanbarbeitern au ben SanbmirtfcbaftS-
fammern ift bie Unterfteßung ber Sanbarbeiter unter SlrbeitS¬
fammern nicht au erfefcen. SlngefichtS ber Seutenot unb Sanb-
flucht erforbert bie elementarfte 0eIbfterbaItnngSbfli<ht ber
beutfehen Sanbmirtfdjaft, bafe nicht aur alten StedbtSungleichbeit
amifchen gemcrblichein unb länblidhem Elrbeiter neues Unred)t
hinaugefügt mirb. Eöir glauben, bah ber Eteich^tag hierfür
VerftänbniS hoben unb ben ©ntmurf entfprechenb ermeitern
mirb. SebenfaßS mirb barauf bon Slrbeiterfeite gana unge-
möbnli^cS, oießeicht gerabeau entfcheibenbeS ©emicht gelegt.
2)ie Eöählbarfeit ber VerufSbereinS-
beamten ift nach ben ©rfabrungen beS Krieges nidht mehr
als eine 0elbftberftänbIidbfeit. fchematifdje Vefchränfung
ihrer 8 abl erfdheint menig amedrnäfeig, aufeerbem auch mabl-
technifch fchmierig. SHd)t minber bebenflich aber ift baS Vor¬
recht ber Unternehmer, auch <ötmbici, bie nid]t aus bem betr.
©emerbeameige felbft herborgegangen finb, mahlen au bürfen.
2)iefeS Stecht ift burchauS auch für bie El r b e 1 1 e r bonnöien.
Slud) ©emerffd)aftsbearntc fönnen bortreffliches bieten, felbft
menn fie n i dh t 3 Sol)re tn einem beftimmten Sach tätig maren,
unb es gibt einaelne* herborragenbe Sührer, bie jefct in einem
anberen Sodh ©emerffchaftSbearnte finb, als in bem fie früher
berufstätig maren. ©S befteht gar fein Einiah, bem berufS-
fremben Elfabemifer unter leicht erfüßbaren VorauSfebungen
baS Stecht au geben, bie Unternehmerfeite au bertreten, mäbrenb
auf ber Slrbeiterfeite peinlich auf bie VerufSaugebörigfeit ge«
fehen mirb. $iefe Überfd)äbung beS UnternehmerfbnbifuS ift
leibet* nur aßait beaeichnenb unb geht bon ber gana falfhen
Vermutung auS, ba§ ber Elfabemifer, ber fid) einer beftimmten
Öntereffenbertretung berfchreibt, fich mehr VorurteilSlofigfeit
unb ©emeinfinn bemahrt als ein Elrbeiterfiihrer, ber nid)t erft
aße Untiefen beS VerufSlebenS burd)gefoftet hot. ^nbem ber
©ntmurf hier offenbar einen 0d)ubtoaß gegen baS 2>emago*
gentum unb unberföhnlid)e ©lemente fchoffen miß, erridjtet er
ihn burdjauS an ber falfhen 0teße.
2»en 0dhub, ben § 30 beS ©efefeeS für bie Slrbeitermii-
glieber ber SlrbeitSfammern borfieht, holten mir nid)t für auS-
reidjenb. SDer ©emerffchaftSentmurf geht mit Stecht meiter
(§ 46) unb läjjt ©ntlaffung biefer Elrbeiter überbau ptnur
beim Vorliegen eines michtigen ©runbeS au, ber nicht mit ber
SRitgliebfdjaft in ber Kammer aufommenhängt; au^ fucht er
bie ®ammermiig!ieber gegen aubermeitige Venad)teiligungen
au fchüfeert (§ 47).
Vebenflich ift bie Stegelung ber $oftenbedung ber
Kammern burd) bie ©emeinben. 2>em ©emerffchaftSentmurf,
ber bie SDeditng burch baS Steich miinfeht, ift ber Voraug 31 t
geben.
Söichtiger ift bie Vehonblung, bie ber ©efepentmurf bem
©inigungSmefen auteil merben läfet. 2)a6 bie pfheho-
logifchen VorauSfehungen für biefeS bei ber fad)lid)en ©liebe¬
rung beffer als bei ber territorialen finb, mürbe hier bereits
ausgeführt. SlnbererfeitS ift ber ganae Slufbau beS ©inigungS-
mefenS beii ber lepteren fpftematifcher. ®er ©emerffchaftS¬
entmurf übernahm gemiffermafeen ben bemährten Elpparat ber
471
©ogiale Sßtajte uni Ardjit) für Boltetooßlfaßrt — 1918 — XXVII. Ar. 81.
472
ScßlicßtungSftellen beS #ilf£bienftgefeße§, mit benen, freilich
burd) ba§ Btnbeglteb be§ SIbFeßrfdjeinS, bte ArbeiterauS»
f dj ü f f e unlöslich qIS untcrfte ©inbett nerbunben finb. Xer
AcgicrungSentttmrf ßält bie ArbeitercmSfdjüffe für einen
Srembfötper in ber ©efeßgebung über ArbeitSFammern, toa£
formell autreffenb ift, nnb fogt in ben ülftotioen, baß einem
befonberen AbänberungSgefeß gur ©einer be«
o r b rt u n g bicfcr ©egenftanb norbcßalten bleiben miiffe.
Seiber toirb aber ein folcßeS Otefeß toeber im ArbeitSFammer»
enttmtrf felbft, noch burd) gleidiaettige anbertoeite amtliche 93er«
(autbanmg angefünbigt, gefcbtoetge bcnn bereits norgelegt.
Xiefe llnterlaffnng ift bebaiterlicf) nnb geeignet, ba§ Kom¬
promiß atoifdjen ©etnerffeßafts» nnb AegicrungScntttnirf feßr
3 ii erfeßtoeren. ©3 märe fiir bie Stimmung ber Arbeiterfcßaft
ntel gewonnen, menn bie Regierung enblid) foaialpolitifcße Vor¬
lagen einaubringen lernen mürbe, e 6 e fie fid) burd) jahre¬
langes Vohren nnb Xrängcn bagu gcaimtngen ficht. ©3 ge¬
bärt mirflid) nid)t ntel politifdjer Vlirf bagu, fid) bariiber flar
5 ii merbett, baß bie Beteiligung ber ArbeitermtSfchüffe bei Auf-
bebung beS SilfSbienftgcfeßeS einen Sturm ber ©ntriiftung
beroorrufen mirb; mit! man biefen bernteiben, fo foHte eS
mirflid) gleid)giiltig fein, ob man fid) febon beute aur ©in-
bringung ber notmenbigen ©emerbeorbnnngSnooelle entfcf>Iiefet
ober erft in ein paar Monaten, öicrau fommt, baß bie Regierung,
bie ben 3ufammenbang amifeben ArbeitSFammer nnbArbetteraitS-
fdinß beitreitet, biefen boeb im § 13 fclbft berfteüt, inbern
fie für bie 23erfcbrSanftalten beS Reichs nnb ber VnnbeS*
ftaaten bie dftöglidiFcit borfiebt, baß bie ArbeitcrauSfchüffc
fclbft au ArbcitSfommcrn erflärt merben, meil, mie eS in ben
üßotincn beißt, biefe Au3fd)iiffe „einem großen Xeile ber Auf¬
gaben bienen, bie and) bie ArbcitSfammern erfüllen follen".
©erabe biefe — nöllig iiberflitffige unb bödjft bebenf*
lidie, bie ©inbeaiebnng ber Staatsarbeiter unter baS ©efeß ent*
merteube — SÖcrquicfung non ArbeitSFammer unb Arbeiter»
auSfdinß erfebmert bie Vofition ber Regierung gegenüber ber
tJovbenmg, baS gefamte ArbciteriuiSfrfiußmefcn in bem ©efeß-
entmnrf mit an regeln.
Siebt matt non ber Jyrage ber ArbeitcrauSfcbüffe unb beS
organifdten AufbauS bes ©inigitngSmefenS non unten auf ab,
fo ift anauerfennen, bafj ber ilfegierungecntmurf baS letztere
u tu ein grob e 3 ^ t ii cf n o r a tt b r i tt g t unb bamit eine
erßeblidje Sorge für bie fdjmere Seit nad) bem Kriege einiger¬
maßen minbert. BJcrtooll ift, baß bie Jvortentmicfelung bcS
©inigungSmefenS augleidj and) ben fiir biefeS fdjott befteßenben
©inrid)tungen augute fomnten foff, mofiir § 52 bttrd) Ab»
änbernng bcS ©emcrbegcriddSgefeßcS forgt. Xer föauptfort«
fdjritt ift, baß baS ©inigungSamt and) fdion auf Anruf non
e i tt e r Seite bin in Sföirffnmfeit treten muß. Bei 9titf)ter-
fcöeinen einer Partei mirb Feine ©elbftrafe nerbäugt, aber ein
SdiicbSfprud), mie menu Feine ©inigung auftanbe gefommen
märe, gefällt. Xiefer bleibt freilief) nidit eramingbar, aber bott
feinem titoralifdiett ©inbruef fann matt fid) immerhin manche
gute Sßirfung nerfprcd)en. Leiter au geben, als ber ©ntmurf
eS tut, mürbe anracit bett BMiitfdtcn beiber beteiligten Parteien
nid)t entfpredieu. A'atiirlid) mirb and) burd) biefe ifteurege*
lung beS ©iuigungSmefeuS.ber foaiale Triebe uicfit uitbebingt
gefiebert, anmal mettn gemiffe Arbeitgeber mit ber jebt unter
beut töilfSbienftgefcß troß allen oermeiittlicben ArbeitcritiangelS
um fid) greifettbett VrariS fortfabrett, auf Sd)iebSfpriid)e mit
©emäbrung beS AbfebrfdieiitS, alfo mit s Iiid)tuntermerfnng an
antmorten. Xie öffentlid>e Meinung beruhigt fid) erfabrurtgS-
geutäß außerhalb ber Arbeiterfdaft fclbft aietttlidi rafd) über
foldies Verhalten: ber bloß iitoralifdtett ÄMrFung non Sd)iebS-
fpriid)ett ift eben ein nidit febr meiter Spielraum gegeben. —
^s'mmerbin liegt hier ein febr miditiger >yortfcf>ritt Por.
Alles in allem mürben mir cS für febr bcbonerlid) halten,
mettn baS Arbeitsfammergefeß infolge bartuäcfiger Verfteifung
auf eittaelne Süfungen fdieitern mürbe, ^enn mir and) nicf)t
glauben, baß eS in ber f dimer ft eit i t ber Übergangs-
mirtfdiaft febott prnftifdie Vebeutung erlangen mirb, fo ift bem
VetdiStage bodi fdittelle Arbeit au empfehlen, auntal jebe ber
(^eftaltungSmöglid>feiten ber ArbeitSFamment ihre bebeuten»
bett ^oraiige nnb iVacbteile bat unb gerabc biefe ©rfetuttniS
baratt mit fdiulb mar, baß bie Kammern 40 ^abre lang aur
Xebatte geftaubeti haben, ohne auftaube au fommeit. L. II.
5« Itufljetmitg bts § 153 öft ^ftrfjsgfwerbwriimmg.
Xer ©efeßentmitrf lautet htra unb bünbig: „X e r § 153
ber ©emerbeorbnnng mirb aufgeßoben."
§ 153 ©£>.: „2Ber aitbere bureß Anmcnbung Förperlicßen 3mcmg§,
bureß Xroßurngen, bureß ©ßrnerleßung ober bureß 9SerrufSerflörung
beftimmt ober gu beftimmen Pcrfmßt, an folcßen 93erabrebungcn
(» 3 um 93eßufe ber ©rlangamg giinftiger Soßn- unb Arbeite»
bebingungen, inSbefoubcre mittels ©inftcllung ber Arbeit ober ©nt«
laffung ber Arbeiter" § 152) teilaunebmcu ober ibnen Jyolge a»
leiften, ober aitberc bureß glcid)e Atittcl ßiubcrt ober 3 U ßinberu
Derfudit, nott foId)cu 3?crabrebungen ( aurücf 3 utrcten, toirb mit Ge¬
fängnis bis 3 U 3 SAonaten beftmft, foferit naeß bem allgemeinen
Sttafgefeßc nirßt eine härtere Strafe cintritt".
Xie S3egriinbung bcS ©tttmnrfS geßt 3 ttnäd)ft auf bie ©nt«
fteßungSgefcßtcßte beS ominöfen Varagrapßen ein. 5ßon nortt-
ßerein feien bie Meinungen bariiber geteilt gemefen, ob eS an-
gcbrad)t fei, mit ber Vcfeitigung ber gegen bte SloalitionS-
freißeit als folcße fieß rießtenben gejeßlicßeit 93erbotc unb Straf»
beftimmungen eine befottbere Strafnorfdbrift au nerbtnben, um
baburd) ^anblungcn au treffen, bie bei ber Ausübung beS 5loa-
litionSrecßtS nießt feiten norattfontiuen pflegen, itnb bie' megen
ber babei angemanbten Mittel bcbenflid) erfdjeinen fönnen.
©ine berartige 9?orfcßrift, bpn jeßigen § 133 ber ©emerbeorbnung,
feßlug ber ©ntmurf einer Gcmcrbcorbmtng für ben Aorbbeutfcßen
i^unb bon 1869 oor. Sie mürbe im Acidjstag unberänbert mit
großer A?eßrßeit angenommen. 93efonbcrS cinbringlid) ßatte fid? ber
Abgeorbnetc SaSfer bafiir auSgefprod)en, inbern er eine foldjc Strafe
borfeßrift als bas uncuthcßrlidie Korrelat 3 iir ^creinigiuigSfreißett
beaeießuete, bie fid) fonft in einen hereinigungSamangi urnmanbcln
mürbe. Xeu entgegengefeßten Stanbpunft batte namcntlicß ber
Abgeorbnete Scßulge (Berlin) mit ber Ausführung bertreten, baß
burd) bie UJorfcßrift ein befoubere» Strafrecßt für bie Arbeiter unb
bamit eine AecßtSunglcirijbeit in „cmpfinbltcßeu 93 e 3 icßuugcu" ge-
feßaffen merbc, mobureß bie .Silaffeugegcufäßc atuifcßch Arbeitern unb
Arbeitgebern nur berfdiärft merben mürben. Aßnlkße (SkficßtSpunfte
maren für unb miber eine foldie 9kftimmuug bereits geltenb gemadit
morben bei beit Beratungen über frühere bas ^oalitiouSredü bc-
treffenbe Anträge unb ©efeßeutmürfe, bie teils ebenfalls im norb-
beutfeßeu Aeicßstag, teils im preußifdien Abgeorbnetcnßau’fc ,\uz Bei-
ßanblung gefommen maren unb Oon beneu ber preußifd>e ©efeß-
cutmurf oon 18G(> über bie Berabrebungeu Hon ArbeitscinfteHnugcn
unb ber ©ntmurf einer ©emerbeorbmtng für ben Aorbbeutßßcn
Bunb üon 1868, bie beibe nidit aur Berab|d)iebung gelangten, mört-
lid> bicfelbe Borfdjrift mie ber jeßige § 153 ber ©emerbeorbnnng ent¬
hielten.
Seit bem ©rlaffe ber ©emcrbeorbnuug t>om 21 . ^uni 1869 ift ber
S 153 nid)t geänbert morben. ©r ift aber banernb ©egenftanb non
Angriffen aus entgegengefeßten Sägern geblieben; nach ber Aieinnng
ber einen füllte er bie MoalitiouSfreißeit ungebüßrlid) eiiifcßränfcn,
nad) ber Anficßt ber anberen füllte ber Scßuß burcßauS ungenügenb
fein, bcu er gegen einen Aiißbraudr ber SVoalitionSfreibeit, insbefotu
bere gegen .Moalitioiisamang bietet. Xie berbünbeten Aegieriiugen
ßaben, mie bie Bcgriiiibung meiter betont, früher bcfanntlicß ber leb¬
te re n Auffaffung augcncigt _uni) mieberßolt ©efebentmürfe eilige-
bradjt, bie einen befferen ssdjub ber Arbeitsmilligen bei Streife-
gegen Belüftigungen unb Benuiglimpfungcu feitenS ber S<trcifcnbeu
fomie and) fonft fcßärfcre Aiaßnaßmen gegen ungehörigen .^öalitioitS-
3 mang ßerbeifüßreu füllten. Steine biefer Vorlagen hat bic 3 uffün-
. mung beS Acicßstags gcfuitbcn.
Xie im AeicßStag 311 § 153 ber ©emcrbeorbnuug geftellten An¬
träge beameeften großenteils, bic Strafbroßung auf bie ^»tnbentng
ber Xcilnahme an einer Koalition unb ben 'jmang 311 m Aiirftritt bon
einer foldjen aue-aübehnen, momit ßauptfäd)licß Maßnahmen ber
Arbeitgeber gegen Arbeiter getroffen merben füllten. Anberfeits finb
aueß bis in bie lebten ^sahre oor bem Mriege hinein Anträge geftellt
morben, burd) bie eine ©rmciterung unb Berfdjärfung ber Straf-
Oorfdiriftcn gegen Aiißluauri) beS Moalitione-redüS feitenS ber
Arbeiter herbei geführt merben füllte. Aur oereiiiaclt ift früher bie
Aufhebung beS 153 ber ©emcrbeorbnuug beantragt morben. ABäb-
reub beS MuicgeS haben bie beiben foaialbemofratifcßcn ftraftionen
Anträge auf Befcitigung biefer Beftimmung eiugebradü, bic nodi
nidit aur Bcrßanblung gelangt finb. And) fonft ift bie Aufhebung
beS § 153 ber ©emerOeorbuuug in neuerer .^eit immer briuglidiev
Oer langt morben, iiisbefonbcre Oon ben Arbeiterorganifatioueu aller
Aiditungeit iunb ber Gefellfd>aft für Soaialc Acform. Xie Sd)rift-
leitung ber „Soa- mit Ausnahme ber Bcrbänbe* ber mirt-
fcßaftsfrieblicßcii (gelben) Arbeiterbemegung unb bes BerbaubeS
fatholifdier Arbeiteroereiite iSib Berlin). Xie beiben aulcßt ge¬
nannten ©nippen haben fid) ebeufo )oie mcite Streife ber Unter¬
nehmer gegen bie Bcfeitigung biefer Borfdirift auSgcfprocßen.
Sm JBaufc ber ^eit haben fid) -- fo führt bie Bcgriiubung aus
-- bie Berhältniffc mehr unb mehr bahiu entmicfelt, baß ber 153 bei
(%meibeorbiumg in feiner Anmenbbarfeit befdiräntt ift unb 3 u m
größten Teil Jvälle trifft, in beneu eine B e ft r a f u n g n a di
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Soaiale Vrajt» unbArdhto für Volllmoblfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 81.
474
bctn allgemeinen Aedhtgempfinben n i dp t mehr
einem Vebürfnig e n t f p r i d) t. Dag ©auptanmenbungg*
gebiet biefer Strafborfchrift bilbeten bisher, mie bie @rfahrun$ ge*
lehrt hat bie gälte, in benen Velei-bigungen ober leidste Körper*
berlepungen im Sinne beg Strafgefepfmdhg borlagen, aber ein An*
trag auf Strafverfolgung nid# gefteüt ober aurütfgenommen mar.
Vefonberg beftätigt hat bieg ein« im Aeid)gamt beg Innern borge*
nommene Durchfid# faft fämtlidjer ©cridjt&afteni über bie megen
Augfchreitungen bei bem Vergarbciterftrcif im Auhrgebict bon 1912
ergangenen Verurteilungen. Danach betrug bie $al)l ber gälte, in
benen aug foldjem Anlap auf ©runb beg § 158 ber ©croerbeorbnung
geftraft morben mar, etma ein Sedjftel aller Straftaten, bie au einer
Verurteilung geführt haben, unb in biefen fällen ^anbelte eg fic^
3 U einem grofeen Teile um S?eleibigungen, megen beren ein Straf*
antrag nid# geftcllt mar. Gg mirb nicht für unbebingt erforberltch
3 u erachten fein, ba% in foldpen fällen eine Veftrafung eintritt, menn
ber Verlepte felbft fie nid# berbcigefüljrt miffen miß, mag audh nicht
feiten ber Strafantrag aug gurd# bor ärgeren Verfolgungen unter*
Iaffen merben. Ähnlich liegt eg bezüglich ber leisten Körper*
Oerlepungen. Die allgemeinen Vorfd^riftcn beg
Strafgefepbucf)g, ingbefonbere bie Straf befttmmungen gegen
Veleibigung, Äörperberlepung, greihettgberaubung, Nötigung, Ve*
broljung unb Grpreffung, bieten ^anbljaben, um ftraf*
m ii r b i g e g ä 1 1 e 3 u treffen. Auch bie grage nad) ber Straf*
barfeit bon Verrufgerflärungen mürbe in gulunft lebiglich nadj ben
allgemeinen ftrafrecfjtlichen Vorfchriften 3 U be*
urteilen fein.
D i e f c tt m ft ä n b e fpredEjen für bie Aufhebung
beg § 153 ©£., mobei noch folgenbc Grmäguitgen in Vetradbt
fommen: Der § 153 trifft, menn er fid) auch in ber gorm gleich*
mäfeig gegen Arbeitgeber mie gegen Arbeiter richtet, tatfädjlid)
f a ft a u g f d) l i e ft l i dp bie Arbeiter, ba ben Arbeitgebern
anbere ^manggrntttcl aur Verfügung ftehen, um miberftrebenbe Ve*
rufggenoffen gur ©efolgfd#tft 31 t beftimmen, fo baft fie im allge*
meinen feinen Anlaft paben, bon einem ber burdh 8 153 ©D. ber*
bntenen Spittel ©cbrauch 3 U machen, Diefeg nicht beabfiebtigte Gr*
gebnig hat in ber organisierten Arbeiterfcpaft bie Auffaffung ent*
ftehen Iaffen, baft bie Strafborfdirift eine gegen fie unb ihre Orgairr*
fntioneu fich ridptenbe VI u g n a h m e b e ft i nt m u it g fei. Diie An*
menbung beg § 153 mirft aber um f 0 mehr b e r b i 11 e r it b , meil
bie Arbeiter nur bei ihren Kämpfen um eine b c f f e r e
£ebc 11 Spaltung ober bei ihrem SB i r ! e tt 3 u r Stär*
f u n g ber •€ r g a n i f a t i 0 n, ber fie angeboren unb bie 3 U för*
bertt fie fidp verpflichtet hallen, in bie Bagc fommen, gegen bie barin
aitggefprochcnen Verbote 311 verftoften. Den cingclncn trifft biefc
Voifchrift nid# feiten berhalb VcfonbcvS hart, meil fie nur ©e*
fängn id ft rafc auläftt unb eine foWpe Strafe baher auch in
gälten berhängt merben uuift, bie nid# fdjmerer liegen alg gälle, in
benen nad) bem Straf gef epimdj auf eine ©elb* ober ©aftftrafe er*
fannt morben ift. Durch bie Aufhebung beg § 153 ber ©emerbe*
orbnung mürbe ferner bie 11 n g l e i d> l) e i t befeitigt merben, bie
barin liegt, baft biefe Strafbeftiuunuug nid# für alle ©nippen bon
Arbeitgebern unb Arbeitnehmerii gilt, unb eg mürbe erreidrt merben,
baft alle Arbeitgeber unb Arbeitnehmer hinfidjtlicp ber bei- ber Aug*
Übung beg ftoalitiongrcchig borfoiumenbeu Augfchreitungcu u u r
bem S t r a f g e f e p unterftcllt fiitb, bem f ä 11 t 1 1 i ch e Staat * =
bürget u n t e 1 * ft e p c n.
So bic Vegriinbung ber Aufhebung beg § 153 ©£>. SBir
haben ihr nid#g htnauaufügen alg bie geftftefhmg, baft jept
non ber Aeicftgregierung alle bie ©ritnbe, bic bon ben Soatal*
politifein — unb nicf)t anm Söenigftcn von ber 0 0 3 i a l e n
$|5 r a r i g ~ feit 25 fahren immer loieber nnabläffig gegen
biefe in ihrer SBirfmtg bie Arbeiterorganifationen fcötoer
treffenbe Angnahmeoorfchrift ing Selb geführt toorben finb,
nunmehr glatt übernommen merben. SBir fönnen ung baher
mit bem Aitgbrucf hoher Vcfriebignng über biefen (^efebentmurf
begnügen unb fügen nur ben Söunfd) bei, bafe ber Jlteid)gtag
mit grofeer Mehrheit unbersiiglid) ber Aufhebung beg § 153 (#0.
auftimmen möge!
©cfcUrttfÄft für Reform,
lirtfraatwnalf fmfmgnng ptr gt ^rbfiUrfdjut.
^5er Attgfdiujt ber ©efcflfchaft für 0 ü 3 tale Dlefornt hat in
ber ©cneralberfammlung itnb ber fidh ihr anfchliebenben Aug-
fchubfibung am 13. April 1918 folgenbc Bnfammenfebung er¬
halten :
s Jtad) 8 6 , Abf. 1 ber Sabutigen gehören ihm an:
1 . burd) SBal)l auf ber 6 . orbcntlidjen ©eneraluerfammlung:
Sri. V e h m (©emerfnereiu ber .'oeimarbeitcrinuen), Abg. Veh*
r’cnS (CShriftl.-Aat. Arbeiterfougreb)/ Staatgiuinifter Dr. Srl)t'.
u. ©crlepfrf), Vau rat Veruharb, ©el). Cberreg.*Aat I)r.
Vitt m a u u , Scnatgpräfibeut ©eb. Acg.*Aat Dr. S l ü g g e , ©eh.
Aeg.*Aat I >r. 3 L * e »nb, Abg. © i e g b e r t g , '-ßrof. I>r. Vlb.
©ünther, Stabtb. ©. ^artmann (Verbanb ber S>eutfchen
©emerfbereine ^>.*SX), Abg. Apoft. Vrotonotar ißrof. Dr. ^ i fe e,
Abg. D. Jtaumann, SSBitf l. ©eh- Aat d. A o ft i» , Abg; ®en»eral*
bireftor ^rälat Dr. A. tyieptx, Abg. Staatgminifter D. Dr. ©ra-f
b. Vofabomgfp, Verbanbgbireftor A e i f (Verbcmb Sleutfdher
^anblungggehilfen), Abg. ©eh- $irftiarat ^rimborn, Abg.
Vogelfang (©etoerfberein dhtiftlidher Vergarbeiter), V ro f- Dr-
b. SB i e f e , Spnbifug Dr. SB i I b e n ;
2. burdh bie SBaljl auf ber 7. orbentlidhen ©eneralberfantmlung:
Varirbt (SBerfmeifterbbb.), ©eh. ^>ofrat Vrof. Dr. fiujo V.ten =
tano, Dberbiirgermeifter © u n 0, SBirll. ©eh- Aat Dr. S)crn*
bürg, Oberbürgermeifter Dr. SominicuS, S) 0 e r i n g
(S>eutfch * nat. ^>anblungggehiffenbcrbanb), Sri. $bmg. ®taug*
f e l b, Vrof. Dr. 15. 3 r a n cf e, Cberbiirgermeiftcr Dr. © 1 ii d g *
mann, ©eh- Aeg.-Aat Vrof. Dr. tperfner, Abg. ^cfler (All¬
gemeiner ©ifenbahnerberbanb), Abg. ©eh- ^uftiarat Dr. $ u n d ,
Abg. £ e g i e n (©eneralfommtffion ber ©emertfehaften Steutfdjlanbg),
2 e i p a r t ($5eutfdjer ^oraarbeiterberbanb), Dr. Alb. 2 e b p,
ßemin (Verbanb ber 3>eutfd}en ©emer!t>ereine Stabtrat
SKaag, ©eh- ®onfifto*ialrat Vrof. D. SAahling, Abg. ©eh.
Sanitätgrat Dr. Adugban, Abg. D. SAumm,.Abg. Dr. Vach*
niefe, Aemmecg (S8erbanb ber uut. Voft* unb Telegraphen-
heantten), Sahrifbi-reftor Vrof. Dr. A Ö fe l e r, Abg. 6. SA. S ch t f f e r
(©efamtberbanb ber chriftl. ©emer!fd)aften), Abg. Unterftaatgfelretär
@. S ch i f f e r, ©eneralbireftor G. S <h nt i b bon ber 3Aaggi-©efell*
fdjaft, Abg. Aob. Schm ibt (©cneralfommiffion ber ©emertfehaften),
Vfarrer D. S ch n e e m e l dj e r, SAagiftratgrat b. S ch u 13, ^ng.
S ch m e i fc e r (Vuitb ber techn.-inb. Veamteit), Dr. S i l b c r m a n< n
(^aufm. Verbanb für meibliche AngefteUtc), Sri. ^elene Simon,
Vrof. Dr. SB. S 0 m b a r t, S t e g c r m a l b, SA. b. ß. (©efatnt*
berbanb ber chriftl. ©emertfehaften), Sürcttor Stern, Verbambg*
fetretär Tifchcnbörfcr, Vfarrer D. SB e b er (©efamtberbanb
ebangel. Arbeiterbcreinel, Abg. SB e i n h a u f c n , SB i e b e r (Ghrift*
lieber Adetallarbeiteruerbanb), Vrof. Dr. SB. 3 i m nt e r 11t a n rt.
A v ad) 8 6, Ahf. 2 ber Sahungcn gehören bem Augfd)ufe an:
Staatgminifter Dr. b. graue ttborfcr,Dr. $ c p b e , Aeidjg*
geridjtgrat Dr. A e u t a nt p, Vrof. Dr. A a t h g e n, Stabtrat Vrof.
Dr. Vh- Stein, Vrof. Dr. S t i c r = S 0 nt 10, Abg. SB 01 f.
9dad) § G, Abf. 3 ber Sabnngcn gehören bem Augfd)ii6 an:
Abg. V r u ft, ©eh- Äiontmeraienrat V i't 5 e n ft e i it, SAagiftrcrtg*
fpitbitug Vrof. Dr. Gähn, Stabtb. Ghlerg (Teutfdher Vcrbattb
Äaufnt. Vereine), Vcrlag*buchhänölcr Dr. ©uftab gtfdher, Dr.
gleifd)er, grl. Adarg. griebenthal, giirftenberg
(X'eutfd>er Vanfbcamtenberein), © u t f d) e (Aeichgfartell ber
Staatgarbeiterberbänbe), Dr. .^ugo e i n c m a n tt, Vrof. Dr.
Wähler, B-ehner (Vaper. Gifenbahnerberbattb), grl. Gljc
2 ii b c r » , Stabtrat a. T>. Dr. 2 u t h e r, Dr. V 011 h 0 f f,
Architett A c i f l a tt b (Xeuifd>er Techniferberbanb), Ad. A t ch t c r
(Aubcitggemciufrijaft gaftmirtfchaftlicher Slngcftelltenberbänbe), Slffcffor
A öhr, grl. Dr. Alice S a l o nt 011, ■ < p. d) a p e r, SA. b. V.
(^aufiiuinu. Verein bon 1858), Dr. £>. Siuaheituer, Vrof. Dr.
3 0 m nt e r f c l b, Tiöaefanpräfeg X a e p p e r , Abg. Dr. T c m c f
(Vcrbattb fathol. taufnt. Vereine), Acgicrunggrat Dr. Thiffcn,
Vrof. Dr. T o e n n i e g , Vrof. Dr. SB i r nt i u g h a u g.
Der Aitgfchub mahlte 311 S3 0 r ft a n b g m i t g Ti e b c r it
bie Herren Staatgminifter grhrn. b. Verlepfd), ^rof. Srancfe,
Vaurat Vernhatb, Senatgpräfibent Sliiggc, Abg. ©tegbertg,
Stabtr. ©artmann, )Prof. ©ipe, (Mjciinrat ^undf, Slbg. Scgtcn,
Acif, Tifchenbörfer, s f?rof. 3immermann. Unbefcpt geblieben
finb im Angfd)itp 3 Sipe, im Vorftanb einer.
3Uljeiufinc §oiinlptilitih.
£anbarbeiterrcdjt.
Qu Sp. 449 hat bie „Sosiale ^rarig y< in einem Auffap
boit Abg. gr. SBcprcnS ein Sanbarbciterprogramiu mit¬
geteilt, bag bon ben Führern ber beiben Sanb arbeite r*
g e m e r f f d) a f t e n aufgeftellt morben ift. Diefem Pro¬
gramm tritt nun aitr Seite ein f 0 n f e r b a t i b e r Antrag,
ben Abg. A b r e n g im prcupifdxm Slbgeorbnctenhaug mit ben
übrigen 3Aitgliebern ber fonferbatiben graftion 5 itr ameiten
Beratung beg ©aughaltg ber Ianbmirtfd>aftlid)cn Vermaltung
eingebradht hat. Der Antrag geht bahtn,
bic ftöuiglichc Staatgregierung 311 erfitd>cu, gefcpgcberifdje
SAafenahmen in bic SBege 31t leiten, burd) meid)« im Ritter*
ejfe ter laitbmirlfchaftlidjen Slrbciter
1. fiir bctg A e d) t g ü e r h ä 11 n i g 3 m i f d> eu A r b c i t -
g e 0 e r tt u it b ?l r h e i t u e h m e r u eine b e n h e u t i *
gen mirtfehaftfi d) c n u it b f 0 3 i a I e n V erhält*
11 i f f e u c it t f p r c d) e nbe c i u h e i 1 1 i ch e A e d) t g *
g r 1111 b l a ge gefd)affcu mirb,
2 . eine V e r t r c t u it g beg laub m i r t f d) a f 11 i di e n VI r *
b e i t e r ft a n be g in bcu S a u b m i r t f d) a f t g f a in m e r u
herhcigefi'thrt mirb.
3ogiale ^ra£tS uub Ard)ib für VolfStooIjlföljrt — 1918 — XXVlI. Ar. 31.
476
475
3« biefem Fonferbatiben Antrag liegt bereits ein f r ei¬
lt n it i g e r AbänberungSDorfchlag (Aronfohn @en.) bor, in
beut eS heißt:
bie Regierung gu erfinden, 1. im VunbeSrat ba^in gu mirfen,
baß ben lianbarb'eitcrn baS bolle KoalitionSredjt burd)
AcidjSgcfep gefiebert mii-b, 2. einen ©efefeeuttuurf borgulegen, butdj
tucldjen bett f l e i n c r c n ©runbbefipern unb ben ßanbarbei*
tern in beit ßanbmirtfd)aft§fanimern eine Vertretung eingeräumt
ruirb, bie ihrer tüirtfdjaftlichen Vcbeutung enifprid)t.
XaS 3entrinn hat brei Anträge eingebrad>t: eS ber«
langt einmal bie Aufhebung aller in Vreußen guvgeit noch
gcltenben, bent freien V e r« i n i g u n g S r e cf> t c b e r
I ö n b l i d) e n Arbeite t* entgegenftebenben gefeilteren nnb
poligeilicßen Vcftimmungen, jebod) unter Veriicfficbtignng ber
Vcfonbcrheit ber lanbmirtfdjaftlichen Verpältniffe, fobann bie
Einbringung eines ©efeßcntmurfS, moburd) Arbeit!-
famtuern für bie lanbmirtfdxiftlicben Arbeitgeber unb
Arbeiter cingefiihrt merben, nnb enblid) einen ©efeßentmurf,
Durch melchen bem größeren, mittleren unb Heineren ©ntnb-
befiß bie Ausübung bcS VÖahlrecßtS gu ben ßanbmirt«
f d) a f t S f a nt nt e r n in beförderen ©ruppen gemährt unb ba*
burd) eine ihrer Vebeutung entfpreeßenbe Vertretung in biefen
Kammern gefid)crt mirb.
£stt ber 3ibung beS AbgeorbnetenbaufcS ßom 24. April
mürben biefe Anträge bon mehreren Otebnern bereits Furg
geftreift. 8o Uon bem fogialbemofratifchen Abg. Vraun:
XaS Verhältnis gmifdjen Arbeitgebern unb Arbeitern in
ber ßanbmirtfchaft miiffe in rechtlicher unb materieller Ve»
giehmtg auf eine beffere ©runblage geftellt merben. Xer
länbliche Arbeiter muffe als gleid)bered)tigtcr gaftor betrachtet
Herben, nur bann fann er an bie 3d)oüe gefeffelt merben.
Xie Vertretung ber Arbeiter in ben ßanbmirtfdxiftSfammern
btiife nicht bloß XeForation bleiben, Xie glnd)t Dom fianbe
in bie ^tabt laffc fid) nur hemmen, menn bie Arbeiterfragen
beuiebtgenb gelöft merben. Von ber ßöfung 'biefer gragen
hänge bie gange Exifteng ber ßanbmirtfcßaft unb bamit baS
V>ohl beS VolfeS ab. „VMr unterftiifcen alle Veftrebungen,
melcße bie VrobuftionSbebingmtgen oerbeffern nnb bie ArbeitS-
freubigfeit heben". £Vbut trat ber freifonferbatibe Abg.
o. o t) n a entgegen: Herr Vrauti bermcdrfle llrfache
itnb VMrfung. ES beftehe fein höriges Verhältnis ber lanb-
mirtfdniftlichcn Arbeiter gu ben Arbeitgebern mehr, fonbent
umgefehrt, bie Arbeitgeber feien Don ihren Arbeitern ab¬
hängig. Au ben Arbeitgebern folle eS nid>t liegen, fie mollert
alles Nötige für ihre Arbeiter tun, aber bie Arbeiter muffen
and) felbft mollert. Xer freifinnige Abg. V a d) tt i cf c
begrüßte ben fonferoatiben Antrag als eine angenehme Über«
rafchung, hielt jebod) feine Raffung für gu unbeftimmt nnb
befiirmortete bie AbänberitngSDorfdrläge feiner Vartei.
Xie Erörterung mürbe aut.25. April fortgefefct. Xer
fonf. Abg. 3 a n t) menbete fid) fcharf gegen bie ©emährung
Doller Koalitionsfreiheit an bie ßanbarbeiter; bamit mürbe
eine politifdre Kampforganifatiou gejdiaffen, nnb ber fleinfte
lanbmirtfd)aftlid)e 3treif fönnc bie fdimerften golgen für bie
Vrobuftipn haben. Xagegert betonte ber natlib. Abg. Siebe r,
gmi(fd)en ben Anträgen, bie WcdrtsOerbältniffe ber lanbmirt-
fchaftlidfen Arbeiter geitgemäß gu änbern unb ihnen baS
Koalitionsrecht gu gemähren, beftehe eigentlich fein mefentlicher
llntcrfd)ieb; benn bie Vefeitigung bes KoalitionSbcrbotS fei
bie VorauSfeßung für bie flteuorbnung ber SftcchtSberbältniffe.
Vor allem müßten bie alten Vcftimmungen über, bie Veftrafung
Don Vereinigungen ber lanbmirtfdiaftlid>en Arbeiter beseitigt,
fomic bie ©efinbeorbnung unb bie Vkrhlbeftimmungen für bie
Sartbmirtfd)aftsfammer geitgemäß abgeänbert merbeit. Xer
S a n b m i r t f ch a f t S nt i n i ft e r erHärte gu bem Antrag auf
Vertretung Don Arbeitern in ben SanbmirtfchaftSfaminern, cS
fei beabfichtigt, bem Sanbtage bemnädßt ein e n t f p r e d) e n b e s
©efefeborgu legen. Xer Anregung bcS SentrumS gemäß
mürben fämtlidje Anträge ber 3taatSbanSl)altSfommiffion
iibermiefen.
^ebenfalls ift nunmehr bie Sanbarbeiterfrage in ftarfen
Slufe gefomntett uub fie barf nicht eher micber ruhen, als
bis bie ßanbarbeiter ein gmar in Dielet* Hinfid)t anberS ge¬
artetes, aber bod) glcidtfuertiges Ved)t erhalten mie bie ge-
merblidjen Arbeiter. Vor allen Xingen tut not bie ©e*
mäbruug Doller K o a l i t i o u S frei h c i t unb bie
3d)affung einer öffentlidi-rcditlidieu Vertretung ber
^anbarbeiter.
$nftänfc.
AttlSmung gemerbticher Arbeiterinnen.
Von Dr. SWarie ©lifaöeth SüberS-Xüffclbovß
3chon Dor bem Kriege mären nicht unerhebliche Ver»
fchiebungen in ber Verteilung ber gemerblicßen Arbeiten
gmifd>en Männern unb grauen gu bcobad)ten, gang befonberS
in ber ÜWetall- unb Sttafchineninbuftrie fomie in ber ^nbuftric
ber Jsnftrumente unb Apparate.
W\t AuSbrudh — unb je länger le mehr mit ber Xaucr —
bcS Krieges höben biefe Verfärbungen einen ungeahnten
Umfang angenommen. Xie friegSmirtfdiaftliche Viobuftion
mar baraitf angemiefen, alle nur irgenbmie erfefcbaren Männer
burd) grauen abgulöfen, menn baS 3^annfchaftSerfaßgefchäft
einerfeitS nnb bas ^inbenburgprograntm anbercrfeitS burdn
geführt merben folltett.
fWit erftaunlidjer ©efchidlidjfeit unb 3chneHigfeit Der-
ftanb cS bie ^nbitftrie, bie notmenbigen Verfchiebitngeu gmifd)en
Männern unb grauen burd) immer meitere AuSgeftaltung bet*
bereits im grieben fpftematifd) betriebenen ArbettSgerlegung
gu förbern, ferner bitrd) Einfügung tedjnifcher unb mechanifher
Hilfsmittel bie fehlenbe AuSbilbung ober fÖrpcrlidie Kraft ber
grauen auSguglcichcn. Es geigte fid) aber giemlid) halb, baß
ber AuSgeftaltung ber tedmifri)cn Hilfen DcrhältniSmäßig enge
©rengen gegogen finb, nnb baß bie notmenbig merbenbe, Über¬
nahme immer fompligiiertbrer Arbeiten burd) bie grauen* beren
gemerbliche 9tad)fchnlung crforbertc. Verftanb, Augen unb
Hänbc beburften ber ßiftematifchen Anlcttnng unb Unter-
meifung, unt fdßtcH nnb ficher genug ben Anforbcrungen gu
genügen.
Auf Anregung beS „SentralDereinS für ArbeitSnachmeiS"
fanb bereits Enbe 1915 in ©emeinfdjaft mit bem „Verbanbe
für hanbmerfSmäßige nnb fachltemcrblidie AuSbilbung ber
grau" (Verlin) ein mehrmÖd)iger AnleitungSfurfuS für
Vorarbeiterinnen in ber a»?unitionSinbuftrie ftatt. Xer birefte
Erfolg biefeS KurfuS entfprad) attS Derfcßiebenen ©rünben nid)t
ben Ermartungen, inbireft aber trug er burd) bie babei ge«
madjten Erfahrungen mefentlid) gut* AuSgeftaltung unb Xurch*
führting ber jeüt beim „Verbanbe für hanbmerfSmäßige unb
facßgemerblid)e AuSbilbung ber grau" Dorliegenben
Arbeiten bei.
Wi\t Hilfe bes KriegSminifteriumS, beS KriegSamteS, bes
Vhirnba, beS Vereins beutfd>er Ingenieure nnb intereffierter
ginnen gelang eS beut Verbanbe in DerhältniSmäßig Furger
Beit, burd) einen eigens bafiir angefteüten, geübten Ingenieur
ein UntermcifnngSDerfahren tpeoretifd) unb praftifd) auS«
arbeiten gu Iaffcn. Lehrpläne, große SBanbtafcln mit 3eid)nun«
gen, Heine geidhnerifdie s ifterfblätter mit Xert für bie Hönb ber
Arbeiterinnen, gal)lreid)e ArbeitSftücfe unb SBerfgeuge mit
tppifd)en gehlern als AnfcßauungSmatcrial, praftifd)e Sötnfe
für eine gmedrnäßige VortragSform follen gufammen babin
mirfen, bie „Untermeifungen" ber Aufnahmefähigfeit ber
Arbeiterinnen ntöglichft nahe gu bringen nnb angupaffen unb
fie ben praftifdjen Vebiirfniffcn ber gabrifatiou bienftbar gu
machen.
Am 20. April hat ber Verbaub eine AuSfteEung beS ge
famten VFaterialS in feinen ©efchäftSräunten (Eichhornftr. 11)
ueranftalfet mit an?d)ließenbett Vorträgen beS Verbaitbs-
ingenieurS (Herrn Xhiffen) unb beS Leiters ber Öebrmerfftätte
bei ber girma SO?ar £eot) (Herrn ©ruttmalb) über ben 3mecf
unb bie AuSgeftaltung ber Untermeifungen unb über ihre
praftifd)e Anmenbung. 3u biefer Veranftaltung beS Verbanbcs
hatte baS „KriegS-Erfap- nnb Arbeitsamt" bie fämtlichen
Veferentinnen für grauenarbeit an ben KriegSamtfteileu fomie
bereit gachoffigicre gut* X ei (nähme aufgeforbert. Außer ihnen,
bie in großer 3ahl erfchieneti marett, hatten fid) Vertreter bes
KriegSminifteriumS, beS KriegSamteS, ftaatlicher SWunitiortS*
anftalten unb Werften, beS Vereins beutfeher Ingenieure fo¬
mie bebeutenber ginnen eingefitnben. ©erabe auf biefe 3»*
fammenfebuttg ber Verfammlung legte ber Verbattb gang be-
fonöeren Söert, meil er ber Übergeugung ift, baß feine An¬
regungen nur in engfter 3nfammenarbeit mit ben praftifd) be¬
teiligten Verfonen in gmeefntäßiger VJcife Dermertet merben
Föntien, nnb baß in 3onberbcit bie „KriegsamtfteEen" fehr Diel
gur allgemeinen Verbreitung * biefer Anregungen beitragen
tönnen. s Jtid)t „3entralifation" unb gcftlegnng irgeitb eines
ftarren UnterrichtSfdjemas begmecfl ber Verbaub mit feinen
Vorarbeiten, fonbern Xegentralifation unb gmecfcntfprecheubc
471
Sogiale ^raji« unb Brcpiü für BolfSrooplfaprt — 1918 — XXVII. Sir. 81.
47S
Bbmanblung mtb Anpaffuug feiner Borfdrtäge unb Berfitcpe
ie nad) beit beforiberen praftifcpen Bebiirfniffcn beS ©ißeS unb
bei Art beS gabriFationSgmcigeS.
^ine ber ®riegSamtftelIett patte bereite oor bcr Tagung in
öcmeinfdjaft mit ber Ortsgruppe beS „Vereins beutfcper
Ingenieure" ben Ingenieur beS BerbanbeS 51 t Borträgen unb
McinitngSauStaufd) über bie „Untcrmeifungen" fommen laffen
unb bie DiSFuffion bei ber nculidjen Tagung geigte lieber bie
BüßlicpFcit beS bircften „©rfabrungSauStaufdjeS".
Durch FriegSmirtfchüftlicpe ©rforberniffe beeinflußt unb
crftmalS befonberS auf biefe gugefd)nitten finb biefe im Augen-
blicf Oorlicgenben Arbeiten beS BerbanbeS; mie meit bie ba«
bei gemachten (Srfapr ungen auf bie fernere gemerblicpe AuS*
bilbung ber grau Don ©influß fein merben, bängt non Um*
ftänben ab, bie I)ier gu erörtern nicpt ber Baum ift.
goljnluwfgimgen mb Jlrtoiteltämpfe.
fiobttbcmtguugcn Oon ©traßcnbahnerinnen. Daß bie hoben
$triegSlöbne bcr Arbeiterinnen FeineSmegS eine allgemeine (Sr-
fcpeinung finb, ja oielfad) troß ber Neuerung aller SebenSbebürf*
niffe erbeblid) unter beut ©yiftengminbeftmaß bleiben, geigen
toerfdbiebeneSobnbemegungen berStraßenbapnerinnen. SBäprenb
in Mannheim ber Anfangslohn einbeitlid). 6 Jt für ben Dag
beträgt, nach 2 Monaten um 50 Bf. fteigt unb außerbem eine
Zutage Oon 20 Bf. je Dag unb ®inb gemährt mirb, fcpmatiFt
ber Dagelopn in Breslau gmifcpen 4,47 Jt unb 3 ,05 Jt für
gaprerinnen, gmifcpen 3,90 Jt unb 2,17 Jt für Schaffnerinnen.
Sn Hamburg mürben bie Schaffnerinnen mit 35 Bf. Stunben-
lobn eingefteKt, ber in 2 Saften auf 45 Bf. fteigt, in $anau
hingegen erhalten fie 50 Bf./ bie gahrerinnen 60 Bf./ außerbem
ein monatliches $leibergelb Oon 10 Jt. Sehr fcpfecpt entlohnt
£alle, mo ber Dageloph ber Schaffnerinnen Fürglich auf 2, 00 M
erhöbt mürbe; iebe Überftunbe mirb mit 40 Bf. bergütet.
©rgatiifattotttti Der Jlrbetter, ©fljilfen, JlngcflellUn
uitit ftutnlen.
Arbeiterbertreter beim BeicpSfanglcr.
Am 27. April bat, mie halbamtlich gemelbet mirb, ber
BeichSFangler eine Angabi Bertreter ber Arbeitergemertfchaften
311 einer AuSfpradhe über bie bie Arbeiterfdjaft betre^fenben
gragen empfangen, hierbei äußerte ber Mangler fid) and) über
bie SöablredjtSfrage. @r betonte, baß er mit bem prenßifdjen
Wahlrecht ftebe unb falle. Bor einigen Dagen noch habe fid)
ber $aifer ihm gegenüber babin geäußert, baß er nach mie oor
linbebingt auf bem Boben ber SBablrecptSOorlage ftebe. AnberS
lautenbe ©erüepte feien burcpauS ungutreffenb. Die Arbeiter¬
führer oerfidjerten bem Mangler, baß in ber gefamten beutfehen
Arbeiterbemegung Feincrlei Beigung ober gar Abficht beftebe,
in eine ©treiFbemegung eingutreten. (Gerüchte, bie anberS
lauteten, hätten in ber Arbeiterbemegung Feine Begrünbung.
Sehr ermünfeht fei aderbingS, baß Don ben militärifcpen unb
.Sifilbebörben ber Arbeiterbemegung ein größeres BerftänbniS
entgegengebracht merbe.
Bon anberer ©eite mirb biergu meiter gemelbet: Am
26. April batte im BcidjSmirtfchaftSarnt eine Befptedjung mit
i>en Bertretern ber ocrfd)iebenen ©emcrFfcpaftSricbtungen über
Arbeiterfragen ber BiiftnngSinbuftrie unter Borfiß beS ©taatS-
fc-FretärS oon ©tein ftattgefunben. Sn einem lebhaften
^einungSauStaufch über manche Befcpmerben, befonberS and)
über bie ©rnährungSfragen, Formte UnterftaatSfeFretär Dr.
Füller t>om ftriegSernährungSamt bie Mitteilung machen,
i>aß Don einer ^erabfeßitng ber Brotration oorläufig Abftanb
genommen merben Fönnte. 3)eS meiteren mürben in ber Be*
fprechung bie fogialpolitifcben Borlagen im BeidbStag unb bie
^fikibleechtSfrage berührt. 4)aS Ergebnis Fann babin gufammen-
gefaßt merben, baß in ber beutfehen Arbeiterfdjaft aller Bich-
tangen bie ArbeitSfrcubigFcit unb ber QScift beS 2)urchböItenS.
nach mie oor lebenbig unb nnerfchiittert ift.
Am Schluß biefer Befpredbung teilte ber StaatSfeFretär
mit, baß ber BeichSFangler ben SBunfch habe, bie Herren am
nädbften Xaqt gu empfangen. 3>ie Arbeiterführer erf^ienen
<Sonnabenb, öormittag 11 Uhr, in ber BeicbSFanglei. ©ie mür¬
ben in (Gruppen empfangen. 8«erft bie gübrer ber (£btiftlidben
^Frbeiterfchaft unb ber polnifdjen Berufsbereinigung, fobann
bie mirtfd)aft&frieblichen (gelben) 05emerffd)afteu unb bie fatbo*
lifdieit gachbereine (©iß Berlin), hierauf bie freien ©emerf^
idiaften unb bie beutfdjen ©emerfbereine (§.-X.).
$ic Arbeiterführer miefen fämt(id) barauf bin, baß bie
(befahl* eines großen ©treiFS nid>t beftebe, unb baß bic? Arbeiter-
jehaft burd)balten mürbe. Sm Bufammenbange bamit ging bie
Unterhaltung mit bem Mangler auf bie fepmebenben inner-
poIitifd)en gragen ein. ^ic Arbeiterführer betonten, eS mürbe
febr bebenFIid) fein, menn bie SBahlrechtSborlage im prenßifdben
ßanbtage abgelebnt merben mürbe. ^Darauf gab bei* BeidbS-
Fangler bie oben mitgeteilte ©rFlärung ab, baß er mit ber
SßablrechtSOorlage ftebe unb fade, ünb baß ber ^aifer ihm
noch oor menigen äagen gefagt habe, baß er nach mie oor an
feiner Botfdpaft feftbalte. ^)er BeichSFangler fügte biefer Mit¬
teilung bingu, er gebe bie Hoffnung nicht auf, baß bie Be-
gierungSoorlage Oom Sanbtage angenommen merben mürbe.
Auch mit bem BeichSFangler mürben fobann Furg bie Grtnäb-
rungSfragen befproepen unb feitenS ber Arbeiterführer gefagt,
bie Arbeiterfdjaft miffe, baß burep streiFS Feine BaprungS-
mittel berbeigefdpafft merben Fönnten. Um fo mertooHer unb
mieptiger fei baper bie ^atfadpe, baß bie Brotration oorläufig
nicht OerFürgt merbe. Man Föitne boep hoffen, baß troß adei
©chmierigFciten unfere £ebenSmitteIoerforgung burdp Trans¬
porte aus ber UFraine fidp beffern merbe. Sm gangen bauerte
bie Unterhaltung beS BeicpSFanglerS mit ben eingelnen empfan¬
genen (Gruppen etma je gmangig Minuten.
^>er Bttnb ber te<bttif<b«itibuftrtetteit Beamten patte gu Kriegs-
beginn bie Un>tetftüßung£anft>rücpe ber Mitglieber aufgepoben, um Sie
SKittel beS BunbeS für bie im« fommenben gricben gu ermartenben
Kämpfe unb Slufgaben aufgufparen. hiergegen maepte fiep eine ftarfc
Cppofition geltenb, bie an alten ©egenfäßen anfnüpfte unb fcpließ-
lidp gur 3lbfonberung einer deinen ©ruppe oon aKitgliebern füprte.
3>iefe grünbete ben Bunb ber teepnifepen Stngeftettten. Bacp langen
Berpanblungen ift eS nunmepr gelungen, bie Spaltung luieber gu be-
feitigen, naepbem bereits Por einigen Äionaten bie UnterftüßungS=
einrieptnngen beS B. b. t. i. B. mieber boH in ^raft getreten maren.
3>ie Mitglieber beS BunbcS ber teepnifepen Bngeftellten treten miebex
in ben alten Bunb über, ginei enttaffene Beamte merben mieber ange=
ftellt, ein BerfaffuugSauSfcpuß überprüft bie Saßuugen beS BunbeS
mit ber Bbftcpt einer ©rmeiterung bex Mitglieberrecpte. $m ^nter-
effe beS BunbeS mürbe eS liegen, menn- aus biefen BerfaffungSarbei-
ten feine neuen inneren Beibungen, an benen bie ©efdpicpte biefer
Organifation allgu reiep ift, entftepen mürben.
Arbeitctfcpuhfvageit im Bapcrtfdjeit fionbtag. Bei ber Be¬
ratung Oon Anträgen beS SentrumS, ber liberalen unb ber
©ogialbemofraten, bie fid) oormiegenb auf Arbeiterfd)uß 6 e-
gogeu, erflärte am 25. April in ber Abg.-Eammer ber M i»
nifierpräfibent, bie baperifepe Begier ung ftepe
auf bem ©tanbpunFt, baß aufbem©ebieteber©ogial-
politiF Fein ©tillftanb e'intreten bürfe, unb baß
nach bem $rieg ber A r 5 e i t c r f d) u ß meiter a u S g e *
baut merben müffe. Auf bie ©infdhränfurtg ber im Kriege
geftatteten Ausnahmen auf bem ©ebiet ber Arbeiterfdjußgefeß-
gcbimg merbe jeßt fepon hingearbeitet. Sn ben näcpften Tagen
mürben bie @emerbeauffid)tSbehöü>en angemiefen, Ausnahmen
nur in mirFlidj notmeubigen gallen gu bemiHigen unb gu
prüfen, ob bie Aufredhterhaltung ber bisher gemährten Aus¬
nahmen nod) notmenbig ift. SDie Ausnahmen follen überhaupt
fo halb mie möglich aufgehoben merben. Sm allgemeinen ftehe
bie Begierung auf bem ©tanbpunft, baß bcr Arbeiterfcpnß
aitSgebaut merben foll, fo meit bie ©ntmitflungSfäbigFeit oon
Snbnftrie unb ©emerbe unb bic SßettbemerbSfähigFeit eS gn-
laffen. Die Seit nach bem Kriege merbe eine Seit angeftrengter
Arbeit fein muffen. ©S merbe fepmer erfepeinen, bie beiben
©efidjtSpnnFte: Bflege ber ArbeitSfraft unb ^.angeftrengte
Arbeit gu oereinbaren; freilich beftepe Fein BMberfprncp, ber
nicht gelöft merben Fönnte. Die gorberungen, bie Oon beiben
©eiten anfgeftellt merben, mürben fid) gemiß auf einer ßinic
begegnen Fönnen; eS merbe fiep gemiß baS richtige Maß finbeit
für ben Ausgleich gmifd)en bem ®odpbrnd, unter betn bie Arbeit
geleiftet merben muß, unb bem ©cpuße ber ArbeitSFraft. Das
ridjtige Maß 311 finben, merbe Aufgabe ber Begierung unb ber
Parteien fein. Die Begierung merbe bemüht fein, bie Bid>t-
punFte ber fogialen Anträge nach unb nach in bie SöirFfamFeit
uingufeßen; ber Ausbau ber ©ogialpolitiF hänge mefentlicp
baüon ab, baß bie bamit oerbunbene Belaftung im BerpältniS
479
480
(Soziale ^raji§ unb Slrrijiö für BolfSmohlfaljrt — 1918 — XXVII. Nr. 81.
311 anbcren Staaten crträgliri) bleibt. (rs luerbc oiel baraiif
mifommen, lute lueit hier bic anberen Staaten geben. Es märe
fefjr 311 begrüben, u>cnn in ben Triebe 11 s t> e r 0 a 11 b =
111 n fl e ti hierüber Bcreinbornngcn aitftanbc fätnen. Taft in
ben befehlen (gebieten Belgiens foaialpoIitifd)e Ein¬
richtungen angebahnt tuerben, bie n>obl bleibcnb fein merben,
fei als lieber ansunehmen. ßnfammenfaffenb -Fönne er bet«
fiebern, bafe bie batjerifd)e Negierung mie bisher fo auch Fiinftig
ben Ebrgeia bnben mitb, bei allen Berbefferringen ber Sage
ber arbeiitenben klaffen mit in borberfter £inie 311 fein. Ter
i n i ft e r b e S Snnern betonte, bie Regierung merbc l
bafiir eintreten, bafj bie SS 0 cbe n b i l f e fo meit mie möglid)
nach bem Kriege fortgefübrt merbe. TaS SNinifterinm be£
Snnern merbe ftetS bemüht fein nnt ben NuSban ber Bet«
ficbernngSgefebgebung, fomeit es immer bie Entmitflung ber
mirtfcbaftlicfjen Berbältniffe unb bie SSirtfdbaftSFraft geftatten.
Tie Sin träge, bie fid) auf ben Slrbeiterfcbub beaieben, mürben
angenommen.
Tic Stellung ber babifdjcit Neflieruitfl aum Verbot ber
0 ?adjtarbeit iit Bntfereieit. babifeben Öanbtag oertrat bei
ben Beratungen über ben Haushaltsplan beS Innern ber Slbg.
Strobel bie feünfcbe nad) Erlaft eines (GefebeS über baS Ver¬
bot ber Nachtarbeit aud) für ben grieben unb machte bei btefer
(Gelegenheit ber babifeben Negierung 311111 Bormnrf, bah fie
— ähnlich bem Borgeben ber fächfifd>en Negierung — gc-
ftattet habe, bafc baS für ben ®rieg geltenbe NadjtarbeitS«
oerbot burcblödjert morben fei. Ter NegierungSbertreter er«
flcirtc biefe Ntafenabme bamit, bafe Klagen laut gemorben
feien, baS Brot fei ungefnnb, menn ber Sauerteig nicht aeitig
genug bergcftellt mürbe. Taber fei auf Slnratcn beS Kriegs«
crnäbrnugSamteS unb nad) Anhörung beS babifdien SanbeS«
gemerbcairtteS ben BeairFSämtcrn geftattet morben, je nad)
bem örtlidjen BebürfniS bie 3eit oon 9 bis 10 Uhr abenbs
für bie ^erftetlung beS Sauerteigs freiaugeben. ftnt übrigen
aber befannte fid) bic babifche Negierung burcbaitS baait, bah
oas Ber bot ber Nachtarbeit „311 einem großen foaialen gort*
'allritt geführt habe, Oon bem es nur ermünfdd fei, meun er
“I* Errungeufdiaft bes Krieges in bie griebenSaeit hinüber«
genommen merbe."
Bätfennciftcr für bas Nad)tbatfoerbot. Ter Scntral-
oerbanb beutfeher Baderinnungen „(Germania", ber 24 3meig«
oerbänbe mit 70 000 SNitgliebcrn umfaftt, bat auf feiner
Tagung am 24. Npril in Berlin bem (Gefefccntmurf über bas
Nacht badoerbot augcftimint, jebod) empfohlen, ben Beginn ber
Slrbeit auf 5 Uhr, anftatt 6 lll)r, morgens fcftaufefcen, um
aunt griibftücf frifche Badmare liefern 311 formen. Sn ber Ber«
banblung mürbe betont, bah im Bädergemerbe SNeiftcr unb
(Gehilfen einig feien im SSunfche beS NacbtbacFberbotS.
Puijituitgs- und goöfttfragen.
(fine allgemeine SSobitung^aäblung mirb nad) einem Be*
fd)lu& beS BnnbeSratS in ber 3cit amifd)cn bem 15.—31. $Nai
in allen BnnbeSftaaicn oeranftaltet morben. Tie 3äblnttg be*
fdjränft fid) auf bie (Gemeinten mit 5000 unb mehr 3milein«
mobnern. Nad) ber Befanntmad)itng beS BnnbeSratS follen
jebod) fold)c (Genteinben mit meniger als 5000 3ibileinmol)ncrn
ber lief fiddigt merben, bie für baS SSobnbebiirfntS ber Bcrfonen,
bie in gröberen, ber 3äf)lnng untermorferten (Gemeinben be*
jehäftigt merben, in Betrad)t fontmen. hierher geboren bic
Heineren (Genteinben in ^nbuftriebcairFen unb bie Borort»
flemeinben ber Stabte. Tie Beftimmung, auf meld>c btefer
(Getneinben bie SSobnungSaäblung au erftreden ift, ftebt ber
^anbeSacntralbebörbe 311 , ba fie am beften bie Bebiirfniffe bcs
eigenen Staates unb and) bie Bebiirfniffe bcnad)barter BnnbeS*
ftaaten beriidfidbtigen Fann.
$ittntrifd)e pittrilungen.
S t a fc u t e n b c S S n t e r n <t t i 0 n a I -e n Suter tncbiacrcn
S n ft i t u t S im a a g. 1918. 20 S.
®ie Beitfdjrift Vravi* unb ^vdjlv für ift bureb aDe Söutbbrtnbluttflen unb ^oftämtcr CMaeitungSnummer 7137) ju beaieben
©inaelmtmmer 35 5Der ?Cnaeigenbrei3 ift 45 für bie üiergefpnltene petita eite.
Rur ©utlaftung be§ ©efd)äftsfübreis ber 3^utvaIfteHe für
BSohuungdfürforge im Hünigrelch Saufen
2. ®efd)äft3fa!ttet
für halb gefudjt. Slfab. Ool!Stoirtfd)aftlid)e Borbtlbutig, ©rfabnmgen
im SSobnungStoefen, getoaubteS Sluftreteit Borbebiitgiutg; erlüüufcbt
Erfahrung int ©ertoflltitiigS« unb (GenoffenfdjaftStuefen. Singebote nt.
®ebaltSforb., ifebenSlanf mtb Empfehlungen bis fpäteftenS 81. SJlcit 1918
an bie 3entralfteKe für SSohnungSfürforge, T reSben«Sl., <Sd)iefegaffe 24,11.
SBefrumtotadjuttg.
Bei bem ©tabtmagiftrat Nürnberg ift bie Stelle eines
ISffcfford bed @tatiftifdhen aisbalb au beferen. fDtit ihr
ift ein penfionsbered)tigter SlnfongSgehalt Oon 4800 SNf. Oerbunbett, ber
alle 8 ^abre unb atoar oiemtal um je 500 9Kf. unb einmal um 400 SNf.
bis aum ^öd)ftgel)alt Ooit 7200 SKI. fteigt. Sluher bem (Geholte loirb
ttodb eine ßricgSteucrungSbeihilfe geloährt, toelche nach ben beseitigen
(Sa^eu bei bem ernjäbnteu 3lnfangSgeholte für lebige Bcrfoneu jährlich
450 9Nf., für Oerheiratete jährlid) 750 Nd. unb 120 Nd. für jebeS ^inb
unter 10 fahren beträgt.
Nicht ausgefthloffen ift, bafe aur Berücffichtigung befonberec Ber«
holtniffe and) lucitergebeube Bereiubaruugen über beit (Gehalt getroffen
toerbeu. Nedjte unb Pflichten merben in einem Tienftoertrag geregelt
merben. UmaugSfofteu merben uidit oergiitet.
Bemerber, bie miffeufdjaftltd) entfpredjenb oorgebilbet unb auch in
ber BrariS geniigenb eiprobt fiub, mollett ihre (Gefuctje unter Tarlegung
ihrer perföitlidjen Bcrhälluiffe unb ihrer bisherigen £ätigfeit mit ben
erforberlidjen Reugniffen, aud) mit einem amtSäratlid)en ReugniS über
ben (GefunbheitSauftanb bis aunt 1. SNai 1918 hieramtS einreichen.
Nürnberg, ben 10. Slptil 1918.
Stabtmagifteat.
Dr. ©efiler.
V t c l a g oon $ußao $ t f d) e r in Jena.
öke 6te fltutter.
7 lfa 6 emifd)c Untnttsrtöe
oon Dt. J. 3 brat)im,
-——-- - 0 . 6 . Prof, der äfndcrfyeflfande In 3 ena.
♦ ♦ ♦ ♦ Preis: 75 Pf. ♦ ♦ ♦ ♦
(Soidoet Cebensoetfiibeningsbcror auf (Begrafeifiöleit.
(Errietet 1827.
Bisher abgefchloffene Berficherungen . . . 2345 Niiüionen Btart.
• ausgeaahlte Berficherungsfummen 810 *
• aurürferftattete überfchüffe. 361
Kde fldef|#äffc tommen unoerfürjl den Perflc^eningonehmern jngnte.
Tie Banf übernimmt
Terflcherangeti auf benXobeo* unb (Erlebens?all(lebenslängliche unb
abgetürate Berficherungen) gegen Rohres- unb Bierteljahrsbeiträge,
3ufahoerfid)etungen oon Beifragsfreiheit mit barer Benfe für ben
3noa(ibifdfsfaU mit ffeigenben Bberfchtihanfeifen.
Berfid)erung oon Ceibrenfen unb bebingungsfos aahlbarenBenfen
auf 1 unb 2 fieben aus fälligen Berfid)erungsteiftungen
mit BüdFaufsberechfigung unb Bberfd)uhbefei(igang.
üütoerficbentng ergänaenberlDitmenrenfem.ilberfchahbefeilignng.
Slusfunft und ^Jrofpefte erplUid) bei ber IBanf in ®oti)Q foxoie bei ben
Vertretern an größeren unb mittleren Orten.
Bertag oon (ünffao Jifchrr in 3ena.
Tie Jeier ber (Brunbffeinlegung
für dos oeoeöonsOesMifofs ffit Seeoetledt und Beitioittfdiaft
an ber Ehriftian’Nlbred)tS*llniberfität 3« ®iel,
üaifer - Bilhelm - Stiftung» am 9. Jebruar 1918.
Tie Neben unb Sl n f p r a d) e tt.
Breis: 1 Ntarf.
Tic jycü’r ber ('»Uuiibjieiiilecumg für bnv neue ."pan« bo« für 2ci %
bcrfol)r imb Uridtnnrtfcltctft bat am l». ,\e.bruur l'.us in Miel ftattgofunben. 'Jlu-r-
aflen Teilen be* rHeidjcö mären bic «yrounbe bc<J ^nfiitnto nad) Uid qefonunon. um.
einer ®ett Dun »voinben 511m Trott, ein 3 ßerf begrituben jit Reifen, ba -3 au feiueni
Teile ba^u beitragen fall, ber ^ufuuft bou Volf unb Vaterlaub ben Vobeu ,ut M
reiten. Vom Weine biefe* in fdjmerer ^eit felbftbenmfü gefeierten frefte* moQen
bic folgenbeu Vlätter öffeutlid) Seiifluid ublegeu. Sie enthalten eine Dleilie bebeut
famer 'Jicbcit imb Slnfprarijen boit berborragenbeit Vertretern be« .^anbei*. bei
VMffciifdjaft unb ber ^ubuftrie. Sitte biejenigen, bie an ber SSeiterentn^irfumg
unfere« Vaterlanbc« auf bcmWebiete be* Seebcrfe^r* unb ber Söcltmirtfcbaft ^nter
effc tja&eii, unb tt>elcf>er Tcutfcfje ^citte ba« nid)t, merben Äöufer btefer Sc^rift.feüi
Veraiitmortlicf) für bic ® ^rifileUung :Dr.2ubn)ifl^et)be. ® erlin« ®nmernalb. ~ Verlag :®uftab8if<her, Rena.—©ebrudt betRuIiuSStttenfelb, $of6u<$&nitret., Vetlin W 8
JJfrlht, iro 9. Jttai 1918.
llitmnirr 32.
g*a$iale $}xaxi&
unt>
A
«glvUjiv fixx $f0lh&tv0\)lfai)xt*
QErfibetat an febem Donnerstag.
SdljrlftUttang:
gerltv W s&,* IliUenlorfflr. 29/30
Straffxut}tt Amt MolUnborf $809.
Seranigeben
IJrflf. Dp. ®. |r«nd« unb JItuf. Dr. UH. glmmertnamt.
tfrets »tertei|äl)rlldj 4 ütHarb.
Verlag:
©npan gen«.
ffcrnfprf^er 58.
Kn&aH.
2>te Sufunft beS 9(r6eit8öer*
IjältniffeS. Don 9luguft SB innig,
2. Dorf. beS Dauarbeiieiocrbanbe#,
#am6urg.481
ttflgemelsie eogialpolttif .... 485
SMe Aufhebung beS § 153 (SD.
Unfcr gewaltiger SWUUarbenfieg bet
ber 8. ^riegfanleibe
ttaterlänbifd)e* ^UfSbieuft ... 486
©djwerinoaliben im gilfSbienft.
OoUOent&^nutg «mb gebeut*
Haltung.486
©in SBirtfdjaftSplan für ba5 ^[a^r
1918/19.
©etriebseinfdjränfungen in ber eng-
lifc^en Dauntwoll- unb SBolI«
Spinnerei unb SBebereL
0r6eHer< tmb Unteüae^meroer«
tedtettgest . 487
5) i e 91 r b e i 18 f a m m e r it im
SU e i dj $1 a g.
9lrbeitSfammeru unb SiaatSarbeiter.
®egeit ArbeitSfanimern unb für
§ 153 (SO.
Organifattoncti ber Arbeiter, ©e*
lilfen, Uttgeffteaten unb SBe«
amten.488
Äongreg freiheitlich - natio¬
naler Arbeiter* unb 9lit-
geftelltenoerbänbe.
3ur tförberung ber Arbeiterinnen*
organifation.
2Raifeier in Teutfdjlaub.
ttrbeiterfcbttg . .. 492
®te (SefunbbeitSgefäljrbung
ber Arbeiterinnen in ber
chemifchen Snbuftrie
ftrbcitämarft tt. 9trbeit6nad)n»eig 493
S>er beutfehe ArbeitSmarft im äWärj.
Gin ArbeitaoermittfungSgefefo in
{Jinnlanb.
£iterarifc$e SDttttcilamgeu .... 494
Wbbrud fämtltd&er Auffäfce ift Leitungen unb geitfäriften geftottet, feboth mir
mit Doller (Quellenangabe.
Die gutamfl bfs ^rtifttsnerljiUtmflfs.
Bon AuguftSBinnig, 2. Dorf. beS 93auai beiterVetbanbeS, Hamburg.
£aS ArbeitSVerhältniS hat mährenb ber KriegSaeit tief-
einfeßneibenbe Veränderungen erfahren. 0 omohl Arbeiterschaft
mie Unternehmertum haben fid) eine Vefcßränfung ißrer Ve-
megungSfreißeit gefallen laffen muffen. 2 )ie Arbeiter fönnen
nicht, tote fonft, gegen unbcfricibigenbe ArbeitSbebingungen
mit bem Spittel beS 0 treifS anfäntpfen, bie Unternehmer haben
bort, mo fie bis babin noch in Doller 0elbftherrIicf)feit über
baS ArbeitSVerhältniS verfügen fonnten, rechtmäßige Arbeiter*
Vertretungen' anerfennen unb ficf) 311 Verhandlungen mit biefen
bequemen muffen, ©teilt man in biefer Situation bie grage
nach ber fiinftigen Art beS ArbeitSVerhältniffeS, fo tt>irb man
biefe burch ben £)rud ber KriegSnotmenbigfeit errungene
Entmidlung nicht ohne meitereS als auch für bie fpätere Seit
beftimntenb anfehen biirfen. ES ift eine 0 eIbftVerftänbli<hfeit,
baß beiben teilen mieber ein größeres 2 D?aß von VemegungS*
freiheit mirb, ber heutige ,8ft>ang ift mit ben ©runbtatfadjen
ber beftebenben 0oaialorbnung unvereinbar unb nur als un¬
erbittliche KriegSnotmenbigfeit erträglich. $arin finb beibe
£eile, Unternehmer tt>ie Arbeiter, einer gleid>en Meinung.
Aber etmaS anbereS ift es mit ben X e n b e n 3 e n , bie in
biefer Entmidlung beS ArbeitSVerhältniffeS mährenb ber KriegS-
3eit 3um AuSbrud gefonunen finb. SBctrad^tet man fie nämlich
nadh ihrer äöefenßeit, fo verlieren fie viel von ihrer fdbeinbaren
3ufätligfeit unb fteüen fid> at§ fotqerid)tige, menn aud) außer-
orbentlich forcierte gortfeßungen einer bereite lange vor bem
Kriege vorhanbenen' Gmttvirflung bar. 0otveit ihre ©rgebniffe
ber Ausfluß reiner ^riegSnotmenbigfeiten vxiren, merben fie,
gans. ober hoch 3um größten Xeil, tvieber rüdgängig gemacht
tverben. Aber auch bie fommenbe Seit tvirb ihre ^ottvenbig-
feiten haben, unb von bereit Art toirb eS abhängen, mcl(he
Kräfte alSbann bie ©ntloicflung beS ArbeitSVerhältniffeS be*
ftimmen iverben.
* Um in biefer ©ntloidlung nicht at^utveit 3urüd3ugreifen,
fei hier lebiglid) barauf hingetoiefen, baß bie foaiale Atomifie-
rung bnrd) ben Vorbringenben St'abitatiSmuS bie ftaatlid)e 5 öe-
einfluffung beS ArbeitsverhältniffeS, bie fid) Vorher bis auf bie
Sinaelheiten ber ArbeitSaeit erftredte, faft gana auSfd)oltete.
(Sntfbrechenb bem Kräfteverhältnis atoifchen! Unternehmertum
unb unorganifierter Arbeit mürbe bie Regelung beS ArbeitS-
Vcrhältniffes einfach eine Angelegenheit beS Unternehmers.
Don einem gemiffen fünfte an beginnt hier eine neue @nt*
midlung. Auf ber einen 0 eite fieht fidf ber 0 taat au Arbeiter*
fdjußgefeßen unb bamit au erneuter Einflußnahme geamungen,
auf ber anbern 0eite beginnt ber ^ßroaeß ber £)rganifierung
unter ben atomifierten Arbeiterntaffen, ber allmählid) 511 einem
von ©emerbe 31t ©emerbe Verfchiebenen 2 ftitbeftimmungSrecbt
ber Arbeiter bei ber ©eftaltung beS ArbeitSVerhältniffeS führt.
0o bilbete fid) in ben lebten Soh^hnten eine unverfennbare
unb ftarfe Stenbena, im Arbeitsverhältnis neben bem bominie-
rcnberi Einfluß ber Unternehmer ben Einfluß ber Arbeiter
unb ber öffentlichen ©ernalt aur ©eltung -au bringen.
Qebe biefer brei DJächte: öffentliche ©emalt, Arbeiterfchaft
unb Unternehmertum vertritt in ber ©eftaltung bes ArbeitS¬
VerhältniffeS einen Komplcr beftimmter Sntereffcn, mobei fich
Arbeiter unb Unternehmer als ©egenpole gegenüberftehenu Se
mehr biefe beiben als fokße in Aftion treten, um fo mehr fühlt
fid) bie öffentliche ©emalt 311m Vermittclnben ^amifdbentreten
Verpflichtet. . 0 ie tut eS unter Berufung auf bas öffentlidjc
^ntereffe, in SBirflichfeit aber fpielten in ber Dergangenbeit
aud) nic^t feiten Diitfficbten auf baS Unternehmerintereffe bei
ber Eirtmifchung in ben 0 treit eine Dolle. $aS öffentlidje
Sntcrcffe ift an ber ©eftaltung beS ArbeitSVerhältniffeS ohne
Smeifel lebhaft beteiligt, aud) menn bie Berufung barauf oft
au Unrecht gefchehen ift. £aS trat insbefonbere bei ben amt¬
lichen unb halbamtlichen 0 d)lichtungS- unb DermittluugS-
verfudhen in ben lebten gnebcnSjahren hervor. SBo fich
Arbeiterfchaft unb Unternehmertum in ftarfen Organifationen
gegenüberftehen unb fich in umfaffenbe Kämpfe 311 verftridert
brohen, ift baS öffentlid>c Qntereffe an einem 0 d)Iid)tungS»
verfuch immer gegeben, itorunt fahen ja fd)on bie lebten gric-
bcnSjahre ein Anmad>fen ber Deftrebungen, öffentliche £rgane
für bie Vermittlung bei ArbeitSftreitigfeiten au fchaffen. 2 )te
Einengung ber ®anblungSfrcil>eit beiber Partner beS ArbeitS¬
VerhältniffeS mar alfo ßhon in ber griebcnSaeit als beutliche
Xenbena Vorhanben, unb infofern fteÜt bie AuSgeftattung beS
ArbeitSVerhältniffeS mährenb ber KriegSaeit nichts grunbfäb-
lich DeueS bar: fie Vollzog fidh in einer Dichtung, bie jd>on vor¬
her, als golge ber SDobilifierung unb Organifierung ber beiben
©egenfräfte, in aller £eutlid)feit eingefi)lagcn mar.
^iefe Entmidlung barf man nicht außer ad)t laffen, menrt
man bie grage nad) bem fiinftigen Arbeitsverhältnis fteßt.
Eine unbefangene Betrachtung muß ergeben, baß feine Der?
fchiebung ber iatfachenlage eingetreten ift, bie eine grunbfäß-
Iidje Deränberung ber Entmidlung mahrfcheinfid) machen
fönnte. Unternehmerverbänbe mie Arbeitergemerffdhaften
483
Sofliale ^rajiS unb Atdjm für SBollStuoljlfabtt — 1918 — XXVII. Ac. 32.
484 '
haben mäprenb beS Krieges nichts an ihrer Vebeutung ein*
gebübt. Die ©emerffcpaften haben- beträchtliche ©inbube an
ßftitgliebern erlitten, 1,37 SWißionen ihrer ßftitglieber finb
flum ß'riegSbienft einbernfen morben, nnb burd) ben fo über¬
aus ftarfen 3uftrom an meiblicpen ArbeitSfräften an bert ©r-
merbSftätten mag mopl aud) eine Verringerung beS Anteils ber
©emerffepaften an ber gefamten Arbeiterfcpaft herbeigeführt
morben fein. Aber barauS barf man nicht fdplieben, bah bie
Vebeutung ber ©emerffepaften in 3ufunft geringer fein mürbe
als in ber VorfriegSfleit; bie beträd>tlicf)e Steigerung ber qc-
merffcpaftlicpen aVitglieberaapIen, im lebten ^apre mirb }old>c
©rtoartungen als fehl* hinfällig crfcheinen laffen. DaS @Ieid>c
muh Don ben UnternepmerPerbänben gelten; fann fid> eilte
folchc Annahme auch nicht auf aahlenmäbigc Vacpmeifc ftüpen,
fo fpreepen hoch alle Anaeidjen bafür, bah auch bie Unter¬
nehmer fünftig über nicht fcpmäcpere SfatereffenPertretungen
Perfügen merben als früher.
SBerben alfo bie Sfnftrumente flur Austragung ber ©egen-
fäpe Porpanben fein, fo mirb es anbererfeits auch nicht an
ßonfliftsftoffen fehlen. Vieles fprid)t bafür, bah fich bie ©egen-
fäplidjfeit ber Unternehmer- unb Arbeiterintereffcn in nod)
feprofferen formen als früher äubern mirb. Die ©rftarfung
beS ©robfapitalS unb bie AuSfcpaltung aaplreicher
fleiner unb mittlerer VetriebSeinpeiten merben bie
foaialen ©egenfäpe unbermittclter aufeinanberftofeen laffen.
Vor allem aber enthält bie borauSfid)tIid)e Sage ber beutfepen
VoIfSmirtfcpaft nach beenbetein Kriege gefährlid)e $onfltft»
umglicpf eiten. ©ier fepieben fich hei ber borauSfdhauenben
Vrüfung bor allem atüei Umftänbe in ben Vorbergrunb. Auf
ber einen Seite merben bie Arbeitermaffen mit bem ganzen
Drucf ihrer OrganifationSmacpt für eine Sohnregelung ein-
treten, bie ein leibliches ©leicpgemicpt 311 ben Soften beS
SebenSunterhaltS perfteßt. Anf ber anberen Seite mirb fich baS
Unternehmertum bor bie Aufgabe gefteßt fehen, bie für einen
jgnbuftrieftaat, mie Deutfcplanb eS ift, unentbehrliche Stellung
in ber SBeltmirtfcpaft aurütfaugeminnen. Damit finb att>ei Um¬
ftänbe gegeben, bie bon fid) aus au ft'onfliften fchmerfter Art
treiben müffen. Um hier eine gcfd>id>tlid>e Vamßele au fliehen:
mir merben einer äpnlid)en Situation gegeniiberftehen, mie in
ben fiebfliger unb aeptaiger Sehren beS hörigen SabrpunbcrtS.
Auch bamalS fliehen SBcltfonfurrenflftreben beS Kapitals unb
Sohnintereffe ber Arbeiterfcpaft aufeinanber. Der AuSmeg aus
bem SBiberfprucp mar bie AuSnahmegefepgebung unb bie
AcptungSpoIitif gegen bie Arbeiterflaffe. SBaS bamalS ein
AuSmeg mar, märe heute ein fiepe rer SBeg in ben Abgrunb. Der
SBiberfprucp ift auch bieSmal gegeben. Das 3BeItfonfurren3*
ftreben beS Kapitals mirb auf £>crabfepupg ber ©eftchungS-
foften brängen unb infofern einen Sopnbntd auSIöfen. Aber
ein foßper Drucf flöht heute auf einen ungleich ftärferen
SBiberftanb, ber, menn überhaupt, nur um ben pöcpften Vi’eiS
au brcd)cn märe. $üi biefer Situation ermadjfen ber öffent¬
lichen ©emalt befonbere Aufgaben. Sie mirb ernfthafter uitb
nacpbriicflidjcr als früher bie 9J?öglid>f eiten eines Ausgleichs
anmenben, unb fic mirb babei Diel mehr als früher bie öffent¬
liche 3uftimmung auf ihrer Seite haben. Aber and) biefen
ßftöglicpfeiten merben ©renaen geftedt fein. Auf beiben Seiten
fiepen fid) ^ntereffen gegenüber, bie für Staat unb SBirtfcpaft
gleich bebeutungSooß finb. ©ine pungernbe unb aßet: AuSficht
auf Aufftieg beraubte Arbeiterflaffe märe für Staat unb SBirt-
fchaft baS gleiche Unglücf mie ein Darnieberlicgen ber gemerb
liehen Tätigfeit. $iet märe ein Dilemma non pöchfter Un-
erbittlicpfeit gegeben.
üttan fann eS nicht einbringlicp genug auSfpredjeu:
m o IIt e man e S anf .ft o ft e n ber Arbeiter*
fchaft löfen, fo märe baS ein fad) bie ft a t a *
ft r o p p e.
Denft man bie gegebene Situation 31 t ©nbe, fo mirb man
unfehmer heute fepon Porausfepcn fönnen, bah bie Unterneh¬
mungen Perfucpen merben, bie burd) bie SBcltfonfurrena auf*
erlegtc $erabfepung ber ©eftepuugSfoften burd) anbere Mittel
als burdj ben offenen Sopnbrurf au erreichen. Die billigere
grauenarbeit mirb auch bann noch eine grope Volle fpielen.
£ier aber beginnt fdpon mieber baS öffentliche Sntereffe mirf-
fam 31 t merben, baS fid) bagegen menben muh, menn burd) un-
ameefutähige Vermenbung ober burep Vermüftung ber meiblicpen
ArbeitSfraft ber SebenSnerP ber Vation bebropt mirb. fteine
gemiffenpafte Regierung bürfte auch nur flögern, hier
fepüpenbe Scpranfen flu errichten. So mirb baS Unternehmer¬
tum fcpliehlicp in ber V e r b e f f e r u n g ber t e d) n i f cf) e 11
VctriebSm et hoben ben einfligen Ausmeg auS bem
Dilemma erfennen. Obmopl man oft, fkperlidj au oft, Pon
ber Voßfonunenpeit bbr beutfd)en VetriebSmetpoben gefproepen
hat,, ift eS jebenfaßS rid)tig, bah auf biefem ©ebiet noch Piele
SVöglicpfeiten offenftepen. Somopl in ber VetriebSorganifation
mie im eigentlid)en ArbeitSpergang unb im-ber Vefcpaffenpeit
ber Sßerfaeuge — meniger in ber Vefcpaffenpeit ber Dfeafcpinen
-- Wleppt baS beutfepe ©rmerbSleben noch manchen Urbäter-
pauSrat mit fiep herum, öeffen Abftohung feine SeiftungSfäpig-
feit erhöheiv mürbe. £eute fd)on finb Veftrebungen in
biefer Vid)tung tätig. Vton mirb nid)t belmupten fönnen, bah
fold)e Veränbernngen im VetriebS- unb ArbeitSproaeh bie
Arbeiterfd)aft unberührt liehen. Ob unb in melcpern Örabc
mit bem pöperen Vupcffeft aud) eine pöpere üraftanfpannung
beS Arbeiters Perbunben ift, mirb Pon gaß 31 t gaß Perfd)ieben
flu beantmorten fein. 3;n jebem gaßc aber ift bte Viöglid)feit
einer erhöhten Ausbeutung gegeben, unb baS aßein fd>on muh
bie Arbeiter unb ihre Organifationen flu befonberer 3 öad)fam-
feit Pcranlaffcn. Die pppfiologifcpen unb PolfSmirtfcpaftlicpen
(Gefahren, bie mit einer fcpärferenVationalifierung beS Arbeite-
pcrgangeS Perbunben finb, machen eS ber Arbeiterfd)aft Pon
Pornperein unmöglid), fiep hieran für unbeteiligt au erflären
unb baS Unternehmertum fcpaltcn nnb malten 311 laffen. ©5
bebiirfte hier gar nicht erft beS ©infprucpeS ber ©emerffepaften
— bie Arbeiter mürben fid) Pon felbft bagegen« aur SBepr fepen;
auch Pier märe alfo fein AuSmeg frei.
^n einer folcpen Situation, mo afle Sntercffcu beS bentfepen
VoIfeS ben nngeftörten gortgang ber Arbeit am 28erfe’ ber
mivtfdpaftlicpen ©meucrung forbern, unb biefer gortgang bod)
Pon tiefgreifenben ©egenfäpen in grage gefteßt mirb, ift bie
öffentliche ©emalt Por aßem berufen, bie Söfung beS ^onfliftS
perbeiflufüpren. * Diefe Söfung aber fann aisbann nur barin
beftepen, unter Vetonnng :unb Söapntng beS gemeinfamen
SniereffeS beiber ©egner am guten ©dingen beS mirtfepaft-
licpen SßieberaufbaueS einen AnSgleid) beiber Veftrebungen an
fudjen. ©in foldper Ausgleich mag in iebent ©inaelfaßc feine
befonbere Decpnif erforbern — feint ©runblage mirb immer
bie $ e r a n 3 i e p u*n g ber A r b e i t c r 0 r g a ne bei
ber Söfung ber \e m eils P 0 rlie g e n b e n bc-
t r i e b S » unb a r b e i t S t c cp n i f d) c n Probleme
fein.
©S ift natürlich PorauSaufepcn, bah fiel) gegen eine fold)e
Söfung fepr lebhafte ©infpriid)e erljeben merben. Auf Arbeiter¬
feite mirb man ben fo oft falfcp oerftanbenen iHaffenfampf-
gebanfen bagegen ins gdb führen, baS Unternehmertum mirb
bie freie VerfiigitngSgemalt über bie ted>nifd)en VetriebSange-
legenpcitcn! mie ein heiliges Vaßabium Pcrteibigcn. ©egen
fold)e SBiberftänbc merben SB orte höd)ftmahrfd)einlid) nur menig
äuSricpten fönnen; man ift gt 4 3 mnngen, ihre Überminbung ben
Datfacpen au iiberlaffen, bereit Drucf fiep fcpoit bnrdtfehcn mirb.
3iir aße bie aber, bie aud) in $nfunft an Steßen mit erhöhter
Verantmortnng an ber ©cftaltung beS foflialcn Sehens mit-
aitarbeiten haben, ift eS gut, fid) über bie grohe Sinie in bei
fiinftigen ©ntmicflung beS ArbeitSPerpaltniffeS flar au merben
unb ihr SBirfen ttad) ber gemounenen Vei'fPeftiPe einflufteßen.
Die Sufunft beS ArbeitSPcrpältniffeS -- bas ift baS ©rgebttis
biefer Unterfudpung — mirb in einer fid) aßmäplid) fteigernben
paritätifdjen 3nfantmcnarbeit ber beiben Vartner beS ArbeitS-
PertrageS beftepen. Dabei mirb bie öffentlid>e ©emalt, unter
aßmäplicpcr ®c y rauSbiIbung gefeplicpcr ober gemopnpeits«
mähiger Vegeln, foloopl als Mittler mie als ©arant ber ge¬
troffenen Vereinbarungen baS ©ebiet ihres ©infhtffeS auf bte
©cftaltung beS ArbeitSPerpältniffeS ermeitern. Die Aß^tm
perrfdpaft einer foaialen ©ruppe über baS ArbeitSPcrpältniS
ober eines feiner Teilgebiete mirb bctu Drucf amingenber Vot-
pjenbigfeiten meiden, — baS ArbeitSperpältniS mirb Pcrgcfefl-
fd)aftlid)t, mirb ein ©lieb ber groben Soflial- unb SBirtfchafts-
organifation ber VolfSgemeinfd)aft merben.
Dies 3id/ fo beutlicp cS als amangSläufigeS ©rgcbniS
ber ©ntmicflung erfdicint, mirb ficperlidj nid)t ohne Kämpfe 311
erreichen fein. Aber mir merben biefe unPernteibbare $eriobe
ber ©ärungen nnb Kämpfe, ohne bie ein grober nnb grunb-
legenber foaialer Sortfcpritt nid)t möglich ift, um fo fepneßer
uitb Ieid)ter iiberminben, je gröber bie 3 ahl berer ift, bie bie#
3iel als folcpeS erfannt haben.
48o
(Soziale pragid unb ArcbtP für VolFdmohlfahri — 1918 — XXVII. Ar. 82.
486
^Ulgmme Swifllpflltttfi.
2ie Aufhebung bed § 153 ©D.
ift Pom Reid)Stag ohne AuSfcbudberatung nad) Furzer Er¬
örterung in ber Volloerfammlung am i. Mai in 1- unb am
4. Mai ohne Debatte in 2. unb 3. Hefung gegen bie KonferPati-
Pen, einige 9?ationafliberale unb SreiFonferPatiPe angenommen
tuorben — gemäd ber Vorlage beS VunbeSratS (ogl. 0b. 472).
^avnit ift enblid) ein fcblimntcS AuSnahmegcfeb, baS mie ein
Sölocf ben 2Hcg 311 jeber grünblidjen Reform beS ®oalitionS-
rechts Perfperrte, gefallen. ES ift eine £at ber ©ercd)tigFcit,
bie hier Poübracht morben ift, ein altes Unrecht ift gefiifmt,
unb eS fügt fich frcunblid), bad am 1. ÜRai bie eigentliche Ent-
fcftdbung fiel, eine Maifeier im VkltFricge!
Von ber Regierung ergriff niemaub bad SBort; mas fie
311 fagen hatte, mar in bet furzen Vcgrünbung bed ©efepeutmurfS
Porgebracht tDorben. Manien ber $entrum»partei erflärte Abg.
V e d er = Arndberg, mit ber Aufhebung ber Veftimmung merbe ein
alter SBunfd) ber Arbeiter erfüllt; notmenbig aber fei ald Ergänzung
ber Aufhebung eine pofitipe Regelung bed ~>Koalitiondrechtd. Abg.
E b e r t Pon ber fc^ialbemofratifchen S)iehvheit«fra!tion mied fur.j
auf ben gehäffigen Eharafter bed § 158 hi»/ ber nur gegen Arbeiter
in Anmcnbung Fomme unb bem allgemeinen- Recfjidcmpfinben in»
©cficfü fd)tage. Et hoffe, bad fpäter auch ber Erprcffuugöparagrapfj
iiij^t mehr gegen gemerFfdjaftlirfje .^anblungen ben übt merbe. sticht
minber cntfdhieben ftimmten für bie fortfdjrittlidjc VolFdpartei Abg.
2) obe, für bie grofee Mehrheit ber Rationalliberaleu Vlbg. $ u n cf
unb fegar für bie gefamte 5>cutfd>e Partei Abg. SB ehrend ber
Aufhebung bed ,$c 153 5U. Auch für bie Unabhängigen (Sozialbemö«
traten erflärte Abg. $ ä d e l bad ©lci<he, ebenfo für bie Polen Abg.
AomicFi. Einzig bie Konferoatipeit fdjloffen fidj aud; für fie
brachte Abg. (Schiele all bie taufeuöfad) mibertegten Einmäitbe ber
Arbeitgeber unb ber „©eiben" uor, bie im § 158 einen Schub gegen
bie „£errorifierung ber ArbeitdmiUigcn" erblicfen, meil fie für bad
Söefen gemcrffchaftlidjer Solibarität unb Ehre fein Verftänbnid be=
üben. 9Wit Rcd)ti ucrjichtctc Vlbg. Hegten auf eine ©Überlegung
ber Fonferüatiüen Darlegung; bie Vereinsamung ber KonferPaiioen
unb ihrer -Slnljängfei in ber Erörterung unb Vlbftimntung ift an fi<h
fdjon eine braftifdje ©Überlegung.
0o haben Regierung unb Reichstag gemeiufam bem be¬
rüchtigten Paragraphen nach 50 jähriger HebenSbauer ben
(daraus gemacht unb ihn ohne lange Seichenreben zu ben
£oten gemorfen. Riemanb, ander ben Scharfmachern" unb
ihrem (befolge, mirb ihm eine £räne nach tue inen. £ie ©etuerf-
fchaftcn, bie gefamte ftanbcSbemudte Arbeitnehmerfchaft, nicht
minber aUe 0ozialpoIitiFer freuen fid) biefer £at. beS
1 . Mai 1918 unb hoffen, bad nunmehr (Bericht «nb Ver¬
mattung in ber Vehanblung Pon streif ber gehen gemäd ben
angemeinen Strafgefcüen einen billigen unb gerechten Mad’
ftab 511 finbett mitten/ Möge bie 93efeitigung bed § 153 @£). ■
ein guted 2 ßabraeichen fiir eine freiheitliche Reform beS ge¬
filmten SloalitionSrerfitS fiir alle Arbeiter unb AngefteUten in
^nbuftrie, §anbcl unb Hanbmirtfcbaft fein!
Itnfcr gciualttgct 9)Hlliarbcnfieg bei ber 8- Siriegöanleihe
gab bem um biefen Erfolg hochberbienten 9?eicb£banfpräfi-
benten Ur. öabenftein in einer 8 ifcung bcS 3 cntralau^*
fchuffeS ber 9teid>3banf am 26. April Anlafe a« bemcrfenS-
tuerten Änderungen: „9todj mehr als bie früheren ift biefe An¬
leihe eine Anleihe beS ganzen 93olfeS geluorben. 93ei
allen (Gruppen ber 53crmittiungsftellcn Uieifen bie Beichnnngen
baS gleicl) giinftige, gegen bie früheren Anleihen ftarf er¬
höhte Ergebnis auf. SöcfonberS erfreulich ift, öad attd) bieSmal
tuieber 0 p a r f a f f e n unb ©enoffenfehaften eine be-
fonberS ftarfe 0teigerung gegen bie lebten beiben Anleihen ge¬
bracht haben/' Xeutfchlanb lüerbefinanziell unb luirtfchaftlichben
Shieg länger auShaltcn als jeber feiner 3einbe: „tiefes arbeit-
famfie, gcbanFenreichfte unb organifationSfähigfte aller Golfer,
biefeS Pon tiefftem Pflichtgefühl befeelte unb Pon höchftem
3taatobemudtfein getragene 93olf, beifen 0par- unb ginanzfraft
mit jebem Sahr beS Krieges nur höher rnächft, luirb bie Haften
beS Krieges, unb feien fie nod) f o fchtuer, leiditer tragen unb
Schneller mett machen fönnen als irgenbeiner feiner ©egner."
‘;)ad)t nur in bemäeidjnungSergebnis überrage biefe Anleihe alle
früheren, fonbern auch in ber Öiröde unb Sdmelligfeit ber Ein¬
zahlungen, unb baS fpredie am beittlichften für bie 8 tärfe ber
beutfehen luirtfdiaftliihen .Straft unb für bie gefuubc unb gute
Perfaffung beS ©clbmarfteS.
S)ie faft 15 SJiiUiarbcn bei* 8. .Urieg»aiilcü)e finb in mehr cild
i^'A AtiUioncn Einzelzridimingen aufgebradit morben. Nation treffen
auf bie f l e i 11 e n 3eichnungen bis z«c ^>öhe bon 2000 JL faft
6 SW 11 li 0 n e n (genau 5 963 484) mit runb 2 3Williacben — ein
93ett>eid, mie in SBahrheit biefe Kriegsanleihe eine Solfdfa^e
getaefen ift!
tyaUtimmn f Uf timt.
Sihiuertnoaltben im 4>tIfSbtenft. 93om ^riegSminifterium,
ihiegSamt, mirb befannt gegeben: ES ift Perfchiebenilidj bie
Peobaditung gemacht morben, bad betriebe, benen bie Pom Sfeft-
ficfliingSauSfdmd feftgefepte 3al)l Pon $ilfsbienftpflid)tigen
nicht genügte, alsbalb bie bei ihnen befdjäftigten ^riegS-
befdhäbigten entlieden, um fo bie 3al)l bei* Pon ihnen befchäftig-
ten ^ilfSbienftpflichtigen auf baS Pom geftftellungSauSfdhud
Pcrlanqte 9Wad zu minbern. ES fteht auder Srage, bad baS
Peftreben ber Unternehmer, auf biefe Art ihre betriebe pur
mit Poll leiftnngSfähigen ®ilfsbienftpflid)tigen z« befepen, ben
3icfen ber ^riegSbefchäbigtenfiirforge za^iberläuft.
3nt ^Bereiche eines geftftellungSaudfchuffeS ift ztoeds 93ernieibung
berartiger 93or!ommniffe in ber SBeife Perfahren trorben, bad in
jeber einzelnen Entfärbung einmal bie ööchltaaljl ber guläffiften
^ilfsbienftpflichtigen beftimmt, baneben aber bemerft mirb, pad
auderbem nod) eine 3®hl 0d)merbefd)äbigter in biefen Setriepen
Sermenbung finben fann. ^n folchen fällen märe alfo folgenbet
VluSfprud) bed {yeftftellungdauSfchuffeS z u treffen: „S)em Settiebe
mirb geftattet .... (3. S. 80) ^>ilfsbicnftpftichtige zu befdjäftigen;
auderbem fönnen .... (3. S. 6) Ochmerbefchäbigte, b. h. Kriegs-
befd>äbigte mit 50 b. £>. ober mehr Aülitärrente, eingeftellt merben."
^cn ^ricgSamtSftcllen ift hierpon Mitteilung gemadjt mor¬
ben mit bem Erfuchen, bie SeftftellimgSauSfchüffe entfprechanb
Zu Perftänbigen. %n gleicher SBeife mie bie 0chmerFriegS-
hcfd)äbigten Fönnten auch bie Empfänger Pon ?$m>aliben- Unb
Uufallrcnten befonberS herüdfidhtigt merben; lefctere allerbingS
nur, menn fie eine diente Pon 50 p. $. ober mehr beziehen.
f tillwnfäljnrag unö
Einen SöirtfdjnftSpIan für baS 3nhr 1918/19 hat ber
KriegSauSfd)ud für Konfumentenintereffen in einer ausführ¬
lichen Eingabe an baS KriegSernäbrungSamt aufgeftellt.
^n ben Sorbergrunb ber Semühungen um eine belfere Hebend*
mittelPerforgung mirb bie 93 e g ii rt ft i g u n g ber I a n b m i r t *
f <h a f 11 i <h e n ProbuFtion gefteUt, boc^ rät bie Eingabe ba*
pon ab, ben Vlnreiz lebiglich burch hohe Prctfe ober bie zmeifelhaft
mirfenben Prämien zu bemirfen, fonbern mitl Pot allem görbetung
butch Sreiftellung Pon Vlrbeitdfräften (Seurlambungen zur Seftell-
unb Erntezeit), fomie burd) llnterftühung aller Vlrten technifchcr
Scrbefferungen. Auf möglichft fcharfe Erfaffung ber lanbmirtfehaft-
ltdjen Probuttc an Ort unb (Stelle mirb SBert 'gelegt, um bem
(Schleichhandel Porzubeugen.
2:ie Eingabe madjt meiter Sorfchläge über bie © e m ü f e» unb
Obftperforgung, bie im porigen ^»abr z u befonberd Piel
Klagen Anlad gab. Sefiirmortet mirb bie Sefchlagnaljme bed §erbft*
gemüfed, bod) müffe burch audreichettbe Serfehrdgelegenheiten für
eine gerechte unb fdmeüe Verteilung geforgt merben.
Auch öie Kohlen frage mirb in ber Eingabe berührt. Ed
mirb gcmünfdjt, bie Rationierung beizubehalteu, jcboch ben Sommer
über bie Einbedung ber 93erbraud>er, bie geniigenb Raum haben,
ZU ermöglichen, betriebe, bie für bie fiebcndmittelPcrforgung in
^rage fommen (5. 93. 93etriebe für bie .^erftcllung ber Aäbrmittel
aud ^»afer unb ©erfte, bie 93etriebe ber ^uderfabriFation) füllen por*
zugdmeife beliefert merben, bamit fie nid|t, mie im Vorjahr oft ge«
fd)ehen, au» Koljlcumangel ftill ftehen müffen.
5)ic Eingabe erFennt zh>ar an, bad bie berechtigten
Sorberungen ber Hanbmirtfdjqft unb beS ©anbelS auf Preis¬
erhöhung unb Erleichterungen ihrer PetriebSführung beriicf*
fid)tigt merben müffen, rücFt aber bie Sntereffen ber minber-
bcmittelten Verbraucher in ben 93orbergrunb, ba biefe burdj bie
^ricgSPerhällniffe am fdjmerften gefchäbigt finb.
Vctricbdcinfchränhtngcn in ber cnglifdjen Vanmtooll»
unb SBoU-Spinneret nnb SBeberet. Um ber 0peFulation in
95>oKe unb VaummoHe entgegen zu mirFen, bie fich infolge ber
fteigenben Knappheit biefer Rohftoffe in Englanb bemerfbar
tuad)t, hat baS $(inbelSamt,nad) PorauSgegangener 93erftän-
bigung mit ben Vertretern ber Perfchiebenen ^nbuftriezmeige
Verfügungen zur EinfchränFung beS AnFaufS ber Rohftoffe
unb ber äöeiterPerarbeitung erlaffen.
^cr Vlnfauf ber 93aummotle ift bahin eingefchränft, bad bie
firmen nicht mehr auf einmal an Roljftoff einFaufen biirfen, als fie
in einer 9Hod>e Perarbeiten Fönnen. Zk Vetriebdeinfchränfung ift
487
(Soziale fragte unb Archiv für VoIfSWoblfahrt — 1918 — XXVII. Kr. 82.
488
fo geregelt, bafe in ber VaumWollverarbeitung ba8 AJafe beffen he*
jdjrättft ift, toaß verarbeitet werben barf, Während man in ber Atoll-
Verarbeitung bie ^ödfyftarbeitggeit lyerabgefept hat. SBer äglyptif dye
StoumwoHc verarbeitet, barf bagfelbe AJafe wie vorher erreichen, bei
araerifanifdyer Vaumwolle ift ber Sab auf 70 V. §. fyerabgefefct. 93ei
ber Atollverarbeitung ift bie {pödjftarbeitggcit auf wöchentlich 50 ©tun*
ben begrenat.
©g foll nun beobadytet merben, meldyer Von ben beiben
Atogen zur Arbeitgbefdjränfung fiefy alg praftifdyer ermeift, ob
bie Vegtenaung ber Arbeitgmcnge ober bie Vefdjränfitng ber
Arbeitsamt. __
JLrbfttrr- mti> itntcntfljiufruertrcttniijfn.
Tie ArbeitSfammcrit im AeidyStag.
9?ady ber erften &ejung am 1. unb 2. 30?ai hat bie Vollver¬
sammlung ben ©efepentmitrf an einen Aitgfdyufe Von 28 3Jiit-
gliebem vermiefen. Tiefer Ausfdyufe mirb feine leidyte Arbeit
haben. SBie bie erftc Beratung geigte, geben bie Meinungen
unb AJiinfdye ber Parteien nadj febr Verfdyiebenen Dichtungen.
Tie DtcgicrungSvorfage ftiefe auf ftarfen Sßiberfpntdy bei ben
meiften Dtebnern, am frcitnblidyften mar nod) bie Aufnahme bei
ben Stonferbatiben. Tie Vefefeitng beg ®aufeg mar letber
febr frfymady.
Ter Stantgfefretär beg DteidySwirtfdyaftgamtg, Freiherr
V. Stein, ber bet ber unmittelbar vorangehenben Veratung beg
§153 @D. gefdywiegen batte, leitete bie erfte Rcfuitg beg Arbeite*
fammerentwurfs mit einer furzen Diebe ein. ©r betonte als §aupt*
auf gäbe bet Kammern bie pflege bes gricbenS ziwfcheu Arbeitgebern
unb Arbeitern burdy ben Ausbau beg ©inigungswefeug. ©t hoff«/
bafe fich in ben Kammern eine wirtliche Arbcitggcmcinfdyaft fycraug*
bilde. bie ©rljaltung ber burdy bag £>ilfgbicnfigefep errichteten
Arbeiter* unb Angcfteüteuaugfdyüffe feien bie Vorarbeiten im ©ange,
eventuell fei hier bag $iel burd> eine Aovclle gur ©ewerbeorbuung
au erreidyen, ©r hoffe, ber Dteidygtag tverbe fiel) auf ben Stoben beg
©ntwurf 3 ftetlen, ber ben STriegSerfalyrungeu, namentlich audy burdy
©inbeziehung ber Staatgarbeiter unb ber Arbcitcrfetretäre, Diedy*
nung trage. Abg. Schi f f e r Vorn Neutrum, ber Vorfipcitbe beg ©e*
famtverbanbeg ber ©hrifllidyett ©eWerffdyaften, verlangte nidyt
fatultativc, fonbern obligatorifdye ©inridytung ber Kammern unb
zwar auf territorialer ©runblage. gi'tr bie Angcfteütcn miifete jeden*
fallg eine geeignete Vertretung gefdyaffeu merben. ©r hoffe auf eine
Verftäubigung unb auf ein weites ©ntgegenfommen beg S'iinbcS*
ratg; „mir erwarten eine fozial*politifdye Arbeit großen Stilg." Viel
fdjärfer lautete bag Urteil beg Abg. Regien von bet Sozialheim
Partei, beg Führers ber freien ©ewerffdyaftcu; er fah in bem ©nt*
wurf ben ©eift beg AiifetrauenS unb ber Vevormunbung aug früheren
feiten nod) lebendig, tabclte, bafe bie AegicrungSvorlagc adytloS an
bem gcwcrffdyafiltdyeu ©nimurf vorübergehc, and) nidyt alle früher
geäußerten Vefdjlüffc unb SBiuifdyc beg Dtcidystags erfülle, bie Sclbft*
Verwaltung ausfdylicfec, für bie ©ifenbafener ein Ausnalymcredyt ver*
lauge unb an ber beruflidyen ftatt an ber territorialen ©liebcrung
fefthalte. Sehr beftimmt forderte er bie ©inbezielyung ber Sattb*
ar beiter, Seeleute, Angeftellten in bie Kammern, $m AuSfcfyufe
miiffe ber ©cfepcntwiirf in feinen ©ruubzügeit inngeftaltet merben.
Für bie forffdyrittlidye Volfgpartei erflärte Abg. SB e i u *
häufen, bafe bie Dkgieriuigsvorlage body audy crheblidye Vorzüge
biete. Vor allem fei bie ©leidybcredytigung ber Arbeiter barin aner*
faunt. Ter Augbau beg ©inigunggmefen» fei marin zu begrüben,
miiffe aber big zum Dteidygeinigunggamt fortgeführt werben. ^>in=
fidytiidy ber Stellung ber Ange|tdltcn feien bereu Sßüitfdyc z u bc-
riirffidytigen. llnbebingt erforberlidy fei bie Üöeibchaltuug ber Ar*
beiter* unb Augcftclltcnaugfdyüjfc. Tie 2anbarbeiter gehörten in bie
Kammern hinein. Audy feine Partei ziehe bie territoriale ©liebcrung
vor, wenn fie audy bie beruflidye uidyt fdyroff ablehne. Abg. % d I e r
(natlib.), Führer ber ©ifenbahner, bebauerte, bafe bie Staatgarbeiter
in ber Vorlage uidyt zu ihrem vollen Dlecht fämen. ©r verlangte bie
Auferlegung eineg 3maugg zur Ancrfcnnung von Sdyiebgfprüdycu
ber ©iniguuggcimter uub gab auch fcinerfcitg ber territorialen ©liebe*
rung ben Vorzug; cbenfo befürwortete er bie ©inbeflichung ber 2anb=
arbeitet. Ter touferbative Dlebner, Abg. Söilbgrube, bagegen
ftelltc fidy auf ben Stoben ber beruflidyen ©liebcrung, befürwortete
bie Regelung ber Stanbegvcrtretung ber ilaubarbeitcr burch fianbeg*,
aber uidyt burdy Dteidyggefcp; mit ber ©inbeziehung ber Staatg*
arbeitet unter ben Äautclen ber Vorlage war er einvcrftaitbcn. ^>in=
gegen verwarf er bie Cffentlidyfcit ber Mammcrverhaublungen uub
lelyntc bie obligatorifdycu Arbeiteraugfdyüffe runbmcg ab. Seine
Varteifreunbc ftimmen ber Vorlage im ganzen z u unb Vcrfpredycn I
„freubige Mitarbeit" im Augfdyufy. Abg. Vehr eng (Teutfdye !
Sraltioni, Rührer ber fianbarbeitcr, nannte ben ©ntwurf ein „glid* I
wert“: bie Vilbung fadylidyer Kammern fei unzwerfmägig, eg müßten I
Arbeitgfamincrn ua<h Vezirfen gebitbet werben. Ter Augfdylufe ber i
Üanbarbeiter fei ein friywerer Jchfer, ohne ihre ©inbeziehung biirfe I
bag ©eiefc nidit berabfdyiebet werben. Ter Arbeiterfcfrctär*^ara= j
graph miiffe auggearbeitet werben, cbenfo bie Veflimmiiugen iil>er bie
©ifenbahner. Unter allen. Umftänben müßten bie Arbeiteraugphiiffe
erhalten bleiben, immerhin bebeute bie Dlegierunggboriage trofc
aller Mängel einen gortfehritt unb Werhe ^offentlidh tm ^ntcreffe
beg fozialen griebeng Wirten.
^etn gutes Jpaar liefe an ber Vorlage ber Vertreter ber Unab*
hängigen Sozialbemotraten Abg. Vranbeg, ber meinte, ber ©nt*
Wurf berüdfidytige vorwiegenb bie Arbeitgeberintereffen. ©r Ver*
langte reine Arbeitcrfammern. Tcm wirtfchaftlichen ^rieben Werbe
mit ben geplanten ©inrichtungen nidyt gebient werben. Tagegen
begriifete eg für bie Voten Abg. Dtowicti, bafe bie Dtegierung bie
Vorlage eingebradyt habe. Verlangte aber, cbenfo wie bie ©ewert*
fchaftgführcr, im Dtamen ber polnifchen Verufgvereinigung terri*
torialc ©liebcrung, ©inbeziehung ber fiaitbarbeiter unb ftofteuberfung
burch bag Dteich- @r fch^fe mit bem SBunfche, bafe bie Vorlage zum
Veften bet Arbeiter möglichst halb ©efefe werbe. Abg. ©iebel
(foz. s bem.) bertrat bie ^orberung ber obligatorifdhen AngefteÜten*
augfdyiiffc unb Wehrte fich gegen eine Trennung von Ange*
ftellten unb Arbeitern, wäbrenb Abg. S^udhoff vom Zentrum-unb
Abg. Viarguart (nat.*lib.) auf bie SBünfdye grofeer AngefteUfcen=
gruppen, ingbefonbere ber faufmännifchen Verbänbe verwiegen, bie
eigene ^aufmanngtammern verlangen. Tie Verfeältniffe bet Am
gefteUteu lägen ganz Verfdyicbcn von benen ber Arbeiter.
Von unferni Stanbpmnft au§ fönnen mir nur münfehen,
bafe im Augjdyufe eine Verftäubigung ätoifcfycn Sleicfegtag unb
Regierung zuftanbe fommt, bie ben gorbernngen ber Arbeiter
unb Angeftellten geredyt mirb. Tfene ba§ Vertrauen biefer
9iäd)ftbeteiligten merben bie Arbeitäfammern ihre 3mede ver*
fehlen.
Arbeifgfammertt unb Staatgarbeiter. Tie ber Teutfchen Staats-
Öanbwerfer* unb =Arbciter=©emcinfchaft angcfchloffenien Verbänbe
ber ©ifenbaf>n= unb Aiilitärbetriebe hohen befdyloffen, fidh an bie
Dteichgtaggfraftioncn z u wenben, um bic r c ft l o f e © l e i dy *
ftellung aller Staatgarbeiter in bag Arbeitgfammergefefe z u er*
wirten, ^n einer ©ntfdyliefeung wirb ber Arbeitglammcrcntwurf
infofern begriifet, alg ber § 6 bie ©inbeziehung ber gefamten DteidyS*
unb Staatgarbeiterfchaft vorficht. Anbererfeitg müffe aber augge*
fprochen werben, bafe ber ©ntwurf zugleich eine grofee ©nttäufdyung
für alle Greife bebeutet, inbem ber § 13 einen erheblichen Teil ber
fidy aug § 6 ergebenden Vorteile wieber aufhebe: bie Umbilbung
ber Arbeiteraugfdyüffe, in beit Staatgbetricbcu zu Arbcitgtammern
liege fcincgwvgg int 3 ule reffe ber Staatgarbeiierfdyaft, Weil' eine
Veilye febr wefcntlidyer Dt echte in ber flufammenfebung ber Ver*
Iretung von Vornherein auggefdyalfcet Würbe. Atit Äachbrud Werben
beghalb befonbere Staatgarbciterlamment auf gleicher ©runblagc
wie für bte Vnvatarbeiierfchaft geforbert.
©egen Arbeitgfammern unb für § 153 ©D. hat fich am 2. SWai
ber Teutfdye £>anbcfgtag auggefprochen. ©g wirb barüber berichtet:
„Tie Verfammlung fprach fidy einftimmig gegen bie ©rrichtung von
pacitätifch zufammengefefeten Ar bei lg* bzw. föaufmanngfammern
aug, ba Weber ein SJebiirfnig alg Vorlicgcnb anerfaunt, nod) bet
joziale grtebe baburdy geforbert würbe. Sollte ber ©efefeentwurr
trobbem angenommen werben, fo nuifete ber öanbelgtag auf bie ©r-
füllung einer Dteilyc grunbfäblidyer Forderungen beftehen. $ur Frage
beg „Atifebraudyg ber Äoaliliougfreib-eit" bebauerte ber ^»anbclStag,
bafe ber von ihm geforberte auggiebigere Sdyub ber Arbeitswilligen
gegen ben Tcrrorigmug ber Streifenben unterblieben ift, unb bafe
jebt fogar bie lebte Sdyitbwelyr (§ 153 ber ©ewerbcorbmutg) aufge*
hoben werben foll. ©g würben ernfte Vcbettfen gegen eine Atafe*
nähme erhoben, bt-c Wie ein Freibrief für bag biglyer Unterfaßte
Wirten unb nidyt eine Verftärtung ber ^oalitiongfreiheit, fonbern
beg ftoalitiongzwaugeg bebeuten würbe." Tiefe Vefdylüffe des
Teuifdyen ^anbelgtagg bebeuten lediglich/ wie ftar! eingewurzelte
Vorurteile weite Unternehmerfreifc auch heute noch — nach 4 Kriege-
jaljrcn! —- beherrfdyen. Tie ©ntwidlung werben fie nicht aufhalten.
©rganifatwiKn Ver JUtretter, ©Hilfen,
unü gcamtrn.
Stoitgrefe frcilyeitIid)*nntionnIct Arhetter* und Angeftellten*
Verbänbe,
Am 28. big 30. April lyaben fidy in Verlin im fielyrev
vercinglyaug einige lynnbert Vertreter von etma 20 Arbeiter-
nnb Angcftellten-Verbönben 3 u dreitägigen Verhandlungen
auf dem erften „freilyeitlidy-nationalen Arbeiter- und An*
geflelltcnfongrefe" zufanuuengefuuden. Tie deutfehen ©eluerf*
vereine (.§irfdy*Titnfer), die Staatgarbeiter- und ^andmerfer*
verbände aug den Vereidyen der ©ifenbalyn, Voft, Telcgraplyic.
der AJilitärmcrfftättcn ufm., der SBerfmeifterVerbanb und einige
.Cyandlungggelyilfenverbände (der Verein der deutfdyen ^auf*
leute, der leipziger Verband und der ftaufmännifdjc Verband
für mciblidye Angeftellte) bilden die etma 700 000 $öpfe um-
m
Soaiale fragte unb Atcpib für BollSWoplfaprt — 1918 — XXVII. Dt.32.
490
faffenbett ©auidtragec biefeS neuen 3ufammenfchluffeS, bev ein
Weiteres Betfptel für £ie petDorftedpenöe SammlungSteubena
in ber beritfItd^*foäiaIen £>rgamfationSbemegung wäprenb ber
^rteg§aett ift.
Sie gebnnFlidjenBSuraeln einer foaiafyolitifcpen Sammlung
ber Arbeiter unter bem 3 eid)en „Baterlanb unb greipeit"
reichen bet einzelnen ber beteiligten ©rutwen ein Sabraebnt
Weit suriidf. mehr bie foaialbemofratifdpc Arbeiterbewegung
auf ber einen Seite unb bie (priftlidj-nationale Arbeiterfdjaft
auf ber etnberen «Seite, um beftimmte B3eItanfd)auungSbole
gruppiert, fid) mebrte unb feftigte, um fo ftärfer empfanben bie
einer Iiberal-foalalen Dichtung guneigenben Greife in ber
Arbeiter* unb Angeftelltenfdjaft bie Dotwenbigfeit, aud) ihre
SöerufSorganifationen mit ber Schwung* unb SBerbefraft
eines ftarfen ethifd)en SftealS au erfüllen, um ihre ©ruppen
niept amifdien ben beiben ©ro&müdjten ber beutfdpen Arbeiter¬
bewegung aerreiben a« laffen. Aber eS bot langer Sfcbre be-
öurft, unb ber ®rieg mit feinem (Snttbeber — £>ber nvufjte erft
Fommen, ehe aus jenen ©ebnnfen unb Borfdplägen einaelner
Siibrer bie Zeit erWudpS unb ber Sufammenfdrfufe ber nod)
nicht für bie rechts unb linFS ftebenben grofeen foaialen Be*
toegungSaentren entfepiebenen Arbeiter- unb AngefteHtcnber*
bdnbe auf bem Boben beS freibeitlicb-nationalen Programms
erfolgte.
ÖDetS innere ©efidjt beS neuen 3ufamnienfchluffeS bon
Arbeitern unb Angeftellten fanb auf bem Berliner ®ongrefe, ber
bon bem ©eWerfbereinSDorfipenben ©uftab ©artmann um-
fieptig geleitet Würbe, unb bem bie DegierungSbebörben, bie
Parlamente unb biele gcmeinnitpige S^örperfcpaften in ben Be-
grii&ungSanfpracpen ihrer Vertreter lebhafte Teilnahme be*
Funbeten, bielgeftalteten AuSbrud. Sunädjft in ber Programm*
rebc bon © I e i <p a u f über bie Borgefcpicpte, bie ©runblagen
unb bie treibenben Kräfte ber freiheitli^mationalen Arbeiter-
unb AngeftelUenbeWegung.
gn ©leiepaufs Äeitfäpert peiftt es u. a.: Sie ©ntwicflung ber
Crganifietung ber Arbeiter- unb Angeftellten botlaog fiep in ben
Dichtungen mit parteipolitifepem ©infcplag, mit tirepenpolitifepem
.©infdjlag t unb auf neutraler ©runblage iit frcipeitlicp*nationalem
(Sinne. Sa bie erftgenannten Dichtungen ihren gufammcnfcplufc
gur ©emeinfamfeitSarbeit bereite gefunben haben, bleibt ate natur*
itotwenbige golge bie einheitliche gufammenfaffung aller ber Ber*
bänbe, bie auf freipeitIicp*n<rtionaIer ©runblage aufgebaut finb.
SftadjtDoll mufe burch ihn ber £)ffentlicp!eit gezeigt werben, wie grofc
Me gapl biefer Berbänbe unb ihrer SDitglieber ift, bie, frei bon
jebern einfeitigen Partei- ober föircpenbogma, nur baS eine giel
fermen: „©ebung beS Arbeiter* unb AngefteHtenftanbeS" auf ber
©runblage beS SBopleS beS gefamten BaterlanbeS. gebet ange*
fcploffene Berbanb behält feine bolle Selbftänbigfeit unb bie 3J?it=
glieber biefer Berbänbe bollfte goeipeit ihres politischen SenfenS unb
reltgiöfen BetenniniffcS. 8 u r praftifchen Surd)füprung ber gemein*
famen Arbeit foH ein engerer AuSfcpuft (ArbeitSauSfcpufe) unb ein
erweiterter AuSfcpufe (großer AuSfcfjufe) gebilbet werben. Set Ar*
beiteauSfcpufe wirb beauftragt, Sapung unb Programm für baS
fünftige gufammenwitfen au§auarbeiten.
©ine bon ©leidpauf borgelegte ©ntfcpliefeung, bie für em
Wahrhaft freiem Seutfcplanb mit ©leicpberccptigung aller
Staatsbürger (gleidpeS 3ßaplred)t) eintritt, Würbe nad> an¬
geregter AitSfpracpe, bie fid) audb in bie begriffe föaterlanb unb
Freiheit bertiefte, einftininiig angenommen.
prof. Dr. © ii n t h ^ r betonte in feinem Portrage über
„S o a i a 1 e Kultur" bie ?totWenbigteit eines gefunben
ItnterbauS ber ©efeUfcpaft in ben breiten äftaffen, benen bie
Kulturgüter burd) ©raiehung unb Organifötion, burdp SDit*
orbeit an Staat unb ©emeinbe unb, bureb foaial gerichtete
SPtenfdhenfd}up- unb äßirtfcpaftSpolitif nahe gebradpt werben
müfeten. 2)ie AitSfpradjc über bie bielfeitigen ©eficptSpunftc
öiefeS PortrageS berfteifte fiep befonberS auf Sorberungen
burdjgreifenber foaialer Deform unb Anerfennung freier Pc-
tnfSorganifationen.
&ie Perpanbluugen beS aweiten 2:agcS, bie ber ftaatS*
b ii r g e r l i cp e n © r 3 i e p u n g (©encralfefretär Diebel)
unb ber Pertretung ber Arbeitnehmer in ben
Parlamenten (Arbeiterfefretär © r f e l e n a) galten,
fd)Wangen ftep an befonberer ©öpe auf.
Diebel meinte, bag gerabe ini*Kriege ein Mangel au ftaats-
bürgerlichem Sinn unb ©emiffeti offenbar gemorben fei. Cp«c foIcpcS
aber fönne ber Staat fein ^»auptaicl, „baS ©emeimoopl", niept er*
reidjen unb bie Arbeiterfd>aft bie für baS Staatsintereffe notmeubige
Überminbung beS Älaffenfampfgebaufens burep ein pofitibeS DationaU
unb StanbeSbetoufetfein nid)t Iciftcn. ^ie ©raicpungSaufgaben biefer
fulturellen Deform, bei benen baS ©ebot ber 0bjeftioität i-u ber
SßiffcnS* utib ©rfciintniSübermittlung oben an fiept, müffen üor*
nepmlwh ben PerufSorganifationen.unb ben Schulen aufatlen, bereu
grünbli<pe Deform mit ©infchluft ihres fiehrinpalteS lepten ©nbeS
3ur nationalen ©inheitsfcpule führen müffe. ©influfe ber Perbänbe
auf baS S^ultoefen fei möglidjft im* ArbeitSfanimergefep au erreichen.
Deben ber Deform beS ScpulmefenS aber fei bie politifche Betätigung
bic beftc PorauSfepung für bie ©rfenntnis ber ftaatlidpen Do-ttocnbig*
feiten.
$n ber AuSfprache mürbe ber 0011 SletoS befonberS unter*
ftrichencn gorberung ber ©iupeitSfchule allgemein augeftimmt.
Schriftleiter ©eile empfiehlt ben plan ber neuen Staatebürgerfchule
bon gr. Daumaun, hoch tourbe ihre politifche Objeftioität ange*
atneifelt.
©raf pofabomsfp feierte ben reidjeu Scpap an geiftiger ^raft
unb Begabung, ber in ben Ataffen ber Arbeiter unb Angeftellten
bereits au $nge getreten ift unb unabläffig niept gepöben werben mufc.
Jsn einer non Scpneiber-Seipaig beantragten ©ntf^Iiefeung
erflärte ber SlongreB, bafe bie ftaatSbiirgerlicpe ©efinnung im
Polfe fidi nur a«w BJopIe beS Staates entwideln fönne, Wenn
ber Staat bem gefamten Polfe einen tätigen Anteil am ftaats*
bürgcrlicpcn Ö e b e n gebe.
©rfeleita bejahte in feinem Bortrage über bie Bertretung ber
A r b e i t ne p m e r i n b e n p a r l a m e n t e n, ber eine fepr rebpafte
©rörterung entfeffelte, bie grage, ob bie BerufSorganifationen über
bie engere gacpiniereffenpflege pinauS an ber Politif fiep beteiligen
follten. ©ie aielf^bjufete Beteiligung am öffeutliepeu Seben fei biel*
niepr eine Dotmenbigfeit, bamit aber auep ber ©intritt bon Bertoetern
ber Bewegung in bie Parlamente bon Dekp, BunbeSftaaten unb ©e*
meinbe. Scpon bei ben näcpftcn SBaplen müßten Bertreter ber freipeit*
licp*nationatcni Arbeiterfcpaft als ^anbibaten in auSficptSreicpen Akipl*
freifen aufgeftellt Werben. 2)iefe Bertreter müßten fid) ben Ausbau
beS Staates aum BolfSftaate ate 8^1 fepen. Bei ben AuSeinanber*
fepungen bariiber, wie bie freipeitlicp*naitioualen Arbeitnehmer ©in*
flufe auf bie Staatspoli-tif unb bie Parteien gewinnen fönnten, gab
fianbtagSabgeorbneter g i f cp e r * Stuttgart feinem Bebauern Aus*
bruef, bafj bie Degietungen bie treu baterlänbifcpe PflidjterfüÜitng ber
nicpt^foatalbemofratifcpen Arbeiter als eine Selbftüerftänblicpfei<t pin*
nepmen, wäprenb fie bie Umfepr ber Söätalbemofraten als eine be*
ionbcrS au belopnenbe >Fat anfepen. (Siepe bas ©leidjnis bom Der*
lorenen Sopn.)
3wei 5longrefeentfdp(ie6ungen begrüben bie ©efefceSboi>
lagen a«r Aufhebung beS § 153 ©£. unb aur ©rridptung Don
ArbeitSfammevn (aber audp bie Staatsarbeiter unb Beamten
mieten ebenbürtige StanbeSoertretungen erhalten!) unb
forbern Dcrbefferte Sürforge fiir bie ^riegSbefdpäbigten hin*
fichtlicp bei* Sßiebcrbefdjäftigung unb ber Dentenfeftfepung.
Xem lepten PerPanblungStage gab Dor allem ein grofeaügig
angelegter, cinbrtttfSDolIer Portrag Don StaatSfefretär a. 2).
Dr. Wernburg über baS SßohnungSWefen baS
©cp rcige.
Wernburg legte feinen Ausführungen eine umfaffenbe Deipe
Don Seitfäpcn augruube, aus benen wir piet leitet nur bic ©aupt*
geficptspunlte wiebergeben fönneu. ^;e Befcpaffuug ber nötigen
SBopnungen für bie ÄHnbcrbemittelten fann niept allein bem freien
Spiel ber Kräfte überlaffen werben. Sie öffentliche ©anb ntufo
überwachen unb nacppelfen mit ©elb, Ärebit unb Seilpaberfcpaft, burep
©crauaiepung ber Unternehmer, bie Diel Arbeiterauftrom Derurfod^n,
unb burep DotftaubSmafenahmeu fiir bic ÜbergangSuotaeit. Sern*
bürg wünfept Seaentralifation ber ©rofeftäbte unb bas ©inwop*
uuugSpauS in DerteprSnaher ©egenb als ^beal. BorauSfepung:
billiger Boben unb billiger Berfepr. Socp wirb bas SWeprfamilieu*
paus für bie Afepcpeit ber StabtbeDölferung unentbehrlich bleiben,
aber es muß Derbeffert werben. Sie ©crftetlung unb bie Beleipung
Don ^laffenmietepäufeni muß raitioneücr geftaltet werben (Sern*
b u r g madjt Diele ©inaelDoifcpläge). Angemeffene BauDerainfung
unb angemeffene Artete finb . nur bei Dernüuftiger Boben*
erfcpliefeungS*, *DerteifungS* unb *preiSpo!itif möglich. Sie SBop*
nungsbenupuitg mup ppgienifcp überwacht unb buwp gemeinwirt*
fcpaftlicpe ©inri<ptungen (SBopnuiigSnachweiS, ©auSiatsbefd>affung
ufw.) Derbeffert werben. DeicpSaufcpüffc müffen ben ÜBSopnungSbau
für bie Übergangsacit Dcrbilligen helfen; ferner ift bie DeicptStagSent*
fcpliefoung Dom 20. Atära 1918 burcpaufüprcn. Sic Anfieblung im
glacpbau mit ©artenlaub ift burdp eine Dom gisfalismus befreite
Sarifpolitif ber BerfcprSanftalten au begiinftigeu. Ser Ätampf fiiu
befferes SBopnen als ber ©runblage ber BolfSgefunbpeit unb Bolfs*
fraft barf nie rupen unb mufe Dci i cp, Staat, ©emeinben unb SclbfU
DerWaltungSförpern — lepterc beiben als auSfüprenbe Organe —
ftänbig befcpäftigeu, ©anb in ©anb mit ben Crganifationen ber
Selbftpilfe, ber foaialen Berfid>crung unb priDatem Untcrnepmergeift
ScrnburgS einbringlicpeL* Bortrag, bec in bem BefcuntniS
gipfelte, baß fortbauernbeS SBopnungSeleitb getabeau ein ftrebSfdjaben
am Bolfsförper fei, ber bas wid)tigftc Aftibum beS BolfcS,
ben foaialen gtieben, bebropen müffe, entfeffelte eine lange Aus*
401
Soziale ^ragid unb 5lrd)ib für $olf£n)oT)lfafjrt — 1918 — XXVII. Ar. 82.
fpradjc, bie bemerfeusmert fdjarf fid) gegen bie fisfalifcße Serfd)rd-
lacifpolitif luanbie imö bie befonbcre Aot ber finbcrrcidjeu Familien
mit trüben garbeu an bie Skuib malte. Irtne (sutfchlicßuug bcs Mou*
ft reff cd unterftreidu S c ni b u r g s govöerung nach öffeutlid)eu (£in=
griffen unb ©clbbcitjilfen zuguiiftcn bed Mleinibohmtngdbaued unb
bcrlangt rafeßeite Screiiftellung bau Sauftoffeu unb Vlrbcitsträfteu
für biefen ^roetf. SLirflich gebeif)Iidie SBohuzuftänbc aber merben erft
bann eiufehrcu, „meint bas Acidi beit bom gefaimen beutfdjcn Solfe
mit feinem Glitte unb feiner Arbeit berteibigteu beutfehen hobelt
burd) ein beutfebed Sobeurccßt ber Ausbeutung zu einteiligen (Gc=
roninzmcdeii entzieht." ferner fei cd „eine felbftberftänblidje TanJcd*
pflidjt, ben heimfchreubeit Serteibigeru bes bcittfcßcn lobend burch
bie öffentliche töaub (Gelegenheit 3itr ÖJriinbitng einer eigenen £>eim=
ftätte 311 geben".
Ter 8d)Iuß bei* töongreßoerhaublungen galt ber Lohn*
11 n b 905 i r t f d) a f t d p 0 1i1 i f, 31t ber brei älebncr bie 9iicßt»
liniert fiir bie Aitdfpracßc abftctftcn.
©emcrfbercindborfibeuber S dj u h m a d) e r fpradj über VI r =
beit er lohne unb ftcllte an ber Jpanb zahlreicher einzelbelege bie
Vlnfcbauungen über bie fabelhafte Steigerung bed Lohuftaufccd mäß*
renb ber Mriegszeit richtig. Tazu gefeilte er Silber bon ber bcr=
teuerten Lebenshaltung unb ber Ausbeutung ber Otiiftungdarbeiter
unb tnarf ßhließlid) einen Slid in bie fommenben Lohn* unb s 4^reid=
audeinanberfepungen nach bem Kriege. (Genera Ifefrctär
(G v c t]ic r (herein ber beutfäieu Maufleute) fdiilbectc bic befanitteit
llnzuläuglidifciten in ber (Gehaltdeutmicfluug ber männlichen unb
mriblidien Angefteüten mährenb bed Mricgcs unb bie fid) baraud cr=
gebenbeu bebenflicheu folgen für bie Lebensführung unb SciftungS*
fähigfeit ber geiftigen Mithelfer ber beutfdien Mriegdmirtfdjüft unb
Oed fommenben SBiebcrcnifbaucd. An Stelle bed burd) bie SBaßf'
recßtsocrhanblungcn im Lanbtag feügchalteuen Abg. £>anbeldfamnter=
fpubifud Leiter zeichnete (Generalfcfretär 9t i e b e 1 in freien Um*
riffelt bic Elemente einer freif)cit 1 icl>= 11 ationnlett SBirtfcßaftspoIitif,
bic fid) bon hergebrachten bogmatifdjeit Schlagmortcu los nt adieu unb
allein nad) bem Siele, ben Avbeitsmarft unb ben SBoßlftanb für bic
breiten Sülfsmnjfcu zu förbern, rußten mitffe. Alfo geuügenbe 33c-
fdjaffung bon Aohftoffen, audreidieube unb preiswerte Lebensrnittel*
berforgnug, Steigerung *ber Arbcitd* unb tjSrobufiiiondfraft in gu*
bufiric unb Saubwi-rtfdjaft, (rrfdilicßung unb Sidjcruug audgebehnter
Abfaßgcbietc. Unter biefem (Gefidjtdpunft müßte man aud) bie
fünftige giuanz* unb Steuerpolitik indbefoitbcre bie grage ber
Atonopolwirtfcßaft betrachten.
Tie Audfpradie tonnte ber giille ber in ben brei Verträgen
angefponnciven unb in einer Sammlung bon Leitfäpeu iiberbied ge¬
nauer gefaßten (Gebauten uid)t gerecht merbeu. Sic bemegte fid)
eiiierfeits in fritifchen Tarftelluugeu ber Lohn* unb (Gebnltsberbält--
uiffc ber einzelnen Serufe unb in gorberungen nad) Lohnämtern unb
Stiubeßlohnuegelungen, auf ber aubcrcu Seite in Audeiuauber*
fehungen mit bem Xeucrungdproblem unb feiner Seeinfluffuug burd)
bie fünftige SBirtfcßaftd» unb ginanzpolitif.
'Jtacßbem ber Kongreß bett Verfolg ber Anregungen bed
(Gleichauffdtcn Sortragd befcßloffcn hatte, einen großen Kongreß«
oudfcßuß einznfeben, ber felbft int Laufe ber nädiften 3^’it feine
3ufainntenfeßnng bcftitnnien folf, fd)loß er feine reiche Tagung,
bie für bie bentfdje Vfrbciterbetnegnng luteber einen gefchidtt*
liehen Tenfftein bebeutet, mit einem Aufruf an bie bentfdjen
Arbeiter nnb VIngefteüten, ber bic grnnbfäßlichen gorbernngen
nodjrnald fnrz 3ufamnienfaßt:
„9fad> nahezu Pier Mriegojahren crfcijeint ber tSubfieg getoiß.
Teutfche Tapferfeit unb beutfd>e Tüchtigfeit, getragen uon ber
(Gefanttfjeit aller ^olfdgenoffcn, haben bie beulfdre Multur unb
bie beutfd>e 2Sirtfd)afts?macht gegen eine 95k It bon geiubeu
inhmveid) nerteibigt. Tie Seiten uufered Sol f es fiub bafür
geftorbeu. ^shr Sfut fpridjt zu uns. Tad fommeitbe Teutfd)*
lanb muß biefes Sluted, biefer Cpfcr, biefer «iege miirbig fein. Ted*
halb ift bie freiheitliche Irutmicflung nuferer politifdien, fozictlen unb
fulturellen Serhältniffe eine unerläßliche Sorausfehung für eine
gliicfoerheißcnbe Sufunft nuferes Solfes. VIIle im Mliege frei--
geiDorbenen Mräfte müfferi bem (Gcmeiumohl nußbar gemadjt merbeu.
tf in freies gleid)bcred)tigtes Solf, erfüllt bon mahrhaft baterläubifdjem
(Reifte, tut und not. SB er mit uns auf freiheitlid)--nationaler (Grunb>
läge biefe erreidien mill, ber fdilicße fid) uns an, bic mir und
,>u m „M 0 u g r e ß f r e i h e i 11 i d) * n a t i 0 n a l e r VI r b c i t e r *
u u b Vl 11 g e ft e 111 e n b e r b ä n b e" zufaiumcngefunbeu haben.
^nsbefonbere erftrebt ber Mougreß nad) feinen Sefd)lüffcu bie
reftlofe Sermirflidiung bed (Grunbfabed „greie Sahn jebem Tiid)*
tigen" auf politifd.em, mirtfdiaftlichem, fozialem unb geiftigem (i>e*
biete burdi: 1. Staatsbiirgerlidie trrziehuug auf ber (Grunblage einer
großzügigen Schulreform, 2 . freie gleid)beredfttigte ftaatdbiirgerlidie
Setätigung; Oleform unb Vlusbau unfercr Sozialpolitif unb gort-
entmicflujig ber fozialen Multur; 4. gefunbe bem Solfdganzen birnenbe
VLirtfdiaftS'- unb ginanzbolitif; ö. Oiegeluug ber Soben* unb SBoh=
mmgsberhältniffe in fozialem unb nationalem Sinne."
gorberung ber 9(rbciterinnenorgflntföHoit im Nahmen
bei dhiiftlid)cn (Gemerffchaften ift ootn ©efamtoerbanb bei*
djriftlichen (Gemerffd)aftcn ein Arbeiter.innen- 0 e-
f r e t a r i a t, ®öln, Scnlooermall 9 errichtet morben. (£d ift
bamit eine tihnltd)e ©inridjtnng getroffen, mie fie bie (General«
foininiffion ber greien (Gernerffchaften bereite Oor einigen
fahren mit ihrem VIrbeiterinncnfefretariat (Serlin, @ngel*
ufer 15) gefd}affen hot* Ter (Griinbung bed STrbeiterinnen»
fcfretariatd in Älöln ging am 5. itnb 6 . VIpril ein in .^öln
Deranftalteter St 11 r f u d über 91 r b e i t e r i n n e n f r a g c tt
borattd, an bem tnännlidhe nnb meiblicßt' (Gemerffdhaftdmitglieber
unb fonftige an ber 9Irbeitcrinnenfrage intereffxerte ^erfönlicb«
feiten teilnahmen.
Tad neu gefchaffene Sekretariat mirb feine Arbeit houpt«
fädfilid) barauf richten, in ben einzelnen gemerffdjaftlidhcn Ser*
bänben bie Seftrebungcu zur (Gesinnung mciblid)cr 9Kit*
glieber zu ftärfen unb biefe 2 )fttglicber 31 t überzeugten 9ln*
hangevinnen unb SWitarbeiterinnen ber (Geinerffd)aftdben>egimg
31 t erziehen. Tie Agitation foü baher mehr ald bisher ber
grauennatur angepaßt merbeu, nnb and) in ben t)erfdE)iebenen
CGemerffdhaftdblättern, in ben Serfamrnlungen, bei ber «§aud«
agitation nfm. fofl ben Sebiirfniffeu ber grauen Sftedjnuug ge*
tragen merbeu. Ter (Gefamtoerbanb ber (Shriftlidjcn (Getuerf*
frfjaften paßt fid) mit biefer ftärferen Scriicffiditigung ber
grauenarbeit in ber Agitation einer unaudmeid)lid)en 3 eit*
ftrömung an unb leiftet bamit zugleich bem beutfd>cn Solfdmohl
einen Ticnft, ba bie Slrbeiterinnenfrage, and) im .^inblicf auf
ben $audfrauen- unb üüfutterberuf, meittragenbe Sebeutung
hat. 9)cMt 9?ed>t febreibt bad 3 entralbfatt ber dyriftlichen
(Gemerf|d)aften zur Scgriinbung ber nerftärften Agitation unter
ben grauen:
„SBir müffen unhebiugt biefem (Gebot ber Stunbc fd>ncü 1111 b
Ziclbenmßt gehorchen, menn und nidjt bie nächften ^ahre ein £eer
Lohnbrürferinucn ober fittlich tieffteheüber, biellcid)t bofiftänbig entgleis
fterVlrheitsgcuoffinncn bringen füllen. Selbft menn bie „grauenarbeit"
in mand)eu Serhänben nur eine Mricgderßbeinung fein biirfte, fo
hätte felbft eine boriibergeheube (vrfaffung leiblicher SRitgriebcr ihren
(frfolg. Tenn load bie djrijtlidjeu ©emerffdjaften ber arbeitenbeu
grau in ber jepigen, bielfadi rcd)t uumürbigen Lage unb in ber geit
fdimieriger Übrgaugsmirtfd>aft ermirft unb ihr an getoerffchaftlichem
gutereffe cinge-impft haben, roirb in ihr auch nach ben gahren ber
Vlrbeit lebcnbig bleiben unb fie auregen fönnen, ihren 2J?aun unb ihre
Söhne für bie d^riftlidjcn (Gemerffdiaften zu gemimten."
Sirtifcicr in Teutfchlonb. £nm 1 . 9Wat bringen
bie Slatter ber freien (Geloerffchaften Sluffaße für
ben 9(d)tftunbentag; ferner forbern fie beit 91udban
ber Sozialpolitif unb bie internationale Solibaritcit ber
Arbeiter, nnbefeßabet bei* notmenbigen nationalen ^fließt*
erfiiüung. Tie (Srmartung ber (GenxTffd^aftdfiißrer, baß am
1 . 9 }Jrri feine Strcifd zu befürchten feien, ßat fid) burdxmd er¬
füllt. Gficßt einmal bic fori ft übließen Tcnionftrationdftreifd
in einigen ^Betrieben ber 9lrbeiterprcffe unb ber ^onfinnberetnc
finb biediual 311 Perzeichneu.
Tic (Gciunbhcitdgcfährbuug ber Arbeiterinnen in ber djemifdjen
Snbnftrie.
Auf SSeianlaffnng ber Söernfdgenoffenfcßaft ber cßeintfcßeu
gnbuftrie holten bie ga 6 rifärzte ber djemifeßen (Großinbnftric
bon 3 cit zu 3 c , tt Sefpred)ungcn ab, auf benen fie ißre ©r*
fahrungen über bie (GefnnbhcitdPcrhältniffe ber Arbeiter unb
bie iföirtimgen ber Perfcßiebenen eßemifeßen Stoffe auf bie (Ge-
fnubheit audtaufeßen. Am 10. Tezember 1917 fanb tu grauf*
fuft a. eine foldie Sefpredjnng ftatt, an ber außer beit
gabrifärzten and) Vertreter bed 9icicßdmirtfd)aftdamtd, bed
ilaiferlidleit (Gefnnbheitdamtd, fomie ber Saperifd)e Lanbcd
gemerbearzt teilnahmen. gabrifarzt Dr. griß (Surfdßmanu
fpiud) auf biefer Tagung über „bie (fignitng ber grau
Z u r d) e m i f d) e n g n b n ft r i e" 1 ) unb formte and ber Prärie
herand zahlreidie gälte ganz befonberd feßtoerer ©efitnbhcitd*
utäbigungen für ben ttjeiblicßen Körper anfiihren. Dr. durfdß*
mann - - unb ihm ftimmten Porbetjaltlod audß bie anberen
gabrifärzte zu — ift ber Meinung, baß ber meib ließe Körper
gegen bie (Sinmirfung gefunbßeitdfrfiäMicßer Stoffe unb be*
‘] Ter Sortrag ift abgebrueft im „;SentralbIatt für (Gernerbe*
Imgiene", Süirz 1918.
m
Soaiale B ca St3 unb Ardjib für Bolfsmoljlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 3*2.
4Ö1
jonberS bet log. „Blutgifte" im allgemeinen h>efentlid) tveuiger
rvtbcrftanbSfäftig ift aB bet äftann; biefc geringe SöibcrftanbS-
fraft scigt fid) gatta bcfonbcrö in Seiten ber ÜRenftnmtion,
ber Scfttvangcrfcftaft unb 5e§ StillerB. Dr. ßütrfcftmann trat
auf ber 93efpi*ed)img *bafiir ein, baft, tvenn inan bie grauen*
arbeit and) gegentvärtig nid^t gana entbehren fann, man hoch
bei ber Einfteünng mit ber größten Borfidjt Vorgehen miiffc;
am bebenflieftften finb bie betriebe, in benen 9 Ütroverbinbungen
ftergeftcUt ober m Munition Verarbeitet iverben, ba bie Sftitro«
uerbinbungen aiBgefprochene Blutgifte finb.
©ie in granffurt a. 9A. abgebaltcne Befpredptng unb ber
Vortrag von Dr. CSnrfdimann höben ben Anlaft gu einem
r I a ft b e 3 9t e t d) 3 tv i r t f d) a f t P a nt t £ vom 13. gebrnar
1918 gegeben. o b a I b c 3 bie 93 erhält n i f f c irgenb
g e ft a 1 1 e n , foU bie Befriedigung von Arbeiterinnen in beit
gefunbheiBgefährlidhen betrieben ber djemifeben Snbnftric
verboten tverben. @d)on jept foU bahin geftrebt tverben, baft
Arbeiterinnen möglichft nid>t mehr in 9täiunen befd)äftigt tver¬
ben, in benen ©initrobenaol ober ©rinitroanifol verarbeitet
toirb; fobalb geniigenb männliche ArbeiBfräftc 311 höben finb,
follen bie Arbeiterinnen, and) Von ber Befriedigung mit an¬
beren Diitroverbinbnngen au3gcfd}loffen tverben. ©er Erlaft
beö 9 [ teid)3tvidfri)ad3aint3 tvarnt ferner bavor, geftüfct auf ba3
Gutachten Von Dr. (Surfrijrnann, 2fläbd)en itnb grauen anbercr
Greife, bie nid)t an förderliche Arbeit getvöbnt finb, fiir bie
cfjemijcfte Snbitftrie unb bie giiUbetriebe 511 getvinnen, ba fic
roahrfdjeinlid) ber (GcfnnbbcitSgefäbrbung nod) fchnellcr unter¬
liegen tvürben. —
Bereits im 3>obrc 1910 tvurbe auf einer Tagung bc3
„Stänbigen Au3fd)ujfc3 aur görbernng ber Arbeiterinnen*
Sntcreffen" in einem Bortrag Von Dr. med. AgneS 93luhm
über ben „E i tt f l u ft ber g c tv e r b I i d) e n (G i f t c auf
ben £igani§mnö ber 3 ran" auf bie gröftere An¬
fälligfeit be3 tveiblidjcn föörpcrS gegenüber ber ©iftgefahr bin-
getviefen. ©er Bortrag *) bat jept, tvo Ieiber fo viele grauen
in gefunbheit^gcfährlidhcn Önbnftricn befd)äftigt tverben muffen,
eine erhöhte, aeitgentäfte Bebcutung erlangt. Atan follte ba,
tno fid) bie grauenarbeit jept buvrfiaitS nicht Vertneiben läftt,
lüenigftcnS bnrd) gefüllte Arbeitszeit unb angemeffenen 9öcri)fel
ber 93efchäftigung§art, fotvie burd) (Gelegenheit auBäbern banad)
ftreben, bert fdjtveren Dtaubbau an ber grauenfraft ber nainent-
lid) bie mütterlichen gitnftioncn bebroht, foviel aB tnöglid)
bcrab.piminbern.
ILriwttsnwrfct mti JlrtrtitsiMdpum.
©er bentfehe ArbeiBitmrft im AJära tvirb im „9tcitf)S*
arbciBblatt" 9?t\ 4 tvie folgt gefchilbcrt: „Die hohen An*
forbermtgen be3 ftriegStvirtfcpadSlebens, benen bie beutfepe ^n-
buflrie feit fahren gerecht 31 t tverben verftanb, höben im Afära
in feiner SBcife nacpgcloffen; bie ßeiftungSfäpigfeit ber vüt-
buftrie bat bamit vollkommen Schritt gehalten, ©ie tvidjtigften
CGetverbeatveige vermochten ihre Anfpannnng noch 8 « erhöhen,
mtterftiipt burdj Berbcffcntng ber 93erfebr3Verf)ältniffe."
©ic Ekfcpäf Blage im Bergbau unb föüttcnmefeu zeigte aud)
im vergangenen Atouat einen Weiteren Auffdjinung. 2Bie bort führt
bie Eifctt= unb Atetatlinbuftric bie giinftige Ekftaltung ihrer Soqc
3U111 ©eil auf bie Befferung ber Bcrfebr^Verhältiiiffe aurücf. ©ie
^nbuftrie beS AiafcpinenbaucS fotvie bie clcftrifche unb bie chemifdje
^nbuftric erfreuten fid) gröfttenteifs ebenfb guten EkfcbäfBgaugeS
rnie im Vormonat.
©ie Aad>n>eifungen ber Äranfenfaffeit Iaffen für bie am 1. April
in 9Jefd>äftigung ftehenben Atitglieber im Vergleich 3U111 Anfang
A2ära eine Abnahme nur um iiBgefamt 1813 9kfd)äftigte erfennen.
©ic ) 8 cfchäftigung bei bem männiidicn ©cfd)led)t, baö 6126 Ü 8 e*
fdjäftigte meniger aB im Atonal aubor beracidjnet, hat um 0 ,i v. -V^
abgenommen, mährenb fie bei ben tueiblidicn 'Befchäfti-gten, bie ber
^a!jl nad) eine 3 una b me um 4313 erfahren hoben, eine Steigerung
um 0 ,i 0 . aufnüeS.
Aad) ben geftftcUungen bon 36 ^achberbänbcn, bie für 1 176 387
Atitglieber berichten, betrug bie ArbeiBlofenaaljt (?nbe Atära 10 206
ober 0 ,j> b. .<p. ^m Spinnftoff= unb iPelleibungSgenjerbe h a t fich bie
ArbciBlofenaiffer bei gleichzeitiger Abnahme in einigen anberen 93e=
ruf^gruppen erhöht.
Xte Statiftif ber ArbeiBnadpveife läftt im 93erid)Bmonat
für beibe (Gefd)led)ter einen tveitcren geringfügigen 9tiicfgang
bes Anbrangeö ber Arbcitfitd)enben erfennen. Sttära famen
auf 100 offene Stellen bei ben männlichen ^erfonen 56 Arbeit-
fudjenbe (gegen 58 im Vormonat); beim tvciblid>cn (Gefd)led)t
fanf bie Anbrang^iffcr von 93 auf 80 , fo baft fich auf bem
ArbeiBmarft ber Srauen ba§ Angebot nur an ettva§ über vier
giinfteln mit ber Aad>frage bedte. 92ach ben Önbuftrieberid)tcn
hat fid) auf bem ArbeiBmarft ber ättänner teiltvcife ein ftärfercS
Angebot von ArbeiBfräften bemerfbar gemacht.
©in Ar&eiBbCrmittlungSgefeh in ^innlanb tritt am 1. ^uni in
straft. Söercdjtigt 8 nr Ausübung ber AubciBbermittlung finb (Ge=
memben unb Bereinigungen, ©ie Bcrmitllung hot unentgeltlich 8 ö
erfolgen; nB ©emetbe barf fie meber burd) I 5 in 3 clpcrfouen noch burd)
(GefeUfcfyaftcn betrieben toerben. f^iir Stabte mit mehr aB 500C) ®in=
mohnern ift bie Errichtung eine^ ArbciBnad>meifeö obligatorifdj; too
ein Bebürfniö borlicgt, finb aud) fleiiterc Stäbte uub Saubgemeinbcn
hierau berpflkhtct. Bei ArbciBciuftcIlungcn bleibt bie ©ütigfeit ber
Vluftaltcu aufredjterhaltcu, ben eine B^rmittlung nad)fud)enben Bcr=
fonen muft aber über Art unb Umfang ber Streitigfeiten Auskunft
erteilt merben. Bereine, tuelche bie BermitttungStätigfeit auch B Us
gunften anberer aB ihrer eigenen Afitglieber auSüben mollen, be=
biirfen hieran ber behörblichen Erlaubnis, ©ie aB Bermi<ttlung 8 =
beamte bei ben Bereinen angefietltcn Bcrfoncn mi'tffen baS „Ber=
trauen ihrer Afitbiirget" genieften unb eine orbentlid>e Hub rebliche
Leitung beS ArbciBnachmcifee gemährleiftcn. ©te ArbeitSbermitt«
lungstätigfeit barf nicht in Beriünbuug mit einem 2BirBfj«u3auS=
fchaitf ober anberen berartigen Betrieben auSgciibt locrben. ©as
Aed)t einer Bereinigung aur Ausübung ber ArbeiBbeumittlungs*
tätigfeit fann bom Ekricht als bermirft erflärt tverben, meuu
bie Anftalt für bie Bermittlung Eiebiihreit bcaogcn ober fünft, gegen
bie Beftimmungeit bcs EkfepcS berftogeu hat:
litfrarifdic pitteilungcn.
Alle iteuer[chicuenen Bücher, bie ber Sdjriftleitung jugefnnbt trcrbcti, toerben hier
oerjeidmet. ©ie Weitere Befprcchmtg eiitjebter Schriften, hier ober im £>auptteil
ber ,Sojialen BrajiS - , behält fich bie Schriftleitung oor.
© r e i ^abreSBeltrebolution. Bon Boul 2 e n f d), Aätglicb
bes Aeitf)3tageS. Berlag S. gifdjcf, Berlin 1917, Br. 3,50 A t.
Senfch (fofet bett SBcltfrieg aB eine „Söeltrebolution" auf, in ber
©eutfdjlanb, ©anf ber Überlegenheit feiner foaialen unb toirtfchaft=
liehen Crgaitifation, bie Aollc beS bortvärtsftrebenben, befreienbett
Elementes auföUt. Es fei ©eutfdtlanbs Aäffiott, nad) atvei Seiten
hin „ber grofee Ücttenfprenger unb Befreier" au fein, unb „bie alte
©oppclfflaberei Europas", von ber Afarj: cinft fprach, au feinem
eigenen uttb au ber Allgemeinheit Aupett au aerbrechen. AB biefc
©oppclfflaberei tuirb in politifdter ^)infid)t ber SorismuS, in tüirtfchoft*
lieber ^)inficht bie cnglifchc 2 öeltherrfchaft aufgefafet. fienfeh führt
in biefetn ncueften SBerfc bie Efcbaufen tveiter, bie er auch f<hou
ttt feinen bisherigen tvährcnb bes~^lrieges crfdjiencnen Sd)riftcn ber=
treten hot. ©eutfdjlanb, bem üenfd) a^’ar politifd) eine Eititbicflitug
aur ftärferen ©emofratifierung hin münfeht, erfdjeint ihm mit feiner
fchon ftärfer burdigcführten Soaialificrung bes 9öirtf<haftSlebeuS bem-
euglifdjen ^nbivibualiStnuS gegenüber lueit überlegen au fein uttb
gilt ihm als Bcrförperung eines reiferen ©efellfd)aiftsprinaips. ©as
praftifdje .ÜriegSaiel, baS Senfch °us feiner Auffaffung heraus ent=
tvicfelt, geht ungefähr baljtn, eine Berftänbigung mit bem bom
dariSmus befreiten Aufelanb au fuchen unb ein ftarfeS bcutfdjcS
Molonialrcid) au forbern, um uns beim Aohftoffbeaug unabhängig
bon Ettglanb au machen.
Senfch crfchcint in ber Bchanblutig feines ©hemas uitb in ber
Bcrfolguug feiner Ekbanfengänge vielleicht ettvas cinfeitig, aber feine
Ausführungen finb ftets feffetub au Icfen unb tvirfen blenbeub burd)
bie fcharfcit Sichter, bie ec auf manche ber bchanbelteu fragen
pclitifdjcr, toirtfchaftlichcr uub foaialer Aatur fallen läftt. E. S.
Eid)- Aegierungsrat B^of. .ft a m tu c r e r unb B*of. ©r.*^ng. Sd) l e-,
f i tt g e r : Afafdpne unb Sßerfaeug, 24 S. — Btof- A. 2B a 1 ^
l i <h ^ , Aachen: ©ic Bfhdtologicbcs Arbeiters uub
f c i tt c Stellung im i 11 b u ft r i c 11 e u A r b e i t s p r 0 =
8 e ft , 31 S. — B^of- Beter B c h r e n S : ü b e r b i e B c =
a i e h u 11 g e n b c r f ii tt ft 1 i eft e n u it b t e dj 11 i f ch e u Bro-
blcme, 22 S. — Dr. E. $ fd) immer, $ena: Bt) 1 1 0 =
f 0 p h i e ber © e d) 11 i f, 22 S. — © h- Bäuerle: © e d) =
. u i f u n bi B 0 l f S e r 3 i e b u tt g, 25 S. — öeft 2, 3, 5, 7
uub 8 ber ©cchnifchen Abcttbe im ^cntralinftitut für Eraiehuug
unb Untcrritfjt. Berlag Ernft Siegfrieb AÜttler u. Sohn,
Berlin 1917.
^yür ben Soaialpolitifer finb befonbers £>eft 2 , 3 unb 8 von ^nter^
effe. ^in „©echnif uub Bolfseraiehuug" aeigt Bäuerle len 2öeg,
tuic bie ©edntif in ben ©ienft ber Bolfseraiehuug geftellt tverben
fönttc, bamit mir aus ben Sflaven ber ©cd)uif mieber au ihren
Herren tuerben. — A. 2S a 1 1 i d) s bcfdjäftigt fid) in $eft 3 mit ber
Srage, tocldjc AJittel ben Unternehmern, Betriebsleitern uub 3 11 =
genieuren au (Gebote fteljen, um auf bie Arbeitsfreubigfeit ber Ar=
beiter günftig einaumirfen. ^n ber Erfemttnis, baft baS Stubium
bcs A^enfchen mit feinen feelifchen unb förperlidhcn Eigenfchaften
mehr in ben Borbergrunb treten müffe, um bem Berjtumpfen ber
a j Berlegt bei EJuftab f^ifcfyer, $ena 1910.
495
Soaiale ^ragi« unb Slrchib für Bolfsmohlfaljrt — 1918
XXVII. Kr. 32.
Arbeiter entgegenamoirfeii, forbert er 9(u§lefe Oor (Eintritt in ben
Beruf, 9lu3lcfe innerhalb ber betriebe, VlrbeitSphhfioIogie, möglichst
Übertragung aller befoitbers einförmigen Dätigfeiten auf bie Bfa=
fchine, foaiale, mirtfd)aftlid)c unb gefunbljeitlidje ftürforge. Er fommt
auf ©rurtb feiner Beobachtungen 311 einer Empfehlung bes fogen.
Dahlor«Shftm£, baS — bie richtige Kntoenbung borausgefefct —
bie Durchführung obiger ^orberungen erleichtern mürbe.
Bom HrbcitSfcIb ber SU r i c g 3 m 0 h l f a b r t s p f l e ge in
Württemberg, Vorträge beim erften SturS aur Eiufüh=
rung in bie KriegStoohlfahrtöpflegc in Württemberg, Stuttgart,
8 .—10. Januar 1917, 1 . Banb. 161 0.
'-P 0 in SlrbeitSfelb ber ft r i c g s m 0 b I f a h r t S p f l e g c in
W ii r 1 1 e m b erg, Vorträge beim ameiten fturS aur Eiu=
füljrung in bie ftriegSmotjlfahrtSpfFege in Württemberg, StutD
gart, 28.—25. Vlpril 1917, 2 . Banb, 199 0 ., Verlag bcs (5b.
Btefebcrbanb* für Württemberg.
$u biefen Vorträgen flehen bie amei midjtigften ©ruubfäfce bei
ftricgSbefdjäbigtenfürforge: bem ftricgSbcfchäbigtcu ben Wieberein=
tritt in baS Wirtf<haftS= unb Erwerbsleben 31 t erleichtern unb ihn
möglidift feiner erlernten Dätigfeit micber auguführcu, imSKittelpuuft.
Befonbere Meidjbaltigfcit ber VluSbilbuugSmöglidjfctten ftrieg3bef<ha=
bigter aeigt ber Vortrag bon Mcftor Dr.*3ng. Barth/ Stuttgart,
über „BilbungSfürforge für ftricgSbefchäbiqte burch Bcrmunbetcn=
fchulcn". $n „Öanbtoirtfchaft unb ftriegSbejchäbigteufürforge" fd)il=
bert Direftor b. Strebei, Stuttgart, bie (Einrichtung bei? lanb=
luirtfdjaftlicheu fiaaaretts mit ©utsbetrieb, bie FricgSberlebtefianbmirte
ihrem alten Beruf erhalten füll, unb aeigt, baft bie BcrWcnbuttgS=
mÖglidjfeiteu ÄriegSbefchäbigtcr in ber itanbmirtfehaft aahlreicher finb,
als man gemeinhin annimmt. $m 2 . Banbe ift eine überfidtflichc
3ufammenfteHung ber ftaatlid)cu llnterftüpung gegeben in bem Bor*
trag bon £>ptm. Deberer, Stuttgart: „Bfilitärifd# ^iirforge für
bie ftricgSbintcrbliebenen." 2 J 2 it ben ftrieg*befd>äbigten befchäftigcu
fid) bie. Vorträge bon ©cueraloberarat Brof. i) r . © a 11 p p , Tübingen:
„Uber bie Keroenfranfen beS Krieges", Pfarrer Sehniger, £ü=
hingen: „Bilbcr auo ber Berufsberatung ber ftricgSinoaliben" unb
Brof Dr. 3 m i c f e I e , Stuttgart: „Die militärifdje giirforge für bie
ftriegSbefcfyäbigten." (Eine ausführliche Behaublung erfährt baS
ftnpitalabfinbungSgefeb bom 8 . 7. 1916 in bem Bortrage bon Cber*
amtmann Dr. f> a u fe m a n n , Stuttgart.
Die Bcltfdjrift prarie nnb ^rdjlu für S»oUien*ol)lfaljrt“ ift burrf; alle Budjbanblungeit unb Boftämter (BoftseitungSnummer 7137) ju besiehe»
Einsclmtmmer 35 Bl- Der ?lti 3 eigenpreiS ift 45 Bf- für bie üiergefpaltene Betitscile.
Die 3ugettbl)üfe £>aüe a. b. S.
CsugenbgeriditShilfe) fud)t für halb
in foaialer Arbeit erfahrene
^nlfSarbeiterin.
Sdjriftl. Bewerbung an ©efcbäftS*
ftelle, Brüberftr. 6.
_ c v 1 a (K v o n CQ xx ft a \t 4? t f di c v in |1 c tt a. _
^iologifdic JUdjtlfoftn ber flnatlidjett (Drganifatton.
Naturtoiffcitfc^aftlirfje Anregungen für bie politifcfjc Neuorientierung $)eutfd)Ianb§.
Bi*ei$: 1 2>?arf. Bon |ltlt* öerworn, Bonn. B^eiS: 1 5D?arf.
r
Verlag ü 0 n ©uftao 5»fd)ec ttt ^ena.
Aufgaben bet ©craeinbepolllif
Bon
SC. 2>amafd)fe
26.—27. Xmifenb. 1918. 256 ©eiten. HJrei«: 8 »tnvt 60 spf.
?lu§ ben Urteilen ber treffe:
Cbcrburgcrmeiftcr ^Ibirtcö (auf bein ^reSbcncr Stabtetag): w TicS
Buch ift ftfjnen toohl allen befannt!"
Xeutfdjc lagcö^citunfl: »Überaus ctnpfehlenSirert ! -
Xägtitbc iHunbfrijau: „IfS fpridjt ein neuer, gewaltiger (Seift au3
ihm."
Adln. Boirö^ciimtfl: w Wir möchten feinen SluSfiihningcn bie mcit*
gehenbftc Beachtung iniinfdjcn, »nie e3 biefe bisher grünblichfte $>ar»
ftellung einer fomntunaien Soaialpolitif Dcrbicnt."
Xer Beobachter (Stuttgart): „(Eine gerabesu einsigartige Schrift
— ein BolfSbud) im beften Sinne beS Wortes."
203 ialif<ifd)c *Ulonatol)cftc: * . . ueibient and) auf feiten ber Sosial*
beniofratic bie höchfte Beachtung."
«olCstiimUdje StebefunfC
Erfahrungen unb 9 tatfd)Iäge
Bon
SCbolf 2:oiuafct)tc
28.—30, Smijenb . 1918. iprei#: 1 SWorl 40 !ßf.
Einige Urteile über bie erftc Auflage:
Brofeffor Dr. ©albcmar 3imntermaun in ber „Sojialeu BrajiS":
Soeben erfdjeiut baS 43.-49. Xanfenb ber
0efcblcbte Bet Mraalöfonomie
©ine c v ft e diitfuhntug
üon
molf 3)amafc^te
3u ftwzi 33änbeu
Banb I. 400 S. BreiS: 4 9Kar!, gebiutbcn 5 ©tarf 50 Bf-
Banb II. 399 S. BreiS: 4 ültarf, gebuuben 5 9?tar! 50 Bf.
Inhalt bcS I. BanbeS:
l 1. Bon ben Aufgaben ber Wationalöfonoutie. 2. 2?aS 'illtcrhim. 3. 2>a§
j 2J?ittelalter. 4. ®a§ 3 c dalter beS aJterfantiliSmuS. 5. S)ie Bbbfiofruten.
Inhalt bc« II. BanbeS:
6 . Süe liberale Schule. 7. $>a3 nationale Spftem. 8. 2)cr Kommunismus.
9. S)ie 9(nard)iften. 10. Xie Bobeitreform.
Brcufjifchcö tUerioaltungSblatt: ©ir mühten surjeit fein aitbereS
i ©cri, bas fo fchr sur erften Einführung in bie ©cfchidjte ber BolfS«
i roirtfdjaftSlehre geeignet mare.
Xer Aunfttoart: So ift bicfcS Buch mehr alSirgenbcin anbcreS
j Buch geeignet, baS nuferer allgemeinen Bilbung fo notmenbige
■ beutfdje Hausbuch ber BoITSioirtfchaftSgefchichte s» locrbcn.
Xad Balqtechnifum: I'aS ©erf b e b o r f t e i n e r E m p f e l) l u n g mehr; eS
I ift namentlich fürünfänger in betfWationalöfottomie unentbehrlich getoorben.
tDlnflbcburflifrfjc Rettung: ®icS ift baS Buch, baS fich Diele fchoit
j lange geroüufdjt,- auf baS Diele geloartct haben, benen nach Ber»
ftäiionis ocrlangte für toidjtige Aufgaben unferer 3 c d, uni mitarbeiten ju
fönnen an ihrer ßöfung.
Jriebricf) Ciff
ein JJcopljet uno mäcttjrcr oeuMdjec Beltwittfdiaft
Bon
Stbolf Samafdtte
Borfibeubeni be« ©imbeS Xeutfdicr Bobcnreformer unb bcS t>auptau*fchuffc8
für Ariegerhcimfiättcn.
ES ift ?)amafchfe uid)t genug ju bau Fett, bah er uns einmal einen
Einblid in bie ©erfftatt feiner DoIfStümllchen iHebeftmft tun Iaht. ES ift
ein e itu h, baS Büchlein 511 Iefcn.
2egationSrat Dr. o. Schmerin in ber „©eutfdjcit Leitung":
x^n glatt seit ber, suttt L icil hu moro oller ©cife loirb hier alles
ersahlt, mas bem 9lcbtier gefährlich Werben faittt, waS alle 9tebuer
bead^ten muffen.
1 baS ci
A bcartiti
C3S3,
(46S. gr. 8 °.) 1917. BreiS: 60 Bf-
Inhalt: 1. Einleitung 1 . Staatsbürgerliche 9icdjte unb ftaatsbürger»
liehe Bfüd)teu 2. Bom ©ege jur ftaatSbürgerlidjen Bilbung — II. griebridj
2ift. 1. ®er feiten ^intergnntb. 2. ©iirttemberg unb Wmerifa. 3. Der
Kampf um bie Eifcitbahttett. 4. Sachoerftättbige uitb ftntereffeuten. 5. Um
3olIfreiheit uitb Seegcltung. 6 . Der 9htSgaitg. — III. Bebeutmtg uitb
©irruttg. 1 . „9tur Agitator". 2. Das nationale Spftem. 3. Daufchmerte
unb Brobuftiofräfte. 4. ^iftorifche Sdjule unb Bobettreform.
UHU m
ierte ft
«eranttoortnch für W« 6(httfHethmfl :Dr.ßubh)ifl^ebbe, Serlin-Cftninetoalb. — ©erlag :0ufftab8tf(fter. 3ena.—®ebrutft bet 3 u 11 u * ® i 11 e n f e l b, ^ofbuebbruef er.. Berlin Wa
xxvn. ^ttijtgang.
f erlfa, Jim 16. Mini 1918.
Hummer 33.
$fxaxi&
Qvttyixi fixv
(Erfrtjfhrt an jebem Domter«tag.
Ädjrlft Irltnngt
Berlin Wao, ftolUnfcorfßr» 29/30
#erolVs*4jfri &ml ÄolUnboxf 8809.
Herausgeber:
Jfrof. Dr. ®. |ramke uni IJrof. Dr. p. gimmermamt.
tfrets ntertei|al)rll4 4 ^flarb.
Vertagt
töufüur |ena.
gernfprcc&er 53 .
Malt
SSirtfdjaftlidje Krieg«!) Ufe
in SBürttem&erg. 93o.n
Dr. ©Ijarlotte 2euöuf$er,
Stuttgart ............. 497
tUlgemetee eosialpoliiil .... 501
S)ie Ku«forari&e ö&er bie ®oaial»
bolltif im SReid)«tag.
$erÄrieg«au«f$ufjfürK<mfumetiten»
intereffen.
ffftrforge fftr Jtvieg£*efc$&*igtc nnb
beimfebrenbe Krieger.502
©ine Sammlung für Krieg«*
bef^abigte.
®ie©eioä§rung oon 93er[tümntlungS*
aulagen.
{Ret^tAfragen . . i.503
2>a« 9tei$6geri$i über eine '-Beruf«*
öerein«»©r|ebung.
S)ie SHeform ber ©efinbeorbnung in
Satjem.
ZaHfoereinbanrogeit smif d)m
tUrbettgebera nnb Krbeitertt. 604
9lu« ber $rasi« ber Sfteidj«*
tarifoertrage.
tlrbeiter« ttnb Uttternebmereer«
tretungen.506
tBünfcfce auiu ?Irbeit«fammergefeb.
t(rbctterf<b«tft.507
$>er Mnfprudj auf Urlaub.
©ine Stenffcfjrift über ben ®iebenu!jr*
ßabenfdjtufe.
ttrbeHAmarft u* 9frbett«na<bn>ei« 508
2lnaetgej>flid)t für Slrbeiterentlaffung.
©in Lehrgang gur 9lu«bilbung oon
?lrbeit«na cfjiüci«beamtinncn.
HrbeHert>erfid)crmiQ. Sparfaffen 509
©infbrudj ber 93erfidjerung«trager
gegen bie SSelaftung burdj bie
Zulagen gu ben Stenten ber OT.
unb IUB.
2>ie Unfattoerfidjeruttg ber ßanb*
arbeiter in Italien.
C9ob«titgl< tntb ©oben fragen . 509
Sie ffio$nung«frage im 8etdj«tag.
Siterarifbe aRitteibmgen .... 510
Hbbnu! fötntlid&er Äuffäfce ift Settungen unb Beitförtften geftattet, jebo# nur
mit dotier Quellenangabe.
PirtfdjttfHirije Hriegsjjtlfe in pflrttemberg.
83on Dr. ©^urlotte Seubufdfjer, Stuttgart.
2)ie 23erfd)iebungen, bie ber Krieg im foaialcn unb mirt-
fcf)aftUd&en Stufbau beS beutfeben 23olfeS Dentrfacbt bat, Iaffen
fid) beute in ihrer boden %ragmeite noch feineSme'gS überleben.
©d)on jebt fteljt aber feft, bah er bie Ungleichheit in ber ©iiter«
Derlei hing erheblich Derfchärft hat. Sluf ber einen 0eite haben
bie gana großen Vermögen unb Einfontmen augenommen, auf
ber anberen ©eite* hat fid) bie Babl ber Benfiten in ber niebrig-
ften EinfommenSftufe, bie unterhalb bei* ©teuerpflidjt liegt,
Dermehrt. 3Jtog eS auch eine Übertreibung fein, Don einer 3er-
litalmung ber mittleren Klaffen amifdjen bem altbcgriinbeten
nnb bem burdj KriegSgeminne neu gefdjaffenen Jftcicbtunt auf
ber einen ©eite unb ben befifclofen klaffen auf ber anberen
©eite a« fpredjcn, fo geht aus ben Ergebniffen ber ©teuer*
ftatiftif (Dergl. a. 23. bie 3ufammenftellung, bie ^rofeffor ©ulen*
barg Don ben Ergebniffen ber preufeifdjen Einfommenfteuer*
ftatiftif 1914—16 im ber „granffurtcr Beitung" Dom 4. Sa¬
nitär 1918 gegeben hat), bodj beutlid) herDor, bah ber Spittel*
ftanb am fdjmerften Don mirtfdjaftlicben KriegSfdjäben getroffen
morben ift.
2luS SlrbeitSberbienften erübrigte ©pargutbaben fin!b
tuährenb ber langen Kriegsbauer aufgeaehrt toorben; Prämien
auf eingegangene ßebenSDerficberungen, bie namentlich in
Greifen ber Sßrioatangeftellten, in fleineren Beträgen aber auch
bei Arbeitern unb $anbmerfern, eine grofee 23ebeutung haben,
fonnten oft nicht meiter beaahlt merben; ber mit geringer 9tn*
aaljlnng ermorbene SauS* unb ©runbbefib fann megeftt Dtiicf*
ftänben in ber $ppotljefenain§aahhmg u'idjt gehalten loerben.
SÖährenb be§ Krieges angeluachfene ^ietöfchulben untergraben
bie gefunbe ©siftena ber gamilten; bei ber auf Slbaaljlnng ge-
fauften Einrichtung broljt bie 3urüdnahme burch ba§ 2lbaah-
lung^gefchäft, menn bie ^eilaaljlungen nidjt pünftlich entri^tet
merben fonnten, mornit gleichseitig ber 23erluft ber bisher be¬
sohlten Beträge oerbunben ift. ®iefe ©efaljr ift um fo gröfeer,
als bie @Mdjäfte bei ber erljeblidjen ^reiSfteigerung für 2Ut«
9)iöbcl ein unmittelbares Sntercffe baran haben, Don ben früher
abgefdjloffenen ^aufDerträgen aurüdautreten, bamit fie bie
äftöbel au bett jefcigen greifen Dorteilljafter Dermerten fonnen.
£)aS in fleinen ©emerbc- unb £>anbclsbetrieben angelegte @e*
fchäftSfapital fann oft nur unter Opfern unb madjfenber 23er-
fchirlbintg erhalten merben , mäfjrenb ©efdjäftSfchulben anS
ber 3cit Dor bem Kriege burch STuflaufeu Don Binfett
eine bcbroljliche $öhe errcidjt haben. Su beul lanbmirtfehaft»
lidjen 23etrieben fleinften UmfangS, bie feinen ^teil an ben ber
ßanbmirtfdjaft augefloffenen ^VriegSgeminnen haben, ift mit¬
unter felbft bie Haltung Don ^HeinDieh, mie Don Biegen nnb
Hühnern;, unmöglich gemorben, meil bie gutterpreife au hod)
geftiegen fiitb ober bie $adjt für eine äöiefe nicht mehr auf¬
gebracht merben fonnte.
2)er 23erluft biefer 23errnögensmerte bebeutet für bie ba-
Doii betroffenen gamilien faft immer ein Burücffinfen in 33e-
[iplofigfeit unb, fomdt eS fid> nicht nur um Einaelfdjicffale
Oaubelt, bie ^roletarifierung breiter, ermerbenber 23oIfS-
fdjidjten. SBiH man biefer ©efahr Dorbengen, fo finb Dor
allem äftafenahnten erforberlich, um mirtfdjaftlidje Ejiftenaen,
bie Dor bem Kriege gefunb maren, aber bitrd) unmittelbare ober
mittelbare ÄriegSfdhäben erfdhüttert morben finb, au feftigen,
ober in anberen SBorten, cS ift eine Entfdjulbung ber 23olfS-
Frcife berbeiaufübren, bie ihren 23erpflidjtungen möhrenb beS
.Krieges oljne eigene ©djulb aus ben ihnen au (Gebote ftehenbeu
EiulfommenSquellen nicht gerecht merben fonnten unb baljet;
ans bem Drigge mit einer mehr ober meniger briiefenben
©chitlbenlaft herDorgetjcn. 3Benn bie auffchiebenben unb
fdjiipenben 23eftimmungcn ber ©efepgebintg gegenüber beit
Kriegsteilnehmern in Sßcgfall fotnmen, ntiiffen fid> biefc
©chulben mit ihrem ganacn ©emidjt geltenb tttadjert unb eine
meitere 23crfchärfntig ber Notlage beS ä^ittelftanbS in meiteftem
©inne bcmirfelt. ©dbft mentt aunädiit noch eine ©tunbitngS-
möglidjfeit für Kriegsteilnehmer ttad) ihrer Entlaffung auf
etma bie 2>auer eines Sabres gefduiffen merben foUte, fo mürbe
bodj ein aügentetner BaljlungSauftdnib Don ben nadjteiligftcn
golgen für unferen gefamteti Dolfsmirtfdjaftlidben Kreislauf
begleitet fein. ES erfcheirtt beSljalb bringettb geboten, noch
möhrenb beS Krieges mit bem Slbban ber burch ihn Dentrfadjten
©djulben au beginnen.
Sebe $ilfeleiftung auf biefetn ©ebiet mu& Don ber ^tatfadjc
auSgeljcn, bah bie KriegSgefdjäbigten, b. I). bie ^erfonen, bie
materiell unter bem Kriege gelitten haben, nicht ber unterften
foaialett 93olfSflaffe angeboren, bic man im allgemeinen als bie
mirtfdxiftlich fdjmöchfte au betrachten pflegt, fonberu bah cS fid)
um 33olfSfd)id)ten Ijartbelt, bie an eine bis au einem gemiffeit
@k*abe gehobene ßebenSljaltung gemöhnt finb unb oft über
einen, menn audb befdbeibenen JßermögenSriicfhalt Derfügen,
490
Soaiale 5praji§ unb Axdjiö für Volfsmohlfafjrt — 1918 — XXVII. Ar. 33.
500
beffen Erhaltung bam. Wieberherftellung im töinblicf auf eine
befriebigenbe EJeftaltung unterer foaiolcn Verhältniffe’ bringenb
au münfdften ift. Die Aufgabe einer mirtfdjaftlidwn KriegShilfe
fann beSmegen nirfjt barin beftchcn, bie SRittel aum baren
Lebensunterhalt, baS fogenannte Eriftenaminimum, 6ercitam
fteflen, fonbern fie nutfj banarfi tradjten, bar über hinauf bie
Porhanbenen, burd) ben .Urieg jeboeb gefäbrbcten Vermögens*
me'rte unb fonftigen Ekunblagen ber mirtfdjaf Hieben Eriftena
3 it fiebern. Daraus ergibt fiel), bafe bie KriegShilfe nicht einen
beftimmten febematifeben Efrab non Bebiirftigfeit für ihre föilfc*
leiftungen 3ur VorauSfefcung machen fann, fonbern bah fie
burd)auS inbiPibuell Perfahren muh, loenn fie and) bei ihrer
Dätigfeit gemiffer allgemeiner Richtlinien nicht entraten fann.
Sn erfter Üinie finb aur SRitarbeit bei bem EntftfmlbnngS*
merf bie für bie gamilicnuntcrftübiing anftänbigen Lieferungi*
Perbänbe berufen, einmal nad) bem Wortlaut beS EtefebeS, fo*
bann im £inblicf auf baS eigene Qntereffe, ihre BcairfSange*
hörigen in möglichft guter ftcuerlicher LeiftuugSfähigfcit an
. erhalten. Die gi’fcbliche ReicbSuutcrftiibung fann felbft nad)
ihrer jiingften Erhöhung für ben täglidien Lebensbebarf hoch-
ftenS bei Samilicn mit grober Mopfaahl ansreichen, meil fie
hier einen PerhältniSmäßig hoben Betrag erreid)t. Bei Heineren
Samilicn ift bie Erfrfyliefjuug Weiterer EinfommenSqitellen,
unter benen natürlich ber Verbienft aus Arbeit an erfter 3tclle
fteht, notmenbig. Da iebod) nicht alle unterftiifcungsbebürftigen
Berfotten imftanbe finb, an arbeiten ban>. mit ihrer Arbeit ihren
Pollen Lebensunterhalt au oerbienen, hat ber Efefcfcgebcr bie
LieferungSPerbänbe aur ßciftung weiterer 3nfd)üffe Pcrpfltdjtet
in allen SäUcn, in benen bie SRinbcftfäfce ber RcidjSitnter»
fiiibitng aut* Behebung ber Bebiirftigfeit ber Kriegcrfamilieu
nid)t auSreid>en,. darüber hinaus hebt ein Wiirtt. 9Winifteriah
Erlafe oom Sl. Dftober 1916 auSbriicflid) herPor, bah au beti
Aufgaben ber Liefernngsperbänbe and) bie tunlichfte Erhaltung
bcs mirtfcbaftlidyen BeftmtbeS ber Kricgerfamilicu gehört, unb
bah hierunter and) bie Ekmährnug oon 3ufchiiffen aur Bereini¬
gung riiefftäubiger fippothefenainfen unb ©efdiäftsfcftulben fällt.
Diefcr Aufgabe finb bie LieferungSPerbänbe erft allmäfjlid)
unb örtlirf) in fchr oevfehiebenem Uttafte nadigefommen. Währc'nb
in ben 3täbten meift in befriebigenber Weife ÜRictSbeibilfen
unb ®gpothefcnainöaufd)üffe gemährt mürben, begegnete bie
Anerfcnnung ber Verpflichtung au Hufchuhleiftungcii bei ben
länblichen LiefcnntgsPt'rbänbcn meift Sdymicrigfciten. Sr
länger ber .Urieg bauerte, um fo uotmenbiger ermieS fich aber
noch eine meilere Beihilfe and) bort, mo bie LieferungSPerbänbe
bie Unterftiihung oorfchriftSmähig gemährten. Saft überall,
mo hohe ^ppothefenainfen au beaahlcn maren, mo ber 2J?iet-
aino ein gemiffcS Vtofe überflieg, mo fonftige gröbere Verbind
lid)Fciten au ben kmfenben Ausgaben für ben Lebensunterhalt
traten, mar eS ben Familien unmöglich, mit ber Reid)Siinter*
jtühung unb ben fommunalen 3ufchiificn allen Vcrpfliditungen
gerecht an merben. ferner ift au bebenfen, bah 3u ben Kriegs*
gefchäbigten aahl reiche Beiionen gehören, bie Rid)tfrieg3teil-
nehmer finb unb and) feinen ihrer näd>ftcn Angehörigen bei
ber Xnippe ftehen haben, fo bah fie feint' gefefclichen Anfprüdyc
auf llnterftiitjung burdi ben Lieferungsoerbanb erheben fönnen.
früher als in ben mciften onberen BunbeSftaaten mürbe
in Württemberg bie Rotmcnbigfoit erfannt, erhebliche befonbere
Mittel bereitauftellen unb ihre Vermenbung einer baS ganae
Lanb nmfaffenben Crganifation au übertragen amecfS Erhal¬
tung beS mirtfchaftlidum BefitsftanbeS bei* Beoölferung. Be*
reite im Cftober 1915 trat ber Verein „VZittelftanböhilfc" ins
Leben, bem bann im Qahr 1916 unb Sriihjabr 1917 brei mei*
terc Abteilungen für bie Arbeitcrbcoölferung, für bie lanb*
mirtfdx»ftlid)e Beoölferung unb eine Abteilung S für
fonftige bilfsbebürftige Berfanen angegliebert mürben. Eni*
fprechenb biefem ermeiterten Arbeitsgebiet erhielt ber Verein
ben Romen „Uriegshilfe Württemberg". Er erftreeft feine
Xätigfcit jefct tatfächlich auf alle ermerbstätigen VolfSfreifc
bcS LanbeS, fomeit fie einer Beihilfe in bem angegebenen 3inne
bebürfen. Er mill bie infolge bcs UriegeS gefährbete mirt-
fd)aftlidie Lage biefer VolfSfreifc mieber feftigen unb über ben
Urieg hinaus aufrechterhalten.
Von Anfang an uuu beim Vlufbau bei- .SuicgSI)ilfc baS engfte
3ufainmennüifen mit ber llntcrüüpung*tätigfeit ber iiieferungS*
oerbnnbe unb 6!emeintcn oorgefehen morben, bas biird) ben (iriaft
bcs Viiniftcriums bcs Smient oom 31 . iUtära 1917 behörblidj feft-
gelegt morben ift. Xie uom Verein Unegshilfc in jebem €beramts=
leairt unb in ben gröberen Stabten erridjteteu VcairfSauSfdjüfj'e
halvn nach biefem Erlafj bie Vlufgabe, bie Xarleheusgefud;e bec
llnterftnbungSbebnrftigen enigegen^unetimen, ,gi begntad)ten unb
mir Vorfrf)lägen bem Beairferat a 11 unterbreiten, Xie Viitglicber
biefer Veairfsausfdgiffe finb ben Volfsfreifen bcs Vcairfs ent*
nommen, auf bie 00r allem bie Jyürforgetäligleit bes Vereins ge*
lirfitet ift, fomic ben mit biefer Jviirforge befonberS oertrauten
.Streifen. Vlud) foü bem Veairfsausfdjuh tunlid)ft ei-11 red)tsfunbigcS
Vtitplieb angeboren, iöierau haben i'icb oi elf ad) Richter, Rechts*
anmälte unb Vota re ehrenamtlich a»r Verfügung gefteüt. Sämtlime
(Vefud:c gehen, nadybem ber BeairfSrat als behörblidye Beairfsinftana
über fie Vcfdilufe gefaßt hat, bem Vorftanb bes Verei-ns .Slriegshilfe
311, ber neben ber Vefdifuhfaffung über bie aus VcreiuSmitteln 311
bemiUigenben Beihilfen audj bei ber CSiemährung oon Darlehen unb
3 nfd)üffen auS Bütteln bei* N dmtsförperfd)aftcu unb beS Staats mit*
aumirfeu b.gu. Anregungen 31t geben hat. Xer Verein miterftcht in
biefer Xätigfeit ber Vluffidyt bes Büuifteriums bes Tunern, bas
einen Vertreter in bie Si^ungen bes Vorftanbes entfenbet. Xurdi
biefes enge 3 u f atin n€moirfeti beS Vereins mit ben behörblichcn
itn-nacn ift eiu-e amerfmähige Vermenbuug ber gemährten Unter*
ftühungen gefiebert unb fann eine gegeufeitige lirgänaung ftattfinben.
Qm Vorbergnmb bei* oon ber UricgShilfe auSgeiihten ^>ilf^-
tätigfeit fleht bie Etemährung oon Xartehen, ber auch aus
oolfSeraiehcrifdien Ehiinben ber Voraug oor ber Bemilligimg
oon 3ufd}üf|en au geben ift.
Qm allgemeinen fönnen 3ufd)üffe nur bort gemährt merben, tuo
nad) Lage ber Vcrhältniffe nid)t bamit 311 rechnen ift, bah ber ©efudp
fteller jemals imftanbe fein mirb, ein Xarlchen aus feinem Ermcrb
3urüd3ii3ahlcu. Stets mirb Oon 3 ufd)üffeu abgefchen, menn ein
offeufid)tlid>eS Vcrfduilbcn beS Ecfud)fteIlers ober feiner grau au
ben Aüdftänbcu oorliegt. X’lllcrbiugS finb 6 u fd)üffe infofern oon
foaialpolitifcher Bcbeutung, als fie ausgleidjcnb 311 mirfen ocrniögcn
gegenüber ber Ungleichheit/ bie innerhalb ber arbeitenben Bcoölfcrunvi
amifchen bem Eiufommeu ber in .Viricgs Oe trieben be f d)ä f t i gtc n Be r f onen
auf ber einen Seite unb bemjenigen ber bei ber Xruppe Stchenben auf
ber au bereu Seite befteht, eine Uugleidjhcit, bie uod> baburd) Oer*
fdürft mirb, bah bei Aeflamatiouen für friegSmid)tige Betriebe oicl*
fad) jüngere Sollte beooraugt merben, mährenb Angehörige ber Lanb*
mehr unb bcs i?aubjturms feit Qahreit ihrem Ermerbe eutaogeu
bleiben. Um bie f^emährung oon nicht rütfaablbaren 3ufd)üffcn au
bebiirftige MriegSteiluchmcr unb bereu Angehörige 311 erleid)tern,
gemährt bcshalO neucrbingS ber mürttemOergifdye Staat (Befaunt*
madjung bcs Bünifteriums beS Quuerii oom 12 . Qanuar 1918 , Staats*
nuaeiger für Württemberg Ar. 12 ) ben iücfcrunaiSoerbänbeu erhöhte
Beihilfen 31t ihrem Aufmanb für tiefen 3 mecf, tüc aüerbiugs erft
bann eintreten, menn ber Lieferungsoerbanb feinen gefeplidjcn Vor*
pflidjtungen aur ^ufchuhlciftung in Oollem Umfang nachgcfommeu ift.
Xie Vcrmanblung oon Aüdftänbcn 111 Xarleheit bei ber Mriegs*
bilfe ift für bie Eiefuchfteller oor allem besmegen oorteilhaft, meir bie
StriegSlülfc ihren Darlehensnehmern günftigere Bcbingungeit in be3iig
auf Verainfung unb Mürfaahlung 311 Oieteit oermag als irgenb ein
«intercr EMäubiger. Die •finfen betragen 2- 3 0. Kriegsteil¬
nehmern merben ftc meift mährenb bcS Krieges crlaffcu. Bei Dar*
lehcn aus Bütteln beS Staates übernehmen im allgemeinen bie
LicferungSoerbänbc bie ^Jinfen für bie Dauer bcs Krieges. Die
RürfaahlimgSbcbiugiingen tragen burdiauS ber Datfache Rechnung,
bafj bie Darlehensnehmer in ber elften , 1 eit nad) griebenSfchluh
meift mit red)t großen Schmierigteiteu 311 fämpfen haben unb nod>
einige ;1eit bei Schonung bebürfen merben, um ihre mirtfchaftlfcfje
Eiüftena mieber gu befeftigen.
Als fehl’ mid)tig unb nithlid) hol fich hic Beratung ber £>ilfc*
jmtenben unb bie Einleitung oon Verhaubfuitgcn mit EUäubigeru
eiiuiefen, bie angcfidjts ber Ausjidjt auf eine fofortige Baraahiuug
oft 311 gana bebeuteubeu Vad)Iäffen bemegt merben tonnten. .
Die .Uricflshilfe erftrebt bie: Erhalhuig ititö bouedrtbc
Kräftigunfl ber luirtfdjaftlidjcn Vcrhältniffe ber Pon ihr an
llntcrftühenben. hieraus ergibt fid) bie Rotiocnbigfeit bie
."pilfe überall bort an uerfagen, mo bie Vcrhältniffe fo 11 m
gnnftig liegen, baf* eine gemährte Beihilfe einem Almofen
gleid)fämc unb bie alte Rot fid) halb mieber einftelltc. Wo bie
3 uhi ngöPcrfteigernng nidit abanmenben ift, unb mo name-ntlid)
bie Verfdmlbung ihren Urfprung fd)on in ber 3^it Por .Qrieg^
aitSbrud) hat, crfdieint es beffer, ben Dingen ihren Lauf an
Inffeit unb erft fpäter eine etmaige .<pilfeleiftitng nod>maIS au
ermägeu.
Reben ber Entjdmlbungsfrage geminnt mehr unb mehr an
Wtdütgfeit bie* Einräumung Pott EröffnungSfrebiten für ben
Wtebcraufbaii. Qn erfter Linie fommen hier Darlehen an
Kriegsteilnehmer in Bctrad)t, bie nad) ihrer Riicffehr aus bem
gelbe einen eigenen Betrieb mieber aufnebmen ober neu er*
öffnen moUen. föier biirftc eine 3nfamme'narbeit bei* mirt*
fdjoftltchcn Kriegshilfe mit ben gemerblidien unb lanbmirt*
fd)aftlrd)cn ocnoffcufdjaftlichcn Krebitinftitntcn guten Erfolvi
Pcrfprecften. Eine anbere mid)tige Art Pon ÜbergangSfrebit
ift bte ©cmährung pon Darlehen an KriegSgetrante aur Bc*
501
©o^iate PragiS uub Ardpiö für VollStoopIfaprt — 1918 — XXVII. Ar. 83.
502
fdjaffung tum SBobnungSeinridjtunpen, bie unte'r ben heutigen
aufeerorbeittlidien prcisftcigcrnngen auf bem dftöbelmarft für
SNinberbemittelte aus eiaenen Spitteln unerfdjminglich finb.
Xie mirtfrfiaftlirfje StricgSbilfc ift mehr als bic mciftcn
attberen Bmeigc bei* StriegSfiirforge auf bic BuFunft gerichtet,
unb Staat* crftretft fid> ibvc VSirFfaniFdt nicht allein auf bie
fogenannte Ü5ergaitgSmirtfd)aft, fottbern meit bariiber hinauf.
Einmal U)it£ fic eine möglirtjft fcpnede VHcbcreinorbnnttg ber
I)cimfel)renbcn SiriegSteilncbmcr in bie biiraevlid)e ErmerbS»
tätigfeit bemirFen, fobann aber Perfolgt fie baS Biel/ bei* mirt-
fchaftlichcn Erftarfung bei* breiten ermerbstätigen 5öoIf^«
fd>id}tcn unb baniit bcr Vefeftignng gcfunber fozialer Ver*
hältniffe zu bienen. Nach ber jiingften AnFiinbigung beS
©taatSfeFretärS beS NeichSmirtfdjaftSamtS anläßlich ber jüng»
ften- iNittelftanbSbebatte im Neid)Stag ift fiir beim fei) rettbe
Kriegsteilnehmer bie Eröffnung Pon Sh*ebitmöglid}Feiten unb
bic Einrtd)tung Pon Veratungsfteden geplant. ©o ift zu
hoffen, ba& bicfe'S Gebiet ber SlriegSfitrforge halb bie feiner
Nichtig Feit gebiibrenbe Veachtnng im ganzen Neid>c finben mirb.
gUljfiueine ^ojialpalitilt.
Xic flueiyrnrfic über bic ©ojinlpolitif im 5Heid>$tafl, bic
bet bcr 2. £cfung beS .Haushaltsplanes für baS Neid>3mirt*
fchaftSamt in ber erften ddaimoche gebflogen mürbe, bat, mie
bieS and) in früheren fahren ftetS ber gad gemefen ift, eine
grofee giide Don Söiinfrften unb Einträgen ber Pcrfdjicbenen
Parteien gebrad)t, greifbare Ergebniffe bagegen bod) nur in
. geringer Bald. Xer neue ©taatSfcFretär für ©ozialpolitiFr
g r b r. n. © t e t n , zeigte fid) babei empfänglich für manche
Anregungen. ©o fagte er bic Erfüllung ber mehrfach Por»
gebrachten gorbetung zu, bafc auch fachPerftänbige SWitglieber
ber Arbcitcrfdjaft zur Mitarbeit berangezogen mürben; ba*
gegen micS er eS ab, bei ber AuSmald jemeilS bic Perfchiebenen
(Stubben unb Nid)tungen zu beriieffiebtigen, allein bic ©a<fy
Fnnbc habe hier 51 t entfeheiben. Ebenfo ftelltc er bie Errichtung
eines fteinbigen VciratS für bie Vorbereitung fozialpolitifcher
(tfcfepcntmiirfe in Ansicht, gür ben NeitfjStag felbft nerlangte
Abg. £ r i nt b 0 r n bie Einfepung eines ©oubcrauSfchuffeS für
©ozialpolitiF, an ben ade einfcplägigen EefepeSPorlagen, An¬
träge, Entfdjrlic&ungcn unb Petitionen Übermiefen merben
follten. Abg. V ehrend mieS auf bie NotmenbigFeit eines
feften Plans für bie gortfiibrnng ber ©ozialreform bin; fo
mie bisher biirfe man nicht fortmnrfteln. Xafc ber Arbeiter^
fdjup inSbefonbcre für grauen unb ^siigcnblicftc fo fcbneU mie
möglich mieber bergeiteilt merbe, mürbe als unerläfelid) be¬
zeichnet. Mehrfach/ fo non ben Abg. Nob. ©djmibt, SBiffe l,
!ö c b r e n $, mitrbe barauf gebrungen, bie ©ebaltSgrenze für
bie VerfidjerungSpflictt angefidjtS beS gefunfenen (MbmertcS
511 erhöben; bic äßodienbilfe fei beizubebalten, PerftärFte giii*»
forge für Butter unb Slinb eine bringenbe gorberung für bie
(Erhaltung ber VolFSFraft; bie Nentenzulagcn feien angeficht^
bcr Neuerung aller 2 eben$bebiirfniffe beisubebalten unb au§-
subauen. ©inigfeit fcüeint and) in bem Verlangen nad) ©r-
merbölofenfiitlorge in ber Übergangszeit a« berrfchen. (Sbenfo
nach ber ftriften Dnrdbfitbntng beS $auSarbeitSgefebeS; Sobn*
minbeftfäbe, gad)auSfchiiffe für bie Heimarbeit feien nid)t zu
entbehren. £cr ArbeitSnachtoeiS bebürfe ber gefefclicben
Regelung unb Verbollfommnung. giir bic Pflege bcS ge-
tDerblicbert griebenS fei neben bem Ausbau beS ©inigungS*
toefenS auch bie Erhaltung ber Arbeiter* unb Angeftelltcn-
mtSfdmife nohoenbig. Xem Xarifoertrage möge baS 8 teichS-
U)irtfd)üftSamt fein befonbereS Augenmcrf zidoenben; eS
empfehle fid), bort eine Bentralftelle für baS (SinigungS- unb
Xariftoefen im ganzen Veid)e za errichten. SSir befd)ränFen
nnS auf biefc menigen Anbcutungeu aus ber zlaeiten Sefung;
iriic Abftimmung über bie zahlreichen Anträge unb ©nt-
fchliehungen mirb erft in ber britten Sefung erfolgen, unb- ba
muh man oor allem barauf gefpannt fein, ob eS mirflid) zur
C^infcbung eines AuSfdmffeS Pon 28 Atitgliebern, nad> bem
Anträge ber BcntrumSpartci, fommt, bic alle foziafpolitifchen
gragen beraten unb fomit fid) zu einem ftäubigen AnSfd>uh
für ©ozialpolitif im 9teid)Stag entmicfeln Föunte. Vcruft
Dann bie Regierung noch einen foziafpolitifchen Veirat im
5 )teichSmirtfd)aftSamt, bann mären auch bie gaftorcu zu einer
gefllegung eines beftimmten Programms ber 3oziafreform
gegeben, baS plonmäfeig aus ber überreichen giille beS
SlBünfchenSmerten baS Xringenbfte unb fdotmenbigfte als
gorberung beS XagcS auSmäblcn mürbe.
Xer ^negSftuSfchuft für ^onfumentettiHtercffett gab in
feiner aus Pielen @auen beS Xeutfchen Stei^eS bcfuchten Ver^
treterauSfchufetagung (27. unb 28. April in Verlin) Aechen-
fchaft über feine SBirffarnFeit im lebten Sabre. SnSbefonbere
bat bie Mitarbeit beS ®A. unb feiner Vertrauensmänner an
ben aat)Ireid)en fricgSmirtfchaftlidben ©teilen unb ^ontroHauS=
fd)iiffen auherorbentlidb zugenommen. ©0 finb zu ben Ar¬
beiten bcr geftfteflungSanSfd)iiffe für bie Nachprüfung ber @e-
treibebeftänbe auf betn £anbe gegen 50 Abgefanbte beS M.
binzugezogen morben, bie, mie auS ben Verichten über ihre
Erfahrungen bcrPorgebt, and) zur befferen Verftänbigung
zmifdjen ©tabt- unb Sanbmirtfdbaft beigetragen haben, ©tarf
in ben Vorbergrunb ber XätigFeit beS ^A. ift neben ber Er»,
näbrungSregelitng, für bie ber StA., mie in ben Vorjahren,
einen 2öirtfd)aftSpIan auf 1918/19 ausgearbeitet bat, bie ©orge
um bie Veflcibung unb Vefchubttng ber SNinberbemittelten
getreten, fomie meiterbin bie SNöbelbefchaffnngS- unb bie
SSobnungSfragc überhaupt, ^ier bat ber StA. ein Bufammen-
nrbeiten mit ben bereits beftebenben ©teilen in bie SBege ge=
leitet, bie über ein fo auSgebebnteS, örtlich geglieberteS ßr-
ganifationSnep mie ber StA. meift nicht Perfügen. Xie Suter-
effenpertretung bcr Verbraucher in ber NeichSbeFIeibungSftellc
fcheint bie größten ©chmierigfeiten zu machen. An ben Xätig-
fcitSbcricht ber (^efd)äftSfübrerin grau 2ftüner»£)ftreich,
beut ber Vorfipcnbe Abg. Nobert ©chmibt febr bernerfenSmerte
SNitteilungen über unferc tatfächlid)c VerforgungSlage unb über
bie ungemiffen Ufrainezufubren PorauSgefchidt batte, fcblofe fich
eine lebhafte AitSfprache über bie VerforgungSfchmierigFeiten
unb = 5Kibcrfpriid)c in ben einzelnen VczirFcn XeutfddanbS.
Einige Anträge bezüglich ber Abftnfung ber ÖebenSmittelpreife
nad) ben EinfommenSPerbältniffen, ber Vemirtfd)aftung ber
£>oIzfd)ube, ber StoblenPcrforgung unb ber PreiSrcgelung für
Kleiber unb ^leiberftoffe mürben bem gefchäftsfübrenben Vor-
ftanbe zur Erlebigung iibermiefen.
Xcn zweiten VerbnnblungStag beberrfchten bie AuSein-
anberfepungen über bie ÜbergangSmirtfdjaft in ber NabrungS»
mittclPcrforgung. Xer $auptPortragenbe Xölz Pom Veamten-
mirtfdiaftSPerein forberte, trop PerftärFter Einfuhren ohne
Niidficht auf ValutabebenFen Por adern fpftcmatifchen Preis¬
abbau unb eine ©teuerpolitiF, bie nicht auf eine Veiaftung, fon=
bern auf eine Verbilligung ber ScbenSmittel biuziele, unb ge¬
langte beSbalb zu einer Ablehnung ber neuen Söarenumfap=
fteuer. gier ben ESenoffenfchaftSgebanFen forberte er Xulbung
unb AnerFennung, bagegen lehnte er bic Fommunale Negie ber
fiebenSmittel, mie fie z- P- Verlin-©chönebctg plant, ab: Xen
Vebörben bie Übermad)ung, ben mirtfchaftlichen Organifationen
ben ®anbel! Xer Abbau beS StriegSmirtfchaftSfpftemS für
Nahrungsmittel fode planmäfetg unb admäblid) erfolgen. Aut
längften utiiffe bic Nationierung Pon Vrot unb gleifd) beibe»
halten merben, mäbrenb bie ©emüfe-, Obft- unb EicrPerforgnng
halb bem freien Verfebr zu itbcrlaffen fei. „giir ben Font»
ntenben SBirtfdjaftSFampf bebürfen mir einer ftarFen Leitung,
unb mir merben ihn nur bann befteben, menn bie giibrung
baS merFtätige unb fchaffenbe VolF hinter fich bat, beffen be¬
rechtigte Sutcreffen FeineSmegS im ©egenfap zu einer Per¬
lt iinftigen ErzeugerpolitiF zu ftebett brauchen." Su bcr AuS»
fprache Febrte febr lebhaft bie ÜNabnung immer mieber, bafe
eine entfchloffene Vertretung ber Verbraucherintereffen
in ber griebenS-unb ÜbergangSmirtfchaft ebenfo notmenbig mie
im Slliege fei unb bie llntmanblung beS ÜA. für ^onfum-
intereffen auS einer freien Crganifation in eine öffentlid)-
red>tlid)e Sförperfd)aft (Verbrait^erFantitter) zu ermägen fei.
prftfrge far|trif0slrefri)f äöi jlt und (jeimhcljrfndc|trieger.
Eine ©flittmlung für ÄriegSbefcbabigte ift nad) mancherlei
Erörterungen unter bem Namen „Ö u b e n b 0 r f f f p e n b e"
bttrd) ben Ncid)SauSfd)uB bei* ^riegSbefd)äbigtenfiirforge ein-
geleitet.
Xic ©ammluug ift teils eine ©ammlung beS Aeid)SQuSfcbuffcS
felbft, teils bcr ^auptfürforgeorganifationen. Xie Aei^Sfamm-
l u n 0 tueubet fiep an bie AuSlanbSbeutfd)en, bie ÄriegSgefellfdiaften
unb bie fogenannten „Bentralfirtnen", als meld>e bitejeuigen gropen
Eelbgebcr angefepen tiierbeit, beten betriebe allgeineiu beutfdjc Ve=
beutuug haben, uub bie bcSpalb ipre ©penben adgemein beutfdjen
3töedeti zufüprcn. ^a§ Erträgnis ber AeitfjSfammtamg mirb zunäepft
503
(Soaiale IJkagtS unb Ardjib für S3oI!gtooI}lfaljrt — 1918 —* XXVII. Ar. 83.
604
ber gentralfammetftelle aufließen, bie nach Abguß ber Urdoften ben
betrag bon höchftenS 25 b. bcm AeichSauSgletdjSfonbS auwenbet,
wah'rcn<b bcr Acßhctrag, min heftend 75 b. an bie £>auptfürforge=
Organisationen bcr teilt werben wirb. AuS bcm Meüh3auSgIeid)S=
fonbS füllen weniger leijtungSfähige öauptfiirforgcorganifationen, fo»
Wie allgcmein-nüfjlidje Eimid)fungcn bcr SkiegSbefchäbigtcnfürforge
lmterftii^t Werben. Ter Ertrag jeber £ a mb e § f a m m I u n g fließt
ber betreffenben ,f>auptfürforgcürganifation 31 t. Tie Sentralfammel*
ftelle (Berlin 2B 9, Vcllcbuejtraße 8 ) fteflt ihre ASerbe tätigfeit aud)
in ben Tieint bcr £anbeSfainmluugen. Heineren VunbeSftaaien
wirb bie Seit tralfam weifte Ile bic £anbcSjammlung unmittelbar Durch*
führen; in größeren SJunbesftaatcn wirb fie unmittelbar tuerbenb
nur infoweit tätig werben, als eS bic betreffenbe ipauptfürforge*
organifation auSbriitflid) wiinfdü. Alle öauptfürforgeorganifationen
haben fid) bamit cinbcrftauben eiflärt, baß bie SentralfammelfteHe
fit!) aud) an fo!d>c größeren (Gelbgeber, bei benen bon ihrem Ein=
treten mehr Erfolg erwartet tnerben barf, Wcnbet. $m Auftrag ber
3entraIfammcIfteUe füllen ferner bie VemfSorganifatiionen, bie fid)
über gang Teutfdylanb erftreden, ihre Mitglieber unmittelbar
angelten.
Tie freien (GcWerffd)aften Wanbtcn fid) aunadhft fdjarf
gegen Sammlungen für ®rieg3befd)äbigtc, Don benen fie eine
Minbernng ber Verpflichtung bc$ SWcirfv^ befürchteten, Ter
VedüSaufprud) fd)ien ihnen burd) bie 2£of)ltätigfcit bebroht.
9 töd)bcm fid) jebod) fomopl ber 9teid)£au3fd)itß aU and) baS
^riegSminiftcrium gegen eine fold>e Annahme geWanbt batten
unb auSbriicflidi erflärten, baf) bie £icere£berWaltiing nid)t Don
ber ihr gcfetslidi unb etbifd) obliegenben Verpflidjtung einer
geitiigenben Vcrforgttng entlaftct mürbe, bic Sammlung Diel¬
mehr nur für bie Behebung ber auch bei ber beften Verformung
im EingeffaUe ttorf) beftdjenbcu Notlage bienen follte, bie auf
bem nid>t bürofratifri)cn 2 £cg rafd>er unb inbioibueller be«
hanbelt Werben fönntc, erflärten fid) bie (Gemerffdjaften mit
ber Sammlung einDerftanben. (Gleidiaeitig erhoben fie erneut
bie ^orberung nad) einer reid)Sgefcßlid)cn Ütegeiung ber
foaialen AnegSbcfdyäbigtenfürforgc unb 2 d;affung einer reiche*
gefeblidien Organifation, bie namentlich im. ©inbltcf auf ba§
aerfplittertc SammliingSWcfcn geboten erfd)ien. — Seitbem hot
bie Arbeiteridjaft fiel) bereite Draftifch in ben Xienft ber Sad)e
geftellt. gnbem fie auf manchen SSerFcn ben Verbicnft eines
gangen ober halben Tage.S ber Öubenborfffpenbc au führte, hot
fie oud) bie Unternehmer mordtifcb au erheblichen Smocnbungen
Dcrpflicbtet, fo bah ein guter Ertrag ber Sammlung 31 t er¬
warten ift.
Tic (Gewährung bcr ^erftümmcluitgSgulage für tubeufulöfc
Aulitärrcnienempfäugcr ficht ein Erlaß bei? STi’iegSmiui)teriu.mS Dor.
3?ad) ber jeßigen Safj'iiiig ber (He f eh cs norfd) ri ftc n unb Veitimmungcu
ijt ber .Ureis Derjenigen, Die Aufprucß auf foldje Verftümmelungs*
gulagon Ivabcn-, eng begreugt, unb es uürb Dabei unter ftarler 3e=
tüimng ber Anfpriüfcc ber äußevltd) Sdjwerocrleßteu' Den innerlich
Sdjwererfraiilteit, obwohl biefe bäufig bie Diel härter betreff eilen
finb, mehl gebühtenb 3led)iuuig getragen. s JieuerbingD fanu nun aud)
eine ftkrftüimuclungs-aulage bei fdgueren OJefunbheitöitörungeii ge=
mährt merben, bie in beäug auf ©dyonung über .^ilfvbebürftigfcit
bem ^uftanbe bi* ^flegebebürfniffey naheftehen, ,)• 33. bei mand>en
SäUen Deal ilnngentiiluitnlüfe mib fünfrigen [d)iuercn inneren Scibcn,
Die atuar. feine Düliige linuerbviiufähigfcit bebingen, aber s 13. burdj
bie ^ütmenbigieit befonberer .Vtranfenpflege (äratlidje ik'hanblung,
befünbere .öciiinaBualunen, fräftige IS'rnährnng) über bmd) befünDereo
Schünungc'bcbürfni* bie Sebensjfjalluug aufecrorbentlid) erfdüuereu.
Pcdjtöftagfn.
Xaö 9tcirf)ogcricht «her eine öerttfoDereing^rhehuttg. X\'x
33mib ber tedniifd)*inbiiftriellen Beamten hotte int ©erbft 1916
feinen äfiitglicbcrn Srogehogett aogofanbt, in benen er fie um
Mitteilungen über bie 33ctrie6£* unb 3lnftellitng^Derhältniffc
ber Sirmeii erfurfjtc, bei benen fie tätig Waren. U. a. Waren
in biefent Söogcn and) Sragcn geftellt, bie fid) auf bie finanzielle
£age unb bie s Uefd)äftigung ber betreffenben 3ßerfe beaog. (Sitte
Sirma, bereit s $rofurift eine folche Anfrage erhielt, nahm an
biefem Vorgehen 'Jlnftoh, Weil fit* meinte, cö hattble fid) hier um
beit Iserfuch, in ihre Okfdjäftögehciinniffc eittaitbriitgen. Sie
erhob besholb Silage auf ltnterlafjung berartiger STufforbe-
ntngen , 30 r Erteilung Don 3litefunft über ihre Sßerhältniffe.
3£ährenb fie beim £aubgcrid)t Berlin I ein obfiegettbeä Urteil
erftritt, wiefett Mammcrgcridü unb 3teid)ögerid)t bie Silage über-
einftimmenb ab.
Say 9leid)ygericht legt in Den ©riinDcn feines Urteils Düm
21. Januar 1918 bar, Dag Die Silage Weber auf Die ÜÖcftiiumitngeit
Des äüc111»eW 1 rBgefehes, und) auf bic Des bürgerlichen C^efcbDudjeS
geftiifct werben fönne. ?luf bie erfteren nidht, weil ber föimb feinen
Sßettbewerb mit ben Unternehmern treibe, über beren 33erhältniffe
ec eine ?luSfunfti einhole. ?luf baS allgemeine bürgerliche 9tecbt
nicht, weil er nicht wi ber rechtlich hanbte. Xie Don bcm föunbe Der=
tretenen ^ntereffen ber technifchen 3lngefteUten feien gleichwertig unb
gle^berechtigt mit ben ^ntereffen beS gewerblichen Unternehntertumy,
bas bie Klägerin Dertrcte. 3toar griffen einige fragen, wie 3 . b.
bic nach ber finanaicUen Sage beS Unternehmens, f<heinbar tief in
bas innere bei* gcfd)äftlid>en berhältniffe ber Unternehmer ein; aber
aus bem $we<f unb 3icl ber s 3eftrcbungen beS 3unbeS ergebe fich
hoch bic 3cgrenaung bei* Tragweite biefer fragen auf baSjcnige,
Was er wiffen wolle, um anfteUungfudyenbe ^echniter Dor Schaben
au bewahren unb ben empfehlenswerten betrieben a u fül)een 311
föunen. Seine 3eftrebungen fämen gut eingerichteten betrieben 311 -
ftatten, wäfjrenb fie anberen 3 eranlaffung geben lönnen unb follcn,
ihr SkrhältniS au ben Hngefteüten 3 U oerbeffern. ©leidjlDohl fei
bem 3unbe eine ben 3wecfen bcr s duSfunft angepafete engere gragc^
fteüung au empfehlen.
5TuS biefen ©rünben Derneint baS 9teid)3geridjt ben Don
ber flagenben girnta geltenb gctnad)ten llnterlaffungSanfpruch.
Tie Reform ber ©ermbeorbnung in fBapern fommt in
Rlufi. 2Tnt 1. Mai hot bie SIbgeorbnetcnfammer 33efchliiffc
beS .^InSfdwffeS einfiimmig genehmigt, Wonad) bei ber
Reform be§ ^oliaeiftrafgcfebbu^eS für S9ahcrn bie ©efinbe*
orbnung für houS- unb lanbwirtfdhaftlidye Tienftboten au§-
gebaut werben foll unter Nahrung ber Sutercffcn ber Arbeit¬
geber itnb ber Allgemeinheit, befonberS aur 3eit ber gelber-
beftellung unb ber Erntearbeiten; aur Entfcbeibitng Don
Streitigfeiten aWifd)ctt Tienftboten, länblidyen Arbeitern unb
Tienftljerrfdjaften folleu Sd)icbSgerid)te mit Berufs-
Dettretnng unter gleidhmäfeiger Söcfebung unb unter unpar-
tciifd>en SBorfifeenben errid)tct Werben. 3on Vertretern aller
Parteien Würbe bie 9?otwenbigfcit betont, ein entfpredyenbcS
@fcfinbered)t 511 fdjaffen. 3Scnn bie Iänblidyen Arbeiter in
ihren yted)tSDerl)ältniffen ben geWetblid)en unb inbuftrieUen
Arbeitern glcid)gcftcllt würben, bann werbe aud) bie Sanb-
f l n d) t aitnicfgeben. Ter Minifter beS Suncrn gab hieran
benterfenSwerte Aitffd)liiffe:
1907 würben in Vapeni 62 000 Alägbe unb 40 000 Srnedn-:
weniger gcaöhlt als 1882; bagegeu hoben bic gewerblichen Strbcjtev
Düu 1905—1907 um 211 000 augenommen. 3ei ben häuslichen
Tienftbotcn macht fich ein fürtgefeptei* Aüdgang bemerfbar. Ter
Einfluß einer Regelung bes enftbotenrechteS auf bie Scrnbfrudn
barf nid)t übcrfchäpt werben; bic Ursachen ber Sanbflucht liegen tiefer.
3» ihrer Einbämmung brauchen wir Dor allem eine richtig eingefteHte
2?irtfchaftS= unb Vlgrarpolitif, bie bie 2anbmirtfd)aft in bie Sage Der*
lebt, bie Stonfurrcna ber ^nbuftrie ausauhaltcn, bie bem lanbwirt*
fdjaftlidjen Arbeiter feine Sage gegenüber bcm $nbuftriearbeitcr nicht
als minberwertig erfdteinen läht. ^agu ift weiter notwenbig eine
geeignete AnficblungSpoIitif, Verbefferung beS SBohnungSwefcnS,
AuSbilbung ber ^ugcnb, 22ühlfaf)rtspflege auf bcm Sanbe, bcjfcre
Bewertung bet lanbwirtfchaftlidten Arbeit. Ter Aiidgang bcr l)äus*
liehen Ticnftbotcn in bei* Stabt ift bcfonberS im Kriege hrrDorgc-
treten, Dor allem burd) bie Einwirfung ber SfriegSinbuftrie. Abhilfe
ift aiemlidj friiwierig. ^>ier ift Dor allein notwenbig, befferc hau*
wirtfchaftlichc AuSbilbung ber weiblichen $ugenb, Vefchaffung beffe*
rer SBühumtgeu. Velehrung Don Tienftbotcn unb ^errfchaftrn über
ihre ^flid)icn, planmäßige SBohlfahrtspflege. Tie TienftbotenDereine
in ben Stabten wirten auf biefem (Gebiet feljr gut.
®(trif»erfint»flrungfn pifrijen Jlrtmtgebfnt uni»
Jlrbcttfrjt.
Aus bcr Vtogis bcr $Rctrf)St«rtfbcrträgc.
I.
Tic Tragfraft unb AnpaffungSfähigFeit bcr gewerb*
lidicn ArbeitStarifDcrträgc gegenüber ben fritifdhen ' Veati=
fbrud)iitigen unb Erfd)ütterungen burd) bie ÄricgäWirtfdynft
ift in biefen Vlättevn ntehrfad) bcleudftet worben. Sie ift int
allgemeinen red)t giinftig. Wenn man neben ben fadjlidjen nod>
bie berföttlid)cn unb DerbanbSmäßig-organifatorifd)en Sd)Wie-
rigfeiten beriidfid)tigt, mag man aud) mit beit tedjnifd)en Alt
paffungSmethoben, bie Dor gruttbfäljlidhen organifd)cn Um-
geftaltungcn ber aus ber griebenSaeit hergebrachten, aber teil-
wetfe unhaltbar geworbenen VertragSgrunblagen aut'üdfdicnen,
nid)t immer gufrieben fein. Sn iiingfter Seit bieten, narfybem
füralid) ber Verünberungen in ben VeichStarifDcrträgen ber
nerfd)iebcnen VattgeWerbe hier ausführlicher gebadft Worben
ift, tnSbefonbere bic VeHeibungS- unb bie SBucb-
ü c w c r b e Wieber (Gelegenheit, bie Meifterung ber Kriegs-
©ojiale fragte unb 51 tdjib für ®olf*»oljlfa$rt — 1918 — XXVII. Wr. 83.
606
m
mirtfchaftSnottoenbigfeiten innerhalb beS TtoiftoertragSrahmenS
praftifd) su beobachten.
beutfdjen SW a ß f <h n e i b e r g e io e r b e, baS erft oot $aljr
unb Stag in ben WeidjSPerhanblungen bon Würnberg bot feinem
unparteiifcfyen Treimännerrat, SWagiftrairatSrat b. ©chula*Verlin,
©labtrat $iHec=3franffurt a. SW. unb (GeridjtSrat ©artoriuS=SWünch€n,
feine Tarife für bie $errenmaß*, Uniform* unb Tamenmaß*
fchneibetei auf biie fcbmeren llmmälgungen burd) ben ©toff* uub fiu*
tatenmangel m,itt bem (Gefolge bon ©tredungs«* unb VeaugSfcheinorö*
nungen e^ngurichten hotte unb einen allgemeinen Sohnauffcfyfag bon
25 b. $..bamals ein führte, hot bie faft bemtnungölofe TeuerungS*
entmicflung' beS lebten Rohres jefct micberum Auflieferungen ber
Sohnfäfce nötig gemalt. Tie Anfidjten ber Parteien über ben (Grab
beS AufbefferungSbebiirfniffeS gingen bei ben Nürnberger Verljanblun*
gen am 11. unb 13. 4. 1918 fo meit auSeinanbet, baß aud) heuet ein
©djiebSfptuch ber Unparteiifchen (ben erlranltcn §errn b. ©djuls
berirat Cberbürgermeifter (Gcßtet*Würnberg) nottoenbig mürbe, ©t
beftimmt: Unter ©intedjnung ber im Sftobember gemährten Teue*
rungSaulage mirb neben ber 25 proacnti'geni Sohncrljöhung eine mei*
tere Zulage bon 35 b. &. (für Verlin 40 b. £.) gemährt, fo baß bie
(Gefamtaulage 60 b^m. 65 b. $. au ben Tariflöhnen beträgt; biefe
neue Teuerungszulage erfolgt unter ben gleichen VorauSfeßungen
mie bie erftgemäbrte unb mirb ab 1 . 2 J?ai tie^ablt, gleichgültig au
melcbem 3eitpunft bie Arbeit in Angriff genommen mürbe, $n ber
anberen michtigen Streitfrage ber unentgeltlichen fiieferung ber Wäh*
autaten. mar eine freie Vcrftänbigung ber Arbeitgeber* unb Arbeiter*
bertreter für bie 3 r^t bont 1 . SO^eri' cm erhielt morben. Tie Vertreter
ber Arbeitgeber unb Arbeitnehmer crflötlen, bei ihren ^Ortsgruppen
für bie Annahme biefeS ©chiebSfpruchcS einautreten.
$m Sebergemerbe ho* bon ben berfchicbeneu Sachgruppen
bie £ e b e r a u 0 r ü ft u n g namentlich für §eereSamede ihren
Weichstarif am 28. gebruat 1918 (©p. 344) neu geftaltet, fo baß
t’om l. April 1918 aunäcbft auf 1 Yi $ahrc llarc Crbnung im $ad)e
herrfcht unb bureb ben borgefefjenert Abbau ber Orts* unb Kriegs*
gufebläge auch fcf>on? ben etmaigen Wotmenbigleiten ber Übergangs*
mirtfehaft Rechnung getragen ift. gitr baS SWilitärfchuhmerf
fall bie reid>Stariflidjc Regelung, bie amifdjen bem UbermachamgS*
auSfchuß ber ©chuhinbuftrie unb ben brei beteiligten (Gemerlfchaften
bereite am 9. ^uni 1917 getroffen mürbe, bis 6 SJZonate nach bem
lebten griebenSfchluß bauern, hoch liegen auch hier Anträge auf
©rhöfjung ber ^riegSgufcbläge micbcr bor. Ter bon ben ©chuh*
arbeiterberbänben beim ubermachungSauSfchuß am 20. Wobembet
1917 beantragte WeidjStarif für bas 3 i b v l f<hu b mer ! mar lange
3eit in ben Verhaublungen fteden geblieben, obgleich burch bie Ve*
tricbSftillcgungcn unb bie ßentrale Wegelung ber ©ti&uhmaren*
craeugung bie (Geneigtheit ber ©chubfabriJanten aurn Abfdfuß eines
allgemeinen Tarifs fchr gemadbfen ift. Ter Tarifentmurf, ber fich an
ben SWilitärfchuhtarif anlcbnt, regelt außer ber 54 ftünbigen ArbeitS*
mod>e bie 3eitlöhne in 5 CrtSflaffen unb bie Allorbminbeftlöhne in
20 o. höherer Sage; außerbem fieht er ®inber=, Kriegs- uub
Teuerungsaulagen bor. Ter Tarif, ber bis aum 30. April 1920
laufen foll, begegueite auch nach bem Abfchluß ber 3entratbcrhanb*
lungen amifeben ben beiberfeitigen .^auptbertretungen noch bielfach
megen ber unbefricbigenbcit £ohnaufd)läge bet berfdhiebenen CrtS*
gruppen ber ©djuharbeiterberbänbe lebhaftem 2 Biberfpru<h, mähnenb
bet Vcrbanb ber ©djuh* unb ©djäftefabcifanten erm 22 . SWär$ in
tfranlfurt a. SW. enbgültig mit 173 gegen 77 ©timrnen bem NeichS*
tarifbertrag auftimmtie. Nunmehr fchemt aber auch öex SEBibei^pruch
ber Arbeiterschaften übermunben, benn ber Weichstarif für baS
„3ibilfchuhmerf" mirb am 1 . 3ftai f<hon boll in Straft treten.
' Um fo erfreulicher entmirfelt fiel) bie Weich^tnrifgemeinfchaft für
bas Seberbanbfchuhgcmerbe, bie aus ber tut ©omntcr
1916 gegrünbeten ArbeitSgemeinfcl;aft hcrl>orgcmachfeu ift, au immer
ftärfercr orgamfatorifcher ^ollfommenheit (©p. 229). TaS je^t ge*
brudt borliegenbe WeichStarifabfommen bont 18. SPtära 1918 aunfd^n
bem 5krbanb beutfeher Seberhanbfchubfabrifanten ©. üö. ( 21 tüuch«u)
uub bem 3 ^ntralt>crbaub ber Seberarbeiter unb *arbciiterinncn
TeutfchlanbS (Söerlin) aeugt bon umfiebtiger Turcharbeitung ber
bidfeitigen tarifbertraglirhen ©rforberniffe biefeS ©knoerbeS, bas
mit beut ÜWiubeftlohntarif einen SWinbcftprerStarif oerbinbet. Alle
beftehenben Crts» unb ÜöetriebStarife merben gleichaeitig in ben
WeithS=©inhcitStacif übergeführt . ©in gfeichfeitigeS Tarifamt forgt
für bie Turchführung. ©in gabrifantenauSf<hufj aur geftfehung
unb ©mhaltung ber 2 )?inbeftpreifc mirft mit einem feebstöpfigen
„ArbeiterauSfchufe aur ©imhaltung ber Sliinbcftpreife" aufamtiten, ber
bei preiSunterbieteuben firmen Abmehrftreils beranftalten mufe, bei
benen ber gabrifantenberbanb ben Sohnausfall ber feierrtben Ar*
beiter bis 311 14 Tagen ooll übernimmt uub im übrigen für attber*
meite Unterbringung ©orge au 1 tragen but. Ter Weichsarbeitstarif
regelt aufecr ArbeitSaeit, Serien, ArbeitSnachmeiS* unb SehrlingS*
mefen ben Sohn nach ©täbtellaffcu uub ArbeitSproaeffeu (©chnitt*,
Treffur*, Waht*, ©fcepplobntarif.) TaS WeichStarifabfommen foll bis
©nbc 1918 laufen.
^iir baS allgemeine Sebergemerbe ift bie tarifliche Orb*
nung, obmobl fic aufeer ben £aiuptplähcn Berlin unb ©tuttgart feit
©ommer 1917 auch Nürnberg unb Offenbach bereits ftar! beeinflußt,
noch nicht bis aum gefchloffenen Weichstarif gebiehen.
n.
AuS ben 93uchgemer.ben liegen über WeidöStarifangelegen*
heiten befonbere SRitteilungen für baS tigentlidhe Nuchbtucfgemerbe
unb für bie ©hemigraphen unb Äupferbrucfer oor.
TaS Tärifamt für TeutfchlanbS ©heutigrapheui unb
^upferbruaer hat feinen (GefchäftSbericht für 1916 unb 1917
nebft einer TarifarbeitSftatiftif beröffentlicht. Tie ©inmirfungen
beS Krieges, namentlich bie ©ntaiehung bon ArbeitSfräften unb
SBerfftoffen, bie Teuerung unb bie ©inftellung bon grauen merben
famt ben baburch notmenbig gemorbenen tarifpolitifchen Maßnahmen
eingehenb beleuchtet unb ber Abmehr ber Tarifaußenfeiter unb
ameier tarifbrechenben (Gehilfengruppen fcharfe S3emerfungcn ge*
mibmet. Tabei fällt baS fluge unb auch für anbere Tarifgemein*
fchaften beheraigensmerte SBort: „Unfer Tarifgebäube barf nicht nur
immer cinfeitig bon ber Sohnfrage angefehen merben, bie mir moljl
für eine ber michtigften hul^n. Aber neben biefet fjrage bürfen
mir auch nicht bie großen ibeellen S&erte beS TarifeS berfennen!"
Ten ftiegSbefchäbigfcen Tarifmitgliebern ift reftloS, mit ober ohne
ITmfchulung, mieber im (Gemerbe Unterfunft gefchaffen morben.
TaS Tarifamt ber Teutfdjen 33uchbrucfer behan*
beit in feiner ©tatiftif für 1917 neben einer Topographie ber tarif*
treuen girmen* unb ^acharbeitergruppen JöeS (GemerbeS bor allem
bie Soljngeftaltung in ben einaelnen Greifen mit ben berfchieben*
artigen OrtSaufchlägcn unb TeucrungSaulagen. AuS bem Vergleich
ber fehr eingehenben 3iffrrntafeln mit benen früherer ©tatiftifen
läßt fich ein ©inblicf in bie 5Seränberungen beS SohnftaubcS mäh s
renb beS Krieges geminnen. Ter äliinbcftlohn ftanb im 3Dla\ 1917
für Verheiratete burchfehnittlich um 27 b. unb für Sebigc um
22 b. über Tarifmmitnum. SBir fommen auf biefe Tarifftatiftif
noch auriief, fobalb ber Tätigleitsbericht beS Tarifamts borliegt.
©uchbinbergemerbe h Q t eine gemeinfamc Vorftänbe*
fouferena beS (GehilfenberbanbeS unb beS Vu^brudereibefißer*
UerbanbeS am 18. SWära in Seipaig ben Ausbau beS Tarifamtes für
bas ganae ©emerbe befchloffen unb bafür einen glcichfeitigen Aus*
fdjuß eingefeßt, ba borauSfichtlich nuS ben ©^mierigleiten ber
übergangSmirtfchaft bem Tarifamt fehr biel neue ernfte Aufgaben
crmachfen merben.
Tie genoffenf<haftliche Tarifgemeinfchaft
amifchen bem 3entralberbanb ber 23 ä der unb .^onbi*
toreu unb bem 3entralberbanb ber beutfehen ftonfum*
bereine hotte ©nbe 1917 in 199 ^onfumbereiueu mit
1801 Vefchäftigten (Geltung erlangt, mähre nb 79 Vereine
mit nur 112 Vefdjäftigten bie WeiöhS*Vereinbarungen noch nicht
anerfannt hoben. Ter Väderberbanb mahnt ben 3cutralberbanb
ber Slonfumbereme, bie große 30 hl ber rüdftänbigen ^onfumbercine,
menn fie auch uur fehr Heine Vädereibetriebe bcrmalten, f<härfer
als bisher auf ihre tarifliche Vfl'idjt: aufmerffam au madjen, nadh=
bem bie tarifliche Orbnung bereits feit 1904 bon ben (GenoffenfdhaftS*
bädereien angeftrebt mirb.
Tem aehnjährigeu Veftehen beS „aentralen TarifbertragSber*
hältniffeS im Vau gern erbe" (26. 2J?ära 1918) mibmet ber
„3immerer" eine ausführliche Vetrachtung, bie fich auch fritifdj mit
ben tariflid>en $riegSerfahrungcii befchäftigt. Ten urfprüugtichcn
2Biberftanb ber Vauarbeitgeber gegen bie Anbecujig ber Tariflöhne
auch in ber 2?orm ber föriegSteuerungSaulagen, bie Tarrft^ertragS*
erneuerung unter ©ingreifen ber We-ichSregierung, 3ufdmßaohlungeu
ber WeichSfaffe aur Tedung folcher 3ulogen unb ber grunbfäßlid>e
(Streit um bie 3uläffigfeit bon Sohuänbcrungen mäl)tcnb ber Tarif*
bertragsbauer, ber in ber gorberung ber Arbeitgeber nach umgehen*
bet ©chufcgefehgebung gegen tarifmibrige ^orberungen gipfelt, mer*
bcu bom Arbeitgcberftanbpunlt aus beleuchtet.
Tie ftorfe Ausbreitung beS WeidhStarifSgebönfeitS in ben
beutfd>en (Gemerben — Dorftebenb finb nur einige ©rubben
hernuSgcgriffen — unb ber auf Arbeitgeber- toie auf Arbeiter*
feite int (Gegcnfafc 31 t früher beutlicf> herüortretenbe SSunfd)
nad) einer veichSgefeßlichen Wegelitng beS TarifbertragStnefenS
machen bie gorberung nad) einer amtlichen Weid)SfteHe für
bie pflege ber TarifbertragSfragen unb für oberftbeborbliche
^ilfe bei ber ©d)lid)tung größerer TarifbcrtragSftreitigfeiten
immer begreiflicher. Ter ^riegSmirtfchaftSauSfdhuß ber baßri-
fd)en Abgeorbnetenfammer hat beShalb unter feine Vorfd)Iäge
am* ©idherung beS Arbeitsrechts nad) bem Kriege am 27. SWärä
1918 auch ben Antrag aufgenommen, baß ©treitigfeiten
aus bem Bereich eines 9teid)StarifS einem
W e i d) S e i n i g u n g S a m t S für Oohnftreitigfeiten aur ©nt-
fchcübitng aoaof»X)ren feien.
Arbeiter- unb |(nterneljmerncrtrctuitigen.
Vßünfchc gum Arbeitsfammcrgefch f beffen ©ntlnurf in bei*
Arbeiterpreffe eine überaus harte ßritif erfährt, machen bc-
fonberS einige benachteiligte CGrubbcn ber Arbeiterfdhaft
geltenb, fo bie Sanbarbciter unb bie staats*
a r b e i t e r. Tie erfteren hatten bereits in bem gemeinfamen
507
©oaiale Sßrajia unb Slrd^ib für ©olf$n>oI)lfaf)rt — 1918 — XXVII. Nr. 88.
508
imuöarbeiterprograntm beS d)riftlid)en mib freigemcrffdjaft»
lidtcn BerbanbeS btfonbwe Abteilungen fiir £anb* unb gorft-
mirifrfjaft in bcn ArbcitSfammcrn geforbcrt, baneben Gini=
gnnqöämtcr unb ArbciterauSfdniffe. Nunmehr bat bei*
cbrnüicf)*nationalc Berbanb eine Eingabe an ben NcichStag
oerfaht, bie als &auntnvfadie bei* £anbflud)t nnb bei* Oölfifd)
böcbft bebenflidten Notmcnbigfeit, anSlänbifche Sanbarbeitcr
herein 311 rufen, bie NcditSimglcidümit amifchen gemei* 6 lid)cm
nnb länblicbcm Arbeiter bcaeidinct. Tiefe Ungleirijbeit
f oII nun bnreb baS SlrbeitSfanuucrgefeb, baS bie Sanbarbeiter
nid]t cinbeaicbe, eine neue Steigerung erfahren unb inerbe
barum als Kräitfung nnb Bcrnojchläffiaiutg empfunben merben.
Tiefe Auffaffung bot fid) bie „<soa. BrariS" bereits Sb. 470
an eigen gemocht. Tic StadtSarbeitcr beflagen eine
qanae Noibe Don Nachteilen, bie ber Gntmurf ihnen im ©egen*
fabc anv prioaten Arbeiterfcbaft bringt. So bot bie Tcntfdx
StaatS*£anbmcrfer* unb *Arbeiter*©cmeinfdyift energifd)
gegen bcn § 13 beS GntttmrfeS Ginfprud) erhoben, ber für
bie BerfcbrSanftaltcn btß Umbilbung ber ArbeiterauSfchüffc an
ArbeitSfmnmcrn auläfttT hierin erblirft bie ©enieinfcbaft eine
tcilnx'ife i ebe rauf heb nng ber Ginbcatebung bei* Staats*
arbeiter unter baS ©efefc. Sie forbert baber befonbere
S t a a t S a r b e i t e r f a m m e r n im Nahmen beS ©cfefeeS
nnb auf gleicher ©runblagc mie fiir bie Brioatarbeitcr. Ta=
mit ftcllt fie fid) auf ben Stoben ber fachlichen ©licberung
ober bod) auminbeft eines Kompromißes, baS bie beairflidye
mit bei beruflichen ©liebentng Derbinbet. hingegen ftcht bie
.'Sentralfteüe bcS NeidjSfarteils ber StaatSangefteUtcnPerbänbe
(Glbcrfelb), mie fid) ans ihrer „Korrefponbcna" ergibt, auf
bem Boben ber geti>erffcbaftlid)en ^orbentng einer terri¬
torialen ©liebentng, ba fie bei fadjlidiem Aufbau bie
Schaffung bebeutungSlofer ArbeitSfämmcrdmn fürchtet. flm
einzelnen mad)t bie. Hentralftelfe folgenbe befonberS bie
Staatsarbeiter betreffenden Gittmänbe gegen ben ©efebcnU
linirf: Tie unflarc Raffung beS § G faffe befürchten, bah
manche ©nippen non Staatsarbeitern überbauet nirfyt als
unter baS" ©efeb fallenb erachtet mürben, a- 99. Militär- unb
iWarincarbeiter. Aber and) bei bcn unter baS ©efep follenbcn
(Brunnen fei beut BnnbeSrat mit ber 9lbf)ängigfeit ber Gr*
richtitng non ber Bebiirftigfeit ineiter Spielraum gelaffen;
niclleid)t merbc gerabc aus ber Turchorganificrung ber
ArbeiterauSfchüffc bis an einem .Hentral-AnSfdmh bei ber
nrenftifchen Gifeubabnoermaltung ber Nebcnamecf nerfolgt, eine
Verneinung ber Bebiirtnisfrage 31 t erntöglidien. ferner er*
gebe fid) aus § 13 9fbf. 2 beS GntmurfS, ber ben § 12 für bie
ArbcitSfammern beg* BerfehrSarbciter fiir unaulnenbbar er*
flärt, bah bie auS ben Arbeitcrausfdjrffen gebilbeten Arbcits*
fammern nid)t miteinanber in Berbinbnng treten biirften,
bah jebe Kammer eine unb biefelbc Sad)e nerfchieben banb*
haben merbc. Stfcnn bie GinignngSämter für bie BcrfcbrS-
arbeiter nur „bei Streit über bie g r 11 n b f ä b l i d) e ©c*
ftaltung ber 91 r b c i t S bebingungen angerufen merben"
fonnten, fo fd)eibe bie Grörteruug non üobnfragen gana aus,
maS ben bringenbften SSHinfdien bei* beteiligten Arbeiter
mibcrfnred)c. Jyerner feien na<J)__§ 13 9fbf. I, bei* ben § IG
91 bf. 2 fiir bie BcrfehrSarbeiter ansfcbaltet, bie nid)t mehr im
ArbeitSoerbältniS fteben, bie frcigeftellten Beruf So er*
e i n S b e a in t e n n i d) t m ä b l b a r. So bann fei bie Negc*
lang beS BorfifccS in ben .Kammern unb Ginigungsäuttcrn für
bie Staatsarbeiter böcbft bebenflid), ba nad> bem in jeber £>in=
fid)t anfechtbaren § 13, unb amar 14bf. 1, bie NJöglichfeit offen
bleibt, bah ber Borfifeenbe ber 3’ntereffcnfphäre ber 93er-
maltung angebört, morauS fiir baS Ginigungsmefen gana un*
ertrciglidie ftuftänbe entftchen. Gnblid) beflogt bie 3entral*
•Helle, bah bie Unterbcamteufdjaft in bem OUfebentmnrf leer
ausgebe.
|Lrbettrrfd)it^.
Ter Anfpnidj auf Urlaub ber Brioatanqcftcllteu fnielte
bereits in ben elften beiben Krieg* jabren eine erhebliche Nolle.
GS mürbe banialS nielfad) gegen biefen 14nfprutf) geltenb ge*
mad)t, bah in einer ;>eit, bie in Reib nnb Heimat bie boebften
Anforbmiugcit an bie Arbeitsfraft nnb AufopferungSfrcubiq*
feit ftelle, auf bie Beurlaubung neraid’.tet merben miiffe. 9lu-
bererfeits machte fid) aber gerabe infolge ber eiuherften Steige^
nmg aller Vlnftrengnngen bas fbv per liehe 9(iisfnannimgS=
bebiirfnis fo amingeub bemerfbar, bah bereits in ben beiben
lebten Sommern mof)l allgemein mieber ber Urlaub, menn and)
nicht in gleid>er Tauer mie im ^rieben, gemährt morben ift.
91uch bie inilitärifcben Stellen hoben fid) befanntlich, fomcit
Neflamierte in Betracht fommen, hiermit einoerftanben er*
flärt. Nun bat ein befannter ©rohbetrieb bei Berlin bicS
$abr im ajinblicf auf bie ^nforberungert, bie an feine SeiftuugS*
fähigfeit geftellt finb, ben 91ngeftelltenanSfd)üffen mitgctcilt, er
fönnc bieS ^ahr feinen Urlaub gemäbren, merbc aber an
Stelle beffen ben SamStagSfrübfchluh cinfiibren; and) auf
äiatlicbe Ucugniffe merbe nur bei unbebiugter Notlgge Urlaub
gegeben merben. Tie 91ngeftcIltenauSfd)üffe riefen barmtfbin
ben auftänbigen SchlichtungSauSfchufe an, unb biefer fällte fol*
genben, allgemeine Beachtung Oerbienenbcn Sd)iebSfbrud):
„Ter Sd)lid)tuiigSauSfdnih hält eiircn Urlaub für bie iHugeftcUten
in iindüteheitber .^ühe für angcineffcn:
bis 2 ^ahve 3 fflrbcitölmge
„ 5 „ 6
„ 10 „ 12
Gine Vlbhäiigiginadjung bon herein barte 11 peviobifdj eiiitreteubcii
OieluvUserhöbinigen uürb als nidH gaed)tfertigt erhärt uni) mu[j
mvterblcibcu."
BefonberS au bead)ten ift, bah biefer Sd)icbSfbrud) nid)t
auläht, bah bei* UrlanbSanfbrud) gemifferutahen fiir eine ©c-
haltSerhöhung oerfauft mirb. ©ir glauben, bah in Söabrbeit
and) bie meiftbcfd)äftigten Betriebe mit ber ©emäbrnng bcs
Urlaubes ihre ^eiftungSfähigfcit nicht berabfehen, fonbern
baitf bem HräfteaumachS, ber ihren Nngeftcllteu barauS er*
mäd)ft, fteigern merben —, eine SÖJirfung, bie freilief) nid)t fo
fehl* bei ben gana furacn, als lüeliitebr bei bcn längeren Be¬
urlaubungen nach aller Grfabrung au beraeid>nen fein mirb.
Gine Tcnffdjrift über ben 3ieOcnubr«£abcnfdHuf) ift bem 9lcidj§*
tag hont ^mtralucrhanb bei* öaubelSaugeftellten überrcidü morbcu.
©efürbat mirb Änbcumg fces ^ 139 0 9lbf. 1—3 ber Glemerbeorbmmg,
um ftatt bcs Neuuul)r=^abcuid)Iuffes beu Vfabcnfri)lufe um 7 Uhr,
Sounabcuts um 8 llhr ciuauführen. Vlufccrbcm [oll auf Eintrag Uon
miubeftcus einem Trittei ber beteiligten ©cfd)äftsiuhaber Don ben
Bermalturgsbeljörbcn für alle ober eiuaelne ©cfd/äftSatocige her
2 abenfd)luh mährenb befiiinmtcr Zeiträume ober mährenb bes ganacu
x 'sahrcs ,311 beftimmteu .Tagesft.iinbcn angiorbnet merben.
Ter Gingabe finb bie Grgcbniffe uon bcrfdjiebcucn Umfragen
mitgegeben, bie bom He nirn leer baut über bcn Siebcnuhr=liab€iifd)luf|
beranftaltet morben finb. Giue Umfrage*unb Untcrfcbriftciifammlung
bei beu ibiitgliebeni ergab 178 895 llnterfd>rifteii für bcn Sicbeuuhr*
Vabenfd>luh; aus Mreifen ber ©efdjäftsinhaber liefen 9792 Huftiu^
mitugserfläntiigen ein; ferner erflärteii fid) 97i .Honfumbercinc mit
4457 offenen BerfaufSftellen, fomie 488 ©cmer!fd)aftsfartelle mit
I 131 700 INitglietcrn für ben Sicbenubr*Sabenfd)iuf;.
Tic Tenffdirift bringt im Vtnhang eine Ncthe ber örtlichen Ber*
orbmtiigen über einen früheren Sabenfdjluh unb teilmcifc and)
früheren Bürofd/luft, bie 311111 Hnmcfe ber .Slohlcm unb Sicbtcrfparnis
bon ben iNilitärbehörber! ober aud) uon bcn Stöbtcn erlaffcn
morben finb.
Urbcitsmarltt unt> ^rbeitsnudjujfis.
9fnactgcufHd>t für 9(rbctterentlftffiuig. Gine namentlid) für
bie Ühergangsaeit michtigc Berorbnung bat baS Stella.
©erieraU.Üommanbo Königsberg erlaffcn. Tanad) haben bie
Inhaber unb Leiter gemerblicher Betriebe, in betten mehr als
50 Arbeiter hcfchäftigt merben, bei* KriegSauitftellc Königsberg
bei bcaorftchenbcn Gntlaffungen hon Arbeitern eine 9®od>e bor
jeber Gntlaffung 9fnaeige bieraon an mad)en, menn 20 unb
mehr Arbeiter im äaufe einer 9öod)e entlaffen merben. — Ties
Borgeben bcs ©cueral*KommauboS Königsberg, baS hoffent*
lieb in anberen Beairfen Nachahmung finbet, ermöglidd eS ber
KriegSamtftelle, in Fühlung mit ben 9frbeitSnad>meifen red)t*
aeitig bie nötigen Sd)ritte aut* Unterbringung refp. Niicf-
fiihrung ber 9frbeitslofett au tun, unb ift eine ltnentbcbrltdje
BorauSfehung für jebe georbnete JJiirforge.
Giti ScOrgaug ,311 r ^uSDilbuug ouit 9 (rbcitSitadinudSUcnitit(iuini
rnirt' ooni Verbaut) äWiirfifdjcr Vlrbcitsuarirmcife unb bem Kartell ber
Vlusfuuftsftcncn für ^raiieiibcrufe in GJcniciitfdjaft mit ber Kriegs*
oiiusftclle in ben tlVarfcu Ocranftaltet. Ter Lehrgang beginnt am
27. iVfai, ber llicoretifde Teil am 8. 7suli. Tie Vlumelbuiigen müffen
bis gimt 20. Vc'at au beu Verbaub märfifd)er t'lrbeitsiiadnoeife ge¬
geben meiten. Tie Tauer bes Lehrgangs ift auf 3 )Dionaie, oon
beuen Zonale ber praftifri?en, 1 i Tage bei* theoretifriien Vliiv
bilbung gemibiuet merben feilen, fefigefebt. Tie Teilnehmerinnen,
bie Vliifteltung in ausmiirtigeii .SUnmsbeairfen miiiifdeu ober in '.'Ins-
ficht haben, fön neu bie praftifdie Vtnsbiltung in biefen Beairfen buidi
niadicu, für bie übrigen haben fid) mehrere ©rofj^Berlinei: t’lrbeits*
(Soziale BtajiS unbVlrdjib für fl3oI!8tDO^Ifaf)rt — 1918 — XXVII. Vtr. 83.
510
X)\\<ä
iuuii weife alc« Vlu*bilbii,ngvftättcii aur Berfiigung gefteUt. Tie Zahl
&er Teilnehmerinnen ift auf 30 befdjränft; je nad) Zahl uni) VIrt
Der Vlnmelbuugeu füllen tf>eoretifri)e Baralfelfurfc in Berlin ober
einer giinftig gelegenen auswärtigen ftriegsamtsftclle eingerichtet
werben, ^um theorctifd;en Teil Werben nur Bewerberinr.eu 311 --
t. 10 1affen, bie fid) wäbrenb ber praftifcheu VluSbilbung bewährt haben.
Zugclaffcit werben grauen im VIHer Don 24—45 fahren, bie im
fanfmännifd;cn über gewerblidjen lieben (Erfahrung haben, Schule*
rinnen fü^ialer grauenfdntieu uub grauen, bie m fataler Vlrbeit
(Erfahrung haben, anbere grauen, bie ihre (Eignung für ten Beruf
michweifen. Tie Teilnehmerinnen finb berpflichtei, eine Stellung
als VIr b e i t S nadpuei S be a m t iit im* üaufe ber nädjften (5 Bfonaie nach
VIblauf bee- SehtgangS an^utreten, währeub bie Ber auf falte r feine
Berpflkhtuug aur Vlnftellung ber Teilnehmerinnen übernehmen
fön neu.
Jlrlreitomfit&rrmtg. §parka(Tnt
(fiiiftmtdj ber BcrfuhmingSteftgcr gegen bie Belaftung
fcnrd/ bie Zulagen 311 ben Stenten ber 3B. «nb 115$. Ter
ThtnbeSrat f>at intrd) Berorbnungeu Dom 3. imb 17. Januar
für öte (Empfänger Don Stenten auS ber QnoalibenDerftchentng
unb im Solle ber Bebiirftigfeit — auch aus ber Unfall«
ucrficherung Stentenaulagen eingeführt (Dergl. 0p. 219
ii. 252), bie Don ben BerficherungSträgern gemährt merben
follen. Tie BerfichcrungSträger (SanbeSoerficherungSanftolten
nnb BerufSgenoffenfchaften) hoben fid) jefet in amei Eingaben
an ben SteichStag gingen biefe Berorbnnng gemanbt. Betbe
Wirten Don BerficherungSträgern begrüben an fid) bie Stenten»
äitlage, fie erheben jebod) SBiberfprud) bag.egcn, bafe biefe Vftehr*
belaftung Don ben BerficherungSträgern getragen merben foll.
Tie Umftänbe, meldw bie Anlage nötig mad>en, inSbefonberc
bie ftriegSteuerung, ftänben in feinem gufammenhang mit ben
©runblagen, auf betten fid) bie SnDaliben« fomie bie Unfall»
üerfid/erung aufbauen. Tic aus ben Zulagen fid) ergebenben
Saften niiifeten baher Don ber ©tfamtheit, alfo bem Steid) ober
aud> ben ©emeinben, getragen merben.
Tie UnfaUDerfidjcrung ber fianbnrbciter in Italien ift
burch eine fönigliche Berorbnnng Dom 23, Vluguft 1917 ge«
regelt morben nnb mirb im Saufe biefes Sommers in Straft
treten. Berficherungspflichtig finb alle Arbeiter, fotoie and)
fle'ine Befifeer nnb Bächter mit ihren gkuuilien, ferner Vluf«
fichtsperfonen, bereu ©efjalt 8 <M täglid) nid>t iiberfchreitet.
Tie Vlltersgrenaeu für bie Berfkhmmgspflicht finb 9 bis
75 Sabre. Tie Sciftungen ber Berfichernng finb Zahlung eines
.VlranfcngelbeS bei Doriibergebenber Vlrbeitsnnfähigfeit unb
Zahlung entfp rechen ber Stenten bei bauernber VlrbeitSünfähig-
feit. Bei TobesfaU mirb ben Hinterbliebenen entmeber eine
ftt'upitalabfiubung ober Stente gemährt. Tie Soften ber Ber»
firfjerung merben Dom ©rttnbbefifeer ober Dom Vliefebraiuhcr beS
©runbftiitfs getragen. Tic entftanbenen Unfoften für Ber»
roaltung unb Berfichernngen merben jährlich bet*ed)net unb
Durch Umlage je nach Umfang nnb Ertrag beS SanbeS Derteilt.
Zur Turchfühnmg ber Berfichentng mirb ba£ ganae Sanb in
BcrfidjerungSbeairfc eingetcilt; alle biejenigen Waffen, me(d)c
fid) bereite por bem 26. üftära 1917 mit UnfaÜDerficherungen
befaßten, finb als Träger ber neuen Berficherung auflelaffcn,
fie miiffcn jebod) ihve Bebingungcn unb Seiftungen ben Dom
SDftinifterium für Qnbuftrie, Hanbel nnb Vlrbeit aufauftellenbeu
VlatSführungSbeftimnuingen anpafjen. 0omeit bie beftehenben
Waffen nicht aitSreirficn, ift Borforge getroffen, bafe neue, ben
örtlichen Berhältniffen angepafete Waffen gefdwffcn merben. Zm*
©ntfeheibung Don 0trcitigfeiten finb für bie örtlichen Ber»
ficherungöbeairfc SchiebSgeridyte eingefefet, beftehenb aus einer
juriftifchen Berfönlichfeit ober bem Bräfcftt'n, a^d üftitgliebcrn
ber ©efnnbheitSbcbörbc unb je einem Bertreter ber Vlrbeit«
geber nnb Vlrbeitnehmcr. Vite (^rgänaung au bem Unfall»
iHU-fichcrnngögefeb ift bereite Dorgefehen, Borfchriften über
UnfoIlDerhütung itnb Unfallfd)ith ber Derfidjerten Berfonen
für bie Sanbmirtfd)aft 51 t erlaffen.
Ptflinnusö- uni» goöetifrnjtit.
Tic BteljmiugSfrage im Stcidjötag.
Ter 10. Vfitefdmü be^ Steid)?tagö für Vßohnmntemefen,
batte einftimmig eine (^ntfchlicfmng annenommen, bie eine
Steihe Don Sorberungen aur (Srleid)terung ber bereite beftehen*
ben nnb nad) bem Kriege fid) Derfdiärfenben VBohnnng^not
ent hielt.
I Borcu'fd>lagcu wirb bie BercitilcUuiig lu::. 500 BbUiüiieu VJänf
alle» Steidjäiniticln aur llntcrftübiiufl bei* Vgirlfamfeit bou Bunbev«
i- itaaten unb ©emeiuben; balbige Sgieberiubctricbfchung ber Bauftoff«
inbuftrieu; Vlufuahuie ber Bauleu m ber i)tcil)enfolgc ihrer Triug«
lidjfeit, ittöbefonbere ^urücfjtcüung uoit iVuruvluvutcn; aur erften
Viuc'hrlfc (Srridhtung awerfcutfpredjeuber gawilienwohubararfen, nor
allem aber ^rjlelluug gefurber Taucrflennuohmiugeu, möglidiü int
glad)bau. — Tie Leitung aller Beürebuugen &ut SWilberung ber
SBohnungvUüt füll bem St e i d) » w i r t f d) a f t ^ a m t übertragen
Werben.
Tie Befd)liiffe be^ SBohnungöaitefdmffes famen in ber
BoÜDerfammlung beö Sfteidtetag^ am 10. VJtoi bei ben Beratun¬
gen über ben Haushalteplan beS SteichsmirtfchaftSarnteS aur
Btrhanblung. Tie (Sinmiitigfcit, bie fd)on im SöohnungS-
aitejdjnü bei ber Vlnfftellung ber Sorberungen gel>errfd)t hotte,
aeigte fid) and) bei ben Berhonblungen in ber BoÜDerfammlung.
Stebner aüer Borteieu, Don ben Teiiifd)«.UonferDatiDen bis aur
Unabhängigen 0 oaialbemofratie, erfannten bie Vtotmenbigfeit
eiliger 2ftafenabm.cn an; Derfchieben mar nur bie Tonart, ob
man jid) mehr ober meniger Diel VlbhUfe Don ben geforberten
2ftafenahuten Derfprid)t, ob man bas Eingreifen beS Steid)S als
bauernb münfehensmert anfiebt ober nur als VluSnahmc bemertet.
Bon befonberer Bebetitung ift bie programmatifd)e ©r«
flärung beS StaatsfefretärS beS SteichsmirtfdhaftSamleS, St*oi=
herrn n. 0tein, ber augab, bafe bie Sürforgc für baS
VB 0 b n 11 n g s m e f e n an Bebcntung nicht hinter ber Süi»
forge für bas ßrrnäbrungSmefen auriiefftehe. Vlüe Stellen ber
Steid)SDermaltung erfennen bieS an, unb bie Stegierung fei
bereit, nid)t nur organifatorifche Hilfe unb Statfchlägc ergehen
Aii lafjen, fonbern auch gelbliche Beihilfe au leiften. BorauS-
fefeung babei fei aÜerbingS, bafe bie 5ftäd)ftbeteiligten, Ginael*
ftaaten unb ©emeinben, gleichfalls baS öbfc au tun. Ter Staats*
fefretär oermieb es atoar, im cinaelnen auf bie Sorberungen
ber ©nifd)Iicfeung beS VBohnungSauSfdhuffeS eina^tgehen, aber
er gab bod) bie Urflärung ab, bafe barin nid)tS enthalten fei,
maS mit ben Vlbfidjten unb Bläncn ber SteichSDermaltung in
VBibcrfprud) ftänbe. ?sn melcher VBcife bie Icitcnbe Stelle für
baS VBohnungSmefen bei ber SteichSoermaltung au organifieren
fei, unterließe 5 . ?>• nod) ber Beratung amifefeen ber Steicfes*
leitnng unb ben beteiligten VtcffortS.
Tie ©ntfchüefeung beS VBohnungSauSfchuffeS fanb ein*
ftimmige Vinnahme. Sn Berbinbuttg mit ben entgegen*
fommenben ©rflärunpcn beS StaatsfefretärS beS Steid)Smirt=
fchaftsamteS, fomie mit ber Grflärung, bie aud) ber Biaefanaler
tei früherer ©elcgenhett in ber Sifeitng Dom 25. Scbruor b. S-
gegeben, barf man nun mobl hoffen, bafe baS STeid) ben früheren
Stanbpunft — eS fei nid)t Sadie beS Steid)S, in ber VöohnungS*
frage einaugreifen, — unter bem Trucf ber ^eitDerhältniffe
Dcrtaffcn mirb.
gtlttttriftye pittetliingfn.
«Hc ncitcrjthtenencn Südjer, bie ber ©thrlftleitung iuflefanbt »erben, »erben hier
öerjcicf)net. S)ie »eitere 93cfpred)u»g einjelncr ©djriften, hier ober im §auptteil
ber # @ 03 talen ^}rQ£iö # , behält fid) bie ©d)nfileituug üor.
« i a 1 i ft i f dj e S S a h r b u ch für b a S T e u t f d) c 91 c i dj.
Herausgegeben Pom töaifeilidjen ©tatiftifdjen Vlmt. 38. $abt>
aaug. 1917. Bering Buttfammer uitb Vftül)ibred)t, Berlin.
Breis 1 Bt.
Ter porlicgenbe Baub ift a^ar etn Umfang geringer, als bie
im grieben hcrausgegebenen- über borbereiteten Bänbc bis 1915,
erfdheint aber gegenüber 1916 wieber um ein Trittei an Umfang
erweitert. Vtur folcfje Zahlenreihen würben aufgenommen, für bie
aud) währenb beS Krieges fiebere ©runblageu an befrhoffen waren,
unb gegen becen Beröffcntlidjung im Kriege feine Bcbcnfen bör=
lagen. Bon biofeen VBicberhoIungen bürt Zahlenreihen früherer ^ahr=
gättge würbe abgefehen, bagegen finb ciiuelne Zweige neu auf*
genommen ober erweitert worben. So erfahrnen aum elften Vftale
Statiftifen über bie Baugenoffenfd)aften, bie Stonfumgenüffenfchaften,
bie amtlich fcftgefefcten Höchftpreife. (Erweitert finb bie Überftdhten
über ben VlrbeitSmarft fowie über bie Vlrbcitgeberuerbänbe.
Tie Crganifation ber VI r b e i t S l o f e 11 u n t e r ft ii p u n g
in Ha m bürg nad) b c m ft r i c g e. Bon Dr. griebridi
Zahm Vlrchib ber Hcrmbuigifdicn ©efellfd;>aft für SBoIjl*
tätigfeit, Hamburg 1917.
Ter Berfaffer beanfprud)t itid)t, eine Söfung beS BroblemS 311
bieten, fonbern er nennt feine Vfusführungcn feibft nur „eine VI n*
regung" für fünftigen VluSban. (fr fch.ilbert haupifädilid? bie bei ein*
aelnett fommunaleu VlrbeitSlojenfaffeu bejtehenben C5inrid)tuugen,
fomie einige (Erfahrungen, bie mau bei ber mit ber ftricgSwoI)!#
fahrtSpflcge beebunbenen (ErwcrbSlüfenfürforgc madjen fonnte.
BccanttooftfU! für bic GgxtfKettung :Dr.8ubh>ig$ebbe, $erttn>$runeh>alb.—Serlag :®uftab{Jtftbei, 3ena.—® ebnicft 3 u l i u 8 © 111 e n f e I b, $ofbiu$bnicfet., Hedbi W&
Dbratsur 34.
XXVII. gnfcsmta. Berlin, ton 23. ^tni 1918.
$}vaxi&
^.uijtxt für |Txrihöur0j)lfal)rt>
©rfdjclnt an jebem Donnerstag.
ÄdjrtftU ltnnfli
gerlln W», floUntborfgr. 29/30
fit in Tu redjm Amt WolUitöorf 1809.
Herausgeber:
Jtrof. Dr. ®. £rand« unb Drof. Dr. §J. |immermann.
tfrels oierteljahriii^ 4 jMarb.
Vertagt
OFtifan |Hfilier, Jena.
gent'pr cb»r 63.
tfn&alt
3«r 9tcform ber Arbeiter*
t) c r f i tf) e r n « g. ©ou Arbeiter«
fefrelar ftofj. W i e S b c rt «, 9Ji b. 9t.
u 81., ©erlin.513
Sur 9?euorbnung be$ getnerb*
licken SlrBeitSoerlrages. ©oit
2Bngiftrat$rnt ©. fflölbling,
©erlin.515
qiaierlänMfdicr $ilfdbieitft . . . 518
. Sur beffereit fojialen Orbmmg be§
©atcrlänbifdjen jpilfSbienfteS. -
£ie (Sntfcbäbigung für geierfdjirfjten.
(Bol(#crti5bnnig unb £ebeu6«
baihing.518
£ie Mr&ung ber ©rotnteuge.
$)ie ©olfSernäfjrungSfrage auf ber
II. S)cutfd)*Cfterreid)ifcbcn Tagung
für ©oU3trol)Ifahrt,
ftffirforge für itrtegdbeid)3bigte trab
beimfebrenbe ftrieger.520
®ie ©iebereinftellung ber
& ricgSteil nehmet: tmföaft-
io i r 19 g c tn e r b e. ©oit 9Wo r i fo
Stifter, (SJefcfoäftSfüforer ber ?(r»
bcitSgerncinfdjaft ber gaflttjirtfdjafl*
lieben 8lngcftelüeru)er&änbc, ©erlin.
NlriegSblitibe in ber ftnbuftrie.
Olecfttöfragen . . ;.522
Soziale gorberungen an bie 9tcicf)§*
jufti< 5 ücrlt>altung.
Sine ScfotDeigeflaufel im 8lnfleHung§*
uertrag.
Drgantfaiiottctt ber Arbeiter, (Be<
gilfeur tfagefteOlen unb ©e»
amten . . 524
35ie (Reneralfonttuiffion ber ©emerf*
feljaften im ftaljre 1917.
Jortfebritte in ber fieigcroerlfdjaft*
lieben 9lrbeiterinnenorganifatioi>.
Vrbeitdloflgfett nnb Ujre ®c*
fftntpfmtg.525
©efefelicber S 111 a n g jur 8e<
f eb a f t i g u it g Unfall» unb
ÄriegSbcfebäbigter? ©on
Ctto ©ebroanbt, Sollt.
filterarifebe {Mitteilungen .... 528
?rbbruef fämtlieber Stuffafoe ift Sphingen unb Sc'tT^rtften geftattet, feboeb nur
mit Doller Quellenangabe.
3ur jHcfurm kr ^rkiicrufrftdifnmg.
©oii 9lrbeiterfefretär 3ob- ®ie£bertS, SW. b. 9t. u. 91., Berlin.
Ta§ fcßinlpolitifdie Programm, Weld)e3 aluifdien ben
Mehrheitäpoiteicn bc§ Steid>§tag$ unb ber Regierung feiner»
3e.it vereinbart Worben ift enthielt feine ftorbctnng, bie auf
eine Mehrbelaftnng bc§ Steide ober bc£ (Gewerbes hinauf
fänft. Bon ben aWci wid)tigftcn fünften beS Programms, 2luf*
hebung beä § 153 ber OJewcrbeorbnnng nnb Einführung von
?frbcit3fammern, ift ber erfte glatt erfüllt, ber slveite
nurb hoffentlid) auch sunt Erfolge führen. ©Senn bie
bürgcrlidjen Parteien bavon abgefchen hoben, fosiatpoIitifd)c
Sorbernngen von finanzieller Tragweite an erbeben, fo gefeßab
bie§ nid)t etn>a beShalb, Weil hier feinerlei BJiinfdje vorliegen,
inSbefonberc beaiiglid) ber Slrbeiterverfichenmg, fonbern an$
bent ilmftanbe beraub, baß eine Bclaftung fowoßl ber 3öirt-
kbafi lüic and) be* 2taatc3 bitrd) fosiaIpo 1 itifrf)c gorberungen
mit Sfiidfid't auf bie Mrieg^mnftänbc großen 2d)Wicrigfeiten
begegnet. 'Man tagte firi) nid)t mit Unred)t, baß anerft unfere
Söirtfdjaft wicber intaft fein müffc unb bie ^taatöfinanaen
georbnet, bevor man 311 groben neuen banernben Ausgaben
fdjreitcn tonne. 9Ulerbing^ ftebt biefer S8etrad)tung§meife
and) eine anbere gegenüber, niimlid) bie: 3Benn ber Ätrieg
fd)on foviel ^iüiarbcn gefoftet bot nnb 301* Sßerainfnng nnb
'Jlbbiirbnng ber Striegsfcbnlb enorm grobe 2tenerqncHcn er¬
öffnet merben iniifjcn, fo fann eö nicht barauf anfontmen, nun
and) nod) baau btejenigen (Selber flüffig au madjen, bie für
foaiale 30)ede unbebingt notmenbig firtb. Vorläufig aber ift
bie erfte 9fuffaffung bie berrfd)enbe.
9t un haben bic Umftänbe c§ bod) mit fid) gebracht, bab
meuigftcnO eine Xeilreform ber £nValibenVerfid>erung vorge-
uonimen merbeu mub. ©cranlaffung baau geben bie 9tenten-
aufd)iijfe. 5öei ben interfraftioncUen Beratungen im *fteid)§tag
über bie Steuerungsaiilagc für Beamte, Hinterbliebene unb
9fUpcnfionäre ift tvicbcrbolt barauf bingetuiefen luorben, bab
bie gleidjen llmfiänbe, lveld)e hier äeueumg^aulagen unb Bei¬
hilfen rcdjtfertigcn, and) für bie grobe 80bl ber Berfid)erung§-
reutnir befteben. daraus finb bte Anträge im Hau§balt§au£'
fdmfe unb im Plenum bc3 9teid)§tag§ entftanben. 2)er vom
JKeidiStag angenommene Eintrag Verlangte Bcntcnaufd)iiffe auö
3tcid&niitteln. Xie Bunbeöratsvcrorbniing, tvddjc bie Stenten»
anfcbiiijc eiufiilirt, luill betanntlid) bie Spittel Von ben Ber«
ficbernnggträgern aufgebracht tuiffen. ^Da§ Steid) foE al§
Tarkbnögcber anftreten. £robbent bic Stentenaufcbüffe nur
8 Jt pro S/tonat betragen, ftcEen fie ettua eine 50 % ige @r=
böbung ber Xurd)fd}nittö»Steidi^invalibcnrcnte bar. Sftan
fann augeben, bab mit biefem fleinen Betrage bie Stot Viel¬
fach fclbd nidit gclinbert ift. Qmmcrbin ift e§ eine nennend
merte Beihilfe, bie in ihrem ..^ofteneffeft jährlich 100 30tiß. <M
aik-mad)t.
Tic fd))vcrmiegenbc 3rage ift nunmehr aber bie: (sollen
b i e St e n t e n 3 n f d) ii f f e and) für b a § £5 a b r 1919 g e -
zahlt m e rb e n ? Tie gegenwärtige Bitnbe^rat§verorbnung
fiebt fie nur bi£ Januar 1919 vor. fann feinem 3d>eifel
unterliegen, baf bie Tenerung^verbältniffe aud) na$ bent
Kriege nod) eine Steibe von Rohren anbalten. (Sine Stiid«
gängigmaebung ber Bujcbüffe ift für biefe 3eit unmöglidb.
ergeben fiel) stDci. fragen: Söirb man bie Bufdiiiffe über¬
haupt bcfeitiqcn fönncti, Wenn bie Stentenbeaicbcr fidj burd)
eine Sterbe Von Rohren baran gewöhnt hoben nnb aweifclfog
mich ber Wtehcr bergefteßte Stormalauftanb bauernb höhere
Vrebenoffen für bie ©cfamtbevölferung aufweifen wirb, unb
woher folleit bie Mittel fommen? 2luf ©runb fo!d)er Er¬
wägungen wirb gegenwärtig im Steid)^wirtfd>aft§amt Ver-
jud)t. eine Borlage voraubereiten, beren Einaelljeiten natiirlid)
nod) nid)t feftftehen nnb mit ben 0ad)Verftänbigen ber Ber«
fiefjerung^träger nod) beraten Werben. 9Cn fid> ift e§ fing unb
Wirb aud) ben BMinfdjen bcc- Steid>§tag§ cntjprcchen, Wenn bie
Regierung möglid)ft halb eine Borlagc bringt, bie ntinbeftenS
bie Stcntenaufct)iiffe in bie Bcrfid)criing§ieiftiingen bauernb
hineinarbeitet. 9?tan Wirb babei naturgemäß bic jeßige ntedba*
nijdie |jiifd nfelciftung Verlaffen, bic aud) nur gewählt Werben
mußte, um möglid)fi halb nnb ohne viel große Umftänbe bie
äiifdjiijjc anr Slu§aaljlung au bringen.
Tie Einführung ber Stentenaufdhiiffe unb bic Mitteilungen
ber Brcfie. baß bie Regierung beabfid)tige, ben an fie heran»
getvcteucn ^iinjdicn Stcinung au tragen, biefe 3ufd)üffc \ n
bauerubo Stenten umauarbeiten unb bemcntfprechenb bie Sn*
Volibenvenidiernng 311 reformieren, hot naturgemäß in ben
Streifen ber 2oaiolpolitifer erneut bie Sragc nach einer griinb-
Iidicii unb großzügigen Uiugcftaltung ber 9flter§- nnb Sw
valibenverfiderung angeregt. BeiuerfcnsWcrt finb hier in§be»
jonbcic bie fchr reiflid) überlegten unb gut bnrd)gearbeiteten
Borßblägc be§ Herrn CberrcgieruugSratS Tiittmann, bc£
Borfißenben ber 2anbe§vcrfid)criing§anftalt Tlbenburg. Sn
feinen Öeitfäßen, bic er im „Ber[id)erung3boten" Vcröffert±Iid>tc,
verlangt er eine ffnberitng ber Stranfenverfid)erung in beäug
515
Soziale SßrajiS uub Sircf)iv für BolfSWohlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 34.
516
auf bie 9Bod)enbeihilfe unb ©rhöhung ber ©infommenSgrenze.
Sn feinen Borfchlägen znr Reform bcr Snvalibenverfidjerung
ift bcfonbcrS bcmcrfenSwert bie ©infiihtung von .^inberrenten.
o-'ber Berfidjertc, U>eld)er 3 ober mehr $inber im Alter bis
8ii 15 fahren hot, foH für icbeS in bicfem Filter fteßenbe ®inb
eine teilte in £ößc von 14 ber SnValibenrente erhalten. Snt
einzelnen auf alle Borfcßläge XüttmannS einsugeljen, ißre
finanzielle 9Birfung abzumeffen unb ihre praftifcfjc Xurd>-
führuitg 31 t prüfen, fann beute nicht meine Aufgabe fein.
Streitfalls erforbert ber Xiittmannfcbc Blun eine ganz er-
beblid)e Aufwcnbnng von Mitteln, ©S Wäre zu Wiinfchen,
baß feine Borfchläge einer febr emftbaftcn Prüfling unter¬
zogen Würben.
Cbne gegen biefe Borfchläge Stellung 311 nehmen, fann
man aber beute feßon ein Bebenfen zum AuSbrucf bringen:
B> i r b b a S ÖH r t f dj a f t S l e b e n unb w i r b ber
Staat nach bcm Kriege finanziell ftarf genug
fein, bie e r ß ö ß t e B c l a ft it n g zu tragen, unb Wird
e S m ö g l i d) f e i n , im R e i d) S t a g Mehrheiten f ii r
folchc (Scfefec zu gelb innen? Xiefe beiben BorauS-
feßungen muffen erfüllt fein, ober Wirb bie Regierung einer
io umfangreichen Reform nicf)t näher treten fönnen. 2 öoßl
aber ericheint eS möglich, eine fogenannte Heinere Reform,
welche fid) auf bie öauernbe ©efialtung ber feßigen Renten»
zufduiffe beftf)ränft, ohne SdjWierigfeiten im Reichstag burch-
zubringen. Schon biefe, wenn man fagen will, Heinere Reform
lebt eine Beitragserhöhung Don 50 0 . £). Voraus, unb wie bie
BcrficßeningSftatiftifer behaupten, ift bamit baS BerfichcrungS»
rififo nod) nid)t vollftänbig gebccft. BMc bem aber fein mag,
bie Beibehaltung bcr Rentenzufcfcüffe in $orm ber bauernben
Erhöhung ber Renten macht eine entfpredjenbe Beitrags¬
erhöhung unerläßlich, unb biefe follte man nicht zu fnapp
nehmen. Xen BcrfidierungSanftalten crWadjfen außerbem nach
bem Kriege feßr erf)eblid)eAitSgaben. Sic Werben inSufunft mit
einer ftärferen Rentenlaft 31 t rechnen haben infolge ber ®riegS=
eifd>einungen unb ebenfo größere Mittel aufwenden müffen
für bie fficbcrherftellifng ber BolfSgefunbßeit, bie bttrd) den
.'Ui cg ftarf gelitten öat. And) in 3»funft Werben bie Berfidße-
umgSanftalten bie vorbeugenben M a 6 u g h m e n, wie
fie BrÖfibent Dr. föauffmann Wteberholt gezeidjnet hat, 31 t
einem tocfentlichcn Beftanbteil ihres AufgabenfreifeS machen.
©S roirb bazu natürlich) ebenfo ©telb notwenbig fein. AHeS
in allem ericheint eS beShalb zmecfmäßig, baß feitenS ber Re¬
gierung unb beS Reichstags 31 t allcrerft bie burch bie Kriegs*
rerhältniffe notwenbig geworbene „Heine" Reform burdjge-
fiihrt wirb. __
3«r Pfnorbnung öcs gruifrfrtidjcn Jlrbfitsdrrtrages.'j
Bon SftagiftratSrat B. ÄMHbltng, Berlin.
Regelung ber Tarifverträge.
9öenn fchon in SriebenSzeiten bie Regelung ber ArbeitS-
uerhältniffc bitrd) allgemeine Bcreinbarungen z*vifd)en Arbeit¬
gebern unb Arbeitnehmern in breiten gewerblichen Greifen zur
Regel geworben. Von anberen ©rnppen bagegen, namentlich in
ber bod)bebeutfamen Sd)Wereifeninbuftrie aufs äußerfte be-
fänipft Würbe, fo hat ber Slrieg unb bie Annahme beS gemein»
wirtfchaftlichen GharaftcrS unferer ganzen Brobuftion ben Ab¬
schluß von Tarifverträgen zWifchen Arbeitgebern unb Arbeit¬
nehmern, namentlich unter Sörberung ber Militärverwaltung,
außerorbentliche ^ortfehritte gcmad)t. Xer BelagerungSzuftanb
unb baS vielfach rechtzeitig erfolgenbe Vermittelnbe ©ingreifen
ber Bchörben hat z*var größere Streifbewegungen, welche in
SriebenSzeiten bcr AuSgangSpnnft für bie Tarifverträge Waren,
im allgemeinen verhindert, aber eine geWiffe ©rfcßlaffung ber
.slriegSfreubigfeit, Welche eine naturgemäße Solge beS lang*
bauernben Krieges ivar, hat in füngfter Seit mehrmals all¬
gemeine AuSftanbSbeWegungen erzeugt, bie, Wenn fie aud) einen
ftarf politifdjen ©infchlag hatten', fo hoch nicht unwefentlidh in
einer oorlmuöcnen Unzufriebenheit übet bie beftehenben Ar-
bcitSVcrhältniffe ihren örurtb hatten. Ohne biefe Itnzufrieben-
heit Wäre eS troß ber RahrungSfchwierigfeiten nicht möglid) ge-
wefen, bie Maffen in Bewegung zu feßea Xie höchft unerfreu-
licf>e Situation, mekße fid) aus einer allgemeinen Arbeiter-
0 fyortfeßung bcr in Ar. 48 unb 49, Mrg. 25 unb Ar. 17 beS
x Zal)rg. 27 gcfchricbenen Auffäße.
beWegung Währenb beS Krieges ergab, mußte notwenbiger»
Weife ben 05ebanfen wieber Wachrufen, wie man berartigen
©rfcheinungen burch frieblidje Mittel begegnen fann, ba man
bod) nicht immer gleich baS leßte Mittel ber (Gewalt an-
wenben will.
9Bir erinnern uns babei wieber an bie Begebungen ber
„©efellfchaft für Soziale Reform", baS ©inigungSWefen beffer
auSzugeftalten unb bie immer noch ber. gefeßli^en Regelung
emtbehrenben Tarifverträge einer feften Ordnung entgegenzu¬
führen 2 ).
Xer Tarifvertrag ift zwar fein Arbeitsvertrag. ©S ift
baher Verwirrenb, wenn baS neue Schweizer Obligationenrccht
ihn als „öefamtarbeitsvertrag" bezeichnet, ©r fteht aber in fo
enger Beziehung zmn Arbeitsvertrag, baß man ihn, wie eS auch
Sotmar in feinem großen 9Berf über ben Arbeitsvertrag
getan hat, nidjt behandeln! fann, ohne zugleich beS Tarif¬
vertrages zu gebenfen. Bereits im Sah re 1908 veröffentlichte
Rofenthal einen ausführlichen ©ntrnurf für bie gefeßlid)c Re¬
gelung beS Tarifvertrags. Sßir folgten ihm mit einem ©egen«
entWurf in bcr „Sozialen BrariS" XVIII Spalte 166 f., ber
fpäter im „Archiv für SoaialWtffcnfdjaften unb Sozialpolitif"
XXIX 481—512 unb 869—894 ausführlich .begrünbet Würbe.
Auf ber Xiiffelborfer Tagung ber ©efeüfcbaft für Soziale Re¬
form Vom Sabre 1913 legte Sinzbctmcr auSführIid>e ^citfäße
für bie Regelung beS Tarifvertrags vor (Schriften bcr @efcll-
fd>aft für Soziale Reform, .§cft 45/46), unb im Sabre 1916 ver*
öffentlid)te er im Berlage von Xuncfer & fiumblot eine aus¬
führliche Sdßrift, ein ArbeitStarifgefeß, bie mit einem < 8 efeßent»
wnrf Vö.n 105 Baragraphen abfd>loß. Sd) felbft hatte mich dem¬
gegenüber auf 30 Baragraphev befchränft, weldbc im einzelnen
and) viel fiirzcr gefaßt waren 3 ).
Beftimmungen über ein ReichSeinigungSamt Würben bis¬
her in bie ©tefeßenlwiirfc über Tarifverträge nicht aufge'
nommen, wohl in ber richtigen ©rfcnntniS, baß leibet* unferc
©efeßgeber vor einer nmfaffenben Regelung beS ganzen Stoffes
Zuriidfdireden würben. Aber ber enge Sufammenhang eines
TarifgefeßeS mit bcr ©inrid)tung eines Reid)ScinignngSamtS
unb überhaupt ber Berbeffernng unfereS ©inigungSwefenS
läßt fid) nicht Verfennen, und WenigftenS follte man unmittel¬
bar nad) betn Tarifgcfeß auch ein ©tefcß über baS ©inigungS»
Wefcn vorlegen. Xic Vollftänbigc AuSeinanbcrreißung aller
SriebenSVerhältniffe, bie ©inftellnng neuer Arbeitergruppen
Währenb beS Krieges unb bie änrüitführung ber alten Arbeiter
nad) *?riebenSfd)Iuß muß notwenbigerweife eine fo Verwidelte
^age fchaffen, baß ein felbftänbigcr Bchörbcnapparat zur giit-
lidien ©ntwirrung aller entftehcnbeu Bcrwidlungen unbebingt
notwenbig werben wirb. Xod> bariiber ein anbermal.
Xer Tarifvertrag ift an fid) eine fo umfangreid)e unb
fchwierige Materie, baß wir uns zunäd)ft auf bie wiebtigften ©e-
fichtspunfte feiner Regelung an biefer Stelle befchränfen fönnen.
Xie Schwierigfeit ber Materie hat Sinzheimer immer mehr er-
fannt. XaS fieht man, wenn man feine erften Äußerungen
über ben Tarifvertrag mit feinen fpäteren Arbeiten Ver»
gleicht. Bei einem Tarifgcfeß muß man bebenfen, baß nid)t
nur ber Stoff an fid) wichtig ift unb baher eine aus¬
führliche Behanblung erforbert, fonbern baß baS ($efeß in btc
,$ände Von ßaien gelegt werben foö, welche feine Xurdh*
führung zu überwachen haben, unb baß eS jebeS einzelne Mit-
glieb ber großen Arbeitermaffen; berührt. Man barf baßer
nicht mit Reben über zu viele ©efeße fomnten, benn währenb
eS auf ber einen Seite zuviel gcfeßlid)e Beftinunungen gibt,
fehlen fie an bet anberen Stelle, Wo fie brirtßenb notwenbig
finb.
XaS Tarifrecht enthält eine Reiße neuer ®cfid)tSpunfte,
vielleicht aud) eine Rütffetjr zu bem alten beutfeßen, genoffen-
fchaftlichen ©ebanfen. ©S fteht aber nid)t in voÖftänbigem
SBiberfprud) mit ben ©rnndfäßen unfereS Btivatred)tS, fon¬
bern eS gliebert fid) im allgemeinen ganz gut in biefeS Btivat»
recht ein. ©S Würde ein Berfud), baS Tarifrecht auf ganz neu¬
artigen, Von unferetn bürgerlichen Red)te ganz abweießenben
©Jrunbfäßen aufzubauen, eine Unfumme Von iuriftifchen Streit¬
fragen ßerVorrufcn, Welche baS bringenbe (^efeßgebungSWerf
*) Schriften ber „©tefeUfcböft für Soziale Reform" £>cft 42—48;
aud) 98öll)!ing; „Brauchen mir ein ReichSeinigungSamt?" 1911.
3 ) Bergl. hierüber Xr. Robert Sömcnthal: „Xic rechtliche Be*
beutung ber Tarifverträge im allgemeinen unb ber BerbanbStarif-
Verträge im befonberen". <B. 116—121.
(Bosraie SßrajiS unb ArchiP für ©olfsmoljlfabrt — 1918 — XXVH 9lt. 84.
518
bV?
lebigüä) aur Vertagung führen mürbe, eS fei benn, bah man in
bilettantifd)er Vteife einige in fdiöne Sßorte gcfafete Sbeen au
einem fogenannten „©efep" anfammenftellen u>odte, mit bem
man mehr Schaben als SRufcen anrid)ten toiirbc.
Someit nid>t unbebingt ein neuer ©ebanfe am AnerFen-
nung gebraut merben muh, unb fomeit man bie Öonfegnenaen
einer Weiterung nod) nicht griinblid) •burchbacht unb an ber
Hanb praFtifchcr Erfahrung geprüft bat, fod man fid) auf.eine
Anmenbung beS beftehenben bürgerlichen 9ted)tcS auf bie £arif*
oerträge befdjränfeu unb, fomeit es anm VerftänbniS eines
XarifgefepeS notmcnbig ift, biefe ©runbfäfcc einfach in baS
^arifgefep übernehmen.
Sn meinem ©efefcentmurf, beffen ©runbfäfce ich im mefent-
liehen aufred)terhalten fann, habe id) mid) auf baS unbebingt
Wotmenbige befchränFt unb eine möglichft Fnappe, juriftifdhe
gaffung gcmählt, ohne baS VebüfniS ber ßaien eingehenb an
berüdfichtigen. Sn biefe't* Veaiebmtg mürbe mein ©efefeentmnrf
einer Ergänaung bebiirfen. Einp 8 teihe Pon Einaelfragen ift
inamifchen burd) Entfd)eibung, nantentlid) ber £ariffd)iebS*
gerichte, jur Erörterung gebrad# morben. Xie Urteile entbehren j
aber meift einer genügenb eingchenben Vegriinbuttg unb bie I
Autorität eines Urteile beruht bodj im mefentlkhen in einer
forgfältigen unb Flaren Vegriittbung, nid)t in bem bfofcen XiF-
tum. 2>urd) eine Fafitiftifcbe Vebanblung mürbe baS £arif-
gefeh, auch abgefehen baOon, baß ein foId>eS Verfahren noch
Perfriibt märe, unüberfidjtlidj unb auch baburch für beul Säten
ungeeignet merben. $te görbernng, bie baS 5tarifred)t bitrd)
bie miiitärifdhe Vebanblung mährenb beS Krieges erfahren hat,
ift für bie griebenSaeit nicht gut Ocrmertbar. Xurd) militärifche
Anorbnung ift bie Abmcidmng Dp« Sohnabreben, melcbe mit
ben Pon beit militärifcben Steden bevauSgegebenen allgemeinen
unb befonberen VertragSbebingungeii abmeicben, mit Strafe
bebroht morben. 2)aS mar ein Notbehelf, ber in fdhmicrigen
8 eiten gana amecfmäfetg fein Fann. giir bie griebenSaeit
brauchen mir aber eine recht grünblid)e EinfcbränFung beS
StrafgefepeS unb nid)t ihre Vermehrung, noch baau bitrd) An-
orbnung Don Steden ameiten SftartgeS, unb eS ift gar itid>t auS-
auntafen, melcbe golgen bie ftrafrechtlidje SaitFtionierung jcbeS
aud) nod) fo unfinnig unb unFIar gefaxten £at:ifOertrageS haben
mürbe. SKeiite VebenFen gegen bie UnabbingbarFeit an fid)
mürben fid) baburd) nod) oermebren. Überhaupt ift bie Auto*
nomic bei ber ©efepgehung ein fchmer au hanbhabenbeS Safttu- *
merd, baS man niemals in bie Hänbe beliebiger Verfonen-
gefamtheiten legen fodte.
£)er Pon Sinabeinter unb and) aitbercn, — a- 93- 23ooä üt
feiner Erörterung beS ©efamtarbeitSOertragS nad) fchmeiaeri-
fchetn Rechte —, behanbelte grobe ©ebanfe ber autonomen Selbft-
beftimniung fept OorauS, bah bie Präger ber Autonomie Oer-
trauenSmürbig fiitb. 9tun mub man anerFennen, bah bie
groben Organifationen, namentlich biejenigen, melcbe nationale
£arifoerträge für baS ganae föeidj gefchaffen haben, mit groheni
Eifer unb fad)Iid>em VerftänbniS audj mahbod an ber AiiSge-
ftaltung ihrer £arifgemeinfdiaften arbeiten, daneben gibt eS
aber aud) biele unüberlegte £arifberträge, unb auch bie groben
£arifgemeinfchaften rid)tcn ihren Vlicf nicht in genügenber
SBeife auf bie EJefamtbeit ber mirtfchaftlidhen unb ftaatlichen
Sntereffen, mie e§ bk Aufgabe be§ ©efehgeberä ift. gür bie
21 u£übung ber tariflichen Autonomie miiffert bähet* beftimmte
’ftaatliche Richtlinien gegeben merben.
SFHditig erFannt hat Sinaheimer, bah ba§ 3iel ber £arif-
gemeinfehaften auf eine pribate Autonomie geht, unb baranf
hatte id) auch bereits früher in meinem 23udje: „2)er 31FForb-
bertrag unb ber £arifbertrag" hingemiefen. 3)ie fogenannte
„UnabbingbarFeit" Iaht fid) ad>eife!lo§ am beften burch biefe
pribate Autonomie erFIäreti; barau§ ergibt fid), bah fie nach
beftchenbcm SRecht unauläffig ift, ebenfo aber, bah fie für bie
Fiinftige ©efepgebung theoretifd) fehr mohl möglich ift. Sie
bebarf aber beftintmier .(lautelen im Sntereffe ber ©efamtheit
unb ber bom Staate gefd)iihten Snbibibualrechte, unb ba§ ift
ja nun einmal bie Seele be§ Staates, bah er gegenüber ben fid)
burch ihre eigene ®raft burchfepenben ©efamtheiten — bie nicht
nnterbrüdt merben foden! — bie fdnoad)en Snbibibuen fchüpt.
Sllfo neben einer gemiffen Ellenbogenfreiheit für bie ftarFen
©efamtheiten, bamit fie leben unb Öeben förbern Fönnen, auch
Schuh ber dftinberbeiten, unb alles ba§ erfordert für bie fRecfytä*
mirFung ber £arifberträge beftimmte ©runbfähe, bie nid>t lebig-
Iid) burch bie Bulaffung ber UnabbingbarFeit erfept merben
Fönnen. Sinaheimer hat erFannt, bah mit bem 2fu3brud
„Xarifoerträge finb utiabbingbar" gar nidht§ gefagt ift, unb bah
ade§ auf bie geftlegung bet Umfchreibung ber UnabbingbarFeit
im einaelnen anFomtnt. S)aä bebeutet einen groben Schritt in
ber ErFenntniä beß 5tarifoertrag^, mie man überhaupt ben
Sinaheimerfchen Entmitrf alö eine Vorarbeit für bie gefefe-
Iid>e Regelung be§ 3:arifocrtrag§ banFbar begrüben mühte.
Sodte unfere ©efehgebung an bie Regelung ber 5tarifPerträge
herantreten, fo Fann biefe ©runblage bei ber 21ufftedung eines
EntmitrfS nid)t unbeachtet bleiben. 2tuf Einaefteiten einau-
geben, Perbietet ber 3taum, unb bieS braucht aud) erft bann an
gefdhehen, menn bie errtftliche 21 bficht einer Regelung bei beii
mabgebenben ^örpeifchaften herPorgetreten ift.
IJütrrlflnJifriirr gilfslfanflL
3 ur befferen foamlen Drbnuitg bc& SBatetlaitbifchen ^ilfs
bienfted hat ber günfaehncrauSfdmh beß dleid)ßtageß am
14. 2ftai befchloffen, mit Vertretern beS ^riegsamtS brei 2Ius=
fdjithmitgliebcr am.’ Prüfung ber Verhältniffc in ben 3iPil=
arbcitslagern nad) Elfah-Sothringen au entfemben, unb eine bc-
Porftehenbe VunbeSratsPerorbnung aur Regelung ber derart-
atehung Pon ®ilfsbienftpflid)tigen au 9totftanb3arbeiten begut»
achtet, gerner hat er über eine Ermeiterung ber foaialen Vei ^
fidjerung^gefehgebung für im föilfsbienft Verungliidte bau»,
beren Hinterbliebene beraten.
$ic Eittfchrtbigung für geicrfchichtcu gemäb ber Vnubes
ratSPerorbnung Pom 81. Suntiar ift bei mandfen Arbeitgebern
auf SGßiberftanb geflohen. $)aß „$rieg3amt" (Amtliche Viit=
teilungen beß $rieg£amts) berid)tet, bah biefe Arbeitgeber als
©riinbe ihres Verhaltens angäben, bie VunbeSratsoerorbnung
fähe Feine gefeplichc Verpflichtung Por, bie Entfd)äbigutig au
aahlcn; fie gehörten Feiner €rganifation Pon Arbeitgebern an,
fo bah aud) ber Smaug ber Vereinbarung für fie mcgficle; ihre
eigenen ArbeitSorbnungen enthielten Veftimmungen über bie
Sohnregelung bei ArbeitSauSfäden. Xaß „ÄriegSamt" Pcrmeift
auf bie EntftehungSgefd)id)te ber VunbeSratsoerorbnung unb
fieht fich bann geamungen, fortaufahren:
„Aath allein hanbelt es fich alfo um Auöiiahmcauftäube, bcueii
burch AuSnahmemahnahmcn begegnet merben fottte. daraus ergibt
fid), bah bie A r b e 1 1 § o r b n u n g e n für bie Entfchäbigung ber
geierfdiichten nicht in grage Fommett lörnten, ba fie immer
nur ArbeitSunterbrechungen im Auge gehabt haben Fönnen, mie fie
fich im grieben ereignen, nicht aber AnSnabmeuntcrbrctf)ungen non
einer folchen ^ciuer, mie fie burch bie gcicrfd)id)ten notmenbig ge-
morben finb. Eerabe meil ja bie bisherigen Veftimmungen nid)t auS.
reihten, ift au ben Sonberbeftimmunocn gegriffen morben. ^ci
gefeblkhe 8 mang ift abfichtlich aunäd)ft n i d) t angemenbet mor-
ben, um nid)t unnötig bie brmgenbe Erlcbigung ber grage au Per-
aögern. SBeiterbin mürbe aber auch bei allen, betei*
ligten Greifen baS nötige fogiale VerftänbniS für
biefe Pon Arbeitgebern unb -nehmern beantragte unb pcrcinbarte,
unbebingt notmenbige Afahnahmc in folchcm s JWahe P o r a u S g e =
fept, bafe bie moralifche ßraft ber Vereinbarung unb beS guten
Veifpielö als genügenb erachtet mürbe ohne ben ^rnang gefcblidjer
Veftimmungen. Aus berfelben Auffaffung heraus glaubte man am
nehmen au bürfen, bah fich a u ch b i e n i cf) t £ r ga n i f a t i o n e u
angeljörenben Arbeitgeber ber VunbcSratSperorbuung au-
fchlicheit mürben."
5>a$ ÄriegSamt hofft, bah biefer Appell auSreidjeu luirb, bah
auch biejenigen Arbeitgeber, bie fich bisher noch gemeigerj^ haben,
nunmehr bie Entfchäbigung nachträglich a a hten merben. Sollte
bas n i ch t a u t r e f f e n , f o mürbe b a S Ä r i c g S a m t f i cb
genötigt f e h e n , m eitergehe nbe 3R a h n a h m e n 31 t
ergreifen.
2aS ^riegsamt hat fid) alfo leibet* in feinem Vertrauen
auf öaS foaiale VerftänöniS mancher Arbeitgeber getäufd)t, um
bei nur nod) bemerft fei, baf 3 eS fid) hier amu Xeil um nnorga
nifierte Arbeitgeber hanbelt, — baS genaue Seitenftüd a»in un-
organifierten Arbeiter, ber (ich ebenfadS um bie Opfer 311
brüden fucht, bie fein organifierter 5lodege bringt.
golksernülirung itni feb^ns^öUuit^
Sie föüraung ber Vrotmengc, über bie bereits feit längerer
3eit im 3ufciti l tuenl)ang mit ben gießen bei* nFrainifd>en 05e
treibeaufuhren Pcrl)anbe(t mürbe, ift nach ber jüngften Ent
fdjliehitng beS ^riegSernährungSamtS nunmehr heftimmt für
bie 3eit Pom 16. Suni an bis aum Einfehen neuer ©etreibc
519
©oaialc HSrajis uub Ardjib für Volfömohlfahrt — 1918 XXVII. Ar. 34.
520
lieferungeu ans 5cm Friibbrufd) 5cr fommenbcn Grnte in Aus*
fidit genommen. Sos Mriegsernährnngsamt teilt bariiber amt-
iid) mit:
Sie' Gntn>idluug her Oietreibeaufuhreu aus bei* lltraiue rtcftatic'
eä Icibcr uidjt, nufere Vrotoerforguug in ben leiden Vtonaten bes
CiTntejaljres auf biefe unfidjeren, im Daraus 11id) 1 genau 31t üPer-
fel)enben Giutünftc 31t griinben. A>ir ftnb babev, loeiut mir )trf)cr
Heben molleit, für ben Ae ft beS V>irt[d*aftsjabres in bei* .sbauptfadie
auf bie Scditng auS beutiefcem ^nlaiibsoorrat angemiefen. Sic 3111*
Verfügung ftel)eubeu fuappeu Vorräte marixMi eine Guijrijränfnug
PeS VcrDraudtS notmeubig. Semgcmäf} fjut bas Kuratorium bei
JlieidjSgctreibcfteüc in feiner 3 ihung am 11 . Viai unter Huftiiumung
bes SueftoriumS mit A>irfuug ootn 10. Hunt litis ab folgcnbes Pr*
fdü offen: Sie t ä g l i di e V£ e b l m e 11 g e mirb für bie Verforgungs-
bcrccfytifltcn Don 200 auf 1 0 0 (ü ra m m beraPgcfebt. Sie Pisberigui
H u l a g e n a 11 3 d) m e t = uub 3 d) m e r ft a r Pc i f e 1 P lei P e 11
Pefteben. Sie Pom 3 e l P ft P e r f 0 r g e r 311 PcrPraudienbe 6k-
ireibemenge, bic bereits mit Vkrfung Pom 1 . Vlpril beraPgefcbt ijt,
erfährt feine meitcre i'iitbcrur.g. Sie A>icberberjtclluug bev alten
Station mirb erfolgen, foPalb genügenb Zufuhren aus bei* llfraiue
in ben Rauben bei* AcidjSflctreifccfk’Uc finb, fpäteftenS aber, meun ber
Frühbrufd) aus ber Ijeiiiiifdjen tarnte 1018 bie Vcftänbe ber Veidis
getrcibeftetle auf gefüllt bat. Für beit Ausfall au fflfefjl mie im per*
gangciten Fahre Gr [ab au gleifd) 31t geben, ift Diesmal ausgefdilojfen.
Aadj ber ftarfeu Verringerung nuferer ^dgueinebcjtäitbc Pemirft bie
jetjiße Flcifdjration bereits einen berart erf*cPlidieu Gitigriff in
nufere Aicbpiebftapel, baß eine meiteve ^snanfprudinabme bie Mild)--
uub FettPcrforflung auf bas fdguerfte gefäbrbcn mürbe, Giu Grfab
mirb jebod) burd) r e i d) l i di e r e ?l u s g a P e P o 11 H u d e v gemährt
merben; ebenfo mirb bie Verteilung oon A ä p r mittel u iu beu
ASodjen ber Vrotfiii^ung eine Verhärtung erfabreu.
Sie Kiira’nng ber Vrotmengc, bic im herein mit ber Kar¬
toffel ben Kern mtfercr Viaffencrnabnnig ausmacht, bcbcutct
natürlich angefitfits bei* allgemeinen Nationieruug aller mefent*
iid)en NohningSbingc am Gnbe bes oierten Kriegsjahros, mo
bie fonftigen freien Bmrimßquellen 3111 * Grnübnuig mehr nnb
mehr Perficfert ober bitrtf) ben 2 d)Iciri)hanbel oft in bie uw
rechten Kanäle abgeleitet fiiib, einen fehmeren 2ri)lag für liniere
VolfsPerforgung. Aber gliicfliriiermcife feinen uncrträglidien,
ba, trop bes Mangels an glciidi, meninftenS burdi rcidilidiere
.ßieferung non OJäbrmittetn nnb Snrfer, ber gerabc jebt 3 iir
Cbft= nnb (finmccfieacit eine erhöhte ^ertfd/äbmni geniefjt ein
falorifcfi menitiftenS ansretdicnbcv liriap neboten merben fann;
an bie 2 -tclle ber monatlid) megfallenben 1200 g Wehl fallen
750 g Surfer nnb etma 150 g s JJ£ibrmittel treten. V(uri) oer^
fpridit bie giinftifle Söittcrnng beiter eine befjere (vJemiife* nnb
Cbftbeliefernnci ber norbbentfeben Olrofeftäbte nnb eine friilje 05c*
treibeernte. Sa man frübaeitii] Oorbebadit bat, labt fid) and) bic
Kürzung ber -Sörotmengc fiir bie 2 dnnerarbeiter / bic allerbingS
ocrbäugnisooll hätte mirfen tonnen, nermciben. Überbies finb
eine 9feibe Don ninficbtig mirtfdiaftenben nnb ooranSfd)anenben
Oiemeinben, bie mit 2 treching*mitteln bie nerfitgbaren s DK'b(*
mengen bei ber Verarbeitung 311 Vrot frimn längere Heit 311
bebnen gemufet ober fonftmie bnrd) ©rfparnijfe ^ieblriicflagcn
gemadit haben, in ber £age, ben Übergang non ber bisherigen
58 rotmen ge auf bie fiinftige Kopfmenge, trop bes ofbfdilagö ber
ÜPMilration nin 20 0 . 311 milbern. 2o hofft bie Vrotfarten*
gemeinfdjaft 05ro?>Verlin biirrii reidilidjemt Hnfap non
3trecfnngsmitteln bie V>odienbrotmenge menigflens auf 17(M) g
halten 31 t fönnen, miibrenD im Vorjahre, als bie Wciri)sgetrei5e=
[teile bereits am 16. 51pril 1017 ben Sagestopffab an V?cbl non
200 g auf 160 g berabfeben muhte, infolge bes Mangels rn
2trecfnngsinitteln bic Vrotmcnge in 0>roh Vcrliit non 1000
auf 1600 g 3 uriidgel)en miifjte. 2 inb mir aber bamals trob ber
jämmerlidien Martoffclncrforgung über ben Verg bis 3111 * neuen
(Srnte trob bes längeren ii'egeS bimncggcFommen, fo fatin and)
heuer für bic 3eit nom 15. 3nni bis 311111 15. ?fuguft fein Hmeifel
baran malten. 3Hlcrbings inufs auf bem (frnäbrnngsgebiete
alles ntrmieben merben, mas ben fdimer getroffenen arbeiten*
ben V?affert in ben 05ro|>ftäbten nnb in ben v,nbnftriepläben
bie Stimmung nnb ben Vhit, auch unter weiteren ßntbeb--
ruugen uub Spfern 5 urcl) 3 iil)alten, oerberben formte. s dnd)
ntiifi bie Vlnfflarung über bie Volfsernäbrung nod) gefd)idter
gebanbbabt uub ber Viaffenpfpdie augepafet merben, als es bis*
her oiclfad) gcfd)iebt, nnb bas Cperieren mit falfcbfcbilleruben
2cf)Iagmorten mie „Vrotfrieben" oermieben merben.
Sic i<olfscritäbrungöfia0c auf ber II. Scirtfrf|,£[tcrrcid)ifrf)cu
Saguitg für '^olfsmoblfabrt. Ser Verid)t iihcr Pie unter bem Vorfip
Pott I;r. UVidmef .Oainifdi im Vlpril 1017 aPcvePaltene Sagung ift jept
im Srucf erfdtienen *1. t^r Piekd mertpolle iHrPidteu über allgemeine
*1 Verlag 7 v r*a 113 Seit tiefe, '■fOien u. Ueipaig.
Volfseruäbruugsfragen, fomte über bamit in Hnfanimenböng ftebenbe
SeilgePi-ete. Sie Vebanbluitg Per V01fSernäbrungSfrageat erfolgt
bauptfädjlid) unter bem 65 efid)tSpunft, bie liekatölueife nicht nur
jetd unter bem Srucf ber Kriegsnot, foubern baue v n b aus ge*
f u 11 b b e i 11 i ri) c 11 65 r ii 11 b e tt umaugeftalten, por allem bie im
Trieben üPermägig ftarf Peluertete 5 fleifd)iiabruttg ciiiaufriiränfeu
uub beu Vllfobolgemig 311 Pefämpfeu. beut Vortrag über bie
.<0 e P u ii(i ber I a n b nf i r t f d) a f 1 1 i cb e 11 V r 0 b lt f t i o n tuirb
ber Vt'adbrucf auf ftärfete Ifinfübrung arPeitipareuber s .Uiafd)iucu
uub auf iH’ffere Sdjulung ber lanbarPeitenben VePölferung gelegt.
Hur VcrteilungSfragc luirb ber g e m e i n f a m e V e 3 u g P 0 u
ü* c P e tt S m i 11 e ( u empfohlen, uub 31001* nicht nur burd) beu Hu
fammenfdjlufj lX‘r VerPraudter in MonfumPereine 11, foubern audi
burd) beu H ll wnuueufri)luft ber Mleinbänbler in IfintaufSgeuoffeu.
fdiafteu, bie fid) babttrd). beu Vebarf att elfter 3 udle fidient uub burdi
VluSfdialtung Per Olrogbänbler uub HmifdienPäubler bie '©are Per*
billigen fönnen.
7sm Hnfammeubang mit ber ^ragc ber bauernbeu gefunbbeil
lidjeu VerPeiferuug bei* C?rnäl)ruugSnu’ife mirb and) bic [3’rage bes
.\bausl)altuugSunteriid)ts für Viäbdx'it in ber 3 tabt uub auf bem
yanPc beb^nbelt.
prforge für gtrif^stifftljfiMgte unü (jfimltrljmn'if^rifger.
Sie 28tebcrct!tfteUting ber ÄricßstteUne^mer
tm (^fttenrtägeluerbe.
Von Vi 0 r i p JKid)ter, 63 cfd)äftsfül)i*er bei* VlrPeitsgememfdmfi
Per gaftmirtfdbaftlidien i?litgefteUteuperPänbe, Verl i n.
später als auPcre Ventfsgruppeu haben fid) bie Crgani*
fationen bes 05af11uirtsgemerbes iu befonberen hieran ge¬
führten VcihanMungen mit ber ßrage befdxiftigt, auf u>cld)eni
Vlegc bie Vüebereinftcllung ber Kriegsteilnehmer am 3 mcd--
mäfeigften geregelt nnb in möglirftft großem Umfange ge¬
fiebert merben föuuc. Tiefe Verfpätung finbet ihre Vegriiiu
bnug natürüd) uidrt in einem geringeren vjntereffe fiir bie
<yrage ober in einer meuiger aioingenben 9iotmeubigfeit ihrer
Vcautmortnug, foubern melmchr in ber bis Por furaeni nod)
immer äufjerft mangelhaften Hyntralifation ber Vcrufsoer*
einignngeu fomobl auf ber Arbeitgeber* als and) auf ber Au*
geftelltenfeite.
Ser 05 e feil f ri) a f t f it r f 0 3 i a l e V c f 0 r m gebührt
bas Verbienft, in riditiger (rrfenntms ber 3ad)Iage furaer
■V»anb eingegriffeu 31 t haben, inbem fie ihrem lluterausftfwö
für baS ('5aftmirtsgcu>crbe Porfd)lug, bett beraeitigeit Umfang
bei* Frauenarbeit im (^5aftmirtSgemerbe 311 m h5egcnftanbe
einer Vifpreriping 31 t madieu. Sainit mar bie meitcre Gut*
mirfliing ber Singe gegeben. Sie Pielfcitige Hitfainnten
fepnug bes llnteransfd)uffes ergab eine umfaffenbe Vetradv
tung bev Vage, führte aber 3 iinädhft nicht enbgiiltig 311 einem
Biele, ba baS einzige teilnehnienbe Arbiitgcbermitglieb bes
Ansfriutffes ber großen Vebentung bei* Gntfd)ließiingen megeit
Porfdilug, beu SeilnehnterfreiS burd) Buaiehung meiterer
lluteruchmerPertrcter mefentlid) 311 ermcitern nnb unter ber
Veituug ber hi. f. f. A. möglidift im Kreife aller beteiligten
rrganifationen 311 Pcrbanbclu.
o'n^mifdieu maren and) iu ber Srganifatiou felbft loefent-
Iid)e Fortfehritte gemad)t morben. Sie 3 ahlrcid)en Unterneh
mapereinignngen maren 311 1 Bentraloerbänben snfammenge
faßt morben, nnb auf ber Arbeitnehmevfeito fmtte fid), mie
in biefen Vlättcrn bereits berichtet, miebentm unter ber Füb-
rung ber G5._ f. f. 9L ans bem Nationalen Kartell ber
beutfehen Olafihausangeftellten —- eine A r b e i t s g e m e i n »
f d) a ft ber g a ft m i r t f d) a f 11 i ri) e n A it g e ft e 1 1 1 c 11
Perbänbc entmicfelt, bie nunmehr alle 3 entral 3 tifam.
mengefaßten Arbeitnehmerorganifationen unifdiliefet.
Fm K reife biefer Pollßählig erfrfiienenen £rganifatiouen
mürbe weiter Pevhanbelt. Bmar mußte nochmals ein erheb
lieber Auffdmb eiutreten, ba bie ArbeitgeberPerbänbe nod) ihre
llnterorgauifationcn hören mollten, aber fddießlich fain man
3111 * einftimmigen Annahme, folgeuber Niddltnien:
„Sa* Kiieg hat bie £v i* a 11 e 11 a i* P c i t im OiajtiüirtsgcioerPe au
llmfoug uub 21 rt iu einer für bas Wemeintuohl nidit bienlidKit '®eife
geförbevt. G i n c ü d ui ä r t s P e m e g u n g 11 a d) V e e 11 b i ,
b i g u 11 g b e s M r i e g e s i ft b r i tt g e 11 b g e P 0 t e it. Sk Akebei
einftelluug bei* mäunlidicu iHngefteUten liegt fomohl iu ivirtfdjaftlidjer
als and) in gernevPlid;ei* .'oinfidit im 'uiterejfe beS 65 ajtmirtsgeiüei*Pev
ttnb Pebeutet gleidiaeitig bie VlPlvagung einer Sanfesfdwlb au bie
fiiegyleilnePmeubeit Vlnge)teüten, beueu ber Vi>eg geebnet merben
muß, ihren 2 ePensPeruf lei eher ausauübeu. Sie neutralen ber Ver
Ptiube bei* HrPeitgeler uub VlrPeitnehmer Peleiligen fid) an ber ,vörbe
nuig biefer VlufgaPen im 3 inne. folgeuber Veitfähe:
©i^iale fßtagiä uni AtcbiD für BolfemoblTabtt — 1918 — XXVII. Ar. 84.
522
521
a i 03 a |t lü i r t f ct) er f 1 1 i dj e B e t r i e b c, bit* uor l>em Kriege
m ä u n 1 i d) c A u g e l't eilt e l>efd)äftigeu, ft eilen fold>e mit
Becnöiguug bes fließe» 31t einem ben jemeili gen Berl)ältniffeu ent«
[predicnbcn, burd; gegeiifcitige Verhau blutige n 311 beftimmeubeu fteiU
punft m i e b e r e i n.
b) .'v>n er ft er Öi nie finb bieieiiigen Ange|tcUten bei ber AJi-ebev»
riuftellung 311 bcrüdfirfitigeii, meldjc bor Dem .{Hieße in bem j c -
m eilige u B e t r i >e b e beschäftigt mären.
cj Xie Arbeitßeberberbcinbe übernehmen es, auf bie Bcltglieber
bubin eiiismuirfen, bafe bie in ihren betrieben bei Ausbnui) bes
{trieges bejd)äftigt gemefeneu Angefteütcn, fofern fie fid) fpätefteito
innerhalb bi er S ü rf) e it nari> ihrer Entladung Dom freere#*
bien ft 3itr Arbeitsaufnahme mdben, mieber cingefielLt merben, menn
nicht ber oerminberte Umfang bes Betriebe* ober bie. 9 t lief ficht auf
bejahrte Aiigeftellte bie refttofe AUebereinfteUung aller AngefteUteii
berbietet.
dl Xie Berbänbe ber Arbeitnehmer übernehmen bie ^icvpflirf)-
tung, bie XUiirtcftcUteii auf bie Beachtung barftehenber Bebiuguug bim
gimveifeu unb fie befonb-ers 3111- ^snuehaliuiig ber g r i ft 311
biranlaffen.
e) Aud) für bie miebereiitgeftellteit Striegsteilmehmer finb bie
in beit betrieben üblichen- &ohu» unb ArbeitSbebingungen mafj-
ßebeub.
Sie unter3eid)neteu £ißanifntionen berpflidjteit fidi, ihre ört¬
lichen ©ruppen 3111* praftifd;,en Xurdjfühnnig biefer s Jeitgebanfeu
mit ben ihnen 311 (Gebote ftehenben Befuguiffen mtsuhaUen. ;]u beu
örtlichen Berljanbluiigeit finb bie Vertreter fämtlid;er beteiligten
Crgaiiifatiotien, folueit fie am Crte borhanben, pin^n^it^idien.
Sifferet^en, bie fid> bei ber praftifdjen Xiudjführung biefer Seit-
üifce ergeben, füllen burd) bie Zentralen ber Berbänbe ausgeglidjcn
merben.
Sie Xurdjrführung ber ^Richtlinien and) gegenüber ben Bebürten
unb ben fonftigen Mörperfduiften übernehmen bie Zentralen ber
'drbeitgebeiberbäute unb bie ArbeitSgemeinfdiaft ber gaftmirtfdjaft«
Juten A n ge fte Uten ne r bä 1 ibe."
Sür btcie 9tiditliniin treten ein auf ber Unterneljmerfeite:
ber 3 cn traft) erbanb b e n t f ch e r A3 i r t e 0 e r e t u t -*
Olingen, ber Xeutfrfje © a ft ln i r t S 0 e r b a it b unb
ber rB e r 0 a n b b e 1 .St' a f f c e h a 11 S b c f i h e r X e u t f d) *
I a rt b S. Xer Bcrbanb ber Hotclbefiherocretne Xeiitfchlanbs
erflärt, bah er „an bie Vöfung biefer middigen fo 3 iaIen Srage
mit bent gröfcten SöohÜoollen berantrete, auf oerbinblicbe Be*
fdtfiiffe fid) aber gar 3^'it nicht feftlegeu föune." Auf ber
Arbeitnchmerfcite finb beteiligt: ber internationale 03 e 11 fer
V e r b a n b , ber 35 c r b a n b ber 03 a ft m t r t s g e b i l f e u,
ber X e u t f d) e Ü c 11 n e r - B ti n b , ber Bcrbanb ber
ö d) e , ber 9t e i eb 0 1) erbanb b e r a ft b a u 5 a it g e
ft eilten unb ber 93 u n b ber 0 t e l p o r t i e r s.
oerbient babei feftgeftellt 311 luerben, bafj alle Ver¬
treter ber 9frbeitgeberoerbänbe bie 9ÖicbereiufteIlung ber
Sirieg^tciluebmer aB eine d'brenpflicbt bcacicbneten, bie auch
im bentffidien ^ntereffc liege, unb 311111 Hu^brucf brachten, baft
bie Verbciltniffe fo, loie fie 311 t* 3eit beftänben, itnmöglid) bet»
bebaften toerben fönnten. 3)?an ermarte mit 3ebnfud)t bie
3eit, loo man mit gcfcbulten männlichen Straften bie betriebe
luerbe Uneber in geregelte Vabnen feiten fömten. - Gö iuirb
natiirlid) tro|? biefer Vefdfliiffe nicht an Unternehmern fehlen,
bie aus Oerfchiebenen hiriinben. bereu teiüoeife Berechtigung
gar nid}t beftritten toerben folf, oerfitdten toerben, bei ber jebt
iibertoiegenben, ben ganzen Betrieb beberrfchenben 3rauen=
arbeit 311 bleiben. Xie Drganifationen felbft aber hoben fid)
fo nadjbriirfüd) unb OorbehaftfoS fiir bie Herbeiführung nor»
ntafer Befd]äftigung 5 0erI)ältuiffe cingefcfet, baft fiir bie 3 u c
fiutft baS Befte erhofft toerben barf, toenn alfe beteiligten
streife bte 2 fugen offen halten unb ihre Bffidit tun. Xab bie
9frbeitC'gemeiufch<)ft ber 3(ngeftelften über bie Xitrdtfübrimg ber
3iid)tlinieu hinaus Mittel unb 9Segc fitdd, bie 3 vonertarbeit
im OafttoirtSgetoerbe in geregelte, einer gefiinbcit 3 o 3 iafpolitif
entfpredjenbc Bahnen 31 t lenfen, ift felbftoerftäitblid). 9tid)=
tunggebenb für biefe tocitere Xätigfeit finb fofgenbe, in ber
'Jfprilfitjung gefahteu Befddüffe:
„BorauSfchung für bie Berufcdätigfeit beu /viau ift ein au#«
ueicpeiiber Sdmb ihrer Vlrbeilcdvaft buueh gefeOlidi begue 113(0 ^lubeitp
geit, Verbot ber ^adjtarbeit, hpgu.'iiifche unb fanitäre Viafpiahmen,
btc geeignet finb, Sieben unb ®efuubheit ber Arbeiterinnen 311 fdjüöen
li# ift uid)t 3tt berfeuiieii, bafj im C^aftmirtC'gemerbe bie grauen,
namentlid) bie metblidje Bebieming (Stelliteriiinein in fittlicher Bc»
Ziehung mandjerler (Gefahren aimgefebt finb. tiv märe gcfeplid) 311
Dcrbienm, bah Vlrbeiterimien ohne einen Barlohn in au^fömmlid>er
t&öh-e befchäftigt merben. Entlohnung in ^orm noit Vro3euteu auf
uerfaufte ölet raufe (Triitfprämieul ift jtreng 31t uukrfageu. Ein
beftimmte# Winbeftaiter für bie Ausübung bes Berufes als Stell 11erin
ift bot^ufdireiben.
Xie Crgaiiifierutig ber meiblid>en AngeftcUteu im ÖlafttuirtS»
gemerhe, einbegriffen bic ber organifationSfähigen Kellnerinnen, ift
ein Büttel, um geregelte Stöhn» unb ArbeitSbebinguitgen burd) 3 ii«
führen unb um eine unlautere Konfurren 3 gegenüber bcu mämo
lidjen AngeftcUteu 31 t berhinbciu."
& mag fdiliefelid) nid>t nnermähnt bleiben, bafe au 6 er
enbgiiltigeu Bcfddithfaffung betr. BJiebereinftellimg ber
striegsteilnehiner bie W. f. f. 9i. rt i d) t mehr mitgetoirft hot.
Xac> entfprad) ber Überlieferung biefer Cfiefellfchaft, bie eS
ftets für rid)tiger holt, bafe bie Crganifationen ber Arbeit*
gebet* unb -nehmet* fid) unmittelbar untereinanber oerftänbigeu,
als bafe fie bie SWithilfe Xritter benötigen. Xie Arbeits*
genteinfehaft gaftu>irtfd)tiftlicher AngeftelltenPerbänbc loar- ba*
ber beS Pollen EinOerftänbniffeS ber @efellfd)aft irn ooraus
ftdier, als fie ihr mitteilte, in ber Unternehmerpreffe hotten
fid} Angriffe auf bic 03. f. f. s Jt. gefnnben, eS toerbe bort^ben
(Schilfen nabegeigt, ohne SRittoirFung ber Oiefellfd^ft meiter
31 t oerhonbeln, unb oietleidyt forme man bie Brin 3 tpalität
nun beim BSort nehmen unb. tatfächlid) unmittelbare Berhanb*
lungen 3 loifd>eu beu beiberfeitigen Xrganifationen einletten.
Xie gafttüirtfdjaftlidhe Angeftellienfchaft hot, als bie 0d)lufj*
‘oerhonbütngen bann ohne bic beloährte unb ben 03ehilfcnoer-
bänben feit laugen fahren pertrante Biittoirfung bei* OSefell^
fchaft ftattfanb, ben Bertretern ber Unternehmer gegenüber
uacbbriicflidi betont, Utic bod} bie ATbeitnehmerfchaft biefe Brit*
loirfuug immer bewertet höbe. JsnSbefonbere toitrbe auch her*
oorgehoben, bafj bas Bc'ifjtrauen cinselner UnternehtnerPer*
tretet* nur auf ihrer UnfenntniS oon bei* Bebeutung unb ber
Arbeitstoeife ber 03. f. f. 9t. beruhe. Sn ber gefaulten gaft*
loirtfdiaftlichen 03ehilfenfd)aft befteht einmütig bie Übcrseu*
gimg, bah ohne bie Anregung ber 03efellfchaft meber bie
Arbeitsgemeinfdiaft gaftloirtfchoftlicher AngeftelltcnOerbänbe
als bas reife ErsengniS sahlreidrer nngeflärter Bereinfjcit-.
lidjuugsbeftrebuugeu fdion jebt oertoirflicht rnorben toäre, norii
bah bie 03ntnblagen 311 ber fchliehltchen Berftänbigung mit
ben Uuternehmeroerbänbcn, bie bisher ber Ofehilfenbetoegung
311 m Xeil gan 3 ablehnenb gegenübergeftanbeu hatten, hätten
reditseitig gelegt toerben fönnen.
KriegSültttbc in ber ^nbuftrie. Xie Stömglid)e Büinitious-
fabrif in SpaitNiu bcfdjäftigt ^itr^eir 87 StriegSblinbe, unb 3 mar
in bei* Vatroneufabrif, in ber Acbifion unb im -fSacfmittclbetriebe.
Xie meiftoni Arbeiten merben in pgifammeiiaibeit mit (Sehenben,
meiftens grauen, ausgeführt, bie für bas []u= unb Abbringen ber
Arbeit 311 forgen haben. Xie Blinbeu arbeiten int Zeitlohn gegen
einen Anfmigslohu üou 64 Vf. in ber ^tinibe. Xie ßeiftung beträgt
3 iuiäd}ft 40 0 . io. unb fteigt naet> etma brei 9Bod)en auf etma 75 b. £>.,
bielfad) aber aud) 100 0 . .s>. berjeuigen einer feheuben Arbeiterin.
Xie Arbeit toirb mit meuigeu Ausnahmen mit aller 9luhe unb $u*
friebeiiheit berrichtet. ___•
^frtltsfr#0eti.
Sosialc gorberuitgcn au bic fKeidjsjuftisüci’iualtung mürben
bei ben 9teichstagsberatungen über ben ^nfÜ 3 hanshalt am
13. unb 14. Btai Oon oielen 3citen geäuhert unb fanben beim
neuen 3taatsfefretär in feiner Antrittsrebc freunblidms Ed)o;
freilid) glaubt er in ber Sfriegs 3 eit gröhere 9teugeftaltnngen
auf red)tiid)em OJebiet nid)t bitrdifiihren 31 t foden ober 31 t fön¬
nen. XaS trifft bebancrlicbcrmeife and) ben fjüan ber Abfaffnng
eines einheitlichen neuen 5 oObnbred)tS, ber oon allen 9 tebncrn
tm Htnblicf auf bie troftlofen 3 oftänbe bei unferem ingeitblidjen
9taä)much£ unb feine fteigenbe .Kriminalität, bie matt boch nicht
allein mit bellt 3taatSaumatt heilen fatin, als eine 9Jotn>enbtg-'
feit betont mürbe. Xeitn bie Bermahtlofung ber Sngenb ftebt
in enger Bcrbtitbung nicht nur mit bem 9tad)laffeu ber ersieh-
liehen Einfliiffe, fonbern auch mit bem Berfall ber 9ted)tlichfcit
in oielen ermadifenen S 1 reifen bes Bolfes, für bie baS Btort
eines fonft feljr artgefehenen BütnneS beS öffentlidten 9techts
beseidmenb ift: „Bion lebt eben heut oon 9 ted)tsübertretnngen."
Über biefe 9ted)tSnot Uhu- bie Silage ber Abgeorbneten
allgemein, allerbings fitd)tcit fie fie burcf) ben HinmeiS auf bie
nnüberfehbare SiiUe bei* SlriegSrcdjtSocrorbnungen unb bie
9Biberfpriid)e in ihnen 311 bejd)önigen. 03eritgt Umrbe babei bie
oft nnoerftänblidtc 9ted)tfpred)itng über ben Slricgsmud>er: bie
fieinen 0 ünber hängt man oft, ftatt fie mit geringen 05elb-
ftrafen marnenb 311 er 3 ieheu, bie groben 3d>iebcr unb
9Sud*crer aber läht mau manchmal laufen. Xer 3taatsfefretär
j glaubt aber bie ooiri 9teid)Stag im Borjahr geforberte Ein
528
Soziale pragts unb Ardjm für Voltemoblfahrt — 1918 — XXVII. Dir. 34.
524
3 tehung ber Sn*iegSmud)ergcminnc itocf) immer nicht ohne
meitereS bemtrFen 31 t Fötuien; erft auf bem Itmmeg über § 817
VGV., ber Pom 9tiicfforberungSred)t bej Seiftungen miber bie
guten Sitten hanbdt, liefee eS fid) Herflügen, Xagegett ift bei*
StaatSfeFretar bereit bie Fleinen Sreiheitsfirafen burd) Gelb»
ftrafeit 31 t elieben. Sdjmere Sufammenftöftc batten bie „Un¬
abhängigen"; bie bie „ftlaffenjuftis" beS WcidiSgeridjtS in poli*
tifdjen projeffen angriffett, mit bem StaatSfefretär, ber ben
Vormurf einer tenbengiöfen 9 ted)tfpred)ung be§ oberften
Gerichts fdfatf suriidmicS. Stilgemeine Suftimmung fanb ber
befonberS Dom Zentrum öertretene plan einer fosialen Crgani»
fation ber beutfdjen StedjtSanmaltfchüft unb einer fosialen
Gefepgebung für bie SInmältc unb ihre Slngeftedten.
SJtan empfahl/ bie bereit» beftcheubeu frilfSfaffen für beutfdx
iHeddSanmälte unb bie beftebenbe Stubegchalts-, SBitrucn- unb
SBankngelboerficbcrung au^ubauen, loobei stoar bic 3ttmng§mit=
glieofcbaft cingefüfjrt jebod) bie SelbftOermaltung aufrcdjtcrhalten
merben mufe. Xer iKechtSaumalt füll einen Sficditsanfprud) haben
mie feine Angeftclltcu. Xie Mittel füllen aufgebracht merben einmal
öurdj Pflichtbeiträge aller Wedjteamoälte, fobann biircfv tfumeifung
ber in Armeitfadjen anfaflenben (Gebühren unb Auflagen au» 9teidj»=
mittein. SBeiter füll gur Aufbringung ber Mittel bic 3 l ooeifuug.
eines progreffio abgeftuften ProscntfapeS ber in bürgerlidjeu Sl:djtS*
ftreitigfeiten mit hohen GegcUftaubSfummen anfaüeuben Gebühren
erfolgen, unb enblid) füllen bic StedjtSanmältc, bie ein befonberS höbe»
VerufSeinfommeit belieben, mit befonberen Pflidjtbeiträgcn heraus
gezogen merben.
Xer Staatsfefretär begrüßte ben (Gebauten, burd) genoffen»
fchaftlichc fosiale 2?iirforge ben beutfdjen SfnmoItSftanb gefunb
mtb unabhängig 31 t erhalten unb babnrd) bie Rechtspflege 311
förbtrn. geftgehaften fei fdjliefclidi ouS ben Verbaitblitngen
bas Söort beS StaatSfeFretärS: „©in StaatSfefretär beS Reichs»
iuftisamteS, ber bie mirtfdjaftltdjen 3ufontmenhänge nicht ftu-
biereit mürbe, märe ein fchledjter StaatSfefretär." XaS gilt
natürlich and) für bie fosialen 3 ofommenhättge.
©inc ScfjtoicigrHäufel im RnftcllungSPertrng mirb Pon
einigen UnternehmerPerbänben ihren ^titglicbern empfohlen,
meil ber Vunb ber tedjnifdjänbuftricrien Beamten eine 9fuS»
fnnftei unterhält für bie er burrfi Erhebungen bei tedjnifdjen
Stngeftellten Unterlagen 31 a* töcurteilnng ber Rialen 3 »ftänbe
in ben betrieben 311 befdjaffen fud>t. XaS Reid)Sgcrid>t hat
am 21. Januar 1918 entfd)ieben, bafc berartige Erhebungen
nicht vedjtsmibrig finb. daraufhin Perfudjctt nun einseine
firmen auf Anraten non Unternehmerberbänben folgenbe
ft laufe! in bie AitfteHungSPcrträgc aufsunebtnen:
„Xer Angejtellte ift oerpflidjtet, über alle gefdjäftlidjen V o r -
Fommitiffe, mcldjc ihm anoertraut über burd) feine Xätigfeit
befamit merben, mäbrcnb btr Xauer be» XicnftoerbäUniffcs uu-
bebingte Veifdmncgenheit dritten gegenüber 311 beobadUen, unb Oer-
pflichtet fidj auSbriicFlidj, barüber ohne borljerige ^uftimmung be»
ftirmeninbaberS dritten feiuerlei AFitteilurg 311 madjen, gfeidjoicl
,iU tue Id) cm 3 med. Xie gleidje Pcrpflidjtung obliegt ihm be^iiglid)
ber ©efchäft» e i n r i ch t u n g e n , meldje ihm burrfj feine ^ätig=
feit befaunt gemorben finb.“
Xaö 5ölatt beö S3nnbeö ber tcd>nifd>-iubnftriellen Beamten
Perurteilt an§briidlidj jeben SBcrrat tatfädjlidjer @efd)äft§-
g e h c i m n i f f e , hült aber ein 3cbmeigegebot Pon b e r -
artiger SluSbebnung für ein Xing ber Ünmöglichfeit, fo-
Iange man nicht an bie Stelle Pon Sftenfdjen gffebe feben
fönne. Xaö föedjt auf Geheimhaltung Pott Gefdjäft^Perhält-
ttiffett fei nicht mtbegrenst; bie lebteren Föitnten, and> mettn
fie burd) Vertrag 311 Geheimniffeu geftempelt mären, Xritten
offenbart merben, mentt bie$ in ben Grcnsen be§ erlaubten
mirtfdjaftlidjen .Hampfcs gefdjehe. Tie .Ulanfel cntfprcdje baher
in ihrer 'Allgemeinheit nicht ben guten Sitten. Gleidjmobl
tollten eo bic XccbniFer gar tiid)t erft auf fdimierigc Proaeffe
aufommett Iaffcn, fottbern Poit Pornljcrcin bie Unterfdirift Per-
meigern. ^n ber Xat finb bie Uonfequensen be^ neuen $ 8 or-
geheim gaus uuabfehbar. Stuf biefe SBeife läftt fich fdjlieblid)
in ber Xltcorie alle öffentliche MritiF an unhaltbaren Siiftänben
ucrtraglid) unmöglich machen, unb ba fid) in ber Prärie bie
Xiugc meniger bequem entmirfeln biirften, mirb suininbcft
biefe UritiF, für bie ein S3ebiirfni^ uttPerFennbar ift, nur auf
Grunb Pon Vertragsbrüchen möglidj fein. Xah babnrd) ba§
('jemiffen bes Slngcftcllten gegenüber m i r f l i ch e n Gcfd)äft 5 =
neheimniffen gefdxirft mürbe, halten mir für redjt mettig mahr-
fd’einliclj. Stidit nur bie Stngeftellten, fonbertt auch bie ihrer
fuiturcüen Slufgaben bemühte prejfc fattn ber „Snbuftrie=
beamten^eilung" nur beiftimmen, menn fie fagf: „Sttebrtge
Gehälter, lange Slrbeit&jcit, fehlcdjte Vehanbliutg, iinliOflienifcix'
Sfrbeitsränme, linfittlidjc XienftPcrtrag^Flaufeln unb anbere
^tiftftäube füllen unb biitfen nicht ba^ Geheimnis ber jetocils
in ber ?irma bcfd'äftigteu Kollegen bleiben."
©rganifattonrn Jter Arbeiter, ©fljilfen, JlngcßrUten
unb jJrnmten.
2ic (ycncrfllfummtiftuii btt öciucrffdjojtcn im ^ofjrc 1917.
Xie GencralFommiffion legt einen Veridjt Pon 40 XrucFfeiteu
Por, beffen Qnhalt mir aus Staumgriinben nur gaus Fürs mieber
geben Föititen. Xer Bericht ficht bic Gefahr für ben ÜBeftanb
ber Gemerffdjaften als übermunbett an, nad)bem bie Eitbe 1910
auf 949 033 gefnnFene 9)? i t g I i e b c r 3 a h l ber freien Gc
merFfdiaften bis ©nbe 1917 auf 1U Million mieber angemachten
ift. SJtii ber geftiegenen 'Jltitgliebersrhl bot freilich im gan 3 tn
bie finansielle EntmicFlung nidd Sdjritt gehalten. Xic General*
Fommiffion unb bie CrtSfartelfe finb in eine nngünftige gelbliche
Sage gefommen, ber burd) Sonberbciträgc abgeholfen merben
muhte. Viele Verbänbc haben ihre Beiträge erhöht. Xer
Partei ft reit hat bie Gerne r Ff chatten 1917 nid)t allau fchmci
berührt. Xer 53erid)t hält an ber bisher Port ber Generalfoni
miffiott eingenommenen Stellung in biefem Streit feft unb
redhtfertigt biefe and) gegenüber beit Slttgriffcn, bit } bic ^oaub
iuitgSgehilfen unb bie Uiirfdmer gegen bic Generalfomutiftiou,
inSbefonbere mtgen bereit Haltung 311 m politifd)cit SWaffenftreif.
geriditet hotten. Sobantt Permeilt ber S3erid)t bei btr G c
itt e i ti f d) a f t S a r b e i t mit ben ottberen grofeett Gemerf
fd)aftSrid)tungcn uttb fteltt feft, bah biefe nid)tS grunbfäblidi
SteucS fei; es fei ober gut, boh fidi bas 3»fammcnarbeiteu
reger als früher geftaltet höbe. ©S loffe fid) and) nicht leugnen,
„bah bei ben Vertretern ber anberett GemerffdjaftSgrnPpen uttb
ben SlngeftelltcnPerbänben mehr SoIibaritätSgefiibl uttb
itlaffenbemiihtfein feftgeftellt u>erben Fottn als bei beit 3 trfplit
terern ber SlrbeitcrFlaffe, bie fid) auf ben .Ulafjenfampf berufen".
5 tu einseinen merben bie gemeinfamen ©ittgaben, bic bie grofteu
Gernerffdxiftssentraküt an bie suftänbigen Steden geriditci
haben, aufgesählt. Storni geht ber Vericht sor £>cmbl)abung-be*
.<0 i l f S b i c n ft g e f c b e S über, mobi't befottbcrS beim Sdiup
bet* SteFlamicrten Permeilt mirb. Xic betr. Stelle geben mir im
SfuSsug beS „©orrefponbensblatteS" mieber:
„Von liiitenidjmerfeite ift tuieberbolt ber Verfudj gemacht tuor-
ben, eine größere Vinbuitg bec Arbeiter an bie Arbeitöftätte herbei
Sttführen, al» c» nadj ben gelteiibe.it Vcftimmuiigcn bc» ^ilf^bienü
gefepe» angängig ift. Xic Arbeiteroertreter forberten bei ber V< ;
ratung biefer ft rage im töriegSamt, bag Feine ©utlaffung eines ilic
flamierten burd) ben Itiiternehiner oor Ablauf ber iHcllamationSfrift
ftattfinben barf, unb bap '.Utelbungen oont S 9 ed)fcl ber Slrbeitsitelle
eine» 9 ?eflaiiticrten nidjt an ba» VesirfSfommanbo gehen bürten
Xie Berechtigung biefer ftorberungen mürbe oou ben SbriegSamt-r-
Oertretern auerfaunt, oou ihrer Xurdjführuug ift aber biö jept mdn»
3u hören gemefen. Xer bic bamaligen Berhanblungen leitcnb-
General habe anftatt beffen anfeheinenb ba» Sdürffal bc^ erftcu
Leiter» be» ftrieg»amt», General G 10 e itc r , geteilt, bent bie linier
uehmei unb ihre XJfittdsmäniier ba^ Verbleiben im Amte unmögliiv
madjtcn. mcit er bie Gleidibered)tigung ber Arbeitnehmer 311 r Gel
tung bringen mollte."
,,©S märe aber unrecht," fährt baS „©orrefponbeusblatt" fort,
„bem netten ©Ijef beS .^riegSamtS beit guten SLMHen obsu
fpredjen, bem gleichen Vccht Geltung 31 t Perfdjaffcn. Xic mii
ihm geführten Verhanblungcn haben bemiefen, bah biefer Boi Ile
Porhanbett ift." — Xattn geht ber Veridjt 30 ben Slngelcgen
heiten über, bic bie Generalfommiffion allein, ohne mit ben
anbereu Vidjtnngen Sühlttng 311 nehmen, burdjgefitbrt hat.
Xabei mirb befonbcrS beS Vorgehens suguuften f 0 3 i a l p 0 l i
t i f d) c r 8 I a tt f e I it in b c tt 5 r i e b e tt S D e r t r ä g e 11
gebacht mtb bebauert, bah bei bett öftlidjert SriebettSfchliiffeu
biefer Söuitfdh unbcrüdfidjtigt geblieben ift. Xanit mirb bic
Mitarbeit ber Generalfommiffion in ber GefcIIfdjaft für So
oiale Vefonti, beim Stotcn 5 lrcu 3 , im Verbanbe suv ftförbermtg
bettifdjer Xhoaterfultnr unb im VoIfSbmtb für Freiheit unb
Vatcrlanb geftreift ntib fdjlichlidj fürs über bie internationalen
GemerFfdxtftsfonferenscn Pon Stocfholm unb Vorn berichtet. -
Xer ,Uaffeuberid)t meift 413 905 J( Gefamteinnahmen bei
Generalfommiffion unb 527 974 J( OlcfamtanSgaben, fomie
einen VermögenSriicfgang Port 338 217 auf 224 118 <f( auf. Ge¬
folgen bann ttod) Slngabeu über bie lattfcnbe Xätigfeit bei
Sosialpolitifdien Slbteilung unb beS 3entralar5eiterfefretariatö.
(Soziale fragte unb Strebte für Volf Stooljlf ab rt — 1918 — X&VIl. 9h. 84. *
528
525
TaS leitete hat infolge ber NeFurSbefd)ränFnng mtb beS Krieges
eine 9lbnal)ntc ber ihm aur Vertretung itberunefetten 0adjen
31 t bezeichnen gehabt (587 gegen 835 ini Vorjahr unb 1397 im
Sabre 1914).
gartfrijrttte in ber frcigctocrffc^aftlic^cn 9trbetterimien-
organifatiott. Tie 9lufloärtSbeloegung ber 8 aF)I bei* loeiblitfjen
Niitglieber in ben freien ($eloerffd)aften, über bie bereit«?
Sabrg. XXVI Sp. 824 bertdjtet lourbe, fdheint loeitcr anan*
halten, narfjbem bie Söhre 1915 unb 1916 einen beträchtlichen
»Fitcfgang gebradit hatten. 9Tm 31. Tcaentber 1917 loitrben in
ben freien ©eloerFfd)aften 332 832 toeibliche Vhtglieber geaählt;
baniit ift bie 3abl bor Kriegsausbruch (Sani 1914 = 221071)
uni mehr als 100 000 überholt.
Tie bcbeutenbftcn 3ifferrt tocifen bie SWetallarbetter auf mit
83 219; Textilarbeiter mit 54 817; gabrifarbeiter mit 40 701. fahlen
über 10 000 finben fich bei ben Vud)binberit, ^»anblungSgehüfen,
.^olgarbeiteru, 3chncibern, Tabafarbcitern, Transportarbeitern; bie
übrigen Verbänbe geigen nur geringere Ziffern.
91 ber fo erfreulid) bie 8 teigernng ber 3NitglicbSaiffertt and)
ift, fo loeift bie „(^etoerffchaftliche grauenaeititng" Dom 24. 9(pril
bod> mit Nedjt baranf hin/ bah biefe 3V 3 Millionen geloerF-
frfjaftlid) organifierter grauen nur einen Fleinett Vntd)teil ber
erwerbstätigen grauen barftellen/ bah alfo bie ©efahr beS
ÖohnbrutfS burd) bie Itnorganifiertcn, aber and) bie 0d)ttb*
IofigFeit biefer Unorganifierten bei ben 0d)toierigFeitcn ber
itbergangSloirtfcbaft fehr grofe ift. ©ine Schatteufcite bei ber
Crganifation ber tociblidjcn 9lrbeiterfchaft ift and) baS ftarfe
gluFtuieren. Tie 3ahl ber dl e n a u f n a h nt c it feit Sntti
1914 ift bei mand)cn Verbänben größer als bie SNitglieberaahlcn
überhaupt, aber baS tatfäd)lid)e Wachstum loefentlicb geringer,
weil biele grauen nad) furaer 3 cit loieber abfallen.
Einige fenuaeichncnbe Crrfdjeinuugen hierfür finben fiel) bei ben
gubrifarbeitern, loo über 45 000 Neuaufnahmen erfolgten, aber bas
'Wachstum nur 14 000 betrug; bie ^Metallarbeiter machten 113 866
Neuaufnahmen, baS SBadjStum betrug 57 734; bie VudjbrurfcreifjilfS*
arbeitcr machten 6334 Neuaufnahmen, tarnen aber babei um 2517
SJciigliebcr auriief.
NFait ficht aus biefett 3ifforu, tuic Diel 9luffIärungSarbeit
gerabe unter ber leiblichen 9lrbcitcrfd)öft rtod) geleiftct toerbcu
muh, um ihnen ben SQJcrt unb bie Vebeutung beS gerne rF*
fcbaftlichen 3wfammenfd)IuffeS begreiflich an mariten.
Jlrbeitslafigkett mti> tl )xt gfkämpfung.
©efebltrftr Btoang aur Veftbäftigung Unfall» ttnb
KriegSbefdjäbigter?
Von Otto 0 ch m a n b t, Söln*).
Sn bern 9luffaß 0p. 404 ber 0oaialen VrariS (Nr. 27, 1918)
forbert (MoerFfchaftSfeFretärg. E fe F o r n bic Einführung eines
q ef ehIi cheit 3n>angeS anr Vefchäftignng non Unfall**
unb FricgSbefd>äbigten Arbeitern. Er fiebt mit Nedjt barin ein
foaialeS Problem, bah bie 9lnSlefc ber 9lrbeitSfräftc nad) bc^
triebsmirtfd)aftlid)en Ntethoben erfolgt, unb bah cS folchen 9lr»
beitern fdjloer fällt, Verloenbimg an finben, bie burd) Vefdjäbi»
gung im Kriege ober bei ber 9lrbeit im Vetriebc in ihrer Er¬
werbs* unb NrbeitSfähigFcit beeinträchtigt finb. ES entfteht bie
grage, ob burd) gef etlichen Stoang aur Vefchäftignng minber-
erwerbsfähiger Arbeiter — eS Fann fid) hier hauptfächlid)
nur um fdjloerpcrftüminelte Veutc hanbeln — toirflich ctloaS
aeniiht loirb.
3itnäd)ft ift VoraitSfehuttg bafiir, fd)loerbefrf)äbigten Kriegs¬
teilnehmern unb Unfallncrlebtcn Slrbcit an berfchaffen, ber gute
TiMüc unb bie 9lnpaffungSfäbigFeit beS Verlebten felbft, ferner
bte 9lrt ber Vefd)äbigung. baS Ergebnis beS föeilberfahrenS,
folnie ber 0d)uhtng beS Verlebten in ber §cil= unb ÜehrlDerf»
ftatte; enblid) fommt eS auf bie Vern>enbungSmöglid)Feitcu,
bie fich für ihn im VeritfSlcben, in äöerfftatt unb Vetrieb
finben, an. Tie Erfahrungen ber Neid)SunfaÜOerficherung,
bie in mehr als 30 jähriger VrasiS gefainmelt Inorben finb,
müffeu im Sntcreffc uttferer KrtegSbefdjäbigten cbenfo mtbbar
gemacht loerbcn, mic bie mit biefen felbft gemadhteu Erfahrun»
^en ben unfalloerlcbten 9lrbeitern angute Fornmen miiffen. T'ie
*) ®ir geben biefe Erioibetung auf bie 9luSfühnutgen eines
frühsten VluffabeS mieber, ohne inbeffen ihnen bamit beiaupflichten.
T)te ©chriftleitung bet w ©oa. ^raxiö."
VvartS ber UnfaHocrfüherung hat gelehrt, baS eS anr beftmög-
liehen VJicberherftcHung ber 9frbeitSfäl)igFcit notloenbig ift,
ein geeignetes fadjäratlidjeS $eiloerfahren in jebem 3aHe un¬
mittelbar nach bei* Verlobung einanleitcn unb burchanfiihrcn,
um baS benFbar giinftigfte Teilergebnis ficherauftellen. T)crr*
über hinaus hat man fchon früher, in griebcnSaeiten, auf eine
getoiffe 0d}itlung unb 9j[nlernung befchäbigtcr Arbeiter hin*
gemirft. Sn ben KriegSjahren ift ber ©ebanFe. ber 0d)nhtng
mit ltngleih retdieren Bütteln, als fie früher au ©ebote ftanben,
geförbert morben, unb bie- Träger ber NeichSunfallOerficbentng
l)aben nid)t geaögt-rt, ihren Einflufe bahin gcltcnb an machen,
bafe nnS bie gut eingerichteten unb geleiteten Verlrmnbcten-
fchulen, im Sntcreffc ber UnfallPcrlebten, in angemeffener 3ahl
erhalten bleiben.
ES foll nicht oerfannt loerbcn, baß bie Veftrebitngen unb
Strafen ahmen, bie auf beftmöglidhe VKeberherftellung ber 9ft~
beitSfähigFeit gerichtet finb, an fich auch baau bienen, ben 9BiHen
beS Verlebten au ftärFen, fich an niiblid)rr 9lrbeitSIciftung auf-
anraffen, aber man iiberfchäbe biefe VMrFung nid)t. Tie Er«
fahrnngen äugten früher fchi)n unb tun baS auch lebt im
Kriege, baß nur OcrhältniSmähig SBenige unter benett, bie ben
Verlnft eines NrmeS, einer Tanb ober eines VeittS au be-
Flagett haben, ober fonft fdjloer im Gebrauch ihrer Q)Iiebma 6 en
beeiuträ^tigt finb, bie Energie befiben, banernb bie gebrü*Fte
GiemiitSftimnumg an iibcrloinbcn, in bie eine foldje Körper-
befdjäbignng 51 t Dcrfeben Pflegt. VorauSfebung für bie SlrbeitS*
befdxtffitng aber ift, toie gefagt, in erfter Sinie ber SBille beS
Vefchäbigten felbft anr 9lrbeit. Trob ber 0d)loierigfetten hier,
bie in ber menfd)lid)cn Natur Phbfifd) unb aud) pfi)d)tfdh
begrünbet finb, barf man hoffen, baß burd) unOerbroffenc
Einaelarbcit, burd) baS 3nfannnenloirFcn ber äratlichen Kunft
mit bem päbaqopifchen Ö5efd)icf beS SeiterS ber Vehrmerfftätte
allmählid) bie 3al}l berer annehtttett loirb, bie ihren Verlnft an
9lrbeitSfäl)tgFeit burd) SßiUenSfraft auSattgleid)en lernen.
9SertooÜe Xienfte bei ber Vejdjaffung non 9lrbeit leiftet
bie Verufsberatitng, unb non VHchtigfeit ift ber 9hiSbau beS
NrbeitSnachioeifcS für befchränft ErloerbSfähtge. Vleibt nod)
bte Uttterbrinnuncj beS Vefchäbigten im Vetriebc ttttb feine Ver-
loonbung an einem geeigneten 91rbeitSpoften. Natiirlidh hängt
bicS non bent Sntcreffc ab, baS bie VetriebSleitttng für ben
Veioerber hat, aber aud) loteberutu non bem guten VMllcn unb
ber 2lnpafjungSfcl)igfcit beS Vcßteren felbft. 9Wan barf hi^t
fagen, too ein Sötlle ift, ba ift auch ein 9öeg; aber man über¬
lebe nid)t, baß eS nicht annäbernb fo Diele Vförttter-, 9(itS-
läufer» unb bergleichen 0 teden gibt mie fdhloerbefd)äbigie
Kriegsteilnehmer unb Arbeiter, fo baß nott biefen, falls fie
nid)t anberS sutterfommen Föttttett, NrbeitSlciftnng im Vetriebc
felbft, förperlicfe Arbeit, loenn auch nur Icid)ter 9lrt, geförbert
merben ntith. Einen 0chpernerftümmeIten int Vetriebc
fo anauftellen, bah er loirflid) niißlidhe 9lrbeit leiftet, bidet
0 chmierigfeiten, unb biefe lo a d) f e n mit ber 9lnaal)l ber bc»
fchäbigten Veute, bte cS einauftellen gilt. Erft too ber red)tc
Vcattn an ben rechten Vlah gebradjt loerbcn Fonntc, Fann
non einer ßöfung ber grage bie Nebe fein. Tiefe 9lufgabe
aber erforbert. lote tnan fieht, gebulbigc Klein¬
arbeit im Einaclfallc, eS liegt in ber Eigenart ber 9rttfgabe,
bah mehr in bie Tiefe geht, als in bie Vreite.
Tic foaialpolitifchc grage alfo, um bie eS fich hier hanbelt,
ift eine eminent praftifdje 9lnfgabe, unb man
barf mit guten (tfrüttfcen bealoeifeln, bah cS 0adje ber EJefeb-
gebung, in bem bcaeidmetett Sinne, fei, au ibver ^öfung bei-
autragen. Ein ©efeß, baS ben 3mang aur Einteilung fdhloer^
befchäbigtcr JÜente itt ben Vetrieben auSfpricht, mühte bod)
toobl auch ^^u 3u>attg aur NrbeitSIeiftitng enthalten. Ebforn
loill attS bem ^Unerfahren, baS bie Erhaltung ttnb Nubbar-
mad)ttng ber bem Vefchäbigten herbliebenen 9lrheitSfähigFcit
bealoedt, eine „Verpflid)tmtg" für ihn hergeleitet fehen, fid)
einem Ertoerbe auauloenbcn. Unb aus biefer angeblidhen
Verpflichtung loill er ben gefehlten „3mang aur Vefdjäfti«
gttng" burcb ben Slrbeitgeber folgern. Tiefe 9lnfichi beruht
auf einer VerFenming beS SloedcS unb 0ittneS beS ®eil-
üerfahrenS. Tenn biefeS Fann felbftncrftänblich nur baS 3iel
haben, bie förperlid>e ^eiftungSfähigFeit im eigenften Suter-
effe beS Verlebten felbft fo gut loie möglich loieber herau-
ftellen, um in atociier Siuie feine 9luSfidhten, ettoaS erloerben
31 t Fötttten, att oerbeffertt; aber eS Fantt ihn nid)t aur ErloerbS*
tätigFett nerpfliddett. Ntag für gefunbe Niühiggänger ein ge-
feßlicher 9lrbeitSaloang hoilfam unb afoecFbienltd) fein, fiit
527
Soziale ptartS unb Atchit) für Polfsmohlfafjrt — 1918 — XXVII. Wr. 34. 5Ä8
Veute, hie iu ihrer förpedidien Seiftiing&fähigfett auf bie
.'cölftc unb tocnigcr herabgebriitft finb, ttnirbc eine irgenbloie
binbeube ©erpflidjtung eine -gärte bebeitten, bic nirfjt ju re#-
fertigen märe; eine fold)e ©erpflid)tiuig mürbe mtfeerbem, in
Anbetradjt aller entgegenftebenben 3d)mierigfeiten, fo sieinlid)
aegcnftanbSloS fein.
XaSfclbc gilt non einem gef etlichen 3*nang siir Hermen*
bung Sdimerbefdiäbigter im betriebe, ganj banon abgefeben,
baß ein foldier ^mang mol)! nid)t fd)einatifd) fiir alle getperb-
Heben betriebe gelten fönntc, eine 3lu«mabl non betrieben
ober OJemerbS^meigen aber ni# gut benfbar ift. miirbe
menig Sinn Haben, gejeblidi ben Arbeitgebern gana allgemein
bic SBerpflitfitimg anfauerlcgcn, 3d)tocrbcfdjäbigtc in einer
nach äftafagabc Des ©ctriebsumfanges normierten Slnjabl ein-
aufteilen, teilte, bei benen erft burd) Czrprobimg unb ^nbini'
bitalifierung im betriebe feftgeftcHt merben fann, an meld}em
Soften fic iiberbmipt etmas an leiften oermögen. ©ana be-
ionbers in ©roftbetiiebcn, mit ftarf medifehtbcr Arbciterfcbaft,
miirbe ein berartiaes ©efefc fid) als illitforifd) ermeifen.
Gfeforn fpridjt banon, bafe bie ©ermeifurtg bei* ©efcfyibigtcn
auf bie .ihnen ocrbliebenc 9frbeit§fraft „bei bei* Acntcnbe-
meffitng" für fie ein „9fed>t auf Arbeit" bebinge. Xer 3afc
fönntc miftnerftanben merben. (£S fei besbalb betont, bab
beifpieismcife ein unfalloerlefeter Arbeiter, bei* ein ©ein Der-
loren bat, nidjt dma bcSbalb eine niebrigere teilte, als fiir
folcbe Salle iibliri), erhalt, meil er ttadi feiner Sßiebcrbcrftelliing
baS Sdmfterbanbmerf ergreift unb mit (Srfolg anSübt. $ni
übrigen gibt cs „ein 9tc# aiif Arbeit" im MedjtSfinnc über¬
haupt ni#. moralifeben ^inne fann man baoon fpred)en,
aber Ieibcr bat bas menig praftifdien SBJcrt. ©k# gibt eS im
mirtfdxiftlidien Sinne c.in Wedit auf Arbeit, Denn bei* Xiicbtige
finbet überall Arbeit, mo cS iiberbanpt Arbeitsgelegenheit
gibt. Hub bas gilt and) für unfere Kriegsbefcbäbigtcn unb
Uiifollocrlefctcn.
5&enn fie babei befonberer gilfe bebiirfen, fo muß bas
mie geacigt mürbe, bureb praftifebe SftaBnainncu gefdiebcn, an
bereit Ausbau unb ©erbeffermig übrigens immerfort gearbeitet
mirb, aber cS fann fdmerlid} bnrdi ein ©efefc gefdiebcn, meldiev
ber 3d>mierigfeiten nidit gerr au merben Oermödite nnb am
bem bödftmnbrfdu'inlidi lei# au umgeben märe.
gütimfät pittriüing*n.
i AHe neuerfdjlenenen Sücher, bie ber ©djriftleitung jugefanbt merben, toerben hier
I üerjjeitfjnet. Xie weitere Pefprechung eiujelner ©Triften, ^ier ober im gauptteil
ber .©oaialen Praxis - , behält fleh bie ©thriftleihmg oor.
X i e ,v> t) g i c n c 0 c s © a b e n s. ©ou Cbcritabsarat I)r. fairer
.SV r e b v ; X a * b c n t f d) c © a b c m c f c n ber ©cg e n -
io art. ©oit Kgl. Emirat 9i u b. 3 di it I o c. £!cipaig, gohaiw
AmbrofiuS ©artb, liilK 148 3.
Xie beiben Arbeiten bilbeu. ben 5. ©aiW 3. Abi. bec- s 5?ei)ifd!::
gaitbbudicS ber £>tjgiciu\ Säljrenb ber erfte ^erfaffer eine v ;:
fammenfrtffenbe Überfidu ber plnn'iologifdien unb gefunbbeitiiebe;
^öcrfjältiriffc gibt, finb in ber a wetten Vir beit metjr bie bmrtedniifd-c.
Seiten benuffidjtigt. Vtlte Vlrtcn non Näbern ttfreibäber, Stabtbä^er
mit 3dmüimul>allen, mebiainifde '^äber, ^raufebäber, s 4>oifSbabe
onftnltcii, ^diulbäber, <ynbrif= unb Vlrbeirerböbcr, baS ^nb im gain:
ltfto.i werben befprodien. Vlud) bie teils primitiiwn, teils mit er
ftanulidicr ©riinbliddcit nnb Xcbnglu’bfeit eingeriditeten Weiser b:w:
btmer bei A'ront unb in ber Xhuwe nnb beriirfiidnjf.t.
S)ie 3eU|d^ri|t M $oiiaU $)rari« wnt> Jlcdilu fiir IFoUi+uioljlfainrt“ i|i burd^ aUc Sudj^anblungen unb 'Poftämlcr OPoitaeitungSnummer 7137) ju beaie^c:;.
(Sinaelnummer 35 Pf. ®er Slnaeigenprei« ift 45 pf. für bie oiergefpaltene PetUaeile.
33 e!anntmac^ung.
®ie 3 toif(^enf(^ettte für bie 5°o 3 rf)ulboerfd)reibuttgen
.mb 4 1 * °'o ©c^aBanmeiftmgen ber VII. ^rtegdttttlet||e
fönneu bont
27 . Zitat fc. 3 s. ab
in bie enbgültigeu ©tüde mit Süi^eiiten umgetaufd^t toerben.
Xer Umtaitfd) finbet bei ber „UmtatsföfieHe für bte Ärlegöanlefben", ^Berlin W 8,
^e^tettfira%e 22, ftatt. iäufeerbetn übernehmen fämtliihe 9tei(hSbanfanftalten mit $affeneittridjtung bis
3 um 2* Segettrber 1918 bie loftenfreie ißermittlung beS UmtaufcheS. 9 fad) biefent 3 citpunft fömten bie
3 tbif#nfcheine nur nod) unmittelbar bei ber „llmtanfdjftelle für bte Kriegsanleihen w in 93erlm
umgetaufcht merbeit.
Xie 3 mifchettfcheine finb mit ^Sergeid^ttiffen, in bie fie nad) ben ©eträgen unb innerhalb biefer nach
ber Wummernfolge georbitet einauttagen finb, toährenb ber ©ormittagSbienftftimben bei ben genannten
©teilen einaureidjen. ftiir bic 6 °/o 3tei(h§anleihe itnb für bie 4 V 2 % WeidiSfchapanmeifungen fittb befonbeve
Wummentberaeiihniffe auSaufertigen; Formulare hierau finb bei allen DteicbSbaufanftalten erhättlid).
gtrmen unb Kaffen haben bie bon ihnen eingereithfett ^njifdhcnfcfjeine rechts oberhalb ber ©tiief'
nimtmer mit ihrem ftirmenftempel 31 t berfehen.
©ott ben 3nüfdjettfcheinen für bie I., III., IV., V. unb IV. ftriegäunlellje ift eine größere
^ütaahl noch immer ni# in bie enbgültigeu ©tücfe mit bett bereits feit 1. Slpril 1915, 1. Ofto6er 1916,
2. Januar, 1. 3uli unb 1. Oftober 1917 unb 2. Januar b. fällig getoefenen 3iuSfd)eiiten umgetaufcht
motbett. Xie Inhaber merben aufgeforbert, biefe 3mifchettfd)eine m ihrem eigenen ^ntereffe möglidjft halb
bet ber ^UmiaufdhfteBe ffir bte ^rieg^cittlet^en^, Berlin W 8, Pehrenftrafte 22, aum llmtanfch
einantotdjen.
©erliit, im 9Kai 1918.
IMdjsbattk * iirditorinm.
gabenftein. b. <Srintnt.
örrlng 001 t ©nßau fifther in Bfna.
$ebaisljaltung
ber nrlteitf nbf n n
tn ben bebeutenberrn gnbn)lrir-
(tnaten (©nglnnb, f rntr^lanb,
Belgien unb |Jerfinigte§tnatrn
nun llmfrikn).
©on Dr. <£mrl tum
1912. Preis: 2 Httatf 20 pi.
Inhalt: 1. 3 U * ©tnführung. —
2. XaS ßohneinfommen. — 3. Xie
SReallöhne unb ihre Komponenten.
— 4. ©JohnungSmieteit unb S5?obn=
ftanbarb überhaupt. — 5. ©cf>utu
aoü unb gleiß anbei. — 6. Xie
yebenSmittelpreife. — 7. ©ubget?
englifcher unb beutfeher 2irbeTter^
familien; fraugöfifeger Arbeiterfa¬
milien ; belgifdjer Arbeiterfamilien:
amerifanifdjer Arbeiterfamilien.—
8. ©cßlufi: ©ilana bet SebenS'
haltmtg ttipifriier Arbeiterfamilien
in beit fünf unterfudjtcu £änbcrn
Xie großen umfaffcnbeit linier-
md)uugcn bcS cnglifcßen ganbcls«
amte? oont gaßre 1908 bi? 1911 über
bie 2age ber arbeitenben Klaffen ir.
ben bebeuteubften VSnbuftrieftaater
haben mit reichen VJlitteln, mit große:
3ad)fenntnis unb tiefer (^rüiibiidifnt
ben ©erfuch unternommen, bic mirt»
fdiaftlidje Sage unb bie IfcbenSbaltuni',
ber arbeitenben Klaffen in fünf Kulrur«
liiubern fcftauftdlen. Ginc fritiidie
gufammenftenung biefer örgcbniöc
iu beutfdjcr ©brache bietet* obig:
©chrift, bic ein hödlft intcrenauks
!Vid)t auf bic mirtidjaftlichen ©erhälk
uiffc ber genannten äänber trir'i.
Uber Arbeitslohn unb Arbcit?aeii
SdohuuugSftanbarb unb 2ebenSmitiei
breife finben fich hier fehr bemerfen?-
werte Auffchlüffc, bie für Politik:
©ojdalbolitifcr unb ©olfSroirte 00::
grober ©cbeutung finb.
BetanÜDOTtflchffttMeSe frrt f H e lfa mg:Dr.Subn)ig^ehbe, Betdin^tunemalb.—«erlag: «uftabfjifcher,gena.—dJebnnftbeiguliu«®ittenfelb,j&ofbutfibmffer.. SertinWäL
XXV1L £al)tpng.
^erlitt, ton 30. fttai 1918.
gt^fialo $fvaxi&
ttttb
Hummer 35.
A
glxdju* für |T 0 lk 0 mal)lfal)rt*
MMltfai mi fttesi Dansrataf. _
- grraujgetar:
«rrH« w^'ytoVatornir. 29 /so Jfruf. Dr. ©. £nnuhe unb jJrof. Dr. p. gimmmtuum.
#fntrpt<4m Xmi lUiUnbosf *809.
$xt\* piertelfättrltd) 4 Math.
Ufrl«|t
4f«faD ^Ifitrer,
gernfprr^r 53.
®tn$eitU<$e Biele für Den «r-
, Beitcrfchufc in 2)cutfd)lanb
• unb £ jterretdj. Von SWinifterial*
rat Vrof. Dr. ©<hiff, SBien. . 529
tUIgemefoe €o 2 ialpoIHtt . . 534
(Sin praftifdjeS Vorfptel fo*
Sialpolitifdjer Vereinbarun*
gen in internationalen ftrie»
benSoerträgen.
XUefoaialpoltttfchcnSlufga&en
ber Übetgang«tt)irtfct>aft mit
Vegug auf bie Probleme ber
Frauenarbeit.
©aff&enififcnmg n«b £ebral*
fcalfeatg . 535
• 25er Kampf gegen ben ÄriegSmudjcr.
2 >te ©efeUftbaft für SSohlfahrtSein*
riebtungen in Frankfurt a. SW.
eostele 3«fft&«be . 536
25te ßobnerbebungen beS
ÄaiferL ©tatiftif(ben Amts
für bie JtrtegSjeit
Crgauifationeit ber Hrbetter, ®e*
bitfen, tlisg$ftelltc« «mb ©e*
amte«. . . 537
£er (Deroerfoerein ber SWafdjinenbau»
unb SWetallarbeiter (JE?.-®.)
Xer 5. VunbeStag ber beutfrijen
SBerfoereine.
arbeite«**«*.538
25er ©ommerurlaub für bie' Sin*
gegellten in ®rofe*Serlin.
SRinbfftlöbne füi ^eereinübarbeiten
in Cfterreidj.
Hrbcttöutarft n. HrbeHinadjioei* 539
$>er beutftbe StrbciiSmarft im
Slpril 1918.
©eaeffenfebaftimefe«.539
25er 3*ntralöerbanb bcutf^er Äon*
fumoereine.
Äonfumoereine unb Umfafofteuer.
9trbeiteroerü«bemttg. ©«arfaffe« 540
25ie ©oHoerfammlung ber beutfeben
ßanbeSöcrficherungSaiiftalten.
25ie Stufrerfiterbaltung ber prioaten
Gebens* unb Äranfenocrfitberungen.
3ur SKitoermaltung ber ttrtfafloer*
fitberung bureb Slrbeiteroertreter.
tBobmmgb* «mb ©obenfrage« . 541
SöobuungSfrage unb Ver*
feljrSpolitif.
Ein prcu&ifd)er ©taatSfommiffar für
baS SBohnungSloefcn.
©ine SRieterfcbubüerorbming für ©tet*
tin unb Untgegenb.
SHerarifc*e SDtttteilnngen .... 543
Äbbrud fämtlicber Auffäfce ift 3eitungen unb 3eitf(briften gegattet, febodb nur
mit doller Quellenangabe.
©tirifeülit^ f «l* ffir Den JUbeiterrdju^ m üentfitjlnnö
niib (Ülßmeidj.
Von Mtnifterialrat ^rof. Dr. ©chiff, SBien.
9iad) bem fliege toirb eine 3eit ber größten unb um-
faffenbften foaialen Reformen beginnen niüffen. AuS Dielen
(Srünben. S&entt unfere Solbatcn nach jahrelangen Entbeh¬
rungen, Anftrcngungen unb (Gefahren auriteffebten, toetben
fic mit 9tcd)t erhöhte Anforbentngen an ftaatlichen 0djuh unb
gefeUfd)aftUd)c gürforge für fich unb für ihre Angehörigen
ftefifen. 'Sem toirb man Rechnung tragen müffen. Stticht nur
auS Xanfbarfeit unb politifdjer Klugheit, fonbern im eigenften
^ulereffc beS Staates, ber VolfStoirtfd)aft unb audh ber be-
fifcenben klaffen felbft.
2BaS ber ftrieg an VoIfSFraft bemühtet bat, ift ungeheuer.
Millionen Männer ber beften AlterSFIaffcn finb gefallen, Mil¬
lionen finb arbeitsunfähig geworben. Aber and) bie grofecMehr*
aahl ber anberen Gingeriirften hat ltnermeblidjen 3dfaben an
öefunbheit, ÖebenSfraft, fieiftungSfähigfeit genommen. !Taau
bie furd)tbaren Sßirfungen auf bie Saheimgebliebenen; bre ge*
fteigerten ArbeitSleiftungen, bie nötig maren, um bie 9SoIf$’
mirtfthaft im ©ang au halten unb ben Söebitrfniffen beS Krieges
gerecht au tuerben, Devbunben mit ben langen fchmerett Ent¬
behrungen, haben bie (^efunbheit, bie. Arbeitskraft, bie Sßiber-
fianbSfahigfeit bon Millionen furchtbar gef#oächt.
Xiefe bcifbiellofc Minberung beS U>id)tigftcn SaftorS nicht
nur ber 23oIfSlr>irtfd)aft, fonbern beS gefamten ftaatlichen unb
gefeßfchaftlid)en XafcinS mgd)t bie fchoncnbfte, forgfamfte Söe*
Imriblung bes libriggebliebcncn StefteS aur erften, gebieterifchen
Pflicht. Ein jJtaubbau mit ber menfd)lid)en Arbeitskraft, toie
er bor bem Kriege bielfad) ftattgefuüben hatte unb mährenb
beS Krieges noch aufeerorbcntlidf gefteigprt nmrbe, ift nadh
bem Kriege ein Xiug ber Unmöglic^fcit. Miifete er bod) nodh
baS SBenige, lüaS an SÖolfSfraft berfchont geblieben *ift, a^r-
ftören!
Au&erbem. ift eine äBiebcrherftellung unferer burch ben
Xlrieg aertütteten 33oIfSh>irtfchaft ohne meitblicfenbe, intenfibe
3oaiaIt>oliti! nicht möglid). Xenn fie fann nur burch eine mög¬
lichste Steigerung ber ?Probuftibität erreidft tberben, bie aber
bon bei* löcrbcfferung ber mirtfchaftlichcn unb foaialen Sage ber
Arbeiter abhängig ift.
Enblid) ftettt fbeaipH ber Übergang bon ber^ Kriegs-
aur griebenSmirtfchaft ber ftaatlichen Soatalpolitif
eine 9teibe bon foaialpalitifchen Aufgaben, beten Söfung, trofe
ihrer Schmierigfeit, nicht abgelehnt, nicht aufgefchobcn m^trben
fann.
Xic angebeuteten Probleme, bie fich in affen friegführen-
ben .^ulturftaaten in gleicher SBeife ergeben toerben, machen bie
bafd)iebcnartigftcn Maßnahmen nötig, bon benen ein Xcil an
bie Soaiolpolitif bor bem Striegc anfniipfen fann. ES ift nid)t
fchmer, ein bielfeitigcS itnb grofeaiigigeS Programm für biefc
Soaialreform aufanfteffen. XaS SBidhtigfte unb 9fädhfte ift
folgenbeS:
SSieberetnfübrung ber totibrenb beS ÄriegcS btelfach aufgehobe¬
nen älteren Arbeiterfdjubborfebriften, mögliihft allge-
meines Verbot ber Äinberarbeit, loeitgehcnbe 33cfrf)ränfung ber
■ 'Arbeit ber ^ugettblichen unb ber Frauen, Verbot ber fröhlichen ober
gefährlichen Verrichtungen für Frauen unb ^ugenbliche, Achtftunbeit-
fctjicht für fontinuicrliche betriebe unb Vergbau, ^ehnftimben-
tag für fonftige '.Betriebe; Einbcaiehung ber Heimarbeit in
ben 2irbeitcrf<huh, insbefoubere Einführung bon Aiinbcftlöhnen für
Heimarbeiter. Ferner AuSbchnung unb Verbefferung bet
Slrbeiterberficherung, Einführung ber noch nidjt bertoirf*
lichtrn VerficherungSameige, Einbcaiehung ber bisher noch nicht ber-
fieberten 'Arbeitergruppen, 'Anpaffung ber VerfidferungSleiftungen ent
bie geänberten loirtfchaftlichen Vcrhältniffe.- ©obann 93efämpfung
ber 21 rbeitsiof i gleit unb ihrer Folgen burd) Organrfation
beu 2lrbcitSbcrinittlung, burch eutfprechenbe aeitlidje Verteilung ber
öffentlichen 2lrbciien utib Veftcllungen, burd) fpfteinatifche Unter*
ftühung bet 2lrbcitSlofen. 2Seiter Vefcitiguug ber H i n b.e r *
u i f f e für bie S e l b ft h i I f c ber 21 r b c i t e r, iuSbefonberc
Aufhebung ber rechtlichen AuSnahnieftellung ber Koalitionen, öffent¬
lich-rechtliche 21 nerfennung ber Eemerfbereine, rcditliche 2tornüerung
ber Xarifbcrträge. Enblich Maßnahmen i m Untere f f c b c S
foaialen $ r ix: b c n 3 , loie EiuigungSämter, ©d>iebSgcrichte,
Vlrbeiterfammern ufrn.
Affe bte angeführten aal)Ireid)en Probleme finb fämtlichen
^ulturftaaten gemeinfam, fic bedangen in affen tfülturftaaten
bringenb nad) Söfmtg. Xiefe mirb offerbings nicht überall bie
gleiche fein fönnen. XaS, Inas jeber einaelnc Staat boranfehreit
hat, ift bcrfchiebcn je nach ben Fonfreten mirtfdxiftlichen Ver-
hältniffen, aber auch je nad) ber Entmicflung, meld>c bie foaialc
Ok'febgcbitng bei ihm fchon erlangt hat. So merben Xentfd)-
581
532
©paiale JßrajiS unb Ardjio für VolfSlooplfapri — 1916 — XXVII. Nr. 35.
lanb unb ©nglanb meniger binfidytlich bcr Arbeiterverficßerung,
mehr hinfidhtlid) beS SdjupeS crmachfener Männer voraufepreu
haben, £fterreid) mehr htnfidjtlid) ber ArheiterVerfidjerung unb
beS KtnberfchußeS, meniger Jjinficötlid) beS Schußes crmachfener
Männer.
Xoß aber alle Kulturftaaten ein gemiffeS, nicht 31 t tief
ge 3 ogene£ SNintmunt an foaialbolitifchen Nfaßnahnten Ver=
mirflid)en, ift eine gorberung, bie, fchott feit langer Seit
ci hoben, jeßt gaita befonbere 2 öid)t infeit erlangt bat unb ber
menigftenS 5 tDifcf>eit ben friegfübretiben Mächten gelegentlich ber
griebenSfchlüfje burd) entfpredhenbe Vereinbarungen Rechnung
getragen Serben fönnte unb foHte. Nid)t um eine völlige (Gleich*
mäßigfeit ber fokalen öefeßgebnng berbeianfüßren, — eine
foldjc tft nicht erreichbar, nid>t einmal miinfdjcnSmcrt —, mopl
aber, um im Sntereffc ber genieinfamen, einheitlichen Kultur*
entmirflnng menigftenS ben bringenbften, elementarften Sßoftu-
laten aum Xurcfjbrud) au verhelfen.
Xte Sbee beS internationalen ArbciterfchußeS hatte in bem
elften Sohraehnt nuferes SohrfjunbertS burd) ben Abfcpluß bcr
beiben befonnten Konventionen über graucnnad)tarbeit unb
Vermcnbimg Von ©eißvhoSbhor einen gemiffen (Erfolg 31 t ver» *
widmen. Xic anSfid)tSrcid)en,*aum Xeil fd)on Iveit gebiehenen
Vcftrebnngen nad) anberen ähnlichen internationalen Übereim
fommen — fo über bie Nachtarbeit ber Sugenblidjen, über ben
3d)uftunbcntag für grauen, über baS Verbot ber Kinberarbeit,
über ben Ad)iftimbentog für fontinuierlidjc betriebe — mürben
burd) ben Vk'ltfricg augädift jäh unterbrochen, Xaß bicS auf
immer fei, mollen mir nicht hoffen unb fönnen mir nicht
glauben, Ailc jene Kräfte, bie fchon früher in biefer Dichtung
mirffant gemefen, fic merben in 3 ufnnft in noch viel ftärferem
Wrabe Veriicffirfttigung crheifd>en. Ob allerbingS bie frühere
gor tu ber gemeinfamcu Kulturarbeit fo halb mieber auf leben
mirb, bgs muß rnohl bahingeftelft bleiben. Xie gornt ift aber
nid)t bas (sntjchcibeuöe. Viel mid)tiger ift eS, baß alle Kitl*
türftaaten auf parallelen, menn and) getrennten Vkgen bas
gleiche Siel anftreben, unb baß fic ficfi ihm mit möglichster
Vermcibung voirfväfte^ehrenben Kämpfen nähern.
XaS gilt namentlid) von ben einanber fulturcfl unb poli-
iijd) fo naheftehenben Staaten Xeutfd>lanb unb £ftcrrcid). Von
vielen Seiten ift im Anfdjluffe an ben QSebanfcn einer mirt-
tdjafflidjen Annäherung ber beiben 9teiche auch eine ©leid)*
ftellnng bcS ArbciterfchußeS unb überhaupt ber foaialpolitifchen
üSefeßgebung ber beiben Staaten verlangt morben; eS follen
auf biefe Seife bie Vcrfdjiebenpeitcn in .ber „foaialpolitifdpen
Vclaftung" ber gemerblidieu Vrobuftion ausgeglichen unb ba«
mit bie bonbcl3politifd)e Annäherung erleichtert merben. Xaß
biefe SNotiVierung fd)ief ift, bebarf für bie tiefer biefer 3eit-
fchrift feines Vemeifes. Steht eS bod) fiir jeben unparteiifdj
llrteilenbcn feit langem feft, baß Arbeiterfdmß, Arbeiterver-
ficherung unb fonftige foaialpolitifd>e üDtaßnapmen nicht eine
Velüftung ber Vrobuftion bebcuten, baß fie bie Konfurrena*
fäpigfeit gegenüber anberen Sirtfdaft^gebieten mit meniger
Soaialreform nidit fdimädieit, fonbern baß vielfad) gerabe baS
(Gegenteil ber gatl ift. Nid)t im Sntereffc beS ’NadjbarftaateS,
fonbern 51 t feinem eigenen Vorteil muh ber einzelne Staat
feine foäialpolitifdje (iiefeßgebung auSbaucn.
Xeffen ungeadjtet märe eine foaialpolitifdye Annäherung ber
beiben politifd) unb mirtfdxiftlid) fo eng aitfeinanber angemiefe*
neu Staaten burdxiuS uid)t gleidjgültig. Xie (Gleichheit beS
foaialpolitifd)en KuItnrniveauS muß bie gegenfeitigen Veaie»
bungen ber Staaten iunerlirf) Veftiefen, bie greiaiigigfeit bcr
Arbeiter unb bcS Kapitals erhöhen. Segen biefer golgeit unb
im Sntereffc bes foaialpolitifd>cn gortfdmittcS überhaupt mirb
man fid) bal)cr fiirj?inc (Gleirf)ftelluug bcr foaialpolitifdien ©e«
fepgebung beiber Staaten in ber Seife einfepen müffen, baß
ieber Staat bie meitergehenben foaialpolitifchen Errungen»
fdjafteu bes anberen Staates augunften bcr Arbeiter bei fid) ein¬
führt, unb bah beibe Staaten bariiber hinauf gleiche Nicht*
liniett für bie meitere Soaialreform annehmen.
1 . $infid)tlid) bes Arbeiterfd)upe3 beftehen aloifchen
ben beiben Staaten bebeutfeme Unterfthiebe 1 ), mic fid) aus
bcr folgcnbcit Wegeniiberftellung ber mirfrtiaften Schupvor*
fduiften ergibt.
1 ) Näheres bariiber in bcS Verfaffers Stubie „X-er Arbcitcrfcpup
un Xcutfdjeii Acicp u. in ber öfterreiepifd^ungarifepen Nioitarcpie".
«djriftcn bes Vereins für Soainlpolitif, Vb. 155.
Xer ©cltungsbercicp lami babei nur furaangebcutet meeben; bod)
ift folgenbeS feft 3 Upalten: Xcr AuSbmtff „(Stern erbe" fd>Iießt in
beiben Staaten außer bem eigentlichen ©emerbe auep bie Vauten,
bäS ©aft= unb Scpanfgernerbe, ben £>anbcf unb Vcrfcbr ein, ferner
in Xcuticplanb, nicht aber in Cfterrcicp, bie £>eiincrrbcit. Als
„größere V et riebe" gelten in Xeutfd)Ianb bie betriebe mit
in ber Aegcl tucmgftcnS 10 Arbeitern, aitßcrbem — mit gemrffen Ab=
fdjmädmngen bes Arbc.iterfd)upcö — auep Heinere betriebe mit Ver-
lucnbung uon motorifeper Kraft (ausgenommen jeboch bie Vetriebe
bes @iait= unb Scpanfgcmcrbeö, bcS öanbel* unb bcS Vcrfeprsl; an=
öererfcitö aber ift ben Vetriebcn mit io Arbeitern eine Ncipc meitcrer
betriebe glcid>geiteilt, unb amar opne Jßürfficpt auf bie An 3 apl ber
befdjäftigten 'Arbeiter; Vergmerte, oalinen, ftuttemoerfe, Auf^
bereitimgsauftalten, unterirbifcpc ©rubeu unb Vriidje, 3ünmcr=
pläpc, Vaupöfe, Serftcu, Serfftättcn ber XabaH unb ber Kon^
fcftionSinbuftrie, enblicp bei Vermcnbung oon loenigftenS 5 Ar¬
beitern bie über Tag betriebenen (^Cuben unb Vrüchc unb ßicfleleicn.
Xeutfcplanb Cfterreicp
I. Kinber unter 14 ^apren
ArbeitSberbot bis 311 größere betriebe unb gabrifen, Vergbait
14 fahren ga^lreiclje anbere Ve*
triebsgruppen
ArbeitSberbot bis 3 U alle anberen Vetriebe; ©emerbe
1 2 gapren AuSnapme für eigene
Khtber über lO^ahre
NacptarbeitSberbot Stunben allgemein 12 ©etuerbe 9 *
^öepftarbeitsaeit Shmben eigene K in ber 10 ein* ©etoerbe s
fcplieplid) berScpuU
aeit; ftembe Kinber 3
II. ^ugenblicpe unter 16 gapreu
Atinbeftnacptrupe Stunben gtößerc Vetriebe 11 ©etuerbe 9, Verg*
bau 12
$>ödjftarbei:tS 3 eit Stunben * - 10 gabrilen .11, Veig-
bau 9
ArbeitSpaufen Stunben * * 2 ©emerbe l 1 2
III. ^rmad)fene grauen
ArbeitSberbot llntertagarbeiten uub Untertagarbeiten im
üWaterialtranSport Verg bau
im Vergbau
Südjnerinnenrupe Socpen größere Vetriebe 8 ©etberbe 6
Atinbeftnaihtrupe Stunben = * 11 getberbltdjeVetriebe*)
mit mepr al« 10 Ar¬
beitern 11
Arbeitsfluß am Samstag - = um —
5 11 pr •
ipöcpftarbeitSaeit Stunben * * 10, gabriten 11, Verg¬
ant Samötag 8 bau 10
ArbeitSpaufen Stunben größere Vetriebe l, ©etoerbe l 1 2
für .'oaitSfrauen V/ 2
IV. (S’rtuadjfenc Aiäuuer
SKinbeftnacptrupe Stunben föattbel 10 tpanbel 11
€>öcpftatbettS 3 eit Stunben — gabrifen 11, Verg-
bau 10 , Untertag*
arbeit im Koblen-
bergbau 9
ArbeitSpaufen Stunben ftmtbel augemeffeue ©etoerbe 1V 2
Vcmfert
“) Cönc @aftgctvcrbr. ^crfctir.
NMn erfennt aus biefer C^egenüberftellung leicht, mie
£fterreich I)infid)tlid> beS SdntpeS ber Kinber, ber ^ugenblicheit
mib grauen hinter Xeutfdjlanb mcit anriicfgeblteben ift, mäh«
renb in Xcutfdilanb faft jeber Sd)up ber ermochfenen Männer
fehlt, mährenb er in Cfterreid) verhältnismäßig fein* nitSge-
bilbet tft. Sn meiner angeführten 8d)rift glaube ich borgetan
au hoben, baß feilt mefentliches öinbernis bagegen befteht, baß
einerfcitS jöftcrreich bie Sd)upvorfd)rifteu für Kinbcr, Sngcnb-
lidjc unb grauen auf baS in Xcutfdilanb längft erreichte
Niveau hebt, unb baß anberfeits Xeutfd)lanb fiir bie erlnadh-
fenen männlidK'tt Arbeiter ähnlidic Vorfd)riften erläßt, mie fic
in fcfterreid) feit So höhnten flaglos burdigcfiihrt finb.
Snamifdpcn finb in Cfterreid) mehrere 8d>ritte ?>uv Vor-
mirflichnng biefer Sbccn getan morben. Ginc NegicrungSfcor-
lage fdilägt beit 3chnftnnbentag für grauen unb Suncnblitf)c in
ben gemcrblidjen Vctriebcn mit mehr als 10 Arbeitern vor.
gerner ift bcr bein beutfdieu Kinberfdntpgefcp narfygebilbete
Cfntmnrf von I>r. Ofner im foaialbolitifdicn AuSfdmß i>e§
Sogiale fragte unb Slrchto für ColfSmohlfahtt — 1918 — XXV11. Sir. 85.
584
588
3(bgeovbnctenbanfeS im mefentlichen angenommen morben unb
faß bemnächft Vor bas Plenum Fommen. ES mirb bamt vor
aßem bic Sache TcutfchlanbS fein, burcf) Einführung bcr
11 ftiinbigen HöchftarbeiiSaeit in ben größeren gemerbtichen be¬
trieben, bet* 10- tefp. 9 ftiinbigen HödrftarbcitSacit im Vergbau
unb bet Vaufen bon 1V1> ^tunben in aßen (bemerben ben Vor-
fprung ber öfterreid)ifd)en Sfrbeiterfchnpgefefegcbiing einauholen.
3Jtan barf fid) aber barüber nid)t täufdxm, baß aß; ba£ bei
meitem nicht genügt, bafj vielmehr in beiben Staaten noch
ottbere Aufgaben auf bem (bebicte beS 31 rbeiterfchupeS erfüllt
merben muffen. So inSbefonbere ber SluSfchlnß ber Stauen bon
gefunbf)eitgfd)äblid)en betrieben unb Arbeiten, ber 5ld)tftunben*
tag für Fontinuierliche betriebe, angemeffener Heimarbeiter«
frfwfc, insbefonberc burdj Seftfteflung bon ßflinbeftlöhnen. Qü
ber Iepteren Hinficht bat bie Öfterreid)ifd)e Regierung bor
futtern einen (befcpentmnrf im Parlament eingebrad)t, ber
einen meitgehenben Heimarbeiterfdyub mit ber 2)?ögIid)Feit ber
Seftfepung bon ßftinbeftlöhnen enthält.
2 . !§n ber 51 r b e i t e r b e r f i d) c t lt n g ift öfterreid) meit
hinter Teutfdßanb aurüdgeblieben. ES fehlt in öfterreid)
gegenüber Teutfchlanb bie KranfenVcrfichenmg bcr ßanb« unb
ber Heimarbeiter, eS. fehlt bie Unfaßberficherung im Mein-
getoerbe, \\\ ber Heimarbeit unb in ber Lanbmirtfchaft, eS fehlt
gana bie ^nValibitätS- unb 5ÜterS« unb bie 3Bitmen* unb
'&aifenveifid)cning. Hier hätte Öfterreich biel VerfäumteS
rafd) nachauholen, bor aßem baburd), bafe bie Soaialverfiche-
mngSvorlage, bie burd) biele ^ahrc beraten morben ift, enblid)
(befep mirb.
5lber and) hier mirb man fid) noch biel meitere diele
an fteden haben. ®ie SBitmen« unb 3Baifenuerficbcrung ift auch
in Teutfchlanb erft in ben Anfängen, bie Vcrfkherungs
leiftnngen, fo großartig fie aud), namentlich in Tcntfd)lanb,
finb, haben burd) baS Sinfen ber Kauffraft beS (belbeS mefcntlid)
an 3ßert berloren unb muffen mit bem Veränbdrten (belbmert
in EinFlang gebracht merben. Unb anbere Sorberungen mehr.
3. Sn ber Örganifation ber *21 r b e i t S b e r m i 111 u n g
ift Teutfchlanb ebenfalls öfterreid) meit voraus geeilt; bic .große
dal)l fchon im Stieben gut funftionicrenbcr Vermittlung^*
anftalten ber berfdjiebenften 51 rt bot bie Viöglichfeit einer ein*
heitlichen dufamntenfaffung mährenb beS Krieges, eine (brunb-
läge, bie in ruhigen deiten mphl noch mefcntlid) auSgebaut
merben fann. Sn Öfterreid) fehlt arnneift ber örtliche Unter¬
bau für bie VermittlungSoraanifation, unb ein foldjer läßt fid)
and) nicht burd) VermaltungSmaßregeln rafd) Fünftlid) feßaffen.
TaS haben bie Verf udx? gcaeigt, bie man im Kriege gemacht
hat. Nunmehr menbet man biefem Problem in Öfterreich er¬
höhte 51ufmerffamfeit an.
4. Sn bcr 33 e F ä m p f u u g ber 51 r b e i t S l o f i g F e i t
u u b i h r e r S o l g en ift man in beiben Staaten über taftenbe
Verfurfje nid)t binauSgcFommen. Hier fteht bie SoaialpolitiF
vor einer bcr U)id)tigften 5lufqaben, bie fid) trop ber großen
Schmierigfeiten nicht mirb beifeite fehieben faßen.
5. 5luch eine Reform beS geltenbcn Koalition 3*
r e d) t e s mirb burchgcfüljrt merben müffen. 9?id)t länger
biirfen bie 33eftrebnngen ber Arbeiter nach Erhöhung ihrer
Lebenshaltung unter ein rechtliches 5luSnahmegefeß gefteßt-
fein. Unb Analoges gilt von ben 5lrbeitcrgemerFvereinen.
Tiefen muß nicht nur eine entfvredxmbe rechtliche 5lnerfcnnung
auteil merben, fonbern ber Staat mirb fie in immer fteigenbent
(brabe aud) für bie dtnerfe ber foaialen Vermattung heran»
aiehen müffen.
6 . Enblid) ift bic r e ch 1 1 i d) e Regelung ber 31 r -
b'eitStar if Verträge eine bringenbe foaialpolitifche 9lot-
menbigfeit. Tafe für Stationen 5lrbeiter Verträge gefchloffett
merben, über beren rechtliche Tragmeitc Unflat-beit beftebt, bon
beiten man nicht toeift, mer barauS beredhtigt unb verpflichtet
toirb, mie meit bie Rechte unb Pflichten gehen, — baS ift ein
duftanb, ber auf bie Tauer faum erträglich ift. TaS foaial-
politifdie VebiirfniS befdhränft fid) aber nicht auf bie Mar-
fteßung ber red)tlid)en Verhältniffe ber Tarifverträge; eS hott 3
beit fid) vielmehr aud) barum, bem ^nhalt ber abgefd)loffenen
Tarifverträge eine, menn aud) befd)rärtfte, Slßgemeingültigfeit
für baS üiemerbe au erteilen unb baburd) eine gemiffe Einheit-
iichfeit in ben 3lrbeitSverhältniffen anaubabnen.
* *
* *
05iüi3e unb fdimere Aufgaben finb es, bie auf bem (Gebiete
bet Soataipolitif ihrer Löfung in ben beiben Sentralftaaten
harren. ( 5 s ntufe Sache ber foaialpolitifd) jntereffierteit «ünb bei*
foaialpolitifd) benfenben Greife TeutfchfanbS unb ößterrei^S
fein, baS VcrftänbniS für biefe Probleme au meden, bie Über-
aeugung Von ihrer Söichtigfeit unb Tringlid)teit au Vertiefen
unb bic (^efehgebnngen beiber Staaten au einem iibereinftim-
utenben Sortfchreiten in ber angegebenen 9tidhtung au bc*
fthnnten.
Illlgcmrtnc §ojialpoIitili.
(üit vröftifheö VorfpicI foatalpoltttid)cr Vereinböruitgeti iu
intertuiHDttnleit S^^citSverträßetK
Tie 33erner .Vereinbarungen amtfehon ber beutfehen unb
ber franaöfifcheit Regierung über Kriegsgefangene unb über
divilperfonen vom 26. Slptil 1918, bie jefet im amtlichen
Sftortlaut vorliegcn, verleugnen nidht ben ©eniuS loci, ber in
ben Verner 5lrbciterfd>uhfonventionen ber SriebenSaeit atoifchen
ben Kulturftaaten maltet, unb ber nun bte neitett beutfeh-
franaöfifdjen Vereinbarungen burd) einen ftarfen fpaial-
politifd>en ©infd)tag au einem erfreulichen Vorfpiel aßge-
meiner foaialpolitifcher @egenfeitigfeitSaufid)erungen amifd>en
ben @roBmäd)ten, menn fie bereinft vont Krieg 31111 t Srieben
fd)reitcn merben, geftaltet. • Ter ©cift bcr s Hlenfd)lid)feit, ber
nad) unfäglid) langen, fchmierigen Verhartblungen enblid) bie
Venter 3lbmad)ungen atoifd)en Teutfdhlanb unb Si'onfreid) über
bie Vehanblung ber (befangenen unb ben 5luStaufd) ber länger
als- 18 Ottonate in (bcfangenfdxift fd)mad)tenben Solbaten
TcutfdjlanbS, Sranfreid)S unb VelgienS, unb inSbefonbere ber
alten nnb verheirateten 3Wannfd)aften avftanbe fontmen ließ,
hat aud) in eingehettben Schub- unb Sürforgcbcftimrnungen
für bie Vehaufung, Veföftigung, Vehanblung unb Vefchäfti-
gung ber (befangenen einen greifbaren 3cieberfdhlag gefunben,
iu bem ncuaeitlid)en foaialpofitifdben (5rforbcrniffen (benüge
gefchieht. 39ir vermeifen hier auf bie genauen Vorfchriften
über bie LebenSmittelverforgnng nnb baS Kantinenmefen in
bin OJefangenenlagern, über bie hhgienifchen unb baulichen
^inbeftforbernngen für bie ©inriddung ber Vattlid)fcitcn, bcr
Sdilaf-, 33>afd)-, ©rholitngS- unb (5fjräume, ber 5lborte, ber
VtmegungSräume, .über bie Kranfenbehanblung, baS Ve-
fchmerbe-, 5Tuffid)tS- unb 9ted)tSmefen unb möchten ben Slb*
fchnitt TV über bie 5(rbeit im Wortlaut miebergeben, ba er uns
bcfonberS fennaeichnenb für ben öeift beS 5 lbfommcnS er-
fcheint;
Tie 5(iheitöbauer barf bic ber divilarbeiter beS betreffenben Ve^
airfs nicht iiberfd)reiten unb grunbfäplid) nid&t mehr als täglid) a^hn
Stunbcn betragen. Ter 5lmnarfd) 51 er 3lrbcitSftcttc ift in biefe- Seit
einaurechnen, menn bie 3lrbeitSfteIIe mcitcr als vier Kilometer von
bem UnterfunftSort beS Kriegsgefangenen entfernt ift. -
Sür bie I5innafime bcs SIJittagcffens ift eine cinftiinbige IfJaufc
au gemährcu, bic nid)t iu bie 3 lrbeit» 3 t’it eingerechnet mirb.
Ten arbeitenbeu Kriegsgefangenen ift grunbfäplid) ein iHuhetag
mixhentlid), unb amar möglichft am Sonntag, 31 t gemähren.
Trifft ben Kriegsgefangenen bei bcr Arbeit ein ßufaß, fo ift ihm
bei feiner (rntlaffuug böm 3?cbmeftaat ein 3IuSmeiS über bie 3lrt bcs
Unfalls auSaufteßen.
5ludj in ben Vereinbarungen über bie Vehanblung ber
divilperfonen Fehren Veftimntungen ähnlicher Tenfmeifc mie-
ber, namentlid) forneit fie bie Vehanblung ber Vevölferung in
ben befepten (Gebieten nnb ihre Heronaiehung avr 5lrbeit im
Nahmen ber Hoftger LanbFriegSorbnung (5lrt. 52) betreffen.
5rud; hier ift fojiale 9türfficf)inahme überall feftgelegt. Vergl.
5lrt. 17 unb 18:
Tie 3lrbeiten foüen tit Förperlichec unb geiftiger Veaichung unter
möglihft giinftigen Verhältuiffen ftattfinben; habet ift inSbcfonbevc
ben Förpcrlidjen gähigFeitcn, bcr gefeUfdjaftlichcn Stellung, bem ©e=
fchlecht, bem 3lltcr unb bem ©efunbljeitSauftanb bcr 31 rbAter 3tcd)=
nung au tragen. Tie SWitglieber ber gleichen gamilie finb tunltchft
nicht au trennen. Sür angcmcffcnc Unterbringung, Verpflegung,
äratlidje Vehanblung unb Entlohnung ber Arbeiter ift Sorge a u
tragen; auch ift ihnen, abgefehen von ben gemöhulidjcit Sluhcaciteu
unb ErholungSpaufen, nad) 3)Jöglichfcit Urlaub 311 m Vcfud) ihrer 31 iu
gehörigen au erteilen.
Tiefe KriegSfoaialpoIitiF auf internationaler Qhruublage
möge ein gutes Voraeidjen für bie VcrmirFlichmtg foaial-
politifdicr 5frbeiterfd)ttpforbernngcn au^ in ben Fiinftigen
internationalen SriebenSverträgen hüben.
Turd) ein meiteres Vemcr 5lhFommen vom 15. Sftai
amifchen Teutfd)lanb unb Italien finb ähnliche foaialpolitifche
Vereinbarungen auf bic (befangenen biefer'Länber übertragen
morben.
535
©ogiale ^teagi* unb Archtb füt CollSiooIjlfaljrt — 1918 — XXVII. 91 1 .85.
536
Tic jtfäüilpolttifdjcn Aufgaben ber ttbcrgangSiuirtfdmft mit
Begttg auf bte Probleme ber Frauenarbeit
bÜKinbelt eine Tenffdnüft bes BitnbeS bcutfdjcr grauenberetne
unb bes Staubigen 9tit^fc3f)iiffcS gur görbetung ber
Arbeiterin neninterefien an baS Sftcid^toirtfajaft^amt.
Ta alle Alaßitahmen, bic mäfjrcnb ber ÜbcrgaugSmirtfchaft gur
Bceinfluffung unb 'Jtegelung ber Frauenarbeit ergriffen merben, ihre
Xragmcitc nkpt. nur für eine Potübergehenbe Seit haben, fonbevn in
ihren Aadimirfungcu bie ©eftattung bet Frauenarbeit für bic Bulunft
in mannigfaltiger SBeifc becinfluffcn, muffen fie geleitet fein Pou i
ber Aiicffidit auf bas, maS nicht nur uorübcrgefjenb, fonberu eiib- j
gültig als münfd>cusmcrt erfepeinti. Tie ©cficptspuulte, bie fidi au» ,
biefer Erwägung für bie ©epallung ber Frauenarbeit in ber Übcr-
gaugsmirtfdjaft ergeben, fiub einmal probuftionSpoIitifcbe, gum aubent
fegialpülitifcf)e. © r o b u f t i o n S p o l i t i f d> ift, mit Aücfficht auf
bic fommeube Knappheit ber ArbeitSlräfte unb bie ©cpttuerigleit ber
Aufgaben mu’tfdjaftlicben SEßiebcraiifbaus, bie beftmöglidjc Pollsmirt-
fdjaftlidje Verwertung ber Fraucnfräftc auf ber ©ntnblage ihrer
bcfonbereit Anlagen unb Eignungen notweubig. Sogialpolitifrf).
-imiffen bie 'Jlüdffidjten auf bie Schonung ber Straft ber Frau für bie j
phbfifd)en unb geiftigen Aufgaben ber Glitterfepaft, fowi-c bte fogialcn '
SBirfungeit ber Frauenarbeit im SRafyncnbeS fiopiiproblcmS an erfter
Stelle flehen. . .
'Sic allgemeine Sage ber Frauenarbeit an»
gefiept* ber übergangSWirtfd)aft djaralterifiert bie
Tenffcprift folgenbe maßen: l.'Tic Frauenarbeit ift in ber Jpaupt-
- fadje an bie Stelle ber SRännerarbeit überall ba getreten, Wo fid) bic
iUiämierarbeit bu-rdj ungelernte ober angelernte Arbeit erfepen liefe.
2. Sie Vcrwcubung ber Frauen bei törpeidid) fcpweren Arbeiten
hat erhebtidj gitgenommcii’J. 3. Sie Vcrmcnbuug ber Frauen unter
gefunbheit*fd>äblid)eu Arbcitsbcbiugungen hat fid) bebcutenb ber-
mehrt. 4. Ser ©chup 5er Frauen gegen Uhfaügcfaljr ift bebcutenb
abgefchmächt morben. 5. Sie bisherigen Bcfd)räuhingeu ber Arbeits¬
zeit finb gefallen. Überarbeit Aad)t- unb ^onutagSarbeit haben in
meutern limfangc ©laß gegriffen. 6. $n ber geographifd)cu Ver¬
teilung ber Frauenlräfie haben garte Verfdiiebungen ftattgefunöeu,
bie bitrdj bie Slißeguug rohftoffarmer Fnbuftrien eiuerfeitS unb bie
Bebiirfniffc ber AlriegSirbuftciie anbei fei iS perurfadjt finb.’ 7,. Sie I
fugcnblidjcn weiblichen Arbeiisfräfte, Don benen im Frieben ein |
größerer Seil fidh einer Bcrufsausbiibung gumaiibtc, finb Währenb |
beS Airicges natjegu ausfdiließlid] in ungelernte Erwerbsarbeit ein- j
getreten.
Sic befonberen Aufgaben, bie fid> barauS für bie Regelung |
ber Frauenarbeit in ber Übergangswirifchaft ergeben, • finb: !
fccrausgichung ber Arbeiterinnen aus allen tÖrperlidi fdjmercn ober \
unmittelbar gcfunbhcitSfchäöjgcnben Xäiigfeiten, Sanierung ber
Frauenarbeit in foidjen Tätigkeiten, in benen bie Arbcitsbebinguugcn
heute gcfnnbbeiisgefährbenb fiub, bie Bcfeitiguug biefer ©cfahtcu
burcfi gwedmäßige Einrichtungen aber möglich ift Erhaltung ber
Arbeiterinnen in foleben Tätigkeiten, bie ben weiblichem Anlagen
unb Üörperfräften augepaf 3 t finb, Ausgestaltung ber Frauenarbeit
in biefen Tätigkeiten burd) Ausbilbungsciurtd)tuiigen; Fürforge für
cutlaffenc 'Arbeiterinnen burd) Arbeitsbeschaffung, Überführung in
aubere Berufe, Aiicfführung CrtSfrember in ihre Heimat, fotoic burd)
ErtocrbSlofemuiterftüßuiig.
*pinfid)tlid) ber praftifchen gorbernngeu berft fid) bieJTenf-
febrift im mefentlichcn mit ber bon ber @efellfd)aft für ^ogiale
Reform eingeretdtfert Eingabe (®b- 356).
JJolksentäljrnng tntb |fhfn 5 ^«ihrag.
^er Stampf QCßcn ben StriegSumtber mirb üom ©unbeörat
burd) ^cufaffung unb SBerfdbärfung ber fßerorbnungeit gegen
übermöfeige 'Jßret^fteigerung bont 23. ^siili 1915 bgm. 23. üfteirg
1916 unb gegen ben Stcttenbanbcl Dom 24. ftuni 1916 bglu.
16. Jsuli 1917 unb beö $öd)ftpret§gefepe6 bom 23. 3)icirg 1916
bgm. 22. 392ärä 1917 mit erneutem 92ad>brnd aufgenomüten. (5S
finb bie Srfnltrungen ber Smifcbenaeit auf biefern crfin=
bungSreidjcn (Gebiete, bie (rrgebniffe ber ©cobadhtungen bcö
^negsmitdicicnntsi nnb ber fßreispriifungöftcllen nnb bie
05efid)tspunfte ber reid)haltigcn )7icd)tfpred)itng in ber neuen
„5B e r o r b n ii n g g e g e u $ reistreibere \“ bont 8. s D?ai ,
1918, bie bas Stteidrögefebblatt 9ir. 66 in 22 )neitfcbid)Hgen ^ain- I
grapben bcröffentlid)t, nupbar gu macbcn unb cinbeitlid) git^
famtuengufaffen bcrfudjt marben. Sabei finb and) einige prüf-
tifcb nnbaltbare ober ungmecfiiuibige fprcisberedmnngS« unb
^ödjftpreisiiberfd’.reitnngsborfdiriften abgeänbert morbeu. :
Cffrunbfätjlid) neu finb in ber felsigen Verorbnung bie Straf-
borfdiriften, bie fid) gegen bas gorbern übermäßiger Vergütun¬
gen für bie V ermittln n g bort CUcfcbäftcn über ©egen-
ftänbe bc§ täglidhen Vebarf^ ober be^ Slriegsbebarfö (Vro«
bifion§nmd)er), fomie gegen ©etrieböinbaber unb Betriebsleiter
ridjtett, meld>e bie Angeftellteti bes Betriebes bon ber Begebung
bon Preistreibereien abgupalten fcbulbbaft nnterlaffen. Äud)
ba^ Xuiben forrumpierenber BefdjenFnng ber ÄngefteHten
burd; gablungsfräftige Käufer mirb hierunter fallen, ßine
©rleid)teruug gugunften ber Verbrämter bebentei bte Veftirn*
mung, baß ber .Qäufer nur uod) bann ftrafbar fein foU, memt
er bic $öd)ftpreiie bei ui (Jrtuerb für ^iberfe ber Seiterberäufee-
rnng mit ©etuinn überfdjreitet, ober ruenn er felbft ben Ver-
fäufer gur Überfdjreitung bei ^edjfipreife mifforöert ober an-
reist. Siefe Strafbefreiung bes oie .^öcbjtpreife (geglonngen)
iiberfcbreitenbeu Berbraudiers foll gugleid) bie Strafbcrfolgung
beä muebernben VerFäuferö, bei fid) bisher burd) bie ftrafredjt*
Itd>e V?itfdmlb be^ AläuferS bor Angeige gefidicrt glaubte, er¬
leichtern. Sie Strafbrobungen finb erheblich berfd)ärft, 9hid-
fälligen broben große Strafen bis gu 5 Söhren 3wd>thau§, es
finb ©elbftrafcn bi§ gu 200 000 J( borgefehen. Sie ©ingtehung
bc§ übermäßigen @ctüinn£ ift ausnahmslos in allen Säßen be$
VreiSioucherS, beS ProbifiouSmudhcrS unb" ber ^ötbftpreiSiiber-
febreitung borgefdirieben unb richtet fid) gegen aße natürlichen
nnb juriftifd/cn Pcrfonen, benen ber übermäßige ©etrünn bur^
bic £at felbTt ober nadh ber £at burdb eine gunt 3taed bei* Ver¬
eitelung ber ©ingiehung ober unentgeltlich gemährte 3wlwn-
bnng gugcfloffen ift.
®Ut Aücffid)t auf bic berechtigten .Silagen bcS JpaubclS, baß er
nach beit bisherigen Vorfd>riften gleidjartige Aktien, twmt fic aus
ocrfd)iebenen Sicfcrungcn mit bcrfcpicbcncn GinßanbSpreifen Famen,
in berfelbcn VcrfaufSftelle ncbcncinanbcr gu berfdjiebenen ©reifen
feilhalten müßte, ift fiinftig hier bie Berechnung bon ^urdhfÄnittS*
preifeu gugclaffen, fomcit bie CrbnungsmäßigFcit ber Berechnung
bce .^urchfchnittspreifes nadmieisbar bleibt. Ferner ift bic Annahme
bon ©rcistoudier in ber Folge ausgefdjloffcn, toeun ööchftpreife ober
fonftige bon einer guftiinbigen Vehörbe feftgefepte ©reife (9ticht=
pro ift ufm.) eiugehalteu toeiben. Weiterhin ift im ^ntcrcffe bes
Ausfuhrhanbels angeorbuet, büß bie Vorfdiriftcn gegen Preistreiberei
unb über $öchftpreife auf Lieferungen uadj bem Auslanbc feine
Anmcnbnng fiuben. (?n-blich ift bie für bie ÜbergangSmirtfd^aft be=
foubcrS toichtige Veftimmung getroffen, baß ber AeidjSfanglcr ober
bie bon ihm beftimmte Stelle für irinfuhrgefchäfte Ausnahmen bon
ben ^ödjftpreifcu unb bon ben buvdh bie ©reismudicrborfchrift be-
bingteu Vefchränfuitgen in ber ©rcisbemeffung gulaffeu fann., ..
®ic Verorbnitng tritt am 1. S'uni 1918 in Straft, ©ine
beftimmte ©eltungSbaner ift nicht borgefehen, vielmehr ift bem
9teid)SFangIcr bie Ermächtigung erteilt, gu beftimmen, mann
nnb in meld>em Umfange bie Verorbnitng mieber außer
Avaft tritt.
^ic Olcfillfchnft fiir 'ÄloWfahrtöeiiirichtmigen in a. 9H. r
bie fich hauptfächltd) ber EtnährungSfürforgc mibmet, hatte im lepten
Berichtsjahr mit ben ftetgenbcit Gdguierigfeiten ber LebenSmittet&er*
forguug gu fampfen. Tie fdpbterige Frage, ob unb miemeit ben Teil-
uehmeru au V;’affcufpeifungen außer Flcifcf), Brot unb Kartoffeln auch
bie übrigen rationierten Lebensmittel auf bie LebeuSmittelfarten ange¬
rechnet merbeu füllen, ift in Franffurt a. S DJ. bahin gelöft, baß fomopl
für bie ©aftljauSbefudjcc mie für bie Befudjer ber affenfpeifungen
fogenannte ©afthausmarfeu, bic auf bie allgemeinen Lebensmittel-
farten in Anrcdynuug fommen, ausgegeben merbeit unb bei ben 9KabI=
geitcu abgegeben mcrbeit müffen. — Sehr bem ährt hat fich trop »ber
Titrre beS Porigen Sommers unb trop ber Sdjmierigleiten ber
Aiaterialbefd)affung unb ber ©erfonalfrage bie eigene © cmiifc-
bauaulagc ber ©efcllfd>aft für Ak>hlfahrtbeinrid)tungen. Es tonn*
ten außer bem Xagcsgcbraudi uod) ungefähr 1000 Beniner ©cmiifc
unb Otiibeu aller Art übermintert merben. Um unabhängiger bon ber
SBiticruug gu merben, ift für 1918 eine B e r e g n u n g s = A u I a g c
eingerichtet morben. Von ben Einrid)tungen t*er ©efeßfehaft per-
bient noch bie Anlage einer Törranlage mit Pier ÜJfen ermähnt gu
merben. Tie Anlage mürbe Pon allen Greifen ber Beöölfctaiug.
namentlich Pan Kleingartenbefipent ftarf benupt, um Vorräte für
ben Akuter gu famtnelu.
§orittlt |n|lStä)e.
Tic üohnerhebungen bes Katfcrliehcn ©tetiftifipcn AnrtS für
bic KticgSgcit,
über bereit elfte Ergebniffe bereits in ber „8og. fßragiS" im
8eptember 1917 (XXVI, 1004) berid)tet morben ift, finb nadh
bei* früheren Stichprobenmethobe fortgefept morben.
Es mürbe micbcnini bie Bal)l ber Arbeitertagemerle ermachfeucr
Männer unb F r aneit, bie ihnen gezahlte LoTjufummc unb bie regel¬
mäßige reine Arbeitszeit in ben beiben lepten Pollen SBodjeu ber
Aionatc iblärg unb September ber Fahre 1914, 1915, 1916 unb
1917 erfragt. 374 braud>bar beantmortete Fragebogen aus 12 QJe-
mcvbegnippcn liegen für 1917 por, bie folgcubc .^auptetgetmiffc er
©oaiale unb Ardjib Jür v #ülf$mo§lfa§rt — 1918 —> XXVII. 91t. 35.
588
537
feinten laffcn. E$ erübrigt fid) bk Atornung, bicfc -wenigen ©tidu
probcncrgclmiffe ohne Weiteres 511 .berallgcmein-ern.
©eßt man ben SurdjfdinittdtngcStoerbicnft im Mära 1914 oloicli
100, fo flieg et bei* beit erfaßten SWönncni bis jum September
1917 auf 209,1 unb bei ben Arbeiterinnen auf 212,7. Set Xurd)*
f^uittötagelohn bet Männer ift bon 5,ifi M (Mära 1914) nad) anfäng.
irtbem ©inten im ©eptembet 1914 (5 ,12 Jl) ftänbig geftkgen auf
5,88 ,U (Mära 1915). 7,oo Jl (Mär* 1910), 9,08 M (Mära 1917) bis
10/7 M (September 191 n, unb <jwar bcfouöcrs ftart gcrabc im 4palb=
ja^t September 1916 bis Mära 1917, uämlid) bon 7,35 auf 9,08 Jl
gleidj 20,3 b. £>.; Wahrscheinlich infolge ber ftarfeu Befd)äftigiing ber
Äüfiungginbuftrk butd) bas fogenannic 4piubenburnprogramm. Bei
ben Arbeiterinnen oertfef bie ©teigerungSlinie für ben Xurdu
fchnittstagelohu: 2,29 M (Mära 1914), \M Jl ((September 1914),
2,23 M (Marg 1915), 8,02 Jl (Marg 1916), 4,oo Ji (Mära 1917),
4/7 Jl (©eplembct 1917). .v>icr laß ber Haupiauffchwung — um
20 u. 4p. — in ber lebten Spanne bon Mära bis September 1917.
8 n ben einzelnen © e m e r b c 3 m c i g c n mar bie Ent*
mitflung bon Mära 1914 ©eptember 1917 nad) Maßgabe
ber ©tidYnrobencrhcbungen folgenbe:
#n ber Mafcßmcnbauiubuftrie a) für Männer 5,32—10,79 Ji
(102/ b. H- ©teigeruqg), b) für grauen 2,28 -4,88 Jl (114 b. £>.);
in bet elcftrifdjcu ^ubuftrii a) 4,32 -10,93 Jl (141,8 b. 4 ö.),
l>) 2,7» — 6,18 Jl (124,7 b. 4p.); Eifcu= unb MetaUinbuftrie a) 5,33
bi6 ll/i Ji (112,8 b. £>.), ]>) 2,or»—5,o7 .H (175,2 b. H-); d)emifdjen
^nbuftric a) 5,14—9,89 M (92,4 b. 4p.), 1)) 2,:st5—5,18 Jl (119,5 n. £.);
Bapierinbuftric a) 8 , 93 —7,37 M (87,5 b. 4p. 1 , b) 2,(>r>—4,09 Jl
(90/2 b. Jp.); 4pola= unb ©djnißftoffgcwcrbc a) 4,22—7,80 Jl (84,8
b. £.), b) 1,99— 8,81 Jl (91,5 b. 4p.); AahrungS= unb (HcuußmitteU
gcWerbe a) 5,70—7,51 Jl (nur 81,^b. 4p.), b) 2,io—8,72 M (71 ,1 b. 4p.);
liebet unb CHmnmrinimftrie a) 5,04—7,79 Jl (54,6 b. $.), b) 2,80 bie
4/5 M (48/ b. 4p.); Stein* unb Erbeninbuftrie a) 4,45—7,07 Jl (58,9
b. $.), b) 1/7—2,87 Jl (71/ b. 4p.).
3 fiir bie iibi*igen Etemcrbe finb bie oorlicgenben Lobnaifferu
an bünn gefat, um Xurcbftf)ttitt3angabcn 311 geftatten.
Xie Arbeitzeiten, itnt biefen für bie Berbienft*
ttntrbigiing midjtigen Bitnft ergängenb 34 t berichten, betrugen
imd> Abrechnung ber kaufen unb Überftunben im Mära unb
©eptember 1917 faft überall 9 bi$ 10 ©tunben; Weniger als
9 ©tnnben nur in ben ^ubuftrien mit befonberem ^obftoff«
mangcl, mic Xionfeftion, ©üßigfeiten- unb ©ebubinbuftrte; mehr
als 10 ©hmben in ber Rapier = unb Mübleninbuftric. SBefentlidic
Beränbentngcn in ber Arbeitszeit gegenüber früheren Kriege-
erhebungen mürben nirgenb* fOftgcftcllt. $11 einaclnen <$ruj>«
pen finb bie berechneten Xnrriifdwittsaeiten ein menig geftiegen.
\ÄClbft gegenüber ber lebten griebenSermitttung Dom Mät 3
1914 finb bie Berfcbiebitngen im allgemeinen gering, bie
größte 3unal)iue ber^reinen ArbcitSaeit (um 48 3)tin.) erfolgte
in ber 3ignrrenfabrifation, bie größte Abnahme (2 ©tb.) in
ber ©üfeigfeiteninbuftrie.
#rganifMhmrn Jwr Jlrtrrttfr, ©f^ilfen, Ungeteilten
nnti Beamten.
Ser btettetlmetn ber ^afthtnenUau^ unb Metallarbeiter
(4>**S.) f bk größte ber aum iOerbanbe ber Xeutfd)cn ©emerfbereim/
gehürenbeu C rganifationen, bat in ber Hjlfingftmoche getagt ittib ben
Aanrcn beö lBerbaubc$ in „CH c tu c r f 0 e r e i n ber X e u t f d) c n
Metallarbeiter (4p.=X.)" umgemanbelt. Xet ©efdiäftöberidjt
beö ferner tue reitiö aeigt ein fräftigev Aiadivtum: er aäblt jetU
(Ob U C bie 15 000 im 4peereöbieuft befinblidjcn früberen Mitgiietco
46 000 Mitgliebcr. Xas? Q^efamtnermögcn beo Vereins ift auf über
8 Ya Millionen Mart augett>ad)fcn ieinfd)licßl. Mranfeiu unb ©terbe*
taffe). (?in Vortrag bc^ ^orfipenbeu, *©. CHIeicbauf, legte bie
gr lt n bf ä (j I i d) c © t e II u n g bet CH e tu c r !b e r e i u c tu
ber Arbeiterbewegung auf (Hrunb ber lebten bec* Skltfriegc* bat,
roieb auf bie fBcWdbruug ber alten (Hruubfäpc bin unb betonte bie
freihcitlich'Uationalc (5'igenart ber ©emerfberetnsbeweguug. 3tabt
beroebnetet (£ i c 1 v I i f (Xuiöburg) gab ein )8ilb ber. Sobnentmid^
luug in ber MctaHinbuftric, warnte bringenb not ber Ianbtäufigeu
Überf<hä^ung ber Solmhöbe unb forberte befonberc £ 0 1) n ä in t c r
int Aaljmen ber Arbcitsfainmcrn, bie für ^snbuflrieaweigc ohne
Xarifoerträge Miubcftlöbue nach 25eruf unb Alter periobifd) feftfepeu
unb erzwingen follcn, bamit uiiv in ber ilbcrgangifwirtfdjaft AJirt-
fdjaftöfämpfe, bie fonft im oraUe ber uoraeitigen Üobnberabfebung
bei hodt^tübenben ficbcuSfofteir eintreten mürben, erfpart bleiben.
Chitfprcdjeirbe (fntfd)Iicfeungeu fauben eiuftimmige Annabme. Auv
ben gefd)äftlid>en iBerhoublungeu ber Tagung ift ;,u erwähnen, bag
ber betauute frühere erbanbc>bca 1 nte Ant. (frfetena für bie ; J ,eil
nad) bem Xiriege aum ©djriftlcitcr ber (Hcmcrfoereiiivaeitung „Ter
^Regulator" gctüäbü worben ift.
Ser 5. $tunbedtog ber Xeutfiben ÜScrfucrciuc (Mitte Mai in
Berlin) gab t»on ber „mirtfchaftyfrieblidien nationalen" Arbeiter
bcmegaing, bie fidi um bie Offener Xierntruppe gruppiert uub feit
ber Au»burger Xlonfereng in gemrffem> CHcgeitfap 311 bem tm Mai3
19H in Berlin gegriinbeteu, nach mehr Unabhäugigteit trachtenben
„Marteüimrbnnb Xeutfcher AJerfüerciue" fteht, im allgemeinen bn#
alte )8ilb. Xer SJuub umfaßt nad) bem nom . s 4üinbeyOorfibenbeu
Diupp (Berlin) erftatteten CHefdiäftclieridit in etwa 400 Sikrtocreincn
ntnb 150 000 Mitglieber, Don benen fajt 80 000 im .V>eerevbieii)t
ftchen unb 4000 bereite gefallen finb. Xer CH efd)äft* beruht
fehrte bie CHegenfäpe amifdven .ben im Xiriege anfammeugebrodjenen
internationalen ArbeiteicrgauifatiotK'beftrebungeu uub ber fidi au-
geblidi immer ftärfer bewähreube 11 nationalen wtrtfdjaffefrieblidjen
'Arbeiterbewegung fdrarf bertwr unb beftagte, baß bie ^Regierung
troßbem bie A.k’rfiH’reine augunfteu ber ©trcifgewerffdjafteu aurinf^
feße (bgl. 4pilfvbienft, Aufhebung beb ^ 158 (H€., gegen bie ein bi-
fonberer Vertrag ber s 4kinbcbtagung ftammeub proteftierte unb bie
©elbftl)ilfe ber sfeerfoeveiue aufrief). Xer .'oau^hattbplau ber 'Dunbev?
gefchäftbführuug bewegt fid) um 55 0(K) Jl. Xie geiftige ©truftur beb
2'unbcö beleuchtet ein Vortrag non l)r. ©diietc über „Arbeitbgcmein-
fdiaft (frtragögcmeinfdjaft", be*r fid) gegen ben Mampf awifd)eu
Mapital unb Arbeit wanbte. Aub ten fonftigeu Beratungen ift bie
tforbeutug eineb allgemeinen jähriidjeu Arbciterurlaubb, bie pflege
beb Büirenneririebeb in ben Bserfbcreiueu unb bie Einführung ber
Aibeitblofemiutl'rftüßung in ben B>erfuereiu*gruppen, bie cb wie
ber Xümbibbeihanb 4paunonev unb ber Mittelbeutfchc Berbanb
für nötig cradjten, 311 erwähnen. Xer Tagung boran ging ein bif
fonberer ^ugeubtag ber 29crfuereine, ber lu’fdiloß,- eine .^ugenb-
organifation ber ^erfnercine, „Xeutfdier oagenbbunb", iub Vcbcn
311 rufen. _
arbfttfrrdjttt?.
Xer Somwerurlauü für bie Angeftelltcii iu (Hroh*öcrliu. Müig=
lid) fanben in ber ipanbelbfantmer Berhanislungen 3Wifd>en ben Ber-
treterr. ber meijtcn Berliner Xetailliftenberbänbc uub ber Auge*
ftelltciwerl)änbe ftatt. g-ür ben i» 0 in m c r n r l a n h ber Angcftelltin
würben in üeiberfeitigem Einoerftänbnib Aidülinien aufgeftellt, burd)
bie ber ©ommerurlaub in ben Xctatlliftengcfdiäflen, foweit bie Bei-
hältniffe bieb geftatteu, einheitlich geregelt werben foll. Xie Regelung
ift fo gebadit/baß bie Angefteütcn, je nadjbcin fic fürgerc ober läu=
gtre ^eit in bem Ok'fdWift angeftellt finb, Llrlauh bon ber Xaucr
einer halben SKodte hie* 3111' Xaucr non 8 S 2 od>tu erhalten.
Bcoiiglidi ber X i f d>3 e 1 1 founle ben Weitergel)eubeu B?üufcheu
ber Augeftcllteu uidjt cntfprod>cu werben, bod) empfehlen bie Xe-
taiüijteunerbänbc ihren Mitglieberu, eine Minbefttifchacit non gwet
©tunben 311 gewähren. Xie gewüufdjtc .CHewährung cineö_fretcu
halben Xageb im Monat fonnte aub Mangel au H-krfoual, bei
ohnehin erlieblid) gcfticgcncn Jvehlaahl infolge Xlraufheit unb bet
lereitb eingcfchräufteu Arbeitszeit wegen nicht bewilligt Werben,
ebeufo war eb nidjt möglid), eiben cinheitlidicu ©efehäftö-
b e g i u u auf 9 lll)r fefigufeßeu.
Cbwohl alfo nur iu ber ,vrage beb ©ommerurlaub^ ben S55un=
id>cn ber Angeftellteu 4)kd)uuug getragen werben tonnte, nerbienl cö
bod) aly* e.rfreuüd)Cb Xlennaeidieu einer neuen tfeit gehudjt 311 werben,
baß Arbeitgeber^ unb Augeftelltennerbänbc fid) über bie Aegclnng
non AngefteIItenfragen nerftäubigen. And) ift uib Auge gefaßt, baß
bie Fühlung awifdjeu beiben CH nippen cmfrediic.rhaltcu bleibt, uub
baß bei lluftimmiafeiten, bie fid) in einzelnen Betrieben ergeben
füllten, bie Mitarbeit beb betreffenben XetaiUifteuncrbaubcS 3»r ^e
feitigung foldier Unftimmigfeitcn in Anfpmrij genommen Wirb.
Minbcftlühnc für ^cercönnharfccitcn iu SSftctrcidj. Bet
ber BermtSgabimg ber ©eercemtfträge cm Heimarbeit haben
fid) iu Öfterreid) btefclben Mifeftänbc ergeben mie bei uns:
ein pnrafitäre* S^ifdienmeiftertmu unb bcrhäÜniömäßig
niebrige ^öhnc. Xa ber größte Xeil ber HeereSnäharbeit in
Heimarbeit hergeftellt Untrbe, fab fid) bie Regierung angefidjts
ber offenbaren Mißftänbc genötigt, mit einer Berorbnung
herattSaidommen, bie baraitf binloeift, baß, Uxihrenb befannt=
lidi bie i'öhne in anbereu ^nbnftrien eine ftänbig fteigenbe
Xenbena anfmeifen, fie in biefen XVonfeftionsameigen nielfad)
teinc ben allgemeinen Xcnerun'gSoerbältniffcn entfprccbcnbc
Erhöhung erfahren haben, ^msbefonbere bei ber bänfigen
Bieitervcrgcbung berartiger Lieferungen feitenS beS erften
Unternehmers au ••)ruifri)enhiinbe.. tocldie bie Näharbeiten mcift
Don Heimarbeiterinnen oerriditen laßen, fommert nod) fo
niebrige Lömie oor, baß bie Arbeiterinnen gegenmärtig faitm
in ber Lage finb, hiermit ben notloeubigcn Lebensunterhalt a«
nerbieiten. Xie Regierung fab fid) bcShalb veranlaßt, bicfc
Lohnoerlialtniffe int Berörbtuingsmege einer Regelung au
Unteraichen, ^n einer am* Verlautbarung gelangten Ber»
orbnintg bei HoubelSminifters über bie fyeftfeßnng tum tlfäb*
löhnen bei xionfeftionierung non Xertiltoaren auf Beftellitng
ber 'Militäroermalt 11 ng mirb bie Erriditung einer im HonbelS*
miniftcrium tagenben Xtommiffion oorgcfchen, meldic attS Ber-
tretern ber beteiligten militärifriven unb atnileu ©teilen, fomie
r>39
Soziale ^rajig unb AxdjiP für VolfSWofjlfafjrt — 1918 — XXYI1. Ar. 35.
540
au? je .puei Vertretern her Arbeitgeber unb Arbeitnehmer be¬
iteten foll. Xie stonuuiffiou Wirb bic Aufgabe hoben, Wiubeft-
lohne fefUufehen, bic fiir bie Räbarbciteti bet .vtonfeftiouicrung
ber fraglidien TcvtilWaren ben mit ber eigentlidieu ©raeugung
unb Monfeftionierung ber VVircn unmittelbar bcfrfiäftigten
Verfoneu (alfo ber fogenartnten „lebten Hanb") bnreh ben
Arbeitgeber abaugöfrei ausbe^ablt werben iniiffen. Vei biefer
Seftfcfeung Wirb auf gemiffe tccfinifdje Momente (ob bie Wegen*
Hiinbi iin ftabrif« ober StfcrFftättenbctrieb ober in Heim¬
arbeit, mittel^ Hanb ober Wafcfcine bcrgcftcllt Werben) unb
namentlid) auf bie jeweiligen örtlichen Vebcn?- nnb Teuerung?-
uerhältniffe ’ entfprecbenb Riicffidit aenommen Werben. Sm
meitcren wirb in ber Verorbmtug ber Regierung anf bie Art
ber SUtnbmadmng ber Winbeftlöbne, ihren VMrfung?frci? nnb
ben 3wang?rfiarafter, ber ihrer Verfügung anhaftet, ocr-
wirfen. Übertretnndcn ber oerfiigten Vorfdiriften werben Oou
ber politifchen Vc 3 irf?behörbe mit Arreft bi? 31 t bvei Monaten
ober mit OMb bi? 31 t 5000 fronen beitraft werben, wobei bieie
Strafen nebeneinanber oerbängt werben fönnen; fall« bie
Übertretung non einem Wewcrbctveibcnben begannen Wirb,
wirb im Jffiicbcrholunpofalle and) ber Verlud ber Wewerbe-
beredjtigimg angebrobt.
Jlrbrösmarht mdi Jlrtrettsiutttyrorä.
Xer bcutfdjc Arbeitemnrft int April 1918
wirb im „Reidjöarbeitöblütt" (Waibeft) bobin gefenu^eirimet,
bah feine mcrflidjen Vkinblitngcn in ber Tätigfc-it ber beut-
idien Snbuftne genenüber ben Vormonaten 31t oeräcidjncn jinb.
„Rad) wie nor ift bie £ciftnng«fäbigfeit ber Snbuftric ben an
fie gcftcllten hohen Sorbenuigcn gewachten. Xie Vefd)äftignng
hielt fid) and) bein Vorjahr gegenüber annäheritb auf berfclben
Höhe. (Einige fricg?Wid)tigc Wemerbcamcigc fonnten, bnrd)
Vergröberung ihrer Anläßen nnb bnrd) Verbeifcruug ber
Verfcbr?oerbältniffe unterftüht, ihre Itmfähe nodi erhöhen."
Xie i?age im Vcrg- llll b Hüttenmcfoii blieb burdjau? gut: ?a?-
felbe taffen bie VcridUc au? ber (fifen* unb iUtetaUiiibnfti:e [omie
oiiv beut Wafdnncnbau erfemieii; X?of)»crl)öbunßen werben: fiir bieie
nnb mnndre mibere ^nbujtricti au? allen Teilen bc? Aeid;■;•: ge¬
mottet. ein ber eleftrifdx'ii unb d>emifd)cn ^nbuftrie laßen ,y.ib6
reidre VIuftreiße üor, fo bah bie Tätigte if ebenfo rege Wie in beit
Vormonaten blieb. Anr im Spüinftoffgemerbe mar bie (Hefdxifti-
laße in fielen Teilen beb Aeid)? meniß ßünftiß. Vlnd) im Vetleibimgc*
ßcmerbe hatten einige ^weige ber Monfeflion gerinne Umfä^c.
Xie Aadnoeifunaeit ber .Smiiifeitfaffeii laffnt für bie am
1. Wai in Vefdiäftigung ftehenben Acitßlieber inv VcrgUnv, ,gim
Vlnfaitß April eine Annahme um iu?ßcfamt 192 133 Vcfdiaftigic ober
2,3 o. .6. erfennen. Vln ber ({Steigerung ift ba? mäunlidie (Üembledit
mit 110 172 i.2,9 0. £>•>, bav meibliriie mit 75 901 d,s p. ' < q .) be¬
teiligt.
Rad) ben /yeftitelluußeH oou 31 $adwerluinben, bie für
1 102 815 Aiitßlieber beridnen, betrug bie Vlrbeitvlofeitßahl linbe
Vlpril 9710 ober 0,s 0 . io. $in ( 2Wäi\$ mürbe oou 30 Verbäuben
berichtet unb eine Vlrbeitvloien^tfier oon o,u o. io. feftgeileUt.
Xie Statiftif ber Vfrheitbnad)weiie läfjt im Veridjtsmonat
fiir beibe öeid)leri)ter eine Steigening bee Arbeit^anbranßeb
erfennen. Jsm April famen auf 100 offene- Selten bei ben
männlichen Verfonen l>2 Vlrbeitbfndrenbe (liegen r>(3 im Vor¬
monat); b-eim wciblidien 03eid)led)t 90 (gegen 85 im Vor¬
monat). Xi eie Angaben beefen firii ungefähr mit ben Verid)tcn
au? ber ^Xnbuftrie.
©fnuirtnfdjaflsrocren.
Xcr 3 c K^ ß Iticrbnitb bcutfdjer Üünfumtoeretitc befteht jept
aiib 1070 Vereinen mit 2180 630 TOtgliebcrn. ^nt Kriege
bat er eine halbe Million ^Jitglieber gewonnen. Sein lim-
iah ift im brüten Striegsjahre auf 501 Millionen Sfiarf ge-
itiegeit gegen 403 WiiUtoiten im lebten Jyriebenvjahre, bie
3abl ber Verfanfsitellen oon 5167 auf 5318. Xer Verfaufö-
wert ber Cfigenprobuftion ftieg im Kriege Poit 106 auf 141
Millionen Warf (nor allem Värfereiwareit, baneben (fr^eug-
niffc non Wühlen, SWläditereieii, Sdirotmiihlen, fowie Wineral
Wäjfer). Xer Verfaufswert ber felbithergeftellten SGßaren ift
in ber 3eit oon 1003 bic- jeht non 9,a auf 24,:t n. H. geftregen.
Xie 3iihl ber in ber V'arenheriteilnng beidiäftigten ^erfonen
beträgt 3025, bie ber in ben VerFaufsfteUen unb Wägern Ve-
fdiäftigten 20 061. Xie (Mmutfimuue ber (^eidiäft^guthaben
aller ,\umiun i nereiu*mitglicber iit im Mriege non 33,s auf 12,a j
Willioueit Warf geftiegeu. V-Oihrenb bao Okid)iiftsiguthabcn
auf ben .Stopf be* Witglieb^ noit 10,(;r. auf 19,50 S gefunden
ift, finb bie iWcferneu non 14,i;o auf 17,io Jl geftiegen. Xiefc
(5ntwicfelung bec. eigenen .svapitalö hält H- .Staufmann inr
„M'onf.*VbI." 9ir. 8 , beut Wir bieie Angaben entnehmen, nodi
nirfit fiir aiwreidieub angeiicht4 ber Aufgaben nach öent .Striege;
bie (rrhöhung beo Wefchäft^anteiU' non 30 auf 40 bi$ 50 Jl
erfdieint ihm bringenb geboten unb ift and) non allen 9 tc-
nifiononerbänben ben Vereinen nahegelegt worben. Sehr ftorf
finb bie Spareinlagen ber Stoniumnereiue, non 80 auf 122
Willionen Warf, geftiegen (1003: 1U/-S Jl auf jebes Witglicb,
1014: IG,?. - ., jeht 55 ,to Jl). Xie Vkmmbeftänbe erhöhten fid)
non 56,-. Willionen im .striege auf 61,r> Willionen, ber Okunb-
beilh non 101 auf 107 Willionen Warf VJert. Xer Vitditncrt
bes TSnneutarv unb ber Waichinen fanf infolge non Abichrci--
billigen non 16,:. auf 0,i Willionen Warf infolge mangelnber
Vieuanfdiaffungen. Xie Weidiäftcdaiten erhöhten fid) noit 61 .u
auf 72,i Willionen Warf, ber Reingewinn ging non 25 auf
IS,-; Willionen Warf ,mrncf. Xer fefte Rabatt hat bic Höhe
non 16 Willionen Warf gehalten, (inn weiterer Aücfgang bec
Reingewinn« unb and) ein foldiev beo ben Witgliebern jnr
Verfügung ,yi ftellenöen Rabatt« ift im laufenben Söhre 311
erwarten. Xie V e r l a g « g e f e 1 1 f cb a f t ö c u t f d) c r
0 n f u m n c r e i n e hat ihren Umfah feit 1014 non 4,_» auf
6 .i Willionen Warf erhöht. Shr Stammfapital betrug 2 Wil¬
lionen Warf, bie Refernen fliegen non 660 000 auf 966 000 Jl.
Vei bei 05 r 0 h e i n f a 11 f c> g i' feil f di a f t ift ber Sahree-
umfah im .striege immer mehr ^uriidgegaugen, 1914 betrug
er noch 157,:. Willionen, 1917 nur nod) 107,7 Willionen Warf
trab bev Steigerung aller VJarcnpreife. Xie ^rflärung liegt
im V6rtfd)aftc'fricg nnb in ber Striegc-Wirtfchaft.' Xie Au?-
utaltuug ber 0Kr(>5. bei ben meiften zentral bewirtfehaftefe»
Vkireu inirb non bieiei* ebenfo heftig fritifiert Wie nom freien
(^rohhanbel. - Am 1«. unb 18. Simi finbet in Stöln ber We¬
it 0 f f e u f ri) a f t 5 t a g bc? Hentralnerbanbe« beutfeher .Ston^
iumnerciue ftatt. Xer Snhrevberid)t fiir 1917 liegt fiir biefe
Tagung bereit?’jeht nor (XXIII unb 758 S. gr. 8°, Verlag ber
Verlag«anftalt bcutfriier .Vtonfiunnereiue, Hamburg, Vrci? 12 Jl)
unb gibt eine eingehenbe Sdiilbernng ber Wafenahmcn 3 ur
Volfc-ernährung 1017, fowie bie alljährlidie Xarftellnug ber
wirtfd)aftlid)en .Stümpfe ber Wenoffcnfrfiaften mtb ben ge¬
wohnten, mit aalilreidicu (fin^elangaben, 3Üfern nnb Tabellen
belegten Veridd Tiber Gmtwideliutg nnb Stanb be« gefamten
05enoffenfd)aft?wefcn?.
Slonfiiutücrcin « 11 b Umfaßten er. Xie „.St'onfumgenofj.
sunrefp/' erhebt heftigen (Sinfprnd) gegen ben Antrag 05ch
heiu, bte Steuern für Ilmfähe im Mleinhanbel 311 ftaffeln, fo
bah fie non 100 000 Jl Umfah an mehr alö V 2 t>. Hv fteigenb
bic. 311 1 d. H- hei über 3 Willionen Warf Umfah betragen
würben. Hierburd) würben bie .Stonfumnereine, ba fie meiften?
über 100 000 Jl unb nielfad) über 3 Willionen Warf Umfah
hätten, fdnoer getroffen. Xa bie Steuer auf bie SBarenpreife ge-
fdilagen werben mühten, hätten Witglieber eine? gtohen Ston
fiimnerein? unter lluiftänben boppelt fo niel Umfahfteuer 311
tragen wie teilte, bie in fleinen Wcfdjäften fanfen^ Xn« fei
eine Straje auf bie rationelle Vkireunermitthing, noit ber
Mviegerfamilten unb .UriegeiWitwen am härteften betroffen
würben. „Xer Antrag 05otbciu", fo meint bie „.Stoufumgcn.
Storr-", „ift ein Holm auf alle fo^iale 03cred)tigfeit nnb muh
fdileunigft enbgiiltig abgetan werben". Xcn Antragftellcrn
fei offenbar bie ungeheuerliche Stonjequeiu ihre« Verlangen?
gar uid)t 511 m Vewuhtfein gefontiuen.
Jltbtitfnjerftdjfning. ^parholfen.
Tie VoUrjerfttmmluiiß ber btutfdicn Sonbe?bcrfid)eruiiß<jr
anftaltcn, bic am 13 . unb 1 - 1 . Wai im 2 anbc«fiaufi‘ ber Vronin.^
Vraiibciipurg abßdmllcn luurbc, ftdlic fid) auf bi’ii Stanbpunft, bah
eine aUßL-mciiU’ Sr r b ö h u n ß b c r A c 11 t e 11 1 c i ft u n ß c 11 er-
foiDcvlid) fei, bah bereu Mafien aber, foiaeit c? fid) um bie Über-
minbuiiß ber bunt ben Sureg hcrborßcnifeuen Teuerung hanble.
aam Acid) ßcnäßen werben mühten. Vliißcrbein würbe ein groh-
gißißer Vl u v b a 11 b e r V e e f i d) e r u it g n a di b c 0 a 1 f e r u 11 g v
p a I i 1 i f d) e 11 W e f 1 di t * p u n f t e n unb bie fofortige ' x >imngriff--
nabme ber ba,gi noiwenbigen Vorarbeiten ßcforbert.
Xie Auircrfjtcdjaltuuß ber priunten Sebent unb Slranfcn,
iicn'tdurunden. Xcr Vuirbcvrat hat am 29. Xcocmber 1917 eilte Vcv-
avbiiuuß iibcr bic Voicbcrbcntclluiiß non foldien 2cbenv= 1111 b Mran
fi’iiuetfiiheniugcn cilancn, bei beiten bic .3editc au? ber VerfidKiuiiß
(Soziale $ra£ts nnb Atd)ü> für SBoIfSroo^Ifa^rt — 1 ü 18 — XXVII. Ar. 35.
642
54\
luährcnb bcS MeiegeS erlofdjen ober geminbert morben jinb, meil ber
V c r f i cfy ru n g 3 n e hmcr feine Verpflichtung , 5111 * Vcitragsflahlung ober
eine anbere vertragsmäßige Cbliegcnbeit infolge bes MricgeS nicht
rechtzeitig erfüllt fy.it (3kichs=©efcßbl. 3. 11*21) (ucrgl. 8 p. 219).
Sas Xt<riferlidje Auffidjtsamt für Vrioatm*fid)eritug ift alsiialb
und) Erlaß ber Verordnung mit ben feiner Auffid)t untcrfteljenbcii
größeren £eben»= unb MranfenbcrfidK’ruiigSuuteruchmUugcn. in
Verfyuiblungen getreten. Es fallen „allgemeine 33eftimnutnge.il"
aufgeftcllt merben, bie vom Vorftanb feber einzelnen ©cfcllfdiaft auf=
Zuftetten unb ber Auffid)tsbehörbc 3 ur ©enehmigumg 0 or 3 iilcgen finb.
Sa bei ben mirtfdmftliehcn unb reclirlic^cii Sdimicrigfcitcn, bie
bei biefer gragc 31 t regeln finb, längere -feit bergeben mirb, ehe bie
aügemeüicn 33efii mm ungen aufgeftcllt finb, fo rät baS Auffidüsamt
für ipribatoerfidjerung jebern VcrfidjerungSncbmer, auf beffen Ver=
ficfyetung bie Verorbming Anmeldung finbet, fd>on faßt ben Antrag
auf 39 iebcrfyrfteKung feiner Mochte an bie 33crfidjcntnqSgefeUfd>aft
311 ftctleu. Sie facf>tic£>e Erledigung bc» Eintrag», alfo bie Wicber*
IjerfteUung felbft/ Fann aUeidiugs erft uad) Genehmigung ber allge*
meinen 33eftimmungen ftattfiubcn. VIber bem VerfidfarungSuehmer
geben bann mcnigftenS feine Medfae Verloren, falls bet Vcrfid>erungS=
fall in ber 3 ttüfd)cn 3 cit eintritt. Ser § 4 Abf. 2 ber Vunbcöralä«
ücrarbnung Dom 20. Sebent ber 1917 beftinuut nämlich, baß baS Med)t
auf WiebcrhcrftcIIung unberührt bleibt, mcitn ber Verficbcrungsfall
nad) ber Abfenbung beb Antrags eingetreten ift. Es unterliegt
feinem $roeifd, baß biefc Vorfdjrift auch für foldie Anträge ©efa
tting fyit, bie bereits bor ber Genehmigung ber allgemeinen 33eftim=
mungen geftellt morben finb.
$ur äJtttbertimltnng ber Unfaljbcrfidverunö burrfj Ar*
beiterbertreter madjt baS ,,9?eidj3arbeifcShlatt" beS ®aiferl.
Stntift. Amts im neueften ©eft ( s J? r * 4 Sp. 31) Jm ©inblid
q,nf bie Schaffung -eines ArbeiierbeiratS bei ber SeeberufSgc-
noffenfehaft folgenbe Verneinungen: .
„Sic 9 ieid)vi>erfidxrung§orbmmg fief)t für bie llnfalloerfidjerung
feine gefeßlid) georbnete Teilnahme ber Verfieberten an ber Vermal»
tung ber VerufSgcnoffanfdxtftcu bor, meil bie Verfichcrteu von bei*
Scitnafync an ben haften biefer Vcrfidjerung befreit finb. $ 087
Abf. 4 hot aber bie Ai ö g l i d) f e i t et u c r f 0 1 di c it S c i l =
u a ß m c, bk uiatf) früherem M echte tC^cir) 1133(31. § 134 Abf. 2 c)'nur
für bic .^tmppfc^aftSlKrufSgeuofknfdxift beftanb, auf alle 33 e n.
c u f 3 g e 11 0 f f e n f tf) a f t c u‘ a u $ g c b c ß u t. Mach biefer Vcftim»
mung fantt bie Saßitng einer Gcnoffeufcßaft Vcftimmcii, baß_ Ver§
treter ber 3kr fieberten ihrem Vorftaube ober einem SettiouSvorftaube
mit Stimmrecht angeboren. ES ift bisher nidjt befannt getoorben,
baß Von biefer Ermcitcrung für irgenbeiuc 33*crufSgenoffeiifd)aft C^e=
braud) gemarkt tuorben märe. 3teucrbingS ift bagegen bei ber See-
bcrufggcnoffcnfcfytft ein anberer 3ßeg befdtritten morben, um eine
gemiffe 33 e 3 icbung gmifdjeu ben 3>erfid)frteu unb ber 3krmaltung
ber ©enoffenfdmft fierguftclleii. Ser 3?orftanb Fiat im Cftober 1917
befdjloffeu, „bie Stellung eines fecmänuifcfyu 33-eiratS 311 fcfyiffen,
ber bem (&enoffcnfd)afi£borftaub in gllen, ben Scfjup für Sieben unb
©efunbbeit ber SUiannfdjaftcn betreffenben ^Ingclegeubeiten mit s Jtat
unb Sat sur Seite ftefyn foll". Sa bei mürbe bie stelle beS 33eiratS
grunbfä^lich einem Vertreter beS SeemannSUerbanbeS borbe^alten,
um ifyn aud) baS Vertrauen ber Seeleute tmn bornfyreiu 3 U fiebern.
3ie ift nunmehr bem 33orfit?cnben biofcS 3krbanbeS burd) Sienft-
bertrag übertragen morben."
es märe gu tt>iinfd)cn, bafe boS 33oi*gef)en bei* SeeberufS»
genoffcnfdjaft sitiit minbeftcu in bei* burefj ben jj 882 21bf. 4
angeregten Sorm and) in ben anbeten ItnfanberufSgenoffen-
jd)aftcn $Rad)al)mimg feinbe unb utöglidjft iiberatt SSertreter ber
?rrbeiterberufSnerbänbe unter 33eriicfficbtigung ber berfd)iebenen
bebeirtenberen ^iebtungen 31 t ^ 0 ?itberatern getnäblt mürben.
P 0 ^nungs- unb § ub^nfragen*
Wohnungsfrage unb 3 Ser!e 5 rSboHtif.
Ser bai)erifd)e fianbeSmobnungSt^erein bat als 14. ©eft
feiner 6d)riftcn eine 31rbeit beS (StaatSminifters a. S.
non Srauenborfer beraitSgegebcn, bie biefent Problem
• gelüibmet ift. Unter ber Leitung grauenborfers ift bie ^ogial»
politif ber bai)ertfd)en SSerFebrSDermaltmig gefebaffen tuorben.
3ÜS früherer 5Berfebrsminifter ift ber fBerfaffer alfo gans bc=
fonberS in ber Sage, bic 33ebeutnng ber s i3erfebvöpolitiF für bie
SßobnungSreform abäufdiäben. Sie uorliegenbc SSeröffent»
Iicbitng beS bat)erifd)en SanbeStuobnmtgSbereinS ftiifct fid) im
tuefentlid)en auf eine Slrbeit beS awinifterialrats u. Sölder unb
^egicrungSbaumeiftcr Dr. (Se'rini, bic bei einem ^reiSauS»
f^reiben beS SdntbucrbaubeS für beutfdien ©runbbefife mit
bem erften f|5reie ausge.ieidmet tuorben ift.
33 on bem Cßruntgebaiifen auSgefyub, bag Die groftftäbtifdjc Woh¬
nungsfrage 3ugleid) eine 3 Jer!el)rSfragc ift, fudien bie 33 erfaffer bie
SöfuTiR barin, baß auf einem ©clänbe in größerer Entfernung
Uou ber CiJroßftabt, mo alfo bex Olrunb unb 33 obcn nody oerfiältniv-
mäfeig billig ift, 3ßol)uuugeu für alle Ml affen ber 33ebölferung ge-
jdjaffeu merben. SicS öjelänbe foll mit einer eigenen Sdjnellbalm
an bie ©robftabt augefd)loffen merben, unb am EnbpUnft ber Sd)ucU--
bafyi foll .bequemer Slufcfyufj an bic grofeftäbtifdieu 33er!el)rSmittel
fyrgeftellt toerbcti, fo baß bie 33emofyier ber IHu^cnftabt fdjucllc unb
bequeme 3.krbinbung 11 ad) ihren Vlrbeitöftättcn in ber ©rofeftabt
fiuben. Sie 3ßol)iiuugSfok>nie foll in eine gabrifftabt unb eine SBofyi-
flabt verfallen. Sie ißreisfebrift bringt genaue Vlufftellmtgen über
bie Moften beS 33obeuS, ber Aufteilung, beS 3^aueS, ber 3kt3infung
ufti). .Somobl ber pribate Wohnungsbau mie ber gcmcinnü^igc 2Bob=
uitngsbau folleu bie iP?öglid)feit ber Aiifieblung auf bem erfd)loffenen
©clänbe finben, ebenfo ift fornohl bie Erftclluug an ÜDiictSmohnungeii
in nid)t all311 giofecn iUiictShäufern, mie bie Erftellung bon bittet*
unb Mleintoohnungcn in Eigenhäufern ins Auge gefaßt. Weit¬
räumige 33aumeife unb ölelegeufyit 3um ©arteubau, in ben Außen
k'3irfen ber jWohnfolonie ainh 3itr Öaubmirtfchaft unb Viehhaltung,
ift in bem s 13lau borgefehen.
■ Set befonbere Wert ber $t*eisfd>rift liegt barin, baß bie
tedmifdje unb red)nerifd)e ^eite ber stuifeben Wobnfoloute unb
ber ©roßftabt 31 t fdiaffcnben 8d)neilba bn genau bargelegt
tuirb, benn nur bei guten 3SerfebrSmögIid)Feiten ift uielen 33e»
rufstätigen baS Wobnen.in einer Sfnfeenfolonie mögli^. Sie
^reisfebrift mad)t ferner einen eigenartigen Vorfd)lag, ber uou
©i* 3 . non granenborfer gang * befanbers unterftridben tuirb:
Sie ggbrfoften folleu gemeinfame 13aft ber
©cf am Heit aller 33etoobner ber 8iebIungS*
Foloinic merben. Se.r gabrpreiS für eine tägliche ©im
unb 9tiidfübrt beS ©auSbaltungSUorftanbeS foll auf 25 3abi*c
Fapitalifiert nnb ber Hapitalbetrag auf baS ©elänbe Uerteilt
unb als 3ufrf)Iag 311111 33obenprcis bejablt merben. S q f ii r
b c! 0 m m t ber W 0 bnu n gsi nbab e r ein j ä bi - t
I i d) e S 33 e 3 n $ S 1 * e ri) t a u f f r e i e (S i f e n b a b n f a b 1 * t-
(?S ift beredinet, baß felbft mit biefem 33reismiffd)lag, ber auf
alle Wohnungen Ucrteilt mirb, bic Mieten bei einigermaßen
preismertem ©runb unb 33obeit immer itod) billiger finb als
für cnt)pred)enbe Wohnungen in bei* Stabt. Saß bie £aft bei*
Wobnfreifabrt für bic berufstätigen ©ausbaltungSUorftänbe
auf alle ucrteilt mirb, rechtfertige fid) bamit, baß alle 33e*
mobiler bei* Wobnfolonic bas gleidjc Sntcrcffe an ber (5nt»
midlung ber Kolonie bm*d> eine gute VerfebrSpolitif haben,
baß aber biefc ©ntmidhutg nur bann möglid) mirb, menn baS
Slnßenmobnen auch benert erleichtert mirb, bic ihrem 33cruf in
ber ©roßftabt nachgeben muffen. —
33ei ben mannigfadien 33eftrebnngen, bie jeßt im ©ange
finb, um eine größere Sesentralifation bes SicblungSmefenS
berbeijufübren, Ucrbienen bie ©ebanfen ber görbernng ber
33erfebrspoIitif nnb ber greif ab c_t für bic Vemobner ber 31itßcn.»
folotiien befonbere 33ead)tnng. ©S ift erfreulich, baß fid) hier
bie 33eftrebungen bes ftarf fapitaliftifd) gefärbten. „ 8 d)itßner-
banbeS für beutfdbcu ©runbbefiß" mit ben ^Beffrebuugen bev
mobnungsreformcrifd)en Greife beefen.
©iii preußtfeber ©taatsfontmiffar für bas WobnungSmcfeu
ift ernannt morben, bamit bie bisher unter fünf uerfebicbeneu
preußifdieu S^iuifterien Uerteilten ^Öefugniffe auf bem ©ebiete
beS WobnungsmefenS an einer Stelle uereinigt merben Fönncu.
Surd) Erlaß beS Königs finb alle biefe 33cfugniffc bem
UWiniftcrpräfibentcn übertragen morben, bem 3111 * Bearbeitung
biefer 31ngelegcnbeiten als ftänbiger Vertreter ein Staats»
Foamniffar für baS WobnungSmefen beigegebeu ift. 3u biefem
2 fmt ift gleidiseitig' ber bisherige itnterftaatsfefretär im
SWinifterium ber öffcntlidien Arbeiten, Wirf!, ©eb. 3tat I>r
greiberr u. EoelS u. b. Vrüggben, ernannt morben.
Von bem neuen Staatsfommiffar folleu behrbeitet. merben.
bas 33aupoIi3eiii>cfcu mit bem ^täbtehau, baS MleitUvobnungsiuefcu,
bie 3 ^auqenoffenfd>aften, bie Mommunalauffidjt, fotueit fie mit bem
Wohnungsmefcn 3ufnmmenl)äiiqt, inshefontere alfo bic Wohnunqs*
auffidjt, ferner bie s Diietciniqunqsämter, bie fü3inl= unb beoölferuugs-
politifdicn 31 utßnahmen auf bem ©ebiete bes WohniiugsiocfciiS, ber
Wicbernufbau 0011 Cftpreußen, ber ftäbtifd>e ©runbfrebit, bie ftäbti»
fdicn SicbluuflSgefellfriiaftcn ufm. Auf allen biefeu ©ebicteu ftcllt
a u di b a S n e 11 c W 0 h n u n g S g e f c ß gahlrcidje Aufgaben.
Vor allem aber gilt es bieieuigen Aiaßnahmeit 311 treffen, bie eine
brohenbe Wohnungsnot und) Vcenbigung bes Mrieges ab3Utoenben
ober fie bod) und) 3 J 2 öglid)feit 31t milbern geeignet finb.
2D?it ber Sdbaffung biefer cinbeitlidicn Stelle für baS
preußifdic Wobnungsmefen. ift ein oft geäußerter Wnnfcb uieler
am Wobmtngsmefcu beteiligten Greife erfüllt morben. And) baS
pVeitßifriie Abgcorbnctcubaus bat mebrfad) bem Wuufd) nad)
einer Vereinheitlichung ber Vefugniffe ÄuSbrucf gegeben. SaS
neu gcfchaffene StaatSFommiffariat fiir baS Wobnungsmefen
544
543
Soziale Ißrajriö unb SltdjiD für BolfSmohlfahrt — 1918 — XXV11. Nr. 35.
bilbet ein ®citenftütf 51 t bem int itricge gefchaffeneii Staats*
Fommiffariat für' baS BolfScrnäbvitrigSmcfen.
©ine NHeterfefjubPeiorbnung für Stettin unb ttmgegenb ift Dom
StcIlPertr. Mcmmanbtcrcnben ©cneral beS II. Slrmcelorps angefid)tö
ber inigemöhnltd} gtofsen ^abl Don Siünbigungen gum 1. Oltober
1918 erfolgt, $ünbiguugen Don 9£oI)imngeif, unb ,31000 ohne Dürf*
fic^t barauf, ob ber jäf)rltd}c ÜWietzinS unter 1000 Ji bleibt ober nidji,
ob eine iWietfteigerung bezroeeft toirb ober nid)t, finb nur ^uläffig,
locnn baS 2Rietcinigung3amt ober bie ^oli^eiDerioaltun^ bie ©e=
uehmiguug 3110 ßiiiibuug erteilt bat. Die ©eiiehmigung ift 311 Der*
fagen, locnn fein iuid)tigcr ©runb für bic Miinbiguug borliegt. Bc=
reit© auSgefprodjcm’ .Stütibigitngeit bcöurfeu ber naditräglidien ©c=
nebuitgung. 3Iurfi iKäuiiniugSflagen' ober Bollftrerfungen au« Däu*
mungSflagen finb nur mit ©citebminuitg bc* iWietciuigungSaintc*
ober ber BolizeiDerioaltmtg zuläffig.
gücniriftyc putetUmgin.
© e f ii r 31 e r B e r t dj t über bie X a g u tt g -b e r $ r ei« ü
Bereinigung für ft r i e g S ttf 0 1) l f a h r t am 1. 11 n)
2. Dezember 1917 i u H a m b u r g. IßrciS 1 , — Ji.
16 Seiten. *)
^suftalt: Aufgaben, ©iuridttungeit unb Organe Don 35k>hlfahrU'
ämtcru in Stabte unb Saitbfreifen (Dr. Stfarie Baum). Die oee
faffungviitäf3ige tform Don SBublfahrtSämtent unter ^criidfic^tigung
ihrer Beziehungen gu ben ©emetnbeberbänben unb ber freien
iUebcSiätigfeit (Bürgermcifter Dr. Suppe). 3SaS berbient Don ber
Dätigfcit ber grauenreferate beim fttiegSaint unb ben ftniegS*
amtvfteüen in bie tfriebetiSarbeit übernommen zu toerben? (Eh*. ©er=
trüb Bäurner). ^iuterbliebcucnfürforge für SBrtmen, bie ihren
Derftorbeneu ©bemann erft geheiratet haben nach beffen enbgültiger
©ntlaffung aus bem HeercSbienft.
© e f ii r z t e r B e r i d) t über bie X a g u u g b e r ,y roini
Bereinigung für ft r i c g S 10 0 h 1 f a h r t a uv 2. u 1 : b
3. Bdärz 1918 in Barmen. B*eiS 0,nr> Ji. 32 Seiien .*\
evuhall: Jyürforge für arbeitslofc grauen unter BcrüdficUD
gung ber Übergangszeit (Dr. ftätbc ©aebel). <yürforge für arbeite
lofe viugeublidte unter Berüdficbtigung ber tibergangomirifcbau
(Battor fttefeling). Die 3luSbilbung unb tfortbilbung ber beruf*
lieben unb ehrcuanulidien iWitarbcitcriniten in ber Sßoblfaliüv-
pflege (Dr. ©lifabetb 3Ütmaiin*©ottbetner). llnterfäi^ungStoefen
beS ftriegSminifteriumS unter befonberer Bcrürfftchtiguwg ber ©iuup
beS ftSW. Dom 26. None nt her 17 unb 14. Dezember 17 (Cbcrbütgcr*
tneifter (luttoi.
*) 3 U beziehen Don ber 31 u S f u 11 f i S ft c 11 e für ft r t c g s
lDühlfahct, Berlin W 30, Nollenborfftr. 29/30.
Die 3eiifcf)rtft ,,*»0 jialc pvavte »nt» fiiv £Uilk*uio ljtfabvt" ift burch alle Buihh«nbfungen unbBoftämter (^oftjciiimgSfHuminer 713(1) ju &cjieb«i
©inaelnummer 35 Bf- 2>er 3bi3etgcnprei§ ift 45 Bf- für htc olergefpalteite Betitseilc.
ftiel^irf^aui^^uli’^cn * 9, " 9 ^ äri9en berftt ^ ctU< ^ e " a8w f t ' | 0l©l©l®l®t®l®t®»®f®1[®l®l®l®M®r®l®l0l©I®f®l
3tbteiIungöoorfteher,
bem iuSbefonbere bie Bearbeitung ber Sohnfragen, ber Berficheiuitgen,
ber 9technung«fontrolIe, be§ BaitfoerfehrS u. ä. übertragen merben foQ.
Xie 3lbteilnng für Nahrungsmittel, für (getränte, bie laitbtDirtfdjaftlidte
3l6teilung unb bie ©uthabenfaffe tüiirben ihm unteriteüt fein, ©rtoünfctjt
ift Stilgeloaubtheit im fchriftlidtcn Berfeht mit Bchörben. ©eeignete
Betoerber, bic fdion größeren Betrieb geleitet haben unb in Banf* unb
NedhmuigSfragcu erfahren finb, loollen fiel) unter ©iiifenbung Don SebenS*
lauf unb 3 eugniffen mit Angabe ihrer ©ehaltöanfprüthc uragehenb beim
S&o^ffa^rtäoerein Her ^atferlft^en Wcrf t, IHcI, f dr r i ft! i dr
melbeit.
Vertag oott 3fif#et in ^etm«
0(f$füttl(id)6 fefa^noiflen unbgtatt^Iögc
Rebefunft »mi
28.—30. Tau{enb. 1918. 1 W*tf 40 ^f.
' ®l®!®l[®l®«®i®i®i®a®i®i®a®»®i®t®i®i®i®l®f®7
«■■■■•■■MB 1
® e 1 1 a g o o n © u ft a » & i f e t in ^etia.
!■■■■■■■■■■■& ■
Soeben erfdjieu:
$cutfd)e ©efc^ic^te
/ Don
®ietri^ Scjafe*.
Seifte bie auf bic Stgroronrt fortqcnilirtc äluffoge.
^rei§ für beibe 33önbc btofdj. 20 9RarF, geb. 27 2)iorF.
'Btmb: ÜTHttelalter.
(XI. 468 <5. gt. 8 °.)
^n£)altdü 6 erficht: ©tfteS Buch- 2)ie ©ntftehmtg eine® i>eutfdjen
Staateroefenö (bis 911). l. ©ermatten unb Nönter. 2 . Xie Bölfer*
tuanberimg. 3. XaS^rattfeitreid) bis z u at XobeBippiaS. 4. .Vlarl ber©rofte.
Xte Sluflofung be§ MarolittgerreidjeS. — 3toeitcS Bttd). Die beutfrhe
ftaifetAeit (911—1254). 1. iöSieberaufrtdjtung beS betttfehen NetcheS unb
©rtoerbung ber ^aifertüiirbe (911—973). 2. Xeutfd)lanb ©ttropaS Bor*
mad)t. SteUnttg zum Bapfttum (973 — 1075). 3. Die ^dt bcs ^tiDeftitur*
ftreits (19<ß— 1125 ). 4. Bott Sothar III. bis auf Heinrich IV. (1125 bis
1197). 6 . Untergang ber Staufer unb ber bcutfcheit £aifermarf)t (1199
bis 1254). — Drittes Bud). Die ^iuflöfung beS Reiches unb ber Beginn
ber ^Reform (1254—1521). 1 . Äoloitifatioit, Stäbteenttoideluitg ttttb
Derritorialmefeu. 2. Das ftönigtum im Dienfte ber ^auSmacht. 3. Die
beutfd)eu Xevritorialmädttc unb baS 3luSlanb. 4. Deutfdtlanb ttttb bie
mittelalterlidje Vhtltur; 9teid)S= unb .Mirchenrefortit. Natnett= tt. SachDetz.
3»eüet Söanb: Sleitjdi
(X, 551 S. gr. 8 °.)
'suhaltsüberfidjt: BierteS Buch- 9tefarmatloit »tb ©egen«
reformatitm (1517—1648). 1 . SNartiu Suther als Urheber ber Äefor*
tnation. 2 . Berbreitnitg unb Befeftiguitg ber Deformation. 3. Die
ber ©egenrefortttatiort (1555—1618). 4. Der Dretfeigjährige Ärieg. —
fünftes Buch- Bom SBeftfiüifdjes ^rieben bis zum Wiener
(1648—1814). 1 . Deutfdjlattb im 3citalter SubtuigS XIV. (1648—1716).
2. Deutfcplanb zur ^eit gricbrichy beS ©rofeett unb SKarta DherefiaS
! (1715- 1786). 3. Bom Xobe ^riebrtd)S beS ©roßen btS zum
' Wiener Mottgreß (1786—1814). —. Sedjfteö Buch- Die StufrHbtmtg
1 beS neuen Deiches (oon 1814 bis zur ©egenmart). 1. Der Beginn
nationaler unb fonftitutioitefler Beftrebungen (1814 — 1840). 2- Di t
3 ß ü Tvriebrict) SBtlheltttS IV. (1840—1858). 3. Die Neubegrünbung
beS DeidtcS (1858 1871). 4. Jtit neuen Deid). 5. Äampf umS
Dafein. - Diidhlid unb Sd)Ittfj. — Sach* uttb SBoctberzeübmä.
Cetantoortltch für bic Sd^riftlcihmg: Dr. Q u b tu i g $ e t) b e, 93 crlin*©nmct»Qlb. — Verlag :®uftab^if«bet, 3 cna. — ®cbru<ft bei ^ u I i u S @ i 11 c n f c l b, ^ofbiubitnitfer., BetlittW .8
Diefer Nummer ift ein Brofpett Don Berlag für DeichSoerftiherung ©. m. b.$. f 9Nüttd)ett, betreffenb „Süitf 3®^ DetchSpe rficher nngS*
orbmtng M f Herausgeber Mniferl. ©eh. DegterungSrat H. Brcithanpt, beigefilgt: empfehlen bie Beilage geneigter Beachtung.
XXVtl. DM 6. $tmi 1918*
Qo^xaU tyxaxx#
mti»
&xd)iv für Uolü^moüifVtljrt*
#
(Srf^ünt an febem JDomteritag. _ ICtreis »tertel|ftijriMj 4 JKarb.
-— $eranfgeben -
füll« Wjo, gtgJltgbinrfltr» 29/30 JJtOf. Dp. ®« j^flütgfcf Ultb JJntf. Dp. |jß« ttnfta* ff fätt, |tna«
ftvafpTtQttt Amt IblUitbflrf 1809. Semfpre^er 53.
Hbmmur 36«
A
Tex preufeifcbe ©iaatSfom-
mfffar för bad S&oIjnungS*
id c f c n. Con CBerbflrgermeifter
Dr. ^ominicuS, 93erltn»©d)önf*
bcrg.545
TU (Sefenfdjnft für ©ojtflle
SReform im Kriege. SätigfettS*
beriet für bic Seit Dott 6 nbe 1913
bis 3rriH)jaf>r 1918. L . . . .547
tmaemeine «oalaloomt* .... 551
2 >ie beutf(^-öftciTcicbif(b*wngarifcbcn
^irlf^aftSDerbänbe fürWitgleidjinig
bcr ©oaialBolitif in ben oerbünbetcn
Sfeicben.
SfuffjeBung bcS $ 153 ber ©etoerbe-
orbnung.
ttoSfdeniSInmg nnb fieicRi«
battmtg.552
3)nS fiinfiigc ©ijftem unfcrcr SBolfS*
cmäbrung.
Söergletdje bcr Koften ber ßebeitS*
baitung in Stmfterbam in ben
äafjren 191011 nnb 1917.
ftftvforge für Krieggftefcftabigte mtb
^eimfobrenbc Krieger.553
ßubenborff-Sfcenbe für
ÄriegSbefdjäbigtc. Stufruf!
SMe Sßiebereinftettung ber Sßriuat-
ungeteilten nad) bem Kriege.
®ie neuen KriegSfurbeftimmungen.
Cesiale 3*ftibtfce. 554
öertiner KriegSlo^nc I.
fioftttbetoegtragen tut* OrbeUfi
fftmpfe . 555
®egen WrbeitScinftcUnngen int Kriege.
Oe|«mg<« ttnb ttobenfrage« . 657
Ärtoeitenmg unb ©itJjerung
beS Erbbaured)tS.
3ur recfjtlidjen ^Regelung beS Krieger-
beiniftattenmefenS.
^ie SBoljnungSfrage für ©tubenten.
£iterarifd)e aRHieUnngeu .... 558
tlbbnnf fflntflicher Hufföfce tft Bettungen unb Settföriften geflattet, feboch nur
mit Doller Quellenangabe.
Sfr t>mt^ifrfjf§taat 5 hommi(fnr ffir ims PoSjmtngsnif fett.
Bon Cberbürgermeifter Dr. T o m i n i c u S, Berlin-Scbönebetfl.
9lnt 24. 9to0eutber 1917 hatte irf> auf ©inlabung beS
Btheinifchen 93eretn^ für KleinmohnungSmefen in Tiiffelborf
einen Bortrag über bic Aufgaben ber KleinmohnungSpolitif
nad) bem Kriege au halten. 9tad)bent ich am ®d>Iitffe ber
llnterfudjung feftgefteKt batte, bab man bei Beenbtgung beS
Krieges OoranSfichtlicb in ber großen 2M)raal)I ber 0tabt«
gemeinben mit einer afitten äßohnnngSnot mirb rechnen muffen,
machte ich auf eine 0d)hnerigFeit anfnterFfam, bie in bem un¬
nötig Fompliaierten Behörbenattfbau liegt. 3n ^renfeen
mären nämlich batnalS für bie grage beS SBobnungSmefettS
5—6 oerfd)iebene SPÜnifterien auftänbig:
baS SRiniifterium ber öffentlichen Arbeiten für bie Baupolizei
unb bie gludjtlinienpläne,
bas SRinifterium beS Innern für bie ©J>emcinbeauffid)t,
bas SRinifterium für £>anbcl unb ©temerbc für bie Arbeiter»
fürforge, bie SBohnuitgSaufficht unb bainit einen groben Seil
beS neuen preubifeben 3£oi)nungSgefebeS,
baS ßanbtoirtfcha.ftSminiftcrium für ben ftäbtifchen Bobenfrebit,
baS Kriegsminifterium mäf)rcnb bcr ÜbergangSaeit für bic Be--
fchaffung bcr StrbcitSfräfte unb gennffer Bauftoffe,
baS ginanaminiftcriuni für bie Oorgefeljeuc finanaiene görberung
ber gcincinmifeigen Bautätigfeit.
Hut bie aus biefer bebörMichen 3 erfplitterung fid) um
Uermeiblid) ergebenben Reibungen unb SSeraögerungeu aa uer-
lueiben, mathte id) bamalS ben 2 Sorfd)Iag, nad) bcr ^natogie
iieS 0taatSfommiffarS für baS ©rnäbrungSmefen einen
0taat§Foinmiffar für baS 39obnungSmefen in ^reufeeu au
icüaffen. Tiefer 5ßorfd)(ag mitrbe bon bem SBorftanb beS
9 ibeinifcben Vereins für ^leinmobnungSmefen anfgegriffen
unb in einer Eingabe bem preithifcben ©taatOminifterimn
unterbreitet, ©ine Steibe non anberen .Korporationen, u. a,
ber Tcntfcbe SobuungSauSfcbufe, fd)Ioffen fid) biefer Petition
an. s iÜ)nIid)e ©rmägungen mareu iuamif^cn and) im
,§errenl)aufe bei ber Beratung beS SBobnungSgefeheS (aut ge-
morben. Sn ber Sipung am 15. Qamiar 1918 nahm baS
£errenbauS eine ©ntfebiieftung an, monad) eS bie Königli^c
0taatSregientng erfud)te, „bie gefamte Bearbeitung beS
3öobnungSU)efenS ber einheitlichen Öcitung eines 9J?inifteriumS
3 it unterteilen." i i ! «
Nunmehr ift, aflerbings nad) -einem fdjtueralicben loeitereu
Beitneriufte, burd) bic Königlidje KabinettSorber nom 17. 3)?ai
1918 ber 0taatSfommiffar für baS SBobnungSloefen befteüt
morben (nergl. 0p. 542). Tie KabinettSorber erüärt, „ba&, um
ein fd)ne((eS, fraftnoKeS unb erfoIgrcirfjeS Borgeben gegen bie
(Gefahr einer SßobnungSnot su fiebern, bie unter oerfebiebenen
prcufjifcben Btinifterien oerteilten Befugniffe auf bem (Gebiete
bcS SöobnuugSmefenS nunmehr bem SWinifterpräfibenten über¬
tragen nnb ibtn a»t Bearbeitung biefer Stngelegenbeiten als
ftänbiger Bertreter ein 0taatS!ommiffar für baS SöobnungS-
mefen beigegeben morben ift." Tie Begriinbung ber
KabinettSorber, mie fie in ber „9?orbbeutfd)en ungemeinen
Beitung" nom 25. B?ai 1918 miebergegeben ift, erfennt an,
bah „bie bisherige Bcrfplitterung bie Saitiatine auf einem
©Jebiete lähmt, baS bringenb nach Reform nerlangt unb für
baS 9teformpläne in grober 8 ab( norliegen, obnebabeSau
m i r F (i d) b u r d) g r e i f c n b c n ©ntfeblüffen, g e f d) io e i g e
benn an entfd) eiben ben B? a h n a I) ni e n, bisher ge-
Fontmen märe." Bunt 0taatSFomtniffar ift beFannt(id) ber
UnterftaatSfeFretär im B?inifterium ber öffentlichen STrbeitcn,
greiherr n. © o c I S ernannt morben.
SBir begrüben biefe nette ©inrid)tmtg nidjt blofe auS beut
©Jefid)tSpunFt heraus, bab bie Bereinigung ber BuftänbtgFeiten
auf beut ©Jebiete beS B^ohnuttgSmefenS allein fchon eine Be-
fchleunigung ber fo bringenb notmenbigen Beforntmabnahnten
begiinftigt, fonbern and) uod) aus einem anberen ©Jrunbe.
üWinbeftenS ebenfo mid)tig fdjeint eS uns au fein, bab bie
■Öffentlidjfcit nunmehr m e i b / an men fie fid) bei ben
au ermartenben 0cbmicrigFeiten in ber SBohnungSfrage als
beit n e r a tt t m o r 11 i d) e n 0taatSOermaltungSbeamten au
holten hat. Biel 31 t fehl* Oer£ried)t fid© meiner SWeinttng nach
bei nuferer jefcigen Behörbenorganifation ber ©ittaelne*mit
feiner Berfönlichfeit hinter Kollegialinftanaen. 51lle möglichen
9(rteit non 3litSfd)iiffen, B?agiftrate, 0tabtoerorbnetenoer-
famtnltingen, bis hinauf 311111 ebenfalls FoKegial organifierten
0taatSminifterium bilbett einen 0d>ubmall tittt bie für bic
einachten BermaltungSntabnahmeu mirFlich nerantmortlid)en
©tnaelpeiförtlichFcitcn. Tttrd) bie 0chaffttng beS SlmteS bcS
0taatSFommiffarS meicht bie prettbifchc Begteruny erfreulicher-
meife ln)it biefent ©Jebrauche ab ttnb ftellt eine Berfönlitf)fcit
als bie nerantmörtliche itt bas nolle Sicht ber Öffeitt-
lid)Feit.
Ter Unterfd)ieb. nott ber ©inrid)tuitg beS 0taatSFonintiffarS
für bie BolfSernährung fd)eittt mir babei ber 311 fein, bab, als
biefe ©inrichtttng im B?ai 1916 gefchaffett mürbe, bie ©r-
nährungSnöte mirFlidi jebettt einaelnett fchon fichtbar gemorben
doaiate Sßrügia unb9(r<|>tü für Solfottjoßlfahrt — iÖi8 — jtXVII. 9h. 80.
'547
Warnt nnb jeben einseinen Bürger unmittelbar berühr¬
ten. (Gans fo fd)Iimni liefen bic Berhältniffe auf beni
(Gebiete heg SBohnungSmefenS äurseit noch nid)t. Sie
Werben erft fo fd)Iintni werben, Wenn plößlidj bie iDMionen
oon ßriegern snrii eff ehren unb bie bisher in fremben Haus¬
haltungen Icbenben grauen mit ihren betmfehrenben Chatten
neue Haushaltungen begrüttben nnb bamit neue BWbnungeit
brauchen werben. TeSßalb aber, Weil bie Berhältniffe bi^&cr
noch nid)t fo fchlimm finb unb roeil baS Gnbe beS Krieges
unmittelbar noch nicht absnfehen ift, liegt bie (Gefaßt* nabe,
bafe bie ftaatlichen unb ftäbtifeßen Snftansen unb an ihrer
Spiße ber StaatSFomniiffar fiir baS BtoßnungSWeien bie not¬
wendigen Sftaßnahmen snr Bermeibung ber SBohnungSnot
oielleidjt noch nicht mit bentfelben Gifer unb ber Energie be¬
treiben, wie baS bei jener (Griinbung beS StaatSFommiffariatS
für bie BolFSernährung naturgemäß ber gaH fein mußte.
TeSßalb feheiut eS mir erforbertich 31 t fein, fdjon jeßt bie
£ffentlid)Feit barauf aufmerffam 31 t tnadjen, baß fie nunmehr
eine BerfönlicßFeit hot, an bie fie firf> im preußifd)en Staate
mit ihren Anliegen in Angelegenheiten ber SBohnungSnot Wen-
ben fann. TaS Korrelat ber SRadjtfiille, bic bem neuen Staats*
fommiffar übertragen ift, ift auch ein entfprecßenbeS Nfuß Oon
BerantwortlicßFeit gegenüber ber Üffentlicßfeit.
* *
*
TaS föriegSamt hot für bie Regelung ber Bau*
tätigfeit i nt S a h r c 1918 beftimmte Bicßtlinien feftgefeßt,
bie bie (Grunblage bafiir geben Tollen, wie weit eine Bantätig«
feit in biefem Saßre auSgcübt Werben barf. Tie Hauptaufgabe
befteht nad) wie oor barin, bie fieiftungSfäßigFeit ber $riegS-
inbnftrie auf bem im oergangenen Soßre erreichten Staube un-
bebingt sn erhalten. Hierfür finb saßlrciche unb 511 m 2Teil
umfängliche GrncuerungSarbeiten, ßauptfächlicb im inneren
Ausbau, erforberlid). Tagcgett miiffen alle Erweiterungen, bic
Sur Grhöbung ber Öeiftuug bienen, nad) wie bor aufs fdinrffrc
geprüft toerben. AIS neue Aufgaben treten fiir baS Saht' 1918
bie 30? a ß n a h nt en jur Vorbeugung ber 2 S 0 ß s
11 u n g S n 0 t f 0 w 0 h I in ben Stabten tu i c and) auf
b e nt Ö a n b e hio 3 u. Auch ber Bau oott Scheunen unb Ställen
fotuie fonftiger lanbwirtfdjaftlicher BetriebSgcbäube ift in nod)
ftärferem Nhiße als bisher 51 t förbern. Sotoeit eine to irf*
l i d) c Sö 0 h tt 11 tt g S tt 0 1 befteht nnb bie TriitglidjFeit 31 t ihrer
Beteiligung nadigetoiefen ift, finb bie c r f 0 r b e r 1 i d> c n
33 a u t e tt w i r F f a nt 3 u tt tt t e r ft ii ß e n unb bic b e -
nötigten 33 a 11 ft 0 f f e f r e i 3 n g c b e tt. Sn ber Haupt«
fad)e toirb eS fid) babei um ben Ausbau oon Tadjböben für
2 £obnung§ 3 ioetfe unb ttnt ben Umbau oan größeren Wohnungen
burd) Serlegung in fleinere honbeln. giir ben Ausbau hon
tfellermobnungcn foll bagegen bie fdjärffte Beurteilung ge¬
boten fein, uitb fie follctt nur in befottberen Notfällen nnb 3 toar
unter baulich nnb gefunbhcitlid) giiuftigen Bcrbältniffcn auS*
gebaut loerbert biirfett. Gbettfo foll ber Bau Oott Baraden 3 ur
Befeitigung ber SöohnungSnot nur itt bringenbett Ausnahme-
fällen 3 it 3 itlafiett fein. Tie gertigftellnng oon ftillgelegteu
Sßohnung&bautett foll genehmigt toerben, toentt eS bie Ber-
hältniffc einigermaßen 3 nlajfen mtb inSbefoitberc, toentt bie An*
forbentttg an bcfdjlagnahmten Bauftoffeit gering ift. £urnS*
bauten aber finb allgemein 0 c r b 0 t e tt. Tag Houptgetoid)t
foll auf tölcintoobn un gebauten gelegt toerben. An¬
träge ans ber Snbuftrie auf Herftcllung oott Arbeitcr-
10 0 h n tt tt g c tt nüiffen ber BautenpriifuitgSftelle umgehenb
3 itr Briifung oorgelegt toerben. Tic (Genehmigung ift hier ab¬
hängig 3» machen oon ber Buftimnimtg ber suftänbigett SanbeS*
ttttb (Gemeitibebebörben. Tie 3 ttr Behebung ber SöohunngSnot
erforbcrlidjen A r beitsfräftc toerben Oont Erfaß* uttb Ar-
beitsbepartement 3 ur Bcrfiigung geftcllt. giir bie Zuführung
ber nottoenbigett Bnuftoffe foll als (Grunbfaß feftgehaltcn
werben, baß bie nädjftgelcgenen BesugSqueßen 311 toähleti feien,
nnb baß Sanbfußrtoerf fotoie B3affertoege für ben Transport
ntöglidtft auggenußt toerben.
fit ©f^Ufdjöft fftr $ö?iale im Kriege.
TätiglcitSbertcht für bie Seit OottGnbe 1913 big griihjahr T918.
1 .
Tie 6 . Houptoerfammlung ber @efeHfd)aft für So 3 ia(e
Bcfornt hot am 21 . unb 22. 9?ooember 1913 in Tiiffelborf ftatt*
gefuttben. 3n biefer Seit galten bie Arbeiten ber ©efeüfcbaft
gan 3 ber Sicherung be£ getoerblichen Sriebeng burd) S c ft i •
gttng be£ forieftioen Arbeitgoertragg unb
G r to c i t e r tt n g b e g G i n i g u n g g to e f e n g. Ter Bei-
honblunggbertdht ber Tüffelborfer Berfantmlung ift 1914 alg
Heft 45/46 ber „Schriften ber (GefeDfchaft für Soaiale Reform"
im Trud erfdiienett, unb and) Heft 47/48 toar oertoanbten (Ge
banfengängen getoibmet, inbem eg ben Ausbau unb bie Ber-
oollfommnung beg Ginigunggtoefeitg auf (Grunb einer Er¬
hebung ber GfefeÜfdjaft behanbelte, bie Brof. Dr.
Sintm ermann bearbeitet hatte.
Sn ber Solgc^eit traten einige Sragett beg Arbeiter*
f d>u ß e g in ben Borbergrunb. Bor allem galt eg, barauf bin-
sumirfen, baß bie 3 ttr Sanftiottiermtg ber 1913 aufgeftcllteti
Örunbfäße für ben Herbft 1914 tu Bern geplante biplomatifdw
^onferen 3 über bag Berbot ber 9?ad)tarbeit ber jugenblicßen
männlichen Arbeiter unb ben Hödtftarbcitgtag für Sranett unb
für jugenbliche Arbeiter beiberlei @efd)led)tg auch für Teutßh-
ianb einen langerfehnten Rortfd)ritt brächte: bie Grhöbung bes
Sdfußalterg ber Sugettblid)en Oon 16 auf 18 Saßre. Tie (Ge-
feüfchaft für So 3 iaIe Befornt ließ nichts nnOerfucht, um, bc-
fonberg burd) ein folibarifcheg Borgehen bei* 311 ihrem AuSfchuß
3 äblenbeit 9?eid)gtaggabgcorbneten, einen Trud auf bie beuifeße
Begicruttg, bie fid) bet: bringenb nottoenbigen Berbefferung bes
Sngettblid)ettfd)nßeg gegenüber ablehncnb oerholten 311 fottett
glaubte, augsniiben. Öeiber ift bie föonferen 3 infolge beg
.Qricgeg nicht mehr 3 uftanbe gefotnmen, fo baß bic Bemühungen
ber (Gefellfd)aft auf biefem (Gebiete, bie ber Stieg afgbalb ein*
bringlid) red)tfertigte, gegenftanbsloS tourben.
Sn Snfommenhong mit bem HöcßftarbeitStag für grauen
fteht biegrage beg allgemeinen S a itt £ i a.g g f r ü fj f ch 1 u f f e e
für Arbeiter unb AngefteHte in Snbuftrie unb HottbeL Sie
tonrbc im Aufträge ber (Gefellfdhaft cingeßenb Oon Dr. öubtttig
Hcpbe unterfud)t; bag Grgebnig liegl in Heft 52/53 ber
Sdirifteit ber CGefcllfchaft für So 3 iale Befortn oor.
Gin befottbereS Angenmer! bat bie (Gefeflfd)aft immer ben
Arbeiterfdptßfragen beg (G a ft to i r t g g e to e r b e S 3 ttge-
loaitbt, für bie fie einen befottberen UnteranSfdmß eingefeßt
hat. Sn ber GrFentitnig, baß bie Übelftänbe itt biefent ©etoerbe
and) auf bem (Gebiete beg Arbeiterfdiußcg großcnteilg auf bag
Triitfgelbumoeien 3 urüd 3 ufiihrcn finb, oeranftaltete ber Uttter-
augfehuß eine Erhebung bariiber, toic fid) bic Oerfd)icbentlich
cingcfithrte Ablöfuttg ber Trinfgelbcr bitrcf) fefte Sufchläge be¬
währt hat. Tag fachlich nicht fehr befriebigenbe Ergebnis ber
Umfrage hot Dr. Het) b e im Heft 49 ber Sdtriften ftitfammen*
gefaßt.
9?ebett ben Arbeiterfcßußfragen befd)äftigten bie (Gefcllfdjaft
itt ben lebten B?onaten Oor bem Kriege Oornchmlich fo 3 ial-
politifche Angelegenheiten ber B r i 0 a t a n g e ft e 11 1 e n.
Auch für biefe befteht ein befonberer llnterangfdiuß, in bem fo
gut wie alle nennenswerten Angeftelltenocrbänbe TcutfchlonbS
oertrcteti finb. Auf (Grnttb feiner Berhattblungcn nahm bie
CGefellfdKtft gettteinfam mit ben ihr burd) ihre Berbänbe ange-
fchloffenett 690 000 Angeftellten für OoIIc Sonntagsruhe
im Hattbelggewcrbe in einer Gingabe an ben SReicßStag Stel¬
lung, bie offen auSfprad), Wie Wenig bie batnalS 3 m* Beratung
fteßenbe BegierungSooriage ben Anfprücßen ber So 3 iaI*
reformer genügte. Ant 3nftanbefommen ber Neuregelung ber
S\ ott f u r r e n 3 t la u f e I ßot ber UnterauSfdmß für bic
Augeftelltenfragen unter Borfiß beS Abg. T r i itt b 0 r tt gleidy
falls lebhaften Anteil genommen. Tie Berbefferung beS Gr-
f i 11 b e r f d) u ß c S befd)äftigte bie Anßerorbentlid)e Haupt-
oerfanttttlung, bic bie (Gefeüfd)aft 311 m 9. 3Rai 1914 etnsii*
berufen Anlaß hotte (Neferettt: Abg. Dr. Beil; Beröffeut-
lichttng beS BortragS als Heft 50 ber Schriften bleibt oor
behalten).
Sn 3 Wifd)cn hotte fid) eine fo 3 ialpolitifcbe BHibigFeit an
beit maßgebenben Stellen geseigt, bie ben fd)ärfften SBiber-
fprueß herauSforberte. Borbereitet burd) Sd)riftett über angefc-
lid)e unerwünfeßte golgett ber Sosialpolitif, geftiißt burd) eine
umfaffenbe Agitation intereffierter Streife unb begiinftigt burdi
baS Weitoerbreitete (Gefühl, baß ber Sosialreform Feine großen
unerlebigten Aufgaben mehr harren, ntaeßte fid) bie begiitttenbe
BeaFtion auf fo 3 iaIpoIitifd)em Ofebiete broßenb bemerFbar. 33e«
fonberg feßien mit bem ficß anFiinbigenben StiUftanb ber
fosialen (Gefeßgebuttg and) ein Borgebett gegen bic Selbfthilfe
ber ArbeitnehmerOcrbänbe Hanb in Hottb gehen 31 t foöcu.
AngefichtS biefer ungeheuren Oaterlänbifd)cn CGcfahr Fomtte bic
(Gefellfcßaft für So 3 iaIe Beform nicht fdiweigen. Sd)on bie
Soziale '^rajiS unb 2lrcßiü für BoltStoohlfaljrt — 1918 — XXV11. Sir. 86.
560
64$
Dagesorbnung ihrer Slußerorbentlichen Hauptoerfammlung
fpiegelte bie Erregung ber foaial gerichteten Greife Wibet; alt
ber Spißc ftanbj ein Bortrag Bi*of. Dj\ K e f &f e r S (Sena) über
baS KoafitionSrcdjt, ber fid) 51 t einer cinbrntfSPoüen,
in ber Erörterung nocf) unterftrichenen Stbrecßnung mit ben Be*
ftrebungen ber ©egner eines freien BereinigungSredjtS ber
Sfrbeiter unb Slngefteüten geftaltete. s 2 lußer ber fdjon ermähnten
Befpredjuitg bei? ErfinberfcßußeS waren eS ferner bie Sorbe¬
rungen ber „Stieffinber ber Soaialpolitif" — ber ©aftwirts»
gehilfen, Kranfenpfleger, Sdjaujpieler, Bürobeamten ufto. —,
bie fid) auf ber Hauptoerfammlung geltenb machten, um barau»
tun, baß eS für manche BerufSfreife nicht nur nicht 8 » Diel,
fonbern überhaupt noch feine nennenswerte foaialpolitifd)e ©e*
fchgebung gegeben hat. s JM)r noch aber als bie ©eneralocr-
fammlung felbft trug bie ißt* am 10 . R?ai folgenbe C) f f e n t -
Itd}e Kitnbgebung fiir Sortfiißrung ber
0 0 8 i a I r e f 0 r nt ben Eßarafter eines aus tieffter
Sorge um bie Sufunft Pon SSolf unb Batcrlanb
geborenen, Wuchtigen BrotefteS gegen ben StiUftanb
ber Soaialpolitif unb gegen bie brohenbe Erfticfung ber Sclbft-
hilfe. Der Verlauf biefer Pon Daufenben befitdhten Kunb»
gebung ift im Heft 51 ber Schriften ber ©cfeüftfiaft fiir
Soaiale Reform bargeftellt worben.
Rod) gingen bie Zögert ber Erregung über bie (Gefahr bes
foaialpolitifdien StiÜftanbeS unb beS S&ieberbeginnS gefäßr
Iid)fter Rcpreffionen hoch unb brohten Oiel Pon bem nationalen
(Gewinn jaßraehntelangen beharrlichen SöerbenS beS Staates
um bie STrbeiterfeele 8 » Oerfdjlingen, aB bie Schliffe Pon Sara-
jeWo jäh aur Selbftbefimtung mahnten. Der K r i e g machte
ben planen, bie gegen bie Slrbeitcrorganifationen gefdmiiebet
würben, fofort unb nach menfchlidjem Erntcffen Wohl für fehl*
lange Seit ein Enbe. 2lnbererfeitS fchien eS annädjft, als miiffe
aüeS foaialpolitifdje BorWärtSbrängen aum Sdjweigen fomnten,
ja, als wolle fid) ber Krieg nur als 3erftörer beS bisher in Wr^
beiterfdjub ünb -oerfidjerung. Erreid)ten aus wirf en.
Dtefe Befürchtungen haben fich aum Deil als übertrieben
ermiefen. Der Krieg hat amar aur aeitWcifen Slufhehung eines
Teiles ber Slrbeitergefepgebung geführt, er hat aber bie Sort¬
ierung ber Soaialpolitif nicht gana hintanaußalten Permodjt.
Sa, er hat fid) fogar in mannigfacher Hiufidjt fehöpferifd) er¬
miefen unb hat bem foaialett ^niereffe beS beutfehen BolfeS
einen ungeheuren Impuls gegeben.
Die Q5efeUfrf)aft für Soaiale Reform, bei Kriegsausbruch
einen Slugenblicf lang um bie Sufunft ihrer Arbeit beforgt, faß
fich fehr halb Por Aufgaben geftellt, bie bie Kräfte ihrer ©e^
fchäftsftelle aufs äußerfte in Slnfprud) nahmen. engerem 3 u-
famntenmirfen mit bem Büro für Soaialpolitif, baS and) in
ber BeridjtSaeit Wiebcr ber ©efellfchaft feine unfcßäßbarc
Hilfe für ihre ©efchäftSfüßrung aur Berfügnng ftellte, fanb bie
©efeüfd)aft für Soaiale Reform ungemein reiche BetätigungS-
möglichfeiten, bie fich nur aunt fleinen Deil in einem furaen
©efcßäftsbericbt erwähnen laffen. 5fuf aahlreidhen ©ebieten ber
KriegSfiirforge unb KtiegSWirtfdjaft fonnte bie ©cfeUfchaft
ntittoirfen; ihre leitenben Berfönlidßfeiten fanben ©elegenheit,
in ber 3frbeitSlofenfiirforge, bei ber Einfüllung ber Btaffen-
fpeifungeit, in ber Kriegerwitwen- unb »Waifenfiirforge, im Bei¬
rat beS KriegSernährungSanttS, fpäter in ber Durchführung beS
Baterlärtbifchen $ilfSbienfteS, foWie bei aahllofen einaelnen
©elegenheiten halb unmittelbar praftifd), halb beratenb mitau»
arbeiten. Das Borhattbenfein einer mit ber gefantten Slrbeiter-
uttb SlngeftelltenbeWegung aufs engfte Perbunbenett neutralen
RuSfunftS- mtb BermittlungSftelle würbe inSbefonbere and)
Port ben iniiitärifcben unb aibilen DienftfteHen als wertPoll
empfuitben unb ben Aufgaben beS Krieges nufcbar gemacht.
Nebelt ber fich hieraus ergebenbeit laufenben Arbeit ber
©efchäftSfteüe Perbienen inbeffett einige ©ebiete herPorgehoben
au Werben, auf benen fich bie ©efellfchaft für Soaiale Reform
gana befoitbers betätigen fonnte.
3uPörberft fei hier erwähnt, haft bie ©efchäftsftelle eS
fiir ihre Bflid)t gehalten hat, bie E n t w i cf 1 u n g ber 5fr-
beiterbemcgitng in ihren Beaiehungen au Krieg, Staat
unb ©efellfdhaft fortbanernb genau au Perfolgen, ba fie fi^ ber
foaialpolitifchen äufunftSbebeutung biefer Stagen flar bewußt
ift. 5luS ben Beobadjiungen ber erften KriegSmonate ift bie
Schrift „Der Krieg unb bie beutfehe 2frbeiterfd)aft" als
$eft 54/55 ber Schriften ber ©efellfchaft herPorgegangen.
Später ift Pon einer Beröffentlichung beS biefe Beobach¬
tungen fernerhin betreffenben Materials Porcrft Slbftanb
genommen worben.
Eine ber Stagen, bie fidt) fd>on im Anfang beS Krieges
als befonberS fd)WcrWiegenb erwiefen unb bis heute noch im
Borbergrunbe beS foaialpolitifchen ^ntereffeS ftehen, ift bie Re¬
gelung öeS SlrbeitSnachWeiSwefcnS. ben erften
KriegSmonateti nahm bereits bie Berliner Ortsgruppe ber ©e-
fellfd)aft für Soaiale Reform Beranlaffung, an bie ©rofe-Ber-
liner BorortSgenteinben mit einer Eingabe um Qufanimen-
wirfen mit ben Slrbeiterorganifationen Ijeransutreten. ^m
Srühiahr 1915 begannen gemeinfame Beratungen ber ©c»
Werffd)aften aKer Ridjtungen aur Herbeiführung einer reichs-
gcfeplid)en Regelung ber ärbeitSPcrmittlung. 3u biefen Ber-
hanblungen würben Pon Pornherein Berircter ber ©efellfdxift
für Soaiale Reform pinaugcaogcn. Die ReidjSregierung
fonnte fid) aber nid)t entfdhliehen, baS 5lrbeitSnaa)WciSWefen
gefeplich au regeln, obwohl fich ber RckhStag, Pon ber ©e-
fcllfd)aft auf bie Schwaden unb ßiiefen ber Pon ber Re¬
gierung Porgelegtcn Darfteüung ber beftebenben Berhältniffe
eiubritiglid) hingeWiefen, auf ben Bobcn ber reid)«?gefeplid)en
Regelung ftellte. ?lfc bie Regierung barauf beftanb, im Ber-
waltungSwegc bie Reuregelung beS HrbeitSnachWcifeS Por-
aunehmen, führte bie ©efellfchaft bie grofeen Sentralen ber
?lrbeitcrgewerffd)aften au erneuter Befchlufefaffung über Seit-
fäpe für biefe Reuregetung aufanmten. . Diefe Würben am
15. 2Tpril 1916 ben gefepgebenben Körperfdhaften beS Reiches
utib ber BunbeSftaaten, foWie aal)lreid)en StabtPerWaltungcn
überreicht unb finb in mehreren biefer Körperfdhaften gebilligt
worben. Sind) fpätcrhiu haben Bertreter ber ©efellfchaft bei
ben aentralcn Beratungen über RrbeitSnadjWeiSfragen regel¬
mäßig ntitgewirft.
Ein anbcreS Sonbcrgebiet ber Arbeiten ber ©efellfd)aft
War baS ber Heimarbeit. SBenn fie hier audh über-
wiegenb ber ihr naheftebenben itnb mit ihrer ©efchäftsftelle
ränmlid) Perbnnbenen SfuSfunftsfteHe für Heimarbeitreform
bie Snitiatipe iibcrlaffen fonnte, hielt eS bie ©efellfchaft hoch
für ihre Bflid)t, an au>ci Pom Büro für Soaialpolitif einbe-
rufencii Kottferenacn unb anfd)liefeenb nntcrfchriftlid) an alwi
Eingaben gemeinfam mit ben ^Irbeiterorganifationcn teilau-
nehmen, bie fich mit ber Durchführung bcS HanSarbeitgefepcS
(§§ 3, 4 unb 18 bis 25), foWie mit ber Bergebung ber Heeres»
näharbeiten befaßten. 3fud) gab bie ©efellfdiaft gemeinfam
mit bem Bcrbanbe Deutfdber ©ewerbe»- unb Kaufmanns-
geridüe unb mit bem 3entralPerciu für baS SBohl ber arbei»
tenben Klaffen 1917 eine Sdprift „Die Heimarbeit im Kriege",
Perfaßt Pon Dr. K. © a e b e l unb SRagiftratSrat P, S d) u l a /
heraus.
BefonberS umfaffenbe unb erfolgreiche Slrbeiten ber ©c-
fellfdjaft galten ber Reuorbnung beS Ko a li tio nSr echt S.
Ein für bie Bearbeitung biefeS grunblegenb Wichtigen ©egen-
ftanbcS eingefeßter UnteranSfcßuß förberte binnen SahreSfrift
fitapp gefaßte unb flar begriinbete ReformPorfchläge auf ber
©runblagc einer fachfunbigen Darfteüung beS geltenben Redytö
autage. Dem llnterauSfchuß gehörten neben beiben Borfißcn-
beit ber ©efeüfdjaft, fowie Bi'of. .Simmermann unb
Dr. H e t) b e, bie ©eßeimräte Brentano unb H e r f n c r,
bie Rechtsanwälte H- H e i n e 11 t a n n unb H- @ i u a *
h e i nt e r, Slffeffor R ö h r, Stbg. ß e g i e n , © u t f d) e
unb StabtP. Hart mann an. Das Beratungsergebnis
liegt in fünf geßaltPotten unb oielbeacßteten Heften Por: „Koa-
litionSrecht unb Strafrecht" (Heft 56 ber Sd>riften ber ©e-
feüfchaft), „Koalitionsrecht unb ftrafrcd)tlid)e Reben- unb Bo»
liaeigefeße" (Heft 57), „KoalitionSrecht unb ©efinbe- unb
ßanbarbeiterredjt" (Heft 58), „Der KoalitionSfampf nach gel-
tenbern Sibilrecht" (Heft 60) unb „Der KoalitionSfampf als
Broblent ber ©efeßgebung" (Heft 61). Die fünf Strbeiten
führen ben gemeinfamen Obertitel „DaS Red)t ber Organifa-
iionen im neuen Deutfchlanb" unb follen mit einem weiteren
Heft abgefchloffeit Werben.
Sn einem Bunfte haben bie Borfchläge ber ©efeü-
fchaft für Soaiale Reform eine fd)neüe BerWirflidhung
gefunben: bie Aufhebung b e S § 153 hat ben erften
Anfang ber foalitionSredhtlichen Reuorbnung gemacht. Die
©efeüfdjaft hatte bie ©enugtuung, baß fid) bie Reichs«
regierung enblidh bie Sfrgumente au eigen mad)te, bie bie
Soaialrefornter fd>on immer gegen biefeS SluSnahntegefeß Por-
gebracht hatten. 3mei ^ahre Por ber Slufhebung beS § 153 War
ein anberer Stein aus bem SBege ber Koalitionen geräumt
651
Soziale gkasis unb Slcd&to für VolFSWoIjlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 86.
552
Worben: bie VcreinSgefebnobelle bott 1916 hatte bie ©Gefahr bei*
VoIitiffy©rFIäritng ber ©GcWerFfdjafteit behoben unb bantit ben
Qugenblid)en ben 2Beg aur VerufSorganifation geebnet; bie
©GefeUfcbaft für Soaiale Reform hatte ©Gelegenheit gehabt, fiel)
für bie ©inbeaiehitng ber Önnbarbeiter, fowie ber ©Gemeinbc»
unb StaatSarbeiter energifd) unb mit ©rfolg in einer ©in¬
gabe, bie ber Abg, 58 e h i* e n S im AuSfdmß anregte, einaufefcen.
Tic ^rbeitSfantmern, bereit ©(Raffung jeßt tuieber
einmal ben Reichstag befdjäftigt, fiitb eine alte Forderung bei*
©GefeUfcbaft (bergt. £>efte 12 , 13, 14, 16, 19 unb 21 ber
Schriften), unb baS mit ihnen berbunbene ©iniguugSWefen
bat fie ebenfalls immer tuieber befebäftigt (bergl. .§efte 22 ,
23/41, 45/61, 47/48). Auf Anregung beS Abg. D. SW u in tu bat
bie ©GefeUubaft fcboit im Frühjahr 1917 bafiir Sorge getragen,
baß bie, ihr nabeftebenben Parlamentarier 311 gegebener
Stunbe ein gcmeinfameS Vorgehen augunftcu ber ArbeitS*
Fammern einlciteten, aus bem fd)liefelid> bie ©iubringung ber
RegteritngSborlage als beabfiebtigte Solgc bet*uusWud)S.
®ie gewaltigen Verfärbungen, bie ber Krieg im Vierte
beS ©leibet biuWorbradjte, jWangen bie ©GefeUfdxtft, and) bie
ßobnfrage, bie fie an fid) ben VcrufSorgauifatioueu au
überlaffen bflegt, in ben Vereicf) ihrer ©rWäguitgen cinaube«
aiebeit. Ter UnierauSfdjuß für bie Angeftetttenfragen regte im
Februar 1917 infolge ber Rotlage ber $anblungSgebilfcn eine
©ingabe an, bie bie ©GebaltSentWitflung mit ber fortfehreitenbeu
Neuerung bergleidht unb bie maßgebettben Stellen um eine
©inWirFuttg angunften bon ©GebaltSaulogen bei ber Vergebung
bon Aufträgen erfud)t. Sernet* befinben fid) mehrere ©efte
ber Schriften ber ©GefeUfcbaft in Vorbereitung, bie fid) mit
ber KaufFraft beS ßobncS befaffen werben.
SWit ber ©ntwertung bes (Selbes hing eine ©ingabe au*
fammen, bie 1917 auf bem (Gebiete bes 9frbe.it e r ber»
f id)er ungSWefenS bem VunbeSrat übergeben würbe: eS
Würbe um ©rböbung ber ©inFommenSgrcnac für bie Traufen«
berfid)erungSbflid)t erfud)t. 9fuf bem gleidjen (Gebiete bewegte
fid) 1915 bereite eine ©ingabe um ©rböbung ber SGßaifenrenten
unb um ©erabfebung ber Altersgrenze für bie Altersrenten
in ber Reid)Sberfid)crungSorbnung, ein Verlangen, ;betn in»
awifeben beFonntlid) ftattgegeben Worben ift.
mm folgt.)
3Ulgmnitt ggjwlpliiUu
Tie beutfd)*öfterreicbifd)-ungarifd)cii BtttfdjaftSbcrbiutbc
für Aitgliebcnmg ber Soaialjwlttif in ben uerbünbetcit RetdjeH.
Tie Tagung ber beutfd)-öfterreid)ifd)-ungarifdjen SEÖirtfrf>aftö-
berbättbe in äöien bat fid) nicht auf bie ©rörterung wirtfebafts*
bolitifdjer ©Gebauten befdjränFt, fonbern and) bie Annäherung
Üfterreicb-UngarnS an bie rcid)sbentfd)e <soaialbolitif bc-
fprodjen. Von öfterreid)ifd)er ©eite haben SRinifter Dr. SD? a -
taja unb ber frühere URiniftcr Dr. Allein, non beutfeber
Vrof. 3R a n c S biefe Si'uge erörtert. Ter festere fteHtc bie
VebölferungSpolitiF unb bie Arbciterernäbrung in ben Vorbei*«
grunb, wäbrenb bie Cfterreidjer auf bie Soaialbcrfidjcrung,
baS ArbeiiSrecbt, bie Tarifbeiträge unb baS ©iniguugSWefen
naher eingingen. Stad) längerer AuSfttrad# Würbe eine ©nt»
fdjlteßung angenommen, bie barauf biuweift, baß baS gricbenS*
WerF ber SoaialpolitiF non Teutfd)lanb, üfterreid) unb Ungarn
fid) and) int Kriege als eine fo ftarFe Stiibc erwiefcit habe, baß
ein S t i 11 ft a tt b ober eine g r u it b f ä ß l i d) e Änbe»
r it tt g i n b e r S 0 a i a I p 0 l i t i f tt i d) t in V e t r a. di t
F 0 nt men F ö it tt e. ©S Würbe ein glcidjutäßigeS Vorgeben in
ber Füiforge für bie KriegSbefdjäbigteu uttb Hinterbliebenen
non Kriegsteilnehmern in Tcutfd)Ianb, Üfterreid) unb Ungarn
gcmiinfdjt tutb auf bie SRotwenbigFeit einer fortgefebteit giir-
forge für bie ©efunbbeit, Tiicbtigfeit uttb Wohlfahrt ber 9fr-
beiterfebaft biugewiefen, bie Fortführung ber Fitnftigen ©oaial-
boIitiF Teutfd)ianbS, üfterreid)S unb Ungarns in Wttlebnung
an bie bisher mit ©rfolg betätigten foaialbolitifdjen örunbfätje
unb 3 iele nerlangt unb ein gegenfeitiges Sfnnäöeru ber in beit
brei Öänbern norhanbenett Soaialgefehe unb ©inridjtmtgeu als
geboten angefehett. ©ine einnerftäitbliche Stegclung ber Söanber»
beWegung unb ber äöanbergefebgebung Würbe als notWettbig
beaeid)net, ebettfo bie balbige 9fbfd)liefinng noit gogenfeitigett
9fbFomnten 8 luifd)en Tcutfdlaitb, Üfterreid) uttb Ungarn in ber
KranFen» unti Unfalloerfidjerung. ©chlieblid) Würbe gewiinfdjt;
bafe in bie mit ben feinblidjen Staaten abaufdhliefcenben
S r i c b c tt s 0 c r t r ä g e bie Veftintmnug auf genommen
Werbe, bafe biefe Staaten im (Gebiete ber Soaialgefe^gebung
unb tnsbefoitbere ber Soaialoerfichcrung beit ©inric^tungeu ber
3D?ittelmäd)te gletd)Fontmcnbe Slnftalteu fchaffen. — Tie ©itt-
fchliebung ftimint in ihren ©runbgebanfen aufs erfrenltdifte
mit Veftrebnngen übereilt, bie and) bie beittfd)en, öfterreid)tfd)cn
unb uttgarifchett SeFtionen ber internationalen Vereinigung
für gefehlid)en 9frbeiterfd)ub Uerfolgctt. int einaelnett bebarf
es freilid) nod) ttmfaffenber Kleinarbeit, um bie einaelneit
VunFte, in betten eine 9fngleid)mtg ntögfid) ift, uttb bie 9fri,
in ber biefe burdigefiihrt Werben föitntc, flarauftellen. Xet
Sfuffah beS SWinifterialratS Vrof. Dr. Schiff in ber lebten
Slhunmer ber „Soaialett VraviS" gibt für bie beutfd)«öfter-
reid)ifdje Annäherung bcad)tliche Richtlinien. — 9lud) in awei
Weiteren ©ittfidjten begrüben Wir bie ©ntfdjliefeung ber 3öirt
/d)öftS 0 erbänbc. Sic Wettbet fid) gegen einen S t i ff ft a n b in
ber SoaialpolitiF, unb fie forbert foaialbolitifdje Klanfein in
bett F r i e b e n s 0 c r t r ä g e tt. ©S ift bodjerfreulid), öaft fidt
bie festere Sortierung nachgerabc gatta allgemein burdigefeüt
hat, uachbem leibet* an ben oerfänmten ©Gelegenheiten bei ben
erften brei FriebenSfd)liiffeit and) nod) biejeitige beim Friebemi*
Oertrag mit Rumänien hinaugefommen ift.
Aufhebung beS § 153 ber ©eWcrbcorbunng. Qm „Reidts
©Gefefcblatt" Oont 29. SD?ai ift bie bttrd) bie Verfaffuttg üorge^
fd)riebcne Veröffeittlid)uitg bes Dom VunbcSrat mtb 00111
Reid)Stage attgettomenen ©GefeheS über bie Aufhebung beS § 153
bei* ©GeWerbeorbnitng unter bem Tatunt beS 22. 3)2ai als Oom
Kaifer OoIIaogctt uttb uout RcidjSFanaler gegcugeaeidjnet erfolgt.
Tautit fittb alle Vebingmtgen beS QnFrafttretenS beS ©Gefebev
erfüllt Worben, uttb ber § 153 hat 001 t jeht ab and) tatfädjlidi
als aufgehoben an gelten.
®0llisfrnä|jrMng uttb Ititm^altung.
Ufa fiinftific Snftcm unfern SBulfescenöftruiiß verbleibt.
foWeit baS ©Getreibe in Fi’age Fomtnt, auf ben alten Valuten.
Tic am 29. SÜiai Dom VunbeSuat erlaffcite neue RddjSgctrdbe;
orbitung unterfd)eibct fid© 0011 ber für bic ©rnie 1917 nur tmwcfeiW
lid). Tiefe I)at fid) in ber ^m£i^ bewährt, iuSbcfonbcrc hat bie
Übertraguitg. ber Vetoirtfdjaftung Don ^uttergetreibe unb ©itlfen
flüchten auf bie ReidjSgctrcibeftelle ben au fie gefmipfteu ©rtoar-
tungen eutfprochen. Tie Vürfdjriften ber oorjährigeu Rcidjsgetrcibp
orbitung fonnten baher im allgemeinen and) für bas neue SEBirt-
fdjaftSjahr beibehalten Werben. Vor attent ift an bem bisherigen
Shflem ber VeWirtfdjaftung fefigehaltcn Worben. Von widrigeren
Aeuernngcu ift herborauheben, bafe A?aiS unb Lupinen in bic neue
Dteid)Sgetretbeorbnung cinbeaogeit Worben fiub. Weil ber 21iatS, beffen
Anbau fid© int Kriege in Teutfdjlanb erheblich oermehrt hat, aut
menfdjlidjeit ©ruährung beitragen muh, mtb ebettfo bie fiupitte, mwtv
k'in matt bureb ©ntbitteruug fie für Atenfri)eu geniehbar au machen
gelernt hat. üRaiS uttb Supitie Werben nun burcf) bie Rcid)Sgetretbe-
ftellc bcwirtfdjaftet. TaS Recht ber (Sclbftbcwirtf<haftuug mit ©k-
treibe Wirb in ^ufunft auf fold©e Kommuiwloerbänbc befd)räntt, bu
uad) beit ©rfahruitgcit ber AMrtfdjaftSjahrc 1916 unb 1917 mit ihrer
©rutc ihre Veoölferuttg WeuigftenS bis autn 15. Quitt 1919 ernähren
fötttten; bantit wirb eine gattae Attaahl fogenannter „Tcilfelbttbetoin
fd)aftcr"=Veairfe, bie int Testen Viertel beS ©rntejahreS plö^lid? bei
RddjSgetrcibeftelle aur Saft fielen, lünftig uid)t mehr ins lieben
treten.
R?it Veaug auf bic ©GetreibeOerfoigung hat alfo bas Retd's-
ernährungSamt an feinem alten Aftern feftgehalten unb ben
non öerfchiebenen fiolitifdhen unb wirtfdjaftlidjen ©Guilwen
Fiiralid) gemad)ten Voi*}d)Iägen a» AbänberungSgi'nnbfäfecn tut
feieS ßebenSmitteloerforgungSWefenS, oon benen namentlid) bei
fonfeiWatioe Antrag D r. R 0 e f i cf e S gegenwärtig Diel von
fid) rebelt mad)t, für baS widhtigfte ©rnähnmgSgebiet gliicf^
lidierwoife fein ©Gehör gefd)enft. Alle biefe ÄnbenmgS 0 orfd)Iäge
laufen fdjliefclid) barauf hinaus, ein mehr ober minöer
großes Stiicf Don bei* boUFommcncn gcmeinwirtfc©aftlid)en
äwangSerfaffnng bei* ©ritten an SWaffennährfriicbteii abju
bauen mtb nur ein bcftimmteS $öd)ftFontingent auf bie ein-
aelnen Vetriebe ober bie ©raengergemcinbcn umaulegen, alles
betrübet* hiiwuS ©Geerntete aber ber freien Verwertung ber ©r-
aeuger unb ber ®änblcr au überlaffen- ©S foll bei* SSudter
fd)leid)hanbel auf gefeßlid) äuläffige Vahiten übergeleitet Wer
ben. Ter ©GrunbgebanFe ift alt, feine VerWirFlitf)ung fchciterl
aber an bei* Knappheit ber ©ritten, bie Faum für bie Waffen
notburft auSreidhen.
55*3
Gpainle unb Atchto für BolteWoIjlfahri — 1018 — XXVII. Ar. 30.
554
Bergleitfjc ber Sloftcu ber Üebensbaltung in Amftcrbftm
in beit fuhren 191011 unb 1917. Sabre 1910/11
batte ber foaialbemofratißbc Stubienflub für ein ganaoS
3[aör gebenbe £auSl)altSredjnurtgen orgmiifierter Arbeiter
in Amfterbaut gefamme.lt unb Pcrarbeitet. Um einen
Bergleicf) 51 t gewinnen, bat bic Regierung im Scbruar
1917 eine auf Pier BJodjen auSgebebnte Unterfudjung
ber Soften ber Lebenshaltung Don Arnfterbamer Arbeiterfami*
liett bitrdjfübren (affen. ©S fonnten 5 War nicht biefelbcn 80
milien gewonnen Werben, bie Pon ber ltnterfmf)ung 1910/11
orfafet waren, aber ber Ot)p ber Santilten war bod) beileibe.
Bei beiben Unter furtum gen banbeite eS fiel) um organifierte,
gnt entlohnte Ar.beiterfcbidjten.
OaS Hauptergebnis ber Unterfud)ung ift; bafe bie AuS*
gaben für Öcbensmittel um 25,2 0 . geftiegen finb, alle au*
bereu Ausgaben mit 13,4 0 . @S ift aber 1917 eine Ber*
frf)Ied)terung beS 2ebenSftanbarbS gegenüber 1910/11 eilige*
treten, äßärc berfelbe (Btanb eingebalten Worben wie oor fertig
Sab reu, fo würben trie Ausgaben für öebcnsmittcl um 37 0 .
bic Ausgaben für alle anberen Söebiirfniffe um 32 p. $. geftiegen
fein. Oie am nteiften in bie klugen fallenben ©infdjränfungett
mußten bei ben Lebensmitteln an Mild), &äfe, ©etniife bor*
genommen Werben, bei ben anberen ÖebenSbebürfniffett an üicht
nnb Heiawtg, fowie für .Werbung unb Sdjtihc.
jffirfflrge fftr^ricgskfdjööigtf unb (jeimkclirenJif ftmger.
£ubeitburff=Spenbc für ftrtcgsbefcbäbigtc.
Aufruf!
Oeutfd)laub fämpft feinen febwerften .Stampf; bas gingen
brängt aum (inb'e. Oanfeitbc unb Abertaufenbe ber Kämpfer in
Heer unb Slotte feljren auriirf, bic ©lieber berftiimmclt, bie ©c*
funbbeit erfebüttert. obre .Straft beut bentfeben BÖirtfcbaftSleben
aurücfaugeWinncit, ihre 3ufitn'ft 511 fiebern, ift Oanfcspfiid)t ber
Heimat. Oie OtentenPerforgnng liegt auSfd)ließIid) beut Aeirfje
ob. Soaiale Sürforgc muß fic ergäben. Sie ausattiiben, finb
bie im AetdjSaitsidnrfi bcr ftriegSbefd)äbigteufürforge au*
fantmengefäbten Crganifationeit berufen. OaS gewaltige foaiafe
Bkrf auSaubaucn, ift baS ;-Jiel ber ^nbenborff*@penbe für
Wiegsbefdjäbigte. Oarunt gebt, marfjt aus forgenPoHett
Opfern bcS ÄtriegeS freitbige ■Mitarbeiter au Ocut)d)IaitbS 3» s
fnnft! ©bret bie Männer, bic für unS fämpften unb litten!
Ohtr Wenn alle aufammenftebeu, wirb baS hohe 3iel erreicht.
0 . $ i it b e it b u r g , ©eiteralfelbmarfcball. Dr. © r a f
0 . Bertling, Aeid)sfatt 3 ler. 0 . 81 e i it, .Siricgsminifter,
©eneral ber Artillerie. Dr. it a e nt p f, ^räfibettt bes Reichs*
tags. Oer ©brenPorjißcnbe: 2 11 b e tt b 0 r f f, ©rfter ©eneral*
quartiernteiftcr, ©eneral ber Infanterie.
Otts ^icl ber VitbcuborftSpcnbc. Oie Besorgung unfern*
itriegSbefdjäbigteiL ift in elfter Sinie Aufgabe beS Aeidjä unb
muß es bleiben. OaS Aeicb fann unb fort in (frfiittung feiner
Pflicht feinesfalls burrt) eine allgemeine Sammlung entlaftet
werben. Aber and) burd) Weitberaige gefeßlidje Aegelnttg ber
Aenteitfragen fantt nid)t in jebeut Salle fo gebolfen werben, wie
e£ «nferem Paterläitbifcben unb foaialeit ©tnpfinben entfpriebt.
Sie trägt notwenbig etwas Sd)entatifd)eS ati fid> unb ift in
ihrer Starrheit aufterftanbe, bent BebitrfniS unb ber Orittglidj*
feit jebcS ©iitaelfaües geredjt au werben. ©S bleiben aablreidje
Säüe übrig, bei beueit fdjitellftens geholfen werben muß, um
bittere 9cot unb Bezweiflung abauWettben. OieS fann nur
burd) freiwillige Viebestätigfeit gefdjebett. Hier fept bie biirger-
lidie .Striegebefd)äbigtenfiirforgc ein. 3ie Will ben Kriegs*
befd)äbigten itto S 4i>irtfd)aftsleben a»riidfiibrcn, feine Straft bem
beutfdfeu ^oUsgaitaeu wicbergebett. Ql) 1 ’ untfangreid)eS Ar*
beitSgebiet umfaßt Berufsberatung, Berufsansbilbuttg, ArbeitS-
befdjaffung, ergättaetibe ^ilbebanblttng, Anfieblttttg, Biob-
ttungS* unb Samilrcnfiirforgc fowie ©elbnntcrftübung bet be*
fonbercr .^ilfSbebiirftigfeit. Auf beut großen Otacbbargebiet, bcr
Siirforge für SiriegSbintcrbliebene, finb febott feit StriegSbegiuu
gewaltige Summen aus freiwilligen Spenbert attfautmenge*
f(offen; battf biefer fraftoollen Unterftüfeung aller BoIfSfreife
oerfiigt bie Otationalftiftung fd)ott über mehr als 100 Millionen
Marf für bie S&itmen unb S&aifett bcr gefallenen Slrteger. Oen
.SirtegSbefdbäbigten bringt baS beutfebe Bolf Merlidö gleich
warnte Anteilnahme entgegen. ©S toei&, Was es ben ©etreuen
fd)ulbet, bic mit ihrem ßeibe bte beutfebe Scholle gegen ben
Überfall gebedt, ben Strieg Weit hinaus itt S^ittbeSlaub ge¬
tragen unb bic Heimat Oor BcrWiiftung unb ©eWalttat befd)iipt
babett. ^eilige Bflidjt ift es, betten, bie für uttS geblutet unb
gelitten höben, in utnfaffenber BSetfc 51 t helfen unb überall bort
einaugreifen, )oo ftaötlidje ®ilfe nid)t auSreicbt, niemals aus*
reid>en fann. OiefeS Paterläitbifdbc ©ebot au erfüllen ift
baS Siel ber 8ubenborff*0penbe! Als aügemcitie Sammlung
int ganaett 9teidj Wenbet fte fid> an jeben Oeutfd)cit. Sic Wirb
augleidj ber Ptclbcflagten Serfplitterung bcr Sammeltätigfeit
auf ihrem ©ebiet abbelfen. Oie $]ubenborff*3pciibe wirb Der-
Waltet Pott ben im 9teid)Sausfd)uß ber .SiriegSbefd)äbtgtenfür=
forge Pereinigtcn Orgartifationcn ber bentfeben Bunbesftaaten.
Oie Spettben fließen gruttbfäblid) beti ^attbesleileu a», ans
betten fic ftammen. ©eWaltigc Summen finb crforberlid). .Qciu
Oeutfcbcr barf fehlen; jeber [teuere bei, foPicl in feinen Straften
fteljt. (^S banbeit fid) um nichts ©eringeres als um bie lieber*
erftarftutg unb ©rbaltnng nuferer BolfSfraft ttad) bett aaöllofeu
Söunbeit, bie bcr furd)tbarfte aller .Ü liege nuferem Batet*
lattbe gefd)lagett.
Oer a tt p t a r b e i t s a u s f d) n \\ :
uou OüinbüiS, ÜBtrll. ©el), Aal, Bcäfibcnt ber H^rcufi. 3taatsUaiif.
Dr. pliil. et metl. Or.=^ug. Ouisberg, ^3rofeffoi*, ©cbeimer A-cgic*
nutgoral. ©eil), Cberbürgernieifter, Leiter ber Acid>pgefd)äftsftelle
bcS JJteidjSauSfcbuffr^ ber äriegöPefcbäbigtenfiirforge. ^ot>ami ©ies =
(H’rtS, Äi. b. 9t. u. M. b. ?1. Di. P. ©oßler. Saubrat a. O., M. b. A.
tt. iPi. b. A., CHjef ber MilttärPcrWaltung Murlaub. ©uftau .'gart
manu, /gettrid), Oireltor ber 8temeuS=3d)ucfernüerfe. 5* ti. {veiifcu.
SriCtljcri' uojt Eangermattu unb Crrleucantp, ©eucralleutnant unb Oe
partementS'Oivettoc im Mönigl. Greith. MriegSmittifierttuu. Slart
ßegten, M. b. 9 t. ^eittrid) fiistnanu, Battlier, Oelcoierter be^
Militär^nfpefteurS bcr freito. Mranfenpflege. Srana Pott Mcnbek-
fol)tt, M. b. Pott. 9 tcid)euau, Äatfcrf. ©efanbter 5 . O. SGßirÜ. ©ep.
9tat. Or.*^ttg. Dr. phil. Pon 9tieppcl, ©ebeimer Baurat, 9tcid)Srat
bcr Grotte Bapern. Dr. Scbmibt, Ätinifteu ber Qciftüdtcn unb linier*
ricbtS^Angelcgen.bcitcn. ^ritta ^ettttid) au Sd)üeuaid}=(£arolatl), M.
b 9t. tt. SK. b. I). Dr ©raf Pott 3cbtuertm2ötutb, Bräfibeut bcs
Oeulfd)cit 2 anbwtrtfd)aftsrats, B.räfibcttt bes Breußtfcben Abgeorb*
netcnbaufcS. Dr. ^samee Simon. $ugo StinncS. Dr. SBermutb,
€bcrbiirgcrmeiftei% AJirfl. ©ebeimer 9tai. pou SBiuterfcIbt, iianbcv^
bireftor ber BroPina Braubettburg, 3)i. b. 9t., Borfibettber bes 9teid)v •
aitöfd)tiffeS bcr MciegSbefd)äbigtcufürforgc.
Oie ggtcbcrcinftcUuug bcr BewatangefteUtcu nad) bau ftriege
gefeblid) beit Untcrnel)inern 3111 : Bflid)t an madjcit, ift nach Auffaff 11 ng
ber Bereinigung bcr Oeutfdjen ArbeitgeberPcrbänbc feineSfaUs an*
gängig, llttt aber unter beit im ftelbc befiitbiidjcu Arbeitern unb
Angeftetlteu, bie um ifjre bürgerliche Sufunft beforgt finb, Be
rubigung a u fd)affett, bat bie Bereinigung eine befonbere fd>riftlid>c
CSrflänmg bcr llnterperbänbe, bic ihr attgefd)loffeu finb, fotüie ber
crnaclttcn Mitglieber biefer Bcrbäitbe bcrbeigefiibrt, bie babitt lautet,
bic SBicberciuftelluug ber Angeftelltcn unb aud) ber Arbeiter werbe
als Gt)i*<mpflid)t betrautet, fotueit es bic Betriebspcrbälhtiffe irgenb
aulaffen uttb nicht ungerechte .'gärten entftehen. Oamit bat bie Bei*
emiguttg einem (Stfucben bcö 3tmitSfclretärS bes 9teid)stoirtfd)afts*
amtcS eittfprochen. Aatiirlia) ift eS Wünfdjeustuert, baß audy bie miti=
tärifdjen Stellen bie Arbeiter unb AitgeftcUten rcchtaeitig barattf
aufmerlfam machen, baß fie mit bem alten Arbeitgeber bereits fdjrtft--
lid) bic güblung WieberbcrftcUcn foUctt, Wo fie abgeriffen ift.
Oie neuen ftrtegSfurbeftitnmungcii (ABB1. Pont 7. Mai 1918»
bringen einige (SrWeitcrutrgcu beS iVreifcS ber Berechtigten. Aufprud)
auf ©ewähruttg unentgeltlidjer ititreu unb fonftiger anßergewöbu*
liehet .^eitpcrfabren haben and) gliegeroffiaterc bes BefaßungsbcereS
unb bie gebaltempfangenbeit llntcroffiaiere bes Befaßuttgspeeres, be*
fottberS bic BeamtcnftcllPcrtreter. Oie aur klaffe ber Ituteubcamten
beS BcfctßungSbeercö aäblcnbeu Btrfonett babett itt alten £aaarett=
uttb Äureinrichtungett ber ^>ecreSPerWüttuiig nur ben Ourd)fd>nittS=
faß Pon l,io Ji pro Oag 31 t ent richten. Weitere Borfd>riften [ollen
baau bienen, bie ©cwäbrung eines ,'gcilperfabrcus au befchleuttigen.
Außerbcnt werben bic (sauitätSämtcr ennächtigt, neben ben für*
bebürftigeit ^ricgSteilnebmeru and) ben cbeutaligcn Oeilttebmern
beS ießtgett ^clbauges, wenn fic ftd> itt einem ^ecresfurort ihres
Bereichs aufbaltcn, Moftenfreibeit 311 gewähren. (Anträge an bas
Sanitätsamh)
äjjajiak S«(tättif.
Berliner Slriegslöhne I.
©egenüber bem allgemeinen ©erebe Pon ben ungeheuren
Öobnifteigerungen ber Arbeiterfchaft, bie eine nnbeftreitbare
BaraHele au ben großen SlriegSgewinnen Pieler gnbuftrie- unb
LanbWirtfchaftSunternebmungen bilben fottert, ift eS leljrreid),
fid; einmal näher in bie jüngft erfd)iencne Statiftif ber
555
- (soziale Praxis unb Atd>m für VolfStooblfaljri — 1918 — XXVII. 9k. 80.
556
A ll a c ut e i lt e li £ r t S f r a n f e u f a ff c bei* Stabt
Berlin fiir 1917 31 t bertiefen, bie bic (Glieberung ber BJit»
glieber nach (Gefdüedit, Hit er unb Sohuftufen in mcitgehen»
bett Ginaelbei ten 31 t beobachten geftattet. GS genügt, menn
mir hier nur baS (GefamtergebniS bermerfen unb lue gen ber
Ginaelbei ten auf bie Ziffern tafeln, bic im Lcid)Sarbeit$blatt
(16. Jahrgang 9h*. 3 3. 213 ff.) De röff ent licht finb, bermeifen.
Xic Statiftif ber CrtSfranfenfaffe erfa&tc im 2 >e 3 ciuber 1917
111164 Männer unb 286 977 grauen, b. i. über bie Hälfte
ber franfenberficherungSpflistigen Arbeiterbebölfehing Ber¬
lins (104 Berliner Kranfenfaffett berichten Anfang 1918
über runb 700 000 Bcrfidjerte neben 32 000 GrmcrbSunfäbigcn,
unb amar über etlua 265 000 SLäituer unb 435 000 grauen).
Bon ben 111164 männlichen Berfüherten ber £rts»
franfenfaffe entfielen Gnöc 1917 nur runb ein Viertel
(25,9 d. ©.) auf bie 0 b e r ft e Sohn ft n f c mit einem
XageSberbienft Don mehr als 5, 15 di (b. f. runb 30 dl Bodjeit«
lohn), unb Don ben 286 977 grauen maren it n r 2 ,9 b. ©.
in ber oberften Sobnftufe berfichert. (Greifbarer gefprod)ett:
bou runb 400 000 Arbeitern unb Arbeiterinnen Berlins
berbienteit noch nicht 37 000 täglich mehr als 0,13 di, ober
mödjerttlid) mehr als 30 dl. ' über neun 3ebntel
ber berliner Arbeiterfchaft, bie ber Allgemeinen £rtS»
franfenfaffc angehörten, blieben in ihrem ArbeitSber»
bienft unterhalb biefer (Greitae, bie gemifc in heutigen Seiten,
fofent babitrch baS (Gefamteinfommeu einer gamilic geFemt-
acidptet merben follte, eine BebürftigfeitSlinie barfteüt. Aller*
bitigS ergibt fid) bereits auS ber (GlieberungSftatiftif ber
DrtSfranFenfaffe, bah meiblidje unb jugenblidje gamilienange»
hörige in biefen 3 abfcn reteblid) bertreten finb unb alfo in
Dielen gällett mit einem höheren (GefaintarbeitScinFommeu ber
mehrföpfigen gantilie gerechnet merben fann. 2 er £urd)»
fdhnittSlohn öeS einjelnen Arbeiters jener Berufsgruppen, bie
ber Allgeuieinen CrtSfmnfcnfaffc als Berfid>erte angehören,
ftettt fid) jebenfatis aber auffallenb nichtig, gana im Söiber-
fpruch au ben berallgemetnemöen BorfteHungcn Don ben hohen
ftrtegSIohngeUnnncn ber Arbeiterfchaft.
Bei ben Söhnen ber tu ä 11 it l i d) e n Berficherten i)ut fidj
fogerr in ben lebten beibett fahren eine beuiltd)e Aetgung aut Ab*
nähme beö SohnburchfchnitteS bemerfbar gemalt. Aad) ben üor*
liegenben Anfdjrei&unßcn für Anfang 1916 unb Gttbc 1917 mären
bie brei oberften Sohnftufeu 8,16—4,15 4,16—5,15 «H unb über
5,15 M im Januar 1916 mit 16,5 b. ©., 23,3 ü. ©. unb 26,6 b. ©.
oou je 100 berficherten SLätmern, im S^eaember 1917 aber nur mit
14,», 21,3 unb 25,9 u. ©. befc^t. S>. h- Anfang 1916 bcaogetf, 66,4 b. ©.
über 3,16 JL ^agelnhn, Gnbe 1917 nur noch 52,1 b. ©. Gttlfpiqcbenb
finb bie nieberften Sohnllaffen 1,16—2,15 Jl uttb unter 1,15 Jl.
Gnbe 1917 mit 9,8 unb 13,9 b. ©. ftärlcr bebölfert alö Anfang 1916
(9,i b. ©. unb 10,2 b. ©.).
Natürlich fpricht auch hier micber bie Alters fdjichtung
i-er männlichen berficherten erflätenö mit. GS finb an Stelle ber
fi<h immer mehr Iidjtenbcit Arbeitergruppen int bollfräftigen Alter
mehr jugenbliche unb mehr ältere Reute über 50 jaljte in ben Vorher«
grunb beS berliner Arbeiterheeres getreten; bodj barf matt biefe
berfduebungeu feittesmegs überfdjäfeen, beim nach beit bisher ber*
öffenlltdjteit ^urcbfchnittsangabeii für J915 unb 1917 ftaitbeit bou
beit männlichen SWilgliebern ber CrtSfranfenfaffe im jaljre 1917
25,8 b. itn Alter bis a u 20 jahren gegenüber 24,8 b. ©. im
jahre 1915, unb bie AlterSflaffe über 50 jahre mies 1917 eilte 93e*
fehung bou 17,4 b. ©. gegen 15,1 b. ©. im jahte 1915 auf. GS fragt
fich, ob bie aus biefer geringfügigen AlterSumfd)id)tung entfpringeiu
ben Spbnftufeitberfchiebiittgett tn ihrer Ginmirfung auf biw lohn*
ftatiftifche Oiefamtbilb uidit mehr als auSgeglidjeit mevbett burd) bie
Änberuiige 11 ber aifferntnähigett Verteilung bet Arbeitergruppeu auf
bie Verufogruppeu beS hücheutlohuenbcti W a f dj i 11 e n b a u e S
unb ber geringer entfahiienbeii .s>anbcls*, 93 e H e i b u 11 g S *
uttb V c r f e h r S g e m c r b e. SÖährenb nämlich im Äfaf<f)iuenbau
bott 11713 berficherten Arbeitern Gnbe 1917 52,5 b. £>. über 5,15 Jl
uttb 20,4 b. 4,i6—5,15 ifl 3TageSberbienft hallen, ftanbeu bou beit
47 696 Arbeiten! beS ^anbelSgemerbeS nur 13 ,1 unb 25,4 b. auf
ben gleichen böd)fteit Sohnftufeu. (Sd)lu^ folgt.)
latfnbfwegnnsen sntH JLrbjteftÄnqjft.
(Gegen ArbcitseinftcUtiugen im Kriege hoben fid) bie beut-
fchett (Gemerff^aften toieberholt gebxmbt. Alles itt allem ift
ihren Bemühungen um Erhaltung beS SßirtfchaftSfriebenS ber
Grfolg nid)t berfagt geblieben, ^nsbefonbere haben bie Aufrufe
bei* (Generalfommiffion ber freien ©eioerffchaften unb beS frei»
gemerffdjaftlidhcn SÄetallacbeiterberbanbeS gegen politifdje
Streife, bie aus UnfenntniS bei tatfächlichen Sage biSmcileit
am 1. s Ma\ 1918 eviuartet mürben, bnrdjfdüagenben Grfolg ge¬
habt, obmohl Me eiite ober anbere rabifale £rtSgntppc gegen
bic Aufrufe Ginfprnd) erhob: £aS BerftänbüiS bafür, ba& ber
cQrieg burd) Streifs nur berlängcrt merbett fann, ift eben in
ben mciteften .((reifen ber Arbeitcrfdxift borhanben unb über-
minbet felbft bie 3)ftBftimmung über bie 3»ftänbe im Grnäh*
rungSmefen ober in ber preitftifcheu s Bal)lrcd)tSfrage. 'Dafe man
fid) über baS Borhanbenfeiti fokher v JDfifiitimmnnp freiltd) nid)t
tänfeften barf, fei hiermit nachbritdlidjft betont. GS tft barittn and)
fafd), hinter jeber erplofiben AnSernug biefer Stimmung baS
f e t n b l i d) e A n S 1 a n b als Urheber au fudjeii. Unfcr Bolf
trägt feit hier fahren ÜbcrmenfdjlidjeS, unb ba FettteSmegS alle
feine Sorgen* unbermetbbar marett — befonberS in bei* Gr»
nährtmgS* unb Bahlrecht^politif —, ift eS nicht bermunberlid),
bah, unter *ber BHthilfe gemtffenlofer Bolitifcr, ein paar 3Val
AuSbriichc ber Grbittcrung ftattgefunben haben, bie freilich ber
Arbeiterfchaft nur fdiaben fonnten. Benn man aber aud) bie
£ätigfcit feinblid)er Agenten bisher feiiteSmegS als mefeutltd)e
Urfad)e bon Streifs gelten raffen fann unb ben fidjerften Schu^
gegen beren BUeberfehr in einer guten Bolitif fliehen muß,
bie betn Bolfe gerecht mirb, fo braucht mau bod) bie Augen nicht
gatta bor bent Treiben ber geinbe au berfchlicöen unb etma a«
glauben, biefe feien fo töricht, fich jeglichen BerfndieS, Tentfd)»
lanb burd) innere Unruhen au .aermitrben, au enthalten. Öm
(Gegenteil, bon Gnglanb her mirb immer mieber berfucht,
burch fdhmiilftig Phrafenreiche, mit all ben fchönen Benbungen
ber beutfdhen Unabhängigen unb SinfSrabifalen gefchtnüdte
glngblätter, bie freilid) bei ber beutfdhen Arbciterfd>aft in ihrer
großen 2Aaffc fcineSmegS ber fangen, aber bod) in Seiten
ätifeerfter Grregung einmal als einheimifd)eS GraengitiS be*
mertet merben fönnten, grofte Streifs herboraurufen. Bei*
fpieismeife ift ein „Aufruf amn erften SPtai" crfchieneit, ber „an
baS CGemiffen beS rebolutionäreit BioIetariatS" appellierte, baS
„bie SdjredenSherrfdhaft ber gefröntem genfer unb ^efpoten",
bie bie Schulb am Kriege hätten, bred>en follte. £aS glug-
blatt rief 511 m Stnrae ber Xtjnaftie nnb ber Regierung auf unb
fagte u. cl: „Shi* habt bie 3Aadht, menit ihr fie mollt! Shr bürft
auf ^aufenbe aus beit Leihen ber grontfämpfet* rcdjnen, auf
£aitfenbe im AuSlanb, bie euch Sur $ilfe eilen merben, fomie
ber toupf begonnen." 2 )ann hie& meiter; „Sn allen
ßänbern finb bie Dlcgierungen geamimgeu morben, mit ber rebo*
(utionären Soaialbemofratie als entfepeibenbem Bfachtfaftor 311
rechnen. 9Fur allein in ^eutfdjlanb, mo bie S u b a f f e ber
Scheibemann unb Gbert bie 9febolution für ben 2 :anb höfifdjer
Broteftion unb blutbefledter Silberlinge berfdhadhtert haben,
berfpottet man bie SDfadbt ber 9leboIution unb berhöhnt bic,
melche bie Stimme beS (GemiffcnS fpredhen laffen." Beiter
mirb bon ben „ÜDtärtprern" in „berfeuchteu (Gefängniffen" ge*
fprochen unb immer erneut an ben 9Wad)tmiIIen ber SJtaffen
appelliert: Shr feib SAtllionen, BHüioncn, Bfillionen, eure
©enfer nur eine ©anbboll Sdjurfen." Gitblidj helfet eS:
,,^er 1. SWai ift bic nädhfte (Gelegenheit, um 511 bemeifen,
ob baS rebolutionäre Proletariat in Xeutfchlanb bie Straft
hat, fid) burd) 3 «fefcen. A dj t Z a g e S t r c i f, nnb
ber Strieg ift been bet! .... Alle müffeit ftreifen,
arbeitenbe Sugenb, Bfänner unb grauen! .... 3 ur 5tat, 311
ben Baffen! Üfcer erfte S9fai ftürae bie ^rannen! . . .Stürmt
bie BaftiHe ber preufeifdben SHeaftion! . . . Gtieber mit ber
gierung, nieber mit ben Berrätcrn im eigenen Saget !" tiefes
aiemlid) fümnierliche Bfadjmerf ift unterzeichnet „5)aS rebolu»
tionäre Sentralfomitee", morunter man fid) mohl and) iit beut»
fd)en Arbciterfreifcn nicht allanbiel borftelleu mirb. 2)aS glug*
blatt mürbe in größeren Beengen bon einem Beauftragten
X i 11 SI e i) s , beS Seiterä beS englifchen 9tad)rid)tenbureauS
in Sfcotterbam, in ber 9tad)t Dom 14. 311 m 15. April bei ©erfen*
bofd) über bie beutfd)e (Grcnae gefdjmuggelt. Seine ©erfunft
fteht einmanbfrei feft. Benn eS in bem glngblatte hiefe:
„Unfer 9fuf mirb nicht ungehört berhallen", fo läfet fid) amar
feftfteden, ba& er erfreulidjermeife am 1 . Bfai b ö 111 g ungehört
berhallt ift; aber eS ift bodf) brelleid)t nicht iibcrfliiffig, an biefem
Ginaelbeifpiel einmal barautun, mie unfere geinbe auf bie (Gc*
möhunng beutfdher Arbeiter au bie .((oft rabifaler Bebensarten
fpefulieren unb unter ber glagge beS Kampfes gegen ben beut*
fd)cit Kapitalismus bie (Gefdjäftc bes englifchen Imperialismus
befolgen.
Wi
<&oaiate $ro$is uni) Ärdhiu für ©otfstoohlfaiirt — i9i8 — jÜVli. 9tr. 8ti.
568
P^ltnrtigi- mtfr gJfl&eitftttgeti.
Emcitetflitg imb Sicherung beS GrbbaurechtS*
SaS fe r b 6 a u r e d> t, b. h- baS Sftedht, auf einem ©nmb-
ftiidf ein ©autoerf au errichten, nxihrenb baS ©runbftiid felbft
©e[iß beS utfprimgltdhen ©runbftitcFcigentiimerS bleibt, ift bis¬
her burcf) bie §§ 1012—1017 beS ©©©. georbnet. Ser 9ln-
toenbung beS Erbbaured>tS, baS non Dielen ©eiten aB midjtige
mobnungSpolitifche 2J?aßnahinc gewertet mirb, ftanb bisher
eine gemiffe SftedhtSunficherheit hemntenb im SBcge. Sftament-
Itd) ioar bie hPPothefarifdhe ©eleihung bei biefer nur teilmeifen
©efißform erfdjtoert. Sroß ber rcchtlidjen ©d^oierigfeiten ift
in Seutfdjlanb in beit leßtcn fahren in nxidhfenbein Umfang
bereits Dom Erbbaurecht ©ebraudb geniad)t morben; hiermit
ift auf baS ©orhanbenfein eines toirtfdhaftlidjen ©ebiirfniffeS
bingemiefen, baS nxthrfcheinlid) nach bent Kriege nod) madhfen
mirb. SaS SfteidhSmirtfdhaftSamt hat baber einen Eutttmrf 311
einem 5ßeid)Sgefcß über baS Erbbaitred)t auSge*
arbeitet (©onberbeüage beS 9 fteicbSan 3 eigerS Dom 3. Sftai 1918),
beffen HauptgeficbtSpunft bie Hebung ber SWarftgängigfeit unb
©eleibungSfähigfcit beS @rbbaured)tS ift. SaS ©efeß ftrebt
einerfcitS babin, bem Erbbauberechtigten eine mögiiehft bern
Eigentümer ähnliche ©tcllnng an geben, anbererfeitS aber
fuebt eS aud) bie Hßpothcfengläubiger au fichern; aud) foU
im ^ntereffe ber SÜIgemeinbeit bie orbnungSgemäße ^nftanb-
baltung ber auf bem Erbgrunbftücf errichteten ©cbäube gemäbr-
leiftet n>erben.
SaS ©efeß ficht aunäcbft als öffentlichen guljalt Dor, baß ein
©lunbftiicf in ber SBeifc belaftet inerben fann, baß bemjenigen, 311
beffen ©unften bie ©elaftung erfolgt, baS beräußcrlidhe unb Dererb*
liebe Wccßt auflebt auf ober unter ber Oberfläche beS ©runbftücfö
ein ©autoerf 5 » buben (Erbbaurecht). SaS Erbbaurecht fann auch
auf einen für baS ©aun>crf nicht erforberlichen Seil beS ©runbftüdfs
erftreeft Serben, fofertt baS ©autoerf toirtfchaftlidh bie Hauptfadje
bleibt. Sie ©efchränfung beS Erbbaurechte auf einen Seil eines
©ebäubcS, in*&bcfonbere ein ©todluerf, ift jebod) unauläffig.
Sn Den Erbbaubertrag müffen beftimmte ©uitftc aufgenommen
inerben über Errichtung, guftaniljaltung unb ©ertoenbuug bes ©au*
merts, über bie gcueroctficherung, bie Sraguug öffentlicher unb pti*
natred)tlicher Saften unb Abgaben; ferner muß ber Erbbaubertrag
©eftimmungen enthalten über baS „Heimfallrecht", b. ß. Öen Über*
gang beS ©autoerfs an ben ©runbeigentümer unter beftimmten ©or*
auSfcßungen, aber auch ©idjerungen bafür, baß ber Erbbauberechtigte
fein Erbbaurecht beräußeru ober bererben fann.
2>a3 Entgelt für bie ©eloährung beS Erbbaurechts fann in
luiebcrfchrenben Seiftungen (Erbbauginö) auSbcbungcn toerben.
2)iefcr ErbbaiiainS muß nach Seit unb Höhe für bie ganac Sauer
ber Erbbauaeit im' borauS beftimmt fein. Siefcr ErbbauainS nimmt
unter ben Weallaften, bie auf bem Erbbau=@runbftiicf ruhen, bic erfte
©teile ein.
gür bic ©eleißung bon Erbbaugrumbftiufcn finb bie ©or=
fchriften über bie 50? ii n b e l f i ch e r b e i t bon ©ebeutung. ^t)po-
thefeu auf einem Erbbaugrunbftiid gelten als miinbeifichcr, menu
jie bie erfte l&älfte beS Sßerks beS Erbbaurechts nicht iiberfteigen
unb menn eine planmäßige Tilgung erfolgt, fo baß minbeftenS
15 Suh r c Dor Ablauf beS Erbbaurechts bie ^ppothef boll aurücfgeaahlt
ift. ähnliche ©eftinimungeu gelten auch für bic ©cleihuugen burch
.^hpothefenbanfen unb pribate ©erficherungöunternehmungcn.
58on guiribfäßlidfer ©ebeuturig finb bic 93cfthmmgen übet*
©cenbtgung, Erneuerung unb $ eim f a 11
(§§ 25—33). ©iSher mar nur in menigeti Erb 6 auDcrträgen
beim Slblciuf beS Erbrechts bem Erbbauberedhtigten eine Ent»
fd)äbigung für baS ©anloerf augeftanben, Diclmebr liHir ber ©e»
bonfe ber bisherigen ErbbouDertrage meift ber, baß nach Ab¬
lauf beS ©ertrageS foloohl baS ©runbftiicf mie baS ©auloerf
au ben ©rimbftiicfSeigentümer fiel. Ser Entlrntrf fchafft
bentgegenüber eine gnmblegenbe ^nbentng, iitbem er
bie © f l i d) t 5 n r Entfchäbigung für b a S © a u *
loerf als Siegel aufftellt; bei ©auten, bic ber ©c»
ftiebigung beS SBohnnngSbebürfniffeS ber minberbemit»
telten ©eDölferitng bienen, niüffen niinbeftenS atoei Srittel
beS gemeinen ©Wertes entfehäbigi; toerben. Surd) biefe
©eftimmnng fann fidj ber Erbbauberechtigte ftärfer als
bisher aB mirflidjer ©efißer beS ©autocrfS fühlen. ES ift auch
ein 9fnfporn für ihn, baS ©cbäitbe nicht Dcrmahrlofen au laffett,
fonberti in gutem ©taub au halten, ba ber gemeine SBert unb
bementfpred>enb bic Entfd^äbigung bann um fo höher ift.
Siircb biefe ©eftininumg Fatm baS Erbbaurecht, baS bisher faft
nur für bie gemeinniißige SSobnungScrftcllung angemanbt
morben ift, auch für ben priDaten ©aminternehnter nußbar
merbett. Shm fann nach Ablauf beS ErbbauDertrageS eine
angemeffene Entfchäbigung für baS $auS merben, aber
ber @runb unb ©oben bleibt ber ©befulation entaogen.
^eben ber Erleichterung mtb ©icherung beS Erbbaurechts für
alle, bie eS in Sfnfprnch nehmen tooHen, Derfolgt baS neue
@efeß and) foaiale, mohnungSt>oritifdje gmeefe, beim cs
heißt in ber ©egriinbung u. a.: „ameifelloS fönnen bie öf¬
fentlichen ©emalten, h>enn fie über auSgebehnten ©runbbefiß
Derfügen, fidh DerniittelS beS ErbbauredjtS einen erhöhten
Einfluß auf bic öeftaftung ber ©oben- unb ber 27Hetpreife,
toie auch nuf bic Slrt ber ©cfiebelung unb auf bie ©autoeife
innerhalb ihres ©eairfS fichcrn. Sod) ift nicht nur an bie
Vergabe Don öffentlichem ©runbbefiß gebacht, fonbern baS @e<
feß fann auch auf priDaten ©runbbefiß 5fmoenbung finben, ber
auS befonberen ©riinben Dom Eigentümer nicht Deräußert
mirb, — a» benfen ift hier a* 33- ein ben ©runbbefiß bei
^irchcngemcinben unb ber ©ergtoerfe." Sloifchen ben Sntcr*
effen ber ©runbeigetitümer, ber Erbbau»©erechtigten unb ber
©elbgeber fudht ber Entnmrf eine praFtiW gangbare, mittlere
£inie 31 t aiehen. _
3«r rechtlichen Regelung beS ÄricgerheirnftättemuefcnS
ift bereits feit längerer Seit bie ©diaffung einer gefeßoeberi«
fchen Unterlage goforbert morben, unb abar in ber allgemeinen
Sonn, baß neben ben Kriegsteilnehmern and) DerforgungS*
berechtigte Hinterbliebene bcriidfichtigt unb bie bauernbe Er¬
haltung ber Heimftättc für ihren StoecF redhttid) gefiebert
mürbe, ©föhreitb fidh noch bie auftänbigen ©teilen beS Reiches
unb auch bie SanbeSregiernngen, bie ja für bie Surchführung
beS ©ieblungStueienS maßgebenb finb, mit cingehenber ©rii»
fnng beS ©toffcS befaffen, hat ber ©orftanb beS ©unbeS ber
©obenrcfornier Füralicf} auf ©ninb ber ©orarbeiten eines fach*
funbigen 3luSfd)itffeS bie ©rnnbaüge eines .Kriegerbeimftättcn«
gefeßeS forgfam anfgeftellt. Eigcutlid) hanbclt eS fidh um amei
©efeße, eins, baS ben ©egriff ber «Heimftätte gana allgemein
in nufer bürgerliches 5Red)tSfßftcm orbnenb einführt (eS umfaßt
amölf Paragraphen), unb fobanit ein ©onbcrgefeß, baS in 18
©aragraphen fich mit ber praftifcheu ©egriinbung ber Kneger»
heimftätten unb ber red)tlidjcn Regelung bei* bamit Derbunbenen
fragen beS ©erfaitfS» unb EnteignungSred)teS, ber Saucrmietc
unb ©eleihung befaßt. 9fr. 8 ber „©obenreform" enthält ben
SBortfant ber beiben ©efeßentmürfe.
Sie göößnungSfröge für ©tubenten. Sllö Abteilung beö Seut*
feßen ©tubentenbienftes Don 1914 hat fidh eine ©erliuer
Ortsgruppe für ©tubentifcheo 5B3ohmmgSmefcii gebilbet, ©ic mill
ber ebenfo ber ?lügemeinl>cit mic ber ©tubcnteinoclt beim ^riebcuS*
fchluß brohenben 2BohmnigSfuappheit nad) Kräften eutgegenarbcitcu
unb fidh augleid) bemühen, an einer burchgreifenben ©erbefferung bcs
ftubentifdien SBohnuugSmefcnS überhaupt mitaumirfen. Ser
Scutfche ©tubentenbienft, her feine Arbeit auf ade bcutfdjen llui=
Derfitäten auSaubchncn anftrebt, mit! bieS Siel burd) ©d^affung
fleincrer ©ubengemeinfehaften unter Leitung baau geeig¬
neter grauen erreichen. Sic ©erliuer Ortsgruppe für ©tubentifches
SBohnungSmefen, bie ihre Arbeit auf ©erlin unib ©orortc befebränft,
beabftd)tigt bie Einrichtung einer © c v a t u n g: S fte 11 e f ii r 2Ä i c *
t e r u n b © e r m t e t c r, jic will ferner eine lüfte aller borhanbenen,
guten, baruuter audh ber Donv Scutfchcn ©tubentenbienft 311 fd>affcn=<
ben Eiu3el3immcr 3ufammeufteUeu unb biejc ben ©tut'icrenben 3111*
©emtßuug übergeben. 9?ähere IHuSfünftc über biefe baufensmerten
Unternehmungen beS Seutfdjcu ©tubcntenbienfteS, bic an bie geie-
benSarbeiteu ber greien ©tubeutenfehaft auf bem SBohnungSgcbiete
toieber anfnüpfen, erteilt bie ©efchäftsftellc ©ctliu C’ 2, Kleine
SWufeumftr. 5 b._
litttariföt pitWlimgen.
Äße neuerfdjienenen Bücher, Me ber ©chriftleltung ^ugefembt toerben, toerben hier
oerjeichnet Sie toeitere Befprechung eingelner ©chrtften, hier ober int fympttetl
ber »Sozialen ^ßrajiS*, behält fidh bie ©chriftlettung öor.
Elifabeth ©naud*Kfthne. ©on Dr. Karl H 0 eBcr.
©olfS0creinS*©crlag. 9K.=©labbadh 1917. 110 ©. 1,60 M.
Ser ©erfaffer 3 eichnet in bem lleinen ©uch ein aufchaulicheS
©ilb beS EebenS unb ©dhaffenS ber ©erftorbenen. grau ©ttaudf=
Kühne mirftc mit ber Hingabe ihrer Iraftoollen ©erfönlichfcit in
raftlofer Arbeit als Eehreriu, ©olfspäbagogm unb ©O 3 ialpoliti!criu.
»US leßtere hat fie, in beit Weihen ber gührcriunen unb ©orfämpfe-
rinnen ber graueubetoeguug fteljenb, nicht nur ben gebilbctcit grauen
bie ©ege aur ©erufSarbeit geebnet, fottberu ift auch taifräftig für
eine mirtfd)aftlid)e unb fittlichc Hebung ber Slrbeitcrinucu ciugctrctcn.
Ser Wiebcrfchlag ihrer ©eftrcbuugen unb gbcale finbet fidh in aabl
reifen ©dhrifteu, bie ein nennensmerter ©eftaub ber foaialpolitifdjcu
Siteratur bleiben toerben.
©öSiale (Praxis unb 3h*$ib füt S&oftsmohlfahrt — 1918 — XXVH. Sfct. 80.
6ÖÖ
559
39 i c f dj a f f e u mir ber fiabitfcfyen (Bcbölferutig
billige unb auStcidfjenbe ©rnätjrung? $n
©emeinfdfjüft mit Dr. phil. ©buarb 9i. (Befemfelbcr
bcrauSgegebcn bou grana ®olbe. Verlag non gerbittanb
(fnfe in (Stuttgart 1917. (preis 3 JL
(Sie 8 djrift, bie nufeer ben Arbeiten bei* beiben Herausgeber
noch einige fürjere Wuffäbe bon Fachleuten enthält tritt bafiir ein,
bic ^Beseitigung ber ftäbtifdjen 31bmäffer unb Fäfalien tccljnifch fo
ein^uriebteu unb fo 51 t organifieren, bafe btefc 8 toffc als Dung*
mittel für bie fianbmirtfefjaft nufebar gemacht merben fÖnncn. (Sie
gegenmärtige 3lrt ber Fäfalicnbefeitigung ber 8 täbte ftetle eine grofte
(Berfchmcubuug bar, ber Stricg l)dbe un§ gelehrt, bäfc mir uns in ber
9tabrungSmittelbcrforgung möglicbft unabhängig bom 3luSlanb
machen müfeten, ba^u fei eine beffere (Düngung unbebingt notmenbig.
(Sie tecbnifrfjcn 2 )töglid)f eiten l)ierau merben cingeljenb betrieben,
aud) einige praftifdje (Berfitdje aus 111 m, Breslau, (ßofen auf biefem
(Gebiet föiiuett mitgeteift merben.
©efebäftsberiebt be§ beutfdheu SB e rf m elfte t =
(BerbanbeS für bie ©cfdiäftsfahre 1916 unb
1917. 79 8.
3 a h r b u dj 1916 beö (BerbanbeS ber gabrilarbeitcr
DeutfdjlanbS, bcrauSgegeben bom SJorftanb. Verlag:
SBorftanb beS (BerbanbeS. H a «nobcr 1917. 180 8.
(Sic §ina nsmirtfdjaft nach bent Kriege im 9ieid),
im preufjifdjen Staate, in beu Kommunen unb kommunal*
berbanbeu. Sin Beitrag $ur Jyinan^reform bon (HedjjtSanmalt
Dr. jur. & a r l (B i g e l i u S. OJuftab 3icmfen. (Berlin NW 87.
1917. 104 8. 2 Jt.
(Sie ScbubSÖlle unb ihr (Sinflufe auf bic beutfdjen (HeidjS-
fiuanjen. ((Bon 1892—1912.) (Bon Dr. $ g n a 3 SW c 11 i n.
Gruft (Heiuljarbt, München 1918. GO 8 . 2,5« ««.
SB e r i dj t b e S Ä a u f in ä u n i f dh e n SB e r e i n $ bon 1858
über b a § 59. 3? c r c i u S i a h r 1917. 22 8.
3)tc Scilfdbrlft „jfottaU Htvavi* m*t» 3trdjiv für tf *Ui*tt>al)lf<U?rt“ ift bürib alle »ud&htmMungen unb ^oftämter (^oftecitungSnummcr 7137) SU begehen.
Sinjelnumnter 35 (Pf. Der 3lnaetgenprel$ Ift 46 pf. für bte üiergefpaltcne ^etitaelle. ___
Döiffenfdjaftlicber Hilfsarbeiter,
ber imftanbe ift, bie (Bertretung beS DireftorS unfereS 8 tatiftifdjen 3lmtS
311 übernehmen, au balbigem ©iutritt gefudjt. gunächft SBeftfjäftigung
mit einmonatiger ÄünbigungSfrift; fpäter ebtl. bauentbe SBefcbäftiguug
auf ^ribatbienftbertrag mit ifterfjtSaniPntri) auf Sßenfiou unb Hotter*
bliebeitenberforgung.
(Bolfsmirte mit abgcfdjlofieiter Hbfbfdhuföilbuttg, möglidjift audj mit
ftatiftifetjer (praj-iS, mollen ihre ©efudje miter Zugabe ber ©egaliS*
anfprüdje unb (Beifügung beS fiebenSlaufeS fomie bon SrugniSabfdhriften
fpäteftenS bis 511 m 10. $utii b. $ 5 «. einreidheit. .
Weufölltt, ben 24.9Wai 1918.
Set SRagiftrat.
SB er In fl bon 0> n ft n u % t f d) e r in $ e w a.
'Ser fogerrannte (BerftänbigungSfriebc
im &icf)te beS (BölferrechtS.
SBoir Dr. ?f. 3. 3 dyxtt^t,
orbciitlidjer ^rofeffor an ber Staifer*3BiI^elni‘Uniberfitftt ©Irafeümg.
(31 8 . gr. 8 °.) 1918. (preis: 1 9Warf.
f lDoDlfalittsfdiule ftet SfaOf €iHn ]
xkiumn fit fmite Stnnietiff.
Slufnafjraebebitigimgen: SlbgangSseugnis bc£ Benins.
21 . ßebcnSjahr.
HbgefdjI. pflegerifdje rcf>. paba-
gogifdhe aSorbilbimg, bie aud)
burd) bie @djitlc Vermittelt
merben form.
Ht$bi(bittigfbattcr: IV 2 Qahr.
Kiifna^mefermlne: 15. STpril unb 15. Dftober.
flbf#lti|pr&fttttg: Unter SBorfi^ eines SftegienntgS»
bertreterS.
WMaOrnffa p&fp&jwh Ctiftptm~ burd) bie
öeitung ber 3So^IfahrtSfd)uIc, (£5ln, 3tabthaitS.
SScrlag oott ©uftatt giftet i« Sctta.
üUiiflw i» fHiOiitn VisfARffes m JMorn ln %tlei(ttiuei-3nfaef|ei
Heft 1: Heimarbeit unb fio^tifrage. Drei '9..*träge, gehalten
bon 9fatta 8chmibt, ©ertrub D^renfurt^, $liice Salomott.
1903. (ßreiS: 50 ^f.
Inhalt: 1. Vermag eine freie Crganifation ber Heimarbeiter eine
mefcntlichc Sefferuug ihrer 2ot)n» unb SlroeitSücrhältniffe hcrbeiftufiihren?
(Bon 3lnna ©chmiot. — 2. Heimarbeit unb 2ol)nfrage. (Bon ©ertrub
Di)hreitfurt*h. — 3. Heininrfeeit unb 2ohnfrage. SBon Stlice ©alomon.
— 4. Slefolution.
2: S)er Anteil ber grau att ber betttfdjett Subuftrie
itadfj ben ©rgebniffen ber (BenifSjählung boit 1907. (Bortrag,
gehalten auf ber streiten ^onferena 3 ur görberitttg beS 9lr*
Deiterinneufd)u^eS. (Bon Simon. SWit 13 DabeHeu.
1910. SßreiS: 1 SWar! 60 (ßf.
Heft 3: Ser (üttflnh ber gemerblicbeu Arbeit auf ba£
perfdnlidhe fieben ber grau. (Bott Dr. (Dlarie Saum. —
Ser ^iuPsift ber gemerblic^en ©ifte auf ben Organ!#«
utu# ber grau. (Bon Dr. med. SHgneS 331nhm. — ®te grau
ht ber G}en>erbe*3nfpetttott. (Bon @. 3aP*9tfchthofen. —
Drei (Borträge, gehalten auf ber jmeiten ßonferena aur görberung
ber 3(rbeiterinnen*^ntereffcu. 1910. (Preis: 1 SWarf.
Heft 4: flrbetlüs unb £eben3t)er$fl!tniffe ber grauen ht
ber fianbmirtfebaft ht döürttemberg, Waben, ^Ifag«
£ot$rhtgen unb 3luf ©runb einer bom ftänbigen
3uSfd)u^ 3 . gf. b. 31.*^. beranftalteteu Erhebung bargefteDt bou
H«mS ©enfert, spfarrer itt Äor! ((Baben). HTMt 7 Dabellen.
1914. spreiS: 0 SWarf.
! Heft 5: üritfl#« unb Seben#uerböltniffe ber grauen ht ber
I £anbmirtfc$aft ht SBranbenburg. Stuf (Brunb einer bom
ftänbigen SHuSfdtjufj 3 . g. b. 31.«^. beranftalteteu Erhebung bargeftellt
bott ÖDi) ja $utlib- SWit 4 3(bbilbungeu unb 16 Dabeüen.
i 1914. J SpreiS: 10 HWari.
Heft 6: Arbeit#» uttb £eben£t>er$ftltniffe ber grauen ht ber
fianbmirtfebaft ht SRetflettburg. 3luf (Snmb einer bom
ftänbigen ?(u$f<hu& 3 . g. b. 31. * 3 . beranftalteten Erhebung
bargeftellt bon Dr. Sßriefter, (Hoftocf. 2Wit 10 Dabellen.
1914. SpreiS: 6 9War!.
Heft 7: Qirgebuiffe ehter Unterfucbung über bie ttrbettd*
uub SoinoerhSlhtiffe ber grauen ht ber fianbroirt*
föaft. ©rfter Deil: ©ie ©inmirfung ber toirtfcbaftlicb-
foaialen DJerbältniffe auf bas grauenleben. 3tuf ©runb
1 einer bom ftänbigen 3luSfdhufj 3 . §f. b. 31.«^. beranftalteten ®r*
hebung bargeftellt bon ©ertrnb D^hrenfnrthr mit (Beiträgen
bottgreiin ©Ilp 3 « (putlib, Dr. Oiofa^cmpf unb©lifabeth
(Boehm-ßamgarben. 1916. (preis: 2 SWarf.
i Heft 8 : Sie üuhoiiflttug ber grauenarbeit in ber SDtetaü*
htbuftrie. (Bortrag, gehalten auf ber britten Äonfcrena 31 m
Jyörberutig ber 3lrbeiterimien*Sntereffen am 19. gebruar 1914
bou Dr. (Slifabeth 3Utntann * ©ottheiner, SBtaunheim. 1916.-
(preiS: 30 spf.
ScrantlooUlUI für He€4TtfKtttwi|:Dr.8i(Motg^ ebbe, SerRn^Btunetoalb.—Betlag: •uft«bffifcb*t,3ena.—«kbruett bei 3 ultuf€tttenf elfe, ^ofbuebbrueret., S3erÜnW&
XXVtt. |nljrgiw|,
#erlht, tra 13. §utti 1918.
Hummer 37.
g^fictlv tyxaxi#
mtfc
gU*4)h* fnv
Erfdirtnt cm febem Storraentag.
• £d|tlfttf itttnft
§n\lv W so« JldUfuborfflr. 2Ä/30
#eu»rp»*djm Amt Uoüraborf 2809.
DfriUfgtber:
^r*f. Dr. <S. frandu nnb JJraf. Dr. gJ. ghnmtrmatnt.
tftrelc BlerteltllrcHd) 4 Math.
Vtrlagt
töitpmr firmer, Jett«.
8rnifmrt4*r 88.
Uni) alt
@emeittnü|ige Branntwein* j
(BcfcUfdjaftcn unb Brannt« |
wein!arten. ©in SJtohuruf an ;
unfere ©tabtoerroaltungen! SBon j
©anitätSrat Dr. B. ßaquer, |
©ieSbaben.561 i
$>ie ©efeilf^aft für Soziale I
Reform im Kriege. Xatigfeit«* I
beriet für bie 3dt von ©nbe 1913
6i«grübjabrl9l8 II.(@chlu&.) 664
Üftrfarae für Jtrteaerfamtlien unb
^tatevMiebeae.467
gamilicnunteiftüfeung.
C#itele 3aftftnde.568
Berliner Kriegslage II.
ttrbetter« trab ttntevnelimeiraer*
tretiragen.569
2>aS SlrbeüSFaninicrgefcfe im
31 e i dj$ta gS a uS f cf) u fj.
SSünfd)c jum 2lrfccU$fainmergcfefe.
QrgantfaiUraeii bet arbeitet, ©Be«
ftttfen, ttüfleftellteii trab Be«’
amten.571
©elbe SlngcfielltenbeWegung.
©eroerff^afttn unb KricgSauftanb.
9lrbetterfd)«tfe.573
©e werbe auf ficht unb^lrbeiter-
fchufc im Kriege.. I.
fiiteratiftfce 9RitteUimgea .... 576
Äbbruef fdmilid|er Kuffäfce ift Bettungen unb 8dtfchrtften geftattet, jeboch nur
mit voller Quellenangabe.
©emeimtfl^ige gnttntlnmit - ©efrUfdiaftcn
nnH gnmntwetnhariftt.
Cr i n s J0c a i) n r u f an unfere © t a b t b c r m a 11 u n g c :i !
Bon ©anitätSrat Dr. B. Ö a q u e r, ©icSbaben.
AIS baS engltfebe Unterhaus 1903 — an bie Erfahrungen
im 58urenFricge onFniipfenb — ein committee on physical
deterioration einfepte, vergleichbar bein beVj?lFerungSpolitifcben
AnSfdmfe beS Reichstages, ba forberte ber Bericht 1 ) „für bie
englifchen ©tabtvermaltungen tatkräftige Oberbitrgermeifter
nad) bcutfehem Borbitb unb für bie englifeben $ciniftätten
hauSmirtfchaftlid) leiftitngSfähige grauen".
5BMr 2)eutfd)en fonnten bicfeS Ergebnis bamats mit (Ge¬
nugtuung buchen; and) ber SMtfrieg bat ben Svh<üt biefer
Söertc, mctdje baS AuStanb nnS neibet, nicht geminbert;
and) 3 itr 3 cit gibt eS eine brennenbe gragc, in melcher
unfere ©tabtvermaltungen ihren atten Ruf aufs neue befeftigen
foltten.
Sßfingften Vor amci gabren berichtete ein fdjmebifcher Arat
Dr. Sv° 58 r a 11 vor einer berliner foaialpotitifdjen Ver¬
faul mlung, mie er im Sabre 1912 angefangen habe, bie in
©djtvcbcn berrfebenbe 5Branntmeinpcft au fanieren — fanieren
in bem gleiten 0 inne unb 3 iel tx>ic tnir feit .ft o d) , 58 e b r i n g
unb E h r 1 1 d) S 58orgeben bie anftedenben $ranFheiten au Ver¬
tilgen fueben: man gebt an bie 58aaiIIcnträger, alfo in obigem
gälte an bie 5öranntmcintrinfer heran.
Sn 0d)tt>eben tvirb feit 60 Sehren ber 23ranntmeinver-
fd)Ieife Von gemeinniipigen (GefeUfchaften (58otaget) betrieben,
metchc von ben ©tabtvermaltungen bie 58ranntmein-(Gerechtfame
erhielten ober bie früher beftanbene abtöfen burften; bie An¬
regung 51 t biefer „(Gerneinmirtfchaft" ging von einem verfilppten
58ergmerfSftäbtd)cn, bem befannten gähnt aus, mie ja aitdj bie
■erften Shmfumvcreine (1843) von 58^rgarbeitern unb gtanell-
mebern in 9 todbbate („tbe equitable Pioneers“) begriinbet tonr-
J ) B(d. .<oeinr. w e r ! n e r . ©duuotlerS ?(abrf». Bb. 31, 1907.
beit 2 ). 2 )ann (ibernabm bie 0 tabt ©otenburg bie Einridjtung
unb gab ihr ben tarnen „©otenburger 0 r>fteiu". Xiefe gemcin-
niibigen 58rannttDein-@efetIf(haften arbeiteten mit fteigenbem
©eloinn; bie Haushalte ber febmebifdben 0 tabtgemeinben er¬
hielten jährlich 5 üföiüionen ätJarf; einen beftimmten Anteil er¬
hielt ber 0taat. Auf unfere Einlvobner- nnb.58ranntu>einver-
branchävcrbältniffe übertragen, mürben fic jährlich 200 Mil¬
lionen Marf abmerfen.
Snt Saufe ber S^ht'äehntc aber fain bie foaialhböienifd)e
58ebeutung ber Einridüung, mclcbe baS perfönlicbe Sntereffe bee
feftangeftcllten 58erfcbleifierS an bem 58ranntmeinVerbranch aus-
ichtiefet, unter bie fiSfalifchen TOber; in ^ormegen, melcheS
baS 0pftem Anfang ber 1870er Sabre annahm, ift ein grobe»
£eil ber Einnahmen überhaupt feftgelegt morben; ebenfo in
ginntanb.
Xci trat nun Dr. Svo 58 ratt (1912) auf, legte bk gehler
einer 58crmattnng, „bereit 58rud) mehr ehrt als bie 58efoIgung'',
bar unb fefetc nach Vielen Stampfen „58ranntmeinFarten" in ber
0todholmer 58olag burd), b. h- jeber 0todholtner ^auShalt er¬
hält eine föarte, melcbc 5111 * Entnahme einer beftimmten Menge
berechtigt. $atn aber $err Anberfon — fo beifeen bic febmebi-
feben Mütter unb 0d)utfec — megen Delirium ober fonftiger
bic 5trunffud)t bcmcifenber, bem Arat mohtbefannter Stranf-
beiten ins .QranFenhauS ober in bie $oliflinifcn, ober mürbe er
in betrunfenem 3 »ftanbe auf ber 0 trafec feftgenommen ober
megen eines 58ranntmcinvergehenS vor ©erid)f bedangt, fo mürbe
bic Starte eingeaogen. Sv 0todhotm bei 350 000 Einmohnern
gab eS au Anfang etma 66 000 „^unben", b. h. 60% alter
Sottjährigen; baVon mürben über 4000 Starten micber einge-
aogen; nach ber Einführung ber „Starten" fanf ber (Gefaint-
verbraitd) von 5 Millionen Siter (40 %) 58ranntmein in Einael-
fdjnäpfen unb 600 000 Siter im gtafebenverfauf im Saht’e 1913
auf 910 000 Siter bam. 190 000 Siter i. S« 1917; b. h. von
24 r 4 ßiter pro ^opf unb S^hr auf 3,4 Sitcr, ohne bafe 58ier-
unb 58unfcb- nfm. 5Berbrand) entfprechenb fliegen 3 ). y
2 )ie 3 at)t her im 0 tocfhotmer Statf)arinen- 0 pital cittge-
lieferten Xetiranten fanf Von 584 (i. S- 1 9 1 3) auf 104 (i. S-
191 7); bic gälte Von „agnofaiertem" d;ron. AlfoboIiSmuS von
24 bei 1000 cingelieferten Stranfen überhaupt auf 2,5 bei PKK).
(Auch bei uns fanf übrigens bie 3abt ber Xeliranten ufm.
mährenb bcS SEßcltfricgS - aber aus anberen ltrfad)en; baS
meifen aahlenmäfeig flinifebe 58erid>te aus bem SrrenhauS in
granffurt a. M., auS ber 58ertiner Ehnrite, auS bei* Miind)ener
pfpefeiatr. .Stlinif ufm. auf. 58gt. beS 58erf.: „SoaiathpgienifcbeS
von gront unb Heimat", 3 eitfcbr. für äratt. gortbilbung,
Suni 1917). Xk 3cthi ber auf ben 0trafeen 0tod-
hotmS megen ^runFcnheit 58erhafteteu fanf in gleichem
Zeitraum (1913—1917) von 17 600 Verfemen auf 3750.
s J?ad) fdimebifchern Okfefe Faun aber jeber cbronifdbe ^ruttF-
fitchtigc, ber bort mit gug unb 9ted)t als (GeifteS*
FranFer angefehett mirb, auf öruttb eines 3eugttiffeS a)ueier
Ärate einer ärinFcrheitanftalt amaugSmeife iibermiefen merben.
•) Bgt. (G. V. © rt) u I a e - © a e V e r n i p , „3um foaialen Jgric-
beit". 1890. Xuinfer & föumblot, Seipaig.
a ) Xic BerlDaltung bcS „©todholnicr ©pftcmS" gibt jähflid) Be¬
richte mit genaueften fohlen heraus; erhältlich in ©tocfholm, 5ft>areu-
borf-Olat-an 12.
©oaiate^cajii unb««#» für «Jbltamoyfabit - iöiö - XXVII. 9 !r. ST.
ßi'iä
•
mas bei uns leibet- Diel umftänblirfjer nnb fcßmicriger tft.
Unb mie fdjouen biefe Spftemmirtfcßaften im aSerqleid) 311
unteren „Xcftillcit" attS? Sbr betrieb ift fo nutftergiltig mie
in bet; 9lrbeiter-SpeiferäHmcn beS Sranffnrter SaftitutS für
^ohlfahrtS-Ginricßtnngcn.
Xer Ginbrucf bes Vrattfcßen Vortrages - alle fd>mebifd)cn
Siäbtc ttabntcn feine Dieuernngctt balbigft auf — pcranlaßte
beit Vcrfaffer, biefe Reformen in Stocfholm felbft Hcrbft 1916
fennen 31 t lernen; bie erfte Stnbienreifc 4 ) in gleid)cr 9tirf)tung
batte fd)on 1906 ftattgeftittben; ber Verid)t über bie ameitc er»
fd;ien itn Septem her ßeft ber prettß. Sahrb. 1916.
Xer Verfwß, 2tabt ttttb Staat Hamburg für (5in=
fnfjrnnfl best ^pfteutS 31 t intereffieren, feßlug fehl; Hamburg
büßt bett Vranntmcitimißbraud) feiner Gittmohner in feinem
9lriiienbauSbalt mit 1 Miß. J( jährlich; Haße a. 2. mit
200 000 ctf 5 ). Gin einziger VranittmcinFellcr Hamburgs feßt
jälitüd) 160 000 ,ff für Vramttmein um!
Gitter perfÖit(id>en Vcsiehnng 31 t bent ftiraiid) als Ober-
bürgermeifter ttad) Gffett berufenen Stabtrat Dr. HaitS
£ n 11) e r, bisher Q5efd)äftSfiihrer beS „Xeutfdjen StäbtetageS",
uerbanfte ein größerer aufflärenber 3fuffafe in bett „Mit¬
teilungen bes beutfdjen StäbtetageS" 1917 91r. VI („3ur Srage
ber Verftabtlicßung ber SdiauFmirtfchaften 00 m StanbpunFt
ber Gkmeiubefinattaen") feine Gittftehung.
Hub bod) liegt — tuic mir ftrjtc jagen — eine afute Snbi«
fution bor, biefeS fFanbittaoifd)c, foPiel Unheil tilgenbe nnb
foPiel Segen ftiftenbe Softem itt beutfdtcn Stabten eitiau«
führen!
Xer VmtbeSrat hat beut 9teid)Stag einen Qkfebentmitrf
megen Grridkung eines SReidjSntonopoIS für ben Spiritus«
hanbel borgelegt. Unb ber SHeittPerfdrleiß, ben Siirft ViSntarcf
1886 feßon bttrd) ftaatlid)e 9fitfleftclltc, fog. Vrauntmeinagenten,
monopolificren molltc? llnfere ftäbtifd>cn Haushaltungen finb
iiberfcßulbet. Man ruft nad) geinifcßt-roirtfcßaftlidjen betrieben!
Srana b i cf e S mieS bereits 1903 auf betn erften beutfeßen
Stäbtetag in XreSben auf bie Vebeutung biefeS Problems hin.
Heute liegen bie Vebingungen, eS 311 löfen, auS Perfdjiebenen
(4iriinben fo giinftig, mie nur möglid). llnfere Qtemeinben
haben im Kriege bic Verteilung nnb ben VcrFauf bon ScbenS«
mittcln fo rafcß gelernt unb fo griinblicß geübt, baß baS Ver¬
fahren ber VranntmeinPerteilung in ftäbtifeßen 2Birtfd)aften an
bie Verbraucher mirFlid) nur einen tatfräftigen Gntftßluß
bon 9teid) unb ©emeinben erforbert.
Gin Xrittcl ber VranntmeinFiteipen finb eingegangen; bic
übrigen atoei Xrittel Faunt befud)t; tanfettbe bon Viermirt*
frfxiften ( 3 . V. alle VahnfjofS- nnb SlrbeiterFantinen) Perfcßleißcn
überhaupt Feinen Sd)ttapS mehr; ber SReft ber Vrannt-
meinFtteipen ift Ieid>t abäitlöfen; größtenteils merben fic bon
ben Sraucit ber im Selbe ftebenben SBirtc geleitet; ihre In¬
haber merben gern als ftäbtifeße 9lngefteßte ein ficßereS Vrot
finben. Sebe StabtPermaltung, jeher VeairFSauSfd)itß beFlagt
baS Älreita ber SdiatiFFonaeffiotteti. XaS fd)tpebifd)c „Softem"
mürbe and) bie alFoholfreie „Xemobilifation" mefetitlid) unter-
ftiipen.
Xer Staat hat im Kriege mit Sag unb Stecht Xaufenbe
bott Vctrieben mit Millionen bon Leitern, Slngefteßten,
Arbeitern int öffcittlüßen Sntereffe ftißgelegt. Sollten unfere
großen Oktueiitbeocrmaltuitgen nicht bie gleidyen .strafte haben,
ihre Welbüerljältniffe 311 fanierett nnb babei Millionen bon
Menfdjen bor Verarmung unb GrfranFung 31 t bemahren? Hier
gilt eS einmal, bie nur berberbenbringenbe Vribatmirtfcßaft
bnrd) v u r fegenftiftenbe öerneinmirtfd)aft 311 erfeßen.
Xic Vereinigung ber „VranntmeinFarte" als Grinncrung
au bie Stöte ber Heimat im SMtFriegc mürbe ttod) unfere
itinber unb ^tinbeSFinber an ben Strieg als an ben Vater bieler
großer Xinge mahnen.
Sn meld>er beutfehen Stabt lebt unb mirFt ein ameiter
Srana 31 b t d e S , ber im Sinne biefeS großen ViirgermeifterS
bii rtid)t 311 großen Hinberniffe nähme?
4 ) Vgl. V. Saqucr, „Gotenburger Stiftern", g. Vergniamt,
31'tec'babeit 1007.
5 ) Vgl. H- V ü p e r t : „Hamburg unb ber Vüfoliol", H amc, urg,
2. 3lufl. 1003, unb <S'. V ii 11 e r: „Jrunffudjt unb ftäbtifd’e Steiteni",
3. 3lufl. 1003, <öarie.
fif ©cfeUft^aft ffir Itfform im |iricgr.
S'ätigfeitSbericht für bie Seit bott Gnbc 1913 bis Sriihict&r 191 k.
II.
Xer V a t e r I ä tt b i f ch e H i l f 0 b i e tt ft gab ber Ok
fellfchaft für Soziale Reform ntchrfad) Veranlaffung 3 itm Vor^
gehen. VefönberS 311 ber Beit, als (General ©roener bas
.StriegSatnt. leitete, mar bie Sühlnngnahme amifdx’ti betn 3lmt
ttttb ber Leitung ber GtefeÜfchaft fehl* befrtebigenb. ~ Grmält
ttnttg Perbieitt im einaeltten eine ttmfaffenbe Gittgabc ber OiefeU-
fd)aft, bie bie Vtünfd)e ber 3lngcftellten 311 m «Hilfsbienft auf
Örunb einer Vefprcdptttg im llnterauSfdmß für 3lngeftelfiem
fragen bartat (Mät *3 1917) unb in mehreren Vunftcn Ve
riicfficbtignttg fanb. Xie obligatorifriicn 3lvbeiter« ttttb 3ln
geftelltenanSfchüffe, bie baS Hilf^bienftgcfeß bradtte, neranlaßten
einen beFannten fo 3 talgefiuitten ^Arbeitgeber, Herrn VJaren*
hattSbefißer Gohtt itt Halbcrftabt, 10CM). t // für ein VrctS»
a u S f d) r e i b e n 3 ttr Verfügung 31 t fidlen, bas bie GJefellfchaft
für 3lrbeiten über 3lngeftcHtenaiiSfd)üfje Hcranftalten follte. Xer
Vorftanb berief als Preisrichter StaatSminiftcr Srhrtt. 0 . V e r -
l e p f d), Prof. S r a tt d e, Herrn G 0 h n , ben präfibenten ber
HanbclSfatuer in Halberftabt Herrn &änipfcrt, ben G5e-
ncvalbircFtor ber MaggimerFe Hrrrn ^ommeraienrat S ch nt i b,
fomie Vertreter ber großen 3lrbeitSgemeinfcfwften ber 9lngO’
ftelltcnticrbänbe. XaS GrgebniS mar bie Xeiluttg bcS pretfes
3 mifd)ctt ben Herren Sabrp (GobIen 3 ) ttttb s Pötl)e (.^iel).
Gttblich befaßte fid) bic GJefellfchaft angdegcntlid) mit
fragen ber Ü b e r g a tt g S m i r t f d) a f t. Sie legte Ftti ’3 nach
Sd)affuttg beS JReid)SFommiffariateS für Übcrgaitgsmirtfd>aft
ber 9teid)Sregierting oergebenS bic Vernfung Pott 9lrbeitnebmer-
Pcrtretern in biefe Xienftftelle nahe. Sobatttt richtete fic in
(Renteinfchaft mit ber Leitung bcS Vereins für So 3 ialpolitif
einen Gkintfchteit 9rttSfd)uß für XentobtltficnmgSfragcn ein.
Xiefer befiet 1916/17 mehrfach fo 3 ialpoIitifd)C fragen ber Übet*'
gangS 3 eit, litt aber febr unter betn Mangel an grunblegettbetn
Material. Xie Arbeiten murbett fdjließlid) mieber aufge^
nomttten, als bie ^riegSmirtfchaftliehe Vereinigung fid) erbot
bic iibcrgangSmtrtfd)aftlid)cn fragen in ihrem Vitro laufenb 311
bearbeiten. GS gelang, bie führenben perföttTid)Feitcn .ber
Gkfellfchaft für Sosiale Reform 3111 - Mitarbeit in bett Unter
anSfd)iiffcn 311 Peranlaffett, bie bic .SlriegSmirtfd)aftlid)e Ver¬
einigung für bie Perfdtiebetiftett Xeilfragen ber Übergangs-
mirtfdiaft fdntf ( 3 . V. GntlafiungSpfan, B'inan 3 ieruttgSfragen.
9lrbeitSlofenfürforge, 9lrbeitsPcrmittlnng, 9lngefteIItenfragen,
Fomtnttnalc Sragen, SBohnungSmefen, HanbmerFerfragett). 9ln
bic Spißc beS BentralanSfdptffeS trat ber ftcllP. Vorfißenbe ber
©cfellfd)aft, Herr Prof. 3r r a tt d c. 911S erfteS GrgcbttiS ber Ve-
ratungen erfd)ien Heft 59 ber Schriften ber Gtefellfdjaft („Xer
Xag ber HeimFehr"). 9Mdh 9lbfd)Iuß ber Veratungen, bie 311
aahlreidhenGtngaben führten,erfdjeinen foebert bei V.Xeubner
bie Sorberungen ber Slricgsmirtfd)aftlid)en Vereinigung als
Vrofdjüre. 91n bent bead)tltd)en VJerFe haben neben ben
lettenbett PcrfönIid)Feiten ber ©cfellfcfjaft für So 3 tale JRcfortit
bcfonberS bie Bentralen ber 9lrbcitcr- ttttb 9lngcfteütenPer-
bänbe bebeutenben 9lnteil. — Xie ®efeflfd)aft hat unabhängig
Pott ber Mitarbeit in ber genannten Vereinigung mieberbolt 311
Sragctt ber ÜbergaugSmirtfdtaft Stellung genommen. So hat
bic Verliner Ortsgruppe im 9ioPeutber 1916 bereits Vorfchlägc
3 tir Verhütung aFnter SSohnungsnot gemadjt. Sm §uni 1917
manbte fieß eine Gingabe ber ©efellfcßaft gemeittfatn mit einer
bunten Süße anberer Organifationett gegen ben bie 9lrbeits«
lofigFeit bet ÜbergangSaeit Permehrcnben Sacßfcßitl-
fcßminbel unb bte ungeniigenbe 9lttSbilbitng 31 t gelernten Ve-
rufen, naeßbem im Mära eine Xaguttg bett gleid>ett ©egenftanb
behaubeit hatte; biefe Gittgabc hatte erheblichen Gr folg.
Sriihjahr 1918 folgte eine Gingabe betr. Sraucnarbeit in ber
ÜbergaugSmirtfcßaft. Gnbltd) mürbe auf einem Sonbcrgebicie
Perfucßt, ScßmierigFeiten ber ÜbergangSmirtfdjaft 31 t meiftcru.
Sn amet Soaialpolitifd)en Üonferett 3 cn für baS & a ftm t r t s -
gerne rbe mürbe auf ^Anregung beS anftanbigen VCuSfchuffeS
ber ©cfeüfdhaft bic SBiebercinfteüung ber .QricgSteilncbnter
unb bte ©cftaltung ber Srattenfragc im WafthauSgemerbe ein*
gehenb befprod)en. UFadjbem eS ber Giefdlfd;aft gelungen mar,
ber maßlofen 3 erfplittentng ber gaftmirtfdKiftlidien (Gehilfen
Pereine burd) bie Schaffung einer „91 r b c i t s g e in e i tt *
f cß a f t g a ft m i r t f d) a f 11 i d) c r 91 tt g c ft c 111 e n P e r -
b ä n b e", an ber alle aentralen ©ehilfenorganifatioiten beteiligt
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Soaiale ^cajiÄ unb Atdjib füt 1Bol!$tt>oI)lfaIjrt — 1918 — XXVII. Ar. 87.
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finb, ein ©nbe au i mieten, führten unmittelbare Vefprecfeungen
awifdfen ben VrinaipalS» unb ©ehilfenfcerbänbcn anr ein¬
stimmigen Einnahme ber in ben Konferenaen gefrfiaffenen Seit»
fäfee anc Wiebereinftcllung ber Kriegsteilnehmer.
Xie ©rofee Knnbgebung für (Soaialpolitif nach bent Kriege
mürbe burd) eine formulierte ©rfläruttg ber ©efelL-
f cf) a f t („Xa§ neue Xeutfd>lanb unb bie ^oaiüfreforin") vor¬
bereitet, bie 9on ben Vertretern öUer Organifationen ber
Arbeitnehmer begutachtet worben mar unb im AuSfdjttfe ber
©efclifcfeaft einftimmige Annahme fanb. Xen Verlauf ber
(fronen Äunbgebunß am 14. April in ber Verlinet
Philharmonie mirb .§eft 62 ber Triften ber ©efellfdhaft auf
©runb bes Stenogramme fdjilbern.
AIS bentfefeer Seftion ber internationalen Ver¬
einigung f ii v gefehlt eben Arbeiterfchufe boten
fief) ber ©efellfdjaft im Kriege natürlich nur geringe Ve-
tätigungSmöglidhfeiten. ihren VeitragSDerpflidjtungen ift bie
©efellfdjaft trofe ber Valuta reftloS nachgefomtnen. And) bie
jfteidjSregicrung bat bem internationalen Arbeitsamt ihre
Uttterftiifeung nicht entzogen. XaS ©Scheinen beS V ii II e »
t i n S fonnte, ba auch bie anberett frtegfiihrenben Staaten ihre
Söeaiebungen an beut internationalen Arbeitsamt aufrecht»
erhielten, währenb beS ganaett Krieges fortgefefet merben
(beutfehe Ausgabe im Verlag bon ©. gifdjer, iena).
Wieberholte Veutühungen ber ©efellfdjaft für Soaiale Re¬
form galten einer Vcrftänbigung mit ben gleichgerichteten
Crganifationen &fterreid)S unb Ungarns über eine Annähe¬
rung beS ArbeitcrfcbubeS unb ber Arbeiterberficherung in ben
berbünbeten Reichen. Xa bie punfte, in benen Abweichungen
befteben unb eine Angleichung ermiinfeht febeint, flargeftellt
finb, biirfte bie eingeleitete Vcrftänbigung über ein analoges
Vorgehen, befonberS im Xeutfcben 9leid) unb £fterreid), trofe
ber Schmierigfeiten, bie in ber Überladung ber beiberfeitig mit
ber grage befaßten Perfönlicfefeiten liegen, noch gelingen.
AnbererfeitS fcergifet aber bie ©efellfcfeaft für Soaiale Re¬
form nicht bie adüngenbe 9fotmenbigfeit, bah bie unS heute
f e i tt b I i ch e n Staaten uach bem Kriege ben Vorfprnng ber
beutfehen Soaialpolitif oor ber ihrigen ausgleichen. giir unferc
VolfSmirtfchaft ift bas um fo ermiinfehter, als biefe ohnehin
ben Wettbewerb auf bem Weltmarfte unter fd)Wierigften Ver-
hältniffen mirb mieber aufnehmen miiffen. Xie SriebenS-
o e r t r ä g e erfd)einett ber C^efellfcbaft bie gegebene ©elegen-
beit, Vereinbarungen über Angleicbnng beS ArbeiterfdjufeeS
unb ber SoaialOerficberung^burdiaufeben. ©ine bieSbeaiiglidje
©ingabe ift ben auftänbigen Stellen am 24. Xeaember 1917
unterbreitet Worben. Seiber ift fie Weber bei ben griebenS*
fchlüffen mit Aufelanb unb ber Ufraine, nodj bei ben Verljanb-
langen mit ben inbitftriell entmicfelten Staaten ginnlanb unb
Rumänien berüdfiditigt Worben, obwohl alle griebenSOcrträge
fchr ausführliche wirtfdjaftlidje Vereinbarungen anberer Art
enthalten. Valb nadj einer Verhanblung bon Vertretern ber
©efellfdjaft unb ber freien ©ewerffdjaften mit bem föeid)Smirt-
fdjüftSamt ift inbeffen eine VegierungSerflärnng im Reichstage
abgegeben Worben, bie, a«(Üeid) einem einmütigen
Wunfdhe beS Parlaments entfpredjenb, fid) fpmpatfjifd) au ben
gorberutigen ber ©efellfdjaft äitfeert. 9J?an barf alfo Wohl
hoffen, ba& int Weften nicht bie gleichen Unterlaffungen wie im
Often wiebcrholt werben.
Sieben ber Aufgabe, für ben gortfdnitt ber Soaialpolitif
unmittelbar einautreteu, hat bie ©efellfdjaft für Soziale Re¬
form ihre anbere Vf licht neue greunbe für bie Soaialpolitif
au Werben unb bas Verftänbnis für bie foaialeit Aufgaben, fo-
wie für bie Selbfthilfebeftrebungeu ber Arbeitnehmer burd)
Aufflärung über ihre Vebeiitnng in jeber Weife au förbern unb
au oertiefen, nicht ucrnadjläffigt.
Obwohl bie ©efd)äftsfteHe unter ben Sd)wierigfeiten beS
Krieges unb wieberholter langer Kranfheit beS ©eneralfefre*
tärS litt, ift eS gelungen, ben Vcftanb ber ©efellfdjaft an s iRit»
rtliebem au mehren, bie Arbeit in ben Ortsgruppen au ber»
tiefen unb bie Bohl ber ©nippen au erhöhen, fowic bie Bu-
fammenarbeit mit ber machfetiben Bohl angefdiloffencr Körper-
fefjaften ausaubauen.
Xie Bohl ber perföulidjeit Vtftgüeber ber ©efellfdjaft ift
auf 1452 geftiegen, bie fid) größtenteils au Ortsgruppen au-
famntengefd)loffen haben. Xie Bohl ber förperfchaftlichen VHt«
glieber beträgt 265.
Xie neuen SAitglteber gehören aum großen Xeilc ben in*
telleftucQen Greifen an, bie ben Arbeiten ber ©efellfdjaft in ben
fahren bor bem Kriege mit geringerer Anteilnahme gegen»
iiberaufteben pflegten. Xurdj ben Xob berlor bie ©efellfdjaft
eine Sfeihe namhafter unb fiihrenber SKitglieber, fo bie Herren
Abg. Vaffermann, Srana V r a n b t S, Stabtb. ©olb-
f d) nt i b t, ©ewerberat Söffer, Dr. Wilhelm Verton,
©i*a. b. S d) m o 11 c r, ©ra* X h i e l unb ©sa* Ab. Wagner,
ferner ben ©efcbäftSfiibrer ber Verliner Ortsgruppe, ®errn
l>r. Öelij; ©laufe.
Von förperfchaftlichen aftitgliebern, bie ber ©efeUfchaft in
ber Verid)tSaeit beigetreten finb, feien genannt: Sutereffen-
gemeinfdjaft beutfeher 9teid)S- unb StaatSbeamtenberbänbe,
Verbattb ber unteren Voft- nnb Xelegraphenbeamten, Verbanb
beutfd)er Sofontotibführer, Verbanb ber ebangelifchett Arbeiter¬
bereine ber Vrobina Vranbenburg, Xeutfdjer SWeiftcrberbanb,
Xeutfcher ©horfänger- unb Valettoerbanb, Xeutfdher ©rnben-
uttb gabrifbeamtenberbanb, ©eneralfontmiffion ber ©ewerf-
fdjaften XeutfchlanbS, Xeutfcher Vud)binberberbattb, Verbanb
ber Vraiterei- nnb SDh'ibtenarbeiter, Verbanb ber Soaial-
beanttinnen, ^auptberbanb beutfd)er OrtSfranfenfaffen, 9Ieid>S-
berbanb bentfd)er ^onfumbereine, Aeid)SberfichernngSanftalt
für Angeftellte. A 11 e i n b i e V e r b ä n b e b e r A r b e i t e r,
A n g e ft e 111 e n unb Beamten, bie ber ©efeüfdjaft
förperfd)aftlid) angefd)loffen finb, aäblen in Selb nnb
Heimat auf am men etwa 4 y 2 2JH Ilion eit 9Wit-
g (i e b e r, baw. Werben biefe ihre frühere 2ftitglieberaabl Wohl
in naher Bufunft unb beftimmt halb nadb ©nbe beS Krieges
wieber erreichen. Xie ©emeinfd)aftsarbeit biefer vielfältigen
Verbänbc hat fid) int Aabnteit ber ©efeUfchaft reibungslos unb
fruchtbar geftaltet. Sie hat aur Annäherung ber beteiligten Or-
ganifationen and) über biefen Nahmen hinaus Wefentlid) betge-
tragen. — Aebeit ben Arbeitnehmer- unb Veamtenberbänben
gehören ber ©efellfdjaft auch eine gröfeere Anaahl bon Vehörbett,
befonberS StabtberWaltungen, ferner ^anbelSfantntern, Sinnen
unb Unternehmerberbänbe, fowie religiöfe unb gemeinnüfeige
Vereinigungen förperfd)aftlid) an.
Über bie X ä 1 1 g f e i t ber Ortsgruppen a u S -
fiiferlichau beridhten, mufe biefen felbft borbe»
halten bleiben. ®ier fei nur in grofeen Bügen foIgenbeS
mitgeteilt:
Xtc Ärieg hat aWci Ortsgruppe 11 bernichtet, Aachen unb Aiiihl-
häufen i. Xh.; beibe warett nur Hein gewefen. ^hec Xätigleit mufeieit
aeitimife einftcllen bie ©ruppen in ^ena, .Königsberg unb Schwei-in,
boch ift beren fyortbcftanb> böllig gefiebert, auch flehen fie in ununter¬
brochener Süblung mit bem ©encralfefreta-riat. Gine organifatorifchc
Aeugeftaltüng macht ber Bmeigoercin .teffcn-Aaffau bnrdj; auf Ve-
fdilufe beS Vorftaubes ber ©efeUfchaft wirb bie Stabt granffurt a. 2K.
aus feinem Organi'fationSbcreich bermisgcnommen un ö bort eine
eigene Ortsgruppe mit befonberer örtlichen Seituug gefdjaffen
werben.
Xie Ortsgruppe Vcrliu hat fid) im Kriege fehr Jräftig cm
wtcfelt (feit 1916 allein 128 Acuaufnahmeit). Am Anfang beS Krieges
würbe in öffentlicher Vcrfammlung bic riegSbefchäbigteufiirforge
bcfprochen; ber hierüber bon Dr. S. A r a u s gehaltene Vortrag ift
als Sdjrift ber Ortsgruppe im Verlage bon gifdicr in ^eua er=
fchieucn. ©ine öffentlidie VcrfammlungStätigJeit ift fpäter unter¬
blieben, bod) Würben Vefprcd)ungeit beS Vor [taubes mit fadjfunbigen
unb feit fangen fahren ntilarbcitsfreubigen Vcitglicbern unb ©iifteu
-über Beitfragen ber Soaialpolitif eingcriditet |>Soaialpolitifdie
Abcnbe"), um Aidjtltnicu für bie Weiterarbeit im griebem au ge»
wim.en. Xie einleitenbcu Worte a« ben 21 berartigen Vefprcd>nn=
gen, bie bisher ftaitgefunben haben, hatten u. a. folgcnbe .^mn
übernommen: Vrof. g r a u d e , ©cheimrat ^ e r f n e r , ©e-
heimvat VJ a h I i n g , ©ebeimrat Wiebe itfelb, ©cheimrat
S e r n» g, ©^a- X e v v. b u r g . Abgg. V ehre n S, W. § e i r.»e ,
©. vs d) t f f c r, (Mio £’ b c r t S, Vf u m m , Unterftaatsfefretäi
Vlug. Vt it • l e r , H m b r c i t, S t e g e r w a l b , ©. io a r t -
mann, Vrof. V i e r f a n b t. — Aufeer a u t' Wohnungsfrage (i. o.)
hat bie Ortsgruppe a»c ©rhöhuug bes .Straßenbahntarifs in ciiia
©ingabe Stellung genommen. - - Xie Ortsgruppe Vrcmeu hat fid)
befonberS mit ber Wohnungsfrage befdiäftigt, mährenb bie'Orts-
gruppe Breslau bas ganae ©ebict ber ltbergangsivirtfchaft in
©emeinfehaft mit ber Sd)le)ifdien ©ejeUfchaft für Vaterlänbifdte Slnl
tue bearbeitet hat. ©benfo wie biefe ©ruppe war biejenige in 2 e i p -
ai g fehr rührig unb hat befonberS VfittelftanbS-, ©riuihrungs-, öüfC’-
bienft- unb XemobilifieruugSfragen befprodjen; wiebcrholt leufte fie
auch bie örtlidje Aufmevffamfeit auf bas Arbeitsiiad)Wcismcfeu. Xie
Ortsgruppe ©öln ridjtete regclmäfeige Vefprcchuugen ein, u. a. and)
über Waf)lred>t unb Soaialpolitif.
Aeu georiutbet Würben im Kriege 1917 Ortsgruppen in
$ mnbnrg nnb in A? ii n d) c n , 1918 im Srühjafer eine fo!d>e
507
Sogtale JJkajig uitb Slrc^iu für BoUStuohlfahrt — 1918 — XXVIL 9lr. 87.
iit Jaiinoüev. Weitere Qhiinbungen fielen in Marls*
v u l) e itnb ii r n b e r g - J5 ii r t h unmittelbar bebor. Jit
mehreren anberen Stabten finb Porbcreitenbc Schritte getan
morben. S« ben 3 nengegriinbeten Crtsgrnppen arbeiten bon
bornOerein bie Crganifationcn aller Sftidjtnngen mit. Xie
Leitung liegt in Hamburg u. a. in ben $änben ber Herren
Brof. 9t a 11) g e n , Bafto'r M i e 61 i n g , Sinnig unb
l>r. Betcrfen, in 2Wiineben in beit ®änben bes Staats-
minifters b. 55 r a u e n b o r f f c r , ber 9lbgg. S a 11 e r -
b a cf> unb X i nt nt, bes »h'idjsrats b. TI i 11 e r ,
Sri. £ottc S i 11 i d) nfm., tuährenb in föannober XireFtor
S d) i cf e n b e r g (Stöbt, Slricgsfiirforgcamt) fid) mit Berfön-
lidifeiten ans ber Arbeiter* nnb s J[ngeftelltenbelucgnng £>annouers
iit bie Leitung teilt. Xie brei neuen Oirnppen entfalten eine
rege Xätigfeit unter ftarfer Bcriicffidytignng ber befoitberen
örtlidten Bcbiirfniffe. Sie gehören bereits 311 ben größten
Crtsgiiippen ber <#efel!fdxift.
Sn faft allen Ortsgruppen ift, nad) uoriibergehenber
Stagnation 31 t Mriegsbeginit, nunmehr ein frifdier Schaffens«
brattg unb Sfnffdtttmng 31 t oerfpiiren, ber luefentlid) bagn bei¬
lragen tuirb, bie öefeUfdxtft für Soziale Reform gerietet in bie
Jriebcnsgeit eintreten 31 t laffen.
|ür(0rge fftr $rif{jfrfamtlien nttH jjtttkrbüfbm.
Xic Jamilicnunteritüuung betreffen giuci neue Erlaffe bet
pieuf)ifd)eu BfimfteriumS beö Innern. Jn einer Verfügung Pom
22. Vlpril 1918 luiub eine toobltuoUeufcc Bchaublung ber Unter-
jt it p u n g s f ä 11 e , bi e .St r i e g s g e t r a 111 e betreffen, geforbert,
inemt and) bon ber VlufftelluiiQ allgemeiner 9tid)tlinicn augefidyts ber
Berfcpicbenartigfeit ber #älle aOgefefjeu tuirb. Erneut tuirb barauf
aufmerffam gemadjt, bafe bie Zeichnung mäßiger Beträge auf Siiricgs»
entleihe, tuie überhaupt Beftp fleinereu Bermögeus, au fid) feinen
Vlnlaft bietet, bie ?yamilienunter|tüpung 31t uerfagen ober 31t ent*
giehcit. J11 foldycn gölten finb alfo lebiglid) bie ^infen bei Beurteilung
ber Bebürftigfeit 311 berürf|id)tigen. 15ine g 0 r 13 a h l u n g ber
5v a tu i l i c u u n t e r ft ii p u n g a u> i t tu e n unb 2B a i f e n ift,
abgefcheu ton ben füllen, in beucu gamilieiiuntcrttüpung gentäfe
betu Viuubetlajjc uom 27. Juli 1917 i Jg. XXVI Sp. 808» nach einem
i’n gelbe befinblidjen 3obit ber Söitme getuährt tuerben fantt, fotuol)l
neben ber Slricgsuerforgung als audi neben ber allgemeinen Ber-
l'orgung nad) Vlbfdmitt IO (§ 12 u. fl.) bet Biilitärfjinierblicbeueu-
gefepes Pom 17. iUfai 1917 nur im Nahmen bet ©efepes pom
30. 'September 1915 guläfftg. dagegen hebt bie Betuilliguug bes
Shiegselterngclbc* ben Vlnfprud) auf Seiler,pihlung ber gamilieu?
uuterftüpuitg im gatte ber Bebiirftigfeit nidyt auf. Xie VI u v -
g l e i d) s 11 n t e r it ii p u tt g foll nicht in ben gälten augetueubei
luerteu, in betten ein gur Vir beit Cf ntlaffencr perftirbt, ba es fid)
hierbei nidit uin eine burdj bas gamilicnunterftüpungSgefep be-
ftimnite, ionberu nur eine freitpillige Üeiftung bcS 9teid>s, bie aus
Billigfcitsiüdfidjieii gugeftauben ift unb bereu (5rtueitcruug nidit
obue gtuingci beu ©ruub erfolgen fattn, pcnibelt.
ferner foll nad) einer Beifügung Pont 1. Mai 1918 ben gum
Beguge P o u St r i e g s tu a i f e u g e l b berechtigten, üun ber Butter
mit in bie gtueite C£he gebraditen Striegcrtuaifeu behufs Vlbtuenbung
einer Notlage neben bem Saifeugelb bic 5yamilienunterftii^ung
nach bem Stiefuater gegahlt tuerben, tuentt tiefer gunt £>eeresbiett)l
eingegugen ift unb uor feiner (5ingiehung für bic Stiüber aus eigenen
Mitteln ausreidjenb geforgt hitt. 2er tu i c b e r P e r h e i r a t e t e n
St r i e g e r tu i t tu e fteht bie 5vamilienuuteritübung und) bem ein^
gegogeuen gtueiten IShcmannc im ^allc ber Bebiirftigfeit ohne tuet*
teres gu, ba fie Sittueugelb uidjt mehr erhält. £ie llnterftübung
faun aud) bann getuährt tuerben, tuenu ber ftnru anläfelid) ihrer
SieberPerheiratung eine einmalige Vlbfinbungsfumme aus 9leich^ s
1,1 üteilt betuilligt tuorbeu unb fie bebürftig ift. 3 um Berbraud) ber
Vlbfinbungsfumme tuirb fie nicht gu nötigen fein, ^ur Bermeibuitg
Pon 3tueifeln tuirb barauf hingetuiefen, baß bas ^amilieiiuuter*
itiituingsgefep ben in 2 1» aufgeführten B e r tu a n b i e n bes Cfin=
l’eiufeiteit einen Vlnfprud) auf Jyamilicnuuterftübung fd;led)tf)iii
bauu_ gibt, tuenu fidj ein UuterhaUungsbebürfniS erft muh i“cr Cfiiu
berufung berausgeftellt hat, uubefiiinmert barutn, ub ber (finberu=
feite ohne bie Einberufung Poransfid)tlid) aud) gur ©etoäfjrung bes
Unterhalts imftanbe getuefeu toärc über nirfit. ^te .«iefernugS*
perbänbe föuueu aud) für STojleu foldjer VI u ft a 11 s p f l e g e in
Vlnfprud) genommen tuerben, bie fid) als im Jntereffe ber öffeutlidten
(»eiuubbcit unb «id)crheit aufgetuenbel barfteüt, tuenu biefe Vluf-
meubitngen gleidigeitig and) bem SBohlc ber in bie Vfnftalt ge-
Praditen Vlugehörigeu uon Stricgsteiluchmern cntfpredien.
§0jt«le §u|Jän5f.
Berliner Uriegdldfjne II.
Bei ben tu e i b l i d) c tt Berfidjcrteit fattn mau hingegen eine uon
iUionat gu älfonat fteigeube Vluftuärtsbemcgung auf ber Sohntreppe
bei ben porlicgcnben Siranfenfaffenftatiftifcn für 1910 unb 1917 be=
obachtcu^ tuemi aud) freilidt bie breite Dötffe ber Vtrbeiteriuuen nad)
tute por in ben unterfteit Sohnflaffen pon ettua 1 bis 3 2ageS=
Perbienft angufiubeu ift. Vlber es ift buch bcgeichnenb, bafe bie Be-
fepung ber Unterflaffen (bis gu 1,15 Ji, Pott l,n» bis gu 2,i:> .H tutb
pon 2,™ bis 3,ir> Ji) Enbe 1917 folgeube tuefentlid) uiebtigeren Ber.
häünisgahlcu (18,8 p. Sb., 31,9 p. unb 21,(5 p. j&.) ituftuci)t als im
Januar 1910 (21,4 p. .< 0 ., 30,9 p. ö. unb 25,2 p. .^>.), tuährenb bie Bcr=
hältmsgifferu ber Berteilung auf bie höheren Sohnftufeu (über
3 ,k; Ji) int Xcgember 1917: 12^ p. $>., 8,7 p. unb 2# p. f>. lauten
gegenüber nur 8,6 b. .p., 3,4 p. £>. unb 1;3 p. im Januar 1910, b. h-
Ifube 1917 ftaitb ein Bicrtcl p. ü.) aller in ber VUlgemeinen
Crtsfranfeitfaffe Perfiriierten Berliner Vlrtciterinuen in einem Xages-
Perbieuft Pon 3,16 unb buriiber, Vlufaug 1916 nur ein Siebentel (13;;
p. .£•)• 2iefe für bie grauen giinftige SobuftaubsPerfdiiebuug ift
eingetreteu einmal tuohl infolge bes ^urücfu>eid)enS ber tueniger
leiftungsfäl)igen älteften unb allerjüngftcu VIIterSgruppen: burdjfchnitt^
lid) gäl)lteit im ;^al)rc 1917 nur 9,7 tf. .Cr bgtu. 11,8 0 . Cr über 51 bgtu.
41 bis 50 ijahre gegen 10,2 p. .^r unb 12,2 p. ip. im ^ahre 1915, unb
bie unreifen Räbchen unter 10 fahren, bie 1915 ttod) 0,« p. .C>. ber
Perfidjcrteu Vlrbeitcrinueu auSmad>teu, finb auf 3,r» p. .C>. gufammen-
gefchrumpft, fo bafe bie Ieiftungsfähigften tuetblidien VIItcrsflaffen
heute Potte brei Btertcl (75,0 p. ,C*.i umfaffen gegenüber nur 71 P. £>.
im 3 >ahre 1915. B>id)tiger als bic VllterSfct>id)tuug erfdieiut aber für
bie üohneuttuuflung bei ben grauen micbcrum tuie bei ben l^ännern
bic üerfchiebenartige Berteilung auf gut unb fd)led>t gahlettbe (Sietucrbe
in beit Bergleidjgciten. B>enn bas bie tueiblid;c VlrbcitSfraft in Berlin
Pcrhältuismäjjig am hödifteu eutlohneube ,C>anbelsgeti>crbe fein
Berfid)crtenheer pon 02 225 1 Januar 1910) auf 71 302 iXegeinber
1917) Stopfe I;at atifdnueUeu laffen, tuährenb bas auf ber Biittellobu=
ftufe Pon 2,16 bis 3,i:> Ji XageSperbieuft unb tiefer fuöenbc Befleiß
buitgSgetocrfcc Eitbe 1917 nur ttod) 25 995 tuetblidjeu Berficherteu
fdjäftigung bot gegenüber 30 208 gu Vlufaug 1910, fo erflärt biefe
Umgruppierung bereits ben größten Xeil ber burd)fd)iiittlid)cn Hebung
bes Uohnftanbs ber grauen, liberbies finb aud) im »paitbelSgctucrbe
bie höheren Sohnftufeu berhältnismäftig recht biel reicher hefept als
Vlufaug 1910, uämlid) mit 19,9 u. 15,8 p. Sp. unb 4,2 p. Sp. litt ben
St laffen 3,16 bis 4,15 Ji, 4,16 bis 5,15 Ji unb über 5,15 M 1 , mährenb
im Januar 1910 nad) ihrem Xagesberbienfte nur 17,8 p. Cr, 10,6 p. Sp.
unb 3;t p. £). ber in ber VUlgemeinen CrtSlranfenfaffe Perfichertcn
haufcelSgeiuerblid) tätigen Jraucn unb Btäbdjen ben oberen Sohn-
Haffen angebörten, alfo iitsgefamt nur 31,7 p. Jp. gegen 39,» p. Sp. im
Xegember 1917. Xie progeiuualeu Berfd)iebuugeu ber Bcfepuug nad)
ben oberfteu 52ot)iiflaffen hi»/ bie and) in ben tut allgemeinen iH’rittiye
Vtominallöhue bicteubcn Berufen tuie .C> aus ge tu erbe, i)teinigungs=
geiuerbe unb „.häuslichen Xienfte" gu beobachten finb, finb, abfolut
gewählt, gu geringfügig, um für bas Öefamtlohnbilb ber tueiblicheu
Vlrbcit in Betradjt gu fommeu, guittal ba bie COefamtgahl ber bei ber
VUlgemeinen Crtsfraufenfuffe perftd;ertcit Vlrbciterinneu in biefeu
Berufsgruppen in ben lepteit beibcu Jahren abgenommen h»t (im
Ciausgctuerbe pon 34 887 auf 32 310, im lltcinigungsgetoerbe pon
37 015 auf 80 890 unb iit ben häuslichen Xienfteit Pon 17 276 auf
17 217).
2ie obigen Einblicfe in bie 2ofjnfd)idjtung ber Berliner
3lrbeiterfd)aft finb, ba fie fid) anf eine 9)?affe Pon faft 400000
^erfonen begiehen, loie eingangs betont, recht lehrretrf) itnb Ooa
grnnbfäplidier Bebentnng. ^sebod) beleuchten bie erörterten
3ablen eben itnr bie eine fialfte ber Berliner Slrbeiterfchaft,
nnb giuar insbefonbere foldje (Gruppen, in benen bie nngc-
lerntc nnb ginn Xeil and) bie nnftänbige Arbeit iiberloiegt. Xk
eigentliche gfacharbeiterfchaft ift oielfad) in ben gahlreichen
übrigen OSeioerbe-, ^nitunge« nnb Betriebsfranfenfaffen Per*
fiebert, nnb anf bie OJefamtlohngeftaltnng ber 9lrbeiterfd)aft pon
gang Örofe-Berlin, bie etma 1% Biillioneit Stopfe gählt, laffen
fid) überhaupt nicht ohne Weiteres 3d)liiffe anö ben 3tatiftiFen
ber Hllgenieinen CrtsfranFenfaffe ber 3tabt Berlin ableiten.
loare ipünfdiensmert, luenn and) bie übrigen Sirantenfaffen jeht
ihre BHtglieberiiberfiditen nad) Siohnftitfen Peröffentlichen
luollten. Stiinftighin tuirb biefe SohnftatiftiF fid) nod) tuefentlid)
baburdj Perfeinern, bah infolge ber Slbänberung ber StranFen-
Perfid)ernngsgefepgebnng bic StranFenfaffen bagn übergehen, für
bie höher entlohnten SRitglieber befonbere feingeftaffelte
öohnftnfen anf ben bisherigen Stnfenban anfgnfepeit, fo bafc
fich bie luirfliehen Beröicnfte ber bisher in ber SannnelFlaffe
„über 5 ober ahn lid) fimiutarifd) gnfantinengefahten Öol)n»
empfanget* beutlidjer erfennen laffen.
Öeiber ift eine lueitgnriicfgreifenbc X?ol)nPcrgIeichnng ber
gegemuärtigen Berhältniffc mit benen früherer gahre bi^ auf
tueitere^ nidht angängig. 9htr für bie ßetpgiger OrtSFranFen-
560
Soatole $tagi$ unb Sltd^ö fut — 1918 — XXVII. 91t. 87.
570
faffc ließen fßftemaiifdje Sfnfdireibungen auch aus ben grieöenä»
jahren Por. giir btc STEgcnteine OrBFranFenFaffe Berlin laffen
fidö immerhin aud) für bie erften beibert $riegbiahre nod> einige
Rergleid)baiffern betbringen, bie mir aurn Schluß biefer $8e»
trochtungen mit ben oben beleuchteten ÖohnOertetlungäangaben
aitfamnienftellen.
Eö bedeuten fiel) bie nt ä n tt l i ehe n ^erfid^ccten (aufb Rimbert
berechnet) jetoeilö nad) ihrem Xageboerbienft auf bie dnaelnen 2 ohn»
ftufen in ben Stichinonaten Muguft bet bier SVriegbjcihre mie folgt:
Äuguft
aftäitner
@efamtga|l
Seljrlinge Stufe I Stufe II Stufe III Stufe IV Stufe V Stufe VI
ohne &ib l, u 6iö 2, 1# 6i$ 3„« bi# 4,„ bi# über
•Entgelt l, u M 2, IS M 3.» M- 4, tl M 5, lt JH, ß, 14 M
1914 201485 0,2 9,3 7,4 11,7 28,7 24, s 28,4
1915 144 811 0,5 9,i 8,7 18,» 16,» 22,6 29, i
1910 125 528 0,8 11,6 * 9,5 14,s 15,8 23,o 25,o
1917 109 697 0,8 13,8 9,8 18,» 15,2 21, i 25, i
Xie ßoljnfcf)id>tuug hot fid) olfo ouf ber oberften unb auf bet
unterften Stufe aiemlid) gleichmäßig auf Stoßen bcc SDtitteUobnllaffen
berftärft. Eb gibt mehr gut entlohnte unb biel mehr gatta niebrig
entlohnte Arbeiter alb 1914; ber Gef«ni 11 ohnburehfehu itt bürfte alfo fid)
nicht toefeutlid) gehoben hoben; freilich ift bab Vlrbeitermateriat in
bet ßmifebenaeit ein mefentlid) aitbereb alb bor bem Kriege getuorben.
giir bie u> e i b l i rf) e it Sßerfichcrtcu mar bab 23ilb folgcubeb:
1914
265 138
0,2
20,5
25,o
87,3
10,o
4,4
2,o
1916
264 726
0,i
20,8
42,i
* 24,7
7,8
8,2
1,3
1916
277 5C3
0,3
21,5
89,3
24 ,0
9,::
8,9
lr>
1917
271 786
0,2
19,8
83,i
24,6
11,n
7,»
2 3
llrbfita- unb ICntenifljuwröcrtrftungen.
Xab #rbetBfammergefeb im ReidBtag$iuBfd>ttß.
Unter bent SEorftß beb 9lbg. Regien hot ber 9lt*beiB»
FammeraiBfd)iiß JbereiB eifrig Sißiiitgcit abgehalten. Xie 53e-
mtugß ber grunblegeitben grage, ob bie Kammern auf fort)-
l i ch e r ober b e a i r F (i d) c r © r lt n b 1 o g e beruhen foEeit,
ift an @nbe geführt morben. Sic hot borerft mit bem boEen
Siege beb Etemerffdjoftbentmurfb geenbet. Xie Regierung
trat für bie fadßiche ©liebenutg ein, faitb aber nur bet beu
^onferbatiben einigermaßen marine 3uftimmung, mährenb
fich bie anbeten Parteien teilb annächft ftarfe 3itrücfl)a(tung
anferlegtett, teilb Pan Anfang au für ben ©emerffdxiftbeitt-
murf entfehieben. tiefer hot in ber Hotnmiffion infofern
freilich einen leichteren 3tanb alb in ber 93oIlPerfammtnng
beb ReidhbtQgb, aB bie Parteien mit Vorliebe bie Slrbeiter-
fiiljrer ober hoch Slrbeitern naheftehenbe Soaialpolitifer in ben
9tubfd)uß entfanbt haben; fo gehören für bie Xeittfcftc graFtion
$elirenb, für bie Rationalliberalen Setter ber Stommiffion
an, mährenb bab Sentrimt u. a. ®iße, bie gortfehrittbpartei
S5>eiubaufen entfanbt hot. $Rit ben frctgemcrFfd)aftlidhen
gübretn. Regiert, SSiffeE, Silberfdhmibt unb (Giebel bereinigten
fid) bie ©cmerFfdjaftbführer aub ben anberen Sägern, mit bem
Eutmurf ber Slrbeiteroerbänbe amu Erfolge au Perheifen.' SB
führten für bic territoriale ©lieberuttg ins gelb, baß fie aub
organijatorifdhen unb permaltnngbted)ittfd)cn ©riiuben, ferner
meil fie bie 2lrbeitbnatf)meife, bab Ginigungbrnefen unb bie -
gürforge für ^ugenblidje banF ber ©cnieinfdhaftbarbeit aUer
Arbeiter nnb Unternehmer ahne $8erufbunterfd)ieb mehr
förbere, boranaiehen fei. Xte gretmbc ber fad)lid)en öliebermtg
beftritten, baß ba§ ©inigung§mefen in ben. £erritorialFatnmern
geförbert merben Fönne, unb bermiefen auf ba§ fachlid) ge»
glieberte ^arifbertrag^mefen. 58eibe ©rupfen marett ferner
bei* 9luffaffung, baß bie bon ihnen jemeiB beFäuibfte £rganifa»
tionsfornt bie Elrbeiterfchaft in ihrer ©efamtheit nicht atB»
reid)enb erfaffe, fo baß fid) biete Arbeiter nid)t itt ber Kammer
beitreten fühlen Fönntett.
(yö lag nahe, ein $ o nt b r o tu i ß an jud)eit. Xie EKittet-.
barteieit machten entfprcchenbc S5orfd>läge. 2lbg. X r i m b o r n
griff auf bie m-fbrünglidje gaffuitg beö ©efeßentmurTeö au-
tiief: als? biefer bont 8teichömirtfd)afBarnt ber bteußifcheit
0taaBrcgin*ung borgelegt mürbe, faß er bor, baß für alle
Subuftrieit, bie nid)t btird) gadifammertt bertreten mären, ge»
nieinfatite beairFlid)e Kammern errichtet merben foEtert; amifchen
biefen unb ben gad)fammcrit foEte fogar eine Söcrbinbuttg
btird) Vertreter bei* leßteren in beit iöeatrFöfammern herge»
[teilt merben fömten. Sßir haben auf btefe lirfbrüugliche
gaffung beö (Sntmurfe^ bereite 0b. 469 hinmeifen müffen, meil
ein Slrbeitgcberblatt, ba§ bttreh fdxirfften Söiberfbrud) gegen
jebeö 3 b 0 eftänbniö an ben ©emerffdjaftöentmurf ba^ ganae
^Jefeh in Öefahr brachte, e^ für aeitgemäß hielt, bie territoriale
©liebemug aB eine „foaialbemoFratifche" gorberung hibäti 0
fteEen, ma§ übrigen^ mit ber ©ntftet)ung§gefd)idhte be§ ©e-
merFfd)aft^entmurB in ebenfo großem Biberfbruch mie mit
ber ©efdjichte ber SlrbeiBFammerberatungen früherer S’ahce
ftaitb. SBeitit ber 9tegiernng§entmurf fd)Iießlich bie rein fach¬
liche ©runblage gebradd hot. fo geht man bielleidjt nicht in
ber Mitnahme fehl, baß biefelbe Stelle baranf hingemirFt hoi,
bie für btc (Sifeubahnet ond) tut übrigen (^ntmurf ein
0 tachclbrahtgitter borgefehen hat, bcB fie bon ber übrigen
9frbciterfd)aft möglid)ft trennen foE unb hinter bem bic be»
fonbercit Einrichtungen be§ § 13 bloßgreifen foEeit. &rint»
bontö N 3orfdhlag hotte ben großen JBoraua, bie SHcgierutigöbor»
tage nid)t einfach übet* ben $aiifeit 311 merfeu unb in ber Sache
bemtod) beit. ©emcrffchaften gana erhebliche 3 ngeftänbniffe au
nu*:d)en. .
Xer StaaBfefretär bes 3teid)?mirtfd)aftöamteö uuuhte auch
hielte, feilt berftoßene^ Üitib mieber in ©naben anannehmen,
nnb fagte an, im 5öitnbcörate ben Antrag befiirmorten an molleit.
hingegen befämbfteit bie SoatalbemoFratcit ben Antrag leb»
helft, meil fie, beftärft bitrd) gemiffe Siffcrit, bie ber Staats»
fcFretär auf Xrättgcn bes 2(nsfd)uffes hatte bortragen laffen,
befürchteten, bie Regierung merbe eine Unaaht bott gad)»
Famment errichten, neben beiten bie iöeairFsFantutern ein
aiemlid) fd)attenl)afte^ Xafeiit führen mürben. Soldhen Süe=
butFeit Fant ein tt a t i 0 tt a 11 1 b e r a l e r Uoiitbromtßbor»
fchlao entgegen, ber bon beu territorial Fantment grttnb»
fäßlid) aiBgitig unb gad)fammeru nur nach ^öebarf äitlaffeu
moEte. Xiefeit Eintrag erflärte aber bie Regierung aB un¬
annehmbar. Sdßließlid) berfud)tc nod) 9lbg. S 15 e beit national-
liberalen Eintrag fo au ntobifiaieren, baß er ber Regierung
annehmbar merben fönnte: er molltc „für beftimmte
Slrtett bon betrieben" fachliche Kammern augetaffen miffeit
unb babntd) bermutlich bie SonberfteEung ber Eifenbahner
emtöglicheu, auf bic bie Regierung, mie mir oben fchon fagten
nnb aud) Sp. 498 betont hoben, angenfd)einlid) entfeheibenben
SÖert legt.
9?ad) langen s 2liBeinaitberfeßungen faitt e£ am 7. %n\\l
aut* Slbftiiitmnng über ben meitergehenben Antrag, ben ber
©emerFfchaften. Er mürbe mit 15 gegen 13 Stimmen
a n g e n 0 ' 11 t nt e n. Xamit ift nun freilich *>ie Annahme int
Plenum nod) Feitte^meg^ gefid)ert, aumol, nachbem bie Regie¬
rung am 11. 3furti mit einer ihrer beliebten UnatmehmbarFeiB»
erFlärungeu, mie fie ben früheren SlrbeiBFammergefeßentmurf
entameigefd)lagen hoben, herborgetreten ift. hoffentlich finbet
fid) nod) ein 9Beg, mie nun baö ©efeß, ba£ troß aEent manchen
nennen^merten foaialpolttifdjcn gortfehritt bringt, gerettet
merben fann, ohne bie ©emerFfchaften an brii^Fieren.
Radhbent bie territoriale ©tieberung befdjloffen mar, ging
ber 9liBfdhuß au ber grage ber b e f 0 n b e r e n Arbeiter»
a b t c 1 1 u n g in ber Kammer über. Xie Regierung tritt für
Slrbeitgeber» unb Slrbcitergntppen mit getrennten SÖeratmtgs-
ntöglichFeiten in beftimntten gäEen ein; bie ©emerFfdiaften
halten bie Rarität itt biefern gaEe für falfch, meil bie Unter»
nehmet bereite in 55 Sanbrnirtfchaft^-, 52 SonbeB» ntib
35 SanbmerFSFammern ihre fßertretung hotten, au beiten nun
eitblid) burch bie organifefte Sineinarbeitung ber 3lrbeitei‘»
Fammer in bic SlrbeiBFanimer ein Seitenftiicf au fchoffeit fei.
Xen 9lrbeitermünfd)en traten bie $lbg. Sähnle (g. R.) unb
^iße (3.) bei, mobei leßterer befottbers geltenb mad)te, eä fei
beffer, eine offiateEe Söeratungsmög(id)Feit für bie Slrbeiter»
bertreter an fdjaffen, aB baß man biefe auf ben Söeg iitoffiateller
SuiommcnFiinfte bränge._-
SEünfche aum flrbettdfammergefe^ loeuben außer uou ben Saitb=
arbeitern unb ben Eifeubaljnetn (Sp.506) auch bon einer Oteihc an
berer SSertifggruppen geäußert. So fchließen fich beu Sanbarbciterft
bie ^ngefteüten unb Arbeiter in Gärtnereien an, bie bon ber
iöefchränfung beb Geltungbbereicheb beb ©efeßeb auf bie gemerblidjen
Slrbeitcr unb Staatbarbeiter ben i>tubfdjluß beb umftrrttencn unb 311 -
meift 3 ur Sanbmirtfchaft geaähtteu Gärtuereigeinerbcb befürchten.
Entfpredjenbe Eingaben hoben foioohl bic freigeioertfdiaftlidjen alb
auch bic d>riftlid;en ©ärtner= unb ßaubarbeiteruerbänbe bent 9teichb=
tage überfanbt. — Eine anbere Gruppe, bie fid) mibgeftfjloffcn ficht,
ift bie ber Seeleute. Sie unteifteheu ivid)t bem Xitel VII ber
Geiuerbcorbuuug, fonbern ber Seemanuborbuung, fallen baher nad)
bem Otegierungbentlourf nicht unter bab tUrbeitbfammergefeß. ^hr
frcigcmc.rffd)af 11 id>er gillirer, 5ßaul 3Jtüller, hot in Vtiel unb
Stettin ftarf befuchte ^Serfa-mmluncfien abgehnlten, bie bie Ein-
beaiehutrg ber Seeleute energifdh forberten. Xen Ehmmnb, cb ließen
fich feine geeigneten Vertreter finben, laffen bie Seeleute nicht gelten:
571
Eoaialc prajts unb Ardjib für Bolttwoljlfaljrt — 1918 — XXVII. 9h. 87.
m
audj bei ber Xurchfüfjrung beö Hilfst enftgefebeS hohe fid) bereits
baS ©egenteil ertoiefen. Xa§ üöcbürfniö itad) VlrbeitStammern fei Bei
bcn Seeleuten um fo größer, als fie r^re fozmlcn J^nte reffen infolge
ber häufigen fangen Slbmcfeufyeit boit ber Heimat nur fet>r fd^tocr
felbft irabinebmen fönnen. Vludj hätten bie SHeeber gablrcidje Ritter*
effeiwertretuiigcn-, luäljrcnb bic Seeleute &i^cr nur bie. ©emerf*
fdjafteit 31U Verfügung batten; bic SReeber feien beifpielStueife (eruier
burd) ben t)8 0. £>• üoti ihnen umfaffenben Ünlsiriielgncrtierbanb) enuh
in ben Haubelsfammern, ben Aautifd)en Vereinen, bem Xeutfdjeit
SeefcbiffabitStag, ber Xedjuifdjeu Äommiffion für Seefcfyiffa*^*rt uflo.
bertreten. — ber VI n ge ft e 111 e u f d) a f t mögt berStreit um
bie Einbeziehung nod) Ijin unb ber. ASäljrenb bic Vlrbht£gemeiitifdjaft
jaufnmnnifcfjer Vcrbänbe, nicht ohne Cpfer mancher abtneicbenben
Überzeugung in ben eigenen 'Jleiben, für betontere „StaufmannS*
Jammern" ungefähr im Sinne ber non ber Regierung in VluSftdji
gefteßten „Vlngefteßteiifammcrn" eintritt (— beibe Wörter finb übri*
gen§ fchief unb treffen uicbt, toaS gemeint ift —), flehen auf ber
©egenfeite bie ArbcitSgemcinfchaften freier Sfngeiteütenoerbänbe unb
tecbnifchcr Verbänbe, fotuie ber Maufmänuifcbe herein für leibliche
Vlngefteßtc unb forberu bie (Einbeziehung aller Vlugefteßten in bie
VlrbeitSfammeru. Xie VlrbeitSgemcinfdjaft ber 03 ü r 0 b e a m t e n
nimmt 31t biefem Streite nief^t auSbrüdlid) Stellung. $f)r lammt
e» bor allem barauf an, baß bic 93üroangejteUtcn überhaupt bei
ber StammeriwErridjtung nidjt leer aitSgeheu, unb ihr burdj fahr*
Zefjutelauge Vernadtläffigung entftanbeneg VRißtrauen fürchtet be*
reits, aus ber V?idjtermäf)nung ber Vürobeamten im AcgieruugSeut*
rourf ihre erneute Übergehung hcrleiteu 311 müffen. (Eine Eingabe
au beit Reichstag tuarut hieruor citibriuglid), — Xer VluSfdjuh für
Gutachten unb Einträge bas berliner © e lu e r b e g e r i d) t S hat
fid) in luefeutlidjen fünften für ben ©enjcrffdjaftsenltuurf
entfdjiebeu; fo tritt er für territoriale ©licberung ein, bor
allem and), meil er bei fadjlidjem Aufbau bie Vlusfdjallung ber ftleiiu
inbuftrie unb bcS .fmiibtuerfs fürchtet, ferner befürwortet er bie
Einbeziehung ber VI n gc ft e 11 1 e n in bie Vlrbeitvfammcrn, fowie
bie .^ofteubeefung burd) bas Dl e i di. .'piublirf auf ba» Verhältnis
Zluifdjeu VlrbeitSfammer unb ©etoerbegeridjt nniufdjt^ber AuSfdjuft
3ur Venneibung oon ^ujtänbigfeitsftreitigfeiten^ bie Streid)uug_ bcS
im § 45 bes Dtegierimgseiitmurfs enthaltenen baß bie Eint*
gungSämter ber Vlrbeitsfammcrii and) aitgerufen merben fönnen,
wenn „bie beteiligten Vlrbciter in beit Vezirfeit mehrerer ©etuerbe*
gerichte befdjäftigt finb". tiefer Vßunfd) wirb bamit bcgrüubct, baß
bisher fdjoit mehrere ©eweibegeririjte fid) mit Lohnbewegungen befaßt
haben, bei beneu bie Vlrbciter in Vezirfcn berfchicbcner ©emerbe*
gerichte wohnten; biefe SWöglidifeit foß erhalten bleiben. Ettblid)
gaben bie Erfahrungen ber Einigungsämter ber ©eWerbegerichte ttod)
in einem anberen fünfte Vlulaß 311 einem VlbänberuitgSUorfd|lag bes
VlusfdjuffeS: bas S t i m 11t r e d) t bes V 0 r f i fe c u b e n erfd>eint
bei Stimmengleichheit, Weint auf ber einen Seite alle Vlrbeitgebcr,
auf ber anberen alle Vlrbeitnehmer heben, nicht uubebenflid), fofe-rn -
es, wie § 37 bes Entwurfs boriieht zur Stimmen p f l i d) t wirb.
£er Vlusfdiuß tritt baher für Eiufchaltung beS Stimme n t h a l =
t u n gs rechtes bei Stimmengleidhcit ein, um einem A$cttrcmu*n um
bie Stimme bes Vorfipeubeu uorzubeugeu.
©rganiftttiffnen Her ^rkitn, (Berufen, JlngepeUten
unö femntttt.
©elbe WitgeftclUenbctoeguitß.
Wan fctjreiht un§: „9hm fall neben bie fogenannten „Wirt'
fdiüftö-frieblidjen" Slrbeiternerbiinbe and) ein gelber Sfngc-
ftellteutierbaitb gefteflt Werben. Vorfärnpfer biefeö planes ift
eine feit fahren erfcf)einenbe Heitfdjrift „$anfe", bie Don
Hamburg aus an bie DfngefteUten foftenloS üerfanbt wirb.
Ein in ber Qeit ber ^apierfnappheit unb Neuerung unb
brr fonftigen hohen ®erfteÜungefoften bemerfenswevtes 3eid)en.
5ü3ol)er fommt bas CfJelb zu fold>er Verfenbuttg? ,3war ift ber
Dl u z e i g e tt t e i l ber „ßanfe" feljr nmfangreid) (6 Seiten
>ert unb 21 Seiten Dlnzeigctt), aber bamit allein erflärt fid)
bie foftenlüfe ntib aitfcbeiuenb feljr ttmfangreidje Verfenbung
nid)t. Vielmehr oerfdiirft ber Herausgeber ber Scitfchrift,
Worib Wiiller, an bie Csubuftriellcn ttod) ein befottbere^ 9htnb-
fdu'eibeu, in bem ben Arbeitgebern „ittt engften Einberuehmen
mit ihrer ^utereffenorgauifation, bem Verbanb ^hiicingifdjec
onbnftrieller, fowic mit zahlreichen iubuftriellen, Wirtfdjaft*
lidiett unb Dlrbeitgeberoereiiiigitngen beS X^utfchen Reiches
Wcrtraiilidj* Menntitis gegeben wirb, baft ben rabifalen Ve-
ftrebungen ber grofjeu wirtfcliaftlidjeu, faufmännifdjen itnb
ted)nijdHtt Dlngeftelltenoerbänbc entgegengetreten Werben folle".
Xazu gehöre aber Wclb, (^elb itnb ttod) einmal ©elb! Itnb bes?*
halb werben bie Jnbitftriellen gebeten, red)t tief in ihren
Veutel zu greifen ttttb bie ©riinbung eines „WirtfdhaftS-frieb*
liehen" VlngeüeKtenoerbanbes zu bezahlen. Xantit aber ber
gegnerische VorWurf ansgef(haltet werbe, bafc bie „Hanfe" bon
ben Prinzipalen „©efdhenfe" erhielte, foUett als „iiufeereS
3 % eid>en einer beftehenben orbetttlichen ©efdhäftSPerbinbung"
bte ©efchenfe in Sorm öon Anzeigen bezahlt Werben. Ein
Sonbertarif liegt bem Dhmbfdhreiben bei. Von 13,25 Ji bis
300 dt werben nur 1—25 Abonnements ber „Hanfe" ge*
währt, Pon 350 M aber an fefcen bie „foftenlofen" Anzeigen
neben erhöhter Lieferung ber „Hanfe" ein. SSenn 3500 ett
gezahlt Werben, werben eine JfahreSanzeige Pon 1/1 Seite unb
300 Abonnements geliefert. Einzelne Vierte finb aber in ihren
Seidjnnngeit noch roeit .über 3500 J( hinattSgegangen, Wie
eine bem Vimbfdhreibert beigelegte „3eid)mmgSlifte" zeigt. Ein
VeWeiS, Wie wertooll inSbefonbere bcn ©roöunternehmern ein
gelber AngeftelltenPerbanb wäre imb bafe fie bei feiner görbe*
rung nidjt fleinlid) finb. 9cadj Ausweis ber 3eid)iutngSlifte
finb bisher fdjon über 42 000 J( für bie „orbentlid)e" @c*
fdxiftSPevbinbung ber Unternehmer mit ber 3eitfd>rift „Xie
Hanfe" gezeichnet Worben. Xer nette gelbe AngeftelitenPer*
battb ift alfo gut finanziert."
Soweit bie Qufchnft. Xie AngefteUten werben alfo halb
erftaunt bemerfen, Wie eine neue Sntereffeuorganifation in
ihren Greifen fid) fräftig rührt unb blüht, ohne bafe fie felber
bafiir bie Singer frumm zn ntad)en ober bie Hnnb zu öffnen
braudien, üöeft ©eifteS ftinb bie neue Augeftelltenoertretung
aber fein Wirb, läftt fidj nod) näher aus bem Aufruf erfennen,
ber Witte April mit ber iiberfebrift „Xie w i r t f dj a f t S *
f r i c b l i d) e A tt g c ft e 111 e n b e W e g u it g" Pott ber „Hunfe"
Perfonbt Würbe. Er Will Wiber „bie ©cwaltpolitif ber rabtfol
gerithteten AngeftelltenPerbänbe" eine ©egenwehr großen Stiles
mobil madjen unb bie bisher fdjott beftehenben örtlichen Vc*
amteupereinigungen ber einzelnen betriebe itnb Verte zw
famtmnfaffen. „9iitr eine freiuibfchaftlidie Verftättbigung mit
ben Prinzipalen unter AuSfchaltung beS DtealfozialiSmuS mtb
beS VerbütibSterroriSmuS führt z»w fdpiellen gortfehritt."
Wan Weih aus ber Erfahrung, Was mit biefen fchött fdjiliernben
Vorten praftifd) gemeint ift, zumal wenn man bie eingangs
geidnlberte ©riinbuugsmache banebenhält. Xer WirtfdjaftS*
friebliche „Verein ber Äruppfchcn Vcamten", eine Sonbcr*
fdhöpfurtg ber Elfen er VertPereinsbeioegnug, wirb fiinftig nicht
mehr allein in ber gelben £rgauifationSwdt baftehen.
Gleichzeitig mit ber „Hanfe" wirbt in ber 3eitf(htift ber
beittfdjen ArbeitgeberPerbänbe „Xer Arbeitgeber" (9h*. 11 Pom
1. ^uni) ber HanbelSfammerfpnbifus Dr. jRocfe fiir eine „beut*
f ch e A r b e i t e r * u n b A tt g e ft e 111 e 11 • Partei", bic ein
politifdheS Seitenftiicf unb bie Ergänzung zu ber berufSgenoffen*
fd)aftlich*wirtfdiaftlichen Vewegung ber VcrfPereine barftellc.
Wie fie immehr um bie „Haufe" herum fid) unter ben Ange-
ftellten auSbreitcn foll. Xer Aufruf für bie neue Partei, ber
Pon „einem hierzu gebildeten AuSfchufe Pon VerufSangehörigen"
erlaffen ift, „redjnet mit ber 9teid)StagSmehrheit ab" unb ent*
Widelt bafür eigene ftriegSziele unb griebenSforbernngen.
XaS VirtfdjaftSprogramm ber neuen Arbeiter* unb Ange*
fteütenpartei ift Pon Dr. Sd)ielc*9hmmburg, ber jüngft in
Hannoper auf bem VunbcStag ber (Effencr) gelben Verfpereine
bie Hauptrebe hielt, infpiriert. Xie ©efdjäftsftellc befinbet fid)
bei Geliert in VerliwVilmersborf.
©ew er ff (haften unb Ärtegszuftanb. Xie große 3enfur*
bebatte im Veich^tag Porige Vod>e hat and) gewerf*
fdiaftlid)c ^ntereffen ftarf berührt. Xie guftänbe im gewerf*
fchaftlidjen VerfammlungSWefen laffeit häufig zu wünfdjeu
übrig, unb eS fcheint faft, als fei bieS je^t in höherem Wafee
ber gall als früher. XaraitS erflärt eS fid), bah bie Sozial*
bemotraten ben Abg. V alter als Dt ebner oorgefdndt haben,
ben 2. Vorfihenben ber Generalfomtniffion ber GctxH»rffd)öften.
Xiewr, freilich nidjt unbeeinfluht burd) bie befonbere Vehanb*
lung, bie ihm felbft unb ben ©eWerffchaften im Bereiche feines
Vahlfreijes Vreslau zuteil geworben ift, brad)te eine giille
Pon Alagen gegen bie Hanbhabung ber Pereinsrechtlid)ert Voll*
mad)tcn Por, bie bie StellP. ©encralfommanboS befißcu. Er
beflagte, bah ^ feit bem Diüdtritt Vethmamt HollwegS immer
fdjlintnier geworben fei. ^ebc nod) fo Heine VetriebSPer*
famntlung werbe im Vercidt beS 6. ArnteeforpS Pbn 2 Polizei»
beamten überwacht; fobalb Vefdiwerben Porgebradü Würben,
Werbe bie Verfammlung aufgelöft. X!cr Wilbe Vergarbeiter
ftreif in Cberfchlcfien, um beffeit Veileguttg fid) bie ©eWetf«
fchaftSfiihrer feinerzeit bemüht haben, habe Aniah zu größeren
Vcfdjränfungen bes VerfammlnngSrechteS gegeben. Xie Ver-
Soaiate $rajt* unbÄcc^iü für aijtt — iöiö — ÜVII. Nr. 37.
*>1$
oT4
fannulungSgenehmigung merbe oft fo fpät erteilt, bah bie erft
bann -auläffige öffentliche Anfiinbigung ber Berfammlung an fpät
erfolge. Tie Behanblung bcr internierten poJnifchen Arbeiter,
bcncn ber Stritt 311 m SanbarbeiterOerbanb oerboten merbe, fei
befoitbers unerfreulich. (General 0 . SöriSberg oerfuchte biefen
St lagen gegenüber berubigenbe SBorte au finben unb fteöte be»
fonberS feft, bah bie besagten 3uftänbc beim 6 . Korps ab-
gtftellt feien. TaS Stellt), ©eneralfomntanbo genehmige jefct
bebenfenfreie Einträge fdjnellftenS unb forbere im anbern Salle
bie Boliacibebörben an umgehenber Niidäuherung auf. Sollten
Arbeiterfefretäre bei brobenben Streife berubigenb cinmirfen,
fo mürben ihnen Berfammlungen nicht Oerboten merben. Ter
©eneral gab eine ©tatiftif, beraufolge ben ©emerffdjaften Oon
2749 Berfammlungen 19, ber „BatcrlanbSpartei" aber Oon
8-19 Berfammlungen 14 oerboten morben feien, — eine ©egen-
iibei ftellnng, bie ber Abg. 90? i i 11 e r« 9P? e i n i n g e n als
oerfeblt beaeichnete, toic überhaupt bie ©tatiftif ber einaelnen
Verbote oielfach angefod)ten mürbe. Ter meitere Verlauf ber
AuSfprocße bot, nachbem £)berftlt. o. b. 33 e r g h fid) bemüht
batte, bie Oorgebrad)ten Säße aufauftären, oom gemerf-
fdjaftlidjcn ©tanbpnnfte auS fein befonbereS Sntereffe mehr.
30?an gemann ben ©inbruef, bah bie ntahgebenben ©teilen nodj
immer oiel au empfinblidj gegenüber fdjarfen SBorten („Kraft-
auSbriiden") finb, in benen fich fdjliehlid) bodj nur eine ©tim-
mung auSöriidt, bie nad) befter 3NögIid)feit bei ihren äöuraeln
gefaxt unb befeitigt merben follte, ftatt bah man fie burd) ein
in Söahrhcit fo ungeheuer erfolglofeS Kurieren an ben ©pmp-
tomen nur noch oerfdjlimmert. KraftauSbriide finb gcrabe in
bcr Arbeiterfchaft gang unb gäbe; man muft fie nid)t fo tragifd)
nehmen, mie baS ©telio. ©eneralfommanbo in BreSlau unb
mie Herr oon BtriSberg eS getan haben. And) beim 30?ilitär
felber fommen ja KraftauSbriide Oor.
JUtritttfönfe.
©emerbenuffuht unb Arbciterfdjttb im Kriege.
I.
Tie Öa b r cs b e r i djt e-’b e r Breuhifdjcn die*
gievungS» unb ©emerberate, bie früher jährlich
(Enbc 2ftära Deröffentticßt mürben unb als Unterlage für bie
Beurteilung ber Bcrhältniffe ber gemerblidjen Arbeiter in
meiten Greifen regelmäßig aufmerffamc Beadjtung fanben,
finb bebau er lichermeife feit oier fahren nidjt mehr erfd)ienen.
3öie auf fo manches anbere, hat ber Krieg geamungen, and) auf
fie au ocraichten. Tenn bie Belüftung ber ©emerbeauffidjtS«
beamten mit neuen Aufgaben, bie ihnen behufs Erhaltung ber
©djlagfertigfeit beS «§eereS unb behufs Besorgung ber Be-
oölferung mit ben unentbehrlichen Lebensrnitteln unb ©e-
brauchSgegenftänben übertragen merben muhten, mar fo groh,
bah ber burd) ©inaiehung aum ^eereSbienft ftarf oerminberten
Beamtenaahl feine 3eit aur (Erftattung allgemeiner Berichte
übrig blieb. Taau Farn, bah anS ähnlichen ©riinben aud) bie
DrtSpcliaeibehörben auherftanbe maren, bie für einen Teil beS
BerichtSinhaltS erforberlidjen Unterlagen au befeßaffen.
(Statt öollftänbiger ÖahreSberidjte finb jefct in ben Bei¬
lagen au ben Hummern 5, 8 unb 9 beS bieSjährigen SNinifterial-
blatteS ber HanbelS- unb ©emerbcoermaftitng einige in ber
Hauptfadje aiffernmähige 3 ufammenftellungen erfeßienen, bie
beftimmt finb, bie Sah*eSberichte menigftenS teilmeife au er-
fefcen. ©ie enthalten Eingaben über:
1. bie AeoifkmStätigleit ber ©etücrbemiffichtsbeamten im ftaftre
1917,
2. bie Bahlen ber getoetblichen Arbeiter im $at)re 1917,
3. bie 3nO)iberhcmblungcn gegen bie Beftimmungen anm ©djufcc
ber Arbeiterinnen unb bcr jugcnblidjen Arbeiter im $aljre 1917,
4. bie ©onntcrgSorbeit im $aljrc 1917,
5. bie Über* unb Nachtarbeit ber Arbeiterinnen unb jugenblichen
Arbeiter in ben fahren 1915, 1916 unb 1917,
6. bie gegenmärtige Berroaltung ber einaelnen ©teilen beS ©c=
merbeauffichtSbienfteS.
AuS bem Inhalt biefer 3ufammenfteHungen, fomeit er fidh
auf bie ber ©emerbeorbnung unb nicht bem Allgemeinen
Berggefefc unterftellten Betriebe beaiebt, oerbient folgenbeS bie
Hervorhebung.
Bon ben p r e n h i f d) e n ©emerbeauffid)tS-
beamten finb 17 im Kampfe für baS Baterlanb gefallen;
56 fttben, nachbem fchon eine gröbere 3ahl mieber entlaffen
morben ift, noch im $eere; 88 finb mit bem (Eifernen ^reua
atoeiter klaffe unb 21 auch mit bem ©ifernen ®reu 3 erfter
klaffe auSgeaeichnet morben; 6 merben im 9teid)Sbienft ober in
ähniidjeu ©teßungen mit befonberen SlriegSaufgaben befdjäf-
tigt. ©tatt ber regelmäßigen 3ahl Uon 45 ©emerbereferenbaren
haben infolge beS Krieges Oom 1. Auguft 1914 bis 1. Auguft
1917 nur 3 bie ©emerbeaffefforpriifung beftanben. 5)aher
fehlen im ©emerbeauffichtSbienft tatfäd)lid) brei
DfegierungS- unb ©emerberäte, 34 ©emerbeinfpeftoren unb
44 ©emerbeaffefforen, inSgefamt alfo 81 Beamte ober 25 o. $■
aller m ä n n I i d> e n Beamten (auSfdjliehlid) ber ©e-
merbereferenbare). SDer mieberbolte Sßunfch beS 9ieid>StagS, bie
in baS $eer cingeftellteu ©emcrbcaufficbtebeamten mödjten als-
halb micber bem ©emerbeauffichtSbienft aur Berfiigung’geftellt
merben, ift hiernach bisher leiber nur in einem befdjeibenen
Umfang erfüllt morben.
©rheblid) Oer mehrt morben ift bagegen bie 3 ahl ber
©emerbeinfpeftionSaffiftentinnen. ©ie betrug
Oor bem Kriege 22 unb beläuft fich iefet auf 47.
Unter ben neuen Aufgaben, bie ber Slrieg ben
©emerbeauffidjtSbeamtcn geftellt hat, ift in erfter
Öinie au nennen bie Prüfung unb Begutad)tung ber Anträge
auf Suriidfieflung gemcrblichcr Arbeiter Oom <§eereSbienft; fie
nahm folchen Umfang an, bah fid) in oielen ©emerbeinfpeftio-
neu mehr als bie ®älfte aller (Eingänge barauf beaog. SDanebcn
fameit hauptfäd)lid) in Betradjt: ©utachten für bie Bergebung
Oon SeereSaufträgcn unter Beriidfid)tigung bcr fieiftungSfähiff-
feit unb 3uoerläffigfcit ber Unternehmer unb bcr foaialen Bcr-
Ijältnijfe ihrer Arbeiter, bie 2d?itmirFung bei ber ArbcitSOer*
mittlung, inSbefonbere ber ArbeitSbefchaffung für .Heim¬
arbeiter, Textilarbeiter unb Tabafarbeiter, bie Regelung bcr
Arbeit in ben ©emerbeameigen, bie 3Beb-, SBirf- unb ©trid«
maren Oerarbeiten, unb im ©dmbmarcngemerbe, bie Berhütnug
unb AoSgleidjung Oon ßohnftreitigfeiten in SftiiftungS- unb
ßebenSniittelbetrieben, bie Negelung beS gemerblid)en Ber-
braudjS oon ©pirituS, Betrolenm, Benain, ©chntierölen, ©eife,
Hohlen, 3NctalIen, ©chmefelfäure, dl^mifalien, ©nmmi, ©trob,
Öeber, Treibriemen ufm., bie Berforgitng bcr Arbeiter mit
ßeberSmitelu, mit 3öeb«, 3öirf- unb ©triefmaren unb mit
©dmhluaren, bie burch HriegSriidfichten geforberte befonbere
Übermadjung ber 3D?ühten, Bädereien, Abbedereien, ©preng-
ftofflager unb ber SNunitionS- unb ähnli^cn feuergefährlichen
SJabvifcn, bie 3D?itmirfitng bei ber ,ftriegSbefd)äbigtenfürforge,
namentlich burd) Berufsberatung unb ©tcHenoermittlung, bie
Teilnahme an ber Ausführung be'S HilfebienftgefeßeS, befon-
berS in ben SeftftellungS- unb (EinberufungSauSfdjiiffcn, unb
bie BZitmirfung bei ben 33?ahnahmen, bie btmnäd)ft ben Über¬
gang Oon ber HricgS- aur griebenSmirtfdxcft erleichtern foüen.
Unter biefen Umftänben ift eS erflärlid), menn audh un¬
erfreulich/bah fidh bie BetriebSreoifionen Oon 132000
im 3afjre 1913 auf 96 000 im Qahre 1917, alfo um 36 000 ober
27 o. H. oerminbert haben.
BefonberS beachtenSmert finb bie Angaben über bie
3ct h len ber gemer blichen Arbeiter, ©ie beaiehen
fid) auf alle SBerfftätten, bie ein burd) elementare Hraft be-
megteS Triebmerf (einen aftotor) oermenben, auf alle Hütten-
merfe, 8iuunerplähe, Bauhöfe, Söerften, ©erfftätten ber Tabaf-
inbuftric unb HonfeftionSmerfftätten, auf bie 3iegeleien, Brüche
unb ©uiben über Tage mit minbeftenS fünf Arbeitern unb auf
alle anberen gemerblidjen Anlagen mit minbeftenS ach» Ar¬
beitern (anher ben Apothcfen, HanbelSgefchäften, ©oft- unb
©chanfmirtfdjaftcn unb Anlagen beS BevfehrSgemerbeS). SDiefe
Anlagen umfaffen bie grohe 3Naffe aller Arbeiter, bie unter bie
©emerbeorbnung fallen. Öhre 3al)l hat naturgemäh in ber
HriegSaeit grohe Beränberungen erfahren. Tiefe finb aber
hoch nicht fo bebeutenb, mie oielfadh angenommen mirb. (5S
betrug bie ©efamtaahl ber Arbeiter 1913 3 634 000 unb 1917
-- einfcbliehlich ber Kriegsgefangenen unb ber freien auSIän-
bifdjen Arbeiter — 3 531 000, bie 3al)l aller männlidjen Ar¬
beiter 1913 2 855 000 unb 1917 2187 000, bie 3ahl aller meib-
liehen Arbeiter 1913 778 000 unb 1917 1 344 000, bie 3al)f aller
Arbeiter Oon 14 bis 16 fahren 1913 280 000 unb 1917 328 000,
bie 3aT)l ber befchäftigten Kinber unter 14 fahren 1913 3584
unb 1917 6012. Temgeniäh haben fid) Don 1913 bis 1917 oer¬
minbert bie gefamte Arbeiterfdjaft um 103 000 unb bie ge¬
faulten männlichen Arbeiter um 669 000, bagegen haben fid)
oerniehrt bie gefamten meiblichen Arbeiter um 566 000 , bie
Arbeiter Oon 14 bis 16 fahren um 48 000 unb bie Kinber
unter 14 fahren um 2428. Tie Saht ber Arbeiterinnen, bie
575
^ogiöle $ragt* unb fcrthto für — iv#i8 — jÜtVH. 9*r. 87.
B?ö
ium emgeftellt luorben fipb, ift alfo hinter ber 3af)l ber männ*
liehen Arbeiter, bie ber geluerbli^en Vefdjäftigung entgogen l
uiorbeit finb, immer noch um 103 000 gurürfgcbliebert.
©iefe Veräuberungen, bie fid) für ben preufeifchen Staat j
ergaben, oerteilen fich iebod) feinegtoeg§ gleidjmä&ig auf baS j
gange Staatsgebiet. X'icS ergibt fiel) jepon ans einer 3ufantmen»
Itelliuig ber SÄ e g i e r n n g S b e g i r f e, bie in ben beiben Vev»
gleid)Sinhven m e b r. a l S 100 000 9f r b e i t c r mnfafeten. ©ic§
luarcn 1913 ©iiffelborf (556 000), ber 2anbe§poli ( getbegtrf |
Berlin (387 000), Arnsberg (286 000), VotSbam (220 000), i
«regln« (160 000), Cpöelti (149 000), Göln (142 000), Siegntp |
(128 000), VMeSbabett (126 000), ütfagbeburg (117000), Xranb i
jurt a. b. £. (115 000), SchleSmiq (109 000) unb SWerfeburg j
(101000), — bagegen 1917 ©iiffelborf (593 000), Göln \
(401000), Vot&bam (343 000), 9lrnSberg (277 000), (Eöln ,
(148 000), £ppetn (146 000), VMeäbabcn (124 000), SKagbeburg !
(123 000), Schleimig (118 000), VreSlait (112 000) unb SWerfe* ;
bürg (111000). ©ic bei loeitem größte Vermehrung meifen
hiernad) anf Votäbam (um 123 000 Arbeiter) unb in toeitem ;
ftbftanbc folgenb ©iiffelborf (um 37 000), Verlin (um 14 000) 1
unb Sfterfebnrg (um 10 000). Verminbert haben fich bie ©efamt»
aibeitcrgahlen in Vreälait (um 48 000), Öiegnifc (um 46 000),
Sronffurt a. b. £. (um 37 000), Wrneberg (um 9000), £ppeln
(um 3000) unb SGßieSbaben (um 2000).
Von ben ctngelnen öemerbeameigen toeifen bie
größte Arbeiter t> e r m e b r u n g auf bie Önbuftric ber
ätfafebtnen, Snftrmncntc unb Apparate (um 391 000 Arbeiter,
unb gtoar 104 000 männliche unb 287 (KK) meiblirfje), bie
chemifchc ^nbuftric (um 211 000 Arbeiter, unb gtoar 86 000
ntännlid)c unb 125 000 mciblidie) unb bie VtetaflDerarbcitnng
(um 51000 Arbeiter, unb gtoar um 115 000 leibliche, benen
eine Vermiitberung ber männlichen Slrbeiter um 64 000 gegen»
über fleht). Öhre drflärung f inbet bie 9lrbeiterPermehrung in
biefen brei Öetoerbegmeigen baburch, bafe in ihnen houptfächfich
bie SJhinition für ®eer unb Marine hergefteflt toirb.
©en ftärfften JRiidgang in ben 91 r beite rgahlen
lueijen bagegen auf bie Xertilinbuftrie (um 191 000 Arbeiter,
unb gtoar 135 000 mäitnlid)e unb 56 000 n>ciblid>c), bie 3iege»
leien (um 110 000, gang itbermicgenb männliche Arbeiter), bie
Önbnftrie ber $olg« unb Sdjnipftoffe (um 90 000 Arbeiter, unb
gntar um 109 000 männliche Arbeiter, benen eine Vermehrung
ber Sliieiterinnen um 19 000 gegenüberfteht), bie Snbnftrie ber
9M)ruugS» unb öenuBmittel (um 87 000 Arbeiter, tuobei eine
Vermtnberung ber männlichen Arbeiter um 123 000 einer Ver¬
mehrung ber 2lrbeiterinnen um 36000 gegenüberfteht), ba&
VeflcibnngSgetperbe (um 78 000 Arbeiter, unb gtnar 32000
männlidje itnb 46 000 n>eibtid}e) unb bie önbuftrie bei* Steine
unb ©eben, b. b. im mefentlid)en bie Serftellung Don Vorgeüan-,
Steingut- unb ©ontoaren (um 52 000, meiftenS männliche 9(r*
beiter). (Schluß folgt.)
fitenirifdjf pitttilnngen.
V e r i cp t über b a s 0) c f d> ä f t § j a b r 1916 bc£ Stellen
nadjtoeifcs für faufmäunifche Ulngeftellie 3 u (Eölii. Vericptel
burch bie ^anbelslamnter unb bic Stabt liolit.
Äl l e i n fi n b c r f ii r f o r g e. Ihne (Einführung in ihr SBefen unb
ihre Aufgaben. $etaudgegcbcn Dom ßentralinftitut für (fr-
gichuitg unb Unterricht in Berlin. ©. V. ©cubncr. ficipgig-
Vcrlin 1917. 4 Ji .
3>ie 3eitfchrift „$oiiale $»ravi* mit» ^.rdjtw für UoUwwoljlfabri" tft burch alle BuchbßnbUiiigen unb Voftäniter(Boflseitung$numnier7137)au&caiehen.
(fiiijclnummcr 35 Bf- ©er Wngeigeupreid ift 45 ^f. für bic üicrgefpaltenc ^ctitgeilc.
VerbattbSfadjumlter gefucht.
(Ein gröberer Veamteu- unb Öehreröerbanb SübbeutfchlaiTbS fucht
gum fofovtigen ober albbalbigen (Eintritt einen boUSmirtfchaftlich ober
juriftifd) üorgebilbeten 9?ecbnnbSfachtoalter (SpttbifuS).
Vehjerbungeit bis fpäteftenS (Enbe Ö U Ü unter V. B« .16 an bie
(Erpebition beS VlatteS erbeten.
Declag oon 0uftao $ffcher fn 3<na.
Über 6 k Hlütter.
7Jfaöemi'(ü)c Tlnhrtttmde
»•n De. J. 3bro^fan,
-—-- —* - -o. 5. pvef. der Üinbcrhcflttrabc fn 5ciio.
I ♦ ♦ ♦ ♦ 75 Pf. ♦ ♦ ♦ ♦
«ctlag von (Suftao Jifcber in 3 ena.
SSiermtbsroanjig ofipreufetf^e Arbeiter unb $lt=
beiterfanriüen. Sin «erglei« lanUi^ra unb Pb«fd)en
SebenSoerhSltitiffe. Sßon Cefmr 9Rulert r Dr. jur. et pliil. 1L08.
^PreiS: 7 9Warf.
33oir5wirtfehnftHd)c ©lätter, $U. 11/12 Dom 16. ^uni 1909:
. . . (Ein nabinettflücf ftatiftifcher SWiniaturmalerei ift C4lar STOulert« öueh:
^ierunbinjangia oftprcubi)cl)c Arbeiter unb Slrbeiterfamilien. ©er Berfaffer
hot bie 2cbcn3Derhältniffe feiner 24 Arbeiter uitb Slrbeiterinmilicn auf bem
yaube bargeftellt, iubem er für eine grobe Slngabl oon Familien eingehenbe
ftaiiftifrfie ©arflcQuiigcn ihrer BubgetS gibt unb über ben ÄrbeitSoerlrag, über
bie s/obn- uitb (Einfommen?artcn ber Arbeiter, über bic (Einnahmen unb ?lu4»
gaben ber Unberheiratcten unb Berhetraleten unb enblict) iib-r bie Wbmanbe*
rungSgrünbe mertooae ttuofübruugen gibt, streiten leil ber Wrbdt ftnbeu
mir bteielbeu 24 tlrbeiter in ber Statt roieber unb föuneit ibre Üebenäbebiu*
gütigen mit ben früheren auf bem ßanbe Dergleichen. ©aS ©crtoollfte ift in
biefem Bbfchuiü bie mit uueub(id)n' iUlühe sufammengetrageue itatiftifdje ©ar«
Iteüung ber .s>au$ho9ungeu oott 20 Utbeiterfamilieu in ber Stabt.
2)ie freien ©ewerff«haften non Deutfdjlanb. 34 re
Verbreitung nnb (Entwicflnng 1896 bis 1906. Von Dr.
#irfchfelb. 1908. Vici^: 14 SRarf, ge6. 15 SWarf.
Sosialiftifchc 9Jionat$hcfte lft08, 'J?r. 18/19.
(Ein für bie ©ctüertfdjaften bebeutungSnoflcS ©erf. . . . 3unä<hft bringt
e$ eine Veröffentlidjung ber 3«hleit über bic Verteilung ber ©etucrtid)aft§«
mitglicbcr in beit tleinereti BertDaltungöbesirfeit be§ 3ieiche‘3 für bie Sahre
1N96—1903, bann aber unb in ber .vmuptfaebe loirb bie Verbreitung ber freien
(Scircrlfdjafteu oom Umfang be$ Jahres 1906 unb ihre gewaltige (Entiuiclliuig
in ber 3eit ooit 190.‘t—1906 behaubeit, ©iefe Uuterfuchiuigen jeichueu fid) burch
©rimblichfeit uub CbjeftiDität auo. ©a§ ©er£ Dürfte ben ©ciDerrfchafteti bei
ihren Ulgitatiou?» unb CrganifationSurbciten manch guten ©teuft leiften. (ES
füllte be^halb in feiner geiDerffdiaftlichca Bibliothef ooit einiger Bebeiiiung fehlen.
Borträge über nrirtf<haftH<he ©rnnbbegrtffe. »on
DSmoI t. 3^üe, bnrehgefehene Auflage. (VI, 168 S. gr. 8°.)
fpreiS: 8 SWar! 50 ^f.
Jahrbücher für 9tationalöroiiomie, III. Jolge, Bb. 32, .§eft 1:
Jm ganseu bebeuteit bie „Vorträge" eine fehr erfreuliche toiffenfc&aftlicbc
Üeiftung unb legen 3eugniS ab ooit einer thcoretifchen Begabung, wie fie nicht
häufig su fittbett ift.
Äritifche Blätter für bic getarnten Sosialtuiffcnfchaftett, Bb. II,
.§eft 4:
£ier liegt ein Buch öor, baS bic U^iffenfchaft bereichert unb baS feinen
©egcnftaitb gleichseitig mit einer gerabesu fünftlerifcheu Beberrfdhuug beS
grofteit Stoffe« uub mit bebeutenbent päbagogifdjeit ©efehtef bchatibelt.
(S. Strand, ©ien.)
Sosialc Äultur, Uluguft 1906:
. . . SSem e« um cmfted (Einbringen in bic tieferen USurseln ber öfotto*
mifcheit Vorgänge gu tun ift, wirb bad Bud) tiefer nicht unbeftiebigt and ber
\>aitb legen.
^eitrg be ©ailtt-Simon. Sie «etfantpteU unb «Bert.
Von SrHebric^ SWitclIc, ©oftor ber ipbUofophie. 1908.
VreiS: 8 9Rarf, gcb. 9 SÄarf.
(EonrabS Jahrbücher, III. golge, Bb. XXXVI, SepURr.:
©ie Ulrbeit Don Viucfle bebeutet einen grogeit Sdjritt norwärtd. £icr
fiitbeit mir ein lebendoolled, ffared, tiefed unb griinbliched Bilb uoti ber Ver*
fönlidjfeit unb beu SBerfcn Saint*Simond. (Ein Buch, melched mohl imftanbe
ift, bic dürfen, roclchc Hörens ü. Stein gelaffen hatte, audgufilUen. 9?ur über
bie fpesiell natioualöfonomifcheit üchreit Saiitt*Simond unb feiner Schüler
hätten mir gern uod) Utähered gehört, ©och bicö läht fich leicht ergängeit.
Jd) erhebe in gleidjer Steife tuie ber größere ©eil ber luiffenfchaftlichen Verlagdbudihanblimgen auf meine bis gitm 81. ©egember 1916
erfchieuenen Verlagdtuerfe mit Uludnahme ber Jeitfdhriften einen ßriegötenerimgSgufdjlag oon 20°/o anf bie 2abenpreife, toie fie in ben iiatalogen
unb meinen Verlagdangeigen genannt fiitb. ©er oermittelnbe Sortimentöbuchhänbler h<d ba« Riecht, meitere 10 °/o Pont ßabettprei« aufgufchlageit.
BenmttDOTt6<h für bie 64rif!lfttuna :Dr.8ubmig^ebbt, VerÜn-Bninemalb.—Verlag: <9 u ft a b Qi f $ e r, Jena.—©ebnuft r«*i j u l i u 3 <5 i 11 c n f e l b, ^ofbuebbeutfer., BerlinW8.
XXVII. Samsung.
§ erlitt, &tn 20. ftotri 1918.
Ibumnft 38.
unb
A
§d*rl)iD für 'QKflk&v$o\${fix\)xt*
(Erfdjehtt an febem Domurartag.
ÄdjrtfUettBnat
gerltii W 3o.j gtolUitbinrfffr» 29/30
ftmfpuilitti Amt UolUnborf 2809.
üeransgtbtr:
ttruf. Dr. ®. framk« mtb |lrof. Dp. p. $imtneniutmt.
ftots nterteLf&^rlüfi 4 jMarh.
Vtrlagi
töitfto® gifdjtr, |tna.
fifcrnfp«j|er 53.
Inhalt
8 o 3 i a I p o I i t i i rfj c 31 n n ä Ij c r u n ß
b e r SD? i 11 e I nt ii rfj t e. Bon llutucrfi*
lätSbojciit Dr. @ m e rt d ) ,}cre n c 3 i,
©ubapeft. 577
HAgemeittc ^o&ialpoütif .... 580
®ic Ginridjtung • oon Bcriorguug 3 >
ändern bei ben 0 teUocrtretcnbeu
©eneralFommanboS.
Htbeitcv* mtb tlnteracbmerocr*
ftetangcn . ... T. . 581
®er ftricgtau$i<(ju|j ber bcutjdjen
^nbuflrie gegen \*c 5 irf 3 arbcit$-
fantmern.
SanbarbeitcrDerlrchuigen in dauern,
^ainilienuorftänbe neben Arbeiter*
aiiSfdjüfjcit in (yabriFPeiricDcu.
Örganifatioiien ber Arbeiter, ©e*
bUfctt, 9 faf|«ftellteii nnb. ®e<
amten. 58*2
£a§ Üanbarbeiterbrogranun.
©egen geheime Stonfurrengflaufclu.
Eine neue djriftlidje ©elücrfidpift.
SHe öfterreidjifdjc So^inlbemofratic
gegen Streife.
Gin (Vitcruatioiniler Seemann*»
fongreö-
Xie Pritifdjen ©eiuerlucrcine.
Wrfreitcrfdiufc . 584
©eiüerbeauffidjt unb Arbeiter»
fdju^ im Kriege. II. (Sdjlufj.)
iUfebr Arbciierinnenfdmk!
Arbeitzeit ber engltfdjcn ijanb«
arbeiter.
iBSoliIfa^rtdelnric^tungen .... 586
$>ie 3 c f) n t e Monieren 3 ber
flentra Ift eile für «olfs»
n> 0 b l f a b r i.
ißoltdgefnnbb^H. 588
3 u ber lyrnge ber BmiirmmgS»
politif.
üttabttitttg#* nnb tBobenfragen . 589
SMS Programm be* StnatSFommii»
farS für ba§ 23 ol)nungSmcfen in
Siterariföc aUitteilungen .... 590
Abbrutf fänttlidjer Aufjäfee ift 3 eüungen unb 3 eilfc^riftcn geftattet, iebo$ nur
mit boQer Quellenangabe.
§ajwlptfUtifrije 31 nnätjfntng &fr ptittfImnttylf 9 .
Vou UniOerfitätSboaent Dr. E m e r i dj g c r e n c 3 t, Bufc<tp?ft.
Xie fo 3 iölpoIttifcf)c Annäherung ber Mittelmächte foll Don
bent Veftrcben geleitet merben, einen möglichften Ausgleid) ber
fokalen Verhältnisse nnb ber foaiaten ©efepgebung auf ber
Höhe beS auf ben cinaelnen ©ebtetett fortgefchrittenften Staates
l)crbei 3 iifiibren. Xie Annäherung in biefem Sinne bilbet eine
ber mid)tigften ©runblagen ber fiinftigen militärifd)-
ft a a t i i cf) e n ft r ä f t c e n t f a 11 u n g XeutfchtanbS, öfter*
retdjS nnb Ungarns, fie ift geeignet, ihre frteblichc tu i r t -
f d) a f 11 1 dj e Arbeitsteilung unb gegenfeitige (Sr*
gänaung nad) innen nnb ben barten SBcttbemcrb nach
aufecn 31 t förbern.
Sn Anbetracht bcS nad) bent großen Menfcbenoerluft itn
SQßeltfriege auf bent internationalen ArbeitSmarfte 31 t ge*
tuartigenben ©ettfampfes bitbet bie Regelung beS
M e 11 f d) c tt a u s t a u f ch e S eines ber Hauptprobleme ber
foaiölpolitifchcrt Annäherung ber Mittclmädjte.
M AuSaug aus einem auf ber Tagung bcS ^eutfcfi-
jöfrerreict)ifdi= llngarifd)cn SöirtfdiaftsncrbanbcS (©ten 1. Srnti 191 <S,
erstatteten ^eridjtc. - - ©it ' greifen auf biefe Tagung nüdjntm'S
3 itrüd ifuraer ^erirfit f. 0 p. 551), med mir erheblichen Akri barauf
legen, baß bie Erörterung ber foaialpolitifdien Annäherung ber
miticleuropäifdien Räuber im ftlufie lücibt, fobaun aber auai, meii
Dr. Scrcncai» Ausführungen in maudjer Öinfidit Miniftcrialrat
0 d)i ffS Auf fab (Ar. 85 bei* „ 803 . $ra£.") ergötzen, nor allem inbem
fie auch Ungarn iri bie Betrachtung ciubc 3 ichen. — Xic 8 d)rift=
leitung.
XaS ©rnnbprinüp biefer Dtegelung ber Arbeitertoaitbe*
rungen mufe bie möglichfte Erhaltung mtb Entfaltung beS
©ehr- unb 9tährftanbcS innerhalb ihrer eigenen ©rennen ab*
geben; auf biefem ©ebietc märe bie greisiigigfeit möglid)ft 31 t
gemährleifteit. Hingegen märe bic AuSmanbernng in fold)eu
Staaten, meld)e bic Mittelmächte mit beut enbgiiltigen Berlnft
ihrer mebrhaften Staatsbürger bebrobett, ihre Arbeits- nnb
ÖebenSfraft ober ihre Anhänglichfeit an baS Baterlanb ge*
fährbeu, bei Aufjeraditlaffitng Don ephemeren materiellen Vor¬
teilen inögliri)ft einaufdsränfen, bie Viidmanberung aitS biefen
Räubern mit allen 31 t ©ebote ftebenben Mitteln 311 förbern.
Xk gvciäüniflfeit 3 mifd)en Räubern ber Mittelmächte nnb
bie gegenfeitige VcDor.ytgitng auf bent ArbcitSmarft miirbc
in ber natiirlidifteu mtb mirffamjtcn ©eife in ber 9fid)tung
einer gleidjinä&igeren (^eftaltung ber Lebenshaltung fomic beS
Ausgleiches mtb ber Oicgcnfcitigfeit auf io 3 iaIpolitifcbeni ©e*
biete mirfett. Xie Aorbmtng einer einheitlid) nationalen
mtb möglichft übcreinftimmcnbeti amifdienftaatlidjcit 9t c *
g e l tt u g b e s Arbeit s tu a r f t c s , ferner in Verbinbnug
mit biefer Crganifatiou einer Don gleichem ©eifte bcfeelten
©eftaltnng ber © a tt b c r u tt g S g e f e p g e b u tt g c n unb
Des © a tt b e r c r f d) 11 D c S ift baljer an bie Spibe eines auf
bie gegenfeitige Annäherung bei* So^ialpolitif ber Mittelmäd)te
gerid)teteu VrograinmcS 31 t ftellett. Xie Don biefem ©ejidjts*
punft nädtft nächtigen ©ebiete ber fokalen Reform bilbett baS
s\ 0 a l i ti 0 tt S r c ch t, ber g e f e p I i d) e A r b e i t e r f d) tt 15
mtb bic S 0 3 i a I D c r f i d) e r tt tt g.
1. a) AIS Vorbebingung einer ntöglidät smerfmäfngeu
harmottifchen 05cftaltitng beS 3 mifd)enftaatlid)en Arbeitcraiis*
gleidjeS ift eine in Tetttfchlanb, üfterreid) unb Ungarn nadj
möglid)ft iibereinftimmenben s 4Jrinaipien nod) Dor ber Ab*
riiftitng aitSaubauenbeS engmafchiges nationales 9tep Don
öffentlichen A r b e i t S tt a d) m e i f e tt unentbehrlich. Xie an
ber Spipc ber LanbcSorganifationcn ftebenben 3entralfteIIcn
hätten bie Aufgabe, fortlaufend über Angebot mtb 9tad>fragc
auf bent nationalen ArbeitSmarfte einbeitltche AuSme. ife
31 t liefern.
b) Xer Austanfd) ber ArbeitSfräfte amifchen ben Mittel¬
mächten märe auf biefer ©rnnMage bei Beobachtung bes Leit*
gebanfetts 31 t Dermirflid)cn, baß einerseits nur ber Überfluß
an ArbcitSfräften beit anberen Staaten abgegeben, anbererfeits
ArbeitSfräfte aus beit Bmtbesftaatcn nur im fyalle bes tat
fäd)lid)ctt Bcbiirfniffcs herangeaogen merben. Xodi biirfte
biefeS ^Srinatp nid)t im einseitigen Sntercffe ber Arbeitgeber
beS Erport* bcam. ber Arbeiter bes ^ntportlattbes mediartifdi
ober etma mit poli 3 eilid)en Mitteln, ohne 9tiicffi(ht auf bic
Spannung 3 mtfd)cit ber ArbcitSleiftitng beam. ben foatalen Ver*
hältniffen burebgeführt merben.
Xie ErmerbSmöglichfeit ber Saisonarbeiter mährenb bei
gattaen Scthi'e^ märe bttrd) fomplcmentärc Arbeitsgelegenheiten
311 förbern.
<0 Xie Dom ungarifdtcix Staate befolgte AusmaubcntngS*
politif, monad) bie Ausmauberuug in bic iiberfecifdien Staaten
im Verhältnis attr Saifonausmanbcriing nad) Xcutfcblanb unb
öfter reich eher erlcidjtert nutrbe, muß — unter ben nadj*
folgenbcn VorattSfcbmtgcti - - einer entgegengefebten Volitil
VIab machen. Xie AiismanberungSgefebc unb Verlnaltungs-
maßnahmen mären biefer 9tcuorientientng anaupaffert ttub
579 - 'Soziale ^rarid nnb Ardjiiu für Bolfgtooblfcdjrt — 1918 —■ XXVII. 9h*. 38. 580
hätten int Seele beg int 3 nfammeiil)angc mit ben öffentlichen
Arbeitgnachmeifen 51 t organifierenben Augmanberernadjrichten»
unb AufFläntnggbtenftcg nad) btefer SUdjtung bin 51 t mirFen.
d) Bon feiten Seutfdjlattbg mären für bie Bcgünftigungen
auf bem öfterrcidjifdjen ttttb uttgarifdjen Arbeitgmarftc ©egen*
leiftungen auf mirtfdjaftlidient ©ebicte, nantentlid) odjottttng
unb görberung ber öfterreidjifchen ttnb nngarifd)ctt Snbuftrie zu
forbern. 3 um 0 d>ube ber auglänbifdjett Arbeiter, namentlich
öfterrcidjifdjer nnb uttgarifdjer 0 taatgangehörigFeit märe ein
beutfdjeg i)teid)3gefet} zu fdjaffen, monad) fänttlichc, bereit in
ben lticiften Bitnbcgftaatcn einem pribaten herein attber-
trauten bebörblicben Befugntffe — betreffenb bie Legitimation,
3 ulaffung ufm. ber auglänbifdjen Arbeiter — auf ftaattid)e
Örgane übertragen merben. Sn biefern SReidjggcfebe märe and)
zuminbeft jener 0d)ttb unb jene giirforge ben Sanberarbeiteru
Zft fiebern, meld)er biefen laut bem muftergültigen bänif(ben
©efefc noim 1. STpril 1912 zuftehen.
Siefeg Borgehen folf aud) zur Einführung bon allgemeinen
fokalen Reformen in bie beutfebe unb in ihrer 9hitfmirFung
auch in bie öfterreidjifdje nnb ungarifebe Lanbmirtfchaft an¬
regen.
2 . Sie auf bem .Qoalittongredjt fuftenbe ©emerf«
fdjaftgbcmegung ift alg ber meitaug mirffamfte Hebel nnb 0djub
beg Arbcitglofeg unb auch bie berläfclichfte ©ernähr ber Surdj-
fiibrung bon Arbciterfdjubgefcben anziterFennen. Sähet* ift
bag Sloalitionsredjt in Seutfdjlanb, Öftcrreid) unb Ungarn für
bie Lohnarbeiter unb Angestellte fämtlidier $aubtberufc nad)
einheitlichen ©runbfäben gcfeblid) m gemäbrleiften.
giir jene Lohnarbeitergnippcu, für bie bag $oa!itiongred)t
nicb)t eingeführt merben follte ober nicht entfbrecbenb mirffant
märe, ift bie Regelung ber Arbeitgbcbingnngcn bnrcf) ftaatlicbe
3 mattgfd)iebfteIIcn 51 t empfehlen.
3. a) Sie auf bem Gebiete beg Ar beite r f dj u h e 3 in
Seutfdjlanb, Öfterrcid) unb Ungarn beftebenben Unterfcbiebc
mären nad) bem Briitzip augzitgleichen, baft ftctg bie Bcaft-
nahmen beg fortgefchrittcnften Lanbeg bon ben attberett über¬
nommen merben.
Sic auf bem 0djnft ber Ermerbgarbcit ber ® i n b e r,
Sugcüblichen unb grauen bezüglichen Borfchriftcu
mären in Seutfdjlanb, Üfterreid) unb Ungarn fofort nad)
ftrieggenbe in biefetn 0 inne 31 t bermirflieben, ebentueü nod)
meiter augzubatten.
Sie auf ben 0d)ttft ber e r m a d) f e n c tt Arbeiter
bezüglichen Borfdjriften mären mit Einbeziehung bon mirt-
fcbaftlicben, tedjnifdjcn unb foztalpolttifdjen 0 ad)berftänbigen
näher 31 t unterfudjen, um bei ber möglichft einheitlichen Re¬
gelung bie ©efaljrcn beg jähen Übergang^ für bie riiefftän-
bigeren 0 taaten abzufdjmächen.
Ser gefeftlidje Arbciterfdjuft ift in Settffdjlanb, £fterreidj
unb Ungarn aud) in ber L a n b m i r t f dj a f t — nidjt in lebtet*
Aeilje zur EtttfdjränFung ber Abmanberung — mit möglidjfter
Übereinftimmung augzubatten.
b) 3ur Surdjfühnmg beg Arbeiterfdjufceg ift bie ftaatlicbe
A r b e i t g a tt f f i d) t in allen Brobnftiongzmeigen bureb Au¬
fteilung bon cntfpredjcnbcn gadjFräftett unb ihre Angftattung
mit felbftänbigen SirFitnggFreifen augzugeftalten. Sie Arbeitg-
ouffidjt barf in ber 3ufunft nidjt mit ihrem Sefen ficmbett
Aufgaben bdaftet merben.
4. Sie beftehenbe Arbeiterberfidjerung ift in Seittfcbkub,
Cfterreich unb Ungarn zu möglichft einheitlichen nationalen
ober Bolfgbetiidjerungen au§zubaiten.
Sic BolFsberfidjerung foll fid) fachlich auf bie St raufen-
Unfall* S n b a l i b e tt - unb i n t e r b l i e b c n e n b er-
fidjerung crftrecfeit, bem Berfonenfreig nad) nicht nur bie
im Lohnberljältnis? ftebettben Angehörigen fäintlidjer Beruf g-
zmeige, fonberu auch jene 0 eIbftänbigen einheitlich erfaffenb,
bon benen eine in Sntereffc beg ©emcirtmohlg nötige hbgtentfdje
Multur fonft nidjt ermartet merben fann. Sie heilenbett unb
borbeugenben Leiftungen ber Bolfgberficherung mären big 31 t
bem bon ber BoIFggefurtbljeit erforberten ©rabe zu fteigern.
• r >. a) 3ur 0id)crnng einer gleidjmäftigen Bebanblung auf
bem (Gebiete ber in Seutfdjlanb, Öftcrreid) unb Ungarn jdjou
bcftchettbcn obligatorifdjen Si raufen* unb Subalibenoerfidjerung
mären zmifdjen ben brei 0 taaten balbigft entfpreebenbe
03 e g e tt f c i t i g f e i t $ a b F 0 nt nt e tt 31 t treffen, bie hanpt-
fädilid) folgcitbc gragen 31 t regeln hätten:
1 . Eine gleidjiitäfjig-c ^ehrtiibUtna tuäre jenen anfpnid)^bered)=
tigten perfid)aten fvember SiaatcMingehörinfeit 311 fidjerb, Me fid)
zur oeü ber Eröffnung bee llnterftübung^= bezm. :Hentenanfprud)#
ine» VIUrlaub begeben.
2. Sic gleidjc 33ehanblung tuäre aud> jenen Angehörigen ber
^erfichcrten frember Staatgangchörigfcit zu fiebern, bie fid) zur
3cit bir Eröffnung beg Anfpnt^cg im Auglanbe aufgehalten haben.
3. SßertixrItunggmafenahmcn unb mtbere Einzetfragen.
b) E§ märe zu miinfehett, bafe bie Leiftitngen ber 33 e t* g -
merfSbruberlaben auf bem ©ebiete bei* Subaliben-
nnb SlranFenOcrfidjerung unb ber Lanbe§l)ilf§faffe ber
I a n b m i r t f dj a f 1 1 i d) c n Arbeiter unb Sicnftbotcn auf bent
©ebiete ber obligatorifcben Suualibenoerfichentrtg (Sefinöc ttttb
SWafdjinenarbeiter) Porberfjanb oon Seutfchlanb bom öfeficht^-
punft ber (BegenfeitigFcit alg glcichmertig mit ben Leiftungen
ber beittfchen $ranfen* unb Subalibenbcrfidjcntng anerFannt
merben.
c) Dbgleid) bie Lanbarbeiter in Üfterreidj unb
Ungarn obligatorifch meber gegen r a n f 1) e 1 1 noch gegen
S n b a l i b i t ä t berfichcrt finb, ift tro^bem zu münfdjen, bafe
Seutfdjlanb bon ber ©egenfeitigfeit borberhanb a b f e h e.
Übrigeng gibt eg Feine Lanbarbeiter beutfeher 0taatgan*
geljörigFeit in ber Monarchie, anbererfeitg mürbe bie Attg-
bcljnnng ber 23erficherung auf unfere eaifonarbeiter bie An*
ziehunggFraft Setttfdjlanbg auf bem Arbeitgmarfte nur erhöhen
nnb babei zur Beruhigung feiner heimatlichen Arbeiter bienen.
Seggleid)cn mären bre 0aifonarbeiter öftcrreidjifdjer unb
ttngarifdher 0taatgangeI)örigFeit fdjott jeht mit ber Be-’
günftigung aud) zur beittfdjen Snbaliben-unb$inicr»
bliebenenberficherung zuzttlaffen, bafe ihre Anmart
fdjaft felbft im galle ihrer faifonmäfjigcn 9 tiicffehr in ihr
Baterlanb anfrcdjt erhalten bezm. bie für fie cntridjtetcn Bei¬
träge anf eigenen Sunfd) tcilmeife zuriicFerftattet merben.
6 . And) anf bett übrigen ©ebieten berlozialpolitifdjen
Oiefepgebung ttnb fozialen giirforge, ber Armenoermaltung
unb ber ^rieggPcrforgung, fomie ber fozialen Bcrmaltiutg in
Seutfdjlanb, £>fterrcid) unb Ungarn ift eine ntöglidjfte An¬
näherung, citt gleichzeitig Borgehen nnb ein gleichmäßiger
gortfehritt ermünfdjt.
7. Sie Bcrticfung ber Slenntttig ber fozialen Berhältniffe
in ben einzelnen Länbertt märe bttrd) miffenfdjaftliche gorfdjung
ttttb ihre Berbreitung anf allen 0tufen beg öffentlichen Unter-
ridhtg alg eine Bebinguttg beg meiterett fozialpolitifdjcn gort-
fdjrittg, ein ftänbiger Aitgtaufdj ber biegbeziiglidjen Sfenntniffc
alg im Sntereffe ber meiteren Annäherung anzuerFcnnett.
8 . Auf ben oben angegebenen Gebieten märe bie fozial*
politifdjc Annäherung ber SWittelmädjte feiteng ber ^Regierungen
mit folcher Befd)lettnigung Porzubereiten, baß biefe einber-
ft ä n b I i d) fiir bie Aufnahme bon f o z i a I p 0 l i 1 1 f dj e tt
SWinbe ft forber ungen in bie griebengber«
träge auf treten fönnen.
^Ugrmrin^
Sie Einrichtung bon Berforgnnggäintern bet ben fteKb.
Eeucralfommanbog, btc ein Erlafe beg .ftrieggminifteriumg bom
21./28. B?ai 1918 erfudjt, foll einer fadjgemäfjeren Behanblitng
aller Berforgttngg- Unterftüpungg- unb gürforgcangclegcn-
Ijeiten bienen. Sie Berforgunggämter finb in biefer Bezieljung
bem Shicggminifteriunt bireFt linterftellt, mährettb fie bie mit
Bcrforgunggangelegenbcitcn zufattimcnhängenben gragett ber
Entlaffung attg bem aFtiben Sienft nad) ben Seifungen
beg ftellb. Fontmanbierenben Öencralö zu bearbeiten
haben. Ser ©efdjäftgfrcig cineg Berforgunggamtg erftrerft fid)
auf bie Bearbeitung fämtlidjer bigljet* bon ben betreffenben
ftellb. ©eneralFomntanbog crlebigten Angelegenheiten, meldje
betreffen: 1. bie gefeblichc Berforgung unb öantit zufatnmen-
hängenbe meitere giirforge für bie Berfonen ber Uttterflajien,
2. bie Unterftübung ber ehemaligen ®eeregangehörigctt ber
UnterFIaffen unb ihrer Hinterbliebenen, 3. bie Bentfgfiirforge
unb btc 3 milberforgnttg ber Cffizierc ttnb SWannfchaftcn; auf
bie Bearbeitung bon Anträgen ehemaliger Hceregangehörigei
ber UnterFIaffen auf Babefuren ttnb fottftige auhcrgcmöhnlidje
Heilberfahren fomie auf Lazarettaufnahme; auf bie Bearbeitung
aller bisher bon ben betreffenben Sntenbantitren erlebigten
Angelegenheiten ber Sinterbliebenenberforgung unb beg bamit
Zttfammerthängeitben giirforgemefeng.
Snt einzelnen glicbert fid) ber Arbeitgftoff fo, baö bei
flientenabteilnng zitgemtefen ift: 1. bte Bearbeitung
aller bie geftftellintg bott Berforgttngggebiihrniffen ber Bei-
581
Soakrte BrariS unb X'frcf>iD für Bolfsmohi fahrt — 1918 — XXVII. Nr. 88.
582
ionen bei* Unterflaffen * einfchließlid) beS BerfonalS bei frei-
nnßtgen ®ranfenpflege betreffenben Angelegenheiten mit Aus-
frf>Iufe ber StPifPerforgungS- unb AnftettungSfdheine; 2. bie v
Eemährung non BenfionSgebiihrniffen nach § 35 beS Dffiaier-
penfionSgefeßeS Pom 31. 2Wai 1906, fomett biefe nicht bcm
$riegSm.imfterium ober ben in ber Anlage 2 ber BenfionterungS-
Porfcßrift beaeidjneten Behörben Porbehalten ift; 3. baS
BvüfungSgefchäft; 4. bie Sumenbungen aus Kapitel 81a für
SWilitärperfoncn ber Unterftaffen; 5. Bearbeitung ber ®ienft*
befdjäbtgungSfragen in Angelegenheiten ber Hinterbliebenen-
Perforgung. die 3 i b i I b e r f o r g it n g S - unb Siir-
forgeabteilnng bearbeitet: 1. alle bie ©emährung bon
3iPtlPcrforgungS- unb AnfteflnngSfdjeinen betreffenben An¬
gelegenheiten; 2. laufenbe 3iPilPerforgimgSentfcbäbtgung unb
einmalige (Mbabfinbung; 3. 3ibilberforgung unb BentfS-
fiirforge für Offiziere; 4. 3dnIöerforgung bei* ltnteroffiaie;e
unb ätfannf(haften (A'nfteHungägHunbfäße); 5. $apttalabfin-
bung für Berfonen ber ttnterflaffen unb ihre Hinterbliebenen;
6. ltnterftüßungen an ehemalige Heeresangehörige ber Unter-
ftaffen unb ihre Hinterbliebenen; 7, HalbinPalibcnabteilung;
8. $riegSbefchäbigtenfürforge. der Hinterbliebenen-
ab teilitng fallen gir: 1. bie gef eh li die Berforgung; 2. Er-
äjehnng^beihilfen; 3. Bwlocnbungen aus Kapitel 84 a für
Hinterbliebene; 4. äJHtmirfung bei ber fokalen Hinter-
bliebenenfürforge; 5. Anmeifuitg ber ©nabengebülirniffe;
ferner Ausgleiche für Hinterbliebene aitS Slapitel 74 &itcl 7
unb 8, fomett bisher bie ftellP. ©eneralfommanboS hierfür p»
ftänbig maren. die m i I i t ä r ä r 511 i d) e Abteilung be«
hanbelt bie Anträge auf Babefuren unb fonftige außergemöhm
Iid)e Heilberfahren fomie auf ßaaarettaufnaibmc bei inaftiben
Betfonen ber Unterflaffen. — Bei jeber Abteilung ift eine
AuSfunftSfteße für Natfudßenbe e'ingeriditet.
Jlrtrfiter- mtl» |(ittenifljmfmrtrftattgen.
der KriegSauSftbujj ber beuifeften ^itbuftrie geftett BeairfS-
arbeitSfammern. der im KriegSauSfdiuß bereinigte ftentralberbanb
beutfeher ^nbuftrieller uitb ber Bunb ber ^nbuftrietlen, bie an fich
beaioeifeln, ob bie „amangsmeife paritätifd)c ftufammenfchließung bon
Arbeitgebern unb Arbeitnehmern“ bem foaialen ^rieben bienlidj ift
ertrvarten einen Erfolg in biefer Dichtung jedenfalls nur bei beruflich*
fachlichem Aufbau ber ArbcitSfantmern. AIS Erunb gegen bie räum*
Iid)e ©lieöeruug nennen fic bor allem bie llnmöglidjfeit, „baß bie
Arbeitnehmer eines beftiminten EemerbcS fich über bie SebenS-
bebingungen unb inneren Berhältniffe eines anberen EemetbeS fo=
meit unterrichten, um eine fachliche Erörterung bariiber führen 311
tonnen. die $olgc mürbe fein, baß in territorial gegliebertcn Kam¬
mern bie Berhaubluiigen auf gumbfäßliche unb politifdjc fragen
befcßränlt bleiben mürben, mährenb bie Eegeitfäße nicht gemildert,
fonberit bcrfchärft merben mürben.“ Namentlich ihre Arbeiten auf
bem (Gebiete ber gutadjtlichen dätigfeii, ihre Nritmirlung an bem
Abfchluß bon darifberträgen unb i|re Einflußnahme auf bie Bei*
leguug Don Streitigfeiten fönnteit nur in facßlidjer Eemeinfchaift ber
Arbeitgeber unb Arbeitnehmer beS gleichen QkmcrbeS geförbert mer¬
ben. „Auch für ben Arbeiter felbft bebemtet es feinen gortfehritt, biel¬
mehr einen Nüdfdjrift in ber Regelung feines ArbeitSbechältuiffeS,
menn er innerhalb ber Arbeitsfammer bon bem Urteil folchcr Ber-
fönen abhängig ift, beneit eS an jeber Sadj- unb $ achte imin iS
mangelt.“
SBeiterhin forbert bie Kunbgebuitg beS KtiegSauSfdjuffeS bet
Snbuftrie, baß bie Aufgaben unb Befugmiffe ber Kammern febarf
umgrenzt unb nur Staatsbeamte p Borfißeirbeu ernannt merben.
die H öu bIungSgt’hiIfen unb dedjnifer finb nicht in bie Arbeite*
fammern einaubeaiehen. tferncr bürfen bie bas EinigungSmefen
betreffenben Beftimmungen nach deiner Aichtung hi» bie Ausübung
eines gmangeS gut* Einigung plaffcn. ^ie öffentlichfeit ber
Sißungen ber Kammern ift burch gefeblichc Beftimmungen auSp-
fdhlicßen, ba anbernfalls auf fachliche Arbeit Don Dornhcrein uicßt
geregnet merben fann. Sd)ließlidj ift an ber Abftufung beS Stimm¬
rechtes ber Arbeitgeber nad) ber 8 ^hl ber Don ihnen befchäftigten
Arbeiter unter allen Umftänben feftguhalten.
SaitbarbeiterDertretungen tti Bauern. Ein ©efeßentmurf über
bie lanbmirtfchaftliche BerufSOertretung, ber gegenmärtig ben laub-
mirtfdjaftlidjen Crganifationen BaßemS aur gutad)tlid>en Äußerung
Dorliegt, ficht als BertrctungSförper ber Vanbmirtfdjaft für jebes
BegirfSamt einen fanbmirtfd)aftlichen BeairfSauSfchuß bor, ber außer
Bertretern beS ©runbbefißeS ;aud> folche ber Ianbmirtfd)aftlicheu
Arbeiter untfaffen foU unb aus birefter unb geheimer SBahl herbor-
gef>t; für jeben AegierungSbeairf eine Vanbmirtfchaftsfammer, bie fid>
aufammeufeßt aus delegierten ber BeairfSauSfdgiffc, Bertrcieru
ber gadmrganifationen unb Bertretern ber lanbmirtfchaftlichen Ar¬
beiter; enblich für bas ganac Sanb ben SanbmirtfchaftSrat, beftehenb
aus 40 ermählteu, 10 burdj 3umahl berufenen AUtgliebern, 10 uon
ber Negierung auSgefuchten Bertreteru miffenfdhaftlicher Anftalter,
je einem Bertreter ber gachorganifationen fomic aus Bertreteru
ber lanbmirtfd}aftlichen Arbeiter, bereu Anzahl (mie auch üi bei»
fianbrnirtfd)aftsfamment unb Bea-irfSauSfchüffen) ein fünftel ber
übrigen gemählten Aiitglieber nid>t überfteigen barf. die Aufmen-
bungen für bie laubmirtfchaftlidje Berufsberatung follen, fomeit fie
nicht burd> ^ufd^üffe bon Staat, Reifen unb diftrift^n leftrittcn
merben, burd> Umlagen gebedt merken.
^famUienborftänbe neben ftrbeiterauSfdjüffen in ^abrifbetrieben
cinauridjten, befürmortet „der Arbeitgeber“, bie ftritfehrift ber Ber¬
einigung beuifchet Arbeitgeberberbänbe ats „neuen 2 Beg a um 0 ^-
gemerblidjen ffrieben“. Sie bermcift auf eine Einrid>tung, bie ber
§abrifbefißer Schmäle in Atenben für feinen Betrieb getroffen hot,
um „bie reifere SebenSerfahrung unb bie größere Berantmorilichfeit,
bie ben berheirateten Arbeitern eigen ift, mehr als bisher ben ge-
nteinfamen S33erfintcreffen bienftbar au mad)en.“ die gamilieubor-
ftänbe, bie in feinem Betriebe bie Bertretung ber berheirateten
Arbeiter bilben, merben bon lederen gcmählt. Sie hoben mährenb
beS Krieges nach Mitteilung beS „Arbeitgebers“ erfolgreid); gemein*
jame Beratungen über fragen, bie bie HonShaltungSborftäube be-
fonberS augeh^n, unb über bie Angelegenheiten ber jugeublichen
Arbeiter unb Arbeiterinnen, bereit Unerfahrenheit manchen Sd>ctben
anrichiet, abgehalten unb baS freunbfdjaftliche Qufammengehörig-
feitSgefühl mit bem Betriebsleiter berftärft. „der Arbeitgeber“ be*
tont, baß bie $omcfmäßigfeit foldjer JyamilienarbeiterauSfchüffe
inbibibucU bon ben örtlichen Berhältniffen abhängig fei. Allgemein
„Bkge aom gemerblichen ^rieben" in ihnen au erblicfen, biirfte bon
einem feiten foaialen CptimiSmuS aeugen. da, mo bie gamilien-
irrbeiterauSfd>üffe nicht unabhängig auftreten unb Berfuche erfolgen
mürben, fie gegen bie allgemeinen gtefeßlich georbneten ArbeiterauS-
fchüffe auSaufpielen, Jönntcn fie unter Umftänben bem gemerblichen
‘^rieben fogar eher fchaben als nüßen.
©rgtntiralümfn litt Jldtttttr, ®t^Uftn, JlttgeptlUtn
Hn& ftantltn.
^aS £anbarhetterbrogratnm f baS Abg. B e h r e n S Sp. 449
befprodßen hat, liegt jeßt bem Neith^tag als Eingabe bes
3entraIoerbgnbeS ber Sorft-, Sanb- unb SBeinbergSarbeiter
dcutfchlanbS Por. die Sorberungen merben teils an bie
NeidjSgefeßgebung gefteUt, teils mirb ber Neid)Stag erfnd)t, Pont
banaler au Perlangen, baß er mit ben einaelftaatlidien Negie¬
rungen über bie Öanbarbeitermünfdie in Berbtnbung tritt obei
gemeinfam mit biefen auf bie Ianbmirtfd)aftlid)en BerufS-
Pcreine einloirft. BBie erinnerlich, erhielt baS Sanbarbeiter-
prograntm, baS ber chriftlidhe unb ber freigemerffdiaftliche
Berbattb gemeinfam enhnorfen haben, u. a. bie Sorbernngeit
freien SloalitionS- unb Streifrcd)tS, ber Befeitignng ber @e-
finbeorbnitngen, beS ErlaffeS Pon Arbeiterfdhnßbeftimmungen,
fomie ber öffentlid)-red)tlid)en Bertretung ber Sanbarbeiter unb
ber Schaffung eines länblidßen EinigungStoefenS. S^i'nei*
mürbe Hetanaiehung 5 ttr Mitarbeit in Eenteinbe» unb SanbeS-
Permaltitng fomie in ben SanbmirtfchaftSfammern, obliga-
torifcher SortbilbungS- unb HouShattnngSunterrid)t, fomie
Aufftellimg Pon BertragSmuftern, Errid)tung Pon BertragS-
priifnngSfteHen, Sötberung beS darifPertragSabfdhluffeS unb
enblid) Berbefferung beS BSohnungSmefenS geförbert. AitS
ber Begrünbung, in ber bie Sanbarbeiierfrage als betriebst
tej^nifdhe, bePölferungS- unb foaialpoIitifd>e Sroge gemertet
mirb, heben mir folgenbe 0teEe herPor:
„3?ad) ber BerufSaähluug berminberte fich bie 80 hl ber Berufs-
argehörigen in ber Sanbmirtfchaft feit 1882 bon 18,7 Millionen bis
1907 auf 16,9 NMiouen, mährenb fich bie ©efamthebölferimg bes
NeicheS nt berfelben 8 eitfpanne bon runb 45 auf 68 B2iUionen Der-
mehrte, die firmbflucht erjtredt fid> aniar auf alle laubmirtfd;aftlichen
BerufSfreife. Sie tritt jeboch in ber fianbarbeiterfchaft befoubers
fcharf in Erfdjeinung unb geminnt baburch 1 , baß fie ber Äanbmirtfchaft
bie ArbeitSfräfte entaieht, eine für bie Bolfsmirtfd^aft tief
fchäbigenbe Bebeutung.
„^n bem reidjsfiatiftifchen ^ählnngS-^ahramölft bon 1895 bis
1907 berminberte fich bie lanbmirtfchaftliche Beböllerung um runb
820 000 Sßerfonen. dabon entfielen auf bie Scmbarbeiterfdjaft
626 000 Berfonen. Außerbem ging aählungSmäßig ber gefamte
9la(hmud)S ber Sanbmirtfdjaft berlorcn. diefe Entmidfuug hat fich
feit 1907 bis 3 mm Kriegsausbruch fortgefeßt, mie bie Zunahme ber
befdjäftigten auSlänbifcheit ArbeitSfräfte aeigt. die 3oI)t bei* in ber
Sanbmirtfchaft befchäftigten auSlänbifdjen Arbeiter betrug 1907;
257 329 Ißerfoneii; fie mar 1912 bereits auf 397 364 Sßetfoncu
geftiegen.
„die ffrauen- unb Kiüberarbeit ift in ber Sanbmirtfchaft mie
raum in einem aubeveu Ermerbsameige in Aufprudö genoimmcn.
533
«ozüdc '^raris inth Ardüu für Volfsmoblfahri — 1918 — XXVII. Ar. 38
Vim null) 15 iWilliouen in ber 2anhmirtfd)üft (Srmerlistätigeo finb
s,3 iWitlioncu meiblicfic Verfemen. (ibciifo finb runb 600 000 fttnbcr
unter 14 fahren barin ermcrbStätig. (Sine rucitcrc Anfpannnng ber
grauen unb .üinber in ber lanbmirtfdjaftlichcn Arbeit ift im be»
nölfentngspnlitifd)cn $ntereffc !aum erträglich. Ter .^rieg nnb
feine Vcflleiterfchciuiuiflen Derminbert bie ^ald ber Ianbmirtfdjnft*
liefen Arbeitsfräfte minbeftenS um runb VA Millionen. S^er liefe
(rrnft biefer Taifadjeni beburf feiner meiteren VcmeiSfübrung. 4 '
Tie llrfadjcn ber Sanbfludit fieht bie Eingabe in beu
jovialen 3 nftönben auf bem £anbe. To ber mahnt fie, ber Vei-
nachläffignng ber Sanbarbeiter ein ßnbe 311 madjen.
(heften geheime ^ottfurren^Haufeln toenbet fid) bas
Vi r i e fl § a m t. Wie in biefen Vlätteru ermähnt mürbe,
haben 19 grofee Sinnen ber berliner Gifeuinbuftrie mitein-
artber eine geheime ftonfurrenzflaufel Derabrcbet, nach ber
feine Don ihnen Augeftellte einer anberen Sirina engagieren
feilte, fo lange biefc in Stellung feien; erft nad> längerer
Karenzzeit füllte ihre (Sinftellnng frei tue eben. ’$ahlreid)c
AngeftelltenDcrbäube haben gegen biefe Abrebe fdyarfen^ SG&iber-
fprud) erhoben nnb fid) befdimcrbefiihrcnb an bas KriegSamt
gemaubt. Tiefes hat jetjt entfduebeu, bafj foldic Vereinbarung
gen, menn fie bas gortfoinmen bei* Arbeitnehmer in unbilliger
Weife erfahrneren nnb mit ben Veftimmungen itub bem ©eift
bes ©ilfsbienftgefebes in Wibevfprucl) fteheu, nom Kriegsamt
uiri)t gebilligt toerben fönneu. (iS folle oou foldjen Verein»
bannigen fiiuftig Abftanb genommen merben, nnb bie Auf*
merffamfeit ber KricgSamtsftelfeu bei beu einzelnen ftelloei-
tretenben (Gencralfommanbos mirb ganz befonbers barauf ge«
lenft, berartige Vorgänge 311 beaddeu.
(fine neue rijriftlidje QSetuerffdjoft. Ter Vcrbanb her -Mixhe, her
Höriges 3afu* burdi Verfahmdaung bes VerbanbcS beutfdier MijAe
i3ib '«Berlin! mit bem internationalen Vcrbanb ber ftöchc (Srte
Tvranffitrt) eutftauben ift, hat fid) bem (GefamtPerbcmb' ber djriftlid'jn
(iiemcrffdmftcu angefdiloffcn. Ter Verbctnb, ber etma 1X)00 Viitglieher
Zählt, hat immer mehr eine gemcrffdiaftlidic Aidfaung cingefablagen,
ltadbem biefe bereits in bem Vcrbanb beutfdicr ftödic früher bie Cben
banb genmnnen hatte. Ter (Gefahäftsführer bes Verbau bes ift augleidi
OVefdjäftsfüftrer ber ArbeitSgemcinfdmft gaftnürtfahaftlidjcr Vlnge--
fte ll t e über bä ube.
Tic üftcrrcidjifdjc Soztnlbcmufratic gegen Streifs.
(Sine Weid)sfonferenz ber Vertrauensmänner bei* beutfd)en
Sozialbcmofratie tuerreirfis hat einftimmig bie Regierung
nor KriegsDerlängenmg 11m imperialiftifafacr ;]tele milleu ge-
mar nt nnb auf beu bebcnflirfieu Staub ber üebenSmittchuT»
forgnug hittgemiefen. ferner hat fie an bie jugefagte 9 teit-
regehtug ber ArbeitsDcrbältniffe in ben Mriegsbetrieben ge
mahnt nnb f05ialpolitifrfu's (Sntgegenfomuten geforbert. Am
fcHicfccub aber fagt ber Xl0nfcrcn3befd)( 11ü n. a.:
..'dluf Onmnb gemiffeuhafta Viüfung ber Mampfbebingungen bat
hie tteidisfoiiferen,) bie Überzeugung gemounen, bar, ber gcgcntuärtige
Vtagertblid größeren Ausjtäiibeii uidit giiuftig ift. Tie Aeicbs-
fenferenz f o r b e r t habet bi e A r beit e 1 auf, t m g e g e n -
W a r t i g e lt 21 u g e n b l i d g r 0 f; e r e 21 u s ft ä tt b e 3 11 u e r -
nt e i be 11. Tie 2lrbeiterfd)aft 'Darf fidi uou ben Unternehmern, beuen
ein Mampf im gegemuärtigen 'Jlugenblid fehr eruniufdit märe, nicht
proüLväereu taffen. Sie barf fidi bie Staube für ben .Mampf niriu
hurd; bliube, memt audi itodi fo begreiflidie Veibenfdiaften bittieren
taffen, fonbern mug fie in richtiger (Siufidit in bie öfterreidjifdjen
nnb bie aUgcntciuu'uropäifriicn .Mampfbebingungen felbft mähten.
Tie ;)ieid;sfünfercii 5 forbert baher bie 2lrbeiterfd)aft auf, fidi für eine
grindigere 3uutbe, hie foiumen uiirb, bereit^uhatteu."
(Sin cntfprcrifcnber 9 flifruf au bie Arbeiter marnt biefe oor
ber Überfdiähnug ihrer Straft nnb tun* Uubefonnenheiten, bie
nur zur ütieberlagc führen tonnten. ■ Ter Vefdiliife nnb ber
91 nfrnf betonen 3)001* cinfeitig bie ü?ot)oenbigfcit, bah bic ^tr-
beiterorganifationeu ihr Vuloer für ben Seitib troden holten,
um beu bann fommenben Mämpfcu getoadifen 311 fein; gleid)*
mohl oerbtenen fie Veaditung, lueil bisher in £fterreich bei*
mirtfdinftlidje Vnrgfriebe oiel loeniger flar als .Striegöpflidit
erfanut morbeu ift als im Teutfd)en VeidT, nnb insbefonbere
alle 3 ahre bei gemiffen (Gelegenheiten TemonftrationsftreiB
ftattgefuuben haben. Tas „Hamburger (fdio" fdüiefjt fid) ber
öfrerveidiifd)cn Stfartumg oor ltnbefonnenheiten an, 3111110! ber
Slricg allerorten ein prooo3ierenbes Spibeltum gejüditet habe.
C?in internationaler SccmannäfoHßrefj, an hem hie Okmerf*
febaften heu Seeleute iüiitteleuropuö aber uidit beteiligt mareu, ha bie
Crganifaitoiten her Seeleute in heu (Snteutelänherii gegen ihre
heulfdieu Vniberuerbäube infolge heS Taudjbootfrieges erbittert finh,
Hat, „Volitifca" zufofge, in .Mopenhagen dl.—10. 3uui) fofgenhc Hielc
aufgcfiellt: 1. Wleicbartige internationale ,'oeuer für Seefahrer.
-. ^utermnionale Vemaiuuingsffala. d. |pteniatioiiales Moftregled
dient. 4. Vorfchrift eines gleichartigen unb geniigenbeu Dlcttungs*
materials fomie befferer Sdjlaf-- unb SSohnräumc für hie S)?ann=
fdiaften. 5. (Sinführuug einer gleichartigen ^iovmalarbeits^eit 311
Vaiibc mie 311 SBttffer unb Wahrnehmung her fozialen unb mirtfdiaft?
liriien 3»tereffcu her Seefahrer. xHudi hat er bic Jyrage hes Sd)ahens*
erfabes für bic Hinterbliebenen bei* im Stricge getöteten Seeleute
ausgiebig erörtert. ?Ülc Vcrhanhlungcn maren oertraulid). fyür
ben Veitritt 311 einem neu gegrüubcicit internationalen Seemauud?
berbanb mürbe zur Vebiugung gemacht, haß ber Eintrag bes 2lufzu-
nchmeubeu an baö Scfretariat bes Verbanbcs hie ^uftimmuug bc«
Sicngreffe» finbet.
Tic britifdien Okmcrfocrcine haben nadi her Statiftif bed
'Arbeitsamtes, bi-c jc^t für 1916 erfdiienen ift, bis (rnbe 1916 eine
dititglicbersunahme auf 4 399 696 Möpfe erfahren uub bamit _ ben
hödiftcn Staub in ihrer (üefd)id)te errreidjt. Ten bei ben beutfeheu
0 knmrtfd)aftcn beobachteten üWitglieberriicfgang mähreub ber erften
beiben ÄricgSjahre, ber erft 1917 einem ftarfen Wieberauffdimung
geuüdien ift, finbet man bei beu britifchen ölemeriüereincu nicht ober
hoch nur ausnahmsmeife bei iMii^elncn iadigruppcn, mie ben Vau=
arbeiten! unb heu Seeleuten. Vielmehr haben bie (Gemerlbcrcinc im
iahre 1915 um mehr als 1200 000 .Stopfe unb im iahve 1916 um
muh /* ÜUtiUiou zugenommen. VI 111 ftärtfteu mar has Wachstum
feit (jnhe 1914 bis (ruhe 1916 bei ben iOfetaüv Vtafcbiuciu unb
Sdiifflnntarbeiteni (133 000 Stopfe), bei ben (rifenbahncru (S 6 OOO 1
unb ben „Allgemeinen Arbeitern“ - - ungelernten 'Arbeitern ge=
mifditer Verufe — (145 000k Tic v 3ahl ber meiblidieu Diitglieber
betrug (Subc 1916 535 346, h. li. 130 00 mehr als (fnbe 1915, mährrub
ber mäunlid;e ^umadis beS Jahres 1916 nur 127 555 ausm.ad)te; bou
beu orgemifierten jvi'aucn entfielen mehr als bie Hälfte (989 000 ) auf
hie Webftoffinbuftrie. Tod) mar ber meiblidu’ ^umach§ imjsahrc
1916 in biefer 3 ll buftrie nur 16 876, hingegen bei ben Trans»
portgemcifberciueu 35 148 0)18 0 . £>.'■ intb bei beu Wemerlpcreiuen ber
Ungelernten 41049 1 108 m H.). |n hen Viitgliehsziffern ber meiften
(Memerfoereine mit Ausnahme befonbers ber UngelerutemVer»
bänbe - ift bie 3abl ber 311111 -Heere emberufenen mitenthalten.
Wcluerheauffidjt ttnb SfrBeitcrfdjufe trn Slricge.
n.
9u)d) beu 92adht»eifmtflon über bie 3 u h) i b e r b a n b •
i 11 u g e n gegen bie V e ft i m 11 t n n g e n über bic SB c *
f d) ä f t i fl n n g ti 0 it % r b e i t e r i it n e n n n b j u g e n b *
1 i di e n A r b e i t e r n betrugen bie Noblen ber Anlagen, in
beiten foldu* Buüüberbanblimgeu ermittelt lunrben, 1918 3667
unb 5995, bagegen 1917 2215 nnb 1750. Tiefe Venninbenmg
biirfte jebod) Ineniger auf eine tatfädilidie Abnahme ber bor-
i gefnmmcneu 05efet3tuibrigfeiteu als barauf 51triicf511fiif)rcn fein,
| bag infolge bei* (finfebränfung bes Vcnifionsbienfte^ ein
1 grünerer Teil ber (^efetjesnerlebnngen nnentbedt geblieben ift.
Vifenhers auffallen mun bcibei, baü bie .^ablen ber bei ber-
boteuer 9iacf)tarbeit betroffenen Arbeiterinnen unb jitgcnblidien
Arbeiter non 727 unb 162 im ^abre 1913 auf 13 398 1111b 1209
im vsubre 1917 geftiegen ift. Wenn gleid)3eitig bie Habt bei* be*
ftraften Vcrfoneu non 2251 im ^abre 1913 auf 321 im Sabre
191 ( gefunfen ift, fo luivb barin ein Ausbrud beffen 311 er=
bilden fein, baf> nad) ber Auffaffung bei* öe)nerbeanffid)ts»
betiiiitcn in ber Vogel ber (Grunb ber Siüuiberbanblungen nicht
fomoljl im böfeu Willen bei* Unternehmer ober in bereu CGIeid)-
giiltigfeit gegen bie gcfeblid)en Vorfdiriften als in ben befon*
bereu Sdnoierigfeitcn 311 fitibeu mar, mit beuen bie (Güter*
erzengnug in bei* M'riegszeit Dcrbnnben ift (infolge Don Dlölm
lidien Steigcruugeu bes bringenben HeereSbebarfS, nnregel*
mäßiger .Hufübrnug bei* JWob* unb $ilfsftoffe, ungeniigenber
uub ungeübter Arbeiter, miBDerftänblidK’r ^Belehrungen burdi
militärifd)e Auftraggeber nfm.).
Tic 3 0 n n t a g S a r b e i t, bie 3111* Verhütung eines im-
peibältnismäfügen Scliabens ausnahmsmeife erlaubt morbeu
ift, zeigt Don 1913 bis 1917 einen ftarfen Viidgaug. Wäbrenb
1913 1157 Vctrieben burdi 2150 Ausuabmebemilligungen ge»
ftattet mürbe, Sonntags 947 000 Arbeitsftunben Herrichten 311
laffeu, unb 78 000 Arbeiter an biefer SonutagSarbeit beteiligt
maren, ift 1917 bie (Genehmigung zur SomüagSarbeit nur
220 Vetiicben burd) 365 Ausnahmebemilligungen für 223 000
Arbeitsftunben uub 18 000 Arbeiter erteilt morbeu. (?S mürbe
jebod) irrig fein, menu man hieraus auf eine tatfädjlidjc Vor*
minberung bei* SonutagSarbeit fchliefeeu mollte. Tenn ba nad)
^ 105 c bei* CGemerbeorbtinug Arbeiten, bie in Notfällen ober
im öffentlichen onterefje unDerziigliri) Dorgenommen merben
580
Soziale B^aris uub Vficfytii für Bolfsmohlfnhrt 11)18 - - XXVII. 9fr. 88.
miifjen, and) 3onntagS jcberzeit ohne mcitcreS üiiöcivfül)rt mer¬
ben biirfen, mar fiir alTe bringlichen Arbeiten für $eereszmctfe,
btc nach ber Grrflärttng bcr Wilitärbehörben feinen Aufftfmb
nnb feine llnterbrcd)nng Pertrugen, feine befonbere (Erlaubnis
nötig. on Wahrheit toirb bemgemäß and) 1917 nod) mefentlirf)
mebr 3onntagSarbeit Perrid)tct morben fein als 1913.
Vi 0nlicf)e ©riinbe, mie fie bie 3onntagSarbeit gefteigert
haben/ haben eS Perurfadd, baß bie Ü her« u n b W a ch t *
a r b e i t ber j u g e n b l i dj e n Arbeiter nnb ber A r -
Retterinnen mährenb ber Ickten ^ahre einen früher mt*
befannten Umfang angenommen hat. Währenb in SriebenS*
feiten — abgefehen non ltngliitfsfällcu nnb Pon ber 9iachtarbcit
jugcnblidjcr Arbeiter in ©loShiitten nnb Walz» nnb Kammer-
Werfen — eine Bcfchäftignng Pott Arbeiterinnen nnb jngettb*
liehen Arbeitern mährenb ber Wacht nnb eine Befdjäftigiing
jitgcnMidjcr Arbeiter über 10 3tnnben überhaupt nicht nnb
eine längere Befchäftigung Pon Arbeiterinnen über 16 ö'ahre
nur bei außergemöhnlicfjer Häufung bcr Arbeit in engem
Wähnten zitgelaffen merben fonnte, finb buvd) baS WeidiSgefeß,
betuffenb Ausnahmen Pon ben Beftf)äftignngSbeftf)ränfitngen
flctocrblidicr Arbeiter, Pom 4. Auguft 1914 für bie Slrieg^eit
ber WeichSFanzIer nnb bie WegierungSpäfibenten allgemein er*
inädtftgt merben, in Süllen bcS Bebarfs bie Über- nnb Watfit-
arbeit ber jugcnblichcu Arbeiter nnb ber Arbeiterinnen zu er*
lauben. infolge ber Wahrnehmung Pieter bisher mit Scannern
befohlen ArbeitSpoftcn bnreh Arbeiterinnen ober jugenbliche
Arbeiter, infolge ber Wotmenbigfeit, zahlreiche gemerblkhe An*
lagen möglidd angefpannt uub ununterbrochen im betriebe zu
erhalten, unb infolge ber häufig hcroorgetretenen Unmöglid)feit,
bie nötige Suhl Pon ArbeitSFräften zu gemimten, ift baS Be*
biirfnis nad) Beteiligung ber jugenblichcn Arbeiter nnb Arbei¬
terinnen an ber Über* nnb Aacbtarbeit in einem früher nid)t
geahnten Waße gemachten. Tiefe Beteiligung hat iitfolgebeffcu
eine AitSbchnung erreidit, bie eS fraglid) erfcheincn läfet, ob fie
nicht bereits bie zuläffigen Grenzen iibcrfdhritten hat, unb bie
jebcnfallS Pont Stanbpunfte beS ArbeiterfdmßeS nicht ohne
BeforgniS betrachtet merben fann. .
Tie Ü be r ft un ben, bie für funge £eitte zmifchett 14
mtb 16 fahren erlaubt morben finb, betrugen 1915 1 591 000,
1916 2148 000 unb 1917 1 603 000; bie Überftuuben ber Ar*
bcitcrhnien über 16 Sabre betrugen 1913 2142 000, 1915
14 358 000, 1916 11568 000 nnb 1917 15 093 000.
Sn ben Wactymeifungen über bie 9t a d) t a r b e i t ber
j u g e n b l i d) e n Arbeiter nnb b e r Arbeit e r i n u e n
fitth brei Arten ber Arbeitsregelung nnterfd)ieben;
1. SdUe, mo in zmet — hödütens je neunftünbigen Sdiütteu
gearbeitet mirb, bie beibe zmifdven (i lihr morgens uub 12 Uhu
nadüs liegen,
2. Sülle, mo in «poei 3d)id?ten gearbeitet nürb, bie fid) nicht beiee
auf biefen Zeitraum hefd)ränfen nnb in ber Aegcl zwölf Stum
bett bauern,
H, Sülle, mo in brei meifteus adjtftünbigeu - - Sdüdüen ge*
arbeitet nürb.
Tie (Erlaubnis zur Waditbefchäftigung mürbe erteilt:
1. bei einer Arbeitsregelung ber erften Art:
1915 für 26 000 Arbeitstage junger Vente zWifdjcn 14 mtb 10 /obren
1916 = 107 000 * = * = 14-10
1917 * 287 000 * = 14 * 16 *
191(5 * 149 000 * uou Arbeiterinnen über 10 Jahre
1916 * 2 258 000 % = « * 16
1917 = 4 153 000 * * * | 16 *
2. bei einer Arbeitsregelung ber zweiten Art:
1915 für 911000 Arbeitstage junger 2 eutc zmiübett 14 mib 10 Jahren
1916 * 1 632 000
1917 * 2 487 000
1915 * 8 449 000“
1916 * 15 912 000
1917 = 23 654 000
= = = 14 * 16
= = = 14 f 10
boit Arbeiterinnen über 10 /obre
= * = 16
= * * 10
8.
1915
1916
1917
1915
1916
1917
bei einer Arbeitsregelung ber britteu Art:
10 000 Arbeitstage junger Veuie zmifdjen 14 unb 10 /abreit
80 000
= 477 000
= 2 225 OOO
= 5 217 000
* 12 370 000
14 = 10
14 * 16
bau Arbeiterinnen über 16 Jahre
10
10
ijii her /pauptüKhe ift biefe Überarbeit geleiftet in ben
('jcmcrhozmetgeit ber WctallPcrarbeitung, ber ^Vnbuftrie ber
iVtafduucn, Juftrumcnte uub Apparate, bcr djeiuifdjcn Snbuftrie
mtb ber XlcbcnSmittelinbiiftrie. 3ie hot alfo im mefentlidjen
unmittelbar ber Berforgung .beS §eere3 mit Wunition unb
ber gefamten BePöIfentng mit SebenSmitteln gebient. 9fach
ben Pcrfdiicbentlid) Peröffentlid)ten beftimmten Anmeifuttgcn
beS Aeid}s>fanzlerS unb beS ®anbelsininifterS mirb man an¬
nehmen bürfen, baft fie nur erlaubt morben ift, menn ihre Un*
entbchrlidifeit für jene S^cde uadigemiefcn morben mar. S.u
miinfrfjen ift aber, bafj alle, bie bei ber Anstellung folchcr
9iachmeife rnitzumirfen haben, fich ber großen (Gefahren bemußt
merben, bie mit einer berartigen AuSbehmtitg ber Über- unb
Aaditarbeit ber fdionungS* nnb fdptßbebürftigen Arbeiterflaffcn
je langer je mehr Perbunbett finb, uub baß fie fid) mit ben Unter¬
nehmern, ben Arbeitern unb ben zur ©rteifung ber Ausnahme
berufenen Behörbeu in bent ernften Beftreben Percinigen, biefe
Ausnahmen fomeit unb fobalb, mie nur irgettb ntöglid), mic-
ber ztt beseitigen ober menigftetts mefentlid) einznfehränfen.
Wehr Ar6eitcrinnenfch«^ atutfidien Beröffentlidnmgeit
über bie öemcrbeauffidd in Breußen mährettb bes Krieges
(3p. 573 lt 587) geben ber „Germania" (Pont 10. Jsttni), bem
fithreubeit Blatte bcr Scutnunspaitei, Anlaß zu folgenber
enifter Betradjtung unb Wohnung;
li's ift anzundjmeu, baß bie Sranenaibeit nad) bem Kriege nicht
auf ben früheren Umfang mieber zurütfgchen, fonberu in größerem
Ac'aßftabe beftehen bleiben mirb. Tamit mädift auch bcr .ÜreiS ber
3ifiäben, ber mit ber Befdiäftigung ber Srauen, iusbefonberc bcr
uerluürateten, uerbuubeu ift, bei ber augeftrengten MriegS*
befdn'iftigung uub ber mangelhaften Mriegseuüilmtng ber Mörper
ber Sraucn ganz aubers ben fdiübliche» t?infliiffen bei Sabri! aus*
geliefert ift, als bas in normalen feiten ber /all mar. Ter Ausbau
bes Arbeiteriuucufduipes nad) bem Kriege barf unter biefen lim*
ftänbeu mohl als eine ber miditigften fozialpolitifd)eu Aufgaben
bezeidmet merben. 3o fclir mir uns bemühen müffen, alle tfrfchmer*
niffe für itnfcre /nbuftrie behufö Asiebergemiuuuug bes AVltmarftS
fernzuholteu: hmr hanbelt es fid) um ben 3 d) u ß u n b b i c (Sr|
haltung uitfcrer Bolfstraft, alfo um Maßnahmen, bie
in ihren lebten mohltätigen AÜrtungen nid)t zulc^t aud) unferer
./ubuftrie uub ber ganzen BolfSmirtfd>aft mieber zugute fommen.
Wöge biefe Wohnung uid>t ungehört bleiben!
Arbeitzeit’ ber enalifdjen fianbarheitcr» TaS englifdie
Sanbrnirifdiaftslohnantt hot fiirzlid) eine auf bem Oiebiete ber
Sanbarbeitevfrage mid)tige 9Jenentng .angefiinbigt. ©S foll
nämlich brei Wonatc nad) Mrtcgsfdiluß obligatorifd) ein halber
freier Btodjentag für bie Öanbarbeitcr cingefiihrt merben, fo
baß bie Arbeitszeit 5 1 /» Tage beträgt. Tie fo gewonnene Seit
foll bem Jüanbarbeitcr offenbar zur Beftdlmtg feines eigenen
©arten- nnb Acterlanbes zur Berfitgttng geftellt merben. Tie
liberale fpreffe begrüßt (be£ Sdft. Stg* infolge) bie Reform*
beftimmung als meiteren ^diritt zur fozialen Auögeftaltung
ber Sanbarbeiterfragc unb Permeift ferner auf ben engen So*
fantmenhang bev freien Wadimittags mit ber Angelegenheit ber
Winintallöhne. _
ppljlfttjjrtseinrtdjtuitgett*
Tic zehnte Konferenz ber 3mtralftellc für BoIfSwohlfahrt
fattb am 13. unb 14, ^lttti in Berlin unter ftarfer Beteiligung
ber Behörben nnb intereffierter .Streife ftatt. Ten Borfiß führte
3taatSminifter a. T. p. Wolle r. 3u bem erften Berhanb*
lungögcgcnftanb, „3 u f a nt nt e it o r b c i t e u b c r B e r eine
für fe o h I f a h r t s p f I e g e nt i t e i n a n b e r, nt i t b e tt
3taatsbel)örbeu unb mit b c tt 05 e m e i n b e P er *
m a 11 tt n g e tt" gab zunädift Dr. p. G r b b e r g einen ein*
leitenbcit Berid)t über ben g e g c u m ä r t i g c n 3 t a u b b c r
Wohlfahrtspflege unb bie f i d> aus i b nt c r -
g e b c tt b e tt 5 o r b e r u n g c tt für bie 3 u f u tt f t.
Beöeutfam fei in ber moberueu Wohlfahrtspflege bas .‘oeroor*
treten ber miffeufdiaftlidmu (rrfeuittnis, bie nicht uuprobuftiu fei,
fonberu bie Wohlfahrtspflege über bie Stufe bes Tilettautismus
beraushebe. Tas Berftcinbuis für bie Aotmenbigeit einer mißen*
fdiaftlicheu Turdjbilbung fteige, mährettb aubererfeits aud; bei* Tilet*-
tautiSmus gcrabe ittt Mliege erfdjrecfeub zugenommcu habe. Vier
tömicn nur bie ^elbfthilfe, ein planmäßiges Sufammenarbciti'u ber
WohlfahrtSüereiue eine Aeinigung boUzieheu; eine MouzefftouSpflidu
bes Staates fei abzulehueii. Veiber madjc fid) in bt’ii Bereiueu
lüelfad) ein ©efdiäftsgeift geltenb, ber twuig mit 9£äd)ftculiebe z it
tun habe. Sie eritiefteu in Crgauifation, Apparat, Techuif. ,/itbem
bie Wohlfahrtspflege bem Wohl bes einzelnen nur mittelbar turdi
A’örberung bes Wohles ber Ok'fa tut heit zu bteiieu flicht, oergeffe fie
587
SiMinle BiapiS mib Vlrddo für Bolfstuoblfalirt — 1918 — XXVII. 9tr. 88.
588
itucr treibeitbcn llifraft, be» pei'föitlid)cii Wohlwollen» oon iWenfd)
,511 VJicnfd).
Tie ft a a t r i eil 0 Wohlfahrtspflege fei nötig, weil bic ©efahr
einer Mraft- itnb Biittelocrgeubung Dorliege. Irinc nie narbet t
Luni itmitlidtcu mib freien Crganifationen fei nur mcglid) auf bem
fairen ber Oilctdibereridiguiig; e» mürbe. bem ©ei ft ber Wohlfahrt»*
Pflege ttuberfpred'en, wenn ber Staat in bic freie Tätigfeit burd)
oWanglinaßiialiinen cingreift.
9fuf bic praftiftfien Probleme bei* Themas ging fobann
BermaltutigsbireFtor Dr. 23 l a 11 in * Strafeburg t. (5. ein.
Vlnfnüpfenb an bic dürfe ^erfphtterutig in ber fo^iaku gürforgo
ftellt ber fltebucr bie gorfccrung einer fcbarfen ^ufaminenfaffunn nach
bem Griene auf. um Toppelarbeit unb Süden 511 Permeiben unb bie
vsntenfiteit ber iUrbeit fo 311 fteigern, wie el bie Bedämpfung ber
fokalen Striegsfriiäbeu unb bie großen neuen foaialpolitifdtcu gorfce»
vuugcn erfjciftfiten. toöitnc aud) bie piftorifdi bebingte derfplittetung
nidit gana beteiligt werben, unb oerbauune eine gufion aller Bcr=
eine biefe 3111* llnfrudubarfeit, fei fei bod) bie ^iifaiiiiuenlcguiig
parallel arbeiteuber Vereine unb bie Beifnüpfung ber einzelnen
;}tpcige ber fo^ialen ^ürforge möglid) unb wünfdiensmert.
5 n bie Seitung ber einzelnen öffentlichen Jyürförgceinrid)iuni'eu
miiffen bie Vereine in weitgebenbeut s i)taße f?cra 11 QCdoqc 11 merben, um
förbernbe Mritif 31t üben mrb beii beweglichen GJeift ber privaten
Wohlfahrtspflege in ba» öffcutlirftc Beamtentum fmicinautragjn.
Taß baburdj ein Übergewicht ber prioaten 2 'er ei ne entgehe, fei nid)t
31t befürchten. Cfinc neue gorberung fei bie ©riinbung' tum Wof)l=
fahrtsämteru als Bcrfuüpfuugspunft aller fo^ialeu giirforge eines
Stabt- ober Sanbfreife^. TaS Wohlfahrtsamt fei nur beputaddeitfce
•^entralftelle, biirfe aber and) in länblid^en Bcrhältniffcn nidit #ür-
ferne im einzelnen jyall übernehmen. (iS miiffc an eine mit Slutori=
tat auSgcftattete Stelle anno lehnt merben, biirfe aber nidit ben Isfnu
rafter einer Behörbe annehmen, .'oauptfadie fei, bie ^ 5 crfplitteru 11a
ba, mo fie ftd) am fühlbarften aetge, i 11 ber BehanMung bc» Cfiii3el=
fallet 31t beteiligen, bie Sonberfiirforge 3111* gamilieufürtorgc aus-
3ugeftalteu unb in möglid)it menin ©änbeu 311 fon^emrieren. - VHS
^entialftelle für baS gauac Gleich forbert ber jRcbncr bie (Errichtung
eines ))kdri)Smohliahrt»amteS unb eines aus Sachocrftänbigcn unb,
mal miubeftenl ebeufo Widdig fei, au» Vertretern ber fürforgelvbürf-
tigen Beoölferung beftehenben 2 teidi*foaialrat*.
Wir ftarf bas Problem einer inneren Berfuiipfung ber ne*
bnnbenen bebörblidieu nnb ber betoeglkhen freien Tätigfeit
auracit int Borbcrgrunb bei Sntereffes ftebt, aeigte bie 2lus*
fprariie. Bon ber einen Seite mürben bte Bfißftäube im
prioaten Bcreitisleben, aumal in bei* BroOinj als mefeutlid)
gelinget* angegeben, als fie ber erfte 2 tebner barftelle, nnb bie
2 iotmenbigfeit einer ftaatsfreien Sphäre betont. ©erabe, baß
bie prioate Eicbcstätigfcit als fdbftänbigcr gaftor neben bie
öffentliche Riirforne trete, pebc ihr bie 2 )tönlirf)Feit, neue 2 Sene
ans 3 nproben, and) bas JWififo eines (rrperiments 31 t traaen,-an
ben bebörblidien Cfinrirfitiunien Mritif 311 iiben unb bem aÜ 3 ii
leidit erftarreitben 23eaiutentitni neue 2Inrenitnnen 31 t n^ben.
Cf ine ftaatlirfie .Siouseffionspflidit, fokne fie firf) über bie Bt'ii-
fnnn ber Steditinäfticifeit in ber Sfufbrinflintfl unb Berluenbunn
ber Btittcl hinaus erftreefe, fei nerabe 3 u ber £ob jeber Gut*
tuicflnnn, bie neue, eigene 2 Bepc bcfdn'cite. 5 m Weaenfap
hierzu tuiefeu bie 2lnhänner einer ftärferen ftaatlidien 23eanf*
firfitinmu] ber prioaten ftiirkmVe auf bie in ber Scrfplitterunfl
lietienben auüerorbentlicben .strafte* unböelboerfdnoenbung, bie
Oiefahren ber Xoppelunterftiibuug unb ber bilettantifdien 23e*
hanblung ber 5öüe hin. Tod) limrbe and) Ooti biefen Greifen
bie 2 totlocnbigfeit betont, ber freien 5 oitiati 0 c ber prioaten
Siebestätigfeit feine .'oemmniffe 311 bereiten.
Xett aioeiten 2krhanb(ungstag eröffnete etti Bortrag O 011
Brof. l>r. Si I n in f e r über bie 21 u I b i I b 11 n g 0 0 n 23 e *
a nt t e u für bi e 2 S 0 h 1 f a h r t s p f l c g e.
Ta cs fidi in Per fo.palen Js-ürforgo immer um bie B:eiiifluffuttg
opii iWeitfcheii hauble, miiffc ber (SJrunbftotf ber Befähigung bei
^o-ijalbeamteii, fcie pabagogifdie 'Veranlagung, Porhaitben fein. Tie
zvähigfeit, anbere 311 Per flehe 11 unb pon ba au» auf fie einjuiuirfcti,
tonne nicht fdmlmäfiig eimorbeu merben, beehalh fei L'l li ^ mal)!
miditiger als Sl u I b i \ b u lt g, ja in ber 2'erfd)ulung liege gc=
iabe3it eine fdnvere (Gefahr. Ta e» ftd) oft um Beeinfluffung älterer
-kitte hanbie, brauche: man fertige Berföiilid)feiien, bie aus bem
praftifdjen Sehen fommeu unb Pielfeitige Sebenserfahningcii befibeu.
VIIle biefe (iTmägungeii miberfpredten ber ^örberung P011 2Sohlfahrts,
fcbuleu, bie fdüiefgid) nur Meiintniffe Permitteln fömiten. Vlllcrbiugs
gab ber Viebtter bann bodi 31t, baß and> biefe Berfünlidifeiten gefduilt
merben unb ein beftimmtjs VJtaf; pon Memmtniffen auf fo^ialcm 0 >e=
biet unb por allem bie ^ähigfeit, bie großen ^ufammenhänge 31t Per*
fteben, befipeu müßten.
Bott ber entgegengefepten Seite, ber 23etonnng ber 2fot*
Uuntbigfeit foftcinatifriier, fcfmItnäfsiger 2lushilbung ging Dr.
Ef 11 c e Salomon, bie über bie 21 u s b i l b u n g b er
meiblicben Beamten fpraef), anl.
T-al Streben nach georbneter VluSbilbung fei aus ber ISrfemttni*
ber tatfächlichcn Sliängcl bes reinen VluslcfefpftemS herborgegangeit.
ach einer Tcrrftcllung ber gefdiichtlichen trntmidlung ging bic :Heb
nerin airf bie 2 Iicthobif ber fosialcit graucnfdjulen, bic nicht nur
2Siffcn, fonfccrn auch praftifd)e .Mtennhitffe Permittelten, ein uttb er¬
örterte befonberö bie Piefumftrittenc Jvrage, in mddicr 3form unb
tHeiheufolge fid> bte Bcrbinbung Pon Theorie unb BrariS am heften
herfteüen Iaffe. Um beit v^chülerinitett ein gemiffeS Pon Bemeg-
üdifeit unb Vlnpaffungsfähigfeit 311 fiebern, miiffe man ihnen eine
allgemeine ©runblagc geben mtb erft auf biefer SpC 3 ialfurfe auf¬
bauen. Tie Webneriit berührte bann bie VIusgeftaltung bes theorc-
tifdjeit Unterricht», bic Vlusmahl ber Sehrfräftc, bie fyragc tc» ft aut-
ltdieit UrmtteitS 1111 b bie pielleicht 31 t meitgeheube Tenbeit 3 ^ur Irr-
höhung ber VlusbilbuugSseit, bie ihre ©rcn,je in ben Biöglid)feiteu
finbe, bie ber Beruf fpätcr gebe. OVefährlid) fei eine herabi^efdiraubtc
afabetuifche Bilbutig unter VI 11 fgäbe ber engen Bcrbinbung pon
Theorie unb Br^r*».
Tie befonbere 9( n s b il b it n g auf b e m (Gebiet
ber S 0 3 i a f h h g i c n c behanbelte Brof. I)r. ® r a 11 1 io i g»
CSöln. 9fitd) biefer 2febner hielt eine fpftematifdhe fdiiilmäßige
2 lnlbilbnng, bie auf bie praftifebe 9lulbilbitng in ber .Cuanfcn
ober Säuglingspflege, am beften in beiben, aufaubanen märe,
für erforberlid).
Sni Slnfchlufe an bie Tagung fanb am 15. 5«ni bie aride
5 ugenbpfIegefonferen 3 bei* 3 c n t r a l ft e 11 c
für BolfSloohlfahrt ftatt. gcfchloffener ^ifcuug
mürbe aunächft baS Thema „5 u g e n b ä m t e r u n b
5 u g e n b p f I c g c" behanbelt; fobann fanb eine öffentliche
23efprecbung ber „p v a F t i f cf) e n 2T u f g a b e n bei
5 u g e n b p f l e g e in ber Ü b e r g a n g S m i r t f cf) a f t"
ftatt, in ber bie Bhtmicfung ber Soflenbpflegeorganifatioucn
an 2lufflärungSarbeit, 23al)nhofsbicnft, 5 o 0 enbl)crbergen für
riiefmanbernbe unb ortSfrembe Biinberjährige unb Unter*
rid)tSFitrfen für erloerbslofe Biinberjährige, jemcilS eingeleitet
burd) Furae Borträge, erörtert mürbe-
Ter Teutfdbc Ber ein für lä übliche SSohl-
f a h r t S - nnb © c i in a t p f l e g e fpann bie Oon ber ^onfe-
rcn 3 ber- 3 entra!fteilc für Bolfsmohlfahrt behanbelten gragen
unter 23erü(ffid)tigung ber länblidien Bcrhältniffc fort. 9 lud>
hier machte fid) bei* Okgcnfah amifdjeu Bertretcrn ber ftaat*
liehen nnb freien 2 Sohlfahrtspflegc ftarf geltenb. 9 lllerbings
ergaben gcrabe hier bie Berichte ber beiben erften iHcbner -
eines oftelbifcben Sanbrats unb eines Bfarrcrs aus bent Glf.iß.
bah auf beut Sanbe oöllig Ocrfdiiebene Berhälhttffe obmaltcn.
uttb eine einheitliche Söfung bes Broblcms unmöglid) ift, bar,
oielmehr ba, too Fa um bie biirftigften 2 lnfäbc einer prioaten
2Bohlfahrtspflege oortjanben finb, ber Staat eingreifen muß,
toäbrenb er in BeairFen mit einet* gut ^rganifierten freien
Siebestätigfeit möglidift 3onicfhaltung üben ntufe. Tie Crga^
nifatioit bei* länblidtett Wohlfahrtspflege Oom .ClreismobP
fahrtlamt über bic BtoOinaialftellc 3111 * ßauptftdle für länb
ltd)e Wohlfahrtspflege, 311 ber fid) ber Berein f. I. W. 11 . ©. aus-
bauen fotlte, mürbe in fadifunbiger Weife erörtert. 9Iucf) hier
übertoog bie Sfnficfjt, baß eine freie Gntmidlutig ber prioaten
Tätigfeit uuentbehrlid) fei nnb bei* Staat nur ben «Rahmen nnb
mo nötig Autorität nnb Mittel hergeben miiffe.
3« ber grogc ber BeoölFermtgspoIitt! gab StaatsfeFretär
Wallraf am 8 . 5unt im Oleidistage ©rfläntngen ab, bic
Oon bent Willen, cnergtfd) einaugreifen, 3eugnis ablcgten. Tiv
Bcoölfernngspolitif bilbc einen ber mefcntlichftcn unb miditim
ften Teile feines 2 lmtes; man miiffe jept aus bem Stabinm
eines aphoriftifdien 2(rbeitcnS in baS eines fpftematifdien ?(r
beitens biucinFommen. SuftänbigFeitSoerhältuiffe biirften ein
Bormärtsfommen nicht hemmen; ein ftärfereS 3ufnmnten^
arbeiten unb Ch*fabnmgsauStanftf) ber BunbeSftaatcn iei
unentbehrlich- Ter StaatsfeFretär ging bann auf bie Ginael
fragen ein. -- Tie Beoölfernngspoiitif beginne mit ber
S 0 r g e n nt b t e © e b tt tt g ber © c b tt r t e n. Tie notigen
polizeilichen Biafgtabmen fäbett bie beiben bem ©aufc imr-
liegenbett 05efepentmürfe oor. Tie Beftrebnitgen tttiißtett unter
ftiipi merben burd) ben Mampf auf bem ctl)ifd)en ©cbietc, burd'
utandtc BJafiregelu ber ©efepgcbuitg, burd) Bcritriffichtigunn bei
fittberreicheit gaittilien, in bem fo ungeheuer mirfdigett Woh
tutngsproblem, auf bem Oiebiete ber Sieblitttg. Weiter hattbele
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590
(Soziale $rat;is itnb Ardjib für VoIlSWohlfaljti — 1918 — XXVII. Nr. SB.
es fid) um bte © r l) a 11 u n g bei* geborenen in lt gen
£ e b e n. SlitS ber ©tatiftif ergebe fidf) erfreultdjertpetfe, bnfe
ber $rteg für bie Säuglinge nid)t bic fdjlinimen folgen ge»
habt bat, bte man bielfacf) befürchtete. ben Orten über
15 000 ©imuobnern ftörben Don 100 ßebenbgeborenen trn Sabre
1913 14,2, 1914 15,5, 1915 14,4, 1916 13,3, 1917 14,3. gretlid)
habe bte 3 abt ber Geburten an ficb abgenommen, maS bie
@terbltd)feit an ficb günftig beeinfluffen fönnte. SIber aueb ber
9 £eid) 3 gefunbbeit£rat habe beftättgt, bafs ber ©efunbheitS*
änftanb ber Säuglinge — berirmtltd) aud) infolge bc£ Oer»
mehrten Stillens ber ättiitter — befriebigenb fei.
Stuf bem (Gebiet beS ® e ba m nt e n mef en S ift burd)
VunbeSratSPerorbnung eine Regelung erfolgt. Sie ©emetn-
fcf>aftltd)feit ber bunbeSftaatlicben Vorfd)riften mirb fief) tt. a.
auf Vorbilbung, gortbilbnng, Prüfung unb ©ntbinbungen in
ben ^ribatmobnungen ber gebammen erftreefen, auch foll ber»
fudjt toerben, ihre toirtfdjaftlicbe Sage au beben, um auf biefent
2Bege aud) ihre ßeiftungen au beffern. Söeiter finb Veftrebitn»
gen im @ange, bie SäuglingSbflegerinnen beffer auSaubtlben,
bie ©ntbinbungSanftalten unb Säuglingsheime 51 t bermebren.
Ser StaatSfefretär betonte fobann bie angefid)tS ber 3bnal)me
ber anfcerbäuSlicben ErtoerbSarbeit ber Ehefrauen maebfenbe
Vebeittung beS galtefinbermefenS unb fagte für Vreufeen eine
bemnäd)ft erfolgenbe Regelung ju; biefe foKe and) ineiterbin eine
^Angelegenheit ber VitnbeSftaaten bleiben, bod> feien biefe burd)
bie 9teid)Sregierung erneut auf bie Sßidjtigfeit ber Singelegen*
beit bingemiefen. — Vei ber 3 ii r f 0 r g e f ü r bie b e t a n -
maebfenbe u g e n b habe fid) bie Sörberung beS fianb*
aufentbaltS für Stabtfinber als eine SNa®el non hohem
Sßert ertniefen. Vet aller Stnerfennung ber beroorragenben
Seiftungen ber priPaten 3jitgenbfitrforgePereine fei 31 t tt>iin«
frijert, bafs minbeftenS in ben groben ©enteimnefen bic ^ugenb»
pflege in Sfugenbämtern aentralifiert unb bamit einer 3 er»
fplitterung ber Arbeit borgebeugt toerbe.
ES fei eine ©rofetat, bab eS gelungen fei, trop ber ber»
mehrten Einfd)leppung£möglid)feiten Volf unb gecr bor
groben Seuchen 31 t betoabren. Seiber habe bie Srtberlulofe bie
riicfläufige Vetoegung bor bem Kriege nicht inncgebolten.
Ungeloib fei, ob bie unstoeifelboft bermehrte 3 öbl ber SobeS»
fälle an Suöerfulofe auf einen fd)neHercn Verlauf ber bereits
Uorbanbenen ^ranfbeit ober auf eine ftarfe Vermehrung ber
Erfranfttngen auritefanfübren fei. ^ebenfalls miiffe ber ®ampf
gegen bie Suberfulofe mit allen Mitteln geführt merben; ba 3 u
biene auch ber bermehrte Veitrag beS 9teid)£. SluS 3wftänbig«
feitSgriinben fei jebod) bie Schaffung eines 9teid)3gefunbt)eitS»
amtS nidht 3 U empfehlen; ba bie Vermaltung unb Ausführung
bei ben VunbeSftaaten liege, fei fein rechter 9taum bafitr.
uni §0bmfxü$ttL
fßtogramm beS ©taatsfommiffars für böS 28oh*
nmtßStoefen in Vreufeeit bat ber 3 U biefem Amte berufene
3frbr. bon EoelS in ber Sibung beS preufe. StbgeorbnetenbaufcS
Dom 15. Suni bei ber Beratung feines Etats fürs entmicfelt:
Sen Aufgaben beS 2B oh n ungSgcfcbeS h a i ficb eine neue Aufgabe
oorübergehenb binaugefellt: bie Vefämpfung ber burch bie Kriegs*
läge herbeigeführten 2£ohnungSnot. 29cld)e Ausbchnung biefe noch
befommeit wirb, fönneu mir ebenfowenig überf-ehen, wie bie Entwid-
lung nuferer ^nbuftrie in ber Übergangszeit. 2 )ie ernften Vorfomm=
ltiffe auf bem SBobnungSmartt bebingen ©egcnmafcnabmen ber Ve=
börben. 39?it allen Mitteln muh babiu geftrebt rnerben, bah aUe, auch
bie finberreicben Familien, ein Obbacb befommen, unb bah inSbefon«
bete unfere unuergleicblicben Krieger, bereu ^aten gerabe in ben
fehlen £agen rnteber jebeS beutfebe gera höbet fcblagen laffen, nad)
ihrer geiinfehr ein angemeffeneS geint finben. ^aS ift ebenfo un*
abmeisbar mie Nahrung unb ftlcibitng. ^m mefenllicheu liegt bie
Xätigteit auf biefem ©ebicte in ber ganb ber 0 elbftnern)altungS=
förper. rft meine XHufgabe, affe Arbeiten für ben ShobnungSbau
in Stabt unb ßanb aud) meiter bermirflichen 311 helfen, mie bic S3e=
OauungSpläne, bte Shohnftrahen aufmeifen, Straheitbam, Vauorb=
nungen, ©infebränfung ber SUJietStafernen in ben ©rohftäbten auf
baS unbermetblichc Üliinbeftmafe, bie Slulegwng bon tleinert ©ärtcbeu
Pci ben gäufern, gute Verfehrsncrhältniffe, bie eine weiträumige Ve=
baitung ermöglichen, enblicb auch eine angemeffene Verteilung ber
93 cOölferung auf Stabt unb Sanb. 5lU>eS bics? läht [ich nicht mit einem
(Schlage machen, fonbem nur in langjähriger, fonfequenter Sltbeit.
^db bin auch ^er Wnfidrt, bah einzelnen ©etneinben bei bett heutigen
^euerungSbcrljältniffen audh c ^ ne finanaietle llnterftüpung beS
Staates nicht borenthalten werben fann.
2)aS gauS nahm öcu ©tat an, ebenfo einen 2lu*fd)u|V
autrag, ben beftebenben Veirat für Stäbtebau mciter auS 3 it»
geftalten im ginblicf auf bie bem StaatSfommiffar für baS
SöobnungSmefen übertragenen fosialen unb beüölferungS»
Politiken Aufgaben unb eine gröbere Slnsabl üon VHtgliebern
beiber gäufer beS SanbtagS in biefen 9ritSfd)uh 31 t berufen.
gtiec^rifidje Pittcilungcn.
«He neuerfthiettenett Vüchetön« ber ©(hrtftleitung augefartbt werben, werben hier
üerjelchnet. ®ie weitere SBefjiredjung etnselner Schriften, hier ober im gaufüteil
ber 0 @ojialen ^raji« - , behält ft<h bte ©(hriftleitung öor.
29 i dt a r b b. 2 )? 0 e 11 c tt b 0 r f : Von (S i n ft 3 u © i n ft. Vv.
0,80 Jl.
21. ©. iü?. 9ti c cf : V e r f <h tu c n b u n g im g a n b c l. Vr- 1
9t e i tt h 0 1 b I a tt d : V 0 tu $ r i b a t r c cb t 3 u in @ e m c i n *
r e dj t. 5ßr. 0,80 Verlegt bei ©ugen ®ieberi<hs, ^etta 1917.
2>te borltegenben 2lrbeitcn finb bie bie erften bret VcrÖffent=
lidjungen einer bon ©rieh Schairer herausgegebenen Schriftenreihe
„Seutfdre ©emeinWirtfchaft“. S)er 8 wed biefer Schriften^
reihe ift, ©ebanfengängen Val)n 3 U brechen, wie fie 39alther 9iathenau
in folgenben SBorten !lar 3 ufammenfaht: „Ser $rieg bcrnichtct enb=
gültig bie Ungebunbenheit ber '^r.ibatwirtfchaft unb bereitet füuftigc
formen ber ©enieinwirtfchaft bor, inbem et fühlbar macht, bah 2 ßirt=
fchaftSangelegenbeitcn eines sibilifierteit Staates, nicht bic Sache beS
einselnen, fonbern bie Sache aller fittb." — 2 ltn fchlagcnbften, weil aus
eigenen praftifcheit Erfahrungen eines .SvaufntartuS heraus gefdjrie*
ben, wirft bie 2lrbcit bon 9tierf, welche bie boüswirtfdiaftliche Vor-
fchwenbung beS pribaten ganbelS burch übcrflüffigc unb übertriebene
^wifchengewinne, foWie burd) berteuernbe 2lusgabcu für 9tellame,
2(uSftcUuttg ufw. barlcgt. Sen 2?achbrucf auf bie utoralifche Seite
legt Vtmuf/ ber feiner Arbeit ben Untertitel „Ser 99cg 3 ur Sclbft=
etneuerung beS beutfehen Volles" gibt. Ser Schriftenreihe ift bie
Weitefte Verbreitung 31 t mitufchen. E. L.
Sie SBohuungSrefortn als VoÜSWille. Verid>t über
bie 2öohttungSreform!unbgebung beS Seutfchcn SSohnungSau**
fchuffes am 30. Cftober 1917 in Verlitt. V2it einem Vortrage
bon $rof. Dr. E. $. 3 uc h^ unb ben anfchltcfeenbcn Ec=
flärungcn. geft 4 ber bom Seutfcherr SBohnungSauSfdjufj
hcrauSgegebenen Schriften. Verliit 1918. Earl gel)iuamis
Verlag, ^x. 1,50 Jl.
Über bie $unbgebung ift Sp. 94 berid)tet worben. ES genügt
baljer ber gtnweis, bafe Vortrag unb Erflärungeit jc^t erfdjiencit
finb unb bic Schrift ftc§ gut als SBcrbemittel eignet.
Sie 9t e u 0 r b n u n g ber b e u t f d) c tt 3 i n a n 3 w i r t f ch a f t.
gcrauSgegcben im Aufträge beS Vereins für Sü 3 ialpolitif
bon Sßtijf. Dr. g e i tt r i ch g c r f n e r. 1 . Seil, äftit Veilagen
bon ^arl Stehl, geittrid) Siepcl, Eberharb ©otb ; ein, Sßailer
Soh, s ^aul 2Kombert uttb Scltj; Somarp. Verlag bon Suttrfer
unb gumblot, 2Küud>ett unb Seipaig 1918. Sßr. 11 Jl.
Ser 2(uSfd>uh beS Vereins für Soaialpolitil hatte in feiner
Si^ung bom 6 . 9Jpril 1916 befd)loffen, bie nächften Unterfudjungcn
beS Vereins auf fragen! 31 t rid>tcn, bie mit ben ^IriegSfoIgen in
Verbinbmt^ ftehett. So follen bie burdn ben 51rieg gefdjaffenen
fo 3 iaIpoliti)d)en Neuerungen unterfud)t werben, ferner bte gulunft
unferer VoUscrnährung, unb brittenS ber Einfluh, bett bie burd)
bie lunge ^'rtegSbauer bebingte Erhöhung ber Steuertaften auf
ViittelftanbS= unb Vlrbciterpoliti! auSiiben wirb. Ser erfte Seil ber
Uttterfuchungett 311 bem lebtgcuannten Shcma ift im borliegenbett
156. Vanbe ber Schriften beS Vereins für Soaialpolitil etfchieucn.
Von befonberem -^ntereffe finb bie 'Ausführungen, bie fich mit
bem in legier 3 eit aufgetauchten, tyils ftarf befürworteten, teils
ftarl angegriffenen Vorfdjlag befchäftigen, bic ^rtegsfd)ulben ganz
ober teilweife burd) eine einmalige Vermögensabgabe 311 beden. Sa^
burch lönnten bie fid) fonft burch .^ahre hinaiehenben kutfenben
Steucrlaften uermieben ober erttiebrigt werben. 2Bie ftarf umftritten
unb wie wenig gellärt bas Problem noch ift, geht barauS
herbor, bafe auch in ber borliegeitbcu Sdjrift bie 'Anfidjten geteilt
finb. Vtof. Sichl unb Dr. Soniart) ftehett beitt Vorfchlag ber ein=
maligen VermögenSabgcrbe günftig gegenüber, — Dr. Sontart) macht
bereits Votfdjläge über bie pra!tifd>e Surd?führuttg —, währeitb
5ßrof. Siegel fchwere Vebenfen bom boIfsWirtfd)afttichen Stanbpunltc
hat unb auch auf fteucrpolitifchc Ungered)tigfciten hmWeift, bic fid)
bei bet einmaligen Vermögensabgabe fühlbar mad)cu würben. Eben»
fo umftritten ift auch bie tftage ber Monopole als eine ber formen
3 ur Verbeffetung ber 9ieid)*finanaeu. S9ährenb im borlicgenben
Vanbc Vrof. E. ©otljcin biefer mit ftarlcm ^toeifel gcgcn=
überftcht wirb in- ber nächften Veröffentlidtuug Vtof. ^affc f « einen
monopolfreunblichen Stanbpunft bertreten. So fteUen bie bor-
liegenben Arbeiten beS Vereins für Soaialpolitil feine Söfuttg ber
fchtbierigen Steuetfragen bar, fonbern follen nur bas Verftänbttis
für biefe 3 c °Ö e n förbem unb bertiefen. ben Soaialpolittler ift
bon befonberen ^ntereffc bie Arbeit bon %lrof. Vfontbert, ber nad)
BOI
Sonate tßrari? unb 9(rd)io für Bolfömohlfahrt — 1918 — XXVII. 92r. 38.
692
einem iuö(jlicl)|t ßorcdjteii 3i)ftcm fud)t, um bei bei iBefteneritnii öie
(Mrofec ber Familie unb bic [ouftißcii Befdjrüiifiiiißcii bei* fteuerlidjeii
2ciftunggfäf)tflfeit 31t bcriicffidjtißcn.
CM e f it v 3 t c r 93 c v ,i dj t über bic D a fl u 11 fl b c r v c i c 11
$ e r e i u i ß u n ß f it r $ r i c ß * m 0 b l f a fj r t am 1. unb
2. Dezember 1917 in $ a m b u r ß.
Der Söerirf>t_ enthält folgende Bortiäge nebft ber ficti baran
fdjlicfecnöen ?lu3fpradbc: „Wufgabcu, Ginriditmtßcu unb Crganc oon
5fl$ohlfahrt3<imicrn in Stabt*- unb Siniibfreifen" oon Dr. Wurde ^aum,
Öamburß (aufßenommcu in biß „80,4. Brav." Sp. 27(5, 298, 8071,
„Die PcrfajfunßSmäBißc /yorm nou Wsoblrahrk’ämteni unter ^ e r ii cf -
fid)t,ißunß ihrer Beziehungen 311 ben (Memeiubcoerliänben unb ber .
freien 2icbe<?tätißfeit" bon Bürßcrmeiüer Dr. Klippe, ,\u*untfurt a. Wi., |
unb „99a* Oerbient bon ber Dätigfcit ber yvraueureferate. beim Sfrießg# ;
amt uitb ben ftricßäamtitcllcn in bie /yncbeu*arhett übernommen
3« merbeu" oon Dr. (Mertrub 93äumcv, joamburß. lav -Oeft ift bon
ber VluäfunftSfteUc für MncflC’iuoblfnhrt, Berlin W 30, MtoKeib :
borfftr. 29/30, 311111 3elb]tfo)tenprei|e bon 1 Jt 311 beziehen. |
St r i e ß 0 t a ß u n fl ber X e u t [ d) e u 's u ß c n b ß e r i di t § = I
hilf ch (4. Deutfcber vUigcubflevidikdaß) am 12., 13. unb I
14. 9lpdl 1917. £>erau£gegebcn bon ber Dcuifdicn Zentrale
für .^Ußenbfürforßc, Verlaß ^itlcffcn, Berlin 1918.
©crabc in ber jeftißen $eit, in ber bie Probleme ber Wertoabr-
lofuuß unb ber Slriminalität ber 'sugenb meljr bcmi je alle bor*
hanbenen Kräfte 3ur 93efämpfung be* Übel* aufrufeu, loirb mau
ßern 31t einem 33ucfye ßreifen, bas aus ben Grfahrungen ber fragte* j
! heraus 'Jlnreßiiußen für bie Vlu»ßcftaltuiiß bet ^ugeubgencbtx'barfeti
| gibt. Die bor einem ,^al)r gehaltenen Bürträge Ijaben nicht? bon
I ihrem 99crt cingcbüfet, im (Meßcnteil, man fiebt aug bem ßcbrucftcn
1 Bsort nori) mehr all baiual? in bem ra[d}en glug ber Stunben, toaf
I für eine ftiillc bon loertbollem' Material in biefen Bcrf)crnb=
lunßcn fterft.
Wi i 11 c i I u n ß c 11 ii b c r ben na. W 11 g e m e i it c 11 © c *
n 0 f f e n f di a f t i? t a ß beg WÜgemcincn Bcrbanbe». ber auf
Sclbfthilfc beruheuben Dcutftfjeu GrmerbS* unb 5ö>irtfdfjaft-S#
ßciioffenfdiaften e. B. 311 Gifcnad) am 8. September 1917.
Mommiffioiivberlrtß 's. (Mutientag, (M. m. b. $. Berlin W. 10,
©enthiiier-Str. 88. 2U> 3.
M r i e ß S * 9S 0 d) e n h i I f e. Bctanntmadningcn bom 3. Dezember
1914, 28. Januar unb 28. ?lpril 1913, 1. Wiärz, ü. ^uni unb
0. x 'uli 1917, nebfi Vuix.fübruugeu unb Gutftf)eibungcn. Bum
prattifdien (Mcbrand) bearbeitet bon Jp c i n r i tf) S d) 11 c i b c r.
Wcdmunggrat unb Wiiniftcrialfcfrciär im iWiuiftcrium für
lflfafj=fiotlirinßcii. Sclbftberlnß Strahlung 1917. G Ji.
271 3.
's ft b i c m i r t f d) a f t g f r i c b I i d) c n a ‘t i 0 11 a I c 91 r b e i t e r*
b e m c ß u n ß fein c f c l b ft ä n b i ß c ?r r b c i t c r b c r *
t r e t u 11 ß '( Verlaß nationaler Sdiriftcn c. (Men. m. b. Jo. ,31t
(offen. 35 3.
0 h 1 f a h r t g a r b e i t .0 a m b 11 r ß i f dr c r Jy b n h e 11 b c r c i n e.
i?on Selene 93 an fort. 9lrrf>ib ber Samburgifdien CMc=
fcttfdjaft für 29ohttätißfcit (G. SP.). 1917. 27 S.
®ie3citfd)rift flrttri* unb Slvdjit» füv iiölHawoljlfaOrf ift burd) ade Sud)f)anbhmgen unb ^oftämter (^oftÄCitung«mimmer 7137) auBeaichcu.
©ingelnumnter 35 ^f. $)er ?lnjeißenprcig ift 45 ^f. für bie uiergefpaltene ^etitaeile.
2 ber 25 eutf^e SSereiit für ^rmen^Pege unb S 3 o^Itätig!eit
(©efd)äftgftelle in 93erliu) beabfid)tigt 3m* beffereu £mrd)fül)nuiß feiner
loid)tigen Ibiffcnfdhaftlidjen unb propößönbiftifd)eit Vlufßaben einen
fo3iaIpoIiti|th unb fürforßerifdf gut gefchulten
©ef dj äf töf iih ter
anaufteUen.
93etoerbmtgen mit genauen yingabeit über bisherige ©irffamfeit
erbeten an ben ^orfipenbeit, 93ürgermeifter tum ^oüattber f SP?annf)cim.
2)ic erlebigte Stelle be§ nufere?
1 tlmteS foü mahrenb ber ftrießg3eit uidjt befeöt inerben.
| nehmuug ber SDireftoriaD ©efchäfte fud&cn mir für fofort eilte
geeignete Greift» ^n *yrage fommen nur ^erfoiten, bie fidj auf
bem CMebietc ber Statiftif, möglid)ft aud) ber Äomnumalftatiftif, be=
I mährt hbbeu. 33emerbnußen mit 9litßnbe, meldie fPergütuuß beaufpnidit
mirb, fiub an ben untei^eidhten SRagiftrat 31t riditen.
Xauiiß, ben 0. Suui 1918.
^er SDtagiftrat.
!ö e r I o 9 oon ® u ft o o ^ { f d) c t in £$ena.
XtC iHei(^gregierUng. eine naatsrcdjtlidje unb politifrfje
Stubie. 9?on ^3rof. Dr. Sbuarb tRöfcnt^al. (Grmeiterter 9lbbrurf
aug ber ^eftfdjvift für 9f. Z h 0 n.) 1911. (ß r e i g: 1 SW a v f 50 s ß f.
ttugße&enb Oon ber iSahniehmuug, bafj aug entgegeugcfetjten politifdjen
Cagern bte ^iftenalieredötigimg einer 3teid)gregierung beftriiten trorben ift,
oerfudjt Bcriaffer ba§ Seien einer foldjen in ihrer gcfctiictjtlirtien Gntiuidlung
llaraulegen.
Suerfl toirb bag Wtngcn ber im fonftituierenben norbbeutfdjeu Meidjgtage
1867 fith meffeuben yinfihammgen ber Unitarier, /yöberaliftcn unb s l?arti*
fulariftcn um ein Bunbegminiftcrium (ober Besorgung ber S 3 mibe 3 oermaitung
burd) preubifche tUdnifterien) gcfd)ilbert, bag mit bem Siege beg oon 93 en»
ningfenidjen Stmcubcmcntd l’lrt. 17 bei* Weidigoerfaifimg ben Stnnaln* jum
Bunbesminifter erhob. Tie 91 uggeitnltuug bco BunbeManaleramlg unter
SRubolf Telbrücf unb bie 2oglöfung felbitanbiger 3 en tralbehörbeu aug bem |
3 rt)obc bcS 9 ieid)granaleramtg merben unter .veroorbcbuug ber Srfjmicrigfcilen
bei einzelnen Crganifaltonen ebenfo it>ie bie Bebeutung leg Sieic^ggeiebeg über
bie SleUoerlretung beg 9 ieid)gfanaterc' für ben Slugbau einer 'JfteidjgmiuifteriuG
Derfaffimg unb bie ^omplijierthcit beö Bermnüunggfpflemg, an bent and) ber
Bunbegrat einen Slutcil pat, gerriirbigt. ffltit Wadjbrod mirb auf bie Sidhtig»
feit ber Slufnabmc hoher fHcift)gbcaniten in bag preufüfdjc ©taatgmiiiifterium
htitgcmieien. 9 iad)bem eine Sfi^ierung ber Beilrcbungeit jur Schaffung oon
9 kid)gminifterien 1869 unb 1884 gegeben, mirb gu biefer /frage 00m Staub*
punft beg heutigen Jlicdjtgauftanbeg Stellung genommen unb ber Slanbpunft,
baf) bag SKinifterialfuftem beg Teutfchen 3 ieirf)eg mit feiner feharfen Mentrali«
fation ber Tppug beg ^bftemg ber gufunft ift, ocrtrcten unb bic Ginführung
eineg SJcinifteriaUolIegiumg im Woidje befämpfl.
91ach Grörterungen über ben Begriff ber 3leiri)gregicrung mirb tit einem 1
Anhänge bie Gutmicflimg brr eteUung beg englifcbcu s Premierg unb ber Gim
ridjtung ber 3entralregicrung in ,ßnei anberen Bunbeoftaaten, ben Bereinigten
Staaten oon Worbaiuerita Tmb ber Sctjmeij, bciprocljcn. Gin reidjeg i'A'aterial
aug ben WeidjgtaggDcrhanblungen, befonber? aug ben Weben beg gürflett
Bigmard fomie aug ber mobernen politiidjen Wicmoirenliteratur oeranfthaulirbcu
bie objeftioen ftaatgrechtlidjen unb politiidjcn Darlegungen beg Berfafierg.
Tie Stubie begegnet, uaehbem gcrabe bie politifdnm Greigniffe ber lebten
3 eit bic Slufmerffamteit auf Ginricfctnng unb bie Gigenart' unjerer 9 teidj£ =
regierung gelcnft haben, bei allen Webilbetcn, bic ber Gntmidlung uniereg
politifchen 2 cbeug mit Bcrftänbui# folgen, lebhaftem 'sntcreffc.
GrrtftStbbe als So^ialpoHtifer. ^ou 1 >r. guUuö «pterftorff,
oibenttictjem Sßrofeffor ber StaatStDifieiifdwfteit nn berUniUerfitätScna.
1905- $rcio: 75 vpf.
2 )er Söanbel ber Staatöaufgaben in ber lebten
©ef^idjtöperiobe. Stebe, Bemalten jur Seiet ber afabemi-
fthen ^reignertetlung in om 2 L ^uni 1913 . Bou ^cof.
Dr. ^buatb Utofenttml. ^rei§: 1 9Harf.
Gin Wücfblid oon hoher Sarte aug barf in ber ftaatgrechtlidjen unb
ftaatgroiffenfd)aftlichen Literatur eine befonbere Stelle beanfpruchen Die hier
oorliegenbe afabemifd)c Webe beg Jenaer Staatgrechtglehrcrg ift ein folc^er
Würf* unb SlugblicT, ber tu ben .streifen ber Öuriften, Wationolöfonomen unb
Bolitifer befonbere Beaditung oerbient.
Brobuttiongfoften* Beregnungen tn~ bäuerlichen
Betrieben mit Oefonbcrcr 2?eriirfftrfjtig«itg ber 30iilrt)probuttton.
«on Dr. 993. ifiaiüi. 1913. SßreiS: 12 3Rart.
TaS Urmaterial für bte Arbeit oon Bouli lieferten Wedhnuuggabfchlüffe
aug bäuerlid)eit Betrieben, bie feit 1905 unter ber Kontrolle unb Leitung beg
fehmeiaerifdjen Banerniefrctariatg aufgeftellt morbcit fittb, unb bie Slrbcit »oll
uor allem bie prattifd)c Slnmeitbung einiger toichtigcr äßethoben oorführen
unb bie 93iöglid)fcit ber betricb'miffeufchafilid)en Bermertung ; foldher aug
einfadjeu Budjhaltnngen gemoitnenen Wedjnuug^ergebniffe jeigen. Die Slrbeit
ift für bie erafte Grforfd)uttg böucrltdjen Biirtfdiartgbetricoeg oon grober
Bcbeutung unb mirb bei allen Wationalöfonomcn, Canbmirlen unb Slgrar*
politifertt auf Beachtung rechnen bürfett.
ßrerbinanb fiaffatte. Stubien über hiftorifthen unb fpftemati*
fchen 3Mf«mmenhcm0 feiner Sehre.' Bon @buarb dtofenbatt«.
1911. Sßxt i§: 5 SWarf 50 Bf
ßnhalt: Ginleiiung: Über 3f?ethobc unb Slbficht. —I. SaDallc
in gcifteggcfd)id)tlid)em 3 > l f dm inen hang. 1. Dag allgemeine Stahl*
redjt 2. Wicarbo. 3. Wobbcrtu^. 4. SD?arg 5. Blanc. -- Ii. 2affalleg
2ehre iit fuftematifd) er Darstellung. BrinaipieDe Borbemerfuugcn —
Grftcr Teil: Theorie ber gegebenen 92irflid^feit 1 Der Urfprung
ber biirgerlid)eit ©efellichaft 2. Die öfonontifdje Struftur ber bürgerlichen
fflcfeUjchaft. 3 Die bürgerlidjc (MefeUfd)aft unb ber Staat. 4. Dag allgemeine
Bemufßfcin itt ber bürgerlichen (MeieÜfchaft. — 3 1Li eiter Toü: Theorie ber
Umgeftaltuug. 1. Die fittlicbe ^bcc beg Wrbciterftanbeg. 2. Die öfononti»
idjen Jyorberungem 3. Die poliliiiheu Wiiltel. 4. Die Stellung be§ aUgemeincu
Bcmuütfeing.
Berannoortßch fflt Me 6«hriftTettim| :Dr.S«blotg^ehbe, »erlin-arunelnalb. — «erlag rPuftabÖ-tfchet. 3ena.—»ebrueft 6ei3uliu§©Ütenfelb, ^ofbuchbrudet.. Berlin W 8.
XXVII. In^rganQ.
$er!tn, ftrtt 2?. Juni 1918.
ttnmäier 39.
vmb
§U v 4 )tü für
©rftpetat an frt >m Domtmta®. §ttnu*$t*m Jtot* »tertelfftljrltdi 4 iSUarb.
Xdjvtftltltsnf t Qitigjt
ftritn w», yeUMtorfgr. 29/30 Jlraf. Dr. <5. jfruitit» unb Jftof. Dp. p. glmtitfrmann. e»f«* gmtt, |tn«.
ftrnfpxtQtvt Amt Äatoborf S809. gertifprf<$er SS.
ffnlraU.
SBirtftfmftlihe 3 u ^ lin f^*f ra 0 cn
für ®eutfhlanb. $>ie „gebügelte
^rtoatroirtfdjaft 4 '. ©on @Ife
ÖüberS, ©erltn»Stfjöneberg . 593
flcfeOf^aft für 8toj$ate dlefovm.
SilmiatUiRale OeveMflting für
gefefelidiet» ÄrOcttcrfdjwfe ... 597
Eingabe ber ©efellfcfjaft für
©ojialeSleforitUDegeufoaial-
potittfdjer SHaufeln in grte*
benSü ertragen.
£>a$ ©uüetin bc*3 internationalen
Arbeitsamtes.
ttUgemebic ensiatpolUU .... 598
2)ie grauenarbeit in herüber»
gangSmirtfc^aft.
gragen bet* ÜbergangSroirt*
|<f)aft in ©ngfanb.
QoKieraa^ntitg unb &ebm§*
baltmxi.601
2>ie ®etreibeoerforgung.
@rnä§rungSfragen.
0$ed|f#fm®ett .602
©egen ben Abfafc 2 beS § 152
ber Aeid)Sgeioerbeorbnung.
Arbeitämartt tt. ütbeUdtta^nei« 604
®er beutfdje ArbeitSmarft im Hflai
1918.
ArbcitSnad§meife für Xabafarbeite*
rinnen.
ÜfoUSeraicbsing.605
©taatltd&e görberung ber ©e»
rufSberatung unb ßetyrftel»
Ienoermittlung.
fiiterarifebe SRitteilimgen .... 608
Abbrucf fämtlic^er Auffafee ift 3 c ^itngcn unb geitfdjriften geftattet, iebo<$ nur
mit boüer Quellenangabe.
■pirtfdjttßlit&e gukunflsfwgcn für ffutfdjlanb.
Sie „gejiigelie ^rtoainrfrtfdjaft".
©on © l f e ßübers, 58 erlin*Sdjöneber 0 .
Scitbem 2)eutfd)lanb burd) ben engliftfjen 5luShungerungS-
frieg in btc Sage einer umaingelten Seftung gefommen ift,
mußten auf bem ©ebiet beS ©rnäprungStoefenS ftarfe
Vefdpränfungen borgenommen toerben, bie als entpfinblidhe
©ingriffe in bie $ribattoirtfd)aft fotoopl ber ©ringer n>ie ber
Verbraucher toirfen. Sihulid) ftarfe ©ingriffe in baS ©ebiet
beS 2lrbeitSiebenS finb burd) baS $ilfSbienftgefep er
folgt, baS unfere gefamte VoIfStoirtfcpaft in ben £)ienft ber
$riegStoirtfdhaft fteltt. Veboraugung ber friegStoirtfcbaftlidjen
betriebe in jeher ®infid}t, unb bemgegenüber je nach Vebarf
Sufammenlegung fleinerer ober Stißegung iiberftiiffiger be¬
triebe, — baS finb ©ingriffe in bie bisher faft ungeaügelte
Freiheit beS SBirtfcpaftSlebenS, bon benen unfere faft nur
auf $onfurrena unb äBettbetoerb eingefteßte äßirtfchaftSauf-
faffung fich borper nichts hätte träumen Iaffen. 5111 biefe uns
burch bie ^riegStoirtfcpaft auferlegten Saften, feien bieS nun
bie befchränfungen beS ©rnährungStoefenS ober bie befchrän-
fungen beS 3lrbeitSlcbenS, finb amar nur ftein gegenüber ben
Saften, bie braufeen unfere Gruppen au trauen hüben, ober
bie einem befiegten SDeutfcpIanb auferlegt tmirben; tropbem
ift eS menfchlich unb pfpcpologifch begreiflich, bafe ber SDrudt
biefer Vefcpränfungen mit ber längeren Sh-iegSbauer immer
laftenber entpfunben toirb. Sür Diele berbinbet fich mit
ber ©ebnfucht nach bem grieben ficfeerlich augleich bie Schnfucpt
nach ber Freiheit, — nach Sreifein bon Rationierung unb
SebenSmittelfarten, nad) Sreifein bon allen beftimntungen
über VrobuftionSatoang 0 5 er sßtobuftionSbefdhränfung. 2)ie
möglidjft balbige „äöieberperfteßung beS freien $anbelS" toirb
bon ben berfchiebenftcn Seiten, aus mehr ober minber ego»
iftifchen ©rünben heraus, berlangt.
äßer fid) aber tiefer ber grofeen ^chioierigfciten betonfet
ift, mit benen unfere VolfStoirtfcpaft felbft nad) einem guten
Srieben nod) auf ^apre hinaus au fämpfen haben toirb, bei
mufe au bem Söunfche fommen, bafe baS biel gerühmte, aber
auch mit fehl* bitnfeln Schatten berfniipfte „freie Spiel ber
Kräfte" n i d) t gleichaeitig mit bem Srieben loieberfehren möge.
S)er 5lbbau ber $riegSU)irtfd)aft gur ^riebenSioirtfd>aft barf
auf allen ©ebieten nur Iangfam unb planmäfeig erfolgen, um
fchloere foaiale Störungen su bermeiben, ja, mir muffen ber-
juchen, auS ben Vefdjränfungen unb ©ingriffen ber Kriegs*
mirtfdhaft alles baS bauernb in bie $riebenStoirtfd)aft hin¬
über au retten, toaS au einer VerboHfommnung itnfereS Söirt--
fchaftSlebenS führen fann.
£5ie bortoiegenb auf bem perfönlidjen ©rtoerbsintcrcffe
anfgebaute Vribatmirtfchaft hat aum mirtfd)aftlichen STuffchmung
2)eutfd)IanbS unbeftreitbar tnand)eS beigetragen. 5Iber biefe 51rt
ber Vribatmirtfdjaft hat fich als unaulänglid) gegenüber ben
^'riegSbebürfniffen ertoiefen,—baher tourben ja biebielen gefep-
lidjen ©ingriffe nottoenbig—, unb fie toirb aÖcräSabrfcbeinlid}*
feit nad) aud) nid)t auSreid>en für bie fchtoeren Aufgaben beS
äöieberaufbaueS nad) bcni Kriege. 5ßir müffen baher Sonnen
beS SßirtfdjaftSIebenS au finben fuchen, bie auxir bem inbi^
bibueßen Streben unb bem perfönlicpen ©ifer einen möglichft
grofeen Spielraum Iaffen, bie aber bod) baS V r i b a t i tt tri¬
efte bem ^ntereffe ber ©efamtheit unter.-
orbnen, alfo 2Birtfd)aftSformen, bie getoiffermafeen eine
Spnthefe atoifchen SubibibualiSntuS unb SoaialiSmitS bar-
fteHen.
STngefichtS biefer Schmierigfeiten ber VoIfSloirtfdjaft nad)
bem Kriege haben bie Schriften SBalther RathcnaitS
eine befonbcrS aeitgetnäfee Vcbeutung, ber in ihnen baraulegen
fucht, mie fid) in ben bitteren $riegSnottoenbigfeiten bod)
augleich bie Meinte? für eine höhere Stufe beS SßiiifchaftS-
lebenS erfennen lajfen.- ®iefe Schriften berbienett and)
bom Stanbpunft beS SoaialpolitiferS aus Veadjhmg,
benn äöirtfchaftSpoütif unb Soaialpolitif hängen unlöSlid)
aufammen: Rur in einem mirtfdjaftlich gefunben Staats»
toefen finb burchgreifenbe foaiale Reformen tnöglid) *). Rathe¬
nau iibt ftarfe Slritif an ber Sortn beS 2öirtfd)aftSlebenS unb
einaelnen herrfchenben £ppcn ber ©cfellfdjaft, toie fie bie Iepten
^ohraehnte bor bem ^rieg geaeitigt hatten, ©r übt föritif an
ber Ried^anifierung unb SRaterialifierung, bie Vlap gegriffen
habe, ©r ftrebt meitgehenbe mirtfdhaftliche unb politifd)e Re¬
formen an, aber aß biefe SDinge finb ihm nidjt Selbftamccf,
jonbern nur fRittel aum Smecf. ©r toiß bie Unterlagen
jepaffen für ein toirtfdjaftlid) gefiebertes SDafein -Slßer, er toiß
bie geiftige unb feelifd) nieberaiehenbe Rot beS 5lßtagS fobicl als
möglich au bannen fuchen, öamit ber ÜRenfd) Seit unb straft
behält, fidj auf baS Vefte beS SebenS au bcfiitnen — auf feine
Seele. ,,©S ift Seit aum Einbruch ber Seele", peifet eS in ben
„^ommenben ^Dingen", ^n biefern Söerfe behanbelt er baher
*) ©om foaialpolitifchen Stanbpunfi auö finb befonbcrS bendjiniö-
inert bie Schriften ,,©on lonimeuben Gingen" (1917, ©rei* 7 Jl)
unb „$)ie neue SBirtfcpaft" (1918, ©reiv 1,65 Ji). ©cibe ncrlcgt bei
gifeper, ©erlin W 57.
595 *
loyale Vraris unb Archie für Volfsrooblfaort — 1918 — XXVII. Ar. 39. ' 596
bie luirtirfjaftlirfjcn nnb politijdien fragen ftarf burdijebt mit
foziolethifdieii unb ni etap fi f rf}c n Wcbanfcnqäiigen. Jn
fnapperer unb fonzentricrtercr Sonn fegt er feine Webanfen
über bie auzuftrcbeubc neue ©irtfdiaftsform bagegen in ber
,W cucn © i r t f ch a f t" bar.
3mei Webanfcngängc finb e§ nor allein, bie mic ein roter
Saben bie ©erfe SRatbcnauä bnrcbziebcn. Xen einen briirft er
an Perfrfjicbenen Stellen in Porten aus mic „Gigentum, Vei-
braucf) unb Atifprud) finb nid)t Vßrit>atfadjc" ober: „Xer Mrieg
oernicbtet enbgiiltig bie Itngebnnbenbcit ber Vriuatmirtfdjaft
unb bereitet fiinftigc Sonnen ber öemeinmirtjdjaft nor, inbem
er fiibtbar macht, baß ©irtfdiaftsangclcgenhettcn eines aioili*
fierten Staates niri)t bie Sad>e bes Gtnzelncn, fonbern bie Sadje
aller finb."
Xer zmeite §auptgebanfe ift biftiert non einem gemaltigen
Dtcfpeft, ja einer Art Ghrfurd)t nor ben 9tof)ftoffen unb ber
fdjaffenbcti Arbeit, atS bctt bciben toirfjtigften gaftoren, bie unS
baS ©ieberl)od)fommcn nad) bem Kriege ermöglichen feilen.
Sür biefen Webanfcngang fei als befonberS fcnnzeichnenb eine
Stelle aus ber „Seiten ©irtfdiaft" angeführt:
„©er Material bergenbet, ber oernicbtet Wenfchenlebcii in ber
fouaeiiitrierteftcn Sonn, gleichzeitig hemmt er ben irbifdieu '*|$robuf=
lionsprozeß, inbem er bie befdiräntten ^robuftionSinittcl für einen
Seitbrud)teil lafjmlcgt. Jn einer Xonnc .Stöhlen finb etira 10 un¬
mittelbare ülrbciißftunben enthalten; betreibt jetuanb eine taufenö-
pferbige Xampfmafdjine, bie bei amölfftünbigem Betriebe bie Hälfte
mehr an SeucrungSmatcriaf oerbraudg, als fie füllte, unb biefer Soll !
ift uidjt feiten, fo macht et Sohr für Jahr bie Arbcitsleiftung non j
Drei bcutfdjen Arbeitern zunid)te, nbgcfchcn non bem ^rad'-trauin, i
ben S ; örbercinrid)tungeu, ben ©äfdjereicn, bie er liuploö fperrt." |
Jn ähnlicher ©cife ift natiirlid) and) bie Waterial- unb j
Mraftocrfdimeubung bitrd) übertriebenen £urus 311 bewerten
(„um eine einzige ^crlenfette 31 t bezahlen, muß ber zehnjährige
Arbeitstag Pon fünf beutfehen Arbeiterfamilien bem AuSlanbe
breisgegeben merben"), ebcufo ift als Material- nnb .straftuer-
fdjmenbung bie berüchtigte SabrifationSart „billig unb fdilcdit"
anzufehen. XaS ganze Gleabsproblent ber Schmifcinöuftrien
fteigt bei folchcn Wcbaitfcngängcu bor bem geiftigen Auge beS
SozialpoIitiferS auf!
Xie bciben oben gefenuzeichncten Webantcugänge bilbeit
gemiffermaßen bie ©urzelit 31 t ben 9tathenaufd>cn Vorfd)lägcn
über bie Verbcfferung unferes SöirtfdiaftSlcbenS. Sic gehen
auf eine ftarfc 9t a t i 0 n i e r u n g 11 n f e rer gef a m t e n
V 0 I f S m i r t f d) a f t hinaus. Xiefe Vorfdiläge mären fidicr»
lieh bor bem Mricgc biden als unmöglich unb unburdiführbar
crfd)tcnen. Seht, unter bem Reichen bcs .«pilfsbienftgefebes,
mirfen fie als ganz felbftberftänblidje unb natürliche. Weiß-
nahmen. „Xer Mrieg hat in Jahren gereift, mas fonft bielleidit
in Jahrzehnten, in Jabrbunbcrteu hätte reifen miiffen." So
mic unter bem .^ilfsbienftgefeb alles planmäßig geförbert mirb,
maS ber Stärfintg nuferer .StricgSfraft bient, fo foll fiinftig
alles planmäßig geförbert merben, mas ber $cbung ber Voifs-
fraft, ber Sortierung ber Wiitererzeitgung, ber planmäßigen
Verteilung biefer Wüter bient. Xer „freie V'H'mbd" hat nur
infofern Berechtigung, als er für eine berniinftige Ver¬
teilung notmenbig ift. Sofern er burrf) übermäßige Äeflamc,
pnmfbollc Aufmadiimg, Aulorfung zn iiiuiüßeii Ginfäufen ufm.
bie Sachen verteuert ober zur SHobftoffPergcnbnng Pcrlocft, ift
er ein bolfsmirtfdiaftlicher. Schübling.
„Solange es in einer ©irtfdiaftsgemeiiifdxift (Srzcugniffe gibt,
bie auf bem ©ege 00m Reifte Iler bis zum Verlu-audier um mein’ als
ein Viertel, hisioeilcu um bie Hälfte, gelegentlich auf bas Xoppelic
ocS Vreifes lief) oerteuern, ift bas .Vimbel-nntem tief teform* j
bebiirftig."
Ilm feine Jbccii noch flarer zu [teilen, bcfdircibt Matbenau,
mie fid) iti einzelnen Jnbufiriezmeigen bie Wütererzeiigung bei
jparfamfter Vcrmcrtimg ber Sltohftoffe orgamficren liehe, —
3 . V. im ©ebftoffgemerbe, mo fid) bei gröberer VlanmäftigFeit |
and) bie unfinnigen SWobefdhmanfungen, bie Verfchmenbung ;
bon Material unb Arbeitstraft bitrd) bie iibergmfec 3abl ber |
SDiufter unb äbttlidies mehr nermeiben (affen. j
Über ben Weift einer berartig geregelten ©irtfdiaft ;
beifst es: " l
„Xic Cubnung, zu bei mir gelangen, mirb eine p r i u a t m i r t # !
f d) a f -t l i ri) c fein, mie bie gegeumärtige, b 0 d) feine lt 11 g e = |
Zügelte. (Sin ©emeinfdjaffsroiUe mirb fie biirdtbringen, ber .
gleidic, ber beute alles folibarifdtc Atcnfdjeumerf burdtbriugt, mit I
Ausnahme eben bcs mirtfd)aftlid>cn «diaffens; eine Si'ttlidjfeit unb 1
Verantmortung mirb fie bitrdibringcn, bie heute jebeu Xienit an ber '
'Jciucinfchaft abelt. ©tr lächeln über ben Sdier$* es molle jemaub '
eine Mauone taufen, um )id) telhftänbig unb 00111 toeeresbtenü un¬
abhängig 311 machen; es fällt niemaub ein, eine öauptbahnftrede
ober ein Xcleoraphcuneb für fidi z« ocrlaugen ober ein eigenes
espücm prioater Wcrichtöbarfeiten zu griinben; uon ber ©irtfdiaft
aber mirb ungeprüft als ausgemacht angenommen, bafj fie, oon ber
unfer ©ohlftanb unb Webeihctt, unfere ^ioilifaition unb Weitung am
hängt, nicht aubers als zügellos, auf bem Stoben bcs freien ©et:
bemerbs unb bürgerlichen MampfeS beftehen fönue.“
5ltit furzen fchlggmortartigen ©orten zufammeugefaüt
mürbe alfo ber Sinn ber neuen ©irtfdiaft ber fein, bie Mo-
Operation an Stelle ber Monfurrenz zu fepen, bas planmäßige
iJufammentnirfeu an Stelle bes mirtfchaftlichcu Mampfes Aller
gegen Alle. —
Xas beutfche Volt gebt nach bem Mliege einer ftarfen ftcucr«
lichen Velaftung entgegen, unb alles fommt barauf an, biefe
ßaft gerecht auf bie tragfähigen Schultern zu verteilen, ohne
bod) zugteid) zu ftnrfc Hemmungen ber Mapitalbilbung, fomeit
biefe für ben Auffdimung ber Volfsmirtfdiaft notmenbig ift, zu
bcrurfachen. Ws ift non Jutercffe, and) hierüber bie 9 tatl)enau-
fd>eu öebanfen zu hören, menn er and) auf biefem Webict nidit
fo fadjfimbig erfebeint, mie auf bem Wcbict ber Valutafragen
ber Vobftoffuerforgnng, ber Crganifation ber Arbeit. Xie
Steuerfragen finben eine cingebenbc Vcbanblung in ben
„Mommenben Xingcn", bod) merben fie mehr Pom fozialctbifdicn
als Pont finanztedinifdien Wefiditspnnft ans bebanbelt.
Aatbcnan beflagt bie tiefe Mluft, bie unfer Volt förmlid) in
zmei Hälften fpnltct: bie Vcfibcnben unb bie Vefiplofcn. Xie
Volfsmeinung, baß man bitrd) JVleiß unb Sparfamfcit Reichtum
ermerbeti fönne, lehnt er als irrig ab, fonbern Reichtum ftamme
Taft immer aus ©rbfehaften ober aus bent Vefitj Poit Monopolen.
(Xaß jebt im Mrieg and) auf bie aUerfdilimmftc nnb fdmtubigfte
©cifc, burd) ©ndier unb Spefulation, 9teic()tum ermorben
mirb, Perbreitert bie .(Hilft zmifdjcn Veiibenben uub Vefiulofen
nnb muß bie Vitterfeit im Volte Pertiefen.) Xie Statbenaufrfien
SteuerPorfd)lägc geben nun im mefcutlichcn barauf hinaus,
einerfeits bie Mluft zmifchen ben Vefibcnben unb Vcfiblofen zu
Perringern, anbererfeits ben Staat gclblid) möglidift zu fräf-
tigen, bamit er in großzügiger ©cife all feinen Aufgaben nadi
außen uitb und) innen — hierzu gehören namentlich Aufmenbun¬
gen für Wrzielmngs- unb Volfsbilbitngszmecfe, für bie Volts-
gtfunbbeit, für miffcnfriiaftlidie Sorfd>erarbeit ufm. - 311 erfüllen
Permag. Xaber Perlangt 9tatbenau eine fdiarfe fteuerlicbc Gr-
faffung aller Grbfchaften, fobalb fie eine beftimntte .'pöbe über-
j friireiten, ferner einen geficherten Anteil beö Staates an allen
I Wonopolen, namentlid) um mudierifche nnb fpefulatinc Aus
! beutung ber Vobenfdiäpe zu Perbinbern. 9tatl)enau mill mit
j feiner Art oon Steuerplänen zaglcid) ben fdiäblichen Citrus
! treffen. Wan batte in ben 3 eiten ber bchaglidben J-iille bes
Ariebctts ben Surits oft PolBmirtfchaftlich Z« rechtfertigen ge-
fmbt mit bem £>inmeis, er bringe Weib unter bie teilte.
Jn einer Seit, bie fo aufs ünßerftc genau mit 9fob-
ftoffcn nnb Arbcitsfräfteii rechnen muß, mie bie iebige Not¬
zeit, uub mic aller ©abrfdicinlidifeit nach auch bie fommenbe
Seit be§ ©ieberaufbaucs bes zerftörten Guropa mirb redmen
miiffen, fann biefe Polfsmirtfdiaftlidie Gutfdmlbigung für ben
Vnrus nicht mehr gelten, „©irtfdiaftlid) betrachtet ift bie ©dt,
in höherem Wafje bie Nation, eine Vereinigung Sdi^ffenber;
mer Arbeit, Arbeitszeit ober Arbeitsmittel Pergeubet, beraubt
bic Wemcinfdiaft". 9tatbenan fd)lägt eine „Verbraudisfteuei"
por, aber nidit in ber Art ber iiibireFten Steuern auf not-
menbige Vebarfsbingc, bie, meil fie als M’opfftener mirfen, ben
Vefiblofen Perbältni^mäßig fel>r Piel ftärfer belaften als ben
Vcfibenbeti, unb am bärteften bie finberreichen Familien
treffen, fonbern er beuft fid) biefe Verbraudisfteucr fo, „baß
oberhalb eines a 11 s f ö 11 t in l i d) c u W i n b c ft f a b e S a 11 f
i e b e 11 M 0 p f b e r e di net, für jebe Warf meitcren Verzehrs
zum minbefteu eine Warf bem Staate gebührt". Auf biefe
©cifc mirb nidit bas erarbeitete Giiifommen, nidit bas oft
miibfom aus ber Arbeit Grfparte getroffen, fonbern bic Steuer
mirft auf bie „W i it b c r u it g befjen, mas ben We--
111 c i n f d) a f t^ b e f i ß am fdimerftcn fdjäbigt, bes
ii n g e z i c m e n b e n V c r b r a 11 di s".
Xiejer Vorfdilag einer gerechten, ausgleichenb mirfeuben
Veftciteritug bat für ben Sozialgefiuntcu etmas fobr Smm
patbifdies. Allerbings fiirditen mir, baß er nicht fogleidi bei
ben großen Siuanzreformen bes ))ieid)S Veriicffid)tigung finben
mirb, bie bisher poh neuen grunblegcnbcn 9 teformgcbanfen
überhaupt menig Perfpiirni ließen: neue, eigenartige Webanfen
aebmiidien mahl immer erft eine gemiffe Seitfpanne, bis fie ge-
597
c;Ooiule Praxis ur.b vcf).iu für Volfsiroblfabrt — 11)18 — XXVII. 92r. 89
698
niigcnö im Bolfe SÖurscI faffen ltnb fid) in Säten umfeßeit
lnffott. Um fo bringcnber ober ift eS, für bie ©eönrtfcn, ber
»/fleaü gelten Bripatwirtfchaft" au werben, wtc fic in ber „Reuen
29irtfcf)aft" Pertreten werben*).
Sin 2lnfd)Iuß an bie ©efeßgebitng beS Rorbbentfdjen
BttnbeS erfolgte in ben erften ^fahren ber Reid)3grünbnng bie
nntnblcgenbe einheitlühe SötrtfchaftSgefetHiebung für baS
junge Seutfdjc Reich, bie mit ben ^Sorten Sreiaügigfcit nnb
©ewerbefrei heit gefennaeid)net ift. gebt, währenb beS ge*
wattigen Ringens mn bie Befefiignng nnb 2tcbernng non
Sentfd)lanb3 2Mtmad)tfteHitng hat biefe ©eWerbefreiheit
mandye Einfdwänfimgen erfahren, weit baS BriPatintereffe bem
©emeinfdjaftsintereffe nnbebingt untergeorbnet werben mußte.
Sie neuen formen beS 2Birtfd)Qft3feben3, wie fie in ber „Seiten
Söirtfcbaft" angebeutet werben, erinnern in mancher $infid)t
an bie freiwillige ©ebunbenheit, bie fid> feiner^eit bie Sünfte
aut* Regelung beS ©eWerbemefeitS aufertegten. 2o fdjeint eS
faft, als bewahrheite fid) auch an biefer Erfchcinung baS
befamtte 29ort, bah bie Entwitflung in 2ptralen not* fid)
gehe. Für bie „geaügeltc fßribatwirtfchaft" fönnen fowoht bie
Erfahrungen ber einftigen ©ebnnbenheit Wie bie Erfahrungen
ber ©eWerbefreiheit mtfebar gemacht werben, um au immer
mehr bcrboHfommneten Sonnen ber Söivtfdjaft aufauftcigen.
Sic „Reue Sßirtfdjaft" ift ein 53itd>, baS tiefernft nnb
nadjbenflich ftimmt, benn mit ungefchminfter 9Bahrhaftigfeit
nnb einbringtichcr 2dd)funbc Werben bie Schwierigfeiten bar*
gelegt, bie für bie BolfSWirtfcfjaft ber nädjften §ai)re, ja biel*
leicht Sahraehnte hinburd), aus ben Bahitafchwierigfeiten unb
aitS ber Bernidjtung bon Rohftoffen unb Btenfchenfraft, bie ber
Sirieg gebracht hat, entftehen werben. 215er cS übt bei allem
Ernft auglcid) eine befreienbe unb erhe.benbe 29irfuitg, weit eS
23ege Weift, wie baS ßeib unb bie Bitterfeit beS Kriege??
burch ©eifieSarbeit unb fchaffenbe Solen nmgewanbelt Werben
fönnen au einem foaialethifchen unb foaialmirtfdjaftlidien Fort*
fdjritt. _
©tfeltft&ßft fSr Qefrnm.
gntcrturtümalf Urrftitigmtg für gffieljltdjfn JLrbrUrrfi^tiö.
Eingabe ber ©cfcÜfdmjt für Soaiale Reform wegen foatah
polttifrfier ftlnufflit in FricbcnSPcrträgeii,
Sm Hittblid auf bie erneuten Beratungen, bie über bie
AuSgcftaltung beS FnebenS Pott Breft-SitoWff gegenwärtig
awifchert Vertretern ber bentfehen unb ber groferuffifchen Re*
gieiung fchweben, hat bie ©efellfd)aft folgenbcS ©efud) an
ben ReidjSfanaler gerichtet:
Unter Berufung auf bie Eingaben ber ©efellfchaft
für 2 o 5 i a I c Reform (Sc 3 cntber 1917), beS S e u t *
*) SBie notWeitbig es ift, für bie ©ebanfeit ber „geäugelten ^>rit»at=
iriitfrijaft" mit allem Rädernd eingitreten, geigte u. a. ein 21uffaß
von I)r. Augujt 29eber in ber „Rorbb. 2111g." rom 5. 3Rära 1918
„fix r i c g S o r g a n i f a t i o n unb ü b e r g a n g § w i r t f d> a f t",
Per als Vlbtoehr gebucht ift, bettn er beginnt mit folgenben 29orten:
„Surch bie treffe ging in ben lebten Sagen eine Rotia, nad)
welcher ber Reichstag beabfichtigft, bie 21uflöfuitg ber beftehenben
MriegSorganifatiuncn ber Beftintmuug beS Parlaments gu unter«
ft Ulen. So berechtigt baS Verlangen beS Reichstags unb ber
meiteften Greife im Öteid) ift, nach 2)2öglid)feit halb aus ber au^eit
notroenbigeu ^mangStoirtfchaft herau^aufommen, fo bringenb muh
bauor gemarnt treiben, berartige 9J2agnahmcn au itberftüraen. Sie
leftehenbcn ÄriegSorganifatio-neu treiben au einem großen Seil bie
(i)runblage für bie fünftige Übergangötrirtfchaft bilbctt. Wäre
im l)öd)ften U^aße bebentliih, anaunehmen, bafe mit bem ^riegäenbe
fefort eine trefcntlidje Verfd)icbung ber wirtfrftafitlichen Verhältniffe
im Xianbe cintretcn trirb; bafür fehlen alle Vorauöfetjungeu.
tnirb auch in ben Monaten ttad) griebctwfchluh ohne Betrirtfchafitung
unter ftaatlidjer Kontrolle auf ben berfdtiebenften (SJcbieten nicht gehen/'
21uch ber $ c tt t r a 1 u e r b a lt b S c u t f ch e r S n b u ft r i e 11 c r
nnb manche aubere 29 i r t f d) a f r e r b ä n be ni-adjen bereits
gegen bie ©cbaiifen ber „geaiicelteu ^riütttruirtfcljaft" mobil.
Sn einem 21 uff ab ron s Xflai: Z uarrf im „Vorwärts" rom
17. ffliära 1918: »Ser grofjinbuftrielle Mampf gegen bie ©emein*
roirtfcltarft" wirb ron ber 29erbetätigfeit beridytet, bie, ber Zentral*
uerbanb gegen biefe ©ebanfcnridjtung au entfalten gebenft. —
■Sicherlich muffen manche Mriegsorganifationeit möglidüt halb
uerfdgrittben, aunial fotrei't fic nur hemmenb unb rerteuernb trirfen;
fie finb genau fo fdjäblid) für bie Volfstrirtfdiaft trie ber übermäßig
uerteuerube unb Oerfd)leppenbe ^trifdtenhantel. 21 ber auf bie Crr=
höltuitg aller öerjettigen Organifatiorten ift 29ert au legen, bie geeignet
erfdjeittett, ben Übergang aur „geäugelten Vnbattrirtfdmft" au erleiditcru.
f dt e tt ,V1 o m i t c c s f ii r t u t c r u a t i o tt a 1 c 2 o a t a f *
o e r f i ch c r u tt g (91pril 1918) unb ber ©cneral-
f o tu tu i f f t o tt ber © e W c r f f d) a f t e n S e u t f d) l a n b S,
fowic unter ^ptttWeiS auf bie eiitfttmmig angenommene
E tt t f d) Ii e h tt tt g b e 3 e i d) S t a g 3 (Enbe Sftära 1918)
ben £>errn :)ieid)C’fanaler a 11 erfuchen, * beim 2 Ibfdjluf 5 ber
fünftigen Jyricbendnerträgc baljiu a 11 trirfen, baja Verein*
barungen über eine SRinbcftforberung auf bem ©ebietc be?
VtrbeiterfdiupeS unb ber Soaialrerfidjcriing awifdjen ben rer*
tragfdjlicheubeu Staaten berbcigefülirt trerben unb für bie
2 {uSgeftaItung eiuec’ internationalen 21rbeiterfd)ubeS unb ber
Soaialrerfuheruug bie ©ruitblagc einer weiteren Eutroicflung
gefchaffeu wirb,
enblid) unter Beaugnahme auf bie im ©auptauSfchufe bcS
Reichstags oott ^errtt Unt-erfiaatsfefretär bon beut
B u S f d) e abgegebene Erflärnng, bah er nad) Riicffprache mit
bem StaatSfefretär beS Rcid)SWirtfd)aftSamtS bem ©ebanfett
foaialv>olitifd)cr laufein fpmpatifd) gegeniiberftehe, bittet bic
OJcfcüfdjaft für 2oaialc Reform, bah bet ben a- 3- in Berlin
gepflogenen Ber hanbl ungen 3 W i f d) e n bem S e u t *
f d) c n R e i d) nnb ber R e g i e r tt n g R n h I a n b § and)
B e r c i tt b a r u n g c n über e i tt M 'x n b e ft nt ah auf
ben © e b i e t e tt b e 3 91 r b e i t e r f d) n h e 3 unb ber
2 0 a i a 1 0 c r f i d) e r u n g im 2 inite ber erwähnten Ein *
Eingaben uttb Eutfd)liehungen getroffen Werben mögen.
' ©efellfchaft für 2 0 5 i a I c Reform.
Ser Borftanb:
Brof. l>r. E. grattde, Biwf. Dr. 29. Siwiiu'rmamt,
ftellrcrtr. Vorf. ©eneralfefretär.
Sa3 Bulletin beS Snternatioimleu Arbeitsamtes. Ser
«Hauptinhalt be3 10.—12. $efte3 be3 nun abgefd)Ioffenen S^hi*'
ganges XVI bilbet ba3 Regifter unb bie Snbaltsüberfichten,
ferner wirb eine reid^ Büd)er* unb Slrtifelfchau, bie aweite bc3
SahrgangeS 1917, beigegeben. Sen übrigen Snhalt bilben
einige Wichtige fogialpolitifdie ©efebe, bie auSaugSWeife wieber-
gegeben nnb befprodjen werben. Herttorgehoben fei bie Sar*
legung über ba3 Entftehen unb ben gegenwärtigen 2tanb bei
©efefegebung ber Bereinigten 2taaten über baS Ein*
wanberungSWefen. __
^lljfittfinc §ojifllpolittk.
S)te grautnarbeit in ber QbergangSmirtfchaft
toar ber ©egenftanb einer am 20. unb 21. Surti in Berlin Pom
Bunb beutfeher Sraueitbereine unb Poin 2tänbigen
9lu3f<huh aur Sörberung ber 9lrbeiterirtnenintereffeu
peranftalteteu Saguitg, bie fid) ftarfer Teilnahme nicht nur ber
angefd)loffenen Bereine, fottbern and) ber Behörben, Arbeiter»
unb 29ohifahrt3organifatouen erfreute. Rad) ben einleitenben
29orten Pon 5 r i- Sriebentf>al fpraef) als erfte Rebnerin
Dr. ©ertrub Bäumet* über „Sie grauenfragc in ber
übergangSWirtfdhaft."
Sie grofeen Wirtfdjaftlidjen MriegSleiftutigen ber grau finb feine
einmalige, aufcerorbentliche unb folgenlofe Epifobe, fonbent ein ©lieb
in ber Mette ber Polfsmirtfdjafttichen EntWidlung ber Frauenarbeit
überhaupt. Siefe Frauenarbeit ftanb bisher faft ntrgenbS im 3^i<hen
innerer Freiheit, fonbern Wau ein 9?oteraeitgnis, an beffen Enttricflung
äußere ÜKächte mehr als innerer SBitle 2 lnteil hatten. Äu«h im Mriege
ntufete alles unter äußere RotWenbigfeit gefteflt Werben. — Sie aahlen»
mäfeige 3 uuahme im Mtiege ift unfaßbar. 2 lud) für bie qualitatiben
ßeiftungen gibt eS nur Stichproben unb allgemeine Urteile, beten SBert
noch öaburd) eingefchränft ift, baß bie MriegSWirtfrfiaft mit ihrer aus«
gefprod)enen SRaffenprobuftion gana unbergleichbare Bebinguugen bietet.
Sie BevufSleiftung ber grau muß anberS als bie beS SRanneS gewertet
Werben, Weil fie bei ber grau immer nur einen Seil ihres ßebenS
ausmacht, nnb Weil bie Frau unter ber ßaft beS MrieaeS, bie 3 U einer
aHgemeinen Abnahme ber 2eiftungSfäl)igfeii geführt hat, ftärfer leibet
als ber 9Rann. SeShalb ift ber gerechtefte SRaßftab für bie Bewährung
ber Frauenarbeit im Mriege ein moralifdjer.
Sie Frage, ob ber Mrieg bem ^beal, baß auch t> e r Frauenberuf
feine ©eftaltung aus bem inneren Erleben ber Frau, unter Berücffid)»
tigitng ber übrigen Bebingungen beS FrauenlebeuS 3 « empfangen hat,
näher geführt hat, ift itidjt einheitlich 31 t beantworten, ebenfowenig
ob er eine Perfeinerte Arbeitsteilung ber ©ef(hlerf)ter gebradjt hat.
AuS ben Erfahrungen beS MriegeS hat fid) aber baS VerftänbniS bafür
befeftigt, baß gur Erreichung beS Sieges nid)t nur Erfüllung ber
Augeubltdsforberungen, fonbent au<h Rücffidjt auf bie generatiüeu
Mraftquellett unfereS Volles erforberlich ift.
599
Sogiale ^raris unb Aedjib für ©olfSmohlfabrt — 1918 — XXVII. Ar. 39.
600
9tod) einem ©eridjt bon Sßrof Dr. ©Siebe ttfelb über bie
Üiohftoffberforguug in ber MriegSmirtfchaft erörterte
Frl. Dr. 91t. (E. Silbers atifd)lie&eub an bie Tarftellungeu bon
Dr. ©äutner bie Probleme ber übergangsmirtfdjaft.
TaS giel !Önne nid^t feitt, bie Frauen an atte Arbeitspläne ber
Männer gu führen, fanbem eine innerlich unb äufeerlid) begtünbete
Arbeitsteilung ber ©efdjtecbter gu fd^affen. Tie Stage fei, mohin mit
ben jefct arbeitenben Frauen beim FriebenSfdjluf), Umhin mit bem
Fraucnüberfdjuß in ber ^ufunft? Tie Aotmeitbigfeit beS ©erbienenS
bleibe, bem A>uufrf) ber Aüd!el)r in alte Berufe ftänbe ber Aohftoff*
mangef, bem SBimfd) beS ©letbenS in ber jepigen ber Abbau ber Kriegs«
inbuftric unb bie Aiirffehr ber Scanner in bieten ©erufen entgegen.
Sohnbrud unb Unterbietung, Itnternehmerintereffen unb mangelnbe
ArbeitStrabition mürben ben gufammenpratt ber ©efd)led)ter auf bem
ArbeitSmarft berftärfen. Weitere ©efahreu fiitb bie fteimatlofigfeit
ber gugemauberten Arbeiterin, bie (Entblößung beS 0ftcnS bon ArbettS*
fräften, bie ÜberfüQung beS bösere Sohnfäfce gemährenben SBeftenS.
©ei ber Söfung ber Probleme fpielten probu!tionSpoIitifd)e unb fogial*
politifctje SAotibe mit.
Tie befonbereu Probleme fiir bie Arbeiterinnen, Angeftellten
nnb bie böseren ©erufe bebanbelten Sri. Dr. §ilbe Oppen¬
heimer, 5^* SlTtletnef unb Frl- Dr - ©abomSfi.
Tie Söege 311 t Söfuug beS Problems mürben guitächft
burd) einen einleitenben ©ortrag bon F r l- Dr- ©alomon in
allgemeinen Strichen gefenngeidjnet. Qu ben SRittelpunft aller
Oftafenafjmcn gugmtften ber Frauenarbeit in ber Übergangs-
mirtfdjaft ftellte bie Aebnerin baS £erauSgieI)en ber grauen
aus Arbeitstagen, bie für fie förperlid) nicf)t geeignet finb
ober ber ^djubbebingungen ermangeln, unb bie (Entlaffung nach
fogialen ®efid)tSpunften. (ES fei ein fdjioerer Mangel, bafs über
bie SBirfungen ber ungefdjitbteu Arbeit auf ben Frauenförper
feine mirflirf) braudjbareu ScftfteÜungen gemacht feiert, fobafj
man auf gang artgemeine Urteile angemiefen fei. Trofc mancher¬
lei ©ebenfett, and) auS Greifen, bie fouft ber 3 l°angSmirtfd)aft
beS Staates freunblid) gegeniiberftehen, fönrte man bie Frauett-
arbeit uidjt böflig bem freien @piel ber Kräfte überlaffen,
foitbern miiffe berfudjen, fie in bolfsmirtfchaftlitf) unb fogial
miinfehensmerte.©ahnen au lettfen.
Auf ber Örunblage biefer allgemeinen Richtlinien, bie fid)
im mefentlitfjeu mit ben in ber Eingabe beS ©unbeS (@p. 535)
gemachten bedten, bauten fid) eine Reihe bon (Eingelberid)ten auf.
Über ben Ausbau beS ArbeitSnadjmetfeS fprad) Frl- ©ertlja
Telbriicf, über ArbeitSbefchaffnng unb (ErmerbSlofenfiirforge
Sri. Dr. C^aebel, über Arbeiterinnenfdjufc Frl- Anna Schmibt,
über fogtale Fürforge Frl. b. ©ierfe.
TaS Thema „Aufgaben unb ©ebeutung einer
Reid)Sgentrale für Frauenarbeit" behanbelte fobanu
Sri. Dr. ©aum, Hamburg.
Tie ©efamtfumme ber Frauenarbeit in einem ©oll fefct fid) gu-
fammen aus hier Faftoren, ber ©enifSarbeit, ber ©robultionSarbeit in
ber Familie, ber Regelung beS ©etbraudjS in ber Satnilie unb ber
Sorge für bie meu|d)lid)c Straft, bie ©flege unb (Ergiehmtg ber Äinber.
SEäörenb auf bem erften ©ebiet bie Aiännerarbeit übermiegt, liegen
bie anbern brei ©ebiete hauptfäd)lid) in ben Rauben ber Frau. liefen
bier TätigfcitSgebieten ber Frau mufe bie etma ju grünbenbe AeichS*
neutrale für Sranenarbeit Rechnung tragen.
S)er Einbau ber Aeid)§ 3 entrale in ben ©ehörbenapparat hätte in
ber Sorm einer (Singlicberung in baS Aeid)Smirtfd)aftSamt gu erfolgen
unb gtoar nicht als eigenes grauemAcferat innerhalb ber fogialpolitifchen
Abteilung, fonberu, ba auch mirtfdjaftSpolitifche fragen mitbehanbelt
merben müßten, als £eit einer höheren Stelle, bie bie beibeu grofeen
©ebiete beS AeichSmirtfdjaftSarntS umfafet. S)aS erfcheint organifatorifch
fehr fdimierig, ift aber tiidjt otjne Analogie. S)ie llnterorganifationen
hätten fid) ben mittleren ©ermaltungSbehörben, in ißreufecn etma bem
OlegienmgSpräfibenten, angufdjliefjen. Auch biefe ©eamtinnen müßten in
allen AeffortS tätig fein, ohne felbft an bie cigentlidje Ausübung heran*
gugehen; biefe müffe fid) aber im ©olle felbft, nicht in ©eljörben
unb jtommtjfionen boögiehen. Auf ber Arbeit tüd)tiger eyrauen
in ber iI9ohlfahrt§* unb Saörilpflege, m Vtranlenfaffen, bie fid) 'in
ftänbiger ©eriihrung mit bem ©olle boHgieht, beruhe lebten @nbeS bie
Üeiftungsfähigfeit and) ber ^entralftelle. 5Die (Einrichtung einer folchen,
bie Sörberung ber gefamten S^ätigfeit ber Srau untfaffenbett Stelle
fei bon gröf 3 ter ©ebeutung für bie Frauenarbeit, fd)on als AuSbrucf ber
Anerfeuuuug beS Wertes ber Frauenarbeit im Aahmen beS ©olfeS.
AuSfdjlaggebenb aber fei, baß es gelinge, ihre £ätigfeit frei bon ben
Sdjranfen bücolratifcher ©ugigfeit gu geftalten. Dr. ©.
Srngen ber ÜbergongSmirtfchaft in @ttglnnb.
3 »r ©earbeitung biefer S^gen ift in ©nglanb ein eigenes
WegierungS-'Tepartement (Reconstruction Department) ge-
hübet, oufterbem hat ber ArbeitSminifter einen „AuSfchufe
f ii r bie s Ät i e b e r b e r ft e 11 u n g b c § A r b c i t S *
m a r f t e S" (Labour Resettlement Committee) eingefebt, gc*
bilbet aus ben michtipften ©ertretungen ber Snbuftrie, bes
.^panbelS unb ber Arbeiterfd)aft. ®ie erfte Sifcung biefeS AuS-
fchuffeS hat am 12. äftärg ftattgefunben, unb ber 2Rtnifter
bei biefer ©elegenheit eine programmatifdhe (Erflärung über
bie Aufgaben, gu beren Söfnng er fid) ber beratenben unb be»
gutad)tenben 3Ritnnrfung beS AuSfchuffeS berfichern miü. And)
bie Abmiralität, baS ^riegSminifterium, baS 5IRunitionS-
miniftenum haben bte Unterftiibung gugefagt für alle ©eftre-
bitngen, bie barauf hingielen, bem ArbeitSmarft naä) bem
Kriege fobalb als möglid) nnebet ein günftigeS Gepräge gu
geben. biefen grunbfäblichen ©ebanfen führte b£r SRinifter
noch 2 )er 5lrieg nmrbe gum grofeen £eil bergcbltch ge¬
führt mc^rben fein, toenn nid)t baburdh ein beffercr
Suftanb ber ©efellfchaft herbetgeführt
iuürbe, in ineldhem bte ©orteile ber SWufee unb
ber ©rgiehung gleid)mäßiger unb gerechter
über bie gange ©ebölferung verteilt mären.
3>ie Aufgaben, mit benen fich ber AuSfcfyufe gu befchäftigcit habru
mirb, finb eiuerfeitS bie Aiirfführung ber Seeleute unb Solbateu
in bas bürgerliche Vebeit unb il)re ©iebereinftellung in bie Arbeite*
plä^e, anbererfeits bie Umfdjaltung ber Arbeiter in ben Kriegs*
inbuftrren für bie Aufgaben ber Fti^benSmirtfchaft. Über biefe Auf¬
gaben hat auch bereits ein UnterauSfcbufe beS Üieconjtouction-^cpart*
ment einen ©ericht aiisgearbcitet, ber ben Arbeitgeber» unb Arbeit*
nehmeroerbänben gur ©egutachhmg Porgelcgt merben mirb. 2£eit-
gehente ÜRa^nahmcn für eine A r b e i t S l o f e n f it r f o r g c finb ins
Auge gefafjt. Crs mirb t>orgefd>lagen, ben ^»ecreSangehörigen,
bie feine Arbeit finben, für einen Aionat bie Pollen ©cgiige meitei
gu geben, ferner füllen fie eine freie ©rämie für eine Arbeite
lofeimalidjerung befommen, bie für ein $>ahr ©ültigleit hat. ^ic
Unterftübung foll bis gut Stauer bon 20 SBochcit gemährt merben
fönnert, über bie £öl)e finb noch feine feften ©orfd)lägc gemacht
^ie in ber Ä r i e g S i n b u ft r i e befchäftigtcn Arbeiter,
bie umgefchaltet merben miiffeu, finb nach bem englifcheu Arbeite-*
lofenbcrficherungSgefeh bereits gegen ArbeitSIofigfeit berfichert, ordj
mirb auf ©runb beS bereits mehrere ^aljre bor fcem Kriege em*
geführten ©efe^cS nur eine möd>entlid)e Ütentc bon 7 sh gcmätil.
Aud) menu biefe Aente in bieten Fällen itod) eine (Erhöhung baburch
erfährt, bafe bie Arbeiter burd) ihre ©emerffd)aften einen Arbeit«*
lofengufd)uf befommen, fo finb hoch bie Sape nicht mehr ben ÄriegS-
berhältniffcii entfprcchenb. SDer Franc ber (Erhöhung ber Arbeite-*
lofeuunterftübung mirb baher ernfte ©ead)tung gcfchcnft meroeu.
Für bie englifche Übergangsmirtfd)aft mirb cs bon ©urteil fein,
bafo bereits bor bem Kriege burd) bas ArbeitSnachmeiS=©efcb ^ac*
Sanb mit einem Aeb bon ftaatlichen ArbeitSnadpocifen übcrgogen
mar. £>ieS A r bc i t S n achm e i Sm e f e n mirb jebt noch baburdi
auSgcbaut, bafe aus Arbeitgeber» unb Arbeiinehmerfrcifen örtlidje
paritätifchc ©eiröte gebilbet merben, bie ber Leitung beS Arbeite*
nad>meifes mit ihrem Aat gut Seite fiehen. ©S finb bereits übet
250 foldjet „Advisory Committees" gebilbet morben; eingetne biefer
Auefdniffe befdhäftigen fid) g. ©. bcfouberS bamit, bie nicht bott er*
merbsfähigeu Kräfte — barunter auch $ricgSbefd)äbigtc — für bie
©olfSmirtfd)aft nubbringenb untergubringen.
^ev ArbeitSminifter rnieS bem UnteranSfchufe and) bie
Aufgabe gu, bte berfdjiebenen ©emerbe je nad) ihrer ©ebeutung
für baS ©Heberinftanbfcfcen ber ©olfsmirtfchaft gu flaffifigieren,
bamit biefe Orbnung bei ber SDemobilificmng bcrüdfid)tigt
ioerben fann. Auch bte Flogen ber ©ohftoffberforgung nnb ber
^apitalbefchaffung follen burd) ben AuSfchufc geprüft merben.
©ejonberer ©Bert mirb auch auf bie Frage gelegt merben, Ar¬
beitern, öle megen beS Krieges ihre Öehrgeit unterbrechen
mnfeten ober überhaupt nod) feine (Gelegenheit gn einer Sehr*
geit hotten, eine folche Sehre nachträglich gu ermöglichen, bamit
fie aus bem 0tanb ber ungelernten Arbeiter herausgehoben
merben.
Für bie ÜbergangSmirtfchaft mirb mertboKe Itntcrftübung
erhofjd bon ben Snbuftrieräten, einer (Einrichtung, bie
ein uftittelbing gmifd)en ArbeitSfaminem, Sohnämtern nnb
0d)lichtnngSanSfchiiffen barfteHt. Über biefe geplanten
buftrieräte ift Sahrg. XXVI (5p. 965 auSführlid) berichtet mor-
ben. Tie ©orarbeiten beS AuSfchuffeS, ber fich mit biefer
Frage befdfäftigt, finb ingmifd)en nod) metter gebiehen. Ter
AuSfdutf) teilt bie Jsnbuftrien, fiir bie irgenbmelchc ©teilen
gut* Regelung ber ArbeitSberhältniffc na<h bem Kriege ge-
fdjaffen merben follen, in brei ßauptgruppen ein: öemerbc, in
betten fomol)l auf Arbeitgeber* mie Arbeitnehmerfeite fräftige
itmfaffenbe Crganifationen beftehen; ©emerbc mit ntinber gut
entmirfelten Crgatiifationen; (Gemcrbe mit PöÜig unentmicfeltcn
£>rganifationeti. Tie erfte ©ntppe miH man möglichft fid> felbft
iiberlaffctt, b. b. fie follen ihre ArbeitSberhältniffc bitrch freie
601
Soäktlc-graste uiib Atcßil) fiir Polfsmoßlfaßrt — 1018 — XXVII. Ar. 80.
002
Verträge bon Drganifation au Organifation regeln. Pci ben
anberen ©rußßen foll je nach Pebarf StaatSßüfe einfeßen, um
bie Perßältniffe 51 t regeln; bie Staatseingriffe inerben um fo
größer fein, je unorganifierter baS ©emerbe ift. SCöaftrfcfjeinltcf)
iuirb btefer ©runbgebanfe boju führen, baß fomoßl bte Arbeit¬
geber mie bte Arbeitnehmer fid) bemühen merben, ihre Drgani-
fationen auSaitbauen, um au Regelungen burcf) freie KoHeftib-
Verträge au kommen.
gür bie Einfeßung ber Sfnbuftricräte füll feine große,
neuartige gefeßgcberifcße Aftion in bie Sßcge geleitet merben,
nur baS 2 0 b u ä m t e r g e f e ß bon 1909, meldjeS bie ßoßn*
regelung für einige ScßmißinbuftrieTt ermöglicht (XVIII, 711),
fofi eine entfprecßenbe Äußerung erfahren. Den Soßnäintern
foH bie PefugniS gegeben merben, nicht nur bie fiöhne, fonbern
auch bie Arbeitzeit ober anbere micßtige gragen beS ArbeitS»
berßältniffeS au regeln; ebenfo foll ben ßobnänitern bie
Autorität gegeben merben, Umfragen über bie Perßältniffe beS
©emerbeS bei Arbeitgebern unb Arbeitnehmern au beranftalten
itnb auf ©ritnb biefeö ErßebungSftoffeS Porfcßläge für bie
Regelung beS ©emerbeS au machen. E. 2.
Ifolltsentäljnrag mtd Jetons jjaltung.
$stc ©cttetbtbctforflunß, bereit Cvflnniintion bie jiingft
beröffentltcßte ReicßSgetreibeorbnung für 1918/19 regelt, er¬
fährt bttrcö bie neue PunbeSratSberorbnung Dom 15. gurti
nunmehr ihre PreiSregelung für' bie fomntenbe Ernteaeit.
Die greife tnerben tnefentlidh erhöht im ©inblicf auf bie fort-
gefeßte Steigerung ber fßrobuFtiönSfoften, bie natürlich bei
tneüerer Perteiterung ber ßebenSmittef im befannten
gange ißrerfeitS, tnieberum anmacßfen tnerben int ©inblicf auf
ben finfenben ©elbttfert, ber bei tneiterer Perteuerung beS
SRaifenbebarfS entfßrecßenb tneiter finfen tnirb, unb aur Per-
hütung eines RücfgangS ber ©etreibeeraeugung augunften noch
beffer beaablter Pobeneraeugniffe. gmmerbin erreicht bie
Preiserhöhung nidjt bie bont Punb ber ßanbtnirte borge-
fchlagene ßinie bon 60 Ji Donnenaufdßlag unb 150 Ji Dr-ufdj-
ßrämie, fonbern mirft nur 35. Ji 3ufcßldg auf bie Donne
Söeiaen unb loggen unb 30 Ji auf bie Sonne ©afer unb
©erfte ab, tnährenb bie grüßbrnfcßprämten, je nadh ber gaßreS-
aeit fich bon 120 Ji (bis 16. guli) bis herab au 20 Jt (16. bis
30. (September) ftaffeln. Der Preis für Söeiaen erhöht fich
alfo ettna um 12 % unb fchtnanft fiinftig bon Pofen bis
Aachen unb SRiincßen atoißhen 320 unb 335 Ji, bei loggen
um 13 % (20 Ji tneniger als bei SBeiaen) unb bei ©erfte unb
©afer um 11 % (allgemein 300 Ji). Der guttcrgetreibe-
preis iiberfteigt alfo jeßt nirgenbS mehr ben ProtgetreibepreiS.
Der RfeßlpreiS tnürbe fich infolge btefer Steigerung ber ©runb*
preife für baS Protgetreibe rein rechnerisch nur um
Fnapp 2 Pf. baS Pfunb erhöhen, hoch ift bie tatfäd)Iid>e Preis¬
gestaltung abautuarten. Die gnißbrufcbpramien, bie unS au
einer möglichft frühzeitigen Ablieferung bon griicßten auS ber
neuen Ernte, bie in einaelnen, befonberS gelegenen ßanb«
ftrichen infolge ber trocfenen gunimitterung fcßon beginnt,
berßelfen foHen, tnerben tnie im Porjahr burd) bie Reid)SFaffe
übernommen, belaßen alfo bie Perbraucher nicht unmittelbar.
Die beutfchen ©etreibepreife tnerben fich und) uach ber Erhöhung
niebriger als bie tatfäcßlidj geaahlten ©etreibepreife beS
generifcßeu AuSlanbS, tno aßerbingS bie StaatSfaffe bielfach
3ufd)iiffe aur Abbürbung ber PreiSfaft für bie SRinberbe-
ntittelten leiftet, fteßen.
gn Ü ft e r r e i d) ift eine Perorbnung aur fchärfften Erfaf»
fitrtg unb 3tnangSbetnirtfd)aftung ber neuen ©etreibeerntc mit¬
tels einer breifRichtigen AufbringnngSorganifation ergangen,
ba bie Pefcölferung ani Schluffe beS jeßt aur Üfeige geßenben
SöirtfchaftSjahreS unter erheblid>er 3)?ehinot leibet; bie Prot*
ration ift a* P. in-Söten auf 630 g in ber SBocho herabgefeßt
tnorben, tnaS bei gleidfecitigem Wegfall beS auleßt auf 1 Pfunb
toöchentlich eingefchrumpften^artoffelauteilS unb bei arger Per-
fnappung non Sleifcß unb gett für bie Phnberbemittelten
natiirlid) aunt Durchhalten faunt auSreicht. Deshalb gibt bie
beutfcße ^peercSbehörbe 5000 Donnen Protgetreibe aus ihren
3tücflagen unter SBiebergabenerpflichtnng bis aurn 15. ^uli
an ßfterrcid) ab unb Ungarn tnirb mehrere ^unbert Donnen
griihfartoffeln unb grü'hgentüfe fchtdcn. ^n öfterreich hielt ber
„fieie ©anbei" bie SluangSgemeintnirtfchaft bisher in Schild).
^ntäßrungSfr.agett. ^ni (hnäbnutgsmisfdjuß bes AeicßstagS
tiiitbigte UnterftaatSfetretäc Dr. AUiller an, baß nach bem Pegiitn
ber neuen @mte, tnenn bie Prot* unb ^artoffellieferung imeber reich*
lieber erfolge, bie pfleifdjntenge auf ben ^opf berfürgt ober aber fleifdj*
lofe SBochen für einaeine Schichten ber Pebölferung eingeführt luerben
müßten. Das Ergebnis ber $toif<benbiehaäblung bom 1 . ^uni toirb
entfeßeiben. 3 ar görberung ber gudjt unb 2 t?aft bon Schtoeinen, beren
Abfdjlacßtung im SBinter gum Sdjuß ber Protgetreibeberforgung not*
toenbig hmr, gefchieht jeßt aur SBeibeaeit loieber # alles. — ^egen ber
Preistreibereien für pferbefleifcß führt baS $riegSemöhrungSamt bom
1. Sluguft an ben ©enehniigungSatoang für ben ©anbei mit Pferbefleifd)
ein. Die ßanbeSaeuiralbehöroen füib berechtigt, Aicht* ober ©öepft*
preife für ©cßlacbtpferbe feßaufeßen. SBo es burchfüßrbar erfchetnt,
foüen ^unbenliften aur ©inführung gelangen, um baS pferbefleifch ber
minberbemittelten Pebölferung möglichft gleichmäßig auaufübten. —
Das Paßerifche SJtinifterium beS ^intern bertoeift auf bie Slnorbnung
beS ÄriegSminifteriumS, nach ber alle arbeitsfähigen perfouen bei
Strafe berpflicßiet fütb, auf 2lufforbenmg ber auftäubigen Pehörbe in
ber Aufenthalts* ober Aacßbargemeinbe mährenb ber Dauer ber
©rntearbeiten au biefeit Arbeitshilfe au leiften. Die Pflicht
beftebt für alle Perfonen, bie bie angenommene Arbeit 311 leiften fähig
finb. Atter unb ©efdjledit, gamilienftanb unb Stellung begrüuben au
fich feinen Unterfchieb. geboch fotten perfonen, bie bereits in einem
Perufe, ©etoetbe, Dienft* ober ArbeitSberhältniS tätig unb bort unab*
fömmlich finb ober ohne toefentlidje Schäbigung ihrer eigenen Perhält*
niffe bie Arbeit nicht übernehmen fönnen, nicht aur Arbeitshilfe heran*
ge 3 ogen toetben.
Der Deutfdje Stäbtetag hat auf feiner ©auptauSfdjußfißung
am 22. ^uni 3 ur ßebenSmittelüerforgung ber Stäbte erllärt, baß, fotauge
bie Perfnappung ber SebenS* unb Futtermittel anbauert, bie öffentliche
Peloirtfchaftung für bie hauptfächtichcn ßebenSmittel befteßen bleiben
muß. AHerbingS loerbe bie Perteilung ber Sparen bureß bie Diel 311
aahlreicheit 8 tmfd>enftetten mit immer neuen Porfcßriften unb Pe*
bhtgungen belaftet unb berteuert. Die Oberberteitung uiüffe aentralifiert
bleiben, bie Unterberteilung fei beffer ben (Semeinben frei 511 iiberlaffen
§Udft5fr«0eit.
öcacn ben Äbiab 2 beb § 152 ber SRcidjbgeiucrbeorbnmift,
ber bie aioilrecßtlidhe UnoerbinblicßFeit bon .(loalitionSabreben
betrifft, loenbet fidß eine Eingabe beS Deutfdßen Arbeitgeber*
bunbeS für baS Pougctnerbe (©. P.), bie an bie plößlicße Pefeiti-
gung beS AuSnaßmcftrafredhtS beS § 153 <&£). gegen ^oalitionS*
bergeßen anfnüßft unb nun reinen Difcß mit ber ganaen fon*
berre^tlidjen Pcßanblitng ber PernfSfoalitionen machen mill;
benn Wenn § 152 Abf. 2 noch fällt, bann bleibt bon ben ganaen
^oalitionSßaragraßßen ber ©etoerbeo-rbnung nur ber längft
gegenftanbSloS getuorbene Abf. 1 beS § 152 (Aufhebung aller
Perbote unb Strafbeftimmungen gegen Perabrebungen unb
Pereinigungen aur Erlangung giinftiger ArbeitSbebingungcn,
inSbefonbere and) burdj Streifs unb AuSfßerrung), ber ja
eigentlicf) bloß eine biftorifdje Erinnerung im ©efeßbuch ber¬
einigt. gür bie Arbeitgeber beS Deutfcßen PaugcmerbeS ift
allerbingS nicht fo feßr ber grunbfäßlidie ©leid)bcred)tigungs=
finn bei bem Streben nad) Pefeitigung ber auSnahmegefeßlid)cn
^loalitionSborfchriften beS § 152 Abf. 2 auSfchlaggebenb, fon¬
bern baS feßr ßraftifeße Selbftintereffe ber Arbeitgeberorganifa-
tionen. Denn ber .Vlcrn ber Pegriinbung ihrer gorbernng, ben
§ 152 Abf. 2 aufaußeben, befugt (mir laffen hier eine gleid)*
aielenbe Eingabe beS PMrtfdjaftSbunbeS für baS Paugemerbe
in ©roß-Perlin, einer llnterneßnterorganifation beS Dcutfcßen
PunbeS, megen iß rer Deutlid)Feit fpredjen):
»Plenn bic Pertretungen ber Arbeiterfcßaft ftets betont haben,
baß ber § 153 EC. faft auSßßlicßlicb gegen Arbeiter Antoenbung
gefunben ßat, fo muß mit allem Aacßbrucf barauf ßingemiefen
merben, baß bie Porfcßriften beS § 152 Abf. 2 ED., monad) jebem
Teilnehmer au einer !oalitionSred>tlicßen Pereirtigung. ber ÜMcftritt
freifteht unb aus ÄoalitionSüereiubaruugen meber .^tlage lvocß Ein*
rebe ftattfinbet, in erfter ßinie bie Drganifation^n ber Arbeitgeber
treffen. Der ergebenft unteraeießnete ABirtfcßaftSbunb beS Pau=
geloerbeS in Eroß*Perlin e. P. eraeßtet es für außerorbentlicß
unbillig, baß bie AeicßSregierung baS bie Arbeiterfcßaft treffenbe
AuSnahmegefcß au befeitigen borgefdjlagen ßat, aber bas auun*
gunften ber Arbeitgeber mirfeitbe AuSitaßmegefeß meiter befteßen
laßen toill."
Unter biefem EefidßtSminfel ift bie gorbernng ber Pau^
arßeitgeberorganifation au miirbigen. 3ßaS Allgemeines gegen
bie aurn Detl nur gefcßicßtlich erflärltcße aibilrecßtlidie Sonber*
beßanblung ber Koalitionen auf bem ArbeitSmarfte au fagen
ift, baS ift noch iüngft in ber Sd)rift 60 ber „Eefelifdiaft für
Soaiale Reform" (DaS 9tecßt ber Drganifationen im neuen
Dentfcßlanb, ©eft IV „Der KoalitionSfamßf nad) geltenbem
603
«o.iüalc prai;iS unb 31rcf»iu für Poifsmohlfahrt — 1018 — XXVII. Ar. 39.
604
Bivilrccht" 2. 18 ff.) Fnapp aiifammengefa&t tvorben. SLenn
troübem bei* Arf>ntSreditsauSfd)u& bei* dSefcUfcfjaft für Soaiale
Reform angefirftfS ber bort gefennaeidjneten allgemeinen Pe*
benfen gegen ben Abf. 2 beS § 152 in feinen praftifrf)en Reform*
uorfdjlägen nid)t 5 » einer fofortigen gän^Iidien Aufhebung
biefeS 8 o,nberred)tS gelangt, fonbern in $cft V 8 . 32 mciter
forbert, bafe § 152 Abf. 2 ©£). bloß für bie Pcaicbutigeit meg*
fallen foll, bie fid) attiifdjen ber Koalition nnb ihren SKitgliebern
3 n r T n r d) f ii b r n n g e i n e § T a r i f V e r t r a g S ergeben,
fo ift biefe Bwürfboltung bnrri) bie Jpraftifcfje Erfahrung be*
ftimntt. Ön ben Greifen ber PerufSfoalitionen bat man fidi je
länger je mehr organifationStecfmiftf) auf baS givtltfttfdje
2onberred)t beS § 152 Ab). 2 eiliger itf)tet, nnb auf ber Ar¬
beiterfeite toenigftenS I)inreid)enb bamit abgefnnben. Aud) auf
ber Arbettqeberfette bot bie ja im allgemeinen nod) red)t junge
CrganifattonSpvariS eS verftanben, bie bureb ben 8 152 2lbf. 2
geloderte PerbanbSfeffel auf anberem 2Lege unb mit rein tvirt-
fcbaftlicben Mitteln — bureb bie Parallelität Von lvirtfcbaftlicben
Sntcreffcnoereinignngen ber llnternebmcr mit ben fokalen
Arbeitgcberorganifationen — tuirffam unb fdKirf ansugiehen.
ÜbcrbteS haben viele Arbeitgebcrverbänbe - im ©egenfap 3 U
ben ©emerffebaften, bie hier ftetS auf 8 dimierigfeiten ftofaen - -
bie Eintragung als red)tsfäbige Pereine erlangt, mofiir ber
Arbcitgcberbunb fiir baS Paugeiuerbe ja gerabe ein fdiöneS
Peifpiel abgibt. 3llfo ift baS von ben Tbeoretifcrn empfnnbene
PebiirfniS nad) ait>ilrerf>tlicf)er EinbeitSreglnng alter Organi*
fationen bei ben Praftifern beS fokalen K'oaliiionStvefenS gar
nid)t inebr fo lebettbig toic in ben fd)lvad>en Anfängen unfer¬
tiger OrganifationSbilbuTig.
ES Fommt aber bingn, unb bas rechtfertigt bie 3»riid-
baltung gegenüber bem an fid) gelvif) unfdjönen § 152 3lbf. 2
aud) rein fad)lid>, — bafe mit ber Aufhebung biefeS einge-
lvnraelten 3onberred)tS plöplid) ein völlig nnflarer unb in
feinen praFtifdien ftonfequenaen nod) uniiberfebbarer aivil-
redjtlidjer Buftanb für bie groben Perufsverbätibe gefdioffeu
mürbe; beim bie gemöbnlicben VereiitSreddlidjen Peftintmungen
beS P©P. paffen nach Faum einer Richtung für bie geloaltigen
SKaffenorganifationen ber ArbeitergelverFfchaften. 9Ran fann
ben KegelFlub unb ben ÖnbuftrieVerbanb mit */» Million SRit-
glieber nid)t unter baSfelbe RecbtSfcbema beugen. Por allem
ift and) bie @eritf)tSpra£iS in ben vielfältigen, oermidelten
Streitfragen beS inneren PereinSredjtS, 3 . P. binfid)tlid) bei;
Red)tSVerbäItniffe atvifeben Perein unb Einaelmitglieb, bin-
fiebtlid) ber Perantmortlicbfeit beS PcremS für fabnngSmäfjtg
nidit geregelte Jpanblungen feiner SD^itglieber unb ber jabl*
lofen unteren unb oberen ©ctverffrf)aftS„funfttonäre'\ ber
beamteten unb ber nicht freigeftellten, l)infid)tlid) ber Haftung
bcS ©efamt- unb beS SonbervcrmögenS ber Perbänbe unb
ihrer £)rtSVereine, fo ungeloifj fdjmanfcnb, ja 311 m Teil über¬
haupt für SRaffenformationen nidit rerf)tSfäf)iger Pereine noch
nicht angebaut, ba bie ©emerffefeaften mie bie Arbeitgeber»
verbänbe bisher nadj SRöglicbFeit ber gerichtlichen Austragung
berartiger Streitfragen aus feljr verftänblichen Ertvägungen
aus bem Pkge gegangen ftnb.
Söürbe alfo jefct ber 8 152 Abf. 2 einfad) geftrid)en, fo mürbe
ein 3 ivilred)tIid)eS Pacuuni aunächft eiutreten, auf baS fid) bas
ganae CrganifationSgeritft ber PJaffenberufSVereine neu 11111 «
ftellen miihte, um nicht ein äit)ilrcd)tlid)eS EbcmS baraitö mer-
ben 311 laffen nnb ihre PermögenSred)te 311 m Sangball für
proaeftliifterue Abtrünnige ber SWitglicbfdjaft 311 machen. Eine
Ausfdialtung bes 8 152 3lbf. 2 in Anfebung ber SloalitionS*
beaiehnngen, bie burch bie XarifPertragSabfchlüffe ber Perbänbe
amifdien ihnen nnb ihren Pütglieberu berührt merben, ift 311
befiirmorten, obmohl nad) An fid) t mancher ßuriften ( 3 . P.
P?afd)fe) ber § 152 3lbf. 2 einfehränfenb ausaulegen ift unb
eben nur auf „10 lebe Pereinigungen unb Pcrabrebuugeir,
bie unb folueit fie Erlangung giinftiger Sohn- unb Slrbeits-
bebinguugen mit folibarifd)en Srndmitteln bcamedeu, 3lnmen»
bang finben Fann, mährenb bie Pereinigungen für alle anberen
anherhalb bes ^ohnfampfgebietcS liegenbe Petätigungen von
8 152 unb 8 153 überhaupt niefit betroffen merben, alfo and)
ihre ^arifvertragsfriebenstätigfeit nidit notmenbig unter 8 152
Abf. 2 fallen muh; bod) ift biefe juriftifdie Anfidit eben mie faft
alles auf foalitiousrechtlicheni (Gebiete 311 umftritten, um
baraufhin fo miditige 2 oaialgebilbe mie Tarifverträge redjtlid)
nngefiriiert laffen 311 Faunen. Es mirb alfo auf alle Salle 8 152
Abf. 2 für .Sioalitionsfragen ber Tarifvertragspolitif befeitigt
merben miiffen, hingegen ift bie meitergehenbe Sarberung bes
Arbeitgeberbunbes für baS Teutfche Paugemerbe, auch menn ihr
einige politifche Arbeiterblätter ohne geniigenben Einblid in bie
red)tlid)en Tatbeftänbe nnb föonfequenacn bebingungSloS 311 =
ftimmen, nur bann 31 t beliebigen, menn gleichzeitig bie anbere
alte foaialpolitifdjc Sorberung eines allgemeinen PerufSvcr-
einSrechtS ihre Erfüllung finbet. TaS aber bebarf, mie bie
Darlegungen beS ArbeiterrecbtSauSfcbnffcS ber ©efellfchaft für
Soaiale Reform bemeifen, nod) ernfter Porarbeiten, ba bie alte
Regierungsvorlage über bie PerufSVereine feine braudibare
©runblage für baS OrganifationSredht ber BnFitnft liefert.
SB. 3-
liegen bie Von uns als befremblid) beaeidjuete bebiugungs-
lofe guftimmimg einaeltter foaialbemofratifdjer TageSaeituugeu
3 tir Eingabe ber PaitarbeitgeberVerbänbe menbet fid) nad) bem
Porgattge anberer (^emerffdhaftSblätter in befonberS fdjarfer
Söeife baS „ilorrcfponbenablatt ber ©eneralfommiffion" (Rr. 25,
22 . Qnni), unb amar aus ©rnnbeit, bie fid) teilmeife mit
nuferen obigen ©ebanfengmtgen berühren. ES Reifet ba u. n.:
Dem „PortoärtS" fehle jegliihe Legitimation, Von einem Per-
langen b?r Arbeiter nad) biefer Aufhebung 31 t reben. teilte gemerf-
fthaftlid^e Organifation habe einen Pefcblufc gefaxt, ber eine fold)e
Sorberung enthielte. Pielmehr fei immer bie Pefreiung beS Äoalitionö*
red)ts Von ben Seffeht geforbert toorben, bie ihm burd^ Ausnahme-
beftimmungen auferlegt mürben. Der § 152 Abfafc II fei eine foldic
geffel nicht, fonbern eine ©d)u&befiimmung, auf bie nicht belichtet
merben Fönne, folange nicht baS ganae AechtSgebiet ber Koalitionen
als foldje eine Regelung gefuuben hätte. Die ©emerFfibaften feien
Eegner beS OrganifationSamangeS, unb ber «Schub gegen ben Per-
einigungSgmang Fönne gar nid)t beffer unb prägifer gefafet merben als
burd) bie einfad)e gefeblid)e ErHärung beS RüdtrittSred)tS, mie eS in
§ 152 Abfafc II gefchehe. Diefe Peftintmung fei gum ntinbeften folange
beiaubehalten, als bie redjtlidje ©runblage ber PerufSVereine fclbft
nicht geregelt fei. ^ebenfalls hätten bie ©emerffd^afteu Feine Utfadje,
[ich für eine llntemehmerforberung einaufeben, beren Erfüttung nur
bagu bienen mürbe, ben Untemehmerterror gegen bie Arbeiter 31 t ber
ftärfen.
JLräettsnwrht uttit
Der beutfehe ArOeitSmarft im Atni 1918. Die beutfdje ^nbuilric
hatte laut ReidjSarbeitsblatt f^uniheft) im A?ai eine ebenfo rege
Tätigfeit 311 beraeichnen mie im April. Die LeiftungSfähigfcit bei
vmbuftrie blieb ben an fie geftcllten Anforberungen gemadifen. Die
Pefchäftjgung hielt fid) aud) bem Porjalvr gegenüber aumeift auf ber*
felben £öbe. Da bie PerfehrSberhältuiffe fid) in eii^elnen Eebicten
giinftiger geftalteteu, fo tonnten einige Friegsmid)tige Eemerbeameige.
ihre Umfäbe meitcr erhöhen.
Der (SefdjäftSgang im Perg* unb .^üttcumefeu blieb lebhaft,
ebenfo in bei* Eifeiu unb AietaUiubuftric unb im Afafd)incnbau.
Aus aahlreichcu vsnbuftricgebicten merben meitcre Steigerungen ber
Löhne gemelbct. (künftig geftaitetc fid) aud) bie Lage im Eifenbahu^
magenbau unb in ber Afotor- unb Kraftmagcninbuftrie. Die mciftcu
gabrifen in ber elcftrifdjen unb djemifchen gubuftrie maren im Aiai
glcid) rege beschäftigt mie in ben Pormonaten. Pur im Spinnftoff-
gemerbc unb in ber PefleibuugSiubuftrie blieb bie EefchäftSlage in
vielen Teilen bes Reiches ungünftig. Die Pautätigfcit hat in
ciuacluen Stabten eine gemiffe Pelebuitg erfahren.
gu ben Aachmeifungcn ber Kranfenfaffen für 1 . guni hat bie
3 a h l ber m ä n n l i d) e 11 P e f ch ä f t i g t e u um 2599, bie ber
m ei blichen um 3710 gegenüber bem 1 . 3Wai angenommen. Diefe
Abfchmäd)ung gegen ben April ift eine alljährlich auftretenbe Er
fcheinung, ba fid) in ber Bed bont 1 . April 311 m 1 . Mm burd) ben
Eintritt ber Sdjuleutlaffeueu ins Ermerbsleben eine aufecrorbcnüidi
ftarfe Büuahme ber Pefdhäftigung ergibt. Perglichen mit ber am
1 . guni 1917 feftgeftellteu Banahme, ift bie Steigerung ber Pe
frfiüftigteuaahl bicsmal fdjmädjer ausgefallen, infolge ber geringeren
Bunähme ber männlichen al* auch öer mciblidjeu Pcfchäftigten. Die
Pergarbeiter mie bie in ber gnbuftrie unb Lanbmirtfchaft befd)äftigten
Kriegsgefangenen finb in ben Ergcbuiffen ber KrauFcnfaffenftatiftif
nicht einbegriffen.
Aad) ben Jyeftftetlungcn uou 32 gadmerbänben, bie für 1 192 Ui 1
Aiitglieber beriditen, betrug bie A r b e i t S l 0 f e n 3 a h TEnbe Atai
9038 ober 0,8 u. ,sb. gm April mürbe von 34 Pcrbänben bcririVei
unb bie gleiche Arbcitvlofeuaiffer bou 0,8 b. .«p. fcftgeftellt. Sie ftaub
int Afai 1917 auf 1,0 unb hatte 1915 2,9 b. betragen. And) in
ber griebensaeit, Aüii 1914, mar bie 3lrbciiSlofigfe.it mefentlid) höher,
uämlid) 2,8 v. < 0 .
Die Statiftif ber A r beit v 11 a d) m e 1 f e läfjt für beibe We
idjlechter eine 31 b 11 a b m e b e s A r b c i t s a 11 b r a u g e s erfenner.
gm A^ai fameu auf 100 offene Stellen bei ben männlichen per fönen
59 Vlrbeitfudjenbe «gegen 02 im Pormonat); beim meiblid)eu CKe-
fülle du 85 (90).
Die biv Aiitte guni veidienbe Statiftif auf (Mruiib bes „3l r
beit s m a r f t * 31 u 3 e i g e r s" aeigt im Perglcidi gunt Povjahi
6üo
Soziale 5^rdii» nnb Arcpio für BölfStooblfnljrt — U)1H — XX\ II. Ar. 39.
606
eine jtarfe Berminbertmg bet iiberfd)üjfigen Arbeitfudjenöen itnb eine
Vermehrung ber niept erlcbigten offenen ©teilen.
Ar&eitSnadm>eife für Sobafar&eitennnen. (Sin bcmerfcnStuerteS
foziateS BerftänbniS betocift bi-c Deutfdjc 3entralc für StciegSliefe-
rutrgen bon Dabalfabrifaten in äUinben. ^adjbetn fic bereits unter
erheblichen gelblichen Aufroenbungen bie (ErioerbSlofenunicr-
ltüpüng ber Dabafarbeiter — auch über ben SVreiS ber crngefchlaffenen
firmen hinaus — in bie 2 &ege geleitet pat fteUt fie jept bem
.Sl riegSamt bie Sinmne Poti 300 000 M für ben Ausbau ber ArbcilS-
nad)twife für grauen mit Wütffkpt auf bie Dabalarbeitcrtnitcn 511 r
Verfügung, einem hierauf bezüglichen (Erlap gibt bas ßriegSamt
Wicptlinien für ben Ausbau ber u>etblid)eit Abteilungen ber Arbeite
nachtneife überhaupt. AIS erfte BorauSfepuug mirb bie ^>eran=
Ziehung tüd)tiger Kräfte für bie Vermittlung bezeichnet; im übrigen
mirb feftc Wege hing unb Ausbau bes zinifchenörtliehen AuStaufd>eS,
forgfältige ArbeitSberätung bei Übergang in einen anberen Beruf
unter Beriitfftdjtigung bes* befonberen ArbeitSbebarfs ber Sanb=
mirtfepaft, enge äufammenarbeit mit ben bic (Ermerbslofemtnter-
ftüpung aaiSzaplenbcii ©teilen, umfangreiche Vrogaganba für bie
Benupung ber ArbeitSnadjmeife gefordert. $m ^ntcreffe einer
fpätcren Wiirffüprung in bie Heimat ift Aufrechterhaltung einer Ber=
binbung auch mit ben nach ausmärts vermittelten Arbeiterinnen
in ber $orm anzuftreben, baß biefe ungehalten merben, auf mitge»
gebeneu oorgebrueften .Starten Abreffemuedjfel ober Aufgabe ber rer«
mittelten ©teile bem peimifepen ArbeitSnadtfociS mitzutcilen.
Utrtksfrjteljtmg.
Staatliche Förbcrung ber Berufsberatung unb Sepriteücn-
bermittlung.
Die ungelernte Arbeit ber ^ugenblicpen unb tut 3it-
fammcnljanfl bmuit ber Mangel an gelerntem jungen Wach»
rnuchs in Hanbmerf, Önbuftrie unb ©anbei nehmen mehr unb
mehr einen bebenf liehen Umfang an. Wad) einem Bericht beS
SanbeSgemerbeamtS ift im Bezirf ber ©anbrnerfsfammer
Berlin bie SehrlingSzapI, bic in früheren Sohren 41 500, oor
bem Kriege nod) 25 500 betrug, auf 7900 gefallen. Sn Ham¬
burg ift bie 3ahi ber Lehrlinge t>on 2069 tut S’ohre 1913 auf
1699 int Sol)re 1917 bernntergegangen unb äbnlid) liegen mopi
bic Berpältniffe in anberen ©ebieten.
Um hier Abhilfe 31 t ftfjaffen, ift Oon Oerfcpiebenen BunbeS-
ftaaten eine Förbernng ber BerufSberatungSfteUen unb Sehr»
fteflenbermittlung oorgefehen. Borangegangen ift Bauern,
ZuncMtft mit einem Erlap 00 m 21. April 1917, ber allerbingS
nad) Anficht peroorragenber ©adpoerftänbiger (0p. 203) feinen
3 med berfehlt hat, n>eil er bon bornherein falfcp angelegt mar..
Bebeutfarncr mirb hoffentlich bie Berorbnung bom 19. Dezem¬
ber 1917, s Jh*. II 11 121 fein, bie int Anfcplup an bie Regelung
beS ArbeitSnatfjmeiSmefenS Seprftellenoermittlung unb Berufs¬
beratung für Sugenblicbe beiberiet ©efcplecptS auf eine neue
(Ernnblage fteHen foU.
Die Sehrftelleimermiittlung, bie auch bie Bermittlung ber Am
fangSftellen für jugenbtidje Arbeiter in ftnbuftrie, £anb= unb ©aus-
mirtfd;aft übernehmen füll, ift in gufanunenarbeit oon ©djule, 63e=
meinbebepörbe unb Arbeitsamt gebacht. Die BotfSjdmlen haben
mäfjreub beS lepten ©chuIjahrS (Erhebungen über bie Berufsmahl ber
©cpüfer anzufteHeit unb i*aS (Ergebnis ber Eemeinbebepörbe, reff,
bent Arbeitsamt unter Hinzufügung beS fcpulärztlidjeu Urteils ein*
Zureidjeu. $u ©emeiuben mit Arbeitsämtern füllen bic ©cpitler
barauf ping/ennefen merben, fich mit (Eltern ober Bonmiubcrn beim
Arbeitsamt perföitlidj üorzuftelleu. Die ©emeiubebepörbe, refp. bas
Arbeitsamt [teilt auf Erunb biefer (Erhebungen eine (Eefamtübec-
ficht auf, bie ben Arbeitgebern, menn baS BebiirfniS banad) beftept,
befanntgegrben mirb. Sn Orten ohne Arbeitsamt fepirft bie (Ec-
meinbebepörbe eilte Ausfertigung biefer (Ecfamtüberficht an bas
uächfte Arbeitsamt; auch übernehmen cS ©emeiuben ohne Arbeite^
amt ^ormitlare für fdhon fchukutlaffene lehrfkllenfuchenbe Knaben
unb Räbchen, fomie für Sehrherren au baS nächfte Arbeitsamt 311
übermitteln.
Die Arbeitsämter haben bie 3ahl ber tmrliegenden Angebote
an Lehrlingen unb Sehrherren unter Angaben ber BcrufSart öf=
fenil.d) befannt zu geben unb Übcrfidhteu über bie SchifteIlenfudjen--
ben tcu laubmirtfchaftlidven BezirfSausfd)iiffeii, ^anbrncrfSfammcrn,
^aubelSfammcrrt unb fonftigen SVörperfdjaften, bei betten Bebarf
an Sehrlittgcn befteht, mitzutcilen, unb bamit bie Aufforberung zu
oerbinben, offene ©teilen bem Arbeitsamt anzumelbcn uttbi beffeu
Berinitlluttg in Anfprud) zu nehmen.
Sm Aufd)luf} an bie Arbeitsämter unb menn möglich unter
(Eingliebentng in biefe finb üon ben ©emeinbett nad) Atafjgabc bee
BcbürfniffeS unter Aiitmirfung üon Schrern, Ärzten, BerufSPertrc=
tmigeu, Sugenbpflege= unb SugenbfürforgePereiuen BentfSberm
timgsftellen für vsugcnblidie einzuridfteu. Sn ben priPatcn Beruf-?-
beratungi’itellcn bürfeit nur fachfuubige unb erfahrene-. Bcrfoneu
oermenbet merben. SBahrnehmungen über bereu Dätigteit haben
bic Arbeitsämter ben zuftänbigen DiftriftSPcrmaltungSbehörbcn mii
Zuteilen.
Sm übrigen merben bie SehrftellenüecmittlunflS* unb Berufe-
beratungSfteUeu barauf hiugemiefen, bafe in erfter Siuic bic Sugenb-
lidjen in folchtn ©teilen untergebrad)t merben, bic ihren Steigungen
entfprechen unb ihren lörperlichen unb geiftigen Kräften angemeffeu
finb. SBciter füll baS ^auptaugenmerf barauf gerichtet merben,
bafc bie Sugcnblidjen gelernten Berufen einfchliefelid). ber Sanbmirt-
fdhaft zugeführt merben, namentlich folcheu Berufen, bie einen jungen
AadjmuchS befonbers nötig haben. Bei biefer Dätigfeit haben bie
Arbeitsämter mit allen Streifen mtb SVörperfdjaften, bie fid> mit
ber Beratung itub Bermittlung jugcnblid)er Arbeitskräfte befaffen,
ftetc Fühlung zu nehmen.
B?it btefem ©rlaB ift bie SehrfteUenoermittlung itnb Be-
ntfsberotitng, bie bis bapin faft ouSfd)liefelirf) bie Domäne non
^ntereffentenorganifationen nnb gemeinniifcigen pribaten
Bereinen tnar, oft mit i*ed)t nnznlänglidien Mitteln arbeitete
nnb bitrd) il)t*e nnfiepere gelbliche Sage nnb mangelnben Be¬
ziehungen ftarf gehemmt mar, anf eine fiepe re, breite ©rnnblage
geftellt; fie fann nunmehr mit allen SD?itteIn bei* bepörblicpen
Autorität arbeiten.-Bor allem ift bamit bei* 3 crfplitternng ent-
gegengemirft, bie fiep aitcp anf biefetn Gebiete, z* 33- onS fannt
nerftänblid)en fonfeffionellen ÖJriinben geltenb macht, nnb bei
für eine fruchtbare Arbeit unentbehrliche Anfcplnfe an ben
öffentlichen ArbeitSnadüneiS gefiebert. AHerbingS merben fid)
bie giinftigen SBirfnngen erft nach unb nad) seigen, ba bei ben
gegenmärtigen f^mierigen Berpältniffen itnb namentlid) bem
fepreienben Mangel an geeigneten Bienfcpen bie Ditrcpführnng
mopl znnädift fepr langfam nor fiep geben mirb. Erfreulich ift,
bafe ber Erlafe Knaben unb Stäbchen gleid)ermeife umfafet nnb
eine enge Berbtnbung mit ben an bei* Srage intereffierteu
Streifen norfiept. Ob man mit ber rein freimilligen Benuhung
ber BentfSberatungSftellen trop fräftiger Bropaganba in ben
©dhulen eine bebeutenbe BenupungSziffcr erreiipen mirb, mufe
man allerbtngS nadp ben bisherigen Erfahrungen bezmeifeln;
miinfd)enSmert märe auch eine mirffame Kontrolle ber oft fepr
bilettantifcpen prinaten Berufsberatung, bie fepon Piel ©diaben
angeridptet hat. $m. ganzen bererf)tigt ber Erlafe m guten
«Hoffnungen.
Qn B r e u p e n hat baS «Q u 11 it S nt i n i ft e r i n m a ni
28. 3Wärz 1918 eine Berorbnung erlaffcn, bie in engem An-
fd)lup an bie ©cpule bie Berufsberatung förbern min.
Danach foll bie ©dntle Eltern unb ©dpiilern AuSfunft
erteilen, menn fic barum befragt mirb, aber Abftanb bapon
nehmen, ihren Wat ungebeten aufzitbrängen ober für bic Sßapl
eines Berufs eine Berantmortung zu übernehmen. Bebenfen,
bic f)infid)tlidj beftimmter Berufsarbeiten namentlid) megen
Überfüllung obmaltcn, hätte fie 511 änfeern, ttnmentlid) and)
auf bie BSicptigfcit beS HonbmerfS pinzumeifen. Der @ang
ber Beratung ift fo gebaut, bap im Unterricht Aufflärung
über einzelne BentfSarten gegeben mirb unb bap ber ©d>nl-
argt im einzelnen Salle Pov ungeeigneten Berufen marnt; aud)
fofien aufflärenbe eepriften unb Borbrucfe ber örtlidjen Be¬
fahl ngSftellcn Porbercitet merben, bic biefen unter Bofügong
eines Urteils beS SeprcrS über Anlagen nnb beS ©cpnlarzteS
über (EefunbpcitSzuftanb iiberfanbt merben, bamft fie fiep bann
mit ben Eltern in Berbinbung fepen fönnen. Ein enger An-
fd)fup an bie beftepenben Organifationen mirb ben ©cpnlen
empfohlen, namentlid) für bic 9J?äbrf)en. Wicht ganz Hör ift,
in melcpern Wapmen fid) bie AuSfunftertcilung burep bie
©diitlc felbft bemegen foll, bic ber Erlap trop ber einftpränfen-
ben EingangSmortc bod) augenfid)t(id) förbern miH. ES ift zu
erhoffen, bap bie ntapgebenben ©teilen fid) jeberzett ber gropen
Berantmortlicpfeit unb ber ©cpmierigfeit einer alle Berpältniffe
beriidfieptigenben Berufsberatung bemupt finb, biefe ben bafiir
gefdjaffenen ©teilen überlaffen unb fiep barauf befrf)i*änfcn,
bereu Benupung zu förbern unb allgemeine Aufflärung zu
treiben, ©epr zmeifelpaft erfepeint bie Biöglidpfeit burep
Rührer ober fonftigeS Drudffacpenmaterial bie Seprerfcpaft zur
Berufsberatung zu befähigen, giiprer finb bet'anntlid) Pcraltet,
bis fie erfepeinen, nnb eine gute Berufsberatung erforbert
ftänbig Fühlungnahme mit bem Berufsleben. Dap bie
©cpule fid) hüten mup, burep eigene SeprfteßenPermittfung bie
nnbebingt notmenbige S^utralifierung zu bnrd>bred)en, bebarf
feines «HinmerfeS.
Auch im preupifdien «HanbelSminifterium merben zurzeit
Borarbeiten in ber gleirfum Widjtimg getroffen, bie bei bent
007
(Soziale ^raji§ uni) ?lrdjib für BolfSWol)lfahft — 1018 — XXVtl. Br. 80.
(frnft nnb ber Sod)fcnntni§, bie bic auftnnbigen Stellen au§'
acirfjncn, ficf>crlicf) 311 einem mertüollen Ergebnis führen iuerben.
3n3tDifd}cn bat fid> and) bei* 3> e t* b 0 n b D e u t f rf) e r
91 r b e i t S n a d)lu c t f e mit ber grage befaßt nnb bnrd) einen
UnteimtSfd)nft Eeitfäfte auSgearbeitet.
Etoforbert wirb ber 9 luSbau ber öffentlichen unb gemcinnüb'geu
EinridUungen für ßclirftelleuucrmittlung unb Berufsberatung unter
Beriicffichtigung folgenber Etefichtspunltc: 9 ln Stelle bei* jebt öc-
ftehcnbcu äerfplitterung ift eine einheitliche Cvganifation burch 311-
führen, bie unter Bc’itwirfuug aller an ber Berufsberatung, Eeljr-
lingöbaltung unb ^ugcnbfürforge beteiligten Greife bic erforber-
liehen Ülrbeitcu unter bcin ©efid}tspunfte bcs öffentlichen .^ntereffes
uerrichtet. ^n erfter iitiiic anauftreben ift bie ©iitwirhiug ber
Schule bot Sdjukntlaffimg. $ebod) fanu nach ber Sdjulcutlaffuug
bie Sftitwtrfung t<er gortbilbmigSfdptle — Belehrung ungelernter
^ugeublichcr — nicht entbehrt werben. Soweit uad) ben wirtfdjafD
liehen ©■crbältmffcn ein BebiirfniS befteht fall ein 5 luSfd)uft für
Berufsberatung unb ßehrftellcnöcrmittlung unter SWitwirfung bcs
öffentlichen JlrbeitsnachmeifeS, bcin me ift bie Rührung ber ©efd)äfte
beS Vlusfdiuffes 311 übertragen ift, gegrünbet werben. Die 3 u-
fammenfaffung ber Xätigteit ber örtlichen JluSfdjüffe, bie Regelung
beS 3Uüfd>enörtliehen BerfchrS, bie Durchführung unb Überwachung
ber £rganifatiou, fowie bic einheitliche Bearbeitung grunbfäplicher
fragen gefdjieht awecfmäftig burch eine befonbere, üon bem SlröcitS*
nadjwciSbcrbanbc 311 fehaffenbe Einrichtung (Abteilung für Berufs¬
beratung unb Ecl)rfteUenbermi 11 tung). tfur Dccfung ber Daraus-
fichtlich nicht unerhcblid>en ftoften fann auf Staatsmittel in aus-
rctchenbem Umfange uitfjt bcraidjtet werben. Die alsbalbige Durch¬
führung ber Berufsberatung unb SehrftcücnUennittlung ift bringenb
crwiinfd)t im ^inblirf auf bie fhwicrige Überführung ber 3ur3e:t
in ber .SiriegSWirtfdjaft tätigen ^ugenblichcn in aubere Berufe, ins-
befonbere in Sehrftellen, uitbefdjabet ber ©iaftnahmen, bie 3itr EÖ-
fung biefer Aufgabe aufterbem 3U ergreifen finb.
5luS ben Berbonblungen über biefe Eeitfäfce läfet fid) ent*
nehmen, baft ein 33enuftungSän>ang nicht als rDÜnfrfjenStnert er»
fchien, mohl aber unter Beriicffichtigung ber BebiirfniSfrage bic
obligatorifd)e Einrid)tung üon Eebrftelleunenuittlung nnb 33c*
rufsberatmtg, mie fie ber bat)erifd)c Erlaft borfieht; bie engfte
Berbinbung biefer Stellen mit ber Öugenbiid)enabteilung ber
3trbeitSnachmeifc nnb ben an ben eintägigen fragen inter»
effierten Greifen mürbe geforbert, eine paritätifdic 33e.feb.uufl
hingegen abgelehnt. Die Dcitigfeit ber SfrbeitSncuhmeiSUer-
bänbe mürbe in ber Einrichtung befonberer 3lbteiluugen für
Eebrftellenüemüttlung unb Berufsberatung innerhalb ber Ete*
fdiäftsftellen ber Berbänbe unter hauptamtlicher, gegebenenfalls
meiblicher Leitung, benen bie Durchführung nnb itbertoadjung
ber Organifation obliegt, beftehen, ferner in ber Regelung
bes ^fuSgleichS burch Verausgabe einer SteHenlifte.
fttewrif^e PittetUtttgiK.
?We neuerfchleitenen ©üd)er, bie ber Sdjriftleitung augefanbt »erben, »erben hier
Dcrjeichiiet Die »eitere ©efpredjung eingelner Schriften, hier ober Im £auptteil
ber .Soaialen BrajiS*, behält fleh bie Sd)riftleiiung oor.
Erbrecht bcs Reiches unb ErbfchaftSfteuer. Bon
® eorg B a m t> e r g e r. 91. Deidjertfche Bucbboublung,
SBemer Scholl. Eeipaig 1917. 50 S. 80 Bf-
Um ber broheitben ginananot &err 3 U werben, empfiehlt ber Bcr-
faffer, baft baS tefiamentslofe Erbrecht ber Bcrwanbten in ber Seiten¬
linie fortfallen unb an ihre Stella baS Stteich als gefeftlidjcr Erbe
treten fülle. $u ber Durchführung biefer ©iaftnahme, üerbunben mit
einem Ausbau ber @rbfd>aftsfteuer, ficht ber Berfaffer bie Bföglichfcit
einer Biehreinuahme ber Dteichsfaffe bou einer BliUiarbe jährlich.
V(ud> legt er EeWid)t barauf, ba^ eine Erbrechtsreform jugleich 3 ur
BerwirUichung ber Bobenreform beitrage.
Die ÄriegSfinanaen. .^riegStoften, ^riegSfchäbeit, .Viricgi?-
fteuerrt. Bon Earl Dfjeobor bon Ehe ber g. 31. Dci-
chertfche BerlagSbuchhaablung, SBerner Schoß. Eeipaig 1917.
216 S. 5 M.
Das SBerf bittet eingehenbe Belehrung über baS EJebict ber
StriegSfinanaen, auch im Vinblicf auf englifche, franaöfifche, ruffifche
unb italieuifche Berhältniffe.
Fräulein ©ro^fnecht.' Erleb n i f f c eines Stabt-
t i n b c S im 2B e 111 r i c g c. (3ieue bon „Viotcrui
s ^flug aur ftriegSaeit".) Bon E. VecauSgegcben bont
Bccterlänbifchcn J5rauenbercm Xrier-Stabt unb -Saim. Biii
Sdjattenriffcn. Karlsruhe 1017. Berlag ber ©. Braunfriicn
Vofbudhbrurferei. '$rciS 2 Ji.
Die ü r i e g S 0 r g a n i f a t i 0 n ber Ä enfumente u. „Kriege-
auefchufe für Slonfumentenintereffen" — $r. f. Är. —. Ban
dipl. mere. 3t ober t Schloeffer. 19./20. Veft, Bercins-
ausgabe. 39. Eaiigguth, Efelingen a. 9t. 31 S.
Der © r 0 ft f) a n b c l in föaumwallwaren. Seine Ent-
wicflung unb Bebeutung in Deutfchlanb. Bon B e n a S
E e b p. Veft 2 ber Schriften „Der ©rofthanb-el unb bie bcutfdie
BolfSWirtfchaft". Weimar Vobbing. Berlin 1917. 32 8 .
El e l b ft r a f c ft a 11 © c f ä n g n i S. 33ott © e 0 r g Barn-
berge r. 3. £>eft ber Schriften ber Deutfchen ©efeßfehoft für
foaialeS Stecht, gerbinanb En!e, Stuttgart 1917. 29 S. 1
Die Seitfthrift »♦S^oftalc |0rari* unt* für ift burch alle SBudjhanbtungcn unb Baftämter OßoftjcitungSnummer 7137) ju beziehen.
Einjelitummer 35 Bf- MujetgcnpreiS ift 45 Bf- für bie öicrgefpaltcne Betttacile.
Verlag non © u ft a o giftet In 3 e it a.
Grnft s iU»be unb feine Sluffaffunfl non Staat nnb
Stellt. Siebe bei bet non ber Unioerfität ^ena oeranftalieten
©ebächtniSfeter am 6. gebrnar 1910 gehalten bon Dr. Wmwcb
fRofent^al, Brofeffor ber Dtedjte. Breis: 1 Btarf.
dranffurter 3 c ü un 0 öom 17 . Süll 1910 :
ES gewährt immer bon neuem innere greube unb Befrlebigung, über
Ern ft Slbbe etwas 8U hören ober p lefen. Der ^enenfer Staatsrechtsichrer
9tofenthal hat in ber oorliegenben 9tcbe bie ©runbibeen flaraulegen ber*
furljt, bie Wbbe bel)errfd)ten, infomeit SHetht unb Staat in grage famen.
^oef^ungen $ut Sobenceform. «on itavi yoienite.
I. Bobeit unb Kapital im SRed^t — eine ©runblegung. II. Die
9ted)tSerftredung bon Bobeit auf Bau nnb Bauftoff unb baS 3^au*
gläuhigerpfatibrecht im römiftfjen Stecht. 1909.
BreiS: 2 Btarf 50 Bf-
III. Der Baugläubigerfdhufc im Btittelalter unb in ber Bereit.
BreiS: 2 Btarf 50 Bf-
3entralblatt für 9tcd)tS»iffenfchaft, 2. 9teil)e, IV, 7:
©t Damafd)feS ©ahnen bewegen fid) bic beiben Öbhanblungen, in benen
ber Berf. über „©oben unb Kapital im 9t." grunblegenbe 2luSfüf)rungcn bietet
unb „bie 9tcd)tSerftrecfung üon ©oben auf ©nu unb ©auftoff unb bnS ©au-
gläubiger*Bfanb*9t int r. 9t* erörtert 2o mtcrfenncnSwert baS Streben ift,
gefd)id)tliche 3lnflängc an moberne 2litM).uui;igen fcftauftellen, wirb bod) bei bem
raftlofen ,>ortfd;rciten ber heutigen r ditlidien unb »irtfdjnillidjcn Entwicflung
ber ©lief ber greunbe einer gcfunbcii liiltuifligen ©obeiireform mehr auf bie
gufunft als auf bie Bergangenheit ju viiliten fein.
2)te gemif^t privaten unb 'öffentlichen Unter-
nehntungen auf bem ©ebtete ber Gleftrijttätö-
unb©aönerforguna nnb beöStrajjenbaljttivefettö.
Bon Dr. phil. et jur. 9tic$aift ^affoto, orbentl. Brofeffor ber
Bribat* unb BoIfSWirtfdhaftSlehre att ber Ägl. Dechnifd^eit -
3 U 9lad)eit. 1912 BreiS: 6 3flaif
Inhalt: Einleitung. Begriff ber gemifcht pribaten unb’öffentlichen
Unternehmung. — Die aunehmenbe Berbreitung ber gemifcht pribaten m*b
öffentlichen Unteritebmungen in ber ©egenwart, befonberS auf bem ©ebüte
ber ElcftriaitätS» unb ©aSderforguttg unb beS StrapenbahnwefenS. — I. Xcil:
®ie »ichtigften gäße bon gemtfd)t pribaten unb öffentlidjeit Unlernehmungeu
auf bem ©ebiete ber EleftrijitiitS- unb ©aSberforgung unb beS StraBcnbahn-
»efeitS — II. Xeil: 3afammenfaffenbe Betrachtungen ber gefchilberten Einael»
fälle. — I ßlnlage: ©ertrag j»ifd)en ber SIE® unb ber Stabt ftönigberg über
bie ©erpadjtung ber ftäbtifd)en EleftriaitätSwerfe unb Stra&enbahnen. —
II. Kn läge: ©ertrag awifcfjen ber Stabtgemeittbe ÜJiannl)cim unb ber Ober-
rhetnifchen Eifeubahngefellichaft überl ben ©etrieb bon ©orortbahnen —
III. Einlage: Safcimg beS Elbtal-EleftriaitätS-BerbanbeS. — IV. Knlage:
gonbS für ©etciligungeti ber Stabt Dilffelborf an gewerblichen Unter¬
nehmungen. — Sadjregiftcr.
KngefidjtS beS 3uge8 ber 3«t, gemlfdjt pribate unb Öffentliche ©etriebe
für grofce mirtfchaftltche Unternehmungen inS Eebett ju rufen, wirb cS für
biete StommunalpoIUifer unb ©ahler, ^nbuftrielle unb .^auflcnte bon befoiu
berem ftniereffe fein, in einer grünbiid)creu Üuterfuchung ja erfahren, welchen
Umfang unb weldje Bebeutung ber gemifdü pribate unb öffentliche Betrieb
bereits erlangt hat, wie bie fo berwaltetcn Unternehmungen aufgebaut finb
unb wie fie fid) bisher bewährt haben. Das wirb in ber borliegenben 9lrbeit
auf ©ruttb ber Durdjfidjt eines großen Materials an Elften, ©ertragen, Dcnf-
fdjriflcu unb BratofoHeu bargelegt.
©crnutwortlid) für bic ©chriftleihmg: Dr. Ö u b w i g $ c p b e. ©erliw®nmcwalb. — ©erlag: @ u ft a b Q?i f ch e r, gena.—©ebnitft bei3 u li u § S111 c n f c l b, ^ofbucöbnicfer., Berlin W 8
ferltn, Den 4. Juli 1918.
Hummer 40.
xale jjraaeisr
»mir
§tx‘4)tu für yrtlüönttfljlfctJjrH
Crfiftetwt iw jtbem flamtmtag. fermugtber: *>««• »terUlMtlU, 4 »axh.
Äd^rlfti* Hangt 5
gerita w», 9*u*rt»rfpr. 29/30 fjrof. Dr. <&. Uraitd« uttb jftof. Dr. p.ghtrowrntann. «np«» girati, s*n#.
#»tnr|iwi|>fri Iml toUmtotf M»»._ 6«™[prciJ«r M
ffuhalt
®ie 20? a fe nahmen jur Be¬
teiligung berüföotyitungg.
not. Bon ®i\*3ng. SUfrcb
©icner, Berlin.611
(Befefffdiaft für eoaiale Olcfontt .
Snternatfonale {Bereinigung fftr
gefefelidien ttrbeitcrfdjufe ... 6)8
®ie Crt3grubpc.s>annober ber ÖSefell-
fefjaft für Soziale Reform.
Cojtalr Bnftänbe . 618
£ie ©ntmidlung ber Bergarbeiter*
löfjne.
Arbeiter « unb Unternehmer »«-*
tretaugen . 614
S)te2lrbeit§f(nnmerüorlage int
}Reicf)StagSau8fdju&.
fio^Rbenegiragen unb KrbeiM «
tämp fc . 616
$ie Streifbetoegimg ber öfterreic^i*
f<$en Arbeiter.
Organ ifationen ber Arbeiter , ® e *
tjilfcii , Ungeteilten unb De «
amten . 616
2)ie ^ntcreffengcmeinfc^aft 2)eut[c§cr
Beamienoerbänöe.
®ie SluftoärtSbetüegung ber We*
toerffdjafien.
Hrbeitdmarft n . Ur & eii $ nft $ u » ei # 617
5?eue ©ege für bie «IrbeitS-
martt- unb ©efdjaftigungS*
©tatiftif Bon Dr. (£. £>ager,
Borftanb beS .^afenbetrieb8»Bereln*
in Hamburg.
©enoffenfdjaftöioefcn . 619
S)cr gentralucrbaitb beutfcf)cr Sion*
fumuereinc.
49oJ )( fal ) rt $ cittric$tungen .... 620
Tev Sd&ufe be$ unetyclidjen UinbeS
burd) ©efefj unb gitrforgemafe«
nafjnten.;
Hr & citerucrff $ erung . ®parf affen 621
S)ie 90?inberjä$rigen in ber
Übergangotoirtfcbaft.
Qtolfdersieljung . 622
@iit fiebrgang über Berufsberatung.
2lrbeit3fonferen3 ber ©oralen 8lr*
beitSgemeinfcbaft Berlin-Oft.
£ Uerarifd>e BUttcilttngen .... 628
ttbbrud fämtlid$er Sluffäfee ift Seitungen unb Seitfc^riften gefiattei, feboeb nur
mit botter Quellenangabe.
öif Pa|jitnljmcn ?«r jJffritipttg ber Pujjmntgsiwt.
Bon Tr.=gng. ?U f t c b Wiener, Berlin.
Tie Maßnahmen, lim einer feßon beftehenben ober bod)
firfjcr an ermartenben WobnungS* bcfonberS AUeinmobnitngSnot
3 u benennen, finb ncnerbings um einen bebeutenbert Schritt
oormärts gefommen. 3 n ben „amtlichen Mitteilungen unb
Rachrichten" bes Atricgsamtes merben bie neuen Richtlinien
neröffentlieht, bte bie Mitmirfitng ber AiriegSamtsftellen bei ber
Regelung ber Bautätigfcit fiir baS Baujahr 1918 ergänzen
fallen. §n ihnen mirb neben ber Hauptaufgabe, bie SciftnngS*
fähigfeit ber AtricgSinbnftric auf beut erreichten Staube 51 t er¬
halten unb ben Ban Don lanbmirtfchaftlichen BctriebSgebänben
in ftärferetn Maße als bisher 3 u förbern; ber ©eftaltung ber
Wohnungsfrage, insbefonbere ber Behebung ber Wohnungsnot,
ein breiter Raum gemährt. „TaS AiricgSamt hält eS fiir feine
Bf licht, bitrcb geeignete Maßnahmen ber fepon oorhaubenen
ober 311 ermartenben Wohnungsnot ooranbeitgcn. Tie AlricgS-
amtSftellcn finb bähet* angemiefett morbert, bort, mo eine Woh¬
nungsnot beftcht uitb bie Tringlid)feit ihrer Beseitigung nach*
gemiefen ift, bie crforbcrlid)en Bauten mirffant 31 t nnterftiißcn
uub bie benötigten Bauftoffe freiaugeben." TaS befagt nicht
mehr unb nicht meitiger als eine fehr 31 t begriihenbe Milbcrnng
beS bisher beftehenben BauOerboteS, in bem eben außer ben
friegsinbuftriellcn unb ben lanbmirtfdhaftlichen Betriebsbauten
auch bie W 0 h n b a u t e tt als f r i e g S m i cf) t i g angefeben
unb bemgemäß geförbert merben fallen. RllerbingS mirb bie
Xringließfeit biefer Bauten in ben Ricl)tlinicn ftarf betont; eS
biirfte aber nicht all 3 n fcfjmcr halten, biefe in ben bei meitem
3 ublreichften Sällctt nachäumcifen.
511s Maßnahmen 3111 * Behebung einer Wohnungsnot
fomnten nun nach ben Ridftlinien in Betracht: A. Um- unb
Ausbauten; B. RotftanbSbauten; C. Reubauten. 3u bem unter
A genannten rechnen bie Rid)tlinien sunädjft bie Scrlegung
größerer Wohnungen in Heinere, fobann ben RuSbau Oon 2)ad)*
höben fiir Woljna'mecfe unb bie Reuanlage bon SteHermohnungen.
BeibeS ift ja bereits in beut gerneinfamen ^rlaß beS MinifterS
ber öffentlichen Arbeiten unb beS MinifterS beS Snnern 00 m
G. jpftober 1917 angebahnt. 5n ihm maren aunädjft bic
RegieruugSpräfibenten angemiefen morben, in ihren Besirfen
fcft 3 uftellen, mo unb in mcldjem Umfange Se'rlcgungen großer
Wohnungen möglich mären. Tttrd) bic s Jtot ber Seit gesmmtgen
mill man bem WohnungSmangcl, ber ja nun fd)oit! oon allen
Seiten als beftehenb ober bod) brohenb anerfannt ift, burch
eine Maßregel begegnen, bie überall bort, mo fic angemanbt
morben ift, eine erbeölidje Berfd)led)tcrung ber WohnungSber-
hältniffe mit firf) bradjte. So ift in Sih’id), oor allem in
Miinrfjcn, baS bort oielfache Bcftehen bott Seilmobnur.jgen —
in Miind)en finb nad) Mitteilungen beS BrofefforS oon ©ru¬
ber 1 ) ein Bicrtel aller Wohnungen berartige' ^eilmohmmgen
— fiir bic Wohnfultnr ber Bebölferung mit außerorbentlichen
Sdiäbcn berbunben gemefen. Xie Rachteile finb gan 3 beträchtlidje
unb bie WohnungS 3 erlegnngen boef) nicht fo „ohne erhebliche
Schmierigfciten burd) 3 ufiihren", mie bie Richtlinien betonen. £b
eine WohnnngSserlegung cmpfehlensmert unb troß beftehenber
Rotmenbigfeit, AHeiumohnungen auf bem fdmcllften Wege 311
fdjaffen, burchfiihrbar ift, müßte jebenfallS ftetS nad) brei Rich¬
tungen forgfältig geprüft merben': nad) ber tedinifchen Möglich¬
feit, nad) ber fokalen 3 ibecfmäßigfeit unb ben finansiellcn
Solgen, befonbers hinfichtlid) ber Realfrebitfrage. 3p ben ted)-
nifdhen Schmierigfeiten — bie Möglichfeit ber Söfitng ber«
artiger Aufgaben in faft allen gälten fofl natürlich nicht in
3 ibrebe geftellt merben — gehört in erftcr X?inie bic Einlage ber
möglid)ft für jebe Wohnung getrennt 31 t boltenben Küchen,
31borte, Waffersapf- unb -ajtSgußftelleiu Tie HerfteHung
oon Rauchrohren unb Wrafcnab 3 ugSoorrid)tnngcn — he-
fonberS in Käufern mit Sentralheisung — fomic baS
nachträgliche Montieren ber 3u- unb 91bflußleitungen
unb ber ftarfen Allofettrohre mirb oft nicht leicht möglich
fein. Tic unmittelbare 3Hgänglid>feit ber neu erftanbenen
Crin 3 elmohnungen 00 m kreppen häufe unb bie Einlage ge¬
trennter glurc mirb nicht feiten auf Sdimierigfciten ftoßeu.
Ta bic 3immcr ber ©roßmohnungen, 3 . B. baS Speifc 3 immer
einer 8-3imer-95Johnung, in gönn unb ©röße baS fiir Allein*
mobnungen ermiinfehte Maß oielfad) iiberfchreiten, mirb man
3 'nr Teilung oon (jinselräumen fommen miiffen, ber mannig¬
fache Hinöcrnifjc, 3 . B. bie Rnorbnung ber genftcr unb Türen,
entgegenftehen fönnen. Sind) bie WohnungSauSftattung, eS
fei nur an bic Borfetthöben erinnert, entfpridjt ben Smecfen ber
.Qieinmohnungen meift menig. Tafiir mirb man bei ber
WohnungS 3 erlegung faft immer auf fehr mefcntlidje 91nforbc-
rungen oor allem hpgienifcher 91rt, fo ber Duerburchliiftbarfeit
unb ber getrennten Slborte, oer 3 id>ten miiffen. %n fokaler
*) 8lbgcbrurft in ©berftabt, Haiibbuch beS WobnungSmcfenS,
8. 2lufr. ©. 188.
611
Soziale fragte unb Slrchib für VüII#tt>ohlfaf)rt — 1918 — XXVII. Sir. 40.
612
Beaießung merben giüei ©rfdjeinungen fcßmereg BebenFen ei¬
regen: bag bicßte Rebcmeinanberkben fo bieler Riietparteien
ohne jebe genügenbe Slbfonberung, ba bie £rennmänbe amifd>en
ben ©inaclmohnungen meift aug nur 5 cm ftarFen Rabißmänben
bcftehen, unb bag fdjmer bernteibbare 3ufammenmohnen aug
böllig berfcßicbenartigcn ©cßicßten ftatnmenber Bemoßner in
Sailen, Ido auch noch ungeteilte ©roßmohnungen im ®aufe bor-
hanbert finb. %n gelblicher ©inficßt merben fid) bie beträcht¬
lichen UmbauFoften in ber $öl)e ber Biietpreife miberfpiegdn,
bie ja an fid) fd)on burch bie hoben greife für bag ©inael«
äiinmer ber meift in teueren SBohngegenbcn liegenben ©ro߬
mohnungen erfcßredenb hoch unb für benl fleinen Bieter gerabe-
51t unerfd)minglich finb. $oftet bod) ber einaelne Raum in einer
©roßberliner 8 « 3 immer* 3 Bohnung heute fdjon burcßfcßnittlid)
400 bi^ 500 M, 100511 nod) bie Umbaufoften fommen
mürben, ©ine nidht geringe ©dhtoierigfeit mirb ferner bie
Regulierung fälliger £t)potheFen machen, ba fid) burch ben
Umbau ber ©roß- 5u SHeinmohnungen — nicht 5U bergeffen
ift babei bie ftarfe Slbnußung ber Räume — bie Verßältniffe
heg ®aufeg für ben £t)pothefcngeber bollftänbig geänbert hoben.
$ier müßte unbebtngt eine gefeßlidje Regelung Blaß greifen
ober öffentliche ©elber 5itr Verfügung geftetlt merben, menn
nid>t ben Vermietern, bie fich 5um Umbau bereit gefunben
haben, grobe Ungelegenheiten entftehen fallen, ©g merben
baher tnegcn ber Dielen ©djmierigFeiten unb fioften meift nur
folche Käufer 5ur gerkgung grober in Heine Wohnungen be¬
reit geftellt merben, bie infolge ihre§ fd)Iechten 3uiftanbeg an
fid) fdjon unoermietbar finb. Xaß aber bag SBoßnen in biefen
minbermertigen Käufern für bie barin unterFommenben So-
milien mit groben, bor allem gefunbbeitlichen ©djäben ber-
Fnüpft märe, mirb füglich nicht beameifelt merben Fönnen. Sln-
ftatt auf ©roßmohnungen foUte man 511m 3medfe ber behelfg*
mäbigen ©eminnung bon Uniterfunftgftätten bor allem auf bie
kerftehenben Räume in ©efcßäftg- unb Bürogebäuben aurüd-
greifen, in bencn fid) Unterteilungen gana nach ©rforberniffen
leichter merben burdjfiihren laffen.
Sllg ameite SRaßregel aur ©teuerung ber SHeinmoßnunggnot
mirb in ben Richtlinien heg Slrieggamteg, mie ja auch fchon in
bent oben ermähnten ©rlaß, ber Slugbau ber Xacßböben für
SBohnatoedc fomie bie Reitanlage bon SMkrmoßnungen emp¬
fohlen, b. h- ber SBieberaulaffitng ber feit ber Bauorbnung bon
1887 berbotenen SleUer- unb Xacßgefcßoßmobnungen foH in
SuFunft unter gemiffen Mittelen nicfjtg in ben SBeg gelegt
merben. Xamit mirb für bie Xacßräume in ber Seit ber
Rot ein Suftanb fanftioniert, ber befonberg für bie im Xad>-
gefd&oß gelegenen Sltelierg unb Slteliermohnungen in ben lebten
fahren bor bem Kriege au bideii heftigen Kämpfen mit ber
Baupoliaei unb au manchem Vermaltunggftreitberfahren geführt
hat. ©egen bie borübergehenbe 3 ulaffung bon Xacßgefchoß-
räumen aur Behebung ber SHcinmohnunggnot mirb nid)tg ein-
aumenben fein, menn berfd)iebenen Slnforberungcn, bor ollem
an bie Senerficßerbcit unb Nahrung ber hßgienifchen Önkreffen,
Rechnung getragen mirb. $?n erfter Reihe muß gefordert
merben, baß bie Xacßmohnnngen burch große Senfter unb nicht
nur burd) XadjluFen belichtet unb entlüftet merben fönnen,
unb baß bie ©efahr ber ©ntftehung anftedenber $ranfbeiten
infolge ber auf bem Xad) laftenben ©onnengltit burd> $er»
ftdlung einer ifolierenben 3 uüfcßenbede unter ber Xacßhaut
berminbert mirb. Um ber ©taubcntmidlung unb ber bamit
berbunbenen XuberFulofcgefabr entgegenautreten, müffett ge¬
pulte Söänbe unb gehobelte Sußböbenbretter bedangt merben.
Xic Voraugfeßnng ber Senerficherheit bon kreppen, Sluren,
Vorränmcn für bie Sulaffnng bon Xadimoßnungen bei ©roß-
häufern braud)t faunt betont au merben.
SBeit fragmiirbiget alg bie Sulaffung ber Xacßgefcßoffe
511 SBohnamedcn ift felbft bei einem erheblichen SBoßnungg«
mangcl bie Reuanlage bon SleHermohnungen, mie fie alg Slug«
bilfgmittel in ben Ridjtlinien beg .(trieggamteg empfohlen mer¬
ben. Sind) bie Ridjtlinien mollen biefe nur „in gana
befonberen Roifäüen unb unter baulich unb gefmtbheitlid)
befonberg günftigen Verhältniffen bei fdjärfftet Beurteilung"
aulaffen. 5 )iefe mirb allerbingg burchaug am Blähe fein
nuiffen, unb bie S^igabe ber ÄeHcr mirb überall bort rüd-
fidjtglog 511 bermeigern fein, mo nicht ber baulid>e unb hdötenifcfjG
Suftanb ber Räume auch ftrengfter .Vfritif ftanbhält. ©onft
broht bie ©efahr, bafe ung mit ben pellermohnungen mieber
jene buntpfen, feuchten, finfteren, halb ünterirbifchen Behaufun¬
gen befchert merben, jene Brutftätten anftedenber ®ranfheiten,
bor allem ber ^tubcrfulofe, ber gefteigerten ©äuglinggfterblid)-
feit, bon Berbred)en unb ßafter, mie fie burch bie fehärferen
Baupoliaeibeftimmungen aum ©lüd gröfctenteilg befeitigt
morben finb. Unbebingt au berbieten märe baher bie Slnlage
bon Stellermohnungen, beren Sufjbobenoberfante tiefer alg
50 cm unter ber ©trafjenoberflädje liegt; 511 forbern mären - gute
3 ugänglichfeit, grofee Seufter, möglichfte Querlüftung uni)
naturgemäh Soucrfidierheit. ©dbftberftänblich bürfte audh
bon ber alg unerläßlich erfannten Sorberung nach für bie ein-
Selnen SBohnungen getrennten Sfborten unb Stiichen nidht abge¬
gangen merben. Cb fidh allerbingg bei bcrartig ftrengen Be«
Eingängen unb ben nicht unerheblichen Soften ber Um« unb
Slugbauten in $ 5 adb- unb Stellergefchpffen überhaupt biele $aug-
befißer baau bereit finben merben, ift redht fraglich, aumat bie
Rtaßregd nur alg borübergehenbe geplant unb eine Slnuorti«
fation ber aufaubringenben Rtittel in ber furaen Seitfpanne
ungemiß ift. ©g müßten benn öffentliche ©elber für bie SüJedc
ber Umbauten aue Verfügung geftetlt merben, bie aber meit
beffer nnb.amedrnäßiger für gute Reubauten ober, mie bie Richt¬
linien treffenb fagen, „aur befchleunigten Befeitignng ber
SBohnunggnot" and) für Rotftanbgbauten bermenbet li>erben
fönnten.
Sllg meitere aRaßnahmc aur Behebung ber Söohnunggnot
merben närnlidh in ben Richtlinien bie „Rotftanbgbauten, a- $•
Baraden in behelfgmäßiger Slugführung" genannt, bie aller¬
bingg nur in bringenben Slugnahmefällen au empfehlen mären.
®iefe kßte ©infdhräufung erfcheint nicht red)t gerechtfertigt an«
gefichtg ber ^atfaeße, baß man hoch gerabc jeßt im Äriege
in ben großen 5 truppenlagern mit gut gebauten unb bor allem
richtig ifolierten Baraden bitrcbang gute ©rfahmngen gemacht
hat. Sind) in Riiftringen finb aitr Behebung eineg großen SBob«
nunggiuangelg bor einigen fahren berartige Rotftanbgbauten
crridjtet morben unb haben fid) febr bemährt, ebenfo maren bei
S^rupp in ©ffen allerbingg im Bau nicht billige Baraden jahr¬
zehntelang au SBohnamcden in Benußung. ^aß audh ihr
Slußereg einen burd)aug anheimclnben unb befriebigenben ©in-
brud machen Fann, haben neue ©^ulbaraden, a- B- foldhe auf
bem 5 tentpdhofer Selb bei Bedin geaeigt. ©erobr bei einer
bringenben SBohnunggnot unb aur befchleunigten Unterbrin¬
gung aohlreidjer Somilien merben Baradeubautcn, mie fie a- B.
in befonberg gefeßidter Sorm bon Brofeffor % e f f.e n 0 m ent*
morfen toorben finb, meit amedmäßiger bem Söohnunjggbebiirf-
niffe entfpred)en alg geteilte ©roßmohnungen ober auggebautc
2)ad)- unb Skllergefd)offe.
©ine mirflidhe Behebung ber brohenben unb aum 3 TeiI
ja fchon beftehenben 1 ) SBohnunggnot mirb aber nur zu erreichen
fein, menn fdjon jeßt mit allen Kräften unb SRittdn an bie
©rrießtung neuer SBohnftättcn hcrangegangen mirb, nicht in
ber bisher üblichen hießt gebrängten Baumeife, fonbern in meit*
räuntigen ©iebelungen nach ben ©runbfäßen neuaeitlicßcn
©täbtebaueg. ©g ift begßalb banfbar au begrüßen, baß bie
Richtlinien beg Slrieggaiuteg neben ben Slug()ilfgmitteln ber
SBohnunggaerlegungen unb Umbauten unb neben ben Rot¬
ftanbgbauten bor allem ben Reubau bon SBoßnungen, itig«
befonbere Stleinmohnungcn empfehlen. „$ie Söeiterfiihrung
ftiHgelegter SBohnunggbauten ift bon Satt ä» prüfen",
feßreiben bie Richtlinien bor, „unb Fann, menn eg bie Ver*
hältniffe einigermaßen aulaffen, namentlich bei geringeren Sln-
forberungen an befcßlagnahmten Bauftoffen genehmigt merben."
Xcr Bau bon ©inaelmohn- unb ©ruppenhäufern foü, namentlich
fomeit cg fich um größere SBohnungen hanbelt, „fcßärffter Beur¬
teilung" unterliegen, ßu^ugbauten finb gana berboten. Qm
ift angefießtg ber mtfreiaenben Xatfache, baß biele STriegggetbinnc
in großfpurigen Btacßtbillen angelegt mürben, mäßrenb bie
RJaffen unter SBoßnunggnot leiben, fehr au loben, dagegen finb
„SHeinmohnunggbaitten mit allen Kräften a« förbern unb An¬
träge auf ßerftellung bon Slrbeitermohnungen untgehenb ben
Bautenprüfftellen aur Bvüfitng boraulegen". Xamit aeigt bag
Slrieggamt, meid) foaialer ©inn in ihm maltet. Denn nur burch
biefe grunblegenben energifeßen SRittel, nicht mit geringfügi¬
gen unb in ihren Solgen noch recht aloeifelhaften Rotftanbg-
maßnahmen mirb man bem Übel abhelfen Fönnen. 3 ur Söt«
berung beg Slleinmohnunggbaueg in bem notmenbigen Umfange
mirb aber neben ber ja nunmehr erfolgten Sreigabe bon be*
fd)lagnahmten Baumaterialien unb ber hoffentlich ihr folgenben
r ) Vergl. u. a. bie Stotia im Berliner STageMatt Sir. 184 Dom
80. 3. 18 über bic SBoßnunggnot in IRagbeburg.
613
Soziale Vra^iS unb Rcchiv für Volfstvohlfaljrt — 1918 — XXVII. Rr.40.
614
Don tccfjnifcftcn ,§ilfsfräften unb Baufacharbeitern, in erfter
Reihe bic Aufbringung ber nötigen Qtelbmittel beitrügen. 2 )a
bieS aunächft menigftenS Don briDatmirtfdjaftlichet unb gemein*
mifeiger 0 eite nur 511 einem geringen S9rucf>tei£ möglich fein
mirb, merben in meiteftein Umfange bafiir öffentliche (Selber
Don Reid) unb Staat mic Don feiten ber SelbftDermaltungS-
Fötperfchaften unb Dor allem ber SoaialDerfidjermtg mobil ge¬
macht merben ntüffen. VSeiter merben aber Staat mie EJemeinbe
mefentlid) aur görberung beS SHeinmohnungSbaueS beitragen
unb ihn verbilligen fönnen, menn fie auS ihren betrieben, a* B.
ben gorften, bie Materialien au erfeftminglichen greifen ab¬
geben unb and) bie SlranSportmittel für bie Bauftoffe — nach
ben Richtlinien unb ber Sachlage gana Don felbft merben ja
möglichft nur bie nächften BeaugSquellen gemählt merben —
fo billig mie angängig aur Verfügung fteHen. ®ann, aber nur
bann mirb eS gelingen, ber brobenben SBohnungSnot $err an
merben unb bainit bereiten einer foainlen förifiS an begegnen,
bie nad> ben fdjon fo ferneren Söunben beS Krieges für nuferen
ganaen BolfSförpcr Don allerfdhliinmften golgen fein tniifete.
©fftUp&ap plr £®|iale fUpm».
fn&rairtfonalf ifmfatpttj plr
$ie Ortsgruppe Hannover ber ©efeiffdjaft für Soaiale Reform,
UH’ldje erft füralich gegrünbet tourbe* hielt unter bem Vorfifc beS
3MreftvrS Sdbitfenbcrg am 19. guni ihren erften VortragSabenb
ab, ber fich eines fefjr guten Befuches erfreute. Rebafteur Schaar
fpradj über baS RrbeitSfammcrgefefc. gn feinem Vortrag gab
Rebner awnädjft einen tiberblicf über bie Aufgaben ber RrbeitSfam*
ment. £er Rcgierun-gSenttuurf laffe leibet* manchen SBurtfch ber
Rrbeitevfdhaft uitf>erürffid)tigt. BefottberS ber RüSfdjlufe treiter Greift
ber Slrbeitnebmer Von einer gefeblidjen Vertretung burch RrbeitS*
famigern erfdjeine fetjr bebenflich. Unter Erläuterung beS Entwurfs
ber Elemerffchaftsrichtungen verbreitete [ich Rebner befonbets über
bie QMiebcrung ber Kammern. $>ie von ber Regierung vorgefchlagene
fachtich? ©lieber uttg fchliefec fcbcn Einfluß ber Kammern auf bie
großen allgemeinen fragen aus, n>clche mit ben ScbenSbebingungeit
ber Vlrbcitcrfchaft in engftem ^ufammenhange ftänben. Such auS
bieleu anbeten (Grünten, bie ber Rebner im cinaelncn erläuterte,
feien örtlich geglieberte Kammern, mit Röte i lungert für bie ver*
fehiebemen Berufe, ben reinen gachfammern vorauaieqen. S&eiter
bebauertc Rebner, bafe ber Regie rungSenhuurf baS EinigungStoefeu
fo unbefriebigenb regele. Such bie Surücffepung ber Rngefteßten,
ber Srbeitnehmerorganifatioucn gegenüber benen ber Srbeitgeber*
verbänbe fyxbe bic Srbeiterfdjaft ffcarf enttäufcht, mie man fid)
übrigens ber Empfinbung nicht ernähren fönne, bafe ber RegierungS=
enttourf ben Srbeitgebermünfchcn benn hoch in ettvas a u ftarfem
Mafee cntgegenJonime. gufammenfaffenb miiffe gefagt merben, bafe
baS ©efep a u einem erheblichen Seit abgeäubert merben müffc,
mcitn bie RrbeitSfammern gnftrumente bcs foaialen griebenS merben
folltcit. gm ber bem Vortrage folgcnben SuSfprache rechtfertigten
einige Verteter ber faufmännifchen Verbänbe bie görberung nach
befonberen SngefteUtenfammern. gm übrigen aber ging bie Rnfitfjt
allgemein bahin, bafe nur örtlich geglieberte Kammern mit fachlicher
Un<tergUeberung bie ihnen gefaßten Rufgaben mirfungSvoH erfüllen
fönnten. _
§to;iole $u|länJ>e.
•Sic Entmirflung ber Vergarbciterlöhnc läfet fich nach ben ftatifti*
feben Sttfchreibungen ber Oberbe rgamtSbeairfe jefct allgemein bis
Enbc 1917 verfolgen (vgl. Rcid)S=RrbeitSblatt Vom 24. Mai). £>er
reine Sohn ber föauer betrug im lebten Viertel 1917 auf 1 Schicht
im Stein fohlen Bergbau in Cberfchlcfan 9,41 M (gegen 6,66 M im
gabre3 m *HeI 1916), in Riebeqdfafan 7,27 (4,85) M 4 im C.V. 5>ort*
munb, Rorbreviere, 11,63 ( 8 , 39 ) .H, Sübrcviere 11,22 |7^)2) M. ^>er
Sohn für fonftige uitterirbifcf) befhäftigte Arbeiter betrug in ben
begeichncten Veairfen Enbe 1917: 6,76; 6,42; 7,79 unb 7,42 Jl gegen
4,04, 4,28, 5,55 unb 0,21 M im gahreSmittclJOlO. Vei ermachfew»
UDertagarbcitern bemegte fich ber Sohn Enbe 1917 amifchen 6,09 unb
7 40 M gegen 4 ,21 bis 5,:« M im Mittel 1916, bei grauen stnifchcn
2^9« unb 4,58 ,H gegen 1,85 unb 3;io M im Mittel 1916. $>ie gugenb*
Irch^nlöhne maren bis 2,77 unb 3,27 Ji geftiegen von 1,80 unb 2,17 M
(1916). gn ben übrigen Vergbaubeairfen ftanben bie Söh«e burchmcg
niebriger, nur am linfen Rieberrhein famen fie benen im nörblicheu
2:ortmuuber Veairf etma gleich-
gnamifchen hat ber ReidjSanaeiger (25. Mai) bereits bie Verg=
arbciterlöhnc für baS 1. Viertel 1918 im RuSaug t>:r*
öffentlich!, darnach läfet fich für bie Stcinfohlcnbergbaubeairfe bcs
,9inhr- unb SaarberfenS unb Cberfdhlefien folgenfces ftatiftifhe Ver=
Öleic^Oil b für bie (ftegenmart unb bie früheren gahre gufammen*
ftclleu:
Scotch ttöpnc
Malier
Siefamt*
©eteflfdjaft
Scfäftftifltc
Ruhrgebiet: 2. Viertel 1914
Ö,i9 M
5,22 M
405 188
4.
1914
6,13 s
5,o* »
294 000
3. *
1917
10,70 *
8,85 *
328 041
4.
1917
11,61 *
9,01 *
339 038
1.
1918
12,1« *
9,46 =
329 170
Saargebiet 2. *
1914
5,o« *
4,42 S
49 536
(StaatSlverfe) 4.
1914
4,94 -
4,26 s
80455
3.
1917
8,96 =
7,43 *
42 885
4.
1917
10,30 *
8,40 *
43 793
1.
1918
10,64 =
8,72 =
43 679
Oherfchlefien: 2. *
1914
4,87 s
3,66 *
134 634
4.
1914
4,65 *
3,42 *
99 054
3.
1917
8,70 s
6,10 *
113 910
4.
1917
9,41 *
6,66 s
119 672
1.
1918
9,04 •
6,67 »
122 908
darnach mären bie Sot)ne ber ^>auer im 4. Viertel 1914 bis
gum 1. Viertel 1918 im Ruhrgebiet um 98 V. im Saargebiet um
115 v. $>. unb in Cberfdjlefien um 107 v. geftiegen. Ratürlich
entfpricht bie heutige 3 u f am menfefcung ber Velegfchaft nicht mehr
ber boßfräftigen unb befonberS leiftungSfähigen Vcrgmannfchaft Von
-1914. Viel ungelernte unb jugenblidje Strafte ftnb an bie Stelle ber
cingegogenen gacharbeiter getreten (bic ©efangenenlöhnc finb übri=
genS in ben obigen fahlen nicht berüdfichtigt). ^>ie angeführten
Söhne finb reine ^urdhfchnittSlöhne, bie fich um ben Etelbmert ber
ben ^Bergarbeitern gemährten mirtfchaftlichen Veilplfen um 34^ Vf-
bie Schicht erhöhen. Süchtige £>aucr fönneu nach Mitteilung ber
„$öln. gtg." je nach ßeiftung unb ^cc^e Schidjtlöhne Von 15,16 unb
18 M nach ^aufe bringen. 2>od> gilt allgemein für bie mirtfehaft»
liehe SBiirbigung ber oben auSgemiefenen Sohncntmirflung baS Urteil,
baS bie -,,®öln. 3ig-" bie Mitteilungen ber Sohnaiffern anfügt:
„2>iefe Sohnerhöhung im Saufe beS Krieges entfpricht aber bei meitern
nicht be-r in berfelben Ü<h geltenb machenbcn Erhöhung ber
Vreife für bie alltägliche SebenSführung." Unb in bemfelbeit Sinne
fpricht bie „R 0 r b b. R 11 g. 3 t g.": „So erfreulich biefe Steigerung
an fich ift/ burch bie fich geltenb machenbe Erhöhung ber V^ife für
bie Sebensführung haben bie Bergarbeiter tro^bem eine Vefferfteßung
gegenüber grnebenSa€it*en nicht au Veraewhncn. gntmerhin finb fic
beffer bran, mie bie geftbcfolbeien, bie nicht amiähernb eine fold;c
Erhöhung i^rcö EinfommenS erfahren hüben.“
Jlrfceiter- un) i(irternttjmtai(rtrrtmtöcm
^sie ^rheitsfammervorlage im ReidjStftgSauSfdjufe*
Scnt „Unannehmbar", baS bie Reid)Sregierung gegenüber
ben Borfdhlägen beS 34. Rci^StagSauSfdiuffe^, bte im Sinne
ber vereinigten ©etoerffdjaften ben SöeairfSaufbau ber Kam¬
mern fprberten, am 11 . Sunt entgegengefebt hatte, liefe ber
StaatSfefreär beS Retdh^mirtf^aftSamteS in ber nädhften RuS-
fdmfefifewtg am 21. Sunt eine frennblicfeere Erläuterung folgen,
bte a^ar betonte, bafe baS @efefe nur auf ber ©runblage Don
gad)Fainmern auftanbe fomnten fönne, aber menigftenS ben
2 SermittIung£antrag 5trtmborn (gachfatnmern nad) SÖebürfniS
unb cemeinfamc Kammern int übrigen) als äufeerftenfallS an¬
nehmbar für bte Regierung erflärte. dagegen mürbe ber An¬
trag Sdier (33eairfSfammern als bie Reget, gad>fammern
nebenher, fomert ein SBebürfniS Dorliegt) nadj Steins 2tnfid)t
feine 2litSfid>t haben, Don ben Derbiinbeten.Regicrungcn ange¬
nommen au merben. £te Don bem RuSfctjufe befd)loffenc
gaffitng, ben RrbeitSfammern allgemein eine räuntlid>c @rnnb-
lage au geben, mürbe bie 3uftimtnung beS BunbeSratS nicht
finbeit. 2tud) bie Don ber Mehrheit in RuSficfyt genommene
beutfltdhe EHieberuttg ber ^territorialfantmern reiche für bie
Regierung nid>t auS. 2)ie fidjtlicfeen 2tnaeid>en eines Det^
ftättbigen EntgegenfornrnenmolIenS ber Regierung fudhte Vvof-
fiifee a» einer breiteren VerftänbigungSmögIid)Feit auSau-
nufeen unb entmarf einen neuen VcnnittlungSDorfcblag, ber
unter Voranftellung ber räumlidjcn (^lieberung bod) je nach
bem Sianbe ber gemerb.lichen Entmidlung für einaelne ober
Deimanbte EJemerbeameige unb Betriebsarten befonbere gad>-
arleitSfammern mit entfpredhenben Rrbeitnehnterabteilungen
anregt. tiefer Dermittelnbe Sufafeantrag fanb, nachbent bic
RuSfdmfemitglieber mit ihren graftionen Rüdfprache genom¬
men hatten unb bie Errichtung befonberer 2 trbcitnehmerabtci-
liutgen in ben Kammern aur Söahntchmung befonberer 9lr~
beitnel;inerintereffen inamifchen^ttoch bcfchloffen morben mar,
am 25. Suni mit einigen Stimmenthaltungen Stnnahme.
^er tntfdjleibenbe § 1 ber Vorlage hat nunmehr folgenbc
gafftmg:
015
Soziale HJvaviy unb Vli*d)iu für Volfswohlfabrt — 1918 — XXVII. E?r. 40.
GIG
3ur EEahrnehmuitg bei* ncmciufaincn gewerblichen unb Wirt-
fchaftltaicn Jntercffcu bei* Vlrheitgeber unb Vlrbeitnchmci* fowic bet
bcfonbcren Jutereffen ber Vfrhcitncbmer werben Vlrbeitsfammcru er¬
richtet. Tie Vlrbeitsfammciu finb reditsfähig. Sie füllen in b e r
Ei e g e l f ü r ben V e 3 i r f einer ober me freier VcrmaltungSbchör-
beu errietet me r ben. Soweit na cf? bem Staube bei* gewerblidKii (int»
wicflung ein V e b ii r f n i S befteht, fönneu für einzelne ober mehrere
uermanbte ©cwerlvaweige ober für beftimmtc Eliten non betrieben
b e f o n b e r c VI r bei t ^ f a m m e r n auf f a cf) 1 i dj c r ©ruublagc
errichtet werben, f o f e r n f i d) bi e ^ e r n f s b e r e i n e bei* Arbeit»
Geber unb VI rheit nehme r f ii r b i e G r r i d> t u n g e r ! I ä r e n. $ur
EBahruchmuug ber befonberen Jnteiejfen der Vlrbeitnehmcr merben
in ben VlrbeitSfammern unb in ben 311 bilbcnben Vlbteilungen be =
f o 11 b e r e VI i b e i t n c f) m e r a b t e i 1 ti n g e n errichtet; bereu Viit-
Gliebcr finb bie non ben Vlrbeituefjmcru gewählten Vertreter.
53ci ben Verhanbhtngen über ben Oteltungsbcreid) bei
ÖefepeS ergaben fief) 50 x 11 * nette V?einungSverfd)iebent)citcn
Stvifcben Regierung unb EruSfcftufemdhrheit, bcfonberS in ber
9 rage ber ©inbcaichung ber Seeleute unb Sanbarbciter,
botf) Würbe I)ier crfrcultdtcrweifc bie Reftlegung auf unver¬
einbare ®cgenfäbe vermieben. Ter 5liiefrfnift befürwortete mit
18 gegen 1U Stimmen bie ©inbejicbung ber Seeleute in bie
Elrbcitsfamment unter cntfpredicnbcr EluSgeftaltung ber ilain«'
ment für biefen 3toeig, iubeni er bie Vebenfen einer Sodferung
ber Si‘cmann$ 3 ncf}t burd) fold)e SntercffenVertretung ablcbnte.
Staats jefretär v. Stein neigte mein* im Sinne eines Vermut-
InngsantiagS Triutborn 511 einer fonbergefetdirijen Regelung
burd) Sdjaffung etwa non Seefammern. Jot bei* Sans-
a r beit e rf rage war bie Elnfidit beS ElitsfchuffcS (19 gegen
3 fonfervative unb 3 3cntrumcftimmcn) entfehieben .für bie
©iubesiebung ber öanbarbeiter in bie Kammern im Stabmen
von Sacblammern. Tie Stotwenbigfcit ber öffentlid>=rcdbtlid>en
Vertretung ber Sanbarbeiterfdjaft Würbe mit bemcrfenSWcrtcr
Gutfdycbenbcit von allen Parteien unb auch von ber Regierung
anerfannt. Elbcr bie Stcgiernng unb bie föonfervativen Wollen
biefe Vertretung auf lanbcsgefefclidier Cörunblage im Elnfdiluft
an bie £anbwirtfd)aftsfammern oornebmen. Gin pteufeifdice
EtegieruugSvertreter, Tircftor Vriimmer ans bem Sanbwirt-
fdiaftsminiftcrium, pries jebod) vergebens bie Voraiige beS 3”*
fammcnwirfenS ber Sanbarbeiter mit anberen Satfwerftäubigcn
ber 5L'anbWirtfd)aft in ben ju reformierenben £anbwirtfd)aft*'
fammern in ben Ginaelftaaten, unb and) bie fonferVativen Ein¬
träge im preuftifchen ElbgeorbnetenbaiiS auguuften einer Ver¬
tretung beS lanbwirtfdiaftlidien ElrbeitcrftanbcS fdjeinen ber
ältebrbeit beS s Jteid)edagSauSfdmffeS 311 fpät gefommen ober
nid)t tragfäbig genug. Tenn biefe einaelftaatlirfjc Söfitng ber
Jvrage ber Sanbarbeiterintereffcnvertrctung würbe im SteidiS-
tagSauSfcbuB fdjarf abgewiefen. ^nSbefonbere wies Elbg. Vcb-
renS baranf bin, bafe bie jefct in Vapcrti oorliegenbcn Elnfäpe
31 ! einer Sanbarbeitervcitrctimg, bie l)öd)ftcnS ein Siinftel bei*
Siüe in ber £anbwirtfdiaftsfammer umfaffen foll, gcrabe 3 n als
Tarnung Vor lanbcSgefetdid)cr Vebanblung ber $$rage bienen
miiffen, unb von anberer Seite würbe wobt nid)t mit Ilnrcdd
betont, bafj bie Sanbarbciter in Vtecflenburg bei lanbeSgcfet}»
lieber Stegclung nod) recht lange auf eine Vertretung Warten
fönnen. Tie reid)Sgefcblid)e Höfling Würbe and) btc 05runblage
für eine rcidiSred)tlicbe Steform beS jerfplittcrten Sanbarbciter-
reditS friiaffen.
Tic Sprcdici* ber a:mtTffd)afHid] orgautiiericu Vlibcitcifdiafl
ballen ülciaü, mc fie in bei* Tane^preife ober in 3 eitfd)i*iftcn gi
VVoil fontmen, mit uubcbiuGtjr Tcutlid)fcit nod) immer bacan feft,
bafj nur ^V^irkdamnuTii fiir bic V(a\iteufadic v*u 1 creffc unb Sinn
fl oben fönnen. unb bafj man aus Mofjcr dliicffidil auf bic übcibicv
nubcfricbiGcnbcu triiuGungviiorfcfiriftcn ber VlrbeiUdammcriiorlaGe
feine Veraulaffung fiubc, ctma einer ^ulercifeimertretunG 311311 =
Itimmcu, bie ben fouftifleii f 03 ialpolitifcf;e 11 V.kbürfuiffeu miberfpridit.
Vi’ur baS Vlatt bes .SnuteÜluiubev ber Vi'erfeeieiue unb bei* Tele-
Gierteulag ber fatliolifdx’u Vlrbciteruereine iSio Vcrlin) im olvr*
friilefifdieu 3nb 11 ftricgebi 01 geben Stimmen 3 uguniteu bei* fadilidreu
(yiieberuug Vlaum, fehlerer aüerbings mit beut 3itfaü, bafj bie Vlrbeitl*
fammern ber nerfdiiebeueu Berufe miteinauber in Viubinbung treten
unb gemcinfamc VluSfdjiiffc für gemeinfame a ragen errichten fönnen.
stimmen boit Ibtternelnuerrertretnugen, bie ber be^irfSmiMien ©liebe-
ruug ber Vlrbeitcdatnmern mibcrfprechen, liegen ncuerbiugS Dom
:Heid)vbnnb baiipycmerblidicr Vlrbeitgebemerbänbc unb ben SbattbelS^
fantmern ber nieberrlieiuifdi'-meftfälifcfTeu unb fübmettfälifcben xtt=
buftricbo^irfc vor. VeOtere miiufd'cn Aadifommern für pefdiloffcue
ai'irtfdiaftstc.grfe, mie 3 . V. für bie Cfifeuiubuftrie in dilieinlanb-
v ÜLu’ftfaIen, im Saargebiet, in Cberfdilefien. Tas tiime aber praftikü
auf je tu geutiidtle v d‘e 3 irfcdammern IiiuauS, ba bie (i'ifeuinbuftrie
Tupenbc non adiarImit* 311 x 0 gen umfafU.
ioljnbmegtmijrn unb Jlrbfitshffmpff.
Tie Strcifbenicgutigen ber öftcrrcicfjifdjen Arbeiter, bie aus VIn»
lafe bei* Vrotvei*fiu*3uug unb infolge politifdier Vcuunthiguug iüiitte
•vsiiiti aiiSgebrod>e.n waren unb neben einigen allgemeinen Triebe ns«
miinfeheu auf folgeube Jvorberungen abjielteu: Crrfap für Vrot, Ci*r-
böfntug bei* VlrbeitSlöbne, Verfürauug bei* VlrbeitSjeit unb bei* Vfarfit-
arbeit 3mccfS Vlrbeitscrleiriitcrung angefidits ber Unterernährung,
finb nach menigen Tagen burd? befonbere Verhanblungeu bei* .^0111=
ntiffion 3m* Siegelung non a ragen be# iubuftriellen Vlrbeitsiierhält-
niffev bei ge legt morbeit. Ter Wiener Vlrbeiterrat forberte am
22. ^uui bie Vertrauensmänner ber V(rbeiterfd)aft auf, bic EBieber-
aufuahme ber Vlrbeit in ben fofort ein3uberufenben VctriebSuer-
fammlitugen 311 empfehlen. — Tie Vergleid}Snei*hanblungen haben
ben Vlrbeitern mandierlei Vcrbcfferungeti ber Vohu= uttb VlrbeitSner-
hältuiffe gelu*ad>t. Tie Vlibeiter erhalten in ben oier Podien bis
311m 20. eiuli, innerhalb bereu bie oorläufigc Vtcgcluug oertraglid?
auS3iigeftalten ift, iüöd;enHid]e Vohn3ttfd)Iäge. Gilt befoitberer VU-
beitSauvfchuf’), bei* unter bem Vorfifj beS ibiiuifterS für loyale tfiir-
forge tagen unb aus je brei Vertretern bei* Unternehmer unb ber
Virbeiter 3ufammengcfebt wirb, luirb bie ftiittigen Vunfte in ber
Vohufrage unb and? bie Jvrage ber Vlrbeitv^eit ,yi orbuen haben.
Über bie t vorberiiug:u ber Gifenbahner laufen bie VergleidiS*
uerhaublungeu am 24. ^suni nod? fort, ba bie ^ugcflänbuiffe, bie baS
VJiiuifteiium bisher gemad?t hat, bie Vlpbeiter nid)t befriebigteit._ Ten
Staatsarteitern merben im aügemeiueu gleiche ^ugeftänbuiffe ge¬
rn ad) t ipie ben Gijeufahneru.
©rganifatiourn öfr Arbeiter, ©rljilfcn, JlnjfllfUtrn
mtb gcamtcu.
Tie Swtcrcffeugciucinfchftft TcutfÄjtt Vcnintcnvcrhäiibc,
bie fid) vor etwa l 1 - Sdhi'cn burd) ben 3 iifammenfd>luft einer
grofecn 9feihe von Veamtenverbänben mit mehr als GOOOUü
27?itgliebcrn gebilbet bat, veranftaltete am 23. Sunt int' Ein-
fdilufe an bic tagS 511001 * abgebaltene $auptverfammlung in ben
Efänmen beS s ißi'eu 6 ifd)e.n EfbgeorbnetenbmifeS eine Ätuub-
gebung, um bie Sorberungen ber Veamtcnfrbaft bar 3 ulegeit.
Efnwefenb Waren Vertreter vieler ^cidiSämtcr unb Efbgeorbnete
faft aller Parteien.
Ter VerfammlungSleiter, Weneralfefretär Eiern me rS^ lm=
3eiri;uete als ^auptpunfte bei* 3ufiinftigen Veamtcnpolitif bie ^d?af=
fung einer neuen V e f 0 I b u u g s 0 t* b 11 u n g unb eines 3eitgemäheu
V e a in t e n r e di t s. 3 ur Verfolgung ihrer ’pelc werbe bie ^nter*
effengemeinfd>aft ftets ben V?eg ruhiger Vefonnenheit einhalten.
Vefoiibereu EB-ert lege man auf birefte münblide VerhaubluiTgeu
unb habe eS baher mit baufluucr ^uüüumuug UegrüBt, baB ber
Jvinai^miniiter mit ben Vertretern bei* Vcamtcufdiaft über bie
Ai*age bei* TeuerungS3uIageu berhanbelt hohe. Tie Aorberungeii,
meldie bie borhergehenbe .Vaiiptberfammluug 3itr Vehcbung ber
gegenwärtigen fdiwierigeu Sage ber Vcamtcufdiaft aufgeftcllt hatte,
legte Voftfefretär EB i e d? m a n it - Vcrliu bar. Sowohl bie Regierung
als and? bie Varlamentc hätten jwar ben in ber Vcamtcufdiaft
herrfdreubeu Vtotjtaub erfauut, bisher jebod) geglaubt, eine aus-
reicheube Vcilberung allein burd) Glewähniug bon .srricgSbcihilfen unb
Teuei'iiugS3iilagen erreidx'u 31t fönnen. Tie fehwere wirtfdiaftlidie
Vebrängiiis erforbere jebod) fofortige unb burdgreifeitbc Viaüregeln;
uotwenbig fei eine größere einmalige Veihilfe 3111* Vcfdiaffung not =
weubigfter VcbarfSgegenftanbe unb bie alsbalbige, ber fortfehreitenben
Steigerung aller greife cutfprccheube Grhöhung bei* laitfeuben
TeiitruugS3iilagen. iSar Ok’Währuug uon Tavlehen in Etotfälicu ijt
eine eutfprecheiibe Mrebitanftalt 311 fcljaffen.
Etnfeer biefen Sad)fragen Würbe in einem Vortrag von
Vrof. l)r. G*. 5 ran de, bem ftcllv.-VorfiBenben ber Öefell-
fdiaft für Soziale Reform, bicVebeutungberSoaial-
p 0 1 i t i f für bie V e a m t e n f d) a f t bargelegt. Vroi.
g-raiufe befprad) fowohl bic Stellung bei* Veamten als ans-
fiihrenbc £rgane ber fo^ialpolitifcften (^efepgebnng wie and) bas
eigene Sntercffc ber Vcamtcufdiaft an ber Soaialpolitif. Von
ber Stärfung ber Volfsfraft burd) bie So^ialpolitif hänge bie
Vliitc beS VJirtfchaftslebcns ab, unb nur in einem wirtfdiaftlidi
gefunben Staatsleben fei and) bic Wohlfahrt ber Veamten ge¬
fiebert. Ter Staat miiffe aber and) in feinen eigenen Vetriebeu
Vorbilbliriie Sosialpolitif treiben; baher fei bie Vcamtenpolitif
augleid) ein^ Teil ber allgemeinen Sodalpolitif.
Ten Sdiliiü ber Munbgebung bilbete eine Eltifpradie bei
Sduiftieiters ber Cs'ntereffeugeiueinfrivaft, Vebafteur Ralfen-
b e r g , über bie S t e 1 1 u n g b e r V e a m t e n i m n e 11 e u
T e 111 f di l a n b.
Tic ElufwiirtSDcwcguiin ber (Gcwcrffrfjaftcu, bie im Jahre 1017
wicbcr erfreulid) eiugefept hat, heftdit amt? im Jahre 10 In fort. Tie
617
Sü^mlc Sßra^iö mtb Ardjio für Viüte Wohlfahrt — 11118 — XXVII. Ar. 40.
618
iünftftc Erhebung ber (Micriilfommiffion über beit ©taub ber 3e’»=
Irülucrbänb-e ber freien öiemerffcbwften mcift für biefc (ohne bic
'■öerbänbe bcr Ehorfänger uiib beutfrfj-er Eifcnbabiter) 1888511) d)iit=
glieber, barunkr 354 786 )r>eiblid>e, auf, 59 887 ober 4,7 u. .V>. mel)i
als Enb-c 1917. ©egcu bie ©ödjftaahl Don 1914 (2 510 585 Aiitglicbcr)
ift baS atterbings notfi ein ftnrfer Aiicfftaiib, aber angcfiditö beS Xi cf*
ftaubeb non 949683 Ai'itßlieberu Hube 1916 ift bcr gortfd)ritt er¬
heb lid>. — Aus bcn V i e r i e 1 j a h r * m e l b u n g c n ber gadjiwrbäiibe für bie
ArbcitSlofeuftatiftif beS Siaiferl. ©tatift Amts famr mau fdjäßungö 9
meifc entnehmen, baß and) bei ben d}riftlid)en unb bcn ftirfch-Xumfcr*
ßben (Mu-erffdjaften ber Sßieberauffdjimmg in bcn SWitßliebsbcftänben
alt bauert.
Ilrtfitsmarkt mtb ^rtrcitstuufjwm.
Wette 23cgc für bic ArbcitSmarFt- uttb VcfdjäftigungS;
©tatiftiF.
Von I)r. E. © a g e r , Vorftanb beS ©afeubctriebS-VerciuS
in ©amburg*).
Xev ArbcitSmarFt erforbert nach bau Kriege uod) mein*
als jeßt planmäßige Leitung, cinerfeitS um beim Übergang
beS (MucrbeS in bie’ gricbensmirtfchaft bie notmenbigen unb
pnffenben ArbeitsFräfte aur Verfügung an haben, anbererfeitS
mit ben auf Vcfchäftigung martenben Arbeitern bie Dor«
banbenen Arbeitsgelegenheiten fo rafrf) mic möglich 311 ber-
fchaffett unb Unterftiißungcn an VefchäftigungSlofe 311 Derntei-
ben. «Wan ift fid) Flar bariiber, baß eine amedmäßige SenFung
beS AtbcitSmarFteS nur auf ber ©runölagc einer ttmfaffen-
ben unb aitDerläffigcn Statiftif beS Angebots unb ber Wad)-
frage erreichbar ift, unb mad)t Vorfchläge, eine brauchbare
ArbeitSmarftübcrjidß hcranftellen, bie eS aur 8rit noch nicht
gibt; babei mirb aber ohne mcitercS unb regelmäßig ber
ArbcitSmarFt ber ArbeitSnachmeife als ber ArbcitSmarFt hin¬
genommen, ohne baß man fid) Dcrgegenmärtigt, baß bie Vc-
megnng in ben Wachmeifeti Don beut großen Strom beS
ArbcitSmarfteS nur einefi Nebenarm bilbet. Xenn ber ©aupt-
träger beS ArbcitSmarfteS ift baS SeitungSinfcrat.
Xie fämtlichen ArbeitSnachmeife aller Art in Xeutfchlanb
haben nad) beut Statiftifchcn Jahrbuch im lebten Saßrc Dor
bem $h*icg (1913) 2 827 567 Stellen »ermittelt, $n einer
einzigen berliner Leitung, ber „Wtorgenpoft", mürben »or bem
Kriege .jährlich ca. 330 000 Stellen angcaeigt. 8 m leßtcn
Kriegsjahre, über baS bie ©efaint-Statiftif »orliegt (1916), be-
feßten bie fämtlichen ArbeitSnadjmeifc 2 667 567 Stellen. $m
«Wonat September 1915 enthielten 3 beftimmtc ^Berliner Blätter
öufammen 46 540 Angebote**). Xa eS Feine umfaffenbe Stati*
ftif ber Stelleninferate gibt unb man nid)t meiß, mie Diele
burd) Saferate angebotene Stellen auf anberem Söege befeßt
merben, unb mie Diele Snferate mehrmals erfcheinen, muß man
eS ber Vßantafie iibcrlaffen, 31 t ermeffen, mie hoch bie 3aßl
ber Stellenbefeßnngen ift, bie burd) bic Xaufenbe Don XageS-
jeitungen unb gad)aeitfd)riftcn Dermittclt merben, unb mic ge¬
ring fid) bagegen bie «WillionenDcrmittlitngen ber ArbeitSnadk
toeife auSnchmen. ^BemeiS bafiir, baß baS Snferat ber herr-
fdxnbe gaftor ift, mag bie Xatfache fein, baß bie Söeftrebungcn,
baS 3eiinngSinf.erat auSanfchalten ober bem 9lrbeitSnad)»)eiS
cinauorbnen, nur gu bem 9Sorfc()Iag geführt haben, Don feiten
ber VlrheitSnactoeife befonbere Snfi'iotenblätter hcrauSaugeben.
XaS itebermiegen ber Annonce über ben s ^achn>eiS hat
feinen guten inneren Cörunb, ber nach bem Kriege in Derftärftem
•Iftaßc beftehen tuirb. ©benfo toie ber 9lrbeitSnacht»eiS ber Ar¬
beitgeber ermöglicht fie bem Unternehmer bie AuStoahl unter
ben angebotchen $lrbeitSfräften, bie AuSlcfe bcr Xauglichften.
Xie AuSlefe aber ift eine ber ©runblagcn unferer gemerblidien
SFraft, befonbcrS bei allen ben (Üetoerben, bie Qualitätsarbeit
leiftcu miiffen. Xie ArbcitSnachmeife (abgefeßen Don benjenigen
ber Arbeitgeber) merben nid)t Dom AuSmahl^rinaip, fonbern
Dom 91erforgnngS= s ^rin3ip geleitet, fie finb unb miiffen fein
in erfter öinie foaiale SSerfaeuge; ber Arbeitgeber-^achmeiS
unb baS Angebot in ber 3eitung finb mirtfd}aftliche ©ilfs-
mittel. Sn ben harten 3 eiten nach bem Kriege, in benert mir
bie Saft-ber ®ricgSfcbuIben überminben, bie SBirtfdiaft neu
mtfbaucn unb bcn AuSlanbSmarft miebergeminnen miiffen,heißt
eS alle s #robnftioFräfte entmirfeln. 3cit, Stoff unb Arbeit aufs
Cluic uns auf bic Ausführungen unb ^•oifdüäge bi cf cs Auf*"
fabcs fcp|ulcgcn, holten mir fie bod) für fo iH'odüenSmert, baß mir
fie hier gern ,gir öffenllidicn Erörterung ftellen. Sdiriftltg. b.
3 0,5. s Pr-
■**■) © 03 . «Pr. XXV., 41.
böeöfte nüßeit, unb eS mürbe einer allgemeinen (Gefahr gleid)-
Fcutmen, menn man bem öemerbe bic AuSmahl feiner ArbeitS-
fräftc crfdjmeren mollte. XeSßalb mirb troß bcS fortfd)reiten»
ben «Aufbaues beS ArbeitSnad)meiS-3BefenS and) in ber 3uFitnft
nicht ber ArbeitSnad)meiS ber eigentliche «BrennpunFt beS Ar=
beitSmarFteS fein, unb jebc Statiftif beSfelben, bie fid) nur auf
bie SJermittlnngStätigfcit ber «Aad)meife griinbet, mirb eine
©albheit unb unbrauchbar fein.
3ßic Diel Arbeit, Material unb (Mb mirb Dermenbet, um
12 mal im Salme bic Sohlentafeln aur ArbeitSmarFt-StatiftiF
im Aeid)S»ArbeitSblatt 311 fehaffen, bie für praFtifche 3tü€tfe fo
gut mie mertloS finb. Sd biefen Xafeln marfchicrt auf bcr
einen Seite baS ©cor ber Arbeitfmhenben auf, bic fid) in ben
SRachmcifen melben, 31 t gleicher Qc\t aber auf bie Angebote in
ber treffe unb auf alle anberen ArbeitSmöglid)Fciten refleF-
tieren, fcheinbar »erftärFt baburd), baß fid) oicllcicbt ber größere
Steil bei mehreren «Aachmeifen melbet, unb ferner Fiinftlid) Der-
größer! burd) lange (MtmtgSbaner ber S^ormerFungen; auf
ber anberen Seite erfcheint bie 3ahl ber auSgefiihrten 93ermitt=
hingen, eingeengt burd) ben ftatiftifd) unfid)tbaren SBettbemerb
ber Annonce, ber prioaten ^tellenDcrmittlung unb ber im¬
mittelbaren 'Befeßnng, unb fchließlid) mirb baS 93ilb Dcraerrt
burd) eine Unmenge Don offenen Stellen, bie längft ohne bie
ArbeitSnachmeife befeßt finb. Xroßbem aicht ber Xert beS
^Blattes aus biefen bloß ben ArbeitSnad)U«eifen entftammenben
3al)len über bie ©emegungen auf bem ArbcitSmarFt fdjlanFmeg
Sdiliiffc, bereu SBerhältniS 3 nr 2 Birflid)Fett man int allgemei¬
nen nicht nachpriifen Faun, meil cS Feine Mittel gibt, bie 2BirF-
lid)Feit, b. h- ben g-efamten ArbcitSmarFt, au erfaffen. m 9 n
fie aber für ein FIcincS örtlid)eS (Gebiet, beffen $BcrI)ältniffe fid)
leicht iiberfehen laffen, fo ftößt man in ber 9?egel auf gana
erheblid)e Abmeichungcn Don bcr ®rFlid)Fcit.
A'od) fd)limmer ift cS, menn bie. StatiftiFer aus ben aahlen-
mäßigen S3ermittlitngSergcbniffcn bcr ArbcitSnad)meife
Schlüffe auf bcn 53 e f d) ä f t i g 11 n g S g r a b eines CrteS, 93e-
aiiFcS ober WemerbeS aießen; benn bie SBcrmittelungSftatiftiF
fann nie, and) menn bic ganac SBemegung beS ArbcitSinarFteS
burd) bie ÜFnchmeifc ginge, eine 53efd)äftigHngSftatiftiF fein ober
erfeßen. 53ei ber intenfiDften ^Bcfdiäftignng gibt eS unter llm=
ftänben nur geringe Vermittelung, meil bie Arbeiter, in ihren
Stellen bleiben, unb lebhafte Vermittelung ift nid)t immer ein
Seichen für gesteigerte SnbiiftrietätigFeit. 29enn eS aber im
JfteidiS-ArbeitSblatt heißt: Xie Verid)te ber ArbeitSnachmeife
über bie Vefchäftigiing im SWonat . taffen Feine
Vcränberitng erFenneit ober Dergleichen, fo ift baS angefichtS
ber Xatfad)e, baß bie 9?achmeife bie Vefchäftigiing an fid) über¬
haupt nid)t Fennen unb nur auS ihrer, bloß einen AuSfchnitt
aus ber (^efamtftelten-Vefeßung bilbenben XätigFeit heraus
9Füfffd)liijfe auf bie ©efamt-Vcfdjäftigung aiehen, ein boppelter
unb breifadycr Mißgriff, ber fd)lintme gotgen haben müßte,
menn biefe Verid)te je bie Unterlagen für mirtfchaftliche ober
foaiafe Maßnahmen abgeben mürben.
ArbcitSmarFt-StatiftiF unb Vefd)äftignngS=SiatiftiF miiffen
amei Dcrfchiebcne Xingc fein, bie getrennt ßerauftellen finb.
Xie erftere Faun fid) auf bie ArbeitSnadimeifc griinben, meil
ber größere Xeil ber Vemcrber bie ArbeitSnachmeife auffudit
unb fid) mehr nnb mehr an biefe gemahnt; aber biefe StaiiftiF
barf nichts 311 tun haben mit ber VermittlnngStätigFeit ber
A'achmeife, fie barf fid) foaufagen nur ihrer ÖoFalität bebienen.
Xie VefchäftigungSftatiftiF Fann fid) nur unb muß fich auf bic
V e t r i e b c griinben; benn and) bie Sßitglieber-S-tatiftiF ber
iiranFenfaffen, bie im 9teid)^-ArbeitSblatt erfcheint, Fann um
fomeniger eine Vcfd)äftigungSftatiftiF fein, als fie nur un-
gefähr ben Dielten Xeil bcr beftehenben Waffen umfaßt.
Xie ArbeitSmarFt=3tatiftiF muß 311 bem Mittel ber ört-
I i di e n 3 ä h l u n g greifen, bem einaigen, baS 311 ©ebote fteht.
A 11 einem beftimmten Söodicntage, 31 t einem beftimmten Seit-
pnnFt, ber in ber Arbeitzeit (nidit in einer Vanfe) liegt, mer¬
ben in allen ArbeitSnachmeifen bie Arbeitfudjenben, bic fid)
cingefimbcn l>aben, nad) VerufSgriiDpen getrennt, geaählt. Xa-
burd) merben bie mehrfachen Reibungen bcrfelben Verfonen
Dcrmicben, bie jeßt bie StatiftiF belaßen, ferner mirb bcr»
mieben, baß befcßäftigte Arbeiter an bcr Sählung teilnehmen,
giir bie ArbeitSnachmeife, melche VormerFungcn führen, müßte
beftimmt merben, baß bie. VormerFungcn 311 Streichen finb, info»
meit üd) bie betreffenben Arbeiter nidit aur Sählung einfinben.
Xer amcitc Xcif bcr StatiftiF beS ArbcitSinarFteS, bcr auf bcr
Arbeitgeber-Seite liegt, mirb gelegentlich ber Erhebungen für
019
Soaiule Claris unb Arrfjio für Bolfsmohlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 40.
620
btc BefrfiäftigungSftattfttF crlebigt. Tic ganae BcrmitilungS*
tätißfcit fleht unabhängig auhcrhalb beS 3ählungSgefd)äftS.
Tic StotiftiF bcr Beftf)äftigitng muh fid), mie ge»
fogt, auf bie betriebe griinben. Seber ©emerbebetrieb melbct
oorbntcFSmähig an bemfelben Tage, an bem bie ermähnten
Bählungen (tattfinben, bie Bohl feiner Befchäftigten in ben
tu*rfcfiiebenen Betriebsabteilungen beam. getrennt itad) Berufs-
gt u^ben. Stuf beut gleichen BorbritcF befinbet fidr für bie
3metfc bcr ArbcitSmarFDStatiftiF eine Srage narf) ben am
Stichtag in bem Betriebe offenen Stellen.
TaS Ergebnis ber beiben Erhebungen mürbe bem Staif.
Statiftifcben Amte auf bem rafchcftcn Bßeg an iiberfenben, bort
au bearbeiten unb, nach ©etocrbeamcigen beam. BerufSgrugpen
gcglrcbert, fofort an oeröffentlichen fein.
Natürlich mürbe eS eine gemiffc Beit bauern, bis fich bie
Arbeiter an bie Bählungen unb bie Arbeitgeber an bie Rei¬
bungen gemöhnt hätten. Bei ben crftercn mürben bie ©emerF»
fchaften nadjhclfen; bie Arbeitgeber aber haben an Rit«
tcilnngen, Berichten, Reibungen unb bergleichen fchon fo oiel
au Iciften, bah eS auf eine Aufgabe mehr nicht anfommt; unb
namentlich folange bie föriegSamtSfteHen bcftehen, mürbe fich
bie Einrichtung leicht burchführen laffen. ©ine ßiitfe beftänbe
freilich für bie ArbcitSmarFt-Statiftif in ben Fleinen Stabten
ohne ArbcitSnachmciS unb auf bem glatten Öanbe, aber fie ift
ouSaufiillen, menn man hier bie ©emeinbcbehörben aut Rit-
mfrfung hcranaieht, bie ja ohnehin für bie Einfammlung ber
BefchäftigungSmelbungen unentbehrlich märe. Ter 2Bert ber
Erhebungen märe nicht mefentlich geringer, menn fie nur alle
14 Tage oorgenontmen mürben.
Hat fidi bie Einrichtung eingebürgert, fo gemährt jebe fol-
genbc BerÖffentlichung lehrreiche Bcrgleiche unb oermertbare
Sdiliilfc hiufichtlich ber Bemegung beS ArbeitSmarfteS unb
bcS Auf unb Ab ber gemcrblid)en TätigFeit. Tiefe Statiftifen
mären niifclid) für Bermaftung unb ©efepgcbung bei ihren
Rafenahmen, für bie TiSpofitionen ber ©emerbetreibenbcn, als
Hilfsmittel für bie SBiffenfchaft, ja fogar für bie Börfc. Sie
mürben eine Unmenge Oon periobifcher unb gelegentlid>er Be»
ridbterftattung unb StotiftiF itberfliiffig machen, baS ReidjS*
ArbeitSblatt fönnte auf bie Hälfte feines UmfangeS bcfchränft
unb fein Shtfcen ocroielfacht merben. BßaS man jcht als Ar»
beitSmarft- unb BefchäftignngSftatiftif bietet, ift fo ungc-
uiigenb, bah mau eS entfchloffcn über Borb merfen unb neue
B>cgc gehen muh.
©fnoflfnftyaftemffien.
Ter Bcniralüfrbnnb bentfrfjer Äonfumocrcinc lieferte auf
feiner 15. Tagung in $öln (17. bis 18. 3ottl miebenun ben
Bernds, melch merbeubc ®raft ber genoffenfchaftliche ©ebanFc
für bie mirtfd)aftliche Raffenoerforgung gerabc in ber Kriegs-
aeit entfaltet. 3m BorftnnbSberidit Fonnic ber ©efchäftsfübrev
H- Kaufmann einen RitglieberaumachS oon M* Rillion
Familien (4- 27 o. ®.) mährenb beS Krieges oermelben, fo bah
im 3entraIoerbanb jefct 2'/* Rillionen Familien in 1112 Ber¬
euten Fonfnmgenoffenfchaftlich organifiert finb; bemerFenStoert
ift babei ber Suftront and) aus BichtarbeiterFreifcn (eS ftieg
bie Ritglieberaahl ber fclbftänöigen ©emerbetreibenben, ber
£anbmirte, ber Beamten unb freien BerufStrcibenben oon
175 000 auf 250 000), unb bcr 3nmad)S oon meiblichett Rit*
gliebern (oon 26 7000 auf 448 000). tiefem äuheren BßadbS«
turn foll auch bie SeiftnngSfteigerung bcr föonfumgenoffcn*
fdfaften eutfpredien. Kaufmann fgrad) Oon geglantent ftärFevu
Ausbau ber Eigcneraeugung in genoffenfehafHieben Gebens*
mitielbctrieben bis anr Brauerei unb in gcnoffenfdxiftlidjen
Stfmh» unb ftlciberfabriFcn, benn bie .Honfumocreine merben
Fiinftig Fein (Gebiet ber RaffcnbebarfSberfung mehr auSfchalten,
meil überall bie Breistreiberei burdt genoffenfchaftlid)e ©egen»
gemidite gcbämpfi merben tnuh- Tamit toollen bie ftonfum»
geuoffenfdxtften ein gutes oaterlänbifchcS SöerF am beutfdien
BoIFe Iciften, mit beffen gefieberter Söeltftetlung unb Ent»
micflungSfreihcit bie ßtonfnmOcrcine ihr ©cbethen eng oer»
bnnbcu crFIärcn. Tah bie ftonfumOereine bie Ü’riegSmirtfchaft
mit ihren beengenben Crbnungen fchtocr empfinben, belegte
Bäftlcin-Hnmburg mit Bcifpielen. BefonberS rügte er bie Un-
gereditigfeit ber Bncferoerforgung unb bie Ausschaltung ber
©rohunfaufSgcfcllfrfioft bcr $onfumoereine bei ber öffentlichen
SBarcnoerteilung.
Am S3? a r c tr u m f a p ft e u e r g cf c b oerurteilen bie 5?onfum*
Oereine bie geplante Tariferhöhung. Ter unerträgliche Staffel»
fteueriarif ©othcinS aber mürbe eine gcrabeau OcrhängniSOolle
Soiibcrbefteuerung ber ^cmifumocreiiic bebeuten. Über bie ^rage,
ob bie .tonfumOereine fich fltunbfäglich geoen inbirefte Steuern
menben unb über Stcuerpolitif aügemein octhanbeln foütcn, gab
eS eine lebhafte AuSeinanberfebttug mit teilmcife partcipolitifdK’m
tSinfchlag. giir bie Beteiligung bcr Beamten an ber Sion»
iumgcnoffenitfjaftsbcmcguiig ftellte Voren 3 =Hamburg Seitfäfec auf,
bie mit 3 ll fHmuumg ber amoefenbeit Vertreter oon Beamtcnocreiiicn
bic Ritarbcit ber Beamten in ben BermaItungS!örperfd>aftcit ber
Ätonfumoereine empfehlen. Tie Oon Siebmann=granlfurt a. RL oor=
getragenen Jforbcr u n g c n beS BmedocrbaubeS anr Meuorb*
n u it g belieben fich auf bic allgemeine ©leichbercchtigung ber
^onfuiiigenoffcnfd)aften bei ben HanbelSfammern unb fonftigen
9Birtfd>aft^intereffenoertretimgcn, auf ba§ ©eiioffcufd)aftSrecht unb
bie ftaatöbürgerlicbe Freiheit 311 genoffenfd>aftlidier Betätigung, auf
baS St euer recht, baS bic Sonberbeftcuerung unb Stcucrfdhifanicriuig
ber Ä'onfumOereine nid)t länger bulben barf unb bie Aiicfoergütung
[teuerfrei räfet, unb cn<blich auf bie allgemeine Bflege beS ©enaffen^
fchaftsmefens im ©eifteSleben bcr Aation. Ten befonberen ^orbe=
rungen beS BentraloerbanbcS bcutfdjcr Äonfumueceine unb ber
©roheinfaufsgefellfchaft beutfeher .Vtonfumocreine, aur Über»
g a n g S to i r t f dj a f t fügte Bäftlenn ergänacnb h*nä u: O 4 -*'
nannten Zentralen mitffen gemäh bcr Bufage beS StaatSfcFretärS
beS J)kid)Smirtfcf;aftSamtS a l| r Ritarl>eit bei beit entfeheibenben
Ha>upt= unb $achauSfd)üffen herangeaogen merben fomie bei bcu für
ben ©efehäftöbetrieb bcr ©(£©. in Betracht fommenben SBirtfchaftS»
ftcllen.
Tie Erörterungen über bas T a r i f a m t, baö bie Arbeite
oertragSfragen ber 28 400 in ben ßonfumocreiuen beschäftigten Bcr»
foiteit mit beren ©emcrffchaftSorganifationcn (Trangpartarbeiter»,
Bäder», HcmblutiflSgebHfen» ufm. »oerbänben) alö Cberinftana a u
regeln hat betrafen befonbers bie TeuerungSaulaß-aorbnung unb
bic Erweiterung ber Befugniffe beS Tarifamts, binbenbe anftatt mic
bisher bloh empfehlenbe Befchlüffe au faffen.
3m internationalen ©cnoffenfchaftS-
b n tt b (Bericht Sorcna) öcl)t eS troü beS Krieges feinen ge¬
regelten ©ang, menn Sorena and) oebanern muh/ bah bie
Arbeiteroertreter in ben feinblichen öänbern ungleich ben
beutfdhen Feinen Berftänbigungsmillen aeigen. Sorcna’
Änfiernngen, bah augcfichtS beffen bie Bcrteibigung beS Bater-
IanbeS bis amu Siege bic Aufgabe beS beutfdhen BoIFeS fei,
fanben lebhafte Boftimmitng bei bcr groben Rehrheit beS
©enoffenfchaftStageS. •
Tie (24.) Hauptocrfammlung ber ©roheintaufSgcfcU*
f <h a f t, bie fkh mie gewöhnlich anfdjioh, aäl)ltc 925 beredhtigte ©cfcü=
fdjaftec (gegen 874 1916)). Ter Bkrenumfah (Enbe 1917) ift oon 134
auf 108 Rill. t H aurüdgegaugen infolge ber groben BJarenfnapphcit.
Tie ftafaoparfcrci unb Clabfüllerei muhten gana ftiDgelegt merben.
Ter Alarenbeaug oon genoffenfchaftUchen Crganifationeu ftellte fidi
auf gegen 6,4 Rill. (1916). Ter ©efamtumfab in ben ^a»
brifen ber ©E©. betrug 24,5 Rill. M. Tie Seifen», Bigarreiu unb
.Viautabaffabrifen unterlagen tiefeiufchncibeuben ÄricgSmahnahnten
infolge AohftoffmangelS. Tic Banfabteilung bcr ©E©. fchmang
fiep meiter auf. Tic Einlagen fliegen oon 43 auf 71 Rill. *H. Ter
Reingewinn ging oon 2,18 auf 1,49 Rill. cH aimid. ©i©Qi. ift
nur an 16 ftriegSgefeUfdjaften beteiligt. Sie forbert oiel ftärfere
genoffenfchaftliche Turchbrinaung ber Kriegs» unb ÜbergangSmirt»
fdiaft. Tic anfchliebenbe 6. Hauptoerfammlung ber BcrlagS»
g c f c 11 f d) a f t beutfeher Monfumoercinc behanbcltc innere An«
gclegenbeilen. __
güoljlfaljrlsmnrijtungen.
Ter Schub bcS unehelichen AtnbeS burth ©efep unb ^itrforge»
ahnahnun. Auf Beranlaffung beS Teutfchen Bunbe'S für Rutter»
fchup hatten fid) am 24. $uni eine Reihe Oon Crganifationeu, in
bereu engeres ober Weiteres Arbeitsgebiet bie gürforge für uneheliche
Mitiber gehört, au einer Äunbgcbung bereinigt, um aus beoölferung-:^
politifdheit unb foaialen ©riinben eine oerftärfte. StaatShilfe für biefe
Miuber a u ocrlangcn. Tie elften brei Rebner (Reid)StagSabgc
orbueter Dr. Cuorf, Stabtrat R 0 f e u ft 0 d , Uniocrfitäts»
profeffor Dr. Reu Oe der) beleuchteten bie Befchlüffe beS Reichs»
tagSauSfduiffc* a iu ' BeüölfenuigSpolitif, bie prioate fötale ^iirforge,
unb bic gegeumärtige Reditsftcüimg, mährenb bcr Scitcr ber Berliner
Bcrufsoormunbfdjtift RagiftratSrat I>r. Schön ber n er aus feiner
Brat;is berichtete. AIS fennaeidmenb für ben mangelnben Scf>u^
beS nuehclidjen .SlinbeS fouutc er bie Tatfache, anführen, bah Oon
KHK) unepelid) ©eborenen nur 136 baS 15. ficbcnSjahr erreichen.
Tic einbrudsooüe Munbgcbung, au ber and) Bebörbeu unb Stabt-
oermaltungcn ihre Bertretcr entfanbt hatten, gipfelte in einer Ent»
fcfiliefeung, in meldjer bie Befchlüffe bcS Reichstags 00 m 20. Februar
1918 aum Sdmpe beS unebelid)cn AinbeS als ’^ortfdiritt begrüßt
werben, jebodi nodi eine Reihe Weitergeheuber ^orberuugen aufgeftellt
C21
Soziale Brarig unb rdf^iü für Vgltsmoljlfdfut — 1918 — XXVII. 9?r.4Q.
622
mirb. Ed mirb bic Anfidjt bertreten, baft bie uotmenbige Verbcfferung
nur burd) bie unmittelbare Übernahme bet UnterhaltSfürforge für
alle Unehelichen burd) ben Staat felbft ober bie graften Kommunal*
berbänbc — unter Vorbehalt bed ÄiicFgriffg gegen bie nach pribatem
unb öffentlichem A-ecftt zunt Unterhalt Verpflichteten — ergielt
merben Fönne. Riefen Kommunaloerbänben märe zugleich bie Ein*
füljrung ber BerufSPormunbfcftaft gur Vfüd)t 311 machen. SBeitev
mirb geforbert Vereinfachung unb Erleichterung bed gerichtlichen
Verfahrend für bie ^urcftfeftung ber Unterhaltdanfprüche; auch fall
ben Vätern unehelicher Kinber bad AudmanberungSrecftt berfngl
merben, fofcrn nicht ber Unterhalt beS Kinbed borhcr fichergejtdlt
mirb.
©teidjaeitig mit bem Schuh ber unehelichen Kinber nahm fiel) bie
Verfammlung auch ber ehelichen mie ber unehelichen Kinber ber
ganz ober übermiegenb ermerbdunfähigen K 1 i e gd b e r l e ft t c n an.
Huch für biefc Kiitber mürbe audreieftenber Schuft burch gefeftliche
unb foaiale Haftnahmen geforbert.
Jrtiftotierfltfyenmg. $partut|[m.
Tic Hinbcrjäfjrigcn in ber Übergnugdmirtfchnft.
3u einer planmäftigcn Besorgung ber Btinberjährigen
in ber Übergangdmirtfehaft foOten fidh bie Krüger ber Bk>hl s
fatjrtdpflege unb ber praftifchen SoaialpolitiF rechtzeitig Der*
binben. Unerfeftlidhe Berluftc an BolFdgefunbfteit unb BolFd«
gefittung fönnte Teutfdjlanb er lei ben, tDcnn ed ber iln«
erfahrenfteit ber jungen Burfchen unb äftäbdjcn, bic heute bie
Kriegdmirtfcfjaft ald Arbeitdfräfte gebunben halt, nöDig an«
heimgeftellt bliebe, ob, lt>o unb mann fie bei beren Abbau
einen Blaft in ber Öricbendmirtfd)aft finben merben. Me
bie (Gefahren, beiten ber crmadjfene Arbeiter, bie ermachfene
Arbeiterin imb ber hcimFehrenbc Krieger fieft gegeniiberfeheu
merben, nehmen für bie Sugenb befonberc ©eftalt an. ^eber
S'totftanb ift für beit Söerbenben augleid) ein ^otftanb ber Er*
aieh-ung. $?ebe ^ilfdmaftregel, bic ber öugcnb bienen foll,
mufft baher päbagogifcfj beftimmt fein. Tad hätte auch für bad
Spfttem t>on fieiftimgen 31 t gelten, bad Staats» unb ©emeinbe«
beworben, Arbeitgeber- unb ArbcitnchmerDerbänbe, Sort-
btlbnngdfdhulen unb Sugenbpflegeorgianifationen zunt .Schufte
itnferer ®cranma(hfenben für bie Übergangszeit Dorbereiteu
follten. Ein folcfted Sftftem ift im &anfe ber leftten Stochen
im Beifein Don Vertretern beteiligter Behörben in mieber»
holten Beratungen SadjDerftänbiger im Scftofec ber 3en-
tral ft eilen für Bo IFdtuohlf ahrf audgearbeitet
morben.
3unächft ntiiffen ben 2J?inberjährigen allgemeine Ber«
haltungdmaftregeln für bie Übergangszeit gegeben merben:
gabriFpflegerinnen, gortbilbungdfchullehrer, ^ugenbpfleger,
©cmerFfcftaftdbeamte, alle Erzi eher frei fe, bic mit ber jungen
Btonnfdftaft ber Kricgdarbeit in Berührung Fommen, hoben
fie bariiber anfzuFlären, baft bad Aufhören ber Kriegdinbuftrie
Diele au Stellen» unb Befd)äftigungdmechfel nötigen mirb,
haben ihnen au fagen, melche Schritte aldbattn ber einzelne
tun rmtft. Scicf>tDerftänbIicf)e BlaFate unb bie Tagedprcife
foUen biefc Aufflärnngdarbeit unterftüften. Tad nächfte
©lieb in bem 8 t)ftem ber Btaftnaftmen bilbet bie Tätigfeit
ber Arbeitdnatfjmeife. Aud) fie hoben fid) im befonberen auf
bie Bebürfniffe ber SJtinberjährigen einanftellcn: Vürffiihrung
in bie früheren Berufe (Sanbarbeit, Tejtilinbuftrie, händliche
Tienfte), fomeit bad ertbünfeht crfdfteint, unb Berufsberatung
mit ber Tenbcna, möglichft Diele junge Seute gelernten Be¬
rufen auanfiihren. liefen Beftrebungen follte bad Hanbmerf
btird) Berfiiraung ber Sehraeit unb ©emährung eines Koft«
gelbed, bie Snbuftrie burd) Ausbau ber gabrifleftre begegnen.
Bebingte bie ArbeitSDcrmittlung £rtdmccftfel bed einem
Kriegdbetriebc angemanberten B 2 inberjährigen, fo follte er
nach 2 ttöglid)feit mieber in bie Heimat auriidgefiihrt merben.
t?reie Eifenbahnfaftrt märe au gemähren. Tad gleiche follte
für SKinberjährige gelten, bie ber ArbeitSmarft nicht fogleid)
mieber anfnehmen Fann. Tad mirb bei ben Stäbchen häufiger
ber Saü fein als bei ben Burfchen.
ltntcrmegd muft bie rcifenbe ^ugenb betreut merben,
mag fie Don einer feften Arbeitdftelle au einer neuen manbern
ober arbeitslos in bic Heimat auriieffehren. Srbem Arbeitd*
nachmete foHten baher Don ©etneinben, SugenbpflegeDei * 5
bänben, Berufdorganifationen uff. Sugonbhcrbergen unb alle
fonft für SWinberjährige geeigneten UnterFunftSgelegenheiten
in einem beftirnmten UrnFreiS gcmelbet merben*. 5tur mit
ben nötigen Abreffen Derfehen^ follte er bie jungen Arbeit-
}ttd)cnben auf bie Steife fdjirfen. An ben £>auptDerFel)vd'
punften fönnten neben ber Bahnhofdutiffion bad 9tote ^reua
unb Bahnbeamte biefen Stadjmeifebienft unterftühon. Bor«
audfeftung aber ift, baft audreichenbe Quartiere iiberaE bereit*
gefteüt merben. Tttfiit hätte bie ^ugenbpflege im meiteflen
Sinne an forgen. ^)en an entlaffenben Bünberjährigen follte
bie Mriegdinbuftrie noch folange in ihren Söohnftätten ©aft*
red)t gemähren, bis über ihre BuFunft entfd)ieben ift.
Scftlieftlid) muft für folche Btinberjährigen, bie Feine
Arbeitd« ober fiehrfteHe finben, aud) nicht ohne meitered bei
ihren Eltern mieber aufgenommen merben Fönnen, Arbeitd*
lofenunterftiiftung Dorgefehen merben. 2>iefe 90taftnal)mc be-
barf Dor allem ber päbagogifd)en Audgeftaltnng, für bie
manche Erfahrungen ber ®rieg 3 aeit, and) mand)e Beftimriiurr
gen, bie bie Smrforgc für ermerbdlofe Textilarbeiter regeln,
ald Borbilber bienen Fönnen: EinfcftränFung ber Baruntcr-
ftüftung augunften meitgehenber Staturalunterftüftung (Be-
Föftigung unb für Qrtdfrcmbe ©emährung Don Untcrfunft).
Bor attejti aber muft ber Anfprud) auf Unterftüftung mit ber
Bflidjt Derbunben merben, fid) an UnterrichtSFurfen ßit be*
teiligen, bie ber allgemeinen ober ber beruflichen SBeiterbil-
bung, bei ben Btäbdjen ^uch bei* handinütterlidhen Schulung
bienen. Enblijh muft — im Notfall burch ein Berrechnungd-
Derfahrcn — bie äftÖglidtfeit gegeben merben, bie Unterftüftung
am Heimatorte au beaiehen, bam. für BUnberjährige, bic bei
ihren Angehörigen nidjt Aufnahme finben Fönnen, an einem
£rte, an bem fie ben ermähnten Unterrid)t genieften Fönnen.
__ H. £g.
^oUtSfrjirljung.
Ein Scftrgaug üOcr Verufd&eraiiutfl u>irb Anfang Sepiembci
in Berlin Don bem an bie ZentraljteHc für Volfdn)ot>lfal)rt ange=
gliebcrteni AuSfcbuft für Berufsberatung oeranftaltet. ^Der Seftr-
gaug ift nur für folcpe Verfonen beftimmt, bie bereits als leitenbe
ober felbftänbig tätige Beamte in ber prattifchen Berufsberatung^^
arbeit ftefjen. BefonberS füllen bie brei Hauptfragen ber Beratung:
bie Berufseignung, bie Bcrufsfunbe unb bie Crganifation unb Tcd)=
nif bet Berufsberatung bebanbdt merben. daneben ftitb prafiifdje
Übungen in fc«;ni BerufsberatungSitellen ©roft=BerlinS unb SJ3efid)ti=
gungen einfcftlägigcr Betriebe unb AudbilbungSanftalten oorgefeben.
Amnelbungen unb, Anfragen finb bis 1. Auguft an bie ©efcftäftsiklle,
Berlin SB 50, Augsburger Strafte 60 III erbeten.
Atbciiöfonferena ber Sozialen Atbcitdgemeinfdjaft Berlin*
Cfl. Sn ber SBod)e nach Bfingften mar bie Soziale Arheitd-
gemeinfd)aft Berlin-£ft beni Bufc bed Sanbratd Don Thabbcn
(Borfiftenbcr bed Bereind „StabtFinber aufd 2anb") gefolgt,
auf feinem ©ute Trieglaff (Är. ©reifenberg in Bontmern),
einem Haufe, bad einft ftarfe Bebeutung für bie innere Ent«
midelung bed jungen BidittarcF gehabt hat, ihre biedjährige Ar-
beiidfonferena abauhalten. Siel ber foaialen Arbeitdgetnein-
fdjaft ift cd, ben hohen ©emeinfchaftdgebanFen bed Ehriften«
iittnS aud) in ber heutigen Vßelt mieber zu mahrein Seben unb
bamit ben „Enterbten" au ifn*em 9ted)te au Derbelfen. Bei ber
Behanbluitg bed Honptthemad ber Konferenz, ber „Arbeiter«
religioti", mürbe einmütig zum Audbrud gebrad)t, baft bie
^ird)e in ihrer heutigen Sornt burdhaud nicht mehr bad ift, mad
fie fein follte: eine BoIFdFirdje. Hierin anbere Suftänbe herbei«
Ziiführen, mürbe ald eine Hauptaufgabe ber beutfeben gefell«
fd-aftlidien 3uFunft erblidt. Ter grofte ©ebanFe, ber fid) burd)
bie ganze fünftägige Audfpradje in Trieglaff zog, mar ber, baft
ed bie Aufgabe infonberheit aller ©lieber ber groften „itn-
fiebtbaren Kirche" fei, an bem gegenfeitigen Sid)Dcrftehenlernen
bec klaffen mitzuarbeiten. Tie Tagung fteütc bereits einen
fdftönen Schritt Dormärtd auf biefetn 28ege bar, fie zeigte bent-
lid), mie B?enfchen aller Berufe unb geiftigen Biditungen, ben
Deiichiebenften politifdjen Barteicu angehörenb, imftanbe
finb, ntiteinanber zu arbeiten, mentt erft einmal bad ©efiihl
einer Berpflidjtung ber ©efamtheit gegenüber in ihnen ge«
medt ift. Ter pommerfche Bittergutdbefifter mie ber UniDcr«
fitätdprofejfor mitftten unter ber einigenben ^raft bed gleichen
foaialen ©emiffend fo zu fpred)en, baft aud) ber einfache Btonn
aud Berlin-£ft ihn hätte Derftehen unb ihm zu[timmen Fönnen.
Tafiiv, baft l)ier nicht nur fd^jne 3Borte gefprodhen mürben,
legten bie Arbeitdocrhältniffe ber Trieglaffcr ©egetib ebenfo
cvfumlidjed Seugttid ab, mie bie Erfolge, melche bie foaiale
Arbeitdgemeinfdxift bisher in ftiüer, opferDoller Kleinarbeit
ihrer Btitglieber, nieift Stubenten unb Stubentinnen, unter
ber ArbeiterbeoölferitnQ Berlin»£ft burch AnFnüpfung perfön*
C2S
Soziale ^uavis uub Ardjio für s i'oIfc*U>of)(fal)it •$- 1018 — XXVII. Vir. 40.
624
lirfmv Geschlingen Don GZcnfdj 511 GZenfrfj errungen hat. Xer
C'H'ifl, ber toäljrcnb bei* flanken Xagnitg 311 m AnSbrncf Fant, bio
unniberbare EinmiitigFeit nabeju aller föebner, — fie fällten
imftanbe fein, ber neuen gefeHfrfjaftlidjen Drbnnng and) in
bisher ßfcfert« licgcnbcn (Gebieten Goben 31 t gemimten.
__ ' % ©.
litctflriCdjf pttirilnngen.
AHe neuerfthienenett Bücher, bie ber ©(hrlftleltung auocfanbt roerben, roerben hier
tjerjeid^net Xie roeitere Bcfpredjung einjelner «Schriften, Ijter ober int ©auptteil
ber »Soatalen ©ratf«*, behält fich bie Schriftleitung bor.
X e u t f dj e $ r a u e n f I e i b u tt g. ©aubhud) mit 160 Abbilbungcn.
©crauogcgcben t»om Vcrbanbc für Xcutfdje A-rauenflcibung
uiib ^raucufultur. Verlag ©. Granu, Svariyrufje 1018. Vrei£
2,:»o J(.
tfiir bie förperlidjc Svräftigmtg be« roeiblidjen ©efdjlechiv ift eine
ocruwtgcmäße ftleiöung, bie ben Körper uidjt beengt unb roeriooüe
innere Crgane nirijt eiufdjuiirt, eine bringeube Aohucubigfeit.
Vtamcutlidj für bie berufstätige (vraucmuelt bebcutet eine gefunbe,
praftifdjc ftleibung eine tuefeutlidjc Erleichterung ber Arbeit unb ba=
bitrd) Schonung ber ©efuubfjcit. Xie Geftrebungen bcs Vcrbanbcf
für eine Perbeffertc Jyrauenfleibimg fin#baljec im allgemeinen marin
31 t begrüßen, liegen bas tmrliegenbe ©eft miiffeu mir jebod) beit
Einronnb erbeben, baß cs nidjt für b i e Greife geeignet ift, für bie
eo am midjtigftcn märe: bie erwerbstätigen grauen. Xie theorc*
tifdjen Ausführungen finb uidjt fdjlidjt unb einfad) genug gehalten,
bie praftifdjc Gcrufybilbung bilbet nur einen flcitten Aufjang. Viel*
leidjt märe für fiiitftigc Vcröffentlidiungen bes Vereine* eine Xeifuiig
empfehlenswert, fo bafj man gefonbert einen möglidjft fdjlidjt 1111 b
einfad) gehaltenen ficiifabcn :für mirflidj praftifdjc, mofjlfeile, leidjt
hcr.juftellcubc Unterffeibung uub Gerufsflcibung herausgibt.
VI u 0 g e f ii fj r t c u u b geplante Sv r i c g e r = © e i m ft ä 11 c n.
GZit Rlatfdjlägcii aus ber VrajriS, 180 Vlbbilbungen unb flauen-.
Von ben Vlrdjiteften Johannes unb JHobcrt Stoppe. Verlag
( 5 arf GZarholb, ©alle a. 3 . 1017 . Vr. H,mi Jl.
Xie in bem Gudie gebotenen Vorlagen finb geeignet für Heinere
mit etwas i?aub*, ©arten* unb Viehwirtfchaft uerbunbene ©eim«
ftätten. Xie V er faß er berufen fidj auf ihre Erfahrungen, bic fie in
langjährigem ^ufaminenmirfeu mit 3ieblungsgefellfd>aftcu gemonnen
haben.
X i c a r a 11 in b e r SV r i c g s b e f d) ä b i g t e n f ii r. f 0 r g c. Von
VI I i c e a reif r a u b 0 n G i f f i n g. ficopolb Voß, Seip*
vg ihn.
X e 11 i f dj e Si r i e g s f ii r f o r g e ; gemeinberftänblidjc Xarfictlung
ber für bie Verfolgung ber SuiegStcilnchmcr unb ihrer A'ami*
Iieu geltenben Vorfdjriftcn unb ©runbfäpc. ^n Verbiitbuug
mit bem Meirfjsausfdjuffe ber Str iegsbefdjäbigtenfiirforge unb
mit ber Aatioualjtiftung für bic ©interblicbcnen ber im Slricgc
©cfallcncn. ©erausgegeben Poti D r. ft r a n 3 3 dj m c tj c r ,
iUiiniftcriatrat im ft gl. Gatjer. StaatSminiftcrium bes Csimeni
in iWüurfjcn. Earl ©ctitnamts Verlag, Gerlin 1918.
Sv f 31 b e r p f I c g e * Ü c h r b u dj. Gearbeitet P 011 V r 0 f. D r. A r *
t fj 11 r SV eile r unb V r 0 f. I) 1 . 2B a 11 c r G i r f. Viit einem
Gei trage uott D r. in e <1. A r c I X a g e f 0 n SHi ö 11 c r. Csuli«‘» ;
Springer. Gerlin 1917. 125 3. ^r, 2,40 Ji.
Xie 3eitfd)rift .jgroiiöt« ^irari* unb givdjlv für SJolh*wöl)lfatjvi“ ift burtfj aUe Vuchfjaubtimgen unb ^oftamter (^oftjeitungSHunimer 7137) au beaicljen.
Einaelmmimer 35 Xcr AnaeigenpreiS ift 45 ^f. für bie biergefpaltene ^ßetitaeife._
d&mm ttdensoeifii&eniiigM auf (Begenfeidgleif.
errietet 1827 .
Gisher abgefdjloffene Gerftcherungen . . . 2363 Httillionen 2Harf.
• ausgeaahlte Gerfidjerungsfummen 817
* gurüeferftattete überfdjüffc. 364
VUc H6erf4)äffe fommen uncerfSrjt ben BerfidKrungjacfunern jugnte.
Xie Gan! übernimmt
Xferficherungen auf benXobeu- unb (Erlebenuf att(lebenslängltd)e unb
abgetüröte Gerficherungen) gegen Wahres* unb Gierteljahrsbeiträge,
3ufa^uerfi<herungen uott Beifragufreiheif mit barer Benfe für ben
3nt>aÜbifäfsfaU mit ffeigenben Bberfchußanteifen.
Berfldjerung oon Ceibrenfen unb bebingungufou sagbaren Benfen
auf 1 unb 2 ßeben aus fälligen Gerfidjerungsleiftungen
mit Bü<ttauf 0 bered)ttgung unb BberfchußbefeUigung.
Blifuerfichernng ergänsenberZDifntenrenfem.BberfdjußbefeUigung.
2tusfunft unb ^ßrofpefte erbältlid) bei ber Banf in ®otl)o fomie bei ben
Vertretern an größeren unb mittleren Orten.
Xuberfulofe s ^itrforgerin gefügt
für ben ^luftenbienft im er^gebirgif^en aanbbcjirl.
Gemerbungen an (Sadjfcit).
9Jer(ag bon ©uftan giftet in 3ena.
B 0 tf 6 fÜm(id)e mt& 9 latf«hlägc
Hebefunft Stbolf Samafcbfe
28.—80. Xaufcnb.
1918. Ißretö: 1 9War! 40 Sjjf.
Verlag uait @ u {1 an g l f cb e t in £$ena.
^tuöftettungöprobtem in ber Volf3n»irtfd)aft.
Von Dr. tUfoitS ^aifuet. („Abhaubl. beS ftaatsmiffcnfdjaftl.
Seminars 311 yscoa", h^ iau§ öegcb. bon ^ r * Vierftorff.
Gb. V, ©eft 2.) 1908. VveiS: 9 Gtarf.
Xeutfdje 3«itung, Berlin, bom 26. geOr. 1900:
Auf OSrunb praftifch ertuor&ener fteimtniffe unb banf feiner fdfjarfiiimigen
Xurchbringung beS reidjeii Materials mirft er bann ebenfo anregenb rote auf*
tliireub. äJtanche ftapitel, roie baSjentge über bie Lehrjahre ber beutfdjen
^nbuftrie, aeugeit non einer ebeufo grofjaügigen roie uitinerfal geneideten Auf«-
fnffimg. ©iftorifdje latfadieit unb roirtfdjnftlidjc ©ntroitflung greifen rounber*
bar itieinanber, unb ber Vicfer geroinnt einen Eittblid in ba§ VSefen ber SSelt*
roirtfdiaft. 6ieroi& roirb audj berjenjge, ber fein birefteS ^ntcreffe an biefeit
Problemen hat, gern $u biefem Biidje greifen. Er roirb ben Steidjlmti einer
9tatur non ber Vlrt JUfai; EtjthS nodj tiefer uuirbigen lernen unb auS bem
®ad)5lum unferer önbuftric unb ber fcharfen BeUfonfurrena einen Appell
XeutfdjlanbS an bie perfönliche ^üdjtigfeit feiner Slinber IjerauSlefen. 2J?ehretc
Anlagen imb ein mtifaffcnbeS lliteraturöeraeidmiS finb bem Vnthe beigegeben,
ba§ ficher bmdj feine Vchanbiung beS AuofteDungSproblem^ eine grunblegcnbe
Bebeututtg geroinnen roirb.
2 )te ^erabfejjung ber Arbeitzeit für grauen
unb bie Erhöhung &eä Sch«baltcr« für jugenbliche Arbeiter in
^abrifen. Von I)r. Afaguft fßieper, 9W.*©Iabbach uub Helene
®imon, Gert in. 9?c0ft einem Gerichte über bie erfte ©eueral*
Uerfammlung ber ©efcüfdjaft für Soaiale Dteform in Stöbt. Bntetter
linueränberter Abbrud. 1909. 1 3Karf.
Cerantroortlich für bie 6d&rift!eltung: Dr. ß 11 b ro i g ^ e h b e, VerlimSnmeroalb. — Verlag:
2>ie roirtf(baftHcbe Vebeutung unb Organifation
ber AftiengefeUfchaft. Von Dr. phil. et jur. fRidjarb
fßaffoto r ^riuatbo^ent au ber Afabemie für Sozial* mtb ©anbei«*
miffenfdjaften 31 t ftranffurt a. GZ. 1907. 5 GZarL
,Xer Aftionär", granffurt a. GZ., 1907:
3öo Dr. Vafforo feinen eigenen ©tanbpunft pröaifiert, fo in ber fyrage
ber 3»f<tntmenfehung uub ber Xätigfeit be§ Auffuhl^ratcS, tn ber Beurteilung
ber Vebeuimtg ber (#cncralt>crfammiuitgcn, jeugt berfelbe ooit einem tiefen
BcrftänbitiS ber realen ©erljältniffe unb ihrer Entroidlung, roie c8 6t«her
leiber nur bie roenigftett Vertreter ber_ s Biffenfd)aft an bett lag gelegt ^aDen.
^gpothetenbanfen unb Wohnungsfrage, »o« Dr.
fabft, Gerlttt. 1911. l GZarf 25 Vf-
Xie Veftrefmitgen auf ©eöuug ber ^ohmmgSocrhältniffc betätigen lidj
ucucrbingS beiouberS auf bem (Gebiete bes Siealfrebit«. fvür bic Veidjaffung
ber erftcu \mpothet fommen, abgeicljen uou beu EinjeirapUaliftcn, oomehmliiq
bic ©npotlictcubanfcn uub aicar bie primden ©ijpotljcfcnbaiifcu in Getradit.
Xer Verfaffcr untcrfudjt bie VAäugel, bie 00111 Stanbpuuft be *3 SBohnung 3 *
rocfeii ‘3 ben Veiltungcit ber ©tipüiljefenbaitfen anljaften, uub madjt eine Geihc
uou bcnierfenSioerteu Vorfdjüigeu.
©rnft Abbe als ©ojialpolitifer. ®oiij)r 3 U uuö¥ieffiocff,
orbentlichem Vrafeffor berStaatsmiffenfdjaften mt bcrllniuerfität^ena
1905. . Vrei«: 75 Vf.
u ft a b ^ i f ch c r, Seit«. - ©ebrueft bei 3 u l i u § © i 11 e n f e I b, $ofbu(bbru£fet., Berlin\V.8
XXVII. ftojjrsanjj. gerlht, tat 11 . |fult 1918 .
'Qvaxx#
glr 4 )ut für
Crfftetnt an febem Dornientag. _ fhrete trtertelj&prlWj 4 JRarb.
- feritnfgtften -
gtrii* 29/30 Jfrfff. Dr. < 5 . ftimke uni» JJrof. Dp. p. gimmermann. «#p«# Jt ro«, s*n#.
#irafp**ipm Xmi HolUnborf *809, • 8«mfpwdjcr 63.
Huntotfr 41.
A
Inhalt
3 u r Reform ber Arbeiter*
uerfidjerung. SS oh &rei$argt
Dr. 21 f cp er, Leiter beS ÄriegS»
fürforgeamteS in Marburg a. b. ©Ibe.
625
internationale @o jialpolitif.
628
®efeBfcpaft für eogiale Sleforttt.
Sitteruattonale Qereinlgnitg für
gefegli^en QcbeHerf^ng . . . 629
2)ie Eingabe bei* ©efcllfcpaft für
Soziale Reform um ©epalt§anf»
beffeningen für ^ßrtodtangefieilte im
©inflang mit bei* Xeuerutig.
2)ie Ortsgruppe ©rcSlau ber ©e»
feUfcbaft für ©ogtale Sieform.
ttSscmctac eogialpotittf . . . _ 629
®ie bäuerliche Sefieblung
Sü'urlanbd auf bobenreforme»
rtfeper ©runblage.
©taallicpe Ärebitpilfe für uerfcfjulbete
©eamte.
fteine lanbeSgefeplicpc Siegelung beS
IpentermefenS.
0«jia(e 3ttft9iibe.632
2>ie ©lifoflänbe in ber Frauenarbeit
beS oberfcplefifcpen ftttbuftnebegirfS.
|©argetblofer ©erfepr bei ber üopn*
gaplung.
leuerungSgulagen in ftfierreiep.
©nglifepe ßanbarbeiterlöpne.
£opnPcn>eattngen unb ttrbeitS»
rümpfe .634
üopnforberungeit ber ©ergarbeiter.
£ie Öopnberuegungen ber größten
beutfepen ©emerffepaft.
©ine einpeitlicpe £opnbemegung in
ber gefamteit • ©aummolfinbuftrie
©nglanbS.
Orflanifationen ber flrbciter, ®c<
pilfett, «CngcfteHten unb Be¬
amten .635
3ur ©crfcpmelgung ber ©auf*
beamtenoereine.
50 xVipre ^eutfeper ^olgarbeiter-
©erbanb.
fCrbetterfcpufe.636
©ntfcpäbigung für Feierfcpicpten au§
SteicpSmitteln.
S)ie aeptftünbige 2trbeit3jeit in ben
©erliner ©asmerfen.
BrbeHeruerficpenuig» @parföffen 637
S)ie 2trbeUerperficperiIng in
ben neuen Oftftaaten unb auf
bem ©alfan. ©on StegicnmgS»
rat Starl Bögler, Söien.
Siierariffpe SDUtteilungen .... 638
«Ibbrud fümtlicper 2tuffäpe tft 3eihmgen unb Seitfcprlften geftottet, Jebpcp nur
mit Poller Quellenangabe.
3ttr Kfform ber ^rbciterverridjerung.
• , ©on ftrciSargt Dr. 91 f cp c r,
Leiter beS Äricgsfiirforgcanitcö in Marburg et. b. @lbe.
Unter bem Sitel „3ur Reform ber Dlrbeiterberfkherung"
bat in 9h*. 34 biefer Seitfcprift Dlbg. @ i c S b e t* t S eine Dfeipe
Beben Fen gegen eine „große" Reform bargefegt, bic mir ein
näheteS ©ingeben bon feiten eines praftifd>en 4?hgieniferS 31 t
beanfpnufjert fepeinen, lim möglicpevmeife boef) 51 t einem 9FuS-
mege 31 t gefangen. Seine pauptfächlicpften ©inmänbe finb bie
großen Soften, melcpe eine ©rböbung ber Dtente verlangen
mürbe, Soften, bie bei bem unlieberen Stanbe ber DBirtfcpoft
unb beS Dtcicpsfätfels feine DluSficpt auf eine BarlamentSmebr-
beit haben biirften. ©ernbe baS ©erborpeben ber diente itnb
feine Scplußbemerfimg, baß baS Bcftreben beS Dteid)SbeTfid)e-
rungSamteS nad) borbcugenbtm Maßnahmen ebenfalls ©elb
foften mirb, fepeinen mir ben Bunft 31 t treffen, an bem ber
,<pcbel angefeßt merben fall.
Untere DteichSberfidjerimg beftept aus smei Seilen: au§
einer 93erfidberung ber ßtanfenbepanblung unb einer ber
Untcrftübung. Sie erftere ift normiegenb Sache ber Traufen-
faffen, bie lebtere bic ber 9llter3* nnb Sbbalibitcit§berfid)e-
rung^^nftalten — bormiegenb aber nicht mtöfchliefelich- Senn
bie ^ronfenfaffen haben neben ber Söehanblung ber Traufen
auch ihre Unterftübung ~ ^ranfengelb — 31 t leiften, basu
auch nod) baä Sterbegelb; unb bie S*'^- s 5Tnftalten hoben bic
^öglidbfcit ber .^ranfenbehanblung — Dorbeugenbe Citren —,
non benen in immer fteigenbem 2 ftafee Gebrauch gemacht mirb.
Sie hier nicht meiter 31 t befpredhenbe llnfallberfid)crung ber-
hcilt fich ähnlich mie bie SnbaiibitätSberfid)cntng.
9hm gibt e§ eine fepr ftattlicpe STngahl Millionen bon bis¬
her 9hchtberfid)crten, für melcpe bie Äranfenbehanblitng bon
fehr großer 58ebeutung märe, für bie aber 311 m allergrößten
Seil bie Unterftübung meg'fallen fönnte. finb bie£ bie fja-
milienangehörigen ber bisher 93erfid)crten, ferner bie fo«
genannten ^clbftänbigen, bie Familien ber Beamten ufm. ufm.
Unter ben iebteren finb aber nicht menige, benen eine djronifche
itranfheit eines* gamilienmitgliebeS unerfcpmingliche fiaften
miferlegt. 9iehmen mir ben Sali einer Sungcntubcrfulofe bei
ber Gattin cincö mittleren ^Beamten bon etnxi 5000 M ©in-
fommen, rechnen mir eine $ur bon 100 Sagen 31 t 5 Ji unb
ba 3 it 9teifefoftcn ttnb Sehlen ber Butter im ^ait^halt, fo
Füitnen mir bie Soften mit 700 Jl al§ fepr niebrig beranfdjlagen.
©ine foldje 54itr mirb baö Samilienoberhaubt erfhmingen;
eine 3 meite im gleichen ober im näd)ften Sohte, ba^u momöglicp
bas gar nid)t feltene SSorfommen ber ©rfranfung eines anberen
SUhtglicbeS ber gamilie, liefert bic ganse gamilie ber Sßcr-
armuna aus. Jsch mäplte abfichtlidp biefen, übrigens nicht gans
feltcnen Soll. 9hpmen mir aber eine 9hrbenfraufpeit an, ober
gm* Srtfinn, fo fann ber Beamte, menn es fich um ein jahre¬
langes Verbringen in einer 9lnftalt panbelt, bie Soften nicht
mepr erfchmingen.
©epen mir jept 31 t bem, id) mödpte fagen, entgegengefehten
Sali, ben mit ber Diente 9lbgcfunbonen. Ser Sitberfulöfe, bei*
20 ober 25 M monatliche Diente gUicflid) erlangt hat, nnb ber
nun mit feiner non üftonat 311 Dftonat für feine Umgebung ge-
fäprlidiev merbenben ^ranfpeit ein nicht 311 iiberfepenbeS Un-
glüd für feine Familie mirb, fönnte, menn ihm eine 93epanb-
lung ober nur SSerpflegnng in einer Slnftalt sntcil merben
fönnte, opne baß bie Diente megsufaücn bramhtc,. gemiß smu
ruinbeften unfcpciblich merben. Vei ber jeßigen Sage nnferer
©efeßgebttng bleibt ipm, ba bie 3öopltätigfeit für fold>e großen
itnb bauernben Ausgaben nerfagt, nur bei* SBeg 3 itr Dlrmen«
nermaltnng übrig. 9hm Fommt aber jeßt in ber ShiegSscit,
.unb norauSficptlich nach bem Kriege nod) biel häufiger, ber
gall bor, baß ein Dfiann, ber feine ©efunbheit für feine Mit¬
bürger geopfert hat, ber als unheilbarer Sitbcrfitlöfer mit ber
pöd)ften Diente abgefunben ift, b. p. etma 85 M monatlid)
(Militär- nnb ^nbalibenrente), gesmungen ift, nur feiner Sa-
milie bic einige ©infommcnSqucHe, nämlidj feine Dienten, 311
erhalten, feine ganse Somilie in ber engen Söopnung ansufteefen,
ba er nicht 31 t feinem Schaben noch bem 33erlnft ber Bürger¬
rechte haben mill. .^ier ift fdpon ber Sali, mo jernanb, um feine
Umgebung bor einer ©efapr 31 t bemapren, ge 3 mungen märe,
bie Slrrnenbermaltung in Dlnfprnd) 311 nehmen, b. p.: er berlicrt
•Sitnächft einmal feine Biirgerred)te, muß aber bafiir außerbem
and) noch bauernb bie Schulben, bie er nicht in feinem, fonbern
im ^ntcreffe feiner Umgebung mad>te, abtragen.
Siefer Saß tritt gans befonberS Fraß ein, menn ein an
einer anfteefenben ^ranfpeit, mie ben Boden, nur gans Ieid)t
©rfranfter, ber, mie mit bieS bor einem Sopre borfam, bis
311 m ©intreffen beS beamteten DIrsteS fd>on faft pergefteHt mar,
gcsmnngen merben mußte, auf mehrere 9öod)en in ein $ranfcit-
Soaicdc ^ra,viS unb rcf^iu für VoIfsluol)Ifid)rt — 1018 — XXVII. 9h. 41.
628
-627
hnuS 31 t gehen, meil fid) nod) bcutlid)c Seiden ber Kranffjeit
oorfanben, bie feine Umgebung im hohen ©rabc gcfäbrbeten.
ES ßanbelte fid) um bie ganiilie eines ©äuSlerS,. nod) bögu
and) ber grau, alfo ltnDerfidjerter, md Rtann unb grau aitS
Rücfficht auf bie Umgebung fechS Soeben in einem Kranfcn-
baufe anbringen mußten.
Safe biefe £iicfe unterer ©efefegebting fchleunigft ber
Sdbliefeitng bebarf, braucht mol)l nicht meiter auSgefiifert 31 t
merben, meun man bebenft, bafe fefeon jefet bie Suberfitlofe eine
gana ungcmöhnltdje 3unahmc fomohl an Umfang' mie an
Schmerc erlangt bat, unb bafe unS nad) ber Rücffeht unferer
Gruppen unb (Befangenen au3 tropifd)cn unb fubtropifchen
©egenben gana unitbeifebbare (Befahren bropen. Saatt fontnten
bie golgen ber Unterernährung unb ber Überanffrengung bei
beit Arbeitern nttb befonberS beit Arbeiterinnen in ber Heimat
unb itt befefeten ©ebieten. ©iet Reifet eS obne jeben Veraug ein-
augveifen.
3$aS tnir brauchen ift breicrlcj: 1. Sie Verforgung aller
Traufen, and) ber bisher Unb er fieberten.. Sa nur 3 r». ©. ber
Senfiten ein Eiitfontmen Don mehr als 4000 Ji haben, fo
biirfte eS fid) empfehlen, nunmehr eine Vcrficherung für alle
Einmohner cinaufübren, ba auch in ben Einfommenftufen über
4000 M gamilien fid) befinben, melche nid)t imftanbc finb, bie
Soften einer djronifchen K rauf beit eines gamilicnmitgliebeS
3 u übernehmen, ohne baburd) bie anberen SRitglieber mirt-
fdjaftlid) nnb bamit gefunbheitlid) 31 t gefäferben. ES blieben,
nad) meiner Sdyäfeitng nicht Diel mehr als Vfe bis hüdyftcnS
2 b. ©. ber VcDölfermtg unDcrfidyert, menn man biefen (Be*
fiddSpunft als (Brunblage für bie „VbrfitfjeriingSbebiitftigfett"
betrachtet. Rtan fönntc fagen: eine Allgemeinheit ftcHt Ve*
banMitng in- nnb aufeerhalb bau Kranfenbänfcrn aur Vct-
fügung, ähnlich mie jefet ja and) bie öffentliche gntpfung jebem
©ititoohner uncntgeltlid) 311 t* Verfügung gefteOt toirb. SSBer
baboit feinen ©ebtatid) machen mill, tmtfe bie Soften felbft
tragen, ober fann mit einer Entfdiäbigung abgefnnben merben.
Ser Sräger biefer Verfid)crnng ift ein ymetfDerbanb für ben
Umfang beS (BebietS einer ÖanbeSberfichcrungSanftalt, 27?it=
glieber finb bie ©enteinben nnb bie Aratefchaft, unb amar- bie
praftifd)en Arate, bie beamteten unb bie miffenfihaftlid) Arbei*
tenben. Sie Koftenaufbringung gefcpicht bitrd) Steuern, bon
benen bie bisher Verfidyerten freibleiben.
Sie Seilnabme ber Aratefd)aft ift für titid) ber ameite
Vunft beS Programms, meil fie bie befte ©ernähr für eine
fparfame, mirflid) borbeitgenbe Vchanblnng gibt. Sie fehlte
bisher, unb barin fche id> ben ©rutib, meShalb biele unferer
Kraufeufaffen, trop ihrer gemife nid)t 311 beftreiteitbeu 93er-
bienfte, noch feine orbentlidje Buchführung unb bie barauS au
aiehenbett Vorteile hüben — ich meine bie Kranfcnftatiftif, bie
eS ermöglicht, ben Ürfadjcn ber Kranfbeitert nachangehett. Vei
aller bon mir ftetS betonten unb bemiefenett ©odücpäfemtg ber
Knmfenfaffen nnb ihrer Leitungen finbe id) für bie äraiüdye
Verforgmtg bei ihnen nod) au häufig ben (Brunbfafe: billig
unb fcblcdt, unb Den cbenfo fehlerhaften: ©err im eigenen
Saufe fein au moüen. Stürben bie Arate, unb amar mie id) anS*
einanberfefete, nicht blofe bie behanbelnben, an ber Leitung be¬
teiligt fein, mie mir bicS in Königsberg i. Vr. bei ber giirforge
für Suberfulöfe bon Anfang an burchgefübrt haben, bann märe
nicht nur eine ungeheure ÜRenge Streit unb Streifs erfpart
geblieben; cS märe and) in letzter Sinic mirflid) fparfant ge-
mirtfehaftet morbett, b. h. borbettgenb. Senn bann hätten bie
Kraufnifaffen bas, maS ihnen 31 t ihrem grofecn Schaben bisher
fehlt, farfmerftänbigen Rat.
Sie Vapierfnappheit amiitgt mich, mit biefen furacn
Sfraaen rn-ich au begnügen uttb bett britten Vnuft, bie Er-
geinauttg unferer 9i'cid)Sfeud)engefcfegebung mit beut einaigen
Artifcl: Kraufe unb Sräger bon KranfhcitSfeimen, melche ihre
Umgebung gefährben, miiffen abgefonbert merben, an einer att-
beren Stelle ausauführen, cbenfo and) bie fich auS ben „3med-
berbäuben für ©cfunbheitsfürforgc" ergebenben 99?öglid)feiten
für eine bentfdje, uidjt blofe grcufeifdie SKebiainalrcforin. Settn
bie bisherigen 9teforntborfd)Iäge miiffen baran feheitern, bafe
baS 3^cid) geamnngen merben follte, ben SBunbeSftaaten Kon-
ftr.rena au machen, mährenb eS auf bent SBege einer organifd)ett
.SSetbittbung bon ^crfiriiermtg nnb ©cfmtbheitSbflege eine mert-
bolle uttb nid)t 311 iibertreffenbe ©rgänauttg ber ©ijgienc er-
reihert föniite, mie id) in ber „Seutfd)en mebiainifdKtt 3Böd)eu«
fdjrift" miebcrholt auSgeführt habe.
JntcnratiamUe
Sie Seutfd)*ßfterreid)ifch = Ungarifd)en SßirtfdjaftSöerhcutb-
langen, bie am 4. gnli im Sieich^mirtfchaftSamt in einer ftreng
tiertraulichen 93cfpred)ung bex Vertreter bon SöirtfchaftSber-
bänben auS ßanbmirtfhaft, .©anbei unb gnbuftrie bont Staats*
fefretär grhr.- b. Stein naeh ihrem bisherigen Verlauf ge*
fd)ilbert mürben, follcn am 8 . Suli in Salabitrg amifchen 93er*
tretern ber beibeti 9teid)e bis aut* geftlcgimg beftimmter ©ritnb*
fäfee fortgeführt merben. 9iad) bem amtlichen 33ertd)t über bte
iöefpreKhnng im 9tieid)Smirtfd;aftsamt beaiehen fid) bie bis¬
herigen fßerhanblitngen auf bie ©rftellung einheitlicher Soll*
gefefee nnb bie Vereinheitlichung ber gcfchlid>en Regelung auf
bem (Bcbietc beS ©emerbeS unb ©anbelS, beS gemcrblkhen
94ed)tSfd)ufecS ber Statiftif nnb ber VerfchrS-Sd)iffahrtSbcr-
hältniffe. Keine Stelle beS amtlichen Vet*id)tS beutet an, bafe
bei bet Vereinheitlichung ber ©cmerbegefetjgebung amh bie
Annäherung beS gefefelichett ArbeiterfdynbeS in ©emerbe,
©anbei nnb Verfehr angeftrebt mirb, bafe tnan neben ber Rege¬
lung beS Sad)en- unb gormcnrechts and) an bie Red)te ber
Rtenfchen, ber lebenbigen VrobuftionSfräftc gebad)t hat, bie
bei ber mirtfchaftlidien AiiSgleidmng amifchcn ben Staaten
naturgemafe nod) flärfercS Jsutcreffe als bisher an einer
belferen hcrfö.nlid)cn ©leidjfti'Uung hüben nnb brüben im Ar-
beitshroaefe unb feiner rcri)tlid>*hmnanitären Formierung
haben, ^tt ben Auffäfecn bon FUniftcrialra-t $rof. Dr. Schiff*
SSien unb bon Dr. gerencab-Vubabeft in ber „S 03 . VrariS"
(9tr. 35 u. 38) finb bie ©efiddsbiinfte, nnt bie eS fid) bei ber
foaialred)tlid)en Annäherung, bor allem bei ben eilten Anläufen
biefer Volitif haubclt, beutlid) bargeftellt. Aber eS fd)eint ja 311
bett Vefbredmngen im RcidiSmirtfdwftSmt, nad) bent Vericht au
urteilen, nicht einmal ein Abgefanbter ber Arbeitcrberbätibe
ober ein nichtanitlidjer Vertreter ber Soaialholitif eingelabert
morbett 311 fein. (5S fei bod> baran erinnert, bafe bei ben An*
fiinbigungert ber mirtfd)aftlid)*militärifd)en Annäherung
3 )nifd)en Seiitfehlaub unb öfterrcich-Ungarit and) amtlich bie
Soaialpolitif ermähnt mürbe, nnb bafe fie in ber jüngften
grunblcgenbeu Grflärurtg beS Reid)SberbanbcS ber öfterreidhi*
fcheit Jsnbuftric, ber bie mirfrtigften inbuftricHen Crganifationen
Öfterrcid)S umfchliefet, aur Feitorbnung ber mirtfdjaftlicben Ve*
aiehungen aiitit Scutfdien Reidjc auSbriicflich betont tourbe.
„3ur Erreichung biefcS Zieles (9Sirtfd)aftsbünbniS mit bent
Seutfdten Reid>e) ift öor allem eine ntöglidiftc Vereinheit-
lidjunfe aller Einrid/tungcn unb Verfügungen berfehrS-, hau*
belS*, finana- unb foaialbolitifchcr Fatnr anau*
bahnen." 9EBenn bie öfterreid)ifd)e ^nbitftrie bie ©anb au foaial-
bolitifcher AuSgIeid)img reicht, braucht bie beutiche Snbitftrie
mahrlid) feine Scheit 31 t haben, auf biefem Voben einige
Schritte entgegenaufommen. —
Sie. Eingabe bet* ©efellfd)aft für Soaiale Reform — ttidit
ber „internationalen Vereinigung für gefeblichen Arbeiter*
fdntfe", mie infdge einer falfchett geitnngSforrefhonbena \ n ber
Sagespreffe berichtet mürbe — (bgl. „Soa. Vr." Sj>. 597), bie
bei ben neuen Vcrhanblnngen über bie AuSgeftaltung bes
beu tjch-ruffifchen g r i c b e n S Don Vrcft-SitomSf bie
Veriidfid)tigung ber Soßialpolitif Derlahgtc, hat in ber Öffent¬
lichfeit, ittSbefonbere in ber Arbcitcrpreffe, auftimntenben
Wiberhafl gefnnben. 9iUmn hier nnb ba gmetfel geändert
merben, ob bentt biefer gorberung bei ber llnglcuhbeit ber
bcntfd)cit ttnb bet: ruffiftfien Vcrfjältniffe ein greifbarer Inhalt
gegeben merben fönttc, fo fei baatt bem'erft: ErftcnS baitbclt cc>
fid) um bie bcrtraglidje geftlegung beS ©runbfafeeS ber ©eg?tt-
feitigfeit in ber foaialpolitifdien Vehattblttng Don Arbeitern
ScutfdilanbS unb RufelanbS, bie in bem Fad)barreid) befdiiiftigt
merben; baS ift bie flaffifd>e gormcl aller bisherigen foaialen
©egenfeitigfeitsoerträge. gmcitenS befifet Rufelanb Don früher
her eine Arbeitcrfdnife* unb VerfidjcnutgSgefcfegcbiing, me*
nigfteitS auf bent Vapier. Rufelanb unb Seittfchlanb haben
gleid) ftarfcS ^ntereffe baran, bafe fie mieber belebt merbc:
helfen mir alfo bitrd) eine VcrtragSOerpflidjtnng, bie uttS nicht
einmal neue Vflicfetcn auferlcgt, brüben nad)! Auch ift nicht 311
überleben, bafe Rufelanb unter bet: Volfdyemifiregientng einen
Verfud) am: Soaialifierung ber ^nbnftrie gemacht hat, ber
neben beit ibcologifdjeit ©enoffcnfdiaftsfouftritftioncn bod) and)
eine Reihe greifbarer foaialpolitifcher Drbnungert attbahnen
mill. SrittenS ift bie VBanberimgS* unb in Sufammctthang
bamit bie ArbeitSDermitthutgS« unb ArbeitSlofenfiirforgefrage
ein Vroblent, baS einfadh auS allgemeinen nationalmiffenfchaft-
629
Sogiale Praxis unb 2lrdjip für PoIFsmohlfahd — 1918 — XXVII. Dt. 41.
680
licken Qntereffen beiberfeitS befprochen merben ntu&. Dufjlanb
bat übrigens feit Märg 1918 eine 2lrbeitSlofcnPerftcherttng ein»
gefiibrt unb nach Mitteilungen t)on Dr. $anS Porft im Perl.
Tageblatt im Sunt foll biefe Perficherung eS in einseinen Pe»
gtrFen and) bereits 31 t pofitiPen Öeiftungen gebracht haben.
'Siefe 2 lnbeutungen mögen genügen, um 31 t geigen, bafj ficf> ben
internationalen fogialpolittfdjen SrtebcnSPertragSFlanfcIn
fogar gmtfehen sn>ei fo heterogenen Staaten mie SDeuffdjIanb
unb Ditfelanb febr mopl ein greifbarer -Snbalt geben läfet. @S
Fornrnt nur auf ben SBtllen unb einige 0ad)Fnnbe an. £er in
ber 9lrbeiterfd)aft gelegentlid) ber neuen ÖftfriebenSPerbanb-
hingen mieberljolte Sßitnfd), ba& 9lrbeiterPertreter ober Sogtal*
politiFcr — mir fügen btngn: and) SlrbcitgcberPertreter — Pom
2IuSmärtigen 9lmtc 31 t beut fogialpolttifcben 2lbfcbnitt biefer
Perf)anblurigen bingugegogert mürben, berbient bnrdjattS SBc-
•adjtung. __ Z.
©efeUfrfjüfl für §0?ide ittform.
l^rnatimwl* Jlmiiriginig für gEff^Iidicn ^rbfiterr^ub.
- /
$ie Eingabe ber ©cfeHfdjrtft für Sogiale Deform nm ®e»
battSauf&cffcntngcn für PrtDatnngcftellte im (StnFlang mit bei
Neuerung, bic int fjebruar 1917 an bie ntaftgebenben 0teHen
gerichtet mürbe (XXVI, 477), ift, nadibem fie bon sablreid)cn
Pcbörben Iängft beantmortet morben ift unb and) mancher @e»
baltSbemegung ^rafttfd>e llntcrftithung geleiftet bat (XXVI,
902), nunmehr and) boin DekpStag bebanbelt morben. tiefer
bat bie Eingabe am 20. Sunt bent DetdiSFangler als M a -
t e r i a I .übermiefen, hiermit einem Anträge beS 2luSfd)uffcS
für bic Petitionen ftattgebenb. Sm 2fnSfd)uffe batte ein De»
gienmgSfommiffar 31 t ber Eingabe erfläri:
„(fine grunbfäbli d;c Folterung ber Gtemäbrung bon Xcu-erungS»
gulageit an bie faufuuimiifcben, tednifdjen unb SMireauangeftdlten
in frohe non minbcfteuS 25 p. fr. 311 ben sulcht gegafften (Mfältern,
mi*e fie feitenS ber dkfcUfcpaft für Sogiale Reform al» Pebörblidji;
Pertrag£fiaufd- gegenüber ben Unternehmern genuinfd>t mirb, mürbe
ber p e r f ch i e b e n h c 11 b c r © i n f 0 in m c n 8 P e r p ä 11 n i‘ f f e
ber 21 u g e ft eilten u n b b c r Ob e f ch ä f t 3 l a g e ber Unter-
n c b 111 e r .u i d)t Dcd) n u n g t r a g e tt. £ie Jyeftfebung ber 6te«
baltSgufd;lage bon $all gu $all mürbe ber dermal hing eine grofcc
VfrboitSlaft unb Sterantmortuug auferlegcn unb unter Umftänbcii mit
febmermiegenben 23 c l ä ft i gu n gen ber H utcr n c h m e r Per*
fniipft fein. Vlud) beftänbe bie SKöglidtfeif, bafo Pide fi<h ber ©in*
jUptnapme in ihre Skid) er unb fccr beftimmenben ©inmirfung auf ihre
(iJcbaltSbcmcffungcn nid# auSgufebeu müiifdjen unb. guin Schaben beb
ftiäfuö f i d) o 0 n 21 it g e b 0 t e n e n t fj a l1 c n m ii r b c n. Vlnbercr*
feitS ergäbe fid) bic ftolgc, bafj biejenigen Unternehmer, meldje fid) be*
reit fänbcit, ben bd)örblid)en 21 n f orber 11 ngeu hinfid 11 i cf) bcr-^ufdjUigS*
gern ähr ung gu cntfpred?;n, entmeber fidr für bie Mehrausgaben burd)
ctiifprecpeube Erhöhung ber .Si 0 ft c n a n f d> I ä g e unmittelbar
fduiölo» hatten ober imu ber Stehörbrc bic ©rftatiung ber 3ulage*u
fdrbern mürben. (Sine $ufagc !ann bemuach ber ©efcllfdjaft in ber
gemiinfehlen i)iid)tung nidyt gegeben morben. Xic ÜVbörben mcirbeu
f ich, mie bieS febon jefct gefd>ieht, b a rct u f b e f dj r ä n! e 11
11t ii f f c n, Unternehmer, 0011 benen ihnen bdanut mirb, bafe fie ihre
Stngeftdlten in ungureidtentein iDtafee entlöhnen, bei mcitcren 21 u3*
fd>reibungen n i ch t 3 u b e r it <f f i ch t i g c n."
2)icfe ©rflärunfl bleibt erbeblid) hinter ben gufaflen beS
.slrieasamteS (XXVI, 903) guriief.
CrtSgruppc Breslau ber OJefellfchaft für Sogiate Reform
ueoanftaltetc am 11. unb 27. IJuni gmei metterc Vorträge gur Über=
gangSmirtfchaft. ^>n bem erften fpracb Dr. SB a g ne r = s Jt ö m in i ch ,
ber Seiler be» ftäbtifdien 2irfccit8aintcd, irt big irt bie Xiefe ber
Probleme bringenbeu’ Slusführuiißiui über Sogialpolitit bcö
21 r b e i t 0 m a r f t § u a d) b c m S\ r i e g e ; in bem* 3 meiten bc=
banbelte SWagiftratSaffcffor Dr. Cllcnborf OrganifationS*
fragen ber SB 0 b I f a l) r t S p f I e g c in ber li b e r g a u g 8 =
geit, mobei er b:c jyiUle ber gumal burd) ben .hrieg auf ge tauchten
Probleme in übcrfid)tlid;er @ ( lietcruiig borführte. Steibc Vorträge
mären gut befucht unb geitigien eine iutcreffante 2 lu§fprad)ie.
|lll 0 fmctne §o;inIinrlttik.
Xte büucrlidjc iöcfieblung Siurlnnbs auf bobcnreformerifd)er
(^runblngc
unter &enibaltung ber gemcinfchäblichen 0peFulation mirb
auf bem PerorbnnngSmege burd) bie ^eereSbermaltung Ober-
■Cft in bie Söege geleitet. £ie benfmiirbige SSerorbnung üont
17. ^viini 1918 bat eine längere SSorgefd)id)te unb ift auf I
Slitregungen auS ben greifen ber baltifchen Ökofegrunbbefifcer
gurüdPgufübren.
Skrcitg im Sommer 1915, alb bi»ei beutfdjcn Gruppen fturlanb
befept hatten, befchloffcn bic in ben ÄreiSberfammlungen orgaui)iertcn
9iittergittgbcfiper im galle einer 2fnglicberung ihirlanbg an baS
^eutfdje Sieid) ein drittel ihreg SaubbefipcS gu ben bot bem Kriege
üblidjon preife 11 gu Slnfieblungägmetfcn gut Perfügung gu ftellen.
Sicfe Skfchlüffe mürben im September 1917 bon bem auherorbent^
liehen Saubtag ber furläubifdveu i)titter= unb Satibfcbaft b-eftätigt. ©in
bout Sanbtag eingefepter 2 lugfd)ug^ ber bic Sache meiter berfolgen-
follte, manbte fid) art bie beutfepe Militämermaltung mit bet 29itk\
bie Pefcblüffc burd) ©rlafj einer Pcrorbnung auf eine gefcplidjc
©Jrunblagc 311 bringen.
®ie hont ©eneralqiiartiermeifter ^abuborf gegeichnete
Pcrorbnung über Sanbabgabe unb -befiebe-
I u n g in ü it r I a nb Dom 17. Sunt 1918 tragt btefen SBün*
fd>cn Rechnung. 21 IS Trägerin beS 2lnfiebIurtgSmerFeS mirb
eine auf gemetnniiptger ©rttnblage arbeitenbe Sanbge-
f e 11 f db a f t g u r I a n b errichtet. Fnrlänbifche Witter-
gutSbefiper, beffen Pefip minbeftcnS 3G0 ha beträgt, ift ber»
pflichtet, biefer .©efellfcbaft ein drittel feines ©efamtbcfipeS
311 m SriebertSpreife Fäuflid) su iiberlaffen, unb smar rriitfe baS
Öanb su PeficblttngS 3 medcn geeignet feilt. 2)ie Perorbnung.
regelt bann int einaelnen bie iJablüngSbebingungen, ^aS bis
1948 gefieberte PorfaufSrecht ber ^anbgefeUfdiaft bei frei»
bänbigett PcrFäitfen unb bet 3h>angSPerftetgcntngen, bte
gragen ber Peleibung, ber PreiSfeftfepungen ufm.
Xic gurlänbifcbc Perorbnung mirb Por allem ben sabb
reichen auS Dhtplanb suriidfehrenben beutfd>en Pauernfamiltett
Sttgute Fontnten. Sfber aud) bie baltifchen 9 Iittergnt|befiper,
bte aus Mangel an 2lrb^itSfräften ihren ßanbbefip bod) nicht
hätten Poll bearbeiten itnb auSnupen Föttnen, haben großen
s Jdtpett Pon ber Perorbnung, ba ihre Heimat burch baS 2ln*
fieblungSmcrF einen ftarfen 2lnffchmnng nehmen mirb. Sbr
bereits 1915 erfolgtes 9Ingebot, einen ^eil ihres PefipeS. 31 t
SlnficblungSgmecFen 3 ur Perfiigung 31 t ftellen, ift baber ntd)t
nur für bte 2111 genteinbeit, fonbern auch für fie felbft Pon
Porteil. ^te Perorbnung bat aber eine meit über ben Für*
länbtfd)eti Stabmen binauSgebenbe grunbfäpliche Pebeutung
burd) bic Perfitgtutg, mit melcher ber ©cneralfelbmarfchall
Pott i n b e n b u r g fie ein leitet. ^Diefe Perfügung be*
Fennt fid) in Flarer einbrittgltcher SBetfe 311 bem hoben-
r e f 0 r m e r i f d) e n r u n b g e b a n F e n , bap ber Poben,
als bte Sudle aller nationalen Söoblfabrt, ber 0peFuIatton
entaogen merben ntufe. Sn ber Perfiigung beipt rS u. a.:
,,^ie Pebürfrtiffc beg fiaubcS unb be§ öecrcS erforbern, bap bic
lanbmirtfd)aftlid)c ©rgeugung in ben Gtebietcu Per öftlichen Militär«
ucrmalhmgeii Poll entmiddt mcrbc. Sag brachlicflonbe Saitb ift gu
erfdlicpcu, .^cimftättcu finb gu febaffeu, beit 00 uhaubeiten laubmirt-
fchaftlidjeii Skt ui ehe 11 ift burch ©ittmicflung beS ÄtrcbitS erhöhte
fioiftunpsfähigfeit 311 gelten, ©emeiunüpige Orgaivifationen, fcenen
bic erfahrensten Kräfte auo bem Teuifdctt Steide gur Sterfiiguu«
ftcheu, finb hierfür gefcljaffcu morben unb gehen jept an baS SBcrf.
SBenn alfo bie Pon Siuplanb jahrhuitbertdang periiachläffigteu
Stanbftaatcu in beit fdüpenben Ärcis be» beutfdyeii SBirtfdaftStebeng
treten, ber beutfdc .^uiiemiiarlt fid) ihnen crfdlicpt, bcutfdjc Organi«
fation ihnen Strafeen, ©ifenbahncit unb Kanäle fdafft, unb ber
beutfehe .Sirebit ihnen ben Übergang gu erhöhter SBirtfdyaftSfraft or=
möglidt, foll bas beutfehe Steif, foll bie Allgemeinheit ben Siupen ba«
Pon haben. 2iid)t einer bitnncu Sdiidjt Pan Stefipertt barf Porbc«
halten bleiben, bie Sterteile ber Sieuorbuuug für fid) Pormegguitehmcn,
inbent fie ben burd) 3>eutfdlmibg Siege erhöhten SBert beS Stebeub
in fpefulatipeu S'crfäufeu auSnupen ....
(Sjemip mirb man ein allinählidjcS Steigen ber Stebenpreife niebt
Perhiuberu fönnen, aber eS ift feinebmegb gleid)gültig,'mcld)en Ste =
Pölfcrungbllaffen mtb melden SkPölferungbmengen bie . ftcigenöen
Stebenpreife gugitte fommen. Steifbmohlftaub beftd)t nidjt in einer-
fleineu ^ahl pon Giropfapitaliften, fonbern in einer möglidjft gropen
3«hi leiftuugbfähiger, fdbftäubiger, heimfefter unö hoimfrohet Staatb-
bürger, bie bem Staat bab liefern, mab er'in allererfter Sinie braucht:
Meufdyen, gefunb an Seib unb Seele. Sold)’ ein 0)cfd)lecht Pon
Sicblerit läfet fiep nur begrünbeit, meitn bie Spefulalion fcriigehaltcn
mirb.
Su ber beutfepen Preffe aller Dichtungen bat bic Für»
länbtfcfjc Perorbnung int allgemeinen eine günftige, teilmeife
begeifterte 3nfttntmung gefmtben. 91IS Fenngeidpnenb fei er*
mahnt, baf 3 fomol)! bie rechts ftepenbe ,,^:ägltd)e Dntib-
f d) a 11 " in fdjmungpollcn SGBorten $1 i n b e n b u r g S ©rofetat
feiert, -r ,,^er unfere ©cplachten fchlägt, benFt unfern ^rieben",
mtb ibn„cincn^Ä'oIonifator int gemalttgen Stile ber grofeen
I nieberbeutfehen ^ieblerfiirften" nennt, mie bie fogialltberale
631
£üäi«Ic graste unb Jlrdyib fite Bolfsmof)lfaf)tt — 1918 — XXVII. Br. 41.
„5 ran ff urtcr Zeitung" in i&rem ßeitauffafc Pom
2. Siili bic aufeerorbentlidje Bebcutung bc£ Borgebenä in Shtr-
lanb berporbebt: „SBer ben ©ang ber ©tcblungSfragen in
Teutfdrfanb nnb in bem belebten €ftgebi?tc Pcrfolgt bat, ber
fühlt, bafe hier bie Borbebingitng für eine folonifatortfcryc
Wrofetat bödrften langes? gefdxtffeti merben foll."
Ter „Bormär ts" erfeunt bie fo^tale Bebcutung^ ber Ber*
orbiiung an, bemängelt aber Pom Perfaffnngsred; 11 i d)e n Stanbpunft
bre 'Jliisfdmltuug bei lKeid)Stages. Fbm mirb Pon ber „Boff. <%•"
und) iHütffpradje mit bem Dicicbsfommiffar für €bcr*Cft, P. Ralfen*
bauien, ermibert, baß pölfcrrcdjtlid) lebiglid) bie £ffupationSbef)örbe
3 uftäiibig fei, baß and) feine Meid)*mittet für ben Jlnfauf bes ©runb
unb Bobeus bewilligt 311 tuerbeit braüdjtcn, fonbern baß bie Sattb-*
gefeüfdiafi Murlaitb eine priPatred)tlid)C Bereinigung fei, bie fid) bie
Büttel auf bem freien Mapitafmarft befdiaffett fönne.
9lugeftd)te ber gvoften Poltemirtid)aftlid}en nnb foatal-
bolitifd>en Bcbeutung ber fiirlänbifdicn Berorbnung fallen
biefe nevfaffitng§red>tiid>en Bebenfen, bie iiberbieä burd) nad)*
träglicbe 3»ftinimung ber furlänbifdjcn £anbe3Pertretungcn
anö 3 itgleid)cn finb, faum ins ©Lemidjt. 2 ftan tnödyte nur mün*
fdyen, bafj bic furlänbiftfye Berorbntmg halb baf)in ergänzt mer*
ben möchte, bafe nod) ein anberer bobenrefonnerifeber ©tebattfe
in bie Tat lnngcfeßt mirb: bie 33 e ft e n e 1 * u n g be3 un-
P c r b i c n t e it 95* e r 1 3 it tu a ,d> f e S.
Jluf biefen ^ int ft mieS ber frühere :)teid)»fan 3 ler, jeßige Cber=
präfibent Pütt Sommern, BiicßaeliS, bei einem Empfang ber furlän*
bifdien Saubmirte in Stettin bin. Sa« lianb mürbe burd) BcrfebrS*
erfdiließungcn, Jlitjicbluiigcn, lanbmirtfdjaftlidje Berbeffcrungen,
fvennbfd)aftlid)e ^ollpoliti! mit Teutfdjlanb ufm. int Saufe ber
nädiftcn ^afjr^cljntc lim bas Bfeljrfadfe an Bkrt fteigen; in biefent
SBertaumadiS liege bie ^inan^ierung^möglicgfeit für bic großen
Multuraufgaben, nnb bie Bföglirfjfcit, 311111 Tauf für bic Befreiung
burd) bie beutfrfjen Waffen on ben Mrieg*Sfoffen mitautragen.
Bor allem aber follte ba* Borgeben in Murlanb and) fiir
bas? JlnftcMuintemerf in Tettffdjlanb Porbilblid) merben, fomobl
*ur. ©rfdiließung non OSntnb unb Boben 3»r inneren Moloni-
fotion, ate and) 3ttr Befänipfung ber ba§ ©5etncinmol)l fd>iibigen*
ben &anbfpefulation. _ _ E. L.
Stantlidjie SUrcbitöilfe für uerfdiulbctc Beamte, ^cr p r e tt =
ß i f d) e Stadt ft eilt 5 SM UI tonen Biarf ben beftebenben
Spar* nnb Tarlebnsfaffen ber Beamten unter fofgettbett Bcbingttugeu
3 ttr Verfügung: (rs ift eine Bei^infung Pott 2¥> p. £>. an ben Staat 31 t
leiften. Tie Bcrleibungjin bie Beamten gefdnebt gegen Bürgfdjaft.
Tie Berbanbsfaffe ber <^par= unb TarlcbcuSPcrcine ift Pertraglid)
perpfliditet, auf Verlangen planmäßigen unb außerplanmäßigen un=
mittelbaren «rtaatc-bcamteu burd) Bcrmittlmig ber if)r augefd>loffeuen
Spar= unb Tarlcfjnöücrcine, bereit Biitgliebfdjaft bie Tarlcbnoit-ebmer
befipen ober ermerbeit, nad> Prüfung bei* Bcrbältuiffe Tarleben
na cf) ben fapungsmäßigen (^nmbfäpctt biefer Ber;eine 31 t gemäbren.
3i>o eine bieruad) crforberlidic ScbcnvPerfidK’ruitg alö ^idx’rbeit
nid)t porfianben ift, barf eilt ^mang auf beit Beamten, fein Seben
311 perfidem, itid)t ausgeübt merben. §u biefent Jyallc mirb fid> ber
Spar= unb Tarfefjnßocrcin mit einer Sid;crl)eiti’fteUung begnügen,
riird) bie ben Tarlcbne-uebmern feine befonberen llnfoficn ermadifcit.
Tie Bcrbanbvfaffe unb bie if)r qugefdjloffeueit Spar= unb T<n*;
|ebni5pereine finb 3 ur .Cvrgabe Pott Tarleben and) an foldjc Beamte
perpflidjtet, bie eine Sidtcrbeit (Bürgen, bereite Porbanbene 2cbens=
Perfid>:rung ufm.) nidit beiaubringeit permögen, fomeit ee fid> nicfjt
auenabiuemeife um frebituumürbige Beamte banbeit. Tiefe Ber=
pflidünng befdränft fid) jebod) auf einen Öiefamtbetrag, ber 40 p. &.
ber bereitgefteUteu Staategclber nid)t überfteigt.
Tie Tarleben, bie bae 1 X« fade bee reinen ^sabrcegebalty ein=
fdiließlid) rubegebaltefäbiger Zulagen, im ©ödiftfnUc für ben
eiiiJeluen Beamten jebod) 10 000 Jt nid)t überfdirciteil biirfen, finb
Pon ben Beamten mit 4 p. ö. 31 t Der^iitfen unb follcn im allge=
meinen für einen Zeitraum Pon fünf bis? 3 ebu fahren gegeben
merben. Tie Tilgung ber Tarleben fettend ber Beamten au ibre
Mafien braiidjt erft 3 mei pabre ttadf Mric^fd)luß 31 t beginnen unb
fatui fid) auf einen Zeitraum Pon fünf bis? gehn fahren erftreden.
Weite Tarleben biirfen nur mäbreitb breier ^abre nad) bem Mricge
(Ut^gegeben merben. Tie töürfaabluug beb Betraget fettend ber
Maffeu au ben Staat muß fpätefteub 15 ^abre ttadf Mriegbbccnbigung
abgefdiloffeu fein, ^urürfgeßablt mirb nidit ber bolle Betrag, fon=
bem mir ^5 p. bes Pont ^taat 3111 * Berfiigung gcftellten (Selbes?. —
9Ittgefid)tö be« Umfangt ber Berfd)itlbimg ber Benmtenfcbaft unter
ben Mriegvciiimirfuugcu ift ber Betrag Pon 5 Bciü. Bi. nidit febu bedi
gegriffen, unb es» ift beim aud) bereit» eine Crrtmbuug be» Mrebit»
bis auf 15 BiiU. Bi. in Vlu»fid)t genommen, (iiite burd)greifeitbe Be=
folbuugsreforni! ttad) bem Mliege erfdjeint neben meiteren balbigcn
Teiieruugv 3 ulagen nod> miditiger.
Meine Imibejjgefcblirfje Regelung be# Tftcnterluefcnö.
Ter BittfdriftenaiiSfdniB be§ fPreitfeifdien 3lbgeorbnctenf)aitfe§
batte fid) bor fitr 3 cm mit einer Eingabe be^ AnrteUd ber
Bevbänbc ber beutfd)eu unb öfterrercfjifdjen Biiöncn- unb
Ördjeftcrmitgiieber 31t befebäftigen, toelcfic eine Ianbe^gefcp-
lid)e Regelung be^ TbeaterloefenS ücrlangt. Bor aEent
nnirbe Unterftellnng beö gefomien Tbeaterlpefcn^ — obge-
feljen Pon ben Srngcn ber Bau- unb gcucrpoliaei — unter
ba^ M u 11 u ö nt t n i ft e r t n m geforbert, bantit alle fragen
fünfteifd)er ^iatur Pont Biinifteriitnt be^ Sn nc ^ n abgeameigt
merben föitnten. Breiter tonrbc Perlangt bie ©infepung Pott
^ a di b e träten bet ben Bcbörben, Untlpanblung
ber $oftl)eater in Staatötbegtcr, iibernabme ber ftäbtifdjen
Theater bttrd) bic StabtPenualtungen, Slttfbebung ber X l uft-
barfeiteftener für genteiunüpige Beranftaltimgcn jifm. ©in
Bertreter bes? IBiinifteriums be£ Innern legte ben ^tanbpunft
ber Regierung bar. 3ln eine Bertpirflid)ttng ber mcitgeftellten
3iele ber ©tngabe fei in naebfter 3cit nid)t 31t benfert, bodb
feien bereite umfangreidjc Borarbeiten auf bem (lebtet ber
Tbeatergcfepgebitng porbanben unb bie Sragc foüc rtad)
griebenäfdblnft in Singriff genommen merben. Sfud) eine
alleinige 3uftänbigfcit bc^ Multiteminifteriunte fönne
nid)t in Slitöfid>t geftellt merben, mobl aber mürbe bie ©nt*
micflttng babiit geben, bafe ber ©influfe be^ Multugntiniftcriimte
madife, namentlich auf bem (Gebiet be^ Tbeaterunterrid)te.
Tie BttnbeöratePerorbnung über bie prtPatcn gernerblichen
unb faufmiinnifdien 3ad)fd)itlen Pom 2. .Slnguft 1917
(Jsg. XXVI, 906) biete bie ©aubbabe ba3u. Tie ©tngabe ift
ber Sfegientitg ate Material übermiefen.
Mt gußäute.
Tie Bfigftftnbe in ber Frauenarbeit beö oberfchlefifchen
Snbuftricbeatrte I>aben ben Berbanb fattiolifcfier Bereine er*
merbdtätiger Flauen nnb B?äbd)ett peranlaftt, au ben Ober*
fd)lefifd>en Berg* unb $iittenmännifd>cn Bereitt mit einer ©in*
gäbe 3ttr ^Regelung unb Befferung ber Arbeite* unb fiobnücr-
bältniffc berati3utreten.*Tic oberfdilefifchen SlrbettePerbäUtttffe
haben bic £ffentltd)feit unb bic Bcbörben fdion öftere be*
fd}äftigt, leibet*, mie bie Potiiegenbc ©ingabe aeigt, obne baß
eine bttrehgrdfenbe Befferung erhielt mürbe. Teilt fein* maBOoll
mtb Porfidytig, aitcf> nidit obne Slnerfenmtng ntandyer Reformen
abgefafeten 3d)riftftücf feien folgenbe ©inaelbciten entnommen:
B>cmt and) mälirenb fcc» Mtie^cv bic Söbue erbePlid) geitiegen
finb, fo bleiben fie bod) nad; ber ^obuitatiftif bes 9ieid)S*)?lrbeit4#
Platt» gegen bie im Tortmunber Be^ivf geaaplten ^ötiue um 1;$‘>
bis 1 ,.*»«) J( unb gei>en bie int liuterlx'inifd;eu (Gebiet gesablten Üöbne
um 2,07 Jl je Sdiidd 3 urürf. s A'adi ben Pom Berbanb gemad)ten ^vit :
ftellungeu uerbknt eine erbe bliebe ^abl ber Örubenarbciieriuuen bet
fdimeren Arbeiten an ber Sdiale, ber Separation, beim B 3 agcn-
abitobeu mit allen Teueritn.g» 3 ulageu ei 11 fdiließlid) Brätitieti 2,w»
bis 2,80 J(, Sd)iditlobuarbeiteniinen in Bad= ttnb Biafdjincnräunten,
in Ziegeleien’ unb bei Blaparbeiteu auf ,<oiitten= unb in Slüftungs-
betricben 2,20 bis 2 ,xo^ Jl unb 15 Jl Biouatsprämien. B>irb pon
biefen Vlrbeilcrinueu ein böberer Turdifdjuittslobn errcid>t, fo ift
bas auf bie aaplrcidi gemaebten Überftunben, Sonntags- unb Toppei-
fdiiditen 3 unicf 3 itfübren. ©iuiftiger liegen bie Bcrbältuiffc bei beit
Vltfoabarbeiterinnen in ;Hüftungsb et rieben, bie Ttrgelöbne Pon 4 bis
0 Jl erreidyen; allein Biaterialmaitgel, Betriebsftörunocn ober
B3ed;fel ber bei^iiftellenben BiuuitiouSftücfc haben nid)t feiten 3 iir
fvolge, baß biefe Vlfforburbeiteriuueu fid) modtcnlattg mit Sdiicbr^
löhnen pon 2 ,:»o bis 2 ,h> .fl begnügen müffen, fo baß ber ^alires
arbeitsperbieuft um ein ©rbeblidies finft. .'pin^it fommt, Niß bie
bättfig per langten itberftunbeu oft obne jebe» Vlttfgelb beaablt mer-
beit. 'Jln ber .Oaub genauer Berediuungeu über ben bei ber 21 rt ber
'Jlrbeit febr erbeblicben 'Jlufmaub für bie Jlrbeitsfleibung ftellt _ber
Berbanb feft, baß ber 'Jlibeiteiin für B'obiuing, Babrung, Biäfche*
erfaß, Steuern ufm. nur 7 9 Jl f ü r bas B i c r t e l j a b r Per--
bloiben!
'Jlls Pefottberer Biißftanb mirb bas Softem ber Begelmäßigfeits-
prämieii cmpfuutcn, baß in CPerfdileficu eine tHoüe fpielt mie in
fehlem aiifccren Beairf Teutfdilaub#. Tie Prämien, bic 5 -mififx'tt
4 unb 15 Jl ntonatlid) fdimanfeit, metbeu hier unb ba fdion nadi
einer, meift aber bereits nadi amei berfäumteu Sdjidvtcn entac^en,
ein Softem, bas burd) bie in maudien BA’ifen übliche (Gepflogenheit
bes „Badibaufefdiicfens" noch härter mirb. idat eine Vlrbeiterin eine
Sdiiriit perfäumt, fo mirb fie 3 itr Strafe beS an bereu Tage» Pom
Bceifter für meitere ein bis brci Tage nad) .paufe gefd)idt unb Per-
lieft baburd) irklit nur ben 2 obu für biefe Zeit, fonbern aud) bie
Bräunen. Biit Pollern iHextl meift ber Berbanb barauf hin, baß ge
legentlidK* 'Jlrbeitspaufcu bei ber totalen Ubermübung iufolgie 31 t
fdimcrer Jlrbeit unb Btangcl an Bulu' 3 eit bei mangelbafter (rritälv
rung gemariit merben m ii f f e 11 , baß aber and) bie vsnftanvbhaltung
ber .sbäuslidifeit, bas nmftäiibltd>e Beforgen ber 2elxusmittel jept
Soaiafe imb Ardjib für Bolfswohlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 41.
684
683
bicl mehr ^eit und Mraft bedangt uub unmöglich in bei* fargen
$reiaeit edobigt werben faun.
Weitere Mia gen .begiehen ficf> auf bie lange Sd)id>tbauer — meift
12 Stunden, non beiten 1 '/> bi» 2 Stunden auf bie Raufen entfallen,
bic aber oft genug aud) nod) gofürgt werben —, bie rohe Bcbüitb«
lung der Arbeiterinnen burd) Mollegen unb Unte.rperfonal, bie utt«
mdjgemäßc Verteilung der Arbeit, da» gebleit ober bie mangelhafte
Befd)affenl>eit ber Umfleidc«, Aktfdj* uub Baderäume — bie Irin*
itabe berichtet über jebr fd)limme ISingdljeiteii - uub bic mannet
hafte Verforguug mit Lebensmitteln unb BerufSfleibung.
Xtc.EBiinfcbe bei* Crganifation geben 5 imäd>ft auf bie
t? e ft f e p u n g e i n c § 3)? t n b c ft g i* u n b I o b n S P o n
3,f>o M für alle über 17 Sabre alten Arbeiterinnen bei ad)t«
ftiinbiper Sd)id)t; (£rl)öbitng ber Löhne bet ^ffforbarbcitc-
rinnen, (*ntfd)äbtgnng bei ArbeitSauSfaE, bert bie Arbeiterin
nid)t Perfcbulbet bat, Beaabluna ber Überftunben mit einem
50 proaentigen Anffcblag, Abfcbaffung b e 3 grämten-
fpftemS, @infül)rung ber Ad)tftunbenfrf)id)t, fotoeit teebnifeb
mögltd), beffere Behandlung ber Arbeiterinnen unter Beriicf«
fidjttgung ihrer fdüinicberen M'onftitution, Verbefferung ber
Eöafcfc unb Umfleibcränmc, beffere Verteilung ber Lebens*
mittel unb Beibehaltung ber 14tägigen MünöigungSfrttf, bie
nxibrenb beS Krieges oft in eine eintägige nerlpanbelt toar,
auch mäbrenb ber Übergangsmirtfcbaft.
Schon jept febeint bie Eingabe nid)t oana ohne SBirfung
geblieben 51 t fein; bie Xurcbfcbnittslöbne haben fid> auf ettoa
3 J( gehoben, ein Sohn, ber aEcrbingS bei bem ftarfen Ber«
fcpleiß an ArbeitSfleibitng unb bett teuren greifen immer nod)
als unjureicbenb angefeben toevbert muß. hoffentlich gelingt eS
ber Oereinten (ürintotrfung ber Crganifation unb ber Behörden,
bie beit Xingen luobl and) fehl’ näcbbriicflid) ihre Aufnierffam-
feit aumenben tuiiffen, eine Unirbigere ©cftaltung beS ArbeitS«
PcrbältniffeS berbeiaufübren.
Bargelblofcr Verfeljr bei ber .Lohnanblung foll burd) bic
BetriebSfparbanfen erntöglidit toerben, bie bic Siemens-
Sdmdert-EBerFc für bic Arbeiter unb AngefteEten ihrer be¬
triebe im »ergangenen Sabre in Berlin unb jept in beu Nürn¬
berger Sdimcfterbetricbcn eingerichtet haben. Xie SparbanF,
bic banptfäcblid) bem fleinen Vcrfepr bienen joE, gibt an bie
AngefteEten ber (Skfeflfrfxiften unb befreundeter Unter¬
nehmungen VerrechnuttgsfcbecFS heraus^ mit benen fic ihre
CrinFäufc beaaplen meiden. Xie Sd)erfS FÖmten jeber be¬
liebigen Banf aur Qhitfdjrift gegeben merben. .And) fpU’len |te
im 3ablungSt)erfcbr ber Arbeiter unb AngefteEten mit ben
ESerFFonfumanftalten ber Siemensbetriebe eine ausgedehnte
SftoEe. Xie Arbeiter unb AngefteEten finb bitrd) AufFlärungS*
blätter über SGBefen unb 3 mcd ber SparbanF unb beS bargelb«
lofen VerFebrS unterrichtet, unb es ift ihnen anbeimgeftellt mor-
ben, fid> ein $onto bei ber BanF einriefiten unb ihre (M)ältcr
gana ober teitoeife auf bie SparbanF iibermeifen au laffen, bic
bie feinlagen gut Ocrainft unb fie jeberaeit freigibt, fo baß eine
3reiaügigfeitSbefd)ränfung ber AngefteEten nicht an bc«
fiirchtcn ift.
SeueruugSautagen für Priuatlieamte in Cfterreidj. Xer Zentral*
oerbanb ber Subuftricttcn CfterrcidjS hat folgenbe Vorfddäge für bie
3af)lun_g ber XcucrungSaulageu gemacht: Xem normalen ^riebeitv«
gehalt foll augefchlagen werben:
ilKouatlarnnbflcfinlt ^nfcfjlogo ßwfrfnnflc
in .vuoiteu (ebig toer^civntct für 1 Minö
S3ei 200 75 t». h- < s 5 0. h- ttr. 15.—
Volt 200—500 60 0. h. 70 o. h- - s te. 15.—
i16er 500 55 D. h* 05 0. Mr. 15.—
Überftunben, bie uou ber Vetriebvleitung angeorbuet finb, finb tem
ilKeiftct mit 2 Mronen bie 3tunbe, ben Beamten mit ben auf Über?
ftuirben um ge rechnete 11 äVonat»gnui.bgehalt plu» 50 0. io. 511 Oer«
güten. Ale- ArheitSacit gelten 48 Stuufc-en je A>od)e für febe 95c*
amtengruppc, weUbe uidjt äur Veauffidjtigung be» VetrieLuS not«
Wenbig finb. 5*ür bie A'erfmeifter 1111b tedjuifdien Angeftellten gelten
jebod) bie gleiche Anaaljl twn ArOeit»ftuiibeu wie für bie Arbeiter*
fdiaft. Xeutfri;laub, fo b:merft bie „2öerfineifter«^tg.“ hierau,
finb bic tfinuen a u ääbleu, bie ihren Angeftellten bie glcidjen ^u*
lagen aaljlcn.
(frnglifdje fianbarbeiterlöhne. Aad) ben „Vritifh AeWö" 0011^
25.- Ac’ai haben bie Xiftriftsfomüceö für üanbarbeitec in Cfuglaub*
folgenbe Afiitbcftwod)citlöhne borgefdilagen: für beu Veairf Surret)
84 Schilling (bisher 1917: 19 3d). 7 'Pence); Aocfolf 30 3d). (1917:
17'A 3d).), Crfoib 30 3d|. (17 ^di.i, Siiffolf 30 ^d). (18 ^d).) unb
Xenon 31 3d> (bisher 19 3ch-). Aad) ben Vcftimmungen be» üanb«
wirtfchaftS-^ohn«AmtS für tfnglanb unb A>ales ift betui and) bom
4*0. ilAai 1918 an für mänulidic laubwirtfdaftlidK’ Arbeiter über
18 ^ahre in Aorfolf auf 30 3d)illing für ein Sedjvtagewei'f Oon
54 3tunben bis amu lebten Cftobeifountag unb für eint* 48*Siunbeu-
2Bo<he im Aobember unb Xeat:mbcr borgefchtieben worben. Xie Au*
rechnung beS XeputatS auf blefeu Sohu ift ebenfalls genau geregelt.
Überftunben follcu im allgemeinen mit, 25 0. £>. Auf fehl ag beaahlt
werben. Abgiigc für ^eierftunbeii wegen fd)fechten Setters bürfen
nicht gemad)t werben.
£ 0 l)nl)cmr(tmt 0 fn mü> JCcbeUshämpfe.
i'ofjnforbcru»flcn bfr Jkrßnrbcitcr. Tic liier Söcrflarbcitcr-
oerbänhe. haben am 25. Sinti an ben 3 cd)cn^vbanb in ©ffeti
unb an beu $>anbelSminifter eine gemeiufame Eingabe gerichtet,
in ber fie unter ^intneiS auf bie bcPorftebenbe ferböbung ber
EJteblpreife imb unter auSbrntflicber ^croorbebuug, baß bie
Soften ber Lebenshaltung für bie Vergarbeiterfcbaft faft uuer*
febtuinglid) gemorben fei, folgenbeS beantragen:
1. Raiter uub Siecrhaucr einen XurdßchuittSlohu t>on 15 Jl je
3d>id)t auSfchließlid) Miubcrgelb unb etwaiger anderer Xeuenwtgs«
aulagen. 2. $ür erwadß'cne männlid;*e 3d)id)tlöhner unter unb übet
Jage eine Lohnerhöhung non miubeftene 2 t U je 3<hid)t. 3. ^iir
weibliche uub jugeitblicbe Arbeiter eine Lohnerhöhung non minbeftens
1 Jl. 4. (iiue Verboppclung beS ÄinbergelbcS.
Xie cingebcube Vcgriiiibung weift auf bie ueuefte amtliche Lohn«
ftatiftif (ugl. 3p. 613) hin. Vei folchen Löhnen fei bie Vefchaffung
beS notwenbigen Lebensunterhalt» befonbers für bie fo liiebrig ent«
lohnten 3dud]tlob uct immer mehr in <vrage gefteüt. Verbraud)S«
redbunngen für eine füufföpfige Vergntatuiöfamilic in taffen, bereu
XageSuerbraud) frfjon im Vorjahr bei« nichtigeren. Le ben smittelp reifen
auf 11,78 Jl üeredmet würbe, uub ciu-c ähnliche Veredlung für
Jvrauffurt a. S M. werben augefügt. „Ser mit folchen fahlem bie
Löhne ber Bergarbeiter uergleidjt, wirb fidi ber (iinficht nidjt ner«
fchließeu föuuen, baß bie Löhne amu Lebensunterhalt unb aur Auf*
rcdterhaltmig ber fo notwenbigen Arbei-tsfraft nid)t auSreid>en."
Sn einer weiteren gemeinfamen Eingabe an ben N e ichs*-
f a n a l e r bitten bie Vorftänbe ber Pier Vergarbeitcr-Crganifa*
tionen biefen um ©cmabrung einer AuSfpradie it6er bie gegen«
märiigpn LobnPerbäftniffc, über bie (ty?treibepreiSftcigeirung
unb bie innere Veunrubigung ber Arbeiterfcbaft.
v 3ur Stellungnahme gegen eine Preiserhöhung für (betreibe unb
Acehl wirb u. a. angeführt, baß burd) eine _fold>e Preiserhöhung aud)
jeßt wicbcr bie <sd)iaube ohne Ifnbe ajigefept werbe, weil bei einer
^rböbung ber. öktreibepreife aud) bie Viehprcife fteigeu unb baher
bann and) bie ^leifd)«, Butter« uub Acildrpreifo ufw. So werbe bie
Aotlage beS größten Xeils ber minberbemittelten, fd)Wer arbeiten*'
beit Beoöltevung unnier Iritifcfcer uub bie Beftreitung beS erforber«
Iid)ett Lebensunterhalts immer fdjwicriger.
Anfang Salt ftnfr and) Vertreter ber 0 b e r f d) l e f i f d) e n
Bergarbeiter mit bem ftriegSamt in Berlin in Berbanblungcn
über Lohn uub Leben getreten, ferner haben bic nieber-
f d) l e fi f d) e n Bergarbeiter am 1. unb 2. Sali üor bem 3d)lid)«
tungsauSfcbnf 3 in S&albertburg mit ben ©rnbenPeriretern über
ben Lohn Perbanbelt. Xer AuSfd)iiß erfennt bie weitere
Lebcnsnerfd)leri)ternng feit 30. Eftära 1018 an, bat aber nur bie
3ufd)lagSbeaablung ber Sonntags- unb 3cebenfd)id)ten be«
milligt, bie übrigen Eftebrforberungeu mit Niicfficbt auf bie
Öhmbenrentabilität abgelcbnt.
Sm SaarrcPier batte bie ,^gl. BerglperfSbireftion
bie Lobnforbernngen ber Bergarbeiter BHtte Eft a i ab*
gelehnt. Xcr ©ctoerfperein d)riftlid)er Bergarbeiter bat aber
iiidit loder gelaffcn unb aHfammen mit Beairfsleitnngcn be^
Alten Vcrbanbes* Eftittc Smii beim ^anbelSminifter toenigftens
eine ^rböbnng ber itriegsfinberaulagc Pou 3 auf 6 M monat-
lid) erhielt.
Xic fiohnluMueßunflcu ber grüßten beutfdjcn Weü>erff<baft 1917.
X*er Xcutfche AtetaUarbeiteiwerbanb hat im ^iahre 1917 2531 LohiR
bewegungen burdjgefiihrt, an benen 1 577 792 Arbeiter, darunter
470 460 Arbeiterinnen, beteiligt waren. Xurd) frieblidje Berftänbi*
gung wurden 2475 Bewegungen beigelcgt, daoon 388 nor .Oilfsbicuft*
äusfd)üffen und 13 non J^cereSbehörben. ArbeitvcinfleUuugeu fanden
in 55 JväUeii ftali, woau eine Ausfpcrruiig fommt. Bon diefeu Be«
weguitgeu wurden 1090 mit ooUem Erfolge für die Arbeiter beendet,
während in 1426 fällen Xeilerfolge erhielt wurden. Crime Steige«
rung ihre» BerdienfteS erreidjteu 1 171 590 perfoiten um 6 804 848 Jl
die A>odu\
(fine einheitliche Lolntbetuegung in ber gefamteu Bnumwull«
iubuftric (fitglaiibö, gu der fidj amu erften Eftale alle in den nerfdjie«
denen Zweigen diefer ^nbuftrie befteheudeu ©ewerfuereine a” 3
fammengetau: haben, während fie fonft gewöhnlid) getrennt auf eigene
^auft borgingen, ift im Wange, um uou Beginn der aweilcu ^mii«
wodje an eine Lohnerhöhung um 30 n. .s>. au erzielen. Bei der lepten
635
Soziale ^raj;ig unb ^frcfiiu für ^oIf$toof)IfaIjrt — 1018 — XXVII. 9?r. 41.
fioljncrfjöbiuifl um 15 n. ,s 5 . im Scsembec mären bie Parteien über*
ciiigefommcii, fccftö Atonale lang feine BerÜnberung cintrcten 31t
Inffcn. .$iir Bebingung bei her je(d erhobenen» ^ortbnucr ift gern ad#
Worben, baß bie llntcrftübungcn für füldje Arbeitöfräftc, bie burd)
bic Betriebveinfrfiränfu'ngen arbeit^io» geworben finb, aufred;terfjaltcu
Werben. Sie Wewcrfbeieine Wünfdx’n, baß unter Borfiß bon Sir
Herbert Siron, beS Leiters ber l’lmtsftelle suu Regelung ber. Baum-
wollinbußrie, eine Monferen^ non Arbeitgebern unb Arbeitern if)rc
Forberung befpredw. Ätahrfdieinlid) wirb ber Fnbuflricameig als
Waides in ben nädjften A>od)eu nid# mir bie Lobnfragen, fonberu
and) bie Brobuttion in ihrem Berpaltnis 311t Befdjäftigmig ber
Arbeiter unb bie Arbeitzeit ber Fabrileu 311 prüfen Haben. Ein
offener Lofmfanipf mirb nid# erwartet, bielmehr gilt ein Betgkid)
burd) Bertjanblimgen als wafirfdcinlirfi. 3 n$gefamt finb bie Löhne,
bie bie Baumwoüinbnftrie feit MriegSbegiim saljlt, laut „Gcouomift"
( 11 . A?ai 1918 ) 11m 85 b. £>. bisher erhöbt morben. Sie Spinnereien
füllen leidster als bie Siebereien in ber Lage fein, bie neue Lot)»-
3ul^ßc 31t bewilligen,
©rgaitifatiönfn btt Arbeiter, ©ftytlfftt, JlngefleUifii
uttii gfflintfit.
Sur SBfridjtnrfjunQ ber i'nnfbcnnitcnucreiitc.
Tic ^3cfrf)1 11 fefoffunn über bic Berfchmelsung beS herein?
ber Banfbeamten in Berlin mit bem Seiitfd)en Banfbeamten«
herein, bic aus formalen ©riinben miebcrßolt merben mußte,
bat burd) bic Betätigung feitcnS ber neuen Gkncraloerfamnt«
Inng mit erheblicher Btehrheit jeßt enbgiiltige Straft erlangt.
Ter T c 111 f d) e 93 a n F b e a m t e n • B e r c i tt umfaßt nad>
biefem 3 ufammenfd#nß etma 80 000 Btitglieber unb bereinigt
bomit ben meitauS größten Teil ber Angeftclltcu beS Deutfchen
BanfgemcrbeS in feinen Reiben. iAcben ihm beftebt nod) ber
fcharf gcmcrffchaftlid) gerichtete Allgemeine Berhanb ber
öeutfeßen Bankbeamten mit einigen Tau fett b, 3 . T. aud) tueib-
Tidxm Atitgliebcrn. 9Bie notmenbig ein folibarifcheS 3u«
fommenmirfen ber Banfangeftetttcu in energifchcr fo^ialcr
BernfSOereinSpoIitif auf breitefter Ehmnblage ift, baran
gibt eS mohl angefid#S ber gerabesu unbeimlicben (#roß*
betriebe- unb Ttufkntmicflung im beittfrf>en Banfmefen feinen
Smeifel mehr. ‘
Ser Bcrfdinu*UungSpro3tß bei ben WroBbankn ift im Kriege
mit mebr als amevifantfdier Sd’nelligfeit boigefdiritten. Ser Ein=
fl 11 n i>er 'Berliner Wroßbanfeu erftreeft fid> feßt in Seutfcölanb bis
auf bie tteinfteu Brobinspläbe. Für bie pribaien Ba nfgcfdmfte ift
cS immer fdimieriger geworben, neben ben großen BanffonserneiT
ihre Selbftänbigfeit 31t behaupten. Sic AuSfichten ber 'Bank
angeüellten auf eine fpäterc Selbftäwbiginarfiurig Im ben lief) »er*
fliiditigt. S03U fommt bas Einbringen weiblicher töilfsfräfte unb
Der bauon auSgcbnibe Sntrf auf bie Lohnhöhe. Sie ftarfe Sebbaftig*
feit bev Banfpefd)äft^ mäfirenb ber lepteu ^aine bat biefe ©cfa^r
atlerbinav meuiger in bie Erfd>eiming treten faffen, ba fie 311 einer
tatfädjlidrcn Knappheit an '^erfonal geführt hat. 'Hber mit bem fidrcr
311 ermartenben Wegfall biefer Borau^fctuingen nnb ber Otiicffcbr ber
im A-elbe ftebenben S J In gef teilten mirb fieb bic mciblidjc Äonfurrena
empfinblid) bemertbar madicn, bitm um fo mepr^ als mit ber ^u*
fammcnbafluiig bev Banfgcfdiäftb an menigeu Stellen bic. Arbeit
in 3unebmi'nbem Oirabe mediauifder gemorbeu ift unb teilmcife
burd) folcbe S\ reifte geleiftet merben fauu, bie bei umfaffenben -flennt=
uiy bes A'ad# ermangeln- Stuf biefer lEntmicflung bcrnl# (eö
ja audi, baü in einem Seil ber Baufbeamtcufdmft gemcrffdjaftSähn*
lidxv Senben.jen Gurgeln gefdilagen haben. ,
^ur Beteucbtimg biefer Entmicfluug uermeäfen mir auf foI=
genbe 'bffern aiiv ben Wefduift^beliebten ber „Seutfden Bau!" über
ihren Vfngejtelttcnbeftanb. Er mueb«:
100H 1008 1012 1018 1011 101(5 1017
'2012 4>W 6405 6638 8607 10 603 13 322
Eö liegt auf ber .fmnb, bemerft ba3u bie „fvräuff. ^tg." (.^>an-
belvblatt 15. 6.i mit Oied)t, bafe bei einer berartig gemaltigen ||abl
non V( liiert elfte 11 bie VlUviuabl ber Süchtigen immer fdimieriger mirb.
„21 ht ohne jeglide Bcrtünbuug in eine WtofUmiif eintiitt, bem mirb
ev heralid) friimer, aud) bei guten Qiabeu fid> beraufauarbeiten. Webt
C0 Doch beute fo meit, bag bie ^entralbireftoreu mandicr Berliner
(i)ro|baiifeu nod) nid)t einmal mebr ihre fämtlidyen Filialleiter per*
föulid) feuneii." Sie „Si'ittfdm Banf" batte 1017 102 aiivmärtigc
Bautnieberlaffungen, bie „Srebbner Banf" 01, bie „SivfoutogcfeU*
l'dmft" 72.
Xie 9fucdefc .bcs 5lugcfteHteunacbnmd)feö ift fiir bic Banf*
leituugcn eine miditige Srage, bie fo 3 ial 4 uirtfd)gftItd)c 05e-
ftaltung beö Vofe? ber ^ingeftclltcn, bie nid# 311 m 9fnfftieg
gelangen, ift bie tuiditigfte 9lngeftclltenfrage # bereu gebeihlidie
Höfling baß gefdiloffene Borgeben aller BanFaitgeftelltenOer*
Ininbe erforbert.
?lud) in ben Sedjnifcrüorbäitben ift bie augefünbigte SSiebcr=
ucrfchmelsung jept enbgültig befd#offcne Sadje. Ser Borftonb beß
Buubc^ ber tcchnifchen ?IngefteUten bat feinen Sltitgliebem bie Eini=
gung^Dorfd)Iäge bei? Buubcs ber ted)nifd)=inbuftriellen Beamten 31tr
Vlnuahmc empfohlen unb 3itr Ermittlung be» äJiitglicbermittenS eine
Urabftimmung neimuftaltet, an ber 80 u. -ö- ber iWitglieber teilnabmen,
nur ein eiuatger bat ftrf> gegen bie Einnahme ber Borfd#äge au§=
gefprodien. Ser Buitb ber teduiifdien t’In gef teil ton gebt reff log in bem
B. t. i. B. auf, an hoffen Berfaffuug fid) 3müid)ft niebtß äubert.
50 3nf)tc- ^eutfdjer $ol 3 nrhcttcrPcr 6 attb. ^n unfevem
Sabre 1918, roo nunmehr ein halbes Sahrhitnbcrt feit ber 9Tuf*
hcbiing ber ^oalitionSberbote burd) bie 9?oi0crorbmtng beS
s Jt'orbbeutfcben BnnbeS Oerfloffen finb, häufen fid) bie ©ebenf-
feiern ber älteren beutfdien 9(r6citerherbänbe, bie bantalS 1868
3 . S. nad) längeren Borgefcbicbten als llntcrftübimgSDercine fid)
heberst auf ben gemerffdxiftlicbcn Boben hinanSgemagt hoben
nnb fo bie Bioniere ber fpäteren bentfd/en Öeinerffchaft^-
bemegnng gemorbeu finb. 21m 29. %uni fonnte and) ber
S)eutfd}e ©olsarbeitcrOerbanb auf ein ^alhjahrhunbert gemerf-
fd)afttid)er Entmicflung 3 nriidfd)aucn. Sober, ber bie ®efd)id>te
bicfeS BerhanbeS bon £f>eobor Jlorf an bis ^Iofe unb Seipart
fenn.t, ber in bie (mehrfach and) miffenfd)aftlid) lmttrfucfjte)
gute innere unb äußere Bcrfaffnug biefer ©emerffd>aft grunb-
tieferen Eirtblicf gemonnen bat, mer ba meiß, melcbe ftattliche
3 ahl fiiT&renber Oiemerffdiaftspolitifer gerabe aus ber tiid)tigen
3d)ule biefeS BerhanbeS berborgegangen ift, unb mer baS fd)öne
„3unftl)auS" bcS BerhanbeS am Äollnifchen Bnrf in Berlin he-
fnd# hat, mirb es berfteben, baß ber Berhanb biefen gef^rrbt-
iid>cn fDenftag mit ftarfer C^enugtmiug feiert. Sei* Berhanb
hat gegenmärtig in bei* ©eimnt über 110 000 a^itglieber, babon
20 000 meiblidie mtb jngenblidie, ein BcrhanbSbermögen bon
8 Millionen 2>?arF, einen SohreShauShalt bon 4 ^ BftHionen
unb Faun auf eine gemaltige Öeiftung fiir bie Bcrbcfferung ber
Lebenslage ber .Soolsarbeiter bttreb .Vtampf unb Unterftiißungcn
snriidblidfcn. 9Beit über 100 000 feiner Sftitgliebcr fteben tm
Selbe. Sn einer ReftauSgabc ber „.^olsarbciterscitung" (ber
Berhanb mar übrigens and) einer ber erften, ber eine Sadx
bilbungSseitfchrift fiir feine 9)2itglieber in bornebmftem Stile
fd}itf) merben bie großen Greigniffe unb Seiftungen bcS Ber-
banbeS gefdiilbert nnb bic neuen Sfnfgabcn gemiirbigt. Bidtf
nur bie beutfehe 3Irbeiterfdxift, fonberu baS gansc beiitfriic
Biirgcmturn hat Slnlaß, an foldfcm Ehrentage 9lnteil 311 nehmen;
benn in ber @cfd)id#c foldier Flaffifchen ©emcrffdxift berförpiert
fid) ein gut Seil neuerer beutfeher ^ultilrgefd)id#e.
. Gntfdjäbiguug fiir Scicrfchithtcn aus DieidjSmittcIn. Surrii
BunbeSratSbcfchluß oom 4. Stdi ift bic öiiltigfcit ber
Bi’ftimmungen beS BunbcSrats Oom 31. Sanuar 1918 über bie
Bereitftcllung bon BeidiSmitteln fiir bie Gntfdiäbigung ber
infolge .VlohlenmangelS feiernben Arbeiter unb Arbeiterinnen
friegßmid#iger Betriebe ber BiiftnngS- nnb • Ernährung©«
inbuftrie (3cntralblatt für baS Scutfd}c Beid) 1918 3. 18) bis
sum 30. 3ebtember 1918 nerlängert morben. ^DaS 3teid> be¬
teiligt fid) fonad) and) mcitcrljin au ber Entfchäbigung, bie
Arbeitern nnb Arbeiterinnen FriegSmid#iger Betriebe .ber
SRiiftungS« unb ErnährungSmbitftrie gemährt merben, menu
fie in ber 3cit bis 311111 30. September 1918 infolge unmittel¬
baren unb mittelbaren .UohlettmangclS 311 feiern gcsmnngen
finb. 3u ber Srage, ob eine Bcd#Spflid# ber Unternehmer aur
Sahfung bon Entfri}äbigiingcu in ben fraglichen gälten befteht,
bat ber BunbeSrat aud) neiierbingS nid# Stellung genommen.
Tie mehrfach in ber -Üffentlirfifeit bertretene Anffaffung, baß
btv BunbeSrat eine gninbfäßlid) binbenbe Entfdicibnng über
bie Berpflid#mtg ber Arbeitgeber habe treffen mollen, ift nid#
autreffenb. Bon einer 3 U>iitgenben gcfeßlidien Borfchrift fonnte
abgefeheu merben, ba bei ben Berhanbliiugen, bie bem Erlaß
ber Beftimmitngen boraiiSgcgangcn finb, ^Arbeitgeber nnb Ar¬
beitnehmer sngefagt haben, ihren gansen Einfluß für bic Durch¬
führung ber Beftimmimgcn einfehen 311 mollen. ES barf fo»
mit ermartet merben, baß and) ohne befonberen gefcßlid)cn
3mang bie Arbeitgeber bie in ber BimbeSratSOerorbnimg Dor»
gefehene Entfriiäbigitng für Seierfd]id#en infolge ilohlen*
mangels sohlen unb ber 3mecf ber Berorbnung, bie Dolle Ar-
beitsbereitfdiaft ber friegsnüditigeit Betriebe 31 t mähren, er»
reidit mirb.
637
038
(soziale pragis unb Ardj|io für Söolfßtüo^lfa^rt — 1918 — XXVII. Ar. 41.
Die achtftünbige Arbeitzeit in ben berliner ©nSuicrfen ift am
1. ^uli für baS gefamte Pcrfonal in $raft getreten. Die Verpanb-
lungen bariiber fcpwebten fett Anfang biefcS $apreS unb Ratten als
(Ergebnis bie probcWcife Einführung bet athtftünbigen Arbeitswert in
fünf 9lc0icren. Das Ergebnis mar fo giinftig, baft ote Dtrcftion nt
einer bcgrüubeien Eingabe an ben ÜDiagiftrat bie (Einführung bec adü>
ftünbigen Arbeitsamt für alle 38 9tcoicre warm empfahl. Der
Atagiftrat ftimmte bem Anträge au.
$rbribmrftd}iniRg. §partui|fsn.
'Die 3 trbcitccDccfirf)ening In ben neuen Oftftaaten unb auf
bem Valfan.
- Die Arbeiteiwerficpernng ift allmählich entftanben. Die
Traufen- unb UnfaUücrfidjentng würbe bebeutenb früher ein¬
geführt als bie Smxiltben- unb Alters- fowie bie $interblie-
bcnenöerficfyerung; nielfach blieb eS bisher bei ben erftermähn¬
ten beiben Sweigert unb harren bie lefctgenannten noch her
Vcrwirflidumg, trofcbcm ihnen gleiche .2Öid)tigfeit gufommt.
Diefe ftiicfwcife (Errichtung beS VerficbcrungSgebäubcS hotte
fdjWerc Sdjäbcn aur golge. Die Unfall- baw. ^aftpflidjtber-
fid>erung befdjränfte rnan aunächft auf bie nernteintlich gcfäpr-
lichften betriebe. 2Bcnrt aud) tut Dentfcpcn Dteich ber AuS*
batt btcfeS VerfidjerungSaWetgeS. rafd) erfolgte unb bie Snna-
libcnnerficherung halb nadjfam, fo wirfte hoch bie abgefonberte
unb seitlich borangegangene (Einführung ber Unfallnerficherung
in ben übrigen Staaten bahin, bafe ber gleiche Vorgang ein»
gehalten unb nirgcnbS an bie Durchführung ber gefantten
Arbeiterberftchcrmtg auS einem ©ufc herangetreten tnurbe.
Sumeift tnurbe ber VerfidjerungSfrciS für bie einaelnen Ver«
fidheruug^ätneige Wcfentlidj t>erfd)ieben abgegrenat, obtnohl baS
Verfirf)ernngSbcbiirfntS minbeftenS für bie Dauerunterftüfcung
fletoährenbe # Snnalibcn* unb UnfaEtocrjidjcrung nebft ber ©inter-
blicbenenfiirforge im allgemeinen gleid) unb bie Unfallnerfid)e«
ruttg eine Unterart ber Snnalibettnerfichernng ift, bie nur bin»
fichtlid) beS gortfallcS ber 2Barteacit unb betreffs ber Vor-
auSfcfcung beS AnfpntdiS auf Entfd)äbigung unb ihrer. 23e*
fneffitng non ber Snöatibcnocrficberiing abtneidjenb behanbelt
werben muff. ErftereS beSpalb, Weil bie UnfaHgcfabr int Ver«
ficbcrungSbeginne ebenfo, oft fogar megen inangclnbet Übung
unb aus anberen Urfachcn in nod) höherem -äftafee bcftcht als
nad) längerer Verfid)erungSbauer. 9£oä) ein Stadtteil ber ftiid-
weifen Siegelung ber Arbeitcrberfidierung nerbient herborge-
hoben a« tnerben: Die äerfblittcrung ber Organisation, baher
bie Verteuerung ber Verwaltung unb bie Verlangfanutng in
ber Seftftellung ber Entfdjabigung, fotnie bie 23elaftung ber Ar-
beitgeber unb Arbeitnehmer mit größerer VtiibcWaltung unb
'geitoerfäumnis. Die Vielheit ber Hranfenfaffenarten neben»
•cinanber unb bie Vcrfd)iebenheit ber Verwaltungsorgane für
bie'Unfall- unb Xnnalibennerficheruug finb ein immer Wieber,
Ieiber oergcbcnS bcflagtcr Übelftanb.
Die Arbciternerfid>crung ift für bie breiten Schichten ber
Vebölfentng beftimntt, we^holb fic bent Volle nerftäublid) ge¬
regelt Werben utufe. ES entfteht alfo bie Weitere Sorberung,
baft bie gefehlidten Vorfdtriften flar unb .einfad) finb. Daü
bieS ieftt allfeitS ber gaU ift, fann Ieiber nid)t behauptet Werben.
Die neuen Oftftaaten, wcld>c an bie Stelle beS 3oi*enrcicheS
treten, finb, Wenn non ginnlanb abgefehen wirb, hinfid)tlid)
ber 9lrbeitert>crfid)erung Stenlanb, benn Wenn auch bie $ranfen-
unb Unfallberfidjerung in Vitfelanb ao»t i. Sonuar 1913 wirf-
fatit werben follte, fo ift ihre (Einführung bor bem Kriege
fidjerlid) itid)t über bie befdteibenften Slttfänge hinaus gebiehett.
(Ein gleidjeS gilt bon ben Valfanftaaten, mit SluSnahnte bon
Rumänien. Serbien befafe älnar eine Umnfeit- unb Unfall»
rerfidjerung auf C^rtinb eines ©efeheS ans beut J^ahre 1910,
bod) fann fiiglid) angenommen Werben, bafe eine Verficherung
nad) btefen Vorfdjrtften jeht nicht befteljt. Der ganae Often
bott (Ettroba ift alfo mit Wenig SluSnahmctt tatfäcf)ltcf> ohne
2lrbeiterberfid)erung. Daher fann hier bon örunb anS unter
Verwertung aller anbcrwärtS gewonnenen Erfahrungen unter
Slnbafiung an bie länberweifen Erforberniffc neu aufgebant
unb bieferart @uteS gcfchaffen Werben. SPian hüte fid> bor
ftiiefweifet* 2lufrid)tung ber Slrbeiterbcrfidjerung, foWohl WaS
ihre einaelnen Swcige, wie and) WaS ben Ureis ber Verftdie-
rungSpflid)t anbelangt, ©laubt man bie ©efamtheit ber 21r-
beiterberfidserung nid)t axtf einmal einführen an fönnen, fei
eS anS Vebenfen Wirtfchaftlicher 2lrt, fei eS beShalb, weil eS
bie allgemeinen Verhältniffe noch nicf)t geftatten, fo mache
man mit ber Uranfcnberficherung als ber ©runblage ber 2lr-
beiterberfkherung ben Slnfang; bann aber ntufe biefe fo-eiit»
gerid)tet unb organifiert Werben, bah bie ^nbalibenber.fid)erung
mit ber Unfallbcrfichcrung als Unterart, fowie bie $interblic»
bcnettbeiforgung ohne Schwierigfeit angefchloffen Werben fön¬
nen. Der VerficherungSfreiS mnfe int Weiteften Umfange gesogen
Werben unb alle im SlrbeitS-, Dienft- ober Sehrberhältniffc
Stehenben umfaffen; bei ber Uranfenberfidherung fönnten nur
bie hochbeaahlten Slngeftellten unb binfid)tlid> ber ^nbalibcn-
betfid)erung bie Jvnbaliben unb bie über einem ©renaalter
Stehenben fowie bie anbcrwärtS VenfionSberechtigten ausge¬
nommen Werben, ^ebe Halbheit führt fpäter au argen Er*
fchWcrniffen unb in bei* Siegel au unbefriebigenber Slbänbc*
nnjg. ....
ES liegt nicht im Nahmen biefer SlnSfiihrungen, ein Pro¬
gramm für bie 2lrbeiterberficherung unb beren Organifatiou
3 u entwicfeln, ihr Swed ift nur, bor ftücfweifer, bie Durchfüh¬
rung ber Slrbciterberficherung erfd)Werenben Söfung biefer für
bie 2SirtfchaftS- unb Uultur-Entwicflung ber erwähnten
Staaten unb für ihre VolfSgefunbheit wichtigen fragen
au Warnen. Die balbigc Durchführung ber 2lrbeitcrberfid)c-
rung auf gefunber ©runblage ift ebenfo notWenbig int Snter-
effe ber Vebölfernng, Wie and) beS fosialen SriebenS ttnb ber
Annäherung ber Arbeitgeber unb Arbeitnehmer, Wobei bie 3u*
famrnenarbett beiber in ber Verwaltung ber öffentlichen Ver¬
ficherung bon nid)t au unterfchäfcenber Vebcutung ift. Chile
unb bolle Arbeit, bann Wirb baS SBerf ben Reiftet* loben!
2!üien. SicgierungSrat Ü a r l .ü' ö g l c t*.
Sitfrarifrije Pttteilungm.
Wflc neuerteicnetten 93üt^er, bie ber ©djrifilcitung 3u*gcfanbt tnerben, werben bür
beraeidptet 5)te weitere öffpreebung einaelucr 6cbriftcn, bür ober im §aupiteil
ber ,®oaia!en ^rajiS - , behält ficb bie ©cbriftleitung bor.
rieb rieh fi i ft, ein Prophet unb ÜDiärtprcr beutfeber Aklttuirt*
fdfaft. Von $lbolf D a m ü f rf) f e. ©uftoo ^ifdjer, ^sena 1917.
Pr. 0,oo Jl.
Die Sd)rift gibt einen Vortrog toieber, fje ift baljer furß unb
einbrittgiidj gefafet. Die Vebeutung unb ba^ Atärtprertum griebrid)
SiftS, ber mit feinen njirtfcpoftlidjen ©cbanleu feiner $eit Weit oorau^
tnar, toirb fdjarf hcrauögearbeitet. Auch bie ÜBcbeutung" mancher
feiner Sehren für bie ©egemuort, befonberg für bie Aufgaben be£
2Bieberaufbau§ na«h bem Kriege, tritt flar heroor, ebenfo ber ©ebaufe,
bafe auch h^ute noch inandjc neue, gruttblegcnbe Vefortn gehemmt
mirö burd) ben miffenfchaftlich brapierten 29iberftaub aus 7sntcr=
efferttenfreifen. Au» biefem auö (Egoismus geborenen 2Bib^r)tanb
ftammtc bie ’^aupttragif in Siftö Sehen.
9t o b c r t fi i e f m a n n. © r u n b f ä h e ber V o l f ä m i r t =
f d) a f t S l e h c e. Deutfdfc VerlagSanftalt, Stuttgart uttb
V er litt 1917, 688 S.
„Die anfdjeinenb gang objeftioen ©elbauSbritde, bie preife unb
Eiufommcn, bie fcheinbar oon ben fubjeftiüen Vctxtrf^empfiubungen
gatta unabhängig finb, auf folche aurüefaufithren unb auS ihnen au
erllärcn", bieS fürtbet itt programmatifcljen Sähen bie fiiefmannfd*
Theorie. Daß in biefen Vlätteru cingehenbe i'fcitif hierüber nid)t
Dcrfudjt tnerben fann, bie. ber Vebcutung biefer Auffaffuug im hifto*
rifdten Vahmcn ber mcd)anifrf) 4 edjnifri)ett tuie ber inbioibualiitifd^
fubjeftioiftifdhen Dheorien geredet a u tnerben meint; erhellt. Durch
tOO ^ahrc, feit bie Aatiomilötonomie aur felbftöubigcu Difgiplin
getnorben ift, bauert ber Stampf, ben SBcrtbegriff im pjpd)ifri)en auf=
Sufinbcn ober in ber Eigengefehlid)feit ber Umwelt. Original
barum ift fiiefmann uid)t. 9tid)t ift „ber. preis" für alte bisherigen
Dhcoricu ber „SöcrtauSbrucf", nicht ift ber „©ctbfd)Ieier" Oon ihm
Oon ber ErfcnntniS aüej: VotfStuirtfdiaftSlehrc 511 erft gelüftet worben.
Die SSicncr Schule, bie .^iftorifer feit Sd)moller hüben ben Vcaug
auf fubjeftioe Vkrtmtg burd)g.efijhrt unb bie Dtomantitcr au Veginn
bc» 19. ^ahi'huubcrt»/an ihrer ^pit>e Abaui ä)c ii l ( e r , hieran ge*
bad>t. 29ie fiiefmann bie» Pfpd)ifd)e im» 2 fiirtfd)aftlid>cn b e *
weift, bicS aber bleibt fein Verbienft. Am .Vtoftenbegriff, am Er*
tragSbegrtff, an bem Vergleich Oon Aupeu unb Äoften in ber .Stonfum*
Wirtfdjaft* folgert er bie Vcbiirfniffc als SSirtfdjaftSfcime. felbft.
Deitnodj: Atan fann ber ted)nifd>*matcrialifti)d)en VolfSWirtfdraftS*
lebre ben .Stampf aufagen, ohne bod) Afouomane einer Tsbec a u fein,
^rrig ift e», bie Iepten iWotioc wirtfdjaftlidjen ©anbeluS i »n m c r
au» ber Pfpche.be» llnternehmers perauleitcu. Dort wirb befte
Arbeit n i d) t gclciftet. Wo biefe Jpaliung einaig ©ewimiabfichtcii
auS fich entläßt, .^n ooücr Sfiirflicpfeit beftept ba» grofec Unter¬
nehmen in feiner eigenen, au» ben ©efe^en feiner felbft ge*
pobenen % b e e. ^m ©eift ber S a cp c wirb baS ©cbot ber
Seiftuug, ni(pt baS beS Seiften ben, cntfcpcibenb fein.
Aatpenau in . feinem Viichkin über Afticmoefen pul bieS crJannt.
Dr. Vr. 9t.
Soziale ©rapiS unb Dlrcftip für ©olfsmoljlfahrt — 1918 — XXVII. Wr. 41.
640
639
G. P. 3 e t) b 11 (5 f d) c ®cüö r a p h i c. £ninbbud) der ©cographic.
26. Bearbeitung bcS „©ropen Setjblip". Mit 535 Silbern,
Tertfarten 'unb Jyißurcn, 27 Buntbilbern unb 3 farbigen
Mai kn. 8,75 Ji. ©erlaß non Fcrbinanb £>irt. ©reelau VI.
1914.
Tie Neubearbeitung bes „©roj’en S>:t)blip" erfdjien furg oor
DluSbrud bcS MricgeS. Sic fjat alfo ben befonberen TBert, bap ber
bamaligc guftanb ber 2 änt>eroertcilung feftgcbaltcn ift, bodi füllen
nach FricbenSfdlup bie Dlbjdgiitte über bie politifd? ©cographie burd)
ein GrgängungSheft beridjtißt merben. TicS GrgäugungSheft erhalten
alle Bcgichcr ber Porliegenben 26. Bearbeitung unentgeltlich auf
©uunb cine§ ber gefamten Auflage beigefügten ©utfdcinS. Ter
„©ropc Sehblip" hat ficb feit Jahren als Wadfchlagcmerf beftcnS be=
mährt. Gr unterrichtet am ausführlichsten über bie eigentliche
2 änbcrfunbe, bringt aber auch ergängenbe Dlbfdnitie über nmthe--
matifche unb aftronomifdjc (Geographie, über phtjfifdc Grbfunbe, fomic
über .panbelSgeographie. Bei ber Behanblung ber einzelnen Staaten
unb ihrer ©rouinjen merben zugleich furge Mitteilungen über bie
(Gefd]id)te, bie Verfassung unb bas TBirifdsaftslebeu ber betreffenden
(Gebiete gemacht. Tiefe ©ielfciiigfcit des Inhalts macht baß Ipanb-
buch für fehr breite unb neifdiiebene ©olfßfrctfe mertuoH. Tie DluS-
ftattung ift porgiiglid- Tie DluSmahl ber Bildet ift fo erfolgt, bap
aus allen ©egeuben bie feun^eidincnbften Dlnfichtcn geboten merben,
unb namentlich bie farbigen ©Über erfreuen gleidgcitig burd) ihre
tünftlerifchc Schönheit. K- L-
©olfSbilbuttg. ©on G r b b e r. g = B ä u c r Ce. Garl &et)=
man na ©erlag. Berlin 1918. 76 S.
Ter erfte Teil bcS £efteS enthält brei 511 einem ©ortrag 311 -
fammengefaßte Dieben bon Dr. bon Grbberg, in beneti er ficb mit
bent ©ebanfen des ©crpältniffcS bcS Staates pm freien ©olfS-
bildungsmefen auSeinanbcrfept unb bie Dtottocnbigüeit beS DluS-
baucs des freien ©ollSbilbungamefenS nach betn kriege betont. Ter
©erfaffer bertritt bie Forderung, bap in jebem ©olfsgenoffen^ ein
lebcnbigeS Verhältnis 311 r Multur gernecf,t merben, unb bap-ber Staat
au* eigenstem Jntereffc bie TBege bagu ebnen müffc, inbem er ben
freiheitlichen Bestrebungen ©erftänbniS entgegenbringt unb 2chr=
fväfte, fomie 2epr- unb ©elbmittel 3111 Verfügung fteUt.
ähnliche (Gebauten cntmirfclt . Seminaroberlehrer Bäuerle in
einem ben gmeiten Teil bes BudieS bilbenben Vortrag^ Gr forbert
u. a. eine grünbliche DluS- unb Umgestaltung uufereS JvontbilbungS*
fdsulmefens, eine ©erliefuug ber Mäbdjcn- unb F r a 111 'net 3 i cb u n g,
praftifchc unb theoretifdse Turdiarbeitung beS BilbungSrocfenS über¬
haupt unb miffenfdsaftliche Grfaffung bes ©olfSergiebuugßproblemS
an ben llniocrfitäten.
© e f d) i d) t c b c S ©ctbonbcS mittlerer Di e i d) s - © o ft =
unb Telegraphen- Beamten. vc rauSge geben bon
F r i p B>iuterS. fBerliu 1015. Teilt [eher ©oftnerbanb.
703 S.)
Tie inueipolitifde „Neuorientierung" nach bem Mriege mirb fid)
neben Arbeitern unb Vlngeftellten in erfter Weihe mit beit Diolen ber
Beamtenfchaft gu bcfdäftigcn haben: Weform des Beamtenrechts unb
ber Teuerung angcpapic ©chältcr finb bie öauptforberuugen, bie
Grfüllung heifden. Tic ftaatlichc £>ilfc fann aber nur burd)fd)lagen=
ben Grfolg haben, menn fie £>anb in £>aud gcl)t mit tätiger Selbst¬
hilfe ber Beaintcnfchaft. Mit Dicdjt bezeichnet bie Porliegenbe ©er-
baubßgefd)id)tc bie mittleren ©oft- unb Tclegraphenbcamten als bie
fogialpolitifch fortgefchrittenftc Mlaffe ihres StaubeS. Trop be*
horblider Verfolgung unb gegen ben Mleinmut in ben eigenen Weihen,
4iat siri) ber ©erban'b non vS«hr 311 ^,ahr mehr cntmirfclt: 1890 bc=
griinbet, fühlte er 1894 5600 Mitglieber unb ift 1914 auf 40 000 Din¬
gehörige gestiegen. Staubesintercffcn, ©chaltSaufbcffcrungcn merben
geförbert, fad)lidKr unb allgemeiner Bilbuitg ©orfchub geleistet; 5“r=
forge-, sterbe-, Branb- unb Ginhrud>Sfd)abcn=, ^ubiläuinsmeihentafs'c
helfen beit Mitgliebern über bie Wöte beS Scbcns meg, für melde bie
fuapp ausreichenden ©ehälter Dlbhüfe nidit 311 gcmährcii Permögen.
Sungen« und Dierhcnfraiifc fiiiben Unterftüpung, GrholungSbcbürf-
tigeu fommen Vereinbarungen mit ©aftmirten, Mur= unb Babcorten*
3 ugutc.. TaS ©erbanbSPcrmögen fteigt bis 1913/14 auf 3 7000(K4
^uucrlid) gefchloffcn, finanziell auf gefunber ©runblagc, hat ber
©erbanb in porbilblidjer B>eife innerhalb ber Sdrraufe ber Beamten-
ftcllung cS Pcrftanbeit, feinen Mitgliebern eine fo 3 ialgead)tete Stel¬
lung 311 schaffen, fie materiell mic geistig 31 t heben unb innerhalb ber
Beamtenschaft 311 ©orfäiupfern einer- gefunben Sogialpolitif 311
mndhen. Tie bon ^rip SBinters flott unb grünblich geschriebene ©c-
fdsid)tc geigt and) in ber äußeren Dlufmadntng ein gefälliges ©cmanb.
DhntSgeridjtSrat Dr. ipeilborn.
S d) r i f t c n b c S B a b i f d c it 2 a n b e S m 0 h u u it g s b e r e i n S.
.fteft 10. Slufgaben unb 8 i e I c b e S Sanbes-
m 0 f) 11 u n g S u c r c i n S. ©on DBirfl. ©eh. Wat Dr. jy.
Scmalb. ©reis 30 ©f. — £>cft JJ. Ungeteilte Dlr =
b e i i S = unb S d) u l 3 e i t. Giite Umfrage, ©reis 30 ©f.
- - £>eft 13. Ter B a b i f d) c B a u b u n b unb bie
2 a n b c S m 0 h u u 11 g S ft i f t u n g. (1. Bcridt über bie Vor¬
besprechung 3 »r ©riinbung bcS „Babifchcn BaubunbeS". 2. Tic
„Babifd>e 2andeSmohnungSftiftung".) ©reis 50 ©f. — £>cft 14.
T i e TB 0 h n u n g S P c r h ä 11 n i f f e f i u b c r r e t d) c r Fa¬
milien in b a b i f ds c n S t ä b t e n. Gine Grhebung.
(56 Seiten mit pielcu Tabellen.) ©reis 2 Ji. (Sämtliche ©er¬
lag ber ©. Braunfdcn .pofbudbrueferei in Karlsruhe.
BcfouberS Peadtensmert für ben Sü 3 ialpolitifer finb bie Umfrage
über bie ungeteilte DlrbeitSgcit, bei ber BehÖrbcn, Dir beitgeb er. Dir bei t=
nehmet, ein Sdsulmann, ein Dlr^t 311 TBorte fommen, ferner bie Gr¬
hebung über bie SBohnungsuerhältniffc finberreid;er Fnniilicn. öier
handelt es fid um forgfältige Uutcrfuchungen, bie hauptfädlid) Pon
Stubiircnben, Mitarbeitern ber Mricgamohlfahrt unb anberen fo 3 iaI
gcfdjnltcn ©erfonen ausgefiihrt mürben.
Di a t i o n a l e M i n 0 r c f 0 r m. ©on I )r. fionrab 2 a n g e, orb.
©rofeffor ber Munftmiffenfdaft an ber Unipcrfität Tübingen.
M.=©iabbach 1918, ©oIfSpercinS=©erlag. 8,20 Ji.
Tie Sd)rift gibt einen guten ilberblirf über ben Staub ber 2idk
fpielfrugc und -legt bie Qklc bar, beiten eine Pcmupte Wefornt-
bemegung 3 uft.cuern mup, um ben Mipbraud ber toertPoIleit ted=
nifdseu Grfinbung 311 Pctdüteit. Somohl füuftlerifrisc mi'c gcfundheiD
lidse ©efidtspunfte merben babei betont. TitS mürttembergifdc 2id)t-
fpiclgefep, bisher baS cinsigc feiner Dlrt in Teutfdlanb, mirb ftarf
herauge 5 ogcu.
© 0 m Dl r b c i t ß f e 1 b ber MricgomohlifahrtS pflege I
unb II. ©orträge bei ben Murfen gur Ginführuug in bie
MriegsmohlfahrtSpflegc in SBürttemberg, Perauftallet Pom euan-
gclifd)cn ©rcpperbaitb in TBürttcmberg in ©erbinbung mit betn
£>auptaitßsd)up für bie Mrtcgßfürforgc in TBürttcmberg. Stutt¬
gart 1917.
Tie M o r b i b i t ä t i m SB i c n c r T r c d 1 1 e r g c tn erb e 1900
b i S 1913. ©on Dr. S i g i S m u u b ©eile r. Friebr. Frr-
gaug. Brünn 1916, 2id)tcitftcingaffe 7. 672 3.
Unf er t ä g l i d) Brot. Multurhiftorifche Bilbcr aus guter alter
Seit. © 01 t Dr. 0 h a 11 n c S M 1 c i 11 p a u I. ©olfsPcrciuS-
Vcrlag, M.-©Iabbad 1918. 177 S. 2,70 Ji.
Tic 3 eilfd)rift ^Jravl* nnb ^.rdjiw für yolUetuoljlftthri“ ift burd) alle Burfdatiblimgcn unb ©oftäniter (©oftgeituiigSnunimer 7137) 511 bejicfjcn.
©injelnummer 35 ©[. Ter ÜlttacißeiipreiS ift 45 ©f. für bie oiergefpaltenc ©ctitgeile.
3 ur 2 eitung ber ftattftifdew
Dlbteiluug ber ftäbtifdm 2 ebeits*
mittclüerteilungßftelle mirb bnl*
btgft ein toiffeufdaftltd gebilbeter
©tatiftifev
mit praftifder Grfahruitg
gefugt.
Tie Dluftelluug erfolgt auf Tieuft-
Pertrag; ba* ©ehalt beträgt 500 Ji
monatlich.
Bewerbungen mit 2ebeuslnnf
unb 8 e « 0 n iSabfd)riftcit finb bis
27. ^ittli 1918 an. uuS eiiigitreid)cit.
Breslau, 26. F»ut 1918.
S)cc SÜtagiftrat
pieftger königlichen «^aupt^
unb mcfibenjftabt.
Ter $cutfd)c ft hi b er f ii $ 5 er b a it b c. '-ö*
fttdjt einen
©efcf)äftäfiU)tet
(£>errn ober Taute)
mit grünblid)ett Memttniffen auf fogialem ©ebiete, ittSbefoubere mit
praftifrfjer ©orbilbitug uttb Grfahrung iit ber Fugeitbfürforge. Sd)riftlid)c
Bemerbungen finb au bie ©efd)äftSfteHe Vetpgig, Mar ft 8 , erbeten.
Uerlag oon (Buffao Jifdscr in 3ena.
Der lag ber ^eimfebr.
©o^iaIpolitifrf)c $3ctrad)tungen zur Übergangszeit.
Sdrifteu ber ©efeüfdnft für Sogiale Werorm
£>eft 59 (7. Banb, £>eft 4).
(VI, 104 S. gr. 8 °.) 1918. ©reis: 2 Marf.
Verlag oon (Buftao Jifder in3ena.
(Snglifdie CEipanflon ui
intfdie ninüdum
als
Sonaren im Beitbaabel.
©Olt
Dr. 28. (Jbroarbö
©öttiiiflen.
(VI, 89 S. gv.' 8 °.) 1916.
©retS: 2 Btarf 40 ©f.
ilcraiilmortlid) für bie Sdmftlcihmfl: Dr. C 11 b h) i fl # c b c. 23ctlin<@nmcnmlb.— «erlaß :®uftab5if(^cr ( 3cna.—©ebrudt bei 3 u l i u S S i 11 c n f e l b. ^ofbncbbnirfer., «crlin W 6-
I
XXVII. f*j|rg«tlg.
ffrlm, ton 18. guli 1918.
Itummrr 42.
gr^ictle §Jr a%i&
gU*ri)iD fitr gJtfltetwJjlfaJjri
€rfd|rtni an |Äm ftoiraerctag. Dtertd|&l)rfEh 4 iMarfe.
1 _ Jlerawjrter: -
9Attftlilti>|t 8frlagt
ftriia w», fi*u»tornir. 29/3» llrof. Dr. ®. grandt« unb JIrof. Dr. p. gimuiennaittt. ««r«» #trttr, 3 »nn.
/toufinrttJjm Ämt Hsttra&fsf 8809. ßernfprcdjer 58.
fnljalt*
2)ie neuen ©teuern. $on $rof.
Dr. S&albemar 3i nimcrra ann,
©erltn.641
«Ulf enteilte Ve&iafyeüM .... 644
®ie Trmfßelbfrage in ben ©ofthöfen.
$iir bie ©ogiolifierung ber gefamten
6ritif<$en Qnbuftrie.
»e^örblic^c fteftfefeung non Rünbeft*
ftichbreifen in ber fchmeigerifctjen
©ticfereiinbuftrie.
T)a§ finnifd^c ©ogtaktttt.
flfftvforge für ftrirg4befc^U>igte trab
%eM»$eenfte Jtrieger ..... 645
©in ©ertaub beutfdjer KriegSbefeha-
bigter unb Kriegsteilnehmer.
T)et ©unb beutfher KriegSbefchä«
' bigter, ©ifc Hamburg.
Xartfo er cht barmt gen surifdben
«trbettgefrern «mb Arbeitern. 646
3ur redbtlic^en AuSgeftaltung
ber ArbeüStarifberiräge,
Kbfebrft^ein unb ^ariffd^tebdgertd|te.
©in Tarifoerbanb für Heimarbeiter.
Krbeher» trab Unterttebttterocr«
iretongen.648
$ie Slulf^uPeratungen über baS
ÄrbeitSfammergefefc.
St r b e i t § f a m in e r n i ti © r o &«
britanniep.
Ovganifatiotieit ber Arbeiter, ®e*
bllf eti, bnflefteltten mtb 8c»
amten.650
Ter SSerbanb beutper ftournaliften
unb ©chriftfteEer.
Tie Ungaripe S 3 anfbeamtenoer*
einigung.
9trbeiterf<bn||.650
©in &eiutarbett 3 gefefeentrourf
in £>fterrcld). ©on Dr. Käthe
©aebel, ©erlin«©cböneberg.
Arbcit&raarft u. ttrbeiidnar|wei# 651
Tie öffentliche ©ieEenuermittlung
für faufmännifcheS ©erfonal.
Ter AröeitSmarft in ber berliner
SWunitionSinbuftrie.
©cnoffenfcbaftStoefen ..652
Tie ©enoffenfdjaften im Kriege.
«Bofesrnngi« trab «tobenfrageit . 653
©autätigfeit unb SöotjnungS*
marft in beutfehen Stabten
im ftabre 1917.
Tie -görberuitg ber gemetnblichen
SöühnungSnadjmeife in Preußen.
fitterarifebe ÜRitieiliragen .... 654
Wbbnuf ländlicher Äuffäfce ift gettiingen unb Seltfdjriften geftattet, Jeboch nur
mit Dotter Quellenangabe.
fie ttruen Steuern.
©oii fßrof. Dr. SBalbemat Simmermann, ©erlitt.
Sfnt 13. $uli f)at ber Reichstag baS grofee ©itnbel ber
14 bieSjährigen ReiehSfteuergefefee in britter Sefung beraf>fd)iebet
unb bamit ein ©teuentmerf in furger Seit boEenbet, baS in
ber beutfdjen ©efchichte eiugig haftest; eS haubelt fidj um jäf)r»
lid^c ©teuereiunahmen bon mehr als 4 SRiEiarbeu SD^arf, mährenb
ber lefcte griebenShauShalt beS Reiches nur 1700 SRiE. JC ©teuern
aufmieS. Kein Söunber, bafe bie ©efdjäftiguttg beS Reichstages
mit biefem ungeheuren bielgeftaltigeu unb folgertfd)tt)eren SBerf
bie Arbeit an ben fosialpolitifchen (SefehgebuugSaufgaben in bent
3 U @ube gegangenen ^aguugSabfdjnitte nicht §u befouberS er¬
giebiger dmte reifen liefe. weniger bort ^ofitibeS juftanbe
gefommen ift, um fo näher liegt es für uns, baS neue ©teuern-
tnerf auf feine fojialen ©efid)tShunfte unb 2öirfungen gu be¬
trachten, fotoeit bei ber harten Rotmenbigfeit, bie uitferem ©olfe
biefe getnalEge ShriegSlaftenbedung au biirbet, Don ber Rüdficfet*
nahitie auf bie fo^ialett gorbentugen ueugeitlid^er ©teuerholitif
überhaupt bie Rebe fein famt.
9^a^bem mir 80 TOEiarben an langfrifEgen fünfbrosentigeu
Kriegsanleihen aufgebrad)t hatten, bie eine U'trlithe ©ecäinfung
öon 4 SRiEiarben 5RarI erforbem, mar bei ber ltngemifeheit
über bie datier beS Krieges bie gorbenmg unabmeisbar, nad)
bem ä^orbtlbe ©nglanbS einen £eil ber KricgSfoften unb ihrer
»erginfung burch ftänbige jährliche Reichseinnahmen abgubitrben;
fonft mürbe fi<h bie Sjaanglaft aufeer ben neuen Ausgaben
jemeilS um SiH§ anb SM^aiaS noch fteigern unb ben Krebit
beS Reiches, fomie ben Kurs ber beutfehen SSährung im 5luS-
lanb unb bamit manche ^reiSbilbuugSfaftoren uuferer Sßirtfdhaft
ungiinftig beeinfluffen. ©bgialmirtfdjaftlid) ift es alfo burdjau'S
ermiiufcht, bafe mir gu unferer ausgiebigen Sluleihefjolitif nun¬
mehr aud) eine fhfteinatifche ©teuerholitif gefeEen.
©ispr maren mir, a6gefehen öon ber einmaligen KriegSgeminn*
unb ©efitjfteuer, bie na<h ber ©eranlagung Oom 31. ©egember 1916
572 -J- 0,8 SKtHiatben SWart eingebrncht hot, unb ben ©intommenfteuer-
gufchlägen in ben ©unbe§ftaaten unb ©enteinbett, im SDeutfdjen Reich
nur aümählidj au baS ©rfchliefeen neuer regelmäfeiger ©teuerqucllen für
bie KdegSfinangmirtfd)aft hetongegangen. DaS ^ahr 1916 brachte bie
Sabaffteuer, beit Söarenumfahftempcl unb bie ^ßoft» unb Telegraphen-
fteuem mit 650 HRiH. JC gefchäptem ©rtrage, baS ^aljr 1917 eine
20progentige Kohlenfteuer, ^erfotten* unb ©üterüerfehrSfteuem unb
einen 20progentigeu 3afd)lag gur Kriegögeminnfteuer mit 1200 SOiill. JC
(fofem bie ©teuern ihre öoüe ©augfraft entfalten förnten). SlUeS baS
ermeift fich aber ungureid^enb gegenüber bem finaugteöen SRehrbebarf
beS Reiches, gumal öa bie ©teuern fürs erfte bie errechneten ©rträge
nur gunt Teil erbringen. $euer ift nun ber ©taatSfefretär beS Reichs-
fchahamtS entfd)loffener an bie ©teuerfrage herangetrcteit unb hot. bem’
Reichstag SRitte Slpril einen grofegügigen ißlan gur Aufbringung regel¬
mäßiger ReidjSeinnahmen aus Abgaben unb KriegSgemiunfteuem unter¬
breitet: eS füllen aus ben ©eträitfen, burcö ein ©ranntmeinmonopol,
burd) Übergang bon ber ©iermalgfteuer gur ©ierfabrilatfteuer, burch
eine ©teuer auf SRitteralmaffer, Kaffee, Ka!ao unb Tee unb burch
fdjärfere ©efteuerung beS SSeineS 1200 REE. JC prouSgehoit »oerben.
T)ie ©ertehrSfteuem füllen burd) abfchliefeettbe Aitvgeftaltuug ber
Sßoftgebiihren 250 SRiE. M mehr erbringen, ber ©elbbcrfehr burd)
erhöhten ©tempel auf bie ©elbumfähe, Söedjfel, ben 29ertpapieran- ttttb
-berfauf, bie ©chlufenoten unb Talons fomie fonftige ©tcntpelerhöhungen
etma ein SRehr bon 200 SRiE. M, unb ber Ausbau beS fchüdjtemeu
SBarenumfapftentpelS bon 1916 (1b. T.) gu einer aEgemeiiten ©aren*
umfapfteuer bon 5 b. T. auf aEe XUeferungett unb üeiftungeit, mit be*
fottberer (5—20 b. ^.-) ©efteuerung beS fiut^ismarenberfaufs, foE ben
urfpritttglichen ©rtrag bon etma 200 SEilt. M auf 1000 bis 1200 SRiE. M
fteigern; enblich foEen burch eine aitfecrorbentliche Kriegsabgabe ber
©rmerbsgefeüfchaften bott ihren JRehrgeminuen gegenüber ben burch 5
fchnittlichcn ©efd)äftSgemiuiten ber leptet] ftriebettSjahre 600 SKifl. .li
bon bem, maS baS Reich bie ©efellfdjaften burch ben Krieg berbietten
Eifet, gurücfgeholt merben.
T)iefer ftattliche ©teuern)traufe, bett ^raf Röbern bem Reichs¬
tag anbot, l)at biefett mit boEent Redjt nicht befriebigt. T)ie
alten Riidfichten auf bie firtangpolitifdjeit ©emohuhcitSrechte ber
©unbeSftaaten, bie bie fugen, btreften ©teuerit auf ©irtfommen
unb’ Vermögen als ihre aEeinige ©teuerbomäne betrachten,
hatten baS ReichSfdhafeamt beranlafet, bon einer fpftematifetjeu
AnSbehViung ber btreften ©efifebefteuenmg, bie auf bem Um»
mege über ben 2BeC}rbeifrag mtb bie KrtegSgemimtbeftenerung
botn Reid)e hegonnen mar, mieberum Abftanb gu nehmen; ber
©chafefefretär bertröftete bielmehr auf bie fomntenben ©tener-
borlagen für baS nächfte gittattgjahr, mo er burd) (SrbfrijaftS-
fteuent unb KriegSgemtmtbefteueriutg lihhPf^ ^erfotten nach
bem Sanfter ber jefeigett ©efeEfd)aftSabgabe baS .(^leid)gemid)t
gmifdjen ©efife- unb ©crbrauchsfteuerit tu ber Kriegslaften-
T)ednttg beS RetdheS hcrgufteUeit trachten mürbe. T)te Mehrheit
beS Reichstags erachtete eS aber für eine initerpolitifche llmitög-
lid)feit, mit ber gorberimg bon 2 l 4 RtiEiarbeit tttbirefter ©er*
braudhs* unb Untfafefteneru in ber einen $anb mtb bon nur
% RciEiarbett R?arf ©efifefteuent in ber attbereu §a«b bor bas
öu
m
feüjicHc prariS uub für Volfsmohlfahrt — 1918 — XXVII. 9tr. 42.
Volf, bps bereite genug unter ber Neuerung feilet, liiii^utretcu.
35er 9leirf)Stag Ijat Vielmehr jept fd)on eine genüge Ausgleirfumg
snnftfjeu ben SteuerauFiinften aus bem Vefiß uub aus bem
Verbraud) Vorgenommeit nnb bic Steuervorlage, abgefeheu tum
getviffen Verfdjärfitugen ber Vörfeufteuern, burd) 3leid)Sabgaben
auf ÜWeöraufommen uub auf größere Vermögen, bie jufammeu
1200 äftiß. JK erbringen faßen, bereichert. 35amit hat bie bieS-
jährige 9 teid)Sfinan 3 gctepgebung uid)t nur einen fdjlimmcn Untere
IaffungSfeI)Ier unferer bisherigen Vefteuerung ber ttriegSgctinune,
bie tnefentlid) ben VermögenS 3 utvad)S traf, alfo bie GiiparniS
belaftete, gugunften ber fteuerfreien Vergeubung‘ber$riegSgcminu-
einfünfte mit ihren Verheereuben V&irfungeu auf bie SSareu-
preisbilbung halbmegs gut gemadjt, foubern auch ein gaua
anbereS fatales Wefidjt als in ber urfprünglidieit 9tegicruugS*
Vorlage erhalten, ilnb ’baS ift für bi.e Aufnahme ber neuen
ft'riegS 6 eIaftung in beit breiten VolfSmaffen, unter beueu man
fünftig eine aielbetvnüie .HriegSfteuerauffläruug ebeitfo tvirb
treiben miiffen, rnie man WrnähnmgS-, Auleiheauffläruug ufm.
bi^er fchon gptrieben hat, bau mefeutlidjcr Vebeutung. 35ic
Vermehrung beS Steuerertrags um 1200 s Diiß. JC SBefiftftcueru
legt für bie Opfermijligfeit bcS 9teid)StagS' laie für feilte
fosialmirtfchaftlidje Wiufidjt ein gleid) giiuftigeS 8 cugui§ ab.
35a bie neuen Vefipfteuent erft bei Vermögen bau 100 000 Jl
unb bei Winfommen über 10 000 Jl beginnen uub h^r oud)
nur bip 2M)reinFommen bau 3000 Jl treffen, fa finb befonbere
nnrtfdjaftlitf)e Söirfungen, bie auch beit So 3 ialpolitifcr angchen,
aufcer beit obengenannten allgemeinen bau biefeit Steuern nicht
3 u ermarten. Wegen bett 51 t beit iitbireften ’ Vefipftcucrit 311
redjnenben Vörfenaftienftempcl Von 3 b. X. t>at fid) eine ftiirmifdje
Slbmehrberaegung ber Vörfenfrcife, bie in Hamburg bis 311 m
Vörfenftreif führte (beut aßerbittgS bie WinbernfuugSanfüubigung
beS WeneralfommanboS rafd) ein Wnbe machte), erhoben, bei
ber aud) fogiale 9tücfftd)ten auf bie bebrolftc (fenftena ber fleiuett
priVatbanfierS geltenb gemacht mürben. VMr glauben inbes,
bafe biefe Triften 301 t burd) bie WutivieFlung ber Wrofebanfcn unb
iljreS giliahtetjeS biel mehr als burd) einen hohen Wffeftcn*
umfapftempel gefährbet finb. 2>ie llmfäpe ber Sparfafjen uub
Wenoffenfdjaften, bie bie Welbgefdjäfte bcS fleineit SDi'anneS auf
eine rationelle VafiS bringen foßen, finb in beut neuen Stempel»
gefefc bor benen ber Vaitfen begiinftigt ivorbeu.
Unter beit neuen inbireften Verbrauchsabgaben merben bie
Weiränfefteuem unb bie Söarenuinfahfteuer eine uidjt nur
finanaieß, jonbem auch fo^ial empfiubliche 9tofle fpielen, menn
aud) bei ber gegertmärtigen fataliftifd)cn Ergebung in eine fd)ier
fchranfenlofe preiSentlvirflung unb bei ber Knappheit ber Sßaren
unb Wetränfe bie meitere Verteuerung biefer 35iuge burd) bie
Stenern smtächft nicht fdjtoer Vermerft merben mirb. ttberbieS
finb Von ber SBarenumfabfteuer bie VerforgungSgefdjäftc ber
Wenteinben unb öffentlichen fiebenSmittelgefdjäfte ausgenommen,
fobajj bie Umfapfteuer meift nur bie offentlidj nicht bemirt*
fefjafteten Söaren trifft, biefe freilid) infolge ber gortmälaung bei¬
steuern, bei ber Vielgliebrigfeit beS probuftions- unb Ver-
teilimgSproseffeS uub bei ber Vcrboppclitug uub Verbreifadjtmg
ber griebenSpreife, um fo nad)haltiger. 35ie ■föarenumfapfteuer
mirb jebeitfalls baau beitragen, ben uotmeubigen Preisabbau
in ber flbergaugsmirtfdjaft unermiiufdjt 311 Verlaugfamen, ba fic
faum im Qahre 1923, bis mohin ihre Weitung 3 imäd)ft befriftet
ift, aufgehoben merben biirfte. Sine meitere fo 3 ialmirtfd)aftlid)C
golge ber Söarennmfapfteiter mirb atiS ihrer MonacntratiouS*
mirfung ermartet. 35aS Verlangen, bic Umfafcftcitcr anSju*
fchalten, mirb bie Steigung, bie 'probuftioit ber Söaren boit
91 bis 8 / bon ber untersten Vohftoffftnfe bis 311 m Ocrbraud)S=
reifen gertiger 3 eugnis in einer §aitb jufamiuenaufaffen, meiter
ftärfeu; bie tu lebtet’ Stnnbe in baS ('»k'feb eiilgefdjnlteten
SBiuueuumfabfteueroorfdjriften für bie gcmifd)teit Vetriebe meVben
3 loar bem 9 teid)ofiiian 3 gerid)tsl)of biel 31 t tun geben, aber faum
ben Steuerfädel beS giSfuS erpeblid) füllen. Um ber 2isaren=
umfapfteuer, bie imierftf)iebSloS allen Verbraud) ohne Mtiirffidjt
auf bie VebarfSbringlid)feit bclaftet uub bie finberreidien ga=
milieu, für bie man au bielcit Stellen preifenbe iHebcu fül)rt,
mie eine Stopffteuer trifft, einen liubernbemVeigefdjmatf 31 t geben,
hat ber UteidiStag befrijloffeu, 50 kVül. M aus bem Steuer*
erlöje burd) bie Vunbesftaateu au bie Okmeiubeu 311 bertcilen,
bamit fic non biefem Weibe für bie billigere fiebeuSmittelbcr*
forguug ber Siumotjuer Vorfel)ruugeu treffen. 35iefe fünf 3
proseutige Verfitfpiug ber Umfapftcuerlaft mirb fid) in ben
laufcnbeu beutfeher Wemeiubeu rafd) bcrflüdjtigeu. 3)ie bem
Umfahftcuergefeh augehängte jÖujpuSumfaftftener hnt fosial faum
etmaS 31 t bebeuten; leiber mirb fic ben ^djleidjljanbel uodj
meiter Oermehreu.
Unter ben (^eträufefteneroorlagen bebeutet baS Vrauntmeiu*
utonopol einen bebcutfameit fo 3 ialmirtfd)aftlidjeu Sdjritt bor*
märts. 35as bisher prioate Monopol ber SpirituSsentrrfle, ihre
^outiitgeutieruugS*, Steinigung^- uub VerteilungSaßmadjt mirb
berftaatlidit, uub fogar bie §erfteßuitg beS normalen Xriitf-
brauittroeinS in bie §aub beS SteidjS gelegt. 35ie Brennereien,
and) bie fleineit, merben im aßgemeinen als Privatbetriebe auf¬
rechterhalten. Sftit 9fbfirtbungen merben bie ftißgelegteu Ve*
triebe, nameutlid) üiförfabrifeit uub 35eftiflationeu, uub. ihre
9lugefteßten unb Arbeiter entfd)übigt. Um bie erheblid)e Ver*
teueruug beS 9llfol)olS (bie Abgabe für ben ^eftoliter fteigt
Von 125 auf 800 Jt) für bie Slrsneiberforgung ber Wiitber*
bemittelten nid)t fo fühlbar merben 3 U laffen, erhalten bie
.^raitfenfaffen 16 ÜDMioneu jährlid) vergütet, gertter foßen aus
ben Srtragitiffen beS VranntmeiitntonopolS 4 SRiß. JC 3 ur Ve-
Fümpfuitg beS SHFoholiSmuS jährlid) vermeitbet. merben. 35urd)
biefe 8 nf^hntahnal)nten niirb bie fteuerlid)e Sltehrbelaftuug i>er
geiftigen Weträufe, bie Von aßen VerbraudjSabgabeu immer¬
hin bie fosial erträglid)fte ift ( 3 ttmal itad) bem, maS je^t bem
Volfe an Weträttfen nnb Preifeit geboten mirb), noch annehm¬
barer gemadjt. Wegen bie Vcftenerung ber SlUneralmäffer Ift
Von SRähigfeitSfreuubeit fdjarfer 3öiberfpruch erhoben morben;
bod) fo fel)r mau bie görbernng alfoholfrciet* ^rinfgemohu-
heiten mitufdjen mag, bürfett bod) in einer 3 eit bitterfter ginaii 3 -
itot beS SteidjeS bic gabrifen für alfoholfreie Wetränfe, bie bauf
ber Sief laute ber SNäfcigfeitSfreuitbe bei hohen Preifen groffe
Wefd)äfte inadjeu, nid)t ftenerfrei anSgeheit. 35ie nötige 51onfur»
reit 3 auf biefem gemimtbriugenbett gelbe mirb bie alfoholfreien
Weträitfe, bereu $erfteßung im Sigeitbetriebe iiberbieS fteuerfrei
bleibt, Vor Verteuerung bemahren.
35ie neuen Steuern futb trofe ihres UmfangeS unb trop ber
Vebenfen, bie man gegen bie äBarcnumfafcfteuer in ihrer primi¬
tiven gomt hegen ntufi, bod) im gauseit fo .veranlagt linb Ver¬
teilt, bafe man empfinblid) ftörenbe golgen für beit mirtfd)aft*
lidjeit Söiebcraufbau 35eutfd)laitbS, für bie Velebung feiner Ve-
probuftivfraft lveber ttad) ber Unterneljmerfeite noch «odj ber
Slrbeiterfeite hin 311 befürchten hnt. greilid) muh man baS bteS-
jahrige t&teuerbünbel im 3 nfamntenhaug mit ben früheren
Steuern unb ben — noch fontmenben betrachten, el)e man 31 t
einer abfchliefeenben Sßürbigmtg ihrer mirtfchaftlicheu unb foaialelt
Söirfuitg gelangen Faun.
lUlgfnmiw §0jiflljr0litilt.
Xie Xrittfflclbfraflc in ben OJaftböfcn befepäftigte eine Verfalltm*
lung beS gntcmationalen ^otdbefiperVeu’inS am 11. guni in
.^oblnt3. 35'ic Völlige 91bfd)affititg beS -JrinfgelbcS lourbc als eine
Siütmcnbigfeit hingeftcllt, Ivetrn man bcabfichtigt, ben Siatib ber
Waftl)ansangeftellten 311 heben, ibiän berührte iveniger bie VIrt ber
Erhebung alo bie geredjtefte gornt ber Verteilung nnb gab bafür
»wrtvolle ginge irrige. Unter VorauSfepung -eines ^ufdilags Von
10 v. <0. auf bie preife, ber auf bie Vlngeftellteu als Wehalt 31t über*
lueifen fei, mürbe von V a u r a f - Stuttgart angeregt, ihnen
einen vcrljältiiisnuifeigeu Anteil am ^ageSumfap, ber 91rbeitsleiftung
entfpred>enb, 311 gemähren. giir ben Meßner fäme be.mnad) neben
bem Wrunbgebalt ein 8ufdilag Von 0- 8 v. fc. in grage, ber fogleid)
bei bet* täglichen Abrechnung vergütet merben fann, falls es fid) um
VeVierbebiemuig unb Vai^ahlung hanbclt. Sinb jebod) mehrere
Meßner in einem Sievier vorhaubeii, fo fliefjt ber Vetrag in bie ge
meinfd)afUid>e 35rinfgelbfaffe unb mirb fobamt nach ißtafjgäbe ber
üblidieu Staffelung verteilt, gitc ben .öauSbiener ift neben bem
Olrunbgehalt ein Uufdßag von 20—25 pf. für jeben Waft Vor*
gefeheu, für bas ^immcrmäbdieu ein foldjer von 10—15 Pf. giir bie
;'pmmerbebicnuug finbet eine ähnlid>e Veretüuuug ftatt, bagegeu foß
bem portier ein. augcrneffeneS Wehalt gemährt merben, um tüchtige
Mreifte bauernb ihrer Stellung 311 erhalten.
gür bic So.ualifieriinfi ber gefamte« lirUifdicn gnbuftric, b. li.
für bie smerfmäjpgfte Crganifation ber tri^eugung mib ber Ver¬
teilung im Sinne einer fh)tcmatifd)en fojialen Crbnung, hat fid)
ber Mougreü ber britifd>en Arbeiterpartei in Bonbon Grube guni mit
1 255 000 gegen 881000 stimmen auSgefprochen. 35er Mougrefe um*
faßt feit feiner A'euorganifatiou im gebruar 1918 faft alle Slröimnu
gelt ber organifierten Arbciterfchaft WroßbritannicnS bis 311 U Unab¬
hängigen Arbeiterpartei. Cbgleid) 8 ißtilglieber ber Arbeitcrorgaui*
fationen ber ßiegteruug angeboren, hat ber Mongrefo mit 1 704 000
gegen 901 000 Stimmen bie Aufhebung bes politifchen VurgfriebenS
befdiloffen. 35ie VtUllionenfuubgebnng aber bes Arbcitcrfongrcffcs,
ben Mrieg bis 311 m fiegreidieit Gnbe für Gngltmb mciterguführeu,
faub tropbem eine übermältigeube SHeTjrheit.
645
Soziale ©rajriö utib Ardjib für Vulfsmohlfaprt - 15)18 XXVII. Ar. 42.
646
$eßfe#utig bor .Minbeftpreifcn in bcr fd>n»ci^crif(^ett
Stirferciinbuftrie. Bie im Mät 3 1917 bom fcpme^crifcpen. ©mtbcS»
rot feftgcfeßten M i rtib eft ft icpp reife für (scpifflU unb HanbftirfmaKpineit
(3ß. XXVI, 506) ftiib burd) bas frf>n>ei 5 eri*fctj-e Volfsmirtfd>aftS=
bepartement im September 1917 burd) neue erfefct morbeu, bie geilen*
über beit'früheren greifen erhöbt imb eilige ben her abgeftuft finb.
0d)on in ben erfteu Abmachungen bom Mäi '3 mar borgcfepcii, baß
bie Vöbtie ben 0d)u>anfuugeir bes Marftes angepaßt tueröcu [0 Ilten.
And) bie Verbienfte beS ^mifd]ennicifters (gergger) finb genau bc«-
greift, ferner ift eine Erhöhung ober Vermiubcruuß ber St-idjpreifc
je mich beit Sdimanfungen ber ©arup reife borgefepcir. 3>tc Minbcft*
löljue finb biefelben geblieben mie im Mäi' 3 .
BaS finnifd^e (Sozialamt pat itt beit erften Monaten btefeS
^apreS feine Tätigfeit aufgeito mitten, itacpbem ber 0 enat feine
Errichtung als gcntralantt für fokale gürforge am 28. Be 3 cmber
1017 attgeorbnet Ijatte. Bcr SBirltmgSfreiS bes 0 o 3 ialamtes
umfaßt folgenbe Angelegenheiten:
1. Bie ©etuerbeauffidjt unb ben Arbeiterfdjuß, fomie bie Über*
maeputtg unb ©erbefferung ber ArbeitermopmmgSberpälttiiffe; 2. bie
Organisation unb ^nfpcftioit ber ©ogialbcrfidjenmg; 3. bie Organifation
uwb ^nfpeftion ber Armenpflege; 4. bie ArbeitSbermitiehntg unb fonftige
©efämpfuug ber ArbeitSlofigfeit; 5. bic Abflinentfragett unb bie Über*
maepung beS Alfopolbctriebs; 6. bie fo^iole (Statiftif Unb fo^iale ©ubli*
lationcn; 7. ben Vergleid) in ArbcitSamiften, fomie bie fouftigeu ©e*
Ziehungen ^mifdjen Arbeitgebern unb Arbeitern; 8. baS VereinSmefett;
9. bic Aegiftrieruug bon UnterftüfcungS« unb Arbeitölofigfeitöfaffen,
fomie 10. bie Emigration unb bereu Übermadjnug.
'Bie neue ©epörbe, au bereit 0 pißc ©inar ©%ö£ als Ober*
öireftor fiept, tritt an bie BteEc ber ArbeitSftaiiftifdjen Abteilung
ber Qnbuftriebehörbc, fomie mehrerer anberer fo 3 ialpoIitifd}eu
Ämter. * SP 1 ’ ift HelfipgforS.
£frf®rge fflr gtriegstefdjäliigtf und Ijeimhftjrf nie $rifgfr.
©in ©erbattb beutfeper ÄriegSbefchäbigter unb KriegSteil*
neunter ift unter ©orfiß beS Abg. ©ehrend gegrünbet morben.
Ber ©eitrag betragt 50 ©f. monatlid). An ber 0pipe ftehen
©orftanb unb AuSfcpnß, bic eine ©efdjäftsfteEe für baS Eteicp
in ©erlitt unterhalten itnb Ortsgruppen ins Vcbett ntfett.
AuSfdjuß ftnb bie ©enifsorganifationett bon Arbeitern, Auge*
fteEten itnb ©eamten bertreten, bte 31 t beut neuen ©erbattb in
einem ©egenfeitigfeitSberpältitiS ftehen. @3 finb bieS u. a. bie
©priftlicpen ©emerffdjaften, bie Beittfcpett ©emerfbereitte ($.*B.),
mehrere ©erbäube faufmännifeper unb teepnifdjer AngefteUter,
einige ©ifertbapner* unb ©eamtertberbänbe, fonfeffionelle Ar*
beiterbereine ufm. — 3Bir haben gegen bie gemeiitfante Organi-
fierung bon „Kriegsteilnehmern" unb „ÄricgSbeßpäbigtcn*'
miebcrholt ©ebenfen geäußert, loeil baS, maS beibe ©ruppeu
miteinanber berbinbet, afi§u leicht auf politifd)em ftatt auf
fogialent ©ebiet gefitdjt mirb. Biefe ©efapr fdjeiut uns and)
bei bem neuen ©erbanbe, metiit aud) geminbert burd) bie ©iel-
heit ber ihm nahefteheuben Organifationen, nid)t einfach boit
ber ®aub 311 tocifen 311 feilt, ©ine ©ittmicfelung, bie bahnt
führen mürbe, bafc im 9teid)Sbunb ber Mriegsbefdjäbigteu unb
ehemaligen Kriegsteilnehmer bie fosialiftifch gcridjteten f im
neuen ©erbaub beutfeper ÄiriegSbefdjcibigter aber bie antifo 3 iaI*
bemofratifep gefinnteit greife ipr 0 ammelbecfen fänben, erfdjeint
uns iticpt als Zeitgemäßes ^beal. ©S läßt fid) aber nidjt leugnen,
baß ben Anfang 31 t biefer uticrfreulicheu ©utmicfelung ber !lteid)S»
bunb gemacht hat, ber 311 einer 3 eit, 100 noch bie gefamte ©elnerf»
fcpaftSbemegung aller s Jtid)tuugeu befouberc ^riegsbcfchcibigten*
oerbänbe ablepute, eS unter fo 3 iaIbemofratifd)er Leitung unter¬
nahm, ben ©eloctS für baS borhanbeite ©ebiirfniS nad) berartigen
©erbäuben 311 führen. Biefen ©emeis hätte ber föeid)3bunb
getroft 31 möd)ft aitberett Organifationen überlaffert föitnen, bereit
melfältigeS ©ebeihen oieEcidjt 31 t einer ittebifion beS 0tanb-
puitfteS ber Arbeiterorganifationen geführt hätte, ^ebenfalls
mar eS, als ber 9{eid)Sbunb an bie d)riftlid)en ©emerffdjafteu
unb aitberett ©nippen mit bem ©rfiid)ctt um ßufantmenarbeit
herautrat, bereits 3 U fpät: ber 9teid)Sbunb mar in ber öffent¬
lichen Efteinung, trop gelegentlirfjer Eftitarbeit oon ©erfönlid)*
feiten aus attbereu ©arteien, längft als fosialbeinofratifd) ab»
geftempelt, unb eine Ocräuberte 3 ufammenfehuug feines ©or-
ftaitbeS hätte biefeS ©ilb felbft bann rtid)t mehr änberit fönnen,
memt bie oerfdjiebeitcu ©crufSorganifationen ber Aufforberung
3 ttr Mitarbeit entfprodjen hätten. Baß fid) bie freien ©etoerf*
fdhaften allmählich 311 eiltet* fepr mohlmoEenbett Neutralität
gegenüber bem 9ieid)Sbunbe eutfcploffen, mar für biefe infolge
ber politischen ©efinnung ber Eftehrsapl ihrer s J)?itglieber uid)t
fd)mer; ein glcidier ©ntfdjluß ber anberen Organifationen aber
hätte ein Opfer bebeutet, baS biefe nidjt bringen mollten. BaS
©ebancrlichfte au biefer gaitsett ©ntmidelung aber ift, baß fie
leidjt 311 einer ©crftiminuug smifdjeu ben ©emerffchaften ber
oerfchiebetten ©idjtuitgen führen fann unb auch bereits einfieptige
ßeute, bie früher ben Sert ber bcrtraueuSboEen ©emeinfcpaftS-
arbeit bcr ©erbänbe richtig eingefdjäpt haben, 3 U poleirtifdjeit
AuSeiitanbcrfehungeit feljr mterguicflidjer Art (bor allem iit ber
„3. 5t.") berfüljrt hot. Bie Sufantmenarbeit ber ©emerffdjaften
fcpeittt aber bicEeidjt biel mieptiger als bie gait 3 e Orgaitifiererei
bon •Mriegsbefdjäbigteit unb SMegSteilnepmem, über beren
Bauerpaftigfeit fid) mopl erft in eiittgen $apren baS lepte Sßort
mirb fpredjett laffeu. h.
Ber ©mtb bcutfdjer ÄricflSbcfcpäbigtcr, 0ip Hamburg,
beröffentlicpt in besug auf fein ©erpältniS 311 m JfteidhSbunb
ber ilriegsbefdjäbigten itnb Kriegsteilnehmer folgenbe ©r»
fltirnng:
»Bit ,©unb . Beutfcper KnegSbefdjabigter 4 betrachtet es als
feine .Hauptaufgabe, unter ©eobadjtung ftrengfter parteipolitifdier
Neutralität ben 2ufammcufd)luß fämtlvper Ütricgsbefcpätoigter
Beutfcplautitf berPei^iiführeu, um bereu ^utcreffen iDaht^uuehmeu,
fomie ihre mirtfdKiftlidjiC Vage fid>cr^ufteQcit. ©r begrüßt unb
nuterftüpt alle ©eflrebungen, meldjc beit botfletuiunten fielen förber^
lid) fein fönnen.
»Tso iepter 2eit ift burd) bie ©reffe bie Mitteilung gegangen,
baß auf einer für^lid) in Ateimar ftattgefunbenen Tagung berfepiebe^
ncr bcutfdjer .SVricgvbefd)äbtgten*©eceinigungeu bet ,©unb Beutfcper
Äriegsljefcpäb , igter , / Hamburg, fid) bem Aeicpsbunb ber .teriegsbe»
fdiabigten unb MriegstcUucpmcr, 3 ib ©ciliu, attgefd)lof|eu habe.
Biefe Mitteilung cutfpricbt ntd)i beuTatfadjcn. Aopl haben bic Ham¬
burger Belegierteu bie ©cfürmortung eines ^ufantmenfd)luf)eö bei*
beftepeuben Kriensbefdjabigteti=©creinigungen bei ihrer ©unbeS*
Ieilung unter ber ©orausfcßurtg ^ugefagt, baß ber 311 grimbenbe ©e=
famtbunb burd) feine Safcungeti frei non jeber parteipoIitifd)eu
©eeinfluffung gehalten Unb feine Vertretung tebiglicp auf .ftriegs*
bcfd)äbigtc — uid)t and) auf ilricgsteilnchmcr — begrenzt merbc.
Bei Vermaltungscat beS ,©unbes Beutfcper Kiiegsbefdiübigtcr’,
Hamburg, pat nad) Entgegennahme bes ©eridjtcs feinet Vertreter
3um Aeiinnrer ©uubestag bcfdjloffen, ber am 13 . unb 14 . ^uii
nad) Hamburg einbcrufencit außcrorbenilidien Vunbcstagung feiner
Mitglieber bic cutfcpiebenc Ablehnung eines 3 u f amn irngchcns mit
bem ©erliner ©unb 311 empfehlen, ba man bortfeits fid) liicpt gc*
millt 31’igt, bie bom Hamburger ©unb für eine gebeihlicpc ©ntluid*
lung bcr Kricg^bcfd>äbigten=©en>eguug als une-rläßl^ angefepeueu
Vatausfepungen 3U crfüUen/'
HCttrifjjfrftnbittHngftt jurifidjen Jlrbeitgebern nnii
^rbfitfrn.
3»v redjtlidjeu AuSgeftaltung bcr ArbcitStorifbcrträge
macht bas „Korrefponbenflblatt" ber' ©eneralfommiffion ber
freien ©emerffchaften in ber fept* beacptcnSmertcn Anffafefolge
„Bei* gemerffri;aftliri)e ©LU ebe rauf bau nad) beut Kriege", bet
bem Kapitel „Bas Tarifmcfcn" Oftr. 21 oom 25. Eftat 1918J,
anregettbe Ausführungen.
Aadjbem ber Auf faß bie Aotmcubigfeit einer VcrboEfommitung
bcr Organifation unb Bedjinif bes Barifmcfens erörtert hat, loeift er
auf bie redjtlidje lli^ulänglicpfeit bieler beftehenber Tarifberträge
unb auf bic ©efahren hin, bie biefer ^uftanb für bie paftenbeu
©eluerffdjaftcn mit fid) bringen fann. Bie ©ritfftug bcr Tarif*
Port rage burd) rcdjtsfunbige ©eijtäube erfdieiut bcspalb uotmenbig
unb bie ©eftellung juriftifdier ^pubi^i menigftens für bie Aeicps*
tarifgemeinifcpaftcu empfepleiisioert. Tviir bie VeraEgemetnerung
bes Tarifmefcns ift ferner bie ^uuerläfiigc ©eltung unb ©eaeptung
bes Tarifocrtragsinhalts nötig. Bic Tariforganifationcn biirfen fiep
in bcr Erfüllung ber Vcrtragspflicptcn burd) nid)ts beirren laffen
unb miiffeit Tarifoerftößcn feft entgegentreten. Ba bic ^uberläffig*,
feit bes Tarifuertrages non ber ^uftimmung ber -Tarifbeteiligten
abhängt, fo follte man, um bem Vertrage bas Vertrauen bet ©e*
teiligteu unb bamit bie crforberlidjc Vegalität 311 fid)ern, bic ber»
eiiibarteu ©ebingungen burd) eine befouberc Vcrtretcrfonferenj beS
Tarifbc.prfs beftätigen laffen. Bic tariflidie Aedjtfprednmg foütc
ben Belbjtbermallung^organen ber tarifbeteiligten Arbeitgeber unb
Arbeitnehmer borbehaltcrv bleiben (paritätifdje Tariffri)iebsgcricpte,
aber unabhängig non ben Organen für Tarifberatung unb Tarife
fortbilbimg unb, mo recptsücrbinblidje Mia ft gemünfd)t mirb, mit
unparteiifd)em Vorfip). Bie <yragc, ob Crgauifationsnerträge ober
uubegrci^te Tarifgeincinfdiafteu, bie alle ©crufsangchörigcn tarif*
lid) umfaffeu modelt, oor3U3icheü feien, ift nad) ben llmftäiibeu 3U
beantmorteii. feiten fommt bie bn^ipliitanfdK Madjt ber Organi»
fatiou .jugute, bie übeibies für Crgaiiifatiousuerftößc eher als bie
allgemeine Tarifgemeiiifdjaft haftbar gemacht merben fann, Ieptere
erleidjtert bas tariflidie ^afammeitmirfeir bou Organifationen ber*
fdjiebeucr Aidjtungen uub bie Eiitiuirflung beS Arbcitstarifbcrtragcs
Soziale Einriss unb Vlrdjm für Volfswohlfahrt — 1018 — XXVIf. Kr. 42 .
047
' 311 m foücftiven VlrbeitsVertragc für Me Wefamtheit bcr Arbeiter
be* Veruf*; uatiirlid) fc^t bas bie llnabbingbarfcit burd) Sauber»
vertrage Voraus. ' •
„3m allgemeinen", fo erflärt ba* Atorrcfpoiibenzblatt 3 U 111 Schluß,
„muß cd unfer Veftrebcn fein, bic ^eftigfeit bcr Tarifverträge in
ber Vlusgeftaltung nad) bat praftifcheni Vcbürfiiiffeit be* WeWerbeS,
in ban Vertrauen bcr ^Utitnlicttr unb in gut fuiigiereubeii 3Tarif=
rcdjtfpredHingSorgaucii 311 fiebern unb von weiteren Vürgfdjaftcu
Vlbftanb ( 5 n nehmen. SNo cs fid) aber als unmöglid) erweifen folltc,
einen Tarifvertrag gegen einteiligen Vrud) burd) HaftungS-
b e ft i m in u n g c u 311 fidjern, bort ift bat Wewerffdjafteu 3 t emp¬
fehlen, bk -Haftung burd) b e n V ertrag f c 16 ft 3 u regeln,
unb 3 Wat im Sinne ber V e f d) r ä n f g it g ber $ a f t u n g auf
ben H ö d> ft b c t r a fl ein e c> V> 0 di e n t 0 hu e * unter VluSfdjluß
aller weiteren Entfd)äi>iguiigsaufprüd)e. Tie Haftung muß fclbft»
Verftänblid) in biefem Jvalle eine gegenteilige fein, Tie Vlb-
nciftiuifl bcr Wewerffdjafteu, bertraftlid) Haftungspflicbteu and
Tarifverträgen (511 übernehmen, ift lüftorifd) bcgreiflidj; aber fie
änbert nid)is an ber rcdjtlirijcu Safte, baf 5 bereit* ba* ft ei teilt» c
b ii r ft e r I i d) c St e d) t bi e W e U) e r f f di a f t e u i 11 tu eitere m
llmfüitfl für 3 T a r i f b e r ft ö f 5 e h a f t b a r macht. teilte
vertragliche Einfdnäufung be* gdteubeu Stecht* tarnt baffer unter
gcroiffen llmftäuben für bic Wewerffdjafteu nur bau Vorteil fein."
Tiefe Uiobliibcrlcgten Vctvarfjtungen öe* „$orrefponöen3-
blatte*" fann man al* brauchbare Sttd/tlinien für eine Fiinftigc
gefcßlitfk Siegelung bc* Stedit* ber Tarifverträge benußen.
VlugenbltcFltd) ftfjeint ja in ben Greifen ber freien WelnerF*
fdjaften, nad] getoiffen ^reffeftimmen 311 urteilen, eine leb-
baftc Neigung 31t foldjer gefeßlidjen Siegelung, Von ber bic
mciften Wctuerf fdjaften vor beut Kriege nur h>enig Hüffen
wollten, 31t befteben. Tod) tuirb man Wohl bei jeber gefeblidjen
XarifvertragSreglung für bie nätfjfte 3 ^'it im Singe bebalten
müffen, baß cd fid) bloß um eine fubfibiärcWefeßgebnng banjbeln
fann, bic nur bispofitive* Sted)t fd]afft, bad burd) ben Sötllen
bcr Parteien mittel* Fla rer eigener Vereinbarungen abge-
cinbert Werben Fann. Tenn nod) auf längere Seit, gumal
tnäbrenb bcr gärenben Übergangdtnirtfdjaft, U)irb bie Weftal»
titng ber Tarifverträge Vielfachen Vkinblnngeti unb Sin-
paffungsbebiirfniffeit unterliegen, fo baß eine einheitliche ge»
feßlicfjc Schablone, and) nad) ber formal-retfjtlichen Seite ber
Tarifverträge l)in, fautu ben nötigen daftifchert Spielraum
fiir bie SÜcannigfgJtigFeit bcr l^nttvidluugdnottvenbigfeiten Hnro
bieten tonnen.
Süifchrfcßein unb Tnriffdjicbsgetidjie. s Jtad) einer 9 Kit«
teilnng bed Tarifamt* ber Vudjbrurfer haben bic 3 d)ieb*in»
ftanaen berl 5 öud)brucfertartfgemeinfd)afhSlnfpriid)e aufSd)abcnd»
erfaß infolge Siid)terteilung bed VlbFeljrfchcin* an ®ilfdbicnft»
pflid)tige bisher mit ber Vegriinbung abgetotefen, baf3 nad)
Entfcheibnng ber Werid)tdftelleu fold)e Allagen tiid)t Streitig¬
feiten and beut SlrbeitdDerlmltnid gleid) 311 addert unb bedbalb
für ihre Gntfcheibung ttid)t bie Oklverbegeriridc, fottbertt nur
bie Sfmtdgerid)te ^uftänbig feien' Tad Tarifantt bat am
8. Suni befdüoffett, bafe bie Tariffd)iebdgerid)te 31tr Slnnabttte
foldjer Allagen unb 3tir (frlebigung berfelbett a u f b c nt
(5 i n i g it n g d m e g c berechtigt fittb. Tie Parteien follen
eben ben fdmellcu unb foftcnlofcn SSeg ber Verftänblgung
vor ben Tariffdnebdftellen einem nutftänblid)en nttb Foft-
fpieligen Verfahren Vor ben orbentlid)cn (Berichten Vorsieben.
Sollte tviber ISrinarten eine Vcrftänbiguttg mit bett Varteien
über bie aufgeftellte Sorberung vor ben Tariffdüebdftellen
nicht gelingen, bann nutft ben Parteien allerbittgd bie Sin-
rufung bed orbentlidien Weridjtd iibcrlaffcn bleiben. Soldte
Mlagen burd) ein Urteil 31t erlcbigett, fittb bie 3 d)iebd-
gerid)te n i d) t berechtigt.
t^in XariftJCibanb für Heimarbeiter ift in VI p 0 I b a 3111 i f che n
bem SBicfnerbaub unb bem Tcrtilarbcitcrucrbanb- abgefd)!offen
toorben. Ter Vertrag gilt für alle ^abrifauten unb SWeifter fotuic für
alte Heimarbeiter unb öeimarlHiitcriniicu in Vlpolba, Vab 81113a uub
ben in biefem 'siibiiftriebt^irf Iteftcnbcn AJaiibgcmciubcu. Taritber
l)inan* berpflid)tet er alle ibieifter, Heimarbeiter unb Heimarbeit
terinncn, bic in Vlpolba. für auswärtige Vlufträgc unb auf5erbalb be*
oben ge nannte 11 Webtet* für Vlpolba al* Vluftraggcbcr befdiäftigt finb.
Ter Tarif enthält reine Mobile, lud die an bic Heimarbeiter 311 3at)Ien
fiitb. Ta* Material wirb Vom Vluftraggcbcr geftdlt. Tie l'obnber^
eiubaruiift bcaiebt fid) nur auf lülilitärartifcl. Tie ttbcrtuacbuiig
uub Turd)fül)cuiift be* Tarif* erfolgt burd) ben Älri-cgd-VKirf* uub
Strirfncrbanb in Vcrlin, ber 311 feiner Untcrftübung bie M-ciegdamt^
ft die an rufen fann. Tiefer Tarif ift für bie Tauer be* Mriege* ab-
gefdiloffen imb tritt riirfiuirfcnb Vom 1 . jyebruar 1 VJS rn Mvnft. Irr
erltfcbt einen VJüuiat nad] Veenbigitng be* Mriege*.
Jlrbfitfr- mti» |tnlcrnc|iwfcjjfrttflunjen.
Tic Hudfdjmfcbcratuitfleit über bad Krbettdlammergefeb bähe« 3ur
(5iitbc3iebnng ber Sl r b e i t e r a 11 * f <b ii f f e in bie Siegelung burd)
ba* föcjefe geführt. Kur 3 fonferuatiuc Stimmen! traten gegen bie
lfinrc3icbmift n»uf ben ^ßlan, Währcnb freilieb — eutfpredfeub bem
ben SlUinfd)en ber Mehrheit ber VI n gef teilten fdbft Kcchnung tragen*
ben, aber nur mit 14 gegen 10 Stimmen gefaxten Vcfcblub, befon*
ber e VI n g c ft c 111 e rt f a m m c r n 3U errichten — bic Giubc^icbung
ber Vlngcftelltenau*fd)üffc in bic Siegelung bureb bd* VlrVeitdfammer*
gefep gegen bic Stimmen ber So3ialbcmofraten abgelchnt mürbe, ©in
Stcgicningducrtretcr Mitte berfudjt, bureb'ben ^)inmei* auf ein in
Vorbereitung befindliche* Süiibergcfd? über VI rbe tte ra u ö fd) ii ff c ben
| Slcid)*tag*au*icbuf? bon bcr Einbeziehung bc* Wegen)taube* a&3U*
leufcn. Tie* gelang mbeffen um fo weniger, al* ba* Sonbcrgefefc
uidjt, mie ba* taltifd) Vom Siegierung*ftaubpu.n!tc au* allein ridbttg
gemefen märe, bem Sieidi*tag zugleich mit bem VIrbeit*fammergefe|
bereit* borgdegt morben mar. Einige Vibgcorbnctc hätten mobb
meuu uid)t gcrabc in ben VerMmblungcu bie ^Befürchtung uimiläng*
üdjer Sonbcrregduug entftanben märe, gegen ein befonbere* Wefeh
nid)t* eiu3umciibeugd)abt. Vlubererfeit* machte ein Weit>erffd)aft*führer
auf ben Hauptejmuaub gegen eine etmaige WernerbcoPbnungsuoucüe
aufniterffam: bafe fie wichtige Vcrfüiieufrcife, für bic ba* Vlrbeit**
la-umergefcp gelten foU, nid)t erfaffeit mürbe, % V. bie Seeleute unb
£anbarbcitcr. Siad>bem ber Siegierungso-ertreter vergebe 11* Uerfucht
halte, bie Wefahreu barzuftcUcn, bie in ber Sd)iffal)rt au* bem
Säibeueinanber bcs Äapitäii* unb be* Cbmanne* bc* Vlrbeiterau**
fdntffc* an^blid) cntftebcu fömiten, mnrbc, mie gefagt, bie Vlrbeiter»
an*fd)Ußfrage im Sinne ber Wemerffdjaftsmünfdje entfc^iebcu. So*
bann ging bcr Steid)*tag*au*fd)nb 3U ber Stettung ber ©ifen =
bahn er im Entwürfe über. Ter Iefctcre befriedigt in biefem
Vunlte au^erorbentlich wenig, vim Vtusfdjufe mürbe bie WleidhfteHung
ber Eifenbahncr uub bcr übrigen Vlrbciter gefordert, ^nöbefonbere
mürbe verlangt, ber Vorfipenbe bcr AVammer miiffe unter allen Um*
ftänben ein unabhängiger Kiamt fein, fein Veantter irgeubeiner
Ticnftftelle ber Eifeubaljnvcrmaltuug. Tsn tiefer ,<pinfid>t hatte bcr
Staatsfcfrctär feine Vcbcnfcn. hingegen legte er entfd)eibenbcn
SBert btirauf, baß bie .Kammern für Eifenbahncr unbebingt Jyach 3
fammeru fein follen, fo bafe alfo nidrt private unb ftaatlidje Vlrbciter
in gemeiufamen territorialen AUimmcrn 3ufammenarbciten. Sßir haben
beteii* hcTborgdobeu, bafe hier vielleicht ber Sdjliiffd 3-11 bem ganzen
Verhalten ber Stcicböcegieiung in ber ?v»age bc* fochliiben ober terri¬
torialen Vlufbau* liegen biirfte: biefe fönntc nuni Wohl für bie Sie-
gierung einigermaßen entgiftet fein, nadjbem jept bcr Stcichstag ben
©ünfdicn ber^Eifeubahnvcrmaltungen entgegengefommeu unb fiir bic
Eifeubahuer*,vad)fammeru gewonnen worben ift. Tiefe follen aber wie
anbere Vlrbcitsfammcrn bireft 3U Wählen fein, unb auch bie SBähV
barfeit ber Verufövereiusbeamteu in bic Eifenbahnerfammerni foU
3Ugelaffen Werben. Kachlin noch über ba* Verhältnis 311
ben Vc3irfsfammern Vefdjlüffe gefaßt worben waren, >aß
eine Vcrbiiibuug jguifdum beibeu fichergefteUt werben fall, vertagte
fid) ber VI u* fchu ß auf ben H e r b ft. Vicht Tage Vor bem SSiebcr*
beginn» ber Voüfihungou be* Steich*tagö foll ein UntcrauSfchuß von
10 Kfitgliebcrn 3111- Formulierung ber bisherigen Vcfdjliiffe ^ufainmen«
treten; baburch foll eine zweite ^efung im Vlu*fd)uß vorbereitet Wer*
ben. Tabei wirb fid) bann 3cigeu müffen, ob wirtlich feine Vcrftänbi-
gung 3Wifd)cn Slegierung uub Keid)*tag*au*gchuß möglich ift. Tic
VIu*fid)teil erfdieinen 3imäd)ft leiber nod) gering. Ter Staatsfcfretär
be* SleidK’WirtfdjaftSamtc* hot am Enbe ber Veratungen nod) feine
prüften Vebenfen gegen eine Stcihe Von Vcfdilüffen äufammengefaßt.
^nSbefouberc waubte er fid) erneut ge gen» bie örtliche Wlicberung als
Wruitblage ber Aiammcrorganifatioii>; außerbem glaubte er al>er auch
für ben Vlu*fä)iitß ber Seeleute unb bcr Saubarbeiter nod) einmal eint
Sa 1130 beedjen 311 follen. Er. fchloß mit bcr Vefürdjtniuv baß bcr
VIu*fd)uß bergtblidje Vlrbeit leifte, obfchou er anbererfeit* burcM*
blicfeu ließ, baß bie Slegierung gern etwa* 3uftanbegcbrad)t feheu
mödjte. Tic Aiommiffiou hat 311 biefen VluSführungeit uid)t. mehr
Stellung geuoimiicn, ihr Vorfthenbet aber, ber Vlbg. S e g i c n ,
fdjrcibt bom frcigcwerffchaftlidjen Stanbpunfte au* int „Vormärt*":
„Säßt bie preußifdje Siegierung an Verhältnismäßig nebenfäd>licheu
fragen ben Wejepentwurf über bie Vlrbeitsfammern 311111 britkn
Kfalc fchcitcru, fo mag fie es tun. Tie Vlrbeiterfcßaft hat in ben
gewerffd)aftlid)eu Crganifatioucn 3War ntd)t eine öffentlid>*rcd>tlkhc,
aber eine ihren mirtfdiaftlidKii ^ntereffen bienciibc Vertretung. Tie
Vlblchmtng eine* ben Vlufprüdjeu ber Vlrbcituehmer geuügcnbcn We=
feße* feiten* bcr Siegierung faitn nur ba3U beitragen, biefe Wirt»
fchaftlidjen Crganifationen 31t ftärfeu unb erneut ben Vewci* 311
liefern, baß bac- Vlrbcitsfainmcigcfcß- um 3 W c i Jahrzehnte 3 u
f p ä t bem Kcid)*tage borgdegt Worben ift." — 2öir finb, obwohl auch
wir von Vlnfang an gefagt hoben, baß ein VI rbe itsf am me rgefeß heute
gar nicht diejenige ÜBcbeutuug erlangen fann, bie c* vor 20 Jahren
gehabt hätte, umgefehrt ber iOleinimg, baß e* noch äußer ft bc *
bauerlid) wäre, wenn ber Vlrboitsfammereiitwurf wieberuin
fdieitern würbe. Tarauf werben wir nod) eingeheuber zurüeffommen.
649
Soziale '4$raj;i$ imb VIrrf)dt» für Vollsmohlfahrt — 1918 - XXVII. V2r. 42
650
' #
Arbeiisfommerit in ©rofebritannien.
Um bte Vorschläge beS fogen. „SBbitleh Sföbo.rt", ben ber
UnteraiuSfduife für Sßieberaufbau vorläufig erftattet f>at, mög¬
liche VolFStümlid) a u madjen, bat baS britifdje ArbcitSminifte-
rium' eine 5lugfd>rift mit ber Auffd)rift „^nbuftrieräte"
berauSgegeben, bte über bie Verbanblungen beS „Söbitleü*
AttSftbuffeS" unb bte Von ihm angeregten ftänbigen gemein-
fanten Snbuftriebertretungen bon Arbeitgebern unb Arbeitern
fomie SabrifauSfchüffe e.ine gebrängte Überfidjt gibt.
Tie „Sabour ©aaette" (SWai 1918) teilt auS bem AVfchnitt
„Snbuftrieräte unb*Me Regierung" Näheres mit: Tacnach follen bie
^nbuftrieräte in erfter fiinic bic Veai e b un fl en annfehen Arbeitgebern
unb Arbeitern regeln, aber barübet hinaus füll fidb ben Arbeitern
in biefeit Aäten auch ©clegenheit aur Erörterung aller mciteren
Arbeiterfragen bieten, bie ins ^olitifdje hinetnfpielen, meil fie nicht
burd) bie ^nbuftrie allein, fonbern nur unter Mithilfe feeS Staates
gelöft merben fönnen, alfo a* V. bie Ae#lung bcS Arbeitemarfts,
gemerbltdje $ad)fchulung, Aufebatmachung pon Erfinbungen, $n-
buftrieforfchumg, VerVoUfommnung von SWuftern unb Ausführung,
Arbeitcrgefebgebung — alles fragen, bie bisher hauptfädjilid) nur
ben Arbeitgebern überladen maren, obmohl fie Von hohem AU-
gemeinintereffe finb unb ieber in ber $nbuftric Vcfdjäftigte baran
beteiligt ift. Stach bem Kriege merben iiberbieS biel neue fchmetc
fragen mie Tetnobtlifietung, SehrlingSauSbilbimg, bie buwh *ben
$rieg unterbrochen mar, Sßiebereiuftcllung MiegSbefdjribigter unb
Umftellung ber ^nbuftrie auf ftriebcitsamecfe an Iöfen fein — ba mufe
bie Acgterurtg unveraüglich bic Anficht berufener Vertreter ber
J^nbuftrie aus bem Arbeitgeber- unb Arbeiterlager jeberaeit hv ren
tönnen. Tie ^nbtiftrieräte merben als „ffänbige beratenbe AuS-
fd}iiffe" ben normalen $anal bilben, bet ber üttegterung bie Erfalj-
rung unb bie Aatfdjläge ber ^nbuftrie rafch aufüljrt. Aufeerbem
mirb baS Veftehcn öffentlich georbneter Vertretungen für bie
.^nbuftrie es ermöglichen, bafe bie Aeglung mancher fragen ber
Übergangsmirtfchaft in eittaelnen ^nbuftrieameigen einfach bent
„$nbuftcierat" übcrlaffeit unb auf biefe SBcife eine grofee 8abl Von
„Staatseiugriffen" burch Vor billbliche „Sclbftvermaltung" ber ^n-
buftric vermiebcit merben !ann.
XaS VebürfniS nach Errichtung befonberer 3>ubuftrieräte
begrünbet ein anbercr Abfchnitt ber glugfchrift mit bem Hin-
meiS auf bie Sßotmenbigfeit einer mehr Vereinheitlichten Ver¬
tretung bet* Snbuftrieintereffen.
Vei bem {ewigen Staub ber freien ^nteceffenorganifation in
ber Snbuftrie für jeben $meig unb ©rab befommt bie ^Regierung,
menn fte fid) über biefe ober jene ffrage unterrichten mill, ein
Xubenb burcheinanber fchmirrenber Antmortcn, benn jebe ©ruppe
fieht bie ftrage bon ihrem Stanbpunft wnb nicht bon bem aDge.
meinen Stanbpunft aus; eS fehlt bisher eine ftufammenfaffung ber
Vertretungsorgane. SBeiter fpridjt aber auch bie Aotmcnbigleit ber
Verhütung unb rafchen ©d>Iichtung großer ArbeitSamifte burdr eine
ber Allgemeinheit fid) berantmortlid) füblenbe gcmifchtc Vertretung
für bie ^nbuftrieröte, mas natürlich bie einaclncn ^nbuftrieameige
nicht unbebingt hindert, ihre Arbeiteamifte im Aotfaüe buch offen
auSaufedrten; bon amangSfd)»iebSrichterIicher Regelung fieht ber 2Bt)U =
Iet)-$3crid>t ab. Aber um überflüffige Störungen bet ^nbuftrie a u
bermciben, mirb ein ftänbigeS ^ufarnrnenmirfen unb Vkraten aller
ßager, ^ntereffengruppen unb ©rabe in jeber ^nbuftrie‘in beaug
auf bic fdjmierigen fragen, bie nach bem Kriege im ©emerbe auf¬
tauchen, bringenb not tun. $n manchen ^nbuftrien beftehen fchon
gemeinfame Einigungsämter, bie bie Sd)li<htungsaufgabc her
^tibuftrieräte beforgen. Aber in ber fRegel befchränfen ftch jene
©inigungSämter auf biefe Sonberaufgabe unb überbieS auf einen
befonberen AuSfchnitt aus ber ^nbuftrie. deshalb fönnen fie
leinen Etfah für bie allgemeine ^Entcreffenbertretung ber ©efamt-
inbuftric, bic im tarnen aller Firmen unb aller Arbeiter a u
fprcchen berufen ift, bilben unb bic Errichtung bon $nbuftrieräten
nicht überflüffig machen. 2>ie Regierung ruft beShalb bie $nbuftrien
bcS SatibeS auf, fi<h im Sinne ber ©hitlcp-Vorfchläge a u ihrem
eigenen Veften unb aum SBohle ber ©efamtheit au orgarrifteren.
2 )er (^rurtbgebanfe unferer beütfchen ArbeitSfammeroor-
fdhläße flingt in bem Aufruf ber britifdjen Regierung bentlid)
rpieber. AllerbingS mit einem mefentlichen Unterfchicbe: drü¬
ben mirft bie Regierung mit allen Mitteln volfstiimlicher 33e-
clnfluffung für bie Errichtung möglichft umfaffenber, fid) felbft-
öcrnmltenber Önbuftrieförperfdiaften 5 itr Vertretung ber mirt-
fj)baftlid)en unb foaialpolitifdhen ©efamtintereffen unb a^
sSfittnirfung an ben öffentlidien Aufgaben; in 'Seutfcblapb legt
Se Regierung, ber man eine allau lebhafte SBerbctätigfeit für
bfn Qkbanfen ber ArbeitSfammern nicht gerabe vormerfen fann,
ben $anptnad)britd auf bie einigungSamtlidjen Aufgaben ber
Kammern, bie bie britifd)e Regierung nur als einen fletnen
5 <uSfd)nitt aus bem (Sefamtaufgabengcbiet ber Snbuftrieräte be-
tfadjtet unb beren ööfung fie gerabe burch bie VJöglichfeit eines
f^ä n b i g e n 3wfmnmemoirfenS von Arbeitgeber» unb Arbeiter»
t
k
Vertretern in ben vielen groben allgemeinen ^fragen ber 3oaiaI»
unb 35irtfd)aftSVoIitif für mefentlich erleichtert hölt. Auch in
^eutfdjlanb fteht bie organifierfe Arbeiterfchaft auf bem gleichen
0tanbbunfte. Siir baS EinigimgStoefen finb bereits ©emein»
fchaftSorganifationen ba; aber für bie toichtigen ©efamtaufgaben
ber Snbuftrie bebarf eS allgemeiner fonftruierter VertretungS-
förper, bie bie Einigungsaufgabe iti tefonberen Abteilungen
jetveilS behanbelu fönnen.
Organifatitfntn in Jürireitor, (Steifen, |ltt$fßeUUn
nnü geamUn.
2)er Verbanb beutfeher ^ournalifteit uitb «Schriftfteller, bcffcit
SRitglicbcr mirtfchaftlid) mttec bem Kriege mehr als manche Sohn-
arbeitergruppe leiben, hat, mic aus bem Bericht beS ©efd)äftSführerS
g i f <h e t - Hamburg auf bec 26. Vcrtretertagung in Nürnberg
(23. $uni) hrrüorging, ferne 2;ätiofeit im lebten ©efchäftsiahrc be=
fonbers ber ftiirforgc für bie aus bem Jyelbe hrimfehrenben gad)-
genoffen unb ber Erhöhung ber Schrift fte llerhono rare fomic ber ©e-
hälter ber Aebafteure gemibmet. VcfonberS ift ferner au ermähnen
baS Veftrebeu beS VnbaubeS nach Schaffung einer einbeirtliehen
Crganifafcion ober ArbeitSgemeiufchafr beS bcuifchen. Schrifttums.
3ur Ausarbeitung eines f o a i a l P o 1 i t i f d) c n Programms
mürbe ein AuSfdjufe ciugcfe4?t. Vcfonberes Untere ff c meefte ber be¬
licht ber s 4knftonSanftalt Xeutfcher ^ourualiften unb Schriftftetter,
bte nunmehr 25 ^ahrc befteht unb 1032 Atitglieber mit 1206 Ver¬
sicherungen aählt. 2>ct 3af)reShauShaIt umfaßte 52996 M, mäbrenb
baS ©efamtpermögen 3 152 622 JL beträgt. 'Ser gufchufe für bie Alters*
unb ^nbalibitätSrente, ebenfo mie für bie 52itmcn= unb SBaifenrente
mürbe auch für 1919 in ber alten $öbe von je 100 M feftgefefct..
Scr für bie Entmirftung ber Anftalt bebcutungSbolle Antrag,
monach bie verficherten Atitglieber nach 5>öhe ber verficherten Aenten
in fünf Maffen mit SWonatSbciträgen Von 2/>o bis 40 M eingcteilt
merben, .mürbe cinftintigig angenommen, künftig mirb auch eine
mehrfache Verficht rung ^üläffig fein. 3>ic $öhe ber ©efamtocrfichc s
ritug barf jebodh bic einer breifachen Vcrficherung in .tlaffe V nidit
überfdjreiten. 2>er ^«nfionSlaffe finb micber iKträdjtlichc S^enbeu
augefloifen.
^te llngorifche Vanlbeomtennereinigung organifiertc am
23, SWära ben er fte n Streif Von An ge ft eilten einer
© r o b a u l in Vubapeft. 2Bic ber „üfterreidjifche Vanfbeamte"
berichtet, forberten bie AngefteHten ber Ungarischen Aflgemcineu
^rebitanftalt Vor allem Einführung eines ©ehaltsfchemas mit auto^
matifchem ^eitabaiicement, fomic fiebenftiinbige Arbeiteaeit unb 89c*
aahlung ber Überftuuben. Aad) Ablehnung biefer ^orberungen traten
bie Angefiellten a il fvlgc geheimer Abftimmung mittags 12 Uhr in ben
Streif: fic Verliehen bic Arbeiteftätte ausnahmslos binnen fünf
SWinuten unter Einteilung bes Schaltcrverlehrs. AachmittagS liefe
bie 2)irc!tion Verhaublungen cinlcitcii, bie bfo 3 Ufer nachts bauerten
unb mit einem fo gut mie VoHfommcuen Siege ber Streifenbeu
enbeten, bie am folgcitben iRorgen gefchloffen bic Arbeit micber
auf nahmen. _._
SLrlrdterfdritl«
Ein ^cimarbcitSgcfehenttoiirf in ßftcrrcich»
öfterreid)ifd)e 9Winifter für foaialc Sürforgc hat im
AbgeorbnetenhmtS einen ©efefeenttmirf über bie Sftegelimg ber
ArbeitS» unb 2ohnverl)äItniffe tn ber Heimarbeit eingebradyt.
£er ©efefeentmurf entnimmt bem im Sobre 1911 auSge-
arbeiteten Veferentenentmnrf bcS HanbcISmtnifteriumS, ber
bie ^onfeftionSinbuftrie befeanbdte, unter Veriidfidhtigung ber
Vom Arbeitsbeirat unb anberen ftörperfebaften gegebenen An¬
regungen unb Vorfchläge bte ©ntnbfäfee, bie eine aUgemetnc
Antoenbung auf alle Smetge ber Heimarbeit geftatten. ®er
erfte Xeil, ber auf fänttiiebe 3u>eige ber Heimarbeit Antoen*
bung finben foU; fuebt, tute eine amtliche Angabe befagt, aUe
VorauSfefeungen au fdjaffen, bamit bie AufficbtSbebörbe jeber-
aeit einen Einblicf in bie ÖobnVerträge ber Heimarbeit ge¬
mimten fann, baiuit ferner bie ^ecbtsvcrbältniffc möglicbft flar-
geftellt merben. ^er aroeite Xeil beS EntmurfS foU Vorläufig
nur für jene Steige ber Heimarbeit Anmenbung finben, in
benen fid) eine Regelung ber Arbeitslöhne als möglich ermetft.
^ie ^onfeftionSinbuftrie fommt hier in erfter ßinie in Ve»
trad)t. ES merben 3entralbeimarbeitSfommiffionen errichtet
merben, bie, von ßofalbeimarbeitSfommiffionen unterftüfet, be¬
rufen finb, SWinbeftlöbne unb fonftige binbenbe Vorfcbrifteti
über bie ArbeitS» unb tfiefcrungSbebtngnngen feftanfefeen,
fomeit nicht burd) Verbanblungcu von Crganifation au
Crganifation freie Vereinbarungen auftanbe Fomnten. Tie
©enebmigttng ber ^ommifftonSbefd)Iüffe bleibt bem Vttniftev
Soarale uub Ardjip für Boltemohlfnhrt ; 11» 1 .S - XXVII. Ar. 42.
651
für foaiale Siirforge Vorbehalten. den Sofalheiniörbdtlfom*
miffionen U>irb inSbefonbere aud) bie 9tolle Don ©intgungl»
ändern augclüiefcn. die Beftimniungen bei ©efepes follen
ein halbe! %al)v nad) Sriebenlfdjlufj in $raft treten.
der ©efepentluurf Don 1911 enthält neben ©efunbheitl«
Dorfcbriftcn Beftimmungeit über ben ftuSbang Don Sohnliften,
bie Einrichtung Don Äobnbücfjern unb Stftenfühnmg. Bor
. allem aber ivirb ber 5Berfiid> gemacht, bie fiobnfrage unmittelbar
anaufaffcn. 211$ Sohnämter follen Heimarbcitlfommiffioneu
fungieren, btefid) au£ fedj! Abteilungen (ben befugten ftunben-
unb ^türfmeiftern, ben Sabrifanten, ben ftaufleuten, ben
2 öerfftattgebilfen ber Stücfmeifter unb ben eigentlichen
Heimarbeitern) awfanimenfcpen. der Borftpenbe unb fein
(Stellvertreter finb Don ber politifdjen Sanbesbebörbc au er¬
nennen. 9?qch SWöglichfeit follen bei ber Bilbung bie be-
ftebenben öffentlichen Orgamfationen bcrangesogeit mer-
ben, alfo- bie Hanbell* unb ©elverbefammer, bie Innungen,
bie Olcpilfenaulfcbüffe ber ©etoerbegenoffenfehaften. Sic Be-
fchlüffe finb Don ben Sanbcsbepörben ju genehmigen; ^ur ©iil*
tigfeit ber 23efchliiffc ift erforberlicb, bah fie in ben in Betracht
fontmenben Abteilungen mit 3metbrittcl»2Rajorität gefafet
ioerben. Auperttent liegen- ben Hdmarbeitlfommiffioneti
einigüng^anttliche Befugniffe ob. Sic Berhanblungen Dor betit
©migunglamt finb auf Antrag ber beteiligten einguleiten.
And) fann bie poIitifd)e Sanbelbehörbe ober ber .auftänbige
©elverbetnfpeftor fie ini Sutereffe ber Berhtnberung ober Bei¬
legung eine! 0tre;f! ober einer Au!fperrung Derlangcn. Ge¬
lingt bie gütliche Beilegung nicht, fo fann bie Moinmiffion
einen 0d)ieb!fprucb fällen, ber veröffentlicht mirb, aber feine
binbenbe .Straft erlangt. Borgefehett ift Derftärfte ©iiltigfeit
Don darifverträgen; vorbehaltlich entgegenftebenber Ab-
machungen ber Parteien follen fie al! ©runblagc eine! jeben
©inaclarbeit!vertrag! gelten, loenn Arbeitgeber unb Arbeit¬
nehmer einer ber Dertragfcbliefeenben Barteten angeboren.
Beim Beftanbe eine! fö'oHeftiDDcrtrag! hoben bie 0apungen
ber •Heimarbeitcrfommiffion nur bann Anmenbung au finben,
lvenn bie Parteien bie Ärbeit!Dcrbältniffe in einer Dom Sartf
abmeichenben 2Beifc regeln. 2öirb mäbrenb ber ©ültigfeiü-
bauer Don 0apungen ein dari.fvertrag gefcbloffen, fo verlieren
bie 0apungen ihre 2ted)t!Derbinblidifeit infotoeit, al! bie
Arbeiteverpältniffe von ben Parteien im ©inaclfaü ge mäh
bem AMfcftivvcrtrag geregelt loerben fonnen.
der Entlvurf hatte feineraeit fcharfe Atritif hervor-
gernfen unb ift tvohl burch bie Beratungen tut foaialpolitifcben
Au!fd)up be! ©eneralfommiffariat! für Al l ieg!» unb Über-
gangüvirtfdiaft mancherlei Abänberungeit unterworfen Worben.
E! fdieint, al! ob bie Unternehmer bei ben Berhanblungen
fehl* ftarfen 29iberftanb gegen einen Wirflid) burdjgretfenben
Hcimarbeiterfdjup geleiftet haben.
• Ai ä t b c © a e b e I.
JlrtKösmurM tnti> JlrbettsRadjwete.
Sie üffentiidie SteUctiDenmttlitng für fawfmännifibc! Bcrfonal,
bic Dom Berbamb märfifcher Arbeitenadjmcifc am 1. AoDewber 1910
gefepaffen 1 mürbe, bat int Jpinblicf auf bic Aeupeit ber Einrichtung
reept befri-cbflicnbe Anfangserfolge erhielt.
öcr 3cit Dorn 1. fernem ber 1916 bis 31. Cftobcr 1917 mürben
folgcnbc BermittlungSergebniffe gezeitigt:
SWÄnnOÄe ffietblit^c Q ltfnnim , n
UngcfteUlc dmamnien
0teUcnfu<henbe .... 4171 4108 8279
Cffenc Stellen .... 2321 4013 0334
Befeptc. Stellen .... 1479 1273 2752
Xat>on ent fie teil- in ber männlichen Abteilung auf Atontorifteu,
Buchhalter, .Doruefpanbeuteu, Biirogebilfcn ufm. 3756 StcUenfuchenbc,
2168 offene Stellen unb 1424 Bennittlungen; fcer Bcft entfiel auf
Berfäufcr, Vageriften, JHeifeube. Auch in ber meiMuhen Abteilung
fpiclte bie (Gruppe bev .SVontor= unb Biiroperfonal« bic größte iltollc;
auf 3691 Stellenfiuchenbc fanini 3624 offene Sielieit unb 1231 Bet*
nvittlungen. 2?ie geringe 3 a M ber 'Bermittlungcn Don Bcrluufö*
perfunal ift auf ben burd) 29arenfnapphcit eingefdjräuften Umfaf}
aurüefaufübren, mav fiefj namentlidr im Xertilhanbcl geltenb machte.
Xie Sdnoierigfcit bei bep Bcfchung ber offenen Stellen für
MJänuer beftanfe Dor allem barin, bah bic Auftraggeber nid>t bic Don
ben Bemerbern geforberten (Behälter beroiUigten unb in ihren An*
fpriidK’ii an Berufe^ unb fonfiige Speaialfennlniffe nirirt bhu Um*
üanb genügenb iltednurng trugen* bah fid> bie Peilen Mräftc im
.'Oeereöbienil berauben. Biele a innen gingen biefer Sdnuierigfeit
buud) C^infteUuug Don meiblidrem Berfoual anc> bem 29ege. Tie
Bcrmittiung Don Biiroüiigeftellten bei Bebörben entmrrfelte fidi in
geringem Umfange, ba bie bort gezahlten (%’hälter felbft Don ben
meuig befähigten SduTibhilfc-fräften alo ,yi niebrig augefelven
mürben;-auch crfchmertc bat- bei ben 2V hör ben üblidje Bormerfrnefcii
bie Bermittluugötätigfcit erhchlid). — Tie Behälter für mänulidie
Angeftellte bemegten fidr hauptfäd)lid> amifdten 125 unb 250 M ; nur
11 D. .£>. ftiegen über 250 Jl. ^srt ber meiblid;en Abteilung fielen in
bie erftc v Seit ber Bermittluugc’tätigfeit nah eine ganae Aitaahl Gte*
hälter bi» 1(K) Jl (40,r. d. V>. aller Ötefamtbefebungcn!). iUicift
hanbelt CC’ fidj babei um Anfängerinnen unb HUfefdjrciberiuucit bei
Aiilitärbchörben; man barf iube» mohl auiiehnieu, bafj biefc 0Vel)alts=
perhältuiffe fein gang diaraftetiftifche* - s Btlb geben. Anlählid) bet
Prüfung ber. Anfängerinnen geirrte fidr, bafc bjefc oielfad) Don ge-
miffcnlofen Breffen auögebciutct mareu unb oft in folchcn TväUeii', mo
bie DöUige Untauglidjfeit ber DiäbdK'n für ba» AVontorfach tiar er-
miefeit mar. So hatten amn Beifpicl ÜPiäbdren für furafriftige AVurie
Don 2-4 SWouaten 150 biv 2(K) Jl, in einem <vaüe für einen Pier-
mematigeu AUirfite 250 Jl gezahlt, ein perfdriebetun biefer JväUe
mußten bie Btemcrberinnen barauf aufmerffam gemadü merbeu, bafj
fie feiuerlei Au»fid)t haben, eine Aufteilung im Alontor a» erhalten.
$)tr Arbettömarlt in ber Berliner Blunitionöinbuftrie ift ©egem
fiaitb einer Auöemanbcrfehung alDtfdjcu bem 2)entfri)eu SRctollarbeiier*
Derbanb unb einer amtlidjcu Aad)rid)tcnftelle, bie fid) Pom Bcrbanb
Berliner 9ftetaÖinbitftrielIer hat unterrid)ten laffcn. einer Berfamm*
lung bc^ SKetallarbeiterDcrbanbcv hat ber BcPoümädjtigtc Ab. (iohen
Don grauen (Jutlaffungcn in ber Berliner Bhmitionvinbuftrie gcfprochen
unb babei bie ^al)l 30 000 genannt, ferner hat er bie Hcrabfegung
Don Alforblöljneit Don 15 biö 25 D. ermähnt demgegenüber führt
bie amtlühe Stelle au§, meun heute etma 30 000 Arbeiter luenigcr ald
Dor ein paar SKonaten befdjäftigt feien, fo fpiele ba$ bei ber ©cfamf*
3aht ber Arbeiter Jeine grofee Bofle unb hänge mefentltd) mit ber ©in»
atehuttg Don Arbeitern anm Heerefibieitft pnb mit ber Abmanbcrung Don
grauen auf$ Vanb aufammen. ©ine Arbeitelofigfeit beftehe jebenfaflö
in Berlin feineämegä mtb fei aud; meber hier uodi anbermärte in
nächfter 3eit au ermarten. die Herabfepnug Don Afforblähnen fei nur
infolge einzelner abnormen Berbienftc (biö an 5,40 J( bie Stunbe!) er*
folgt, ©egenitbet biefer amtlichen darftellung bleiben inbeffen ©oheu
unb bie Arbeiterpreffe bei ihren SRitteilungen: bie ©ntlaffimg Don Ar¬
beitern fei infolge Btangel» an Aufträgen erfolgt unb fei ieineMücgS fo
unerheblid;, mte fie amtlich bargefteüt merbe, fonberti betrage fnft
10. D. ber in ginge fommenben Arbeitöfräfte. 2l?aS bie Afforbherab-
fe^uitg aulnnge, fo fei 3* ©• in einer ber Ickten Sihungen bev AJriege*
auSfdjuffeS für bie SWetallbctriebe ©roh*Bcrlinei feftgefteüt loorbcn, bah
in einem ©roßbetriebc Herabfehnngeu Don 15 unb mehr D. bei allen
Afforblöhnen, nid;t etma nur bei abnorm h ü t)en, erfolgt feien, der
®rtegöaiiöfd)uü habe einftimmig baö Borgehen ber ginna für uuauläffig
ertlärt. — Sonach fd;eint bie amtlid;c Stelle ettoaS unDotlfommen
unterrid)tct gemefeit a» fein. 2lnbrcrfcit§ hanbelt cö fid) aber äugen*
fdheinlid; bei ben Berliner Borgängett noch nicht um eine meittragenbe
Bcränberung ber ganaeu Alonjunftur, bie ja aud) angcfid;te ber ganaen
Äctcgölage alö recht numahrfcheiulich gelten barf. 3 U eiiter Beunruhigung
ber Ar6eiterfchaft fc^eint tatfächlid; noch feincriei.eruftlidjer Aniah bor*
aulicgeit.
©m»(f£nr^ttflsnjjf£iu
die ©cttuffcnfd^tften im föriege (vcigl. XXVI, (iijl).
Über bic ©ntluicfelung beö (^cnoffenfdiaftölDefenö im ^ahre
1916 unterrichtet baö fiiralid; erfchtcnene. „^abrbiid) beö Allge¬
meinen Berbanbeö ber anf Selbfthilfe bernl;enben beutfdien
©rmerb^- unb 2Birtfcüoftögenoffenfd)aftcn ©. B.", 20. ^aljrg.
die @ r c b i t genoffenfdKiften haben fid) vom 1. Sonuar 1910
biö gitm 1. Januar 1917 um 92 vermehrt. Sföre (itefanit-
aahl ift bamit auf 19 853 geftiegen. 123 Acugriinbmigen
flehen 23 2luflöfungon unb 11 &onfitrfen gegenüber, die
glicberaahl ift riicfläuftg, iveil bie SRitglieber viclfad), iwnn
fie im Kriege ihre Berpflidüungen tilgen fonnten, augleidi
ben Austritt aus ber Okmoffenjrfiaft anmclbeten. die 3ohl
ber g c tv e r b l i d) e n Bobftoff-, Slbfap* unb CtcferungS-
genoffenfd)aften ift Don 1347 auf 1798 geftiegen, bic ber gc-
merblidmn Btobuftingenoffenfclxiftcn von 530 anf 526 gc*
fnufen, bie ber gelüerblidien *2ßerFgenoffcnfd)aften (HRühlen-,
Transport-, 2lbfuhrgcnoffenfd}aften) ift auf 197 ftehengc-
blieben, ^m i?anf beS .UriegeS finb 609 ^ieferiing^geuoffeu-
fdiaften, vor allein von Schiteibern nub Sattlerm gegriinbet
Diorben. die riicfläufigc Bemcgung ber gelverblicnen Brobnf*
tivgenoffenfduiften hält feit fahren an. ©irtc fräftige
nähme veraeirfmen bie SÖareneinfaufSDereine unb Haubelöge-
noffcnfdiaften (Don 324 auf 422). 'BefonberS bie Afolonial-
marenhänbler finb an b.en A'cugriinbiingen (mit 53) ftarf be¬
teiligt, baneben bie Olafüoirte unb B'einhänbler (45). Unter
ben l a nb lo i r t f d) a f 11 i*di e u ('lenoffeufdxiften fteben bie
BrobnftiDgeuofienfcbaften au ber Spipe (4036; 16 mehr all
im 'Borjahr), bann folgen bie BeaupgenoffenjdKiften (2714;
m
feogiale ^ra^riö unb Vlrdjfib für Volfswoljifahrt —1918 — XXVTI. »r. 42.
C64
Hi) mehr nls um 1. Januar 1916). Xio 24 VegugS- unb
Vllüapgenoffcnfdwftni haben fid) niriü Dcrmchvt, hie 3a bl bei
9lbfat$- unb ^erUicrtiumönciioffcnfdxiftcn ift oon 572 auf 001
giftiegen, bie bei VSerfgcnoffcnfchaficn Don 1926 auf 2017.
©enoffenfdiaften gut* !Vt\ifd)iuenbcfd)affuug mdrbcn nad) wie Dor
21 gegäblt, mäfjrcnb bie 3aßl bei* unb 2Beibcgenoffcn»
ftfiaftcn Don 551 auf 56(5 angeWadbfen ift. Sie ® o n f u m •
ü e r c i n c treten in Der ©tatiftif mit 2412 ©enoffenfehaften
auf (3nWacbS: 12), bie Vaugenoffenfdbaften mit
1404 (gegen 1399), bie ihnen nahe DerWanbten Vereins*
häuf er mit 132 gegen 135. Sie’ 3»hl ber fonftigen ©c-
noffinfd)aften ift Don 557 auf 566 angeWadbfen; unter ihnen
befinben fid) bie ©iebelnngSgenoffenfcbaftcn (SuttwftS: 7).
Sie © e f a m t f n m nt e aller eingetragenen ©enoffcnfd>aftcn
tft 1916 Don 36 396 auf 37 289 geftiegen. ©ie finb größtenteils
.gufammengefaßt im allgemeinen* Verbanb; im Neid)S0erbanb
ber beutfehen lanbrnirtfchaftlicßen ©enoffenfdbaften, im ©ejieral*.
nerbanb länb!id)er©enoffenfd)aften, int3entralDerbanb beutfdher
.^enfumnereine -unb im )fteicb§berbanb ber ßonfittnDeretne.
Ser „greie auSfcbuß ber bentfdyen ©enoffenfdxtftSDerbänbe"
I)ai in ber Vericbtsgeit 511 gablreidien, bie Derfchiebenen ©e-
noffenfd>affSarten gemeinfam angehenben gragen ©telTung
genommen. __
Pöljmmgs- mü> gebenfragen.
Vautätigfeit unb äBohnuttgSmarft in beutfehen ©täbten
im Saßre 1917.
Sie neuefte Veröffcutlidjung beS Kaiferlidjen ©tatiftifdjen
amts 3111 * 9Bot)mmgSfrage*) bringt bie Ergebniffe ber £eer-
wobnungSg'äl)lungen auS 93 ©täbten mit mehr als 50 000
Einwohnern. Sie auch fd)on in beu früheren Veröffentlichungen
ßahrg. XXV, 915; Qahrg. XXVI, 775) mitgeteilten 93eobad)tungen
über ©tillftanb ber Vautätigfeit unb Vitcfgang ber gur Ver¬
fügung ftehenbeit ßecrtnohnungeu werben and) für 1917 Doll be¬
tätigt. aus 48 ©täbten liegen mit Dem Vorjahr Dergleicßbare
Erhebungen Dor über ben 3 u 9 an Ö Don SSobnungen. 9?ur in
fünf ©täbten mar ber 8 u 6 an Ö -unerheblich höher als im Vor¬
jahr, in 43 ©täbten bagegen geringer.
VefonberS nichtig ift bie grage beS VefianbeS an Kleinwohnungen
im Vergleich mit bem Veftanb an SBohnungen überhaupt. gür 37 ©täote
mit bergleichbaren Angaben fcpWanfte ber berhälütiSmäßige Anteil ber
Kleinwohnungen Btoifdjen (>5—80 b. §. Siefer ©np ift fich in allen
©täbten für bie §nhre 1915, 1916 unb 1917 and) ungefähr gleich ge*
blieben. 3 a hlenmäßiger Bugctng an Kleinwohnungen hat am ftärtften
in Effert ftattgefunben (482 neue Kleinwohnungen), bamt folgen Sanaig
(212) unb granffurt a. 9tt. (179). $n allen anberen ©täbten bleibt ber
3ugang unter 100, in 14 ©täbten beträgt ber gugaug nur 1—4 Klein¬
wohnungen.
VefonberS wichtig für bie Veurteilung ber Sage beS 2öoh-
mmgSmarfteSift bießeermpbtutngSgiffer. Sie3ähümgen öer
Veermohuungen an beftimmten ©tidjtagen werben Daher auf 91m«
regung Des ©iatiftifeßen 9lmtS and) irt fteigenbem 9»aße Don
ben ©täbten bureßgeführt. giir baS Verid)t£jahr liegen aus
92 ©täbten Überfid)ten über bie Veertuohnungen Dor, mähreub
1915 nur 51.©täbte 3ahtenangaben machen formten. Sie „ßeer-
WobnuttgSgiffer" ift bie 3aßl öer fieermoßnungen, bezogen auf
100 aller ober einer beftimmten 9lrt Don 2Bol)nungen.
Von beu 44 ©täbten, für Welche mit benen früherer $ahre ber-
gleichbare 3iffern borliegcn, toeift nur eine etugige eine 3unahme ber
yeertoohnungSgiffer auf, Währenb 2 biefelbe 3Üf ec h fl ben unb bei ben
übrigen 41 ein SÜirfgaug feftgufteUeu ift.
9llS „ErfahrungSgiffer", meldjer ©ah Don fieermohnungert
Dorhanben fein mitffe, um genügenbe IHuSmahl 31 t geftatten,
nimmt mau geloöhniich 3 d. §. au, bod) meift ba§ ©tatiftifd)e
9lmt ber ©tabt Hamburg bärauf hi»» öaß bei SUeinmohmtitgcn I
ber ©ah ettna boppelt fo groß fein müßte als bei ben größeren
Wohnungen, bamit in beiben fällen ein gleid) auSretdjeitbeS
Angebot Don Söohnungeu Dorhanben fei. iUber and) bie niebrigere
3iffer 3D.fi. mirb nur in 13 Don 71 ©täbten iiberfdjritteu,
mährenb fie bet 52 ©täbten unter biefenr ©aß bleibt.
SaS ©taüftifdje 9lmt hotte in feinen Veröffentlichungen 3111 *
SBohnungSfrage feßon früher einmal Darauf hingemiefen, baß
eS rnünfdjetmmert fei, niefit nur bie Mittel ber fianbeSDerfidie-
rungSanftalten unb .Öranfenfaffen, fonbern and) ber VerufS-
geuoffenfebaften für VeleihungSgmede gur görberung bes
*) ©onbevöcilage gum 9teid)SarbeitSblait 92r. 6, ^uni 1918.
MleiumohnimgSbaueS uutjbar 31 t madjen. 9fud) bie j^bige Ver-
ößeutlidjurtg geht auf öiefe grage mieber ein unb meijt an ber
finub ber Verübte ber, VerufSgcuoffenfdjafteu für 1915 nad),
baß biefe Duelle fchr Hmhl nod) meiter nußbar 311 macbeit märe.
Sie VerufSgeuoffenfchaften tonnten ohne ©eföbtbuitg ihrer eigent¬
lichen Aufgaben fehr luoljl etlua ein Srittel ihrer Dlücflagen als
fihb°theten anlegen. »ach biefem 9Waßftab hätten nach bem ©taube
Don 1915 etma 120 aWiHümen 9»art feitenS ber gelöerblichen Verufs»
genoffenfehaften unb ettoa 8 SWittionen Vtar! in fiDDothefen angelegt
luerbeit fönnen; es waren 1915 Don biefeit ^örperfchaften jeboch nur
40,5 aKiflionen bgm. 1,9 SWtQionen Sftarf in fiopothelenfotm angelegt
Worben.
Sie görberung ber gemetnbiteben ^ohnungönachmeife in
Preußen* Ser ©taatsfommiffair für baS 9Sol>nungSmefen meift
burdb einen.^unbcrlaß an bie StegierungSDräfibentcn unb.ben
Dberbräfibenten Don Verlin Darauf I>in, baß bie ©emeinben fo
fcbneÜ mie möglid) SSobnungSnacbmetje erridjten follen.
»ad> Slrt. 6 § 1 bcS preußifchen SBohnungSgefepeS finb Die ©e*
uteinben mit mehr als 10 000 Einwohnern oecpflidjtet, gemeinb-
liehe SSSohnungSnachwctfe eingurichten, fofemt nicht für bie »ad>-
weifung flcinerer SKohmutgeu in anberer SBeifc genügenb gefolgt ift.
ES wirb in biefem Erlaß jetDch empfohlen, auch in ©emeinben nvit
weniger als 10 000 Einwohnern einen SBohnüngSnachwciS cingu=
richten, wenn in ihnen eine lebhafte VeoölfernngShcWegung mit 9Bol)*
nungSWcchfel befteht. ...
Qn bem Erlaß wirb ferner ein fianb-in*fianb-9lrheiten ber
98obnungSnad)meife mit ben 9lrDeitSnad)meifen emp¬
fohlen. lücb Diirb auf bk ©cbmierigfeiten' hingemiefen;. Welche
finberreidhen gamilien hei Der Vefcbaffüng eiltet Söob*
nung crmadifen. ES fei Daher g.nr Erleiditcrung bic'fer ga-
ntilieit hei ber Einrichtung ber VJohnungSnachmetfe Vorforge
31 t treffen, baß leerftebenbe SBobnungen, bte ficb für Derartige
gantilteit eignen, befonberS fenntlich gemacht werben. •
litoartfäre PitktlnKgeH.
«Hie neuerfchienenen Köcher, bie ber ©chriftteitung jugefanbt werben, werben hier
oergeichnet. Sie weitere ©efpredjmtg etirjelner ©eftriften, hier ober im ^auptleil'
ber »©ogialen $ra£iS # , behält ftch bir ©chriftleitung 00t.
?l r b c i t S m ö g l i dh f e i t e n für V l i n b e, inSbefonbcrc
^ricgSblinbe, in gewerblichen V 6 t rieben.
$eft 5 ber ©onberfchriften bes »eichSauSfchuffeS ber Kriegs-
befchäbigtenfürforge, Verlin, Earl fieptnannS Verlag, 1918,
HireiS 1,50 U H.
Sic ©chrift bringt bps Ergebnis bei: bisherigen VcrfuchSarbeiten
im Aufträge Des «lusfdhuffes gur Unterfudhung ber arbeitSmöglidh-
feiten (für Vlinbc, inSbefonbere .^rregSbfinbe, irt gewerblid>en Ve=
trieben. Ser 91usfchuß war nach mancherlei’ Vorarbeiten, an Denen
fich namentlich Die Verfiiier ©ewerbeinfpeftion beteiligt hatte, Dom
fianbelSminifterium eingefept unb hatte in einer »etpe gang Der*
fchiebenartiger Vetriebc (Rapier-, ©liihlampen=, ©djofoktben-, «nopf./
Starton,nagen=, Sabaf», Apparate-, 2Berfgeug=, ©tahlfebern-, Vor=
gellanfabrifation, ©eifen= unb »iatrapenherfteHimg unb ^nftm*
mentenbau) umfangreiche praftißhe Verfuxhe ange)teilt, bie Vlinbe
unb fialbblinbe betrafen. Sabei erwiiefen fich als befoubers geeignet
»epifionSarbeiten mit Seeren, ©tang= unb VcrpadungSarbeiten, Vcr=
richtungcn, bie in fehr Dielen größeren betrieben uorfommen; nur
in wenigen gälten War eS notwenbig, befonbere fiilfS* unb ©<hup-
maßnahmen gu treffen. — einem Slnhang finb eine Veihe Don
Gutachten heroorragenber ^nbuftrieÜer niebergclegt, bie eine fehr
mcrtbolle Ergängung ber ©chrift bilben.
.^TriegShinterb liebe nenfürforge. Ein fianbbud) ber
fogialen gürforge für bie fiinterbliebeiten.ber im Kriege ©e-
• fallcnen. Von ©ep. VegierungSrat Dr. 9t ©t oder. Karls¬
ruhe 1918. »fadloi’fd^e Vmhhanblung. Vreis 3,60 Ji.
SaS fianbbuch ift guuächft für ben praftifchen ©ebtauch ber Or¬
gane ber KriegShinterbliebcnenfürforge beS Vabißhen ^»eimatbanfS
bestimmt. Es umfaßt bie gefeplich begriinbetc ©elbberforgiutg
bcS Vabifdjen fieimatbanfs, außerbem als 9ln>lage bie ©apungen unb
»icptlinieu wichtiger Organisationen, gormulare, Erlaffe unter
befouberer Verüdfid>tigung VabcuS unb bietet fomit eine gute Sar-
fteHung ber in mancher fiinfidpt eigenartigen babifdjen Organifation
ber KriegShinterbliel^enenfnrforge.
Sie Regelung ber 29 a n b e r a r m e n f ü r f 0 r g e in
Europa unb » 0 r b <r m e r i f a. fierausgegeben Don
I)r. Otto V e cf e r. ©cheiften bcS VerbaubeS Sevqtfchcr VlrbeitS-
nachweife, 91 r. 14. Verleit 1918. Earf fiepmamiS 'Verlag.
152 ©.
Sie Vir beit lag bereits bor Kriegsausbruch bruef fertig Dor; fie
follte Stoff herbeifchaffen, um aus ben VIuSlaubSerfahruugett DieHei<ht
maud>es für bie rn Seutfchlanb gjeplante Neuregelung ber 2Banber=
armenfürforge nupbar 3U machen. Sa mahrßheinlich nach bem Kriege
ßö5
Soziale Praxis unb 9CrctjHn füi* Bol fsmoblf ab vt — J018 — XXVIT. 9tr. 42^
bie Sßaiiberarmcnfürforge in Berbindung mit bcm 2Irbcit<3nad)mei#=
mefen erhöhte Bedeutung erlangen mirb, fo mürbe bisc bureb den
Airi-eg mifgcfdjoBene Be raffe nü Übung jeßt borge nomine ir. Xic Arbeit
dcrfolgt bou ^merf unpaik’iijd^r Bcrkbterftattuug. 3)ic reiche ©taff-
fmntiflung, ergänzt bureb einen ausführlichen Siteraturnaidnoeis,
mirb allen an bet SBaiidcraimicufürforgc beteiligten Greifen febr
nüßlid) fein.
Si*e 9i e g e I u n g beö auSlänbifdjen 2IrbeitermefenS
in2>cutfd)lanb. gm 2luftrage ber ©efeßfdjaft aut Be*
fäntpfung ber 2Irbcit§lofiglctt berau^gegeben bon Dr. Otto
beeter. Berlin 1918, Earl £>et}mann£ Verlag, 5^reiö 3,60 Jl.
121 ©.
Aufgabe ber borliegenben ©djeift mar eine ^iftorifdb referierenbe
^arftcUung ber gefcßlicbeu ^öorfrfjriften unb BermalhmgSmaßnabmen
in bcaug auf bie Siegelung bes au&länbifdjen 2lrbeitermefen§ bor bcm
Kriege, um bie erforbcrIid>en Unterlagen für bie (iinftige Behandlung
ber grage in möglicbfter ©enauigfett unb Boßftänbigfeit au fdjaffen.
S)emcntfprecbenb ift bab Buch lediglich eine Sßlaterialfammlung, in
ber bon einer fritifdjen Bebanblung nach ber mirtfcbaftlicben ober
fo^ialen ©eite 2tbftanb genommen ift. ,
Schriften aur Pfpcboldgie ber BcrufSeigninig unb beS SBirtfcbaf/s*
lebend. £>eft 1: 2B i r t f d) a f 1£ p f p d) o I o g i e unb p f p =
cb o I o g i f cb c iß e r u f $ b e r a> t u n g. iöon Otto ß i p *
in a n n. — #eft 2: über eine pfpcbologiftfje
(£i gn u ngSprüf u ng für ©traßenbabnfabte*
rinn e n. ißon 2$ i 11 1 a m © t e r n. — £eft 3: S) i e iß e =
rufSeignung ber ©ebriftfeßer. Bericht über eine
Gxperfmen-taDUnterfucbung. ißon Otto 2 i p m a n n. —
jpeft 4: B o r ft u b i e n über bie pfpcbologifcben 21 r =
bet tsbebing ungen b e £ 2# -a f cb i n e n f d) r e i b e u £.
ißon ©Silbe Im £ c i n i ß. — &eft 5: 2) i c pfpdjolo*
9 i i d) e 21 ti alp f eher b ö b e r c m B e r u> f e a 1£ © r u it b =
läge einer fünft igen Berufsberatung nebft
einem pfpdjologifcben ©cbema für bie mebiAimfcbe SBrffenfd)afi
unb ben ärztlichen Beruf. ißon Dr. med. 2JlartJ)a U l r i d).
Verlag bon Johann VlmbrofiuS ißartb in Äeip^ig 1918.
SBlit bar bon Dr. Otto ßipmanu unb Prof. Dr. SK. ©tern beraub
gegebenen, „Schriften" mirb etnl boppelter 3med berfolgt: ©ammlnng
aller eiufd)lägigen ©ebriften an einer ©teile, fo baß fie bon allen an
bcm» ©efamtfomplej nntereffierten,Greifen im 2lBonnemcnt fortlaufenb
bezogen merben föimcir, bie einzelne 2 lrbeit fall aber auch bem be*
fontberen gikcreffentenfrcife bureb Ringel beit rieb gugänglid) fein,
©o bient 3 . iß. ba£ oorliegenbc .freft 4 ben Bemühungen ber ©dyreib»
mafrfnucii!*gufb > i(ftric, ben ißau ber ©fafdjinc immer meljr beit Bc=
biirfniffen nach ©d)neüigfeit unb ber ©eftalt ber menfdjlidjen
.^aub an^upaffent — git ber $cit de£ SBicbcraufbauieS narb bem
Kriege mirb c£ mehr als je barauf anfommeit, bie richtige 2 lrbeit£*
frgft an bie richtige ©teile au bringen. S)i.e ShißburmadnuMl ber pfp=
d)o!ogifcbcn gorfebung für bie ißerufsmabl unb Beruf£au£lefe faitn
baber noch recht bebeutungSOoü merben.
^ i c Un termeifung ber ißormiinbec. S3on 2ImtSridb^t
Dr. Satcn-j. Rebmanns ißcrlag. ißerlim 1917. 16. ©.
S)er S3crfaffcr t^ebt in ber !leinen ©djrift bctüor, bafe für eine
planmäßigere ißelebrung ber Ißormünber ftaatlicb geforgt merben
müffc. ^a bie SSormunbSoeri-ammlungen, mie fie bereits in einigen
©egenben ^cutfcblanbs? beftefjen, in Preußen meiftenS an fisfalifcben
Sßebcnten f^eitern, fo empfiehlt ber SScrfaffer, ben ißeftaUungen ber
ißormünber einen SSegmeifer beigugeben, beffen Raffung er im Gut*
murf gibt.
(Sin Programm für bie ü b e r g a n g 3 m i r t f <b a f t im
SB o b n u n g 3 m e f e n. Iperausgegcben poim S)eutfcbeii
herein für SSobnungSrefotm. Berlin 1918, $rana ©iemenrotb.
5)ie derfdiiebenen ^eilgelnete ber SBobmmgSfrage, bie 31 » be=
addero ftnb, um bie au3 bem SBobmuigSmaugel entftel>enben
©djmierigfeiten möglicbft fdjneß gu beheben, finb don berdorragenben
©aid)ifcimern bebanbelt morben. ^ucgünfli bebanbelt gunäcbft bie
grage einer moglidtft praftifd^n, einheitlichen ©tati'fti!, um ben
2 BoI)nuugSbebarf feft^uftellen, bann folgen Vlrbeiten über S^otmob 3
nungen, ik > fd>affung don ißoben, Kapital, 'öau ft offen, Slrbeifefräften.
Grnigc SUiffäpe, melde bie ißaufoftenderbilligung, fomie einige tccb=
nifetje Mittel aum biüigeren Skueni bebanbcln, derbieneit nicht nur
für bie übergangsmirtfebaft, fonbern auch für bic Seiten barüber
hinaus Üßeacbtuug. ©ie geigen, mie rücfftänbig unb baburd). ber=
febmenberifeb baS üßaugemerbe teilmeife noch betrieben mirb, unb baß
Bier eine ftraffere tHationierung unb eine finngemäße Übertragung
beS 2 :adIor=©pftemS einen beträchtlichen doltsmirtfcbaftlicbeii ^ort*
fdritt barfteßen mürbe.
3 >ie 9K e i ft b e g ii n ft i g u n a in ben fünftigen 4pa mb c 13 *
0 e r t r ä g e n. S3on $rof. Dr. 9faum*9teicbedBerg.
21. gründe, Sßern 1918. • 36 ©. l,so Jt.
3)ie Seitftbrtft $)rari* uttb für ^olh*nu>difadri M ift burtb aße 83udb an ^ un 9 en un B ^oftämter (^ojtgeitungSnuminer 7437) ju bejie^en.
, . einaelnummcr 35 ^3f. ®er SlnaeigeitpreiS ift .45 für bfe plerjgejpgttene ipetitjeile.
eclag oott ® u ft o » gifc^ev itt 3 c n o.
MldM lolitifde lurtcifH.
©in ©runbri^ ber ißnftcienlc^re
unb ber SBafjlfljftemc
don
Dr. Hermann 9te^m,
IJrofeffor bcr_Siebte 311 Strafe&jirg i. ©.
(VI, 131 ©eiten gr. 8°.) ' 1912, $rei$: 4 ®tarf.
Inhalt: I. VIßgemeiueS. 1. begriff ber politifden Parteien.
2. Einteilung ber politifden Parteien. — II. 2)ie poIitifd;en Parteien
S)eutfdIanbS. A. gb^e ©efdjicbte. B. gl)r 2öefen unb ihr SBirfen. —
III. SBablredtSfhfteme. — IV. SBablderfabrenfpfteme. — V. 3)ie
inneren ©rünbe ber Sßerfdjiebenbeit ber SBablfbfiente. — VI. Literatur.
»erfiticr Sägeblatt, 5. 3Wära 1913, 9Ir. 116:
. . . ftn biefer gaffung bebeutet baS v ßud) mol)l ben erften SßtT[u(b,
be» beutfebeu politifden Parteien nach ftreng miifcnfdMiftlidcr aiJetbobe auf
ben 2 eib an rüden. ÜHeljin unterfurfjt fcljnrf ben ©egriff ber politifiben
©ariei, er oertieft ßd) fritifd) in lljr SBefen, it>r Soßen unb £>anbeln, i|rc
Entftequng unb Entmidlung. ®abei bat Slcbtn einen fibarfen ©lid für bie
®inge büder ben ©arteifnliffen. Er febäbt bic Programme unb ftunb*
gebungen nidbt böber ein, als fie e§ oerbienen, baS SScfentlitbe finb ibm
bie Za ten, bie Slftionen unb bie taftifdjen ©orgäuge. ®e.Sbtüb legt er
ben Macbbrttd bei feinen Uuterfudmngeii and) auf bie graftionen in ben
Parlamenten.Unb auf ihre lätigreit. ©ou biefem ©laitbpunft auS unter-
futbt er bann bie ©efdjicbtc ber einaelueu Parteien. ©ud) nimmt in
ber politifdjen unb ftaatSredjtlidjen Literatur eine ©oubcrfteUung ein . . .
©tretige ©acblid)fett unb Cbieflioitiit gei^nen bie 2 Irbeit auS.
Sie moberne Semotratie.
Eine politifd^e 93 efcf»reiBung.
©Olt
Dr. ilOU^elm -£>a36ad)
orbcntlicber profeffor an ber Uniberßtät Äiel.
(IX, 621 ©, gr. 8°.) 1912. ^reiS: 16 «Warf, geB, 19 3Karf,
Inhalt: Einleitung: ®emofratifcbe unb liberale ^been dom 16.
Bis 311111 18. $abrbunbert. — I. ©udj. ^)ie gefcbicbtlicbe Entmicflunfl
ber mobernen 2)emofratie. — II. Söitd). gormeit, ^Ärten, ©egriff unb
SBefen ber mobernen 2)emofratie. 1 . 5)ie gönnen ber mobenien
2)emofratie. 2. £>a§ Beamtentum ber mobenteu 2)emofratie. 3. SDie
©elBftdermaltnng in ber mobernen 2 )emoEratie. 4. ®emofratie unb
greibeit. 5. S)ie politifcbe ©emofratie. 6 . $)te foaiale ©emofratie.
7. ©oaialiSmuS unb ©oaialbemofratie. 8 . 2)ie grieebifebe 2>emoIratie.
9. S)ie ^ßufeftabte, 2litborra uitb SWarino. 10. ^atbolifcbe ^ird;e unb
Demofratie. III. Buch- £>er ßrteebamSmuS ber mobernen 3)emolratie.
1. $)a§ ©^abl= unb ©timmredjt in ber £>emofratie. 2 . !Die Partei.
3. $)te BerufSpolitifer. — ©«bluß.
91icqt flbernabme frember, fonbern JfortbUbung befte^enber, mH
bem Gbaratter bed lUoIfed, feiner ®efcbidbte, feinen f oktalen Perbftltntffen
oermadifener (finricqtungen ift fruchtbare politif. 3n ben bentfeben
fonftitionellen Monarchien mag oielcg oerbefferungdbebiirftig fetn, aber
fann bie Semofratie bie Übel bellen? „Staatöocrfaffungen“, fagtMilhelm
oon $umbolbt, „laffen fich nicht auf Menfchen, mie e^bgUnge auf Bäume,
pfropfen, ffio 3«! unb 91atnr nicht oorgearbeitet haben, bo ift'#, alb
blnbe man Blüten mit Gräben an. Sie erfte Mittagfonne oerfengt fie.*
Berner Bnnb, 9Ir. 14. 1913: ' „
„politifdje ©efibreibuim - ift eine 6efd)eibene ©eaeicbniing für ein Sßerf
oon fo imgeioöt)nItd)ern (Schalt, ein Serf griinblidjfter ©ammlung unb
ftrengftcr ©idjtung, baS iiBeraß baS loidjtigfte in ben SRlttelpunn, in#
fdjärffte ^id)t riidt, Bei allem Streben nach ©oUftcinbigfeit oljne'ermübenbe
Gängen, unb außerorbentüch ftarf bofumentiert ift, ein Serf, ba# ben
tpobltuenben Einbrud ber „ajfaterialedjtheit" in feltenem SJtaßc ertitedt
StuntluottfitftfürM»üdflfeiBflitDr.Svbtolgb*bbt. ©etlhvtgtuneiiHilb. — Werfag: (Vuffabffifdbet.3*na.—Qkbcucftbei 3uliu# Sittenfelb.^ofbuchbnufer.. BttHnWS
XXVII. ftaipgattg.
Berlin, hen 2t>. §toli 1918.
Huimncr 48.
gtofiaU Uralei#
tmfr
A
gCrdjttr für U^iü#araijifairrt.
•rfdjetat an jebem tJoniterftaa*
- Jeriraagefrer:
«trit> w^'gjiurterfBr. 29/30 #rof. Dr. ®. $raml» unb $In>f. Dr. p. fintmtmflRR.
^enifpTwtjrrt Anti iUUtttbotf * 80 «.
fhret* Dierttiiaijtlldj 4 JMark.
e»rl«|i
©upaif gif^tr, ftna*
gtnsfptdjer 63.
fn^ali
^ie &r&etterfi$nft unb bic
frcitoilligc Uiebefttätigfeit.
©on Krona Uauffötter, .'pam-
öuig ....,'.:.657
2>ic Reform ber- äWilitärucr*
forgungSgefcfce . ..660
«efeOf^aft ffir 9c »jlole tReform.
SNternationale Oereinigung für
gcfeftlic^cn 9tr*riterf#i8 . . . 663
$>ie £>]tcrreidjifd)c (^cfeUfd^aft für
Wrbeiterirffub unb bie [ojialpoliti»
jd)e» ©ertragSflaufeln beim ftric»
benSjdjlufe.
fBtfUierNl^nmg ttnb geben*»
ftaUtmg.663
Bmtbhutgen in ber (Sntal)riuig3tüeife
in ®rf)it)eben infolge bc$ $h*iege$.
ftfirforfle ffir Jtricg£I»ef<f)ftJ>igte unb
4eitttfef)reitbe ürieger.664
Jvor4al)liuig beS SiolpieS an friegS«
6ejd)äbigte Arbeiter bei furser
SlrbeitSimterbrecfjuiig.
^urücfldtuiig fnegSocrlehterCffiperc*
jur bürgerlichen ©enifSnibcit in
©nglanb.
Soziale Buftäube ..664
Xie 3unahme ber grauen«
arbeit in (in glaub.
S)ie Strbciterfcbaft in ber 9??dall*
inbuflrie.
*(rbeiti»b«i« unb, UNierRt^Men
»•fiiub# .666
©etdltgungSuiebot für 9ieid)3belriebe
an irfjroarjen giften ber Arbeit«
geber.
S>fcr 5)eutfche Anbuftriefd)uhDerbanb
2)er ©creiu ber ^eutfdjcn SlalU
intereffenten gegen brn ©erbanb
S)eutfcher /panblungögeljilfen.
OrgonifoHonen ber Krbettev, (Be«
Hilfen, tfngcftelUen unb ®e*
amten .•.667
$>ie SWitarDeit ber ©emerff^afien
an ben offen! lidjen 9lufgabni.
Urkiterf^nB. 667
©öfekentnnirf, beireffenb SlrbcitSfleit
in ben ©äefereien.
9(rbeiteruerficherung. Spartaffen 667
2Me beutfehe Sozialuerfid>e-
rung im oaljre 1917. ©on®tabt-
rat £>. o. Krautenberg, ©raun*
frfjtüetg.
?lbgeftnftc SeuenuigSaulagcii 511111
ftranfcttgelb.
Steine Knunlibemierftdjenmg ber
ruffifd)*polnifcben ^eitarbeiter.
25ie einheitliche UnfaUuerfirijcrimg in
ben ttorbildjen Staaten.
Voltdgefunbhcit.670
®ie bet)ölfenmg?politifihen (Äefeh*
.entmürfe.
fEBahnungft« unb Sabeitfragcn . 670
driegSnotgcfche uitb SfJilitärmafj»
iiahiticii gur ®ohnutigdfürforgc.
©in Lehrgang für !©ohnungoaufftdjt
1111 b Söohnungöpflege.
ftie Körberung be§ 3lrbcitcr«
roofjnimgStoefenS in ©djlcfieti.
Siterarif^e SOHtteilnngen .... 67*2
Wbbrud famtltdjer Kuffäfce ift Settnngen unb geitfTriften geftattet, feboch nur
mit Doller OueQenangabe.
Jlic jUkritfrfdjafl unb bic frcimilligc giebrstätigkeit.*)
© 01 t 3 ran 3 San-flotter, tpautburg.
oii ben Streifen ber organifierten Arbeiter Xcutfchlanbs
befiehl Pon jeher eine ftarfe Abneigung gegen prioate ©$ohl-
tätigfeit, jitmal wenn fie Don bürgerlicher Seite ausgebt. ©iS
ginn AuSbrud) bes Krieges lehnte es bie foaialbcmofratifdic
Arbeiterfcfjaft gana entfrfjiebcn nnb mögltd)ft fd)roff ab, fid) an
s Bohltätigfeitsaeranftaltnnnen ^n beteiligen, in betten man
mertlofc s 4 ?aUiatinniitteld)en, luemt nid)t par benmfeten
3d>minbel erblicfte. 'JWan traute cs ber fapitaliftifdien (Gefell-
*.) ^ir g*el>eu bvu obigen irrörteamgen gu ber. oi l* 1 erörterten
Kroge „Sogialpolitif unb i/iebevtötigfeir um fo lieber JHoum, als
fie liidjt nur inaud)es neue XJid>t auf bns ©erbaünis beiber (Gruppen
gucinanber loerfcu, fouberit bas ©roblem gerabe and) nenn Vlrbettcr--
Itanbpunft <ber ©erfaffer fleht feil Kahrgehnten in ber t’irbeiter-
betregimg.» behonbelu.
fdxtft ntd)t 51 t, bafe fie ben ei)rltcf)en SßiEen habe, ben 93oIf3*
muffen tnirflich- au Reifen, nnb man beflritt and) bie Sftöglid)-
feit, bafe fie irgettb ettna^ @rffccflid)e§ leiften fönnc. 2 fn-
Icbumui an bas befannte 33eIIamr)fd)e ^Ieid)ni§ Pon ber ^Poft-
fittfdjc fab man in ber bürflerlidjen ©äobltatigfeit mir ben ©er-
fud), bie Unterfcbid)ten bei guter &ume m erbalten unb ba^
eigene C^etniffen au bofdjtoid)tigen.
Unter ben SBirfungen be§ $riegeä ift in biefer ©eaiebung
ein 3 rontU)cd)fel eingetreten. 2 )ie organifiertc 2 lrbeiterfdjaft
bat ihren ablebnenben 3tanbpnnft aufgegeben, unb in a^bl*
rcidien ©toblfal)rtseinrid)tungen arbeiten ihre ©ertreter mit.
Xabei lägt fid> nid)t Perfennen, bafe and) heute nod) eine ftarfe
Strömung Povbanben ift, bie ben früheren SSiberftnllen nod)
immer nicht übertrmnben hut unb noch heute in einer ab-
meifenben Stellung Perharrt. $ie3 hat fid) u. a. bei ber
2 n b e n b 0 r f f f p e n b e geaeigt. ©erfd)iebene Sfrbeiter-
organifationen haben fid) getoeigert, fid) barmt au beteiligen,
nnb in mehreren gernerffchaftlidjen- unb foaialbemofratifften
Leitungen crfchienen Slrtifel, ,bte biefe Stellungnahme 51 t
re'djtfertigcn fud)tcn. fei ein Sfanbal, fo bieg e§, bafe ber
.Klingelbeutel im $anbe herumgcljc, nnb baft man aur ©c^
feitigung eines iUotftanbes- ben 3Beg ber ©ettelei befdjreite,
anftatt ben Staat aur Erfüllung feiner Perbanuiiten ©flicht unb
Sdjulbigfeit anauhalten. SBenn eS fid) barum hanble, ben
Xauf bes ©aterlanbes an bie Cpfer bcs Krieges in flingenber
dlHiuae abguftatten, holte bas JJieid) bie ^afdhen au unb Per-
toeife bie ©ebiirftigen auf ben ©>eg ber ©riPattoohltätigfeit.
Xaritt miiffc man eine 3 urücfjebung unb. eine (Juttnürbigung
fehen, bafe bic Kricgsbefdjäbigtcn geatmingen feien, um 3ßol)I-
tateu au bitten, too fie bod) baS Öicd>t hätten, au forbern.
Sold)e ^ufeerungen, bie man and) in priPaten Unterhaltungen
hören formte, bemeifen bie Unaufricbenbeit meiter Kreife mit
ber StcUungnahme ber gührer. Sie finb ein Spmptom für
eine Stimmung, bie aller Neuorientierung 511111 3Trofc noch
immer nidit ansgeftorben ift.
gorfcht man riad) ben Untergriinben, aus bencu bie Ab¬
neigung gegen bie freiwillige ^icbeStätigfeit tut allgemeinen
nnb bie pviPate 3'ürforge für bie Kriegsopfer im befonberett
entfpnngt, fo fomtueu aunächft (tfefüblSmomente in ^rage.
®ier fpielt einerfeitS bas pröletorifchc K l a f f e n b e tj> u fe t -
f e i 11 nnb anbererfeits bas proletarifd)e S e l b ft b e W u § t -
f c i 11 eine ©olle. 2>aS tnoberne ©roletariat lebt in einer gana
beftimmten ©ebanfen« unb (Gefühlswelt, bie Der fapitaliffifd)-
Inirgerlichen UinWelt burdxms ablchnenb gegeniiberfteht unb
bie es hinbert, biefe Umwelt riditig 511 oerftehen unb au Wür*
bigen. Alles, was pon biirgerlidKr Seite fommt. Wirb Pon
pornherein mit SNifetrauen betrachtet, unb ein richtiger flaffen*
bewußter ©roletarier famt fid) faum benfeit, baß ein Ange¬
höriger ber bePorrediteten nnb befipenben Klaffen ans reiner
Ntenfd)enliebc nnb ohne .ßintergebanfen für bas ©öol)l feiner
bebrängteu ©olfSgenoffen forgen fönnte. ©Jan mag bieS
Pielleid)t bebauern, aber bas ftarf entwicfelte KlaffenbeWufet-
fein, bas fo wefentlid) aur ©erfchärfung ber Wirtfdhaftlidhen
nnb politifdien Kämpfe beiträgt, ift nun einmal ba unb. läfet
fid) and) nidit aus ber ©küt fchaffeit, folange bic Klaff engegen-
jähe beftehen. (fs ift ia nidit Fiinftlid) gefdxtffen, fortbern es
ift bas (irgebnis einer Jabraehnte langen (rntwicflung, unb eS
659
Soaüdc Prajig urtb Ard)it) füc Bolfgloohifaljii —. 1918 — XXVII. At. 48. 6ÖÖ
mirb immer micber neu entfacht burd) bie adljlreidjen gebier
unb fßti&griffe ber Obcrfdjichten. Bei bei* Beurteilung bei*
bürgerlichen äöohltätigfeit muß man eg in 9tcd)nung ftcllen,
menn man bag Berhalten mancher Arbeiterfd)id)ten Perftehen
. miß. $hnlid) Perhält eg ficb auch mit bent hoepgefteigerten
Selbftgefiihl, bag in ber mobernen Arbeiterfdjaft lebt! SBcite
Greife empfinben eg alg eine ©ntmiirbigung, SSolßtaten in
Anfprud) nehmen 31 t fofleu, mo man einen 9ted)tganfprud) au
haben glaubt. Xantm lehnen fie bie priPate Blohltätigfeit ab
mit ben ftolaen SBorten: „2Bir Pergichtcn auf SSohltaten, mir
berlangen unfer guteg Becht!" Xer ©ebanfe, ein 9?ed)t
ju - haben auf ein menfdjenmürbigeg Xafein unb auf einen
Sdpup gegen affe SBechfelfäße beg Sebeng ift tbnen in Sleifdj
unb Blut übergegangen, unb biefer ©ebanfe hat ben äöißen
eraeggt, bag Sßedjt au erfeitnpfen unb ©nabenermcifungen ab¬
aulebnen. 9tad) bem Söorte 9tiepfd>eg, bafe man fid) nichts
febenfen laffen foß, mag man fief) rauben fann.
Xiefe Sniponbcrabilien beeinfluffen natürlich bie
Steßungnahme ber beutfd)cn Arbeiterfdjaft auf aßen ©ebieten
beg öffentlichen Sebeng unb bilben auch ben Sftäbrboben für bie
Ablehnung prioater Sßohltätigfett. Sie finb. nicht, toie eg in
ben erften $rieggmonaten ben Anfchein patte, auriitfgebrängt
moiben, fie haben bielmepr burch bie unglüdfcligen Bcrpält-
niffe, bie ber fd)on aßau lange mährenbe ®rieg gezeitigt bat,
noch eine Stärfung erfahren unb ber früheren Berärgerungg-
taftif neue Nahrung gegeben. Xag ift in jeher £>infidjt au
bebauern unb nicht aum menigften im Sntercffe ber in 9tot
geratenen Opfer beg $riegeg, ©erabe auf bem ©ebiete ber
ficimifligen Siebegtätigfeit Permöchte bie riidpaltlofe Mitarbeit
tüdhtiger Männer unb grauen ber Unterfd)id)tcn Diel ©uteg
au mirfen. Tie selbftifolierung ber beutfdjen Arbeiterflaffe
in einem felbftgefd)affenen ©ebanfen- unb ©efiibI3-©hetto er«
fdbtnert bag gegenfeitige Berftehcn unb beraubt bag nid# au
entbeprenbe Siebegmerf um einen ftarfen 3 uftront proletarifcher
sad)fcnntnig unb um einen großen Sd)ap praftifdjer ©r*
lahnmgen. ( 5 g ^ re be^bjalb fehr au miinfepen, baß bag
fcdfdje ©brgefübl auriiefgebrängt mürbe unb ber SBitte aur
Mitarbeit in ben Borbergmnö träte. Xamit bieg gelingt, ift
eine griinblicbe, ünabläffige ©raiebung ber Proletarier burd)
ihre felb)tgefd)affenen Organtfationen bringenb Ponnöten, mo«
au bann nodi fommen mup, bafe bie bürgerlichen Schichten
aßeg Permeiben, mag bag proletarifcpe Bemußtfein Perlest.
iEßenn man Pon Per Arbeiterfcpaft Perlangt, bafe fie Pom Sfolier«
fcpemel perabfteigt unb mit $anb anlegt an bag Siebegmerf,
io muß man Pom Bürgertum Perlangen, bafe eg ftch hittein-
arbeitet in bie proletarifd>e Borfteßungg« unb ©efüplgmelt, ba&
e^ foaiale ©infidjt unb fogiafeg Mitgefühl genug befipt, um
bem BJopltun feinen bebrüefenben unb entmürbigenben Bet*
gefdjmatf au nehmen. Xie Arbeiterfcpaft ift mm einmal Pon
Stimmungen abhängig unb fehr empfinblich, mo eg fiep um
eine mirfliche ober permcintlid)c Buriicffehnng hanbelt, meg-
halb eg einer hocbcntmirfelten soaialpfpd)ologie bebarf, menn
ein 3 uiaminenmirFen möglid) fein foß.
Xie miebtigfte Urfache ber Abneigung gegen eine prioate
^ohltätigfcit ift in bei* it b e r f p a n n u n g b e g 3 t a a t g -
gebanfeng air fnchen, ber in ben 5lrbeitcrfd)id)tcn lebt,
seit ^affaüe bag Söort Pon bem liberal-fapitaliftifchen $ttad)t-
mächterftaate prägte, geht baö 23eftreben ber soaialbemofratic
bahin, bem Staate immer neue Aufgaben mirtfd)aftlid)er unb
foaialer 5frt auaumeifen unb ihn fo in einen mirflidjen Polfg-
ftaat uniaumanbeln. Xer stanbpunft ift ber, baß ber staat
fid) um aßeg flimmern unb für aßeg forgen muffe, baß er bag
wirtfchaftlirfjc X?eben 31 t regeln unb bag Sßohlergchen feiner
Angehörigen 31 t förbern habe, bafe er Por aßen Xingen auch
baau ba fei, überall helfenb einaugreifen, mo fid) ein ^otftanb
3 eige. Xer liberale ©ebanfe ber staaigohnmacht mürbe im
©ebanfenfreife bei* HKoße Perbrängt burd) ben ©ebanfen ber
staatgaßmad)t. Xer ^irfunggfreig ber staatggemalt unb bie
ßliöglid)feit ihrer Betätigung mürbe ungeheuer ermeitert ge-
badjt, unb bie Xätigfeit bei* ISiiiaelncii mürbe in ihrer foaialeit
Bebentnng erheblich unterfd)ät 3 t. Xie selbfthilfe, alg per-
einaelte Bemühung ober im Nahmen ber Crganifation, geriet
in SD^ißfrebit, unb bie staatshilfe mürbe bag sdßagmort. (?rft
gana allmählich Ienfte bie organifierte beutfehe Arbeitcrfchaft
ru bie Bahnen praftifeftor ©egenmartgarbeit ein, bod) beftanb
nod) immer eine gemiffe sd)eu, fid) auf bag ©ebiet foaialer
föilfgtätigfeit au begeben. Xag moßte man nach mie Por bem
Staate überlajfeu, obmol)l mau bei einigem WadjbenFeu leidjt
hätte erfennen fönueu, bafc felbft, menn ber Staat feine foaialen
Pflichten auch in mnfaffcnbfter äöeife erfüllt, bod) immer noch
aahlreidje ©ebiete übrig bleiben, bie ber priPaten Xätigfeit
überlaffen bleiben müffen. Xer Staat fann eben nidht afleg
machen, er mufe feiner 9tatur nach überafl bort Perfagen, mo eg
fich um ein PerftänbnigPoßeg unb Iiebeboßeg ©ingehen auf bie
materiellen unb feelifdhen S^öte beg gnbiPibuumg honbelt, mo
^era unb ©efiihl mitfprcchen, mo eg in erfter £inie auf bie
perfönliche s Jtoic anfommt $ier mufe bie freimißige 53iebeg-
tätigfeit eingreifen. Xieg trifft au auf aße ©ebiete foaialer
gürforge unb aumal auf bie gürforge für bie Opfer beg
Süicgeg. 3öie eg in bem. Aufruf aur fiubenborfffpenbe fehr
flar aum Augbrud gebracht mirb: „Xag Sfteich fann unb foß
in ber ©rfüßung feiner Pflicht feinegfaßg burch eine a߬
gemeine Sammlung entlüftet merben. Aber auch burch toeit»
heraige gefehliche Regelung ber fßentenfrage fann nicht in
jebem Säße fo geholfen merben, mie eg unferem Paterlänbifdjen
unb foaialen ©mpfinben entfpricht. Ste trägt Itotmenbig
etmag Schematifdjeg an fidh unb ift in ihrer Starrheit aufcer-
ftanbe, bem Bebiirfnig unb ber Xringlichfeit jebeg ©inael-
faßeg gerecht au merben. ... Xi eg fann nur burch freimißige
Üiebegtätigfeit gefcheben." $iet mirb ber ünterfdhieb beutlich
berauggefchält. Xer Staat arbeitet bürofratifch, nach ©efeßeg-
Paragraphen, bie priPate ßiebegtätigfeit arbeitet mit bem
$eraen. Unb bag ift Ptel mert, benn bie Bebürftigen braudhon
in ihrer, fchmierigen fiage ebenfo fehr bie materieße Unter-
ftiihung mie bag licbePoße ©ntgegenfommen. Xag fann ihnen
fein Staat geben, nur bie gürforge foaial empfinbenber
ßßenfehen ift bierau in ber ßage. llnf:re bebürftigen Briiber
unb Sdjmeftern foßen erfennen, bafe eg noch eble ®eracn gibt,
bie fich ihrer annehmen, unb unfere ^rieggbefd)äbigtcn foßen
bie itberaeugung geminnen, bafe in ßßißionen ^eraen nodh bie
Xanfbarfeit lebenbig ift für beig, mag fie für ung getan haben,
©elb burch merftätige Siebe 311 ergänzen, bag ift bie banfbarc
Aufgabe ber freimißigen ®ilfgtätigfeit. Bon meld>er Bebeu-
tung bieg fitr unfer menf<hlid>eg Bufammenleben ift, Permag
nur jener nicht au erfennen, ber feinen Blirf ftarr unb ein«
feitig auf bie Staatginafchineric richtet unb Pon ihr SBunber-
taten ermattet, ber in Berfennitng bet menfdhlichen Statur Per*
gifet, ba& auh bie Poßfommenfte fßtafchine niemalg ben leben-
ben Sßtenfchen unb feinen marinen ^erafdjlag erfefeen fann.
iP*farm irr pUitänwfprgungsg^jje. *
Xag fßtannfchaftgPerforgungg- mie bag fDtilitärhinter-
bliebenengefefc meifen tro^ beg Perhältnigmähig jungen Xa-
tumg ihrer ©ntftehung fo aablmdie Mängel unb Süden auf,
bafe ihre Steformbebürftigfeit Pon aßen Setten augegeben
mirb. Aud) ift nach langen Beratungen bei ben mafegebenben
bürgerlichen Steßen, bem Steidigaugfchufe ber $rieggbefd)äbiö*
tenfürforge unb bem Arbeitgaugfcbufj ber ^riegeUDttmcn- unb
-SBaifenfürforge, eine Klärung bei* Siele unb in aßen grunb-
fäßlid)cn Sragen, bie bie beiben ©efe^e berühren, Überein-
ftiinmuitg eraielt morbeit. Bei bem inneren Sufammenhang
beiber ©efeße mar eg notmenbig, ihre Steform auf eine ein-
hcitlid)c gebanflid>c ©runblage au fteßen; ingbefonberc mufe
bie Singe ber Sufaprcnten, bie Anrechnung beg ArbeitgPer«
bienfteg, bag ßtechtgperfahren unter gleichen ©efichtgpunften
erfaßt merben, foß nicht bag gefunbe Stechtgempfinben burch
eine perfchiebenc Behanblung analoger Xatfadjen empfinblich
Pcilept merben. %a eg ergibt fidh btc Srage, ob nicht in mandier
Beziehung aud) bag britte ber grofeen militärifdhen Ber*
forguugggefepe, bag Saniilicmmterftüfcungggefep, mit in ben
^reig einbcaogen merben fönnte. ^ebenfaßg mirb eine nad)
Hrieggcnbe Poraunehmenbe Änbcnmg biefeg ©efepeg unter
meitgehenber Bceinfluffung ber ©ebanfengänge ftchen, bie bie
Reform beg Ptannfd)aftgperforgungg. unb Sßtilitärhinter-
bliebenengefepeg beherrfchen. Xiefen inneren Sufammen-
hängen entfpridht eg, menn ber 9?eid)gaug)d>u6 auch bag ßßili-
tävhinterbliebenengefep in ben $teig feiner Beratungen ein*
beaogen hat.
Sin ßltittelpunft ber Reformen fteht bie Sufaprente, bie
baau bienen foß, ben $rieggbefchäbigten ober bie ^riegermitme
in ihrer foaialen Schicht au erhalten. Xafc bie beraeitige mili-
tdrifdic Besorgung, bie lebiglid) Pon bem Xienftgrab ohne
Beriidfid)tigung beg bigherigen Arbeitgeinfommeng auggeht,
nicht nur fhmere $ärten, fonbern aud) ein mit bem ftaatlid>en
662
661
(Soziale $ra£iS unb Atchfib für BoIFsmohlfabrt — 1918 — XXVII. Rr. 48.
Siitercjfc ntd>l zu baeinharenbeS $erabfinfen meita ©chichtert
mit fid) bringt, ift auch bon ben militärifchen Behörben an-
erfannt £)iefe bctbcn bereits burd) bie Gcmähnmg einmaliger
&tfabuntetftitfcungen Abhilfe z« fchaffen berfiuht. ©S ift aber
afichtlidj, bah man über biefe primitive gorrn, bie baS Qu-
fäEigfcitSmpmenf felbft beim heften 2SiEen bet entfeheibenben
Behörben nicht ganz auSfchalten fann, 51 t einer gefefclichen Rege¬
lung unb.feften Re<htSanfprüd)en fommen. muh- £>er ReichS-
auSfchah *) macht hierfür in bezug auf bie KriegSbefchäbigten
folgenbe Borfdtfäge:
3ur Bemeffung ber 3 u fafcrenten merben für bie KtiegSbefdjä*
bigteir ©tufen gebilbet imb für biefe ©tufen je ein ©oxrchfchnittSfah
als ©tufeneinfommen feftgefefct. $>ie KriegSbefchäbigten merben
unter Berürffichtigung ihres Berufs unb ihres Arbeitseinkommens bar
bent Kriege ben ©tufen augeteilt; fie föniten einer höheren ©tufe
Zipeteilt merben, trenn fie fein ober ein geringes ©infommen hatten,
metl ihre AuSbilbung noch nicht abgefdjloffen mar ober fie erft im
beginn ihrer Beruf Stätigfeii ftanben. $er hächfte &urchfchuittSfah
beträgt 5000 Ji. gür bie ©hefrau unb bie unter 18 $ahre alten
Kinber beS KriegSbefchäbigteu'ift ein mäßiger prozentualer gnfchlag
31 t gemähten. Nachträgliche Anbetungen int gamilienftaub finb zu
bcrücffidhtigen. 3)ie 3 u[abrente ift in ber S&eife 31 t berechnen, bah
ber KriegSbefchäbtgie einfdjliehlich ber nach bem A?annfchaftSber=
forgungSgefeh zu zaljlenben Aiilitärrente, Kriegs», BerftünunelungS*,
Tropen* unb Suftfrienftzulage, fotnie beS fonftigen nicht aus ArbeitS*
uerbienft beftebenben, 100 Ji überfdjreitcnbcn ©infommenS beS
KriegSbefdjäbigten unb feiner gamtlienmitglieber ben Bruchteil beS
©tufcnburchfcbnittsfafces erhält, ber ferner im SRilitärrentenber*
fahren feftgcftellten SKinbetung ber ©rmerbsfähigleit entfpridbt. ©ine
3ufabrente ift nicht zu zahlen, trenn bie SWinberung ber ©rmerbS*
fähigfeit nicht mehr als 25 b. H« beträgt.
Auch für bte Kriegshinterbliebenen foH nicht baS tatfädb-
Itd>e Arbeitseinkommen beS Gefallenen, fonbern baS fiftibe
©tufeneinfommen mahgebenb fein.
,Ra<h ben Borfchtägen beS R e t ch S a u S f <h u f f e S foE für bie
ABitme ber ©tufenburchfchnittSfah zu einem drittel in Anfafc gebracht
merben; zu ben SBaifenrenten ftnb abgeftufte 3 u f<hläge zu gemähren.
5Dabei fofi bie 3 uf a brente fo bemeffen merben, bah bon bem ©tufen*
bucchfchnittSfab bie militärifchen Renten unb ba§ fonftige nicht auS
ArbeitSberbienft beftehenbe, 100 Ji überfteigenbe ©infommen ber in
gemeinfamem Haushalt lebenben gamilienmiiglieber abgezogen »er*
ben. S>er A r b c i t S a u § f d)U f$ miU bie 3ufahrenie für bie SBitme
in einer Höhe gemähren, bah fie zufammen mit bem ASitmengelb
40 b. H- beS für ben berftorbenen ©bemann geltenben ©tufenburch-
fchnittSfaheS beträgt, ©otreit bas SBcrifengelb bei baterlofen Kinbern
20 b. H-/ bei elteinlofen 30 b. H« beS für ben berftorbenen Bater
geltenben ©tufenburdhfchnittSfaheS nicht erreicht, finb 3 u fchläge bis
Zu biefer Höhe zu gemähten. Grunbrentc unb 3 u f Q hrente biirfen
Zufammen meber für bie SBittpe noch für bie SBaife ben ^öchftfah
ber OffizierShinterbliebencnberforgung iiberfteigen. 3 ufafcrenten
finb nur fomeit zu gemähten, berfj bie gefamten militärifchen Renten*
bezöge ber gamilie (eittfchliefelich ber 3ufabrente) uicht über 75 b.
beS ©tufenburchfchnittsfaheS htuauSgehen. Gegebenenfalls finb bie
3 ufahrenten anteilig z u fürzen. ©infommen nicht berforgungS*
berechtigter gamilienmitglieber t> a rf überhaupt nicht anaeredpet
merben, glei^biel ob eS fi<h um ArbeitSeinfommen ober fonftigeS
©infommen banbeit. 3)ie ©tufenburchf(hnittsfäbe müffen — im
Gegenfah zu ben je^igen miberruflichen 3 umenbungen — auch &ie
unter 1500 Ji liegenben ©infommen bis herunter zu einem ©in*
fommen bon 1000 JI jährlich miterfaffen. Rci Berechnung beS ©in*
fommenS finb etma gemährte Raturalbezüge anzurechnen.
Sßenn baS ©hftem ber (ötufenburdhfchnittsfä^e an stelle
ber ^erütffichtigung beS inbioibuellen RrbeitSoerbienfteS ge*
mahlt mürbe, fo mar bafür bie ©rmägung mafegebenb, bafe
beffen Berechnung fehr fdhttnertg ift unb auch bon benen als
ungerecht entbfitnben mürbe, bie erft in ber NuSbilbung ober’
im Beginn beS Berufslebens ftehen. Bei biefen Gruben foll
beftimmt merben, meldhen Beruf fie borauSfid)tticfj erreidht
haben mürben, unb bementfprecbenb bie 3 uteilung zu ben ber-
fdhiebenen ©tufen erfolgen. RlS hödhfter ©tufenfab, ber audj
für bie höheren RrbeitSeinfommen rnafegebenb ift, mirb 5000 oft
angenommen. SDie Berücffichtigung beS gamilienftanbeS beS
KriegSbefdhäbigten mirb bamit begrünbet, bafe eS fich um eine
gürferge banbeit, bie bem KriegSbefdjäbigten unb feiner
gamilie zugute fommt, ttnb ba, mo baS gegenmärtige Sohn»
fhftem berfagt, bariiba* hinausgehen barf. ®abei ift bon ber
Gemähvung befonberer Renten abgefehen; bielmehr foH bie
*) „Borfdjlägc beS ReiÄSauSfchuffeS ber ®riegSbef<bähigtenfür*’
forge zur Abänberuug beS aNannfchaftSberforgungSgcfeh«^"/ 6 . ^eft
ber ©onberfdjriften beS ReichSauSfchuffes ber KriiegSbefchäbigtenfür*
forge. 5 Berlin 1918; ©arl ^epmannS Berlag. 36 ©eiten. ifJreiS
l,oo Jt.
Rente beS KriegSbefchäbigten jii atad) Gröfee ber gamilie burd)
einen 8 ufd)Ia 0 erhöht merben.
* Grunbfäblid) ift babon ^IbftQnb genommen, ben tatsäch¬
lichen R r b e i t S b e r b i e n ft fomohl bei KriegSbefchäbtgteu
unb ihren Angehörigen, als and) bei Kriegermitmen in An¬
rechnung zu bringen, um einen Anreiz zur Übernahme bon
Arbeit aitSzuüben unb ben ©d)mierigfeiten ber geftfteÜung im
©irizelfall unb, bem SBedtfel ber Renten auS bem Sßege zu
gehen. ^Dagegen foll ber erzielbare ArbeitSberbienft in bet SBeife
in Ar.fab gebracht merben, baft er rechnerifch aicS ber Gegen-
übnfteEfung ber bent KriegSbefcfyäbigten berbliebencn Arbeits¬
fähigfeit linb bent ©tnfcnfafc, ber ungefähr baS frühere ArbeitS-
einrommen beS KriegSbefdjäbigten miebetgibt, feftgefefct mirb.
Berbient ber KriegSbcfdxibigte mehr, als fich barauS ergibt, fo
foll eS ihm als Brämie für feine befonbere ^iid)tigfeit ber-
bleiben. And) bei ben Kriegermitmen müfete man logtfd) zu
ber Anrechnung beS erzielbaren ArbeitSeinfommenS fdjreiten,
fieht jeboch babon ab, um nicht fünftlid) einen bermehrten An¬
reiz zur grauenarbeit zu geben, ber aüerbingS in ben gälten,
in btnen ber ArbeitSberbienft beS SRanneS gering unb bie
grau fdjon bor bein Kriege zum ©rtberb gezmungen Itxtr, burdh
bie Riebrigfeit ber'Rente hoch mahl gegeb.en ift.
$)er ArbeitSauSfdfitfe miEC bon ber Anrechnung beS ©tn-
fommenS bon im ®auShalt Iebenben, nid)t berforgttngSberech-
tigten gamiliengliebe'rn ganz abfehen, um bem bureb bie heu¬
tige SßirtfchaftSlage gebotenen ©treben nach 8 ufammenlegung
bon Haushalten nicht entgegenzutreten unb bie Härte zu ber«
meiben, bie in ba Anrechnung Heiner Bcnfionen ufm. läge.
©omohl ber Reichs* als auch brr ArbeitSauSfchufe fchlagett
bet Sßieberberheiratung ber SBitme eine A b -
f t tt b u n g bor, um ber Gefahr beS KonfubinatS borzubeugen,
graglidj ift freilich, ab nicht bie Gefahr einer unfittltcben ©he
minbeftenS ebenfo grofe ift. —
©in ganz befonbereS Btoblem bietet bie Regelung beS
Kriegseltern.gelbes.. 2)ie heutige.gaffung, nach ber
eS im gatte ba Bebiirfiigfeit gemährt merben Faun, hat
natiirlid) manches SRiftlidie unb entfpridtt nicht bem BebürfntS
m.eiter Kneife, fefte. Red)tSanfbrüd>e zu fchaffen. 5)odh mirb
mau eS mohl Öet bem bisherigen Bcrfahren bemenben laffen
müffen, meil eS unmöglich ift, ohne Btüfttng beS ©inzelfaÜeS
feftzuftetten, maS ber gefaEenc ©oljn für . bie ©Itan borauS-
fichtlidt geleiftet hätte, ©chmierigfeiten • bereiten namentlich bie
gälte, in benen bie ©Itern gvofee Opfer für bie Berufsausbil¬
dung geBtad>t haben in ber Hoffnung, fpäter an ben ©öbnen
eine ©tü^e zu finben, ferner bie gälte, in benen ber ©obn beS«
halb noch nicht unterftiifete, meil noch fein BebürfniS bazu bor¬
lag. AttbererfeitS muh auch in Anfafe gebracht merben, bah bor*
auSfichtlich burd) bie fpätere Heirat bie Seiftungen beS ©ohne*
für bie ©Item fehr berabgemittbert mären.
gür bie it n e h e I i d) e n K i n b e r Gefallener foll eirt
ItnterbaltSbeitrag gemährt merben, mobei lebiglid) bie An-
erfettnung ber Baterfdxtft, nicht aber bie Gemäbrung ber
gamilienunterftiihung ntahgebenb fein foE. 9Rahgebenb hier-,
für ift einmal bie ©rmägung, bah biele uneheliche Kinber
fpäia mohl legitimiert mären, unb bah auch ber BSegfaE beS
AlimentationSanfpr.uchS eine ©djäbigung ber Hnehelid>en
bebeutet. >
Sn ber gorberung ber ©inführung eines R e dh t S •
mittelberfahrenS gehen bie beiben AuSfdmffe zu»
famnien. ©«hon bor längerer Seit hatte ba Reid)3auSfchuh
Seitfähe aufgefteEt.
S>miach foifen bie in 3iff«t 1 unb 2 be§ § 43 bes SRBG.
bezeichneten gragen bec Rachprüfung burd) bie 0 Ebentli<pm Ge¬
timte ober, ba beren 3 u ftänbig!eit borauSfichllwh befeitig^t mer¬
ben muh, ber Rachprüfung burch befonbere ©pruchbehörbeit unter*
ftellt merben. Gegen bie geftfejpngen ber erften ^uftanz foH
Berufung an ©pruchbehörben zuläffig fein, bie, mit richterlicher
©elbftänbigfeit auSgcftattct, ztoeefntähig an bie CbcrberfidherungS*
äm'ter anzuglieberu finb. ©ie foHett fich unter bem Borfip eines
rechiSfunbigen Beamten aus je einem Bertrei^r ber SRilitärbermal*
tung unb ber Rentenberechtigten unb aus z^ci »eiteren redjtsfun*
bigen Beifibern zufammenfepen. Gegen bie ©ntfeheibung ber
©pruchbehörben finbet nur Rebifton an eine bem ReichSberfichcrungS*
amt entfprechenb anzugliebernbe Cberfpruchbehörbe ftatt. SBenn bas
Borliegen einer ^ienftbcfchäbigung enbgiiltig bon ben nadj bem
AiBG. zuftänbigen ©teilen berneint, bon beit £snftanzen ber fozialeit
Berfid)erung bejaht mirb, ift bie ©ntfeheibung biefer grage einer
befonberen, bem ReichSberficherungSamt anzugliebernben ©pruch«
inftanz 3 U übertragen.
(»o^iale ^rajtS uni) 3lrd)iu für VolfStt>oblfaf)rt — 1918 — XXVII. 3tr. 48.
6iR
Weitere Vorfchiäge bes 9icirf>^ausfcf>nffbetreffen iie
E r f e p u n g bei* Leibrente bu r dj 0a d)l e i ftn n g e n
gerrtäh ben §§ 120, 121 imb 160 RV£). ES banbeit fid> hier
itnt bie Übertragung ber (Grunbfäbe ber s JtV£). in be^ug auf
bie Xrunffiichtigen auf bie MilitärVerforgmtg, moburd) ber
(Gefahr borgebeugt merben folf, bah ber KriegSbefchäbigte fid)
auf feine ntand)mal red)t hohe Reute Verläht unb, ftatt 31 t
arbeiten, fid) bem Müßiggang unb ber Xrunffutfjt ergibt Xie
Leitfäfce mcifen befonberS auf bie Mitarbeit ber Xrinfer-
fiirforgeftellen bin unb empfehlen, bie giirforgeftellen
für KriegSbefchäbigte unb bie Ve 3 irfSFommanboS, bie am
heften über baS Verhalten bcS Kricgsbcfd)äbigten unterrichtet
finb, antragsberechtigt 311 machen, ba crfahrimgSgemäh “bie
(Genteinbcn bei ber 3lrbeitSlaft, bie ihnen bei ber Untmanbluitg
ber (Leibrente in Raturalleiftintgcu ermachfen, in biefer Ve*
äiebung. Verlagen.
0d)liehIid) foll and) ben 31 r nt c tt v c r b ä n b e n analog
ben SBorfdjriften ber §§ 1507, 1531, 1536—30 RVC. bie Mög*
Iid)feit gegeben merben, für ihre Leitungen Erfaß aus ber
Militärrente 31 t beanfprnchen. Dr. G. ■
QtftHfätfl fttr § 0 $ak fytfmx.
|ntenürtümÄb®frriittgmi0 fitr jjFfdjlirijeu glrteterfilmb.
^£)ie fiftemtdjifdjc (Gefellfdjaft für Slrbeiterfdjuf? unb bie
foäüiIpoltitfdKn VertragsFIaufeln beim gtiebenSfdjltth 3Int
5. Suli bat bie Öfterreichifdx' ©efeüfchaft für 3lrbeiterfdmß ben
suftänbigen Stellen eine „X e n f f d> r i.f t über b a § inte r-
nationale 31 r beiter recht in ben griebens»
Verträge n" überreicht, in ber eingangs, bebanert mirb, bah
bei ben griebenSfchlüffen int £)ften bie (Gelegenheit, bie Rcd)tS-
ftellung ber SBanberarbeiter 31 t regeln unb auf ben SluSbau
ber 0oaialberfirfjerung bin'sumirFen, berfäumt morben ift 0o*
bann fpridbt bie Xenffchrift ben Vhtnfdj aus, bah nun
toenigfienS in ben griebcnSVerträgen öfterreid)4lngarnS mit
ben inbuftriell hod)entmideiten SB e ft machten „ 3 unt minbeften
grunbfäßlich auf bie geftigung unb ben SluSban beS inter*
nationalen SfrbeitcrfchußeS unb ber internationalen Sozial*
Derfichernng Vebadtf genommen metbe". Xie Xenffcl\rift vor-
meift auf bie gleichartigen Sorberungen ber reid)Sbeutfd)eit
0chmeftervercinigitng ber öfterreichifchen (GefeUfdjaft für
3Irbeiterfd)uß — ber (Gefellfdxift für Soaiale- Reform - -, ferner
auf bie Xenffehrifteu ber (Gemerffchaftcn verfd)iebencr Lärtber,
enblid) auf bi» SPcfdtfüffe ber internationalen Katbolifchcn
Union in Sürid). (Gerabe bie bielfad) ungiinftigeren Vtmbnf*
ttonSbcbingungen ber i3fterreid)ifd>en unb nngarifeften inbitftrie
liehen bie „meiteftgehenbe internationalifierung ber 3lrbeitct>
fchubbeftimmungen" befonberS münfdx'itsmert erfdjeiuen.
0taatSVerträge über Slrbciterfdjufc unb *»erfirf)e.rung feien
übrigens bitrd)anS nid)ts Weites. Xah bie bisherigen fo 3 taO
politifdfen Verträge amifdten ben Friegfiibrenben Staaten burd)
bie gricbensverträge jofort inieber in .straft gefegt merben
mühten, fei felbftverftänMid). Xer grtebcnsfd)luh biete aber (Ge¬
legenheit, bie internationale 0o,yalpolitif, natfjbciit fic bis 1914
nur langfant borangefommen fei, raftf)cr vormärtS ,vi bringen.
(Gebiete, auf betten bieS bauF ben Vorarbeiten ber internatro»
nalett Bereinigung für gefefclid)cn 3Irbeiterftf)uß möglich märe,
feien: K i n b e r f d) tt b , «Ö c i nt a r b eit, 31 r b e i t S 3 e i t
in ben n tt u tt t e r b r 0 d) e u e n betrieb e n , S d) tt b
b 0 r ben g e m e r b l i d) e tt (G i f t 0 n. S3efottberS michtig fei
ferner bie 3IuSgleid)ung ber ^ e r f i d) e r tt n g S gefebgebitng
gegen ÄranFhcit, Unfall, 3llter unb vsnbalibitäf, fomie non 3Bit=
men unb Sßaifett. 0d)lieftlid) meift bie Xenffchrift itod) barattf
bin, bah es „ein (Gebot ber SUlligfeit" fei, eine riiefmirfenbe
„Slufhebung ber gnblungöberbote gegenüber feinblid)cn 0 taatö*
ungehörigen unb bamit bte bolle iPefriebignug ber 3lnfprüd)e
non 3Ingebörtgeti ber friegfiihrenben Staaten aus ben Xiteln
ber 0 O 3 iafberfiä)ernug" feftaufepen.
§0lk$^mfijfnmg mü> Qtbtnsffaltmu.
SBanblungeÄ in ber (frnährungsmeifc in Schtocben infolge
bes Krieges. 3Xud) bie fdtmebifdte Regierung bat eine Unter-
iuchuug über ben (Sinfluh bes Krieges auf bie XJebeusftellung
ber arbeitenbeu Mlaffeu borgenoutineu. Xett ^ergleichsftoff für
bu* 8 eit bor bem Kriege gab eine amtfidie Uutcrfurimng bom
912ai 1914, ber Stoff für bie .Üriegsaeit mar btttth eine
bebung bom 5D2ai 1916 fomie burd) eine ameite Erhebung bottt
Snni unb ^uli 1917 gemonnert. 9Itt ben beiben Erhebungen
bont 332ai 1914 unb 9I2ai 1916 mären sunt groben Xeil bte
gleichen gatuilien beteiligt; utandbe Samilien haben and) für
alle brei Erhebungen ihre .‘oauShaltsbücher nad) ben amtlidien
31 ttf 0 rberungen gefiihrt.
3lit ber Erhebung im. SWai 1914 touren 530 .^atiiilien mit
2412 3>2itglicbcrn beteiligt; im 2)?ai 1916 633 Familien mit 2951 SNib
glicbcrn, ^uni=auli 1917 615 Familien mit 2832 3)titgliebern.
33ei einer 5Berglcid)img ber Erhebungen bom $D2at 1914 •
unb 9 ftai 1916 3 eigt fich, bah im allgemeinen baS SPeftrebeu
herrfcht, teuere Lebensmittel burd) billigere 31 t erfebeit. So
bcrniinbcrt fich ber s I>erbrand) an Sleifch, 9?2ilch, 33ntter, ftäfe,
Eiern, unb es fteigt ber Verbrauch an Sifd), Margarine, 33 rot,
iWchl, (Grübe, Erbfen, Kartoffeln unb 3uder. Xie äBanblimgen
im Kiidienscttel finb aber fo, mic fic fid) and) fonft eittftellen,
meint bie Löhne nicht int gleidicn Verhältnis mic bic Weiterung
geftiegett finb. 3Xnbersartig ift ber Unterfchieb smifchett beit
Erhebungen bom s D?ai 1916 ttttb Jsitni/Suli 1917, meil in biefer
Seit and) in Schmcben tttandie Lebensmittel Fnapp murbett unb
bic Stationierung einfefcte. 0o nahm ber Verbraud) bon SProt,
Vtehl, (Grübe, Kartoffeln, Erbfen, Sudei* ttnb SÄargarine er¬
heb lief) ab, es ftteg bagegen ber Verbrand) an anberen Lebens;-
mitteht, auch meint fic 31 t ben teueren gehörten, mie Slcifcb
unb Vntter.
^n ben fd&tDcbifdjen 'Erhebungen ift bie ^rage ber erforber*
liehen gelblichen 3Iufmettbitngen für bie Lebensmittel nidit bc
hanbelt, fonberu baiS «^aupigemicht auf bie burd). ben Krieg
bebingten 3inberitttgcn ber Lebertsmeife gelegt.
prfarge ffir^rifg6bfrrfjnt>igte unt» (jfimkfljrfntie^rifgfr.
^ortaahlung beS SohncS au friegSbefdjöbifltc Arbeiter bei fur^er
3(rbettSunterbreihung. Xtai auf ben 9ieiri)*uierftcu befchäftigtcu
KiäogSbcfcbäbigteu toirb ber Lüfjn nebft beit Zulagen für eine 3lb
lucfciiheit bis 311 brei Xagen geaaljlt, locntt fic atoeefs Brüfitng, x(n-
ftaiibfepuuo ober 311 m Erfap fünftlidier ©lieber, Sfadjbehanblmifl,
3(ad)inttcrfiidiung, Beratung bei bcu Crganen ber amtlid)en bürger^
lieben MriegSbefd>äbigtciifürforge bie SlrbeitSaeit berfäumett.
Surücflcthlng friegSbcrleüter Cffiaierc 31t hürgcrltd)er
Vcrufsorbett in Englnnb. Jm Einvernehmen mit bem
iVtinifter für ben SBieberaufbau unb bem 3frbeitS-
minifter ridüct ber beauftragte 3IrbeitSauSfchith ein „3Itt‘
ftelliingsbeparteinent" ein, baS Offneren unb anberen,
bie bei ber ,‘pciutfehr auS bem gelbe Ulnftelluttg im
Vernf ober (Gcfd)äft mihtfehett, mit 9tat ttnb Xat beiauftehen
bat. 3ltt eine $auptftellc in Lonbon glicbern fid) Vroiün,v
ftelleu an. XaS VcrttfS- unb (GeifdxiftSrcgifter beS SlrbcitS*
minifiertums unb bic tedutifdhen 3fusbilbungSFurfe ber Offi*
3 iere bei 9)htnitionsminifteriums merbett mit bent neuen
Xepartemeut üerfdhntolaen, baS in lluterabteilungeit fid)
mit ber 3InftellungS« unb ber 3lnsbilbungSfrage befaffen mirb.
Xie Referenten aus beit auftänbtgcn 9)2tnifterten, barunter and)
bes Imlia Office megett ber übcrfeetfdtert 3lnftcllung, Vertreter
von .^oriGduilett, von ^ubuftrie uttb .$anbel mirfen. mit Ver¬
tretern ber Virabfdücbeteu Cffisiere itt ben 3lbteilmtgcn 3 U 1
fattunen. geber SSffr^ier mirb beim Verfallen ber Xruppc mit
einem 3lusfunft* mtb gragebogett nerfcheu, ber ihn auf bie
3luftelliiugSnbteiliing hinmeift unb aur Mitteilung von 3lngabcn
über feine Verfott uttb jeitte VJiinfdx attregt.
§ojiale 3?n|Wnt>f.
Xie Sunahmc ber graueitarbeit in Englanb.
gtt ber Se'it Vom 1. gttli 1914 bis 311m 1. Januar 1918
hat fid) bie Sohl ber arbeitenbeu grauen in (Inbnftrie, Lattb-
mirtfdjaft, $anbel, Verfeltrsmefeu, in VermaltnugSamcigen aller
31 rt unb in ben freien Venifen non 3 275 000 auf 4 741 000
gehoben, bavon finb 1 412 000 grauen als Erfats für utänttlidie
3frbeit eingeftellt, bas finb 44 ,v. ,s5. ber Sabi ber vor Kriegs¬
ausbruch befri)äftigten grauen. 3Bie fd>ott hei einer früheren
;4ählung, bie bis 311111 t. guli 1916 reidjte. (Saljvg. XXVI, 154),
finb auch biesntal nidit inbegriffen bie hänSlidicn Xienft-
boten, bie Schueiberimten in ben fleiiteu 3Irbeitsftiibcn, bie
Kranfeupfleaeviutten unb bie freimilligen gramm^'pilfsForp.s,
605
Sogralc ^grax;i^ itub rrfjiit» für 4>olfSiPüf)lfahrt — 1918 — XXVII. 4tr.43.
660
Die im .AVoineu's Koyal Naval Service“ nnb im : ,Woinen\s
Army Auxlliary Corps’' 3 ufammcugefd)loffen finb.
Tie ftiiifftc Frauenarbeit finbet man in bei* gnbuftric iguli
1914 2 175 500*; ganuar 1918 -- 2 708 500, bapon leiften 508 000
Frauen '.Minne rar beit), nnb im Ö.a »bei iguli 1914 ~ 490 100;
ganuar 1*918 889 000; 842 000 grauen Icifteu müituu’rar beit),
gu bei* V a n b tui r t f cb a f i ift bie Babl bei* grauen fogar geringer
gemorben iguli 1914: 80000; ^sernuar 1918: 74 000), bod) bannt
bie? natürlich mit bem 4\.H’cbtel bei* ^saTii*e«3oit gufammeu.
VehiTcid)e ^ahlenbilber ergeben ficf>, menn ber 43 crbültni?«
lab ber tut erarbeit leiftcnben grauen 31 t ber 3 ohl ber am
1 . Juili befefniftintcn grauen bered’,net mirb.
3c maren 3. 43. in Pen 43upcauö 001t iH e fl i e r u n fl * ft eile n un
gu li 1914 er ft 2000 grauen befchäftigt. ganuar 1918 mar biefe tfahl
auf 209 500 gediegen, bauen batten 197 000 ober 8470 p. £>. ber am
1. guli■ bcfdnift'iflteu grauen bie Stellen bau Männern eingenommen.
4*ei b ii r fl e r l i d; e n 43 e h ö r b e n ftiefl Die 3ahl hon 5000 auf 81 500;
bauen maren 70 000 ober 1410 0. £>. an bie Stellen ber SJiänner fl>
treten. 43ei beu T r a m b a b n e n finb bie* cntfprcdicnben fahlen
1200, 18 200, KiOOO über 1870 p. jp.
gu beu W a * =, 48 a f f c r * uub l? I e f t r i 3 i t ä t * m e r f e u
ftiefl Die 3‘d)l Pon 000 auf 5100, bauen leifielen 4000 ober 722/) 0.
’JPuiniit’rarl eit. gm. g i n a 11 y 11 n b 43 a u f m e f e n maren im guli
1914 — 9500 grauen befduiftigt nnb ganuar 1918 70 500 grauen;
DaPon batten 57 000 ober 008 0. <0. ber im guli 1914 befdkijtigien
grauen bie glätte uou Bannern Defekt.
gn öen übrigen ^Berufen — außer 4 JerFebr?mefen mit
100,8 0 . £>. -bleiben Die Da? ftarfe SBoYtmingen Der grauen
fenngeichnenben 4>erbältnizahlen unter 100.
Tic Arbciterfdjnft in ber DWetaüinbnftrtc bat im Kriege
allnuiblid) eine erbeb!irfje Snnabme gegenüber Den gtiebenS-
grfferu erfahren. Tie M." ftellt aus Den ^Berichten Der
acht großen Cfifeit- unD 3tahlbcnif?genoffenfd)aften folgenbe
Ziffern gitjammcn:
gict)r
8«IU ber burctiidmirtlirfi
bcfcfiäftiflteii Sollarbeiter
(— je :«X) Slrbeitetaflei
avefamtfinunie
ber flcgafyltnt üölme
91 11 f einen Sollarbeiter
entfällt
ein X~iird)fi1>uitt#lol)ii:
1913
1 459 091
2 062 SWill.
.ii 1418. M
1914
. . 1 257 876
1 765 i
1 404 »
1915
. . 1 179 562
1 840 *
1 560 *
1910
. . .1 3(54 0 24
2 382 *
* 1 747 ;
1917
1 701 605
3 724 =
% .2 088 *
(yntgegeu Den meitPerbrciteton,
itacögeraöe gu 1
flaffenFämpferiicben ,£>eße gegen Die Vlrbeiterfchaft auSartenben
(Gerüchten über ungeheuere Volute Der lUhmitionSarbeitcr geigt
lieh non 1918 bi? 1917 ein Steigen Der Vötme um nur 55 ir.
inober nod) 311 beDenfcn ift, baß Der tatfcirfilitfie Voljn De? 41 x*
beiter? biuter Den für Die red]nerifd>e (iinbeit „SSoüarbeiter"
angegebenen Bahlen oft guriidbleiben mirb, folnie baß fid) in
Den einseinen (Gebieten bcS Teittfdien Dieid)? anßeroröcntlicfj
ftarfe llnterfdiiebe in Der Volmhöhe finben. Ömmer mieDer
geigt fid) Die gleidie (i'rfcbeimuig: io oft man guberläffige fta-
tiftijdie Bahlen über Die Volmhöhe in Die Jpaitb beFommt, er-
meifen fid) Die (Gerüchte über Die riefigeu ,,.SUieg?gemhme" Der
Arbeiter als maßlofo Übertreibung unD al? getniffenlofe uub
leichtfertige Verallgemeinerung ncreingelt beobachteter JHeforb-
löbne. Tiefer WeDanfe ift and) auf einer grofeen M u n D -
g e b u 11 g Der D r e i M e t a 11 a r b e i t e r 0 r g a n i f a -
ti orten (freie OJewcrffdxift, dniftliriie, ^irfdvTumferfriie) in
(Äffen am 80. gutii immer inieber ait?geipfod>eu inorDen. 4 die
Diefe ’dunbgebuug. Die fidi eingebenD mit Den iBerbaltnifkm im
rbetnifdHneftfaliidieu ^nbnftriebesirf befaßte -nnb Voljn-
erböbungeti folnie 4 lrbeit? 3 eitnerfiir 3 ung forberte, fo lnebren
and) Die 05eiuerffd;aft?blätter Die itberti iebeneu Weriutte über
Die Vobneutmidlung immer nücb.er ab ( 3 . 43. „.sjolsarbeiter",
„Tertilarbeiterseituug", „Ter Tentfriie v JO?aler"). Tamit foll
natiirlid) ntd)t geleugnet merbon, Dag hier unD Da ganj aufter*
getnöl)nlid>c Volute norfommeu, bereit Miufbilöung tnobl nu
grieDen-niriit lange roirb auf fiit luarten laffen, — ein be-
fcbeiDeue? Scitenftiicf 311 Den Mrieg?flelniuuen maud>er groftcr
AnDuftuefirmen. VLU'reingelt feüt Die ^erabfetjung unhaltbar
hoher VlftorDlöhne, luie bereit? 3p. 052 crlndbnt mürbe, jeht
idion ein. C? inare aber, mie mir ativDrüdlidi nod) heruor-
heben mollen, nuriditig, mettn man Das noitt berliner iBenoll*
mmhtigten De? Teutleben s Jlietallarbeiteruerbaube? fürs lieh er
mahnte 43eifpiel Der allgemeinen 4lftorDrenifiou bei einer be-
ftimmfeu berliner giruta Dahin au?Deuten mürbe, Dap e?
fid) hier um eine trjpifdie (Srfdiciuung haitble. Vorläufig liegt
in Diefer .^inficht fein 05runD gitr 43cnnrubignng nor. Gb.eufo
fauu auch mieDerholt nor unbegrüuDeteu 4?eforguiffen hin«
fidiUid) ber 41 r b e i t e r e u 11 a f f iru g e n in Der berliner
s JlhmitionSinDirftrie nur getoarnt merbert. TaS $riegSamt
läfet e.S Dahingcftelft, ob jefct 30 000 Arbeiter in Diefer
Duftric mentger 6 ef^iiftigt fein mögen al? bor einigen Mo¬
naten, nermcift aber auf Die Si'ranfenfaffenftatiftif, aiiS Der
fid) ergibt, Daß bon einer HrbeitSlofigfeit in größerem ilnr
fange gar nid)t bie Diebe fein fann. abfehbarer 3 <üt mirb
fid) ba? and), trop gelegentlid>er Schmanfungcn in ber 3 abl
ber jemeil? in bei* DPhinitionsinbuftr.ie $ 8 efd)äftigten,. nid>t
änbern. Tie bielbeadjtcten Tarlegnngen (fohenS auf ber Ta¬
gung ber berliner SScrmqltungSfteHc beS Tentfrhen Metall«
arbeitefberbanbeS, bie biefer ihrer Tenbens nad>, mie fid) auS
einer fpiitcreu „ 43 ormärtS"« 4 Joti 3 herauSIefen (äfit, offenbar
nicht noH anfrediterhält, hvandhen fonad) nicht beunrubigeub
311 mirfen. 4(nfeerl)alb 43erfinS maren übrigens gfeiri)c 43e*
fiirddnngen bisher nid)t laut gemofben.
^rbfitgftter- irnii ilntfrnf(jiner#ftlȀnJ>f.
ÖeteiliguugSöerbot für Dieid)Shctricbc 011 fchUiarsctt Viftcu
ber Arbeitgeber. 43et Den 43eratungen bcS SWarinehauSljattö
im DleidjStage am 11 . 3>iai mürben mom Abg. 4ß e i n h a n f e n
erneute 43efd)merben iiber bie geheime gerne borgebracht, bie
bie ginnen einseiner ^nbuftriestneige an gemiffen flöhen
mittels bertraulidyer 3Ibreben über bie 4Hd)teinfteIhmg bon
Arbeitern unb 4IngefteHten auS Den ber 43erabrebung artge«
fd)foffenen betrieben ohne Deren auSbriicflicbe 3nftimmnng im¬
mer mieber gegen bie Arbeiterfd)aft anSsniiben fuchen. ?vnS*
befonbere ffagte SB e i n b a u f e n iiber baS S3eftehen fchmarser
Viften in ber Tanjiger ^Berftinbuftrie, an Denen jogar bie
.Üatferltd)e SBerft, nach gemiffen bebenfltd)en Anseichen 311 nr*
teilen, beteiligt fei. StaatSfeFretär b. (Sonette ermiberte
Darauf, er halte eS nicht für 3 uläffig, baft .(taiferlid)e SBerften
fid) an Abmadningen beteiligen, bie smifdjen Arbeitgebern ge=
fchfoffen mefben, um 4lrbeitern ber einen SBerft Den Antritt
S’-ir Arbeit an einer anbern 3 u berfchlicften. (Sr habe öen be«
treffenbeu 43ebörben nochmals entfprechcnbc SBetfung gegeben.
Tamit merben hoffentlich bie geheimen ^onhirrens«
Flaufein, bie bie Arbeiter unb Angefteflten oft mehr al?
„offene Mampforganifationen Der Arbeitgeber beunruhigen,
toenigftenS in ber äöerftinbuftrie,cin ^nbe nehmen> Da Die
4tid)tbeteiligung fo großer betriebe mie ber Slatjerlichen SBerf*
ten eine große Viide in baS geheime D?efc ber ^riPattncrftcu
überhaupt reißt.
®er IDeutfd^e Snbnftriefchu^oerhaitb hat fid) fräftig toeiter ent*
micfelt. 1917 finb.ihm 608 girmen beigetre.ten, fobnß je^t eine SWitgUebei*
gahl bon 7130 93etciebcn erreidjt ift. Tie bem 4?erbmtb angefdjloffenen
262 inbuftrielleii Vereine lnttfaffen ettoa 40000 43etriebe. Ter 43crbanb
griff bei 495 4lrbeit§)treitigfeitcn ein, Pon Denen inbeffen nur 76 in
3treif§ auSmünbeten. Ober fein Aufgabengebiet hinaus betätigte fid)
ber 43erbanb, an beffen 3pipe ber Abgeorbnete Dr. göpfeCBeipgig
fteht, auf Den berfdjiebenften (gebieten ber ^rtegStoirtfdhaft. Auf ber
©eneralperfammlnug in TreSbeu fpradh baS Tirettorialmitglieb ©ürger
über baS ArbeitSfammergcfep.
Ter herein ber Teutfiftcn Äaltiiitercfferiten gegen beu 43er=
banb Tcuttrfjcr .^anblttngSgehilfen. gu 4h*. 5/6 Der „4?erPauböblaiier 4 '
berichtet bei* Vcipgiger 4krbanb Tcutfcher ^onblungsgehilfeu über
ein Dtuiibidneiben ber .^aliiiiteieffentcn, fcns. per Dem Teitvitt 311
biefem Verbaut; tuaritt. Ter 43erbanb, bei* nod) nie - in Den 4 h’ r-
; L-.tdu ßemerffdiaftlidicr 43etätiflung geraten ift, fept fid) fdiarf gur
| 48f|r. llrfudie Des 4?orgebens Der Malitrerfe ift ba? Verlangen
, Der 4lrbeitvfleineinfd;aft faufmännifdK'r 4?crbänbe nad) Diegelung Der
Ok-baltcgragc Du cd) llntcrl)aiibl.ung Pou Partei 311 '-Partei. Ter 4 ht=
ein Der Teutfdjen .Slaliinterefieuten bat Dagegen feine Vlngeftellten
mobil 31t machen gefudd. Tatfädjlid) haben fid) Die Angeftclltiut
pon ettua einem Tupenb ©einerffd)afton bem SBunfchc Des Vereins
gebeugt unb finb ihren 'HcrufSgcuoffeii in Den dürfen gefallen. Tiefe
Angeftcllten haben gegen bie Pon Der ArPeitogemeinfchaft faufmän=
nifdier 4'crbänbe beantragte geiepikte (gebaltSgulagc Pon 88 'A p.
P'infprudi erboben, unb ferner gegen Die SSegnblung Der ttberftunbcu
unD 3onntag?arPeit. 4^efrcmblidx'i*meife ift biefe Eingabe aud) pon
i einer großen Vingahl tedinifdter 41 ngefteilten unterfd;rieten morben.
I Tie tn’rmallangen Per einseinen Maliu’erte IxtPen biefe Eingabe audt
| ihren Augeflellten mit Dem tirfuchen um Uiu-crfdjrift Porgelcgt. Tie
; 44ü v ln'3al)l Per Vlngeftellten hat ihte llnterfchrift nicht gegeben. ■
I VIn? einem meiteren 'Kunbichieibeu beS 4.’ereinS ber toaliintey-
j effenten Pom 20. April 1918 geht herbpr, Paß er aud) Pen 3lellung?i
I inedtfel bon Vderfbeamten uub Hirheitern gioifdien Witgliebsf.1* neu
j Des Vereins nidit ohne Poiherige '^erftäubigung •guiidten beu Tiref-
lioiieu Der 4lk*rfe bulDet.
807
Söjtale iPraji« imb «rdjiu füt «olttmoljtfaljtt — 1018 — XXVII. Sir. 48.
©rganir<rttottfn Jrtr Jlrtaiita, ©eljUffti, JtapePtUtai
tntfc jigm tett.
Die äßttarbeit ber Eemerffchaften an ben öffentlichen Auf¬
gaben hat fid) im priese beFanntlid) aufeerorbentlid) Pemährt.
Das hat icfet aitcf) Dr. ftr.ufe, ber SKcgieningSpräfibent t>on
SDüffeEborf, in bcr Anfprache marpt anerFannh mit bei* er am
5, guli ben neuen £>berbürgernteifter pon Effen, Dr. H- Suther,
bisherigen ©efchäftSführer beS Deutfchen StäbtetagS, in fein
Amt einfiibrte. Der 9tegierungSpräfibent Tagte it. a.:
„Eanz befouberS meifc ich Inn auf Me SWitarbeit ber Arbeiter,
ber Arbeiteroertrcter, Als Aegierunasgräfibent beS inbuftrie*
reichften 93ezirfS bcr 3Ronard)ie barf ich mir toohl baß Urteil ge*
ffatten, bafe baS ftufammenarbeiten m i t b c n Arbeiter»
oertretetu ttmbrenb beS Krieges eine Sujt urtb ^ reube
n>ar. Die üBerhanblungen tuurbcn immer f e h r f et cp‘l i d> geführt
hatten ein brauchbares Ergebnis unb führten zu einer Entmannung
beS SSerhättniffeS gmifchen Arbeitgeber unb Arbeitnehmer, bie für bie
Sitfünfi E-uteS oerfpricht."
. Diefc AnerFennung ift fehr erfreulich. Seiber .ift in ein¬
zelnen ©emerffdjaftSFartetlen in ben lebten Sßochen ein ge-
miffer Überbrufe an ber Sufamnienarbei.t mit ben SBehö.rben
Zutage getreten, teils meil biefe angeblich zu menig Erfolg
zeitige, teils ziwn Sßroteft gegen bie 93erfchleppung ber preufei-
fdjen 2BahIred)tSreform, teils and) aus noch anberen ©riinben.
Die ©eneralFontmiffion ber ©emerFf(haften ift inbeffen Pon ber
93iHigung einer berartigen 93erärgerungSpoIittF ber Orts»
farteöe ebenfo meit entfernt mie alle übrigen £rganifationS»
zentralen, unb aud) ber „9$ormärtS" bat fid) gegen eine Haltung
ber Kartelle auSgefprodjen, bie # ben Arbeitern ihren heutigen
Einflufe nur nehmen formte, im übrigen aber eine einbruefs-
lofe Demonftration märe.
3Cr b c ttf rfltniij.
Der ©efe^enthiurf betreffeKb ibie Arbeitszeit in ben 23äde*
reien ift Dom ^unbeSrat in feiner lebten 93oüfihung ange¬
nommen morben. 9ßir behalten tfrtS Por, afSbalb auf ben Ent-
murf eingehenb zurütfaufommen, ber hoffentlich bas als
®riegSmafenahme bitrchgtfährte 93erbot ber Nachtarbeit bauernb
gefeplid) feftlegen mirb.
JLrtrfftenrfrjlttyfnmg. ^arbulfnt.
$tt beutfdje $#jial6ctfid)ttintg int 3nf)te 1917.
iBon ©tabtrat H- boit granfenberg in Söraunfchtoeig.
Sßenn audh bie ®riegSPcrhäItniffc mit ihren mannigfadjen
SthmierigFeiten ein etmaS PerfpäteteS Erfdjeinen beS. üblichen
Jahresberichts beS Neid)SPerfid)erungSamtS über bie ©e-
fdjäftStätigfeit im abgelaufenen $alenberjahre 1917 mit
fid) gebracht haben, fo inufe bod) auf ber anberen Seite an¬
erkannt merben, in melcher 9Seife fich bie oberfte Spruch» nnb
$ 8 efd)Iufebehörbe bem Kriege unb feinen Anforberüngen anzu»
paffeu Perfteht.. Auf Schritt nnb Dritt, mopin mir auch ben
Spuren ihres 9SirfenS unb ihres EinfluffeS folgen, zeigt fid)
bieS aufs beutlidpfte, unb mir bitrfen ber Hoffnung AuSbrud
geben, baß manche 93erbefferung unb 93ereinfachung, meit über
bie Kampfzeit hinaus, in bic unfer 93oIF burch feine geinbe
hineingebrängt ift, Sert unb Geltung behalten mirb.
93ei ber 3ufammenfe^ung beS SfeichSber-
ficherungSamtS mirb biefe ©rmartung jebenfaßS in Er¬
füllung gehen: ^ie befonbere „(Gruppe für ^ranfenberfiche-
rung", bie in bcr Abteilung für $rdnfen-, Jnbaliben- unb
$interbliebenen-93erficherung int 93erid)tSiahre gebilbet mürbe,
hat fünftig in madjfenbern Umfange auf Jitanfpruchitahme zu
rechnen, ba ber Ausbau ber granfenberfidjerung fpäter burd)
Ermeiterung threS Rahmens unb ihrer Einrichtungen fort»
fchreiten mirb. S)ie fchon im 11. Jahrgang borliegenben „3 il o •
natSblätter für Arbeiterbetfidjerung", bie bon
älUtgliebern beS DteichSberfid^enmgSamtS herausgegeben mer-
ben, finb baburch ergänzt, bafe in jeber Kummer eine 9tunb-
fchau einen Überblid über michtige Ereigniffe in ber ©efefc-
gebung, SSermaltung unb JKedäjprecbung bringt. ES liefe fich
nicht bermeiben, bafe baS 3ufammenmir&n ber 93erufSgenoffen-
fchaften mit bent 9toten ^reuz auf bem ©ebiete ber erften
$ilfe auch im Jahre 1917 unterbrochen blieb, meil bie 93er»
anftaltungen beS Dfoten Kreuzes faft boüftänbig ber pflege
^ßermnnbeter unb im gelbe Erfranfter, fomic ber Angehörigen-
unb Sinterbliebenenfiirforge gemibmet merben mufeten. So
münfdjenSmert bie AuSbilbttng pon 93ettiebSheIfern ift, bie
butch iht Eingreifen bei HnglüdSfäüen bie Unfallfolgen z«
berminbern imftanbe finb, tritt hoch biefe 2 fufgabe emftmeilen
bor ben bringenberen Anforberungen in ben ®intergrimb, biö
ihre Seit mieber gefommen ift. ä)afe ebenfo bie ^>ienftreifcü
ber 9Kitglieber beS 9teichSberficherungSamtS mögen bcr ,^napb’
heit an ArbeitSFräften nnb mögen ber 93erFchTShinbcrniffe ein-
gcfd)ränft mürben, barf als boriibergehenbe Erfchemitng be¬
trachtet merben. 2)ie bielfachen Anregungen, bie nuS bem 93er«
Fehr mit ben IHjrperfchaften berfchiebenftcr Art innerhalb unb
aufeerhalb beS ^eutfehen 9teid)S fidh ergeben, finb 511 mertboü,
als bäfe bauernb auf bie 93eteiligung in früherem Umfange bei*
Zichtet merben Fönnte. Xafe befonberS baS ^leinmohnunflö*
mefen, bie Iänbliche 9SohIfahrtS- unb ^eimatpflcge nnb bic
Arbeiten beS ^eichSauSfchuffcS bcr $riegSbefcbäbigtcnfürforge
eifrig geförbert, unb bafe bie 99eru,fSberahtng imb -auSbilbtmg
Fräftig unterftüfet mürben, ift als erfreuliche ^tatfache herbot*
zuhebeit. 9ßichtig ift auch bie Betonung, bafe bie Ianbmirt*
fchaftlid>en 93erufSgenoffenfchnften burch ein Sftunbfchreiben ei-
fucht finb, lanbmirtfdhaftlich ungeübte fßerfonen (z. 93. 9ßei6*
liehe, Jugenbliche ober ^riegSbefchäbigte) nidht mit Arbeiten
Zit befd)äftigen, benen fic nicht gemachfen finb.
Ein ganz neues ©ebiet ber Sozialberfidherung mirb er¬
mähnt, beü beffen AUSgeftaltung baS'9tetch§berficherungSamt
begutachtenb unb für bie Durchführung beratenb tätig ge-
morben ift: bie AuSbehnung ber Unfaüfürforge auf bie-Ee«
mährung oon Sterbegelb unb Hinterbliebenenrente bei Ee*
funbhcitSfd^äbigungen burch aromatifche 9titro-93erbtnbungen
(58erorbnung beS 93unbeSratS Dom 12. OFtober 1917). Diefc
atterbtngS nur für bie Dauer beS Krieges getroffene Ermeite»
rung ber UnfaHberftcherung auf eine gemerbliche 93erufS-
FranFheit ift btelleicht ber Vorläufer für manche ähnliche
Anorbnung unb mirb in iht‘en 9BtrFungen beShalb in 8 uftwft
näher z» prüfen fein.. 99emährt fie ftd), fo fchminbet bamit
mohl manches 93ebenFen gegen baS Hinübergreifen ber Unfall*
fürforge in bie ©emerbehpgiene unb bie Entfd)äbigung bauernb
butch ©eme tbeFr an Fheiten ©efchäbigter. 'Dtb’fcftiöit-
rige grage, inmtemeit bic Arbeiter beutfeher Unternehmer in
ben befepten auSlänbifchon ©ebieten bem 23erficherungSzmange
unterfteUt finb, gab zw häufigen Erörterungen Anlafe, bei
benen bte gröfeere ober geringere Selbftänbigfeit beS Unter¬
nehmens im AuSlanbe entfeheibenb Z« fein Pflegte; immerhin
bietet in ben gällen, in benen baS auSlänbifhe Unternehmen
nicht als eine „AuSftrahlung" eines inlänbifcfym Hauptbetriebe«
angefehen merben Fonnte,' bie 93unbeSratSPctorbnung bom
24. gebrttar 1917 über 93crficherung ber im baterlänbifchen
HiWbienft 93efchäftigten bie 9WögIid)Feit, ben beutfdben Ar¬
beitern unb 93etriebSbeamten eine giirforge zwteil merben zu
taffen.
Diefein allgemeiner gehaltenen Deil beS ©efd)äft 5 '
berichtS fchliefeen fich bie Abfdynitte über bie einzelnen 93er*
fidherungSzmeige an.
9BaS bie Uitfallberficherung betrifft, fo ift bie 3abl bcr
getoerblichen (68) unb ber lanb= unb forfttoirtfhaftlichen. SöerufS*
genoffenfehaften (49) biefelbc geblieben, toäprenb bie SapI ber
urob Staats=, ^robtnztat= urtb ©emeinboauSfiihtungS6ef|örben bon
569 auf 572 geftiegen ift. Die bcrfid>erten 93etriebe unb s #erfoncn
n>eifen im allgemeinen eine geringe 'Abnahme (um runb 19 000 'be¬
triebe unb 105 QOO Sßetfoncn) auf; nur bei ben 2luSführungSbebörben
hat bie ^erfonenzahl um runb 37 000 zugenommen. Die berauS*
gabten Entfchäbigungen (Aentcn uftb.) luachfen nach einem borüber*
gehenben, mit bem ÄriegSauSbrud) zufammeufallenben Aiidgano
(1916) bon Saht 8U ^ahr unb tjnfen bie Höhe bon 181 276 564 M
(gegen 177 026 012 Ji im Vorfahre) erreicht. 93emer!enSb>ert ift ba-
bei, bafe fomohl bie 3 a hl ber 2terlepten (848 005) mie bte ber ins-
gefntnt mit 93ezügen cruS bcr UnfaEbcrficherung Schachten (1 100 008)
eine — freilich nur Heine — Abnahme zeigt.
Die 9techtfprechung in Unfallfachen nahm bte Kräfte beS
^eich^rficherungSamtS nicht mehr in früherem Umfange in
Anfprud); bie in ber 9t930. Porgefehene SöefchtänFung beS9techt^
mittels beS SfteFurfeS ift mehr unb mehr in bie Erfdieinung gc.
treten. Sdjon im Jahre 1915 betrug bte Abnahme 30,13 0 . i
1916 8,80 u. Hv 1917 ftieg fie mieber auf 21, 17 P. H./ fo bafe
nur 4167 SfteFurfe unb Einträge (1914 noch 8301) im 93erid)tS*
fahre anhängig mürben (1910: 25 880!). Die gemerblidie Un«
faUoerfidherung iibermiegt mit ihren Streitfachen mie bisher
fehr erhebli<h.( 86,8 p. HO gegenüber ber Ianb- unb forftmirt-
m
Sonate $runb ilrd^ib für ©olismohlfoi)tt — iöi8 — XXVÜ.SJr. 43.
67,0
fdjaftlidmn Sätigfini ( 13,2 v. $.). Sie geminberte Arpeit^laft
mkb beit toielbefdjäftigten AmtSmitgliebeät eine nnüfommerte
Gelegenheit baau geboten haben, bie 9^e{te auS ben Vorjahren
nach SAöglichfeit au erlebigen, ja, eS ftmrben im- VeridhtSjahre
eingelegt unb fchon erlebigt 44,u ü. ber Streitfälle, mährenb
1915 nur 22 ,04 0 . 1916 35,27 b, £>. bieg ©cßidfal hatten.
ben Erfolgen beS AedhiSmittelS ift nur eine nntaefentlidhe
Verfärbung eingetreten: bie gahl bet Veftätigungen hot
aiemlid) gleichmäßig bei ben Aefurfen ber Verfidjerten unJb ber
VerficherungSträger angenommen ( 82,2 gegen 81,2 b. unb
55,4 gegen 54,4 b. &). ©te iiberfteigt bömit bie Vorjahre,
ebenfo toie an Suriidbertoeifungcn an baS OberberfichernngS-
amt ober ben VerficherungSträger unb an böüigen ober be-
fchränften Abänberungen ein Siefftanb erreicht ift, ber in ben
Vorjahren, nicht au beobachten mar.
gür bie $nvatibe-n* unb §interbliebenenver*
f iehernng ift bie geftfteltung $u ermähnen, baß bie Saht ber btS
jum 31. Seaeuiber 1917 fe ft gefegten Renten auf 4199 672
(gegen 3 630 685) geftiegen ift. ©efonbetS ftarf finb hi« rät f«ü
Kriegsausbruch bie SBaifenrenten beteiligt, bi« bon 25 919
(1913) auf 30 240 (1914), 107 99£ (1915), 112 671 (1916) unb 96 229
(1917) angemachfen finb: bie laufenben SBaifenrenten hoben fo*
gar naheau bie aehnfaqe £af)l erreicht unb finb von 37 774 (1918)
auf 359 060 (1917) geftiegen. Sie reichen SWittel ber SanbeSVerftdbe*
rungSanftalten mürben fomohl au Seicßnungen für bie Kriegs*
anleihen (etnfdhließlkh ber 7. Kriegsanleihe 1 SAiüiarbe 134 2Ril*
lionen äftarf), mie aum Ausbau beS Heilverfahrens bet KriegSbefdjä*
bigten unb bei anberen ^Serfonen, aur ätefämpfungber Suberfulofe, bet
©cfdßtechtSfranlheiten unb anberer ©olfsfeuchen, aur Einrichtung unb
Ermeiterung gemeinnüßiger Anftalten u. bergt. in auSgiebigftem
SNaße bienftbar gemacht, ©ehr banfensmert ift te HiwmeiS beS
AeichSVerfid^nmgSamtS in einem Aunberlaß vom 15. 2tfära 1917 auf
ben ßanbaufeniholt bon Kinbern ber ©tabt* unb $n*
buftriegebiete: bie mit bem Kriege verbunbenen ErnäljrungSfchmie*
rigleiten unb bie gürjorge für ben Aacßmuchs im beutfehen ©olfe
legen uns bie 93erütffichtigütig berartiger Anregungen bringenb nahe,
unb bie Erfolge, bie mit ber Unterbringung ber ©tabtünber in Iänb*
liehen ©erhciltniffen eraielt mürben, ermutigen iroß mancher ©törun«
gen baau, fortgefeßt auf bie SBicberljolung ber fcgenSreichen ©er«
anftaltungen hi»3umirfen. Sie ©efamtfnmme bex bon ben ©et«
ficherungsträgeru bis aum SahoeSfdjluffe für gemeinniißige Smerfe
aufgemeubeten Mittel -ift bon 1351 406 317 *JC . -.(1914) üb#*,
1412 068 262 (1915) unb 1434 852932 M (1916) auf
1492162406 M geftiegen, mirb alfo inamifchen 1^ aftiüiarben be¬
reits überfdjritten haben.
Vei ber Aedjtfprechung in Jynbaliben- unb Hinter-
bliebenen-VerficherungSfachen ift eine mäßige Qunahme (um
8,50 b..®.) feftaufteüen, mobei bie Älterer entenfachen, berur-
facht burd) öiß Herabfeßung ber AlterSgrenae auf baS 65. ße-
benSja.hr, bon 57 (1916) auf 158 geftiegen finb. Auch hier ift
bie gesteigerte Aufarbeitung ber 3^eftc im VeridhtSjahre (2320
gegen 1959 im Vorjahre, aifo 18,43 b. mehr) burchauS an«
auerfennen* Sie Erfolgatffern aetgen hier ähnlich mie bei ber
UnfaUberficherung einen fortgefeßten Aiidgang für beibc
Vorteigruppen (78, 14 b. £. Veftätigungen gegen 80, 41 b. $.
fm 93orjahre).
Auf bem ©ebiete ber ^ramfenberficherung finb
84 ©achen (1916: 109) in 13 ©ifcungen beS 93efdhlu6fenat§ et«
lebigt morben. Sie ©bruchfenate hielten 37 ©ifeungen ab unb
erlebigten-209 (1916: 303) Stebifionen, mährenb nur 59 (68j
it\ä neiie ©efchäftgiahr übernommen morben finb.
Abgcftuftc Seuerung^sulagett a«m ^ranfettgclb. 93on ber
iSerorbnung beä 93unbe§rat§ bom 22. 97obember 1917, bie ben
®ranfenfaffen' geftattete, ba£ ^ranfengelb bis au ber ^öchft-
gvenae bon % beS ©runblohneS für Verheiratete unb ßebige lo¬
hne nach ber ^inberaahl abauftufen unb gufchläge aum^ranfen«
gelbe aumat für bie.nieberen fiohnftufen au bemilligen, höben
fehr biele gröfeere ®ranfetifaffen bereits Gebrauch gemacht.
Sie OrtSfranfenfaffen ©ßieSbaben, Elberfelb unb Süffelborf
ftufen baS $ranfengelb nach ber Qafyl ber i^inber ab. ©ie aahlen
3 . V. an Sebige bie Hälfte beS ©runblohneS als ®ranfengelb,
an Verheiratete mit 1 bis 2 ®inbern 60 b. an folche mit
3 unb 4 ^inbern 70 b. unb an folche mit mehr ®inbern
75 b. & SaS $auSgelb (bei Unterbringung beS Kranfen
in ein .^ranfenhauS) mirb in gleicher äöeife abgeftuft. Anbere
.^ranfenfaffen gemähren fefte 3ufcf)Iöge aum ^ranfengelb, fo
aahlen faft alle @ro6«Ver!iner Waffen feit 1. April 1918 in ben
amei niebrigften Sohnflaffen einen 8ufd)lag bon 25 Vf-, in ben
amei nächftfolgenben klaffen bon 20 Vf. täglich. iu,ben höheren
^[gffenrabec^ichtS; Ahultd) ; gleiäurrä^ige 8ufchlägc,.beftehen
in Öeipaig. Königsberg, VreSlan lifm. SteÖrtSfrnnfeufaffe^alle
a. ©. hot für bie Verficherfen, gfeichbtcl in meldhen ßohnftufen
fie fi.ch b?fhtben, bie berhetratet finb ober einen eigenen $auS*
ftanb führen; bäSKH'anfengelb um täglich 25 Vf., für Verhei¬
ratete, bie amei ober mehr K'tnber im Alter bis au 15 Sdhten
auS ihrem ArbeitSberbienft bisher unterhalten höben, um täg¬
lich 50 Vf. erhöht.' Sie gleidhen Sulogen erhölten auch bie
. 3i6Öchnerinncu. SaS firib 3J7afehahmen, bie überall 97adhfoIge
finben foüten. Seiber fehlt eS hieran aber bei bielen Kran«
fenfaffen,' inSbcfbnbere bet ben fletneren Waffen, npdh gana.
obmohl bei unaureidhenb’er Einnahmegebarung auch öie Sftüd«
lagen ber Waffen für biefe Sulögenorbnung in Anfpruch ge¬
nommen merben bürfett. ES foüten bie Arbeiterpertreter in
ben Kranfenfaffen ihren Einflufe geltenb machen, um bte uner¬
läßliche Anpaffung ber ^ranfenunterftiihung an.bie Steuerung
au bemtrfen.
Keine ^mmltbeturerflfheruttg ber ruffifdM^lnifdjten 3eitarbeiter.
A-ad^ einer Entfärbung beS AeichSberficherungSermiS bom 15. Alära
1918 unterliegen bie feit KriegSwuSbruch in ^eutfthlanb aurüdge«
haltenen ruffifcb^olnifcben ge.itarheiter auch nöc h Kunbgebung
über bt« Errichtung ein-e@ Königreichs Voten bom 5, Aobember 1916
ber ^nbalibjenberft^etHng nicht. Auch § 1233 A©C., toonadh ber
VunbeSrat beftimnien lann, baß AüSlänber, benen bie Vehörbe beu
Aufenthalt im ^nkmbe mir für eine beftiminte 3>auer geftattet hot,
berfidherungSfrei finb, ift auf fie nicht anauloenben. — ES bliebe
bod^ au ertragen, ob Seulfdhfonb bei bem borauSfichtlich ftatfen
Sanbarbeitermangel ber ÜbergangStüirtfd^aft nicht burd) AuSbehnung
ber SBohltaten ber ©oaialberfidherung auf bie ruffi[ch*polnifchen
Arbeiter, bie hoch nun teimesmegs mehr als 3 i eitarbeiter angefchen
merben tonnen, biefe bauernb für bie beutfdhe Sanbmirtfdhaft au ge^
toinnen berfttdhen unb augleich' bie itadh Voten aei'ttbeiiig hehufehten«
ben au Vionieren beS foaialett VerficherungSgebanfenS im Ofteii
machen foHte.
^ie einheitlich« UnfaUberficherung in ben norbifchen ©taateu
bitbet ben ©egenftemb bon Vefprechungeivin Kopenhagen, an benen
©ertreter ber bänifchen, fdhmebifchen : 'Unb nortregifdhen AetchSber«
fidherungSanftalten * teilnehmen. ES follen gegenfeitige ©erein«
barungen über bie .AtJöeiUtunfafibi^iichetimö auSgearbeitetimbJÜoc-
bereitungen aum : änfßuimentritf bejc biecten itb^bifchen Unfaffpet*
ficherungSfonferena^getroffen mjerben«,. / ... .
< - !■/*« j'\ _ i*..1— L n~ ni^ : , r \ t[l \ i i '•r-. ..••t; : . ;. •
24e bebülferungSpolttifchen ©efebenttoürfe aur Velämpfung ber
©efchlechtStrantheiten unb bie SAaß nahmen gegen bie©cxhtnberung
bon ©eburten (bgt. ©p. 333) finb öur<h einen britten aut 4. $uli bom
93unbeSrat gebilltgten ©efeßentmurf ergänat morben. h a »pt«
fächlichften VefttmmungerkbeS EntmirrfS gehen bahiu, baß Eingriffe
ooer ©erfahren aum ber Vefeitigumg ber ^emgungS« ober
©ebärfähigleit elitneS anberen ober ber Rötung ber grucht einer
©chmangeren nur aur Abtoenbung einer fchmereti, anbcrS nid)t au
befeitigenben ©efahr ^ür ßeib ober ßeben ber behanbelteu Verton
auläffig unb nur einem ftaatlid) anerfa-nnten (approbierten) Arate
erlaubt finb. ^n allen anberen fällen erfolgt fdauere ©eftrafung.
2>ie beibeit auerft genannten ©efeßentmürfc merben auraeit im
AeichStagSauSfdhuß für löebölferungSpoliiif burchberaten; ber britte
Entmurf ift am. 6. ftuft ohne Erörterung in ber ©ollbetpimmlung
angenommen unb gleichfalls bem AuSfdjuß für ©eöölferungSpotitil
übermiefen. •_
piiljjuntgs- und gadfufrugfn.
t.
^rirgSttoigefehe unb VHlitännaßnahmett aut VJohitungS-
fürforge. Ser Jbraunf d)toei gi f che ßanbtag höt einem
bon ber Aegterung etngebrachten StriegSn-otgefeß aut
SBohnitngSfürforge augeftimmt.
^>ie mefentliehen ©eftimmungen beS neuen ©efeßeS geben im
gälte einer SBohuungSfnappheit ber CrtSpoliaeibehörbe im Einver¬
nehmen mit ber ©emeinbebehörbe (©tabtmogiftrat ober ©emeinberat)
baS Aecht, ben Eigentümer n ober fonftigen ©erfügungSberech*
tigten bon ©runbftücfen a u f 3 u g e b e n, I e e r ft e h e n b e 9® 0 h «
nun gen ober teerfteheubeAäume .(Säben, ©t>ekher u.
bgt.), meldhe bisher au SSohnametfen nicht gebient hoben, aber ohne
©eeinträdhtigung ber mefentlidjen ^ntereffen ber SWitbemohner a u .
einet SBohnung eingerichtet loerben lönnen, ber ©emeinbe au über«
laßen aur ©ermietung an gamilien, bie teine SBohnung finben
fönnen. gür ©eränberungen unb ©erfdhlechterungen ber Aäume ift
bie ©emeinbe fchobenerfaßpftichtig. Sie ©emeinbe ift verpflichtet,
bem Eigentümer unb fonftigeu ©eteiligten für bie entaogene Außung
ber in Aufpruch genommenen 2 Bol)nungen ober Aäume eine monat*
lieh ober Vierteljährlich im voraus achtbar# Entfchäbigung au leiften,
SieS Äotgefeß bleibt bis amei ^ahre nadh 93eenbigung b^ Kriegs«
auftanbes befteh«n. , ,
07 r
(Soaiölc-tmb ftrd&iü für — 1918 -, XXVII. #r. 43.
Dicß Siotgefefe I)at infofern öriutbfäfclidye 33ebcutiing, olß I
hier ber in bei* braimykifyüKMoiydycn fiajibfdxiftöorbnung ge- j
ft)ährleiftetc (Snmbföfe ber Hnbcrlc$ltd}fcii bei* ^riüütred)te
buvdybrodien ift. Eß fönnen nlfo auf ©runb biefcß !tftotgefefceß j
auf bent (Gebiete ber Söohnungßfvage ähnliche behördliche
Eingriffe erfolgen, U>ic fie auf ben Gebieten beß Ernähtmtgß«
unb $efleibiinqßtt>cfenß infolge ber Sh’icgßnötc bereite gang
unb gäbe finb. $ci ben 2}ert)anblungen mürbe bic auf ber*
fdyiebenen Seiten bot* bau bene ftarfe C^cgncrfcbaft gegen baß
Sfotgefep bot* allem bnrd) ben $imueiß gum Wariygcbeit gebrad)t,
baß im $alle einer Söofmungßnot bfe M i 1 i t ä r b'e h Ö r b e
cingrcifett ttnivbc, unb ghwtr bann in biet fdxirferer 359eife, alß
baß ©efeb eß iVorfelyc.
Sn meldjcr. Sßeife bieß Eingreifen berMilitär*
bchörben erfolgen fann, geigt ewne Mitteilung ber Söreö-
lauer „39oIfßtt)ad)t":
»$eU?berg, 27. $uui. ?fm 1. Cftobcr werben *'80 Familien
au ber Stabt ohne SBotynung fein, (inte miliiärifdyc ßomniiffiou mirb
Don <pauß 5 U Ipauß geben unb bort, top bic nötigen Släume not*
banben finb, beit obbacfylofcn mitten eine Wohnung anweifen."-
9fufniipfenb an biefe Mitteilung tritt bie „SBolfßtoadyt"
bafiir ein, bafe bei fteigenbem Sßohnungßmangel and) eine
9lrt „Stationierung" ber Söofjnungeu eintreten niüffe, genau
mie auf bent ©ebietc ber Ernähntnqß* unb 33eäeihungß*
fiirforge.
Sind) bnrd) SSerbotc bon Mietß ft eiger. ungen
n tt b M i e t § f ii n b i g u n g e n haben berfd)iebene General*
foininauboß bereite auf bent 05cbict ber SBohnungßfrage ein¬
gegriffen. föürglid) ift ein fold>er Erlaü für ben VII. töorpß«
bewirf Münfter, ber bic rhcinifdv-meftfälifdyen^nbuftrie*
gebiete mufafet, ergangen.
Ein Lehrgang für Söofjnungönuffirfjt unb 2SoI)iuiugßpflcqe
ruirb in ber erften £ftober-2ßodye in 39erlitt bott ber Zentral-
[teile für $otfömoI)lfaI)rt int Einvernehmen mit bent prenfü-
fdyen Staatßfommiffar für SSohnungßtoefen beranftaltet. Der
Lehrgang fontrnt einem 33ebiirfniß entgegen, ba feit Xnfrafi-
treten beß $reufe. Söolynnngßgefcbcß, mcldycß bie Erridytnnq
von 5öohnnngßäintern unb Einführung ber SBofynnngßanffidyi
borfdyreibt, bie Siadyfrage ttady geeignet borgebilbeten Straften
'für biefe Aufgaben toadyfett mirb..
Da» norläufige Programm beß Sctyrgangeß umfafot einen alU
gemeinen Deil mit üßorirägen über bie gegenmärtigen ^nftäübv im
Wohnungßmefcu unb ihre Stücfmirtung auf bie i’lUgeineiuheit, über
bic Eutmicflung beß Wohnungßmefenß mit ben ihm innemohneuben
Sdyäbeu, bie Mittel gut 3krbcfferung ber Söohuungßocrhältniife unb
bie gorberungcu ber tt bergan gßmirtfcfyaft,. fptuie einen fpegicllen Dcil,
ber Erträge über bic gefeplidxm unb tK*maltungßredytlid)cn Ernub«
6*2
| Jagen ber Sikhnuugßaufiidyt in ben einzelnen '-Uuubeßjtaatcn., über
I bic Crgauifatiou bcrfelbcm im einzelnen, über bic eigentiidyc s Prcu;iv
ber 22 ahnung§aufftd}t unb Wohuungopflege, ben WohnuugßmKhmeiß.
| ufw. borfielyt. 21 n bic Vorträge werben fidy Demonytrat innen in öcu
0 )rüf 3 = 3 >crliucr SSkbmingßämtcrn unb SXfidytigungen guter, tum bei
gerneinnüjjigen -^emtätigfert erftellter, fomie alß ©egcnftücf bagu
einer Steife mangelhafter Wohnungen aufdylicfecn. Vfnmelbirngen
nimmt bie Eefdjäiftßftcllc ber Hentralftcüc, Berlin W, 2lngßfmrger
Str. Bl, entgegen.
Die rt'öffocritng beß 2trbeitcrn)otynmtfl#mefcnö in Sdyleficn für
^ubuftric unb fianb)üirtfdyaft läfyt fidy baß Mncgßmirtfdyaftßamt in
39 rcölau angelegen fein. Ec« lyat ^auberatungc^ unb ^ri'tfungc-
ftcücu cingeridytet unb mirb für bie alß notmenb'ig erfaunteu bauten
aitdy bie. Freigabe ber Mniftoffe beantragen. Eß füllen in nädyftcr
3cit in 29reßlau ruirb 4(K> Raufer für ivleinmohuungeu ^ur Ertid ) 5
tuirg fommen, in Cberfdjleften runb 1200 unb in Stieberfchleficn
runb 700. 2(uf ber im ^verbft innerhalb ber 3?teßlauer Mcffc flatt-
finbenben 2 lußftellung für ?lrbcitcr= unb .^Icinlvohnungßhäufer tuer--
beu eine Stcilyc neuartiger fdylcnfdyer 3i'ühnha.ußmuHer, barunter
audy leicht 51 t erbauenbc Mürfhäufer, gezeigt mcrbc.u.
gitrrnrtrtljf Pittfilungrn.
Sille ncuerltf)iencnen Bücher, bie ber Schriftteitung jugefanbt trerben, roerben hier
Derjcidjuet. Die roeitcre ©cfbredyung einzelner ©dyriflen, hier ober im §auptteil
ber »©ojialen ^ßrafi<5*, behält fid) bie ©(hriftlcUung oor.
Ü b e r g a n g ß m i r t f dy a f t unb D e ;; t i 1 a r b e i t e r. 3 km
Jpennamt 79 ü d e l. D^nffdyrift beß Deutfdren DertUarbeiter-
3 krbanbcß. .'peraußgcgebcii im 2 luftrage feiner Xtommiffion
für 'ÜbergangßtDirtfdyaft. Berlin 1018.
Die Sdyrift gibt äunächft eine Darftcllung ber Düjtilinbuftrie
im Siriegc unb ber 311 ihrer IHufredytcrhaltung getroffenen Ma߬
nahmen, bie Strecfung ber ^ortätc, Jyörberuug ber Erfapftoffiubuftrie
uftn. unb geht bann 31 t ben Problemen bx’r Übergäugßmirtfcbaft über;
ber Söfuug ber yBebingungen ireß 20 irtfdyaftßlebenß, baß ^urüd*
ftrömeu bet 21 rbeiter auß bem ^yelbc, bic SLkrfdyicbung beß tncibliificn
.Vlrbcitßmarftcß, ben 2 lußtanfd) ber männlichen gc^>cn bie mciblidtc
Slrbeitßfraft, bie Unterbringung ber .^ricgßbefchäbigten in frudm
bringenbe AUrbcit, bie Stegelnug ber Iklynfrage, bic Siohftoffl>cychuffunfl
unb Umfdyaltung ber betriebe, bie Vlrbcitßlofigfcü uftn. Um alle
biefe fragen 3 U löfen, mirb ein meitgehenbeß-E t n g r e i f c u ber
Staatsgewalt in beäug auf bie Siegelung bei Jßrobuftiou, bic
gefeplid>e fyeftlegung non Minbeftlöhuen, bic Einführung beß Hfht
unb Sieitnflunbentageß, baß Verbot ber überarbeit für 2 lrbetieriHm'ii
unb xsiigenblid>c, beit gefunbheitlidjen 2(rbeiterfdyup, bie Mutter*
fdyaftßhilfe, bie VlrbcidßnermiitlUug unb . 2 Irbeitßlofcnuiiterftübung
geforbert.
^sn einem jjmeitcu Dcit finb umfangreiche yohuftatiftifen gm
fammcugeftellt, bie ben Siadytociß erbringen, baß bie 2 lrteitßlöhnc in
ber ß'ejtilinbuftrie nody im Januar 1017 auf einem erfchrecfei^
nichtigen Siiucau ftanbeu unb in feiner Slkife ben Dencmngßuerlyält
niffen gerecht mürben. G.
Die 3eitfthnft ,,§ro?iale Vf ari* uttb ^rrtriw für £!oUi*u»tflylfrtlfrt“ ift bnrd) ade üöudyhaublungcn uub s }k)tämter (ipof4citimgßnimuner 7137) gu beziehen.
Etnsclnummer 35 Der Slngeigetipreiß ift 45 ;pf. für bie Diergefpaltene ^ctitgcile.
® erlag t)ott (ft tt ft a o Jifc^cr t tt 3^««*
3>or furgem erfdyien bie btittc umgearbeitete unb erweiterte Auflage non
®on
l)r. Kubolf (Eberffabf,
orbeutl. .v'onorarprofeifor nit ber SUmigl. ,vnebrid)*3ÖUhelm«Uninerntät \u Berlin.
Mit 148 Dertahhilbiincten. $rei§: 1<> Mcirf, geh. 19 Marf 50 ^f. (X, 090 6. gr. 8°.) 1917.
Diefeß Stanbarbinerf, baß fehl’ fchndl gu lnolyIbcrbientcnt 1 Daß cpodycmadycirbc ^aitbbuch beß 20 ohnungßmefenß uub ber
Sluf gelangte . . . (.Siomnumalblatt für Ehrenbeamte 1911.) 2i?otyuungßfrag'e ... ' (Jedyulfdyeß (SkmeiubeOIatt 1911.)
Äölnifche Leitung nom 12. fyebruar 1911: ... Unter biefen Dlyeofettfern beß SOohumtgßnroblemß —■ im heften Sinuc gefagt —
hat fidy $rof. Dr. Stub. Eberftabt fdjon lange eine fiilyrenbe Stellung erobert. Sein £mnbbuä) beß ^ohuuugßmefenß unb ber Wohnungsfrage
lyat tnohl bißher aut nmfangreidyiteu unb griinblidiften baß 20ohnungßprobleth behanbelt uub tnuu auf ben Stuhmeßtitel c.incß Staubarb-
merfeß mit Sietfjt Slnfpruih machen. ...
Slerantirortlitb für bie Schriftleihing: Dr. C 11 b tu i g $ e h b e, »erUn^nmcioalb. - 93erlag: ® u fta P g i f * e r. $cnn. — ^ebrueft bei $3 u l i h ß S i 11 c n f e l b. .fcoflnidibnitfct., 33etlw W v
/w>
XXVtl.
ferlra, »nt i. Jluguft 19i8.
g^taio $}xaxi&
mtfr
girrt)«* fnv
Jjtmmnrr 44.
frftyetitt an f tbm Domuritiig.
f trifft W», JtoUtnDarnir. 29/30
jf*ntfpr*djm Amt ttaJUnlnf >809.
gtrftttjgtbtr:
ftr*f. Dr. ®. |ramkt uni |jraf. Dr. ftfr. |imntermann.
f)ret§ üUrUl|filjrlM) 4 JBtarb*
QirUfi
«nfUin $if jfctr, Jena.
Ö<mfpre(^er 68.
$nj}alt.
2ie $optif bc« 4.Slu0uft. . 673
3ur 9ieuorbnung beö genjerb-
I i d) e » SlrbeitgDertragc«.
3Son 2JtogiftratSrat ftBölbltng,
©erlitt..676
©efcllfdaft für Soziale Stefan».
3*tentatt<male ©ereittiguiig (Ir
flcfelli^en ftrbcHerfcbttfe . . . 678
Sa« ©ußetitt bc£ ftnlernationalert
Aibeitöamte«.
HSgeuteine eaiialpntHif .... 679
3toei beöölferungajjolittf cfje
©efcfcenttDürfc in reufeen.
Sic Siatjuregelung in ber Staligefefc*
noocUe.
ftärforge für ftriegd6c(d|8bigtc unk
£eimfe$veitt>e Jfrfcgcr ..... 681
&eucntng«jjulagen ju ben SUriegS-
befdjäbigtenreuten.
lo^nbencgiragen nnb Arbeit*-
ftepfe..681
Sie ©crgarbeilerforberungeti.
©ifeubaljnerftretr in ber Ufraine.
2fiunition«arbeiter[lvclf in (Jnglanb.
tfoljnberoegung in ben Öonboiier
§äfcn.
Ser größte Streif ber Sd&tocia.
Crganifattoneit ber Arbeiter, ©e*
kUfeni ttngefteOte» *mb ®e*
amte».683
Sie (fcntfdjloffenljcit ber ©etuerf-
fdjaften 5ur©aterlanb*Derteibigurtg.
Sie freigetücrffdjüftlidjcn £rt«far»
teile.
Sie ©nttottfelung bir (S^riftlic^en
©etücrffdjaften im ftriege.
Sic briiifcfjert Arbeiter gegen bie
®erocrff(f)aft$interitatiouaIe.
Arbcitcrfdj«*.684
(Srtoeitcrung be« Arbeiterin¬
nen- unb 38ödjiieriinten*
4tbufce* in granfrei<$.
©enoffenfcfiaftaioefett. 686
Ser 9tcid)§öcrbanb beutfdjer fttnijuut»
nereinc (Site Möln).
«BoftlfafcrtdetiirirfMiinge» .... 686
Sie SBofjlfatertifdjule ber Stabt
Äöln.
ßiterarlfde SWitteUiutgen .... 686
Abbrud (ömtltcber Auffäte« ift geihmgen unb Settfärifi*« geftattet, jeboc§ nur
mit ooßer Quellenangabe.
5« Politik J>fs 4. ^M 0 »p.
9^ocf> oerrnag nientanb bic gcfd)id)tlid)e' £ragmeite ber
(sntfdheibungen 311 ermeffen, bie in ben oier fahren blutigen
(SntfehenS, bie mir nunmehr burdjlebt haben, gefallen finb.
Söir ahnen nur bie ©röfce ber Seit, in ber mir flehen, unb, fo-
fern mir nicht ggna Verhärtet aber non beS 2lßtagS Sorgen,
abgcftuimpft finb, fleht uns aßenthalbcn baS S3ilb berer oor
Slugen, bie in enbloS ungenannter (Sebulb unb Selbftiiber»
minbitng für bie $eimat madhen unb marfchieren, fätupfen,
leiben unb fterben. Shnen batrfbar au bleiben, fcheint unS
hödjfte Pflicht für 23oIf unb Staat. Sehenbiger aber benn je
brennt an ber Sdjmeße beS 5. $riegSjahte3 in unS bie <$c-
mifeheit, bah nur Z a t c n ber £anf für baS, toaS braufeen an
ber Sront geleiftet mirb, fein fönnen.
ilcine £at ift unb bleibt Oorerft notmenbiger als baS
m 1 11 e n £ ft a r f e SluSharren b i S 3 u m Siege ber
beutfdjen SBaffen. ißoeh hoffen fiinfunbamanaig &einbe auf
unfere ^ieberlage, unferen Swfanintenbruch; noch oerhöhnen
bie feinblichen Staatsmänner, geftiibt auf baS Vertrauen ein-
fidhtslofer Waffen, jeben beutfehen 25erfuch, au einem balbigcn
dnbe bcS öraucnS au gelangen. So bleibt uns feine Sßahl.
2 )ie Heimat aber ift ber fiegenben Kämpfer nur mürbig, meim
fie biefe SloangSlagc flar erfennt unb, ocrautmortungSbemu 6 t
gegen fünftigeSahi*hunberte, ihre^ßflicf>t bis aumÄmfeerftentut.
$luf ber bcutfdien 31 r b e i t e r f d) a,f t Iaftet ber lange
Sirieg fchmer. Sie hat bie meiften Söhne inS Selb gefdhieft,
ift ben mirtfd)aftlid)en SBanblungen, bie ber ®rteg gebracht
hqh in ooller §ärte auSgefefet gemefen, ift in ber ßohnent-
micüung großenteils meit hinter ber Neuerung aurücfgeblieben
nnb leibet bei angeftrengtefter unb. cmiSgebehnter förderlicher
Arbeit bcfonberS ftarf unter ben ©rnährungSuöten. üDcnnodh
fann man, alles tu allem, trofc beS* törichten SanuarftreifS,
ber ihr Icbtglid) gefchabet hat, fagen: unfere Slrbeiterfchaft hat
fid) glänaenb gehalten.
Zxe lebten äBodjen haben hi^bon erneutes 3 eug-
ntS abgelegt. 5trob Hefner Sletfchration, Siartoffelmangelö
uiib 33rotfnaddhcit ift eine ber fd)merften dolitifchen Söe*
laftungSdroben üoriibcrgegangen, ohne bafe bie 2lrbeiterfd)aft
fich 31 t Unbefonnenheiten hätte hinreihen laffen. ©S hat fid)
geaeigt, bafe bie ^olitif beS 4. 21 ti g u ft 1914 n 0 d)
1 e b c n b i g e 2 B i r f I i d> f e i t t ft. £afc bie lefeten Kriegs-
frebite mieberunt oon allen S^aftionen beS 9teid)StagS, hinter
benen ncnnenSmcrte 2lrbcitcrmaffen flehen, bcmilligt morben
finb, ift baS äußere Shmbol’ beS in unerfchüherlichem 23er-
reibignngSmillen geeinten beutfdjen 23olfeS.
©erabe bic lebte ®rife hat ben 23emeiS erbracht, bafe bie
2lrbeiterfchaft ihre ^altung 311 m 23aterlanlre nidyt oon Oer-
mcintlid>en Sföe^felfäßen ber beutfdjen ^olitif abhängig madhen
I miß, fonbetn bafe bte 23ebrohung oeS 4)eutfdhen 9teid>eS burdh
I feine Seinbe für fie ($runb genug ift, um in treuer $flicht-
erfüßung aßeS au tun, bamit fich bie ^äntpfer fiegreich mehren
fönnen. ^nfoftrn hat bie ^rebitbemißigung 00 m ^uli 1918 bie
(Sntmicflung gerablinig fortgefebt, bie am 4. 2luguft 1914 be¬
gonnen hatte unb bie in ber Slrbeiterfdhaft nach biefem ^age
nod> immer ihren tarnen trägt. Ohne baS Verlangen einec
öegcnleiftung ift oor oier Sahnen baS 23olf aufgeftanbeg, um
ben 23ernidhtungSmißen unferer Seinbe au aermalmen, unb
im gleichen Reifte gibt bie beutfd>e 2 lrbeiterfchaft, miemohf in
oielem Oerftimmt unb enttänfdht, bem 93aterlanbe noch immer,
toaS eS braucht. 2Bir haben bereits halb nach ®riegSquSbrud)
in ber SSorauSfidji ber fdäter fommenben SluSeinanberfebangeu
gefagt, bah für bie Stellung ber 2lrbeiterfchaft im neuen
S)eutfdhlanb nichts gefährlicher fein mürbe, als menn fie ei n e n
Z a g oor bem fiegreid>en Stieben bie $o!itif beS 4, ^uguft
aufgäbe. ©S fdheint, bah auch bie Soaialbemofratie biefe ein¬
fache Söahrheit erfannt hat. i
9fidht menige gibt eS, benen bie Haltung ber Arbeiter am
4. 2luguft 1914 fcl)r überrafchenb fam, bie aber baS Staunen
inamifdjen Iän'gft oerlernt haben. Unfähig, bte Ooße doliiifche
unb üolfSfittlidhe Stragmeite ber benfmürbigen SBenbung
einigermahen au begreifen unb einem gütigen ©efdhicfe banf¬
bar 311 bleiben, baS bic ©ntmidlung bei: ^rbeiterfdjaft bet
2luSbrud) beö ftriegeS bereits fo meit hatte reifen laffen-, haben
fie cS für recht gehalten, Iängft mieber au ben ölten Södffett
gegen bie Arbeiter im aßgemeinen unb bte Soaialbemofratie
tut befonberen an greifen. Sie mögen eS, bie 23aterlanbSIiebe
£>unberttmifenber in Smeifel au aiehen, legen ben begreiflkhen
äßiinfchen ber Arbeiter gefährliche 2Wotioe unter — mie eS
beim Üarndfe um ben § 153 gefcheben ift unb jefct mieber in
ben gona finnloS hihigett 2iuScinanberfebungen über bie
2lrbeitSfammern gefdhieht —, ober fie treiben eine fdhon-nad)-
gerabe mibermärtige ®ehe gegen bic 2 lrbeiter, metl utancher
oon biefen jeßt einen J^ohn oerbient, ber fid) neben ben @iu-
676
676
(so^iafe HkagtS unb ftrcßrm für BoIfStoohlfahrt — 1918 — XXVU. 92r. 44.
fünften anberer QSefeHfcf)aft§frf>tcf>fen feßen Iaffcn fann. Unb
eplletibs bie Ktetbcra 6 qübe hat niete Stabtbiirger, bie immer ber
fcntfnnöfeften „reftlofen Erfqffung" auf bemSünbe baSBtort gc-
rebet batten, gegen bte aRunitionSarbcitcr in Harnifch gebracht.
DaS altes finb febr bebenfltcße unb menig miirbige Er-
fchernungen, aber fie merben, — beS finb mir gerabe jeßt ge«
miffer benn äubor —, unfere Slrbeiterfcßaft nicht non bem
3 ielficf>cr bcfcßrittenei* Sege abbringen.
Die ißolitif beS 4. Sluguft mar nicht auf baS do, ut de«
cingeftellt, unb bie Slrbeiterfcßaft hat ben EJebanfen, baß fie
burcf) bie SluSficßt auf Sortberoorteile zu ihrer Paterlänbifcßen
Spaltung bemogen morben fei, jeberzcit mit beredtftgter Ent«
liiftung zuriiefgemiefen. Dennod) foHte man fid) nidjt ner-
behlcn, mie febr ber neue K u r S, ben SBetßmann HoHmcg
im Einbernehmen mit bem Kaifer im Slugenblicfe ber Kriegs¬
gefahr ciltjufd^agcn begann, ben Slrbeitcrn baS Ertragen ber
feßmeren KriegSlaft erleichtert bat. DaS Kaifermort „:gch fenrtc
feine Parteien mehr" bat nid)t nur bem 2Ronard>en aud) in
Kreifen, bie ber inonard)ifd)en Staatsform tbeoretifd) ab*
Ichnenb gegeniiberfteben, fersen gemonnen, eS bat auch 2Rillio»
rten Deutfcßer mit ber Hoffnung auf bte politifcße Erneuerung
beS BateilanbcS erfüllt. BethmannS Sieben mit ber ^nnigfeit
itnb Öauterfeit ihres DoncS mirften im gleichen Sinne meiter.
Die lange "Dauer 5i?S Krieges-aber zmang bazu, bie [Reformen
bereits nor feiner SBeenbigung in Angriff z» nehmen,ba fiel)
baS innere öeben eines BolfSförperS nicht jahrelang in bei
Erftarrnng halten läßt. Blitfcn mir nun zurücf, maS bisher
an inneren [Reformen geleiftet morben ift, fo läßt fid) un¬
möglich leugnen, baß eS nicht genug mar, um ber Stimmung
bes BoIfeS jenen Scßmung mieberzugeben, ber lebtlid) niemals
mit fleinen unb fleinften Mitteln bcrPorzurufen ift, fonbent
ber.ftetS nur Don einer großäugigen, mit fid) fort-
r e i ß e tt b c n $ o l i t i f auSgeht. Bon allen bisherigen [Re¬
formen, and) auf fozialpolitifcßem (Gebiete, batte nur bie Sluf-
hebung beS § 153 [REV£). unmittelbar merbenbe Kraft. Die
grobe Dat aber, bte in ben Millionen ber minbcrbemittelten
Waffen mahrhaft frohe 3uPcrfid)t uitb herrlid>c StaatSfrenbig-
feit hätte meden fönnett, ftebt nodj aus. 3 u einer foldjen Dat
fonnte bie preußifdje 2S a h l r e d) t S r e f o r m merben,
menu bie [Regierung fie bazu machte, Die [Regierung, bie fid)
in biefer Srage millenSftarf zur ©ad)malterin ber 3nriidge*
fehlen. gemacht hätte, märe Pom Bolfe bejubelt morben unb
hätte mit einem Schlage ein BertrauenSPerhältniS zmifdjcn
fid) unb beit Slrbeitcrn ohne llnterfcßteb ber Partei gefchaffen,
baS für bie gefamte Bolitif, ja bariiber hinaus für bie SlnS-
mcrtiing ber bewtfehen Siege, Pon größtem Einfluß gemefen
märe. Die zauberitbe, unfrohe 51 rt, in ber bie preußifeße
[Regierung ihre — in ber ©ad)e oielleicbt feftc — Haltung zum
5luSbrucf gebracht hat, bie fchmer erträgliche [Ruhe gegenüber
ben (Gegnern ber [Reform, baS Spiel mit „BerftänbignngS"*
Oiebanfen in einer ©ad)e, bie über bie fogenannten Sicherungen
hinaus unter feinen Umftänben ein Kompromiß Perträgt, enb-
lieh bte Porfdmclte unb folt bürofratifd)c Dementicrerei gegen¬
über ben nur allzu notmenbigen Bcrfudjcn pon Slrbeiterfiihrent,
ben SRafjen bie [Regierung als eifern entfcßloffen zu fchilbern:
— aü baS hat ans beut, maS eine frohe unb PertrauenSPolte
EJabe beS Königs hätte merben fönnen, mteber einmal ben
SiegcSpreiS heißer fßartcifäntyfe gcmad)t. Sollte eS nidht zu
benfen geben, menn baS „3cntralblatt ber cßriftlitfien ©emerf--
fchaften" Pon einem „elenben Spiel^ mit ber SöahlrcchtSreform
fpricht unb Perlangt, baß ber „frechen 5Serhöhnung' y , bie „zum
Fimmel fd)reie, mit einemntal fraftPoD ein Enbc gemacht"
merbe? 5ld>, mir fennen aus ber Entmicflung ungezählter
fozialpolitifd)er EJefeße biefe traurige, PoIfSfrembe unb mahr¬
haft unpolitifchc 5lrt, arbcitcrfreunblid)c Etefeße einzuleiten:
man läßt fid) jebes Entgcgenfotnmen fo lange abquälen unb
abtroßen, bis ooit ber $reubc am Staate, bie bie Srucßt ber
foztalen Etefeßgebung fein fönnte, jemcilS auf lange Heit menig
übrig bleibt unb an ihre Stelle im SBemußtfcin ber SRaffcn
Zunächft nur ber Stolz auf bie eigene Kraft tritt.
£as preußifche 9»ahlred)t ift nad) Sage ber D)inge auch zn
cijier f o 3 i a l politifdien 5lngclcgcnheit gemorben, an ber bie
„Soziale ^ rar iS" fo menig poriibergehen fann, mie bie Efc-
merffdiaftS- unb bie 5IrbeitgebcrPerbanbSpreffe. Sind) ber Er¬
laß bes KaiferS unb Königs Pom 7. 5lprü 1917 *Ijat bie foziale
s 3cbcutung ber Söahlrcform in Polten £öneit herborgehoben.
5^ir haben als fozialpolitifdyeS Crgan Piele 5öiinfdie rein
fozialreformmfcher 5lrt für bas neue Kriegsjahr, aber mir glau-
btn nicht, baß baS gleiche SBahlrecht in Preußen hinter irgenb-
einer anberen gorberung an D)ringlidhfeit zürürfftehen barf.
5ln jebem einzigen Xag, ben bie [Befreiung beS fozialen unb
beS politifd)en ÖcbenS Pon ber Sorge um baS preußifche SBahl-
reeßt noch auf fid)- märten läßt, brennt auf ber Seele je.beS
EmpfinbungSfähtgen baS 53emußtfein, baß bei Staat gegen¬
über bem bemäßrten unb tüdßtigen [ßolfe in gelb unb Heimat
nod) unbanfbar ift. Efemiß ift baS gleid)e Söaßlredjt ein
farger Danf für bie, bie jeßt zmifeßen 5liSne unb 2Rarne
feinem D)anfe znüebe für König unb [ßaterlänb bluten, --
mie lange aber foll felbft biefer befchehbene ^)anf nod) auf
fid) marten laffen?
. 5Öcnn mir am Eingänge beS 5. KriegSjaprcS mieber ben
4. 5luguft burcßleben, ber itnferem ®erzen teuer ift mie ein
feierlicher [Rationaltag, fo miinfeßen mir benen, bie bie 23er-
antmortung bafiir tragen, baß fie bie Kraft finben, rechtzeitig
alles zu tun, baß ber Eteift beS 4. Sluguft 1914 unferem 23olfe
audh in einer $rit erhalten bleibt, in ber nid)t mehr ber feinb-
tidjc [BernicbtungSmitle unfere beutfeße [Ration Pon außen her
Zur Einheit zufarnrnenfeßmeißt. H.
Sur Pfuuriwung gejuerblidjen Jlrbfitsuntrugfs.
®on SRogiftratSrat Vß. 2B ö I b l i n g = 53ferlin J ).
51 f f o r b a r b e i t.
®ie 5lfforbarbeit ift feine Eigentümlidßfeit beS gemerh-
ließen 5lrbeitSPertrageS. Öhre [ßerbreitung ift aber in ber
gemerblicßen 5lrbeit befonberS groß, unb ißre SRißftänbe finb
gerabe für bie gemerblidjcn Slrbeiter befonberS fühlbar ge-
morben, z. X. auch für bie gemerblicßen Arbeitgeber. ES ift
auch nicht baran zu benfen, baß mir eine 5lnberung beS [Bürger-
Iidien Etefcßbud>eS zioecfS [Regelung ber 5lfforbarbeit erlangen
merben, mcnngleid) bieS logifd) baS Ergebene märe.
Sn zmei (Gutachten für ben 28. < Deutfd)en Swriftentng,
melcße fprofeffor E. granefe, ber Herausgeber biefer 3oit-
fduift, unb ber SBerfnffcr biefcS SlrtifelS im Soßre 1906 erftattet
haben, mürben bie 2Rißftänbe ber 5lfforbarbcit cingeßenb batge^
legt, unb ber beutfeße Önriftentag fd)loß fieß mit außerorbent-
lidjer Einmütigfeit bem Verlangen nach gefeßlid)et* [Regelung
an, meld>e bie beiben @utad)ter bamalS geforbert hatten 2 ). Der
[Ctenarbefdjlnß bcS ^uriftentagcS in Kiel hat no^ heute feine
[Berechtigung unb fei baßer im SBortlaut mitgeteilt:
I. 3>er 'Demfcße ^uriftentag ift ber Überzeugung, baß eine gefe^
ließe [Regelung bcS gcmcrblidien VUforbPcrtrageS notlueubig ijt,
ba e^ biefe in für bie ^siibuftrie roießtigften 5trbeitSiicrtrag an
einer ßinreid)ciibcn rcd)tlid)cn Crbnung feßlt unb infofgebeffen
zaßl.rcidjc Vlrbeitsftrcitigfeiten eintreten.
II. ^nfonberßeit hält ber ^uriftentag für erforberlicß:
1. bie Sidierßeit ber Vlfforbbereinbarung unb [?lfforbabrecti=
nung,
2. fBeftimmungcn über bie ^flicßten ber Parteien bei
fiißrung pon 5l!!orbörbciten,
3. bie recßtlicße Stellung ber gnüfehenperfonen
meiftcr, 5l!forbanten, K'olonnenfüßrer, ^mifcheumciftcri
Zu regeln.
5lnfnüpfenb an biefen [Befdßluß habe ich bem [BcrbanbS*
tage ber Deutfcßen EJelperbe- unb KaufmannSgeridhte in Köln
int Saßt'e 1910 unb fpäter bem Kongreß ber internationalen
[Bereinigung für [Rechte- unb 2BirtfcßaftSphilofophte einen
eingeßenben EfcfeßcS'porfd)lag zur Ergänzung ber Efemerbe*
orbnung Porgclegt 3 ). [Rod> immer aber ift fein amtlicher
Sdjritt unternommen morben, unt biefe anerfannt mteßtige
grage einer gefeßlicßen Söfung entgegen z» führen. Die neu
Zu errießtenben 5lrbeitSfamntern merben baßer in ber Be¬
arbeitung biefer Srage eine fdhmierige, aber banfbare Slufgabe
finben.
9ted)t enrpfinblicße Übelftänbe meift bie gegenmärtige
Hanbhabung ber 5lfforbarbeit oßnc 3ü>oifcI auf, unb beibe
Parteien beS 5lrbeitSPertrageS merben oon ihnen betroffen.
*) ftortfeßung ber in 9?r. 48 unb 49 ^aßrg. 25, 5tr. 17 unb 31
^aßrg. 27 Pcröffcntlichten Huffäßc.
2 ) 'Berhanblurigcn bcö 28. D)cutfcßcn ^uriftcntancS Bb. 1 271
bis 277; 23b. IM88—193; [0b. III 521, 529, 531, 539, 545, 557 ff,
569, 593; „ffleicß*-2lrbcit®blatr III., 346 ff.; „Soziale ^rajiS" XV
Sp. 124t ff.; „E3ctu.= u. Kaufm.=E)erid)t" XII Sp. 1 ff.; 2B ö I fc I i n ß,
Der 5(fforbucrtrag unb ber Darifocrtrag, [Berlin 1908/ S. 244—207.
3 ) no u S cß u lz, »?lud ber fragte beS Eletocrbegericbt^ Berlin'',
Berlin 1913, S. 29 ff.
677
Soziale Praxis unb Archib für Volfstboljlfaibrt — 1918 — XXVII. Sie. 44.
678
(Sans befonberS nachteilig ift ber gehler einer angenteffeneu
’ Regelung für bie Seimarbeit. Veibe, Steile beS ArbeitS-
bertrageS muffen eS ftörenb entpfinben, bah bie Verein¬
barungen beS AFForbbertrageS meift ungenau, unbollftänbig
unb unflar finb. SDabei fehlt eS an einem ©efefe, mel<he£ bie
mangelhaften Abreben ergänat ober erläutert. (Schriftliche
geftlegung ber AFForbbereinbarung mit ber Rechtsfolge, bah
ber Vertrag mangels ber Sdjriftforrn als Seitlohnbertrag 311
behanbeln ift, mürbe eine mirffarne Sicherung gegen bie er¬
mähnten Übelftänbe bebeuten. l>ie Arbeitsordnungen berfagen
in diefer Veaiehung meift. «Statt einer MarfteHung ber Afforb*
berhältniffe berbunFeln fie fie nur au oft burch fpifcfinbige Ver-
Flaufulierungen, bie bie ©eltenbmadjung ber Rechte aus bem
AFForbbertrage erfahrneren foHen, mährenb bie Arbeitsord¬
nungen nach bem SBiHen beS ©efefegeberS gerabe ben gegen¬
teiligen SmecF haben. Arid) bie tarifberträge höben in biefer
©inficht eine erhebliche Vefferung noch nid)t gebracht. Sie bc-
fdjränfcn fi<h meift auf bie geftfebung ber Sohnhöhe, gür bie
Verbienftmöglichfeit finb aber biele anbere Abreben minbefteriS
ebenfo michtig: bid Vefchaffenheit beS SRatcrialS unb bei*
2Rafcf)inen, bie rechtaeitige Sieferung beä 9RaterialS, bie. Ver»
meibung unnüfcer Ruhepanfen, gemiffe Rebenarbeiten, Stel¬
lung bon ©ilfSFräften.
Rach § 121 ©£). höben bie Arbeiter ben Anorbnungen ber
Arbeitgeber bei Ausführung ber Arbeit golge 311 leiften. ~$cv
©ebanfe ber Afforbarbeit ift aber, bah ber Arbeiter au einem
höheren Verbienft Fommen Fann, inbem er feine Maft unb
©efd)idflid)Feit nach freiem ©rmeffen betätigt. ®aper erfordert
bie AFForbarbeit eine ©infdjränfung beS Rechtes beS Arbeit¬
gebers auS § 121 ©D. bei ber Seitung ber AFForbarbeit.
Unameifelhaft fpielt ber bon bem Arbeiter eraielte Er¬
folg bei ber AFForbarbeit eine erhebliche Rolle für bie Vc-
meffung beS berbienten SopneS. Run liegt aber bie Seitung
ber AFForbarbeit bem Arbeitgeber ob, unb mit gemiffen gefefc-
lidh feftaulegenben ©infd)ränFungen muh bieS auch Fünftig ber
galt fein. 2>er Arbeitgeber liefert auch meift Seühuungen,
SRobetlc, SRaterial, SRonteure, ©ilfSarbeiter nach feinem ©r-
uieffen. Xaburd) mirb ber ©rfolg mefentlid) mit bebingt unb
nicht nur burd) bie £ätigfeit beS Arbeiters. SDeSmegen fann
feine ©aftung für ben ©rfolg auch nur eine befdjränfte fein,
unb- man Fann nicht fagen: „mo Fein Erfolg, ba auch Fein
Söhn!'' 3>ie Arbeiter verlangen beShalb bei ber AFForbarbeit
in allen gällen einen SRinbeftlohn für bie gelciftete ArbeitSaeit,
bie aber mieberunt bei ber Afforbarbeit vielfach gar nicht ober
bodh nicht in bem Rtofee Fontrolliert mirb, mie bei ber Seitlohn¬
arbeit. Audj.biefe grage, bie and) mit ber Sciftung bon Ab-
fchlagaöhlnngen aufammenhängt, ift eine Iohnenbe Aufgabe für
ben ©efefcgeber. . 9Rit Rücfficht auf bie lohnbemeffenbe ©igeu»
fchaft beS ©rfoIgeS höt ber Arbeiter ein ^ntereffe an ber als*
b a I b i g e n Prüfung biefeS ©rfoIgeS. eigentlich follte and)-
bem Arbeitgeber baran gelegen fein, ©leidimopl mirb in biefer
©inficht aum Schaben beS gemcrblichen gricbenS biel gefiinbigt,
unb and) biefeS Übel muh nad) 9RögIid)feit abgeftcHt merben.
©ine gans auherorbcntlkhe Vebentung geminnen bie Sohrn
ficherungSbeftimmungen bei ber AFForbarbeit 4 ). 3>ieS mirb ben
beteiligten meift nicht geniigenb Flar, unb bie bieten Verftöhe
gegen biefe Veftimmungen, fomie ihre noch aöhlreidheren Um*
gehurigen, bie Vereinbarungen, bie, menn aud) nicht gerabeau
recf)tsmibrig, hoch gegen ben ©eift ber Sopnfichenmg berftohen,
merben anm minbeften bon bem einen VertragSteit nicht als
RecfjtSberlefeung emjpfunben. $aS ift aber ein Schaben, nament¬
lich für bie 9 c fnnbe unb ber gemerblichen ©raeugrmg mie bem
ArbeitSberbienft fo borteilhafte unb bon auherorbentlid} bielen
Arbeitern fo begehrte AFForbarbeit. £)ie Sohnfidjernng muh
baher ben Vebürfniffen ber AFForbarbeit cntfprechcnb geregelt
merben. $)amit mirb bem $am:pf gegen bie Afforbarbeit biel
Söoben entaogen. SDic üuf ben Seitiopn augefepnittenen Min-
bigungSbeftimmungeu hoffen nicht für bie Afforbarbeit unb
geben baher au bielen RechtSftreitigFeiten Aniah. And) hier
Fann ber ©efebgeber helfenb eingreifen, inbem er augleid) auch
Regeln für bie Sohnbemeffutrg im galle ber ©ntlaffung eines
Arbeiters bor Vollenbung feiner Afforbarbeit aufauftellcn
haben mirb. ©runbfäblid) follte, um bie leiber immer noch
im Sdhumnge befinblichen Vrcffioncn atoeefs 3Rinberung beS
AFforblohueS au befeitigen, bie Sohlung beS fiohneS 3ug um
«) Vergt. meine (Schrift: $)er Afforboertrag unb ber
Xarifbcrtrag Seite 181—190, ferner meine 3lufiit)rungcn „3luv ber
VrajiS beS ©etoerbegeridjts Verlin" 1913, S. 19—29.
3ug gegen Abnahme ber Arbeit erfolgen. Abmachungen
mögen befonberer Vereinbarung ober ber ArbeitSorbnung bor-
behalten bleiben.
©inen ©egenftanb allgemeiner Magen bilben bie gemein*
famen AFForbe, bie ©ruppenaFForbe nnb föolonnenberträgc.
Über ihre rechtliche Ratnr maren fich bisher nidü nur bie Vör-
teien, ,fönbern ebenfo. fehr bie ^uriften im Unflaren. ^n ber
Rcd)tsmiffenfchaft, bie fid> in ben lebten fahren mit ber grage
eingehender befchäftigt höt, ift man iefct glüdflid)ermcife 31 t
einer gemiffen ©inigung, unb amar auf ben bon mir immer ber-
bertretenen StanbpunFt gefommen, bah toir eS bei bem
.(lolonnenbertrag mit einem ©efeüfchaftSberhältniS au tun
haben 5 ). 3)ie Veftimmungen beS V©V. über bie ©efeUfdjaft
laffen fidh aber nicht reftloS auf ben gemerblidjeri ©rubpen-
aFForb anmenben, ba biefeS Red)tSberl)ältniS eine ^omplifatiou
beS ArbeitSbertrageS unb ©efeHfd>aftSbertrageS barftellt.
3um minbeften mirb ber gemerbliche VtoFtifer mit ben Ve¬
ftimmungen beS V©V- nicht aurecht Fommen. ©icr ift eine
befonbere gefehlidhe Regelung nicht au uiitgeben. §u meinem
oben erörterten ©efefcentmurf höbe id) mich hinfid)tlid) beS
^olonnenaFForbS auf baS AHernotmenbigfte befchränft. ^Da¬
hin gehören Veftimmungen über baS Recht ber Arbeiter bei ber
äufammenfebung ber Kolonne, über bie ©emeinfamfeit ber
fiohnforberung unb ihre Verteilung unb bie Stellung beS
föoIonnenfiihrerS, namentlich bann, menn er fdjeinbar ein felb-
ftänbiger Unternehmer ift.
SBährenb meine Vorfchläge im allgemeinen nachgiebiger
Ratur finb, fo bah eS ben Vorteien unbenommen ift, burd)
freie Vereinbarung ben AFForbPertrag fo 31 t geftalten, mie eS
am beften ber Saddage entfpridpt, glaube id) eine atpi n 0 cn ^ c
Veftimmung nicht entbehren au Fönnen: $oIonnengebinge, bei
benen bie Veredpnung beS Anteils ber am gemeinfamen Sohn
beteiligten Arbeiter unmöglich ift, miiffen für nichtig erflärt
merben. $amit mirb ein arger SRihbrau^ getroffen, ber leiber
nicht feiten in Arbeitsordnungen feftgelegt mirb. ©ine meitere
amingenbe Veftimmung, bie aber nicht ben Inhalt ber au
treffenben AFForbabreben betrifft, ift bie, bah bie ArbeitSorb»
mengen gemiffe Veftimmungen über bie AFForbarbeit enthalten
müffen.
$er SBicbcraufbau nnfereS 2ßirtfd)aftSlebenS ift meines
©radjtenS ber geeignete 3citpunFt, 11 m an bie Regelung ber
Afforbarbeit hei'anaugehen. Ü)ie ©arte eines ©ingriffS mirb
unter biefen Umftänbcn meniger fdjmer empfnitben merben, ba
fd)liehlid) bod) eine Reuorbnung ber Vetriebe in Oieler Ve-
aiehung Vlafc greifen mirb. Sd) glaube, bah meine Vorfchläge
derart finb, bah einerfeitS bie VrobuFtion burd)auS gefdjont,
anbererfeits aber eine Reihe berechtigter 3öünfd)e ber Arbeiter
befriebigt merben. gür ben Sßieberaufbau beS ArbeitSoerhält-
uiffeS nach bem Kriege, ber fich nicht ohne Reibung Pollaieben
mirb, mirb aber burch bie Regelung der Afforbarbeit ein Streit-
punft auSgefdialtet, ber fchon. in früheren Seiten ©egenftanb
mandheS heftigen ftambfeS gemefen ift.
|ntc rnattxntaU ^mnigung ffir gef^lii^en Jlrbettf
^as Vulletin beS internationalen Arbeitsamtes
ig. XVII Ar. 3—5^ auSgegeben am 3. iuli l913, liefert einen
VemeiS, bah bie SoaialbolitiF burd) ben ^rieg nicht aufge-
halten, fonbern im ©egenteil in oerfdjiebenen Staaten gerabe
infolge des Krieges ftarfe neue Anregungen erhalten hot. £aS
oorliegenbe ©eft ift als %e;cthcft erfchienen unb bringt den
aßortlaut michtiger Arbeiterfd>uhgefche auS Vulgarien, grattF-
reich, ©rohbritannien, Rormegen, Schmcben, Rieberlrnbe.
DRanche biefer ©efepe ftiihcn fidf) auf ältere Vorarbeiten, arbere
aber finb bireFt auf ben ©infhth beS Krieges aurüdaufiihrcn,
fö a- 33- boS ©etreibceraeugungSgefeh öon 1917 für ©roh¬
britannien unb irlanb, baS hauptfädilid) bie Ianbmirtfdiaftliche
Sohnfrage regelt, ober bie frattaöfifd)en ©efefcc betr. Ein¬
richtung üon Stillftuben in gemerblidien unb FaufmännKchen
Vetrieben, fomie VeFämpfung ber öffentlichen Srimffmht.
aßir behalten ltnS bor, einige biefer bebiitungSOoHen f-ort-
fchrittc auf bem ©ebiet ber Soaialpoliti.F gefonbert au he-
hartbelii. (Siehe auf Sp. 685).
5 ) Vergl. Ser 'AfforbOcrtrag unb ber Sarifbertrog Seite 191 bis
290; $ljrig, Rechtsfragen beim ©ruppenafforbbertrage, SRündien»
ücipaig 1916; Appel, 2>ierechtliche©tellmtgber 3 ro ifd)enperfonen, 1916.
679
(Soaiöle ^rajci§ unb Hrdjiü für 93oIf$wohlfdhtt — 1918 — XXVII. Hr. 44^
Xem Innfcnben Sahrgana MeSmal ein umfangreiches
Sonderheft (1T6 0.) betgegeben, Welches bte gefamte auS ben
Sauren-1911 unb 1913 ftammenbe nationale «crficberiinnS-
gefeßgebung für Großbritannien unb Sfrlanb in beutfrfjcr
Überfeßung enthält. __
Zwei bctoölfetunßSpoItttfrfie ©efeßeniwürfc in ^reuften.
Xent Sdptß ber Sfttgcnb, tnSbcfonberc bem Schuß bev am
mciften gefährdeten unehelichen SH n b e r, feilen swei
neue <Sefct 3 C bienen, bie bent 33reußtf<hen HbgeorbnctenhauS im
£ütft augegangen finb: ein % u g e n b f ü r f o t g e g e f c ß unb
eine Ergänawtg su ben preußifd)en HitSfiihningSbefttmmungcn
aum Ncid)Sgefeß über ben UnterftüßungSWohnfiß, Woburch bie
31 u S b c h n u n g b e § H r b e i t S 3 tu a n g c S auf uneljc*
liehe Nät er, bie ficb ihrer Unterhaltspflicht entaieben, bor-
gefehen Wtrb. . ' .
XaS Sugenbfikforgegefeß berpfltchtet leben 0tabt» unb
GanbfreiS aur Errichtung eines SugcnbamteS. ©rötere
©emeinben mit mehr als 10 000 Einwohnern fönnen eigene
Sugenbämter errichten. 9Nan Will bierbureb bie etwa 1 t>or-
banbcnen Einrichtungen erhalten, hoch ift für bie Errichtung
eigener ^ugcnbämter bie Suftimmung ber SlnffichtSbehörbe
erforberlicb, um fchWadje, Wenig lebensfähige ©ritnbungcn au
oerbinbern. XaS Sugcnbamt tüirb fünftig auglctcb ben © e -
meinbetoaifenrat bilben. $cßt beftebt ein ©emetnbe-
Waifinrat für jeben OrtSbejirf. XaS Hmt Wirb oft nur ehren¬
amtlich im Nebenamt PcrWaltet unb fann baber nicht mit ber
nötigen Sorgfalt auSgeiibt Werben. Xttrdr baS neue ©efeß be¬
kommt bei* ©cmeinbcWaifenrat einen größeren Söegirf. XaS
Sugenbamt tnirft als SBeborbe/ bie StnftcHung befolbcter ©e-
fchaftSfiihrer ift oorgefeben, bie fich bann alfo ben fonft nur
nebenbei erlebigten ©efdßiften beS ©cmcinbcwaifcnratS mit
ooTIer beruflicher Eingabe Wtbnten fönnen,
Hußet ben Hufgabeir beS GemeinbeWaifcnratS weift ber Ent*
Wurf ben ^ugenbämtern noch folgenbe Hufgaben au: Überwachung
unb Schuß ber gefährbeten Hfiubcrjährigcn; HuSübitng ber 2terufS*
bormunbfehaft über uneheliche Hinter; Einleitung unb HuSfüfjrung
ber giirforgeeraiebung; 23eauffichtigung tes fraltefiuterWcfenS;
Unterftiißung ber ^uftiatehörben bei ber Strafrechtöpflege gegenüber
2Jtinbcrjährigen. giir alle biefe Hufgaben tft enge« Zufammcn*
arbeiten mit ben ftaatlichen unb fommunalen Gehörten oorgefeben,
fowie enges Zusammenarbeiten mit ber freien SiebcStätigfcit. SBor
allem foll auf ein a^ecfentfbrechenbeS ^neinanbergreifen. ber ge*
famten Säuglings*, Hleinfinber* unb Sdjulfinterfürforge hin^
gearbeitet werben.
Xem gugenbamt follen als SWitglieber fraft ihres HmtcS
angeboren ber HreiSfChuIinfpcftor, ber $reiSarat, je ein ©cift-
lidber ber ebangelifchcn unb ber fatbolifchen Kirche. HlS efjren-
amtlicbe SNitglieber follen in ber Siegel nicht mehr als 12 in ber
Sugenbfürforge erfahrene unb bewährte SNänner unb grauen
augeaogen Werben, hierbei follen- Hrate, Scbrer, ©eiftlicbc,
Vertreter ber ^ugenbfürforge-^ercine, fotoie SSertreter ber „in
bem ^ßeairfe beS QugenbamieS befonberS oertretenen ^Berufs-
ftänbe" berücffichtigt Werben, ^öffentlich benft man bet ber
Erfüllung biefer lebten föorfchrift oor aüem baran, bie 3lr-
beiterfebaft möglichft ftarf aur Sßitwirfun^ beranauaieben.
2tlS ^ugenbamt fönnen unter Urnftänben auch Schulbebu*
tationen ober 3öobIfabrtSbe$>utationen befteüt Werben, fofern
fie fid) in ber gefeblich Oorgefd)riebenen SBeife aus bem oben
genannten ^erfonenfreiS ergänaen. gerner fann baS ^ugenb*
• amt aur Erlebigung beftiinrnter Hufgaben befonbere HuSfchiiffe
wählen. ES fann ferner alle ober einaelne Hufgaben, inSbe-
fonbere bie ©efchäfte beS ©emeinbeWaifenrateS für örtlich ab-
augrenaenbe Xeile feines S3eairfS befonberen Hbkilungen ober
einaelnen fperfonen übertragen. 8 ur llnterftiibiing beS %u°
genbantteS unb ber S3erufSt)ormurtbf(f)aft finb geeignete 33er-
fonen, barunter auch grauen, inSbefonbere Schweftern, gitr-
forgerinnen, gebammen u. a. als SBaifenbfleger au befteften.
Huf eugcS Bufammcnarbeiten ^wifchen bem Stmcubamt unb
bem SSormunbfchaftSgeridbt Wirb SBert gelegt.
^er ©efebentWurf regelt Weiterhin im einaelnen bie gragc
ber 33ernfSt)ormunbfchaft, bie fünftig im UmfrciS ber Jsugettb-
ärnter obligatorifd) für alle Unebelidhen Wirb, ferner bie 2Jtit»
Wtrfung bei ber gürforgeeraiebung, bie Überwachung beS
^altefinberWefenS, foWie bie ünterftiihung btlf^bebiirftiger
aWinberjäbriget. hierbei finben fi<h einige Wichtige, grunb-
fählidhe Neuerungen.
gür baS ^alteüubermcfcn foöen an Stelle ber bisherigen
mannigfachen, teilweife ooneinanber abwetdrehbeu örtlichen 33diaei=
oorfdhriften einheitliche ÜbctwachaingSgrunbfäbe * burchgeführt unb
a*uf eine einwandfreie, gefebli<he ©runblage QeJteHt werben. Ser
Enttourf hält an bem bisherigen ÄonacffioiiSfhttem feft, bah
bie .^altefinber auf nehme n wollen, baau einer behörblichcn Geneh¬
migung bebiirfen. ©alteünbcr im Sinne beS ©cfeüeS finb frembe
^inber unter 7 fahren, bie. bei’unehelicher ©eburt gegen ober ohne
Entgelt, bei ehelicher Geburt gegen Entgelt in ®oft unb Wege ge=
nommen Werben, bisher waren nur Weflefteüen ra 1 1 Entgelt
beauffichiigt; neu ift, bafe bei unehelichen .Äinbcrn- iefet auch bie
freien 'IJflegepläbe beauffichiigt werben füllen. 9Jlan waö hi-erburch
bieienigen gäUe treffen. Wo uneheliche Hi über etwa bei Großeltern
untergebracht finb, aber Won ben Großeltern nur als 2)o{umeut
ber Sdjanbe ber Softer angefeben unb be m e ntfp reche nb behanbelt
werben. Huch biefe unfdjulbig leibcubcu Hinber foüen tuuftig beffer
gefchüht werben. •
SSMchtig für bas fßorWärtSfommen ber unbemittelten, hHf ^ 1
bebiirftigen Nlinberjährigen ift ferner bte ©eftintmung, baß
bie Oerpfltdjteten Hrmenbcrbänbe bei unef)eltd)en Nlinberiabri-
.gen and) Hufwcnbungcn für bie Erhebung unb bie Norbtlbung
au einem 33 cruf mad)en fönnen, bisher war bie gefeßttchc
Hrmcnuntcrftüßung nur auf bte Notburft befd>ränft unb um¬
faßte nrd)t bie gikforge für Untcrrid)t unb HuSbtibitng. X-te
33f(id)t am* Hnterftüßung hilfSbebürftiger unehcltdtcr. Nhnber-
jährtgej: Wirb bttrd} baS neue ©efeß ben größeren, IetftungS=
•fähigen Sanbarmcnöcrbänb e n (bisher nur bem £ r t S-
armenoerbanb) auferlegt, bie auf biefem ©ebiet in enger 23er*
binbung mit ben Suö<mbämtern au toirfen haben, ^urtfttg
fönnen alfo begabten uncheltdjcn Ntinberjähngen bte Nctuel
au beffercr Sdiuluug, am' ^onbwerfSlehre ufw. gegeben Wer¬
ben; ber Sanbarntenoerbattb fann fid) awet Xrtttcl ber un-
foften bom juftänbigen CrtSarmenoerbanb erfeßen laffen. —
0 o etfreulid) biefer 0 d)uß ber unehelid)cn Hknbcr tft, ber
begabten ben Huffticg ermöglichen foH, f.o begreift man nicht
recht, Warum er nicht aud) begabten ehelichen Ambern aw
gute fomnten foll, bereit Eltern nicht imftanbe finb, ihnen bef
feie Schulbilbutig, längere Sehwit ober ähnliche 2Sege ?>\m
befjeren gorttommen 511 nerfd)affen? SDknbeftenS ben ^tnberrt
non .SSßittoen ober erwerbsbefd)ränften Tätern follte bod) m
felbe 9tcd)t anö^billigt Werben!
Xen erhöhten 0d>uß ber unehelichen .Üinber beaWcrft auch
ber Entwurf über ben H r b c 11 S a W a n g für u n e h e 11 d) e
23äter. Seit bem 1. Oftober 1912 finb bte preußtfehon HuS-
fiihrungSbefttmmungen a«w NeichSgefeß über ben Utüet-
ftiihungSWohnjiß baljin erweitert Worben, baß 33erfonen, bte
ihren Unterhaltspflichten gegenüber ber Ehefrau unb ben ehe-
ltd)en $inbern unter 16 iahten in böswilliger Söeife nicht
nachfommen,fonbern fie ber Öffentlid)en5lrmenpflege überlaffen,
auf Hntrag beS auftänbigen HrmenberbanbeS in einer 9Xr6cit^
anftalt mit HrbcitSaWang untergebracht Werben fönnen. Nach
ber jeßt oorliegenben furaen Nobeüc fann biefer HrbcitSaWang
1 „auf ben SBater eines unchclicheu .^ittbeS finngemäße HnWett-
! bung finben. Wenn er feine Naterfdhaft naih § 1718 23©33. an-
erfannt hat ober feine UnterhaltungSpflicht in einem bou-
ftredbaren Xitel feftgefteKt ift." HUerbittgS Wirb biefe 23eftim*
tmtng aur ftärferen ®eranaiehung beS unehelichen 23aterS bet
berheirateten Ntannern infofern abgefd)Wächt, baß. bie Unter¬
bringung in einem HrbeitSbauS n t d) t erfolgen barf, wenn
baraitS erhebliche gärten ober Nad)teile für bte Ehefrau ober
bie ehelidtcn ft'inber entftehen. Xod) ift eS. immerhin ein
gortfd>ritt, baß WenigftcnS bie unberheirateten unehelichen
23äter ftärfer aur UnterhaltungSpflidht herartgeaogen Werben
fönnen. Xen SÖehörben, namentlich alfo ben fiinftigen Sugenb-
ämtern unb-ben ^BerufSbormünbern, ift bamit ein Mittel in bie
®attb gegeben, ben mandjerlei „Schiebungen" entgegenautreten,
mit benen fid) bie unehelichen Näter oft &u britden pflegen.
SNit beut Qugenbfiirforgegefch ift bei tatfräftiger unb au-
gleich Warittheratger Xttrd)fübrung eine ^anbhabe gegeben,
nid)t nur bie itiicbelid)cn, fonbern auch bte fonft gefährbeteu
^inber au fdnipen. NUt Necht Wirb in ber 23egrünbung au
bem ©efep betont:
„$tt einer *8cit, in ber ber bluiigfte Hricg aller 3dkn gewallioc
fiücfeit in unfere 2?olf3fraft gcriff-en hat unb in ber wir einen auf*
fallenben Hiicfgang ber Geburten gu beflogen haben, wirb baS Geben
jebeS Geborenen hoppelt wertuoE unb feine Erhaltung au einer ber
brcnncnbften Hufgaben. Xaau tritt baS ^^oblem ber j&erwtlberung
ber \sugenb, baS ber Hricg in ben iBorbergrunb gcriidt hat. . . ■
Zweifellos Wirb nach bcenbetem Hriege mit ber Hütffeljt ber 21ater
in baS ^aus mancher 5lttßftan|) gebeßert werben. Hber in üielen
682'
681
Sogralc ^rariS/tHit) Arrf|io für VpIfSmoblfohrt — 1918 — XXVII. Ar.44.
hälfen farm mit einer füllen- Aiicffebr leiber nicht ge regnet merben,
unt» tu aiibereu mich bic Einmirfung be» £>aufe£ allein nicfyi au$ s
reichen, um miete r -Atoitbel zu febaffeu. Esmirb einer pcrboppeltcn
Arbeit aller -hierzu berufenen Behörden unb Streife, -beiten baß Sohl
ber $ugenj> gm bergen liegt, bebürfen, um bie Schaben 51t feilen,
bie ber Krieg unter unferer ^ußenb berurfadjt hat."
£>offenüid) finden. fid) überall in ©tabt unb' £anb bie
5D?enfd)en, bie ben 5 « fd)ciffenben Ovganifationen ber ^itgem.*
fiirforge paS rechte £eben unb bie rechte SöirFung au geben
beimögen. / *.,. E. L.
Die £ofptregeImtg in. ber KaHgefegnodeÜe. Der Aeid)Siag hat
am 12. $uli auf Drängen ber Kaliuntetnehmer unb ber KaÜ 6 erg 6 au*
arbeiter miebentm eine Abänbermtg ber greife unb Vohnfäpe für beit
Kalibergbau dorgenommen, bie feit bem ©efefc boni 28. SLTtai 1910 an
gemtffe formen gebuttben finb. Aachbetn feit Kriegsausbrud) bie greife
fchott breimal erhöbt motben finb, gitmal ber gemituibttitgenbe Aus*
lanbSabfap meggcfafleit mar, hat bie anljaltenbe Steigerung ber ©e*
’ftehmtgsfoften jept eine bierte $erauffepung ber greife nötig gemalt,
um ben SKrfbeftbern bie gefeblid) dorgefd)riebene 3 n ^nng uuSfönun*
lieber Arbeitslöhne 311 ermöglichen. Die gule^t gezahlten L'öhtte ein«
fdjltefelich ber Teuerungszulagen, bie gmar entfdßießltch ber KuappfchaftS*
auSgaben 71,43 b. $. ber BctrtebSaufmenbmtgen gegenüber 48,6 b. §.
im $al)te IO * 3 außmadjten, genügten gegenüber ber Neuerung nicht
mehr, gorberuitgeii ber Arbeiter auf 3 ulagenerl)ül)ung miefeit AJerf«
befifcer unb SdütchtungSfießen meift mit ber Begtünbmtg ab, baß bie
ßöfjne einfdjlieBlich ber Teuerungszulagen innerhalb ber gebunbenen
©tengen fich nur. bemegeu biirften, bie nach biefer Atifidjt alfo £öchft*
löhne bebeuteteit. Bei ben Acid)StagSberaiungett über bie Kalinodefle
hmrbe biefer Auslegung bet Sd)liä)tiingSauSfd)üfie fdjarf als mit bem
SEBißen beS ©efepgeberS, ber ja mit feinen fogialcn Sicherungen im
Kaligefep gcrabe aftinbeftnormeu fdjaffen. moflte, undereinbar miber*
[proben. And) ber AegierungSbertreter fd)loB firfi biefem SBiberfprttd)
an. Die urfprünglidj in ber jepigett bierten Tabelle borgefehene Aeihe
bon neuen Teueruttgsborlagen ift im AuSfd)Ufe beb Reichstag« noch
tueiter erhöht morbcit unb beträgt nunmehr fiir ermadjfenc (16690 Köpfe)
8 SJL bie Sd)id)t (gegen 1 2)?. bisher), für (2336) Arbeiterinnen 2 9 Jt.
(bisher 0.75 SK) unb für (1343)- $ugenblid;e 1,50* gft. (0,50 2ft. bisher).
Außerdem mutbeit 6 2 Jl. Kindergeld rnottatlid) für jedes Arbeiterfiub
unter 15 fahren beluilligt. Schließlich hot ber Aeirf)Stag baS ©efeß
im § 20a gegenüber ber Haltung bon 1910 uod) burd) Einbeziehung
ber Beamtenberhältniffc ermeitert Allen AKrfangeftcfJteit bis gu 6000
3A. i ft für bie Dauer ber mährend beS Krieges erfolgten Kalipreig*
erhöhimgeu eine Teuerungszulage boit 40 d. ihrer ©elbbegiige git
gewähren. Die Dieuftgeqalter über 6000 SDt. finb auf 8400 äff. 311
erhöhen. Eine Kürzung ber S9eteiligungSziffevn für ein Kaliloerf tritt
auch bann ein, toeun bie Teuerungszulagen beit AngefteElten ltid^t in ber
üorgefd)riebenen ^pöhe gezahlt tuerben. Die Kaligefcßnobelle bringt ben
Arbeitern eine fehr mefeittlidje Aufbefferung ihrer EinfontmeitSberhält-
ltiffe. SÖte tbeit baS Auotommen baburch berbeffert luirb, hnvb bon ber
weiteren ^ceißbilbung für fiebenSmittel bor allem abhäfigen.
$üvfi>tge ßt$tiegsbefttiäMgte unb IjEimhcljreiiöf^rtfgfr.
Xeuentttgßaulagen 5 U ben KnegSbefchäbigtetirentett merben
laut Verfügung beS ^»reufeifefjeu KrtegßniiniftcnumS feit bem
1. Suii 1918 allen 93erforguugSbered)tigteu miberaifftrf) gemährt,
bei beueu eine ©rmerbSuufähioFeit non minbeftettS 50 n. §. nor-
liegt, unb ziuar in folgettben abgeftuften Beträgen:
bei 50 bis 60 b. £>. ErtoerbSunfähigfeit 120 M 3ulage jährlich,
« 61 « 70 b. « 180 «
5 71 « 80 b. $>. * .240 *
* 81 * 90 b. §. • 300 *
= 91 « 99 b. * 360 =
« ICO d. « 432 ■*
Das unabläffige ^erlangen ber fogidlpolitifchen Organi«
fationen, baß im s Jteid)Stag nielfadjeu Liberi)all gefimben hot,
hat alfo nunmehr and) bei ben guftänbigen fistalifdjen 93er*
maltungSftellen Erfolg erzielt.
ioipdrrotpKgfn unb ^rbeftskämpft.
Die 93ergarbeiterforberungett (©p. 634) hoben itiztbifchen ibcnig«
ftenS zn ©efprediungen für einzelne Dieuiere geführt, ohne bag aller*
bingS bisher greifbare Erfolge borlägen. So finb Bergarbeiter hmn
preufcifchen ^anbelSminifter empfangen morben mtb haben bann ebenba
in einer Konferenz mit einigen 0berbergrätett berhanbelt, namentlid)
über 5ohne in Sdjlefieit ititb im ©raimfohleitbergbau. Berhanbhtngen ber
©ergarbeiterbertreter mit bem Bizefati|ler unb bem KricgSamt bezogen
fidh hauptfächlich auf bie oberfchleftfche BeU?eguug, bie toegcit S^id^t«
gbftricheu unb Kartoffelmaugel^ gum ^treif geführt hatte, .ferner tpur*
ben bieEinfchrönfungcn beS BerfammlungfrechtS intBereid) beS ©eneral*
fijmuumboß beS 6. ArmeelovpS (Schlefieu) im KriegSminifterium bor*
v gebrnd)f. Die Dtuhibergarbeiter märten auf ihre i'ohneingabe bom
2p. gnni an beit 3ed)endcrbanb bon borther immer uod) auf Antmort.
I gegen hat ber fteliuerttetenbe Kommanbtereube ©eneral beS 7. Armee*
[iS, b. ©at)l, bie BorftanbSbertrcter ber hier Bcrgarbeiterderbänbe
mtmen mit gmei Vertretern beS Oberbergamts Dortmunb am lB.^uli
einer AuSfpradje eingelaben; bie Arbeiterbertreter brachten Xjter diel
ege 3 ur S^ohn* uttb ßebeuSmittelfragc bor, bie bem preufeifchen
ttbelSmiitifter auch übermittelt merbeit fotlen.
Eifenbahnerftrel! in ber Ufrattte. Am 15 . Quli brad) au
z\ mtdjttgen KnotcnpunFten, Koroften utib Kieto, ohne bor*
ige Aitfiiitbigitng ein EifeubahuerftreiF aus. Ofach 9 )fittci*
igeit bet* „Oforbbeutfdjeu AUgemeiiien Bettung" bom 26 . ^nli
; biefer Streif Feine antibeutfehe Spitje haben — an gohl*
d)en Orten hoben fiih bie ©treifenben fogar anSbriidlid)
eit erFlärt, beutfehe unb öfterreidhifdje TOlitärtranSporte gu
reit —, fottbem ftch tebiglid) gegen bie uFraiuifdje Regierung
)ten.
Die ^orbentngen ber Streifeubeu finb teils tpirtfehafttidjer,. teils
iti'chet Art. Die lein mivtfchaftlichen ^orberitugen betreffen: Vünft*
ere 3ahlung ber Söhne uttb ©ehälter, Verbeffentng unb VcrblllißU g
SebenSmittelbecforgung ber Eifenbahnbebienfteten mtb Auszahlung
unter ber berflöffeneit Aegtetmtg unbezahlt gebliebenen ©ehälter
fiijt Afärz unb April, melche*bie jepige Diegtcrmtg bei bem grofeeu
SWangel an ©elbgeicheu gur 3cit in bar nicht auSgahlen famt^ unb
biher in ©eftält bou Spatiaffenbüchem auSgahiett mttb. Dte politifd)ett
gorberungeit finb in erfter Siitie bie Anerfemutitg ber bisherigen
pplitifd;en Orgattifattonen mtb berett AfitbeftimmungSrcdjt in aften
mfehtigen VermaltuugSangelegenhciten, mährntb bie Aegieutng ben
Eifcnbahnbecbänben nur bte Nahrung ber berufnen mtb mirtfehaft*
li^ett ^ntereffen geftatten loill. Leiter fprbern bie Streifenbeit bie
Ajifrediterhaltmtg beS 6* mtb 8*Stunben*TageS unter AttSfchlufe jeber
Ajforbarbeit unb bte unberfürgte Beibehaltung bet hohe» Vöhuc unb
©(ehälter aus ber Bplfchewiftengeit.
i Die ufrauüfdjc Regierung hot fid) bereit erFlärt, bic loirt-
f 4 aftlichen Sorberun^en fomeit mie inöglid) gu erfüllen, lehnt
bdgegeu bie politifchen gorberungen ab. B^ic aus ber Ufraiue
gentelbct tutrb, ftcht bie offigieße Eifenbahuerorganifatiou bem
’®tt*ctF Dollftänbig fern, bie ©ehieguug loirb vielmehr bon einem
geheimen Komitee geleitet. Die ArbcitSmoberlcgimg ift uid)t
aßgemeiu, foitbcm eS ftreifen nur bie Bkrfftättcnarbcitcr, ein
ft^rFer Deü ber ^ogförberuugs* unb Begleitperfonalc uttb bie
Ddegrapbtjteu ber gtööcrcit gugbilbungSfiatioucn. Dte Be«
tnebsbeaiuteu, bas ©treden* unb BermaltuugSperfouol arbeiten
mbiter. Da aber bie ftrciFenbe ßffiuberheit mit terroriftifdjen
Spitteln arbeitet, fo n?gv bie ^enMturtg bes Betriebs bennod)
fet)r ftarF. ’
j Die nFrainifche Regierung geht fd)arf gegen bie ©treifenbeu
bor, fie hot bas frühere ruffifche ©ejefe betreffenb ©treitberbot
in gemeiimithigen Betrieben unb ©taatSanftalten ioieber in
Ktaft gefegt unb Famt auf ©nmb bicfcS ©efebeS gegen bie
Bjtreifenben mit ©efängniSftrafcn borgcheti unb fie hoftbar
tnüd)cn für ®d)äben, bie Eifenbahn 3 Ügen zugefügt toerbett. Bon
feiten ber beutfdjen unb Öfterreichifd)*uugarifd)en Bt'hörbeu ift
neben einem erhöhten Bat)ufd)ub gegen etroaige Aitfdjläge ein
tnilitärifcher <©dhub ber ArbeitSmiuigen unb müitärifdjc §ilfe*
letftung im BctriebSbicufte eingetreten. Dnrd) biefe ÜftaB*
nahmen ift eS gelungen, auf fämtlidjeu ©treefen einen ibenig*
ftenS ben bringeubften Bebürfttiffen geniigcnben regelmäßigen
Betrich toieberherzuftefleu.
Bhmitionßavbeiterftrcif in Englattb. AuS .©ollanb,
©cbmvben unb iftonoegen Fommen 9 iad)riditen bon einer um*
füttgreicben ©treiFbemegung in ber englifd)en 3 ^uniti>iriS*
inbuftvic. Bis zum 26 . $jiili follte bie Bcmegung gegen
150 000 Biann umfaffen, babon 80 000 in Biriijingham, 12 000
in Eobentrt), 10 000 in üßand)eftcr.
Der Strci! ift burd) baß fog. „Embargo" beS SKunitiouSmiuifterS
entftanbeu. Dicfe SJtafenahme begtoeeft, bie berfügbareit, gefchjilteu
Arbeiter plaumäßtg auf bie für bie AüftUngSiitbuftrie arbeitenbeu SföerTe
31 t berteilen; bte Aegiermtg ftellt bieS als unumgängliche iVrmnaS*
rationieruug ber ArbeitSfräfte bar. Dtefe Atafjuahmeu führten gitnächft
j in Eobeutti) gum Streif. EiitigungSberhanblmigen, bie boit ber Ae*
I giermtg eiugeleitet mürben, führten bisher gu feinem Ergebnis, ba bie
Aegienntg baS „Embargo"*Si)ftem nicht aufgeben miß. Um auf bte
Arbeiter 31 t mirfeu, mürbe — anfcheitteitb auf Veranlagung ber Ae*
gterung — in Eobetitrt) bom Verbattbe emlaffeuer Solbateit eine
! Sftaifenberfontmluwg eittherufett, mobei KriegSinbalibe in günbenben
LAeben bie Arbeiter /befdhworen, tn biefer frttifchen Qcit in ber $cr*
I fteßtujg.ber ©dmitioit feine U,nter 6 ted)un 0 eintreten gu kiffen. •
683
Soaiale ^raji« unb Ardjio für Volfsmohlfah-rt — 1918 — XXVII. 92t. 44.
084
die [Regierung brofjtc al« ©egenmaferegel an, äße ßiefla-
mationen t)on Arbeitern aufaufjeben unb fie an bie Sront a u
ftfjicfen. die ©emerffchaften fdjeinen auf ©eite ber [Regierung
au ftefjen unb bie iRotmenbigfeit be« ©mbargo*©tjftem« an«
auerfennen. fRad) ben lebten 97ad)rid)tcn mar bereite ein Ab»
flauen be« ©tretfö eingetreten, in ©ooentrtj, bent AitebrudjS-
ort be« ©treif«, ift bie Arbeit mieber aufgenommen.
So&nbemegung in ben Sonboner späten. Um einem broljcnben
Streif ooraubeugen, ift eine aßgemeine Sohnbemegung burdjgeführt
morben. Statt be« KriegSaufchHage«, bet für bie meiften Arbeiter
18 Sdjiüing mödyeutlidj betrug,, erhalten fie einte Sülm«rljöhung bon
15 Sd)ißing. diefe 3ulagc ift amar geringer als bk bisherige, foll
über bafiir auch nadj KricgSenbe forfbcfteljen bleiben. Aufeerbem ift
für bie KrkgSaeit ein befonberer 3 u f<b u f} bon porläufig 7K> Schilling
gemährt merben. Auch bie Angehörigen ber ipanbelbmarine erhalten
eine ©rhöfgntg ihrer Beaiige, obgleich ein Streif bei ihnen nicht au
befürchten mar, ba fie unter ben KrkgSgefeben fteben. die Sonboner
Aeeber haben als Anerfeitnung für ba« bclbenmütige Betragen bet
Bofafeung jebem einaelnen ein 2?2onatö=t^rtra=(5jel>alt bemiUigt.
2Bie aus hoUänbifchcu Aachndjteit au entnehmen ift, foß auch i m
englifcheu gflugaeugbau eine Streifbemegumg im ©ange fein, bie
bereite gegen 20 000 SWamt umfaßt.
der gtiHjte Streif ber Sdhtoeia, alfo nennt bie „Sdjmeia. Arbeit»
geber=3eitung" ben AuSftanb, ber. feit bent 28. $uni &tc brei $aupt*
betriebe ber SBiutcrtburer SWafchincnbauinbuftrie: ©ebr. Sulaer,
Bieter & (£o. unb Sdgoeia. Sofomotib* unb äVaftfjiuenfabrif erfaßt
hat. Aüerbing« häufelt es ftd) nur um 6000 äWaun, boeb ift ba« bie
gröfete 3<*hl bon Streifenben, bie je in einer Schmeiaer Stabt (ab*
gef eben non politifchcn Streift) peaäblt mürben, viud) für beit
nichtfehmeiaer Beobachter finb bie Streifurfachen, bie mit ber Sohn»
frage aufamntenhängen, bemerfensmert. Sie Söhne in ber ABinter*
tbnrer Aiafdjinenbauiubuftrie, bie mäfireirb be« Konjunftureurücf*
gange« 1914/15 nicht hcrabgefefct mürben, fliegen 191€ uitb 1917
erheblich. ©ebr. Sulaer berechnen bie b u r dj f dj n i 111 i che
S o h nft c i g e r u it g gegenüber ber Borfricgöaeit auf min*
b e ft eng 70%; ein .§anblanger {mit brei Kirtbern) berbieut
heute 1290 gr. mehr ate 1914, ein gelernter BcrufSarbeiter
1330 ftr. mehr, demgegenüber fleht aber, mie bon ben Arbeitgebern
nicht beftritten mirb, eine nod) ftärfere Verteuerung ber Sebeitöhal*
tung unb befonber« ber AahruugSiuittel, fo bafj bie AuSfoimnenS*
bilaita bcS Arbeiters empfinblidj geftört ift. ABeitere Sohn*
erlmhungett aber, mie fie bie Arbeiter forbern, glaubt bie Sdjmeiaer
Afafchinenbaiiiubuftrie nicht ertragen au fönneu. Sie hat fich in
bie Vcrbidfadjung ber Aobftoffpreifc febiefen müffen, ob fie fid> mit
ber Weiterung be« Sohnfonto«, be« größten V^bbuftioitefojten*
faftor«, abfinben fanu, ift bie gragc, bie burdj ben Streif ihre
Söfung finben füll. _*
©rgairifatünwit irr JLttrettrr, ©fjfUfit«, JlttgeflelUfn
ntti> neunten.
3)|e Cmtfdjloffenfieit ber ©etoerffdjaften aur ätaterlanbd*
nerteibigung tritt tu einer Betrachtung be$ „CEorrefboubena*
blatte§ ber C^eueralfommiffion" aum Beginn be§ 5. föriegsjahreö
in bemerfen^merter Klarheit autage.. da^ gentralorgan ber
freien ©emerffchaften hebt ben griebeitemiUen ber beutfdhen
Arbeiter herbor, an bem biefe uubebingt fefthalten merben.
ermartet aber bie entfeheibenbe SSenbung bon ber Abfehr ber
Seinbe bon ihren unberniinftigen Bemidhtung^aielen. ©in
fchöneö 3 e i^ en beredjtigtcn beutfdjen Selbft- unb iSraftbemnfet-
feiite ift bie folgenbe Stelle be£ Auffahe^:
„Sie griebeitefehnfucht nimmt uns gefangen. Aber nicht um bie
^Öffnungen ira Säger ber ©egnet au erfüllen, bie beö naiben ©laubenö
finb, unfer Voll mürbe berräterifch im eigenen Sanbe bie ©efdjäfte ber*
fenigen beforgen, bie bereit finb, unö ihre militärifche SWacht fühlen au
laffen. 2Benn ihr Arbeiter im Auölanb glaubt, bafc mir 31 t biefem ber*
räterifchen Streich fähig tnären, fo irrt ihr eud), unb ihr bürft meber
auf biefe Hoffnung euren Sieg auf 6 auen, noA mirb ber Triebe mit
deutfdjlanb jemate fo gefdjloffen merben. ^hr merbet nid)t tri*
umphicren über ein Volf, ba« moralifch für immer gerichtet märe,
metm e« einer au« aller SBelt aufammengeholfen Solbateöfa bie beutfdjen
Sanbe, unfer ^>eim unb mtfere Familie preiögeben mürbe. SBa« mir
in f^leth unb raftlofcm Streben aufgebaut haben, gehört
auch un«, ber beutfdjen Arbeiterfdjaft. 9Äit ber mirtfchaftlichen
©ntmidlung deutfchlanb« ift bie Stellung ber Arbeiterfdjaft eng ber*
fuüpft. ^hr föitnt un« nicht mit euren afiatifdfen, afrifanifchen ftorben
eine freiere, politifdje ©utfaltung bringen."
Auch ba« ift nueber ein Beleg bafiir, bafe bie „fßolitif be«
4. Anguft" in ber bentfehen Arbeiterfchaft itocf) immer lebenbig
ift. (Bergl. fieitauffah!)
Sie freigemerffchaftlicheit Drt«fartelle 1917 merben in ber
„Statiftifchen Beilage" Ar. 1 be« „Siotrefponbenabl. ber ©eneral*
fommiffion" behanbelt. die 3 uhl öer berichtenben Kartelle ift meiter
aurüdgegangen. den #öchftftanb bon 6 erichtenben Kartellen meift bon
allen Berichtsjahren ba« $aht 1913 mit 771 Kartellen auf. ^ut Sah ** 1914
bagegen mürben nur 578 Kartelle geaählt, 1915 fanfen fie auf 524 unb
1916 auf 469 Kartelle, den 453 an ber Statiftif beteiligten Kartellen
maren am Schluffe be« ftaljre« 1917 aufamm^n 6483 OrtSbereine, bie
inögefamt 1 053 402 SAitglieber aählten, attgefchloffen. ©egen ba« Vor*
jahr bebeutet bie« eine Zunahme bon runb 216 000 SKitgliebem. die
Art ber dätigfeit ber Kartelle hat fich unter bem ®rieg«auftanb ftarf
geänbert. der agitatorifd)en Betätigung ber ©emerffchaften finb enge
©renaen geaogen; e« fehlt auch uu gefdjulten Kräften, die mertbollften
©inrichtungen ber Kartelle finb bie 111 Arbeijterfefretariate. da«
Beftehen bon Aecht«au«funft«ftellen mürbe bon 122 Kartellen
berichtet. £>ohe Äoften berurfadjen bie ©emerffchaft«häufer, bie in
ber Statiftif bon 1917 mit 69 borljanben finb; 41 babon befinben fich
auf eigenem ©runbftücf. Von ben an ber Statiftif beteiligten Kartellen
befifcen 342 Bibliothcfen imb 82 unterhalten Sef eg immer. Bilbung«»
au«fchüffe beftehen an 240, ^ugcnblommiffionen an 214 Orten, die
430 Kartelle, bie über $affeuberhältniffe berichten, hatten aufammen
eine (Einnahme bon M 1044 453, eine Ausgabe bon M 1046 215. die
Äaffenbeftäube beliefen fich am Schluffe be« $ahre« auf Ji 887 816.
Sie ©ntmicfelmtg ber ©hnftlidjei ©emerlfchaftett im Kri^e hat
fich f e h^ günftig geftaltet. ©eneralfefretär Stegermalb, SW. b. hat
in einem Vortrage, ben er in Berlin über bie Stellung ber Arbeiter*
fchaft 0 u ben ftaatlidjen Urnmälaungen ber ©egenmart hielt, ermähnt,
bafe bie ©hriftlidjen ©emerffchaften bei Kriegsausbruch 350 000 SWit*
glieber hatten, diefe 3 a hl fanf infolge ber (Einberufungen ufm. an*
mählich auf 150 000, um bann aunächft mteber auf 179 000 unb 288 000
unb fdjliefjlich lefcthin auf 860 000 au fteigen. da nun etma 100 000
alte SWitglieber noch im ^elbe ftehen, fo ift* au ermarten, bafe bie
©hrtftlidjen ©emerffchaften meit ftärfer au« bem Kriege herborgehen
merben, al« fie bot feinem Ausbruch maren.
die britifchett Arbeiter gegen bie ©eroerffchaftsittteroatio*
nale. die General Federation of Labour gehört ber getoerf*
fdhaftlicheu Qniernationale an, beren ©efretär ber beutf^e ©e*
mcrffchaftSführer fiegien in Berlin ift. der britifche ©emerf-
fdjaftsfongreö ift biefer internationale uidjt angefchloffen. Seht
haben fid), Reibungen be« „Algemeen Handelsblad“ unb ber
„Times“ aufolge, 15 britifche ©einerffchaftSDerbänbe, banmter
folche ber Metallarbeiter, ©ifcnbahner unb dran«portarbeiter
— bie Bergleute maren nur anfällig unbertreten —■ entfrfjloffen,
bem Bariflmentarif<hett Komitee be« ©emerffchaft«fougreffe«,
ba« bie Bcrbänbe eitigelaben hotte, eine internationale Ab¬
teilung anaugliebern, bie gerniffermaßen ben ©ebanfeu be«
„Bölferbunbe« unter Au«fd)Iu& ber 9Wittelmäcf)te" auf bie ©e-
merffchaft«bemeguug übertragen barfteßen foß. diefe neue
internationale, an beren Borbereitung ein Unteraitefchufe
bon 11 fßerfonen arbeitet, fefct fich folgenbe ©ntmicfluug«aiele:
1 . (Erridjhmg eine« internationalen ftatiftifchen unb AuSfunftS*
bureau« aum 3 toc ^ c bet Sammlung unb Aegiftrierung allgemeinet
Äa^richten für ben ©e 6 tauch ber ©emerffd^aften, bie bem Britifdjen
©emerffdjaftSfoiigrefe angefchloffen finb.
2 . ©ntmidlung enger Beaiehungen amifdjen bet ©emerffchaft«*
bemegung ©rofebritannien« unb bet bet dominion«, ber alli¬
ierten unb neutralen Sänber unb ber Vereinigten Staaten.
8 . ©hefte ©inberufimg einer internationalen Konferena ber aßi*
ierten, neutralen, foloitialen unb amerifauifchen Vertreter aum 3b>ecfe
ber gormulterung einer gemerffchaftlirijen internationalen Volitif für
bie 3cit be« Kriege« unb nach bem Kriege.
4. ©rmägung ber ffrage, ob e« praftifdj ift, Arbeiter*Botfchaften
tu ben Oerfchiebenen Säubern 311 ernennen, bte al« Agenten unb Korre*
fponbenten ber internationalen ©emerffchaft«bemegung bie Aufgabe
haben follen, bte internationalen 3 entralfteßen mit ben aßemeueften
Aachrid)ten über gemerffdjaftliche tätigfeit unb fonftige für bu ©e«
merffchaftsmelt mistigen Aachrichten au Perfehen.
die x beteiligten britifdjen ©emerffchaften hoben angeblich
2,5 SWißionen SWitglieber, mährettb bie geplante neue inter¬
nationale etma 9 üWißionen Arbeiter nmfaffen foß.
©rmcttcrung be« Arbeiterinnen* unb S&öcbncrinnenfrfjubeS tu
' granfretdj.
©in Aunbfdjreiben be« AnftungSminifterS an bie fieitet*
ber Ärtißerie* nnb BulOermerfftättcn Dom 1. inli 1917 fudit
auf einen größeren gefnnbljcitüchen ©djnb ber in ben
ftricgSbetrieben arbeitenben S^ouen binaumirfen. die
Äljnlidifeit mit .ben bentfefjen 3oftönben unb bie
Übereinftimmung ber franaofifchem Anorbnungen mit
ben Beftrebungen ber beim $iricg«amt gefdjaffenen
<J86 Sonate $tagtS unfc fttcftib für golfetoolftfafttt — 1613 —* XXVIL 9U. 44.__ _Ö86
grauenarbeit§ftelfen tritt bcutlid) Verbot. Ser NÜnifter
leitet bie ausführlichen, in£ Einaelne gepenben 23e-
fiimmungen mit einigen allgemeinen ©etradbtungen ein, bie
mir teilmeife Wörtlich miebergeben, meil bie ernfte Ntopnung
betr. ben 3djup ber Weiblichen. 2lrbeit§fraft auch für $>cut.fchlanb
gar nid)t einbringlidb genug immer unb immer wieber wieber*
fjolt merben fann:
„Sie tueibliche Str&eitsfraft bat fiep unter bem unausweichlichen
ßmang beS Krieges einen beträchtlichen ©lap in ben Staatsbetrieben
errungen; biefe aiiSgebepnte Verwenbuitg bon grauen märe geeignet,
gerechtfertigte ^Befürchtungen machaurufen, menn fie nicht mit eritfi*
haften (Garantien umgeben mürbe. 2Boütc iran felbjt unter ben
gegenmärtigen Verhältniffen über bie mciblicbe SlrbcitSfraft ber*
fügen, fo ^tefee bas einen fdjtoeren grrtum begeben, beffen golgen
furchtbar fein Jönnien. SaS RanbeSintercffe Verlangt im (Gegenteil,
baft bie meibliche $lrbeitsfraft uerniinftig unb mit grofeer ©ebutfara*
feit nupbar gemacht merbc; benn fie fteflt eine ßufunftSrefcrbc p ac ,
bie unberfebrt erbalten bleiben foU. ■ Sie a u biefem ©epufe au
treffenben SWafenahmcn bürfen bie Eraeugung in feiner 2Beife bin«
bern; es ift miebcrbolt feftgefteüt morben, bafe jebe Verbefferung ber
2lrbeitSbebingungen • fich in ©eftalt eines befferen Ertrages
geltenb macht."
Ser NÜnifter bermeift bann auf frühere Erlaffe, bie gleich-'
falls bem 3d)up ber grauenarbeit bienen füllten, unb bic burdh
bie neuen ^eftimmungen wicberpolt unb ergänat merben.
Sie Sauer ber täglichen SfrbcitSaeit foH möglichft
10 3 t li n b e n nicht iibcrfchreiten, für ununterbrochenen be¬
trieb mirb bie 8-©tunbcn Schicht empfohlen. ©on ber Nacht¬
arbeit ber grauen fönne im Kriege awar nid>t gana ab-
gefehen merben, hoch foüen junge Ntäbcpen unter 18 Söhren
nicht baau bermenbet merben unb meibliche ©erfonen im
2üter awifepen 18 unb 21 fahren nur bann, menn förperlicpe
Eignung unb bic gamilienberhältniffe eS geftatten. Ser
wöchentliche bolle Nupeiag foll allen grauen ge-
mährleiftet merben. NÜt befonberem 3cpup mirb bie grau als
3cbimangerc, Sßöcpnerin unb 3tiHenbe umgeben.
Sic ©cbmaugerfcbaft gibt Slnfprucp auf 2Re<hfel ber ©efdjäfti*
gung, um au febumre unb befonbetS gefunbheitSgcfährliche Arbeiten
au bcrmeiben. Übcrftuubcn unb Nachtarbeit finb für Schwangere
verboten, bic 8«©mnöcn*©<hi<ht, womöglich HalbtagSfdjidjt mirb
empfohlen. —Sie 2Böchncrinnenruhe beträgt minbeftenS 4 28o<hcn
bor unb 4 SBochen nad) ber Entbinbung, bei Irantbafteu $uftänben
noch länger. Sie grauen in ben ftaatlicben 2ftunitionSbetrieben
feilen in allen gragen ber graucnbbgiene bureb einen Slrafc ober eine
unter 2luffid)t beS NratcS ftebenbe ^ebamnte beraten merben. —
Sie ftillenben Mütter finb ähnlich wie bie Schwangeren bor Über*
arbeitung au fdjüpen, ©tillräume, Grippen unb SHeinfinberbemabr«
anftalten foUen gefebaffen merben, ben grauen ift auSreichenbe £cit
aum Stillen au geben, oljne bap ihnen eine Ropneinbupe barauS
ccmacbfen barf.
giir bie ftillenben ÜWüttcr ift übrigens nicht nur in ber
NümitionSinbuftrte auf bem ©erorbnungSWege ein 3cfmp ge*
fchöffen morben, fonbern ein © e f e p Dom 5, 21 u g u ft 1917
über baS 31 i 11 e n b e r SK ii 11 e r beaiebt fich auf alle
gewerblichen unb faufmännifchen betriebe. Sa£ neue ©tfefe
ift eine Ergänaung an bem allgemeinen franaöfifepen 2lrbeit£*
gefefc. ©S fctjreibt Oor, ba| ben Ntiittern baS Necht gegeben
merben inufe, ihre ^inber im betrieb au füllen. Nufeer ben
fonftigen gefe%licf>en Raufen finb ihnen bafür amei Raufen üon
je 30 üUhnuien au gemähren. betrieben, bic mehr als 100
grauen über 15 Süßten befchäftigen, fann bie Einrichtung be-
fonberer ©tillräunie innerhalb ober in ber Nähe ber betriebe
aufgegeben merben. Über bie gefunbbcitliche 2luSgeftaltung
ber ©tillräunie unb bereu geeignete Übermachung merben noch
nähere 2Befttmmiutgen nach 2lnhören beS im Kriege gebilbeten
„oberen 2luSfchuffeS aum 3cfjuhe beS erften SlinbeSalterS" er¬
laffen merben.
2tuch baS ©efefc über bie gelbliche Unter ft üfcung
ber aSödbner innen mährenb ber gefefclichen Nuheaeit
uom 17. Suni 1913 ift burch ein ©efefc bom 2. SDeaember 1917
ermeitertjroorben. Nach biefem ©efep hat jebe grau fran*
aöfifcher 3taatSangehörigfeit, melche ohne auSreichenbe Nüttel
ift, mährenb ber Nuheaeit 2lnfprnch auf Unterftüpung aus
öffentlichen Nütteln, unb awar bürfen hierbei bie aeitmeiligen
‘ 2Nittel, melche ben grauen etma auS ber 3ugehörigfeit au einer
freimiUigen 2SerficherungSgefelIfchaft ober SNutterfchaftSfaffe
aufallen, n i ch t in 2lnrccbnung gebracht merben, fo bah alfo bie
nerficberte grau einen hoppelten gelblichen ©djufc genieht.
E. ß.
Ottwpnrdrit^snurni.
Ser IMshififiriißtib beutfdjer Äonfumuereiue (©Ig Edltt) hat fich
gut entmidelt. 1908 mären in ihm erft 48 Vereine mit 28 450 9Nit*
gliebem aufammengefafet; ber Eefamtumfap betrug 9,7 Ntintonen äftart.
Sor bem Kriege, 1913, mürbe eine SNitglieberaahl öun 143 444 in
159 Vereinen erreicht; ber ©efamtumfdfe betrug bamals 53 SNtllionen
SWarf. gm Verlaufe beS Krieges hu* fich biefe fräftige Entmicflung
burchau« fortgefefet. 1917 mürbe eine ©eretnSaahl bon 249, ein SWit-
glieberbeftanb öon 308 805, ein Eefamtumfa^ bon 71892 461 gemelbet,
nadjbem ber ilmfafjj tm eigenen ©efchäft, fomie berjenige ber ©rofe^
einlaufögefellfchaft im 93orjahre fogar um 8 V 2 SKillionen höher ge*
mefen maren. 21m 14. unb 15. guli fanb in Effen bie gahreSberfamm*
lung beS NeichSberbanbeS ftgtt. 23erbanbSbireftor ©chlacf behanbelte
w Sie fünftige iöerbrauchsgütermirtfdjaft uttb bie Äonfumgenoffenfchafts*
bemegung". Er meinte, bie ÜmangSmirtfihaft fei für bie Äriegöaeii
unb eine Jurge übergangSaeit notmenbig, ohne fie hätten mir ben $rieg
längft berloren. Eine färittmeife llmgeftaltung fei jeboch bringenb
notmenbig. 21norbnung, 2üiffi<ht unb Kontrolle ben 93e|örben; SBaren*
bemirtfehaftung bem genoffenfdjaftlichen unb pribaten ipaubel, — btefeS
8 iel müffe angeftrebt merben. Sie Äonfumgeuoffenfchaften unb ihre
©rofe*Ein!aufS*3entralen müßten in bie Kriegs* unb ÜbergangSmirt*
Ihufl eingegliebert merben. Eine entfprechenbe Entfchliefeung fanb 2ln*
naljme. ©raun (Eöln) fprad) über „Sie Organisation ber ©elbmirt*
fchaft ber Verbraucher" unb fchlug bie ©rünbung einer ©enoffenfchoftS*
banf ber Arbeiter* unb SlngefteHtenberbäube bor, — ein ©ebanfe, ben
auch ©tegermalb bereits berfodjten hat* gerner mürbe neben inneren
SerbanbSangelegenheiten. noch bie ©Übungsarbeit beS Neid^SberbanbS
in ber griebenSaeit befianbelt. Ser Sagung mohnten Oberbürgermetfter
Rüther unb a^b^üche uubere foaialpolitifch intereffierte ipeifoulich«
leiten bei.
Pfl^lfa^rtsdnri^tungfK.
Sie SBoBIfahrtSf^uIe ber ©tobt Eäln, 2luSbilbungSanfiatt für
fogiale grauenberufe, bie feit.Oftern 1914 befteht, mirb infolge ber
aufcerorbentlichen 9tachfrage nach gut gefaulten ©oaialbeamtiimen im
Oftober biefeS gahteS ihren 3. ©arallelhirfuö erüfhien. Sie 2Bohl*
fahttsfchule ber ©tabt Eöln berlangt unter ihren 2lufnahmebebingnngen
ein ftaatlidjeS Vflegeejamen, moa« bie ßtanfenpflcgefchule unb ©äug»
lingSpflegefchute ber ©labt Eöln ebenfalls ©etegenheit bieten, ©ehr
ermünjd;t bei ber ©ielgeftaltigfeit bei ©teüungen, bie an bie 2 lbfol*
bentinnen h«antreten, in einaelnen gäflen fogar bireft erforberud^, ift
eine meitergehenbe ©orbilbung in ^ausmirtfehaft ober Ranbmirlfcbaft
ober in einem Rehrberuf, gür aUe biefe ©erufe bietet bie Eölner
SBohlfahrtSfchule eine abfchliefeenbe Schulung nach öer foaialhhgienifchen,
foatalrehtUcheu unb foaialpäbagogifdjen ©eite. Sie 2lnmelbungen für
ben nächften ^urfuS merben bis aum 15. 2luguft bon ber Reiterin ber
©ohlfohüSfchule, gräulein Dr. Rauer, Eöln, ©tabthauS, entgegen*
genommen. Safelbft nähere StuStünfte, ©rofpefte unb Rehrplaue.
PtttciUntgen.
MDe neuerfhienenen ©üdjer, bie ber ©hriftleitung jugefanbt »erben, merben hier
Oerjeichnet Sie »eitere ©cfprehung einaelner Schrillen, hier ober im fyiuptteil
ber ,©oataIen ©r ojjA m , behält fleh bie ©hriftleitung bor.
gahrbuch ber 2lrbeiterberfich€rung. Von ©öhe.
Schinbler, 30. ,gg. ©erlin 1918. grb. Siiminlcrs Verlag.
Vr. 17 M.
SaS in 3 ©änbe eiu^eteilte gahrbuch bringt ausführliche, auf
bie Verficherung bcaügliche ©tatiftilcn, ferner gibt es einen Einblid
in bie gefamtc Crcpnifation fomohl ber VerficherungSbehörben mie
ber VerfichcrungSträger mit Pollftänbigem ^IbreffenberaeichniS. Sie
NeichöuerfichcrungSorbnung mirb im ©Sortlaut mitgcteilt; bei ben
in ©etraxfü fommenberb Varagraiphen finb midjtige grunbfählid>e Ent=
fcheibungen ber Nechtfprechung beigefügt. Ebcnfo finb alle mährenb
beS ftuiegeS aut Dtenchöb-erfidyerungSorbnung ergangenen VunbeSratS=
Perorbnungen unb fonftigen Verfügungen mitgeteilt. Sas gahr¬
buch ift feit gahren als pcaftifcheS ^>ilfsbu<h bemährt.
Sie gugenbfürjorge in 2Bürttemberg mit bcfon*
berer ©erüdfichtigung ber bebingten ©egiurbigung. * Von Ranb«
gerichtSrat bon 28 i ber. 247 S.
Sie gürforgecraiehung in SBürttemberg itnb
bie ©cbürfniffe bet ©egenmart. Von Stab*tpfarrer S3üte =
xid>. 23 S. ©eibc Schriften im Verlag beS Stuttgarter
gugenbfefretariats.
Sie erfte Schrift ftetlt eine Sammlung aller feit 1. ganuar 1900 bis
in bie neuefte $eit in SBürttemberg crfchienenen ©efepe, Erlaffe, Vcr=
fitgungen unb Verorbiiungen bar, bie fidj auf gürforgecraiehung, Moft=
ünbermefen, ©trafberfahreu gegen gugenbliche, ©erufSbormuirbfd;aft,
Regelung beS RidüfpiclmefenS, ©efätnpfung ber ©djunbliteraiur ufm.
beaiehen. 3mei 2lbfjanölutigcn beS VcrfcrfferS über bebingte ©egnabi«
gung fomie über ©eruf«:bormunbfchaft finb beigegebeu. giir alle in
Württemberg auf bem ©ebiet ber gugenbfürforge arbeiieubeu Greife
ift baS ©uch ein gutes Hilfsmittel. Ein übcrfidhtliches ©achbcraeicg»
uis erleichtert bie 23euupunQ. — Sas ameite fleine Heft ift ein ©ut-
687
. $ifojisHifii föis —XMit: 44.
achten für bic HauSböterfonferena ber ebaugclifdEjcn C5r^icl)unflö=
aujtaltcn VBürttcmbergs unb bcbaubclt bor allem bic 51 bqre 11311 ng
aiuifchcn flaatlirfjer tyiirforge unb ©erciuotatigfeit.
D i e t&runbbegriffc b e r * © 01 f § m i r t f dj a f t 3 1 e fj r c.
$011 Dr. ^afob HarfS, 'otablfd)ulrat. ©rcSlau 1917 . ©rie=
batfeh- 116©. 1 < :
Die bolfstiimlid) gehaltene ©dirift ftüfct fid> auf eine bor ^afjren
trfdjiencne ©d)rift — bie bamais ftarf angegriffen aber auch bicl
gelobt tüurbe — Uon Dr. med. Efferp, Arbeit unb ©oben, ©tjftcm
ber politischen £fonomie. §11« (ftrunblagen ber ©robuftion nimmt
Effcrp nid>t bie fonft übliche Dreiteilung Kapital, Arbeit unb ©oben,
an, fonbern n u r Arbeit unb ©oben. ©ein ©njteiu begegnet fid) mit
ben Behren ber ©hpfiofraten, 3n ber jepigeu Kriegslage, wo Scutfdj*
lanb bom Vlufeenberfeljr abgefd>nitten ift, unb man bie SBichtigfeit beS
beimatlidjeu ©oben* unb ber heimatlichen Arbeit um fo höher ein» j
fd>äi 3 en gelernt hat, mirft bie ISfferbfchc ©etrariüungSmcife manche’ !
mertbollen Schlaglichter auf bk heutigen Erscheinungen beö VB*irt= j
fchaftsIebenS. 1
D a § @ e h e i m it v S b c r b e u t f ch e n K r a f t. Das merfcitige
©olt Deutfchlanbs unb bie KriegSaiele nuferer Feiube. ©on
©encratfefretär !R t ch a r b ©teupner. SleichSberlag
Hermann Kalfoff, ^?erlin<^chIenborf» s Bcft. 68 ©. 1,20 M.
VI u s ber ^raj;is ber SH 0 h ft.o f f = © e r f 0 r g 11 n g . b e u t *
f d> c r <& e w e r b S 3 p « i g e. ©unb ber ©egngSberemigungen
beiitfdjer Efeioerbcameige. ©eriin SW 11 , £>afenplah 5. 79 6 .
5 M. .
Die K r c i S = E u t b i n b u n g § a n ft a 11 unb ihre grunb-
legeube ©eteutung für 'SNutfcr« unb ©äuglingSfchuh- ©in
Beitrag 51 ;r ©ebülterungSporitif. ©on Dr. ©rcitnede in
SlHagbclutrg. ©erhffuerlag.' $n KommiffiouSoerlag Karl E.
Klop^ äHagbehurg 1917. 91 ©.-
©roßbür ratSloirtfdjafi unb StotcuDanfpoItiif. ©on
Dr. Otto Si e u r a t h- Verlag für Fachliteratur EJ. m. b. $.
©erfin=2Bien 1918. 16 S. 2 i.
Bericht über bie Dä t i gl eit ber Ehemifdjen Unter*
f u ch u n gS a n ft a 11 be r ©i ab t £e i pa tg. 1916. 57©.
Die geiifdjrift ., f $atiaU pvturi* uttb Stvdjiw fiii? yolHÄWujJjlfalirt 4 * ift burdj alle ©udjhmiblungen unb ©oftamter (©oftsettunaSnummer 7137) ju Bejl^en.
EinjjeTnummer '35 ©f. Der StitjeigenpreiS ift 45 ©f. für bie biergefpattene ©etitseile. •
iimiiiiuiHUMiimm»HMH)HHiiiiiimiiiwiiiitiiniiinti<iiiiiiiHiiiiniiiiHiiiinwim><umiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiniini!^
Vertag »on ©ufta» in 3cna.
Soeben erfchien:
^ünfjig 3 a^re
®entfdf>e ®eh>ert»ereine
(Äii:f<^-©unrfcr)
(1868—1918)
93on
©ufta» £>arfmattn
©ettio nbewrgteiiber
- freist 80
FiHtiiiiiiinttiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiimiiiiiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiittiiiiimiiMiiiiiiitiiiiiiiitMiiminiiiiiitiiiiiiiiimiiritiiiiiiiiiiiiiittiiiiiiiiiiiB
ZJerlag aon ®uflad Jifchet in 3ena.
5tlle unb 3unge
über Deuffchlanbs (üegennrar f unb 3 »funft
Unterhaltungen ^tuifd^ctx gelb unb Heimat. ,i
$erau$gege6en hon
Dr. SHid^arb (S^renbcrg,
ijirofefiot ber («taatetuiifenftbaften ön ber UntoetfUnt SRaftod.
(IV, 76 ©. gr. 8°.) 1918. ^reiS: 2 SHarf.
Inhalt: B ur Einführung. — SHcaTpolUtf. ®on Dr. ?tbam ©unb (im
gelbe). — i)bcülj?olitiEV Slnttoort eines 3Uten. — 9Jorbioeft unb ©üboft. 80 »
aJlaceboniuS (im (velbe). — s Jiorboft unb ©üblreft ©on einem 91icberfa<&fen.
— Der Kriegsteilnehmer uitb fein ©laut, ©on Dr. ©hitipp öolftcn (im
gelbe). — Der Kriegsteilnehmer unb fein ©cruf. ©on ©rof. Dr. SRidjarb
(Shrenberg-SRoftocf. — Die Sachuerftänbigcn. (5in Ülntifofratifum. 8 on
einem jungen. — Der gcfuube äRenfdjenuerftanb in ber ©olfSnertretung. 8 on
einem Sillen. — Bnlernnliotmle ©crftdnbigung unb nationales Dafein. E'm
(^eipract). — I. Eine „©klljeitung"':' — Ii. ©atriotismuS unb intematioimtc
©erftänbignug. ©on £. Kranich fclb, Konfiftorialpräfibent a. D. — UI.C’c»
meiubemuhtfeiu ber ©oller.
©ertag 001 t ©uftao gfif# ct iit Sena*
stiften ies Wigu K»Mn|fe$ m Sfttöetuas on ttMiniiiiini'3i(aeffni
^eft 1: ^ehnavhelt wnb fiohnftage« Drei ©ortnige, gehalten
uon Vlnna Ädjmibt, ©ertrub Dijhrenfurth# VUtce ©alomott.
1903. < ©reis: 50 ©f.
Inhalt: 1. ©ermag eine freie Crgantfaliort ber A>eimarheiter eine
tDefenllid)c ©^ffcruua ihrer Bohn* unb SlrbeitSuerhältniffe herticijuführenV
©ott Sin na Ächmiot. — 2. Heimarbeit unb Vohnfrage. ©on (§ er trüb
Dphrcnfurth- — 3. Heimarbeit unb Bohnfrage. ©ott fftlirc ©alomon.
— 4. SRefolution.
Heft 2: Ser Anteil ber Sfrau an ber beutfi^en Snbuftrie
nach ben Ergehmifeit ber ©crufc^ählnng Oon 1907. ©ortrag,
gehalten auf bet $rt>eiten Konferena aur fförberung beS VHr*
heiterinnenf(hu 8 e§. ©on Simon. 13 Dabellen.
1910. ' ©reiS: 1 SHarf 60 ©f.
Heft 3: Ser @lnfln% ber gewerblichen Arbeit auf bad
perfbnliche Sehen ber Sfran. ©ott Dr. SÜiarie ©aum. —
Ser @infln% ber gewerblichen üifte auf ben Drganii*
muS ber ©on Dr. mecl. 2igneö ©luhm. — Sie 3f?<m
in ber (Bewerbe^Snfpeftion. ©ott (£. 3 aff 6 #fHtchthofen. —
Drei ©ortrage, gehalten auf ber gtoeiten Konferenz gur görberung
ber 2lrbeiterinnen=gute reffen. 1910. ©re iS: 1 HRarf.
Heft 4: 3 lrbeit £0 unb SebenSoerhattniffe ber Sfrauen in
ber Sanbwirtfchaft in ^Burttemberg, ^Baben,
gatbringen unb tHheinpfala« Stuf (9ruub einer bom ftiinbigen
SlnSfdjufj 3 f- b. Sl.*^. beranftalteten ©rhebuitg bargefteHt bon
$anö Seufert, ©farrer in Kort (©aben). iDtit 7 Dabefleu.
1914. ©reiS: 6 ©tat!.
Heft 5: Slrbeifö? unb gebenSoerhailniffe ber Sfrauen in ber
ganbwirtfehaft in ^Branbenbnrg« Vluf ©rntib einer bom
ftiinbigen VluSfdjufe ^&.%• b. VT.*3. beranftalteten Erhebung bargefteHt
bon 5 « ©uitib- SWit 4 Vlbbilbungeu unb 16 Dabeüen.
1914. ©retS: 10 aHarf.
Heft 6 : Arbeit#» unb gebenSnerbdftniffe ber grauen In ber
ganbwhtfchaft in 937ecflenburg. Vluf ©rtmb einer bom
ftäubigen SluSfchnf? 3 . b. VI. *g: beranftalteten Erhebung
bargefteßl bon Dr. ©riefter, fRoftorf. • S97tt 10 Dabellen.
1914. ©reis: 5 SHatf.
Heft 7: @rgebniffe einer ttnterfnchnng über bie 9lrbeit£«
unb gohnaerhältniffe ber Qfranen In ber ganbwirt»
fchaft. Er ft c r D e i l: Sie EinWirfung ber Wirtfchafrtich*
fokalen ©erhäUniffe auf bas ftrauenleben, Vlnf (Sruitb
einer bom ftäubigen VluSfdjufc 3 . g. b. VI.«3- beranftalteten Er*
hebtutg bärge [teilt bon (^ertrub S^heenfurth? mit Beiträgen
bon greiin EUp 3 u©utltb/ Dr. 9iofaKcmMunb Elifabeth
©oehm*£atngarben. 1916. ©teiS: 2 SWart
Heft 8 : Sie Entwicklung ber Frauenarbeit in ber 9Wetatt*
inbuftrie. ©ortrag, gehalten auf ber brüten Konferen 3 aur
FÖrberung ber Vlrbeiteriunen^öntereffeu am 19. Februar 1914
bon Dr. (Slifabeth VUtmanu«Eottheiner, ÜHamtheim. 1916.
. ©reid: 30 ©f.
Serantoottlid) für bic «S^tiftUltung: Dr. C u b tt) t g $ c b b c, 8et[in.®tunch>aU>. - Scrlag :®uftabÖif<$et, 3eiui.—®cbrudt bei 3 u l i u * <5 i 1 1 c n f c l b, $ofbut$i>tucret., Setßn W 8.
JW- Diefer Kummer ift ein ©rofpeü ber ©erlag.budjhanblung ©ttttfammer & ©iühlbrecht, ©erlin, betreffenb „§eger, Soaiale VEBohmwgÄ*
reform 11 , beigefügt. iJBü empfehlen bie ©eilage geneigter ©eadhtitng.
XXVII.
#*rltn, fcett 8. &np|l 1918.
Dbtwwtr'^5.
§ 0 |iaU $$vaxi&
nnb
glrdjtv fixx
©rf^rfnt an |ebem Donnerstag.
ÄdjrtftUItnnst
gferlitiw», JlaUenborfftr. 29/3(P
/«nflirtdjfr: Ämt ftoUnttorf *808.
Herausgeber:
J^rof. Dr. ffi. frontbe uni JJrof. Dr. p. giimnermanit.
*hrete sUrtel|äljrltdi 4 iMarfc.
Verlag:
ÜBupiur fifaher, Jen«.
Scrnfpri^er 58.
|v|(alL
DcrÄaifer an baß beutfdjeBoIt
guBegtnn beß 5.Äriegßjahreß.
689
@in© Aftern internationaler
Itrbeiterf($u^grunbfä4e.
680
«Ulfemetoe Cto&talpolittt .... 694
©oaialbolttifche ©efefce ber
rufftfdjenSorojetregierung.I.
©oBßera&bnmg trab 8ebe«l«
^aUttng.695
Die Bolfßernahrung ira fünf¬
ten ßriegßjahr.
CtoSialc SnftSabf.697
Sur entloljnungßfrage im ©aftmirtß*
gemer&e.
fiobttbe» egtatgen tutb ftr&ett*»
fimpfe . 697
Bon ben ßohnbemegimgen ber 33erg-
. ar&elter.
jDrganifattanen bet Hvb eitet, ©e*
bUfen, tfttgefteJIten umb ®e-
amten.698
60 Sabre 35eutfche ©emerfoereine
(§irfth-S5undfer).
Ebriftltdje ©etoerlfdjaftßgebanfen.
35er ÄarteÜoerbanb beutfdjer SBerf-
nereine.
S)ie (Starte unb ßeiftungßfäbiflfeit
ber internationalen ©etöerlfhaften
jDfterreidjß 1917.
fCrbcttßtstartt n. «UrbeftSnacbmei* 700
35er 8lrBeitßmartt im Swti 1918.
gür bie rütffebrenben beutfdjen
glüchtltnge.
ftgbctterocrf i tbcn i «B. Cparfaffcn 701
Daß batjeriftbe Bcamtenoerficberungß*
öefefe.
©htOberöerffcberungSamt in Belgien,
gliegerbontbenfdjaben unb Unfall-
oerfid&erung in granfreith-
fiitevarifibe 9RitteUiutge« .... 702
2ln biefem Dage ber Erinnerung gebenfen mir aße mit
Sdjmera ber ferneren Opfer, bie bem Baterlanbe .qebratfjt
merben mu&ten. Diefe ßücfen finb fa unfere gamiltett gö-
riffen. Daß ßeib biefeß furchtbaren ®tiegeß hat fein beutfeheß
©auß Verfdjont. Die alß Knaben in junger Begeiferung bie
erften Gruppen htnaußsiehen fahen, ftehen beute neben ben
Leitern unb Brübem felbft alß Kämpfer in ber gront. ©eilige
Pflicht gebietet, aßeß au tun, ba& biefeß Fofthare Blut nta#
unniip fliefet, Ridfß ift von unß berabfäumt morben, um ben
Trieben in bie aerftorte Welt auriitfanführen. 9^od> aber finbei
im feinblichen Säger bie (Stimme ber 2ftenfcf)iichFeit fein ©ehö£;
(So* oft mir Worte beb SSerföfenlicfefeit fpmehen, fcfjlugunß
©ohni unb ©a& entgegen. Roch moßen bie geinbe ben grteben*
nicht. Ohne Schani befubetn fie mit immer neuen BerleunK
büngen ben reinen . beutfehen Flamen. Smmer mieber; Vet-j
fiinben ihre Wortführer, bafe Dentfchlanb Vernichtet merben
foll. Darum I>eifet eß metter fäntpfen unb mirfen, biß bie'
geinbe bereit finb, unfer ßebenßrerfft anauerfennen, mte mit*
eß gegen ihren übermächtigen 2lnfturm fiegreich Verfochten untf
erftritten höben. ©otLmit'unß!
Sm gelbe, ben 31. Suli 1918. geg. Wilhelm L R.
ICBbrucf fdmtlid^er Kuffa|e ift Sangen unb 8 e lü^rifttn geflattet, febo$ nur
mit ooller Quellenangabe.
|ln öas p^lit!
äSier onfjre frfjiuctm Äampfeä finb baljingeganflcn, einig
benfmürbiger 5taten boß. gür äße Seiten ift ein SÖeifpiel ge¬
geben, maä ein S3oIf Vermag, bag für bie gerechtere (Sache,
für bie ^Behauptung feinet 5Dafein§, im gelbe fteht. 3>anfbar
bie göttliche ©anb verehrenb, bie gnäbig über 3)eutf<hlanb mal-
tete, biirfen mir ftola befennen, bafe mir nicht unmert ber ge-
maltigen Aufgabe erfunben mürben. Vor bie un£ bie SSorfehung
gefteßt hat. Wenn unferm SSoIfe in feinem Kampfe gührer,
aum häfhften SBoßbringen befähigt, gegeben maren, fo hat e3
täglich in Streue bemährt, bab e§ verbiente, folcfee gührer au
haben. Wie hätte bie Wehrmacht braufeen ihre gemattigen
£aten Verrichten fönnen, menn nidht baheim bie gefamte Arbeit
auf ba§ ©öchftmafe perfönlicher Seiftung eingefteßt morben
märe? 2)anf gebührt aßen, bie unter fchmierigften SBerhält-
niffen an ben Aufgaben mitmirften, bie bem Staat unb ber
©emeinbe gefteßt finb, tn&befonbere unferer treuen unermüb-
lidjen SBeamtenfdhaft, SDanf bem Sanbmann mie bem Stäbter,
SDanf auch ben grauen, auf benen fo Viel in biefer ^rieg^aett
Iaftet. •
$Da3 fünfte ^riegSjahr, ba§ jefct herauffteigt, mirb bem
beutfehen SBoIfe auch meitere Entbehrungen imb Prüfungen
nicht erfparen. 2lber ma§ auch fommen mag, mir miffen, Safe
ba§ ©ärtefte hinter un§ liegt. Waä im Often burc^ unfere
Waffen erreicht unb burch griebenSfchlüffe gefiebert ift, ma§ im
Weften fich Voßenbet, ba§ gibt un§ bie fefte EJemifeheit, bafe
^eutfchlanb au§» biefem SBölferfturm, ber fo manchen mäch¬
tigen Stamm au SÖoben tparf, ftarf unb fraftvoß hervor¬
gehen mirb.
©in Aftern intfrnttthmaUr |lrbftifrfdfu^gntnitfäljf.
®a§ Söafcler SBiiro ber „internationalen: fBeretnigung für
gefefclidjen Strbeiterfdhuh"/ ba§ in erfter Sinie aur pflege inter*
nationaler foaialpolitifcher (Seöanfen berufen ift, hat burch bie
in aßen friegführenben ßänbern ’ auftaudhenbe gorbetung
nach foaialpolitifchen SHaufeln in ben fommenben internatio¬
nalen grieben§be t rträgen erneuten Slnlafe erhalten, biefen SBe-
ftrebungen feine miffenfdhaftlid>e unb merbenbe Pionierarbeit
au mibnten. 2>a ba@ 58iiro ber Pgg. f. g. 21." fich Von foaial¬
politifchen Sonberabmachungen aluifchen atr>ci Einaelftaaten im
2>urrf)fchnitt meniger ©eminn für bie Sache be§ foaialen
gortfehrrttg al& Von mirflich internationalen Richtlinien in
vielfeitigen Staatenverträgen Verfpricht, fo erhebt eS feine
Stimme angefichtö ber fich nähemben WeltfriebenSmÖglich-
feiten augunften einer fpftematifdhen ©runblegung beö inter¬
nationalen ^rbeiterfchupeß im Rahmen eiüe§, WeltfriebenS-
Vertrage§ unb richtet feinen Ruf an ben Schmeiaer SBunbeärat,
um biefen ©ebanfengängen einen Fräftigeren politifchen
Wiberhaß au Verfchaffen. Wir geben au^ ber Eingabe ber
„internationalen Pereinigung für gefefclichen. 2lrbeitei*fdhup"
an ba& Potf^mirtfchaftliche Departement be§ Punbe§rate§ Vom
11. iuni 1918 aunächft bie ©auptlinien im Wortlaut mieber.
Die „internationale Bereinigung fiir gef etlichen Srrbeiterfchufc"
richtet an ben h. Punbeßrat bie Bitte, im ©inblicf auf bie bon ih«t
gegebenen Ertlärungen, für einen fünftigen BÖlferbunb ftch einau»
fe^en, fobalb hieran bei ben Weltf riebenßb e.rhanb-
langen Gelegenheit geboten* mirb, bie folgenben @r-
mägungen unb SBünfdje itn inkreffe be§ internationalen Arbeiter*
fdhuheß geltenb au machen:
Die ©djmeia ift nicht blofe bie ©eimat jener inter¬
nationalen Einrichtungen gemorben, melche ber gürforge
für bie Bermunbeten auf ben Schlachtfelbern unb ber Erleichterung
beß Gefdhäftßberfehrß in ber ganaen 2Bclt bienem fte ift auch' ber
Slußgemgßpunft unb ber Sth jener^ Bemegung, melche ben ©dhuh bet
tnenfchlichen probuttibfräfte auf internationaler Grunblage a um
m
©oktale ^rajis unb5lrcf)ib für VolfSmotjlfatjrt— 1918 — XXVII. Nr. 45.
vjiele bat. Xie ferner ü P c r c i n f o m m e n Pon 1906, betreffenb
bas Verbot ber infcuftriclicii Nachtarbeit ber grauen unb ber Ver=
menbuug bes giftigen VbospborS in ber ^ünbliohgiibiiftric, fomie bic
internationalen Vertragseutmürfe Pon 1913, betreffenb bas Verbot
ber Nachtarbeit ber jugenblüben Arbeiter unb bie tfcftfeßung einer
10 j'tünbigcn NrbeitSbaucr- für jugeiibhcPj Arbeiter unb grauen be*
beuten große ^ortfdjritte, aumal erfahrungsgemäß folcfce oidfeitigen
Verträge für fogial fortgefd)rittene Staaten mie bic Sd)mci 3 bie
VNöglicbfeit bieten, il)re eigene nationale Gkfeßgebung au^gubaucn,
mäbreub bei bloß smeifeitigen Verträgen, pidfacb au» politifeben
Würffid}k'iT, bie mit bem Vlrteitcrfduiß nid)tS 311 tun haben, bie :Kiicf=
fid)tnal)ine auf bie minber fortgcfdiritiene Gfefeßgdmng meit fdgoerei:
in bie VHagfdjalc fällt. Xer Vorftanb ber internationalen Vereint?
gung für gefeßlidjen Vtrbeiterfchuß" ift überzeugt, baß bie Scftioitcn
ber Bereinigung mit ihm einiggeben barin, baß bic ferner Verträge
non 1906 unb bie Ifntmiirfe non 1913 merfooltc Vlnfäße biiben 311
einem 3 t) ft e m ber VI r b c i t c r f d) u ß 0 e r t r ä g e , unb baß cs
Pon großer «Vebcutung märe, im 35$ cltfric&cnSp ertrag bie
Staaten g e g e n f e i t i g 3 u m VI u s b a u b i e f e S 3 t) ft e m §
3 u uerpf litten. Xiefc Verpflichtungen mürben fid) blieben
1 . auf bie SBicbcrinfraftfeßimg ber internationalen Arbeiter*
fdjußPerträgc bon 95ern 1906;
-. auf bic ^nfraftfeßung bes lüntmurfes über ben Schuß ber
vi u g e n b I i d) eit poit 1913, porbebaltlid) feiner Wepifion burd)
Kürzungen ber 0 ) ftiuibig;n VtrPeits 3 cit um bie burd) bie Einführung
eines obtigatorifeben ^orttülbungsunterridües notmenbig merbenbe
Stunben^ahl;
3. auf bic Grgäi^uitg bes Poranftcbenbcn ÜbercinfommenS burd)
ein fotdicS über k i n b c r f d) u ß , bas ein Nüiibefoulaffungsaltcr
Pon 14 fahren (nad) bem VWuftcr ber Sd)mei 3 ) für alte ^snbuftrie=
betriebe mit mehr als 5 Vtrbeitern fefaufeßen hätte, Porbebaltlid)
einer burd) ben Nusbau bcs JyortbilöungSmcfciis uoüoenbigen Er¬
höhung bicfeS ^ulaffungc-alterS; im Vcrgbau märe bie Erhöhung bc»
duIaffuugSalterS für Vlrbpit unter Xage auf 16 ^af)rc anauftrebcii
(nad) bem dufter ter m-:iften amerifanifdien VcrgPauftaateu, fomic
Jpollaubs, SuicmoitrpS unb Spaniens);
•4. auf bie vüifraftfeßung bes Entwurfes betr. 3 c b n ft 11 11 b c 11 =
tag ber V( r b e i t e r i n n e 11 Pon 1913 unb beffen Ergän 3 uug
burd) Veftimmungcn betr. ben fv r ii b f a m 3 t a g fd) l u fe in iit=
buftriellcn betrieben mit mehr als 10 Vlrbcitern, burd) beu bie
VlrbeitSmodfe auf 54 Stunben abgefürflt mürbe 1 uaefj bem VWufter I
Norwegens), unb auf Einführung eines ad)tmöd)igen A-raueitfdjußeS |
Por unb nad) ber Nicberfunft (nad) bem VWufter XcutfcblanbS unb i
in Erweiterung bes Vtrt. 69 beS eibgenöffifd^n tfaPrifgefcßes); I
0 . auf bie Einführung ber VI d) t ft u n b c n f d) i di t i m 95 e r g * ;
b a u (nad) bem VWufter EnglaubS) unb i n u n n u t e r b r 0 d) e n c n |
betrieben (mie grimbfäßlid) nerd) Vtrt. 53 VIbf. 3 bes cffc= I
genöffifdjeii fvaPrifgefeßesi, welche nad) ben Vcfdjlüffcu ber 3ntcr= j
nationalen Vereinigung ben GiegeuftaiiP eine» internationalen über? 1
«infammens hätte bilben füllen, baS nach Jvricbensfdiluf} abfdjluß? !
reif märe; j
6 . ben Ofegcnftanb eine» befonteren Vlbfommen» füllte bie 9ieges \
laug ber S 0 11111 a g S r u h e, irivbefonbere bie Vcfeitigung ber ’
3 ablrcid;en VluSnabmcn Pon ber Sonntagsrube unb ber ^feiertags* ;
rube, bilben; ■
7. 3 itm S d) u ß e gegen i n b 11 ft r i c 11 e Vergiftungen i
füllte fid) im_Vlnfd)luß an bas Verlier 2L l eißpl)oSp!jorpcrbot in ber !
; 3 ünbbot 3 inbuftrie Pon 1906 ein internationales Verbot anberer :
fdmblid’er Stoffe, für bie. ftd) 1? r f a ß m i 11 e l finben, namentlid) ;
ber VleiPerbiubiingcn, nebft internationalen Verboten ber 9?cfd)äf= ;
tiguna Pon Minbern, ^uaenblid:en unb in fpe.yfifd) frauengefät)rtid)eu |
Vctrieben pon Vlrbeiterinnen, anfd)Iießcn; •
3. für bie Vtrbciter beS internationalen Verte brS 31 t
58 a f f e r unb 311 ü a n b e füllten internationale Unfalloer - j
b ü t u u g S maßnabmeii nad) bem Vorbilbc ber Vereinigten Staaten !
getroffen merben; ’ i
9. ber Srliuß ber Vi c d) t s a n f p r ii d) e b e r VI r b c i t c r i. 11 t 1
Vt u S 1 a it b c gegen ungleidie Vebanblung in billig auf ibre Weiden* j
anipriidie auf alten Glebieteu ber So 3 ialivrfid)eniug ift burd) intern j
iiatioiutle ilberciiifommen 31 t firiieru unb hierbei für bie Weutrali-- |
ficrung b;r Verfidenmasbeiträge auslänbifdier Vtrbeiter burd) Über? ;
tragung ihrer Vlnfpriicbe an einen neutralen Staat and) für beit !
Kriegsfall ^-ürforge 31 t tragen; J
10 . ein befonbere® Übereinfommen füllte 3 ur Verhütung ;
inte v ii a : ; 0 n a l e 1 VI r b e i t s t o n f 1 1 f t e , 3 m- W e g e l u 11 g ■
b e s VI r b e i t p e r : r a g s r e dl t e s aPgefdiloüen merben. Xiefes i
fütke bie vtrerx. ini.-ng bes freien SiocilitioitSrediies baburdi gemäbe? J
teiften, bei; cs m:e in ber Sänre ;3 bie Xanf per träge burcli pripate 1
Smbe::: ii'i nvabbiirgnar crtlärt iVlrt. 322, 323 bes Sdimeij. j
bc.f, es bie (e'infubvung pon VW i 11 b e ft l 0 b n = ;
t euiiü .iiitneei! in 1 iteientlohnteu Verufen fiebert, mie fie nunmehr |
Vluftrai mi, tfiie.ai'b, au a nt r<-idi, Vaunugen, eine Weibe Pon llnions?
ionitut bei;!'-. 9 ttn.b uue fie :n Xeutublanb burd) (Einführung fettens
i;- V.'i " n für b:e V :\m 'rbuftrie unb in ber Sebme^
far C e ai. ! n.u' a!.- luune.u.: •* m.mm b. lu n;
*'• en ;iu uuti.ge cu c: e nuMur.auiaie Mi. ge hing bes VIrbeiis?
beitragvreuuev finb bnreti inteinataun.le ubniaduingen unb Xrgaiii?
fationeu für ben 3 cb u ß b c r a u s m a n b e r u b e u VI r beiter
Veftimmuiigeu 311 treffen; bic Xauer ber Vlrbeitspcrträge folo?
11 i a l c r M 0 n t r a 11 a r b e i t c r ift auf % ^sahr im Vergbau unb
bödiftenS 3 Agbrc in ber ^anbmirtfd)aft'’ein3ufdiränfen, mie bicS bie
internationale ©efcllfdjaft 311111 Schüße ber (iiugeborenciiarbcit Por?
fdjlägt;
12. ber Sidjerung b-eS iiiicriiationalcn VlrbcitcrfdmßcS märe
bureb ein befonberes internationales Übcrcinfommcii gebient, burd)
me Id; es
1. bie V e r g l e i d) b a r f c i t ber V c r i di t e ber V( 11 f ?
.. f i cfyt S b c a m t e n. über Vlrbeitcrfcbiiß Pereinbart mürbe unb
2. bie internationale Vereinigung für gcfcßlidtcir Vtrbcitcrfcbuß
als anerfamtier $ m edtu’rbanb für bie X u r d) f ii b =
r u n g unb 'v ö r b c r 1111 g b c S international e 11
VI r b e i t c r f d) u ß e S bc^cictjuct unb bem pon ihr gefebaffenen
i n t e r n a t i 0 n n l c 11 VI r P e i t s a m t in Vafcl bie miffen*
fd)aftlid)c Vorbereitung biefeS SpftemS bcS interuationalcii
VlrPeitcrfcbußeS übertragen mürbe, ^ierbei. mären fcitcnS ber
Signatarftaatcn jene Vc i 11 c I 311 fiebern, bie fid) and) 3 um
Vt u S b a u bcs internationalen Vt r b e i t s a m t e S
311 einer fü3ialftäiiftifd;eii ^entraU unb VluSfunftsfteüe als. er-
forbertieb ermeifen mürben.
iebem biefer Verträge märe eine W e p i f i 0 11 S f I a u f e I ty 11 *
3U3iifügen, auf (Srunb me Id) er nad) VütßgaPe ber. fvortfebritte bei
nationalen Vlrbeiterfdiußgefeßgebuiig über baS internationale SWin*
beftmaß i)inau# alle 6 Pis 10 i a b r e imic im bänifeben $abril=-
gcfcßi eine Vertrag s r c p i f i 0 it Pereinbart mürbe. Xiefc mürbe
automatifcb an bie Stelle ber im iricbenSPcrtragc uiebcrgclegtcii
VWinbeftforberungen treten.
Xa$ Viiro bei* „Sntenmtionalcn Vereinigung für gefeti¬
li dien Vlrbciterfd)itß" fügt btefen Seitforberungen für bas
Stiftern bes? internationalen VfrbeiterfcünßcS eine luufänglicbe,
gebanfenreirfie Vegriinbung bei. Xarin cntipicfelt fie äitrräcftft
bie farf)lid>en s 3totmcnbigfeitcn einer foaialpolitifdicn Verftänbi-
gung ber Aulturftaaten über getniffc Vünbcftlebenebebürfniffc
ihrer Völfcr, Nottnenbigfciten, bic narf) Vlnfidit bcs Vafclcu
Viiros burd) ben Sßeltfrieg eine luirtfdiaftlidic Verfdiarfnmj
unb eine innere Vertiefung erfahren haben.
Xie Vcbcntitng eines foldien 3 t)ftem^ internationaler
0o3ialüolitif reidit, tuie bic Xcnffdirift ausführt, ineit über
bic Snterefjcn ber Vtrbeiter hinaus. Xie Staatsmänner imb
3o3iaIpolitifer beiber feinblidier &ager treten für jovial»
üolitifdic ftriebcnsflaufeln aus ntebrfadiert angemeinen Oiriin-
ben ein: ^sit bem nad) beiit Kriege entbrenuenben mirtfdxifk
tid)en VJcttbetucrb ber Völfer nmfe Unterbietung burd) Vtrbciter-
auebeutung unb ÜJohnbrucf auSfdTeiben, fonft cntfcffclt fid)
ein 3551 r t) di a f t s f r t e g ber Vrobujcnten, ber ben ber Son-
fnmenten nnjmcifelbaft nad) fid) siebt. Gine Vvci?fd)lcnber-
politiF, bie ein edites „Xumbittg" barftellt, mürbe 31t 3?c-
ßrcffalien führen, benen baS internationale Regime ber 3 elbft-
befdiränfung oonii3iehen ift. Jyerner gilt cs nad) beut Kriege,
ben brohenben Sl 1 a f f e n f ä m p f e ii burd) mirffante inter¬
nationale Vfnsgeftaltung bcö Vtrbeiterfchnßes nor^ubeugen.
XrittenS gehört bic öemeinfamfeit ber Vlrbeitcrfdnitjgcfetsc 311
ben b e m 0 F r a 1 1 f ri) e it 05 rnnblagcn ber Fommenben inter¬
nationalen V 5 irtfchaftsorbnung, bie bie Völfer mieber einanber
näher bringen follen. Vllfo ttidd bloü mirtfdiaftlidK, fonberti
and) inner- unb an&enpolitifdie C^ritnbc, unb atwar Ö5riinf»e
friebensfidiernber Vlrt, fpredieit für ben internationalen
Vfrbciterfdiuß.
(Ein l'lüßer Wüftuugsfriete freilich, fo führt bie Vcgrüubiuig
meiter aus, fann beu internationalen Vlrbciterfdniß nid)t gemäbr-
leiften. Xie Cpfer uub üaft.'ii folcben <yriebeiiS mürben ber burd)
ben Vli’heitcrfd)iiß erftrehten gefuubbeitlidieii uub nioralifrfjeu kui
ftarfung ber arbeitenben VViaffen miberfprcdu'ii. »(Sin 9tüftungSfricbe
ift bie Jvortfeßung bes Krieges mit gleidieu Viitteln . . . cs_ märe
.s^umPug,. ihre (feiner VInhänger 1 Gkfdjiiße burd) fojialc ^dieim
reformen 311 masfiereit", Vhir ein auf bic Xauer Peredpicter Vlrbeits^
friebe fann bie 51'iebergePurt ber VlrPeiterfriiaft aller Sauber bringen.
58enu fold:er ^riebensfdüuß ber VVienfdibeir bcfdjicben märe, fo
„mürbe ein Vrogramm, bas auf beu rafdien Vl Pf di luß eines Sn ft eins
Pon VlrPviterfdmßperträgeii biißdelen mürbe, einen minbeftcnS cbenfo
mefentlidien VeftanMeij bes ^riebensiiiftiuments bilben, mie bie
Vliitiinbigung ber Neuregelung^ber ,s>anbelsbe3iebungen unb ber
finaiijieiien VerbiiiMidifeitcn. ^0 gut mie in mobcriien Verfaffum
gen, mie jenen ber ^dimei3 unb lieucfteus VWcrifos, ber (KefeßgcPuug
bei Vluftrag erteilt mirb, Peftimmte gönnen beu fo^ialcti Gk'fcßgePung
31t peimirfiidieu, fo gut fann in beu Wubimcnten ber VBeltuerfaffung,
ne eine 58ehfriebeiisurfitnbe barftellt, für bie 9i>eltgefeßgelmiig eine
Peftimmte Widulinie gezogen uub burd) Vlnffteliung pon angemeffenen
iiPeigaiiovfniteii gegen ihre Verfdileppitug «orge getragen merben"-
Xie Xcnffdirift fpridit fobann Don ben Viirgfriiaften fiiv
I bie Sortbilbung uub für bie Xnrdifiihnmg bes fo^ialen Völfer-
I rcditeS. Sie erblidt fie in ber ftänbigeu VHtmirfung uitö
693
Soziale $ra£i§ unb ?lrdjiv für Bolf#mohlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 45.
694
9 ßörf)famfcit internationaler Drganifationen, in ber ftörbernng
öcr vergleichenben ftorfchnng auf bern Gebiete ber Sosiol-,
ber Bermaltung#miffcnfd>aft, ber Hpgiene unb in ber pflege
internationaler Gefinnnng nnb be# Gcmcinfinn# gegenüber
ben bisher oft Dörferrfebenben „materiellen Unterjochung#«
tenbenjen".
„Bor allem ift an ber II n c n t Li di r I i d» feit ber Atitarbeit i n t c v =
n et t i o u a I e r C r g a n i j a l i o n e n an biefem A>erfe nidjt 511
zweifeln. . Ser internationale Arbciterfcbup ift fein ^icdttopfirtiitom,
ba# über ber A>olt materieller 7s nie reffen fdtmebt. ©r verlangt ftäit-
bige Vlnffidfl unb fiele Berührung mit bem inbuftriellen Sebeit, fielen
91 u# laufet) ber ©rfaljrungen. miffnifdjaftlidje unb parlamcntarifdjc
Kontrolle ber ^sntereffenfonfiifte."
Sic Scuffchrift ncrmcift auf bic befmditcnbe A>irffamfeit ber
internationalen Soüalverbänbc unb auf bie Sriebfräfte uitb © 11 %
ftehung#urfad)eii für bie internationale Soaialpolitif. Unter bem
©iu-bruef ber bentfdjcn Berfidjerungägcfi'lvc von 1887 bilbete fiel) 1880
ba# internationale ftänbige Komitee für So 3 ialvcrfidierung. Ser
AuhrbcrgarVeiterftreif bon 1889 gab ben Vlnftog 311 t ©iitbcrufung bei*
©rfteu internationalen 9 lrbeit:rfcIjutdonfcreu 3 ber europäifdjcn Re¬
gierungen im ialjre 1890, bereit Getarifeuerbe 1901 bie „inter¬
nationale Bereinigung für gefeblidjen 91rbeiterfd;up" antrat. Sic
allgemeinen borgen um bie 9lrbeit#lofen< riefen bie internationale
Bereinigung ßitr Befämpfung ber 91rteitvlofigfcit , auf ben Bin»-
„©# ift einzig bie experimentelle Aiethobc, feine befoubere Softrin,
bie fic (biefe Bcrbänbe) gefdjaffen bat unb 3 ufammenfiihrt." (Seon
Bourgcoi#.)
Sie SeuFfchrift mibrnet bann ber 3meiten Grunblogc be#
internationalen Arbeiterfchufee#, „ber mifienfchaftlidhen ©rfor-
fcf>ung ber 9 lrbeit#phönomene" eingebenbe Betrachtung.
Sa# Stubium ber 9 lrbeit#uadjfrage, ber ©rmiibung, be# Aiiubcft-
lohn», ber Beruf#franfhciteu, ber 91rbeit#loiigfeit, beb Berficherung#-
mefen#, ber 9lrbeit#ucnoaltung unb be# 9lvbeiterfdjube# erfjcifdjt' bei#
gleidjbare OVrimblagen. Surdj biefe# Bcbiirfni# mirb in mandjeu
Staaten überhaupt erft ba# iutereffe an ber ©rfoifdjuiig be# 9lrbcit#=
faftor# gemerft, ihre Bcrmaltung#tätigfcit gefbrbert unb ba# ©mpfiu-
ben ber ^ugebörigfeit 311 r Bölferfainilie gefingert, in bem klugen*
bliefe nun, in bem ein* völferredtlicbe# Banb fid) um ben Arbeiter*
fdmp ber tierfdiebenen Sauber fdjliugt, ift biefe bergleidienbe < tfor-
fdmng unerläfgidier gemorben al# je. „Sa« internationale Aiirafel
uoll^iebt fid) nid)i ctma fo, bah ein gemciiifamer Treibriemen auf alle
9lrbcit#mafrt)iuen ber fokalen Gef eh ge bring gelegt mirb unb auf fic
bie Triebfraft überträgt." ©rft ba# bergleidienbe Stubium ber be-
foiiberem nationalen Boraubfepungcn, ber Sciftungbfäbigfcit, ber ted}-
nifdjen ©ntmicflung, ber Bcrmaltungbleiftuugcu, auf bem Gebiet ber
Soaialfibgicne unb Soaialoerftriieruiig ber ©iuselflaateii führt 311 t
©rfcmiliti# internationaler Aföglidjfciten. .kleinere Säuber fönnen
unter Umftäubciii für bie 9lrbcit#fultur ber Ati'itfdjhcii uueuMidj mehr
leiftcu al# Aufen 3 cntralftaaten. 9luf biefem (Gebiete gibt cd feine
Bor- unb 3mang#berrfdjaft, fonberir nur eine 9lrbeil#gemcinfd)aft,
bie nicht burd) gemaltfamc ©itimifdjuitg, fonbern burd) Borbilb unb
©^iehuug mirft.
Sa# etma finb bie gebanflidjen Gntnblagen, auf bendn bie
Befchliiffc ber „^nternotionalen Bereinigung für gefeplidjen
Arbeiterfdjub" ern>ad)fen finb. Sie finb bepeit#, Inie bic Eingabe
be# Büro# mciter hcroorbebt, in bie 2 lrbeitert>rogramme
oon ßeeb# nnb Bern übergegangen, 31t benen bie amerifanifd)e
krbeiterfdjaft ben Slnftofe gegeben bat: SBürbe ber ^nbolt
biefer Programme 3iMiölfcrred)tlid) binbenber Bebeutung er¬
hoben, fo nxiren biefe Slfte aLIerbtng# feine#u>eg# ooffftanbig,
ba erft ein längerer ^rieben#311 ftanb bie ?lu#nHrfung biefer
3chnfegebanfen and) für bie Arbeiter ber klein* unb ^cim-
bcti*icbe, be# Berfebr# unb ber Sanbmirtidiaft 3eitigen fann.
Sind) bilbet bie internationale Regelung be# 9 ted)te# ber Slngc-
ftelltcn noch ein tncitere# jungfräulidje# (Gebiet, ©in Inelt-
umfaffenbe# Stubium ber formen, bie biefe madjfenbe unb fid)
ftarf manbelnbe klaffe bereit# berühren, ber Berfudie, fie au
©eminn unb Bermoltung 31t beteiligen, I>at nod) faunt be¬
gonnen. Sasn tritt al# foaialpolitifdie# SReidattb ber inter¬
nationale 3 fit#bou be# fosialen ©inigung#- nnb 8d)ieb#gerid)t#
unb SDtinbeftlohnloefen# angefichts ber brobenben klaffen-
au#ftänbe unb 91 u#fperrungen ber gemaltig organifierten Heer¬
lager ber Arbeitgeber unb ber Arbeiter beim Qufammcnbrud)
be# burd) ben krieg aufgeblähten Brei#- unb Sohngebäube#
nnb beim ©intritt non 9 lrbcit#lofenfrifen. ©nblid) mirb bic
foloniale Arbeiterfrage in 9 lfien, Afrifa, Spittel- nnb 0 iib*
autcrifa eine machfenbe, and) für bie cnropäifdje Arbciterjdiaft
immer bebcutfamcre 9 ioITe fpielen. Sem Raubbau an ben
Arbeit#fräftcn in ben Urprobuftion#gebieten muh ein inter¬
nationaler Stiegel oorgefchoben loerben. ^e meniger bie Stimmen
ber SPtenfddidifeit unb ber religiöfen Btiffion fiir# erfte nad)
bem kriege bort au#rid)ten merben, mn fo ratfamer ift bie
•Srganifation bon Zentren ber 8031aIforfchung unb Sosial-
reform in ben kolonialgebieten 311t Stärfung ber beftebenben
©inrid)tungen be# ©ingcborcnenfd)uhe#, 3m* Berichterftattung
über ihre Hcmbhabung unb 3111* Bollenbung be# internationalen
' B^crfe#.
2>?an erfennt, burd) bie Boraröeitcn bei Berner Bcrträge,
ber „internationalen Bereinigung für gefeblidien Arbeiterfdiuh"
nnb bic neuen ©5eiuerffd]nft#programme für eine internationale
:ited)t#orbmtng ber Arbeit finb au#fid)t#reidic Oirunblagen ge-
fdxiffen, aber bic Sofnng ber 9fnfgaben ftedt nod) in ben elften
Anfängen. Sa# Sßichtigfte bet ihrer Söfnng ift, in melchent
(Reifte, mit meiner Satfraft fie bollaogen toirb. „Ser inter¬
nationale 9lrbeiterfchun, ben man bereinft einer Berfd)lep)pitng#-
taftif biertftbar madicn mollte, hat fid) al# 2J2ahner unb al#
Hebel nationaler Reformen ermiefen." Siefe 9lufgabc ber Bc-
fdileunigitng ber notmenbigften aller Übergänge folltc ihm, fo
Kifd bie Senffchrift be# Bafclcr Büro# ber „internationalen
Bereinigung für gefeöltdien Arbcitcrfdmp" ihre Betrad)tnngen
aiteflingen, nidit .mieber entriffen merben.
„Audi bem ^ufammeubrudie ber alten intcrcffcnpolitif ocriangen
bie neuen SOiaffenibcalc nad) ©nimicfluitgvraum unb Bflege. ©in
neue? horte# BfÜditenlel’cn erheifdit mehr Bilbuug#möglid)feil, mehr
Sclliftbetätigung, mehr ^ufuuftvglauben. Sen 9iährboben für bie
iiiditung einer fid) über Bionopolgeminn, Oi)efdiäft#egoi#mu# itnb
klaffen inte reffe erhebenben Generation bilbet bie Sidjcrung Don Ge-
funbheit, Acinbeftruhe unb SWin-bcftciufomincn, mi? fic ber fhfte-
malifd;e s du#bau be# internationalen 9lrbeiterfd)ubc# berbiirgt."
©# ift ein fiihne# Gebanfengebäube, ba# ba# Büro ber
„internationalen Bereinigung fiir gcfeplichen Arbciterfchuh”
hier entmirft nnb ben kulturftaaten burd) bic Bermittluug be#
Sd)mei3er Bnnbe#rat# 311m gemeinfamen Aufbau nad) bem
kriege oorfdjlägt. ©# merben Otcle Bkbcrftänbc 311 iiberminbon
fein nnb Diele ©infftiränfungen im Grunbrife mobl erfolgen, ehe
* ba# Serf gelingen mirb, aber ba# ift gemifc: 9 ?ad> bem Un-
geheucrltd)en, ma# ber krieg an Bentid)tung unb Serriittung
über bic B?enfd>heit gebrad)t hat, Fönnen nur grofee GebanFen
unb grohe kultnrmerFe bie 2 l?enfd)heit mieber auf einen leib»
Iid)en Stanb ber Gefittung erheben.
Soaialpolittfrhe Gcfe^c ber rufpfthen Sotojctrcßierung.
I.
Obgleich bei ben revolutionären Sucfimgen be# rufftfd)en
Bolf#Föipcr# bie Sauer be# gegenmärtigen politifchen nnb
fosialcn Bcrfaffimg#3itftanbe# viellcidit nur Fnr3 311 fchäfeen
ift itnb bie riefenhaften Bttirtc einer ^ationalifierung ber. in-
bnftrie unb ber ©rfebnng be# Hmibel# burd) ftaatlid)c unb ge-
noffenfd)aftltd)e Berteilnng#mirtfd)aft überholt fein mögen, ehe
fie nod) 31t ©nbc gebacht finb, erfdheint e# bod) Bfücht be# ©h^o-
niften, von einaelnen AFten Berid)t 31t erftatten, bie greifbare
fo3ialpoIitifdhe Aufgaben betreffen, meld)e auch bie Gcfeh*
gebitng ber Bermaltung anberer Staaten bereit# praFtifd) be-
fchäftigt hoben. So enthielten bic 9 ?ad)rid)tcn bc# Allruffifchen
©refntivFomitee# ber Somjet# in ben lebten 2 Bod)cn eine „Ber-
orbnung über bie Siegelung Von Tarifverträgen, bic Arbeit#-
lohn unb Arbeit#bebingitngen betreffen"' (vom 2. iuli 1918 )
unb „Borläufige Bcftimmungen über Urlanb#gcmährung an
Arbeiter unb Angcftellte" (vom 15 . iuni), nad>bem bereit# bie
„ 3 citung ber 3citmeiligcn Arbeiter- unb Bauernregierung"
am 30 . pFtober 1917 ein „SeFrct be# State# ber BoIF#Föm-
miffare über ben ad)tftünbigen Arbeit#tag nnb bie Sauer nnb
Bcrteilung ber Arbeit#3eit" veröffentlicht hotte.
A>a# 3unäd)ft ba# 91 r be i t # 3 c i t tvefret an langt, fo umfd)rcibt
e# ben Begriff 9lrbeit#3cit al» 9lrbcit#bcreitfd)aft, im Bergbau ein-
fd)lieglich ©in- unb 9tu#fal)rt. Sic 9lrbeit#3eit barf 8 Stunbcn iägliclj
ober 48 Stunbcn in ber 9Bodjc (einfchliefdid) Bctricb#rcinigung§=
arbeiten) nach 916311g ber Raufen nidjt iibcrfchreiten. SCßährenb bei
Boufen muh ber Betrieb, ben ber Arbeiter frei Verlagen barf, füll-
flehen, foiocil nidjt tedjnifdje Aotioenbigfeitcn bic 9Seiterführung be#
Atafdjinengange# erforbern. giir 29erfe mit u 11 u 11 te rb r odje n e m
Srcifd)id)teubctriebe gelten bie Borfdiriften über eine einftiiubige
Atinbcftpaufc in beit erften 6 9lrbeit#ftitnben nidjt. Sic Gefamt-
bauer aller Boufcn foll in Si Stunbcn 2 Stunbcn nidjt überfteigen.
Beim ^meifdjidjtenbetrieb fann bie Banfe auf 24 Stuube für jebe
Sdjidjt vcrfiirat loerben, fofern nicht gefunbheitlidje ©irünbe bagegen
fprcdjen. ABähreub ber Aadjtaeit (9 bis bj biirfen grauen uni) ^ugenb-
lidie bi# 31t 10 fahren nidjt befdwftigt merben. Aiinberjährigc unter
17 oaljreu (Vom 1. Januar 1920 an nndj foldje unter 18 fahren)
695
^ofriole Sßrajis uub Slrckfiü für ®oIl3tr>oIjlfa3jrt -- 1918 — XXVII. Kr. 45
696
bürfen überhaupt ntd)t befckäftigt merben, unter 18 ^Ja^ren nur bis
fru 6 ©tunben täglich. STn ben aufgefräklten» gefc^Iw^en gefttagen
unb bctx Sonntagen fallt bie Arbeit aus. die Sonn*» unb geiet*
tagSrubc mufe mtttbeftens 42 Stunbem betragen, bei Doppel* unb
dreif^icktenbetrieb mirb bie Ku^ebauer mit ben Sltbetierorgani*
fationen bereinbart. Über nottoenbige Slbloeickungen in ber SlrbeitS*
3 eit* unb Lukeregelung entfekeibet bie ^auptbeptbe für bie Sin*
Gelegenheiten ber gabrifen unb Vergmerfe. giir befonbers gefunb*
bettsfcbäblicbe Slrbeiten erläßt bie £auptbel)örbe berfürfrenbe SlrbeitS*
freitborfebriften. Slrbeiten unter £age finb für grauen unb Augenb¬
licke verboten. Überftunbcnarbeit ift nur unter befonberen gefefc*
licken Vebingungen fruläffig; fie ift für grauen unb Augenblicke unter
18 Aalten berboten, für Augenblicke bis 311 20 gakren' nur unter
befonberen Vebingungen für bestimmte Slrbeiten geftattet. Sille Über*
ftunbenarbeiten finb befonbers 311 bcrfreicknen. Sie finb nur an
50 £agen im Aak^c fruläffig unb bürfen an frtuei aufeinanberfolgenben
£agen 4 Stunben -für ben ©infrelarbeiter nickt überfteigen, gür
ßanbeSberteibigungSarbeiten bleiben bie Vorfdjriften über Überftun*
ben unb Slrbeitspaufen außer Slmoenbung. das ©efeß gilt für
alle betriebe unb SBirtfdjaften okne Unterfckieb beS Umfanges unb
für alle Soknarbeiter. Sluf gutoiberkanblungen fteken greikeitS*
[trafen bis fru 1 A a k*-
Über bie fßraiiS ber durdjführung biefeS telegraphifdj
©nbe ibftober 1917 in Kraft gefegten SlrbeitSfreitgefeßeS liegen
uns feine Verid)te bisher Dor. das ergänfrenbe Urlaubs-
gefeß Dom 15. guni 1918 befagt:
SIHe Arbeiter unb Singeftenten, bie bet einem Slrbeiigeber mekr als
feckS SJionate arbeiten, haben einmal im Aakre UtlanbSanfpnuh mit
©ekaltfortaaklüng; er beträgt im Aahre 1918 frtoei SBocken. SÖäkrenb
beS Urlaubs ift befragte Slrbeit berboten. die Leikenfolge be§ Urlaubs
hnrb frpnfchen bent Slrbeitgeber itttb ben Vertretern ber Slrbeiter unb Sin*,
Qefteüten beS Betriebs bereinbart. Kranfenlaffenutlaub mirb nickt an*
gerecknet. fiängere UrlaubSfeftfeßungen örtlicker ©ornjetS merben für
1918 aufgekoben. ©onberutlaube für gefunbheitsfdjäblicke ©emerbe
farm baS VolfSfommiffariat für Slrbeit feftfe^en.
dBäjh tfe folßt.) *
90 Ut 5 tmfl^mn 0 intii Jfbfnsjjaltatij.
die VoIfSernahriiitg im fünften Kriegsißhr
mirb* fich grunbfäßlid) in benfelben Vahnen beinegen tnie
btSker,' obgleich Dom J netfekidbenen (feiten, namentlich
Dom Vitnb ber Sanbtnirte,. ©türm gegen bie öffentliche
3mängSgemeinbemirtf<haftung ber michttgften SLaffen-
nahrungSmittel gelaufen unb unter ber Dom Kammer-
herrn D. Olbenburg-ganufdbau am 17. guli in danjig
ausgegebenen $arole „Laus aus bem 3udjthauS" toieber etn-
mal für ben freien £anbel mit lanbmirtfchaftlichen ©rfreug-
niffeu, mit SluSnahme bielleicht bon ©etreibe unb Vieh, bie
SBerbetrommel gerührt morben ift. die Knappheit unb biel-
fadje Unfrtilänglid)feit ber VerforgungSleiftungen ber ftaatlidjen
©rfaffungS* unb Vertetlungsmirtfchaft, bie fid) angeblich Don
ben ©efid)tSpunften einer einfeittgen Verbraucherpolitif unter
Liebrighaltung ber greife leiten , läßt unb beShalb an allem
Übel beS KriegSernährungSmefenS fchulb fein foH, mirb als
mirffaineS VemeiSrnittel für bie Lotmenbigfeit einer Slbfehr
Don bem beftehenben ©pftent ben Derftimmtcn Waffen Derant»
iDortungSloS mit allerlei braftifchen Lebensarten Dorgetragen,
obgleid) bie SBortfüfjrer miffen müfeten, bafe fein neues @i)ftem
bie burch ben $rieg Derurfad>ten StuSfäUe ber Vrobuftion. unb
ber 3LaffenIebenSmittelbefdbaffung in nennenSmertem SLafee
Derringern fönnte. 2)ie greife mürben [ich aüerbingS, mie auf
ber Smtitagung ber faufmännifchen ©enoffenfehaften 'Don
einem Verfechter beS freien ®anbels auSgefprochen mürbe, für
Diele ßebenSmittel um meitere 100 d. fteigern unb ben ©e-
minn berer, bie etmaS su liefern hoben, unb bie Verforgung
berer, bie beliebig frahlcn fönnen, noch befömmlicher als untet
bem iepigen 0 dbleichhanbelsft)ftem geftalten, aber ber 3 u-
fammenbruch ber SLaffenDcrforgung märe, auch für baS in
äfferttlkher Vemirtfchaftung Derbleibenbe ©etreibe unb Sleifdk,
mögen ber VreiS- unb Vrofitfpanmtng gegenüber ben SlbfahDer-
hältniffen für bie freien fjkobuftc, bie unauSbIctbltd>e golge.
3)amit märe ber ernährungSmirtfd)aftlid)e Sufanimen-
brudh — ganfr abgefeken Don bem gelb« unb lohnmirtfchaft-
lidjen Verhängnis, baS bie Vret^Dcrbopplung mit fid) brächte —
überhaupt ba. SllleS, tnaS fritr VrobufttonSförberung unb frur
©rmuntenmg in ber ßanbmirtfchaft mit tedhüifchen Mitteln
unb öffentlicher ®ilfe, maS fritr ©rleid)tcrung ber friegsmirt-
fchaftlichen Lotmenbigfeiten gefchehen fann, mu& gefdjehen, unb
bie Dom ^riegSauSfchnfe für bie beutfehe Sanbmirtfchaft ge*
forberte praftifchc $eranfriekung ber lanbmirtfdhaftlichen Orga«
nifationen für bie ©rfaffung unb Slblieferung ber rationierten
LahrungSmittel ift Dorbehaltlich ber Kontrolle bur^ unab*
hängige 0teHen gutfruheifeen. Slber für pfpd^.logifche ©jperi*
mente über bie Steigerung ber ßeiftungSfähigfeit burd) ©nt«
feffelung beS gelblichen ©igennufceS ift bie &tge im fünften
^riegSjahre fru ernft. liefen 0tanbpunft hoben bie Derant-
tnortlichen Seiter unferer ^riegSernährungSmirtfchoft gegen¬
über allen Stnfechtungen unb ßorfrufen Don rechte unb Don linfS,
bie fid) in lefcter 3eit häuften, gemiffenhaft feftgehalten, inSbe«
fonbere auch ber 0taatSfeFretär beS ÖriegSernährungSamtS,
D. Sßalbom, in feiner grunbfäklichen Leich^tagSrebe Dom 6 . Soli,
in ber er bie Vilanfr unfereS lebten 9Birtfd)aft§iabreS 50 g unb
bie Lichtlinien für baS neue ©rntejahr barlegte.
Studj bie infrmifchen erfolgten SBirtfchaftSmafenahmen
laffen Feine Slbmeichung Don ben bitteren ^riegSnotgrunb-
fäben erfennen. gm ©egenteil Derlangt bie burch baS
SBetter unb bie Verfrögerung ber neuen ©rnte fomic bie ©nt*
miefjung ber Verhäftniffe im Often Dcrfchärfte VerforgungSlage
frum Steil noch härtere ©ingriffe für bie ÜbergangSmonate als
bisher. 0 obalb bie burch bie grühbrufd)prämien teilmeife be*
fchteunigten Slnlieferungen auS ber noue-n ©etreibeernte bie
Liidffehr fru einer erhöhten Vrotfopfntenge unb bie nid>t gleich-
mäßige grrühfartoffelernte bie regelmäßige ^artoffelDerforgung
ber ©emeinben mit einer größeren 3Bod)enmenge (Don 7 Vfunb
ftatt 1 bis 5 Vfunb im guli) geftatten merben, mirb frur ©cho«
nung ber 9LildhDiekbeftänbe bie ©parmirtfehaft mit Sleifch
Derfchärft merben. ©S ift angefiinbigt, baß bie SLehlfopfmengc
Dom 19. Sluguft an mieber in ber alten ®öbe Don 200 gr ge¬
liefert mirb, bie Vrotfopfmenge aber mögen ber Knappheit
ber ©trecfungSmittel noch nicht in ber entfpredjenbcn alten
$öl>e mirb gemährt merben fönnen. &ent fteßt auf ber anberen
©eite bie ©infchaltung fogenannter fleifd)lofer SBochen in gc-
miffen Slbftänben Dom 19. Sluguft an gegenüber. 25och foD für
baS auSfallenbe &Ieifdh je nach ber ©röße ber Ortfcßaften unb
ber Nationen ©rfaß in 3Lehl unb Skrtoffeln gemährt merben.
Sür bie CbftDerforgung ber VeDölferung geftalten fid) bie Slu§*
fichterr nad) ben bisherigen Stnfreid>cn nicht befonbers günftiö»
ba bie fru ermartenbe fnappe ©rnte frum größten ^eil für ben
®eeresbebarf unb für bie SLätinclabertherftellung, bie im lebten
SBirtfchaftSjahr auSreidjertb unb — Derglichen mit bem ikhriegS«
muSelenb früherer gahre — gut gelungen mar, gebraucht
merben mirb. &)ie ©idjerftellung beS VrotaufftridbS erf^eint ber
LeicßSftelle für £)bft unb ©cmüfe nod) mid>tiger als bie auf
jeben Sali mieber fehl* ungleichmäßige Srifdjobfioerforgung ber
VeDölferung. ^)ie ganfre ^erbfternte mirb mit SluSnabme beS
©belobftcS ber SmangSerfaffung unterliegen. Sin ber Sluffteflunfl
Don breifach (nach ber ©iite) gcftaffelten ®öcf)ftpreifen hat bie
Leich^fteHc für Obft unb ©emüfe feftgehalten, obgleich bie ©r*
fabrungen ber Vorjahre bemiefen hoben, baß man gaEobft nur
fru Xafcl- ober ©ebelobftprcifen im Meinhonbel erhalten fann.
SBenn hier fich bie ©tabtoermaltungen nicht enblid) eutfd)loffen
fru fiäbtifchen VerfaufSeinridhtungen aufraffen, mirb baSfelbe
’Öeiblieb mieber erflingen! Saft reftloS mirb bie 3*nangS<
erfaffung beS $erbftgcmüfeS fein, baS burdh öffent¬
liche ßieferungSDerträge beS $cereS, ber ©emeinbeDerbänbe
unb ber ©roßDerbraucher fo ftarf in Sfnfprud) genommen mer«
ben mirb, baß für ben freien Verfehr menig übrigbleiben bü*rfte.
gm gahre 1917 mürben 60 000 SieferungSDcrträge über
360 000 SLorgen ©emüfe abgefchloffen (barunter 20 (XK) ■ Ver¬
träge über 140 000 SLorgcn Kohlrüben), gn biefem gahre finb
außer über Kohlrüben fdhon 90000 Verträge über 520 000
SLorgen ©emüfe fruftanbegefommen, b. h^ mehr als baS dop¬
pelte gegen baS Vorjahr.
gn ber ^artoffefberforgung bleibt es nach ber VunbeS-
ratSDerorbnung Dom 2. guli bei bem öffentlichen Ve*
mirtfdhaftungS- unb VelieferungSDerfahren beS leßten gahreS,
baS fich nach bem garnmer ber früheren ®riegSjahre frum erften
SLale leiblich bemährte, menn cS auch infolge ber ftatiftifchen
Stäufd)ungen unb ber mangelnben $altbarfeit ber Kartoffeln
noch nicht ben glatten Übergang frum nädjften ©rntejahr Doll-
bradht hat. die VreiSgebarung für bie $erbftfartoffeIn ift nod)
nicht enbgültig geregelt, ©iner meiteren Verteuerung biefeS
SLaffennährmittelS neben bem berieuerten Vrot ftehen bei ber
Überlaftung ber breiten VolfSfcbidjten, bie in einem Notfchrei
beS dachbecferDerbanbeS biefer dage mieber erfchütternben SluS-
bruef gefunben hat, fchmerfte Vebenfen entgegen, ©s mürbe,
menn man etma bie Kartoffeln burch $mSfteigemng Dor ber
eo7
©ogiole ©raji« unb für ©olfStooglfahrt — 1918 — XXVH. Sir. 45. 698
toieber fträflid) toacgfenben Berfiitterung (namentlicg aucg
bei ber gum Deil berbielfacgten itnb fegr gehrinnbringenben
ungeregelten SHeintiergaltuUg) betoagren toill, ba notfalls bie
©etoägrung größerer BeicgSaufcgüffe ju ertoagen fein.
&ux EtttlogmittöSfrage im ©aftroirtSgeroerbe toirb und
gefcgrieben:
Die bot hitaem gegrihtbete „ArbeitSgemeinfdjaft bet gaft*
toittfdjaftlichen Angeftellten-Berbänbe" bat als eine igret
btingenbflen unb toidjtigften Aufgaben bte Bearbeitung bet Entlohnung«*
frage erachtet unb btefe bereits in ihrer ©tgung bom 28. $uli betjanbelt.
ZBie bie Dinge im ©afttoirtSgetoerbe liegen, fonnte bei bet Erörterung
bet Entlohnung an bet grage be« Xrinlgelbfbftem« nicht üorbeigegangen
toetben. Sieht hoch ba« ©ebienungSperfonal feine $aupteijvmhme au«
beut Drinlgelb; ber meift fehr niebrig bemeffene fefte Sohn fpteli hi«
eine untergeorbnete NoHe.
Nun haben fieg in legtet 3«t auf feiten bet Arbeitgeber ©ttö*
mungen bemetlbat gemacht, bie ben SBunfch nach ©efeitigung be«
DrittfgelbeS erlennen laffen. Namentlich finb e« bie §otelbefifcer, bie
au« ©riinben be« Anfefjen« unb be« guten NufeS be« ©etoetbe« gern
au« bet Xrirtfgelbmifere betau« möchten. Einer bom beutfehen £>otel*
befiger*©etbanb eingefegten ftommiffion ift bie Aufgabe gugehnefen
tootben, einen gangbaren 2 Beg für bie Abfchaffuttg ber Dtinfgelbet au
finben. Smterhalb biefer Greife finb atoei berfegiebene Nichtungen bet*
treten. Die eine fuegt eine Art „Ablöfung" be« Xrinfgelbe« herbei*
auführen, toie fie bereit« in einer Angahl |>otel«, namentlich in ben
cgriftlicgen ^ofpiaen eingeführt ift (bergl. $eft 49 ber „©egriften bet
©efeüfcgaft für ©oaiale Neform"). ©ei biefem Stiftein toirb bem ©aft
ein bestimmter proaentualer 8 »fd)lag snr Nennung an ©teile ber früheren
Drtntgelber beregnet. Die auf biefe SBeife emgegangeneu ©elber toerben
nach einem beftimmten ©djliiffel unter bie Angestellten berteilt; bie
Annahme bon Xrinfgelb ift bem ©erfonal berboten. ©on ber anberen
©eite toirb biefe« ©bftem al« ungeeignet erachtet, bie ßöfung bet
.Drinlgelbfrage bielmehr nur in ber feften Entlohnung ber Angefteüten
burch ben Untemehmer erblicft.
Die gleichen ©trömungen finb in ©ehilfeufreifen borhanben. £>ier
ift e« bot allem bie ©cforgiti«, bafe bie fefte Entlohnung ungenügenb
fein toetbe, bie einen 3Teil ber ©egilfen noch für bie „Ablöfung" ein*
‘treten la&t. , ber legten Seit 'mehren, fiel) aber bie ©timmen, bie
für eine gättalicge ©efeitigung be« Xrinfgelbe« eintreten. ©ot
• allem finb e« bie im ftelbe ftehenben ©erufSangehörigen, bie füg anher
DtSluffion tn ber gaegpreffe beteiligen unb eine Rebling be« fogialen
&ibeau« nur m ber gänzlichen ©efeitigung ber Xrinfgelbtoirtfdjaft erblicfen.
^n ber borermähnteu ©igung ber ArbeitSgemeinfcgaft ift bernt auch
unter allen beteiligten ©erbänben eine ftbereinftimmung bagtngegenb
et 3 ielt morben, baß bei ben in AuSfidjt ftehenben ©erhanblungen mit
ben Arbeitgebern eine fefte, auSfömmlidje Entlohnung au forbern
ift. Unter ber ©orauSfegung, baß biefe toitflieg auSföntmlich bemeffen
toirb, finb bie ©ehilfenberbänbe für gönaliche ©efeitigung be« Drin!*,
gelbe« unb erfliiren ftch auch bereit, an ber Durchführung be«
Drinfgelbberbot« mitautoirlen. Sn feften Söhnen, bie neben bem
Drinfgelb h«0eh«to bermag bie Ar 6 eit«gemeinfchaft auch bann leinen
gortfegritt auf bem SBege ber Drinfgelbbefeitigung an erbliden, toenu
biefe Söhne bon S c ü 0 u 8 «* erhöht toerben. Diefe Erhöhung toürbe
toahrfcheinlich immer nur bie mittlertoeile eingetretene ©elbenttoertung
auögleichen, bamit aber ba« Xrinlgelb nicht auSfchalten fönneu. Ebenfo
herrfegte Einftimmigleit bariiber, baß bie ArbeitSgemeinfchaft bie Sogn*
forberungen be« ©erbanbe« ber ®öcge 311 unterfliegen habe unb bafe alle
Abgaben ber Angeftellten an ben Unternehmer für ©efdjnftSunfoften
(für ©ntch, AufröumungSarbeiten ufto.) befeitigt toerben müfcten. $ietau
müffe bie §ilfe ber ©efeggebung in Anfprud) genommen toerben, toenn
bte Arbeitgeberberbänbe in biefem fünfte berfagen foHten.
ES ift im Qntereffe beS AnfefjenS beS gattaen ©afttoiris-
getoerbeS au toiinfdjen, bafe bie Bemühungen ber organifierten
Gehilfen unb ber einfichtSbolleren giihrer im Unientehmerlager
t?on Erfolg gefrönt fein möchten.
goijnlttnKgitnsen uni JLrirHtsUhtqtft.
Bott ben ßohnbetoegungen ber Bergarbeiter« Die bier ©erbönbe
ber Bergarbeiter Oberfcglefiens haben neuerbings -in einer
Eingabe an ben ©chlefifchen ©erg^ unb ^üttenmännifcheit ©erein
folgenbe forberungen begriinbet: ber .^>euer mufe bei normaler
Seiftung 12,50 JC berbienetr fÖnnen, Danach ift fein ©ebinigo au
regeln unb in entfbrechenbem ©erhältni« ba« oet füllet unb
(ödjlepber; ber ©chichtlohn ber £euer barf nicht unter 10 Ji betragen.
AUen Arbeitern unter Dage ift 25 b. ^>. ßohnaufchlag au getoöhren.
für jebe« ®inb unter 14 Sauren ift eine SNonatSaulage bon 6 Ji
au zahlen. Die Eingabe ift auch ben militärifchcn unb bergamtlichen
©ehörben überreicht toorben.
Der Sechenoerbanb beS Nuhrberein« hat ben ©er¬
arbeite rberbänben auf bk Eingabe bom 25. Suni in einer Anttoort
bom 28. fuli ertoibert, bafe er gegenüber ben Anträgen auf Erhöhung
ber ^euerburchfchnittslöhne auf 15 M unb auf Erhöhung ber fonftitfen
Söhne um 2 unb 1 M bie früheren grunbfäglichen ©ebenfeu aufrecht-
erhalte. . Die ^euerbur<hfchnitt«löhne be« erften ©ierteljahr« 1918
feien fegt fdjon um ettoa 60 ^f. überholt. Anbererfeit« feien bie
©elbftfoften ber 3 «hen augerorbentlich geftiegen. Deshalb müffen
bie Sed^n bie Er$5hung ber Äohlenpreife abtoarten; biefe frage fei
aber noch Sänalid) ungellört. Ein ©tillftanb in ber Sohneitttoidhtng
toerbe bei entfpred>enber ÄohlenpreiSerhöhnng unb Erhaltung* ber
burchfchaUtlidhen ArbcitSleiftung nicht eintreten.
Die Sohnbetoegung ber ©erga-rbeiter in beit Nebkren-Suga u-
£) l S n i g unb S to i d a u, bie fcgoni Enbe Deaember 1917 eiirfegte,
hat am 29. Suli burdh ©erijaublungen im finanarninifterium inDre«=
ben tgcen Vlbfchlufe gofunben. Die SÖcrfSbemaltungen betoilligten aufecr
ben am 1. februar erfolgten Xeuerung«aulagen toeitere bon 1 Ji
für bie Arbeiter über 21 Sah**/ t>on 50 ©f. für bie 16—21 jährigen
unb bon 80 Sßf. für bie ®inöet unb ©iäbegen, aufeetbem erhöhten fk
ba« monatliche Slinbergelb bon 6 auf 8 JI. Auf ber anberen ©ette
betoilligte bie Negierung eine Erhöhung bc« ^ohlcnpreife« um 2 i
je Dornte. Die ©efagr ber AuSbchnuu^ ber ArbeitSniebcrlegung, bie
bereit« in mehrerefn ©etgtocrkit be« fächfifegen ^ohlenbergbaue«, be*
gönnen unb ba« '©enerajlommanbo au einem ©Warnruf beranlagt
batte, ift bamit f ttfogl befdhtooren.
• _ , ,
OrgmrifathuutK in Jlrbeitfr, ©t^Ufen, JlnppeUlfi
mb, §tm\tru
50 Sagte ^ewtfche ©ctotrfueteine (®trfch-^under)* Der
©erbanb ber Deutfcgen ©etoerfbereine blidt in biefem ^erhft
auf ein 50-jährige« Beftegen bei: ©elperfbereine zuriief.
Auguft 1868 beröffentlicgte, Dr. SNqj ®irfcg bie berügmtön
Briefe über bie britifegen Trade Unions in ber „Berliner
BolfSaeitung", unb am 28. (^ebtember be« gleicgen SogreS
fanb bie Arbciterberfommlung ftatt, bie bie ©rünbung bon
©etoerfbereineti befegfofe. AnV l5. iRobember 1868 mürbe ber
erfte OrtSberein ber Deirtfcgen SNafcginenbau- unb Metall¬
arbeiter, Bfingften 1869 ber Berbanb ber beutfdgeh ©etoerf-
bereinc gegriinbet. Diefer aäglt in felb unb ®eimat ie^t
120000 Mitglieber. Die Bereittq berfiigen ; über etn Ver¬
mögen bon 5% Millionen Marf unb gaben irt ben berfloffqnen
Sagten inSgefamt 47,8 Millionen Marf an Unterftiigungcn
aufgemanbt. Sftacg einer megrjägrigen Stagnation bor befn
Kriege unb bem embfinblicgen Berlufte be« unabgängig ge-
toorbenen BereinS ber Deutfegen ^aufleuie gegt cS in ben
©etoerfbereinen jegt trog beS Kriege« rüftig bortoärtS. Sgte
ßeitung liegt in ben $änben beS (©tabtb. ©uftab ®art-
mann, ber bie Drabiticmen beS Berbanbe^ erfolgreiög mit
ben neueren ©trömungen, bie in igm gerängemaegfen finb,
au bereinigen beftrebt ift. BerbanbSborfigenber $artmann
gat ba« Jubiläum ber ©etoerfbereine aum Anlaffc genommen,
eine fleine feftfegrift x ) a« beröffentli^en, bie in licgtboHer
unb fcglid)ter DarfteHung ein Bilb bon ©efegidgte, 8telen unb
Erfolgen ber ©emerfbereine gibt. BefonberS grünblid) toirb
in biefer Abganblung baS BergältniS au ben dnberen Arbeiter-
organifationen gefd)ilbert. $arfmann galt baran feft, bag bie
garteigolitifdj unabgängigen unb religiös neutralen ©etoerf¬
bereine in ber Sage getoefen toären, anr EingeitSorganifafion
ber beutfegen Arbeiterfcgafi zu toerben. Er berfennt aber nid)t
ben „freigeitiicg-nationalen'' Egarafter, ben bie ©etoerfbereine
mit toaegfenber Betonung als ©runbaug igrer Betoegung an¬
fegen unb ber burd) bie Beranftaltung beS ^ongreffe« ber frei-
geitlicg-nationalen Arbeiter- unb Angeftettteüberbänbe eine be-
fonbere Unterftreidjung erfahren gat. Diefer ift au« ber Be¬
toegung felbft gerauSgetoacgfen unb bureg bie Abtoegrfteßung
•naeg gtoei ©eiten megr unb megr als lebenSnottoenbig für bie
©etoerfbereine erfannt toorben, naegbem eine Seittaug ber Ben-
tralitätSgebaufe in ben ©etoerfbereinen bis au einer igm nidgt
. nottoenbig innetoognenben garbtofigfeit p erftarren gebrogt
gatte. $artmann enttoicfelt ben freigeitIid>-nationalen ®e-
banfen auSfügrlicg am Enbe feiner geftfegrift, unb aud) baS
1907 gefegaffene Brogramm ber ©etoerfbereine fotoie bie ßeit-
fäge bon 1908 entgalten ign fdjon anbeutungStodfe im Slern.
©ibt ®artmann auf biefe Sßeife eine Abgrenaitug gegenüber
ben freien unb ben djriftlidhen ©etoerffegaften, fo anerfennt er
bodg borurteilSloS bereu Enttoicftung in einer Nicgtung, bie bie
L ) »günfaig gahr.t’ Deutfcgc Ektoerlbcrcinc (§itfcg*Dunder)
1868—1918". ©on ©. öartniann. na, ©. gifdher, 1918. 31
gc. 8°. 80 ©f.
099
Sogiale ^tagis unb Vlrcpio für Bolfsmoblfaljrt — 1918 — XXVII. Nr. 45
700
praftffdie (MiieinfriiaftSarbett ermöglidyt. hingegen 5icf>t er mit i
bmcttigtir s^djärfe bcrt Tremmngsftrid) gegen bie fl eiben
(Miuutfdiaften, bic er als gleidibercditigte ÖJ nippe innerhalb
Per Nrbeiterfrf;aft nirf>t anguerfennen Permafl. TaS hinöert
nnbererfeits niriit an einer cuergifd/en Nbfage an ben Klaffen*
fampf als Sefbftgtuecf unb an bent Bcfenntnis, baß bas 3icl
ber (Mncrfocrcinsarbeit nid)t ber BMrtfdwftsfricg, fonbern her
Bertragsfrieben mit bem Unternehmertum auf ber öntuMage
Poller Nnerfennung ber beiberfeitiflen ($leid)bered)tigung ift,
alfo ber Tarifvertrag gmifeben ben Drganifationen ber Slrbeit-
geber unb -ncOmcr. Nitd) Pon jeber @eringfd)äpung beS
II n t e r ft ii p u n g S mefenS f)ält fid> .frartmann mit s JU'd)t
frei, unb er fann ficb bierin n>ie in mandicn anberen ©emerf=
febaftsfragen barattf berufen, baß bic öemerfpereinc fd)on feit
ihrer (Minbung einen Stanöpunft eingenommen haben, bcni
bie (Sntuücflnng 9 ^ecf>t gegeben bat. Ctterabc bariu liegt bie be*
fonberc Bebeniung ber (Mperfoereinsbemcgitng, bie and) in
biefen Blättern ftets mann anerfannt morben ift: fic bat in
ruhiger, burd) feine (£rfd)iitterpngen geftortcr ßmtioirflnng bic
reinen BerufSPercinSgebanfen, mie fie ciu^ ber Porgefrfirittc*
neren britifd>en Slrbeiterbemegung nad) Tentfd)lanb herüber«
gebrungen maren, hodigchalten unb baburd) in mannigfacher
«frinfiebt ber gangen beutfehen 3 lrbeitcrbemegnng eine 3 tid)t*
fd)nur gegeben, beren fid) and) biejenigen Organifationcn früher
ober fpäter bebient haben, bie in ihren Okunbanfdxutungen
auf anberem Boben er machten finb. TaS ift bas gefd>id>tliebe
Berbienft, baS bic (MocrfPereinc fid) in 50 fahren unermüb«
lieber Tätigfeit um bie gefamte Sfrbeiterfcbaft ermorben haben.
Gbtiftlichc Gtetocrffdjaftsgebaiifcn 311 m neuen KricgSjabr.
TaS „Sentralblatt ber (Sbriftlicbcn $cK>crffd)aften" 9 h\ 16 hebt
cinbringlid) ben StimnmngSbrucf berPor, unter bem bie Nr*
beitermaffen jept leiben. Tiefer gebt Picl meniger Pon ber
äußeren Bolitif, inSbefonbcrc ben unflaren Berbältniffen im
Cften, ober gar Pon ber Kriegslage aus, als Pon ber nnleib*
lieben innerpo!itifd)en Sage. Tabei ift bie £ebensmittelnot nod)
längft nid]t bas 3 d}limmjte. 3 Bcit mehr trägt 3111* Bftßftimmtmg
ber Nrbetter „bas OJetufche, (Mebe unb ©efdmcibfel über bic
hoben Nrbciterlübnc" bei. ©elb-machen fei gitfar bie £ofnng beS
TageS, aber beim Arbeiter merbe ein anberer ÜRaßftab ange*
legt. „(£S gilt als »unerhört*, baß er fo be5al)lt mirb, mie eS
beute gefchiebt, nein, mie es fid) manche Seute träumen." Ter
Kricgsgeminnler lebe aus bem Bollen, ohne baß ihm mcifc
Belehrungen erteilt merben; „n ur ber B r 0 l c t mirb
Perprügelt, meil er attgcblid) 311 Picl (Mb in bie Singer
befommt." Sn SBahrbcit Perbiene ber hödiftgelöbnte .fraueu
einen Sohn Pon 12,:$4 dl bie 3 d)id)t, mäbrcnb ber Turd)fd)nittS*
lohn ber Bergarbeiter gang erheblich barunter bleibt, Pon ben
Vielen Sfrbeitergnippen, bie fd)led)ter als biefe böebftqualifi*
gierten Scbloerarbeiter gcftellt finb, .gang 311 fdpveigen. TaS
C^efd>mäl3 über bic hohen Vöhne fönne nur Perbittern unb Per«
ärgern. 2 obann aber gebt baS „.ßcniralblatt" auf bie Beftrc*
bungen riitffdirittlidx’r Streife ein, im Snncrn gegen eine angeb«
‘liehe „nnangcbradüc feftadigicbigfcit" gegen bas Bolf fd)arf gu
machen. TaS -Blatt erinnert an P. Cibenburgs Sßort, bafg mir
einen „SWatui Pon bobenlofcr 5 J?üeffid)tSiofigfeit" braudien.
„SBir UHirnen allen Graftes por einem foldieit 3 ftann. TaS
tpringip ber 9 Uieffid)tsIofigfeit fdieint uns für bie innere
Bolitif ebenfo unpraftifd) unb übel mie für bic äußere." Ter
SMtfricg fönne nur.mit bem Bolfe, nidit gegen bas Bolf
bcenbet merben. - Seiber aber fühle baS Bolf in ber jepigen
Krife feiner Stimmung „nid)t in allem bie ftarfe, fiebere, 3iel«
flare, millensfräftige, bem Bolfsempfinben eutfpredjeube .franb
ber Regierung. W\v fpiiren oiclmcbr auf Schritt unb Tritt
ein 3 u r ii cf m e i di e n Por ber a n t i f o 3 i a l e n £5 n i %
tiatioe unb ein Berfinfen in bas bequeme Nichtstun. GS
gibt aber Situationen, bie fid) nid)t burd) Jyaulmerbenlaffen,
burd) Bcrfumpfung, burd>^ s Jiid>tStmi crlebigen laffen." Tal
„3entralblatt" betont am ^diluffe, bah bie Rührung ber d)rifP •
lieben ^Irbeiterbemegung miffe, morum es gebt, unb auf bem
Boftcit fei.
Tci ftnrtctlucrünnb fccutfdjer )h?crfucrcinc, Mc um bie Berliner
'gelKii Bu’rfiiereiiie gruppierte Bunbevorganifatiou beo unct) etma#
mehr lluabliängigfeit ooni lluteniehmer trarfileimenyvliigelv ber uürt=
irfmflofrieblid:en Vlrbeüerbemeginig, umfaßt nad) ber ^nbresüberfidil
für 1iJI7 i„Ter Buitb" s J?r. UU) 17 Bcreine mit iuogefamt 11 529 ©iit=
glijbern, pou beiten 1H 47(» im .s^eeu’vbienft ftebeu. Bon ben Taheiin-
gebliebenen 2s ()()() finb 12 M1 grauen. Ta*> Berliner Marteil umfapt
ui feinen 9 Beerfbereinen 2S511 Biitglieter ibaturn 1K»( 1 1 im .Beere),
alfo allein gioei Trittei tv* gangen Martellberbanbeö. Tie 22 Ber« I
) eine be» SanbcSOcrbanbcS Sacbfen gäfjleu nur 5003 BZitglicber (ein«
fdiliefflid) bet lfingcgog.en.cn) ; 7 Nürnberger Bereiitc 1501 ilNiiglieber;
bie übrigen leben in Reffen, Stettin unb fonft gerftreut. Tic Cfm*
nalimeii aller 47 Bereute betrugen 1017 694 450 J(, bauon 482 040 .H
Biitglieberbeiträge, 154 980 Ji „aus fonftigen Cucllen"; ba^ Berliner
.Starteil alU’in 11 ahui 509 267 J( ein. Tie VIumgaben betrugen
628 366 Ji (Berlin: 474 785 Ji), banon entfielen auf Unterftüpungen
377 810 Ji (196 310 Ji Mranfen«, 210 145 JI Mriegvituterftübungeni
uirb 83 110 Ji auf Bermaltung 1111 b Vlgitatiou. TaS Bcrmögen be«
trug 772 913 JI Ifnbe 1917 (Berlin: 458 043 Ji). J 11 ben 3 l A MriegS«
jabreu buben bic. Be re ine fees Martellberbanfees iuSgefamt 1,8 50t iU. JI
für llnterftühungeii ausgegebeu. — Tie Bsubresiiberfidit beS Mart eil«
lievbanbes betont, inbem fie bie 482 000 Ji felbftänbigen Ifituiabmen
aus Btitglieberbeiträgeii beu 154 980 Ji tfinnubmen „aus fonftigen
CueUcu" gegeiiüberftellt, ihre iibermiegenbe finanzielle* llnabbängig«
feit bau ben Vlrbeitgeberu. cf*, bleibt aüerbings nod) bie ftragc offen,
mie es um bie ^rcimilligfeit feer Biitgliebfd)aft bei ben Bierfuereinen
in ben eingelneii Betrieben ftebt.
Tie Stärfe uttb VeiftungSfäbigfeit ber intemaltonalett ©eiuerls
fdyaftcit CfterreidjS 1917 bebaube'lt ein umfangreidjer Bericht beS
Sefrctärs .'ouber bon ber Ok-merffdraftsfomniiffion Cftcrreid)S in
bereu B>od]enfdirift „Tie (Mnerffdiaft" (Nr. 30). Tiefer Bericht
Zeugt tuim einem bemerfcusmerteii B>iebererftarfen ber naturgemäß
burd) ben Mricg in ben elften ^abren ftarf mitgenommenen 3)tit«
glieberbeftänbe. Vl'äbrcnb bie öfterreidüfdjen Oiemerffdjaften im
A-rieben (1943) 415 195, barunter 42 970 grauen gäblteu, fanf bie
;gabl ifnbe 1914 guuädift auf 240 681 unb bann immer meiler bis
166 937 (barunter nod) 28 148 Jvrauen) Cf n fee 1916. ^m lebten ^3 ab re
aber begann ber B>ieberauffdimuug — gern fee fo mie in Teutfdj-
laub -alfo'aud) ohne ben tfiufluß eines .‘pilfsbienftgefebcS unter
bem Trurf feer allgemeinen Mriegsnot unb ber (frfeaiittuiS 001 t bem
Nupen folibarifdjeu •jufammeuftebcnS. Tie VJtitgliebergabl ber«
boppelte fid) in bem einen aabre 1917 beinahe mieber: Ifnbc 1917
betrug fie 311068, barunter 79 002 grauen. Tie Ifntmirflung ber
(ilelfeoferhältuiffe ift ebenfalls erfreulich gemefen. Tie tfimiahmcn
finb bon 4,r.:i Biillionen Mronen (1916) auf 5,i>:i Btillioueu geftiegcn.
VlUerbings finb and) bie Vliiygaben infolge ber allgemeinen Breis«
ficigvruugen größer gemorben, 5,-jn VJciU. gegen 4,u; VJfill. Mronen
im Borjabr. Tic VluSgnbeit für Untcrftüpungen (1 534 (XK) Mr.) haben
gegenüber 1916 eine Bermiubcrmig ca-faßren. Vtad) Mronläitberu georb«
net, fteßt SB teil' mit 113157 Crganifterlen an ber opipe; es folgen
Vii eher öfter reich (52 620), Böhmen (46 120), Tteiermarf (24 241) ufiu.
Tiefe uier gufnmmen ergeben 75 n. .0. aller (Memerffd)aftSmitglieber.
Ter ftärfftc Berbanb ift ber ber BietaUarbciter; er hatte ruub 77 000
Vlufuahmeii unb fam bamit auf 107 018 Bcitglieber, barunter 31 881
meiblidje. Cdu’ folgen bie tfifenbahncr mit 55 061, bic Textilarbeiter
mit 30 889, bie Bergarbeiter mit 14 678, bic dK’mifchcn Vlrtmiter mit
13 318 Bcitgliebern ufm. — Ter ÖefamtüermögcnSbcftcmb bat fiep iiii
'sahre 1917 um ruub 2 Biiüiouen Mronen oermehrt urti> bat bamit
bie .frühe bon 16 , 1*2 BiiUionen Mronen erreidjt.
Ilrtf^ttsntarkt tnüt ^rbeitsRfldmjm.
Ter Slrhettömarft tut 3uni 1918 batte, bem „föeidjS-
arheitsblatt" ^ir. 7 gufolge, ein äbnltdjeS SluSfebeit toie im
Bormouat. Tie fieiftungSfäbiflfeit ber Qnbuftric blieb ben an
fie gehellten b°b e ^ Hnforbernngen Pollnnf geiPöd)fen. Tic
Befctjäftignng ftielt fid) and) bem Borjabr gegenüber an*
näbernb anf gleicher .^öl)e. Tie BerfebrsPerbältniffe miefeu
in einzelnen Gebieten Beffcrnngcit anf, mobiird) einige friegS«
nndjtige ©ciuerbcguieige günftig beeinflnfet nmrben. •
Tic Öage im Berg« unb friittentoefen blieb imoeränbert gilt; baS«
felbe Inuit ben Berid)teu aus ber Ififem unb SWetallinbuftrie foloie bem
Btafd)ineiibau entnommen merben. ,^ni (fifenbahnmagenbnu, in ber
Trabt« unb Mlciueifeninbiiftrie, in ber cleftrifd)en fomie in ber ebemiieheu
^ubuftiie lagen reidilid) Aufträge Oor. Nur im ©piuuftoffgeiocrbe ift
bie ©efdjäftslage in faft allen Teilen beS Ncid)c§ mentg günftig getoefen.
Sind) im Bcfleibimgsgemcrbe batten bie nteiften 3a>eige aus nabeltegeitben
ölriinbeu tuenig gu tun. Tie Bautätigfeit bat bagegen itt etngelncn
«Stäbten bereits eine meitcre Belebung erfahren.
Tie Nadpocifungen ber Mranfenfaffen laffcn für bie mn 1. ^uli in
Befdjäftigimg ftebenben Bfitglicber im Bcrgleid) 311 m Slnfang ,^uni eine
Vlbnabme um inSgefaint 114493 ober 1,2 ö. fr. erfeunen. Beteiligt an
biefer ftarfe» Nbuabme ift foioobl baS männlid)e als and) ba§ toeib«
Iid)c (Mcfdjledjt; bie ^abl ber mäunlidmu Bcfd)äftigten bat um 87955
(1,!»0. fr.), bie ber toeiblirijeu um 26538 (0,o 0 . fr.) abgenommen. 5 m
Berglcid) gum ^imi 1917 ift bic Vlbnabute ber 3al)I ber Befcbäftigtcu
biesmal etmaS ftärfer gemefen.
Nach beu jveftftcQuugen Oou 37 fyacboerbäuben, bie für 1218699
Stfitglicbcr beriditeten, betrug bic VlrbcitSlofcngabl ©itbe ^suui 9823 ober
0,8 0 . fr. z»t 3)tai mürbe Oou 33 Berbäuben beridjtet unb bie glcidie
Slrbcitslofeugiffer bon 0,8 0 . fr. feftgeftcHt. ^m Bergleid) gum ^uui ber
oier oorhergehenbeit ^abre ift biefe nid)t liumcfcmiid) gefunfen.* 6 ie
ftnnb gmar im ^mti 1917 auf 0,» 0 . fr., hatte aber im §itni 1914—16
I 2 ,-. 0 . fr. betragen.
702
701
|?ograic ^ragis utib Ardjib für. VolfSWohlfatjct — 1918 — XXVil. Sftr. 45.
Die ©tatiftif bcr ArbeitSnad)Weife läfct im VeridjiSmonat für beibe
©efchledjter eine Weitere Abnahme beS ArbeitSanbrangeS etfennen. $m
Funi famen auf 100 offene ©teilen bei ben männlichen ©erfoneit
58 Arbeitfuihenbe (gegen 69 im Vormonat); beim weiblidien ©efdjlecht
83 (gegen 85 im Vormonat).
Diefe Angaben berfert fidj ungefähr mit beit Berichten aus
ber Qnbuftrie.
gär bie rüeöehrenben beutfdjen Flüchtlinge au§ bem franbelS*
gewerbe bat baS gcniralfomitee ber beutfchen Vereine bom Sßotcu
ftreug unter VJitwirfung ber fraubeisoertretungeu eine eigene Ar*
BeitSocrmittlung eingerichtet. Das ^cntralfomitce gebt babon .aus,
baft bie öffentlichen ArbeitSnadiWeiSorganifatioucn nicht geeignet er*
fcfc«inen, foleben Verföuliddeitcn, bie als ftauflcute ober FnbuftricUe
fclbftänbig tätig waren ober aud) Stellungen bon Vud>haltecn ober
H^rofuriftni entnahmen, eine geeignete Vcjdiäftigung gu öcrfdjaffcn.
Auf‘©raub Oon Fragebogen, bie in beit iöeobad)tungslagern auSgu*
füllen finb, toerben bie ©teüungfudjenben entweder ben bcitchenbcu
öffentlidjen ober faufinännijdjcii Arbeitsnachweisen guguweifen ober
burd) Vermittlung einer, amtlidjcii franbelsbertretung untergu*
bringen finb. Für bie Auswahl beS 3wlortes finb Vereinbarungen
gmifeften {amtlichen bcutfdien Vunbcsftaatcn unb ben preufttfdien
Vrobingialoerbänbcn als amtlichen Drägcut bcr als ftriegswol)D
fahrtspflege ausguiibcnben Fürforge für bie aus FeinbeSlanb guriief*
fel)reuben Deutschen maßgebend Danad) ift als 3tclort gu wählen:
1 . Der SBobnort 311 t Aufnahme unb lliiterftüpung bereiter Ver*
ttKjnbtcr unb Angehöriger, 2 . ber lebte SBo-buSiP in Dcutfd>lanb oor
bcr Auswanbcrung, 3. falls feine biefer Vorausfepungeu gutrifft, bcr
Geburtsort.
£rbfttErt»fr|tdjfnmg. §parka|fen.
Das boherifdje ©eamtenbcrfitherungSgefeh ift qIS crfteS
feiner 91 rt in gang Deutfdüanb ber bat)ertfd)en Abgcorbnctcit*
fornmer im ©ntttmrfc gugcgnitgen. ES enthält bret Deilc:
baS ftinbcrgulagen*, baS LBitiuenrenten* unb ftapitalücrfidic«
riingSgefep, baS bie ctatSniäöigcn ^Beamten ber gef amten gitulen
©ftaatöuernwiltung umfafjt. Weitere ©nippen beS Staats*
btenerperfonalS fönnen in bie ft inbergn lagert- unb Sßittpen*
rentenbcrfidierting einbegogen tuerben. Der ftapitalDerfid)crung
Faun baS gange ©taatSbicnerperfonal angehören.
Die VcrfirfjcrungSbcitcäge betragen für ftinbcrgulagenoerfid)erung
4 0 . fr. beS Gehalts bei Lcbigcn unb 2 0 . fr. bei ftiuberloSOerheirateten
unb 0,5 0 . fr. bei ben übrigen Verfidjerten, wirfen alfo tuie eine
ftriirbcrprämic unb wie- eine jjuuggefellcn* unb ftinbertofenfteuer
unter ben ©taatsbeamten. Die ftinbcrgulageu Werben für bas erfte
cbelidyc ftirtb mit 50 0 . fr. bcs Dollen Beitrages, für bas erfte unb
gweitc mit 75 0 . fr. Unb bout britten ftinbe ab mit bem oollcn Vc=
trag für jcbeS ftinb. gewährt unb bon ber ©rburt bis gur Vollendung
beS 24. fiebensjahres gegeben. 3>ie Veträge ridjien fid) nad) ©cfjalt
bt'S Vaters, Lebensalter unb VilbungSgang beS ftinbeS. ©ie betragen
00 bis 300 J( jät)rlid>. S'-er jäbrlidje ©taatsgu,fd)uf 5 erforbert
13 01)0 (K)0 Jl, bie Vcamtcn haben 20 000 000 Ji aufgubringeu. —
3Ne 9BittuenremenOerfirfierung ift eine ^ 10 aiigS 0 erfid;cruug v ber jeber
etatymägige Veamte bei feiner 'diiftellung beitreten mufc, toirft alfo
auch uüc eine Fuuggefellcuilcucr. ^lapitaluerfidjerung fann jeber
©taatsbiener nehmen, unb gmar gu v^äpen, bie billiger fein tuerben
als bie ber Vribatoerfidjciuiigcn. 3er Staat ftattet fie mit einem
Vorfdmf^ oon 250 000 Ji aus unb liefert gur 28itmenoerfirf;erung
einen Fab^*gufd)Uft 0011 (iOO 000 Ji.
Cfin CberoerfichcrunflSamt in Velgien. gur Durchführung beS
badgifdx’ii ©ogialoerfidjerungsgefepeS, bas im Frühjahr 1918 oon bem
beutfdjcn ©encralgouDctncmeiit in Alraft gefept warben ift, ift Oeint
bclgifdjeu iPiiniftcrium für (%toerbe unb Arbeit in Vrüjfcl ein Cber=
t>erfid»erungSamt erriditet worben. IfS foll beratenb in allen Fragen
ber Sogialocrfidjcrung mitmirfen, namentlid) bei ber l’lmueiibuug ber
(SVefebe unb Vererb nun gen über bie Mranfen», .FuoaJiben» unb Filters*
oerfidjerung. Der rbcroerfidjerungSrat befiehl auS 13 Üüfitglicbern,
tuüDou 7 iViitglieber burd) bie Mranfcnocrft<heruiigS= unb VegirfS=
faffeit gewählt Werben; (» Veit gliche r ernennt bie Regierung. 3er
Vcrficherungsrat.tritt einmal im Fahre gu einer orbcntlicfjcn 3agung
gufammen fann aber jebergeit gu einer aufjerorbcntliiüeu «ihnng
ciubeiufen werben. 3er ■Cberorr|id)eruugSrat fann and) feinerfeitS
Vorfd)läge über Anbetungen uitb Ifrgängungen ber fogialcn ©efepe
machen.
Fliegerbomhenfchaben unb UnfaHuerfuhentug in Fronfreich. Die
Vefdhäbigung eines AugefteÜten burd) Flicgcröonibenwürfe auf einen
©ctrieb befd)äftigte ben ' fraugöfifcheu .SiaifaiionSgeridjtSfjof, ber in
ftrittigen Fragen ber ^aftpflidjt beS Unternehmers für ©etriebSuufäHe
bie hödifte F l O"taug bilbet. 3aS Urteil machte ben Unternehmer für
bie Verlegung feines Vlugeficllten crfappflicf)tig, ba bas llnfatll)aftpflid)t*
gefeh nicht gwifdjcu ben llrfadjen ber Unfälle unterfdjeibe. Fnfolge
biefeS Urteils bürften bie VerficherungSfäpc für bie bei pribaten Ver*
ftcherungSgefellfd)aften gegen Haftpflicht berfid)erten Unternehmern in
granfteich Wesentlich fteigen. Die nationale ißenftonSfaffe, Welche bisher
bie Untemehmerhaftpflicht in befd)ränftem SWape Derfichert ha^ faß
burd) ein gegenwärtig bem ©enat DocltegenbeS ©efep auSbrüdiich
ermächtigt Werben, baS gange 9tififo gu beefen, WobUrdh man auch bie
Prämien ber ißnoaMlufallhafiPfi^lberficherungSgefeüfdhaften niebrig
gn halten hofft-, ___
IfterariftkE PtttcUungiii
AHe ncuerfthieaenen Vüther, bie ber ©djriftleitung gugefaubt Werben, werben hier
bergeidjnei Die weitere ©efprechung eutgelnec ©Triften, hier ober im §auptteil
ber »©ojialen ^ragiS*, Behält fleh bie ©djriftleitung t, or>
Die Verfaffung unb Verwaltung beS Deutfd)cu
iH e i dh c S unb b t s V r e u ^ i f ch e n © t a a t c S in ge=
brängter DarftcHung. Von Dr. jur. V- © ch u b a r t. 20. neu
burdigcfehenc Auflage. VrcSlau 191.8. SB. ©. ftotn. 2,20 Ji.
Die hohe Auflagcitgiffer beweift, baf^ fich baS Vud> fchoit immer
als ein felir guter SBegweifcr erwiesen hat. 3-a burch ben iirieg ber
©inn für ftaatsrcd)tlid)e unb Verfaffinige-fragen in allen Greifen ber
Veoölfcrung gewachsen ift; fo wirb biefe übersichtlich unb flar gefaxte
Vürgcrfumbe Vielen gute Dieufte leiften. Sind) bic neneften Vorgänge
(.^i'lfsbienftgcfep, SBahlrcchtSOorlagcn in Vrcufecn üfw.) finb bereits
berütfjidjtigt. VefonberS cingcf)cnb ift in biefer Auflage ber Abfchnttt
über bic Vcid)Sfinangen belsmibelt, eine nüpliche «pilfc gum Vcrftänb-
niS bcr neuen ©teucroorlagen.
Die 2B 0 1) n 11 n g S m i e t e n in Vetlin bon 1880—1910.
I5ine ftatiftifchc llnterfudging als Veitrag gur Dhcorie ber
Viietc. Von Dr. ©iegfrieb Afcher. Verlin 1918. (Tarl
.OemuaunS Verlag. 5 Ji.
Die Arbeit ift in bie oom ©d)Upocrbanb für beutfehen ©runbbefip
herausgegebenen „Vobeupolitifchen ^eitfragen" aufgenommen. Als
gahlenmäsgges Ergebnis berechnet ber Verfaffer, baß bie ©cfgint*
fteigerung ber reinen V>ohnungsmieten in ben bchanbelten 30 Rohren
16,o 0 . £>., bic ber SBohnungcn mit ©ewerbebetrieb 44,7 0 . &. betrug.
AIS theoretisches Ergebnis Ocrfidrt er ben ©ap, baf 3 bie frühe bcr
Vfieten nach unten oon ber fröhe bcr VrobaiftionSfoftcu beS fchwächS’tcu
Unternehmers, nad) oben oon bcr LeiftungSfähigfeit bcr für bie be-
treffenben SBohmtngcu in F ra gc fontmeubeii Vticterflaffcu bebingt ift.
ft. I e i n f i u b c r f ii r f 0 r g c unb V e b ö 1 f e r u n g S p 0 1 i t i f.
Vcricht über ben bom Deutfdjen Ausfchufe für ftleinfiuber=
fiirforge oom 1.—11. Cftober 1917 gu Franffurt a. Vt. ocr-
auftaltetcn 2. Lehrgang über ftlcinfinbcrfürforgc. ©nglcrt
u. ©d)foffer, grantfurt a. Vf. 1918. üßrciS 1 JL.
3wccf ber Veranstaltung war, ben in bcr ftinberfürforge arbeiten«:
ben ^erfönlid)fcitcn ©elegcuheii gu geben, fid) mit ben neugcitlidjcn
Fbeen in begug auf fogialhbgicnifdic unb fogialpäbagogifchc Fürforge
für ftlcinfinbcr bertraut gu machen. Die Vcrhaublungcn bieten
wctioolle Unterlagen für bas gutiinftige Arbeitsprogramm -ber ftlein*
ftnbcrfiirforgc nach bem ftriege unter ^ufamincnfaffung oon ©taat,
©eineinbe unb freier LicbeStätigfcit. Der erfte Dcil bcs Lehrganges
befaßt fid) mit fogralhhgicnifchcn Fragen unter befouberer Veri'td*
fichtigung bcr Dubcrfulofe, ©pphilis, J>ihad)itiS unb bcr anftedenben
ftmbe'rfranfheitcn, ibie erfd>redenb große -Cpfeu forbern, urtb gibt
neben rein mebiginifdjen AufflärungSOorträgcn wichtige Erörterungen
orgauifatorifcher Sfatur über Fiirforge* unb VeratungSftellcn tu
©täbteii unb Lanbfrcifcn, pflegerifdjc unb ärgtlichc Überwachung ber
ftoftfinber/bie Vebeutung ber Voliflinifcu unb ber gamilicnberiichc*
rung für bie rechtgcitige Fndnfprud)nahmc ärgtlid>er frilfelciftung
ufw. Überall ift ber ©ebaute ber ftraufheitSberhütimg in ben Vorher*
grunb gcftellt.
Die Einleitung gu bem gWeiten, fogialpäbagogifchcn Dcil beS Lehr*
ganges bilbete ein Vortrag ooit ©tabtrat Vrof. Dr. 3^hcn, ber in
bet Forberung gipfelt, aud) bic Grgiehung im ftleintinbcSalter nicht
länger nur als ©ad)c ber freien LiebeStätigteit, fonbern als ©ad)e
beS ©taatcS, beS gangen Voltes angufchcn. Gingehcnb wirb bic Ve*
tämpfung bcr AuffichtSnot ber ftlcinfinbcr burd) Anftalten unb offene
Fütforge unb bie Verbinbuiig beiber Einrichtungen bchänbclt,
namentlid) auch bic Frage, ob unb mit welchen rechtlichen Vfitteln
eine Veffcrung bcr befteijenben freiutc. burch öffentliche Auffidrt er*
rcid)t werben fann. ©ewiinfeht würbe, bie DageShcime als Aus*
gangspunft bcr offenen Fürforgc gu beuupen. SBcitcr würbe bie
Fürsorge für ©pegialfälle, wie geiftig guriicfgebliebene nicht boll*
finnige oerwahrloftc ftinber, Armcnwatfcii, gürforgcgöglingc unb
ftoftfinber behanbelt.
freroorragcnbeS Fntereffe becnifpruchen bie Vorträge bon Frl.
Dr. ft r ö h n e unb 'Bürgermeister l)r. Luppe über bie Frage ber
£rgauifation ber ftfeiufiaiberfürforge in ©tabt unb Laub: Fugeub*
ämter unb *ausfdjüfse als ©tüppunfte öffentlicher unb freiwilliger
Fugcnbfürforge. Für baS Laub fd)lägt grl. Dr. ftrühne oor, als
Drägcr ber gefaulten SBohlfahrtSpflege 3 ll1t ^bcrbäube, bie fid)
geographisch mit ben ftreifen bcdeit fönneu, gu fd)affcn unb bic ftleiu*
fiuberfürforge ber gefamten Familiicufürforgc angugliebern. Für
bic ©tabt empfiehlt Luppe einen ©pegialgufammeiifdiluß auf bem
©ebiet ber ftleiitfinberfürforge unb geigt bie hierfür ganglHtrcrt
9Bege auf.
D i e ft ä b t i f d) e F ü r f 0 r g e * u lt b V e r 11 t i 111 u n g S ft c 11 e
f ii r ft r i e g S i n 0 a l i b e in Vt i't n d) en. Von Ved)tSrat
Dr. ft'o.ur ab. Vtündjcn 1917..
7(fe _©oaiale ©rajiS unb Atdjiö für ©oltemoijtfa^rt 1918 — XXVII. &r. 45. ^04
Sie 3eitfcßrift „groftaU Prärie unb ^Irdjiu für yolkoujoljlfaljrt“ ift bttrcß alle ©ucßßanblungeH unb ©oftämter (©oftaeitungSnummer 7137) au beaicßcn
__ Etnaelnummer 35 ©f. 2)er AnaeigenpreiS ift 45 ©f. für bie Diergefpaltene ©etitacile.
ftücßenmeifter für fornmun. (Großbetrieb.
£angittf)rige ©ra^tS in befattniem Sanatorium, mit ber Sftaffen*
berpflegiutg grüttblid) Oertraut, tüchtiger Disponent imb «Rechner, fueßt
eilten feinen ftäßigletteu entfpreeßenben Soften.
©efl. Off. unter G. K. tO an ben ©erlag biefeS ©latteS erbeten,
-i »iiiiuim»»iiiintiiMii»iiiHiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiimniuiiiimiiinMnimiiiiinmHiiiiimiimiiiiffniinin niiiiinni»iiiiiniiiiniiiiiiiiui
| 93erl<tfl t>sit ©ufta» ffifc^er in 3ena*
Soeben erfeßien:
'Jünfäig 3olKC
| ®eutfd)e (Bett)erf»eteine
I (■JoirfcfM'Siuncfer)
(1868—1918)
I Q3on
©uftao Gartmann
• ©erbanbSoorflßenber
—- ^teiS: 80 <£f ö , ======
8 n unferem ©erlog ift erfdjienen unb burrf) jebe ©ud)-
ßanbluug ober bireft Don un§ 51 t besiegen:
$ünf ^al)tc
Rtid>SPcrrKf)crun08otdnung
©onberabbrud att§ Jahrgang V ber „©«mmlung bon
Entfd)eibungeit beS fReidjSberfidjerungöamtS, ber
£anbe§* unb OberOerfidjerungSäntter ufm."
Herausgeber H* Oreltbaupt
fiaif. ©eh. Rcgicrungerat,
fr. ftänöigce ttlitgücö öce Rcichoocrncßcrungoanito
£>er ©reis be§ 94 ©eiten umfaffettben 83udje3 beträgt
3,50 Warf, gebunden 4,75 Hlorf.
2>agu 1. Hocßtrag (bis Anfang 1918) 1,25 Warf.
3ufammen in 1 dand gebunden 6,25 Warf.
berlog für Keicßooerlußmmg^.m.b.ß.
Klängen Reftmorftr. 2a
lllllllllllllllllllllllllllllllllllltllllllllllKlIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
©erla
Aufgaben öec (Bemeinöepolifif
... $ otl
2t. £ania)ri)fe
26.-27. Saufenb. 1918. 256 Seiten. Sßtei«: 8 SWarf 60 Sßf.
Äufl ben Urteilen ber ©reffe:
m J , c ?. c ä? r ® erm ^f t<r Wbirfcd (auf bem XrcSbener ©täbtetag): „$>ic§
$ucß ift Sßnen woßl allen beFannt! -
Xcutfcßc Xagcoacitung: „überaus empfehlenswert! -
il)m {HunJ> f ( b ou: »r ® 5 fbrtcßt ein neuer, ge wattiger ©eift auS
Köln. ^olfö^citung: „Sir möchten feinen Ausführungen bie weit«
geqenbfte ©caeßtung wünfeßen, wie cS biefe bisher grünblicßfte 2>ar»
ftellung einer fommunalen Soaialpolitif oerbient. -
Xer ©cobndjter (Stuttgart): „Eine gerabeau einzigartige Schrift
— em ©olfsbudj int beften Sinne beS SortcS. -
2 o,natiftifd)c uttonatoßefte: „. . . oerbient auch auf feiten ber Soaial*
bemofratie bie ßödifte ©eaeßtuug. -
ä3olf£tiimIidje Stebetiinft
Erfahrungen unb Aatfcßlägc
©Olt
2tboIf Samafdjfc
31—36.3;oufenb. 1918. SßretS: 1 SKnif 50 ^Sf.
Einige Urteile über bie erfte Auflage:
^rofeffor Dr. Salöemar 3immermann in ber „Soatalen ©rajiS - :
... ®? ma ict)fe nidjt genug au banfen, baß er unS einmal einen
Emblicf m bie Serfftatt feiner boirstümlicßen Aebefunft tun läßt. ES ift
em (Genuß, baS ©ücßlein au lefen.
üegationSrat Dr. d. Schwerin in ber „^Deulfcßen 3*ritung - :
3u alänaenber, »um 2eil humorboller Seife wirb hier alles
baS eraahlt was bem Acötter gefährlich werben Fatm WaS alle Aebiter
beachten müffen.
3rt?cßer ttt 3e«a.
Soeben erfdjeint ba$ 43.-49. %onfetib ber
©eftßltßfe Oec Haflonalölonomie
Ginc elfte (SittfüTjcuiu)
. vsuie er]te vsutfuycuug
Don
2t0olf Samafcßtc
Sn jroei 93önben
Canb I. 400 S. 1918. tßrei«: 4SBarf, ßebunben SSRact 50$f.
SPanbll. 399 S. 1918. Sßrei«: 4 Sitar!, ßcbunben 6 SRar! 60 tpf.
•^nßalt beS I. ©anbeS:
1 . ©oit ben Aufgaben ber ÄationalöFonotnie. 2 . ®aS Altertum. 3. ®aS
3Aittelalter. 4. XaS 3eitalter beS ÜDferfantiliSntuS. 5. 2)ie ^ßhfiofraten.
Inhalt beS II. ©anbeS:
6 . 2)ie liberale Scßule. 7. 2)aS nationale St)ftem. 8 . S)er Kommunismus.
9. 2>ie Anarcßiften. 10 . S)ic ©obenreform.
Vecußifcßcö 21crn>altungS6(alt: Sir wüßten auraeit fein aitbereS
Scrr, bas fo feßr aur erften Einführung in bie (Gefchidjite ber ©olfS*
wirtfchaftSlchtrc geeignet wäre.
Xer ^tunftwart: So ift biefeS ©udj mehr als irgenb ein aitbereS
Such geeignet, baS unferer allgemeinen ©ilburtg fo nottuenbige
beutfd|c .^auSbudj ber ©olTSwirtfchaftSgefchichte au werben.
Xaö^olqtccßnifunc^aSSerf bebarf feinerEmbfehlnttg mehr;eS
ift namentlich fürAnfänger in berAationalöfonomie unentbehrlidh ge worben.
UUagbcburgifchc Rettung: ©ieS ift baS ©ud), baS fieß Otcle f^on
lange gemünfdjt, auf baS Diele gewartet haben, betten nad) ©er*
ftänoniS uerlangte für wichtige Aufgaben unferer 3citf um mitarbeiten au
föttnen an ißrer Söfuttg.
Jricbricf) Ciff
einjkopfjet und Uläcltjtec ÖeutfißerlBeittoittfchaft
n ©on
2tbotf Tomafcf)tc
©orfibeitbem beS ©unbeS Xeutf^er Sobcitreformer unb bc 8 §aut>tau 8 fdjuffe 8
für Kriegerßciniftätten.
(46©. gr. 8°.) 1917. ©rei§: 60 Sßf.
Önßalt: 1. Einleitung. 1. Staatsbürgerliche Accßtc unb ffaatSbürger»
ließe ©flicßtcn. 2. ©otn Segc aur ftaatSbürgerlicßen ©ilbuttg. — II. griebrieß
fiift. 1 . ®er feiten £>intergrunb. 2 . ^n Sürttemberg unb Amerifa. 3 . ®er
Katußf um bte Eifctibaßnen. 4. Sadjoerftättbige uttb SJntereffentcn. 5 . Um
3oHfreiheit uttb Seegeltung. 6 . ®er AuSgang. — III. ©ebeutung uttb
Sirfung. . 1. „Aur Agitator - . 2. ®aS nationale Shftem. 3. ^aufeßmerte
unb ©robuftiufräftc 4. ^»iftorifd|e Scßule uttb ©obenreform.
uiajrocrie g
.uuJ
Scc«ntn)OTtfl(| für bfeScßrifHettmti: Dr. Sab tot g$e febe. »eö tn-^runehwlb. - Serlaq :«u«ab{$tfcber, 3erw. — «ebmrft Hei u I i u * (5 i 1 1 c n f e l b, $ofbu<ßbru*f er.. Setfin WÄ
XXVII. galprgmtj.
gnlin, *en 15. §lugt$ 1918.
Ituimnn; 46 .
gwictlo Qxaxi#
uni>
A
für Uülköutüijlfaljrt,
Grfdjetnt an feiern Dornientag. '
_ gtflU6(mrs
«trit* w^'iiutrtorfW. 29/30 |)wf. Dr. ®. frottA« unb Jlrof. Dr. •
^«nirprtdim Amt «olUiikoif 2809 ,
JPrel* otertel|St)riU^ 4 JMariu
Oirlags
ff. gratmermonn.\ «up«r jiMtr, |tn«.
Oiernfprc^er 53.
@täbtif#e HRafcnaljmen auf bem
Gebiete ber Sugenbfürforge.
Bon ©tabtfd&ulrat tt. SKülIer,
ftürtb.706
tfHgcmefne CosialpoIUil .... 709
@oatalpoIitif$e ©efefce ber
ruffifdjen Sorajetregierung.
JI (6t$lufe).
$er ©erbang fädjfififcer ftnbuftrieller
gegen §ö$ftlöbne.
6«ai«ni8^mi| amt £efr*»t#
inliami /..711
$te «rbetter-BefleibungSfrage.
ffftrforge ffir JMegerfmiliai amt
£iatterUiefce»e.712
gufdjlflge |utn flriegSmUtTen« unb
ÄriegStoaifengelb.
5Der«bmi %er mOUtfin gBtfrcge#
fteflen für ftriegt^interMiebene.
gflfforte fRr Ärtefl#befd)ftblgtr «Kt
betntfebrembe Jtrieget . , . . . 718
SMe 2lu8betjnung bet Äapital*
abfinbungSgefefceS auf fritg06ef<$5«
bigte Offnere.
Ciaide Mfttat« ' 713
®ine lobnftatiftijd^e ®r$ebung
über bie ÄfiftungSarbetter#
oerbienfte.
Sotntemegamgeu mit Krbeitt*
tftmpfe.715
$ic fio^nbeioegung ber Bergarbeiter.
Aein ©eneralftrelf in ber Sdjmeia.
Orgattifattoneit ter Krteiter, ®e#
lilfen, KngefteltteB mt Oe#
mitte» ..717
$)er tylan einer ttrbeiterbanf.
S)ie Berfdjmeljungtbeftrebungen in
ben Berbänben ber Sedjntfer.
9brtetterf<t»t.718
QMtelpqje tfateWyltegrfBcinwg in
ber rbeinifdb • toefifälifdjen örofe-
inbuftrie.
Hbbruff fSmtfU$er Muffi|e ift 8 c lü™gen unb 8cttf44fttn gebattet {ebo$ nur
' mit tollet Quellenangabe.
gitfiitifi ift auf bfut ©eWett ber fiMjeitH-
' ffirfarije.*)
Bon Siaötfdjulrat 21. Füller, gürtlj.
SBie in allen Snbuftrieftäbten, fo finb auch in gürth im
Laufe ber 8 eit mancherlei prioate unb öffentliche einridjtungen
entftanben, burch bie jefct gana ober teilmeife ©raiehungSauf*
gaben gelöft merben, melcf>e urfprünglidj unb ihrer innerften
iftatur nach ber gamilie oblagen.
SnSbefonbere behnte bie B o I f S f cb u I e in ber neueren
3 eit ihren £ätigfeitsberetd) immer meiter auS unb nahm unter
bem 3toang ber Berhältniffe bem $aufe eine Bfli<bt um bie
anbere ab. Unfere BolfSfchüler fcheiben fich heute in gtoei
©ruppen. Begüglicfj ber erften (Gruppe fann fid) bie Schule
auf bie 3iele unb SWittel befdjränfen, bie fchon Oor 100 fahren
beftimmenb maren; eS hanbelt fich bei ihr in ber $auptfad)e
*) 2>tc Ausführungen finb ein Auszug aut einem Bortrage, mit
bem ber Berfaffer Oor ber gürtber ftäbtifchen ©cbulbeputation bie.
21 n ft e 11 u n g Don gugenbpffegetinncn unb bie
Schaffung einet ftäbtifchen $ugenbamtsin gürtb
begrünbete. £a bi-e Schaffung Don gugenbämterh in Qufunft eine
erhöhte Bebeutung erlangen mirb — ein neuer preufcifdjer Oefeh*
entmurf ficht ihte obligatorifche ©infübnmg Oor (Sp. 679) —, fo
biirfte ber in bem Borttag gebotene ©inblid in bie Biafjnahmen uitb
^läne einer auf bem C&ebiet ber ^ugenbfürforge befonbert rührigen
Stabtbermaltung in giteth allgemeinere Beachtung Perbienen. 5)ie
Schriftleitung.
um görberung ber geiftig-fittlic^en ©ntmicflung burch ben
Unterridht. ^)ie ameite ©ruppe aber bebarf oör allem autf) irt
mirtfchaftlidher unb gcfunbheitlicher Begiehung ber Unter-
ftüpung unb $ilfe; für fie ift bie Schule gugleidh grürforgeamt.
£ie unaulänglich ©enährten erhalten S^ittageffen unb Srüh*
ftüdf; fie fomnten in SBalb- unb Serienfolonten ober toerben
monatelang auf bem ßanbc untergebracht, föinber, benen au*
häufe bie Borautfepungen für eine fachgemäfee $aut% 3 ahn*
unb fonftige ©efunbheittpflege fehlen, fönnen in bcr Schule
haben, fönnen in ber Sdhulaahnflinif ober in ber Boliflittif
unentgeltliche Behanblung finben. £ie Schule gibt an Be^
bürftige Sdhuhe leihtoeife ab; fie bietet benen, bie in ber engen,
ungenügenb beleuchteten unb gehegten Bßohnung nur fchtuer
ihre $autaufgaben orbnungtgemäfe an fertigen oermögen, in
ben Schularbeittftunben ©elegenheit, unter günftigen Berhält*
niffen ihren Obliegenheiten nachaufommen. £urch bie 3Wini-
ftertalbefanntmad)ung oom 26. Öortuar b. S- luurbe ber Schule
auch eine mefentliehe ütfittoirfung bei ber burch bie Stabtoer-
maltung an organifierenben Berufsberatung unb fiehrftellen-
Oermittlung gur Bf^i^t genwd)i. Xe.Sgleid>:i» 50 C uud> ben Be*
khlüffen bei gemeinblichen ^oHegien für ben Äampf gegen l)ic
Stuberfulofe fünftig in erfter -ßinie bie BolfShauptfchule baS
£)perationSfelb abgeben.
3>ie fortbilbungSfdhuIpflichtigeSugenb er¬
freute fid) in ber unterrichtsfreien 8 eit bisher nur einer ge¬
ringen Sürforge burd) bie Behörben. B^ohl finb bie SHrdje
unb freie Bereinigungen aller 2lrt auf beut ©ebiet ber Qugenb-
pflege für btefe^llterSfdnchten tätig, aber bie Schule felbft fonnte
fid) ihrer Bbglwge in fiirforgcrifcher $inficht nur oeretngelt an-
nehmen; fie loar bis h^ute au fehr burd) bie £rganifationS«
unb fiehrplanfragen in Slnfpruch genommen; fie brauchte alles
Sntereffe unb alle $raft, um bie unfelbftänbige, begüglid) ber
Unterrichtsräume, ber ßeiter unb Sehret oollftänbig oon ber
BoIfSfdjule abhängige'äöieberholungSfdhule in eine felbftänbige,
eigenen Sielen mit eigenen Mitteln guftrebenbe beruflid)c Bil-
bungSanftalt umaittoanbeln. Bei ber aufeerorbentlid) hohen
Bebeutung, bie ber ÜbergangSaeit oom ßinbcS- aum Sfteifealtcr
für bie förperliche unb feeltfche ©ntmicflung aufommti toirb
bie gortbilbungSfdjule fünftig ihren SßirfungSfreiS aber etvoas
meiter giehen unb fid) inSbefonbere berjenigen, benen eine ge-
orbnete £äuSlid)feit fehlt, aud) außerhalb ber UnterrichtSaeit
ftühenb unb förbernb annehmen miiffen.
&te fd)U>ad)en, noc 6 nid)t fchulpflichtigen Ein¬
her bebürfen unb erfreuen fidh ber liebenben Sürforge bev
Bhttter unb fonftiger Samilienmitglieber in befonberem Bkifee.
@S ift baher begreiflich, bafe bie ©efeilfcbaft fich ihrer Berpflich-
tungen gegen biefe STlterSftufe erft oerhältniSmäfeig fpät be¬
müht mürbe. ®ie gro&e Sterblidhfeit im Säuglingsalter lenfte
bie öffentliche Slufmerffamfeit am früheften auf bie B^ifeftänbe,
unter benen gahlreicbe ^inber im erften Lebensjahr au leiben
haben; eS entftanben bie fegenSreich toirfenben Säuglingsheime
unb Grippen. 25ie guten erfolge ber Säuglingspflege mürben
jebodh burck bie Bernachläffigung beS Spiel* ober .VUeinfinbeS
im 2llter Oom ooüenbeten 2. bis aum Oollenbeten 6 . Lebens¬
jahr oielfach mieber oernichtet, fo bafj bie Schule bet ben ihr
auftrömenben Neulingen fehr häufig bie erforberlidjen förper*
liehen unb feelifdjen BorauSfehungen für eine erfpriefelidhe
£ätigfeit nicht oorfinbet. Stuar entftanben fchon im Sabre
707
©oktale q$r<x £ i$ unöAt<hto ffit SÖoHStoohlfaprt — 1918 — XXVH Ar. 46.
1837 in fViirtö bie SepmuSfchen föinberbemapranftalten; bocp
blieb bie gürforge auf biefdm (Gebiet bis auf ben blutigen Xag
meit hinter bem VebiirfniS juriief. Sn giirtl) haben mir mit
mehr als 0000 .üleinfinbern ju rechnen, unb eS ift jebenfaES
nidht übertrieben, menn mir annehmen, baft non biefen Ambern
minbeftenS 3000 aupaufe nicht in geniigenber Söeife Petpflegt
merben.
2Baß biefe ©ernaepläffigung in bebölferungSpolitifcper Hinficpt
bebeutet, fei ftatt mit langen Ausführungen burep 3U)ei Entfachen
bcranfcf)aulicht. Aadj einer fiep auf einen Zeitraum non 10 Sohren
erftredenben ftatiftifd>en gejtjtellung ftarbeit in» Bremen im Slein*
finbesalter bon 10 000 Sebenbgeborencn bei SBohlhabenben burep*
fcpnittlid) 28, ini AJittdfUmb 92 unb bei ben Aiinberbemittelten 262.
Von ben in bie Volfsfcpule eintretenben Stnaben unb ERäbcpeu leiben
nach ^lufammcnftellung angefepercer ©eud^enphgienifer ctma 50 n. £.
an £uberfulofeinfeftion.
©emöhnlid) meift man, um bie SRotmenbigfeit öffentlicher
gürforgemaftnahmen für bie S*genb 511 begtünben, auf bie
aufterpalbbeS Kaufes tätigen ERiittcr hin, unb eS ift atoeifelloS,
baft bie kleinen, bie in ber engen äöopnuug eingefchloffen mer¬
ben ober auSgcfperrt auf bie «Strafte angemiefen bleiben, bis
bie ERutter Pon ber Apbeit äuriieffommt, befonberS gefäprbet
unb benntlcübeuSmert finb* Aber eS märe eine grofte %äufd)ung,
anaunehmen, baft liberal! bort, mo bie ERutter burd) bie Arbeit
nicht aus btm £aufe gelungen mirb, Don einer eigent¬
lichen EraiepnngSnot beS KleinfinbeS nicht gefprochen merben
fönnte. Sn meid)’ übler £age beftnben fich häufig bie kleinen
auch im Haushalte ber Heimarbeiterin.! Ter Butter fehlt bie
Seit für eine forgfame pflege. Erinnert fei ferner an bie
grauen, bie burdp Saulbeit ober VerftänbniSlofigfeit ihre ®in«
ber gefäbrben unb beren Eritmirflung febmer beeinträchtigen.
. EBent eS um bie Snfunft beS beutfehen VolfeS unb bie Ve-
fämpfung ber foaialen Schöben mirflich ernft ift, ber muft beS«
halh. mit feiner Hilfe oor allem bei b e m Alter einfefcen, in
bem noch leicht Porgebeugt unb Perhütet merben fann. TaS
leftte unb pöchfte Siel mirb eS immer fein müffen, bie perfön-
Iicben unb fachlichen VoräuSfefcungen an fchaffen, bie ein Auf»
machten beS $IeinfinbeS in feinem natürlichften unb nie gana
erfeftbaren ßebenSfreiS, ber gamilie, ermöglidhen. Solange
aber biefeS Siel nicht erreicht ift, bleibt fein anberer Sßeg, als
baS-gcfäprbete $inb gana ober aeitmeife Pon feinen Angehörigen
311 trennen unb in eine Umgebung mit günstigeren Vebingun«
gem für bie jngenblidpe Entmidlung au bringen. An ber Honb
beS StabtplaneS unb unter Verüdfidptigung ber Eöopnbidjte in
ben Perfdjieöenen ArbeiterPierteln märe barum aunädpft ein
Vlan auSauarbeiten, mit beffen Vermirflidpung fich nach
unb nach ein aiemlich engmafcpigeS -»Rep Pon $inberbemahr-
anftalten Perfchiebener Art unb Pon ftaubfreien, ben ©efapren
beS VerfefjrS entrüeften Heineren unb gröberen Sugenbfpiel«
pläften über baS ganae Stabtgebiet auSbehnen mürbe.
giir bie ®inber ber aufterhalb beS HoufeS tätigen grauen
finb Tagesheime notig, bie fich mit ihrem betrieb an bie orts¬
übliche ArbeitSaeit in ber Snbufirie anaupaffen hätten unb, ba
bie kleinen Pon frühmorgens bis nach geierabenb in ihrer
Obhut ftünben, auch mit SpeifungSeinriäjtungen fomie Vabe»
unb Etuhegelegenheiten auSgeftattet fein müftten. SDie Heim-
arbeiterinrten, fomie bie anr giiprung eines Hau^haltä unb aur
^inbereraiehung unfähigen ERütter mären baburch au unter»
ftiifcen, baft ihre ßinber PormittagS unb nachmittags einige
Stunben in ®inbergärten ober auf Spielpläften amedmäftig be-
fchäftigt mürben. EBo bie Eltern feinen fittlidpen Halt haben
unb bann mit Sicherheit einen Perberblidpen Einfluft auf bie
finblidjen Seelen auSüben, mirb eine PoEftänbige Trennung
Pon ERutter unb $inb ant unabmeiSbaren iRotmenbigfeit. 2) i e
Unterbringung berartig gefährbeter ^inber
3 u f a m m e n mit bereits Söermahrloften, ioie
fie beim bisherigen 93 0 U a n p beS gürforge-
eraieJh ungSgef efceS n 0 1 me n b t g e r m e i f e erfol¬
gen muftte, läftt fid) unter päbagogifchen @e-
f idhtS p n n f t en nicht rechtfertigen. gür biefe
©nippe Pon ©efährbeten finb eigene Sugenbbeime erforberlich.
Daft auch eine ärztliche Übermachung ber 5ßorfrf)ulpfli(htigen
nicht iiberflüffig ift, bebarf angeficfttS ber ©efährbung biefeS
Alters burch anfteefenbe ^ranfheiten feiner befonberen iöegriin»
bung. Xie Birdie, bie freie SiebeStätigfeit, foaialgefinnte
Arbeitgeber unb bie Stabt müffen hier aufammenmirfen, um
bie notmenbigen Einrichtungen au fchaffen.
Eine planmäftige, nach bem ©runbfafc beS fleinften SWittelS
arbeitenbe görberung ber gefamten fürforgebebürftigen Sngenb
W
im 5HeinfinbeS-, 93oIfSfdhul- unb gortbilbungSfcfjufalter ift je-
boch nur bann möglidr, menn.^ot unb Hilfe, menn ©efährbung
unb 93ciftanb an einer aentralen, einen allgemeinen Überblid
gemährenben Stelle aum AuSgleid) gebracht merben. 99ei ber
groften 3 ol)I felbftänbig nebeneinanber arbeitenben gürforge-
einridjtnngen läftt cS fich nidht Penneiben, baft bie £ätigfeitS-
freife fid) überfeftneiben, baft mancherlei bie Sache bceinträd)-
tigenbe Eiferfüchteleien entftehen unb baft infolge ber Serfplitte-
.rung bie 93ermaltungSfoften unPcrhältniSmäftig hoch merben.
AnbererfeitS miffen trop bet* gülle oon fiUfäftellen unb 93eran-
ftaltungen Piele Einmopner nidht, mopin fie fich- irr ihrer 9iot
menben foÜen, mäprenb bie Schlauen unb AuSgefliigelten gletdb-
aeitig mehrere Stellen in Anfpruch an nehmen perftehen. AIS
93eaeid)nung für bie 3cntralftelle ift ber SRame Sngenbdint Por-
gefd>Iagen morben. ®er begriff Sngenbamt faftt aber mehr,
als hier auSgebriicft merben foE. Eine Abteilung beS Suflenb*
arntS haben mir bereits in bem Schulamt,, baS Seitenftücf aum
Schulamt bürfte am treffenbften burd) baS SSort S u g e n b •
pflegeamt beaeidpnet merben, Sm Hinblidf auf bie mäprenb
beS Krieges erfolgte Leitung beS Begriffes gürforge *) märe
auch gegen bie SBeacidpnung ^ugenöfürforgeantt nichts einau-
menben. ®ie bem Amte auaumeifenben Aufgaben ergeben fid)
auß ben bisherigen S)arlegungen ohne meitereS:
a) Übernahme unb 23ermaltung aEer bereits porhanbenen,
an bie Sdjule angelepnten ftäbtifdpen ^ugenbpflege-
einridptungen,
b) Übernahme ber fdpon beftepenben felbftänbigen ftäbti-
fdpen gürforgefteEen für einaelne ^ugenbgruppen
(Äoftfinber, äßaifen, Kriegshinterbliebene, gürforge«
aöglinge ufm.),
c) Ausarbeitung eines aEgemeinen ^3IaneS.für ben meite»
ren Ausbau ber Sugenbpflege unb Vorbereitung ber
einaelnen 9feugrünbungen;
Einglieberung ber bereits beftepenben unb noch inS
fieben tretenben priPaten Sugenbfürforgceinridhtungen
in ben aEgemeinen Vlan 1 unb Abgrenaung ber Stätig-
feitSgebiete,
d) Vermittlung unb AuSfunftSerteilung in aEen Sugenb«
pflegeangelegenpeiten.
Vci ber Crganifation beä ^>ugenbpflegcamt§ märe eine be*
fonbete Sorgfalt auf bie Einrieptung ber SHegiftratair au Pertoenben.
tyür jebe Familie, aus ber Ätinber an ftübtifepen ober priüaten gür*
f 0 rgeberanfta11ungcn beteiligt finb, müftte ein Vogen geführt merben,
ber über bie Verbältniffe bcr gainilie fomie über alle bie einzelnen
^inber betreffenben gürforgemaftnahmen genaue unb auberläfftge
AuSfunft au geben hätte. Tie im) gentralbüro für ÄricgSfürforge
in ben leptcn fahren auß ber herauf entftanbene 9legiftratur
lönnte hierfür ein braudjbareä dufter liefern. An bie ©pipe beS
Amtes märe eine tüchtige, päbagogifcp gebilbete unb in ber ^ugenb*
pflege bereite bemährte ^rfönlicpfcit au fteEen; für bie SteUber*
tretung !äme eine 2>atne mit gleidjer Vorbilbuittg in Vetradjt. Eine
frieblid>e unb erfolgreiche 3ufammenarbeit mit ben pribaten Ve»
einen Iiefte fid) am beften fiepern burep «Scpcrffung eines CrtSauS*
fepuffes für Sugertbpflege mit Untecaußfdjüffen für bie berfcpicbenen
Aufgabenfreife. £ie Hauptaufgabe biefeS ÖrtSauSfcpuffeS märe bie
Aufhellung einheitlicher 9lid>tlinien für bie Arbeit in ben berfepiebe*
nett Vereinen unb bie feparfe gegenfeitige Abgrenaung beS TätigfeitS*
felbeS; bei Aeugrünbungen fönn-ten feine auf bielfeiiige Erfahrungen
geftüpten Eutacpten bon groftem Aupen fein.
®a trop aEer Anteilnahme an bem Sdpidfal beS einaelnen
^inbeS baS oberfte 3iel jeglicher ^ugenbpflege bie görberung
beS ©efamtmoplS, bie ©efunbung unb $räftefteigerung ber
©efeEfcpaft ift, fo muft folgerichtig baS Veftreben bahin gehen,
aEe in ihrer Entmicflung Vebropten burdp bie gürforge auch
mirflid) au erfaffen. ErfaprungSgernäft palten fid) jebodh gerabe
btejenigen ERiitter, bie bei ber Eraiepung ihrer $inber fremben
SRateS unb frember Hilfe am bringenbften bebürfen, menn eS
fidp nicht gerabe um Erlangung materteEer Unterftüftungen
hanbelt, Pon ben SteEen, Pon benen fie gelegentlich auch un¬
bequeme Mahnungen befürchten müffen, harinätfig fern. ^>er
JRing ber unentbehrlichen Sugenbpflegemaftnah'men fann beS*
*) Vor Ausbruch beß Krieges bcaeichucte ber AuSbrud. gugenb*
pflege bie Ecfamthcit ber öffentlichen unb pnpaten ERaftnahmen, bie
in Ergänaung ber ©d)ultätig!cit bie lörperlicpe unb fittlicpe ©efunb*
heit ber gugenb erhalten unb förbem füllten; bie ^ugcnbfürforge
bagegen hatte cs ausfd)lieftli<h mit ben bereits Vermabrloften ober
minbeftens ftarf Eefährbeten au tun.' ^[ept flieften bie Vegriffe
^ugenbpflegc unb ^ugenbfürforge ineinanber über, aufterbem er»
ftreefen fie fiep auep auf bie noep niept fcpulpflidjtigen ^Hnber.
i6 9
Soarüle unb Ard*io für ©ottswohlfahrt 1918 — XXVII. Kt. 48.
710
halb crft bann als öef^öXoffen beaeidmet werben, Wenn auch
OtQane Vothatnben finb, bte baS gefährbete gtnb in feiner f)äuS-
licken Umgebung auffudjen, bie 25erX)äXttitffe grünblich prüfen,
bie Sttütter aufflären unb belehren, gletd) an Ott unb ©teile
Sftat unb Hilfe fpenben, nötigenfalls für Unterftüpung burd> bie
auftanbigen ©teilen ©orge tragen ober bie geeignete Unter¬
bringung ber ginber in Horten, Reimen ufw. Veranlaffen. ßinc
' ähnliche £ätigfeit bat in $iirth feitber jehon mit grober Eingabe
unb gutem Ürfolg bte ©dj it I f d)We ft. c,r auSgeübt. SDocft
bleibt fie in ihrer Sürforge auf bie VolfSfd>uljugenb befebränft
unb ift außerbent au eirifeitig burrf) bie Arbeiten für ben ©cfjul-
arat in Anfprnd) genommen. Organe beS ßrauenfürforgever-
banbeS, beS SfugenbfürforgeVereinS, beS VerufSVormunbeS, ber
griegShinterbliebenenfürforge, ber Sßaifenpflege ufw. erfebeinen
gleichfalls in ben Samilien, um Erhebungen au pflegen ober
Hilfe au bringen. , ■ t
ES ift an fich erfreulich, baß fo Viele Kräfte bemüht finb,
bie aahlreidjen Vöte au befeitigen; aber als befriebigenb unb
awetfmäßig fann ber beftebenbe Suftanb troßbem nicht beaeicfjnet
Werben. $)ie Aufmerffamfeit haftet &it febr an bem einaelnen
JJamilienglieb — bem ©äugling, bem ©d>uIfd)Wänaer, bem
unterernährten ginbe, ber lungenfranfen 9Kutter ufw. —, au
febr an bem einaelnen! fokalen granfheitsfpmptom. Ein Er¬
nennen aller Urfadjen beS einaelnen Übels unb eine grünblicbe .
Teilung finb aber nur bann möglith, Wenn ber SebenSfreiS, bie
Häuslichkeit als @anaeS ins Auge gefaßt, wenn mehr
, gamilienfürforgea.IS Etnaelfürforge getrieben
wirb. SKit awingertber Votwenbigfeit ergibt fi<h hieraus, baß
für iebe ffamilie, gleichviel um ginber Welchen Alters unb um
was für eine Art ber Sürforge eS fid) auch banbeln mag, nur
eine einaige Pflegerin ober gürforgerin auftänbig fein fottte,
unb aluar bie Beamtin, bie mir als „Sugenbpflegerin" be»
aeichnen.
SDie ^ugenbpflegerin hat Vor allem auf eine Vefferung
ber gefunbhcitlidhen Verhältniffc in ben ihrer Obhut unter¬
teilten gamilien hinauarbeiten. &ie Unterbringung von gtn-
bern in grtpperi, Reimen, Sorten, Heilftätten ift burd) fie au
vermitteln, über bie Snanfprudjnahme ber SKutterberatungS-
fteHe, ber Firmen- unbSSaifenpflege, bcSVormunbfchaftSWefenS,
ber grüppel-, Stuberfulofe- unb ärinferfütforge ufn>. biird) fie
aufeitflaren. Vei ber Auswahl ber ginber für bie ©djület-
fpeifung, ber 3uP>eifung in gerienfolonien, ber Unterbringung
auf bem Sanbe fommt ihrem Gutachten eine auSfd)laggebenbe
Vebeutung au.
SDer gelbliche Aufwanb für eine großaügige Organifation
ber ^ttgenbpflege fommt burdjauS nicht fo hoch, Wie eS auf ben
erften Vlicf fdjeinen möchte; benn gar^mand)e EinaelauSgabe,
bie jeßt erforberlidh ift, fann bei einer atoedmäßigen (ffefamt-
regelung wegfallen, gar mancher Vetrag Iaht fid) wirtfchaftlidjer
verwenden. ^ebenfalls aber bürfen bie notmenbigen Mittel
flein genannt Werben im Verhältnis aur ©röße unb Vebeutung
ber Aufgabe, um bie eS fich hier hanbelt. • 2>ie ftärffte unb ver«
läffigfte Oueüe beutfeher graft in madjtpolitifcher, wirtfehafts-
politifcher unb fulturpolitifcher Sinficht ift eine an Öeib unb
©eele gefunbe, fpäter arbeitsfähige unb arbeitSfrcubige beutfehe
^ugenb. 2)iefe Quelle freiauhulten unb auch Vor teiltoeifer
Verfchüttung a,u betoahren, ift bie .unabweisbare Vflitht aKer,-
bie an eine beutfdbe Snfunft glauben unb fid) für fie mit ver¬
antwortlich fühlen.
Qüycmtm gajialpalttih*
©odialpolüifdhe ^efege ber rufftfehen ©omietregierung.
ii. (©öhiufc.)
2)ie Verorbnnng über bie SIrbeitStarifVerträge
t>om 7. §uli 1918 ift eine 3ufamntenfteHung von Sorm- unb
VerWaltungSVorfchriften ohne materiell-rechtliche SWinbeft-
nörmen.
©te erftreeft fich QU f gottetttööerträge jeglicher Strt atoifchen Oe*
weiffdjaftevetöänben ber Arbeiter unb Ungeteilten einerfeitS unb ben
Uniemehnteröerbänben, gewerblichen görperfchaften, öffentlichen ©e*
trieben ufto. anbererfeits, ^eber Xarifbertrag mufe bie Parteien genau be?
aeichnen, ferner ben geitpunlt beS ^ntrafttretenS unb beS ^rlöfchenS
baw- bie giinbigungSbebinguugen beS ©ertragS unb bie tariflichen Ourd)*
führung§* unb (^chiebSftellen. ^eber 3:arif0ertrag ntufe ©eftimmungen
übet bie Ülüfnabme unb ©ntlafftmg bon Arbeitern, über bie 5lrbeitS*
geiten, Raufen, Überftunben, Urlaub ufto., über ben Arbeitslohn unb
feine ©tafflung je^nach ber ©orbilbung beS Arbeiters unb ber Art ber
Arbeit, ferner Können für bie Ausführung ber Arbeit (OualitätS« unb
Quantitätsnormen, Regelung ber golönrtenatbeit Ufm, teö^nifhe Ab*
fchä^ungSorgare), ©orfchriften über bie Unterbringung, Verpflegung,
gleibung ber Arbeiter unb eiitgehenbe ©eftimmungen über bas öehrlingS*
toefen enthalten. Qer Jarifoertragenttourf ift bom Arbeiteröerbanb ber au*
ftänbigen Unternehmergnippe boraulegen unb binnen einer SBoche mit
Oegenborfdjlägen a u beantworten, wibrig«nfalts ber Entwurf fofort bem
ArbeitSfommiffariat beS OoubernementS ober bem ©olfsfomntiffariat für
Arbeit, falls ber ©ertrag für gana föufelanb gelten foü, in bret AuS*
fertigungen aur ^urcöfirht, ©intragung, ©eftätigung itub ^nfraftfe^uug
borgelcgt wirb. '(2)as)elbe erfolgt uad; ©ertragSüereinbatungen aWifchett
ben ©arteien.) ©in gutachtliches Urteil über ben ©ertrag feitenS beS
©erbanbeS ber Oewerffd)nften ober beS Allgemeinen Sowjets ber ©e?
Werffchaftsoerbänbe ift beiaufügeu. SDteinnngSoerfchiebenheiien ber Unter*
nehmet unb Arbeiter bei ben £arifüerhanblungeu finb bem ArbeitS*
fommiffariat au unterbreiten; biefeS !önn ben ©ertrag beftätigen, ab*
änbetn ober auf heben. Oen ©erhanblimgen beS gommiffariats bürfen
bie ©arteien mit beratenber Stimme beiwohnen. Koch bem Orts*
fommiffariat fanit man binnen awei 2Bochen baS ©olfsfommifiariat an*
rufen, ©etrifft ber Xarifbertrag ein ftaatlid)eS Unternehmen, fo müffen
Vertreter ber auftänbigeu ©erwaltung, beS auftänbigen ©eairfsfowjets
unb ber StaatSfontroHe ben ©ertragSentWurf binnen fiebert Sagen
prüfen unb bem ©ollSfommiffariat für Arbeit a«r ©eftätigung unter*
breiten.
3)aS 3rormi unb VcrWaltuhgSgerüft für bie WtbeitStarif-
verträge im ©oWjet-Vüfelanb ift alf® breithirt gefdjpffen. Vun
fommt eS barauf an, bafe Verftänbig <jeleitete, bifaipliniette
Arbeiter- unb Unternehmerorganifationen eS mit brauchbarem
Inhalt füllen.
AuS ben unS nachträglich butch Vermittlung beS Verliner
Informationsbüros ber Petersburger 5telegraphen-Agentur
nod) angegangenen foaialpolitifdhen Vefanntmad)ungen i ber Ve-
‘gierung ber Arbeiter- unb Vauernräte feien fdhliefelid)' bie 3)e-
acmberVerorbnungen über „bie Vefämpfung ber ©rfranfungen,
ber ©terblid^eit unb ber gefitnbheitSfd)äblid)en ßebenSbe«
bingungen ber Arbeiterflaffen .ber Vevölferung" unb über bic
„Organisation eines gollegiumS für ©chuh unb ©tdjernng ber
3Kutterfdhaft unb ber ginbbeit" erwähnt/
Se^tere beauftragt 6 ©erfonen, fofort beim Staatslommiffariat
ber Staatsfürforge eine „Abteilung für Atutter= unb ginberphu^"
aur Fortführung beS üormaligeu „Allruffifchcn guratoriumS fiir
Alutterfchub" eiitaurtchten unb in awei gaiferlidjen Ktäbchenfchulen
etn „©älais für Ahitterfchaft" au eröffnen, ©rftere forbert bie mebU
ainifch 5 fcmitären Orgcmifationen ber ©etneinbefelbftoerwaltungeu,
bie ©mioernements* unb greiSgefunbheitSräte fowie beh S^tra-Ien
©efunbhcitSrat unter Weiteftgehenibec bemofratifcher Alitbeteiligung
ber Arbeiter^ unb ©auernorganifatiortett auf, im engen @inoerneh m en
mit ber Sowjetregierung ber ©olfSgefunbheitSpflege ihre Arbeit au
wrömen.
ßeiber ift bie ganae gegenwärtige politifche unb Wirtfchaft-
liche 3^tüttung SiufelanbS baS @efunbheitSfd)äbIid)fte für bic
SKaffen, baS mit hhflienifdhen Veranftaltungen nicht au be¬
feitigen ift.
$er Verbatib fächfifchcr Sitbuftriettcr flegen ^öchftlBhur.
Sie befonberS Von ber „S. £ageSatg." beliebte Sorberung ber
Seftfepung von £öd)ftlöl)ncn für ViiftnngSarbeiter hat auch ben
fäd)fifd>en ^ubuftriellenVerbanb befchäftigt, unb er nimmt au
ber Srage nunmehr in einem längeren Auffap feiner 3eit-
fchrift „©ächftfdje gtibuftrie" unter ber Überfchrift ,,.§öchftpreife
unb $ö<hftlöhne" ©teüung. Sarin wirb etwa foIgenbeS auS-
gefübrt:
©S fei au>ar anaunehme«, bafe ein, wenn auch nicht unmittel¬
barer, urfäd)licher Fufammenljang aWifchen ^öchftpreisüberfchtei-
tungen unb Lohnhöhe beftehe; ungewiß fei jeboch, ob bie ^öchftpreiS-
überfchreitung bie Urfad)e unb bie Soljnijöhß bie SBirfung feien, ber*
art/baft bi.e fteigenben ©reife eine Grhöhung ber fiöhnc notwenbig
machten, ober ob umgefehrt nid)t bielmehr Sie Soljnfteigerung bie
llrfache unb bie $>öchftpreiSüberfchreitung bie SBirlung gewefen fei.
ibcan müffe bei ©riifung biefec aUccbingS bon ben in Ser
DtüftuugSinbujtcic im eigentlichen Sinne gezahlten Söhnen auSgehcn
unb nicht, mit baS teilweife gcfchehcn fei, bon ben nicht in ber
KiiftungSinbufkie, fonbern in anberen ©rauchen geaaljlten Söhneji.
Seiber fcljlc eine genaue Statiftil über bie ©ewegung ber Söhne ein*
fchliefelich ber Zulagen unb befonberen Qufchüffe ber SBerfe an ihre
Arbeiter. 2)ic beträchtliche ^>öhe beS KeallohncS bieler Arbeiter in
ber AüftungSiubuftrie fe^e an fich aweifelloS eine fehr grofee An*
aahl bon Haushaltungen tu ben Stanb, ©reife für ©egenftänbe beS
täglidjcu ©ebarfcs au a a hlen, bie fi<h über Sem HöchftpreiS h°Iten,
unb bie allgemeine Preisbewegung Würbe bur<h bie gefteigerte Kach-
frage bei* Arbeiter beeinflußt. AüerbingS legen bie Arbeiter auch
Oicl ©elb aurüd auf bic Sparfaffc unb nicht in teuren ©ebarfs*
gegenftänben an. 3Äan lönnc aber auch anbererfeits nicht fagen,
baß etwa bie greife ber gutbemittelten ©eoölleruug bie Steuerung
711
©oktale SßrajiS unb Ardjiib für S3<jI!$tooIjIfaIjrt — 1918 — XXVII. Nt. 46.
*•' • .
712
ocranlaffen. SBeber bon bcr großen gahl ber Heineren ©au4^alte
ber ©fmbcrbcmitieltcn noch Don ber Heinen ßaljl ber großen HauS*
halte bcr' ©utbcmittclten rührten bic bie HöchftprciSpolitif faft un*
mirffam madjeitben tlbcrfdjreituugcn in ihrer mefentlidjen Haupt*
fache her. ©cr.©nicf, bcr auf biefe greife auSgeübt merbe unb biefe
mirflich 311111 ©teigen über bie HödjftpreiSgrense bringt, müffe biel=
mehr oon beit großen ©f a f f e n h fl u S fj a 11 e n auSgehen. ES
hniibfe fiel) hier um bic ft 0 11t m u n a 1 p e r m fl 11 u n g e n, bie für
ihre Eiitmol)ner, unb um bic großen finansiell günftig ^gefteQten
gnbuftrie* unb Hanbclsbetriebc, bic für ihre Arbeiter 3U forgen
fliehen. ©a unter ben ftonfumenten ber ftommunalperrnaltungeu
ebenfalls bcr ^ahl nach bie Arbeiter baS ipaubtfontingent hüben,
müffe man jagen, baß bie ^reiöfteigerungen smat nicht burch bie
©faffenauffäufe bcr Arbeiter, mohl aber mefentlich burch bie ©faffen*
auffäufe fiir^ bie Arbeiter entftünbeu. Unter biefen ©erhältniffen
mürbe bic g'e ft f e ß u n g b 0 n H ö dj ft I ö h n c n nach Anficht bcr
„Sächfifdjcu gnbuftric" iltuforifch bleiben, unb bie HöchftpreiS*
übcrfdjrciiuugcn mürben nicht ab=, fonbern sunehmen. ©entt ba
fchon jeßt ben Arbeitern, au Naturalien ^ufdjüffe gemährt feien,
mürben fic bei ©cfdjräiifung in ber fiohnbemegung ihre gorbetuttgen
energifd) auf Naturalien richten/ mit bem Erfolg, baß burdj große
Auffäitfe bic Hödjftprcifc mciterhin nnb ftar! überfchritten merben
mürben, ©abüvd) aber mürben mieber bic nid)t 311c NiiftungS*
iubuftrie gehörigen betriebe unb Arbeiter ungiinfttg getroffen. ©enn
biefe betriebe vermögen infolge geringer' Eitihätymen nicht Natu»
ralien in größerem Umfange 311 bcfchaffcn, unb fo mürbe ein Verbot
ber Üohnftcigcrung nur auf eine fiärfere Abmaubcrung in betriebe
mit befonbcrS meitgehenber Naturalicnciitlofjuung hinauelaufen. (£3
fei ferner nicht unmahrfdjeiulidj, baß, fobalb Höd)ftpreife feftgefeßt
merben, bas ©rängen auf eine © e g r e n 3 u n g ber g n b u ft r i e *
u n b b e r ft a p i t a I r c n t c , baS fd)on mäßrenb langer ©fonate
oon ber liufvitehenben treffe immer ftärfer geforbert merbe, mefeut»
lid) 3unchmen merbe, sumal in bic gkierung fdjon ohnehin ftar!
buidi bie ©hnbi3icruufl eingegriffen fei. Außetbem erfcheine eS
3meifelhaft, ob bie geftfeßung bon Hodjftlöhncn auch unmittelbar
ber gubuftric im allgemeinen nüßen mürbe.
3ufammenfaffenb crFIärt fdilicßlid) bie „Sädhfifdje ^n-
buftric", baß eine giyevung Oon Hödiftlöhnen bie Steigerung
bei Entlohnungen in bei JRiiftungSinbuftrte nicht aufhalten
unb in anbeicn ^nbuftiietr bie Hochftlöhne 3 U ©Jinbeftlöhnen
machen mürben. ©ic HötfrftyreiSübcrfchteitung gefchehe feiner
in mirffantem Umfange allcrbingS für bie Arbeiter, jebod) bei*
imiilicfo bitrd) bie Arbeitgeber bei E5roß*9tüftungSinbuftrie unb
bie Kommunen. • -
^0llts£rnüljrun0 nnö gfbrnsljaltaiuj.
©ic ArbciterbefleibungSfrage geftaltet fich infolge beS ©faugcls
an ©efputftftoffen unb bcs ftarfen ©erbraucf;eS beS Heeres unb bcr
angefpannt arbeiteubcit HetmatSbeoölfcruug immer fchmieriger. ©er
^apierftoff^ unb »garuerfaß füllt bie dürfen nur ungulänglich auS,
ba er fidr für biele ©eaniprudjungssmede nicht eignet unb mehr*
iaefjer SBäfcße nicht mibcefteßt. ©eSßalb h a t bie NcidjSbefleibungS»
ftelle in großem Umfange basu ßhreiten müffen, bie Altfleiber in
bcr ©cPÖIferung 311 erf'affcn> teils im ©lege ber frcimilligen ©amm=
lung> teils burch Nuffauf feitens ber NltHeiberftellcn. ©afj fie ba=
bei nidit fonbcrlid) gefdiidt borgegangen fei, mirb ihr bon S?ort=
führern aller Gruppen, bic ben (Eingriff bcS ©taats in ben Kleiber*
febranf fürchten unb bei ber ©auer be» Krieges unb bcir ©teigerung
ber .StkibungSprcife (ein neuer Aperrenan3ug foftet heute 500 bis
700 ,H) befonberö eiferfüdjtig bic noch hnlbmegS brauchbaren Sachen
be* ^ribatmanucs hüten, allerorts 3U111 Süormurf gemadjt. Unb in
ber Xat mar nidjt nur bie maljllofe gorberung, bafe jeber ermachfene
iUcaiui bcS aWittclftanbeS ohne Nürffidrt auf feinen .ftleiberbeftanb
unb beffen ©cfdjaffcnheit einen i'ln3ug ablicfern müffe, fonbern auch
bie Praxis bieler öffeutjicher NltfleiberftcIIeu, mit ben Ablieferern
um3ugehcn, fie mit 311m ©eil lädicrlichen greifen ab3uft>eifen unb
felher burd) eine künftige ©pcfenmirtfdjaft bie ©erfaufSpreife ftar!
311 oerteuern, feine*meg» ba^n angetan, bie AbgabefreubigTcit ber
©ebölferung 311 ermuntern, ©ie grofsgeplantc (Sinfammlung bon
1 SK'iIlion 2Mäiincran3Ügcn für bic Arbeiter bcr Sanbmirtfchaft, im
Bergbau, in ben trifenbahn= unb fonft friegsmid)tigcn betrieben
ift beim aud) nid>t boll gegliicft; eine gemiffe Abneigung, An=
3iige 3U ©pottpreifen gerate für bie nach allgemeiner Annahme
überaus hodmerbieneuben NüftungSarbeitcr hcr^ugeben, hat babei
mitgefprodjen. ©0 merben beim nach Vlbfdjlufj ber Sammlung
tfnbe Auguft fofort bie 05cmeiüben auf Anorbnung bcr 9ieid)S=
befleibungSftcUc 3111* ©eftanbSerhebung ber NtännerbelleibungS^
borräte in allen ben .'pau s ha 1 tun gen fd)reiten, bic nid)t burch frci=
miUige Abgabe eines alten Ait3ugs fid) oon ber ©eftanbSai^cige*
pflirijt befreit haben, ©iefer ©cftanbSerhebiuig !ann man in bcr
angeorbneten gönn feinen guten Irrfolg Porausfageu, 3umal ba gleid)=
3eitig mit ihr bas 0>enicht umgeht, mer minbeftenS brei Aii3Üge habe,
müffe einen abgeben, ©cboti jel.u erheben oiele ©ruppen beS 9Nittel=
ftaubcs, insbe.fonbcrc ber Angeftelltenfdjaft, bie auf anftänbige ©e=
fleibuug im ©eruf fetjen mufe, fdiarfeu Sßibcrfpruch gegen biefeS
Einbringen in ben ft leibe rfchranl, unb rit ben mohlwrforgten
halten'beginnt ba4 ©erf<hieben ber Sachen in bie abgabelebigeti
©aushalte. Nach tiefer ungefdhieften Einleitung beS ©orgehenS toirb
mahrfcheinlich ©efchlagnahmc unb geftaffelte Enteignung bas Ente
beS Siebes fein, ©oldhe ©cfd>laguahme mürbe nach ber längft ber=
fügten ©efchlagnahmc ber ©ifcfc unb ©ettmäfche in ben öffentlichen
SBirtfchaften unb ©afthöfen, bie man für bic £erftettung bon
ftranfen*, Sööchnerinneu* unb Seibmäfche bringlidh braucht unb ber
neuerbingS angeorbneten ©efehlagnähme ber genfterborhänge jeg*
lieber Art, auch in ben ©ribathaushalten, beinahe flicht mehr über=
rafchen, aber bie ©ebölferung fehmer berftimm^u. ift barunt fehr
311 hoffen, bafe bie immer toicberljoltcn ©erh*eihungep ber ©ertreter
bcr NeichsbefleibungSfteHe, eS fei: eine bolllommene Söfuitg bet Et=
fahftoffrage gelungen, mirHich 3ulreffen — mir finb mit ©erheiftun*
gen in ber ftriegS3eit etmas reichlich genährt morben — unb bie
ftleiberbefdjlagnahmc übcrfiüffig machen, biefen Etflärungen
ber Neichsbefleibungsftelle freist eS nämlich, eS feien befottbcrS in
ben lebten SBochcit auf bem ©ebietc ber Erfahfioffe itbcrrafchenbe
gortfehritte gemacht morben, bie bie auSgebehatcfte Slkrmenbung bon
©Jeb=, SBir!= unb ©trirfmaren aus’ reiner 3cßuIofefafer ermöglichen
merben, unb es fei ferner bie ^erfteüung bon ©emeben aus ftimft*
molle unb ftmtftbaummolle für bie bürgerliche ©ebölferung in
grö&ercm Umfange möglich getoorben.
prfntge für griegerfmttümi tmi Sittterblkbnit,
3«f<^Iägc sum Ärte#toittocn= unb ^rtcgStoatfeitgclb. 3Nit
SBirfung bom 1 . Swlt 1918 ah Serben bie ^rteflSmitmen unb
-luaifen bon SNilitärherfoncn ber Unterflaffen au§ bem gegen»
märtigen ftriege 3«fct)Iäge 31 t ihren ^riegSberforgungSgebühr-
niff.cn erhalten, ©ie 3 uf<Wüge betragen, ohne 9 fücfficht
auf ben ©ienftgrab beS ©erftorbenen, monatlich für ©Htmen
8 M, für bie ^albmatfe 3 M, für bie ©oUtoaife 4 <M. ©ie 3«-
fdhläge gnm ©Saifengelb tuerbdn nur bi§ 3 nrn boUenbeten
16. SebenSjabr gesohlt, ©ie 3ufd)läge foHen nur im ©ebiirfniS»
falle gesohlt toerben. ©ie ©ebiirftigfeit mirb ohne meitereS an¬
genommen, menn bie Samilie beS ©erftorbenen mährenb feiner
,t>eere3btenftseit bie Samilienunterftübung erhielt. Sfnbere
Hinterbliebene, bie Feine Ramilienuntcrftühnng erhalten haben,
fönnen auf; Antrag bic 3«fchläge erhalten; bie basu notmen»
bigeit Ermittlungen nach ber ©ebürftigfeit fallen in meit-
hersigem Sinne erfolgen. Auch Hinterbliebene aus früheren
Kriegen fönnen auf Antrag bei ©ebiirftigfeit bie 3«fchläge er»
halten.
©er Ausbau ber amtlichen gwrforgefteUen für Kriegs*
binterbliebene mirb burd) einen Erlafe beS preuhifdhen 5Ö2i»
nifterS beS Snnern Dom 20. ^nli angeregt.
©er Ntinifter kesieht fich aunächft auf frühere Erlaffe Dom 5. SNai
1915 unb 26. ©esember 1916, in benen bie Eiirrichtung amtlicher
gürforgeftcHen empfohlen morben mar. ©ic Erlaffe finb aber nicht
überall gleichmäßig burd)geführt morben. ^11 manchen ©egenben
finb fogenannte „amtliihe giirforgeftellen" in itbergrofeer 3al)l bis in
bic flcinften ©emeinben hinein entftairben, anbero ©egeüben finb
gaii3 unsureichenb mit gürforgeftellen befebt. ©a eS fomohl 31tr
Erleichterung ber Arbeit ber mit ber ©erforgung betrauten 2Nilitär=
behörben bient, mie auch 3U111 ©chuh bcr Hmterbliebenen mistig ift,
fo empftchlt Der ©fünfter, bas Nep ber amtlichen gürforgeftellen
gleichmäßiger auSsugcftalten. ES foß minbeftenS fixt jeben
ft reis eine leiftuugsfähigc unb unter mirflich fachfunbiget fieitung
ftehenbe amtliche gürforgeftellen gefchaffcu merben. AnbcrerfeitS foUeii
bie Pier 311 pielen, jeßt oft red.it bilettautifch geleiteten gürforgefteUen,
um» feine ©ermirrung 311 ftiflen, als fogenannte „amtlid>e" giirforge*
ftcllen aufhören, bod) mirb empfohlen, bie ©fitarbeit ber'bisherigen-
ßei'ter in gönn pon ©eiirauenSperfonen ber nun mirflich „amtlichen"
gürforgcftelk bcS ft reifes ansugliebcrn. ©er ©finifter meift bie
NegieruugSpräfibenten unb ben Cberpräfibenten Pon Ehnrlottenburg
au, bie gürforgeftellen iljreS ©esirfs su prüfen unb auf bereu Aus*
bilbung unb Umbilbung im ©inne beS ErlaffeS unb im Einoermehmen
mit ben suftänbigen ©erforguugSämtern bei ben ©eneralfommanboS
hmsumirfen.
E3 märe fehr su münfehen, menn in bie gürforgetätigFeit
für bie ftrieg§hiitterblief>enen im gansen Königreich auf (Srunb
biefeS ErlaffeS mehr EinheitlichFeit Farne, unb menn nament¬
lich alle „amtlichen" gürforgeftellen unter mkFlich fochber-
ftänbiger Leitung ftänben. ES mirb für ungefdiulte Kräfte
immer fchmerer, fid) burch ben ©erg Oon militärifchen unb-
sioilen ©erorbnungen in besug auf bie KrtegSoerforgung
burd) 3 uarheiten, fo baß eine mirFIich fachFunbige ©eratung ber
Hinterbliehenen in all biefen gragen nur burd) eingefchulte
Kräfte möglich ift.
©oktale fragte unb BrcIjitJ für VolfStoohlfahrt — 1918 — XXVH. Ar. 46.
714
718
ffirpjrgf fHr ^rtegstrf ftyfiiigte mtf> ^«fitttwljwtüie Krieger,
$ie ItsShehnutig beS ftapiialabfinbttngSgefefeeS auf !rtegSbefd)ä*
btgtc Offiziere unb gkicbauachtenbe Verfohenfreife ift burd) ein neues
©efefc bom 26. $uli 1918 erfolgt. Auch auf bie SEBitmen tiefer Greife
finbel bas ©efefc enifpredjerrbc Anmenbung. 2>ie Vorfchriften über
bie Art ber Stapitalifierung ber Acntcnanfprüche ftnb ähnlidh mie im
^öpitalabfinbungSgefeb für SRaunfd^aften ,(bgl. £g. XXV, ©p. 845);
auch ber ©runbgebaufe, bafe bie fapitalifieric Zerrte nur aum* ©rmerb
ober aur mirtfchaftlkhen ©tärfung eigenen ©runbbefipcS, ober gum
Beitritt 31 t einer gemcinnüfetyen ©au* ober ©icblungSgefeHfcpaft ameefs
©rmerb eigenen ©rür.bbefihes bcrmenöct merbcu barf, ift ber gleiche,
fric Abfindung ift jebod) auf bie für einen Zeitraum bon 10 gapren
^ufte^enben VerforgungSgtbührniffe befeptättft, unb amar mirb als
Kapital ber achtfache gapres-betrag .ge^rtjlt. — frie AbfiitbungSfumme
ift auf ©rforbern ber 3Kilitärbcl>6rfcc infomeit aurüdfauaahkn, als fie
nidjt innerhalb einer beftimmten grift finngemäß bermenbet ift.
AnbercrfeitS ftept auch beu Abgcfunbenen bas Aedpt au, innerhalb
9 fahren bie entfprccpenb abgeftuften Anteile beS Kapitals aurüd*
31 tachter« unb mieber in beu ©enuß ber VcrforgungSgebühntiffe au
treten, fyür bie Verpflichtung aur $tapitalrütfaal)lung bei ber SEBieber*
berpeiratung bon SBitmcn fiitb bie Skftimmungen bcs Äapitalabfin*
butigSgcfebeS für SAannfchaften übernommen.
* 51m gleichen frage mie baS ÄtapitalabfinbungSgefeb für Cffißkre^
ift aud; eine (Srgängung aum ÄapithlabfinbungSgefeb für' SRtinn*
ftfjaften berabfdjiebct, bie ben $xeis ber £ur Äapitalabfinbung ©e»
rechtigten etmaS näher umfehreibt.
§c}folt gnftänie.
(Sine lohnftotiftifrfje ©rhebung über bie fRüftungSarbeitcr»
berbienfte
hot ber frseutfehe aAetaHarbeiteroerbanb im Sabre 1917 für
509 945 Arbeiter unb 259 061 Arbeiterinnen ber SWetaHinbuftrie
lieranftaltet. AHerbingS banbeit cS fid) nicht um ftatiftifche
©inaelanfcbreibungen auf ©runb von ßobnbücbern ober Öofm-
aetteln, fonbern nur um aufammenfaffenbe Berichte ber Orts-
toertoaltungen beS VMaUarbeiterüerbanbeS über bie gefehlten
frmrcbfcbnittSfcerbienfte ber in ihren SBeairfen befebäftigten
Htfetallarbeiter unb -arbeiterinnen. $ie fo befchaffencn An¬
gaben in ben 0djlit&berid)ten ber OrtSbertpaltungen über bie
1917 burebflefitbrten Sohnbehiegungen hot ber Verbanb für
feine il VerbanbSbeairFe nach @tunben* unb SBocbentoerbienften
ber Scanner unb grauen gefoirbert aufammengeftellt, unb habet
folgenbe ßob.ngrutynerungen ermittelt:
. . Von ben Arbeitern erhielten einen 0tunbenlohn:
bis
40 Vf-
* 147 Vcrfonen
150
biS
176 Vf.
46 098 Verfonen
40
60 *
8 001
175
9
200 *
11001
60
*
75 *
89 949
200
9
225 *
5 976 *
75
s
100 .
154 980
225
S
250 *
3 483
100
9
126 »
135 730
250
9
275 *
755 ' *
125
150 *
. 58 814
276
*
800 *
11 * .
xäu •# iov * . 0001 « - äiu * ouu * n *
©in ©tunbenberbienft bon 175 Vf* unb bariiber ift überhaupt
nur in ten ©eaitten ©erliit unb ©naitbenburg, unb atoar für
21 226 Arbeiter ermittelt morben.
&ie* grofee SAaffe ber AüftungSarbeiter biefer 0tatiftiF, näm¬
lich 290710 = 57 b.®., höben 0tnnbent>erbienfte bott 0,75 bis
1,25 Jt umb 93 097 = 18 b. $. bleiben fogar mit ihrem 0tunben-
lohn in ben ©rennen bön 40 bis 75 fßf. ßehrreid) unb praftifch
nichtig ift ber ©inblicf, ben bie 2o*hnftatiftif beS SWetattarbeitev-
bcrbanbeS in bie geograbhiföje Verteilung ber ©aubtlohn-
fd)ichten ermöglicht. ©S fanben ficb nämlidh in ber 0tatiftif
für 1917:
... SeteUigtctt im ® e * irf Strficitcr •/. mit ©tunbenlo^n
41267 2 (©chlefien). 35192 = 86,2
57 207 4 (®gr. ©ad&fen) . . . . 62 774 = 92,2
42 219 6 (SBafferlante) .... 36 662 = 84^
7 909 8 (©übtoeftbeutfchlanb) . 6 928 = 74,»
84 061 9 (©übbeutfchlanb) . . . 63 977 = 64,2
44 281 6 (SWittelbeutfchlanb) . . 83 985 = 76,8
89 691 7 (Aheinlanb-SBeftfalen) . 66126 = 62,7
81124 10 (©apem). 80207 = 96 ,0
4 852 8 (©ranbenburg). . . . 3 787 = 87 ,0 75—150
82 715 1 (Oftbeutfchlanb) ... 28 606 = 72 ,1 100—160
76 279 11 (©erlin) ...... 44366 = 58,9 126—175.
danach ftünbe eS um bie burcfrfdbnittlidhen 0tunbenber-
btenfte ber großen SKaffe ber 307etaEarbeiter in 0dhlefien, 0achfeu
unb an ber SBafferfante (0dhleStDtg-$olftcin, Olbenburg, grieS-
‘ßnb unb ben $anfeftäbten) am bürftigften, meil hier ein großer
unter ber l-c^-örenae, bie nach allgemeinem ©inbruef
oeu mafegebenben fr>urchfdhnittSlohnfah au beftimmen fcheint,
äuruefblieb. Auffällig ift, bah Oftbeutfchlanb Don Eßetflenburg. '
bon 50 bis
100 ißf.
bon 75 bis
125 Ißf.
bis Timet unb Vöfen neben Öroh-Verlin bie ^Keiftbefehung ber
höheren Sohnflaffen über 1 Jt ©tunbenlohn auftpeift.
fr)ie Arbeitettnnen — 259 061 erfaßte bie 0chäfcungS-
ftatiftif — berteilten fich auf bie 0 tunbenlohnflaffen mie folgt:
20—25 $f. 8 758 40—45 ißf. 25 360 60— 75 $f. 76 715
25’—30 - 11729 45-60 - 35 65t 75— 90 . 9 165
30—85 - 9189 60—55 • 28113 90—100 . 80 696
85—40 - 16 881 56—60 - 14151 100—125- - 759.
©tma ber fechfk freil ber AüftungSarbeitcrinnen — 40 552, meift
in ©chkfien, ©aepfen unb ©übbcutfd^laitb, — berbienten alfo* nur
20—40 5$f. bie ©tunbe, ein toeitereS Viertel — 60911 — fteütc fich
auf 41—50 Vf. &ie herborftedfjenbfie ©ruppe — faft 120 000 —
gehörten ber fiohnüaffe amifchen 51 unb 75 Vf. an; barüber hinaus
ragten nur 40 619 Arbeiterinnen; fie toaren übertuiegenb» in ©rofe»
©crliu befchäftigt.
Sßichtiger noch ol^ biefe 0tnnbenlohnftatiftif ift bie 3 « 9
fammenftellung ber äBodjenoerbienfte, bie ber SKetalk
arbciterOerbanb borgenommen hot, ba in ihnen augleicf) bie
burdhfchnittliche VcfchäftigungSbaucr aur ©eltung gelangt unb
ein ungefähres Vilb beS berfügbaren ©infommenS fid) ergibt.
fyiir bie 509 945 m,ä n n l i<he n V c rf 0 ue n .fcmrben folgenbe
SBüchenberbienfk feftgefteOt: 1: 18 Ji, 112: 18 bis 25 Ji, 2668: 25
bis 30 Ji, 21 617: 30 bis 35 Ji, 23 733 : 35 bis 40 Ji, 57 864 : 40 bis
45 M, 52428: 45 bis m Ji, 110474: 50 bis 60 Ji, 113609 : 60 bis
75 Ji, 113 956: 75 bis 100 Ji, 10426: 100 bis 125' Ji, ^3003: über
125 M.
Unter 50 M SBixhenoerbienft blieben alfo 158 477 Arbeiter,
224 083 = 43^ b. hatten Verbienfte bon 50 bis 75 M, unb nur
127 385 cratelteu mehr als 75 Ji in ber SBochc;.bon ihnen maren
mehr als bie Hälfte, 64 286, in ©roß s ©eriiner ©etrieben tätig, über
100 Ji SGBüchetiberbienft hinaus ragten in ber ©tatifti! -nur 13 429
ober 2,6 b. ber ftatiftifd) erfaßten Arbeiter. ©S fft aum eingehen*
bereit VerftänbitiS ber SBüchenberbienftftatifti! nii^lidh, auch hier tute#
ber bie geographifche Verteilung-her ^auptberbienftgruppen au ber*
folgen. ©S berbienten in ber ÜÖ?oche:
© e 51 r t
unter 50 X
60 m 15 X
75 BiS 100 X
üßer 100 X
Wröeiter
ärbeUet
b.$.
SlrBeiter
p.«e>.
arbeitet
b..4>.
i. Oftbeutfchlanb .
4154
12,7
11296
34,5
17 275
52,.
_
- __
2 . ©chlefieit. . .
27 468
66 , e
13 799
88,4
—
—
—
—
3. ©ranbenburg .
1291
29,7
1958
44,4
1056
24,i
52
4. Kgr. ©achfen .
43 718
76,4
12 098
ll,i
1191
2,i
200
0,1
5. SRittelbeutfdhl. .
10 207
23,i
30141
68,1
3 8S8
8,1
—"
6, SBafferfante .
15 319
36,8
10 013
61, e
887
2,i
—
—
7. Ahlb.-SBefifalen
18 922
21,i
43 319
48,4
17 851
80,5
• — .
— •
8. ©übmeftbeutfdjl
4716
59,6
2 257
28,i
937
11,9
■ —
—
9. ©übbeutfdjlanb.
80593
86,4
43 675
51,8
9 883
11,7
—
—
10. ©apern . . .
1458
4,7
29 282
94,0
884
1,8
• —
—
11. ©rojj ©eilin
632
1,0
10 361J
13,7
61 109
67,8
13177
17,6
anfammen . .
168 477
31,1
224 083
43,8
113 956
£2,4
13 429
2,i
SDtc SBodhenOerbienfte in 0chlefien unb im Königreich
0 ad)fen biirften bei btelen Arbeitern nur unter befonberS
giinftigen £)rtS* unb gamilienberhältniffcn 511 nt befriebigenben
AuSFontmen genügt haben. 2)ic meiften ber befonberS hohen
Verbienfte in £}ftbentfd)Ianb, SEljeinlanb-SBeftfalen Unb @ro 6 -
Verlin führt ber EftetaUarbeiterberbanb auf befonbere ©efchicF*
lichFeit ber Arbeiter auriid. $ün übrigen erflärt fich ber höhere
0 tanb ber Sßochenberbicnfie gegenüber ben 0 tunbenuerbienften
bitrd) bic Vcitanrechnimg ber überftunben, ber 9?ad)t- unb
0onntagSarbeit, für bie befonbere 3uf^Iägc geaablt tnerben.
fr)te SB 0 dh e n 0 e r b i e n ft e ber 259 061 Arbeite*
rinnen betrugen:
gür 3764: 12 bis 15 Ji, 13 031: 15 bis 18 Ji, 6995: 18 bis 20 Ji,
13 513: 20 bis 22,30 .U, 17 463: 22,50 bis 25 .H, 48 729 : 25 bis 30 Ji,
28 851: 30 bis 35 Ji, 51 164: 35 bis 40 M, 53 882: 40 bis 45 JI,
15 628: 45 bis 50 M, 5517: 50 bis 60 Ji, 524: über 60 M.
$n ©ruppett aufamntengefafet, ergeben fich folgenbe $aupt-
fchidpten:
unter 20 M . .
28 790 Arbeiterinnen
= 9,2 b
21 bis 30 * . .
79 705
*
= 80,8 8 -
81 * 40 * . .
80 015
9
= 30,» * •
4t • 50 * . .
69 510
9
== 26,8 * *
Ü6et 50 * . . ,
6 041
9
= 2,3 * *
Auch hier mären es mieber bie ©eairfc Oftbeutfchlanb, Aheiu*
lanb*A.kftfalen unb ©rofe*©crlin, bie bie höchltett SBochcnberbienfte
gemährten.
fr)te hier miebergegebenen lohnftatiftifchen 3 iffern aus b°v
StüfiungSinbitflrie, bie % Vtillioncn Metallarbeiter unb -ar-
beiterinnen betreffen, bestätigen bie Fritifche 0teUung ber „0o-
aialen VrajiS" gegenüber bent allgemeinen ©Jerebe bon ben
716
©ogiole Praxis unb Slrd^iö für S3oIf5too^Ifa^rt — 1918 —XXVII. 346.
7*6
„dHefenberbienften" ber VüftungSarbeiter. ©erniß finb bte
mttgetcilten .JJiftern, tote oben auSbriieflid) herborgehoben, nid^t
inbiPibualftahftifd) . gewonnene 3ahlen, fonbern (ScbäßungS-
aiffefrn; ober Tie finb Pon gefcßulten Vertrauensmännern ber
3Trbeiterfd)oft erfaßt, unb gmat 511 bent 3toecfe, bte Erfolge ber
ßobubemegungen beS SftetadarbeiterPerbanbeS für 1917 greife
•bar 31 t belegen. Deshalb finb bie mitgeteilten 0d)äßungS-
giffern fießer nicht abfirf)tlicf> 31 t niebrig gegriffen. 9lußerbem
bonbeit cS'fid) bei biefer Slatiftif meift mtt organifierteSlrbeiter,
bic gemeinhin giinftiger bafteben als Arbeiter in unorgani-
fierten betrieben. SBenn ein Deil ber außerorbentlrdjen ©e»
legenheitSaffotbPerbienfte befonberS geUxmbter unb begehrter
Sadbarbeiter in ber 0d)äßnngSftatiftif ber DurdjfdjnittS'öhne
nidbt gum % SluSbrucf fommt, fo tut baS bem Sßert biefer Er¬
hebung, bie ein ÜWaffenbilb geben mid unb beShalb bie Spißen
nidbt befonberS gu berütffidbtigen broud)t, feinen Slbbrudj 1 ). ©e-
miß finb feit bem ErßebungSgeitpunft ber ©tatiftif bie Söhne
tngmifdjen meiter geftiegeu unb gahlreiche DeuerungSguIagen
erfolgt, aber eS fragt fich, ob nid)t in ben 8 / 4 . Sahnen feit
ber Erhebung bie UnterljaltSfoften- febr Piel fcßärfet empor-
gefeßnedt finb. Söerm bie „Deutfcße DageSgeitung" gegenüber
ben mäßigen^ Verbiettfteröebniffen ber ^tätiftif einmenbet, ben
Sfrbefen berSJüfturigSinbnftrie toiirben neben bem Barlohn
mittelbar febr erhebliche (Sadjgufdjüffe burdb iibermeifupg preis»
merter Nahrungsmittel gemäbrt unb reichliches SNithgefjen
meit unter ben 0elb:tfoften geliefert, fo trifft boS boeb nur für
einen &eif ber Betriebe unb Pielfad) audb nur für bie bei ben*
Sinnen fdbft einquartierten frembfäffigen Arbeiter 31 t 2 * * ). Unb
maS eS mit bent Berfauf Pon preismerten 3ufdmßnabrungS-
niitteln burdj bie Betriebe an bie Arbeiter mitunter für eine
BemanbtniS bot, offenbaren bie Notflagen ber NüftungSarbeiter
über bie unerhörten „ScßtcicbbanbelSpreife", bie ihnen babei
abgeforbert merben unb abgeforbert merben miiffen, menn bie
Sinnen nicht Vermögen bei biefer Sufdhußernäbrnng gufeßen
foden. Die befanntgemorbenen Breistarife für biefe amtlich
gebulbete 0onberPerforgung ber NiiftiingSbctriebe, bie bie all¬
gemeinen $öcßftpreifc um baS 3- bis 4fad>e hinter fid) laffen,
geigen, baß biefe 2lrt Naturalgubußen feine EinfommenSauf-
befferung ber Arbeiter bebeuten fönnen. SldeS in adern, bleibt
beim 3tubium biefer fiobnftatiftif beS Deutfdjen 2MäHarbeitcr»
PerbanbeS, bie burdj* (Stichprobenerßebungen ber anberen
pMadarbciterOerbänbe noch beftätigt toirb, ber Einbruch
baß bic Soßnentmicflung in ber NüftungSinbuftrie feineSmegS
bie notmenbigen ©rengen überfeßritten bot, fonbern eher in
Pielen Orten baßinter gurüdfbleibt.
fiiljtttremepitgen trai Jlrirritekämpfc
Die fiofjn&ctocßting ber Bergarbeiter. Der „Bergfnappe"
beS cßriftlidjen BergarbeiterPerbanbeS erinnert unter $tnmeiS
auf bie jeßt Dom .^oblenftjnbifat befd)loffene Erhöhung ber
Nicßtpreife um meitere 2,40 Ji für bie Donne ®ol)le unb um
3,io M für bie Donne ftofS an bie Erflärung beS prcußifchen
ßanbeiSmimfteriumS bei ber jüngften Unterrebung mit ben
Vertretern ber BergarbeiterPerbänbe in Berlin, baß er einer
erneuten ^obtenpeiSerfjöbung nur guftinunen mürbe, menn bie
3edjenbefißer [ich ihm gegenüber gu einer namhaften Erhöhung
ber ßöhne berpflichteten.
Sie ©ebiitgelöhne müßten, fo führte ber SKinifter bei ber @e*
legenhcit meiter au3, minbeften^ fo fteigen toie im $abre 1917. 2>ie
1 ) $>urd> biefe überrogenben ©ouberberbienfte ertlären fich mo!)I
■auch bie Eimoenbungen be£ Berbanbeö Berliner 2)ktaüinbuftrieUer
unb beS „ s ^rbeiigeberberboitbeö für ben Begir! ber norbtocfilichen
Gruppe be» Verein» bcutfdjer Eifen» unb StahlinbuftrieHer" gegen
bie Öiicfytigfeit ber obigen ßohnftatiftif. Dr. ^>off, ber (S^efdjäftöfüfjrer
be§ kpieren VerbanbeS, fiedt in ben „35üffelborf. S^achr." folgcnbe
2l!forböerbienfte für geübte Bauarbeiter (je ?irbeit§ftunbe) für ä r 3
1918 3ufämmen:
Stnpll eiefamt» minbeftcS mittleres Ijöc&fteS
ber arbeitet burcbf^itttt ®rtttcl drittel drittel
Dreher.... 1663 l,«e M l,eo M l,er, M 1,7s M
©chloffer . . . 3656 1,09 * 1,57 = 1,6» * l,ei *
„Eine Umrechnung ber Stunbenberbienfte auf bie SBoche ift nun
nicht ohne toeitereö möglich, immerhin toirb bei normaler i’lrbcit
bei einem ©tunbenberbieuft bon ettba 1,to Jt ein Sßodjenberbienft
bon 100 M erhielt merben."
2 ) !Sic „Bränf. £age»poft" (8. 8. 18) hat ermittelt, bafe bie
Scbcnömittelgufchüffe an Arbeiter in gmci s J?ürnberger Erofebetrieben
55 unb 107 M auf ben Stopf be» Arbeiter» im Bahre auSmadjen.
Äinbergulage müfete, too e§ noch ni^t gefchehen fei, berboppelt
toerben, unb bie ©dhichtlöhne müßten jeben H^onat im ^urthfd^nitt
um 20 Pfennig für bie ©djicht gefteigert tnerben, berart, bafe bei ben
niebrigften Söhnen bic Steigerung höher fei al£ 20 Pfennig für bie
Schicht. Er mürbe burch feine Beworben bic Durchführung ber Sohn*
fteigerungen nachprüfen laffen unb überall bort eingreifen, tno fich
Mängel ober Umgehungen geigten. Der ätfinifter fprach aber audj
bic Erwartung agä, ba^ bie Bergarbeiter toie bisher fo auch künftig
alle Strafte einfepen mürben, um bie Stohlenförberung ntinbeftenS auf
ihrer jebigen ^>öhe gu halten. Dev VJinifter bebauerte bie ^reiö-
fteigerungen auf allen Eebieten im Butereffe ber BolfSgefamtljeit,
ertannte aber bic 9totmenbigfeit ber ^ohlcnpceiserhöhungen an,
menn fie bagu bienten, bie erhöhten 9lrbeiterlöhne unb SJiaterialpteife
auS 3 ugleidhen, nadhbem auf bem Ecbiet ber SebenSmitteloetforgung
unb auf oieleit anberen ©ebieteu bie Preiserhöhungen borher ein=
geftbt unb ununterbrochen ihren Bartgang genommen hatten.
3>ie Slrbeiterbertreter ermiberten, bafe bie Bergarbeiter*
Perbänbe, fomeit ihr Einfhiü fid) auSmirfen formte, bie Noblen*
förberung bisher nur borteilhoft beeinflußt hotten, unb baß ba§
audh in 3«fwnft ber Sod fein mürbe, inbeS hätten fie befonberS
gegenüber ben (Sdjtdjtlöhnen unb gang befonberS gegenüber ben
£agarbeitern ein größeres Entgegenfommen ermartet.
■ 21udh bie Bergarbeiteröertretcr i e-b e r f d) I c f i e n S -
Pier Slbgefanbte ber größten ©ruben unb ber Ärbeiterfefretcir
©öß Pon ber fatholifdjen BerufSorganifation — hotten am
8 . Slugnft ©elegenheit, im $anbetSminifterium bie begrünbeten
Sorberungen ihrer ®ameraben Porgutragen.
Sie betreffen bor allem eine ßohngulagc, ferner Befchaffuntj
bon 2 cbcnSmittel 3 ulagcn unb billiger ?trbeitS!leibung ($ofen, Büdcn
unb Nähgarn) unb enblich mehr SBafdhmittel (Seife unb Seifern
pulber).
Die Befprechung hatte ben Erfolg, baß bic Regierung eine ernjie
Prüfung ber borgetragenen B° r bcrungen ber Bergarbeiter in
ficht fteüte. Die ^otmenbigfeit einer ?lufbefferung ber Söhne mürbe
anerfannt, beSglcidjen foll auch für Slrbeitsileibung bgw. ^ofen unb
Blideu nadj SUföglidjfeit Sorge getragen merben. Sludh in ber Sebent
mittelberforgung mill baö ^aubelöminifterium in Perbinbung mit
bem ÄriegScrnähvungSamt bic Notlage ber fthlcfifcßen Bergleute
möglidhft beriicffichtigen. Begüglidh ber SBafdjmittcl fonntc infolge
gioßen Bettmangels eine beftimmte 3nfagc nicht crgielt merben.
Da bie Bergarbeiterlöhne SdieberfdhlefienS meit hinter
betten anberer fdePiere guriiefftehen, ift ein gemiffer SluSgleiih
burd) balbtge 51ufbefferung ber Söhne nicht nur im Sntereffe
ber bortigen Bergarbeiter, fonbern aud) ber ©rubeninbuftne
felbft geboten.
Über ben Sohnfragen ber Bergarbeiter fodte aderbtng^
audh bie Neureglung ber 3 e d) e n b e a m t eV g e ß ä 11 e r nicht
Pergeffen merben. Der BBunfd) ber ted)nifdjen ©rubenbeamten
beS Nieberlaufißer BraunfohlenrePierS erfd^cint burdhauS be*
redjtigt, baß ber ®anbelSinintfter bei ben Preis- unb Sobnoer*
hanblungen feinen Einfluß auch gugunften ber SBerfbeamten
geltenb mad)te, ba bie bisherigen DeuentngSgulagen Pteler
Sechen 30 bis 50 p. ©. ber SriebenSgchälter nidjt iiberfdhreiten,
ma'S bei ben niebrigen ©ehaltsflaffen angefichtS ber Deuerunö
nicht auSrcidht.
*®ein ©eiieralftreif t« ber Sdjtocig.' Unter ben ^riegSPer*
hältniffen troß ber Neutralität ber 0 dhmeig erheblich letbenb
unb Por adern bttreß bie Neuerung bebrüdft, hat bie (Schmeiger
3 lrbeiterfchaft, mitbeeinflußt burd> bie Vorgänge in Nitßlottb,
Enbc §uli Sorberungen aufgeftedt, bereu Erfüdung fie burch
bie Drohung mit beni ©eneralftreif gu fidjern fudhte. Ec*
münfeßt mürbe u. a. eine befferc Verteilung bet* SebenSmittel*
Porräte, Slongeffionierung be§ priPaten ©roßhonbelS, ^erab*
feßung ber 5lrbcitSgeit unb ©emährung einer DcuerungSgulaiK
Pon 600 Sr* an bie 0taatSeifenbaf)ner, ferner Surücfnahme bei:
Verorbnung über bie Nüdhneifung ber Sohnenflüdjtigen utio
BSteberherftedung Poder Denronfh*ationSfreiheit. Der fianbe^
fongreß ber 0dhmeiger 2lrbeiterfehaft unb ber SöbcratiPPerbonb
eibgenöffifdjer Beamten unb Slngeftedten beauftragte an*
28. Suli baS „Oltener SlftionSfomitce" mit Verbanbluttgen mit
bem BunbeSrate unb mit ber Vorbereitung beS ©eneralftreif*
für ben Sod ihres 0djeiternS. Der BunbeSrat trat in bie Ver«
hanblungen ein, brohte aber gleichzeitig für ben Sod beS
©eneralftreifS bie adgemeine Niobilifation unb bie VUltton»
fierung ber Eifenbabnen an. Die Verhanblnngen ergaben in
ben meiften Punften ein Entgegenfommen an bie SBiinfdje ber
Arbeiter, föinfidjtlicb ber Deferteure mürbe aber ein foldjeS oh»
gelehnt, unb Por adern gelang gunädjft feine Einigung über bie
DeuerungSgulage für bie Etfenbahner. ©chließüch bemidigte
ber BunbeSrat aber 500 Sr* für Verheiratete unb Scbige, nebft
718
717 Soaiale ^rajis unb Atdjrib für BöIFSfoöhlfahrt — 1918 — XXVII. Nt. 48
50 J$r. für jebeS $inb. Daf bebeutet im Icmfenben eine
Ausgabe Don 1Ö0 SWiilionen Sr. Damit tnaren bie Arbeiter unb
Angestellten aitfricbcn, fo bafe cS' alfo nid>t 3 um ©eneralftreiF
geFonunen ift._
Orsamfatimu« bet ^tbtttet, Qfcjplfcn, ^ngeßeUten
mb g tarnten.
Der Blau einer Arbetterbanf tft fcf>on mehrfach feit Dielen
Sctb^n Don Arbeiterfreunben erörtert tnorben unb bat and)
bie Köpfe ber Arbeiterführer gelegentlich befdjäftigt. Die
eigentlich gemerffdyaftlidben BerufSorganifationen haben jebod),
arnnal auf foaialiftifcher Seite, immer toieber BebenFen ge¬
tragen, einer BanFgriinbung näherautreten, teils roeil ihnen
foldf Unternehmen an Fapitaliftifd) erfebien, Dor allem aber,
meil fie baS Experiment einer- foldjen Sfteugrünbung mitten
unter ben priDatFapitaliftifchen BanFFoIoffen unb baS Stififo
ber rudtoeifen Beanfprud)ung ber Siquibität einer Arbeiter-
banf burtb bie getoerFfchaftlichen Anforberungen bei Arbeit**
Iofenfrifen unb grofeen ArbeitSFämpfen freuten. Die Spar-
banf beS BunbeS teä>ntfd>-inbuftriener Beamter'bat mehr ben
(Sbarafter einer banFrnä&ig Derlualteten Kaffe als eines gro&en
SinanainftitutS. ES ift ber ©ebanfe ber ArbetabanF Don ben
©emerffebaften meift au ben ©enoffenfehaften üborgegangen unb
Don biefen in befonberer, ihrem AufgabenFreife angepa&ter
2form Dermirflicbt toorben. $n Deutfdjlanb unterhält bie
@roteinFauf§gefeIIfcböft ber KonfuniDereitte a*-S3» eine eigene,
flott arbeitenbe BanFabteilung. äiJ&nlid) fteht eS bei manchen
grofeen auSlänbifchen Konfum$enoffenfd)aftSberbänben. (Sine
gemerffdhaftliche ArbeiterbanF ift unfereS SBiffenS nur in SFanbi-
naibien begrüntbet morben, unb auch hier erft Dor Furaer 3eit,
fo bah nod) Feine praFtifchen Erfahrungen Dorliegen.
Nunmehr aber febeint ber ©iebanFe ber ArbeiterbanF aud)
in beutfeben ©etoerFfchaftSFreifen Fräftigere Sßuraeln an
fdblagen. AuS ben Greifen ber djriftlicben ©etoerFfdjaften er¬
fahren D>ir, bah in ihren Verbänden unb ben ihnen nahe-
ftehenben Organifationen ber chriftlidb-nationalen Arbeiter*
unb KonfumDereinSbetoegung bie ©riinbung einer Arbeiter«
banf ernftlid) ertoogen mirb, nadhbem ber jüngft in Effen
abgehaltene ©enoffenfdjaftstag beS SteichSDerbanbeS beutfdber
KonfnutDcreinc. fid) gleichfalls für bie©riinbung einer ©enoffen-
fchaftSbanF auSgefprocben hat. äftan empfinbet eS in biefen
Greifen als nachteilig, bah bie Don ben Arbeitern aufgebrachten
©elbmittef, bie fid) auf Diele Millionen belaufen, Don ben Spar-
Faffen unb BanFen au unbeFannten 3u>erfen ohne bie Sftöglid)*
Feit einer Beeinflirffitng burd) bie Arbeiterbewegung Dertoanbf
Werben. 5£vurdö bie ©enoffenfchaftSbanF foH bie SinanaFraft ber
Arbeiter- unb ©enoffenfehaftsbetoegung aentralifiert unb baS
©elb lieber im Öniereffe ber: SD^itglieber DerWenbet Werben,
gntereffiett an biefer BanFgrünbimg finb bie chriftlichen ©e»
Werffchaften, bie FonfeffioneHen Arbeiter-, ©efellen- unb
^ugenboereine, bie bem beutfehen ArbeiterFongreh nabefteben*
ben SlngeftefltenDerbänbe, fowie bie im Sleicbsoerbanbe heut¬
iger KonfumDereine aufammengefcbloffenen ©enoffenfehaften.
DaS BarDermÖgen biefer Vereinigungen, fowie ber mit ihnen
Detbunbenen SparFaffen, einfd)liehlicf) ber jährlichen Ufhfäfce
Würbe eine getoaltige Summe ergeben, bie ben an ber ©e-
noffenfdhaftSbanF beteiligten OrganifatiDnen einen toeitgehen-
ben Einfluß im toirtfcbaftlicben ßeben Derfchaffen Fönnte. 2)ie
Vorarbeiten für bie Errichtung einer folcben SlrbeiterbanF finb
bereits im ©ange. 2)ie in ber VanF aufammenfliefeenben ©elber
follen hauptfächliCh für ben) gemeinnützigen ^leintoohnungSbau
unb für bie EigenprobuFtion ber ^onfumbereine nufcbar ge¬
macht toerben.
2 >ie $erf<hme(aitng$ 6 efirebutt 0 en i n ben Serbänben ber £e$*
nifer mollen trab ber Sirrüdbctltung ber Verbanbäleitungen nicht aur
Stube Fommen. SteuerbingS h Q t fi<h für fie ein Zentrum in fticanb
furt a. SÄ. gebilbet. ®ie bortige CttSgnippe beS 99unbe§ ber teebnifdj*
inbuftrieüen Beamten unb bie StocigDerUjaltuirg beS 2>euifchen ^ech*
niFeroerbanbeS haben im Saufe be» lebten Jahres toiebcrholt ge*
meinfame ^erfammtnugen abgeb<tlteu unb in einer Entfcbliefpng
ibrer überaeugung SluSbrucf oerlieben, bafc bie ©egenfähe ßtuifchen
beiben Crganifationen nicht fo grofe feien, berfe fie ein oöHig ge*
fenberte^ Stebeneinanberftehcn rechtfertigen. Eine 53erfchm€laung fei
in Anbetracht ber au ernmrtenben SBrrtfchaftölage unbebingt geboten.
S)abei miiffc bie neue Bereinigung rein gemertfdbaftlichen EburuFter
exhulten unb alle, mirtfchaftlichen Kampfmittel aur Erreichung ihrer
giele in Anfprucb nehmen. Ein Einigung&auifchufe bearbeitet j)ie
fchmebenben toeiter. ^er OrtSberein beS 83. b. t.»i. 83. beljarrt
gegenüber allen Einmänb-en bon BorftcrnbSmitglieberri ber Organi-
fation bei bem ©lauben, bafe eine SWehrheit beibet Berbänbe bie Ber»
fcbmd 3 ung münfehe unb bafe biefe auch uürflich möglich fei. Er be¬
antragt bie Abhaltung bon ©autagen beS BunbeS, fomie einer £aupt*
berfammlung, bie fid) alle mit ber Berfdjmefaung befaffen follen.
Auch in anbercu Crten mirb auf bie Einigung ber ifcechniferberbanbe
bingearbeitet, ber freilich aimäd;ft noch fachliche unb. anbere Vebenfeti
entgegenfteheii' mögen. _
$rohcuittft ^IrbettSaettDetFürsiMtU tu ber rheitttf(h a totft*
falifcheu ©roftinbuftrie* 2>ie ^lrbeiterauSfd)üffe auf faft
alleu SßerFen biefer Snbuftric haben VerFiiraung ber bisher
ßOftünbigeu Arbeitsmodhe auf 56 Stunben unter möglichfter
Sreigabe beS SonnabenbnachmittagS beantragt. 3)a bie Be¬
triebsleitungen meift ablehnenb anttoorteten, griffen, bie Ar¬
beiter hier unb ba aur Selbfthilfe unb Derliefeen am Sonnabenb
um 2 Uhr bie Betriebe unb nxmbten fich auf Beranlaffung beS
©eneralFommanboS in fünfter unb beS ^riegSamtS in Berlin,
bie um Vermittlung angegangen toaren, an bie örtlichen
SChliChtungSauSfdhüffe.
S>er AuSfchufj in 2Külheim a. Stuhr;.bei bem bie.jArbeiter
bon ^htjffen- & Eo. bigftellig fourben, l)ielt gm 26. guli ein£.grünb*
faßliche Beratung über bie ffrage ber ArbeitSaeitoerfüraung in An-
mefenbeit eines Bertreiers ber BJumha, beS ©eneralFommanboS bon
fünfter,' einiger Borfi^cnbcr benachbarter Sd)lid)tungSauSfcbüffe,
berfebiebener SSerFbireFtoren unb ©emerberäte ab unb erörterte inS-
befonbere bie etmaigen BBirFungen ber 3eitberFüraung auf ben ^ro-
buftionSatiSfaa. 3Wau befdjiofe, Sßrofeffor Dr. SBallichs bon ber £ecb-
nifeben ^ocbfd)ule tu Aachen um eilt fchleunigeö ©utachten über bie
bctnebstechnifche SBirFung ber ArbeitSaeitberFüraung auf ben
^hhffenfchen Betrieb unb über bie bolfsmirtfchaftlichen folgen au
erfudben.
pet ©chlidjtungSauSfchu^ bes Duisburger ^nbuftriebeairFS
hat in ber gleichen grage ben Spruch ßcfäHt, bafj baS Kupfermala*
merF ^ecfmami probemeife auf 6 SBochen bie berfiirate ArbeitSaeit
butchführen folle. Die Arbeiter erhalten entfpr-echenbe Sohnaulagen
bon 6—12 bie Stunbe für/ben burch bie ArbeitSaeitherabfepung
etma bebingten SobnauSfalL Sollten fiCb in biefer Seit bie an bie
berFürate ArbeitSaeit geFnüpften ErmoTtungen- nicht erfüllen, jo ift
beiben Deilen freigegebeu, ben SchlichtungSouSfchuh erneut anau«
rufen. Bei ber Deutfchen SJtafchinenfabriF in Duisburg ift eben*
falls am 3. Auguft bie gleiche BerFür&ung ber ArbeitSaeit probemeife
auf bier Jochen eingefübrt. Eine entfprechenbe Erhöhung ber Söhne
tritt auch hür, mit Ausnahme ber AFforbarbeiter, ein. Bei Äidbt-
bemährung foll au meiterer Entfcheibung audb ber SchJichtuugS-
auSfchufj angerufen merben Fönnen.
3 u äbnlidjen Bereinbarungen ift es irti ber Bi eiefelber
SDletaflinbitftrie geFommeit. ^>iet follen bic Arbeiter Fünftig Sonn-
abenbs bis fpäteftens 1 Uhr 15 SKinuten arbeiten; bie ArbeitSaeit
beträgt mödjeiitlich 54 Stunben. Unter ber Berfitraung foü jebo<h
bie BrobiuFtiou Feinen Ausfall erletben. Sollte baS ber gaH fein,
fo foll in neuen Berljanblungen eine längere ArbeitSaeit bereinbart
merben. Entfprechcnb ber Berfüraung ber ArbeitSaeit *finbet eine
Sohnerhöhung oon 2 X A bis 3 o. auf bie Stunbenfehne ber Sohn¬
arbeiter ftatt. ■
^n St e nt f <h e i b iinigten fuh bie Arbeitgeber- unb Arbeiter¬
bertreter in gemeinfCbaftlicher Sihung unter Seitung beS Oberbürger*
meifters Dr. ^artmann im Beifein eines BertreterS beS ©eneral-
FommanboS ^fünfter über eine 7* bis 8proaentige Iperabfe^ung ber
Arbeitszeit bis auf burchfchnittlich 54 Stunben bie SBjxhe-unter gleich*
aeitigem BerbienftauSgletch. Auch in Solingen ftnb gleichaielenbe
Begebungen im ©ange.
Der Schlid)tungSauSfchufe in E f f e n, ber am 7. Auguft unter
Borfifc beS Beigeorbneten Statt) im Beifein bon Bertretern ber
KriegSamtSfteHen Berlin, fünfter unb Düffelborf tagte, h«t t>ie i^or»
berung beS ArbeiterauSfdjuffeS ber girma Krupp auf Freigabe beS
Samstagsnachmittags in "einem Schiebsfprud) mit ber Begrünbung
abgemiefen, bie geforberte ArbeitSaeitberFüraung mürbe a ur aeit einen
ethcblidjen EraeugungSauSfall bemirfen, ben bie ^cereSbermaltung
als unerträglich beaeichnete. Sofort nach bem SBegfall ber KriegS-
notmenbtgFeiten foUte aber eine mohlmoUenbe Neuregelung ber Ar¬
beitSaeit ermogen merben. Die Aibeiterfchaft hat fich biefem Schiebs-
fprudb alSbalb untermorfen.
. Slhulidb toie in S'thrinlQnb-SSeftfalen forbern audb &ie % v '
beiter in 0 a d) f e n, aunxal bie arbeitenben Sniuen unb
9ftäbd)en, eine VerFüraung ber SrabriFarbeit burd) Steigabe be§
SonnabenbnadbmittagS. Düe Unternehmer entgegneien, bafe bie
fäd)fifd)en Snbuftriebetriebe, bte Dor bem Kriege burchfchnittlid)
58 bis 60 Stunben in ber Bßoche arbeiteten, heute Iängft nur
noch 52 bi§ 54 Stunben Arbeitzeit hätten, alfo bereits ben
Suftanb aufmiefen, ber in ber rheinifdb-U>eftfälifdben Subuftrie
angeftrebt Uterbe. _
719 (Soziale iprajis unb 2lr<h>ib für VolfSmohlfaijrt r- 1918 — XXVII. 9tr. 48. 720
SDic Beüftönft „Vitale flravie un^ 3lr4jiw für 3P<>lJ»«n»<xljlf«*ljrt“ »ft burdj alle Vudjhanblungen unb ^oftamter (gßoftgeUungSnummer 7137) gu begießen.
Eingelnummer 3B gif. ©er $tngeigen|>reiS ift 45 Vf. für bie t>iergefj>altene gßetitgeile.
f?ür bie neue Xätißfeit ber I . .. ..
Srürfotger
(hauptfächlich SlrbeitSmtterbringung Schroerbefchäbigter), merben
Weitere geeignete Kräfte eingefteßt. Sieben auSgefbrodjener SBarm*
bergigfeit finb feljr gute geiftige Zulagen un6ebingt erforberlidj, ebenfo
fRebegemanbtheit unb gute (SJe^fä^igfeit, ba oielfad) Slu&enbienft. ©e*
eignet für ehemalige Leiter mittlerer grabrilbetriebe; fc^r mefentlid) ift
ber frühere ©eruf jeboeb nicht, mehrmonatige Einarbeitung mirb geboten.
Vergütung für biefe geit M 200— monatlich, nadjbem SlnfangSgebalt
M 350.— fteigerungSfäbig bis 3 « M, 500.—. Slad) Einarbeitung Statio*
nierung in fleinen Stabten mit günfiigen materießen ßebenSbebingungeit.
Schriftliche Angebote finb gu rid)ten an ben £anbeSau£fcbtt& für
IhdegSbefcbäbigtemiprforge tm Herzogtum ©raunfebmeig, ©raun-
fdjmeig, Shigufiflrafee 6.
flationalöfonomifd) gcbilö. Ban»
befähigt, bie miffenfdjaftlicben Vorarbeiten einer Organifation
für toolfsmirtfcbaftlicbe Aufgaben gu leiften unb ben Seiter, befonberS
tm Sfrnenbienft, gu bertreten, mirb fofort gefucht.
Angebote unter J.D. 13695 an Sftubotf ßttoffe, ©erlitt €399.
I Q3crlag »oti ©ufta» Srif<^et in 3ena. j
| §
| Soeben erfchien: |
^ünfäig 3 a^te
| ®cutfd)c @cU)evf»crcinc \
1 (Äirfc^-©utufcr) 1
| (1868—1918) , S
.
93on
©ufta» jj>artinann
Verbanb*oorft$enber
“= Vttißi 80 <?>fg. =====
{
Vertag ran ©nflan iftfdjer in gtena. |
Soeben mürbe boßftänbig:
Hanbmorferbud)
Ber
^ommunolmiffettf (haften
|nfef grir
©eh. 9teg.*3tat, ©tabtbaurat a. ©., o. g^rof.
a. b. Xechn. ^othfthule gu ©erlin-Ehartottenbg.
^erauSgegeben
bon
Dr. $ng0 lirtöenuntn
Herausgeber beS kommunalen Jahrbuchs
in Stuttgart
Dr. (DU* Paft
Ober-Vürgermeifter ber Stabt Sterfrabe
Dr. ÜjHtp peiif
Stab trat unb ißrofeffor
an ber Hanbel«ho<hf*hulc au Berlin
Dr. JUtrert §fli>dumt
Herausgeber beS kommunalen Jahrbuchs
itf 3chlenborf«©erlin.
Gsrfter 93 anb*
— Filtration fceo ptaflero
(VIII, 741 ©. ^e S ..gorm.) 1918.
81 Purk, gilman Ü 8 Purk.
©as Hanbmörterbudj ber föommunaltotffenfcbaften bietet eine überficht über bie ©efamtbeit ber Etfd)emungen, bie fidj
aus ber ©urebbringung bon 9te<bt, Vermattung unb ©edjnif auf bem ©ebiete ber ©emeinbe ergeben. Strebt es auf ber einen
Seite bie gröfjte gu erreichenbe Voßftänbigleit an, fo auf ber anberen ben höchften ©rab ber 3uöerläffigfeit unb ber braftifd&eit
©rauchbarleit, ©aber orbnet eS ben Stoff nadj albbabetifdjen Schlagmorten unb gibt in beren ©earbeitung ben neueften Staub
ber SBiffenfchaft unb ißrapS — nid)t Meinungen unb Slnficbten, fonbern ©atfadjen unb gefieberte Ergebniffe. 9ftebr als 270 berbor*
ragenbe gorfeber unb gfraftifer beS ÄommunalrnefenS arbeiten an bem SBerfe mit. Stiebt aßein für bie ©emeinbebenmten, bie
beruflichen unb bie ehrenamtlichen, unb afle Angehörigen ber ©emeinbebertretung, fonbern meit barüber hinaus mirb baS H- b.
für aße Stationalöfonomen unb $uriften, für ^olitifer unb Sogialpolitifer, für Staatsbeamte fo gut mie für bie leitenben Greife
beS ©rofehanbelS unb ber ©rofeinbufttie ein mistiges, ja unentbehrliches Stadjfcblage- unb SluSlunftSbudj merben, baS ihnen
über eine güße täglich borlommenber fragen gubetläffige unb miffenfcbaftlidje SluSfunft nach bem neueften Stanbe ber gorfdjung
unb ber Jßragis gibt, ©ie überaus günftige Aufnahme, bie bie erften ßieferungen gefunben h^ben, bemeifen am beften, ba& baS
Honbmörterbuch baS fich H^^cn H^auSgeber gefegt haben, erreichen mirb.
T
8etanbDortU($ fürMe©($iifUeitungiDr.fiuBtoigHe^Bc,8eTltn«©runemaU>. — «erlag: ©uftab ßifet,3ena. — ©ebrutft &ei3uliuö®tttenfelb.Hofbucbbcutf«^ BerlinWJ
XXVII. gnljrsimg.
jltrlttt, Heit 22. ^Ingiif) 1918.
Hummer 47.
$fvaxi&
mtb
A
.gUrefjio für ^cA)xi*
®rWJehrt an febem Donnerstag. »
- £enra*geber:
»djtiftleHnng: •
#erün w», gauettUarfflr. 29/30 $1 rof, Dr. ffi. frarnhe unb Jlrof. Dr. p. gimmermmur.
^fntfpre^ft: Amt »olkttborf 28 09.
Preis vlerteljSlirlid) 4 «Harb.
Vtrlag:
©nflnu ttfrfjrr, fena.
gerrifpridjer 53.
fnfralt.
35«S fog»alpoliü{<be$rogranvm
bet* beutfd)cu Arbeitgeber.
721
Xagnttg ber ®euttdjeit URiet«
unb £i)i>otIjefen»®intgHU 0 Ä»
ämter in granffurt a. fflt. Bon
Dr. Ü u p p e, granffurt a. 9Ji. . 724
«efeflfdraft für g&siale Wefomt.
Snterttatiottafe «evetniguiig für
gefegtic^eu Wrbetterfcgug . . . 727
®ie Ortsgruppe Berlin ber ©efefl«
fd)äft für Sogiale Aefornt.
&ie Ortsgruppe .V'annoocr ber@efeU*
ft^aft für ©ogiole 9teform.
ttUgcnteiite Segialpetttii .... 727
2)ie (Errichtung eines inter¬
nationalen ©ogialuerf idje*
rungSamtcS. Bon SKcgimwgS»
rat Dr. Äart Vogler, 2öien.
©ogiale übergangSforberungeii für
faufmämiifdje AngefteÜtc.
eosial« 3 nftanbe.729
^fpdjotechuifche Unterfudjuugeii beS
fachfifihen EifenbahnperfonalS.
iUfilitariicbeS 'BettbetoerbSoerbot für
beit ©leUungStiKdjfel in friegS»
mid)tlgen Berufen.
Arbeiter« unb Utticritefettieroer«
«rettingen. 729
yanbarbeiteroertreter in ben ! 2 aub-
toirtfd)aft 8 tamniern.
gin BeamtenauSfd>ujj im AeidjS-
^Softamt.
(Sin •3 cn i ra ^ u$ f^ u & ber unteren
Beamtenorganifationen.
fiohttbetoegtntgen mtb HrBeUt-
rSmiiff . 730
$aS (Snbe beS (EifeubahnerftreitS in
' ber Ufvainc.
Organtfatioiien bet Arbeiter, Oe«
bitfeit» AngefteUtett mtb Oe-
atttlett.730
Ungetoö&nlicbe. ©cloerffdjaftSerfolge.
$ie 3 u funft ber faufmännifdjen
Angeftcüteubeioegung.
Slvbeiterfebitg.731
^ie fadbfifdbe ®eioerbeauf[idjt
in ben ÄriegSjaljren 1914 bis
1917.
■ $>ie AuSbebming beS breu&ifdjen
(EifenbauarbeiterfcbufceS auf baS
Aeitb.
©ogiale ©<bufeborfd>rtften ber^eereS-
uertoaltung für bie Arbeiten in be¬
feren (Gebieten.
®cfefclicbe ArbeitSgeilbeftbränfuugen
in ber ©d)tDeiger jgauSlocbetrei.
nBobmmgg- mtb fBobeufragen . 733
görbenmg beS ÄleinlooijmmgSbaucS
burd) b«S StriegSamt.
(Sin SobnungSbürgfcbaftSgefeb für
Sttrttcmberg.
®er Deutfdje ^auSbefifcertag,
AuSbilbungSlebrgange für ©ob*
uungSauffi<bt unb ©obnuugSpflege.
£Hetarif<be SWitteUtrage* .... 735
Abbnicf fftmtltcber Auffäfce ift 3eihmgett unb 3*itf$rtften geftattet, jebodb nur
mit ooQer Quellenangabe.
flas fojialpPlitifc|)c Programm öer &rutfitjfn Arbeitgeber.
Xk £rganifationeu ber öentfd)cn Arbeitgeber, bie int
(Gegenfafe 311 ben burtf) Einberufungen ftarf gefd)tt)äd)ten 9Ait-
(ilieberbeftiifibi'n ber (Getoerffdjaften int Kriege eine mefentliche
0tcirFnng erfahren unb non bem engeren 3ufammen[chln& ber
inaftgebenben tr>irtfd>aftfid>en llnternebmerDerbänbe aurf) für
ihre fosiaUmlitifchen Bbx’rfe nnb Abtoehrbeftrebungen Vorteil
gesogen haben, bauen nid)t nur ihr Sdüftseug auf bem (Gebiete
ber Bcrbanbäfinanaen, ber Arbeitsvermittlung, ber 0treiF-
verfidjerung uftu. entfchloffen aus?, fonbern benu&en auch mehr
noch als früher jebe (Gelegenheit, bie öffentliche Meinung, bic
treffe unb bie regierenben stellen für ben 0tanbpunFt ber
Arbeitgeber in allen mirtfchaftlichen unb fosialjbolitifchen
fragen burd) toirffatue ^rogramntreben, X>enffd)riften unb
öffentlidhe ^nnbgebnngen einsunehnten. & liegt ein tt>obl e
burdjbachte^ 01)^»* in- biefein Söerbefelbäuge, ber ben ftarfen
©influfe/ ben bie foäialbolitifdjen ©ebanFen mährenb be§
Äitiegeö bnreh ihr eigene^ 0d)tt>ergeU)tdht unb bie toirtfdhaft-
Iidhen 9FotmenbigFeiten erlangt haben, mieber atiaufdhtoädfren
ober an 0 teüe ber alten „altruiftifd>en" unb ftaat^toirtfdhaftlid)
gerichteten foäialpolittfdhen (Grunbfähe bie Ai^htlinien einer
„inbimbualiftifdjen", unternehmung^mirtfdhaftlichen 0 oatal-
poIitiF unb SBohlfahrt^bflege aielbelnufet ber &ffentIid)Feit 311
fitggerieren trad)tet. Öb ber ^rieg^an§fd)ufe ber beutfd>en
Snbuftrie ober ber S^ntraloerbanb beutfeher Snbuftrieüer 31 t
einer Tagung taulebt am 12 . ^uli) aufammentritt, ob bie 9 Scr*
ciniguttg beutfeher Arbeitgeberöerbänbe ihre SOtitglieber su
einer fiauptoerfammlung (7. a^ära) gu.fammenruft ober eine
Arbeit 3 nad)tüei§Fonferen 3 oeranftaltet ( 8 . SWära unb 29. S«nt),
intmer Fehren biefe @efid)t^bunFte „freiheitlid>er" ©oaialpolitiF
tuieber unb laffen ihr ßidht oon btefer einen 0 eite au§ auf
lebe praFtifdhe Stage^frage ber getoerblicben Arbeitätoelt fallen.
Sn gefchicFter Sßeife Fnübfen faft ade Erörterungen baran an,
mie glänaenb fid> bie beutfdje Snbuftrie unb bie prioate
Unternehmung§tü(hti 0 Feit im Kriege betoährt habe unb mie
bringenb ade Söelt nadh einem Abbau ber ftaatlichen 3nxmg3»
mirtfdhaft mit ihren unaulänglichen Ergcbniffen öerlange:
„Sort mit bem 0 taats?fo 3 ialis?mus>!", „Sreie Söahn für ben
£iid)tigften!" finb bie baran£ abgeleiteten 0 tichn>orte, bie als
leudjtenbe fieitfteine bie Bahnen für bie neue inbioibualiftifche
0oaialt)olitiF meifen foden. gafct man biefe Erörterungen
einmal im 3nfammenhangc aufaminen unb beriicFfidhttgt au-
gleich bie Ausführungen beö 0t)nbiFu3 ber , 3 gg. b. Abgb.-
$bb.", Dr. banaler, auf ber CGefd)äft^fiihrerFonferena ber beut*
fdjen Arbeitgeberoerbänbe (in Nürnberg am 13. OFtobcr 1917)
über „Untere Fünftige Arbeit" unb bie SDenFfdjrift ber Ber¬
einigung beutfeher Arbeitgeberoerbänbe Ootn 3 )^ära 1918: „3or-
berungen ber Übergangäaeit unb 3 rieöen§mirtfchaft", fo löfet
fidh ettoa folgenbeg foaialtiolitifdhe Programm ber beutfehen
Arbeitgeberoerbänbe aufammenfteden:
llntier ©oaialpolitil oerftehen bie organifierten Arl>eit*
gebec „bie ©djaffuug ber ©runblagen für eine angemeffene 2 ebenS=
haltung burch ©efeb unb '4? rar iS, folnie bie ©teigeruugi ber ArbeitS»
ftcubigfeit unb-ber ArbeitSfäljigFeit beS ciuaeluen Arbeiters unb bie
Hebung beS gefaulten Arbeitcrftanbcs unter ©teirfung unb ©teige-
rnng feiner BerautiDortlidjfeit". ^ei biefer idegriffSbeftimmung, bie
an fidh burchaus begrüfeeusmert, meiin auch »ücht erfchöpfenb ift,
fonunt natürlich n>ic bei jebem politifcheit ©ruubfafc aUeS auf bie
Auslegung unb pra!tifd>e Antuenbung an. ^as märe nun 311 prüfen:
Sie „£ a fj n p 0 l i t i f" ift, nach'ber oben genannten ^entfdjrift,
„gefunb, menn fie bie iUcijgliddeit einer auSreidjenben ÜebenSftcllung
ber Arbeiter mit bet (Siihöglid>ung beS Ök’beihens ber Unternehmung
bereinigt". Über baS Üiiafe eines angemeffene» Attfprudjs hinaus
Söhne au gcibähren, mürbe „bie Unternehmung in eine 9öoI)ltätig-
feitsanftalt uermanbeln" unb bem (Gänsen auf bie 'Sauer frfmben,
meil bem Sohne feine entfprechenbe Seiftuug bes Arbeiters gegenüber'
ftehe. „Sespalb ift aud) Die Einführung bon iUi i n b e ft l ö h n c n
ohne geftfehung einer S M i ii b e ft l e i ft u n g abaulehnen." S-agegeu
fodten fünfttg bei ber geftfteUuug bes Berbieuftes uiedeicht gamis
l i e n ft a n b unb S i e n ft 3 e i t mehr als bisher beriicffid)tigt mer-
ben. (3>iefer Eebanfe in ber amtlichen 'I'enffdyrift ber Arbeitgeber-
berbänbe erforbert befonbere Beachtung.) .^ödjftarbcitSacitcu unb
gr ei gäbe halber Xage ftnb für fchmächere ^erfonen, grauen unb
$ugenbltd)c anauerfenuen; ihre allgemeine Einführung mürbe
gegen bie (Gruubgefefce ber auf höchfte ^robuftibität abaufteaenbeg
SBirtfchaftspolitif berftofeen.
Aicht aber hohe uab ftets fkigenbe Söhne finb bas Entfcfjeiöenöe
in ber ©oaialpolitif, fonbern ebenfo michtig ift bie gürforge für
3 medfmäfeige unb billige BermenbungSntöglid)feit bes Sohnes burd)
723
Sivgole Brorty mit) Artf)io für VolfvlPohlfaljrt — 1918 — XXVII. Nr. 47.
724
FjauSmirtfc^aftlic^e SBoljlfahrtSpflcgc unb bic 2B o I) n u n fl S*
fürforffc, an bcr fid) bie A r b e i t fl e b c r aufammen mit gecifl=
ncten (Stellen, ©emeinbe unb Staat, 0 c t e i 1 i g c n follcu.
All? flefeplidpcn Nfapnahmeii, bic bem VI r beit c v f d) u p im Be-
triebe bienen unb für ©-cfunbheit unb Sittlichfeit beS 'Arbeiters not iß
finb, finb an unterftüpen unb bie BetriebSeinrkhtungen entfpredjcnb
au$aubauen. Ter förperlicperi unb fleiftigen Tüdptigmachung ber
heiantouchfenben £sugenb toirb bie oereinigte Arbeitgeberfdjaft praf*
tifrpe llnterftüpung' bei ber Berufsberatung, ber 2 ebrfteUcnuerinitt=
luug unb fachlichen Varbilbung mit Jyreubeu leiften. (Auf ber lebten
Arbeiter,adhtoeiyfoufereua ber Vlrbcitgebcroerbäubc in £übed am
29 . jjuni finb biefe fragen non ^ad>leuten cuigchcnb behaitbelt
morben.) Tie bisherigen b e m ä b r t e n ©runbfäpe
unb (5 i n r i dj t u n fl e u u n f e r 'e t (S o 3 i a l --) V e r f i cpi e *
r u n g müffen aufrechterhalten bleiben", bagegen finb umfangreich*
Vlusbehuungen unb Neuerungen, bie bie ^nbuftrie erheblich belaften,
für abfehbare 3eit 31t oenneiben. Sonft mürbe auch ber Gigeii-
entfchliefjung ber Verfidjerten unb freimilliger felbftänbi’gcr Vorforgc
ber 2 Beg oerbaut. Sie oielerfeits aiigcftrebte Arbeitslofenoerfichcrung
ift abaulehuen, toeil feine Arbeitsfraft ungenübt bleiben barf: „Nicht
.'Heute, fonbern Vlrbeit für ben Steileulofen", Bereitftellung öffent-
lidjer Arbeiten!
ben fragen ber mirtfchaftlidi-gefunbhcitüchen Arbeiter«
fiirforge, in ber bic beutfd>en Arbeitgeber ©rofjeä geleiftet
haben, follen alfo bie alten bewährten ©rnn Magen nicht oer-
laffen merben. s J3?it Sßärmc unb Stola beinahe fpretf)en bic
.UHmbgebungcn ber Arbeitgeber pon bem hier Bollbradjten.
!öenn man bebenft, baf$ oieles ihnen erft in grnnbfäplid)em
Kampfe oon ber Arbeiterfdjaft unb ber ©efepgebung hat ab¬
gerungen merben müffen, fo bilbet biefe nachträgliche marme
Anerfennung auä Arbcitgebermunbe bie befte Neditfertigung
für bie bisherigen Öeitgcbanfen ber beutfd>en Soaialpolitif.
So nahe auf ben befprochenen ©ebieten bie Anfichten unb
Abfidjten ber oercinigten Arbeitgeber fid> mit benen ber neu¬
tralen Sojialpolitifer berühren, um fo häufiger gehen fie oor*
erft noch auSeinanber überall ba, mo cS fid) um bie Berfönlich-
feitS- unb 93?itbeftirnmungsrcd)te bcr Arbeiter hanbclt, aller»
bings mol)l meniger in bcr Theorie als in bcr gratis. 2öir er¬
innern 3. B. an ben ft v ampf um § 153 A©£.
TaS foaialpolittfdjc Programm ber oereinigten Arbeitgeber fov-
bert burdpaus freies V e r e i u i g u n g S r e cp t für alle Arbeiter
unb Vlrbeitgeber, bcShalb Verioerfuug jeglichen, auch moralifchcn
3 umnges hiufidjtlid) ber CrgauifationSaugehörigfeit unb bolle ©leid)-
beredjtigung aller Crganifatiunen. l£s füllen insbefonberc biejenigen
Crganijationen, bie ihre, 3 icle im ISrtnocrnchmen mit bem Vlrbeitgeber
3u erreichen beftrebt finb, nicht auguuften ber &fgetoerffd)afteii
3uriiefgefegt merben. (Aknin bie „©eiben" aber auf .Stoften ber un¬
abhängig Crganifierten bcooraugt merben, ift bas auch ©leichbered)*
tigungV Unb marum bic fdjarfeu Angriffe beS ArbeitgeberüerbanbS-
führen? I)r. Sänaler gegen bie ©emerffd)aftsfiihrer, bie „in ben
NUnifterien auS= unb ciugeben", „einflußreiche AegicrungSpoften
übermluncn" unb „faft alles" in ber Älirtfdja'ftspolitif beS Staates
„im Akgc bcr troefeneu Nebolution burebfepen"? ,^ft eine berartige
IrinfiupftcUung bauernb nur ein 'prunieg ber llnierneht»erorgam=
fationeu uub ihrer Führer? A>o bleibt ba baS gleiche NeditV)
„^■er Streif ift fein Nechtsnerhältuis, fonbern ein Niachtberhält^
niS, baS 311m VluStrag gebradjt merben füll." deshalb feinerlei
3mang a«r Beteiligung non aufyenftchenben Stellen, ba§ fönnte für
Die gefamte Bolfsmirt|d>aft oerhängnisnoll merben (bgl. Vluftralicn
unb bie Eingabe ber Bereinigung beutfd)er Vlrbeiigeberoerbänbe bom
8. ^suli 191 B). CDie Vtibeitgeber merben fd)üii aus eigenem 3 utereffe
Streitigfeiten möglidjft oerhüten unb beilegen; auch foü ber Vtr=
beiterfdjaft eine 'Vertretung ihrer befouberen Akiufche in bcr Unter¬
nehmung nicht ooreuthalteu merben.
Saau tuäre 311 hetuerfen: Au ein anftralifd)cs 8ü>ongS*
fdTiebSgerichtsmefen beuft in ^eutfdüanb fein mafegeheuber
Boaialpolitifer unb fein Arbeiterführer, obloohl ber Beraid)t
auf bas 3treifrcd)t in gemiffen gemeinnötigen öffentlid)cn
Betrieben unbebingt ftarfe Sicherungen ber Arbeitcrintcreffen
311111 Ausgleich erheifd)t. Vorauf ber Oorftehcnbe BefreiungS-
ruf bcr Arbeitgeber lepten (fnbeS nbäielt, erfennt man erg
aus anbereu .Uunbgebungen:
TaS ^ilfsbieuitgefcp mit feinen foaialen Negluugeu, „iuSbefou-
bere bie Schlidituiigsausfdjüffe un-b Sdrlid)tiingsfte((eu", müffen fo-
halb als möglid) fort: ftort überhaupt mit bem „Vlllheilmittel ber
Vaienfoaialpolitif: Rarität", mit bem man Die Strcitigfeiteu ans
Der Aklt fdjaffeu mill! „Baritäiifd>c lödilidjtungsauSfchüffe, VlrbcitS»
famuieru, (iiuiguugsämter, Vlrbeitsämter, paritätifdie Vlrbeitsiradi*
meifc, Tarifocrträgc ufm." erfreuen fiel) feines guten Mrebits bei
Den oercinigten Arbeitgebern. Taper auf ber jüugfteu A \ulitaguug
bes Ventraloerbaubes beutfdjer ^nbuftrieller mieberum bie grunb-
fäpliche Vlblehuung bes Vlrbeitsfammergefepeulmurfs! Taper auf
ber Viibeder Vlrbeitsuadpoeisfonfereua ber Vlrbeitgeber ber gnuiD-
fäplicpe Aliberfprud) gegen bie gefeplidie Regelung ber Vlrbeitsoer-
mittlung» bic bie öffentlichen paritätifch ocrmaltefeit VlrbeitSndchmcij'e
auin auSfd)laggebeubcn ^aftor in bcr Arbcitsoermitttung unb ben
Hinflug bcr einteiligen Vtrbcitgcbernachmeife beeinträchtigen fbautel
„^nt ©egenteil", Imifet es in bcr Tcnffd>rift 00m Ncära 1918 , „cS
liejd im Staatsintereffc, bap auch bie Vlrbeitgebernad>meife geför-
bert merben", meil fie bie größte ©ernähr bieten, bap ber Arbeiter
bie ihm aufagenbe richtige Stelle unb bcr Vlrbeitgeber bic 0011 ihm
gcuniufdjte riditige ftraft erhält 1111b fonad) baS VlrbcitSoerhältuiS
ein bauernbeS ift. (Sin ctmaiges Vluffichtsred)t unb eine (SingriffS^
befuguis bes Staates gegenüber ben Vlrbeitsuadjmeifen biirfte fid)
nur auf bie Beadjtuug ber gefeplid;en Beftimmungeu für bie .^aab^
habuug bes NadjmeifeS liegiehen.
Qn her ArbeitSnadimeiS* unb ber ArbeitSoertragSfrage
fommt bie non Dr. Tänaler in Nürnberg geprägte Sofung
3111* nollcn ©eltung: „Tem non ber Arbeitcrfchaft in Anfprud)
genommenen Arbeiterrecht ift ein II n t e r n e h m e r r e d) t
gegenüberanftellen, aufgebaut auf bem ©runbfap ber
Sr ei beit!"
Ter Untern<ch m er barf in ber Vlusmahl ber VlrbeitSfräfte unb
ihrer ©ntlaffung gefeplich nicht befdjräutt unb ihm auch bei ber
Vergebung öffentlicher Sicherungen feine tH'ftimmtc fo3iaIpolitifd)e
Verpflichtung in biefer ober aitbcrer lpiufid>t auferlcgt merben, bie
mit ber Sieferuug nidpt im ^ufammeuhangc fleht. .TaS gilt auch
für bie (^iuftelluug 0011 ÄrriegSbefchäbigtcn, bie freie ©prenfgehe bei
Vlrbeitgeber bleiben niufj, ft)iten aber nid)t burch gefcplid>cn ^maufl
Oorgefdiricben merben barf. llmgefeprt aber füll bem Hutcruepmev
in öffentlichen Siefe 1 utigsor:rträge 11 bie ^treifflaufet augelülliflt
merben, um einen „offcnfid^lidjcu- Trud gegen ben Vlrbeitgeber 3m
gunften ber Streifenben" 311. oerhüten, ©benfo ift ein irgenbmic
gearteter unmittelbarer ober mittelbarer Tarifamang auf bie Vlrbeit^
gebet, bie Tarifoer träge 'für ihren Betrieb ober ihre £snbuftrie. für ab-
träglid) halten, 311 oermerfen. Ter ©efepgeber hat bie Pflicht, doh
einer „gefeplirtjcn Negduug" ber Tarifoerträge abaufehen. Tic Turcp-
fiibnmg ber „falfcpen vibee" ber „fonftitutiouelleu Jvabrif", bie eine
SHitregierung im Betriebe burdj uiioerantmortliehe Stellen einfüpren
mill, mürbe für ben ted)iiifchen unb mirtfdjaftlicheu gortfehritt ber
Unurnehmung oerhängnisooll merben, betont bie „Tcnffchrift".
„ s )iur meun bic Svciheit her ©nttuicflung her
lt n t e r n e p m u n g gemährleiftet ift" — biefeS ßeitniotiu ßieftt
fid) burd> aUc ©ebaufenreipen unb Sorberungen ber oereinig'
ten Arbeitgeber — „farm baS Siel unferer 3öirtfchoftSpolitif,
größtmögliche Brobuftioität, erreid)t merben". Tiefer ©nmb-
gebanfe, ricf)tig oerftauben, enthält gemifc eine allgemeine
Wahrheit für unfere auf prioate UntcrnehmungSfonfurrena
aufgebante BUirtfdxrft. Aber es fommt eben nid)t allein auf
beu ©runbgebanfeu; fonbern auf feine praftifchen Ableitungen
uub Anmcnbungcn an. Unfere fritifd>en ©inmcnbnngen unb
Sufäpe 311 beu obenermälmten ©inaelpunften beS foatal-
mirtfchaftlid)cu BrograntmS ber Arbeitgeber aeigen, mic in
ber BrariS bie Sorbcrnngen oielfad) anSeinanbergehen müffen,
menn man nämlid) auch bas anberc Ikitmotio ber Söirtfdxift^
politif bcad)tet, baft 3111* gröfetmöglidjen Brobuftioität nicht nur
ein freier ftfjaffenöfreubiger Unternehmer, fonbern and) eine
freie fdjaffensfreubige Arbeiterfdxtft gehört. Solche Arbeiter*
fchaft merben mir nnä aber in Teutfdüanb nur erhalten, menn
bie öofung oou ber „Freiheit" im Vlrbeit^oerhältniö für Ar*
beiter unb Unternehmer gleid)iuäftig gel)anbl)abt unb bitrd) bic
iyorberimgen ber foaialen Solibarität oor ber ©ntartung ins
^'eu-Aiaucheftertum bemahrt mirb, bas mand)ein Bcfcnntnis
aufolge für bie Aadj-^riegsaeit Trumpf merben foü unb bodi
nimmer Trumpf merben* barf! S*
örr frntfdjrn Pift- nnö iijputjjrhrn
ffiinignugsämtfr in Frankfurt a. p.
Tie SWiet- linb .S^tjipoHjefeneinifiiinasömter, benen äiierit
burd) bie BnnbeSratSoerorbnung 00111 15. Tesember 1914 eine
red)tlid>e ©runblage gegeben mürbe, hielten auf Anregung ber
©inigungSämter Rranffurt a. 33?. unb ^eipaig am 21.' Cftober
1916 in Seipaig eine Tagung ab, um bie bisherigen ©rfab*
rungen auSautaufd)en unb bie SufimftSentmicflung 311 erör¬
tern; 3ugleid) mürbe ein Ausfdmh eingefept unb Sranffuri
a. 93?. 311111 Borort gemäblt. vJhrc Bemäbrnug in ber giitlidien
Berftäubigung unb ber ©rftattung oou ©utadjten führte
ba3n, bap burd) bie Bnubesra'tsocrorbnuug Oom 26. TXnIi 1917
mcitgehenbe Befngniffc 311 r llnmirffamfeiBerf lärmig oou
VHinbigungen auf Antrag oou Bietern ben Ämtern gemährt
mürben, forneit fie gvö&eren Anforberungen in ihrer Sn-
fanimenfepung genügten. And) bie Aegeluug oon Streitiiv
725
Soziale S 4$ta£is uitb Ardjiib für Vulfetuol)lfahrt — 1018 — XXVII. Ar. -47
72b
fetten über Sammelheiaungen unb über Anredntung ber
Koplenfteuer mürbe ihnen bon ber Genteinbe gröhtenteilS
übertragen. £er AuSfpradje über bie Erfahrungen mit ben
neuen Vcrorbnungen biente eine Sipung beS AuSfdjuffcS in
£eipaig am 17. RoPembcr 1917.
^hamifchen berfd)ärften fid) faft überall bie SföohjtungS*
unb äeuerungsocrhältniffc, an mandjen Orten trat AtohnungS*
not ein, generelle SRietfteigernngen mürben bon ben HauS*
befifcerorganifationen angeregt unb bnrcpgefiibrt, in mandhen
Sollen unter AuSnubung ber Konjunftur in fehr erheblichem
SRahe. £'ie bnreh biefe Verhältniffe in meiten VcPölfcrungS*
freifen entftepenbe Unruhe führte a» Erlaffen einaelner
SeftungSgouberneure, bie Hödtftftcigerungsfäbe fiir bie Mieten
feftfebten, fpätei* (unb amar auerft in Stettin) an Erlaffen meh¬
rerer GencralfommanboS, n>elcl)e alle SRietfteigernngen unb
Künbigungen bon borheriger Genehmigung beS SRieteini»
gungSamfS abhängig mad)ten unb bie Vefcplagnabme leer»
ftepenber Alohmtngcn anorbneten. Xer Gang ber Entmitflitng
führte mit. Rotmenbigfeit au ber Sroge, ob nid)t eine Anberung
unb Ermetterung ber VunbeSrntSbcrorbnung bont 26. 3>uli
1917 erforberlüp unb boranaiehen fei. ^namifchen mürbe bc*
farmt, bah bei ben mahgcbenöen Staatsbehorbcn Ermägungeu
febtoebten, redtfaeitig bor bem Oftobertermin mit einer Anbe»
rang ber Vcrorbnung boraugehen, fo bah eS ermiinfd)t etifchien,
fdhleunigft eine Stellungnahme ber Einigungsämter an ben
gegebenen Anregungen hcrbeiaufiibren.
' £ic am 5. Auguft in ^ranffurt a. SR. unter Vorfip bon
SÖürgenneiftei* Dr. £uppe ftattgepabte Tagung mar bon ben
.Einigungsämtern aus allen teilen $cutfchlanbS ftarf befitdjt,
aud) aohlreiche Reichs- unb Staatsbehörben hatten Vertreter
entfanbt. Xie Berichte bon SRagiftratS-Affeffor Dr. * <£ittridv
Stettin unb RccptSanmalt Dr. Rumpf-ftranffnrt a. 3)?. febii-
berten bie SRängcl beS gegenmärtigen SuftanbS, ber nur bei
Anrufen beS SRietcrS eine Steigerung einaufebränfen ermög¬
liche, aber aulaffe, bah bei friftlofcm Ablauf ber SRiete unb bei
Reubermietungen jeber Einflnh auf bie SRietpreife fehle unb
bah infolge mirtfd)aftlid)en DritcfeS bei mirflidjer AJopnungSnot
ebenfo mie aitS ItnFenntniS in meitem Umfang Anrufungen
beS EinigungSamtS unterblieben. %n ben borgelegten Öcit»
fäfccn forderten fie inSbefonbere Errichtung bon SRieteinigungS»
ämtern in allen Orten mit mehr als 10 000 Einmohnern, bor»
herige Genehmigung aller SRictfteigerungen über ben SriebenS»
preis bui;d) baS EinigungSamt, Eingreifen beS EinigungS»
amtS auf Anrufen eines Steils bei allen Kiinbigungen unb
friftlofen SRietabläufen, enblicb als Ausgleich für bie HauS»
befifeer ftärferen Schuh gegen bie Hppothefengläubiger. SDic
AitSffpradie geftaltetc fiep fehr ergiebig, bie grofte Verfcpteben»
peit ber örtlichen Verhältniffe ergab meitgepenbe SRelnungS*
oerfepiebenheiten über ben Umfang ber meiterpin notmenbigen
Eingriffe in baS AHrtfd)aftSlcbenaber menn fich auch eine
Abftimmung über bie bi eien Einaclborfd)läge nid)t ermöglichen
lieh, fo ergab bie AitSfprache bod) ein flarcS Vilb über bie
Anfchauungen in ben bon ben Referenten behanbelten unb
einigen meitcren Stagen.
Gana allgemein mar bie Anfdjauung aud) in ben Greifen
ber anmefenben HauSbcfiber» unb SRieterbcrtreter, bah bie
Einigungsämter in ber Sonn ber VunbeSratSoerorbnung bom
26. Scbruar 1917 fidh als notmenbigeS unb geeignetes Mittel
annt Ausgleich ber entgegenftehenben Öntereffcn unb' aur Ver«
minberung ber burd) bie AtobnungSfnapphcit entftaubenen
Schmierigfeiten ermiefen haben. SRan hielt bespalb and) ihre
Errichtung an allen Orten, an benen fich ein Eingreifen in bie
SRietbcrhältniffc als notmenbig ermcift, an stelle ber Amts¬
gerichte. fiir unbebingt angebrad)t, menn auch bon manchen
Seiten eine fdientatifipc AitSbehnnng auf alle Gcutcinben über
10 000 Eitimohncr als nid)t erforberltcp abgelehnt mürbe.
Gana iibcrmiegenb mar aud) bie Anficht, bah bie Einführung
einer VerufitngSinftana nur aur Vetfd)leppung führen mürbe,
ohne beffere Rcfultate au aeitigen als bie paritätifd) befehlen
EinigungSämter, bie bisher im allgemeinen mcitgebenbeS Ver¬
trauen ber Vebölfernng befähen. Rotmenbig fei bann aller*
birtgs, erft red)t bei AitSbehnnng ber Kompetenaen ber Ämter,
baS Sefthalten an bem juriftifcp gcfcpulteri Vorfibenben, ber
aber durchaus nid)t Veamter au.fein brauche, ba bei bert Ent»
fd)eibmtgen bie Erörterung Pon Rechtsfragen eine nid)t itncr«
liebliche Rolle fpiele.
Völlige Einigfeit beftanb barüber, bah bie Vollftrecfbarfeit
ber Pon bem EinigungSamt gefchloffenen Verglcid)e enblid) er¬
möglicht merben miiffe, fomeit fie einen PoIIftredbaren Suhalt
haben. SDurd)aitS geteilt maren bagegen bie Anfchauungen
barüber, ob auch ben Entfcheibungen ber Einigungsämter
Voüftrecfbarfeit beigelcgt merben foll. ES hanbelt fid) hier bor
aHent um bie fjälle, in benen eine $ünbigung für mirffant
erflärt mirb unb bie RäümungSpflicht nun erft bur^ ^lage
beim orbentlidjen Gericht burdigefeht merben muh; bie Refe¬
renten Perlangten, bon ben föauSbefihern unterftüht, bah bie
Entfcheibungen ber Einigungsämter inSbefonbere auch gegen
Kriegsteilnehmer unb ihre Ehefrauen unmittelbar juirffam unb
Pollftrecfbar fein follten, ba fie fonft oft gana in ber fiuft
ftiinben, mäbreitb Pon mehreren anberen Selten biefer Ab-
änbernng beS KriegsteilnehntexfdmheS unb biefer befchleunig-
ten RäumungSmögIid)feit unter ben gegSumärtigen fdimierigen
Verhälttiiffert ebenfo entfepieben miberfprochen mürbe.
Sn ber Hauptfrage ber Stellungnahme ju ben 3R i et-
ft e i g e r u n g e n unb nötigen Kündigungen mürbe bon
allen Seiten augegeben, bah bie Verhältniffe eine balbige Er»
gänanng ber Verorbnitttg Pont 26. Sult 1917 notmenbig mach¬
ten unb bringenb ermiinfeht erfchetnen liehen ah Stelle ber
ftets als befonbere örtlidje* Eingriffe empfunbenen General-
fommanbo-Verorbnungen. Über ben Umfang ber notmenbigen
Eingriffe in baS Verhältnis Pon SRieter unb Vermieter maren
bie Anfichten bagegen geteilt. Einmal maren für bie Stellung¬
nahme Pielfad) bie örtlidjen Verhältniffe mahgebenb (a. V.
bölliger SRangel an leerftchenben Sßohnnngen unb Vrcis»
fteigerungen bis 100 % in Öiiberf, SßohnungSiiberfluh unb
SRictpreife unterfjfviebenSpreiS in Vforahciili), aber and) grunb-
fählid)e SReinungSPcrfchiebenheiteu über 3Röglid)feit unb Rot-
menbigfeit, in bie mirtfcpaftlicbc Entmidflung einaugreifen,
traten antage. 2)ic eine Ridihmg, bie Por allem Stabt-
fpnbifuS Sembripfi-Eharlotfenburg Pertrat, mofltc lebiglid)
ben einaelnen äftieter fd)itpen, ber fid) burd) Kiinbigung ober
3Rietfteigentng befd>mert fühle, .unb glaubte Pon jebem Eingriff
abfehen au follen, fomeit fid) beibe Steile geeinigt haben, bie
HöchftprciSpolitif merbe auch beim 3RictberhältniS fcheitern.
S)en gegenteiligen Stanbpunft bertrat bor allem Stäbtrat
ßanbmann-Svanffurt a. SR., ber baPon auSging, bah eine
SRietfteigerung, mclche über bie Erhöhung ber Selbftfoften
hinausgehe, fid) fofort in eine Vobenmertfteigerung uiufepe,
fo bah bie Allgemeinheit baS gröhte Shtercffe baran hübe, hier
regelnb einaugreifen, unb nidjt nur Sucher im Einaelfall, fon»
bern aud) ungefunbe Entmicflung ber Vobenpreife au Perhin»
bern, ba fonft nad) beut Kriege eine gefunbe SBohnungSpolitif
unmöglich fei. Gegenüber ben generellen SRieterhöhnngen ber
HauSbefiper fomme bas Einigungsamt in bie Sage, jeben Ein»
fluh au Pcrlieren, menn burd) Rachgcbcn ber SRietcr unter bem
®rucf ber Verhältniffe unb burd) Reubennictungen bie greife
ohne baS Amt feftgelegt mürben.
^emgemäh mürbe Pon ber einen Seite gemiinfept, bah bie
Anrufung beS Einigungsamts burd) Vermieter ober SRietei
aitläffig fein follc anher bei all c n Künbigungen ohne Aus¬
nahme and) bei allen friftlofen* SRietabläufcn, bah und) bei
ReuOermietungen eine Porherige Scftfchung ober naepperige
Herabfepnng ber SRietc auf Antrag auläffig’fein folle, bah enb¬
lid) bie „unpcraiiglicpe^ Anrufung beS EinigungSamtS meit*
heraig auSaitlegen fei. Von ber anberen Seite mürbe barüber
hinaus bie' Porherige Genehmigung aller SRietfteigerungen
burd) baS EinigungSamt Perlangt. Anerfannt mürbe aud) Pon
biefer Seite, bah Erhöhungen ber SRieten über ben griebcnS»
preis nicht mehr an umgehen feien infolge Erhöhung ber Kofteu
unb Senfung beS GelbmerteS, unb beSpalb Verbote ieber SRiet»
erpöhung ebenfo mie fcpematifche S£cuerungSaufd)lägc abgelehnt.
Vielmehr mürbe Porgefcplagen, bie Einigung ber Parteien über
ben SRietainS ohne meitereS au genehmigen, fomeit er fiep inner¬
halb eines bom EinigungSamt ober ber Gemeinbebepörbe feft»
aufehenben SufcplagcS au bem SRictpreife palte, ben an einem
beftimrnten Stichtage bie SBopnung gefoftet habe; banebeu
follen aber Vermieter mie SRieter baS EinigungSamt aurufen
fönnen, um nad) Sage ber befonbeten Verhältniffe eine Ab-
meiepung nad) oben mie auch nad) unten au crmögliriieu.
Scpltehlich perrfdpte allgemeines Einbcrftänbnis aüd^ bei beit
Vertretern ber HanSbcfiper, bah ben Gemeinbebepörben mit
3uftimmung ber SanbeSaentralbepörbe geftattet merben miiffe,
ben GenehmtgutigSamang für alle SRieterpöhungen einau-
fiipren, fomeit nad) ben örtlichen Verpältniffen ein folcpes Ein¬
greifen erforberlicp erfdheine;* nach Ichteren müffe fid) auch
727
Soaialc '$ra£i$ unb ?1 rdjit» für VülfSteohlfahrt — 1918 — XXVII. 9ßr. 47.
728
rieten, ob er aud) auf grohe SBohnungen unb Etemerbelofale
auSaubehnen f e f.
Erheblichen Bebenfen begegnete auf allen Seiten bei* Vor*
fd)lag, ben EinigungSämtern bie Möglitfjfcit au gemähren, lbci
langfriftigen Mietnerträgen eine Mieterhöhung ciutreten au
laffen; bteS Fönnc, abgefeheti non ben Vergütungen für
Sammelheiaungen, nur unter gana befonberen Verlniltniffen
unb nur unter Einräumung eines fofortigen ftitPbigungSrechtS
für ben Bieter in Sfrage fommert. Tagegen beftanb oöllige
Einigfeit, bah and) für bie .?>auSbeftfcer ein härterer Scfjufc
gegen Bemudjerung fettenS ber föppotbefengläubiger, inSbefon-
bere burd) Sorberung erheblicher VroPtfionen unb s Jtad)Iäffe
notmenbig fei. Bebenfen mürben Poti einigen Seiten, tnS*
befonbere and) ans £>anSbcftfcerfreifen, bagegen geltenb ge¬
macht, burd) an fcharfeS Eingreifen ober allgemeine ©enebmi»
gungSpflicht für 3inScrböbnngen ben öelbmarft für £ppo«
tbefen au erfebmeren, ber fid) inSbefonbere jeber örtlichen Rege¬
lung entstehe. Beaiiglicb ber Befchlagnahme leerer VBohn-
räume eitblid) einigte man fid) bahin, bah biefe nicht Aufgabe
ber MietcinigitngSämter fei, fic aber mitanmirfen hätten, fo-
meit es fid) um Scftfefeung ber Mietbebingungen im Streitfälle
hanble.
Tie Tagung hat für bie Wcugeftaltuug ber fog. Mietfdmb-
nerorbuung ohne ^rneifel mertPolle Vlnregungeft gegeben, in
Einaelfragen (a. B. hiufichtlid) beS Eingreifend bei WenPermie-
tnngen) bleibt itod) meitcre Mlänutg notmenbig. Vor allem
bebeutet fie aber eine meitere Etappe in ber Entmicfltmg beS
aufecrgerid)tlid)cn 3rf)iebS- unb EtntgnngsmefeitS.
Rmnffnrt a. 9??. Dr. 2 u p p c.
©ffeUrdjafl für $n;iale Reform.
^mtnipng für gcffljlidjrn jUbrilerftkufe.
Tie Ortsgruppe Berlin ber Wefcllichaft fiir.Soaiale SReform hat
fidi and) im Souimcrhalbjahr auf Befprediungcn beS Vorftanbcö mit
fnrftfuMbigen Viilgliebern unb Waffen über ^eitfragen ber SoaiaD
pülifif befdm'inft. mürben auf biefen „Soaialpülitifdien Vlbenbcn"
bcbanbclt im Vlpril: „Ta* Weuüffeufd)aft*mcfeu in Mrieg unb 3 l 'ü'*
ben" (einleitenbe Sporte: llnteuftaat*fefrctär I)r. VI. s üi ii U e r), im
Mai: „Tie yaubarbeiterfragc" (Vlbg. Fi'3- ^ c i) r e n f>l, im 'sitni:
„«o ( )ialpolitifct)e* au* Belgien" tOieh. Cber-iKcgienuigsrat Dr. B i t U
manni. 7sn biefen Münateu finb ber Ortsgruppe 20 neue Mit*
glieber beigetreten.
Tic Ortsgruppe ^annober ber Wefellfihaft für Soaialc Wcform
bat itüdnnal* bie Frage ber VI r beit * f a ui m e r u in fehr gut bc*
fiidtter Verfamiulung burdigefprodieu (Berid)tcrftafter: Tircftor
3 d) i d e n b e r g). VII* uädjfte Vcranftaltuugcu finb Vorträge bau
'Prof. Dr. VI'. 'piumermaun über „Steuern unb Soaialpolitif" (26.
teeptembeu unb t»ou Sri. Dr. Mathe Eaebel über „Tie Frauenarbeit
in ber Uiüjiuiigiüubuftrie" (uu>Kt befonberer BeriicffidjtigiMig bc* Vir*
bciteriiiuer/fdiupe*) in Vlu*fid)t genommen.
JlUsrmctne Sozialpolitik.
Tie Errichtung eitioS internationalen So$iatoerfid)ening$amteS.
Ter bcutfd)e 9teid)Stag hat befanntlid) in einer Entfdjlieftung
bie 9ieid)Sregieruitg erfud)t, baljiit 311 mtrFcit, bah 9Jiinbeftfor-
berimgeit ritiffidjflid) beS VlrbeitcrfdjubcS unb ber Soaialber-
fichcruug itt bie S^öeucmerträge Aufnahme fiuben fpllen unb
bafe für bie VluSgeftaltung beS internationalen VlrbeiterfdpifceS
itnb ber Soaialocrfidjerung Vorforge getroffen merbe (oergl.
0p. 391). TaS otüernatioualc Arbeitsamt' in 93afel ift
jene Stelle, mcldje bei ber Ausschaltung beS Arbeiterfd)ufceS
mitanmirfen berufen ift. $iufid)tlid) ber SosialPerfidjcrung fehlt
eine fold,e stelle. Vor bem Kriege beftanb bad Comite
permanent des assurances sociales in “parid; ob c§ itod) hefteht,
ift mtgemip, fidjerlid) Faun cd aber, bei imltei* Vliferfcitmuig
feiner früheren VlMrffamfett, megett feined Sifeed uid)t mit ber
Vitahruehmuug ber iuteruatioualeu Sötbcnmg ber SaaialPcr*
fidjerung betraut merbeu. ,'oierau muh eine stelle in einem
neutralen Vanbe gefdjaffeu merbeu, al$ meldje* fid) bie ^djtoeia
fd)oit bedfjalb empfiehlt, meil fie mehrere internationale Ein*
richtungeu beherbergt, meld)e fid) [tets ber ncrftänbnidUoUeu
Sörbenutg burd) bie Vhuibedregierung erfreuten, bie and) mteber*
holt mertlmlle unb erfolgrcidie Vluregungen im Tieufte bed
Vlrbeiterfdiuped, alfo ber Vlrbeiter felbft, auf internationalem
(Gebiete gegeben hat. Sind) ermieö bie Sdjmeia aahlretdjcn
franfen Kriegern unb erholungöbebürftigen Äinbern au§ beit
Staaten be§ SBierbunbeS unb ber Entente bie opferfreubigftc
Unterftüfcung, mofiir fie ben Tauf aller beteiligten Staaten unb
bie SlnerFeummg PoUanf Perbient, bah felbftlofc 9?äd)ftenliebe
bort eine Stätte befi^t. Unb auch bic 9lrbeitcrperfid)cnmg
mnraelt le(jtlid) in ber fRäd)fteitliebe. Ein in ber Sdjtdbia be=
heimatete§ internationales SoaialPerfichenmgSamt mirb baher
Pon Vlnbegtmt 93crtraneit geniehett uttb nur entfprecheub geführt
merbeu mitffeu, um biefeS Vertrauen a» bemahren.
TaS internationale SoaialPcrficherungSamt mühte auf bie
Einführung beam. beit VluSbau unb bie 93erbeffcriutg ber Soaial«
Perfichentng in ben STulturftaaten itnb mtf bie Erlangung gleicher
SRedjte für bie VluSlänber au§ ber Soatalperftdjentitg hinmirfen.
SluS ber Sülle ber SJfittel uttb SBege für bie Erreithung biefeS
3toedeS feien folgenbe ermähnt: Tie (Sammlung ber ©efepe, ®er*
fügitngen, Berichte unb fonftigen Munbmadjuugeii ii 6 er bie Soaial*
berfichenutg. Tie Veröffentlichung beS hieraus itrtentational ©emcrfenS*
teerten unb ebenfo Pon ©eridjteu über ben jeteeiligen Staub unb bie
^auptergehniffe ber Soaialoerficherung in beutfdjer, franaöftfd^ct unb
ettglifcher Sprache. Tie gtaphifd)e Bearbeitung biefer #auptetgebniffe,
um bei VluSftellungen aus bem Eebiete bcS ErtecrbSlebettS aneifemb
auteirfen, teaS fich inSbefottberS für bie in ber Soaialberfichentng rüd*
ftänbigen Öättber empfiehlt. Vlufftenuug einer foldjen Sammlung
graphifcher Tarfteflungen im 9lmt felbft, teo fie ben Befucherit augättglich
an machen ift mtb bei ben itad) ErforberniS abauhaltenben Sad)aufammen*
fünften Verteertung fiuben faitn. Errichtung einer Sa<hbüd)erci, teclche a«t
Benutumg offen fteht. TaS Vlmi hat im ^atcreffe ber Soaialberfidjerung
unb ihrer atopdmäfeigeu Turchfühnmg beit berufenen Stellen über
Einaelfragett VluSfunft 31 t geben unb ihnen Unterlagen aür Verfügung
au ftellen.
Tie Veröffentlichung ber KedptnngS» unb ftatiftifchen Vluöteeifc
teiirbe burch bie Vereinheitlichung ber Vorfdjriften für ihre Bearbeitung in
ben einaenteu Ikinbcrn bebcutenb an SBert geteinnen, tocShalb bie
Vlnftalt auf biefe Vereinheitlichung bei beit ffiegiermtgen hinteirfen foßte,
foteeit fic aitgcfichtS ber Vcrfchiebcuheit ber gefeplidjen Vorfd)riffen,
ittSbefottbere für bie Enlfdjnbigungöleiftungen, erreichbar ift.
Ein 9?achrid)tenbienft für Soaialberfidjeruttg burd) Veftenung bon
fad)lid) gebilbeten Morrefponbenten fept baS 9lmt bon teiffenSteerten
Vorfomnmiffen auf bem gadjgebiete in ben cinaehtcu fiäubem in
Kenntnis, ebenfo teie baS Vlntt für bie Veröffentlichung bon fad)lid)
intcrcffierenbeu SWitteilungcn in ber treffe forgt uttb baburch bie Anteil*
nähme ber in Sragc foutmeuben Greife teedt. Tiefem ^teerte biencit
auch Vorträge über jcteeilö bie ciitaehteu Staaten beteegettbe Smgcn.
3u aßgemein teichtigeit Stagen foßett Tenffd)riften beröffentlid)t toerben.
Schliefelid) fommt bie Einridjtung bon Unterrichts* unb ÜbungSfurfnt
für Sachlcute, ViegienmgSbeamte unb Vtrate im Vlntte unter Vertecrtung
beS boci gefamtnelten SWaterialeS in Srage.
Tic Vlufijabcn bcS 9lmtcS merbeu Porftehcitb nur cmboutuiigS*
meifc mnfdjrtebeu. Ebcttfo mill Fein Vorfd)Iag baniber gemad)t
merbeu, ob baS Vlmt Pott ber Schtneiaer ©uubeSPermaltung
ober pou einer Vereinigung Poit Sadjbeteitigteu uttb 3 rcml ^ cn
unter Beihilfe ber 9tegienmgeu ber Multnrftaaton ober eines
Teiles berfelben errid)tet, ob es itt Vlnlehnnng an baS Vlrbcits*
amt itt Bafel ober felbftänbig ins ficben gerufen merbeu foü.
Ohne ber fd)liehlid)eit Höfling biefer fragen Poraugreifcn, muh
aber geforbert merbeu, bah bie Vorarbeiten für bie Erridjhntn
beS 9lntteS redjtaeitig in Eingriff genommen merbeu, beim fdjon
je^t märe fein Beftanb Pon grobem Vorteile, h^t bod) bie
VlrbeiterPerfidjcruug in ben Oftftaateu Europas ihrer VerteirF-
lidjuug, unb gerabe bet foldjetu Vlitlaffe folltcn bie praFtildjen
Erfahrungen ber Mitarbeiter beS SlntteS Perfügbar fein. Eine
ameite gorbemng ift bie ttad) Selbftäubigfcit beS SlntteS in ber
Vhihrnehmung feiner Vlufgabett, bcurt nur unter biefer Voraus*
fefeung Fantt es feine hal)c Bcftimtnuug erfüllen.
SSiett. 9tegieruugSrat $arl Bögler.
Soaialc übcrgattgSforbcrttngeti für faufmänitifdjc VlngefteUte.
Tic 3S. ipauptbcrfammlung beS VerbanbcS ber Fatholifchen lauf
mämiifdicn Vereinigungen Teutfd)lanbs (Bonn, 11». Vluguft) forberte
neben ber VlüeberherfteUnng bes freien toaubels itnb ber grnnbfäp-
lidten Bcfeitignng ber frieg*mirtfd)aftlichen 3teang*mahnahmcn, Pap
bei ber Temobilmachung Inhaber fanfmäntiifd)cr Unternehmungen,
fanpnännifd)e Vlngeilellte in lcitenben Stellungen, foteie Maufleute
unb Vlngeftellte, bie bor bem Mvicgc im Vlnolanbe tätig tearen unb
teieber in* Vlu*ianb auriidfehreu mollen, auerft an* bem öecrec'bienu
entlaffen mürben. Tie Dieichsregierung foßc ferner bem Vicid)dug
in feiner nädiften Tagung ben Euttourf eine* MaufmannSfaimncr-
gefepe* borlegen. Tie Vlrbeitgehev in Jpanbel unb ^nbuftrie folltcn
ihren VIngefteüten au*reid)enbe Tenentng*aulagen genuihreu. Tie
Eiufomiucnsgrcnac füll bei ber Vlngefleiltenberfidjerung bon otHM»
auf 8000 Jl. bei ber Mranfenbcrfidiernng bon 2500 auf 41XH) .H erhöbt
teerben. Ter 7=Uhr=üabenfchInh fülle für bie ^ufunft l>eibei)ulten,
729
730
Sojiale präzis unb Vlrcpib für BolfStooljlfahrt — 1918 — XXVII. Wr.47.
btc DoUftänjbigc Sonntagsruhe im flanken föeicpe einheitlich burd)*
geführt merben. Tie Stommuucn füllten $ilfdfaffc>ii für burd) bcn
Slricg in 9»ot geratene Vlngeftelltc fcpaffcn.
§ojiak üufläniif.
^fi^ofcd|iiifcf>c llitfetfu^itngen bcS fäd>ftfd|ctt
pcrfottnte. Tie fächfifche StaatecifenbahnPerwaltuno unter-
3ieht jept 311m erften 9 ftale bte Vlnwärter bcS SoFomottP* unb
bcS S^ßobfcrtiflunööbienfteö, alfo bcr für bie Sicherheit bcS
Betriebes wichtigften Beamtengruppen, in einem bet ber ©enc«
ralöircFtion ber Staatebahnen neu gegrünbeten „B r ü •
f u n o S l a b 0 r a 1 0 r i u ttt für B e r u f S e t g n u n g" be*
fonöeren pfprf)oted)nifd)en Prüfungen in beäug ciuf SluffaffungS*
Permögen, (*tebäd)tniSftärFe, 0 d)neIIigfeit ber (Sntfchließung,
3ielbewußteS Hanbeln bei unPorbergcfcbenen ©reigniffen, fiebere
Beurteilung 3citlicber unb räumlicher Bcrbältniffe ufm. Tie
(Srgebniffc ber Unterfudpmg fallen 3111* SluSmabl ber für ben
BetriebSbicnft geeigneten unb 311t* 9 lnSfcbeibung ber ungeeig¬
neten Bewerber bienen. Wla tt bofft bitrd) bicjcS Berfabren nur
befonbctS befähigte Kräfte für ben (SifenbabnbetriebSbienft 3U
gewinnen. - Tiefes Berfabren ber Sfn^Iefe ift ^nerft in ben
Bereinigten 0 taaten bei ber SfnfteÜnng non Straßenbrthnbe-
bienfteten nor einigen fahren erprobt. Brof. Hugo SDÜinfter«
berg berichtet bariiber in feinem Bud)e über BMrtfcbaftSpfpcbo*
logie*
'ÄWilitäriftbcs BkttbcmcrbShcrbot für bcn Stell ttngdwcdjfel in
fricg£nriri)ttgen berufen. TaS ftellbertrctciibc ©cncrglfömmanbo-
V. 9 l.*$. in pofen bat bei Strafe bist 3» 1 $abr (ftefängnis'herboten,
au Arbeiter unb VtngcftclUc, bie in friegsmichtigert Berufen ober
Betrieben in ungcfimbigtcr Stellung befdjäftigt finb uub ben SBunfd),
biefe 311 begaffen, nid>t fclbft 311 ertennen gegeben haben, fd>riftlid)
ober inünblid) be 1*011311 treten, um fie 311111 Vlufgcbcu biefer Stellung
mit ober ohne fliiubipuug 3a beranlaffeu. Vlnmerbuugcit hon 9 lt*
beitsfräften für Stellen in Betrieben außerhalb beS ftorpSbe^irfS
bitrfen nur mit (vienebmignug bcr 3iiftänbigen ^entralausfunjftsftctle
burdi Bcrmittlung t»on nicht gewerbsmäßigen öffentlichen VlrbcitS*
m.dimcifcn borge mint men merben. Vlusiiahmen untciiregcir ber bot*
bevigen (djriftlidjen ^uftilniuung ber Mriegöamtvftellc.
Arbeit«:- unb |tnternfljmrnjcrtrctungen.
ifaitbarbcitcrhcrtrcfcr ttt best ßanbtoirtfdKtftefrimmcrii.
Tie Bereinigung bcr 18 beutfeben Bauernncreine bat auf ihrer
BMiizburger Tagung (17: Stnguft) neben wirtfdiaftSpolitifcbcn
Tingcit and) bas Bkiblrecht 311 bcn SanbwirifcbafteFotrtmcrn bc-
fprochcn, baS fic einet Vlbänberung für bringettb bebiirftig au*
fiebt, unb bie SluSgeftaltung bcr Kammern 311 einer tnirflidjcn
lanbmirtfcbaftlicben BerufSPertretung geforbert. Tie beutfd>en
Bauernncreine befürworten baber, baß fomobl ben größeren
unb fleineren bänerlicben Bcfipern b 3 W. Pächtern als a it d)
ben f 0 g. I a n b W i r t f d) a f 11 i d) e n 91 r b e i t e r n unb
Dien ft boten je eine bestimmte 9ln3apl Sipe in ben ßanb*
mirtfriiaftSFammern gefiebert Wirb.
hierbei wäre cS bcrfchlt, beißt cS in bcr 2Bür3burger ©rflärung,
bie lanbmirtfdjaftlidjen Arbeiter unb Tienftboten oon bcr Sanbmirt*
fdjaftsfammer a US311 fdjlicßen, iitbcm man ihnen ctma in befonberen
.Wammern eine Vertretung fc^itfe. Tie lanbmirtfdjaftlidjen Vlrbeitcr
unb Tienftboten finb oollgültigc 2)iitglieber bcS lanbmirtfchaftlid)en
Beruf*ftanbcS. Tie mciften lanbmirtfdjaftlidjen Arbeiter finb fclbft
Heine Bürger ober Richter, bie lebigltd) fomeit Sohnarbeit oerridjten,
alö fic in ihrem eigenen Betriebe feine Bcfdjäftigung finben.
©egenfap 3ur ^nbitftrie ift alfo in ber Sanbtt>irtfd)aft praftifd) eine
Uuterfcheibung 3U)ifd)cu Be ft her b3W. 'pädjtcr einerfeitö unb Arbeiter
anbererfeitd gar nid)t möglid). Vlbgefeheti bieuoott, hat auch bte
Tätigfrit bcr SanbU)irtfd)aftöfammcr gcrabc für bie fleinen Bcfiper
unb 'Pächter eine gaii3 befonberc Bebcutung, ba biefe in bcr 9tcgcl
feine laubmirtfd)aftiid)eu Sehtanftaltcn befud)cn mib baher einer Vtn=
leituug burd) bie (£iurid)tungeu bcr SanbmiTtfd)aftyfammern aut
uteiften bebitrfeu. Tft* laubtoirtfdiaftlidjen Tienftboten finb meift bte
Söhne uub Tödjtcr 001t fleinen Befiberit unb Pächtern, bie bi<^ 31t
ihrer £>eirat entroeber im I5lternhaufc mitarbeiten ober alö 'Jldct*
fited)te unb Tienftmäbdjen bei aubercit Befiperu tätig finb, toaö
gleid)3eitig 3U ihrer Vlusbilbuug bient. Bon laubmirtfrijaftlidien 5lr=
beitem im Sinne ber ^ubuftricavbcitcr fann and) hir’r feine^ JHebe
feilt. Wad) ihrer töeirat merben fie meift fclbft flciuc Befiber ober
pädjter. Tie beutfdieu Bauemoeteine halten c* baher für ermimfdit,
baß nicht nur beut Baucmftaube, fonbem aud) beu fog.. lanbmirt^
fdjaftlidjeu XHrbeitern uub Tienftboten eine aiiöreidjeubc Pertvetuug
in bcn Sanbmirtfd)aftC'fammeru gefiebert wirb.
Ter Entwurf ber bapertfdben Regierung aur ^eu-
orbnung ber lanbwirtfcbaftlicben Beruf^oertreiung trägt
biefem ©ebanfen, ber öitcb im preußifeben Öanbtag Pop fon-
feroatioer Seite befürwortet würbe, bereite 9?ed)nung, aber in
febr ünsulänglidier 3Beife. Unb cö Fommt bei ber Bertretuug
ber Sanbarbeitcrfd>aft in öffentlicben Körpern ießt Piel mebt’
auf bie praFtifcbe $ornt b e r Turd>fübning ate auf bie bloße
grunbfäßlicbe SlnerFennung be^ ($ebanFen§ an.
Cüu BeamtenauSfchuf; im fRcifb^Poftamt ift fitralich aur Prit=
fung hon Perfoualfragen gegriutbet morbcu, bcr jeßt unter bem Bor*
fiß bed 9?nniftcrraIbircftov^ Teudc feine erfte Sipung abgehaltcn
hat. SEBie bie „Tcutfdic Bcrfehr^eituitg“ mittcilt, hat bcr Staats*
fefretär biefen ?IuSfd)uß ins Scheit gerufen, um 3unäd)ft bie ^rage
3U prüfen, iitmicmcit Arbeiten, bie jept burd) höher befolbetc Beamte
oerrichtet merben, aud) Beamten mit geringcrcr»Bovbilbung unb Bc*
folbung übertragen merben fönnen. Tic ISinfcpung mcitcrer 9luS*
fchüffe 3ur Prüfung hon bctriebsbienftlid)eit unb gcmifchten fragen
ift in 5(uSftcbt genommen. Tein Beamtcnfad)berftänbigeuauöfd)uß
gehören aud) 3mct untere Beamte an. VIn eine Befragung ober BcP
3iehung ber BcamtcnbcrufShcrbäubc bei ber ISruemtung biefer VluS*
fdjußntitgliebcr hat bcr Staatsfefrctär leiber nicht gebacht.
Cüit SentralauSfdmß bcr unteren Bcamtcnorganifationen ift hon
bcr So3ialen Vlrbcttsgemeinfdjaft bcr unteren Beamten im Weid)**,
Staat?* unb fiomimiualbienft (Sip Berlin) unb bent )Kcid)SfartcU
bcutfd)er StaatSangeftelltcnoerbänbe, Seftion bcr Bcamtenherbänbe
(Sip l^iberfelb), eingefept morben, um eine einheitliche Stellungnahme
unb ein planmäßiges #anb*iu*$>anbarbciten ber gefamtett organi*
fierten unteren Beamten in allen miepttgeu fragen 311 ftchern. ^ns*
befonbere: Herbeiführung einer einl)eitltd)en- grunbfäplichen Stcl*
luugnahmc in Bcfolbuugsfragen, ■ cinfcplicßlid) TeucrungS3ulagcn,
etaichungsbcihilfen, VlufftiegSfragcn unb Ortszulagen ufm. Borbc*
ratung hoit gcmcinfd)aftlid)en ober gleichartigen Eingaben an iHegie*
rutig unb BoIfShcrtrctcr. Stärfung bcS iSiufluffcs ber unteren Bc*
amten bei ben politifchcn Parteien, bcr Tagcspreffc ufm. plan¬
mäßiges 3 u fammcnarbeitcn in allgemeinen Beamtcnhcrbäubcn,
Ubermachcn bcr Täiigleit bcr C rtSauSfd)iiffc.
|o^nbf»esnngcn ntib JLrkttskfimjjf*.
(?nbc bc^ ©ifctibapncrftrcite in bcr ltfrninc (0p. 082)
würbe Vlnfong Sluguft aus ® 1 e W gcmclbct. 9htv au einzelnen
Orten ftreiFen nod) einige (Gruppen Pon Bcbidnfteten, ohne baß
pierbitref) ber Betrieb berührt wirb. Seit bem 3. Vtuguft gehen
and) ipteber bie planmäßigen Berfonen 3 iige, nur bte Schnell*
3iigc fflüen aite Sidherhcitögriinben nod) au§.
©rgairifatümen ber JUbfifrr, ©f^Ufeh, JlngjflfUlfn
unb
Ungewöhnliche ^ewcrffchaftecrfolge ntclbet ber Teutfdfe
3JFctaIlarbciterPcrbanb.. SSir hoben bereite, Sp. 634 Fittz bit*
©rgebniffc bcr SopitbeWegungen, an benen biefer Berbattb bc*
teiligt gewefett ift, bargcftellt, Wollen aber, nad)bem jept aus*
füprltdie Berichte Porlicgen, bod) nochmals barauf jfuriid*
Fommcn, tocil bie Gmtwitflung ber VlrbeiterPerhältniffe in bcr
2ßetaUinbuftrie aur^cit ben wichtigften Teil ber fostalcn OJe*
. famtlag^- erfaßt.
l£s haben 2531 Bemeguitgeu mit 1 577 792 Beteiligten ftattgefun*
bcn, barunter 470460 grauen. 2475Bcmcgungcn hertiefen
ohne 91 r he 11S c i n ft e U m n g, fcahon bienten 36 ber Vlbmchr
hon Berfcplechtcrungcn. Tie r 8ahl ber VlugriffsftrcilS betrug 46, bie
ber VlbmchrftreifS 9. Vlußerbeut faub eine VluSfpetrung ftatt. Tie
Bemcgungcu erftredten ftdp auf 7465 .Betriebe mit 1 920 422 91 rbei*
lern iat 463 Crtcn. 9ln bat 55 Streifs maren 49 386 Vlrbcitcr be*
teiligt, att ber VluSfperrung 776. Tic leptere bauerte 6 Tage,
^mei Streifs mit 43 Beteiligten cnbctcu erfolglos. 9luch hon bcn
Be me g ungen ohne Vlrbcitsciuftclluiig hatten nur 13 ferne rlci tfr|olg,
mährenb 2460 mit 1 527 331 Beteiligten ga«3 ober teilmcifc erfolg*
rcid) hcrlicfcu. .^nt ciizclueii mürbe auf biefe 9Seife errridjt:
für 264 089 91 rbeiter eine Bcrfiir3ung ber VlrbcitSjeit tun 3ufammen
903 074 Stuubcu bie B>od;c., b. i. für bcn eüzelneu möd)cntlidr im
Turd)fchnitt 3,« Stimbeu; für 1 171 590 eine Erhöhung bcr Ber*
bienfte um gufammeni 6 804 848 M bl? Bnupe, fo baß auf jeben Be¬
teiligten ein BJchrherbicuft hon s5,si c H bie 2Kod)c trifft. Tann mitr*
ben für 195 037 perfonen fortlaufcubc MriegS* unb TeueruugS3ulageit
im Wefamtbetrage hon 701 722 Jl bie SSodie erreid)t, unb 3ubent ift
in 2 gälleu für 24 100 911 beiter eine einmalige Teueruugczuhme im
Betrage hon i 696 IKK) Ji bem i lligt. Vlußerbem mürben 202 Tarif her ^
träge abgefdrloffeu, in. 51 gälleu bie .91 ff orbarbeit geregelt, in
32 gälleu s i)2ißftäube befeitigt, in 372 gällen ^ufcplägc für ltber-
ftuubcn unb in 363 gälten tfufdjläge für 9tad)t* uub Sonntagsarbeit
731
Soziale H^ra^iö unb Vlrctyib für BolfStoohlfahrt — 11)18 — XXVII. 97r. 47.
732
bnrd’gcK’bt iuib fdüießlid) mürben in 472 gälten fonftige ^Berbeffe*
riinncii erhielt. Vlbgemeljtt mürben 17mal Sohniürzungem für
zufammen 1272 Arbeiter in £>öf)e boit 13 225 JL bie Sßodjc, einmal
Tarifbruch, 7 mal 2J?aßregelung, in 25 fällen fonftige Verfchlcchte*
rmtgen. Die ß offen ländlicher Bewegungen einfdjlicßlwh ber
Streifs mären mit 31 500 J( äußerft gering, mas ftc^ aus ber furzen
Dauer aller Streite erflärt. Diefe brachten einen Verluft bon 88 239
Arbeitstagen uub 802 415 Ji Sohn^
Der Dcutfdje Btfetallarbeiteroerbanb ift 1917 um 145 570
Vfttgliebcr gemachten. 3tud) bie anberen sNetaHarbeiterorgani*
fotionen meifen ungemöbnltdjcn 3utwcf)§ auf.
Die Sufunft ber Faufmänntfihen AngcfteUtenOemcgung bcfd)äf«
tigte beit Kaufmänuifchcn herein Oon 1858 bei ben Bcranftaltungcri
anläßlich feines 60 jährigen BcftehcnS. $it einer Entfdflicßung ber
.vvaiptbcrfammlung mirb eine zidbemußte nmfaffenbe o r t f it t> -
ruug ber Sozialpolitik nad) bent Kriege als eine bringende'
Vfotmcnbigfeit bezeichnet. Bei ber großen (Kebcuffeier am Sipe beS
Vereins in Hamburg gab ber neue BerronlhingSborfifecnbc Diplont=
faufmami l'r. Erid) Eufc nach ciugcbenbcr Erörterung brennenber
Stanbesfragen als Ziel ber ^ufunft ben immer engeren Zu*
i a m m e n f cb l u ß ber VI n g c ft c 111 cn b c r b ä n b c unb bie
Sdwffung eines E i n h c i t s p c r ba n bc‘S an. Allein beut Ein*
beitSberbanbc Werbe cs gelingen, eine A n e r f c n n u it g ber
organisierten ® e h i l f e n f dt a f t bei b e r • B r i n 3 i p a 1 i *■
t ii 1 unb beiuf Staate bureßzufeßen unb baburd) beit Staub in feiner
berechtigten uub nottoenbigen Eigenart zu erhalten.
Xic iädififdjc Wclucrbcauifid)t in btn ftricfleintircn 1914 — 1917 .
Ähnlich mie für Vrenßen (ngl. 3p. 409 unb 573) finb jefct
auch für bas Königreich 3ad)fen bie erften Überfidhten über bie
Befchäftigung ber Arbeitet* unb Arbeiterinnen in gewerblichen
betrieben unb ein Überblicf über bie ÜbermatfmngStätigfeit ber
05cmcrbeanfficht erfchienett. Sn ber KriegSzeit mar bie Er*
ftattung ber bisher üblichen ausführlichen JahreSberidjte ber
Otemcrbcouffidyt nicht burchführbar. ES ift ins v Auge gefaßt,
nach KricgScnbc einen möglidift eingehenben (#efamtberid)t, ber
bie ganze KriegSzeit nntfaffen foH, za geben. Die Unterlagen
Zit biefent (flefamtbcricht miiffen natürlich fd)on jetzt non ben
einzelftaatlichen <#emerbemiffirf)tsbebörben gefanimelt merben,
hoch ift eS banfensmert, bah in Vreußen unb Sachten — Diel-
Icidit merben and) anberc Staaten folgen — norläufig menig»
ftens bie zahlenmäßigen Unterlagen für baS Jahr 1917 Per«
öffentlich! unb zahlenmäßige Vergleiche mit ben Vorjqhren gc-
Zonen merben.
Auch bie fächftfehe öemerbeaufficht litt, ebenfo mie bie preu-
ßifdje, barunter, baß ber Beamtenftaö burd> bie Einziehungen
zum .ftecreSbienft Fleincr geworben, mäljrenb bie Aufgaben ge¬
machten finb. Diefe Schmierigfeit briidt fich namentiid) in ber.
3afjl ber 9Fcoifionen auS, bie 1917 etma nur V* fo groß mar
mie im lebten SrieöenSjahr 1913 (12 833 gegen 35 001). Die
SonntagSrcinfionen finb fogar auf V 10 oerringert (53 gegen
542), ba bic öerncrbeauffichtSbeamten bie Sonntage Dielfad)
zur Erlcbigung ber notmenbigen fdiriftlichcn Arbeiten bemtßen
miiffen.
DaS ßaiipttabeüenmerf, melchcS ben zahlenmäßigen 9Fad)-
mciS über bie reoifionSpflichtigen betriebe unb bie barin be-
fchäftigten Vlrbeiter bringt ift in csaebfen gleichmäßig für alle
KricgSjabrc burchgeführt morben. ES Iaffen fid) alfo nicht nur
für 1917, fonbern aud) für 1914, 1915, 1916 bie Vergleiche
lintercinanbcr unb mit bem lebten SriebenSjahr 1913 ziehen.
Tiefer 3al)lenftoff gibt lehrreiche Einblide in bie Entmicflung
ber Perfdüebcnen ^nbuftriezmeige; er zeigt baS ftarfc 2ln-
fdimelleti einzelner 3meige, aber auch ben ftarfen Vlbbait auf
anberen (Gebieten bes gemerblidien Gebens, bie gerabe für
3ad)fen iiberragenbe Vebentung haben.
Tie 3al)l bei* meiterl>ctncbencn repifii>nspflid>tinen Jvabriten,
S8erfftätteit uub glcichgcftcUtcr Vlulagen fanf oom 1. ibiai 1914 zum
1. llWai 1917 iH)u reichlich 35 090 auf rcidtlid) 24 000, alfu auf faft
zmei Drittel, bie fämtlid;er Vlrbcitcr emfdjließlid) bei Bergarbeiter
non runb 851 (HK) auf runb 0 IS (MM), jene bei ccmachfeneu nmunlidjen
VIrbeiter Pan runb 523 000 auf fnapp 300 000, alfo auf fuapp 00 P.
Tic 3al)l Per über 10 Satire alten Vlrbeitcniuien ift uon runb 255 000
-- nad) einem uorübergebeubeu Miicfgung - um etma 25 000 ge=
ftiegeu. Tie ;^thi ber mänulidH’n jugenbiidK’n Vlrbciter znüfdieu
1 I uub 10 Rainen bat fid) muh bem gleichen luniUiergebenbeu
9(iicfgaug im 's obre 1915 amiäbernb auf gleicher Döbe gehalten
1 42 000 lilOOOi, bie bei iugenbliiheii über 11 oahre alten Vlrbeite-
muten halte fid) ioffenfid)tlid) infolge bcs Taniieberliegeiiy ber
Tc^tilinbuftric) auch 1917 noch nid)t zur alten #öf>c gehoben, blich
bielmcfjr noch um etma 8500 hinter ben $al)fen bou 1914 zuriief. Die
3al)l ber 13= bis Hjahrigcn» nicht mehr fchulpftidjtigcit „Kinbcr" hielt
fich auf etma gleicher ^>öhe.
2Tu§ ben SWittcilungen über bie einzelnen Snbn*
ft r i e z m e i g e bringen mir einige Eingaben, bie teils für bic
ganze Sage ber fädtfifdicn £$nbuftric in ber Kriegszeit, teils für
bic Srage ber Verfdncbnng ber männlichen unb meiblkhen Vir-
beitsfräfte fcnnzcichnenb finb:
Die ^ahl ■affer Vir beiter in ber ©ruppc ber ^nbuftrie bei
Steine unb Erben ift bon 1914 zu 1917 Pott runb 10 (XH) auf
rckhlid) 9000, alfo faft bis zur Hälfte zurürfgegangeit, Ihm gleid)
Zeitiger Steigerung in bei* 3«hl ber mehr als 10 ^ahrc alten Vlrbeite-
rinnen um faft 500. — ben Ziegeleien mürbe am 1. iWai
1917 nur etma ber Picrtc Teil ber Vir beiter Pou 1914 bcfdjäftigt ; an
biefem Viücfgaug faim allerbiugs teilmeife and) ber lauge hinter
1910/17 bie Sd>ulb tragen, ber bie Betriebsmufnahme über ben
1. 3Wai hinaus Perzögerte. VIber auch bie Zahl ber mciblichen Vlrbeiter
mcift hier einen erheblichen JHiidgang (etma um 7(H)) auf. ^sn bei
Btctall&crarbcitung unb a f d) i n c it i n b u ft r i c ift bie
©cfamtzahl aller Bcfchäftigtcn Pon 205 334 auf 241 292, alfo um
runb 30 000 geftiegeu; am ftärfften flieg hierln'i bie Zahl ber weib¬
lichen Vlrbeiter über 10 3<ihrc (öon 18 529 auf 78 001, alfo unt mcl)r
-als 00 000). Vlud) bie männlichen un^ iveiblichcu ^ugeublidjen
meifen fteigenbe Zahlen auf. Die iD?ctal!= unb Xlutfchincninbuftrie
hat einen beachtlichen Teil jener Vlrbeiter aufnehmen föitncn, bic aus
barmeberlicgenben ^ubuftrien Pcrfitgbar mürben. Steigenbe Ziffern
meift neben ber SKetaU- uub Süfafchineuiubuftric noch bic ch c m i f d> c
Jsnbuftric apß mährenb ber ftärtfte Viüdfgang auf bie T c jt: t i I =
i tt b u ft r i c , bic ben «€>auptinbuftriczmcig Sadjfeus bilbet, entfällt.
•Die Zahl ber Betriebe fanf auf faft ein Drittel ber $ricbcnSftärfe,
bie Zahl ber gef amten Vlrbciterfchaft ging auf meniger als bic Hälfte
Zurürf.
Die Überfichten über bie ermittelten 3 n m i b-e r h aub-
langen gegen bic Veftimmungen beS 31 r b e i t e r i tt n c n -
unb Siinenbltchen-SchnßcS meifen für 1917 fehr nid
niebrigere Sohlen auf als für 1913, bod> liegt bieS natürlidi
nidht baran, baß fid) bie Verhältniffe gebelfert hätten, fonbeni
an bem oben ermähnten, meniger eingehenben ÜbermadiungS-
bienft. Vergleid)e mit ben Vorjahren jinb alfo hier nicht mög-
lid). Ebenfo finb bic Überfidhten über bie Vemilligungeit non
SonntagSarbcit nid>t nerglddibar. Qmar finb bie
3al)len an fid) znniefgegangen (1917 — 58 8U8 VlrbeitSftnnben
für 96 Betriebe, 1913 — 156 132 3 4 VlrbcitSftunben für 357
Betriebe), hoch mirb int Kriege fehr nid Sonntagsarbeit als
„in Notfällen" unb „im öffentlid>cn Sntercffe" liegenb an-
gefehen, fo baß fic nadi § 105 c 3iffcr 1 ohne (Genehmi¬
gung gcleiftet merben fanit.
BcfonberS fennzeidmenb für bie Kriegszeiten finb bie
97achmeife über bie bemiüigtc Überarbeit unb Nachtarbeit für
männliche unb meiblidie Jsitgenbliche unb Vlrbeitcrinncn über
16 Sohre. Sn bezug auf bic Überarbeit ergeben fid) fol
genbe Q5efamtzahlen:
)i fl c u M i d) o
aroifrfn'ii 14 uub in fahren
mir. mir. im?
Zahl ber Betriebe.
94
55
02
Zahl ber zugclaffcucu Betriehstage . .
5 532
1 580
5 81 1
Summe ber bemtlligteu Überftuubcu . .
111 109
91 417
91 919
Zahl ber bctciligk» juiigcu Veute . . .
Zahl ber in ben betreffenden Jubuftric-
1 N32
. 994
1 098
zmeigen überhaupt iH'fchäftigtcn jungen
«cutc.
51 875
19 072
50 019
r lu' i 1 1 ' r i u n o it »Ihm !«*. ^afjrr
mir. mm p.ht
Zahl ber Betriebe. 1 075 109 ;139
Zahl ber Vlrbeiterimieu .... 00025 27095 17007
Zahl ber Arbeitstage. 87 515 24 081 19 70«
Summe ber bewilligt. lUH'iftnuben 8 429 094 2 107 -139 1 101285
Üfitäbrenb fid) in bezug auf bie Überarbeit fomohl bei ben
hingen Leuten mie bei ben Vlrbcitcrinncn über 16 Jahre ein
Stiicfgang uub eine meniger ftarfc Durdtfchuittsbclaftung be
merfbar mad)t, zeigen bie 3iad>mcifungen über bic 9i a d) t -
arbeit für beibe Vlrbciterfategorien non Jahr z» Jahr ftei¬
genbe 3ahlen. ES Famen brei Vlrten non 3lrbeitSrcgdungen
not*: zmeifdiichtige Vlrbcitsregelung bei Tag- unb 31 b e n b-
fdüdtf; zmeifdiidrtige SCrbeitsregelung bei Tag« unb 9c a ch t -
fdiidit; brcifdiid)tige Vlrbeitsregdung. Leiber übermiegt bei
meitem bie Regelung in zmei 3d)id)ten mit Tag- unb 9t a d) t
arbeit.
78 i
784
3n, ! ,i‘ufc ^ruj i^ unb Vlrcßip für VolfSroohlfahrt — 1018 — XXVII. Ar. 47.
2ic Attsbchnung beS prcufnfdjen ©ifcnbaunrbcitcrfdmßcs
mit ba£ Reich. 2ie Klagen ber Arbeiterfdxift, baß bcv Schuß
ber Arbeiter, bic bei ©ifenbauten, befonberS bei bei* .Herfteßung
noit über fed# Später hoben fallen tätig Jiitb, febr unaureidienb
fei, haben bre auftänbigen Stellen bmternb bcfdbäfttgt. Sufolge
Verfügung beS Breitßifcben 3RinifteriumS ber öffentlichen Ar¬
beiten ooni 1. Sebruar 1917 finit fd)on bantalS in aßen preußi*
[dien ^rooinaen gleidßant^nbc Voliaeioerorbnungcn anin
Schüße, ber Arbeiter bei ©ifenbanten mit über fecb£ SPleter
hoben Haßen erlaßen morben, um ber ftarfen Itnfailgefabr, bie
bei biefen Arbeiten breifacb höbe 3tffern im Berglettf) au an*
beren ©ifenarbetten aeitiflt, an ftenern. 2er Rcttfisfanaler bat
ncuerbingö fämtlidjcn Bundesregierungen einen Abbrmf ber
Prenßifcben Berorbnnnp mitgeteilt unb ihnen nabcgelegt, eine
Regelung beS ArbeiterfdmßeS bei hoben ©ifenbanten bureb
ähnliche ^oliaeinorfd>riften berbeiaufübren.
©oaiale Scbußborfchriften ber HeereSbertomltung für Sie
Arbeiten in befaßten Gebieten* 3>m befaßten granfreitf) aiebt
bie HcereSoermaltung bie ©inlüobnerfaboft aur ArbeitSleiftung
heran. Sie mirb bauptfäcblid) in ber San’bmirtfcbaft, beim
Straßenbau, auf Vrouinntämtern uflu. befeftäftiflt. 2ie Arbeite*
aeit betrug bisher 9 Stunben täglich. Rur in AnSnabmefäßen
mürbe länger unb beS Sonntags gearbeitet. Run bot baS
SberFommanbo einer Armee in ben befaßten (Gebieten folgcnbe
Verfügung erlaßen:
»2ie arPeiigebcntai 2icitftfielteu mißfall bei bcin augcitblidlirf)
befouberS ftarfen Mangel an Arbeitskräften in ber Armee mit aller
Sorgfalt bariiber machen, baß bureb H e b u gg o o n Arbeitsluft
unb = traft bie berfügbarc Arbcitcraaßr beftmöglitf) unb refßoS
mtsgeuußt mirb.
Reben beftänbi-gcr Sorge um gute Unterbringung unb
Verpflegung, fehonenber Behauptung ber Befleibung ift bie§
au erreichen burd) Xütrauug ber Aumarfchmcge unb ftrenge ©in*
h a 11 u n g ber a d> t ft i't u b i g e n VI r b c i t S ä e i t (einfcßl. Ait-
märfchc). Außcrbem finb R uh e t a g e brinßcno erforberlidh- 2er
gegebene 2ag ijt ber Sonntag, ber auch am Vormittag frei fein foll.
Machen bringeube Aufgaben , eine Sonntagsarbeit unbermeiblich
tarnte ufm.), jo muß nvöglidjft" m ber Woche ein Ruhetag eingelegt
loerbeu."
2ie HeereSoermaltung befebreitet gemiß nid>t aus bogma«
tifeben, fonbern aus fehl* praftifdjen ©riinben biefe foaial*
politifdjen Wege.
©effblich« ArbeitSaeitbefdjränfungcn in ber Srfooeiaer H«i8-
toeberei. 2er -BunPesrat hat am 12. Vlpril 1018 folgenden Befdfluß
für bic Seibenbanbtoebereien gefaßt. Vlrt. 1. 2ie Regierungen ber
.flautone, in benen bie SeiPenbanPmcberei als Heimarbeit betrieben
mirb, finb ermächtigt, für biefe betriebe auf bent VerorbnungSmege
a) bie tägliche Arbeitszeit auf bodptens gmölf Stunben au beßhrän*
feil; b) ben Beginn, ben Schluß unb bie Einteilung ber täglichen
Arbeitsamt feftaufeßen. Vlrt. 2. 2ie StuntonSregierungen, bie Pon
bei in Vlrt. 1 tmrgefehcncn Ermächtigung ©ebraudj machen, finb be¬
fugt, beaüglid) ber ^umiberhaublungcu gegen bic Pon ihr erlaffenen
Beftimmurogen bie nötigen Sirafporfchrifien aufauftellen.
2as fdgoeiaerijehe VolfsmirtfdjaftsPcpartement ift mit bem Voß*
äuge biefe» am 15. Vlpril in Mraft getretenen VcfchluffeS beauftragt
moiben, fo baß für eine halbmegs gleichmäßige 2urchführung ber
Vlrbeiitsaeitbefd)räufungen in ben fonfurrierenben Kantonen Sorge
getragen ift. _
Poljnnnßs- und Hudrnfragtu.
viitbminn bei fk ieimaabnnnnebancä bttref) bne Sticnbamt.
Vlls ©rgänaung ©rlaßes über bie Regelung ber 93autätig*
feit im 3ol)re 1918 (oergl. Sp. 460 unb 009) bat baö .Urieg§-
amt burd) einen neuen ©rlaß bie örtlicbert Mriegsamtfteßen
angemiefen, bie aor SBefämpfnng einer etma beftebenben 3öob«
nungSnot notmenbigen bauten auf aße SBeife ao förbern.
2ie 2ringlid)feit folcber SBauten foß im ©inoernebmen mit
ben aoftänbigen 3iotlbel)örben feftgefteßt merben.
Als briuglidje Maßnahmen merben in bem Erlaß u. a. im
einaelnen angeführt: Umbau üou größeren Mahnungen burch
legung in tleiuere, Ausbau ber 2ad)böben für AJohnamerfe, fomie
in gana befonbereit Notfällen Aeuaulagc bou M’ellcrmohmingen;
Violflan^sbauten, ,j- s ^- Varacfeu, ein Aushilfe-mittel aur bc-
fdileuuigten Vcfeiligung ber Ambnungsuot, bas nur in briugenben
VliKuiahmefäüen a» empfehlen ift; ^crtigfleßuug ber ftillgelegtcu
AJohnungsbauten; Vau oou Einaelmohn- unb ©ruppeuhäufern;
V u i; u v baut e n finb Verboten; AH e i u to o h u u u g s *
I) a uteu finb mit all e u M r ä f t c u ju f ö r b e r u. 93ei Äeu-
bauten foll bou Jvall au <\aU bie 2riuglid)feit unb Aotmcnbigfeit
nad)geprüft mecbeiv.
2ie .QriegSamtfteßen haben bie als bringlidi anerfannten
Vauten nor allem burch Freigabe bet* Vauftoffe ao förbern,
ferner haben fie bie etma erforberlid)en ©inaelbefreiuitgen ober
gnmbfäßlidien Befreiungen oou ben beftebenben feuer* mtb
baupoltaetlidjen Borfdiriften bei ben auftänbigen Beworben au
ermirren. ©ine ©ntfd)eibung über ben Beitpunft, an bem nad)
bem Kriege bie bureb Um* unb Ausbauten neu entftanbenen
RotftanbS-SSÖobnungen geräumt merben miißen, bat birrd) bie
jemeilS aoftänbige Regierung (in Preußen burdj ben Dber-
präfibenten) ao erfolgen.
©tu SBohiutngSbürgfdioftSgcfch für Württemberg und) bem
SRufter beS jpreußifd>en Biirgfd)aftSgeießeS ift in Auöfidß ge¬
nommen. 2ieS ©efeß foß bie ©runblage bilben für eine
ßanbeSfrebitanftalt für WotmungSfiirforge, bie bas R?ini-
fterium beS Qnnern entfpred>enb ben Wünfcben ber beibeu
Kammern ins ßeben rufen miß.
2ie Vlufgabe ber Anftalt foß barin beftehen, Vürgfdjaften für
ameitfteüige bon ben Erbauern ober ©rmerbern bon Häuferu mit
Äleinmohnungen bei anberen ©elbgebern aufgenommene 2arlehcii
unter ber VorauSfepung au übernehmen, baß bie Abficht ber ©r-
aielung eines unoerbienten ©eminnee aus füuftiger Steigerung bes
Vertaufspreifes ber Häufet bauerub aubgcfchloffen erfcheint. 2ie in
einem V?ad)lrag aum Haushaltsplan geforberte Summe bott einer
Million Mart foll bem ©ruubftocf ber neuen Vanbesfrebitanftalt
augeführt toerbeu. Aa«h bem Vorgehen bon Preußen mirb eine
2ecfuug in Höl>e bou einem Jvüufaehutel ober a« Vlufaitg bielleid)t
fogar bon einem Zehntel ber berbürgten Beträge au ©ruttbe gelegt
merben.
2er 2eutfd)e ®n«Sheßh«rtag am 11. unb 12. Auguft in
2reSben Perbient infofern eine befonbere Beadßung, als fidi
erfreitlicbcrmeife in ben Sorberungen ber HaitSbefißer jeßt
mand>e fünfte befinben, bie and) oon ben WobnitngSreforment
erhoben merben. 2agegen trat in bem Bericht über ben
©runbfrebit in ber Übergängsmirtfdjaft ein gemißer ©egenfaß
au ben HbPothefengläubigeTn l>erPor, troßbem ber HanSbefißer-
Perbanb organifatorifcb mit ber Sntereßeno'ertretung ber
HbPothefenbanfen aofammengefoppelt ift.
Vrof. Voigt, granffurt a. M., ber über bie Vautätigteit
nad) b e m Si r i e g e fprach, erflcirtc bie SÖohuungSnot als lange
nicht fo fchlimm,. mic bie „mirtfehaftüdjeu Micßmad>cr" fie hinfteßteu;
aber aud> in feinen Vorf<hlägeu aur Hcrabnüuberung ber Vaufoften
maren Vuntte, bie fid) mit Vorfdjlägen ber AJohnungsreform bedeu,
5 . V. Material unb Vfrbeit fparenbe Vaufonftruftion, Herabfe^uitg
ber baupdiaeilicheit Auforbcrungen auf ein hpgicnifches Miubcftmaß.
Sufti^rat Ur. Baumert, ber über Die g c f e ß l i ch e n A? a ß n a h s
men aur görberung b e s 3ß o h n u n g s m c f e n s fprach. Per-
langte u. a. görfcerung bes SHeinhausbaueS unb a u biefem ^meef
baupoliaciliche unb fommunale Erleichterungen. 2er ©efeßentmurf
über baS © r b b a u r e dji t©P- 557j mürbe im günftigen Sinne burd)
Vrof. ©ehi ^Xnfti^rat I)r. Certmann befprodjen.
8 u einer lebhaften AuSfprache fam es über bic für ben Haus-
befiß befonbers michtige grage bes , © r u ti b! r e fi) i t S in ber
U bergan gsmirtfehaft. $n ben baau angenommenen ßeit-
fähen mirb u. a. geforbert ©rleid)tecung ber Älapitalbefchaffung burd)
Errichtung uon Stabtfdjaftcn unb unter Umftän.ben Viirgfchafts*
übernähme ber Stabte, Verlängerung bes jeßt beftebenben gefeßlichen
Schußes gegen ^mangsperfäufe, gefeßlidjer Vluffcßub ber Riicfaal)-
lungsfriften für fällige Hhpothefen, Sicherung gegen übermäßige
^iusirhößungen feitens ber Hhpüthdeugläubiger ufm. ufm. ©roße
linaufriebeuheit f>crrfd)t bet ben Hausbcfißern über bas Ein¬
greifen ber © e n e r a l f o m m a n b o s gegen übermäßige
Steigerungen unb Atüubiguiigcu. — giir bie Xätiglcit ber Aiiets
einigungsämter münfebte mau fefte unb einheitliche Rönnen.
AuSbilbungSleh« 0 äitge für AtohnungSaufftcht unb BlfljttuitgS»
Pfleg«. Ein folcher Sehrgaitg mirb in ber it Pom« 23. September
biiS 5. Cftober 1918 gemeinfam Pom 2Bol)Ifaf)rtöamt, SBohuungSatnl,
bem Verein aur 'göobeiutig bes Vlrbeitermohuungsmefeus, ber
Zentrale für priuate giirforge unb bem graiuenfemiuar für foaiale
Berufsarbeit in granffurt a. M. Peranikiltet. 2er fietyrgümg
ift in-sbefoitbere für Setter unb Vlngefteöte Pott SBohnungSämtern,
für SSohnuugSaußichtobeamtc, A>ohnungspflcgcr unb -Pflegerinnen
fomiie für Seiter unb ©efchäftsfüßrer gemeiunüßiger BaugefeUfd>aften
unb aÜe foaialpflegerifd) tätigen Verfemen geeignet. $ur Behanblung
gelangen follen alle gragen ber Aiohmiugsbercitfteßung, ber ASol)'
liungsauffidit unb A>otinuiigypflege, insbefoubere gragen, bie mit bem
neiiteit Vreußifdieu AAc-hmingsgefeß jotuie Dem Ausbau ber A>ol)uutigs-
unb Wohlfahrtspflege unb ber giiiforge für ftuberreiche gamilieu a»'
fammenl)ängeu. Vlusfüßrlidie Vrograuune ftnb Pom Wohlfahrtsamt
in grauffuvt a. At., Saalgaffe 31, ao beaiehen. Vluf einen ähnlichen
in Berlin ftattfiiitenbcn Sehrgang ift Sp. 071 fjinfleoüefcn. Ebeufo
mirb ein folcher Sehrgang potn 9.—12. September 1918 uont
R h e i n i f ch e o V e r e i u f ü r Si l c i ti m o h n u tt g S m e f c n i ii
2 ii f f c I b o r f pcranftaltet. Vlnmelbuugeu unb Anfragen finb au
biefen Verein, 2üffclborf 39, Abero-Str. 1, a» rid>ten.
735
Soziale ^ragis utibArd)it) für BoIfSmnljlfahPi — 1918 — XXVII. 9fr. 47.
|tt*ntrifdft Pitteilungen.
B au I 2Ö ö l b I i n Q : $er Arbeitsnachweis. Berlin 1918.
©uttentag, BorlaflSbudshanblung.
3)ar fachfuitbige itnb gebaiifenreidje Berfaffer beS „Afforbocr*
IrageS" hat im twrliegenbeu Budjc fciir $ntelcffe ber üolfswirtfchaft-
licken, fogialcn unb redjtlidjt’it Bebeuiuug ber ArbeitSnadjWeiSfrage
gugewattbt. Stuf ©runö umfaffenber Skuntuiffc ber 5E^eorie unb
Braj;is gelang eS bem Berfaffer in biefem SBerf, baS als §anbbuch
begcid)itet ift, bie wid)tig[ten fragen bes ArbeüsnachwetfeS in flarer,
iiberfid)tlid)er ^orm ber £)ffcntlid) , feit gugäijglid) machen, $u
Strenger Spftematif [teilt ber ilierfaffor bie J oerfd)iebcnert türmen
beS ArbeitSuad)WcifeS in iliren redjtlidjen Begebungen gum V^äfler*,
©ieuft* unb Bkdoedrage fowie in ihren gegenfeitigen Berbältmffen
guvinauber bar. Aach einer furgett gefd)id>tlid}en unb wi<ffenfdjafts
liehen Behanblung beS Stoffes wirb eine allgemeine Übcrfid)t ber Der«
fd>iebenen Arten ber Stelkimermittlung, bie in ber gewerbsmäßigen
unb uichtgetuerbSmäßigen Ermittlung gu fmben ftrtb, gegeben.
Ein gweites Kapitel ^ beschäftigt fidj eingebenb mit bem bürgerlichen
unb öffentlichen 9ted)t ber StelfenDermittlung unb bilbet cjrnett
Übergang gut* Efjanblung ber Organisation beS öffentlichen Ar*
beitSuadffueifcS unb ber ArbeitSnachWciSOerbänbe. hierauf folgt eine
fritifche Beleuchtung ber Stellung ber Arbeitgeber* unb Arbeitnehmer*
freife gu bem ArbcitSnachWcifc. ©er weitere ©eil ift ber EtefdjäftS*
fithrung ber öffentlichen unb nid>t öffentlich unterftüßten genrein*
nüßigen Arbeitsnachweise fowie ben Aufgaben beS ArbettSnadsweifeS
nad) §nebenSfdiluß unb ber übcrgangswirtfdjaft geWibmet. Bon be*
fouberem ftnicreffe ift hierbei bie Behanblung ber ftufunftsfragen,
bie ber Ber f aff er unter Berürffidjtigung aller burd> ben Strieg ge=
feherffeiten Berbältuijfe burch Ausbilbuitg unb Berbollfomminung beS
öffentlichen Arbettsuudjmeifes gu löfeit uerfud>t. ©aS SBerf bilbel
eine banfeuswerte Arbeit, bie bem Sogialpolitifer ebenfo wie bem
$uriften fel>r willfommen ift. Aber aud> ber ber Sogialpolitil $ern»
ftehenbe finbet in ber ruhigen unb praftifchen BebanblungSweife
beS Stoffes einen guoerläffigen gübrer burd) bas oft heiß umftrittene
(lebtet beS Arbeitsnachweises, ^öffentlich entfpridht ber Erfolg beS
BttdjeS feinem inhaltreichen ©Bert! '
1 ^ Dr. Abolf ßttruaec.
©ie geitfdjrift pvavt» nnt* Hr4jix> für fpoltaftnrahtfalrri“ ift burdj alle Buchbanblungett unb ©oftämter (©oftgeitungSnummer 7137) gu begießn.
Eingelnummer 35 ©f. ©er AngetgenpreiS ift 45 ©f. für bie Diergefpalteite. ©etitgeite.
©tetten&efefcung.
Bei bet 9?ationalftifhmg für bie $interbliebeneu ber im Kriege
©efaflettett in ©erlitt ift infolge JHüdtrittS beS Inhabers bom 1. Oftober
1918 bie Stelle eines fieltetS ber Sozialen fCbiellttttg gu befeßeu.
^ahreSgehaU M 15 000.—. 3n Betradjt fomnten nur ©erfötilidjleitett,
bie $odhfd)ulbtlbmtg uttb langjährige praliißhe Erfahrungen itt ber
fogialeit gürforge befißen. Bewerbungen finb bis fpäteftenS 25. Auguft 1918
ait ben Sogialen AuSfcßuß beS ^käftbumtS ber 9iationaIftiftung r
(g. §. beS AuSfdjußborfißeuben ffirof. Dr. granefe) Berlin NW. 40,
Alfenftr. 11, gu richten.
Berlag bon ©u ft ab gifchc r in $ e n a ._
Serttifü ml ietSniiiiii inlisus
3Son Dr. Subrotg §eqbc.
(24 ©. flt. 8») 1916. frei«: 76
^ochfchule für fommunale unb fogtale Verwaltung, Eölrt.
©)aS BorlefmtgS*BergeichmS für baS SBinter*^>aIbjahr 1918/19 ift. erfdjienett unb fantt nebft
ben fonftigeu S)rucffad)en burch baS Sefretariat ber ßod)fd)uIe, ElaubiuSftraßesl, begogen
werben. (^retS 0,25 Jü.) Beginn ber Borlefuttgett uttb Übimgett am 1. Oftober 1918.
$et Stubienbireftor ber ßötner $o^»len $er »bteiluwaSbirettor ber $od)fd)ute
SSrofeffor Dr. 6i)t. g-dert, für Ttommuitttle unb fosiote »ernmftunfl
Cüeheimcv fRegienmgSrat ' ^ßrof. Dr. t^tiß Stiet*SomlO.
Verlag non (öuffao Jifcher in 3ena.
Eine öfottomifche Stubie
bon
St. $ct6nf non smetsQ,
s pvibatbogcut a. b. UnlbetfiWt Sfrelbufg i.Vr.
(X, 198 S. gr. 8°). 1916.
^'reiS: 4 Wlcnt 50 Bf-
Verlag v o tt’ © u ft an ^ifc^er in 3 c it a.
3luf meine not bem 1.3anuar 1917 erfchienenen ^erlaaSWerfe erhebe
ich ben allgemein eingefaßten Verleget*^enernngSgnfchlag non 20%.
SSorlefungett über 9tationalötonomie auf ©runb=
tage. beS 93iargtitalpritt34)eö. «ou »mit ©wieu,
Brofeffor ber 9fatioitalöfouomie an ber Uniberfttät ßuub. ©hro*
retifd^er ©eil. I. Banb. SKit 18 Abbilbungett. Bom Berfaffer
bttrehgefeheue ‘Überfeßuttg bon SKargarethe ßaitgfelbt. (XI
290 S. gr. 8°.) 1913. BrciS: 6 SWarf, geb. 7 SWarf.
Inhalt: Einleitung, ©er Begriff ber Katioitalöfonomie.
®ie Einteilung beSStoffeS. I. ®ie heitre ber Seuölferung, ihrer
3ufantmenfehuug unb Beräitberung. 1. ®ie ©edeilung nadj ÜebenS-
ulletu. 2. ®ie Bedeilung nad) ®efd)lechtern unb nad) bem 3it»ilftanbe. 3. ®ie
©eräitbeiuugen ber ©ebölferung. ®ie ©tcrblithreif. 4. ®ie grudstbadeit.
5. ®ie natürliche BolfSüermel)rüng. 6. Ein* unb AuStoanberung. 7. ®ie
UWalthuSfche ©ebölferungSIehre. 8. ®ie gwei ©ebölferungSfragen. — II. ®ie
3Be r11e h re. 1. ©er laufdfwed unb feine llrfad)en. Altere Ertläi-ungSuerfudje.
2 ©er Begriff ©reiignufreu. 3. ©er freie ©aufd) unb ber iOiarftmert. 4. Ein*
roeubungen gegen bie ©renguubeutheorie unb Ausnahmen biefer Theorie.
5. ©er ©etuimt bei freiem 2aufri)e. C ©te ©reiSbilbung bei eingefchrantter
Monfurreng. 7 ©ie BreiSbilbung unter bem Einfluffe ber Brabuftlon. Über¬
gang gur nädjften .'Qaubtableilung. — III. ©ie ©robuftionS* uub ©er*
teilungSlehre. 1. Äapitalloje Brobuftion. f©ie ©runbbefiher als Unter¬
nehmer. ©ie Arbeiter [ober eine britte ©erfon] als Unternehmer, ©ie Ein*
lüirfung ber tedjnifdien Erfinbungeit auf ©runbrenle unb Arbeitslohn). 2. ©ie
fapitaltftifd)e ©robuttion. (©er Begriff Kapital, ©ie ©rengproburtioität beS
Kapitals. Einjährige unb mehrjährige ftapitalintoeftierung. Alternatioe
Monflruftion beS ÄapitalginfeS unb ber iiöfung beS ©edeilungflproblem. SBiffen*
fchaftlidje Streitfragen htufichtlid) beS Kapitals.) 3. ©robuftion unb AuStaufch
in ihrem 3 ll f ammet, l)ange tuiteinanber. ©efinitioe Theorie beS ©aufdjtoedeS
— IV. ©ie Äapita l bilbung.
rtöluifdje Leitung, 4. Januar 1914:
. . . Um fo fdjwerer wiegt baS Üob, bafj man ben Betrachtungen beS
BucheS, bie fiel) in bem Streife „Bkd, Stapital unb teilte* bewegen, mit Ver¬
gnügen folgt. Bier fid) mit ben ©roblemen beS Kapitals unb beS Slapital*
ginfeS, mit ber harten Äug beS ©renguuhenS befaijt hat, ber wirb in SßicffeflS
Buch Diel Anregung uub ivörberung finbeu. Bon aflueflem Steig ift baS
Kapitel, auf baS iBidjeU feine ©adegungen anfbaui.
Aeraunoortlicb für bie ©thrifUeihmg: Dr. Cubniig^ftjbe, öerliii*«runenialb. — Aerlng:
©täbüf(he gtnangforgeit. um«« unb anutei Ä u ib«r
Befetügung. Bott S. SBeittflcitt, ©Utglieb beS grtnaugauSfdjuffeS
im ©emeiuberat 3 U Etfenad;. (50 S. gr. 8 °.) 1913. B*eiS-‘ 1 SWarf.
Ein ©raftifer — burch eigene faufmänm[d)»finaugictle Begabung baau in
ber ßage — gibt hier eine fehr bemerfenSioede furggehallene Sddtif ftäbtifdier
ginangwirtfehaft. Seine Schrift, bie in aufprnchSlofeni ©ewaube auftritt, aber
bafür um fo mehr prattififie Bebeutuug haben biirfte, foüte bon jebem ,stom*
nmualpolitifer — [ei er ©emeinbebeumter ober ebrenauitlid) tätig — gelefen
Werben. Aud) bie Sßählcr, bie an ber ©eftaltuug ber ©cmeiubcfteuerberhültiiiffc
fiegreifltdjerweifc groffeS ^utereffe haben, werben fehr BkdboUcS auS biejev
Brofchüre lernen fönnen.
SBirtfchaft unb Shwft. Eine Unterfuchung über @efcht«h^
unb ©beorie ber mobemen Üunftgemerbebewegung. Bütt Heinrich
SBaenltg. 1909. B*ei$: 8 ©farf, geb. 9 SKavf.
Inhalt: Einleitung. — I. ©aS neue Eoangellum. Eadple unb
StuSIin. Biifliant iDtorriS. ©ie euglifche „Stenaiifanee". — 11. ©ie moberue
51 unft ge Werbebewegung. ,vraufreid) unb Euglanb. Amcrifa. ©eulfeh*
lanb uub Oflerrei^. — 111. Sinn ft uub ©e werbe. Stunft unb Arbeit.
Äunft unb BebürfniS. — Schluß. — AutorenbergeichniS. — \Vibei;.
Unfer Bobenredjt. (iinc tritifrfie (stubie ben Urnolb Sage*
mann. 1912. i|Sreie: 1 SHart 00 '#
Inhalt: Einleitung. — \>iftotifche ©arftellung unterer ©olfSwirtfchaftS»
entwicflung. — ^uriftifdje Begriinbuug ber gewonnenen Ergcbniffe. — Unfere
heutige BMdfd)aftSlage unb ihre theoretifdje Biürbigung. — ©er öeg gum
3iel. — ©aS fünftige Bobemecht. — ©ie notwenbigen Anberungen ber
Aed)tSorbuung. — Schlußwort.
SBefeit unbXethntf bet heutigen 333irtfdjaft3fämfife.
Bott Amolb ©Bagemann. (IV, 44 S ) 1913. B l <*i§: 1 SWarf 50 Bf-
ii (> a 11: 1. Allgemeiner leil: .Üibentität Don wirlfchafilidjeu uub etbifdh’ rI
fielen. 11. Spegieller ©eil: A. ©aS Bobeuproblent; 11 ©aS Sfapilalproblent
u ft a b ff i f d) e r. üena.—öfebnirft bei 3 u l iu S S i 11e n f e t b, $ofbutftt>nufet., Berlin W 8
’ mrmm f r - -*w -*nr
XXVII. |nljrgflnfl.
ferlnt, ben 29 . &upß 1918 .
itummer 48*
g*rrfialo Uralte
mit)
gUrüjtti für gTcrltenwJjlfaJjti
®r|tyetat an febera Donnerstag. tfret« »terteljS^rlidj 4 iWariu
- öerauogeber: -
geritii w^'gelu'niarfSr. 29/30 Jlrfff. Dr. ©. framhe unb |fn>f. Dr. p. Si'mmcrmamt. «uf«o #iriVr, ?tn«.
' /«rnfpr^r* %mt IWttn*«f.i809. gemfprf$«r 58.
Inlralt
©in tluffiaa ber f^noaliben*
uitb HinterbUe&enenDerfidf)e*
run g. I. Bom ©et). Oberregtecungi«
rat 2)üttmann*ßlbenlwrg . 737
@tne BettragSgemeinfdjaft bcr
^ßrtngipale unb bcr gaftoren
beS beutfdjen Bu<hbrgcf«
gewer&e«. ? .... 740
«ojtale gm, fMtefe*.742
3ur grage ber Stüftungöarbeiler-
lobne.
Hrbettcr« unb Uirtertteljineroer»
tretungen.743
Sianbarbeiter uitb 2rtnbnürtfd)üft««
famnterrr.
CrgaitifaHotteii ber flrbetter, ©e«
btffett, ttngefteaten trab föe*
antten.744
®ie freien ©eroerfjibaften im
3abre 1917.
Sur grage ber Slrbeiterbanfen.
Orfretterfcftttfe ..745
©ine neue SlrbeiiSftett« unb Urlaubs*
regelung für bie ©chtoeiger 2Rilitär*
toerfftätten.
2)te grage ber HrbeitSgettoerfürgung
in ben ÄriegStnbufirien.
S)ie ©ntroicflung ber gabrttpflege.
Urbettflofjgfett ntb i|«e tBe»
fftwpfmia . . :.747
5)ie ÄriegSfÜrforge für er*
werbSlofe ^ejtitarbeiter in
SlugSburg.
. . ..748
©ine BolfSbodjfchule im gelbe.
| Stterariföe aRttteUmtge« .... 749
übbrud fämöW&er Kuffübe tfs Selhmgept unb Brttföriften geftattd, }ebo(| nur
mit Doller Quellenangabe.
ffiin &nstoui Der giuinlibfn- utiD PntterblirDenett-
ner|idjfnmg.
Bon ©eh- CberregierungSrat üttmann*Olbenburg.
I.
Slm 13. unb 14. SOJai b. 8- tagte in Berlin bie Boßoer-
fammlung ber Sanbe£öerfid)2rung£anftalten unb Sonber-
anftalten, bie fid) mit ber Srage be£ Slu3baue£ ber ^ut>aliben-
unb SintcrbliebenenDerficherung befdjäftigte. $en Slnlaß bot
bie Slbfid)t ber BeidjSregierung, bem 9teid)£tag eine Vorlage au
machen, Weldje bie borläufig für ba§ laufenbe 8ohs burd) bie
BunbeSratSoerorbnung Dom 3. Januar b. 8* eingeführten
Dtfentcngulagen in ba§ ©efeß bineinarbeiten unb bie gur
bedang ber erhöhten Seiftungen erforberlidhe Erhöhung ber
Beiträge bringen foK. ®er Vertreter be§ $eic^Wirtfd)aft§amt§
teilte mit, baß btefe Borlaße nid)t mehr, Wie urfprünglid) be-
abfießtigt, nod) Wähtenb ber gegenwärtigen Tagung, fonbern
erft im ÖFtober an ben Reichstag gelangen foße, unb baß e§
niöglid) fein Werbe, in biefer Vorlage aud) fold^e Beftimntungen
öe§ ©eleße£ gu ärtbern, über beren Slbänbmtng&bebiirftigfeit
aßfettigeS ©inberftänbniS beftehe, Währenb tiefet greifenbe
Vinberungen jeßt au§gefd)loffen Werben unb einer späteren
Reform Vorbehalten bleiben müßten. ©r erwähnte babei, baß
e§ im ©egenfaß gu ber t)on ben Berfid)erung§anftalten auf»
geftellten gorberung bet ber Prägung ber Soften ber 3tenten-
gulagen bnrdh bie Serfi(herung§träger bleiben rnüffe.
2)ie SSerfatnmlung [teilte fid) auf einen in wefentlidjen
fünften abWeichenben 0tanbbunFt, obwohl nidht oerfannt
Würbe, bafe ber Oon ihr geforbertc grofegügige Slu^bau ber
Snoaliben- unb fiinterbliebenenberfidherung gewaltige SWittel
erforbern Werbe unb unter aßen Umftänben nidht in Fürgefter
Seit berWirffidjt werben Fönne. ®ie hielt aber bafür, bafe nidht
nur ohne Sßergug bie Sßorarbeiten in Singriff genommen Werben
müßten, fonbern aud) eine 95erftänbigung über bie angm-
ftrebenben Siele gfoifdhen Regierung unb 9teid)£tag erfolgen
iniiffe, bebor bie gunädrft ein^uführenben Stnberungen getroffen
Werben Fönnten.
2) ementfbred)enb befdhränFte fidh bie &erfamntlung hinfidht-
Itdh be§ beborftehenben Slu3baue§ auf bie SBegeidhnung ber grofeen.
Stele unb bie gu ihrer drreidbuug bieniid)en 3Bege. 3)abei
fonnte fie fid) im Wefentlidhen auf bie SSerhanMungen ber brei
$oßberfammlungen begtehen, bie im Sfbril 1916, im 3ü*m -1917
unb im Januar b. 8- in Seibgig unb ^petbelberg ftattgefunben
unb gu einftimmig gefaxten ^öefdhliiffen geführt hatten. SBeiter
würben aber in großer Salü 3tbänberung§borfd)läge gu ßingel-
beftintmungen be§ jehigen QiefeheB gemalt, bie gum Xeil bon
grunblegenber Söebeutung finb unb inföWeit nadhftehenb mit
erwähnt werben foßen, gum £eil gWar bon mehr ober minber
großer S9id)tigFeit finb in^befonbere aud) für bie notwenbig
enguftrebenbe SSereinfadjung ber 8nbaliben- unb fiinter-
bliebenenberfidherung, aber in ber ^auptfache bodj ©ingelfragen
geringerer Tragweite berühren 1 ).
3) ie einftimmig angenommenen Seitfäße, Welche in erfter
Sinie bie S3eadhtung bebölFerung^bolitifdher ©efidht^bunFte bet
»er weiteren SluSgeftaltung ber 93erfidherung forbern, hohen
folgenben Wortlaut:
1 . 3)ic Bewährung bon Beihilfen on eiuen großen £eil ber
Dtentencmpfänger ber Slrbeiterberficherung ift notwenbig ge*
worben, ^ie burch bie 93unbe3rat3benorbnung bom 3. ^o-
nuat b. eingeführten Dtentengulagen entfgrechen ben gn
flellenben ^Inforberungen nicht.
2 . ?fn bie Stelle biefer 3ulagen muß eine ohne 'Jtüdficht auf
bie Jöebürftigfeit in Bruchteilen ber eingelnen Diente gu be*
meffenbe Erhöhung ber Dienten treten.
3. &ie BerficherungSanftalten hatten ihren red)tttd)cn Staub«
puntt aufrecht, baß bie SCragung bet 5CeuerungSguIagen au@*
fchltoßIich i Sad>e beS Dieicheö ift, unb erwarten, baß bie
Bunbe^rcgierungen biefem audh bom DieicßStage einmütig ge«
teilten 9ied)t6ftanbpunft ftch anfchließen werben. Sollte biefe
©rwartung nicht in ©rfüßung gehen unb bie BerficherungS*
anftalten gegen bie Billigkeit mit biefen XeuerungSgulageu
belaftct bleiben, bann miiffen fie berlangen, baß ihrer Wirt»
fchaftlid>en CS>efäI>rbung foWohl auf bem SBege bet Beitrags«
'erhöhung cil& aud) auf bem ber ©rl)öhung beS Dieich^gufchuffeS
abgcholfen wirb.
4. 2>ie jeht einguführenbe ©rhhhung ber Dienten !ann nicht wieber
in SGBegfall gebracht werben. Sie fann in gutreffenber SBeife
nur borgenommen werben, wenn man fid) bother über ben
angußrebenben Dluäbau ber ^nbalibcn^ unb Hinterbliebenen-
berfid)erung !lar geworben ift. Bei biefem Slubbau m#iß bie
görberung einer gefunben BebiiltcruggSpoIitif als ein
Hauptgiel mit ins Sluge gefaßt Werben.
5. 2)te Zahlung ber $inberrcnien an Berficherte mit brei unb
mchr.^inbern unter 15 fahren in Berbinbung mit einer
entfpred)enben Erhöhung bcr Äinbergufchüffe gu ben
^nbalibenrenten unb ber SBaifenrenten bietet einen geeig¬
neten SÖeg gur Berminberung ber wirtfchaftlichen Diöte ber
Bgl. ben bollftänbigen Bericht: „Berhanblungen ber Boß*
berfammlung besr $eutfd)en ßanbesocrficherungsanftalten in Berlin
am 13. unb 14. DWai 1918". ©ebrudt bei Sittenfelb, Berlin,
128 S.
‘ T39
Soziale Praxis unb Areßtb für Bollsmoßlfaßrt —,1918 — XXVII. Ar. 48.
740
finberrekßen ^auiilien unb ßilft bamit ritten ber <Srünbe beS
EeburtcnrürfgangeS befeitigen.
6. daneben bleibt eine wirffame SBoßnungSfürforge für bie
finberrekßen Familien, insbefonbeue für bie großfiabtifeßen
Berßältnifjc, erforberlidj, bic mit ilnterftiißung beS AeicßeS
unb be» Staate» non ber Gtemeiitbc unter Heranziehung ber
Arbeitgeber übernommen tuerben muß.
7. Xurcß bic Ausbeßnuttg ber BerficßerungSpflicßt unb bie Er*
ßößuug ber A2inbeftzal)l ber Beiträge bei ber freiwilligen
Betficßerung muß cinerfeits ber ftreis ber BcrforgungS*
bebürftigen uoUftänbiger erfaßt, anbererfeit» bie SeiftungS*
fäßigfeit ber Berficßerungöträgcr beffer gefiebert tuerben.
8 . Ski ber. Aeubcmeffung ber Beiträge, bie burd) bie Erßößung ber
Seiftungen erforberlid) tuirb, muß mit Aürfficßt auf bie
feßwere mirtfdjaftlkßc Sage bie Eegentuari auf Soften ber
$ufunft entlaftct tuerben.
9. Unter gortfall ber freiwilligen 3ufaßuerficßcrung wirb bie
bisherige Angefteütenoerfidjerung in gorm einer Pflicßtzufaß*
ucrfidjcruiig organifd) mit ber allgemeinen gnualibenberfidje*
rung uerbuttben. Selbftoerftänblicb bürfen bie angefammelten
unb tueiter zu entriebtenben Beiträge nur gugunften ber ber*
fieberten An ge ft eilten bermenbet tuerben.
' 3ur Begrünbung ber in ben Scitfäßen aufgefteUten gorbe-
rnngen Würbe in ber ®auptfad>e folgenbeS auSgefüßrt 2 ):
Xie gegenwärtigen XcuernngSoerhältniffc-bebingen eine
Erhöhung ber bisher gewährten Beuten, unb eine fpätere Be-
feitigimg biefer Erhöhung erfcheint auSgefchloffen. Xie Art
ber Bcntenerßöhimg, bie burd) bie BunbeSratSoerorbnung Pom i
3. Sanitär b. & eingeführt ift, barf nidjt über ^aßreSfdjluß I
.hinaus beiöcßalten Werben, Weil fie ohne jebe Biicfficßt auf baS I
BebürfniS unb bie frühere BeitragSleiftung ber Renten- '
empfänger 3ulogen in gleicher ®öße porfießt unb überbieS
bie äßaifen nicht berüdfichtigt.
Xie an ihre Stelle tretenbe Erhöhung ber Renten fann mit
9)ircffid>t auf bie große Saßt ber in grage fotnmen&en Renten
— eS fönnen beren runb 1V 2 Millionen fein — nid)t non einer
Prüfung ber perfönlichen Berßältniffe beS einzelnen Benien-
entpfängerS abhängig gemacht werben. Wie baS burd) bie
BunbeSratSPerorbnimg Pom 17. Januar b. für bie an 3aßl
um ein BielfacheS geringeren Ünfallrenten angeorbnet ift,
fonbern fie muß in feften Bruchteilen ber bisher bemogelten
Bente erfolgen. Auch bann wirb es nur bei 3ulaffung aller
Erleichterungen ben BerficherungSträgem möglich fein, mit i
ben burch ben $rieg oerminbprten ArbeitSfräften bie gewaltige
Arbeit mu bewältigen 3 ).
Bor allem bebürfen bie SnPalibenrenten, aus benen and)
ber Unterhalt non Stinbern unter 15 £$aßren beftritten werben
muß, einer ftärferen Erhöhung, unb bie Bßaifen-, bie nicht als
$riegerwaifen hoppelte Benten beziehen unb beren 3aßl
gegenwärtig ßhäßungSWcife minbeftenS 300 000 beträgt, biirfeu
nicht Wie bisher leer aitSgehen.
UnzWccfmäßig Würbe eine aus Greifen ber Berfidjertcu
angeregte unb angeblidj auch nont Beith&xürtfchaftSamt in
AuSfid)t genommene Erhöhung ber Benten burd) Einführung
cine§ höheren ©runbbetragS fein. XaS würbe, wenn fie
gleichmäßig für alle Stenten erfolgt, überhaupt feine Ber-
befjerung gegenüber ber roßen Art ber Bentenerßößung burd)
bie Befaßen ber BunbeSratSoerorbnung Pom 3. Januar b. %
bebeuten, beren unzulängliche Beftimmungen, bie nur burch
bie auS ber Perfpäteten Inangriffnahme ber Arbeit fidj er-
gcbenbcn Notlage zu redjtfertigen waren, alfo PereWi^en.
Botwenbig erfd)eint im Sntereffe einer entwitflungS-
fäßigen AuSgeftaltung ber Berfidiernng eine ben Berficße-
rungSWert ber gelcifteten Beiträge mehr beriüffichtigenbe Be-
meffung ber Stenten, wobei bie Berficherten, für bic ohne
Wefentlidße Unterbrechungen Beiträge geleiftet werben, gefeßüßt
2 ) Eingeßcnber in einem oon mir in Ar, 3 ff. beä „Bcrfidje*
ruitgsboten" ocröffentlidjtcn, aud> alc^ Sonbcrbrud erfd>ieneiien Auf*
faße „Ein Ausbau ber SozialPerficherung unb ber 'IBofinungSfürforgc
nad) bcPölfcrungSpolitifchcu ©efidjtspuuften* — Clbenburg, Berlag
beb „BcrftcßerungSbolen" —, beffen Inhalt al» ben nxeiften ^eil*
iiießmern ber Bcrfammlung befannt uorau»flefcßt tuerben bui^te.
• a ) Aad)bem bie Borlage 6 i» zur .^erbfttaguug bc» SteicßStagS
ßinausgefdjoben ift, erfdreint e» unmöglid), bie neuen Beftimmungen
bi» zum 1 . Januar UU9 in Sraft treten zu Iaffen, unb es tuirb
eine Berläitgcrung ber ©eltungsbaucr ber Bunbe»rat»ucrorbnung
Uom 3. Januar b. bis tuenrgftenS 311 m 1. April 1919 faum z u
umgehen fein. Eingeßenbere Borfdjläge für eine Stegclmtg tüäßrenb
ber Übergangszeit finben ftd) in meinem oben angeführten Auf faß
Werben müffen gegen bie fchon jeßt gegebene, bei Erweite¬
rung ber Seiftungen aber erhöhte Okfaßr ber 0d)cibigung burd)
mißbräuchliche Ausbeutung ber Beftimmungen über bie frei¬
willige Bcrficherung. 3BaS jeßt Porläufig gewährt Werben foll,
barf nicht ben fünftigen Ausbau unmöglid) machen ober aud)
nur gefäßrben. deshalb muß eine Berftänbigung über bie
Stichtung, nad) ber ber Ausbau erfolgen foll, auch ber Stegelitng
für bic Übergangszeit Porangeßen. ®icfe ift aiich bann red)t
wohl möglich. Wenn man mit ber SieidßSregienmg baPon auS-
geßt, baß baS 3Jtaß, in bem bie Seiftnngen ber ^nPaliben- unb
.^intcrbliebcnenPerficherung benmächft auSgebehnt werben
fönnen, inSbefoubcre and) bic $ößc, in ber baSSteich zarXedting
ber Soften herangezogen Werben fann, Pon ber fünftigen @e-
ftaltung ber wirtfd)aftlid)en Berßältniffe, zwnädrft alfo Pon ben
Bebingungen, unter benen ber allgemeine Trieben z^ftanbe
fomnten Wirb, abhängig gemacht Werben muß 4 ).
(Sdjlufe folgt.)
®iiK ^frtrajsgfiitfittfdjaft ier JJrinjipnlc nn> fahtoren
öfs öeutfdjfn fm^örudigfinjrttfg.
Eine BerträgSgemeinfchaft ift naCß längeren Borbereitun¬
gen ztoifdhen bem Xentfchen Bnd)brucfer-Berein unb bem Xeut-
feben gaftoren-Bunb, ber befonberS biefeS 3irf angeftrebt höt,
am 20. Auguft 1918 abgcßhloffcn Worben. Xmnit fügt ficf> ein
neues ölieb in bie paritätifdb - foziale Organifation beS
Bud)bnicfgeWcrbcS ein. Xie neue BerträgSgemeinfchaft ift eine
Wichtige Ergänzung ber Xarifgcmeinfchaft, bie fte in gewiffem
0inne Pom ArbeitSPerhältniS zlpifchen ^rtrtaipal unb ©eßilfen
auf baS XienftPerßältniS zwißhen Btinzipal unb 5nftor über¬
trägt. ES hanbelt fid) hier um einen grnnblegenbcn Sort»
fchiütt folleftioer Crbnung für eine neue foziale 0d)icht, info-
fern, als ber gaftor bem Brinzipal nicht bloß als Sfngeftellter
höherer ArbeitSfraft gegenüberfteßt, fonbern auch als Ber-
traitcmSperfdn ber Betriebsleitung %ux 0eite fteßt unb bic
Sntcreffen beS Arbeitgebers gegenüber ben ©eßilfcn zu üer-
treten hat, alfo eine Xoppclfteüitng, bie mancherlei foziale
0d)Wierigfeiten in fidß birgt, bie übrigens nod) baburch ber-
fdjärft werben, baß ber gaftor faft bureßneg auS bem ©eßilfen-
ftanbe aufgeftiegen ift unb in ben meiften gällen langjähriges
SRitglieb beS ©ehilfenPerbanbeS War, ja eS wegen ber 3w
gcßörigfeit zu ben UnterftiißungSfaffen biefeS BerbanbeS nidßt
feiten noch bleibt. Bei biefer Bcrwidlung ber fozialen Be-
I zicßanöcn bie 0tefiung beS gaftorS zb3tfd>en Btinzipal unb
I iM)ilfcnfd>aft flar unb feft anSznprägen, War feine leichte Auf¬
gabe; um fo ernfter ift ber Berfucf) zu Wiirbigen, ber jeßt mit
ber Errichtung ber BertragSgemeinfd)aft gemad)t ift, um bie
Stegelung ber bienftPcrtragIid)cn Berßältniffe unb ber fid)
barauS ergebenben 3lwifeIS- nnb 0treitfragen im breiten
organifatorifchen Ausgleich herbeizuführen. 53cbeutung
biefeS BerfwhcS erforbert eine ausführliche SBiebergabe wenig-
ftenS ber $auptpnnfte ber BerträgSgemeinfchaft:
§ 1. 3 roerf: SBaßrung ber ^ntereffen ber Prinzipale unb ber
gaftoren auf Erunblage ber im Bucßbrucfgenjerbe befteßenben orga*
nifatorifeßen Einrichtungen. Aufhellung bon ©runbfäßen
für bic A n ft e 11 u n g $ =, ArbeitS* unb Eeßaltsoer*
ßältniffe ber gaftoten. EemcinfameS SBirfen für beft*
nt ö g l i cß e A u s b i l b u n g beS Eeßilfen* unb gaftorennadßwuchfe^
unb für Xurcßfiißruitg ber Beftimmungen beS Bucßbrud*
Preistarifs.
§ *2. Xie BerträgSgemeinfchaft erftredt fieß auf bie HRitgliebcr
beS Xeutfdjeit Bud)brudcr*BcrcinS einerfeüS unb auf bie SWitglieber
beS Xeutfdjcii gaftoreit*BunbeS anberfeits. gaftoreu, bic bem
Xeütfdjcti gaftorcn*Bunb uiri)t angeßören, aber bei Prinzipalen in
Stellung finb, bie bem Xcutfd)cit Bucßbrurfer=Berein angeßören ober
beitceten, müffen bon biefcin beim BezirtSauSfcßuß zur 3Ritgliebfcßaft
angemelbct werben. (Sonftigc gaftoreu tuerben auf Antrag auf*
genommen.)
4 ) Bovfdiläge einer anberen Aentenlicrecßnung in meinem oben
ermähnten Auffaß S. 8 ff. Xaß ber Beitrag beS 60 jährigen, ber
bie Berficßcrung 30 mal fo ftarf bclaftet wie ber beS 20jäl>rigen, bei
ber Aeutcubcrecßming als tx’in leßteren gfcid)tt>crtig bcßaubelt tuirb,
ift ein Uufctng unb einer ber Erünbe, ans benen gegemuärtig bic
3 aßlting höherer Anfangsrenten ohne Ekfäßrbung ber SciftungS*
fähigfeit ber B*erfid)erungSträger nid)t möglidj ift. Anhörung ift
bureßaus geboten.
<So&wiIe ^ro$iS unb StrdjitO für ©pllltooblfohri — 1918 — X£VII. 3fct,48.
742
741
§ 3. ‘Sie. organijatorifche ©runblage ber ©erttägigemeinfdyaft
btlbct bie $tei§*, ©egirf#* uttb Crt#oetein#*©i!iteilung be# Seutfdjen
©uchbrurfet*©cr-ein#.
$ 4. Sn ben Äreifc*, ©egirf#* ünb €rt#üereinen »erben 2lu3*
fdyüffe Oon je g»ei bi# brei Eßitgliebern bc# Seutfchen ©udybruder*
©etein# unb be# Seutfdjen Saftaren*©unbe# gebildet (um bie 2luf=
gaben be# § 1 öurdyguführen). in ©ifce be# Seutfchen ©udybruder*
©enein# ift ein £auptau#frfyufe au# je brei ©ertxetern ber $?aupt*
üorftänbe be# Scurfdycn ©ucfybruder*©etein# unb be# Seutfchen
Saftoren=©uubc# gu bilben. -
§ 7. Sie 21 nfteiluno eine# fyaftorö foll auf ©runb eine# Sienft*
bertragc#, erfolgen, ber ©eftimmungen über Obliegenheiten,^ ©ehält,
Urlaub, ©ehalt#gal)lung bei $ranfheit, Äünbigung uf». enthalt. Sie
EluffieUung eine# Etormaloertrag# erfolgt burd) ben $aupi* #
2luöfdyufe unter ÜPfitmirfung ber Unterau#fdyüffe. Sür feine Surdy*
fübrung haben ber Seutfche ©uchbruder=©crein unb ber Seutfcbe
Saftoren*©unb gu »irfen.
§ 8 . 3 ur Beilegung bon ©treitigfeiten g»ifchen ^rirtgipalen unb
Saftoren Iiaben bie Ärei&auöfchüffe al# @inigung#ämter 311
»irfen. i£aupiau#fchufe ©erufungSinfiang mit unparteiifdjem ©or=
fifcenben.)
§ 9. Sie Soften »erben bom ©udybruder*©erein unb Saftoren*
©unb unb ben 11 norganisierten OerbaltiiBmäfeig getragen.
§ 10. Sic ©ertrag#gemeinfchaft »irb boni 1. ©eptember 1918
bi#'50. "©eptember 1923 abgefdyloffcn. S&irb ber ©ertrag nicht
minbeften# fecb« Monate bor 2 lblauf gefünbigt, fo läuft er ftill=
fcb»eigcnb »citer. (Slbänbcrungen am ©ertrage im beibexfettigen ©in*
terftanbnis jebergeit auf Antrag mit minbeften# brei Sftonaten
Sic ©orftänbe ber beiben ©erbänte (©ofrat Dr. Mingharbt
unb ©eneralfefretär Köhler einerfett#, ©. EBtncfler <mberfeit#)
geben biefc ©ercinbarungcn befamtt in ber ©offnung, bafe
burdy ba# künftige orgamfatorifdhe 3ufammen»itfen ber
^Srinatbüle unb Saftoren nicht nur ben Sniereffen ber ©ringi»
pKile unb be# ©e»erbe# im aflgemeinen gebient, fonbern
audj bie ©teEung ber Saftoren geförbert toirb. 3ur
Surdjführung ber ©ertrag#gemeinfdyaft »erben nody mandye
©efdyäftsorbnungen für bie einaelncn ©teilen bom $auptau#*
fdyufe au#gearbeitet »erben.
©# ift begreiflich, bafe ber 5aftoren-©unb biefe# bon ihm
fo lange angeftrebte ©ertrag#»crf in feiner „©rabhtfdyen ©Seit"
mit ftarfer ©enugtnung unb mit frohen (Srbxirtungen begrüfet.
@r berfbridht fidy eine »efcrtilidye $ebung be# gaftorenberufS
unb be# ganaen Saftorenftanbeä im Sinblicf auf Slrbeit#-
frenbigfeit, ,fadt>liAe ©ilbung unb »trtfdyaftlidKogiale ©tettung
bon bem ©ßtrfen ber- ©ertrag#gemetnfchaft. ©inen befonberen
praftifdyen ©orteil bringt fie ben gaftoren — unb ba# ift bie
SWehraahl —, bie al# Söerfmeifter mit mehr al# 2000 JL ©ebalt
nicht mehr ber ©e»erbegeridyt#barfeit, fonbern
ben orbentlidyen ©eridyten unterftehen unb nunmehr be§
©egen§ einer f.achlich-barttätifchen ©cblidbtung§tätigfeit für
alle ©treitfragen ihre§ Sienftberbältniffc§ teilhaftig »erben *).
Söiebiel borbeiigcnbc unb reibungberhütenbe SSirCfamfeit ift
bon ben ©inignng§ämtern ber neuen ©ertragägemcinfdbaft au
er»arten, »enn fie ber rechte ©eift ber foaialen ©erftänbigung
befeelen »irb. Safe e§ baran nidyt fehlen »irb, ift . nach ben
heralich »armen ©eleitmorten, bie ihr bie „Seitfdyrift" be§
^rinaibalbereine§ auf ben Sßeg mitgibt, nicht an beforgen.
©ie Hingen alfo atB:
„Wöge bie ©ertragögemeinfehaft ein guter ©cift erfüllen, biel
2lrbeito»iüc auf beiben ©eiten unb baau jener 3bealisSmu§, ohne ben
nun einmal, trob allem herrfchenbeu SWaterialiämuS, nicht# $>olje#
unb ©ute# gefchaffcn unb geförbert »erben-?ann.
Ser Scutfdje $aftoren*23uub, ber feit 22 fahren befiehl unb fid)
bi#her in#befonbere auf bem ©ebiete öe# Unterftübungö»efen# be=
tätigt unb hier fthon ©ebeutenbe# geleistet hat, erfcheint al# ©ertrag#*
Partei burchau# geeignet, mit un# ^anb in ^>anb gu arbeiten; er
oereint bie ÜWebi 3 «hl ber beutfihen ^attoren, ift organifatorifch in
et»a 70 Ort#ocreine gegliebert unb umfafjt mit bie beften Kräfte ber
gaftorenfehaft, Kräfte, bie nicht blofe rein beruflich, fonbern auch Q uf
allgemeinen ©ebicicit, im ©erechnung#*. Unterricht#*, gadjfchul»efen
ttf». be»anbert unb be»äljrt finb. Uitb e# foll an un# nicht fehlen,
ihnen ©elegenheit au reger SWitarbeit au geben."
©Seit über bie grabhifdjen gadyfreife hinau# »irb man
biefc guten SBünfdye für ba# ©ebeihen ber grofeongelegten, neu-
*) 21 ud) bamit führt fich bie neue ©crtrag#gcnteinfdjaft gut ein,
bafj bie ©orflänbe betber ©eretne an bemfclbctt 20 . 2 luguft, an bem
fie bie ©emeinfehaft untcrgcichncten, 00 m 1 . ©eptentber, bem ©eginn
bei* ©emeinfehaft an; eine einheitliche Ixrhöhung ber Steuerung#*
aulagcu bon 75 bi# a u ^0 je nachbcm ba# ISinfommen unter
300 Jt ober über 400 Jl beträgt, oereinbart haben.
artigen ©d)öt>fung foaial-paritätifdher ©rganifation, aiB boHer
Überaeugung teilen! , 8-
§u?i«le §a)litsle.
3ur Stage ber 9Htftung#athettetloh«e liefert eine 3ufdyrift
be# ©eheimmB Sr.-Sng. ©. b. © 0 r f i g an bie „©off. 3t0-"
einen neuen ©eitrag für * ben ©e'rliner ©eairf. © 0 r f i g
»enbet fich fchorf gegen bie ©idhtigfeit ber 2luffteHungen be§
S^eta Har beiterber banbe# (©b- 713) für ©erlin unb bemerft
baau:
»Sie geÖTö&tcn SahBn mögen einaeln objeltio richtig fein, fie
finb aber fiübjefitio au#ge»ählt unb finb äu^erft unboüftänbig unb
lüdenhaft . . . ." Senn bie eigenen rlmgaben ber „SWetattarbeiter*
aeitung" taffen biefc 3ahlen erften# al# oeraltet (1917), feiten# al#
uut gefdhäbt, britten# al# gängltrh unOollftänbig erfennen.
Sa# leptexe ift nach © 0 r. f i g leicht $u be»eifen: „©# »irb in ber
3 »eitcn SabcUe bie 3al)l ber erfaßten männlichen 2lrbciiet im 11. ©c*
girf ©erlin mit 75 279 angeführt — Sa# finb noch nicht 30 b. Q. ber
in ben ©rofe*©etliner Lüftung#betrieben befdjäftigten 21 rbeiter.
SÜBeitec »irb in) beßug auf bie ^>öhc ber ©erbienfte in ber SWitte be§
4. 2lbfcrpc# angegeben, bafe unter ben erfaßten 2lrbeitern 11 mit
einem ©tunbenoerbienfte oon 275 bi# 300 ©f. fich befunden hätten.
— 3ch 3 »eifte nicht baran, bafe ba# »irflich ber Sali ge»efen ift.
Sa# böoeift aber nur, bafe bie grofee 2ttet)r3at)l ber l»he ©erbienfte
aujf»eifenben' SPteta Car beiter nicht erfaßt »otiben ift. Senn allein
bei ben im ©erbanb ©erliner 2J?et atli nb uftr ie Ile r aufammengefchloffe*
nen Sinnen befinben fich nicht »eniger al# 4530 2lrbeiter, bie einen
Sur<hfchnitt#ftunbent>erbieitft bon 280 ©f. unb barüber haben. Sabci
mufe mxh bemerft »erben, bafe fehr bielc biefer ©erbienfte nicht bei
ber ©renge Oon 3 JC haltmachen, fonbern fehr oft »eit barüber
hinaitögehen."
© 0 r f i g fügt hm.du, fet au# langjähriger ©rfahrung be*
fannt, »eiche Ungenaatigfeiten urtb S^h^^ bie 2lrbeiter bei ber 2ln=
gäbe über ihre ©erbienfte machen, unb bafe e# eigentlich erft ftet#
eine# eingehenbe» ©erhör# unter 3ugiet)ung bet 2lngabcn be# Arbeit*
gebet# bebürfe, um ein »irflich ein»anbfreie# ©ilb über bie &öhe
be# ©erbienfte# eine# Slrbciter# ober ganger ©ruppen gn betommen.
lln# »iH fd)einen, bafe mit biefen Angaben be# ©eheimrat#
0. ©orfig bie Srage nadh ber »irflichen Sohnhöhe ber oer-
fchiebenen ©erbicnftgrut)t)en audh niefjt »efentlid) geflört »orben
ift. Senn »a# »oßen bie ®ödhftüerbienfte bon 2,so <M unb
mehr hei 4530 Arbeitern he»eifen, »enn bie ©efamtgahl ber
SWetaErüftuingSarheiter ©erlin# nad) ©orf.ig# eigener ©e-
tonung faft 14 ÜEftEion ^öhfe beträgt? ©in »irflid)er Sort-
fchritt an flaret ©rfenntni# fömtte .nur gefdhehen, »enn ber
©erbanb ©erliner aWetaEinbuftrie^ler, »ie »ir fdhon früher gc*
»iinfd)t haben, fich entfcblöffe, feine al# anberläffig gerühmte
Äohnftatiftif über bie 9?iiftung#arbeiterlöhne in ben bem ©er-
banbe angefchloffenen ©etrieben — unb ba# ift unfere# ©ttffen#
bie grofee unb entfdyeibenbe Saht ber Sftüftung#betriebe ©erlin#
— ausführlich au beröffentlidyen, unb »enn gleidfecitig bie
ßohnergebniffe ber 0cbIid)ttmg#berhanblungen be# ^rei#au#*
fdjuffe# für bie ©erliner Sftetaflinbuftrie einmal fhftematifd)
aufammengefteEt »ürben. Sic oielen ©inaelOeröffentiichungen
be# ,,©or»ärt#" hierüber ermöglichen bi#her fein aufammen-
faffenbe# ©ilb.
Safe bie ßohnaufammenfteEungen be# ©feta^arbeiter-
Derbanbe# trofe mancher 2lnfe^tbarfeit ber 0d)äfeu.ng#grunb-
lagen im aEgemeinen body etn leiblich auberläffige# Surch*
fchnitt#bilb geben, läfet fidy au# ben inbitoibueEen 0tidyproben*
erhebungen anberer ©teEen entnehmen. 0o bringt a- ©• ba#
©latt bc# dh r i ft 1 i ch e n aWetaEarbeiterberbanbe#, „Ser beutfehe
SWetaEar beiter", burd) genaue Iohnftatiftif(he 3ufammen«
fteEungen nach Äohnaettcln, Lohnbüchern, Lohntüten uf». für
ba# märfifdhe Sauerlanb ben 9fady»ei#, bafe felbft in
ben eigentlichen $rieg#inbuftrien, »ie ©rofeeifenbetrieben,
Jütten- unb ©ßala»erfen unb dyemifdhen gabrifen bie EftetaE-
arbeiterlöhne fidy in mäfetgen ©renaen im ©ergBich a« ben
£eueruing#mafeftäben be»egen.
28 2y?itglieber be# ©erbanbe# begogen in einer Sabrif be# ©erg*
»erfoerdn# Letmathe im 2luguft 1917 öurcbfchnittlich 69 ©,f. ©tunben*
. löhne (45—88 ©,f.), unb im Januar 1918 76 ©f (50—109 ©f.): Sie
Suxchfd)nifct#tage#Oerbienfte betrugen nach Eingaben ber Sünta oor
bem ©<hlichiung#au#fdyufe im erften ©icrteljahr 1918 7,io M. Sät
ba# Etadyrobter 2Ber! ber 21.*©. „©höniy:" nennt ba# ©latt folgende
höchften SageSOcrbienfte: Januar bi# EJiärg 1918: fieff einiger
7,79 Jl (neben 4,43 M EUebrigftoerbienft); für SWafchiniften 7,5» M,
für ©chloffer 8,68 Jl, für goutier 10^)2 ben eitngelabteiluugen
ftanben bie- Lupp-en»alget mit 4^6 M ^öchfftohn, ©ontierer mit 745 Jt,
Cfcnmaurer mit 7^3 M, ©erginncr 9,45 M, ©aöftodyer 9,70 Jt,
748
Soziale $ßra£ig unb Archib für SSoIfStooljlfaljri — 1918 — XXVII. 9h. 48.
744
Vubbler 9,88 Ji ufw. biä hinauf gu ben SDrcffierWalgern, bi« im
Januar 13,08 M Serbien* hatten. (@g ftnb* jeweils nur bie SWonate
mit ben hödjften 3)urcpf d>ni ttSbc rbienfteu bei bcn einzelnen ©ruppen
permerft; bie Monate mit ben Aiebrigjtoerbicuftien fliehen bei bcn
einzelnen ©ruppen um 15 bis 25 b. £. im Ertrag gurrücf.-) $n bem
weltbefannten Aopr* unb ©tangengugwer! V. & ©. begifferten. fic^ bic
jeweils hödjften- ©tunbeulöhnc bei ben ©tangetdontroßeuren unb bert
Hilfsarbeitern auf 74 Vf., bei ben ©'aöftodjeru auf 83 Vf-/ ben
Reigern auf 88 Vf- ufw., uw bei ben ©tangengieh^rn, »fcfyneibern,
»ridjterrt auf 1,22 M, 1,32 M unb 1,50 JL cmporgufdjneßen. S)ie
Aiebrigftlöhne blieben um 20 bis? 40 b. &. bi über ben Hödjftlöljnen
gurüd. 2>cn aücrtjöcbftcn ©tunbenlohn ergieltemi drehet mit 1,77 Ji,
benen aßerbings? Treber mit 80 Vf- gur ©eite ftanben. $n einem
SBerboljler 2ftctaßmert (Abt. ©cfyeuerei) ftanben tm April unb 2ftai «
1918 Höchftftu n ben löh nen bon 1,46 M unb 1,13 JL Aiefcriiaftlöhne bon
0,60 JK Unb 0,62 JL gegenüber.
Jlrtator- mtft |tnterne^menifrtrrtiingen*
ßonbar&eiter uttb ßattbtoirtfehaftgfainmerti. Sftach bem
Bunb ber Bauernfcemne (©p. 729) erflärt fid) nunmehr auch
ber Bunb ber ßanbwirte burd) oen 37limb feinet engeren Vor«
ftanbeg fiir bie Einbegiehung ber Öanbarbeiter in bie lanbwirt-
fd)aftlirf)e Sntcreffcji'bertrctung ber 2anbWirtfd>aftgfammern.
35ie Kunbgebimg be§ BunbeSbarftanbeS geht babmt aus, bafe bas
SanbWirtfchaftsfammcrgefeh bon 1894 baS Wahlrede gu ben Sam«
mern. unb bie SBählbarfeit auf biejenigeu ßanbwirtc befdjräntte, bie
eine fclbftänbigc AcFeritabrung befi^en, unb bie Kreistage als ÜBßa^I*
törper gab. 3>a nun bie £anbwirtf<haftsfammern errichtet feien, um
bie ©efamtintereffen ber £anb* unb fforftmiutfdjaft ihres BegirteS
wahrguneljmen, fo werbe eg mit Aed)t als ein kauftet empfunben,
bafe biejenigen lanfcwirtfdjaftliihen Griftengen, bie gwar ihre gange
£ätigfeit ber Sanbmirtfd)aft wibuicu, aber bod) eine fclbftänbigc
Adernahrung nid# befipen, in. ber Kammer niept oertreten finb, ins*
befonbere aud) bie lanbwirtfdiaftlidfen Arbeiter. 2>er engere Vor*
ftanb bcS Bunbes ber &anbwirie forbert alfo, baft bic fianbwirt*
fdjaftsfammern ba^iini erweitert werben, bafe in ihnen auch bie
Keinen lanbwirtfd)aftlid)en Befiher, bie lanbwirtfdjaftlkben Arbeiter
unb bie lanbtoirtfchaftlidjen Beamten Vertretung finben, unb bafe ben
bisher nid# wählbaren teilen ber Sanbmirtfe^aft ein. entfpred)cnbe3
Wahlrecht gegeben wirb. GS !ommt ^ingu, bafr bie SBafjlart in ben
mcftlicbcn teilen ber preufeifdkn Slconatdjie feine ©ewäbr mefjr
bafür bietet, bafe bie Sujammcnfe^ung ber Kammern ben ?tnfprü<^en
unb 2(nfepauungen ber uanbwirtfdjaft cntfpridjt. Hud) tji^rnacb Wirb
ber 2BaI)lmobug gu bcu Kammern nidjt md)r aufred)t erhalten werben
fönuen. 2Bie bag ^>ntereffe ber Keinen Vefiper mit bem beg großen
Vefiberg an bem VIüT>en unb ©ebenen ber Öanbwirtfdjaft in boßera
Hftafte übereinftiinmt, fo ift bagfdbe ber ffatl für bie in ber £anb=
wirtfe^aft alg Veamtc unb Arbeiter tätigen Kräfte; aue^ i^re Qulunft
tjängt bon bem aUgememen ©ebei^en ber fiaubwirtfdjaft ab. ©ic
aße miiffen baffer gemeinfam mit an ber $örberung Vcrufeg
arbeiten, ©erabe bierin liegt ein grunbfä^tic|er Untcrfd)icb gwifdben
ben tanbwirtfdjaftlicben Arbeitern unb ben inbuftrießen Arbeitern.
2>er inbuftxießc 2trbeitcr ftctg nur gang befonbere Steile ber
grojgen Arbeit gu teiften, ber lanbwirtfcbaftlicbe Vlrbeiter mufe be=
fäbigt fein, aße borfommenben Arbeiten ber ^anbwirtfdjaft gu er*
füllen. genügt hierbei nicht nur bic mccbanifd)c Wugfüljrung,
fonbern eg bobarf ber einfid)tgt>oßen ßeiftung. Xie Erlernung biefer
ffäbigfeit uttb bie Gr Werbung ber Erfahrungen hot ber lanbwirt*
fd)aftiid>e Arbeiter al>cr auch in feinem eigenen $ntcreffc gu er=
ftreben, ba aud) er faft augnahmglog irgenb fine lanbwirifchaftlicho
^ätigfeit alg eigene Einnahmequelle für fid> auggüfiben h«t. ©erabe
hieraug ergibt fich, baf$ eine Trennung ber .^ittereffen ber ?lrbeit=
gebet unb Arbeitnehmer in ber Sanbwirtfd>aft nicht möglich ift. Aber
nicht einmal eine genaue Trennung ber Verfottcnfreife ber Arbeit»
geber unb Arbeitnehmer ift möglid), ba bie Xätigfeit beg Arbeitgeber
utnib Arbeitnehmerg in ber £anbmirtfd>aft oiclfad) incinanber über*
gehen, fo bafe eine Trennung alg gefonberte 23erufe gwifdhcn Arbeit*
geber unb Arbeitnehmer in ber Öanbwirtfdjaft unmöglich ift. ffaft
augnahmglog h fl t bei lanbwirtfdiaftliche Arbeiter auch einen eigenen
23eirieb, in bem er Arbeitgeber ift, unb Oiclfad) ift Wieberum ber
23efiper eigenen Sanbeg, bag er gu bebauen b fl t ber Arbeitnehmer
in einer auberen Söirtfdfaft. .^ti ber ’^nfammenfaffung beg gefamten
lanbwirtfdjafilichen 23erufg unb feiner gemeitmfamen 'Vertretung
fehen wir bie uotwenbige Voranyfepung ber gufiinftigcn guten Ent*
widlung ber beutfeheu 5ianbwirlfd)aft. 2eghalb treten wir gur
©idiertmg biefeg Vieleg fiir bie Erweiterung ber ^anbwirtfdjaftg*
fammern burd> Ergängutig ihrer Vofammenfebung unb für bie fid)
hieraug ergebenbe Aotwenbigfeit ber Anbetung ber 2Bal)fart ein.
^iefe burd)brcd>enbc Erfenntni^ bon ber ^otluenbigfeit,
bafe aud) ben Sonbarbcitern ein gelotffeg SSertretunp§red)t ge¬
bühre, ift gemife ein Sortfcfiritt, aber er fomntt reichlid) fp)ät
nnb .toahrfdieinlid) gu finit, mit nod) neben ber Sorbernng nach
einer felbftäubigen ©tanbegoertretung ber IanbUnrtftf)aftlid)en
Arbeiter ©cltung beanfpnidjen gu formen. 'Dafe eg übrigeng
fo fcfjwer Wäre, gWifdhen bem Arbeitgeber unb bem abhängigen
Arbeiter in ber ßanbtoirtfcfjaft gu unterfdheiben, ift eine efwag
überrafchenbe Behauptung, bon ber man higher nie ctmag bet¬
nahm, Wenn eg fid) um bag berfdhiebenartige ^oalitiongredht
ber lanbwirtfdhafilidhen Arbeitgeber unb Arbeiter bonbeite.
2Bir glauben faum, bafe bie Vertreter ber lanbwirtftfjaftlidjen
Arbeiterfchaft, bie bon einem $reigtage in bie Sanbmirtfdhoftg-
famnter gewählt Würben, alg befonbere Vertrauengmänner ber
Sanbarbeiter gelten fömrten; ohne bag Vertrauen ber Staffen
gu ihren Vertretern hoben aber fogiale ©tanbegbertretungen
überhaupt feinen Qtoed.
©rjüntfattinifn Her Arbeiter, Qfkjjilfeu, JlKgefUlUt«
mü» $e<nttten.
freien ©etoerffdjoften tm Sohre 1917.
$)ie fogialbemofratifche Vrcffc bringt einen Auggug aug
ber noch nid# fertiggefteüten ©tatiftif ber freien ©ewerf-
fchaften für 1917.. S)iefe geigt, bfifc fofort nach Snfrafttreten
beg ^ilfgbienftgefeheg bie ^rife in ber gablenrrtäfjigen ©nt-
Wicflung ber ©cWcrffchaften überWunben Worben unb eine
äflitglicbergunabmc eingetreten ift, 1 bie, ba fic fid) gleichlaufenb
auch in ben Arbeiterberbänben anberer Äidytnng finbet, gu
ben fchönften Hoffnungen für bie Arbeiterfdhaft berechtigt.
Gnbe 1916 War mit einem Sfteftbeftanbe bon 934 834 ßftit-
gliebern ber Stiefftanb erreidht. Snt erften Sahregbiertel 1917
ftieg bie Sßtitgliebergahl bereitg auf 995 926, im folgenben auf
1 076 711, im hätten auf 1169 697. Am Sohregfchlufe war mit
1264 714 ßftitgliebern bie gute Hölfte beg Srie&engftanbeg
Wieber erreich, Wobei bie gleidbfaßg borwärtgfommenben Ver-
bänbe ber HaugangefteKten unb öanbarbeiter nidht mitgegählt
finb.
2)ie Sßirfung beg Hilf^bienftgefeheg, gu ber freilich noch
onbere ben Aufftieg unterftüfeenbe Umftänbe hingutraten, ift
unfdjWer gu erflären. Sobörberft ift Wohl bie Verfd)iebunö
bteler Arbeitet aug gewerffdjaftlid) fchlechtorganifierten in gut*
organifierte Berufe unb anbererfeitg bag gerabe burch bie Ver*
fdjiebung gewadffene ©cfiihl ber Hüf^tofigfeit beg ctngelnen
bon Bebeutung geWefeu; fobann bie Wahrnehmung ber
Verfönlid)fcitgintereffen gegenüber bent HüfSbicnft b ur( h bie
©eWcrffd>aftgorgane, ingbefonberc auch bie grofee OtoIIe ber
©ewerffchaften in ben Arbeiter- unb ©chlichtunggaiigfdhüffen.
Hingugetreten gu ben giinftigen SBirfungcn beg Hitfgbicnft-
gefefeeg, bie übrigeng bon ben meiften Arbeitern Iängft an-
erfannt werben, ift bie Sfyicffchr gahlreidfer 9teflamierter unb
$rieggbefchäbigter aug bem Selbe, ferner bag im Hinblid auf
bie Jiage nad) bem Kriege , bebrohliche Berhalten mandhev
Arbeitgeberberbänbe, enblid) bag ©teigen ber Söhne, bag bie
Entrichtung ber ©eWerffchaftgbeiträge erleichtert.
Auch bie grauen organifieren fid) jefct häufiger alg bor
Erlafe beg Hilf^bienftgefehcg. Enbe 1916 Würben 197 Q08,
Enbe 1917 aber bereitg 330146 Weibliche Stfitglieber gegäfjlt
(aufcer 7000 Sanbarbeiterinnen unb Hougangeftettten). &iefc
Sohl ift höher alg bie überhaupt im Sri eben je erreichte. '
2>ie E i n n a h m c n ber @eWerffd)aften ftiegen bon
34 027 248 JL im ^ohre 1916 auf 39 189 398 c 4t im Berichte
jahre, Worin fich neben bem 3KitgIieberguWad)g auch bie Bei-
traggerhöhungen augbrüefen. 2)ie Auggaben fanfen in-
beffen bon 30 074 048 auf 28 511831 J %.
Xte Einnahmen (39189 398 Ji) oerteUen fich Wie folgt: ©iw
trittögclbcr 264 036 „Ä, Beiträge 28 567 262 M, Sofalbeiträgc
5 658 756 Ji, Extrabeiträge unb freiloißige ©amntlungen für bie
.^ricgerfamilien 277 979 Ji, Vinfcn 3 071 961 Ji, urd) fouftige Eiit ;
nahmen 1349 404 Jl. Sie widrigeren Aufgaben waren: Aeifcunter»
ftiibuug 22 422 M (int Vorjahre 46 556 Ji), llmgugSuntcrftüpunfl
111310 Ji (107 563 Jl) , Arbcitßlofemuiterftüpung 719 607 Jl
(1 449 133. Jl), firanfenunterftübung 4 841 575 M (3 664 592 M),
Vnoalibcnunterftüpung 526 252 M (539 893 Jl), ©tcrbcgelb 1 495 928 jl
(1 2(56 799 Jl), 9totuntcrftüpung 267 237 M (303 066 Ji)', Somilien*
unterftüpung ber Kriegsteilnehmer 2 656 712 M (5 992 064 Ji), i } ol)i^
bewegung ohne Arbeitseinfteßung 137 546 Jl (70 577 Jl), ©trcifuntcr-
ft Übung 152 149 Ji (104 952 M), Sarifinfiangcn 35199 Jl (15 900 J).
AcchtSfchub 106 420 Ji (87 671 Ji), ©emahrcgcltcuuntcrftübiinfl
17 729 Jl (13 627 Jl), Vcrbanbsorgau 1 600 618 M (1 246 201 Jl\.
fonftige Vcituugen 1(;3 875 Jl (75 320 Jl), Vibliothefeu 112 704 cH
(122 087 Jl), llntcrrichtvfurfe ufw. 21 495 Jl (25 315 .fl), ©tatifüfen
17 437 Ji (65 790 Jl } , Agitation 1940 769 Jl (1 503 204 .U), 2nirf-
fduiften ufw. 266 098 Ji (211440 Jl), ©teßeiwermittlung 67 344 Jl
745
©oktale SßjcasiS unb Strcfyib für BollSmohlfahd — 1918 — XXVII, 48.
746
(81 690 Jt), Koitfetenacu unb ©encralberfammlungen 326346 Jt
(204 715 Jt), fonftigc. VlySgaben 2 070 727 M (2 867 435 Jt), Beiträge
an bie ©cneralfomnüffion 254 846 Jt (353 927 M), Beiträge au inter«
nationalen Berbinbungen 18 873 Jt (25 590 Jt), Beiträge an Kartelle
unb ©elretariatc 742 752 M (714 466 Jt) ufm.
Sie SluSgabe auf ben Kopf öcS SftitgliebS betrug 26,02 Jt
(1916 : 31,46), babon 10 ,12 Jt (gegen 14,30) für Unterftüßungen,
unter benen bie 3lrbeitSlofenunterftiißung allein Don 1,52 auf
0,6o Jt aurücfging.
SaS Vermögen bei* gcmedfchaftlichen 3etttralbcrbänbe
betrug ohne baS beS BtetaßarbeitcrberbanbeS, ber eS für
taftifd) unflug hält, über eine gelblid)e 2ftad>t öffentlich 3luS-
funft 31 t geben, 1916 bereits 65 845166 Jt\ eS ftieg 1917 auf
.70717 419 Jt unb übertrifft bamit ben ©tanb bon 1913.
Sie ©emerffdxiftSbreffe batte eine Stuflage bon 1 483 629
Etüden gegen 1 235 084 im Borjahre.
Ser außerorbentlichc Sluffdbhnmg ber ©emerffchaften läßt
erwarten, baß am ©nbc beS laufenben J$ah?eS eine SDlit-
glieberaahl bon 1% Millionen iiberfdyritten fein mirb.
3ur grage ber Sr&etterbanfen liefert ber uns boin Seutfdjen
SQSedmeifterberbanb überreichte 2 . ©efd)äftsbericbt ber Seutßben
2Bedmeijter»©parbanf 91.»©. für bie gaßre 1916 unb 1917 einen
Jtf)rrctd;en Beitrag. Sie ©padaß'e biefet Ban! bat ficb troß ftader
$(nanfprud)nahme fräftig mciterentmitfelt unb ©nbe 1917 fogar mieber
einen ©inlagenbcftanb bon mehr als 10 Miß. M erreicht, ben fie
1914 bereits batte, ber aber 1915 auf 8 Miß. Jt gefüllten mar. Sie
neuen Einlagen betrugen 1916 unb 1917 3,55 unb 4,74 Miß. Jt, bie
SHüdaablurigen 2 , 7(5 unb 2 ,w Miß. Jt. Sic auS bem gaßre 1915 über-
iiummene iombarbfcbulb bon faß 2 Miß. Jt ift inamifeßen gänzlich
getilgt, bie betrage für bie 4. bis 7. Kriegsanleihe mürben auS
laufenben Mitteln gebccft unb über y* Miß. M Kriegsanleihe für bie
©parcr felbft gegeiebnet. 1916 batte bie ©partaffe $mSberluft bon
2492 c H , 1917 einen ©eminn non 29 026 Jt . £>ppothe!cn unb Sar»
leben mürben 1916 unb 1917 nicht gegeben. gm übrigen cntmictcltc
ficb bic Immobilien» unb .$i)pothc!enbermaltung beS BerbanbeS be*
friebigenb; fie erhielte Übcrfrfjiifie bon 5840 unb 6856 Jt. 9luf baS
BerbanbSßauS, baS 23 702 Jt Mieten cinbracbte, mürben 1917 2219 M
berloreit, meil bic §ci£ung fi'd) 311 febr bertcuerte. Sic Bucßßanblung
erhielte megen bcs Krieges nur 28 200 unb 33 300 M Umfaß unb
2873 uub 3015 Jt ©eminn. Sie ©parbairf VI.»©., beren Vlftienfapital
10 000 <il beträgt, ^aljltc an bie Vlftionärc mieber 4 b. $. Ser
itteferbefonbs betrug ©nbe 1917 7691 Ji. Bis ©nbe 1917 floffen bem
Berbanbe feit ©rünbung ber ©parbanf (1908) 264 658 Ji 311 , bie gu
UnterftüßungSamerfcn bermanbt mürben.
Sie Stage ber ArfieitSacttberfürauttg ttt ben Kriegs*
inbuftrien finbet berfchiebcne unb ficf) aum Seil miberfbredhenbe
ßöfungen. Sn ber rßeinifch-meftfälifchen 2ßetaQinbuftrie ift ber
(staub jeßt folgender:
SBäßrcnb im SuiSburger ©ifeninbuftriebeaid probemeifc
©cßicßtfüraungen in auSgemäbltcrt Betrieben für 4 bis 6 SBodjen
borgenommen me üben, um bie SBirfungen erfahrungsgemäß feßau»
ftejßen, bat bas Offener ©djiebSgertdß bie Berfüraung ber ©amS»
togSfcßkfß in ben Kruppbetrieben bon bonihcrcin megen beS 3 U
befürebtenben ©r^eugungeausfalls abgeleljnt. ^n ©ol in gen aber
haben ficb bie Slrbcitgeber unb bie Arbeiter ähnlich mic in fHcmfcbeib
unb 33 i e l e f e l b nunmehr and) bebingungSloS über eine Kürzung
ber Vlrbeitsmocbc bon bisher 60 ©tunben auf 54 ©tunben, für bic
geuerarbeiter auf 52 ©tunben (unter entfpreebenbem Sohnausgleich)
geeinigt, '^ür bie ©utcboffmmgsbütte ju ©t er trabe hat ber
©<hlitf)tungsausfcbuß beS Sanbrnehrbegirfs 2öefel bie bon ben Vir*
beitem g^forberte VScrfüraung ber ©amStagSfcbid>t jjmar bom
©taiibpunft ber Seiftungsfähigfeit ber Vlrbcuerfchaft als berechtigt
auerfannt, gleid^eitig aber bcnnoch bon iprer ©emährung einen
großen SetftungsauSfall beS 33ctricbeS ermurtet aitb bcShalb bie
§orberung abgelehnt, 311 mal auch ber infolge 33crtehrsfchmierigfertcn
herrfdjenbe Ausfall mettgemadjt merben miiffe. ^n öagen hat ber
Vlrbeitgeberberein ,<oage»»©chmelrn, an ben fid) bie VlrbeitSgemein»
febaft ber brei 3??etaüarbeiterorganifationen megen ber (Sinfübrung
ber 55=©tunben=3Bocbe gemenbet batte, bas 3krt)anbeln mit ben €r=
ganifationen abgelehnt unb auf bic VIrbeiterausfdjüffe als bic maß»
gebenben Vlrbciterbertretungen bäigemiefeu Vtur in einem ftart
organifierten Hagener betriebe mürbe bie gorberimg bereits bcmilligt.
Sm iöe^trf ©Iberfelb-Sarmcn ufm. haben ber
d)riftlidK' ^etallarbeiteroerbanb unb bie ©etoerfnereine ber
^afd)inenbauer 0§.-2).) in 60 betrieben ©inaelberhanblungen
lüegeit Küraung ber SlrbeitSaeit auf 50 ©tunben eingeleitet mit
ber Vlbfid)t, im 9tid?töerftänbigungSfalle ein ©d>iebSgerid)t au*
äurufen. .
9n ber fäd&fifd&ett SWetallinbuftrie ift bie Slrbeit^ber»
fiiraungSfrage, nad)bem fie burdb bie $lrbeiterau§fd)üffe rticftt
geförbert tnorben ift, nunmehr @egenftanb beS. SBerhanbelnS
ätnifchen ben Beauftragten be^ a^etallarbeitcrberbanbeS unb beS
2)tetallinbuftrienenberbanbeS SreSben.
Bon ben Unternehmern mürbe eine Bertüraung ber VlrbeitSaeit
als nicht burcbfiibrbar ertlärt. ©aebfen habe fajon im aügemeinen
bie türaefte VlrbeitSaeit in gana Seutfchlanb, eine meitere ^erab*
febung fei nicht uotmenbig unb mürbe einen niedlichen ©raeugungS»
auS-fall ergeben. (5inc Berfammlung ber Metallarbeiter, bie ficb
ncuerbingS mit biefer Vlngelegcnhcit befebäftigte, ertlärte, baß bie
^ragc ber VlrbeitSaeitberfürauug nicht mieber bon ber SageSorbnung
berfchminben merbe. ©emiß gäbe es einen großen Seil bon Arbeitern
unb beiouberS Vlrbeiterinnen, bie bureß Überftunben ben BemeiS
erbringen, baß eine 53ftiinbigc VlrbcitSaeit noch längft nießt baS
^öchftmaß bon 311 leiftenben VlrbeitSftunben fei. SBenn aber ber»
f<hiebene 33chörben bie VCuffaffung bertreten, baß eine SlrbeitSaeitber»
iüraung glcidiaeitig auch BrobuftionSauSfall bebeuten müffe, fo rech*
rieten fie nicht bamit, baß bie heutige ©rnäljrungSmeife einen gu=
fammenbruch unferer gaitaen Bolfsmirtfcbaft mit fich bringen müffe,
menn nicht burd) eine Berfiirauug ber VlrbeitSaeit bie VlrbeitSfraft bes
cinaelnen fomie bie ber Vlllgemeinheit gefdiont merbe. t ?$ür bie Vir»
beiter fei alfo lebten @nbcS bic ffragc ber VlrbeitSaeitberfüraung. eine
(Spftenafrage. — Sie KriegSamtftelle XIL fo mürbe meiter borge»
bracht, glaube, baß bic Einführung beS VlcbtftunbentagS nut auf
breitefter BafiS, b. b- nur für gana Seutfchlanb geregelt merben
fönne. Sie 3 entralborftänbe ber ©emertfebaften müßten notfalls
in Bcrbanblunöeu mit bem KricgSamt Berlin treten.
Sn ben tireußifdjen ©ifenbahntoerfftatten
hat ber SWinifter ber öffentlichen Arbeiten bie ©onntagSarbeit,
bie bi^^er 6 ©tunben betrug, mährenb für 9 ©tunben ßohn
geaahlt tourbe, auf 5 ©tunben berfürat. ©leidfeeitig bat ber
B^inifter eine außerorbentliche Seucrung^aulage gemährt.
Über bic gufammenbänge ^mifdhen Vlrb^itSaeit unb
VlrbeitSleiftung finb auf Beranlaffung ber britifeben Regierung
in 7 gabrifen amei Sohre lang braftifche llnterfudjungen an-
gefteHt morben, bie inSbefonbere bie ©rmübungäerfcheinunge'n
bei fiiraerer ober längerer 3 irbeitS 3 e.it betrafen*).. 2)ie erften
beiben Berichte, auS benen „Sron 3lge" aftitteilungen. macht,
beaiehen fich auf eine gabrif bon Bcrbanbftoffen mit 2000
Slrbeitern unb auf ein SBcrf, baS Kriegsgerät (bon
©roßtuibinen herunter bis au ©tablfchilbern) herftdlt, mit
600 3lrbeitern. Sie miffenfchaftlich burcbgefiibrten Unter-
fuchun^en, bie ©eheimrat Dr. ßehmann im „Sentral-
blatt für ©emerbebbötenc" (SuÜ unb STuguft 1918) ausführlich
fdjilbert, ergaben, baß fich bei Überftunben unb bei Sftacht-
fdhichten eine fo ftarfe ©tmübung aeigt, bdß fie bolfSmirtfchaft-
lid> unamerfmäßig finb. 3luch furae ©rholungSbaufen änberten
baran nicht biel, befonberS bei ungünftigetn ©rnährnngSau»
ftanb. Berfüraung ober BBegnahmc ber 3tuhebaufen, Über¬
fluten ober ©inaiehung beS Ruhetages berringern feßten
©noeS bie Brobuftion. Sie Berfüraung eines 12ftiinbigen 3lr-
beitStageS auf 10 ©tunben bedürfte eine abfolute ©teigerung
ber ©raeugitng mit runb 5 Broaent. Bei einer Kolonne bon
acht Slrbeitern erhöhte fidj bie SurchfchnittSleiftung bei biefer
Küraung ber SlrbeitSaeit. bon 262 auf 276 ©tücf; biefelbe
Kolonne brachte bei acbtftiinbiger 3trbeitSaeit fogar 316 ©tücf
heraus. Ser gortfall ber Überftunben führte au einer befferen
3luSnußung ber VtormalarbeitSfchicht; bic Seither lüfte maren
bei acbtftiinbiger ©dßcht ouffaUenb geringer als bei aebn-
ftiinbiger ©chi^t.
Ste ©itttoicflung ber gabrtfßflege, bie als neuer Qmeig
ber foaialen gürforge infolge ber bermehrten ®eranaiehung
meiblidjer 3Tr6eitSfräfte im Kriege entftanb; ift in ber furaen
3eit ihres BeftehenS (feit 3lnfang 1917) bcrhältniSmäßtg ftarf
gemefen. §hre 3luSgeftaItung ift baS SBerf ber grauenarbeitS-
aentrale unb ber KriegSamtftellen, melche bie immer häufigere
3lnftelhing bon gabrifpflegerinnen beranlaffen. ’ Bis aum
1. 9fobember 1917 mürben in 525 Betrieben mit inSgefamt
507 000 Slrbeiterinnen 500 gabrifpflegerinnen eingefteUt, bon
*) £sm 3 ufaminenhatig mit biefen lluterfuchungen beröffentliehen
bie „Simes" ( 20 . Mai 1918) bic ^ufdjrift eines Ingenieurs gleicher
Sronci:, ber ben Bau eines 634 km langen Sunnels in ben Valleys
of Mexico geleitet hatte. Bei fürtfdjreitenber burd) Suft» unb SBaffer»
bcthältniffe gebotenen Bedüsung ber Vlrbeitsfcbicht bon 12 auf 8 , 6
unb 4 ©tunben ergab fich, baß ber Suunel bei Vld)tftunbenfd)id)t in
jeber 2Bod)e um 36 in, bei 6 -©tb.=©d)id)t um 50 m unb bei 4»©tb.=
©d)id)t um 70 m borgctricben mürbe unb bie Baufoftcn für jeben
Meter bon 41,75 auf 41,52 unb 39,57 Sollar faulen.
747
©oktale SßragiS un b Archib für VottStoohIfah r t — 1918 — XXVII. At. 48.
748
bcnett 325 an AuSbilbungSfurfen teilgcnommen haben. ©S
fänben foldße im Söhre 1917 int ganzen 26 ftatt, unb glnar in
Berlin, Königsberg, Sanaig, Vofen, Breslau, Sftagbeburg,
Altona, $annoPer, Sortmunb, Köln, Süffelborf, granffurt
a. 2R., VHinthen, SreSben, öeipaig, Karlsruhe, ßßannheim,
©traßburg unb ©aarbriccfen.
(Sine neue ArbettSaeit* unb UrlaubSregeltmt für bie ©dßoeiaet
äHilitänuerfftättcn ift nach Unterhandlungen gttnfchen bem Sdpoeiaet
iWctallarbeiicröcrbanb unb bem 2J?ilitäpbepartement bom BunbeSrat
am 12. ftuü befdjloffcn morben. Sie 54*©turtbcn=2Botf)e mirb bei»
behalten. Ser Urlaub für bte Arbeiter beträgt nach 2 Sicnftjahren
3 Tage, nach 5 Stcnftjahren (uitb 20 Alte-rSjahren) 6 Sage, nach
10 Sienftjabreu Umb 35 Altc-rSiahren) 9 Sage, nad> 15 StcrTftjahren
funb 42 AlterSjahrcn) 12 Sage, ©leichaeitig gemährt ber BunbcSrat
meitere außer ordentliche Seueruugogulagen je nach bem gamtlien*
ftanbe unb ber Kinberaafjl bon 50 bi)? 100 Wappen unb mehr täglich-
Jlrtatteiirfigtet! wü> tifxe §itumtpftmg*
Sie KriegSfürforge für ertoerhslofe Sejtilarbeüer in Augsburg.
Sn Augsburg mirb ber Voßaug ber ©rmerbslofenfürforge
für baS aßebftoffgeluerbe Pon einem AuSfcßuß geleitet unb
Übermacht, ber fid) aus Vertretern ber Arbeitgeber unb ber brei
beteiligten ©emerfßhoftSridjtungen ber Arbeitnehmer unter bem
Vorfiß. eines Vertreters ber ©tabtPermaltung aufammenfeßt
Siefer ArbeitSauSfchuß hot über bie 3eit bom 1. SftoPcmber
1915 bis 30. April 1918 einen Vericht erftattet, ber einen
hochintereffanten ©tnbltcf gibt, mie es burch planmäßiges
Sufarnrnenmirfen aller beteiligten ©teilen gelungen ift, bie
bittd) bie Wohftofffnappfjeit an SBebftoffen herPorgerufene
fchmere mirtfdjaftliche Krife burd) Umfteflnng auf bie
KriegSmirtfchüft au iiberminben. SaS SBirtfdjaftSleben ber
©tabt Augsburg n>ar bon biefer Krife befonberS fchmer
bebrobt, ba baS Bkbftoffgemcrbe in griebenSaeiten ben
bebeutenbften ©emerbcameig Augsburgs bilbet. Aud) litten
nicht nur bie Arbeitgeber unb bie Arbeitnehmer als bie
aunächft Veteiligten unter ben fortfdjreitenben. Arbeitsein*
ichränfungen, fonbern mittelbar mürbe baPon auch bie Sage
beS töauSbeftßeS, beS $anbeis unb ber übrigen ©emerbeameige
ungiinftig beeinflußt.
Von 81051 männlichen unb 20 522 toeiblidjen ißetfonen, bie
Anfang $uli 1914 ,in Augsburg überhaupt gegen Sohn befchäftigt
mürben, maren 6060 AZättner unb 8656 grauen im üEBebftoffgetoerfre
tätig.
Ser .borliegcnbe Bericht bringt aunädjft einen Wücfblitf
auf bie aßgemeinen bom Weid) unb ben ©inaelftaaten erlaffenen
Beftimmungcn, bie ^werft au ©infdiränfungen, fpäter au
einem aßgemeinen ©pinn- unb SBebberbot führten. (Vergl.
hierüber Sfl. XXV, ©p. 281,337,1032,) Sann folgt bie ©chilbe*
rung ber in Augsburg unternommenen ©dritte auf bem ©e-
biet ber ©rmcrbSlofenfiirforge.
Anrecht auf ßrroccbslofenfürforge hatten alle im Augsburger
^ebftaffgemcrbc bcfcßäftigt gemefenen Arbeiter unb Arbeite rinnen,
auch meint fic ihren ÄJofjnfiß nicht in Augsburg felbft hatten. Siefe
(finbeaiehung ber uustuäits A>ol)rtenben mar bon ber SanbeOberfuße«
rungsanftült aut* Bedingung gemad)t morbcit, die nur unter diefen
Umftänben ^ufdniffe leiften mollte. Aus rein praftifchen ©ründett
mürben bie ftillgelegten ober eingpfchränftcn betriebe felbft
a l S SB c r e ch n u n g s » unb '$ a h l ft e 11 e n benußt, ba fic am«
fidjerften' bie frühere Lohnhöhe unb ben EohnausfaU nadjmeifen
fomtlctt. Sie .Haften mürben au bier ©ccßfieln bon Weid) unb Staat,
au je einem Sechftel bon ber Stabt unb ben 'Arbeitgebern getragen.
tfiir ben mit bem Voßaug ber „CrtSfafcung für bic
Hricgßfürforge für ermerb^lofe Septilarbeiter"
betrauten Arbeit»au$fchufe tauchten im Saufe ber ßntmicflung eine
3tcihc grimbfäpiid>cr fragen auf, bie bei faß allen Maßnahmen ber
.Hriegc»fürforge iit ähnliriier Sifcife herbortreten, fo a- V. bie SBcbiirftig*
fcitcifrage unb bie tfrage ber Anrechnung ber (5rmerb»lofenunter s
ftübung bet Septilarbeitcrinnen, bie augleich alö Kriegerfrauen
?Yamilicnunterftübuiig erhalten; ferner bic ftrage ber Anrechnung
bei? ArbcitöOcrbienftc» bei ber Übernahme bon ©rntcarbeiten. Ser
Arbcityaußfd)iiß fud)tc überall mögltdjft foaiale ilöfuiigen 311 finben,
um unnötige SBittcrfeit bei beit Kriegerfrauen au berhinberu b 3 m. um
bie yirbcitöfreubigfeit bei ber Übernahme bon Grntearbeit nid)t 311
unterbinben. Aud) bic (Jrfchmerintgen burch bie Seneruitg mürben
in 'Betracht geaogen unb bie Anträge auf llntcrftühung in möglichft
mohlmollenbcm ©utne geprüft. — Ser Bcrid)t teilt bic intereffemte
Beobadßung mit, baß bic Verpflattaung uon. Scjtilarbcitern auf baS
2anb fid> nur ba ohne Weihung t : urd)fiit)ren ließ, mo bic in ber Stabl
freigemorbenen Arbeitöfräftc au Vermanbtcit auf bem 2aube tarnen.
Sie in Bauern uorherrfchenben bäuerlichen Befiper bon Klein, unb
SKittelmirtfchaften behalfen fich im übrigen lieber mit alten Leuten
unb ^ugenbltthem als baß ße ftäbtifche Arbeiter einfteHten.
SllS tm 4>erbft 1916 bic VefdjäftigurtgSlage immer meßr
aurüdgittg, bie UntcrftiißungSfummcu aüitWen 250 000 unb-
300 000 -c^ monatlich fdjloanften, ein ©nbe beS Krieges nicht
abaufehen mar, hielt eS bie ©tabtüermaltung für bringenb ge¬
boten, SWaßnahmen 31 ^ SlrbeitSbefjhaffung 311
ergreifen. SaS $iIfSbienftgefeß unb baS „^inbenburg-Vro*
gramm" toirften in gleicher Sftichtung, bie batjerifehe ©taatS-
regierung unb bie SWilitärbchörben bemiefen loeitefteS ©nt*
gegenfommen.
Sen leißungsfähigften Betrieben ber Se^ttiinbuftrie mürbe für
: ^eercSaufträge mieber ber oolle Betrieb geftattet; bie SKetall* unb
;. SRafchineninbuftTic — neben bem 29ebftoffgemerbe ber ameitmichtigfte
1 ^nbuftrieameig im aBirtfdjaftsleben 001 t Augsburg — erhielt bct=
mehrte Aufträge; in ben Wannten berfdjiebener Septilbetriebe mürben
Betriebsabteilungen ber WüftungSinbuftvie tut tergebr acht. tfür
fchmächlichc ArbeitSfräfie — bie unter ben Septilarbeitcrn bcfaimtlich
häufig borfommelt —' mürben einige Criitrichtungen für leichtere
Arbeiten getroffen, fo 3 . B. eine ^>ülfenreinigungSanftalt, ein Kriegs*
befleibungS=^nftanbfe$ungSamt, amei Betriebe 3 ur Snftanbfeßung
Dort Körben für jpecreSamecfc. Sem ftäbtifchen Arbeitsamt mürbe
im ©inoeritehmen mit bei Krieg Sa mtf teile eine WachmeiSfteüe für
ermeobslofe Seitilarheiler augegliebert, bie auf möglichft planmäßige
2 öei)fe uitb nach beftimnvten Widjtliuien auf bie für bic KriegSmirt*
fchaft arbertenben Betriebe verteilt mürben.
Scr ©rfolg biefer Maßnahmen loar, baß bie 3^hl er-
merbSlofcn ^estilafbeitei*, bte ÜftoPembcr 1915 29 betrug,
bann auf 3214 ©nbc ^obentber 1916 ftieg, ein S^h* fpöter,
©nbe 9coöcmber 1917, auf 200 aurüefgegangen mar. 9lud) im
übrigen SBirtfd)öftSleben SlugSburgS machte fid) bie Um-
fchaltung auf bie KriegSmirtfd)aft in giinftiger SBeife geltenb.
SieS läßt fidh ameifelSfrei aus ben ©rfalnumgen ber SlugSburger
KriegSfiirforge für ben ß^ittelftanb fcftfteßen, ba bie Einträge
auf Beratung, ©inigungSbcrhanblungen amifd>cn ©d>itlbncru
unb ©laubigem, unb namentlich auf bie ©emährung bon Sat-
lehen im Söhre 1917 anffaücnb aitrürfgingen.
Scr 9lrbeitSauSfd)itß, ber bie ©rmerbSlofenfürforge burch
fchmere Seiten hinburd) gefteuert hot, fängt ießt bereits, an, bie
ttbergangsmirtfehaft borsnbereiten. SaS ©rtsftatut betr. bie
©rmcrbSlofenfürforge bleibt beftehen, um notfalls fofort mieber
in Kraft 311 treten. Auch bie neu gefdjaffene Abteilung für er*
merbslofe Textilarbeiter beim Arbeitsamt bleibt beftehen. JJür
bie Kräfte, bie bei KriegScnbe in ber VüftungSinbuftrie frei
merben, hofft man burch Vearbeitung ber ©rfaßftoffe tm SBeb*
ftoffgemerbe Arbeit au fchaffen. SaS KriegSbefleibungS-
SnftanbfeßungSamt mirb feine Sätigfeit nod) DorauSfichtlicb
amei Sohre itad) bem ©nbe beS Krieges fortfeßen fönnen, alfo
meiter Arbeitsgelegenheit für fdimädhere Kräfte bieten. Ser
Vorfißcnbc beS AuSfchuffcS, Dr. Kleinbienft, fchließt feinen be*
achtensmerten Bericht mit 9Borten banfbaren JÄürfblicfS unb
hoffnungSPoßen AuSblidS. ©0 mie eS banf bem 3ufommen*
arbeiten Pon ©tabtpermaltung^ Arbeitgebern unb Arbeit*
nehmern, unterftiißt Pon ber Aegicrnng, gelungen fei, ben tief-
greifenben ©tnmirfungen beS cnglifchen SßirtfdjaftSfriegeS ouf
baS BHrtfchoftSleben ber ©tabt au begegnen, fo fei auch ju
hoffen, „baß burd) 3»fammenarbeit, Anpaffung unb SBahr*
nehmung aßer 3 J?öglichfeiten aum SBicberaufbau ber inbu*
ftrießen unb foaialen Verhältniffe auch bie fragen ber Über»
gangSmirtfchaft befriebigenb gelöft merben fönnen". £.
©itte VoIfShochf<huü im gelbe. Über ein eigenartiges Unter*
■nehmen aur Vertiefung ber VolfSbilbung berichtet Sßrofeffor
S. K. ©bei (©ießen) in ber granffurter S^itung Pom 21. Suü-
^uch bem Vorbilb ber bänifd>en VoIfSfchulen ift im Suni b. S-
bic erftc VolfSl)od>fdmle hinter ber gront abgehaltcn morben.
SaS Biefen ber bänifdjert VoIfSfdmle, bie houptfädüid) für bie
crnxuhfcite männlidhe unb mcibliche Sngcnb atuifchen bem
18. unb 25. SebenSjahr gebadßt ift, liegt befanntlid) baritt, baß
bie Teilnehmer in einer $anS- unb SebenSgcmeinfdjaft au*
fammenge|d)loffen merben, baß bie Öehnitethobe nicht fd)ul»
mäßig, fonbern in freierer Söeife gehanbhabt mirb, baß eS
aud) nicht fo fehr barauf anfommt, fchulmäßigeS Sßiffeu an
Perbreiten, fonbern bie aßgemeine Vilbung au Pertiefen unb
bie Verfönlichfeit geiftig unb feelifch au entmideln. i)tach bem
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Soziale SptagiS unb Atdjiib fik ©bÖsn^hlfährt — 1918—XXVH,91t. 48.
bätiisdjeit ©orbilö ift bisher in .Teutfchlanb nur in ©djleStmfl*
$olftcin eine ^8offöt>ocf]rf(^uIe gegrünbet toovben, unb t^itoeife
bcrlocrtet audj ber 9^btin'307'atmfd)e ©erbemb für ©olfSbilbung
bei feinen fturfen biefe ©ebanfen.
Tie erfte 38 o I f S b o cf) f cf) u I e im gelbe tft auf Sltt-
regung bon tfoex für bie ©ad)e ber ©olfSbilöung begeifterten
Männern gefcf)affen morben, bie mit ihrer Stnregurtg ©ei«
ftänbniS unb ioeitefteS ©tttgegenfommen bei b.en aufiäjtbigen
^cmmanboftellen fanben. Tie Beteiligung an ber ©olfsfeocb*
fdjule luar freimiütg; bie oerfdücbcnftön ©ilbitngSfreife unb
Berufe mären bertreten:
16 $aufleute, 12 Vuubmerfer aller Art, 4 Sanbrnirte, 6 Unter*
beamte, 6 (meift gehobene}. Arbeiter, 2 ©uhhänbler, 2 ©eminariften,
1 Ingenieur, 8 Abiturienten, 1 Primaner, 1 Shmftmater, ber fth
als funftletifh nnb philofophifh burefegebilbeter. SWenfcp unb fpäter
als eine ©tüpe ber Öeitung unb ber Sebrer ermieS. gh*er ©orbil*
bumg nach maren etma 33 ©olfsfcfjüler, bielfah mit jpäterem ©efudp
ber gortbilbungSfhule, 15 Mittel* unb S^ürgetfgmltt, 5 ©ptn*
nafiaften unb Cbetrealfhüler unb bie 2 ©eminariften. Tie meiften
ftanben im Alter um bie gmauaig, bodj maren auch einaeloe Tteifeiger
unb ©lediger baruntcr.
Ten ©hauplap biefeS eigenartigen ©ilbungSunternehmenS
bilbeten brei nahe aufanunenliiegenbe prüfet eines geräumten
©tabtteilS, in benen ©chlaftäume, ©peifefaal, ßefe* unb Ertrags*
raum gefhaffeu mürben, ©in in bet Sftäfye befindlicher ^ar! ge*
mÄ^rte Jbei gutem SBetier ©läpe für bie ©ormittagSborträge unb
fibc ©pid unb ©port in ben freien ©tunben.
Ten ©örträgen lag non bornhereiti ein beftimmter ©lan
augrunbe, bei bem jebod) nad) 2Wögttd)feit SBünfepen auS bem
&ömfretS Rechnung getragen mürbe. Ter Örunbton mar
haterlanbifd), jebod) nid)t nationaliftifdj in parteipolitifebem
©iune. Allgemeine ©tlbnngSfragen, fomie baS beutfepe ©olf
unb feine <$cfd)idjte, unb amur fomofci unter ©eriicffid}tigimg
ber politifdten mie ber fufturgefcbirf)tlid>en ©nttiütflung,
bilbeten ben Vauptgegenftanb beS Unterrichts. Tie Vaupü
arbeit mürbe in ©örträgen mit nacfyfolgenber ©efpreebung
geleiftet. 3m* ©erfdjönerung nnb Belebung beS Unterrichts
fmuie beS gefelligen ©etfcmtmenfetnS mürbe in hohem 2Wafee
and) bie ■tölufif perongcaogen. Tie Tauer beS 3ufammen*
IcbcuS unb SernenS mar auf 14 Tage bepteffen.
Über ben Erfolg biefer erften ©o!fShod)fd)ule äufeern fid>
bie Seprer unb bie Sernenbett in gleicher SÖeife befriebigt.
(Einer ber Setter ift befonberS bar über erfreut, bafe ba$ 8u*
famutenfein ben ©etoriS erbracht bat, man fönne ©erfoneit mit
ganä nerfd)iebener ©orbilbung gleichmäßig burch ben Unter¬
richt ctmaS bieten, fofern nur auf fd)lid)ten SfuSbrucf unb Sin*
fchaulichfeit ^öebacht genommen mürbe. Sind) baS Snfönimen-
leben gestaltete fidb burd)auS • barmonifch. StUe Teilnehmer
fühlten fid> als Pioniere für ben ©ebanfen ber 38ol!Sl)od)fchnle-
.^ennseidjnenb finb eine 9teihe t>on ^DanfeStnorten, melche bie
Teilnehmer in ein ben Settern aurn Slbfchieb überreichtes
Sflbum gejdjrieben hö^en. ®ier heifet eS u. a.:
„Unfer ©eelenlanb hnt ©aat empfangen, forgen mir für
bie @rnte." — „£>ie erfte 5elbbod)fthule mar mir eine grüne
Öafe in ber traurigen SBüfte beS Krieges." — „®er ©runb-
ftein ift gelegt! SJtöge fi<h auS ber Selbho^fchule bie SßolfS*
hochfchule cntmideln, aum ©eil unb autit ©egen beS föater-
lanbeS!" _
ptttcUntgts.
Wtte rteuerfdienerten Bflt^er, t)te ber ©d^rtftlettimg sugefanbt »«rben, »erben btei
oeraetd^net. SKe mettere SJcfpre^img einzelner ©Triften, Ijler ober im ^auptteil
bet .©oralen ^rajis*. Behält We ©djriftlettung oor.
Tenff^rift üb*cr bie 33 c r f i cfy€ r u n g ber.^auSge*
merbtreibenben. ^»erauSgegeben bon ber SluSfunftS*
ftcllc für ^oeimarbeitreform, 23erlin W. 30, SloHenborfftr. 29/30.
{^reiS 50 W
3u ben bringenbften jWeformen ber aieicbsoerficherung gehört ber
Ausbau ber 3?erfic^crung ber ^auSgcmerbtreibenben, bie, mie auf
anberen ©ebieten, fo aueg hier bon ber ©efepgebung ftiefmütterlicg
behanbelt unb in alle brei Steige ber Söerficberung nur in ge*
ringein Umfange einbeaogen finb. 2)ie borlicgenbe Xenffchrift gibt
eine eingchenbe 2)arftellung ber beftehenben U)iängd unb aeid)n<t bie
5Scge w bie eine aufünf-tige ©efepgebung au befchreiien hätte. ttberaK
fteht im 5U?ittelpun!te bie $orbcrung etner möglichft meitgehenben
Gleichstellung ber ^au$geu>erbtreibcuÄ)en, beren ©elbftänbigfcit als
«fiftion beacidjuet mirb, mit ben anberen Slrbcitern, eine ^orberung,
bei bereit Erfüllung aud) bie langentbchrtc (linbeaiehung in bie $rt=
^aliben*, Alters* unb ipinterbliebenenberfichetung enblich Tatfache I
mürbe. Ten breitefteu Otauni in bet flcinen ©chrift nimmt natur*
gemäfe bie üranfenberfirherung ein, bie feü bem oexunglüdteu
(S^perimcnt ber 3ieid)SberftcherungSot?bnung ein allgemeines ^nter*
effe beansprucht unb bei allntähli<hem SluSbau ber fabungsmäfeigen
iStegelung mährenb beS Krieges.immer mieber in ben Greifen ber
^reftihr erörtert morben ift. ^n michtigen fünften ift bereits eine
gemiffe Klärung .erhielt, unb bie ©efepgebung, bie fich mohl bemnädhft
erneut mit bem ©egenftanb befaffen mirb, fann auf ben bielfachen
praftifchen Versuchen un^b förfahrungen aufbauen, bie auf ©runb
umfangreichen 3JiateiiaIS tu ber Tentfdhrift anfammengetragen finb.
^chörbliche SW a n a h m e n a u r Sl r b e i t S b e r in 1 111 u n g
im Stiege. ^erauSgegeben bom üöüro für ©oaialpolitif.
93erlag ber 33aterlänbifdhen 33erlagS* unb Shmftanftalt, iöerlin.
108 ©eiten, 2,50 M. .
Ter SluSbau ber öffentlichen SlrbeitSberinittlung unb bie gu*
fammenfaffung ber nicht gemcrbSrnä^igen SlrbeiiSnadjmeife h at öurth
ben Äricg einen ftarfen Slnftoß erfahren, ©ine folcfye ?$üne behörb*
Iidher Slnorbnungen finb bon Dietch, 33unbeSftaaten, ^riegSämtern
unb ©eneralfommanboS ,erlaff.en, baß baS gurechtfinben recht er*
füttert ift, aumal bie neueren militärifc|en 33crorbnungcn bielfach
bie älteren bürgerlichen aufheben unb ergänzen unb ber ganae ©toff
in beu berfchiebenert SlmtSblättern accftreut, a- T. überhaupt nur als
interne Tienftanmeifung erfchienen ift. Tem ^bürfnis na<h einer au s
bcrläffigen überfichtlicheu guf-ammenfteüung ift baS 93ureau für
©oaialpoliti! bur^ bie Verausgabe ber borliegenlben ©chrift entgegen*
gelommen, bie bie bie/fach entbehrte ©ammlung ber michtigften aen?
traten SSerorbmingen beS OteicheS, 5preufeenS, ©apernS, SBürttem*
betgS unb ©achfenS, fomie beS 'f$reufeifchen ÄtriegSamtS enthält ünb
Sehörben, Slrbeitsnachmeisbeamten, Slrbeitgebern unb Arbeitnehmern,
fomie fonfügen ^Jiieieffenten ein millfomtnencS Va^bbuch fein mirb.
C^irte fur^e (Einleitung bon I>r. Ääthe ©aebel ^eidhrr^t in fnoppen
©trichen bie gefchi<hilich^ lEiUmitfluug, auf bie geit por feiern Äriege
aurücfgreifenb; ini Anhang, finb bie gemeinfame (Eingabe beS
Bureaus, für ©uaiulpolittt unb ber ©emerfschäften, fomie- bie bom
Btinb beutfdjer grauenbereine ausgearbeiteten S3orfchläge a u ^ 9luS*
gcftaltung beS SlrbettSitachmeifeS für grauen burch reichSgefetliche
?Hegelttng abgebrudlü
SWanbebtlleS 33 i e n e n f a be l. Tie lebten. ©riiitbe einer
‘ miffenfchaftlidh geleiteten ^olitif benr 5|3rpf. Dr. fWubolf
©tarn nt l e r, JHeidj-ls Teutfd>e ©djriften ^ t.so Jt.
Cttn Okidpl 93erlag in ^Berlin.
SWaubi’bitleS Söienenfabel, bie bei ihrem (Erfdheinen bor etma
200 fahren grofeeö Auffeben erregte, min aeiö^n, auf melchem Slvege
ein ©iaat au i)teid>tum unb SWacht gelangen fann. Tie babei 311 *
gruube liegende englifche STkchtSphilofophie hnt mehrfach^
Teutfchlanb Söuxael gefchlagen. $hre fritifche SSetrachtunf füh«
au ben grunbfüplichen. (Erörterungen beffen, maS mir foaiale grag^
nennen, ©tarnmler aeigt biefeS in ber borliegenbem ©chrift in be%
mcrfenSmertcr Söeife; er mirft bie grage nach bem aWafeftab auf;
an bem man überhaupt erft feftftetten !ann, ob eine politifche 93e*
ftrebung grunbfäplidh berechtigt ift ober nicht/ unb aieljt aus ber ab«
fchliefeenben 33eantmortung biefer grage bie notmenbigen golgeruugeit
für eine miffenf(haftli<h geleitete ^ojitif.
Tie A rbe i tSbe r mi ttlung im ^ r ie gS bei l e i b u n gS *
gemerbe beS ©Ifafe. 93on Dr. Shirt 33launt, ©träfe*
bürg i. (£. 1918. groeiteS V^ft ber (Schriften ber Sanbaentrale
\ für Arbeitsnachmeis in ©lfafe=ßothringen.
Tie Abhatnblung gibt eine Tarjtetlung ber Vergebung ber VemS*
arbeiten» als AoiftanbSarbeiten für grauen, bie befonbcrS i<n organi*
fatorifcher 93ernerfenSmerteS bietet. Tie ArbcitSbermittlung
ift ftraff beim öffentlichen Arbeitsnachmeis aentralifidrt; fic erfolgt
unter fpeaietten ©efichtspuntten, mobei bie burch bas ÄriegSminifterium
borgefchene ©Tuppierung noch toeiter berfeinert ift. Auch auf bie
Sohnficherung ift birett unb inbirett 33ebacht ^nommen. Turch biefe
SWafenahmen gelang eS, ben SterufSarbeiterftamm in einer geit
mirtfchaftlicher Slot 311 erhalten unb rpn bon bem Sohnbrucf bur<h
fchranfenfofe Sönfurrena au befreien.
^ernpunfte liberaler SBirtfhäftSpoHti! nah bem Kriege.
®on Dr. grtp V e lberfen. fearfSiuh«, ©. ©raunfehe Vofbrucferei
unb ©erlag. 1918. 82 ©.8°.
Tie anregenb unb fnapp aefchriebene flehte ©hnft fucht im Sibera*
ItStmt? greuribe einer entfhloffenen SWittelftänbS* unb ©auentpolitil au
merben. Tte Arbeiter*, AngefteHten* unb ©eamtenfragen merben nur
Jura geftreift. Auh auf fie miß Vdberfen ben ©runbfafc augetoenbet
mtffen: „©hup ber ©erfönlihfeit gegenüber ber übertouhernben SWaht
beS ©rofelapitaHSmuS unb ben fhäblihett ©rfhehtungen ber ^riegSaeit!"
2 Bie beauhlen mitbenÄrieg? ©ebanlen, bie bem englifheu
©hapfefretär bon ber miffenfchaftlichen Abteilung ber gabier
aur Verfügung geftellt merb^en. VerauSgegebcn bop ber
gabian ©ocictp in Sonbon, überfept unb eingeleitet bon Dr.
©, gaffe* 91 ih.thsfeu. ©erlog bon Tundcr & V um blot
in Seipaig 1918. s f3^eiS 4 M.
Tte ©orfhlögc ber gabier für bie burch ben Ärieg briitgenb
notmenbig gemorbene ginonareform • gehen auf ©erftaatlihung beS
©oftmiefenS, ber ©ifeubahnen, ber Äohlenbergmerfe, fomie beS ge*
famten ßebenSberfiherungSmefens hinaus, ferner auf fharfe fteuer*
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Sograle SßrajiS unb 5lr<hiip für VoUStoohlfahrt — 1918 — XXVII. 5Rr, 48.
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lid^e Erfajfung aller eine HRiitfteftgrenge überfchteitenbeti mobilen
uub immobilen Vermögenswerte uitb Einfommero bei entfpredjenber
Schonung ber fiuberrekheu gamilkn. Elufeet ben gragen ber ©c*
barfsbedung fpiclt bei beit 33orfcbIägen ber gabicr and) ber ©ebanfe
mit, bem ettglifchcn 'Staatsmefen eine ftärfere ftaat^fa^ialiftifdK |
Wichtung gu neben. 3)ie überfefeung b'c* S3iid}eS unb bk Verbreitung I
in Skutfchlanb finb fcfjr kmfenSmect, beim in allen (Staaten finb
bittch ben Ärieg bie alterfdjmerften ©elö= unb Stcuerprobleme ent= >
ftariften. $u ber Verstaatlichung ber ^oft unb Eifenftafjnen; ift •
XtHitfdjlanb aHerbings weit oomusgefcbrittcu, ebenfo ift burdj unfere •
beutfdjc Arbeiter* unb X 1 !ngeftc lltcnnerfid>ecung fchon manches in j
ftaatliche gornt gebracht, maS in England Porläufig nur auf bem I
©3ege ber Keinen freiwilligen fiebcnSOerficherungen geleitet Wirb,
uor allem bie Sterbegelder. 9löer in ben anberen fragen, nairoent»
Iidj auf bem ©ebiet ber birefteu (Steuern, geigen bie Vorfdjlägp ber j
gabier fooicl herähafkS 3upaden, bafj man bringend ben gefeb 5 |
gebenden gaftoren im Weid) etwas bau biefem ©eift wiinfehen möchte. !
3ur toirtfdjaftlichen. Sage ber £‘a n b l u n g § g e Ij i l • i
finnen mäbrenb b e S Kriege S. 3?<on Dr. Olga |
91 b e l B e i b 953 o I f f, ERiinchen. Union, $>eutfiche 33erlagS= |
gefellfchaft. Stuttgart. 1918. 88 Seiten. 2 JL.
9luf ©rund einer [id; über ba§ gange ®>eutfche Weich erftredeuben |
Umfrage ber „Verbünbeten Äaufmännifcben Vereine für weibliche
ÄngefteÜte", Sifc Äaffel, ftellt bie ®oftorarbcit ber Verfaffcrin einen
9tnfangSPerfu<h gu einer ©efamtfchilberung ber Sage ber §anblungS-
geljilfitmen wahrend des ÄriegeS bar. Cljne 9lnfprudj auf erfdjöp*
fenbe ftatiftifche 33eobad)tunQeu gu machen, gibt bie Schrift beachten**
merte Belege für bie Statfadjc, daß fi<h bie mirtfdjaftlidje Sage bei
.'paiiölungSgehiifimicn trofc oft erheblicher ©ehaltScrhöl)img uid)l
berbeffert, fonbern rclatib l>erf<hle<htert hat.
Bieter, unb Vermieter im & r i e g. ©emcinberftänb*
liehe QarfteUung des Einfluges ber ^rtegSgefchgedung auf
bas ERietSoerhältniS, bearbeitet bon Dr. jur. et phil. ©eorg
Senftncr, ©encralfefretär beS Vunbes ber berliner
©runbbcfifccrtK'reine, unb Dr. 53 r u n o 91 f dj c r, ©eridht^
affeffor in Berlin. ^reiS 0,so Ji. Verlag don $. £>efe,
Stuttgart.
®ie Schrift bcriidfidjtigt bcfonberS bie wirtfchaftlidjen ^nter*
effen ber gauSbefiher.
Seel nt a n n § Sammlung bon (Singelbat ft’e Hungen
beS föcichSberfidjerungStecht8. $>eft 6: SBeiterc
•^riegSberorbnungen im 39etei<he des DteichSberficherungSrethtS.
®cft 7; Verordnung über 5Berfid>erung ber im baterlänbifchen
^ilfSbierift Befchäftigten. 58om 24. Februar 1917. 9i©931.
S. 171. ^eft 8: S)ic 9ted>tfprechuna ber SBerficberungS*
behörben gum gmeiten SBuche ber 51530. (Trantenberficherung).
§>eft 9: $>ie Soften im Verfahren bor ben 53erfidlerungS»
ämtern unb ben Oberberficherungäämtern.
91 r d> i b für 5i a f f e n = unb © e f.e 11 f dj a f 13 b t o l o g i e.
12. 33b. 1918. o./6. J^ft. 99. ©. ^ubner. Seipgig=93erlin.
536 Seiten.
---- - ------——--.- . .i. . . . — _ ._. r - ---
®ie Beitfthrlft lüratri« unt> für ift burch alle ©ucbbcmblungen unb ^ioftämter (^oftaeitungSnummer 7137) ju begiehen.
einjelnummer 35 $f- 9lnaetgenprei§ ift 45 53f- für bic biergefpaltene ^etitgeile.
Seiteitbe Kräfte gefucht.
Pi: bic (Bemeinnü^ige 9lftiett«@efe0fdhaft für 5lngefte0tett»
^etoiftatten lit SBetlht merbeit mehrere leiteubc 53eamte (SiebelungS*
fa^mann, Sogialpolitifer, Slrctjitcft) gu möglidjft balbigem ©iutritt gefugt.
Angebote mit ^arftclluug "bcö ScbenölaufS uub ber bisherigen Xätig*
Jett fomie mit ©ehaltSforberung unter 99cifügtmg bon 3c»guiSabfd)riften
bis gum 10. September 1918 an ben ©eiteralbireftor ber ©emeinnügigen
rat*^oSJa tri^SerUns^r^beuau, ^aiferaHee 61/6^, erbeten.^* iperfon*
liehe 93orfteHung gunächft gtocdloS.
53 etlag bon. © u ft ab gfifdjet in S^na.
-— : -1-——- i —-— ---:-
2 )er ©eburtenrüdgang.
CDic 9ftationaIifierung be§ ©erualleBenS in nuferer Seit
33on Dr. ^0^0^ SBolf,
o. ö. ^ßrofeffor an ber Uniberfitrit 93 rc 8 tau.
(XV, 253 ©. fiej.-gotm.) 1912. SßteiS: 7 2Rart 50 gif.
Verlag ooti @»fU» $Ud|er in Sena.
Sluf meine bot bem 1« Sattuat etfehienenen ^3etlagsmetfe erhebe ich ben aUgemein eingef&hrtet*
^etieget'^euetnngSgnfchiag bon 20%,
©cift be$ beutfd^en asoiesmirtfchaftliche ©ebanien
nnb Unterfttcbuugen* 33on Slrnolb SBagemanm 1913.
ißreiS: 2 9P?ar! 60 Sßf.
Sn halt: Einleitung: 1. $>ie natürlichen ©nmblagen be« Rechts. —
2. ©runbgebanJen beS beutfhen Stedjfö. — 3. Sehreit für bie fünftige Rechts«
bllbung. — Sdjhi&roort.
®ine höchft intereffante, ja badenbe S)arftellung be« ®eifteS tfnfereS
beutfhen Rechts, geiüiffemtahen ein Segenftüd gu ShcnnaS „©eift be« römifhen
SiedjtS", jeborf) furforifher, bie ^auptpunfte furj uub ITar herauSfhalenb unb
öon befonberer STritif über unfere gegenwärtigen 9ted)tSguftänbe unb JHechtS*
anfhauungen getragen. 2)a8 33uch ift nidht rein juriftifdj, eS ift oolISWirt*
fcpaftlid)/ fogialpolitifch, fulturpolitifch, politifch überhaupt. Seber, ber bie
Drbnung unterer SRechtS- unb 95HrtfcfiaftSDcrbaltniffe Jritifh au feben geneigt
ift, wirb biefe Schrift mit hohem ®enufe lefen.
93 orIefungett über fojiale SRcbiatit. *on Dr. subwig
SEeleJg, fri batbogent für fogiale ÜÄebigin an ber llniberfität Söten.
®rfter 2:eil. fDie mebiginaDftatifiifchctt ©runblagen: Sterb*
lichfeit, ^obeSnrfa(hen r ©eburten, jtörperbefchaffenbeit in Stabt
unb Sanb nnb in oerfchiebenen ^3ohiftanbSftnfen. Einflug be$
Berufes auf Sterblichfeit unb ErfranfungShäufigfeit. trautem
taffenftatiftif, SWit 14 Würben tm Xert. 1914. (VIII, 282 S.
gt. 8°.) ißreiö: 8 «Warf, geb. 9 äRarf.
®er SSert beS ©uheS liegt barin, bafj ba§ reiche oorhanbeue SKatcrial,
bem ber 93erfaffer Slefultate eigener ^orfrfjungcn beifügt, nicht nur überfidjtlidj
jur ®arfteßung gebracht, fonbern auch fritifh gefichtet unb geprüft wirb;
iuSbefonöere wirb ber SBert unb bie 93erlählid)feit ber .^ranfenfaffenftatiftif
eingehenb erörtert, auf häufig überfeheue äJiäitgel bcS SKaterialS unb ber
Verarbeitung hingewiefen unb bereit Vebeutung bargelegt.
So wirb baS ©ud) nicht nur allen jenen, bie fidj über bie einfdjlagigen
fragen unterridjten Wollen ~ unb biefen ©unfep follcn ja alle 33erwaltung§»
beamten, VolfSWirtfchafter, Strgte haben —, einen rafdjeit Itberblid ermöglidjen,
fonbern e« wirb fie auch auf bie befteljenben Süden unfercr ©rfenntniö auf«
merffam machen unb fie befähigen, oon welcher Seite immer fich ihnen
bietenbe-ü ÜJtaterial fritifh gu prüfen, bei eigenen Slrbeiteu fich oor gehlfchlüffeit
gu bewahren.
über gerbtttanb Saffatte unb fetn Verhältnis $ur
gi$tef(hen <S0gtaIf){)U0f0pf»te. ®on Dr. rer. pol.
Earl Srauttoein. (IV, 169 S. gi\ 8°.) 1913. $rei$: 5 SKarf.
Inhalt: Einleitung: ®ie hiftorifhe©ebeutunaSaffaUeSfür ben
^Soaialtämu«. — I. Über baS Serhältni4 SaffalleS gum aRarjtS*
mu«. 1. OfonontifchcS. a) Ofonomifdje Ipeorien nad) SKars; b) sOtonomifche
Theorien nach Saffalle; c) SBefen8Derfd)iebenheit be$ SaffaUefihen unb ERar*
rifchen SogialkmuS. 2. ®efhichiSPhdofophifche§. a) ®ie ©runbaüge ber
^egelfdjen ©efchichtsphilofophie; b) aitari; unb bie £egelfdjc ©efchiät4philo«
fophie; c) Saffalle unb S?egel Erfenntni^lehre, SRecptS» unb ©efchidjtSphilo*
fophifdjeö 3. Saffalle unb ERarj. — II. Über ba§ Verhältnis Saffall 3«
gidjtc. 1. Scitgebanfen ber gichtcfhen ©efeUfcpaftSlehre; bie Söee ber tyr*
fönlichfeit. 2. ®ic gbee ber ^erfönlichfeit bet Saffalle. 3. 2)ie 3bee ber
Nation bei gichte. 4. ®ie gbeeber Nation bei Saffaüe. DI. ®te ©ebeutung
beS EieulaffalleaniSmuS.
Soaialiftifhe ERonatShefte, $eft 12, 1914:
. . . eine mit guter Kenntnis jener philofoppifdhen ÄonftruJtionen ge*.
fdjriebene unb gut gcfdjricbene Slbpanbluitg, bie, auf öfonomifchem ©ebiet oie
Inferiorität SaffalleS gegenüber ERan; rüdpaltSlüS anerfenuenb, ihn als Öüter
unb gortbilöner jener philofophifdjen Xrabitionen im ®egenfah aum ERar?;*
fepen ERaterialiSmuS unb ®eterminiSmu3 feiert, in bem SafaHefaSen ©tanb»
punft eine tiefere unb fonfequentere ©egriinbung fogiatiftifchcr Etuffaffung ent*
beden will. ...
s
£a§ »cltniirtfihaftliihe Problem ber ntobemen
^nbuftrieftaaten. «on Dr. eari von x^ita. (vm,
210 ®. gr. 8».) 1916. frei«: 5 SRarf 60 ff.
®aS ©uep bepanbelt bie groben gragen ber ©irtfchaftSpolüi!. ES aeigt,
in welcher ©eifc bie beiben größten ^nbuftrieftaaten Europas, SDeutfdjlanö
unb Englanb, bie ©robleme ber weltwtrtfdjaftlidjen Verflechtung au töfc* T
fugten. SSohl gum crftenmal in biefer umfaffenben SSeife wirb bem Einflufj
ber Stellung beS Staates gur Söeltwirtfchaft auf baS wirtfchaftliche unb fogiale
Seben beS VolfeS nachgegangen, ßm lebten Slbfchnitt tommen bie gragen
nad) ber aufünftigert ©eftaltung ber SBirtfcpaftSpolitif ®cutfchlanb§ nah bem
Kriege gur ©ehanblung; baS Problem ^SJdtteleuropa" finbet eine etngchenbe
®arftcHung. 3mn Schluffe wirb oerfuept, ben 3Seg au weifen, ber ^eutfdjlanb
nach betu Kriege jur Södtperrfchaft unb bamit ^ur SBeltmachtftellung führt.
eetantworiUch für bieSdhriftleitung:Dr.£ubwig$ebbe,©erlin*(BtuneWalb. — ©erlag:®uftat>gif(her, SJena. — ®ebructt beiSultuSSittenfelb,^ofbuchbrucfet., ©eribtW^
XXVII. 3a|(rgnng.
$tummer 49.
*3*39? jwrr £ “»ya^
WT,
$ttlm, öeji 5. Sjfptrmbtr 1918.
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gtrdj ix f nx |Iolteuu>J)lfiti)rt
®rfö*tot on febem Stonttmtag. _ tfrtte Dtertelfätjritdj 4 ;Hark.
- Seratwaebfr: -
S^itfliitisnst Verlag:
fttiii w», itvutniarfur.29/30 Jrof. Dr. dB.fnuuht uni) Jfrof. Dr. p. Simmermantt. «afta» smtv ,}»«.
^«nfpwiljMr: *mt «alUitPörf 28 09. Sfcmlprajjer 68.
$n!)alt.
9l?l>eiterf$ufe uitb Völler-
g e m c i ii \ d) a f t. Von 9ft a £ Srafen
öon 2ftontgeIa«, ftönigl. baper.
©encral ber Infanterie 5 . 2). . 753
@in SluSbau ber ^nnaliben*
nnb £interbliebene»oerfid)c»
rung. II. ((Belüft). Von Sei).
OberregierungSrat $>üttmann,
Qlben&urg.756
9efeHfd)aft für eosiale OWfort*».
Sntematioitale Vereinigung fßr
gefeglidjett «IrbcHerfdjufe . . . 759
üftidjarb ®öring f.
$)te Ortsgruppen ber Sefellidjnft
für Soziale Sleform.
ttUgemebte «ojialpoUttf .... 760
Steine fojialpolitifd)cn SMnu«
fein in ben beutfdj-ruffifd)en
ßrgänjungSoertragen!
ftfirforge ffir JlriegerfamUien mtb
Hinterbliebene.761
3>er ©tanb unb bie fünftige (Snl*
uüdlung ber ftricgeriDitmen* unb
»rnaifenfürforge.
SCrtegStDiiniengelber fiitb steuerfrei,
©tieffinberunbganiilienunterftü^ung.
engiole Bnfidnbe.762
Tue broljenbe SlrbeitSlofigleit in ber
^igarreninbnftrie.
liegen ungemigenbe Slngefteüten*
entlöljnung in SfriegSbetriebcn.
fiebrige £öfjnc in ber 2>i;tilinbuftrie.
Xarifoereinbarungen jvif^en
ttrbeitgebem nnb tlrbeitern. 763
Xarifoerlängcrung int Holagefcerbe.
2>ie Verlängerung ber genoffen-
fdjaftlfijen Weid)Starife.
tfrbeitgeber- nnb Unteraeb****»
nerbSnbe.763
Organifatortfdje Sleidjberedjtigung
in ber d)entifd}en ^nbuftrie.
£er bcutfdbc SnbuftriefdjufoPerbants.
Sobttbewegnngen nnb ttrbetti«
fftmpfe .764
2>ie tfofjnberoegung ber Vergarbeiier.
Organifationen ber KrbeÜer, ®e»
bttfen, tlngeftellten nnb ®e«
amten.764
berliner unb Offener Selbe.
$>ie ®eutfdjen SetoerfDercine Ogstrfd)-
®under) im ?fabre 1917.
Hr&ettcrfdpift.765
Slrbeitgeberftimmen für bie Polle
©onntagSrutje im £>anbel.
£er ©djufc ber Sefunb^eit in ber
englifctjen StüftungSiubuftrie.
ftrbeiteroeiüfbemng. artaffen 766
Sr^obung ber ISinfommenSgrenge
für bie VerfidjerungSpflidjt in ber
3tngefteUtenberfid)erung.
9luftt)cnbungen ber £anbeöüerfidje»
rungSanftalten unb gleidjgeftcflien
©onberanftalten für gemeinnüpige
groeefe.
Siterarifcbe aHttteUnngen .... 766
Äbbrud fSrntlkber Wuffäfce ift 3 eitungen unb S*ttf(§riften Qeftattet, iebo$ nur
mit Poller Quellenangabe.
JLrPeiterrdtnb uni) üölhftgentftnfrfjaft.
Von (Srafen bon fflfontgelad, Stgl. bmier. Eeneral
ber $nfcmterie 3 . X.
Unter biefeni Xitel üeröffcntlicfjt Vrofeffor Stepbon
Malier (Vafel) eine 3tubie, Worin er bofiir eintritt, bah
ber Triebe mieber giitntad)en miiffe, tm% ber ®rieg
an ber Sl r a f t b e § arbeitenben V 0 t f c £
nerbroeben babc, unb bafe
ber Neubau b e ö 3trbeit§red&tö auf inter¬
nationaler @ r lt n b l a ßc erfolgen ntiiffe.
Xer erften Sorberung tnirb jeber fiiblenbe 3 Wenfc& ol)ne
loeitcre^ suftimuten, oott ber Vered)tignng be§ aloeiten Ver¬
langend toirb er burcf> bie Vfudfiiljningcn bed Verfaffer§ über¬
zeugt treiben.
Xad .cinfeitenbe .^af>itel bes Vitd)e^ treift barauf bin, bafe
ber W r n n b f a fc z U> i f cf) e n ft a a 11 i rf) c r Regelung
ber iUrbeiterred>tc febon burd) ben franzbfifd)*italienifd)en
Vertrag oon 1904, bann allgemein bureb bie Verner inter¬
nationalen Übereinfommen bon 1906 (Vbo^bborberbot unb
elfftünbige ^aebtrube ber ^nbuftricarbeiterinncn) fotuic
bie Vertraggentmürfe bon 1913 (Verbot ber 9?ad)t-
arbeit bon ^nbuftriearbeitern unter 16 fahren unb
jebnftiinb.iger Warimalarbcitdtag für Sranen nnb Sitöenb=
liebe) anerfannt tcorben ift (3. 7—8). 2fuf bie Srage
ber Vlufnabmc bon Veftimmungen über internationalen 9lr-
beiterfebufe in ben Vkltfriebendbertrag (3. 10—12) foll am
3d)luffe biefer Vcfbred>ung äuriiefgefommen merben.
3 m ztoeiten 3ibfcbnitt, ber bie internationale Regelung
bon ®oalition£red)t, Xarifbertrag nnb SBanberavbeiterfdgib
befbrid>t, trirb eine g l e i cf) m ä b i g e V e b a n b I lt n g b c r
in- nnb a n d I ä n b i f d) e n Arbeiter beim Vertrag^'
abfdilub befürwortet: „£er andlänbifcbe Slrbciter foll gleid)cn
ffiedjicd, er foll fein fozialer Vfetöfe fein; aber er ift and) an
bie gleid)cn Vflid>ten, bie ©inbaltung bed glcidjen Vfinbcft-
lobnfafec$ gebnnben". (3. 18). ^infid)tlid) bed 31 lt d =
Wanbernng§Wefen§ wirb bie Srage aufgeworfen, ob
e^ nach bem Kriege bem.Smbartbel (freien Wettbewerb) ber
3cbiffabrt^- unb 3Tn§Wanbening§agcnten einerfeitd, ber
(ftaatlid>en) Verbotgpolitif anberei-feit^ breidjitgeben ober ob
cd international 511 regeln ift (3. 25).
Sfapitcl Ul bid rx bebanbeln in iiberfid) 1 1icfjcr Weife ben
3tanb ber fozialcn ©efcbgcbnng in ben einzel¬
nen Räubern: bie fozialcn Verfidiernngen Oon ber iilteften,
ber UnfaUberfidK’Tiing, biö zur jüngfteu, ber Vctfid>mmg
gegen 3lrbeitdlofigfeit; ben 3d)ub non $inbern, 3 «öenblid)en
unb Slrbciterinnen; bie Regelung ber Slrbeitdzeit ber erWad)-
fenen SWännet im Vergbau, in iinnnterbrocbenen Vetrieben unb
in ber JRüftungdinbnftrie; ben 3d>nb non ^ol)n unb Heim¬
arbeitern; enblid) bie 3onntagdruf)e unb ben öefunbbeitd-
fif)itb.
Viel ©uted ift in ben lebten Sabrzebnten allentbalben
aiif fozialem ©ebiete geleiftet Worben. Vor übertriebenem
stolze, auf bad ©rrei($te bewahrt jebod) ber HinWeid, baü
fd>on im 16. 3nhrl)unbcrt faft in allen Vergbanlättbcrn „bie
aehtftiinbiger 9lrbcitdfd)id>t mit @infd>lu 6 ber ßin- unb Sind-
fahrt feftftehenbe 3ahung" War, Währenb zurzeit ntand)e
Staaten, barnntei* Ungarn unb Sinlien, nod) bem 3hfteilt ber
freien Regelung ber Slrbeitdbauer burd) bie ©rnbenbefiber
hulbigen unb aud) bie Vnnbedftaaten bed Xeutfchcn 9feid>ed
noch feine gefeblid)e Regelung ber 3d)id>tbauer befiben, Wenn-
fdion in Weftbcutfchlanb fafiifd) bie adüftiinbige Schicht nor-
herrfcht (3. 79).
Xer Verfaffer befd)i‘änft ftd> inbefjen nicht barauf, unter
Veigabc eined reid)lichcn ÖiteraturnadhWeifed z.ufnnnnen-
äiifteUcn, Wad bidher war, fonbern er fitd)t and) 311 zeigen, Wad
fiinftig gld allgemeine 9torm anznftreben ift. Xie grobe Sin-
fbannung’ ber Slrbeitdfräftc in ben friegfiihrenbcn Räubern
hat manche beherzigendWerte Erfahrung gebracht. Wie nicht
ZU OerWunbern, hot fid) t>or allem aufd neue unb befonberd
einbringlich bie alte Wahrheit beftätigt, bah »Ü b e r a t b e i t
eine nachWeidbare Verringerung ber fi e i ft u n g c n
Zur Solge" hot (3. 9); fo Wiefen z* in ber Sfiiftungd-
inbuftrie „QÖe amtlid)en Erhebungen bie Ermübungd* unb
öeiftnngdgrenze old iiberfdhritten" nad) (3. 85). Ebenfo ift
765
Soaiulc gkajiö unb Strc^iu für Volf3tt>oblfal)rt — 1018 — XXVII. Rr. 49.
766
bitrch bte grobe ^InSbehnung bet ©rmcrbSarbeit ber
3 r a u c n noch überacugcttber als früher feftgefteüt morbcn,
bab „grauen nicht nur füt eine fchWere Gattung oon Arbeit
ungeeignet finb, fonbern auch bei mäfeiger unb leichter Arbeit
nidSt fo oiele Stunben arbeiten fönnen n>ie SJtannct", unb
ferner, bah bic „Sorge für ben StachmitcbS" eine SlrbeitSruhe
ber Sftiitter oor unb nach ber ©ntbinbung gebietcrifdj forbert
fS. 78). .^pinfiditlid) bcr Heimarbeiter, biefer Stief*
finber bcr foaialen (Gefebgebung, fagt ein Vericht ber beutfdjen
(Gemcuffchnften aus bent laufenben $fcbrc, bah mährenb beS
Krieges „bie Heimarbeit... eine enorme Ausbreitung erfahren"
habe unb bah „mieberntn bic Hcimarbeiterfchaft ungehemmten
Lobnbriideteien preisgegeben mar, fomcit eS nicht oerein*
3 rtt (!) gelang, mit Hilfe ber (Gemcrffdjaften unb einfidjtiger
Sftilitäibehörben einen Lohnfdmb bureb nnabbingbare Tarife
mtb fchiebSgcriditlidie ©ntfeheibungen herbeiauführcn". Da
and) nad) bem Kriege bcr Drang gur Heimarbeit ans oer»
fd)icbenen (Griinbcn fortbefteben merbe, forbert ber Bericht
„bie Schaffung oon L o h n ä mt er n nad) eng l i f d>e m
V o r b i l b , baS fid) burdjauS bewährt hat" ( 8 . 90).
DaS folgenbe X. Kapitel befd)äftigi fid) mit ber grage ber
internationalen Siegelung ber f o I o n i a l e n $ o n t r a f t *
a r b e i t. ©in gebrängter, baS SBcfentlidje idjatf beroor*
tebenber gcfd)id)tlicher itberblid ( 8 . 109—114) nnterfebeibet
oier ©tappen in ber Vehanblung ber ©ingeborenen. Oiegen
ben ffrupeEofen SflaOenhanbel, ben feit Sftitte beS 15. Sfabr*
hunbertS afrifanifebe SflaOenhänblet unb fcbatnlofe europaifche
HanbelSgffellfcbaiten gemcinfam betrieben, erbeben ficb bic
Verfechter bcS RaturrechtS, bie aunächft ben • 8 f I a oe n *
l) a n b e l, bann bic 8 f t a 0 e r e i felbft befeitigen mollen,
Wobei im 16. unb 17. ^abrbunbert bie fatbolifcbe ®ird)e, im
18. bie Dnäfer, bie englifeben Abolitioniften unb bte geiftigen
giihrer ber franaöfifdien Rcoolution an erfter Stelle ftefien.
Stad) tangem ft'ampf fiegt bie Qbee: 1807 fefjofft ©itglanb ben
SflaOenhanbel ab; Rorbainerifa, Venezuela, df)ile unb 8 d>We«
ben folgen, ©ine britte ©tappe bilbete ber Verfuch ber
internationalen Abschaffung bcS SflaoenhanbclS. Aber
trofc ber tbcoreti’fdjen Vegcifterung bes Wiener ÄongreffeS für
öicfeS (Gebot ber Sftcnfchlichfeit bliibte ber 8 cbmuggel mit
Rfenfdjenmare Weiter, bis 1834 unb 1839 ©nglanb unb granf»
/eich bic 8Fla0cnbcfreinng „erftcnS bureb ^mei- unb mehr-
'feittge Verträge, atoeitens bureb friegSgcrichtlidie Veftrafung
bes SflaoenhanbelS unb autonome Abolition eraielten"
( 8 . 112). gn biefent 3ufammcnhange märe aitdi nod) beS
groben Kampfes 51 t gebenfen, ben ein Viertel jafjrbunbcrt
fpäter bie Starbftaaten ber .amerifantfehen Union gegen bic
Siibftaaten 51 t führen hotten, um nad) bem SflaOenhanbel aud)
bie Sflaoerci felbft 511 befeitigen. Vctrübenb itnb befcbämenb
ift bie (Gefdjichtc bcr Oiertcn, bureb bie Aufteilung Afrifas unb
bie folonialc ^olitif beS letten SJtanfchenalterS eingeleitetc
Vcriobc, bie bent fchmataen ©rbteile nicht sunt Segen, fonbern
aum gluche mürbe, eine erfdyreefenbe Vernichtung oon
iUenf eben leben aur golge hatte unb in ber Äontraftarbeit, ber
„©rbin ber Sflaoerei" micberurn „fflaOereiähnliche gormen
bcr Arbeit" einführte ( 8 . 114).
Daf* trot bcr Vriiffelcr Sitte oon 1890, bie banf beS oon
ilarbinal Sabigcrte unb Vurton geführten uncrmüblicben
gelbaugö bie Unterbriirfung be§ 8 flaoenhanbelö im Urfprung^»
lanbe oereuibart hatte, folcbc 3 oftänbe fortbeftehen fonnten,
oeranlaht ben Vcrfaffer a« bent 8 d)luf}e, bah internationale
Verträge „ein Vlatt Vapier bleiben, Wenn feine lebcn^fräftige
Drganifation, bic Oon ibealpolitifcben 3ielen erfüllt ift, über
,ihre Durchführung macht"' ( 8 . 116). Darin begegnet er fid)
mit einer gorberung, bie immer allgemeiner and) für ba§ ge-
fantte 3ufammenleben ber Stationen erhoben mirb. 2orb ©rep
hat febon in feiner Stebe 00 m 23. Cftober 1916 bic SftitWir-
fung aber Sänbcr a«^ ©rhaltung be$ grieben§ „fogat* unter
Slttmenbung Oon (bemalt" geforbert itnb biefem Verlangen in
feiner Schrift üom S)tai biefeö ^ahre§ erneut unb oerfd)ärft
Slu^brud gegeben. Unb in notier Übcreinftintmung mit bem
britifeben Staatsmann fdpreibt ber beutfdje VölferrcditSlehrer
grana bon ^ifat in ber bieSiährigen Stcuauflage feines
Lehrbuches ( 8 . 8 ): „Die horte Lehre, bie uns ber SBeltfrieg
au flarem Vemithtfein gebracht, ift bic Stotmenbigfcit ber ©in-
führting beS 3WangeS in baS Spftem beS VölfcrrecbtS“.
Stacbbem im XI. Kapitel bic Durd)fühning unb Vorberei¬
tung internationaler Slrbciterfcbuhoerträge befpro<hen ift, men*
bet ficb ber Verfallet* in einem XII. Sdilubabfcbnitt aont „©in*
tritt beS SlrbcitcrfcbubcS in baS Vöiferredjt" unb entmidelt ein
Programm ( 8 . 123), bah ben fpftematifdjen SluSbau bei
Verncr Übercinfontmen unb ©ntmürfc oon 1906 unb 1913
oorfieht Die Vebeutitng eines foldbett VvogrammS beruht
nad) Vrofeffor Vauer baranf, bah eS nidit lebiglid) ben VerufS*
intcrcftcn ber Slrbeiter, fonbern ben ^ntereffen aller VolfS-
flaffen bient, ©in in foaiaipolitiühen griebenSflaitfefn feft*
gelegter internationaler Slrbeiterfdmh mürbe nämlich folgenbe
Vorteile bieten ( 8 . 125):
1 . ©r oerhinbert, bah in bem nad) bem Kriege ent«
brennenben Sßettfampf ber Stationen burd) Verlängerung
ber SlrbeitSaeit unb Lofmbrnd ^onfurrenaprämien unb ba*
mit 3uftänbe gefebnffen merben, bie „einen SöirtfcbaftSfrieg
ber Vrobuaenten" bcbcuten unb ben SBirtfcbaftSfricg aud,
ber A'onfumenten, alfo ben SBirtfdiaftSfrieg oon
Station au Station „unfehlbar nad) fid) au ben mürben".
2. Dor internationale Slrbeiterfdjup beugt aud) bem
SluSbrucb # oon ® laf f enf ä mpf en oor, maS gleichfalls
im Sntereffe aöer, ber Slrbeiter nicht minber als bcr übrigen
VoIfStcilc, liegt.
3. Die ©temetnjamfeit ber Slrbcitcrfcbufcgcfebe enblid)
gehört au ben b c nt 0 f r a t i f d) e n ©runblagcn ber fom*
rnenben internationalen SBirtfcbaftSorbnung.
Damit ift biefe Vefprecbung au bcr eingangs geftreiften
grage auriidgefehrt, ob ber SBunfd) nad) Slnfnahme üon Ve-
ftimmnngcn über ben internationalen Slrbeitcrfcbufe in ben
SöeltfriebcnSO'ertrag in ©rfiillnng gehen mirb. SJteineS ©r*
achtens hängt bas Oor allem baoon ab, ob es au einem SBclt-
fricben, einem allgemeinen VcrföhnungSfrieben fontntt, bcr bie
aioilifierten Völfer bcr ©rbe in einem SBcltbunbe bereinigt.
SBirb biefes 3 ie'l erreidd, bann ift es mohl nidit oon fo grober
3Bid)tigfeit, ob bcr internationale Slrbeitcrfdmh gleichaeitig
mit bem griebensoertrag ober, mas im Hinblid auf ben
groben Umfang ber fonftigen gragen oteEcicht awedutähiger
ift, auf einer an ben groben griebenSfongreb fid) anfchliehen*
ben allgemeinen Slrbeiterfdinbfonferena geregelt mirb.
®omntt es aber nicht aum aEgemeinen grieben, fonbern
au einer Sieibe gemaltfamer SonberfriebenSfchlüffe, bie aut
Örnnb ber militärifchen Lage bem einen ober anberen Lanbe
fdimere mirtfchaftlidie Laften auferlegen, fo bleibt atoifchen
Sfegierungen unb Völfern ein folcher Slbgrunb oon Hub unb
©rbittcrung auriid, bah an internationale Regelungen ber an¬
geregten Slrt auf abfehbare 3 ^it faunt au beiden fein biirfte.
Söenn bet* Völferbunb fcheitert* unb bie (^rnopenbiinbniffe
meiter beftehen bleiben, bann fomnit ber SöirtfdiaftSfncg,
fornrnt bcr fdarfe .tonfnrrenafampf mit aügcüofer SluSnübung
bcr SlrbeitSFräfte, mit Lohnbrud unb - trop aller ©rfab«
rungen mit Überarbeit; bann broht oieüeidrt fogar SfuS*
manberungsoerbot itnb ftaatlichcr SlrbeitSamang.
Das S'ntcreffe ber Slrbeitcrflaffe ift fomit aud) hier mieber
mit bem ber ©iefamtheit untrennbar oerbitnben. ©erabe um
ihre eigenen berechtigten foaialen gorbernngen oermirflidjt au
fehen, miiffen Arbeiter unb Slrbeiterfiihrer ihre Veftrebungen
auf einen 0 e r f ö h n e n b e n unb allgemeinen grieben
richten. Stur int Schube bes SöeltfriebcnS fann bie foaiale
©^tfebgebung fiinftig meiter auSgebaut merben. DaS Haupt'
bemühen mitb mich für ben Soaialpolitifer in erfter Linie
bahin gehen, p 0 l i t i f d) e Sicherungen für einen
Dauerfriebcn 51 t .fchaffen, baS ift einen grieben, bei bem
feine Station — ob grob ober Flein — politifd), militärifd)
ober mirtfehaftlid) gcfned)tet ift, einen grieben, bcr eS ein für
aEe S^alc unmöglich madit, bah burd) ben geberftrid) einer
®riegSerflärung' an einem Dage baS ganae (iSebcinbc foaialen
gortfchrittS frachenb aufammenftiirat, baS (Generationen niiib-
fam aufgebaut hatten.
3u folcher ©rfenntniS mirb bic befprochcttc Stubie bei¬
tragen. Sie fei baher nicht nur ben Soaialpolitifern-, fonbern
ben Volitifern aller Richtungen marnt empfohlen.
©itt Ausbau bcr |n#«libcn- «nb Hinterbliebene»-
nerrtdjerung.
Von 6kh- COcrregierurigSrat D ü 11 in a 1111 * Olbenburg.
II. ( 8 d)lub.)
giir biefen Slitdbcut muh cntfprcchenb ben oon ber oor-
iährigett VoEOcrfammlung in H^ibelberg gefabten 58efd)Iiiffen
in erfter Linie auch bic görberung einer gefunben V e *
7 ; '
757
(Soziale VrajriS unb Ardjiib für Volfsmohlfahrt —* 1918 — XXVII. Ar. 49. 768
i> ö I f e r u n g s p o 1 1 1 i f mahgebenb fein. Der jähe Abfturz
bei* (Geburtenziffer feit bem Söhre 1901 ift zu einem mefent-
liefen Deilc zurütfzuführen auf bie lnirtfcf>nftltcf>cn iRöte / bic
in bert ftnberreicben Santilien herrfepen, unb fann infomeit
mirffani befäinpft merben burd) bic Bildung Pott $ i n b c r *
r e n t e n an Verführte mit brei unb mcf)v ftinbern im Alter
bts zu 15 Söhren. £iefe Renten, bie einen 5örurf>teil bev
Snoalibenrente — etma ein Viertel — zu betragen hoben 0 ),
5 u benen ein Aeid)Saufd)uh in angemeffener $öhe gezahlt
merben muh, mürben bem Sn&öltben ohne 9tiidfid>t auf bie
Bohl ber Hinber als 3ufdtlag zu feiner Aente an 8teHc ber
jefeigen ftinberzufdmffc au zahlen fein unb auri) ben SBoifen
gemährt merben. Wenn bann noch bie Altersrente, bie im
(Grunbe ja eine Aente für $albintuilibität ift, nicht mehr mie
jefet nach anbern (Grunbfäfeen berechnet, foiibern in ber $öhc
ber $älfte ber SnDdiJbenrcnte gezahlt mirb, fo mirb ein ein-
fad)es unb burd)fid)tigcS 8feftem ber Aentenberedjnung' ge*
f chaffen.
(Gleichzeitig mirb bamit audi bie VJöglichfeit gemonnen,
bie fo bieifad) angegriffenen Veftimmungen über ben Verluft
Per Anmartfcbioft auf bie VerficberungSlciftungen fo zu änbern,
bah bie als ungerecht empfunbenen folgen befeitigt merben.
Es banbeit fid) babei um eine nerhältniämäftig geringe Bohl
bon gällen, in benen gärten zutage treten, bie bermieben merben
fönnen, ohne bie Vcrfid)crungSträger in unbilliger 3öeife za
belaften, unb beShoIb auch bermieben merben muffen. Dah
nicht alle ncid)tciligen folgen einer Unterlaffung ber Beitrag#*
leiftung aufgehoben merben fönnen unb zmar um fo meniger,
je taeiter bie Leitungen ber Verfidjerung auSgebaut merben,
ift felbftuerftänblid). Es mürben ja fonft bie Verfkherten mit
ununterbrochener VcitragSleiftung fchmer gefepäbigt merben.
Die (Gcmährung bon ftinberrenteu in ber angebeuteteu
Seife mirb allerbingS ganz gemaltige Mittel erforbern 5 6 ),'
beten Aufbringung um fo mehr 8chmierigfeiten bereiten mirb,
al$ bie Ermeiterung unb Erhöhung ber bisherigen Leitungen
ber Zrtanfen- unb ^nbalibenberfid)erung bereits einen erheb*
liehen Sftehraufmanb bebingt. Anwerbern fefet eine mirffame
Vefämpfung bes (Geburtcnriicfgangs gleichzeitig eine meit-
gehenbe Sohnungsfiirforge für bie f in beneiden Familien bor
adern in ben (Grohftäbten borauS, bie ohne erhebliche Auf¬
menbungen bon feiten bes Aeid>S, ber Vunbcsftaaten unb ber
CGemcinben, bie ihverfeits zur Abmälzung eines DeileS ber
.Uoften auf bie Arbeitgeber ermäditigt merben miiffen,
nicht möglich ift 7 ).
Die halbe GAiüiarbe, bereu einmalige Vereitftcüuug für
ben .^leinmohnungSbau ber Reichstag bttreh ben am 10. 9Äai
b. S. gefaxten Vefd)luh forberte, mirb bielleid)t zehn Söhre
hinburch alljährlid) zur Verfügung gefteßt merben miiffen,
menn befriebigenbe Buftänbe geschaffen merben follen.
Drob biefer bis an bie (Grenze ber Leiftungsfähigfeit
gehenbett Belüftung mürben bie Sorberungen aufgeftellt, Pott
ber feften Überzeugung anSgebenb, bah eS fid) hier uni eine
Lebensfrage bes beutfdjen Söolfes hanble. Senn bem (Geburten-
riiefgang nicht menigftenS fo meit Einhalt geboten mirb, bah bie
Bahlen ber lebten Söhre oor bem Kriege mieber erreicht merben,
mirb bas bentfehe Volf gleich bem franzöfifchen zu ben ihrem
Untergange entgegengebenben Golfern zu rechnen fein. Da§ zu
5 ) Es ift bauen ausgegaugeu, bah bie M i über r enteil im Duvdü
fdgiitt ber bisherigen 5 Lobuflaffen imit bem AetdiSzuidjuft etma
M)0 Jt lalfu bei brei Minberu ;i00 Ji i betragen muffen unb in bcu
einzuridjtenbcn höheren LohnKüffen bis auf bas Doppelte fteigeu
mürben, ^u ugl. 8. 11 meines mvhrermäbnteu Auffahcv.
“) 43ei dienten uun burdifdinittlid) 100 Ji für jebcs .(tinb mürben
jäbrlid) etma eine halbe lUfiüiarbe im Scge ber ^erfidterung unb
l/ö Afiü. Ji Aeicbszufdmh aufzubtingen fein. 3u ugl. 8^ 12 meines
Auffafces.
7 ) L5ci ben gegenmärtig unb mul)l nod) lange herrfcljcnben hüben
greifen erfdjeint fein anberer Vlusmcg möglich, als bah baö Aeich
beir (Gemeinben bas (Gelb burd) Vermittlung bes Vuubesftaates fo
Zur Verfügung ftellt, bah es für bcu gcmcinnüpigeu Wohnungsbau
nicht über . ; i b. io. foftet, fo bah bie bei tat hohen greifen uolmenbig
eiutreienben Vcrluftc ertragen merben fönnen unb bie gclualtige
Steigerung bet Mieten urrmicbeit mirb, bic beim Vau burd) pribate
nnternehmer uotmenbig einlrcteii mühte, .(linbcrreidjen ^vaimlien •
mühte bann ein 3ufd)uh in folcher .‘pöbe gemährt merben, bah fie
für eine ihren Vcbürfniffcu cntfpredjcube Wohnung nicht mehr zu
Zahlen haben als bie Afiete für bie Wohmmgen finberlofer
Familien. Aäheres 8. 22 ff. meines ?luffat?es.
oerhüten, ift feine ßaft, bie überhaupt getragen merben fonn, zu
grofe. SKit fleinen Sßergünftigungen ift ba um fo meniger z«
erreichen, als bie inbireften Steuern, inSbefonbere bie 5Ber«
braudh^fteuern, beren ©rhöhnng unausbleiblich ift, uotmenbig
mie ^“opffteuern mirfen, alfo bie finberrei<hen Familien bor-
belaften 8 ). Diefe SKehrbelaftüng fann bei ber großen 3Äehr*
zahl ber Verficherten garnicht burch eine Grntlaftung bei beu
bireften 0teuern ausgeglichen merben, meil fie biefe gar nicht
in fo hohen Beträgen zahlen.
Damit biefe groben Saften leichter getragen merben
fönnen, muh einerfeitS eine beffere 8icherfteIIung bev
LeiftungSföbigfeit ber VerficherungSträger oerlangt merben
; burch bie Einführung höherer Lohnflaffen für bie 38crficherten
mit einem ^ahrcsarbeitsoerbienft bon mehr als 1500 Jt, fomie
burd) bie AuSbchnung ber ißerfid)erungSpflicht auf bie 15 ^äh*
rigen, bie fämtlichen ^auSgemerbetreibenben unb bie Heineren
Unternehmer (mit einem gohreSbcrbienft bis znm 300 fachen
beS OrtSlohnö), unb auf bie Angefteüten mit einem Sabres-
einfommen bon 2000—5000 M. Damit mirb bie .3ahl ber-
jenigen erhöht, für bie ununterbrochen Beiträge zu Iciftcn
finb. unb ber llreiS berer, melche bie SSerficherungSeinrichtung
burm midfürlidhe Einföhtänfung ber 93eitragSleiftung auS-
beuten fönnen, berminbert, gleichzeitig aber and) ber $reiS
ber megen ihrer geringen mirtfdjaftlichen LeiftungSfähigfeit
Siirforgebebürftigen ermeitert. Auf ber anbern (Seite ift bie
gotberung aufzuftellen, bah bie unter bem Drucf ber Solgew
bcS Krieges unb ber Unficherheit ber mirtfchaftlidjen Lage
mährenb ber erften 3eit nad) bem RriebenSfthluh zmeifelloS
fdymer tragenbe ©egenmart nidht gernäh ben Vorfchriften beS
geltenben Rechts mit ber Aufbringung ber boflen ^apital-
beefung für bie neuen Seiftungen belaftet merbe. Die Beiträge
follen amtächft, fomeit irgenb zuläffig, fo bemeffen merben, bah
fie nur bie laufenben Ausgaben beden, mobei bie bisher an-
gefammelten DedungSmittel einftmeilen ben Dienft einer Aücf-
lage leiften merben. 2flit ber Sicbererftarfting beS mirtfehaft-
li<hen Lebens foü bann fortf^reitenb in 3oiträumen bon fünf¬
jähriger Dauer eine Erhöhung ber Verträge eintreten, bis
biefe fcbliehlicb bie bei boöcr $apitalbecfung fid) ergebenbe
®öhc mieber erreichen. Es liegt auf ber $anb, bah bei einem
fold>eu Vorgehen, bet bent bie bereinuahmten Vertage im
mefentlichen unberfürzt fofort ben Sürforgebebiirftigen mieber
zufliehen, felbft grohe Laften berhältnismähig feidht getragen
merben fönnen, meil bie burchfd)nittlichc LeiftungSfähigfeit
ber Vebölferung fid) hebt.
Ähnliche Ermägungen miiffen in erfter Linie aud> zu ber
Sorberitng führen, bah bie A n g e ft e 111 e n b e r f i d) e r u n g
mit ihrer noch lange 3eit anbauernben $apitalanhäufung als
3onbereinrichtung aufgehoben unb burch eine im engften An-
fcHith an bie allgemeine Snbalibenberficherung cinzurid)tenbc
Vflid)tzufapberfid)erung erfept merbe. 3Benn bie überaus foft-
fpielige AngeftcHtenberficherung in ihrer gegenmärtigen Ein*
iid)tung als ein LuruS ertragen merben fonnte, folangc
giinftige mirtfd)aftlid)e Verhältniffe herrfchten, fo ift baS nicht
•mehr möglich, nachbem grÖhte 8parfamfeit auf allen (Gebieten
zur unabmeisbaren Vflidd gemorben ift. ES ift mirflid) nidjt
ftatthaft, mährenb ber näjhften auf ben SriebenSfchluh folgen-
ben fünf Sohre eine 2ttiÜiarbe aufzufpeichern, non ber ben
Vcrficberten mährenb beSfelben Beitraums bielleidyt nod) nicht
einmal bie 3infen mieber zugute fommen merben. Shren
mirflid)en ^utereffen fann inSbefonbere mährenb ber nächftcu
bod) and) für bie Angefteüten fchmeren Sohre meit beffer burd)
eine ihrer Eigenart öurebaus Äedmnng tragenbe AuSgeftal*
tung ber allgemeinen Verficbening entfprochen merben als
burcf) bie Sortfiihrung ber jefcigen 8onberberfidherung, bie fie
mährenb ber am fritijchften ,3oit unberforgt läht.
8 ) Eeiuifj h«t U. A2ai)r — „Aurbb. Aüg. Teilung" Ar. 2^0 -
recht tuenn ec barauf himoeift, bah ber Verbraucher ber mit Steuern
belafteteu Waren nicht enbgültig ber Dräger ber Steuern ift, lueil
fid) in (Gcftalt ber Vreis= unb Lohnerhöhungen ein Ausgleich UoÜ^
Zieht. Aber biefer Ausgleich trifft immer nur bezüglid) ber burd)-
fchnittlidjcu Verhältniffe zu, fo bah ber ftinbetreiche trop gleidjen
Lohnes bas Atch’r zu tragen Ipt, tuas ber Stiuberlofe ober Minber-
arme infolge feines Afinbcruerbrauchs uon Waren an Verbrauchs*
fteuern nicht aufbriugt. ^m Wege ber Verfiderung muh hier bei
notmenbige Lohnausgleich zugunften bes ftiitbeireichen herbeigeführt
merben, ber zuiar mohl bei ber Vefolbung ber öffentlichen Veamten
burch bie (Gchaltsregelung herbeigeführt merben fann, aber nicht
burd) ben prtunten Lohnucrtrag.
Soziale tßragid unb Slrdjiü für BoIfStDüblfaljrt — 1918 — XXV11. Br. 49.
760
7r»9
Es fmut hier auf bie grofteit -äRängel ber gegenmärtigen
Regelung bei* 9lngefteßtenverfid)erung nicht näher eingegangen
merben. 3 ur Verhütung ber micbcrholtcn 9luffteßung gänzlich
urtbegriinbeter Behauptungen foLT nur nochmals auSbriicflid)
hervorgehoben merben, bafe nid>t baran gebaut rnirb, bie Bei¬
träge ber 9(ngefteßtcn für bie allgemeine Berficherung zu ber*
mcnbeti, baf* vielmehr fomohi bie bisher angefammelten Mittel
als and) bie ^onberbeiträge 51 t ber in Botfchlag gebrachten
Sufabbcrficbenmg unverfiirzt ben Slngefieflten verbleiben
foffen ö ). •.
Xamit bie 2eiftungSfäf)igfeit ber BcrfichernngSträger für
bkfc neuen groben Aufgaben gemährt bleibe, mnfe auch mit
größtem Bachbrucf bie bereite von ber leipziger BoßVerfamm-
lung im Januar b. % erhobene Sorberung micberholt merben,
bab bie Soften ber burd) bie BunbcSratSvcrorbnung vom
3. Januar b. eingefiihrtcn Bentenzulagcn nid)t ben Ber-
fidiernugSträgern oufgebiirbet, fonbern entfpredienb ben micter-
bolten Bcfdliiffett bes BcidiStagS t»om Weid) getragen merben.
GRit ihren 9lufpriid)en aus ber Berficherung abgefunbenen
Berfonett mögen ber burd) bie folgen beS ftriegeS bebingten
Teuerung nachträglich erhöhte Stiftungen zu gemabren.auf
.sioften ber gegenroärtigen unb fünftigen Berfuhcrten, muh
nie nnzuläffig bezeichnet merben, folange bas Beid> nid)t burd)
erhöhte 3»fdniffe 511 ben Soften ber Berficherung einen 5lu3-
gleich bietet. Xicfer ©runbfafe entfpricht and) ber Regelung
bei ber erften Einführung ber Berficherung unb bei ben
fpäteren Eimeiterungen ihrer Seiftungen. Xer Snfchufi be§
Reiches? unb beffen Erhöhung haben ftetS ben 9TuSgIeid) ge¬
troffen, fo bafc eine Belaftung ber Bereicherten mit Stnfpriichen,
bie nid)t burd) orbnungSuiäfjige Beitragsleiftung ermorben
mnren, nid)t ftattfanb. vkfct anberS 511 oerfahren, mürbe um
fo mcnjger ben ©runbfäueu bes BcdüS unb ber Btlligfeit ent*
fprechen, als bie Berficherung ohnehin bitrch bie folgen beS
.Striegel in anfterorbentlich hohem ©rabe belaftet ift unb bamit
bereite einen Teil ber Soften zu übernehmen hat, ber eigentlid)
baS >)teid> als ben Bertreter ber ©efamtbeit treffen follte.
Tie oben miebergegebenen Befchliiffe beziehen fid) auf
Aragon oon meittragenber Bebcutung für bie 3ufunft unfereS
Bolfes unb mürben gemifj fehr geeignet fein, bem geplanten
neuen BeitfistagSouSfduifj für Soziaipolitif als erfter ©egen*
ftanb feiner Arbeiten zu bienen.
©efeUftyafl für ftefonit.
girtenuttwitaU Herf itripttg für ge|et?lid)en Jlrbffarft&ttfe.
Btdjarb Törtttg t. Xer fteflvertrctenbe Berbanbsvorfteher
bes Xentfdmationalcn .Sx-mblungSgebiffenverbanbeS, £crr
Bidiarb X ö r i n g in Hamburg, ift am 21. Sluguft entfchlafcn.
Xöritig, ber als gemanbter Bebner unb £rganifator feinem
Bevbaube mehr als 20 Qahre hingebungsvoll gebient hat, ge¬
hörte bem BuSftfnift bet* ©cfeßfdtaft für soziale {Reform
au. Xi eie oerlicrt in ihm einen gründlichen Kenner ber 9ln*
geftelltcnbcmegung unb ber fozialpolitifd)en fragen beS
.frntMnngsgclnltcnftanbes unb ehrt baS Wnbenfcn bcS tiid>-
tigern früh entfrfitafcnen BtanrtcS.
Xie CrtSßruppen ber OicfcIIfc^aft für Soziale Bcform rüften
[id) 311 nnicr XäVftfdt im fommniben Winterhalbjahr. Eine rege
'Uortragstätigteit nürb ficli in Breslau, Eöln, .'äannooer, Leipzig,
'.Wiiucben, Hamburg unb anberen Ortsgruppen entuücfcln. find) bie
Xresbner Ortsgruppe gebentt ihre üätigfeit tuieber aufzunehmeu.
Tsii Berlin nürb lüelleiciu auch im lüirfiftcn Winter nod) neu öffent¬
lichen Berfammlungeu abgefehen unb auf „Gozialpolitifdjcii Vlbeuben”
ber Beben für bie fvriebensarheit ber ©cfcllfdmft in engerem .Streife
norbereitet tuerben. \sn Oiibcrf, Karlsruhe unb ©uOen ftepeii in ben
liächften iWüuateu ^eUgriiiibuiigeu beüor. ^11 Viiiniberg-Sürtf) nürb
jid) oorausfidulirii brr Soziahuiffcnfdiaftlidie Bereiu in eine Orts*
gruppe ber Eefellfri'.aft ummaubelu. Xie Ortsgruppe Biannbeiin, bie
ganz furz oor Mnegsansbrud) zuftaube getammen mar, bann aber
iiifiüge ba - Einberufung ihrer (Mriinber niaü in Wirffamfeit treten
feunie, nürb nunmehr ihre Vlrheiten aufucljmen. ?lusfühning
eines Boruaubsbefdünffes mirb Srauffurt a. B?. aus bem $effifch=
Vfaffnuifchen ^nreigoereiu losgelöft merben unb eine eigene 0'utv=
gruppe erhalten, einer 91 ei he an ber er 3 täbte fchmeben Borarbeiten
Zur (üriutbiing non Ortsgruppen, ohne baü fie bereits bis z» einem
"eröffetuliduingsreiTcn 3 tabium Porgefdiritten nüiren.
Wegen me;lerer Einzelheiten ’,n ogl. 3. U>ff. meines 91 ui
fapes.
M ciuc füzialpolitifd)cn Ä lauf ein tu ben beutfdj-ruffifdjcn
Ergänzungbocrträgcu!
Xie am 27. Sluguft uuterzeidmeten örei Ergänaungsoev-
trage z«m Brefter Srtebcn enthalten, foloeit fich au^ ber offi*
ziöfen Inhaltsangabe erfehen läfjt („9iorbb. SUlg. 3tg." Br. 441),
feine ft lauf el, burd) bie über s JD?inbeftforberungen ber Sozial
Perfidierung unb beS Sfrbeiterfchuheö imb über bie fozial*
politifdie Behanblung ber beutfeben Arbeiter in Bufelaub unb
ber ruffifchcn in Xentfchlanb ein Einvernehmen ausgebriidt
nürb. Bicht einmal eine allgemein gehaltene ft laufei, bie ben
Bahrnen für Einzeloerhanblungen auf fozialpolitifd)cm ©ebiete
barfteßen fönnte, finbet fid) in ben Beiträgen, bie auf anberen
©ebieten bod) mirflich tief genug auf Einzelheiten etngehen.
Xie (3ad)merte fiuben 3d)utj, ber ßRenfd) felbft, feine Arbeite*
Fraff unb ©cfunbhcit gehen leer mtS.
Sin ©nippen unb Bcrfönlidifeitcn, bie auf bie Aufnahme
fozialpolitifd)er ftlaufeln in bie SriebenSOerträge hinzumirfen
nerfudjt haben, mar fein Mangel. Xie Xcutfche Xeftion ber
internationalen Bereinigung fiir^ gcfehlidicn Vlrbcitcrfdinp,
b. i. bie © e f c ll f d) a f t für soziale B e f 0 v in , hat
bereits im Xezember 1917 bringenbe Borftellungen in biefer
Bichfutig unternommen (3p. 190), bie fie audi in ©emcinfdiaft
mit ben freien ©emerffchaften vor bem BeichSmirtfdiaftSamt zu
mteberholen ©elegenheit hatte. Xie © c m c r f f di a f t e n
fonnten fid) auf ben ühereinftimmenben Willen ber Arbeiter
faft bei ganzen ftulturmelt zu fozialpolitifcheu Bcreinbüntnqen
beim Sricbensfdiluü berufen (Brogramm von S e e b 3 1910
unb Von Bern 1917). 9litd) bas X e u t f d) c ft 0 in i t e e
für internationale 3 0 z i a l v e r f i d) e r 11 n g hat
fich um bie ftlaufeln bemüht (3p. 40)2), enblid) and) ber B 11 n b
X c 111 f d) e r graitenvcrei uc unb ber 3 t ä rt b i g c
91 11 S f d) 11 fe zur 3 ö r b e r u u g ber Arbeit e r i n n e n *
intcr effen (3p. 453). Bor allem aber bat fid) ber
X e u t f d) e B c i di s t a g ber Bered)tigung biefer Wünfrite
nicht Verfdjloffen unb nad) Befürmortnng ber 9fbgg. Xavib unb
3trcfcmann einmütig bas Berlaugen ber 3ozialpolitifer
hefürlvortet (op. 391). Bei biefer ©elegenheit hat llnterftaats
fefretär v. b. Busfd>e Vom 9lnsmärtigcn 9lmt erflärt, baf;
er nach Bücffpradie mit bem 3taatsfcfrctär bes Beidismirt-
fdwftSamtS bem ©ebanfen ber fozialpolitifdicn ftlaufeln fpim
pathifch gegcniiberftche. Seiber fdiien cs bamals bereits zu
fpät (3p. 326), in bie öftlicheti 3eiebcnsverträge nod) ent*
fpredjenbe Sfbmachutigen hineinzuarbeiten. Um fo frcubtgev
begrünte bie © e f e 11 f d) a f t f ii r Soziale B e f 0 r m bie
Berliner Berhanblungcu über 3ufät$e zum Brefter f?ricben,
meil fie hier eine ©elegenheit zu fehen glaubte, bei ber bie
BeichSregicrnng bem Wunfriic bes BeidistagS nariiträgltch nod)
entfprcchcn fönnte. 3ie verfehlte nid)t, bem Beid)sfanzlcr bie
Stellungnahme bes Beidistages in Erinnerung zu rufen
(3p. 597) unb ihn zu bitten, bei ben neuen Berbanblungen
„auch Bcreinbarungeit über ein URinbcftmafj auf ben ©ebieten
bes 9lrbeiterfd)ubes unb ber Soztalvcrfichernng" zu treffen.
Xafj and) mit Buftlanb trots feiner früheren - {Riicfftäubig*
feit auf fozialpolitifdiem ©ebiete unb troü feiner frlpnadi ent-
midelteit ^nbuftrie berartige Bereirtbarungen möglicb gemefen
mären, barauf mürbe bereits 3p. 628 hingemiefeu. sollte von
beutfeher Seite ein bicsbeziiglidier Berfud) gcmad)t morben fein
unb bei ber Bäteregiernng feine (Gegenliebe gefunben haben,
fo märe es Bfüdit ber bcntfriicn Begtcmng, hierüber bei
£ffeiitlidifcit URitteilung zu madicn, bamit biefer flar nürb,
mer bie Sdiulb trägt, solange bas ntd)t gefdiieht niufz ange¬
nommen merben, baft bie Berftimmung ber Arbeiter über bie
ftiflfdimeigenbe Bernadiläffiguitg ihrer Wünfdie Vollauf bered)^
tigt ift. Xiefe Bcrftimmnng tritt in 9 luffäl 5 cn bes „(Sorre-
fponbenzblatts ber ©eneralfommiffion" unb ber „©locfc" Vom
31. Stngnft bcutlidi hervor. Xort nürb barauf hingeiviefcn,
baf) ftott ber jetit belichten Xisfuffion ber „©efeltfdiaft ber
Batioucn" bod) lieber einmal ein realpolitifdier Anfang auf
fozialem ©ebiete gemadit merben möge; bie fozialpolitifdicn
Sorberungen feien „meber bei ben Cftfriebensverträgen beriirf
fiditigt", nod) feien „bei biefen Beratungen 9lrbeiterocrtrcter
hinzugezogen ober gehört morben". Es gemimte banach „ben
9 fnfchein, als ob bie Beiriisregientng and) bei ben allgemeinen
| 3 riebensvorbereitnngen bie Vlrbeiterflaffc zu 11 111 g e h e n
I ven'udic".
761
Soaiale ^rajig unb Ard>ip für VoIfSWohlfaljri — 1918 — XXVII. Ar. 49.
762
3öir glauben nicht, baß bie AeichPrcgiertiug bei ber Ar»
beiterfdjaft noch ein fo großem Kapital Pon Vertrauen au Per«
roirtfdjaften hat, baß fie eS firfy leiften fanit, fie nicht nur bei
großen Ek'legenbeiten Wie ber preußifdjcn Söablrefornt, fonbern
aud) bei ffeineren burd) 3ufagen, beren Erfüllung Perfcßleppt
wirb, au berftiinmen. oorltegeitben galle hätte fie ein ©nt«
gegenfornnten nichts gefoftet als etwas guten SBiUen. liefen
hätte fie felbft bann auf bringen fönnen, wenn fie —fälfd>lid) —
in ben foaialpoIitifd)en Vereinbarungen mit ber Sowjet*
republif nur eine Demonftration für einen großen üftenfcbhMtS*
gebanfen hätte erbltcfen 1 wollen.
Die Sache hat aber nod) eine anbere Seite. $attn fid)
wirflitf) ber Re id) Stag bantit abfinben, baß bie Regierung
fiihf über feine e i n nt ii 1 1 g e n A n r e g u n g ,e n hinlueggeht?
Das ift auf foaialpolitifdiem (Gebiete in ben Kriegs jah een fd)on
wieberbolt gefchehen, u. a. in ber grage ber gefeplicßen Rege¬
lung beS ArbcitSnachweiSwefenS. Es wirb gut fein, wenn er
feinen 3 n>cifel bari'tber läfet, baß 3 uminbeft gute unb ftarfe
($rünbe oorliegen miiffen, menn feine Aöiinfcbe übergangen
merben. Die bentfehe Arbeiterfcbaft hat einen Anfprud) barauf,
baß ber Volfsoertrctung biefe ©rii^be mitgeteilt werben.
Süt\M$e fBr fttejerfintttlifn ntti» JJhrtcrlilteteJtt.
Der ©taub unb bie fünftige Enitoitflung ber Mrieger*
tüitiucn unb -toaifenfütforge. Als 9. $eft ber Schriften bes
ArbeitSauSfchuffeS ber Sfriegerwitwen. unb «waifenfitrforge
finb bie Verbanblttngen ber Schlußtagnng beS fiaaptauSfchuffeS
am 27. gebruar 1918 in Verlitt erfdnenen *). Diefe Vethanb»
lungen braddett bie formelle Auflöfung bes HauptauSfd)iiffes
unb bcS Oon ihm eingefepten Arbeitsausschußes, bantit bie Dort
biefen Stellen geleiftete Arbeit 311 m s Jtußcn ber Einheitlichfeit
ber Veftrebungen fiinftig in engfter orgänifatorifcher .Verbin«
bung mit ber National ft ift ung für Hinter¬
bliebene gefchehen fattn.
Über bie gebruartagung ift Sp. 376 ausführlich be«
riditet Worben, es erübrigt fich baher ein näheres Eingehen
auf E'inaelheitett ber Porliegenben Schrift. Vetont fei nur, wie
wertooH eS ift, biefen 3 ufammenfaffent>en' Aücfbiicf auf bie
fegensreiche Arbeit bes 1915 gegrünbeten ArbeitSauSfchußeS
311 haben, ber wefentliche Verbiertfte an ber Rialen AuSgeftal*
tnng ber Hinterblicbenenfnrforge in Dentfchlanb hat. SE&ert»
polte Unterlagen nicht nur für ben gegenwärtigen Stanb ber
^ache, fonbern aitgleid) wegtoeifenbe Aitftflinien für bie fünf»
tige Arbeit bietet ber Verid)t Pon‘Helene Simon über Ent»
U) i d l n n g unb Stanb ber & r i e g S b i n t e r b l i e b c»
it c s n f ii r f 0 r ge. Hier finben fid) nid)t nur alle gefeplicheit
unb fonftigen amtlichen SAaßnabtnen aiifamrnengefteltt, fon«
bern and) bie fehr wertPoHcn Ergebniffe einer Pom Arbeits¬
ausschuß Peranftalteten Umfrage bei ben giirforgeftellen über
Crganifation unb AufgabenfreiS biefer Stellen, über 3ahl unb
Alter ber Hinterbliebenen ufw. ufw. Werben mitgeteilt. Sn
ber befannten warmher 3 igen unb cinbringenben Art ber Vc?
arbeiterin werben hier manche Probleme auf gerollt, bie bereits
jeßt herborgetreten finb ober in ber ÜbergangSaeit 31 t erwarten
ftehen, fo 3 . V. bie Sßohnungsfragc auf bent Öanbe, unb für
bie 3eit ber ÜbergangSWirtfcbaft bie ErWerbslofenfiirforge für
S( riegerwitwen, bie nur für .ViriegSbauer eingeftellt finb.
Auch bie an biefen Vortrag fid) anfrftließenbe Erörterung
ijt WertPoll, gerabe weil fie bie mancherlei Unflarhciten auf*
3 eigt, bie hier noch bei ber Vearbcihtng ber einaelnen gälle
3 wifd)en ben Perfchiebenen beteiligten Stellen (militärifdje
Stellen, amtliche giirforgeftellen, priPate giirforgeftellen ufw.)
entftehen. Der iiingfte* Erlap bes preupifdten VUnifteriums
bcS Snttern (Sp. 712) wirb hier hoffentlich flärenb unb Perein»
fachenb wirfett.
SBertüoHen Stoff bietet auch ber Vericht Poit I)r. .Uätbe
^enbe über eine Poti ber Dentfcfjcn Scntralc für Sngertb*
fiirforge Pcranftaltcte Umfrage .über bie beftehettbeit 5lnftaltcit
3 iir Unterbringung Don $ r i e g S W a i f e tt. Dief e
Unterfudiung beftätigt einbringlid) bie bereits feit 5lnfattg bes
Krieges erhobene Sßarnung Por ber übereilten ©riinbung be^
fottbiercr Mricgswaifenhäufer.
Äricfloiüttwcngclöcr ftnb ftcucrfrct. Xic 3&itroc eine« gi-
faUcncn )Kcferocoffi3iers, bie ein .Siriegsmitnjengclb Don 1200 Jl
unb ein allgemeines ÜBitmengelb oon -468 J( jälirlid besieht,
- *1 liai’l Hetuuanus Verlag, Vediit 1918. 1.10 3.
roar mit bieftu Vesiigen ooll 3111- 6)emeiubeeinfommen)teuer oerau|
tagt luorbeit; fie bat um greilaffung 0011 bei Steuer mit ber Ve=
grüubung, bap biefe ihr aus ber Dteidjsfaffe gc3ahtten Verfolgung^»
gebiihntiffe nad) btt preupifcfyeii Verorbnung oont 28, September
1867 gemeiubeftcuerfrei feien, ^seboch aud) ber 3uftänbigc Ve3irfS«
auSfcfyuft mies biefen ?lnfpruch ber SOBiiroc ab, weil ihr tierftorbeucr
Ehcmanu nicht Vcrufsoffi3ier, füuberit Cffi^ier be» beurlaubten-
ftanbeS getnefen fei unb bie militärifchen beaiige ber ÜBitmeu biefer
Cffijierc ber 63emeiubebeftcuerung untermorfen feien. Die Ent-
fcheibung bcS be3irlSauSfchuffcS ift 00m rberoermaltungsgcricht am
1. $urri aufgehoben unb bie ©emeinbefteuer enifprccheub herabgefept
luorbeu. $n her insbefonbere für alle 9Bihnen Pou ÄriegSteiluehmeru
bebcutfamen Eutfcheibung mirb ausgefiihrt, bap bie für bie Ve3Üge
ber btilitärperfoneu bes altibcn Dieuftflaubes unb bes'beurlaubten-
ftanbeS geltenbe imtcrfchieblichc Neuerliche behaublung nicht ohne
meitereS auf bie belüge ber Hinterbliebenen jener Verfoueugruppeu
übertragen lucrbcu fönnc.
Sticffinbet unb gamilicnunterftübung. Die 9 teid)Sfinan 3 «
perWaltung hot fid) bantit einPerftanben erflärt, bap ben 311111
Ve 3 ttge Pon .^riegSWaifengelb bered)tigten ^ricgSwatfcn aur
5IbWenbitng einer Notlage neben bem SSaifengelb >aud) bie
Samilienunterftüpmtg geaahlt wirb. Wenn ber StiefPater 311 m
HeereSbienft eingcaogen ift. VorauSfepttng ift,' bap bei* Sttef«
pater für bie föinber erfter Ehe feiner grau Por feiner Ein*
bentfung anttt H^reSbienft aus eigenen Mitteln auSreidfctib
geforgt hat. _
Die brohenbe ^TbeitSlofigfett in ber 3^6arrcninb«ftirte,
Die bentfehe 3<mtrale für MriegSlieferung unb Dabaffabri»
fatiort in VUnben hot bie Schließung ber 3igorrenfabrifeit unb
bie Entlaffmtg ber Arbeiter 311111 ^ahresfdiluß 1918 weaett Er-
fchöpfung ber Vorräte an Rohtabaf angefiinbigt. Da eine
5fuSfidit auf Weitere Einfuhr Pon ^obtabafen nttb 3iflotren
ans Hollattb nicht befteht, ba ferner bie inläubifcben Dabafe
erft int Saufe bcS nädyften Jahres PerarbeititugSfähig fein
Werben, fo ift eS ünmöglid), 3igorren Weiter fabrifmäßig het**
aufteHen. Es fontmen etwa 6000 3igorrenfabrifationsbctriebe
in V et rächt, bie im ^ahre 1916 rmtb 220 000 Arbeiter befdiäf«
tigten. Da feitbem Me gabrifation auf 40% herabgegangen
ift, fo fämen nod) 80 000 bis 90 000 Arbeiter.'in grage, bie
natürlid) iept in anberen Verufen untergebradd werben
miiffen. Die Wirtfcbaftlicbe Vebentnng ber 3igorreninbuftrie
erhellt baranS, baß etwa 80% beS in ber Dabafinbuftric an»
gelegten Kapitals allein auf bie 3 tgorreninbuftric entfaHett.
Der Söert ber Pon ihr hcrgeftellten gabrifate betrug im leßtcn
griebenSjahr runb eine VUlliarbe V2arf.
Um fchtuere Ärifcn gu uermeibcii, hat bie Neutrale in SKinben
mit ben brei 3jabalarl>eiter-Ecmcrffchaften Veftimmungen aus¬
gearbeitet, bie fotoohl für bie Überführung ber S'abafarbeiter in
anbere Vcrufe toic auch für ihre fflüdführung in baS alte Eeluerbc
beim Stiebe rauf bau ber .^igarreninbuftrie mtchtig finb. So folleu
bic .Mnbigungen möglidgt friihaeitig erfolgen unb bie Arbeiter unb
Arbeiterinnen fofort ben auftäubigeu ArbtitSnachineifen (Hilfst
bienjt- ober grauenarbeitsmelbeftrUcui aur Vermittlung anbeter
Arbeit gemelbet Werben. Veim Sßicbcraufbau ber v 3igarrcninbuftrie
werben bic alten Verufsaugehörigen in erfter Sinie wieber ein*
geftdlt. giir bie weiblichen Arbeiter werben fdjon jept Verfonal-
farten angefertigt, aus beuai 311 feheu ift, ob fie etwa für bie £anb-
wirtfepaft ober häuSlidje Dicnfte geeignet feien, wie für ipre
ftinber geforgt ift, ob fie bauernb ober nur währenb bc§ Krieges in
ber ErwcrbSarbeit ftehen unb äpul. mehr.
Elegcn ungenitgenbe Angeftctttenentlohnuug in Äricgs*
betrieben hatte fid) ber Dcutfchnationalc HanbiungSgehtlfen»
Perbanb in einer Eingabe an bas fächfifche föriegSminiftcruim
gcWanbt mit ber gleid) 3 eitigcn Vitte, baS Vätiifterium möge
ben DafeinSfampf ber faufmännifchen 5lngeftellten Sachfens
burd) AnWcnbung berjenigen Mittel, bie ber HecreSPcrWaltung
in ihrer Eigenfdjaft als größte Auftraggeberin 3111 * Verfügung
ftehen, tatfräftig unterftüßen. Darauf hat bas .Uriegsutiuifte»
rinnt feine Vereitfdiaft befunbet, in ben gällett, in betten ber
Nachweis uitgenügcitber Veaahlung ber ÄngefteUten geführt
werbe, eine Radiprüfung oorsuttehmeu ober 31 t Perattlaffen,
unb Wenn tröp 5Iufforbentng feine Abhilfe gefdjaffen werbe,
bie betreffenbeu Unternehmer gegebenenfalls Pott ben Heeres*
anfträgen ausaufchließen.
fiebrige Sühne in ber £e*ttlinbuftvte. Das Vlatr bes dinglichen
D e X t i l a r b e 11 e r u e r P a n b e s fdjrcili unter Anführung forg-
fältig burchgeführter Einaelaufftellungen: „SBir haben in ganzen
Sanbesteileu nod) Vtinbeftlöhne, welche für omienblidie unter 25 Vf.
763
(Soziale Vra;riS unb Arcbio für VolfSmohlfahrt — 1918 — XXVII. Kr. 49.
764
uiib für Ermachfcnc unter 50 Vf. bie «tunbe Ivt ragen. Xie Ü)tinbeft^
löhne mürben besmegen geforbert, mcil ein großer £eil bei* Arbeiter
infolge Verarbeiten fdilcchtcn Materiale erheblich meniger oerbiente
als bie angegebenen Aiinbeftlohnfäftc betragen. Xie Radimeifc ber
Be r u f * g c n offcn f d»a fie it brr Xcrtilinbuftiie über bie jährliriien Xurdi-
fchuiltsoerbienftc ber Jertifarbeiter iprechen Bäitbe imb bebürren,
troftbem fic fein abiolui .gWcrläffiges Bilb geben, feiner laugen
Mommentau*. X;c höchjtcn Böhne in bejr Xertilinbujtrie finb
mit 60 bi* 65 Vf- X u r d) f d) n i 11 in ber Stunbe fdiou hodi bc-
nieffcn. Xie X e jr t i la rbc iterberbänbe niüffen ftarfe Mampfe um biefe
Böhne führen, ^iir V\ ber Xertilarbeiter bleiben bie Böhne bcbcutenb
linttr ben angegebenen Säften."
©arifflcreinlwnHtgctt jrotfrijfn jUbeitgcbfcn mtb
ÄrbcUcrtt.
XnnfDcrlä-ugcrung int ^polaflctocrbe. Äufterft fchwicrige
breitägige Verhandlungen junftfien bem Arbeitgeberfterbanb
für bas bentfcfje .$olagewerbe nnb ben brei gewcrffdiaftlidien
föolaarbeiterfterbänben haben am 21. Auguft au Vereinbarungen
geführt, benen in ben elften 3cptembertagen bie graften
beiberfeitigen Vertretungsförperfcbaften ihre 8nftimmimg ge¬
geben hoben. Xie llnterhänbler auf beiben Setten haben
fchiieftlid) ein fehr crheblidies Entgegenfommen gezeigt nnb bie
Richtlinien^ bie bie Verbänbe gegeben hatten, neriaffen müffen.
Xcr Xarif mirb bis 15. gebruar 1920 nerlängert. Vor beut
1. April 1919 bürfen feine neuen Korbeningen gefteüt werben.
Xie Rünbcftlöbne ber fed)s Xarifflaffen betragen für Arbeiter
90 Vf. bis Mo <H, für Arbeiterinnen 50 bis 72 Vf-, für
ougettbliche jeweils 10 Vf. loeniger; fie fteigen fiir elftere um
10 Vf., für lebte re um 5 Vf- ant 1. Xeaember. Reue XcnernngS-
Anlagen betragen mit fofortiger SBirfung für Lohn*, unb Afforb
arbeiter ftiinblidi 10 bis 15 Vf., für Arbeiterinnen uttb Sngenb
lidie 5 bis 7 Vf»; atu 1. Xeaember tritt eine weitere (Erhöhung
um 10 baw. 5 Vf. ein. Xas R?ontagegelb erhöht fid> auf 7 d(
ben Xag mit Übernachtung. Aus ben Verhanblungen ift bie
beiläufige Anregung bes Arbeitgeber*Vorfifteuben .Vlonieftni)
bemerfenswert, für bas .ftolagemerbe ein X a r i f a m t au
fchaffen. ÜBenn cs auch hieran oorerft nodi uirfit gefommetf ift,
fo wirb bie Krage bori) faitm wieber ans ber Erörterung per
fdiwinbeu.
Xie Verlängerung ber genoffenfcboftlichcn AeicftStarife im Ein*
uanchmeit mit bem Xeutfcijen Xrausportarbeiterocrbanb mtb bem
‘lentralberbaub ber Bäder unb Monbitoren hat ber 5 e u t r a I ü e r =
b a ii b b e u t f d) e r Mo n f u m p e r e t n e befcploffen. Xie Iaufenbe
Xarifperiobe mar 1914 neu oereiubart unb bie beiben Aeidisiarifc
Paten mit Ausbruch bes 3Beltfrieges am 1. Auguft in Mraft, mit ber
Beftimmuug, baft fie bis 31. ^uli 1919 ©iiltigfeit haben, wenn fic ein
^r borher gefünbigt merben, aiibernfalls follten fie erft 1921 abi
laufen. Xie beiben Verbänbe einigten fid) nunmehr bahin, in Au*
betracht ber unfidjeren Aürtfdiaftslage, unter ber befonbers bie ©e*
noffcnfdiaften leiben, non ber Vcrtragsfiinbigung Abftanb ,gi nehmen
unb ben Vertragsparteien ooraufdjlagen, bie Xarife um ein ^ahr bis
,;um_31. viuli 1920 au berlängeru. Xer ^entraloerbanb beutfeher
Moufumoerejne ift biefem Vorfdjlag beigetreten unb ftimmtc ber Ven
lragsoerläugerung au. Aufterbem nnirbe für bie Bäder uereinbart,
bah bie Regelung ber Beaahlung ber Überftunben an 3oum unb
rveiertageu, bie feither mu* bie Überftunben au 29erftageu berechnet
merben, nad) Erlah bes Aad)tbadperbot=Ecfebes erfolgen füll. Aatür*
lieh üt öic fortfd)icitenbe Wemährung oou Xeueruugs^ulageu auf bie
Tarifgrunbiöhne burd) bie Verträge nicht berührt morbeu.
^rliftlgfljfr- uni» $(nterne||mfruerbänlie.
Crganifatortfchc Wletd)bercd)tiguug in ber diemtfthen
buftrie. Xer Verein ber dientifchen 'Soöuftriellen erhärte fi.t
nach Offener 3^itmigsmelbimgcu bereit, hinfort bie (bewert
fdiaftsfefretäre als Vertreter ber oiganifierten Arbeiterfriiaft
ananerfeunen. Von ben ÜBerfen fallen ben Crganifations-
beftrehungen ber Arbeiter feinerlei 2-chwierigfeiten mehr ge»
macht werben. Veaiiglidi ber Arbeitsaeitoerfiirauug, ber Über-
ftiinbenbercriininig, ber ^i'adit- unb 2onntagsarheit fall ben
Arheiterwünfriien eutgegengefommen werben.
Xcr Xcutfrije ^«buftricfdimmcrbanb iVorfip ^aubtagsaögeoib
neter Dr. ^öphei ^eip.ggi hat nad) bem ^ahrcsberidit bes Verbanbs-
Dircftors (sjrüüuer eine m’oubas giiuitige Eutmidlung im lebten
'sahre genommen. Xie ;{nbl ber Ein^elmitglieber ftieg burd) Keu
mifnahme pon 663 firmen bis Enbe 1917 auf 6MMI unb bat fid) in
’.mifdien meiter auf 7130 betriebe erhöht. Xurdi .em^utritt pon 12
Verhänbeii hob |uii im Veriditsialue bie 5ahl ber bem 'Mibuftrie--
fchupperbaiibe augefd)loffeuen fdbftänbigen iiibuftriellen Verbänbe
auf 262, bereu Aiitglicbertreis weit über 40 000 Vetricbe umfaßt.
VIus Vhilaft pon Vlrbeiterbemeguugeu mar bie Vfitmirfung beö Ver-
banbes mährenb bes Veriddsjahres in 495 fällen crforberlid), oou
benen 419 im Akge fricblidjcv Verftänbigung erlcbigt merben fmm=
ten unb nur 76 ,gim Streif führten. Seine beratcube unb uitter-
ftüpciibe 3atigfcit erftredie ber Vcrbanb and) im bergangen ^al)re
mieber über feine engeren Vlufgaben hinaus auf bie üerfchiebenften
(Gebiete ber Mriegsmirtfdmfl unb ^ürforge.
|u^ttt»«Bf 0 un 0 fn uni» JLrbdtskänqiff.
Xie BohnUcwegtuig ber Vergcrrhcitcr ift im Ruhrbeatrf au
einem gewiffen Abfcftluft gefommen. Xen Bergarbeiter'
nerbänben teilt ein Schreiben Des preuftifchen §anbelsminifters
mit, baft nad) bert Erflärungeu ber Vertreter beS rheinisch-
Weftfälifdien Bergbaues mit folgenben Lohnerhöhungen, riirf*
wirfenb bis 1. Augitft, au rechnen ift:
Xie fcurchfdjnittlirfjcn Olebiugelöhnc i Mia ffc 1 ber amtlid>en Lohn*
ftatiftif) merben bis Eube 1918 meiter in berfelbeir SBcife eine alP
mähliche Erhöhung erfahren, mic fie mährenb bes Jahres 1917 unb
beö elften Vierteljahres 191« uadi unb nad) gesteigert morben finb.
Xies perfteht fid) unter ber Vorausfepung, baß nid)t auftergemöhulidve
Ercigniffe, iuSbefonbere Störung burd) SBageiimangel, Riicfgang ber
Beiitungen (gegenüber bem Staube Pon 1917 unb bem cvftcu Viertel*
jahr 1918) unb bergleidjcn eintreten. Xie Schiditlöhne merben
allmählich uou bemfelben ^eitpunft an fo fteigen, baft im Xurdjfdmitt
bis Eube biefes Jahres eine ©cfamtftcigcrung Pon 1 M je Schicht
erreicht mirb. ^uuädift mirb Pom 1. l’luguft an bas Minbcrgelb, fomcit
Das nidir friion gefdiehen mar, perboppclt merben. Xiefe ^umenbung
ift in bie Lohnerhöhung ein ( gtred)neu. „^sd) glaube," fo fchlieftt ber
ftanbelsminifter, „midi ber Ermartung hingeben a u bürfen, baft Die
Vertreter ber Arbeiterorgauifatioueu, mas an ihnen liegt, alles tun
merben, um bie Ruhe unter btu Velegfchaften aufrechtauerhalten
unb jefcem Vcrfuche einer Störung ber Mohleuoerforgutig, bie un
paterlänbifdien ^ntereffc unbcbuigt oermieben jpcrbcu uvuft, ent*
gegen^umirfen.“
Xie beiben graften Bergaubeiteroerbänbe haben au bic
oiganifierten Bergarbeiter bes Ruhrgebiets SBarnungcn er*
laffeu, ficb jeftt an Ausftäubcn, au benen man fic hier unb ba
au ncranlaffen nerfndyt, au beteiligen. Eine Reihe tat Iber
Xeilftreifs auf ben Sechen bes Effcner BeairfS brohtc SKitte
Auguft auf anbere Gruben iibrraugreifen. XaS ift buvch bie
Eiiiwirfung ber Verbänbe nnb bie enblidje Lolwrenclung Per*
hinbert worben. (General Sehr. P. @mjl Pom ftellpertr. ©eneral*
fommanbo in RJiiufter hat ben Vertretern ber Bergarbeiter*
uerbäube augc’iagt, bafiir an forgen, baft bie Pont Äfcittbels*
niintfter PerfprodHmen Lolmerhölmngeu auf jeber S^'die ge*
geben werben.
Orgattifathmen JlngePfllttn
. oni» gfamtfn.
Berliner nnb Offener Öelbe ftreiten fid) einmal mieber, unb
fo erfährt man manche SBahrheit, bie bic Anfchauungen ber
übrigen Arbeiternrganifationen über bie ©eiben beftätigt. Xen
Ansgangspnnft bilbet eine Pielheaditete Stellungnahme ber
„Rorbb. Allg. 3tg." poiu 1. Auguft gegen bie fünftliche
tung gelber 3Borfpereine. Ratürlidh war ein 3tunn ber Unter*
itebmerpreffe bie Kolge ber freimütigen Äufterung, mit ber bas
offiaiöfe Blatt fid) unb ber Regierung bas 3utrauen unaähUgcr
Arbeiter au erwerben nnfehiefte. ^nsbefonbere ber „Arbeit*
gehör" tobte nnb erging fid) in Xrohuugcn. AIS ob e£ biefes
Beweifes, w c r recht eigentlich ein ftntereffe an ber früher
offiatös beliebten .^dätfdielei ber ©eiben hatte, noch beburft
hätte! Xie „R. A. lenfte ßWar etwas ein, aber bas Blatt
ber Effcner ©eiben, bes Bunbes Xeutidjer s Berft)ereine, fährt
fort, fid) fpaltenlang über ben gebltritt, ben er auf einfettige
Information ans dniftlidien ©ewerffchaftsfreifen auritefführt,
au ereifern. Aufterbem aber gerät ber „SBerfperein" mit bem
„Biiub", bem Blatte ber Berliner ©eiben („itartellnerbanb
Xeutfdier Serfpereiite"), in Streit, weil biefes Blatt fich burrii
ans auf ben Boben ber „R. A. gefteüt hatte, tnenn btefe bie
f ii u ft l i di e 8 ii di t u n g oon Vöerfpcreinen Perurteilte. Xer
„Bimb" legt s 4Bert barauf, baft bie Berliner Serfoeretne als
PöUig unabhängig Pont Unternehmertum gelten unb gernerf*
fdiaftlidie rfiele mit neuen Rütteln perfolgen. Er fpricht bahn
iebr geringfdiäpig Pon ben „Audv'ilBerfPereineu", tote fie mohl
im Bintb Xeutfdier B*erfpcreinc, pon bem fid) ber Marteil*
705
(Soziale unb Ardpb füt SßoIf^lr»o^ffa^rt — 1918 — XXVII. Nr. 49.
700
oerbanb oor Sahnen abgefonbert bat, enthalten fein werben,
itnb gibt bei biefer Gelegenheit ein hiibfcfje* Beifpiel, wie e$
um bie Selbftänbigfeit mancher BBerfoereine auSfieht.
„Um 'feine ^rrtümer auffommen 3U taffen, möchten mir Ijier'
fura folgenbeS feftlegen: Unter fünftlid) geaüditcien unb baffer'uu*
gefunben SBcrfbereineu berftehen mir unter anberem folchc SBcrf*
ucrcine, welche in ihrem Statut borfchretben: „X>ic Besprechung bon
Xtof)H* unb ArbeitSberhältniffen ift im SBcrlbcrcm unterfagt", ober
welche in ihrem Statut ausbri'tcflich auf ba§ Streifrcd)t beraicht'cn,
über welche 3. B. iit ihrem Statut bie Borfchrift enthalten:
„3m AuSfd)ufj bes Sßerfbereins fiben bie fünf Bkrfmeifter. Z u
ben Stpungen bcS AusfdmffeS ift ber C£t>ef ober im ^aUe feiner Be*
binberung ber Brofurift .einaulaben."
Arit folcheu Spottgcbilben wollen mir aUerbingS feine Gemein*
fdjaft haben, unb ba uns bie Beseitigung biefer Vereine auf ante*
rem Aöegc nid)t gelang, bleibt uns nichts anbcreS übrig, ats bie
Geineinfchaft mit Siefen Vereinen burd) unferen Austritt $u be*
Ieiligen. SSsir betrauten eS nicht nur als unfer gutes Siecht, fonbern
gerabeau als Sittliche Bflüht, neu entftebenbe Vereine not foldjet
Gemeinschaft gu bewahren, unb mirfen felbftuerftänbtich, befonberS
menn mir gerufen merben, in biefetu Sinne aufftärenb." ;
BBenn fd)on bie aurf)*gelben berliner Bterfoeveine mit ben
„Spottgebilben", Wie fie im Bteften XcutfcblanbS oorfommett,
nid)t§ gemein haben wollen, wer wiü es bann ben übrigen
GewerffchaftSricbtungen oerbenfen, wenn fie einen flaren nnb
birfen Strich awifchen fid> unb ben gelben Züchtungen aiehcnV
Xic Xcittfdjeti Geujcrftoereinc (.t>irfcb*Xii!tcfer) im 3ahrc
1917. Saut „GeWerfOeucin" ift bie TOtqlieberjabl bis Enbc 1917
um 21347 auf 79113 geftiegen. • Xie Gesamteinnahmen be*
liefen fich auf 2139 227 Ji, bie GefamtanSgaben betrugen
1 899 551 Jf. XaS Gefamtoermögcn ber Xeutfchen Gemerf*
uereine ift non 1 787 406,.*»:i «7/ Enbc 1918 auf 5 301 608,00 Jt
geftiegen. __
Arbeitgebcrftimmen für bie uoüc Sonntagsruhe iui
•tmnbcl. ©rfreulid)erwetfe wcid)ft and) in Arbeitgeberfreifen bie
Einficbt, bah bie PoUe Sonntagsruhe im ,<panbel ohne feglidien
gelblichen Schaben für bte Arbeitgeber burchgefiihrt werben
.tann. Xrofcbem berbient es and) heute nod) als erfreuliches
Anzeichen gebucht 31 t Werben, bah im „E 0 n f e f t i 0 n ä r",
einem Platte, baS ftets fehl* ftarr ben Unternehmerftanbpunft
oertritt, ber burd) feine fogtalpolitifcf>en Bemühungen rühntlidi
befanntc BktrenhauSbefiber s BiUp (Sol)n-$alberftabt bas SBort
31 t einem Au ff ah „Völlige Sonntagsruhe im ,§a n *
b e l Sge we rb e" erhält.
Xer Berfaffei bigriinbct biefe feit langem oon ihm nertrefene
Jorbcrung mit bem fömweis, bah gerabe jept im ßrieg bie ArbeitSfrafr
ber AngcfteUten btingenb ber Sd)ouuug bebarf. „AUe fi>3ialen tfort*
fchrittc merben barauf Ijin^ietcn muffen, bie Strafte ber AngcfteUten
3U fchonen unb ihre Arbeitsfreubigfeit 3U erhöhen. Xcr ftrieg hat
ohnehin fd)on bie gröhten Ansprüche an bie ArbeitSfraft bes etn*
achten gcfteUt, unb ber burd) ben Aushungerungskrieg Englati.bS
eingetretene Alangel in Nahrungsmitteln macht fich mehr unb mehr
fühlbar . . . Alan mitb in Zutunft nicht nur Ä$irtfd)afiSöfonomie,
fonbern oor allen Singen Ncenfchenöfonomie treiben nxüffcn. llnb
bie befte Cfonomic mirb bie fein, bie ben AngcfteUten bie unbebingt
nötige Zeit aur Erholung unb 3ur (Srfrifchung gemährt. Sic befte
Erholung mirb bie böUige Sonntagsruhe barfteUen."
y:ohn*J&aIberftabt meift bem neugebilbeten Aeichsbunb beutf<her
Se^tibXctaiüiftenoerbänbe bie Aufgabe 3U, im Zufammenarbeitcn
mit ben Angeftcütenöerbänben aU bie Aufgaben 3U löfen, bie auf
eine mirtfdjaftlicbe unb geiftige Hebung bes ganacn Kaufmann*
ftanbcS hinaielen.
Xer Sd)u$ ber ÖJcfunbhcit in ber englif<h*n 9iüftuugj8»
inbuftrie. Xer im September 1915 eingefeite UnterfuchungS-
auSfd)uh/ beffen Berichte in ber „S 03 . Brav iS" mehrfach be-
hanbelt Worben finb föabrg. XXV, 3p. 404, 476, 811, 1013),
hat als Abfchluh feiner Arbeiten einen aufarumenfaffenben
Bericht mit (Srgebniffen unb Borfchlägen oeröffentlicht. Über
bie. Sranenarbeit bemerft ber Bericht, bah bis jept eine
anffallenbe Berfchleä)terung bes C^efunbheitSauftanbeS ber
Arbeiterinnen n t d) t feftgeftcllt würbe, ^s ift ieborf) möglich,
bah bie Überanftrcngung Oorläufig nid)t bemerfbar Wirb, weil
ben Sfüftungsarbeiterinnnen burd) beffere Bcrpflegitng unb
2^ohlfahrtScinrid)tungen in ber Sabrif geholfen wirb unb bie
icbwächeren Kräfte halb auSgefd)ieben Werben. Xer AuSfchnh
empfiehlt jeboch bie Bcrfür^ung ber Arbeitsscit ber grauen,
ferner ftäubige ät* 3 tlid)c Auf ficht, Einrichtung oon Erholnugs-
räumen, ^ürforge für gute Ernährung ufw., um bte grauen
gefunb 31 t erhalten. Auch follten grouen, bie ein ®auSmefeu
31 t beforgen l)abcn, gninbfäplid) nur 31 t leichter Arbeit äuge-
iaffen werben. Xcr AuSfchnh hält für bie gejamte Arbeiter«
jehaft eine $ ii r 3 it n g b e r A r b e i t S 3 e 1 1 unb baS Berbot
ber Sonntagsarbeit ohne Beeinträdtfigung ber Brobuf»
tion für bitrchführbar. galls bie SonntngSarbeit nicht 31 t oer»
metben ift, foüte wen.igftenS ein Scbichtmcchfel in ber Söcife
burchgefiihrt werben, bah fein üftamt länger als 6 Sage hinter’
cinanbcr arbeitet. Xer AuSfchuh Ixitte bereits in einem feiner
erften Berichte mit s ^ad)brucf bie Einrichtung Oon
3 ah riffantinen empfohlen. Enöe 1917 waren in 840
9ftunttionSbetricben gabriffantinen errichtet. Xer AuSfchnh
befürwortet, bah biefe Einrichtungen oud) für bie griebens*
3 eit beihehalten bleiben möd)tcn, ba biefe Kantinen fid)er oiel
baait beigetragen hätten, bie Arbeiterfchaft gefunb unb
IciftungSfäbig 30 erhalten.
Jrtcitfracrfi^ennig. ^partutlftn.
Erhöhung ber EinfommenSgten3c für bie $erft(hermtg9hfii(ht tu
ber AngefteUtennerruherung. S>cr BunbeSrai Ijat eine neue Ber=
orbnung über bie AuSbcbnung ber Berfic^erungspflicht in ber Au=
gifteUteimerfidjerung crlaffeit. Xanach bleiben AngefteUte, bie aus
ber Berficheruugc’pflicbt megen ÜberfdircitcriS ber C^ehaltSgrcn3e bou
5000 Ji ausfd)eibcu mür.ben, bis auf meueres uerficherungspflichtig.
fotange i^r ^ahresarbeitsnerbienft 7 000 Jl nid)t iiberfteigt. Auge-
fteüte, bie uad) bem 1. Augufr 1914 uerficherungSfrei mürben, meil
ihr ^abrcsarbeitSoerbicuft über 5000 Jl betrug, merbciv mit bem An¬
fänge bes Alonats, ber auf bie Bertimbung ber Bcrorbimug folgt,
mieber oerfidicrungspflichtig, fofern ber ^abresarbeitsoerbierift nid>t
über 7000 M fjiuauSgebt. Bou ben Aedjten ber freimiüigeu Berfiche 3
nmg für bie 3uriidüegenbe Zeit fmtn Ok’braud) gemadü merben.
biefe Beiträge merben unter gemiffen Borausfepimgen als BfÜd)t*
beitrage im Sinne bes ^ 48 bes Berfidjerungsgefebes augefetjen.
AngefteUte, bereu EJcfjalt über 7000 Ji fteigt, haben bas J)leiht
ber freimiüigeu AViterberfidjerung. Xer Bunbesrat tommt mit
biefer Bcrorbmtng zahlreichen A^ünfchcn, bie bou ben AngcfteUten*
organifatioücu bertreten merben, entgegen. Sie Erhöhung ber Ein*
fommcnsgrenjc entfpridü ber Entmcrtung bcS OJelbes.
Aitfmeitbungcti ber ganbcsuerfidjerungSattftatten unb gleichge*
ftiUten Sonberauftalten für getneiituühtge § 1274 ABC.
gibt ben SanbeSberficherungsauftalteH baS Aed)t, mit Genehmigung
ber AuffichtSbehörbe Mittel auf3umcnben, um aUgemeine Aiahnah*
men 3111 Berhütuitg bes Eintritts boraeitiger ^uoalibitüt unter ben
Bcrfidrerten ober aur Hebung bei gcfuiibheitlidjeu Bcrhältniffc ber
berftd)erurtgspflid)tigen Beböllerung 3U förbern ober burchauführen.
Auf Grunb biefer gefeplichen Unterlage haben [ich bie 2anbeSberfid)e*
vungSanftalter. in hohem Alaßc, teilmeifc bahnbrechcnb, an ben Auf*
; gaben ber aUgcmciuen-SBohlfahrt unb ber BolfSgefuitbheitSpflege bc=
r * teiligt. Nad) einer amtlichen ZufammenfteÜung hatten fie bis Ettbe
1917 1405,1 AiiUioncn, alfo faft anberthalb AliUtarben Alarf für
gemeinnüpige ;]medc aufgemenbot. So finb u. a. für ben Bau bon
A r b e i t c r m 0 h n u it g e n im ganaen 571^> AtiÜionen auSgcliehen.
Zunt Söohnungsbau für nichtoerfidierte Berfoueu haben berfdjiebette
2apbeSberficherungsaujtalten \7'A AliUioncn hergegeben. Zar Be*
friebigung bes l a n b m i r t f d) a f 11 i d) c n $ r c i> i t b e b ii r f *
n i f f c s finb bon 26 ÜanbeSbcrficherungSauftalten unb 2 Sauber*
anftalten 135 AliUipnen Alarf auSgcgeben morbeit. Bon ben Xar*
lehen für aUgemeine 2B 0 1) 1 f a h r t S c i n r i d) t u it g c it .entfallen
262,7 AiiUiünen auf Gemeinbcn bis 311 5000 Einmohnern. Z ur
^örberuttg ber aUgemciucn 3Bot)lfabctSpflege maren 308,2 A?iUionen
Aiarl ausgegeben. Xöbon fommen auf ben Bau bon Äranfen*
häuferu, Boltshcilfiättcn, Tsnbalibeuheimcu ufm. 154 AtiUionen, aur
tförberung ber öffentlichen GefunbheitSpflegc 201,7 Aliüioncn, für
Eratehuug, Unterricht unb Hebung ber BolfSbilbung 100,1 A6Uioncu,
für fonftige AJohlfahetSamedfe *242,5 Al-iUionen.
lilerarifttif Ptttetiungcn.
«Ule neuerfchienenen Büt^er, bte ber Schriftleitung gugefanbt »erben, toer&en hier
Dcrgeiihnet. Sie »eitere ©efptedjung einjelner Schriften, hier ober im §aupt!eil
ber »Sozialen Brapi*, behält fich bie Schriftleitung oor.
Alias ber £> t) g i e n c bes Säuglings u n b Ä I c i n f i n b e #
für Untcrrid)ts= unb B-elehrungSamerfc. föcrausgegeben mit
Untcrftüpung bes ipauptborftanbes bes Baterlänbifdieu
/vraueu*Bercins (.öauptbereins) bau Btof- Hr. Uangfteiu
unb l'r. Aott. Berlin 1918. Julius Springer. 120 Ji.
Als Ergänaung 311 ber Bolfslx’lchrung, bie bas .Qaiferin*Augufte*
Biftoria=£>auS bereits feit fahren in Xnidfdrriftcu beröffentlicht unb
in Erfeunluis Der burdigreifcnbcreu Mraft bes aufd)aulid?cn Ala-
767
Soziale BrapS unb Slrdjio für BülfSJüohJfahtt — 1918 — XXVII. 97t. 49.
768
tcrials iiic-bcfoubeiT bei fturfen unb 1 Bort ragen, ifl ncuerbiitgS ber
aus 100 tafeln AufammcngcftcUtc Villau crfrfjieircn, ber als ein
luertOoflcr tociterer Stritt auf fc-eni' ©ehrete ber Säuglingspflege 311
begrüben ift. Tie HcrfteKuitg unb Herausgabe bes SltlaffeS haben
preußifche unb Otele bunbesftaatliche SUciniflericn angelegentliche
geförbert.
55 e r i cfi t b e S *8 e r b a 11 b e s ber (& e m e i n >b‘ c = 1111 b Staate
arbeiter; Filiale ©rofedfteriin,. über bas ©efcbtiftöjnlir
1017/18. Crtsocrnmltuug Berlin 1918, ©ngelufer 15. 83 3.
I a * 3 Id eite unb b r i 11 e 3 a h r b e r W ü r n b e r g c r
b ii r g e r l ; rf) e n ft r i e g s i n o a 11 b e n f ü r f 0 r g e. Be-
. rid)t ber ftäbtifcfjen Hauptftelle für ftciegsinoaltben^gürforge
über bie Seit 00 m 2 Jiät 3 1916 bis Kära 1918. Herausgegeben
00 m Stabt magiftrat Nürnberg, Budjbrucfcret Wilhelm SebaJb,
Nürnberg. 76 3.
Vi a b r c 3 b c r i d> t b c § B e r b a 11 b c s in i 111 e r c r M cid}#*
'45 0 ft * unb X e I c g r a p Ik u = >8 e a m 1 c n für bas ©c»
fchäftSjahr 1916/17. Berlin 1918. ©eutfd)er Sßoftocrhaub ©. 111 .
b. $. 313 3. .
! Statiftifche 2 R 0 n a t # f ch 11 f t. Hetwu«W?ebcu bon ber ft. ft.
1 Statiftifdhcn 3e n *ral=ftommiffion. I.—III. ^anuar=ä)dir 3 ^cft.
i griebr. ^rrgang, Vicbtertfteingajfe 7. Brünn 1917. 153 3. v,n
j halt: Berfud) eine# Berglcidjs ber BerufSdählungen bes
! ©eutfcbcu 3teid)e<? unb üfterreich#. Bon @ r i d) © 0 1 b c n *
j be r 9 au# Hamburg.
i X e r 9i a ch \v u d) 0 a n m ä n n l i d) c u u n b 10 e i b l i ch e 11 £>t I f #>
i beamten unb gtrd) Arbeitern im 272 a f d) i n c n b a t\
unter befonberer B e r ii rf f i <h t i g u 11 g ft r i c g 0 b e *
! fehäbigter. Bon Ingenieur ft. ?l. ©eiliger. güamfbfdic
| Berlcug^buchhartblung Stuttgart. 16 3.
©ie 3eitf(hrift M ^o;ialc Prärie unb &rd)iu für &iolk*ni 0 hlfatjrt" ift burc$ alle »ud&Ijanblungen unb Boftamter (BoftaeitungSnummer 7137) ju beaiehen.
©injelnummer 35 Bf- ©er SlnaeigenpreiS ift 45 Bf- für bie oicrgefpaltene ^etitgeile.
gür bie SjetttnilürgatiifatUm nom tRoten Utens
(amtlidje gürforgeftelle für Hinterbliebene unb SBohlfahctSgentrale ber
Stabt) ttrirb 31 t möglid)ft balbtgem Eintritt eine
@ 03 iaIsSBeamtftt
gefugt. Geeignete Bor 6 ilbung (grauettfdhule ober afabemifche Bil* |
bung) Bebingung. SKelbungen mit ©ehaltöanfprüchen unb 3 eugni$* j
abfehriften toerben fchteunigft erbeten.
O&erMrgermeifter I)r. (Sttütfdmamt. j
©üben.
Per lag oon 0 uftflD $ifd)er ln Jena.
Ubec die fltuttec.
TWadetmfdje 7 lntritt 0 re 6 e
oon Dr. J. Otoabim,
——- 0 .6. Prof, der £fnöerf)etlfande ln 3cna,
Preis: 75 pf. ♦ ♦ ♦ ♦
©otbaei tebensoergitieningsoant auf (Begrafdfliifett.
Crri^tet 1827.
Bisher abgefchloffene Berficherungen . . . 2380 ÜftiUionen' 2Rarf.
• ausgejahlte 33erfid)erungsfummen 820
* 3 urücferftattete überfchüffe. 367
tCHe flberfihflffe (ommea unoertflrjt ben terfUheningsnehineni jngule.
Sie fBanf übernimmt
$erff<bertmgen auf benZobee- unb <£r(ebensf aü(lebenslängliche unb
abgefürgte Öerficherungen) gegen Jahres* unb Sterteliahrsbeiträge,
3ufahoerfid)erungen oon Beifragsfreibeit mit barer Benfe für ben
3noaHbitäfsfatt mit ffeigenben flbetfdjufeanfeilen.
Berfl(berung oon £etbrenfen unb bebingnngsfos gahlbarenBenfen
auf 1 unb 2 fieben aus fälligen Serfuberungsleiftungen
mit Bödfatifsberecbfigung unb flberfdiubbefeifigung.
Blifoerfifbernng ergängenberlDifmenrenfem.flberfcbti^befeifigung.
Slusfunft unb ^rofpefte ert)ältli(b bet ber Sani in ©ollja fotoie bei ben
®ertretern an größeren unb mittleren Orten.
SSertafl hob tBttftau g I f ^ er iw g e« a,
9luf meine nor bem 1. 3anuar 1917 erfchienenen Q3erlagöioerfe erbebe
ich ben allgemein eingeführten ^erleger^euerungöjufchtag oon 20 %.
2)ie nurtfd|aftlid)e unb foätale Sage beä ßranfen*
pflegeperfonaB in 2)eutf(^Ianb. s?on ©eorg streitet.
1910. ^rei§: 4 SWarf 50 ißf.
Inhalt: ®ornjort. — ftranfenhauS unb Jpcilan ftaltSftatiftif.
— ©tatiftif beS ^erfonalS in ber ©efunbheitSgflege unb bem
ftranfenbienft. — ®er 3Jiaitgel an ftranfenbflegegerfonal unb
bie 9?erfuche jur Slbt)ilfe. — ©ie 2 lr 6 eit§bebingungen be4
Äranfenbflegeperfonal« 1. ßinieilutig. 2. Herfunft. 3. ©teilen»
bermittlung. 4. ©runbinfce für bic Slnnaöme. 5 ©ienftpflichten unb befonbere
Verbote 6 'Befonbcre ©icnftpflid)ten. 7. ftünbigiuig uitb Beenbigung be§
s drbeit4oerl)iiltmffe0. 8 . 9lu$bilbung. 9. Slrbcit^jeit. 10 . Bcfolbung.
11. ©olgiung 12. Beföftigung. 13. ©djlufc. — ©rfranTungS» unb
©terblid)feitSberhäftniffe. — ©ie allgemeine 3lechtSftcIlung be§
ftrautenferional 0 . - Ben fionSoerhaltniffe unb Hinterbliebenen*
oerforgung. ~ ©aä ftoalition£recf)t unb bie Organifationen be5
ftranfenpflegcperfonalS. — s drbeitSftreitigfeiten im ftraitfeu«
pf legeberuf e. — Literatur.
2>ie (Sntroicflung ber ©eroerbeauffii^t in 1>eutf<f)=
tanb. Bon Dr. Stephan f 5 oerf<hfe. Breite, berhefferte
unb ermeiterte Auflage. (VII, 228 3 . gr. < 8 <g 1913.
6 SWar!.
»Anhalt: 1. Tie @ntmidluiig ber Beftrebungen jur (Sinfiilirung ber
Aabrifinfpeftion in Breugcn. - - 2. Tie erften Crgaue aur .v>anbbabung be$
'drbeilerfd)u^c 0 in ben gabrifeu. — 3. ©ie gabrifinfpeftion als fafultatiuc
@inrid)tung in Breunen oon ihrer £infüf)rung im Aabre 1853 bis anr
©djaffung ber ©etnerbeorbtiutig für ben !f?orbbeuifd)cn Bunb im ^Xabre 1869.
— 4. ©ie gabrifinfpettion als fafultatioe Einrichtung in Tentfd)lanb bis aunt
^ahre 1878. — 5. Bon ber fafultütioen aur obligatorifchen gabrifinfpeftion.
— 6. ©er ©cfabrenicbufc ber Arbeiter auf ber ffiruublage forporatioer
Crganifation. - 7. ©ie gabrifinfpeftion ai§ obligatorifdje Einridjtimg in
©eutfchlanb bis aum Aabre 1891. — 8. Bon ber gabrif* jur ©croerbeinfpeüion.
- 9. Tie Gntlüicflung ber Tampffeifelinfpeftion unb ber Sluffid)t über bie
iibertoachungSpflichtigen Anlagen als fpeäicüe ^roeige beS SlrbciterfchutjcS auf
forporatioer ©rimblagc. - 10. ©ie f^emerbeinfpeftiou in ©eutfchlanb feit
1891. — 11. ©ie ©eroerbeaufiiebt in ihrem heutigen Beftaube als Ergebnis
ber hiflorifchcn Entroidluug. — 12. 5Zeue Slufgabeii ber ©etoerbeauffidjt. —
13. Beitrebutigen aur Skiterbilbung ber (s\eitierbeaufficht. — 21 nbang:
10 Tabellen.
j Sebensbebtngungen mobertter Äulhtr. 3ogialph^ 0i
! fophifd)e, fogiologifchc unb foaialpolitifchc 3tubien oon Dr. ©uftaf
| ©teffen, Sßrofcffor an ber llnioerfüät ©otenburg. Bom Berfaffcr
1 bearbeitete Überfe^mig Oon SRargaretfje fiangfelbt. 1909.
I 7 Sftatf.
Anhalt: 1. ©ie Mittel unb ber ©inn beS SebcnS ©ie a*pei
(^runbproblcme. ©ie foaiale ©ebunbenheit beS ©eifteSlebcnS. ©eioalt unb
• SBirtfdjaft. ftlaffenherrfd^aft. ÄlaffenibcaliSmuS. ©ie llmmerttmg beS
9JtenfchcnmaterialS Entmidlung unb gortfdjritt. ©ie Kittel beS SebcnS.
3ioilifatiort unb ftultur. — 2. ©er ftampf um ben Söoblftanb. ©ob!»
ftgnb unb 3teidbtnm. ©roge unb Heine 2lrmut. Soaiale Unaufriebenbcit.
©ogialiSmuS unb ©baialbernofratie. ©ohlftanbSpolitif. ©ie 3wfunft unb baS
ftulluribeal. -3. ©taatunb ftultur. ©er ©taat als Brobleni. TaSSefenbeS
Staates, ©ie'Jiotmenbigfeit beS Staates. Bcrfönlid)c unb toirtfchaftlichc greibeit.
©er fittlidje ©ert beS Staates, ©er beS Staates. Staat unb ftultur.
1 ©ie neue 9ted)tSorbnimg. ftuliurfolibarität. Tie Steigerung ber ftultur. —
j 4 TicSoaioIogie Bebcutung ber Soaialioiffenfchaft in ber ©egemoart.
} Tic Soaiologie Soaialanalpfe unb Soaialpptlofophie. — 5. Sd)ule unb
| So aiaimiffenfehaf t. Schule unb fogtaleS ^eben. ©oaialmiffenfdiaft als
| EraiehungSmittel. Öehrerbilbung unb ErameiiStoefcn. — 6. ©ie Sogial»
! politif ©oaiale gragen uni foaiale Bewegungen. Tie 2lrbciter|iage. Tie
1 ©oaialPolitif. ©ie foaialpolitifriien Barte’cn. — 7 ©ic greibeit be»
I 2lrbeiteroertrageS. Ter SlrbeitSocrtrag als foaiale grage BrobufüonS*
| follefliüiSnuiS unb BcrtragSfolleflioiSmuS. Tic BertragSfreiheit. ©ic greiheil
! beS 2lrbeitSuerlrageS. ©emerfocreine unb Soaialbemofratie. ©emerfoereinc
unb allgemeine ©ol)lfubrt. — 8. TaS foaialpolitifche Brinaip ber
I ginanamirtfd^aft. Tie toirtfchaftlichc unb rechtliche Orbnuug beS foatalen
Gebens, ©irifdiaftliche 3lcd)tSovbnung, ginanapolitif unb Soaialpolitif TaS
| foaialpolitifche Brinaip ber ginanamirtfehaft. Tie Enttoicflung ber ginatia*
{ roirlichaft. ©irette unb inbirefte Befleueruitg. ©aS liberale Spitcni ber
j ginanatuirlichaft Übergang a» l>er foaialpolitifdjcit ginanamirtfehaft. ©ie
foaialpolitifdje giitanareform.
' 3eitfchrift für Bolitif 1911, IV. Bb., Heft 4:
| ©uftaf ©teffen ift toeilen ftreifen längft befannt burch feine beroor»
ragenbeit ©erfe über bie englifchen 3uftänbc ber ©egeutoart . . . Hier liefert
J er nun als eine 2lrt ©egenftüd eine ©arftedung ber iRefonnen, beren unfere
I ftultur rtad) feiner Ketuung bebarf, toemt fie fidi nicht felbft ben xkbcnSfabcn
! abfchnciben foll. Tie ftraft beS ©erfeS liegt barin, bafj eS intS mit
! ftarfem S^trnmg ber ©efinnung ein grofjeS $iel oor Singen ftellt: eS aeigt
uns ein 3 u ^ un ftSbiIb ebler Kenfchlichfeit unb auglctch bie ©ege, Sie au ihm
hinführen, bie Slitfähc, bie au feiner Berroirflichung beute uorhanben fittb.
Tie ©egeutoart ift fo aufgefabt unb bargefteUt, bafj fie gleidjfmn bereits baS
Slnttiö ber 3ufunft trägt. • SUfreb Bi erlaubt.
Betanttooxtnch für bie Schdftlething: Dr.ßubloig^ehbe, BerIin.®runeJoalb. — Berlag :®uftab{S?lfdber, 3ena.—©ebrutft h*i 3 u l i u S S i 11 e n f e I b, ^ofbuchbruder.. Berlin W8,
XXVn. galjrgaitg. f erltn, Ken 12. $tjrtembtr 1918.
gfryfiaU tyxaxi#
rntfr
gtrdjfri fixv
_ jflretf «tertelfährlidj 4 01 atfe*
fjfrauagefrtr: -
prüf. Dr. ffi. Ifraiukt unb JJrof. Dr. p. §intmcrmamt. «mp«» f'if^Vr, itna.
gernfprcdjer 68.
©rfdjefnt an \tbm Donnmtag*
Ä^rlftlettnng
Serif« Wso, JloUcnborfftr. 29/30
fitxTxfpxtdjm Amt fioUenborf 2809»
Pmrnn« 50.
fulralt
4? öjch ft p r e i fe. So« ?lmt$rat Dr. © m i l
gofmann, Boritanb be§ $rei8-
prüfungSamtS Mannheim . . . 769
«cfefffcftaft für «ojiale {Reform.
3«dernattonaIe «lereiitigtmg für
gefefclidfte» ttr&etierfdjuft ... 773
S)ic Shmbgebung ber ©efeHfctjaft für
Soziale Reform öom 14. Ttpril 1918.
OoWemS^nnifl mtb fieben*-
balttmg ..773
®ie SKaffenfpeifung in
$eutfchlanb 1917.
£>ie ftartoffelbe^forgung für 1918/19.
Cotfale 3ttftättbe.776
©ine einmalige £euerung$äutage für
bie Beamten be§ Reichs unb
Breu&enS.
Crgatrifationeo ber tfrbetter, 0e«
büfeit, «fngefteltteti «mb «e*
amten.777
25 Sahre S)eulf(^nationaIer §anb-
lungSgehilfenberbanb.
$er ®utenberg»Bunb.
S5er ftentraloerbanb d)riftiiiher
Äeram- unb Steinarbeiter.
S)eutfcf)e unb belgifdje®etoerffchaften.
tfrbetteroerfidieniiig. Snarfaffcn 778
BerufSlranfheiten unb UnfaHberfidje*
rung.
2>ie ReichSberficherungSanftalt für
§lngefteQte im Sabre 1917
$ie Borfdjläge für bie SlrbeltS-
lofenfürforge in ber ©djroeij.
QoWerjielMmg.779
Berufsberatung unb ©«hule.
Bon R. §uppet8berg, BreSlau.
$)er ©parjmang für Sugenblid&e.
«lolfbgeftrabbett.780
$er ®efunbbeitSauftanb im beutf^en
£eere.
S>er@tanbber2ubertulofebe!ämpfung
in S)eutfcblanb.
3>a8 öfterreicbiftbc Mintftertum für
BolfSgefunbheit.
CDobmragb« trab Bobenfragen . 781
Briöatangefteilte unb 2Boh*
nungSfrage.
©in ReichSfommtffar für baS SBolj-
nmtgStoefen.
‘ S)ie äSohnungSfrage in ber Aber»
gangsmirtfdjaft in ©nglanb.
SUerarifbe SttttcibmgcK .... 714
ttbbrud fämtliiber ttufföbe ift Bettungen unb Beitfdbriften geffottet, jeboch mir
mit dotier Quellenangabe.
iürifftjrftff.
83on SlmtStat Dr. ©mit ® o f in ci ti n , *
Borfkinb be» ^retSprüfungSauttS unb ftellbertr. Borfißenlber ber
^reiSprüfungSfteüc, Mannheim.
Söet ber ßritif unfereS $rieg&mirtfd)aftSft)ftemS ift non
ber ©runbtatfadbe auSaugehen, baß bte Nachfrage nach ben
©egenftanben beS täglichen BebarfS fd)ledjterbingS nidjt be-
friebigt Serben fann. $a fid> auch tm Kriege bie s 4$m[e an
fid) nad) Slngebot unb Nachfrage richten, führt biefe Söatett-
fna#>heit au einer gemaltigen BreiSftcigerung. £>ie Berfäufer
erhalten babutdj eine äftonopolftellung; baS breiSbriicfenbe unb
pretSattSgleichenbe Moment ber Sfonlurrena ift fo gut tote auS-
gefdjaltet; ©raeuger unb ®änbler fönncn gemiffcrrnaßen jebeit
Breis forbern, tnäbrenb bemgegenüber bie 33erbraucb€r DoH-
ftänbig obnmädbtig finb. ^ie teueren miiffen bie 5EBare eben
taufen, ba fie biefelbe brauchen. 2ßer ben $rei§ nid)t beaablen
fann, mufe auf bie SBare t»eraid>ten. S/iefe 5tenbena führt
baau, bafe bie fauffräftige Söeoölferung bie Sßare suerft ober
nur erhält, toäbrenb bie minbcrbemittelten 0diidhten ungc»
nügenb berforgt merben ober überbau# leer au§gehen. ®ätte
man nun ba§ boIf§mirtfd)aftIi(^e ©efeb bon Angebot unb 9^ad)*
frage audh im Kriege fidh auömirfen laffen, fo märe ameifelloö
ba§ • beutfd)e 93oIf mirtfd^aftlid) läng ft aufammen»
gebrochen. Safe bie fauffräftige Sebölferung auf einen
— unb atoar fe# grofeen — Xeil ihrer ÖebenSmittel freimiHig
beratc#et, ift boßftänbig auägefdjloffen; fie märe in ber Sage,
fid) einigermaßen befriebigenb au ernähren, bie große SWaffe
ber SBebölferung müßte barben, ja berhungern. 3ur Serbin-
berung einer berartigen ^ataftrop# mußte mit 3^ng in bie§
„freie 0biel ber Kräfte", in bie „natürliche fßretöbilbung"
eingegriffen merben; einen anberen Sßeg gab eS nicht. 0tod)
niemanb hat ein brauchbareres 0bftem borgefdjlagen, für baS
er inSbefonbere bolle (Garantie unb SSerantmortung über¬
nehmen fonnte unb moffte: meber SJicharb Salmer, noch
Sftoefitfe, SaHin, 58enbijen, 9feufamp, (Schiele ufm. S)aß ein
folcfjer ©ingriff §ärten mit fich bringt, ift unbermeibbar.
©benfo ift eS begreiflich, menn biefe 3^QngSmirtfchaft baS un-
gemein fdjmierige Problem nicht ibeal au Iöfen berrnag; bte
Urfadje ift aber bie SBarenfnapbhett unb nicht ba§ 0bftem.
0o merben audh bte §öchft#eife allenthalben fdfjatf ber-
urteilt. ©emiffe ©rfdheinungen geben biefen Angriffen fogar
gute Nahrung, ^n ber Zat ift häufig feftauftelien, baß bei gn-
frafttreten ber ^öchfthreife bie SEBare berfcßminbet.
3Bij haben bieS jüngft mieber beim Cbft erlebt: „S)te alte (&e*
fhichte,“ fo fhreibt bie ,0-ranffurter 3eitung‘ am SÜfontag, ben
11. Suni, „noch am ©amStag lacpten uns bie hochgefhichtetcn i&erge
bon Ätirfchen unb ©rbbeeren aus ben ©chaufenftern bex Cbftläben
cinlabcnb an, toeniger bie greife, bie fo hoch toaren, baß auch
foldje, bie fichs leiften lönnen, es fidh breimal überlegten, bebor fie
2^50 M für ein Sßfunb ber begehrten SBare beaahlten . . . heute finb
bie SluSlagen leer.“ ©S ift nun feineStoegS bermunberlich, baß aum
greife bon 2,50 <M Äirfchcit borhanbett moreni, benn bielleiht 90 b. £.
ber Bebölferung gönnen in biefem gaüe überhaupt nicht Äirfchen
laufen. 22er n>iH aber für eine berartige Ungleichheit unfi) Un*
gerechtfgleit bie Berantoortung übernehmen? Bei bem in Baien
eingefiihrten ©hftem ber öffentlichen BetoirtfHaftung — mit §öchft»
pieifen — erljält bagegen auch bie große SKaffe ber Bebolferung
ettras Cbft au einem berhältniSmößig niebrigert greife, 50 Pfennig
für baS ißfunb Äirfchen.
©S muß augegeben merben, baß in gemiffen gälten bte
genfeßung bon $öihfthreiifen mit unangenehmen Begleit-
erfdhetnungen berbunben ift. BHr moUen amei meitere Bei-
fptele ermähnen:
2lm 29. Sfpril 1918 finb in Sltannheim folgenbe ÄleinberfoufS*
pretfe für ein Bfunb ©pargcl in ^raft getreten: I. ©orte 90 Bfennig,
5, 1 - ^ ürt r : 60 Pfennig * unb ©uppenfpargel 35 Pfennig. ^ unferer
Jiachbarftabt LuoungShafen bagegen, bie bon SPlannbcim nur burch
ben irthcm getrennt ift, traten erft am 13. 3Wai ©paraelpreife in
Äraft, unb *mar folgenbe: I. ©orte l,io M, II. unb m. ©orte unb
unforttert 80 Pfennig, ©uppenfpargel 40 Pfennig. Slm 3. 3P?ai
fefteten auf bem BubmigShafener 2Bo<henmarft ©pargel I. ©orte
1,40 M unb l £0 JL t ebenfo am 7, 2J2ai 1,40 Jü t mährenb in HRannbeim
lemeits ber Breis bon 90 Bfennig für ein Bfunb ©pargel nicht
uberfchrrtten merben burfte. Bei ber großen Nachfrage bemirlte
biefeS aWißberhdltniS, baß ber ©pargel pom Mannheimer Marlt
glctchfam bertrieben mürbe.
2)aS anbcre Beifpiel betrifft ©rbfen. Born Montag, ben 17. $uni,
ab burrte in Mannheim aufolge bcs BefcßluffeS ber BceiSprüfunoS-
ftelte für Marftmareu baS Bfunb ©rbfen nur noch au höchftenS
50 Pfennig berfauft merben. S)ie ©rbfen maren bemaufolge — ab-
gtfehen bon bem Berfauf bes ftäbtifheu BebenSmittelamtS — ber-
fhmunben. ©tue ber §aupturfadhen mar mieber bie berfdjiebene
BrciSgeftaltung in ben benachbarten ßommunalberbänben; einmal
Un 0r c»? ün • &ec . ©eibelbetßer BreiSprüfungSfielle ber Richtpreis auf
bü »Pfennig feftgefeßt, aum anbern h<Jtte mieberurn SubmigShafen
— mte bei bem ©pargel — überhaupt leine BreiSgrenge feftgelegt;
' -771
(Soziale ^ßrajig unb Slrdjit» für Bolfsroohlfahrt — 1918 — XXVTL 9tc. 50.
772
ftatt bcffeti hmrben am 18. Juni auf bcm SubnügShafener 9Bod)cn=
marft bie ©rbfeit au 90 Pfennig bas Bfunb Perfauft.
Etidptig ift nun, bah' auch in biefen beiben SäEen banF ber
B*ei3feftfepung bie Bktre in ÜWannheim meggeblieben ifi.
^dpulb baran ift ober nicht allein bie BteiSbinbung, fonbern
in erfter Sinie baS ungletcfjmä&ige Vorgehen in örtlicher unb
Seitlicher &inficpt. SlnbererfeitS fönnten mir aahlreidpe Bei¬
spiele anführen, mo t r o p B^eiSfeftfepung über»
r e>t db I i <h W a r c auf ben Eßannheimer Wod>enmarFt ge-
fommet! ift.
BemerfenSiuert ift iuSbcfonbete bie ^reisbilbung bei ©pinat im
*B?ai biefe» JapreS: Der bon ber ^rei^prüfunggftelfe für SKartt*
touren feflgefepte ^rci§ betrug 30 Pfennig für baS Bfunb; ba in*
beffen gro^e Mengen Spinat augefapren^ mürben, fanf ber $tei§
öon felber v uuf 25 unb 20 Pfennig; baS ©tiibtifcbe SebenSmittelamt
verlangte am 17. umb 18. SDJai OormiltagS 10 Pfennig unb am 17.
nachmittags gar nur,5 Pfennig für baS Bfunb — babei mar bie Be=
fcpaffeiipeit eine fetjr gute; --übrigen» Stellte [ich 3 U gleidber Seit in
ERüncpen 3 . 99. ber ©EohhauöelSbreiS auf 45 unb ber KleinhanbelS»
preis auf 55 Pfennig für baS Bfunb Spinat.
Söäre überhaupt bie Behauptung richtig, bah ber $ödjft-
preis, allgemein bie 3öare Pertreibt, bann mühten bie Mann¬
heimer WodpenmärFte fdjon feit 6 . September 1915 Pon SBare
ooEftänbig entblöfet fein, benn feit biefer Seit merben bon ber
SRarFtfommiffion bato. bon ber BreiSprüfungSfteEe für EftarFt»
maren — in bisher etma 150 (sipungen — KleinpanbelSpreife
für ben EödcpenmärFt- unb SabenPerFepr feftgefept; halb Ser¬
ben biefe greife überfdpritten, halb unterfdpritten, in ben
meiften SäEen aber merben fie eingehalten.
Etodp auf einen anbern Umftanb moflen mir pinmeifen.
©S mirb toopl niemanb behaupten moEen, bah ohne ®öd)ft»
preife bie minberbemittelte BePöIFerung ein Bfunb Brot 31 t
23 Bf- befäme, ein Bfunb Sftepl 3 u 24 Bf-, ein Bfunb Kartoffeln
3 u 9 Bfv einen fiiter Etfildp au 36 Bf-, ein Bfunb Butter 31 t
3 JL r ein ©i au 28 Bf-, ein Bfunb Sreifrf) au i,oo— 2 ,oo ein
Bfunb SucFer au 42 Bf- ufm. Dabei merben biefe £öd)ftprcifc,
inSbefonbere bei Eftepl, Brot, Kartoffeln, Eftildp unb Surfer
in Mannheim menigftenS — faft burchmeg eingehalten.
Ehtn mirb eingemanbt, ber 0d)leid)hanbel bemeife
bodj aur Genüge, bah baS ganae (Bpftem falfcp fei. UnS fcheint
ber &hleid)hanbel eben au betätigen, bah bie SmangSmirt»
fchaft notmenbig ift. Die hohen greife im (ödhleicppanbel —
20—25 JL für ein Bfunb Butter, 1— 1 , 5 */ JL für ein ©i,
2—3 JL für ein Bfunb Mehl, 3 JL für einen £aib 99rot, 2 Jl für
ein ^Pfunb Surfer, 2 JL für ein Sßfunb Kirfchen, 10 .JL fiir ein
$funb Sleifch, 30 JL für einen ßiter Öl, 80 Jl für ein ^oar
(Stiefel nfm. — merben hoch nid>t aus reiner greube an ber
^öchftpreisüberfchreitung beaahlt, fonbern beShalb, meil bie
oorhanbene SEtenge nicht auSreicht unb lueil eS j^eute gibt, bie
biefe greife beaahlen fönnen unb beaahlen. @S aeugt aubem
Oon menig Sogif, menn ein ganaeS (Spftem beShalb oerurteilt
.mirb, meil einaelne 99eftimmungen nicht reftloS eingehaltcn
merben. HEan ift bodh — bieS fann nicht oft genug miebcrbolt
toerben — aur ^preisbinbung erft übergegangen, nad)beut ber
freie Murftoerfepr 3 U unhaltbaren 8 uftänben geführt hatte;
erft jüngft muhte man auch fceaügtich ber EEöhel mit Smang
eingreifen. 2 )?an fepe hoch nur einmal narf) Öfterrei^, too
man ber freien Betätigung mehr (Spielraum gelaffen hat als
bei un§; too finb bort bie groben 9Barenntengen, bie Brobuf-
tion unb $anbel foEten herboraaubern fönnen; toie ftept eS
bort mit ber gleichmähigen unb auSrcichenben Verteilung Oon
SebenSmitteln au niebrigen greifen? (Die VrobuftionS-
m ö g I i cp f ei t ift eben nur eine befcfjränfte, gana abgefepen
bgöon, bah bei beftimmten Vrobuften, toie 3 . B. bei Obft, ber
Breis überhaupt opne jeglichen ©influh auf bie (Ernte ift.
Vorauf fmb bie ungeheuren 9SeinpreiS)teigerungen aurüefau»
führenV 9Barum mirb eine Oiolle ÜNäpfaben, bie im ^rieben etma
20 Pfennig gefoftet hat, heute Di» 311 9 M nerfauftV $n biefen
amei fallen finb nun feine .^ödjppreife feftgefept. Unb noch eine
^rage: marum uerfaufen 3 . V. einaelne ftleinhänbler eine ©urfe, bie
fie tmm SebcnSmittelaint bet Stabt iDcannheim um 75 Pfennig be=
äugen haben, nicht 311111 norgefdiriebenen tprciS bon 90 Pfennig,
futtern 31 t 1,20 Jii (Ebenfo üerlangten mehrere KleinX)änbIer für
ba« '-Pfunb Mirfdjen 1,40 Jl, obmohl fie tief eiben bom Stäbtifchen
l'cbenünittetcunt erhalten hatten unb aum £>öd)ftprcis bon 50 Pfennig
an bie Verbraucher abgeben füllten. v,u äVannpeim ftieg im ^sapre
1916 ber 5Ueiuberfauf»prciv für 1 üiter „Satatölerfah" — mit
99 b. ö. SBaffer — bei freier Brcisbiümng auf 3 jH; bun grohem
Siupen mar bemgegenüber ber pcriiach feftgefepte JpöcpftpreiS bon
45 Pfennig. ^311 ber Vfala mürben im Üluguft 1917 für einen 8 <mtner
©clbrüben 20 M bc 3 ahlt, ber in S’riebcnSseiten 80 V.feunig bis 1 M
lüftete;■ ferner mar in ber Bfals bor bem Kriege ber Breis für
I Bfunb Bfcffcrminatec 90 Bfeunig, im Kriege ftieg ber Breis auf
10. Jl — ^>öd>ftpreife marut nid)t feftgefept. Stuf eine unglaubliche
£öf)e tlctlerte ber Breis für einen Doppelaeniner Bfeffer* bon
113,40 Jl im 3af)re 1914 auf 5200 Jt im 3<U)te 1917; beute foE er
II 000 M foften.
BiStoeilen finb bie ©ödpftpreife Pon ©raeugern unb fiänb-
lern beShalb befämpft toorben, toeil fie au niebrig toaren. Der¬
artigen Klagen Fann man aEentbalben eine getoiffe Berechti¬
gung nidpt oerfagen; ©raeugem mie $änblern muh grunb-
fählicp ein angemeffener ©erninn außeftonben toerben. Stuf
©inaelpeiten tooEen mir nicht eingehen. SebenfaES aber
fprechen biefe Klagen niept gegen bie $öcpftpreife als folcpe;
fie Perurteilen nur bie unaulänglidpe $Öpe ber Breife bam. ber
Sufdplöge. ©S banbeit fi<$ alfo hier um einen Stft ber Breis*
normierung.
DaS ^öchftpreisfpftem pat fid> g r u n b f ä p I i dp be¬
müh r t. (B märe PerpängniSPoE, toenn man eS heute über
Borb toerfen unb bie freie BteiSbilbung aulaffen tooEte; au
lepterer gehören Por aEem auSreidpenbe Warenmengen, unb
bie fehlen nun einmal.
Smmerpin haben aber ®ödpftpreife nur bebingten
9B e r t. 9Benn ber EEarft überreichlich mit Sßare befdpirft
toirb, bann geht ber tatsächliche Breiä Pon felbft unter ben
t <pörf)ftpreiS herunter; bie gorberung, baS §ödpftpreiSfpftem
tnitffc fobalb mie möglich — unbebingt aber bei KriegSenbe —
befeitigt toerben, ift beShalb überftüffig; bie 3orge beS $an-
belS ift unbegrünbet; folange Sßarenfnappheit — fei eS aud)
in ber ÜbergangStoirtfd)aft — befteht, muh ber Bi*ei§ gebunben
merben, ift genügenb SBare ba, reguliert fidp ber Breis Pon
felber. DaS birefte ©egenteil jeborf) hoben mir in biefem Sohr
beaüglicp ber Kirf dien erlebt:
Der ©raeurcerhÖchÜpreiS für l 'Bfuiib mar in Bapern unb Baben
35 Bfeunig, in 95>üittemberg 37 Bfennig, in Sacpfen 4Q Bfemüß, ln
■Reffen 50 Bfc’unig. tHuf ben dürften aber marin überall fein«
Kirfdien, aud) nicht in Reffen —■ trop fcincS popeti ©raeugerpreifeS;
einmal berfepmanb biel burep öen eigentlichen Sd)lcid)panbel, aum
anbern ging bic Beüölferung felbfi hinaus 8 U Öen ©raeugern; bet
„Breis fpieite hierbei feine 3ioüe", im allgemeinen mürben ben
©lacugern 1,20 bis 2,oo Jl beaahlt. 3o festen fiep bei ber-bieSjäp*
rigen Kirfdienberfcrgung bie meiiten ©raeuger, öänbler unb Ber*
brauchet, über bie gefcplidpen Beftimmuugen binmeg, „fein 9Kenfcp
füminerte fid) um bie t&öcpftpreif«", — anberfeits mürbe ber £ö<hft*
preis bon 40 Bfennig für 1 Bfunb Johannisbeeren mieberum ein*
gehalten.
©cpulb ift an berartigen 3 üftänben natiirlid) aunädhft bie
,.fd)Ierf)te ©rnte; Pon grober Bebeutung ift aber auch bie Slrt
ber Ware. Sebotf) Fönnte in foldjen SäEen burdp SlufFIärung,
3luSfprarf)e, Berhanblung, Bertoarnung einerfeitS unb Kon-
trofle anbererfeitS Piel gebeffert merben; biefer eraiehc-
r i f ch e n Slufgabe Fann fidp tnbeffen am heften nur ein be-
fonbereS FommunaleS 2lmt mibmen, baS mit ©raeugern, -©änb»
lern unb Verbrauchern, ebenfo mit ben entfpredhenben Ämtern
in anbern ©emeinben bauernb in gühlung fte^t; bie Straf¬
rechtliche Verfolgung einaelner SäEe, etma burdp bie KriegS-
mudperämter, pat fidp als unaureidpenb ermiefen. D)aS BreiS-
priifungSamt ber 8 tabt EEannpeim pat mit feiner Porbeugen-
ben S^etpobe fepr gute ©rfaprungen gemacht. Slber bereits
b r a lt h c n auf bem fianbe merben. bie $ödpftpreife nur
aEauoft nicht eingehalten; eS mangelt Ieiber an ©emeinfinn,
unb ba eS bort Feine 0tcEen gibt bie gegen ben p r i P a t e
© g 0 i S m u S bauernb anFämpfen, perfagi biSmcilen bie ganae
VerforgungSregelung, mie bieS bie KirfchenPerforgnng mieber
einmal bemiefen pat. ©S müffen inSbefonbcre bie ©raeuger
ftänbig barauf pingemiefen merben, bah fie in heutiger Seit
eine -f 0 3 i a I e B f I i rf) t au erfiiEen unb bah fie ‘beSpalb bie
$öd)ftpreife einaupalten haben. 5lber — mir mieberpolen —
nid)t mit Strafen aEein Fann man baS Siel erreichen, fonbern
Por aEem burdp bie fortmährenbe Sühlungnahme mit ben ©r-
aeugern felbft; fo mären biefe Butter — Breisprüfungsämter —
augleid) Dräger ber Verftänbigung unb SlnSföhnnng amifdpen
@tabt unb fianb gemorben. Slber maS hat es für einen Smerf,
^ödiftpreife feftaitfepen, an bie fidp in SöirFlidpFeit niemanb hält?
Die £>öd}ftpreife finb alfo nidpt nur notmenbig gemefen,
fie haben fid) and) — trop beS VerfagenS in einigen SäEen —
grunbfäplid) bemäprt; manche unangenehmen Begleiterfdpei-
nungen müffen — als baS Fleinere Übel — mit in Kauf ge¬
nommen merben. Eftan Fann Pon BatoeFi nur auftimmen,
meryi er behauptet, ein jept Porgenommener 3lbbau biefeS gan-
778
774
Soziale SßrcrriÄ unb Arcbib für BollStoohlfahtt — 1918 — XXVII. 9h:. BO.
zen SpftemS märe eine (Gefäfjtbung unferer (Ejiftenz unb ein
SrePel am ScbicFfal beS beutfcben BoIFeS. Die Srefifefcung Pon
®öd)ftpreifen allein genügt aber nod) nicht; man hätte für
Stabt unb ßanb aud) bte richtigen Organe fchaffeit müffen,
bie — in ber angebeuteten Sorm — für bte (Einhaltung ber
Porgefdhriebenen greife forgten. Daß bieS nicht gefdjehen ift,
bat ficö bismeilen bitter gerächt.
©«feUfitjttft für §ojfßle firform.
gittrrnaiimtalf Uferfhtipng für grfcljlidjfn ärürttrrfdjnte.
Die Äuttbgebung ber (Gcfrilfcßaft für Soziale Reform Pom
14. April 1918, bie feinergeit beFanntlid) größte Beachtung
fanb unb tum etma 5000 Berfonen befucht mar (Sp. 433), mirb
im 62. $efi ber ,,Schriften ber .(Gefeßfchaft für Soziale Re¬
form", baS biefer Dage erfebienen ift, an $anb beS Steno¬
gramms bargefteßt (Verlag (G. JJifcher, S^ua; Breis 1,50 JC).
DaS $eft, baS ben fämtlichen 2ftitgliebern ber (Gefeßfchaft zu-
gebt, enthält ben SBorilaut ber (EröffnungS- unb Sdjluß-
anfprachen Pon StaatSminifter Dr. grhr. P. 33 e r I e p f d) unb
StaatSfeFretär a. D. Dr. Wernburg, ber programmatifd)en
Bebe Brofeffor Dr. 5 r a n cf e S unb ber Anfpradjen ber Abgg.
Dr. (Graf BofabomSFp, Drimborn, ßegien, BchrenS unb Stfler,
fomie ber Herren (Gel). Kommerzienrat Brof- D. Baumgarten,
Aufbäufer, Bed)It), Dr. (Görnanbt, $artmann, Dr. £>öfle unb
Hemmers unb beS Sri. 91. ^errmann. Die Bebe Brof. Dr.
SB i1 b r a n b t § in ber Bebenberfammlung mirb im AuSzitg
miebergegeben. An bie Darfteßung beS Verlaufes ber gemai-
tigen Kunbgebung fchließt fid) bie SBiebergabe ber für bie
nächften Arbeiten ber (Gefeßfdjaft ntaßgebenben AuSfd)itß-(Er-
Flärung botn 24. Januar 1918 („DaS neue Dentfdßanb unb bie
Sozialreform") unb ein Bericht über bie gefd)äftlid)en Ber-
banblungen ber fiebenten .ftauptoerfammlung, inSbcfonbere ber
DätigFeiiSbcrid)t ber (Gefeßfchaft in ben fahren 1914 bis 1918,
an. Den Abfdjluß bilbet baS Verzeichnis ber AuSfchußmit-
glieber. DaS gefjaltPoße .ßeft erfdjeint geeignet, ber Sad)e ber
Sozialreform neue greunbe zu merben unb bie alten in ber
Überzeugung zu beftärFen, baß in ben nächften Sohren grobe
fozialpolitifche fragen ber ßöfung harren.
Djl&sernäjjnmg mü> Ifbrusljaltung.
Die 2Waffenfpcifung in Dcutfdjlanb 1917.
Die (Erörterungen über bie Stage ber B?affenfpeifitng
haben in ben Sohren 1915 unb 1910 ihren fööhepunft erreidit.
Da3 KriegSernährungSamt als juftänbige Befjörbe hat gegen¬
über bem 3 ß>a n g zur Teilnahme an ber SBaffcnfpetfung einen
ablebnenben StanbpunFt eingenommen ttnb babnrd) Picle
Stimmen, bie ihn befiirmorteten, zum Sd^meigen gebracht.
Dies Fonnte natürlich ben SWaffenfpeifnngSeinricbtungen bie
ihnen zuFontmcnbe Bebeutung nicht nehmen, unb bie immer
noch tfeigenbe 3ohI biefer 5lnftalten bemeift, bah man in ber
praFtifcben Arbeit inztnifeben rnobl inandjer Sd>U)ierigFeiten
.§err geworben ift.
$aS 9teicbS-9IrbeitSbIatt (XVI. Sohrg. dir. 7 S. 524 ff.)
neröffentlidht einen Iehrreidhen Übcrblicf über ben Stanb ber
a)?affenfpeifung im Sabre 1917. £ett ihm zngrunbe liegenben
Stoff erbrachte eine (Erhebung ber noltsmirtfchaftlichcn Ab¬
teilung beS ^riegSernährungSamtS, bie in ber Sorm regel¬
mäßiger t monat!id)er 33erid)terftattung burd) bie befragten
Stellen im Sabre 1917 Oeranftaltet nntrbe, nad)bent eine oor-
läitfige Umfrage im OFtober 1916 norangegangen mar. So
bie Erhebung mürben einbezogen alle Stabte mit mehr als
10 000 (Einmobnern, beren eS nad) ber SBolFSzäblung non 1910
563 gab. 9?id)t alle hoben berichtet, meil bei einem £eil non
ihnen SWaffcnfpeifungen nicht eingerichtet maren. Xaß im
erften ^erid)tSmonat (Sonuar 1917) nur 454 Stabte beteiligt
maren, mirb aus ber 9?euartigFcit ber 33eridyterftattung erFKirt;
fchon im gebruar finb eS 472, hoch bat ihre 3al)I 480 nicht
iiberfchritten. Sie finb nad) ber £rtSgröße in fed)S klaffen
eingeteilt.
®ie Küchen merben nach ber Art ihrer 33efud)er in ztwi
große Gruppen eingetcilt: Stiicben für jebermann unb Hiichen
für begrenzte ^crfonenFrcife. Xie erftc (Gruppe unterfd)eibet
— nadb ben Angaben ihrer Unternehmer — allgemeine Kriegs*
Füdben, in benen ausnahmslos (Eintopfgerichte Perabfolgt mer¬
ben, unb aiHttelftanbSFüchen, bie getrennte ©eridbte abgeben.
2>ie zmeite ©ruppe Fcnnt SobriFFiidben (hierunter fallen alle
Pon SabriFetf, inbuftrießen SBerFen, gemerblidjen unb ^anbelS-
unternehmungen ufm. für ihre Angefteßten eingerichteten
Küchen) fomie fonftige füdben. 2)ie lepteren finb übermiegenb
3ßohItätigFeitSPeranftaItungen, u. a. zahlreiche SdnüFücben
ufm.
SBergleicbt man bie einzelnen Arten ber ®üdjen ihrer 8 o h l
nach/ fo faßt bie überragenbe Söebeutung ber aßgemeinen
$riegSFüd]ien inS Auge. Sie fteßen Pon ben am (Snbe beS
33erid)tSjahreS Porhanbenen 2828 Küchen 1497, alfo 52,9 p.
mäbrenb es nur 121 = 4,2 p. $. ßßHtelftanbSFüchen gibt.
SabriFFiichen unb fonftige Rüchen haben an ber ©efamtzahl
ungefähr gleichen Anteil, nämlich 22,3 unb 20,6 p. 39ei
einem 33crgleidh ber Anteilziffern innerhalb ber einzelnen
£5rtSgrößenFIaffen ftößt man zlpar auf nicht unerhebliche
ScbmanFungen, für beren Beurteilung fiebere Unterlagen in-
beffen nod) fehlen, ßttan Fann'mohl annehmen, baß biefe Ab-
meiebungen Pon mand>erlei örtlichen SufäßigFeiten beftimmt
finb. 9ftit Oteeßt mirb barauf hiagemiefen (S. 525), baß baS
iibetmiegen ber einen ober ber anbern Siücbenart häufig baPon
abhängt, mer gerabe in einer ©emeinbe mit ber (Einrichtung
Pon ^affenfpeifungSanftalten ben Anfang gemacht’ hat, ob
©emeinbe, Bcrein ober Arbeitgeber, unb bamit bte anbern Pon
biefer Arbeit mehr ober meniger befreit. $inzu Fommt, baß
bie Saanfprudbnahme ber ßftaffenfpeifung nid)t aßein Pon ber
Bemobnerzabl, fonbern minbeftenS ebenfo Pon ihrer Art ab-
bängt, unb mieber ber mirtfcbaftlicbe (EharaFter einer t Stabt
ift bafür maßgebenb, ob bie ArbeiterbeoöIFerung, für bie in
erfter ßinie Sie ßllaffenfpeifung in ^rage Fommt, ftarF Per¬
treten ift. Selbft menn stabte Pon gleicher C9röße in gleichem
Verhältnis'ArbeiterbePölFerung haben, Fommt eS immer noch
barauf an, ob (Großbetriebe unb bamit gabriFFitchen ober Fleine
Betriebe unb mit ihnen aßgemeine $riegSFiid)en Porherrfd)en.
SebenfaßS ergibt bie Überfidbt, baß bie (Gefamtheit ber a߬
gemeinen ^riegSFüchen unb 5abriFFüd)en — alfo ber beiben
Öücbenarten, bie hinfichtlid) ihrer Befueber bie größte Abnlid)-
Feit aufmeifen — mit abnebmenber OrtSgröße madhfenben
Anteil an ber 3abl fämtlicher Küchen hat. Sie bilben in
$1. I (mehr als 500 000 (Einmohner) 61,4 p. $., in $1. VI
(10 000 bis 25 000 (Einmohner) 81,1 p. $. aßer SKicben.’ 2>aS
Steigen ihres Anteils .gefchiebt auf Soften beS Anteils ber
fonftigen Äüchen, bie mcift für ganz befonbere (Gruppen ber
BePölFcrung eingerichtet finb. Sbi' Viidgang erfTärt ftdh
barauS, baß mit abnebmenber (Einmobnerzabl bie SWöglichFeit
unb 9totmenbigFeit z« meitgehenber (Gruppenbilbung entfäßt.
Briift man bie 2 e i ft u n g S f ä b i g T e i t ber Küchen, fo
tritt hierbei bie SBichtigFeit ber aßgcmcinen .^riegSFüd>cn nod).
härter in bie (Erfcbeinung, als ihre 3al)I* Permuten läßt. Bon
ber „gemöhnlichen" fieiftungSfähigFeit ber (Gefamtbeit aßer
.^iidhen — b. b. ber ^eiftungSfähigFeit bei ein maligem
Soeben — entfaßen im leßten BeridjtSmonat 75,3 p. $. auf bie
aßgemeinen .^riegsFüd?en, 3,3 u. $. auf bie 39HttefftanbS-
Fiichcn, 14,4 P. auf bie SabriFFiicben, 7,0 p. auf bie
fonftigen .Uiicbeu. Abgcfehen Pon einer unbebeutenben Ber-
febiebung zmifchen ben ^abriF- unb fonftigen Iriichen zugunften
ber erfteren, ift baS BcrhältniS bei ber höchften SeiftungS-
fäbigFeit ähnlich. Die höcbftc ßeiftungSfäbigFeit ber ©efamt-
heit aßer Küchen am Dage — bei mehr maligem Soeben —-
beträgt 6162CK)Ü £iter. Dies bebeutet, baß im Durchfdfnitt
auf je 100 ©inmohner 24,3 Siter ober 27,0 Bortionen .im
Durd)fd>nittSmaß Pon 0,9 Siter Perabfolgt merben Fönnen. Sa
ben einzelnen CrtSgrößenFIaffen fdimanFt biefe 3ahl; fie ift
am höchften in M. I (mehr als 500 000 (Einmohner) mit
36,3 Bortionen, am niebrigften mit 20,6 in SH. V (25 000 bis
50 000 (Einmohner). BMe febr man mit folchen 2ftögiid)Feitcn
febmierigen Seiten Rechnung zu tragen bemüht ift, zeigt ein
Bergleich mit ber tatfäd)lid>en Snanfprudmahme ber üüdjen:
fie bleibt burdnneg unter ber halben höchften ÖeiftimgSfähigFeit.
Selbft menn fid) ber 3ufpnid) zu ben BtaffenFücben Perboppeln
mürbe, märe ein Berfagen nad) ber Seite ihrer tedmifdjen (Ein¬
richtungen nid)t zu befiird)ten. Die Suanfpnicbnahme Poßzieht
fid) überaß in ben bekannten formen.
Die Angaben über ben Umfang ber S u a n f p r u d) -
nähme laßen crFenncn, baß bas BebiirfniS nad) Waffen-
fpeifnng in ben größeren Stabten ftärFer Porhanbeti ift als in
hen Fleineren. • (Eine iiberrafd)enbe Ahn(id)Feit befteht aber in
775
Soziale SPraji8 unb 2trdjib für Vonsmoßlfaßtt — 1918 — XXVIL 9fr. 50.
776
ben Sdjto>anFungen ber Jnanfprudjnahme in ben etnaeliten
SWonaten. Jhre HößepunFte fomoßl toie bie DiefpunFte faßen
in aßen £rtSgrößenFlaffen f a ft in bie gleichen Monate. Sie
geben ein getreues Spiegelbilb aßer ©rnährungSfd>mierig*
feiten im Verlauf be£ ©rntejahreS. Überall aeigt fid) gu
Veginn beS Jahres snerft ein plößlidheS, bann allmählicheres
Steigen beS VefudjeS, mohl infolge ber Vrot- unb Kartoffel-
Fnappheit, bis baS ©rfdßeinen ber griihgemüfe ein vorüber-
gebenbeS Sßadßlaffen bemirFt; ein ameiter HöhepunFt — 9,2
0 . ber ©inmohner im Durdßfdhnitt aßer CrtSgrößenflaffen —
mirb int Juli erreicht, erft bon ba ab aeigt fid) eine rapibe Ab¬
nahme beS VefudjeS bis su beginn beS SöinterS unter ber
©tntoirFung ber neuen ©rnte. üftad) fdjmacbent erneutem
Steigen aeigt ber Vefudß im Dezember mieber eine geringe
Abnahme, bie mohl burd) baS 3Betbnad)iSfeft 51 t erflären fein
bürfte. gür aße Stellen, bie für 2ftaffenfpeifungen bevant-
mortlidj finb, mirb eS fid) berlobnen, biefe SdßmanFungen im
Vefud) ber 2 ftaffenFüd)en aufmerffam an berfolgen. Wlan fann
ihnen toobl entnehmen, für meldje 3 eiten in Sufunft be-
fonbere Vorforge — anmal in ber Vefd>affung' bon SebenS-
mitteln — nötig ift, um ploßlid) auftretenben SdjmierigFeiten
an begegnen. Die tatfädßlidße Jnanfpruchnahmc im Verhältnis
aaur getnöhnlidhen SeiftungSfäßigFeit ift am größten in ben
gabriFFüdßen: biefe merben meift boß auSgenüfct. Das fomntt
baher, baß fie für einen beftimmten unb gemöfjnlid) bon bom¬
berein abfdßäßbaren VerfonenFretS eingerichtet finb. Sie
brauchen baher nicht mit großen Sdjmanfungen in ber Ve-
fudberaahl an rechnen, tote eS bie aflgemeinen VolFSFiidßen tun
müffen.
Die Höhe ber greife ergibt fich auS ber 2frt ber
Küchen. Sin erfter Stefle ftehen bie SKittelftanbSfiichen, bon
benen mehr als 75 b. in ber erften Jahreshälfte 40 bis
80 Vf., in ber ameiten 50 bis 100 Vf- für 1 ßiter berlangten.
Unentgeltliche ©ffenSabgabe Fennen fie nicht. Dann folgen
bie gabriFFiidjen mit teilmeife unentgeltlicher Slbgabe unb
einem Hödßftpreife bon 60 Vf- bei 75 b'. Die aßgemeinen
$riegSFüd)en hoben im erften Vierteljahr bie unentgeltliche
Slbgabe etma im gleichen Umfang, fpäter fchränfen fie ihn ein;
bet ifjnert haben 75 b. ben VretS bon 50 Vf- nicht über-
fdjritten. Die fonftigen Mcfjcn — als SöohltätigfeitSeinrichtun-
gen — hoben unentgeltliche Slbgabe bis au 41,9 b. £. unb gehen
über bie VreiSgrenae bon 30 Vf- in mehr als breibiertel ihrer
©efamtheit nicht hinaus. Die anbauernbe Steigerung ber
ßebenSmittelprcife Fommt bei ihnen naturgemäß nicht anm
SluSbrucF. Slnt ftärfften ift ber Sufantmenhang mit ber a߬
gemeinen VreiSfteigerung bei ben in ben SJfrttelftanbSFüchen
geforberten Vreifen erfennbar. Diefe hoben 311 Sßohltätigfeit
Feinen Slnlaß unb Fönnen baher am eheften ben annehntenben
UnFoften burch* Herauffeßen ber Vreife Rechnung tragen,
©ine gemiffe VreiSberfdnebung aeigt fid) auch bei ben übrigen
SHidjen, menngleid) hier bie ©rhößung nidjt bebeutenb ift. Vei
ben gabriFFüdßen miirbe eine ftarfe VreiSßcrauffeßung nur eine
cntfpredjenbe ßoßnerßöhung aur golge hoben, an ber bem
VetriebSunternehnter, ber gletdßaeitig ber Slrbeitgeber ber
Vefudher ift, nicht gelegen fein fann. feie aßgemeinen $riegS-
Fücßen, bie aum großen Dcil mit öffentlichem ©elbe arbeiten,
nehmen in ber VreiSfeftfefcung Jftüdfidßt auf bie große 3oßl
ihrer minberbemittelten VefucFjer.
Die ©ntmitfluug ber $üd>en in ber angegebenen
VerichtSaeit aeigt, baß fie ihren ßödßften VnnFt noch nicht er¬
reicht hot. gaft überall ergibt fich bis annt JaßreSfdßluß ein
anbauernöeS steigen ber Sohlen. Xk Steigerung beträgt
auf jebeS ^unbert für bie Slnaaljl ber ©enteinben 1,7, für bie
©intoobneraabl 4,3, für bie 3ohl fämtlicher Küchen 28,1, für
bie gemöhnliche ßciftungSfähigfeit färntlidter -Siiid)en 47,5, für
ihre höchfte ßeiftungSfähigfeit 46,4. tiefer Vcrechnung liegen
nur bie Monate gebruar bis ^eaember augrunbe, ba bev
Januar aus oben angegebenem ©runbe aum Vergleich nid>t
mit berangeaogen toerben Fann. Xet 3ntnad)S liegt toeniger
im ^inaufommen neuer ©emeinben als in ber ©inrid)tung
neuer Hiichen. Stad) aßen Oorliegenben Slngaben fann eine
Weitere Snnabmc ber aWaffenfpeifung mit Sicherheit erloartet
Serben, hierin liegt ber untriiglidx 1 VemeiS, baß ihr and) bei
nur freimütiger Venußung eine große Vcbeutung anFommt:
als Hilfsmittel für aße, bie megen ihrer SlrbcitSaeit ober
Söohnmetfc (Slftermieter) nicht in ber ßagc finb, fid) felbft an
beföftigen; als ©rgänaung ber ©inaelfiiche, menn plößliche
Stocfungen in ber Sufuhr bereu Sortführung erfchP?eren; als
SDtittel aur Veruhigung ber VolFSftimmung infofern, als bie
SDtaffen fchon in bem Vorhanbenfein großer ©inrichtungen
biefer Slrt eine hinreichenbe ©rnährung auch tpt äußerften
gaße gemährleiftet feßen. 2)iefe Vebeutun'g mirb bie Waffen-
fpeifung beanfpruchen, folange mir mit SchmierigFeiien in ber
©rnährungSmirtfchaft an Fämpfen hohen.
2)ie Äartoffelöerforgimg für 1918/19. ^Der ©taatsfefrdär bc»
.ftriegSernäßrungSamtS hat bie 9litorbnungcn gur Durchführung bei;
Äartoffelberforgmtg im neuen Söirtfchaftsjahr erlaßen. Die Vemirt=
feßaftung fotl im mefentlichen auf biefelbe ©runblagc geftetlt merben
mie im Vorjahr. Dies gilt inSbefonbcrc auch bon ben Vorschriften
über bie ©icherftellung unb Lieferung ber Kartoffeln, fotrne über bie
©tellung beS $anbels innerhalb ber Kartoffclbemirtfhaftung. Ve=
fonbere Veadjtung foll ber Kartoffeltrocfnung gefeßentt merben, um
auSreicßenbe Mengen DrodnungSgutcS für ben ^cereSbebarf fomie
für bie Vrotftrccfung ficßcrauftclleu. ©S merben baßer bereits 311
Veginn ber £erbftfartoffeIcrnte aueß ben gemcrblicßen Drodnereicn
unb ©tärJefabrifcn größere Giengen grifdßtartoffcln augcfiißrt mer=
ben. Da ber WuSfaÜ ber ©rnte unb bie ©eftaltung ber iranSport*
berßältniffe noch nicht 511 überfeßen finb, mußte borerft an ber
SGBohenfopfmenge für bie bcrforgungSberecßtigte Vebölferung mit
7 Vfunb mie im Vorjahr feftgcßaltcn merben.
5«(länbf.
©ine einmalige £cuerung£sulage für bie Veamten l)eS
Reichs nnb VrenßcnS mit bis 3 » 20 000 M Dienfteinfommen
mirb jeßt in folgenber §öße gemährt:
Die finberloS Verheirateten erhalten minbeftenS 500 A unb
ßödjftenS 1000 M. Sie mirb im einaelnen mie folgt berechnet: $u
einem ©runbbetrag bon 250 M tritt ber bolle Vctrag beS monatlichen
©eßalts oßne 2BoßnungSgelbaufd)uß ßinau. Der fxcß bei biefer Ve=
reeßnung ergebenbe Vetrag mirb, fomeit er unter 500 M aurücfbfeibt,
auf 500 A erßößt, fomeit er 1000 A überfcßreitet, auf 1000 A er=
mäßigt.
Verheiratete mit Kinbern erhalten für jebeS Kinb mcilere
Kinberaulagen bon je 10 b. ber fieß aus borigem Slbfaß ergebenben
©efamtaurage.
Die llnberßeirateten erhalten als einmalige KriegSteucrungS*
aulage 70 b. £>. ber für bie finberloß Verheirateten geltenben Zulage.
VXuf bie einmalige KriegSteucrungSaulagc finben im allgemeinen bie
Veftimmungen über bie laufenben KriegSteuerungSaulagen 1 9ln=
menbung.
3 n gleicher SBeife merben aud) bie Seiter, fießrer unb 2 eßre=
rinnen an öffentlichen VoIlSfcßulcn fomie bie ©entließen berüeffießtigt.
©ntfprecßenbcS gilt für bie Soßnangeftcllten höherer Crbnung.
Unmittelbare Staatsbeamte, VoIfSfcßuIIehrperfoncn unb ©cift*
ließe , im Stußeftanbe fomie bic Hinterbliebenen bon unmittelbaren
Staatsbeamten, VolfSfcßuIIehrern unb ©entließen erhalten unter ben
VorauSfcßungeu, bie für bie ©emäßrung Iaufcnber KriegSbeißilfcn
an benfelben VerfoneufreiS gelten, fofort eine außerorbentlidjc cin=
malige KricgSbcißilfe, bie minbeftenS 50 b. H-/ hödptens 100 b.
berjemgeu Summe beträgt, bie an einmaliger KriegSicucrungS=
aulage unter 3 ll g ri!n ^ e l G 9 un g 0 er bon ^ cm Vcamtcn ufm. aulcßt
beaogeneu ©ebaltsbcaiige ißm aufteßen mürbe, menn ber Veamtc
ufm. noch im Dicuft märe. Die Veißilfe ift, mo bas VebitrfniS 3111 *
©emäßrung einer laufenben KriegSbeißilfe bereits auertannt mürbe,
oßne meitereS au gemäßren, unb amar mirb in ber Siegel berfclbe
Vr 03 ent faß ber Vcmeffung ber einmaligen KrkgSbeißilfe augrunbe.
gelegt, ber bei ber Vcnteffung ber laufenben KriegSbcißilfe. maßgebenb
gemefen ift.
Vollmaifen bis a u 18 ^aßren erhalten bie ißuen awfü’ßenbe
KriegSbcißilfe in Höße Pon 50 b. H- öis 100 b. H- öcr für baS Kinb
beS entfpreeßenben aftiben Veamten ufm. auftänbigen einmaligen
KriegSteucrungSaulagc.
Die feßi* erheblichen SluSgaben für biefe Sufcige tnerbett
nachträglich unalneifelhaft bie Swftininutng ber Vorlamentc
finben. ©alt eS bod), fchnellftenS einer aFuten Notlage ber
Veantten abaithelfen, bie, tt>ie ein Sluffaß beS 9lbg. Schmiljan
in ber „©emeinfehaft" (17. Heft) iiberaeitgenb bartut, fid) bieK
fadj bis faft 3100 nürtfd)aftlid)en 3ufnmmenbrnd) angefpibt
hat. Die 3luSgaben betragen allein für Vieußen bei biefer
DeuerungSaulage 252 Millionen 2)?arF (gegen 100 Millionen
bei ber 3ulage im Deaentber 1917). Die auftänbigen Stellen
haben fid) baßer nur fchmer au ber nunmehrigen Höhe ber 3»*
läge Perftchen Fönnen. £hc mollten anfangs nur 200 Ji ©rnnb*
betrag unb 400 M SWinbcftbetrag für bie FinberloS Verheira¬
teten gemäßren. Die ©rßößung ift auf V c r ß a n b 1 11 n g e n
aurücfaufiihren, bie amifdßen bem UnterftaatSfefrctär im flteidv;-
fd)aßamt Dr. Jaßn unb bem preußifeßen ginanaminifter Dr.
Hergt einerfeitS unb Vertretern ber Jntereffengemeinfchaft
beutfeher VeamtenPerbänbe unb beS VerbanbeS beuifchcv
777
©oktale Bra^iS unb Atdjiio für BoHStooßlfaßrt — 1918 — XXVII. Ar. 50.
778
BeamienPereine anbererfeit§ ftattfanben. gn biefen Bet*
hanblungen mar Pon ben Beamtenfüßrern bie Notlage ber
Beamtenfdßaft ftarf betont unb auf bte große Beunruhigung
ßingemiefen morben, bte Pielfad) in biefen Greifen, befonberS
bei ben ©ifenbaljnbeamten, Porhanben ift. ©S geigt fich, baß
eine folche PertrauenSPoIte Ansprache gmifchen AegierungS»
bertretern unb OrganifationSfiibrern and) bei Beamtenfragen
ben gleichen Althen bringt mie bei Arbeiter- unb AngeftcHten»
fragen. Söei ben nteiften Bermaltungen fefet fid) biefe ©rfennt*
ni§ erfreulichermeife mehr unb mehr burd); je fchneßer eS ge-
fchießt, befto tnebr Reibungen unb Berbrüffe innerhalb ber
Beamtenfcfjaft merben bermieben merben fönnen.
©rjunifidimwii ter Arbeiter, ©taufen, JlngffcUfrn
und
25 Soßte Deutfcßnatümaler ftanblungögeßilfenPerbanb.
Der größte beutfdhe $anblungSgebilfenPerein, ber Deutfcb»
nationale «§anblung£gehilfenPerbanb mit 168 000 Bfitgliebern
in Selb unb Heimat, bot ant 2. September in ®öln fein 25*
jährige^ Befteßen feftlid) begangen, nadhbem gmeitägige 21 uS»
febußberatungen über ©eßaltsfragen, ÜbergangSmirtfchaft ufto.
PorauSgegangen moren unb u. a. gu einer Beitragserhöhung
auf 3 M monatlich angefichtS ber biefen 2lufgaben ber‘ fauf-
ntännifchen Sogialpolitif geführt hatten. Der D©B. fattn auf
einen glängenben 2luffchn)ung unb auf eine ftattliche Arbeite
leiftung in bem berfloffenen Bicrteljahrhunbert guriicfblicfen.
@r hot für bie fogiatyolitifche Aufrüttelung beS £anblung§»
gehilfenftanbeS ungemein biel getan unb fich um bie gefamte
Sogialpolttif für biefe Schicht große Berbienfte ertoorben. $nS-
befonberc ift eS gum großen Steil feinem ©influß gu banfen,
baß bie fianölungSgehilfenbercine älterer $erfunft gu einer
aftiPen .StanbeSpolitif übergegangen finb. Befannt ift ferner,
baß ber D$B. eine ftarf betonte nationale 97ote in bte fauf«
männifche ©eßtlfenfcbaft hineingetragen hot. Die geter in
$öln berlief fehl* mirfungSboIt. Die Süße ber ©liicfmünfcbc
gtnang freilich, ben einen ber beabfießtigten Borträge ausfaßen
gu laffen. Den anberen hielt ber raftloS tätige BerbanbSbor*
fteher Bechlt) über bie Aufgabe beS D&B in Stanb unb
Bolf. ©r ließ ben bölfifchen ©runbton beS BerbanbeS fräftig
herbortreten. Diefer ift auch in einer Scftfdbrift be§ Ber-
banbeS, fomie in bem geßaltPoßen Jahrbuch 1919 angutreffen,
läßt aber ben energifeßen fogtalreformerifcßen SBißen beS Ber»
banbeS niemals in ben $intergrunb treten.
Der ©utenber8=Bunb, bie ben cßriftli<ßcn ©emerffeßaften ange*
fcßloffene Bud^imcf-ergeßtlfenorganifation, tonnte am 3. September
auf ein 25 j ä ß r i g c S 23 e ft e ß e n gurüdblicfcn. Seine ©rünlöung
erfolgte am 3. September 1893 in ©rfurt. Die Urfacßen gu feiner
©rünbung lagen in ben bamaligen getucrblidjen Berhältniffen. Die
Bucßbrucfcrtarifftemeinfcßaft mar bcfanntlicß ein Cpfer bes großen
BudjbruderftrcifS 1891/92 getuorben. %n ben fotgenben ^aßren
machte fich eine gemiffc getperbliche Anarchie breit. SeßrlingSgiicßterci,
Arbcitslofigfeit, Scßmußfonfurreng, perfdjlecßtertc Arbeitsbcbiugun*
geti ber ©eßilfenfcßaft ufm. toaren Solgecrfdieinungen, bie in meiten
©eßilfenfreifen bitter empfunben mürben. Bon bem Beftreben ge*
leitet, audj fetuerfeits biefe gemerblidten SKißftänbe befeitigengu helfen
unb eine neue tarifliche Crbnung gu errichten, brängte ber Steil ber
©eßilfenfcßaft, ber in fogenaunten AidjtPerbäublerPereinen bereinigt
mar, gu einem ^ofammenfchluß. So entftanb ber ©utenbcrg»Bunb,
ber fich 1906 ben d)riftfid)en ©emcrffd)aften anfdjloß, naihbem er
bereits auf bem erfteu beutfehen 21 rbeitertöngreß in $r<mffurt 1903
bertreten gemefen mar. 2luS tlcinften 2lnfängeit unb unter großen
Sdjmierigfeiten hat fich ö^r ©utcnberg*Bunb "gu einer bollmertigen
©emerffdjaft entmidelt. Sein Uuterftüßungsmefcn ift borbilblidh
auSgdmut. ftn ben 25 fahren feines Beftel>enS gahlte bex ©Uten*
berg*Bunb faft VA 2?c'illionvn ibtarf an llnterftüpiingen aus, babon
faft 400CK)0 ^ allein mährenb bcS Krieges. Bei Kriegsausbruch
betrug b:<c ÜDiitgliebcrgahl 3650. Bon ben Btitgliebern ftchen ruub gtuci
drittel im ipeereSbienft. 29ähieub beg Krieges ift ber ©uteuberg*
Bunb aud) innerhalb ber Bud)brucfertarifg , eme.infd)aft gur ©leid)*
bered)tigung gelangt. 2luS Anlaß bcS 25jährigen BefteßenS beS
©uteuberg*BunbcS erfchien bon feinem Organ „$>ct 2“hpograph"
eine vsubiläumsnanumer. 2lußerbem hat ber Spauptborftanb eine
Schrift „25 $afjre ©utenbcrg*Bunb" ßerauSgegcben, in ber ber ge*
f<hid)tlid)e SBerbegaitg beS ©utenbcrg*BunbeS ausführlich bar*
gefteßt ift.
$cr B^ntralucrbanb diriftltdher Keram* unb SteiitarfrcUtr hat
eine Bertrcterberfammlung bon 'Arbeitern ber ^nbuftric feuerfefter
Brobufte bcranftaltct, bie fich mit einigen $achmiinfd)en befaßt hat.
3nr ßbergangsmirtfehaft mürbe u. a. bie Beibehaltung ber amtlichen
‘Betteilungsregelung für feuerfefte Bauftoffe berlangt. fogial»*
politifcßen Aeuorb^iung mürben neben aügenteinen SBünfdßen, bie
befonberS baS KoalitionSrecht, bie 2lrbeitStammern, bie auSlänbifchm
Arbeiter unb bie SBcrtsmohnungen betrafen, folgenbe befonbere Sar*
berungen für bie'^nbuftrie feuerfefter ©rgeugniffe aufgefteßt: ^n
Vlrtbetracht beS gu ermarieniben Perfchärftcn KonturrengtampfeS bex
$nbuftrie auf bem SBeltmartt ift eine mit ftaaflidjen 2Kitte,ln gu
unterftübenbe Sörberung ber Ijeruflichen: 21 uS* unbSGßeiter*
bi.lbung ber Brenner, Sommer, Cfeneinfeßer ufm. notmenbig, um
eine Bcrbefferung ber ©üte ber ©rgeugniffe gu ergielen unb eine
unnötige unroirtfdjaftlicho Bfaterialbcrgeubung gu bermeib^n. 9luf
bem ©ebiete bcS beruflichen ©efunibheitSfchußeS ift not*
menbig: a[) Bcrbot ber Befchäftigung non ^Arbeiterinnen unb ^ugcnb*
ließen in unb auf heißen Brennöfen unb Kanälen, an ftarf ftaub*
ergeugenben Anlagen, an Sßalgen* unb Stempelpreffen, Stouaufberei*
tungSmafchinen, in Sonteflexn, Sümpfen unb gum Transport mittels
fragen feßmerer ßaften unb ^anbfarren ober erbberlegten ®leiS*>
bahnen; b) ©infüßrung ber breiteiligen acßtftünbige-n Brennfeßießten,
Sicherung ber Sonntagsruße für bie Brenner jeben gmeiten Sonn*
tag unb .Befeitigung ber bicrunbgmangigftünbigen SBecßfelfcßicßt;
c) Berbot bet 2lrbeit in gu menig gefühlten Brennöfen unb ©in*
teilung ber Arbeiten in ben ftarf ftaubergeugenben 9(nlagen, baß fein
Arbeiter länger als fecßS Stunben bcS !XageS ben ftarfen Staubein*
mitfungen auSgefeßt bleibt; d) aßjähtlicßc ärgtlttfje f^ftfteUuiiß be§
©efunbßcitSguftanbeS unb Körpergemi<ßteS ber ^ugenblichen; e) 2Wit=
ßerangiebung bet 'Arbeiter gur 23etriebSctuffi<ßt; f) Anerfennung ber
Sungenfcßminbfucßt für Sormer, Cfen* unb 3?JüßIenarbeiter unb ber
dironif-cßeu rßcumatifcßen ©rfranfungen bet Songräbcr als Berufs*
franfßeit im Sinne beS § 547 9iBC.
Seutfcße unb belgifcße ©chjerffd)aften. 2lm ßollänbifcßen ©e*
p>erffcßaftSfongreß beben ©nbe $uli io 2lmftcrbam 2?ertretet fomoßl
ber öcutfcßcn als aud) ber bcfgifcßeit fogialiftifcßen ©emcrffcßafteu
teilgeuommeu. Sür bie ©cneralfommiffion ber ©emcrffcßafteu er*
feßien Stäbtrat Saffenbad) aus 23crlin, für ben belgifcßen ©emerf*
fchaftSbunb beffeu Sefretär Viertens. 2tuißerbem maren bie belgifcße
Sogialbcmolrütte unb ber Bunb belgifdjer Slrbeiter in ben Aieber*
tauben pertreten, ^as offizielle 3ufammentreffen anerfannter.
^iißrer ber (Jk'merffcßaften beiber Säuber perbient Bcacßtuug, gumal
pon jeier Seite Berfoulid>feiten entfaubt mürben, bereu unbebingteS
^eftßalten am ©ebatvfeu ber SanbeSpetieibigung luefannt ift. ®ie
hoßänbifd>cn ©emerffeßaften erblicfen barin einen BcmciS für bie
Unaufhaltfamfeit ber internationalen gcmcrffdjaftlisßcn 2Bieber*
annäßcruitg. *2öie mir ßören, ßat ftiß gmifeßen ben beutfeßen unb
belgifcßen Herren auf bem Kongreß butchauS bas alte pertrauens*
poße BerßältniS mieber angebaßnt.
^rbEltenrerfuljerung. fparkalfen.
BcrufSFranfßetten unb UnfnüPerftcßcrunft. U)urch bie
Berorbnitng beS BitnbeSratS Pom 12. Oftobor 1917 finb gum
.crftenmal gemerblichc BerufSfranfheiten in bie UnfallPerfichc-
run-fl einbegogen morben. ©S ßanbelt fich babei um ©efunb*
ßcit^fdßäbigimgen burch aromatifche 97 1 1 r o 0 e r b i n *
b u n g e n , benen Arbeiter bei föcrftellung Pon föriegSbcborf
onSgefeßt finb. 2)ie Berorbmmg befchränft tßre SSirffamfeit
gunächft ouf £obcSfäüe, toetl noch ben bi^ boßin gefommeltcn
©rfaßrungett bie ©rfranfungen infolge ber ftarf giftigen Söir*
Fungen ber Stoffe, mit benen. bie Arbeiter gu tun haben, reget»
mäßig gum Xobe führen, toenn nicht nach einiger Seit, mäh*
renb beren ber 2lrbeiter burdß SlranfenPerficherung Perforgt ift,
©enefung eintritt. 97adßbcm tnbeffen bie Meinung ßcrPor*
getreten ift, es feien auch Solle gu Pergeicßnen, in benen bie ©r*
Franften einen mehr ober ntinber großen bouernben Schoben
an ihrer ©efunbßeit baPontragcn, rnirb ermogen, ob auch für
folche Soße ber Scßuß ber Bcrficßernng eingefüßrt merben fann.
Berßanblnngen über eine entfprechenbe ©rgängung ber ermähn*
ten Bcrorbnnng finb baßer eingeleitet. ähnlicher Böeife
merben bie ©efaßren bei ber $erftellung Pon ©aSfampf*
ft o f f e n unter ben Schuß ber UnfallPerficherung gu fteHeu
fein. ®ie in ber Spreng ft offtnbu ft rie leiber immer
nodß Porfommenben ©rplofioncn mit ihren tiefbebanerlicßen
Solgen für Seben unb ©efunbßeit gahlrcidier Arbeiter gelten
felbftPcrftänblid) ohne mcitereS als Unfälle. 3ur Bermeibung
foldict* SWaffenungliicfe merben Betriebe, bie fich mit ber $er*
fteßung unb Bearbeitung Pon ©rßlofiPftoffen befaffen, fort»
laufenb, fomeit eS irpenb bnrdifiißrbar ift, Übermacht. £?n§*
befonbere finb gu biefem 3merfe bei ben ^riegSamtfteßcn
eigene ÜbermadiungSauSfchüffe eingerichtet, beren ^ätigfeit Pon
einer 3entralaufftd)t$fteIIe Übermacht mirb, bie beim SfriegSamt
unter befonberer B?itmirfung beS JReich^mirtfchaftSarntS befteht
unb mit SachPerftänbfgcn befeßt ift. Die ÜbcrmadjungöaiiS»
fchüffe gießen in geeigneten Sollen Bcrtreter ber Arbeiter gu.
779
(Schale SßrasiS unb 2(rd^ib für 93oß8tt)oIjlfaljrt — 1918 — XXVII. 97t. 60.
780
Xurch alle biefe Sfta&nahmen ift gegenüber bert Verhältniffen
in ben erften ShiegSiahren unoerfennbar eine Befferung ein»
getreten.
Xie 91 cidjeöerfteherun j$a nftalt für Stngeficflte im 3ahre 1917
bat nach bein Oom Xireftorium crftatteten ©lefchäftsbericht ihre 9lr=
beiten unter erheblichen Merfonalfchnuerigfciten burcfjführen müffen.
Unter ben bisherigen Seiftnngen nimmt baS Heikcrfahren oorläufig
ben größten SHaum ei'rr, obwohl auch f)iec SlriegSerfchmcrimgen in*
fofern entftonbcn finb, als manche ber gur Verfügung ftchenbcn
Heilanfialten unb ©aiiatorien unter ftohlenmangcl unb ©rnährungS*
fdjtmeiigfetten litten. Xie 3al)l ber Anträge ftieg non 20187 im
3at>re 1914 auf 30 132 im 23crichtSjahr. Xur<hgcfüf)rt tourben
14 282 £eikeifahren. Seit 1916 finb 23 e o b a cf) t u n g S ft a t i o n e n
eingcrictjtet; in ^meifdbaften fällen fommt ber Patient suerft einige
Xage in bie BeobadjtungSftation, um bort eine fiebere Xiagnofe für
bie fünftige ^>eilbet>anblung unb bie 253af)I bcS ©anatoriuniS aufftellen
3 U fönnen. Berichtsjahre mürben 2653 ^älle ^unäc^ft burd) bie
BcobaditungSftaiion geführt. — XaS Xireftorium rät ben Berficher*
ten bringenb, nicht eilige Öeilberfabrcn in bie Sßiutcrmonate. 311 ber*
legen, ba im ©cnirncr oft alle sur Verfügung ftebcuben Mläpe über»
füllt fiitb. Xie 23erfieberten, benen ein Heilverfahren bewilligt ift,
erhalten bann unter Umftanbcn nur einen Bufdgtfe 311 einer ®ur,
bie fie im übrigen auf eigene föoftcn unternehmen müffen.
$m Berichtsjahr mürben 80 Bujchüffc sur BcrufSumler»
1111 n q an berfidjertc i e g 3 b c f et) ä b i g t c gelciftet. Hier»
unter fallen auch gäüe, bafe gmei förkgSblinbcu fog. „^ührerhunbe"
angefdjafft mürben, unb bafe einem anbern ftriegSblinben Bufchüffe
sur 21 nfcl)affung eines? Markgraphen, einer ©d)reibmafd)ine unb einer
Blinbiupunftfd)riftntafchinc gegeben mürben.
JHu hege Iber mürben im $al)rc 1917 erft in fedjS tfällcn bemilligt.
©S mufe ftch hierbei um 9tut)cgelbcr bei abgekürzter Söarteseit
banbelu, ba im übrigen erft feit bem 1. Januar 1918 bie SBarteseit
für weibliche Berfüherte ober für Hinterbliebene erfüllt fein tonnte.
Xie Vorfctylßae für bie Slrbettslofenfütforge in ber
©chmcts, bie ber Oom BunbeSrat eingefefcte 2lnS«
fcfmfc Fiirslidb angenommen bat, haben etwa folgenben
Qnbalt: Slnfpntd) auf 2lrbettSlofenfürforge foÜen alle
befdjäftigung£loS werbenben Sobnarbeiter prioater ge¬
werblicher Unternehmungen haben, bie im 3e\ t* ober ©tücf-
lohn bis 31 t 14 Sr. täglich Oerbienen. 23ei BetriebSeinfcbrän*
fungen foH ber Unternehmer nicht 31 t 2lrbeiterentlaff ungen,
fonbern 3 ur ^IrbeitSOctfiirsung greifen. 23 et ragt bie 2lrbeitS-
Oerfitrsung bödrftcnS 5 ©tunben Wöcbentlidj ober 10 0 . $.
ber iiblidhen SlrbcitSseit, fo ift ber Unternehmer nicht Oer«
pflichtet, bie Arbeiter für bie oerlorene 2lrbeitSseit fdiabloS
31 t halten. 23eträgt jebocf> bie ilitrsung bis 60 0 . H. ber iiblidhen
SlrbeitSseit, fo sablt ber Unternehmer neben bem normalen
Sohn für bie geleiftete Sfrbeit einen Sufchlag, ber 3 ufammen
mit bem Sohne böcbftcnS 90 0 . ®. beS üblichen SlrbeitSlobneS
mtSmadbt. Beläuft fich bie föiirsung ber SlrbeitSseit auf mehr als
60 0. $. ober Wirb ber 23etricb gan 3 eingeftctlt, fo Wirb bie.
Vergütung an bie Arbeiter für bie arbcitslofe Beit 31 t einem
drittel oom Unternehmer, 31 t einem drittel oom Sßobnfife-
fanton bcS Arbeiters unb 31 t einem drittel Oom 23unbe befahlt.
Xer Arbeiter ift jeboch Ocrpflirfytet, augewiefene angemeffene
Arbeit an 3 unehnten, fonft Perfällt ber 2lnfpruch auf Sürforge.
Streitfälle werben 001 t einem Sdiieb^gcricht, beftehenb aitö brei
Unbarteiifrf)en unb je 3 Wei Vertretern ber Arbeiter unb ber
Unternehmer, entfehieben.
Vcrufö 6 erahtng unb ©djulc.
Äti feiner erften Sitjung Oom 8 . Sebruar b. S- ftellte ber
Unteranefchuh für Berufsberatung unb Sehrftellenoermittlung
beS VerbanbeS Xcutfrfier 2frbeitsnachwcife Seitfäbe fiir bie Cr-
ganifatiou ber Berufsberatung unb Sehrftellenoermittlung auf.
Sn 9lbfab 2 Sat 3 1 beifjt cS ba mit Besag auf bie Berufs¬
beratung: Sn erfter Sinie ansuftreben ift bie VUtWirfung ber
Sdlgilc öor „©chulcntlaffung" (ogl. 3p. 607). Hierin liegt ber
Mernpunft ber ganseit Berufsberatung, 0011 beut auS wir über¬
haupt 311 befferen Verhältniffen fomnten fönnen. Xic Schaf¬
fung eines guten 2 iacbmucbfcs für HanbWcrf, Snbuftrie unb
Han bei ift für unfer VUrtfchaftSleben eine ber notweiibigften
VovausfeUungcn. (^S gilt in erfter Sinie, ben 31 er v-chulent-
laffung Slommenbeit 311 seigen, bap nidit bie Verbienftmöglidn (
feiten ber erften Sah re bie Wrunblage bilbett fiir bas sufiinftige
Sebeit, foitberu bau eine gute faddidie Vlnsbilbnng ben .Stern
aller Sehens- unb Griftensfragen bilbet unb bafj bie Beftänbig-
feit ber BefchäftigungSmöglicfjfcit bes JJadjarbeitcrS unb Hanb- I
Werfers bem meift ftänbigen 2Bedhfel ber ungelernten Arbeiter
Oorsusiehen ift. 8 n biefem Bwecf müfete ber Sehrplan unferer
VolFSfdhulen für baS lebte ©djuljahr eine Bereicherung er¬
fahren, inbem etwa 2 (3tunben Wöchentlich für Berufsunterricht
eingefügt Werben. Xiefer BcrufSunterridht follte ben <3cf)ülern
bie einseinen Berufsarten, bie Oerfdjiebenen Slrten beS Hanb-
WerfS unb ihrer 2l7öglichfeiten in möglichst lebenbiger Sform
Sinn 2luSbrucf bringen.
Xer gilm wirb aud) bei biefer S^age eine grobe 97oHe
fpielen müffen,. er foll bie 3abrif, bie SBerfftatt, baS fauf-
ntännifihe Bureau, baS 9BarenhauS ufw. in ooKem Betrieb
Oor 2Tugen führen, sumal nicht überall bie a07b'glid>feit 3 ur Be-
fichtigung ber Sßerfftätten unb Betriebe mögli^ *ift. 2ln-
fchliefeenb an biefe Vorführungen Wäre Oon basu berufenen
Berfonen, möglichft auS ben einselnen Berufen, ein Vortrag in
bem ©chiiler Oerftänblidber 5orm 311 halten unb baran an-
fdhliefeenb burch &ragefteltung ber Öinbrurf beS ©eseigten 311
prüfen. Xiefer lebenbige 2lnfchauungSunterricht fänbe eine
notwenbige ©rgänsung in ©Iternabenben, in benen ben Eltern
3 u ©emüte geführt wirb, bafe eS im Öntereffe ber 3ufunft
ber föinber liegt, Wenn fie auf fofortige grofee Verbienftmöglich'
feiten sugunften einer guten, fadhlichen SluSbilbuug Oersiebten,
©ine berartige BerufSoorbereitung biirfte Weiterhin ben ©in«
früh haben, bafe ber 3d)ulentlaffene mit gröfeerem ©ruft tnS
praftifdhe Öeben .tritt, woburd) Wieberum bem Hanbwerf bie
3 ahlung höherer ©ntfd)äbigungen erleichtert wirb. Siir
0chiiler, beren ©Itern nid)t in ber Sage finb, ihnen ben ©egen
ber Berufsichre 311 ermöglichen, miifeten ©temeinbe ober ©taat
bie nötigen Mittel bereitftetlen.
9f. HitppelSberg, BreSlau.
Xer 0parsmang für ^ugenblikhe ift nunmehr burd) militärifche
Vcrorimungen in (£lfaft=Jßöthrinigen eingefüljtt. Xer nicht 0US311-
Sahlenbe Xeil beS SuhneS ift Oom ?lrbeitoeber bei einer öffentlichen
©paefoffe auf ben 9?amcu be» ^ugenblid>cn mit fcer 31kfega.be ein*
3U3aI)kn, bafe biefe Beträge mäbrcnb ber Xau-er bes .tTicgösuftanbeö
nur mit $uftimmung bes suflänbigeu Bürgermeifterö abgehoben
loerbcn biirfen. ©egett bie ©ntfdjcibung bcS BürgermciftcrS in
©ad)en bet SluZahlung bcö ©parguthabenö ift Bcrufun«g an ben
Äreisbireftor (2anbrai), in ben grofecu ©labten an bcu SJesirfS-
präfibenten (2iegieruugöpräfibenteu) ßiiläffig, bie enbgültig ent»
fcheiben. 2Bo ^sugenbämtor ober gürforgecinrichtungen beftehen,
fönnen biefe Oom iWinifterium mit ber ^nlfd)eibung betraut mciben,
bie alSbaitu enbgültig ift. Bei ben ©ntfd>eibungen foll baS Biohl be§
.v3ugcnblichen ünb feiner frumilic mafegebtnb fein. SDiit Boüenbung
teS 18. SebenSjahreS unb Beenbigung bes AriegS^uftanbeS crlifd)t
bie ©perre; bei ©intritt beS ^ugenblid?en ins Heer genügt ^ur Ber*
fiigung über bas ©uthabeu eine fdjriftlidie ©rflärung bes Xmppcii'
teils. 23ci Bkgsug aus ©lfafe=2otl)ringen fann ber vkgcnblidje Oom
ausmärtigen Heimat* ober 2lobcüsort aus Oam Bürgermeiftcramt
ober (viivforgeamt in ©Ifafe-Sothringen bie VluSsahluug ocrlangen.
greigdaffen ift ein Betrag oon 24 M.
^Ifesgerunti^ett.
Xcr ©kfunbhcttesuftnnb im beutfdjcn Hfcrc ift and) im
oierten .UricgSjahr snfriebenftellenb geblieben. Beim beutfehen
^elbheerc betrug ber $Iranfeii 3 ugang bei ben Xrnppen in einem
V?onat burd)fdinittlid), beredpiet auf Xanfenb ber Stopfftärfe,
im erften ftriegSjabrc 120, im sweiten .ttriegSjahre 100, im
britten Striegsjahrc 80, unb im Sluguft bis 97ooemf>er 1917:
75. Xie BiHiangSsiffet* ift alfo bauernb gefunfen.
9?ur l e cf f i e b e r unb Malaria meifen eine Zunahme ber
Zugänge im Saufe ber brei .Slriegsjabre auf; biefe Zunahme ift
burd) bie iHusbehnung bes SüicgyfdjauplafeeS auf beu oon biefeu
©eudicu befonbers heintgefud)ten. Gebieten bes Cfteiis, namentlid)
bes Baifans, ohne meitereS erflärlich. Xie ©rfranfungat an
X i p h 11 ) e r i c seigeu in beu beibeu lebten fahren einen erhöhten
Zugang gegenüber bem erften .Siriegsjahr; ba in ber gleichen Beit
and) in ber ^ioilbeoölferung eine erhebliche Zunahme ber Xiphtherie*
erfranfungen beobad)tet tuorben ift, fo ift and) ihre Vermehrung im
Heere oerftänblid).
Tvaft gleich geblieben ift ber Zugang an 0» e f ch I e d) t S f r a n f *
beiten, bie gegenüber ben lebten ^riebeusjahreu fogar eine, ge¬
ringere ©rfranfungSsiffer aufmeifen. ©chon, bafe es gelungen ift,
eine Zunahme biefer Mrautheiten 011 oerhüteu, mufe als ein bcfon =
bers erfreuliriier ©rfolg ber 311 ihrer Berämpfung getroffenen Biafe*
I nahmen betradüet merben.
| 21U e au bereu Mnrnfheiteii, barimter auch bie Oie 1 re rbrei toten ©r-
franfungen an SH u h r, X 0 p h u S unb X u b e r f u I 0 f c , n>cifcn
einen tHiidgaug auf. M $ d e 11 urb a f i a t i f ri) e ©h 0 I e r a traten
I mir gair, ocrein^elt auf.
781
Soziale grasig unb Ardjiib für BolfSwohlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 50.
782
Bon bert Bcrm unbeten, abaitgltdö ber (Gefallenen unb
ber fbäter ihren Bßunben ©rlegenen, gelangen runb 73 t>. $.
gur Sront guriief, bei 10 b. $. tritt Dienftunbraud)barFeit ein,,
mäbrenb ber Reft als garnifon- unb arbeitSDermenbungSfäbig
beim ®eere Derbleibt.
Bon allen in $eimatlagarette gelangten oermunbeteu
unb Fr.anFen Angeb origen beS ÖelbbeereS merben
runb 90 b. mieber bienftfäbig (FriegS-, garnifon- unb arbeiis-
bermenbungSfäbig), bie ®terblid>feit beträgt l,i b. $., mäh*
renb es fid) beim Reft bön 8,5 b. '<©. um Dienftunbraudjbare
banbeit, gum Steil aber aud) um ^erfonen, bie gunächft beur¬
laubt, in Kurorte ufm. gefanbt, fpäter aber mieber bienftfäbig
merben. Die 3obI ber er bl in beten $eereSangebörigen
beläuft ficb jefct auf 2045.
Der <Stanb ber DuberFuIofebeFämpfting ist Dcutfcblaitb.
DaS Deutfche JftntralFomitee gur BeFämpfung ber DuberFulofe
meift in feinem für 1917 erstatteten ©efchäftsbericht barauf
bin, bafe trofc beS Krieges Feinerlei 0tißftanb in ben SRafc-
nabmen eingetreten ift, im (Gegenteil finb bie gur Verfügung
ftebenben Mittel beträd)tlid) erhöbt morben.
©eitenS beS Reiches finb- bie gur gorfebung unb Belämpfuug
ber Duberhtlofe auSgeworfc neu Sftittel für baS $ah* 1918 um
50 000 JI erhöbt Worben, unb in ^ceufeen würbe gum erften HJlale
ein befonberer betrag non 150 000 Ji für bie Dubertulofebdämp*
fung in ben Staatshaushalt eingeftellt. Die ReichSbcrftcherung für
Arcgeffceflte gab gum erften 2J?ale eine* größere ©umme non 75 000 Ji,
unb enblidb haben baS $entraIfomiiee ber Deutschen Vereine bont
Roten $reug unb baS gentralfoniitee beS Brcufeifcben £anbeS='
bereinS bom Röten $reug Beiträge bon 100 000 Ji begiebungSWeife
150 000 Ji gur Verfügung gefteßt.
Die Bohl ber ^eilftätten für erwaebfene Sungentranle in Deutfdj*
lanfi) beträgt nacb ben Eingaben beS ©efebäftsberiebts in Deutfcb*
lanb 161 mit runb 16 000 Betten, bie ber Äinberbeilftätten 161 mit
12 200 Stetten. SßalöerbolungSftätten finb 139 borfjanben, 2BaIb*
fcbulen mit boßwertigem Unterricht 16, länblicbe Kolonien brei für
©rwadjfene unb gtoei für ftinber. $n 37 ©enefungSbeimen finbett
Dubetlulöfe, Wenn auch in befcbränFter 8abl unb meift nur mit
gefcbloffencr Dubetfulofe, Aufnahme. Der AuSlefe ber Oranten
für bie ^eilftätten bienen 77 BeobachtüngSftationen, unb für ben
Aufenthalt bar ber Aufnahme in bie £>eilftätte finb in ber Rhein*
probinj 8 DurdtöangSftationen eingerichtet. ©S befteben ferner 314
Duberfulofcfranfenhäufer, Duberfulofeabteilungen in allgemeinen
Äranfenbäuferti, ^nbalibenbeime unb ^flcgftä&en. Die Baljl ber
Au$funftS* unb ffürforgeftellen beträgt einfchtiefelicb ber Babifcbeti
unb ©äebfifeben DuberfulofeauSfcbüfw, fowie ber Xbüringifeben
^ilfsfürforgefteßen unb ber Bapctifcbert BeratungSfteßen runb 2000.
Die ©rünbung einer Angabi weiterer Sungenbeilanftalten ift in
Ausficbt genommen, begiebungSWeife im Bau begriffen.
Das ofiemidjtfcbe SRinifterium für BoIFögefutibbeit, über
beffen Begriinbung ^g. XXVI 0p>. 761 berietet mürbe, bot
feine 2:ätigFeit am 10. Sluguft b. begonnen, hiermit bört bie
SlrnBmirFfamFeit ber übrigen Sftinifterien in afien Slngelegen-
beiten auf, bie nadj bem feftgefefeten SßirFungSFreife nunmehr
bem neuen SWinifterium gugemiefen finb. Sn ber @efd)äfBein-
teilung ber neuen 3entraIfteHe finb bier ©eFtionen, brei ärgt-
lidbe unb eine iuriftifdbe, borgefeben.
Pa^itnngs- nttit fuDfnfragjK.
^risatanRcftcIItc unb SoftitiinflöfraRc.
®ie feit etma einem Sdbtß immer bebroblidber emöfunbene
Sßobnung^not trifft unter ben berfdüeöenen SöeruBFIaffen
mobl mit am febmerften bie ^Sribatangefteüten, beren $Öefdbäfti-
gung in meift ftäbtifeben Slrbeitöberljältniffen fie unlösbar an
bie fogialen S^ftänbe ber groben Stabte unb SnbuftriebegirFe
binbet. SlnbererfeiB bilben bie Slngefteüten feiten berart ge-
fd)loffene 33ebölferung§grubben, bab fie ftarF genug mären,
bnrdb rein örtliche Bereinigungen bie SöobnungSfrage ihrer
Beruf§genoffert gu löfen, mie bieä bie STrbeiterfdjaft in ben Bau-
genoffenfdiaften anftrebt. ®ier galt e§, eine ber Eigenart ber
Berufäbeöingungen angepabte, inäbefonbere ba§ gange Reichs¬
gebiet als ben gemobnten SlrbeitSmarFt ber Slngeftellten ein«
beitlidh erfaffenbe (Grunblage audh für bie ßöfung ber SBob 3
nungSfrage gu febaffen. @ine folcfte febien bon bornberein ge¬
geben, menn bie gleidifaUS allen Greifen ber SlngefteHten im
gangen Reiche bienenbe Slngefteßtenberficherung rnitgumirFen
bereit fein, mürbe.
Sin biefer BereitmiüigFeit bot eS nicht gefehlt. Unter ein¬
helliger 3uftimmung ber Arbeitgeber- mie ber Berficherten«
bertreter in ihren ^örberfebaften bot bie ReidjSberfidierungS»
anftalt für SlngefteHte ben barauf btngielenben Beftrebungen
tatFräftig beigeftanben. 3>aS Ergebnis ift bie bor einigen
£agen boßgogene (G r ii n b u n g einer (Gemeinnüfci*
gen AFtiengefellfdhaft für An g eft eilten-
© e i m ft ä 11 e n mit bent @ihe in Berlin.
®aS 2lftienlapital beträgt 2 SKilluynen; in Slnteilen gu je 1000 Ji.
§>ur<b eine £>rgamfatiouSbeibiIfe bon einer h>eit-er^n 3Kißioni 3Warl
au-feerbnlb beS (GefeEfcbaft^fapitals fe^t bie ReichSberficberungSanftalt
ba'S Uuternebm-cn in ben (Staub, nennenswerte eigene (GrünbungS-
unb Stetriebsfoften ficb auf längere Seit gu erfparen. Stach feiner
. ©ahung wirb eS bie Aufgabe hoben, minbcrbemittelten ^amili^n unb
©ingelperfonen im St ahmen beS BerficberuinigSgefeheS für SIngefteßte
gefunbe SBohnungen gu angemeffenen greifen gu befd>affen. 3n
biefem Smede wirb eS für eigene unb freinbe Stccbnung aße ein«
fdjtägigen Ärebitgefchäfte betreiben, (Grunbftücfe erwerben unb ber*
werten unib auch felber Bauten nach ißt'ofegabe beS jeweiligen Be*
bürfniffeS aus führen, ©in Atittel hi^rgu wirb bie Beteiligung
an gemeinnühigen probitr^ialen unb örtlichen Unternehmungen bon
gleicher ober berwanbter Siberfbcftimmung fein, erforberli<henfaßS
bie ©rünbung eigener Sochtergefeßfchaften für BauouSführungen an
blähen, bie Feine für bas SBohnungSbebürfniS ber Slngefteßten ber*
Wenbbare Organifation aufguWeifcn I>aben.
SRtt einer Reibe probingialer unb örtlicher ^ieblungS«
bereine, fomie grofeftäbtifdhen Bermaltungen in 333eft- urtb 0üb-
beutfcblanb fdbmeben bereits auSfidhtSboße Berbanblungen über
beren Beteiliguhg an bem neuen Unternehmen unter gleich«
geitiger Snonfprudhnabme feiner SDienfte für bie Sinangierung
unb Durchführung gröberer Bauborbaben. Die madrfenöe Be*
reitmiHigFeit ber (©täbte, audh ohne bie fo bringenb ermiinfehte
^läruug ber S^oge, mer bie gegenmärtigen ÜberteuerungS-
Foften beS Bauens fchliefelich tragen foß, ben (Gelbbebarf einft-
meilen als Selbftnebmer ober birrd) Fommunale Biirgfchaft
flüffig gu machen, mirb bie AFtiengefeßfchaft hoffentlich inftanb
jehen, menigftenS an ben notleibenbften Blofeen bereits tat-
fächlicb gu bauen. Denn nur inbeni halb unb ausgiebig gebaut
mirb, läfet fich bie brobenbe SBobnungSnot mit einiger AuSficht
auf ©rfolg beFämbfen. Bauen aber ift mieberitm nur möglich,
menn ben unmittelbar gur pn'oFtifcben Arbeit berufenen Slom*
munalöerbänben bie oom Reichstage befdjloffenen 500 Rtiüionen
nebft entfbrechenben eingelftaatlichen Beihilfen fchleumigft' für
bie DecFung beS bauernb betlorenen BauaufmanbeS gur Ber*
fügung gefteßt merben, mobei ihnen bie Berpflichtung ange-
meffener eigener 3ufd)üffe, möglidjerm'eife mit bem Rechte einer
gemiffen Abmälgung auf bie an ber SßobnungSfrage beteiligten
(Gemerbebetriebe ihres (Gebiets, nidft erlaffen merben foßte.
Bei bem ©ntfteben ber AFtiengefeßfchaft für Angefteßten-
■Öeimftätten hoben aufeer mehreren Arbeitgebern unb ®om*
munabermaltungen fämtliche. ArbeitSgemeinfchaften ber An-
gefteßtenberbänbe rnitgemirFt. Diefe blonen für bie erfte Ro-
bemberhälfte, fobalb bie parlamentarifchen Dagungen unb baS
BerfammlungSleben ber Reichöboubtftabt mieber im (Gange
finb, eine gemeinfame $unbgebung in Berlin, um in Reib
unb ©lieb mit aßen BorFämbfern einer burdbgreifenben Sßob-
nungSfürforge ihren gorberungert öffentlichen Rachbrud gu
oerleiben. _ D.
©in ReichsFommtffar für baS SSobnungStoefen. Der bor
einiger 3eit ernannte breufgifche ©taatSFomntiffar für baS
Söobnungsmefen (Sp. 589) ift bnrcfjf ben Reid)SFangler gum
ReidhSFommiffar für baS SöohnungSmefen ernannt morben.
Beim Reich§mirtfd)aftSamt ift baburd) eine eigene Steße für
bie befonberen Aufgaben ber ReicbSbermaltung auf bem ©ebiete
beS SBobnungSmefeni? für bie ÜbergangSmirtfchaft gefd)affcn
morben.
Dem AeichSfommiffar finb gunächft bie folgenben Aufgaben guge*
wiefen Worben: Berteilung berfügbarer feeres* unb Aiarineborräte für
Baugwecfe im ©inbernehmen mit bem ReichSfommiffar für bie BerWer*
tungbeS entbehrlich Werbenben feeres* unb AkrineguteS; görberung
ber ©rgeugung oon Bauftoffen; Siegelung beS AbfafceS bon Bau*
ftoffen; © e m ä h r u n g b o n B a u g u f d)ü f f e n aus ben butdj ben
SteichSfommiffar bereitgufteßenben Mitteln.
Dem ReicbSFommiffar mirb ein AuSfchufe gur 0eite gefteßt,
ber in grunbfäfclichcm Sragen gu hören ift. Die SWitglieber
biefeS AuSfchuffeS merben Dom Reich^Fangler ernannt.
Die BSohnungSfrage in ber ttbergangSniirtfdjaft in @nglanb.
Das aKinifterium für ben Söieberaufbau hat neben ben AuSfdjüffen,
Die bie fragen ber ^aöuftrie gu bearbeiten haben, auch einen Aus*
fchufe für bie SBofjnungSfrage eingefeht. Diefer SluSfchuü hat feine
Borfchläge in einer Denifcfjrift niebergelegt. Um ben ©tißftanb ber
1
783
©oktale BrajiS unb Mrdj ib für Bolfgrooljlfaljrt — 1918 — XXVII. Sit. 50.
784
Stautätigfeit mciljrenb bcs ttricßeS au$3itßleid)en, tiält c$ bcr MuSfdjufc j
für liotrocnbig, bafj im crften <yriebcn*jaf)r 25001)0 Käufer gebaut !
lucrbcn müßten unb 75 000 mein* für icbes -5al)r, bnö bcr Xiricft uod) I
länger tiniljrt. Um bie Bautätigfeit in ^Iuf3 31t bringen, fdjlägt bcr ’
Muöfdjufr bor, bcr Staat foHc bic Biittel für ben SBof)iuuig$bau ,
geben unb für eine jReihe Don ^afyrcn, bis* luicbcr normale ^uftäubc
citißcfefjrt finb, ale* Befiper bcr Käufer miftreten. Sie Bcrmaliung,
fomie ba« ©ingicben ber Mieten [oll ©adje bcr Crtsbcljörbcn [ein,
bie ak* Beauftragte be£ Staate^ mirfen. s Jlad) Mblauf einer gemiffeu
ttbergangöfrift füllen bie Käufer (Eigentum bcr Crtebcftorbcit io erbe 11
unb 3tr»ar 311 einem Breie*, fc-ec bcu bann iiblidjcu Baufoftenpreifen
unb Berainfuug&bcbingungcn cntfpridjt. Ser Staat trüge alfo auf !
bfefc SReife ben BreiäuiTterfficb gmifd)en bem berteuerten Bauen 1
gleid) nad) SuiegSenbe unb bem Bauen in normalen feiten. Sic J
»Bobuungen in ben ftaatlidjcn Käufern füllen nur au Berfoneu unter j
einer beftimmten (Einfonuuen^gren^c bermietet roerben; ber Muöffufc i
fcblägt bie in ber englifdjen Bcrfidjcruugögcfcpgebung gültige j
©renae an ^abre^eintommen bie* 3U 160 Bfunb (3200 M) bor ober |
angefifts ber (Entwertung be3 ©elbe3 auch bis 311 200 5|$funb |
(4000 M).
fitentrifdjf pitteUnngfit.
910c ncuerff ienenen Büf er, bie ber ©f riftleitung gugefanbt »erben, »erben hier
oergeif net Sie »eitere Befpref ung einzelner ©f rifien, hier ober im ^aupitell
ber .©ogialen Brajtö*, bebält lieb bie @f riftleitung öor.
©runblagen beS SBirtfdjaftSlebenS öon C ft *
p reu ge u. Scnffdirift gum SBieberaufbau ber Brobin3.
5. 3:cil: SB 0 b l ft a n b d u c r b ä 11 n i f f c j n € ft p r e u fj c 11.
Bon Herbert ©oclbel, Dr. ber «taatdiuiffcnföaftcn.
©ujtab ^ifdier=.eiena. 1017. 127 S. 2,:>o Ji.
S i c B 0 b c n » u n b SB 01) u u n g S f r a g c in B c 3 i e b u n g auf
bic S u b e r f u I 0 f c mit befonberer B c r ü d f i d) 11 =
g u it g SB i c n c r S3 e r ly ä 11 n i f f e. 'Bon Dr. Otto B a u f
©erber. ©erlag Scon&arbt. SBieu 1918. 29 S.
$ a Ij t b u dj b e 3 S e u t f dj e n Xe?;tilarbciter*Berban^
beS 1917. Berlin 1918, Bering bon Äarl ^übfeb. 118 S.
S e r © e b u r t e n r ii d g a u g b i e 3 u f u n f t S f r a g e S e u t f db =
I a n b S. Bon Dr. Jy r. $1 i r ft ein, Brioatbo3cnt in SJlatburg.
9t. ©. (Elwertfcfe Berlagsbudjfwnblung (©. Braun). SJlarburg
1917. 32 S. 50 Bf-
Sie BeUfdbrift „$toftaU Vrari* ttnb JLrdjit» f«r 3?olh*tusIilfai|rt“ ift burf alle Buf banblungen unb Boftämter (BoftgeiiungSnummer 7137) gu begießen.
(Einzelnummer 35 Bf. Ser MngeigenpreiS ift 45 Bf* für bie öiergefpaltene ^etitgeile.
Zentrale für Berufsberatung unb ^ugenblidjemjermitiltutg beS
©täbtffdjen Arbeitsamtes BreSlau, ©artenftrafee 3, fuc^t
9tffiftcnritt.
Höhere ©cfutbilbung, fo^iale Borbtlbung, Kenntnis bes gcmcrblicljen
Gebens Bebingung.
i ^Berlag »oit ©uftao t« 5 * na -
B O(fötÖtUUd)C CdoBrnnflcmmbSlatf^Iöfle
Kcbefunft SXbolf 2 >amafrf)fc
| 81.-30. Jnnfenb. .1918. ißveis: 1 Sttotf 50 ißf.
Setlag o o w ® » (t « » g i f e r in ge»a.
Auf meine not bem 1 « Sattuar 1917 erfebieneueu ^ertagStoerfe erbebe i<b beu allgemein eingefübrten
33 erleger-$euemngg&nfcblag t>on 20 %.
Sammlung fo 3 ialtoi 0 enfc^afflid)ec Hlri/lec.
^erau^gegeben öott
s $rofe|for Dr. ^einric^ »aentig in $alte a. ©.
biefer Sammlung erftbeinen billige Ausgaben fogialioiffenf^aftiidjcr SJleifter unb nationalöfonomifdbcr Älafftfer. Unb g»ar finbeit befonberS foldbc ©erle Be*
rürffirf)tiguug, bie für gange Stiftungen beS »iffenffaftlif en SntfenS f arafteriftiff finb. Sie bon bem Herausgeber fontroUierten Übertragungen foüen nad)
9J?6glif feit bie Originale erfetjen. Mud) »irb jeber eiitgelnc Banbooit einer furgen (Einleitung gur ßbarafterifierung beS betreffenben MutorS begleitet fein. Bielleid)!
gelingt eS bürburf, bie Begtünber ber nationaOöfonomiffen ©iffenffaft in i^reit Sfriften ben Slubiereitben roieber nä^cr gu bringen.
Bisher erff ien:
1. ©anb: Betraftungen über bie Bilbung unb Berteilung beS,
SRciftumS. Bon Mnne Stöbert SaqueS 2urgot. SluS bem fratigö*
fiffen Original in« Seutffe übertragen oon B. Sorn unb cinaelcitet bon
©rof. Dr. Hctnrif ©Heutig. 1903. 'ßrciS: 80 '^f., geb. 1 9)iarf 40 ©f.
2. ©anb: Mbljanblung über bie ©eff if te ber biirgcrlifen
©efellff aft Bon Mbam ivergufon. MuS bem engliffcn Original, unb
g»ar ber MuSgabe lefoter H fl nb (7. Mug. 1814), ins Xeutff e übertragen non
SS. Sorn unb «ingeleitet oon $rof. Dr. Hcinridj ©aentig. 1904.
$rciS: 4 SÄarf, geb. 4 iölarf 60 '4Sf.
3. Banb: SaS nationale Spftcm ber politiffen öfononiie.
Bon f^riebr. i/ift. SJeubnid nad) ber MuSgabc Iefeter Hatib. ;3meilc Muf*
läge 1910. ©rciS: 2 2J?arf 50 Bf, geb. 3 SWarf 20 Bf.
4 Banb: I Xeil: Saoib StiearboS fleinere Sfriften 1. Sdjriftcn
über ©etreibegölle. Slu§ bem englifdjen Original ins Seutffe übertragen
unb eingelcitet bon ©rof. J)r. (S yefer in Heibetberg. 1905.
Breis 1 2Nart 20 Bf-, geb 1 2?tart 80 Bf.
5. Banb: ©runbfafee ber Bolf«»irtffaft unb Beftcuerung.
Bon Sabib Siicarbo 'iluS bctu englifdjen Original, unb gtrar nad) ber Muö»
gäbe legier Haub (3. Muft 1821), iu^ Seutfdje übertragen non Dr. Otto mar
Ibicle unb eingcleitet bon ©rof. I)r. Heiuridi ©aentig in Halle a. 6.
1905 BreiS: 4 K lUav! 80 Bf., geb. 5 Btarf 50 Bi-
6. u 7 ©iiub: (Eine Mb banb hing über baS BcoöircrungSgcfeb,
ober eine lluterindjung feiner Bcbcutuna für bie meufdjlif e ©oblfaljrt in Ber»
ganqenljeit mib 3urunft, nebit einer Brüfung unferer Muc*fif ten auf eine fünftige
Beteiligung ober Sinbcrimg ber Übel, bie e*3 ocrurfaft, oon 2l)omaS
Stöbert BialtljuS Muö bem engliffcn Original, unb g»ar itadj ber Mu3» :
gäbe lebter Hanb (0. Mufl 1826), tud Seutfdje übertragen bon Balcutine
Sorn unb eingcleitet oon Brof. Dr. Heiririd) ©aentig in Halle a. S. i
3»ei Bänbc 1905. Bvcio jebcö BanbeS: 5 illJarf, geb 5 BJarf 60 Bf- I
8 ., 9. u 10. Banb: ©ogiologie Bon Mugufte (Somtc. MuS bem
frangöfiffen Original inS Seutffe übertragen bon Baientine Sorn unb
eingeleitet oon Brof. Dr. Hd^nd) ©acutig in Heide a. @. Srei Bänbe.
B re i* 3 : 20 äRarf, geb. 22 2Wart 50 Bf-
Crfter Banb: Ser bogmatiff c Seil bcr ©ogialpbilofopljie.
1907. Breiei: 6 Biarf, geb. 6 Biarl 75 Bf-
3»eiter Banb: Hiftorifdjer Seil ber äoA ialpljilofoptjic.
Sfeologiffe metapbPfiffe Bcriobc. 1907.
Breiö: 6 Bfarf, geb. 6 3J?arf 75 Bf-
Sritter '©anb: Mbfflufe ber ©ogialpl)ilofopbic unb all«
gemeine 3 'Ol 0 e rungen. 1911.
BreiS: 8 'JlJarf, geb. 9 SJlarr.
11. Banb (Eine Unterfufung über Statur unb ©efeit bc->
Bo If *3 »ol) Ift an bc§. Bon Mbam ©mitb. Unter Sugrutibelegung ber
Überfebung Biar ©teinerö, au§ bem englifdjen Original naf bcr MuSgabc lefeter
Haub (4. Mufl. 1786), iu-S Seutfdje übertragen oon Dr. (Ernft ©riinfelb unb
eingcleitet uou Brof Dr. §eiuridj ©aentig in HaQe a. ©. Banb I. U'H)s.
Brnä 4 Btarf, geb. 5 SJtnrf.
(Ser g»eite Banb {XII. Banb bcr ©ammlung] ift in Borbcrcitung.)
13. Batib: Ser ifolierte ©taat in Begieljung auf 2anb»irt»
fdjaft unb Stationalöfonomie. Bon ,\ol)ann oinrif oon Sljünen.
Steubrucf naf ber Maßgabe IcbterHaub (2.6g» 1. Mufl., 1842 bg» 1850), ein*
geleitet oon Brof. Dr. Heinridj ©aentig. 1910.
Brei*: 7 SWarf, geb. 8 '.Warf.
14. Banb: Unterfufung über bie ©runbfüfee ber Bolf§»irt*
ffajtSIeljre (Eine Mbljanblung über bie ©iffenffaft bcr inneren Bolitif
bei freien Böllern, mit befonberer SJüdfif t auf Beöölfenmg, Mcferbau, .Hanbel,
©einerbe, ©elb, Biüngirejen, 3in^ Umlauf, Bälden, Börft-, öffentlichen Sirebit
unb ©teuern. Bon ©ir ^ame§ vsteuart, Bart. (3 Bänbc) Bb. I. 1912.
BrclS: 7 Btarf 50 Bf . geb. 8 Biarf 50 B f -
(Banb 2 unb 3 befinben fidj im Srucf.)
©eiter finb in MuSfift genommen:
Bfill, Frinciplcs of politicul economv (1848). — ©iömonbi, Nouveaux principes d’economie politique (1819). — Cuetelet, Sur 1'bonime (1835)
Merauimori ii* für bic ScbriftleUung: Dr. CubmißHebb«. ®criiu*®nme»alb.—Serlag :®uflab{ftf«^er, 3ena.—»ebtuett 6ei3ultu*Sittenfelb, Hofbuf bautet., Berlin W 8.
gU 4 jit> fnv
«rietet an \&m D/mnewtag. $Örds oiertel|ährltdj 4 Mäxk.
—— * sennugclttr: -
gerlin W»,g 0 lUn» 0 rWr. 29/30 Jfrof. Dr. ®. #ntttdtt Ulib Jlr 0 f. Dr. p. gitttlttfritlfttra. ©«pan gmtr, fenn.
jfcrorprcifefrs Amt ÄcUfttbörf 2809* # gernfprcdjcr 58.
TaS VerBot ber Nachtarbeit
in ben ©acfereien.786
Vaufoftenaufchüffß au« öffent¬
lichen ERttteln. Von @lfe
2überi, »erlin.787
«afiemrine eosfalpolittl .... 790
Ter Raifer an bie Struppigen Sir-
Beiter.
Von ber Stimmung ber beutfchen
Arbeiter.
uiri> Sebenl»
fcafttnta...792
Tie Vrotration auf ber alten £öhe.
Tie ©rfaffung ber Kartoffelernte.
«ojiale 3«ftö«bc.792
Sion ben Proletariern bei Seifte«.
XartfuereiwbarMwgcn jwlfd)«*
Arbeitgebern imb Arbeiter». 798
Tariflöhne als §öchftlöhne.
Drganifatioiien ber Arbeiter, ®e*
bilfe», Angeftelltetr mtb ®e-
amten''. .793
Tie @ o ji a lp o l i ti f in ben
griebenibertragen.
Seloerffchaftiborfteher beim Neid)«-
langer.
Tie Drganifierung ber 3t<htnhanb*
merler.
Arbctteroerfichcrnng* aporfoffen 795
Ter ©efamtberbanb heutiger
Rranfenfaffen (©. SB.).
«olZSgefimbfteit.796
©ine Tagung^ bei Teutfdjen
Verein« für'öffentliche <»e-
funbheitipflege.
CBo&iumgS* nnb fBobenfragen . 797
SBobnungiamter unb SBohnungi-
nad^roeii.
Tie görberung ber lanbroirtfchaft-
lichen Slnfieblung in pofen.'
fiiterarifdie SmtteUirag«» .... 798,
AbbrucffämtlU&er tluffä|e ift 8eitungen unb 3tttf$riften geftattet febodh mir
mit boÜer Quellenangabe.
Ha$ Ufdurt brr Jtottytarltfit m freit gäthmien.
S3alb nachbem für bie Tauer beS Krieges bnrd) bie 58e«
ftimmungen be£ SöunbeSratS t>om 15. Januar 1915 in ben
SBäcfereien unb $onbitorcien olle Arbeiten; bie aur Bereitung
oon Söacfmare bienen, mährenb ber Seit non 7 Ul)r abenb& bis
7 Uhr morgend oerboten toorben mären, hoben bie 23eftrebungen
eingefe^t, bie bi^tburdh. gewonnene, früher fo lange nergebftih
crftrebte Nachtruhe ben Söäcfern auch für bie griebensatüt au
erhalten. 0cf>on im ©eptember 1915 legte ber ©ftaatSfefretär
beS Innern; ben ©ntmurf eines ©efefceS, baS biefen SEßunfch
oertnirflichen follte, einer SSerfanurtlung aablrridjer Unternehmer
unb Arbeiter ber berfchiebenen Steige beS Dörfer- unb ®on*
bitorgemerbeS aur fachoerftönbigen Begutachtung Oor. ©r fanb
bainalS amar in allen öffentlichen fünften faft allgemeine
Suftimmung, fam aber — anfdjcinenb mit Nütffid)t auf bie
Kriegslage — amiächft nicf>t an ben NeichStag. ßaufe ber
3eit mürbe jeborf) non ben Bäcfergefellen unb auch non ben
Bäcfermeiftern immer lebhafter geforbert, burch ben red^t^eiti-
gen ©rlafc eines. SrtebenSgefepeS bafiir au forgen, bah nicht
nach bem ©rlöfchen ber KriegSbeftimmungen* non einaelnen
Unternehmern bie Nachtarbeit mieber begonnen unb bamit in
ben beteiligten Streifen ein fcharfer Stampf um ihre allgemeine
Beteiligung hernorgerufen mürbe. Nun enblich 0>irb
nom BunbeSrat ber ©ntmurf eines @efefceS über bie
Arbeitszeit in Bäcfereten unb Stonbitoreien
bem NeichStage norgelegt. ©r fieht folgenbe Beftimmungen
oor:
gür alle gewerblichen 58äcfereien unb Stonbitoreien wirb wer!»
t ä g l i <h eine n e u n ft ü n b i g e betrieb S r u l) c oon 9 lll)r
abenbi bis 6 Uhr morgens porgefchrieben; bei Vefdjäftigung ber Ar¬
beiter in höchftenS 8ftünbigen Schichten • auSfchlieblich ber petufen
fann bie ArbeitSruhe auf 8 Stunbpn unb awar Oon 10 Uhc abenb*
bis 6 Uhr morgens, befdjräuft werben, ©ine sBerfchiebung ber Sage
biefer VlrbeitSruhe — ohne ^Berfiiraung ihrer Trauer — tonnen bie
Don ber 2anbesaentralbel)örbe beftinimten 23ct)örben für ihren SBe^irf
ober Teile bauen erlauben.
Au Sonn* unb g e ft t a g e u wirb bie Arbeit in ben Söäcfe*
reien unb Stonbitoreien auf bie "Seit uon 5 b i § 9 Uhr b o r m i t =
tags befdhränlt; aufeerbem biirfen nach 6 Uhr abenbs währenb einer
©tunbe bie nötigen SSorarbeiten für bie SBieberaufnahme beS föc»
triebe« am folgetiben borgen (Anfepen beS Sauerteiges ober S?cfc>
ftüdfes, Cfcnhciaen) Oorgenommen werben, geruer fönneu bie fiattbes-
aeutralbehQrben baS ^crftelleu unb Austragen leidjt uerberblicher
Stonbitorwaren in 2 weiteren ©tuubcn'außerhalb ber 3^it beS ^aupt=
gotteSbienfteS a u t a ff en - fönneir anbererfeits auch bie ©onntagS-
arbeit noch weiter einfehränfen.
A u S n a h m S w e i f e fönnen außerhalb ber allgemein geftatte^
teil ArbeitSaeit burch bie bon ber Sanbesaentralbehörbe beftemmten
^chörben -fölche Nad)t= unb ©onn tagSarbciten ertaubt
werben, bie in Notfällen, im öffentlichen gntcreffc, aur aJe.Wachung
uon löetriebSanlagen ober aur AuSbefferung uon SetriebSeinrich ^ •
tungen noiweubig finb ober bie währenb ber SJteffert, gahrmärfte
unb fBolfSfefte einem allgemeinen föebiirfniS bienen.
T>ie iöorfchriften über bie wcrftäglidhc 9» ober Sftiinbige 35etnebS^
ruhe unb über bie ©onntagSruhe follen — cntfprechenb einem alten
Verlangen ber IBäcfcr unb Ronbitoreit — auch für alle Arbeiten umb
Vorarbeiten a um ^crftellen bon Väcfer* unb Ronbitorwarer. in
@ a ft * unb ©chanfwirtfd)aften, ©peifeanftalteu
aller Art (p e u f i 0 n c n, $ e i t a n ft a 11 e n , gabrif»
farrtinen), SB a r e n h ä u f e r n, SR üblen, anberett ge¬
werblichen Anlagen, V a h n h o.f S w i r t f d) a f te n, R 0 n =
f u m * unb a n b c r c n Vereinen gelten. Tie Vorfchriften über
bie werftägliche 9«= ober Sftiinbige VetriebSruhe follen auch auf bie An¬
lagen amu •$ e r ft e 11 e n bon $ w i e b a 4, e f S, 58 i S f u i t,
.^onigfuchen, Äebfuchcn, SBaffein. ober äRape Au*
weubung finben, für bereu ©onntagSruhe bie etnfehlägigen Vcftim-
mungeu ber ©ewerbeorbnung mahgebeub bleiben, währenb btefe
©omttagSruhebeftimmungen für bie übrigen unter bas neue ©efep
faüenben Vetriebe unb Arbeiten aufjer Kraft gefegt WcrbeiT.
Tie in § 154 Abf. 1 Nr. 5 ber ©ewerbeorbnung enthaltene Aus¬
nahme augünften ber Nachtbefd)äftigung jugenblidier Arbeiter in
Vädfcreit'n unb Konbitoreien wirb ebenfalls auSbriidlich aufgehoben,
unb aufterbem wirb flargcftcllt, bafe in gewerblichen 58ädereien unb
Konbitorcien mit minbcftenS 10 Arbeitern .bie Vorfchriften ber
§§ 134 i bis 139 aa ber ©ewerbeorbnung über bie 5Be =
f d) ä f t i g u n g ber j u g e n b 1 i dj c n Arbeiter unb ber Ar-
b t- i t e r 1 n u e 1 ; uneingcfd)ränft aur Anwcnbung fommeii follen.
gür bie Väcfereien unb Konbitoreicn mit einem ÜRotor unb weniger
als 10 Arbeitern werben bie §§ 134 i bis 139 aa ber ©ewerbeorbnung
— unter Aufhebung, ber entgegeuftehenben Ausnahmeoorfchrift in
Nr. 18 ber Veftimmungen für Ntotorwerfftätteu 00111 13. guli 1900 —
ebenfalls in Straft gefept, jeboch mit ber ben in Vorbereitung be=
finblichcn Veftimiitungcn für alle hanbwerfc-mämgen ÜRotorbetriebe
entfpred)enben aRaggabe, bafj bie Veftimmiingeil in § 135'Abf. 2, 3,
§ 136 Abf. 1 bis 3 unb § 138 ber ©ewerbeorbnung für Lehrlinge
bann aufoer Aiiwenbung bleiben, wenn mit ihnen/ ein f<hriftlid>cr
fichroertrag nbgefd)Ioffen ift, ober wenn fie bei ihren ©Itern lernen
unb bas Veitehen bei ^e h ro erhält ui ||eS burch eine [d)riftIid}C Anaeige
bei ber ipaubwerfsfainiiier feftgcftellt worben ift.
Auf $ u w i b e r h a n b l u n g c n gegen bas ©efep ift eine ©elb-
ftrafe bis au 2(KK) M ober im Unoermögeiivfalle eine ©efängnisftrafe
bis a 11 ÄRoiuiten unb bei wiebcrfjoltem iteffall cim' ©elbftrafe Oou
Soaiole fßrajtS unSHrdjito ffi* IBoltStoctjlfatirt — 1818,— XXVH. 5lr. Bl.
788
5*7
100 bic SOOO M ober eine ©efänßnisjtrafe bis ju 6 ättonaien an»
gebrcljt.
S>ie 51 uf fiept über bic SluSfitprung beS EefepeS
ift burch bic SanbeSgentralbehörben auSfdjfiehlid) ober neben ben
otbetißicpen Boligeibehörben ben EernerbeauffichtSbeamte« 511 ‘ über*
trage«.
&er £aa, tnit bcm baS E e f e p in ® t a f t tritt, fott burch
Äaiferltcpe Verorbnung mit &uftimmung beS ButibeSratS feftgefept
»erben. 1
©o$iälpoitlifcl) bebcutet biefer Entmurf einen erheblichen
gortfdpntt. Er etf üllb Wünfdbe, bie mir feit Jgaprgehnten —
leibet lange Vergeblich — Vertreten haben.
®ie Aufhebung ber Nachtarbeit’ befeitigt einen ÜNihftanb,
ber baS ßeben ber Bädergefeßen in einer Weife unglüdlid) ge*
ftaltete, Pon ber ntan fid) aufeetbalb beS BädergemerbeS nur
feiten eine Borfteßung macht, unb ber mefentlid) bagu beitrug,
bah bei ber ©erfteßung ber Badmare vielfach ben 9lnforberun-
gen, bte an ein tauberes unb gefunbeS Nahrungsmittel gu
fteßen finb, felneSmegS bie gebotene Nüdfidjt guteil mürbe. $ie
Etnfchränfung ber ©onntagSarbeit im Bäder- itnb $onbitor-
gemerbe ift faum minber micptig; benn gcrabe hier mürbe in
tJfrlebenSgetten ©onntagSarbeit noch meit über baS BebütfniS
hinaus geübt, mäprenb ihre möglicpft meitgepenbe Befeitigung
allen am ©ergen liegen muh, bie erfennen, bah bie ©tärfung
ber fittlidhen ,#räfte unfereS BoIfeS jept nodj mehr als fchon Por
bem Kriege eine gebieterifcpe Notmenbigfcit bilbet.
£>en Bebenfen, bie früher auch Pon beadjtenSmertert ©eiten
gegen biefe SNahnaptne erhoben mürben, fann eine Berechtigung
nicht guerfannt merben. 2)ie Erfahrung im Anfang beS SapreS
1915 hat gegeigt, bah eS gahlreicpen Bädern möglich mar, bei
gemiffenpafter Einhaltung ber 12ftünbigen nächtlichen Betriebs¬
ruhe fchon binnen einer ©tunbe nach beren Enbe frifcpeS ein«
manbfreieS grüpftüdSgebäd perfaufsfertig herguftellen. SNit
©ilfe eines ingmifcpen in ber Berliner BerfuchSanftalt ’fiir Ete-
heibePerarbeitung ausgearbeiteten unb erprobten NacptgärPer*
fahrenS, bei bem bas EJebäd fdhon abenbs geformt, feine eigent¬
liche Äoderung in ber Nacht bemirft unb bie Ware morgens
beim Betriebsbeginn nur noch in ben Ofen gefdboben unb auS-
gebaefen mirb, ift eS fogar möglich, 30 Nfinuten ngcf) bem Enbe
ber Betriebsruhe friftpe Brötchen gum Berfauf gtt fteßen. Sludj
bei einem BetriebSfchluh bis 6 Uhr morgens mirb baher fchon
bor 7 Uhr frifcheS grüpftüdSgebäd geliefert merben fönnen.
©onntagS erfcheinen ebenfalls bie borgefehenen 4 StrbeitS*
ftmiben bon 5 bis 9 Uhr bormittagS Poßfommen auSreichenb,
um aöe bie Waren fertiggufteßen, auf bereu Sfbfap an ben
©onntagen ein mefentlicher Steil beS Ertrages ber Slonbitoreien
beruht, unb bie an ben ©onntagen erhalten gu fönnen, ber Be«
bölferung michtig ift. SDenn bie Mehrheit ber guten ^onbitor»
maren muh fetneSmegS erft furg bor bem Etenuh angefertipt
merben; fie fann Pielmehr fchon am £age Porper Poßftänbtg-
ober menigftenS fomett fertig pergefteßt merben, bah fie am
©onntag nur noch menig Arbeit erforbert.
Gegenüber biefen gortfepritten tritt bie grage in ben
©intergrunb, ob ber Entmurf and) in aßen Emgelpeiten glüd«
lid> ift, SlßerbingS hätten mir g. B. gemiinfdl)t, bah entfpredjenb
bet in ber Berpanblung bom 15. ©eptember 1915 bon Slrbeitern
unb Unternehmern gefteßten Bedangen bic Befugnis, auS-
nahm^meife Nacht* ober ©onntagSarbeit gu erlauben, fchon im
NeiihSgefep ben i^agu am meiften berufenen ©emerbeauffichtS»
beamten übertragen unb bah barin bie 2J?ögIid)fcit, baS ©er-
fteßen unb SluStragen leicht berberblidher ^onbitodoaren an
ben ©onntagen über bie gefeplich bafür freigegebenen 4 ©tun-
ben noch in 2 meiteren ©tunben gu geftatten, nicht borgefehen
morben märe.
2lber biefe Slnsfteöungen finb nicht mefentlieh. 2ötr be-
gtiihen ben Entmurf mit 3reuben unb hoffen, bah ihm ber
Nei^Stag balbigft guftimmen mirb. ??•
fmrfajpenjnfrijfiffe aus Mitteln.
Eins ber f^merften ©emmmffe, baS ber N?affenherfteßung
bon J|Ieinmohnungen jept cnfcgegenfteht unb mahrfrf)einlich auch
für eine Neihe bon fahren ber llbergangsmirtfchaft noch ent-
gegenftehen toirb, ift bie gemaltige ©teigerung ber greife für
bie Bauftoffe. 4)agu fommen bie infolge ber Neuerung ftarf
gefteigerten fiöhne^ ferner bie ©teifheit beS KapitalmarftS.
Neubauten fönnen baher nur gu fehr biel höheren lloften er¬
richtet merben als bie ©äufer bor bem grieben. ©oßen alfo
bie ÜNieten in ben Neubauten auch nur bie Unfoften unb bie
Berginfung beefen, fo muffen fie fehr biel höher bemeffen merben
als bie SNieten in ben älteren ©äufern. 4>ie golge aber mürbe
fein, bah auch bie üNieten in ben bor bem Kriege erbauten
©äufern in bie ©öhe fchneßen — fpefulatibe ©auSberfäufe,
Bereiherung eingelner burch unberbienten SßertgumachS mären
lmauSblciblich. könnten bann aßmählich mieber ©äufer gu nor¬
malen greifen gebaut unb in biefen ©äufern bie Mieten
niebriger angefept merben, fo entftänbe für bie burch <^pefu-
Iation berteuerten ©äufer eine fchmere ^rife, mährenb bie Er¬
bauer ber im Kriege unb in ber erften 3eit nach bem Kriege
unter ben SleuerungSberhältniffen errichteten ©äufer tatfächlich
fchmere gelbliche Einbuhen erlitten. ES ift baher erflärlidj,
bah fomohl ber pribate mte auch ber gemeinnübige Wohnungs¬
bau fich fo lange fehr guriicfhaltenb geigen merben, als nicht bte
grage geflärt ift: Wer fommt für ben BreiSunterfchieb gmifchen
ben unter anormalen Berhältniffen erbauten ©äufern unb ben
unter normalen Berbältrflffen eniftanbenen älteren unb gufiinf-
iigen ©äufern auf?
SOiefe grage mirb aßmäblich gum fpringenben Bwnft bet
aßen Borfchlägen gur Befämpfnng ber SHeinmohnungSnot. 2)ie
aßgemeine Slnficht geht bahin, bah baS Neich eingreifen müffe,
ba bie Notlage burch ben törieg entftanben fei, alfo Neich^fa^c
fei unb aus Neichämitteln befämpft merben müffe. S)er Woh*
nnngSauSfdhuh beS NeichStagS nahm am 20. 2lpril b. 3- eine
Entfchliehung an, ber bie Bofloerfantmlung beS NeichStagS am
10. 9Wai guftimmte, bah baS Neich 500 SNtßionen SNarf auS
Neid)Smitteln für biefe 3ß>«fe bereitfteßen möge, „ba eine Neu*
bautätigfeit aßein auf pridatmirtfchaftlicher ©runblage megen
ber Baufoftenterteuerung unb ber anbermeitigen Snanfprudh-
ncahme beS ^apitalmarftS mährenb ber ÜbergangSgeit unmög¬
lich erfchetnt". (Bgl. ©p. 509.)
Bor furgem .ging eine Nachricht burch bie Bteffe, bie NetcbS*
leitung fei gu einer gelblichen 3Nitmirfung bei ber @emäbnmg
Pon 3nfchüffett gu ben Baufoften grunbfähltch bereit unter ber
BorauSfepung, bah auch bte BunbeSftaaten unb bie (SJemeinben
fich an biefen mirtfchaftlichcn ©ilfSmahnahtnen beteiligen. ES
fchmeben hierüber gurgeit Berhanbhtngen gtoifchen bem
mirtfchaftSamt unb ben ßanbeSregterungen. Sind) ber pteu-
hifche ©taatsfommiffar für baS WohnungSmefen hat bereits in
einer Befpredhung mit Bertretern ber Berliner Borortgemein-
fchaft Enbe 2luguft mitgeteilt, bah bie ©taatSregierung grunb-
fäplich bem EJebanfen guftimme, bie ©pannung gmifchen ber
jepigen Überteuerung unb ben fpäteren Normalbaufoften burd)
öffentliche ©elber auSgugleidhen, bte in einem ’beftintmten Ber-
hältnis oon Neich, ©taat unb Efemeinben aufgttbringen feien.
4) er ©taatsfommiffar fprach bie ©offn^ng auS, bah bie Bet*-
hdnblungen gmifdjcn ben beteiligten ©teßen bis gum Wteber-
gufammentritt beS NeichStagS fo meit geförbert fein merben,
bah ber NcichStag bann bereits über bie Beteiligung beS Neid)3
Befdjluh faffen fönne.
S)er ©taatsfommiffar empfahl ferner, bah bie Eemeinben An¬
träge auf BetoiHißung Don Qufchüffen fchon jebt tinreijhen möchten.
5) iefe Slnträge müfeten felbfmerftänblich eiatgehenb begrünbet merben.
Befonberer Wert merbe au<h bnrauf gelegt, bah bie ^ubuftrie fich an
ber SBohnungsfürforge beteilige, mofür gegebenenfaUS nod^ bie ge¬
eignete gefebliche ®runblage gefdjaffen merben foßte.
Nadjbetn alfo bie grunbfäbliche gtage ber Bereitfteffnng
Pon öffentlichen 9Nitteln gunt äuSgleidh ber Überteuerung bei
ber WohnungSherfteßung geflärt gu fein fdjeint, fommt eS nun
noch barauf an, bie g m e d m ä h i g ft e g 0 r m gu ftnben. S«
ber Entfd)liehung beS NeichStagS Pom 10. 3Nai mürben für
bie geforberten 500 SNißionen 3Narf aus NeichSmitteln b r e t
BermenbungSgmede genannt: a) ©emährung Pon Bau*
gufchiiffen; b) ©emährung Pon bißtgen Darlehen; c) Bilbttng
eines Biirgfd)«ftSfonbS. 8Iuf ber Tagung beS Babifcheit
öanbeSmohnungSPeretnS am 21. unb 22. %uli in Karlsruhe
ftanb gleichfaßS bie grage ber SNehrfoftcnbcdung im Borbev-
grunb ber Berpanbiungen; Oberbürgenneifter ^uper-
SNannheim hielt einen Bortrag: „Neid)Sgufd>uh unb
SNietginSregelun g w , ber fepr beacptenSmerte Borfcplägc
über bie gmedmähigfte gorm ber 3Nehrfoftenbedung auS öffent¬
lichen SNitteln brachte J ). lluper übt $ritif an ben unter b) unb
c) gemachten Borfchlägen ber NeidpStagSentfchliehung: bei
J ) Veröffentlicht als ©eft 1 ber ©hriften gut Wohnungsfrage,
herausgegeben Pon feen babijjdfB* unb müxttembergifchen fianbes-
mohniucgSPeceincn. Vertag Braun, ÄarlSrupe i. B. 1918.
78Ö
©Odwtc $ia#* unb ffii ‘ 1Ö18 ^ XX^. ft*. b£
7ft0
per VürgfchaftSu&rnahme (c) mürbe burd) bie VürgfdktftS-
feiftung Piel Kapital auS öffentlichem Mitteln einfach Perloren
gehen unb eine hefotibere Velebung ber priPaten Unternehmer»
tätigfeit trofcbem nicht erfolgen, ba ja bie Spannung amifdjen
überteuertem unb normalem VaupreiS bleibt; baS billige
Darlehn (b) fei nur eine anbere gorm eines SftentenaufchuffeS
an ben llntemebmer, böte aber feine fiebere ©ernähr für baS
ViflighaUen ber Mieten. 0a bleibt aus ber ©ntfdjliefeung nur
Vunft a: ©emährüng bon Vauaufdmffen. Diefe S3auaufd)üffe
fönnen nun- entmeber in ber gorm einer einmaligen Kapital»
'abfinbung ober in aßmählichen 9ientengufd)üffen geleiftet
merben. Shtfcer fpridjt fid) entfdjieben für bie Iefcteve gönn
aus, unb amar foß mit -biefen 3ufd)üffen auS öffentlichen
■Kitteln augleid) eine Regelung ber Kietainfe erfolgen, bamit
auch mirflid) bie am meiften Vebürftigen, bie Kieter bon
Sleinmohnungen, ben Stuben bon ben Vaufoftenaufchüffen haben.
Die ©ebanfen, bie in bem Vortrag in furaer 3ufammen»
faffung geboten merben, bat Oberbiirgermeifier ®ufcer aus¬
führlicher in einer Denffdjrift niebergelegt, aud) bat et feine
Vorfchläge bereite in bie fefte gorm eines „© n t m it r f e S
eines Veid)8gefefceS über bie ©erftellung
unb Vermietung bon SB o h n iritgen" gebracht.
SBirb bie (Spannung amifdjen ben normalen unb über¬
teuerten Vaufoften in gorm bon Vaufoftenaufchüffen in
Jftentenform aus öffentlichen Kitteln gebetft, fo miiffen biefc
3ufd)itffe fo hoch bemeffen merben, bah bom Kieter nur eine
normale Kiete au beefen bleibt. SeibftPerfiänblid) befommen
bie öffentlichen ©emalten burch bie ©emährüng ber 8ufd)üffe
auch ein ftarfeS Kittel aur Regelung ber Kietainfe in bie
©emb, unb aioar fönnen fie nicht nur auf bie*Kieten in ben
neuen Raufern einmirfen, fonbern regulieren bamit augleid)
bie greife auf bem SBohnungSmarft überhaupt, $uper gibt
in feiner Denffdhrift auch eine ®larfteßung beS VegriffS „an¬
gemeffene Kiete", unb mit ber bon ihm gebotenen STuffaffung
fönnen fid) fomobl bie Kieterfreife mie auch baS reelle
Vauunternehmertum unb ber reelle ©auSbefifc burdhauö
einberftanben erflären.
Die „angemeffene Kiele" foll nach $uper beefen: a) bie Ver»
ainfang beS im ©aufe mbenben eigenem! unb fcembeti ■ ÄapitalS,'
b) eine angemeffene DilgungS- ober SlbfdjreibungSquote; c) beu
ftuftoanb für bie bauliche Unterhaltung beS Kaufes; d) eine ange¬
meffene Ouoie für KietauSfäße; e) bie ©n)fc|äbiguna für bie Vet-
toaltungSarbeit beS ©igentümerS. hierfür toerben ©ape amifdjen
5 unb 10 b. ©. ber Kielen je nach ber ©röfee unb ber 81rt ber Käufer
angefefct.
58ei ben unter ber $riegSteuernng hergefteßten ©äufern
mirb ber Voften a unPerhältniSmä&ig grofe fein, hißt haben
bann eben bie 3ufd)üffe auS öffentlichen Kitteln bie (Span¬
nung au beefen. Der SBeg in ber SJkajiS mürbe fid) ungefähr
folgenbermafeen geftalten:
«93ei neuen Raufern niujj, ba ber $reis für gleiche SBareu
nicht Derfdpeben fein fann, im taefentlidjeni baS Entgelt — bic
Kiete — fo ho<h bemeffem merben mie bei fdjott befteljenben. Dem
Grbauet ber Käufer ober ihrem Vefiher aber muft bie ange¬
meffene ftente gemährleiftet merben. Der Unterfchieb amifchen
bem augeftonbenen Entgelt unb biefer angemeffene» ftente mu& alfo
bauernb, b. !)• bis a uc 8lmortifation bes VaumerteS, gemährleiftet
merben .... liefet Bufdjufe aber mürbe grunbfäplidj bon
fdjmanfenber ©ölje fein, ©obalb nämlich bie mafegebenbe
öffentliche ©emalt erfennt ober ertennen miß, bafe ber &erfteßung$-
preis beS Kaufes auch im „VeparrungSauftanbe" ein ©ntgelt er-
forbert, bas über ben beftehenben Kietpreifen! liegt, mirb fie au*
laffen, bitfen au erhöhen unb bamit ben Unterfchieb auüfd)ßii ange-
nteffener 9tente unb midlichern Entgelt bertleinern .... ^ft ber
VeharrungSauftanb ber S3au!often mirflich eingetreten, fo mirb bon
ba ab bie auläffige Kietrente ber angemeffenen 9tente gleich fein.
3uf<hüffe merben alfo für meitere neue Käufer nicht mehr gemährt
merben; für bie erbauten merben fie fortbeftehen .... SEBürben
Bufdhufehäufer ein längeres Seben haben, als ber StilgungSaeit beS
Kapitals entfprid>t, fo fönnten an ber nachher noch eingehenben
Kiete bie aufchufeleiftenben Äörperfchaften beteiligt . fein; bemi ihr
Bufdjufj hat bie Tilgung ermöglicht."
$er bo-n ^uper borgefchlagene SBeg ber fortlaufenben, ben
ltmftänben nach fchmanfenben 3ufdhüffe erforbert natürlich l>e-
beutenb mehr VermaltungSarbeit als einmalige ä fonds
perdu gegebene Vaufoftenaufdhüffe beim Vau beS Kaufes.
5tropbem erfcheint ber SBeg ber 3ufdhüffe Porauaieben, Pieil
bamit bie öffentlid)en ©emalten bie Regelung ber KietainS-
preife unb oud) bie ©eftaltung beS SBohnnngSmarftS feft in
ber ®anb behatten. 3ufchüffe foUen nämlidh nur ba gegeben
merben, mo ein mtrflitber Vebarf ept SBohuungSbauten hetPor-
tiitt alfö ber ^leintoohnungSbau, unter Umftanbett au<& ber
Vau mittlerer Mahnungen mirb geförbert. Dem plantofen
©rrichten „hochhßtrfchaftlicher" SBohnungen unter fdjmerer
SBernachläffiqung beS ^leinmohnungSbaueS, mie eS Por bem
Kriege beim fpefulatiPen SBohmmgSbau leiber üblidh mar,
mirb baburd) ein Damm gefept.' Die VermaltungSarbeit mirb
fidh PieUeidyt aud) meniger umftänblidh geftalten, als eS auf beit
erften Sfugencblicf erfcheint, benn beim SBohnungSbau merben
fich beftimmte Dppen herauSbilben (jeht unb in. per tiber-
gangSmirtfchaft unter bem Drmf ber Knappheit an- 5^rbeitS*
fräften unb 9tohftoffen mehr als je Porher), Jo ba^ fidh.je
nach ben .örtlichen Verhältniffen feftff ehenbe. <^ä4e über Van-
foften, Kieten, bie angemeffene Slente unb.bie netmepbigpn
8ufd)iiffe herauSbilben merben.
©öffentlich finbet bie Denffchrift beS Mannheimer Ober-
bürgermeifterS gerabe jefet, mo bie Srage ber Voufpften-
aufeßüffe aus öffentlichen Kitteln fpruthreif au merben beginnt,
gebühreube Veadjtung. ^fueft menn ber ber Denffchrift bei¬
gefügte ©efepentmurf nicht in Poßem Umfang übernommen
metben fann, fo bat bod) ber ©ebanfe ber iaufenben unb ab-
geftuften 3ufd)üffe bis aitr Tilgung beS VaumerteS ber über¬
teuerten Vauten biel S3eftedhenbeS. Äudh auf bem ©ebtet beS
SBohnungSmarftS fönnten mir bann an einer „geaiigelten
VriPatmirtfchaft" fommen. DaS freie Unternehmertum fgntt
im „freien 0piel ber Kräfte" meiter malten bei ber ©rfteUung
bon ©rofemohnungen; beim Vau Pon ®Iein>- unb Kittelmoh-
nungen aber tritt görberung burch bie öffentlichen ©emalten
unb Schuh ber Kieter ein, unb ber reelle ^Bauunternehmer uno
©auSbefiper fann benhodh eine „angemeffene", menn auch ferne
fpefulatiPe ßtente babei finhen. ©Ife SüberS.
Der iotfar an bie firuppfchen Sliietiev. 8tm 11. Septen^ber
hat ber Raffer an 1500 Sfrbeiter ber $ruppfd)eu SBerfe eine
mannheraige Slnfprache gehalten, in ber er feinem Danf für bie
übermältigenben ß e i ft u n g e n. ber SSßerfe SluSbrud gab. „@ine
gana ungeahnte Köbiimadhung ift eS gemefen, twiefe amei4e, in«»
b it ft r i e U e K o b i I m a dh u n g, ahne Unterfchieb beS SöterS
unb ©efchlecht^/ eine Slnforberung, mre fie noch nie an bcrS
beutf^e Volf gefteßt morben ift, unb trohbem ift ihr mißig unb
freubig entfprodhen morben. Da möchte ich Por aflem Dingen
meinen mannen Danf als ßanbeSPater auSfprethen. beit
5 r a u e n fomohl als auch ben Käbchen unb ben Känuent; bafe
ße fo opfermtßig ihre Vflicht getan haben, trofc ber erbrüdtenben
Sorgen Por 9?ot unb ©lenb, bie uns aße getroffen haben. €S
foß feiner in unferm Volfe glauben, bab ich barüber nicht Ve-
fdhetb meifc. . . . §ch habe ©ure Sorge im tief ft e«
©eraen empfunben." Der Slaifer befannte freimütig,
baß manches hätte anberS gemacht merben fönnen unb bah bar¬
über nun hier unb ba Kifeftimmnng herrfche. Die Sd>ulb an
aß bem treffe aber lebten ©nbeS ben geinb. Unb bar um miß
ber $aifer bem Kriege ein balbigeS ©nbe machen: „©in jeher
Pon ©ud) bis in bie fernfte ©efe unfereS VaterfonbeS toeife, bafe
ich feinen Schritt unperfudjt gelaffen habe, unferm SBoIfe unb
unfrer gefamten gefitteten europäifdien SBelt biefen $ri.eg>
lidhft abaufüraen." Slber bie Sfntmort mar bisher immer nur
cuSgefprochener SBernidjtungSmiße, unb biefern „muffen mir ben
abfoluten 3BiIlen,unfere©?i ft enaau mähren, ent-
gegenfefcen." biefer ©rfenntniS muffe jeber Deutfifte boS
Slufeerfte a«r fiegreichen Slbmehr aufb-ieten. Der Äaifer betont
-immer mieber, baft eS fich um ben DafeinSfampf
beutfd)en VolfeS hanbelt, bafe eS „umS ©anae geht": „SBir
miffeu nicht, mann baS Gingen beenbigt fein, mirb, aber baSeine
miffen mir, bafe mir ben ^ampf beftehen müff.en." 3mn
Schluffe ruft ber $aifer aur ©inigfeit beS VolfeS in ber £peue
beS SluShaltenS auf. „Keine Vitte unb meine Sluffocberung
an ©ud) unb burch @:ud) an bie gef amte Slrbeiter-
fchaft, bie fich fo aü S g ea e ich tret • unb' tiiidhtig
b e m ä h r t hat, unb burch an baS gefamte beutfehe SSolf
geht bahin: gür mich uitb mein Verhältnis an
meinem Volf finb mafegebenb meine SBorte
Pom 4. Sluguft 1914: fenne feine Varteien, fenne
nur Deutle 4 . Unfere Parteien haben eS nicht Perftanben unb
finb im Kriege nicht auf ber ©öhe. ©S ift jeht feine Seit für
Varfeiungen. SBir muffen uns jefct alle aufammenfchliehen au
einem Vlotf, unb hier ift mohf am erften baS SBort am Vfa&e:
»SBerbet ftarf mie Stahl 4 , ipib bet beutfehe VolfSbfPcf, $u
791
792
Soaiale Praxis unb ?lrd)iü für BollBtoohlfaljrt — 1918 — XXVII. 9tr. ol.
aufämmengefchmeifet, bei* foll bcm Feinbe feine Kraft aeigen."
- Siefe§ BefenntniB beB Kai fers? au' ber Bolitif beB 4. 4fiüiguft
ift um fo bebeutungBPolIer, alB auch bie Slrbeiterfdjaft alter
^Richtungen immer mieber fid) au biefer Bolitif beFannt fjot,
bie chriftlichc erft eben mieber in einem 25anftelegramm beB
in 2miBburg tagenben ©brifttidien 2RetaHarheiterPerbanbeB an
ben Inifer anläßlich ber Offener Siebe. 33eibe 0eiten haben
gefprochen: im. Kampfe um Seben unb £ob ftebt baB ganae
beutfd>e Bolf einmütig aur SanbeBPerteibigung.
Bon ber Stimmung ber bcutfdjen Arbeiter mirb in biefcn
ernften Soeben diel gefprochen. £af 3 fie gereiat unb bitter ift,,
mirb offen überall augegebert, unb atoor mit um fo mehr 9ted)t,
alB bie Seinbe fid) ungeheuerlich irren mürben, menn fie baranf
irgenbmeldje Hoffnungen für baB (Mingen ihrer Bernid)tungB»
Pläne fepen mürben. 2)ie nädjftlicgenbcrt ©riinbe ber Miß*
ftimmung finb natürtid) in bem Siiirffdüag an ber Seftfront
unb in oem langfamen Boranfommen bei* preufeifchen Sabl-
reform au fuchcn. Qn erfterer ,©tnfirf>t barf aber einfcpränfenb
bemerFt merben, bafe bie ganae beutfche Slrbeiterpreffe fid) Pon
mehleibigen SReflcFtionen 3 tenilirf> freihält, nichtB Perloren gibt
uüer ben ^ufiouen Port Greifen, bie in ber Slrbeiterfchaft
Feinen Boben hoben, unb baB $eftbalten an ber SanbeBPerteibi»
gung Fräftig betont. SaB bie Sablteform anlangt, fo Flingen
atlerbingB auB ber Slrbeiterpreffe Fräftige 5£öne herauf; aber
baB.ift ja einfad) felbftPerftänblid) unb cntfpridjt ber Seelenftim»
ntnng faft beB gefamten BolfeB. Hingegen Fommen in ber £ageB»
preffe immer mieber biejenigen Urfachen ber 2RiMtimmung an
fura, bie in bem bitteren Kampfe ber organifierten Slrbeiter»
fchaft um ihre tatfäd)Iid)e ©teichberedhtigung, im 9tr-
beitBPertrag liegen, tiefer fid) in ben ©emerffchaftB»
blättern beffer miberfpiegelnbe Kampf nimmt aber an HcftigFeit
mehr unb mehr au. Beaeidjnenb ift, maB bie „Bergarbeiter»
aeitung" am 14. September fchreibt: „25ie Arbeiter motten
gleichberechtigt mitbeftimmen bei 1 ber ^Regelung ihrer ©rmcrbB*
Perhältniffe, mollen nid)t mehr alB blofecö „^nbuftricfnlter" be-
hanbelt merben, fonbern mit ihren BcrufBorganifa»
1 1 o n e n genau fo anerFannt fein mie bie Arbeit*
geber. Ser biefer ©ebot ber Stunbc PerFennt, Iper fid) bemüht,
bie längff unaeitgemäfj, muffig gemorbenen Herrenred)te an er*
holten, ber ift ber innere ?jfeinb, beffen Befiegung notmenbig
ift, um bie Bettei bigungBfraftnnfereB BolfeB an ftählen, eB tat»
fächlicb unüberminblich an machen! Helfe jeher, ber eB ehrlid)
meint mit unferem Bolfe, biefeB 3iel a« erreichen." — ©erabe in
ber Sdhmerinbuftrie fpiclt bie Frage ber BerhanblungB«
ber et tfchaft mit. ben Slrbeiteroerbänben eine Faum hoch
genug etnaufchäfecnbe Stolle. Sie hat aud) ben Berlauf ber ©r»
eigniffe im Bergbau in ben lepten Soeben mitbeftimmt. 3u
ben Fleinen örtlichen SlrbcitBeinftcHungen im Bergbau beB
Offener BeairfeB märe eB, meint ber „BormärtB", überhaupt
nicht geForamen, menn fid) bie Organifation ber 3edjenbeftper
baau Perftanben hätte, mit ben Slrbeiterorganifationen eine
Berftänbignng über bie Sohnfrage an treffen. 2)er gleirfje ©e»
banfe Flingt in bem freigemerFfcbaftIid)en Bergarbeiterblatte
immer mieber an. 2)aj3 bie ©emerffdjaften felbft an ben Be»
megungen Feine Schulb tragen, ift unameifelhaft. Sie haben
and) gegen ein Übergreifen ber StrciFB auf baB Stuhrgebiet eine
auBbriicflidie unb fchetnenbB burchauB erfolgreiche Sarnung er»
laffen. örtliche StrciFB in Sberfchlefien finb Pon ihnen ebenfo
wenig gemollt ober Peranlaht marben. ®cr freige)i)erFfd)aftlid)e
BerbanbBfeFretär Söffler hat fid), mie bie „BreBlauer BolFB»
macht" beruhtet, in iiattomip mit großer Sdjärfe „gegen biepon
einer Seite aufgeftelfte Behauptung gemanbt, bafe fid) biefe Be»
megung alB eine iiberauB gef dürfte B?ad>e ber Wrbciterorganifa«
tionen barftelle; für bie febäbige Behauptung fei natürlich
nicht ber geringftc BcmeiB au erbringen. Sie ftelle fidh alB eine
leichtfertige unb fchmerc Beleibigung ber OrganifationB*
leitungen bar". Ser Schilb ber (Üemerffdiaftcn fei rein, unb
alle Bemühungen, au einem beftimmten 3lPcd baB (Gegenteil au
bemeifen, 'feien Pergeblid). Stuf ber ftonferena ber Bertreter
pon mehr alB 100 Crtspcreinen, auf ber Söffler biefe 3luB»
fiihrungen madite, mürbe allgemein bie Srfgtlb an ber Berne»
gung in einer fdimcr erträglichen Weftaltung ber GrnährnngB»
Perhältniffe unb in bem ungeniigenbeu (rntgegenfommen in ber
Sohnfrage gefudit. 3a ben ferneren Mnläffen ber Unaufricben»
heit gehört aber and) bie nernöfe Weretathcit mancher SerFB»
beamten, bie fiel) au einer ftfüetfiten BelmnMung ber Arbeiter
hinreificn laffen. So mirb in ber „Bcrgarbeiteraeitung" be»
richtet, baf? auf mehreren 3edien Betrichobcamte nid)t nur un¬
flätige Sd)impfmorte gebraudht haben, fonbern gegen Sügenb»
li(he fogav tätlich gemorben feien, fobah baB (SemerFfdhaftBblatt
ihnen auruft: „Sehrt euch! Schlagen ift Perboten, Sieber»
f(hlagen aber nicht!" äRatt fann fid) leid)t Porftellen, mie folche
Borgänge auf unfere felbftbemufetc beutfehe 3lrbeiterfchaft mirfen
rnüffen, 9luch bie -Behanblung ber Slrbeiter burd) behörblichc
Stellen, inBbefonber^ burch bie mit ber Hanbbobnng bcB Ber-
fammlungBrechtB betrauten Beamten, läfet biBmeilen a»
münfd)en übrig unb mehrt baburch bie allgemetne Bestimmung.
Senn eB fich auf btefem Gebiete in fepter 3eit ebenfaKB be»
fonberB um Klagen ber Bergarbeiter gebanbelt hat, fo läfct
fidh bod) nicht PerFennen, bafe bie Unaufriebenheit mit ber Ber.»
fammlungBpoliaei in ÖemerFfdhaftBFreifen gana allgemein ift-
2lüe biefe Elemente, auB benen fid) bie gebrürfte Stint»
mung ber beutfehen Slrbeiterfchaft mit aufammenfept, barf man
nid)t einfach überfefjen. Sind) menn in ben fragen ber hohen
BolitiF ©ntgegenFommen an bie Slrbeiterforbemngcn geaeigt
mirb, bleibt hoch bie unPerftänbige Behanblung ber ©emerf»
fchaften unb beB einaelnen SlrbeiterB burd) SerFBleitungen unb
burch Behörbcn, Por aüem aber ber ftarre Hcrr-tni-Häufe-
Stanbpunft ber Schmerinbuftrie, eine ernfte ©efabr für bie
fernere (Sntmirflung ber BoIFBftiminung. Shr au begegnen,
fomeit bteB eben möglich ift, gehört genau fo au ben Slufgaben
unferer 3^age mie bie 2Ritarbeit an ber Söfung ber reinpoli»
tifd)en fragen. _
Ufllhsentäljnnuj rnü» gfbfttsljfllünig.
^te Brotration auf ber alten 25er StaotBfeFretär
beB $riegBemäbtmngBamtB hat angeotbnet, bah Pom 1. £)Ftober
ab mieber eine aehnproaentige Strerfung beB BroteB mit Kar¬
toffeln erfolgt. 3u biefem 3loocF merben ben Kartoffeleraeugern,
fomeit fie gleidjaeitig ScIbftPerforger in Brotgetreibe finb, bie
erforberlichen Äirtoffelmengen • beiaffen, gerner merben ben»
jenigeit KomrnunalPerbänben, benen im SirtfchaftBjahr 1917
$rrfd)Fartoffeln a«t Brotftrerfung angelPtefen Waren, bie auf
Strerfung benötigten Srifdtfartoffelmengert mit 750 ©ramm
möd>entlidh auf ben Kopf ihrer brotPerforgungBberechtigten Be»
PöIFerung für bie 3ett Pom 1. OFto.ber 1918 biB aum 20. Suli
1919 Pon ber 9teidjBfcirtoffelftere befonberB augeteilt. 25en
übrigen KommunalPerbänben follen burd) bie Srorfeufartoffel»
BermertungB-©efcIIfd)aft (25efa) Pon einem noch 5 « beftimmen«
ben SeitpunFt ab £rotfenfartoffeIeraeugniffe aum gweefe einer
aehnproaentipen Brotftrerfung geliefert merben; biB au biefem
Seitpunft mtrb ihnen alB ©rfap für bie fehlen-ben StrerfnngB»
mittel eine 2Renge Pon 20 ©ramm ÜRehl auf ben Kopf tmb ben
£ag augemiefen merben. — $emgemä| erhöht fid) bie Station
Pom 1. £Ftober ab etnfchliefelidh ber StrerfungBmittel auf 220
©ramm, fo bafe bie Brotratto'n mieber bie alte Hohe erreid)t.
2ie ©rfdffuitg ber Kartoffelernte. 25ct foaialbemofratifche Partei»
üorjtmtb unb bie ©eneralfommiffion ber ©etuerffchaften 25eutfd)lanbc-
haben an ben SteichBfanaler eine 2enffdhrift über baB (irnährungB*
rnefen gerichtet, in ber fie auf bie fteigenben ©rfjmierigfeiten ber
SebenButittelberforgung unb bic baburd) herborgerufenen ©efahren
für bie BoIfBgefnnbheit unb bic Stimmung ber Bebölferung hinmeifen
unb in ber fie ferner eine Erhöhung ber Kartoffclration bon 7 auf
10 SJSfunb alB bringenb bcacichnen: „2)ie Beibehaltung ber Kartoffel»
ration bon 7 ^Pfunb inu| bie Bebölferung al§ Begiiitftigung bcB
3chleid)banbetB empfinben. Sir müffen batjer aufB bringcnbfte er»
fuchen, au beranlaffen, bafe aüeB gefebieht, bamit bie gefamte Kartoffel»
oriue bon ber öffentlichen Bemirtfchaftung erfaßt, burdh geeignete
Slcaßnöhmcn bie borhanbenen 2ranBportfchn)ierigfeiten bemältigt unb
eine mefcmliche Erhöhung ber Kartoffelration befriebigenb burd)»
geführt totrb."
§f0jtaür gufiÄTüin
Bon ben Proletariern beB ©cifteB unb ihren Sciben im
SeltFriege fpricht ©bgar Steiger in einem Sluffafc „Schrift-
fteßerelenb", ber fid) in ber „Stcuen 3oit" 9tr: 23 finbet.
Steiger fdhilbert bie Fläglidhe Sage, in bei* fid) aohIreid>e freie
Sdmiftfteller befinben, meif bie Leitungen feit 30 fahren au-
meift ihre Scilcnhonorare nidbt erhöht, im Kriege aunt ^eil bic
Säpc ber feften Mitarbeiter herabgefept unb unter bem 25rurfc
ber Bapiernot baB Feuilleton unb anbere Steile, in benen Wert»
Polle geiftige Arbeiten abgebnirft au merben pflegten, cingc-
fchränft hnben. Steiger ficht, fomeit biefe 3uftänbe burch bie
StürffidüBlofigFeit geminnfiiehtiger Berleger Perfdptlbet finb,
augenblirflid) Faunt irgenbein Mittel, baB ernften ©rfolg Per»
fpräche. 25aran ift, mie er mit 9fted)t auBfüIjrt, baB gehlen einer
793
(Soziale SßragiS unb Archw für BolfStophlfahrt — 1918 — XXVII. Ar. 51.
794
ftarFen, geWerFfdhaftlid) benFenben, auf Gun ft unb SBitarbeit |
ber-Berleger in ben eigenen Reiben beraichtcnben Organifation
her @d)riftftetler fchulb: ,;®inter bem 0 d)riftfeher unb Buch-
bruefer ftefjt eine ftarFe GetoerFfdhaft, bie ibm eine menfehen-
würbige £ebenShalümg berbütgi; ber freie @chriftftellet aber
ift ein ßuntpenproletarier, ber Dag unb Badrt nur auf ben
Augenblidf lauert, Wo er irgenbeinem feiner 3wnftgenoffen burd)
Unterbietung beS 3eitebh<worarS ba& bißchen Brot bor ber Bafc
wegfd>nappcn Fann." Ungefähr. aur gleichen 3eit bringt bie
„®ölnifdhe 3eitung" £inen „Botfdyrei ber freien Berufe" Dort
einem gelbgrauen. tiefer fragt: „SSer Füinntert fid) um bie
im ^eereSbienfte ftehenben Angehörigen ber freien Berufe, ben
jungen Arat, Anwalt, Ingenieur ober Architekten?" 5Dtefe feien
mit ihren gamilien beftenfaHS auf baS Fiimmcrlid)e ßeutnantS-
ober Aratgehalt angewiefen, bemgegenüber bie BiiftungS*
arbeiter, beren Berbienfte man übrigens nidht neiben fofte,
beffer ftünben. Auf einen anberen fdhwer notleibenben Beruf
lenft g, $ilbcbranbt in ber „Boff. 3tg." baS Augen-
nterF: bie B r i b a t ft d> u 11 c b t er i n n e n oerbienen heute
noch troß ber ^riegSteuerung Gehälter bon 100 bis 170 JC bei
einer Borbilbung, bie berjenigen ber öffentlichen ßehrerinnen
entflicht. 5Die bon mannen Gemeinben bewilligten 3ulagen
bon 10 JC monatlich finb gana-unaulänglid), unb ber ©taat
macht bie Gewährung bom.300 Ji 3ulage jährlich babon ab¬
hängig, baß bie Gemeinben eine ebenfolche gewähren, WaS biel-
fadh nicht gcfchieht. _
©artfumhibjirungen pjriftyf« Jlrtitttgjlrfm nni>
Arbeitern.
Tariflöhne £ödhftlöhnc. !gn ber „äöeftbeutfdhen Arbeit-.
geberaeitung" Br. 17 beröffentlid>t ber Borfißenbe beS Arbeit-
geberbunbcS für baS Baugewerbe in ber Bheinprobina eine
Befanntmad)ung, aus ber herOorgeht, baff bie ®riegSamt-
fteüe Goblena folgenben Grlaß herauSgegeben bat:
„Bom 1. Auguft biefeS Jahres ab wirb bk Genehmigung bon
Bauten nur noch unter nadjftehenbcn Bebtngungcn erteilt: Die AuS*
fiihrung ber Bauarbeiten wirb unter ber Bebingung genehmigt, baß
fämtliche beteiligten Unternehmer fich ftttfte an bie beftehenben Tarife
ober örtlichen Sohnbereinbarungen hotten. Bei Berftößen hiergegen
wirb unnachfichtlid) ber Bau eingestellt."
SBäbrenb biefer Grlaß an ficf> Wohl geeignet fcheint, tarif-
treuen girmen (schuß an gewähren unb bamit augleid) bie Ar¬
beiter in ihren berechtigten Bßitnfchen au unterftüßen, führt
b,er ArbeitgeberöunbSborfißenbe ihn auf fein Grfuchen an bie
StriegSamtftelle auriitf, bic Arbeitgeber möchten bor bem Ab-
fperoftigniacben ber Arbeitskräfte gefd)iibt Werben. Gr bemerFt
in biefem Sinne au bem Grlaß:
„GS liegt nunmehr im ^ntereffe unferer Sftitglieber, bie tarif*
liehen Beftimmungen unb bie getroffenen Bereinbarungen genau inne*
auhalten, unb ferner, baß fie uns btejenigen Unternehmer unberaüglich
mitteilen, bie mittelbar ober unmittelbar burch Prämien, burch 3 a h=
lung bon Sturtbcn, itt benen nicht gearbeitet wirb, burch Gebens*
mittel unb berglcicßen mehr über bie Tariflöhne hinaus Bergütung
gewähren. SBir werben es uns befonberS angelegen fein laffen,
ber ÄriegSamtsftelle bie fich gegen ben Tarif unb bie Bereinbarungen
berartiger Berftöße fdjulbig mädjenben Unternehmer mitauteilen,
unb auf Durchführung ber in ber Berfiiguug angebrohten 2Aaß*
nahmen entfd)ieben brängen."
Gegen biefe Ausladung wenbet fich mit Aedjt baS .Bauarbeiter*
blatt »Der Grunbftein" s Jtr. 35, iubew eS barauf hinweift, baß bic
Tariflöhne nidjt als £öd)ft», fonbern als Aiinbcftlöhne au betrachten
feien. Atifeerbem tabelt bas Blatt, ba^ ber ArbeitgeberberbanbSnor*
fihenbe fidh überhaupt an bie ftrkgSamtftelle gewannt habe, ba für
Streitigfeiteu aus beut Tarifbertragc bie Tarifinftanaen auftänbig
feien. Tiefer Ginwanb ift nid)t gana ftichholtig, ba cS fich f<hlkfe 3
Iidh nicht um einen „Streit aus bem Tarif" honbcltc; ebenfo farm
u. G. ber Slriegsamtftelle nicht, wie cs im „Grunbftein" gefchieht,
aus ber falfdjen Auslegung ihres Grlaffes burch ben Arbeitgeber*
lutnb ein Borwurf gemacht werben.
©rgairtfatiinttii Jwr Arbeiter, ©f^üfeti, JlngffUUtfn
mtb jgmn ttK.
Die ©oaittlfjolitif itt bett griebettSbcrirägctt.
X\£ ilritiF ber „Soaialen ^Srari^^ (@p. 760) an bem gehlen
foaialpolitifcher Bereinbarungen in ben 3tifdhbertrögen auw
Brcfter grieben ift Oon ber TageSpreffe, in^befonbere ben Ar¬
beiterblättern, Fräftig unterftrichcn worben. Daraufhin hat bie
„Borbb* AUg. 3tG." erIlärt, unfere Ausführungen gingen Port
ber nidht awtreffenben BorauSfefeung auS, bafe baS beutfd)-
ruffifche BertragSwerF bereits OoUftänbig abgefchloffen fei. §n
Wahrheit feien bfofe bie bringenbften, unmittelbar mit ben
Brefter Berträgen aufammenhängenben gragen geregelt Worben.
Über eine-gro&e Anaahl Weiterer Gegenftänbe follten nodj Ber-
einbarnngen getroffen Werben, barunter über ■UHnbeftforbe-
rungen auf bem Gebiete beS ArbeiteffdhufeeS untt ber @oatal-
Berfid)erung *). „Gs liegt auf ber ®anb," fcfjlofe biefe offenbar
aus amtlidjet* QueEe ftamntenbe SAitteilung, „bafe bie ©dfjWie-
rigfeit biefer Batterie, bie Bufelanb gegenüber no<$ burd) bie in
ber Gntwicflung begriffenen inneren ruffifdhen Berhältniffe er¬
höht Wirb, eingebenbe Berhanblungen alaifdhen ber beteiligten
AeffortS erforberlid) macht. Diefe Berhanblungen
finb bereits im Gange; aus ihnen Wirb fich ^ergeben,
welche Bereinbarungen auf bem Gebiete ber ©oaialpolitiF fdhon
jeht mit Auftlanb getroffen werben Fönnen."
BMr nehmen bon biefer Biitteilung mit lebhafter Befriebi-
gung Kenntnis unb fragen uns nur. Warum eS Äft Wieb^r ein¬
mal ber öffentlichen Grinnerung beburfte, ehe bie ^etdjSregie-
rung baS Geheimnis ihrer löblichen Abfichten lüftete. $ätte fie
gleichartig mit ber Beröffentlidjung ber 3ufabberträge ober
bereits bei Gelegenheit ber biefer borauSgegangenen halbamt-
lidhen Inhaltsangabe ber Berträge mit einer 3eile barauf hin-
gewiefen, bafe bie mieberboltcn Anregungen ber ©oaialreformer
unb ber GeWerFfchaften auf einigermaßen fruchtbaren Bo ben
gefallen feien, fo Fonnte fie,bie ®TitiF ber foaialpolitifchen Or¬
gane iiberfliiffig machen. Ohne eine fokhe Anbeutung Fonnten
bie leßteren aber um fo Weniger bie nachträgliche Beriicfficbti-
gung ihrer bom Aeidh^tag einmütig gebilligten Söünfche er¬
warten, als bie Gingabe ber GefeUfdjaft für @oaiale Beform
bom %uni 1918 um Ginbeaiehung ber ©oaialpolitiF in bie 3w
faßberträge (@p. 597) bollig unbeantwortet geblieben war.
Die ©auptfadhe aber ift, baß nun enblidj unb WirFlid) bet
Söille ber Regierung feftaufteben fdheint,.in biefer Angelegenheit
bie Snitiatibe 31 t ergreifen, gür biefen äBillen fpridht neben
ber GrFlärung ber „A. A. 3." unb ber äöenbung ber Aebe beS
BiaeFanalerS b. Bähet in Stuttgart, baß ber Auf ber BölFer
nach 0dwh gegen Wettere Bcrelenbung nad) bem Kriege nicht
an beS Deutfdjcn AeicheS Söibcrfprnch fcheitern Werbe, bor aHem
manches bon bem, waS ©taatSfeFretär grhr. b. @tein ben Ge-
tuerFfchaftSborftehern in ber Befpred)ung beim BeichSfanaler aut
12. (September berfichert l>at: Die GewerFfdhaftSforberungen au
ben griebcnSberträgen hatten atnar bei ben Berhanblungen mit
Außlanb infolge ber befonberen Sage unb ber gebotenen Gile
aurücfgeftellt Werben tniiffen, feien aber nicht bergeffen. gür bie
Fiinftigen griebcnSunterhanblungen fei baS beutfdhe Bt‘0‘
grantm für bie internationale ^oaialgefeßgebttftg, inSbefonbere
ben Arbeiterfdhup, fertig ausgearbeitet.
Diefe Btttteilung ift erfreulich, fofern auS ihr Weber ent¬
nommen au werben braucht, baß’ baS AeicbSWirtfdjaftSamt int
Gcgenfap pr Berlautbarung ber „9?. A. 3." mit Außlanb Feine
foaialpolitifdhen Bereinbarungen für möglich hält, nodh baß
baS BcgierungSprogramm für bie Bereinbarungen mit ben Welt¬
lichen (Staaten bereits unabänbcrlid) feftfteßt. DaS erftere Wäre
überrafdhenb, baS leßtere Würben wir für burdjauS- unerwünfdht
halten, weil bisher bie außeramtlichen Greife, bie bem inter¬
nationalen Arbeiterfcßuß Bahn gebrochen hüben, nidht gutadbtlid)
gehört, worben finb unb auch ber Bat ber berfchiebenen Bich*
hingen ber Arbeiterfd)aft felbft.nod) nicht eingeholt Worben ift.
Diefe aber werben fdjwerlich, um mit $errn b. B<Wor 31 t fprechen,
„ftill in ben ^intergrunb treten'', fonbem bie Berauhbortung
für baS, WaS in Arbeiterfragen gefd)el)en föll, mit ber Begie*
rung teilen wollen. _
GeWerffchaftSborftcher beim BetchSfanalcr. Jhn Anfchlnß
an eine ben tiefen StimmungSbrudC, ber bie Arbeiterfdjaft attr*
aeit bclaftet, wiberfpicgelnbe .Üonferena ber BcrbanbSborftänbe
ber freien GeWerFfchaften Würben bie Herren SBcßfchFe-Alten-
burg, Borfißenbcr beS BerbanbeS ber ^utmadter; Baeplow-
^antburg, Borf. beS Dentfchen BauarbeiterberbanbeS; 3chmibt-
Berlin, Borf. beS Dentfd)ett ^eberarbciterberbanbeS; ThomaS-
gtanffurt a. B?., Borf. beS BerbanbeS ber Dachbetfer; Bkilöecfer*
Bochum, 2. Borf. beS BerbanbeS ber Bergarbeiter unb Segien-
*) GS fei hier nachgetcagen, baß baS in Ar. 49 ber „(Sozialen
Brairis" rom Grafen Atontgelas bcfprochene Buch bon Brof. ]>r.
B a u e r * Bafel „A r b e i t e r f d) u ß unb B ö l ! e r g e in e i n =
f d) a f t" im Berlage bcs Art. ^nftituts C r e 11 g ii ß l i in 3 ü r i d)
(156 6., Breis 7 grancS, geb. 10 grancs) crfchicnen ift.
795
©oaiale $ia$is unbÄtdpö füt Vollsmoblfahct - 1918 —- XXVÄ. ftt.ö4.
Verlin, 58orf. ber Eeneralfonimiffrori bet EemerFfchaften
Deutfchtonbs, bom 97eid)SlanaBr in ameiftünbiger STubiena emp¬
fangen. Die 8taaBfefretäi'e SBallraf, 8rp.r. b. 8tein. unb
b.Vkdöom maren ebenfalls anmefertö. Die EtomerFfchaftSbor-
ftehcr gingen, babon aus, baß troß aller Sftuilafigfcit unb Unter¬
ernährung beS 58olfeS nod) ein Ölcft bon Vertrauen-aur Regie¬
rung in ber Slrheiterfchaft borhanben fei. Su biefent Reifte
trugen fie bie 58ef<hmerbett unb Sßünfdje aut ErnährungS» unb
5BeFleibungSfrage bot, forberten angefichts beS EmährungSau-
ftanbeS ber Waffen 5BerFüraung ber SlrbeitSaeit, beflagten bie
3uftänbe im VerfammlungSmefert, fchilberten bie Empörung
über bie Unfdjlüffigfeit bei* Regierung in ber SSabltcd)töfrage
unb berlangtcn ein FlareS SnebenSprogramm, baS' fid) gegen
bie SlHbeutfchen richten» muffe. Der ReichSFanaler antmortete,
et hoffe, baß, mir bem Sri eben nabet feien, aB man allgemein
glaube; Regierung unb Heeresleitung feien gegen jebc Erobe¬
rung. 5Bom gleichen 3öal)lred)t mctche et feinen 8<hritt ab;
fomme eS au feiner 5Berftänbig,una, fo merbe baS Slbgeorbneten-
hauS aufgelöft. Der 8taatSfefretär beS Rcid)SarniS beS Snnern
ging mit einigen SBorten auf bie 9ftißftanbe im VerfammlungS-
mefen ein, bie er nicht leugnete. Der 8taatSfefretär beS KriegS-
ernöhrungSamteS teilte mit, bie Körnerernte fei um 15 b. H-
beffer, bie Kartoffelernte aber fd)led>tet aB borigeS Sahr; bie
Kartoffelration fönne alfo' nicht erhöbt inerben. 2lu<h müßten
bie fleifdjlofen äöoehen beibebalten werben. 2tlleS in allem merbe
bie ErnäbrungSlage fid> gana beftimmt nicht meiter berfdhlech-
tern. Der 8taatSfeFretär beS ReicßsmirtfchaftSamteS bebanbelte
bie Kleiberfrage unb bie internationale @oaia!poIitif in ben
SriebenSberträgen (f. 8p. 794). Enblid) fieberte Oberft b. 58raun
bie Prüfung ber 2TrbeitSaeitberFüraungSmiinfd)e au, bie freilich
im Bergbau gana unerfüllbar feien. Radjbent Slbg. Segien ge*
rabe biefe SBiinfchc nod) befonberS unterftridEjert unb bie @e-
merFfcßaften gegen ben anbermeit laut gemorbenen Verbacht,
baß fie 8treiFS anaettelten, bertoahrt batte, fdjloß bie Stubiena
mit DanFeSmorten beS KanalerS. . .
Die Drganifterung bet Bn^nbanbtoetfer unb DageSarbeiter
leibet barunter, baß fich 2J&taüarbeiter* unb Bergarbeiteröerbänbe um
ihre guftänbigFeit ftr-eiten (bgl. „Deutfdjer HföetaHarbeiter", 81. 8.;
„Berghtappe", 14. 9."; „Bcrgaxbeiteraeitung", *7. 9.). Solche Ölet*
bungen erfcheinen ben «ußeufteljenben aB überaus Heiitlich unb un*
aeitgemäß, fie erFlären fich aber mefentlid) gerabe aus bem SÖtllen,
burch ftarfc, fdjlagFräftige Verbände bie VorauSfebung ^u 1 gemerF*
fdjaftlichen Erfolgen au fdjaffen. Das H i I f S b i e n ft g e f e b hat bie
5ftotmenfbigteit mancher Haren. Entfdjeibung in ©renafragen ber Orga=
nifationöaugehörigteit, gerabe auch im Bergbau, auc ^olge gehabt, rneil
fich nud ber ganaen gufammenfe^ung ber ^Irbeiterau^fdbüffe ergibt, bafe
bie berufliche ÜTiinberheit eine# Stettiebä in ihrem befonberen $nter=
effc leidht üernachläffigt toirb, toenn fie in einem eigenen Söerbanb
organifiert ift, ber in bem Hrbeiterau^fdjufe nicht aur (Geltung fommt.
Jirbtitentcrfü^entng. §jwrba(fen.
^er ©efamtberbftnb beutfeher Kranfcnfaffcn E. 5ß.
hielt unter bem SBorfifc be@ 9fteidh§tag§abgeorbneten 58 e b * e n £
am 26. unb 27. Sluguft in Eoblena feinen 58erbanb^tag ab,
auf bem acht ßanbeSberbänbe unb 143 Kaffen bertreten maren,
Sn ber einleitenben Slnfpradhe entmideltc fßräfibent Dr. Kauf¬
mann ein meitau§fd)auenbe§ Programm be§ organifatori-
fchen SluSbaueö ber äieutfchen 9teid)^öerficherung.
2)ie 5Befämpfung ber brei großen Seinbe ber 58olBgefunb-
heit, ber ^uberfulofe, ber £runffud)t unb ber ©efdhledhB»
franfbeiten, bie 58efeitigung be§ SEBobnung^elenbö, bie 8orge
für Butter, Kinb unb Satnilie merben in erfter Sinie fteben.
COiefe Slufgaben ber 3nfunft liehen fid) nur befriebigertb löfen,
menn anftatt be§ bisherigen, planlofen 5ftebeneinanber3 mit
feinen bebauerlid>en Reibungen, Kraft- unb 8eitberluften, Kran-
fenfaffen, S3erufSgenoffenfd)aften unb ßanbcSberfidherungS-
anftalten gefchloffener aB bisher borgehen. $ier fann ber
(^efepgeber ber Sufunft, audh ohne bie ©runblagen ber bis¬
herigen Organifation berfchieben au miiffen, üieleS auSgleidhen;
bis babin laffe fidh aud) im 58ermaItungStt)ege manches ber-
beffern. 2>er Zehner erinnert an berheifeungSboIle Slnfähe
hierau, mie bie bom JReichSberfidhernngSamt beranlafete 58er-
einbarung atoiWen 93erufSgenoffenfdjaften unb Kranfentaffen
megen 5Durd}fübrung eines mirFfainen ©eilberfabrcnS in ben
erften breiacbn SSochen nad> bem Unfall, an bie Slnnäberung
ber Kranfcnfaffen unb fianbeSberfid)erungSanftalten bei ber
%uberFulofebefärnpfung, bie Einridditng ber fidh erfreulich ent-
midelnben 58eratungSfteHen für (SefchlechtSFranFe unb ber 5Eßob-
nungSfürforge, an bie fdhtnebdnben 58erbattblmtgen über ein
SlbFommen amifchen Kranfentoffen unb ÖaribeSberfidherungS*
anftalten megen 58efcbaffung bon 3abnerfab unb über ein ge¬
mein fchaftlidheS 58orgehen aller 5ßerfüherungSfragen, um unter
ber neutralen Slagge beS 9loten KreuaeS bie Arbeit aB Heil¬
mittel für unfere SriebenSinbaliben nupbar au machen^
flSicl mehr fei burch einen noch engeren Sufammenfchlufj au er=
reichen, befonberS für Krantheits* unb UnfaÖberhütung, für bie
Übeörachung ber Kranfen unb Iber 5Eentenempfänger, für eine grofc
äügige 3lrbeUSbermittlung, für bic SfuSgeftaltung beS HedberfahrenS
butch gemeinfame Klintfen, EknefungSbcime ufb>. burch einheitliche
Hbfommen mit Kranfenhaufern, SlpotheFen, 58anbagiften ufm. unb
burch gemeinfame Verträge mit ttratetammern, äratlichen ©tanbe«*
bereinen unb Scuhäraten. 1Im folch ein $anb-in=Hanb*Slrbeiten ber
btet 33erficherunggträger au erreichen, bcn!t Kaufmann an gemein*
f a f 11 i <h e E c f ch ä f t S ft e 11 e ti je nach Sage ber örtlichen S&er*
bältniffe bei einer SanbeSberfidjerungSanftalt, 99crufSgenoffenfchaft
ober Kranfenlaffe ober an eine Ertoeiterung beS 8lufgaben!reifeS ber
bor einigen fahren gebilbeten örtlichen S3ereinigungen berufSge*
noffenfdjaftlicher 93ermaltungen, bie fhon mehrfach aus fich heraus
nrbt ben örtlichen SianbeSberficherungSanftalten urtb Kranfenfaffen 2$e=
atehungen angefniipft haöcn. Such ein nicht blofc gelegentliches 3u s
fammengehen ber Sßerftd^erungSträger mit ber $ratefchaft, an bem es
heute leibejc noch fehlt, märe mohl bei biefen Eefchäftsftellen au erreichen.
2)aS ErgehniS ber 3CuSfpradhe roar bie Einfepung eines
SluSfdhuffeS aur Beratung ber SBeihuungSfrage. Ein meiterer
9tuSfd)uft mürbe emgefeht aur Beratung bon 5BorfdMägeir aur
Durchführung ber 58erfid)erung ber Heimarbeiter. 8ur Sruge
ber Hinauffefcung ber 58erfid)erungSgrenaen für • ängefteHte
mürbe eine einftimmige Entfchliefeung gefaxt, in ber bie fehlen»
nige Erhöhung bringenb geforbert mürbe. SBeitere SSortrqge
hefafeten fid) mit ber Reform beS SlpothefenmefenS,
bem Verhältnis ber Kranfenfaffen a« ben 3lpotheFeu, ber ge-
fehlichen Regelung ber Slratfrage, au ber umfangreiches 2tfa*
terial beigehradht mar. Setnet mürbe bie Sruge, luie bie
Kranfenfaffen helfen Fännten, bie beftehenben Sürforge-
e i n r i dh t u n g e n ben Kriegsteilnehmern unb Kriegshinter¬
bliebenen nufebar au machen, erörtert.
Eine Tagung beö Deutfchen Vereins für üffenüiihe #e-
funbheitSpflege
am 5. unb 6. 8eptember in Köln befdhäftigte fidh auerft mit ber
Srage, mie ein Ausgleich au Waffen fei für bie 58erlufte an
■JJBnfchenleben unb 9Wenfd)enFraft, bie bet Krieg berborrief.
^rof K raufe, fieipaiß> b-eaeichncte in feinem Vortrage
„97 c u e Stele unb SB ege ber öffentlichen; Eefutrb*
h e i t S p f l e ö e" als bte brei Huuptnritteh bie VeböHerungSaahl a u
heben: Erhaltung unb ©tärfung ber Eraeugtcn, 5Be!ömpfung beS
EeburtenrüdfgangeS unb Verbefferung beS ^adjtouchfeS. 3 u m erften
VunÖe empfahl er 5Be!ämpfung ber ©äuglingSfterblichFeit, ©<h«ffung
bon SftiitterbcratungSfteHen unb ©äuglingSheimen, Vermehrung ber
VerufSfürforgerimnen unb Ausbau ber SÄutterfchaftSberficherung
neben einer mirffamen 58e!ämpfung ber EefchlechtSfrantheiten. Um
ben afuten ^nfeftionsfranfheiten, bie jährlich etrna 60 000 Klein*
finber bas Beben foften, fotote ber ^uberFulofe, bie unter ber
heranroachfenben ^(ugeitb eine bethältniSmäfeig hoh^ 8<tbl an Opfern
forbert, entgegenautreten, fei neben ber Vercitfteßung gefunber SBob*
nungen unb auSreichenber Ernährung erforberlid)/ bie Kleinfinber*,
©chulfinber* unb pugenbfürforge auf alle Kinber unsaubehnen. Vei
ber Ertoachfenenfürforge ift ber Kampf gegen Xuberfulofe, Ee^
fchlecht§!ran!heiten uttb SllloholiSmuS energifdh fortauführen, fotoie
ber SluSbau ber Eemerbehhgtene unb eine gefunbe 5ffiohnungSreform
au förbern. Slls bomehmfte Pflicht fteht eine planmäßige KnegS*
bcfchöbigtenfürforge an erfter ©teile. Stachbem er fobann bie Ät*
fachen beS EeburtenrücfgangeS erörtert hatte, empfahl Sftebner, ttn
Kampf gegen benfelben ber etl)ifchen 5ßeeinfluffung beS Volles
erhöhte Slufmerffamfeit au fchenfen. £anb [ n i» a mit ju
geh c u bie Unterftüßung ünberreicher Familien, bie 5®ohnungSrefoma,
innere unb äußere Kolonifation unb Verhütung ber fianbflucht; hoch
merben aud) poliaeilid>c Maßnahmen nicht entbehrt merben Fönnen.
giir bie Verbefferutig beS 5Jta<hmuchfeS Fommen bor allem allgemeine
raffenhpgienifche Verhütungsmittel in Srage.
Vrof. Vrantmig, Köln, ber über foaiale Hhßicne
fprad), beaeichnete als bereit HauptarbeitSgebiete: S ra Ö^n ber Ve*
bölferungspolitif, ©chuh befonberS gefährbeter SebenSalter burch
gürforgcftellen, ©chuß befonberS gefährbeter Berufsarbeit (Eemetbe*
hhgiene, ^utterfchuh) unb Schuh befonberS gefährbeter VoIFsFlaffen
gegen bie VoIFsfeuchen. ^[n 1 engftetn ^ufammenhang mit biefen
fragen fteljen 5£Bohnun(^* unb KranFenfürforgc unb ©oaialberftche»
rung. 8u forbern fei eine fbftematifthe Hntermeifung bet «rate in
ber fogialen Hhßiene, bie 4mtdj eine mchtmbnatige pxaFtiWe unb
Sogwtfe ©mg iS unb Ardjfib für —1918 — XXYH. 9h:. 51.
798
78?
theoretifche ©snfübrung fd^on auf ber ttniberfttät, im praltifchen
$aht ober noch fpäter ftaitgufinben hat. ^ferner müfferu bie ©Bohl*
faijttsarbeit burch fiaatliche 9Kitocbeit in Stabt unb Sanb otgani»
fiert unb IelftungSfdh»ache Verbänbe burch ben Staat finangieß
unterftübt »erben. ©ine felbftänbige ärgtliche Sentratöertoaltung
in Aeidh unb «Staat entfpreche aflein feer ©ebeutimg ärgtlidjer unb
hpgientfcher Arbeit.
Um Schluffe be! erften SihmtgStagS gab ©rof. © r ö B ft i n g,
&öln, ber Setretar be! Vereins, einen S&erid^t über beffen bi^erige
Arbeit in ben 45 $a!jren feineg ©eftehenS. Seine $auptgebiete er»»
blidtte er in ber erften Seit in ber ©au» unb ©BohnungShbgiene,
ber ©Baffetbecforgung unb Abmafferbefeitigung unb ber ip^gienc ber
Nahrungsmittel. Aa<h ben ©»bedungen Robert ®odt)S unb feiner
Schüler trat bie ©elämpfung ber FnfettionSlranlbeiten in ben
©orbergrunb, gu benen fich jebodj no<h anbere Gebiete, »ie bie
Schul» unb ©abehhgtene, Aaucijbeläftigung u. a. m. gefeilten, unb
unter benen! in neuefter %e\t bie fogiale §hgiene eine immer gröfeexe
©ebeuiung .erlangte.
£)er „28 o h n «tt g S f r ä g e nach betn Kriege" mar ber
g»eite VerhanblungStog ge»ibmet.
Dr. $ u c g t) n S ! i, $)ireftor beS Stat. Amt! ©erlin»S<höneberg,
betonte in feinem ttberbtid übet bie ©ntmidlung ber ©Bohnung!»
üerljältniffe, bafe biefe fic^ bor bem Äriege banl bem ©ingreifen bei
©ehörben' et»a! gebeffert Ratten, »a! befonberS in einer ©erringe»
rung ber Heller' unb Speidher»ofjnungen gum AuSbrud lam. $m
Kriege öerfchlechierten fie fi<h jeboch burch mangelhafte Fnftanb»
haltung bet ©Bohnungen unb ‘ben Vergidjt auf Abbrüche, fo»ie an
bielen Crten burch ftarten $ugug. So berxfdjt fdjon je-fct in galjl s
reichen Stabten eine fBoIjnungSnot, bie. fid& nach Fr^benSfchtufe
burch bie Aeugtünbnng pon Haushaltungen noch beträchtlich fteigeru
bürfte.
Aus biefen Slugführungen gog ber g»eite Aeferent, Stabtbaurat
Sdjmibt, ©ffen, bie praltifchen Folgerungen, ©r betonte, bafe bei
aßen SKafenahmen gegen ben ©Bohnungsmanget eine bauernbe Ver*
fchtechterung be! ©Bobn»efenS bermieben »erben müffe. Aach Frie*
benSfchlufe foöten Arbeitslräfte ber ©auftoffinbuftrie unb be! ©au»
ljanb»erfs möglichft borljer entlaßen unb Sugug gu Crten mit fdjon
beftehcnber ©BohnungSnot nur bebingt geftattet »erben. SAein» unb
Staatsbahnen finb gur Ablütgung be! ©B-ege! g»ifchen Arbeit!» uni»
©Büljnftätte ein geeignete! Acittel gut ©ntlaftung be! ©Bohnung!»
marltes, daneben finb ©tofercgeln gegen eine Verteuerung ber
©auten gu ergreifen, »ie Aefotm ber ©auOorfdjriften, Verbißigung
ber ©auftoffbefchaffuirg unb ^erfießung einheitlicher ©runbriffe i^nb
§au8formen. ®ie »irtfchafUiihfte ällafenahine ift jeboch immer ber
‘Neubau, »obei ©infamilienhäufer an erfter Steße ftehen, in ben
Stabtermeiterungen jeboch guuächft ba! Sechbfamilienhau! mit je
g»ei SBoIjnungen in jebem ®todt»erf in ©etracht tommen bürfte.
S>a! ©aulanb foflten Staat unb ©emeinben möglichft bißig, am
beften in ©cbpad^t, h^rgeben. S)aneben finb baS ©nteignunggredht
»ie auch bag Schähung!»efen gu berbeffern unb ©ingemeinbungen
gu förbern. 2Benn auch trob biefer SWafenahmen eine Verteuerung
be! 2Bohnung!baue! eintreten »irb, fo ift biefer burch ^»ergäbe
Öffentlicher Sfeittel gu fteuern. ©ine aßgemeine SKietfteigexung
»ürbe bon berhängniSboßfier 28irtung für ba! gefamte SBirtfchaft!»
leben fein. S)a bie pribate ©autatigteit noch «iuige S^it ruhen
»irb, tommien al# Arbeitgeber in erfter ßinie Steid^, Staat, ©e*
meinbe, fo»ie bie ©augenoffenfehaften unb bie ©rofeinbuftrie in
©etradht. SchliefelidEf finb IWieteiniQungS* unb SBohnungSämter au!»
gubauen, um SWifeftdnben in ber Übergangggeit borgubeugen.
pjljwnigs- mtü j gtfitfwftugtB.
2$0hiwngdämier unb SSohnungguachmeig. S)ag ^rei>
fcifdhe 2Bohnung6gefefe bom 28. TOrg 1918 legt ben ©emeinben
mit mehr al! 100000 ©intDohtiern bie fßfltdht auf, SBohnung!-
ämter gu errichten. STudh fleinere ©emeinben fönnen SBoh-
nunggämter griinben unb fich gegebenenfalls gur ©rridhtung
gemeinfamer SBohnungSämter gufammenfchliefeen. Sür ©e*
meinben ban 50—100 000 ©intoohnem fann burch bie Auf»
fichtSbehörbe bie ©rridhtung eines SBohnungSamtS borgefchrie-
bert merben. einem ©rlaffe f)at ber ^ßreufeifche Staats-
fammiffar für baS SSohttungStnefen angeorbnet, bah bie ©e-
meinben unbergüglidh gur Ausführung beS ©efe^eS fchreiten
unb, fotoeit ein BlDong gur ©rridjtung bau SBofjnungSämtern %
nicht befteht, in eine Prüfung barüber eintreten, ob fid) ein
©ßohnungSamt empfiehlt. $>er ©rlafe meift barauf hin, baft
bieS namentlidh bann ber 8«# fein mirb, menn in einer @e»
meinbe fchon feit längerer Seit ©ßohnitnggmangel herrfdht,
ferner bei ftarfer getoerblicher ©ntmicflung ber ©emeinbe,
ober aitdh bann, toenn in berfetben offenfunbig fc^Icdöte 3Boh-
nungSberhältniffe herrfd^en. $infid)tlidh ber gemeinfämen
SBohnitngSämter »erbe eS häufig gmeefmafeig fein, fie fiir ben
©egirf eines' ^reifes ins 2eben gu rufen. $n einem »eiteren
"©rlaffe hot ber StaatStommiffar bie fchlcunigfte ©rridhtung bau
9Bohnung8nach»etfen empfohlen, unb gtoat nidht nur für
größere ©emetnben, fonbern auch für foldje mit toeniger als
10 000 ©inmohnern. ©S fei gtuedmafeig, bie 9tadh»eife als
©emeinbeanftalt für aße ©Bohnungen ohne 3ftü<fficf)t auf ihre
©röfee einguridbten unb ihre ©enuhung möglichft foften»
log gu geftalten. ©BünfchenSloert fei ein föanbttibanb»
arbeiten beS ©BohnungSuadhmeifeg mit b'em ArbeitSnachmeiS.
©efonberS angegeigt erfcheine eS, bei ber ©rridhtung bon ©Bol)^
nungSnachmeifen ©orforge gu treffen, *bafe Permietbare ©Boh*
nungen, bie fich für finberreidfje Samilien eignen, befonberS
fenntlich gemacht »erben.
$te F^eruug bet lanbkmrtf^aftlidheu Anfteblung in
©ofen burch bie ßanbeSberfidherungSanftalt ©ofen ift bom
9leidhgberfidherungSamt genehmigt toorben. i)ie SanbeSber-
ficherungSanftalt fteßt gunädhft 500 000 JC für biefe Stoetfe
gur Verfügung.
3>iie S)arl-ehen bürfen* nur ©erfonen betoißigt »erben, bie bei bei
SanbeSberftcherungSaniftalt ©Öfen gegen $ntxrlibität ber fiebert finb
ober ihren bauernben SGBohnifib in ber ©roüing ©ofert "nehmen. S>ie
©e»ißigung jebes SXtrleljeng ift u. a. baöon abhängig gu machen,
bafe fich ber Schulbner berpflichtet, bie ©Bohnungen in ben neu gu
crrichtenben ©ebäuben ben Slnforberungen ber ©efunbheit unb Sitt*
bichfeit entfprechenb h^rgufteßen, ba! ©runbftürf nicht gu beräu^eru
ober irgenb»ie feinem urfptünglichen Siedle gu entgiehen unb im
©Bege ber $fli<bt= ober fret»ißtgen Veirficherung, fofem unb folange
er nicht inpalibe 'ift, jebe! ^alenberjaht »enigftenS 20 ©eitragS-
maxien 2. Sobnllaffe ber Verfi&erungganftalt Vofen gu bermeribeu.
SiaS S)arlehen barf 75 b. be§ ©Berte! ber Anfieblung nicht
überfteigen; au!nahm!»eife fann ein S>arlehen bi! gu 90 b. Öe*
»ißigt »erben, »enn ÄreiS ober ©emeinbe bie ©ürgfihaft für ben
überfchiefeenben ©etrag irberneh»ßu. S>et Si^fwfe beträgt 3 % b. ,‘p.,
ber 5tilgung!fah jährli<h minbeften! 1 b.
. ftterertf^e gtittfUnupn.
Alle neuerfchienenen ©ü<her, bie ber ©<brtftTeitung gugefanbt »erben, »erben hier
bergeähuet ®ie »eitere Vefpredjnng einzelner Schriften, hier ober im §auptteil
ber ^Sogialen ^rarü # , behält fich bk Sthrifileitung oor.
©in Ausbau bdr Sog i a l b e r f i efte r u n g unb ber ©Boh s
nung!fürforge nad> bebölferungSpolitifchen ©eficht!»
punften. Von ©eh. Oberregierung!rat 2>üttmann, sOIben»
bürg 1918.
$n Farm bon Äeiifähen toerben eine Aeihe bon F°*berungen
aufgefteflt, bie ihre befonbere ©ebeutung btrbirrch erlangen, bafe e!
einer ber her&orragenbften ^raltüer be! Verficherüng!»efen! ift,
ber fie erhebt, ©eforbert »irb u. a. eine Äranfenberficherung, Au!=
bau ber Fapüien» unb ©Bcwhenbilfe, Übernahme ber Soften ber Still»
hilfe auf (bie Präger ber $*»alibenberficf>erung, ©rljähung ber ©in»
fommcn!gremge; für bie ^mwliben* unb ^interbltebenenberficherung:
Grhöhung ber ©inlommen!greuge unter Vermehrung ber Sohn»
Haffen, $ in ber reuten für Verftcherte mit 3 unb mehr ^inbent,
3»angSfpareinri*htungen; für bie Angefteßtenberfiche»
rung: Vereinigung mit ber ^nbalibenberficherung, Schaffung au!»
rerchenber Vertretung ber Angefteßtenfchaft bei* ben Versicherung!»
behörben unb VerficherungSanftalten.
Au ©BohnungSfürforge für finberreidhe Familien »irb bedangt:
bie ©efeherffung bon geeigneten ©Bohnungen für Feilten mit 3 unb
mehr winbern unb bie ©rftattung be! Ünterfchiebe! im Vrei! foldj
größerer ©Bohnungen gegenüber ben für ein finbertofe! ®fypaax au!»
rerchenben ©Bohnungen burdh bie ©emeinben, ©emährung eine! bil»
ligen 2>arlehen! an bie ©emeinben gur ©cfdjnffung bon Älein»
»ohnungen burch ba! Aetch, Öbernahtne bon ©ürgfehaften burd^ ben
©ingelftaat, Ort!» unb ßanbe!»ohnung!ämter unb al! Spi^e ein
Aeid^!»ohnung!amt.
$)icfe Forberungen »erben, g. %. unter ©eibringung intereffanten
ftartrftifchen unb berftchcrungStedhnifd^n SWaterials, eingehenb be»
grünbet; befonberS »ertboß erfdheinen bie Ausführungen über
Äimberrenten unb ©BohnungSfürforge.
©Beltfrieg unb A n ge fte 111 en b e » eg u ng. Von S. Auf»
fjäufer. Sogial»iffcnfchaftliche ©ibliothef, 6. ©anb. ©eclin 1918,
Verlag für SogiaI»iffenfchaft. 118 S. 8°. ®act. 2 Jtt.
Ster befannte JBciter ber ArbeitSgemetnfdjaft freier Angefteßten»
beebänbe ift in biefem überfkhtlichen unb fleißigen Schriftdhen be¬
müht, bon feinem Stanbpunfte au!, aber ohne ^olcmif gegen
AnberSgefinnte, ein ©ilb Ooit ber ©nt»irflung ber Angefteßten»
bemegung unb ben fte befdhäftigenben Seitfragen gu entmerfen. ©r
• ftüht [ich auf feine grünbliche Kenntnis be! gangen Stoffe! unb auf
ein reiche!, teii»eife bon bieten Verbänbcn gufammengetragene! ^at»
fachenmaterial. eingelneit »erben bie .flriegSmafenabmen bei
Verbänbe, bie Sage be! ArbeitSmarlteS, bie Steßenberinittlung, bie
©ehalt!be»egung, bie ^>ilf!bieiTftpflicht unb bie Äiieg!befchäbigteu»
fürforge bargefteßt, auch »erben einige Fragen be! Angefteßtenrechte!
unb ber Sogialpoliti! im Kriege abgehanbelt. 2)ie Schrift fchliefet
mit einer Schtlberung ber Organifation'gent»idtung, fo»oI)l bei
äußeren als auch bet innetlwhen, unb betfuchi auch, bie ©ahnen auf»
799
(Soziale Prajis unb Slrcpitj für ©olfsmoblfahri — 1918 — XXVII. Sit. 51.
800
ßiitoctfen, in bereit fiep biefe in bcr 3ufunft abtollen wirb. /pier
ädgt ftd) 9lufpäufer non bogmatifcpen 9luffaffungcn über mittel*
ftänbifdje" unb „gewcrffcpaftlidje" 9lugefteIlteupolitif frei unb rechnet
mit einer J’ortentuncflnng beiber begriffe, Wenn and) loopl bic
grunblegcnbe ©ruppientiig in biefe beiben SHichtungeu borerft .bc*
fielen bleibeli unb fid> fogar nod) fdrärfer ficrauSbilben mirb. 9luf*
pnitfer pciit, loie baS für bk 9lnpänger feiner 9tiditung fclbftncrfiänb-
lief) ift, anv Streifrecpt ber 9lnge)teüteii grunbfäplid) feft, läfet aber
erlernten, baft bas ciufeerfte ©Jittel bes Mampfet', ber Streif, au 33e=
bcutung hinter anberen formen ber 9luSeinauberfcpüitg auriid*
bleiben möge, uefouber«? hinter ber paffinen 9ie[ifteita, bem ©opfoil
unb bcr Sperre in ber Zuführung non 9lrbcitsf reiften. Sie. leptere,
bie fdjcm beute gegen unfo^fale betriebe crfolgreid) angctoanbt luirb,
ift ja mit bem Streif noltemirtfdiaftlid) nal>e uerumnbt, pafet fid) aber
leiepier als biefer ben t!-ertragsred)tlid)cn ©erbältniffcn fces Staubet’
an. 9lufpäufer aeigt in allen biefen fragen einen fieperen SBeitblid,
ber. auf beiben Seiten mitunter fonft ,ya nermiffen ift •unb mit 9tcd)l
mehr auf bcs Sinigenbe alb auf baS Srenne nbc in bcr ©cfamt»
Oetoegung beS 9lugc[tdltenftanbeS gerichtet ift. Sahrrcp luirb fein
Verlangen nad) Mlctrung feirteStocgS becinträd)tigt, es mirb aber
nor einer gegenfeitigen ©tfdjöpfung in grunbfäplkpen SluSeiiniiibcr'
fepuugen gemarnt. 2. H-
© r u n b g ü g e b e § © c t f i d) e r u n g S ln e f e n § (pribatoerfidje*
rur.g). ©on Prof. I)r. 91 l f r e b ©£ a n e s. 3. Stuflage.
2eip^tg 1918. 33. ©. Scubner. 1,50 Jl.
Ser ©etfaffet be^eiepnet bie Scprift als eine Sarftettung ber
©erficperungSroirtfcpaft, ber aud) ein 9lbfcprtitt ül>ec baS
©c r f i dpe r u n gS 0 e r t r agSred) t beigefügt ift. $nt erften
Haupiteil tuerben allgemeine fragen’ beS prioaten ©etfidjerungS-
ttxefenS bepanbelt, im äineiten Hauptteil bic Perfipiebenen (£inßel=
gebiete. Sie Scprift ift als fließe unb babei boep geniigenb ausführ¬
liche (Einführung unb Überfielt fept au empfehlen.
,SaS fommunöie SB ab Ir ed>t ber. grauen in bcu
be.utf epen 93 u n b e S ft a a t e n. ©on ^ennt) 9t p o I a n t.
Seipaig unb 'Berlin 1918. 33. ©. Seubnet. 3,60 Jt.
9tacp einer turnen (Einleitung übet allgemeine fragen ber Morn»
munalbertnaltung, beS ©ürgerrecptS, bes aftiben unb paffinen SBapI*
rcdjt§ in Stabt- unb Sanbgemeinbcn mirb eine öberfüpi aller auf
bie (Erlangung ,beS* ©ürgerrecptS fotoie beS SBaplredjts beaüglicpen
Paragraphen aus ben mannigfachen, Stäbteorbnuiigen ber
25 ©unbeSftaateii unb bes 9teid>SlanbrS tHfa^Botpnitgeu geboten.
(Ebenfo ift bie $ragc ber ©£itarbeit ber grauen in ben ftabtifepen
Seputatiouen unb Mommiffioncn bebaubclt. Sie Seprift ift «iS
2Berbefd>rift für bic (Erweiterung bcr ^rauenreepte in ben ©emeinbe*
ncrmaltungcn bom Sjeid’Snerbaub für ^rauenftimmreebt bec«uS=
gegeben. Sie ift aber burdauS nicht agitatorifdb gefebtieben, fonbern
wirft lebiglicb bureb ben Jatfacpenftoff.
Sie »fieterfebupnerorbnung bom 26. $ u t i 1917
nebft ber 33efanntmacbung bom 26. ^uli 1917 über baS Skr=
fahren bor ben l£inigungSämteru unb bom 15. Seacmber 1914
über ©inigungSämter, bcraiuSgegebcn unb erläutert non
C. Pfeiffeubergcr, StecbtSanmalt in SWannbeim.
72 Seiten, (lieb. 2 M.
Stenograpbifcber iöcridjt über bie 93erbanbtnngen beS 35. Seutfdjen
SlrmenpflegctagcS beS Seutfdieu 93ereiuS für Slrmonpflege unb
2Bobltätigfeit am 21 . unb 22 . September 1917 in Berlin. Sie
Ü b e r g a n g s f ii r f o r g e bom Ä r i c g 3 u m ^rieben.
S i e 33 e a u f f ich t i g u ng ber freien SiebcStätig =
f e i t it a cb be m M r 1 e g e. Suucfer u, ^»urnblot. SRüncbcn
unb Ccipaig. 1918. 8 Ji. 252 Seiten.
II. S e u t f d) = £) ft c r r e i dj i f cb e X a <f u n g für 93 o l f s >
m 0 b l f a b r t a in .15. u i\ b 16. 91 p r i l 1917. Jyrana Seuiide.
9Bie;n unb Äeipaig. 1917. 119 Seiten.
I. 9?ad)trag 31 t ■ „% ü 11 f .^apre 9 t e i cb S b e r f i cb c r u it g S =
orbnung". Sonberabbrud aus Jahrgang VI ber „Samm¬
lung bon Sntfdjeibungeu beS 9teicbvberficberungSamtS bcr
2anbeS= unb Cberöerfi«berungSämter". Herausgeber Maiferl.
®eb- 9tcg.=9iat Hermann 33 r c i t b a u'p t. . .
1. Sie MricgSnupung beS SBalbcS. 93on Prof. Dr
b. a m m e u unb Höfrat 9t i e be l. 1 M: 31 Scitgn.
2. M r i c g S = unb fy r i e b e n S f r a g c n. ®on- Prof. Dt. Gk’org
b. 33elom. 2,50 Jt. 132 Seiten. 33ibliotbcf für 33oIfS= unb
SBeltmirtfcbaft. SreSben unb fieipaig. „Globus", 3Biffcn=
fdiafflid>e Perlggsanftalt» 1917.
jl 1 — - jüjj *" - ' ~y •—- ■ ?-r — —-_^_r— _j ? -_■_— -
Sie 3 «tfd^rift Vrart* uni» ätrdjiv für l>olk<tu»<»ljlfttJjrt“ ift burd§ alle ©udjbanblungen unb Poftämter (PoftaeitungSnummer 7137) 3 U belieben.
'_ teinaelimmmet 35 Pf. Ser SlnaeigenpreiS ift 45 Pf. für bie biergefpaltene petügcile.
Sie Stellung einer
£citcrin
bet in ^iel au etiidjteitben Ü)oblfabrtof<bMte für ^cblrewlß'^olflein ift
au 6 efepert. Sie Sd;ute ift beftimmt, burdb praftifepe Untermeifung unb
tbeoretifeben Untefricbt ber ^ortbilbung bon ^>ilf§fraftcn auf bem ®e*
biete ber SBoblfapttSpflege 311 bienen. $än 93etrad)t fommen nur per«
fbulicpfeiten, bie eine abgefd)toffene foaiale Porbilbuug imb praftifepe
erfapnmg in ber allgemeinen SBoblfaprtSpflege befipeit.
33emerbungeu firib bis aum 1 . Sfobember b. $$S. an ben 33er*
maltungSrat beS PereinS „tDoplfaprtefcbule für 6<f)(e4tt>ig»5o(ßcin €. t). u
3 « Hänben beS StpriftfübrerS ^öper, Äiel, Rötpaiw, ^itnmcrlSS,
au riepten.
93 cjr l a g. 9 0 n ©uftat) gifdper iit^ena.
SetSritjjttttli iietgiiiiiiiiniitas
9Son Dr. fiubrotg pegbe.
(24 ©. gt. 8°.) 1915. sptei«: 75 ¥fg.
l®1f®lfgTe> B <s> F®l®I®lf®y®lf®1f®lf®lf®l[®lf®li g> B <£>l oll <s> tf@i
KstnrtK 3
Verlag Don @ u ft a 0 t f e t in 3 e n tt
2luf meine oor bem 1. Januar 1917 erfepienenen 93erlagSmerfe erl
icp ben allgemein eingefttprten '©erleger-SeuerungSaufcplag oon 2(
jebe
)%.
$a£ fRed^t auf Strbcit in gefd)tcl}tltdjer 2)arftettung.
93on Dr. IRubolf 6inger r SBien. 1895. preis: 2 3Warf.
Jahrbücher für Stationalofonomic, 8. g«“bruar 1896:
Seilbcnt. Jürft ©i^marcf in feiner befannten 9ietchStagSrebe bont 9. 2Kal
1884 ba§ w 9ted^t auf Arbeit" uertreten hatte, ift eine ganje Jlut bon ©üdjern
unb ©rofdjüren über biefeS Jhetna erfdjicuen. - 9lbcr ben meiften biefer
publifationen mangelt ber tmffenjdjaftliche 59ert; größtenteils halten fie ben
(Sharatter bon ©elegcnhcitSfdiriftcn ober polilifdien parteifchriften . . . .
Sie grünblichfte unb befte ©earbeituiig hat baS in 3tcbc ftebenbe Problem
burch bie oorliegenbc ©ingerfdje Slrbeit erhalten; biefe Schrift ift trohl al§
baS ©efte au bezeichnen, maS über biefeS 2hcma bisher gefchriebcn ift.
2)a3 ®emeinbe=9U)gaben)efen 2)e«tf(hlanb§ unb
bte fchtuebenben SJeformbeftrebungen. Vortrag, ge=
palten in ber 9lula ber llnioerfität ^ena am SWontag, ben 19., unb
SienStag, ben 20. 9Kai 1913, anläfeliip beS Breiten ftaats« unb
recptsmiffenfcpaftlicben ^ortbilbitngSfurfuS. 33on Dr. phil. Otto
Scpmara, SBirfi. ©ep. Oberfiuauarat in 33crlin. (IV, 45 S. gr. 8°.)
1918. Preis: 1 3«arf 20 pf.
©ei bem großen aftueUen Jntcreffc, toeldicS bem (Äegenftanb nidit nur in
Preußen, fonbern aud) in Dielen anberen beutfcöeit ©unbeSfiaatcn entgegen*
gebrariit mirb, bürfte biefer hiermit ber £)ffcnilichfeit übergebene ©orirag in
ben Mreifen ber ©eineinbeDermaltungS»©eainten unb ©emeiubeDerireler fomie
auch beit ©emerbeireibctibcn, JnbuftrieQen,. Hau^* unb ©nuibbcfibern fcl)r
miHfommen fein
SBege unb 3iele ber Söougenoffenfthofteu. 9?acp einem
Portrag, am 5. Februar 1908 gepalten im Auftrag ber Jenaer ©au*
genoffenfipaften bon Dr. StpomeruS. 1908. Preis: 50 pf.
9fr)&e?t Dwm. ©ein geben unb feine ©ebeutung für bie
©egennmrt* Sttit einem ©ilbnis 9tobert OmenS. ©oti Helene
Simon. 1905. Preis: 7 SWar!, geb. 8 äHarf.
SSönigSberger Hartungfepc Seituug:
Robert Omen, ber grofce foaialreformatorifche pkobhet, ber öor nun eben
fjunberi Jahren burch feine fosialpolittfcpen erperimeute in ©nglanb unb
9lmerifa bie 9Bclt in Staunen fehle, ber Jabrifhcrr Don ©em*Banarr unb ber
„fojialc H c ilanb" Don iWem*Harmonh, hatte bei feinem 1858 erfolgten Xobe
eine Slulobiographtc hintcrlaffen, in beulfcper Sprache aber gab eS bis beute,
Döit einer fleinen Sdirift Ctebfned)tS abgefepen, feine Sarfteliimg beS 2ebenS*
IaufcS biefeS berühmleften auS bem Sreigeftirn ber utopifdien Sozialiften:
Saint-Simon, Jourier, Omen. Siefe 2 ücfe füllt Helene Simon, bie befamtte
©orfampferin be§ ÄinberfchuheS in Jabrifeu, burrif ipr neues, auf ©runb ein»
gebenbfter -istubien unb nielfach neuer OueHen gefdiriebeneS ©uch auS. Sie
hat uit § ein munbcrbareS ©udj gef dien ft, eine mif fenf diaftlicpe
©iographie, bie fiep mic eine Grzahlung lieft, unb baS ben
ibealcn „iWeitfdien" C men nor uns erfteben läpt, *mie ihn eben
nur baS feine 5 ärtlicf)e ©erftcinbniS einer grau fepe.n uitb lieu
bilbeit tonnte .. .
8mmth>ottIi(hfütMeScprifttettunfltlh-.ßubmig^ehbe, ©crltn«®runemalb. — ©erlag:<3uftabgif$et,Setta.—©ebntdt3uliuS@i11e 11 felb,^ofbuepbruder., ©etlinW8.
XXVH. galjrgttitg.
Berlin, önt 26. gtfptfmtrfr • 1918.
Hummer 52.
gtrifialo tyxa&\&
unfr
A
gtv4)txy für
«tföehtf an |tbra Bonntnrtaa. Hwinwjrtm |)r»l* «rterteltWUi 4 *arlt.
§tritv w* n, 'itiatn» «rfUr. 29/30 $njf. Dr. ®. $ronrhe unb JCrof. Dr. p. Stmnternumtt. «npn# f "r« 5 * r, gtn«.
Amt ttolUnlwtf *809. Sernfpre^er 58. .
unfm |*fer!
$>ie auf baS ®o^^e!ic unb dreifache gelegenen £er-
fteßungSfoften für ©rucffatfjen nötigen unS, Vom 1. Oftober
an ben BeaugSpreiS ber „Soaialett Praxis"
von 4 auf 5 Purk ätyrltdr
3 U erhöhen.
Unfere Sefer Werben geWih biefe Von bem
Berf)ältniffe unS aufgebrungene SJtafenafjme mit un§ tragen.
gtajinlr $rarte (®. $!♦)♦
© o t F § r e tf) t \p r c dj n n g. ©oh
Dr. SUfreb ©oai, Stifter in ©ielc-
felb.801
«efeUfdiaft für eogiale ffleform.
3nternationaIe ©erebtigHitg ffir
gefefelidien Krbetterf(|it| . . . 805
$a« internationale HrbcitSamt.
Hflgenteine 0oiioli>9litil .... 805
Hufruf!
Probleme ber Frauenarbeit ln ber
übergangStoirtfcbafi.
«alcrianblfdjer #tlf#btenft ... 806
#ilf8bienft unb Äoblenoerforgung.
S)ie (Sinftettung £ilf8Menf4>jTidjtiger
ohne HbFe&rfdjein.
HrbcttSlager int 1. baberifdjen &oxp$*
bejirf.
©oUöernäbrttng unb Sieben#»
baltung .806
©mäbrungSbolitifdje ©rllärungen beS •
$Reidj3Fanater$ gegenüber ber Hr*
beiterfebaft.
§eranaie&uug ber freien Strafte be6
©olFeS für bie ©oIFSernäfjrung.
2>er ©erteilungSjjlan für bie neue
@rnte.
2)ulbfam&:it gegenüber beftbeibenen
©elbftöeriorgimgSmüfjen.
tRedjtgfragen .808
SBobnungSreform unb ©fatt*
bung#befdj.ränfungen im
ßidjte ber SRedjtfpredjung.
©ort Oberlanbe£gericbt$rat (Srmel,
Äönigöberg t. ©r.
DrganifaUoneit ber brleiter, 41c*
tjtlfen, «CngefteHten unb SBc*
amten.811
50 fabrige ©efteben ber ©etoerF-
oereine.
ttcbettevfcftitfc.812
Fortfcbritte be« Hrbeiter*
fdjufe'eS in ßfterreid).
Hrbeiter als ©elriebSFontrotteure in
ber ©teininbuftrie.
. S5er ©iftfarbenfcbufc in ©djiffS»
räumen.
©oIBergiebnng.813
2)er beutf(beiugenbfürforge*
tag, 20. unb 21. 6ef>tember in
©erlin.
Stterarfföc amtteUnngen .... 816
Hbbrutf fämtli^er Huffftfre tft Bettungen unb 8ettf(brtften geftottet, iebo<$ nur
mit Poller Oueüenangabe.
^olks«djtrprtt!lK«0-
©on Dr. HIfreb © 03 t, Sftidjter in ©telefelb.
giir bie 3ufunft barf mit einer erheblichen SluSbehnung
ber BoIfSred)tfpred)ung gerechnet Werben, foWohl burd) ftärferc
$eran 3 iel)ung ber fog. Öaien au ben 9Uchterfoßegien als auef)
burd) BuftänbigfeitSerWeiterung biefer gemachten ©eridjte.
2)aS alle§ hat aber nur Bebeutung, Wenn gleicbaeitig ©emäbr
bafür gefdbaffen mirb, baft bie 9fnfdbauunge)i ber nid&t iurifti-
fd&cn Siti^ter in ber ©erbanblung unb in bem UrteilSfprudb au
entfaredjenber ©eltung fommen. ®ier banbeit eS firfj um eine
Aufgabe, bie im SRabmen ber gegenwärtigen ©efe^e gelöft
werben mufe.
Sßenn beute bie ^c^jffen fo uielfadb einflufeloS an ber
(^eite beS SerufSjutiften fifcen, unb Wenn auch bie ©efdjworenen
ber ^übnmg beS ©eridbtsnorfibenben unb eines ober wenigen
ihrer 2flitgefdjWorenen fo WiHig au folgen pflegen, fo aeigt baS
aunäd&ft, bafe bie Auswahl nicht überall nad) ben richtigen
©runbfähen erfolgt. 28ir fragen alfo, Welche SInforberungen
att bie ^erfönlichfeit eines ßaienrichterS au fteHen finb. Sißir
bebienen unS babei ber ©eaeiihuung „ßaienriditer" in bem 93e-
Wufetfein, bafe biefer Benennung an fid) nid)t§ ÜRinberWertigeS
anhaftet, bah fie bielmehr aus ber Firchlichen .Hierarchie über¬
nommen ift, unb bafe £uie in biefem 0imte ber tedjnifcbe 3(uS-
brnef für ben nicht berufSmähtge.n unb nicht ftänbig in bie
Organifation eingefügten SIrbeiter ift. * *
Schöffen unb ©eftfjworene muffen unabhängige ^erfönlidj-
feiten fein. SDaS ift nadb § 1 beS ©©©. bie ©runbeigenfehaft
jebeS ^Richters, ^ie bürfen alfo nid)t unter ©inflüffen ftehen,
welche bie Unparteilichfeit beS ^i^terfpruch^ gefährben. $DaS
ift felbftrebenb, aber bamit ift bie befonbere Befähigung ber
Sd)öffen unb ©efehtoorenen nod) nicht gegeben. 3BaS in biefer
Beaiehung weiter geforbert werben muh, mag an bei\ Hanb beS
§ 260 DtStrBO. geprüft werben. S^ad) biefer Beftimmung ent«
fdb^ibet baS ©ertcht über baS Ergebnis ber Beweisaufnahme
nach feiner freien, aus bem Inbegriff ber Berhanblung ge-
fchöpften Überaeugung. 2)aS ift in ber £at in Fonaentrierter
Raffung bie widjtigfte Aufgabe beS Strafrichters.
SBer fid) aus bem „Subegriff ber Berhanblung" eine Über-
aeugitng bilben wiU, ber muh aunäd)ft imftanbe fein, ber Ber-
banblung au folgen. 2>aS Reifet nicht etwa, bah er jebeS ge-
fprochene Btort, jebeS Uerlefene. Schriftftücf inhaltlich im ©e-
bäd^tniS behält, aber er muh hoch bie einaelrien Borfommniffe
fo oerfolgen, bah fie füh bei ihm am. Schluffe ber Berhanblung
au einem Flaren ©efamtbilbe geftalten. SfnbererfeitS foß ber
dichter bei ber UrteilSfprechung atteS auSfchalten, WaS er etwa
auherhalb ber Berhanblung aus ber £ageSpreffe ober auS bem
©erebe ber Seute über ben Saß Weih. (SrfabrungSgemäh Ver¬
mögen viele ßaienrichter biefe ©renae nur fd)Wer au Riehen.
8ft ein Schöffe ober ©efd)Worener in einem foldien ©rabe vor¬
eingenommen, bah er bie BerbanblungSergebniffe nicht mehr
Vößig objeftiv au prüfen Vermag, fo muh er feine Befangenheit
erflären unb bamit ben Beteiligten ©elegenheit geben, ifjn ab-
aulebnen. 2TnbernfaßS muh er feine auhergerichtliche SBiffen-
fchaft unberücffichtigt laßen, ober er muh baS, was ihm etwa
an S£atfachen augetragen fein foßte, burch Sragefteßung in ber
Hauptverhanblung oorbringen.
$aS ©ericht entfd>eibet Weiter nach „freier überaeugung".
Unter ber richterlichen Überaeugung verficht man im ©egenfap
au ber blohen Meinung eine UrteilSbilbung, bie fid) ihrer
©riinbe bewuht ift. Sßie jeber dichter muh fi<h alfo auch ber
Schöffe ober ©efchworene barüber flar fein, Welchen Beweis¬
momenten er folgt. Stehen fid) 3eugenauSfagen gegenüber, fo
muh er wiffen, weshalb er bie eine SluSfage für glaubwiirbiger
era^tet als bie anbere. ^ommt er auf biefem Sßege nicht au
ber Voßen Überaeugung-Von ber Sdjulb beS 9IngeFIagten, fo
hat er ihn freiaufprechen. S)ah feine Überaeugung hier „frei"
ift, bebeutet aber Iebiglidj, bah er an gefefeli^e BeWeiSregeln
808
Soziale $rajig unb Slrdjib für Vülfgmoljlfaljtt — 1918 — XXVII. S?t. 52.
804
nicht gebunden ift. $Der Nidjter farm bcifpielgmeffe andj einen
unbeeibigten Sengen gegenüber -einem Sengen, ber feine Slug«
fage befdjmoren hat, für glanbmürbig erachtet. ®iefe greipeit
ber Überzeugung entbindet ibn aber nidjt Don ber Verpflidjttfng,
bie einzelnen Vemeigmomente gegeneinander abzumägen. ©in
Siebter, ber ben-Slngeflagten mangelg Vemeifeg freifpridjt, ohne
bie Söetoeigergebniffe auf ihre SuPerläffigfeit unb Sdjlüffigfeit
Zu prüfen, Perlept feine Vflidjt.
©g fann jemand natürlich ein febr tüchtiger Verufgarbeiter
unb auch fonft eine bezügliche $erfönlidjfeit fein, ohne bap er
gerade biefe hier im allgemeinen fixierten richterlichen
©igenfdjaften befipt. ©g bebeutet daher fein abfälligeg Urteil,
menn jemand bei der SlugmapI ber Schöffen unb ©efdjmorenen
alg ungeeignet übergangen mirb. Um fo mehr foHten alfo die
mit biefer Slugmahl betrauten Vertrauengmänner bie borge«
fchlagencn Verfönlichfeiten ohne jede Voreingenommenheit unb
falftfjc perfönlidje Niidfidjtnabme prüfen, unb fie foHten fidö da¬
bei ftetg gegenmärtig holten, meldjeg Unheil angeridjtet merben
fann, menn die ©ntfdjeibung über Seben unb Freiheit eineg
Sflenfdjen in bie $änbe bon Verfönlidjfeiten gelegt mirb, bie
für bie Suberläffigfeit ihrer ©ntfdjeibung ©ernähr nicht bieten.
©emip mtrb niemand bemüht bei ber SlugmapI gegen biefe'
©runbfäpe oerftopen. SBenn aber beffenungeachtet erfaprungg»
gemäp immer mieber ganz ungeeignete Verfönlidjfeiten auf der
(Stoffen- unb ©efdjmorenenbanf erfcheinen, fo erflärt fich dag
nur baraug, bah bie mit ber SlugmapI betrauten Vertraueng«
perfonen entmeber felbft nicht nach ben richtigen ©runbfäpen
auggemählt morben finib, ober bah fie bemüht und unbemuht
unter dem ©influp bon allerlei Umftänben ftehen, bie hier
gleichgültig fein fönten, Seute, bie in fozial gehobener Stellung
fid) befinden, berbreiten leicht um fich den Nimbug, bah fie nun¬
mehr auch für jede ehrenamtliche Tätigfeit befonberg präbefti-
niert feien, ©g ift menfdjlidj begreiflidj, menn bie Vertraueng»
perfonen fich foldjen ©inflüfferi nidjt ganz entziehen. $ier
follte ber borgende Slmtgridjter ein ©egengemidjt bilden, indem
er auf die für bie Slugmaht allein mnhgebenben ©efidjtgpitnfte
hinmeift. ©g muh and) gegen die bielfad) bertretene Slnfdjauung
Stellung genommen merben, alg hätten die Parteien und Ve-
rufgflaffen hier gemiffermapen ein Nedjt auf gleidjmäpige Ver¬
tretung. ®ag find ©efidjtgpunfte, bie gegenüber ben altern
mapgebenben perfönlichen ©igenfdjaften gar nidjt in Vetradjt
fommen. S&enigfteng gilt dag für die Varteizugebörigfeit. da¬
gegen fann eg aßerbingg fadjlidj ermiinfeht fein, menn unter ben
Schöffen unb ©efepmorenen bie berfd)iebenen Verufgflaffen Per-
treten find, aber auch biefer ©efidjtgpunft follte erft in zmciter
Sinie in Vetrad)t gezogen merben, zumal eg bei ber Verteilung
ber Schöffen unb ©efdjmorenen auf bie einzelnen Sipungen
.durch dag Sog febr zmeifelpaft bleibt, ob fie überhaupt in bie
Sage fommen, ihre berufgmäpigen gäpigf eiten zu bermerten.
T>ie Sfugmafjl ber Schöffen unb ©efdjmorenen erfolgt ang
ber Urlifte, b. i. einem Verzeichnig fämtlicher an fid) zum
Schöffen» und ©tfdjmorenenbienft fähigen ©emeinbeein-
gefeffenen. £)ie Urlifte ift naturgemäh bielfad) unboüftänbig.
3Ber daher für ben Schöffen- ober ©efdimorenenbienft Sntereffe
befipt, follte eg nidht unterlaffen, bie Sifte nachzuprüfen. $ie
Siften liegen dazu eine SBocfje lang in ben ©emcinben aug.
Söcr feinen tarnen bermiht, follte durch ©infprudj gegen bie
VoHftänbigfeit ber Sifte bei bem Slmtggerichte feine nachträgliche
Slufnahme naepfudjen. ©g ift aber nicht ber Mangel an Sin«
märtern, fonbern im ©egenteil bie übergroße Sülle ber tarnen,
melche bie geeignete Slugmahl erfdjmert. ©eben bie Slugfdjup-
Porfipenben, mie bielfad) üblidj, bie Siften ber Neipe nad) durch,
fo bleiben erfafjrungggemäh häufig bie braudjbarften Verfön-
lidjfeiten zuritef. Vraftifdjcr ift eg daher, menn die Slugfdjup«
mitglieber aug dem ©ebächtnig anfd)einenb geeignete Verfön»
Iitftfeiten benennen, unb menn bann bor ber SBapl feftgefteüt
mirb, ob ber Vetreffenbe in ber Sifte bezeichnet ift.
Se geringer bie Sahl ber augzumählenben ^erföntidhfeiten
ift, um fo höhere Slnforberungen fönnen an fie gefteüt merben.
Von biefem Stanbpiinft ift cg fehr bebenflich, menn bie ©e-
richtgborftänbe, in deren $anb dag ©efep bie Veftimmung ber
erforderlichen STnzahl bon Sd>öffen unb ©efdjmorenen gelegt
hat, immer noch mehr Verfonen angmähten laffen alg gefeplidj
notmenbig, menn alfo beifpiclgmcife die Sdjöffen nod) immer
für meniger alg fünf Sipunggiage jährlich herangezogen
merben — ©V©. § 43 — ober menn fogar im Sipunggplane
Termingtage borgefehen merben, bie, mie man borhet meip,
nicht in Slnfpruch genommen merben. ©g gibt aber minbefteng
für bie Sdjöffenaugmahl nodjmn aitbereg praftifdjeg Verfahren.
T)ie Sdjöffen, bie fid) bemährt haben, fönnen mit ihrer 3m
ftimmung in erfter Sinie mieber in Vorftfjlag gebradjt merben.
Natürlich fept bieg Verfahren böUige Objeftibität beg Nidjter*
boraug, aber fdjlieplidj unterliegen bie Vorftfjläge beg Nidjterg
ja immer ber Nachprüfung fejtcng ber Slugfdjupmitglieber.
®ieg Verfahren, bei meldjem die Schöffenlifte jahrelang mehr
ober meniger unberänöert bleibt, liegt bielleicht nicht ganz im
Sinne beg ©efepgeberg, aber eg bietet doch für eine geeignete
Vefepung ber Schöffengerichte ©ernähr. SDag ift bie &auptfadje.
Sluperbent haben fid) feit ©rlap ber jept geltenden Veftim-
mungen^.-feit bem Sabre 1877, die Verhältniffc unb Sin-
fchauungen erheblich geändert. ®ie Vetaftung ber Viirger mit
©htenämtern zwingt dazu, bie unbermeiblichen Saften auf
menige zu berteilen, bie zu ihrer Übernahme bereit unb im-
ftanbe find. Sluperbem hat bie Umbildung beg Sd)öffengerid)tg
aug einem fluftuierenben ©ebilbe in'ein.fehr ftänbigeg (Be¬
richt nad) Slrt ber Kammern für $anbelgfa<hen, der ^aufnianng-
unb ©emerbegerichte bereitg ftarfen Slnhang gefunden, fo bap
bie hier angebahnte Neuerung fdjon in ber Nidjtung der ©nt«
midflung liegt.
SNit ber blopen Slugmahl geeigneter Verfönlicpfeiten ift
nun bie gefteüte Aufgabe nod) nidjt erfüüt. ©g fommt darauf
an, bap bie V erfönlidjfeiten fich entfpred)enb betätigen.
Seiber beftebt bei bem gelehrten Nichtertum immer nod)
eine ftarfe Slbneigung gegen bie Süienredjtfpredjuug. SNan
pflegt bie ^Sdjöffen und ©efchmoreneu nidjt unter bem ©cfidjtg«
punfte zu miirbigen, bap fie praftifdje Sebenganfdjauungen in
die Nedjtfprechung hiueintragen, fonbern man legt an fie ben
SNapftab beg gelehrten Nidjterg unb erblirft bann naturgemäp
in ihnen ein minbermertigeg Surrogat. ®ie Sotge ift, bap ber
Verufgjurift bie Schöffen möglichft zu feiner Slnfidjt herüber¬
zieht, ja, bap er in bem Vcmuptfein feiner Überlegenheit zu¬
frieden ift, menn er feinem Sßiöerfprud) begegnet. Sm' ^djmur-
geriept fanrr ber Oorfipenbe Nidjter unmittelbar feinen ©influp
nicht in bemfeiben SNape augüben, aber eg fann bod) mittelbar
durch die Slrt der Nedjtgbeleprung unb bie Verhanblunggleitung
gefcheljen. ©r hat alfo in erfter Sinie bie Vflicpt, bie Verhand¬
lung in perftänblidjer SBcife 51 t führen. 2 öer dag nidjt öerftept,
mer in feiner Sfugbrucfgmeife ben ©eleljrten nicht abzuftreifen,
mer dag Suriftifdje nidjt in nolfgtümlidje Sormen zu fleiben
Permag, ber follte niemalg zum Vorfipenben eineg Saiengerirfjtg
beftellt merben. ©benfo menig taugt dazu, mer fid) nicht bon
ben Siften logzulöfen bermag, fo bap die ganze Verhandlung
mehr eine Söieberholung beg Slfteninhaltg alg eine felbftänbige
Slufflärung beg SadjPerljalteg ift. Seiber merben bie Sdjmur-
gerichtgborfipenben bielfad) gar nicht nach biefen Sähigfeiten,
fonbern ganz fdjablonentnäpig nadj ber Nebifiongfidjerheit ihrer
Urteile bemertet. S)er Sdjöffenridpter fann fid) bei der Ve«
ratung babon überzeugen, ob bie Schöffen den Sadjberhalt
erfchöpfenb in fich aufgenommen haben; für ben SchUmrgerichtg"
borfipenden gibt eg feine zuberläffigere Kontrolle alg bie Stug-
iibung beg gragerechteg. Über biefeg Srageredjt follten daher
bie Saienridjter in ber $auptberhanblung befonberg aufgeflärt
merben,'und Sdjöffen mie ©efdjmorene follten nicht unterlaffen,
die nad) ihrer Slnfidjt zur Klärung beg Sachbcrljalteg erforber-
lidjen gragen zu fteüen. 2 }enn nidjt fdjon bann bermag ber
Sdjöffen« unb Sdjmurgeridjtgborfipenbe die Verantmortung für
dag Urteil zu tragen, menn eg nach feiner Slnfidjt fadjlidj ridjtig
ift, fonbern nur bann, menn er meip, bap Sdjöffen unb @e«
fchmorene ihre Stimme abgegeben haben, nachdem ihnen ber
Sadjberhalt in allen erforderlichen ©inzelheiten flar ge-
morben ift.
©emip mirb eine geeignete Verfönticpfeit auf ©rund einer
Perftänblich und fachlich geführten Verhandlung ein foldjeg
Urteil fidj bilden. -Slber dag alleg mirb ihm doch fehl erleichtert,
menn er über bie grundlegenden juriftifdjen Vegriffe minbefteng
im allgemeinen ätarljeit befipt. ^egpalb follte ftaatgbiirger-
lidjer Unterridjt nicht nur in ben Sehrplan ber Schulen auf¬
genommen merben, fonbern eg follte aud) die fogenannte Volfg-
aufflärnng unter bem ©efidjtgpunfte erfolgen, bap ben Teil¬
nehmern dag Nüftzeug gegeben mirb, dag fie zur ©rfüüung
ihrer ftaatgbürgerlidjen Pflichten bedürfen, ©g bebeutet dag
nidjt etma, bap ben fpäteren Schöffen unb ©efdjmorencn ber
Snljalt bon ©efepegparagrapljen cingeprägt merben foH, moljl
aber bebeutet eg ein gemiffeg SNap juriftifcher Schulung, dag
am befteit an ber gemeinfamen Vehanbtung einfacher juriftifcher
Tatbeftänbe gemonnen mirb. Von tyrn aug mürben fich bann
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©oktale ^raji# unb Ärtßiv für Boltetooblfaßrt — 1918 — XXVTI. 9lr. 62.
800
audj mobernere Bnfcßauungen über SBefen unb Bebeutung bet*
Saienrecßtfprechung Verbreiten.
ftaeß ben J&ter aufgefieEten (Grunbfäßen foGte gearbeitet
merben. Tamit bie# ohne $räfteaerfplitterung nach einem ge*
meinfamen Blane gefdjteht, merben aEe biejenigen, bie mit*
auarbeiten bereit finb, gebeten, mit £errn *fted)t#rat Dr. S i n f
in Sübed Süfjlung 5 « nehmen.
•efeUföufl fftr $o?talr Ptfimn.
InUrnatiutwlf ^eretnignng für jffffcltytti JLrlreitfrf^n^.
Ta# internationale Arbeitsamt. Ta# Büro bet internationalen
Bereinigung für gefeßltcßen Brbeiterfcßuß legt feinen BecßnunQ#»
abfeßluß für 1917 bor. E# ergibt fieß u. a., baß bie meiften © t a a t 3*
regierungen troß bc# Kriege# ihre Beitrag#aaßlung fortgefefct
haben. BEerbing# finb auf feiten ber Ententcftaaten immerhin, er»
ßebltcße Süden 31 t beobachten. (Großbritannien unb bie Dominien
fomte Belgien finb mit 14 750 Sranfen, Italien mit 1000 granfen
im Büdftanb geblieben, ohne baß ber Boranfcßlag für 1918 mit bem
nachträglichen ©ingang biefer Beiträge rechnet; ^ranfreirf) ßat feinen
Beitrag bon 9000 auf 5000 ^raufen ßcrabgefeßt. hingegen hat ber
^eilige ©tuhl einen außerorbcntlicßcn Beitrag bon 1000 ^ranfen
übertoiefen. Ta# Teiftfcße Gleich, l^fterreidh unb Ungarn haben
ihre Beiträge in boller £>öf)c gclciftet, ebenfo bie neutralen Staaten.
Tie ©eftionen ber internationalen Bereinigung finb 3 . T. er»
ßeblirfj im Biicfftänb geblieben. 91 uu bon ber beutfehen ©eftion ((Ge-
feEfcßaft für ©oaialc Reform), ber uitgarifcfjen, fpanifeßen, uor»
megifeßen, feßmebifeßen, niebcrlänbifdjcn, fc^tuci^ecifcheix unb ber ame»
rifanifeßen ©eftion finb bie Beiträge cingclaufen. Tie ©eftionen
ber Ententelänber mit Buönaßme ber Bereinigten ©taaten finb fo»
naeß au#naßm#lo# bureß ben Krieg fo gefeßmäeßt morben, baß fie,
teilmeife ihren Begierungen ein fcßlecßtc» Beifpiel gebenb, bie Baß*
lungen an ba# internationale Brbeit#amt eingefteEt ßaben. Tic
(Gefamteinnaßme be# Amte# ift babitrcß im iaßre 1917 auf 74 7G0
granfen gefunfen, mäßrenb ber Boranfcßlag 105700 granfen bor»
gefeßen hatte. Tic Bu#gabeu ßaben 72 092 Sranfen betragen. Tie
Bu#gabe be# Bulletin# mar in beutfeßer ©praeße Enbe 1917 am
meiteften borgefeßriiteu; bie englifcße unb bie franaöfifeße Bu#gabc
mar bi# 311 m ^aßreSfcßluß ttoeß im borhergeßenben iaßrgang fteßen
geblieben, ma# fieß au# teeßnifeßeu ©eßmierigfeiten erflärt.
Bufntf.
„E# mirb ba# Soßi* ftorf unb feßarf ßergeßn. Bber man
muß bie Ohren fteif holten, unb jeher, ber Ehre unb Siebe
«für3 Baterlatib hot, muß aEe# baran feßen." Tiefe# 3Sort
Sriebrich# bc# (Großen ntüffen mir nn# mehr benn je Vor
Bugen holten, Ernft unb feßmer ift bie Seit, aber meiter*
Fämpfen unb mirfen rnüffen mir mit allen Kräften bi# 311111
ehrenvollen Enbe. . Eftit voller SBiußt ftiirmen bie Seinbe
immer auf# neue gegen uitfere Sront an, bod) ftet# oßne bie
gemoEten Erfolge. Bngeficßt# be# unübertrefflichen $elben-
tum# braußen finb aber ber SDaßeimgebliebencn Krieg#Ieiben
unb Entbehrungen gering. Bn alle# bie# miiffen mir betifen;
menn jeßt ba# Batcrlanb 3 ttr 9. Krieg#anleihe ruft. E# geht
um# (Ganae, um Heimat unb .§erb, um ©ein ober 9Hcßtfeiti
unfere# Baterlanbe#. Taßer muß jeber
^ r i e g # a n l e i ß e 3 e i cß ti e n!
Probleme ber Srauenarbeit in ber übergang#toirtf<haft.
Oie in einer Oenffdirift unb auf ber gemeiitfamen Öagnng be#
Bunbe# bentfdßer grauenVereinc unb be# ©tänbigen Bu#*
fdmffe# aur ^örberung ber Brbciterinnen-Sntcreffen am 20.
unb 21. ^uni Vertretenen foäialpolitifdjen Sorberungen sur
Übergang#mirtfd)aft (vergl. ©V. 598) maren burd) forgfältige
Borarbeiten in einem !lnterau#fcbitß be# ©tänbigen 2 [u#fcßuffe#
Vorbereitet morben. Tie Ergebniffe biefer llnterfucßungen
unb Bo rarbeiten merben jeßt in einer beacßten#merten ©cßrift
ber öffentlicßfeit unterbreitet 1 ). Ta# gefamte (Gebiet ber
beruflichen Si'ouenarbeit, mit Bu#nabnte ber Sanbarbeit, mirb
hier aufgerollt. Dr. .<oitbe CbVimhöimer unterfudßt bie Sage
ber a r b e i t e n b e n S r a n c tt in (G e m e r b e, ß ä lt # -
lidien Tienften, an bei unb Berte ß r, mäßrenb
Me mittlerenrunb höheren Srouenberufe Von
l>r. .<5ilbe Babom#fi bearbeitet merben.
V) Beclag Ben#ßctmer, Bfannßeim 1918. Brei# 5,50 J(.
Troß aller ©orgfalt unb aßen Sleiße# bleiben audß biefe
llnterfucßungen natürlich nur ein Torfo, benn e# fehlen fomoßl
bie au#reid)enben Unterlagen für bie 3 a ß I e n m ä ß i g e Er-
faffung, al# auch Seit unb ^raft, eingeßenbe ©onberunter-
ludjungen für bie Verfd)iebenartigen Beruf# 3 meige 31 t madßen,
um mirflid) einmanbfrei bereu Eignung ober gefunbßeitlidje
(Gefaßr für ben Srauenförber feftaufteEen. Tie Berfaffe*
rinnen finb fid) felbft biefer Süden natürlich bemußt unb
vermeifen auf fbätere monogravhifdße TarfteEungen. Tie
©cßrift ift aber troßbem mertVoE al# Bilb be# gegenmärtigen
©taube#. Tie Entmidfung ber Srouenarbeit mäßrenb be#
Kriege# mirb fomoßl nadß Umfang mie Brt bargefteEt, an bie
Erfahrungen ber. Borfrieg# 3 eit mirb angefnüpft unb Sorbe-
1 ungen für bie 3 ufunft, in#befoitbere für bie iibergang#mirt-
feßaft, aufgefteEt. E# mirb verfließt, bie probuftion#politifcßen
mit ben fosialpolitifcßen @eficßt#punften 3 U Vereinen, unb ba#
jid) ßterau# ergebenbe Si^I mirb barin gefeßen, bie S^ouen-
avbeit überaE ba für ben SBieberaufbau ber BoIf#mirtfcßaft
uußbar au machen, mo bie# oßne m fdjmere beVölferung#-
politifcße (Gefäßrbung gefeßeßen fann.
©0 bietet auch biefe ©cßrift neue, einbrud#VöEe Unter-
ftreießungen ber Sorberung nach ber möglicßft batbigen, VoEen
BJieberßerfteEung be# Brbeiterinnenfcßuße#, ja nach beffen Er-
meiterung, menn auch feßeinbar bie Notlage ber Seit einer
Ermeite'rung au' miberfpreeßen feßeint. Bber meife 3Wenfcßen-
öfouomie bat fuß noeß immer am Vorteilhafteren aueß für bie
B.olf#mirtfcßaft im ganaen ermiefen. Bl# befonbere 3Waß-
uaßmen ber iibergang#aeit merben bann im. befonberen bie
Sragen ber mirtfcßaftlidßen Temobilifation nach foaialen (Grunb-
laßen, ferner bie Stagen ber Brbeitgvermittlung, Brbeit#*
Oefdjaffung, Ermerb#Iofenfürforge ufm. beßanbelt.
gtlfsMenJi.
^ilf#bicnft unb fiohlen- rforgunß. SWüncßeit ßät ba# ©teil-
ücrtcetcnbc ®-eneral!ommanbo ang-eorbnet, baß aEe @ilf#bt€uft*
pflichtigen, bie noeß nießt tm Baterlänbifcßen ^>ilfsbienft tätig finb,
311 m ort#ii9lichcn 2:agelik)n au Entlabe» unb Xran#portarbeiten Ver¬
pflichtet finb. 9lrbcit#ort unb 3lrbcit#aeit merben tunlichft unter
billiger Büctficßt auf bic perfönlicßen Berhältniffe ber Betroffenen
geregelt, in#befoubete bureß Einrichtung, mehrerer ©chidjten. Turd)
biefe 5lnorbnuug foE bie Einlagerung be# Bremiftoffbcbarfe# gefießert
merben. Bn eiu-e große Suhl SKüucßener Bürger ergeßt bie Buf*
forberung $ur Brbeit#leiftung, ber bei empftnblidßcr ©träfe Solge 311
leiften ift.
Tie Einftedung ^ilfÄbienftpfliihtiger ohne Bbfeßrfißeiu maeßt ben
Arbeitgeber felbft bann ftrafbar, menn ein Betrieb fo groß ift, baß er
nießt felbft ba# Borßanbenfeiit be# Bbfehrfcßciue# in jebem einaelneu
Salle fontrollieren !ann. Ta# Cberlanbe#gericßt Solmar ßat ent»
feßieben, baß bie im § 9 be# £>ilf#bienftgefeße# auferlegte öffentlich»
redßtlicße ^fließt nießt einfad) auf beliebige BngefteUte abgemäl 3 t mer»
ben fann, fonbern naeß Brt ber fieß au# § 151 9iE9D. ergebenben Ber»
pfließtungen Betrieb#leitern ober Bufficßt#perfonen au überfragen ift,
bie mit ber erforberlidjen ©orgfalt au#gemäßlt finb unb forgfältig
iibermaeßt merben. '
Arbeitslager im 1. baperifeßett ^arp^Oeairf. Ta# ©tettb. (General»
fommanbo be# 1 . baßer. Brmeeforp# ßat aur Bufrechterßaltung ber
Öffentlichen ©ießerßeit brei Brbeit#lager für Berfonen, bie fieß in
BJüncßen aufßaltcn, oßne einer geregelten "Arbeit uad) 3 ugeßen, er»
ridjtet. Sunäcßft finb e# meiften# heere#uumürbigc, fdjmer bor»
bestrafte, im Berbacßt unrebließen Ermerb# ißre# Seben#unterhalte#
fteßenbe Bfänncr, bie auf biefe SBeife 311 Kulturarbeiten ßeraugeaogen
merben. Tie gleiche s Bcßanblung arbeit#fcßcuer S rau en, fotoie
militärfreier Zigeuner floßt bevor. Tie Internierten merben ent¬
lohnt mie gleichartige frde Arbeiter, erhalten ©cßmerarbeiterloft unb
merben im bie Kranfen» uni> SuValibenVerftcßerung aufgenommen.
fdksentfijjnmg uni Jeifnslfnlhmg.
Ernäߥung#poItttfcße Erfläruttgeu be# fRdcß#faii$Ier#
gegenüber ber Brbeiterfcßaft* Buf bie ©p. 792 ermäßnte Ein¬
gabe be# foaialbemoFratifcßen Barteivorftanbe# lin 5 p cr
©cneralfontmiffion ber (Gcmerffd)aften, bie ber llnaufriebcnßeit
ber Brbeitcrfcßaft mit ben „ftänbig fieß verfcßlecßternben Seben#*
verßältuiffen be# ermerbötätigen Bolfe#" lebhaften Bu#brud
gab, bie meitere Brei#fteigerung für Sebcu#mittel unb bie
fleifcßlofen BJocßen fdiarf verurteilte unb einen Bu#gleicß bafiir
unb für bie verfügte Brotmenge burdß Erhöhung ber $ar«
807
808
Sogkrte VrajiS unb STrdjrib für SSolföWo^lfö^rl — 1918 — XXVII. &t. 52.
toffeTguteilimg Perkmfte, &üt ber fftetdhSFanglet anrl9. ©epr»
teraher ausführlich beantwortet.
©t ftimmt ben Zrbeiterfpredjern gu, bafc alles gefdjeljen tnufe,
um bie borhanbenen SebenSmiitel möglidjft gleichmäßig gu berteilen.
2)ie angebliche VnüSanreigpoliti? be§ KriegSernährungSamteS fei aber
an ber Steuerung nicht fcfyulb, fonbcrn eben bie Knappheit unb bie
©rgeugungSloftert unb bie burd) h°be ©innah'.nen unb Söhne ge»
fteigcrte Kauffraft meiter Greife, fomie bie Vermehrung ber ©elb*
irmlaufSmiticI. Tic greife für (betreibe unb Kartoffeln feien in
Tcuifchlanb tropbem mefentlich niebriger als im ZuSlanbe gehalten
unb für bie Kartoffeln nicht gegen baS Vorjahr gesteigert morben.
Vej ber Vreisbemeffung für bie lanbmirtfdjaftlichen ©rgeugniffe
muffe mau ben ©rfdjmerniffcn ber lanbmirtfchaftlidsen Arbeit fltctf)»
uuug tragen; ohne bie Sciftuugeu .ber Sanbmirtfchaft märe ber Krieg,
längft betloren. Ter ZuSgleici) ber entgegenftchenbcn ^ntcreffcn bei
ber VrciSbemeffung mirb burch Veihilfen unb Zulagen aus öffentlichen
Mitteln nach 2Wöglidj!eit erftrebt. Tic Zufmenbuiigcn für fie betragen
bereits Diele 3Kiüiarben. SBucher unb Sdsleichbanbel merben mit
allem 9lad)brud befämpft. Tie ©rnährungSlage ift im abgelaufenen
SBirtftfjaftSjahr beffer als im borigen gemefen unb* mirb im neuen
auch ohne ctmaige Zufuhren aus bem Cftcn nicht ungünstiger fein.
Turd) Vrotftredung mirb bom 1 . Cftobcr an mieber bie borjahrige
Vrotmenge erreidjt. .Tagegen !ann gum Seibmefen beS KanglerS bie
Kartoffelfopfmenge gurgeit nicht erhöht merben. ermöglicht es bie
@cntc, mehr als 7 Vfunb gu geben, unb geftattet bie Transportlage
baS Zbrollen ber baburch bebingten Stte.hrmengen, fo mirb nid)t ge*
gögert merben, eine erhöhung borgunehnten. SBenn ber Sd)leid)=
hanbel im Vorjahr bcrcingelt Kartoffclmcngeti über 7 Vfunb hinaus
geliefert hat, fo gcfchah bas in ©egenben, bie infolge beS ©gleich*
hanbelS ihr Sicfcrungsfoll nicht erfüllten auf Koften auberer Ve=
gitFe. Tie Schmicrigfeiten ber ©rnähtung merben aber auch im
fontmenben J^a^re ‘iibermitnben luerben. Tie ZuShungerungSpläne
bei: geinbe finb ban! ber ergriffenen Vütßnahmcn gefcheitcrt.
$erattgtehttttg ber freien Strafte beS $8oIfeS für bie
ernährung. ©ine bemerFenSmerte Verhanblung über Mangel
tmb 2ftögItd)Fetten unferer ©rnäbrungSpoIitiF fpielte fiel) om
19. September in ber Kölner ©tabtoerorbnetenPerfamm»
Iithg ab, bie gegenüber bem SdtaliSmuS unb ber 0elbftgered)tig-
feit unferer bisherigen SftegiernngS* unb VermaltungSmeife
auf : bem wid)tigften FriegSWirtfdjaftlichcn Gebiete burch ihre
rcformfreitbtgen unb hoffnungsreichen ©efidstSpunFte über
bcu Bereich ber Kölner SD?etropole htnonS ©inbrud machen
muh- Xie 2litSfprad)e über ©rnährungSfragen brehte fid) um
Anträge auf göröerurrg ber ©rgeugung, bie gegenüber bem
heutigen ©pfteme, baS bem Sanbmirt bie ©robuFtionSfrcubc
nehtne, eine angemeffene ^reisftaffelung für alle über baS
s #flid)tmaf 3 hinaus abgelieferten Mengen empfehlen. Sn ber
©rbrtcrung barüber forberte ©tabtPerorbneier Salf unter
töiuweiS auf baS bewährte gufammenWirFen. Pon Stabt*
uerwaltung unb Stabtbertretung in ftoln allgemein eine
fruchtbarere föerangiehung ber freien Kräfte beS VolFcS, als eS
bisher in bem Spfteme ber Schcmatiftentng unb Siegle»
menticrung iiblidi fei. Tie hkt aiiflingenben ©ebatiFeu
führte bann Oberbürgermeifter 3Tb en au er in grofegügtger
Siebe, bie Don ber Kfritif gu tatenfroher Sicform überleitete,
mit ftarFem Siadsbntd Weiter aus.
Cfrerbürgamcifter Zbcnauer oerurteiü i>as bestehe ube SebcnS»
mittelbefdsaffuugsfhftem, baS bnt S?id)tfelbftüerforgec mit ^tot»
menbigfeit gur eigenmäditigen Selbsthilfe, 311 r ^amsierfahvt unb
gum Sdjleidjhaitbcl führt, mit rücffid)tSlofer Cffcidjeit. Sladj bem
Vcridst ber „Köln. 3 tg-" legte er bar:
XaS ©ijftcm muft uubebingt gum llntergantg führen, es unter»
gräbt bas Slednsgcfiihl in ber bebeitfltchften SUcife, es poinert bie
ftäbtifche VenölFerung in unerträglid>er ü&?eifc aus, cS trägt eine ge»
fiihrlidve ©rbittcrung unb ©mpörung in bie Vebölkrung, es bat in
feinem (befolge ciax uncniblidje Verfdsmcnbuug bon ^eit, Arbeit unb
Material. Sie Sad;e ift fo meit geöichen, baft mit Stedst gefugt
merben tarnt: cs mufe um gelehrt merben unb fann fo
uid)t meitergehen. Vlbenauer bleibt aber itidjt mie bie meiften
Kritifer bei ber negatincit Verurteilung ftehen, fonbern .meift auch
bie SBege, bie nach feiner 2?teiuiuig aus ber ^mitfmiihle heraus
führen föimen: ©S läfgt fid) Vlbljilfc fdsaffen, ber blühenbe Sdjleid)»
hanbel bemeift, bafg genügend SlahrungSinittcl im Öanibe borhaubeii
finb, um ber S?ot gu steuern SWan hat bas ©cfiihl, als ob unfre
gange VerforgungSmirtfdsaft in einen ^ltftmib ber ©qtarrung ge»
raten fei; auf bem Rapier ift alles mohlgeorbnet, aber Ieibcr mir auf
bem Vapier. l'lbenaucr befürmortet ben in ber Stabtberorbneten»
üerfammhutg erörterten Vorfdslag, fogial gefchulte Vertreter ber
Stäbtifclveu Veböltcrung in bie entfdseibcnbeu Stellen and) ber Kreis»
inftangen gu berufen. ©0 mirb baburds in bie Vürofratie ein
frifdws Sehen bineingetrageu. Xaburd) mürbe bas Vertrauen ber
ftäfctifd)cn Vcoölfcrung in bie Stegierungsma^nahmen aufeerorbeut»
lirf> geftärtt merben. ^ic Übergcugung, ba^ alles (itefdiehen fei, roas
gefdseheti fomUe, ift jeht nid)t uorhanben. Vludy auf bem Smi-be
mufl ^anberS-:'als- biShct^betföhttUt merben, auch bort.tuüßtlt ,bw
fchiummernben Kräfte gemedt merben. ©ine ber michttgften Wuf»
gaben ber Kominiffion ift bie, bie Sanbbeböltcrung mirtfam aufgu«
Hären, ^n ber gangen Vebölterung mufe ber richtige ©eift bor*
hanlben fein, unb baran fehlt eS im fünften KriegSja|r teiber biel
mehr als im erften 3ahr. S)abont ift meber bie ftäbtifdje noch hie
Sanbbcbölterung auSgmtehnten, aber auch nicht bie Stegierung, bie
eine grofee ®<hu.lb baran trägt, bafe biefer (&eift in ber VebölFerung
nicht fo ermedt morben ift, mie er hätte ermedt merben müffen.
v . ©S ift ein 0eoen, bafe Uneber eiurjial Uon einer ©teile
aus, ber man theoretifche SFedühaberei nicht Uortnerfen Fann,
fonbern bie unmittelbar auS praFtifcher, loeitgehenber ©rfah*
rung fdiöpft, riicfhaltloS auSgefprochen mirb, maS ®unbert-
taufenbe aufeergalb ber SiiroFratie feit langem empfinben, bafj
mir in einer g. %. berfahrenen £)rganifation gu erftarren
brohen, aus ber unS nwr ein neuer (Seift, ber lebenbig macht
unb fid) burd) ben 58uchftaben nidht töten läfet, heraushelfen
Fann. ©öffentlich mirfen StbenauerS ©ebanfen mie erf.rifdhen-
beS ©emitter.
2)cr VcrteilungSplan für bic neue ©rtiie mirb bon bem Vor*
ftanbSmitglieb beS KtiegSernährungSamteS ©tegermalb auf ©runb
bon Umfragen bei eingelnen Kreisämtern folgenbermahen függiert:
S)aS Vrotgetreibe mirb gegen baS borige ^at)r einen Sichrertrag bon
15 bis 17 % liefern; cS fönnen bcShalb bom 1. Cftober an bie 2J?ehl 3
mengen hinaufgefept unb itahcgu bier Vfuub Vrot möd)eittlid) berab*
folgt merben. 2>ie Kartoffelernte ift gmar noch tiidgt iiberfehbar,
hoch biirfte eine größere Sßodjcmnenge als bisher an bic Kommunal*
berbänbe abgegeben merben. ©ic ^lcifd)berforguug bleibt meitereu
©infd)rän!ungen untermorfett. 3)ic gettmenge braucht nicht herab*
gefept gu merben. 2>ie ©emüfeernte ift überaus reichlidj. Vci
biefen Eingaben finb bie Zufuhren aus ber Ufraine aufeer Slitfap
geblieben. .
^ulbfamfeit gegenüber fcefdjetbcnen ©elbftberforgnngS»
mühen empfiehlt baS ftelltjertrctenbe ©eneralFommanbo beS
11. SlrmceForpS in .Kaffel in einer Verorbnnng an bie ©teilen,
bie bk ßebenSmittelFontroUe auSiiben. ©S Reifet barin:
„©S mufe bermicben merben, bafe man bic Keinen ®iebe hängt
uub bie großen laufen läfet. füllen nicht Seute angegeigt merben,
bie bon Vermanbtcn unb Vefannten fich unbebcutenbe Mengen ©fc=
maren ufm. holen, mährenb Vluffäufer mit Körben bon. ©iern unb
Vuttcr ungehiubert babonfoinmen. — ©a, too eS fid) um gemcrbS*
inäfjigeu äÖudjer hanbelt, greife man gu, aber bie, bie $eit uttb ©cUT^*
baran fepeti, um ctmas auf ben SUcittagStifch gu befommen ober ctmas
gut ©ebuttg beS gcfunFeneit ©cfuubheitSguftanbcS ber Familien gu.
tun, bie laffc man ungefchoren. 3 uin ©pnfe merben foldje Wahrten
fidjer nicht unternommen.".
$edjtefnujen.
SÖoIjnunRlircfutm unb ^fä«bu»fläfief(f)ränfunncit im fiidjtc
' neueftcr Stechtfprechnng.
3mci in ber Suriftifd)en^od)cnfd)rift Fürglich Peröffent*-
lichte ©ntfd)eibungen — 1918 ©. 95 unb 109 — reditfertigen
megen ihrer fogialen ^ragmeite für bie Söefferung unferer SBoh-
nungSOerhältniffe unb für bte SeheuSOerhältniffe ber ntinber»
bemittelten VolFSFlnffcn im Kriege ihre ©rmähmmg in biefer
3eitfchrift. Sn ber erfteren ©ntfeheibung hat baS SteidjSgcrid)t
eine ©d)uppflid>t bcs ©taateS and) gegenüber ben Singehörigen
feiner Beamten bei Söemihung Pon SDienftmohnungen bejaht.
©in rberbahnaffifteut hatte eine SMenftmohnuug eines Kollegen
begegen. Qzt ©ifenbahnfiSfuS lief? fie erft eine V?oche itad> bem
©ingug beSinfigiercn, irofebem bie §rau beS Vorgängers fchminb*
füdjtig mar. ©inige SWonate fpätcr erfranlie bic ü jährige Tochter
beS WadjfoIgerS an 3TubcrfuIofe. ©r führt bie Kran!f)cit auf baS
Untcrlaffcn rcdjtgcitigec •©utfeudsung ber Wohnung guriid unb ber*
langt Uont JViSfnS ©rfap beS ©d)abcns burd) bie Kranfheit ber
Tochter. Xas :)ieid)Sgeridst hat ben Klageanfpruch bejaht. ©S meift
auf § 618 bes bürgerlichen ©efepbitdss hin, monadj ber ©ienftbered}»
ligte Jltäume gur Verrichtung ber ©ienfte fo hergujteüen uub gu
unterhalten hat, baft ber ^ierijmcrpflidptetc gegen ©efahr für Sebcn
unb ©cfuubhcit fomeit gefdgipt ift, als bie Vatur ber ^ienftfeiiftung
cS gestaltet, ^as sHcidsSgeridst erinnert, bafe nach einer früheren
©ntfeheibung bie ©emcinben Perbnukii' finb, bie 2 )icnftmohnungen
ihrer Sehrcr, bie tiu’uigftens mittelbar bereu 2>ienfte ermöglichen,
gefahrfrei cinguridsten unb gu unterhalten unb bei fdsulbhafter
Valebuug ihrer Vflichr bem in ber ©efuubheit gefchäbigten Schrei*
erf'ibpfliihtig treroeu. Ta ber Staat mit ber Tienftmohnung gleich¬
falls begmeeft, ihren Inhaber gu befähigen, feiner Tienftpflicht gu
genügen, ober fie ihm gu erleidsterit, unb ihn gur Vermeibung finan*
gicller s Jiad)teile gmiugt, fie gu benubeu, fo mttfj er ihm einen aus*
reidjeuben Schub gegen gefuubheitSgcfährbenbe Mängel ber SBoh*
mmg berfdsaffen. TaS gilt nidst nur gugunften beS Veantteu, fon*
bau audi feiner Zugehörigen, bie er bet fich aufneh m * 11 barf. T>enn
809
Soatale $rajt8 unb Slrdjrib für Sßoltetooljlfaljrt — 1918 — XXVII. !ftr. 52.
810
811
©oktale Sßrajig uni) AtchiP für SBoIfStooljlfcrijrt — 1918 — XXVII. Nr. 62.
812
auch auf fte erftretft fid) bic Nötigung, bie 2 Bohnuwg $u beitufeen,
weil fte im $rctereffe ber Slufredjterfaltung bet Familiengemein*
fchaft ben Aufenthalt beS Ernährers in ber SBbljnung teilen inüffen.
©er ©taat haftet in entfprechenöer AnWenbung be£ § 588 B©B. Wie
ein Beendeter auf ©<habenSerfah/ wenn ^amilienmitgtkber be3
NZieierS bupch bie nom Vermieter 3 U Pertretenbe gefunbheitsfchäbli<he
Befdjaffenheit ber Sßoljnräume Nachteile erleiben.
B&aS baS *fteid)3gerid>t hier für beit Beamtenbienftbertrag
auSführt, mu§ in entfprechenber AnWenbung feiner NecfjtS-
grunbfähe fortan für ben ArbeitSDertrag jebeS Arbeitgebers
gelten, ber als ©eil beS ©icnftlohneS freie gümilienwohnung
gewährt. Söar man bisher geneigt, unter ben „Näurnen" im
0inne beS § 618 B©B., bie ber Arbeitgeber in gefunbbeitlid)
einwanbfreier Berfaffung feinem Arbeiter $ur Betfiigung gu
[teilen bat, lebiglid) ©ienft- unb Arbeitsräume 3« berftehen, fo
ift baS Neid>Sgericht mit foaialem ©eifte einen 0d)ritt weiter
gegangen unb fieljt als Bäume audb folcbe AufenthaltSgelegen-
beiten 1 an, bie, wie bie Sramifientoobnung, nur mittelbar
mit ber ArbeitSleiftung sufammenhängen. ©S gibt bamit ber
0oaialreform einen fräftigen £>ebel in bie $anb, auf Befferung
ber äöobnungSberbältniffe iiberaE ba htnätwrbeiten, Wo, Wie
auf bem blatten Sanbe, freie Böohnung einen ©eil beS Arbeits¬
lohns bilbet unb ber 3»ftanb ber SSobnungen noch häufig ben
einfatbften bbgtenifcben Borftf)riften ni# genügt.
©ie anberc ©ntfcheibnng rührt Dom Sanbgeticht in SRagbe-
burg ber* BeFanntlid) finb nad) § 811 2 3B£>- bie für ben
0d)ulbner, feine gantilie unb fein ©efinbe auf hier BSochen
erforberlichen BahrungS-, FeuerungS» unb BeleuchtungSmittel
ber Bfänbung nirf>t unterworfen, ©in 0d>ulbner batte feinen
bureb harten rationierten SeuerungSbebarf in ©eftalt Don
15 3entnem BrifettS eingenommen, ber für ben ganzen Söinter,
nicht etwa blofe auf bier 2öod>en, reichen foEte, unb rügte beffen
Bfänbung bureb einen ©laubiger als unauläffig. ©aS Sanb-
geriebt ift bem 0tanbpunFt beS 0chuIbnerS beigetreten unb
führt au§, bei bem ma&gcbenben KartcnaWangSfhftem Würbe
ber 0djuIbner nicht in ber Sage fein, fid) im Verlauf be§ SBin»
terS anbere geuerungSmittel als bie auf harten erhaltenen,
nunmehr gepfänbeten, au befchaffen; eine 3nläffigfeit ber Bfän-
bnng Würbe bem odjulbner u. a. and) bie im § 811 2 3$£>* Por-
gefebene SRenge entaiehen.
©ie anfeerorbcntlid) wichtige ©ntfd)eibung ift Don großer
praftifdjer Bebeutung. 0ie ergänzt finngemäfj unb mit
foaialem BerftänbniS eine Siitfe beS ©efefceS, trägt ber Kriegs¬
lage Nedjming unb erleichtert in Bot geratenen Familien baS
©urchhalten in fcbWerer Seit.
Königsberg i. Br. OberlanbeSgericbtSrat © r m e I.
©rganifdifftun Der Jlrkittr, (Sdplftn, JtogeJWltf*
nnü Heamtftt.
^aS 50fäbrige ^efteben ber ©emerfuereine (.^pirfcb^unctcr)
umubc am "18. ©eptember burd) grofee S3erfammlungen feftlidj gc>
feiert. ^J)ie JRebner (^artmann, ©Ieicbauf, ©d)iimad)er u. a.) gc=
buchten banfbar ber ©riinber be>? ^erbanbeg ber 2)cutfd)cn ©etuerf»
berciuc unb fd)ilbertcn bie l*n tun cf lang biefeö ^toeigeS ber Arbeiter*
bcmegitng, um mit einem aufunft^frohen Vlueblirf auf bie Seit itad)
bem Kriege an fdjliefjen. ^sn einer ©ntfdjliefeung, bie bie S?er-
fmnmlungen annabmen, beifet c^: ,,^ie ©utmicflung ber mirtfdjaft^
lidjeu ajerhältniffc in ^eutfdjlanb unb ihre SBicfungen auf bic ©e=
ftaltung ber bcutfdhcn ^rbeiterbemegung haben bemiefen, bafe bie bei
©rünbung ber ^eutfehen ©emerfbereine numgebenben Seitgcbanfen
burdjaus ridjtig unb amcduiäfeig maren. Xie ^eutfdjeit ©etuerfuereine
merben baher aud) in ^ufuitft bemüht fein, getreu ihren bewährten
©runbfäbcn bie ©leid)bered)tigung ber Vlrbcitiichmcr jeber iHrt im .
©taat, in ber ©efeüfd)aft' unb im VlvbcitSuerhnltniS mit aller ©nt=
febiebeuheit ber ^ertuirflidjung näher au bringen, ©ie werben uu=
entwegt eiutreten für bie fulturelle ^orberung ber Vlrbeiterintereffen,
für ben Vluc-bau bes? gewerffdiaftlicheu GiiiigungvWefenö mit einem
Meidjöeiiügungsamt an ber ©pipe, für bie ©djaffung einest -iieugeit*
lirijcii Vlrbciterreditö, für bie Jvörberuug beo Vlrbeitcrfdjubeö unb bey
Vluvbauev ber foaialeu löerfidjeruiig. Aad) wie bür werben fie an
ihren freiheitlidj nationalen ©ruubfäpeu fefthalten, ihre parteipoli=
tifd)e llnabhängigfeit unb religiofe Neutralität Wahren, ©ie forberu
alle 'JlrbeitC’foliegen a uv regen Beteiligung am öffentlidjen Sieben
unb aur Teilnahme an bem .Stampf für baö gleidie SBJahlredjt . in
'■Preufien auf." — ©er „Regulator", bab Blatt beb grofjen ©emerf*
oereiuv ber Bietallarbeiter (.'&.-©.), hat anläfgid) beb Berbanbb=
iubiläumb eine hübfdie ^veftnummer erfdjeineu laffen, in ber bie ©c=
werfbereinbfiihrer ©leirinntf, errft*leng, (iaieblif unb bie SHbgg. AJcin*
häufen unb ©elittb mit Nuffäpen uertreten finb.
^ortfebritte bcS Atbcttcrfcbu^cS in ßfterrctcb.
©)er ©efebentwurf betreffenb Sfrauen- unb Kinb«rarbeit
(XXVI. ^abrg. 0. 942), ben bie Regierung Dor etwa ^yab^eS-
frift aur ^crwirflidmng beS Söerner UbereinFommenS non 1916
eingebradjt bat, ift öor furgem mit Wefentlicben SSerbefferungen
oom öfterreiebifeben AbgeorbnetenbauS angenommen.
©a§ ©efeb bringt neben bem Verbot ber Nachtarbeit unb bem
lO-Stunbentag für § rau> c n ur, b ^fugenbliche bie Berfüraung ber
Frauenarbeit an ©onnabenben auf fünf ©tunben, eine @infdjrän=
fung, bie ben Nrbeiteruertretern im SIbgeorbnetenbaufe a u banfen
ift unb namentlich in ben oorwiegenb weiblichen ©ewetbeaweigen
Wohl an einem allgemeinen ©onnahenbmittagöfchlufe führen Wirb.
©äS ©efefc erftrecft fich, bem beutfehen BorbiLb folgenb, auf
alle Betriebe über lü Slrbcitcr unb befeitigt bamit bie Unfidjerhcit,
bie in ber früheren llmfchreibung bcS ©eltunggbereich^ (fabrif-
mäfeig betriebene Unternehmungen) liegt, ©a in ber $.rajis bic
Begrenzung aumeift in ber Befchäftigung boit minbeftenS 20 Nrbei*
tern gefehen würbe, bebeutet bie neue F a ff un ff oleidb^eiti^ eine nicht
unbeträchtliche ©rweiterung. ©ie Ausnahmen waren nach , bem ®£ 3
febeutwurf etwas enger gefaxt als in ©eutfchlanb, leibet finb für
bie KriegSaeit ben tlberfchreitungen SFür nnb ©or geöffnet, ba bem
SNiniftec für foaiale Fürforge alle Ermächtigungen gegeben finb,
um wahreub beS Krieges unb fechs SNonate barüber hinaus, wenn
eS baS ^ntereffe beS ©taateS ober cim anberes ^nteteffe un-bebingt
erforbert, Nusnahmen auäubiöigen.
©aS ©efeb über bie Ki überarbeit erfafet alle Kinber=
arbeit (alfo auch bie lanbwirtfchaftüche) bis aum Pollenbeten
14. fiebcnSjahr, gleidjgültig, oh cS fich um Arbeit für bie ©Item
ober Fuunbe hanbelt, ob bie Arbeit entlohnt ift ober nicht. Kinber=
arbeit ift in ber Sanbwirtfdjaft unb im £auShatt, abgefehen Pon
leichten Stiftungen unb furaer ©aucr, Por PoHenbetem 10. SebenS-
jaljr, fonft Por potlenbetem 12. SebenSjahr Perboten. Berboten ift
bie Nachtarbeit gwifchen- 8 lltjr abenbs unb 7 Uhr morgens, in ber
Sanbwirtjehaft awifd>en 8 Ul)r abenbs unb im äßinter um 6 Uhr,
im ©ommer 5 Uhr morgens, ebenfo bic Arbeit an ©omt= unb Feier*
tagen. Bteitere Beftimmungen regeln bie Raufen; eiln Ata^imal*
arbeitstag ift nicht Pongcfehen; aum ©eil biirfte er ft<h «llerbingo
Wäbrettb ber ©chulacit fd)ou burch ben Unterricht in Berbinburtg
mit ben Raufen ergelwn. ©ine Neihe Pon gewerblichen fowie un*
fallgefährlidjen läublichen Befchäftigungen, ferner baS Bebieneit Poti
©äften in ©aftwirtfehaften, baS Anfüllen Pon ©etränfen unb öffent*
liehe ©djauftellungen finb PöHig Perboten, ©ie Befchäftigung freut*
ber Kittber barf nur mit Bewilligung ber ©emeinbebehörbe auf
©ruttb eines ©utachtenS ber ©diulleitung unb beS ArateS erfolgen.
8ut ©urd)führung werben befoubere ^nfpeftorate gefihaffen, bic
unter $inauaiehung Pon 1 Kinberfdjuhfommiffionen unb ber Sehrer*
fdjaft ihre ©ätigfeit auSübeti follen.
©ie Beftimmungen beS neuen ©efefceS, baS hoffcntlid) bie
lineingefchränFte 3uftimmung beS öfterreichifchcn $et*rcn-
haufeS untb fchliefelich ber JRegierimg finben wirb, bebeuten einen
namentlich für bie Befdjränfnng ber Kinberarbeit* WertDoUen
Sortfd>ritt, ber aum ©eil (0onnabenbnadhmittagSfchIu6, Ber-
bot ber Kinberarbeit in ©aftwirtfehaften unb bei 0d)aufteIlun*
gen, ©inbe 3 iebung ber lanbwirtfchaftlid) tätigen Kinber) über
ben beutfdjen Arbeiterfchuh hinausreicht, in anberer $infid>t
allerbingS bahinter attriicFbleibt. ^ebenfalls ift im $inblicf
auf fpätere enge ' wirtfd)aftlid)c Beaiehungen au^ ©onau-
monardhie biefe Annäherung beS beiberfeitigen ©eWerberedjts
fehr erfreulid). _
Arbeiter al£ BctriebSfottirolleure tit ber ©tciniitbuftric.
Auf Anfud>en beS 0teinarbeiterDerbanbeS, ber feit Dielen
fahren bie $eranaiel)iing Don Arbeitern aur BetriebSFontroUe
gern dB § 875 BB£). forbert, hot bie BerufSgenoffenfchoft beS
©teinbruchgewerbeS, über ein- ©utad)ten beS 9teid)SDcrfiche-
rungsamteS hirtaiiSgchcnb, auf ihrer 34. ©agnng bie ©rfüüimg
beS BcrlangenS ber Arbeiter für iDÜnfcljcn.SWcrt erflärt unb
empfohlen, ben tcd)nifd)en AuffiddSbcanitcn einen tüchtigen er¬
fahrenen BZeifter ober Arbeiter als 05el)ilfen beiaugeben, ber für
bie 3s'it ber KontroütätigFeit beurlaubt unb Don ber 0eftion
cutfchäbigt wirb, ©ie Auswahl biefer ArbeiterDertreter, bie
©ntfchcibimg über bas BcbürfniS nad) ArbciterFontroUeuren im
©inaelfalle nnb ihre Aufteilung foH ben as v hn 0cftioncn ber Be-
rnfsgenoffenfehaft iiberlaffen bleiben.
©er Oliftfarbenfdjuu in ©dnffSräumcn befdiäftigt bie Arbeiter*
orgauifatioucu beS BZaleY* unb SadieverberufeS wegen ber gefunb*
ljeitsfd)äblid)en ©rfcibftoffe, bie por allem bas ©erpeuiin bertreten
müffen, lebhaft, vedwu im ©eptember 1910 h a t eine Eingabe beS
Bcrbanbes bas Kaiferl. ©cfunbljcitSamt auf bie llmftänbe hiage*
wiefen, bie gerabe auf ben Werften bie Evfabftoffe bcfouberS gefähr*
lid) mad)en, por allem auf bie mangelhafte Bentilation ber ©d)iffs=
813
Soaiale itabArtßib für VolfStuohlfahct — 1918 — XXVII. Ar. 52.
8H
raume. Atu 3. Mäva 1917 'faub eine amtliche AkrftbcficßHgitng in
.Yhimburg mtb attfd)ließenb d-tw Vcjpred)uug uu I)ainbur(*ifd)eii
tHatßmiö ftatt, an ber Vertreter fces ReicßSamtS bcs '^itneru,
Di* 9irid)*marviKamts, beS Ma*ifeil. ©cfuirbßeitsamtC’, bei* ©e*
merbeauffidjt unb ber organifkrten Arbeiter teil nahmen. S&ie nun
bas? eben erfeßienene „^aßrbudj 1917“ beS Verbanbes ber Malet bc*
richtet, fitib nach einer weiteren, ausführlich belegten Vefcßtucrbe beS
VerbanbeS, bic ftd) befortberS mit neueren Unfällen befaßte, bie aus
bei* Verarbeitung benaulßaltiger Anftricßmaffen unb aus ber Vertuen*
bung offenen SalglicßteS in beit gashaltigen Räumen eutftanben
tuaren, Anfang Auguft 1917 uonx DteicßSamt beS gmtnern „©runbaüge
für bie Ausführung bon Anftreicßcarbetten in Schiffsräumen (§§ 120 c
bis 120 d ©O.)" auögcgebeit tuorben. Stefe ©runbaüge beftimmen
bor allem, baß Schiffsräume, bie teilte unmittelbar ins geeite
führenben Öffnungen befißen unb nur butch Mannlöcher ober enge
üufen betreten tuerben fönnen, tuäßrenb ^beS AnftricßS burch einen
fräftig tuirfenben Ventilator au belüften finb. Preßluft barf nur in ben
ArbeitSpaufen bertuenbet tuerben. Sic Anftreichec finb ininbeftenS
jebc halbe Stunbe abaulöfen. $>n ber heißen ^ahreSaeit finb bie
Arbeiten nur nachts ober am frühen Morgen auläffig. Sie Aufficht
ift einem auüerläffigen Manne, bem unbebingt golge au leiften ift,
au übertragen. Sie Arbeiter finb über bic ©efunbheits* unb Bebens*
gefährlichfeit bon übcrfdjreitungen ber angeorbneten VorficßtSmaß*
regeln au unterrichten. $n ben frifch geftrichenen Räumen finb
SBarnungStafcln aufaufküen. Siefe ©runbaüge erad>tet bas Reichs*
tuirtfcßaftSamt laut Schreiben bom 8. April 1918 auch aum ©djuße
gegen gefunbheitsfcßäbluße golgen bon Vera* unb Senajaement für
auSreicßenb.
IJalfcstrjifljURg.
Ter beutfrfK Siiflcnbfiirfutflttftfl,
20. unb 21. Septem be r in Berlin.
3u einer einbrudSPoEen, außeroröentlid) ftarf befudjten
^unbgebung halte fid) ei;te Reiße bon Organifationen, bie
auf beut ©ebiete beS SugenbfdmßeS arbeiten, unter güßrung
beS Seutfißen Vereint für Armenpflege unb Vßohltätigfeit au-
fammengefcßloffen, um einmütig ben Ruf nach einem Reichs-
g e f e ß über Sugenbämter an erheben. VBäßrenb bie
Vorarbeiten au ber Tagung feßmebten, ift ber preußifdße
©efeßentmurf ßerauSgefotmnen (0p. 679). Sroßbent erfd)ien
ben Veranftaltern bie Sagung nießt als überfliiffig. Ser preu-
fetfcfjc Entumrf • mürbe amar in fachlicher $infi<ßt Pon ben
meiften Rebnern ber Sagnng als braitdbbare Vorarbeit unb
Unterlage gewertet, aber eS ßerrfeßte PoEc Einmütigfeit barüber,
baß bie Sngenbfürforge bureß R e i ch S gefefc geregelt merben
ntüffe. Saßer fab man in bem Vorgreifen burch bie IanbeS-
gefeßlidie Regelung fogar eine gemiffe ©efäßrbung IteS größe¬
ren SBerfeS, ber reichSgcfcßlicßen Sfregelung. ßoffentlid) ift
biefe Vefiircßtung nnbegriinbet, unb hoffentlich hat bie Pon
großer Sdcßfunbe aller Rebner geftiißte Tagung bie.notmen-
bige Sßirfung auf bie Veßörben, bie burdß bie Anmefenßeit
aaßlreicßer Vertreter bie SBicßtigfeit ber beßanbelten grage
anerfannten.
Sie SagöSorbnung trug ben Sitel: Öngenbärnter
als Sräger ber öffentlichen Sugenbfürforge
im Reicß. ^n fünf geßaltPollen Vorträgen mürben .einige
ber mießtigften ©inaelfragen geflärt.
Vrof. Dr. Ä l u m f c r * granffurt a. M. gab aunädjft eimen all*
gemteincu Überblirf über „Sie Dtotmenbi'gfeitbeS AuSbauS
ber öffentlichen gugenbfürforge im fHeich". SBäßrenb
mau jeßt häufig bie fftotioenbigfeit oermchrter gugcnbfiirforge aus
bebölferungSpolitifchcn ©riinben betont ober bei ber Vegriinbung bie
ftärfere Veiluahrfofung bei* gugeub buueh ben ^rreg herDorßebit, faßte
Vtof. Älumfcr bas Problem allgemeiner unb tiefer. Sic 9lotmenbig*
feit uermehrtcr gugenbfitrforge tuar feßon längft u o r bem .Siricge
Uorhanbcn, ber Ärieg hat nur bie Schaben berfdjärft unb bie ©e*
tuiffen reger gemacht, ©s botlaieht fi<h in ber gugenbfiirforge eine
ähnliche (Jnttuicflung tuie auf manchen anberen ©ebicten beS Armen*
mefenS, b. h- manche Seilgebietc, bie burch bie tuirtfdjaftlichen Ver*
hältniffe an Maffencrfdjeinungcn getuorben finb, ijiüffen aus bem
Dtaljmen ber Armenpflege herausgehoben unb bon ber Soaialpolitif
behanbelt tuerben. (Ähnliche (Srfchcinungen boHaoßen fidß beim
^ranfetttuefen, jeßt bei ber gürforge für ArbeitSlofe uftu.) Glicht nur
auf bem ©ebiet ber freien ViebeStätigfcit ßerrfcht bielfach gerfplitte*
rung in ber gugenbfürforge, fonbern aud) bie öffentlidße gugenb*
fürforge ift ^erfplittert, ba hier DtcichSgefcßc, ßanbeSgefeße, örtliche
Voliaeiborfchriften nebeneinanber hergehen. Sie öffeutlidje ^inber*
fürforge fann nur burch Änberuttg ihrer gefeßiieheu ©runblagen fo
gcftaltet tuerben, baß fie ißre bebeutfamen Aufgaben ruirflich an löfen
bermag. @ine grünbliche Vefferung ift baher nur bon ber 9t e i ch S ?
gefeßgebung au ertuarten.
Ser ameitc 9tebncr, Sireftor I>r. Vlattm, 0traßburg i.
©Iß, belKinbelte bicS geforberte 9t e i d) S g e f e ß über
Ö n fl c n b ä m t e r. Sein Vortrag bradjte beaditensmerte
organifatorifeße Vorfd>Iäge. SaS 9teid)Sgefeß ift als 9taßmen=
gefeß gebaeßt, melcßeS Aufgaben unb Crganifation ber öffent¬
lichen 5«0Pnbfürforge, fomie bie Verteilung ber Soften an
regeln hat; auch finb mandje Anberungen befteßenber 9teid)v
unb ÖanbeSgefeße notmenbig, um bie ßerrfeßenbe 3erfplitteriiun
au befeitigen unb bie ©inßeitlid>feit ber öffentlidßcn Qngenb^
fürforge-a« gemäßrlciften. SaS 9teicß^gefeß als 9taßmenge|eg
fann nur bie SJtinbeftleiftnngen Porfcßreiben. Sie ©inael-
ftaaten haben bitvcß AuSfüßrungSgefcße bie näheren ©inael*
heilen au regeln; als bie eigentlid>en Sräger ber ^ugenb-
fürforge, bie ein Sügenbcimt au erridjten haben, finb bic größe¬
ren ©emeinben mit meßr als 20 000 ©inmoßnern gebaeßt, fonft
aber bie ßanbfreife (VeairfSämter, Cberämter). AIS oberftc
0piße ber öffentlichen 1 Sitßenbfürforge forberte Vlauni bie Er¬
richtung einer eigenen neuen 9teicßSbeßörbe: baS 9teicßS-
ö e n b ö m t.
Vlaum umfeßrieb in feinem Vortrag unb in feinen Seit-
fäßen bereits aiemlicß auSfüßrlid) ben AufgabenfreiS, ben bie
örtlichen Sugenbämter an erfüllen haben. 0eine Vorfd)läge
beden fieß teilmerfe mit ben Vorfd>lägen in bem preußifcßeu
Entmurf, gehen aber teilmeife auch barüber hinaus; fo nimmt
er a* 39- aud) baS ©ebiet beS 9Wutterfd)ußeS als Vorbebingunq
für einen mirffamen 0äuglingSfdßuß mit auf. Volle Ein¬
mütigfeit herrschte auf ber Sagung barüber, baß bie gefamte
irgenbmie gefäßrbete $>ugenb bis a«r SDtünbigfeitSgrenae
(21 3dßre) gefdjüßt merben tnüffe. Ein umftrittener ^ßunft
ift es bagegen nod), ob bie Sußenbärnter fidß auf bie Öuflenb-
fürforge befdiränfen ober ob fie aud) bie fog. ^ugenb*
Pflege 1 ) einbeaießen foEen. SieS mürbe Pon einigen 0teQen
marm befiirmovtet, Pon anderen bagegen abgeleßnt.
SBahrfcßciitltch tuirb bic Enttuirflmtg bößtn gehen, baß burch ©efeß
ben gugenbämtern nur bic gugenb f ü r f o r g c a«r Vfü<ßt gemadjt
Tuirb, baß es aber ben örtlid)en ^ugenbämtcrn freigeftclit bleibt, aud)
bie gugenbpflege einaubeaieljen, tuie es a- V- beim Verliner ^ugenb*
amt ber gall ift. Crtlicße Verhältniffe, bie Verfönlidjfeit beS SeiterS
beS gugcnbamteS tuie auch bie Verföttlichfeiten ber güljrer bei*
^ugenbpflege*Organifatioticn tuerben hier oft ausfcßlaggebcnb für bie
Entfdjeibung biefet grage fein.
VJäßrenb Dr. Vlaum ßauptfädjlid) bie organifatorifeßen
Aufgaben beS 9t e i cß S gefcßilbert hatte, gingen bie beiben näd)-
ften Vorträgeawf bie ö r 11 i d) e n organifatorifchen gragen ein.
Vürgermeifter Pon $ollanber - -Mannheim befpradj bie
0cßaffung leiftungSfäßiger Sugenbämter
in ber 0tabt, Dr. Marie ® r ö ß n e - Süffelborf bie
0cßaffun-g Pon S«ßenbämterit für baS ßanb.
Aus bem Vortrag beS VürgermcifterS b, Holländer ßörte man
nießt nur ben tuarmheraigen gugenbfreunb, fonbern auch ben er*
fahrenen ^raltiler ftäbtifßer VertualtungSaufgabed heraus. Sein
Vortrag bot bis ins einaelne gehettbe Vorfd)läge über bie Vefeßung
ber leitenben Stellen,'ber ausfüßrenben Organe, ber beratenbeit
AuSfcßüffe unb UnterauSfdjüffe für gaeßfragett. Ser Vortrag wirb,
fobaib er int Srucf borlicgt, bielen Stabten tuertbolle Anregungen
aur ©inrießtung unb AuSgcftaltung ißrer fünftigen gugenbätnter
geben.- Dr. Marie Ärößne ging tueniger auf technifd)*organifatorif(he
©inaelfragen ein, fonbern betonte bor allem bie grutibfäßlidje Ve*
beutung ber Schaffung bon gugenbämtern auf bem fianbe. Sovt
muß in noeß ftärferem Maße als in ber Stabt bie gugenbfürforge
augleicß g a m i l i c n fürforge fein, ba bie gainilicneinßeit bort
länger unb fefter gufammenblcibt als in ber Stabt. Vor allem aber
bürfe bie gugenbfürforge auf bem fianbe nießt bei flcinen, fcßtuachen
©emeinben bon ber ©elbfrage abhängig bleiben, tuie es jefct leibet,
häufig ber gaH ift. HeiftungSfähige größere Sräger ber $ugenbäntter
(Vrobina ober VunbeSftaat) müffett baßer gefdjaffen tuerbert.
Vei jeber beßörblicßen Regelung Pon Arbeitsgebieten, bie
auPor gana ober teilmeife ber freien Siebestätigfeit überlaffen
maren, entfteßt eine gemiffe Spamiung unb Angft bei ben Ver¬
einen, ob man ißnen aud) nießt au nahe treten, ißr lieb gemorbe*
neS ArbeitSfelb auch nießt au fdßr einengen mitb. Sie Er-
feßeinung tritt audß bei ber grage ber reicßSgefeßIid)cn Rege¬
lung ber öffentlicßen Sugenbfiirforge ßerPor, menn and) in
milber gornt. Sie Vereine erfennen bie Rotmenbigfeit gefeß*
ließet 9tegelung an unb begrüßen bie Ssugenbämter als gort-
feßritt; anbererfeitS mirb immer unb immer mieber betont, baß
man fidß gerabe bei ber Sußenbfürforge Pont 0<ßema F bes
*) hierunter tuerben nach beut jeßt eingebürgerten Spradj*
gebrauch alle Veftrebungen aur geiftigen unb förperlidjen Stählung
ber gefunben, normalen fcßulentlaffenen Öugenb berftanben.
815
Soziale BtajriS unb Slrcßib für Bolfsmoßtfaßrt — 191*8 — XXVII. Dt. 52.
816
fjeiftflen BürofratiiiS unb t>on ben ©efaßren be§ „-grünen
DifcßeS" frei halten müffe. 9Dan erwartet hier Diel Dom (Ein-
bringen bet Frauen and) in bie beamteten Stellen, man hofft
auf „ben Beamten mit bem mütterlichen Sergen" al£ einen
neuen, fegenSreicßen Dpp beutfeßen Beamtentums.
Die Frage „SBie fann bie freie ßiebeStätig-
feit g u einem Dollen © r f o l g ber gugenbämter
beitragen?" mürbe in einbrucfsnoller Sßeife burd) Lic.
F- 0 i e g m ti n b S cß u l fc e, feit furgem Direftor be£ Ber¬
liner Stöbt. ^ugenbamtS, bebanbelt, ber beiben Seiten, ber
Bebörbe toie ber freien SiebeStätigfeit, gerecht mürbe. Dicht
ein Slbbau ber freien ßiebeStätigfeit, fonbern ihr SluSbau mürbe
als eine ber Aufgaben ber Sugenbämter ßingefteHt. 3nm
Schluß ber Tagung erfolgte bie einmütige STnnaßme ber fol-
genben ©ntfeßließung beS Deutfcßen SugenbfürforgetageS:
Der Deutfdje Fugenbfürforgetag hält bie ©rrießtung bon Fugenb«
ämtern in Stabt unb Sanb als Dräger ber öffentlichen Fugenb»
fürforge (Fürforge für Slrmenfrinber, SBaifenfinber, koft* unb $alte=
finber, uneheliche kinber, Fürforgegöglinge) für unerläßlich. Fßte
bermaltungSrnäßige Crganifation muß unter ©rmöglicßung meit»
gehenber Mitarbeit ber auf ben gleichen ©ebieien arbeitenben körpet-
feßaften ber freien Siebestätigfeit einheitlich bureßgefüßrt merben.
Fn Berbinbamgi bamit ift bie Übertragung ber BetufSbormunbfchüft
an bie Fugenbämter unb bie Übernahme ber Soften für ßilfSbebürftigc
finber auf größere ©emeinbeberbänbe borgufeljen.
Det Deutfcße Fugenbfürforgetag beauftragt feinen Borftanb:
1. bei ben. DeicßSbeßörben unb bem Deichstag bahin gu mitten,
baß eine fold^e bermaltungSrnäßige Organifation ber öffent¬
lichen Fugenbfürforge fo halb mie möglich in bie SBege geleitet
unb bie (Errichtung bon Fugenbämtern in Stabt unb Sanb ben
BunbeSftaaten burch DeicßSgefefc gur Pflicht gemacht m'itb;
2. alle meiteren Schritte gu tun, um bas Berftänbnis für bie Dot*
menbigfeit einer reicßSgefetlichen Regelung ber (Errichtung bon
Fugenbämtern in allen BolfStreifen gu meden.
Stuf ber Tagung berührte eS befonberS mohltuenb, mie
einmütig unb unter gegenfeitiger Dulbfamfeii bie Derfcßieben-
ften Waffen unb Dichtungen bereit finb, in ber Strbeit für bie
Öugenb gitfammengufteßen. Sogialbentofratifcße Strbeiter
famen neben Bertretern ber fatßolifcßen unb eoangelifdjen
Kirche in biefem Sinne gu SBort. (Einige ÜJHfeberftänbniffe
unb BHßftuuutungen bet ber Vorbereitung ber Tagung finb
hoffentlich in) 3ufunft gu Dermeiben. (Sbenfo mürbe immer unb
immer mieber betont, baß gur Mitarbeit bei ben gugenbömtern
bie Sf r b e i t e r f cß a f t in ft a r f e m 9D a ß e herangu«
gießen fei, benn bie finber biefer Greife finb eS Dor allem,
benen bie fugenbfürforge fieß gumenben muß. Die behörblicßen
fugenbämter müffen auch in biefem Sinne ein Stüd praf-
tifeßer Denorientierung treiben. Die Fürforge für ttnfere
fugenb als DeutfdjlanbS mertboüfteS Befißtum unb Deutfcß-
lanbS Hoffnung muß gur Sacße beS gangen BolfeS merben,
— biefer ©ebanfe Hang immer unb immer mieber in ben Bor¬
trögen unb DiSfuffion§reben btnburtß. (Er bilbete auch ben
©runbton einer öffentlichen Berfammlung, bie int Sfnfdjluß an
ben fugenbfürforgetag Don ben beteiligten Bereinen gemein-
fam mit ber ©efeüfcßaft für Sogiale Deform unter Seitung
ihres fteÜDertretenben Borfißenben Brof. Pr. (Ernft F r a n cf e
unter bem Ditel „Die Dot unferer fugenb —
fugenbämter nIS* BoIfSfacße" Deranftaltet mor-
ben mar. Dad) Dnfpracßen Don Brof. Dr. D e u b e cf e r ,
DeicßStagSabg. SB i f f e 1 unb Hr. ©ertrub B ö u tu e r unb
freier StuSfpradie mürbe aueß boa*t- eine Don Brof. SMumfer
befürmortete ©nifd)ließung gugunften eines Deid)SgefeßeS für
Sugenbfiirforgeämter einftimmig angenommen. E. E.
Itorarif^e pttteüHitgj«.
8lDc ncucrfthleitenen Bücher, Me ber Schriffldtung gugefaubt toerben, toerben
oerjeichoct. 3)ie weitere Befpreehicng einzelner Stfjrfften, hier ober im ^aut>tteiL
ber v Soiialen ^ra|i0®, behält fich bie ©djriftleitung oor.
(Einführung i n bie f o g i a l c Sl r b c i t. Sammlung ber Bor=
träge beS bou ber SBohlfahrtöfteUe ber Sgl. Degierung in £rier
öom 24, bis 31. Oftober 1917 oerauftalteten Sehrganges gur
(Einführung in bie fogiale Slrbcit^ür ehrenamtlich tätige
grauen beS Degierungöbcgirfö. $ei?miSgegeben bon bet SBohl*
fahrtsftelle ber Sgl. Degierung gu Xrier. — SommiffionSber-
lag Schaar unb $athe, irier. 1918. 172 S.
Die Borträge, toelche baS ©efamtgebiet bet SBohlfahrtSpflcge
umfaffen, rnirfen faft alle loarm unb anfehauliehr ba fie bon grünb*
liehen Sachfennern unb Braftifern gehalten tourben. Die Samm=
lung ber Borträge fann auch für anbere Orte, bte nicht in ber Sage
finb, eigene Seljrgängc gu beranftalten, gute Dienfte leiften.
^ugenbfitrforgegefeh nebft ©efeh gut (Ergänguug
beS StrbeitSfcheuengefeßeS. Die neuen ©efeßent'
mürfe mit einer (Einleitung bon $r. Schlöffet, ©eh. Ober*
DegierungSrat. Berlin 1918. ©. ©ermann. 1^0 M.
Die 6p. 679 befprocheuen bebölferungSpolitifchen ©efeßentmürfc
für Breußen merben im SBortlaut nebft ben Begrünbungen .mitge*
teilt, ^n ber bom Bearbeiter gebotenen (Einleitung, merben noch
einige nähere Dfitteilungen, hauptfäd)li<h über baS gufammen*
arbeiten ber neu gu fchaffenben ^ugenbämter mit ben Beljöcbcn
unb ben Dräg^ern ber freien Siebestätigfeit, gemacht.
Die fatljolifchen Slrbeiterbcreine alg ! i r cß It cß e
B i l b u n g S be r e i ne. Bon Dr. 011 o 3K ü 11 e r. 8 (56)
SD.=©labbacß 1918, BolfSbereinS-Berlag. 1,25 Jt.
Inhalt: 1. SlrbeiterDereine unb ©emerffchaften. —2. kulturelle
görberung ber cßriftlicßen Slrbeiterbemegung. — 3. ©rueuerung beS
Familienlebens. — 4. Staatsbürgerliche ©rgiehung. — 5. Arbeiter
unb kirche. — 6. Fiele unb Strt ber geiftlidjen Seitun^. — Die
Schrift beljanbeit Fiele unb Slufgaben ber in ben Slrbeitert>erei»eit
fich bollgiehenbeu BilbungSarbeit, babei tritt aueß mit in bie (§hr*
fdheinung, maS als F rU( ht biefer Dätigfeit bie Strbeiter felbet unb
ißte Führer gur SluSfühtung bringen, gumat in ber SBahrneßmung
ber eigentlichen Slrbeiterintereffen. Für jeben, ber fi<h über bie
fatßolifdße Slrbeiterbemegung unterrichten miU, ift bie Brofchüre beS
gerabe jefct Dielgenamtten, bemährten Führers unentbehrlich,
k-arl 3??at£. Bcrfuch einer. (Einführung. Bon Brof. D. SBil*
branbt. B. ©. Deubner, Seipgig 1918. StuS Datut unb
©eiftesmelt, 621. Bänbchen. 135 S. 8°. 1,20 Jt geh-
# Das fchmale Bänbchen enthält eine (Einführung in Dlarj, bie
über einen befeßeibenen Berfuch meit ßmauSgreift. Sie ift baS auf
fnappften Daum güfammengepreßte ©rgebnis oieifähtiger Stubieu
eines ■DJar^Spegialifterr, ber in feiner DarfteHung bie ©hrfureßt
bor bem großen Borfämpfer beS mobernen SogialiSinuS mit einer
burcßauS felbftänbigen, bie alten SBiberlegungSoerfucße faft fpöttifcß
beifeitelaffenben kritif nerbinbet. Der pßilofopßifdßc Deit ift bor*
trefflicß. Fu ber DarfteHung ber SBcrtleßre unb einigen anberen
Bartien mirb etmaS gu biel SDarjfenntniS borauSgefeßt: Diefe Deile
bieten bem Fachmann überaus biel, mäfjrenb ber burchfchnittlicße
Sefer hoch nicht recht burch fie an SDarg herangeführt mirb.
übrigen aber ift bie Schrift leicht teSlicß unb bon uafftftßtr Schönheit
ber DarfteHung, burdjglüßt bon ermärmenber Siebe gum Stoffe unb
gugteidj boH klarheit unb Duße. S. ©.
Das© em erbe inO ft preußen. Bon. Dr. phil. ©eorgSBeß.
6. Deil. „©runblagen- beS SBirtfcßaftSlebenS bon Oftpreußen."
' ©uftab Fif<hß^ F^ua 1918. 240 S. 5 Ji.
Die SDietpreife in ber Stabt Füridß in beh F a h r ou
19-12 bis 1915. Unter befonberer Beriidfichtigung beS
kriegSeinfluffeS. kommifßonSberlag Dafcher u. ©ie. Füricß
1916. 53 S. 1 Franfen.
SSirtfcßaftlicße Borgänge, ©rfaßrungen unb Seß =
ren im ©uropäifeßen krieg. Bon Dr. jur. © r n ft
Soeb, Berlin. 1. Deil. ©uftab Fß^er, Fena 1918. 108 S.
3 M.
Die Feitfchrift l&vavi* nnb Slrdjlv für ift burd) aHe Bußhanblungen unb Boftamter (BoftaeitungSnummer 7137) gu Begießen.
©ingelnummer 35 Bf- SlngeigenpreiS ift 45 Bf- für bie jiiergefpaltene BeiitgeHe.
Seßrer,
82 Faßte alt, 8 Faßte Scßter, als folcßer mehrere Faßte praltifd; ift
Fugcttbpflege (FünglingSbcrcinSarbcit) tätig, feßr gute Feugniffe unb
Deferengeit, ^ocljfcßule für fommnnale Bcrmnltuug befueßt, Diplomeramcti
mit SlttSgeidfiuing beftanben, feit 1. Slpril b. FS. praftifcß gur infonnatori*
feßett Befcßäftiguug in Stabtbermaltung tätig, fließt geeignete Stellung
auf fogialem ©ebiete* — üDilitärbcrbältuiS: Def.Off. a. D. — kriegS*
Befcß. (OberfdienfelfcßitB) oßue BerufSbeeiniräcßtigung. — Singebote u.
S. P. 12 bur<ß ben Bering biefer Feitfdjrift.
©in an felbftänbigeS Sirbeiten gemöhnter
Slrbeifsnacßmeiö'Beamter
für eine ©ußftaßlfabnl gefudjt. Bemerber gefepten SllterS, melcße mit
beu BetriebSberhältniffen eines ©üiten*, Sönlgmetf' unb ©ießerei*
betriebeS bertrant finb, beborgugt. — ©eeignete Bemerber (and) kttegS*
befcßäbigte) mit entfpreeßenber Borbilbitng, gefällige ^aubfeßrift ermiinf^t,
moHen felbflgefcßriebenen SebenSlauf, FeugniSabfcßriften unter Slitgabc
bon ©mpfeßluitgen, ber ©eßaltSaufpriidfe unb beS SftilitnrbctßälimffeS
unter Nr. 250 au ben Bering biefeS Blattes exnreießen.
Bergnttoortn«! ytrM< 6 < BTtyM e ttu ng:DT.C«bh)<q^ef?be, ©crftn-drunemalb. — Setlag: CSuftat» {JifdJcr, 3ena.—(BebrudtM Suliu3 Sittenfelb,^ofbu4bru(fet., ®tcdtatW8.
NON-CIRCULATING
MATERIAL
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